Einzelnummer 15 Pfennige
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Heſſiſche Neueſte Nachrichten
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Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
Wöchentliche illuſtrierte Beilage: „Die Gegenwart”, Tagesſpiegel in Bild und Wort
Nachdruck ſämtlicher mit * verſehenen Original=Aufſätze und eigenen Nachrichten nur mit Quellenangabe „Darmſt. Tagbl.” geſtattei.
Nummer 29
Sonntag, den 29. Januar 1933.
196. Jahrgang
27mm breite Zeile m Kreie Darmtadt 23 Reichspfg
EinanzAnzelgen 50 Reſchepig. 92mm breite
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Gewalt, wie Krieg, Aufruhr. Strell uſw. erſiſcht
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Rabatt weg. Banſkonio Deutſche Bani und
Darm=
ſtädter und Nalonaban.
Schleicher erhälk vom Reichspräfidenken keine Auflöſungsvollmacht. — Geſamkdemiſſion des Kabinekks. — Papen mit der
Prüfung der Möglichkeiken für eine parlamenkariſche Mehrheitsbildung beaufkragk. — Der Reichskag
Berlin, 28. Januar.
Das Reichskabinett war am Samstag mittag um ½12 Uhr zu einer Sitzung zuſammengetreten, in der dem
Reichs=
kanzler die Eventualvollmacht gegeben wurde, dem Reichspräſidenten die Demiſſion des Kabinetts anzubieten für den Fall,
daß der Kanzler die Auflöſungsvollmacht nicht erhalte. Um 12.15 Uhr begann die Beſprechung des Reichskanzlers beim
Reichspräſidenten, in deren Verlauf Reichspräſident von Hindenburg dem Kanzler die geforderte Auflöſungsvollmacht
ver=
weigerte. Der Reichspräſident, ſo heißt es in der amtlichen Auslaſſung, glaubte nicht in der Lage zu ſein, bei der
augen=
blicklichen politiſchen Lage ihm dieſe Vollmacht geben zu können. Daraufhin hat Reichskanzler von Schleicher dem
Reichs=
präſidenten die Geſamtdemiſſion der Reichsregierung angeboten. Der Reichspräſident hat die Demiſſion angenommen und das
Kabinett mit der einſtweiligen Weiterführung der Geſchäfte beauftragt. Im Anſchluß an die Unterredung mit Schleicher
empfing der Reichspräſident den ehemaligen Reichskanzler von Papen und beauftragte ihn damit,
Verhandlungen mit den Parteien zu führen, um feſtzuſtellen, ob eine Regierungsbildung auf
parlamentariſcher Grundlage möglich wäre.
* Die Geſchichke der Demiſſion.
Mißglückker Vorſtoß Schleichers gegen ſeine Gegner.
Von unſerer Berliner Schriftleitung.
Die Formalitäten der Demiſſion des Kabinetts Schleicher
haben ſich am Samstag vormittag ziemlich raſch abgewickelt.
Zunächſt hatte der Kanzler eine Kabinettsſitzung anberaumt die
den Eventualbeſchluß faßte, den Rücktritt einzureichen, falls ſich
der Reichspräſident weigern ſollte, dem Kanzler die
Auflöſungs=
vollmacht zu geben und ihm damit einen Beweis ſeines
Ver=
trauens in die Hand zu drücken. Im Anſchluß daran fand eine
viertelſtündige Unterredung Schleichers beim Reichspräſidenten
ſtatt, die für Schleicher den bekannten negativen Verlauf nahm,
der nicht mehr aufzuhalten war, ſeitdem Schleicher auf Grund
von Informationen, die ihm Freitag aus der Umgebung des
Reichspräſidenten wurden, wußte, wie ſeine Sache beim
Reichs=
präſidenten ſtand.
Schleicher hat trotzdem am Samstag beim
Reichsprä=
ſidenten noch einmal einen Vorſtoß gegen ſeine Widerſacher
unternommen. — Er hat den Reichspräſidenten
ge=
warnt, einer Partei unter dem Deckmantel des
Präſidialkabinetts die geſamte Macht
auszu=
liefern. Damit hat Schleicher die Deutſchnationalen gemeint,
während er ſich gleichzeitig noch einmal unter Darlegung der
verſchiedenen Möglichkeiten, eine Regierung zu bilden, lebhaft
für eine Kanzlerſchaft Hitlers einſetzte.
Schleichers „Möglichkeiken” zur Löſung der Kriſe.
Als erſte Möglichkeit bezeichnete er die Bildung einer
parlamentariſchen Mehrheitsregierung. Dieſe
Möglichkeit beſtehe nur, wenn Hitler die Führung
eines derartigen Kabinetts erhalte. Zweitens ſei die
Bildung einer auf eine ſtarke Volksſtrömung
geſtützten Minderheitsregierung möglich, die wohl
ebenfalls nur unter Führung Hitlers, aber mit
Unterſtützung der übrigen Gruppen der Rechten
zu erreichen wäre. Wenn der Reichspräſident ſeinen Widerſtand,
den er bisher gegen eine ſolche Löſung gehabt habe, aufgeben
würde, ſo hätte auch dieſe Löſung Ausſichten auf Erfolg. Die
dritte Möglichkeit ſei die Bildung eines
Präſi=
dialkabinetts, das, wie das jetzige, vollkommen über ten
Parteien ſtehend und mit keiner verbunden, die Staatsautorität
als Sachwalter des geſamten Volks zu wahren hätte. Einem
ſolchen Präſidialkabinett müßten dann aber auch die nötigen
Voll=
machten gegeben werden, wenn es keine Mehrheit im Reichstag
fände.
Hindenburg beaufkragt Papen mit der Sondierung
der „Mäaſchſelelt.
Kaum hatte aber Herr von Schleicher das Zimmer des
Reichs=
präſidenten verlaſſen, da wurde auch ſchon der frühere Kanzler
von Papen gemeldet, der dann vom Reichspräſidenten
den Auftrag erhalten hat, die Stimmung bei den einzelnen
Parteien feſtzuſtellen, und den Verſuch zu machen, eine Löſung
der Schwierigkeiten im Rahmen der Verfaſſung und mit deu
Reichstag zu verſuchen.
Die Einſchaltung Papens bedeutet, daß der frühere Kanzler
die Rolle eines Verhandlungsführers übernommen, während der
Reichspräſident ſelbſt, wenigſtens vorläufig, darauf verzichtet, die
üblichen Empfänge der Parteiführer vorzunehmen.
Herr von Schleicher hat nach ſeiner Demiſſion verſichern laſſen,
daß ihm der Reichspräſident ſchon ſeit langem grolle, und zwar
lediglich wegen ſeines im Vorjahre gemachten Vorſchlages, Adolf
Hitler die Kanzlerſchaſt in einem autoritären Kabinett zu
über=
tragen. Richtig daran iſt, daß der Reichspräſident von
Hinden=
burg dem Kanzler von Schleicher von vornherein mit einer
ziem=
lichen Reſerve gegenüberſtand, vor allem wohl auch, weil er
innnerlich von Herrn von Papen nicht loskommen konnte, und
daß er angeſichts dieſes Verhältniſſes zum Kanzler von Schleicher
den Sprung ins Dunkle, alſo die Reichstagsauflöſung, nicht wagen
wollte. Herr von Schleicher hat übrigens, was unterſtrichen
wer=
den muß, nur die Auflöſungsorder beantragt und die
Unter=
zeichnung einer Verordnung gegen die politiſche Hetze. Er hatte
nicht die ſogenannte Burgfrieden=Verordnung gefordert, die den
Notſtand mit all ſeinen Begleiterſcheinungen, alſo auch die
Hin=
ausſchiebung der Neuwahlen in ſich ſchließen würde.
v. Schleicher.
v. Papen.
Papens Ausſichken.
* Berlin, 28. Januar. (Priv.=Tel.)
Der Beauftragte des Reichspräſidenten, Herr von Papen,
hat in den letzten Wochen ſehr eingehend mit den Gruppen der
Rechten politiſche Verhandlungen geführt. Die Zuſammenkunft
mit Hitler in Köln iſt ebenſowenig geheim geblieben wie die
anderen Beſprechungen. Es iſt ihm unzweifelhaft gelungen, den
Boden der alten Harzburger Front etwas aufzulockern. Nur
bleibt abzuwarten, ob ſeine Beſtrebungen auch
zum Ziele führen werden.
Zunächſt hat er den Auftrag erhalten, ſich zu informieren,
ob überhaupt die Bildung einer parlamentariſchen Mehrheit
möglich iſt. Dieſer Auftrag bedingt Verhandlungen mit
den Nationalſozialiſten, den Deutſchnationalen
und dem Zentrum. Er hat noch am Samstag die offizielle
Fühlung aufgenommen. Feſtſtellen ſoll er auch, ob Hitler bereit
ſein wird, an die Spitze eines parlamentariſchen
Mehrheits=
kabinetts zu treten, und ob das Zentrum Neigung beſitzt,
über=
haupt an einer derartigen Kombination teilzunehmen. Papen
ſoll dann weiter zu klären ſuchen, unter welchen Bedingungen
Hitler in die Regierung eintreten würde.
Nach den bisherigen Aeußerungen der Nationalſozialiſten in
ihrer Preſſe muß man annehmen, daß Adolf Hitler mindeſtens
die Führung in der Reichsregierung, ebenſo wie die
Ueberant=
wortung der wichtigſten Miniſterien für ſich in Anſpruch nimmt.
Es wird zwar behauptet, daß die Verhandlungen im Kreiſe der
Harzburger Front, alſo mit den Deutſchnationalen, eine recht
günſtige Entwicklung genommen habe. Daraus müßte man
ſchließen, daß die Deutſchnationalen bereit ſein würden, einer
Kanzlerſchaft Adolf Hitlers zuzuſtimmen. Aber vorläufig wird
man gut daran tun, die Beſprechungen Hugenberg—Hitler, die
übrigens die ganze Nacht vom Freitag zum Samstag hindurch
angehalten haben, ſkeptiſch zu beurteilen. Allzuviel Zeit haben
die Harzburger Parteien nicht mehr. Sie müſſen ſich beeilen, da
der Reichspräſident ſchon am Montag wiſſen
will, welches Ergebnis Herr von Papen bei
ſeiner Fühlungnahme erzielt hat. Sollten ſich
alle Möglichkeiten, eine Regierung unter
Ein=
beziehung der Nationalſozialiſten und vielleicht unter
Einſchal=
tung des Zentrums in die Harzburger Front zu bilden;
zer=
ſchlagen, dann iſt es nicht ausgeſchloſſen, daß
Herr von Papen das Erbe Schleichers antritt.
Wir müſſen uns aber dann wohl doch darauf einſtellen, daß
Papen zum mindeſten die Auflöſungsvollmacht
be=
kommt, beſtimmt auch die Verordnung gegen die
politiſche Hetze. Ob der Reichspräſident ihm noch
weiter=
gehende Vollmachten gewähren wird, muß man zunächſt offen
laſſen.
* Schleichers Skurz.
Ein jäher Sturz aus ſtolzer Höhe, wie ihn jetzt Herr von
Schleicher erlebt hat, iſt doch etwas ungewöhnliches. Vorgeſtern
noch nahezu allmächtig, Reichskanzler und Reichswehrminiſter,
dem alle Möglichkeiten offen zu ſtehen ſchienen, heute ein
er=
ledigter Mann. Schleicher iſt, — vielleicht darf man das ſo
for=
mulieren — an dem geheimnisvollen Nimbus
ge=
ſcheitert, der ihn umgab. Er war ſeit langem ſchon die
rätſelhafte Figur des Hintergrundes. Ihm wurde
eine ähnliche Stellung angedichtet, wie ſie um die
Jahrhundert=
wende Holſtein, „die graue Exzellenz” einnahm, der hinter den
Kuliſſen faſt unbegrenzten Einfluß beſaß, nach außen hin aber
nie in die Erſcheinung trat und eben, um die Macht ſelbſt zu
behalten, auf die Attribute der Macht, auf Litel und Stellung
keinen Wert legte. Nur, daß ſchließlich Herr von
Schlei=
cher früher, als ihm lieb war, in das
Rampen=
licht gedrängt wurde. Er iſt es geweſen, der die
Kalt=
ſtellung des Doppelminiſters Groener einleitete. Er hat bei dem
plötzlichen Sturz Brünings die Hände im Spiel gehabt und er
konnte für ſich immer das moraliſche Schwergewicht der
Reichs=
wehr in die Waagſchale werfen. Er war zudem der einzige, der
gute Beziehungen zu den Nationalſozialiſten unterhielt, als
deren beſonderer Vertrauensmann er galt. Er hat auch Herrn
von Papen erfunden, der die offene Kursdrehung zu den
Nationalſozialiſten einleiten ſollte, und Schleicher war geſchickt
genug, ſeine Fäden zum Braunen Hauſe nicht abreißen zu laſſen,
auch als Papen in offenen Konflikt mit Hitler geriet.
So ſchien ſeine Stellung ungeheuer ſtark, als
er nach Papens Rücktritt in die Breſche ſprang.
Denn er brachte als Mitgift die Unterſtützung des Zentrums und
die Hoffnung auf die Unterſtützung der Nationalſozialiſten mit.
Unbegreiflich beinahe, daß er trotzdem in knapp acht
Wochen ſich verbraucht hat, nachdem er erleben mußte,
wie die Nationalſozialiſten das Kriegsbeil
gegen den von ihnen ſo bitter befehdeten Herrn v. Pap en
begruben und dafür ihm offen den Kampf anſagten. Hier
begann alſo die erſtetaktiſche Schwäche ſeiner
Stel=
lung die von ſeinen zahlreichen Gegnern
ge=
ſchickt ausgenutzt wurde. Sie haben ihn mit denſelben
Mitteln bekämpft, die er ſo gut zu gebrauchen wußte. Sie haben
ihn überſpielt und ihn ſchließlich in eine Lage hineingedrängt,
aus der ihm als der einzige Ausweg nur der
Rück=
tritt blieb, da er auch an dem Reichspräſidenten
den ſo notwendigen Rückhalt nicht mehr hatte.
Der Fall Schleicher iſt eben nur pſychologiſch zu löſen:
Es iſt ein Unterſchied, ob man als General, von der Wehrmacht
aus, politiſche Nützlichkeiten theoretiſch verficht, oder ob man als
Kanzler nicht nur mitten in einem Haufen von Intrigen ſondern
auch von täglicher Kleinarbeit ſteckt und im Augenblick jeweils
die richtige Entſcheidung treffen muß. Dabei iſt der Beweis, daß
Herr von Schleicher ſeiner Aufgabe nicht gewachſen war, nicht
erbracht. Alles, was er tat, konnte ſchließlich Taktik ſein. Es war
ſehr gut denkbar, daß er damit rechnete, die Parteien würden
ſich totlaufen und ihn ſchließlich doch tolorieren, weil keine
an=
deren Möglichkeiten mehr vorhanden waren. Wenn das ſeine
Rechnung war, dann hat er ſich aber in zwei Punkten geirri.
Er hat einmal die Zeit überſchätzt, die ihm zur Verfügung ſtand,
und er hat weiter überſehen, daß man in Kriſenzeiten nicht nur
Taktik treiben, ſondern auch etwas Poſitives leiſten muß. Seine
Idee war die Syntheſe aus dem parlamentariſchen und
autori=
tären Syſtem. Dieſem Phantom hat er Opfer über Opfer
ge=
bracht. Die ſachliche Bilanz ſeiner Kanzlerſchaft
ent=
hält nur Aufhebung der politiſchen Notverordnungen, daneben
den viel angefeindeten Butterbeimiſchungszwang für die
Mar=
garine, der aber auch nur Theorie geblieben iſt. Wenn er aber
Gegenſätze wie Hitler, Straßer und Stegerwald unter einen Hut
bringen wollte, dann mußte er vorſichtiger operieren, mußte ſich
wenigſtens vorübergehend zu einer Politik der Grundſatzloſigkeit
bekennen, die ſich aber nicht im Negativen erſchöpfen durfte.
Das parlamentariſche Syſtem und das
auto=
ritäre Syſtem ſind gewiß in der Theorie nicht
unüberbrück=
bare Gegenſätze. Es ließe ſich denken, daß die Grenzen verwiſcht
und ein Mittelding gefunden werden könnte, das beide Methoden
durch Ausbalanzierung der Kräfte miteinander verbände. Die
Art aber, wie Herr von Schleicher dem Problem beikommen
wollte, indem er dem Anſchein nach das autoritäre Syſtem
ver=
trat, aber durch ſein Zaudern die Autorität untergrub, auf die
er ſich ſtützte, mußte in ihrer Zwieſpältigkeit verſagen.
Was ſich in den letzten Wochen in Berlin abgeſpielt hat, das
ſtand unter einer Atmoſphäre von Mißtrauen und Intrigen,
Seite 2 — Nr. 29
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Sonntag, 29. Januar 1933
Was ſich hinter den Kuliſſen ereignete, war ein Kampf aller
gegen alle, der mit geradezu leidenſchaftlicher Erbitterung und
nicht immer mit ehrlichen Waffen geführt wurde. Aus dieſer
Luft müſſen wir endlich herauskommen. Wir müſſen wieder
er=
kennen lernen, daß die gemeinſame Sorge die
Ret=
tung des Staates iſt, und daß erſt in zweiter Linie die
Frage kommt, ob dieſe Rettung nun genau nach den Rezepten
erfolgt, die irgendeine Partei auf Lager hat. Es wäre nützlich,
wenn alle, die jetzt um die große Entſcheidung der Nachfolge
Schleichers ringen, ſich deutlich vor Augen hielten, daß nicht
Empfindlichkeit oder perſönlicher Ehrgeiz,
ſon=
dern nur die Verantwortlichkeit dem Staate
gegenüber für ihr Handeln ausſchlaggebend ſein darf.
Große Worte werden ja ſehr leicht abgenutzt. ber man darf
doch vielleicht, ſolange es noch Zeit iſt, einmal offen ausſprechen.
daß die Kriſis, die wir jetzt durchmachen,
ſchickſals=
ſchwer für unſere ganze Zukunft iſt; denn ſie kann
ſehr leicht aus einer Regierungskriſe zu einer
Präſidentenkriſe und zu einer Staatskriſe
werden.
Dienskagsſihung des Reichstags
adgeſeh.
Sozialdemokrakiſcher und kommuniſtiſcher Prokeſt
gegen die Reichskagsverſchiebung.
Berlin, 28. Januar.
Aus dem Hauptbüro des Reichstages wird amtlich
mit=
geteilt:
Die nächſte Reichstagsſitzung am Dienstag fällt aus. Der
Aelteſtenrat iſt für Dienstag nachmittag 15 Uhr einberufen.
Herr Goering hat am Samstag unmittelbar nach
Bekannt=
werden der Demiſſion des Kabinetts Schleicher ziemlich
eigen=
mächtig den Reichstagsabgeordneten telegraphiſch mitgeteilt, daß
die für Dienstag anberaumte Sitzung nicht ſtattfindet, daß dafür
aber am gleichen Tage der Aelteſtenrat zuſammentreten wird. Die
Linksparteien fordern den Zuſammentritt des Reichstages und
für Montag eine Beratung des Aelteſtenrats.
Die kommuniſtiſche Reichstagsfraktion hat an
den Reichstagspräſidenten Goering ein Schreiben gerichtet, in
dem ſie ebenſo wie die Sozialdemokraten ſchärfſten
Pro=
teſt gegen die willkürliche Abſetzung der für
Dienstag vorgeſehenen Plenarſitzung des
Reichstages einlegen und erneut die Einberufung des
Aelteſtenrats für Montag vormittag fordern. In einem Brief der
Sozialdemokratiſchen Reichstagsfraktion an den
Reichstagspräfi=
denten wird darauf hingewieſen, daß in der letzten Sitzung
des Aelteſtenrats ausdrücklich ein Wiederzuſammentreten des
Aelteſtenrats vereinbart worden ſei für den Fall, daß bis
Diens=
tag irgendwelche beſonderen politiſchen Ereigniſſe einträten.
Dieſe Abmachung habe den Sinn gehabt, daß in einer neuen
Sitzung des Aelteſtenrats Beſchlüſſe über die Plenarſitzung und
eine etwaige Aenderung der Tagesordnung gefaßt würden.
Unter dieſen Umſtänden hätte nur der Aelteſtenrat das Recht
gehabt, eventuell die Plenarſitzung vom Dienstag abzuſagen.
Die Sozialdemokraten ſind daher der Auffaſſung,
daß der Präſident ſeine Befugniſſe
überſchrit=
ten habe und beantragen, eine Sitzung des Aelteſtenrats
ſpä=
teſtens für den Vormittag des 30. Januar einzuberufen.
Zenkrum und 2BP. zur Regierungskriſe.
Die Zentrumsfraktion des Reichstags befaßte ſich am
Samstag mittag in einer allerdings nur ſpärlich beſuchten Sitzung
mit den neueſten politiſchen Ergebniſſen. Beſchlüſſe wurden dabei
nicht gefaßt. Die Haltung des Zentrums wird, das ging ſchon aus
dieſen vorläufigen Beſprechungen hervor, zunächſt
durchausab=
wartender Natur ſein.
Die Preſſeſtelle der DVP. teilt mit:
Die Reichstagsfraktion der DVP. nahm in ihrer
heutigen Sitzung zur politiſchen Lage Stellung. Es kam die große
Erregung darüber lebhaft zum Ausdruck, daß durch
poli=
tiſche Wühlereien eine neue Kriſe entſtanden iſt.
Durch ſolche Methoden der fortgeſetzten
Beun=
ruhigung unſeres öffentlichen Lebens, die jede Staatsführung
unmöglich machen, wird die Hoffnung auf
wirtſchaft=
lichem Wiederaufſtieg, ſozialen Frieden und ſtaatlicher
Aufbau in unſerem Volk zerſtört. Beſonders iſt zu
verur=
teilen, daß eine Regierung zum Sturz gebracht
worden iſt, ohne daß irgend ein klarer Weg für die
wei=
terepolitiſche Entwicklungerkennbar iſt. Die
Frak=
tion der DVP. lehnt die Verantwortung für die aus der neuen
Regierungskriſe ſich ergebenden wirtſchaftlichen und politiſchen
Folgen nachdrücklichſt ab.
Begegnung mit Zeitgenoſſen
in weſtindien.
Von Kaſimir Edſchmid.
Jedermann kennt das Geſetz der Duplizität. Man hört
plötz=
lich von einer Sache, die einem völlig unbekannt war — und
dann hört man ſicher am nächſten Tage dreimal davon. Oder
man lernt einen Menſchen kennen, von deſſen Exiſtenz man keine
Ahnung haite — und plötzlich iſt man mit ihm verwandt, hat
die gleichen Pläne, trifft ſich mit ihm auf derſelben Reiſe und
iſt mit denſelben Menſchen befreundet wie er. Es iſt dann ſo,
als ſchütte die Vorſehung ein Spiel von geheimnisvollen
Zu=
ſammenhängen über einem aus, und es ſcheint ſo, als habe alles
in dieſer Welt Beziehung zueinander. Die ſeltſamſten
Zuſam=
menhänge erlebt man oft, wenn man wochenlang oder
monate=
lang keine Zeitung geſehen hat und plötzlich eine Zeitung in
einer weltfernen Gegend findet. Es iſt, als beſtehe die Zeitung
faſt nur aus Nachrichten, die auf einen gewartet hätten und nur
für einen beſtimmt ſeien. Es iſt, als ſei dieſe große Welt, in der
mnan wochenlang verloren, allein und ohne jemanden zu kennen,
lebte, plötzlich wieder nur mit Bekannten bevölkert. Ich erinnere
mich, daß ich in Weſtindien einmal ein deutſches Zeitungsblatt
in die Hand bekam und daß darin von lauter Menſchen die
Rede war, deren Leben, deren Schickſal, deren Beruf, ja deren
Weſen ich kannte.
Zuerſt las ich damals von dem nahen Tod des Präſidenten
Leguia von Peru. Er befand ſich als Gefangener in einem
furchtbaren Gefängnis auf einer Inſel nahe der Hauptſtadt
Lima. In dieſes Gefängnis hatte er zehn Jahre lang alle ihm
unbequemen Menſchen verbannt. Er hatte die Menſchen foltern
laſſen, er hat ihnen die Knochen an den Armen brechen laſſen,
er hat ſeine politiſchen, aber auch ſeine privaten Gegner auf
dieſe Weiſe ungefährlich gemacht. Er hat zehn Jahre lang in
Veru das drei= bis viermal ſo groß als Deutſchland iſt, wie
ein Diktator gelebt, gegen den ſelbſt die Renaiſſance=Fürſten
harmlos waren. Sein Automobil war ſtets durch eine Garde
ſchwerbewaffneter Garden geſichert, die auf Motorrädern vor
ihm her fuhren und hinter ihm her knallten. Trotzdem hat er eine
Menge Attentate über ſich ergehen laſſen müſſen. Einmal wurde
er aus ſeinem Palaſt geſchleift, auf der Straße aufgeſtellt und
ſollte gerade von einem Neger erſchoſſen werden, als eine
zu=
fällig vorbeikommende Patrouille den Neger niederſchoß, freilich
ohne zu ahnen, daß ſie Leguia damit rettete — denn auch das
Militär war damals in der Verſchwörung drin. Leguia aber zog
Vom Tage.
Die deutſche Regierung hat der amerikaniſchen Regierung
mit=
teilen laſſen, daß Deutſchland die Bemühungen Amerikas um eine
Verhinderung eines Krieges zwiſchen Peru und Kolumbien
unter=
ſtützen werde.
Für die zum 1. April 1933 notwendig werdende Neuregelung
der Kraftfahrzeugſteuer hat der Reichsſtädtebund für die kleinen
und mittleren Städte als Wegeunterhaltungspflichtige bei der
Reichsregierung die Zurverfügungſtellung eines erheblichen Teils
der jetzt vom Reich vereinnahmten Treibſtoffbelaſtung für die
Zwecke der Wegeunterhaltung gefordert.
Der franzöſiſche Geſandte in Budapeſt erſchien geſtern
nach=
mittag beim ſtellvertretenden ungariſchen Außenminiſter und
er=
bat Aufklärungen über die von Italien nach Oedenburg gelangten
Waffenſendungen. In ſeiner Antwort teilte Graf Hedervary mit,
daß die ungariſche Regierung von der Oedenburger Angelegenheit
keine unmittelbaren Informationen beſitze. Der engliſche Geſandte,
der ſpäter in derſelben Angelegenheit den Grafen Hedervary
be=
ſuchte, erhielt eine ähnliche Antwort.
In der Nacht zum Samstag iſt in Bukareſt eine weitverzweigte
Spionageorganiſation aufgedeckt worden. Die Polizei nahm eine
Durchſuchung des Hauptpoſtamtes vor, die zur Verhaftung von
etwa 22 unteren Angeſtellten führte. Sie werden beſchuldigt,
amt=
liche Schriftſtücke entwendet und in Abſchrift dem Ausland
über=
mittelt zu haben. Auch in der Provinz wurden zahlreiche
Verhaf=
tungen vorgenommen.
Der Arbeitsplan für die Abrüſtungskonferenz, der vom
eng=
liſchen Außenminiſter in Genf unterbreitet worden iſt, findet in
franzöſiſchen Rechtskreiſen eine ſehr ablehnende Aufnahme.
Rooſevelt hat den engliſchen Botſchafter Lindſay zu
Beſpre=
chungen über die Kriegsſchulden vor der Abreiſe Lindſays am
Dienstag zu ſich eingeladen. Botſchafter Lindſay nahm die
Ein=
ladung an und traf bereits Vorbereitungen zu einem Fluge nach
Warmſprings.
Gewerkſchaftskelegramme an den Reichspräſidenken
Die Gewerkſchaften und Linksparteien fürchten, daß under
einer Kanzlerſchaft Papens oder Hitlers im
Laufe der nächſten Zeit noch eine Ueberſchreitung der
Grenzen der Verfaſſung eintreten könnte. Die
Chriſt=
lichen Gewerkſchaften hatten ſich zum Samstag
vormit=
tag beim Reichspräſidenten angemeldet, um ihre ernſten Bedenken
gegen einen Staatsnotſtand und gegen eine Berufung Papens
Ausdruck zu geben. Sie konnten infolge der verſchiedenen
Empfänge am Samstag beim Reichsoberhaupt nicht mehr
vor=
gelaſſen werden, haben aber, um den Reichspräſidenten auf die
Beunruhigung der Arbeiterſchaft der weſtdeutſchen
Induſtrie=
gebiete durch die politiſchen Kriſengerüchte aufmerkſam zu machen,
ein Telegramm an den Reichspräſidenten gerichtet,
in dem es u. a. heißt:
„Wir vertrauen darauf, daß der Herr Reichspräſident dieſem
Wirrwarr kraftvoll ein Ende bereitet.‟ Das Telegramm ſchließt:
„Deutſchland kann nur unter Zuſammenfaſſung des ganzen Volks
geſunden”
Die Freien Gewerkſchaften haben ebenfalls um eine
Unterredung beim Reichspräſidenten nachgeſucht und gleichzeitig
telegraphiſch auf die Gefahren aufmerkſam gemacht, die unter
Umſtänden eintreten können, wenn Herr von Papen zurückkehrt.
Ihr Telegramm hat folgenden Wortlaut:
„Hochverehrter Herr Reichspräſident!
In tiefer Sorge über die unſer Volk beunruhigenden und
bedrohenden politiſchen Gefahren ſind die Gewerkſchaften aller
Richtungen zur Beratung der überaus ernſten Lage
zuſammen=
getreten. Sie halten ſich in dieſer entſcheidenden Stunde für
ver=
pflichtet, darauf hinzuweiſen, daß die Berufung einer
ſozialreaktionären und arbeiterfeindlichen
Regierung von der geſamten deutſchen
Arbeiter=
ſchaft als eine Herausforderung empfunden
werden würde. Die Gewerkſchaften erwarten, daß Sie, Herr
Reichspräſident, allen unterirdiſchen Beſtrebungen, die auf einen
Staatsſtreich hinzielen, Ihren entſchiedenen Widerſtand
entgegen=
ſetzen und auf einer verfaſſungsmäßigen Löſung der Kriſe
be=
ſtehen.”
Preußiſche Staaksregierung gegen Staaksnokſtand.
Berlin, 28. Januar.
Miniſterpräſident Braun hat, wie von der preußiſchen
Staats=
regierung mitgeteilt wird, namens des Staatsminiſteriums ein
Schreiben an den jetzt zurückgetretenen Reichskanzler gerichtet, in
dem es u. a. heißt:
In einem Teil der Preſſe, in öffentlichen Verſammlungen
und dergleichen wird öffentlich zum Hochverrat aufgefordert, ohne
daß, ſoweit mir bekannt, die zuſtändigen Stellen gegen dieſe durch
§ 85 des Strafgeſetzbuch mit Zuchthaus bis zu zehn Jahren
bedroh=
ten Handlungen einſchreiten. Der preuß’ſchen Staatsregierung iſt
durch die geltenden Ausnahmevorſchriften die Möglichkeit
genom=
men, die erforderlichen Maßnahmen zu treffen. Sie weiſt den
Reichskommiſſar und die Reichsregierung dringend auf dieſe
Not=
wendigkeit hin.
den Offizier vom Pferd, ernannte ihn zum Oberſt und ritt im
Triumph durch Lima in ſeinen Palaſt zurück. Die Familie
Leguias hat während der langen Diktatur des Präſidenten
un=
geheuerliche finanzielle Dinge zum Schaden des Landes getan,
und doch hat dieſer Präſident es mit ſeinem Lande gut gemeint
auf für Europäer ſonderbare Weiſe freilich, aber er hat es ohne
Zweifel leidenſchaftlich gut gemeint. Er hat die Indios aus
ihrer Unterdrücktheit herausgeholt, er hat Siedlungen angelegt,
hat Straßen gebaut, hat ſich den alten Familiencliquen, die das
Land beherrſchten, entgegengeſtellt, hat die Küſte bewäſſert und
hat Lima zu einer wunderbaren, modernen, ſchönen Stadt
ge=
macht.
Er war ein alter Mann, zart wie eine Frau gewachſen,
mit feinem Geſicht und träumeriſchen Augen. Er wohnte in dem
Palaſt, in dem ſchon Pizarro, der Eroberer Perus, gewohnt
hatte, und ich ſprach mit ihm in einem Zimmer, durch deſſen
Tür man das Zimmer ſah, in dem Pizarro ermordet worden
war. Leguia war ſeit Jahren leidend, aber er konnte ſich nicht
operieren laſſen, weil in dem Augenblick, wo man ihm die
Nar=
koſe gemacht hätte, die Revolution ausgebrochen wäre. Er
unter=
hielt ſich über das Land, über ſeine Politik und über die Kunſt
der Inkas mit ſchönem Gefühl und mit faſt zärtlicher
Leiden=
ſchaftlichkeit. Eine Viertelſtunde vorher hatte er ein Dekret
unter=
ſeichnet, laut dem ein halbes Hundert Menſchen gefoltert und
auf die Verbannungsinſel geworfen worden waren, die ein
Komplott gegen den Präſidenten geplant hatten. Und jetzt in
Weſtindien las ich, daß Leguia von einer Militärrevolte geſtürzt
worden war, daß er auf einem Kriegsſchiff geflohen war, daß
das Kriegsſchiff wieder in den Hafen Limas zurückgekehrt war,
daß Leguia auf die Verbannungsinſel geworfen worden war,
und daß der zarte, alte Herr ſich nun operieren laſſen und
ſterben konnte.
Dicht neben dieſer Notiz ſtand in der Zeitung, daß der
eng=
liſche Major Segrave bei einem Motorbootrennen auf einem
engliſchen See mit ſeinem explodierenden Boot in die Luft
ge=
flogen ſei. Seggrave war der Typus des friſchen, naiven und
gebildeten engliſchen Sportmannes. Er war ein großer, ſchlanker
weißhäutiger Mann mit nur noch wenigen blonden Haaren und
rötlichen Wangen. Er ſah aus, als ob ihm Rekorde völlig
einer=
lei ſeien — und doch hat er zwei der berühmteſten Rekorde
auf=
geſtellt, welche das Zeitalter der Motoren kennt. Er fuhr in
Florida auf einer eigens hergeftellten Rennſtrecke am Strand mit
dem „Goldenen Pfeil” einen Automobilrekord von 260 Kilometer
Stundengeſchwindigkeit. Die Maſchine hierfür war eigens gebaut
worden, mit Zielvorrichtungen und mit Lichtſignalen. Der
eng=
liſche König verbot ihm daraufhin, ſein Leben weiter aufs
Spiel zu ſetzen, und Segrave fuhr dann Motorboot. Das ſieht
ungefährlicher aus als der Automobilſport, iſt es aber keines=
Japan enkhüllk ſein wahres Geſichk.
Eine aſialiſche Monroe=Dokkrin.
EP. Tokio, 28. Januar.
Die japaniſche Regierung ließ am Freitag offiziös
ankün=
digen, daß ſie, falls der Völkerbund zu der Feſtſtellung eines
japaniſchen Angriffes gegen China gelange, die Abberufung
ihrer Delegation, den Austritt aus dem Völkerbund
und den Beginn einer neuen, auf eine aſiatiſche
Monrve=Doktrin baſierende Politik ins Auge
faſſe. Dieſe Pläne bedürften nur noch der Zuſtimmung des
Mikado. — Der Sprecher des japaniſchen Außenminiſteriums
erklärte weiter, der Austritt Japans aus dem
Völ=
kerbund werde früher oder ſpäter doch
unvermeid=
lich ſein, denn Japan gingen die zahlreichen
euro=
päiſchen Angelegenheiten oder die
ſüdamerika=
niſchen Konflikte, mit denen der Bund ſich beſchäftige,
nichts an, während andererſeits die übrige Welt beſſer daran
täte, die Länder des Fernen Orſtens ihre eigenen
Angelegen=
heiten unter ſich regeln zu laſſen. Japan werde wenn es
aus dem Völkerbund austrete, die
Mandats=
gebiete nicht zurückgeben, denn die Deutſchland
abge=
nommenen Inſeln im Stillen Ozean ſeien als Kriegsbeute zu
betrachten. Nur die Anweſenheit Wilſons auf der Verſailler
Friedenskonferenz habe verhindert, daß man die Dinge beim
richtigen Namen genannt habe.
Amerika gegen die Beibehallung der japaniſcher
Völkerbundsmandake.
Im Hinblick auf die verſchärfte Lage in Genf verlautet im
Staatsdepartement, die amerikaniſche Regierung könne es nicht
zulaſſen, daß Japan ſein Mandat über die Inſelgruppen im
Stil=
len Ozean beibehält, falls es aus dem Völkerbund austreten ſollte.
Japaniſch=amerikaniſcher Aetherkrieg.
Der amerikaniſche Botſchafter Grewe hat bei der japaniſchen
Regierung gegen die Störung von Funkſendungen der Station
San Franzisko durch japaniſche Stationen Einſpruch erhoben. An
zuſtändiger japaniſcher Stelle iſt man jedoch der Anſicht, daß die
Störungen durch die drahtloſen Stationen anderer Länder
ver=
urſacht würden. Es wird darauf hingewieſen, daß der
Längen=
unterſchied der von den Stationen von Oſaka und San Franzisko
benutzten Wellen zu groß ſei, als daß mit Störung gerechnet
wer=
den könne.
Mörderiſche Kämpfe in der Mandſchurei.
Meldungen aus Charbin zufolge ſind bei Fuſchien in der
Pro=
vinz Jehol 2000 chineſiſche Freiſchärler durch Mandſchukuo=
Trup=
pen aufgerieben worden. Starke Abteilungen der Mandſchukuo=
Armee ſind neuerdings in Taheiho eingetroffen. Sie ſollen den
Uebertritt der flüchtigen Aufſtändiſchen auf ruſſiſches Gebiet
ver=
hindern.
Eine Harzburger Liſte.
* Berlin, 28. Januar. (Priv.=Tel.)
Am Samstag abend wurde in Berliner politiſchen Kreiſen
als vorläufiges Teilergebnis der Verhandlungen zwiſchen Hitler
und Hugenberg eine Liſte des künftigen Kabinetts verbucht, das
aber noch abſolut unvollſtändig iſt, weil für einige weſentlichen
Miniſterien, namentlich für das Reichswehr= und
Reichsinnen=
miniſterium noch keine Namen genannt wurden.
Auf dieſer Liſte ſteht Adolf Hitler als Kanzler, während für
Papen der Poſten des Vizekanzlers und des Reichskommiſſars für
Preußen in Ausſicht genommen iſt. Hugenberg ſoll nach derſelben
Quelle das vereinigte Wirtſchafts= und Ernährungsminiſterium
übernehmen.
Dieſe Liſte könnte höchſtens beſtätigen, daß die Harzburger
Verhandlungen ein gutes Stück vorwärts gekommen ſind. Es
wird nun verſichert, daß dieſes Kabinett zum Teil parlamentariſch
verankert, zum anderen Teil aber als Präſidialkabinett
auf=
gezogen werden ſoll, etwa die Syntheſe Schleichers. Die
Ver=
wirklichung dieſer Syntheſe ſoll in der Weiſe geſchehen, daß der
Reichstag dieſer Regierung ein beſonders Ermächtigungsgeſetz in
die Hand drückt und ſich damit auf längere Zeit ſelbſt ausſchaltet.
Vollkommen ungeklärt aber iſt noch die Frage, wie dieſe
Regie=
rung eine Mehrheit im Reichstag auf die Beine ſtellen will.
Jedenfalls hört man bis jetzt noch nichts darüber, daß das
Zen=
trum bereit wäre, dieſer Regierung gegenüber Gewehr bei Fuß
zu ſtehen. Man wird gut daran tun, die nächſten Wochen
ab=
zuwarten. Wir können uns jedenfalls nicht vorſtellen, daß Hitler
bereit ſein wird, an die Spitze einer halb parlamentariſchen
Re=
gierung zu treten, und daß die Deutſchnationalen ſoweit
um=
geſchwenkt ſind, das Schickſal dieſer Regierung wieder vom
Par=
lament abhängig zu machen.
wegs. Mit 150 Kilometer Geſchwindigkeit gegen Waſſer fahren,
ſchafft ganz andere Widerſtände, als ohne dieſen Widerſtand
das Doppelte auf der Autoſtraße fahren. Mit Segrave fahren,
war ſehr merkwürdig; er ſah ſo roſig und nachläſſig aus, gab
beim Fahren aber eine Energie aus, die nur beurteilen kann,
wer weiß, wie ein Rennboot ſpringt und ſchlägt, wenn es mit
irrſinniger Geſchwindigkeit über das Waſſer brauſt. Ich ſah
Segrave das letztemal auf dem Meer vor Venedig fahren und
verſuchen, den Weltrekord, der damals um hundertfünfzig
Kilo=
meter Stundengeſchwindigkeit lag, zu brechen. Es gelang ihm
nicht. Er ſtand lachend mit ſehr ſchmutzigen, weißen Hoſen und
einem kleinen Trikot vor dem italieniſchen Kronprinzen und
wehrte deſſen Glückwunſch ab. Jetzt war er in England in die
Luft geflogen.
