Einzelnummer 10 Pfennige
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Kädter und Natonalbank.
Nummer 54
Donnerstag, den 23. Februar 1933. 196. Jahrgang
Brüskierung Deutſchlands in Genf
Janorierung der dentſchen Abänderungsvorſchläge durch Henderſon. — Dem deulſchen delegierten Nadolny
das Work enkzogen. — Franzöſiſch=ikalieniſche Annäherung auf Koſten Deutſchlands.
Deukſchlands Kampf.
gegen die franzöſiſchen „Vereinheitlichungs”=Pläne.
Genf, 22. Februar.
Die Mittwoch=Sitzung des Hauptausſchuſſes der
Abrüſtungs=
konferenz erhielt ihre beſondere Note durch die Rede des
deutſchen Vertreters Botſchafter Nadolny der
ausführlich auf die Erklärungen des franzöſiſchen
Luftfahrtminiſters. Pierre Cot, in der vorigen Woche
antwortete und einen Aenderungs=Entwurf zu den franzöſiſchen
Vorſchlägen auf Vereinheitlichung der Heeres=Syſteme einbrachte.
Nadolny erklärte, daß die deutſche Delegation ihre
end=
gültige Stellungnahme von der
befriedigen=
den Löſung beſtimmter Fragen abhängig mache und
betonte, daß für den defenſiven oder offenſiven
Charakter der Heere weniger das Wehrſyſtem
als die Ausrüſtung mit aggreſſiven Waffen
ent=
ſcheidend ſei. Deshalb ſei eine alle Staaten ohne Ausnahme
in gleicher Weiſe treffende Abſchaffung der
Angriffs=
mittel und ein Ausgleich auf dem Gebiete des
Materials von ausſchlaggebender Bedeutung.
Notwendig ſei ferner eine, namhafte
Reduzie=
rung der Perſonalbeſtände und ein Ausgleich,
der dem Recht aller Staaten auf gleiche
Sicher=
heit entſpreche. Botſchafter Nadolny faßte ſeine
Ausfüh=
rungen in einer formulierten Erklärung und in einem
Reſo=
lutionsentwurf, den er dem Hauptausſchuß unterbreitete,
zu=
ſammen.
Dei Reſolukionsenkwurf.
den die deutſche Delegation demgemäß unterbreitete, beſagt:
Die Generalkommiſſion ſtellt feſt,
a) daß nur Heere rein defenſiven Charakters mit einem
Syſtem der Sicherheit vereinbar ſind,
b) daß, um dies zu erreichen, Waffen beſonders offenſiven
Charakters abzuſchaffen und für jede Armee die Menge an
zu=
gelaſſenem Kriegsmaterial feſtzuſetzen iſt,
c) außerdem iſt es erforderlich, eine weſentliche Herabſetzung
der Streitkräfte der ſtark gerüſteten Staaten und einen Ausgleich
der Streitkräfte aller Staaten vorzunehmen. Ueberſeeſtreitkräfte
in der Nähe des Mutterlandes ebenſo wie im Mutterlande ſelbſt,
müſſen als Teile der Heimatſtreitkräfte betrachtet werden. Die
Generalkommiſſion beſchließt daher, bevor ſie ſich über das
Prin=
zip der Vereinheitlichung der Heerestypen ausſpricht:
a) ſelbſt ohne Verzögerung die Frage der Abſchaffung der
beſonders offenſiven Waffen und die Begrenzung des
zugelaſſe=
nen Kriegsmaterials zu regeln;
b) das Komitee für die Perſonalbeſtände zu beauftragen,
die Beſtimmungen zur Herabſetzung und zum Ausgleich der
Streitkräfte im Sinne der Prinzipien des Hoover=Planes
feſt=
zuſetzen und der Generalkommiſſion einen Vorſchlag hierüber in
einem noch zu beſtimmenden Zeitraum vorzulegen.
Unfreundliche Aufnahme der deukſchen Anregungen.
Leider haben die deutſchen Anregungen nicht die Aufnahme
gefunden, die ſie nach ihrer inneren Logik verdient hätten. So
trat der engliſche Vertreter Unterſtaatsſekretär
Eden, im großen und ganzen für die franzöſiſchen
Pläne ein, mit dem Vorbehalt, daß die Materialfrage ſpäter
behandelt werden könne. Der franzöſiſche
Außen=
miniſter Paul=Boncour lehnte die Aufwerfung
der Materialfrage durch Deutſchland natürlich
rundweg ab. Dagegen brachte der italieniſche
Dele=
gierte Cavagliero einen Entſchließungsentwurf
ein, der zwar von dem urſprünglichen Tert des
franzöſiſchen Entwurfs ausgeht, ihn aber in
ähnlicher Weiſe wie der deutſche Vorſchlag durch
Einfügung der Materialfrage und auch des
Pro=
blemes der Kolonialtruppen ergänzt.
Die Debatte ſchloß mit einem
Zwiſchenfall.
der ein eigentümliches Licht auf die Geſchäftsführung des
Präſi=
denten Henderſon warf. Henderſon richtete an den franzöſiſchen
und an den italieniſchen Vertreter die Aufforderung, ſich bis zur
nächſten Sitzung über den von Italien eingebrachten
Abänderungs=
antrag zu verſtändigen, damit die franzöſiſche Reſolution eventuell
entſprechend abgeändert werden könne, ohne mit einem Wort den
heute eingereichten deutſchen Antrag als Verhandlungsgrundlage
zu erwähnen. Botſchafter Nadolny verlangte daraufhin
nachdrück=
lichſt Berückſichtigung des deutſchen Antrages, der einen
begrün=
deten Gegenvorſchlag zu den franzöſiſchen Heeresvorſchlägen
dar=
ſtelle und daher gemeinſam mit den franzöſiſchen und italieniſchen
Vorſchlägen behandelt werden müſſe.
Henderſon lehnke ſchroff ab, den deutſchen Vorſchlag
als Abänderungsankrag zum franzöſiſchen Plan
zur Verhandlung zu ſtellen.
Er erklärte, der deutſche Antrag ginge über den franzöſiſchen
Heeresplan weit hinaus und könne daher bei den Verhandlungen
über dieſe Frage nicht mitberückſichtigt werden. Er ſei als
Prä=
ſident allein für den normalen richtigen Gang der Verhandlungen
verantwortlich und müſſe die früheren Beſchlüſſe des
Hauptaus=
ſchuſſes wahren. Nadolny meldete ſich dann noch mehrere Male
zum Wort, doch ſchloß Henderſon die Sitzung, ohne Nadolny noch
einmal das Wort erteilt zu haben. Wie wir hören, will
Bot=
ſchafter Nadolny dieſe Wortentziehung nicht ohne weiteres
hin=
nehmen und wird einen ſchriftlichen Proteſt an Henderſon richten.
Auf deutſcher Seite hat dieſes unkorrekte und
geſchäftsord=
nungswidrige Verhalten des Präſidenten großes Befremden
er=
regt. Die deutſche Abordnung lehnt es kategoriſch ab, durch
geſchäftsordnungsmäßige Manöver den deutſchen Antrag beiſeite
ſchieben zu laſſen, und kann in keiner Weiſe anerkennen, daß jetzt
die franzöſiſchen und italieniſchen Vorſchläge unter Ausſchaltung
der deutſchen Auffaſſung behandelt werden. Botſchafter Nadolny
wird, wie verlautet, unverzüglich gegen das allen
parlamentari=
ſchen Gepflogenheiten widerſprechende Verhalten des Präſidenten
Henderſon die notwendigen Schritte unternehmen.
In dem ſogenannten Luftabrüſtungsausſchuß gab es heute
eine ziemlich unfruchtbare Ausſprache über die Vorzüge einer
„kontrollierten Reglementierung” der Zivilluftfahrt, um die
Han=
delsflugzeuge als Inſtrumente der Kriegführung auszuſchalten.
Praktiſch bewegten ſich die Auseinanderſetzungen um das
Pro=
blem der von Deutſchland ſtrikt abgelehnten
Internationaliſie=
rung der Zivilluftfahrt; offiziell ſoll dieſes Problem nochmals
bei der Fortſetzung der Beratung dieſes Ausſchuſſes am
kommen=
den Montag angeſchnitten werden.
Nachklänge zur Hirkenberg-Affäre.
Die Wafſenſendungen der Kleinen Enkenke
durch Oeſterreich.
Wien, 22, Februar.
Der öſterreichiſche Heeresminiſter Vaugoin kam in einer
chriſt=
lich=ſozialen Parteiverſammlung auch auf die Hirtenberger
Waf=
fenaffäre zu ſprechen, von der er ſagte, die öſterreichiſche
Regie=
rung habe nicht feſtſtellen können, daß es ſich hierbei um einen
Tranſitverkehr gehandelt habe. Aber wenn ſchon von anderer Seite
von Tranſitverkehr geſprochen werde, ſo müſſe er ſagen,
Oeſter=
reichs Neutralität erfordere, entweder gar
keine Waffentransporte durchzulaſſen oder
aber jedem Staat die Durchfuhr zu geſtatten.
Im Eiſenbahntranſitverkehr aus der Tſchechoſlowakei nach
Ju=
goſlawien iſt in den Jahren 1924 und 1926 ſowie ſeit dem Jahre
1928 folgendes Kriegsmaterial über Oeſterreich gegangen: 704
Ge=
ſchütze der verſchiedenſten, auch der ſchwerſten Kaliber, dazu viele
Reſerverohre und Reſerve=Lafetten; 5010 Maſchinengewehre,
120 000 Infanteriegewehre, 920 000 Schuß Artillerie=Munition der
verſchiedenſten Kaliber, darunter z. B. 6200 Schuß für 30,5
Zenti=
meter Mörſer; 96 Millionen Gewehrpatronen, etwa 800
Flugzeug=
bomben, darunter auch ſolche von 200 Kilogramm Sprengladung;
etwa 400 000 Kilo Militärpulver und Sprengſtoff, zum Teil aus
anderen Staaten ſtammend, aber von der Tſchechoſlowakei
kom=
mend. Das geſamte nach Jugoſlawien durch Oeſterreich
transpor=
tierte Kriegsmaterial ſtelle eine Transportmenge von weit über
2000 Waggonladungen dar. Die Tſchechoſlowakei habe auch nach
der Türkei Kriegsmaterial über Oeſterreich geliefert, und zwar
Geſchütze, Maſchinengewehrpatronen und Artilleriemunition. (Die
italieniſche Preſſe, die Turiner „Stampa” und die amtliche
Nach=
richtenagentur „Agenzia di Roma” wiſſen von noch
umfangreiche=
ren Waffenſendungen Frankreichs und der Tſchechoſlowakei an
Südſlawien zu berichten. D. Schriftleitung.)
Es liege alſo, ſagte der Miniſter, in dieſem Spezialfall eine
Lieferung eines alliierten Staates an einen durch den
Staats=
vertrag von Sepres gebundenen Staat vor. „Bei uns in
Oeſterreich”, ſchloß der Miniſter, „bleibt nach dieſer
Note der Mächte ein übler Nachgeſchmack zurück,
Schulreform in Preußen.
Abban der weltlichen Schnle. — Religionsunkerrichk
auch in der Forkbildungsſchule.
* Berlin, 22. Febr. (Priv.=Tel.)
Die preußiſche Regierung hat am Mittwoch eine Sitzung
ab=
gehalten, die ſich mit der weltlichen Schule beſchäftigte. Es
wurde beſchloſſen, einen Abbau der weltlichen Schule
ab Oſtern 1933 in die Wege zu leiten. Außerdem hat ſich die
Regierung damit einverſtanden erklärt, daß der
Religions=
unterricht als ordentliches Lehrfach in den
Berufsſchulen und Fortbildungsſchulen eingeführt
wird.
Nachdem Braunſchweig kürzlich die weltlichen Schulen
auf=
gehoben hat, gibt es nur noch in Preußen weltliche Schulen, durch
die wohl etwa 90 000 Kinder erfaßt werden. Die Mehrzahl
die=
ſer weltlichen Schulen befindet ſich in Berlin (mit etwa 50
An=
ſtalten), im Ruhrgebiet, in Oberſchleſien und Sachſen.
Der preußiſche Kultuskommiſſar Ruſt hat gleichzeitig einen
verſtärkten Kampf gegen die
Gottloſenbewe=
gung eingeleitet. Neben den ſeitherigen polizeilichen
Maß=
nahmen gegenüber den öffentlichen Veranſtaltungen der
Gott=
loſenorganiſationen ſollen auch an den Schulen die
kommuniſti=
ſchen Gottloſenzellen und die kommuniſtiſchen Schülerzeitungen
verboten und die kommuniſtiſchen Jugendorganiſationen ſcharf
überwacht werden. Kommiſſar Ruſt will mit den
Kir=
chen zuſammenarbeiten und eine einheitliche
Propaganda gegen die bolſchewiſtiſchen
Tenden=
zen unternehmen.
4 Japan-J. S. A.
Iſt ein paziſiſcher Krieg möglich?
Von unſerem ſtändigen Berichterſtatter.
H. W.r.D. New York, Mitte Februar 1933.
Als ſich der amerikaniſche Außenhandel nach der
mißglückten und koſtſpieligen Einmiſchung in europäiſche
Ange=
legenheiten nach neuen Abſatzgebieten im Fernen
Oſten umſah, und als die amerikaniſche Außenpolitik ihren
Schwerpunkt vom Atlantik nach dem Pazifik verſchob, ſchienen
William H. Sewards Worte von 1852 in Erfüllung zu gehen,
daß der Stille Ozean zum Mittelpunkt des
Welt=
geſchehens werden würde. Seit Beginn ihrer Stellung als
Großmacht haben die USA. den Pazifik als ihre Einflußſphäre
und daher das ſchnelle Wachstum Japans mit Mißtrauen
be=
trachtet, und während Japan den Vereinigten Staaten im Laufe
ſeiner modernen Entwicklung tatſächlich nicht einen einzigen
nennenswerten Anlaß zu kriegeriſchem Einſchreiten gegeben hat
(es erkennt ſogar noch jetzt die Politik der „Offenen Tür” an!)
haben die USA. in den letzten fünfzig Jahren wirklich
keine Gelegenheit vorübergehen laſſen, um das erwachende
Japan teilweiſe mit der größten Rückſichtsloſigkeit vor den
Kopf zu ſtoßen.
Man muß ſich zum Verſtändnis der amerikaniſch=japaniſchen
Beziehungen der geſchichtlichen Ereignifſe erinnern, die Japan
trotz großer Opfer jedesmal durch amerikaniſche Intervention
um die Früchte ſeines Erfolges gebracht hat: Auf Theodore
Rooſevelts Einſchreiten war es zurückzuführen, daß Japan 1905
im Frieden von Plymouth ſeinen Sieg über Rußland nicht
voll ausnutzen konnte; ſtatt der Mandſchurei, die ſchon damals
ſein Ziel war, erhielt es nur die Hälfte von Sachalin und
keine Kriegsentſchädigung. Der kaliforniſche Landakt von 1913
hätte ohne Englands Intervention unweigerlich zum Kriege mit
USA. geführt. Als Japan 1918 das internationale Vorgehen
gegen die Bolſchewiſten in Sibirien zur Verwirklichung ſeiner
mandſchuriſchen Pläne benutzen wollte, war es Wilſon, der es
zum Rückzug zwang. Auf amerikaniſche Einmiſchung iſt es
zurückzuführen, daß Japan 1921 von ſeiner „21=Punkte=
Forde=
rung an China Abſtand nehmen und ſogar Tſingtau wieder an
China zurückgeben mußte. Und
den bisherigen Höhepunkt erreichte die
amerikaniſch=
japaniſche Spannung 1923 durch das amerikaniſche
Ein=
wanderungsverbot,
dem höchſtwahrſcheinlich eine Kriegserklärung gefolgt wäre,
wenn nicht die Erdbeben=Kataſtrophe von Tokio Japan zum
zeitweiſen Aufſchub ſeiner Expanſionspläne gezwungen hätte.
Auch die jetzige Haltung Stimſons (Nichtanerkennung
annektierten Gebietes auf Grund des Kellogg=Paktes, des Neun=
Mächte=Vertrages und des Völkerbundes) iſt, wenn auch vom
amerikaniſchen Standpunkt aus, nur logiſch, für Japan
nichtsdeſtoweniger annehmbar. Handelt es ſich doch
bei der Expanſion Japans auf dem aſiatiſchen Kontinent trotz
aller gegenteiligen Propaganda weniger um imperialiſtiſche
Er=
oberungsgelüſte als um einen geopolitiſch bedingten Ausgleich
zwiſchen Bevölkerungsziffer und Wohnfläche und zwiſchen
Roh=
ſtoffquelle und Abſatzgebiet, d. h. um dieſelbe dynamiſche Kraft,
die für Deutſchlands Exiſtenzmöglichkeit die Rückgewinnung
ſeiner verlorenen Oſtprovinzen und Kolonien zur Vorausſetzung
macht, und die ſich nicht durch noch ſo ſchöne aber
widernatür=
liche Verträge regulieren läßt. Gerade während dieſer
kritiſchen Tage, in denen ſich Japan für oder
wider den Völkerbund zu entſcheiden hat,
wäh=
rend gleichzeitig in der amerikaniſchen Verwaltung durch den
Präſidentenwechſel ein politiſches Vacuum eingetreten iſt, ſind
neue undplötzliche Entwicklungen
kaumvoraus=
zuſehen.
Die amerikaniſche öffentliche Meinung, die in jeder
Be=
wegung Japans einen aggreſſiven Schritt ſieht, beſteht, ebenſo
wie die gegenteilige japaniſche, daß Japan ja gar nichts von
Amerika wolle, ſondern daß die USA. gewaltſam die natürliche
Entwicklung Japans hindern wollen, auf der Richtigkeit ihrer
Behauptung. Die heutige amerikaniſche
Volksſtim=
mung hat jedoch bei weitem nicht die Siedehitze
von 1923 erreicht. Man muß es als einen glücklichen Zu=
Mufeſäanuin dei eirncien dueſcherdunei eigndes.
von der Hearſtpreſſe, an der pazifiſchen Küſte inſzeniert wird,
iſoliert ſind und dadurch vor vorſchnellem Handeln bewahrt ſind.
Der Durchſchnitts=Amerikaner iſt jedoch ebenſo wie der
Durchſchnitts=Japaner davon überzeugt, daß es über kurz
vder lang zu einer gewaltſamen Auseinanderſetzung
zwiſchen beiden Nationen kommen wird.
Der Güteraustauſch zwiſchen beiden Ländern iſt
infolge der Weltwirtſchaftslage beträchtlich geſunken,
iſt jedoch verhältnismäßig ſeit mehreren Jahren wenig
ver=
ändert. Die amerikaniſchen Finanzintereſſen in Japan haben
zu=
dem ein lebhaftes Intereſſe an der Erhaltung des Friedens
zwiſchen beiden Ländern. Auch militäriſch haben die
Vereinig=
ten Staaten zurzeit das Nachſehen, denn obwohl ſie ſich bereits
im Vorjahre.
durch die Konzentrierung der geſamten amerikaniſchen
Flotte im Pazifik von dem gefährlichen „Lebensnerv” des
Panama=Kanals unabhängig gemacht
haben, können ſie der auf voller Vertragshöhe ſtehenden
japa=
niſchen Flotte nur ihre zwar 30 Prozent größere, dafür aber
im gleichen Prozentſatz veraltete Flotte gegenüberſtellen, deren
Kampfesmoral außerdem einen Vergleich mit der ihres Gegners
kaum aushalten dürfte. Die geographiſche Lage
Japans würde außerdem einen Blockadeverſuch
ſogar feitens mehrerer Großmächte unmöglich
machen, da es ihm ſelbſt im ungünſtigſten Falle immer möglich
iſt, den Transportweg nach ſeinen Rohſtoffquellen (Korea und
Seite 2 — Nr. 54
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Donnerstag, 23. Februar 1933
der Mandſchurei) offenzuhalten, wogegen die amerikaniſche
Flotte auf ihre beiden Baſen (Philippinen und Hawai)
ange=
wieſen iſt.
Bleibt alſo die akademiſche Frage, ob die USA.
zur Verteidigung des Kellogg=Paktes des Neun=
Mächte=Vertrages oder des Völkerbundes gewillt ſind,
gegen ein von dynamiſcher Kraft erfülltes
Japan zu den Waffen zu greifen, und dieſe Frage
läßt ſich unter Berückſichtigung der gegenwärtigen
Volksſtim=
mung in den USA. nur mit einem „Nein”
beantwor=
ten. Andere Fragen erheben ſich jedoch im Zuſammenhang mit
den gegenwärtigen Ereigniſſen im Fernen Oſten, von denen
hier nur die wahrſcheinliche Anerkennung Sowjet=Rußlands
durch die Rooſevelt=Regierung, ein noch engeres
Zuſammen=
gehen Frankreichs und Japans und die Rückwirkung der
japa=
niſchen Expanſion auf die bevorſtehende Londoner
Weltwirt=
ſchaftskonferenz angedeutet ſein mögen.
Rund 2,3 Milliarden Defizik.
Weitere Abſtriche am Ekak.
Von unſerer Berliner Schriftleitung.
Das Reichskabinett befaßte ſich am Mittwoch in einer
mehr=
ſtündigen Sitzung mit Finanzfragen. Finanzminiſter v. Schwerin=
Kroſigk hielt den Kabinettsmitgliedern einen umfaſſenden
Vor=
trag über die Kaſſen= und Finanzlage des Reiches.
Man rechnet damit, daß das Etatsjahr mit einem
Ein=
nahmeausfall in Höhe von 800 Millionen abſchließen wird.
Da=
zu käme dann noch das Defizit der Länder mit ſchätzungsweiſe
einer halben Milliarde und dem Fehlbetrag der Gemeinden mit
etwa einer Milliarde.
Dem Finanzminiſter kommt es darauf an, ſo zu operieren,
daß eine neuerliche Inanſpruchnahme der Steuerkraft des Volkes
nicht notwendig wird, d. h. alſo, neue Erſparniſſe werden
un=
ausbleiblich ſein. Zurzeit wird der Etat in den Miniſterien noch
durchberaten. Die Miniſter haben Anweiſung erhalten, noch
weitere Abſtriche vorzunehmen. Es ſieht ſo aus, als ob
der neue Haushaltsplan das Kabinett noch nicht ſehr ſchuell
paſſieren wird. Es könnte alſo, da die Regierung unter allen
Umſtänden den Etat durch den Reichstag verabſchieden laſſen will.
ſein, daß man am 1. April einen kurzen Notetat einſchiebt, bis
das Parlament mit der Etatberatung fertig iſt.
In den neuen Haushalt müſſen nun auch noch die Koſten
fürdie zahlreichen Kommiſſare und
neuernann=
ten Beamten eingeftellt werden. Weiter ſind die
Aufwen=
dungen zu berückſichtigen, die das Reichskabinett in den
letz=
ten Tagen zugunſten der landwirtſchaftlichen
Ver=
edelungswirtſchaft und des Kleingewerbes
be=
willigt hat.
Die Gehälker in den ſubvenkionierken Bekrieben.
In ſeiner Dienstagſitzung hat das Kabinett bereits einen
Entwurf beraten, der genaue Vorſchriften über die Begrenzung
der Gehälter in den ſubventionierten Betrieben enthält.
Die Nationalſozialiſten haben ſich in der Vergangenheit
ſtark dafür gemacht, daß unter ihrer Regierung durch
Reichs=
geſetz ganz allgemein Gehälter von mehr als 1000 RM. nicht
geſtattet werden ſollen. Inzwiſchen haben ſie ſich davon
über=
zeugt, daß es ein Ding der Unmöglichkeit iſt, mit derartigen
Beſchlüſſen in die Privatwirtſchaft einzugreifen.
Etwas anderes iſt es jedoch, wenn der Staat die Gehälter
unter die Lupe nimmt, die in den von ihm geſtützten und
ſub=
ventionierten Betrieben gezahlt werden. Im Laufe der letzten
Jahre hat ſich der Kreis dieſer Betriebe immer mehr vergrößert
und auch die Betriebe der öffentlichen Hand haben eine
Ver=
mehrung erfahren. Nach dem Geſetzentwurf, der am Dienstag
dem Kabinett vorlag, ſoll für leitende Angeſtellte monatlich nicht
mehr als 1000 RM. ausgeworfen werden. Aufſichtsratstantiemen
ſollen auf Gehälter angerechnet werden. Es fragt ſich jetzt, auf
welche Betriebe im einzelnen dieſe Beſtimmungen zur
Anwen=
dung gelangen ſollen. Bisher hat es darüber ſchon allerlei
Streitigkeiten gegeben, weil viele Unternehmungen
be=
haupten, daß ſie nicht zu den ſubventionierten Betrieben
ge=
hören. Vielleicht hat aber auch das Vorgehen des Reiches zur
Folge, daß ſich ein großer Teil der Betriebe bemüht, ſchleunigſt
die beim Reich aufgenommenen Gelder zurückzugeben, und die
übrige Privatwirtſchaft in Zukunft darauf verzichtet, das Reich
um Bereitſtellung von Geldmitteln anzugehen.
*Masfen.
Masken und Maskenbräuche ſind Elementargedanken der
Menſchheit. Bis in unſere Gegenwart ragen ſie noch hinein; bis
in die erſten Schichten der Urgeſchichte der Menſchheit ragen ſie
hinunter. Schon auf Knochen der Steinzeit findet man eingeritzte
menſchliche Figuren mit Tiermasken. Von dieſer Urzeit bis zu
den Lötſchentaler „Roitſcheggeten”, den Tiroler „Perchten”, den
Imſterer „Schellern” und „Rollern”, den Elzacher „Schuddigs”, den
Rottweiler „Fedrehannes” herrſcht noch die Maske in ihrem
an=
geſtammten magiſchen Fünktionsbezirk. Masken ſind mitten durch
*) Photos aus der Städtiſchen Kunſthalle Mannheim.
Vom Tage.
Die ſchwebende Schuld des Reiches betrug am 31. Januar 1933
1900,3 Millionen RM. gegenüber 1836,2 Millionen RM. am 31.
Dezember 1932.
Wie aus gut unterrichteten Kreiſen verlautet, wird
Arbeits=
miniſter Dr. Seldte als Kommiſſar für den freiwilligen
Arbeits=
dienſt beſtellt werden. Als Mitarbeiter wird Studienrat Mahnken
vom Stahlhelm den Freiwilligen Arbeitsdienſt und der natſoz.
Oberſt a. D. Hierl die Arbeitsdienſtpflicht, die für ſpäter in
Aus=
ſicht genommen iſt, betreuen.
Zum Staatsſekretär für Luftfahrt wurde vom
Reichspräſiden=
ten E. Milch ernannt.
Die preußiſche kommiſſariſche Regierung hat zahlreiche neue
Ruheſtandsverſetzungen vorgenommen, darunter den Leiter der
preußiſchen Medizinalabteilung Min.=Dir. Dr. Schovohl und
Oberpräſident Gronowſky.
Auf Grund der Kündigung einzelner Poſitionen des
deutſch=
franzöſiſchen Handelsabkommens kommen mit Wirkung vom 1. 3.
1933 die Vertragszollſätze von 2,50 Mark je Doppelzentner für
Rapsöl und Rüböl, Erdnußöl und Baumwollſamenöl in Fortfall
und an deren Stelle treten die autonomen Sätze von 4 RM. je
Doppelzentner.
Hauptausſchuß und Vorſtand des Reichsſtädtebundes wenden
ſich in einer Entſchließung gegen die planmäßige Beſchränkung des
Selbſtverwaltungsrechts der kreisangehörigen Städte.
Wie die „Rheiniſche Zeitung” mitteilt, iſt das am 4. Februar
gegen dieſe Zeitung verhängte dreitägige Verhot am 20. Februar
vom 5. Strafſenat des Reichsgerichts als unbegründet aufgehoben
worden. Die Koſten des Verfahrens fallen dem Freiſtaat Preußen
zur Laſt.
Wie die Polizeipreſſeſtelle in Heinsberg mitteilt, iſt die
„Heinsberger Volkszeitung” die dem Zentrum naheſteht, vom
Oberpräſidenten der Rheinprovinz wegen böswilliger
Verächtlich=
machung des Reichsminiſters Goering auf drei Tage, vom 22. bis
24. Februar einſchließlich. verboten worden.
In Spandau kam es vorgeſtern Nacht an zwei verſchiedenen
Stellen zu Schießereien zwiſchen politiſchen Gegnern, wobei ein
Nationalſozialiſt und eine noch unbekannte Perſon getötet
wur=
den. Zwei Arbeiter wurden durch Bauchſchüſſe ſchwer verletzt.
In Hamburg wurde bei einem Kommuniſtenüberfall auf ein
NSDAP.=Lokal eine unbeteiligte Frau erſchoſſen.
Die politiſche Polizei beſchlagnahmte in den Betriebsräumen
der Rheiniſchen Druckerei in Gladbach 30 000 Wahlbroſchüren des
Zentrums und eine große Auflage von Flugblättern.
In Düſſeldorf wurden 200 000 Flugſchriften hochverräteriſchen
Inhaltes beſchlagnahmt.
In Hannover kam es aus Anlaß einer Verſammlung der SVD.
vor dem Verſammlungslokal zu einer Schießerei Ein
Verſamm=
lungsteilnehmer wurde getötet, fünf wurden ſchwer verletzt. In
einer zweiten SPD.=Verſammlung in Buchholz wurden durch
Schüſſe vier Perſonen ſchwer und ſieben leicht verletzt.
Der engliſche Verkehrsminiſter Pybus iſt zurückgetreten. um
ſich ſeinen Geſchäften wieder zu widmen. Sein Nachfolger iſt der
Staatsſekretär im Innenminiſterium Stanley.
Im amerikaniſchen Senat wurde in ſcharfer Debatte eine
demokratiſche Vorlage zur Milderung der Arbeitsloſigkeit
ange=
nommen. die Anleihen in Höhe von 300 Millionen Dollar an die
Einzelſtaaten zur Finanzierung öffentlicher Arbeiten vorſieht.
Präſident Rooſevelt hat den Senator Hull zum
Staatsſekre=
tär des Aeußeren und Woodin zum Schatzſekretär ernannt.
Zum Marineſekretär im neuen amerikaniſchen Kabinett bat
Rooſevelt den Senator Swanſon ernannt.
Einſehung eines Reichskommiſſars für das
Kraukenkaſſenweſen.
Von nicht zu unterſchätzender Bedeutung ſind noch die Pläne
der Reichsregierung, die ſich auf die Krankenkaſſen beziehen. Die
Reichsregierung wird einen beſonderen Krankenkaſſen=
Kommiſſar ernennen, dem ganz beſtimmte Vollmachten und
Aufträge mit auf den Weg gegeben werden. Er ſoll dafür
ſor=
gen, daß alle unnötigen Ausgaben bei den Kaſſen reſtlos
unter=
bunden werden. Eine Sparaktion ſcheint der Regierung vor allem
deswegen nötig, weil nach der Aufhebung der
Krankenſchein=
gebühr unzweifelhaft eine ſehr erhebliche Inanſpruchnahme der
Krankenkaſſeneinrichtungen zu erwarten iſt. Andererſeits will
die Regierung, daß die Beiträge der Kaſſenmitglieder nicht
er=
höht werden und Einnahmen und Ausgaben balanzieren. In der
Vergangenheit iſt allerdings vielfach leichtfertig mit den
Mitglie=
derbeiträgen umgegangen worden. Durch ihre Prachtbauten ſind
viele Kaſſen in eine ſchwere Notlage verſetzt worden. Der
Reichs=
kommiſſar wird an den Verantwortlichen für dieſe Entwicklung
nicht vorübergehen.
Die Vorarbeiten im Reichsarbeitsminiſterium für die
Reor=
ganiſation des Krankenkaſſenweſens ſind in vollem Gange.
Wahr=
ſcheinlich wird das Kabinet ſchon in der nächſten Woche
Gelegen=
heit haben, entſprechende Beſchlüſſe zu faſſen.
das helle Bewußtſein der Geſchichte ſtoßende Projektionen aus der
archaiſchen Periode der Menſchheit.
