Darmstädter Tagblatt 1933


24. Februar 1933

[  ][ ]

Ginzelnummer 10 Pfennige

Bezugspreis:

Bei wöchentllch 7maligem Erſcheinen vom 1 Februar
bis 28 Februar 2. Reichsmart und 20 Pfennig
Abtragegebühr, abgeholt 2. Reichsmark, durch die
Agenturen 2.20 Reſchzmart frei Haus. Poſtbezugspreis
im Febr, ohne Beſtellgeld monatich 2,60 Reſchemartl.
Verantworlichkeit für Aufnahme von Anzeigen an
beſimmten Tagen wird nicht übernommen. Nichte
erſcheinen einzelner Nummern infolge höherer Gewall
berechtſgt den Bezieher nicht zur Küezung des
Bezugspreſſes. Beſtellungen und Abbeſtellungen durch
Ferruf ohne Verbindſichkelt für uns. Poſiſcheckionio
Frankfurt a. M. 1301.

Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
Wöchentliche illuſtrierte Beilage: Die Gegenwart, Tagesſpiegel in Bild und Wort
Nachdruck ſämtlicher mit * verſehenen Original=Aufſätze und eigenen Nachrichten nur mit Quellenangabe Darmſt. Tagbl. geſtattet.
Nummer 55
Freitag, den 24. Februar 1933.
196. Jahrgang

Anzeigenpreis:

27 wm breite Zeile im Kreiie Darmſtadt 2 Relchedfg
FinanzAnzeigen 25 Reichspfg. Reilamezelte (92 mm
breilt) 2 Reichsmart. Anzeigen von auswärts 35 Reichspfg.
FinanzAnzelgen 30 Reſchepfg. 92mm breite Reſſamee!
zelle 300 Reſchsmark. Alle Preiſe in Reichemark
ſ1 Dollar 420 Markl. Im Falle böberer!
Gewalt, wie Krieg, Aufruhr, Streik uſw., erilſchti
ſede Verpflſchtung auf Erfüllung der Anzelgenel
auffräge und Teſtung von Schadenerſatz. Belt
Konturs oder gerichtlicher Beitrelbung jäll jeder
Rabatt weg. Bankkonio Deutſche Banl und Darm
ſtädter und Nationalbank.

Der Reichskanzler in Frankfurt.
Scharfe Kritik an der Vergangenheit. Ablehnung einer programmakiſchen Feſktlegung. Das deniſche Volk
ſoll ſich frei machen von allen Illuſionen. Der Kanzler verlangt vier Jahre
für die Durchführung eines Wiederaufbaues.

Die nakionalſozialiſtiſche Kundgebung
in der Frankfurker Feſthalle.
Frankfurt a. M., 23. Februar.
Die NSDAP. Frankfurt a. M. veranſtaltete am Donners=
tag
abend eine Rieſen=Wahlkundgebung, wobei die Feſthalle,
das Haus der Moden und der Hippodrom überfüllt waren.
Außerdem waren auf drei Plätzen der Stadt Lautſprecher auf=
geſtellt
. Nach einer Rundfunkreportage Goebbels, womit er den
Abend einleitete, ergriff Reichskanzler Adolf Hitler, von den
Maſſen ſtürmiſch begrüßt, das Wort.
Hitler ſchilderte zunächſt die Schuld der Parteien
vom November 1918 an dem Niedergang Deutſchlands
und polemiſierte dann gegen ihre Programmpunkte, insbeſoni=
dere
die von ihnen gewollte angebliche Ueberwindung der Büro=
kratie
und des Polizeigeiſtes und legte dann dar, daß die ge=
machten
Verſprechungen nicht erfüllt worden ſind.
Heute beklagen ſich dieſe Männer, es geſchehe ihnen Un=
recht
. Sie tun ſo, als wenn wir 14 Jahre hindurch die deutſche
Nation enttäuſcht hätten. Es ſieht faſt ſo aus, als ob ſie jetzt
als Kläger auftreten könnten. Auf die
Frage nach dem Programm der neuen Regierung
ſtellt Hitler die Gegenfrage: Wo war damals euer Pro=
gramm
? und erklärt, entweder ſei das Programm der früheren
Regierungsparteien ſehr ſchlecht geweſen oder das Programm
war gut, dann ſeien die Parteien oder die Männer ſchlecht ge=
weſen
.
Die Gegner des Nationalſozialismus redeten heute von
unterdrückung und Knebelung der freien Mei=
nung
. Allein mir ſelbſt, erklärt Hitler, haben dieſe Männer
drei Jahre das Reden verboten, Hunderte unſerer Parteige=
noſſen
haben ſie das Reden unterſagt, Reichstagsabgeordneten
haben ſie das Reden in ihren eigenen Wahlkreiſen unmöglich
gemacht. Unſere Preſſe haben ſie jahrelang am Erſcheinen
entweder direkt verhindert oder ſo ſchikaniert, daß ſie nicht er=
ſcheinen
konnten. Sie haben unſere Verſammlungen verboten
und aufgelöſt. Sie haben in ganzen Gebieten die Partei ver=
boten
. Dieſe Leute wollen jetzt von Unterdrückung reden. Der
Herr ſei ihnen gnädig, daß wir ihre Verordnungen heraus=
ziehen
und gegen ſie anwenden.
Der Kanzler kritiſierte die in Deutſchland in Form der Kor=
ruption
zutagegetretene Auffaſſung von Gleichheit und Brüder=
lichkeit
und kommt dann wieder auf die 2 Millionen zu
ſprechen, die für Parteizwecke von den früheren Macht=
habern
verwendet worden ſeien. Die Steuerzahler hätten zum
mindeſten Belege erwarten können. Wenn man aber über 800 000
Mark ohne Belege ausgibt und über eine Million nur den Ve=
leg
beſitzt, daß ſie ausgegeben worden ſind, ſo ſei das Kor=
ruption
.
Der Erfolg der bisherigen Regierungen
ſei Elend beim Bauern und im Mtelſtand, ſeien Millionen
von Arbeitsloſen, ſei die Zerſtörung der Finanzen, ſo daß 19
Milliarden nötig ſeien, um die Haushalte des Reiches, der Län=
der
und Kommunen wieder in Ordnung zu bringen. In den
nächſten Tagen wird eine Darſtellung erſcheinen, aus der hervor=
geht
, wie ſich das Wirtſchaften der letzten Jahre ausgewirkt hat.
Zerſtört ſei auch die deutſche Kultur, insbeſondere das Theater.
Wenn angeführt würde, daß auch jene alten Machthaber als
Soldaten an der Front gekämpft hätten, ſo ſei dazu zu
ſagen, der deutſche Arbeiter hat an der Front gekämpft, nicht
aber der Marxismus. Wir werden dafür ſorgen, daß die Värer
des Kindes Revolution ſich nicht drücken. Jetzt müſſen
die Herren die Alimente bezahlen.
Deukſchland kann erſt dann geneſen, wenn es
die Fragmenke ſeiner Zerſkörung beſeitigk
und ſein Schickſal einem neuen Geiſt anvertraut. Unſer Programm
iſt ein ſehr hartes. Es beruft ſich nicht auf die zweite oder die dritte
Internationale, nicht auf die Hilfe von aller Welt, es fordert, daß
das deutſche Volk ſich freimacht von allen Illuſionen und ſeine Er=
löſung
im eigenen Willen und der nationalen Kraft ſucht, die nur
dann lebendig werden kann, wenn man auf dem Weg zur inneren
Einheit zurückfindet. Dann muß auch das Ende des Klaſſenkampfes
kommen. Man muß erkennen, daß man nicht nur dann national iſt,

wenn man einem beſtimmten Stand angehört.
Hitler ruft den Gegnern der nationalen Bewegung zu, die
glaubten, am Beginn eines neuen Jahres 1918 zu ſtehen: Die
Zeichen der Zeit deutet ihr falſch. Ihr ſeid am
Ende eurer Zukunft angekommen. Ein junges
Deutſchland iſt aufgeſtanden und wird euch beſeitigen.
Dieſes junge Deutſchland wird die Wahrung der Rechte, die ihr
einſt zerſtören wolltet, in ſeine Fäuſte und in ſeinen Willen
zwingen.
Das deulſche Volk fieht im Bauern das
Fundamenk des Volkes.
Die Städte würden veröden und in 70 Jahren gebe es
keindeutſches Volkmehr, wennwir keine Bauern
hätten. Ebenfalls gibt es eine Wiedererſtehung nicht
ohne die Gewalt und die Kraft des deutſchen Ar=
beiters
. Wir reden nicht von Demokratie, ſon=

dern vom deutſchen Volk, zu dem auch die Arbeiter der
Stirn und des Geiſtes gehören. Alle dieſe Stände müſſen verſtehen,
daß nicht einer auf Koſten eines anderen Sieger
ſein kann.
Wir wiſſen genau, daß unſere Aufgabe ſchwer iſt, aber wir
haben den Mut, ſie anzufaſſen.
Wir kreken vor die Nakion hin
und bitten ſie, Einſicht zu haben mit der Größe der Arbeit und
uns das Vertrauen zu ſchenken. Das Recht für dieſe Bitte liegt
darin, daß die anderen ſchuldig ſind an dem Zerfall. Wer ſich 14
Jahre lang irrt wie die bisherigen Machthaber, der wird ſich auch
im 15. Jahre irren. Ihr Irrtum iſt die Quelle ihrer Exiſtenz.
Sie leben von der Volkszerſplitterung, damit ſie das Gebilde ihrer
Partei zu halten in der Lage ſind.
Vier Jahre fordern wir für die Durchführung
eines Programms,
das ſich von allen bisherigen Weltideen entfernt und zurück=
kehrt
zu den geſunden Wurzeln unſerer natür=
lichen
Kraft. Ich halte es für nötig, daß das deutſche
Volk ſelbſt zum Bewußtſein kommt, daß der 30. Ja=
nuar
nicht ein Wechſel in der Regierung iſt, ſondern ein
Wendepunkt für die Nation war. Möge das deutſche
Volk in dieſen Tagen erfaſſen, daß es ein Votum abgibt, das für
Generationen hinaus Bedeutung hat. Ich möchte, daß das deutſche
Volk noch einmal entſcheidet, nicht weil ich vielleicht nicht die
Entſchlußkraft beſitze, mit den Verderbern der Nation mich aus=
einanderzuſetzen
, nein, im Gegenteil, die Herren mögen überzeugt
ſein: Deutſchland wird, ganz gleich, wie der 5.
März ausfällt, nicht in die Hände ſeiner Ver=
derber
wieder zurückfallen. Ich verſpreche Ihnen, daß
ich mich nach vier Jahren wieder zu ſtellen gedenke, das Volk ſoll
dann urteilen und über uns richten. Ich werde mir keine Villa
in der Schweiz kaufen und mir nicht irgendwo ein Bankkonto an=
legen
. Ich will nach Pflicht und Gewiſſen das Werk weiterführen,
und vollenden, für, das ich ſeit 14 Jahren gekämpft habe.
Nach der Rede brauſte minutenlanger Beifall durch die Halle.
Die Verſammlung ſang das Deutſchlandlied und das Horſt=Weſſel=
Lied. Beim Verlaſſen der Feſthalle wurde Hitler von der SA. ein
Fackelzug dargebracht.
Seldke in Königsberg.
UNB. Königsberg, 23. Februar.
Bei einer Kundgebung der Kampffront Schwarz=Weiß=Rot
ſprach am Donnerstag abend im Hauſe der Technik in Königsberg
der Arbeitsminiſter Seldte. Er führte u. a. aus, er
fühle ſich zwar als Stahlhelmer, aber durch die übernommenen
Verpflichtungen als Reichsminiſter diene er dem ganzen
Volke. Die Regierung, die ſich ſelbſt eine Regierung der natio=
nalen
Erhebung nenne, wolle arbeiten, nochmals arbeiten und da=
nach
ſiegen. Unſer Ziel, erklärte der Redner, iſt dasgleiche
wie das der Novembermänner von 1918: Arbeit,
Brot und Frieden! aber nicht auf Papierplakaten, ſondern
echtes Brot zum Eſſen, wirkliche Arbeit, die Verdienſt bringt, und
Frieden in deutſcher Freiheit. Das Ziel iſt ſchwer. Darum führe
ich ein Wort an, das Hitler im Kabinett zu uns ſprach:
Dieſes Kabinett bleibt zuſammen, es bleibt über den 5. März
zuſammen, es bleibt zuſammen über die nächſten 5 Jahre und ſo=
lange
, bis es ſich dem Urteil der Nation ſtellen kann.
Es iſt getragen von dem Vertrauen des Reichspräſidenten,
vor allem aber von dem harten Willen Hitlers zu arbeiten und
zu ſiegen. Der Miniſter entwarf dann ein Bild des 30. Januar
in Berlin. Der Wille des nationalen Deutſchlands
ſei ſo ſtark, erklärte der Redner, daß er auch reicht, um
Oſtpreußen freizumachen. (Stürmiſcher Beifall.) Auch
im Saarrevier ſteht das Volk unter einem Druck, der mit
dem auf Oſtpreußen liegenden noch gar nicht verglichen werden
darf. Doch der Wille muß reichen, auch dieſe Bande
und dieſen Druck zu ſprengen.
Goering verlangk Preſſeverboke ..."
... wenn ſich die Möglichkeik dazu biefel.
In einem Erlaß an die preußiſchen Ober= und Regierungs=
präſidenten
erklärt der Kommiſſar der Preußenregierung, Goe=
ring
, zur Ausführung der Preſſeverbote u. a.: Zu
meinem Bedauern habe ich feſtſtellen müſſen, daß die Verordnung
des Herrn Reichspräſidenten zum Schutze des deutſchen Volkes
gegen Ausſchreitungen der Preſſe nicht mit der Strenge ange=
wendet
wird, wie es angeſichts der ſich täglich ſteigernden Hetze
in periodiſchen Druckſchriften, Flugblättern und Plakaten der der
Regierung feindlichen Parteien und Verbände erforderlich wäre.
Ich habe leider feſtſtellen müſſen, daß gegen den Reichskanzler
und Mitglieder der Regierung Beſchimpfungen erhoben und
Druckſchriften in den Verkehr gelangt ſind und geduldet werden,
obwohl alle Vorausſetzungen für polizeiliche Beſchlagnahme und
Verbotsmaßnahmen gegeben ſind. Ich erwarte nunmehr von
allen Polizeibehörden, daß der Beachtung der Preſſe und
der Herſtellung und Verbreitung von Flugblättern eine größere
Aufmerkſamkeit zugewendet und mit Schärfe unnachſicht=
lich
vorgegangen wird, wenn ſich die Möglichkeit
dazu bietet. Ich werde Beamte, die es an dem notwendigen
Dienſteifer fehlen laſſen, dienſtſtrafrechtlich belangen.

Rok und Gelb.
Zum Jahrestag der Arbeiſer= und Bauern Armee‟
Von unſerem ſtändigen Berichterſtatter.
N. Moskau, im Februar 1933.
In dieſen Tagen geht ein Trommelwirbel durch die Sowjet=
union
. Er gilt der größten und erhabenſten der Schöpfungen
des Regimes, der zuliebe nach den letzten Eingeſtändniſſen
Stalin auch über manchen Mangel des Fünfjahresplans ein
Auge zugedrückt wurde. Er gilt der Verteidigungsmacht des Lan=
des
und des Regimes, der Roten Armee. Sie hat von dem
Parteipapſt und Landesdiktator in ſeiner vorletzten großen Rede
den Ritterſchlag erhalten; ſie iſt, obwohl mit 15 Jahren kaum
dem Knabenalter entwachſen, für volljährig erklärt worden. Ob
ſie es wirklich ſchon iſt, bleibt ſolange eine Doktorfrage, bis ſie
praktiſch auf die Probe geſtellt wird.
Zum 15. Mal jährt ſich der Tag, an dem Trotzki, deſſen
geniale Organiſationsfähigkeiten auch heute von manchem guten
Kommuniſten anerkannt werden, das Gerippe der heutigen
Roten Armee ſchuf. Aus einem Meer von Blut war
das neue ruſſiſche Reich erſtanden. Das gigantiſche
Problem Lenins, die Technifizierung und Verſtromung Ruß=
lands
und damit die Umformung des alten ruſſiſchen Menſchen
zum Kollektivmenſchen, begann, verwirklicht zu werden. Die
marxiſtiſche Idee in reinſter Form und frei von den bürgerlichen
Schlacken weſteuropäiſcher Sozialdemokratie, ſoll hier zur Tat
werden. Ueber das Endziel und den ſchließlichen Ausgang zu
debattieren, iſt heute noch nicht die Zeit. Aber das wichtigſte
Kampfinſtrument des Bolſchewismus die Rote Armee, die
inzwiſchen freilich mannigfache Wandlungen durchgemacht hat,
bis ſie ihre heutige Höhe erklimmen konnte, hat darüber
ſollte ein Zweifel nicht beſtehen bisher ihre Aufgaben
erfüllt.
Die Rote Arbeiter= und Bauernarmee iſt nach dem Para=
graphen
eins des Sowjet=Feldreglements nicht nur ein Werkzeug
zur Verteidigung des kommuniſtiſchen Vaterlandes, ſondern
auch eine Macht, die in der dem Weltproletariat zu leiſtenden
Hilfe bei der Niederwerfung der kapitaliſtiſchen Staats= und
Geſellſchaftsform, in dem Angriff gegen die bürgerlichen Staa=
ten
ihre Aufgabe zu erblicken hat. Wenn man von dieſer
parteiproletariſchen Aufgabe der Roten Sowjetarmee ausgehen
will, ſo iſt ſie bis auf den heutigen Tag von ihr reſtlos durch=
geführt
worden. Entſprechend dem oberſten Grundſatz der mili=
täriſchen
und politiſchen Erziehung des ruſſiſchen Soldaten:
Fort mit der Nächſtenliebe! Was uns not tut, iſt der
Haß, hat ſich die Rote Armee als Werkzeug der Bekämpfung
der zahlloſen Gegenrevolutionen und innenpolitiſchen Oppo=
ſitionsbewegungen
im Laufe der Jahre glänzend bewährt. Kolt=
ſchak
. Denikin, Judenitſch, Ungern=Sternberg und andere
zariſtiſche Generale mehr ſind in den erſten Jahren des Regi=
mes
von der Roten Armee gegen einen ernſt zu nehmenden
Gegner einzuſchätzen? Im Sommer 1930 genügte die Demon=
ſtration
der Truppenverſchiebungen aus dem Innern nach der
mandſchuriſchen Grenze, um das Mißverſtändnis mit China zu
Moskaus Gunſten zu entſcheiden. Das war aber nur China
An der gleichen Grenze hat aber inzwiſchen ein Rollenwechſel
ſtattgefunden, die Stelle des ſchwachen und zu innerſt verfallenen
China nimmt die erſtklaſſiſche Militärmacht Japan ein. Das
mandſchuriſche Problem ſteht im Vordergrund
des Welt= und des Moskauer Intereſſes. Keine
Rede, keine Kundgebung, kein Beſchluß von einiger Tragweite
ohne Anſpielung auf die fernöſtliche Kriſe. Und der heutige
Jubilar kann ſich alſo, nachdem es Moskau gelungen iſt, die
etwa 4000 Km. lange weſtliche Front gegen Finnland, die Rand=
ſtaaten
Polen, Rumänien und die Türkei mit der alleinigen
Ausnahme Rumäniens durch Nichtangriffspakte zu ſichern, ſeine
Blicke nach der Mandſchurei richten. Hier liegen aber, um es
von vornherein zu ſagen, die tatſächlichen Machtverhältniſſe nicht
ſo, daß die Rote Armee gegenüber der Gelben eine Chance
hätte.
Die Geſamtſtärke der Roten Armee iſt von der
Moskauer Regierung in Eenf mit 562 000 Mann und 58 590
Mann GPU.=Truppen ſowie 750 Flugzeugen angegeben worden.
Tatſächlich dürften dieſe Angaben viel zu niedrig geariffen ſein,
und wenn man die in den Territorialdiviſionen jährlich Aus=
gebildeten
hinzurechnet, ſo ergibt ſich eine Zahl von weit
über 1 200 000 Mann, die im Laufe eines Jahres
ausgebildet werden. Der Stand der Luftſtreitkräfte be=
ziffert
ſich in Wirklichkeit, nach den Angaben der Krasnaja
Swesda auf 100 Gruppen mit rund 2200 Flugzeugen. Die
Diſziplin und der Geiſt des Heeres müſſen als gut bezeichnet
werden, da die Einheitlichkeit der Erziehung und der Weltan=
ſchauung
ein feſtes Band bildet. Gleichwohl iſt der Kampfwert
eine heute noch nicht gelöſte Preisfrage. Während bis Frühjahr
des vorigen Jahres von den 29 aktiven und 41 territorialen
Schützendiviſionen 24 aktive und 39 territoriale an der Weſt=
grenze
des Reiches, im Kaukaſus und in Mittelaſien geſtanden
haben, ſind im letzten Sommer und Herbſt umfangreiche Ver=
ſchiebungen
nach Oſtaſien vorgenommen worden. Panzerzüge,
Panzerwagen, Kraftfahrtruppen, Flugzeuge und Tanks, Artil=
lerie
und Munition in großen Mengen wurden bis hinter den
Baikalſee gebracht. Aus dem Weſten rollte unaufhör=
lich
Material heran, Eiſen= und Stahlaufträge,
die in Europa untergebracht und zunächſt aus
Deviſenmangel zurückgezogen worden waren,
ſind erneuert worden und ohne Halt nach dem
Fernen Oſten durchgerollt, Arſenale von leichter
Artillerie, Maſchinengewehre, Minenwerfern und Tanks wur=
den
errichtet, und es war offenes Geheimnis, daß an der man=
dſchuriſchen
Grenze eine Truppenmacht von 200 000 Mann zu=
ſammengezogen
war. Aber all dieſe Tatſachen geben noch
keinen Aufſchluß über den Kampfwert der Armee, zumal ſolche
Eliteformationen wie Stalins beſondere Kavallerie=
Brigade und Dſerſchinſkis Sonderdiviſion nach wie vor
in Moskau belaſſen wurden und zwar einmal, weil
ſie Eliteformationen ſind, die in Moskau auch auf den Fremden
Eindruck machen ſollen, zum anderen aber auch (davon flüſtert
man jedoch nur in der Kremlſtadt), weil ſie als beſonders zu=
verläſſig
in Moskau unentbehrlich ſind. Damit iſt aber auch
ſchon eine der entſcheidenden Fragen angeſchnitten, ob nämlich
die Rote Armee, die heute noch zu über 66 v. H. aus Bauern=

[ ][  ][ ]

Seite 2 Nr. 55

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Freitag, 24. Februar 1933

ſöhnen beſteht, der Regierung ſo abſolut treu ergeben iſt, wie
es gefliſſentlich in den amtlichen Berichten hervorgehoben wird.
Man weiß, daß man ſie in den beſonders gefährdeten Gebieten
der 100=prozentig kollektivierten Landwirtſchaft nicht einzuſetzen
wagt, daß dort vielmehr die GPU.=Regimenter mit Tanks,
Flammenwerfern und Maſchinengewehren verläßliche Stützen
des Regimes ſind. Denn noch immer gilt auch hier der Satz, daß
der Bauer, den man von Hof und Feld vertrieben und ſeiner
Habe beraubt hat, kaum ein blinder Diener der Regierung ſein
kann.
In ſeiner großen Rede hat Stalin auch geſagt: Wir muß=
nen
. Tatſächlich dürfte die Rüſtungsinduſtrie zwar heute noch
nicht auf allen Gebieten in der Lage ſein, den Bedarf der
Armee zu decken; da ſie aber unter ſtaatlicher Leitung ſteht, ſind
die Bedingungen für eine Umſtellung im Kriegsfall außerordent=
lich
günſtig. Jedoch hat Stalin bei der Erwähnung des mandſchu= aufgehoben.
riſchen Konfliktsherdes abſichtlich vergeſſen, auf die Trans=
pörtfrage
hinzuweiſen, eine Frage, die ſchon 190405
den Krieg zu Ungunſten Rußlands entſchied und
die auch heute noch in voller Schärfe weiter=
beſteht
. Von einem der Haupttruppenplätze Rußlands Brjanſk
bis Wladiwoſtok iſt eine Entfernung von 6000 Km., ein Militär=
transport
braucht rund 18 Tage, um dieſe Strecke zurückzulegen.
Dabei iſt die große ſibiriſche Bahn noch auf ihrer Hauptſtrecke
eingleiſig, und bei einer Mobilmachung würde man ſofort auf
den bekannt traurigen Zuſtand des ruſſiſchen Verkehrsweſens
ſtoßen. Es ſind zwar 20 000 Lokomotive vorhan=
den
, davon ſind aber dauernd etwa 60 v. H.
krank und ebenſo ſteht es mit den Perſonen= und Güter=
wagen
. Die Leiſtungsfähigkeit der neuen Turkſib=Bahn iſt noch
keineswegs erprobt, der Zuſtand der ſibiriſchen Bahn läßt aber
ſchon gänzlich die bisherige militäriſche Zurückhaltung der Sowjet=
regierung
begreiflich erſcheinen. Dagegenkönnen die Japa=
ner
im Kriegsfall binnen wenigen Tagen in
der Mandſchurei und in der Mongolei operations=
bereit
erſcheinen, das Verpflegungsproblem iſt für ſie keine Frage

ſchurei hat zu einer Stabiliſierung ihrer Machtſtellung geführt, mungen, die praktiſch bedeuten würden, daß deutſche Truppenan=
und die Gelbe Gefahr iſt auch heute noch für die Rote Armee ſammlungen in der entmilitariſierten Rheinlandzone die Locarno=
zu
groß, als daß man es ſchon auf die Machtprobe ankommen, mächte zu einem Vorgehen gegen Deutſchland berechtigen.
ließe. Zwar ſpricht man heute in Moskau im vertrauten Kreiſe
von dem Tag aber noch iſt es zu früh; die im zweiten
Fünfjahresplan vorgeſehene Umlagerung der ſchwerinduſtriellen
und kriegswirtſchaftlichen Baſis nach Aſien ſoll erſt die Grund=
lage
ſchaffen und die Gewähr dafür, daß die Roten mit größerer
Zuverſicht gegen die Gelben marſchieren können.

Länderkonferenz
um die Schlachtſtener.
Von unſerer Berliner Schriftleitung.
Der Reichsernährungsminiſter Hugenberg hat an die
Länderregierungen ein Rundſchreiben hinausgehen
laſſen, das ſich mit der Schlachtſteuer und den Schlachtge=
bühren
befaßt.
Er hat bereits vor einiger Zeit angekündigt, daß er dieſe Be=
laſtungen
abbauen oder gänzlich beſeitigen wolle, um eine Ent=
laſtung
des Fleiſches herbeizuführen. Insgeſamt dürfte eine
Summe von 200 Millionen in Frage kommen. Es ſcheint aber,
als ob ſich der Ernährungsminiſter inzwiſchen davon überzeugt
hat, daß ein derart weitgehender Abbau nicht zu erreichen ſein
wird, weil die Länder und Gemeinden dann die Forderung er=
heben
werden, daß ihnen für die Einnahmeausfälle ein Ausgleich
zugeſtanden werde.
In dem Rundſchreiben an die Länderregierungen wird nun
gebeten, dem Reichsernährungsminiſter ausreichendes Material
über den Umfang und die Anwendung dieſer Steuern und Ge=
bühren
zu unterbreiten, evtl. auch von ſich aus Vorſchläge zu
machen, wie eine Senkung dieſer Steuern und Gebühren herbei=
geführt
werden könne.
Das Material dürfte ſehr umfangreich ausfallen, weil ſich
namentlich die Schlachthofgebühren nach den örtlichen Verhält=
niſſen
richten. Hier iſt in den letzten Jahren die Beobachtung ge=
macht
worden, daß die Gemeinden die Gebühren über das erfor=
derliche
Maß hinaufgeſchraubt haben, ſo daß nicht nur die Schlacht=
hofunkoſten
gedeckt werden, ſondern auch noch ein Betrag für die
Gemeindehaushalte übrigbleibt.
Sobald das Ernährungsminiſterium das angeforderte Material
geprüft und entſprechende Vorſchläge über den Abbau der Steuer
und Gebühren ausgearbeitet hat, wird eine Einladung an die
Länderregierungen hinausgehen, Vertreter nach Berlin zu ent=
ſenden
, damit in einer gemeinſamen Ausſprache das zur Debatte
ſtehende Problem durchberaten werden kann.

Vom Tage.
Die Antwort der Reichsregierung auf die Klage des Preußi=
ſchen
Staatsminiſteriums iſt nunmehr dem Staatsgerichtshof zu=
gegangen
, der ſie bereits an die Kläger weitergeleitet hat.
Nach Genehmigung des Haushaltes für den Reichskommiſſar
für die Luftfahrt hat der Reichspräſident den ſtellvertretenden
Reichskommiſſar für die Luftfahrt Erhard Milch zum Staatsſekre=
tär
ernannt.
Gegenüber Gerüchten, wonach die Reichsregierung eine allge=
meine
Kürzung der Beamtengehälter vornehmen wolle, wird von
ten uns auf die Rüſtungsinduſtrie konzentrieren, weil wir ſonſt zuſtändiger Stelle erklärt, daß dieſe Gerüchte vollkommen aus der
unbewaffnet einer kapitaliſtiſchen Einkreiſung preisgegeben ge= Luft gegriffen ſind. Offenbar ſeien ſolche Gerüchte in böswilliger
weſen wären, weil wir in die Lage etwa Chinas kommen kön= Abſicht ausgeſtreut worden. Gegen die Verbreiter derartiger
Gerüchte werde mit Schärfe vorgegangen werden.
Der Reichskommiſſar für das Preußiſche Innenminiſterium
hat die Verfügung des Berliner Polizeipräſidenten vom 15. Febr.,
durch die der Vorwärts bis zum 22. Februar verboten wurde,
Der Polizeipräſident von Kaſſel hat das Auftreten des Reichs=
tagsabgeordneten
Criſpien=Berlin als Redner in der am 24. Febr.
in der Stadthalle ſtattfindenden öffentlichen Kundgebung der
Eiſernen Front verboten.
In Schweidnitz wurden 20 Teilnehmer und der Lehrer eines
Lehrkurſus der SPD. und der Freien Gewerkſchaften, der für Ar=
beitsloſe
in Kaltbrunn eingerichtet iſt, unter dem Verdacht
des Hochverrats verhaftet und ins Schweidnitzer Gerichtsgefäng=
nis
eingeliefert. Auch der ſozialdemokratiſche Bezirksparteiſekre=
tär
Stadtrat Hoppe wurde verhaftet.
Der Polizeioberwachtmeiſter Karl Zieroth wurde in der Nacht
zum Donnerstag in Dortmund=Hörde von einem Kommuniſten
von hinten angeſchoſſen und lebensgefährlich verletzt.
Der ſtändige Rat der Kleinen Entente, dem die drei Außen=
miniſter
angehören, veröffentlicht eine amtliche Verlautbarung.
in der die Gerüchte über einen Abſchluß der Hirtenberger Waffen=
angelegenheit
als unzutreffend bezeichnet werden. Die Mächte der
Kleinen Entente hätten grundſätzlich beſchloſſen, den Fall vor den
Völkerbundsrat zu bringen.
Im engeren Ausſchuß der Abrüſtungskonferenz kam es zu ern=
mehr
, der faſt eineinhalbjährig andauernde Krieg in der Man= ſten Meinungsverſchiedenheiten, die zu einer friſtloſen Vertagung
führten Frankreich. Belgien und Südſlawien forderten Beſtim=

Neue Berordnung
zur Sörderung der Käſerei=Wirtſchaft und zur
Regelung des Hopfenanbaues.
Berlin, 23. Februar.
Der Reichspräſident hat auf Vorſchlag der Reichsregierung
eine Notverordnung zur Förderung der Landwirtſchaft unter=
zeichnet
. Durch ſie werden die Vorausſetzungen für die Durchfüh=
rung
des bereits bekannt gegebenen Programms der Reichsregie=
rung
zur verſtärkten Pflege des Getreidemarktes ge=
ſchaffen
. Außerdem enthält die Notverordnung Beſtimmungen zur
Förderung der Verwendung von inländiſchem Käſe und Vorſchrif=
ten
zur Regelung der Hopfenabaufläche.
Der Reichsminiſter für Ernährung und Land=
wirtſchaft
wird ermächtigt, anzuordnen, daß und
in welchem Umfange bei der Herſtellung von Schmelz=
käſe
inländiſcher Käſe verwendet wird. Die für die
deutſche Käſereiwirtſchaft und insbeſondere für die ſtark darnie=
derliegenden
Wirtſchaftsbetriebe im Allgäu, in Oſtpreußen und
am Niederrhein bedeutſame Schmelzkäſeinduſtrie ging in letzter
Zeit immer mehr dazu über, billigen und minderwertigen aus=
ländiſchen
Käſe als Rohſtoff zu verarbeiten. Dadurch wurde nicht
rur der Abſatz von deutſchem Käſe an die Schmelzkäſebetriebe be=
einträchtigt
, ſondern in ſteigendem Maße auch die Betriebe ge=
ſchädigt
, die an der Verarbeitung deutſchen Käſes feſthielten. Auf
die Schmelzkäſeinduſtrie als Abnehmer können die deutſchen Käſe=
reien
aber nicht verzichten, denn die Jahreserzeugung der deut=
ſchen
Schmelzkäſeinduſtrie beträgt ſchätzungsweiſe 500 bis 600 000
Zentner, das entſpricht etwa der Hälfte der deutſchen Käſeeinfuhr.
Durchſt die vorliegende Verordnung ſoll der Abſatz deutſchen Käſes
an die Schmelzkäſeinduſtrie ſichergeſtellt werden.
Ferner iſt der Reichsminiſter für Ernährung und Landwirt=
ſchaft
ermächtigt worden, die Hopfenanbaufläche zu re=
geln
. Mit dieſer Maßnahme iſt ein alter Wunſch der deutſchen
Hopfenbauern erfüllt worden. Der deutſche Hopfenbau litt in den
letzten Jahren ſo ſchwer unter unzureichenden Preiſen, daß die
Anbaufläche ſtändig zurückging. Dieſe Anbauflächenbeſchränkung
ermöglichte im letzten Jahre eine leichte Erholung der Preiſe. Da=
mit
iſt aber wiederum die Gefahr einer zu ſtarken Vergrößerung
der Anbaufläche und damit eines neuen Preisverfalls entſtanden.
Einer ſolchen Entwickelung ſoll die Verordnung vorbeugen.

