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Heſſiſche Neueſte Nachrichten
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bls 31. Januar 2.— Reichsmart und 20 Pfennig
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Frankfurt a. M. 1301.
Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
Wöchentliche illuſtrierte Beilage: „Die Gegenwart”, Tagesſpiegel in Bild und Wort
Nachdruck ſämtlicher mit * verſehenen Original=Aufſätze und eigenen Nachrichten nur mit Quellenangabe „Darmſt. Tagbl.” geſtattet.
Nummer 24
Dienstag, den 24. Januar 1933.
196. Jahrgang
27 mm breite Zeile im Kreiſe Oarmſtadt 23 Reichspfg
Finanz=Anzeigen 35 Reichspfg. Rellamezelle (92 mm
breitl2 Reichsmarl. Anzeigen von auewärte 35 Reichspfg.
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Rellame=
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4 Dollar — 4.20 Markl. — Im Falle böherer
Gewalt, wie Krieg, Aufruhr, Streit uſw. erliſcht
ede Verpflichtung au Erfüllung der
Anzeigen=
aufträge und Teiſtung von Schadenerſatz. Bei
Konkurs oder gerſchtlicher Beitreibung täll jeder
Rabatzt weg. Bankkonto Deutſche Banl und
Darm=
ſtädter und Nationalbanl.
Denkſcher Vorbehalk zum Enkwurf der Rüſtungskonkrolle. — Tſchechiſche Geſchmackloſigkeit.
Beneſch für Prämiierung des Landesverraks.
Unbegründeker Opkimismus Henderſons
Genf, 23. Januar.
Das Bureau der Abrüſtungskonferenz hat am Montag ſeine
Arbeiten unter dem Vorſitz Henderſons wieder aufgenommen. Als
deutſcher Vertreter nahm Botſchafter Nadolny mit einigen
Bera=
tern an der Sitzung teil. Das Bureau begann ſofort mit der
Be=
ratung des Berichts. Es handelt ſich dabei um einen Abkommens=
Entwurf über die Frage der Rüſtungskontrolle, den ein
Unter=
ausſchuß im November entworfen hatte und deſſen Inhalt
be=
kannt iſt.
Zu Beginn der Sitzung legte der deutſche Vertreter,
Botſchafter Nadolny, einen allgemeinen Vorbehalt
gegen=
über den Vorſchlägen dieſes Entwurfes ein, da Deutſchland an
ſeiner Ausarbeitung nicht beteiligt war. Es kam ſodann zu einer
längeren Ausſprache über den Artikel des Abkommensentwurfes,
der für Perſonen, welche dem einzurichtenden internationalen
Ab=
rüſtungsausſchuß Angaben über mögliche Verfehlungen ihres
eigenen Landes gegen das internationale Rüſtungsabkommen
lie=
fern, Straffreiheit vorſieht.
In eingehenden juriſtiſchen Beratungen iſt ſeinerzeit von einem
Ausſchuß feſtgeſtellt worden, daß es unmöglich ſei, dieſer Frage
eine juriſtiſch einwandfreie Form zu geben.
Der tſchechoſlowakiſche Außenminiſter Beneſch
ſetzte ſich ſehr entſchieden für einen „Landesverräter=Paragraphen”
ein. Er beging dabei die Geſchmackloſigkeit, die Beſchwerden der
Minderheitenvertreter mit den Anzeigen und Denunziationen
meiſt fragwürdiger Perſonen auf dieſelbe Stufe zu ſetzen. Er
ver=
ſtieg ſich ſogar zu der Behauptung, daß das Verhalten ſolcher
Per=
ſonen moraliſch höher zu werten ſei als die Klage der
Minder=
heitenvertreter. Botſchafter Nadolny trat Beneſch ſcharf entgegen
und wies ihn darauf hin, daß hier ein grundſätzlicher Unterſchied
ſchon darin liege, daß die Minderheitenvertreter in ihren
Be=
ſchwerden nur Rechte einklagen, die ihnen feierlichſt in
internatio=
nalen Minderheitenverträgen verbrieft worden ſind. Er ſprach ſich
dafür aus, es bei der Ausſchaltung der Frage zu laſſen.
Schließlich wurde beſchloſſen, daß der Berichterſtatter des
Aus=
ſchuſſes Bourquin (Belgien) mit dem Vizepräſidenten Politis noch
einmal verſuchen ſoll, eine juriſtiſche Regelung der
Frage zu ſuchen. Man iſt im Bureau der Abrüſtungskonferenz
weitgehend der Meinung, daß eine ſolche Formel nicht
gefunden werden kann. Eine Regelung dieſer
Frage im Sinne Beneſchs wäre, nach deutſcher
Auffaſſung, eine Prämie auf Landesverrat.
Aus der heutigen Sitzung iſt noch zu erwähnen, daß der
Prä=
ſident die deutſche Delegation aufforderte, zu
den Ausſchußberatungen wieder, ihre
Vertre=
tungen zu ernennen. Henderſon hofft, daß die
Arbeiten der Konferenz materiell bis Oſtern
ab=
geſchloſſen werden können und daß nach der Oſterpauſe
der Konventionsentwurf fertiggeſtellt und angenommen werden
kann, mit dem die erſte Phaſe der Abrüſtungskonferenz
abgeſchloſ=
ſen werden ſoll. In weiten Kreiſen der Abrüſtungskonferenz wird
dieſer Optimismus als verfrüht bezeichnet.
Deutſche Noke an die Raksmächke zur
Agrar=
beſchwerde gegen Polen.
Genf, 23. Januar.
Die Reichsregierung hat vor einigen Tagen durch den
Generalſekretär des Völkerbundes ſämtlichen
Natsmäch=
ten eine Note zugeſtellt, in der der bekannte deutſche
Standpunkt zur wiederum auf der Tagesordnung des
Völkerbundsrats ſtehenden Agrarbeſchwerde des
Deutſch=
tums in Polen dargelegt wird.
In den bisherigen vertraulichen Beſprechungen hat ſich
ge=
zeigt, daß der Dreierausſchuß des Völkerbundsrates trotz der
eindringlichen deutſchen Forderungen nicht gewillt iſt, dem
deut=
ſchen Standpunkt Rechnung zu tragen. Der Dreierausſchuß
be=
gründet ſeine Haltung im weſentlichen damit, daß das
gegen=
wärtige Minderheitsverfahren keine Handhabe für ein weiteres
ſchärferes Vorgehen gegen Polen biete. Unter dieſen Umſtänden
wird gegenwärtig erwogen, ob nicht die geſamten
ſeit Jahren vor dem Völkerbundsrat ſtehenden, das
Deutſch=
tum in Polen unmittelbar berührenden Fragen
nunmehr zur endgültigen Entſcheidung vor den
internationalen Haager Gerichtshof gebracht
werden ſollen.
Zuverſicht der B33.
in das Gelingen der Weltwirkſchaftskonferenz.
EP. Baſel, 23. Januar.
Die BJ3.=Delegierten Fraſer und Trip im
Vorbereitungs=
ausſchuß für die Weltwirtſchaftskonferenz, der vor einigen Tagen
ſeine Arbeiten abgeſchloſſen hat, haben nach ihrer Rückkehr aus
Genf der BJ3.=Leitung über das Ergebnis der Genfer
Verhandlungen Bericht erſtattet. Wie wir erfahren,
herrſcht in Kreiſen der BJZ. für das Gelingen der
Welt=
wirtſchaftskonferenz große Zuverſicht, nachdem es
gelungen iſt, ein von allen Delegierten des Genfer Ausſchuſſes
unterzeichnetes Arbeitsprogramm für den Wiederaufbau
der Weltwirtſchaft aufzuſtellen. Der Plan ſchlägt im weſentlichen
fünf Maßnahmen vor:
1. Regelung der zwiſchenſtaatlichen
Ver=
ſchuldung unter ſpezieller Berückſichtigung der Lauſanner
Reparationsſtreichung; 2. Allgemeine Rückkehr zum
Goldſtandard; 3. Erhöhung des
Weltpreis=
niveaus; 4. Abſchaffung der Deviſenvorſchrif=
ten; 5. Rückkehr zu größerer
Welthandelsfrei=
heit durch Niederlegung der Zollſchranken und Reviſion der
Zollverträge.
In Kreiſen der BJ3. macht man keinen Hehl daraus, daß
dieſe Maßnahme von allen Staaten gleichzeitig
durchgeführt werden müſſen, wenn die darniederliegende
Welt=
wirtſchaft wirkſam aufgebaut werden ſoll.
Der Fernoſk=Konflikk.
Meinungsverſchiedenheiken in Genf. — Einſehung
eines Unkerausſchuſſes.
Genf, B. Januar.
Der Neunzehner=Ausſchuß für den
japaniſch=
chineſiſchen Konflikt iſt am Montag in die Erörterung
des abſchließenden Berichtes an die Vollverſammlung
eingetre=
ten, in dem der Zuſammenbruch des bisherigen,
ſeit 1½ Jahren geführten
Verſöhnungsverfah=
rens des Völkerbundes feſtgeſtellt und neue Vorſchläge
für die Konfliktsregelung auf Grund des Artikels 15,
Abſatz 4 des Völkerbundspaktes ausgearbeitet werden ſollen.
Es zeigten ſich jedoch erhebliche Meinungsverſchiedenheiten.
Einige Regierungen, beſonders die engliſche, verlangen, daß die
Vorſchläge des Lyttonberichtes als die alleinige Grundlage der
weiteren Entſcheidung angenommen werden, während andere
Regierungen darüber hinausgehend die offizielle Feſtſtellung des
völligen Scheiterns aller Verſöhnungsverſuche und eine
endgül=
tige Entſcheidung des Völkerbundes unabhängig von der
japa=
niſchen Regierung fordern.
Der Ausſchuß beſchloß daher, zunächſt einen engeren
neun=
gliedrigen Redaktionsausſchuß einzuſetzen dem Deutſchland,
England, Frankreich, Italien, die Schweiz, Tſchechoſlowakei,
Bel=
gien, Spanien und Schweden angehören und der einen
Vor=
ſchlag für den Bericht ausarbeiten ſoll. Der vom Generalſekretär
des Völkerbundes vorgelegte Entwurf des Berichtes wurde
über=
wiegend als ungenügend angeſehen.
China brandmarkk Japans Eroberungspolikik.
Der chineſiſche Delegiere Wellington Koo hat am Montag als
Antwort auf die kürzlich veröffentlichten Aeußerungen des
japani=
ſchen Außenminiſters Uſhida in Genf Erklärungen abgegeben, in
denen er Japan vorwirft, es wolle allen anderen Ländern das
Geſetz des Handelns vorſchreiben. Zunächſt habe Japan aus der
Mandſchurei den Mandſchukuo=Staat gemacht, dann mit dieſem
Staat einen Vertrag abgeſchloſſen und bereitet ſich jetzt zur
wei=
teren Fortſetzung ſeiner Aktion auf dem aſiatiſchen Kontinent vor,
die in der Eroberung der Provinz Jehol beſteht. Wenn Graf
Uſhida eine gewiſſe Elaſtizität in der Anwendung des
Völker=
bundspaktes verlange, geb er damit indirekt ſelbſt zu, daß Japan
dieſen Pakt bisher ſchon verletzt habe. Die Entſchuldigung wegen
der angeblich anormalen Verhältniſſe in China ſei hinfällig, da
das einzig Anormale in China die Schwäche
ſei=
ner Verteidigung angeſichts des mächtigen
japa=
niſchen Kriegsapparates ſei.
Umkriebe der Kleinen Enkenke gegen Ikalien.
Nach Genfer Meldungen ſind die Verhandlungen zwiſchen den
vier anweſenden Vertretern der kleinen Entente über eine
Be=
ſchäftigung des Völkerbundsrates mit dem
an=
geblichen Waffenſchmuggel durch öſterreichiſches
Gebiet auch heute fortgeſetzt worden. Zu einem endgültigen
Be=
ſchluß iſt man noch immer nicht gekommen, doch ſollen die
Dele=
gierten der kleinen Entente heute ein Schriftſtück.
aufgeſetzt haben, das an die Regierungen von
Jugo=
ſlawien und Rumänien ſowie an andere
Regie=
rungen geſchickt worden iſt, da die beiden genannten Länder
hier nicht wie die Tſchechoſlowakei durch verantwortliche
Außen=
miniſter vertreten ſind.
Die Abſendung dieſes Schriftſtückes wird in
unterrichteten Genfer Kreiſen mit den gelegentlich des
Königs=
beſuches in Rumänien gegenwärtig ſtattfindenden
jugoſla=
wiſch=rumäniſchen Verhandlungen in
Zu=
ſammenhang gebracht, bei denen bekanntlich der
rumä=
niſche Außenminiſter Titulescu einen
Vermittlungsver=
ſuch in der Frage der jugoſlawiſchen Politik
gegenüber Italien untermimmt. Da ſich der in Genf
be=
ſchloſſene Schritt der kleinen Entente auch gegen
Italien richten würde, nimmt man an, daß angeſichts dieſer
Verhandlungen die Genfer Delegierten der kleinen Entente ſich
zu=
nächſt der endgültigen Stellungnahme ihrer Regierungen verſichern
wollen.
Ernſte Wahlausſchreikungen in Irland.
EP. Dublin, 23. Januar.
Ernſte Ausſchreitungen ereigneten ſich am Sonntag
bei einer Wahlverſammlung der Cosgrave=
Partei in Tralee (Grafſchaft Kerry). Republikaner griffen
die Verſammlungsteilnehmer an, bewarfen ſie mit Steinen und
ſchlugen mit Stöcken und Eiſenſtangen auf ſie ein. Cosgrave
ſelbſt wurde am Sprechen verhindert und mußte unter
einem Steinhagel in einem Automobil die Flucht
er=
greifen, wobei die Fenſter des Wagens zertrümmert wurden.
Die Polizei ging mit dem Gummiknüppel gegen die Ruheſtörer
vor. Insgeſamt wurden etwa 20 Perſonen verletzt.
Wird Irland von England abfallen?
Ein enkſcheidender Wahlkampf.
Von unſerem (O=Korreſpondenten.
London, im Januar.
Am heutigen Dienstag finden in Irland Wahlen
ſtatt. Im Hinblick auf die iriſche
Selbſtändigkeits=
bewegung dürften die nachſtehenden Ausführungen
unſeres Londoner (=Korreſpondenten für unſere
Leſer von ganz beſonderem Intereſſe ſein.
In Irland geht es jetzt um biegen oder brechen. Der
Wahl=
kampf, in den De Valera ſein Land über Nacht geſtürzt hat, iſt
für Irland das bedeutendſte Ereignis ſeit
Ab=
ſchluß des Vertrages mit England im Jahre 1922.
Um ſeiner Partei zum Siege zu verhelfen, hat De Valera ſich
endlich auf ein feſtumriſſenes Programm feſtlegen müſſen. Auch
ſeine Gegner mußten Farbe bekennen. Im Ergebnis iſt es
jeden=
falls zu einer weitgehenden Klärung der zur Entſcheidung
ſtehenden Probleme gekommen. De Valera verſpricht der
iriſchen Nation „volle politiſche und wirtſchaftliche
Unabhängig=
keit” und meint hiermit: endgültige Abſchaffung des Treueides,
Nichtzahlung der Landannuitäten, Umwandlung Irlands in
einen wirtſchaftlich ſich ſelbſt genügenden Staat, Vereinigung
Nordirlands mit Südirland, völlige Trennung vom britiſchen
Reiche und Ausrufung einer unabhängigen iriſchen Republik —
alles als Sofortprogramm und zu verwirklichen durch einen
einſeitigen Beſchluß des ſouveränen iriſchen Volkes. Das
Pro=
gramm Cosgraves, des hauptſächlichſten Gegners De
Vale=
ras, verkündet ebenfalls ein politiſch und wirtſchaftlich
unab=
hängiges Irland, doch die Auslegung, die er dieſem
Haupt=
prinzip jeder iriſchen Politik gibt, iſt von derjenigen De Valeras
grundverſchieden: Zuſammenarbeit mit England auf Grund des
Vertrages von 1922, zweijähriges Moratorium für Zahlung der
Landannuitäten, Beendigung des Zollkrieges mit England,
Wiederaufnahme der Ausfuhr iriſcher Agrarprodukte und alles
zu erſtreben auf dem Wege einer friedlichen Verſtändigung und
Uebereinkunft mit England. Es haben ſich alſo zwei
Haupt=
probleme herauskriſtalliſiert, um die es beim Wahlkampf geht:
-Verbleiben oder Nichtverbleiben Irlands im britiſchen
Reichs=
verband? und 2. wirtſchaftlicher Friede mit England oder
Fort=
führen des ruinöſen Zollkrieges? Ein Teil der Wählermaſſe
wird mehr von politiſchen Sentiments, der andere mehr von
wirtſchaftlichen Erwägungen geleitet. Und davon, welche
Stim=
mung ſich letzten Endes als die ſtärkere erweiſt, wird
offenſicht=
lich der Ausgang dieſes, für Irland im vollſten Sinne des
Wortes hiſtoriſchen Wahlkampfes abhängen.
Die Verhältniſſe verallgemeinernd, läßt ſich ſagen, daß die
politiſchen Enthuſiaſten die Gefolgſchaft De Valeras, die
wirt=
ſchaftlichen Praktiker diejenige Cosgraves darſtellen. De Valera
ſtützt ſich in erſter Linie auf die Mitglieder der ſogenannten
„Iriſchen Republikaniſchen Armee”, auf die iriſche Labour=
Party, auf die kleinen, zum Teil „landloſen” Farmer und
ſämt=
liche radikal geſinnten Schichten der Bevölkerung. In letzter
Zeit jedoch iſt ſeine Gefolgſchaft noch durch den Zuſtrom gewiſſer
jugendlicher Elemente ſtark angeſchwollen. Die junge
Gene=
ration Irlands iſt ohne Zweifel mit Leib und
Seele für De Valera. Dieſer Teil der Wählerſchaft,
be=
ſtehend aus jungen Männern und jungen Mädchen, hat dadurch
an Einfluß gewonnen, daß in den letzten Jahren die einſt für
Irland ſo wichtige Emmigration völlig aufgehört hat. Dieſe
jungen Leute ſind in der Mehrzahl ſtrenge Katholiken und
ge=
wiß keine ſchlechten Staatsbürger. Aber ſie ſind alle ohne
Exiſtenzmittel und ohne Hoffnung auf die Zukunft. Sie wiſſen
nicht, was ſie tun ſollen. Und ſie horchen aufmerkſam auf, wenn
De Valera ihnen roſige Zukunftspläne eines induſtriell
mäch=
tigen und unabhängigen Irlands vorſpiegelt. Dieſe jungen
Leute denken anders als die Landwirte und Kaufleute, die durch
De Valeras ſtörriſche Wirtſchaftspolitik ſchwer geſchädigt worden
ſind und für Irland unter De Valeras Regiment nichts Gutes
erwarten. Dieſe jungen Wähler beſitzen nichts und haben
in=
folgedeſſen nichts zu verlieren. Die De Valera’ſche Theſe, daß
an allem iriſchen Unglück einzig das „imperialiſtiſche und
bru=
tale‟ England Schuld trägt, iſt für ſie klar und überzeugend.
England iſt für ſie der Feind, den es unter allen Umſtänden
zu bekämpfen gilt. Die Frage der Landannuitäten iſt für
die De Valera’ſche Gefolgſchaft längſt durch die einfache Formel
des Nichtbezahlens erledigt. Wirtſchaftlich, ſagen ſie, kann und
muß Irland ſich ſelbſt genügen. Mit der Vergangenheit muß
endgültig gebrochen werden. Das zukünftige Heil kann lediglich
in einer völlig neuen Wendung der Dinge gefunden werden.
Dieſe Mentalität der jungen Iren iſt ohne Zweifel revolutionär.
Sie hat jedoch kaum etwas mit Sozialismus oder Marxismus
zu tun. Sie iſt einzig von einem ſtarken, feurigen
Nationalis=
mus erfüllt. Sie iſt derjenigen der deutſchen Nazis nicht
unähn=
lich. Beide haben ihre Urſache in als entehrend empfundenen
Tributzahlungen. Und in De Valera haben die iriſchen „Nazis”,
einen Führer der in Fragen politiſcher Taktik und politiſchen
Inſtinkts Hitler nicht nur ebenbürtig, ſondern dieſem in vielem
überlegen iſt.
Die zur Gefolgſchaft Cosgraves gehörende
Wähler=
ſchaft beſteht in der Mehrzahl aus Farmern, Kaufleuten und
Arbeitern, die ſich weniger von politiſchen Träumereien, als von
nüchternen wirtſchaftlichen Erwägungen leiten laſſen. Die
Handelsbeziehungen zu England ſteht für ſie
an allererſter Stelle. Es iſt wahr, die törichte
Wirt=
ſchaftspolitik De Valeras hat vorläufig mehr die großen
Land=
wirte, als die Kleinfarmer getroffen. Doch die durch den
Zoll=
krieg mit England entſtandenen Schädigungen ſind dennoch ſchon
in jeder iriſchen Stadt und in jedem Dorf zu ſpüren. Sie ſind
zu offenſichtlich, als daß ſie ſelbſt von der ignoranten Maſſe der
Landbevölkerung verkannt werden könnten. Die wirtſchaftliche
Lage iſt kataſtrophal. Alle Welt ſehnt ſich nach einer Aenderung
und Beſſerung der Lage. Und wie man ſich dieſe vorſtellt, davon
zeugt am überzeugendſten die Tatſache, daß ſofort nach Auflöſung
des Dail in ganz Irland die Preiſe für ſämtliche
landwirt=
ſchaftliche Artikel ſprunghaft in die Höhe geſchnellt ſind: die
Farmer und Viehhändler ſpekulieren ganz offen auf die
Rück=
kehr Cosgraves zur Macht und auf eine Wiederherſtellung
nor=
maler Handelsbeziehungen zu England: in dieſem Falle, hoffen
ſie, würden die Zollreſtriktionen ſofort fallen gelaſſen, die
Aus=
fuhr nach England wieder einſetzen und die Farmer für ihre
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Dienstag, 24. Januar 1933
Seite 2 — Nr. 24
Produkte weſentlich höhere Preiſe als zur Zeit, erhalten. Einen
großen Eindruck haben auch die Abmachungen zwiſchen England
und Kanada ausgeübt, im Ergebnis, welcher die Ausfuhr
kana=
diſcher Agrarprodukte nach England ganz erheblich — auf Koſten
Irlands — zugenommen hat. Cosgrave hat ſich verpflichtet, im
Falle ſeines Wahlſieges, ſofort zu England in wirtſchaftliche
Verhandlungen zu treten. Sein Verſprechen, die Landannuitäten
auf zwei Jahre zu ſuspendieren, hat auf die nüchtern
urteilen=
den Farmer einen beſſeren Eindruck gemacht, als die viel
weit=
gehenderen, doch dafür viel ausſichtsloſeren Vorſpiegelungen
De Valeras. Und wollte man die Chaucen Cosgraves an der
allgemeinen Stimmung der Farmer und Landwirte bemeſſen,
ſo ſcheinen dieſe in keiner Weiſe ſchlechter als diejenigen
De Valeras zu ſein.
Die an und für ſich ziemlich einfache und klare Lage der
Dinge in Irland iſt in letzter Zeit durch das Hinzukommen eines
dritten Elements uicht unweſentlich kompliziert worden. Aus den
bewegten Wogen des iriſchen politiſchen Lebens iſt plötzlich ein
junger, überaus begabter Politiker namens
Frauk MeDermont, als Führer einer eigenen
Bauern= oder Famer=Partei, aufgetaucht und
hat raſch die Sympathien weiter Kreiſe durch den Vorſchlag der
Bildung einer großen, aus ſämtlichen oppoſitionellen Gruppen
beſtehenden „Nationalen Partei” gefunden. MeDermont
ent=
ſtammt einem jener uralten Klane, die vor Jahrhunderten in
Irland als kleine Fürſten regiert haben und ſich heute noch
bei der breiten Volksmaſſe einer großen Popularität erfreuen.
Hauptpunkt ſeines Programms iſt eine „friedliche Reviſion des
1922 mit England abgeſchloſſenen Vertrages”, Und daß er ſeine
Iren zu nehmen weiß, beweiſt Punkt 3 ſeines Programms, der
einfach lautet: „Abſchaffung der Armut!” MeDermont rechnet
damit, daß ſeine „Zeutrums”=Partei im neuen Dail über 20
Mandate gewinnen wird, das heißt, daß ſeine Partei das
Züng=
lein an der Waage darſtellen und er gemeinſam mit Cosgrace
und dem rechten Flügel der Sozialiſten, nach engliſchem Muſter,
eine. Nationale Regierung” bilden wird. De Valera, der ja
den Augenblick der Wahl ſelbſt beſtimmt hat und mit der
un=
genügenden Vorbereitung ſeiner Gegner rechnete, iſt ebenfalls
voller Zuverſicht in ſeinen Sieg. Er und ſeine Freunde erklären
es jedem, der es hören will, daß am 24. Januar 1933 Frlands
Zugehörigkeit zum britiſchen Reich beendet und eine
unab=
hängige Republik Irland ausgerufen werden wird. Doch gute
Lenner der parteipolitiſchen Verhältniſſe in Irland wollen es
anders wiſſen. Das Dazwiſchentreten der Partei MeDermonts,
ſagen ſie, kann, in Anbetracht des in Irland geltenden
propor=
tionalen Wahlfyſtems, ſehr leicht die Dinge ſo geſtalten, daß
weder De Valera noch Cosgrave eine Mehrheit erhalten und
daß dann in der Tat die Bildung einer Koalitions= oder
National=Regierung notwendig werden wird. Ein ſolcher
Aus=
gang der Wahl würde natürlich der ſeparatiſtiſchen Bewegung
in Irland für lange Zeit ein Ende bereiten. Andererſeits aber
könnte er das ſo lange gehegte Ideal einer Vereinigung von
Nord= und Süd=Irland zu einem „All=Oriſchen Freiſtaat”
raſcher der Verwirklichung entgegenbringen, als es heute ſelbſt
die optimiſtiſchſten iriſchen Patrioten zu träumen wagen.
Der kſchechiſche Umſkurzverſuch.
Gaida verhaftel.
Prag, 23. Januar.
Im Zuſammenhang mit dem Brünner Anſchlag wurden am
Sonntag auch in Prag eine Reihe von Hausſuchungen bei
den Führern der fasciſtiſchen Partei,
insbeſon=
dere bei General Gajda, dem Oberführer der Partei,
vor=
genomnren. Gajda iſt gegenwärtig von Prag abweſend und
befin=
det ſich auf einer Reiſe durch die Slowakei. Auch in
Pardu=
bitz wurden am Sonntag nachmittag zahlreiche
Haus=
ſuchungen durchgeführt, da auch dort ein Angriff auf
die Kaſerne geplant war.
In Saſtin in der Slowakei wurde in der Nacht zum Montag
der ehemalige General der tſchechoſlowakiſchen
Wehr=
macht, Rudolf Gajda, der Führer der tſchechoſlowakiſchen
Fas=
ciſtenbewegung, im Zuſammenhang mit dem geſtrigen Brünner
Putſchverſuch verhaftet. Es liegt der begründete Verdacht
vor, daß Gajda von dem Plane des Rädelsführers von Brünn, des
Oberleutnants der Reſerve Wladislaus Kobzinek, gewußt hat.
Gayda geſtehl.
Das Verhör des Fasciſtenführers und ehemaligen Generals
Gayda, das bis in die ſpäten Nachtſtunden andauerte, hat
er=
geben, daß Gayda über die Vorbereitungen des fasciſtiſchen
Ueberfalls auf eine Kaſerne in Brünn gewußt hatte. Insgeſamt
wurden 63 verhaftete Teilnehmer an dem Ueberfall verhört.
Miht
Der Reichsarbeitsminiſter hat mit Zuſtimmung des
Reichs=
tags eine neue Verordnung über ausländiſche Arbeitnehmer
er=
laſſen. Die Verordnung erſtreckt ſich auf alle ausländiſchen
Arbeit=
nehmer, regelt die Beſchäftigung der Ausländer im ganzeu Reich
nach einheitlichen Grundſätzen, beſtimmt ein einheitliches
Ver=
fahren unter Wahrung der fremdenpolizeilichen Belange der
Län=
der und faßt die Vorſchriften über die Beſchäftigung ausländiſcher
Arbeitnehmer, die bisher in verſchiedenen Verordnungen enthalten
war, zuſammen. Die Verordnung tritt am 1. Mai 1933 in Kraft.
Von nationalſozialiſtiſcher als auch von deutſchnationaler
Seite wird erklärt, daß weitere Verhandlungen zwiſchen beiden
Parteien in den letzten Tagen nicht ſtattgefunden haben.
Gottfried Feder veröffentlicht im „Völkiſchen Beobachter” eine
Erklärung, in der er ſich gegen Behauptungen der „Schwarzen
Front” Otto Straſſers wendet.
König Alexander und Königin Maria von Südſlawien ſind
am Montag mittag in Begleitung des Außenminiſters Jeftiſch in
Bukareſt eingetroffen. Sie wurden am Bahnhof vom König Carol,
vom Prinzen Michael ſowie vom rumäniſchen Außenminiſter und
dem Kriegsminiſter begrüßt. In unterrichteten Kreiſen und in
der Preſſe wird ausſchließlich der familiäre Charakter des Beſuchs
der Schweſter und des Schwagers des rumäniſchen Königs
unter=
ſtrichen und betont, daß der Beſuch keinen politiſchen Zielen diene.
Der neue franzöſiſche Botſchafter beim Quirinal, de Jouvenel,
iſt in Rom eingetroffen und am Bahnhof von zahlreichen
Perſön=
lichkeiten und Beamten des Außenminiſteriums empfangen
worden.
Ueber ganz Nicaragua mit Ausnahme von vier Provinzen iſt
der Belagerungszuſtand verhängt worden, nachdem es in den
letz=
ten Tagen erneut zu Gefechten zwiſchen den Regierungstruppen
und den Anhängern des aufſtändiſchen Generals Sandino
gekom=
men iſt.
Der Reichskanzler zur Bülow=Plak=
Demonſtrakion.
Gleichzeiliger Aufmarſch von Parkeien verſchiedener
Richlung grundſählich unerwünſchk.
* Berlin, 23. Januar. (Priv.=Tel.)
Es hat einiges Aufſehen erregt, daß der Reichskanzler,
nach=
dem bereits der kommuniſtiſche Abg. Torgler am Freitag voriger
Woche wegen der nationalſozialiſtiſchen Kundgebung am Bülow=
Platz mit dem Staatsſekretär Dr. Planck Rückſprache genommen
hatte, nun auch noch am gleichen Abend die Kommuniſten
Torg=
ler und Kaſpar empfangen hat. Die Tonart der kommuniſtiſchen
Preſſe, und auch die Redewendungen Torglers dem
Staats=
ſekretär Dr. Planck gegenüber, ließen doch deutlich genug
er=
kennen, daß die Kommuniſten den Kanzler mit ihren Drohungen
unter Druck ſetzen wollten. Das haben ſie auch getan. Sie haben
von Herrn von Schleicher ein Verbot der nationalſozialiſtiſchen
Kundgebung am Bülow=Platz verlangt und ſchwere Unruhen in
Ausſicht geſtellt, falls ihrem Wunſche nicht entſprochen werden
ſollte.