Was will der Menſch in der Maske, hinter der Maske? Er
will ſich in ſolcher Vermummung in einen Geiſt, in einen Dämon
verwandeln, um in deſſen Geſtalt ſelbſt dämoniſcher Kräfte
teil=
haftig zu werden. Als die Urprieſter der Kagabaindianer die
Dämonen zu Verträgen veranlaßten, wie man durch Tanz und
Ge=
ſang auf ſie einwirken könne, da nahmen die Dämonen ihre
Lar=
ven ab, damit ſie von den Menſchen als beſchwörende Masken beim
Tanze getragen werden. In der Maske wird der Menſch zum
Dä=
mon. Die Maske bedeutet nicht darſtellendes Abbild. Das wäre
zu wenig. In der Maske wird der Menſch zum Kultgeiſt,
teilhaf=
tig zauberiſcher Kräfte. In der furchterregenden Maske vermag
der Menſch auch andere böſe Geiſter zu erſchrecken, zu Leiſtungen
zu zwingen, zum Fliehen zu bringen. In der Maske iſt der Menſch
gefeit gegen die drohende Geiſterwelt. Je grauenerregender, je
unheimlicher die Maske, um ſo mehr gewinnt der Menſch Gewalt
über die unſichtbaren Unholde Solche Vermummung, die ſegnende
Magie, Schutz, Abwehr zugleich ſein kann, iſt beſonders geboten
im Wechſel der Jahreszeiten, in den Weihenächten, beim
Früh=
lingsanfang, wenn auf den Fluren das Keimen beginnt. Da iſt es
Zeit, die guten Geiſter zu beſchwören, die böſen Geiſter
abzuhal=
ten von ihrer Vernichtungsgier. Da ſtürmen vor Aſchermittwoch
die „Roitſcheggeten” des Lötſchentals in grauenerregender
Ver=
mummung mit fletſchenden Larven, in zottigen Ziegen= und Schaf=
Die Ekaksberakung im Finanzausſchuß.
Die heſſiſche Forſtwirkſchaft.
Im Finanzausſchuß des Landtages wurde am Mittwoch Kay. 1
des Staatsvoranſchlages „Forſt= und Kameralgüter unter
Forſt=
verwaltung” beraten. Das Kapitel ſchließt in Einnahmen mit
7185 670 RM. (1932: 7222 232 RM.) und in Ausgaben mit
6 198809 RM. (1932: 6 446 273 RM.) ab.
Landforſtmeiſter Dr. Heſſe
gab dem Ausſchuß einen allgemeinen Ueberblick über die heſſiſche
Forſtwirtſchaft. Erfreulich ſeien die erheblich vergrößerte
Nach=
frage nach deutſchen Hölzern und die gehaltenen, bzw. in leichtem
Anſteigen begriffenen Preiſe für Forſterzeugniſſe. Man dürfe
an=
nehmen, daß am Ende des Holzwirtſchaftsjahres der Staat nicht
mehr auf allzu großen Vorräten ſitze. Bedauerlich und hinderlich
für die Verwendung von Hölzern aus naheliegenden
Produktions=
gebieten ſeien die zu hohen Frachtſätze der Reichsbahn im
Nah=
verkehr. Trotz der größeren Rentabilität der Nadelhölzer (
raſche=
rer Wuchs) wolle die Forſtverwaltung im Grundſätzlichen am
Miſchwald feſthalten.
Aus dem Ausſchuß wurde betont, daß die heſſiſche
Forſtwirtſchaft durchaus auf der Höhe ſei und
auch die leitenden Beamten den Nöten der
Be=
völkerung in weiteſtgehendem Maße
entgegen=
kämen.
Durch die zuſtimmende Regierungserklärung wird ein natſoz.
Antrag für erledigt erklärt, der wünſcht, daß keine
Aufrech=
nung von Holzhauerlöhnen mit rückſtändigen
Holzgeldern oder Pachtrückſtänden für
fiskali=
ſches Gelände erfolgen ſoll.
Gegen die Kommuniſten wird deren Antrag über die
Ar=
beits= und Lohnverhältniſſe der Waldarbeiter
für erledigt erklärt. Der Ausſchuß erklärt ſich mit den Antworten
der Regierung größtenteils einverſtanden. Ein Teil der
kommuni=
ſtiſchen Wünſche überſchreitet die Zuſtändigkeit des Landtages.
Von der Regierung wird erklärt, daß die Durchſchnittslohnſätze
für Holzhauer im laufenden Winter zwiſchen 43 und 54 Pfg.
liegen.
Durch die zuſtimmende Regierungsantwort wird auch ein
Zentrumsantrag für erledigt erklärt, der eine Stundung von
Domanialgefällen 1932 im
Bedürftigkeits=
fall bis zum Juli 1933 wünſcht.
Auf volksparteilichen und ſozialdemokratiſchen Antrag ſagt
die Regierung erneut einen verſtärkten Abſchuß von
Schwarzwild zu, ſo bald Schneefälle in Oberheſſen dieſen
Ab=
ſchuß erleichtern.
Annahme findet ein Zentrumsantrag, die Regierung möge
aus dem vom Reich zur Verfügung geſtellten Ruhrfonds für die
Beſeitigung von Forſtſchäden durch die Beſatzung einen
weite=
ren Betrag für Wegebaukoſten bereitſtellen.
Der natſoz. Antrag zur Eingabe des heſſiſchen
Ober=
förſterverbandes auf Sicherung des
Forſtperſonalnachwuch=
ſes wird bei Stimmenthaltung der SPD. der Regierung zur
Be=
rückſichtigung überwieſen. Von der Regierung wird ein Teil der
Wünſche des Oberförſterverbandes erfüllt werden.
Einſtimmige Annahme finden Zentrumsanträge, in denen
u. a. dringliche Vorſtellungen bei der
Reichs=
bahn zur Aenderung ihrer Holz=Transport=
Tarife im Nahverkehr gefordert werden. Weiter ſoll in
den Schulen und Bildungsanſtalten auf die Notwendigkeit und
Richtigkeit der Verwendung deutſchen Holzes
ein=
dringlichſt hingewieſen werden.
Die Regierung wird ermächtigt, in
beſonde=
ren Härtefällen die Beförſterungsbeiträge der
Gemeinde= und Privatwaldbeſitzer ganz oder
zum Teil außer Anſatz zu laſſen.
Mit 6 Stimmen bei 6 Enthaltungen findet ein natſoz.
An=
trag Annahme: die Beiträge der Privatwaldbeſitzer
(Privatwald 2. Klaſſe oder Kleinwaldbeſitz) zu den Koſten der
Forſtverwaltung werden auf Antrag auf 2 RM. je Hektar
feſt=
geſetzt, wenn der Wald im letzten Jahr keinen Ertrag gebracht hat.
Das Kapitel ſelbſt wird dann einſtimmig
geneh=
migt.
Der Ausſchuß ſetzt ſeine Beratungen nach den Wahlen am
Mittwoch, den 8. März. fort.
Der Ruhrhilfe-Unkerſuchungsausſchuß
des Heſſiſchen Landkags
verabſchiedete am Dienstag den Bericht des Berichterſtatters an
das Plenum. Zum zweiten Teil des Berichtes enthielten ſich die
ſoz. Mitglieder der Stimme. Der Unterſuchungsausſchuß billigte
einen natſoz. Antrag, der ſich mit der künftigen Umſtellung der
Handwerkerzentralgenoſſenſchaft beſchäftigt und Vorſchläge für
eine Sicherſtellung der rückfließenden Ruhrhilfe=Gelder vorſieht.
fellen unter Gebrüll und Kuhglockenklang durch die Dörfer als
Vegetationsdämonen, Haus und Flur zu ſchützen und zu ſegnen.
Am Georgitag ziehen in Schwaz maskierte „Grasausläuter”
her=
um, willkommen geheißen von jedem Bauern. Wo dieſe wilden
Geſellen hinkommen, wächſt das Gras, gedeiht das Getreide.
Schillerndes Seifenblaſenſpiel iſt großſtädtiſches
Faſchingstrei=
ben gegen die Dämonie, gegen die Inbrunſt des Ausdrucks ur=
prünglicher Maskenbildnerei. Paideuma, wie Frobenius ſagen
würde, geſtältende Urſeele lebt in den Masken. Geiſter ſtarren
uns an aus den Masken: Sonne= und Mondgeiſter, Regen= und
Wolkengeiſter, Tier= und Erdgeiſter, Geiſter, die über Sein oder
Nicht=Sein der Menſchen entſcheiden. Bis zur Vernichtung des
Donnerstag, 23. Februar 1933
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 54 — Seite 3
Hitler mahnt SA. zur Beſonnenheit
Die Vorgänge in Krefeld.
Der Polizeiberichk über die Auflöſung einer
Zenkrums=Wahlverſammlung.
Krefeld, 22. Februar.
Das Krefelder Polizeipräſidium teilt zu dem von uns geſtern
kurz mitgeteilten Zwiſchenfall während einer Wahlverſammlung
des Zentrums in Krefeld, in der der frühere
Reichsarbeitsmini=
ſter Stegermald ſprechen wollte, mit:
„Die am 21. d. M. in der Stadthalle ſtattgefundene
Verſamm=
lung der Zentrumspartei war von etwa 1200 Perſonen beſucht,
darunter auch eine größere Zahl Angehöriger anderer Parteien
und Verbände. Die Verſammlung mußte vorzeitig aufgelöſt werden.
da infolge einer Aeußerung des Redners Rufe und Gegenrufe
er=
folgten, die ſich in Verbindung mit dem Wurf einer
Rauch=
patrone zu einem Tumult ſteigerten. Da ſich die von dem
dienſt=
habenden Polizeioffizier zunächſt angeordnete Räumung der
Gale=
rie als nutzlos erwies und ſich inzwiſchen an mehreren Stellen des
Saales Schlägereien entwickelten, ſah ſich dieſer veranlaßt, die
Verſammlung für aufgelöſt zu erklären. Die Räumung vollzog ſich
ohne weitere Zwiſchenfälle.”
Proleſtfelegramm des Zenkrums an
Reichs=
kommiſiar Goering.
Anläßlich dieſes Zwiſchenfalls hat die Zentrumspartei
Krefeld an den Reichskommiſſar Goering ein
Telegramm geſandt, in dem es u. a. heißt:
Die Verſammlung des Zentrums in Krefeld wurde mit
Vor=
bedacht von Nationalſozialiſten geſprengt. Es hatte ſich ein Trupp
Nationalſozialiſten, zum Teil mit gefälſchten Eintrittskarten und
zum Teil mit Gewalt Einlaß verſchafft Zu Beginn der
Verſamm=
lung wurde daher nochmals der geſchloſſene Charakter als
Zen=
trumsverſammlung betont und Nichtanhänger der Partei zum
Verlaſſen des Saales aufgefordert. Kurz nach Beginn der Rede
des Reichsminiſters a. D. Stegerwald wurde eine Platzbombe von
der Galerie auf die Rednertribüne geworfen. Sie explodierte dicht
neben Stegerwald, dem der Wurf galt. Dann gaben ſich die auf
der Galerie ſtehenden Nationalſozialiſten durch Ausziehen der
Mäntel als SA.=Leute zu erkennen. Die mit dem
Polizeihaupt=
mann vereinbarte Säuberung der Galerie erfolgte nur langſam.
Dabei traten die ſich auf ihre Uniform berufenden Ruheſtörer den
gütlichen Einwirkungen der Beamten mit tätlichem Widerſtand
entgegen. Sie konnten dabei ohne Behinderung durch die dicht
neben ihnen ſtehenden Beamten eine große Anzahl von Skühlen
auf die Verſammlungsteilnehmer ſchleudern. Die Ruheſtörer
dran=
gen dann in den Saal ein und bieben dort mit Stühlen auf die
Beſucher ein. Die Polizei ſah dieſen Vorgängen zu, ohne die
An=
gegriffenen zu ſchützen. Ein Stoßtrupp, von dem ein Mann einen
Revolver in der Hand trug, erſtürmte die Tribüne und ſchlug
Stegerwald mit Kopfhieben nieder. Dem ſah die Polizei tatenlos
zu. Wir proteſtieren. Herr Reichskommiſſar, gegen dieſe unter den
Augen der Polizei geſchehenen Vorkommniſſe, die ſich weder zur
Zeit der Räteherrſchaft, noch zur Zeit des Sevaratiſtengeſindels,
das unter dem Schutz belgiſcher Bajonette gegen uns vorging, in
Krefeld zugetragen haben. Herr Reichskommiſſar! Darf Ihr Erlaß
vom 17. 2. 33 ſo mißverſtanden oder ausgelegt werden?
Zentrumspartei Krefeld. (gez.) Eugen Keuſſen.
Aufruf Hiklers an die NSDAP.
Ganz offenbar im Zuſammenhang mit dieſen Vorgängen hat
der Führer der NSDAP., Adolf Hitler, folgenden Aufruf
er=
laſſen:
Nationalſozialiſten! Provokatoriſche Elemente verſuchen unter
dem Deckmantel der Partei durch Störung oder Sprengung
insbe=
ſondere von Zentrumsverſammlungen, die nationalſozialiſtiſche
Bewegung zu belaſten. Ich erwarte, daß alle Nationalſozialiſten
ſich in äußerſter Diſziplin gegen dieſe Abſichten wenden. Der
Feind, der am 5. März niedergerungen werden muß, iſt der
Mar=
xismus. Auf ihn hat ſich die geſamte Propaganda und damit der
geſamte Wahlkampf zu konzentrieren.
Wenn das Zentrum in dieſem Kampfe durch Angriffe gegen
unſere Bewegung den Marxismus unterſtützt, ſo werde ich ſelbſt
von Fall zu Fall mich mit dem Zentrum auseinanderſetzen, dieſe
Angriffe zurückweiſen und damit erledigen.
Im übrigen: Beſucht keine gegneriſchen Verſammlungen,
ſon=
dern ſorgt dafür, daß unſere eigenen Verſammlungen zu
gewalti=
gen Kundgebungen der erwachenden Nation werden.
Nationalſozialiſten! Ihr habt ſeit 14 Jahren die deutſche
Er=
hebung vorbereitet. Ihr müßt ſie heute vollenden.
* Hitlers Aufruf iſt eine Folge der Vorgänge in
Weſtdeutſch=
land, und der natſoz. Parteiführer hat eingeſehen, daß durch das
Auftreten ſeiner Anhänger nur ſeinen Gegnern Auftrieb in dem
Wahlkampf geleiſtet wird. Aus dieſem Grunde iſt ja doch auch
das Verbot der Zentrumspreſſe wieder aufgehoben worden.
Dar=
über hinaus aber hat Herr Hitler ſich als Reichskanzler geſagt,
daß es aus außenpolitiſchen Gründen unbedingt
erforderlich iſt, dieſem Wahlkampf alles zu
neh=
men, was im Ausland als Zeichen zunehmenden
inneren Zerfalls Deutſchlands ausgelegt werden
könnte. Man darf annehmen, daß die Nationalſozialiſten dem
Aufruf ihres Führers folgen und eine Wiederholung der
bedauer=
lichen Vorfälle vermieden bleibt. Ein ſachlicher Kampf iſt, wie
Reichskanzler Hitler ſelbſt ſagt, auch ohne
Verſammlungsſpren=
gungen möglich.
Ein Aufruf des preußiſchen Reichskommiſſars
Goering.
Auch Reichsminiſter Goering hat an die SS., SA. und den
Stahlhelm einen Aufrsf gerichtet, in dem es u. a. heißt:
„Schon in meinen erſten Erlaſſen habe ich Euch als den erſten
Trägern des nationalen Willens ein unbegrenztes Vertrauen
ent=
gegengebracht. Aber ebenſo wie ich Euch mein Vertrauen
ent=
gegengebracht habe, muß ich von Euch verlangen, Kameraden, daß
Ihr mir ebenſo bedingungslos Euer Vertrauen ſchenkt. Da
ge=
rade Ihr es ſeid, die mir bei meiner gewaltigen Aufgabe helfen
müſſen, muß ich von Euch fordern, daß Ihr die Löſung meiner
Aufgaben in jeder Weiſe unterſtützt. Darum bitte ich Euch als
Kameraden, jetzt dem deutſchen Volke zu beweiſen, daß
Diſzi=
plin, Pflichttreue und Kameradſchaft
vor=
nehmſte männliche Tugenden ſind. Von außen
ver=
mochte Euch kein Gegner etwas anzuhaben, jetzt verſucht er, durch
heimliche Spitzel und Provokateure Euer Anſehen zu
ge=
fährden. Ich weiß, daß Ihr ſelbſt die minderwertigen Elemente
in Euren Reihen ausfindig machen, ſie überführen und
beſeiti=
gen werdet. Kameraden, es iſt höchſte Wachſamkeit geboten. Steht
feſt zuſammen und hinweg mit denen, die nicht ganz und gar mit
Leib und Seele zu Euch gehören. Durch dieſe äußerſte
Pflicht=
erfüllung ſollt Ihr beweiſen, daß Ihr berufen ſind, Deutſchland
zu erneuern.”
Mißbilligung der Kreſelder Vorgänge
durch Reichskommiſſar v. Papen.
Nach Mitteilungen aus Kreiſen der kommiſſariſchen
preußi=
ſchen Staatsregierung iſt eine amtliche Unterſuchung der
Vorfälle bei der geſtrigen Stegerwald=Verſammlung in
Kre=
feld eingeleitet worden. Reichskommiſſar v. Papen hat,
wie wir weiter erfahren, ſeine Mißbilligung über die
Vorfälle ausgeſprochen.
Prokeſt des Chriſtlich=Sozialen Volksdienſtes
gegen polikiſchen Terror.
Der Führer des Chriſtlich=Sozialen Volksdienſtes,
Reichs=
tagsabgeordneter Simpfendörfer, hat an den Reichspräſidenten
und den Reichskanzler folgendes Telegramm gerichtet:
„Die Führung des Chriſtlich=Sozialen Volksdienſtes, die ſich
dafür einſetzt, daß Ihre Regierung im Kampfe für Freiheit nach
außen und Gerechtigkeit nach innen durch eine Zuſammenfaſſung
aller aufbauwilligen nationalen Kräfte unterſtützt werde,
ver=
folgt mit größter Sorge die von Tag zu Tag ſich ſteigernde
Ver=
wilderung des politiſchen Kampfes und die damit verbundene
Selbſtzerfleiſchung des deutſchen Volkes. Wir bitten dringend,
jeden Terror, woher er auch komme, mit größter Strenge zu
unterbinden.”
Beſchlagnahml.
Die Mittwoch=Morgenausgabe der „Niederrheiniſchen
Volkszeitung” (Zentrumsblatt) in Krefeld iſt
polizei=
lich beſchlagnahmt worden.
Zu der Beſchlagnahme teilt das Krefelder Polizeipräſidium
mit: Auf Grund des § 7 der Verordnung des Reichspräſidenten
vom 4. Februar 1933 wurde die heutige Ausgabe der „
Nieder=
rheiniſchen Volkszeitung” polizeilich beſchlagnahmt. Anlaß zu
die=
ſer Maßnahme gab die Veröffentlichung eines von der
Zen=
trumspartei Krefeld an den Reichskommiſſar für das preußiſche
Innnenminiſterium, Reichsminiſter Goering, gerichteten
Tele=
gramms, deſſen Inhalt geeignet iſt, die öffentliche Sicherheit und
Ordnung zu gefährden.
Aus dieſem Grunde iſt gleichzeitig die Mittwoch=
Aus=
gabe des „Dortmunder Generalanzeigers”, in der
dieſes Telegramm ebenfalls veröffentlicht iſt, im
Polizei=
bezirk Krefeld=Uerdingen polizeilich
beſchlag=
nahmt worden.
Lebens kann der Geiſt der Maske wirken. Wenn der Schrei der
hochgebauten Geiſtermaske der afrikaniſchen Dago Boea „beim
Schein der Feuer ertönt, ihr Pfeifen, Schwirren oder Läuten, dann
iſt es Schickſal, das ſich herniederſenkt: ſegnende Verkündigung den
einen, todbringende den anderen”. (Frobenius.) Und kein Finger
der Verurteilten wird ſich krümmen gegen den Schickſalsſpruch der
Maske.
Unmittelbarſte Kunſtſchöpfungen ſind dieſe Masken. Eine
ſchmutzig=grüne Werdenfelſer Bauernmaske ſtammelt in noch
paläolithiſchen Urlauten, einer anderen aus gleicher Gegend kriecht
eine Eidechſe über die Hakennaſe, während ſich zwei Schlangen im
Haar ringeln, eine Larve aus dem Sarganſerland mit ſchief
auf=
geriſſenem Maul könnte zu einem Vergleichsſprung zu irokeſiſchen
Masken verleiten, eine andere iſt ſchlechthin der Urdämon ſelbſt.
Bis an den äußerſten Rand menſchlichen Grauens getriebene
Phantaſien ſind die Roitſcheggeten des Lötſchentals. Welch ein in
Dämonie verſtrickter Urhumor grinſt uns an aus dem „Porträt”,
der zotteligen „dreckigen Liſebeth” aus Flums (Kanton St.
Gal=
len), die Spaßmacherin von Teufels Großmutter! Ein indianerrot
bemalter großartig ſtiliſierter Hahnenkopf aus Süddeutſchland läßt
uns den alten ſchwediſchen Volksſpruch durch den Sinn gehen:
for tuppar roda ſpringa de döda”, „vor dem roten Hahn
ſprin=
gen die Toten”. Auf den Mummenſchanzbildern vom Hofleben
Kaiſer Maximilians geiſtern Hahnenkopfmasken durch die Säle.
Wir denken an E. Poes phantaſtiſche Geſchichte „Die Maske des
roten Todes”. Trug man die rote Hahnenmaske gegen den Dämon
der Peſt? — Ein Erdgeiſt geht noch um in der Elzacher
Schuddig=
maske. Lebenden Rieſenfackeln gleich ſpringen die Schuddigs in
feuerrotem Zaddelkleid herum. Mit unheimlichem, urwelthaftem
Brüllen! Schreckenerregende Tiermasken tragen die „ſchiachen
Verchten”: Pferde=, Schweine= Hirſch=, Stierköpfe, Schnabel=,
Rüſ=
ſel=, Drachenköpfe. Im „Indiculus ſuperſtitionum” einem ums
Jahr 800 für die chriſtlichen Sendboten ausgefertigten
Verzeich=
nis heidniſcher Gebräuche, wird aufs ſchärfſte ſolche heidniſche
Ver=
mummung bei der deutſchen Neujahrsfeier verurteilt: „Was iſt
ſo verrückt, wie ſich in wilde Tiere zu verkleiden, der Ziege oder
dem Hirſch ähnlich zu werden, auf daß der Menſch, zum Ebenbilde
und Gleichnis Gottes geſchaffen, das Opfer der Dämonen werde.”
Alle Predigten eifern gegen ſolche Vermummung. Ganz
ver=
gebens! — Aus Eiſenblech getriebene Masken haben ihre
Paral=
lelſtücke bei den Tlinkits Nordweſtamerikas; Perchtenmasken mit
Vorder= und Rückgeſicht laſſen Doppelmasken von Weſt=Kamerun,
der Südſee vor uns auftauchen; in den Elzacher Langnaſen leben
javaniſche Tengu=Masken wieder auf. Maskentänze berberiſcher
Jünglinge in zottigen Fellen zur beginnenden Frühlingszeit laſſen
ohne weiteres eine Projektion auf die ſchweizeriſchen
Roitſcheg=
geten zu. Ein ergreifender Anblick: Ausdruck eines erdumſpan=
nenden primitiven Verlangens der Menſchheit nach Durchbrechung
der Kauſalität des Lebens.
Von der Urzeit bis zur Gegenwart gehen aus der Hand von
Volkskünſtlern immer neue Larven hervor, künſtleriſche
Höchſt=
leiſtungen darunter. Ein Satz von 14 Teufelsmasken aus der
Mitte des 18. Jahrhunderts aus Reutte in Tirol, jetzt in den
Wiener Sammlungen, in vollendeter handwerklicher Schnitzerei
und Bemalung darf ſich meſſen in der phantaſieſchwangeren
Dar=
ſtellung des Unerhörten, Niegeſchauten mit dem brodelnden
Hexen=
keſſel der hölliſchen Geiſter auf dem Verſuchungsbild des
Iſen=
heimer Altars. Alte Masken werden heute noch als geſchätzte
Erbſtücke ſorgſam gehütet, ſo z. B. die ausdrucksſtarken „Morbili”
(Weiber)=Masken des Villinger Oelmüllers Ackermann (1779 bis
1835). Volkstümlicher Schätzung erfreut ſich heute noch das „alte
Mundle” von Elzach, eine beſonders gut geſchnitzte Maske mit
glattem, weißem Geſicht und fein bemalten Wangen, die einſt
einem gewiſſen Mundle gehörte, der nach Lyon auswanderte und
die altererbte Larve ſeiner Vaterſtadt vermachte. Doch mit dem
ſchwindenden Glauben an die Magie der Maske ſchwindet auch
ihre bannende Kraft, die zugleich künſtleriſche Form iſt. Selbſt
ſorgſamſter handwerklicher Fertigung verſagt ſich jener
unmittel=
bare urlauthafte Ausdruck, den nur die von der Beſeſſenheit des
Zauberglaubens, von einem kindlichen Seelentum regierte Hand
des Maskenbildners zu wecken vermochte.
Dr. Ernſt Zeh.
Münchener Brief.
München feiert ſeinen Faſching, und zwar diesmal mit
be=
wunderungswürdiger Ausdauer ſieben Wochen lang. — Die
Ju=
gend tanzt und vergißt dabei häufig (zum Leidweſen der
Gaſt=
wirte) Speiſe und Trank. Gauklerfeſte, Löwenbräukellerredouten,
Nachtwandler uſf. ſind meiſt überfüllt, während die
Veranſtal=
tungen der „Großkopfeten” z. B. Armenball u. a. m., denn der
Glanz des Hofes fehlt, beträchtliche Lücken aufweiſen. — Das
ernſtere Publikum begnügt ſich daher, in Erkenntnis der Schwere
unſerer wirtſchaftlichen und politiſchen Lage, mit einer der luſtigen
Faſchingsaufführungen, die unſere Theater bieten. — Im
Gärt=
nerplatztheater kann man K. Dreher als „Landgraf” in
der etwas verſtaubten Tannhäuſerparodie bewundern. —
Die Kammerſpiele bewahren ihre Tradition mit
Shake=
ſpeares „Komödie der Irrungen”, in der Bearbeitung
des Berliner Dramaturgen H. Rothe. — Allerdings ſollten
ſolche „Verlebendigungen” nicht ſoweit führen, daß auch der Geiſt
einer Dichtung darunter leidet. — Den größten Erfolg, der ſich in
ſtändig ausverkauften Abenden zeigte hatte das Bayeriſche
Staatstheater mit Zellers Operette „Der
Vogelhänd=
ler” Heimatliche Stimmungsmomente ſind namentlich im zweiten
Akt geſchickt verarbeitet, wenn der Kurfürſt mit großem Gepränge
auftritt, und die Fahnen der bayeriſchen Regimenter ihm
huldi=
gen. — Als kürzlich Kronprinz Rupprecht mit ſeiner Fa
A9GB.-Prokeſt gegen Goerings
Polizeierlaß.
Ein Schreiben des 29GB. an den Reichspräfidenken.
TU. Berlin, 22. Februar.
Der Vorſitzende des ADGB. Graßmann, hat im Auftrage
des Bundesvorſtandes am 21. Februar ein Schreiben an den
Reichspräſidenten gerichtet, das ſich mit dem Runderlaß des
Reichskommiſſars für das preußiſche Innenminiſterium an alle
Polizeibehörden befaßt.
Dieſer Erlaß, ſo heißt es in dem Schreiben, ſchaffe ſeiner
ganzen Tendenz nach zweierlei Recht in Deutſchland
Der Hinweis, daß der Erlaß ſich offenbar insbeſondere gegen
„kommuniſtiſche Terrorakte und Ueberfälle” richten ſolle, könne
umſo weniger als eine Erläuterung gelten, als nur jene
Be=
völkerungsſchichten, die der SA, der SS. und dem Stahlhelm
naheſtehen, als „nationale Bevölkerung” anerkannt und des
be=
ſonderen Schutzes der Polizei für würdig befunden würden.
Gegen dieſen Erlaß, der weder mit dem Geiſt
noch mit den Buchſtaben unſerer Verfäſſung noch
mit den Lebensformen eines Kulturvolkes zu
vereinbaren ſei, erhebt der ADGB. ſchärfſten Proteſt.
Wir wenden uns an Sie, ſo heißt es in dem Schreiben
weiter, als Präſidenten des Deutſchen Reiches, der berufen und
gewillt iſt, die Verfaſſung zu ſchützen. An Sie wenden wir uns
als die deutſche Organiſation, die in ihren Reihen die größte
Anzahl Frontkämpfer vereinigt. Dieſe Millionen, unter denen
ſich Anhänger der verſchiedenſten politiſchen Parteien befinden,
haben nicht im Weltkrieg für Deutſchland gekämpft und
geblu=
tet, um ſich 15 Jahre ſpäter von verantwortlichen Reichsſtellen
ſagen zu laſſen, daß ſie nicht zu den „ſtaatsaufbauenden Kräften”,
daß ſie nicht zur „nationalen Bevölkerung” gehören. Wir
be=
dauern, daß ein ehemaliger Frontoffizier, der es beſſer wiſſen
müßte, den Geiſt der Frontkameradſchaft gegenüber
hundert=
tauſenden namenloſer Kämpfer verleugnet, nur weil ſie eine
andere politiſche Ueberzeugung haben als er. Die gerechte
Wür=
digung, die ein Frontoffizier wie Oberſtleutnant Düſterberg für
ſeine Kameraden aus allen politiſchen Lagern gefunden hat,
beweiſt, daß echter Frontgeiſt mit nationaler Ueberheblichkeit
nichts gemein hat. — Vom Reichspräſidenten, dem militäriſchen
Führer im Weltkriege, wird Eingreifen erwartet.
Wohin ſoll das führen?
CNB. München, 22. Februar.
In einer Rede auf einer Wahlkundgebung der Bayeriſchen
Volkspartei in München erklärte der bayeriſche
Miniſter=
präſident Dr. Held:
Wir werden in Bayern gewappnet ſein müſſen, daß uns nicht
eines Tages die Gewalt über den Haufen rennt, und es iſt auch
alles vorgeſehen, daß uns nicht das nämliche Schauſpiel nochmals
vorgeſetzt wird, wie wir es in Bayern und München ſchon einmal
erlebten.
Die Polizei müſſe unter allen Umſtänden ihre Pflicht
er=
füllen, ſie habe aber dieſe Pflicht allen gegenüber in voller
Gleich=
heit zu erfüllen.
Der württembergiſche Staatspräſident Dr.
Bolz ging in einer in Ebingen abgehaltenen
Zentrumsverſamm=
lung auf die Drohungen des Reichsinnenminiſters Dr. Frick gegen
Württemberg ein und erklärte:
Die kataſtrophalen Gefahren, die wir von der jetzt
eingelei=
teten Machtpolitik befürchten, werden nicht beſeitigt, indem man
von Berlin aus einfach mit „Eingreifen” droht. Aus folcher Art
des Regierens kann ſich kein Aufbau, ſondern nur Zerſtörung
er=
geben.
In einer Wahlverſammlung in Bruchſal ging auch der
würt=
tembergiſche Wirtſchaftsminiſter Maier auf die
Dresdner Rede des Reichsinnenminiſters ein und erklärte, das
württembergiſche Staatsminiſterium habe deswegen eine
Rück=
frage beim Reichsinnenminiſterium vorgenommen.
Reichsinnen=
miniſter Dr. Frick ſei bei ſeinem Standpunkt verblieben, daß die
Störung der Rundfunkübertragung der
Reichs=
kanzlerrede durch einen Kommuniſten eine
ver=
tretbare Schuld der württembergiſchen
Regie=
rung ſei und bleibe.