Zur Sicherung der Simmabgabe am Wahlſonnkag?.
* Berlin, 23. Februar. (Priv.=Tel.)
In dieſen Tagen wird wieder reichlich viel von der Schaf=
fungeiner
Notpolizei geredet. Die Reichsregierung hatte
bereits vor geraumer Zeit erklären laſſen, daß ſie vorläufig an
die Einrichtung einer Polizeireſerve nicht denke. Sie hat aber
zu verſtehen gegeben, daß ſie ſich für den Notfall dieſes Hilfs=
mittels
bedienen würde. Auf Grund der geſetzlichen Beſtim=
mungen
iſt den Länderregierungen geſtattet, in beſonderen Aus=
nahmefälle
zuverläſſige Staatsbürger in den Polizeidienſt ein=
zureihen
.
Wie wir hören, trifft man in Preußen jetzt vorbereitende
Maßnahmen zur Sicherung der Stimmabgabe
am Wahlſonntag. Durch Einſatz einer Notpolizei will man
von vornherein ruheſtörende Elemente einſchüchtern. Wenn auch
nur an kleine Kontingente gedacht iſt, ſo iſt doch immerhin auf=
fällig
, daß man überhaupt an die Schaffung einer Notpolizei
denkt, die ſich, wie verlautet, aus den hinter der Regierung
ſtehenden Organiſationen zuſammenſetzen ſoll.
Zwiſchenfälle in Groß=Beeren.
In der Nacht zum Donnerstag iſt das Gemeindewohnhaus in
Groß=Beeren niedergebrannt. Neun Familien ſind obdachlos ge=
worden
.
Zu dem nächtlichen Brand erfährt Conti noch, daß der Regie=
rungspräſident
in Potsdam mit Rückſicht auf verſchiedene um=
läufende
Gerüchte ſofort höhere Polizei= und Landjägeroffiziere
nach Groß=Beeren entſandt hat, die eine ſtrenge Unterſuchung ein=
geleitet
haben.
Bisher ſind die Berichte über den Zwiſchenfall ſehr wider=
ſprechend
. Einmal wird behauptet, SA. ſei nach einem Fackelzug
in das von neun Familien bewohnte Gemeindehaus eingedrungen,
um den dort wohnenden Reichsbannerführer Schlembach wegen
verſchiedener Ueberfälle auf Nationalſozialiſten zur Rede zu ſtellen,
die ſich in den letzten Tagen ereignet haben ſollen. Daraufhin
ſeien Schlembach und ſeine Frau aus dem Fenſter geflüchtet. Dann
hätten die Eindringlinge in der Wohnung Schlembachs Feuer
angelegt. Da es ſich um ein leicht gebautes Haus handelt. brannte
das Haus in kurzer Zeit lichterloh. Das Haus iſt völlig abge=
brannt
. Die neun Familien ſind ſofort anderweitig untergebracht
worden.
Der amlliche Bericht.
Die Regierung in Potsdam teilt zu den Vorfällen in Groß=
Beeren u. a. mit: Gegen 20 Uhr fand in Groß=Beeren ein Fackel=
zug
der NSDAP. ſtatt, der etwa 20.45 Uhr beendet war. Um
24 Uhr herrſchte bereits vollſtändige Ruhe im ganzen Dorf.
Nachts gegen 1.45 Uhr wurden von unbekannten Tätern die =
ren
des ſogenannten Armenhauſes eingeſchlagen. Die im 1. Stock
wohnende Familie Schlombach flüchtete. Kurze Zeit darauf
brannte das Armenhaus. Während der Veranſtaltung der NSD.=
AP. war der Oberlandjägermeiſter aus Mahlow mit fünf Land=
jägereibeamten
anweſend, die, nachdem nach Schluß der Veran=
ſtaltung
vollſtändige Ruhe auch im Dorf eingetreten war, in ihre
Standorte zurückkehrten.
Ein Urſachenzuſammenhang zwiſchen Fackelzug und Brand iſt
bisher nicht feſtgeſtellt worden. Die Ermittelungen werden mit
aller Beſchleunigung fortgeſetzt.
Eine Zenkrums=Beſchwerde.
TU. Berlin, 23. Februar.
Der Generalſekretär der Deutſchen Zentrumspartei, Vockel.
hat an den Reichskommiſſar Goering folgendes Telegramm ge=
ſandt
:
Redaktion Niederrheiniſches Tagblatt, Kempen= Nieder=
rhein
, teilt mir telephoniſch folgendes mit:
Am 22. Februar, nachmittags 4.30 Uhr, beſetzt eine SA.= Ab=
teilung
die Druckerei und verlangt vor Herausgabe der Zeitung
eine Nummer einzuſehen, um dieſe gegebenenfalls zu beſchlag=
nahmen
. Der Polizeikommiſſar von Kempen erſcheint auf An=
ruf
und verlangt gleichfalls eine Nummer der Zeitung. Der Po=
lizeikommiſſar
ſieht gemeinſam mit dem SA.=Führer die Zeitung
durch und gibt ſie frei. Heute früh hat der Verlag des Nieder=
rheiniſchen
Tageblattes vom Landrat eine Verfügung bekom=
men
, daß der Polizeikommiſſar von Kempen beauftragt ſei, die
Zeitung vor der Herausgabe durchzuſehen und feſtzuſtellen, ob ſie
herausgegeben werden darf.
Erheben ſchärfſten Proteſt gegen Einſchränkung
der Preſſefreiheit, verlangen ſofortige Anweiſung an
Landrat ſeine Verfügung zurückzunehmen mit der Bitte um um=
gehende
Mitteilung.
Für die Zentrumspartei gez. Vockel.

Klingende Ornamenke gezeichneke
Muftt.
Jutereſſante Experimente aus der Nachbarſchaft des Tonfilms.
Von Dr. Adolf Raskin.
Wir wiſſen heute, daß man Muſik photographieren kann,
und daß man dieſe photographierte Muſik mittels komplizierter
Apparate wieder in Klang zu verwandeln vermag. Von dieſem
Können lebt der Tonfilm. Wir wiſſen auch wie dieſer Tonfilm
ausſieht: der übliche Bildſtreifen des ſtummen Films iſt etwa
drei Millimeter breiter geworden, und auf dieſem Drei=
Millimeter=Streifen läuft der photographierte Ton parallel mit
dem photographierten Bildſtreifen.
Hier ſoll nichts weiter über das Prinzip des Tonfilms aus=
geſagt
werden, ſondern wir wollen nur dieſen Drei=Millimeter=
Streifen etwas näher unter die Lupe nehmen. Nehmen wir den
Tonfilmſtreifen wirklich unter die Lupe dann machen wir eine
merkwürdige Entdeckung: der photographierte Klang beſteht aus
den verſchiedenartigſten und mannigfaltigſten Zeichnungen. Er
gleicht Ornamenten und Linien, die wir auch auf anderen Ge=
bieten
der Kunſt und des Kunſtgewerbes finden. Hier laufen
eine Reihe Sterne, dort konzentriſche Kreiſe, weiter unten wieder
Punkte, geſchwungene und gewinkelte Linien über das Tonband.
Es iſt ganz unmöglich, alle auftauchenden Ornamente, die
tauſendfältigen Verbindungen von Punkten, Sternen, kurvigen
und zackigen Linien in allen möglichen Helligkeitsſtufen und
Grautönungen aufzuzählen. Immer aber ſcheint Syſtem in der
wunderlichen Zeichnung zu ſein, immer mehr verſtärkt ſich der
Eindruck, als habe man Ornamente, Zeichnungen eigenartige
Figuren und Linien vor ſich. Und das alles iſt photographierter
Klang.
Soweit iſt die Geſchichte einigermaßen bekannt und ver=
ſtändlich
. Ein eigenbrödleriſcher Wiſſenſchaftler nun, Oscar
Fiſchinger, der ſich ſeit Jahren um den abſoluten Film be=
müht
, zog aus dieſen Erſcheinungen ſeine Schlüſſe. Er ſagte
ſich: wenn der photographierte Klang, wenn photographierte
Muſik vor allem, wie eine Summe verſchiedenſter Ornamente
ausſieht, dann müßte eigentlich eine gleiche Summe von Or=
namenten
, wenn man ſie künſtlich auf Filmbandſtreifen zeichnet,
und durch Tonwiedergabe=Apparatur dreht, ſo etwas ähnliches
wie Klang oder ſogar Muſik werden.
Er experimentierte in der Richtung und höre da die
Vorführungen der gevmetriſchen Figuren und Ornaments=
zeichnungen
ergaben Klänge, Töne, teils reine Töne, teils
gefärbte, an beſtimmte Inſtrumente erinnernde Töne.

Zum Beiſpiel: eine Reihe von gezeichneten Sternen ergaben
einen klaren Ton mit viel Oberſchwingungen. Konzentriſche
Kreiſe, immer drei und drei zuſammen auf fortlaufendem Film=
band
hörten ſich an wie ſchriller Klingelton. Weiße runde
Punkte täuſchten eine Koloratur vor, und je kleiner die Punkte
waren um je mehr ihrer nebeneinander lagen, um ſo höher
klang die Koloratur. Auf ähnliche Weiſe erzeugte Fiſchinger
alle möglichen Klänge, Töne, Klang= und Tonverbindungen.
Nicht nur Charakter und Höhe des Tones, ſondern auch die
Lautſtärke erwies ſich als zeichneriſch fixierbar ſelbſtverſtänd=
lich
. Spitze Winkel klingen ſehr laut und ſtumpfe Winkel klin=
gen
ſehr leiſe. Auch da zeigt ſich, daß der rechte Winkel das
Zeichen für die normale, alſo für die rechte Lautſtärke iſt.
Es würde zu weit führen, die verſchiedenſten Möglichkeiten,
Muſik zu zeichnen hier aufzuführen. Die Zahl der möglichen
Ornamente und Ornamentskombinationen iſt ebenſowenig be=
grenzt
wie die Zahl und die Kombinationsmöglichkeiten der
muſikaliſch wie unmuſikaliſch verwendbaren Klänge und Töne
und Geräuſche. Finſchinger zieht aus dieſer Erkenntnis und
aus dem Ergebnis ſeiner ebenſo erfolgreichen wie überraſchen=
den
Verſuche den Schluß, daß eine engſte Verwandſchaft beſteht
zwiſchen Klang und Ornament. Das alte Wort von der ge=
frorenen
Muſik gewinnt hier erneute Bedeutung, Fiſchinger
iſt kühn genug zu behaupten, daß in Zukunft auch der Or=
namentszeichner
einen Teil der Muſik ſchaffen kann und wird.

Es iſt ſogar anzunehmen, daß ſolche gezeichnete Muſik in
Tonfilm und Radio ähnliche Bedeutung erlangen kann,
wie etwa die gezeichneten Trickfilme, die uns Felix den
Kater und die Micky=Maus beſchert haben.

on den Auffindungsmöglichkeiten neuer Klangreize und Klang=
arben
ganz zu ſchweigen.
Die wichtigſte Frage: kann gezeichnete Muſik jemals den
ſtang der metaphyſiſch und ethiſch fundierten ernſten Kunſtmuſik
einnehmen? Dieſe Frage muß allerdings entſchieden verneint
verden, weil ja das Wichtigſte, nämlich die Seele des muſi=
aliſchen
Kunſtwerks, ſich weder aufzeichnen noch umgekehrt aus
der Zeichnung heraus auf mechaniſchem Wege gewinnen läßt.
Dieſer Einwand macht ſelbſtverſtändlich die Verſuche und
Ergebniſſe Fiſchingers keineswegs wertloſer. Im Gegenteil:
verden Fiſchingers Theorien von richtigen und möglichen Vor=
usſetzungen
aus angewandt, ſo ergeben ſich zwangsläufig eine
Reihe von Möglichkeiten nicht nur unterhaltſamer und ſenſa=
tioneller
Natur, ſondern ernſte Möglichkeiten im Dienſte der
Wiſſenſchaften, beſonders der Naturwiſſenſchaften (Phyſik) und
nicht zuletzt der Muſikwiſſenſchaft.
Zum Beiſpiel: ergibt ſich, daß beſtimmte Stilraten der Muſik
beſtimmten Ornamentsbildungen entſprechen, daß das photo=
graphierte
Tonornament Weſentliches über epochale, nationale,
individuelle, über objektive und ſubjektive Stilmerkmale aus=

ſagt, dann kann umgekehrt mit Hilfe der künftlichen Zeichnung
die wiſſenſchaftliche Fixierung, Klarſtellung und Verdeutlichung
unterſtützt werden. Wichtig kann der gezeichnete Ton für Ton=
film
und Radio werden, wenn es ſich beiſpielsweiſe um Her=
ſtellung
und Nachahmung eines ganz beſtimmten Ton= oder
Klangeffektes handelt. Tauſend andere Möglichkeiten auf allen
möglichen Gebieten des Lebens und der Kunſt wachſen vielleicht
aus Fiſchingers Experimenten, die wieder einmal beweiſen, daß
die Künſte nicht nur ihrem innerſten metaphyſiſchen Weſen nach
verwandt untereinander ſind, ſondern daß auch engſte Be=
ziehungen
zwiſchen ihrem naturgeſetzten Material, zwiſchen ihren
äußeren Formen und zwiſchen ihnen und den Naturgeſetzen
ſelber walten.

Houſton Stewart Chamberlain; Richard Wagner der Deutſche
als Künſtler, Denker und Politiker. Mit einem Vorwort
von Paul Pretzſch (Reclams Univerſal=Bibliothek Nr.
7196/97. Gebd. 1.10 RM.)
Aus Anlaß des 50 Tagestages von Richard Wagner erſchien
in Reclams Univerſal=Bibliothek ein Werk, das von breiten Krei=
ſen
freudig begrüßt wird Er ſtammt von dem bedeutenden Kultur=
hiſtoriker
Houſton St. Chamberlain und behandelt ein Thema,
das nicht nur infolge des Wagner=Jubiläums von brennender
aktueller Bedeutung iſt. Richard Wagner der Deutſche als Künſt=
ler
, Denker und Politiker heißt das Buch, und niemand war be=
rufener
dieſe Darſtellung von Wagners Geſamtperſönlichkeit in
ihrer Ausſtrahlung auf die wichtigſten Lebensgebiete unſerer Kul=
tur
zu geben, als eben Chamberlain. Dieſer eigentümliche und
faſzinierende Mann, der, als Engländer geboren, durch die ent=
ſcheidende
Begegnung mit Richard Wagner zum Deutſchen wurde,
iſt ſo tief wie wenig andere in deutſches Weſen eingedrungen und
hat mit der ganzen Leidenſchaft ſeines glühenden Temperaments,
mit der ganzen Kraft ſeines ſtarken und reinen Geiſtes ſein Le=
ben
lang für ein höheres Deutſchtum gekämpft, das ihm als Hoff=
nung
, Aufgabe und welterlöſende Macht vor der Seele ſtand
ein Deutſchtum, das er in Leben und Werk unſerer großen Heroen
in Dichtung, Muſik, Philoſophie und Glauben verkörpert und vor=
gebildet
ſah. Die Darſtellung Chamberlains iſt immer voller
Geiſt und Temperament und bringt auch dem grundſätzlichen Geg=
ner
ſeiner Anſchauungen viele Anregungen und neue Einſichten.
Die Liebe der fünf Soldaten von Julius Franz Schütz.
(Verlag Das Bergland=Buch In Leinen 2,85 RM.)
In den Novellen dieſes Bandes ſucht eine ſtarke eigenartige
Perſönlichkeit künſtleriſchen Ausdruck für ihre Anſchauung von
Welt und Leben. Und findet ihn auch. In ſo überzeugender Weiſe,
daß man, einmal erwärmt für die Beſonderheit in Stoff und
Sprache, von Satz zu Satz mehr gefeſſelt und zu intenſivſtem Mit=
erleben
fremden Schickſals gezwungen wird. Es ſind keine alltäg=
liche
Themen, die der ſteieriſche Dichter Julius Franz Schütz an=
ſchlägt
, und manchmal führ ter den Leſer in Bezirke, die weitab
von den vielbegangenen Straßen liegen; aber folgt man ihm erſt
einmal, dann wird man von der Größe des Weltbildes, von der
Kühnheit ſeiner Phantaſie, von der Tiefe ſeiner Gedanken über=
raſcht
und begeiſtert ſein.

[ ][  ][ ]

Freitag, 24. Februar 1933

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Nr. 55 Seite 3

Bayeriſche Drohung.
Verſchärfung des Konflikts zwiſchen Bayern und Reich
UNB. Nürnberg, 23. Februar.
Der Vorſitzende der Bayeriſchen Volkspartei, Staatsrat
Schäffer, hielt in Forchheim eine Wahlrede, in der er ſehr
heftig gegen die Reichsregierung polemiſierte. Er verſuchte einen
Gegenſatz zwiſchen dem Reichskommiſſar für Arbeitsbeſchaffung
Dr. Gerecke und dem Reichskabinett zu konſtruieren, weil der
Name Dr. Gereckes nicht unter dem Aufruf der Reichsregierung
geſtanden habe. Die Beteiligung der Bayeriſchen Volkspartei
und des Zentrums an der Reichsregierung ſei durch die Weige=
rung
Hugenbergs, mit dem Zentrum zuſammen zu arbeiten, ent=
ſtanden
, ferner durch die perſönliche Ablehnung Papens
Die Nationalſozialiſten fagen ganz offen, daß nach den
Wahlen ein Reichskommiſſar in Bayern eingeſetzt
werde. Er, Schäffer, habe in Berlin erklärt, daß Bayern ſich
das nicht gefallen lafſen werde und daß die
bayeriſchen Wehrverbände einſchließlich Stahl=
helm
den Reichskommiſſar an der Grenze ver=
haften
würden. Mit dem freien Willen des Reichspräſiden=
ten
werde ſicher kein Reichskommiſſar nach Bayern kommen. Aber
an den Reichspräſidenten komme man heute nicht mehr heran.
Schäffer drohte dann, daß Bayern die Vergangenheit
zu Hilfe rufen und die Monarchie erklären
werde. Er ſchloß wörtlich: Wenn der Staatsgerichts=
hof
zertrümmert iſt und mit ihm das Deutſche
Reich und die Verfaſſung, dann ſind auch wir in
Bayern nicht mehr gebunden.
Bei dieſen gegen die Einheit des Reiches gerichteten Sätzen
wurden Proteſtrufe laut.

Der Reichswehrminiſter in München.

Reichswehrminiſter v. Blomberg traf am Mittwoch abend
in Begleitung des Chefs der Heeresleitung und des Chefs des
Truppenamtes in München ein.
Der Reichswehrminiſter beſuchte am Donnerstag vormittag
zunächſt die bayeriſche Staatsregierung, wo er in Abweſenheit des
Miniſterpräſidenten, der ſich zu einer Wahlkundgebung nach
Speyer begeben hat, von Innenminiſter Dr. Stützel empfangen
wurde. Danach begab ſich der Reichswehrminiſter zu Kardinal
Faulhaber, zum proteſtantiſchen Kirchenpräſidenten Veit und zum
Münchener Oberbürgermeiſter Dr. Scharnagl.
Anſprache des Reichswehrminiſters an die 7. Diviſion
in München.
Aus Anlaß der Anweſenheit des Reichswehrminiſters von
Blomberg nahmen am Donnerstag die Truppen des Standortes
Mnüchen im Hof der Kaſerne des 1. Bataillons des 19. bayeriſchen
Infanterieregiments Aufſtellung. Der Reichswehrminiſter be=
grüßte
zunächſt die Offiziere des Standortes München, an ihrer
Spitze den Landeskommandanten, den Artillerieführer und den
Stadtkommandanten. Er ſchritt dann die Front ab und hielt hierauf
folgende Begrüßungsanſprache:
Soldaten der 7. Diviſion! Ich bin ſtolz, vor Eure Front als
Euer Reichswehrminiſter treten zu können. Ueber drei Jahre habe
ich die Soldaten an der äußerſten Nordoſtecke des deutſchen Reiches
befehligt. Nun ſtehe ich vor Euch, die Ihr im Süden des Reiches
Wache haltet. Daraus iſt zu erkennen, wie die Wehrmacht wie eine
ſtählerne Klammer über das Reich geſpannt iſt. Welchem Stamme
auch der einzelne Soldat angehörte, als er in die Wehrmacht ein=
trat
, hat er ſich ohne Einſchränkung durch Schwur und Willen dem
ganzen Deutſchkand verſchrieben. Soldaten! Deutſchland durchlebt
Tage, Wochen, Monate tiefinnerlicher Erregung. Da blickt man
ſcharf auf die Wehrmacht, wie ſie am anſchaulichſten die Ehre und
das Anſehen des deutſchen Reiches darſtellt. Wir Soldaten ſtehen
außerhalb des innerpolitiſchen Kampfes. Wir gehören keiner Par=
tei
und keiner Klaſſe, wir gehören dem geſamten Volke. Wir
dienen der Gemeinſchaft. Wir Soldaten ſind uns der Verantwor=
tung
bewußt, daß wir die einzige bewaffnete Macht in Deutſch=
land
ſind und bleiben werden. Aber hinter und neben uns ſtehen
viele Millionen entſchloſſener Männer zwar unbewaffnet, aber
entſchloſſen wie wir, für das Vaterland zu leben und zu kämpfen.
Unſeren Bund mit ihnen wollen wir beſiegeln mit dem Ruf: Un=
ſer
geliebtes Vaterland, das ſtolze Deutſche Reich, Hurra!
Die Soldaten antworteten mit einem dreimaligen Hurra,
während die Muſik das Deutſchlandlied intonierte. Im Anſchluß
an die Parade beſichtigte der Reichswehrminiſter einige Kaſer=
nen
. Am Abend fand ein militäriſcher Zapfenſtreich ſtatt. Ein
Abendeſſen im Offiziersheim vereinigte nochmals den Reichswehr=
miniſter
mit den Offizieren des Münchener Standortes. Am Frei=
tag
vormittag wird der Reichswehrminiſter nach Stuttgart
weiterreiſen.

Reglayeungſium Darmſtadk.
Konzert des Schülerorcheſters und Schülerchors.
Donnerstag, den 23. Februar 1933.
In der Turnhalle am Woogsplatz hatten ſich zahlreiche Eltern
und Freunde der Schüler zuſammengefunden, um die Leiſtungen
der Muſikpflege des Realgymnaſiums zu hören, die ſeit Jahren
ſchon auf beſonderer Höhe ſteht, unter Herrn Volz jedoch noch
engere Beziehungen zur Jugendmuſik gewonnen hat. Das Or=
cheſter
iſt ſtark beſetzt, verfügt über viel Bläſer, die zum Teil lei=
der
im Laufe des Abends erheblich in der Intonation ſtiegen.
Es iſt gut geſchult, ſpielt recht rhythmiſch und ſauber, nachdem
die Gewöhnung an den fremden Raum und die weite Entfer=
nung
von 1. und 2. Violine eingetreten iſt. Dynamiſch könnte
noch ſtärker ſchattiert werden. Der Chor ſingt freudig und friſch,
die Geſänge wirken am beſten, die Sopran und Tenor nicht allzu
hoch führen, außerdem merkt man, daß die Chortradition der
Vereine mit ihrer Vorliebe für akkordiſchen Satz der Darmſtädter
Jugend weit näher liegt als die Polyphonie der älteren Kunſt,
für die ſich die Muſikantengilden und Singkreiſe ſo begeiſtert ein=
ſetzen
.
Das Konzert begann mit dem Wach auf aus den Meiſter=
ſingern
als Ehrung Richard Wagners, eindrucksvoll von dem
ganzen Klangapparat vorgetragen, für den Chor allerdings recht
unbequem. Dann ſang ſich der Chor mehr und mehr ein in zwei
polyphonen Sätzen und in Liedern der Silcher=Zeit. Schon in
der erſten Volksliedgruppe wurde eine Zugabe geboten. Die
zweite, die auch das Tanzlied berückſichtigte, geriet faſt noch
beſſer. Vielleicht wurde in der ausdrucksvollen textgemäßen Dar=
ſtellung
etwas zu viel getan, ſo daß das Volksliedhafte zurücktrat.
Im ganzen bot die Schulung des Chors gerade im a cappelli=
Geſang ein ſehr erfreuliches Bild ſachgemäßer und begeiſterter
Arbeit. Das Orcheſter brachte zuerſt eine Opernouvertüre von
Händel, in der ſich an die eigentliche franzöſiſche Ouvertüre eine
Reihe von Suitenſätzen anſchließt. Sie wurde ſehr exakt und
ſtilvoll geſpielt, und das Violinſolo kam durch Erwin Delp gut
zur Geltung. Eine Anzahl kleinerer Tänze aus alten Opern,
Balletten und Tanzfolgen erfreute durch reiche Abwechſelung, be=
ſonders
hübſch das Menuett von Dittersdorf, und dann erklan=
gen
12 Tänze in verſchiedenen Tonarten von Haydn, als Zugabe
ſchließlich ein Volksliedpotpourri.
Dazwiſchen traten Inſtrumentalſoli, zwei Violinſtücke von
Kreisler und Reger, hübſch vorgetragen von Wolfgang Weber
(Violine) und Kurt Reiber (Klavier), ein ſehr ſchwieriges Stück
aus den Soirées de Vienne von Schubert=Liſzt, ſehr gut, aber
kkanglich etwas abgeriſſen, von Ekkehard Born geſpielt, ſchließ=

Einſehung eines Gewerkſchafts=
konmiſſars
.
Zur Anformung und Säuberung der Gewerkſchaften
von polikiſchen Einflüſſen?"
* Berlin, 23. Febr. (Priv.=Tel.)
Seit einigen Tagen geht in Berlin das Gerücht um, daß ſich
die Reichsregierung mit der Abſicht trage, einen Reichskom=
miſſar
für die Gewerkſchaften einzuſetzen. An amt=
licher
Stelle war bisher weder eine Beſtätigung noch ein Dementi
dieſes Gerüchts zu erhalten. Offenbar iſt das Gerücht auch nur
im Zuſammenhang mit der Erörterung gewiſſer Pläne entſtan=
den
, die ſich auf die Bildung eines Ständeſtaates be=
ziehen
.
Es iſt bekannt, daß die Natſoz, und auch der Stahlhelm ein
Staatsgebilde anſtreben, in dem die verſchiedenen Berufszweige
parlamentariſche Vertretungen erhalten ſollen. Selbſtverſtänd=
lich
ſollen auch die Gewerkſchaften in dem Ständeparlament als
Vertreter der Arbeitnehmer einen beſonderen Einfluß eingeräumt
erhalten. Daraus dürfte das Gerücht entſtanden ſein, daß nun

beabſichtigt werde, eine beſondere Perſönlichkeit zu
ernennen, die die Gewerkſchaften umformen und
von parteipolitiſchen Einflüſſen befreien ſoll=
damit
ſie wieder rein berufsſtändiſche Organi=
ſationen
werden. Selbſt wenn derartige Abſichten be=
ſtehen
, ſo werden ſie ſich nicht ſo raſch verwirklichen laſſen. Die
Natſoz. erklären ja ſelbſt, daß ſie erſt in den Gewerkſchaften Fuß
faſſen wollen, um den ſozialdemokratiſchen und kommuniſtiſchen
Einfluß zu beſeitigen. Danach könnte noch geraume Zeit vergehen,
bis man an das Gewerkſchaftsproblem ſelbſt und im Zuſammen=
hang
damit auch an die Ernennung eines beſonderen Reichs=
kommiſſars
herangehen wird.
Verbok kommuniſſiſcher Geldſammlungen.
Die Verordnung zum Schutze des deutſchen Volkes geſtattet
den Polizeibehörden. Geldſammlungen auf den Straßen für
politiſche Zwecke zu verbieten. In der letzten Zeit haben dieſe
Sammlungen einen ungewöhnlichen Umfang angenommen.
Ueberall ſind Angehörige der verſchiedenſten
Parteien mit Geldbüchſen zu beobachten. Der
preußiſche Innenminiſter hat jetzt die ihm unterſtellten Behörden
angewieſen, dafür zu ſorgen, daß die Geldſammlungen der Kom=
muniſten
unterbleiben. Das Verbot erſtreckt ſich aber nicht nur
auf Geldſammlungen in den Straßen und auf öffentlichen
Plätzen, ſondern auch auf Sammlungen in den Häuſern,

Die Welt in Waffen!
Hochkonjunkkur für die Rüſtungsinduſtrie. Kriegsvorbereilungen der Kleinen Enkenke. Frankreich und
die Tſchechoflowakei verſorgen den ganzen Balkan und Polen mit Kriegsgeräl.

Angeheuere Waffenſendungen.

Die Berliner Börſenzeitung veröffentlicht eine Statiſtik
über die franzöſiſchen und tſchechoſlowakiſchen Kriegsmateriallie=
ferungen
nach dem Oſten und Südoſten Europas. Die Statiſtik
beſitzt eine doppelte Bedeutung: Einmal erfährt man, wie ge=
waltig
die Waffentransporte geweſen ſind, die ſeit Jahren von
den Franzoſen und Tſchechen nach dem Balkan und nach Polen
gelangt ſind, und zum anderen geht aus der Statiſtik hervor,
daß die Transporte einige Jahre ſchon ein Vielfaches der Be=
waffnung
der deutſchen Reichswehr ausmachen. Im einzelnen
weiſt die Statiſtik folgendes aus:
Lieferungen aus der Tſchechoflowakei:
Nach Südſlawien 330 000, nach Rumänien 125000 und nach
Griechenland 40 000, zuſammen 495 000 Gewehre.
Nach Südſlawien 20 600, nach Rumänien 7000, nach Polen
10 000, zuſammen 37 000 Maſchinengewehre.
Nach Südſlawien 400 000 Handgranaten.
Nach Südſlawien 1040, nach Rumänien 2000, nach Polen 500,
an die Randſtaaten 100, nach Griechenland 300, zuſammen 3940
Geſchütze.
Nach Südſlawien 20 Kampfwagen.
Nach Rumänien 160, nach Polen 20, an die Randſtaaten 16,
nach Griechenland 12, insgeſamt 208 Flugzeuge.
Nach Rumänien 1 000 000 Gasmasken.
Franzöſiſche Lieferungen an Oſteuropa:
Nach Südſlawien 180 000, nach Polen 327 700, zuſammen
507 700 Gewehre.
Nach Südſlawien 150, nach Polen 2800, insgeſamt 2950 Ma=
ſchinengewehre
.
Nach Südſlawien 820, nach Polen 1494, insgeſamt 2314
Geſchütze.
Nach Südſlawien 20, nach Polen 70, insgeſamt 90 Tanks.
Nach Südflawien 340, nach Rumänien 15, nach Polen 291,
zuſammen 646 Flugzeuge.
Außerdem gingen nach Südſlawien 2, nach Polen 3, an die
Randſtaaten 2 Unterſeebote und nach Polen noch 2 Torpedoboots=
zerſtörer
.
Bei dieſen Angaben handelt es ſich um einwandfrei beobachtete
Lieferungen ſeit dem Jahre 1925. Nichtregiſtriert ſind gewaltige
Mengen an Munition, Sprengſtoff und ſonſtigem Heeresgerät.
Unter den Geſchützen befinden ſich alle Kaliber bis zu 303 Milli=
meter
Durchmeſſer.
Nimmt man von dieſen Lieferungen nur diejenigen an Ge=
wehren
, Maſchinengewehren und Geſchützen, ſo ergibt das an Ge=
wehren
mehr als das vierfache der geſamten Heeresſtärke Deutſch=

lands, Oeſterreichs, Ungarns und Bulgariens, an Maſchinenge=
wehren
mehr als das 14fache, an Geſchützen allein wurde rein
zahlenmäßig ſchon mehr als das achtfache der Waffen geliefert, die
uns und den anderen Staaten auf Grund der Friedensverträge
erlaubt ſind. Von den Munitions= und Sprengſtofflieferungen
weiß man auf Grund von Mitteilungen, die in die Oeffentlichkeit
gedrungen ſind, in den 192830 15 Waggons Gewehrmunition, 5000
Kiſten Maſchinengewehrmunition, 250 Tonnen Sprengſtoff und
50 Seeminen von Frankreich nach Südſlawien gingen.
In der erſten Hälfte des Jahres 1931 wurden 1 200 000 Ar=
tilleriegeſchoſſe
verſchiedenſter Kaliber nach Südſlawien und für
mehr als 10 Millionen Granaten nach Polen geſchickt. In den
Monaten September 1929 bis Januar 1930 wurden mindeſtens
14 Dampferladungen Munition und Exploſivſtoffe in Danzig und
Gdingen ausgeladen.
Nach der Tſchechöſlowakei gingen bis Ende 1930 1 Million,
nach Rumänien 2 Millionen, nach den Randſtaaten 100 000, und
nach Griechenland 275 000 Schuß Artillerie=Munition. Im Auguſt
vorigen Jahres meldeten Schweizer Zeitungen das Durchlaufen
zahlreicher franzöſiſcher Transporte mit chemiſchen Kampfſtoffen und
Kraftfahrzeugen durch Mühlhauſen in Elſaß und Baſel nach Ru=
mänien
und Polen. Kürzlich wurde noch im Laufe der Ausein=
anderſetzung
über den Fall Hirtenberg bekannt, daß vor nicht
langer Zeit 240 Geſchütze von Skoda nach Südſlawien geliefert
wurden, und daß in Saloniki große franzöſiſche Dampfer mit rie=
ſigen
Waffen= und Munitionsmengen für Südſlawien anlegten.
Japaniſches Ulkimakum an China überreicht.
EP. Nanking, 23. Februar,
Die vor einigen Tagen angekündigte japaniſche Note, die den
Rückzug der chineſiſchen Trupen aus der Provinpz Jehol for=
dert
, iſt am Donnerstag nachmittag dem chineſiſchen Außen=
miniſter
überreicht worden.
Die amerikaniſche Aſien=Flokke in Alarmbereikſchafl.
EP. Manila, 23. Februar.
Die Führung der amerikaniſchen Seeſtreitkräfte in den oſt=
aſiatiſchen
Gewäſſern erklärt daß die gegenwärtigen Er=
eigniſſe
in China und in der Mandſchurei Anlaß geben könnten,
den Zeitpunkt der regelmäßigen Frühjahrsmanöver der ameri=
kaniſchen
Oſtaſien=Flotte auf der Höhe der oſtchineſiſchen Küſte
vorzuverlegen. Andererſeits werden die Gerüchte in Abrede
geſtellt, daß die Flotte bereits den Befehl erhalten habe, in die
chineſiſchen Gewäſſern abzudampfen. Man fügt jedoch hinzu, daß
die Flotte dauernd bereit ſei, um jeden Augenblick die Anker
lichten zu können.
Eine Beſtätigung der Rachricht, daß das 31. amerikaniſche
Infanterie=Regiment nach China in Marſch geſetzt wurde, war
bisher nicht zu erhalten.

lich ein ausgezeichnetes Flötenſolo von Willi Haſenreffer, der
mit Heini Krauskopf am Klavier eine virtuoſe, muſikaliſch etwas
dürftige Paraphraſe über den Gounodſchen Fauſtwalzer von
Popp vortrug. Auch bei den Soliſten gab es Zugaben. Das
Konzert gewährte einen trefflichen Einblick in das muſikaliſche
Schulleben, denn gerade in der höheren Schule ſind die künſtleri=
ſchen
, gemütbildenden Fächer eine notwendige und wertvolle Er=
gänzung
der leicht allzu einſeitig intellektuellen Ausbildung.
Herrn Volz galt in erſter Linie der reiche Beifall, nicht uner=
wähnt
aber ſoll bleiben, daß das Kollegium und der Leiter der
Schule dieſem Zweig der Arbeit in dankenswerter Weiſe Ver=
ſtändnis
entgegenbringen und Förderung gewähren.
F. N.