Der Reichskanzler hat es abgelehnt, auf die Gedankengänge
der Kommuniſten einzugehen. Er hat ſich aber eben wegen der
Drohungen der Abgg. Torgler und Kaſpar veranlaßt geführr,
mit dem preußiſchen kommiſſariſchen Innenminiſter Dr. Bracht
und dem Berliner Polizeipräſidenten Dr. Melcher die getroffenen
Sicherheitsmaßnahmen durchzuſprechen.
Jetzt läßt Herr von Schleicher erklären, daß er den
gleich=
zeitigen Aufmarſch von Parteien verſchiedener Richtungen
grund=
ſätzlich für unerwünſcht hält. Er meint damit Aufmärſche, die
den Kern von Zuſammenſtößen in ſich bergen. Damit dürfte wohl
auch für die Zukunft geklärt ſein, wie ſich die Behörden bei
Demonſtrationen zu verhalten haben.
Demonſtrakionsverbok in Köln.
In Köln iſt es wegen der bedauerlichen Vorfälle am letzten
Sonntag, die übrigens drei Todesopfer gefordert haben, zu einer
Aufhebung der Demonſtrationsfreiheit auf unbeſtimmte Zeit
ge=
kommen. Es iſt damit zu rechnen, daß nach und nach in
zahl=
reichen Städten auf Grund der Reichsverfaſſung ähnliche
Ver=
bote im Intereſſe der öffentlichen Sicherheit und Ordnung
aus=
geſprochen werden, ſo daß man damit praktiſch zu einem Erſatz der
zurückgezogenen Norverordnung gegen die Umzugsfreiheit kommen
würde. Das Schickſal der für dieſe Woche angekündigten
kom=
muniſtiſchen und ſozialdemokratiſchen Kundgebungen in Berlin
iſt noch nicht geklärt.
Enkſcheidende Tage für Frankreich.
Der Kampf um das Finanzprogramm der Regierung
1auf Bofkalf.
Von unſerem A=Korreſpondenten.
Paris, 23. Januar.
Nach der energiſchen Warnung des franzöſiſchen
Senats=
präſidenten Jeanneney an die Kammer, das Budgetgleichgewicht
herzuſtellen, glaubt man, daß, wenn bis zum 31. Januar
das Finanzgeſetz nicht votiert iſt, ein Konflikt
zwiſchen Kammer und Senat unvermeidlich wäre.
Das könnte leicht den Sturz der Regierung Paul=
Boncour bedeuten, trotzdem ſie die Votierung eines neuen
Proviſoriums vor der Kammer durchdrücken könnte.
Die Mehrheit in der Kammer wünſcht aber keine
Regie=
rungskriſe. Finanzpolitiſch nämlich ſind die Möglichkeiten recht
beſchränkt. Eine neue Regierung ſtünde vor einer noch ſchwereren
Aufgabe und müßte wahrſcheinlich ſo ungefär zu den ſelben
Mitteln greifen wie die jetzige. Das Defizit
mußirgend=
wie ausgemerzt werden und die Auswahl der Methoden
dafür iſt nicht groß. Beſonders nicht für eine Linksregierung,
obſchon die Rechte ſelbſt ſich mehr in Kritik erſchöpft, als ſich
durch Ratſchläge auszuzeichnen. Aber auch eine neue Regieruag
würde, wenn man nicht irgendeine Zwiſchenlöſung, die ſich nur
auf den Senat ſtützt, verſuchen wollte, wieder nur eine reine
Linksregierung ſein etwa mit Daladier als Miniſterpräſidenten.
Selbſt die ſchwache Beruhigung, welche die Perſönlichkeit Cherons
für einige Rechtskreiſe bedeutet, wäre dann hin. Man zieht es
daher vor, das Unmögliche zu verſuchen und ſich über die
Spar=
maßnahmen und Steuererhöhungen zu einigen.
Die Regierung zeigt ſich elaſtiſch und geſchickt. Sie iſt darauf
eingegangen, ihren Plan mit dem der Sozialiſten — die in der
Finanzkommiſſion ſtark ſind — zu verbrämen. Der ſozialiſtiſche
Finanzplan enthält manches, was man nur aus doktrinären und
wahlpolitiſchen Gründen hineinfügte, daneben aber auch ein paar
durchaus praktiſche Anregungen. Man glaubt, daß die Sozialiſten
ſich großzügig genug zeigen werden und ſich in der Hauptſuche
mit theoretiſchen Erfolgen zufrieden geben. Jedenfalls ſollen ſie
jetzt nicht mehr ſo ſtarre Dogmatiker ſein wie früher.
Bringt es die Regierung Paul=Boncour „rtig, das
Finenz=
geſetz von der Kammer votieren zu laſſen, ſo hat ſie einen ſehr
bedeutenden Erfolg errungen. In allen anderen Punkten würde
es für die Rechte ſehr ſchwer ſein, eine Kriſe heraufzubeſchwören;
denn dann iſt das Zuſammenarbeiten zwiſchen Radikalen und
Sozialiſten beſiegelt. Auf jeden Fall ſind die jetzt
kommen=
den Tage für die weitere Entwicklung der
fran=
zöſiſchen Politik von entſcheidender Bedeutung.
Langwierige Budgekberakungen in Paris.
Nach einer Woche voller Beratungen über die
Sanierungs=
vorſchläge Chörons hat der Finanz=Ausſchuß der Kammer noch
nicht einmal die Hälfte ſeiner Arbeiten hinter ſich gebracht. Die
Kammer wird ſich früheſtens am Donnerstag erſt dem
Finanz=
geſetz zuwenden können. Da dann aber der 26. Januar erreicht
iſt und man bei dem Umfang und der Bedeutung des
Geſetzent=
wurfes mit zahlreichen Rednern und Abänderungsanträgen
rechnet, wird ſich der Geſetzentwurf über das vorläufige
Budget=
zwölftel für Februar kaum noch vor Ende Januar verabſchieden
laſſen.
Offizielle Einladung Amerikas an England.
„ London, 23. Januar.
Vom engliſchen Außenminiſterium wurde heute folgende
offi=
zielle Bekanntmachung mitgeteilt: Staatsſekretär Stimſon
ver=
ſtändigte den britiſchen Botſchafter dahingehend, daß Rooſevelt es
begrüßen würde, die Vertreter Großbritanniens Anfang März
empfangen zu können, um mit ihnen das Schuldenproblem
zu beſprechen. Rooſevelt wünſcht, daß mit dieſer Diskuſſion
gleichzeitig eine Ausſprache über die
Weltwirt=
ſchaftsprobleme ſtattfindet, daß infolgedeſſen auch engliſche
Vertreter entſandt werden müßten, um über Maßnahmen zur
Ver=
beſſerung der Weltwirtſchaftslage zu beraten.
Die maßgebenden politiſchen Kreiſe ſind — wie Reuter
er=
fährt — der Anſicht, die amerikaniſche Einladung mit ihrer
Ver=
knüpfung der Schulden= und Wirtſchaftsprobleme gehe weit über
das hinaus, was von der engliſchen Regierung angeregt wurde,
Man nimmt deshalb an, daß die Einladung noch gründlichſt
ge=
prüft wird, und glaubt, daß ſich vielleicht eine nochmalige
Verbin=
dung mit dem engliſchen Botſchafter in Waſhington als notwendig
herausſtellen dürfte. Aus dieſem Grunde hat ſich der heutige
Kabinettsrat noch nicht mit der Einladung befaßt.
*Zum 30jährigen Todestag von Friedrich v. Flotow.
(Geſtorben in Darmſtadt am 24. Januar r883).
Der Komponiſt der Opern „Martha” und „Aleſſandro
Stra=
della”, zweier Lieblingswerke des deutſchen Publikums, ſteht uns
Darmſtädtern dadurch näher, daß er die letzten Jahre ſeines reichen
und intereſſanten Lebens in unſerer Stadt
zugebracht hat in der Villa der
Dieburger=
ſtraße, die dem Heiligen Kreuz
gegenüber=
liegt, und an deren Mauer eine
Gedenk=
tafel an ihren einſtigen berühmten
Be=
wohner erinnert. Flotow entſtammt einer
mecklenburgiſchen Adelsfamilie, wurde im
Jahre 1812, in dem ſich große Teile der
Ereigniſſe von Fritz Reuters „
Franzoſen=
tid” abſpielten, auf einem Rittergut
ge=
boren und hatte das Glück, ſchon als
Fünfzehnjähriger ſeine bedeutende
muſika=
liſche Veranlagung auf dem damals beſten
europäiſchen Konſervatorium in Paris
unter dem feinſinnigen
Kammermuſik=
komponiſten Anton Reicha, einem Deutſch=
Böhmen, ausbilden zu können. Trieb ihn
auch die Julirevolution 1830, ebenſo wie
ſpäter die Märzrevolution, wieder in die
Heimat zurück, ſo war für ihn doch
jahr=
zehntelang Paris ſeine zweite Heimat.
und er paßte ſich dort ganz an den Stil
der franzöſiſchen Oper an. Seine erſten
Verſuche wagte er noch nicht unter eigenem
Namen an die Oeffentlichkeit zu bringen,
ſondern ſchuf 1838 und 1839 größere Teile
von Opern, die A. Griſar als ſein geiſtiges
Eigentum veröffentlichte. Aber ſchon das
letztgenannte Jahr brachte ihm den erſten
eigenen Opernerfolg, dem dann zahlreiche
andere folgten, die bald auch nach
Deutſch=
land drangen, denn von Paris bezogen
die deutſchen Opernbühnen, damals ihre
meiſten Repertoirewerke. Dadurch erhielt
dann Flotow bald große Aufträge für
deutſche Bühnen, und ſo entſtanden ſeine
bedeutendſten Werke: „Stradella” 1844 in
Hamburg und „Martha” 1847 in Wien
uraufgeführt. In dieſen Werken ſchloß
ſich der Komponiſt der ſingſpielähnlichen
frühromantiſchen komiſchen Oper an, ver= Grabmal v. Flotows auf dem Darmſtädter Friedhof.
trat eine ähnliche Richtung wie Marſchner
und Lortzing, machte aber kein Hehl daraus, daß er innerlich dem
Stil der franzöſiſchen und italieniſchen Oper näher ſtand als
dem der deutſchen.
Später lebte Flotow zeitweiſe in Schwerin als
Hofmuſikinten=
dant, aber bald zog es ihn wieder nach Paris zurück, mehrere
Jahre wurde er dann Rittergutsbeſitzer in der Nähe von Wien,
bis er ſchließlich in Darmſtadt in
beſchau=
lichem Daſein ſeine letzten Jahre
ver=
brachte. Beſondere Erfolge wurden für
ihn noch die Opern „Indra”, Berlin 1853,
und „IOmbre” (Sein Schatten), Paris
1870. Mit Darmſtadt trat Flotow in
nähere Beziehungen, als ſein Ballett
„Tannkönig” 1867 hier uraufgeführt wurde.
Gehört auch Friedrich v. Flotow nicht
zu den bedeutenden Meiſtern, die durch
ihr Lebenswerk der Kunſt neue Antriebe
und Richtung gegeben haben, gehört er
nicht zu den geiſtigen Führernaturen, ſo
iſt ſeine ſchlichte, leichtfaßliche Melodik,
die am meiſten von deutſcher Kunſt,
teil=
weiſe von Weber beeinflußt iſt, ſeine
gra=
ziöſe, oft im Offenbachſchen Sinne pikante
Rhythmik von ebenſolchem Reiz, wie ſeine
meiſten Opern den erfahrenen
Theater=
praktiker zeigen. Die von ihm benutzten
Dichtungen atmen den Geiſt der Schule
von Scribe, dem Verfaſſer der meiſten
Operntexte für die bekannteſten Meiſter
jener Zeit, der tauſenderlei Mittelchen
kennt, um das Publikum zu feſſeln und
den Komponiſten vor dankbare Aufgaben
zu ſtellen. Große Soloſzenen kommen
ebenſo vor wie dekorative Chöre und
Bal=
letts, wie Enſembles und Lieder, die zu
ſüßer Sentimentalität Veranlaſſung geben.
Flotow geht auf all dieſe Anregungent
ein, wahrt aber doch als gebildeter und
feiner Salonmenſch, der in den
angereg=
teſten Zirkeln von Paris zu Hauſe war,
eine Haltung und Linie, die ihn nicht in
Geſchmackloſigkeiten verfallen läßt. Aus
der ſcharfen Kritik an der Oper auch der
Flotowſchen Art iſt Richard Wagner zu
ſeinen Kunſtanſchauungen gekommen, da
aber die auf ſo hohem pathetiſchen Kothurn
ſchreitende Wagnerſche Kunſt niemals im=
Gedenktafel an der Parkmauer des Sterbehauſes ſtande ſein wird, die graziöſe, mehr der
Unterhaltung dienende Kunſt zu vernichten.
(Bildhauer Profeſſor Bernhard König.)
p. Flotows.
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Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 24 — Seite 3
v. Schleicher beim Reichspräſidenten
Wachſender Widerſtand der Harzburger Fronk gegen Kanzler v. Schleicher. — Erwägungen in der Reichskanzlei
über vorübergehende Ausſchalkung des Reichskags unker Berufung auf den ſtaakspolikiſchen Notſtand.
Die lekzlen parlamenkariſchen
Anſkrengungen.
Von unſerer Berliner Schriftleitung.
Die Reichstagsparteien legen bei dem letzten Verſuch
zur Bildung einer parlamentariſchen Mehrheit
keinen übertriebenen Eifer an den Tag. Das Zentrum, von dem
ja die Anregung ausgegangen iſt, und das deswegen eigentlich die
Initiative hätte ergreifen müſſen, hält ſich zurück. Herr Dr. Kaas
iſt zwar in Berlin, aber er hat ſich noch nicht gerührt. Das einzige
Poſitive iſt vorläufig eine Beſprechung zwiſchen dem
Zentrums=
abgeordneten Dr. Bell und dem nationalſozialiſtiſchen
Abgeord=
neten Dr. Frick, die aber irgendwelche greifbaren Fortſchritte
nicht gezeitigt zu haben ſcheint. Wenn Hitler wirklich beabſichtigt,
in der Nacht vom Montag zum Dienstag wieder nach München
zurückzukehren — übrigens gleichzeitig mit Straſſer, der ſich ihm
dann in München wohl wieder unterwerfen wird — iſt beinahe
die letzte Möglichkeit für parlamentariſche Exerzitien
verpaßt. Der Aelteſtenrat wird dann am Freitag genau die gleiche
Lage vorfinden wie vor acht Tagen und es wird ihm kaum etwas
anderes übrig bleiben, als das Plenum zur kommenden Woche
ein=
zuberufen, wobei die groteske
Berſchiebung des Schwergewichts
ſich dahin kennzeichnet, daß früher die Regierung vor
dem Zuſammentritt des Reichstags Furcht hatte,
während heute die Parteien Angſt davor haben,
daß die Reichsregierung von ſich aus
denReichs=
tag zu einer Tagung zwingt. Jedenfalls, wenn der
Aelteſtenrat noch einmal zu einer kurzen Vertagung kommen
ſollte, wird es ſich immer nur um einen zeitlich geringen Aufſchub
handeln und die politiſche Ausſprache mit der darauffolgenden
Abſtimmung iſt dann kaum mehr zu umgehen.
Die weitere Enkwicklung.
Soweit ſind ſich auch die Auguren einig. Die
Meinungsver=
ſchiedenheiten beginnen erſt bei der Frage, wie dann die
Entwick=
lung weitergehen ſoll. In der Wilhelmſtraße liegt man immer
noch darauf feſt, daß der Reichskanzler die erforderlichen
Vollmachten bekommen und den Reichstag auflöſen
wird, während die Gruppen der Harzburger Front
darüber anders denken. Sie glauben, daß es ihnen ſchließlich
ge=
lingen wird, unter Ausſchaltung des Zentrums eine Art
Not=
programm aufzuſtellen und daß daraufhin dann auch der
Reichspräſident Herrn von Schleicher fallen läßt. Jedenfalls macht
ſich aus der Ecke her ein verſteifender Widerſtand
gegen Herrn von Schleicher bemerkbar, der auch in einer
Fraktionsſitzung der Deutſchnationalen am Montag nachmittag
unter dem Vorſitz Hugenbergs zum Ausdruck gekommen iſt. Wenn
in dieſem Zuſammenhang ſchon wieder Namen wie Schacht als
zu=
künftiger Reichskanzler genannt werden, dann iſt das wohl reine
Kombination. Soweit ſind die Dinge bei weitem noch nicht. Bei
den perſönlichen Empfindlichkeiten innerhalb der Harzburger
Front wird es vermutlich noch einige Wochen dauern, bis die
Brücke geſchlagen iſt.
Und Schleicher?
Herr von Schleicher hat, wenn er will, mehr als hinreichend
Gelegenheit, hier dazwiſchen zu funken und er wird von dieſen
Möglichkeiten vermutlich Gebrauch machen, ſobald er merkt, daß
dieſe Verſtändigung über ſeine Leiche gehen ſoll. Es iſt gewiß
kein Zufall, wenn amtlich mitgeteilt wird, daß
der Reichskanzler am Montag beim
Reichspräſi=
denten zum Vortrag war und mit ihm auch die
politiſche Lage durchgeſprochen hat. Wir ſehen darin
die Ankündigung, daß Herr von Schleicher ſich nicht dauernd als
Objekt der Politik anderer behandeln laſſen will, ſondern aus
ſei=
ner Zaudertaktik herauszukommen ſucht. Anlaß dazu hat er, ſobald
der Reichstag vor der Abſtimmung über die Mißtrauensanträge
ſteht, und wir möchten annehmen, daß nicht ohne ſeine
Ver=
anlaſſung in allen politiſchen Kreiſen jetzt wieder
das Problem des Staaksnokſtandes
erörtert wird.
Ein ſehr dehnbarer Begriff, deſſen praktiſche Bedeutung ſich
dahin zuſammenfaſſen läßt, daß von Neuwahlen eine
innerpoli=
tiſche Bereinigung nicht mehr zu erwarten ſei, daß dagegen die
Wirtſchaft unter den ewigen Wahlen leiden müſſe, woraus
gefol=
gert wird, daß dann nichts anderes übrig bleibt, als den
Reichs=
tag für eine Uebergangszeit auszuſchalten unter Berufung auf
den ſtaatspolitiſchen Notſtand.
Anders formuliert ſieht die Begründung ſo aus, daß die
Ver=
faſſung von der unausgeſprochenen Vorausſetzung eines
arbeits=
fähigen Reichstages ausgegangen iſt, daß alſo der Reichstag, wenn
er andauernd den Beweis ſeiner Arbeitsunfähigkeit erbringt, von
ſich aus die Verfaſſung ſprengt und den Reichspräſidenten zwingt,
dieſe Lücke auszufüllen, die hier vorhanden iſt. Wie das im
einzel=
nen zu geſchehen hat, darüber werden die Unterlagen in den
ein=
zelnen Aemtern ausgearbeitet, zunächſt theoretiſch und nur, um
für den äußerſten Fall gerüſtet zu ſein. Aber der Reichspräſident
wird nach ſeiner ganzen Einſtellung für eine ſolche Beweisführung
nur dann zu haben ſein, wenn er den Eindruck gewinnt, daß jeder
andere Weg durch die Halsſtarrigkeit der Parteien und die damit
verbundene Sterilität des Reichstags verſperrt bleibt.
Sihung der deukſchnakionalen Reichskagsfrakkion.
Berlin, 23. Januar.
Ueber die am Montag nachmittag abgehaltene Sitzung der
Reichstagsfraktion der DNVP. gibt die deutſchnationale
Preſe=
ſtelle einen Bericht aus in dem es u. a. heißt: „Die
deutſch=
nationale Reichstagsfraktion trat am Montag nachmittag zu einer
Sitzung zuſammen, in der der Parteiführer Dr. Hugenberg
in eingehender Ausführung ſeine Auffaſſung über die politiſche
Lage darlegte. Nach der ſeitens der Fraktion mit lebhafter
Zu=
ſtimmung aufgenommenen Rede Dr. Hugenbergs kam aus der
Fraktion heraus die wachſende Verzweiflung im
Lande ſtark zum Ausdruck. Nach einer ſehr regen Ausſprache
vertagte ſich die Fraktion auf Dienstag vormittag. In der
Dienstagſitzung wird ſie ſich insbeſondere mit den wirtſchaftlichen,
vor allem den agrarpolitiſchen und Mittelſtandsfragen
be=
ſchäftigen.
Führertagung der NSDAP. in Berlin.
Die Reichspreſſeſtelle der NSDAP. teilt mit: Am Montag
fand in Anweſenheit Adolf Hitlers in Berlin eine SA.= und SS.=
Führertagung ſtatt, in deren Verlauf Adolf Hitler ſeinen SA.=
und SS.=Führern einen umfaſſenden Ueberblick über die politiſche
Lage gab und ihnen, die ſich daraus für die NSDAP. ergebenden
Folgerungen darlegte. In ſeinen zweiſtündigen Ausführungen
brachte der Führer u. a. zum Ausdruck, daß man heute nach allen
vorhandenen Anzeichen die politiſche Situation für die Bewegung
als ſehr günſtig bezeichnen könne. Nach den Kämpfen und
Ereig=
niſſen der letzten Monate ſtehe die Nationalſozialiſtiſche Partei
beſſer und ſtärker da als jemals zuvor. Die NSDAP. und nicht
zu=
letzt das Verhalten des geſamten nationalſozialiſtiſchen
Führer=
korps hätten die Hoffnung unſerer Gegner zu Schanden gemacht.
Man könne erwarten, daß ſich die Auswirkungen dieſer unerhörten
Beharrlichkeit und dieſes zähen Willens zum Sieg, der die ganze
Bewegung erfülle, in nicht allzu langer Zeit zeigen würden. Im
übrigen ſei es nicht weſentlich, wann ein Krieg beendet ſein würde,
ſondern weſentlich ſei, daß er mit dem Siege ende. Dieſes Ziel
werde umſo ſchneller und ſicherer erreicht werden, je geſchloſſener
die Bewegung hinter ihrem Führer ſtehe. Der Führer ſchloß die
bedeutſame Tagung mit einem eindrucksvollen Hinweis auf die
große hiſtoriſche Aufgabe die der SA. und SS. als den politiſchen
Soldaten der deutſchen Volksbewegung geſtellt ſei.
Kommuniſtiſcher „Hungermarſch”
nach Darmſtadt.
Die Ankwork der heſſiſchen Regierung.
Darmſtadt, 23. Januar.
Die Kommuniſten der Orte des heſſiſchen Riedes und der
unteren Mainebene hielten in Groß=Gerau eine
Vertreterver=
ſammlung der örtlichen Erwerbsloſenkommiſſion des Kreiſes
Groß=Gerau ab. In der Verſammlung wurde bekanntgegeben,
daß am 24. Januar ein „Hungermarſch” der heſſiſchen
Erwerbs=
loſen nach Darmſtadt ſtattfinde. Die heſſiſche Regierung hat
umfaſſende Sicherheitsmaßnahmen zur Aufrechterhaltung der
Ruhe und Ordnung getroffen.
Hierzu erfahren wir noch von zuſtändiger amtlicher Stelle:
Der Führer eines „Erwerbsloſenrates” hatte der Heſſiſchen
Regierung mitgeteilt, am Dienstag komme eine
Erwerbsloſen=
kommiſſion nach Darmſtadt, um die Regierung zu ſprechen. Der
Staatspräſident hat dieſe Ankündigung mit folgendem Schreiben
beantwortet:
„Die Heſſiſche Regierung iſt über die Nöte und Bedrängnis
der heſſiſchen Bevölkerung in allen ihren Teilen fortlaufend und
genau unterrichtet. Sie iſt ſeit langem mit allen Kräften bemüht,
die Nöte der Erwerbsloſen zu lindern und Arbeit zu ſchaffen.
Beſprechungen der von Ihnen gewünſchten Art können
erfah=
rungsgemäß eine förderliche Wirkung nicht haben. Die Heſſiſche
Regierung verſpricht ſich deshalb auch von der von Ihnen
an=
gekündigten Vorſprache keinen Erfolg und iſt nicht in der Lage,
die von Ihnen angemeldeten Vertreter zu empfangen."
Bayerns Miniſterpräſidenk für Verfaſſungsreform.
Nürnberg, 23. Januar.
Am Montag hielt Miniſterpräſident Dr. Held in
Herzogen=
aurach auf der Generalverſammlung des Oberfränkiſchen
Chriſt=
lichen Bauernvereins vor etwa 3000 Bauern eine Rede, in der er
ſich zunächſt mit der Not der Landwirtſchaft befaßte, um dann
auf die Tätigkeit der Regierung von Papen einzugehen, die er
im höchſten Grade antiföderaliſtiſch nannte. Bayern würde längſt
im Schnappſack des Reiches verſunken ſein, wenn es nicht ſein
Recht gewahrt hätte. Dr. Held verwahrte ſich ſcharf gegen die
Unterſtellung, er treibe Separatismus oder intrigiere gegen das
Reich. Auch die bayeriſche Staatsregierung halte eine Reviſion
der Weimarer Verfaſſung für notwendig, aber nicht im Sinne
einer Unitariſierung, ſondern im Sinne einer Dezentraliſation
und Wiederherſtellung der Hoheitsrechte der einzelnen Länder.
Zur Frage der bayeriſchen Regierungsbildung bemerkte er, daß
für eine Regierungkoalition nicht die Bereitſchaft und die
Mög=
lichkeit einer Mehrheitsbildung genüge, ſondern in erſter Linie
das Maß der zu übernehmenden Verantwortung. Die Bayeriſche
Volkspartei müſſe volles Vertrauen zu den Partnern haben. Der
gute Wille der anderen müſſe aber zugleich Hand in Hand gehen
mit der Garantie für eine Fortführung einer bayeriſchen Politik
im Rahmen des Deutſchen Reiches.
Neuer Skaaksſekrekär im preuß. Innenminiſterium.
* Berlin, 23. Januar. (Priv.=Tel.)
Im preußiſchen Innenminiſterium hat ſich ein ſehr
inter=
eſſanter Perſonalwechſel vollzogen. An die Stelle des früheren
preußiſchen Staatsſekretärs Abegg iſt jetzt mit Wirkung vom
1. Februar d. J. ab der deutſchnationale Reichstagsabgeordnete
von Bismarck getreten.
Gleichzeitig iſt jetzt mit dem Ausſcheiden des
Miniſterial=
direktors Dr. Klausner zu rechnen, der die politiſche Abteilung
des preußiſchen Innenminiſteriums verwaltet und zum Zentrum
gehört. Klausner wird, ſoweit wir unterrichtet ſind, Anfangs
Februar aus dem preußiſchen Innenminiſterium ausſcheiden. Er
ſoll einen hervorragenden Poſten im Reichsverkehrsminiſterium
übernehmen.
*
Der neue Staatsſekretär, der im 49. Lebensjahr ſteht, war
vom 1. Dezember 1918 bis zum 31. März 1931 Landrat des
Kreiſes Regenwalde in Labes; er wurde damals von der
preußi=
ſchen Regierung Braun wegen politiſcher Betätigung in den
einſt=
weiligen Ruheſtand verſetzt. Herr v. Bismarck iſt Mitglied des
Reichstags ſeit der Wahlperiode 1930; er gehört der
deutſch=
nationalen Fraktion an.
werden auch bedeutende Talente wie Flotow immer ihr Recht neben
den epochemachenden Führern der Geiſtes= und Kunſtentwicklung
be=
halten. Seine Hauptwerke haben es zu wirklicher Popularität
ge=
bracht und ſtehen neben denen von Lortzing heute noch da als
Zeu=
gen der beginnenden bürgerlichen Kultur des 19. Jahrhunderts.
Friedrich Noack.
*
Die Stadtverwaltung hat aus Anlaß des 50jährigen
Todes=
tages des hier vrſtorbenen und beigeſetzten Tondichters Friedrich
von Flotow einen Kranz mit einer Schleife in den Stadtfarben
und mit folgender Inſchrift am Grabe niederlegen laſſen:
Fried=
rich von Flotow, dem Meiſter unvergänglicher Muſik, in
dank=
barem Gedenken, die Landeshauptſtadt Darmſtadt.
2. Volkskonzerk im Großen Haus des Landeskheaters.
Tänze fremder Völker und die bekannte Scheherazade, das
Landestheaterorcheſter und der Chor des Heſſiſchen
Landes=
theaters und Karl Maria Zwißler; ſie alle konnten nicht
ver=
hindern, daß das Große Haus nur mäßig beſucht war. War
es der Bunte Abend des Südweſtdeutſchen Rundfunks oder
der fehlende Soliſt, oder beides wer kann das wiſſen? Hätte
man nicht „Tänze fremder Völker” gebracht, ſondern einfach
den „Völker”, dann wäre das Haus wohl ausverkauft geweſen.
Drei Ballettſtücke für Orcheſter von Jean Philippe Rameau
(Frankreich), frei bearbeitet von Felix Mottl eröffneten den Abend
Zuerſt Menuett aus Platée”, dann Muſette und Tambourin
aus „Fétes d’Hébé”; klare, feine Tanzmuſik aus der damaligen
Zeit (Rameau lebte von 1683 bis 1764), von denen das letzte
Stück, namentlich durch die effektvolle Inſtrumentierung von
Mottl wirkt, wie wenn Bizet es komponiert hätte. Es folgten
alt=engliſche und alt=iriſche Tänze von P. A. Grainger (geb. 1882,
Auſtralien). Dieſer Komponiſt war in ſeiner Jugend ein
hoch=
begabter Klavierſchüler von James Kwaſt am Hochſchen
Kon=
ſervatorium in Frankfurt. Die von ihm bearbeiteten Tänze
„Molly am Meeresſtrand”, „parodiſtiſcher Mohrentanz” und
„des Hirten Tanzmelodie” zeigen ihn als glänzenden
Orcheſter=
techniker, namentlich der letzte Tanz iſt famos verarbeitet und
klingt glänzend. Bedeutender und charaktervoller allerdings
ſchienen uns die folgenden „Marosſzéker Tänze” des Ungarn
Zoltan Kodaly (geb. 1882) zu ſein; ganz famos im Rhythmus
und in ſchillerndem Orcheſtergewande. Da iſt unter anderem
ein Stück, das, ſo ſchien es uns wenigſtens, einen Morgen im
Walde ſchilderte, mit dem Zwitſchern der erwachenden Vögel,
das beſonders prächtig klang, und das Ganze klingt aus in
einem hinreißenden Wirbel echt ungariſcher Muſizier= und
Tanzfreudigkeit. Auf gleicher Höhe ſcheinen uns die folgenden
„Polowetzer Tänze” aus der Oper „Prinz Jgor” von
Alexan=
der Borodin zu ſtehen, dem ruſſiſchen Komponiſten der von
1834—1887 lebte. Auch hier hinreißender Rhythmus, birtuoſeſte
Orcheſtertechnik wie ſie ſeit Tſchaikowſky den Ruſſen eigen iſt,
der ein Zeitgenoſſe Borodins war. Bei dieſen Tänzen wirkte
mit beſtem Gelingen der Chor des Landestheaters mit. Nach
einer Pauſe folgte die Sinfoniſche Suite in vier Sätzen nach
„Tauſend und einer Nacht”, „Scheherazade” des Ruſſen N.