Unter dieſen Umſtänden dürfe es der Oeffentlichkeit nicht
län=
ger verſchwiegen werden, daß in Berlin Dinge konkret erwogen
werden, die gegen die Selbſtändigkeit des Landes Württemberg
gerichtet ſind, und daß Württemberg aus Gründen der hohen
Po=
litik als erſtes Land einem Akt der Willkür anheimfallen ſoll.
milie das Zugſtück anſah, war er Zeuge einer großen monarchiſchen
Manifeſtation. Das Haus erhob ſich und brach in ungeſtüme
Hoch=
rufe auf ſeinen angeſtammten Herrſcher aus — Schon bei der
Be=
erdigung des allgemein beliebten Prinzen Alfons zeigte ſich die
Treue Bayerns zu ſeinem Fürſtenhaus, das im Volk verwurzelt,
auch für ſeine Leiden und Freuden Verſtändnis hatte und keine
Cliquenwirtſchaft kannte. Daher begreift man auch den tieſen
Sinn des viel beachteten Aufſatzes im Blatt des
Miniſterpräſiden=
ten Held, dem „Regensburger Anzeiger”, der in den Worten
gipfelt: „Ein bayeriſcher König iſt die beſte Gewähr für die
Er=
haltung des bayeriſchen Staates, auch in der Zukunft. Bayern
hat das Glück, in dem gegenwärtigen Repräſentanten der Krone
eine Perſönlichkeit zu beſitzen, die ſtets eine kluge ſtaatsmänniſche
Zurückhaltung gegenüber dem Streit der Tagesmeinungen
ge=
zeigt und ſich die Sympathien weiteſter Bevölkerungskreiſe, ohne
Unterſchied der Partei und Konfeſſion, bewahrt hat.” — Wenn ſich
daher München, das gleich anderen Reſidenzen, ſeinem
kunſtſinni=
gen Fürſtenhaus alles verdankt, zurückfindet, ſo betritt es nur
einen Pfad, den es niemals hätte verlaſſen ſollen.
Die rührige Leitung der Münchener Oper ſetzt, aus Mangel
an guten zeitgenöſſiſchen Werken, ihre muſikgeſchichtlichen
Be=
mühungen durch Ausgrabung aller einſt beliebten Stücke fort.
Während man aber intereſſante Verdi=Opern, wie die „Schlacht
von Legnano”, oder „Simone Boccanegra” dem Stadttheater des
benachbarten Augsburg überließ, ſuchte man ſich hier aus den
70 Opern des allzu produktiven Donizerti die indeſſen nicht
kurzweiliger gewordene „Lucia von Lammermoor” aus. — Auch
die alte Lucia erfuhr durch M. Ettinger eine Neubearbeitung,
die aber anſcheinend weder dem Texte noch der Muſik zu
beſonde=
rem Vorteil gereichte. — Die Aufführung verdankte man
jeden=
falls dem Umſtande, daß unſere Oper zurzeit in der
Koloratur=
ſängerin Anna Kruiswyk, in R. Gerlach und H.
Reh=
kemper über ſtilſichere Vertreter des italieniſchen Belcanto
verfügt.
A. G.
* Von Suchen, Finden und Liebe (Darmſtadt, Geſellſchaft
Heſſiſcher Bücherfreunde.) Frau Dr. Eva Rhode=Fenner iſt in
der Würfelbücherei der Geſellſchaft Heſſiſcher Bücherfreunde zum
dritten Male mit einem ſtattlichen Bändchen guter Lyrik
ver=
treten. Dem erſten, längſt vergriffenen Bändchen. Von dir von
mir und anderem”, dem zweiten, ebenfalls vergriffenen, „
Balla=
den” betitelt, hat ſich nun ein Bändchen von „Suchen, Finden
und Liebe” geſellt, das den Vorgängern würdig an die Seite
geſtellt werden kann. Es hat die gleichen Vorzüge, die die kluge
und warmherzige Verfaſſerin in allen ihren Dichtungen
auszeich=
nen: Sprach= und Gedankenreichtum, Muſikalität der Reime und
Anſchaulichkeit der Geſichte, friſche, erfreuliche Klarheit und echtes,
tiefes Empfinden im Erleben der We t. Eva Rhode=Fenner iſt
eine gute Geſellſchafterin — man lieſt ſie gerne, man lieſt ſie,
weil man in jeder Zeile die wirklich gebildete Frau verſpürt,
man lieſt ſie gerne wegen ihren immer angenehmen und taktvollen
Formen — und last not least wegen eines beſonderen „Charmes”,
der nur ihr eignet und ihren Verſen das ihnen eigene Niveau
gibt
H.
Seite 4 — Nr. 54
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Donnerstag, 23. Februar 1933
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und Frau Barbara, geb Münz
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Frau Genofeva Zumpf Bwe.
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nach kurzer, ſchwerer Krankheit, wohlverſehen mit
den hl. Sterbeſakramenten, im Alter von 76 Jahren
zu ſich in die Ewigkeit abzurufen.
Im Namen der tra ernden Hinterbliebenen:
Familie Jakob Hechler.
Darmſtadt, den 32. Februar 1933,
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Die Beerdigung findet am Freitag, den 24. Febr.,
nachmittags 3 Uhr, auf dem Waldfriedhof ſtatt.
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burts ags dargebrachten Glückwünſche
und Aufmerkſamkeiten ſage ich auf dieſem
Wege meinen herzlichſten Dank. (2743
A. Werner
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Werten des Herrn Pfarrer
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vorm. 10 Uhr ſollen in meinem
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ſteigerungslokale, Luiſenſtraße 32/34,
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meiſt=
bietend gegen ſofortige Barzahlung
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ſteigert werden:
3 Herrenanzüge (getragen für mittl.
Figur), 1 Fahrrad, 1 Schnellwaage,
1 Buttermaſchine, 1 Ideal=
Schreib=
maſchine, 2 Warenſchränke, 1 alte Theke
mit Aufſatz, 1 Stehpult, 1 alter Seſſel
(defekt), 1 Ankleideſpiegel, 1 Truhe mit
Umbau, 1 Kaſſenſchrank, 1
Regiſtrier=
kaſſe, 1 Schreibtiſch, 1 große Partie
Haushaltungsartikel, Geſchirr uſw., 7
eiſerne Schlitten, 1 Partie Kuhketten,
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Grab=
ſchippen, 1 Partie ungeeichte Gewichte
(5 kg. 2 kg, 1 kg und ½ kg), 2
Näh=
maſchinen, 1 Büfett, 1 Kredenz, 1
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ſchrank, 1 Korbgarnitur, 1
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tiſch, 1 Ruhebett. 1 Teppich, 1
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ſauger, 1 Spiegelſchrank, 1 Partie Wein,
Likör, Cognac, Sekt, 20 kl. Fäßchen,
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Möbel aller Art u. a. m.
Darmſtadt den 22. Februar 1933.
Scharmann
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gegenſt., 1 Schreibtiſch. 1 Nähmaſchine,
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Ferner an Ort und Stelle (Näh. Verſt.=
Lokal): Holz. Bohlen, Stangen, Dielen,
Bretter etc. Ferner: 1 Holz=Wohnhütte.
Darmſtadt, 23. Februar 1933. (2767
Craß, Gerichtsvollzieher in Darmſtadt,
Donnerstag, 23. Februar 1933
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 54 — Seite 5
Aus der Landeshaumftkor.
Darmſtadt, den 23. Februar 1933.
Lehre von Neunkirchen.
Dezentraliſation der Gas= und Elektrizitäiswirtſchaft — nicht
Zentraliſation.
Stp. Ueber 60 Tote und mehrere hundert Leicht= und
Schwerver=
letzte ſind die beklagenswerten Opfer der Neunkircher
Exploſionskata=
ſtrophe. Dazu ein Sachſchaden von vielen Millionen an zerſtörten
Fabrikanlagen, Wohnhäuſern und an vierhundert Wohnungen
mit allem Hausrat. Da von dem explodierten Gaſometer durch
Fernleitungen ein großer Teil der Pfalz mit Gas verſorgt wurde,
ſind zahlreiche Betriebe und Haushalte ihrer Heiz= und
Kraft=
quelle beraubt.
Es ſollte aber auch dieſe Kataſtrophe ein Anlaß ſein, die
Großbetriebe wieder örtlich zu dezentraliſieren, und zwar
ſowohl aus wirtſchaftlichen wie aber auch aus wehrpolitiſchen
Gründen. Es werden immer mehr Stimmen laut, die z. B. die
moderne Art der Stromerzeugung durch Großkraftwerke für
durchaus unwirtſchaftlich erklären. Fachleute behaupten, daß die
dezentraliſierte Elektrizitätswirtſchaft mit zahlreichen
ſelbſtändigen kleinen und mittleren Betrieben, die nicht nur über
das Land verteilt ſind, ſondern auch in den Großſtädten die
ein=
zelnen Bezirke und Häuſerblocks mit Kraft= und Lichtſtrom
ver=
ſorgen, bedeutend wohlfeiler arbeiten würden als die meiſten
Großkraftwerke; von dieſen müßten nur einige beſonders günſtig
arbeitende die Lieferung des Spitzenſtromes übernehmen. Das
gleiche gilt von der Gasverſorgung. Je dezentraliſierter, um
ſo mehr Einzelbetriebe mit zahlreichen ſelbſtändigen Exiſtenzen,
um ſo geringer die Gefahr der Kataſtrophen, um ſo geringer auch
die Abhängigkeit von wirtſchaftlichen Erſchütterungen.
Die wehrpolitiſchen Gründe für eine Dezentraliſation
in kleinen und mittleren Betrieben ſind noch durchſchlagender. Wer
überlegt, mit welchen geringen Mitteln und mit welcher
Gewiß=
heit bei dem heutigen Stande der Flugtechnik und der
verheeren=
den Wirkung der Sprengbomben ein Großbetrieb vernichtet
„werden kann, muß aus Sicherheitsgründen für alle Beſtrebungen,
welche die Umgeſtaltung von Großbetrieben in Klein= und
mitt=
lere Betriebe bezwecken, da eintreten, wo es irgend angängig iſt.
Möge das Neunkirchener Unglück auch hierin eine Lehre ſein.
W. R.
— Die Koſten der Herabſetzung der Krankenſcheingebühr. Für
die Beurteilung der finanziellen Auswirkungen der Senkung der
Krankenſcheingebühren dienen die Zahlen über die
Geſamtein=
nahmen der Krankenkaſſen durch dieſe Gebühren. Wie uns die
Deutſchnationale Krankenkaſſe mitteilt, betrugen im Jahre 1931
die Geſamteinnahmen der Krankenkaſſen durch dieſe Gebühr rund
17 Millionen RM. Die Einnahme des vergangenen Jahres ſteht
noch nicht feſt, doch dürfte ſie weſentlich geringer ſein, da ſeit dem
Jahre 1929 die Zahl der arbeitsunfähigen Kranken unaufhörlich
geſunken iſt. So kamen z. B. im Jahre 1929 auf je 100 Perſonen
4,2 v. H. arbeitsunfähiger Kranke, im Jahre 1930 3.4 v. H., im
Jahre 1931 etwa 3,2 v. H., während das Jahr 1932 nur noch
2,8 v. H. arbeitsunfähige Kranke brachte. Die
Geſamtaufwendun=
gen an Arzneien betrugen bei den geſetzlichen Krankenkaſſen im
Jahre 1929 noch 238 Millionen RM. gegen 162 Millionen RM.
im Jahre 1931. Die Beitragskoſten im Reichsdurchſchnitt pro Kopf
der Verſicherten betrugen im Jahre 1929 rund 98 RM., im Jahre
1931 etwa 74 RM. und im Jahre 1932 etwa 60 RM. Will man
nun den indirekten Einnahmeausfall der Krankenkaſſen durch die
Herabſetzung der Gebühren ermitteln, ſo darf man nicht ohne
wei=
teres von der Halbierung dieſer Gebühr auf eine gleiche
Hal=
bierung der Einnahmen ſchließen. Denn es iſt ſehr fraglich, ob
eine 25=Pfg.=Gebühr bezüglich der Abhaltung der Bagatellſchäden
die gleiche Auswirkung ausübt, wie die 50=Pfg.=Gebühr, ſo daß
alſo ſehr wohl der Fall eintreten kann, daß die Herabſetzung der
Gebühr die Geſamtbelaſtung der Verſicherten durch ein ſtärkeres
Wiederauftauchen der Bagatellſchäden erhöht.
— Hohes Alter. Am Freitag, 24. Februar, begeht Herr
Gottlieb Münſter, Schreinermeiſter, Mollerſtraße 7 wohnhaft,
in körperlicher und geiſtiger Friſche die Feier ſeines 85.
Geburts=
feſtes. Der Jubilar iſt Altveteran und erfreut ſich allgemeiner
Beliebtheit.
— Hiſtoriſcher Verein. Die Mitglieder des Hiſtoriſchen
Ver=
eins werden aufmerkſam gemacht auf den Vortrag des
Univerſi=
tätsprofeſſors Dr. Schadewaldt (Freiburg) über: „Staat und
Bürger im politiſchen Denken der Griechen” (Freitag, den 24.
Februar, 20.15 Uhr, im Ludwig=Georgs=Gymnaſium). Die
Ver=
einigung der Freunde des humaniſtiſchen Gymnaſiums hat den
Verein dazu freundlich eingeladen.
Hefſiſches Landestheater.
Mete He Donnerstag.23. Februar 20—221 Uhr. B.=Volksb. K11, 1. T, Gr. 1—8
Der Richter von Zalamea. Pr. 0.50—4.50 Mk. 19½, Ende vor 22½ Uhr. Dſt. Volksb. G, Gr. 1—4
Freitag.
24. Februar Der Freiſchütz.
Preiſe 0.70—5.50 Mk. Samstag,
25. Februar
Anf. 19½, Ende gegen 22½4 Uhr. B.16
Die Blume von Hawai. Pr. 0.70—5.50 Mk.
Anfang 23 Uhr.
Faſchings=Konzert. Preiſe 0.50—2.00 Mr. Kleines Haus Donnerstag.
23. Februar 19½—22 Uhr. Zuſ.=Miete II19.
Der Barbier von Sevilla. Pr. 0.80—4.50 Mk Samstag,
25. Februar Aſt. 124 Uh. Außer Miete.
Die Margniſe von O. Preiſe 0.80—4,50 Mk.
— Landestheater. Uraufführung im Kleinen Haus am
25. Februar. „Die Marquiſe von O” von Ferdinand
Bruckner, einem der erfolgreichſten und intereſſanteſten
jün=
geren Autoren, wird am Samstag, den 25 Februar abends 7.30
Uhr, im Kleinen Haus uraufgeführt. Der Stoff des Stückes iſt der
gleichnamigen Novelle Heinrich von Kleiſts entnommen. Die
Titel=
rolle ſpielt Franziska Kinz, die Mutter Conſtance Menz. Den
Vater Erwin Faber, den Hauptmann Franz Kutſchera, den
Gutsherrn Emil Lohkamp. — Premiere im Großen Haus
am 25. Februar. „Die Blume von Hawai”, Abrahams
welt=
berühmte Operette, enthält eine Anzahl außerordentlich bekannter
Schlager, die das ſtehende Repertoire der Tanzkapellen bilden. Die
Hauptſchlager: „Blume von Hawai”. „Ein Paradies am
Meeres=
ſtrand”, „Will dir die Welt zu Füßen legen”. „Ich muß Mädels
ſehen...‟, „Kann nicht küſſen ohne Liebe”. „Ich hab ein
Divan=
püppchen.
„Traumſchöne Perle der Südſee‟. „My golden
Baby”, „Bin nur ein Jonny‟. Die Inſzenierung beſorgt A. M.
Rabenalt. Bühnenbild: Wilhelm Reinking. Muſikaliſche
Leitung K. M. Zwißler. — Faſtnachtskonzert. Um 23
Uhr desſelben Abends wird im Großen Haus ein luſtiges
Faſt=
nachtskonzert unter Leitung von K. M. Zwißler ſtattfinden, in
dem die Damen v. Georgi, Hoffarth, von Spengler,
Palmer und die Herren Drath, Herrmann, Kuhn,
Ritzhaupt, Sattler und Schlüter kabgrettiſtiſche Einlagen
bringen. Guſtav Blank, Kurt Meiſe und Ilſe Meudiner
werden das Programm durch Tänze bereichern — Zum Tode
Arnold Mendelsſohns. Das Heſſiſche Landestheater, das
durch Kapellmeiſter K. M. Zwißler am Grabe des Darmſtädter
Komponiſten einen Kranz niederlegen ließ, ehrt den Meiſter durch
die Aufführung eines ſeiner Werke im nächſten Symphoniekonzert
am 6. März.
Krebskrankheiten und ihre Entſtehung.
372. Sihung des Nakurwiſſenſchaftlichen Vereins Darmſtadk.
Rrebs als Volkskrankheit.
Enkſtehung und Weſen der Krankheil.
Borbeugende Krebsbekämpfung.
Im Naturwiſſenſchaftlichen Verein zu Darmſtadt ſprach
Stadtmedizinalrat Dr. Paul Schneider „Ueber
Krebs=
krankheiten und ihre Entſtehung
Die Bedeutung des Krebſes als Volkskrankheit erhellt
ſchon daraus, daß die Krebsſterblichkeit die Tuberkuloſe bereits
überflügelt hat. Die noch ſtändige Zunahme der
Krebsſterbezif=
fern iſt verurſacht teils durch die heute beſſere Krebserkennung,
teils durch die veränderte Alterſchichtung unſerer Bevölkerung.
Daß außerdem noch eine wahre Zunahme des Krebſes ſtatthat,
iſt zweifelhaft, zumal die Erfahrungen der pathologiſchen Inſtitute,
die die wahren Todesurſachen durch möglichſt zahlreiche
Sektio=
nen zu klären haben, ſeit vielen Jahrzehnten dieſelbe
Krebsleta=
lität der erwachſenen Bevölkerung um etwa 10 Prozent herum
feſtſtellen.
Der Krebs iſt keine Eigentümlichkeit des Menſchen, er
kommt auch bei Tieren, beſonders Säugetieren, vor. Er iſt
ſchon im Altertum bekannt geweſen, der uralte Namen trifft nur
eine äußerliche Vergleichsähnlichkeit. Menſchen= und Tierkrebs
ſind nicht identiſch, jeder Krebs iſt für die betreffende Art
ſpezi=
fiſch; Krebs läßt ſich von einem Tier auf ein anderes
überpflan=
zen, aber immer nur auf die gleiche Tierart. Menſchenkrebs
wächſt z. B., auf Tiere überbracht, nicht an. Der menſchliche
Krebs kann ſich an allen möglichen Körperſtellen bilden, er iſt
jedoch nicht an allen gleich häufig. Am öfterſten trifft man ihn
an den äußeren Körperdecken, wo er auch am leichteſten
erkenn=
bar und am ſicherſten heilbar iſt. An den inneren Organen iſt
er beim Manne am häufigſten am Verdauungsapparat, bei der
Frau ſteht im Vordergrund der Krebs der Bruſtdrüſen und
Ge=
ſchlechtsorgane. Der Krebs kommt in allen Altersſtufen vor iſt
aber doch weit überwiegend eine Erkrankung der reiferen Jahre.
Der Krebs iſt eine Form der vielartigen
Geſchwulſtkrank=
heiten unſeres Körpers. Das Eigentümliche dieſer
Wuche=
rungen iſt, daß ſie dauernd wachſen und ſich nicht in den
nor=
malen Bauplan und Stoffwechſelplan unſeres Körpers einfügen.
Geſchwülſte ſind alſo keine fremden Eindringlinge in den Körper,
ſondern Körperchen etc. ſelbſt, die in Wucherung geraten ſind,
ſie beſtehen aus den gleichen Bauſteinen, wie der Körper ſelbſt,
aus Zellen und ihren Produkten. Das Beſondere der Krebszellen
iſt ihre Bösartigkeit, es ſind erhärtete oder verwilderte
Zellen, ſie vermehren ſich ungeheuerlich, ſie ſind aber auch viel
hinfälliger. Durch den Zerfall der Krebszellen bildet ſich bald
ein Kresgeſchwür. Aber es kommt praktiſch ſo gut wie nie vor,
daß der Krebszerfall zur Heilung führt. Unbehandelter Krebs
führt ſo gut wie immer zum Tode des Krebsbehafteten. Denn
der Krebs zerfrißt nicht nur örtlich den Körper, früher oder
ſpä=
ter dringen die Krebszellen in die Lymph= und Blutgefäße ein,
breiten ſich mit deren Strom im Körper aus und rufen am Ort
ihrer Anſiedlung Tochterkrebſe hervor. So wird ſchließlich der
ganze Körper krebſig durchſeucht, die Körperſäfte und =kräfte
werden aufgezehrt und der Tod tritt an völliger Erſchöpfung ein.
Die Verwilderung der Krebszellen äußert ſich in ihrer
un=
gezügelten, anarchiſtiſchen Wucherung. Das Weſen des
Krebſes liegt in der beſonderen Beſchaffenheit der
Krebs=
zellen, die eine neue, abgeartete Zellart darſtellt. Dieſe A. äußert ſich in zahlreichen Unregelmäßigkeiten der Form,
beſonders der Zellkerne, in ihrer ſtärkeren Hinfälligkeit, ihrem
verminderten Anpaſſungsvermögen, ihre leichte
Ueberpflanzbar=
keit auf die gleiche Tierart bzw. Menſch, ihre leichte Züchtbarkeit
im Reagenzglas außerhalb des Körpers und im beſonderen in
einem eigenartigen, neuerdings von Warburg erkannten
Stoff=
wechſel. Den letzten Grund der Eigenart der Krebszellen kennen
wir aber heute noch nicht.
Die ärztliche Beobachtung hat gelehrt, daß Krebs bei zwei
ganz verſchiedenen Grundvorgängen entſtehen kann, daran
knüpfen die beiden erfolgreichſten Geſchwulſttheorien, die den
Namen Virchows bzw. Cohnheims führen. Beide haben
keine Alleingeltung, ſondern ſtehen berechtigt
nebeneinan=
der. Das verbindende Zwiſchenglied hat neuerdings Fiſcher=
Waſch aufgezeigt. Nach Cohnheims embryonaler Theorie
entſteht der Krebs wie andere Geſchwülſte auf dem Boden
abnor=
mer embryonaler Entwicklung, durch Keimzellenverſprengung.
Zweifellos gibt es angeborene oder ſo frühzeitig auftretende
Ge=
ſchwülſte und auch einige krebſiger Natur, daß ſchon daraus
her=
vorgeht, daß ſie angeboren oder vor der Geburt bereits
ange=
legt ſind. In anderen Fällen weiſt der beſondere Sitz oder die
eigentümliche Bauart auf einen ſolchen Urſprung hin. „Sicher
ſpielt bei derartigen und einzelnen anderen Krebſen die
Erb=
lichkeit eine Rolle. Beſonders überzeugend iſt dies bei
man=
chen Tierkrebſen, wo ſich durch Inzucht die Krebshäufigkeit auf
100 Prozent ſteigern ließ. Bei ſolchen Krebſen gelten die
glei=
chen Mendelſchen Erbregeln wie bei anderen Erbeigenſchaften
oder Erbkrankheiten. Krebs läßt ſich auch experimentuell z.
durch gewiſſe Gifte, erzeugen, wobei die embryonalen Zellen ſich
als leichter krebſig umwandelbar erwieſen haben als Zellen des
erwachſenen Körpers. Viele andere, wahrſcheinlich die meiſten,
Krebſe werden erſt im ſpäteren Leben durch äußere
Einwirkun=
gen erworben. Darauf baut Virchows Reiztheorie.
Hier=
her gehören die Berufskrebſe, der Teerkrebs der Paraffinkrebs,
der Anilinkrebs, der Röntgenkrebs. Der Wert der Reiztheorie
iſt aber dadurch eingeſchränkt, daß 1. die mannigfachſten Reize,
wie chemiſche Stoffe, fremde Lebeweſen, Hitze, Licht=, Röntgen=,
Radiumſtrahlen u. a. m. Krebſe hervorrufen können, 2. daß
die gleichen Reize bei gleicher Einwirkung einmal wirkſam ſind
und einandermal ganz wirkungslos. Es gibt alſo keinen
ſpezifi=
ſchen Krebsreiz. Der Krebs iſt keine paraſitäre oder anſteckende
Krankheit, ſondern gelegentlich können Paraſiten, ebenſo wie
nicht paraſitäre Reize einmal Krebs hervorrufen. Iſt einmal
aber Krebs entſtanden, ſo ſpielt der fremde Paraſit keine
wei=
tere Rolle, er kann dann längſt verſchwunden ſein. Anders iſt
dies bei den Anſteckungskrankheiten, hier iſt der Anſteckungsſtoff
ſtets vorhanden, und ſolange, als die Krankheit beſteht.
Die genauere Durcharbeitung des künſtlich erzeugten
Krebſes, den man im Experiment mit allen obengenannten
Reiz=
einwirkungen hat hervorrufen können, hat einen tieferen Einblick
in die Problematik der Krebsentſtehung gewährt. Um
die Herausarbeitung wertvoller Grundgeſetze hat ſich in
neuerer Zeit beſonders Fiſcher=Waſch Verdienſte erworben.
1. Zunächſt muß der Krebsreiz durch ſeine Stärke oder Däuer
oder Wiederholung eine Gewebsſchädigung veranlaßt
haben. 2. Dieſe hat eine Gewebserneuerung zur Folge, wobei
dieſe Regeneration bei der Krebsreizung ſtets ein
beſon=
ders langdauernder und durch wiederholte oder
fortwir=
kende Reizwirkung geſtörter Prozeß iſt. Deshalb entſteht Krebs
ſo gut wie nie in zuvor geſundem Gewebe vielmehr ſtets auf
krankhaft vorbereitetem Boden. Dem Krebs gehen
Vorkrank=
heiten voraus, z. B. beim Röntgenkrebs die
Röntgenhautentzün=
dung. 3. Bis der Krebs nach der Reizwirkung erſcheint,
ver=
geht eine lange Zwiſchenzeit. Dieſe Latenzzeit beträgt z. B.
beim Röntgenkrebs 4—15, beim Anilinkrebs 10—30 Jahre. An
ſolchen Tatſachen leitet Fiſcher=Waſch ſeine
Regenerations=
theorie des Krebſes ab. Wie beim embryonalen
Keimver=
ſprengungskrebs die embryonalen Zellen in eine abwegige
Ent=
wicklungsbahn geraten und zu Krebszellen werden, ſo ſind es
beim Reizkrebs die allein noch entwicklungsfähigen jungen
Erſatz=
zellen der Regeneration, der Gewebserneuerung, die zu
Krebs=
zellen ſich umformen. 4. Wenn im gereizten Gebiet ein Krebs
entſteht, ſo erkrankt nicht der ganze Bezirk krebſig, vielmehr tritt
der Krebs nur an einer kleinen, unſcheinbaren Stelle auf, hier
bildet ſich der Krebskeim. Iſt einmal ein ſolcher Keim da,
ſo wächſt er allein aus ſich heraus, wie Ribbert ſagt, weiter.
Niemals beteiligen ſich die Nachbarzellen am weiteren
Krebs=
wachstum, ſie werden nie krebſig angeſteckt, ein weiterer Beweis
dafür, daß der Krebs keine anſteckende Krankheit ſein kann.
5. Die Beobachtung und beſtimmte Experimente haben gezeigt,
daß eine ſolche Krebskeimbildung nicht zu jeder Zeit, ſondern
immer nur in einer gewiſſen, mehr oder minder abgrenzbaren
Periode in dem regenerierenden Gewebe geſchieht, d. h. es
exi=
ſtiert nach Fiſcher=Waſch eine ſenſible Periode zur
Krebsent=
ſtehung. 6. Es iſt anzunehmen, daß in dieſer krebsempfindlichen
Zeit allgemeine Veränderungen im
Geſamt=
körper ſich abſpielen, die eine allgemeine
Dispoſi=
tion zur Krebsbildung ſchaffen. Es ſind neuerdings
An=
ſätze verſchiedener Art aufgefunden worden, die einen Lichtblick
in das Weſen dieſer allgemeinen, dem Krebs vorausgehenden
Körperumſtimmung werfen. Weiter ſind in letzter Zeit auch
ein=
zelne Erkenntniſſe erzielt worden, die die Hoffnung erwecken,
tie=
fer in das Problem der beſonderen Weſenhaftigkeit der
Krebs=
zelle einzudringen.
Die Krebsbekämpfung kann bisher nur bei einzelnen
Krebsformen, z. B. den Berufskrebſen, eine vorheugende
ſein, indem die Entſtehung des Krebſes verhütet wö7d. In den
meiſten Fällen iſt es unſere Aufgabe, den beſtehenden Krebs zu
behandeln. Der Krebs iſt um ſo eher heilbar, je
frühzei=
tiger er erkannt wurde. Denn, wenn der Krebs einmal ſich über
ſeinen Urſprungsſitz hinaus weiter im Körper ausgebildet hat,
ſinken die Heilungsziffern auf wenige Prozente herab. Die
aller=
wichtigſte Vorbedingung der Krebsheilung iſt alſo die frühe
Erkenntnis. Dies iſt und bleibt die Aufgabe des ſorgfältig
geſchulten, erfahrenen und gewiſſenhaften Arztes, an den ſich
der krebskranke oder krebsfürchtende Patient rechtzeitig
wen=
den ſoll. Als wirkſame Heilverfahren haben ſich bis heute
nur bewährt der chirurgiſche Eingriff, der das krebserkrankte
Gewebe ausrottet, oder die Röntgen= und Radiumbeſtrahlung,
die das hinfälligere Krebsgewebe ohne ſtärkere Beſchädigung des
geſunden Gewebes zum Abſterben bringt. Welche Methode im
einzelnen Fall am ſicherſten zum Ziele führt, iſt eine ärztliche
Entſcheidung. An der weiteren Vervollkommnung unſerer
Krebs=
heilungswaffen wird auch heute noch mit Erfolg weiter
gear=
beitet. — Zahlreiche Lichtbilder wurden zur Erläuterung der
Ausführungen vorgeführt.
Billiger Verwakkungsſonderzug nach Berlin.
Die Reichsbahndirektion Mainz fährt zuſammen mit den
Reichsbahndirektionen Frankfurt a. M., Karlsruhe und
Ludwigs=
hafen a. Rhein am 18. März zum Fußball=Länderſpiel
Deutſch=
land—Frankreich einen Sonderzug zu weſentlich ermäßigten
Fahr=
preiſen. Je nach den Einſteigebahnhöfen bewegen ſich die
Fahr=
preiſe für die Sonderzugrückfahrkarten zwiſchen 17 und 25 RM.
Die Abfahrt von Mainz über Frankfurt a. M. Offenbach
(Mainz), Hanau, Fulda, Erfurt erfolgt am Samstag, dem 18.
März, ſo zeitig, daß die Fahrtteilnehmer noch am Nachmittag in
Berlin eintreffen, ihre Quartiere aufſuchen und Berlin noch
be=
ſuchen können. Ebenſo dient der Vormittag des Sonntag dem
gleichen Zweck. Sonntag, den 19. März, fährt der Sonderzug
am Spätabend von Berlin wieder ab und trifft Montag früh
wieder an der Ausgangsſtelle ein, ſo daß die Teilnehmer wieder
rechtzeitig und ausgeruht an ihre Tätigkeit gehen können. Das
jedem Teilnehmer ausgehändigte Gutſcheinheft koſtet 15,90 RM.
und berechtigt zur Uebernachtung mit Frühſtück Stadtrundfahrt
in Berlin. Mittageſſen bei Kempinſky, numerierter Tribünenplatz
beim Wettſpiel und zur Beförderung in Geſellſchaftskraftwagen
nach und von dem Stadium in Berlin. Die Fahrkartenausgaben,
Mitteleuropäiſche Reiſebüros, geben bis zum 3. März Karten und
Gutſcheine aus. Da die Zahl der Gutſcheine mit Eintrittskarten
feſtliegt, iſt es erforderlich, ſich frühzeitig Fahrkarte und
Gut=
ſcheinheft zu ſichern. Das Löſen der Sonderzugkarte wird nicht
abhängig gemacht von dem Kauf eines Gutſcheinhefts.