Karl und des 20. Jahrhunderk.*
Rudolf Brunngraber.
Das ganz Kleine und Lebendigſte in dieſer Welt, das menſch=
liche
Herz und das ganz Große, die Ziviliſation des 20. Jahrhun=
derts
ſind die Pole in Rudolf Brunngrabers Roman. Der große
Geſchichtsroman unſerer Epoche, erfüllt von Politik. Wirtſchaft,
Kampf und Kataſtrophen, das umfängliche Journal über die ſich
überſtürzenden Ereigniſſe auf dem proſperierenden Erdball wird
nur dieſes armen und vergewaltigten Menſchenherzens wegen
geſchrieben. Was geſchieht mit ihm in dieſer wirren Zeit, wo iſt
noch Raum. um ihm eine Heimat zu geben, wo bleiben ſeine kind=
lichen
Ideale, ſein guter Wille, wo ſein einfältiger Glaube an
eine gerechte Ordnung der Dinge, wo ſein rührendes Vertrauen
in die Autorität der berufenen Herren über dieſe Erde?
Das ſind die Fragen, die Rudolf Brunngraber quälen um
derentwillen er die Geſchichte eines einfachen und gläubigen öſter=
reichiſchen
Volkskindes, des Karl Lakner vom Findelhaus im 17.
Wiener Gemeindebezirk, der armſeligen Behauſung der klein=
bürgerlichen
Eltern, dem phantaſieerfüllten Leben auf der Gaſſe.
über jede Etappe ſeiner gar nicht ungewöhnlichen Entwicklung,
über den Schützengraben bis Lappland und zum traurigen Ende
minutiös erzählt.
Karl iſt kein behütetes Kind, ſondern früh dem Ernſt des
Lebens. Armut Sorgen. Zwiſt und Schande ausgeſetzt; aber Karl
hat ein unſtillbares Bedürfnis nach Zärtlichkeit. Karl iſt willig
und hilfsbereit, er liebt die Mutter, er liebt den weiten Himmel.
er liebt die Kameraden und Oeſterreich. Das Lokalkolorit gehört
zu ihm, es macht ihn erſt unverwechſelbar zu dem Karl Lakner,
den wir in jeder Lebensäußerung, in ſeiner Befliſſenheit und
Hilfloſigkeit, ſeinen Begabungen und Fehlern lieb gewinnen. Erſt
dieſe Beſonderheit macht das Schickſal des Lehramtskandidaten
Karl Lakner bedeutſam, erſt durch ſie wird das Unſcheinbare zum
Weltereignis, das Leben von Karl Lakner zu einer Frage an
dieſe Zeit.

300 Seiten. Ganzleinen 4,80 RM. Societäts=Verlag, Frank=
furt
am Main 1932

Rudolf Brunngraber wirft auf die moderne Welt ein wach=
ſames
Auge. Er ſtudiert mit einer fanatiſchen Leidenſchaft die
Runen auf ihrem von den Ereigniſſen der letzten fünfzig Jahre
zerſtörten Antlitz. Er begreift, wie feinmaſchig das Netz iſt, das
alle Dinge zuſammenhält und alles zu allem in Beziehung ſetzt.
Er notiert die Geſchichte ihres Reichtums. die Etappen der tech=
niſchen
Vervollkommnung, die Zwiſchenfälle in allen Ländern und
Zonen, die Konferenzen, Bündniſſe, die Rüſtungen und Erfindun=
gen
. die Zuſammenbrüche und Fortſchritte, er intereſſiert ſich für
die Induſtrieherren, für die Arbeiterführer, für die Politiker,
Patrioten, Redner und Quackſalber. Ein Kaleidoſkop von Daten,
das die Vorſtellung des Unentrinnbaren, dem die Menſchen ver=
fallen
ſind, unabweisbar macht.
Dieſer harten und kalten Geſetzen folgenden Welt gegenüber
erſcheint das Leben des einzelnen wie ein Spießrutenlauf. Von
oben und unten umklammert ſie den kleinen Mann, der ſich ihrer
Mächte nicht erwehren kann. Karl Lakner, ein ſenſitiver und ſei=
nem
Gefühle vertrauender Menſch, wehrt ſich, ſo gut er kann,
Nur allmählich rückt die Welt mit ihrer ganzen Gewalttätigkeit
in ſein Bewußtſein. Erſt auf der Odyſſee durch den harten und
abenteuerlichen Alltag dieſer Zeit realiſiert Karl. was es heißt.
im 20. Jahrhundert zu leben.
Brunngraber ſpannt den Rahmen ſo weit, daß er für beides
Raum hat: für einen Abriß unſerer Zeitgeſchichte, wie er in ſol=
cher
Prägnanz. Fülle und Deutlichkeit noch nicht geſchrieben wurde,
und für die mit intimſter Einfühlung erlebte Entwicklungsge=
ſchichte
eines Menſchen aus dieſer Zeit, auf den ſich die Welt der
Technik und des Kapitals mit ſanfter Erbarmungsloſigkeit herab=
läßt
. Krieg. Inflation und Kriſe ſind die Etappen dieſer beſtür=
zeud
aktuellen Entwicklung, durch die ein lebendiger Menſch aller
Güter beraubt und vor das abſolute Nichts verwieſen wird.
* Frank Thieß: Die Zeit iſt reif. Paul Zſolnay Verlag, Wien.
Das Buch vereinigt eine Anzahl von Reden und Vorträgen.
die aus verſchiedenen Anläſſen entſtanden ſind, aber das Gemein=
ſame
haben, daß es in ihnen um die Lebens= und Geiſteskriſe
Deutſchlands geht. Die moderne Frau und die moderne Jugend.
Kultur und Leben. Dichtung und Gegenwart das ſind die
Stoffe, die Thieß mit verſtehender Güte, mit heller Wachheit und
mit entſchiedenem Wiſſen um die Werte, die auch in der Wirrnis
der Zeit ihr Recht behalten behandelt. Seine Mahnungen und
Warnungen verdienen weithin gehört zu werden, ſein Glaube an
die Kraft unſeres Lebenswillens verdient von vielen beherzigt
zu werden.
Joſef Hofmiller: Pilgerfahrten. (Verlag von Jakob Hegner in
Leipzig.
Dieſe Pilgerfahrten behandeln eine Reihe Städtebilder, ins=
beſondere
ſüddeutſche Orte, wie Burghauſen, Freiſing, Memmingen
und andere denkwürdige Zeugniſſe ſchöpferiſcher Volkskraft. Wan=
dernd
und betrachtend erlebt Hofmiller das Land, Weſen und Ge=
ſicht
, erzählt einen Fluß, baut eine Landſchaft auf und mitten hin=
ein
und unvergeßlich die kleinen Städte, die mit Himmel und Erde
alle noch innig verbunden ſind. Wenn irgendwo dann iſt in dieſem
Buch, das ein Buch der Heimat iſt, deutſcher Geiſt zu Hauſe.

[ ][  ][ ]

Seite 4 Nr. 55

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Freitag, 24. Februar 1933

A

Karl Spamer
Elisabeth Spamer
geb. Gefer
Vermählte
Baltimore (U. S.A.) Bessungerstr. 66
Kirchl. Trauung in der Petruskirche
Samstag, den 25. Febr., nachm. 3 Uhr.

Todes=Anzeige.
Nach Gottes unerforſchlichem Rat=
ſchluß
ſtarb heute früh nach kurzem
ſchweren Leiden im Alter von
58 Jahren mein geliebter Vater,
unſer lieber Bruder, Schwager
und Onkel,
Herr Karl Kröhle.
In tiefſtem Schmerz
Hildegard Kröhle
und Angehörige.
Darmſtadt, den 22. Febr. 1933.
Kiesſtr. 101.
(2786
Die Beerdigung findet Samstag,
den 25. Februar, nachm. 3 Uhr,
auf dem alten Friedhof (Nieder=
Ramſtädterſtraße) ſtatt.

Wi ziehent un

und bieten Ihnen dafür äußerst günstige
Kaufgelegenheit in
Strümpfen für Damen und Kinder in Seide, Wolle mit Seide und
feinster Wolle . . . . . . . . . . Mk. 0.502.50
Herren-Socken und Sportstrümpfe . . . . . von Mk. 1.10 an
Herren-Halbschuhe in braun, schwarz u. Lack von Mk. 9.50 an
Damen-Spangen-Schuhe weit unter Einkauf
Mk. 3.50, 6.50, 8.50 usw.
Kinder-Schuhe und Stiefelchen . . . . . . von Mk. 2.95 an
Außerdem viele bi lige Einzeipaare und Ueberschuhe
in allen Farben und Größen.
(2809

Holol Hinkasgaos Thafvsia
Darmstadt, Ecke Elisabethen- u. Luisenstraße.

Enkfeikungs=
Tabletten Coro=
nova
m. Marien=
bader
Salz in allen
Apotheken. (1459a

Todes=Anzeige.
(Statt Karten.)
Am Mittwoch, den 22. Februar entſchlief ſanft nach
kurzer, ſchwerer Krankheit mein innigſtgeliebter,
unvergeßlicher Gatte, unſer guter Sohn, Bruder,
Schwiegerſohn, Schwager und Onkel.
Max Riedel
im 39, Lebensjahr.
Im Namen der trauernden Hinterbliebenen:
Eliſabeth Riedel, geb. Korell.
Darmſtadt, den 23. Februar 1933.
Bad Wimpfen.
Die Beerdigung findet am Samstag vormittag um
11 Uhr auf dem Beſſunger Friedhof ſtatt.
Beileidsbeſuche dankend verbeten.

Dankſagung.
Für die vielen Beweiſe herzlicher Anteilnahme bei dem
uns ſo ſchwer betroffenen Verluſte unſerer lieben Gattin
und Mutter
Frau Eliſe Hanſchuh, verw. Weicker, geb. Palmy
ſagen wir allen innigen Dank. Insbeſondere danken
wir Herrn Pfarrer Berk für die troſtreiche Grabrede,
dem Pfegeperſonal des Eliſabethenſtiftes Darmſtadt
für alle Liebe und dem ev. Frauenverein Rozdorf für
die zahlreiche Beteiligung beim Begräbnis.
Familie Hanſchuh / Weicker.
Roßdorf, den 22. Februar 1933.
(2785

und aogenormen!
99P

Eine lunge Dame schreibt uns:
ich wiege letzt 150 Pfund und wes noch vor
einem Jahre, als ich Tesane noch nicht konnte.
185 Pfund. Heute werde ich um meine gute
Figur beneidet. lch habe schon eine Unmenge
anderer Präparote versucht, keines außer Tesano-
hat
bisher geholfen. Meine Gesundheit ist nicht
im geringsten angegriffen worden. Alles stoum
mich on. u. s. w.*
Befrelen auch Sie sich von löstiger Korpulenz
und machen heute noch einen Versuch mit
Tosono-Toe mild, der wohlschmeckenden, unschäd-
lichen
21 Kräuterkombination oder nehmen
Tesene-Pillen.

Pockung: Mk. 1.50, In Apotheken erhältlich!
Bestimmt: in Engel-Apotheke und Löwen-Apotheke
Verlangen Sie Gratisprobe und Broschüre durch
TE. SA 0 0 G. M. 8. H., KolN A0d RtEint 10

(2480b

Kinder=
RanSakonn
Mit hohem Gehalt an Phosphor und
Kalkſalzen, die zum Zahnen, zur
Knochenbildung und zur Verhütung
von Nachitis außerordentlich wichtig
ſind. Wertvolle Beikoſt für
Kleinkinder und Säuglinge.

B
Orig.=Paket 30 Pfg.

Reformhaus Braunwarth

Anf. März beg. in Darmſtadt ein Kurſ. z.
Ausbildung in Nakurheilkunde
und E. K.=Homögpathie.
la Ref. vh. Ausk. ert. Naturheilpädagoge
K. O. Kirchner, Leipzig, Kohlgartenſtr. 27
(I.Dr. 2659)

Den beſten
Kaffee
kaufe ich nur bei
Schellhaas
Pfund Mk. 2.60,
Mokka=Miſchung
Pfund Mk. 3.
Karlſtr. 50, Tel. 1697.
(2167a)

2tür. Kleiderſchrank,
pol. Waſchſchrk. mit
Marmor bill. zu vk.
Ecke Döngesborn=
gaſſe
und Woogſtr.,
Lebensm.=Geſchäft.

Modernes
Schlafzimmer
U. Speiſezimmer
verk. Uhland,
Schrein., Karlſtr.

Gnädige Frau,
was halten Sie dauon?
Soll sich eine Dame jung erhalten?
Die deutschen Akademie=Präparate
finden Sie heute auf dem Toilettentisch der
modernen Frau.
Akademie Kampfer-Gesichtswasser . . kl. 2.
Akademie Kampfer-Gesichtswasser . . gr. 3.60
Akademie Hautnahrung in Tuben . . . . 1.20
Akademie Ausgleichsereme in Tuben . . 1.20
Akademie Gesichtsmilch . . . . . . . kl. 2.
Akademie Gesichtsmilch . . . . . . . gr. 3.20
Akademie Citronenhautöl . . . . . . . kl. 1.85
Akademie Citronenhautöl . . . . . . . gr. 3.
Gesichtspatter zur Klopfmassage . . . . 2.
Haarentfernungsmittel . . . . . . . . . 0.50
Parfümerie Müller
am Weißen Turm.
B

HNaes ne
Re
AA
End
A

künstl

Ne Se
i

eSi
Ee
Ee et
A
dauer,
Ar Wim Hahae
" Str
ENEFO gond-; Bellen*
Aar
M i nn Aa
kos
negts/uge
Hues e

Beachten Sie bitte unser großes
Spezial-Fenster am Ernst-Ludwigsplatz!

zu ver=
Klavier kaufen.
Wendelſtadtſtr. 38.
(2745a)

Faſt neues erſtklaſſ.
Panzerpl.,
Piand, kreuzſait.
ſch. Ton. nur 360.
u. andere ſpottbill.
Fiſcher,Rhönring 79

Gut. H.= u. D.=Rad
u. Nähm. a 20
Döngesborngaſſe 3.

Stab. Hrr.=Fahrrad,
neue Bereif., b. z. vk.
Eliſabethenſtr. 35.

Oberhefſ. Wurſtwaren.
Prima Landbutter . . . ½ Pfd. 55 Pfg.
Friſche Landeier . . . . . Stück 10 Pfg.

Adolf Schröder
Telef. 2869. Eliſabethenſtr. 31. (2808
Wegen Umzug billigſt zu verkaufen:
ſichenbifek u. Kredenz
weiß lackiert), Sofa mit Umbau, 1tür.
Kleiderſchrank, pol. Tiſch, Schreibſekretär
Ireneſtraße 9, I.

Die neueſten
Karneval=
*
Schage-
in
Schallplatten
von RM. 1.50 an
ſoeben
eingetroffen!
Mainzer Narrhalla=
Marſch, / Dorfmuſik,
In Mainz a. ſchönen
Rhein, / div. neue
Oſtermann=Platten
u. a. m.
Eleckrolg=

Georgenſtraße 11,
Telefon 2579. (2802

Radie
Apparate
Accu laden
billigſt nur bei
Radio-Pfeiffer
Erbacherſtraße 1.
(2740a)

Schreibmaſchine
w. neu, f. 60ℳℳ abz.*
Friedmann, Luiſenplatz 1

Die ſchönſten
Kächen
in naturlaſiert und
farbig zu billigſten
Preiſen. Stets ca
30 Modelle vorrätig
nur bei
Möbel-Lich
3 Alexanderſtr.

Wild / Geflügel
Empfehle:
EReh=Braten 2
im Ausſchnitt.
Friſchgeſchoſſene
Lapins

Faſanen, Wildenten
Ferner:
Junge Gänſe, junge Enten,
jg. Hahnen, fg. Kapaunen,
Suppen= u. Ragout=Hühner.
Heineic deimm

Schulſtr. 16.

(2796)

Tel. 115.

MasHänne Kasan
In bar;
M ten de Mtrend usetet
Kaffee-Herberdeche
vom Freitag, den 24. Februar bis einschl. Samstag, den 4. März 1933
In dieser Zeit verkaufen wir also:
bisher Mk. 2:43 jetzt Mk. 1.92 per Pfund
die Sorte Santos-Mischung
Perl-Hischung Nr. 9 bisher Mk. 2E5 jetzt Mk. 2.08 per Pfund
Konsum-Hischung bisher Mk. 25 jetzt Mk. 2.24 per Pfund
Haushalt-Mischung bisher Mk. 2E5 jetzt Mk. 2.40 per Pfund
Hamburger Hischung bisher Mk. B.55 jetzt Mk. 2.56 per Pfund
Hotel-Mischung
bisher Mk. 2Es jetzt Mk. 2.88 per Pfund

Auch auf sämtliche
Sorten
Souchong
Java-Orange Pecco bisher
GeFlon-Orange Pecco bisher
Darjeeling
Ostfries.-Misch. m. Blät. bicher

TeT
erhalten Sie nährend diesen Tagen AC

bisher
bisher

Ausnahme-Rabatt
Din bar!

Zündapp
Kardan

200, 400, 500. 600 u. 800 ccm
Zwei- und Viertakter
VVierganggetriebe
mit Kugelschaltung,
Pressstahlrahmen, Tacho-
Imeter im Scheinwerfer,
von Mk. 885. Bis1330,-,
Zu besichtigen bei:
MüLLER A OBER
Rheinstraße 39. 2806b

Pfd. - Dose
Bohnerwachs aufgefüllt
2782a) Drog. Falk,Bess. Str. 104.

Mk.
Mk.
Mk.
Mk.
Mk.

2a4
S5
Gre
2t
2o

jetst
jetst
jetzt
jetzt
jetzt

Mk.
Mk.
Mk.
Mk.
Mk.

3.52 per Pfund
4.32 per Pfund
4.80 per Pfund
5.44 per Pfund
5.76 per Pfund

Bitte fordern Sie auch bei Ihrem Einkauf unsere
Oster-Gutscheine
die Sie außer unseren Sparmarken erhalten.
Auf 30 solcher Oster-Gutscheine erhalten Sie
bis 25. 4. 33 1 Eierservice bestehend aus
6 Eierbechern, Tablett und Salzfaß oder 75
in bar.
(2783

hams é darfs v.A.

Karlstraße 7
Telefon 4276

Landwehrstraße 1

Kaupstraße 22
Telefon 1098

Das gute Brikett aber nur be
Kohlen-Schmitt Angorakaninchen
4,0 erſtkl., reinraſſ
Tiere m. Stall bill.
verkaufen. Phil=
Röth=Weg 40. Schwanenstr. 15, Tel. 2660.
(243a) Jung. blaues erſtkl.
Angorakätzchen
preiswert zu verk
Buchſchlag i. Heſſ.,
Eleonorenanlage 9. Herren= u. Knaben
Fahrrad bill. z. vk.
Eliſabethenſtr. 35. Schönes Herrenzimmer
preisw. zu verkauf.
Wo? ſagt d. Gſchſt.
(2797) Geſchäftsmann
ſucht 209. Mk. zu
leihen geg. monätl. Billig z. verkaufen
2 Küchenſchr. ( Pitch=
pine
), 1 polierter Rückzahl. u. 10fache
Sicherheit. Off.
G. 57 a. d. Geſch. Tiſch. Neue Nieder=
ſtraße
18. 3. Stock. 1800 Mk.
auf 1. Hypoth. geg.
Hrn.=Wintermantel gute Sich. a. priv.
Hand geſucht. Off.
u. G. 43 Geſchſt. Wittmannſtr. 25, II
46) neu, zu verkf.

(2791)

Alkes Lebensmikkel=Geſchäft
von Hauseigentümer zu vermiet. Ware
u. Einrichtung muß mit übernommen
werden. Näheres u. G. 45 a. d. Geſchſt.*

[ ][  ][ ]

Freitag, 24. Februar 1933

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Nr. 55 Seite 5

Darmſtadt, den 24. Februar 1933

Wer für den Sommer ſeine Urlaubsreiſe feſtlegt, tut
gut daran, auf zwei beſondere Termine zu achten. In der Zeit
vom 16. bis 18. Julf veranſtaltet die Reichsbahndirektion Mainz
zuſammen mit der Hapag eine Wochenend=Hochſeefahrt zum
Skagerrak und bis nach der Südküſte von Norwegen weſtlich von
Kriſtianſand mit dem modernen 12 000=Tonnen=Ueberſeedampfer
General Artigas‟. Die Preiſe für die Seefahrt einſchließlich
der rühmlich bekannten Hapagdampferverpflegung bewegen ſich
zwiſchen 49 und 79 RM., je nach Wahl der Kabine. Mit dieſer
Fahrt, die am 15. Juli angetreten werden ſoll, iſt ein Aufenthalt
in Hamburg verbunden. Die Hin= und Rückfahrt in dem bequemen
Verwaltungsſonderzug liegt in der Zeit vom 15. bis 21. Juli, ſo
daß der Reiſende 7 Tage unterwegs iſt. Für die Fahrt auf den
Strecken der Reichsbahn wird die tariflich größtmögliche Fahr=
preisermäßigung
gewährt. Dient dieſe Fahrt mehr dem Freunde
der Natur, kommt ſie beſonders den Wünſchen unſerer alten
blauen Jungen von der Marine und ihrer Angehörigen ent=
gegen
, ſo ſteht die zweite Fahrt vom 29. Juli bis 1. Auguſt im
Dienſte des Gedächtniſſes von Richard Wagner. Es iſt der
Reichsbahndirektion Mainz gelungen, von den Bayreuther
Feſtſpielen Eintrittskarten zu den Vorſtellungen von Die
Meiſterſinger von Nürnberg (30. Juli) und Parſifal (31. Juli)
für die Teilnehmer an einer Sonderfahrt zu erhalten. Während
ſonſt jeder Beſucher der Bayreuther Feſtſpiele eine Doppelkarte
ſich beſchaffen muß, die 80 RM. koſtet, hat der Teilnehmer an der
Sonderfahrt die Möglichkeit, nur eine Einzelkarte zum ermäßigten
Preis von je 30 RM. zu löſen. Mit der Gedächtnisfahrt iſt außer=
dem
noch ein Beſuch von Bamberg verbunden, ſo daß mit einer
regen Beteiligung gerechnet werden kann. Da insgeſamt nur je
200 Eintrittskarten zur Verfügung ſtehen, die nur bis 20. April
bereitgehalten werden können, tun alle Freunde des Meiſters, die
örtlichen Richard=Wagner=Vereine uſw. gut daran, ſich zeitig
ſchlüſſig zu werden und ihre Beteiligungszahl rechtzeitig dem Ver=
kehrsbüro
der Reichsbahndirektion Mainz direkt oder durch eine
Fahrkartenausgabe oder ein Mitteleuropäiſches Reiſebüro zu
melden.

D. Hohes Alter. Am Sonntag, den 26. Februar, feiert Herr
Georg Philipp Fey. Darmſtadt, in körperlicher Rüſtigkeit und
geiſtiger Friſche ſeinen 80. Geburtstag. F. wohnt zurzeit bei ſeiner
verheirateten Tochter in Biblis, Moosgaſſe 13.

Heſſiſche Spielgemeinſchaft. Als Faſtnachtsvorſtellung ver=
anſtaltet
die Heſſiſche Spielgemeinſchaft am Faſtnachtdienstag, 28.
Februar, im Kleinen Haus des Landestheaters eine Aufführung
von Piſtole und Tabakspfeife von Heinrich Rüthlein.
Die köſtliche Tragikomödie des Darmſtädter Kleinbürgertums
konnte wohl von allen Bühnenwerken Rüthleins bisher den
ſtärkſten Lacherfolg erzielen und iſt deshalb für dieſen Tag be=
ſonders
geeignet. Um der Faſtnachtsſtimmung Rechnung zu tra=
gen
, werden im erſten Akte verſchiedene humoriſtiſche Einlagen
gebracht.

Der Kampf um das Heſſenbanner. Der Heſſiſche Philo=
logenverein
hat ein Banner geſtiftet, das jeweils der Schule zu=
fallen
ſoll, die die beſte Handballmannſchaft ſtellt. In hartem
Kampfe hat diesmal die Mannſchaft des Realgymnaſiums
in Darmſtadt die Meiſterſchaft von Heſſen errungen und damit das
Heſſenbanner in den Beſitz dieſer Schule gebracht.

Aus allen Zeiten und Zonen. Der Faſchingsball des Mo=
zart
=Vereins am Samstag, 25. Februar, im Saalbau er=
hält
eine beſondere Anziehungskraft durch das Gaſtſpiel der be=
rühmten
Tänzerin Ilſe Peterſen, die mit ihrer Tanzgruppe
10 Tänze vorführen wird und damit alle tänzeriſchen Darbietun=
gen
des Winters übertreffen dürfte. Dazu kommen die drolli=
gen
Tänzerinnen aus Mainz: Aenne Kneib und Hanny
Chriſtoffel. In den Feſträumen die das Trio Engel=
Görner=Sallwey faſchingsmäßig geſtaltet hat, wird
Matthias Weber Männlein und Weiblein aus allen Zei=
ten
und Zonen im Tanze bewegen.

Großes Haus Freitag, 19½, Ende vor 22½ Uhr. Dſt. Volksb. G, Gr. 14
24. Februar / Der Freiſchütz.
Preiſe 0.705.50 Mk.
Samstag,
25. Februar
Anf. 19½, Ende gegen 22½ Uhr E 16
Die Blume von Hawai. Pr. 0.705,50 Mk.
Anfang 23 Uhr.
Preiſe 0.502.00 Mk.
Faſchings=Konzert. Sonntag,
1518 Uhr. Außer Miete.
Im weißen Rößl. Kl. Preiſe 0.503.00 Mk.
26. Februar Anf. 20, Ende geg. 2234 Uhr. C 15.
Die Blume von Hawai. Pr. 0.705.50 Mk. Kleines Haus Samstag,
25. Februar Anf. 19½ Uhr. Außer Miete.
Die Marquiſe von O. Preiſe 0.804,50 Mk.

Sonntag,
Anf. 19, Ende geg 21¾ Uhr. Heſſ.=Miete IV 8
26. Februar Marius ahoi!
Pr. 0.703.80 Mk.

Landestheater. Der Freiſchütz. Der Freiſchütz Oper
von K. M. v. Weber, dem großen, deutſchen Romantiker der Muſik.
geht heute in der erfolgreichen Inſzenierung von Hans Stroh=
bach
in Szene. Die Agathe ſingt Charlotte Krauß, das Aenn=
chen
erſtmalig Suſanne Heilmann. Die Faſtnachtsope=
rette
Die Blume von Hawai‟. Die bekannte Operette von
Paul Abraham, wird am Samstag in der Inſzenierung von Arthur
Maria Rabenalt aufgeführt. Bühnenbild: Wilhelm Rein=
king
. Mitwirkende: Erna von Georgi, Regina Harre, Lilli
Palmer. Dr. Heinrich Allmeroth, Johannes Drath,
Hermann Gallinger, Joſef Sieber, Hans Baumeiſter.
Muſikaliſche Leitung: Karl Maria Zwißler. Das Faſt=
nachtskonzert
am morgigen Samstag, in dem das Landes=
theaterorcheſter
und in kabarettiſtiſchen Einlagen Beſſie Hof=
farth
. Lilli Palmer. Maja von Spengler, Joachim
Sattler, Kurt Theo Ritzhaupt, Heinz Schlüter,
Theo Herrmann und Guſtav Blank, Kurt Metze
und Ilſe Meudtner mitwirken, bringt im Programm
unter anderem den Foxtrott Ein bißchen Liebe", die Tango=
ſchlager
Ach Annemarie und Tangolita aus der Operette
Ball im Savoy, Das blaue Himmelbett aus der Operette
Frasquita und die Dorfmuſik von Fryberg. Urauf=
führung
: Die Marquiſe von O. von Ferdinand
Bruckner deſſen letztem Werk Eliſabeth von England in
Darmſtadt (mit Hermine Körner in der Hauptrolle) ein außer=
ordentlich
großer Erfolg beſchieden war. Die Marquiſe ſpielt
Franziska Kinz. Inſzenierung Guſtav Hartung. General=
intendant
Hartung ſpricht am Montag, abends 22,20 Uhr, im
Südweſtdeutſchen Rundfunk zu dem Thema Klaſſikerregie. Aus=
führungen
anläßlich der Darmſtädter Neuinſzenierungen von
Wilhelm Tell und Maria Stuart. Arnold Mendels=
ſohn
. Das Landestheater gedenkt des kürzlich verſtorbenen Darm=
ſtädter
Komponiſten Arnold Mendelsſohn durch Aufführung eines
ſeiner Werke im nächſten Symphoniekonzert am 6. März.
Tanzabend Ilſe Meudtner=Kurt Metze. Am 2. März
geben Ilſe Meudtner, die neue Solotänzerin des Heſſiſchen Lan=
destheaters
, und Kurt Metze einen Tanzabend. Das Programm
ſieht im erſten Teil Bunte Tänze", im 2. Teil Motive fremder
Völker vor.

Kagſichtent,

Von Forſtreferendar Ernſt Zeh.
Die Beurteilung der Vogelwelt nach Nutzen und Schaden fin=
det
ſich in faſt allen älteren ornithologiſchen Werken. Und noch
heute ſtellt nicht nur jedermann dieſe Frage, ſondern fühlt ſich
meiſt auch berufen, ſie vielleicht auf Grund einer einzigen Beob=
achtung
zu beantworten. Im Zeitalter eines Naumann (1780 bis
1857) und eines Brehm (18291884) mag dieſe Einſtellung gegen=
über
der Vogelwelt noch berechtigt geweſen ſein, heute birgt ſie
die größten Gefahren für unſer heimatliches Landſchaftsbild Ver=
gleicht
man allein die Bevölkerungsdichte des Deutſchen Reiches
vom Jahre 1871, 41 Millionen, mit der von 1910. 65 Millionen,
ſo erhellt, daß der Lebensraum der wildlebenden Tierwelt
zwangsläufig eingeengt werden mußte, Land= und Forſtwirtſchaft
arbeiten von Jahrzehnt zu Jahrzehnt mit erhöhter Intenſivität
Feldgebölze und wilde Hecken. Zuflucht und Niſtſtätten unſerer
Freibrüter, werden auf dem Wege der Feldbereinigung beſeitigt.
In unſeren Wirtſchaftswaldungen werden alte morſche Stämme
in die der Specht nicht nur für ſich, ſondern auch für zahlloſe an=
dere
Höhlenbrüter eine Wohnſtätte zimmert, vorzeitig gefällt.
Bachläufe und Flüſſe werden reguliert, verſumpfte Flächen ent=
wäſſert
und der landwirtſchaftlichen Beſtellung zugewieſen. Ueber=
landleitungen
werden angelegt, Leuchttürme gebaut. Tauſenden
von Zugvögeln bereiten dieſe techniſchen Anlagen den Untergang
Die Schußwaffen werden von Jahr zu Jahr vervollkommnet. So
drohen mit fortſchreitender Ziviliſation unſerer heimatlichen Na=
tur
ſtändig wachſende Gefahren. In der Tat nehmen unſere heimi=
ſchen
Vogelarten, abgeſehen von einigen wenigen Ausnahmen. ab.
Der ſtolze Wanderfalke iſt Naturdenkmal geworden. Der behende
Waſſerſchwätzer iſt von vielen Bachläufen für immer verſchwunden.
Der rote Milan iſt im vorderen Odenwald faſt ausgeſtorben. Noch
horſtet er in wenigen Brutexemplaren im Jägersburger Wald.
Hühnerhabicht und Sperber genießen, leider auch heute noch als
ſchädlich verſchrien, keine Schonzeit, obwohl dieſe Räuber mancher=
orts
recht ſelten geworden ſind. Dieſe Beiſviele ließen ſich beliebig
vermehren. So vernichtet der moderne Menſch, rückſichtslos die
Herrſchaft überall an ſich reißend, ziel= und planlos, teils direkt.
teils indirekt, alles, was ſich ſeinem Siegeslauf entgegenſtellt.
(Schillings.)
Schutzmaßnahmen für unſere bedrohte Vogelwelt, die der teils
gewollten, teils ungewollten Vernichtung Einhalt gebieten, ſind
heute ſowohl aus wirtſchaftlichen Erwägungen als auch aus Grün=
den
der Ethik und des Verantwortungsbewußtſeins gegenüber den
Werten unſerer heimatlichen Natur für die geſamte Nation uner=
läßlich
. Die wirtſchaftliche Rolle unſerer Vogelwelt iſt in weiten
Kreiſen nicht unbekannt. Der Altmeiſter des Vogelſchutzes, Frei=
herr
von Berlepſch hat dutzendfältig nachgewieſen, daß mit Hilfe
eines intenſiven Vogelſchutzes eine wirkſame Bekämpfung von
Schädlingen im Obſt= und Waldbau tatſächlich möglich iſt. Im
Jahrbuch für Vogelſchutz von 1929 berichtet Revierförſter Plate
von durchſchlagendem Erfolg des Vogelſchutzes im Kampfe gegen
den Froſtſpanner. Wie oft konnte der Verfaſſer beobachten, daf
die Meiſen die Raupen des Stachelbeerſpanners reſtlos vertilgten!
Man könnte Beiſpiel an Beiſpiel reihen. Mit der Feſtſtellung des
wirtſchaftlichen Nutzeffekts ſollte der Vogelſchutzgedanke in allen
Kreiſen der Landwirtſchaft, des Obſt= und Gartenbaues Eingang
finden. Eine Fülle lohnender Aufklärungsarbeit allein ſchon aus
wirtſchaſtlichen Gründen bietet ſich unſeren Vogelſchutz= und Obſt=
bauvereinen
.
Doch erſteht der Vogelſchutzbewegung eine weitere denkbar
ſchwierige Aufgabe. Um unſere Heimat vor gänzlicher Verarmung
und Verödung zu bewahren, müſſen wir in letzter Stunde gegen
jene ſo verderbliche Einſtellung mit Entſchiedenheit Front machen,
die auf Grund des meiſt nur unvollkommenen Vergleichs von
Nutzen und Schaden fkrupellos Verdammung und Vernichtung
über die als ſchädlich verſchrienen Tiere heraufbeſchwört. Die
ausſchließliche Beurteilung, der Vogelwelt nach materiellen Ge=
ſichtspunkten
iſt insbeſondere in den Kreiſen der Jagd und der
Landwirtſchaft derartig tief verankert, daß es einer unabläſſigen
Aufklärungstätigkeit bedarf, um den unendlichen Schaden, der
draußen in Wald und Flur ſchon angerichtet wurde, nur einiger=
maßen
wieder gut zu machen. Die Weidgerechtiakeit wird z. B.
jedem Jäger verbieten, von dem Abſchuß des Mäuſebuſſards am
Horſt, den das Naturſchutzgeſetz mit der Begrenzung der Schußzeit
auf den 14. April zuläßt. Gebrauch zu machen. Da die Nützlichkeit

wurde wegen Nervenzuſammenbruchs des Angeklagten Becker, der
ja bereits wegen eines Unwohlſeins Veranlaſſung gab, daß die
Sitzung am Mittwoch vorzeitig geſchloſſen werden mußte, geſtern
vertagt. Neuer Termin iſt auf Montag, 27., Februar, angeſetzt.
Berichtigend zu unſerem geſtrigen Prozeßbericht ſei bemerkt, daß
Rechtsanwalt Dr. Oppenheimer der Sitzung am Mittwoch bis zum
Schluſſe beigewohnt hat, und daß eine Ausſchließung des Rechts=
anwalts
nicht ſtattgefunden hat.