Rimsky=Korſakow (1844—1908); früher ſchwärmten wir alle
für dieſes virtuoſe Orcheſterſtück, heute ſcheint es Muſik von
geſtern und ehegeſtern zu ſein. Bei allem äußeren Glanze,
bleibt alles doch erſchreckend leer und nichtsſagend; da und dort
ſprüht es freilich auf, aber es kommt über Anläufe nicht
hinaus, und wirkt ſchließlich in ſeinem gleichförmigen Einerlei
eintönig und ermüdend. Gefreut aber haben wir uns über die
glanzvolle Wiedergabe ſämtlicher Werke, durch das
Landes=
theaterorcheſter, wobei ſich Konzertmeiſter Drumm und die
ver=
ſchiedenen Holzbläſer=Soliſten beſonders auszeichneten; und der
famoſe Vollblutmuſiker Zwißler leitete das Ganze mit
vir=
tnoſer Ueberlegenheit und ſtürmiſchem Draufgängertum. O.
* Richard Wagners Hinfonie in C=Dur.
Zu dem Konzert der Städt. Akademie für Tonkunſt
am 26. Januar im Saalbau.
Schon im vorigen Jahre beſtand die Abſicht, das
hundert=
jährige Jubiläum der Wagnerſchen C=Dur=Sinfonie in einer
be=
ſonderen Feier feſtlich zu begehen, ſteht doch gerade dieſes Werk
des Meiſters als ein Einmaliges, ſchlechthin Beſonderes in ſeinem
Schaffen da, und verdient daher von Zeit zu Zeit die
Wieder=
aufnahme zu neuer Bewertung. Leider ließen ſich im Jahre 1932
die guten Abſichten einer Wiedererweckung aus allerhand
aus=
ſchlaggebenden Gründen nicht verwirklichen. Um ſo freudiger iſt
daher die Tatſache zu begrüßen, daß die Akademie für Tonkunſt
ſich die Gelegenheit nicht entgehen läßt, das, was im vergangenen
Jahre Unmöglichkeit war, in dieſem Jahre zur Möglichkeit werden
zu laſſen, denn auch in dieſem Jahre begeht die Sinfonie ein
Jubiläum: Am 10. Januar 1833 fand ihre Erſtaufführung im
Leipziger Gewandhaus ſtatt. Die Leipziger Aufführung war für
den Komponiſten offenbar recht erfolgreich, denn er berichtet
darüber: „Die Aufnahme war beifällig; ich wurde in allen
Zeitungen rezenſirt; entſchiedene Bosheit that ſich
nirgends kund; mancher Bericht war dagegen ermuthigend.”
Der Komet vom 8 März 1833 lobt die Phantaſie, die in der
C=Dur=Sinfonie zum Ausdruck komme. Dann heißt es weiler:
„Hat ſich Wagner zur Selbſtändigkeit erhoben und wird ſtatt
des Verſtandes ſein Gemüt die Mechanik der Tonkunſt
handhaben, ſo ſind wir überzeugt, daß er etwas Großes leiſten
wird.”
Das Schickſal des Werkes iſt ſehr wunderbar. Faſt fünfzig
Jahre nach ſeiner Entſtehung war es verſchollen. Wagner hatte
bei ſeiner Flucht aus Dresden Partitur und Stimmen in einen
Koffer vervackt im Hauſe des Tenoriſten Tichatſchek
zurück=
gelaſſen und konnte ſein Eigentum nicht wieder erlangen. Erſt
fünfzig Jahre ſpäter dank der Nachforſchungen Wilhelm Tayperts,
gelang es den Koffer mit den Stimmen wieder zu entdecken.
Wagner ließ nun von Arthur Seidl aus den Stimmen eine neue
Partitur zuſammenſtellen und die fehlenden Poſaunenſtimmen
wieder hinzufügen, Weihnachten 1882. am Vorabend des
Geburts=
tages der Frau Coſima, wurde die Sinfonie im Familien= und
Freundeskreiſe in Venedig aufgeführt. Die Aufführenden
be=
ſtanden aus Mitgliedern des Orcheſters des Lyceo, denen die
Aufführung der Sinfonie offenbar viel Freude machte, denn der
römiſche Kritiker Filippo Filippi berichtet, daß ſie am Ende jedes
Satzes begeiſtert applaudierten.
Dieſe Aufführung der C=Dur=Sinfonie entbehrt inſofern nichr
des tragiſchen Beigeſchmacks, als der Meiſter, der am 13. Februar
1883 die Augen für immer ſchloß, in ihrem Dienſte zum letzten
Male den Taktſtock führte. Partitur und Stimmen blieben von
nun an treu gehütet von pietätvoller Rückſicht in Bayreuth
ver=
wahrt und wurden nur in den Jahren 1887 und 1888
vorüber=
gehend für Aufführungen freigegeben. Erſt 1911 iſt die Sinfonie
in C=Dur erſtmalig bei Max Brockhaus in Leipzig im Druck
er=
ſchienen und hat ſeit dieſer Zeit mancherlei Aufführungen in
Deutſchland erlebt und wie man wohl ſagen kann mit
nach=
haltigem Erfolg. In Darmſtadt iſt die Sinfonie in C=Dur zum
erſten und zum letzten Male vor etwa 10 Jahren unter Ballings
Führung zu Gehör gebracht. Sie fand damals viel Freunde denen
es Genuß bereitete, mit dem jungen Wagner in engſte Fühlung
zu kommen, dem jungen Wagner, der ſich noch nicht ganz
ge=
funden hat und doch von Genialität ſtrotzt. Mancherlei
Zeit=
genöſſiſches klingt uns aus der Sinfonie entgegen, wir ſpüren
vor allen Dingen Beethoven, auch Weber hie und da, aber auch
der ſpätere Wagner tritt hie und da machtvoll in Erſcheinung.
Der wertvollſte Teil der Sinfonie iſt der zweite Satz, in dem
große Schönheit und gemeſſene Ruhe zum Ausdruck kommen,
Hoffentlich tut ſich auch bei dieſer Aufführung, wie am
10. Januar 1833 in Leipzig, „entſchiedene Bosheit nirgends kund!"
Graf Hardenberg.
Romain Rolland: Stirb und werde! Berechtigte Ueberſetzung aus
dem Franzöſiſchen von Hans Leo Götzfried. Karton. 80 Pfg.
Eine Huldigung des großen franzöſiſchen Dichters zum
hundert=
ſten Todestag Goethes; ein Bildnis auf knapp 42 Seiten und
zu=
gleich indirekt ein Selbſtbildnis des Verfaſſers. Bei einer
Per=
ſönlichkeit wie Rolland, der in ſeinem geſamten Werk ſtets den
Hauptnachdruck nicht auf die Kunſt, ſondern auf den
dahinter=
ſtehenden Menſchen legt, iſt es von vornherein
ſelbſtverſtänd=
lich, daß er ſich in erſter Linie mit dem Menſchen Goethe befaßt.
Sicherlich iſt dies ſeit dem „Johann Chriſtof” und dem „
Beetho=
ven” das ſchönſte Zeugnis Rollands für den deutſchen Geiſt und
den deutſchen Menſchen.
von Kühtai, 32 Seiten. Skikarte 1.:50000 Größe
58 X 66 Zentimeter. Preis 1,80 RM. Bergverlag Rudolf
Rother, München.
Die Herausgabe dieſes Skiführers bringt eine weſentliche Aen
derung gegenüber den bisherigen Skiführern. Im Text wird be
wußt auf jede Ausführlichkeit verzichtet; es ſind nur die
allernot=
wendigſten Angaben über die Talorte, Unterkünfte und Skirouter
ſelbſt enthalten. Das Wichtigſte bei dem Führer iſt die Karte. Sie
umfaßt das Gebiet von nördlich Kühtai bis zum Zuckerhütl und
Wilden Freiger im Süden, im Oſten Sellrain, weſtliche Begrei
zung Oetztal. Alle Skirouten der Karte tragen die gleiche
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mer wie der Text, ſo daß langes Suchen entbehrlich iſt. Die Karte
iſt vierfarbig ausgeführt.
Seite 4 — Nr. 24
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Dienstag, 24. Januar 1933
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Zwangsverfkeigerung.
Termin: Mittwoch, den 1. Februar 1933, vormittags 9 Uhr,
im Sitzungsſaal 118 des Neuen Gerichtsgebäudes.
Grundſtücke: Gemarkung Darmſtadt, Bez. 5, Bd. 21, Bl. 1413:
Flur 6 Nr. 914, Acker im Loß, 1858 qm. Schätzung:
5500.— RM.
Flur 6 Nr. 921, Acker im Krötengrund, 2861 qm.
Schätzung: 9000.— RM.
Flur 6 Nr. 831, Hofreite Nr. 24 Moosbergſtraße,
211 qm. Schätzung: 14 500.— RM.
Flur 6 Nr. 832, Grasgarten daſelbſt, 50 qm.
Schätzung: 500.— RM.
Eigentümer:
a) Landſchaftsgärtner Rudolf Hank zu ½
b) deſſen Ehefrau Eliſabeth geb. Ritſert zu ½.
Darmſtadt, den 28. September 1932.
Heſſiſches Amtsgericht.
(V.734
Zwangsverſteigerung.
Termin: Mittwoch, den 1. Februar 1933, vorm. 9½ Uhr,
im Sitzungsſaal 118 des Neuen Gerichtsgebäudes.
Grundſtück: Gemarkung Darmſtadt, Bez. 3. Bd. 16, Bl. 798:
Flur 3 Nr. 107. Hofreite Nr. 7 Ruthsſtraße, 248 qm.
Schätzung: 30 000.— RM.
Eigentümer: Andreas Made und deſſen Ehefrau Margarete
geb. Rauch als Geſamtgut der
Errungenſchafts=
gemeinſchaft.
Darmſtadt, den 30. September 1932.
Heſſiſches Amtsgericht.
(V.735
Zwangsverſkeigerung.
Termin: Mittwoch, den 1. Februar 1933, vorm. 9½ Uhr,
im Sitzungsſaal des Neuen Gerichtsgebäudes in
Darmſtadt.
Grundſtücke: Gemarkung Darmſtadt, Bez. 5. Bd. 13. Bl. 913:
Flur 6 Nr. 501½/0, Grabgarten, Landskronſtraße,
58 qm. Schätzung: 600.— RM.
Flur 6 Nr. 501 0, Grasgarten daſelbſt, 42 qm.
Schätzung: 400.— RM.
Flur 6 Nr. 5017y, Hofreite Nr. 93 daſelbſt, 226 qm.
Schätzung: 25 500.— RM.
Flur 6 Nr. 5012, Grasgarten (Vorgarten) daſelbſt,
49 qm. Schätzung: 500.— RM.
Eigentümer: Witwe des Förſters Georg Albert Roß,
Eliſa=
beth geb. Knies in Darmſtadt.
Die Verſteigerung erfolgt zwecks Aufhebung der
Gemeinſchaft.
Darmſtadt, den 3. Oktober 1932.
Heſſiſches Amtsgericht.
(V.736
Zwangsverſteigerung.
Termin: Freitag, den 10. Februar 1933, nachm. 3½ Uhr.
durch das unterzeichnete Gericht auf dem Ortsgericht
in Griesheim.
Grundſtück: Grundbuch für Griesheim, Band XXX. Bl. 2365,
Flur II. Nr. (12‟/0o, Hofreite auf dem Beſſungerweg,
896 qm. Schätzung: 30 000.— RM.
Eigentümer: Heinrich Philipp Augſtein in Mainz=Kaſtel,
Mainzerſtraße 41.
Darmſtadt, den 13. Januar 1932.
Heſſiſches Amtsgericht.
(V.1405
Zwangsverſteigerung.
Termin: Mittwoch, den 15. Februar 1933, vorm. 9½ Uhr,
im Sitzungsſaal 118 des Neuen Gerichtsgebäudes.
Grundſtücke: Gemarkung Darmſtadt, Bez. 1. Bd. 22, Bl. 1103.
Flur 1. Nr. 1285, Hofreite Nr. 44, Karlſtraße, 536 qm.
Schätzung: 5000.— RM.
Eigentümer: Schwarzwälder Grundſtücks A.=G. in Freiburg
i. Br., rechtskraftig zugeſchlagen dem Karl Chriſtoph
Boßler in Darmſtadt, Orangerieſtraße 48.
Darmſtadt, den 16. November 1932.
(V.1406
Heſſiſches Amtsgericht.
Zwangsverſteigerung.
Termin: Freitag, den 3. März 1933, nachmittags 3½ Uhr,
im Ortsgericht Nieder=Ramſtadt.
Gemarkung: Grundbuch für Nieder=Ramſtadt, Band V.
Blatt 486, Nr. 37:
Nr. Fur Nr. Kulturart Gewann am Schät=
zung VII 6 Acker im Sand 2381 595.— VII 119 Acker am Pfaffenberg 4019 1205.— 3 VII 120 Acker daſelbſt 4037 1211.— 21‟/.0 Hofreite Traiſaergaſſe 1344 44000.— 126½/o Hofreite links der Traiſaer Hohl 253 15800.— 1232 „oo Grabgarten daſelbſt 185 555.— 401/, Grabgarten hinter den Gärten 354 353.— 451n Grabgarten daſelbſt 540 540.— 49 Acker am Pfaffenberg 1010 606.— 13 112 Acker die Kurze 975 293.— II 128 Acker a. d. Stephanshaag 1577 476.— 12 II 129 Acker daſelbſt 1769 530.— II= 139 Acker daſelbſt 2713 814.— 14 II 1385 Acker hinter der Kirche 1712 600.— II 145 Acker Münſtergaſſe 800 280.— 16 II 146 Acker daſelbſt 363 146.— 17 II 147 Acker daſelbſt 381 152.— 18 I1 148 Acker daſelbſt 1850 740.— 19 II 149 Acker daſelbſt 5012 2005.— 20 II 150 Acker daſelbſt 744 298.— 21 II 151 Acker daſelbſt 944 378.— II 152 Acker daſelbſt 863 345.— 23 III 7 Acker auf der Schmallert 837 167.— 24 III Acker daſelbſt 2294 459.— 25 wII 45 Acker im Sand 1719 344.— 26 VII. 45 Acker daſelbſt 1719 344.— 27 VII 79 Acker an der Eichwieſe 2475 743.— 28 VII 132 Acker am Dornweg 2250 675.— 29 VII 142 Acker daſelbſt 2414 724.- 30 XXII 237 Acker auf dem Klosberg 3106 777.— 31 KXIII 178 Acker am Schäfersberg 5737 1721.— 32 KXIII 207 Acker i. d. Nebengriesbach 9425 1885.— XXIII 226 Acker daſelbſt 2450 490.— 34 XXIII 234 Acker auf der Schmallert 1956 391.— 35 III 45 Acker auf der Hohlerte 1150 173.— III 44 Acker daſelbſt 2275 341.— 35 III 46 Acker daſelbſt 2488 373.— 38 WII 84 Wieſe am Ochſenbruch 4137 1448.— 39 II 138 Acker hinter der Kirche 1719 516.— 40 VII 85 Acker im Sand 3341 1170.-
Eigentümer: Friedrich Bayer in Nieder=Ramſtadt.
Darmſtadt, den 6. Oktober 1932.
Heſſiſches Amtsgericht.
(N.737
Hunssberſteigerang.
Termin: Mittwoch, den 22. März 1933, vormittags 9½ Uhr,
im Sitzungsſaal 118 des Neuen Gerichtsgebäudes.
Grundſtücke: Gemarkung Darmſtadt, Bezirk V. Band XXV,
Blatt 1715.
1. Flur VII. Nr. 472, Grabgarten, Moſerſtraße, 433
qm, Schätzung: 4000.— RM.
2. Flur VII. Nr. 476, Hofreite Nr. 9 daſelbſt, 318 qm.
Schätzung: 40 500.— RM.
3. Flur VII, Nr. 476‟ o, Grasgarten (Vorgarten)
da=
ſelbſt, 65 qm. Schätzung: 500.— RM.
Eigentümer: Kaufmann Ludwig Schmidt in Darmſtadt.
(V. 1407.
Darmſtadt, den 10. Januar 1933.
Heſſiſches Amtsgericht.
Dienstag, 24. Januar 1933
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 24 — Seite 5
Ans der Lanersskaptftadt.
Darmſtadt, den 24. Januar 1933.
Tierſchuk und Tierpflege im Winker.
Herzliche Bitte an alle Tierfreunde und Tierſchützer!
Der ſtrenge Winter hat nunmehr mit aller Macht eingeſetzt.
Von Tag zu Tag ſteigt die Kälte, und die Lage der im Freien
lebenden Tiere wird immer ſchwieriger und drückender, ſowohl
hinſichtlich der Kälte als ganz beſonders auch wegen des
Futter=
mangels. Es iſt deshalb dringende Pflicht aller edeldenkenden
Menſchen, nicht bloß der notleidenden Brüder und Schweſtern
— dies in erſter Linie — ſondern auch der hungernden und
frierenden Mitgeſchöpfe aus der Tierwelt liebend zu gedenken.
Vor allem wollen wir der gefiederten Sänger gedenken, die
uns doch im Frühling und Sommer ſo viel Freude und Nutzen
bereiten: die Meiſen bitten um etwas Sonnenblumenſamen und
die ſin duf äinte Jatelce. ud en den geiref eräfſe.
ſen und dankbar für die kleinſte Gabe. — Zuletzt noch ein Wort
und eine Bitte für unſere Schutzbefohlenen in Haus und Hof.
Hühner, Gänſe. Enten wollen bei der ſteigenden Kälte etwas
reichlicher Körnerfutter und angewärmtes Weichfutter und
lau=
warmes Trinkwaſſer; vor allem aber geſchützte Unterkunftsräume
in der Nacht.
Nicht vergeſſen ſei aber auch der warme, bemitleidenswerte
Kettenhund, deſſen Los ſehr oft ſo traurig iſt. Es ſollte
ihm ſchon aus Dankbarkeit für ſeine treuen Wächterdienſte
reich=
liches warmes Futter und vor allem ein geſchütztes warmes
Lager für die Nacht gewährt werden.
Ferner ſeien alle Pferdebeſitzer herzlich gebeten, ihre treuen
Gehilfen bei der kalten Jahreszeit nicht zu überladen und zu
überhitzen, nicht länger als unbedingt nötig im Freien ſtehen zu
laſſen und mit warmen Decken zu verſehen, das Zaumzeug nicht
in gefrorenem Zuſtand ihnen anzulegen, es an der nötigen
Nah=
rung nicht fehlen zu laſſen.
— In den Ruheſtand verſetzt wurden: am 17. Januar: der
Vermeſſungsſekretär bei dem Vermeſſungsamt Höchſt Heinrich
Stockum zu Höchſt auf ſein Nachſuchen vom 1. April 1933 ab;
am 19. Januar 1933: der Techniſche Aſſiſtent am Phyſikaliſchen
Inſtitut der Landesuniverſität Karl Habeney auf ſein
Nach=
ſuchen vom 1. Februar 1933 an. Auf Grund des 8 1 des Geſetzes
über die Altersgrenze der Staatsbeamten vom 2. Juli 1923 bzw.
19. Dezember 1923 in der Faſſung des Geſetzes vom 8. Oktober
1925 (Reg.=Bl. S. 249) tritt am 1. Februar 1933 in den
Ruhe=
ſtand der Techniſche Aſſiſtent Johannes Storck an der Techniſchen
Hochſchule zu Darmſtadt. Am 18. Januar 1933 wurde der
Keller=
meiſter Johann Daniel Wilczewſky bei der Lehr= und
Ver=
ſuchsanſtalt für Wein= und Obſtbau zu Oppenheim auf Grund
des § 1 des Geſetzes über die Altersgrenze der Staatsbeamten
vom 2. Juli bzw. 19. Dezember 1923 in der Faſſung des Geſetzes
vom 8. Oktober 1925 (Reg.=Bl. S. 249) mit Wirkung vom 1. Mai
1933 an i. den Ruheſtand verſetzt.
D Dem Schriftſteller Wilhelm Schäfer Ludwigshafen (
Boden=
ſee), hat Oberbürgermeiſter Mueller folgendes Telegramm
ge=
ſandt: Der Tag, an dem Sie Ihr 65. Lebensjahr vollenden durften,
gibt auch der Heſſiſchen Landeshauptſtadt dankbar
wahrgenom=
menen Anlaß ehrenvollen Gedenkens. Sie begrüßt in Ihnen
den großen Menſchen und zuchtvollen Sprachgeſtalter, dem
es gegeben war, einer ſchickſalſchweren Gegenwart aus den
volk=
haften Kräften der Vergangenheit den Glauben an die ewigen
Wette der deutſchen Seele neu lebendig werden zu laſſen.
— Vortrag Wilhelm Michel. Auf Einladung der Evangel.
ſozialen Arbeitsgemeinſchaft ſpricht am heutigen Dienstag abend
im Gelben Saal bei Sitte (Karlſtraße) Schriftſteller Lilhelm
Michel über: „Perſönlichkeit und Gemeinſchaft‟. Der Vortrag iſt
öffentlich. Eintritt frei.
— Darmſtadt—Rom. Ueber dieſes Thema ſpricht am Freitag,
27. Januar, abends. Prof. Dr. Köſer im Odenwaldklub.
Der Vortragende, in weiteſten Kreiſen als feſſelnder Redner und
„Beherrſcher des Wortes bekannt, wird ſeine Zuhörer zunächſt über
den Gotthard und Mailand nach Genua und zur Riviera führen.
Nach längerem Aufenthalt in Rom erfolgt die Rückreiſe über
Siena, Florenz, Bologna, Verona, den Gardaſee Bozen, den
Brenner und Innsbruck. Eine Reihe erleſener Lichtbilder
wird das geſprochene Wort erläutern. Der Vortrag findet im
Großen Saal der „Krone” (Schuſtergaſſe 18) ſtatt. Nach alter
Gepflogenheit des Odenwaldklubs wird keinerlei
Ein=
tritt erhoben: Gäſte ſind willkommen.
— Bei der Rößl=Wirtin. Der außergewöhnliche Erfolg des
vor=
jährigen Feſtes hat den Vorſtand der Frauenortsgruppe des VDA.
beſtimmt, bei dem Wohltätigkeitsfeſt am 11. Februar den äußeren
Rahmen des Vorjahres beizubehalten. Mitbeſtimmend war bei
dieſem Beſchluß die Ueberlegung, daß ſich bei dieſem Volksfeſt für
niemand koſtümliche Schwierigkeiten ergeben ſollen.
Selbſtverſtänd=
lich wartet die erfindungsreiche VDA.=Gruppe mit einem ganz
neuen Programm auf, deſſen Einzelheiten wir noch nicht verraten.
— Heſſ. Verw.=Akademie Darmſtadt. Im Rahmen einer
volks=
wirtſchaftlichen Arbeitsgemeinſchaft findet am Mittwoch, den
25. Januar d. J., abends, im Saal 138 der Techniſchen Hochſchule
ein Vortrag des Herrn Min.=Rat Dr. Meller über „Gebundene
Wirtſchaft” ſtatt. Von Herrn Min=Rat Dr. Meller iſt
neuer=
dings ein gleichlautendes Buch erſchienen, das in wirtſchaftlichen
Kreiſen große Bedeutung findet. Da der Eintritt frei iſt, können
wir den Beſuch auf das angelegentlichſte empfehlen.
— Evangeliſche Jugendgemeinſchaft. Die Evangeliſche
Jugend=
gemeinſchaft Darmſtadt lädt ihre Mitglieder und Freunde ein
zu einem Ausſpracheabend für Aeltere und Gruppenführer
auf kommenden Donnerstag, 26. Januar, abends, im
Konfir=
mandenſaal im Schloß, der unter dem Thema „Schickſal unſerer
heutigen Jugendgeneration” ſtehen ſoll, und durch ein kurzes
Referat Pfarrer Goethes eingeleitet werden wird. Zu dieſem
Abend ſind außer den Gruppenführern alle älteren Mitglieder,
vom 18. Jahre an, in unſeren Bünden herzlich eingeladen.
Heſſ. Spielgemeinſchaft. Auf Einladung des
Südweſt=
deutſchen Rundfunks, Frankfurt a. M., wirken 10 Mitglieder der
Heſſ. Spielgemeinſchaft bei dem am kommenden Freitag, 27. Jan.,
gebotenen Hörſpiel „Datterich und ſein Dichter” mit, das, von
Hans J. Joachim verfaßt, ſehr geſchickt verarbeitete Szenen aus
dem Datterich und dem Tollen Hund zur Wiedergabe bringt.
Die Darmſtädter Rundfunkhörer ſeien auf dieſe Darbietung
be=
ſonders hingewieſen. (Aufführungszeit 8,30 bis 9,30 Uhr abends.)
Heſſiſches Landestheater.
Mriſte He Dienstag.24 Januar 19½—2234 Uhr. Darmſt. Volksb., C, Gr. 1—
Preiſe 0.50—4.50 Mk.
Roſe Bernd. Mirtwoch.
25. Januar Anf. 19, Ende n. 23 Uhr. B 13.
Maria Stuart.
Preiſe 0.60—5 — Mk. Donnerstag,.
26. Januar Anf. 19½, Ende vor 22½ Uhr. Bühn.=Vbd. K.
Preiſe 0.70—5.50 Mr.
Der Freiſchütz. Kleines Haus Me
24. Januar Anf. 20, Ende vor 23 Uhr. Außer Miete.
Preiſe 0.70—3.80 Mk.
Die Cſardasfürſtin. Donnerstag,
26. Januar Anf. 19½, Ende n. 22 Uhr. Außer Miete.
Preiſe 0.60—3.50 Mk.
Der Muſtergatte,
— Heſſiſches Landestheater. Am Mittwoch, 25. Jan., iſt
die erſte Wiederholung der mit ſtarkem Beifall aufgenommenen
Neuinſzenierung Guſtav Hartungs von Schillers „Maria
Stuart” — Am Freitag, 27. Jan, wird im Kleinen Haus
in neuer Einſtudierung und Inſzenierung „Der Wildſchütz”
komiſche Oper von Lortzing, in Szene gehen. Inſzenierung:
Strohbach; Muſikaliſche Leitung: Dr. Schmidt=
Iſſer=
ſtedt: Bühnenbild: Lothar Schenck von Trapp;
Be=
ſetzung: Graf: Drath Gräfin: Anna Baumeiſter=
Jacobs, Baron: Dr. Allmeroth, Gräfin: E. v. Georgi,
Nanette: Heilmann, Baculus: H. Kuhn, Gretchen; Harre,
Pankratias: Vogt. — Flotows 50 Todestag. Da es
wegen der Vorbereitungen zu „Wildſchütz” nicht möglich war,
heute, an Flotows 50. Todestag, dieſes in Darmſtadt verſtorbenen
Komvoniten zu gedenken, wird das Heſſiſche Landestheater in
der kommenden Woche die Oper „Martha” zum Gedächtnis des
Meiſters in den Spielplan einſetzen.
384. Veranſtalkung des „Alk=Darmſtadk”, Bereins für Ortsgeſchichte und Heimakkunde.
Selige Kinderkage!
Jugenderinnerungen geſammelt und niedergeſchrieben hatte, was
für den, der recht zu beobachten verſteht, immer eine dankbare
Sache iſt, hatte ihre wertvollen Blätter zur Verfügung geſtellt,
In liebenswürdiger Weiſe hatte der geſchätzte und beliebte
Schau=
ſpieler und Rezitator Herr Eduard Göbel die Rolle des
Vorleſers übernommen
In ſchlichtem Plauderton erzählt die Verfaſſerin, wie unſere
Vaterſtadt immer größer wird, wie das gute Alte auszuſterben
droht und wie in ihren Jugendtagen Beſcheidenheit,
Zufrieden=
heit und Genügſamkeit die vornehmſten Tugenden der Bürger
geweſen ſeien. Die erſten Erinnerungen gehen in den Birngar= die am Herrengarteneingang, auf dem Gelände unſerer heutigen
ten (Alexanderſtraße) zurück, wo eine längſt heimgegangene Be= Techniſchen Hochſchule ſtand. Da war das Großherzogliche
Waſch=
helfen durfte. Eines Tages wurde ſie mit Linſenbeleſen
be=
ſchäftigt, wobei der Herr Pfarrer R. im Vorbeigehen bemerkte:
„Du biſt aber fleißig”, worauf prompt die Antwort erfolgte:
Die waahrn awwer aah ſcheeh dreckig geweſe
ſie bis ins hohe Alter ſtolz war.
Martinsviertel, früher „Bangertsvertel” geheißen. Die
Kindertage bewegten ſich in den einfachſten Erlebniſſen, ein
har=
ter Apfel, an der Mauer weich gebellert, ſchmeckte vorzüglich.
Beim Kaufmann Hubert an der Ecke der Lautenſchlägerſtraße
für 1 Pf. Süßholz. Bei Beſt, gegenüber in der
Magdalenen=
ſtraße, für 2 Pf. Traubenzucker. O ſelige Kinderzeit!
Dann kam Weihnachten mit dem unvergeßlichen Faixe Eck.
wo man ſich ſtundenlang an den Erkerſcheiben die Naſe platt
drücken konnte und dabei die Herrlichkeiten beſtaunen. Und
welche Wunder gabs erſt auf der Chriſtkindchesmeß”, die gebrannt wurden, da hatte alljährlich der „Buffalo=Bill” ſein
Kopf drückte, und die lieben ſteifen Sägeſpänepuppen, die aber
bald gelenkig wurden, wenn das Sägmehl herausrann. Dann
die unverwüſtlichen Puppenmöbel in allen Farben.
monika, und wenns hoch kam eine ſelbſtgezimmerte Puppenſtube,
die ſich von Geſchlecht zu Geſchlecht weiter vererbte. Weiter
führte dann die Erzählerin in die Arheilger Straße, an der
alt=
geſchichtlichen Wirtſchaft Zur Spitz” vorbei, wo die Familie
Rewik einen kleinen Spereiladen betrieb und wo Frau R. das
beſte Anisgebackene herſtellte, und wenn jemanden das Rezept
haben wollte, zählte Frau R. alles auf, und dann ſagte ſie, „
zu=
letzt kimmt noch was va de Geſchmack droh”, „awer deß va de
Geſchmack hatte ſie nie verraten‟. Dann gings zur Frau
Metzger=
meiſter K., wo die böſen Buben immer vor der Ladentür riefen:
„Derf’s van Fennig mehr ſei!” Von der Auffahrt am Schloß,
wenn die „Gummiſcheeſe” zum Hofball kamen, von den glanzvollen
Kindervorſtellungen im Hoftheater, die für die Kinder ein
Mär=
chenreich waren, von all den längſt verſchwundenen
Jugend=
ſpielen, die längſt durch den Straßenverkehr zerſtört ſind, wußte
die Erzählerin in launiger Weiſe Mitteilungen zu machen.