Daneben ſtand in der Zeitung eine Notiz, datz Titulescu
be=
auftragt worden ſei, ein neues Kabinett in Rumänien zu
bilden. Titulescu ſieht wie ein Japaner aus, und manchmal
wird er auf Photographien, die den Völkerbund zeigen, als der
Vertreter Japans bezeichnet. Er iſt aber im höchſten Sinn der
Vertreter Rumäniens und einer der führenden Männer des
Völkerbundes. Seine Ferien verbringt er in Italien, deſſen
Meer und Sommer er verehrt. „Wenn der Völkerbund in
Italien wäre,” ſagt er mit Vorliebe, „wäre es einfacher zu
arbeiten. Wenn der Völkerbund die Abenduntergänge hier
er=
ſeben könnte, wäre die Welt friedlicher geſtimmt.”
Jetzt wird Titulescu Rumänien friedlich regieren können,
dachte ich, als ich die Notiz las. Titulescu war zwar ein
füh=
render Mann für jede Arbeit, die der Verſtändigung unter den
Nationen galt. „Aber erſt”, ſagte er einmal, „erſt muß in
Rumä=
nien jeder Bauer einen Radio=Apparat und ein Huhn im Topf
haben."
In derſelben Zeitung ſtand eine Notiz darüber, daß
Muſſo=
lini eine große Ausſtellung des Malers Carra eingeweiht habe.
Ich ſah Carra vor mir, wie er in ſeinem kleinen Haus in der
Nähe von Viareggio auf und ab geht, die Baskenmütze über
den eisgrauen Haaren und die Zigarette in dem breiten, ſcharf
markierten tiefdunklen Geſicht. Von Zeit zu Zeit geht er in den
Garten hinaus, holt Piniennadeln herein und wirft ſie in den
Kamin. Carra war zuerſt Maurer, war dann einer der erſten
futuri=
ſtiſchen Maler, welche die Welt verblüfften, und iſt jetzt der
größte klaſſiſche Maler Italiens. Und Italien kümmert ſich um
ſeine Maler. Es läßt ſie nicht verhungern, es behandelt ſie nicht
wie überflüſſigen Volksabfall, denn Italien weiß, daß, wenn es
gute Maler hat, dieſe Maler ein Stück des Ruhmes ausmachen,
der für Italien wirbt.
Ja — und in derſelben Zeitung war ein Kriminalroman
angezeigt, und auf dem Titelbild war als Reklame ein
Aus=
ſchnitt aus einem Film angebracht, und der Mann, der da
Sonntag, 29. Januar 1933
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 29 — Seite 3
Sturz des franzöſiſchen Kabinetts.
Troß Preisgabe von 3 Milliarden neuen Einkünfken die Regierung Paul=Boncour über ihrer Forderung
nach Sprozenkiger Erhöhung ſämklicher direkken Steuern geſtürzk.
Der Sowjetpaß.
Negierangstihe Anc meHranttenc.
Unker dem Druck der Skraße.
Paris, 28. Januar.
Während die ganze Nacht
über im Kammerplenum
die einzelnen Artikel des
1 Finanzprojektes nicht ohne
1 Mühe für die Regierung
durchgepeitſchtwurden,
wo=
bei Finanzminiſter
Ché=
ron gezwungen war,
meh=
rere Male die
Vertrauens=
frage zu ſtellen, wurde
über das Schickſal der
Regierung in einem
an=
grenzenden Saal
gewür=
felt, wo die Vertreter
der Mehrheitsparteien ſich
mit der Regierung zu
8 einigen verſuchten. Eine
Zeitlang ſah es aus, als
ob dieſe Einigung
tatſäch=
lich gelingen würde, da
die Sozialiſten auf den
größten Teil ihrer für die
Regierung
unannehmba=
ren Forderungen
verzich=
teten. Dieſe nachgiebige
Haltung kam jedoch dem Allgemeinen
Gewerkſchafts=
bund zu Ohren, der ſofort eine Delegation zu dem Genoſſen Léon
Blum ſchickte und ultimative Forderungen ſtellte.
Dar=
aufhin kündigten die Sozialiſten an, daß ſie alles, was
ſie vorher gutgeheißen hätten, widerrufen würden,
und daß ſie neue maſſive Kürzungen der Militärausgaben, die
Einführung eines Petroleum=Monopols, kurz, ihre ſämtlichen
alten Forderungen wieder aufnehmen würden.
Finanzminiſter Chéron ſetzte ſich in der Kammer mit dem
ganzen Gewicht ſeiner Autorität für die einzelnen Artikel der
Vorlage ein. In ungefähr 10 Abſtimmungen erhielt die
Regie=
rung Mehrheiten von 100 bis 250 Stimmen. Um 6 Uhr morgens
dauerte die Sitzung immer noch an. Um 7 Uhr, als Artikel 6 zur
Beratung ſtand, in dem die Regierung die 5=prozentige
Erhöhung ſämtlicher direkten Steuern verlangte,
wurde die Regierung Paul=Boneour geſtürzt.
Mit 391 gegen 193 Stimmen lehnte die Kammer dieſe
For=
derung der Regierung, die die Vertrauensfrage geſtellt hatte, ab.
Die Sozialiſten ſtimmten gegen die Regierung. Dieſe verließ
daraufhin ſofort die Kammer, die ſich auf nächſten Dienstag
ver=
tagte, um ein weiteres Budgetzwölftel für Februar anzunehmen.
— Im Außenminiſterium verſammelten ſich die Miniſter und
ſetzten ihr Demiſſionsſchreiben auf. Miniſterpräſident Paul=
Boncour begab ſich kurz darauf mit ſeinen Miniſterkollegen ins
Elyſée, wo er dem Präſidenten der Republik die
Geſamtdemiſſion des Kabinetts überreichte.
Dieſer bat den geſtürzten Miniſterpräſidenten,
die Geſchäfte weiterzuführen.
Schneller, als es bei der Kompromißneigung der Regierung
und der Sozialiſten in den letzten Tagen den Anſchein hatte, iſt
das Zwiſchenſpiel des „Kabinetts Herriot ohne Herriot”, das
den beliebten Advokaten und erfolgreichen Konjunkturpolitiker
Paul=Boncour an das Ziel ſeiner Wünſche geführt hatte,
be=
endet worden. Die ſtückweiſe bekanntgegebenen Pläne des
Finanzminiſters Chéron für den Ausgleich des Budgets, führten
ſchon zu Beginn der neuen Parlamentstagung zu einer
wachſen=
den Verſtimmung der Sozialiſten. Die Steuergeſetze, die
vor=
geſchlagen werden mußten, haben in Frankreich einen Zuſtand
geſchaffen, der wohl noch ſelten beobachtet wurde: Die Beamten,
die von einer Gehaltsherabſetzung bedroht waren, die
Kriegs=
vekletzten, die ihre Penſionsanſprüche geſchmälert ſahen, der
ge=
ſamte Kleinhandel hatten dem Kabinett Paul=Boncour den
Krieg erklärt. Noch nie ſeit langem ſtand eine
Re=
gierung unter einem ſolchen Druck der Sraße
wie die Regierung Paul=Boncour. Paul=Boncour
hatte in ſeiner Regierungserklärung der arbeitenden
Bevölke=
rung und dem Kleinrentnertum Verſprechungen über
Erhöhungen der direkten Steuern gegeben, die
er halten mußte. Die im Beiſein des Miniſterpräſidenten
ge=
führten Verhandlungen zwiſchen Chéron und den
Beamten=
gewerkſchaften über die angekündigte Kürzung der
Beamten=
gehälter verlief ergebnislos. Gleichzeitig mußte ſich die
Regie=
rung von der ſozialiſtiſchen Preſſe vorhalten laſſen, daß die
Hal=
tung des franzöſiſchen Regierungsvertreters auf der Genfer
Arbeitszeitkonferenz nicht zu den
gewerkſchaftsfreund=
lichen Ideen paſſe, die Paul=Boncour in einer 30jährigen
politiſchen Laufbahn vertreten und bei ſeiner
Regierungsüber=
nahme ausdrücklich zum Programm erhoben habe. Dieſe
Aus=
einanderſetzungen mit den Sozialiſten konnten aber gleichwohl
die Regierung in den Augen der Rechten nicht von dem
Vor=
wurf der Bevormundung durch die
Gewerkſchaf=
ten befreien, und ihr auch dort für ihre ſehr unpopulären
Sparmaßnahmen keine Erſatzmehrheit ſichern. So iſt nun in
einem außerordentlich heiklen Augenblick eine Miniſterkriſe
ent=
ſtanden, heikel, weil unbedingt bis zum 31. Januar um
Mitternacht ein neues Budgetzwölftel
bewil=
ligt ſein muß.
Nach dem Sturz Paul=Boncours.
Die Frage nach dem neuen Miniſterpräſidenten iſt nach
An=
ſicht aller Kreiſe ſchwer zu löſen. Das Links=Kartell iſt
aus=
einandergebrochen; eine Regierung der Mitte, ungefähr nach dem
Vorbild der letzten Regierung Herriot, hätte jedoch die meiſten
Ausſichten, den Budgetausgleich unter einigermaßen normalen
Bedingungen bewerkſtelligen zu können. Die Beſprechungen des
Präſidenten der Republik, die heute morgen begannen, gingen
nach dem üblichen Ritus und in der üblichen Rangordnung
von=
ſtatten. Die Präſidenten des Senats und der Kammer, die
Vor=
ſitzenden der großen Senats= und Kammer=Kommiſſionen, die
Präſidenten der Parteien wurden nacheinander in den Elyſée=
Palaſt gerufen. Francois Albert, Léon Blum, Edouard Herriot
und Louis Marin waren die Hauptparteiführer, mit denen der
Präſident der Republik ſich auf die Suche nach dem neuen
Miniſterpräſidenten machte. Es kommt bei der Löſung der
gegen=
wärtigen Kriſe allerdings nicht mehr ſo ſehr auf den
Miniſter=
präſidenten an, der eine möglichſt große Mehrheit hinter ſich
ver=
einigen könnte, ſondern auf die Perſönlichkeit ſeines
Finanz=
miniſters, der ſtark genug ſein muß, dem Parlament und den
Körperſchaften gegenüber ſeinen Willen durchzuſetzen.
Bor einer erneuken Berkagung der
Abrüſtungskonferenz!
Genf, 28. Januar.
Im Zuſammenhang mit dem heute hier bekannt gewordenen
Sturz der franzöſiſchen Regierung Paul=Boncour werden in Genſ
Gerüchte über ein= neue Verſchiebung der bevorſtehenden Tagung
des Hauptausſchuſſes der Abrüſtungskonferenz verbreitet, die
be=
kanntlich ſchon einmal vom 31. Januar auf den 2. Februar
ver=
tagt worden iſt, doch ſind bisher darüber noch keine beſtimmten
Angaben zu erhalten. Immerhin ſcheint eine ſolche Vertagung
nicht ausgeſchloſſen zu ſein, wenn die franzöſiſche
Kabinetts=
bildung längere Zeit erfordern ſollte. Da der franzöſiſche Plau
nach wie vor als erſter Punkt auf die Tagesordnung der
Aus=
ſprache im Hauptausſchuß ſteht, würden die Verhandlungen über
dieſen Plan, ſolange in Frankreich keine ſtabile Regierung
be=
ſteht, jedenfalls erſchwert werden.
Die Skillhalteverhandlungen.
Die engliſchen und amerikaniſchen Mitglieder des Stillhalte=
Ausſchuſſes werden am Freitag von hier nach Berlin reiſen, um
dort die notwendigen Verabredungen über die Verlängerung des
am 28. Februar ablaufenden Stillhalte=Uebereinkommens mit
Deutſchland zu treffen. Die Hauptſchwierigkeit beſteht, gutem
Ver=
nehmen nach, darin, eine Möglichkeit zur Befriedigung der
ame=
rikaniſchen Forderungen zu finden. Die England gegenüber
be=
ſtehenden Stillhalte=Verpflichtungen ſind infolge der
Wertvermin=
derung des Pfundes bereits zu einem erheblichen Teil erfüllt
worden.
Eine Abordnung der ungariſchen Schuldner, die von dem
früheren Finanzminiſter Baron Koranyi geführt wird, befindet
ſich zurzeit in London. Wie es heißt, beſteht wenig Ausſicht, daß
bei den Verhandlungen mit den engliſchen Gläubigern weſentliche
Erfolge erzielt werden können.
Von unſerem Moskauer Sonderberichterſtatter.
Die ruſſiſchen Städte, vor allem aber die Sowjethauptſtadt
Moskau, ſtehen gegenwärtig im Zeichen einer erheblichen
Ver=
ſchärfung des Klaſſenkampfes. Die Paßverordnung der
Sowjet=
regierung, die jetzt zunächſt in Moskau, Leningrad und Charkow
zur Durchführung gelangt, iſt, wie die Sowjetführer und die
Sowjetpreſſe offen zugeben, „eines der wirkſamſten Mittel”
die=
ſes Klaſſenkampfes gegen die Ueberreſte der kapitaliſtiſchen
Elemente in den Städten”. Bekanntlich ſoll die geſamte
Bevöl=
kerung in Sowjetunion im Laufe der Zeit Päſſe erhalten.
Aus=
nahmen ſind für ſogenannte nichtwerktätige Elemente in den
Städten vorgeſehen. Dieſe Elemente werden zwar ſpäter bei der
Durchführung der Paßverordnung in der ganzen Sowjetunion
Päſſe erhalten, doch werden dieſe Päſſe für ſie eine ſtarke
Be=
laſtung bedeuten, denn neben den ſonſt üblichen Angaben ſollen
die Päſſe auch Mitteilungen über die „ſoziale Herkunft” ihrer
„Jnhaber enthalten.
In Moskau, Leningrad und Charkow, ſowie im Umkreiſe
von 100 Km. um Moskau und Leningrad und im Umkreis von
50 Km. um Charkow iſt die Ausgabe der Päſſe zurzeit in vollem
Gange. Diejenigen Perſonen, die keine Päſſe erhalten, ſind
ver=
pflichtet, binnen zehn Tagen das betreffende Gebiet zu verlaſſen.
Die Durchführung dieſer Ausſiedlungen iſt der Polizei
über=
tragen worden. In Moskau ſind drei Paßkategorien geſchaffen
worden. Die erſte Kategorie umfaßt die ſogenannten Dauerpäſſe,
die drei Jahre in Kraft bleiben. Die Dauerpäſſe werden an
ſtändige Einwohner der Sowjethauptſtadt und deren
Angehöri=
gen ausgehändigt, ſofern es ſich um werktätige Elemente (
Arbei=
ter, Angeſtellte und dergleichen) handelt. Die zweite Kategorie
iſt die der auf ein Jahr befriſteten Paßausweiſe, die die
Studie=
renden der Moskauer Hochſchulen erhalten werden. Bei der
drit=
ten Paßkategorie handelt es ſich ſchließlich um proviſoriſche
Aus=
weiſe, die an Saiſonarbeiter und Aushilfsangeſtellte
ausgehän=
digt werden. Die durch die Ausſiedlung der „nichtpaßfähigen”
Elemente freiwerdenden Wohnungen und Wohnräume werden
in erſter Linie Sturmarbeitern auf Vorſchlag der Betriebsräte
der betreffenden Fabriken zur Verfügung geſtellt. Allen Perſonen,
die Moskau im Zuſammenhang mit der Paßverordnung
ver=
laſſen müſſen, iſt der Tauſch von Wohnungen nach außerhalb
verboten worden.
Die Ausführungsbeſtimmungen zur Paßverordnung der
Solvjetregierung bedeuten eine völlige Beſeitigung der
Frei=
zügigkeit der Sowjetbürger. Alle Perſonen, die vorübergehend
nach Moskau kommen (Studienreiſende, Urlauber, Kranke uſw.)
erhalten polizeiliche Anmeldungen auf die Dauer von einem
Monat. Ausnahmsweiſe werden dieſe Aufenthaltsgenehmigungen
vom zuſtändigen Polizeirevier verlängert. Die polizeiliche
An=
meldung kann indeſſen auch verweigert werden; in dieſem Falle
muß die betreffende Perſon Moskau binnen 24 Stunden
ver=
laſſen. Für Zuwiderhandlungen ſind ſtrenge Strafen vorgeſehen,
und zwar nicht nur Geldſtrafen, ſondern auch Freiheitsſtrafen.
Eine Ueberſiedlung nach Moskau iſt nur dann ſtatthaft, wenn
die betreffende Perſon eine Beſcheinigung vorlegen kann, wonach
ihre Anweſenheit und Arbeit in Moskau tatſächlich
erforder=
lich iſt.
Die Paßverordnung und ihre Ausführungbeſtimmungen
bezwecken zweifellos auch eine Erleichterung der politiſchen
Ueberwachung der Bevölkerung. Zu dieſem Zweck iſt beim
Moskauer Stadtſowjet auch die Bildung eines beſonderen
Adreſſenbüros vorgeſehen, in deſſen Liſten alle Einwohner der
Sowjethauptſtadt mit Namen und Adreſſe aufgeführt ſein
wer=
den. Die Ausſiedlung derjenigen Stadtbewohner, die keine Päſſe
erhalten, bedeutet eine ungeheure Härte. Unter den in Rußland
herrſchenden Verhältniſſen wird es dieſen Perſonen, die durch
die Verweigerung eines Paſſes von vornherein als politiſch
unzuverläſſig abgeſtempelt ſind, außerordentlich ſchwierig ſein,
ſich in einem anderen Teil des Landes einzuleben und vor
allem dort einen Erwerb zu finden. Dieſe Menſchenkategorien
haben übrigens auch keineswegs die Sicherheit, daß ſie an
ihrem neuen Wohnort Päſſe und ſomit eine gewiſſe
Exiſtenz=
grundlage erhalten werden, eine Rückkehr nach Moskau oder die
Uieberſiedlung nach einer anderen Großſtadt iſt ihnen ja
ver=
boten. Die Zahl dieſer zur Ausſiedlung gelangenden Menſchen
läßt ſich heute noch nicht überſehen, zweifellos wird es ſich im
Endergebnis um mehrere Hunderttauſend handeln.
Wie und wann die Paßverordnung auf dem flachen Lande
zur Durchführung gelangen wird, ſteht heute noch nicht feſt. Es
iſt indeſſen nicht zu bezweifeln, daß politiſche Geſichtspunkte bei
der Ausgabe bzw. der Verweigerung eines Paſſes an Bauern
eine noch größere Rolle ſpielen werden, als in den Städten,
denn alle politiſchen, wirtſchaftlichen und wirtſchaftspolitiſchen
Maßnahmen der Sowjetregierung ſtehen in letzter Zeit völlig
im Zeichen eines Generalangriffs gegen die widerſtrebenden
Teile der ruſſiſchen Bauernſchaft. Man will offenbar in den
wichtigſten Gebieten der Getreideerzeugung eine völlige politiſche
und ſoziale Umſchichtung der Bevölkerung herbeiführen, um eine
neue Grundlage für die Politik der „Sozialiſierung der
Land=
wirtſchaft” zu ſchaffen.
Paul=Boncour.
photographiert war, war Albert Steinrück. Steinrück war der
beſte Schauſpieler von deutſchem Format und deutſchem Weſen,
den wir, ohne es ganz richtig zu wiſſen, vor dem Kriege und
während des Krieges in Deutſchland beſaßen, ein wundervoller
Mann, ein Kräftewunder und ein Kind zugleich. Als ich ihn
zum erſtenmal ſah, ſpielte er in Strindbergs Totentanz. Das
war das Stärkſte, was ich auf der Bühne je ſah. Als ich ihn
zum erſtenmal ſprach, ſtand er mitten im Schneeſturm in
Partenkirchen auf der Straße und malte. Er war ſo klug wie
wenige Menſchen, aber er war auch ſo naiv wie wenige
Men=
ſchen und war in ſeine Malerei mehr verliebt als in ſeine
Schauſpielerei.
Es hat etwas Seltſames an ſich, wenn man durch ein
Zeitungsblatt mitten in der fremdeſten Partie der Welt
plötz=
lich in ein Kollegium von lauter Bekannten gerufen wird, auch
wenn unter den fünf Männern drei ſchon Tote ſind. Die Welt,
die eben noch rieſig und fremd war, wird dann plötzlich
wirk=
lich winzig und klein.
Johannes Brahms zum Gedächlnis.
Konzert des Volkschors Darmſtadt im Kleinen Haus.
Brahms Jahr! Am 7. Mai werden es hundert Jahre, daß
Johannes Brahms geboren wurde; es iſt wohl Ehrenſache, das
Andenken an dieſen großen deutſchen Komponiſten in würdigen
muſikaliſchen Feiern lebendig zu erhalten. Er war ja auf allen
Gebieten der abſoluten Muſik ſo unendlich reich und fruchtbar,
daß dieſe Feiern wirkliche Feſttage werden können; hoffen wir,
daß auch die Kunſtſtadt Darmſtadt ihrer Pflicht ſich bewußt iſt,
das Lebenswerk von Johannes Brahms in großzügiger Weiſe zum
Klingen zu bringen. Dankenswert ſind die beiden Konzerte, die
der Volkschor Darmſtadt unter Mitwirkung der
Madrigalvereini=
gung und des Akademiſchen Chores unter Leitung des Prof. Noack
mit Werken von Johannes Brahms in dieſen Tagen veranſtaltet.
Das erſte dieſer Konzerte fand geſtern abend im Kleinen Haus,
das erfreulich gut beſetzt war, ſtatt. Das zweite iſt am Montag,
den 30. Januar, und bringt Geſangsquartette und Chöre und die
herrlichen Liebesliederwalzer Opus 52. Geſtern kam eine Reihe
der ſchönſten Brahmsſchen Lieder zum Vortrag; außerdem eine
Anzahl der Zigeunerlieder Opus 103, zwei Geſänge für eine
Alt=
ſtimme mit Bratſche und zum Schluß die Alt=Rhapſodie mit
Männerchor. Die Lieder von Brahms zu ſingen, ſie ganz
auszu=
ſchöpfen, iſt ſehr, ſehr ſchwer. Sie erfordern nicht nur hohes
ſtimm=
liches Können, ſondern auch Reife der Geſtaltung, wie ſie nur der
reifen Perſönlichkeit gelingen kann. Dies vorausgeſchickt, gebührt
der Wiedergabe durch drei begabte Schülerinnen von Prof. Noack
aufrichtiges Lob; ſie gaben nach Maßgabe ihrer Kräfte und Reife
ihr Beſtes und zum Teil ſehr Gutes. Dies gilt vor allem unſerer
Meinung nach für die junge Altiſtin Margarete Craß; ſie iſt
eine Werdende, die naturgemäß die innere Entrücktheit für die
„Feldeinſamkeit” noch nicht bringen kann, nicht den heißen Atem
hat, für das vielleicht ſchönſte Lied von Brahms „von ewiger
Liebe”, deren wohlgebildete, in allen Lagen ergiebige, volltönende
Altſtimme aber prächtigen Eindruck machte. Hier wird ſorgſame
Pflege und Weiterentwicklung ſicher Früchte tragen. Schon geſtern
gewannen ihr ihre ſchöne Stimme und ihr ungekünſtelt warmer
Vortrag viele Freunde. Die guten Eindrücke, die das erſte
Auf=
treten der Sopraniſtin Gutrun Steuer vor wenigen Wochen
hinterließ, fanden wir geſtern beſtätigt; ſie ſang ſieben der
be=
kannteſten Brahmsſchen Lieder.
Auch ſie iſt noch eine Werdende; ſie wird ihrer noch etwas
ſcharfen Höhe Beachtung ſchenken müſſen, und auch ihrer
Aus=
ſprache, namentlich dem „ſ”. Aber auch hier ſehen wir erfreuliche
Entwicklungsmöglichkeiten. Die Zigeunerlieder, urſprünglich für
Soloquartett komponiert, und in dieſer Faſſung entſchieden
wirk=
ſamer, ſang in ſicherer routinierter Weiſe Frl. Lina Cramer,
Bei den beiden Geſängen für eine Altſtimme und Bratſche „
Ge=
ſtillte Sehnſucht” und „Geiſtliches Wiegenlied” deſſen Melodie
auch in Regers bekanntem. Mariä Wiegenlied” erklingt, wirkte
diskret und klangſchön Bratſche ſpielend, Carl Cauer mit;
eben=
ſo verdienſtlich bei der Alt=Rhapſodie, für deren volle Wirkung
freilich das begleitende Orcheſter fehlte, die Herren der
Madrigal=
vereinigung, die in liebenswürdiger Weiſe ſich für den in letzter
Minute verhinderten Akademiſchen Chor zur Verfügung geſtellt
hatten. Prof. Noack, dem die intereſſante Vortragsfolge zu
ver=
danken iſt, ſpielte und führte in gewohnt überlegener Weiſe. O.
Kommuniſtiſche Propaganda auf der Bühne.
Die Stadtratsfraktion der DVP. hat nachſtehende Anfrage
an die Stadtverwaltung gerichtet:
„Wie jetzt feſtſteht hat das Landestheater das Stück „Die
heilige Johanna der Schlachthöfe” von Brecht angenommen.
Wir fragen an: Was gedenkt die Stadtverwaltung zu tun,
um die Ausführung eines ausgeſprochenen bolſchewiſtiſchen
Stückes auf einem deutſchen Theater zu verhindern? Iſt ſie
be=
reit, darauf hinzuwirken, daß die Aufführung durch die
zuſtän=
dige Polizeibehörde auf Grund des Artikels 125 II 1 der
Ge=
meindeordnung in Verbindung mit Artikel 129 b II 3 der
Städte=
ordnung verboten wird? Welche Maßnahmen hat ſie ergriffen,
um diejenigen, die die Annahme des bolſchewiſtiſchen Stücks zu
vertreten haben, für die eventuell aus der Annahme
entſtehen=
den finanziellen Schäden verantwortlich zu machen?
Im Hinblick auf die Dringlichkeit der vorſtehenden Fragen
egnügen wir uns nicht mit einer ſchriftlichen Beantwortung,
ondern beantragen, die Anfrage auf die Tagesordnung der
öffentlichen Stadtratsſitzung vom 2. Februar 1933 zu ſetzen.
Stadtratsfraktion der DVP.
gez. Altendorf.
Die Kunſt
Monatshefte für Malerei, Plaſtik und Wohnkultur,
vereinigt mit „Deutſche Kunſt und Dekoration”.
Auch das dritte Heft dieſer führenden deutſchen
Kunſt=
zeitſchrift, nach der Vereinigung mit der Deutſchen Kunſt und
Dekoration, hält ſowohl inhaltlich, wie in der drucktechniſchen
und illuſtrativen Aufmachung, was die beiden erſten Hefte
ver=
ſprachen. Die zahlreichen Abbildungen und wertvollen Aufſätze
geben dem umfangreichen Heft faſt den Wert einer
Buchveröffent=
lichung. — Die künſtleriſchen Abhandlungen beginnen mit einer
Würdigung des in Tübingen geborenen Plaſtikers Richard Knecht.
von dem zahlreiche Bildnisplaſtiken, freie Kompoſitionen uſw. im
Bild wiedergegeben werden durch Dr. Bruno Kroll. Die Arbeiten
Knechts ſind durchweg von ſtarkem Ausdruck und ausgezeichneter
Charakteriſtik in der Formgebung und Bewegung edel und
indi=
viduell. — Hans Pels=Leusden bring: einen bemerkenswerten
Aufſatz über die Bedeutung des Kunſtunterrichtes an den höheren
Schulen, der mit der Betonung der Möglichkeit ſchließt, als Id.al
aufzuſtellen, daß die ins Leben tretende Jugend ohne Kunſt nicht
mehr auskommen kann, daß Aufgabe ſein muß, ihr Leben darauf
einzuſtellen, und daß 9 Jahre, intenſiv genutzt, den Trieb. zur
Kunſt verankern können. Zu den feinen Landſchaftsbildern von
Leſſer=Ury ſchreibt Bruno E. Werner kluge Worte, und über die
Moſaiken von Frans Maſereel, von denen viele auch in
inſtruk=
tiven Details wiedergegeben werden, ſchreibt Karl. Gg. Heiſe.
Einem ebenfalls illuſtrierten Aufſatz über „100 Jahre Frankfurter
Kunſt” folgt eine Würdigung des 85 Jahre gewordenen Profeſſor
Albert Lang. Wilhelm Michel ſchreibt über neue Beziehungen
zwiſchen Kunſt und Religion. Anſchließend folgt eine Beſprechung
der Herbſtausſtellung der preußiſchen Akademie.
Der zweite Teil des Heftes iſt wie immer der Architek ur und
Innenarchitektur gewidmet. Er bringt Landhäuſer
Innenausſtat=
tungen der Deutſchen Werkſtätten. Möbel von Hillerbrand Karl
Bertſch, Bruno Paul. Adolf G. Schneck u. v. a. Beſondere
Aus=
führungen ſind dem Anbauhaus und Ausbauhaus als Beitrag zur
deutſchen Wohnkultur gewidmet. — Der dritte Teil endlich iſt
wiederum Plaſtiken, dem Bau von Kleinhäuſern und
Einzel=
möbel gewidmet. Schon dieſe Aufzeichnung beweiſt die
Reich=
haltigkeit des Inhaltes.
Auch das Dezemberheft, der im gleichen Verlag erſcheinenden
Zeitſchrift „Das ſchöne Heim”, die Haus. Wohnung, Garten
und Kunſthandwerk gewidmet iſt, iſt wieder inhaltlich und
tert=
lich reich ausgeſtattet.
*) F. Bruckmann Verlag. München.
[ ← ][ ][ → ]Seite 4 — Nr. 29
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Sonntag, 29. Januar 1983
Statt Karten.
Ihre Verlobung beehren ſich bekannt zu geben
Greichen Matthes
Heinrich Häfner
Hergershauſen, den 29. Januar 1933. (1649
Ststt Ks ten.
Ihre Verlobung geben bekannt
Fanni Nußbaum
Friedel Dernburg
Frankfurt
Scheffelstr. 24
Januar 1932
Darmstadt
Uktorisstr. 50
Statt Korten.
Ihre Vermählung zeigen an
Gerichtsaſſeſſor Willy Jöckel
und Frau Anng, geb. Reitz
Groß Gerau
Jugenheim (Bergſir.)
Gott dem Allmächtigen hat es gefallen, meinen
innigſt=
geliebten Mann, unſeren treuſorgenden llieben Vater,
Schwiegervater, Großvater, Bruder. Schwager u. Onkel
Jacob Einsfeld
Friſeur=Meiſter
im Alter von 67 Jahren zu ſich zu nehmen.
In tiefer Trauer:
Agnes Einsfeld, Wwe.
Willy Einsfeld und Frau
Käte Einsfeld
Inge Einsfeld. Enkelkind
Darmſtadi, den 27. Januar 1933.
Gr. Ochſengaſſe 28.
Beerdigung: Montag, den 30. Januar, 2½ Uhr, auf
dem alten Friedhof.
Seelen=Amt Dienstag, vorm. 8.30 Uhr, St. Ludwigskirche
Frlſeur: Berüickenmacher=Zwangs=Jnnung Darmſtadt.
Todes=Anzeige.
Wir geſtatten uns, unſere Mitglieder von dem
Ab=
leben des Kollegen
Jahob Einsfeld
hiermit geziemend in Kenntnis zu ſetzen.
Die Beerdigung findet am Montag, den 30. Januar
1933, nachmittags ½3 Uhr, vom Portale des alten
Friedhofes an der Nieder=Ramſtädterſtraße ſtatt.
Um zahlreiche Beteiligung wird gebeten.
1694
Der Vorſtand.
Dankſagung.
Für die vielen Beweiſe aufrichtiger Teilnahme,
ſowie für die zahlreichen Kranz= und
Blumen=
ſpenden bei dem Heimgang unſerer lieben,
un=
vergeßlichen Mutter
Frau Marie Kühn
geb. Dieter
ſagen wir allen unſeren herzlichen Dank.
Im Namen der tieftrauernd. Hinterbliebenen:
Willi Kühn.
Darmſtadt, den 28. Januar 1933.
Schützenſtraße 6.
(1670
Dankſagung.
Für die vielen Beweiſe aufrichtiger Teilnahme, ſowie
für die reichen Kranzſpenden bei dem Heimgange
unſeres lieben Entſchlafenen
Herrn
Heinrich Lautenſchläger
ſagen wir allen unſeren herzlichſten Dank.
Insbe=
ſondere danken wir Herrn Pfarrer D. Bergér für
die troſtreichen Worte am Grabe.
Frau Dina Lautenſchläger, geb. Müller
und Kinder.
Darmſtadt, den 27. Januar 1933.
Mollerſtr. 3.
Todes=Anzeige.
Dem Herrn über Leben und Tod hat es gefallen, heute
nachmittag meinen innigſigeliebten Mann, unſeren guten
Schwiegerſohn, Bruder, Schwager und Enkel
eein Pngelm Gchuitr
Kaufmann
nach kurzem ſchwerem Leiden, im 36. Lebensjahre zu
ſich zu nehmen,
Im Namen der trauernden Hinterbliebenen:
Anna Schmitt, geb. Kötting.
Darmſtadt (Müllerſtr. 29), den 28. Januar 1933.
Die Beerdigung findet Dienstag, den 31. ds. Mis., nachmittags
2½ Uhr, auf dem Friedhof an der Nieder=Ramſtädterſtr. ſtatt. (1696
Todes=Anzeige.
Am 26. ds. Mts., abends 11.15 Uhr, verſchied
nach langem ſchweren, mit großer Geduld
er=
tragenem Leiden unſere liebe, gute Mutter,
Schwiegermutter, Schweſier, Schwägerin,
Nichte und Tante
Eliſabeth Geißler Wiw.
geb. Brunner
im Alter von 59 Jahren.
Im Namen aller Hinterbliebenen:
Familie Geißler.
Darmſtadt, Rundeturmſtr. 7.
Die Beiſetzung findet Montag, den 30. Januar,
nach=
mittags 2 Uhr, vom Friedhof an der Nied.=
Ramſtädter=
ſtraße aus ſfatt.
LICHTBLLDER
VORTRÄOE
UBER: Die Entstehung und Verhütung von
Fuß- und Beinbeschwerden, über
richtiges und falsches Schuhwerk.
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BUhr und abendis 3 Uhr, Im
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Sonntag, 29. Januar 1933
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 29 — Seite 5
Aus der Landeshauptſtadt.
Darmſtadi, den 29. Januar 1933.
* Iſtes die Grippe?
Wir hören vom Ausland, daß uns die Grippe wieder bedroht,
und auch in vielen Orten Deutſchlands ſpricht man von einer
Häu=
fung grippenartiger Erkrankungen. Von den Geſundheitsbehörden
erfährt man, daß zwar die Zahl der Erkältungskrankheiten zur Zeit
außerordentlich groß iſt, daß aber dieſe Erkrankungen nicht den
Charakter einer Epidemie angenommen haben. Wenn trotzdem in
manchen Orten Schulen geſchloſſen wurden, ſo handelte es ſich um
eine ſehr zweckmäßige Vorſichtsmaßnahme, die nicht zur
Beunruhi=
gung beitragen ſoll. Eine Umfrage des Reichsgeſundheitsamts
bei den Krankenkaſſen hat den beſtehenden Befürchtungen nur
eine ganz geringe Unterlage geben können. Die kliniſchen
Erfah=
rungen und die Mitteilungen aus der freien Praxis der Aerzte
laſſen erkennen, daß eine Häufung von heftigen und auch
lang=
dauernden entzündlichen Erkrankungen der oberen Luftwege und
auch der Lunge ſeit einigen Wochen zu bemerken ſind. Es handelt
ſich zur Zeit um eine Häufung von Infektionen durch den Erreger
der Lungenentzündung (Pneumokokken). Leider kommen viele
Patienten nicht rechtzeitig in ärztliche Behandlung.
Von maßgebender Seite ſind wichtige Anregungen zur
Auf=
ſtellung eines ſyſtematiſchen Heilplanes gegeben worden, aus denen
hervorgeht, daß es beſonders wichtig iſt, die Erkrankten frühzeitig
ärztlich zu erfaſſen. Bettruhe und Schwitzkuren ſind bei den erſten
Krankheitszeichen von günſtiger Wirkung. Nach Ueberwindung der
akuten Krankheitserſcheinungen tritt in vielen Fällen die
Ge=
neſung nur langſam ein. Beſondere Beachtung muß man dem
Her=
zen und den Kreislauforganen ſchenken. Neuere, aber auch ältere
Heilmittel wie das Chinin werden mit gutem Erfolg verwendet,
wenn die Behandlung früh einſetzt. Wenn auch dieſe Krankheiten
im allgemeinen leichter verlaufen als eine epidemiſche
Grippe=
krankheit, ſo iſt doch große Vorſicht am Platze. Erkältete, huſtende
und nießende Perſonen ſollten größere Menſchenanſammlungen
vermeiden und ſchon bei geringer Temperaturſteigerung das Bett
hüten. Das iſt die beſte Vorbeugung gegen jede Verſchlimmerung
einer einfachen Erkältung, ob ſie nun als Grippe oder als
Bron=
chialkatarrh bezeichnet wird.
— In der Volkshochſchule wiederholt Herr Dr. Rudolf Perard
am Freitag, 10. Februar, ſeinen Lichtbildervortrag „Das Bild
des Todes in der neueren Malerei‟. Der Vortrag findet ſtatt
im Vortragsſaal des Landesmuſeums (Paradeplatz, Turmeingang),
Es wird ein kleiner Unkoſtenbeitrag erhoben.
— Ortsgewerbeverein und Handwerkervereinigung Darmſtadt.
Für unſeren Vortrag am Mittwoch, 1. Februar, abends, im
„Fürſtenſaal” ſind noch einige Karten für engere
Familien=
angehörige unſerer Mitglieder zu 20 Pfg. und für Nichtmitglieder
für 50 Pfg. auf unſerer Geſchäftsſtelle,Hügelſtraße 16, I..
Zim=
mer 3. Fernruf 3855—3856, erhältlich. Auch die
Korporations=
führer des Darmſtädter Handwerks haben noch Eintrittskarten
in beſchränktem Umfange zur Verausgabung. Für
Vereinsmit=
glieder bekanntlich freier Eintritt.
EPH. Deutſch=Evangeliſcher Frauenbund, Ortsgruppe
Darm=
ſtadt. Die Januarverſammlung brachte die von der Bundesleitung
geforderte alljährliche Neubeſchäftigung mit dem Programm des
Bundes. Es ſprach darüber im Heylshof, Freiin von Harsdorf,
indem ſie „die Arbeit des DEFB. in ihrer Bedeutung für die
Frauenwelt” beleuchtete. Ihre Ausführungen gipfelten in den
Worten, die den Gründerinnen des Bundes bei ſeiner Gründung
zugerufen wurden: „Ohne den feſten Grund des Glaubens werdet
ihr nicht fertig”. Innerhalb der Deutſchen Frauenbewegung.
deren Aufgaben er im übrigen teilt. Gleich dieſer legte daher
die Vortragende den Nachdruck auf die Feſtſtellung, daß
Frauen=
art die wichtige Ergänzung der Mannestätigkeit ſei, betonte
dann aber, daß die evangeliſchen Frauen das chriſtliche
Moment in die Geſetzgebung hineinzubringen, das Volk, den
Staat, mit evangeliſchen Gedanken zu durchdringen hätten. Dazu
gehöre jedoch, daß ſich viel mehr Frauen dem Bunde anſchlöſſen.
Zweidrittel des Deutſchen Volkes ſind evangeliſch, eine Mahnung
an die evangeliſchen Frauen!Die Vorſitzende dankte der Rednerin
für ihre manche Anregung gebenden klären Ausführungen.
Eine beſondere Note erhielt die Tagung durch den eindrucksvollen
Vortrag einiger vaterländiſcher und religiöſer Gedichte der Dichter
Holz, Hebbel., Mörike, Falke, Felix Dahn. Frau Anna Kloos
erwarb ſich damit den herzlichen Dank der zahlreich erſchienenen
Mitglieder.