— Schülerkonzert im Realgymnaſium. Zu dem heute
Don=
nerstag, 23. Februar, abends 8 Uhr, in der Turnhalle am
Woogsplatz ſtattfindenden großen Winterkonzert
des Realgymnaſiums ſind noch einige Karten, deren Inhaber
erkrankt ſind, an der Abendkaſſe in der Turnhalle
erhält=
lich. Das Konzert bringt Darbietungen von Chor und Orcheſter
und Soli für Violine, Flöte, Klavier.
— Heag=Sonderfahrten in geheiztem Großkraftwagen. Die
augenblicklichen Schneeberichte von Rohrbrunn im Speſſart
veranlaſſen die Sonderfahrten=Abteilung der Heſſiſchen Eiſenbahn=
A.G. am Sonntag, den 26. Februar, einen Ski= und
Sport=
ſonderdienſt einzurichten. Nach perſönlicher Beſichtigung der
Schnee=
lage kann man von günſtigen Schneeverhältniſſen ſprechen. In
be=
quem zwei Stunden wird Rohrbrunn erreicht und iſt dem
Sport=
ler von 10 Uhr vormittags bis nachmittags 18 Uhr Gelegenheit
zum Winterſport gegeben. Bei günſtiger Schneelage, die bis
Sonn=
tag im Odenwald anhalten wird, finden auch Sonderfahrten zur
Neunkircher Höhe ſtatt. Nähere Auskunft erteilt die
Sonderfahr=
ten=Abteilung der Heag im Heaghaus, Telephon 3390.
Ferienordnung für die Darmſtädter Bolks= und
höheren Schulen im Schuljahr 1933/34.
der Ferien Schulſchluß vor Schulbeginn nach
den Ferien Oſterferien ....."
Pfingſtferien ..."
Sommerferien ..
Herbſtferien ...."
Weihnachtsferien Samstag, 1. April 33
Samstag, 3. Juni 33
Freitag, 14 Juli 33
Samstag, 23. Sept. 33
Samstag, 23. Dez. 33 Montag, 24. April 33
Montag, 12. Juni 33
Montag, 14. Auguſt 33
Montag, 9. Oktober 33
Montag, 8. Januar 34
Schluß des Schuljahres: Samstag, den 24. März 1934.
Die Ferienordnungen ſind für andere Städte und
Landes=
teile teilweiſe anders.
— Heſſiſcher Jagdklub e. V. Darmſtadt. Die Mitglieder des
Landesvereins Heſſen des ADJV. und des Heſſiſchen Jagdklubs
werden nochmals daran erinnert, daß der Vortrag des
Afrika=
forſchers Hauptmann a. D. Steinhardt=Berlin über das Thema
a15 Jahre als Forſcher und Jäger im afrikaniſchen Buſch” am
Freitag, dem 24. Februar, abends, im großen Saale des
Brauerei=
ausſchanks „Zur Krone” ſtattfindet und daß Damen und Gäſte
herzlichſt willkommen ſind.
— Die vereinigten Kirchenchöre, die bei der Beiſetzung Prof.
Arnold Mendelsſohns ſangen, ſtanden unter Leitung des Herrn
Studienrats Borngäſſer.
— Claire Feldern kommt! Deutſchlands größte Parodiſtin
und Humoriſtin gaſtiert während der Faſchingstage im Rahmen
der „Porza=Revue” im Orpheum. Claire Feldern, deren In=
und Auslandserfolge beiſpiellos zu nennen ſind, konnte nur
durch Zufall für dieſes kurze Gaſtſpiel gewonnen werden. Das
Porza=Enſemble gaſtierte noch vor wenigen Monaten, von Preſſe
und Publikum begeiſtert aufgenommen, im „Kleinen Haus”.
Der Vorverkauf hat begonnen.
— Die Deutſche Reichspoſt in Arbeitsgemeinſchaft mit dem
Verkehrsverein Darmſtadt als Vertreter des Mitteleuropäiſchen
Reiſebüros beabſichtigt auf mehrfach geäußerten Wunſch, zu dem
Roſenmontagszug in Mainz Sonderfahrten auszuführen.
Die Fahrgäſte haben Gelegenheit, den Zug von den Kraftwagen
aus zu beſichtigen. Für die Rückfahrt richtet ſich die Deutſche
Reichspoſt nach den Wünſchen der Fahrgäſte, ſie wird während
der Hinfahrt bekannt gegeben. (Alles Nähere ſiehe heutige Anz.)
c gleiche Qugbitä!
Aa
IBm.1808 PEIAMIIIOlAIOEIN OETIA
Seite 6 — Nr. 54
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Donnerstag, 23. Februar 1933
Der Volksbankprozeß.
Die Bedeukung der Effekkenabwicklungskonken. — Die Technik der Einkragsbewilligungen
und der Berechnung
Beitere Zeugenvernehmungen.
Zweimalige Sihungsunkerbrechung.
Die Mittwochverhandlung brachte, nachdem auf die
Verneh=
mung eines Zeugen von allen Seiten verzichtet worden war, die
Zeugenausſagen des Direktors der Rentenanſtalt. Dr. Lich. Es
handelt ſich bei dieſen Bekundungen im weſentlichen um Angaben.
die der Angeklagte Habicht dem Zeugen gegenüber über das Konto
„Habicht und Genoſſen” und die damit im Zuſammenhang
ſtehen=
den Spekulationsgeſchäfte der Vorſtandsmitglieder machte, ſowie
um die Bedeutung der Effektenabwicklungskonten 1 und 2. die,
nach den Erklärungen Habichts dem Zeugen gegenüber,
eingerich=
tet worden ſeien, um den Beamten einen Einblick in die Konten
der Vorſtandsmitglieder zu erſchweren — Juſtizrat Lindt, der
fol=
gende Zeuge, macht eingehende Ausführungen über die Zeit. in
der er dem Aufſichtsrat angehörte, über das damalige
Geſchäfts=
gebaren der Bank, ſo u. a. die Behandlung der
Eintragsbewil=
ligungen und die Berechnung der Höchſtkreditgrenze. Der Zeuge
hat ſtets die Auffaſſung vertreten, daß Eintragsbewilligungen,
ſollten ſie ihrem Zweck entſprechen, auch eingetragen werden
müß=
ten, einerlei, ob es ſich um Hypotheken oder Grundſchulden
han=
dele. Nach ſeiner Anſicht müſſen Wechſelobligo und Anale bei der
Berechnung der Höchſtkreditgrenze mit einbezogen werden.
Nach=
dem der Zeuge nach ſeinem Ausſcheiden aus dem Aufſichtsrat auf
Wunſch des Direktors Weiler die Arbeiten eines juriſtiſchen
Be=
raters der Bank übernommen hatte, hat er Verhandlungen in der
Hauptſache nur mit dieſem, ſelten mit Becker, nie aber mit dem
Aufſichtsrat geführt. — Der nächſte Zeuge Hering hat dem
Auf=
ſichtsrat in den Jahren 1924 und 25 angehört. Seine Ausſagen
über die Gründe zur Entlaſſung zweier früherer
Vorſtandsmit=
glieder (wegen ihrer Spekulationsgeſchäfte und weil ſie den an ſie
geſtellten Anſprüchen geſchäftlicher Art nicht genügten), decken ſich
im großen ganzen mit denen des vorhergehenden Zeugen. — An
einer Beſichtigung des Anweſens der Firma Hechler hat der Zeuge
freiwillig teilgenommen und bekundet, daß dieſe Informationen
den Aufſichtsrat beruhigt hätten. — Der Bankbeamte Neudörfer,
deſſen Zeugenausſagen nun folgen, war 40 Jahre bei der
Volks=
bank beſchäftigt. Seine Effektengeſchäfte, die ihm ſehr beträchtliche
Verluſte eintrugen, begann er auf eine Aufforderung Weilers,
ein beſtimmtes Papier zu kaufen. Daß ſein Konto nicht genehmigt
war, iſt ihm erſt nach Kaſſenſchluß bekannt geworden. Obwohl es
nicht verlangt worden war, hatte er Einſchuß geleiſtet, im übrigen
hielt er die Geſchäfte für in Ordnung, wenn ſie von dem
Vor=
ſtand angewieſen waren. — Die geſchäftlichen Beziehungen des
nächſten Zeugen. Prof. Schneider, zur Volksbank datieren von
1926; es handelt ſich dabei bis zum Jahre 1929 um reines
Konto=
korrentgeſchäft. In dieſem Jahre legte er einen größeren Betrag
bei der Volksbank in Wertpapieren an. 1930 wurden ihm auf
An=
frage beſtimmte Effekten angeboten, es handelte ſich jedoch bei
dieſem Geſchäft nicht um Spekulationen, ſondern um
Anlage=
geſchäfte. Als ihm im Jahre 1929 aus Kreiſen der Wirtſchaft eine
Warnung zugegangen war, dahingehend, daß die Bank bei einigen
der Höchſtkredifgrenze.
Firmen mit unſicheren Krediten engagiert ſei, habe er, ſo bekundet
der Zeuge, mit Becker eine Unterredung gehabt, und von dieſem
die beruhigendſten Erklärungen erhalten. Ein größerer
Kaufauf=
trag, den er dann gegeben habe, ſei ohne daß er es wußte, als
Termingeſchäft behandelt worden. Ueberhaupt ſei es ihm nicht
bekannt geweſen, daß eine Provinzbank. die Genoſſenſchaft ſei,
Termingeſchäfte ausführen könne oder dürfe. Als dann die
Schal=
ter geſchloſſen wurden, habe er noch einmal eine Unterredung mit
Becker gehabt, und auch in dieſem Falle habe ihm der
Ang=
denkbar beruhigende Erklärungen gegeben. Als er dann auf
Wunſch der Bank dort erſchienen ſei und man ihm den Vorſchlag
gemacht habe, ſein Depot zu verpfänden, ſei er nur darauf
ein=
gegangen, als ihm Becker auf ſeine eindringliche Frage nach dem
Status der Bank, verſichert habe, daß keine Gefahr beſtehe und
daß es ſich bei der Verpfändung des Depots um eine allgemeine
Maßnahme handele. In dieſer Handlungsweiſe des Angeklagten
habe er eine Betrugsabſicht erblickt, die ihn ſehr empört habe.
Als kurz nach dieſen Bekundungen des Zeugen der
Vor=
ſitzende dem Angeklagten Becker das Wort erteilt, gerät dieſer in
außerordentliche Erregung, er könne es nicht dulden, daß ihm
von dem Zeugen Betrug vorgeworfen werde, wobei ein Teil
ſei=
ner Ausſagen in der allgemeinen Aufregung untergeht
Darauf=
hin ſieht ſich der Vorſitzende gezwungen, bis zur Beruhigung des
Angeklagten die Verhandlung zu unterbrechen. Nach
Wieder=
eröffnung gibt der Zeuge eine Erklärung ab, aus der
hervor=
geht, daß es ihm fernlag. Becker einen Betrüger zu nennen, daß
er vielmehr bei ſeiner Formulierung nichts weiter habe ſagen
wollen, als daß er die Empfindung der Betrugsabſicht gehabt
habe. Auf die Erklärung des Vertreters des Angeklagten, daß
deſſen Erregung ſehr verſtändlich ſei, antwortet der Vorſitzende,
der Angeklagte brauche ſich nicht derartig zu erregen auf eine
Ausſage, die der Zeuge pflichtgemäß habe machen müſſen. Für
das Gericht ſei das eine Nebenfrage, es handle ſich hier um den
ſchwerwiegenden Vorwurf der Untreue, der dem Angeklagten
ge=
macht ſei. Als man ihm dieſe Verfehlung vorgehalten habe,
habe er ſich nicht in dieſem Maße erregt. Darauf erklärte der
Angeklagte, es handle ſich hier um ſeine Ehre, und er ſei da, ſich
gegen dieſe Angriffe zu verteidigen. Darauf kommt es zu einem
ſehr ernſten Zuſammenſtoß zwiſchen dem Vorſitzenden,
Land=
gerichtsdirektor Meyer, und dem Rechtsanwalt Dr. Oppenheimer,
als dieſer verſucht, dem Vorſitzenden Vorhalt darüber zu machen,
daß er in der Frage der Untreue durch ſeine Erklärung ſich ſchon
feſtgelegt habe, und der, als der Vorſitzende ihn unterbricht mit
der Bemerkung, daß er ja nicht der Verteidiger des Angeklagten
ſei, und ihm das Wort entzieht, den Saal verlaſſen will.
Gleich=
zeitig wird er vom,Vorſitzenden von der Verhandlung
ausge=
ſchloſſen und dieſe=auf kurze Zeit unterbrochen. Nach einer Pauſe,
in der der Saau das Bild ſtärkſter Erregung bietet, erklärt der
Vorſitzende, daß er während der Vernehmung nur Fragen an
die Zeugen zulaſſen, und Feſtſtellungen, die den Verlauf der
Ver=
nehmung ſtören, nicht dulden kann. — Da die Ruhe wieder
voll=
kominen hergeſtellt iſt, gelingt es noch, an die Verleſung eines
wbeiteren Kontos heranzutreten, deſſen eingehende Beſprechung
dann auf die für Donnerstag vormittag 9 Uhr beginnende
Sitzung verſchoben wird.
Aus den Darmſtädker Lichtſpieltheakern.
Helia.
„Der ſchwarze Huſär”.
Unſere Lichtſpieltheater haben Zurzeit Programme von
Qua=
lität. Auch „Der ſchwarze HPſar” iſt wieder ein guter Film,
der beſonders auf darſtelleriſchem Gebiet, aber auch in der
Milieu=
zeichnungs ſeſtes Nivegü zeigt. Eine Epiſode aus dunklem
Kapitel½iſch=deutſcher Geſchichte. Aber aus der Zeitſpanne,
in der der Stern des Korſen ſchon zu verdunkeln anhub, wenn
die Franzoſen ſich auch noch in Deutſchland breit machten und
als Herren fühlten. Die ſchwarzen Huſaren des Herzogs von
Braunſchweig machten ihnen zu ſchaffen, und hatte kaiſerliches
Machtgebot das Regiment auch aufgelöſt, ſie ließen ſich nicht
unterkriegen, die ſchwarzen Huſaren. Und „Huſarenſtreiche” waren
an der Tagesordnung. Auch der Held des Films, Rittmeiſter
Hansgeorg von Hochberg, mit ſeinem Kämeraden führt
die Herren Franzoſen an der Naſe herum. Freilich ſpielt er um
ſeinen und ſeines Freundes Kopf, aber wann kannten Preußens
Huſaren wohl Furcht oder Zagen. Er hat den heiklen Befehl,
die Prinzeſſin Marie Luiſe von Baden ihrem nach England
ver=
bannten Verlobten zuzuführen, ſie mitten aus den Franzoſen
heraus zu entführen, deren Kaiſer ſie mit einem polniſchen
Fur=
ſten verheiraten will. Ohne die Prinzeſſin zu kennen, trifft er
mit ihr zuſammen und — beide verlieben ſich ineinander. Bei
Huſaren und ſchönen Mädels geht das ſchnell, ſelbſt wenn eine
Prinzeſſin dieſes bildhübſche Mädel iſt. Der tragiſche Konflikt
erwächſt aus dieſer Liebe, als die Prinzeſſin erkannt wird. Der
Herzog von Braunſchweig iſt Hochbergs Freund, und der Offizier
hält dem Freund und Fürſten die Treue. Marie Luiſe aber
bringt das ſchon in Ordnung.
Conrad Veidt und Wolf Albach=Retty ſind die
beiden fürtrefflichen Huſarenkameraden und Mady Chriſtians
die entzückende Prinzeſſin. Auch Urſula Grabley iſt als
Brigitte reizend. Und Bernhard Gretzke, Otto
Wal=
burg und viele andere verlebendigen gute Typen auch aus dem
Franzoſenheer, — Iſt die geſchichtlich frei konſtruierte Handlung
intereſſant und feſſelnd, bleibt auch der Rahmen in den
geſchicht=
lichen Anklängen oft ſehr wirkungsvoll.
AL
Das Union=Theater bringt nur noch heute und morgen
den Film „Das Geheimnis um Johann Orth” (Liebestragödie
im Hauſe Oeſterreich) in perſönlicher Anweſenheit des
Erzher=
zogs Leopold Ferdinand von Oeſterreich, welcher in jeder
Vor=
ſtellung ſprechen wird. Jugendliche haben Zutritt.
Die Palaſt=Lichtſpiele zeigen nur noch heute und morgen
in Neuaufführung die beiden beliebten Komiker Pat und
Pata=
chon in ihrem großen Lacherfolg „Knall und Fall”. In dieſem
Film erleben Pat und Patachon die tollſten Sachen. Dazu läuft
ein gutes Beiprogramm. Jugendliche haben Zutritt.
— Reſi=Theater. Vielen Wünſchen entſprechend, bringen wir
den großen Filmerfolg Gitta Alpars „Die oder keine” mit Max
Hanſen. In dieſer entzückenden Operette bezwingt Gitta Alpar mit
ihrer fascinierenden Stimme eine ganzes Volk und fliegt deſſen
Herrſcher in die Arme. Dazu das beliebte Beiprogramm.
Aus allen Zeiten und Zonen. Mit dieſem Motto gibt
der Mozart=Verein der Faſchingslaune alle Freiheit. In
den Sälen wird ſich am Samstag alles drehen nach den
Ka=
pellen, die Matthias Weber belebt, der Saalbau wird ein
närriſches Kleid tragen, und auf der Bühne werden Aenne
Kneib. Hanny Chriſtoffel und Ilſe Peterſen mit
ihrer Tanzgruppe in Anmut und Schönheit tanzen. Karten nur
bei O. Titze, Eliſabethenſtraße 4.
— Akademiſches Reitturnier. Wir weiſen auf das heute
ſtatt=
findende akademiſche Reitturnier hin, das 17 Uhr pünktlich in der
Reithalle, der alten Dragoner=Kaſerne am Marienplatz (Eingang
Hügelſtraße oder Sandſtraße) ſtattfindet. Eintrittspreiſe von 50
Pfg. bis 1 Mark. Kinder 30 Pfg.
— Paulusgemeinde. „Was geht in Japan vor?‟ Dieſe
über=
aus zeitgemäße Frage wird am Sonntag abend durch einen
Licht=
bildervortrag des Miſſionsinſpektors Roſenkranz in unſerem
Ge=
meindeſaal Antwort finden von einem der beſten Kenner
Oſt=
aſiens. Jedermann iſt herzlichſt dazu eingeladen. Der kleine
Un=
koſtenbeitrag von 30 Pf., Jugendliche und Erwerbsloſe 15 Pf.,
ſoll der Arbeit der Oſtaſienmiſſion zugute kommen.
Miſſions=
inſpektor Roſenkranz wird auch im Vormittagsgottesdienſt die
Predigt halten.
— Heag=Sonderfahrt zum Roſenmontag=Zug nach Mainz. Wie
aus dem heutigen Inſerat erſichtlich iſt, veranſtaltet die
Sonder=
fahrten=Abteilung der Heag am kommenden Montag, den 27.
Fe=
bruar, vormittags 9 Uhr, eine Sonderfahrt nach Mainz. Der
Ver=
kehrsverein Mainz hat beſondere Parkplätze für die Wagen
ein=
gerichtet, ſo daß den Teilnehmern die Beſichtigung des Zuges vom
geheizten Omnibus aus ermöglicht wird. Die Rückfahrt iſt für den
Abend vorgeſehen. Außerdem hat ein großes Hotel einige Fenſter
zur Beſichtigung des Zuges zur Verfügung geſtellt. Auskunft und
Karten im Heaghaus, Telephon 3390.
Briefkaſten.
R. B. P. Ihre Fragen finden in § 3 der
Ausführungsver=
ordnung vom 14: Februar 1933 die Beantwortung: „Wird die
Zwangsverſteigerung wegen einer Forderung aus einem
Kre=
dit betrieben, der zur Deckung der Betriebsausgaben für die
Zeit nach dem 30. Juni 1931 gewährt iſt, oder wegen
einer Forderung aus einer für den Betrieb nach dem 30.
Juni 1931 bewirkten Lieferung oder ſonſtigen Leiſtung, ſo iſt
auf Antrag des Gläubigers das Verfahren fortzuſetzen, ſofern
nicht der Schuldner infolge außergewöhnlicher Verluſte (
Un=
wetter, Viehſeuchen, weſentlicher Rückgang des Erlöſes aus den
gewonnenen Erzeugniſſen) zur Zahlung außerſtande war.”
Hier=
hin gehören die Bankzinſen und die Lieferung der Dreſchmaſchine.
Im übrigen müßten Sie die Fragen präziſer ſtellen.
B. hier. Die Verjährungsfriſt beträgt bei Zöllen und
Ver=
brauchſteuern ein Jahr, bei den Anſprüchen auf die
übrigen Steuern 5 Jahre. Es iſt alſo noch keine
Ver=
jährung eingetreten.
Lokale Berauſtalkungen.
Oie Merunter erſcheinenden Notizen ſind ausſchließlich als Hinweiſe auf Anzeigen zu ctt
in keinem Falle irgendwie ale Bebprechung oder Kriſkt.
— Hotel=Reſtaurant Darmſtädter Hof. Vier
vergnügte, frohgeſtimmte Abende ſtehen im Zeichen des Karneval.
Eine Elite=Kapelle ſpielt auf. Die Räume tragen feſtliches Gepräge.
(Näheres ſiehe Anzeige.)
— Schmetterlings=Maskenball Samstag, den
den 25. Februar, in ſämtlichen Räumen des Rummelbräu,
Rhein=
allee. (Siehe Anzeige.)
Vereinskalender.
— Schülerabteilung Römer der TGD 1846,
Woogsplatz. Es wird darauf hingewieſen, daß die
Uebungs=
ſtunde, die am vergangenen Samstag ausfallen mußte, am
Frei=
tag, den 24., nachmittags um 4,30 Uhr ſtattfindet.
Tageskalender für Donnerstag, den 23. Februar 1933.
Union=Theater: „Das Geheimnis um Johann Orth‟; Helia=
Licht=
ſpiele: „Der ſchwarze Huſar”; Palaſt=Lichtſpiele: „Knall und
Fall”. — Reſi=Theater: „Die, oder keine‟.
Aus Heſſen.
— Weiterſtadt, 21. Febr. Einer der älteſten Bürger
Weiter=
ſtadts. Herr J. Schuchmann 2., wurde am Alter von 84
Jah=
ren zu Grabe getragen. Der Verſtorbene war Mitbegründer der
hieſigen Sparkaſſe, deren Vorſtandsmitglied er vom
Gründungs=
jahre 1869 bis zum Jahre 1929 war, und zuletzt
Ehrenvorſtands=
mitglied. Bürgermeiſter Meinhardt, der für den Vorſtand der
Sparkaſſe einen Kranz niederlegte, gedachte in warmen Worten
der Verdienſte des Verſtorbenen für das Wohl der Genoſſenſchaft.
Der Verſtorbene war weiter Kriegsteilnehmer der Kriege 1866
und 1870/71 und Ehrenmitglieder der Kriegerkameradſchaft Haſſia.
Für letztere legte Herr Ph. Hamm am Grabe des alten
Kame=
raden einen Kranz nieder. Der Verdienſte des Verſtorbenen als
Mitglied des Kirchenvorſtandes gedachte Herr Pfarrer Uhl in
ſei=
ner Grabrede vortrefflich.
— Nieder=Beerbach, 20. Febr. Evangeliſcher
Ge=
meindeabend, Herr Pfarrer Wißmüller begrüßte die
Erſchie=
nenen aufs Herzlichſte. Im Mittelpunkt des Abends ſtand der
Vortrag des Herrn Pfarrers Friedrich Müller von der Stadtkirche
zu Darmſtadt mit dem Thema: „Auf deutſch=evangeliſchem
Vor=
poſten in der Tſchechoſlowakei‟. Seine mit volkstümlichem Humor
gewürzten Ausführungen gipfelten in der tiefernſten Feſtſtellung,
wie ſehr es die Deutſchen im fremden Land an Einigkeit fehlen
laſſen, und welche großen Aufgaben die evangeliſche Kirche gerade
dem Auslandsdeutſchtum gegenüber hat. Um den Vortrag
grup=
pierten ſich im erſten Teil des Abends muſikaliſche Darbietungen
ernſterer Art: Herr Lehrer Berſch=Malchen und Herr Pfarrer
Wißmüller ſpielten auf zwei Geigen, von Herrn Pfarrer Lic. Dr.
Dietrich=Wiesbaden am Flügel verſtändnisvoll begleitet, ein
Arioſo von Händel und eine Sarabande von Corelli. Der
Kirchen=
chor ſang „Weß iſt das Feſt” von Freylinghauſen, den 121. Pſalm
von Loewe und das alte Volkslied von 1540 „An die deutſche
Na=
tion”, Herr Pfarrer Dietrich ſpielte die immer gern gehörte Aria
mit Variationen in E=Dur von Händel. Nach einer Pauſe ſchloß
ſich ein zweiter Teil mit leichteren Darbietungen an. Herr Lehrer
Berſch erfreute mit de kunſtreichen Vorträgen ſeines Zither= und
Gitarren=Trios, beſtehend aus Frl. Lina Bergſrräßer. Herrn Fritz
Kern und ihm ſelber. Herr Pfarrer Dietrich trug auf dem Flügel
drei Charakterſtücke von Couperin vor. Herr Lehrer Berſch
er=
freute mit zwei Menuetten von Goſſec und Mozart. Der
Kirchen=
chor trug vier Volkslieder vor. Alles in allem zeigte der Chor,
daß er es in kurzer Zeit zu beachtenswerten Leiſtungen gebracht
hatte. Nach dem Schlußwort des Ortspfarrers verließ man den
Abend mit dem bedauernden Gefühl, daß er ſo ſchnell vorüber war.
Ak. Nieder=Ramſtadt, 20. Febr. Jugendnotwerk. Die
von dem Ortsausſchuß getroffene Einrichtung bewährt ſich in
hieſiger Gemeinde ganz gut. Die jungen Leute kommen regelmäßig
und auch gerne zu den Arbeits= und Unterrichtsſtunden, ein
Be=
weis dafür, daß ſich die Einrichtung des Jugendnotwerks als
durchaus zweckmäßig erwieſen hat. Nur einige wenige ſtehen der
Sache noch fern. Die Bezirksfürſorgeſtelle weiſt in einer dieſer
Tage ergangenen Verfügung beſonders darauf hin, daß von ſeiten
des Arbeitsamtes Maßnahmen getroffen werden, die auf eine
reſtloſe Beteiligung der Jugendlichen hinzielen.
f. Roßdorf, 20. Febr. Der vom Geſangverein „
Con=
cordia” im „Darmſtädter Hof” veranſtaltete Vereinsball nahm
einen ſehr ſchönen Verlauf. Umfangreiche humoriſtiſche und
künſtleriſche Darbietungen, in äußerſt geſchmackvoller Weiſe
zu=
ſammengeſtellt, umrahmten die Veranſtaltung und fanden großen
Beifall. Alle Mitwirkenden vollbrachten Leiſtungen, die über das
gewöhnliche Können hinausgingen. Den muſikaliſchen Teil hatte
die Kapelle Breitwieſer übernommen.
Ef. Meſſel. 21. Febr. Hauptverſammlung des
Ge=
ſangvereins „Sängerbund=Eintracht‟. Der
Vor=
ſitzende. Georg Joſt, gedachte einleitend in ehrenden Worten der
im letzten Jahre verſtorbenen Sangesbrüder. Aus dem
Geſchäfts=
bericht des Vorſtandes ging hervor, daß trotz der ſchlechten
wirt=
ſchaftlichen Verhältniſſe, von der auch die Geſangvereine nicht
verſchont blieben, ein Fortſchritt in geſanglicher Hinſicht
feſtzu=
ſtellen iſt. Davon geben am Beſten die im verfloſſenen Jahre
er=
rungenen Erfolge Zeugnis. Der Vorſitzende dankte ſeinen
Mit=
arbeitern und allen Sangesbrüdern die trotz der Not der Zeit
unentwegt die Singſtunde eifrig beſuchten und ſo dem Chor die
Möglichkeit zur Weiterentwicklung gaben. Beſonders dankte er
dem bewährten Chorleiter, Herrn M. Frank. Urberach. für ſeing
tatkräftige Unterſtützung. Der Vorſtand wurde in ſeiner
ſeitheri=
gen Zuſammenſetzung mit Ausnahme des Sachverwalters Philt,
Laumann, der eine Wiederwahl ablehnte, einſtimmig
wiederge=
rählt. Für den ausſcheidenden Laumann, wurde Wilh. Haller 21
neu hinzugewählt.
— Groß=Bieberau, 22. Febr. Hohes Alter. Frau
Eliſa=
beth Schwebel Wwe. geb. Röder begeht am 24. d. M. in voller
geiſtiger und körperlicher Friſche ihren 88. Geburtstag.
N. Reichelsheim i. Odw., 21. Februax. Sein 60jähriges
Jubiläum feierte der Militär= und
Veteranenver=
ein in Form eines Familienabends, umrahmt von muſikaliſchen
Darbietungen der Kapelle Bertſch. Außerdem wirkten noch der
Kirchengeſangverein, die Sängervereinigung Eintracht ſowie Frl.
Reinshagen durch Darbietung von Solovorträgen mit Die
Feſt=
anſprache hielt der derzeitige erſte Vorſitzende, Herr Frölich, der
in einem kurzen geſchichtlichen Rückblick die Entwicklung des
Ver=
eins zeigte. Als Vertreter des Präſidiums der K.K. Haſſia
über=
reichte Herr Lehrer Barth=Brensbach den beiden noch lebenden
Mitgründern des Vereins, den Herren Dequis und Röder, das
goldene Ehrenkreuz. Weiterhin wurden mehrere Mitglieder für
40= bzw. 25jährige treue Mitgliedſchaft ausgezeichnet.
Ar. Reichelsheim i. Odw., 22. Febr. Die am vergangenen
Sonntag erfolgte Uebergabe der Fahne an den SA.=Sturm
Reichelsheim hatte bei ſtarker Beteiligung einen ſchönen und
wür=
digen Verlauf. Die Bevölkerung nahm regen Anteil und die
Häuſer zeigten ſchönen Flaggenſchmuck. Den gut beſuchten
Feld=
gottesdienſt hielt Herr Pfarrer Blankerts von Brensbach.
As. Erbach, 21. Febr. Odenwaldklub. Auch die zweite
Wanderung unſerer Ortsgruppe hatte eine ſtattliche Zahl der
Getreuen angelockt. Bei ſchönſtem Winterwetter, im warmen
Sonnenſchein führte unſer Weg hinauf zur Sophienhöhe, nach der
Kreuzeiche und der Moſſauer Höhe. Ein wunderbarer Ausblick
bot ſich von hier aus nach den ſchneebedeckten Bergen und Tälern
unſerer engeren Heimat. Dem Silberbrünnchen wurde ebenfalls
ein Beſuch abgeſtattet, und langſam erfolgte wieder der Abſtieg
ins Tal. — Aus der Jugendbewegung. Das „
Eichen=
kreuz” veranſtaltete im Gemeindehaus einen Werbeabend, der ſehr
gut beſucht war. Die ſtattliche Jugendgruppe bewies durch ihr
flottes Auftreten und ihre muſtergültigen Darbietungen erneut,
welch guter Geiſt in ihren Reihen vorhanden iſt und von welch
ehrlichem Streben alle beſeelt ſind. Pünktlich zur feſtgeſetzten Zeit
erfolgte der Einmarſch, und nun wechſelten Liederporträge und
Fahrtberichte miteinander ab. Der Sprecher der Gruppe entbo.
einen herzlichen Willkommengruß und dankte für die freundliche
Unterſtützung. In ſeinen weiteren vortrefflichen Ausführungen
ſtellte er Zweck und Ziel der Jugendbewegung klar heraus. Sehr
intereſſant waren auch die Berichte über eine Gruppenfahrt nach
Oberheſſen und über das Lagerleben an Hand von äußerſt klaren
Lichtbildern. Die eingelegten wuchtigen Geſänge boten eine
an=
genehme Abwechſlung.