Im Bangertsviertel gabs damals noch keine Straßen, man
wohnte in der Ruthſegaß, Bangertsgaß. Arheliergaß, Schwane=
gaß, Löffelgaß, Fuhrmannsgaß uſw. Hier wohnten die
Oekono=
men, und daß die Hühner, Gänſe und Schweine auf der Straße
herumliefen, war ſelbſtverſtändlich. Die Eingeſeſſenen hatten
Der Vereinsabend hatte wieder einen ſtarken ortsgeſchichtli= ihre Namen, da gabs; „deß Kreisrätche” „es Zwernsröllche‟
„es Blättche”, „es Kehlpflänzche”, „de Schimmelmöſer”, „de
Rot=
chen Einſchlag. Eine liebe alte Darmſtädterin, die ihre ſchildmöſer”, alles gute Bürger. Das Straßenbild wurde belebt
durch den Ausſcheller von der Stadt, den Lumpenſammler,
be=
ſonders den Muntermann mit ſeinem bekannten Vers: „Ihr Leit
gebt eier Lumbe eraus, dann kriggt ihr widder Platz im Haus
Oder die Rufe „Reibſand”, Lohkeß”, Heidelberrn”, „Dorf”
„Graue Maahne” uſw. klangen melodiſch an das Ohr.
Zwiſchendurch gabs im Oekonomenviertel noch eine richtige
Bauernhochzeit, ein Schlachtfeſt, ein Flannerts, oder die
berühm=
ten Oekonomenbälle.
Dann gab es allerlei Erinnerungen an die alte Meierei;
kannte von ihr im Pfarrhauſe bei der Frau Pfarrer R. öfters haus. Im Meiereihof, mit ſeinem Kuhmiſtduft, war immer
Be=
trieb, da konnte man die ſchön gepflegten Kühe, die Schaafherden
ſehen, hier wurde Milch zur Kur getrunken, und den Zwieback
und die Wecke lieferte der Bäcker Achtelſtädter am Spohrer Tor
dazu. Neben war der große Hofgeflügelhof, und auf der alten
Dennoch bekam ſie ſpäter für gutes Lernen eine Broſche, auf die Ulme davor ſaß immer ein prächtiger Pfau, der das Entzücken
der Jugend war. Im Herrengarten, wo jetzt das „Goethedenkmal”,
ſteht, war das ſogenannte „gelbe Häuschen”; vor dem Gärtner=
Die Hauptjugenderinnerungen der Erzählerin führten ins hauſe, wo jetzt das Herrengarten=Café iſt, ſtand eine alte Platane,
an der war die große Gartenſchelle angebracht, die abends beim
Torſchluß kräftig geläutet wurde. Der Garten war ein Idyll für
die Jugend, und das Original, der bekannte
Herrengarten=
aufſeher Heppenheimer, der „ſeim Herrn ſein Gaade”
be=
gabs für den Schulweg für 2 Pf. Johannisbrot oder Lakritz oder treute, hatte viel unter dem Mutwillen der Jugend, beſonders
unter den Rufen „Häwwes die Määh!” die ihn arg aufregten.
zu leiden, aber er gehört zu dieſem Stadtbild.
Draußen am Stadtende, vor dem Martinsviertel hinter der
Frankfurter= und Schloßgartenſtraße, hörte die Welt auf da war
die Pallaswies, wo am Tag vor Sedan abends Freudenfeuer
ab=
ſchönen Mähhämmel, die mäh riefen, wenn man ihnen auf den Indianerlager, hier vergnügte ſich die Jugend mit
Schmetter=
lingfangen, Drachenſteigen, wieder ein Eldorado für dieſe.
Von vielen ſeligen Jugenderinnerungen, die mit der
Konfir=
mation ihren Abſchluß fanden, wußte die Erzählerin gar anſchau=
Und wie beſcheiden war im Hauſe die Weihnachtsbeſcherung; lich zu berichten. Die Erinnerungen klangen aus, an die alte
da gabs einen Brummdobſch, ein Holzpferdchen, eine Mundhar= Martinskirche, mit ihrem erſten Pfarrer Flöring und
Pfarr=
aſſiſtenten Diehl. damals ſei das geflügelte Wort bei der Jugend
geweſen: „Kumm mir gehn in die Martinskerch es Diehlſche
Predigt!” und heute hieß es in „Alt=Darmſtadt”; „de Herr
Prälat ſpricht heit abend!” Anſchließend berichtete Herr
Göbel noch über eine Epiſode aus der Goethe=Merck=Zeit „Das
Bad im Großen Woog”.
Die in feiner Weiſe vorgetragenen Darbietungen wurden
von der zahlreichen Zuhörerſchaft mit lebhaftem Beifall
auf=
genommen.
An Stelle des durch Krankheit verhinderten 1. Vorſitzenden
dankte der 2. Vorſitzende, Herr Wilhelm Kaminſky, dem
Redner des Abends für ſeine wohlgelungenen Ausführungen, und
der Verfaſſerin Fräulein Wilhelmine Wagner für die mit
vieler Liebe gemachten Aufzeichnungen, die ein Stück Alt=
Darm=
ſtadt bildeten.
Nächſter Vereinsabend am 2. Februar; Vortrag von Herrn
Oberpoſtinſpektor Groeninger über „Die Geſchichte der
Heſ=
ſiſchen Poſt von 1807 bis zur Reichsgründung”.
Führerinnen-Lehrgang Bund Königin Luiſe.
Im ſchönen Marburg hatten ſich die Führerinnen vom Bund
Königin Luiſe L. V. Heſſen, Gau Oberheſſen, Nordheſſen, Naſſau
vereinigt unter Leitung von Frau Seyfarth, ſtellvertretende
Lan=
desführerin von Brandenburg. Aus dem unendlichen Wiſſen der
Kameradin ſollten die Führerinnen neue Anleitung für ihre
Orts=
gruppen ſchöpfen. Unendlich viel lehrreiche, tiefe Gedanken
ſam=
melten alle aus dem unerſchöpflichen Wiſſensborn von Frau
Seyfarth. Mit neuer Anregung und erhöhtem Zielbewußtſein
trennten ſich die Kameradinnen.
Einen Abend hatte die Ortsgruppe Marburg die
Kamera=
dinnen gebeten, auch da hatte Frau Seyfarth den Kameradinnen
anregende Stunden bereitet. Gerne werden alle an den Lehrgang
zurückdenken und Frau Seyfarth danken für die geiſtige
An=
regung und den Gedankenaustauſch.
— Orthſcher Männerchor. Jahreshauptverſammlung.
Dem verſtorbenen Ehrenmitgliede Geh. Rat Dr. Willi Merck wurde
in der üblich ehrenden Weiſe gedacht. Nach Verleſung der
Nieder=
ſchrift der letzten Jahresverſammlung erſtattete der 1. Vorſitzende,
Herr Kurt Schlitz, den Jahresbericht, aus dem zu entnehmen
war, daß wiederum ein ſehr arbeitsreiches und für den Verein in
jeder Beziehung förderndes Jahr zurückliegt. Erfolgreich beſonders
durch die Tätigkeit des Chorleiters Herrn Muſikdirektor Robert
Herber. Der Kaſſenbericht des Rechners zeigte ein den
allge=
meinen wirtſchaftlichen Verhältniſſen entſprechendes Ergebnis. Bei
der Vorſtandswahl wurde die ſeitherige Tätigkeit des Vorſtandes
mit Dank anerkannt, das die Generalverſammlung durch die
Wie=
derwahl des geſamten Vorſtandes beſtätigte. Für ununterbrochenen
verſäumnisloſen Singſtundenbeſuch, das verfloſſene Geſchäftsjahr
wies 68 angeſetzte Singſtunden auf, wurden insgeſamt 16 Sänger
ausgezeichnet.
Heute Dienstag und morgen Mittwoch
(1433
Schlachtbest zu Barkls Weinskuden
— „Stillſtand iſt Rückſtand!” Unter dieſer Ueberſchrift ſchreibt
man uns: Aus dieſem Erfahrungsſatz zieht auch die hieſige
Schnei=
der=Innung ihre Schlußfolgerung. Mehr denn je iſt das
Feſt=
halten am Leiſtungsprinzip Forderung der Zeit. Das
Schneider=
handwerk weiß, daß die Kundſchaft ein Recht hat, von der
Schnei=
derin, vom Schneider charaktervolle Wertarbeit zu fordern.
Jeder will gut gekleidet ſein. Gute Kleidung empfiehlt, iſt
oft=
mals Anlaß zum Erfolg. Wer ſeinem Nächſten den Anblick
ſchlech=
ter, unordentlicher Kleidung zumutet, verrät innere Unordnung,
wenig Sorgfalt, wirtſchaftlich begegnet man ihm mit Mißtrauen,
auch wenn er noch ſo tüchtig iſt. Das iſt eine ſelbſtverſtändliche
Rückſicht auf den Mitmenſchen Schneiderin und Schneider ſind
be=
rufen, das Kleidbild unſerer Zeit gut zu zeichnen. Dazu brauchen
ſie immer wieder Weiterbildung im Beruf. Das
Schneiderhand=
werk iſt ein Kunſthandwerk. Was die Natur verſagt hat, muß die
Schneiderin oder der Schneider erſetzen. Die
Berufsorga=
niſation des Schneiderhandwerks hatte, um die
Leiſtungsfähigkeit ihrer Mitglieder zu ſteigern, im Saale der
Handwerkskammer einen ganztägigen Verarbeitungskurſus
einge=
richtet. Die Veranſtaltung war von etwa 50 Schneidern beſucht.
Sie wurde eingeleitet durch einen Vortrag des Fachlehrers des
Reichsverbandes des deutſchen Schneidergewerbes, Herrn
Rhein=
gans=München, über allgemeine, wirtſchaftliche und
berufspoli=
tiſche Fragen. Dann folgte in mehrſtündiger, eingehender
prak=
tiſcher Vorführung fachliche Unterweiſung über die Verarbeitung
aller Kleidungsſtücke, wie ſie die heutige Mode erfordert. Gute
Schneiderarbeit ſoll ſich durch unauffällige, vornehme Eleganz
empfehlen. Keine Extreme und Uebertreibungen! Solide, echte
Handwerksarbeit iſt das Gebot der Stunde. Die Teilnehmer
folg=
ten den Darbietungen mit geſpannter Aufmerkſamkeit. Der
Kur=
ſus hat ohne Zweifel dem Qualitätsgedanken in der
Herren=
ſchneiderei neuen Antrieb gegeben. Ein gleicher Kurſus für die
Damenſchneiderei folgt baldigſt.
— Darmſtadt—Rhein. Wie uns vom Verein
Darm=
ſtadt—Rhein e. V. mitgeteilt wird, gelten mit Wirkung vom
1 Februar 1933 ab die Rückfahrſcheine de Kraftpoſtlinie
Darmſtadt—Kornſand (rechtes Rheinufer gegenüber Oppenheim=
Nierſtein) für die Strecke Darmſtadt—Kornſand zum Preiſe von
2.80 RM. ohne Aufzahlung für die Beförderung auf der
an=
ſchließenden linksrheiniſchen Kraftpoſtſtrecke von der Fähre bis
zur Stadt Oppenheim (Halteſtelle Poſt oder An tboke). Die
Koſten für das Ueberſetzen über den Rhein haben die Reiſenden
nach wie vor ſelbſt zu tragen. Auch auf der linksrbeiniſchen
Strecke werden Rückfahrſcheine Oppenheim-Darmſtadt mit
ent=
ſprechender Gültigkeit ausgegeben. Durch dieſe Neuerung iſt einem
mehrfach geäußerten Wunſch durch die Poſtverwaltung in
dankenswerter Weiſe entſprochen worden.
Alke Skudenken feiern.
Eine Reichsgründungsfeier
des Darmſtädter Alk=Herren=Waffenrings.
Der Darmſtädter Alt=Herren=Waffenring hatte ſeine ihm
an=
geſchloſſenen Verbände zu einer Reichsgründungsfeier in den
Großen Saal der „Krone” eingeladen. Weit über 300 alte Herren
waren anweſend, als der Präſident, Herr Dr. Schottenhammer
(Arminia Würzburg), in Vertretung des zwar anweſenden, leider
aber erkrankten 1. Vorſitzenden, Dr. Bauſch (Frankonia=Gießen
et Alt=Germania Hannover), den Kommers eröffnete. Das
Wiederſehen mit längſt aus den Augen verlorenen Kommilitonen,
das Erinnern an gemeinſam verlebte glückliche und trübe
Stunden, die flotten Studentenlieder erlaubten gar keine „A.H.=
Stimmung”. Ganz im Gegenteil ging es auf dieſer
Zuſammen=
kunft, deren Teilnehmer zwiſchen 20 und 111 Semeſter hinter ſich
hatten, ſo friſch und fröhlich her, als ſeien alle erſt Füchſe oder
ganz junge Aktive. Trotzdem war man ſich des ernſten Grundes
wohl bewußt, der alle zuſammengeführt hatte. Und als Herr
Dr. Schottenhammer die Vaterlandsrede hielt, herrſchte lautloſe
Stille. Er führte u. a. aus:
Wie im Leben des einzelnen Menſchen Zeiten des Glücks
mit ſolchen des Unglücks wechſeln, ſo iſt es auch im Leben der
Völ=
ker und Staaten. Wir Deutſche ſtehen wieder einmal in einem
ſchweren Schickſalskampf, den wir mit ſtumpfer Klinge führen
müſſen. In Zeiten nationaler Not richten wir unſere Blicke auf
die großen hehren Ereigniſſe in unſerer Geſchichte, um wieder Mut
und Selbſtvertrauen zu gewinnen. Ein Tag aus Deutſchlands Höhe
war der 18. Januar 1871, deſſen wir uns heute in ſtiller Einkehr
erinnern wollen. Bismarck, der Schmied aus dem Sachſenwalde,
hatte die deutſchen Stämme mit Blut und Eiſen zu einer
ſtaat=
lichen Einheit zuſammengeſchweißt und ward, ſo zum
Teſtaments=
vollſtrecker unſerer Freiheitshelden aus dem Jahre 1813. Ein Reich
erwuchs in Macht und Größe und überall, wo ſich die deutſche
Flagge zeigte, wurde ſie mit Achtung und Ehrfurcht gegrüßt. Wir
Deutſche fürchten Gott, ſonſt nichts auf dieſer Welt.
Wo ſind wir heute?
Wir ſtehen auf den Trümmern realer Macht — in politiſcher
Zerriſſenheit. Aus ſchwerer dunkler Nacht beginnt unſer Volk ſich
langſam zu erheben Noch blutet unſer Vaterland aus vielen
Wun=
den, aber dennoch ſtehen wir an der Schwelle einer neuen Zeit.
Der Wehrwille iſt wieder erwacht, der Freiheitswille und der
nationale Ehrwille.
Bei allem klaren illuſionsloſen Durchſchauen der ſich um uns
auf außen= und innenpolitiſchem Gebiete abſpielenden Vorgänge
wollen und dürfen wir nicht den Glauben an die eigene Kraft
verlieren. Geſunder Optimismus iſt eben Vertrauen in die eigene
Kraft Vertrauen in den Sieg des Lichtes über die Nacht. Und den
ſeeliſchen Rückhalt in dieſem Ringen und Streben gibt uns das
Erbe unſerer großen Vergangenheit.
In Erinnerung an die Gründung des Reiches, im Bekenntnis
zu unſerem Wiederaufſtieg rufe ich Ihnen die ſo herrlichen Worte
des deutſcheſten der Deutſchen, Fichte, zu:
„Du ſollſt an Deutſchlands Zukunft glauben,
An deines Volkes Auferſteh’n,
Laß dieſen Glauben dir nicht rauben.
Trotz allem, allem, was geſchehin
Und handeln ſollſt du ſo, als hinge
Von dir und deinem Tun
Allein die Zukunft ab der Deutſchen Dinge
Und die Verantwortung wär dein!“
Begeiſtert ſang die Runde das Deutſchlandlied. — Noch lange
nach Mitternacht ſaßen die A.H.” zuſammen. Ein beſonderes Lob
gebührt der Biermuſik „Kapelle Kruck”, welche flott und
unver=
droſſen für die muſikaliſche Unterhaltung Sorge trug.
— Werbekundgebung der Techniſchen Nothilfe. Die
Orts=
gruppe Darmſtadt der Techniſchen Nothilfe veranſtaltet am
Don=
nerstag, dem 26. Januar 1933, abends, im Saale Nr. 234 der
Techniſchen Hochſchule eine Kundgebung, die der Wiederbelebung
der Ortsgruppe dienen ſoll. Es ſpricht der ſtellv. Landesleiter
der Techniſchen Nothilfe. Volkswirt R. D. V. Schreiber=Stoltze,
Frankfurt a. M., über: „13 Jahre Techniſche Nothilfe — ihr
Wollen und Wirken”. Anſchließend wird ein Filmwerk
vorge=
führt, das über die mannigfache Tätigkeit der Organiſation
Auf=
ſchluß gibt, ſowie ein weiteres lehrreiches Laufbild. Der Eintritt
iſt frei. Jedermann iſt herzlich willkommen.
— Chriſtlicher Verein Junger Männer. Eliſabethenſtr 17
(Ecke Wilhelminenſtr.). Zu der Bibelſtunde heute abend, 8.,30 Uhr,
in welcher Herr Studienrat Dr. Grünewald ſprechen wird, ſind
alle Mitglieder und Freunde herzlich eingeladen. Gäſte ſind
willkommen.
Seite 6 — Nr. 24
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Dienstag, 24. Januar 1933
Die moderne Wunderwelt zu Hauſe.
2 „Eigtichkungen” des Elekkrokechnikers und die Wirkungen auf ſeine Mikmenſcher.
Im Gewirr der Drähte!
Anſere Wohnung iſt elektriſch.
(Nachdruck verboten.)
Unſere Wohnung iſt derart geſättigt, mit den neuzeitlichen
Wundern der Elektrizität, daß zu der vollkommenen Einrichtung
eigentlich nur noch de
lektriſche Stuhl fehlt.
Das kommt daher, daß Karlchen, unſer Aelteſter, den Beruf
eines Elektrotechnikers ergriffen hat. Ich gebe zu, daß dies
einer der wenigen Berufe iſt, die noch Ausſichten für die
Zu=
kunft haben. Aber wenn einer ſchon im erſten Lehrjahr ſeinen
Beruf mit einer derartigen Hingabe ausübt und jeden Raum
des Hauſes als Werkſtatt und Laboratorium ausbaut, ſo kann
der Segen häuslicher Elektrizität, den vor allem die Hausfrauen
dankbar begrüßen, zu einem Zuſtand geſteigert werden, bei dem
man einen Kurzſchluß als willkommene Abwechſelung empfindet.
Als Selbſtverſtändlichkeit freue ich mich der nachfolgenden
Gegenſtände, die für jeden neuzeitlichen Haushalt wohl
unent=
behrlich ſind:
Fernſprecher, Bügeleiſen, Grammophon, Kochplatte,
Waſch=
maſchine, Eisſchrank, Staubſauger mit Klopfer. Nähmaſchine,
Haartrockner, Bohnerbürſte, Heizkiſſen.
Ueber allem aber das angeblich drahtloſe Wunder des Radio,
deſſen Drähte und Verlängerungsſchnüre aber manchmal
aus=
getauſcht und entliehen werden, ſo daß die Wohnung dann
aus=
ſieht wie der Hörſaal einer Techniſchen Hochſchule oder ein
Kampf=
abſchnitt an der Weſtfront im großen Krieg.
Unſer Leben hat ſich drahtlos entwickelt und iſt durch die dazu
gehörenden Drähte in neue, oftmals verwickelte Bahnen gelenkt
worden.
Wenn Mama morgens, auf dem Teppich des Wohnzimmers
liegend, ihre Gymnaſtik treibt, während der Staubſauger im Gang
rattert, wenn die Kleine heftig ſchreit, weil ſie ſich die Finger an
der Kochplatte verbrannt hat, das Baby dann aus Kameradſchaft
mitbrüllt, wenn dann der Fernſprecher ſich meldet, und der Brief=
träger die Hausglocke in Bewegung ſetzt, die doch irgendwie auch
mit Elektrizität und Drähten zuſammenhängt, dann erſt vermag
man die Vorteile einer wiſſenſchaftlich aufgezogenen Wohnung zu
würdigen, die von einem ſehr ſelbſtbewußten Herrchen im erſten
Lehrjahr montiert und inſtalliert wurde, gegen deſſen
Betäti=
gungsdrang väterliche Strenge bisher erfolglos war.
Die Waſchfrau wird ſeeliſch gehoben und rhythmiſch
be=
ſchwingt durch den Soldatenchor aus „Fauſt”, den wir immer aus
Oslo beziehen. Die Kinder genießen jetzt ſchon zwei Drittel ihrer
Bildung drahtlos. Seit ſie am engliſchen Aetherwellenkurs
teil=
nehmen, ſagt keines mehr: „Gute Nacht”.
In Shakeſpeares Sprache, allerdings mit einer äußerſt
merk=
würdigen Ausſprache, erklingt des Abends: „Good night,
everray-
bodday‟
Um dieſem Wiſſensdurſt entgegenzukommen, ſtellt Mama mit
Vorliebe immer Daventry ein, ſo daß die Suppe mittags mit
„Land of hope and glory” aufgetragen wird, während das
Abend=
eſſen durch den Jazzſänger (der mit der ſüßen Stimme” und der
„fabelhaften Ausſprache”) verſchwenderiſch gewürzt wird, indem
wir jetzt ſchon zum dreißigſten Male hören „„I smasl them and
erack them”.
Smaſh heißt: zerſchmeißen, zerſtoßen, zerſchmettern. Crack
bedeutet: aufreißen, knicken, ausſtoßen, zerbrechen, verrückt machen.
Es iſt ein Jammer, daß die Technik es dem Manne mit der
ſüßen Stimme bisher noch nicht ermöglicht hat, ſeine Drohungen
wahr zu machen!
Allerdings entſteht eine heilloſe Verwirrung, wenn die
draht=
loſen Drähte verwechſelt werden!
Dann wird die Harmonie unſeres drahtloſen Heims
empfind=
lich geſtört.
Dann ereignet es ſich auch manchmal, daß Sicherungen
durch=
brennen, weil Karlchen eine ſogenannte Zwiſchenſchaltung machen
muß. Denn Nähmaſchine, Heizkiſſen und drahtloſer engliſcher
Un=
terricht, die meiſtens zuſammenfallen, müſſen aus einer einzigen
Steckdoſe gezapft werden. Und eine Steckdoſe iſt ſchließlich auch
nur ein Menſch, um dieſen Sinnſpruch der Ueberbelaſtung zu
ge=
brauchen.
Wenn dann aber alles ſummt, ſchnarrt, jazzt, knarrt und
fie=
delt, ſehe ich manchmal heimlich nach, ob die letzten Raten der
Unfall= und Feuerverſicherungen auch ſchon gezahlt ſind. Man
kann nie wiſſen, zumal aus dem Eisſchrank kürzlich ein mächtiger
Funke herausſchlug, der mit der darin aufbewahrten Leberwurſt
wohl kaum in urſächlichem Zuſammenhang ſtand.
In den Drähten dieſes drahtloſen Haushalts habe ich das
Aergern und das Wundern verlernt. Ich warte nur auf den Tag
der Erfüllung:
Dann iſt der Lautſprecher, mit einer fingerdicken Eisſchicht
überzogen, während, aus dem Kühlſchrank der Brautchor aus
„Lohengrin” ſchmettert.
Meinetwegen auch auf Engliſch!
Dann aber ſorge ich dafür, daß ein Monteur im Hauſe
Ord=
nung ſchafft. Und wenn Karlchen dann noch keine Ruhe gibt,
laſſe ich ihn umſatteln.
Im Hinblick auf ſein ausgeſprochenes Talent.
Verwirrun=
gen zu ſchaffen und die Drähte falſch ſpielen zu laſſen, kann er
meinetwgen Diplomat oder Politiker werden.
Puck.
Hauplverſammlung der Turngeſelſchaft Oſtdk. 1875.
Nach einem von der Singmannſchaft prächtig zu Gehör
ge=
brachten Chor „Hymne an die Kunſt” eröffnete der 1.
Vor=
ſitzende, Turner Ph. Matthes, die ordnungsgemäß einberufene
und gut beſuchte Verſammlung und begrüßte die Erſchienenen.
Mit warmen Worten gedachte er dann zunächſt der verſtorbenen
Turner Kochendörfer und Klinger, zu deren Ehren ſich die
Ver=
ſammlung erhob.
Sodann gab Turner Matthes in großen Zügen einen
Rück=
blick über das vergangene Jahr und brach”; im Anſchluß daran
eine Vorſchau über die im Jahre 1933 zu leiſtenden Arbeiten.
Der nun folgende Bericht des Oberturnwarts Oldendorf ließ
erkennen, daß trotz Notzeit und fortſchreitender Erwerbsloſigkeit
Vorbildliches geleiſtet worden iſt, und daß man es verſtanden hat,
alle Kräfte für das Gedeihen der Deutſchen Turnſache
einzu=
ſetzen. Die Leiſtungen aller aktiven Abteilungen ſtanden
durch=
weg auf hoher Stufe. Das Geſamtergebnis von 216 Siegen,
worunter ſich 6 Kreis= und 10 Gaumeiſterſchaften befinden, muß
als ſehr gut bezeichnet werden. Die Singmannſchaft unter
Lei=
tung von Chormeiſter Späth hat einen beachtlichen Aufſchwung
genommen, und auch der jüngſte Zweig, Tiſchtennis, ſieht die
Tgſ. 1875 im Main=Rhein=Gau an der Spitze.
Aus dem Kaſſenbericht des Turners Traſer war zu
ent=
nehmen, daß ſich die Geldgeſchäfte dank ſ=arſamſten Wirtſchaftens
in geordneten Bahnen bewegten. Ueber Beſtand und Zugang
an Geräten berichtete der Zeugwart Götz. Der Koſtenvoranſchlag
für 1933 wurde von der Verſammlung genehmigt. Daß in den
Hauptbeitragsklaſſen eine Senkung der Mitgliedsbeiträge
be=
ſchloſſen wurde, darf beſonders erwähnt werden.
Turner Matthes dankte nunmehr allen Vorſtandsmitgliedern
und Fachwarten für die im abgelaufenen Jahr geleiſtete Arbeit
und übergab zwecks Neuwahl dem Ehrenvorſitzenden Emig den
Vorſitz. Turner Emig hob die Verdienſte des ſcheidenden
Vor=
ſtandes nochmals hervor und ſchlug eine Wiederwahl des
Tur=
ners Matthes als 1. Vorſitzenden und für den verſtorbenen
2. Vorſitzenden den Oberturnwart Oldendor; vor. Einſtimmig
wurde dieſer Vorſchlag von der Verſammlung gutgeheißen. Auch
die Wahl der übrigen Vorſtandsmitglieder vollzog ſich
reibungs=
los; ebenſo fanden die bereits gewählten Fachwarte ihre
Beſtä=
tigung. Beſondere Erwähnung verdient, daß Turner Karl
Schmidt ſen. nun bereits 25 Jahre ununterbrochen dem Vorſtand
angehört und daß der verdienſtvolle Turner Ludwig Schwarz,
welcher nach einer mehr als 20jährigen Tätigkeit als
Frauen=
turnwart in Anbetracht des vorgeſchrittenen Alters ſein Amt zur
Verfügung ſtellte, auf Antrag einſtimmig und unter dem
leb=
haften Beifall der Verſammlung zum Ehrenfrauenturnwart
er=
nannt wurde.
Ein markiges Schlußwort des 1. Vorſitzenden beendete die
in allen Teilen gut verlaufene Verſammlung, die ein ſchönes
Bild turneriſcher Pflichterfüllung gezeigt hatte.
Im Union=Theater läuft heute zum letzten Male der größte
Ufa=Tonfilm des Jahres „F. P. 1 antwortet nicht”.
Die Helia=Lichtſpiele zeigen ab heute in Erſtaufführung die
entzückende Urſula Grabley und Oskar Karlweiß in dem neuen
luſtigen Tonfilm „Im Bann des Eulenſpiegel”, mit Till Klokow,
Theo Lingen, Fiſcher=Koppe u. a. in weiteren Hauptrollen.
Die Palaſt=Lichtſpiele bringen nur noch heute und morgen
im Doppelprogramm einen ganz tollen Senſations=Tonfilm und
zeigen den beliebten amerikaniſchen Cowboydarſteller Tom Mix
in ſeinem tollſten Wildweſt=Abenteuer „Eine Minute vor Zwölf”,
Dazu den ſenſationellen Tonfilm „Marter der Liebe‟.
Im Union=Theater finden morgen. Mittwoch, und
über=
morgen, Donnerstag, zwei große Märchen=Nachmittage ſtatt, und
zwar jeweils um 2 Uhr. Gezeigt wird „Das Wunder auf Burg
Sonnenſtein”, ein herrlicher Film, der auf der romantiſchen
„Wilhelmshöhe” bei Kaſſel aufgenommen wurde.
* Schwurgericht.
Aw. Im Jahre 1929 wurde gegen einige Nieder=Ingelheimer
Einwohner ein Strafverfahren wegen Schwarzbrennerei
ange=
ſtrengt. In dieſem Verfahren wurde als Zeuge der Zuckerlieferant,
ein Kaufmann aus Nieder=Ingelheim. vernommen.
der unter Eid bekundete, ſoviel er ſich entſinnen könne, habe er
dem Einen, auf den es hier hauptſächlich ankam, ſeit November
1928 in regelmäßigen Abſtänden Zucker in Säcken geliefert.