Verein Deutſcher Ingenieure, Ortsgruppe Darmſtadt. Der
für Dienstag, den 31. Januar angeſetzte Vortrag des Herrn
Direktor Dr. Landmann über „Die Aufgabe der Betriebspolitik”
muß leider wegen Verhinderung des Vortragenden auf den 21.
Fe=
bruar verlegt werden. Der weiterhin für den 7. Februar
vorge=
ſehene Vortrag von Herrn Oberingenieur C. Rech. Saarbrücken.
„Ueber die praktiſche Arbeit der Anſtalt für Arbeitskunde in
Saarbrücken” bleibt beſtehen.
— „Sperrfeuer um Deutſchland‟. Die Heſſenregimenter in der
Abwehrſchlacht. Kein echter Heſſen=Darmſtädter ſollte heute mittag
bei dem Lichtbildervortrag des Reichsjugendſekertärs Arthur
Nie=
derhauſen fehlen. Der Vortrag findet nachmittags 5 Uhr im
Vor=
tragsraum des C.V. J. M. Ecke Wilhelminenſtraße, Eingang
Eliſa=
bethenſtraße 17, ſtatt. Eintritt frei.
Heſſiſches Landestheater.
30 Millionen Mark für Inſtandſetzung von Wohnungen
Zuſchüſſe des Reichs für die Inſtandſehung von Wohngebäuden, die Teilung von Wohnungen
und den Umbau gewerblicher Räume zu Wohnungen.
Einzelheiten der Reichsbeſkimmungen.
(Mitgeteilt von der Heſſiſchen Handwerkskammer.)
Der Herr Reichsarbeitsminiſter hat den Länderregierungen
mit Schreiben vom 24. 1. 1933 mitgeteilt, daß die Reichsregierung
einen weiteren Betrag von 50 Mill. RM. für die Inſtandſetzung
von Wohngebäuden uſw. zur Verfügung ſtellt.
Das Schreiben beſagt etwa folgendes:
Die Bereitſtellung des Betrages von 50 Millionen RM. zu
Reichszuſchüſſen für die Inſtandſetzung von Wohngebäuden, die
Teilung von Wohnungen und den Umbau gewerblicher Räume zu
Wohnungen hat ſich als ſtarker Anreiz zur Vornahme von
In=
ſtandſetzungs= und Umbauarbeiten erwieſen und damit neue
Ar=
beitsmöglichkeiten für das Baugewerbe, insbeſondere das
Bau=
handwerk. geſchaffen. Nach den Mitteilungen der Länder kann
bereits vielfach Anträgen nicht mehr entſprochen werden, da die
Mittel erſchöpft ſind. Der beſondere Vorteil der Maßnahmen liegt
darin, daß gerade in den Wintermonaten Arbeitsgelegenheit
ge=
ſchaffen wird. Die Reichsregierung hat daher beſchloſſen, erneut
einen Betrag von 50 Millionen RM. für derartige Reichszuſchüſſe
zur Verfügung zu ſtellen, von dem den einzelnen Ländern ein
anteiliger Betrag zugeteilt iſt. Falls ſich ergibt, daß in dieſer
Höhe ein Bedarf in einem Lande nicht beſteht, behält ſich der
Reichsarbeitsminiſter vor, den Reſtbetrag einem anderen Lande
zur Verfügung zu ſtellen.
Für die Vergebung der Mittel gelten die bisherigen
Beſtim=
mungen mit folgenden Aenderungen:
1. Für die Inſtandſetzung von Wohngebäuden kann ein
Reichs=
zuſchuß bereits gewährt werden, wenn die Koſten für das
ein=
zelne Grundſtück wenigſtens 100 RM. betragen. Die
Her=
abſetzung iſt erfolgt, um auch dem kleineren — insbeſondere dem
landwirtſchaftlichen — Hausbeſitz in mittleren und kleineren
Gemeinden in ſtärkerem Umfange als bisher die Zuſchüſſe zugute
kommen zu laſſen.
2. Die Arbeiten müſſen ſpäteſtens am 1. Juli 1933 vollendet ſein.
Durch die Aenderung ſoll im Intereſſe der Arbeitsbeſchaffung
verhindert werden, daß die Durchführung der Arbeiten über
einen langen Zeitraum erſtreckt wird.
Die vorſtehenden Aenderungen gelten auch für die Verteilung
des etwa noch vorhandenen Reſtes der zunächſt bereitgeſtellten
Mittel.
3. Nach den Beſtimmungen vom 17. September 1932 (Nr. 1, 12)
dürfen Zuſchüſſe nur für größere Inſtandſetzungsarbeiten
ge=
geben werden. In der Praxis ſind bereits kleinere
Inſtand=
ſetzungsarbeiten dann berückſichtigt worden, wenn ſie aus
wirt=
ſchaftlichen Gründen gleichzeitig mit größeren durchgeführt
wer=
den. Einer derartigen Ausdehnung der Beſtimmungen wird
zu=
geſtimmt. Der Reichsarbeitsminiſter iſt ferner damit
einverſtan=
den, daß auch die völlige Inſtandſetzung einer
leeren Wohnung als größere
Inſtandſetzungs=
arbeit angeſehen wird. Hiermit wird für Hausbeſitz
und Ausbaugewerbe eine Lücke ausgefüllt, die die ſeitherige
Be=
ſtimmung gelaſſen hatte.
Als ein beſonderer Vorzug der Maßnahme wird bezeichnet,
daß durch ſie gerade in den Wintermonaten Arbeit geſchaffen wird.
Bei der gegenwärtigen Lage des Arbeitsmakktes wird
entſcheiden=
der Wert darauf gelegt, daß auch für die Verteilung der Mittel
im Einzelfalle dieſer Geſichtspunkt maßgebend iſt. Für die
Bewil=
ligung eines Zuſchuſſes darf nicht der Tag des Einganges des
An=
trags maßgebend ſein, ſondern der Zeitpunkt, in dem der
Haus=
beſitzer nach ſeiner Erklärung mit den Arbeiten beginnen will.
Für die laufende Aktion iſt daher bereits beſtimmt, daß in erſter
Linie Anträge berückſichtigt werden müſſen, bei denen ſofort oder
innerhalb kurzer Zeit mit den Arbeiten begonnen werden ſoll.
In dem Vorbeſcheid iſt die Zuſage des Zuſchuſſes nur unter der
Bedingung zu erteilen, daß die Arbeit in der angegebenen Zeit
auch tatſächlich begonnen wird. Die Einhaltung dieſer Bedingung
iſt nachzuprüfen. Iſt ſie nicht erfüllt, ſo iſt der Betrag einem
ande=
ren Antragſteller zuzuteilen. Zu berückſichtigen ſind daher zurzeit
nur Arbeiten, die im Winter durchgeführt werden können, alſo
vor allem Arbeiten im Innern der Gebäude.
Bei der Verteilung der neuen Mittel ſind die mit der
Ver=
gebung im Einzelfalle beauftragten Stellen nochmals darauf
hin=
gewieſen, daß unter alllen Umſtänden
unverzüg=
lich für diejenigen Arbeiten ein Zuſchuß
zuge=
ſagt wird, die ſofort begonnen werden ſollen.
Solange Anträge auf einen Zuſchuß für derartige Arbeiten noch
vorliegen, dürfen andere Anträge keinesfalls berückſichtigt
wer=
den. Im Intereſſe der Arbeitsbeſchaffung muß unbedingt erreicht
werden, daß ſich die Wirkung der Zuſchüſſe beſonders in den
näch=
ſten Wochen geltend macht. Daher iſt auch beſonders zu
über=
wachen, daß bei der Verteilung der Mittel nach dem dargelegten
Grundſatz verfahren wird.
29 Januar Anf. 18. Ende n. 22 Uhr. 4 12 1. D.=V. P, Gr. 134.
Maria Stuart.
Preiſe 0.60—5.— Mk. Monrag
30 Januar 19½,Ende v. 22½ Uhr. Dſt. Volksb. W6 Gr 1-4
Der Freiſchütz.
Preiſe 0.70—5.50 Mr. Merſtach
31. Januar Anf. 19, Ende n. 23½ Uhr. Bühn.=Volksbd. H. 7
Maria Stuart.
Preiſe 0.60—5 — Mk Kleines Haus Sonntag,
29. Januar
Anf. 11½, Ende geg. 13 Uhr.
Schleſiſche Morgenfeier. Preiſe 0.50 u. 1 Mk.
Anf. 19, Ende geg. 21½ Uhr. Heſſenland=M. IV 6.
Preiſe 0.80—4.50 Mk.
Der Wildſchüitz. Montag,
30. Januar 20 Uhr. Konzert des Bolkschors Darmſtadt.
Preiſe 0.50 1 25 1.50. Vorverk. : 0.40, 0.80, 1.25 M. Metehe
31. Januar Anf. 191 Eude geg. 22½4 Uhr. Zuſ.M. I.6
Der Wildſchütz.
Preiſe 0.80—4.50 Mk.
Der „Volksbank=Prozeß”.
Morgen beginnt im Schwurgerichtsſaal das Strafverfahren
gegen die früheren Direktoren der Darmſtädter Volksbank, ſowie
gegen den geſamten früheren Aufſichtsrat. Die Anklageſchrift, die
den beiden ehemaligen Vorſtandsmitgliedern und elf
Aufſichtsrats=
mitgliedern fortgeſetzte Handlungen zum Nachteil der
Genoſſen=
ſchaft Ueberſchreitungen der feſtgeſetzten Kredite, Verſtöße gegen
das Genoſſenſchaftsgeſetz uſw. vorwirft, umfaßt 81
Schreibma=
ſchinenſeiten. Der Prozeß, der fälſchlicherweiſe „Volksbankprozeß”
genannt wird, hat mit der ſanierten Bank, der jetzigen Leitung
und dem jetzigen Aufſichtsrat nicht das geringſte zu tun. Der
An=
drang zu den bevorſtehenden Verhandlungen, zu denen ein großer
Zeugenapparat geladen iſt, iſt ſo ſtark, daß die Karten zur
Teil=
nahme an der Verhandlung bereits vergeben ſind. Ueber den
Status der Darmſtädter Volksbank vergleiche Handelsteil.
Grippe!
Zum Schutz.
vor Ansteckung
farnan
Tabletten
in die Schule mitgeben.
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Heſſ. Landestheater. Opernprogramm der Woche
Am Mittwoch, 1. Februar, findet eine Wiederholung von
„Cavalleria ruſticana” von Mascagni und „Bajazzo”
von Leoncavallo in der intereſſanten Neuinſzenierung von
Rabenalt=Reinking ſtatt, die weit über Darmſtadt hinaus
Auf=
ſehen gemacht hat. — Der 50. Todestag des
Kompo=
niſten Flotow, der ſich zum Ende ſeines Lebens Darmſtadt
zum Ruheſitz erkoren hatte und hier geſtorben iſt, wird mit der
Aufführung ſeiner beliebteſten Oper „Martha” am
Donners=
tag, 2. Februar, im Kleinen Haus begangen. Kleine Preiſe.
Am Freitag, 3. Februar, wird der „Roſenkavalier” in
der erfolgreichen Inſzenierung von Hans Strohbach, und am
Samstag, 4. Februar, eine Aufführung von „Carmen”,
Oper von Bizet, in den Spielplan aufgenommen. — Die
See=
mannskomödie „Marius ahoi” von Pagnol, die unter dem
Titel „Zum Goldenen Anker” in Deutſchland ſchon vielfach
ge=
ſpielt worden iſt, erlebt am Samstag, 4. Februar, im Kleinen
Haus ihre Erſtaufführung in der Inſzenierung von Hermann
Adler, Bühnenbild: Elli Büttner. Die Fanny wird Deli=
Maria Teichen ſpielen, die bisher durch Krankheit am
Auf=
treten verhindert war, und mit dieſer Rolle ihr Darmſtädter
Engagement antritt. — Am Montag, 30. Jan,, ſingt die Agathe
im „Freiſchütz” zum erſten Male Erna von Georgi.
— Bei der Röß’l=Wirtin. Der Vorverkauf für die
Wohltätig=
keitsveranſtaltung der Frauenortsgruppe des VDA. beginnt am
1. Februar bei J. Ph. Leuthner am Weißen Turm. Wer am
11. Februar Einlaß begehrt, wird ſich, durch Erfahrungen
ver=
gangener Jahre belehrt, eilig mit einer Eintrittskarte verſehen.
Wozu der VDA. Geldmittel benötigt, weiß jedermann; ebenſo iſt
bekannt, daß die Veranſtaltungen der Frauen Außergewöhnliches
bieten.
— Die Schleſiſche Morgenfeier, veranſtaltet vom
Schleſier=
verein Darmſtadt e. V., heute morgen, findet nicht, wie
irrtüm=
lich angegeben, um 11,30 Uhr, ſondern um 11.15 Uhr ſtatt.
— Mundharmonika, das volkstümliche Inſtrument. Wer noch
vor einigen Jahren davon geſprochen hätte, daß man auch mit Hilfe
der Mundharmonika Orcheſtermuſik machen könnte, daß auch dieſes
kleine und ſo unſcheinbare Inſtrument eines Tages aus der
Ver=
borgenheit hervortreten würde, um mit ſeinesgleichen fein
ſäuber=
lich abgeſtimmt in der abgerundeten Geſchloſſenheit eines Orcheſters
ſich hören zu laſſen, den hätte man mindeſtens ausgelacht. Man
rangierte die Mundharmonika in die Reihe der Kinderſpielzeuge
ein. Es darf geſagt werden, daß die Mundharmonika als
Volks=
inſtrument nicht dazu da iſt, klaſſiſche Muſik zu produzieren
ſon=
dern ihr Feld iſt, das ſchier unerſchöpfliche Gebiet der
Volks=
muſik. Dies beweiſen mehrere Orcheſter in grögeren Städten,
unter anderen ganz beſonders das Stern=Orcheſter in Berlin,
das mit ſeinen Spielern über 1000 Inſtrumente beherrſcht und
mehrfach ſchon größere Konzertreiſen hinter ſich hat. Es wäre
ſehr zu begrüßen, wenn ſich auch in unſerer Vaterſtadt ein
größerer Spielerkreis zuſammenfinden könnte, und die
Darm=
ſtädter Bevölkerung würde dieſe Tätigkeit ſchon zu danken wiſſen.
(Siehe heutige Anzeige.)
— Heſſenſkikurſe in Tirol und Schwarzwald. In Verbindung
mit dem Sonderzug nach Garmiſch findet in Seefeld, dem
be=
kannten Winterſportplatz an der Mittenwaldbahn, ein Skikurs
ſtatt. Die günſtigen Vorausſetzungen gerade dieſes Platzes
ver=
ſprechen dem Skiläufer oder Nichtſkiläufer ein paar ſchöne Tage
Aufenthalt, wozu die in Innsbruck ſtattfindenden Eis=Rennen
noch beitragen. Für diejenigen, die einen längeren Aufenthalt
wünſchen, findet in der erſten Februarhälfte der beliebte Skikurs
in Neſſelwängle in Tirol ſtatt. In der zweiten Hälfte, Kurſe in
den bekannteſten Tiroler Winterſportplätzen, wo Gerlos, Sölden
und Haimbachalm mit an erſter Stelle ſtehen. — Für alle, die ihren
Aufenthalt in Hauptſache dem Skilauf widmen wollen, wird eine
10tägige Fahrt nach Todtnauberg, in das ſchönſte Gebiet des
Schwarzwaldes, durchgeführt. Die Penſion liegt oberhalb
Todtnau=
berg und iſt von baumfreien, weiten Uebungsflächen umgeben.
(Siehe heutiges Inſerat)
* Arel Munkhe und der Aerzkliche Kreisverein
Darmſtadk.
Der ärztliche Kreisverein Darmſtadt hat in ſeiner letzten
Sitzung beſchloſſen, als Proteſtgabe gegen die maßloſen, völlig
aus der Luft gegriffenen Verleumdungen des deutſchen Heeres
durch den franzöſiſchen Arzt Axel Munthe, dem Bunde
erblin=
deter Krieger den Betrag von 140 Mark zu überweiſen. Axel
„Munthe hatte bekanntlich die Unverfrorenheit, dieſem Bunde aus
dem rieſenhaften Gewinn ſeines Werkes „Das Buch von San
Michele‟ 10 000 Mk. zu überweiſen, was die „Aerztlichen
Mit=
teilungen” jetzt veranlaßte, eine Sammlung unter den deutſchen
Aerzten zu eröffnen, um dem „großmütigen” Spender dieſes
unerbetene Geſchenk wieder zurückzuerſtatten. (Vgl. den Artikek
in Nr. 25 des Darmſtädter Tagblatts vom 25. Januar 1932
„Axel Munthes wahres Geſicht”.)
Übergang von der Grundſchule in die höhere Schule.
Die normale Dauer der Grundſchüle beträgt 4 Jahre. Doch
können Schüler und Schülerinnen, deren geiſtige und körperliche
Veranlagung und deren Schulleiſtungen erwarten laſſen, daß ſie
ohne Ueberſpannung ihrer Kräfte im Unterricht der Sexta mit
guten Schülern, die den vierjährigen Grundſchullehrgang
durch=
laufen haben, auf die Dauer Schritt halten können, ſchon nach dem
dritten Grundſchuljahr in die Sexta der höheren Schulen
aufge=
nommen werden. Eltern, die der Anſicht ſind, daß ihre Kinder
dieſe Bedingungen erfüllen und deshalb von der Möglichkeit der
Abkürzung der Grundſchulzeit Gebrauch machen wollen,
haben einen entſprechenden Antrag ſpäteſtens im Laufe
des Januar ſchriftlich oder mündlich beim Rektor der Grundſchule
zu ſtellen. Das Kreis= oder Stadtſchulamt entſcheidet über die
An=
träge bis ſpäteſtens zum 1. März. Dem Erziehungsberechtigten
ſteht das Recht der Beſchwerde gegen dieſe Entſcheidung beim
Kultusminiſterium zu.
7 Gasvortrag. Es klingt wie ein Märchen, daß es möglich
ſein ſoll. ein komplettes Mittageſſen für 1 Pfg. für
die Perſon zuzubereiten. Tatſächlich iſt man aber mit Hilfe
des Gasherdes in der Lage, derartig preiswert zu kochen.
Der nächſte Vortrag des Gaswerks, der am Donnerstag, den
2. Februar, abends, im Vortragsſaal. Eliſabethenſtraße 25½,
ſtattfindet, wird erneut den Beweis liefern, daß man mit dem
Turmkochverfahren, zu dem ſich keine Energie ſo gut eignet
wie das Gas, außerordentlich wirtſchaftlich kochen kann.
Allerlei Fiſchgerichte auf dem Gasherd” heißt das Thema des
Vortrags. Einfache und beſſere Fiſchſpeiſen werden auf neuzeitliche
Art in den bekannten Jenaer Glasgeſchirren hergeſtellt. Die feine
Regulierungsmöglichkeit des Gasherdes, der auf jeden
gewünſch=
ten Hitzegrad eingeſtellt werden kann, bietet die Gewähr dafür,
daß nicht nur der Nährwert der Fiſche voll erhalten bleibt,
ſondern daß die Speiſen einen vorzüglichen Geſchmack
be=
kommen. Außer der raſchen, tadellos ſauberen und
be=
ſonders billigen Arbeitsweiſe hat die Gasküche noch eine
ganze Reihe anderer Vorzüge; die hier aufzuzählen zu
weit führen würde. Ein Beſuch des Vortrags iſt deshalb ſehr
lohnend Karten ſind koſtenlos im Stadtbüro des Gaswerks
erhält=
lich. (Siehe heutige Anzeige.)
— Der ſoziale Bewußtſeinskampf der jungen Generation.
Ueber dieſes Thema, beleuchtet durch die Geiſteswiſſenſchaft Rudolf
Steiners, wird am Donnerstag, 2. Februar, in den Räumen der
Chriſtengemeinſchaft, Heidelberger Str. 14. Erich Trummler,
der bekannte Jugendführer der Nachkriegszeit und Leiter des
Seminars für Freies Bildungsweſen am Goetheanum, ſprechen.
Er behandelte in ſeinen beiden Vorträgen des vergangenen
Jahres „Goethe als Gegenwartsmacht” und „Ueber die deutſche
Staatsidee”, die Hintergründe der Ptobleme und Spannungen
dieſes Kampfes, und wird diesmal das aktuell zur Entſcheidung
ſtehende beſprechen. Der Kampf der heutigen Jugend, ſo
ver=
ſchiedenartig ſie auf die Zeitereigniſſe reagiert, geht auf
Bewußt=
ſein für die ſoziale und politiſche Verwirklichung aus. Ob ſie zu
dieſem Kampfe, in dem die Entſcheidung über das Werk des
20. Jahrhunderts fallen wird, gerüſtet iſt, dazu will der Vortrag
einen Beitrag geben. (Siehe Anzeige.)
— Billige Sonderautobusfahrt ins Weiße. Auf vielſeitigen
Wunſch veranſtaltet die Heſſiſche Autobus=Verkehrs=Geſellſchaft
Darmſtadt, Luiſenplatz 1. mit dem blau=weißen Reiſeomnibus am
kommenden Samstag und Sonntag eine Fahrt nach Ottenhöfen
im Schwarzwald. Abfahrt und Rückkehr ſind ſo gelegt, und der
Fahrpreis ſo ermäßigt, daß es ohne große Unkoſten ermöglicht iſt,
an der Fahrt teilzunehmen. Außerdem findet am kommenden
Mittwoch eine Fahrt zur Beſichtigung der Opelwerke in
Rüſſels=
heim ſowie eine Fahrt an den zugefrorenen Rhein nach
Rüdes=
heim ſtatt. Die Omnibuſſe ſind wie alle anderen Omnibuſſe
geheizt. (Siehe heutiges Inſerat.)
Wäsche kaufen? Keine Bange,
Wäsche hält noch mal so lange,
und das Waschen ist so leicht,
wenn mit BURNUS eingeweicht.
Die grosse schmutzlösende Wirkung des BURNUS beruht auf seinem
Gehalt an Enzymen id. s. Verdauungssäftel, Diese Enzyme haben die
Eigenschaft, den Schmutz gleichsam zu verdauen, köhnen aber ihrer
ganzen Natur nach niemals die Wäschefaser angreifen. BURNUS ist in
einschlägigen Geschäften erhältlich in Dosen zu 20 und 49 Rpf.
Inter-
essante Druckschritten über das eintache und billige BURNUS-Wasch
vertahren kostenlos durch die AUGUST IACOBI A.G., DARMSTADT
Seite 6 — Nr. 29
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Sonntag, 29. Januar 1933
Aus dem Arbeitsprogramm der Wirtſchaftsvertretung.
Erſte Jahresſihung der Heſſiſchen Induſtrie= und Handelskammer Darmſtadt am 24. Januar 1933.
Zu Beginn der Vollverſammlung begrüßte der Vorſitzende
beſonders das neu in die Kammer eingetretene Mitglied R. L.
Wittich. Anſchließend gab der Vorſitzende den bereits
mitge=
teilten Ueberblick über die Wirtſchaftslage zur
Jahres=
wende.
Wie aus dem Geſchäftsführungsbericht hervorging, war die
Kammer bei der Eröffnungsverſammlung der
Land=
wirtſchaftlichen Woche vertreten. — Ebenſo hat die
Kam=
mer verſchiedentlich an Verhandlungen über die Durchführung
des Notwerks der deutſchen Jugend teilgenommen.
Erfreulicherweiſe ſind die Durchführungsarbeiten bereits ſoweit
vorangeſchritten, daß mit einer Anzahl von Ausbildungskurſen
für jugendliche Erwerbsloſe begonnen werden konnte; weitere
Kurſe ſind in Bildung begriffen. Die Vollverſammlung iſt der
Auffaſſung, daß dieſes von dem Herrn Reichspräſidenten zum
Beſten der deutſchen erwerbsloſen Jugend angeregte Notwerk die
tatkräftige Unterſtützung aller Kreiſe von Induſtrie und Handel
verdient; gilt es doch nicht nur die Schaffensfreude und den
Lebensmut der durch die Wirtſchaftskriſe arbeitsloſen
Jugend=
lichen zu erhalten, ſondern auch im Intereſſe unſerer geſamten
Wirtſchaft dafür zu ſorgen, daß ein geſchulter und leiſtungsfähiger
Nachwuchs geſichert bleibt. Die Wettbewerbsfähigkeit der
deut=
ſchen Volkswirtſchaft wird bei einer Belebung der
Weltwirt=
ſchaft nicht zuletzt davon abhängen, ob hochwertige Arbeitskräfte
ausreichend zur Verfügung ſtehen.
Der Jahresbericht der Kammer über das
Wirtſchafts=
jahr 1932 wurde ſodann beraten und in ſeiner endgültigen
Faſſung feſtgelegt. Der Bericht wird alsbald zur Veröffentlichung
gelangen und wie in den Vorjahren u. a. den maßgebenden
Be=
hörden und ſämtlichen zur Kammer gehörigen Firmen zugeſtellt
werden. — Die jährlich vorzunehmende Neuwahl des
Vor=
ſtandes ergab die einſtimmige Wiederwahl der bisherigen
Vorſtandsmitglieder: Vorſitzender Dr. ing. e h. E. Schenck.
ſtell=
vertretende Vorſitzende W. Kalbfuß und Bankdirektor a. D.
H. Brink. Weiterhin wurden die Kommiſſionen der
Kam=
mer wiedergewählt und, ſoweit notwendig, ergänzt.
Anſchließend wurde über die Beratungen des
Einzel=
handelsausſchuſſes des Deutſchen Induſtrie=
und Handelstags eingehend berichtet. Beſonderes Inter=
eſſe beanſpruchte hierbei ein Vortrag von Frau Mühſam=Werther,
der Vorſitzenden der Zentrale der Hausfrauen=Vereine Groß=
Ber=
lins, über das Thema: „Was erwarten die Hausfrauen vom
Einzelhandel?” Im Rahmen dieſes Vortrages wurde u a. die
Frage behandelt, inwieweit der Einzelhandel der veränderten,
Kaufkraft durch Geſtaltung der Qualitäten Rechnung zu tragen
habe, welche Formen der Werbung vom Standpunkt der
Haus=
frau aus als wirkſam und zweckmäßig zu erachten ſeien u. a. m.
Ferner gelangten die unliebſamen Erfahrungen zur Erörterung.
die aus einer allzu großen Häufung von Sonderveranſtaltungen
auch für den Käufer entſtünden. Der Vortrag, der vom
Stand=
punkt des Verbrauchers aus den umfangreichen Fragenkomplex
behandelte, bot für den Einzelhandel wertvolle Anregungen. —
Neben anderen Punkten wurde auch die Frage des Verkaufs von
Waren nach Ladenſchluß in Bahnhöfen. Gaſtſtätten, Kiosken uſw.
erörtert. Der den Vorſchriften über das Offenhalten von Läden
unterworfene und polizeilich kontrollierte Einzelhandel muß
ver=
langen, daß ihm nicht auf dem Umwege über ſolche
Verkaufs=
gelegenheiten, die nur für den Verbrauch an Ort und Stelle
ge=
dacht ſind, außerhalb der üblichen Verkaufszeiten eine
Konkur=
renz bereitet wird, der er wehrlos gegenüberſteht. Die weiter
er=
örterte Frage des vollſtändigen Zugabeverbots wird
dem=
nächſt den Hauptausſchuß des Induſtrie= und Handelstags
be=
ſchäftigen.
In Verfolg der Beſchlüſſe der beiden letzten
Vollverſammlun=
gen hat ſich die Kammer weiterhin mit der Frage der
Neurege=
lung der Kraftfahrzeugſteuer befaßt. Ein
Sonderaus=
ſchuß der Heſſiſchen Induſtrie= und Handelskammern hat den
Vor=
ſchlägen der Kammer Darmſtadt im weſentlichen zugeſtimmt. Die
Forderungen gehen in erſter Reihe auf eine fühlbare Senkung der
Kraftfahrzeugſteuer; ferner wurde eine Anpaſſung der jetzt allzu
ſtarren Pauſchalſteuer an die beſonders im letzten Winter in
Er=
ſcheinung getretenen verſchiedenartigen Bedürfniſſe der
Kraftver=
kehrswirtſchaft gefordert. Es wäre dringend erwünſcht, daß die
maßgebenden Stellen nunmehr baldigſt zu Entſchlüſſen über die
notwendige Neuregelung der Kraftfahrzeugſteuer gelangten,
da=
mit der zum Frühjahr dieſes Jahres ſaiſonmäßig zu erwartenden
Belebung des Kraftverkehrs keine vermeidbaren fiskaliſchen
Hemmniſſe entgegenſtehen.
Heute zum Eiswunder an den Rhein im Aukobus!
Aus den Darmſtädker Lichkſpieltheakern.
Ein prachtvolles Naturſchauſpiel bietet ſich jetzt
durch die geſtauten Eismaſſen am Rhein. Von Bingen bis Caub
reicht die herrliche Eiswüſte. Da Anfang nächſter Woche
unter Umſtänden Tauwetter zu befürchten iſt, ſoll allen nochmal
Gelegenheit geboten werden, dies zu ſchauen. Ein moderner
Großkraftwagen fährt ab Luiſenplatz. In bequem 2 Stunden iſt
der Rhein erreicht. 12 Uhr iſt Abfahrt, ſo daß man noch zu Hauſe
mittageſſen kann. (Siehe heutiges Inſerat.)
— Generalverſammlung des „Geſangverein Liederkranz‟. Der
1. Vorſitzende, Herr Bitter, eröffnete die Verſammlung und gab
nach Bekanntgabe der Tagesordnung einen eingehenden Rückblick
auf das abgelaufene Jahr. Aus dieſem Bericht iſt einwandfrei die
ſchwere Arbeit, durch die kataſtrophal ſchlechte Wirtſchaftslage in
allen Kreiſen der Bevölkernug bedingt, zu erſehen, die der
Vor=
ſtand nicht zuletzt unter Mithilfe der Mitglieder geleiſtet hat.
Dies ſollte aber auch nicht ohne Früchte bleiben, und den Beweis
dafür haben wir aus dem Bericht des Hauptkaſſiers erſehen
kön=
nen, wonach trotz Mitgliederrückgang und ſonſtigem
Einnahmen=
ſchwund bei äußerſten Sparmaßnahmen ein zufriedenſtellender
Ab=
ſchluß vorliegt. Er zeigt aber auch, wie ungeheuer ſchwer es heute
gerade die Geſangvereine bei der Löſung ihrer Kulturaufgabe
haben, ganz befonders durch Abgabe von Steuern und ſonſtigen
Belaſtungen. Sangesbruder Müller wird dann einſtimmig Entlaſtung
erteilt. Sangesbruder Bitter gedenkt dann noch der im
vergange=
nen Jahre verſtorbenen Mitglieder, welche nochmals durch
Er=
heben von den Sitzen geehrt werden Bei dieſer Gelegenheit ſtreift
er nochmals die gehabten Veranſtaltungen und ſtellt feſt, daß die
Ernennung des Herrn Prof. C. Beines ſowie Herrn Oberſchulrat
H. Haſſinger zu Ehrenmitgliedern unter Verleihung der
Lieder=
kranzplakette als ganz beſondere Ereigniſſe zu werten ſeien.
Herr Kapellmeiſter Fr. Fiſcher gab dann einen klar umriſſenen
Rückblick auf die künſtleriſchen Beſtrebungen im abgelaufenen Jahr
und konnte abſolut überzeugen, daß hier ein voller Erfolg zu
ver=
zeichnen iſt. Das Konzert und ganz beſonders auch das im
Rund=
funk waren erſtklaſſige Leiſtungen, die nur mit einem gut
ge=
pflegten Chor vollbracht werden konnten. Die Bekanntgabe der
Vortragsfolge zum kommenden Frühjahrskonzert mit Chören von
Schubert und Kaun, ſowie Uraufführungen von Karl Emmel, fand
begeiſterte Zuſtimmung. Sangesbruder Bitter dankte demſelben
für ſeine trefflichen Ausführungen ganz beſonders, jedoch auch für
ſeine Rieſenarbeit, die er für die einzelnen Veranſtaltungen zu
leiſten hatte. Die ſodann erfolgte Vorſtandswahl unter Leitung
von Sangesbruder Rudolph ſen, ergab die einſtimmige
Wieder=
wahl des Sangesbruder Bitter zum 1 Vorſitzenden. Unter deſſen
Leitung wurden nun die Sangesbrüder Guſtav Rudolph zum
2. Vorſitzenden und W. Müller zum Hauptkaſſier einſtimmig
wie=
dergewählt. Ebenſo geſtaltete ſich die Wahl des Sangesbruder
L. Tilly zum 1. Schriftführer an Stelle des durch Krankheit aus
dem Vorſtand geſchiedenen Sangesbruder A. Hildebrand. Als
Bei=
ſitzer wurden ſodann ermittelt: Aktiv: L. Krumb. A. Pfeifer, Saal,
Schachner, K. Stein, Wagner und Wegerich; „Paſſiv: Bendinger
und Willemann. Von den ausgegebenen Anteilſcheinen wurden
10 Stück 4. 1 Mark zur Ausloſung gebracht, und iſt hierbei zu
er=
wähnen, daß die betreffenden Gewinner in anerkennenswerter
Weiſe die jeweiligen Beträge der Chorkaſſe wieder zur Verfügung
ſtellten. Der Rechner dankte für den überzeugenden Beweis von
Idealismus für den Männergeſang und das deutſche Lied. Nach
dem Chor „Nur die Hoffnung feſtgehalten” ſchließt der Vorſitzende
ſodann die äußerſt angeregte, jedoch gut und harmoniſch verlaufene
Generalverſammlung in der Hoffnung auf ein baldiges
Aufwärts=
gehen.
— Martinsgemeinde. Wir weiſen hiermit nochmals auf die
heute abend in der Martinskirche ſtattfindende kirchenmuſikaliſche
Abendfeier verbunden mit einer Anſprache, hin. Zwei
Frauen=
ſtimmen (Frau Horn=Stoll und Frau Zeh=Landzettel) ſingen
zu=
nächſt ein Duett von Heinrich Schutz: „Ihr Heiligen lobſinget dem
Herrn”. In freudiger Bewegung wird dem Herrn Dank und Lob
gebracht, denn ſein Zorn währt nur einen Augenblick, und er hat
Luſt zum Leben. Sodann folgt für Sopran und Alt eine
Epipha=
niaskantate von Vincenz Lübeck: „Willkommen ſüßer Bräutigam”
Nach einer einleitenden Sonate für zwei Violinen loben und
prei=
ſen die Frauenſtimmen bald in Einzelgeſang, bald im
Zuſammen=
klang, die Wundernacht, die uns den Heiland gebracht hat: den
Herren über Himmel und Erde, der Feuer und Wolken zwingen
kann. Sie öffnen ihre Herzen zum Einzug des Heilandes und
geben ihm alles: Leib, Seel und Geiſt, ihm, der unſer Bruder
worden iſt. Mit ihren Stimmen vereinen ſich die zwei Violinen
zum jubelnden Preis, Lob und Dank in dieſer Gnadenzeit. Die
bei=
den Violinen (W. Hannewald, P. Paluczak) ſpielen eine Sonate
in G=Moll von G. F. Händel. Den Abend umrahmen Orgelſtücke
von Dietrich Buxtehude und J. S. Bach. Der Eintritt iſt frei.
Die Gemeinde wird gebeten, das Geſangbuch mitzubringen.
— Tierſchutzverein für Heſſen. Der Tierſchutzverein veranſtaltet
am Freitag, 3. Februar, einen Vortragsabend im Fürſtenſaal.
Fräulein Johanna Bopp, die durch ihre gehaltvollen Anſprachen
im Frankfurter Rundfunk weiten Kreiſen wohlbekannt iſt, wird
über „Tierſchutz und Frau” ſprechen. Der Vortrag wird durch
muſi=
kaliſche Darbietungen von Frau Eva Maria Allmanritter
und Herrn Ludwig Borngäſſer umrahmt. Eintritt wird nicht
erhoben. Gäſte willkommen. (Siehe Anzeige.)
— „In und um Darmſtadt im Winter”. Zur Zeit findet in
den Schaufenſtern Rheinſtr. 22. früher Danatbank. eine
Aus=
ſtellung von Photo=Studien ſtatt.
Helia.
Das Motto der Militärhumoreske „3 von der Kavallerie‟
ſpricht am Schluß des Films der General höchſtperſönlich aus: Zur
Kavallerie gehört viel Luſt und Liebe — beſonders ſehr viel Liebe.
Faſt ein bischen zuviel Liebe, könnte man finden, wenn man
die=
ſen Film geſehen hat, denn „vom Kleinſten und Gemeinſten” bis
hinauf zum General haben dieſe wackeren Krieger nichts anderes
zu tun. Dabei wird mit komiſchen Situationen nicht geſpart und
wenn ſie nicht neu ſind, ſind ſie dafür um ſo derber, wie ſich das
bei dem Kleeblatt Hörbiger — Heidemann —
Kam=
pers von ſelbſt verſteht. Jedenfalls iſt zu konſtatieren, daß ſich
das Publikum ausgezeichnet unterhielt und geräuſchvoll=heiteren
Anteil nahm, wenn Kampers mit Rizinus gurgelte oder Hörbiger
*
ſeine zahlreichen Bräute betreute.
*
— Im Union=Theater läuft heute und folgende Tage der
neue Guſtav=Fröhlich=Tonfilm „Ein Mann mit Herz”, eine
von Geza von Bolvary einfallreich inſzenierte Tonfilm=Operette
mit einer ſchmiſſigen Muſik von Robert Stolz.
— In den Palaſt=Lichtſpielen ſieht man nur noch heute und
morgen im Erſtaufführungs=Doppelprogramm den ſpannenden
Kriminal=Tonfilm „Verhängnis eines Tages” ſowje im
Teil den ſenſationellen Tonfilm aus dem Zirkusleben „Der
Sprung ins Nichts”.
— Helia=Morgenfeier. Der hervorragende Kulturfilm der
Ufa „Palmen und Pyramiden”, ein Film von Land und
Leuten in Aegypten wird heute, Sonntag vormittag. 11.15 Uhr,
in den Helia=Lichtſpielen unwiderruflich zum letzten Male
wieder=
holt. Kleine Preiſe.
— Reſi=Theater. Mit großem Erfolg läuft im „Reſi” der
größte luſtige Ufafilm des Jahres „Ein blonder Traum”
mit Willy Fritſch Lilian Harvey und Willi Forſt. Mittags in
der Jugendvorſtellung, Tom Mix in „Die Todesfahrt auf dem
Block River”.
Kleinkier= und Lebensmitkel=diebſtähle
am laufenden Band.
Gute Belohnung zugeſichert.
In ganz erſchwerender Weiſe werden Kleintier= und
Lebensmitteldiebſtähle in den Orten der näheren und weiteren
Umgebung von Groß=Gerau begangen. Die Diebe, es handelt ſich
ganz wahrſcheinlich in den meiſten Fällen um ein und dieſelbe
Bande, die ſich zu fortgeſetzten Diebereien zuſammengeſchloſſen hat,
konnten bisher noch nicht gefaßt werden. In ſolchen Fällen iſt die
Polizei auf die unbedingte Mithilfe des Publikums angewieſen,
weil die verſchiedenartig gemachten Beobachtungen in den meiſten
Fällen für die Aufklärungsarbeit unerläßlich iſt. Anhaltspunkte
oder Wahrnehmungen, die man in bezug auf die Kleintier= und
Federviehdiebſtähle im Groß=Gerauer Gebiet gemacht hat, wolle
man den zuſtändigen Polizeiſtellen mündlich oder ſchriftlich
mit=
teilen. Ausdrücklich ſei betont, daß jede Mitteilung dieſer Art
durchaus vertraulich behandelt wird.
Lichtbildervortrag. Mehr als früher iſt unter Einwirkung
der wirtſchaftlichen Verhältniſſe die Pflege des Heims in den
Vordergrund des Intereſſes gerückt. Moderne Wohnungskultur
durch gute Beleuchtung iſt nicht mehr das Vorrecht begüterter
Kreiſe Alle wollen und können heute den Nutzen des lichttechniſchen
Fortſchrittes genießen. Jede kleinſte Neubauwohnung hat bereits
elektriſches Licht. Das allein bedeutet aber noch nicht gute
Beleuch=
tung. Schaffen Sie ſich vielmehr gutes Licht mit Hilfe geeigneter
Beleuchtungskörper und genügend ſtarker Glühlampen, die beide
heute erſchwinglicher ſind als je zuvor. Es gibt kein beſſeres
Mittel, um das Heim mit geringen Ausgaben ſchöner und
behag=
licher zu geſtalten, als gute elektriſche Beleuchtung. Wie alle
Elektrogeräte verbeſſert wurden, ſo hat man auch die
Beleuchtungs=
körper in den letzten Jahren immer mehr den Erforderniſſen der
lichttechniſchen Erkenntniſſe angepaßt. Auch der Sparſamſte kann
heute eine gute Wohnungsbeleuchtung haben, denn die koſtet nicht
viel. Teilt man einmal den Monatsbetrag der Stromrechnung
durch 30, dann wird man überraſcht ſein, wie wenig man für
Be=
leuchtung täglich im Vergleich zu anderen Ausgaben aufzuwenden
hat. Wie man die Heimbeleuchtung zweckmäßia verbeſſern kann,
wird ein Lichtbildervortrag zeigen, der von der
Elek=
tro=Gemeinſchaft Darmſtadt in Gemeinſchaft mit dem
Hausfrauenbund Darmſtadt am Mittwoch, den 1.