Ba. Unter=Moſſau, 21 Febr. Theater. Der Turnverein
D.T. bielt im Vereinslokal ſeinen Theaterabend. Zur Aufführung
gelangte „Der Schmied von Ruhla‟. Die geſchickten Mitſpieler
zeichneten ein ausgezeichnetes Bild der Bauernnot im Thüringer
Land. Die Einſtudierung beſorgte Lehrer Nebeling, die neue
Bühne K. Hofmann. die Koſtüme Getroſt=Darmſtadt. So gab es
eine ſchöne Darbietung, umrahmt von zwei lebenden Bildern „In
harter Fron” und Der Adelsacker‟. Den Abſchluß bildete das
Turnerwerbeſpiel „Mit uns zieht die neue Zeit”
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Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Donnerstag, 23. Februar 1933
Bt. Auerbach, 22. Febr. Hguptverſammlung der
Vereinigten Landwirte”. Ortsgruppe des Heſſiſchen
Landbundes. Neben der Erledigung des Kaſſenberichts und des
Tätigkeitsberichtes wurden behandelt: Anträge an die
Landwirt=
ſchaftskammer zur Erlangung eines Reichszuſchuſſes beim
Obſt=
baumbezug; Anträge auf Steuergutſcheine bzw.
Steuergutſchein=
beſcheinigungen an das Finanzamt Bensheim: Herabſetzung der
Bewertungsſätze des landwirtſchaftlichen Grundbeſitzes zur
ört=
lichen und ſtaatlichen Grundſteuer: Beteiligung der Landwirte am
diesjährigen Blütenfeſt; Fuhrleiſtungen bei
Inſtandſetzungsarbei=
ten auf Wegen im Friedhof: Wiegegebühren der
Gemeindevieh=
waage und Sprunggeldſätze. Die Verhandlungen wurden von dem
Vorſitzenden, Herrn Heinrich Nungeſſer, geleitet.
G. Ober=Ramſtadt. 22. Febr. Notwerk der Deutſchen
Jugend. Das von der Reichsregierung veranlaßte Notwerk
der Deutſchen Jugend nimmt jetzt auch hier ſeinen Anfang. An
dem Kurs beteiligen ſich 60 jugendliche Erwerbsloſe, die in
ver=
ſchiedenen Berufsgruppen zuſammengefaßt ſind. Die
Metallarbei=
ter. Weißbinder und Schreiner empfangen berufliche Betreuung
in hieſigen Werkſtätten und theoretiſche Weiterbildung durch einen
ortsanſäſſigen Diplom=Ingenieur. Für andere Berufe, z. B.
Kam=
macher und dergleichen, kann leider eine berufliche Betreuung
nicht ſtattfinden. Sie erhalten dafür wöchentlich 12 Stunden
Un=
terricht zu ihrer weiteren wiſſenſchaftlichen Ausbildung in ihrem
Berufe. Für die geiſtige Ausbildung haben ſich in
liebenswürdi=
ger Weiſe hier tätige Kräfte der Berufs= und Volksſchule zur
Verfügung geſtellt. Die turneriſche und ſportliche Ausbildung
liegt in den Händen der hieſigen Turn= und Sportvereine.
— Heppenheim. 20. Febr. Hauptverſammlung des
Kreisobſtbauvereins Heppenheim. Der Vorſitzende,
Herr Oberregierungsrat Peiffer, erwähnte, daß der faſt 2000
Mitglieder zählende Verein ſeinen Beſtand trotz der ſchwierigen
Wirtſchaftslage der Landwirtſchaft halten konnte. Die Tätigkeit
des Geſchäftsführers mußte leider im verfloſſenen Jahr etwas
eingeſchränkt werden. Die Rechnung wurde gutgeheißen und der
Voranſchlag für das Jahr 1933 genehmigt. Die durch Ablauf der
Wahlzeit notwendig gewordene Neuwahl des Vorſtandes fand
da=
durch ihre Erledigung, daß durch Akklamation ſämtliche
Vorſtands=
mitglieder mit Ausnahme des durch Verſetzung ausſcheidenden
Vorſitzenden wieder= und für Letzteren Herr Kreisdirektor Dr.
Stammler neugewählt wurde. Der 2. Vorſitzende, Pfarrer Hinkel=
Fürth, nahm Veranlaſſung, in längerer Anſprache dem ſcheidenden
Vorſitzenden warme Worte des Dankes und der Anerkennung für
ſeine erfolgreiche faſt 12jährige Vereinsleitung zu widmen und
ſeinen Dienſtnachfolger aufs herzlichſte zu begrüßen. 19
Vorſtands=
mitglieder verſchiedener Ortsgruppen wurden für ihre 25jährige
Tätigkeit im Verein durch Ueberreichung künſtleriſch
ausgeſtatte=
ter Ehrenurkunden ausgezeichnet. Den Mittelpunkt der
Veran=
ſtaltung bildete ein Vortrag des Herrn Röſch, Ober=Ramſtadt, über
das Thema „Obſtbau, Biene und Obſtbaumſchädlinge”. An Hand
zahkreicher Lichtbilder entwickelte der Vortragende, ausgehend
von den biologiſchen Vorgängen bei der Befruchtung der
Obſt=
blüte die ſich daraus für den Anbau der verſchiedenen Obſtſorten
ergebenden Folgerungen unter beſonderer Berückſichtigung der
Bedeutung der Biene für die Befruchtung und zeigte in ſelten
ſchönen Lichtbildern anſchließend die zahlreichen Feinde der
Obſt=
bäume und =Sträucher.
Bn Hirſchhorn, 20. Febr. Inbetriebnahme des
Kraft=
werks. Das hieſige Kraftwerk wurde dieſer Tage in Betrieb
genommen. Von den beiden Maſchinenſätzen erzeugt jeder eine
Leiſtung von 3500 K.V.A. bei 600 Volt Spannung. Die
Tur=
binen wurden von Eſcher u. Wyß in Ravensburg, die elektriſchen
Maſchinen von Brown=Boveri u. Co., Mannheim, geliefert. Die
Schaltanlage wurde von der Emag, Frankfurt a. M., gebaut.
Hierbei gelangten erſtmalig die von dieſer Spezialfabrik für
elek=
triſche Schaltanlagen neu herausgebrachten patentierten
Hoch=
ſpannungs=Kompreſſionsſchalter zur Anwendung. Es iſt dies ein
ganz gewaltiger techniſcher Fortſchritt, denn bei dieſen Schaltern
fallen die bisher üblichen künſtlichen Mittel für Löſchung des bei
jedem elektriſchen Schaltvorgang vorhandenen Lichtbogens fort.
Bei dem Emag=Kompreſſionsſchalter erfolgt dieſe Löſchung des
Lichtbogens durch direkt beim Schaltvorgang erzeugte
Luft=
ſtrömung.
Au. Groß=Gerau, 22. Febr. 3 0.
Jahreshauptverſamm=
lung des Kreis=Obſt= und Gartenbauvereins
Groß=Gerau. Nach den Begrüßungsworten erſtattete
Kreis=
obſtbauinſpektor Surma den Jahresbericht. Geſchäftsführer Geiß
erſtattete den Kaſſenbericht. Das Vermögen des Vereins beträgt
3346,15 RM. Der Voranſchlag für 1933 ſieht an Einnahmen 1056
RM. vor. Den Ortsvereinen ſollen zur Durchführung der
Schäd=
lingsbekämpfung 350 RM. zur Verfügung geſtellt werden. Die
nächſtjährige Hauptverſammlung ſoll in Stockſtadt ſtattfinden.
Eine Beſichtigungsfahrt ſoll nach dem Verſuchsgut der
Landwirt=
ſchaftskammer in Groß=Umſtadt unternommen werden.
Landes=
obſtbauinſpektor Pfeiffer erſtattete darauf ein Referat über die
„Obſtbaumpflege und den Obſtabſatz”,
Wer hal das Räuber=Auko geſehen?
Offenbach, 22. Febr. Die Kriminalpolizei teilt mit: Es ſteht
jetzt feſt, daß der zu dem Raubüberfall am 17. Februar benutzte
Perſonenwagen mit dem polizeilichen Kennzeichen I2 2067
wieder=
holt in Offenbach geſehen worden iſt. Am Dienstag, 14. Febr.,
vormittags, ſoll er durch die Frankfurter Straße, Straße der
Re=
publik und Schloßſtraße gefahren ſein. Donnerstag nachmittag
wurde er in der Domſtraße in der Nähe des Lokalbahnhofs
ge=
ſichtet, und Donnerstagabend gegen 8.30 Uhr ſoll er in der
Bie=
berer Straße vor einem Café geſtanden haben.
Der Lenker des Wagens wird als ein Mann von 25—28
Jah=
ren mit dunklem Haar und ſpitzer Naſe beſchrieben. Der Wagen
muß in Offenbach oder der Umgebung eingeſtellt geweſen ſein. Die
Offenbacher Krim.=Pol. bittet dringend, alle in der Beziehung
ge=
machten Wahrnehmungen ſchriftlich oder mündlich der Polizei
zu=
kommen zu laſſen. Auf Wunſch wird Diskretion gewahrt.
t Gernsheim. 21. Febr. Der Freiwillige Arbeitsdienſt ſoll
auch hier vom 1. April 1933 eingeführt werden. Für die Arbeit
kommt hauptſächlich die Entwäſſerung von Ackergrundſtücken in
Frage, was durch Gräben bewerkſtelligt werden ſoll. Vorläufig
ſind etwa 3900 Tagewerke genehmigt: 35 junge Leute haben ſich
bisher für dieſe Arbeiten gemeldet. — Der Bunte Abend des
Ge=
ſangvereins „Liederkranz”; „Kreuz und quer” nahm in allen
Tei=
len einen recht ſchönen Verlauf. Das Programm wechſelt in
bunter Reihenfolge ab, es waren drollige Sachen, die immer
wie=
der zum Lachen reizten.
— Gernsheim, 22. Februar Waſſerſtand des Rheins
(Pegel) am 21. d. M.: —0,62 Meter, am 22. d. M.: —0,74 Meter,
jeweils morgens 5.30 Uhr.
— Hirſchhorn, 22 Februar. Waſſerſtand des Neckars
(Pegel) am 21. d. M.: 1,54 Meter, am 22. d. M.: 1,52 Meter —
jeweils morgens 5.30 Uhr.
P. Rüſſelsheim. 21. Febr. Dem „Notwerk der deutſchen
Ju=
gend” in Rüſſelsheim, das demnächſt hier mit Unterſtützung der
Gemeinde und der Opelwerke für zirka 50 junge Leute mit einer
ſegensreichen Arbeit beginnen wird, werden auch junge Leute aus
Bauſchheim. Königſtädten und Haßloch zugeteilt. — Am Sonntag
paſſierten die erſten Floſſe aus Bayern den Untermain. Die
Main=
ſchiffahrt iſt ſehr rege.
Oberheſſen.
* Gießen, 22. Febr. In Leihgeſtern fand eine
Dorf=
kirchenvorſtehertagung ſtatt. geleitet von Pfarrer Mahr=
Gießen. Im Vormittagsgottesdienſt predigte Oberkirchenrat D.
Wagner. In der Nachmittagsverſammlung, von über 600
Män=
nern aus der Umgegend, aus der Rabenau und Kreis Wetzlar
be=
ſucht, ſprach Pfarrer Röhricht=Darmſtadt über das Thema:
Vor welche Aufgaben ſtellt uns die
Gottloſen=
bewegung?‟ Er ſchilderte den Kampf des proletariſchen
Frei=
denkertums und die Aufgabe der Kirche in Abwehr und Angriff
(Volksmiſſion uſw.). Prälat D. Dr. Diehl rief auf Ordnung zu
ſchaffen in der Gemeinde und im Haus, als die nächſten
Anſatz=
punkte eines Aufbaues in Volk und Kirche. Pfarrer Mahr wies
darauf hin, wie im Landvolk ſelbſt eine Entfremdung von Gott,
Kirche. Heimat durch die Verſtädterung des Landes, durch die
mo=
derne Technik und Rationaliſierung eingeſetzt habe und wie heute
die Arbeitsloſigkeit der ländlichen Arbeiterſchaft, die
wirtſchaft=
liche Verſchuldung des Landes den Boden ſchaffe für eine
tief=
gehende neue Zerſetzung der Grundlagen ländlichen Lebens. Die
Ausſprache war ungemein lebendig und bewegt.
Aus Mainz und Rheinheſſen.
Be. Mainz, 22 Februar. General von Goßler †. In
Eiſenach, wo er ſeit langen Jahren im Ruheſtand lebte, ſtarb im
85. Lebensjahre der ehemalige Gouverneur der Feſtung Mainz,
General der Infantexie Conrad von Goßler, der von 1908—1911
Gouverneur von Mainz war. Er erfreute ſich in der Mainzer
Bevölkerung der größten Wertſchätzung. Ein Promenadeweg im
ehemaligen Feſtungsgelände wurde nach ſeinem Namen „Goßler=
Weg” benannt.
Bc. Mainz=Amöneburg, 22. Febr. Myſteriöſer
Ueber=
fall aufeine Kaſſiererin. In dem Fabrikbüro der
Che=
miſchen Werke vorm. H. u. E. Albert erhielt eine Kaſſiererin den
Auftrag, 3000 RM. nach der Hauptkaſſe, die ſich in einem anderen
Gebäudeteil befindet, zu bringen. Kurz nach dem Verlaſſen des
Büros wurde die Kaſſiererin beſinnungslos auf dem Flur
auf=
gefunden. Neben ihr lag noch ein Geldbetrag von 2000 RM., das
übrige Geld war verſchwunden. Als die Kaſſiererin nach einiger
Zeit das Bewußtſein wieder erlangt hatte, gab ſie an, daß ein
un=
bekannter Mann ſie niedergeſchlagen habe. Auf nähere
Einzel=
heiten konnte ſie ſich nicht mehr beſinnen.
Nr. 54 — Seite 7
Be. Mainz. 22. Februar. V. D. A., akademiſche
Orts=
gruppe. Der dritte und letzte volksdeutſche Abend des
laufen=
den Semeſters war der Stadt Mainz und Rheinheſſen gewidmet.
Nach geſchäftlichen Mitteilungen des Vorſitzenden, Profeſſor Dr.
Behn, ſprach Studioſus Kinzinger über die Beſatzungszeit am
Mittelrhein. Mit leuchtenden Farben verſtand er es zu ſchildern,
wie Mainz — wie oftmals im Laufe der Jahrhunderte — die
Treue zum Vaterlande allen Anfechtungen gegenüber bewahrt hat
und wie befreit man aufatmete, als endlich nach langer
Beſat=
zungszeit die Glocken des Domes die Räumung der Stadt
einläu=
ten konnten. Der zweite Teil des Abends unter Leitung von
Student Heckmann war auf eine heitere Note abgeſtimmt. Er
galt, der Zeit entſprechend, dem Karneval. Die Mitglieder
hat=
ten eine ſchönes karnevaliſtiſches Programm zuſammengeſtellt. in
dem urwüchſiger Mainzer Humor und rheiniſche Fröhlichkeit
im=
mer wieder beſtens zum Ausdruck kamen. Beſonders applaudiert
wurde Landgerichtspräſident i. R. Dr. Nees, der einige Gedichte
der Mainzer Lokalpoeten Lennig und Jakoby zum Vortrag
brachte. Ein Tanz beſchloß den gelungenen Abend.
Gewinnauszug
5. Klaſſe 40. Preußiſch=Süddeutſche Staats=Lotterfe.
Ohne Gewähr
Nachdruck verboten
Auf fede gezogene Nummer ſind zwei gleich hohe Gewinne
gefallen, und zwar fe einer auf die Loſe gleicher Nummer
in den beiden Abkeilungen 1 und II
12. Ziehungstag
21. Februar 1933
In der heutigen Vormittagsziehung wurden Gewinne über 400 M.
gezogen
2 Gewinne zu 25000 M. 187663
6 Gewinne zu 10000 M. 26604 60322 207607
4 Gewinne zu 5000 M. 52688 138350
14 Bewinne zu 3000 M. 139107 164477 232633 247913 249202
268007 352227
36 Gewinne zu 2000 M. 2709 25542 28699 33868 64602 72009
786165 103947 120679 160174 202447 250112 284960 297678 318102
969662 370480 371651
132 Bewinne zu 1000 M. 15934 17287 21458 26089 36334 95681
36918 37530 46331 61795 68621 57641 76581 80207 97889 98757
102668 114512 116578 117345 120858 124268 183445 138030 148446
164459 159576 166918 167426 173235 180784 181944 190707 192553
196620 197293 198808 200315 202226 207566 207729 208971 215828
2i8651 225448 228740 240947 244171 249732 267310 264779 271928
274721 277607 281224 301857 303056 318193 324284 337716 338862
347768 379122 380731 381870 386676
188 Gewinne zu 600 M. 6006 6072 13727 25118 32874 41819 53948
55666 68528 71644 72603 74074 75731 76014 83415 85521 91630
104828 106050 110729 112747 118285 117446 128596 137804 137885
139580 142962 144525 144676 146856 147674 148858 i51426 152527
153703 156898 157468 163168 183318 163338 163385 173130 177388
187688 188322 189684 190952 219004 222148 223095 232807 239329
239666 240665 241890 248226 257527 260314 260353 278583 282393
285914 291438 294054 296199 297669 297668 307383 308310 308680
316285 317394 322522 323900 398883 329802 330838 333378 336725
338691 338838 340010 340812 343024 347128 349080 949971 367912
376388 378387 392538 394828 396643
In der heutigen Nachmittagsziehung wurden Gewinne über 400 M.
gezogen
2 Gewinne zu 25000 M. 120147
4 Bewinne zu 10000 M. 158268 31 1946
8 Gewinne zu 5000 M. 87155 236267 328257 395080
22 Gewinne zu 3000 M. 10232 39456 67487 79629 178887 225634
260144 271188 302863 340073 372979
38 Gewinne zu 2000 M. 8535 10662 17288 23855 64849 163190
187276 205610 208301 2286564 240371 250970 257766 294237 316356
316686 343830 348187 382272
100 Gewinne zu 1000 M. 4337 86542 8041 11986 86023 40609 66169
67631 87439 92780 98412 102112 124467 124980 127731 137828
141749 163240 166528 191633 194246 198419 199586 205223 222498
234605 239194 243365 244628 246114 248308 253164 261139 264723
282623 285786 288653 329801 335456 539091 856944 362166 864793
369326 372856 379886 381948 981431 390726 398755
148 Gewinne zu 600 M. 4836 4964 6198 13809 15562 18134 23338
29663 29948 42228 50687 53779 64270 66982 67581 89798 103282
107356 113884 114771 125845 142401 144071 145298 146302 161266
163108 166899 168488 173218 176495 190648 206960 208660 209341
212369 216104 216560 228690 299453 231212 235891 255843 264898
267467 267784 268206 2684 16 276094 276606 278032 284957 287147
280083 300779 303524 319020 319244 321622 343484 348749 363269
358282 362537. 364618 364665 371751 375866 977930 377998 381016
394193 598647 399705
Im Gewinnrade verblieben: 2 Prämien zu je 500000, 2 Gewinne
zu je 200000, 4 Gewinne zu je 100000, 4 zu je 75000, 6 zu
je 50000, 18 zu je 25000, 108 zu je 10000, 282 zu je 5000, 584
zu je 3000, 1676 zu je 2000, 3372 zu je 1000, 5698 zu je 500,
16822 zu je 400, und 100 Schlußprämien zu 8000 Mark.
wieder zugewandt hatte und auf den Tiſch
zu=
kam. Einen Augenblick blieb ſie vor Joſt ſtehen
und ſah ihn wie geiſtesabweſend an. Da
er=
tönte von der Garniſonkirche das Glockenſpiel,
das den Stundenſchlag einleitete. „Achtung!”
rief Prittwitz und füllte raſch die Gläſer. Alle
ſtanden auf, auch Lili blieb ſtehen, wo ſie ſtand.
Von der Kaſerne her ſchmetterte eine
Signal=
krompete mit ſcharfem, glänzendem Ton, und
auf den erſten Schlag der zwölften Stunde
be=
gannen die Glocken zu brauſen, Schüſſe
don=
nerten empor und die Poſaunen blieſen den
Lobchoral nach der Schlacht. „Es lebe der
König!” rief Prittwitz mit lauter, etwas
Enar=
render Stimme, und alle Herren zogen ihre
Degen, berührten die Spißzen der Klingen hoch
in der Luft, die von blankem Metall und
Kerzenſchein funkelte. Lili war einen Schritt
zurückgetreten und ſah zum Fenſter hin, bis
die Stille im Zimmer und das Scheppern und
Klappern der Waffen, die man In die
Säbel=
ſcheiden zurückſchob, verklungen war. Dann,
als die Gläſer klirrten unter lautem, lachendem
Zuruf, und alle ſich, in einer freimaureriſchen
Gepflogenheit, die damals unter den preußiſchen
Offizieren üblich war, umarmten und den
Bruderkuß tauſchten, trat ſie zu Prittwitz und
legte ihm die Hand auf die Schulter. Der nahm
ihren Kopf und kußte ſie auf die Lippen. Dann
preßte er ſie an ſich und ſtreichelte ihre Arme
und ihren Hals, während ihr Kopf faſt in
ſeinen Rockaufſchlägen verſchwand. Die
anderen traken mit den Gläſern herzu und
ver=
langten, mit ihr anzuſtoßen. Sie drehte ſich
herum, ihr Geſicht war ernſt, bleich und
ver=
ſchattet. „Jeßzt wird Lili euch den
Schweſtern=
kuß geben”, ſagte Prittwitz lachend und ſchob
ſie dem Nächſtſtehenden zu. Der faßte ſie um
die Hüften und küßte ſie reſpektvoll auf beide
Wangen, nicht anders, wie er es mit einer
Nichte oder Kuſine aus gutem Haus getan
hätte. Aber als er ſie ſchon losgelaſſen hatte,
ſchien er zu bereuen, beugte ſich haſtig noch
einmal auf ihr Geſicht und küßte ſie auf den
Mund. „Bravo!” rief Prittwitz. „Courage,
meine Herren!” Nun küßte ſie jeder, wohin er
wollte, und Lili lächelte ſchweigend dazu. Auch
Fredersdorff küßte ſie auf den Mund und
ſpürte, daß ſie die Lippen feſt geſchloſſen hielt.
Prittwißz hatte den Fenſtervorhang
auf=
gezogen und öffnete nun. Draußen war die
Regimentskapelle aufmarſchiert, die in dieſer
Stunde jedem der Offiziere vor ſeiner
Woh=
nung ein Ständchen brachte. Die Herren traten
ans Fenſter und grüßten hinab, riefen wohl
auch ihrem Tambourmajor ein paar Worte
hinunter und taktierten, von der Nachtkälte
be=
rührt, mit den Körpern die hitzige
Marſch=
muſik. Joſt war bei Lili im Zimmer
ſtehen=
geblieben, er hielt ſein Glas noch in der rechten
Hand, ſchaute zu den andern hin, und plötzlich
ſpürte er, wie ſie mit beiden Händen ſeine
herabhängende Linke ergriff und an ihre Bruſt
preßte. Er ſah ihr ins Geſicht. Sie hatte die
Augen geſchloſſen, und ihre Lippen ſagten
lautlos ein Wort, das er nicht verſtand. Das
dauerte nur einen Herzſchlag lang, dann ging
ſie raſch von ihm weg, und er krat ans Fenſter.
Zufällig Eam er neben Prittwitz zu ſtehen,
und zufällig folgte ſein Auge deſſen Blick. Der
haftete auf der zurückgelehnten Glasſcheibe des
Fenſters, in deren blanker Schwärze ſich groß,
deutlich, mit allem Licht und Schatten, das
Zimmer ſpiegelte. Fredersdorff ſtarrte in die
Scheibe, und ihm war, als ſähe er darinnen
noch ſich ſelbſt und neben ſich Lili Schallweis,
ihre Hand, ihren Mund und ihre geſchloſſenen
Augen. Tatſächlich ſah er nur noch einen
Schimmer von ihrem Kleid, denn ſie verließ
jeßzt den Raum durch die rückwärtige Flurtür.
Nun drehte Prittwitz den Kopf zu Fredersdorff
und ſah ihm ins Geſicht. Der erwiderte ſeinen
Blick voll und ruhig. Priktwitz ſah aus wie
immer, nur im ſamtigen Braun ſeiner Iris
und in den großen, ſchwarzen Pupillen ſchien
ein dreieckiges, ſpitzes, grellweißes Licht zu
ſtehen. So verharrten beide noch einen
Augen=
blick, während die andern Herren ſchon zum
Tiſch zurücktraten, dann ſchlug Prittwitz mit
der flachen Hand ganz leicht auf Fredersdorffs
Rockärmel. „Komm”, ſagte er und ſchloß das
Fenſter, zog den Vorhang vor. Von drunten
Trommelwirbel und Marſchtritt der
ab=
ziehenden Muſik. Sie gingen zum Tiſch,
ſetzten ſich. Lili erſchien in der Tür. Sie hielt
einen großen Schöpflöffel in der Hand, und
es wehte ein Geruch von heißem Rohvein und
Rum ins Zimmer. „Jetzt kommt die
Sieben=
jährige!” rief ſie, und die Offiziere applaudierten
begeiſtert. Die „Siebenjährige” nannten ſie
eine ganz beſonders ſtark gebraute
Feuerzangen=
bowle, mit der ſie ſich in den Quarkieren der
ſieben Kriegswinker das ewige Warten auf
Friedrichs ſäumige Zahlmeiſter und auf den
Be=
ginn der Frühjahrskämpfe verkürzt hatten.
„Kommen Sie, Graf”, rief Lili zu Prittwitz
hin. „Das Anbrennen trau ich mich nicht!”
Die Bowle mußte brennend auf den Tiſch
ge=
bracht werden, indem man draußen einen ganz
und gar mit Arrak übergoſſenen, vorher in
Rum getränkten Zuckerhut, der in eine Zange
geklemmt über der dampfenden Flut lag,
an=
zündete, und dann bei verlöſchten Lichtern die
bläulich umflammte Schüſſel hocherhoben
hineintrug.
„Nein”, ſagte Prittwitz. „Ich habe zuviel
getrunken. Geh du, Joſt.” — Der ſchüttelte
den Kopf. „Ich Eenne mich nicht aus mit dem
Bowlenmachen”, ſagte er. „Das iſt mir neu”,
ſagte Prittwiß. „Oder, du mußt ſeit Böhmen
einiges verlernt haben!“ — Beide blieben ſteif
ſitzen, ſahen ſich an. „Inzwiſchen verdampft
der ſchöne Alkohol”, ſagte ein anderer
miß=
billigend. „Alſo bitte!” ſagte Prittwitz, ohne
ſich zu rühren. — „Kommen Sie ſchon, Herr
Rittmeiſter!” rief Lili von der Tür her. „Der
Rum wartek nicht länger!” — Fredersdorff
ſtand auf. „Bravo” rief einer, „Joſt kann den
Rum nicht warken laſſen!” Er zog dabei das
„u” von Rum in die Länge und lachte dann
ganz allein über ſeinen ſpärlichen Witz.
„Mach’s gut, Joſt!” rief Prittwitz hinter ihm
her, als der zur Tür ging. „Und nicht zu
ſchwächlich! Viel Feuer! Viel, Brennſtoff!
Nicht mit dem Pulver ſparen!” brüllten die
anderen durcheinander. „Lichter aus!”
kom=
mandierte Prittwitz, und der jüngſte Leutnant
ſprang auf und löſchte im Zimmer die Kerzen.
Einen Augenblick lang ward es faſt feierlich
ſtill. Man hörte ferne Muſik und das
Kreiſchen einer Weiberſtimme von irgendwo.
Dann ging die Tür auf, und mit ſtarkem,
ſchwerem Geruch ſchwebte die Bowle, von
unſichtbaren Armen getragen, flackernd und
züngelnd herein. In dem ſpringenden,
unge=
wiſſen Lichtſchein, der nun am Tiſch ſtand, ſah
man das weiße Kleid der Schallweis ſchimmern
und daneben in ſchwarzem Umriß Fredersdorffs
hohe Geſtalt.
„Wo bleibt das Lied”, ſagte Prittwitz mit
gelangweilter Stimme.
Ein tiefer Baß ſtimmte an, die anderen
fielen ein. Das Lied, das einmal in einer
durch=
ſoffenen Kriegsnacht luſtig und jung geweſen
ſein mochte, ſchlappte wie ein bekrückter
Veteran durch die Stube:
„Das Feuer muß brennen
UInd die Liebe brennt auch —"
Während des Liedes war Lili
hinaus=
gegangen, nun kam ſie mit einem Span zurück
und zündete wieder die Lichter an. Fredersdorff
tauchte den Schöpflöffel in die mählich
ab=
flackernde Bowle und füllte die hohen, dicken
Punſchgläſer.
„Haſt du ſie auch gekoſtet?” fragte
Pritk=
witz. Joſt antwortete nicht, vielleicht hatte er
die Frage überhört. Er reichte eben der an den
Tiſch tretenden Lili ein volles Glas. Prittwitz
hatte angeſetzt, nippke. „Pfui Teufel!” brüllte
er plötzlich und ſetzte das Glas hart auf den
Tiſch, ſo hart, daß die heiße Flüſſigkeit im
Bogen herausſprißte und Lilis weißes Kleid an
der Bruſt, aber auch ihren Ausſchnitt und
ihren Arm traf. Sie ſchrie leiſe auf, fuhr
zu=
rück. Die andern ſprangen auf. Alles fragte
durcheinander. Joſt ſtand bleich und ſtill vor
Prittwitz, der ſich nun auch erhob. „Was tuſt
du denn?” ſagte er halblaut. „Pfui Teufel!”
ſchrie Prittwitz noch einmal. „Das iſt bitter!
Das iſt Gift!” kreiſchte er völlig unbeherrſcht.
Lesen Sie die Fortsetzung dieser Erzäblung
von Carl Zuckmcher im neusten Heft der
Berliner Maſtrirten
Ueberall für 20 Pfennig zu haben!
Seite 8 — Nr. 54
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Donnerstag, 23. Februar 1933
*Die Provinz Oſchehol.
Die Bedeukung eines uralken, vielbegehrken chineſiſchen Wunderlandes mit hoher Kukkur
und blühender Wirkſchaft.
Der „Schlüſſel” zu Nordching.
Der Name der chineſiſchen Provinz Dſchehol (engliſche
Schreib=
weiſe Jehol) iſt heute jeden Tag zu leſen im Zuſammenhang mit
dem japaniſchen „friedlichen” Vordringen (Kriege gibt es ja in
Unſerem pazifiſtiſchen Zeitalter nicht mehr) in chineſiſches Gebiet.
Alſo die Provinz Dſchehol iſt zunächſt keine Provinz im alten
Sinne, deren China bekanntlich
18 hatte, und die von einem
Statthalter (Vizekönig) regiert
wurden. Dſchehol war bis vor
kurzem eine Präfektur der
Pro=
vinz Tſchili, in der auch Peking
liegt. Es gehört nicht zum
ei=
gentlich alten China, iſt aber
doch ohne Zweifel durchaus
ein=
wandfrei chineſiſches Gebiet.
PPSSn
Dſchehol liegt außerhalb der
alten großen Mauer und gehört
Lautetitit.
zur ſogenannten inneren
Mon=
golei. Es grenzt im Süden an
Tschöngt6
die Provinz Tſchili, im Oſten
Mif Madtdſten an de Mansähnrts Wt4Fii
rei, von der es durch die alte
Peking
verfallene Befeſtigungslinie der
ſogenannten Palliſaden getrennt
schanhs
iſt, im Weſten und Nordweſten
an den mongoliſchen Diſtrikt
Tſchachar. Sein Flächeninhalt
Mientsin
iſt etwa 84 000 Quadratkilometer
GE
(vgl. Bayern 75 864
Quadrat=
kilometer, die Einwohnerzahl
be=
trägt etwa 4 835 000, von denen
3 Millionen Mongolen, die
an=
deren Chineſen ſind.