Erhältlich in Apotheken, Drogerien und wo Plakate lichtbar
(1 St 36
Jetzt Beutel 35 Pfg., Dose 40 Pfg. und 75 Pfg.

Sonderfahrten der Heſſ. Autobus=Verkehrs=Geſellſchaft
Darmſtadt. 1. Nach Mitteilungen des Verkehrsvereins Mainz fin=
det
auch in dieſem Jahre der Roſenmontagzug in der ſeitherigen
prunkvollen Weiſe ſtatt. Der Zug nimmt ſeinen Anfang um 11.11
Uhr, weshalb die Abfahrtszeit erſt auf 9,30 Uhr gelegt iſt. Die
Rückfahrt erfolgt um 18 Uhr, ſo daß noch reichlich Gelegenheit und
Zeit vorhanden iſt, einige fröhliche Stunden im Trubel des Main=
zer
Karnevals verleben zu können. 2. Die Schneeverhältniſſe im
Speſſart ſcheinen für die kommende Woche ſehr günſtig zu ſein.
Zur Zeit liegt auf der Höhe bei Rohrbrunn etwa 8 Zentimeter
Schnee. Auf vielſeitigen Wunſch wird daher am kommenden Mitt=
woch
eine Winterfahrt nach Rohrbrunn veranſtaltet. Kaffee und
Kuchen ſind in Hauffs Wirtshaus bekannt. 3. Anläßlich des Volks=
trauertages
findet eine Gedächtnisfahrt zu Ehren unſerer Helden
des Weltkrieges ſtatt. Die Leitung der Heſſ. Autobus=Verkehrs=
Geſellſchaft hat ſich bereit erklärt, Kränze und Blumen für die in
fremder Erde ruhenden deutſchen Helden mitzunehmen und auf
den Friedhöfen niederzulegen. Kartenvorverkauf nur Luiſenplatz 1.
neben Merck. (Siehe heutiges Inſerat.)

Orpheum. Während der Karnevalstage: Samstag, Sonn=
tag
und Roſenmontag, gaſtiert im Orpheum das Original=
Enſemble der Porza=Buhne mit einer Karnevals=Revue in 18
Bildern. Die künſtleriſchen Leiſtungen dieſes Enſembles ſind zu=
folge
ſeines hieſigen Gaſtſpiels im Oktober vorigen Jahres noch
in beſter Erinnerung Im Rahmen dieſer Revue gaſtiert erſt=
mals
in Darmſtadt die Stimmungskanone aller Welthäuſer;
Claire Feldern, Deutſchlands beſte Parodiſtin und Humoriſtin.

dieſes Raubvogels für Land= und Forſtwirtſchaft und die Be=
deutungsloſigkeit
für die Jagd tauſendfältig erwieſen ſind, ſollte
ſich ein Abſchuß dieſes einzigen noch häufig vorkommenden größe=

ren Tagraubvogels überhaupt verbieten. Auch Hühnerhabicht und
Sperber verdienen bei beſchränktem Vorkommen, insbeſondere
zur Zeit der Brut und der Atzung der Neſtlinge, den Schutz des
Weidmanns. Zumal aus Unkenntnis Jahr für Jahr zahlloſe ge=
ſetzlich
geſchützte Raubvögel als Sperber geſchoſſen werden. So
ſchreibt Dr. Engelmann: Von hundert Sperbern die geſchoſſen
werden, ſind ſicher 75 nützliche und vom Geſetz geſchützte Turm=
falken
im traurigen Verein mit edlen und ſeltenen, ebenfalls ge=
ſchützten
Baum=, Merlin= und Abendfalken, ja ſogar Kuckucken.
Die Erhaltung der Raubvogelfauna in unſerem heimatlichen
Landſchaftsbild iſt in erſter Linie Aufgabe des deutſchen Weid=
werkes
.
Die vermeintliche Erkenntnis des Schadens einer beliebigen
Vogelart für die menſchliche Wirtſchaft hat auf dem Lande oder
in kleinen Städten in der Regel Bekämpfung mit allen Mitteln
zur Folge. Daß natürlich die Jugend mit Luft= und Kleinkaliber=
gewehren
die Vernichtungsaktion einleitet, iſt ebenſo bedauerlich
wie unvernünftig. Zahlloſe Buchfinkenweibchen. Heckenbraunel=
len
, Fliegenſchnäpper uſw.. werden als Sverlinge geſchoſſen.
Die Freude am Schuß läßt naturgemäß alle Bedenken und Hem=
mungen
ſchwinden. Das Feuer wird auf alle erreichbaren Vogel=
arten
eröffnet. Jeder derart gemordete Vogel iſt letzten Endes
ein trauriges Opfer des Nützlichkeitsprinzips! Noch verderblicher
wirkt ſich die Unſitte des Neſterausnehmens auf dem Lande für
den Beſtand unſerer Vogelwelt aus. Planmäßig wird die Gegend
abgeſtreift, um aus Sinnloſigkeit und Rohheit dieſem Spiele zu
frönen. Das Nützlichkeitsprinzip wird auch hier in allerdings
furchtbarer Verzerrung vorgeſchoben. So ſei der Kuckuck ſchädlich.
da er Eier und Junge ſeiner Wirte, bei uns meiſt Rotkehlchen. ver=
nichtet
. Der junge Kuckuck muß dran glauben, ſobald ihn die wilde
Horde entdeckt. Der Horſt des ſchädlichen Weihs wird ſelbſtver=
ſtändlich
geräubert. Das eine oder andere Horſtjunge wird mit
nach Hauſe genommen und dort bei unſachgemäßer Pflege zu
Tode gemartert. Krepiert der Vogel, ſo iſt das weiter nicht
ſchlimm, da er ja ein Raubvogel und daher ſchädlich, iſt. Nicht
minder verhängnisvoll für den Beſtand unſerer heimiſchen Sing=
vogelwelt
wirkt ſich eine weitere Unſitte aus Jedermann fühlt
ſich berufen, eine Voliére einzurichten. Stieglitze mit Kanarien=
vögeln
zu kreuzen, zahlloſe Gelege aus dem Walde mit nach Hauſe
zu nehmen und damit in der Regel erfolglos zu experimentieren.
Die belebte Natur draußen im Freien ſagt dem heutigen Men=
ſchen
nichts mehr. Die Tierwelt wird eingeteilt nach dem be=
währten
Schema nützlich und ſchädlich‟. Die Nutzvögel werden
meiſt geſchont oder nicht beachtet. Schadvögel aber unter allen
Umſtänden bekämpft. Da die meiſten Vögel nicht gekannt und
dauernd verwechſelt werden, haben ſelbſtverſtändlich Nutz= und
Schadvögel gleichermaßen unter der Verfolgung des Menſchen zu
leiden. Selbſt wenn dieſe Einteilung berechtigt wäre ſie iſt es
keineswegs richtet der naturfremde Menſch mit jeder Ver=
folgungsaktion
vielfältig größeren Schaden an als die zum Schäd=
ling
geſtempelte Vogelart, gegen die ſich die Bekämpfung richtet
Dem ewig unverbeſſerlichen Nützlichkeitsfanatiker ſeien zum
Schluſſe die Worte von Forſtmeiſter Dr. h. c. Haenel entgegenge
halten: Ich kann daher nur immer wiederholen, daß jeder deutſche
Vogel zu gewiſſen Zeiten und an manchen Orten irgend einen
Lutzen ſtiftet, und daß man mit dem Ausſprechen eines erbar=
mungsloſen
Vernichtungsurteiles recht porſichtig ſein ſoll.

Selbſtverſtändlich iſt es unmöglich, ſich der Entwicklung der
Ziviliſation entgegenſtellen zu wollen. Der Gedanke, daß die letzten
Reſte unſerer heimatlichen Natur nicht unnötigerweiſe ver=
nichtet
werden dürfen, muß Allgemeingut des ganzen Volkes wer=
den
. Das neue Heſſiſche Naturſchutzgeſetz vom 14. Oktober 1931 und
die ergänzende Bekanntmachung zum Schutze von Tier= und
Pflanzenarten vom 11. Mai 1932 ſind wirkſame Handhaben, um
unſere Vogelwelt vor gewerbsmäßiger Nachſtellung und mutwil=
liger
Zerſtörung und Verfolgung zu ſchützen Entſcheidender iſt
aber die Aufklärung der Bevölkerung über die ideelle Bedeutung
der Vögel und über die Nichtigkeit des Vergleichs von Nutzen und
Schaden. Die Vogelſchutzvereine müſſen ihre Mitglieder mit dem
Gehaben, dem Geſang, den Lock= und Warntönen, den Freuden
und Leiden unſerer gefiederten Freunde bekanntmachen. Der
neugewonnene Vogelfreund wird die Vogelwelt um ihrer ſelbſt
willen ſchützen; er wird entſchieden abrücken von der ungerecht=
fertigten
Beurteilung nach Nutzen und Schaden. Wenn derart
neues Leben durch unſere Vogelſchutzvereine pulſt, wird der Ge=
danke
der Hege unſerer Vogelwelt aus ethiſchen Gründen immer
weitere Kreiſe erfaſſen zur Erhaltung unſerer gefiederten
Freunde und zur Wiedererweckung der uns Deutſchen ja im Blute
liegenden Liebe zur belebten und beſeelten Natur.

Ordentlicher Schützentag am 12. März 1933.

Der ordentliche Schützentag der OSV. findet dieſes Jahr
zum erſten Male in Langen i. H. ſtatt. Langen, welches im ver=
gangenen
Jahre in Groß=Umſtadt mit großer Freude einſtimmig
unſerer OSV. beigetreten iſt, hatte ſich für dieſes Jahr, den
Schützentag auserbeten. Wir wollen daher auch gerne dem Rufe
folgen, und iſt es Pflicht eines jeden Vereins, zum mindeſten einen
Vertreter zum Schützentag zu entſenden. Langen muß ſehen, wenn
ſie auch die Jüngſten innerhalb der OSV. ſind, daß kein Unter=
ſchied
innerhalb der Vereine beſteht, und daß es gerade hier an=
gebracht
iſt, Langen gegenüber zu beweiſen, daß wir von ſeiten
der OSV. die dort ruhenden Kräfte nach Möglichkeit mit unſerem
Schützengeiſt zu unterſtützen. Darum heißt zum Dank die Parole am
12. März: Auf nach Langen zum Schützentag‟. Die Tagung
beginnt um 14.30 Uhr im Gaſthaus Zum Adler, Fahrgaſſe. Die
Vorſtandsmitglieder werden gebeten. zu einer Vorſtandsſitzung be=
reits
um 13 Uhr anweſend zu ſein. Anträge und Wünſche ſind bis
zum 9. März d. J. an den Oberſchützenmeiſter Fr. Engel, Darm=
ſtadt
, Mathildenplatz 17, zu richten.

Sprachverein. Man ſchreibt uns: Wie oft mußte man ſchon
in vaterländiſch und völkiſch gerichteten Verſammlungen Reden
über ſich ergehen laſſen, die zwar von Gegenſtänden deutſcher Art
ind Kunſt handelten, aber trotzdem mit einer Menge unnützer
Fremdwörter geſpickt waren. Im Gegenſatze hierzu durften am
Mittwoch die den Vortragsſaal des Muſeums füllenden Hörer zu
ihrer Befriedigung erleben, daß Kuſtos Dr. Freunds Gedanken
über Stifters Geiſtesart und Sprachgeſtaltung in reinem Deutſch
zum Vorſchein kamen, und es hatte der Vereinsobmann Pickert
recht, daß er nicht bloß für den reichen Inhalt des beinah zwei=
ſtündigen
Vortrags, ſondern auch für die würdige Form dem Red=
ner
freudig dankte. Schade war nur, daß Walter Lehmann der
Stifters Schilderung einer Sonnenfinſternis las, durch über=
mäßigen
Aufwand von allerlei Mitteln gar oft unſtifteriſch wirkte,
anſtatt ſich die von der Sache geforderte Dämpfung aufzuerlegen.
Zum Schluſſe gab der Vorſitzende bekannt, daß im März unſer be=
kannter
Mitbürger Nikolaus Schwarzkopf mancherlei aus ſei=
ner
Dichtung mitteilen wird.

Orpheum. (Karneval im Märchenland.) Wie alljährlich,
findet am Karneval=Sonntag, nachmittags 3 Uhr 11 Minuten
eine Veranſtaltung größeren Stils für die Beſucher der Märchen=
vorſtellungen
ſtatt. Die ſchönſten Masken werden mit Bar=Preiſen
prämiiert. Im erſten Teil gelangt ein neues Märchen in vier Bil=
dern
Die Wundergrotte am Herrgottsberg zur Aufführung.
Während der zweite Teil ein buntes Kinder=Kabarett mit einem
reizenden Kinder=Ballett aufweiſt. Der muſikaliſche Teil wird in
dieſer Vorſtellung von einem karnevaliſtiſchen Orcheſter beſtritten.
Der Vorverkauf hat begonnen. (Siehe Anzeige.)

[ ][  ][ ]

Seite 6 Nr. 55

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Freitag, 24. Februar 1933

4. Inkernes Turnier
der Reitabkeilung der Darmſtädter Skudenkenſchaft.
Die Reitabteilung des Amtes für Leibesübungen der Darm=
ſtädter
Studentenſchaft hatte geſtern nachmittag zum IV. inter=
nen
Reitturnier eingeladen. Die Veranſtaltung, die in der Dra=
gonerkaſerne
am Marienplatz ſtattfand, ſtand unter dem Protek=
torat
Sr. Magnifizenz des Herrn Rektors Prof. Dr. Thum. Die
Turnierleitung hatte liebenswürdigerweiſe der leider jetzt in
Frankfurt tätige Reitlehrer Herr Polizeioberleutnant a. D. Hans
Rettig, zuſammen mit Herrn ſtud, mach. Claus Mohr übernom=
men
. Das Preisgericht verwalteten die Herren Landſtall=
meiſter
Major a. D. Hertel, Rittmeiſter a. D. Gallo, Dr. Fritz
Merck. Die Uebungen wurden unter dem bewährten Kommando
des jetzigen Reitlehrers Hans Schubert ausgeführt. Die ver=
wendeten
Pferde ſtammten größtenteils aus dem Stall des Herrn
Tatterſallbeſitzers Schott.
Die Veranſtaltung begann mit einer Reiterprüfung für An=
fänger
, die vor dem W.=S. 1932/33 keinen Reitunterricht genoſſen
hatten. Die Zahl der erhaltenen Reitſtunden ſchwankte zwiſchen
10 und 20. Trotzdem ſah man eine gute Geſamtleiſtung. Da=
nach
konnte der Obmann der Reitabteilung, Herr Claus Mohr,
neben Sr. Magnifizenz Herrn, Rektor Prof. Dr. Thum, der
Profeſſorenſchaft, den ſchon oben erwähnten Herren des Preis=
gerichts
und Herrn Landſtallmeiſter a. D. Schörke eine große An=
zahl
Zuſchauer begrüßen. Er dankte den Anweſenden und bat
ſie, auch in Zukunft durch ihr Erſcheinen und Intereſſe die Reit=
abteilung
ideell zu unterſtützen. Als zweiter Programmpunkt
folgte eine von den Herren Buchmann, Bruns, Reichert und Görner
in ſtudentiſchem Wichs gerittene Quadrille. Die Uebungen waren
von Herrn Buchmann ſehr ſorgfältig einſtudiert und wurden
ſchneidig und exakt durchgeführt. Dann hatte die 4=Klaſſe
(Fortgeſchrittene) ihre Dreſſurprüfung abzulegen. Neben den
drei erſten gefiel noch beſonders Herr Oſann durch gute Schen=
kellage
und geſchmeidigen Sitz. Er kam aber durch ein nicht zu
ihm paſſendes Pferd um ſeine Chancen. Das darauf folgende
Schnellſatteln die Reiter ſtarten auf ungeſattelten Pferden zum
Sattelplatz und reiten auf geſatteltem Pferd zum Ziel bewies
die Notwendigkeit dieſer Uebung. Durch behutſame Behandlung
des Pferdes und größte Ruhe gelang es hier Herrn Mohr, ſeine
Konkurrenten, denen zum Teil die Pferde durchgingen, weitaus
zu ſchlagen. Die Elite der Reitabteilung ſtartete dann zur
Reiterprüfung für Fortgeſchrittene (Klaſſe L)., die gleichzeitig
die erſte Teilprüfung der Vielſeitigkeitsprüfung um den Wöhler=
Preis war. Man ſah eine ſehr gute, aber auch ſehr ausgegli=
chene
Abteilung, die es den Preisrichtern nicht leicht machte, ein
gerechtes Urteil zu fällen. Die Platzverteilung zwei 1., drei
2. und ein 3. Preis beſtätigte das dann auch. Ein Jagd=
ſpringen
der Klaſſe 4 war wohl etwas zu ſchwer geſtaltet nur
zwei Reiter kamen über die ganze Bahn. Den Abſchluß bil=
dete
ein Jagdſpringen der Klaſſe L, der zweite Teil der Vielſei=
tigkeitsprüfung
um den Wöhler=Preis. Ueber eine recht ſchwie=
rige
Bahn hinweg führte der Kampf, der von Herrn Reichert ge=
wonnen
wurde. Herr Reichert gewann dann den Wöhler=Preis
im Stichkampf gegen Herrn Bruns, der in der erſten Teilprü=
fung
Sieger geweſen war. Herr Dipl=Ing. Buchmann ſchied als
außerordentlicher Studierender im Wettſtreit um den Wöhler=
Preis aus.
Die drei beſten Reiter jeder Prüfung erhielten Ehrenpreiſe.
Die Preisverteilung fand im gemütlichen Beiſimmenſein auf dem
Korpshaus Chattia ſtatt. Nachſtehend die Ergebniſſe der ein=
zelnen
Konkurrenzen:
1. Reiterprüfung für Anfänger: 1. Herr Meyer auf Ceres,
2. Herr Hahn auf Pax, 3. Herr Marſchall auf Schwalbe.
2. Reiterprüfung für Fortgeſchrittene, Klaſſe 4: 1. Herr
Wagner auf Schwalbe, 2. Herr Mory auf Pax, 3. Herr Hang=
leiter
auf Udo.
3. Reiterprüfung für Fortgeſchrittene, Klaſſe I. (erſte Teil=
prüfung
der Vielſeitigkeitsprüfung um den Wöhler=Preis):
1. Herr Bruns auf Ritterſporn, 1. Herr Buchmann auf Ago,
2. Herr Derendinger auf Brieftaube, 2. Herr Görner auf Pax,
2. Herr Reichert auf Schwalbe, 3. Herr Hemmerling auf Polar=
ſtern
.
4. Jagdſpringen, Klaſſe 4: 1. Herr Mory auf Pax, 2. Herr
Hangleiter auf Udo.
5. Jagdſpringen, Klaſſe I. (zweite Teilprüfung der Vielſei=
tigkeitsprüfung
um den Wöhler=Preis): 1. Herr Reichert auf
Schwalbe, 0 Fehler, 2. Herr Görner auf Ritterſporn, 3. Herr
Buchmann auf Ago.
H. Gewinner des Wöhler=Preiſes Herr Reichert auf Kronprinz.

Vortrag eines Afrikaforſchers. Für die Mitglieder, Freunde
und Gäſte des Heſſ. Jagdklubs des Landesvereins Heſſen des
ADJV., des Heſſ. Automobilklubs des Starkenburger Automobil=
klubs
und der Priv. Schützengeſellſchaft ſpricht heute, Freitag,
abend im großen Saal des Brauereiausſchanks Zur Krone der
bekannte Afrikaforſcher Hauptmann a. D. Steinhardt, Berlin,
über das intereſſante Thema: 15 Jahre als Forſcher und Jäger
im afrikaniſchen Buſch‟ Der Vortragende wird eine große Anzahl
vorzüglicher Lichtbilder vorführen. Damen ſind herzlichſt will=
kommen
.
Faſching für groß und klein im VAD. Das Faſchingsfeſt am
Sonntag, den 26. Februar, beginnt um 14,30 Uhr mit Promenade=
konzert
des Stadtorcheſters und bringt neben der Wiederholung
der mit größtem Beifall aufgenommenen Darbietungen des gro=
ßen
Feſtes der Rößl=Wirtin Ueberraſchungen aller Art. beſonders
für die Kleinen. Ein ganzer Stab von Kindergärtnerinnen hat
ſich zur Verfügung geſtellt, um die jüngſte Jugend abſeits vom
Faſchingstreiben der Großen, die auch ihr Gaudi haben ſollen, zu
vergnügen. Ein Kaſperle=Theater, eine Rutſchbahn eine Angelei
werden ſtarken Zuſtrom haben. Der Saalbau trägt wieder die
Dekoration, die die Feſte bei der Rößl=Wirtin ſo gemütlich macht.
Vorverkauf bei S. K. Leuthner. Erwachſene 1 RM.; Kinder in Be=
gleitung
Erwachſener 50 Pfg.
Der billige Skikurſus in Todtnau=Berg! Endlich iſt überall
in den deutſchen Mittelgebirgen beſonders aber auf den Schwarz=
waldhöhen
, Schnee gefallen. So meldet Todtnau=Berg,
wo der W. K.D. Heſſenſkikurſusverlag (ſiehe heutiges Inſerat) ſei=
nen
billigen 10=Tagekurſus vom 26, Februar bis 7. März 1933
abhält, 30 Zentimeter Schnee und anhaltenden Schneefall. Im
gutgeheizten Reiſeomnibus wird die Fahrt ausgeführt.
In den Helia=Lichtſpielen ſieht man heute und folgende
Tage Conrad Veidt. Mady Chriſtians, Urſula Grabley und Wolf
Albach=Retty in dem neuen Ufa=Großtonfilm Der ſchwarze Hu=
ſar
deſſen ſpannende Handlung ſich vor dem grandioſen Hinter=
grund
der dämmernden deutſchen Freiheit von 1812 abſpielt
Das Union=Theater bringt heute zum letzten Male den
Film Das Geheimnis um Johann Orth (Liebestragödie im
Hauſe Oeſterreich) in perſönlicher Anweſenheit des Erzherzogs
Leopold Ferdinand von Oeſterreich, welcher in jeder Vorſtellung
ſprechen wird. Jugendliche haben Zutritt.
Die Palaſt=Lichtſpiele zeigen nur noch heute in Neuauf=
führung
die beiden beliebten Komiker Pat und Patachon in ihrem
großen Lacherfolg Knall und Fall. Jugendliche haben Zutritt.
Helia=Film=Morgenfeier. Vielſeitigen Wünſchen entſprechend
wird der mit ſo großem Intereſſe aufgenommene hervorragende
Ufa=Kulturfilm. Inſtinkt und Verſtand ein Werk von den Myſte=
rien
der Tierwelt, ein packender Film von den rätſelhaften Pro=
blemen
der Natur, am Sonntag vormittag 11,15 Uhr nochmals
wiederholt. Eine weitere Wiederholung iſt anderweitiger Dispo=
ſitionen
halber nicht mehr möglich. Kein Natur= und Tierfreund
ſollte dieſen Film verſäumen. Jugendliche haben Zutritt. Kleine
Preiſe. Vorverkauf an der Heliakaſſe.
Briefkaſten.
Jeder Anfrage iſt die letzte Bezugsquſttung beizufügen. Anonhme Anfragen werden
nſcht beantwortet. Die Beantwortung erfolgt ohne Rechtsverblindlichkelt.
K. G. 99. Da Sie hier wohnen, würden alle Fragen am beſten
mündlich erledigt werden, weshalb Beſuch werktags vorm. 8 Uhr
auf der Schriftleitung erwünſcht.
Dg. Bis 01 Uhr nachts.

Der Betriebsgrößeneinfluß in der Bauernwirtſchaft.

Die Deutſche Rentenbank=Kreditanſtalt hat die Reihe ihrer
Veröffentlichungen durch eine Unterſuchung über Betriebsverhält=
niſſe
und Betriebsergebniſſe der Bauernwirtſchaft erweitert. Die
bekannten regelmäßigen Veröffentlichungen der Deutſchen Ren=
tenbank
=Kreditanſtalt ſchildern die Kreditlage der deutſchen Land=
wirtſchaft
als ſolche. Die jetzt vorliegende neue und weitere in
Ausſicht geſtellte Arbeiten dienen der Aufgabe, die für die Ge=
ſamtrichtung
der Kreditpolitik der Landwirtſchaftlichen Zentral=
bank
notwendigen Erkenntnisgrundlagen zu erweitern. Die
Deutſche Rentenbank=Kreditanſtalt hat gemeinſam mit dem Deut=
ſchen
Landwirtſchaftsrat, der das Material ſeiner Betriebsſtelle
zur Verfügung ſtellte, die unter Leitung von Dr. Ehrenforth und
Dr. Fenſch ſtehende Landwirtſchaftliche Betriebsprüfungsſtelle mit
der Durchführung dieſer Unterſuchungen über die Bauernwirt=
ſchaft
beauftragt.
Die erſte Veröffentlichung, als deren Verfaſſer Dr. H. L.
Fenſch zeichnet, behandelt den Betriebsgrößeneinfluß in der
Bauernwirtſchaft. Sie beſchränkt ſich bewußt auf die Klärung
dieſes einen Faktors, der allerdings wie die Unterſuchungs=
ergebniſſe
zeigen als einer der entſcheidenſten Fak=
toren
für die Geſtaltung der Betriebsverhält=
niſſe
gerade auch innerhalb der Gruppe der Kleinbetriebe an=
zuſprechen
iſt. Ergibt ſich doch, daß der Betriebsgrößeneinfluß
innerhalb der Betriebsgruppe von 520 Hektar erheblich ſtärker
wirkt als in allen höheren in der Statiſtik üblichen Größen=
gruppen
.
Die Unterſuchung behandelt im einzelnen die bäuerlichen Be=
triebe
von 525 Hektar und gliedert dieſe nach vier Größen=
klaſſen
, ſowie nach guten, mittleren und geringen natürlichen und
wirtſchaftlichen Verhältniſſen. Im Rahmen dieſer Gruppen wer=
den
an Hand eines umfangreichen ſechsjährigen Buchführungs=
materials
alle Tatbeſtände der Betriebsorgani=
ſation
und Betriebsführung ſowie die Be=
triebsergebniſſe
geſchildert. Beſonderes Augenmerk wird

dabei auf die Tatbeſtände gerichtet, deren Klärung von prakti=
ſcher
Bedeutung für viele wirtſchafts=, insbeſondere
agrarpolitiſche Fragen iſt. Zu erwähnen iſt hier vor
allem der Einfluß der Betriebsgröße auf den Kapitalbeſatz, auf
die Arbeitsverfaſſung, auf das Verhältnis von Ackerbau und
Viehhaltung, auf das Verhältnis von Rohertrag und Marktlei=
ſtung
, auf die Struktur der baren Wirtſchaftsumſätze uſw. Die
Unterſuchung zeigt, wie ſtark im Bauernbetrieb alle dieſe Tat=
beſtände
und viele damit zuſammenhängende Erſcheinungen unter
verſchiedenen Wirtſchaftsbedingungen auf Veränderungen in der
Betriebsgröße reagieren.
Die Aufgabe der vorliegenden Unterſuchung liegt an ſich nicht
darin, die Lage der Bauernwirtſchaften zu ſchildern. Trotzdem
bringt die Unterſuchung viele Anhaltspunkte dafür, wie unbe=
friedigend
die Betriebsergebniſſe und damit die Einkom=
mensverhältniſſe
auch der bäuerlichen Betriebe während
des unterſuchten Zeitraumes 1924/25 bis 1930 31 geweſen ſind.
Die Veröffentlichung der Deutſchen Rentenbank=Kreditanſtalt
bietet einen wertvollen Beitrag zu der noch ſehr ergänzungsbe=
dürftigen
wiſſenſchaftlichen Literatur über die deutſche Bauern=
wirtſchaft
. Sie bietet vor allem aber auch Material für die
praktiſche Klärung und Löſung wichtiger Tagesfragen.
Die Veröffentlichung weiſt eindringlich darauf hin, daß der
Ausbau der bäuerlichen Betriebsforſchung eine
der Vorausſetzungen für eine gerechte Beurteilung und Behand=
lung
und Förderung des Bauernbetriebes iſt. Die Veröffent=
lichung
iſt ſich aber auch der Grenzen bewußt, die der rein rech=
neriſchen
Erfaſſung des Bauernbetriebes geſtockt ſind. Die Wur=
zeln
des Bauernbetriebes reichen tiefer, als nur Zahlen wägen=
der
Verſtand zu dringen vermag. Die Weſensgrundlagen
des Bauernbetriebes und ſeinen ſeeliſchen Wert kann
man nur durch Einfühlung begreifen. Aber auch der Bauern=
betrieb
iſt heute zu ſehr mit der Geſamtwirtſchaft verllochten, um
auf das Streben nach einer möglichſt exakten Erfaſſung ſeines
äußeren Aufbaues verzichten zu können.

Das Urwaldhoſpital in Lambarene.
** Der Verband Darmſtädter Frauenvereine hatte in den
Muſikvereinsſaal, Wilhelm=Gläſſing=Straße, zu einem Vortrags=
abend
über Das Urwaldhoſpital von Prof. Albert
Schweitzer in Lambarene eingeladen. Das ſtarke In=
tereſſe
zeigte ſich in der außerordentlich großen Beſucherzahl; der
Saal war überfüllt. Frau Erdmann begrüßte herzlich alle
Erſchienenen und dankte für die über alles Erwarten gute Betei=
ligung
. Die Referentin des Abends, Fräulein Marie Secretan,
die Aſſiſtentin von Profeſſor Schweitzer, behandelte dann ſehr an=
ſchaulich
ihr Thema. Sie zeichnete die unendlichen Mühen, die
die Aerzte mit ihren Helferinnen und Helfern im afrikaniſchen
Urwald zu überſtehen hatten, bis das Spital in Lambarne erſt
auf der heutigen Höhe ſtand. Aus primitivem Material mit frei=
willigen
Spenden aus Europa wurde das Krankenhaus errichtet,
das aus verſchiedenen Baracken, für Leicht=, Schwerkranke, oder
Kranke mit Anſteckungsgefahr, auch für Geiſteskranke beſteht.
Operationsräume, Ordinations= und Warteräume wurden errich=
tet
und die Tätigkeit zweier Aerzte und ihrer Helfer gereichte
ſchon Hunderten von Eingeborenen zum Segen, die, wenn ſie
krank ſind, Hunderte von Kilometern mit ihrer ganzen Familie
zurücklegen, um von dem großen weißen Doktor, wie ſie Pro=
feſſor
Schweitzer nennen, Linderung und Heilung zu erhalten.
Sehr intereſſant erzählte Fräulein Secretan Einzelheiten aus
dem täglichen Leben in dieſem Spital. Sie ſchilderte die ſchwie=
rige
Beſchaffung der Medikamente, der Heilmittel, ja ſogar der
täglichen Verpflegung, die infolge der klimatiſchen und länd=
lichen
Verhältniſſe von weither zu beziehen ſind. Auch Bilder
aus der Flora Afrikas und vor allem aus dem Leben und den
Gewohnheiten der eingeborenen Stämme wurden eingeflochten,
ſo daß man ſich einen klaren Begriff über die Schwierigkeiten
machen konnte, die die Europäer zu überwinden hatten, einmal,
um ſchon das Vertrauen der Wilden, denen ſie ja helfen wollen,
zu gewinnen, zum anderen aber auch, um ihre, ſegensreiche Tätig=
keit
erfolgreich durchzuführen. Etwa 3400 Kranke können in
den Spitalbaracken gleichzeitig behandelt und dort untergebracht
werden. Die Ausführungen wurden durch ſehr gute, ſelbſtverfer=
tigte
Lichtbilder unterſtrichen. Der Referentin wurde nach ihrem
faſt zweiſtündigen Vortrag, dem man bis zuletzt mit atemloſer
Syannung und Intereſſe folgte, lebhafter, dankbarer Beifall
gezollt.