Fe=
bruar 1933, abends 8 Uhr, im oberen Saal des Brauerei=
Aus=
ſchanks „Zur Krone”, Schuſtergaſſe 18 bei freiem Eintritt
ſtattfindet. Da der Vortrag manch neue Anregung geben wird,
dürfte der Beſuch desſelben ſehr lohnend ſein.
Rönnen Sie für 2.50 Mk.
15 Plund Wäsche waschen?
F1241a)
AKering bedient Sie so billig u. doch tadellos.
Lrpheun.
Die drei vom Rundfunk.
In Darmſtadt iſt vom Südweſtfunk zu einem zweitägigen
Gaſt=
ſpiel im Orpheum Beſuch eingetroffen. Wer kennt nicht Harry
Cobler, den unterhaltſamen Humoriſten, der unſichtbar über
elektriſchen Wellen ſo fröhliche Stunden vermitteln kann? Er ſtellte
ſich perſönlich vor und könnte für ſich allein einen, ganzen
Unter=
haltungsabend ausfüllen. — Aber das tut er nicht, er hat ſich noch
einen ganzen Stab vorzüglicher Varietékünſtler und
Rundfunk=
ſterne mitgebracht und fungiert ſelbſt gewiſſermaßen als leichtes
Zwiſchengericht. Deſſert oder — richtig geſagt — als „Anſager”.
Seine Witze reißen nicht ab, ſie werden ſehr oft mit
verſtändnis=
vollem Schmunzeln quittiert, meiſt aber bricht unwillkürlich eine
nicht einzudämmende Heiterkeit durch. Harry Cobler „erzählt”,
aber wie! Brillant. Jeder noch ſo trockene Witz iſt bei ihm ein
„Drall”; dann „ſtept” er, mimt und markiert er, kurz in ſeiner
originellen, durch den Rundfunk ja ſchon bekannten Vielſeitigkeit
ſchießt er am Abend den Vogel ab und hat begeiſterten Applaus=
Seine Partner reihen ſich ihm würdig an. Da iſt Alfred
Auerbach vom Südweſtfunk, der in gemütlichem Plauderton
ſchwäbiſche Anekdoten zum beſten gibt, und die Sopraniſtin Annie
Lönholdt, die Hausſängerin des Südweſtfunk — ein
unterhalt=
ſames Funkkleeblatt, das hübſche, heitere Stunden vermittelt. —
Ein viertes Rundfunkmitglied, die „Kaſperl=Tante”, hatte leider
die Grippewelle erfaßt; ihre Kollegen ſprangen tüchtig für ſie ein.
Damit iſt aber der Mitwirkendenſtab noch nicht erſchöpft. Ly
Tracas ausdrucksvolle, Tänze, Irma Zehntel mit ihren
„getanzten Chanſons” und ihrer eigenen Kleinkunſt, Frau Lu als
Chanſonſängerin und als Schlußattraktion Bardini mit
ſei=
nen fabelhaften Jongleurkünſten vervollſtändigen ein buntes
Pro=
gramm, das man ſich anſehen ſollte. Das ſtark beſetzte Haus kargte
geſtern abend nicht mit wo (verdientem Beifall.
— Orpheum. „Vier von der Funkſtelle” im Zeichen
des Faſchings! Heute, Sonntag, abends, Gaſtſpiel des beliebten
und beſtens bekannten Humoriſten Harry Cobler nebſt Lieſl
Si=
mon, Aenne Löhnholdt. Alfred Auerbach (der gemütliche
ſchwä=
biſche Plauderer) ſämtlich vom Südweſtfunk; ferner die
jugend=
liche Tänzerin Ly Traca, der Univerſalkünſtler Bellachini und
Elſe Raſſus, Vortragskünſtlerin. — Muſikaliſche Leitung: Fred=
Bauer. Nachmittags Märchenvorſtellung: „Schneewittchen und die
ſieben Zwerge” bei kleinſten Preiſen. — Hinſichtlich der Preiſe und
des Vorverkaufs bitte heutige Anzeige zu beachten.
— Der Verein der ehemaligen Schüler und der Freunde des
Realgymnaſium wird ſeinen nächſten Vereinsabend am kommenden
Freitag, den 3. Februar, abends, in der Aula des Realgymnaſiums
abhalten. Herr Studienrat Dr. Götz wird dabei an Hand
zahl=
reicher Lichtbilder über ſeine Donaufahrt nach Wien und Budapeſt
ſprechen. Wir machen auch alle Eltern, die beabſichtigen, an Oſtern
1933 Kinder in das Realgymnaſium oder Reform=Realgymnaſium
zu ſchicken, auf dieſe Veranſtaltung aufmerkſam.
— Schauturnen der Darmſtädter Studenten. Am Freitag, den
10. Februar 1933, abends 7.30 Uhr, findet in der Otto=Berndt=
Halle erſtmalig ein großes Schauturnen der Darmſtädter
Studen=
ten ſtatt. In den Vorführungen, an denen über 100 Studenten
(Kommilitonen) beteiligt ſind, werden faſt alle Gebiete des
Hallen=
ſportes zu ihrem Recht kommen — Freiübungen, Geräteturnen,
Medizinball, Fechten, Kampfſport, Bodenturnen u. a. m. Das
Amt für Leibesübungen der Darmſtädter Studentenſchaft lädt
alle Sportfreunde zu dieſer Veranſtaltung recht herzlich ein. Der
Eintritt iſt frei.
— Die einzige Damen= und Herren=Sitzung der Turngemeinde
1846 findet, wie bereits bekanntgegeben, am Sonntag, den 5.
Fe=
bruar, im prächtig, der Veranſtaltung entſprechend geſchmückten
Feſtſaal der Turngemeinde am Woogsplatz ſtatt. Unter der Deviſe:
s werd doch aamol wern” wird das abwechſlungsreich Gebotene
allen Beſuchern ergötzliche Stunden bereiten. Schon der Name des
Vorſitzenden, Georg Schäfer, bürgt dafür, daß beſondere
Aus=
leſe in den vielſeitigen Darbietungen getroffen wurde, die nur
die beſten Eindrücke hinterlaſſen werden. Von 4 Uhr ab bis zum
Beginn der Sitzung ſpielt das Stadtorcheſter unter perſönlicher
Leitung ſeines rheiniſchen Kapellmeiſters luſtige Weiſen. Da nur
ſoviel Einlaßkarten ausgegeben werden, als gute Sitzplätze
vor=
handen ſind, empfiehlt es ſich, den Vorverkauf beim Hausmeiſter,
Herrn Heid, Woogsplatzturnhalle, der bereits ſtark eingeſetzt hat.
noch zu benutzen, da an der Tageskaſſe wohl kaum noch Karten
vor=
handen ſein werden.
— Lichtbildervortrag über Steinleiden. Im Auftrag des
Vereins, für naturgemäße Lebens= und
Heil=
weiſe (Naturheilverein) ſprach geſtern abend in der
Aula des Realgymnaſiums Dr. med. Piening über
Stein=
leiden‟ Nachdem der Redner an Hand von guten Lichtbildern
eine allgemeine Einführung in die Funktionen der inneren
Or=
gane des menſchlichen Körpers gegeben hatte, wandte er ſich den
Einzelheiten der Tätigkeit von Leber und Nieren zu. Er
behan=
delte klar und einleuchtend Urſachen und Folgen der Erkrankung
dieſer wichtigen Organe, wobei ihn eine Reihe ſehr inſtruktiver
mikroſkopiſcher und ſchematiſcher Darſtellungen unterſtützte. Im
zweiten Teil ſeines Vortrages ging der Redner auf die
Maßnah=
men zur Verhütung und Heilung der Krankheiten ein und
be=
tonte die Notwendigkeit richtiger Atmung und naturgemäßer
Er=
nährung. Eine Würdigung der Wärme als Heilfaktor und ein
Hinweis auf die Bedeutung der Heilkräuter beſchloß den
Vor=
trag, für den die Zuhörer dankbaren Beifall ſpendeten. Als
Vor=
ſitzender des Naturheilvereins dankte Herr Ripper, der auch die
Begrüßung übernommen hatte.
— Kaufmänniſche Stenographen=Geſellſchaft e. V.
Haupt=
verſammlung. Das abgelaufene Vereinsjahr war nach den
ein=
leitenden Worten des 1. Vorſitzenden, Wilhelm Weber, und nach
dem ſehr ausführlichen Bericht des 1. Schriftführers, trotz der
Not der Zeit reich an Arbeit. Die Zeitverhältniſſe erforderten
mancherlei Einſchränkungen, doch konnte durch die ſelbſtloſe Arbeit
der einzelnen Vorſtandsmitglieder Unterrichtsleiter und der
ſonſtigen Mitarbeiter der geſamte Vereinsbetrieb in vollem
Um=
fange aufrecht erhalten werden. Der Unterrichtsbeſuch hat ſich
unter dem Einfluß der Verhältniſſe etwas vermindert, doch darf
der Beſuch noch als gut bezeichnet werden. Die Geſellſchaft
ver=
dankt dies der planmäßigen und gut diſziplinierten
Unterrichts=
erteilung und dem Umſtand, daß der geſamte Unterricht nicht
in einem Schulhauſe abgehalten wird. Die
Maſchinenſchreib=
ſchule der Geſellſchaft, die erſte und älteſte Vereinsſchule
Deutſch=
lands, konnte einen den Verhältniſſen entſprechenden Beſuch
euf=
weiſen. Ihrem Grundſatze vielfach überflüſſige nud oft
frag=
würdige Wettſchreiben nicht mitzumachen, iſt die Geſellſchaft
auch im abgelaufenen Vereinsjahre treu geblieben. Dem Zuge
der Zeit folgend, mußte der Beitrag und das Unterrichtsgeld
einzelner Abteilungen herabgeſetzt werden. Neben der beruflichen
Bildungsarbeit wurden die Geſelligkeit und die Wanderungen
gepflegt. Die Tätigkeit der ſeitherigen Vorſtandsmitglieder wurde
dadurch anerkannt, daß faſt ſämtliche Mitglieder des Vorſtandes
wiedergewählt wurden. Die Geſchaftsleitung der Geſellſchaft ſetzt
ſich zuſammen aus den Herren Wilhelm Weber. Jakob Mann,
Hans Mahr, Heinrich Schröbel und Philipp Döß. An die
an=
regend verlaufene Verſammlung ſchloß ſich ein geſelliger Teil.
Aerztlicher Sonntagsdienſt. Iſt wegen plötzlicher Erkrankung
ärztliche Hilfe erforderlich, ſo iſt ſtets zunächſt der Hausarzt zu
rufen. Wenn dieſer nicht erreichbar iſt, dann ſind am Sonntag,
den 29. Januar, folgende Aerzte zu deſſen Vertretung bereit:
Dr. med. Nahm. Heidelberger Straße 83 (Tel. 4646): Dr. med.
Riemenſchneider Otto=Wolfskehlſtraße 32 (Tel. 2955);
Dr. med. Weyell, Hölgesſtraße 16 (Tel. 253).
Sonntags= und Nachtdienſt in den Apotheken Darmſtadts von
Samstag, den 28. Januar, abends, bis Samstag, den 4. Februar,
früh: die Merckſche Apotheke, Rheinſtraße 9, und die
Beſſunger Apotheke, Wittmannſtraße 1.
Tageskalender für Sonntag, den 29. Januar 1933.
Helia=Lichtſpiele, 11.15 Uhr: Palmen und Pyramiden”. — Union=
Theater: Ein Mann mit Herz” — Helia=Lichtſpiele: „Drei
von der Kavallerie‟. — Palaſt=Lichtſpiele: „Verhängnis eines
Tages” und „Der Sprung ins Nichts”. — Reſi=Theater: Ein
blonder Traum”. — Orpheum: „Vier vom Rundfunk”. —
Kon=
zerte: Café Ernſt=Ludwig, Reſt. Bender, Reichshof, Hotel z.
Poſt. Alte Poſt Maintor, Bahnhofshotel. Schillereck,
Wald=
ſchlößchen, Haferkaſten, Reſt. Sitte (Karlsſtr. 15).
Bei Unbehagen
ud Schmorzen
19:
Das beuährte Sfandahdphandtat
und unschädliche Hausmittel.
In allen Apotheken erhältſich zum Preise von
Rd. 0.89, 1.30, 1.88. Nur echt mit dem
Namens-
zug Aerrte aud jeder Packung.
Sonntag, 29. Januar 1933
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 29 — Seite 7
Aus Heſſen.
Skraßenbericht
für die Woche vom 29. Januar bis 4. Februar 1933.
(Mitgeteilt vom Heſſiſchen Automobil=Club.)
Fernverkehrsſtraßen in Heſſen:
45 Heldenbergen—Windecken bis auf weiteres für allen Verkehr
geſperrt. Umleitung für den Durchgangsverkehr: Friedberg,
Vilbel, Bergen, Mainkur, Hanau; für den Lokalverkehr:
Eichen, Oſtheim, Windecken.
49 Gießen—Fulda (zwiſchen Alsfeld und Renzendorf) bis auf
weiteres geſperrt. Umleitung: Eifa. Rainrod.
Hauptſtraßen in Heſſen:
Keine Sperren gemeldet.
Sonſtige Straßen in Heſſen:
Eberſtadt—Seeheim-Jugenheim-Zwingenberg (alte Bergſtraße)
vom 8. 9. bis auf weiteres geſperrt. Umleitung: Seeheimer
Tanne. Bickenbach.
Langgöns—Holzheim vom Abzweig Grüningen bis Holzheim vom
22. 9. bis auf weiteres geſperrt. Umleitung: Gruningen.
Kirchgöns-Bahnhof vom 7. 11. bis auf weiteres geſperrt.
Oert=
liche Umleitung.
J. Griesheim, 28. Jan. Gemeinderatsbericht. Die
Gemeinde Griesheim hatte im Jahre 1930 und 1931 bei der
Lan=
deskommunalbank—Girozentrale in Darmſtadt zwei kurzfriſtige
Anleihen in Höhe von 44 756,35 M. und 6500 RM. aufgenommen,
die beide bereits am 31. Juli 1932 zur Rückzahlung fällig waren.
Da jedoch eine Rückzahlung bis, jetzt noch nicht möglich gemacht
werden konnte, wurden von der Bank Ergänzungsverträge
vor=
geſchlagen, in denen die Anleihen künftig als täglich fälliges Geld
bezeichnet ſind. Dieſe ergänzenden Verträge wurden von dem
Ge=
meinderat einſtimmig gutgeheißen. — Die Gemeinde iſt bei der
Landeskommunalbank=Girozentrale mit der Abführung der Zinſen
und Tilgungsbeträge in Höhe von 44 306,71 RM. im Rückſtande,
bezüglich deren das gerichtliche Mahnverfahren bereits im Gange
iſt. Die Bank iſt nun an die Gemeinde mit dem Anſinnen
heran=
getreten, ihr zur teilweiſen Deckung der Rückſtände die
Jagdpacht=
einnahmen abzutreten. Dieſes Anſinnen wurde vom Gemeinderat
einſtimmig abgelehnt. — Die Heſſiſche Flugbetriebs=
Aktiengeſell=
ſchaft beabſichtigt die Erbauung einer Flugzeughalle auf dem
Ge=
lande des Truppenübungsplatzes außerhalb des genehmigten
Ortsbauplanes. Das Baugeſuch fand Genehmigung. — Die
An=
gelegenheit betr. Anträge der Gemeinde für das
Arbeitsbeſchaf=
fungsprogramm nahm einen ſehr breiten Raum ein und löſte eine
ausgedehnte Debatte aus. Zunächſt referierte der Vorſitzende,
Bürgermeiſter Feldmann, über die Angelegenheit, in der bereits
eine Bürgermeiſterverſammlung ſtattgefunden hat. Er brachte
hierauf eine diesbezügliche Verfügung des Kreisamts Darmſtadt
zur Verleſung, aus der unter anderem hervorging, daß die
Ge=
meinde im Höchſtfalle ein Darlehen in Höhe von 60 000 RM. zur
Verfügung geſtellt werden könnte, das ab 1. April 1935 mit ſechs
Prozent zu verzinſen und in längſtens 25 Jahren zu tilgen iſt. Die
mit dieſem Kapital auszuführenden Arbeiten müſſen
volkswirt=
ſchaftlich wertvoll ſein und zu den Aufwendungen der Gemeinde
in einem angemeſſenen Verhältnis ſtehen. Die Genehmigung zur
Aufnahme des Kapitals in Höhe von 60 000 RM. wurde gegen
ſechs Stimmen erteilt. Die Minderheit begründete ihren
ableh=
nenden Standpunkt damit, daß es der Gemeinde jetzt ſchon nicht
mehr möglich ſei, ihren Zinsverpflichtungen nachzukommen, und
daß deshalb mit der Schuldenwirtſchaft aufgeräumt werden müſſe;
im übrigen ſei eine weitere Steuererhöhung nicht mehr tragbar.
G. Ober=Ramſtadt, 28. Jan.
Brennholverſteigerun=
gen. Das hieſige Forſtamt hält am Mittwoch, 1. Febr., vorm.
9 Uhr, im Gaſthaus „Zur Poſt” in Nieder=Ramſtadt, am
glei=
chen Tage, nachm. 2 Uhr, im Gaſthaus „Zum Löwen in Ober=
Ramſtadt, und am Donnerstag, den 2. Febr., vormittags, in der
Kellerſchen Gaſtwirtſchaft in Wembach je eine
Brennholzver=
ſteigerung ab. Näheres ſiehe Anzeige in Nummer 28 des
Darm=
ſtädter Tagblattes.
Ak. Nieder=Ramſtadt, 28. Jan. Obſt= und
Gartenbau=
verein. Von ſeiten des Kreisverbandes und des
Landwirt=
ſchaftskammerausſchuſſes wird Wert darauf gelegt, daß auch in
dieſem Jahre im Rahmen des Möglichen eine Winterſpritzung der
Obſtbäume vorgenommen wird, zumal am hieſigen Platz eine
fahrbare Baumſpritze ſtationiert iſt. In Frage käme wieder eine
Beſpritzung mit Obſtbaumkarbolineum. Der Obſt= und
Garten=
bauverein wird ſeinen Mitgliedern entgegenkommen dadurch, daß
das Spritzen in irgendeiner Form weſentlich verbilligt wird. —
Der vom Verein ausgebildete Baumwart Roß hat ſich letzthin an
einem Sprengkurſus zum Zwecke der Bodenlockerung beteiligt. Er
wird in nächſter Zeit in hieſiger Gemarkung Verſuche mit dem
neuen Verfahren anſtellen und dadurch den Obſtbaumbeſitzern den
Beweis der Zweckmäßigkeit derartiger Maßnahmen erbringen.
— Traiſa, 27. Jan. Im März d. Js. kann die Firma
Gebrü=
der Spieß hier auf ihr 50ähriges Beſtehen zurückblicken.
Gegründet von dem Vater Heinrich Spieß I., haben es die Söhne
verſtanden, aus kleinen Anfängen eine in weitem Umkreis
be=
kannte Werkſtätte moderner Möbel zu ſchaffen.
Cd. Michelſtadt, 27 Jan. Der Odenwaldklub hatte den
geſchäftsführenden Vorſitzenden des Hauptausſchuſſes, Herrn
Stu=
dienrat Dr. Götz=Darmſtadt, zu einem Lichtbildervortrag über
ſeine Donaufahrt nach Wien und Budapeſt gewonnen. Nach
ein=
führenden Worten über die Bedeutung der Donau als
zweitgröß=
tem Strom Europas galt der Beſuch zunächſt der alten
Biſchofs=
ſtadt Regensburg. Die Befreiungshalle bei Kehlheim erfuhr
ge=
bührende Würdigung: dem 50jährigen Gedenktag der Leipziger
Schlacht iſt ſie geweiht und in antiker Form als Rotunde erbaut.
Stromabwärts folgt der impoſante Durchbruch durch den Felsſtock
des Jurakalks; vorbei an dem Benediktinerkloſter Weltenburg.
Paſſau mit der Feſte Oberhaus wurde gezeigt und beſprochen. In
bunter Folge zogen die alten Städte, Klöſter und Burgen am
Lauf des Stromes bis Wien am Auge vorbei. Der Vortragende
ſprach eingehend über Wien als Muſik= und Kaiſerſtadt, ſowie den
Charakter ſeiner Bewohner. Vorzügliche Bilder zeigten die
Sehenswürdigkeiten. Es folgte eine Schilderung von Budapeſt,
der früheren zweiten Hauptſtadt des Kaiſerreichs und der heutigen
ſtolzen Hauptſtadt des nationalbewußten Ungarlandes. Lebhaften
Beifall zollten die Zuhörer dem Redner für ſeine packenden
Aus=
führungen.
m. Beerfelden, 28. Jan. Beachtliche Winterhilfe.
Der hieſige Zweigverein vom Evangeliſchen Bunde hat im letzten
und dieſem Winter mit Hilfe einer Anzahl von Solokräften.
Ge=
ſangvereinen der Kirchſpielortſchaften, den zwei hieſigen
Geſang=
vereinen, dem Kirchen= und Schülerchor im ganzen vier Konzerte
zuwege gebracht und auf dieſe Weiſe den Aermſten des Kirchſpiels
über tauſend Reichsmark zugeführt. Die Gaben wurden in
Ge=
ſtalt von Lebensmittelsaketen verabreicht, was Garantie gab, daß
das Geld auch richtig angelegt wurde.
Aufklärung einer Reihe von größeren Diebfkählen
in Raunheim und Umgebung.
—In Raunheim und Umgebung wurden ſeit Monaten zur
Nachtzeit Diebſtähle größeren Umfanges begangen, ohne daß
man den Tätern beikommen konnte. In der Hauptſache hatten es
die Diebe auf Lebensmittel und Getreide abgeſehen. So
erbeu=
teten ſie große Mengen bis zu 50 Ztr. Kartoffeln, die auf dem
Main mit Kähnen fortgeſchafft worden waren; ferner Aepfel,
Wurſt, Schmalz, Schuhe, aber auch Getreide und Futtermittel
für Schweine zu mäſten. Bei einem erneuten Gaſtſpiel, das die
Geſellſchaft auf Gut Mönchhof bei Kelſterbach in der Nacht vom
30. zum 31. 12. 1932 geben wollte, wurde ihre Anweſenheit auf
dem vollſtändig abgelegenen und friedlichen Kornſpeicher durch
ein Liebespärchen, das ſich zu einem nächtlichen Schäferſtündchen
im Brennhaus zuſammengefunden hatte, feſtgeſtellt. Das Pärchen
hat hierauf vorſichtig die Anwohner des Hofes alarmiert, der
Getreideſpeicher wurde umſtellt und zwei der Einbrecher auf
friſcher Tat feſtgenommen. Vermutlich waren aber im Dunkel
der Nacht noch weitere Diebe entkommen. Am Tatort ſelbſt
wur=
den auf freiem Felde am Mainufer einige Säcke, mit
Getreide=
ſchrot gefüllt, vorgefunden, die die Täter gerade fortſchaffen
wollten. Die Feſtgenommenen beſtritten jede diebiſche Abſicht
ge=
habt zu haben und erklärten, ihre nächtliche Anweſenheit ſei aus
politiſchen Gründen erforderlich geweſen. Inzwiſchen waren auch
in einem Schacht eines trockenen Kanals in der Nähe von
Raun=
heim dicht am Main eine Anzahl Säcke, diverſe
Schwarte=
magen, Aepfel uſw. zufällig gefunden worden; Sachen, aus
denen zu ſchließen war, daß ſie ebenfalls aus Diebſtählen
her=
rühren mußten. Der außerordentlich verworrene Tatbeſtand
machte den Einſatz mehrere Kriminaliſten des
Landeskriminal=
polizeiamtes Darmſtadt erforderlich, die gemeinſchaftlich mit
den zuſtändigen Gendarmeriebeamten eine ganze Anzahl
erheb=
licher Straftaten in Raunheim und Umgebung aufklären
konn=
ten. Als Diebe bzw. Hehler wurden 5 Perſonen, ſämtlich aus
Raunheim, in Unterſuchungshaft genommen, von denen zwei
Frauen nach erfolgter Aufklärung inzwiſchen wieder auf freien
Fuß geſetzt werden konnten.
Gummifabrik in Oberkshauſen niedergebrannk.
Offenbach a. M., 28. Jan. Samstag morgen gegen 4.30 Uhr
wurde die Offenbacher Feuerwehr nach Obertshauſen bei
Offen=
bach gerufen, wo die Rodgauer Gummifabrik Louis Peters, die in
unmittelbarer Nähe der Gasfabrik gelegen iſt, in Flammen ſtand.
Das Feuer, das in den dort lagernden Gummivorräten reiche
Nahrung fand, legte die Fabrik völlig in Aſche. Gegen 8 Uhr
morgens konnte die Feuerwehr bis auf einen Wagen wieder
ab=
rücken.
Die Fabrik beſchäftigte zuletzt 40 Arbeiter, die nun arbeitslos
werden. Weitere 60 Arbeiter ſollten in Kürze eingeſtellt werden.
2 Offenthal, 28. Jan. Beſetzung, der Pfarrſtelle.
Im Mai dieſes Jahres werden es vier Jahre, daß Herr Pfarrer
Schulz von hier nach Gundernhauſen verſetzt wurde. Seit dieſer
Zeit verſah Herr Pfarrer Weik=Götzenhain mit unermüdlicher
Gewiſſenhaftigkeit den Dienſt hier mit. Auch dem Evgl.
Frauen=
verein war er ein treuer Mitarbeiter. Pfr Weik wird nun am
Sonntag, 29. d. M., ſeine Abſchiedspredit hier halten, denn Herr
Pfarraſſiſtent Nies, zur Zeit in Arheilgen, wurde zum
Verwal=
ter der hieſigen Pfarrſtelle ernannt. Dieſer wird ſeinen Dienſt
am 1. Februar antreten.
— Seeheim, 28. Jan. Freiw. weiblicher
Arbeits=
dienſt. Den Bemühungen des hieſigen Evangel. Pfarramtes
iſt es gelungen, mit Hilfe des Evangel. Frauen= und
Mädchenver=
eins einen Freiw, weiblichen Arbeitsdienſt zu eröffnen, der im
Dienſte der Nothilfe ſteht. Die Kirche hat im Evangel.
Gemeinde=
haus eine Küche und Werkraum hergerichtet, die der
Frauenver=
ein mit Hilfe freiwilliger Spenden ausſtattet. Fünfzehn junge
Mädchen treten täglich zum Kochen, Nähen und Flicken im Dienſt
der Evangel. Nothilfe unter Leitung einer techniſchen Lehrerin
an. Ihr Dienſt ermöglicht eine wöchentlich wechſelnde Speiſung
von unterernährten und armen Kindern der Schule und
Kinder=
ſchule. Wenn die Einrichtung ſich bewährt, ſollen in weiteren
Kurſen die berückſichtigt werden, die ſich inzwiſchen noch intereſſiert
zeigten, nachdem die genehmigte Zahl ſchon abgeſchloſſen war.
S. Bensheim, 28. Jan. Bürgermeiſterverſammlung
des Kreiſes. Die in Zwingenberg abgehaltene Verſammlung
war von ſämtlichen Bürgermeiſtern des Kreiſes beſucht. Herr
Kreisdirektor Reinhart eröffnete mit herzlichen
Begrüßungs=
worten die Verſammlung und hieß insbeſondere die neugewählten
und zum erſtenmal anweſenden Bürgermeiſter von Jugenheim,
Lautern und Winterkaſten willkommen, und gab dabei der
Hoff=
nung Ausdruck, daß das gute Zuſammenarbeiten zwiſchen
Kreis=
amt und den Herren Bürgermeiſtern auch mit den drei
neuge=
wählten Herren weiterbeſtehen möge. Die Verſammlung gedachte
in ehrender Weiſe des Ablebens des Bürgermeiſters Eſſinger von
Lautern. Auch des Ausſcheidens des Bürgermeiſters Burkhardt
zu Jugenheim und Kaffenberger=Winterkaſten, die ſich beide
Ver=
dienſte um das Wohl ihrer Gemeinden erworben haben, was
gebührend gewürdigt wurde, wurde gedacht. Die Tagesordnung
wurde hierauf programmäßig erledigt, die Punkte
Arbeitsheſchaf=
fungsprogramm. Verfehlungen von Gemeindebeamten im
Zuſam=
menhang mit der Arbeitsloſenverſicherung. Richtſätze und
Richt=
linien für die Unterſtützung Hilfsbedürftiger im
Bezirksfürſorge=
verband Bensheim, waren von Hauptintereſſe. Ueber dieſe Punkte
wurde lebhaft diskutiert. Erſt gegen 6 Uhr abends konnte die
Verſammlung durch den Vorſitzenden geſchloſſen werden. Als
näch=
ſter Tagungsort wurde Bürſtadt beſtimmt.
Au. Groß=Gerau. 28. Jan. Die Gaſtwirtevereinigung
des Kreiſes Groß=Gerau hielt in Groß=Gerau eine
Kundgebung ab in der Landesvorſitzender Döring=Darmſtadt über
die allgemeine Notlage des Gaſtwirtegewerbes ſprach. Im Namen
des Kreisamtes Groß=Gerau ſagte Regierungsaſſeſſor Keil dem
Gaſtwirtsgewerbe die Unterſtützung des Kreisamtes zu.
Lebhaf=
ten Beifall fanden auch die Ausführungen von Bürgermeiſter Dr.
Lüdecke=Groß=Gerau, der den Gaſtwirten im Namen der
Stadt=
verwaltung und des Verkehrsvereins für Groß=Gerau und
Um=
gebung ſein Intereſſe bekundete und zur regeren Anteilnahme
an Verkehrsangelegenheiten aufforderte. In der ausführlichen
Ausſprache wurden eine Reihe aktueller Berufsfragen wie
Steuer=
angelegenheiten uſw., behandelt. Eine Reſolution, in der gegen
die gewaltige ſteuerliche Belaſtung des Gaſtwirtegewerbes
pro=
teſtiert wird, fand einſtimmige Annahme.
Bewegungen im Rhein=Eis. — Die Eisdecke
nichk mehr ganz geſchloſſen.
Ab. Bingen a. Rh., 28. Jan.
Die Lage auf dem Rhein ſtellte ſich Freitag abend (27.
d. M.) wie folgt dar: Das Rheineis hat ſich in Holland bei
Gorinchem und Zalpeommel feſtgeſetzt. Auf dem deutſchen
Rhein, unterhalb der Eisverſetzung bei der Loreley hat das
Treibeis im Laufe des Freitag nachgelaſſen. Hier erſchwerte das
ſtarke Abfallen des Waſſerſtandes die Eisbrecherarbeit. Sie wird
nach Eintreffen flachgehender Hilfsfahrzeuge wieder
aufgenom=
men. Die Eisverſetzungg ſelbſt iſt im Laufe des Tages mehrfach
in Bewegung gekommen und hat ſich zunächſt, bis Bacharach
reichend, auf die Strecke bis Caub zuſammengeſchoben. Bei Caub
iſt der Rhein auf einige 100 Meter eisfrei. An der Pfalz bei
Caub beginnt eine neue Eisverſetzung, die langſam aufwärts
fort=
ſchreitet. Auf dem Oberrhein bis zur vorgenannten
Eisver=
ſetzung herrſcht ſtarker Eisgang. Auf den Nebenflüſſen heute keine
weſentlichen Veränderungen. Die Morgentemperaturen betrugen
am Oberrhein etwa minus 10 Grad Celſius, Bingen —13, Mittel=
und Niederrhein minus 10—12 Grad.
Die Eisbewegung, von der oben die Rede iſt, machte ſich auch
in der Nähe des im Packeis eingeſchloſſenen holländiſchen
Güter=
dampfers bemerkbar. Der Eisbrecher „Moſel”, der mit einer
Maſchinenſtärke von 350 PS. ausgeſtattet iſt, mußte ſeine Arbeit
einſtellen. Nachdem er das dünnere Randeis bewältigt hatte, kam
er ſelbſt in dem feſteren Eis zum Feſtſitzen. Es iſt inzwiſchen
ge=
lungen, ihn aus ſeiner Lage zu befreien. Vom Waſſerbauamt
Duisburg trifft nun der Eisbrecher „Lahn” ein, der 320 PS.
Ma=
ſchinenſtärke hat. Im übrigen iſt noch bemerkenswert, daß ein
Teil des Eiſes ſich heute am „Betteck” (der Anfangspunkt der
Eis=
verſetzung) durchgeſchoben hat. Eine hier befindliche Rinne im
Eis wurde durch die nachdrückenden und nachrückenden Eismaſſen
ausgefüllt. Bei Oberweſel wird das Rheineis ſchon zahlreich
be=
gangen. Wie einige Vorgänge von in Bewegung geratenen
Eis=
maſſen zeigen. iſt aber größte Vorſicht geboten. Es erſcheint
frag=
lich, ob ein Maſſenbeſuch des Rheineiſes, wie vor 4 Jahren,
ſtatt=
finden kann.
— Gernsheim, 28. Jan. Waſſerſtand des Rheins
(Pegel) am 27. d. M.: —1,43 Meter, am 28. d. M.: —1.45 Meter,
jeweils morgens 5.30 Uhr.
Aus Mainz und Rheinheſſen.
Be. Mainz. 29. Januar. Stahlhelmſelbſthilfe in
Mainz. Bei einem Kompagnieabend des Mainzer Stahlhelm
ſprach der Führer der Stahlhelmſelbſthilfe in Mainz. Kamerad
Lariſch, über die Bedeutung dieſer Einrichtung. Die
Stahlhelm=
ſelbſthilfe lehnt jeden Klaſſenkampf ab. Sie will die
Zuſammen=
arbeit. Sie gibt den Arbeitskameraden Schutz gegen Terror, ſie
betreibt Stellenvermittlung, gewährt Rechtsſchutz. Sie iſt aber
keine Gewerkſchaft. Die Beiträge zur Stahlhelmſelbſthilfe bleiben
Eigentum der Kameraden. Sie iſt eine Sparkaſſe. Der Kamerad
ſpart, kommt er in Not, ſo wird ihm geholfen. Sie gewährt heute
noch 13 Wochen Unterſtützung. Verwaltungsunkoſten entſtehen
bei der Stahlhelmſelbſthilfe nicht, da alle Verwaltungsarbeit
frei=
willig geleiſtet wird. Die Stahlhelmſelbſthilfe iſt eine nationale
Organiſation und gegen jeden Internationalismus, zumal ſie
er=
kannt hat, daß die Proletarier des Internationalismus verſagt
haben; ſie haben den Krieg nicht verhindert. Die Siegerproleten
haben im Gegenteil die beſiegten Proleten mit ausgebeutet. Und
hat ſchon etwas mehr verſagt wie die Sozialiſierung? Das
Haupt=
ſtreben des Stahlhelms gilt der Entproletariſierung des deutſchen
Arbeiters; er ſoll deutſcher Bürger werden. Die
Stahlhelmſelbſt=
hilfe geht über die Grenzen des Stahlhelms hinaus und nimmt
jeden nationalen Arbeiter auf. Im engſten verbunden mit der
Stahlhelmſelbſthilfe iſt der freiwillige Arbeitsdienſt. Im Verein
mit ihm will die Stahlhelmſelbſthilfe mithelfen an dem Aufbau
des Vaterlandes und Deutſchlands Freiheit zu erringen.
Ab. Alzey (Rhh.), 28. Januar. Die Tote von Albi— —
Kein Mord. Die Obduktion der in der Selz gefundenen
Leiche der ſeit einigen Tagen vermißten Frau Leonhard aus Albig
ergab, daß der Tod der Frau durch Ertrinken, und zwar 4—5
Stunden nach der letzten Mahlzeit, die ſie im Elternhauſe zu
Mauchenheim eingenommen hatte, erfolgt war. Nach dieſer
Feſt=
ſtellung des Gerichts liegt alſo kein Mord vor. Der Tod der Frau
iſt alſo noch am gleichen Tage, an dem ſie vermißt wurde,
einge=
treten und hat demnach fünf Tage kaum 40 Meter entfernt von
einer ſehr belebten Landſtraße gelegen.
Wochenſpielplan des Mainzer Stadkkheaters
für die Zeit vom 29. Januar bis 5. Februar 1933.
Sonntag, den 29. Januar, Anfang 15 Uhr: „Dornröschen”
Anfang 19.30 Uhr: Der Templer und die Jüdin”.
In Worms: 20 Uhr: „Hurra, ein Junge.
Montag, 30. Jan., Anfang 19.30 Uhr: „Margarete” (Fauſt).
Dienstag, 31. Januar, Anfang 19.30 Uhr: „Der Templer
und die Jüdin”
Mittwoch, 1. Febr. Anfang 19.30 Uhr: Margarete” (Fauſt).
Donnerstag, 2. Februar, Anfang 19.30 Uhr: „Hamlet, Prinz
von Dänemark”
Freitag, 3. Februar, Anfang 20 Uhr: „Marmor”
Samstag, 4. Februar, Anfang 15 Uhr: „Dornröschen”.
Anfang 20 Uhr: „Hurra, ein Junge‟
Sonntag, 5. Februar, Anfang 11 Uhr: 5. Morgenveranſtaltung,
zum Gedächtnis von R. Wagners 50. Todestag (13. 2. 1883).
Vortrag Dr. Karl Holl=Frankfurt a. M.; Soliſtin: Hanna
Gorina.
Anfang 15 Uhr: „Hurra, ein Junge‟
Anfang 19.30 Uhr: „Im weißen Rößl”,
Oberheſſen.
h. Gießen, 28 Jan. Eröffnung des
Jugendnot=
werkes mit 270 Jugendlichen. In der Volkshalle
ſam=
melten ſich zahlreiche Jugendliche, die Ausſchußmitglieder des
Notwerkes und des Sammelwerks, Stadträte, Vertreter und
Ver=
treterinnen der Wohltätigkeitsvereine u. a. m. Der Vorſitzende
des Hilfsausſchuſſes, Bürgermeiſter Dr. Seib leitete die
Eröff=
nung ein und dankte beſonders dem Reichswehrbataillon für die
Ueberlaſſung einer Feldküche zur Bereitung der Speiſen. Der
Vorſitzende des Hilfswerkes für die Provinz Oberheſſen,
Syndi=
kus Münch=Gießen, wandte ſich an die Jugend, denen das
Hilfs=
werk gilt. Anſchließend begann die erſte Speiſung der jungen
Leute. Das Eſſen war in der Feldküche ſehr ſchmackhaft und
aus=
gezeichnet zubereitet. Die hieſige Metzgerinnung unterſtützt das
Hilfswerk, indem ſie das Fleiſch zu 48 Pfg. das Pfund liefert.
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ſtädter Adr, einreichten, od. fügen u. in der Lage ſind, den
vor=
ſolv. Damen u. Herren z.// handenen groß. Beſtand weiter aus=
Beſuche v. Privatkundſchaft! zubauen. Zuſchriften unter W. 2773
für Darmſtadt u. Umgeb. an Annoncenkoch, Frankfurt a. M.,
(IV. 1658
10 Jahre litt ich.
an Ar erienverkalkung u. Herzſchwäche.
Seitdem ich Zinſſer=Knoblauchſaft und
Zinſſer Tee Nr. 40 gebrauche, fühle ich
mich mit meinen 86 Jahren um 20
Jahre jünger.
65077
Julie Main, Hindenburg=Zaborze.
Zinſſer=Knoblauchſaft
iſt appetitanregend, reinigt das Blut
und den Darm, ſchafft geſunde Säfte
und leiſtet bei Arterienverkalkung, zu
hohem Blutdruck, Magen=, Darm=,
Leber= und G llenleiden, bei Aſthma,
Rheumatismus und
allenStoffwechſel=
ſtörungen gute Dienſte. Flaſche M. 3.-,
Verſuchsflaſche M. 1.—
Geruchlos und ohne Geſchmack ſind
Knoblauchöl=Kapſeln und Knoblauch=
Tabletten. Schachtel je M. 3.—
In den meiſten Apotheken zu haben,
Kuoblauchſaft auch in den Drogerien,
(IL 24
ſonſt direkt.