Vor=
her, ſoviel er wiſſe, nicht. Auf Grund einiger Ausſagen ſeiner
eigenen Angeſtellten, die behaupteten, es ſei auch ſchon vorher
Zucker in Säcken an den Betreffenden geliefert worden, ſtrengte
die Mainzer Staatsanwaltſchaft ein Verfahren wegen Meineids
gegen den Kaufmann an, und es fand eine erſte Verhandlung
ſtatt vor dem Mainzer Schwurgericht am 17. Oktober 1930. Der
Angeklagte wurde damals freigeſprochen, da ſeine Angeſtellten vor
Gericht keine genauen Angaben mehr machen konnten. Auf die
Berufung der Staatsanwaltſchaft hin hob jedoch das Reichsgericht
das Urteil auf und verwies die Sache an das hieſige
Schwur=
gericht, das nun am Montag erneut darüber verhandelte,
jedoch zu keinem anderen Ergebnis kam, und den Angeklagten
nach recht eingehender Verhandlung am Abend abermals
mangels Beweiſes freiſpricht. Das Gericht ſieht ſich
jedoch nicht in der Lage, den Angeklagten für unſchuldig zu
er=
klären, wie die Verteidigung es verlangte, da die Sache nicht
mehr genügend aufzuklären ſei, und doch immerhin noch einiger
Verdacht beſtehen bleibe.
— Faſchingsball im Mozart=Verein. Das Feſt am Samstag,
den 25. Februar, ſteht unter dem Motto: „Aus allen Zeiten und
Zonen‟. Damit iſt der Koſtümierung der weiteſte Spielraum
ge=
laſſen. Dadurch wird ein toller Wirrwarr entſtehen, ein getreues
Abbild der Gegenwart.
— Selbſttötungsverſuch. Geſtern vormittag, wenige Minuten
vor 8 Uhr, fanden Polizeibeamte auf einer Bank in der
Stadt=
allee den 24jährigen Korbmacher Leopold Neumeiſter aus
Zwingenberg mit einer lebensgefährlichen Verletzung am Kopf,
die er ſich mit einer Schußwaffe beigebracht hatte. Die
Rettungs=
wache brachte den Schwerverletzten ins Städtiſche Krankenhaus.
Dort zweifelt man am Aufkommen des Lebensmüden, der bis
zur Stunde die Beſinnung nicht wieder erlangte. Ueber das
Motiv der Tat iſt nichts bekannt.
Aus den Parkeien.
Deutſche Volkspartei, Frauengruppe. Wie
bereits mitgeteilt, findet morgen. Mittwoch, abends 8 Uhr im
Reſtaurant Sitte, Karlſtraße (Alpenzimmer), ein
Lichtbilder=
vortrag von Frl. Maria Birnbaum=Gießen über das Thema
„Ausſchnitte aus Deutſchlands Kampf um ſein Deutſchtum” ſtatt,
zu dem wir alle Freundinnen herzlichſt einladen.
Briefkaſten.
Jeder Anfrage iſt die ſetzte Bezugsquſttung beizufügen. Anonyme Anfragen werden
nicht beaniwortet. Die Beantwortung erfolgt ohne Rechisverbindlichkeit.
G hier. Wenn auch § 905 BGB. dem Eigentümer eines
Grundſtücks das Recht auf den Raum über der Oberfläche und
auf den Erdkörper unter der Oberfläche verleiht, ſo macht doch
das Telegraphenwegegeſetz Einſchränkungen. Es geſtattet der
Telegraphenverwaltung, Fernſprechlinien durch den Luftraum
über Grundſtücke, die nicht Verkehrswege ſind, zu ziehen, ſoweit
nicht dadurch die Benutzung des Grundſtücks nach den zur Zeit
der Herſtellung der Anlage beſtehenden Verhältniſſen weſentlich
beeinträchtigt wird.
G., hier. Nein. Sie müſſen dem Vermieter vom Auftreten
des Ungeziefers Kenntnis geben und ihm eine Friſt zu deſſen
Be=
ſeitigung ſetzen. Nach fruchtloſem Ablauf der Friſt können die
Mieter dem Mangel ſelbſt abhelfen und die gehabten Unkoſten am
Mietzins abziehen.
Das Nolwerk der deutſchen Jugend.
Auf Grund des Aufrufes des Reichspräſidenten und der
Reichsregierung zum Notwerk der deutſchen Jugend hat der
Ge=
werkſchaftsbund der Angeſtellten (GDA.) als Erſter im
Arbeits=
amtsbezirk Darmſtadt den Gedanken des Notwerkes verwirklicht.
Unter Anweſenheit von Vertretern der Behörden; des
Oberſchul=
rats Haſſinger, Stadtſchulrats Bach; Handelsſtudiendirektor Dr.
Zeiger, Handelsſtudiendirektor Dr. Diehl. Amtmann Leſchhorn,
Eignungsprüfer Hirſchhauſen uſw., wurde geſtern ein Kurſus im
GDA.=Heim eröffnet, der der Weiterbildung der kaumänniſchen
Angeſtellten dient. Nach der Begrüßung des ſtellvertretenden
Vor=
ſtehers der Ortsgruppe des GDA. führte der Geſchäftsführer des
GDA., folgendes aus:
Wir wollen den jugendlichen Angeſtellten die Möglichkeit
geben, ſich eingehend mit allen Fragen des kaufmänniſchen
Be=
rufes zu befaſſen. Der Dipl.=Handelslehrer Erbslöh wird als
Leiter des Kurſus täglich eine halbe Stunde theoretiſchen
Unter=
richt erteilen Daraufhin werden die Teilnehmer praktiſch
arbei=
ten. Es iſt eine Scheinfirma, die allen Teilnehmern die
Möglich=
keit geben ſoll, ſich praktiſch weiter zu bilden
Handelsſtudiendirek=
tor Dr. Zeiger hat ſich bereit erklärt, die Oberleitung zu
über=
nehmen. Damit iſt die Gewähr gegeben, daß eine ernſthafte und
gewiſſenhafte Ausbildung erfolgt. Weitere Vorträge von
Ober=
ſchulrat Haſſinger. Handelsſtudiendirektor Dr. Zeiger,
Handels=
ſtudiendirektor Dr. Diehl uſw. ſind vorgeſehen. Außerdem finden
gemeinſame Theaterbeſuche ſtatt.
Wenn der GDA. als Erſter dieſe Veranſtaltung durchführt.
dann iſt dies darauf zurückzuführen, daß er über eine langjährige
und gute Erfahrung auf dem Gebiete der Jugendarbeit verfügt.
Wohl wiſſen wir, daß all dies nur ein Notbehelf ſein kann, denn
unſere wichtigſte und größte Aufgabe betrachten wir darin,
wie=
der Arbeit zu ſchaffen. Wir haben auch deshalb mit als erſte ein
großzügiges Arbeitsbeſchaffungsprogramm vorgelegt. Der
Reichs=
kanzler hat in ſeiner Programmrede als wichtigſten Punkt die
Be=
ſchaffung von Arbeit genannt. Wir wollen dieſen Kurſus
durch=
führen, um zu zeigen, daß die Stellenloſen als gleichberechtigte
Menſchen zu uns gehören.
Oberſchulrat Haſſinger brachte ſeine Genugtuung darüber
zum Ausdruck, daß die Jugend den Mut nicht verliere und weiter
an ſich arbeiten wolle.
Dr. Zeiger führte aus, daß der Deutſche arbeiten wolle.
Keinen Schulunterricht wolle man abhalten, ſondern in einer
Ar=
beitsgemeinſchaft ſoll hier Gutes geleiſtet werden.
Dr. Diehl wies auf die Lebendigkeit des kaufmänniſchen
Wiſſens hin, das gerade im Maſchinenzeitalter beſonders große
Anforderungen an den kaufmännſchen Angeſtellten ſtelle.
Daraufhin wurde ſofort mit der praktiſchen Arbeit begonnen.
87. Haupkverſammlung der Turngemeinde 1846.
Die Hauptverſammlung leitete der 2. Sprecher, Georg
Mau=
rer. In ſeiner Begrüßungsanſprache hob er beſonders die Ziele
unſerer DT. als Lebens= und Geſinnungsgemeinſchaft hervor,
deren Notwendigkeit heute mehr denn je anerkannt und
geför=
dert werden müſſen. Der wertvolle Gehalt, der der turneriſchen
Arbeit im Verein innewohnt, bedeutet die Grundlage der Pflege
deutſchen Gemeinſchaftsgeiſtes und des
Zuſammengehörigkeits=
gefühls. Gerade dieſe turneriſche Arbeit im Verein iſt der
wert=
volle Gehalt, der dieſe Ziele fördern hilft und die Grundlage
zur Volksgemeinſchaft bilden hilft. Dem ſelbſtloſen Einſetzen aller
Kräfte, die ſolche turneriſche Arbeit ohne Lohn und ohne Dank
geleiſtet haben und wiederum leiſten werden, wird es auch in der
heutigen Zeit der Wirtſchaftskriſis gelingen, den notwendigen
Ausgleich zwiſchen unſeren Volksgenoſſen zu erhalten, und
da=
durch zu erreichen, daß ſich der Eigenwille freiwillig der
Gemein=
ſchaft der Sache unterordnet. Dadurch wird die Zugehörigkeit
zur Turngemeinde als Mitgliedspflicht im Sinne einer gewiſſen
Verantwortlichkeit erfüllt werden, den ehrenamtlichen
Abteilungs=
leitern wird die Ausübung ihre Aemter erleichtert, mancher
Ver=
druß wird verhindert, aber auch manche Ausgabe, die die
Ver=
einskaſſe belaſtet, erſpart. Dank ſtattete der
Verſammlungs=
leiter dem ehemaligen 1. Sprecher, Bürgermeiſter Buxbaum. ab,
der während der 2 Jahre ſeiner Tütigkeit wertvolle Arbeit im
Sinne des deutſchen Turngedankens geleiſtet hat. Dankbar wird
deſſen Zuſage aufgenommen, auch fernerhin ſeine Arbeitskraft
der Turngemeinde zur Verfügung zu ſtellen.
Sodann gedachte der 2. Sprecher mit ehrenden Worten der
Verdienſte der im Berichtsjahr verſtorbenen Mitglieder. Es
waren dies: Wilhelm Stößel. Karl Kühnly, Jean Diſchinger.
Jakob Bauſcher. Joſef Magnus, Wilhelm Trieb, Karl Zeßler.
Sofie Weicker und der Schüler Richard Radeſtock. Der Ehrung
der Toten folgte die Ehrung der Lebenden. 50 Jahre und
län=
ger gehören der Turngemeinde an: Karl Kaus, Heinrich Heß,
Ludwig Kichler, Heinrich Kloß, Philipp Klöß, Karl Schwarz,
Johann Langsdorf, Karl Karp. Georg Prieſter, Heinrich Weiler,
Wilhelm Eberhardt. Theodor Klump. Otto Wettlaufer, Heinrich
Langsdorf und Ludwig Graßmann. Zum großen Teil wohnten
dieſe treuen Anhänger der Hauptverſammlung bei. Die goldene
Nadel für 40jährige Mitgliedſchaft wurde alsdann den
Mitglie=
dern Kichler, Ludwig Geiſt, Wilhelm Kölb, Friedrich Witzler
und Edmund Zetzſche überreicht und anſchließend die ſilberne
Ehrennadel für 25jährige Mitgliedſchaft Adolf Daniel, Ludwig
Penk. Otto Stier. Das Gelöbnis „Treue um Treue” und ein von
der Verſammlung begeiſtert ausgebrachten Gut Heil zu Ehren
dieſer Treuen beſchloß die würdige Feierſtunde. Der 1.
Schrift=
führer erſtattete Bericht über die Tätigkeit des Vorſtandes. Seine
vortrefflichen, auf die tatſächlichen Verhältniſſe der Notzeit
auf=
gebauten Ausführungen zeigten, daß höchſter Idealismus und
ſelbſtloſe Hingabe der mit Aemtern betrauten
Vereinsangehöri=
gen allein nicht genügen, um einen ſo großen Verein, wie die
Turngemeinde, lebensfähig zu erhalten. Hierzu bedarf es in
erſter Linie der Geſunderhaltung der geldlichen Verhältniſſe des
Vereins, um auch mit beſchränkten Mitteln die vielſeitigen
Be=
triebe aufrecht erhalten zu können und trotzdem Erſprießliches
zu leiſten. Dies iſt ſeither gelungen, trotzdem im Gegenſatz zum
Vorjahre in noch viel weitgehenderem Maße wirtſchaftlich
ſchwa=
chen Mitgliedern Beitragserleichterungen gewährt wurden. Wenn
alle Mitglieder genügend Verſtändnis für die Maßnahmen des
Vorſtandes zeigen und ſomit weiterhin treu zur Fahne halten,
dann braucht man ſich um den geſicherten Fortbeſtand der
Turn=
gemeinde nicht zu bangen. Dieſe Ausführungen des 1.
Schrift=
führers wurden durch den Kaſſenwart zahlenmäßig erläutert.
Finanziell geſunde Verhältniſſe ſind vorhanden, wenn auch die
Einnahmen gegenüber dem Vorjahre weniger waren, die
Aus=
gaben aber mindeſtens die gleichen geblieben ſind. Die
einwand=
freie Haushaltsordnung wird aber auch fernerhin dafür bürgen,
daß die Betriebe der Turngemeinde in keiner Weiſe eine
Ein=
buße erleiden werden. Der Beſtand der Mitglieder hat ſich
gegenüber dem Vorjahr vermindert, die Zahl der Aktiven hat
jedoch zugenommen. Dieſe Zunahme ſcheint auf die Benutzung
des Turnplatzes Woogswieſe zurückzuführen zu ſein, der im
kom=
menden Frühjahr ſeiner Beſtimmung übergeben wird.
Der Tätigkeitsbericht des Turnausſchuſſes zeigte folgendes Bild
im abgelaufenen Jahre: Durchſchnittsbeſuch je Uebungsabend:
Altersturner 33. Turner 61. Turnerinnen 46. Frauen 55.
Volks=
turnen 34. Schüler 80. Schülerinnen 109. Schwimmabteilung 77.
Fechtabteilung 25, Tennis 130, außerdem den Zuſpruch zu den
Abteilungen Paddeln, Schneeſchuhlauf. Wandern und Geſang. Die
Wahlen für die Vorſtandsämter haben zwei neue Führer
ge=
bracht: 1. Sprecher wurde an Stelle von Bürgermeiſter Dr.
Bux=
haum Dr. Conradt. 2. Schriftführer Adolf Daniel. Mit dem
Turnerlied. Ein Ruf iſt erklungen” fand die in allen Teilen gut
verlaufene 87. Hauptverſammlung ihr Ende.
Lokale Veranſtalkungen.
Die hierunter erſcheinenden Notizen ſind ausſchließlich als Hinweiſe auf Anzeigen zu beirachten,
in keinem Falle irgendwie als Beſprechuns oder Kritit.
— Im Reſtaurant Bender. Eliſabethenſtraße 23,
täg=
lich Bockbierfeſt mit Tanz. (Näheres ſiehe Anzeige.)
Vereinskalender.
— Bund Königin Luiſe, Ortsgruppe Darmſtadt. Wir
machen unſere Kameradinnen darauf aufmerkſam, daß am
Mitt=
woch, dem 25. Januar, abends 8 Uhr, bei Sitte, Karlsſtraße,
unſer Sanitätskurſus beginnt.
Tageskalender für Dienstag, den 24. Januar 1933,
Union=Theater: „F. P. 1 antwortet nicht‟ Helia=Lichtſpiele:
Im Bann des Eulenſpiegels”; Palaſt=Lichtſpiele: Eine
Minute vor Zwölf”. — Reſt. Bender: Bockbierfeſt. — Techn,
Hochſchule. Saal 326, 20.15 Uhr: V.DJ Vortrag Prof. Dr.
Bramesfeſd „Von der Pſychotechnik zur Menſchenführung”.
Dienstag, 24.. Januar 1933
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 24 — Seite 7
Aus Heſſen.
Einführung des neuen Bürgermeiſters in Jugenheim
Geſtern abend trat in Jugenheim der Gemeinderat zuſammen,
der feigrlichen Einführung des neuen Bürger=
Haunfe er e Wurgernteiſe. den deiteien Seitie
baupt für ſeine Tätigkeit. Anſchließend ſprachen u. a. noch Rektor
Weidler und für die Bürger Prof Heinzel. Nach kurzen
Dankesworten der beiden Bürgermeiſter wurde die Sitzung
ge=
ſchloſſen.
Aus den Gemeinderaksſihzungen.
Le. Groß=Umſtadt, 23. Jan. Aus dem Gemeinderat.
Vor Eintritt in die Tagesordnung gibt der Bürgermeiſter eine
Eingabe von ſeiten verſchiedener Gemeinderäte bekannt worin
über das Verhalten des Gemeinderats Seipel ſowie der Zuhörer
Beſchwerde geführt wird. In bezug auf das Verhalten des G.=R.
Seipel in der letzten Sitzung wird verlangt, daß demſelben
nach=
träglich ein Ordnungsruf erteilt wird und der Bürgermeiſter in
Zukunft für einen ruhigen Verlauf der Sitzungen ſorgt.
Darauf=
hin erteilt Bürgermeiſter Lampe nach Art. 40 der Heſſiſchen
Land=
gemeindeordnung vom 10. Juli 1931 einen nachträglichen
Ord=
nungsruf. — Mit 8 gegen 6 Stimmen bei einer Enthaltung wurde
beſchloſſen, die Hauptkommiſſion zu beauftragen, bis zur nächſten
Gemeinderatsſitzung eine Geſchäftsordnung auszuarbeiten, die für
einen ruhigen Verlauf der Sitzungen Sorge tragen ſoll. — Der
Pferde=, Fohlen=, Faſel=, Rinder= und Zuchtviehmarkt wird auf
den 14. September 1933 feſtgeſetzt. Der Ziegenmarkt ſoll einen
Tag früher als der Hähnleiner Markt abgehalten werden. Dem
Schwimmverein werden einige Akazienſtämme abgegeben. Zum
Schluſſe teilt der Bürgermeiſter mit, daß das Kreisamt die
Frei=
gabe der beſchlagnahmten Zuckerrübengelder abgelehnt hat.
Ap. König i. Odw. (Stahlbad) 23. Jan. Aus dem
Ge=
meinderat. Dem Holzhändler Gg. Ph. Müller 3. zu
Breiten=
brunn wird das Rollenholz aus dem diesjährigen Abtrieb am
Wachholderberg zum Preiſe von 6.10 RM. pro Rm. überlaſſen.
Der Antrag Hertel=Sandbach auf unentgeltliche Ueberlaſſung von
Gelände zur Errichtung einer Zigarrenfabrik wird ablehnend
be=
ſchieden. Der Bogen 2 der hieſigen Gemeindejagd ſoll demnächſt
auf fünf Jahre verpachtet werden. Entſprechende Bekanntmachung
wird im „Darmſtädter Tagblatt” erfolgen. Der Weg nach Momart
ſoll im Rahmen des Gereke=Programms ausgebaut werden.
Hier=
zu ſoll ein Darlehen in Höhe von 6000 RM. aufgenommen
wer=
den, das in 20 Jahresraten mit 6 Prozent zu amortiſieren iſt und
deſſen Rückzahlung zwei Jahre nach Kreditaufnahme beginnt. —
Für Koſtümfeſte, Maskenbälle und Lichtbildvorführungen wird
die Vergnügungsſteuer mit ſofortiger Wirkung auf 10 Mk. erhöht.
Ct. Heubach, 23. Jan. Ratsſitzung. Die
Bekanntmachungs=
gebühren der Ortsſchelle ſollen nach Entſcheidung des Herrn
Mini=
ſters dem Schutzmann zuſtehen und nicht in die Gemeindekaſſe
fließen. Der Gemeinderat nimmt hiervon Kenntnis und zieht
nach einer Abſtimmung von 7 2 ſeinen früher gefaßten Beſchluß
zurück. — Als Endtermin für rückſtändige Pachtgelder wird der 15.
Februar feſtgeſetzt. — Um den Steuerzahlern Gelegenheit zur
Er=
langung von Steuergutſcheinen zu geben, wird für das zweite und
dritte Ziel rückſtändiger Gemeindeſteuer allgemeine Stundung
gewährt.
Ct. Birkenau, 23. Jan. Ratsſitzung. Ein Antrag der
Jagdpächter des Jagdbezirks I der Gemeinde Birkenau auf
Jagd=
pachtermäßigung wurde vom Gemeinderat abgelehnt. Desgleichen
wurde ein Antrag auf Ermäßigung einer Grundſtückspacht mit 7
gegen 5 Stimmen abgelehnt. — Die Anſchaffung einer Viehwaage
zum Verwiegen von Schlachttieren wurde abgelehnt, da die
Ge=
meinde finanziell nicht zur Anſchaffung einer ſolchen Waage in
der Lage iſt. Der Rat vertritt auch den Standpunkt, daß, wenn
der Staat die Schlachtſteuer vereinnahmt, auch die zur
Durchfüh=
rung des Schlachtſteuergeſetzes erforderlichen Einrichtungen
be=
ſchaffen muß. Der Rat iſt auch der Auffaſſung, daß die Vergütung
des Fleiſchbeſchauers für Verwiegen von Schweinen und Kälbern
aus Mitteln der Schlachtſteuer bezahlt werden muß. Der Antrag
der Mieter in Gemeindehäuſern, daß keine Miete an den
Unter=
ſtützungen in Abzug gebracht werden ſoll, wurde abgelehnt.
Dd. Arheilgen, 23. Jan. Der Bauernverein hielt ſeine
Generalverſammlung ab. Nach einem Jahresbericht des
Vor=
ſitzenden und dem Prüfungsbericht der Rechnungsprüfer wird dem
Vorſtand Entlaſtung erteilt. Die Neuwahl ergab die Wiederwahl
des geſamten Vorſtandes. Eine ausführliche Ausſprache entſpann
ſich über die Gemeindepolitik, insbeſondere über die beantragten
Steuererläſſe. — Der Pferdeverſicherungsverein
wählte in ſeiner Generalverſammlung ebenfalls den vorjährigen
Vorſtand wieder. Aus dem abgegebenen Jahresbericht iſt
bemer=
kenswert, daß im abgelaufenen Jahre 10 Pferde entſchädigt
wor=
den ſind.
— Griesheim, 23. Jan. Odenwaldklub. 5.
Auszeich=
nungsfeſt. Das Programm des Abends war derart reichlich,
daß die vorgeſehenen Darbietungen erſt nach Mitternacht beendet
werden konnten. Einleitend wurde von Herrn Schrauthjun.
ein ſinniger Vorſpruch vorgetragen. Der Vorſitzende der
Orts=
gruppe, Oberrechnungsrat Bauſch, brachte einen kurzen
Rück=
blick auf das verfloſſene Wanderjahr und gab der Hoffnung
Aus=
druck, daß in dieſem Jahr das ſtetig wachſende Intereſſe der
Gries=
heimer an den Wanderungen durch weitere Zunahme der
Beteili=
gung ſich noch mehr vergrößern möge, zumal auf die ſchlechten
wirtſchaftlichen Verhältniſſe bei der Auswahl der Wanderungen
weitgehendſte Rückſicht genommen wird. Ein Kinderreigen erfreute
alt und jung. In Form eines Dialogs kam eine von Herrn Moog
verfaßte Satixe „Wander=Erinnerungenn” zum Vortrag.
Dar=
ſteller waren Frau Georg und Herr Moog, die beide die
be=
ſonderen Ereigniſſe der Wanderungen in 1932 in witziger, dem
Ein=
geweihten wohl verſtändlichen Weiſe vorzubringen wußten. Der
als Vertreter des Hauptausſchuſſes des Odenwaldklubs erſchienene
Profeſſor Dr. Köſer verſtand als Meiſter der Rhetorik durch
ſeine, von echtem deutſchen Wandergeiſt getragenen
Begrüßungs=
worte, unter Hinweis auf die alle Unterſchiede des Standes und
der ſonſtigen Intereſſen überbrückenden Ideale des
Odenwald=
klubs, die Hörer in ſeinen Bann zu ziehen. Nach einem kurzen
Vorſpiel wurde die Auszeichnung der Wanderer durch Herrn Prof.
Köſer vorgenommen. Es wurden ausgezeichnet: Kinder: 15,
Er=
wachſene: 21 Wanderſchweſtern und 16 Wanderbrüder, darunter
11 zum 5. Male anſtatt mit dem ſonſt üblichen goldenen Abzeichen
mit Stöcken. Ein von Herrn Moog gemalter Wimpel wurde
der Ortsgruppe überreicht. Fräulein Erna Wagner brachte
zwei Lieder zu Gehör. Im Mittelpunkt des Abends ſtand die
Aufführung von Georg Löfflers „Polizeidiener Strubbes und die
Beſengrait‟. Die Einzelleiſtungen der Darſteller haben ſich ſo
ſchön zu einem einheitlichen Geſamtbild verſchmolzen, daß es eine
Zurückſetzung für die anderen bedeuten würde, wollte man den
einen oder anderen hervorheben. Die Veranſtaltung wurde durch
muſikaliſche Darbietungen einer aus Mitgliedern des „
Muſikver=
eins Griesheim” zuſammengeſtellten Kapelle verſchönt.
Cp. Pfungſtadt, 23. Jan. Beginn der Holzhauerei.
Im Gemeindewald hat man jetzt mit dem Holzmachen begonnen.
Insgeſamt wurden 90 Arbeiter eingeſtellt, von denen die eine
Hälfte in der „Klingsackertanne” und die andere Hälfte in der
„Malchertanne” beſchäftigt iſt. Sobald die erſte Hälfte des
vor=
geſehenen Holzhiebes erledigt iſt, „werden die jetzt eingeſtellten
Holzmacher durch andere Partien erſetzt, um einer möglichſt
gro=
ßen Zahl von Arbeitsloſen Gelegenheit zum Holzmachen zu geben.
Ak. Nieder=Ramſtadt, 23. Jan. Ortsgewerbeverein.
Zu einer ſchönen, würdevollen Feier vereinigte der hieſige
Orts=
gewerbeverein ſeine Mitglieder im Saalbau Fiſcher. Der Abend
galt der Erinnerung der ſo ſchön verlaufenen Gewerbeſchau im
Herbſt vor. Js., wobei das hieſige Handwerk Zeugnis davon
ab=
legte, daß es befähigt iſt, die Wünſche des kaufenden Publikums
zu befriedigen. In verſchiedenen Anſprachen wurde dieſer
Tat=
ſache Erwähnung getan mit dem Hinweis, dieſen ſoliden
Grund=
ſatz auch weiterhin beizubehalten. Im Verlaufe des Abends
wur=
den noch die Geſellenbriefe an die letztjährigen Prüflinge durch
den Prüfungsmeiſter L. Thomas überreicht. Ferner wurden
in entſprechender Weiſe die noch lebenden drei Gründer des
Ver=
eins, nämlich Gaſtwirt Frd. Bender III., Syenglermeiſter Seb.
Bender und Weißbindermeiſter Ludwig Thomas, geehrt.
(. Ober=Ramſtadt, 23. Jan. Einbruchsdiebſtähle. In
einer der letzten Nächte wurde von bis jetzt unbekannten Tätern in
ein Wochenendhaus in hieſiger Gemarkung eingebrochen und
ver=
ſchiedene Kleidungsſtücke, ein Doppelfernglas uſw. im
Geſamt=
werete von etwa 100 RM. entwendet. Ebenſo wurde in einem
Sägewerk in der Bauſtraße ein Einbruch verübt und ein Fahrrad
(Marke „Gerecke”) geſtohlen.
Mainz am 13. Tage nach der Ruhrbeſetzung.
Die Anklage gegen Wirkſchaftsführer der Ruhr wegen „Gehorſamsverweigerung” und die Ankwort der
Mainzer Bevölkerung auf die Gerichksverhandlung unker Milikärſchuß. — Ein denkwärdiger Tag.
„Auffkand in Mainz.”
Am die Sicherheit der Beſakungsarmee.
Dies geſchah am 24. Januar 1923, dreizehn Tage, nachdem
Franzoſen und Belgier mit 60 000 Mann das Ruhrgebiet beſetzt
hatten. An dieſem 24. Januax fühlten die Mainzer die
fran=
zöſiſche Beſatzung, die nun fünf Jahre drückend über der Stadt lag,
nicht mehr. Einen Nachmittag dehnten ſie die Bruſt wie in den
Tagen der Freiheit. Ein paar Stunden nur herrſchte der ſüße
Traum — aber es waren Stunden innerer Befreiung von all
dem Schweren, das die Bevölkerung ſeit 1918 durchgemacht hatte.
Welch köſtliches Gefühl, für einen kurzen Nachmittag keinen der
Poilus auf der Straße zu ſehen und die verbotenen, aber gerade
darum um ſo mehr geliebten Vaterlandslieder auf offener Straße
ſingen zu dürfen. Wer dieſen 24. Januar in Mainz miterlebt
hat, wird ihn nicht vergeſſen.
Die äußere Veranlaſſung zu dem, was der franzöſiſche General
Mordacg in ſeinen Erinnerungen einen „wahren Aufruhr”
nannte, war die Juſtizkomödie, die an dieſem Tage vor dem
fran=
zöſiſchen Kriegsgericht in Mainz geſpielt wurde. Sechs deutſche
Wirtſchaftsführer mit Namen von Rang und Klang in der
deut=
ſchen Kohleninduſtrie ſaßen auf der Anklagebank. Wie
Schwer=
verbrecher, begleitet von franzöſiſchen Gendarmen, waren ſie
von Eſſen nach Mainz gebracht worden, um hier wegen.
Gehor=
ſamsverweigerung” gegen den ihnen von den fremden
Eindring=
lingen erteilten Befehl, „unverzüglich zur Ausführung der
Wie=
dergutmachungslieferungen in Kohlen und Koks an die allijerten
Länder zu ſchreiten”, verurteilt zu werden. Trotzdem die
Fran=
zoſen die Vorſichtsmaßregel gebraucht hatten, die Verhafteten auf
dem Güterbahnhof in Mainz ausſteigen zu laſſen, ging es ſchon
am Tage ihrer Ankunft wie ein Lauffeuer durch die Stadt: Fritz
Thyſſen und die mit ihm verhafteten fünf Zechendirektoren ſind
auf einem Laſtauto ins Landgerichtsgefängnis eingeliefert
wor=
den. Nervös betrachteten die Franzoſen die ſich überall auf den
Straßen bildenden Gruppen, zwiſchen denen die Ereigniſſe an der
Ruhr heftig beſprochen wurden.