Kampf gegen die Grippe!
Togal=Tabletten ſind ein hervorragend bewährtes Mittel gegen
Grippe und Erkältungskrankheiten. Togal iſt ſtark harnſäurelöſend
und in hohem Maße bakterientötend! Im Anfangsſtadium genom=
men
verhindert Togal den Ausbruch der Grippe Erſtaunliche Er=
folge
! Mehr als 6000 Aerzte=Gutachten! Ein Verſuch überzeugt.
12.6 Lith., 0.46 Chin., 74.3 Aeid. ac. Sal.
In allen Apotheken 1.29.
(I Mch. 29)

Lokale Veranſtallungen.
Die Mierunter erſchelnenden Notlzen ſind ausſchließlich als Hinweiſe auf Anzeigen zu betracht
im keinem Falle irgendwie ale Beſprechung oder Keitſt.
Der M. G. V. Liederkranz hält ſeine karne=
valiſtiſche
Veranſtaltung mit Maskentreiben und Tanz
am Faſtnacht=Samstag (25. Februar) bei zeitgemäßen
Eintrittspreiſen in den oberen Räumen der Krone ab.
(Näheres ſiehe heutige Anzeige.)
Wie in früheren Jahren, ſo finden wiederum in beiden Gaſt=
ſtätten
Hotel Bender, Georgenſtr. 1½, und Reſt Bender
Eliſabethenſtr. 23, am Faſtnacht=Samstag, =Sonntag. =Montag und
Dienstag große karnevaliſtiſche Veranſtaltungen in den herrlich
dekorierten Räumen ſtatt. Einſtimmig lautet ſeit Jahren das Urteil:
den ſchönſten Karneval erleben wir bei Bender.
Näheres ſiehe Inſerat.
Im Herrngarten=Café finden Sonntag. Montag
und Dienstag nachmittags Kindermaskenbälle ſtatt. Die Leitung
hat Tanzlehrer Helmut Fuhrländer. Die vier Karnevalstage
durchgehend auf.
Vereinskalender.
Vereinigung früherer Leibgardiſten. Sonn=
tag
, den 26. Februar, Wanderung nach Wembach. Abfahrt 7.59
Uhr Oſtbahnhof.

Tageskalender für Freitag, den 24. Februar 1933.
Union=Theater: Das Geheimnis um Johann Orth‟; Helia= Licht=
ſpiele
: Der ſchwarze Huſar; Palaſt=Lichtſpiele: Knall und
Fall.

Gokkesdienſt der Iſraelikiſchen Religionsgemeinde.
Hauptſynagoge (Friedrichſtraße 2).
Freitag, 24. Februar: Vorabendgottesdienſt 6.00 Uhr.
Samstag, 25. Februar: Morgengottesdienſt 8.45 Uhr. Sabbat=
ausgang
6.45 Uhr.
Gottesdienſt an den Wochentagen: Morgens 7.15, abends 6.45 Uhr.

Gebekszeiten der Iſraelitiſchen Religionsgeſellſchaft.
Samstag, 25. Februar: (Schekolim.) Vorabend 5.25 Uhr.
Morgens 8,00 Uhr. Nachmittags 4.00 Uhr. Sabbatausgang
6.45 Uhr.
Wochentags: Morgens 6.30 Uhr. Nachmittags 5.30 Uhr.
Sonntag und Montag, den 26. und 27. Februar:
Rauſch Chaudeſch =Adar.

Aus Heſſen.
o. Erzhauſen, 22. Febr. Geſangverein Germania
Winterkonzert. Wie die Auswahl der Lieder nach dem
Programm zeigt, iſt man beſtrebt, auch in den kleinen Landorten
anſtelle des Kitſches edlere Werke zu ſetzen. Die Chöre bewieſen
auch nach der Art ihrer Wiedergabe einen hohen Grad geſang=
licher
Kultur, gepflegt durch den rührigen muſikaliſchen Leiter,
Herrn Staudt=Frankfurt a. M. Insbeſondere übten die beiden
Lieder mit Orcheſterbegleitung (Kapelle Ettling) eine ſtarke Wir=
kung
auf die zahlreichen Beſucher aus. Die Einzelgeſänge hatte
Herr J. Fiſcher aus Frankfurt übernommen, der es verſtand, die
mit feinem Geſchmack ausgewählten Lieder durch ſchlichten reinen
Vortrag der mit Beifall nicht geizenden Zuhörerſchaft nahezu=
bringen
.
Nieder=Ramſtadt, 21. Febr. Turnverein. Die Hand=
ballabteilung
des Vereins hält am kommenden Sonntag, den 26.
d. M., abends 8 Uhr, im großen Saal des Gaſthauſes Zum gol=
denen
Anker (Fiſcher) ihre Meiſterſchaftsfeier ab, verbunden mit
Buntem Abend. Durch Mitwirkung namhafter Künſtler iſt ein
genußreicher Abend garantiert.
G. Ober=Ramſtadt 23. Febr. Winterhilfe. Daß der
Ortsausſchuß für die Winterhilfe mit ſeinem Beſchluß, mit den in
dieſem Jahr geſammelten Spenden eine Kinderſpeiſung
durchzuführen, das richtige getroffen, beweiſt die Tatſache, daß bis
jetzt in ſieben Wochen nicht weniger als 435 Eſſen an bis zu ſechs
Jahre alte Kinder Erwerbsloſer ausgegeben wurden. Die Wo=
chenſpeiſung
, an der zur Zeit 77 Kinder teilnehmen, beſteht in
einmal Milch mit Brötchen, zweimal Kakao mit Brötchen und
dreimal Suppe.
f. Roßdorf, 23. Febr. Am nächſten Montag und nächſten Don=
verstag
finden Holzverſteigerungen aus dem Gemeindewald ſtatt.
(Näheres ſiehe Anzeigenteil.)
. Dieburg, 22. Febr. Diebſtähle. Einem Autobeſitzer
wurden in einer der letzten Nächte von ſeinem Auto, das in der
Garage am Schlachthof untergeſtellt war, die neuen Reifen ab=
montiert
und mitgenommen. Der Beſitzer gibt 30 Mk. Belohnung
für nähere Angaben über den Diebſtahl. Einem Hühnerbeſitzer
wurden aus ſeinem Stall an der Chauſſee nach Groß=Umſtadt
mehrere Hühner geſtohlen.
r. Babenhauſen, 23. Febr. Evangel. Frauenverein
Familienabend. Die zahlreich anweſenden Frauen begrüßte
die Vorſitzende, Frau Mathes. mit tiefgehenden Worten, um
dann die Arbeit und die Aufgaben des ev. Frauenvereins klar
herauszuſtellen. Von launigen Betrachtungen ausgehend. betonte
Herr Pfarrer Scriba die ſegensreiche Daſeinsberechtigung eines
Frauenvereins. Frl. Sartorius verſchönte den Abend durch
den Vortrag verſchiedener Lieder. Das ſchönſte, dem alle lebhaf=
ten
Beifall ſpendeten, war das wohlgelungene Spiel vom Schul=
zen
Hoxpe, der mal ſelbſt das Wetter machen wollte. Allen Dar=
ſtellern
, den großen und den kleinen, dankte Herr Pfarrer Scriba
in ſeinem Schlußwort.
Lichtenberg, 23. Febr. Generalverſammlung der
Geſangsabteilung des Odenwaldklubs. Der Vorſitzende der Orts=
gruppe
. Herr Bürgermeiſter Schellhaas, leitete die gut beſuchte und
harmoniſch verlaufene Verſammlung. Er gedachte mit herzlichen
Worten des ſo früh verſtorbenen Lehrers W. Kuſchke und rühmte
deſſen Verdienſte als Gründer, und Chorleiter der Geſangsabtei=
lung
Eintracht des hieſigen Odenwaldklubs. Die Anweſenden
ehrten ſein Andenken durch Erheben von ihren Plätzen. Sie ehrten
ihn noch mehr durch den harmoniſchen Verlauf der Verſammlung
und durch den Beſchluß, Kuſchkes Werk trotz der Not der Zeiten
nicht untergehen zu laſſen. Die Finanzlage des kleinen Vereins
iſt ſchwierig genug. Wenn aber die Anregungen und Beſchlüſſe der
Verſammlung von allen durchgeführt und eingehalten werden, iſt
kein Grund zu Bedenken vorhanden. Der Vorſtand wird wieder=
gewählt
, zum Teil durch Neuwahlen ergänzt. Für den Sommer
ſind eine Reihe von Veranſtaltungen vorgeſehen, die zugleich im
Intereſſe des Kurbetriebs und des Vereins liegen.
Ch. Hainſtadt (Kr. Erbach), 23. Febr. Geſtern mittag landete
ein Sportflugzeug in den Wieſen der Gemarkung. Dasſelbe
war aus Neuſtadt a. d. Haardt und wollte nach Darmſtadt. Die
Urſache der Notlandung war, daß zwei Kerzen ausſetzten und da=
durch
der normale Flug behindert wurde. Nach kurzem Aufent=
halt
ſtiegen Flieger und Begleiter wieder in die Höhe und ver=
ſchwanden
in Richtung Darmſtadt.
Ce. Mümling=Grumbach. 22. Febr. Freiwilliger Ar=
beitsdienſt
. Zur Beſchäftigung ihrer jugendlichen Erwerbs=
loſen
plant die Gemeinde größere Arbeiten im Wege des frei=
willigen
Arbeitsdienſtes. Es ſollen vorläufig 20 Mann ungefähr
13 Wochen im Wegbau und bei der Herſtellung von Entwäſſe=
rungsanlagen
beſchäftigt werden. Die Koſten belaufen ſich auf
3 750 Mark, von denen das Arbeitsamt 3 250 und die Gemeinde
die reſtlichen 500 Mark übernimmt.
4s. Erbach, 21. Febr. Generalverſammlung des
Obſtbauvereins. Herr Rentamtmann Steinert gab den
Jahresbericht bekannt. Auch im letzten Jahre war der Verein
bemüht, durch Belehrungen aller Art und durch Bekämpfung der
Schädlinge, den Obſtbau zu fördern. Zahlreiche Neuanpflanzungen
wurden im Laufe des Jahres vorgenommen. Für die Fachzeit=
ſchrift
, die ſeither auf Vereinskoſten bezogen wurde, ſoll künftig
im Herbſt jedem Mitglied ein Obſtbaum geliefert werden.
0 Reichenbach i. Odw., 22. Febr. Erdbeben. Wie neulich
das Erdbeben im Murgtal, ſo wurden auch hier geſtern (Dienstag)
um 17.47 Uhr wieder einige kräftige Erdbebenſtöße bemerkbar. In
dem betreffenden hochgelegenen Haus ſchwankten die Möbel heftig
hin und her. Die Stöße am 8. Februar waren etwas ſtärker als
die am Dienstag.
Be. Hirſchhorn, 21. Febr. Heute nachmittag gegen 5 Uhr wurde
hier wiederum ein ziemlich kräftiger, einige Sekunden dauern=
der
Erdſtoß verſpürt, der wohl mit einem entfernten Erdbeben
zuſammenhängen dürfte.

Reiche Abwechslung in der täglichen Suppe
bieten MAGGle Suppen
Nese e

[ ][  ][ ]

Freitag, 24. Februar 1933

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Nr. 55 Seite 7

Aus den Gemeinderalsſikungen.
r. Babenhauſen, 23. Febr. Gemeinderatsſitzung. Ein
Vertragsentwurf der Firma A. Tiefenbacher in Bad Kiſſingen,
die gegen eine jährliche Zahlungsgebuhr von 75 Mk. das Plakat=
anſchlagweſen
der Gemeinde übernehmen und auf eigene Koſten
fünf große Anſchlagtafeln, angefertigt von hieſigen. Handwerkern,
errichten will, wird genehmigt und der Vertrag auf zehn Jahre
abgeſchloſſen. Für die örtliche Winterhilfe werden 200 RM.
bewilligt. Neue, vom Kreisamt herausgegebene Richtlinien
betr. Gewerbeſteuer werden vom Rat gebilligt. Die Vergütung
der Feldgeſchworenen wird nach dem Vorſchlag des Kreisamts auf
50 Pfg. pro Stunde herabgeſetzt. Zur Anſchaffung eines Be=
leuchtungsapparätes
für die Freiw. Feuerwehr werden die feh=
lenden
50 RM. bewilligt. Der Fa. Tempel (Konfurter Mühle)
werden für die Befeſtigung eines Wegſtücks 150 RM. genehmigt
unter der Bedingung, daß der Weg für den allgemeinen Verkehr
freigegeben wird.
Op. Hahn bei Pfungſtadt, 23. Febr. Der Gemeinderat
genehmigte den Satzungsentwurf für den Land= und Fanggraben=
verband
. Die Wahlkommiſſion" für die bevorſtehende Reichs=
tagswahl
beſteht aus acht Mitgliedern. Wahlvorſteher iſt Bürger=
meiſter
Weicker. Das Geſuch der Jagdgeſellſchaft Griesheim um
Ermäßigung der Gemeindejagdpacht wurde genehmigt. Der Pacht=
preis
ermäßigt ſich danach um 10 Prozent für das Jahr 1933.
Das Waſſergeld wurde von 33 auf 30 Pfg. für den Kubikmeter er=
mäßigt
.
Bt. Auerbach, 21. Febr. Kirchenviſitation Vorgeſtern
und geſtern fand eine ordentliche Kirchenviſitation der hieſigen
evangeliſchen Pfarrei durch den Superintendenten der Starken=
burger
Kirchenprovinz, Herrn Oberkirchenrat D. Müller, ſtatt, die
mit dem Hauptgottesdienſt begann, bei dein auch der evangeliſche
Kirchengeſangverein mitwirkte, der erſtmalig durch den neuen
Chorleiter, Lehrer Seitz, dirigiert wurde. Nach der Predigt des
Herrn Pfarrer Eßlinger richtete der Superintendent an die ſehr
zahlreich erſchienenen Gottesdienſtbeſucher eine Anſprache, worin
er den Zweck der Viſitation darlegte und die Glieder der evange=
liſchen
Kirche an ihre vornehmſten Chriſtenpflichten gemahnte.
Anſchließend an den Hauptgottesdienſt hat die Prüfung der
chriſtenlehrpflichtigen Jugend und der Sonntagsſchule in der
Kirche ſtattgefunden. Nachmittags hatten ſich die Mitglieder des
Kirchenvorſtandes und der Kirchengemeindevertretung im Ver=
einshaus
eingefunden, wo im Beiſein des Herrn Superintendenten
eine Ausſprache über innere Angelegenheiten des kirchlichen
Lebens und das Verhältnis der politiſchen Gemeinde zur Kirchen=
gemeinde
ſtattfand. Geſtern vormittag beſuchte Herr Kirchenrat
D. Müller den Religionsunterricht in den Klaſſen der Volksſchule.
W Heppenheim, 23. Febr. Freiwillige Feuerwehr.
Nach den Vorſchriften des Heſſiſchen Landesverbandes der Frei=
willigen
Feuerwehren wurde auch die hieſige Wehr neugeſtaltet
und umfaßt nun drei Löſchzüge. Der Umgeſtaltung ſchloß ſich die
Generalverſammlung an. Die Wehr umfaßt 120 ordentliche und
28 Ehrenmitglieder. Im Berichtsjahre hatte die Wehr keinen
Brand zu bekämpfen. Die alten Satzungen von 1882 und 1895
wurden den Muſterſatzungen des Landesverbandes angepaßt. Der
alte Vorſtand und alle Unterführer wurden durch Zuruf einſtim=
mig
wiedergewählt. Gegen Schluß der Verſammlung überreichte
der Landesverbandsvorſitzende Kreisfeuerwehrinſpektor Knaup
dem hieſigen Kommandanten Apfel für ſeine Verdienſte um das
Feuerlöſchweſen das Silberne Ehrenkreuz des Landesverbandes
Heſſiſcher Freiwilliger Feuerwehren. Kathol. Frauen=
bund
. Für die Mitglieder des katholiſchen Frauenbundes ſprach
im Vereinshaus Frau Siebert=Karlsruhe über Großſtadtelend
und Großſtadtgefahren‟. Eine Darſtellung der Leiſtungen der
freien Wohlfahrtspflege ließ die Zuhörerinnen deutlich die Not=
wendigkeit
der Caritasverbände erkennen.
t. Gernsheim. 22. Febr. Bildhauer Adam Winter, der In=
haber
der Gernsheimer Kunſtwerkſtätte für Keramik, ſiedelt nach
Mainz über, wo er neben ſeiner künſtleriſchen Tätigkeit auch an
der Kunſt= und Gewerbeſchule Lehrer für figürliche Keramik ſein
wird. In wenigen Jahren hat der Künſtler es verſtanden, ſich
einen Namen zu verſchaffen. Beſonders in Holland befinden ſich
zahlreiche ſeiner Werke. Meiſt ſind es Arbeiten in Terrakotta, die
er nicht nur ſelbſt entwirft und geſtaltet, ſondern in einem Ofen,
der brenntechniſch vollendet iſt, brennt. In Mainz erwartet ihn
nun ein größerer Wirkungskreis, der ihm aber auch ſicher größe=
ren
Erfolg bringen wird
Gernsheim; 23. Febr. Waſſerſtand des Rheins
(Pegel) am 22. d. M.: 0,74=Meter, am 23. d. M.: 0,79 Meter,
jeweils morgens 5.30 Uhr.
e. Bad=Wimpfen. 23. Febr. Kriegerverein Haupt=
verſammlung
. Mit herzlichen Begrüßungsworten eröffnete der
Vorſitzende, Kamerad Diehm. die Verſammlung und widmete den
verſtorbenen Kameraden Johann Dierolf. Karl Kühnle. Peter
Gillmann und Major Krauße d’Avis einen warmen Nachruf. Aus
dem Jahresbericht iſt zu erwähnen: Im Mittelpunkt des Vereins=
lebens
des letzten Jahres ſtand die Vereinigung der beiden hie=
ſigen
Kriegervereine. Am 22. Mai und 25. September beſuchte je
eine Abordnung des KV. die Bezirkstage in Langental und Ober=
finkenbach
. An Unterſtützungen wurden im letzten Jahre 487 Mk.
bezahlt, an Sterbegeldern 240 Mk. Der Jahresbericht des Vor=
ſitzenden
wurde einſtimmig genehmigt, ebenfo der Jahresbericht
des Obmanns der Kriegsbeſchädigten und Hinterbliebenen, des
Kameraden Schmidt, ſowie der Rechenſchaftsbericht des Kam.
Franz. Das 60jährige Beſtehen des hieſigen Kriegervereins ſoll
vom 15. bis 17. Juli d. J feſtlich begangen werden. Auf Antrag
will man zur Pflege des Wehrſports übergehen, und zunächſt das
Kleinkaliberſchießen üben. Zerſchiedenes. Anläßlich der
goldenen Hochzeit von Tapeziermeiſter Miſſelbeck und ſeiner Ehe=
frau
ſind dem Jubelpaar Glückwunſchſchreiben ſeitens des Herrn
Reichspräſidenten, des Herrn Miniſters des Innern. der Stadt=
verwaltung
und des Kriegervereins nebſt Ehrengaben zugegan=
gen
. Frl. Karoline Bauer ſind für deren 50jährige Dienſt=
zeit
zahlreiche Glückwunſchſchreiben zugegangen, darunter auch ein
ſolches von Herrn Reichspräſident Hindenburg.
Aa. Langen, 22. Febr 25 Jahre Obſt= und Garten=
bauverein
. Der hieſige Obſt= und Gartenbauverein beging
in Verbindung mit ſeiner Jahrshauptverſammlung das Jubiläum
ſeines 25jährigen Beſtehens. Der Verein wurde am 4. Mai 1898
gegründet. Von den 36 damaligen Gründern gehören dem Verein
heute noch fünf als Mitglieder an. Der Verein zählt gegenwärtig
108 Mitglieder. Der ſeitherige Vorſtand wurde wiedergewählt.
Dem Verkehrs= und Verſchönerungsverein Langen wurde ein Bei=
trag
von 10 RM. bewilligt.
Aus Mainz und Rheinheſſen.
Be. Mainz, 23. Februar. Sanierung des Mainzer
Rheinufers. Mit einer ſyſtematiſchen Sanierung des Main=
zer
Rheinufers und Beſeitigung der das Mainzer Städtebild ſtö=
renden
Lagerhallen am Rheinufer iſt jetzt ein Anfang gemacht
worden. Vom Raimunditor bis zum Kaiſertor wird die Rhein=
promenade
von den unſchönen, den Blick auf den Rhein hindern=
den
Lagerhallen freigemacht. Die Hallen 6 und 7 ſind bereits im
Abbruch, auch die Hallen 10 und 11 werden demnächſt niedergelegt;
lediglich bezüglich der Halle 8 ſteht der Zeitpunkt des Abbruches
noch nicht feſt. So beſteht berechtigte Hoffnung, daß in abſehbarer
Zeit auch das Mainzer Rheinufer, das einen der ſchönſten Rhein=
blicke
darbietet, zu einem angenehmen Späzierweg, zu einer
Sehenswürdigkeit umgewandelt wird. Leider iſt jahrelang ver=
ſäumt
worden, in zielſtrebiger Baupolitik etwas für die Verſchöne=

rung des Mainzer Stadtbildes zu tun.

atatenr Aas

Was ſoll man einer Prinzefſin ſchenken?
(br) Sofia. Auf dieſe Frage, die ſich nach der Geburt der
bulgariſchen Prinzeſſin eine paar Millionen Bulgaren geſtellt
haben, geben drei Zimmer im Schloß Antwort, in denen ſich die
unmöglichſten Dinge aufgeſtapelt befinden, die man aus allen Tei=
len
des Landes als Geſchenk für die Königin und das Prinzeßlein
geſandt hat. Die lebenden Hühner und Gänſe und die Korbflaſchen
mit Wein, die Torten und Kuchenfladen hat man bereits unter
die Bedürftigen verteilt, geblieben ſind Bilder, Plaſtiken, Ikone,
Hemdenſtoffe, Stickereien, bäuerliche Haushaltgegenſtände, wie
Holzteller, Tonkrüge, ein paar Dutzend Jo=Jo=Spiele in bulgari=
ſcher
Bemalung, ein Dutzend Wiegen und ebenſo viele Kinder=
wagen
. Alle dieſe Geſchenke erfolgten gegen den ausdrücklichen
Willen des Königs, der ſchon bei der Flut der Hochzeitsgeſchenke
ungehalten war, weil auch das kleinſte Geſchenk den armen Bul=
garen
Geld koſtet. Und als diesmal die eifrigen Stadtväter aus
den Mittel der völlig verſchuldeten Stadt ein Geburtstagsgeſchenk
machen wollten und dieſe Abſicht in der Preſſe ankündigen ließen,
da kam aus dem Schloß ein deutliches Abwinken! Dem diploma=
tiſchen
Korps kann man natürlich nicht abwinken, wenn es Ge=
ſchenke
machen will. Von den in Sofia beglaubigten Geſandten
hat die Königin einen Tafelaufſatz aus ſchwerem engliſchen Sil=
ber
erhalken, der einmal die feſtliche Tafel der jüngſten bulgari=
ſchen
Prinzeſſin ſchmücken ſoll. Es war nicht leicht, eine inter=
nationale
Vereinbarung über die Art des Geſchenkes zu treffen
jeder Miſſionschef hatte einen anderen Einfall, und jener Groß=
machtvertreter
, der zunächſt den Einfall hatte, dem Königspaar
einmal probeweiſe eine Photographie des beabſichtigten Ge=
ſchenkes
vorzulegen Muſterkatalog, Abbildung 236 war nur
mit Mühe von dieſem Einfall abzubringen geweſen. Die drei
rangälteſten Divlomatenfrauen erhielten ſchließlich den Auftrag,
in einem Konklave einen Beſchluß zu faſſen, und ſie haben auch
den endlich gewählten, gewichtigen Tafelaufſatz der Königin in
einer Kollektivaudienz überreicht.

Marie, Marie ...."

(4rk) Budapeſt. Lang, lang iſt’s her. Graf Bethlen war
noch am Ruder und hielt im ungariſchen Parlament eine ſeiner
bekannten großen Reden. Auf der Tribüne ſaß jedoch ein weltver=
geſſenes
Pärchen, ein bekannter Budapeſter Rechtsanwalt mit
einer kleinen unbekannten Schauſpielerin. Auch er hielt ihr eine
große Rede, und dieſe hatte handgreiflich und augenſcheinlich
mehr Erfolg als die des Grafen Bethlen: Sie war bald beſiegt
und ſchenkte ihm die kirſchroten Lippen. Der Kuß im Unterhaus
erregte ziemliches Aufſehen, und Fräulein Marie Szemlér wurde
plötzlich ebenfalls bekannt. .
Monate waren vergangen. Graf Bethlen zog ſich von der
Politik zurück, die Sitzungen des Unterhauſes verliefen kußfrei,
und die kleine Marie machte auch nicht mehr von ſich reden. Bis
ſie neulich abermals eine Reichstagskarte geſchenkt bekam. Dies=
mal
beſuchte ſie aber ohne Begleiter die Sitzung und benahm ſich
recht manierlich. Ein Abgeordneter erkannte jedoch die dereinſtige
Ruheſtörerin und meinte: Kinder, die Kuß=Marie iſt wieder
da. Sie will ſich wohl der neuen Gömbös=Regierung vorſtellen!!
An dieſem Nachmittag gingen alle Regierungsanträge
ohne Debatte durch. Alles wartete auf die Vorſtellung. Leider
ohne Erfolg.
Maulſchellen=Wektbewerb.
(s),Belgxad. Im Zeitalter der Rekorde und des Rekord=
wahnſinns
fühlten ſich auch zwei beamtete Würdenträger der ſer=
biſchen
Gemeinde Kragujevac (1915 von der Heeresgruppe Macken=
ſen
beſetzt!) veranlaßt, einen gar neuartigen Wettbewerb auszu=
tragen
. Der Kirchendiener und der Magiſtratsbote nahmen auf
dem Marktplatz Aufſtellung, die ſchauluſtige Bevölkerung grup=
pierte
ſich um die Matadoren, und nun begann ein Zweikampf
ſondergleichen. Es ging darum, wer von den beiden mehr Maul=
ſchellen
vertragen könne! Nach einiger Zeit hatten beide Parteien
rote und angeſchwollene Geſichter. Nichtsdeſtoweniger führten ſie
ihr freundliches Duell weiter bis zur Kampfunfähigkeit des Kir=
chendieners
. Der Schwächling hielt nur knappe 27 Maulſchellen
aus und fiel in Shnmacht. Der Sieger des neueſten jugoſlawiſchen
Weges zur Kraft und Schönheit wurde angemeſſen gefeiert.
Der Zuſtand des Beſiegten jedoch iſt lebensgefährlich.
Wie bei manch anderen Wettbewerben!.

Grenzen der Sauberkeik.

(n) Moskau. Es gibt verſchiedene Wochen in der Union
der Sowjetrepubliken. Einer Woche des Stoßtrupplers folgte
eine Woche der Karnickelzucht, auf dieſe kam eine Woche der Ge=
müſeabfälle
=Sammlung und dann eine Woche der kleinen Haus=
teparaturen
. Wochen der Kleinkinderpflege wechſeln mit Wochen
der beſonders intenſiven Traktoriſten=Ausbildung, dieſe wieder
mit Wochen des Schneeſchippens, der Bombenflugzeuge, der =
löffelerzeugung
, der Funkpropaganda uſw. uſw. Am ſchönſten war
es aber mit der Woche der Sauberkeit. Nämlich: Eines Tages
hatte man ſich auf das alte Wort beſonnen, daß die Kulturſtufe
eines Volkes nach dem Seifenverbrauch ziemlich genau beurteilt
werden kann. Man kramte in alten Statiſtiken nach, in denen die
Sowjetleute bekanntlich ſtets Meiſter waren, und machte eine
furchtbare Entdeckung: Sowjetrußland ſteht im Seifenverbrauch
nahezu am äußerſten Ende aller europäiſchen Staaten. So geht
das natürlich nicht! Was aber tun? Da gibt es ein einfaches Mit=
tel
: Eine Woche der Sauberkeit! Gedacht getan. Täglich
wurde in langen Zeitungsartikeln der unſchätzbare Wert einer
ſauberen Hausfrau geſchildert, täglich verbreitete ſich der Rund=
funk
über die Güte der Sowjetſeife wo war aber dieſe
Seife zu finden? Man ging auf den Markt, den freien Stadtmarkt,
und konnte keine Seife finden. Man ging in die Genoſſenſchafts=
läden
und Seife war nicht verhanden. Ganz Moskau geriet in
Aufregung. Seife! Man ſchrie nach Seife! Nun wollte es
der Zufall, der tückiſche, teufliſche Zufall, daß ſich gerade in den
Tagen dieſer Sauberkeitswoche in Leningrad ein ſehr bezeichnen=
der
Prozeß abſpielte. Da war der Direktor einer Seifenfabrik
angeklagt, weil er keine Seife lieferte. Der Mann wurde einſtim=
mig
verurteilt, noch vor der Verhandiung war er ein erledigter
Mann. Sibirien blühte ihm oder gar die höchſte ſoziale Strafe‟.

Aber ſiehe da! Es kam anders. Zur Seifenproduktion braucht
man natürlich Fett. Aber wo ſoll nun das Fett herkommen?
Man hielt ihm entgegen, daß es ranziges Fett in Mengen gäbe.
Und da kam der Effekt: Es muß auch genügend ranzig, es muß ſo=
zuſagen
unrettbar ranzig ſein. Er nannte nur ein Beiſpiel. Er
hatte bereits mit einem großen ſtaatlichen Truſt die Lieferung
großer Mengen abgemacht, die auch ſchon für genügend alſo ab=
ſolut
genügend ranzig befunden wurden. Aber da kam noch
eine allerletzte Prüfungskommiſſion und dieſe verfügte den
Verkauf auch dieſes Fettes als Brotaufſtrich. Seitdem iſt die
Seifenproduktion auch keine Freude mehr. Denn auch ranzig iſt
ein relativer Begriff. Und ſo fand eben auch die Sauberkeitswoche
ihre Grenzen.
2as Trio=Zuekk.
(sl) London. Ein Jammer, daß der Herr Gymnaſialdirek=
tor
Konrad Duden ſeit über zwanzig Jahre tot iſt! Nur dieſer die
deutſche Sprache in all ihren Intimitäten ſo vorbildlich beherr=
ſchende
Philologe wäre berufen geweſen, den vom Londoner Tanz=
meiſterverband
ſoeben beglaubigten neuen Modetanz wirklich gut
deutſch zu benennen.
Der neue Tanz heißt Nein, einen richtiggehenden Namen
hat er vorläufig nicht. Er dient dem menſchenfreundlichen Zweck,
daß keine noch ſo verſchmähte Frau mehr im Ballſaal ſitzen
bleiben möge. Das wird eben nie mehr nötig ſein, denn der
Tanz trägt der ſtatiſtiſch erwieſenen Tatſache Rechnung, daß es
viel mehr Männer als Frauen gibt.
Das Trio=Duett iſt . Nein, eigentlich müßte man es
Duett=Terzett nennen. Oder noch eher Eins hoch drei‟. Denn der
neue Tanz wird von einem dreifachen Tanzpaar ausgeführt. Noch
richtiger von einem dreigliedrigen Pärchen. Ein Mann tanzt mit
zwei Frauen. (In vornehmeren Kreiſen: Ein Herr mit zwei Da=
men
!) Aufſtellung: Damen nebeneinander gegenüber der Krone
der Schöpfung. Die beiden Schönen umarmen ſich und während
des Tanzes tut der Herr ſo, als ob er eine Tänzerin hätte. Mit
der Rechten umarmt er die Rechte und mit der Linken führt er
die Linke an der Hand.
Zuguterletzt alſo keine beſonders ſchwierige Aufgabe für gute
Tänzer: Sie denken ſich ganz einfach, eine etwas füllige, d. h.
vollſchlanke Tänzerin zu führen.
Somit wäre der Männermangel wundervoll behoben. Zu=
mindeſt
im Tanzſaal. Auf anderen Gebieten dürfte dies etwas
mehr Schwierigkeiten machen!
Gewinnauszug
5. Klaſſe 40. Preußiſch=Süddeutſche Staats=Lotferie.
Ohne Gewähr
Nachdruck verboten

Auf ſede gezogene Nummer ſind zwei gleich hobe Gewinne
gefallen, und zwar ſe einer auf die Loſe gleicher Nummer
in den beiden Abteilungen I und II

13. Ziehungstag
22. Februar 1933
In der heutigen Vormittagsziehung wurden Gewinne über 400 M.
gezogen
4 Gewinne zu 10000 M. 252883 363239
8 Bewinne zu 5000 M. 187698 228523 229200 385882
20 Gewinne zu 3000 M. 56736 63628 84361 86523 97777 150210
160174 315329 361155 363786
52 Gewinne zu 2000 M. 4940 29741 39735 40487 43593 58277
58885 70451 72968 98214 133884 134496 155788 188971 221899
236125 263957 264394 267794 286102 302894 319242 326697 343288
368526 373276
92 Gewinne zu 1000 M. 16686 32332 37032 79130 80742 97897
107101 108216 116011 130868 137019 141941 170652 171144 172412
178394 179801 182541 195865 202586 213125 218205 218257 332154
233062 233537 236351 265711 270034 279910 291696 294074 316312
324089 331116 331831 346188 351395 369414 374409 375267 376857
377074 380567 386170 395548
204 Gewinne zu 500 m. 1711 2638 11434 15369 22423 24104 25438
35373 40893 47902 50908 B1174 54623 60676 64911 65743 81117
82674 92661 98140 101308 106251 111171 121488 129326 129589
130747 131263 131269 134577 137209 140489 141393 149542 151149
152224 157353 182813 166267 178907 187393 190510 191995 195121
195393 196153 196311 207579 210008 222072 223626 227700 233714
237797 238967 244934 250947 261078 252985 254111 262800 264525
282383 283449 284799 289651 294403 294814 301961 302809 304085
308433 309944 317911 319935 320806 321756 321901 324590 329395
333827 336215 345233 346821 345902 347505 350260 3534 10 354641
355531 357314 357831 358378 359786 363838 367574 378720 381433
391259 392777 393955 399003
In der heutigen Nachmittagsziehung wurden Gewinne über 400 M.
gezogen
4 Bewinne zu 10000 m. 67146 392012
10 Gewinne zu 6000 M. 1247305 182706 197893 233937 889629
14 Gewinne zu 3000 M. 44525 49360 104798 107104 134738
211047 224930
38 Gewinne zu 2000 M. 63103 79102 163583 17307b 178110 206376
218869 236266 246010 246415 248182 267266 296906 324380 331628
366894 369167 381136 398155
78 Gewinne zu 1000 M. 37763 44853 82074 82786 B5920 105714
107290 108918 111282 136782 138158 142645 149340 155891 182338
196713 201609 206386 218008 230570 245311 253974 279975 307760
330458 334151 344222 349375 350328 3536 18 353865 359949 362203
363632 376290 381522 384930 390736 394150
142 Gewinne zu 600 M. 6032 8377 16040 20426 22835 27421 40755
43497 43819 47977 67078 64886 65579 86029 87291 87834 92076
99586 102036 165217 114772 117435 118926 119454 121168 122330
123451 145709 181398 167801 170487 178057 181682 184063 192231
193260 201441 202141 217105 217641 228067 228056 229543 234786
237623 248601 254909 262072 2664 73 266660 269567 275370 294858
298332 300296 306145 316951 321759 327298 330306 347678 349311
349799 350724 358031 368236 363513 366929 378872 386203 388709
Im Gewinnrade verblieben: 2 Prämien zu je 500000, 2 Gewinne
zu je 2/0000, 4 Gewinne zu je 100000, 4 zu je 75000, 6 zu
je 50000, 18 zu je 25000, 100 zu je 10000, 264 zu je 5000, 550
zu je 8000, 1596 zu je 2000, 3202 zu je 1000, 5352 zu je 500,
15770 zu je 400, und 100 Schlußprämien zu 3000 Mark.
Hauptſchriffleltung: Rudolf Mauve
Verantwortlich für Polliik und Wirtſchaft: Rudolf Maupe; für Feuſſſeton, Reich und
Ausland und Heſſiſche Nachrichten: Max Streeſe; für Sport: Karl Böhmann;

für den Handel: Dr C H. Quetſch; für den Schlußdienſt: Andreas Bauer; für
Die Gegenwart Tagesſpiegel in Bild und Wort: Dr. Herbert Nette;
für den Inſeratenteil und geſchäftliche Mittellungen: Willy Kuble;
Druck und Verlag: L. C. Wittich ſämilich in Darmſtadt
Für unverlangte Manuſkripte wird Garantie der Rückſendung n icht übernommen.
Die heutige Nummer hat 12 Seiten.