G.m.
Dr. Zinſſer & Co.bs.
Leipzig 153.
70000 Anerkennungen über
Ziniſer=Hausmittel (
notari=
ell beglaubigt),
Seite 8 — Nr. 29
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Sonntag, 29. Januar 1933
Berlin. Die „Grüne Spert= und
Tierzucht=
woche Berlin 1933” wurde geſtern vormittag
eröffnet. Oberbürgermeiſter Dr. Sahm ſagte in
ſeiner Begrüßungsrede, daß die Grüne Sport=
und Tierzuchtwoche die traditionelle Fortſetzung
der Grünen Woche ſei. Die diesjährige
Ausſtel=
lung unterſcheide ſich von ihren Vorgängerinnen
dadurch, daß die ſpeziellen land= und
forſtwirt=
ſchaftlichen Darſtellungen fortgelaſſen worden
ſeien. Dafür ſeien aber die großen Tierſchauen
umſo ſtärker ausgebaut, und das Internationale
Reit= und Fahrturnier weiſe eine Beſetzung wie
nie zuvor auf. Oberbürgermeiſter Dr. Sahm gab
dann einen Ueberblick über das
Ausſtellungspro=
gramm der Reichshauptſtadt für das Jahr 1933.
Reichsminiſter für Ernährung und
Landwirt=
ſchaft, Frhr. v. Braun, ſagte in der
Eröffnungs=
anſprache: Schon ein kurzer Ueberblick über die
Ausſtellung zeige, daß in dieſem Jahr vor allem
der Kleingärtner, der Kleinſiedler und der
tiere=
liebende Städter Intereſſe an der Ausſtellung
finden werde.
Es ſei kein Zufall, daß dieſe Gebiete der
Grünen Sport= und Tierzuchtwoche ſoviel
Be=
achtung in der Bevölkerung fänden. Dieſe
Be=
wegung werde vom Reich mit neuen Mitteln
unterſtützt. Zur Bedeutung der Geflügelzucht
wies der Miniſter darauf hin, daß allein der
Wert der Eierproduktion ſich normalerweiſe in
Deutſchland auf 300 Millionen RM. belaufe,
und daß wir jährlich noch immer eine Einfuhr
von 230 Millionen RM. zu verzeichnen hätten.
Dieſe Eier könnten in Deutſchland erzeugt
werden.
Schweres Mokorradunglück.
Heidelberg. In der Nähe des Karlstors
hat die 23jährige Händlerin Lehmann mit ihrem
Kleinkraftrad den 53jährigen Küfer Heinrich
Doll angefahren und auf die Straße geſchleudert.
Doll erlitt einen Schädelbruch, der ſeinen
als=
baldigen Tod zur Folge hatte. Auch die
Motor=
radfahrerin und ihre Soziusfahrerin, die 34jähr.
Frau Merkle, ſtürzten, wobei Letztere durch einen
Schädelbruch ſchwer verletzt wurde, während die
Lehmann mit leichteren Verletzungen davonkam.
Großfeuer an der Moſel.
Vier Häuſer niedergebrannt.
Berncaſtel. In dem Moſelort Erden, der
bereits vor fünf Wochen von einem größeren
Schadenfeuer heimgeſucht worden war, brach
wiederum ein großes Feuer aus, das inmitten
eines zuſammenhängenden Häuſer=Komplexes
wütete und vier Wohnhäuſer zum Opfer fielen.
Das Vieh konnte mit knapper Not aus den
Ställen gerettet werden. Das Rettungswerk
ge=
ſtaltete ſich infolge der bitteren Kälte und des
Waſſermangels ſchwierig. Sechs Familien aus
den niedergebrannten Häuſern mußten
ander=
weitig untergebracht werden. Die Bergung des
geſamten Materials war nicht möglich, ſo daß
den Leuten zum Teil auch das Nötigſte an
Möbelſtücken und Kleidung fehlt. Der
entſtan=
dene Schaden iſt nur teilweiſe durch Verſicherung
gedeckt.
Großfeuer in Frankfurt a. M.
Frankfurt a. M. Das bekannte
Frank=
urter Varieté „Orpheum” an der
Konſtabler=
wache wurde von einem Brand heimgeſucht, der
von dem Ofen ausging und auf die Dekorationen
übergriff. Das Lokal brannte vollkommen aus.
Warnung vor internationalen Scheckbetrügern.
Frankfurt a. M. Die Polizei warnt vor
einer internationalen Bande, die in den letzten
Tagen in verſchiedenen deutſchen Städten Schecks,
die ſich als Fälſchung erwieſen, bei Banken in
Zahlung gegeben. Die Banken erkannten, da die
Ausſteller ihnen unbekannt waren, die Fälſchung
ſofort und unterließen die Auszahlung. Bisher
konnten die Betrüger aber noch nicht gefaßt
werden.
Der gute Renntipp.
Frankfurt a. M. Seit einigen Wochen
arbeitet hier ein Wettbetrüger, der ſich an
wett=
luſtige Perſonen heranmacht, ſie durch Hinweis
auf bekannte Rennſtallbeſitzer zu gewinnen weiß
und ihnen große Summen durch Rennwetten in
Ausſicht ſtellt. Die erhaltenen Gelder ſteckt er in
ſeine eigene Taſche und verſchwindet auf
Nim=
merwiederſehen. Perſonen, die auf dieſe Weiſe
geſchädigt ſind, werden gebeten, ſich auf dem
Po=
lizeipräſidium zu melden.
Dr. Hermes,
der frühere Reichsernährungs= und
Finanz=
miniſter, iſt zum Präſidenten des
Reichsver=
bandes der landwirtſchaftlichen Genoſſenſchaften
gewählt worden.
Aus dem „Denkmal der Artillerie‟: Geſchützmannſchaft aus der Zeit der Freiheitskriege
beim Feuern.
Eishilfsdienſt durch Flugzeuge.
Oben: Verproviantierung des Leuchtturms bei Warnemünde. — Unten: Verladung von
Lebens=
mitteln, die von dem Hilfsflugzeug dann mittels eines kleinen Fallſchirms abgeworfen werden.
Auf Anregung des Reichsverkehrsminiſteriums haben ſich die Lufthanſa und andere deutſche
Luft=
verkehrsorganiſationen bereit erklärt, die durch die Vereiſung abgeſchnittenen Inſeln und
ein=
gefrorenen Schiffe auf dem Luftwege mit Lebensmitteln, Poſt und Medikamenten zu verſorgen.
Bad Kreuznach. Eine unglaubliche
Tier=
quälerei leiſtete ſich die Gemeindebehörde von
Seibersbach (Kr. Kreuznach). Einige junge Leute
hatten während eines Spazierganges im Walde
ein Reh aufgefunden, das auf der Flucht gegen
einen Pfahl ſprang und mit gebrochenen
Glie=
dern liegen blieb. Der Jagdaufſeher weigerte ſich,
dem Tier den Gnadenſchuß zu geben, weil er,
wie er angab, ohne ausdrückliche behördliche
Genehmigung dazu nicht berechtigt ſei. So mußte
denn das arme Tier in ſeinen Qualen eine ganze
Nacht über liegen bleiben, bis die
Verwaltungs=
bürokratie die Genehmigung zur Tötung erteilt
hatte. Der Tierſchutzverein hat ſich der
Angele=
genheit angenommen
Vernehmung des Rechtsanwalts Dr. Meyer.
Berlin. Geſtern vormittag wurde der
vor=
geſtern im Kriminalgericht feſtgenommene
Rechtsanwalt Dr. Meyer dem
Vernehmungs=
richter beim Amtsgericht Mitte, Aſſeſſor
Nau=
mann, vorgeführt. Rechtsanwalt Meyer beſtritt
die gegen ihn erhobenen Beſchuldigungen,
insbe=
ſondere Einbruchswerkzeuge in das
Unter=
ſuchungsgefängnis geſchmuggelt, oder ſich
irgend=
wie an einer Gefangenenbefreiung beteiligt zu
haben. Nach mehrſtündiger Vernehmung
bean=
tragte er einen Haftprüfungstermin. Zu
glei=
cher Zeit wurde dem Vernehmungsrichter beim
Polizeipräſidium der feſtgenommene Harry Groß
vorgeführt, der verdächtig iſt, zuſammen mit
Rechtsanwalt Meyer die Einbruchswerkzeuge
ſeinem Bruder Eddy Groß ins
Unterſuchungs=
gefängnis gebracht zu haben. Bei einer plötzlichen
Durchſuchung der Zelle Eddy Groß wurden
be=
kanntlich 16 Sägeblätter und Dietriche gefunden,
und ähnliche Werkzeuge fand man auch bei der
Hausſuchung in der Wohnung des Harry Groß.
Der Vernehmungsrichter beim Polizeipräſidium
erließ gegen Harry Groß Haftbefehl wegen des.
Verdachts der verſuchten Gefangenenbefreiung.
Fiſchdampfer geſunken.
London. Zwiſchen Ceuta und Malaga iſt
in einem ſtarken Sturm ein Fiſchdampfer
geken=
tert. Die geſamte Beſatzung von 9 Mann iſt
er=
trunken.
Unglaubliche Geiſtesgegenwart
eines im Eiſe Eingebrochenen.
Stralſund. Ein Kraftwagen, der von
dem 25jährigen Autotaxenunternehmer Krüger
geſteuert wurde, geriet zwiſchen Altfähr und
Stralſund auf dem zugefrorenen Strelaſund in
eine offene Stelle. Im nächſten Augenblick war
der Wagen unter der Eisdecke im Strom
ver=
ſchwunden. Die Tiefe beträgt hier etwa 10 bis
12 Meter. Der eine Fahrgaſt, ein Pferdehändler
aus Stralſund, hatte auf dem Grund des Sundes
die unglaubliche Geiſtesgegenwart, die Tür des
Autos zu ſprengen. Durch den Auftrieb
des Waſſers wurde er an die Oberfläche
gebracht, und zwar zuerſt unter das Eis. Es
ge=
lang ihm aber, bis zur eingebrochenen Stelle zu
kommen. Mit den Händen klammerte er ſich an
das Eis und mit den Zähnen hielt er ſich an
einem ihm von den Fußgängern zugeworfenen
Mantel feſt. So konnte er gerettet werden. Die
Verſuche, auch die beiden anderen Inſaſſen des
Autos aus ihrem furchtbaren Gefängnis zu
be=
freien, mußten erfolglos abgebrochen werden,
ob=
wohl auch Berufsfeuerwehr aus Stralſund mit
Leitern und Bootshaken arbeitete. — Das Eis
auf dem Strelaſund war Donnerstag von der
Polizei lediglich erſt für den Fußgängerverkehr
freigegeben worden. Vor dem Befahren mit
Fahrzeugen war ausdrücklich gewarnt worden.
Ein Kraftwagen in die Seine geſtürzt.
Paris. Ein mit vier Perſonen beſetzter
Kraftwagen ſtieß auf einer bei Epinay
nordweſt=
lich von Paris über die Seine führenden Brücke
mit einem Laſtkraftwagen zuſammen. Der
Zu=
ſammenprall war ſo heftig, daß der
Perſonen=
wagen in die Seine geſchleudert wurde. Von den
Inſaſſen konnte ſich nur einer durch Schwimmen
retten.
Eine „geſuchte” Fliegerin.
London. Von der Fliegerin Lady Bailey,
die vorgeſtern in St. Xavier in Spanien zu ihrem
Heimflug aufgeſtiegen war, fehlt abermals jede
Nachricht. Lady Bailey war auf ihrem
Afrika=
flug ſchon über der Sahara einige Tage lang
vermißt.
Danzig=Werbeflug.
Danzig bleibt deutſch!
Mit dieſer Loſung unternahmen junge
Dan=
ziger Flieger der akademiſchen Fliegergruppe der
techniſchen Hochſchule einen Werbeflug durch
Deutſchland. Ueber vierzig deutſche Städte
ſoll=
ten angeflogen werden. Die erſte Woche liegt
hinter ihnen. Jubelnde Begeiſterung und
wir=
kungsvolle Kundgebungen lieferten den Beweis,
daß die deutſche Oeffentlichkeit an dem Schickſal
dieſer Stadt die vor 13 Jahren gegen den
Wil=
len ihrer Bevölkerung vom Reiche abgetrennt
wurde, regen Anteil nimmt. Die
Veranſtaltun=
gen, die von den Organiſationen des Vereins für
das Deutſchtum im Ausland getragen werden,
waren ſo gut beſucht, daß die Säle die vielen, die
gekommen waren, um über die alte Hanſeſtadt:
zu hören, nicht faſſen konnten.
Am 2. Februar, 11 Uhr vormittags, werden
die Flieger in Frankfurt a. M. eintreffen.
Es wäre zu wünſchen, daß auch die Frankfurter
Bevölkerung den Danzigern durch regen Beſuch
der Kundgebung am 3. Februar, abends
8 Uhr, im großen Saal des Saalbaues den
Be=
weis liefern würde, daß wir Danzig nicht
ver=
geſſen haben, und daß auch für uns Danzig eine
deutſche Stadt iſt und bleibt. Es wirken bei
die=
ſer Kundgebung mit: der Sängerchor des
Frank=
furter Lehrer=Vereins, und das Orcheſter des
Kaiſer=Wilhelm=Gymnaſiums. Anſprachen:
Ver=
treter der Stadt, Danziger Flieger, Vertreter
der Verbände,
Neues vom Gaskrieg.
der Zukunfk.
Ein „humanes” Kriegsmitkel!"
London. Ueber Verſuche des franzöſiſchen
Luftminiſteriums mit einem neuen Kampfgas
läßt ſich der „Daily Herald” durch einen
Mar=
ſeiller Sonderkorreſpondenten berichten.
Fran=
zöſiſche Flieger hätten im indochineſiſchen
Dſchun=
gel ein „Lähmungsgas” erprobt, das als eines
der wirkſamſten und „humanſten” Kriegsmittel
des Zukunftskrieges bezeichnet werden könne.
Wenn das Gas durch Flugzeuge in Bomben
ab=
geworfen oder abgeblaſen werde, verurſache es
eine zehn= bis 48ſtündige Lähmung aller
Lebe=
weſen, die keinerlei geſundheitsſchädliche
Wir=
kungen zurücklaſſe. Beiſpielsweiſe würden die
Beſatzungen von Schützengräben in einem
feind=
lichen Gefangenenlager wieder zu ſich kommen.
Die Einwohner einer vergaſten Stadt würden
beim Erwachen erſtaunt feſtſtellen müſſen, daß
der Feind während ihres Schlafens eingerückt ſei.
Bei den Verſuchen in der Nähe der ſiameſiſchen
Grenze Indochinas hätten wilde Tiere als „
Ver=
ſuchskaninchen” gedient. Während Panther,
Wild=
katzen, Büffel, Bären und anderes Großwild
durch das Gas in einen längeren, bis zu 48
Stunden dauernden Schlaf verſenkt worden ſeien,
habe ſich die Wirkung des Gaſes auf Schlangen
nur auf wenige Stunden erſtreckt. Sämtliche
Ver=
ſuchsobjekte hätten während der Lähmung
nor=
mal, wie in friedlichem Schlaf, geatmet.
35 Grad Kälke in Rumänien.
Wolfsplage und Kälteopfer.
Bukareſt. In ganz Rumänien iſt die
Tem=
peratur im Laufe der Nacht erneut ſtark gefallen.
Am Samstag früh, wurden vielfach 35 Grad
Kälte gemeſſen. Aus allen Teilen des Landes
kommen Alarmmeldungen, zahlreiche Menſchen
ſind auf den Landſtraßen von Wölfen angefallen
und getötet worden. Mehrere Soldaten der
Grenzwache ſind auf ihren Poſten erfroren
auf=
gefunden worden.
Stürme an der amerikaniſchen Nordküſte.
Halifax (Neuſchottland). Ein heftiger
Sturm, der in der vergangenen Nacht an der
Küſte von Neuſchottland tobte, hat ſehr ſtarken
Schaden angerichtet. Zahlreiche Leuchttürme
wur=
den zerſtört. Der engliſche Dampfer „City of
Delhi”, der eine Schraube verloren hatte und
von einem anderen Dampfer ins Schlepptau
ge=
nommen worden war, wurde durch den ſtarken
Wellengang von dieſem losgeriſſen und treibt
jetzt hilflos im „Sturm.
Kellner auf. Schlitkſchuhen im Berline
Zenkrum.
Ein Berliner Café iſt auf den originellen
Ein=
fall gekommen, ſeinen Gäſten eine Eisfläche zur
Verfügung zu ſtellen, auf der ſie vort
ſchlittſchuh=
lauſenden Kellnern bedient werden, ſo daß ſie
die Illuſion haben, ſich in einem der eleganten
Cafés von St. Moritz zu befinden.
Sonntag, 29. Januar 1933
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 29 — Seite 3
Sp.=Abtlg. Merck 1. — Polizei Liga=Reſ.
Heute nachmittag, 2.30 Uhr, ſtehen ſich die beiden Gegner,
Sp.=Abtlg. Merck 1. und Polizei Liga=Reſerve zum letzten
Ver=
handsſpiel auf dem Sportplatz Merck an der Maulbeerallee
gegen=
über. Will Merck auch aus dieſem Spiel ohne Punktverluſt
her=
vorgehen, ſo muß die Mannſchaft alles Können daranſetzen, um
zu beſtehen.
Am Vormittag um 10 Uhr ſtehen ſich ebenfalls zum letzten
Verhandsſpiele die beiden Mannſchaften Merck 2. und
Brauns=
hardt 2. auf dem Sportplatz an der Maulbeerallee gegenüber.
Reichsbahn Darmſtadt — Viktoria Griesheim.
Die Fußballabteilung der Reichsbahn empfängt am heutigen
Sonntag, nachmittags 2.30 Uhr, die erſte Elf Griesheims zum
fälligen Rückſpiel. Das Vorſpiel wurde von Reichsbahn in
Gries=
heim nur durch Elfmeter 2:3 verloren und iſt ſchon aus dieſem
Grunde mit einem intereſſanten Kampf zu rechnen. Wenn beide
Mannſchaften in ſtärkſter Aufſtellung antreten, dürfte der
Aus=
gang des Treffens offen ſein, doch muß Griesheim das Spiel für
ſich entſcheiden, wenn es nicht noch in letzter Minute ſeine Meiſter= ten Vereine ſtatt. Für die Darmſtädter Mannſchaft darf es als
ſchaftsausſichten aufgeben will. Der Tabellenzweite, Eintracht Kraftrobe für die am 5. Februar beginnenden Kreismeiſterſchafts=
Darmſtadt, dürfte aus dieſem Grunde ſtark vertreten ſein. Die
Reichsbahn wird ſich durch folgende Mannſchaft vertreten laſſen; kämpfe angeſehen werden. Die Gäſte haben im zweiten Bezirk
Berth; Faßhauer, Seckler 1.; Frieß 2. Bär 1. Mahr; Hartmann, dieſes Jahr den Bezirksmeiſtertitel errungen, was in dem ſehr
Spamer, Frieß 1., Griesheimer und Weißmantel. Das Spiel
fin=
det auf dem Platze am Dornheimerweg ſtatt. Vorher treffen ſich, heim zu verpflichten. Ueber die Spielweiſe der Gäſte konnte wenig
die zweiten Mannſchaften.
SV. 1922 Roßdorf — SV. 1919 Lengfeld.
den dortigen SV. antreten. Obwohl Lengfeld in dieſer Saion, im Handball bewundern kann.
ſchon recht unglücklich gekämpft hat, beſitzt dieſe Mannſchaft doch
ein ſehr beachtliches Können, und macht ihren Gegnern beſonders
auf heimiſchem Platze das Siegen nicht leicht. Für die
Roß=
dörfer Mannſchaft heißt es daher, genau wie am Vorſonntag, ſchaft die gleiche des Turn=Vereins Auerbach. Letzterer verfügt
mit demſelben Ernſt und Eifer bei der Sache zu ſein, um die über eine erſtklaſſige Mannſchaft, was ja ihr Sieg in
Nieder=
nun einmal errungene alleinige Tabellenführung zu halten. Wir, Ramſtadt bezeugt. Wenn es auch den Grün=Weißen gelang, das
erhoffen auch zu dieſem Spiel einen korrekten Schiedsrichter und
dem Spiel einen fairen Verlauf. Spielbeginn ½3 Uhr nachm.
SV. 1910 Weiterſtadt—SV. 1916 Groß=Gerau.
Im weiteren Verlauf der Verbandsſpiele hat der Sportverein
r310 Weiterſtadt ſeinen Namensvetter von Groß=Gerau am
heuti=
gen Sonntag, 29. Jan., zu Gaſt. In dem Vorſpiel unterlagen
die Einheimiſchen nur ſehr knapp mit 2:1. Hoffentlich gelingt es
diesmal, die Niederlage wettzumachen. Nach den letzten Ergeb= heute nachmittag 3 Uhr den Turnverein Eberſtadt,
Tabellen=
niſſen beider Mannſchaften dürfte mit einem ſehr ſpannenden Zweiter der 4=Klaſſe Gruppe Nord. Die Nieder=Ramſtädter ſind
Spiel, das ſicherlich nur durch die beſſere Verfaſſung einer Mann= von den Aufſtiegsſpielen ſpielfrei, und dieſes Spiel ſoll in erſter
ſchaft aitſchieden wird, zu rechnen ſein. Das Spiel iſt weiterhin
für die Meiſterſchaft von ſehr großer Bedeutung und dürfte eine ſtellung innerhalb der Mannſchaft auszuprobieren, um für den
Art Vorentſcheidung ſein. Im Falle eines Sieges der Gäſte wäre
ein ſehr ſchweres Hindernis genommen. Auch für die Einheimi= zu einem intereſſanten Kampf kommen wird, bürgt die gute und
ſchen heißt es zu kämpfen, wenn ſie bei der Vergebung der Meiſter= faire Spielweiſe beider Mannſchaften. — 1.45 Uhr die 2. Mſch.
ſchaft in den reſtlichen Spielen mitreden wollen, denn am
Sonn=
tag iſt ihnen die Möglichkeit geboten, der Tabellenſpitze
näherzu=
kommen. Für, ein ſchönes und ſpannendes Spiel iſt die vollſte
Gewähr geboten. Ein Beſuch des Platzes dürfte ſich daher lohnen.
Der Spielbeginn iſt auf 2.30 Uhr feſtgelegt. Um 12.30 Uhr ſpielt
die 2. Mannſchaft gegen die 3. Mannſchaft vom Sportverein 98
Darmſtadt.
SpCl. Hota — SpCl. 1928 Ober=Ramſtadt (Sonderm.) 3:1 (1:0). Es umfaßt in der Klaſſe 1 folgende Wettkämpfe:
Am Donnerstag hatte die Hota Darmſtadt die ſpielſtarke
Sondermannſchaft vom Sportclub 1928 Ober=Ramſtadt auf dem
Stadion als Gaſt. Mit den Bodenverhältniſſen konnte ſich die ſtaffel: 6850 6X100, 100, 200 und 100 Meter (in doppelter
Hota während der erſten Halbzeit beſſer zurechtfinden als der Beſetzung), Streckentauchen: 50 Meter.
Gegner. Gleich zu Beginn legte die Hota ein Tor vor, trotz aller
Anſtrengungen beider Mannſchaften wurde nichts Zählbares
mehr erreicht, mit 1:0 ging es in die Pauſe. Während der zweiten
ſpiel konnte die Hota das Ergebnis bis auf 3:0 erhöhen. Eine
treffer erzielen. Schiedsrichter: Herr Mühlbach=Eintracht gut.
VfL. Michelſtadt — Viktoria Schaafheim 3:2 (2:0).
gehabt, denn Schaafheim bot in dieſem Spiel eine Leiſtung, die runde teilnehmen.
man der Mannſchaft wirklich nicht zugetraut hätte. Es gehört
ſchon eine ſchöne Doſis Energie dazu ſich zu einer ſolchen Form,
die anſcheinend noch nicht einmal zufällig iſt, durchzuringen. Man
wird ſich damit abfinden müſſen, daß die Gäſte im nächſten Jahr
mit zu den achtbarſten Gegnern gehören. Michelſtadt trat zu
wohnten Kombination oft nicht über die ſchönen Anſätze
hinaus=
kommen. Schaafheim hatte infolge ſeiner hohen und auf weite Bruſt, Klaſſe I.
Vorlagen abgeſtimmten Spielweiſe weniger unter der Ungunſt
der Platzverhältniſſe zu leiden und verſtand auch dieſen Vorteil
kurz nach Seitenwechſel auszunutzen. Allerdings hatte es in dieſem
Spielabſchnitt auch den Anſchein, als fühlten ſich die Einheimiſchen
wieder einmal zu ſicher. Im Endſpurt gelang es Michelſtadt aber
doch, im Anſchluß an eine Ecke, mit wunderbarem Kopfball des
Halbrechten, den Sieg ſicher zu ſtellen. Gemeſſen an den
Lei=
ſtungen wäre ein 4:2 verdient geweſen, ohne die 2 Elfmeter, die
unbedingt infolge Handſpiel fällig waren.
SV. Erzhauſen — Tgmd. Sprendlingen 3:1 (0:1).
Zum Verbandsrückſpiel lieferten beide Mannſchaften ein Gaumeiſterſchaft nicht mehr zu nehmen ſein.
faires und ſchönes Spiel. Mit vorbildlichem Eifer gelang es
den Einheimiſchen, vom Anſpiel an eine leichte Ueberlegenheit
herauszuarbeiten, die aber in der erſten Halbzeit nicht in Tore
verwandelt werden konnte, da ſich der Sturm nicht recht
durch=
zuſetzen vermag. Bei den Gäſten ſtach der Tormann und
Mittel=
läufer hervor. Der Schiedsrichter, ein Herr aus Griesheim, war
korrekt in ſeinen Entſcheidungen.
* Kreisliaa Südheſſen.
Entſcheidungsſpiele.
Nicht allein für die Meiſterſchaft, ſondern auch für den Abſtieg
augenmerk lenkt natürlich immer noch Starkbg. Heppenheim auf 507 H: 6. Frau Wißkirchen Einzelmitglied, 494 H.
ſich. Die Bergſträßer ſind auch jetzt noch ungeſchlagen und
be=
nötigen nur noch einige Punkte zur endgültigen Sicherſtellung Pohl, Goldene Kugel, durchgerungen, die mit 500 Kugeln das
der Meiſterſchaft. Es treffen ſich:
Spv. Hochheim — Starkenburgia Heppenheim
Spp. Horchheim — FV. Biblis.
Norm. Pfiffligheim — FC. 07 Bensheim
Vikt. Neuhauſen — FV. Hofheim
VfL. Lampertheim — Spp. Weinsheim.
meiſter auch weiterhin ungeſchlagen bleiben. Zwei ziemlich gleich= Bezirk auf ihren Bahnen gegeneinander. Jeder Verband muß zu
ſtarke Mannſchaften treffen ſich in Horchheim, wo die Platzbeſitzer, dem andern und hat dort einen 500=Kugelkampf auszutragen. Auch
ende weg, ſo daß es den Bensheimern in Pfiffligheim wohl kaum beſteht ſie jetzt nur noch aus 5 Mann. Es iſt damit mehr
Breiten=
möglich ſein wird, erfolgreich abzuſchneiden. Neuhauſen wird ſich arbeit und beſſere Berückſichtigung der Belange der kleinen
Ver=
wohl alle Mühe geben, um auch gegen Hofheim einen oder gar bände ins Auge gefaßt.
zwei Punkte zu gewinnen und ſomit weiter vom Rande des
Ab=
ſtiegs wegzukommen. Das einzige Treffen mit ziemlich klarem dritten Bezirk ſieht folgende Kampftage vor:
Ausgang ſteigt in Lampertheim, wo die VfL.=Leute mit ihrem
Gegner vom Tabellenende ſicherlich ſchnell fertig werden.
In der Gruppe 3, Ried, tragen die einzelnen Treffen, die
noch ausſtehen, nur noch Placierungscharakter, da ſich Olympia
Biebesheim bereits endgültig die Meiſterſchaft geſichert hat und
Abſtiegsſpiele nicht in Frage kommen. Diesmal ſind nur zwei
Spiele angeſetzt:
Tgde. Stockſtadt — Alem. Groß=Rohrheim
VfR. Fehlheim — Bobſtadt.
In beiden Begegnungen werden vorausſichtlich die Gaſtmann= große Anziehungskraft ausüben, haben Startberechtigung zur
ſchaften ſiiegreich bleiben.
Sporkkalender.
Sonntag, den 29. Januar 1933.
Handball.
15,00 Uhr, Müllersteich: Fr. T. G. Darmſtadt — Mühlheim bei
Offenbach.
Fußball.
10,00 Uhr, Maulbeerallee: Merck 2. — Braunshardt 2.
Ver=
handsſpiel.
14,30 Uhr, Dornheimerweg: Reichsbahn Darmſtadt — Viktoria
Griesheim.
14,30 Uhr, Maulbeerallee: Sp.Abt. Merck 1.— Polizei Liga=Reſ.
14,30 Uhr, Stadion; Sp. V. Darmſtadt 98 — Sp.V. Arheilgen.
Handball.
Spiele am Müllersteich!
Fr. Tgde. Darmſtadt — Mühlheim bei Offenbach.
Heute nachmittag 3 Uhr findet das Spiel der oben
angeführ=
ſpielſtarken Bezirk viel beſagen will. Es war deshalb kein
ſchlech=
ter Griff des Spielausſchuſſes, einen ſolchen Gegner wie
Mühl=
in Erfahrung gebracht werden und iſt man allenthalben ſehr
ge=
ſpannt. Um 2 Uhr ſpielen die zweiten Mannſchaften und um 1 Uhr
die Jugendmannſchaften beider Vereine. Für den Nachmittag iſt
Roßdorf muß am heutigen Sonntag in Lengfeld gegen genügend Betrieb am Müllersteich, ſo daß man klaſſiſche Spiele
Turngeſellſchaft Ober=Ramſtadt.
Im weiteren Verlauf der Aufſtiegſviele empfängt die 1. Mann=
Vorſpiel für ſich zu entſcheiden, iſt es doch diesmal ungewiß, den
Sieger im Voraus zu beſtimmen. Es iſt mit einem ſchönen Spiel
zu rechnen, da Auerbach als faire Mannſchaft bekannt iſt. Das
Spiel findet auf dem Platze des Sport=Clubs, am Schorsberg,
um 3 Urr ſtatt.
TV. 85 Nieder=Ramſtadt—TV. 76 Eberſtadt.
Zum erſten Freundſchaftsſpiel e kängt Nieder=Ramſtadt
Linie den Zweck erfüllen, die vorgenommene grundlegende
Um=
entſcheidenden Kampf gegen Auerbach gerüſtet zu ſein. — Daß es
Schwimmen.
Die Darmſtädter Winterrunde.
Das endgültige Programm der Darmſtädter Winterrunde,
über die wir bereits ausführlich berichteten, ſteht nunmehr feſt.
Kraul: 50, 100, 200 400, 4X50 4X100. 10X50 10X100 und
4X200 Meter. Bruſt: 50, 100, 200. 400, 4X50. 4R100, 10X50
und 10X100 Meter. Rücken: 50, 100 und 200 Meter. Lagen=
Aus der Art der Wettkämpfe erſieht man, wie großzügig
die Winterrunde aufgezogen iſt. Das Programm wurde ſo
auf=
geſtellt, wie es die ſportlichen Intereſſen forderten. Erfreulicher
Hälfte wurde das Spiel zeitweiſe hart. Durch gutes Zuſammen= Weiſe wurden die obigen Wettkämpfe auch faſt reſtlos in der
Klaſſe II beibehalten, ſo daß alle Darmſtädter Vereine in der
Minute vor Schluß konnte der Gegner ſeinen verdienten Ehren= Lage ſind, ihre geſamte Wettkampfmannſchaft an den Start zu
bringen.
Das Programm hat noch eine Erweiterung dadurch gefunden,
daß die Damen der Turngemeinde 1846 und des Schwimmklubs
Viel hätte nicht gefehlt und Michelſtadt hätte das Nachſehen Jungdeutſchland in einer beſonderen Damenklaſſe an der Winter=
Durchgeführt werden die Wettkämpfe an 10 Uebungsabenden
der teilnehmenden Vereine. Der erſte Abend findet, wie
wir bereits mitgeteilt haben, am kommenden Dienstag
von 8,30 bis 9,30 Uhr ſtatt.
Es kommen an dieſem Abend folgende Wettkämpfe zum
dieſem Spiel ſeit langer Zeit einmal wieder mit kompletter Mann= Austrag: 1. 400=Meter=Kraul, Klaſſe 1. 2. 10850=Meter=Bruſt,
ſchaft an. Jedoch der holprige, hartgefrorene Boden ließ die ge= Klaſſe 11. 3. 6X50=Meter=Bruſt. Damenklaſſe. 4. 10X50=Meter=
Tiſchkennis.
Tgſ. 1875 — Tgde. 1846 11:4.
Am Freitag abend empfing die Turngeſellſchaft 1875 die
Turn=
gemeinde 1846 zu dem fälligen Gaurückrundenſpiel. Wenn auch die
Tgde. 1846 etwa gehofft hatte, nachdem der Reichsbahn vor acht
Tagen der Zufallstreffer von 8:7 gelungen war, die Partie mit
ihrer verſtärkten Mannſchaft ebenfalls für ſich zu entſcheiden,
mußte ſie jedoch wiederum die Vorrundenniederlage von 11:4
hin=
nehmen. Die zahlreich erſchienenen Zuſchauer ſahen einzelne recht
intereſſante Spiele. Es wird nun der Tgſ. 1875 die diesjährige
Kegler=Vereinigung Darmſtadt und Umgebung.
Ausſcheidungskämpfe um die Verbandsmeiſterſchaften.
Durch die in den letzten Tagen ſtattgefundenen Starte der
Frauen haben dieſe ihren letzten Lauf beendet, und iſt damit das
Ausſcheidungskegeln um die Verbandsmeiſterſchaft völlig zu Ende
gegangen.
An weſentlichen Reſultaten wurden noch erzielt: 1. Frau
Pohl, Goldene Kugel, 525 Holz; 2. Frau Dietz, Goldene Kugel,
515 H.: 3. Frau Reichert, Goldene Kugel, 509 H: 4. Frau
ſind diesmal alle Begegnungen von großer Bedeutung. Das Haupt= Schwinn, Goldene Kugel, 508 H.; 5. Frau Raab. Goldene Kugel,
Als Verbandsmeiſterin bei den Frauen hat ſich Frau
ſehr gute Ergebnis mit 2656 Holz erreicht hat.
Meiſterſchaftsvorkämpfe.
„Im Süddeutſchen Keglergau ſind nunmehr alle
Ausſcheidungs=
kämpfe durchgeführt und es ſetzten nunmehr die
Bezirks=
meiſterſchaftskämpfe ein. Sie erfahren gegenüber den
Vorjahren eine Aenderung in der Art der Austragung. Seither
Diesmal haben die Heppenheimer einen ſchweren Gang, zumal beſtanden dieſelben in Vor= und Rückkampf, die fur jeden Bezirk
der Gegner ſich in Abſtiegsgefahr befindet. Bei dem richtigen auf einer neutralen Bahn des anderen Bezirkes ausgetragen
Einſatz des Könnens ſollte jedoch unſer zukünftiger Südheſſen= wurden. Jetzt kämpfen die Verbandsmannſchaften in dem eigenen
bei einem Sieg mit den Riedleuten zuſammen den dritten Tabel= die Zuſammenſetzung der Mannſchaft hat ſich geändert. Wä rend
lenplatz einnehmen. Pfiffligheim ſtrebt mächtig vom Tabellen= ſeither die Kampfmannſchaft ſich aus zehn Mann zuſammenſetzte.
Die Terminliſte für die Bezirksmeiſterſchaftskämpfe im
1. am 12. Februar in Darmſtadt
2. am 19. Februar in Aſchaffenburg
3. am. 5. März in Hanau
4. am 12. März in Offenbach
5. am 19. März in Neu=Iſenburg
6. am 26. März in Gelnhauſen.
Alle Kampfmannſchaften der einzelnen Verbände haben an den
genannten Tagen zuſammen anzutreten.
Die drei Beſten aus dieſen Kämpfen, welche ſicher eine
Gaumeiſterſchaft,
Hochſchulſpork.
Am 8. Februar 1932, abends 7.30 Uhr, beginnt die
Austra=
gung der Internen Hochſchulmeiſterſchaften im Geräteturnen und
Fechten in der Otto=Berndt=Halle. Alle intereſſierten Sportler
werden hierzu freundlichſt eingeladen. Der Eintritt iſt frei,
Iſt Sauerſtoff Dopingmitkel?
Die Wiſſenſchaftler verneinen es.
Zu einem recht lehrreichen Ergebnis hat der Preſſefeldzug
geführt, den maßgebende USA.=Sportler und Trainer gegen das
japaniſche Olympiſche Komitee einleiteten. Die Anſicht namhafter
Gelehrten geht nämlich dahin, daß die Anwendung von
Sauer=
ſtoff als Dopingmittel — die japaniſchen Schwimmer ſollen dieſem
Mittel ihre gnoßartigen Erfolge zu verdanken haben —
keines=
wegs eine erhöhte körperliche Leiſtungsfähigkeit mit ſich bringt,
und demzufolge von Doping auch nicht geſprochen werden kann.
Der japaniſche Schwimm=Verband hat übrigens die Vorwürfe
bereits durch die Erklärung entkräftet, daß ſeine
Olympia=
teilnehmer lediglich nach dem Wettkampf Inhalationen erhalten
hätten.
Ueber die Entſtehung und Verhütung von Fuß= und
Bein=
beſchwerden, über richtiges und falſches Schuhwerk
ſpricht am Dienstag, 31. Januar, nachmittags 4 Uhr, und abends
8 Uhr, im weißen Saal der Reſtauration Chriſt, Fürſtenſaal,
Gra=
fenſtraße 18/20, eine grprüfte Schweſter der Supinator=Zentrale,
Frankfurt a. M. Bei der augenblicklichen Bedeutung dieſes
The=
mas iſt dieſer Vortrag jedem ſehr zu empfehlen. Näheres hierüber
in der heutigen Anzeige.
Frankfurt a. M.
Gleichbleibende Werktags=Vortragsfolge. 6.15: Wetter, Gymnaſtik.
S 6.45: Gymnaſtik. 7.15: Nachrichten. 7.20: Wetter. 8 7.25:
Choral. 7.30: Konzert. O 8.25: Waſſerſtand. o 11.45: Zeit.
Programm. Nachrichten, Wirtſchaftsmeldungen. Wetter. 12.00:
Konzert. 8 13.15: Nachrichten. Wetter. 8 13.30: Mittagskonzert. o
14: Nachrichten. o 14.10 Werbekonzert. Sa. 14.70). o 15.00:
Gießener Wetterbericht (Sa. 15.20). 0 15.10: Zeit.
Wirtſchafts=
meldungen (Sa. 15.25). O 16.50 u. 18.15: Wirtſchaftsmeldungen.
19.15 (Mo. 19.20): Zeit. Programm, Wetter, Wirtſchaftsmeldungen.
Sonntag, 29. Januar
6.35: Hamburger Hafenkonzert. — Glocken vom großen Michel.
8.15: Choralblaſen. Ausf.: Bläſerchor des Wartburgverems. E.V.
8.30: Morgenfeier der Ev. Landeskirche Frankfurt a. M.
9.30: Stunde des Chorgeſangs. Ausf.: Aelterer
Männergeſangver=
ein und Frauenchor. Oberzwehren. (D.A.S.B.)
11.00: Dramaturg Wohlgemuth: Zu wahr, um ſchön zu ſein. Von
Bernard Shaw.
11.30: Leipzig: Bachkantate: Was mein Gott will, das gſcheh
all=
zeit.
12.00: Platzkonzert.
13.00: Köln: Mittagskonzert.
14.00: Zehnminutendienſt der Landwirtſchaftskammer Wiesbaden.
14.10: Wie iſt im Bauernbetrieb in der jetzigen Kriſe zu
wirtſchaf=
ten? Geſpräch.
15.00: Stunde der Jugend: Kaſperltheater.
16.00: Baden=Baden: Konzert des Städt. Kurorcheſters.
18.00: W. Michel: Heſſiſche Charakterbilder: Helferich Peter Sturz
ein Journaliſt des 18. Jahrhunderts.
18.25: Vergnügliches Zwiſchenſpiel.