Im Zentralhotel am Bahnhof in Mainz hatten die
Verteidi=
ger der beklagten ſechs Herren, an der Spitze Prof. Dr. Grimm,
ihr Büro errichtet. Freiwillige Hilfskräfte ſtanden in genügender
Anzahl zur Verfügung, um die gewaltige Arbeit, die in aller Eile
geleiſtet werden mußte, zu bewältigen. Hier raſſelten Dutzende
von Schreibmaſchinen, baute ſich eine in aller Eile aus allen
mög=
lichen Bibliotheken zuſammengeſuchte Sammlung juriſtiſcher
Werke auf, hierher kamen in ununterbrochener Folge die
Vertre=
ter in= und ausländiſcher Zeitungen, die gerne erfahren wollten,
was denn nun eigentlich am kommenden Mittwoch vor dem
fran=
zöſiſchen Kriegsgericht geſpielt werde. Denn das große
Rätſel=
raten war: Werden die Franzoſen es wirklich wagen, ſechs deutſche
Männer allein deshalb zu hohen Gefängnisſtrafen zu verurteilen,
weil dieſe erklärt hatten, ſie würden nur den Anordnungen der
deutſchen Regierung folgen? Man tappte im Dunkeln, und auch
der franzöſiſche Rechtsanwalt, der dauernd am Kriegsgericht tätig
war, wußte noch keinen Beſcheid. Aber es war doch ſchon
durch=
geſickert, daß man nach einem Ausweg ſuche. Die Stimmung in
Mainz gefiel den Franzoſen keineswegs. Und noch weniger gefiel
es ihnen, daß die Arbeiterſchaft ſich einmütig an die Seite der
verhafteten Großinduſtriellen ſtellte. Immer wieder bildeten ſich
vor dem Zentralhotel Anſammlungen. Die Franzoſen, die bisher
im Hotel gewohnt hatten, waren alsbald ſtill verſchwunden. Die
Luft wurde ihnen dort zu dick!. Die Verhafteten aber ſaßen
unter=
deſſen ſicher hinter Schloß und Riegel.
Es kam der Mittwoch, der 24. Januar. Gewaltiger Anſturm
von Zuhörern. Aufziehen des ganzen militäriſchen Apparates im
Schwurgerichtsſaale des Mainzer Juſtizpalaſtes. Die
Angeklag=
ten werden vorgeführt. Der hohe Gerichtshof erſcheint: ein
Gen=
darmerieoberſt als Vorſitzender, drei Offiziere verſchiedener Grade
und ein Feldwebel als Beiſitzer. Dieſe Leute ſollen in einem
Ver=
fahren urteilen, in dem die knifflichſten völkerrechtlichen Fragen
zur Sprache kommen werden! Man ſieht es den Geſichtern der
Richter an, daß ſie ſich bewußt ſind, in einem Drama mitzuwirken,
das von der ganzen ziviliſierten Welt mitbeobachtet wird. Sie
machen ſich aber wohl keine großen Gedanken über die
Schwierig=
keit ihrer Aufgabe: das Urteil liegt ja doch ſchon fertig vor. Es
ſickert durch, daß die Franzoſen einen Ausweg gefunden haben, um
einigermaßen mit Anſtand aus der ihnen allgemach unangenehmen
Sache herauszukommen. Der Staatsanwalt hält wohl die
An=
klage auf Gehorſamsverweigerung aufrecht. Aber er ſtellt die
Hilfsfrage, ob es ſich bei dem Vergehen der Beklagten nicht um
ein ſolches gegen ein altes franzöſiſches Geſetz handele, das z. B.
die Verweigerung von Requiſitionsleiſtungen in Manövern unter
Strafe ſtellt. Man hatte den Dreh gefunden, der Gefängnis
aus=
ſchloß und Geldſtrafen zuließ. Und ſolche wurden denn auch (von
1620 bis 224 066 Franken) verhängt.
Schon während der Verhandlung, die ſich bis zum Abend hin=
zog und namentlich während der Rede des franzöſiſchen
Staats=
anwalts am Nachmittag drang durch die hohen Fenſter des Saales
ein immer ſtärker werdendes Summen vom Schloßplatz herauf.
Man warf gelegentlich einen Blick hinaus: der weite Platz war
angefüllt mit einer Kopf an Kopf ſtehenden Menge, die unbeirrt
im Regen aushielt. Im Hintergrund dieſes imponierenden
Bil=
des ſah man auf dem kleineren Plätzchen vor dem ehemals
groß=
herzoglichen Schloſſe die dort immer untergebrachte franzöſiſche
Wache nervös ſich herumtreiben. Plötzlich, wie auf ein Zeichen,
erhob die Menge ihre Stimme zu vaterländiſchen Liedern —
un=
ſichtbare Hände öffnen die Fenſter des Schwurgerichtsſaales. Und
in das Klirren der Bajonette und in die aufreizenden Worte des
Staatsanwalts klingt hinein das Lied der Deutſchen oder O
Deutſchland hoch in Ehren” und die „Wacht am Rhein‟! Die
Franzoſen ſehen ſich verdutzt an. Nervös greift mancher nach dem
Revolver. Man hört gar nicht mehr auf den Vorſitzenden, als er
mit mühſam beherrſchter Stimme das Urteil verlieſt. Erleichtert
atmet mancher Franzoſe auf. Wenigſtens nur Geldſtrafen und
kein Gefängnis. Was war von der Menge da unten zu erwarten,
die erklärt hatte, ſie wurde die Angeklagten gewaltſam aus dem
Gefängnis befreien. So alſo ſahen dieſe Mainzer aus, die einſt
vor 150 Jahren die einrückenden Revolutionstruppen als
Be=
freier begrüßt hatten und mit der Jakobinermütze auf dem Kopfe
um den Freiheitsbaum getanzt waren. Da war ein anderes
Ge=
ſchlecht groß geworden, das herausgewachſen war aus Deutſchlands
Zerſplitterung und Ohnmacht in die Größe der deutſchen
Volks=
gemeinſchaft. Vielleicht hat mancher der zuhörenden Franzoſen
in dieſer denkwürdigen Stunde als die Stimme des
Kriegs=
gerichtsvorſitzenden von dem Geſange deutſcher vaterländiſcher
Lieder übertönt wurde, den Traum, das linke Rheinufer gehöre
zu Frankreich, endgültig ausgeträumt.
Unterdeſſen waren die Straßen der Stadt freigeworden von
Franzoſen. Sie hatten ſich in die Quartiere zurückgezogen.
Ge=
waltige Menſchenmengen durchziehen jetzt die Straßen. Sie
be=
gleiten die Freigelaſſenen zu ihrem Hotel. Und immer wieder
ſchallen zum Himmel empor die Lieder die uns Deutſchen in
Stun=
den nationaler Not beſonders leicht über die Lippen gehen, weil
ſie zu dem aufrufen, was wir leicht vergeſſen, wenn es um
innen=
politiſche Auseinanderſetzungen geht: zur. Volksgemeinſchaft.
Wütend berichtet General Mordacg: „Am 24. Januar brach in
Mainz ein wahrer Aufruhr aus, der die ſchlimmſten Folgen hätte
haben können . . . Faſt während des ganzen Nachmittags waren
die Deutſchen Herren der Stadt.‟ Da, am ſpäten Abend, greift
Militär ein. Kavallerie und ſtarke Patrouillen ſäubern die
Straßen, wobei es nicht ohne Widerſtand abgeht. Mancher
Fran=
zoſe kommt ohne Käppi oder Stahlhelm wieder in der Kaſerne an.
Der Belagerungszuſtand wird über Mainz verhängt. Die deutſche
Polizei aber wird dem franzöſiſchen Stadtkommandanten
unter=
ſtellt. In den nächſten Wochen arbeitet das Kriegsgericht
fieber=
haft. Drakoniſche Strafen werden ausgeſprochen.
Am nächſten Morgen kleben die roten Plakate des
Stadtkom=
nandanten an allen Straßenecken. Mainz iſt wieder ruhig — die
„Sicherheit der Beſatzungsarmee” wieder gewährleiſtet. Aber
während man in der Stadt ſeinen Geſchäften nachging, vollzog ſich
an der Bahnſtrecke Mainz—Köln die Fortſetzung deſſen, was Mainz
am 24. Januar geſehen hatte. „Der Rhein ſteht auf”, ſchreibt
Profeſſor Grimm in ſeinen Erinnerungen an dieſen ſchönen 25.
Januar. Schnell hatte es ſich umhergeſprochen, mit welchem Zuge
die Freigelaſſenen in ihre Heimat zurückkehren würden. Ueberall
ſtanden große Menſchenmengen, die jubelnd den Zug begrüßten
— und das unter den Augen der Franzoſen, die macht= und ratlos
waren vor ſolchem Ausbruch der allgemeinen Volksbegeiſterung.
In Bingen, in Boppard. in Koblenz wurden Anſprachen gehalten.
Und mitten unter den Deutſchen, die den Koblenzer Bahnhof
füll=
ten, ſtanden — amerikaniſche Offiziere, die den einfahrenden Zug
ſalutierten. Sie gehörten nicht mehr der Beſatzung an. Am Tage
vorher hatte ſich Amerika wegen der Vorgänge im Ruhrgebiet
end=
gültig von ſeinen bisherigen Freunden im Rheinland getrennt.
In Bonn hatte die Bevölkerung die Abſperrung der Franzoſen
durchbrochen: „Als der Zug ſich langſam in Bewegung ſetzte, zog
die ganze Menge mit und gab ihm wohl noch eine halbe Stunde
das Geleit. Hilflos verloren ſtanden an einzelnen Stellen die
zer=
ſtreuten Poſten der franzöſiſchen Abſperrung” (Grimm). Und in
noch überſteigertem Maße: Köln, Düſſeldorf und ſchließlich Eſſen,
wo Schupos die letzten Trupps franzöſiſchen Militärs, in ihre
Quartiere geleiteten. „Es war” ſo ſchrieb die däniſche Dichterin
Karin Michaelis, die das alles in Eſſen miterlebte, „ja nicht nur
das, daß die Führer wieder auf freiem Fuße waren. Wer weiß,
wieviel Tage vergehen, bis ſie wieder eingeſperrt werden. Es
war eher ein Volk, das ſich ſelber den Eid ſchwur, einig und feſt zu
ſtehen bis zur letzten, bis zur allerletzten Stunde.”
Man weiß, wie dieſe allerletzte Stunde ausſah. Aber gerade
darum dürfen wir mit Freude und in nationalem Stolz auch der
erhebenden Augenblicke gedenken, die am Anfang des furchtbaren
Jahres 1932 ſtanden, weil ſie erfüllt waren von Hingabe und
Be=
geiſterung für den gewaltigen Kampf, der ſich in den folgenden
Monaten entſchied.
Alexander Burger.
Der Alfrhein zugefroren.
Der Altrhein iſt bei Ecfelden, Ginsheim, Heidenheim,
Bu=
denheim und Frei=Weinheim auf einer mehrere Kilometer langen
Strecke zugefroren und bildet eine ſpiegelglatte Eisrläche, die
am Sonntag von Tauſenden Schlittſchuhläufern, beſonders aus
Mainz, Wiesbaden, Frankfurt und Darmſtadt aufgeſucht wurde.
Die Eisflächen ſind tragfähig.
. Dieburg, 23. Jan. Zu einem
Wohltätigkeitskon=
zert zugunſten der hieſigen Winterhilfe vereinigten ſich
die Muſikkapelle der Schutzpolizei Darmſtadt und der Vereinschor
des Geſangvereins „Sängerluſt” zu Dieburg. Die Darmſtädter
Kapelle unter der temperamentvollen Leitung ihres aus Dieburg
ſtammenden Dirigenten Herrn Joſ. Wohlfarth. brachte ſeit
ewig langer Zeit wieder einmal ein ſchneidiges
Inſtrumentalkon=
zert hierher und fand dankbare Aufnahme. Der Vereinschor der
„Sängerluſt” unter der zielſicheren Stabführung des
Ehrenchor=
meiſters Adam Simmermacher=Darmſtadt zeigte ſeine oft
bewährten Vorzüge beſter Schulung und Diſziplin. Alle
Darbie=
tungen der beiden Gruppen fanden reichen, verdienten Beifall.
Ek. Meſſel, 23. Jan. Theaterabend des
Geſangver=
eins „Sängerbund=Eintracht” Unter der bewährten
Leitung ſeines Dirigenten Frank=Urberach hielt der Verein im
Saale der Gaſtwirtſchaft Heinrich Laumann 2. ſeinen
Theater=
abend ab. Nach Vortrag einiger Chöre und Couplets gelangte
die von Gg. Löffler=Roßdorf verfaßte dramatiſche Handlung aus
dem Odenwälder Volksleben: „Erntekranz” zur Aufführung. Dieſe
hinterließ nachhaltigen Eindruck, und reicher Beifall lohnte die
Spieler für ihre guten Leiſtungen.
r. Babenhauſen, 23. Jan. Der Evangel. Bund
veran=
ſtaltete in der Kirche einen Gemeindeabend unter dem
Motto. Evangeliſcher Glaube im Lichte der Kunſt‟. Es wurden
Scherenſchnitte über die Geſchichte vom Weihnachtsſtern, verfaßt
von Prof. D. Rud. Koch, im Lichtbild gezeigt. Die Bilder waren
von evangeliſcher Kirchenmuſik umrahmt, und zwar kamen alle
großen Meiſter chriſtlicher Tonkunſt auf gut ausgewählten
Schall=
platten zu Gehör. — Letzte Woche wurde in einer Jagdhütte im
Babenhäuſer=Schaafheimer Wald ein Einbruchsdiebſtahl
verübt. Die Diebe ſtahlen Bettwerk und allerlei Gegenſtände
Cg. Reinheim, 23. Jan. Wanderer=Ehrungsfeſt des
Odenwaldklubs. Das unter Führung des Bürgermeiſters
Dr. Goebel gegründete Klub= und Stadtorcheſter leitete den Abend
ein. Nach kurzer Begrüßungsanſprache des Vorſitzenden Apotheker
Scriba für Gäſte, Freunde, ſowie den Vertreter des
Haupt=
ausſchuſſes Herrn Dr. Götz und einem gemeinſam geſungenen
Liede folgte die Aufführung der Poſſe in Darmſtädter Mundart:
„Die Maibowle”, die, flott geſpielt, größte Heiterkeit auslöſte. Die
Wanderer=Ehrung wurde durch Herrn Dr. Götz vorgenommen,
und konnten 42 Wanderer mit dem „Goldenen” geſchmückt werden.
In kurzen Worten dankte dann noch der Klubvorſitzende allen
denen, die ſichtbar und unſichtbar an dem Gelingen der
Veran=
ſtaltung mitgewirkt haben, beſonders dem trefflichen Orcheſter, das
unermüdlich wirkend, ſich in den Dienſt der Sache geſtellt hatte.
Der Katerbummel führte nach Lichtenberg und hatte faſt hundert
Teilnehmer zu verzeichnen. Der Vorſitzende der Ortsgruppe
Lich=
tenberg. Bürgermeiſter Schellhaas, begrüßte die Reinheimer,
deren Vorſitzender Scriba dankte, gleichzeitig dem
Ehrenmit=
glied der Reinheimer Ortsgruppe Herrn Prof. Lippmann noch
zum wenige Tage verfloſſenen 75. Geburtstage Glück wünſchend.
Dh. Frohnhofen bei Reichelsheim i. Odw., 23. Jan. Hier
er=
eignete ſich ein ſehr bedauernswerter Unglücksfall. Als der junge
Knecht der Witwe Schäfer von hier Häckſel ſchneiden wollte, kam
er dem Meſſer zu nahe und ſchnitt ſich den Daumen und
2 Finger an der rechten Hand ab. Dr. Fiſcher aus
Rei=
chelsheim leiſtete die erſte Hilfe.
t. Gernsheim, 23. Jan. Generalverſammlung des
Turnvereins. Nach der Begrüßung durch den 1. Vorſitzenden
ging man zur Tagesordnung über. Nach den Berichten zu urteilen,
wird innerhalb des Vereins erſprießliche Arbeit geleiſtet. Auch
in den Kaſſenverhältniſſen war es möglich, trotz der ſchlechten
Zeit, gut abzuſchließen. Bei der Vorſtandswahl legte aus
beruf=
lichen Gründen der ſeitherige 1 Vorſitzende, Herr Dr. Kriechbaum.
ſein Amt nieder. An ſeiner Stelle wurde Herr Lehrer Hotz
ge=
wählt. Die übrigen Vorſtandsmitglieder blieben in ihrem Amte.
Unter Punkt „Verſchiedenes” wurden einige interne
Vereinsan=
gelegenheiten erledigt. — Oberlandwirtſchaftsrat Dr. Lung vom
Landwirtſchaftsamt Groß=Gerau hielt einen Vortrag über
Brau=
gerſte= und Weizenbau. Mit größtem Intereſſe verfolgten die
Zuhörer dieſe intereſſanten Ausführungen. Lebhaft begrüßt wurde
auch die Nachricht, daß in hieſiger Gemarkung Verſuchsfelder für
Weizen und Gerſte angelegt werden ſollen.
— Gernsheim, 23. Januar. Waſſerſtand des Rheins
(Pegel) am 22. d. M.: —1,32 Meter, am 23. d. M.: —1.45 Meter,
jeweils morgens 5.30 Uhr.
Aus Mainz und Rheinheſſen.
Be. Mainz, 23. Januar. Gegen die Entlaſſung von
ſtädtiſchen Arbeitern. Die Zentrumsfraktion des
Main=
zer Stadtrats hat einen Antrag eingebracht, der ſich gegen die von
der Bürgermeiſterei geplante Entlaſſung von ſtädtiſchen Arbeitern
wendet. Die in einzelnen ſtädtiſchen Betrieben frei werdenden
Arbeiter ſollen bei dem in Vorbereitung befindlichen
Arbeitsbe=
ſchaffungsprogramm verwendet werden. — Profeſſor Karl
Weißer geſtorben. Im Alter von 62 Jahren iſt nach kurzem
Leiden der Studienrat an der Oberrealſchule Profeſſor K. Weißer
geſtorben. Ueber 32 Jahre hat der Verſtorbene, der einer
Main=
zer Familie entſtammt, nicht nur als tüchtiger Philologe ſondern
auch als ausgezeichneter tief empfindender Muſiker ſchlicht und
treu im Dienſte der Schule geſtanden. — 100 000 Mk.
Reichs=
zuſchuß für den Mainzer Wohnungs=Umbau. Aus
dem Reichszuſchuß von 50 Millionen Mark für Hausreparaturen
und Wohnungsteilungen wird ein Betrag von 12 Millionen Mk.
auf den Freiſtaat Heſſen entfallen. Die Stadt Mainz wird davon
100 000 Mark bekommen.
Oberheſſen.
h. Gießen. 23. Jan. Der 2. Familientag der
Fami=
lie Juſtus von Liebig. Die Geſellſchaft Liebig=Muſeum
Gießen, die unter Leitung von Geheimrat Prof. Dr. Sommer ſteht,
wird mit der diesjährigen Jahreshauptverſammlung einige ſehr
intereſſante Vorträge über das Leben und Wirken Juſtus v.
Lie=
bigs und ſeiner Familie verbinden. Redner ſind
Univerſitäts=
profeſſor Dr. Mombert, Geheimrat Sommer und Amtsgerichtsrat
Jöckel=Gießen. Mit der Hauptverſammlung iſt der 2. Familientag
der Familie Juſtus von Liebig und eine Beſichtigung der im
vori=
gen Jahre erworbenen großen Sammlung von Liebig=
Erinnerun=
gen, die im hieſigen Liebig=Muſeum eingerichtet iſt, verbunden.
Seite 8 — Nr. 24
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Dienstag, 24. Januar 1933
Flugzeugabwehr=-Manöver der engliſchen Mitkelmeerflokke.
Rieſiges Flugzeug=Abwehrgeſchütz an Bord eines Schlachtkreuzers.
Die engliſche Mittelmeerflotte veranſtaltet zur Zeit ein Spezial=Manöver, um ſich in der Abwehr
feindlicher Flugzeug=Angriffe zu üben. Als „Viſier=Objekt” dienen die eigenen Marine=
Flug=
zeuge, die in großen Geſchwadern die Schiffseinheiten begleiten.
Krieg im Bambus=Dickichk.
Japaniſche Infanterie bezieht bei den Kämpfen um Shanhaikwan im Schutz eines Bambus=
Dickichts Stellung.
Die Deckung im Bambuswald iſt ein Kampfmittel das ſchon in den chineſiſchen Kriegsberichten
aus uralter Zeit beſchrieben wird. Wie man ſieht, kann auch ein ſo modern ausgerüſtetes Heer
wie das der Japaner auf ein ſolches primitives Mittel nicht verzichten.
Reich und Ausland.
18. Deutſches Bundeskegeln
in Frankfurk a. M.
Frankfurt a. M. Der geſchäftsführende
Vorſtand des Deutſchen Keglerbundes trat hier
zu einer gemeinſamen Sitzung mit dem Sport=
und Feſtausſchuß für das im Juli ſtattfindende
18. Deutſche Bundeskegeln zuſammen. Er nahm
die Berichte der einzelnen Ausſchüſſe über den
Stand der Vorbereitungen entgegen und
ge=
nehmigte den vorgelegten Voranſchlag. In der
Verſammlung kam das ſtarke Intereſſe zum
Aus=
druck, das für das Frankfurter Bundeskegeln
vorhanden iſt. Weiter wurde die „
Bundesfeſt=
ordnung” verabſchiedet. Auf Grund der
Erfah=
rungen in den einzelnen Gauen kann mit einem
hervorragenden Verlauf des Feſtes gerechnet
werden.
Im Schneeffurm erfroren.
Hirſchberg. Am Samstag und Sonntag
herrſchte über dem ganzen Rieſengebirgskamm
ſchwerer Schneſturm. Im Durchſchnitt ſind 30
Zentimeter Neuſchnee gefallen. In den höchſten
Lagen des Gebirges ſank das Thermometer bis
auf 23 Grad unter Null. — Bei dem Aufſtieg
von Hohenelbe, nach den Schlüſſelbauden
ver=
irrten ſich zwei junge Leute und blieben
er=
ſchöpft im Schneeſturm liegen. Während der
eine ſich wieder aufraffen konnte und mit
er=
frorenen Gliedern die Bauden erreichte, konnte
der andere ſpäter nur noch als Leiche geborgen
werden. Der Verletzte und ein Arzt, dem
eben=
falls in der ſcharfen Kälte die Finger
abge=
froren waren, mußten ins Krankenhaus
Hohen=
elbe eingeliefert werden.
Die Eislage im Hamburger Hafen
und auf der Elbe.
Hamburg. Die Eisbildung im Hamburger
Hafen bereitet der kleinen Schiffahrt bereits
be=
trächtliche Schwierigkeiten. Sechs ſtaatliche
Eis=
brecher ſind während des ganzen Tages damit
beſchäftigt, das neugebildete Eis aufzubrechen
und die zuſammengetriebenen Eismaſſen in
Be=
wegung zu halten. — Auf der Unterelbe iſt der
kleine Verkehr ſtark beeinträchtigt. Größere
Schwierigkeiten haben ſich hier jedoch noch nicht
ergeben. Wie berichtet, iſt die Oberelbe bei
Geeſthacht zugefroren, ſo daß man zu Fuß von
einem Ufer zum anderen gelangen kann.
Die Leikenin des
„Hauſes der deutſchen Frau”.
Frau Dr. Elſe Wex,
die ſeit langem eine führende Rolle in der
deut=
ſchen Frauenbewegung ſpielt, wurde zur
Präſi=
dentin der neugegründeten Genoſſenſchaft „Haus
der Frau” gewählt. Dieſe Genoſſenſchaft, die
ihren Sitz in Berlin haben wird, ſoll ein
Zen=
trum für die zahlreichen deutſchen
Frauenorgani=
ſationen bilden, denen bis jetzt eine gemeinſame
Führung und Vertretung fehlte
Zweifache Ehrung.
für den Hamburger
Tropenkrankheits=
forſcher Profeſſor Zülleborn.
Prof. Dr. Friedrich G. H. Fülleborn,
Direktor des Inſtituts für Schiffs= und
Tropen=
krankheiten in Hamburg, iſt zum Ehrenmitglied
der Londoner Mediziniſchen Geſellſchaft für
tropiſche Medizin ernannt worden.
Die Gebrüder Rokker verſchwunden.
Jetzt iſt es alſo Tatſache geworden, daß auch
Fritz Rotter ſein wechſelreiches Leben in Berlin
aufgegeben hat und zu ſeinem bereits im
Aus=
land befindlichen Bruder Alfred geflüchtet iſt.
Er hat es bekanntlich in den letzten Tagen
mei=
ſterhaft verſtanden, überall dem
Gerichtsvoll=
zieher auszuweichen, der ihn zu der Leiſtung des
Offenbarungseides heranholen wollte. Kurz vor
ſeiner etwas plötzlichen Abreiſe hat es Rotter
aber nicht unterlaſſen können, einmal eine
Er=
klärung abzugeben und zum anderen auf die
beiden Bühnen, das Metropol=Theater und das
Theater des Weſtens, zu verzichten. In ſeinem
Abſchieds=„Communiqus” bringt er zum
Aus=
druck, daß er die anderen Theater behalten wolle,
mit deren Hilfe er ſich langſam zu ſanieren
hoffe. Eine etwas ſehr optimiſtiſche
Angelegen=
heit, die ſicherlich nicht ernſt gemeint iſt, denn
es dürfte wohl kein Zweifel darüber beſtehen,
daß die beiden Theaterbrüder ſolange in der
Schweiz bleiben werden, bis ihre
Vertrauens=
leute in Berlin alles bereinigt haben.
Wie die Polizeidirektion des Kantons
Lu=
zern beſtätigt, haben ſich die flüchtigen Berliner
Theaterdirektoren Gebrüder Rotter vom 18. bis
19. Januar in Luzern im Hotel „National”
aufgehalten. Von hier aus wollten ſie ſich nach
Zürich begeben, ſie konnten dort aber nicht
aus=
findig gemacht werden. Auch die an anderen
Or=
ten der Schweiz nach ihnen vorgenommenen
Nachforſchungen blieben ergebnislos. Nachdem
nun von den deutſchen Behörden ein Steckbrief
hinter den Gebrüdern Rotter erlaſſen wurde,
werden auch in der Schweiz die Nachforſchungen
verſchärft.
Einer der Brüder Rotter und ſeine Frau
werden auch von der Polizeidirektion des
Kan=
tons Graubünden verfolgt, weil ſie einige Tage
in St. Moritz in einem vornehmen Sporthotel
wohnten, dort eine große Rechnung machten und
dann ohne Bezahlung verſchwanden.
Der Geldbriefträgermord in Köln
vor der Aufklärung.
Köln a. Rh. Unter dem Verdacht der
Bei=
hilfe an dem grauenhaften Mord an den
Geld=
briefträger Korte am Rudolfsplatz im November
v. I. wurde der kaufmänniſche Angeſtellte Hans
Bruſt, der Neffe des ermordeten
Geldbriefträ=
gers, von der Kriminalpolizei vorläufig
feit=
genommen und dem Richter vorgeführt. Bruſt
beſtreitet bisher, von der Tat vorher irgendetwas
gewußt zu haben."
Haupkkandidak für die Neubeſetzung
des Inkendankenpoſtens im Berliner
Skaatsſchauſpielhans.
Jürgen Fehling,
der ſich durch ſeine Inſzenierungen einen
be=
deutenden künſtleriſchen Namen geſchaffen hat,
wird jetzt als ausſichtsreicher Anwärter für den
Intendantenpoſten des Berliner
Staatsſchau=
ſpielhauſes genannt.
Rieſige Seidenſchmuggeläffäre.
Wien. Die Wiener Zollbehörden ſind einem
ausgedehnten Seidenſchmuggel, der ſich zwiſchen
Paris, Wien und Bukareſt abwickelte, auf die
Spur gekommen. Der Schmuggel war auf ganz
raffinierte Weiſe organiſiert und konnte daher
lange Zeit durchgeführt werden. Die Behälter,
in denen die Seide geſchmuggelt wurde, befanden
ſich in den Toiletten der rumäniſchen
Schnell=
zugswagen, die zwiſchen Paris und Bukareſt
verkehren, und waren mit überaus kunſtvollen
Verſchlüſſen verſehen. Bereits im November
waren die Zollbeamten auf den Schmuggel
auf=
merkſam geworden und hatten die Schnellzüge
beobachtet. Es fielen ihnen damals 130
Kilo=
gramm franzöſiſche Seide in die Hände. Als vor
kurzem öſterreichiſche Zollbeamte wiederum einen
der geheimen Behälter öffneten, fiel ihnen eine
mit Schwefelſäure gefüllte Flaſche entgegen. Nur
durch einen raſchen Sprung aus der Toilette
konnte ſich der Mann vor der gefährlichen,
ätzen=
den Flüſſigkeit retten. Dieſe „Bombe” war
an=
ſcheinend von der Schmuggelbande gelegt
wor=
den, um einer zweiten Schmuggelbande, die die
Verſtecke regelmäßig ausplünderte, auf die Spur
zu kommen.
Im Zuſammenhang mit der Schmuggelaffäre
wurden bereits in Oeſterreich eine Anzahl
Per=
ſonen, zumeiſt rumäniſcher Staatsangehörigkeit,
verhaftet. Der Führer der Bande ſcheint ein
gewiſſer Samuel Berkovic zu ſein, der aus
Bu=
kareſt ſtammt. Auch zahlreiche Mitglieder der
gegneriſchen Bande konnten verhaftet werden,
die ebenfalls vorwiegend Rumänen ſind. Man
nimmt an, daß die beiden Banden im Lauſe der
letzten Jahre mehrere tauſend Kilogramm Seide
von Paris über Wien und Budapeſt nach
Ru=
mänien geſchmuggelt haben. Der Verluſt, der der
öſterreichiſchen Zollbehörde dadurch entſtanden iſt,
läßt ſich kaum abſchätzen.
Das Kaffeehausgewerbe beim
Reichsfinanz=
miniſter.
Der Herr Reichsfinanzminiſter Graf Schwerin
von Kroſigk empfing eine Abordnung des
Kaf=
feehausgewerbes und ließ ſich über die
ver=
heerende Auswirkung der
Gemeindegetränke=
ſteuer eingehend Bericht erſtatten. Das
Kaffee=
hausgewerbe führte dem Miniſter vor Augen,
daß eine Beſeitigung der Getränkeſteuer wegen
des unſozialen und ungerechten Charakters eine
dringende Sofortmaßnahme iſt. Für die
ſach=
lichen Darlegungen, die Herr Verbandsdirektor
Geiſthardt vortrug, hatte der Herr Miniſter
großes Verſtändnis.
Der 72-Meker=Sprung holländiſcher
Schwimmer.
Ein Todesopfer. — Die Polizei ſchreitet ein.
Rotterdam. Ein junger Mann, der geſtern
nachmittag von der 72 Meter hohen Spitze des
Turmes einer Eiſenbahnbrücke in das Waſſer
des Königinhafens ſprang, um die vor einer
Woche glücklich vollbrachte gleichartige Leiſtung
eines anderen jungen Mannes zu überbieren,
büßte ſeine Tollkühnheit mit dem Tode. Nachdem
er abgeſprungen war, verlor er das
Gleichge=
wicht, der Körper überſchlug ſich mehrere Male
und prallte dann mit voller Gewalt auf das
Waſſer auf und verſchwand vor den Augen der
entſetzten Zuſchauermenge im Waſſer, ohne
wie=
der aufzutauchen. Erſt nach geraumer Zeit konnte
der Leichnam des Verunglückten, der unter
an=
derem einen Schädelbruch aufwies, geborgen
werden.