Warum die neue NWEA- Kahnnasta?

Wei Sie für 50 Pf. eine große Tube
Zohnpasta bekommen, die den bis-
herigen
guten Zahnpasten eben-
bürtig
ist, und deren köstlicher
Geschmack Sie begeistem wird. Der
niedrige Preis erspast es Ihnen, auf
eins der vielen unerprobten Zahn-
pllegemittel
zurückgreifen zu müssen.

Qualität: NIVEA
Preiswert und gut!

A

deHaut.

IAbg 261

Nur Nivea-Creme ent-
hält
Euzerit; sie hinter-
läßt
keinerlei Glanz.

Nivea-Creme. Schon vor-
beugen
! Allabendlich und
bevor Sie ins Freie gehen
Gesicht u. Hände einreiben.
Dann wird Ihre Haut wider-
standsfähig
, sie bleibt ju-
gendfrisch
u. geschmeidig.

13, 24, 40, 54, 60 Pf. u. R1

[ ][  ][ ]

Seite 8 Nr. 55

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Freitag, 24. Februar 1983

Die völlig ausgebrannte Ruine des Lichtſpieltheaters Filmſtern in Berlin=Johannisthal,
das durch ein Großfeuer zerſtört wurde. Da der Brand in der Nacht ausbrach, kamen Menſchenleben
nicht zu Schaden.

Parole=Ausgabe bei einer Wehrſport=Uebung des Stahlhelm in Ludwigsluſt (Mecklenburg).
Auch im Winter hören die deutſchen Wehrverbände nicht auf, ihre Mitglieder durch häufige
Uebungen auszubilden. Den jungen Leuten wird ſo beigebracht, auch bei Kälte und Näſſe ſtraffe
Diſziplin zu bewahren.

Reich und Ausland.
Meiſterwerk deutſchen Schiffsbaues.
Die Harag präſentiert ihr Motorſchiff Caribia.
Hamburg. Die Hapag gab am Donnerstag
nachmittag einem größeren Kreis von Journa=
liſten
Gelegenheit, ihr neues Motorſchiff für den
Weſtindiendienſt, die Caribia kurz vor der
erſten Ausreiſe zu beſichtigen. Schiffneubauten
ſind heute eine Seltenheit geworden. Ueber den
Seltenheitswert hinaus aber bedeutet dieſer
jüngſte Zuwachs der Hapag=Flotte ein Ereignis.
Die Beſucher, die Marius Boeger als Hausherr
willkommen hieß, lernten in der Caribia ein
Motorſchiff kennen, das ſowohl techniſch als
raumkünſtleriſch als Meiſterwerk und Muſter=
beiſpiel
deutſchen Schiffbaues anzuſprechen iſt.
Die äußere Form iſt raſſig und wohlgeglie.
dert. Die Innenräume überraſchen auch denjeni=
gen
, der neuere Bauten zum Vergleich heranzu=
ziehen
vermag. Die Fahrgaſtzahlen betragen für
die 1. Klaſſe 159 feſte Betten, für die 2. Klaſſe
103, für die Touriſtenklaſſe 110.

Im Kleinflugzeug nach Afrika geſkarket
München. Auf dem Flugplatz Oberwieſen=
feld
in München ſtartete am Donnerstag mittag
laut M. T.3. der Sportsmann und Inhäber
eines Pelzhauſes, Karl Schwabe, auf einer
Klemm=Maſchine mit Siemensmotor zu einem
Flug nach Afrika, der zuerſt über Wien und dann
nach Konſtantinopel und Kairo führt, von wo
der Flieger die Route nilaufwärts zu den ehe=
mals
deutſchen Kolonien verfolgt und dann
wahrſcheinlich auf der Weſtroute über Gibraltar
wieder zurückkehren wird. Der Flug iſt als reiner
Sportflug gedacht. Vertreter des Miniſteriums,
der Lufthanſa und des BAC. hatten ſich zum Ab=
ſchied
auf dem Flughafen eingefunden.

10 Minuken ruhle der geſamte Verkehr
der Weliſtadi Paris.

Pariſer Omnibuſſe während der Streikminuten.
Zum Proteſt gegen die hohe Steuerbelaſtung
traten in Paris ſämtliche Angeſtellten der Ver=
kehrsorganiſationen
ſowie der Poſt= und Tele=
graphenämter
in einen Demonſtrationsſtreik von
10 Minuten. In dieſen 10 Minuten war die
Weltſtadt tatſächlich gelähmt und ein Zuſchauer
hätte ſich um mehr als 100 Jahre zurückverſetzt
geglaubt) in eine Zeit, wo es alle die heute
unentbehrlichen Errungenſchaften der modernen
Technik noch nicht gab.

Der umgebaute Rieſenwagen Blauer Vogel des Engländers Sir Malcolm Campbell
(Porträt im Kreis), mit dem der kühne Rekordfahrer am Strand von Daytona Beach eine Ge=
ſchwindigkeit
von 440 Stundenkilometern herausfuhr und damit ſeinen bisherigen Weltrekord um
faſt 30 Kilometer verbeſſerte.

Krankenſchweſter
von Einbrecher niedergeftochen.
Amorbach. Am Donnerstag morgen gegen
4 Uhr wurde die Krankenſchweſter, die im Kran=
kenhaus
Nachtwache hielt, von Einbrechern über=
fallen
und mit einem Weſſer verletzt; ſie erhielt
drei Stiche in den Unterleib und den Oberkör=
per
. Man vermutet, daß die Einbrecher, es
handelt ſich wahrſcheinlich um zwei oder drei,
über den Hof in das Krankenhaus eindrangen
mit der Abſicht, ſich Lebensmittel zu beſchaffen.
Die Gendarmerie nahm ſofort die Unterſuchung
auf, es konnte jedoch noch nichts Endgültiges
feſtgeſtellt werden.
Zwei Tote bei einem Lawinenunglück.
Wien. In Guttal in der Nähe des bekann=
ten
Kärntner Gebirgsortes Heiligenblut ereig=
nete
ſich ein ſchweres Lawinenunglück, bei dem
zwei Hamburger, der Verſicherungsbeamte Karl
Willi Runge und die Kontoriſtin Hedwig Hilde=
brandt
verſchüttet wurden. Runge hat ſich ſelber
herausgearbeitet, iſt aber in der Nähe des Un=
glücksortes
an einem Steilhang abgeſtürzt. Seine
Leiche konnte von einer Rettungsexpedition der
Landjägerei geborgen werden. Die Suche näch
der Leiche der Kontoriſtin wird fortgeſetzt.

1 Jahr 6 Monake Zuchkhaus
gegen Brolak beankragk.
Berlin. In dem Porzeß gegen Brolat be=
antragte
der Staatsanwalt wegen Meineids
unter Anwendung des Milderungsparagraphen
gegen Brolat eine Strafe von 1 Jahr 6 Mona=
ten
Zuchthaus und fünf Jahren Ehrverluſt. Nach
Beendigung der Plädoyers im Meineidsprozeß
gegen Brolat teilte der Vorſitzende mit, daß das
Schwurgericht das Urteil am Samstag mittag
fällen werde.

Die öſterreichiſche Napoleon=Bibliothek
dem franzöſiſchen Staat zum Geſchenk gemacht.
Paris. Die aus öſterreichiſchem Beſitz im
Schloß Malmaiſon bei Paris ausgeſtellte Biblio=
thek
Napoleons 1. wurde von dem franzöſiſchen
Sammler John Jaffé aus Nizza erworben und
dem franzöſiſchen Staat zum Geſchenk gemacht.
Erdbeben auf einer Azoreninſel.
London. Die Stadt Povocao auf der
Azoreninſel Sao Miguel wurde, wie aus Ponta
Delgada gemeldet wird, am Mittwoch abend
von einem ſchweren Erdbeben erſchüttert.
Nähere Einzelheiten ſind noch nicht bekannt.

Ueber zwei Meter Schneehöhe.
Rom. Der ungeheure Schneefall, wie er
ſeit Jahrzehnten in Nord=Italien nicht ſtattge=
funden
hat, hat beſonders den Nordrand der
Apenninen zwiſchen Ravenna und Parma heim=
geſucht
. Die Eiſenbahnſtrecken FlorenzBologna
und Bologna-Mailand ſind unterbrochen. Auch
der Telephon= und Telegraphenverkehr über die
Apenninen war Mittwoch morgen zum Teil ge=
ſtört
. Die Nachtſchnellzüge von Rom über Bo=
logna
nach Venedig, Trieſt und Mailand muß=
ten
in Florenz ſtehenbleiben. Die aus Nord=
Italien in Bologna erwarteten Züge kamen nur
mit vielſtündigen Verſpätungen an. Die Strecke
Imola-Bologna war gänzlich unterbrochen. Die
Schneehöhe beträgt in den meiſten Städten rund
einen Meter. Zwiſchen Florenz und Bologna
haben ſich ſogar Schneehöhen von bis zu über
zwei Meter ergeben. Aus den Städten im Nord=
land
der Apenninen werden ſchwere Schäden ge=
meldet
. Dächer ſind unter der Schneelaſt einge=
ſtürzt
, die Lichtleitungen unterbrochen. Vielfach
mußten die Schulen geſchloſſen werden.
Warſchau. Im Gebiet der Hohen Tatra
und auch in den Karpathen ſind infolge des ſtar=
ken
Schneefalles der letzten Tage zahlreiche La=
winen
niedergegangen. Bei Zakopane wurde eine
Lehrerin aus Lodz verſchüttet, deren Leiche noch
nicht gefunden werden konnte. In der Nähe von
Worochta verunglückte auf dieſelbe Weiſe ein
Couſin des früheren Wojwoden von Lemberg
Garapich. Auch ſeine Leiche konnte trotz aller Be=
mühungen
bisher nicht geborgen werden,

Berliner Kino niedergebrannk.

Wehrſpork=Uebungen im Schnee.

Emden und Leipzig zur Aklankik=
fahrk
ausgelaufen.
Wilhelmshaven. Die beiden Kreüzer
Emden und Leipzig ſind aus Wilhelms=
haven
zu einer Atlantikfahrt ausgeläufen. Wäh=
rend
Kreuzer Leipzig bereits am 2. März zu=
rückkehrt
, wird die Emden zum 15. März wie=
der
in Wilhelmshaven erwartet.

Ein neuer Plan zur Wellenlängen=
verkeilung
.
Brüſſel. Die Konferenz des Internatio=
nalen
Rundfunkverbandes hat einen neuen Plan
für die Verteilung der Wellenlängen in Europa
ausgearbeitet. Der von einigen Vorbehalten ein=
zelner
Länder begleitete Plan wird der ſchwei=
zeriſchen
Regierung zugeſandt werden, die ihn
den verſchiedenen Poſtverwaltungen zukommen
laſſen wird zur Vorbereitung für die nächſte Re=
gierungskonferenz
, die im nächſten Mai in Lu=
zern
abgehalten werden wird.

100 Jahre
Berein der Buchhändler
zu Leipzig.
Friedrich Fleiſcher,
der 30 Jahre lang vom Gründungs=
jahr
1833 bis 1863 erſter Vorſitzender
des Vereins war. Am 25. Februar
begeht der Verein der Buchhändler zu
Leipzig, dem der geſamte Buchhandel
Deutſchlands angegliedert iſt und der
offiziell als Vertretung des Buchhan=
dels
anerkannt iſt, ſein 100jähriges
Beſtehen.
Das erſte Buchhändler=Haus
in Leipzig,
das der Verein der Buchhändler in
den Jahren 18341836 erbaute.

440 Kilomeker in der Skunde!

[ ][  ][ ]

Freitag, 24. Februar 1933

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Nr. 55 Seite 9

Spoet, Spiel und Jucnen

Fußball in Kreis Skarkenburg.
Der Spielbetrieb am 26. Februar.
Der kommende Sonntag bringt in der Starkenburger Kreis=
liga
wieder ein recht intereſſantes Programm: ſechs Spiele
zwar nur, aber alle mit einer gewiſſen Bedeutung. Nicht nur
an der Tabellenſpitze, ſondern auch am Ende der Tabelle tut ſich
manches, und der Ausgang, der Spiele kann große Bedeutung
haben. Vorgeſehen ſind folgende Treffen:
Haſſia DieburgPolizei=SV. Darmſtadt (Vorſpiel 0:3),
Germania Eberſtadt-Viktoria Walldorf (2:3),
SV. MörfeldenGermania Pfungſtadt (2:4),
Sportvgg. ArheilgenFV. Eppertshauſen (2:1),
FC. 03 EgelsbachGermania Ober=Roden (1:2),
Rot=Weiß DarmſtadtSportverein Münſter (1:2),
Das wichtigſte Spiel ſteigt in Dieburg. Die Form des Ta=
bellenführers
war auch an dem letzten Sonntag nicht dazu ange=
tan
, unbedingtes Vertrauen zu erwecken; vom 18. Dezember des
Vorjahres ab hat die Mannſchaft noch kein Verbandsſpiel gewon=
nen
, aber zwei verloren; es fehlt ſeit Pfeiffers Pauſieren im
Angriff an allen Ecken und Enden. Dieburg iſt der Platz wo
die Grünen erneut ſtraucheln können. Gewinnen ſie dieſes
Spiel, ſo haben ſie wieder eine ſehr ſchwere Klippe hinter ſich
gebracht; aber der Ausgang

Der Ausgang des Spiels iſt offen, doch ſteht für Eberſtadt weit
mehr auf dem Spiel als für die Gäſte. Pfungſtadt muß zum
SV. Mörfelden, deſſen Platzſperre nach Prüfung der Vorkomm=
niſſe
durch das Gruppengericht wieder aufgehoben worden iſt.
Es ſieht ganz ſo aus, als ob ſich Mörfelden für die Vorſpiel=
niederlage
revanchieren würde. Arheilgen erwartet den FV.
Epperkshauſen. Die Arheilger waren bisher die einzige Elf, die
in Eppertshauſen gewinnen konnte. Wir ſind aber nicht über=
zeugt
, daß dies auch im Rückſpiel der Fall ſein wird, denn Ar=
heilgen
hat erſt am Sonntag wieder ſtark entäuſcht. Sagen wir:
offen im Ausgang. Von Bedeutung iſt das Spiel in Egels=
bach
. Gewinnt hier Ober=Roden, ſo kann man die Gäſte als
geſichert anſehen. Uns ſcheint aber ein Egelsbacher Sieg näher=
liegender
, was die Situation weiter unklar laſſen würde. Rot=
Weiß Darmſtadt erwartet Münſter. Hier iſt der Ausgang offen.
Münſter wird wohl mehr um den Sieg kämpfen als die Platz=
herren
, doch iſt damit noch lange nicht ein Gäſteſieg gemeint.
SV. Roßdorf Favorit der Gruppe Odenwald.
In der 4=Klaſſe ſcheint jetzt auch die Frage nach dem
Meiſter der Gruppe Odenwald ziemlich gelöſt. FSV. Groß=
Zimmern ließ ſich am letzten Sonntag auf eigenem Platze von
SC. Ober=Ramſtadt mit 2:1 (1:1) ſchlagen und kann nun von
Roßdorf klar überholt werden, da dieſes noch vier Spiele auszu=
tragen
hat, aus denen es noch fünf Punkte benötigt. Weiter
ſchlug der VfL. Michelſtadt den VfR. Beerfelden mit 6:1 (5:0).
Wir bringen nachſtehend die intereſſante
Spitzengruppe der Tabelle:
V. Groß=Zimmern
V. Roßdorf
VfL. Michelſtadt
63:42
Germania Babenhauſen
20 11 3 6 54:32 25
SC. Ober=Ramſtadt
Gruppe Dreieich: FC. 02 DreieichenhainTgd. Sprendlingen 2:2,
TuSV. MeſſelSV. Offenthal 1:3.
Gruppe Bergſtraße: Poſtſportv. DarmſtadtBoruſſia Dornheim
3:4 (1:4).
Privatſpiele: SV. WeiterſtadtUnion Wixhauſen 0:4, Germa=
nia
Pfungſtadt ReſerveFSV. Jugenheim 10:1 (7:0),
Die A=Klaſſe am 26. Februar.
Bergſtraße: Reichsbahn DarmſtadtSV. Weiterſtadt.
Odenwald: Spielvgg. Groß=UmſtadtSV. Roßdorf. VfR. Erbach
SV. Höchſt, Virtoria KleeſtadtVfL. Michelſtadt, SV. Leng=
feld
Germania Babenhauſen.
Dreieich: Sportverein ErzhauſenFC. 02 Dreieichenhain.
Rot=Weiß Darmſtadt Sportv, Münſter.
Im weiteren Verlauf der Rückrunde empfängt Rot=Weiß am
Sonntag nachmittag 2.30 Uhr den Sportv. Münſter. Die Gäſte
waren auch eine von dieſen Mannſchaften, welche man auf Grund
ihrer Leiſtungen der Vorrunde bereits totſagte. Daß man ſich
hierbei oftmals gewaltig irren kann, beweiſt am beſten der der=
zeitige
Tabellenplatz von Münſter. Wohl zählt nach dieſer Tabelle
Münſter auch jetzt noch zu den Abſtiegskandidaten, aber man weiß
aus der Vergangenheit, daß Münſter, wenn es gilt, ſeinen Mann
ſtellt. Die ſchönen Erfolge der Mannſchaft in den letzten Spielen
laſſen der kampftüchtigen Elf in dieſer Beziehung noch ziemlich
Chancen offen. Daß Münſter nun am Sonntag alles verſuchen
wird, gerade dem Tabellenletzten die beiden Punkte abzuhängen,
iſt ſelbſtverſtändlich, Rot=Weiß hat ſich am letzten Sonntag über=
raſchend
von Egelsbach ſchlagen laſſen, was jedoch mehr auf an=
deren
Umſtänden als in der wahren Spielſtärke beruht. Die

Spiele Gew. Un. Verl. Töre Pkte. 91:30 86:21 68:47

Mannſchaft wird am Sonntag gegen Münſter zu beweiſen ſuchen,
daß die Schlappe vom Vorſonntag nur eine einmalige Schwäche
war. Auf jeden Fall dürfte der Rot=Weiß=Platz am Sonntag aber=
mals
der Anziehungspunkt aller Fußball=Intereſſenten ſein, zumal
alles dafür ſpricht, daß ſich ein zäher Kampf um die jetzt ſo wert=
vollen
Punkte entſpinnen wird. Beginn 2,30 Uhr.
Haſſia DieburgPolizei Darmſtadt.
Obwohl bereits zwei Drittel der diesjährigen Verbandsſpiele
hinter uns liegen, herrſcht durch die beiden überraſchenden Nie=
derlagen
des Tabellenführers in den beiden letzten Auswärts=
ſpielen
eine gewiſſe Unklarheit. Dieſes Spiel des Tabellenerſten
mit dem Tabellendritten iſt geeignet, das größte Intereſſe her=
vorzurufen
. Dieſe beiden alten Rivalen haben ſich ſchon manche
erbitterten Kämpfe geliefert, in denen in den meiſten Fällen der
Platzverein als Sieger hervorging. Die beiden letzten Nieder=
lagen
der Polizei haben gezeigt, daß der Polizeiſturm ohne Pfeif=
fer
keine Tore zuſtande bringt. Die Verteidigung iſt immer noch
der Mannſchaftsteil, zu dem man unbedingtes Vertrauen haben
muß. Iſt der Polizeiſturm intakt, ſo muß die Mannſchaft zum
Erfolge kommen. Allerdings iſt dies nur möglich, wenn tatſäch=
lich
der Innenſturm im gegebenen Moment ſich einſetzt und nicht
durch vorzeitiges Kneifen dem Sieger Gelegenheit zum Klären
gibt. Die Polizei wird ſich daran erinnern, daß die Dieburger
eine ernſt zu nehmende Mannſchaft ſind, die noch dazu durch einen
feinen Sieg über Arheilgen Rückendeckung genug hat, und es auch
auf heimiſchem Gelände mit gutem Mut verſuchen wird. Die
Dieburger ſind zurzeit in guter Form und auch kräftig genug, um
eine größere Belaſtung zu ertragen. Wer der Beſſere iſt, das
wird uns der Sonntag lehren. Mitglieder und Freunde haben
Gelegenheit zu verbilligter Omnibusfahrt. Abfahrt 12 Uhr,
Wache 24.
Eintracht DarmſtadtOlympia Biebesheim.
Nachdem Eintracht ſeine diesjährigen Verbandsſpiele bis auf
2 Rückſpiele in Jugenheim und Groß=Gerau beendet hat, ſteigt
am Sonntag vormittag 11 Uhr auf dem Eintrachtplatz die=
ſes
Privatſpiel. Nach den Erfolgen beider Vereine in den dies=
jährigen
Verbandsſpielen zu urteilen, dürfte es zu einem ſehr
ſpannenden Kampfe kommen. Biebesheim iſt A=Meiſter im Kreis
Südheſſen und wird deshalb ſein ganzes Können aufbieten, um
meiſterhaft zu beſtehen. Eintracht dagegen als Tabellenzweiter
wird verſuchen, den Gau Bergſtraße würdig zu vertreten. Die
Einheimiſchen müſſen allerdings immer noch Torwächter und
Verteidigung erſetzen, dafür ſteht aber erfreulicherweiſe der zu
ſeinem Stammperein zurückgekehrte Karl Mühlbach zur Ver=
fügung
. 2. Mſch. um 9.30 Uhr ebenfalls im Privatſpiel. Frei=
tag
abend 8 Uhr bei Bernius Spielerverſammlung.

Handball.

Kraffſpork.

Turngeſellſchaft Ober=Ramſtadt.
Am kommenden Sonntag, 3 Uhr, ſpielt Ober=Ramſtadt gegen
den TV. Reinheim. Die Gäſte ſpielen in der Meiſterſchaftsklaſſe
des Odenwaldgaues und nehmen dort die 2. Stelle ein, was auf
eine beachtliche Spielſtärke ſchließen läßt. Es iſt jedenfalls ein
ſpannendes Spiel zu erwarten.

TV. Nieder=RamſtadtKSV. Mainz=Weiſenau.
In der Kreisliga focht die Kraftſportabteilung des Turnver=
eins
Nieder=Ramſtadt ihren letzten Mannſchaftskampf im Ringen
aus, und zwar gegen Mainz=Weiſenau. Weiſenau errang im
Bantam mit Lertz und im Schwergewicht mit Ditt Schulterſiege,
während Nieder=Ramſtadt in den übrigen Gewichtsklaſſen durch
Rodenhäuſer, Lautenſchläger, Beck, Walter und Kaffenberger zu
Fallſiegen kam. (Walter wurde wegen nicht Startberechtigung des
Gegners kampflos Sieger.) Geſamtergebnis 15;6 für Nieder=
Ramſtadt. Die Kraftſportabteilung des Turnvereins Nieder=
Ramſtadt hat damit bewieſen, daß ſie in eifriger Arbeit unter
ſtraffer Leitung zu noch größeren Leiſtungen fähig iſt. Den
Mannſchaftsteilnehmern ſei an dieſer Stelle für ihre ſchönen Er=
folge
herzlicher Glückwunſch ausgeſprochen.
Arb.=Athl.=SV. 1891 Darmſtadt KSV. Ober=Ramſtadt.
Im weiteren Verlauf der Serienkämpfe empfängt Arb.=A.=SV
91 am Samstag abend um 8 Uhr im Gewerkſchaftshaus den Kraft=
SpCl. Ober=Ramſtadt. Die Ober=Ramſtädter Mannſchaft,
welche wieder ihre frühere Glanzform erreicht hat wird auch hier
wieder alles aufs Spiel ſetzen, um den Vorkampfſieg zu wieder=
holen
. Aber auch Darmſtadt iſt wieder beim Zeug und ſich ſeiner
Kampfſtärke bewußt. Gerade gegen die ſchwerſten Gegner verſteht
die Mannſchaft zu kämpfen, was am letzten Samstag gegen Die=
burg
bewieſen wurde. Da dieſer Kampf ausſchlaggebend iſt über
die Bezirksmeiſterſchaft, werden beide Vereine mit ihren ſtärkſten
Vertretungen erſcheinen.
Auf der Heimreiſe nach Italien befindet ſich zur
Zeit der Schwergewichtsboxer Primo Carnera, der bekanntlich
der letzte Gegner des tödlich verunglückten Ernie Schaafs war.
Die amerikaniſchen Behörden haben der Abreiſe Carneras trotz
des ergangenen Haftbefehls nichts in den Weg gelegt.

Woher die Olympia=Feindſchaft?
Vor kurzem wurde von einem Deutſchen Kampfring gegen die
Olympiſchen Spiele zu einem Boykott der für 1936 nach Ber=
lin
vorgeſehenen Weltſpiele und zur Mitarbeit an dieſem Kampf=
ring
aufgefordert. Der Olympia=Preſſedienſt des DRA. ſchreibt
dazu: Harro Hagen, der zu den planmäßigen Unruheſtiftern im
deutſchen Sport gehört, verſendet beiliegendes Schreiben an ihm
geeignet erſcheinende Leute. Wir ſehen mit Ruhe dem Aufgebot
der Matern= und Aufſatzfabriken entgegen. Für die deutſche
Turn= und Sportwelt beſteht über die Durchführung der Olympi=
ſchen
Spiele keine Frage, nachdem Deutſchland auf Grund eines
einſtimmigen Beſchluſſes des DRA. unter Zuſtimmung der Reichs=
regierung
gemeinſam mit der Stadt Berlin dazu eingeladen hat.
Eishockey=Weltmeiſterſchaft in Prag.
Kanada ſpielt mit Ungarn.
Im erſten Spiel des Donnerstagnachmittags ſiegte Kanadi
vor 5000 Zuſchauern im Prager Eisſtadion auf der Hetzinſel über
Ungarn mit 3:1 (1:0. 1:0. 1:1). Dieſes Ergebnis ſcheint für den
Titelverteidiger etwas ſchmal und läßt auf harte Gegenwehr und
erbitterten Kampf der Magyaren ſchließen. In Wirklichkeit aber
war das Spiel nur eine harmolſe Angelegenheit für die Träger
des Ahornblattes‟. Die Kanadier beſchränkten ſich darauf, kunſt=
volles
Eishockey zu demonſtrieren.
Ein glücklicher Sieg der Eidgenoſſen.
Im zweiten Spiel am Donnerstagnachmittag ſiegte die Schweiz
mit dem gleichen Ergebnis von 3:1 (2:0. 0:1. 1:0) über Polen.
Der Berliner Straßenfahrer Hermann Buſe
wurde für die deutſche Mannſchaft zur Tour de France ver=
pflichtet
.
Veli Saarinen, der Sieger im 50 Klm.=Langlauf bei
den Olympiſchen Spielen in Lake Placid und bei den F.J. S.=
Rennen 1933 in Innsbruck, wurde vom Finniſchen Sportverband
mit der Goldenen Medaille für die beſte ſportliche Leiſtung des
Jahres 1932 ausgezeichnet.
Die Austragung der Deutſchen Skimeiſter=
ſchaften
am kommenden Wochenende in Freudenſtadt- Baiers=
bronn
können jetzt als geſichert gelten, da es am Dienstag im
Schwarzwald ſtark geſchneit hat. Insgeſamt ſind zu den Meiſter=
ſchaften
über 400 Meldungen eingegangen.
Rundfunk=Programme.
Frankfurt a. M.
Freitag, 24. Februar
10.10: Hamburg: Schulfunk: Die deutſche Seewarte.
15.20: Elternſtunde Aufgaben der Schule und des Arbeitsamtes
in der Berufsberatung. Geſpräch.
17.00: Unterhaltungskonzert des Frankfurter Funkorcheſters.
Werke von Dvorak. Schumann, Lißzt. Leitung: R. Merten.
Anſchl. Alte Tanzmuſik. Leitung: W. Caſpar.
18.25: Stunde des Buches; Dr. Nielen: Katholiſches Schrifttum.
18.50: Juriſtiſche Plauderei, von C. Retep.
19.30: Humor in Oberbayern. Vorgetragen von Karl Ernſt.
19.50: Schwäbiſche Bauernmuſik. Geſpielt von der Bauernkapelle
des Philharmoniſchen Orcheſters Stuttaart.
20.15: Mannheim: Menſchen im Beruf: Ein Preſſeſtenograph. Ein
Geſpräch.
20.30: Fatmitza. Komiſche Oper von Suppé.
22.10: Zeit. Nachrichten, Wetter, Sport.
22.35: Köln: Nachtmuſik
Königswuſterhauſen.
Deutſchlandſender: Freitag, 24. Februar
10.10: Hamburg: Schulfunk: Ein Beſuch auf der deutſchen Seewarte.
15.00: Jungmädchenſtunde: Als Sportſtudentin in Berlin.
15.45: Grete Nebelung: Briefe zwiſchen Karl und Marie von Clauſe=
witz
.
16.00: Prof. Dr. Flitner: Pädagogiſcher Monatsbericht.
16.30: Leipzig: Nachmittagskonzert.
17.10: A. v. Brockhuſen: Der Düſenſchlepper, Patent Kort, ein neuer
Schiffstyp.
17.30: H. Franck: Hemrich von Kleiſt.
18.00: Tägliches Hauskonzert. Chor=Muſik aus dem 17. und 20.
Jahrhundert.
18.30: M. Schaffer: Sudetendeutſche hungern.
19.00: Generalſekretär Schmidt: Die Schickſalsfrage unſerer Kultur:
Ordnung oder Auflöſung?
19.30: Das Gedicht.
19.35: Berlin: Unterhaltungsmuſik der Kapelle Adalbert Lutter.
20.30: Geheimrat Prof. Dr. Planck: Urſprung und Auswirkung
wiſſenſchaftlicher Ideen.
21.10: Maurice Ravel: Trio für Geige. Cello und Klavier in vier
Sätzen.
22.00; Wetter=, Tages= und Sportnachrichten.
23.00: Berli: Abendunterhaltung. Kapelle Gregori Alexander.

Wekkerberichl.

Durch das Tief im Nordweſten und den Druckfall über Deutſch=
land
und dem Mittelmeer hat ſich eine Rinne tiefen Druckes ge=
bildet
, welche uns verſchiedenartig temperierte Luftmaſſen zu=
führt
. Niederſchläge treten zunächſt in Form von Schnee auf.
Ausſichten für Freitag, 24. Febr.: Wolkig, zwiſchenzeitlich Auf=
heiterung
, einzelne Schneefälle, nachts Froſt, tagsüber Tem=
peraturen
etwas über Null.
Ausſichten für Samstag, 25. Febr.: Abſchwächung des Froſtes;
meiſt wolkig; einzelne Schneefälle.

MANNLICH

Vertreter geſucht!
OMS-
Kläranlagen,
Wiesbaden. (2799

WElBLICM
A. Kafarfin
(Anfängerin) mit
guter Schulbild p.
1 März geſ. Schr.
Offert. erbet. Otto
Richter, Aſſecuranz.
Oſt., Grafenſtr. 41.*

Tüchtige
verkäuferin
Aufſchnittgeſchäft
z. Aushilfe geſucht.
Ang. u. G. 54 Gſch.*

Existenz
durch Ausbildg. zum E.K. Homöopathen
und Magnetopathen. Offerten unter
G. 61 an die Geſchäftsſtelle d. Bl.