18.55: O. Klug: Süd=Oſteuropa als Abſatzgebiet für die deutſche
Wirtſchaft.
19.20: Sportnachrichten.
19.30: Erik Reger ſpricht über ſein Buch: Das wachſame Hähnchen.
19.45: Wer iſt es? Literariſche Rätſel von W. Weyrauch.
20.00: Jabuka. Das Apfelfeſt). Operette von Joh. Strauß.
22.20: Zeit. Nachrichten, Wetter, Sport.
22.30: Berlin: Tanzmuſik der Kapelle Ilia Livſchakoff.
Königswuſterhauſen.
Deutſchlandſender: Gleichbleibende Werktags=Vortragsfolge. 6.15:
Gymnaſtit. O 6.30: Wetter für die Landwirtſchaft. — Anſchl.:
Frühkonzert. O 10: Neueſte Nachrichten. 11: Deutſcher See=
Wetterbericht. 12: Wetter für den Landwirt. — Anſchl.:
Kon=
zert. — Wiederholung des Wetterberichts. o 12.55: Nauener Zeit,
S 13.35: Nachrichten. O 14: Konzert. o 15.30: Wetter, Börſe.
o 18.55: Wetter für die Landwirtſchaft — Kurzbericht des
Drahtloſen Dienſtes. 6 22.45: Deutſcher See=Wetterbericht.
Deutſchlandſender: Sonntag, 29. Januar
6.15: Berlm: Funkgymnaſtik.
6.35: Hamburger Hafenkonzert.
8.00: Stunde des Landwirts.
8.55: Berlin: Morgenfeier. — Anſchl.: Glockengeläut des Doms.
10.05: Wettervorherſage.
11.00: Deutſcher See=Wetterbericht.
11.15: Fritz Roſtoſky ſpricht eigene Gedichte.
11.30: Aachen: Kundgebung des Kath. Deutſchen Frauenbundes u.
der Stadt Aachen anläßlich des Feſtes Karls des Großen.
12.20: Flensburg: Mittagskonzert des Städt. Orcheſters.
12.55: Nauener Zeitzeichen
14.00: Ob.=Stud.=Dir. Dr. Mackenſen: Soll ich mein Kind auf die
höhere Schule ſchicken?
14.30: Dr. Wyneken: Aus der Gedankenwelt gr. Pyiloſophen: Kant
15.00: Schlager von heute. (Schallplatten)
16.00: Gottfried Kapp lieſt aus eigenen Werken.
16.20: Berlin: Unterhaltungs= u. Tamzmuſik der Kapellen Michael
Schugalté und Adolf Gmsburg.
17.00: Zeitgenöſſiſche Muſik für Kinder.
17.50: Dr. Eberlein: Die Bildnisſammlung des preußiſchen Staates.
18.15: Trio H=Dur op. 8 von Brahms. Ausf.: Berliner Trio.
18.45: 6. Kyſer: Der Lebenskampf der Oſtmark.
19.15: Kindheit u. Alter. Für die Notgebiete Nieder=Schleſiens.
19.30: Serenade Nr. 11 S=Dur für Blasinſtrumente) v. Mozart.
20.00: Köln: Alles nebeneinander: Abendunterhaltung des kleinen
Funkorcheſters. — Der wirklich feine Mann in allen
Lebens=
lagen. Heitere Folge aus alten und neuen Anſtandsbüchern
und Liebesbriefſtellern. — Alte und neue Märſche.
Blas=
orcheſter des Weſtdeutſchen Rundfunks.
22.10: Wetter=, Tages= und Sportnachrichten.
22.25: Hörbericht vom Reit= und Fahrturnier aus dem 4. großen
Preis der Republik.
22.45: Deutſcher Seewetterbericht.
Anſchl. Köln: Tanzmuſik. Leitung: Leo Enſoldt.
Wekkerberichk.
Das Hochdruckgebiet wird durch die ſich über Biscaya und
be=
ſonders über Skandinavien immer ſtärker entfaltende
Störungs=
tätigkeit weiter eingeengt. In der Höhe iſt durch vordringende
Warmluft bereits merkliche Milderung eingetreten. So regiſtrierte
das Darmſtädter Wetterflugzeug zwiſchen 1100 und 1800 Meter
Temperaturen über Null Grad. Die am Boden lagernde
Kaltluft=
ſchiht läßt ſich jedoch nicht ſehr ſchnell wegräumen. Daher bleibt
im Flachland — beſonders nachts — der ſtrenge Froſt zunächſt
er=
halten. Erſt allmählich wird ſich auch hier Milderung
durch=
ſetzen, die ſich vorerſt am Tage unter Mitwirkung der
Sonnen=
ſtrahlung bemerkbar machen wird.
Ausſichten für Sonntag: Nachts weiterhin ſtrenger Froſt, tagsüber
etwas milder, noch aufklarend, doch zeitweiſe dunſtig und
wolkig; trocken.
Ausſichten für Montag: Noch Froſt, doch langſam weiter
durch=
greifende Milderung.
Hauptſchriftleltung: Rudolf Mauve
Veranwortich für Polſtit und Wirtſchaft: Rudolf Mauve; für Feuillſeion, Reich und
Ausland und Heſſiſche Nachrichten: Max Streeſe: für Sport: Karl Bähmann;
ſür den Handel: Ur. C. H. Queiſch; für den Schlußdlenſt: Andreas Bauer; für
„Die Gegenwart” Tagesſpiegel in Bild und Wort: Dr Herbert Nette;
für den Inſeraienteil und geſchäftiſche Mittellungen: Willy Kuhle;
Druck und Verlag: L. C. Wlttich — ſämilich in Darmſtſadt
Für unverlangte Manuſſripte wird Garantie der Rückſendung n icht Übernommen,
Die heutige Nummer hat 18 Seiten.
[ ← ][ ][ → ] Die Lage am Geld= und Deviſenmarkk.
Die Flüſſigkeit am Tagesgeldmarkte, die ſchon in der zweiten
Hälfte der vergangenen Woche hervorgetreten war, ſetzte ſich in
den erſten Tagen der Berichtswoche fort. Tagesgeld war weiter
recht ſtark angeboten, und bis Mitte der Woche ergaben ſich täglich
wieder Ueberſtände. Erſt in der zweiten Wochenhälfte trat als
Vorwirkung des Januar=Ultimo eine größere Beanſpruchung
her=
vor, und der Satz zog von 3,25 auf 3,5 Prozent an. — Am
Wechſel=
markt zeigte ſich ſehr lebhaftes Geſchäft, das angebotene Material
an Privatdiskonten konnte zunächſt glatt Unterkunft finden.
Spä=
ter ließ jedoch, entſprechend den Verhältniſſen auf dem
Tagesgeld=
markte die Nachfrage erheblich nach. Der Privatdiskonſatz ſtellte
ſich auf 3”/ue bis 3‟/. Warenwechſel lagen bei einem Satz von
gleichfalls etwas unter 4 Prozent ſehr ſtill. — Das Geſchäft bei
der Reichsbank hat ſich weiter beruhigt; Reichsſchatzanweiſungen
und Reichsſchatzwechſel wurden zu unveränderten Sätzen und
Fälligkeiten abgegeben. — Auch in Monatsgeld herrſchte kleines
Geſchäft; erſte Adreſſen zahlten etwa 4—4,5 Proz., zweite 5,75—6
Prozent. Etwas mehr Intereſſe beſtand dagegen für Geld über
Ultimo, für das Sätze von etwa 4,5 Prozent, je nach Adreſſe,
ge=
nannt wurden.
Am Deviſenmarkt hielt ſich das Südafrika=Pfund weiter
pari=
tätiſch mit der engliſchen Währung, die ſich ihrerſeits zu Anfang
der Berichtszeit ſtark erholte (auf 14,32) ſich aber dann wieder
auf 14,22 leicht abſchwächte. Die Norddeviſen lagen im
Zuſammen=
hang mit der Pfundbewegung ſchwächer; die däniſche Krone hat
ſich von der ſtärkeren Abwertung der vergangenen Woche kaum
gebeſſert, ſo daß ſie auch diesmal die niedrigſt notierte der drei
Norddeviſen war. Der franzöſiſche Franc hatte ſich auf die Rede
des Senators Borah vorübergehend ſtark befeſtigt, konnte aber die
Erholung nicht einmal für einen ganzen Tag behaupten; er glitt
ſofort wieder auf die Goldausfuhrgrenze zurück. Der Dollar machte
die umgekehrte Entwicklung durch; nach ſtarker Abſchwächung
er=
holte er ſich ſofort wieder. Holländiſcher Gulden und Schweizer
Franken waren im Verlaufe der Berichtswoche leicht nachgebend,
ebenſo die italieniſche Lira.
Berliner und Frankfurker Effekkenbörſe.
Das an ſich ſchon ſehr kleine Börſengeſchäft in Berlin erfuhr
geſtern nicht nur durch den frühen Samstagsbeginn, ſondern vor
allem durch die unmittelbar bevorſtehende Entſcheidung über Sein
oder Nichtſein der Regierung Schleicher eine ganz ungewöhnliche
Einengung. Auch der Sturz der franzöſiſchen Regierung verſtärkte
die Geſchäftsunluſt. Dieſen politiſchen Momenten gegenüber
vermochte ſich weder der günſtige Quartalsbericht der J.G. Farben
noch das ſtetige New York oder die günſtige Entwicklung der
Spar=
einlagen irgendwie auszuwirken. In ſich war die Tendenz recht
widerſtandsfähig, wenngleich Rückgänge bis zu 1 Prozent zu
ver=
zeichnen waren. Von Montanen waren Rheinſtahl 2,25 Prozent
gedrückt, während Laurahütte auf eine Nachfrage von 6 Millionen
1,75 Prozent anzogen. Braunkohlenwerte und Kalipapiere ſowie
Chemieanteile gaben bis zu 1 Prozent nach. Auch Farben lagen
ſchwacher; nur Ilſe und Kokswerke, Chemiſche Fabriken
tendier=
ten eine Kleinigkeit höher. Gummiwerte lagen geſchäftslos. Von
Elektrowerten waren Siemens, H.E.W. und El. Licht u. Kraft bis
zu 1,5 Proz. rückgängig. R.W.E. konnte einen kleinen Gewinn
ſpäter nicht behaupten. Von Gasaktien verloren Deſſauer Gas
etwa 1 Proz. Kabel= und Drahtwerte, Metallwerte, Textilpapiere,
Bauwerte, Papier= und Zellſtoffwerte und Brauereien hatten
kaum Geſchäft und geringfügige Kursveränderungen. Schultheiß
plus 0,75 Prozent. Autoaktien gaben etwas nach. Von
Maſchinen=
fabriken waren Schubert u. Salzer im Verlaufe mehr als 2 Proz.
niedriger; auch Berlin=Karlsruher eröffneten 1 Prozent ſchwächer.
Recht ſchwach lagen Charlottenbürger Waſſer, die ſelbſt bei
Berück=
ſichtigung des Dividendenabſchlags von 4,5 Prozent noch eine
Ein=
buße von 3.Prozent aufwieſen. Verkehrswerte, Schiffahrtsaktien
und Banken büßten bis zu 1,25 Prozent ein.
Auch am Frankfurter Wochenſchluß zeigte ſich das
Bör=
ſengeſchäft in außerordentlich engem Rahmen, da die
Zurückhal=
tung von Spekulation und Publikum weiter anhält. Die
Zu=
ſpitzung der innerpolitiſchen Situation gibt zu allerhand
Kom=
binationen Veranlaſſung, ſo daß über die zukünftige Entwicklung
die größte Unſicherheit herrſcht. Trotzdem ſind die Kursrückgänge
nicht übermäßig ſtark, da eine Reihe günſtiger Nachrichten aus der
Wirtſchaft vorliegt. So lautet der JG.=Farben=Quartalsbericht
etwas günſtiger, auch die Sparkaſſenſtatiſtik iſt erfreulich. Am
Aktienmarkt waren JG. Farben 0,75 Prozent ſchwächer.
Gold=
ſchmidt verloren 1½ Proz., Deutſche Erdöl 1,25 Proz. Zellſtoff=
aktien waren 0,5 Proz. niedriger. Am Schiffahrtsmarkt diskutiert
man noch unbeſtätigte Verlautbarungen über den beabſichtigten
Neubau von Frachtdampfern" für die Levante=Linie ſeitens der
Hapag=Lloyd=Union. Die Kurſe für Schiffahrtsaktien waren gut
behauptet. Kaliwerte durch die befriedigende Entwicklung des
Kaliabſatzes angeregt und unverändert. Am Elektromarkt waren
Licht u. Kraft 0,5, Lahmeyer 1,25, Schuckert 1 Proz. ſchwächer. Von
Montanwerten verloren Gelſenkirchen 1,5, Rheinſtahl 1.5 Proz.,
dagegen waren Stahlverein 0,25 Prozent höher; auch Gelſenkir= Berl.Handels=Geſ.
chen im Verlaufe um 0.25 Prozent gedrückt. Der Markt für Ein= Deutſche Baniu.
zelwerte lag ruhig, Holzmann 0,25 Proz. ſchwächer. Am Renten= Disconto=Geſ.
markt war die Tendenz gleichfalls niedriger, ſo waren Altbeſitz
78 Prozent ſchwächer bei 67,5 Prozent angeboten; auch Neubeſitz Hapag
0,25 Prozent gedrückt; ſpäte Schuldbücher verloren 0,75 Prozent. Hanſa Damp 31.—
Wirkſchaftliche Rundſchau.
Indexziffer der Großhandelspreiſe vom 25. Januar. Die vom
Statiſtiſchen Reichsamt für den 25. d. M. berechnete Indexziffer Bergmann Elektr.
der Großhandelspreiſe ſtellt ſich auf 90,8 (1913: 100). Sie iſt Berl.Maſch.=Bau / 32:75
gegenüber der Vorwoche (90,9) kaum verändert. Die Indexziffern Conti=Gumm
der Hauptgruppen lauten: Agrarſtoffe 80,8 (plus 0,1 Prozent), / Deutſche Cont. Gas
induſtrielle Rohſtoffe und Halbwaren 87,1 (minus 0,2 Proz.) und
induſtrielle Fertigwaren 112,7 (minus 0,1 Proz.).
Nachträgliche Einlöſung der Bezugsſcheine für verbilligtes
Friſchfleiſch. Auf Grund zahlreicher Geſuche von
Fleiſchverkaufs=
ſtellen hat ſich der Reichsarbeitsminiſter zur Vermeidung von
Här=
ten damit einverſtanden erklärt, daß die für die Zeit vom 17. Okt.
bis 30. November 1932, und vom 1. Dezember bis 31. Dez. 1932
ausgegebenen Abſchnitte der Reichsbezugsſcheine für verbilligtes
Friſchfleiſch auf Antrag nachträglich eingelöſt werden, ſofern der Steuergutſcheine
Antrag bis zum 20. Februar 1933 geſtellt iſt.
Das internationale Zinkkartell zuſammengebrochen. Die
Ver=
handlungen über die Weiterführung des internationalen
Zinkkar=
tells ſind geſcheitert, ſo daß das Kartell am 31. Januar
ausein=
anderbrechen wird. Der Bruch iſt durch die Haltung eines
belgi=
ſchen und eines franzöſiſchen Produzenten entſtanden, die die prin= 6%Dtſch. Reichsan
zipielle Forderung ſtellten, daß die Produktion eines einzelnen 5½,%Intern.,
Unternehmers 45 Prozent der Geſamtquote nicht überſteigen dürfe. 6%Baden .....
— Es werden Verſuche zur Neubildung des Kartells unternommen / 6¾Bayern ....
werden auf der alten Baſis der einfachen Beſchränkung der Pro=
duktion.
Produklenmärkke.
Frankfurter Buttergroßhandelspreiſe. Mit dem Moment der
Preiserhöhungen ließ das Publikum im Einkauf ſtarke Zurück= löſungsanl. ....
haltung folgen und der Abſatz wurde daher wieder ſehr ruhig. Nur / Dtſche. Anl.
Ablö=
die billige ſüddeutſche Butter war noch etwas gefragt, während
holländiſche und norddeutſche Ware kaum beachtet wird. Das
Ein=
etzen des ſtarken Froſtes hat die Milchproduktion merklich ver= bietsanleihe . . .
ringert, was naturgemäß nicht ohne Einfluß auf die Buttererzeu= 6%Baden=Baden.
gung geblieben iſt. Das Ausland verkauft ſeit einigen Tagen / 6%Berkin .. . v. 24
ſtärker nach England, ſo daß dem Inlandsmarkt der ſeitherige 6% Darmſtadt
Druck genommen iſt. Die Preiſe zeigten für Markenbutter Er= 6%Dresden.,p. 26
höhungen bis zu 2 Mk. und ſtellten ſich im hieſigen Großhandel / 82Frankfurt a.M.
für die 1 Ztr.=To. wie folgt: ſüdd Butter 98—105, deutſche
Mar=
kenbutter 106—109, holländiſche Markenbutter 118—122 RM.
i Weinheimer Schweinemarkt vom 28. Januar. Zugeführt:
153 Stück. verkauft wurden 96 Tiere, und zwar Milchſchweine das
Stück zu 6—9 Mk., Läufer das Stück zu 13—17 Mk. Marktverlauf:
mittel.
Das Bild der Wirtſchaft.
Graphiſche Monaksüberſicht.
Der Preisſtand bewegt ſich immer noch etwas weiter abwärts,
wenigſtens nach Ausweis der amtlichen Großhandelskennzahl. Für
die Lebenshaltung kommt nach den amtliche— Feſtſtellungen
aller=
dings nur noch eine verſchwindende Preisſenkung in Betracht.
Auch der Baukoſtenindex, der ſich jetzt faſt genau mit dem
Lebens=
koſtenindex deckt, zeigt kaum eine Veränderung. .
ſowohl für Brot= wie für Futtergetreide, während der Mehlpreis
eine leichte Steigerung aufweiſt. Auch die Viehpreiſe (Ochſenpreiſe
in Berlin) zeigen einen ganz geringen Aufſtieg.
Von den Rohſtoffen der Induſtrie ſind Kohlen und Eiſen im
Preiſe unverändert. Kupfer iſt noch etwas weiter geſunken,
Baumwolle dagegen nicht unbedeutend geſtiegen.
Die Zahl der Arbeitsloſen ſteigt, der Jahreszeit entſprechend.
weiter an. Immer noch bleibt erſt die Hoffnung auf eine wirklich
greifbare Verminderung der Arbeitsloſigkeit.
Die Konkurs= und Vergleichszahlen liegen im Verhältnis zu
dem vorhergehenden Jahre recht tief; hier ſind unmittelbare
Ver=
gleiche bedenklich, da die Vorausſetzungen für die Eröffnung der
Konkurs= und Vergleichsverfahren ſich ſtark geändert haben.
Der Wiederaufbau der Darmſtädker Volksbank
2. 0. m. 0.h., darmſtadt.
Im Hinblick auf das bevorſtehende Strafverfahren gegen die
früheren Vorſtands= und Aufſichtsratsmitglieder der Darmſtädter
Volksbank e.G.m.b.H. dürften nachſtehende Zahlen aus der Ende
Februar oder Anfang März zur Veröffentlichung kommenden
Bi=
lanz per 31. Dezember 1932 intereſſant und aufſchlußreich ſein. Die
Volksbank beſitzt wieder ein eigenes Vermögen von rd. 350 000
Reichsmark. Dieſer Betrag iſt auf den erhöhten Geſchäftsanteil
im Jahre 1932 von den Mitgliedern eingezahlt worden. Außerdem
haben Mitglieder in Höhe von über 50 000 RM. ruckſtändige
Be=
träge auf den Anteil von 500 RM. nachgezahlt, ſo daß die
Geſamt=
leiſtungen der Mitglieder im Jahre 1932 über rd. 400 000 RM.
betragen.
Ein weiterer ganz erfreulicher Geſichtspunkt iſt die
Liqui=
dität der Volksbank. An flüſſigen Mitteln ſtanden am
31. Dezember 1932 zur Verfügung: Kaſſe, Reichsbank und
Poſt=
ſcheckguthaben rd. 181000 RM.. Guthaben bei Banken 734 000
RM., zuſammen 915 000,— RM. Hinzu kommt ein beträchtlicher
Warenwechſelbeſtand von mehreren 100 000 RM. Den ſofort
fälli=
gen Verbindlichkeiten ſtehen ſofort greifbare flüſſige Mittel faſt
100prozentig gegenüber.
Die Liquidität wurde inzwiſchen noch weiter geſtärkt durch
einen in Anerkennung der geleiſteten Wiederaufbauarbeit und zur
Sicherung des Vergleichs vom Reichswirtſchaftsminiſterium
ge=
währten weiteren Zuſchuß in Höhe von 230 000 RM.
Die durch die kataſtrophale Verſchlechterung der
Wirtſchafts=
lage ſeit Zahlungseinſtellung, insbeſondere im Jahre 1932 weiter
eingetretenen Verluſte können hieraus und aus dem
Geſchäfts=
ergebnis 1932 gedeckt werden.
Die der Volksbank neu anvertrauten Gelder betragen in der
Bilanz per 31. Dezember 1932 rd. eine Million. Das iſt ein
deutlicher Beweis, inwieweit das Vertrauen zur Volksbank und
zu ihrer neuen Verwaltung wieder zurückgekehrt iſt. Es iſt ganz
ſelbſtverſtändlich, daß Verluſte aus neuen Geſchäften nicht
ent=
ſtanden ſind.
Auf Veranlaſſung des Reichsbankenkommiſſars und als
Be=
dingung für die Gewährung des neuen Zuſchuſſes von 230 000.—
RM. ſeitens des Reichswirtſchaftminiſteriums mußten die Zinſen
für die Vergleichsguthaben geſenkt werden. Hierdurch iſt die
Ren=
tabilität der Volksbank in vollem Umfange ſichergeſtellt. Die
monatlichen Umſätze ſind von 3,6 Mill. im Monat Januar 1932
auf über 6.2 Millionen im Monat Dezember 1932 geſtiegen.
An perſönlichen und ſachlichen Ausgaben wurden faſt 100 000 RM.
im Jahre 1932 gegenüber dem Vorjahre eingeſpart. Es war
mög=
lich, im Jahre 1932 rd. 330 000 RM. geſicherte Bankſchulden
zurück=
zuzählen.
Ganz erfreulich iſt die Tatſache, daß die am 24. Auguſt 1931
beſtandenen Verbindlichkeiten aus weiterbegebenen Wechſeln in
Höhe von 1 800 000 RM., die ſich bis zum 31. Dezember 1931 auf
526 000 RM. vermindert hatten am 31. Dezember 1932 in vollem
Umfange abgewickelt waren. Nicht unerwähnt ſoll gelaſſen
wer=
den, daß auch nach Abſchluß des Vergleichs die Volksbank
Neu=
eintritte von Mitgliedern zu verzeichnen hat.
Die Volksbank hat ſich ſchon in ganz beträchtlichem Umfange
innerhalb dieſer kurzen Zeit in den Wirtſchaftskörper von
Darm=
ſtadt und Umgebung wieder eingefügt. Ueber die Notwendigkeit
der Volksbank braucht wohl kein Wort verloren zu werden.
In der Generalverſammlung, die Ende Februar oder Anfang
März bereits ſtattfindet, wird eine ausführliche Berichterſtattung
über das Jahr des Wiederaufbaues 1932 ſeitens des Vorſtandes
und des Aufſichtsrates erfolgen.
Kleine Wirtſchaftsnachrichken.
Wie verlautet, hat die Sinner A. G. 1932 einigermaßen
befrie=
digend gearbeitet, wobei die Gewinne etwa Vorjahrshohe
erreich=
ten. Rückgänge im Brauereibetrieb wurden durch andere
Geſchäfts=
zweige ausgeglichen. Man rechnet daher wieder mit 6 Prozent
Dividende.
Der Gründer des Burbach=Konzerns und A.R.=Vorſitzende
der Burbach=Kaliwerke A.G., Magdeburg, Dr. Gerhard Korte,
feierte geſtern ſeinen 75. Geburtstag.
Die Lebensmittelhandlung Pfannkuch u. Co., G.m.b.H., die
allein in Karlsruhe 15 und in Pforzheim 5 Filialen unterhält,
hat ſich genötigt geſehen, die Zahlungen einzuſtellen. Angeſtrebt
wird ein Moratorium. Der Status wird zur Zeit aufgeſtellt.
Berliner Kursbericht
vom 28. Januar 1933
Oeviſenmarkt
vom 28. Januar 1933
Mife
Dresdner Ban:
Nordd. Lloyd
A. E. G.
Bayr. Motorenn / 77.125
C. P. Bemberg 44.50
72.75
61.75
18.125
18.375
29.875
20.875
119.50
111.50
Me
Flektr. Lieferun
J. G. Farbe!
Gelſ. Bergw.
Geſ. f. eleftr. Untern.
Harpener Bergbau
Hoeſch Eiſen u.
Köln=Neueſſen
Phil. Holzmann
Kali Aſcherslebep..
Klödnerwer
Kolsw. Chem. Fabr.
Mannesm. Röhr.
Maſch.=Bau=Untn.
Orenſtein & Koppel
R7.125
79.—
104.125
57.625
79.25
82.—
52.125
49.—
111.75
44.375
69.875
59.625
39.25
40.125
eeee
Rütgerswerte
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41.50
42.50
33.625
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73.—
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Briei
81.52
34.51
E2.06
C.681
(.241
s.*66
12.99
2.332
2.C12
14.68
3.624
1.652
64.56
11c.81
C.e8
Frankfurter Kursbericht vom 28. Januar 1933.
fällig 1. 4. 34..
„ 1. 4. 35 ..
„ 1. 4. 36
„ 1. 4.37..
„ 1. 4. 38..
„ v.2
6%Heſſen ...v. 2
6% Preuß. St. v. 28
6% Sachſen v. 2
6% Thüringen v. 27
Dtſch. Anl.
Auslo=
ſungsſch. 4:.
Ab=
ſungsſch. (Neub.)
Deutſche Schutzge=
Schätze. v. 29
v. 26
3% Mainz
69 Mannheimv. 2
6% München .v. 29
5% Wiesbaden v. 281
6% Heſſ. Landesbl.
6% „ Goldoblig.
½½ Heſſ. Landes=
Hyp.=Bk.=Liquid.
4 ¾ %., Kom.=Obl.!
94:1,
Mee
817
77.5
74.75
95.75
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82.5
80
85‟
78.25
95.25
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G7l.
8.7
6.5
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Pfd.=Anſt. G. Pf
6% „ Goldoblig.
6% Landeskomm..
Bk. Girozentr. für
Hefſ. Goldobl. R.11
6‟
„ R.1:
69 Kaſſeler Land.
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6% Naſſ. Landesbk.
5½% Liqu. Obl.
Dt. Komm.
Sam=
mel=Ablöſ.=Anl.
*AuslSer.
„ „ Ser, II
Dt. Komm. Samm.=
Abl. (Neubeſitz)..
6% Berl. Hyp.Bk.
5½2 Liqu.=Pfbr
6% Frkf. Hyp.=Bk.
5½%0 „ Lig. Pfb.
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½%0 . Lig.=Pfbr.
62 Mein. Hyp.=Bl.
½ %0 „ Lig. Pfbr.
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20
153
18.5
51
199
20
35.5
104
Franlfurter Kof ../ 36 Meiniger, Gebbert,
47
n9
36.25
31.,5
179
98
82.5
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12
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56 Rütgerswerle
Salzdetfurtl Ke
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50.5
182
22.5
so1
68
60
37n5
17.5
13.75
33.5*
50
185
98.5
71
40
41.5
156
28.5
67
124.5
142.5
331.
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4.5
114
3.5
20
57.75
110-,
76.25
98
53
72.75
70
61.75
60
76
79
1:
20.5
75.5
95
42‟1.
92.75.
18.3
25
33.25
Sonntag, 29. Januar 1933
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 29 — Seite 11
A5
12 Voh eoferLO
20)
Von Paul Bergenholt.
Ein Roman
aus den Bergen.
(achdrnck verboten.
Neben ihnen arbeiten andere an den neuen Dachſchindeln,
die die ſchadhaften erſetzen ſollen. Sie ſpleißen ſie mit dünnen
breitſchneidigen Kurzäxten aus aſtfreiem Trockenholz, das ſilbrig
flimmert und glätten die Flächen dann mit Schabeiſen.
Ringsherum um das Häuſl und den Schupfen hängen die
triefend naſſen Wolkentücher und flatſchen ihre Näſſe nieder daß
man ſchon vom Neunerhaus aus nicht mal mehr die nächſte
Umgebung deutlich erkennen kann, ſo dicht webt ſich der
Tropfen=
ſchleier!
„Wer’s noch mal ſo gut haben könnt, wie der Bub!” ſagt
der Xaver nach einer kleinen Weile und deutet mit ſeinen Augen
zu dem Jungen hin, der ein Liedl pfeift: „Jung ſein und halt
noch nit wiſſen, wie’s Leben einen ſchiech umeinand ſtößt!“
Da der Neuner grade eine Rundung glättet und darauf acht
haben muß, nickt er nur einmal obenhin, als wolle er das
be=
ſtätigen:
„Freilich, ſo wie der ohne Sorg ſein!“
Dann aber ſtutzt er, als komme er jetzt erſt hinter den Sinn
deſſen, was der Xaver da nicht ohne Bitterkeit ſagte:
„Famein, gar ſo ſchlimm haſt’s eh auch nit!“
Der Xaver ſtößelt wieder mit dem Hohleiſen:
„Freilich, ſchlecht nit; das kann man nit ſagen!“
Aber das klingt nicht ſehr froh. Alſo fragt der Neuner:
„Jamein, Xaver, was haſt dann? . . . Paßt dir halt was
nit? . . . So ſags doch frei heraus; ſind lang genug beieinand!“
Der Knecht ſchaut den Bauer ungewiß an, als ſuche er nach
einer rechten Antwort; und er überlegt ſich das einen
Augen=
blick, wie er das am beſten ſagen könnt:
„Paſſen tät’s mir halt ſchon da herin, Bauer!” und er
lächelt ein wenig in der Art wortunbeholfener Menſchen:
„Wär ja ſonſt nit an die zwanzig Jahr aufm Hof! .. Aber
wann unſereins . . ."; dann ſtockt er und iſt verlegen.
„Was gibt’s dann da für ein „Aber”?” ermuntert ihn der
Neuner; der Knecht druckſt wieder daran herum:
„Wann wer ſo ſchafft und ſchafft, und er hat ein Erſpartes,
aber doch nit ſoviel, daß man ſelber ein Häufl hätt oder ein
Stückl Land und ein Vieh dazu, . . und heiraten kann man halt
auch nit, weil dann die Sorg noch größer wird, dann Neuner.."
„Was iſt dann eh?” fragt der, damit der andere weiter
reden ſoll, und der Xaver ſteht mit hängenden Armen:
„Jamein, dann hat’s Leben keinen rechten Sinn und
Zweck nit!“
Und als habe er damit ſeine bisherige Scheu überwunden
wird er lebhafter und eindringlicher:
„Weißt, Bauer: Man ſchafft dann ſo ins Ungewiſſe!.
Oft denkt man nit ſo dran, weil halt geſchafft werden muß! . .
Aber ein andermal iſt das grad ſo, daß man die Luſt an der
Arbeit und am Leben in eins verlieren möcht . . . ja!”
Der Neuner fragt ohne langes Beſinnen:
„Iſt der Neunerhof dann gar nix?‟
Der Xaver lächelt beinahe nachſichtig:
s iſt eh doch dein Hof und nit der meinig!“
Sonderbare Antwort: denkt der Neuner; ſie iſt ihm irgendwie
unbequem; ja ſie möchte ihm faſt aufſäſſig erſcheinen, wenn er nicht
genau wüßte, daß der Xaver keiner von den Aufſäſſigen iſt!
„Recht haſt eh ſchon mit dem, was du da ſagſt, Xaver! . . Und
wann ich mich darein verſetz: Alſo, verſtehen tu ich’s halt! . . . Aber
ich wüßt faktiſch nit, wie das anders ſein ſollt!?“
Der Xaver aber iſt ganz bei der Sache; und er redet ſich ſo in
einen Eifer, daß ſogar die anderen im Schupfen leiſer arbeiten
oder gar damit aufhören, nur um ja kein Wörtl von dem zu
ver=
lieren von dem, was der nun wohl antworten wird.
Und das wieder gibt dem Xaver ſeinen Mut, daß er, —
be=
ſcheiden, aber doch aufrüttelnd, — gleichſam in ſeine Worte hinein
ſchlüpft, daß ſie von innen her zu leben beginnen:
„Wiſſen tät ich’s ſchon, wie’s anders ſein könnt! . Der Franzl
und ich und viel andre haben lang genug drüber diskutiert, wann
wir im Seehof oder im Kreuz oder auch ſonſtwo zuſammen geſeſſen
ſind! . . Auch ’s Fräulein Theres iſt oft dabei geweſen!“
Der Neuner weiß, daß die genannten Treffpunkte Gaſthäuſer
ſind, in denen in der Hauptſach das Leutaſcher Jungvolk ſitzt. Und
nun mit einem Male fällt ihm ein, wie merkwürdig das doch iſt,
daß die Jungen ſich ſo von den Alten trennen, als gehörten die
einen nicht mehr zu den anderen! . . Selbſt dann nicht, wenn es
Väter und Söhne ſind!
Bisher hat er ſich keine ſonderlichen Gedanken darüber
ge=
macht, und wenn einmal unter den Aelteren die Red darauf
ge=
kommen iſt, hat er gedacht, das ſei halt ſo!
Aber jetzt plötzlich wittert er da etwas anderes! . . Eine ganz
andere Welt ſozuſagen! Und wenn er ſelbſt mit den anderen
ſpieleriſch geweſen iſt, ſo ſind dieſe Jungen jetzt dabei, unſpieleriſch
zu ſein und ſich um Fragen zu bekümmern, an die damals, — vor
dreißig=vierzig Jahren, — keiner auch nur entfernt dachte!
Man wußte das ja gar nicht anders: Es war genug
Lebens=
raum für alle da; der Hof, ob größer, ob kleiner, ging auf den
Aelteſten; die anderen heirateten hierhin und dorthin, wieder auf
einen anderen Hof, oder ſie kauften ſich wo ein Häusl, ein Land,
ein Vieg darauf! Manche wanderten ab, als Lehrer, als
Geiſt=
liche: Man placierte ſich gewiſſermaßen zwanglos und jeder hatte
ein Auskommen!
Auch die Knechte, die entweder blieben, bis der Tod ſie holte,
oder bis ſie ſelbſt ein kleines Häusl fanden!
Aber jetzt war das, wenn er ſo darüber nachdachte, ja wirklich
anders geworden: Es gab kein urbares Land mehr! . . Es gab
Töchter, die vertrockneten als alte Jungfern; Söhne, die nicht
hei=
raten konnten und als Knechte oder Verwalter gingen; Knechte
wieder, die in die Stadt abwanderten! Aber die Städte waren
erſt recht überfüllt mit Menſchen und Maſchinen! Und die
Ma=
ſchinen arbeiteten ſoviel, daß wieder Menſchen überflüſſig wurden!
Die wieder ſtanden arbeitslos und hungernd in den Straßen!..
Es war ſo, als ſei jeder frühere Ausgleich verſchwunden! . . Ein
unabſehbarer Wirrwarr von Fragen und Zweifeln türmt ſich
mit einem Male vor dem Neuner auf!
Er iſt von der Arbeit weggegangen und ſteht unterm
Schupfen=
tor und merkt heut zum erſtenmal faſt, daß in der weiten Welt
wirklich etwas anders geworden ſein muß! Genau ſo, wie hier
in der kleinen Leutaſch etwas anders geworden iſt!
Nur: Er hat ſich darum gar nicht bekümmert! . . Er iſt ja der
Neuner auf dem Oberneunerhof! Und der iſt groß, iſt der reichſte
Beſitz rundum! . . Für ihn langt der; auch, ſelbſt wann er ihn
teilt, für die Theres und die Leni langt er, wenn ſie darauf hauſen
wollen! . Wie nun aber, wenn die beiden Kinder haben? . . Und
die wachſen und zeugen wieder? . . Wo ſollen die dann bleiben?!
Er ſteht da und ſinnt und ſinnt über Dinge nach, die ihn
früher nicht ſo überfallen haben, wie heute durch die einfache Klage
des Xaver! Aber er weiß ſich da keinen Rat mehr ...
Alſo wendet er ſich aus dem Tor wieder zum Xaver hin und
will wiſſen, was dann die Theres dabei zu ſuchen gehabk hat?! .
Sowas kann doch keine Frauensſache ſein!
Der Xaver verſteht nicht recht, warum der Neuner mit einem
Male ſo ganz anders iſt, als er ihn ſonſt kennt! . . Aber da iſt
irgend etwas, das die alte Scheidung aufhebt! . . Etwas rein
Menſchliches tut ſich da auf und das macht den Knecht vertrauen!..
Der Xaver ſagt: Natürlich ſei das auch eine Frauensſach!"
Ohne Frau könne der Bauer doch gar nicht fertig werden im Haus
und auf dem Acker! .. Grad aber beim Siedlungsgedanken komme
es auf die Frau an, denn die habe ja nun mehr als je alle Not
und Sorg mit zu tragen! . . Das liege ſozuſagen auf der Hand!
Bevor aber der Neuner darauf eingeht, will er erſt etwas
an=
ſcheinend ganz Nebenſächliches wiſſen und er fragt:
„Wie er denn auf ſolche Gedanken komme?"
„Darüber rede doch die ganze Welt!” wundert der Knecht ſich.
„Wer denn dieſe Welt ſei?” forſcht der Neuner.
„Jenum: die Zeitungen, Bücher, Politiker, überhaupt die
Menſchen! . . Seit Wochen gehe doch in Wien, den Bundesſtädten,
den Parlamenten die Red von einer Siedlung! . . Viel mehr aber
doch jenſeits der Grenzen: im deutſchen Land! . . Ueberall eben!“
„Ja, und woher habt’s dann die Bücher, Zeitungen und ſo?‟
fragt der Oberneuner wieder etwas Nebenſächliches.
(Fortſetzung folgt.)
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Seite 12 — Nr. 29
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Arheilgen, den 27. Januar 1933.
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[ ← ][ ][ → ]29. Januar 1933
Nummer 5
Eier mit Prufungszeugnis.
Ein Kapitel Warenkunde für die Hausfrau.
Die bei Vergleichen oft zitierte Wendung, daß ſich zwei
Dinge untereinander ähneln, wie zwei Eier es tun, ſcheint,
wenigſtens bei näherer Betrachtung, jetzt nicht mehr zu ſtimmen.
Dafür hat ein Geſetz geſorgt, das ab 1. Oktober vorigen
Jahres in Kraft getreten iſt und die Kennzeichnung für
Hühnereier zur Pflicht macht. Die Hausfrau ſah ſich
bis=
her im Einkauf von Eiern einer Unzahl von Sorten gegenüber,
die mit Namen wie „Crinkeier”, „Frühſtückseier” „Farmeier”,
„Kocheier”, „Einſchlageier” uſw. belegt waren, und von denen
ſie in den ſeltenſten Fällen wußte, woher ſie eigentlich kamen.
Meiſt erſt beim Verbrauch wurde offenbar, daß die für
be=
ſondere Swecke und mit beſonderer Qualität
aus=
gezeichneten Eier nicht immer der Qualität der auf Schildern
und Verkaufsbezeichnungen betonten Worte entſprachen. So
hat ſich in vielen Fällen herausgeſtellt, daß die als deutſche
Friſcheier verkauften Eier nichts weiter äls Auslandseier oder
konſervierte und Kühlhauseier waren, von ganz kraſſen Fällen
abgeſehen.
Kommt nun heute eine Hausfrau an einen Eierſtand, ſo hat
ſich an der Summe der Bezeichnungen kaum etwas geändert,
aber durch die Eierverordnung iſt es ihr leicht möglich,
ſich ein klares Bild von der Herkunft und Güte zu verſchaffen
und danach ihren Bedarf zu decken.