CHINA
Das Land iſt im
allgemei=
nen gebirgig. Die höchſte
Er=
hebung iſt die Petſcha=Kette im
Nordweſten mit etwas über 3000
Meter Höhe, jenſeits derſelben
geht das Gelände in die mongoliſche Steppe über. Dſchehol wird
von einer Menge von Waſſerläufen durchfloſſen, die durch
Ueber=
ſchwemmungen oft großen Schaden anrichten, aber nirgends für
größere Fahrzeuge ſchiffbar ſind. Die bedeutendſten ſind der
Luan=Ho und der Oberlauf des Liau=Ho.
Schon im dreizehnten Jahrhundert ſcheint eine höhere Kultur
in jenen Gegenden geherrſcht und ein Zuſammenhang mit China
beſtanden zu haben, dann aber wurden ſie den unziviliſierten und
nomadiſierenden Mongolen überlaſſen. Erſt die Mandſchukaiſer
nach dem Sturz der Ming=Dynaſtie, von der zweiten Hälfte des
17. Jahrhunderts an, faßten größeres Intereſſe an dem Landſtrich,
beſonders als Jagdgebiet; und bald wurde er darum der Kultur
erſchloſſen und von den chineſiſchen Kaiſern beſonders bevorzugt.
Beſonders der Kaiſer Kang=hſi und ſein Enkel Chien=lung
ſchwärmten für die landſchaftliche Schönheit des Landes und taten
viel für ſein Gedeihen. Erſterer erbaute 1703 die kaiſerliche
Sommerreſidenz in der Hauptſtadt Dſchehol, die in den nächſten
Jahren ſich zu einer gewaltigen Anlage mit Schlöſſern, Pavillons,
Hallen und Grotten, mit Bergen und Seen auswuchs. Prachtvolle
Sammlungen aller Art wurden angelegt, Bäume und Sträucher
der verſchiedenſten Gattungen gepflanzt, und engliſche Beſucher
rühmen ſchon in der Mitte des 18. Jahrhunderts, wie in den
Anlagen künſtliche Schöpfungen ſo ſinnreich angelegt waren, daß
ſie natürlich erſchienen und den Charakter der Landſchaft trugen,
die ſie darſtellen ſollten. Außer der großen Sommerreſidenz Dſche=
komplexe als Reiſeſtationen für die Kaiſer auf ihren Zügen zur
Sommerreſidenz und zum Jagdgebiet angelegt.
Etwa ein Sechſtel der geſamten Fläche, gleich 14 000
Quadrat=
kilometer, wurden als Kaiſerliches Jagdrevier reſerviert, und
chineſiſche Anſiedler herangezogen. Dieſen ſollte aber nur ein
be=
ſtimmter Teil der anbaufähigen Fläche überlaſſen werden, wäh= neſen mit Erfolg betrieben, trotzdem das Klima Dſchehols er=
aber die letzteren als altgewohnte Nomaden nur zum ſehr
ge=
ringen Teil ſich dem Ackerbau zuwandten, die chineſiſchen
Einwan=
derer aber weit fleißiger und klüger waren, ſo nahmen dieſe
im=
mer mehr Land in Beſitz, und es mußten zum Schutze der
Mon=
golen beſondere Geſetze erlaſſen und die chineſiſche Einwanderung
beſchränkt werden. Die Zahl der Chineſen betrug 1782 etwa
478 000 Köpfe, 1827 etwa 884 000 Köpfe und gegenwärtig, wie
oben erwähnt, etwa 1835 000 Köpfe. Die von dieſen beſiedelten
Täler haben daher durchaus die Kultur und auch den äußeren
Charakter der innerchineſiſchen Provinzen angenommen. Die
Städte ſind jedoch im Gegenſatz zu Altchina nicht mit Mauern
um=
geben, ſondern ziehen ſich als offene Anſiedelungen den
Fluß=
tälern entlang.
Die Verwaltung des Dſcheholgebietes war über 200 Jahre
lang eine eigentümliche. Das Gebiet unterſtand einem
Militär=
gouverneur (Tu=tung), dem auch die Zivilverwaltung unterſtellt
iſt; beigegeben iſt ihm für die zivilen Angelegenheiten der
Chi=
neſen ein Präfekt (Tao=tai); er ſeinerſeits unterſteht dem
Statt=
halter (Vize=König) von Tſchili. Für die Zivilverwaltung iſt das
Land in 7 Kreiſe (Hſienx) eingeteilt. Die Mongolen waren in
Banner eingeteilt und hatten eine militäriſche Verwaltung
un=
ter einheimiſchen Fürſten (Dſaſſaks), ſie waren halb Soldaten,
halb Bauern, bzw. meiſt Nomaden. In gewiſſem Sinne iſt dieſe
Organiſation zu vergleichen mit den früheren ruſſiſchen Koſaken=
heeren. Im Oſcheholgebiet gab es 15 mongoliſche Banner von
den im ganzen chineſiſchen Reich vorhandenen 57; und zwar
ge=
hören ſie 8 verſchiedenen Stämmen an. Im übrigen lagen im
Tſcheholgebiet noch 2 Regimenter der Tſchili=Provinzialtruppen.
eine Art Schloßgarde für die kaiſerlichen Beſitzungen, ein kleines
Korps Landgendarmerie und ein Jägerkorps für den
reſervier=
ten Jagdbezirk. 1913 wurde die chineſiſche Siedlung weiter nach
Norden auf Koſten der Mongolen ausgedehnt und das ganze
Gebiet zur beſſeren Sicherung gegen mongoliſche Anſprüche einer
ſelbſtändigen Verwaltung als Sondergebiet unterſtellt, alſo von
hol wurden 13 kleinere Schlöſſer oder beſſer geſagt, Gebäude= der Provinz Tſchili abgetrennt, 1928 erhielt das Sondergebiet den
Rang einer Provinz.
Die Haupttätigkeit der chineſiſchen Bevölkerung iſt der
Acker=
bau, und zwar ſind die Täler recht fruchtbar, wenn ſie auch oft
unter Ueberſchwemmungen zu leiden haben. An den Berghängen
zwar im Nordweſten des Landes, in das übrige Land wurden iſt der Ackerbau ſchwierig und wenig ertragreich, die Höhen ſind
Oedland. Selbſt Seidenraupenzucht wird von den fleißigen
Ehi=
heblich rauher iſt als das in China. Einheimiſche Induſtrie gibt
es außer dieſer Seidenfabrikation nur wenig, obwohl die W.berei
von Wolle und einheimiſcher Baumwolle ſchon lange betrieben
wird. Schon im Jahre 1826 hat die chineſiſche Regierung in der
Stadt Dſchehol Lehrwerkſtätten für Weberei für Männer und
Frauen eingerichtet, Muſterwebſtühle in den Dörfern aufgeſtellt
und für ärmere Familien ſolche angeſchafft. Der Wald, der in
früheren Jahren einen Hauptbeſtandteil des Gebietes ausmachte,
iſt infolge rückſichtsloſer Abholzung durch die Anſiedler und durch
Holzdiebe, die in bewaffneten Banden auftreten, faßt
ausgerot=
tet. Nur in dem ſeinerzeit geheiligten Jagdgebiet der Kaiſer,
in das aber nun die Anſiedler auch eindringen, iſt noch ein
nen=
nenswerter Waldbeſtand vorhanden. Aber da dieſes Gebiet ſchon
in der letzten kaiſerlichen Zeit hauptſächlich ein Aſyl für Holz=
und Wilddiebe, Räuberbanden und ähnliches Geſindel war, und
jetzt die Anſiedler Raubbau treiben, da die Schutzbeamten
außer=
dem gegen geringe Abgaben (z. B. in einem keineswegs
beſonde=
ren Falle eine ganze Wagenfuhre Holz für 200 Käſch, d. h. 45 Pfg.)
ſelbſt den Holzfrevel fördern, werden auch dieſe Wälder bald
verſchwunden ſein. Daß das früher zahlreiche Wild unter dieſen
Umſtänden immer mehr verſchwindet, iſt ſelbſtverſtändlich.
Auch Mineralſchätze beſitzt Dſchehol. Aber bei den früher nur
mit unzureichenden Mitteln unternommenen Shürfungen kann
man nicht genau feſtſtellen, ob die großen Hoffnungen auf
Vor=
kommen von Edelmetall berechtigt ſind oder nicht. Schon 1713 hat
man ſilberhaltigen Bleiglanz gefunden, hat in der Mitte des
19. Jahrhunderts auch nach Gold gegraben, daneben Silber, Blei
und Eiſen gewonnen. Die Chineſen haben bisher mit ſehr
pri=
mitiven Förderungsmethoden gearbeitet, die Tätigkeit engliſcher
und amerikaniſcher Ingenieure ſcheiterte teilweiſe an dem
Miß=
trauen der chineſiſchen Behörden, teilweiſe am rückſichtsloſen und
rend den eingeborenen Mongolen der größere Teil verblieb. Da ſcheinbar auch nicht gerade uneigennützigen Benehmen der
Inge=
nieure. Die neu in Betrieb genommenen Kohlengruben lieferten
1921 ſchon 900 Millionen Tonnen.
So ſehen, wir, wenn auch die Bauten der Kaiſerſchlöſſer immer
mehr verfallen, überall ein Aufblühen in der Provinz, ein
dau=
erndes Anwachſen der chineſiſchen Bevölkerung, allerdings auf
Koſten der immer mehr nach den Steppen des Nordens und
Weſtens zurückgedrängten Mongolen, ein fortwährendes
An=
wachſen der Ackerbaufläche, und damit auch eine Blüte von
In=
duſtrie und Handel, und es iſt ſchon zu verſtehen, daß die Japaner
dieſe wertvolle Gegend gerne ſchon aus wirtſchaftlichen Gründen
beſitzen möchten, ganz abgeſehen von dem militäriſchen Wert.
Denn wer die Provinz Dſchehol beſitzt, hat den Schlüſſel zur
wichtigen Provinz Tſchili, mit der Hauptſtadt Nordchinas, Peking,
in der Hand. Daß ſie auch nicht das geringſte Recht dazu haben,
Dſchehol vielmehr ein ſeit Jahrhunderten chineſiſches Gebiet mit
abſolut chineſiſcher Kultur iſt, tut ja heutzutage nichts zur
Sache. Sie werden ſchon einen idealen Grund zum Einrücken;
finden, mit dem der hohe Völkerbund ſich zufrieden erklären
kann.
Sch.
*) China war eingeteilt in 18 Provinzen, dieſe wieder in
Fu (Präfektur), Tſchou (Regierungsbezirk) und Hſien (Kreis).
Die Republik hat die Zwiſcheninſtanzen der Fu und Tſchou
ab=
geſchafft.
Karte Nordchinas mit der Weſtprovinz Jehol.
Fow
Ume icbe, Kd e Schüchb
Carl ucKrmd- e.
F
f ,
Zeichnung von Hans Meid
Carl Zuckmaher bat soeben eine Erzäblung beendet, die in ihrer
Einfachheit, Klarheit und Größe des Gefühls in der neuen deutschen
Erzählungskunst einen besonderen Rang einnimmt. Hier der Anfang:
der Rittmeiſter Joſt Fredersdorff, der
als junger Leuknant bei den
Branden=
burger Küraſſieren bei Roßbach und Leuthen
mitgekämpft hatte und am Tage nach dem
Torgauer Sieg wegen Tapferkeit vorm Feind
dekoriert und befördert worden war, verbrachte
den Silveſterabend des Jahres 1767 in der
Wohnung ſeines Regirnentskameraden, eines
Grafen von Prikkwiß.
kehlen, vor allem aber von den Hüften auf=
wärts zu Schultern und Nacken hin, hatte ſie
ettvas von der wendigen Biegſamkeit eines
Reitpferdes aus guter Zucht. Auch ihre Hände,
ſchmalfingrig und ſchön geformt, waren in der
C)Mitte mehr kraftvoll und feſt als zart. Man
wußte nicht viel über ihr Leben, nur, daß ſie
früher mit einer wandernden Theatertruppe
aus Süddeutſchland gekommen war und eine
Zeitlang als Geliebte eines hohen Offiziers in
Berlin gewohnt hatte. Später war ſie mit
einem andern Offizier, der eines Zweikampfes
wegen verſetzt worden war, nach Brandenburg
gekommen. Der aber hatte dort geheiratet, und
ſie lebte ſeitdem ganz offenſichtlich von den
Zuwendungen ihrer häufig wechſelnden
Lieb=
haber. Jetzt war ſie die erklärte Freundin des
Grafen Prittwiß.
Graf Prittwitz, der an dieſem Abend einige
umerheiratete Kameraden zu Gaſt hatte, unter
denen die Schallweis als einzige Frau den
natürlichen Mittelpunkt bildete, war das, was
man unter Frauen, damals wie heute, einen
„intereſſanten Mann” zu nennen pflegt. Sein
ſchmales, dunkles Geſicht zeigte jene Miſchung
aus Weichheit und eigenſüchtiger Härte, die
immer eine leidenſchaftliche Unruhe des
Ge=
fühls auszudrücken ſcheint, auch wenn ſich
nichts dergleichen dahinter verbirgt. Er galt
unter den Kameraden als feiner Kerl, als
ſchneidig, amüſant und vorurteilslos.
Manch=
mal konnte er, ganz aus der Luft heraus, von
einer kindlichen Herzlichkeit des Sichfreuens,
Wohlbehagens, Genießens ſein, von einer
ſtürmiſchen und berauſchten Heikerkeit, die
mit=
riß und anſteckte. Beſonders ſeine Erfolge bei
Frauen krug er mit unverhohlener Freude am
Beſitz zur Schau. Er bekleidete, obwohl auch
noch ziemlich jung, die Charge eines Majors
und galt, ſchon infolge ſeiner
Familien=
beziehungen, als Anwärter auf eine große
Karriere.
Lili Schallweis ſpielte an dieſem Abend bei
An dieſem Abend lernte er die Schallweis ihm ein wenig die Hausfrau, ſorgte für die
Be=
kennen. Lili Schallweis war nicht grade mehr wirkung der Gäſte und auch für den Wein,
jung, aber ſie gehörte zu der Art von Frauen, denn ab elf hatte man den Burſchen
frei=
die ſich von Mitte der Zwanzig bis in die Vier= gegeben, damit ſie ſich am Mikternachtsfeſt der
zig hinein an Geſtalt und Angeſicht kaum ver= Mannſchaften beteiligen konnten. Es war ſchon
ändern. Von Natur aus zu leichter Fülle recht viel getrunken worden, und es wurde laut
neigend, blieb doch ihr Körper ſtets ſtraff und geredet und gelacht, als die Uhrzeiger
allmäh=
nervig geſpannt, und um Feſſeln und Knie= lich auf Zwölf zurückten und man ſchon da
und dert aus den Straßen der kleinen Stadt
das Aufziſchen von Feuerwerkskörpern und
das Johlen verfrühter Neujahrsgratulanten
vernahm.
Obwohl alle Gäſte, außer Fredersdorff, der
ſelten zu Prittwitz kam, die Schallweis längſt
kannten, der eine oder andere ſogar ziemlich
gut — gab doch die Tatſache ihrer
Anweſen=
heit dem Abend ein beſonderes und leicht
er=
regtes Gepräge. Zwar verſuchte niemand, mit
ihr verkraulich zu werden, man fiel auch nicht
in den Ton reiner Herrengeſelligkeit, aber es
herrſchte doch keineswegs die Zurückhaltung
in Rede und Benehmen, die im Beiſein einer
richtigen Dame üblich iſt. Grade dieſes
Ge=
miſch von Ausgelaſſenheit und leiſer Reſerve,
von Wahrung der äußeren Form und
allge=
mein lächelndem Einverſtändnis lockerte die
Stimmung mehr und mehr auf und erfüllte
die Lufk unmerklich mit Spannungen und
prickelnder Geladenheit. Prittwitz trank ſeinen
Gäſten tüchtig zu und ſchien ein wenig zu
gleichgültig, wenn ſie Lili den Hof machten.
Ging ſie aber einmal in die Küche, um
Ge=
kränke nachzuholen, beugte er ſich raſch vor
und lobte, von den anderen ſachverſtändig
unterſtüßt, ihren Gang und ihre Figur, ihre
Haut und ihre ſonſtigen Vorzüge.
Der junge Joſt Fredersdorff ſaß ziemlich
einſilbig dabei. Er war an ſich kein allzu
ge=
ſprächiger Menſch, obrvohl ſeinem Alter
ent=
ſprechend heiter und gern geſellig. An dieſem
Abend aber verſchlug ihm etwas die Luft. So
oft er, mit oder ohne Abſicht, die Schallweis
anſchaute, glaubte er ſeinen Blick erwidert zu
fühlen, und zwar nicht in einer
beziehungs=
vollen oder pikanten Art, ſondern kühl,
forſchend, nachdenklich. Auch wenn er nicht
hinſah, glaubte er oft den kühlen Strahl dieſer
Augen auf ſeiner Stirn oder ſeinen Lidern
zu ſpüren. Als die Schallweis einmal durchs
Zimmer ging, um eines der Wandlichter zu
pußen, konnte er ſich nicht enthalten, ihr mit
dem Blick zu folgen. Prittwitz unterbrach
plötzlich das Geſpräch der anderen, lehnte ſich
in den Seſſel zurück und deutete lachend auf
ihn. „Joſt fängt Feuer!” ſagte er mit
über=
trieben amüſiertem Tonfall. Die anderen
grinſten. Fredersdorff verlor die Faſſung nicht
und wurde auch nicht rot. „Warum nicht”,
ſagte er nach einer kleinen Pauſe, mit einer
höflichen Kopfneigung zu Lili, die ſich ihnen
Ntag, B3. Februar 1933
Ar
dter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Seite 9
Nr. 54
Tiefer Winker in Benedig.
Welkmeiſkerſchaft und ein bißchen Mikkelalker
Der neuerliche Einbruch des Winters hat auch vor der Lagunenſtadt nicht Halt gemacht, die eine
Schneehöhe von 20 Zentimeter auf ihren ſonſt ſo ſonnenüberglänzten Marmorflieſen meldet.
Reich und Ausland.
Gauner, die von der Nok ihrer
Mikmenſchen leben.
Frankfurt a. M. Der Kaufmann Hans
Bäumann wurde wegen
Darlehensvermittlungs=
ſchwindels feſtgenommen. Baumann ſchrieb auf
Inſerate an Geldſuchende. Er gab ſich als
Selbſt=
geber und Neffe eines reichen Onkels aus, der
Direktor einer großen Fabrik in Hannover ſei.
Durch dieſe Schwindelmanöver hat er viele Leute
zum Abſchluß von Darlehensgeſchäften veranlaßt.
Nachdem der Antrag geſtellt war und B. die
Be=
arbeitungsgebühr erhoben hatte, war die Sache
erledigt. Die Geldſucher erhielten dann von
Han=
nover die Aufforderung, einen weiteren
Bear=
beitungsvorſchuß zu zahlen, der 5 RM. betrug,
um dann an eine Zweckſparkaſſe verwieſen zu
werden. In keinem Fall wurde da ein Darlehen
gezahlt.
Zuſammenſtoß zweier Straßenbahnzüge
durch falſche Weichenſtellung.
Frankfurt a. M. Am Dienstag
nach=
mittag erfolgte Ecke Bahnhofsplatz=
Kronprinzen=
ſtraße ein Zuſammenſtoß zwiſchen zwei
Straßen=
bahnzügen der Linie 16 infolge falſcher
Weichen=
ſtellung. Bei dem Zuſammenſtoß wurden ein
junges Mädchen und ein Fahrgaſt verletzt, die
beide dem Krankenhaus zugeführt werden
muß=
ten. Außerdem wurde ein Straßenbahnſchaffner,
der auf dem Anhänger ſtand, verletzt. Es
ent=
ſtand größerer Sachſchaden,
Kraftwagen fährt in Menſchenanſammlung.
Eine Tote, drei Verletzte.
Leipzig. Ein Kraftwagen wollte an einer
Straßenkreuzung einer Straßenbahn ausweichen.
Er fuhr dabei auf den Bürgerſteig und in eine
Menſchenanſammlung. Zwei Frauen und zwei
Männer wurden ſchwer verletzt; eine der
ver=
letzten Frauen iſt inzwiſchen geſtorben.
Raubmörder Auguſt Schulte verhäftet.
Dortmund. Nach einer Mitteilung des
Polizeipräſidiums iſt der Raubmörder Auguſt
Schulte aus Dortmund am Mittwoch nachmittag
in Gronau in Weſtfalen an der holländiſchen
Grenze verhafett worden. Allem Anſchein nach
hat Schulte verſucht, nach Holland zu entkommen.
Die Mordkommiſſion begab ſich ſofort im
Kraft=
wagen nach Gronau, um Schulte nach Dortmund
zu bringen. Schulte war bekanntlich bei den
Mordtaten an der Kontoriſtin Emma Schneider
aus Herford, an der Witwe Schur aus Hagen
und am Holzhändler Narowſki aus Dortmund=
Hombruch als Haupttäter beteiligt. Seine beiden
Helferhelfer Scheer und Pieper konnten bereits
am Montag feſtgenommen werden.
Heuke Ukopie, morgen Selbſtverſtändlichkeit?
Modell eines Ueberſee=Flugzeugs,
das der Berliner Hans Wamper entwarf. Die Tragflächen ſind nach Art der Luftſchiffe mit kleinen
Gasballons verſehen. Die Paſſagier=Kabinen ſind längs der Stirnſeite des Raumflügels
unter=
gebracht, der gewaltige Ausmaße zeigt, wie ſie bisher nur beim Luftſchiffbau zu finden waren.
„Hände hoch!”
Der Friſeur als Bankräuber.
Berlin. Am Dienstag, früh kam es, wie
gemeldet, in der Steglitzer Filiale der Berliner
Städtiſchen Sparkaſſe zu einer tollen Chicago=
Szene. Die Sparkaſſe wird erſt um acht Uhr dem
Publikum geöffnet. Trotzdem betrat etwa eine
Viertelſtunde früher ein jugendliches
Indivi=
duum den Raum, in dem einige der Beamten
gerade ihre Frühſtückspakete verſtauten oder ſonſt
jenen kleinen Beſchäftigungen hingegeben waren,
die nun einmal vor Antritt des Dienſtes in
Büros üblich ſind. Erſchreckt drehten ſie ſich um,
als der Burſche plötzlich in der Hand eine ſchwere
deutſche Armee=Piſtole hielt und die Beamten
aufforderte, die Hände hochzuſtrecken. Einer, der
nicht ſofort der Aufforderung nachkam, wurde
beſonders bedroht, worauf ſich dieſer bei einer
geſchickten Wendung auf den Räuber ſtürzte. Ein
Ringkampf auf Tod und Leben begann . . . Ein
anderer Beamter war inzwiſchen auf die Straße
leiſtung herbeigerufen. Der Täter hatte ſich
los=
geriſſen und hielt mit ſeiner „Kanone” erneut
die Kaſſierer in Schach. Er näherte ſich dem
Brett, auf dem das Tagesgeld aufgezählt war.
Mit der einen Hand ſuchte er das Geld zu
raf=
fen, während die andere den Revolver hielt.
Jedenfalls genügte eine Unvorſichtigkeit des
Banditen, um wiederum einen Aſſiſtenten der
Sparkaſſe zu einem Hechtſprung auf den Täter
zu veranlaſſen. Ein Kampf auf Leben und Tod
begann von neuem. Mehrmals verſuchte der
Kerl, die Piſtole abzudrücken. Aber eiſern hielt
der Beamte den Arm feſt. Die Entſcheidung kam
mit der alarmierten Polizei. Der Täter wurde
gefeſſelt. Auf der Wache ſtellte ſich heraus, daß großen Materialſchaden an. Die Kleinbahnen
er ein 18jähriger Friſeur iſt. Den Beamten des
genommenen Verhör, daß er einen Ueberfall / ſtill. Ein Paſſieren der Straßen erwies ſich
zeit=
nach dem Muſter der BVG.=Räuber in
Charlot=
tenburg geplant hatte. Nur die Tatſache, daß der
Geldtransport geſtern früher als gewöhnlich vor
ſich ging, hat den Täter veranlaßt, auf die
Aus=
führung ſeines urſprünglichen Planes Verzicht niedergegangen. In Bologna liegt der Schnee
zu leiſten. Der Burſche trug außer dem bei dem
Ueberfall benutzten Revolver eine zweite
unge=
ſicherte und vollgeladene Piſtole bei ſich.
Für 100 000 Franken Pelzſachen geſtohlen.
Saarbrücken. Nachts drangen Einbrecher
in das Pelzhaus Linn und raubten aus den
Schränken mit großer Sachkenntnis die
koſtbar=
ſten Stücke des Pelzlagers. Der Schaden beträgt
etwa 100 000 Franken. Von den Tätern fehlt
bisher jede Spur.
Der Skern, der kein Glück brachte ...
* Berlin. Die Kriminalpolizei hat jetzt
endlich den Unterweltsverein Glückſtern zum
Sinken bringen können. Die Mitglieder dieſes
Vereins ſind an einer Reihe von Verbrechen
be=
teiligt geweſen, die die unterſuchenden
Kommiſ=
ſare endlich zum Zugreifen veranlaßten. Es
ſtellte ſich heraus, daß die Mitglieder der
ſau=
beren Geſellſchaft Lunte gerochen und das
Ver=
einsinventar in ihre Privatwohnungen
mitge=
nommen hatten. Es wird zweifellos
intereſ=
ſieren zu erfahren, daß allein das
Vereins=
banner einen Wert von rund 1100 RM.
dar=
ſtellt. Außerdem galten ein Dutzend Piſtolen
als Eigentum der Unterweltorganiſation „
Glück=
ſtern”. Nun hat die Berliner Polizei endlich
Schluß mit den Verbrechern gemacht. Acht von
ihnen wurden dem Vernehmungsrichter
zuge=
führt, der zweifellos Haftbefehl gegen ſie erlaſſen
wird. Das Treiben der Berliner
Unterwelt=
vereine bildet in der Geſchichte der
Reichshaupt=
ſtadt einen einzigartigen Skandal. Wie iſt es,
ſo fragt ſich der Steuerzahler im Lande draußen,
möglich, daß Verbrecher ſich koalieren und durch
geeilt, hatte Paſſanten und Polizei zur Hilfe= die Koalitionsfreiheit geſtärkt mit vereinten
Kräften gegen die Geſellſchaft arbeiten können.
Die Polizeibehörden haben bisher geglaubt, auf
ihre Verbindungen zu dieſen dunklen
Körper=
ſchaften nicht verzichten zu können, weil in
ihnen auch eine Reihe polizeilicher Spitzel ſaßen.
Je rückſichtsloſer die Staatsgewalt da zugreift,
deſto weniger werden ſich die Verbrecher an die
Oberfläche wagen.
Winkerſtürme in 9beritalien.
Mailand. Trieſt wird ſeit Dienstag
vor=
mittag von heftigen Stürmen heimgeſucht. Am
Nachmittag richtete ein Wirbelſturm beſonders
konnten infolge der Gewalt des Sturmes Trieſt
Raubdezernates geſtand er bei dem ſofort vor= nicht erreichen. Der Haſenverkehr liegt völlig
weilig als unmöglich. Zahlreiche Fußgänger
wurden von der Gewalt des Sturmes zu Boden
geſchleudert. In Oberitalien ſind nach Tagen
ſchönſten Frühlingswetters heftige Schneefälle
1.10 Meter hoch.
Ueber 250 Tote
beim Schanghaier Exploſionsunglück.
Schanghai. Die mit den
Aufräumungs=
arbeiten in der infolge einer Exploſion
nieder=
gebrannten Gummiwarenfabrik beſchäftigten
Ar=
beiter und Feuerwehrleute haben bis zum
Diens=
tag abend die Leichen von 98 Arbeiterinnen
ge=
borgen. Unter den Trümmern ſollen mindeſtens
noch 160 Arbeiter und Arbeiterinnen begraben
liegen.
Umfangreiche Effekkenſchiebungen
im würtkembergiſchen Oberland.
Stuttgart. Der Zollfahndungs=Zweigſtelle
Friedrichshafen iſt es gelungen, umfangreiche
Schiebungen mit deutſchen Wertpapieren
aufzu=
decken. — Ein in Vaduz (Liechtenſtein)
wohnen=
der Reichsdeutſcher hat in der Zeit vom
No=
vember 1932 bis Mitte Januar 1933 durch
einen Landwirtsſohn im ſchwäbiſchen Oberland
deutſche Wertpapiere aus Ausländerbeſitz im
Nominalbetrag von rund 400 000 RM.
ver=
äußern laſſen. Der Gegenwert in Höhe von
345 000 RM. iſt reſtlos ins Ausland
zurückge=
bracht worden. Die Schiebung wurde in der
Hauptſache mit ſüddeutſchen Rentenwerten
vor=
genommen., Helferdienſte leiſteten zwei
Oeſter=
reicher und eine Privatſekretärin aus Vaduz.
Als die beiden Oeſterreicher das Geſchäft für
eigene Rechnung weiter betreiben wollten,
wur=
den ſie in einem Gaſthof dabei ertappt, wie ſie
weitere 9500 RM. an Inländer verkaufen
woll=
ten. In dem Verfahren, das bei der
Staatsan=
waltſchaft Ravensburg anhängig iſt, wurden
drei Perſonen in Unterſuchungshaft genommen.
„Forkungs” Ende.
Nach vieltägiger Verhandlung iſt das
Ver=
fahren gegen den Gründer des Ulmer
Kredit=
vereins und der Bauſparkaſſe „Fortuna”,
Haupt=
mann a. D. Dr. Schwemmer, zu Ende gegangen.
Der Angeklagte wurde zu einem Jahre und
neun Monaten Gefängnis wegen grober
Ver=
ſtöße gegen das Genoſſenſchaftsgeſetz verurteilt.
Aus rechtlichen Gründen — Schwemmer war in
München ſchon wegen der betrügeriſchen
Grün=
dung des ſogenannten Ulmer Kreditvereins zu
vier Monaten Gefängnis verurteilt worden,
wiewohl damals die Tragweite der Schiebungen
noch nicht voll zu überſehen war — iſt in dem
hieſigen Verfahren nur noch die Affäre der
Bau=
ſparkaſſe „Fortuna” übrig geblieben, die eine
Zweiggründung des Ulmer Kreditvereins war.
Der geheimnisvolle Gefangene
im Tower.
Die insgeheim gemachte Aufnahme, die den
myſteriöſen Gefangenen (rechts) in Begleitung
eines anderen Offiziers beim Spaziergang
zwiſchen den Gefängnismauern des Tower zeigt.
Im Londoner Tower, dem Jahrhunderte alten
engliſchen Staatsgefängnis, befindet ſich ein
un=
bekannter ſchottiſcher Offizier in Haft, der der
Spionage überführt ſein ſoll. Die Behörden
ver=
weigern jede Auskunft, auch über die Perſon des
betreffenden Offiziers, doch gelang es nun einem
Photographen von der Mauer des Tower herah
eine Aufnahme von dem Häftling zu machen.
Dieſe Herolde in mittelalterlicher deutſcher Tracht amtierten bei der Eröffnung und Siegerehrung
in Schreiberhau. wo die Weltmeiſterſchaft im Zweierbob zum Austrag gelangte.
Geheimrat Bruno Fritſch,
der frühere Unterſtaatsſekretär im Reichspoſtamt,
iſt im Alter von 91 Jahren geſtorben. Fritſch
war einer der engſten Mitarbeiter des
General=
poſtdirektors Stephan und einer der letzten
Augenzeugen der Kaiſerproklamation im
Spiegel=
ſaal von Verſailles.
Ein Mitſchöpfer der deutſchen
Poſtverwaltung geſtorben.