Konditor!
Suche per ſofort einen jungen, tüchtigen
Angebote
Konditor für halbe Ta
unter G. 63 an die Geſchäftsſtelle.

Die
Hogdbank
Bezirksſielle Darmſiadt. Neckarſtr. 18pt.
ſucht für vornehme Tätigkeit noch einige
Bauek u. Herlen,
die ſich durch Fleiß und Ausdauer
eine Lebensexiſtenz aufbauen wollen.
Wir bieten: Hohe Provifionen,
wöchentl. Auszahlungen, nach Ein=
arbeitung
und Bewährung An=
ſfellung
mit feſten Bezügen.
Perſönliche Vorſtellung am Samstag,
den 25. Februar, vorm. von 141 Uhr.
Nichtfachleute werden eingearbeitet.

Jetzt wird es Zeit, daß Sie
(2784b
für Ihre Werbung
die neuesten Adressen
benutzen.
Aus unserer
AUTO-KARTEI
die laufend auf dem neuesten Stand gehalten wird, schreiben wir für
Sie in kurzer Zeit
entweder in Listenform
oder auf Ihre Briefumschläge, Drucksachen oder Karteikarten
die Adressen
aller Kraftjahrzeugbesitzer im Volksstaat Hessen.
Die Kartei enthält folgende Angaben:
a) Name, Stand und genaue Anschrift des Kraftfahrzeugbesitzers,
b) Polizeierkennungsnummer, Iype, Motornummer, PS, Hubraum,
Nutzlast bei Lastkraftwagen, Art des Fahrzeugs; Angabe, ob
fabriknen.
Wir liefern:
1. Die Angaben unter a also nur Adressen
zum Preise von
RM. 0,01 in Listenform geschrieben,
RM. 0,015 auf Karteikarten oder Umschläge des Bestellers ge-
schrieben
.
2. Dle Angaben unter a und b also Adressen- und
Fahrzeugbeschreibung zum Preise von
RM. 0,02 in Listenform geschrieben,
RM. 0,025 auf Karteikarten geschrieben.
INB. Briefumschläge und Karteikarten können durch uns gegen
Sonderberechnung geliefert werden.
Verlangen Sie Prospekt und Angebot!
L. C. WITTICHVERLAG •DARMSTADT

Schulfr. Mädch.
per 1. März geſucht.
Näh. Geſchäftsſt.

Hausmädchen
mit gut. Zeug=
niſſen
für
ſofork geſuchk.
Reſtaurant
Hottes
Schloßgaſſe 1.

K

Selbſt. fleiß. Mädch.
v. Ld. ſucht Stell.
in gut. Hauſe zum
1. ob. 15. 3. Offert.
u. G. 53 Geſchſt.

Einf. Fräul.
Anf. 50 mit gut.
Zeugniſſen, ſucht
Stellung i. frau.. Haushalt od.
ſonſt. klein. Fam.
Geht auch aufs
Land. Gefl. An=
gebote
u. G. 35
a. d. Geſchſt.

Anfängerin i. Sten.
u. Maſchinenſchr. m.
gt. Schulbild. u. a.
gt. Fam. ſ. Stellg.,
ev. auch ½ Tage z.
15. 3. oder 1.4. bei
beſch. Anſpr. Offert.
erbet. u. G. 67 Gſch.
(*fs)

1 Gartenwalze
zu kaufen geſ. Näh.
u. G. 49 Geſchſt.

Gebr. gute Skier
zu kauf. geſ. Zuſchr.
u. G. 66 Gſch. (2795

Wir geben hiermit bekannt, daß wir mit der Firma
BRUDER PRIEGER
Aufo-Werkstatt / Darmstadt
Frankkurterstraße 95, Fernsprecher 2992.
ein Werkstattabkonmen getroffen haben.
Zur Vornahme des Kundendienstes an unseren sämtl.
Personen- u. Mutzkraftwag.-Typen
zur Überprüfung derselben und Ausführung etwa
notwendiger Instandsetzungsarbeiten ete, steht
die Firma jederzeit bereitwilligst zur Verfügung.
Die Firma sieht ihre vornehmste Aufgabe darin, ihre
Kundschaft stets fachmännisch zu beraten und
vorteilhaft zu bedienen, weshalb wir höflich bitten,
Ihre Dienste vertrauensvoll in Anspruch zu nehmen.
DAIMIER-BENZ
AKTIENGESELLSCHAFT
Verkaufstelle Frankfurt am Main.

[ ][  ][ ]

Die Arbeitsmarktlage in Heſſen.
Geringe Zunahme um 0,2 v. H. der Arbeitsſuchenden im Bezirk des Landesarbeisamkes Heſſen.
Sorels Kroensftchende.
Berliner und Frankfurker Effekkenbörſe.

Die Zahl der verfügbaren Arbeitſuchenden betrug nach
der vorläufigen Meldung der Arbeitsämter insgeſamt 304 243;
gegenüber dem Stichtag von Ende Januar ergibt ſich ſomit eine
Zunahme um 634 oder 0,2 v.H. Die Entwicklung in den ein=
zelnen
Arbeitsamtsbezirken war, wie auch in der vorhergehenden
Berichtszeit, durchaus uneinheitlich. In zehn Bezirken ergab ſich
eine weitere Zunahme, während in den übrigen acht Bezirken des
Landesarbeitsamts Heſſen ein Rückgang der Zahl der verfügbaren
Arbeitſuchenden feſtgeſtellt wurde. Die Zunahme während der
Berichtszeit erſtreckte ſich in der Hauptſache auf die Frauen, wäh=
rend
ſie bei den Männern ſehr gering war. Der Anteil der Frauen
an der Geſamtzahl der Arbeitſuchenden betrug Mitte Februar
15,2 v. H. Von den verfügbaren Arbeitſuchenden waren insgeſamt
332 384 als arbeitslos anzuſehen. Die geringe Zunahme der ver=
fügbaren
Arbeitſuchenden erklärt ſich daraus, daß infolge des
Nachlaſſens des Froſtwetters während der erſten Februarhälfte
die Außenarbeiten zum Teil auch bei Notſtandsarbeiten wieder
aufgenommen werden konnten. Eine verhältnismäßig ſtarke Zu=
nahme
(276)) ergibt ſich im Nahrungs= und Genußmittelgewerbe,
vornehmlich durch Entlaſſungen im Tabakgewerbe. Die Beendi=
gung
der Inventurausverkäufe hatte eine ſtarke Zunahme bei den
Angeſtelltengruppen zur Folge.
In der Arbeitsloſenverſicherung wurden Mitte Februar 45 491,
in der Kriſenfürſorge 73 306, zuſammen 118 797 Hauptunterſtüt=
zungsempfänger
gezählt. Gegenüber der Geſamtzahl von Ende
Januar (116 240) ergibt ſich ſomit eine Zunahme um 2557 Haupt=
unterſtützungsempfänger
. Im einzelnen war in der Arbeitsloſen=
verſicherung
eine Abnahme um 367, in der Kriſenfürſorge eine
Zunahme um 2924 zu verzeichnen.
Die Zahl der in der Woche vom 23. bis 28. Januar unterſtütz=
ten
Kurzarbeiter betrug 10 251 gegenüber 7527 in der Woche vom
12. bis 17. Dezember 1932.
Im freiwilligen Arbeitsdienſt waren Ende Januar 17 137
Perſonen bei insgeſamt 588 Maßnahmen beſchäftigt, gegenüber
26 582 bei 1106 Magnahmen am 31. Dezember 1932.
Wiriſchaftliche Rundſchau.
Deviſengenehmigung für Zahlungen zwiſchen Inländern. Nach
Paragraph 14 Abſatz 1 der Verordnung über die Deviſenbewirt=
ſchaftung
vom 23. Mai 1932 ſind Reichsmark=Zahlungen an In=
länder
genehmigungspflichtig. Hierunter fallen auch ſolche RM.=
Zahlungen, bei denen der Inländer den ihm aus dem Auslande
zugegangenen Reichsmarkbetrag im Auftrag des Ausländers im
Inland weiterleitet oder bei denen der Inländer den in auslän=
diſcher
Währung eingegangenen Betrag an eine Deviſenbank ver=
äußert
und den Gegenwert etwa zur Abdeckung der Verbindlichkeit
eines Ausländers weitergibt. Ferner haben Exporteure, die ihre
ausländiſchen Schuldner zur Leiſtung der Zahlung im privaten
Clearingverkehr veranlaſſen, eine Genehmigung einzuholen. Die
Deviſenbewirtſchaftungsſtelle, Berlin macht darauf aufmerkſam,
daß in Handels= und Agentenkreiſen eine große Unkenntnis dieſer
geſetzlichen Beſtimmungen beſtehe.
Bisheriges Zeichnungsergebnis der neuen Bayernanleihe. Wie
wir von maßgebender Seite erfahren, beträgt das Zeichnungs=
ergebnis
in der erſten Zeichnungswoche 35 Mill. RM. Sollte
demnach ein vorzeitiger Zeichnungsſchluß auf die 40 Mill. RM.=
Bayernanleihe erfolgen, ſo hätte das für die Beſitzer der 5proz.,
am 1. Juni 1933 fälligen Bayeriſchen Schatzanweiſungen den Nach=
teil
, daß ſie den Umtauſch in die neue Anleihe nicht mehr vor=
nehmen
können.
Aus der Pianoforte=Induſtrie. Die ſeit 80 Jahren beſtehende
weltbekannte Firma C. Bechſtein, Pianofortefabrik AG., Berlin,
hat ſich gezwungen geſehen, an ihre Gläubiger wegen eines Ver=
gleichs
heranzutreten. Die Notlage der Firma iſt in erſter Linie
auf die teilweiſe Abdroſſelung des Exports, verurſacht durch die
ſtark prohibitiven Zollſchranken der wichtigſten Abnehmerländer
ſowie das Abſinken der engliſchen Valuta und der an das Pfund
gebundenen Währungen, zurückzuführen. Es ſteht zu hoffen, daß
es gelingen wird, die alte angeſehene Firma, die ſeit Jahrzehnten
für deutſche Qualitätsarbeit und deutſche Kultur mit ihren erſt=
klaſſigen
Erzeugniſſen geworben hat, dem deutſchen Wirtſchafts=
leben
zu erhalten.
Nahezu voller Börſenverkehr in Budapeſt. Der Aktienverkehr
an der Budapeſter Effektenbörſe wurde durch einen geſtern gefaß=
ten
Beſchluß der Börſenkammer erheblich erweitert. Außer den
bei der ſeinerzeitigen Wiederaufnahme des Börſenverkehrs zuge=
laſſenen
18 Wertpapieren wurden 25 weitere Aktien zum Handel
und zur Notierung freigegeben, ſo daß vom 25. Februar an ins=
geſamt
43 Wertpapiere wieder notiert werden. Darunter befin=
den
ſich alle bedeutenderen Werte des ungariſchen Effektenmark=
tes
, ſo daß der normale Börſenverkehr als wiederhergeſtellt be=
trachtet
werden kann.
Die Banken in Detroit arbeiten wieder. Nachdem bereits
vor einigen Tagen eine Milderung des Banken=Moratoriums im
Staate Michigan durch den Gourverneur Comſtock verordnet wor=
den
war ſind geſtern ſämtliche Banken des Staates Michigan wie=
der
eröffnet worden. Durch den tatkräftigen Eingriff des Gou=
verneurs
und die Maßnahmen, die im Einvernehmen mit den
Federal Reſerve Banken getroffen worden ſind, werden ſchlim=
mere
Folgen der Kriſe vermieden, die durch die Schwierigkeiten
der Guardian Truſt Cy ausgelöſt worden war.

Mekalinokierungen.

Die Berliner Metalltermine vom 23. Februar ſtellten ſich für
Kupfer: Februar 37 (37.50), März 37.25 (37.50). April 37.50
(38), Mai 37.75 (38.25), Juni 38.25 (38.75), Juli 38.50 (38.75),
Auguſt 38,75 (39) September 39 (39.25), Oktober 39.25 (39.50),
November 39.50 (39.75), Dezember 39.75 (40), Januar 40 (40.50)
Tendenz: ſtetig. Für Blei; Februar, März 14.25 (14,50) April
14.50 (14.75), Mai 14.50 (15). Juni 14.50 (15.25), Juli 14.75
(15.50), Auguſt 15 (15.75) September 15 (16), Oktober 15.25
(16.25), November 15.25 (16), Dezember 15.25 (16.50). Januar
15.50 (16.50). Tendenz: luſtlos. Für Zink: Februar 19.25
(19.75), März 19.25 (19.50), April 19.50 (20) Mai 19.75 (20.25),
Juni 20 (20.25), Juli 20.25 (20.50), Auguſt 20.25 (20.75) Septem=
ber
20.50 (21), Oktober 20,75 (21.25), November 20.75 (21.50),
Dezember 21 (21.75), Januar 21 (22), Tendenz: luſtlos. Die
erſten Zahlen bedeuten Geld, die in Klammern Brief.

Viehmärkke.

Darmſtädter Viehmarkt am 23. Februar. Aufgetrieben waren
10 Ochſen, 12 Schweine 137 Kälber. Die Preiſe für Kälber ſtell=
ten
ſich auf a) 3540, b) 3034, C) 2529 Pfg. pro Pfd. Spitzen=
tiere
über Notiz. Marktverlauf: geräumt.
Mannheimer Viehmarkt vom 23. Febx. Aufgetrieben waren:
153 Kälber, 40 Schafe, 68 Schweine, 662 Ferkel und Läufer. Be=
zahlt
wurde pro Zentner Lebendgewicht in RM.: Kälber b) 38
40, c) 3537, d) 3033; Schafe b) 1825: Schweine nicht notiert;
Ferkel bis vier Wochen koſteten pro Stück 913 Mk., über vier
Wochen 1417 Mark, Läufer 1820 Mark. Marktverlauf: Käl=
ber
ruhig, langſam geräumt; Schweine nicht notiert; Ferkel und
Läufer lebhaft.
Frankfurter Viehmarkt vom 23. Februar. Aufgetrieben wur=
den
: Rinder ſeit dem letzten Markt 170, Kälber 1178, Schafe 234,
Schweine 844.=Bezahlt wurde pro Zentner Lebendgewicht in RM.*
Kälber b) 3538, c) 3034, d) 2529: Schafe a) 1. 2528,
b) 2124: Schweine b) und c) 4345, d) 4144. Marktver=
lauf
: Kälber langſam, Schafe mittelmäßig, geräumt: Schweine
mittelmäßig, zum Schluß abflauend, ausverkauft. Fleiſchgroß=
handelspreiſe
: Ochſenfleiſch 1. 4855, 2. 4650: Bullenfleiſch 46
bis 50; Kuhfleiſch 2. 3540 3. 2631; Kalbfleiſch 2. 5870;
Hammelfleiſch 5260; Schweinefleiſch 5864. Geſchäftsgang leb=
haft
. Eingebracht waren: 791 Viertel Rinder, 148 Kälber, 46
Hämmel und 435 halbe Schweine.

An der Berliner Börſe bleibt die Unternehmungsluſt nach
wie vor außerordentlich gering und die Grundſtimmung kann als
anhaltend widerſtandsfähig bezeichnet werden. Nur auf einigen
Spezialgebieten beſtand etwas Nachfrage, doch gehen auch die hier
erzielten Beſſerungen nur bis zu 1,5 Prozent. Lediglich Kali
Aſchersleben mit plus 2 Prozent und Akkumulatoren mit plus 3,5
Prozent waren infolge der Enge der Märkte ſtärker geſteigert.
Andererſeits waren Chadeaktien 1,5 Mk. und Ilſe Bergbau 5,25
Prozent gedrückt. Letztere waren bekanntlich geſtern nicht zur
Notiz gelangt. Beſondere Momente aus der Wirtſchaft lagen
heute nicht vor; die Diskonthoffnungen ſind vorläufig etwas zu=
rückgeſtellt
worden, und die Arbeitsloſenziffern brachten keine be=
ſondere
Ueberraſchung. Im Verlaufe wurde die Tendenz vielleicht
etwas freundlicher. Etwas ſtärker gefragt waren Elektropapiere,
bei denen die geſtern bereits erwähnten Hoffnungen auf Reichs=
aufträge
für die AEG. anregten. Siemens vermochten 1 Prozent
anzuziehen, und auch ſonſt ergaben ſich Beſſerungen von etwa
0,5 Prozent. Später bröckelten die Kurſe jedoch infolge der an=
dauernden
Geſchäftsſtille wieder bis etwa auf Anfangsniveau ab.
Vereinzelt ergaben ſich auch großzügige Rückgänge gegen die Er=
öffnung
. Weiter feſt tendierten Akkumulatorenfabrik, die erneut
1 Prozent gewinnen konnten. Für Anlagewerte beſtand heute
etwas mehr Intereſſe als während der Vortage. Deutſche An=
leihen
eröffneten in freundlicher Haltung. Altbeſitz gewannen 35
Pfg. Variable Induſtrieobligationen waren ebenfalls durchweg
höher, Hoeſch gewannen ſogar mehr als 1 Prozent. Auch Reichs=
bahnvorzugsaktien
ſetzten ihre Aufwärtsbewegungg auf 94.5 Pro=
zent
fort. Reichsſchuldbuchforderungen waren bis zu 0.,5 Prozent
gebeſſert. Die übrigen feſtverzinslichen Werte zeigten keine ganz
einheitliche Tendenz. Von Ausländern waren Oeſterreichiſche
Staatsrente von 1914 13 Prozent höher, während Oeſterreichiſche
Goldrente 3 Prozent nachgab. Auch Anatolier ſtellten ſich 0,25
Prozent niedriger.
Das Frankfurter Börſenbild hat ſich gegen die Vortage
kaum geändert. Bei äußerſt kleinen Umſätzen liegt eine freund=
liche
Tendenz vor. Immer noch ſind kaum Verkaufsaufträge, ſtatt
deſſen aber eine Reihe von kleinen Kaufaufträgen zu verzeichnen.
Dabei werden erfreulicherweiſe in vorſichtiger Auswahl gute Di=
videndenpapiere
bevorzugt. Die Hoffnungen auf Arbeitsbeſchaf=
fung
ſowie auf die Reichsbankdiskontſenkung, die im Laufe des
Monats März zu erwarten ſei, regten an. Auf der anderen Seite
wird die erhöhte Spannung in Genf ernſthaft beobachtet, was zu
der vor den Wahlen an ſich natürlichen Zurückhaltung noch bei=
trägt
. Am Chemiemarkt lagen JG. Farben 0,25 Prozent freund=
licher
, auch Erdöl und Scheideanſtalt leicht anziehend. Reichsbank=
anteile
ſetzten 0,5 Prozent höher ein. Der Elektromarkt fand eine
Stütze in der weiteren Kursbefeſtigung von AEG., die auf 29,25
(28 75) Prozent anzogen. Die Sanierungsbeſchlüſſe werden zwar
nach den jüngſten Verlautbarungen doch noch einige Wochen be=
anſpruchen
, doch ſei der Auftragseingang im Konzern in der letz=
ten
Zeit merklich beſſer. Aus dieſem Grunde lagen auch Siemens
feſter mit einer Kursſteigerung von 1 25 Proz. Auch Schuckert um
1 Proz., Lahmeyer 1 Proz. Licht u. Kraft 0,75 Proz. höher. Am
Montanmarkt gaben die Kurſe infolge der Geſchäftsſtille zumeiſt
nach. So verloren Gelſenkirchen 1, Rheinſtahl 0,5, Harpener 0,5
Prozent. Phönix lagen unverändert, Stahlverein 0,25, Mannes=
mann
ebenfalls 0,25 Proz, höher. Kaliwerte neigen immer noch
zur Schwäche. Salzdetfurth um 2 Proz. gedrückt. Auch Trans=
portaktien
eine Kleinigkeit abgeſchwächt. Von Zellſtoffwerten
gaben Waldhof 0,75 Proz. nach. Von Einzelaktien Holzmann
025 Proz höher, dagegen Daimler um 78, Deutſche Linol 0.75
Prozent abbröckelnd. Der weitere Börſenverlauf war ruhig bei
freundlicher Grundtendenz.
An der Abendbörſe herrſchte angeſichts der meiſt ſchwä=
cheren
Auslandsbörſen weiter Zurückhaltung. Die Stimmung
konnte aber doch als recht freundlich bezeichnet werden. Das be=
reits
im nachbörslichen Verkehr, beobachtete Intereſſe für JG.
Farbenaktien hielt auch abends an; ferner konnten ſich AEG. 5
Prozent über den Berliner Schlußkurs ſtellen und blieben ſpäter
mit 29 Prozent geſucht. Dagegen zeigten am Montanmarkt Rhein=
ſtahl
leicht nachgebende Tendenz. Im großen und ganzen waren
die Kurſe gut behauptet, doch hielten ſich die Umſätze in ſehr engen
Grenzen.

Vierkeljahresbericht der Deulſchen Reichspoſt.
Die Deutſche Reichspoſt veröffentlicht ſoeben ihren Bericht über
das dritte Viertel (Ottober bis Dezember) des Rechnungsjahres
1932. Gegenüber dem Vorjahr iſt der Verkehr in den meiſten Ver=
kehrszweigen
zurückgeblieben. Gegenüber dem zweiten Viertel
(Juli bis September) hat ſich die Verkehrsentwickelung infolge
jahreszeitlicher und konjunktureller Einflüſſe in einigen Verkehrs=
zweigen
etwas günſtiger geſtältet.
Die Zahl der Poſtſcheckkonten ſtieg im Berichtsvierteljahr um
3340 auf 1021 819. Die Zahl der Rundfunkteilnehmer belief ſich
Ende Dezember auf 4 307 722; darunter waren 512 141 Perſonen
(Blinde, Schwerkriegsbeſchädigte, Arbeitsloſe uſw.) von der Zah=
lung
der Gebühren befreit. In den Monaten Juli bis September
1932 wurden 165 Schwarzhörer rechtskräftig verurteilt.
Die Geſamteinnahmen im Berichtsvierteljahr werden mit rd.
438 Millionen Reichsmark, die Geſamtausgaben mit rd. 416 Mill.
RM. ausgewieſen.
Zur Lage der holzverarbeikenden Induſtrie.
Nach den Feſtſtellungen des Inſtituts für Konjunkturforſchung
hat die Geſchäftstätigkeit in der holzverarheitenden Induſtrie in
den letzten Monaten nicht weiter nachgelaſſen; die Bedingungen
einer konjunkturellen Abſatzbelebung dieſes Zweiges ſind jedoch
zurzeit nicht gegeben. Die Voreindeckung in der Möbelinduſtrie
hat im Jahre 1932 eine ſtarke Beſchränkung erfahren bei weiter
rückgängigen Preiſen. Dieſe liegen gegenüber 1929 um 43 Proz.
geſenkt. In den letzten Wochen habe ſich der Rückgang des Möbel=
abſatzes
konjunkturell verlangſamt. Der laufende Bedarf dürfe
künftig wieder unmittelbar beim Handel zum Ausdruck kommen.
In der Holzwareninduſtrie war die Geſchäftstätigkeit im zweiten
Halbjahr 1932 bis Oktober belebter als im Jahre 1931. In der
Kiſten= und Packfäſſerinduſtrie liegt die Beſchäftigung im Januar
1933 um 7.5 Prozent über der des Vorjahres.
Produkkenmärkke.
Luſtloſes Kartoffelgeſchäft in Südweſtdeutſchland. An den
ſüdweſtdeutſchen Kartoffelmärkten konnten in den letzten Tagen
die Verſendungen im bisherigen Umfange aufrecht erhalten wer=
den
. Jedoch iſt von einer Erweiterung des Verſandes keine Rede,
da nach dem Ruhrgebiet andere, preisgünſtigere Angebote vor=
liegen
. Als Abnehmer für rheinheſſiſche Kartoffeln treten nur
die nächſten Verbrauchergebiete auf. Rheinheſſen allein iſt von
den hieſigen Verbrauchergebieten Abgeber, wogegen die Wetterau
bei den jetzigen niedrigen Preiſen ſo gut wie keine Verladungen
tätigt. Ab Rheinheſſen lauten die Forderungen unverändert auf
1.40 bis 1,45 RM. je Zentner für gelbfleiſchige Induſtrie, wäh=
rend
man ab Wetterau mindeſtens 1,50 RM. fordert
Mannheimer Produktenbericht vom 23. Februar. Weizen inl.
7677 Kilo, 21,75
Roggen inl. 7273 Kilo 17.2517,50;
Hafer inl. 14,5014,75; Sommergerſte 18,5020; Futtergerſte
17,7518: Soyaſchrot 10 25: Biertreber 11,6012: Trocken=
ſchnitzel
, loſe 7,757,90; Rohzuckermelaſſe 5,205.40; Wieſenheu
loſes und Rotkleeheu 4,805,20; Luzernkleeheu 5 606,20; Stroh,
Preßſtroh Roggen=Weizen 2 602,80 desgl. Hafer=Gerſte 220
2,60, desgl. geb. Roggen=Weizen 2,402 60, desgl. Hafer=Gerſte
2.20; Weizenmehl. Spezial Null mit Auslandsweizen 30,25
31,00; Roggenmehl nordd. und ſüdd., 7060proz. Ausmahlung
22,5024,75; Afizenkleie, feine 8,00; Erdnußkuchen 11,6011,75.
Kleine Wirfſchaftsnachrichten.
Wie mitgeteilt wird, iſt der Reichstarifvertrag für das deutſche
Verſicherungsgewerbe, der am 31. März 1933 abläuft. am Don=
nerstag
bis zum 30. Juni 1933 verlängert worden Der gegen=
wärtige
Zeitpunkt iſt vom Arbeitgeberverband Deutſcher Verſiche=
rungsunternehmungen
nicht für geeignet angeſehen worden, eine
Veränderung in den tariflichen Beſtimmungen für die Verſiche=
rungsangeſtellten
zu erſtreben.
Die ſüddeutſchen Großmühlen haben den Preis für Weizen=
mehle
wiederum erhöht und verlangten am Mittwoch für 100
Kilo Spezial Null mit Auslandsweizen 30,7531 Mk., für Son=
dermahlung
50 Pfg. weniger.
Die geſtern veröffentlichte engliſche Handelsbilanz für das
Jahr 1932 zeigte bei 711 (1931: 869,7 und 1930: 1052,5) Millionen
Pfund Einfuhr und 422 (1931: 461,3 und 1930: 666) Millionen
Pfund Ausfuhr einen Einfuhr=Ueberſchuß von 289 (1931: 408,4
und 1930: 386,5) Millionen Pfund.
Der Londoner Goldpreis betrug am 23. Februar 1933 für
eine Unze Feingold 122 s gleich 87,5350 RM. für 1 Gramm Fein=
gold
demnach 47,0687 Pence gleich 2,81 431. RM. Goldkäufe wur=
den
ſo gut wie nicht getätigt.

Berliner Kursbericht
vom 23. Februar 1933

Oeviſenmarkt
vom 23. Februar 1933

Verl. Handels, Geſ.
Deutſche Ban ku.
Disconto=Geſ.
Dresdner Ban!
Hapag
Hanſa Dampfſch.
Nordd, Llohzd
A.E. G.
Bahr. Motorenw.
C. P. Bemberg
Bergmann Elektr.
Berl. Maſch.=Bau
Conti=Gummi
Deutſche Cont. Gas

uicch
71.75
61.50
17.125
31.
17.375
28.75
90.75
40.
20.75
32.125
126.25
112.

Mee
Elektr. Lieferung
J. G. Farbe:

Gelſ. Bergw.
Geſ. f.elektr. Untern.
Harpener Bergbau
Hoeſch Eiſen u.
Köln=Neueſſen
Phil. Holzmann.
Kali Aſchersleben ſu
2lödnerwerke
Kolsw. Chem. Fabr.
Mannesm. Röhr.
Maſch.=Bau=Untn.
Lrenſtein & Koppell

Vge
80.50
108.875
58. 875
77.125
87.
53.625
48.50
113.875
44.25
68.50
59.
38.375
39.50

Mete
Rütgerswerke
Salzbetfurth Kal
Leon h. Lietz
Verein. Stahlwerke
Weſteregeln Alkali ,
Agsb.-Nrnb.Maſch.
Baſalt Lin
Berl. Karlsr. Ind.
Hirſch Kupfe:
Hohenlohe=Wette
Lindes Eismaſch.
VogelTelegr. Draht
Wanderer=Werke.

Veh
43.50
170.50
36.
25.
114.50
17.50
70.75

76.
27.25
59.

T Währung Geld Rit Währung Gelb Brict Helſingfors 100 finn.M., 6.354 s. 3e6 Schweiz 100 Franken 8 1.92 62.08
Wien 100 Schilling!= 48.45 48.55 Spanien 100 Peſetas 134.77 24.83 Prag
00 Tſch. Kr. 12.465 12.48: Danzig 100 Gulden 82.32 22.48 Budapeſt. 00 Pengö Japan 1 Yen 0.859 0.761
Sofig ſ1o0 Leva 2.057 3.o6s Rio de Janerolt Milre. 0.239/ C.341 Solland
100 Gulden 70.28 170.6. Jugoſlawien 100 Dinar 5.554 5.*66 Eslo 100 Kronen ha.53 73.67 Portugal 100 Eseudos 13.04 13.06 Kopenhagen 100 Kronen 63.94 64.06 Athen 100 Drachm. 2.348 2.252 Stocholm. 100 Kronen R6.02 78.15 Zſtambu! 1 türt. 2 2.008 2.012 London
t 1 E.Sta. 4.33 14.37 Katro. ägypt. 2 h4.71 14.75 Buenvs=Aires 1 Pap. Peiv 0.8331 0.33; Kanado
canad. Doll 3.5oc 3.514 New York. Dollar 4.209 4.217 Ntruguah t Goldpeſo 1.648 752 Belgien
100 Belga (59.04 59. 16 3sland. 100 isl. Kr 64.69 1St.81 Italien
100 Lire 21.51 21.55 Tallinn (Eſtl. 100 eftl. Kr. 110.591 110.81 Paris
100 Franes 16.60 16.64 Nigg 100 Lats 72,72 79.68

Kartokatbant Burmiinst, Mihan Mrorrscker Bunr
Frankfurter Kursbericht vom 23. Februar 1933.

Kae
fällig 1. 4. 34..
1. 4.35..
1. 4. 36 ...
1. 4. 37...
1. 4. 38...
6½ Dtſch. Reichsanl
b.27
5½0 Intern.,
5% Baden ......
8%Bayern.....
6% Heſſen ...v. 29
69 Preuß. St. v. 28
62 Sachſen v. 27
6% Thüringen b. 27
Dtſch. Anl. Auslo=
ſungsſch
. 4 ½Ab=
löſungsanl
. . ..
Dtſche. Anl. Ablö=
ſungsſch
. (Neub.
Deutſche Schutzge=
bielsanleihe
....
6%Baden=Baden.
6% Berlin ...v. 241
62 Darmſtadt
6% Dresden. . v. 26
6% Frankfurt a.M
Schätze, v. 29
6%
b. 26
82Mainz ......"
6% Mannheimv. 27
6% München .b. 290
6%Wiesbaden v.28
6% Heſſ. Landesbl.
6% Goldoblig.
5½ % Heſſ. Landes=
Hhp.=Bk.=Liquid.
47 %u Kom=Obl.)

95
881,
81-.
77,
741,
93.2
N8.25
78.75
79.25
84.25
77.25
94
83
74

6.3205
64
69*
67.5
66
76
65.25

86.75
78,6

Wee
Pfd.=Anſt. G.Pf.
6% Goldoblig
6% Landeskomm.=
Bk. Girozentr. für
Heſſ. Goldobl. R. 11
N.12
62 Kaſſeler Land.
kredit Goldpfbr.
62Naſſ. Landesbk.
5½%0 Liqu. Obl.
Dt. Komm. Sam=
mel
=Ablöſ.=Anl.
*AuslSer. I
. Ser.II
Dt. Komm. Samm.
Abl. (Neubeſitz).
6% Verl. Hyp.Bk.
5½%0Ligu.=Pfbr.
6% Frkf. Hhp.=Bk.
5½% Lig. Pfbr
Goldoblig
6% Frif. Pfbr.=Bk.
5½% Lig.=Pfbr.
6% Mein, Hyp.=Bk.
5½% Lig. Pfbr.
6% Pfälz. Hyp.=Bk.
5½% Lig. Pfbr.
16% Rhein. Hhyp. B
5½%0 : Lig. Pfbr.
89
Goldoblig.
60 Südd. Bod==
Ered.=Bank...
5½% Lig. Pfbr.
620 Württ. Hhp.,B.
6 Daimler=Benz
6% Dt. Linol.Werke
6% Mginkrw. b 28l

83.5
84
73.5

61.5
81
8
R.
87
88.5
86.8
74.75
84.25
g7),
84.25
85.55
88
A.
86
77.25
87.5
86I.
87
68.5
85.25
84),

% Mitteld. Stahl.,
62Ver. Stahlwerke
62 Voigtc Häfſne.
J. 6. Farben Bonds
5% Bosn. L. E. B.
L.Inbeſt.
52 Bulg. Tab. b.02
4½% Lſt. Schätze
425 Oſt. Goldrente
5% vereinh. Rumän
4½2
48 Türk. Admin.
42 1. Bagdadl
Bollanl.
12%0 Ungarn 19191
1914
2%
Goldr.
1910
4½Budp. Stadtanl
2 Liſſabon
42 Stockholm
Abtien
Aig. KunſtziideUnie
A. E. G.
....."
AndregeNoris Bahn
Aſchaffbg. Brauerei
Zellſto
Bemberg, J. P...
Berl. Kraft u. Licht
Buderus Eiſen....
Eement Heidelberg
Karlſtadt.
J. G.Chemie, Baſel
Chem.Werke Albert
Chade ........."
Contin. Gymmm.