Nach der Eierverordnung gibt es eigentlich nur noch zwei
Sorten deutſcher Eier: Handelsklaſſeneier und
gewöhnliche Landeier. Jedes zur Gruppe der
Han=
delsklaſſeneier gehörige Ei trägt deutlich das Wort „Deutſch”
und darunter die Größen= bzw. Gewichtsklaſſe, die durch
die Buchſtaben S, A, B, C, D kenntlich gemacht ſein muß. Dieſe
Buchſtaben bezeichnen lediglich das Gewicht bzw. die
Größen=
klaſſe mit einem Unterſchied von je fünf Gramm. Siffern, die
außerdem darunter ſtehen, dienen lediglich Kontrollzwecken und
ſcheiden ſo für den Käufer aus. Eine Stempelung der Eier in
ſchwarzer Farbe beſagt, daß man es mit ſolchen aus der Seit
vom 15. März bis 31. Auguſt zu tun hat, eine Stempelung in
Not, daß es ſich um ſolche aus der Seit vom 1. September bis
zum 14. März handelt. Die Güte beider Gruppen wird
außer=
dem durch die Bezeichnung G 1 —Gütegruppe 1 und G 2
— Gütegruppe 2 veranſchaulicht; unter der erſten verſteht
man vollfriſche Eier, unter der zweiten friſche Eier.
Dieſe Bezeichnungen ſind mittels der Verkaufsſchilder dem
Kaufmann zur Pflicht gemacht; der Käufer kann ſich nach ihnen
ein genaues Bild über die Qualität der Eier machen. Erſcheint
als Aufdruck nur der Name „Deutſch”, dann handelt es ſich
um ſolche, die wohl einmal als Handelsklaſſeneier ausgezeichnet
waren, jetzt aber den Mindeſtforderungen hinſichtlich der
Quali=
tät nicht mehr entſprechen und dementſprechend billiger ſind.
Eier, die als „Crinkeier” gekennzeichnet ſind, ſind gewöhnliche
Landeier. Sie tragen keinen Qualitätsſtempel, höchſtens
Na=
men und Wohnort des Hühnerhalters, ſozuſagen alſo eine
Viſitenkarte, nach der man ſich gern richtet, falls man mit der
Qualität gut fährt. Außer dieſen Bezeichnungen begegnet man
noch dem Buchſtaben K, der in jedem Falle „Kühlhauseier”
bedeutet, und dem Worte „konſerviert”, unter das konſervierte
Eier und Kalkeier fallen.
Sämtliche Auslandseier unterliegen in jedem Falle
emer klaren Kennzeichnungspflicht und müſſen zunächſt ebenfalls
deutlich den Namen des Urſprungslandes aufweiſen,
entſpre=
chend der bereits abgegrenzten Seitabſchnitte in roter oder
in ſchwarzer Farbe und lateiniſcher Schrift. Sum Beiſpiel
bedeutet USSV. — Rußland, Belgica — Belgien, Hollandio
— Holland uſw. Auch die Kopfſtücke der Eierkiſte müſſen dieſe
Namen dauerhaft eingebrannt tragen die Kühlhauseier wieder
das K im gleichſeitigen Dreieck, die Verkaufsſchilder die
Na=
men „Kühlhauseier” oder „Konſervierte Eier” in rechteckiger
Umrahmung.
Man hat ſomit eine Kennzeichnung geſchaffen, die auf alle
Fälle Klarheit bringt und die Möglichkeit, dem
Verbrau=
cher jederzeit eine Handhabe zu geben und nach den damit
ge=
machten Erfahrungen zu handeln. Sugleich ſind die
Beſtim=
mungen geeignet, dem guten deutſchen Ei den ihm gebührenden
Schutz vor der Konkurrenz durch Auslandseier angedeihen zu
laſſen.
Und damit wird ſich um ſo wirkſamer eine dauernde
Qualitätsverbeſſerung des deutſchen Eies
einſtellen können und eine Vergrößerung der
Hüh=
nerhaltung, die es mit der Seit ermöglicht, den heute
noch längſt nicht durch die Inlandserzeugung gedeckten Markt
zu ſtabiliſieren und zugunſten der deutſchen Landwirtſchaft
zu fördern. Qualitätsverbeſſerung und
zweck=
mäßige Geſtaltung des Abſatzes unter Anpaſſung
an die neuzeitlichen Marktverhältniſſe und die berechtigten
Forderungen der Verbraucher muß das Motto der Zukunft
ſein. Was den Berbrauch an Eiern und die Verſorgung
Deutſchlands anbetrifft, ſo ſollten hier ausreichende
Möglich=
keiten für eine Steigerung beſtehen. Das beweiſen am beſten
einige Sahlen. Im Jahre 1930 betrug der Eierverbrauch in
Deutſchland pro Kopf der Bevölkerung ungefähr 130 Stück,
1931 nur noch 121 Stück; für Belgien wird er auf 180, für
Irland auf 275 und für Kanada ſogar auf 330 Stück jährlich
geſchätzt. An Einfuhrländern ſind in der Hauptſache Holland,
Dänemark und Belgien, dann Rußland, Polen, Bulgarien,
Jugoſlawien, Numänien und Ungarn zu nennen. Der Anteil
der Eigenerzeugung Deutſchlands am Geſamtverbrauch
be=
trägt, im Durchſchnitt gerechnet, 64 v. H.
*
Die Kennzeichnung, die die Eierverordnung zur Pflicht
macht und die es ermöglicht, deutſche
Handelsklaſ=
eneier auf den Märkt zu bringen, können Einzelerzeuger
nur dann vornehmen, wenn ſie einen Beſtand von mindeſtens
750 Legehennen nachweiſen; ſonſt kommen dafür
Genoſſenſchaf=
ten, Eierhandelsfirmen, Verbrauchergenoſſenſchaften uſw. in
Frage, die im Jahre zwei Millionen Stück deutſcher Eier auf
Grund einer ſatzungsmäßigen Lieferfriſt mit Erzeugern erfaſſen.
Bei jeder Landwirtſchaftskammer wird ein
Ueberwachungsaus=
ſchuß gebildet, der die Genehmigung zur Kennzeichnung erteilt,
die Einhaltung der Kennzeichnungsvorſchriften überwacht und
die Ausgabe der Banderolen und Kontrollzettel durchführt.
Der Ueberwachungsausſchuß — ſozuſagen die
Prüfungskom-
miſſion — beſteht aus je einem Vertreter der
Landwirtſchafts=
kammern, der Erzeugerverbände, des Eierhandels und der
Verbraucherorganiſationen und wird von der oberſten
Landes=
behörde gebildet und beaufſichtigt.
SJog
35-60g
30.J5g
60-65g
über 659
Aten
Die obere Reihe gibt die vorgeſchriebenen Aufdrucke der
Größen=
klaſſen der deutſchen Handelsklaſſeneier wieder; die
darunter=
ſtehende Gewichtsbezeichnung dient nur zur Information und iſt
auf dem einzelnen Ei nicht angegeben. Die untere Reihe zeigt
die Stempel für konſervierte Eier und Kühlhauseier.
LEGEHUHNER IN MML STücK:
1927
1928
1929
1930
1931
61,4
162,8
„5
KA
67,3
Eine Statiſtik der Legehühner Deutſchlands von 1927 bis 1951.
Es kommt rund gerechnet auf den Kopf der Bevölkerung ein
Legehuhn. Bei einer durchſchnittlichen Legeleiſtung von 90 Stück
je Henne ergibt ſich nach roher Schätzung eine Inlandsprodnktion
von 5,7 Milliarden Stück.
ſprechenden Aufdrucken des Herkunftslandes.
Die Eier werden auf dem laufenden Band durchleuchtek und mindere Qualikäten geſondert
gruppiert. Die einwandfreien Eier laufen auf dem Band weiter zu der Sortiermaſchine.
Die Sortiermaſchine nimmt die Eier in einer Crommel auf und gibt ſie nach Feſtſtellung des
Gewichtes wieder ab. Sie rollen automatiſch in die 5 Fächer der S=, A=, B=, C=, O=Gruppe,
Warum gräbt man gerade an dem oder
jenem beſtimmten Platz?
Begräbnis iſt nicht immer gleichbedeutend
mit vollſtändiger Auslöſchung, und gewöhnlich
finden ſich an der Oberfläche einige Merkmale,
die dem Gräber Singerzeige geben können. In
Kleinaſien kann niemand die großen
Crümmer=
hügel oder „Cells” überſehen, die ſich über die
Ebene erheben und die Lage alter Städte
be=
zeichnen; die Schwierigkeit beſteht eher darin, auf
einer ſo großen Fläche den richtigen
Angriffs=
punkt zu wählen. In Meſopotamien wird der
höchſte Crümmerhügel wahrſcheinlich die
Sig=
gurat, das heißt den zum Haupttempel
gehori=
gen Curm mit Plattform, bedecken; manchmal
verrät eine niedrigere Stelle die Lage des
Cem=
pels ſelbſt. Herodot bemerkte bei ſeinem
Be=
ſuch in Aegypten im 5. Jahrhundert v. Chr.,
daß die Cempel in dieſem Lande ſtets in einer
Senkung lägen; der Grund hierfür liegt darin,
daß die Lehmziegelhäuſer der Städte nur
kurz=
lebig waren und daß die neuen Gebäude, die
auf den Nuinen der alten errichtet wurden,
ſchnell die Grundfläche erhöhten, während die
aus Stein erbauten und immer gut erhaltenen
Cempel viele Generationen überdauerten und
auf der urſprünglichen Grundfläche verharrten.
Daher gibt auf einer äguptiſchen Sundſtelle eine
rechteckige Vertiefung, die von Crümmerhügeln
aus grauem Siegelſchutt umgeben it, dem
Aus=
grabenden einen ſehr deutlichen Anhaltspunkt.
Aber ſelbſt da, wo nichts über den Erdboden
herausragt, brauchen Anzeichen auf der
Ober=
fläche nicht zu fehlen. In trockenen Sommern
welkt das Gras an den Stellen ſchneller, wo die
Erde nur in dünner Schicht über begrabenen
Steinmauern liegt, und ich habe an einem Platz,
wo noch nie ein Spatenſtich getan war, den
ganzen Plan einer römiſchen Villa vor mir
ausgebreitet geſehen. Dunklere Linien in einem
vachſenden Kornfeld, verſchiedene Färbung der
betauten Halme am ganz frühen Morgen konnen
anzeigen, wie unterirdiſche Gebäude verlaufen.
Heutzutage zeigen Luftbilder eine Menge
An=
haltspunkte auf, die dem Beſchauer zur ebenen
Erde unſichtbar ſind. Ein Luftbild gibt uns den
ganzen Lageplan des römiſchen Dorfes Caiſtor,
ſo daß der Sorſcher ſich ruhig ein beſtimmtes
Gebäude zur Ausgrabung ausſuchen kann,
ob=
vohl zuvor die Lage von Caiſtor ganz
unbe=
kannt war. Noch bemerkenswerter iſt die Ent=
deckung von Woodhenge durch ein Luftbilt
das auf der ebenen Fläche gepflügter Felder di
konzentriſchen Ninge von Punkten zeigt, wo
vor Cauſenden von Jahren Holzpfähle
einge=
rammt worden ſind. Von der Erde aus iſt
der=
artiges oft ganz unſichtbar oder nur in einem
beſenders glücklichen Augenblick zu ſehen.
In Wadi Halfa im nördlichen Sudan hatten
MacSver und ich einen Cempel und einen Ceil
einer äguptiſchen Stadt ausgegraben, aber wie
eingehend wir auch 2 Monate lang die Wüſte
durchforſcht hatten, es war uns nicht gelungen,
eine Spur von dem Friedhof zu finden, der zu
dem Ort gehören mußte. Eines Abends
erſtie=
gen wir einen kleinen Hügel hinter dem Hauſe,
um den Sonnenuntergang über dem Nil zu
be=
trachten; wir beklagten uns über unſer Pech,
als plötzlich MacSver auf die Ebene zu unſeren
Füßen wies. Ihre ganze Oberfläche war mit
dunklen Ningen bedeckt, die wir niemals
ge=
ſehen hatten, obwohl wir Cag für Cag darüber
hinweggegangen waren. Ich lief den Hügel hin=
T8
pptisches Grrab.
ab, und die Ringe verſchwanden, ſobald ich in
ihre Nähe kam; ich konnte jedoch nach den
An=
weiſungen, die MacSver von oben gab, hier
und da in der Mitte jedes Ninges kleine
Erd=
haufen aufwerfen. Als wir am nächſten
Mor=
gen mit den Ausgrabungen begannen, fanden
unſere arabiſchen Arbeiter unter jedem
Erd=
haufen den in den Sels gehauenen quadratiſchen
Schacht eines Grabes. Die alten Cotengräber
hatten beim Aushöhlen rings um die
Schacht=
öffnung die zutage geförderten Bruchſteine
auf=
gehäuft, von denen dann bei der Suſchüttung
einige übriggeblieben waren. 4000 Jahre hatten
eine einheitliche, ebene Fläche aus Stein und
Sand gebildet, in der das Auge keine
Verſchie=
denheit der Zuſammenſetzung erkennen konnte:
für fünf Minuten am Tage ließen jedoch die
Sonnenſtrahlen, wenn ſie unter einem gewiſſen
arabiſchen Pflug durchwühlt; der brachliegende
Acker wies nur ſpärliches Wachstum auf, das
größtenteils aus Pflanzen mit kurzen, wenig
eindringenden Wurzeln beſtand, unter die
ſe=
doch kräftigere Gewächſe mit tiefreichenden
Wurzeln gemiſcht waren; bei genauer
Beob=
achtung erkannte man, daß dieſe Gewächſe
manchmal in Einzelſtücken vorkamen, zumeiſt
jedoch in Gruppen von vier bis fünf Pflanzen
ſtanden, und daß keine Gruppe einen größeren
Durchmeſſer als zwei Meter hatte. Der
Kies=
untergrund mußte alſo irgendwann
aufgebro=
hen worden ſein, ſo daß die Pflanzenwurzeln
ihn durchdringen konnten, und zwar derart, daß
jede Stelle gerade den Ausmaßen eines Grabes
entſprach. Die Conſcherben auf der Oberfläche
ſtammten entweder aus flachen Gräbern oder
ſtellten, was ich für wahrſcheinlicher hielt,
Opfergaben dar, die man über den Gräbern
auf den Boden geſtellt hatte. Jede Pflanze
der jede Pflanzengruppe von der tiefwurzligen
Art bezeichneten einen Grabſchacht. Die
Schlußfolgerung erwies ſich als richtig.
ilegung
(xräbern
in Ur.
Winkel einfielen, den aus größerer Ciefe
aus=
gegrabenen Stein einen dunkleren Farbton
an=
nehmen — aber ſelbſt dann war die Wirkung
nur von oben und vielleicht nur von einer
be=
ſtimmten Stelle aus zu ſehen.
Catſächlich muß der Archäologe ſein
Augen=
merk auf Anzeichen aller Art richten. In
Kar=
chemiſch in Nordſurien haben mein alter
grie=
chiſcher Vorarbeiter Gregori, einer der
er=
fahrenſten Ausgräber, die es je gegeben hat,
und ich unſern türkiſchen Aufſichtsbeamten
voll=
ſtändig verblüfft. Wir ſagten, daß wir
nun=
mehr einen Friedhof ausgraben würden; da wir
bisher noch keine Gräber gefunden hatten,
in=
tereſſierte ihn unſere Mitteilung ſehr, und er
wollte ſich ſogleich die Stelle zeigen laſſen. Wir
führten ihn hinaus vor die alten Erdwälle der
Stadt zu einem in dieſem Jahre brachliegenden,
gepflügten Acker am Flußufer; dort wieſen wir
auf die zahlreichen Conſcherben, mit denen der
Boden überſät war, und erklärten, daß dieſe
ein gutes Beweismittel für das
Vorhanden=
ſein eines Friedhofes bildeten. Nach kurzer
Be=
ratung begannen Gregori und ich, kleine
Stein=
haufen aufzuwerfen, die die Lage der
einzel=
nen Gräber bezeichneten. Da wurde es Suad
Beg zu toll, und er erklärte uns für
Schwind=
ler. Ich bot ihm eine Wette an, daß wir unter
jedem Steinhaufen ein Grab finden würden,
jedoch keines an einer nicht von mir
bezeich=
neten Stelle; er ſchlug ein, verlor und wunderte
ſich noch einen Monat lang, wie das zugegangen
ſein mochte. An ſich war unſere Ueberlegung
ganz einfach geweſen: Das Flußufer beſtand aus
hartem Kies; der aufgetragene Boden
über=
lagerte dieſen in ſehr dünner Schicht und war
nur bis etwa zehn Sentimeter Ciefe von dem
Pestsetzung des
Backschichs für
Fundstücke.*
Eingelegter
Goldsarg
Grab des
Tut-ench-
Amun.*
Die Entdeckung des Grabes des Lut=ench=
Amun gelang auf Grund einer andern Art von
logiſcher Schlußfolgerung: Im Cal der Könige
bei Cheben waren die Gräber aller Pharaonen
der 18. Dynaſtie bekannt mit Ausnahme
der=
jenigen von zwei Herrſchern. Da es ſich= alſo
mit Beſtimmtheit um den Begräbnisplatz der
ganzen Dynaſtie handelte, mußten die Gräber
aller Könige aus dieſer Dynaſtie hier zu finden
ſein. Die fehlenden mußten alſo noch geſucht
werden, jedoch innerhalb des Calbezirkes. Drei
Jahre lang arbeitete der verſtorbene Lord
Carnarvon in dem noch unerforſchten Ceil des
Cales, wobei er Cauſende von Sentnern
Kalk=
ſteingerölls, das den Grund der Schlucht füllte,
bewegen und die Selſenwände auf der Suche
nach einem Eingang auf das emſigſte abkratzen
laſſen mußte; erſt nachdem beinahe dieſe ganze
muhſelige Arbeit geleiſtet war, gelang die
auf=
ſehenerregende Entdeckung. Er und Howard
Carter verdankten ihren Erfolg nicht einem
glücklichen Sufall, ſondern der geduldigen
Be=
folgung eines Verfahrens, das auf Grund
lo=
giſcher Erwägungen eingeſchlagen war.
*) Text und Bilder mit beſonderer
Genehmi=
gung des Verlages F. A. Brockhaus, Leipzig,
dem ſoeben erſchienenen Buch „Mit Hacke und
Spaten” von C. L. Woolley entnommen.
Ludwichel.
Von Paul Kirchhoff.
Er war unſer Feind. Fünf= oder ſechsmal in
der Woche torkelte er ſchwer= und
ſchliefgela=
den durch die Straßen unſeres Vorortes, und
wir Jungens johlend und gröhlend hinterher:
„Lüdwichel, Lüdwichel, Sauflüdwichel!”
Er war daran gewöhnt und drehte ſich nie.
Hin und wieder nur ballte, er die ſchmutzigen
Fäuſte oder murrte einige halbverſchluckte
Worte. Ganz nahe heran wagten wir uns
frei=
lich nicht. Wir hatten’s doch ſchon erfahren,
daß er Fäuſte wie Schmiedhämmer beſaß und
zuſchlug, ohne lange nach der geeigneten Stelle
zu ſuchen. Swei von uns hatten ihre verbeulten
Köpfe lange herumgetragen, und ſie hatten ihm
„ewige Nache” geſchworen und waren unſere
Führer geworden.
Kaum verklang die Schulglocke, ſo ſetzten
wir uns ſchon in Crab. Manchmal gab’s auch
eine Enttäuſchung, denn wir fanden ihn nicht.
Dann hielten unſere Führer Nat. „Er ſchläft
ſeinen Kanonenrauſch aus”, ſagte der
Kamper=
fritz, der Wirtsſohn. Und brüllend zogen wir
zu ſeiner Behauſung.
Er wohnte bei der Böhleren” der Frau
eines Fuhrmanns, einer Frau, die mit ihrem
Mundwerk und ihren ebenſo kräftigen Armen
den Mann und das Haus regierte. Der
Lüd=
wichel hauſte da in einem Bretterbau. Wie und
womit er hauſte, wußten wir nicht. Wir
wuß=
ten nur, daß er ſchlief, wenn wir ihn nicht
tra=
fen, und unſer begeiſtertes Indianergeheul
ſollte ihm den Schlaf vertreiben. Wenn aber
dieBöhleren mit hochgekrempelten Aermeln,
die Arme in die breiten Hüften geſtemmt, in der
Haustüre erſchien, ſtoben wir auseinander, denn
*) Elſäſſ. Abkürzung für Ludwig.
ſie ließ es nicht bei ihren Worten bewenden.
So trieben wir’s durch Sommer und
Win=
ter. Eines Cages aber entſtand eine klaffende
Feindſchaft zwiſchen mir und meinen
Haupt=
kumpanen, und aus unzertrennlichen Sreunden
wurden ſcharfe Gegner. Mein Heimweg führte
mich zwar immer noch bei der Böhleren vorbei,
aber an der Jagd auf den Lüdwichel nahm ich
nun nicht mehr teil. Aber die Neugierde plagte
mich, wenn ich an dem Bretterzaun vorbeiging,
und als ich eines Cages im hinteren Hof ein
zwitſcherndes Streiten und Slattern wie von
klei=
nem Gevögel hörte, ſchlich ich mit klopfendem
Herzen durchs Cor, an den Brettern vorbei,
nach hinten, und blieb mit offenem Munde
ſtehen: am Fenſter war ein Brett feſtgenagelt,
und im Rahmen ſtand der Lüdwichel, zerpflückte
mit ſeinen groben Singern Brot und ſtreute es
auf den hölzernen Präſentierteller. Und
Am=
ſeln und Spatzen, Sinken und Meiſen flogen
und flatterten in wirrem Durcheinander und
holten ſich ihre Krumen ohne Scheu.
Verwun=
dert betrachtete ich den Crunkenbold und hörte.
wie ſeine heiſer knarrende Stimme lockende
Koſenamen zu flüſtern ſuchte. Mir wollte
es nicht in meinen elfjährigen Bubenſchädel,
wie ein Mann mit einem ſolch abſcheulich wüſten
Geſicht mit den Vögeln gut ſein konnte.
Aus der fürwitzigen Neugierde für den
Mann war nun etwas anderes geworden: ich
ſah ſonderbare Widerſprüche in ſeinem Weſen.
ein gleichszeitiges Daſein von bös und gut. Und
os reizte mich, etwas darüber zu erfahren. Und
als ich die Böhleren einmal durch den
Ho=
gehen ſah, fragte ich ſie, warum denn der Lump.
der Lüdwichel, die Vögel füttere.
„Fratz, die alberner,” ſchrie ſie mich da wild an
und reckte die Arme wie zum Schlag, „geh heim
und laß dir von deiner Mutter eine Cracht
Prügel geben für dein freches Maul.”
Ich ging nach Haus, allerdings ohne ihren
Natſchlag zu befolgen. Aber als ich mit der
Mutter und meinen beiden Brüdern beim
Beſper ſaß, ſagte ich unvermittelt ins
ſchwei=
gende Kauen hinein:
„Der Lüdwichel iſt, glaube ich, doch kein
Lump!”
Meine Brüder lachten. Die Mutter ſah
mich prüfend an..
„Er iſt kein Lump, weil er die Vögel füttert!“
ſagte ich nochmals zu meiner Nechtfertigung
beſtimmt und überzeugt.
Die Mutter erwiderte auch ſetzt nichts, aber
am Abend, als ich mit ihr allein war, legte ſie
ihr Buch beiſeite und erzählte mir vom
Lüd=
wichel, wie er als junger Ciſchler mit ſeinem
jungen Weibe aus der Sremde eingewandert
ſei, wie er aber trotz großer Geſchicklichkeit
gegen die einheimiſchen Ciſchler nicht habe
auf=
kommen können. In einem ſtrengen Winter
habe man ihn dann einmal im Walde beim
Holzſtehlen gefaßt und ins Spritzenhaus
ge=
ſperrt. Nach zwei Cagen habe man ihn aber
wieder freilaſſen müſſen, damit er ſeine Frau
und ſein neugeborenes Kind, die ihm in jener
kalten Winternacht elend geſtorben ſeien, habe
begraben können. — „Und da fing er das
Crin=
ken an”, endete ſie, „und iſt nun ganz unten
und hilflos elend!”
Lange noch ſaß ich ſchweigend im Dunkel, und
damals zum erſten Male ging’s mir auf, daß
Menſchſein qualvolle Bitternis bedeuten könne.
Von dan an ging ich eine Seitlang im Bogen
um die Behauſung Lüdwichels. Ich glaube, das
war eine Art ſcheuer Ehrfurcht vor dem
maß=
loſen Unglück, das der Mann durch ſein
elen=
des Leben ſchleppte. Bald aber drängte wieder
die Wißbegierde. Und als ich nun fand, daß er
alle ſeine wenigen nüchternen Momente.
be=
nutzte, die Vögel zu füttern, wuchs in mir ein
tiefes, warmes Mitleid für den armen Mann.
Ein überquellendes Sühlen war’s, wie es
Erwachſene — ſo warm und geſund und kräftig
— gar nicht kennen. Irgend etwas Liebes
wollte ich ihm tun, irgend etwas, daß ihm warm
ums Herz würde. Und eines Cages war ich
un=
terwegs zu ihm, noch ehe ich gründlich Sür und
Wider erwägen konnte, mit einem großen Stück
von meinem Geburtstagskuchen in der Hand.
Mit klopfendem Herzen ſtand ich eine Weile
vor ſeiner Cür, und als ich ſchließlich vorſichtig
öffnete, ſchrak ich zuſammen — langausgeſtreckt
lag er auf dem Boden und ſchnarchte. Und als
er auf meinen leiſen Anruf auffuhr. und mich
halb geiſtesabweſend anſtarrte, drückte ich mich
ſcheu in die Ecke und ſtreckte ihm ſchweigend
das Kuchenſtück hin.
„Was iſt’s?” fragte er und ſtand auf.
„Kuchen”, lagte ich mit verſchüchterter
Stimme.
Behalt das Süßzeug!” brummte er vor ſich
hin, „iß es ſelbſt — oder gib’s den Vögeln!”
meinte er plötzlich.
Gehorſam ſchlich ich zum Fenſter, und als ich
mit haſtenden Singern den Kuchen zerkrümelte,
fühlte ich plötzlich harte, knochige Finger auf
meinem Haar, und die heiſere Crinkerſtimme
ſagte leiſe, faſt zärtlich:
„Biſt doch ein guter Junge, du.”
Eine Freundſchaft aber entſtand doch nicht
zwiſchen uns, denn in das Mitgefühl, das immer
wieder in mir aufwallte, miſchte ſich doch
all=
mählich ein herber Widerwille.
Und eines Cages war er aus der Kneipe
heimgekommen, und hatte ſich zwiſchen ſeine
kahlen Wände hingelegt, um nicht mehr
auf=
zuſtehen.
Wenn Sie das wüſte Geſicht geſehen
hät=
ten,” ſagte die Böhleren ſpäter zu meiner
Mutter, „im Code war’s faſt noch unholder, als
Die mildernden
Umstande,
1.
Gelegentlich des „gemütlichen
Suſammen=
ſeins” nach der Jahres=Hauptverſammlung des
Hinterſtoißenwalder Kriegervereins ſchleuderte
Sepp Hilzenſauer ſeinen Maßkrug auf den
Kopf des Sebaſtian Schlaipfer mit ſolcher
Kraft, daß dieſer ohnmächtig zu Boden fiel,
eine Gehirnerſchütterung erlitt und vierzehn
Cage im Spital liegen mußte.
2.
as der Gerichtsverhandlung, nach erfolgter
g des Catbeſtandes, ſagt der ſehr men=
und iche und gütige Vorſitzende:
jeklagter, können Sie etwas vorbringen,
mildernder Umſtand angeſehen zu
wer=
mag?"
Ulauer macht ein Geſicht, als ſuche er
ft, aber vergeblich.
dſer Schlaipſer Sie vielleicht gereizt?”
rli, Herr Nichta, ganz ſchreckli had mi
*izt. Und wia r a mi greizt had, da
hat er denn geſagt?“
glagt hada nin.”
rn?”
ju hada aufgmacht, weit hadas
auf=
nd da hab i gwißt, jetzt wui a di
senn er Sie wirklich hätte reizen wollen,
hätte er nicht nur den Mund aufgemacht,
itte er auch was geſagt.”
s ſchwörn, daß er mi had reizn wolln,
häd a was gſagt, wann as kinna häd,
is eahm was dazwiſchn kemma.”
s denn?”
Maßkruag.”
nſauer wurde, unter Verneinung mil=
Umſtände, mit dem Hinweis auf ſeine
holte Nückfälligkeit zur hohen Strafe
chs Monaten Gefängnis verurteilt.
(ad der Verhandlung läßt der Vorſitzende
Hzenſauer vorführen und redet ihm
Ny und gütig zu, ſich doch endlich zu
ſauer iſt nachdenklich.
ſorſitzende ſagt:
eint mir, daß Sie Ihr Unrecht
ein=
arge Dummheit gmacht.”
an kann es auch eine Dummheit
Hauptſache iſt, daß Sie zu richtiger
anknis kommen. Bereuen Sie Ihr
erhartt ?“
„Dees tua i ſcho.”
„Dann hoffe ich, daß Sie ſich in Sukunft
anders benehmen werden.”
„Dees wer i aa."
„Brav, lieber Hilzenſauer!”
„Wann i ſo nachdenk, was i to hab, nacha
gift i mi ſcho damiſch.”
„So gefallen Sie mir, Hilzenſauer!”
„Wann i nua a Minutn no gwart häd,
viel=
leicht häda do was glagt, da Schlaipfa. So
was, dees wo mi greizt häd, und nacha häd 1
mildernde Umſtänd kriagt und müaßt net gaar
ſo lang ſitzn.”
Hilzenſauer macht eine Pauſe.
Nach einer Weile fährt er fort:
Dees woaß i: s nächſti Mal, da wart i mit
meim Bierkrüagl, biſa mi greizt had, da
Schlaipfa, da wart i, biſa was gſagt hat
s nächſti Mal, da wart i ſcho ſo lang, bis i
die milderndn Umſtänd beieinand hab.”
Wilhelm von Hebra.
Der bekannte Frankfurter
Privat=
dozent Dr. Harald Schütz, der Kenner
von zweihundert Sprachen, wurde
kürz=
lich 60 Jahre alt. Dr. Schütz, der von
Hauſe aus Mathematiker, Phyſiker und
Naturforſcher iſt, hat den Frankfürter
Verein für orientaliſche Sprachen
ge=
gründet, bei dem er noch heute doziert.
Während des Krieges war er im
tür=
kiſchen Großen Hauptquartier tätig,
nachdem er bereits vordem in über 20
Sprachen den Behörden amtlich
Aus=
kunft gegeben hat.
Unſere Mitarbeiterin plaudert von
einem Beſuch bei dem Frankfurter
Mezzofanti.
r lebt in einer ſtillen Straße, in einem alten
THauſe, ſeit Jahrzehnten ſchon unter ſeinen
Büchern vergraben, in der Seit der Ozeanflüge
und der olympiſchen Kämpfe, und ſchlägt auf
ſeine Art den Nekord: den der Originalität.
„Onkel Mezzofanti” — ſo wird er genannt —
iſt das Frankfurter Original. Aber es liegt
in der Familie. Schon ſeine Cante ſprach 22
Sprachen. Seine Großmutter war eine
be=
rühmte Isländerin, die in gerader Linie vom
König von Schweden abſtammte. Mit der
Bücherſammlung ſeiner Vorfahren hat er
ge=
wiſſermaßen auch die Verpflichtung
übernom=
men, 200 Sprachen zu kennen
Wenn man Onkel Mezzofanti beſucht, kommt
nach langem Klingeln Käthchen. Käthchen iſt
alt und weißhaarig, ſie mag dreiviertel
Jahr=
hundert auf dem Nücken haben; als ſie zu ihm
kam, war ſie noch jung.
Es iſt ein kleines, dunkles Simmer, in das
Käthchen den Beſucher führt. Etwas ſtaubige
Luft und eine unwahrſcheinliche Stille.
Auf den erſten Blick ſieht man nichts als
Bücher. Auf den zweiten entdeckt man noch
mehr davon. Die Wände mit Büchern
tape=
ziert, der große Ciſch in der Mitte mit Büchern
bepackt, turmhoch, zwiſchen denen eine
ver=
ſtaubte Palme mühſam nach Licht ringt. Sfühle
ſind nirgends zu entdecken. Weil ſie mit uralten
Schweinslederbänden überladen ſind . . . im
ganzen an 15000 Bände!
Und zwiſchen dieſen äußeren Vorausſetzungen
für äußerſte Gelehrſamkeit ſitzt ein kleines
Männchen. Unter einem gelblich=weißen
Bür=
ſtenſchnauzbart hängt eine Pfeife auf das runde
Bäuchlein. Die Stupsnaſe krönt eine
altmo=
diſche Brille, hinter der kleine, verſchmitzte
Augen hervorblinzeln. Sein Anzug iſt
phanta=
ſtiſch.
DER MANN, DER MIT
200 ZUNGEN SPRICHT
Nachdem er eilig einen Stuhl
uuter perſiſchen Grammatiken
und Lehrbüchern für Hinduſtani
hervorgezogen hat, darf ich mich
ſetzen. Dann fängt er an zu
er=
klären, und ſeine kleinen Augen
hinter der altmodiſchen Brille
bekommen Glanz. Dies dort”,
ſagt er ſtolz und macht eine
halbkreisförmige Handbewegung, „iſt die Wand
für orientaliſche Sprachen. Und der Ständer
trägt bloß Märchen. 300 Bände. Märchen aus
allen Ländern der Erde. Und dort, die andere
Wand, das ſind die toten Sprachen.”
Er ſchlägt einen Band auf.
„Sie ſollten phöniziſch können!” ſagt er
bei=
nahe vorwurfsvoll. „Phöniziſch, puniſch,
alt=
äguptiſch und altaſſuriſch ſind ungeheuer
wich=
tig, wenn ſie auch der Vergangenheit
angehö=
ren. Man findet darin Kunſtſchätze,
Kunſt=
ſchätze . . .!"
Ich weiſe beſcheiden auf die Kunſt unſerer
Cage. Aber Onkel Mezzofanti winkt
abweh=
rend mit der Hand.
„Das iſt keine Kunſt”, ſagt er entrüſtet.
Gerade Striche und Farbenkleckſe kann jeder
Anſtreicher machen. Aber Hieroglyphen!
Machen Sie einmal Hierogluphenl Kommen Sie
mir nicht mit der heutigen Kunſt!”
Inzwiſchen ſchleppt er mit geheimnisvollem
Geſicht einen ſchweren Schweinslederband
her=
bei, ſo groß wie ein Neiſekoffer. Ein chineſiſches
Lexikon. Wird von hinten aufgemacht und von
unten geleſen. Er murmelt etwas, was wie
tſching=tſchang=tſchung klingt, und behauptet.
es wäre ein Gedicht: An die Kirſchblüte‟
Dann erklärt er die chineſiſchen Buchſtaben, die
aus Silben beſtehen und immer ein Bild
be=
deuten . . „Es iſt meine Lieblingsſprache‟
fügt er erläuternd hinzu.
Onkel Mezzofanti verſinkt in Erinnerungen.
„Auf dieſem Sofa”, ſagt er nachdenklich,
„haben ſchon Vertreter der verſchiedenſten
Naſſen geſeſſen: Sigeuner, Cſchervanen,
Sin=
galeſen, Somalineger, Chineſen, Indianer uſw.
Einmal aber brachte mich Käthchen arg in
Verlegenheit. Käthchen machte die Cür auf und
ſagte zu mir: „Da draußen ſteht wieder ſo ein
Wilder!” Und es war doch der Fürſt der
Druſen vom Libanon!!! Sie müſſen wiſſen,
Käthchen iſt ein wenig weltfremd”, fügt er
treu=
herzig hinzu.
Dann lieſt er japaniſche Gedichte vor,
über=
ſetzt ſie zugleich in deutſche Verſe. Onkel
Mezzofanti macht nämlich auch Gedichte.
Ge=
dichte in allen Sprachen. Erſt kürzlich hat er
eine Sammlung lyriſcher Uebertragungen aus
50 Sprachen veröffentlicht.
„Dies iſt nun malaiſch” ſagt Onkel
Mezzo=
anti herzlich, nachdem er eben ein japaniſches
Gedicht zu Ende geleſen hat und ein neues
be=
ginnt. Aber, bei Gott, ich könnte mich totſchla=
wie er noch gelebt hat. Er war halt doch ein
richtiger Lump!”
Geweint hat niemand um ihn.
Aber mein hartnäckiger Jungenkopf hat nie
gauben wollen, daß er ein „richtiger Lump”
war.
Die Freikarte.
Von Kurt Nudolf Neubert.
Ich ſuche jene Dame im Perſianer, die vor
einiger Seit dem Arbeitsloſen Paul Knothe eine
Cheaterkarte in die Hand drückte. Die Dame
war aus einer Celephonzelle gekommen.
ſicherlich hatte ſie dort ein bedeutſames,
Ent=
ſchlüſſe ändernd s Geſpräch geführt — dann
hatte ſie im Vorbeigehen dem Arbeitsloſen
Knothe, der gerade dort ſtand, die Cheaterkarte
in die Hand gedrückt, mit einer Bemerkung,
wie Vielleicht haben Sie Verwendung dafür”.
hatte ein Caxi herangewinkt und war
davon=
gefahren.
Ich ſuche dieſe Dame. Meine Adreſſe iſt in
der Nedaktion zu erfahren. Es handelt ſich
nämlich darum, daß . . . Aber vielleicht kommt
jener Dame dieſer Artikel vor Augen. Dann
genügt es.
Wenn ich nämlich die Dame finden würde,
vegänne ich folgende Unterhaltung: „Gnädige
Frau, ich bin in der unangenehmen Lage, Ihre
Aufmerkſamkeit für einen Mann erbitten zu
müſſen, der nicht die geringſte Nolle in Ihrem
Leben ſpielt, für einen Mann, den Sie nur
ein=
mal ganz flüchtig geſehen haben, für den Mann,
dem Sie Ihre Cheaterkarte ſchenkten, weil Sie
abends etwas anderes vorhatten. Der Mann
ſtand da gerade müßig auf der Straße. Sie
viſſen gar nicht, wie er eigentlich ausſah, nur
Laß er abgetragene Kleider trug und ein un=
raſiertes Kinn hatte, glaubten Sie bemerkt zu
haben.
Aber dieſer Mann, gnädige Frau, verzeihen
Sie, ich komme Ihnen im ungelegenſten
Mo=
ment damit, ich ſehe, daß Sie im Abendkleid
ſind, das Auto wartet unten, fahren Sie ins
Cheater, gnädige Frau? Alſo Verzeihung,
die=
ſer Mann ſtand mit der Karte in der Hand wie
ein Klotz da, wußte nicht, wie ihm geſchehen
war, ſah Ihnen nach, ſtand immer noch auf
demſelben Fleck, als das Auto bereits um die
Ecke gebogen war. Dann beſah er ſich die
Karte — es war, wenn ich nicht irre, eine Karte
für den Parkettplatz Nr. 34, Neihe 3. Eine
Karte für die Oper. Die Oper begann um acht
Uhr.
Sie ſind eine große Dame und haben den
Ar=
beitsloſen Knothe mit einer Cheaterkarte
be=
glückt. O. ſie lächeln, leiſe abwehrend.
Be=
glückt, ſagte ich. Beglückt. Einden Sie die
Betonung nicht ſeltſam? Beglückt?
Alſo das erſte, was er tat, war, an die nächſte
Litfaßſäule zu gehen und den Cheaterzettel zu
ſtudieren. Da entdeckte er auch, daß die Karte
zehn Mark wert war.
Sehn Mark.
Das können Sie ſich einfach nicht vorſtellen,
was mit dem Paul Knothe da los war. Nein,
das können Sie nicht. Sie haben zu große
Scheine in der Caſche. Sie haben einen Pelz.
Ein Auto. Einen reichen Mann.
Aber der Arbeitsloſe Knothe hatte in dem
Augenblick eine Gedankenaſſoziation: er ſah
einen großen Celler mit Königsberger Fleck und
ein Glas Bier. Das war die erſte
Gedanken=
aſſoziation mit Ihrer Cheaterkarte, gnädige
Frau.
Doch das langweilt Sie? Königsberger Fleck
vermag Sie nicht zu intereſſieren? Bitte um
Geduld. Die Geſchichte geht noch weiter.
Schließlich, gnädige Frau, war es doch Ihre
Cheaterkarte.
Ihre Cheaterkarte, die einen Wert von
zehn Mark in der Hand des Erwerbsloſen
Knothe repräſentierte.
Und nun begannen die großen kleinen
Kon=
flikte, von denen Sie ſich natürlich keinen
Be=
griff machen können. Sie haben Paul Knothe
nicht mehr geſehen, gnädige Frau, wie er vor
dem Schaufenſter einer Fleiſcherei Halt machte
und überlegte, Sie haben ihn längſt vergeſſen
gehabt, während er noch vor dem
Schuhmacher=
laden verweilte, die großen, hungrigen Augen
auf die Cür des Ladens gerichtet, an der ein
Schild hing: Auf Neparaturen kann gewartet
werden!