Trotz des tragiſchen Ausganges dieſes
Aben=
teuers verſuchte geſtern ein anderer junger Mann
den Sprung auszuführen, um eine Wette zu
ge=
winnen. Er wurde von der Polizei aber an
ſeinem Vorhaben gehindert und vom Turm
her=
abgeholt.
Scharfe Kälke in Frankreich.
Zahlreiche Todesopfer.
Paris. In ganz Frankreich herrſcht eine
ungewöhnliche Kälte, die zahlreiche Todesopfer
gefordert hat, darunter allein drei in der
Um=
gebung von Breſt. — Die niedrigſte Temperatur
wurde in den franzöſiſchen Voralpen im
Depar=
tement Ain mit minus 21 Grad verzeichnet.
Bulgariſche Hafenftadt in Flammen.
* Die Stadt Meſembriua, die etwa 4000
Ein=
wohner hat, ſteht in hellen Flammen. Die
Be=
wohner mußten ihre Häuſer verlaſſen, man
be=
fürchtet, daß die ganze Stadt in Aſche gelegt
wird. Die Wehren ſind dem raſenden Element
gegenüber machtlos. Die Entſtehungsurſache des
Brandes iſt noch unbekannt. Menſchenleben ſind
bis jetzt keine zu beklagen.
Das Serum gegen Lungenenkzündung.
Waſhington. Wie mitgeteilt wird, hat
Dr. Zeigler ein Serum gegen die
Lungenentzün=
dung gefunden, das er „Pneumocholin”, nennt
Die Verſuche mit dem Serum ſollen erfolgreich
verlaufen ſein.
Fünfzig Jahre
Chriſtlicher Verein junger Männer.
Hofrat Eismann,
der jetzige Vorſitzende der deutſchen Sektion des
chriſtlichen Vereins junger Männer, jenet
gro=
ßen Organiſation für evangeliſche Jugendpflege.
Der Verein, der heute in faſt allen Ländern
vertreten iſt und allein in ſeiner deutſchen
Heimat 1½ Millionen Mitglieder zählt, begeht
vom 22. bis 27. Januar die Feier ſeines
50jährigen Beſtehens.
Dienstag, 24. Jauuar 1933
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 24 — Seite 9
Berliner Funk=Skandal.
Staatsanwalk unkerſucht ſchwere Anſchuldigungen gegen den Funkdirekkor Knöpfke.
Eine noch ungeklärte Beſtechungsaffäre.
Nun iſt im Berliner Bühnenleben endlich wieder etwas Ruhe
eingetreten, nachdem Herr Fritz Rotter ſich aus dem Staube
ge=
macht hat und der Geheimrat Duisberg für ſeinen Sohn Achaz=
Duisberg die Gelder zum Betrieb des Deutſchen Theaters unter
der Bedingung zur Verfügung ſtellte, daß Max Reinhardt als
dritter Teilhaber und künſtleriſcher Leiter dieſem Unternehmen
beitritt, da kommt ſchon eine neue Kunde von einem Skandal, der
diesmal im Bereich des Funkes liegen ſoll. Nach der amtlichen
Mitteilung hat die Staatsanwaltſchaft am Landgericht 1 gegen
den Direktor der Berliner Funkſtunde A.=G., Profeſſor Georg
Friedrich Knöpfke, ein Ermittelungsverfahren eingeleitet. Der
Funkdirektor, der in ſeiner Wohnung krank darniederliegt, wird
beſchuldigt, in den Jahren 1927/32 von der Verlagsdruckerei J. S.
Preuß in Berlin Schmiergelder in Höhe von 500 000 Mark
erhal=
ten zu haben. Als Gegenleiſtung ſoll die Druckerei Preuß von der
Funkdienſt G. m. b. H., zu deren Vorſtandsmitgliedern Knöpfke
gehört, und die die Zeitſchrift „Die Funkſtunde” herausgibt, Druck=
und Papierlieferungsaufträge erhalten haben.
Vor einiger Zeit erſt wurden in Berlin der Direktor
Jenne=
wein, der ſich als Verkaufsdirektor der Druckerei Preuß
auszu=
geben pflegte, und der Angeſtellte der J. G. Farben, Abteilung
Agfa, Dünnemann, verhaftet. Jennewein wurde zur Laſt gelegt,
Agfa=Angeſtellte, die an der Vergebung von Druckaufträgen
betei=
ligt waren, fortgeſetzt beſtochen zu haben. Der Fall erregte damals
größtes Aufſehen, da die Höhe der Beſtechungsgelder von
Jenne=
wein ſelbſt mit einer halben Million beziffert wurden. Die
Druk=
kerei gab allerdings eine Erklärung ab, daß ſie ſelbſt nichts von
dieſen Vorgängen gewußt hätte, daß vielmehr Herr Jennewein
auf eigene Fauſt gehandelt habe. Aber die Staatsanwaltſchaft ſah
ſich veranlaßt, die Bücher der Firma ſicherzuſtellen und durch
Bücherſachverſtändige prüfen zu laſſen. Dabei ſtellte ſich heraus,
daß ganz außerordentliche Zahlungen an den Direktor der
Ber=
liner „Funkſtunde‟, Knöpfke, bis in die letzte Zeit hinein geleiſtet
worden waren. Da die Druckerei Preuß bekanntlich die Druckerei
der Zeitſchrift „Die Funkſtunde”, des offiziellen Organs der
Ber=
liner Sendegeſellſchaft iſt, glaubte man an durchaus legale
ge=
ſchäftliche Transaktionen, die vielleicht Ratenzahlungen darſtellen
konnten, die Direktor Knöpfke, der Gründer der Zeitſchrift „Die
Funkſtunde”, aus dem Verkauf des Organs an die G. m. b. H. zu
erhalten hatte. Der Polizei konnte Profeſſor Knöpfke keine
ge=
nauen Auskünfte über die Zahlungen geben, ſo daß die
Staats=
anwaltſchaft eine Durchſuchung der Wohnung des Funkdirektors
vornehmen ließ, bei der geſchäftliche Belege beſchlagnahmt wurden.
Daraufhin iſt gegen Knöpfke das Verfahren wegen Vergehens
gegen den § 12 des Geſetzes gegen den unlauteren Wettbewerb
eingeleitet worden, ebenſo gegen die Druckerei der „Funkſtunde‟
die Firma Preuß, deren Angabe, an der Agfa=Schmiergelder=
Affäre nicht beteiligt geweſen zu ſein, erneut ſtarkem Zweifel
ausgeſetzt iſt.
Es iſt klar, daß die Tatſache, daß die Staatsanwaltſchaft gegen
Profeſſor Knöpfke ein Ermittelungsverfahren eingeleitet hat, nicht
ohne weiteres als eine begründete Beſchuldigung betrachtet
wer=
den darf. Man wird erſt nach Sichtung des umfangreichen
Mate=
rials, das teils bei der Druckerei Preuß, teils in der
Privatwoh=
nung Dr. Knöpfkes beſchlagnahmt worden iſt, ſagen können, ob der
Verdacht einer mittelbaren Beſtechung aufrechterhalten werden
kann. Der Verdacht gründet ſich auf undurchſichtige Geſchäfte, die
Profeſſor Knöpfke vor Jahren getätigt hat. Als Direktor der
Ber=
liner Sendegeſellſchaft, die im Jahre 1923 als private A.=G.
ge=
gründet worden war, hatte er als „offizielles Organ” dieſer
Ge=
ſellſchaft eine Zeitſchrift „Die Funkſtunde” gegründet und ſelbſt
geſchaffen. Lange Zeit galt er als der alleinige Beſitzer dieſes
Ver=
lagsunternehmens, von dem er nicht nur laufend gehaltsähnliche
Einkünfte bezog, ſondern an dem er auch als Beſitzer oder
Teil=
haber finanziell intereſſiert war. Als die Sendegeſellſchaft ſpäter
zu 51 Prozent vom Reichspoſtminiſterium übernommen und damit
zu einem halbamtlichen Unternehmen wurde, ergab ſich die Frage,
ob eine weitere Beteiligung des leitenden Direktors an einem
monopoliſierten Privatunternehmen zuläſſig wäre. 1928
verdichte=
ten ſich die Angriffe gegen angebliche Phantaſieeinkünfte Dr.
Knöpfkes, und tatſächlich beſchäftigte ſich dann auch der
Verwal=
tungsrat der Reichspoſt mit dieſer Frage, die er auf die
Tages=
ordnung einer Sitzung, die im Oktober 1928 in Hamburg
ſtatt=
fand, ſetzte. Der Aufſichtsrat der Funkſtunde ſorgte dafür, daß
bin=
nen weniger Tage alle Bindungen Knöpfkes mit der Zeitſchrift
gelöſt wurden. Und hier ſetzte eine Transaktion ein, über deren
Rechtmäßigkeit Zweifel aufkommen können. Knöpfke veranlaßte
nämlich die Druckerei Preuß, ſeine Anteile zu übernehmen; da die
Druckerei im Augenblick jedoch nicht in der Lage war, den
Kauf=
preis — es ſoll ſich um eine halbe Million gehandelt haben —, in
ſo kurzer Zeit aufzubringen, lieh ihr der Funkdirektor den Betrag.
um die Anteile von ihm zu kaufen. Es handelte ſich hier alſo um
einen Kaufvertrag. Ob der Rundfunkkommiſſar Dr. Bredow von
dem Charakter dieſes Geſchäftes unterrichtet war, wird die
Unter=
ſuchung noch ergeben müſſen. Entgegen den Behauptungen, Prof.
Knöpfke ſei in keiner Weiſe mehr an der Zeitſchrift beteiligt oder
wirtſchaftlich intereſſiert, hat ſich herausgeſtellt, daß er bei dem
Scheinverkauf ſich alle Rechte und Nußnießungen an den verkauften
Anteilen geſichert hat, ſo daß er auch weiterhin Dividenden und
Gewinnbeteiligunge
mußte. Die Druckerei Preuß
Direktor Knöpfke.
hat nun nicht nur die Zeitſchrift „Die Funkſtunde” gedruckt,
ſon=
dern auch ſämtliche Druckarbeiten für die Berliner
Sendegeſell=
ſchaft ausgeführt und zum Teil auch Aufträge von der
Reichs=
rundfunkgeſellſchaft erhalten. Es iſt alſo wahrſcheinlich, daß ſich
das Ermittelungsverfahren, das klären ſoll, ob Profeſſor Knöpfke
Beſtechungsgelder angenommen hat, auf dieſe Beziehungen des
Funkdirektors zur Druckerei Preuß bezieht. Denn es könnte
ange=
nommen werden, daß Knöpfke als Direktor der Sendegeſellſchaft
die Druckaufträge der Druckerei zugeſchoben hat, an der er
minde=
ſtens mittelbar beteiligt war. Aber alle dieſe Fragen werden erſt
im Laufe der nächſten Tage von der Staatsanwaltſchaft geklärt
werden können, damit die Oeffentlichkeit genau Beſcheid weiß, wie
es um die Dinge im Berliner Rundfunk beſtellt iſt.
„Tankſtelle 5."
(fn.) Paris. Die franzöſiſche Luftfahrtgeſellſchaft „
Com=
pagnie Genérale Tranſaharienne” verſieht den Luftdienſt nach
Dakkar und einer Reihe anderer in den franzöſiſchen Kolonien
gelegenen Orten, die auf dem Luftwege nur über die endloſe
Sahara zu erreichen ſind. Um den Flugzeugen Gelegenheit zu
geben, ſich im gegebenen Falle unterwegs mit Brennſtoff
ver=
ſehen zu können, hat ſie im Herzen der Sahara, etwa 700
Kilo=
meter öſtlich von Adrar, eine Tankſtelle errichtet, die unter der
Bezeichnung „Tankſtelle 5” in den Büchern der Geſellſchaft
ge=
führt wird. Die Steuerbehörde, die bei einer Reviſion dahinter
kam, vertritt nun den Standpunkt, daß zum An= und Abrollen
der Brennſtoffäſſer zumindeſt einige hundert Meter fahrbarer
Weg angelegt worden iſt und verlangt deshalb die Entrichtung
der geſetzlich vorgeſchriebenen Wegeſteuer.
Der Zollbeamte in Adrar hat ſich deshalb in einem ſehr
höflich gehaltenen amtlichen Schreiben an die Geſellſchaft
ge=
wandt und darauf hingewieſen, daß er es beſonders begrüßen
würde, wenn die verlangte Summe an ihn überwieſen würde.
So erfriſchend auch ein derartig höflich gehaltenes behördliches
Schreiben in der troſtloſen Wüſte unter der tropiſchen Gluthitze
wirken mag, ſo hat es die Luftfahrtgeſellſchaft doch nicht daran
gehindert, gegen die Anſprüche der Behörde zu proteſtieren und
den Beamten mit nicht zu verkennender Ironie aufzufordern,
ſich ſelbſt davon zu überzeugen, daß „Tankſtelle 5” über keine
anderen Wege verfügt als die endloſe Wüſte, aus der ſie wie eine
einſame Inſel hervorragt.
Die Steuerbehörde, die keine Unterlagen in der Hand hat,
um das Gegenteil zu beweiſen, ſteht nun vor der Entſcheidung,
entweder auf die Einnahmen aus der Tankſtelle zu verzichten,
oder eine Expedition auszurüſten, die unter großem
Koſtenauf=
wand und unſäglichen Mühen 700 Kilometer in den Wüſtenſand
vordringt, um ſich dort ſelbſt von der Richtigkeit der Angaben
zu überzeugen. In Luftfahrtkreiſen lacht man ſich in Fäuſtchen
und erwartet geſpannt die Durchführung dieſes
Schildbürger=
ſtreiches.
Neue ſchmucke Uniformen für die ungariſche
Parlamenkswache.
Links: die Dienſtuniform, rechts: die Paradeuniform
der Budapeſter Parlamentswache, der nicht nur der Schutz des
Parlamentes und der Parlamentarier anvertraut iſt, ſondern die
vor allem bei feierlichen Anläſſen ſtets eine ſo große
repräſen=
tative Rolle ſpielt.
Ait..
18.50:
19.20:
19.45:
21.15:
22.20:
22.45:
10.10:
11.30:
12.05:
15.00:
15.45:
16.00:
16.30:
17.10:
17.30:
18.00:
18.25:
19.00:
19.30:
19.35:
20.00:
21.10:
22.15:
Anſchl.
Rundfunk=Programme.
Frankfurt a. M.
Dienstag, 24. Januar
Hausfrauen=Nachmittag.
17.00: Köln: Nachmittagskonzert. Leitung: Eyſoldt.
18.25: Zwei Soldaten unterhalten ſich. Erinnerungen an den
Welt=
krieg von W. Oertel u. R. Schaumburg.
Wir von der Rampe Funkplauderei von J. Klepper.
Jodler, geſungen von Frey=Bernhardsgrütter.
Meiſter der Tonkunſt — Ihr Leben und Schaffen: Mozart.
Ausf.: Funkchor. Philh. Orcheſter Stuttgart u. Soliſten.
Genf: Internationales. Jazz=Konzert
Zeit, Nachrichten, Wetter, Sport.
Nachtmuſik der Tanzkapelle der Stuttgarter Philharmoniker.
Königswuſterhauſen.
Deutſchlandſender: Dienstag, 24. Januar
Schulfunk: 25 Minuten Muſiktheorie.
Lehrgang für praktiſche Landwirte.
Schulfunk: Franzöſiſch für Fortgeſchrittene.
Jugendſtunde: Mit der Filmkamera auf Seehundsjagd.
Juſtus Möſer: Johann konnte nicht leben.
Für die Frau.
Leipzig: Nachmittagskonzert.
Zeitdienſt.
Dur=Fantaſie op. 17 von Schumann. Am Flügel: Luiſe
Gmeiner.
Stadtrat Pflugmacher: Das moderne Handwerk und ſeine
Verpflechtung mit Landwirtſchaft, Handel und Induſtrie.
W. Apel: Anleitung zum Bachſpiel.
Geh. Med.=Rat Prof. Dr. Bonhoeffer: Seeliſche
Erkran=
kungen.
Das Gedicht.
Politiſche Zeitungsſchau.
Wien: Volkstümliches Konzert. Orcheſter J. Hokzer.
Internationales Konzert aus Genf.
Wetter=, Tages= und Sportnachrichten.
Flensburg: Spätkonzert des Städt. Orcheſters.
Haupiſchriftleitung: Rudolf Maupe
Veraniwortlich für Politit und Wiriſchaft: Rudolf Mauve; für Feuilleton, Reich und
Ausland und Heſſiſche Nachrichten: Max Stireeſe; für Sport: Karl Böhmann;
für den Handel: Dr C. H. Quetſch; für den Schlußdienſi: Andreas Bauer; für
„Die Gegenwart” Tagesſpiegel in Btld und Wort: Dr. Herbert Nette;
für den Inſeratenteil und geſchäftliche Mitteilungen: Willy Kuhle;
Druck und Verlag: L. C. Wittich — ſämtlich in Darmſtadt
Für unverlangte Manuſkripte wird Garantie der Rückſendung nicht übernommen,
Die heutige Nummer hat 12 Seiten.
A
15)
1e vom Neunerhof
Von Paul Bergenholt.
Ein Roman
aus den Bergen.
(Nachdruck re
Die Vorderſten im Keil drängen und ſtoßen rückwärts. Da
die von hinten aber entgegengeſetzt drängen, ſp entſteht ein
Tu=
mult, der nur noch größer, wilder, raſender wird!
Irgendwer muß einen Stein gegen das Auto geſchleudert
haben. Deſſen Schutzſcheibe zerklirrt. Die Glasſplitter
zerſchnei=
den dem am Steuer die Hände und das Geſicht, daß er blutet!
Der Göll macht die Waffe ſchußfertig:
„Nochmals: Straße frei! . Platz machen!“
Die Menſchen ſtehen vor den Rädern, den Kotflügeln, der
Kühlhaube. Sie wiſſen nicht mehr, was ſie tun!
Aus dem einen Steinbrocken wird das Signal zu einem
Bom=
bardement. Aber der Göll ſteht, und der am Steuer läßt das Rad
nicht aus und hat den Fuß auf dem Gaspedal.
Der Franzl liegt mehr im Wagen als er ſitzt. Ein ſcharfer
Steinwurf hat ihm die Stirn aufgeſchlagen. Ein zweiter haut
ihm ſeitlich Zähne aus dem Kiefer. Er ſtöhnt, gefeſſelt wie er iſt,
hilfslos. Sein Geſicht iſt wie eine blutrote Maſſe.
Auch den Göll treffen die Steinbrocken. Vor die Bruſt, daß
er kaum noch atmen kann; an die Schultern, die Arme.
Zu einer letzten Warnung ſtrafft er ſich; und der
Wagen=
führer hat den Befehl, Gas zu geben und mitten in den Keil
hineinzufahren. Anders geht’s nicht, wenn ſie nicht alle drei
zu=
ſchanden werden wollen. — Das Auto ruckt raſſelnd an.
Aber die Entfeſſelten ſind wie eine Meute. Die ſtellt ein
Wild und läßt’s nicht aus, bis es zur Strecke gebracht iſt! . . Und
da jetzt vorne Schmerzenslaute ſchrein, von denen, die von den
fahrenden Rädern erfaßt werden, ſo peitſchen dieſe Laute die
an=
deren nur noch wütiger nach vorn und gegen den Wagen an.
Bis dann der Oberwachtmeiſter Göll gar keinen anderen
Aus=
weg mehr weiß, als nach einem erſten Schreckſchuß, den er gegen
den niedrigen Himmel ſchickt, ſcharf zu ſchießen!
Erſt dann, als aus der Leibermauer nun ein Menſch mit
einem aufſtöhnenden Schrei zuſammenbricht, befällt nach aller
zu=
voriger Raſerei ein ebenſo jähes Entſetzen die Aufrührer; und ſie
drängen zurück und geben eine plötzlich ſtumm gewordene Gaſſe
frei. In deren Stille, die die des Todes ſein könnte, hält der
Wagen!
Zwar brennt in bielen, leicht gar in den meiſten auch jetzt
der Spuk des Blutes und der Verwirrung noch fort. Sie
ſchauen ſich an. In den Augen niſtet verbrecheriſches
Zuſammen=
gehören!
Indes, ſie trennen ſich dann unter dem erſchreckenden
An=
blick des in ſeinem Blute Liegenden und der Drohung des
Karabiners, der anſchlagfertig in den Händen des Göll ruht.
Erſt löſen ſich nur vereinzelte aus dem Menſchenkeil, dann
immer mehr; und ſie verſchwinden zum Moos hin, oder zur Plaik
und Klamm und gen Unter= und Oberweitach, gar bis
Puit=
bach zu!
Die Xanderkurve ſieht wüſt genug aus; wie nach einem
Stra=
ßengefecht! . . Ueberall liegen fauſtgroße Schotterſteine; und
Holz=
latten, friſch im Bruch, zum Zeichen, daß man ſie gewaltſam aus
den Wieſenzäunen riß! . . Sogar Scherben von Krügen und
Glä=
ſern finden ſich; irgendwer muß ſie aus dem Xander geholt
haben!
Und dazwiſchen liegt der junge Pfliederer. Der iſt eigentlich
an dieſer ganzen Sache unbeteiligt geweſen; eriſt gegen ſein Wollen
aus der Xanderſtube mitgeriſſen und nach vorn gewühlt
wor=
den! . . Und nun liegt er da mit einem zerſchoſſenen
Schulter=
gelenk: Er ſtöhnt und aus dem Stöhnen werden wilde
Schmer=
zensſchreie!
Erſt als der Seefelder Arzt, den man von der Poſtſtelle aus
anrief, beim Xander erſcheint, zeigt es ſich, daß der Burſch wohl
ein Krüppel ſein Lebtag bleiben wird!
Der Göll ſteht da mit verglaſten Augen vor dem traurigen
Bild und macht ſich bittere Vorwürfe, die ſeine Vernunft dennoch
zurückweiſen muß; denn er konnte und durfte ja gar nicht anders
handeln, als wie er es getan hat. Was blieb ihm übrig?!
Sonſt läge er ſelbſt vielleicht jetzt hier, dazu der Franzl, für
den er ja haftet, und der Autoführer! „ Freilich, den hat’s auch
hart derwiſcht: Der Arzt wird in die tiefen Glas=Schnittwunden
einige Nadeln legen müſſen; insgeſamt wohl an die zehn!
Der Franzl ſieht gar ſchiech aus! Dem rinnt aus Stirn und
Mund ſoviel Blut, daß ſein Janker vorn auf der Bruſt nur eine
einzige rotbraune Kruſte bildet! Wie ein zuſammengeſchlagenes
Stück Wild ſchaut er aus; hilflos in ſeiner Feſſelung!
Der Göll löſt die jetzt auf Anordnung des Arztes; denn man
wird den Verletzten nicht ſogleich weitertransportieren können;
er und der Göll und der Autoführer, — ſie werden auf die Nacht
im Xander bleiben müſſen! . . Auf Verantwortung des Arztes!
Der Neunerbauer ſteht abſeits. Erſt ſteht er da, als ſei er
ohne Bewußtheit von dieſen blutigen Vorgängen. Und ſo, als
könne er das alles gar nicht mehr faſſen, was da heidniſch und
ſpukhaft und blutrauſchig ihn und ſeine Warnungen überrannt
hat!
Er ſchüttelt nur manchmal ſeinen wirren Kopf, als müſſe er
fragen, wie es geſchah, daß er ſelbſt dahin geriet!?
Dann aber iſt er der erſte, der neben dem Arzt helfende Hand
anlegt; und er geht auch zum Xanderwirt, der es für alle Fälle
geraten hält, Türen und Fenſterläden zu ſchließen; und er nimmt
den beiſeite und gibt ihm den Auftrag:
„Laß es halt an nis fehlen, Xander! . . Wann ich auch nit
ſchuldig bin an alldem, ſo möcht ich doch nit, daß wer einen
Scha=
den aus einer Sach hat, in der mein Nam verwickelt iſt! . . Sorg
alſo für den Pfliederer und den Autofahrer und — nuja: alſo
auch für den Franzl! . . Magſt die Koſten vom nächſten Zins
ab=
halten!“
Und ebenſo geht er, als der Arzt mit dem Flicken und
Ver=
binden fertig geworden iſt, zu dem und bittet ihn, er möge die
Rechnungen aus dieſer Sach an ihn perſönlich ſchicken: Ja, — an
den Neuner=Alois vom Oberneunerhof in der Klamm!
Und nun geht er erſt ſeines Wegs; ein inwendiges Gefühl
für eine Gerechtigkeit hat ihn ſo handeln laſſen. Und irgendwie
wenn er darüber ſich auch nicht ganz klar iſt, quält ihn das
be=
drückende Bewußtſein, das ſei er mitſchuldig an dieſem Unglück!
Wie ihn das bedrückt, ach, das weiß nur er ſelbſt! .
Mit einem Male ſpürt er dann aus dieſem gerechten Gutſein
etwas, das ihm wie ein mildes Licht erſcheinen will! . . Er ſpricht
ſich ſelbſt ja nicht frei davon, daß er Fehler gemacht hat! . . Und
leicht hat die Mutter recht mit dem, was ſie ſagte?!
Wenn er jetzt ſo ſtill darüber nachſinnt, hat ſie wirklich recht
mit alledem! . . Aber dann iſt da auch wieder etwas in ihm, das
ſich gegen dieſes Licht wehren will! Nicht um ſeiner Milde
wil=
len, ſondern weil darin ſein ſtolzes Neunertum gar ſo winzig und
brüchig erſcheinen könnte! Etwa, wie bei dieſem Aufruhr!
Das iſt etwas, das iſt nicht mehr ſo einzig und allein auf ihn
und ſeinen Willen geſtellt, ſondern es iſt preisgegeben, den
ſchick=
ſalhaften Zufälligkeiten, wie ſie ein anderes Blut, ein anderes
Ich, eine andere Zeit, — wie andere Anſchauungen ſie gebären!
(Fortſetzung folgt.)
Seite 10 — Nr. 24
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Dienstag, 24. Januar 1933
SAdsSlsdoadt
Kreiskagung der Kanufahrer.
ab. Die Tagung gab in allen Teilen ein klares Bild eines
Zugang von fünf neuen Vereinen hat ſich auch die Mitglieder= Aber als nach etwa 10 Minuten die wieder komplett ſpielenden
zahl des Kreiſes durch Zuwachs bei den beſtehenden Vereinen Viktorianer ins Fahrwaſſer kamen, und durch drei Prachttore
Regatten wieſen gegen das Vorjahr eine hundertprozentige Halbzeit mit 4:0 in Führung lagen, wobei es leicht ſchon 6:0
ehrenbrief wurde den Herren Schleich und Schmitt (Neckarau),
Die diesjährige Kreiswanderfahrt wird auf Saar und Moſel,
die des nächſten Jahres auf dem Neckar durchgeführt. Bei den
Wahlen wurden ſämtliche Mitglieder des Vorſtandes
wieder=
gewählt.
feſtgeſetzt:
Langſtrecken=Termine: 18. 6.: Freiburg, 13. Auguſt:
Deutſche Meiſterſchaften, 20. Auguſt; Karlsruhe, 2 7. Auguſt:
Darmſtadt, 3. September: Saarlouis. 10. September:
Kreis=
meiſterſchaften in Mainz, 17. September: Saarmeiſterſchaften in
Mettlach.
Kurzſtrecken=Termine: 7. Mai: Völklingen, 14. Mai:
Saarmeiſterſchaften, 21. Mai: Kaiſerslautern, 28. Mai:
Karls=
ruhe, 18. Juni: Saarbrücken, 25. Juni: Stuttgart, 2. Juli:
Inter=
nationale Regatta in Luxemburg. 9. Juli: Hanau 16. Juli:
Kreismeiſterſchaften in Frankfurt, 6. Auguſt: Deutſche
Meiſter=
ſchaften.
Kegler=Vereinigung Darmſtadk und Umgebung.
Verbandsmeiſterſchaftskämpfe. Der geſtrige Artikel über
Aus=
ſcheidungskegeln bedarf, hinſichtlich der Zuſammenſetzung der
Kampfmannſchaft einer Berichtigung. An 17. Stelle iſt
zu ſetzen: Bäumer, D.K. 1911 B. V., mit 3187 Holz. An 19 Stelle
kommt: Dahlem, Einzelmitglied, mit 3169 Holz. In Wegfall
kommen dadurch Katzenmeier und Hahn.
Zußball.
Union Dſtdt., Junioren — Haſſia Dieburg, Junioren 7:0.
Am Sonntag mußten die Juni ren Dieburgs, nachdem ſie erſt
vor 8 Tagen die ſpielſtarken Junioren der 98er auf dem Stadion
mit 2:1 ſchlagen konnten, die momentane Spielſtärke der Junioren
Unions anerkennen. Nicht weniger als ſiebenmal mußte der
Gäſtehüter den Ball aus dem Netz holen. Trotz der hohen
Nieder=
lage ſei die faire Spielweiſe und der rieſige Eifer Dieburgs
er=
wähnt. Die Junioren Unions ſpielten wie an einem Schnürchen
und jeder Spieler tat ſein Beſtes, ſo daß die wenigen Zuſchauer
ihre helle Freude daran hatten. Der Mittelſtürmer Unions ſchoß
allein 6 Tore. Als Schiedsrichter amtierte Fritz Noller zur vollen
Zufriedenheit beider Parteien. Es iſt überhaupt feſtzuſtellen, daß
die Union=Jugend durch das energiſche Durchgreifen ihres
der=
zeitigen Jugendleiters diſzipliniert iſt. Guter eigener Nachw. hs
ſteckt in der Jugend zur Genüge — 1. Jgd. — 1. Jgd. Haſſia
Dieburg 3:1. 1. Schüler — 1. Schüler Haſſia Dieburg 1:0.
Boruſſia Dornheim — SV. 1910 Weiterſtadt 1:4 (1:1).
In dieſem Verbandsſpiel mußte Weiterſtadt ſeine geſamte
Verteidigung und den Linksaußen erſetzen. Trotz des reichlichen
Erſatzes konnten die Gäſte auf dem ſehr heißen Dornheimer
Boden einen überzeugenden Sieg erzielen. Die beſten Leute
hatten die Gäſte in ihrer Erſatzverteidigung, dem Mittelläufer
und dem Torwart; auch der Sturm fügte ſich gut ein und nützte
die Torgelegenheiten aus. Bei nicht allzuhartem Spiel des
Gaſt=
gebers wäre beſtimmt ein weit höherer Sieg erzielt worden.
Schon in den erſten Minuten konnten die Einheimiſchen durch
ſchönen Kopfball in Führung gehen. Das Spiel wurde ſchneller,
ohne daß jedoch die Gelegenheiten auf beiden Seiten ausgenutzt
werden. Im letzten Augenblick konnte der Gäſtemittelläufer ein
Tor durch Handſpiel verhindern. Leider wurde er hierbei ſehr
ernſtlich verletzt. Der berechtigte Handelfmeter wurde von dem
Gaſtgeber zum Ehrentor verwandelt. Nach Seitenwechſel lagen
die Gäſte ſtark im Angriff und erzielten noch drei weitere Tore.