Seite 19 — Nr. 54
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Rachrichten
Donnerstag, 22. Februar 1933
Als letztes Spiel der Vorrunde um die Süddeutſche
Meiſter=
ſchaft tragen die 98er am bevorſtehenden Sonntag das Treffen
gegen den VfR. Schwanheim aus. Für beide Mannſchaften iſt
der Ausgang des Spiels von großer Bedeutung. Beide Vereine
haben ſchon den Verluſt eines Spieles aufzuweiſen, da der
Main=
meiſter auf eigenem Platze, die 98er in Waldhof von dem
Rhein=
meiſter ſich die Punkte abnehmen ließen. Zurzeit iſt alſo
zwei=
fellos die Waldhofelf der exſte Favorit auf die Meiſterſchaft der
Weſtgruppe. Während der Saarmeiſter VfR. Kaiſerslautern,
durch ſeine beiden Niederlagen für die Meiſterſchaft nicht mehr
in Frage kommt, haben ſowohl die 98er als auch die
Schwan=
heimer noch Ausſichten, dem Rheinmeiſter den Endſieg ſtreitig
zu machen, wobei die Poſition der Einheimiſchen aus dem Grunde
etwas beſſer iſt, weil ſie im Rückſpiel gegen Waldhof durch den
Vorteil des eigenen Platzes es etwas leichter haben, für die
Vor=
ſpielniederlage Revanche zu nehmen. Bei dieſer Konſtellation
iſt ausſchließlich von dem Ausgang der beiden Spiele zwiſchen
Sportverein 1898 und VfR. Schwanheim abhängig, welche
die=
ſer beiden Mannſchaften neben den Waldhöfern für die
Meiſter=
ſchaft in Frage kommt. Diejenige Elf, die in dem
bevorſtehen=
den Darmſtädter Spiel unterliegt, verliert ihre
Meiſterſchafts=
ausſichten endgültig, da eine Einbuße von 4 Punkten in den
drei Spielen der Rückrunde nicht mehr wettzumachen iſt. Darin
liegt die Bedeutung des bevorſtehenden Treffens begründet.
Die 98er haben noch eine weitere Veranlaſſung, ſich mit
größter Hingabe um den Sieg zu bemühen. Die Darmſtädter
haben in der Bezirksrunde beide Spiele gegen den Mainmeiſter
verloren. Dieſe beiden Niederlagen gilt es auszugleichen, um
den Eindruck nicht entſtehen zu laſſen, daß der Mainmeiſter in
ſeinem Können die 98er endgültig überflügelt hat. Was die
Schwanheimer zu leiſten vermögen, haben ſie vor drei Wochen im
Spiel auf dem Böllenfalltor bewieſen. Sie werden gerade im
kommenden Treffen ſich mit allen Mitteln um den Sieg bemühen,
weil viel auf dem Spiele ſteht. Wenn alſo die 98er nicht ihre
Ausſichten auf die Meiſterſchaft einbüßen wollen, dann müſſen ſie
mit einer erſtklaſſigen Leiſtung aufwarten. Die Form der 98er
in den ſeitherigen Spielen war allzu ſchwankend, als daß man
ohne weiteres mit einem Sieg der Sportvereinself rechnen kann.
Wir haben jedoch das Zutrauen zu der Mannſchaft, daß ſie alles
aufbieten wird, um die noch vorhandenen Chancen für die
Mei=
ſterſchaft zu wahren. Spielbeginn 3 Uhr.
Oberrealſchule Mainz—Realgymnaſium Darmſtadt 3:5 (1:3).
Das Endſpiel um das Banner des Heſſiſchen
Philologenver=
eins konnte die Mannſchaft des Realgymnaſiums nach hartem
Kampfe ſiegreich geſtalten. Es war keine leichte Aufgabe
an=
geſichts der körperlich überlegenen Mainzer; die Darmſtädter
Mannſchaft hatte aber infolge größerer Technik und
Gewandt=
heit jederzeit das Heft in der Hand.
* Handball im Odenwaldgau der 2.T.
Pflichtſpiel: Semd 1. — Gr.=Zimmern 2. 5:1.
Freundſchaftsſpiel: Böllſtein — Momart 15:11.
Lengfeld 1. — Nieder=Klingen 1. 5:5.
Am Sonntag gab es wieder viele Abſagen: Schuld: vereiſte
und dann aufgetaute Plätze, Grippe. Das Treffen in Semd litt
ſtark unter den ungünſtigen Bodenverhältniſſen. Es war aber
durchaus nicht nötig, daß die Gegner deshalb in der 2. Halbzeit
eine Spielweiſe vorführten, die ſtark an „Holzerei” grenzte. —
Momart erſchien in Böllſtein mit acht Mann, darunter die „
Ka=
nonen . Schwöbel, ſonſt im Sturm, hütete das Tor. Die Böllſteiner
führten ein ſehr einfaches Spiel vor, ſo daß die Momarter
Ver=
teidigung keine ſchwere Aufgabe zu bewältigen hatte. Man ſchien
die Sache nicht ſehr ernſt zu nehmen. Lengfeld zeigt diesmal nicht
die gewohnke Kampfkraſt. Klingen ſpielte eifriger und lag ſtets
in Führung. Erſt nach Platzverweis eines Gäſteſpielers konnte das
Unentſchieden erzielt werden. Der Gauſpieltag findet ſtatt am
kommenden Sonntag, den 26. Februar 1933, in Michelſtadt im
Vereinslokal (Grüner Baum) Anfang 8,15 Uhr vormittags. Es
herrſcht Spielverbot im Gau.
Tv. Obernburg—Tv. Groß=Zimmern 4:3.
Am Sonntag weilte Groß=Zimmern bei dem Main=Speſſart=
Gaumeiſter Obernburg und mußte dort eine 4:3=Niederlage
hin=
nehmen. Obernburg griff mit dieſem Spiel zum erſten Male in
die Entſcheidungsſpiele des Mittelrheinkreiſes ein. Es ſtellte eine
ſchnelle und flinke Mannſchaft, bei der beſonders der Innenſturm
ſehr gefährlich iſt, und er war es auch, der die Groß=Zimmerner
Hintermannſchaft dreimal überſpielen konnte und ſomit für den
Sieg der Obernburger verantwortlich zeichnet. Die Zuſchauer
bekamen ein ſchnelles und ſpannendes Spiel zu ſehen. Schon in
der 1. Minute geht Groß=Zimmern in Führung; nach einer
weite=
ren Minute ſteht das Spiel 1:1: in der 10. Min. geht Gr.=
Zim=
mern erneut in Führung, und eine Minute ſpäter zieht
Obern=
burg durch glänzendes Zuſammenſpiel ſeines Innenſturms gleich,
erhöht ſogar kurz vor Halbzeit auf 3:2. Nach der Halbzeit greift
(Nachdruck verboten!)
2)
„Gratuliere, Herr Baron!” Trainer Robiczek, die
Stummel=
pfeife ſchief im linken Mundwinkel, rückte an der Mütze: „2:34,1,
das iſt bei dem Geläuf eine verdammt ſchnelle Zeit.”
Jochen von Kreuth ſtreichelte den Hals ſeines Hengſtes und
ſah zu, wie der Futtermeiſter Altmann die Bandagen löſte.
„Das Hauptverdienſt haben Sie! Nun aber nur ganz leichte.
Kanterarbeit bis zum Großen Preis von Berlin.”
„Den gewinnt. Wiener Blut” im Schritt!“
„Gegen die erſtklaſſigen Franzoſen?”
„Gegen jedes Pferd und unter jedem möglichen Gewicht.”
Jgnaz Robiczek qualmte gelaſſen.
Der einzige, der ihn vielleicht zum Strecken, aber nicht
zur Strecke bringen könnte, iſt „Gloire de France‟. Der iſt ein
eiſerner Steher von „Ecouen” aus der „Clairvoyance‟
trotzdem!“
„Abwarten! Alſo morgen früh geht der Sonderzug nach
Hoppegarten, von dort aus drahten Sie mir gleich.”
„Jawohl, Herr Baron!”
Zu den Stallungen herüber klang ein anbrandender
Auf=
ſchrei — mit Halslänge war „Morgenrot” als letzter
Außen=
ſeiter durch das Ziel gegangen und hatte ſeinen wenigen
An=
hängern mehr als fünfzigfaches Geld gebracht.
„Derbyrummel”, dachte Kreuth und ſah aus
zuſammen=
gekniffenen Augen nach den Tribünen hinüber. Ein Gewirr von
Farbenflecken, heftig geſtikulierende Buchmacher, das unabläſſige
Groß=Zimmern unentmutigt weiter an und iſt auch im Feldſpiel
weiterhin gleich überlegen. In der 40. Minute erhöht Obernburg
auf 4:2. In der 45. Min, holt Groß=Zimmern ein weiteres Tor
auf und drückt jetzt noch ſtärker, ohne daß es zu dem mehr als
ver=
dienten Unentſchieden reicht. — Der Schiedsrichter leitete,
abge=
ſehen von einer Fehlentſcheidung, die ihm ca. 10 Minuten vor
Schluß unterlief, und mit der er die Gäſte ſtark benachteiligte, das
Spiel gut.
V.f. L. Michelſtadt — V.f.R. Beerfelden 6:1 (5:0).
Wie erwartet, konnte Michelſtadt dieſes Verbandsſpiel, das
vorletzte der Runde, für ſich entſcheiden. Das Torverhältnis gibt
nicht ganz das Kräfteverhältnis wieder, denn Michelſtadt hatte
infolge ſeiner kultivierten Spielweiſe das Heft ſtets in der Hand,
aber Eigenſinn und Phlegma ließen, beſonders in der zweiten
Halbzeit, keine Erfolge mehr zu. Gleich von Anfang an trägt der
V.f.L. ſchön durchdachte Angriffe vor das Gäſtetor, die aber noch
nicht die nötige Wucht haben. bis in der 12. Minute der
Rechts=
nußen aus nahezu 30 Meter überraſchend das Führungstor ſchießt.
Nun wird der Sturm durchſchlagskräftiger und erzielt bis zum
Seitenwechſel, in gleichen Abſtänden, noch 4 Treffer. Dieſer Erfolg
erweckt Hoffnungen auf eine zweiſtellige Torausbeute, aber es kam
anders Michelſtadt iſt wieder einmal ſiegesſicher und fängt an zu
fummeln, anſtatt zu ſpielen. Das Zuſpiel wird vernachläſſigt und
der Ball wird ſolange getrieben. bis ihn der Gegner hat, der ihn
kurz entſchloſſen nach vorne befördert. Als nichts mehr klappen
will. verſucht man es mit Einzelaktionen, für die aber die
ver=
ſtärkte und ſehr eifrige Beerfeldener Deckung wenig Verſtändnis
zeigt. Was geſchoſſen wurde ging daneben, oder wurde, mit einer
einzigen Ausnahme, eine Beute des Torhüters. Beerfelden wird
ermutigt und bringt manchen Angriff vor, aber die einheimiſche
Verteidigung läßt ſich nicht ſchlagen. Ungefähr 20 Minuten vor
Schluß kommen die Gäſte durch eine in anbetracht des glatten
Bodens etwas harte Elfmeter=Entſcheidung zum verdienten
Ehrentor. Der Schiedsrichter war vor keine allzu ſchwere Aufgabe
geſtellt und konnte ſich derſelben ſicher und zur beiderſeitigen
Zu=
friedenheit entledigen. Das einheimiſche Publikum kargte nicht
mit berechtigter Kritik ob der wenig begeiſternden Leiſtungen der
Gaſtgeber, aber einige Leute ſollten ſich doch merken, daß man
durch perſönliche Beleidigungen, die man in das Spielfeld ſchreit.
weder einen Spieler anfeuern kann, noch bei den Zuſchauern
Gegenliebe findet.
beim Jahn=Schwimmen der DT. in Halle.
Nachdem ſchon der erſte Tag des Jahn=Schwimmens der
Deutſchen Turnerſchaft im Stadtbad zu Halle zwei neue Rekorde
gebracht hatte, wurde der zweite Tag zu einer
Rekordveran=
ſtaltung im wahrſten Sinne. Es gab nicht weniger als 17 neue
Beſtleiſtungen, ſo daß alſo insgeſamt 19 neue Rekorde
aufge=
ſtellt wurden. Von den Rekorden des Sonntags kommen elf auf
offizielle Verſuche. Den Löwenanteil an dieſen Höchſtleiſtungen
holten ſich die Kölner und Hamburger Ergebniſſe:
Tur=
ner: 100 Meter Seite: 1. Viertler=Leipzig. 1:15. Hauptſpringen:
1. Stork=Frankfurt a. M. 151,75 P.; 2. Schone=Dresden 143,85 P.
Zwölfkampf: 1. Bräcklein=Kaſſel 197,70 P.; 2. Junold=
Saar=
brücken 190,65 V. 4X100 Lagen: 1. Eintracht=Leipzig 15:09,4.;
2. Hamburger TB. 5:22.9. 100 Meter Rücken: 1. Prüfer=Jena
1:16,4; 2. Hermann=Köln 1:16,8. 100 Meter Bruſt: 1. Kluge=
Leivzig 1:22,1: 2. Engel=Hamburg 1:22,8. 100 Meter Crawl:
1 Dömeland=Magdeburg 1:04,6 (Rekord): 2. Bräcklein=Kaſſel
1:05,1. 4X100 Meter Bruſt: 1 Eintracht Leipzig 5:36,2: 2.
Ham=
burger TB. 5:42,6. Schwellſtaffel: 1. Köln 06 5 09,5 (R
kord); 2. Magdeburg=Buckau 5:14. Waſſerball=Endſpiel TSV.
Halle—Turnclub Hannoper 6:4 (3:2) Rekordverſuche:
4X100 Meter Rücken: SK. Köln 06 5:33,5: 3X200 Meter Crawl:
Köln 06 7:53,4. 6X200 Meter Crawl: Köln 06 16:19. 6X100
Meter Crawl: Köln 06 6:57,5. 3X100 Meter Crawl: Köln 06
3:25,1. 4X50 Meter Lagen: Halleſcher TuSV. 2:20,3. 200 Meter
Rücken: Reinhardt=Suhl 3:03,3.
Turnerinnen: 100 Meter Rücken: 1. Stender=Hamburg
1:33,3: 2. Dabelſtein=Hamburg 1:36,3. Springen: 1. Kapp=
Frank=
furt 118,30 P. 100 Meter Seite: 1. Remmer=Hamburg 1:33,6.
Neunkampf: 1. Hadekopf=Hamburg 155,55 P. 100 Meter Bruſt:
1. Stender=Hamburg 1:29,9 (Rekord): 2. Herzog=Leipzig
1:32,4; 3. Dabelſtein=Hamburg 1:33,7. 100 Meter Crawl: 1.
Oli=
ger=Solingen 1:18,2; 2. Remmer=Hamburg 1:24,1. 4X100 Meter
Bruſt: 1. Hamburger TB. 6:28,6 (Rekord): 2. ATV. Leipzig
6:35,2. 4X59 Meter Crawl: 1. Hamburger TB. 2:28,8 (
Re=
kord); 2. Halleſche Turnerſchaft 2:43,1. 4X50 Meter Lagen:
Hamburger TB 2:47,2 (Rekord): 2. Hamburger
Turner=
ſchaft 2:56,1. Rekordverſuche: 4X50 Meter Crawl:
Ham=
burger TB. 2:24,5. 6X50 Meter Crawl: Hamburger TB. 3:45,4.
3X50 Meter Crawl: Hamburger TB. 1:48,8. 3X200 Meter Bruſt:
Hamburger Turnerſchaft 11:06,9.
Deutſchlands National=Eisbockeymannſchaft
ſchlug bei den Weltmeiſterſchaften in Prag am
Mittwochnachmit=
tag Ungarn überlegen mit 4:0 (2:0. 0:0. 2:0).
Klappern der Wettmaſchinen. Und über dem allen der Zauber
des Derbytages, ein geſellſchaftliches Ereignis, der
rennſport=
liche Höhepunkt des Jahres.
Tauſende von Autos parkten auf dem Halteplatz, vom
billigen Wägelchen bis zum zweihundertpferdigen
Sechzehn=
zylinder.
„Frei?” fragte Jochen einen der Fahrer.
„Jawoll!”
„Alſter=Hotel”. Der Darkehmer Gutsherr lehnte ſich
behag=
lich zurück, brannte eine Zigarette an und ſchloß die Augen.
Drehorgeln quäkten, verwehte Rufe klangen herüber, ein Druck
auf den Startknopf, das graue Band der Landſtraße ſchoß
unter den Pneus dahin.
Ueber die weiten, ſaftgrünen Raſenflächen des Rennplatzes
von Chantilly hin brüllten in fünfzigfacher Verſtärkung die
Lautſprecher des Toulouſer Senders: „Monſieur J. de Kreuths
„Wiener Blut” gewinnt das Deutſche Derby in Hamburg=Horn!“
Madame Yvonne Valtier beugte ſich zu dem Vicomte Gaſton
René de la Tour d’Auvergne hinüber, daß die nachtſchwarzen
Lunetteslöckchen um die heißen Wangen tanzten.
„Ah! Wir werden Revanche nehmen im Grand Prix de
Berlin! „Gloire de France” heißt mein beſtes Pferd, das iſt
ein Symbol!”
„Madame!‟ Der Vicomte fah die junge Witwe lächelnd
an: „Dieſer Monſieur de Kreuth wird Sie ſehen und — nun,
es wäre unhöflich, wenn er dann noch ſeinen Hengſt ſtarten
würde!”
„Ich will aber anſtändig gewinnen!“ Die dunklen Augen
blitzten kampfesfreudig.
„Und ich bin überzeugt, daß Madame ſiegen wird”, ſagte
der Vicomte de la Tour d’Auvergne doppelſinnig.
Etwas atemlos, etwas erhitzt vom raſchen Erſteigen der
Tribünentreppen trat Graf Holm in die Loge.
„Alſo ich habe mich bei dem Trainer Robiczek erkundigt.
Kreuth iſt im „Alſter=Hotel” abgeſtiegen. Wenn die Damen
befehlen?”
„Ich denke, wir verſäumen hier nichts mehr”, Winifred.
Atkinſon ließ ſich von ihrem Schwager in den leichten
Sommer=
mantel helfen. „Harbordt, bitte beſtelle telephoniſch das Diner
und frage an, wann die Tanzmuſik beginnt.”
Miſter Atkinſon biß an ſeiner Zigarre herum.
„Unpraktiſche Leute dieſe Deutſchen, nicht eine einzige
groß=
zügige Reklame! Wenn wir drüben ſo einen Derby=Tag hätten,
würde ich von zehn Fliegern hunderttauſend Handzettel
ab=
werfen kaſſen und neben jeden Buchmacherſtand käme ein Plakat.”
„Ach, Pa, laß doch die ekligen, alten Geſchäfte!”
Camphell fährt faſt 440 Stundenkilometer.
Der engliſche Automobil=Rennfahrer Campbell durchraſte am
Strande von Dayton Beach die Meilenſtrecke gleich auf der erſten
Fahrt mit einem Stundenmittel von 440,245 Kilometer und
er=
zielte für beide Fahrten (Hin= und Rückfahrt) die neue
Welt=
rekordleiſtung von 437,914 Stundenkilometern. Sein alter Rekord
ſtand auf 408,047 Stundenkilometern.
*
Die dritte Hochſchulmeiſterſchaft in dieſer
Sai=
ſon holte ſich der bekanute norwegiſche Skiläufer Gunnar
Saks=
haug. Nach ſeinen Siegen im zuſammengeſetzten Lauf bei den
Aka=
demiſchen Skikämpfen in St. Moritz und Bardonecchia ſiegte er
jetzt bei den in Oslo ausgetragenen Hochſchulmeiſterſchaften ſeiner
Heimat.
Zum Weſtfalen=Fußballmeiſter wurde vom
Vor=
ſtand des Bezirkes Weſtfalen Arminia Bielefeld beſtimmt, da die
Mannſchaft aus vier noch ausſtehenden Spielen nur noch einen
Punkt zur Meiſterſchaft benötigt.
Europas Kunſtturn=Elite trifft ſich am 11. März
beim Hallenſportſeſt der DT. in Stuttgart. Bis jetzt haben der
Ungar Stefan Pelle der Schweizer Mieſz und die Deutſchen
Steinemann, Frey=Kreuznach und Winter=Frankfurt ihr
Erſchei=
nen zugeſagt
Abgeſagt wurden die für Sonntag in Schönwald
geplan=
ten Schwarzwald=Staffelmeiſterſchaften wegen der
Terminkolli=
ſion mit den Deutſchen Skimeiſterſchaften. Ein neuer Termin
wurde noch nicht feſtgelegt.
Beim Stuttgarter Sechstagerennen lagen am
Mittwoch nach 113 Stunden Fahrt und 2597.310 zurückgelegten
Kilometern die Mannſchaften Richli=Piinenburg. Kilian=Pützfeld
und Tietz=Preuß mit Rundenvorſprung allein in Front.
15.30
17.00:
18.25
18.50:
19.20:
19.30:
20.15:
21.00
22.10:
22.30:
B3.45:
10.10:
15.00
15.45
16.00
16.30
17.10:
17.30:
18.00
18.30:
19.00
19.30
19.35
20.00
21.00
21.15:
22.10
23.00,
Rundfunk=Programme.
Frankfurt a. M.
Donnerstag, 23. Febrvar
Stunde der Jugend.
Freiburg: Alte und neue Serenadenmuſik. Ausf.: Freiburger
Konzertorcheſter.
Dr. Luer: Gefährdet das Denken in Geld die
Volksgemein=
ſchaft?
Dr. Burchardt: Wege zur Planwirtſchaft.
Autoſtraßen. Geſpräch zwiſchen L. Eismayer u. O. Hamerau.
Richard Wagners Jugend=Symphonie. Leitung: H. Rosbaud.
Ausf.: Funkorcheſter.
In weitem deutſchen Lande zieht mancher Strom dahin . .
Abwechſlungsreiche Moſelfahrt. Eine Hörfolge.
Bunter Unterhaltungsabend.
Zeit. Nachrichten, Wetter, Sport.
Nachtmuſik der Tanzkapelle der Stuttgarter Philharmoniker.
Schlußbericht vom 6. Stuttgarter Sechstagerennen.
Königswuſterhauſen.
Deutſchlandſender: Donnerstag, 23. Februar
Schulfmk: Erlebniſſe auf Forſchungsfahrten in der Südſeé,
Kinderſtunde: Das Märchen vom Goldtöchterchen.
Emil Biſchoff: Das Buch vom Bürger.
Dr. Alice Salomon: Die ſoziale Miſſion der Frau.
Berlin: Nachmittagskonzert.
Prof. Dr. Dietrich: Philoſophiſche Arbeitsgemeinſchaft.
Tägliches Hauskonzert: Lieder des 18. Jahrhunderts.
Dr. Behrend u. Mitw.: Schelmenſtreiche der Vergangenheit.
Paul Hindemith: Trio für Bratſche. Heckelphon und Klavier
op. 47
Dr. Günther: Deutſch für Deutſche (Anfangsgründe).
Das Gedicht.
Stunde des Landwirts.
Mozart. Vater und Sohn. Hörfolge aus Briefen und Muſſk.
Worte zur Winterhilfe.
Frankfurt: Bunter Unterhaltungsabend. Funkorcheſter.
Wetter=, Tages= und Sportnachrichten.
Berlin: Tamzmuſik Kapelle Hermann v. Stachzw.
Weiterbericht.
Das winterliche Wetter bleibt noch beſtehen, denn kältere
Luft dringt vor, in deren Begleitung es zu einzelnen
Schnee=
fällen, ſowie Bewölkung, die durch Aufklaren unterbrochen wird,
kommen dürfte.
Ausſichten für Donnerstag, den 23. Februar: Wechſelnd wolkig
mit Aufklaren und einzelnen Schneefällen, wieder etwas
kälter.
Ausſichten für Freitag, den 24. Februar: Wolkig, aber auch
auf=
klarend, weiterhin einzelne Schneefälle, Nachtfroſt.
Hanptſchriffleltung: Rudolf Mauve
Verantwortlich für Poſitlk und Wirtſchaff: Rudolf Maupe; für Feuilleton, Reich md
Augland und Heſſiſche Nachrichten: Max Streeſe; für Sport: Karl Böhmann;
für den Handel: Dr. & H. Quetſch; für den Schlußdienſt: Andreas Bauer; für
„Die Gegenwart” Tagesſpiegel in Btld und Wort: Dr. Herbert Nette;
für den Inſeratenteil und geſchäftllche Mitteilungen: Wilſy Kuhle;
Druck und Verlag: L. C. Wiitich — ſämtlich in Darmſtadt
Für unverlangte Manuſkripte wird Garantie der Rückſendung n ich t übernommen.
Die heutige Nummer hat 12 Seiten.
Elias Atkinſon ſchwieg gehorſam und verzog ſein Geſicht
zu einer Grimaſſe — ja, es war unanſtändig, in Geſellſchaft
von Geſchäftlichem zu ſprechen, aber ſchließlich — „Atkinſons
Dauerfarben” „Atkinſons Geſundheitspillen” und „Atkinſons
Cosmetic complet” warfen jährlich anderthalb Millionen
Dol=
lars ab und ohne goldenen Hintergrund konnte man weder in
USA. noch im alten Europa eine geſellſchaftliche Rolle ſpielen.
Schwül, ſchwer, erſtickend heiß war die Luft, war erfüllt
von winzigen Staubpartikelchen, ſchien über der neben dem
Grasgeläuf liegenden Sandbahn zu flimmern. Gen Weſten
türmte ſich eine blauſchwarze Wolkenbank empor, ſtieg höher,
umfaßte den ganzen Horizont. Mit einem Schlag waren alle
Farben erloſchen, ein Windſtoß fauchte über die Bahn hin, Hüte
kollerten im Sand, knatternd entfalteten ſich die Reichsflaggen
und die rot=weiße doppeltürmige Standarte der alten Handels=
und Hanſaſtadt. Geſchrei, Lachen, Schimpfen, im Nu ſetzte eine
allgemeine Maſſenflucht ein. Und ſchon klatſchten die erſten,
platternden Regentropfen auf das Dach der Tribüne herab, ein
ſchwefelgelber Blitz zuckte über das Firmament hin, krachend
dröhnte der Donner, verebbte langſam.
Die beiden Damen im Fond des hundertpferdigen
Touren=
wagens blickten gleichgültig auf die wilde Hetzjagd der
Zehn=
tauſende.
„Na, nu komm' mal, mein guter Kerl!” Mit einem in
Eſſig=
waſſer getränkten Schwamm rieb der Futtermeiſter Altmann dem
Derbyſieger Feſſeln und Gelenke ab, klopfte „Wiener Blut” den
Hals und muſchelte zärtlich ſeine Hand um die roſigen Nüſtern des
Goldfuchſes. Leiſe ſchnaubte der Hengſt, ſein großes, kluges Auge
dar klar wie ein Bergſee, flockig wellte die Mähne und die
feinen Ohren ſpielten.
„Biſt unſer Allerbeſter, biſt mein Goldjunge!‟ Da wieherte
das Pferd, nahm vorſichtig das Stück Zucker, das ihm die Hand
ſeines Pflegers hinhielt. —
Jgnaz Robiczek ſaß auf der Haferkiſte, ließ die kurzen
Bein=
hen baumeln, qualmte aus ſeiner Stummelpfeife und griente.
„Na, Altmann, Sie ſind ja ſo zärtlich, als ob’s in hübſches
Mädel wäre!”
„Son Tier is mir lieber als in Menſch”, ſagte der
Futter=
meiſter und trat aus der Box, „und den da kenne ich von der erſten
Stunde ſeines Lebens an, hänge an ihm wie an einem Kind—
„Für vierhundert Mark im Monat?”
„Als ob’s darauf ankäme! Ich bin zufrieden, mehr brauche ich
nicht * Dann kramte er zwiſchen Wolldecken herum, um ſich
neben ſeinem Pflegebefohlenen das Nachtlager zu bereiten.
(Fortſetzung folgt.)
[ ← ][ ][ → ]Donnerstag, 23. Februar
Die Arbeitsmarktlage im Reich.
6947000 Arbeitsloſe.
Nach dem Bericht der Reichsanſtalt für Arbeitsvermittelung
und Arbeitsloſenverſicherung für die Zeit vom 1. bis 15. Februar
waren am 15. Februar bei den Arbeitsämtern rund 33 000
Ar=
beitsloſe mehr gemeldet, als Ende Januar. Die Reichszahl der
Arbeitsloſen an dieſem Stichtage bleibt mithin mit rd. 6 047 000
um rd. 80 000 hinter der entſprechenden Zahl des Vorjahres
zu=
rück. Bei dieſem Vergleich iſt jedoch zu beachten, daß innerhalb
des vergangenen Jahres die ſogenannte unſichtbare
Arbeitsloſig=
keit angewachſen iſt. Selbſt unter Berückſichtigung dieſer Tatſache
bleibt die geringe Zunahme gegenüber der Entwicklung im
Vor=
jahre bemerkenswert. Seit dem tiefſten Punkt des Jahres 1932
Ende Oktober iſt die Arbeitsloſenzahl um rund 938 000 geſtiegen,
während zwiſchen dem tiefſten Stand des Jahres 1931, der bereits
Ende Juni lag, und dem 15. Februar 1932 eine Zunahme von
nicht weniger als 2 173 000 zu verzeichnen war.
Durch die Reichsanſtalt wurden Mitte Februar nahezu 2½
Millionen Arbeitsloſe unterſtützt, und zwar ſtieg während der
Berichtszeit die Zahl der Hauptunterſtützungsempfänger in der
Arbeitsloſenverſicherung um rund 10 000 auf rund 963 000, in
der Kriſenfürſorge um rund 52 000 auf rund 1 471 000. Dieſen 2,5
Millionen ſtehen etwa ebenſoviel anerkannte
Wohlfahrtserwerbs=
loſe gegenüber. Seit Ende Januar (rund 2 459 000) dürfte ſich
dieſe Zahl nicht weſentlich verändertt haben. Rund 177 000
Ar=
beitsdienſtwillige waren Ende Januar bei Maßnahmen des
frei=
willigen Arbeitsdienſtes beſchäftigt, deren Weiterführung über
die Wintermonate ermöglicht wurde. Das Notwerk der deutſchen
Jugend erfaßt raſch ſteigende Zahlen von Jugendlichen.
Schät=
zungsweiſe dürfte die Zahl von 200 000 überſchritten ſein. Die
Beſchäftigungsmöglichkeiten in der wertſchaffenden
Arbeitsloſen=
fürſorge wurden durch die Jahreszeit ſtark eingeſchränkt, ſo daß
Ende Januar nur noch etwa 22 000 Notſtandsarbeiter gezählt
werden konnten.
Wirtſchaftliche Rundſchau.
Die deutſche Kupfererzeugung im Januar. Die deutſche
Kup=
ferhüttenproduktion ſtellte ſich, wie der Geſamtausſchuß zur
Wah=
rung der Intereſſen der deutſchen Metallwirtſchaft, Berlin, auf
Grund der Berechnungen des Statiſtiſchen Büros der
Metallgeſell=
ſchaft AG., Frankfurt a. M., mitteilt, im Januar 1933 auf 4219
To gegen 3505 To. im Dezember 1932. — Die deutſche
Kupfer=
raffinadeproduktion (Raffinade= und Elektrolytkupfer) betrug im
Januar 1933 11 940 To. gegen 13 527. To. im Dezember 1932.
Kammgarnſpinnerei zu Leipzig, Leipzig. Die GV. genehmigte
den Abſchluß für 1932, der nach 0,17 (0.13)) Mill. RM.
Abſchrei=
bungen einen Gewinn von 195 367 RM. (i. V. Verluſt 331 019
RM.) ausweiſt, wodurch ſich der Verluſtvortrag auf 267 130 RM.
vermindert. Für die nächſten Jahre ſeien größere Inveſtitionen
und damit höhere Abſchreibungen erforderlich Der niedrige
Preis=
ſtand für Rohſtoffe vermindere das Riſiko an Vorräten,
anderer=
ſeits ſeien aber auch die Fabrikatpreiſe äußerſt gedrückt. Die
Aus=
ſichten für die Zukunft werden nicht allzu günſtig beurteilt.