F.
77
99.75

12.25
12.55
6:9
10.25

35
28.75
93
50
40.5
1120.25
52
125.75
57

Contin. Ainoleum
Oaimler=Benz...
Dt. Atl. Telcgr.
Erdö. ...
Dt. Gold= u. Silber=
ſcheide
=Anſtalt
Linolwerl.Ber!
Dortm. Nitterbräu
Oyckerhof & Widm
Eichbaum=Werger.
Elettr. Lieferg.=Geſ.
Licht u. Kraſt
Eſchw. Bergw:
Eßling. Maſchinen
Faber & Schleicher
J. 6. Farbenindufr.
Feinmech. (Jettc:
Felt. & Gui.leaume
Fran lfurter Hof.
Gelſent. Bergwert.
Geſ.f.eleltr. Untern.
Goldſchmid Th.
Gritzner=Kah;er.
Grün c Bilſinger:
Dafenmühle Frift
Hammerſen (Ten.
Hanque: Hofkrauh.
Hanfwerke Füſſen.
Harpener Bergbau
Henninger Kempf.
HilvertArmarurfrb.
Hindrichs=Aufferm.
Hirſch Kupfer..
Hochtief Eſſen.
Horzmann, Ph.
Slſe Bergb. Stamm!
Genüſſe
Junghans ......"
gali Chemie ...

24.9
20.5
158.25
36
1
51
20
33.5
1108.9
De.
59
36.6
26
57

86.5

39.25

*5
uo5.5

Aſchersteben : 114

Me Kue
glöcknetwerke ..
Knorr C. H... . ./185
Lahmeyer c Co. .
Laurahütte .....
Lech. Augsburg.
KLzwenbr. Münch. 1210
Lutz, Gehr. Darmſt
Raink.=W. Köchſt. 68.5
Mainz. Akt.=B.
MMannesm.=Röhr
81.25 MMansfeld. Vergb.
208 MMetallge). Frank)./ 34
Miag. Mühlenbau:
MMontecatiniMaild./ 25
Motoren Darmſtad:
237I, berbedar
RhönBergkau.
Meiniger, Eebbert.
Rh. Braunkohlen. /260
Clettr. Stamm 9e.5
Stahlwerte
Riebe Montanr. . 65.5.
177 MRoeder Gebr...
Rütgerswerle
Salzdetfurtl Kali
Salzw. Keilbronn /171
Schöfferhof=Bind., /161
Schramm, Lackfbr. 33.25
Schriftg. Stempel=
Schucker:, Elektr
Schwarz=Storcken
Siem. Glasinduſtr.
Siemens & Halske: /138
48 1Südd. Zucker-A. 6./142
Kellus Bergbau.
Thür, Liefer.=Gef.
Tietz Leonhard
lunterfranken.
Ber. Stahlwerre;

Mi
20.75
62
59:),
34s
Eo
43.25
87.25
70
69.5
97.5.
35

Wie ece
Voigt & Haeffner
Wahß & Frehtag.
Weſteregeln Kali=
Zeliſtr / Waldhef
Memel.
Alig. D:. Crediter
Badiſche Bank...
Bk. f. Brauintuſtu
Baher. Hyp. u. W.
Berl. Ean elsge
Cypothelbl.
Comm. Privatb.
Dt. Ban und Dise
Dt. Eff. u. Wechſel
Dresdner Bank.
Franlf. Bant.
Syp.=Bani.
Mein. Hyp.=Bank
Pfälz. Hyp.=Ban!
Reichsbanl=An.
Rhein. Hyp.=Ban1.
Südd. Bod.Cr. B!.
Württk Notenban!
A.-G. Ver ehrsw.
Allg. Lokalb. Kraftn
720 Dt. Reichsb. Vze
Hapag .....
Nordd. Lloyd.
Südd Eiſenb.=Ge
Allianz u. Sturz(
Verſicherung.
. .. Verein. Verf.!
Frankona Rück=u. M
Mannheim. Verſich.

28.5
4.25
114.75
19
52.25
73:
nis
53
71.75
70
61.5
59.5
80"
79.75
81
148.5
99.75
IS
95
40J.
73
94:1,
167I=
41"

2os
20

Otavi Minen...
Schantungsandels

Nummer 55

Freitag, 24. Februar

[ ][  ][ ]

Freitag, 24. Februar

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Nachdruck verboten!)
Einen letzten Blick warf Hanns=Joachim von Kreuth in den
hohen Pfeilerſpiegel. Das von Wind und Wetter rotbraun ge=
färbte
Geſicht ſtach ſeltſam gegen den blendendweißen Kragen und
die weißſeidene Hemdbruſt des Abendanzuges ab. Raſch noch ein
paar Bürſtenſtriche, einen Tropfen Kölniſch in das Taſchentuch,
dann trat der Darkehmer Gutsherr auf den Flur und ſchritt die
breite, läuferbelegte Treppe hinab.
Dienſteifrig riß ein in rotem Affenjäckchen ſteckender Boy die
zum Speiſeſaal führende Flügeltür auf. Von der ſtrahlenden Fülle
des Lichts geblendet, blieb Jochen einen Augenblick lang ſtehen.
Doch da kam ſchon ein Herr auf ihn zu.
Tag, lieber Kreuth! Meinen allerherzlichſten Glückwunſch zu
Ihrem erſten Derbyſieg!
Herrgott Holm? Ja, wie kommen Sie denn hierher?
Bin mit meinen Damen, meiner Frau und meiner Schwä=
gerin
, auf einen Sprung herübergefahren, Schwiegerpapachen iſt
auch mit von der Partie, Sie wiſſen doch, hundertprozentiger
Amerikaner. Und nun kommen Sie, ich habe an unſerem Tiſch
einen Platz für Sie freigehalten.
Ja ... wußten Sie denn?
Natürlich wußte ich! Habe einfach den Trainer ausgefragt.
Wini brennt ſchon darauf, Sie perſönlich kennen zu lernen.
Wini?
Miß Winifred Atkinſon, Schweſter meiner kleinen Frau,
zwanzig Jahre alt, gänzlich unverlobt, 10 Dollarmillionen ſchwer,
ſpäter das Doppelte, bildhübſch, etwas ſehr amerikaniſch, aber
ſonſt ein nettes, liebes Mädel".
Mir ſcheint, lieber Holm, Sie wollen ſich einen Kuppelpelz
an mir verdienen!

Will ich auch! Harbordt Graf Holm hakte den ehemaligen
Kriegs= und Regimentskameraden vertraulich unter: Seien Sie
kein Froſch! So was wird einem nicht alle Tage auf dem Präſen=
tierteller
angeboten! Er führte Kreuth an einen der Tiſche.
Darf ich bekanntmachen? Rittmeiſter a. D. Hanns=Joachim von
Kreuth auf Darkehmen, der Held des heutigen Derbytags meine
Frau Miß Atkinſon, meine Schwägerin Miſter Elias At=
kinſon
!
Gnädigſte Gräfin, es iſt unendlich liebenswürdig, daß Sie
mir Gaſtfreundſchaft an Ihrem Tiſch gewähren wollen! Kreuth
beugte ſich über Frau Daiſys Hand, küßte die roſigen Fingerchen
und ſchüttelte dann Miß Winifreds Rechte.
Das junge Mädchen blickte unbefangen zu ihm auf, wie er
daſtand, in ſeiner wuchtigen Größe gleich Saul alles Volk um
eines Hauptes Länge überragend.
Ich freue mich, Sie kennen zu lernen. Sie werden mir viel
erzählen müſſen! Werden Sie? Ja!
Miſter Atkinſons breite, rote, behaarte Hand ſtreckte ſich über
den Tiſch:
Sie ſind die Attraktion des Tages.
Oh bitte, wehrte Hanns=Joachim ab. Er bekam ſeinen
Platz zwiſchen den beiden Damen. Graf Holm winkte einen Kell=
ner
heran: Noch ein Gedeck! Nachſervieren! Wir ſind erſt beim
Fiſch.
Dann verzichte ich auf die Suppe.
Sekt perlte in breiten, goldgeränderten Schalen. Kreuth hob
ſein Glas, verneigte ſich erſt gegen Frau Daiſy, dann gegen Wini=
fred
.

Hatten Sie die Grippe?

Wahrscheinlich spüren Sie die Folgen noch.
Sie müssen wieder möglichst schnell zu
Kräften kommen; denn welcher Beruf ver-
trägt
heute so lange Zwischenpausen? Trin-
ken
Sie deshalb regelmäßig
Ovomaltine,
welche Ihnen alle Aufbaustoffe bringt, die Ihr
geschwächter Körper so dringend braucht.
Schon nach wenigen Tagen spüren Sie den
Erfolg.
Ovomaltine ist ein konzentriertes Kräfti=
gungsmittel
aus Ei, Malz, Milch, Kakao,
schmeckt sehr gut und wird von den Aerzten
in aller Welt verordnet.
Erhältlich in allen Apotheken und Drogerien
zu RM. 1.15, RM. 2.15 und RM. 4.
1.12

Nr. 55 Seite 11
Auf die Stunde und das, was ſie am lieblichſten uns ſchmückt!
Auf Ihren Sieg! ſagte das junge Mädchen.
Helles Frauenlachen flog auf, ſchimmernde Nacken und Arme,
blitzendes Edelgeſtein, ein Brillantfeuerwerk von Blicken
Hinter einem mit rotem Baldachin überſpannten Arrange=
ment
aus Blattpflanzen konzertierte die Kapelle, ſehnſüchtig ſan=
gen
die Geigen, das Saxaphon kontrapunktierte:
Zwei Herzen im Dreivierteltakt
Die hat der Wein zuſammengebracht,
Sie ſchlugen heiß im gleichen Takt
In einer Walzernacht!
Leiſe wiegte ſich Winifred in den Hüften. Das champagner=
farbene
Kleid aus echten Spitzen umhüllte loſe die biegſame Ge=
ſtalt
, das Mädchen lehnte ſich zurück und trank in kleinen Schlück=
chen
ihr Glas aus.
Gnädiges Fräulein ſind ſchon ſeit längerer Zeit in Deutſch=
land
?
Pa und ich haben einen kleinen Trip nach Europa gemacht,
im Winter, zur Seaſon in London, dann Nizza, Oberitalien, Deau=
ville
, Paris und nun Berlin.
Und wie gefällt es Ihnen hier?
Immerhin beſſer als in London, das iſt einfach langweilig,
eine tote Stadt, auch noch beſſer als in Paris mit ſeiner Talmi=
eleganz
, aber Berlin ſteht erſt in der Entwicklung. Eins hat mir
beſonders gefallen . . .
Darf man fragen, was?
Die deutſchen Männer.
Hanns=Joachim verbeugte ſich.
Gehorſamſten Dank, da ja wohl auch ich in dieſem Plural
mit eingeſchloſſen bin. Und welchen Vorzügen der germaniſchen
Raſſe verdanken wir dieſe Anerkennung?
Der Engländer iſt langweilig, kennt nur zwei Geſprächs=
themata
: Sport und Geſchäft, der Franzoſe ja, der iſt mir zu
ſüßlich, zu unwahr, er ſagt hundert Frauen hintereinander dieſelbe
Galanterie, ohne es auch nur ein einziges Mal ehrlich zu meinen.
Und der Deutſche?
Iſt unbedingt aufrichtig, auch auf Koſten der Höflichkeit.
Sie ſind ſehr klug und ſehr ſchön, Miß Winifred! ſagte
Kreuth und hielt ihren Blick feſt.
Harbordt Graf Holm hob ſein Glas gegen ſeine Schwägerin.
Nicht ſo raſch trinken, Kleine! Frau Daiſy drohte lächelnd
mit dem Finger: Wenn man aus dem Lande der Prohibition
kommt
Ich habe mich längſt akklimatiſiert, lachte Winifred. Sie
beſitzen ein Geſtüt, Herr von Kreuth?
Nur in beſcheidenem Umfang, mein gnädiges Fräulein, noch
mein Großvater züchtete nur Halbblut, das iſt gewiſſermaßen oſt=
preußiſche
Tradition, mein alter Herr kaufte dann in England ein
paar Vollblutſtuten und jetzt, wo es kaum noch Kavallerie gibt,
wo weder Abſatz für Remonten noch für Reit= oder Wagenpferde
vorhanden iſt, laß ich meine Vollblüter laufen, meiſt nur nützliche
Handikay=Pferde und ein paar Steepler. Wiener Blut iſt der
erſte klaſſiſche Sieger.
(Fortſetzung folgt.)

nur un Mitglieden
A
Wir bieten unieren werten Mitgliedern an:
. . ½ Pfund=Paket 0,61 und 0.59
ff. Tafelbutter...
la Weizenmehl, a. d. GEG=Mühle Mannheim . . Pfund 0.19
la Blütenmehl, a. d. GEG=Mühle Mannheim . . Pfund 0.20
ff. Konfektmehl,Rheinſtern, a. d. GEG=Mühle Mhm. Pfd. 0.22
.. Liter 0.48
ff. Taſelöl . ...
ff. GEG=Kokosfett, gar. rein, 100% Fettgeh., 1 Pfd.=Tael 0.35
la Kokosfett, gar. rein, (nicht zu verwechſeln mit dem
billigen Pflanzen= bezw. Palmkernfett) . . 1 Pfd.=Tafel 0.30
la Sauerkraut
. . Pfund 0.09
.
ff. Gewürzgurken, n. Hausfrauenart eingelegt, Stck. v 0.06½an
la Delik.=Bauchſpeck (Dörifleiſch)
. . . Pfund 1.00
ff. Schinken, gekocht
. . . . Pfund von 1.30 an
la Limburgerſtangenkäſe, Marke GEG=Kuh . . Pfund 0.40
Stück 0.12, 0.11, 0.10 und 0.02½
Friſche Eier
. Pfund 0.13
Süße, ſaftige Orangen.
Vita=Reis.
100 g=Paket 0.18
Friſchgemüſe: Weißkraut, Pfd. 0.06, Rotkraut Pfd. 0.07½,
Wirſina Pfund 0.13, Blumenkohl Stück 0.22, Sellerie
Stck. 0. 17, Meerrettich Pfd 0.44, Suppengrün Bündel 0.06
Aus unſeren 3 Fleiſchabgabeſtellen:
Karlsſtraße 42,
Telefon 4481
Karlsſtraße 115,
Telefon 4613
Eſchollbrückerſtr. 25, Telefon 93
ff. Ochſenfleiſch
Pfund 0.70
ff. Schweinefleiſch
. . Pfund 0.80
la Kaltfle ſch
Pfund von 0.75 an
la Hammeifleiſch
.. . Pfund von 0.65 an
la Blut= und Leberwurſt aus eigener Schlachtung
ff. Schinken, roh und gekocht, ff. Aufſchnitte
la GEG Dofenwurſt
(2803
Rückvergütung auf alle Waren und auf die volle Einkaufsſumme

Nichtmitglieder machen ſich und ihre Anſtifter durch Einkauf in unſeren Verteilungsſtellen nach
8 152 des Genoſſenſchaftsgeſetzes ſrafbar. Soweit wir Nichtmitglieder beim Einkauf in
unſeren Verteilungsſiellen ermitteln, werden wir dieſelben bei der Polizei zur Anzeige bringen.

Laden (2t1a
eptl. große Neben=
räume
, erſte Lage.
Hauptpoſt. Rhein=
ſtr
. 12½ ſofort frei.
A
4 Zim. u. Küche
1. Stock, beſchlag.
nahmefrei, m. Gar=
tenanteil
in freier,
ſonnig. Lage v. 1. 4.
zu vermiet. Gas u.
Elektr. vorh. Beſich=
tig
, am 25. u.
Febr. v. 1012 U.
Zu erfragen Noack=
ſtraße
9, I.
1 Zim. u. Küche
leer
n Zentr. ſof
zu vermieten. Ang.
u. G. 46 Geſchſt.

helle
9:0ruhige
Burorägie

m Zentra heizun.
per 1. April
in gutem Hauſe
zu vermieten.
Näh. Sandſtr. 16
parterre.

4-Zim.-Wohn. (Park.)
1 K. 2 Manſ, Boden, Balkon, in der
Landskronſtraße zu verm. Preis unge
60. RM. Ausk. ert. die Geſch. d. Bl.*

Der Wille zur Gesundheit
und die Kultur des Geschmacks verlang-
ten
zu Beginn des Jahrhunderts eine
Lösung des Kaffeeproblems.
Den Geschmack, das Aroma, die An=
regung
galt es zu erhalten, die Autregung,
deren ursache nur das Loftein sein kann,
dagegen auszuschalten.
Kaffee Hag hat dieses Problenn
gelöst, Er wurde geschatten, weil die Zeit
ihn verlangte.

Deiſ. anftarr uüeſthe!
Im Wege des öffentlichen Anerbie
tens ſoll die Lieferung der im Rech=
nungsjahre
1933 (1. April 1933 bis 31.
März 1934) erforderlichen Back= und
Fleiſchwaxen vergeben werden. Ferner
für die Zeit vom 1. April bis Ende
September 1933: ca. 600 Kg. Pflanzen=
fett
, ca. 125 Kg. Salatöl. ca. 500 Kg.
Kochſalz. ca. 300 Kg. Hülſenfrüchte, ca.
600 Kg. Weizenmehl. ca. 400 Kg. Grau=
pen
und Grütze. ca. 150 Kg. Haferflocken,
ca. 100 Kg. Grünkern, ca. 75 Kg. Nu=
deln
(Gemüſe= und Fadennudeln), ca.)
400 Kg. Reis, ca. 400 Kg. Grieß ca. 600
Kg. Kriſtallzucker, ca. 200 Ztr. Weizen=
kleie
, ca. 75 Kg. Sohlleder.
Die in dem Angebot anzuerkennen=
den
Lieferungsbedingungen liegen am
Donnerstag und Freitag, dem 2. und
3. März 1933, vormittags von 1012
Uhr, zur Einſicht offen.
Angebote ſind verſchloſſen und ver=
ſehen
mit der Aufſchrift Lieferungs=:
vergebung bis zum Eröffnungstermin,
Freitag, dem 17. März 1933, vormittags
10 Uhr, hierher einzureichen.
Die einzureichenden Warenmuſter
müſſen getrennt von den Angeboten!:
verpackt mit der Aufſchrift Muſter zum
Angebot verſehen ſein.
(2777
Darmſtadt, den 22. Februar 1933.

Frankf. Str. 16½II
gt. möbl. Z., ſchön
gel., bill. z. vm.

Einf. möbl. 3. z.
Nühlſtr. 17½, I.

Frankfurterſtr. 21, I.
ſchon möb. Z. m. el.
Licht p. ſof. z. vm.*

Großes hell, Zimm.
mit Nebenraum in
gut. Hſe. v. alleinſt.
ält. Dame geſ. Pr.=
Off. u. G. 51 Gſch.*

Einfamil.-Haus
oder
größere Ekage
7 Zim. m. all. Zub
in gt. Lage geſucht.
Alter’s
Wohnungsnachweis
Eliſabethenſtr. 34.
(2810)

34=Zim.=Wohng.
m. Zubehör p. 1. 4.
von Beamtenwitwe
geſucht. Ang. unt.
G. 70 a. d. Gſchſt.

Geſucht zum 1. Juli
geräum. 4-Zim.-Wohn.
mit Zentralheizung in nur gut. Hauſe.
Näheres u. G. 48 a. d. Geſchaftsſt.

Herr, Mitte 40.
ſucht bill. Heim in
kl. Haushalt. Gefl.
Ang. mit Preis u.
G. 42 a. d. Geſch.*

Möbl. Zimmer
zu mieten geſ. von
alleinſteh. Mädchen,
mon. 12 N. Angeb.
int. G. 62 Geſchſt.*

Eil
Kampf dem
Geippe=Jeufel!

Die besten Waffen sind
meine kräftigen Südweine,
meine guten Rotweine zur
Glühwein-Bereitung und
mein reiner Weinbrand
zu Mk. 1.00 das Viertelliter!
Alles erstklassige Ware und
erstaunlich billig! (2776
Zuan Prim
Darmstadt
Mathildenplatz 8

Verkauf für Private am Schalter,
für Wiederverkäufer im 1. Stock.

II

Leßke Nuß- und
Brennholzverfteigerung
Montag, den 27. d. Mts., werden im
Roßdörfer Gemeindewald aus Abt. 30
und 33 nachſtehende Sortimente ver=
ſteigert
:
Kiefern=Stämme Kl. 2b. 8 St. 3,32 fm
Kl. Za 47 St. 29,73 fm
Kl. 3b 46 St. 39,05 fm
Kl. 4a 16 St. 17.01 fm
Kl. 4b. 3 St. 4,32 fm
Kl. 5 1 St. 0.88 fm
Lärchen=
Kl. 1b
0,51 fm
Fichten=
Kl. 1a 6 St. 0,85 fm
Kl. 1b 10 St. 2,71 fm
Kl. 2a
0,61 fm
Kl. 2b
St. 0,49 fm
Derbſtang. Kl. 1 13
Kl. 2 9 St.
Zuſammenkunft vorm. 9 Uhr an der
neuen Schule, Darmſtädter Straße.
Ferner Donnerstag, den 2. März, vor=
mittags
9 Uhr, in der Wirtſchaft Stei=
ger
aus Abt. 30 und 33:
Buch.=Scheit. 50 rm Eich.=Stöcke 1rm

Gemeinſame
9 Uhr, im Gaſthaus Zur Krone in Herrn Förſter Kirſchner.
Groß=Gerau.
1. Forſtamt Groß=Gerau:
Eiche, 20 im A=Qualität, 5.10. Kl.
55 fm N=Qualitat, 5.11. Kl.
15 im F=Qualität, 5. 9. Kl.
2. Forſtamt Dornberg (aus d. Diſtrikt
(Knoblochsaue);
Eiche, 85 fm N=Qualität. 3. 8. Kl.
6 im E=Qualitat, 4. u. 5. Kl.
ferner:
Ulme, 28 fm N=Qualität, 2.6. Kl.
Stammholzverzeichniſſe ſind von den bei=
den
Forſtämtern koſtenlos erhältlich.
Heſſ. Forſtamt Groß=Gerau.
2778) Heſſ. Forſtamt Dornberg.

Buch.=Knüpp. 32 Buch.=Well. 850 St.

EEich.=Scheit. 2 Kief.=Stöcke 44
Kief.=Scheit. 472 Ficht.=Stöcke
Eich.=Knüpp. 2 Eich.=Well. 200
Ficht.=Knupp. 3 Birk.=Well. 50
Birk.=Knüpp. 1 Kief.=Well. 1280
Buch.=Stöcke 20
Die unterſtrichenen Nummern in Abt.
Eichenſtarkholz=Verſteigerung. 30 kommen nicht zum Ausgebot. Näh.
Dienstag, den 7. März 1933, vormittags Auskunft durch die Bürgermeiſterei und
(2779
Roßdorf, den 22. Februar 1933.
Heſſ. Bürgermeiſterei:
Lorenz.

23-3.-Wohng.
v. ruh. Familie in
gutem Hauſe zum 1.
April geſucht.
Angeb. unter G. 65
an die Geſchäftsſt.

Ungeſt. möb. o. lee=
res
Zim. von einz
Herrn geſ. Preisoff.
erb. u. G. 68 Gſchſt.

Ein Zimmer
mit Wohnküche von
einz. Dame i. Süd=
od
. Oſtv. geſ. Off.
u. G. 56 Geſchſt.
v verm. möbl.
Wer Zimmer ſev.
teilw. möbl.)? Ztr.
Lage, ſepar., ca. 20
monatl. Off. u.
G. 59 a. d. Geſch. A

[ ][  ]

Seite 12 Nr. 55

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Freitag, 24. Februar 193

HELIA
Ein geualtiger
Ufa-Kultur-Film

HELIA

Eilm-Morgenfeier
Sonntag, vor nittags 11.15 Uhr. Unwiderruflich letzte Wiederholung.
INSTINKT UAP VERSTAHPN

Ein Film von den Mysterien der Tierwelt, ein ungeheuer packendes Werk von den Problemen der Natnr.
Jugendliche haben Zutritt.
Kleine Preise.
Vorverkauf an der Heliakasse.

Hente letzter Tag.

Der spannende Tonfilm
Das Geheimnis
um Johann Orth
(Ein Liebesroman im Hause Habsburg)
In jeder Vorstellung ist
Erzherzog Leopold v. Oesterreich
persönlich anwesend
und spricht über seine Erlebnisse im
Hause Habsburg.

Heute und folgende Tage.
Conrad Veidt
Mady Christians
in dem Ufa-Groß-Tonfilm
Ber

Hente letzter Tag.

schwarze Husar
(Eim Liebesroman der Prinsssin
Marie Luise von Baden)
mit
Wolk Albach-Retty, Ursnla
Grabley und Olto Wallburg.

Eine ganz tolle Angelegenheit!
Pat und Patachon
in ihrem Heiterkeits-Erfolg
Knall ung Falt
Wie sie über Dächer und Gerüste
steigen wie sie das knall- und
rauchlose Pnlver erfinden
(V. 2789
das muß man
gesehen haben!
Dazu das gute Beiprogramm.

Beginn: 4.00, 6.20 und 8.20 Uhr Beginn: 3.45, 6.00 und 8.20 Uhr Beginn: 3.45, 6.00 und 8.20 Uhr.

Heskaurant Bender / Hotel Bender
Telefon 2505 Georgenstr. 1½ Tel. 5055
Elisabethenstrade 23
Samstag, Fonntag, Rozenmontag und Eastnacht
in beiden Betrieben

Großer Karneval
Raffkini mit seiner vorzügl. Kapelle.
Das allgemeine Urteil im vorigen Jahre lautete:
Die schönsten Stunden
Während des ganzen Karnelals
erlebten wir bei Bender!!
(2793
Tischbestellungen erbitte rechtzeitig!
Eintritt frei!
Eintrltt frei!
Kein Garderobezwang.

HERRNGARTEN-CAFE
An den 4 Karnevalstagen durchgehend geöffnet!
Sonntag, Montag und Dienstag nachmittag Kinder-Maskenball.
unter Leitung des Herrn Tanzmeisters Helmut Fuhrländer,

Prohsinn-Maskenball
in der Woogsplatz-Turnhalle
am Fastnacht-Samstag,
den 25. Februar 1955, 8.11 Uhr abds.
Eintritt: Im Vorverkauf M. 1., Abendkasse M. 1.50
Vorverkaufsstellen:
(2791
Gg. Größmann, Pankratiusstraße 25.
E. Hädrich, Pankratisttraße 61.
E. Bastian, Schützenstraße 14.
A. Schäfer, Friseur, Alexanderstr. 16.
E. Hartmann, Mühlstraße 8.

KARNEUAL im
M. G. V. LIEDERKRANZ
am Fastnacht-Samstag
25. Februar, abends 81 Uhr
in den oberen Räumen der Krone
Stimmunge Tanze Humor !
Eintritt einschl. Tanz für Mitgl. 50 Pfg., Gäste 75 Pfg.
2787

Karneval-Artikel
für Vereine, Restaurants Sto,
Luftschlangen . . . . 100 Rollen 5.00 Mk.
Girlanden . . . . . . . . . . Stück von 10 % an
Mützen .. . . . . . . 100 Stück von 2.50 an
Viele Neuheiten in Mützen Orden etc. (2706b
Rheinstr. 123
Hefſilche Pahnenfabrt
geg. d. Hauptpost.

E

Fasching-Samstag,
Sonntag, Montag
DOPPEL GASISPIEL
1. Original-Esemble
der
PORZAL-BÜHNE
2. CLAIRE FELDERN
Deutschlands beste
Parodistin und Humoristin.
KARTEN Mark 0.80 bis 2.20
im Vorverkauf. (2805

Kapelle,
2 Dam. u. 2 Herren,
frei für Faſtnacht=
Montag u. Dienst.,
am liebſt. n. ausw.
Sof. Abſchluß durch
Telef. 2290 Darmſt.
(2812)

Prima Masken,
große Auswahl.
ſehr billig!
Werner, Volkstheat.
Alexanderſtr. 5, III.
El. Mask. bill. z. vl.
Rheinſtr. 41 Sb. Ir.
(2704b)

Qualitäts=Schuhwaren Mercedes.
Reſtbeſtand mein. Lagers verkaufe zu jed.
annehmbar. Preis. Sauerwein, Heinrich=
ſtraße
106, part. Kein Laden. (2148a

Nur
bei der Fa.
EAANAAAReform=Reſtaurant.
Metzgerei Alexanderstr. 11 Alexanderſtr. 4. I.
Ia Qualit.-Rindkleisch
Steisfrich. Haokkleiſeh
Hammelkleisch
Kalhs-Hierenhraten
Gyringſtik
für Kinder v. 4
Halhshrust
ſahr. Lore Rhenius/ 4 P5. Opel.
Jahr. Lore Rhenius.
gepr. Lehrerin. Cabriol., Pack. Küh=
Als Sonderangebot:
Grüner Weg 33, pt. ligſt abzug. Villen=
40,
Kochlleisch.
Wo kann junges
Mädchen praktiſch Am Elfengrund
Halhsragsut vom
flicken lernen?
Antwort unt. G. 52 5
zolni
. d. Geſch. (27801
R

Eleg. D.=Mask. z. vl.
Frankfurterſtr. 58.I.*

Hübſche Mask. z. vl.
Arheilgerſtr. 2, III.
Eegante Damen=
billig
zu
Masken verleih*
Ludwigſtraße 10, II.

Aufeuf an die Lieben guten Mütter!
Onkel Robert May, der Kinderfreund
als Münchhausen, wer kennt nicht diesen großen Aufschneider!
unterhält und spielt mit Ihren lieben Kleinen
u. a. Kasperltheater, Sahne-Wettessen, Schneeballkoben,
Ballon-Schlacht
Prämiierung schönster Kindermasken
deshalb bereiten Sie Ihren Kindern diese Freude u. kommen Sie zum
Hidet Masnen feilen
von Samstag bis Dienstag täglich nachmittags ab 2.30 Uhr
Heinz Ufermann mit seinen Solisten
spielt u. a. Kinder-Potpourri
Großer Faschings-Rummel
2 Tanzflächen
Samstag bis Dienstag
5 Ulermanns Solisten spielen!
Darmstadt’s bestes Stimmungs- und
Tanz-Orchester

AM LANDESTHEATER

Bitte beachten Sle auch das morglge Inserat!

(2s13

Fasching im
ORPHEUM Märchenlande

Sonntag, 26. Febr 33, nachm. 31 Uhr
Großes Kinder-Kahareit
verbunden mit Maskenprämiierung
Kinderballet / Gardelentnant
Teddybär / Der Wunderesel s
Preise 25 Pfg. bis 1. Mk
Karten nur Kiosk u. Verk.-Bür

Sonderfahtien
der Heſſ. Aukobus=Verk. Geſ.
Darmſtadt, Luiſenplatz 1, neben Merck.
Tel. 3673. (Blau=weiße Omnibuſſe).
Montag, den 27. 2., Abfahrt 9.30 Uhr,
nur ab Luiſenplatz 1 neben Merck z.
nach Mainz.
Roſenmonkag-Zug Rückfahrt 18
Uhr.
Fahrpreis RM. 1.60
Mittwoch, den 1. 3., Abfahrt 12.30 Uhr,
Winterfahrt nach Rohrbrunn
(Speſſart). Sportmöglichkeit
Fahrpreis RM. 3.00
Vom 11.13. 3. anläßlich des Volks=
trauertages
zur Kriegsgefallenen=
Ehrung nach Verdun. Fahrpreis
RM. 20.00 einſchl. Rundfahrt und
Paßviſtum. Anmeldung bis 5. 3. (279

Binterſport=Sonderfahrt
30 cm Schnee Todtnauberg
ſchönſtes Skigebiet im ſüdl. Schwarz=
wald
vom 26. 2.7. 3. 33.
nur 49.40
3329
Auskunft und Anmeldung
Heſſen/kikursverlag Darmſtadt
Ernſt Ludwigſtr. 11 Telefon 2194

Opel=Kabriolett
7/32 PS., 6 Zylind
Zweiſitzer m. 2 Not=
ſitzen
vollkom. neu=
wertig
, jede Garan=
tie
, ſehr billig.
J. Donges & Wieſt,
Heinrichſtraße 52.
713b)

Ilse Petersen von Frankfurter Opernhaus
und ihre Tanzgruppe tanzen auf dem
Faschingsballa--Mozart-Vereins
am Samstag, den 25. 2. im Saalbau
Außerdem Gastspiel von Aenne Knelb u. Hanny Christofkel aus Mainz.
(2801
Karten bei O. Titze, Elisabethenstraße 4.

Mitkag=
und Abendkiſch
Vegetariſche und
Fleiſchküche. (104a
von 50 bis 95 Pfg

Oet

Diolin=Unkerr.
f. Anf. w. bill. ert.
Ang. u. G. 47 Gſch.*

Ab Fastnacht-Samstag bis -Dienstag
täglich nachmittags 4 Uhr und abends 8.50 Uhr
Karneval im Kaffeehaus
Anerkannt beste Stimmungs-Kapelle
Sehenswerte Dekoration / Ueberraschungen
Lustiges Karnevalstreiben 28006

Sonntag und Montag nachmittag 4 Uhr
Karnevalistisches Kinderfest

D. Gchemnt
des fabelhaft leichten An-
schlagsberuht
inder völlig nevar-
figen
Konstrukhon. Keine vorzei-
fige
Ermüdung beim Schreiben!
wikg

Vertretung
Leonhard Lutz
Bürobedarf
(2394a
Darmstadt Rheinstr. 22
(trüäher Danatbank) Telefon 3409.

Huch für elektr. Anlagen
erhalten Sie 20 Prozent Reichs=
zuſchuß
. Bitte fordern Sie bei
mir unverbindlich Angebot ein.
ELEKTRO-BRAND
Grafenſtraße 26, neben d. Stadt
kaſſe. Ruf 2221.
(1868a

ler, geg. Kaſſe bil=
kolonie
Eberſtadt,
Tel. 2492 Darmſt.

Großes Haus 19.30 bis vor 22.30
Hessisches 1911 Gr.141,

Landestheater
Freitag
24. Februar 1933

Kleines Haus

Der Freischütz
Romantische Oper von Weber
Preise 0.705.50 Mk.

Keine Vorstellung.

Empfehle:

im Ausſchnitt.
Faſanen, Wildenten
Feingemäſtetes (2811
Tafel=Geflügel
in reicher Auswahl.
Ausgelaſſenes Gänſefett.
L. Höhner
Schulſtraße 9 Telefon 3976
Eingang durch die Torhalle.