Aber er ging weiter. Er mußte ja bis zur
Kaſſe des Cheaters, um die Karte einzulöſen.
Können Sie ſich vorſtellen, wie er da hinging.
mit federnden Schritten, anders als ſonſt? Jeder
Schritt brachte ihn einem lockenden Siel näher,
einem Siel, das ihn mit Sigaretten, Würſtchen
und anderen notwendigen Dingen erwartete.
Leider ſchlug er dann doch einen anderen
Weg ein. Im letzten Moment, kann man ſagen.
Nämlich kurz vor dem großen Cheatergebäude.
Er ging viermal, fünfmal um das Haus herum,
aber nicht hinein. Er ſtand da, die Hände in
den Hoſentaſchen, und ſtarrte, hungrig, wie
vor=
hin vor dem Fleiſcherladen und dem
Schuh=
geſchäft, auf das Kuppeldach des Cheaters. Es
war, als öffnete ſich ihm zum erſten Male das
Cor zu einer ſonſt verſchloſſenen Welt. Er war
mitten darin, von Glanz und Licht umgeben.
Hätten Sie ihm einen Vorwurf daraus
ge=
macht, wenn er nicht in die Oper gegangen
wäre, ſondern für den Erlös der Karte
Ziga=
retten und andere Dinge gekauft hätte?
Wol=
len Sie ihm einen Vorwurf daraus machen, daß
er es nicht tat, was andere getan hätten, und
gen laſſen: ich merke keinen Unterſchied. Man
kann nur vertrauensvoll glauben".
Jetzt wälzt er Grammatiken herbei, um —
nach geographiſchen Geſichtspunkten! — die
Geheimniſſe der Sprachen tropas und Aſiens,
der afrikaniſchen, amerikaniſchen und
auſtrali=
chen Sprachen klarzumachen.
Im ganzen ſind es 200 Sprachen, die er
ent=
ziffern kann, von vorn geleſen, von links nach
rechts, von hinten angefangen oder von unten
nach oben.
. .. Als Kind hat er angefangen, zuerſt mit
den „einfachen” europäiſchen Sprachen, und
dann hat er für ſich weitergearbeitet: Onkel
Mezzoſanti wurde damals Oberlehrer.
„Aber glauben Sie nicht, daß mein Jach
Sprachen geweſen ſind,” ſagt er ſtolz, „nein,
Mathematik und Phyſik habe ich unterrichtet.
Sprachen nur ſo nebenbei . . . 12 verſchiedene
in einer Woche.”
Und jetzt lebt er von ſeiner Penſion und von
den Ausländern, denen er die deutſche Sprache
beibringt. Auch im Frankfurter Verein für
orientaliſche Sprachen, den er gegründet hat,
doziert er Sprachen. Außerdem hat er Bücher
geſchrieben aus den verſchiedenſten Gebieten.
Plötzlich fängt Onkel Mezzofanti an, von
Don Juan zu ſprechen, deſſen Leben der Aönch
Cirſo da Molina viel genauer und — viel
amü=
ſanter beſchrieben hat, als das ſpäterhin der
Fall war. Aber wenn man nicht italieniſch
verſteht, kommt man nicht dahinter”, ſagt er
ſchmerzlich berührt.
Käthchen bringt Kaffee. Sie kehrt
vorſorg=
lich alles zuſammen, aber „Onkel Mezzofanti”
bringt es trotzdem fertig, ein portugieſiſches
Wörterbuch als Untertaſſe zu benutzen.
Wenn man ſo bedenkt, was die Menſchen
für unnötige Sachen lernen,” ſeufzt er, „und von
dem Wichtigſten, ihren Sprachen, haben ſie
keine Ahnung.”
So lebt Onkel Mezzofanti hier ſein Leben in
einer unter Staub und Ledereinbänden
verbor=
genen Welt, die Laute, Lebensäußerungen und
Cräumereien von Menſchen aller
Himmels=
ichtungen in ſich trägt. Hauſt hier abſeits vom
Heute; das Draußen berührt ihn kaum und hat
nur einen Wunſch: die Wichtigkeit dieſer Welt
anerkannt zu ſehen.
Manchmal jedoch miſcht er ſich auch unter die
Straßenpaſſanten. „Käthchen, ſagt er dann,
„Käthchen, welchen von meinen Negenſchirmen
oll ich denn nun nehmen?” — „Ach.” meint
Käthchen und ſchüttelt mißbilligend den weißen
Kopf, „ſeit drei Cagen ſcheint doch ſchon die
Sonne.
daß er ſich abends um zwanzig Uhr tatſächlich
auf den Parkettplatz Nr. 54, Neihe 5, ſetzte?
Wie er da ſaß! Klein, geduckt, blaß, zitternd.
wie ein geprügelter Hund. Vom Portier
ge=
prügelt, von den Garderobefrauen, den Bous,
den Damen und Herren, von allen geprügelt,
mit Blicken geprügelt.
Was haben Sie für ein Unheil angerichtet,
gnädige Frau! Sie haben der Frau
Bank=
direktor W. zugemutet, neben einem ſchlecht
raſierten, ſchäbig gekleideten Menſchen zu ſitzen.
Ja, und mochte er ſich auch noch ſo klein
machen, ſich noch ſo verkriechen, ſich noch ſo
hingeben, auflöſen in der fremden,
berauſchen=
den, verwirrenden Atmoſphäre des Cheaters,
er ſtörte das ſoziale Gleichgewicht zumindeſt.
Aber dann war auch der Erwerbsloſe Knothe
für Frau Bankdirektor W. verſchwunden, die
Ouvertüre begann, der Vorhang teilte ſich, die
Oper fing an . ."
Eigentlich — wenn auch ohne Verdienſt —
haben Sie, gnädige Frau, dem Erwerbsloſen
Paul Knothe eine große Erfüllung gegeben.
Denn auch vor der Seele dieſes Mannes, der auf
Ihrem Partettplatz ſaß, teilte ſich ein Vorhang.
Und wenn es auch keine Oper war, die ſich in
ſeiner Seele abſpielte, ſondern mehr eine
Cra=
gödie ohne Muſik, ſo ſtand er in dieſen
Stun=
den doch auf den Sipfeln des Lebens, ſo arm,
ſo klein er war.
Wo waren Sie an dieſem Abend, gnädige
Frau? Cat es Ihnen leid, die Oper zu
ver=
ſäumen? Aber abgeſehen davon, daß Sie an
jedem anderen Abend die Oper wieder beſuchen
können, der Erwerbsloſe Knothe hat für Ihre
zehn Mark zehnmal ſoviel gehört, geſehen,
er=
lebt wie Sie. Denn er war weder als Kritiker,
noch als Frau Bankdirektor W. gekommen,
ſondern nichts als ein Menſch, hereingeweht
von der Straße in den Cempel der Kunſt.
Indem daß ich am vorichemol meine
heechſt=
eichehendiche Verwunnerung Ausdruck verliehe
hab, iwwer däß märkwärdiche Reſuldadergäbnis
vun unſere ſtadiſtiſche Verkehrsbillanz, die wo e
gradezu unhaamliche Ehnlichkeid uffweiſe dhut,
mit unſerm Finanzmaaſter ſeine ſtadiſtiſche
Steierbillanz, allerdings im umgekehrte
Ver=
hältnis, nemlich ſo: je mehr die Steiern
zu=
nemme, um ſo wenicher gehn ei — — un je
mehr de Verkehr abnimmt, um ſo mehr nemme
die Ufäll zu ..
No un do muß aam doch de klare
Menſchever=
ſtand ſage, daß do was net ſtimme kann. Un
wann mer do grad emol bei de Steiern
bleiwe wolle (ſchließlich kann mer jo aach emol
„ausnahmsweis” dovo ſchwätze, wann abſelud
was geſchwätzt ſei muß . . .) — alſo bei de
Steiern bleiwe wolle, ſo ſollt mer doch maane,
daß dem Mißverhältnis zwiſche Steierausfäll un
Steierei geng leicht abzuhelfe weer.
Dann die Zeit her war’s doch ſo: je mehr
Steiern ſe einemme wollte, je wenicher hawwe
ſe eigenumme, un je mehr Steiern ſe gemacht
hawwe, je mehr is des Staatsdeffiſidd geſtieje.
Alſo, wann des Staatsdeffeſifidd mit de
Steige=
rung vun de Steiern ſteige dhut, ſo muß im
um=
gekehrte kondrere Fall des Staatsdeffedifidd
erunnergeh, wann mer aach mit de Steiern
erunnergeht.
Odder ſo geſagt: je mehr Steier mer bezahle
folle, um ſo mehr miſſe mer n ſchuldich bleiwe:
alſo mißte mer aach um ſo wenicher ſchuldig
bleiwe, je wenicher mer bezahle ſolle; däß haaßt
alſo klibb un klar; je wenicher mer vun uns
verlangt, je mehr kenne mer bezahle; un je
mehr mer bezahle, um ſo wenicher bleiwe mer
ſchuldich; un je wenicher mer ſchuldich bleiwe,
je mehr nemme ſe ei ...
Awwer ſag aaner was dene
Steierrächen=
magſter, die wiſſe jo alles beſſer, un halte an
ihrm verzwickte Rächenſyſtem fſt. Un ſo wärd
alſo des Mehr immer wenicher, unn des
Weni=
cher immer mehr. Sowohl bei ihne, wie bei
uns —
Drotzdem mecht ich erſtens emol wiſſe, ob zum
Beiſpiel die Herrn vun dene Finanzemter, wo
mer alſo ſei Steiern ablade ſoll — „kommet her
zu mir alle, die wo ihr ſteierzehlich un
iwwer=
lade ſeid, mer wärd eich erleichtern”, ſteht do an
jeder Dier — alſo ob die Herrn aus dem Wuſt
un Dorchenanner vun däre verworſchtelte
Steier=
geſetzgäwung noch erauskumme; un zweidens
mecht ich wiſſe, ob ſich iwwerhaubt noch e Menſch
auskennt, wie, wann, wo un wieviel daß er
Steiern bezahle ſoll, muß odder kann; un
drit=
tens mecht ich ergebenſt. un hochachtungsvollſt
afrage, ob mer däßhalb net endlich die ganz
Steiererei e bische afacher mache kennt.
Mer heert jo gäjenwärdich widder mol ſoviel
vun Verwaltungsverei fachung un
aach vun Steierverei fachung. Awwer
ich hab all die Johrn her die Erfahrung gemacht,
daß= je mehr mer die Verwaldung vereiverfache
dhut, je kommblizierter wärd ſe. Un däßhalb
hab ich die Befärchdung, aach bei de Steiern
ſchlegt die Vereifachung in’s diräckte Gäjedaal
um ..
Awwer nixdeſtotrotz, un ich muß es noch emol
ſage: kennt mer net mindenſtens die ganz
Steier=
meiererei — =meierei, wollt ich ſage — kennt mer
die net e bische eifacher, ſozuſage
iwwerſicht=
licher mache, un unſerm beſchrenkte
Steierzahler=
verſtand e bische abaſſe, ſo daß aach wenicher
Finanzgewandte, die wo kaa Rächenſchenie un
Brozentualdiffidierkinſtler, ſundern bloß e bische
ſteierhinderziechlich „verallagt” ſin, ſich ungefehr
halbwähks auskenne, un net aus Verſähe äbbes
zuviel berabbe, odder zwaamol ſchuldich bleiwe,
un maane, ſie hedde’s ſchun dreimol bezahlt.
Dann ſchließlich hott mer, außer der
Formular=
ausfillerei un Rächnerei doch aach noch en
Näweberuf, dem mer ſich widme muß, wann
mer iwwerhaubt an Steiern denke will.
Odder is valleicht dem hoche Finanzamt net
däß alde Sprichwort bekannt: „Zeit is Geld”?!
—Wann ja, dann mißte ſe aam doch vun
rechts=
wäje die Zeit vergiede, die wo mer dorch den
verwiggelte Steierabberad verbummbeidele un
verſäume dhut. s kennt ſei, daß mer dann am
End ſogar noch was eraus kreegt. —
Awwer ſo, wie’s heit is, konnt mer’s
demſell=
wiche gewiſſenhafte Steierſchuldner net
ver=
denke, der wo, wie er epaar Dag verraaſe wollt,
erſt uffm Finanzamt um — Urlaab noochgeſucht
hott —
Alle Naſelang ſoll mer e anner Steier
ab=
fiehrn, un vor lauder „Abfiehrung” fellt mer
ganz vum Flaaſch, dann däß hellt de geſindſte
Mage net aus. Un wann mer wärklich emol
glaabt, mer hett e paar Dag Ruh, ſchun is
widder e anner Steier fellich, odder en
Steier=
zuſchlag, odder en Zuſchlag zum Steierzuſchlag.
Ja, un mer glaabt jo gornet, wieviel
Um=
ſchreiwunge ſe for däß aane afache Wörtche
„Steier” hawwe. Vun=ere Steiererheehung
is nadierlich aach nie kaa Redd, ſundern ſie
nenne däß äwe „Zuſchlag”. Un däß is dann
ganz klar: die Steier, däß is die Steier, un
awwer der Zuſchlag, däß is der a maliche
Zuſchlag, der wo Johr um Johr in die Heeh
geht, un alle Johr „einmalig” erhowe wärd.
s weer alſo däßhalb net ganz ausgeſchloſſe, daß
die ganz „Steiervereifachung” dodruff enaus
laafe dhut, indem mer die Steiern ganz falle
leßt, und dofor nor noch de jeweils
ſounſoviel=
brozendiſche Zuſchlag erhebt. Meechlicherweis
dhut mer aach die Steiern um 20 Prozent ſenke,
un die Zuſchleg um zwaadauſend Prozent erhöhe.
Däß märkt dann kaa Menſch, un jeder glaabt,
die Steier, weer dadſächlich „geſenkt”.
Ja, un wann ich mer die Art vun
Steierver=
eifachung ſo aguck, do kann ich bloß ſage: Wann
wird der Retter kommen dieſem Lande, der wo
die Steierrächnerei widder uff die ald Formel
bringe dhut, die wo do laut; ſoundſoviel Ei=
kumme, folchlich ſoundſoviel Steier, ab un en
Walzer. Dann hett mer uff de erſte Blick en
Iwwerblick, un braicht net, erſt lang zu
mull=
dibbliziern, ſubbdrachiern, addiern un
diffe=
diern, die Kubickworzel zu ziehe un e ſchwieriche
Brozentualrechnung uffzuſtelle, die wo
hinne=
nooch doch nie ſtimmt, ſundern es gebt a glatt
un rund Zahl, anſtatts die kommbliziert
Ge=
wärweeikummeumſatzkriſebircherſchlachtgedrenke
wärweeikummeumſatzkriſebircherſchlachtgedrenke=
arweitsloſewohlfahrtsgrundhauszinsſonderſteier
arweitsloſewohlfahrtsgrundhauszinsſonderſteier=
abgawezuſchlagpflichdichebrozenträchnerei, wokaa
Menſch mehr draus erauskimmt, valleicht noch
net emol die uff de Finanzkaſſeſteierämter un ſo,
dann die wiſſe jo ſällwert kaum noch, wo en de
Kobb ſteht, for lauder: „Den Finger drauf, das
nehmen wir — —” — wann ſe’s krieje.
Un do liggt alſo de Hund im Haſepäffer
be=
grawe, un däß is däß, was ich domit ſage wollt,
wann ich geſagt hab: je mehr Steiern gemacht
wärrn, je wenicher gehn ei, un je mehr mer
bezahle ſolle, je mehr miſſe mer ſchuldich bleiwe.
Dann wie ſeegt de „Datterich”: — „Bezahle,
wann mer Gäld hott, is kaa Kunſt; awwer
be=
zahle, wann mer kaans hott, däß is e Kunſt”
— un die kann uns aach kaa Finanzamt lärne. ..
Bienche Bimmbernell.
Poſtſchkribbdumm: Uff mei letzte
Be=
drachdunge hie ſin mer widder allerhand
Schreiwebrief zugange; ſie hawwe zum Daal
nooch Benzin geroche, wann mer ſo ſage will, un
zum Daal nooch was annerm..
Aaner devo kam vun Michelſtadt. Unnerſchrift:
„En Lokalbaddriott, wie ſe all ſei ſollte‟
Noja, un wie jeder „ächte” Lokalbaddriott,
hott aach der gude Mann aus vollem Hals „
geſchimbft. Erſtens uff ſei Vadderſtadt, zweidehs
uff Frankfort. Dann in Darmſtadt is
bekannt=
lich alles „vorſintflutlich” un „rickſtendich”; m
in Frankfort is bekanntlich alles beſſer un
ſche=
ner. — Mer kennt däß Lied, un waaß, wanno
e Lokalbaddriott emol iwwer de „Maa” gefon
is, is=em dehaam nix mehr gut genug, nocht
emol des Darmſtädter — Blaſter. Es ärcher,
daß mer in Frankfort mehr Leit uff des
ſieht, wie hier, beſunners Sunndags; daß?
Frankforter Bahnhof mehr Leit ausſteij”
hier; daß des Springbrinnche in dere
ſchiſſel vorm Muſeum immer noch net
daß de Rundfunk es Glockeſpiel net me
werdregt”; daß däß Loch zwiſchem Bah
de Stadt noch net ausgebaut is (dofor
ausgerächent unſern Borjemaaſter ver
lich —!); daß mir in Darmſtadt „
weern, während die Berliener vun ih
ſidd Millioneobjeckte gebaut hette;
Stuttgadd un Kallsruh iwwerfliechel
daß die Bauern ausm Odewald,
Bergſtroß, liewer nooch Frankfort
wie nooch dem „daawe Neſt‟ Darmſt
un was ſo e „Lokalbaddriott” alles
hott, wann er im Eifer for ſei Vo
dräte dhut —
Sie maane’s jo nadierlich all v.
die Art vun Lokalboddriotte, „u
ſollte (un leider aach ſin!). Un dä
Darmſtädter Eicheart; im Gäjeſe
forter un Meenzer ihrm Lokg
Nemlich wann die vun ihre Vad
dann kenne ſe im Lowe gorn
dreiwe; mir härngäje iwwert
Kriddiſiern.
Ich kennt nadierlich dem g.
ſei Eiwend ſpielend widder
willm de Spaß net verdärwe
Bobb ..
Bloß wann er zum Schluf
Schreiwebrief ſchreibt: „alle
geſetzt” hett, daß mer for die
terhilf, de Frankforter Run
loſſe; däß hett unſer Therja
dräffliche Kinſtler, un ſeim
It-
ench=
chäſter ſällwert mache kenn
Art von
blamawel for ſo e Biehn, wi.
Könige
Richdich. Awwer was mir
—adyaraonen
un an unſerm Orchäſter har—
Was awwer die Meiſte net wiſſe, däß is, döie
ſo Rundflunkerer in Wärklichkeid eichentlich
ausſähe, beiſpielsmeßich ob de Herr O. W.
Studtmann wärklich bloß aan Kobb hott, un a‟
Zung, mit däre er dauernd ſchwätzt, un ob er am
ganze Körper ſo is, wie er im Geſicht dhut. —
Däß is de Eidritt ſchun wert, un däßhalb
war aach wohl des Haus im Handumdrehe
aus=
verkaaft —
Awwer zum Ausgleich hott jo die Woch de
Frankforter Sender unſern „beriehmteſte‟
Darm=
ſtädter, un ſein Dichter, de horchende Mitwäld
nohgebrocht, ſamt em Glockeſpiel. Is däß
val=
leicht nir?
Küchenzettel von 30. Januar bis 5. Februar.
Mitgeteilt vom Hausfrauenbund Darmſtadt.
Montag: Wildſuppe (Reſte), Grießklöße mit
Dörrobſt.
Dienstag: Haferflockenſuppe Wirſingkloß
in der Form mit Kartoffeln, Tomatentunke.
Mittwoch: Pilzſuppel), gedämpfte Leber,
Kartoffebrei, Rote=Rüben=Salat.
Donnerstag: Riebeleſuppe, Kochfleiſch,
Brühkartoffeln, Preiſelbeeren.
Freitag: Gerſtenſuppe, gedämpften Fiſch
mit Meerrettichtunke (Rezept).
Samstag: Linſenſuppe mit Blutwurſt.
Sonntag: Ochſenſchwanzſuppe D.
Rippen=
ſpeer mit Grünkohl, gebratene Kartoffeln,
Obſtſalat.
Meerrettichtunke. 1 Eßlöffel Fett,
2 Eßlöffel Mehl oder geriebenes Weißbrot,
2 Eßlöffel geriebenen Meerrettich verrührt man
mit ½4. Liter Brühe oder Waſſer, kocht es glatt,
mit Salz und Zucker abſchmecken.
Deeioher e e Teeeren
Weſten und Jacken werden noch immer von
der Mode bevorzugt und immer wieder Neues
erſonnen. Dies zeigt der jetzt erſchienene Beyer=
Band 268 „Geſtrickte Pullover für Damen und
Herren”, der eine reiche Auswahl der
verſchie=
denſten Modelle bringt. Neben bluſenartigen
Pullovern, bei denen durch Verwendung
durch=
brochener Strickerei (Kunſtſtrickerei) für Paſſen,
Aermel oder Einſätze die herrſchende
Moderich=
tuns betont wird, gibt es ſchlichte Modelle für
Sport und Beruf. Der Band, der überall
er=
hältlich iſt (Verlag Otto Beyer, Leipzig), zeigt
alſo für jeden Zweck etwas Paſſendes.
Eiweiß, als unlösliches
Klebe=
mittel. Wenn man Etiketten auf Gläſer,
Flaſchen oder Blechbüchſen aufkleben will, ſo
zeigt ſich meiſt, daß ſich ſowohl die gummierten.
wie die mit irgendeinem Leim aufgeklebten nach
einiger Zeit wieder ablöſen, wenn der
Aufbe=
wahrungsraum etwas feucht iſt. Eiweiß, das
man mit einer Gabel zu Schaum ſchlägt und mit
einem Pinſel aufträgt, hält in ſolchem Falle
H.
ausgezeichnet.
Glas= und Kriſtallſchalen vor dem
„Springen” zu bewahren. Will man
heißes Kompott, Creme=, Gelee= und andere
Speiſen in oben genannte Schalen zum Erkalten
füllen, ſo halte man dieſe ein paar Sekunden mit
der Innenſeite über den dampfenden Topf,
wo=
durch ſie ſich etwas erwärmen, ſo daß man ſie
nun unbeſorgt füllen kann.
1.
Waad
Nummer 504.
Endſpielſtudie 65.
Henri Rinck in Barcelona.
(Deutſche Schachzeitung, 1904.)
a b d e g b
Weiß zieht und macht unentſchieden.
Prüfſtellung: Kh4Tf5Ld5 SeT KbALIBBb3, d2,64.
Löſungen der Endſpielſtudien 63 und 64.
63. Fr. Dedrle, Kh8 Bc2, e2; Ka 6 Bd 4. Weiß gewinnt.
1. Kh8 —g81 Kb62. K18IKe63. Kesl Kd6 4. Rf711
(nicht Oppoſition durch Kd8, Kd7 5. Kf6 Kd6 6. K15 F45
7. Kf4 Kd68. Ke4 Ke5 9. Ke5Ke4 10. Kd6 und gewinnt.—
1.... Ka5 2. Kg71 Ka4 3. Kf6! (Kg67) Kb4 4. Ke6!
(Keß: Ke5)Ke5 5. Ke5 Ke4 6. Kd6 und gewinnt.
64. Die zweite Stellung mit Kg8 ſtatt h8 (alſo Weiß: Kg8
Be2,e2; Schwarz: Ka6 Bd4)iſtfür Weiß nurremis: 1. Kg8—
18 Kb6 2. Kes Ke63. Kf7 Kb7 8. Kd8: Kd6ober 3. Ke7
KaDremis!
Silbenrätſel.
Aus den Silben a, ber, ber. chat, che, des, e,
e, eh. ei, ein, er, ger, ha, haus, haus, hen, i,
ir. ke, la, lein, men. nel. nik. nungs o. o. ob,
ord, pe, po. re, ren, ri, rie, ruf. ſa, ſer, ſpruch,
tap, tau tech, tes, to um va, wai, wer, wolf,
ſind 19 Wörter zu bilden, deren erſte und dritte
Buchſtaben, beide von oben nach unten geleſen,
den Anfang eines Sommerliedes ergeben. Die
Wörter bedeuten: 1. Sternwarte, 2.
Geſamt=
heit der Ingenieurwiſſenſchaften, 3.
Halbedel=
ſtein, 4. geſchichtlicher Zeitabſchnitt, 5. Vater
des Odyſſeus 6. Rechtsmittel gegen
Entſchei=
dungen der Behörden, 7. Lederſtreifen, 8.
ſagen=
hafter blutdürſtiger Menſch. 9. Gipfel der
Fin=
ſtergarhorngruppe, 10. Anſtalt für Geiſteskranke,
11. bekannter Sänger, 12. engliſches Parlament,
13. Erfinder der Taſchenuhr, 14. Stadt am
Schwarzen Meer, 15 ſittlicher Begriff. 16.
In=
ſel im Großen Ozean. 17. Verſorgungsgebiet
kämpfender Truppen. 18. Blume, 19. Rüge im
deutſchen Parlament.
Nach richtiger Ordnung der Buchſtabenpaare
enthalten, die waagerechten und ſenkrechten
Reihen gleichlautende Wörter.
Carl Deubel.
Auflöſung der Rätſel aus Nr. 4.
Auflöſung.
Winter, Ilias. Niel, Tal, es, r.
Pyramidenrätſel.
Geſellſchaft.
„Nachn Jefängnis, drei Monate abmachen:
kommſt du ein Stück mit?”
„Ja — acht Tage.”
Happy end. „Hatte das neue Stück ein
glück=
liches Ende?" — „Aber gewiß, alles war froh,
als es zu Ende war.”
Unter Aerzten. „Haben Sie ſchwierige Fälle
in Ihrer Praxis?” — „Ich gehe gerade zu einem.
Er iſt mir ſchon ſeit zwei Jahren das Honorar
ſchuldig.”
Wirkſamer Trick. Kulicke hatte einen
furcht=
baren Durſt und nur noch 10 Pfennig in der
Taſche. Schließlich kam ihm ein rettender
Ge=
danke. Er betrat das Wirtshaus, in dem ſich
gerade ein Bekannter ein großes Glas Bier
be=
ſtellt hatte. „Ich wette um 10 Pfennig,” ſagte er,
„daß ich dein Glas Bier austrinke, ohne daß du
es ſiehſt.” — „Einverſtanden” ſagte der andere,
worauf Kulicke das Glas nahm und es mit tiefen
Zügen leerte. „Ich hab’ doch aber geſehen, wie
du getrunken haſt”, meinte der andere — Nun
ja, du haſt ja auch die Wette gewonnen” erklärte
Kulicke befriedigt. „Hier haſt du die 10 Pfenn.g.”
Druck, Verlag u. Kliſchees: L. C. Wittich ſche Hofbuchdruckerei, Rheinſtr. 23. — Verantwortl. für die Redaktion: Dr. 5. Nette. Darmſtadt. Fernſpr. 1, 2389—2392. — Alle Rechte vorbekalten. Nachdr. verboten,
[ ← ][ ][ → ] Auf der Eisbahn.
Der Eislaufſport iſt jetzt moderner denn je,
was durchaus verſtändlich iſt, wenn man in
Be=
tracht zieht, daß die Ausübung dieſes Sports
iit den geringſten „Regien” verbunden iſt und
verhältnismäßig unbedeutende „Vor=Ausgaben”
erforderlich macht.
Die Skiläuferin muß beiſpielsweiſe — auch
wenn ſie den Sport noch ſo nahe der Stadt
aus=
übt — mit gewiſſen Fahrtſpeſen rechnen,
abge=
ſehen davon, daß der — wenn auch nur
ein=
tägige Aufenthalt außer Haus — immerhin
Anſprüche an die allzuſehr belaſtete Brieftaſche
ſtellt.
Ganz anders liegt eben der Fall beim
Eis=
laufſport; hier kann man ein paar Stunden auf
der Eisbahn ſozuſagen „zwiſchen zwei
Mahlzei=
ten” verbringen, hat alſo (außer dem
Eintritts=
geld) mit keinerlei Nebenausgaben zu rechnen.
Außerdem macht jeder andere Winterſport
(Ski, Rodel, Bob, Eishockey) eine ganz ſpezielle
Dreß notwendig, während das Eislaufkleid einer
Aufmachung gleichkommt, die auch ſonſt für die
Stadt notwendig wäre, ſo daß man ſich hier
unter keinen Umſtänden in ſchlimme
Garderobe=
ſorgen verſtrickt.
Daß aber jede Frau am Eis apart ausſehen
will, iſt ſelbſtverſtändlich, denn der gute
Ein=
druck, den man erweckt, trägt ſicherlich zur
Er=
höhung der Sportfreude weſentlich bei.
Vielleicht hat der Eislaufſport in letzter Zeit
auch durch die Tatſache, daß er den Körper
wirk=
lich gut durchtrainiert und außerordentlich ge=
ſchmeidig macht, ſo viele neue Anhängerinnen
gefunden. Außerdem ſcheint ſich die Frau von
heute endlich darüber klar zu werden, daß
Sportlichkeit der Schlankheit viel zuträglicher
ſei als jede Diätkur, die mitunter recht
unan=
genehme Folgen nach ſich ziehen kann. Die Frage,
wie man ſich für die Eisbahn zu kleiden hat, iſt
leicht zu beantworten, da es ja hier wahrhaftig
reiche Möglichkeiten gibt. Sehr beliebt ſind die
Eiskleider ohne Umhülle, die allerdings nur für
wirklich abgehärtete, ausdauernde Läuferinnen
geeignet ſind, während alle anderen auf, eine
kleine Umhülle nicht verzichten ſollten. Das
Eis=
kleid dieſer Saiſon holt vielfach aus
Fellgar=
nierungen ganz entzückende Effekte; als
Bei=
ſpiel zeigen wir in unſerem erſten Bilde ein ſehr
ſchickes, durch die Mitte geknöpftes kardinallila
Stoffkleid, deſſen vorne gebundener
Leiſtchen=
kragen ſowie die unten enganliegende
Stulpen=
partie der oben bauſchig=geſchnittenen Aermel
aus grauem, flachem Fell gedacht iſt. Der Rock
muß natürlich, um genügend Bewegungsfreiheit
zu bieten, entſprechend weit geſchnitten ſein.
Jene, die die abſolut ſportliche Note betonen
wollen, werden ganz einfach einen Sportrock
mit einem handgeſtrickten kunſtgewerblichen
Jumper vereinigen und dieſe Aufmachung durch
ein buntes Halstuch und einen damit in der
Farbe übereinſtimmenden breiten Ledergürtel
ergänzen.
Durch breite Schärpen aus Seide oder Wolle,
die eng um die Hüften gewickelt und ſeitlich
maleriſch geknotet, werden, vermag man vielen
Eiskleidern reizvollſte Akzente zu geben. In
unſerem letzten Bilde führen wir ein ganz
Franſen.
ſind zweifellos zu jenen Effekten zu zählen, die
den Modekünſtler von Rang nicht ruhen laſſen
und immer wieder beſchäftigen; ſie ſind als
De=
tail aufzufaſſen, das eigentlich niemals ganz aus
dem Modenbilde verſchwindet und gerade in den
letzten Monaten in den großen Kollektionen
wieder viel häufiger auftaucht als bisher, ſo daß
man ſicherlich in der Annahme, daß Franſen als
Mode der nächſten Zukunft anzuſehen ſeien, nicht
fehlgeht. Der Erfolg dieſer Garnierung mag
wohl in ihrer außerordentlichen Lebhaftigkeit
liegen, die nur noch nicht gebührend eingeſchätzt
wird! Man muß ſich vergleichsweiſe nur daran
erinnern, welch’ prächtige Wirkungen der „
ſpa=
niſche Nationalſchal” aus dem Spiel der Franſen
holt, welche Lebhaftigkeit, welche Grazie hier
alſo aus einem Detail zu entſtehen vermag.
Die=
ſer Erkenntnis werden ſich unſere Damen
ſicher=
lich nicht verſchließen, ſobald die Mode ihnen
die Franſeneffekte wieder näherzubringen
ver=
ſuchen wird. Natürlich wirkt nur jene Franſe
ſchön, die reich und dicht fällt, bei der alſo jeder
einzelne Faden kräftig und ſtark gedreht iſt. Eine
dürftige Franſe ſieht gerade kläglich aus und
wirkt armſelig und gewöhnlich.
Da ſich Seidenfranſen ausgezeichnet färben
laſſen, iſt dieſe Garnierung für eine farbenfrohe
Mode, wie die gegenwärtige es iſt, und die der
nächſten Zukunft es ſein wird, hervorragend
ge=
eignet, wobei natürlich Franſe und
Grundmate=
rial immer genau übereinſtimmen müſſen, da
nichts geſchmackloſer ausſieht, als eine Franſe in
abſtechender Schattierung. Die Ueberzeugung
von der Richtigkeit dieſer modiſchen Anſchauung
geht ſo weit, daß man in der neuen
Franſen=
mode nicht einmal weiß=ſchwarz=Wirkungen
zu=
läßt.
Die Art der Verwendung der Franſen hängt
natürlich ganz und gar von der Phantaſie und
dem Schöpfergeiſt des Modekünſtlers ab.
Manch=
mal deckt die Franſe die ganze Rockpartie eines
Modells, bisweilen aber täuſcht ſie nur einen
cape=ähnlichen Effekt vor, nicht ſelten verwertet
man ſie auch, um den neuen Tunik=Gedanken
zur Geltung zu bringen. Schließlich aber ſind
Franſen auch in ſchmalen Bahnen als
eigen=
artige Volants angeordnet zu ſehen und wirken
in dieſer Form beſonders jugendlich. Daß man
wieder franſenbeſetzte abendliche Umhängetücher
trägt, beweiſt neuerlich, daß man in vieler
Hin=
ſicht auf vergangene Modeepochen zurückgreift.
Wichtig iſt es, daß die Franſe matt in ihrer
Wirkung ſei, da glänzende Effekte hier
gewöhn=
lich und aufdringlich wären. Auch muß zwiſchen
der Franſe und dem Grundmateriale in dieſer
Beziehung eine geſchloſſene Einheit geſchaffen
werden, ſo daß Franſen moderner Art eben nur
zu matten Seiden gebräuchlich ſind. (Samte
od Glanzſeiden mit Franſen zu kombinieren
wä, alſo auf Grund dieſer Theorie modiſch
un=
riche und wenig geſchmachvoll!)
Ei. ge intereſſante Anregungen über die
neu=
artige Verwendungsmöglichkeit der Franſen
ver=
mögen unſere Bilder zu geben.
Als erſte Figur ſieht man ein apartes
Geſell=
ſchaftskleid mit kurzen Kelchärmeln und breitem
Alt=Wiener=Gürtel”, unter dem eine
Franſen=
bahn in Tuniklänge hervorkommt, womit eine
ganz neue Silhouette in den Vordergrund ge=
rückt wird, die ſicherlich als Mode der nächſten
Zukunft zu werten iſt.
Da bei allen abendlichen Kleidern der kleine
Aermel — gleichviel in welcher Form — gerne
geſehen iſt, zeigt unſer nächſtes Bild eines der
graziöſen Puffärmelchen, die allgemein gefallen
Eine überaus beifällig beurteilte Neuheit iſt
auch der fünfeckige Ausſchnitt. Die bogenförmig
anſetzenden, die ganze Rockpartie überdeckenden
Franſen geben dieſem Kleide den
charakteriſti=
ſchen Anſtrich. Ein derartiges Modell wird man,
um es gut auswerten zu können — in einer
ſchönen, gedeckten Farbe halten, etwa in
Moos=
grün oder in einem mittleren Rot, das in letzter
Zeit in unzähligen Schwebungn Popularität
gewinnt.
Der Cape=Gedanke ſcheint in der
Franſen=
mode ſehr geſchätzt zu ſein; man ſtelle ſich etwa
ein enganliegendes Prinzeßkleid mit viereckigem,
nach unten hin auseinanderlaufendem „Greta=
Garbo=Ausſchnitt” vor, in das etwa in
Hand=
breite unterhalb des Ausſchnittes ringsum
Franſen eingeknüpft werden, die bis über den
Gürtel reichen. In der Bewegung kommt dieſe
Anordnung der Franſen ausgezeichnet zur
Gel=
tung, und dürfte eine Mode für jene werden, die
banalen Effekten aus dem Wege gehen wollen
und einem wirklich individuellen Stil zuſtreben
(vorletzte Skizze). Das graziös und richtig=
dra=
pierte Franſentuch, das zwar meiſt in
Schwarz gehalten iſt um zu jeder Farbe zu
paſſen (gelegentlich eber auch gerne in einem
kräftigen, leuchtenden Zinnoberrot gebracht
wird), ſieht man als letztes Bild, rechts im
Vor=
dergrunde.
Unter der Lupe.
(Neue Details der Mode, von denen man ſpricht.)
Eine neue Linie kommt bekanntlich niemals
„über Nacht”; ſie bedarf einer gewiſſen
Vor=
bereitung und hat immer ihre Trabanten, die
ihr Nahen ankündigen und ihren Weg ebnen
ſollen.
Darum müſſen gerade die Einzelheiten
immer genaueſt ſtudiert und jeder markanten
Neuheit jene Aufmerkſamkeit gewidmet
wer=
den, die ihr gebührt.
Drei der aparteſten modiſchen Momente der
letzten Wochen haben wir in unſerem Bilde
feſtgehalten:
An erſter Stelle die abſtehenden Taſchen
des neuen Beſuchskleides, die ganz einfach aus
zwei gekreuzten Blenden entſtehen.
In der Mitte; das neue Abendkleid mit
dem angeſchnittenen Cape, das in der aparten
Form von Maſchenflügeln ausgeſchnitten iſt,
ſo daß ſich eine nicht alltägliche „
Transparent=
wirkung” ergibt.
Rechts: der Pelzärmel einer Abendjacke,
der die beliebte „Sackform” hat und an der
Anſatzſtelle eine kleine Maſche aus gleichem
Willy Ungar.
Fell bringt.
Wollen Sie ſich nach der täglichen
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Tan=
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ſoeben erſchienenen neueſten Nummer der
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Tanz=
ſeft herauskommt und die ſich mit allen Fragen
des modernen Geſellſchaftstanzes in Wort und
Bild befaßt. Verlag Dr. Selle=Eysler, A.=G.,
Berlin.
ſchlichtes und dennoch ſehr flottes Modell vor
Augen, das oben mit großen, hölzernen Kugeln
durchgeknöpft wird und außerdem einen der
hohen „Rahmen=Fellkragen” bringt, die heuer
vorzüglich gefallen. Selbſt wenn das Kleid in
einer neutralen Farbe gehalten und das
Pelz=
werk dazu entſprechend abgeſtimmt iſt, vermag
einer der eben beſprochenen „Schärpengürtel”
jene lebhafte Note zu bieten, die für ſportliche
Zwecke ſehr beliebt iſt.
Manche Damen entſcheiden ſich mit Vorliebe
für ein Koſtüm, das für die Eisbahn als „
trä=
ditionelle Aufmachung” bezeichnet werden kann.
Die Jäckchen haben in dieſem Falle
weſtenarti=
gen Schnitt, ſind alſo auf einen Knopf
ver=
ſchloſſen und fallen vielfach durch aparte
Fell=
verbrämungen auf. Durch unſer zweites Bild
wird man mit einem derartigen Eiskoſtüm
ver=
traut gemacht, das man ſich etwa in
Flaſchen=
grün oder in einem modernen Rot vorzuſtellen
hat. Die Jacke iſt ein Form eines Schalkragens
und flotter „Ueberärmel” mit ſchwarzem Fell
garniert, der Rock in ſeiner unteren Partie in
Falten aufgelöſt, um beim Eislauf nicht zu
be=
hindern, da ein ſportliches Garderobeſtück, das
die Bewegung im geringſten beeinträchtigen
würde, geradezu ein Gefahrmoment darſtellt.
Wenn viele Damen den Eisſport mit bloßem
Kopf betreiben, was gewiß beſonders ſchick wirkt,
muß man ganz ſicher ſein, ſich dadurch nicht zu
erkälten. Uebrigens gibt es ja ganz reizende
Eishüte! Im allgemeinen gefallen kleine, flache
„Kaſſetten=Formen”, die ſich ſchon ſeit einiger
Zeit erfolgreich im Modenbilde behaupten und
in der Farbe mit der Schattierung der
betref=
fenden Aufmachung genau übereinſtimmen ſollen.
Seite 18 — Nr. 29
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