Baſalt A.=G., Linz. Das Geſchäftsjahr 1932 der Geſellſchaft,
für das eine Dividende wieder nicht in Frage kommt, hatte nach
wie vor unter dem außerordentlich ungünſtigen Inlandsgeſchäft
zu leiden. Sofern noch einige Aufträge erteilt wurden, mußten ſie
größtenteils auf ſpätere Zeit zurückgeſtellt werden, da den
Kom=
munen Mittel fehlten. Auch der Exportabſatz, der früher,
nament=
lich nach Holland, bedeutend war, konnte nicht ſo forciert werden,
um auch nur einen annähernden Ausgleich zu ſchaffen. So ſank
die Beſchäftigung der Betriebe ſtellenweiſe auf nur 13 Prozent der
normalen Kapazität herab. Erſt im Herbſt zeigte ſich auch hier
eine geringfügige Beſſerung, die aber hauptſächlich auf das Konto
des Auslandsabſatzes kommen dürfte. Die Verwaltung mußte ſich
alſo darauf beſchränken, weitere Sparmaßnahmen durchzuführen,
um eine Senkung des Unkoſtenkontos ſowie der Verbindlichkeiten
herbeizuführen. Da auch eine Ermäßigung auf dem Zinſenkonto
zu erwarten iſt, ferner die Abſchreibungen in dieſem Jahre
wahr=
ſcheinlich gering gehalten werden dürfte der Abſchluß
vorausſicht=
lich einen nicht ſehr weſentlichen Verluſt ausweiſen, der dann zum
Vortrag gelangt (im Vorjahre 229 RM. Gewinn).
Schwierigkeiten bei der Algemeene Bankvereeniging — Credit
General de Belgique, Brüſſel. Das hinter dem Boerenbond, der
großen belgiſchen landwirtſchaftlichen Vereinigung, ſtehende
flan=
driſche Finanzinſtitut, die Algemeene Bankvereeniging — Credit
General de Belgique, iſt infolge falſcher Expanſionspolitik in
Schwierigkeiten geraten. Der finanzielle Status des
Unterneh=
mens macht eine tiefgreifende Sanierung erforderlich. Von dem
300 Millionen Fr. betragenden A.K. und der Reſerve von 153
Mill. Fr. ſind durch Abſchreibungen auf Verluſte an Effekten und
Beteiligungen etwa 50 Prozent verloren. Es iſt heabſichtigt, das
A. K. auf 200 Mill. Fr. zuſammenzulegen und die Reſerven auf 32
Mill. Fr. zu vermindern. Durch Intervention einer
befreunde=
ten Gruppe, wahrſcheinlich dem Boerenbond, ſoll die Sanierung
durchgeführt werden, und zwar ſoll das A.K, durch Ausgabe von
200 000 neuen Aktien im Nennwert von je 500 Fr. auf 300 Mill.
Fr. wieder erhöht werden. Der Ausgabepreis ſoll 1100 Fr. je
Aktie betragen, ſo daß ſich ein Agio von 120 Mill. Fr. ergibt, das
zur Wiederauffüllung des Reſervefonds verwandt werden ſoll.
Produkkenmärkke.
Frankfurter Produktenbericht vom 8. März. Nach den
ſtar=
ken Erhöhungen am Montagsmarkt verkehrte die heutige
Ge=
treidebörſe in ſehr ſtiller Haltung und die Preiſe neigten teilweiſe
leicht nach unten. Die Mühlen bekunden infolge des noch recht
ſchleppenden Mehlgeſchäfts Zurückhaltung. Futtermittel lagen
ziemlich feſt. Umſätze fanden aber nur wenig ſtatt. Weizen 212,50,
Roggen 167,50—169, Sommergerſte für Brauzwecke 177,50—180,
Hafer 135—140, Weizenmehl ſüdd, und niederrhein, 30—31
Rog=
genmehl 23,50—24,75, Weizenkleie 7,75—7,85, Roggenkleie 8,25.
Frankfurter Häuteauktion. Der Beſuch der Häuteauktion war
als gut zu bezeichnen. Gegen den Vormonat traten leichte
Ab=
ſchläge ein. Von den Schaffellen blieben außer den vollwolligen
alle übrigen Sorten unverkauft. Kalbfelle bis 9 Pfund rot gingen
gleichfalls zurück. Es erzielten: Kalbfelle o. K. 9.1—15 Pfund
rot 44—45, desgl. bis 9 Pfund ſchwarz 35—38, 9.1—15 Pfund
ſchwarz 30—33.5: Kalbfelle Schuß 23,50; Freſſer 20,25;
Schaf=
felle, vollwollig 19—20,50; Ochſenhäute 20—29 Pfund 22. 30—49
Pfund 22—24,75 50—59 Pfund 29—33,50, 60—79 Pfund 29—34,5,
80—99 Pfund 31,5—34; Rinderhäute 30—49 Pfund 30—37;
Bullenhäute 20—29 Pfund 22.
Berliner Produktenbericht vom 22. Februar. Das Geſchäft an
der Produktenbörſe iſt wieder ſehr ruhig geworden.
Verſchiedent=
lich trat das Angebot von Brotgetreide etwas mehr in
Erſchei=
nung, und da die Nachfrage ſich verringert hat, waren geſtrige
Preiſe nicht durchzuholen. Am Promptmarkte lauteten die
Ge=
bote etwa 1 Mark niedriger, im Lieferungsgeſchäft kam es zu
Preisverluſten bis zu 1.,5 Mark, obwohl die Staatliche
Geſ=
in mäßigem Umfange Material aufnahm. Weizen= und
Roggen=
exportſcheine lagen auch ruhiger. Der Abſatz von Weizen= und
Roggenmehlen geſtaltet, ſich ſchwieriger, andererſeits ſind die
Mühlen infolge des unbefriedigenden Mahllohns kaum zu
Preis=
konzeſſionen bereit. Das Offertenmaterial in Hafer bleibt
ziem=
lich gering, an der Küſte beſteht weiter Nachfrage. Gerſte
unver=
ändert ruhig.
Be. Mainzer Viehhof=Marktbericht. Auftrieb: 31 Ochſen, 15
Bullen, 454 Kühe oder Färſen, 341 Kälber, 710 Schweine.
Markt=
verlauf: Bei Schweinen lebhaft, ausverkauft; bei Großvieh ruhig,
langſam geräumt; bei Kälbern mittelmäßig. Preiſe pro 50 Kilo
Lebendgewicht in RM.: Ochſen a) 23—28, b) 15—20: Bullen
C) 19—232 Kühe a) 18—23, b) 14—16, c) 12—14: Färſen a) 24
bis 31, Kälber c) 24—32 d) 19—23: Schweine b) 44—46, C) 45
bis 47, d) 42—44. Die Preiſe für Schweinefleiſch erfuhren gegen
den Vormarkt durchſchnittlich einen Aufſchlag von 7 Pfg. pro Pfd.
Lebendgewicht.
Berliner und Frankfurker Effekkenbörſe.
Die Anfangsnotierungen an der Berliner Börſe lagen
auf einige Glattſtellungen, denen gegenüber zunächſt nur ziemlich
wenig Aufnahmeneigung beſtand, teilweiſe etwas ſchwächer. Die
Grundſtimmung war jedoch ziemlich widerſtandsfähig; im
allge=
meinen betrugen die Abweichungen nicht mehr als 1 Prozent nach
oben oder unten. Die Tendenz der Auslandsbörſen ſowie die
noch immer nicht voll behobenen Bankſchwierigkeiten in Teilen
der USA. und in Belgien vermochten ſich kursmäßig kaum
aus=
zuwirken. Verſchiedentlich gelangten wieder Stillhaltegelder zur
Einlage. Ilſe und Dortmunder Union waren auf
Dividende=
befürchtungen ſtärker angeboten. Ilſe Bergbau wurden etwa ſieben
Prozent ſchwächer taxiert. Ilſe Genußſcheine verloren 1,5 Proz.
und Dortmunder Union 2,5 Proz. Außerdem bemerkte man bei
Rheiniſche Braunkohlen, den Werten des Salzdetfurthkonzerns,
Orenſtein u. Koppel, Deutſche Linoleum. Siemens, Braubank
Ver=
luſte bis zu 2 Prozent. Auffallend feſt lagen A.E. G., die angeblich
neue Aufträge des Reiches erhalten haben ſollen. Dieſes Papier
zog nach und nach bis auf 28½ Prozent nach geſtern 26,5 Prozent
an. Hiervon ausgehend, ergaben ſich im Verlauf ziemlich
allge=
mein Erholungen. Die Kurſe waren unmittelbar nach der
Er=
öffnung bis zu 0,5 Prozent abgebröckelt und zogen dann vielfach
bis etwas über Anfangs an. Chadeaktien gingen 13 Uhr um 3
Mark auf 128 Mark herauf. Deutſche Anleihen lagen ruhig. Der
Gewinn betrug insgeſamt etwa 0,75 Prozent. Variable
Induſtrie=
obligationen hatten kaum Veränderungen aufzuweiſen.
Reichs=
ſchuldbuchverſchreibungen konnten ſich bis 0,5 Proz. beſſern. An den
übrigen feſtverzinslichen Märkten machte ſich etwas Angebot
be=
merkbar. Die Kurſe lagen nur knapp behauptet. Recht freundlich
blieben Reichsbahnvorzugsaktien, die bis auf 94½ Proz. anzogen.
Von Ausländern waren Bosnier etwas ſtärker gedrückt, d. h. 0,5
Prozent rückgängig. Sonſt ergaben ſich nur kleinere
Abbröck=
lungen.
Die Frankfurter Börſe lag außerordentlich ſtill. Da die
Weltbörſen in den letzten Tagen ſämtlich eine ſchwächere
Verfaſ=
ſung hatten, blieben Rückwirkungen auf die deutſchen Märkte nicht
aus. Allerdings bleibt die Tatſache beſtehen, daß das Publikum
nach wie vor an ſeinem Beſitz feſthält, ein Zeichen für das
Ver=
trauen in die nächſte Wirtſchafts= und Börſenentwicklung. Infolge
der Geſchäftsunluſt ging die Spekulation, die im weſentlichen das
Börſengeſchäft beſtritt, zu weiteren Glattſtellungen über.
Aller=
dings iſt auch die Kuliſſe zumeiſt nach oben engagiert und neigt
zu weiteren Käufen. Beſonders freundlich entwickelte ſich der
Rentenmarkt. Hier ſprechen die Diskontſenkungshoffnungen mit,
da man noch Ende dieſer Woche nach Vorlage des nächſten
Reichs=
bankausweiſes mit einer Herabſetzung um 0,5 Prozent rechnet.
Altbeſitzanleihe mit einer Kursſteigerung von 78 Prozent
bevor=
zugt. Neubeſitz ½, ſpäte Schuldbücher 0,5 Prozent freundlicher.
Am Aktienmarkt war das Geſchäft äußerſt träge. Es fanden erſt
Notizen nur in beſcheidenem Umfange ſtatt. Der geſamte Markt
hatte in der A.E.G.=Bewegung eine kräftige Stütze, die 1 Prozent
feſter lagen. Angeblich ſei heute die für das Ausmaß der
Kapital=
ſanierung entſcheidende Sitzung angeſetzt, „wobei nunmehr die
Börſe mit einer Zuſammenlegung von nur 2:1 ſtatt bisher 3:1
rechnet. Schwächer eröffneten Siemens um 1,5, Geſfürel um 0.25
Prozent, dagegen Licht u. Kraft unverändert. Am Chemiemarkt
ſetzten JG. Farben unverändert ein, verloren ſpäter 0,5 Prozent
und neigten weiter im Verlaufe etwas nach oben, Scheideanſtalt
0,5 Prozent niedriger. Von ſonſtigen Werten lagen
Reichsbank=
anteile 1,25 Prozent. Aku im Einklang mit ſchwächeren
holländi=
ſchen Kurſen 2 Prozent ſchwächer.
An der Abendbörſe war das Geſchäft wieder ſehr ſtill,
bei größter Zurückhaltung von Publikum und Kuliſſe. Die
ver=
ſtärkten Hoffnungen auf eine baldige Senkung des Diskontſatzes
gaben der Börſe eine gute Stütze. JG. Farben lagen gut
be=
hauptet bei 108,25. Teilweiſe etwas freundlicher waren
Montan=
werte, ſo gewannen Rheinſtahl 0.25, Ilſe=Genüſſe 0,5.
Gelſonkir=
chen 0,75, Harpener 1 Prozent. Am Elektromarkt waren A. E. G.
auf ihrem hohen Mittagskurs gut gehalten, desgleichen die
übri=
gen Elektrowerte. Schwächer lagen Aku um 5s Prozent auf die
flauen Amſterdamer Kurſe. Am Rentenmarkt ſetzte ſich die
Be=
feſtigung weiter fort. Altbeſitz 0,25, Neubeſitz 0,05 Proz, höher.
Deviſenabkommen mit Spanien.
Mit Wirkung vom 28. Februar 1933 können inländiſche
Im=
porteure, die im Beſitz einer allgemeinen Genehmigung nach III/3
der Richtlinien ſind und im Rahmen ihres bisherigen
Geſchäfts=
betriebs Waren aus Spanien bezogen haben, dieienigen Be age
die ſie zur Bezahlung von Waren aus Spanien benötigen, jedoch
wegen der Erſchöpfung der Höchſtbeträge ihrer allgemeinen
Ge=
nehmigung nicht mehr zahlen können, zugunſten ihrer ſpaniſchen.
Gläubiger auf ein bei der Reichsbank. Berlin SW. 11. für den
„Banco de Eſpana (Centr. oficial de contratacion de moneda)‟
eingerichtetes Sonderkonto in Reichsmark einzahlen. Dieſelbe
Regelung gilt für Warenlieferungen im Zahlungsverkehr mit
den Ländern Dänemark, Schweden, Schweiz, Italien, Frankreich,
Belgien=Luxemburg, die Niederlande, Norwegen, Finnland.
Mekallnokierungen.
Die Metallnotierungen in Berlin für je 100 Kilogramm am
22. Februar ſtellten ſich für Elektrolytkupfer, prompt cif Hamburg,
Bremen oder Rotterdam (Notierung der Vereinigung für die
Deutſche Elektrolytkupfernotiz) auf 46,75 RM. — Die Notierungen
der Kommiſſion des Berliner Metallbörſenvorſtandes (die Preiſe
verſtehen ſich ab Lager in Deutſchland für prompte Lieferung und
Bezahlung) ſtellten ſich für Original=Hüttenaluminium, 98 bis 99
Prozent, in Blöcken, Walz= oder Drahtbarren, auf 160 RM.,
des=
gleichen in Walz= oder Drahtbarren, 99 Prozent, auf 164 RM.,
Reinnickel, 98 bis 99 Prozent, auf 350 RM., Antimon=Regulus
auf 37—39 RM., Feinſilber (1 Kg. fein) auf 36,75—40,25 RM.
Die Berliner Metalltermine vom 22. Februar ſtellten ſich für
Kupfer: Februar. März 37 (37,50), April 37,50 (38,25), Mai
38 (38,50), Juni 38,25 (39), Juli 38,50 (39,25). Auguſt September
38,75 (39,25), Oktober 39 (39,50), November 39,25 (40). Dezember
39,50 (40,25), Januar 39,75 (40.50). Tendenz; kaum behauptet.
Für Blei: Februar 14 (15), März 14 (14,75). April 14 (15),
Mai 14,25 (15,25), Juni 14,50 (15,50), Juli 14,50 (15,50). Auguſt
14,75 (15,75). September 14,75 (16), Oktober 15 (16), November
15 (16,25), Dezember 15,25 (16,50), Januar 15,25 (16.50).
Ten=
denz: ruhig. Für Zink: Februar 19,25 (19,75), März 19,25
(19,50), April 19,50 (20) Mai 19,75 (20,25), Juni 19,75 (20,50),
Juli 20 (20,50), Auguſt 20,25 (20,75), September 20.50 (21),
Ok=
tober 20,50 (21,25), November 20,75 (21,75), Dezember 21 (22),
Januar 21,25 (22). Tendenz: ſtetig — Die erſten Zahlen
be=
deuten Geld, die in Klammern Brief.
Kleine Wirkſchaftsnachrichken.
Am 23. Februar begeht man in Cuxhaven den Tag, an dem
vor 25 Jahren der dortige Seefiſchmarkt eröffnet wurde. In dieſen
25 Jahren hat die Cuxhavener Fiſchwirtſchaft trotz vieler
Hin=
derniſſe eine ſtaunenswerte Entwicklung erfahren. Der
Auktions=
umſchlag ſtieg von 8,5 Millionen Pfund in 1908 auf 145 Mill. Pfd.
im Jahre 1932.
Wie wir erfahren, wurde der Termin für die neuen
Verhand=
lungen der Internationalen Rheinſchiffahrtskommiſſion zur
Sa=
nierung der Rheinſchiffahrt auf den 1. März in Mannheim
feſt=
geſetzt.
Wie die Adam Opel AG. mitteilt, konnte ſie in den letzten
Tagen anläßlich der Automobilausſtellung Auslandsaufträge von
nicht weniger als 8000 Wagen hereinnehmen, und hat begründete
Ausſicht, dieſe Zahl bis zum Schluß der Ausſtellung bis auf 10 000
zu erhöhen. Auch das Inlandsgeſchäft auf der
Automobilaus=
ſtellung ſei ſehr zufriedenſtellend.
Auf Grund der Kündigung einzelner Poſitionen des
deutſch=
franzöſiſchen Handelsabkommens kommen mit Wirkung vom 1. 3.
1933 die Vertragszollſätze von 2,50 Mark je Doppelzentner für
Rapsöl und Rüböl, Erdnußöl und Baumwollſamenöl in Fortfall.
und an deren Stelle treten die autonomen Sätze von 4 Reichsmark
je Doppelzentner.
Die geſamtpolniſche Kohlenförderung betrug im Januar 2.34
Millionen To, das ſind 0,08 Mill. To. weniger als im Dezember.
Auf das oberſchleſiſche Revier entfallen 1.73 Mill. To. (minus 0.03
Mill. To.). Der Geſamtabſatz erreichte 2.08 Mill. To., wovon 1.26
Mill. To. im Inlande abgeſetzt und 0,82 Mill. To. exportiert
wur=
den. Die Haldenbeſtände am Monatsende betrugen 2,349 Mill.
To. gegenüber 2,52 Mill. To. am Monatsanfang.
In London tagt gegenwärtig nach einer Information des
Evening Standard eine Weltpetroleumkonferenz, an der alle
Petroleum produzierenden Länder mit Ausnahme von Rußland
teilnehmen. Zweck der Beſprechungen, die hinter verſchloſſenen
Türen ſtattfinden, ſoll ſein, die Weltpreiſe für alle Oelerzeugniſſe
u ſtandardiſieren und die Induſtrie auf eine gewinnbringendere
Baſis zu ſtellen.
Berliner Kursbericht
vom 22. Februar 1933
Deviſenmarkt
vom 22. Februar 1933
Md
Deutſche Baniu.
Disconto=Gef.
Dresdner Bank
Hapag
Hanſa Dampfſch.
Nordo. Lloyzd
A. E. G.
Bahr. Mororenw.
C. P. Bemberg.
Bergmann Elektr
Berl. Maſch.=Bau
Conti=Gumm
Deutſche Cont. Gas
Niect
71.75
61.50
17.25
30.50
17.25
28.125
92.125
42.—
20.75
32.375
125.75
113.—
Meiſ
Elektr. Lieferung
J. G. Farbe
Gelſ. Bergw.
Geſ. f.eiektr. Untern.
Harpener Bergbau
Hoeſch Eiſen u.
Köln=Neueſſen
Phil. Holzmann
Kali Aſchersleben 1
alöonerwerke.
Ko sw. Chem. Fabr.
Mannesm. Röhr.
Maſch.=Bau=Untn.
Srenſtein & Koppel
20.50
82.—
108.75
59.125
77.375
87.50
53.125
48.375
119.—
44.125
68.35
59.25
38.75
39.50
Meee e
Rürgerswerie
Salzdetfurtk Kali
Leonl. Tiet
Berein. Stahlwerkel 35.—
Weſteregeln Alkali /115.—
Agsb.-Nrnb. Maſch
Baſa) Lin
Berl. Karlsr. Ind.
oirſch Kupfe.
Hohenlohe=Werte
Lindes Eismaich
VogelZeieer. Draht
Wanderer=Werke
43.—
172.—
37.
17.375
72.—
12.50
17.50
76.25
27.50
58.75
Helſingfors
Wien
Prag
Budapen
Sofig
Solland
Eslo
Kovenhagen
Stocholm
London
Buenvs=Aires
New York.
Belgien.
Italien
Paris
Währung
100 Schilling
100 Tſch. Kr.
100 Pengs
100 Gulden
100 Kronen 3,78
100 Kronen
100 Kronen
1 2.Sta.
1 Pap. Peio
1 Oollar
100 Belgg" s
ſ100 Lire
100 France 11
100 finn.M. 6.374 6.3761
48.45
12.u65
2:20
100 Leva 3.057 3.083
169.33
84.14
6.22
4.39
0.83=
4.309
56.S4 59.06
16.60
GeLBrief
42.55
12.485
170.17
73.92
68.26
76.39
14.43
0.331
4.217
21.51 21.,55
16.64
Schweiz
Spanien
Danzig.
Japan
Rio de Janero
Jugoflawien
Tortugal
Athen.
Sſtambu!
Kairo
Kanado
Uruguah
3sland
Tallinn (Eſl.
Rigo
Furmkädter und Kartokatbant Barmftabt, Billan dit Strssher Sunt
Frankfurter Kursbericht vom 22. Februar 1933.
Stenergutſcheine
ſällig 1. 4. 34...
1. 4. 35...
1.4.38 ..
1. 4.37...
„ 1. 4. 38...
626 Dtſch. Reichsan!
D 43
5!30Intern.,
69Baden ..."
6% Bayern ....
68 Heſſen „„v. 29
6% Preuß. St. v. 28
6% Sachſen v. 27
62 Thüringen v.27
Dtſch. Anl.
Auslo=
ſungsſch. 4,
Ab=
löſungsanl..
Dtſche. Anl.
Ablö=
ſungsſch. (Neub.)
Deutſche
Schutzge=
bietsanteihe .—
62Baden=Baden
6%Berlin ...v. 24
6% Darmſtadt
6% Dresden, v. 24
620 Frankfurt a.M
Schätze. v. 29
v. 26
62 Mainz ...
6%Mannheimv. 27
6%München v. 29
62 Wiesbaden v.28
6% Hefi. Landesbl.
Goldoblig
18 Heſſ. Landes=
Hyp.=Bk.=Liquid.
434 Ju Kom.=Obl.
95
881,
81:
341,
94.1
78.5
807,
84.25
941,
83.25
74.5
68.25
8.9
6.45
63.5
30
65
63
75.5
65
3
83
72.5
86.75
78.5
Piee
Pfd.=Anſt. G. Pf.)
16% Goldoblig.
60 Landeskomm.
Bi. Girozentr. für
Heſſ. Goldobl. R.11
R.19
62 Kaſſeler Land. Goldpfbr.,
6% Naſſ. Landesbk.
5½% Liqu. Obl.
Dt. Komm.
Sam=
mel=Ablöſ.=Anl.
*AuslSer.
.. Ser.II)
Dt. Komm. Samm.=
Abl. Neubeſitz).
Berl. Hyp. Bt.
½2%0 „ Ligu.=Pfbr.
6% Frkf. Hyp.=Bt.
5½% Lig. Pfbr
„ Goldoblig.
8% Frkſi. Pfbr.=Bk
Lig.=Pfbr.
83 Mein.Hyp.=Bi.
5½ %0 Lig. Pfbr.
6% Pfälz. Hyp.=Bi.
Lig.Pfbr.
85 Rhein. Hyp.B
½% Lig.Pfbr.
Goldoblig
6% Südd. Bod.
Cred.=Ban!.
5½
„ Lig.Pfbr.
62 Württ. Hhp. B.
6% Daimler=Benz
62 Dt. Linol. Werke
6% Mainkrw. v 26
84
74
68.5
83.5
84‟
86.75
61.5
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83
86.5
84.75
86.75
74.5
84.25
88.5
84.5
85.25
87.5.
85
84.25
86.5
77
R
87.25
69
85.7!
83.75
16% Mitteld, Staht.)
6% Ver. Stahlwerke
62 Voigt & Häffner
3. G. Farben Bonds
5% Bosn. L. E.B
O Inveſt.
5% Bulg. Tab.v.02
4½% Oſt. Schätze
4%0 Sſt. Goldrente
5% vereinh. Rumän
12 Türk. Admin
1. Bagbad
„ Bollanl.
1% ungarn 1913
1914
Goldr.
1910
4½Budp. Stadtan!
42 Liſſabon
42 Stockholm
Abtien
Aig. Kunſtzideuntel
A. E. G.
AndregeNoris Zahn!
Aſchaffba. Brauerei!
Zelſto
Bemberg, J. P...
Berl. Kraft u. Lichtl120.5
Buderus Eiſen...
Eement Heidelberg
Karlſtadt
3. G. Chemie, Baſell=
Chem.Werke Albert!
Chade .
...
Contin. Gummiw. 125.2
83
77
99.75
3.
6.7
10ſ.
5.4
31
80
35.5
2811,
93
83
K=
123
z20
Mii Hue
Daimler=Benz ....! 24,
Dt. Atl. Telegr.
Erdö ...../ 91
Di Gold= u. Eilber=
Linolwerl.Berll 36
Dortm. Ritterbräu 81.5
Eleitr. Lieferg.-Gei. 82
Licht u. Kraft! 81.25
ſchw. Bergw” (20s‟
Eßling. Maſchinen.
Faber & Schleicherl 33.5
J. G. Farbeninduſr. /1C82),
Felt. & Gut lequme / 52
Franlfurter Kof ..1 37.25
Selſent. Bergwer:.
Geſ.f.elektr.Untern.
Goldſchmid Th.
Britzner=Kahier.
Grün & Bilſinger. /173
Hafenmühle Frift
Hammerſen, (Oen.)
Hanaue: Hofbrauh.
Hanfwerfe Füſſen.
Harpene: Bergbaul
denninger Kempf
HilpertArmaturfrb. 39.25
Hindrichs=Aufferm.
Hirſch Kupfer.
Hochtief Eſſen=
77.25
Ho zmann, Vh‟ „ 47l.
zlſe Bergb. Stamm).
Genüſſel105.75
Junghans.
*is
TaliChemie.
Aſchersre
113
ſcheide=Anſtaltl us6. 75 Lech, Augsburg.
Dhckerho & Widm/ 15.75 Maink.=W. Köchſt.
Eichbaum=Berger: / 51. Mainz.Akt.=Br.
20
Feinmech. (Jette: 23:1, leberbedar
(Klein, Schanzlin I
Klöcknerwerte .
Knorr C. H..... .
Sahmeher & Co. .
2aurahütte ......
lLöwenbr Münch. ſ
Lutz, Gebr. Darmſt.
Mannesm.=Röhren
Mansſeld. Bergb.
Metallge). Franki.
Miag. Mühlenbau.
Monte atin Mailt
Motoren Darmſtadt
Bhön „Bergbau.
Meiiger, Gebbert.
(Rh. Braunkohlen.
Elektr. Stamm
Stahlwerie
Riebec Montan .I
Roede Gebr..
MRütgerswerte
KSalzdetfuril Kali
Salzw. Heilbronn
Schöfferhof=Bind.
Schramm Lackfbr.
Schrifta. Stempel.
USchucker:, Eleltr.
Schwarz=Storchen.
Siem. Gasinduſtr.
Siemen & Halske. 1139
Südd. Lucker=A. G.
Tellus Berabau.
Thür. Liefer.=Geſ.=
Tietz Leonhard
Innterfranken ...
Stahlwerr
Naf
118.25
26.55
euo
68.5
S.
27.5
12.5
3421,
50
98
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43l.
160.5
33.5
87
69.5
34.75
Wie Mign
Voigt & Haeffner.
Bahß & Freytag.
Weſteregeln Kall. I.
1Zellſtr i/ Waldhof
Memel
Altg. Dt. Crediter!
Badiſche Bant.. .
Bk. f. Braunduſt:
Bayer Hyp. u. W.
Berl San elsge
Sypothekbl.
Comm. Privath
Di. Ban und Disc.
Dt. Eff. u. Wechie
Dresdner Bank
Frantf. Ban!.
Shp.=Bant
Mein Hyp.=Bank
Pfälz. Hyp.=Bant
Reichsbant=An.
Rhein, Hyp.=Ban1
Südd. Bod.-r. B1.
Württ! Notenbar
A..G. Ver ehrsn.
Allg. Lokalb. Kraftu
7%0 Dt. Reichsb. Vz/
Hapag
Nordb. Llotzd
Südd Eiſenb.=Ge
Allian, u. Stur:
Verſicherung
Verein. Verſ./*
Franfona Rück=u. M
Mannheim Verſich.! 20
Otavt Minen=
Schantungkantels
94
28.5
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49.5
20
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74.75
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71.75
70
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59
86
80
81
148.75
95
X
17.1
41
a
Zs
[ ← ][ ]Seite 12 — Nr. 54
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Donnerstag, 23. Februar 1933
Samstag, Sonntag und
Fastnacht-Dienstag
Große
karnevalistische
Konzerte
im
(2760b
aasfraus Kkdun
Mit und ohne Visier
zum
Mozart-Verein
Euer Gewandl bestimmt das
Motto
„Aus allen Zeiten
und Tonen”
Samstag, 25. 2, SAALBAu
Kartenb. O,Iikze,Elisabethenstf 4.
—
K
1
Cafe Ott
Faſtnacht- Samstag, Sonntag, Montag und
Dienstag
die ganze Nacht geöffnet.
27446
Heag-Sonderfahrten.
Sonntag, 26. Februar, vorm. 7.50 Uhr
ab Heaghaus, Winterfahrt
nach Rohrbrunn 1. Spessart
Skilaufmöglichkeit, gut.
Schnee-
lage .. . Fahrpreis Mk. 4.20
Sonntag, 26. Februar, vorm. 9.00 Uhr
ab Heaghaug.
Nur bei guter Schneelage nach
Neunkirohener Höhe
Fahrpreis Mk. 1.60
2774)
Montag, 27. Februar, Abfahrt 9.00 Uhr
vorm. Heaghaus
Zum Rogen-Hontag-Zug
nach Hainz
Besichtigung des Festzuges vom
Omnibus aus. Fahrpreis Mk. 1.75
Auskunft und Karten nur im Heaghaus,
Sonderfahrten-Abt., Tel. 5590
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5FTorukkeige!!
Nur noch heute u. morgen. Heute und folgende Tage. 1 Nur noch hente u. morgen.
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Das Geheimnis
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(Ein Liebesroman im Hause Habsburg)
In jeder Vorstellung ist
Erzherzog Leopold v. Oesterreich
persönlich anwesend
und spricht über seine Erlebnisse im
Hause Habsburg.
Jugendliche haben Zutritt.
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Nach
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Veidt 4
De
Beginn: 4.00, 6.20 und 8.20 Uhr
Sonderfahrken
der Deutſchen Reichspoſt
in Arbeitsgemeinſchaft mit dem
Ver=
kehrsverein Darmſtadt als Vertreter des
Mitteleuropäiſchen Reiſebüros
Zum Roſenmonkagszug
in Mainz am 27. Februar.
Abfahrt 9 Uhr. Fahrpreis 1.75 RM.
Kartenverkauf: Reiſebüro Luiſenplatz 4.
Fernruf 221. — Auskunft über
Fahrt=
angelegenheiten uſw. Poſtamt 2,
Fern=
ruf 4790. — Ausführung der Fahrten
nur bei genügender Beteiligung. (2768
Zehwarve Husar
mit Wolf Albach-Retty, Ursula
Grabley und Otto Wallburg.
Regie: Gerhard Lamprecht.
Ein verwegenes Spiel von Liebe,
Kriegslist und kecken
Husaren-
streichen mit Verfolgungen von
kühnstem Tempo und einem
Schuß befreienden Humors.
Dazu das reichhaltige
Beiprogramm.
Ingendliche haben Zutritt.
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Pat und Patachon
in ihrem Heiterkeits-Erfolg
Kmall ung Fall
Wie sie über Dächer und Gerüste
steigen — wie sie das knall- und
rauchlose Palver erfinden
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