In der zweiten Spielhälfte hatte der Gaſtgeber ſehr wenig zu
beſtellen. Leider wurde die Technik der Gäſte durch das harte
Spiel einiger Gegner ſtark gehemmt. denn ſonſt wäre die
Aus=
beute beſtimmt noch höher ausgefallen. Schiedsrichter Seibert=
Mainz konnte gefallen. — Die 2. Mannſchaft mußte am
Vor=
mittag in Arheilgen eine empfindliche Niederlage mit nur 8 Mann
hinnehmen. Hoffen wir, daß es auch hier bald beſſer wird und
die Spieler ſich zur Verfügung ſtellen.
Viktoria Griesheim — SV. Geinsheim 9:1 (4:0).
Ein recht ſchönes und faires Spiel lieferten ſich obige Gegner
Der Oberrhein= und Mainkreis im Deutſchen in Griesheim, wobei es Griesheim gelang die Vorſpielniederlage
Kanu=Verband hielt am Sonntag in Frankfurt ſeinen Kreistag durch ein Bombenreſultat wettzumachen. Das hatte niemand
ge=
dacht, auch nicht, als das Spiel bereits im Gange war, denn da
weiteren Aufſchwunges innerhalb des Berichtsjahres. Außer dem ſah es abſolut nicht danach aus, daß Gr. ſo hoch gewinnen würde.
weſentlich erhöht. Auch die im abgelaufenen Jahre abgehaltenen, durch den Halblinken und eins durch den Rechtsaußen bis zur
Steigerung der Teilnehmerziffern auf. Den Wanderfahrtenpreis, hätte heißen könnnen, da wußte man, daß Geinsheim um eine
errangen die Herren Schwarz und Müller=Frankfurt; der Kreis= hohe Niederlage nicht herumkommen würde. Noch fünfmal fand
in der zweiten Hälfte der Ball ſeinen Weg ins Netz, während
Daller (Saarlouis), Heyter und Krocker (Frankfurt) verliehen, der Gaſt beim Stande von 7:0 durch den ungedeckten
Rechts=
außen das Ehrentor erzielen konnte. Trotz der hohen Niederlage
war das Spiel ſtets offen. Geinsheim kämpfte mit einem
Rieſen=
eifer, hatte aber das Pech, die Griesheimer in Hochform
anzu=
treffen. Es iſt nur ſchade, daß die Mannſchaft nicht einige Sonn=
Die Regatta=Termine für 1933 wurden wie folgt, tage hintereinander ſolche Spiele liefert, oder ſollte dies jetzt
der Fall ſein?. Geinsheim nahm die Niederlage mit Anſtand hin
und kämpfte bis zum Schlußpfiff des guten Schiedsrichters, Herrn
Strutz=Ober=Ingelheim.
SV. 1922 Roßdorf — FSV. Groß=Zimmern 3:0.
Auf dem Platze des SV. Roßdorf wickelte ſich am Sonntag
obiges Treffen von vorentſcheidender Bedeutung für die
Meiſter=
ſchaft der Odenwald=A=Klaſſe ab. Beide Mannſchaften traten, vor
ungefähr 600 Zuſchauern, mit ihren ſtärkſten Beſetzungen an, und
wie nicht anders zu erwarten war, wurde dieſes wichtige Treffen
von beiden Seiten mit dem Einſatz aller Körperkräfte und mit
größter Energie und Härte durchgeführt. Dieſer Umſtand und
die immerhin vorhandene Nervoſität der Spieler ließ allerdings
die techniſche Seite des Kampfes etwas leiden, was aber durch
das ſchnelle und raſente Spiel, beſonders der Roßdörfer
An=
griffsreihe, vollſtändig ausgeglichen wurde.
Zum Spielverlauf iſt zu bemerken, daß Roßdorf zunächſt
gegen die Sonne ſpielt und ſofort ſteile Angriffe vorträgt, deren
Ausbeute das 1. Tor ſchon in der 5. Minute durch den
Links=
außen bildete. Die mehr halbhohe Spielweiſe ſichert den
Roß=
dörfern durch beſſeres Kopfſpiel eine Feldüberlegenheit, die in
der 16. Minute durch ein 2. Tor ihren Ausdruck fand, als der
Halbrechte eine ſchöne Flanke des Linksaußen mit dem Körper
direkt aufnimmt und eindrückt. Im weiteren Verlauf des Spieles
kommt Groß=Zimmern mehr auf, jedoch verzetteln ihre Angriffe
zu ſehr in Einzelaktionen, ſo daß die Hintermannſchaft des
Gaſt=
gebers verhältnismäßig leicht dieſer Angriffe Herr wird. Nach
der Halbzeit legt Roßdorf wiederum in der 5. Minute das 3. Tor
vor und damit iſt die Niederlage des vorjährigen Kreisligiſten
beſiegelt. Obwohl nun Groß=Zimmern oft mehr vom Spiel hat,
iſt Roßdorf viel gefährlicher, jedoch iſt es einmal der
Schieds=
richter, der ein erzieltes Tor wegen Abſeits entgültigt, dann der
Groß=Zimmerer Torwächter, der mit viel Geſchick einen ſcharfen
Schuß gerade noch zur Ecke ablenkt.
In der Kritik muß geſagt werden, daß der Sieg der
Roß=
dörfer durchaus dem Spielverlauf entſpricht und verdient iſt, da
dieſe Mannſchaft ſowohl die gefährlichere Stürmerreihe, als auch
die beſſere Verteidigungstaktik zeigte. Bei Groß=Zimmern war
die Verteidigung der beſte Mannſchaftsteil, während der Sturm
keinen geſchloſſenen Eindruck hinterlaſſen konnte. Jedoch muß der
Mannſchaft beſcheinigt werden, daß, obwohl die Niederlage in
der letzten halben Stunde feſtſtand, ſie mit größtem Eifer bis zum
Schlußpfiff durchhielt.
Der Schiedsrichter, ein Herr von VfL. Lampertheim, war
dem harten Treffen ein energiſcher Leiter.
SVgg. Groß=Umſtadt — SV. Germania Babenhauſen 2:2 (2:0).
Nur in den Anfangsminuten hielt dieſes Treffen das was
man von ihm erwartete. Die Gäſte, mit etwas großen
Sieges=
hoffnungen erſchienen, ließen ſich, nachdem der Gaſtgeber in
Füh=
rung gehen konnte, zu einer ſonſt nicht gewohnten harten
Spiel=
weiſe hinreißen, was die Platzelf auch prompt erwiderte, ſo daß
das Spiel noch durch die etwas zu nachſichtige Leitung von
Lemhardt=Sprendlingen ſehr harte Formen annahm. und erregte
die Gemuter der Spieler wie Zuſchauer ſehr. Die Gäſte etwas
unter der Verletzung ihres Halblinken leidend, kamen nicht recht
in Schwung und mußten die Ueberlegenheit des Gaſtgebers ich
gefallen laſſen, der ſogar bis 15 Minuten vor Schluß 2:0 in
Führung lag. Trotzdem muß man den Mannen um Köhler
be=
ſcheinigen, daß ſie zu kämpfen verſtehen. Mit 9 Mann nur noch
ſpielend brachten ſie das Kunſtſtück fertig, aus einer 2:0=
Nieder=
lage ein Unentſchieden herauszuholen, und dieſes noch bei
dauernder Belagerung ihres Tores durch die Platzelf. — Die
2. Mannſchaften trennten ſich 4:2 für Umſtadt.
* Kreisliga Südheſſen.
Lokalderby endet knapp!
Das mit großer Spannung erwartete Lampertheimer Treffen
der Ortsrivalen hat bei überaus gutem Beſuch ſelbſt die
hochge=
ſchraubteſten Erwartungen übertroffen. Der Kampf war raſſig und
fair, Bis kurz vor Schluß ſtand noch nicht feſt, wer das beſſere
Ende für ſich behalten würde. Olympia hatte Glück. Zwei Minuten
vor Spielende erzielte Klotz das ſiegbringende Tor. Die
Bens=
heimer waren nicht in der Lage, ihre günſtige Proſition länger als
eine Woche zu behaupten. Zwar konnten ſie in Weinheim die erſte
Spielhälfte mit einem 1:0=Vorſprung behaupten, waren dann
aber dem Endſpurt der Einheimiſchen, die nicht gerade ſanft mit
den Gäſten umgingen, nicht mehr gewachſen. Biblis holte ſich durch
einen glatten Sieg über Hochheim wieder den dritten Platz. Die
Mannſchaft iſt jetzt hauptſächlich im Sturm ſtark verjüngt.
Viel=
leicht wendet ſich endlich das Blättchen wieder zugunſten der
Ried=
leute. Neuhauſen ließ in Horchheim nicht locker und wenn auch kein
Sieg dabei herauskam, ſo iſt doch der errungene eine Punkt ſchon
ſehr bedeutungsvoll für die immer noch vom Abſtieg bedrohten=
Linksrheiner. Gernsheim hielt ſich diesmal auch in allen Reihen
ſehr gut und holte ſich auch demgemäß in Horchheim einen
wohl=
verdienten Punkt. Das Entſcheidungsſpiel um die Meiſterſchaft in
der Gruppe 3 Ried zwiſchen Olympia Biebesheim und Alemannia
Groß=Rohrheim endete nach hartem Kampfe 2:0 für die
Platz=
beſitzer, ſo daß alſo Olympia Biebesheim als Meiſter der
Riedgruppe anzuſehen iſt.
Die Tabelle der Kreisliga:
SpieleStarkenburgia Heppenheim 16 gew. un. verl. Pkt.
30 Olympia Lampertheim F.V. Biblis F. Cl. 07 Bensheim Spp. Horchheim F.V. Hofheim Concordia Gernsheim V.f.L. Lampertheim Norm. Pfiffligheim 10 Viktoria Neuhauſen 10 Spv. Weinsheim 12 Spp. Hochheim. 17 13
Realgymnaſium Darmſtadt — Oberrealſchule Gießen.
Am kommenden Donnerstag, 2,15 Uhr, findet auf dem 98er
Stadion dieſes Handballtreffen ſtatt. Beide Schulen waren im
vorigen Jahre Teilnehmer des Endſpieles in der Runde um das
Banner des Heſſ. Philologenvereins. Damals ſiegte Gießen;
ob es auch dieſes Mal dazu langen wird, dürfte, nachdem die
tersgrenze der Spieler genau feſtgeſetzt iſt, auch bei der
be=
trächtlichen Spielſtärke der Darmſtädter fraglich erſcheinen. Der
dritte Provinzmeiſter, Mainz, iſt ſpielfrei.
Tiſchkennis.
Ping=Pong — Spv. 98 III.
Am Mittwoch ſteigt dieſes Pflichtrückſpiel im Bürgerhof,
kleiner Saal abends 8 Uhr. Ping=Pong ſpielt mit Marek,
Wald=
ſchmitt, Bachmann, Wittmann, Fricker, Büchert. Beide
Mann=
ſchaften dürften in ihrer Spielſtärke etwa gleich ſtark ſein.
Schwarz unterbietet Reingoldt.
Neuer Weltrekord im 500=Meter=Bruſtſchwimmen
Im Braunſchweiger Stadtbad unternahm der Göppinger Paul
Schwarz unter offizieller Kontrolle einen Angriff auf den
Welt=
rekord des Finnen Reingoldt über 500 Meter. Auf der
einwand=
freien 25=Meter=Bahn legte Schwarz die Strecke in 7:33,1 zurück
und blieb damit um über 3 Sekunden unter der alten
Welt=
höchſtleiſtung des Finnen, die auf 7:36,8 ſtand. Schwarz unterbot
auch den ſeit dem 4. April 1925 beſtehenden deutſchen Rekord von
Erich Rademacher (7:40,8) und hält mit Ausnahme des 100=Meter=
Rekordes jetzt alle deutſchen Höchſtleiſtungen im Bruſtſchwimmen.
Geſchaftuches.
Heute. Dienstag, und morgen, Mittwoch, findet in der
be=
kannten Barths Weinſtube großes Schlachtfeſt ſtatt. Die heutige
Anzeige wird der Beachtung empfohlen.
Welierbericht.
Obwohl ſich im Norden wieder ſtärkere Störungstätigkeit
entfaltet, dauern für unſer Gebiet die Hochdruckeinfluſſe vorerſt
fort, ſo daß das winterliche Wetter anhält.
Ausſichten für Dienstag, den 24. Januar: Starker Froſt, wolkig,
vereinzelt etwas Schnee, zeitweiſe auch aufklarend.
Ausſichten für Mittwoch, den 25. Januar: Weiterhin Froſtwetter,
wolkig mit Aufklarung, nur ganz vereinzelt etwas Schnee.
verordnen die grie Aum Gurgeln
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bei Heiserkeit Katarrhe der Schleimhäute,
des Rachens und des Mundes, bei Mandelentzündung
(Angina) und Erkältungen. Ein Vorbeugungsmittel gogen
Anstsckung (Grippe ste.). Ausgezeichnet für Kaucher, welche
stark zu Rachenkalarrh neigen, für Sänger Redner etc.
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Vom Verein Deutſcher Maſchinenbau=Anſtalten dem
Spitzen=
verband der deutſchen Maſchineninduſtrie, wird berichtet: Der
Eingang von Anfragen aus dem In= und Ausland nahm im
De=
zember weiter zu und beſchäftigte die Projektabteilungen der
Ma=
ſchinenfabriken in ſteigendem Maße. Auch der Zugang neuer
Auf=
träge war in dieſem Monat im ganzen etwas ſtärker als im
No=
vember, obwohl des Inlands= und Auslandsgeſchäft in den
ein=
zelnen Zweigen des Maſchinenbaues wiederum wenig einheitlich
verlief. Die leichte Beſſerung des Geſchäfts reichte aber noch nicht
aus, um eine Aufhebung von Betriebseinſchränkungen in
irgend=
wie nennenswertem Umfang herbeizuführen. Der
Beſchäftigungs=
grad hielt ſich daher ziemlich unverändert auf 31 Proz, der
Nor=
malbeſchäftigung.
Ein Rückblick auf das Jahr 1932 zeigt, daß ſich der
Geſamt=
auftragseingang während dieſes Jahres gegenüber dem bereits
ſehr ſchlechten Stande des Jahres 1931 noch um weitere 40 Proz.
vermindert hat. Das Jahr 1932 wurde damit zum ſchlechteſten
Wirtſchaftsjahr des Maſchinenbaues aus der Reihe der jetzigen
ſchweren Kriſenjahre. Der Beſchäftigungsgrad betrug Mitte des
Jahres nur noch 29,6 Prozent. Die Produktion erreichte kaum
die niedrige Produktionshöhe des Jahres 1895. Die aus einer
leichten Beſſerung der Weltmarktlage kommenden Anſätze zu
gün=
ſtigerem Auslandsgeſchäft wurden durch vermehrte
Handelshemm=
niſſe des Auslandes und durch die ſchweren Störungen vernichtet,
welche fehlerhafte Maßnahmen, wie Ankündigung
landwirtſchaft=
licher Kontingentierung und überhaupt die Unſicherheit über den
Kurs der deutſchen Handelspolitik, in das deutſche Exportgeſchäft
hineingetragen. Auf dem Inlandsmarkt aber trat unverkennbar
im Gegenſatz hierzu in der zweiten Hälfte des Jahres 1932 eine
leichte Beſſerung der Lage ein. Dieſes ſich hervorwagende
Ver=
trauen iſt in den letzten Wochen einer erneuten Unſicherheit
ge=
wichen. Mit allem Nachdruck muß daher betont werden, daß das
Schickſal der deutſchen Wirtſchaft und die Möglichkeit einer
erfolg=
reichen Bekämpfung der Arbeitsloſigkeit heute mehr als je davon
abhängen, ob die Politik der Reichsregierungg auf allen Gebieten
zielklar und energiſch geführt wird.
Verein für Zellſtoff=Induſtrie A. G., Mainz. In der G.V. der
Verein für Zellſtoff=Induſtrie A. G., Mainz, werden
vorausſicht=
lich verſchiedene Veränderungen vorgenommen werden im
Auf=
ſichtsrat. So wird wahrſcheinlich der Vorſitz an den ehemaligen
Reichsfinanzminiſter Dr. Reinhold gehen und von der Thielgruppe
die Herren Carl Thiel, Dr. Janko und N. Naville vorgeſchlagen
werden. Als Exponent der Dresdener Bank wird Dr. Schöller
genannt; ferner kommen noch einige Vertreter des Bankhauſes
Gebr. Arnhold und der Dresdner Bank in Frage. Die Thiel=
Gruppe wird, wie verlautet, nach der Kapitalumſtellung mit
einem weſentlich geringeren Prozentſatz als den verſchiedentlich in
der Preſſe genannten 40 Prozent am Aktienkapital beteiligt ſein.
Diſch Hotel= und Verkehrs=A.G., Frankfurt a. M. Der
Ab=
ſchluß der Diſch Hotel= und Verkehrs=A. G. Frankfurt a. M. deren
G.V. am 24. Januar die Liquidation der Geſellſchaft beſchließen
ſoll, weiſt per 31. März 1932 nach Hinzuziehung des Reſervefonds
von 320 000 RM. einſchließlich des vorgetragenen
Vorjahrsver=
luſtes von 791 282 RM. einen Geſamtverluſt von 3 407 060 RM.
aus. Diverſe Einnahmen belaufen ſich auf 326 000 (397 000) RM.
Dagegen betragen (in Mill. RM.): Hypotheken= und Kreditzinſen
0,34 (0.56), Unkoſten 0,34 (0,26), Abſchreibungen 2 06 (0,10).
Ab=
geſchrieben wurden u. a. auf Inventar 0 29, auf Beteiligungen
0 43, auf Effekten 1,11 (dabei wurde der Reſtbetrag von nom 1.0
Mill. Iduna Holding=Aktien mit 10 000 RM. bewertet) und
Debi=
toren 0,21.00. Der Geſchäftsbericht ſpricht von weiter geſunkenen
Umſätzen und nicht unbeträchtlichen Verluſten bei einzelnen
Be=
trieben. Die Geſchäftsanteile der Palaſt=Hotel Breidenbacher Hof
G.m.b.H., Düſſeldorf, ſind im laufenden Jahre an die Düſſeldorfer
Baubank übergegangen; die Geſellſchaft ſchied am 31. März 1932
aus der Intereſſengemeinſchaft aus, und der Pachtvertrag mit der
Baubank wurde zum ſelben Termin gekündigt. Ferner iſt der
Vertrag über die Bewirtſchaftung des Frankfurter Stadion=
Ge=
ländes zum 31. Dez. 32 gekündigt worden. In der Bilanz ſtehen
(in Mill. RM.): Paſſivhypotheken um einen bei dem Hotel
Excel=
ſior getilgten Betrag etwas niedriger mit 1,178 (1,21),
Bankſchul=
den 1,01 (0,83), Kreditoren 1,52 (1.43); auf der anderen Seite:
Inventar 0.,60 (0,87), Beteiligungen 1,36 (1,84) Vorräte 0,03
(0,07), Debitoren 0,51 (1,04). Forderungen der
Tochtergeſellſchaf=
ten ſind mit 0,16, Schulden bei dieſen mit 0,63 ausgewieſen,
Aval=
verpflichtungen mit 0.82 (0,89).
Das ſaarländiſche Leimkontingent. Laut Mitteilung der
Direk=
tion für wiſſenſchaftliche Angelegenheiten iſt beabſichtigt, die
nächſte Verteilung des Leimkontingents auf Grund der
tatſäch=
lichen Bezüge aufzubauen. Die an dieſem Kontingent
intereſſier=
ten Kreiſe werden daher gebeten, bis zum 15. Februar 1933 ihren
direkten Bezug an deutſchem Leim im Jahre 1932 der Direktion
für wirtſchaftliche Angelegenheiten mitzuteilen. Die Bezüge ſind
durch Vorlage der Original=Rechnungen nachzuweiſen.
Mannheimer Produktenbericht vom 23. Januar. Weizen,
inländ., 76—77 Kilo, 20,25—20,40; Roggen, inländ., 72—73 Kilo,
16.30—16,50; Hafer, inländ., 13,50—14; Sommergerſte 18,50—20:
Futtergerſte 17,50—17,75: Mais, La Plata, 19,50; Soyaſchrot 10,5
bis 10,75; Trockenſchnitzel, loſe, 8,00; Wieſenheu, loſe, und
Rot=
kleeheu 5.20—5,40; Luzernekleeheu 5,40—6,00; Stroh, Preßſtroh,
Roggen=Weizen 2,60—2,80, desgl. Hafer=Gerſte 2,20—2,60; Stroh,
geb., Roggen=Weizen 2,40—2,60, desgl. Hafer=Gerſte 2—2,20; Wei=
Kaäceid de Set ien Hursfcide erläce Finde ueie.
Angebote vom Inlande unverändert, teilweiſe eine Kleinigkeit
höher. Der Konſum iſt noch immer zurückhaltend. Die Börſe
ver=
kehrt in ruhiger Haltung.
Frankfurter Produktenbericht vom 23. Januar. Weizen 199
bis 200 Roggen 162,50, Sommergerſte 180—182,50, Hafer 130—
135, Weizenmehl ſüdd, und niederrbein. 28—29, Roggenmehl 22,25
bis 23,25, Weizenkleie 7.40—7,50, Roggenkleie 7.,85—8, Soyaſchrot
10.30—10,75, Palmkuchen 8,65—8,75. Erdnußkuchen 12,25—12,50,
Treber 10.75—10,85, Heu 4,60—4,80 Weizen= und Roggenſtroh
drahtgepreßt und gehündelt 2,25—2,50. Tendenz; ruhig. — In
Handelsklaſſenware fanden Abſchlüſſe nicht ſtatt,
Frankfurter Kartoffel=Großhandelspreiſe. Infolge des
herr=
ſchenden Froſtwetters fanden keine amtlichen Kartoffelnotierungen
ſtatt; auch im freien Handel wurden Abſchlüſſe nicht bekannt.
Die Berliner Metalltermine vom 23. Januar ſtellten ſich für
Kupfer: Januar 36,50 (38) Februar 37,25 (37,50), März 37,75
(38), April 38 (38,50), Mai 38,50 (39), Juni 38,75 (38,75), Juli
39 (39,25), Auguſt 39,25 (39,50), September 39,50 (40), Oktober
39,75 (40). November 40 (40,25), Dezember 41,50 (40,75). Tendenz:
ber 1250 (1050) Degenber (il), Tendenz; luſtlos. Für
Zink: Januar 19,25 (19,75), Februar 19,50 (19,75), März 19,50
(20), April 19,75 (20,25). Mai 20 (20,50), Juni 20 (20,75), Juli
20,25 (21), Auguſt 20,50 (21), September 20,75 (21.50), Oktober
21 (22), November 21,25 (22,25) Dezember 21,50 (21,75). Tendenz:
luſtlos. — Die erſten Zahlen bedeuten Geld, die in Klammern
beigefügten Brief.
M
aus
Berliner und Frankfurker Effeklenhörfe.
In Ermangelung ſtärker wirkender Momente lagen die
Aktien=
märkte an der Berliner Börſe geſtern recht ruhig. Zu Beginn
des Verkehrs gelangten einige Publikumsaufträge zur
Ausfüh=
rung, die beſonders bei Spezialpapieren Beſſerungen
herbeiführ=
ten. Der verhältnismäßig ruhige Verlauf des Sonntags hatte
die Kaufneigung leicht angeregt. Im Verlaufe trafen aber keine
neuen Orders ein und die Spekulation war eher zu Abgaben
ge=
neigt, zumal die für dieſe Woche angekündigten
Gegendemonſtra=
tionen zur Vorſicht mahnten. Am Montanmarkt beſtand zunächſt
ſtärkeres Intereſſe für Gelſenkirchen und Buderus, die je 1,75
Pro=
zent gewannen. Erſtere waren infolge der bekannten, inzwiſchen
vom Reich erneut dementierten Gerüchte geſucht. Auch Klöckner
lagen 1½ Prozent höher. Im Verlaufe ergaben ſich hier
allge=
mein leichte Abbröckelungen. Laurahütte und Stolberger Zink
hatten ſchon etwas ſchwächer eingeſetzt. Bei letzteren fand die
wei=
tere Tilgung der holländiſchen Anleihe Beachtung.
Braunkohlen=
werte, Kaliaktien, Chemiepapiere, Gummi= und Linoleumwerte
und Elektronanteile ſetzten um Bruchteile eines Prozentes höher
ein. Im Verlaufe gaben dieſe Papiere allgemein etwas nach.
R.W.E. waren ſchon anfangs ſtärker angeboten und mehr als ein
Prozent gedrückt. Die Preſſeerörterungen über die bekannte
Transaktion dürften das Angebot ausgelöſt haben. Von
Gas=
werten zogen Deſſauer Gas 1,5 Prozent an, da Meldungen über
ſteigenden Gasabſatz ſtimulierten. Kabel= und Drahtwerte,
Auto=
aktien, Maſchinenfabriken, Metall= Bau= und Textilwerte ſowie
Banken ſetzten bis zu 1 Prozent höher ein und gaben im Verlauf
leicht nach. Kunſtſeideaktien waren nach uneinheitlicher Eröffnung
bis zu 2 Prozent ſchwächer.
Zum Wochenbeginn war die Tendenz an der Fxankfurter
Börſe an den Aktien= und auch Rentenmärkten uneinheitlich. Die
noch ausſtehende Klärung der innerpolitiſchen Situation hemmt
die Unternehmungsluſt und bewirkt weitere Verkäufe und
Glatt=
ſtellungen auch ſeitens des Püblikums. Anregende Momente lagen
nur in geringem Umfange vor, ſo daß auch von dieſer Seite her
der Börſe kein beſonderer Antrieb gegeben wurde, abgeſehen von
der feſten Haltung der New Yorker Börſe. Immerhin war zu
Börſenbeginn die Tendenz der Aktienmärkte noch freundlich unter
ſtarker Bevorzugung der Montanaktien, von denen beſonders
Bu=
derus, die bereits ſeit einigen Tagen ſtärker geſucht waren und im
Verlaufe bis zu 2 Prozent anzogen. Gelſenkirchen 1.5. Phönix 1.
Mannesmann 0,5, Rheinſtahl 0,75. Stahlverein 1 Prozent höher,
doch konnten ſich die Kurſe im Verlaufe nicht ganz behaupten. JG.
Farben lagen wieder etwas unter Druck und verloren raſch 0,5
Prozent. Dagegen Scheideanſtalt 0,75 Prozent höher. Gut
ge=
halten waren Schiffahrtswerte. Von Zellſtoffaktien Waldhof
un=
vereändert. Aſchaffenburger Zellſtoff 1 Prozent höher. Kaliwerte
knapp behauptet, Salzdetfurth 0,5 Prozent niedriger. Von
Bank=
aktien lagen Reichsbank wieder. 1 Prozent feſter. Auch
Elektro=
werte meiſt freundlich, A. E. G ½ Proz., Bekula 0,25, Siemens
ſo=
gar 3,5 Prozent über dem letzten Frankfurter Kurs. Der Markt
für Einzelwerte lag ziemlich ruhig und ohne weſentliche
Verände=
rung. Holzmann 1 Proz. erholt bis 50 Proz. Der Anleihemarkt, vom 29. Juni 1931 iſt vom Kammergericht zurückgewieſen worden.
der anfangs ebenſo wie der Aktienmarkt freundlicher eröffnete,
lag im Verlaufe wieder ſchwächer. Altbeſitz und Neubeſitz verloren
rd. ½ Prozent, ſpäte Schuldbücher bei 73,75 nur knapp behauptet.
Von Induſtrieobligationen Stahlbonds 0,25 Prozent ſchwächer.
Von Auslandsrenten waren Türken und Serben bei
freundliche=
ren Kurſen geſucht. Im Verlaufe der Börſe blieb das Geſchäft
klein, die Kursbewegung wurde infolge vorherrſchender
Abgabe=
neigung ſchwächer, ſo daß teilweiſe ſogar die erzielten
Anfangs=
gewinne verloren gingen. Tagesgeld 3 Prozent.
Nach dem ſchwankenden Verlauf der Mittagsbörſe herrſchte
an der Abendbörſe größte Geſchäftsloſigkeit. Die Aktien= wie
die Rentenmärkte ſtanden weiter unter dem Eindruck der unklaren
innerpolitiſchen Situation. JG. Farben eröffneten ½8 Prozent
höher. Am Montanmarkt waren Gelſenkirchen nach dem erneuten
Dementi der falſchen Transaktionsgerüchte 3 Prozent unter dem
ermäßigten Mittagsſchlußkurs. Die übrigen Montanwerte lagen
Prozent höher.
Bedingungen für die Einfuhr von Saakkarkoffeln
in das Saaegebief.
Aus Saarbrücken wird mitgeteilt:
Durch einen im „Journal Officiel” veröffentlichten Erlaß iſt,
die Einfuhr von Saatkartoffeln in das Saargebiet ohne Rückſicht
darauf, ob es ſich um ausgeſuchtes Saatgut oder um anderes
han=
delt, aus Deutſchland, Großbritannien, den Niederlanden, Belgien,
Spanien und Luxemburg der vorherigen Einholung einer
Ein=
fuhrbewilligung unterworfen. Einfuhrbewilligungsanträge ſind
in vierfacher Ausfertigung durch die Landwirtſchaftskammer des
Saargebietes bei dem franzöſiſchen Landwirtſchaftsminiſterium in
Paris zu ſtellen. Für die Einfuhr von Saatkartoffeln nach
Frank=
reich ſind die Anträge durch den Direktor des landwirtſchaftlichen.
Dienſtes desjenigen Departements zu leiten, in deſſen Bezirk die
Kartoffeln angepflanzt werden ſollen.
Unter „ausgeſuchtem Saatgut” wird dasjenige verſtanden, das
von einer Beſcheinigung des von dem Urſprungs= oder
Herkunfts=
land ermächtigten Pflanzenſchutzdienſtes begleitet iſt.
Durch ein Geſetz iſt vom 21. Januar ab der franzöſiſche
Ein=
gangszoll für Saatkartoffeln auf 30 Fr. für 100 Kilo brutto
feſt=
geſetzt worden. Die Einfuhrumſatzſteuer beträgt 2 Prozent und
errechnet ſich im Warenwerte einſchließlich Fracht bis zur Grenze
und Zoll.
Mannheimer Viehmarkt vom 23. Januar. Aufgetrieben waren
189 Ochſen 131 Bullen, 244 Kühe, 348 Färſen, 756 Freſſer,
16 Schafe, 2588 Schweine, 90 Arbeitspferde, 76 Schlachtpferde,
ins=
geſamt 4438 Tiere. Marktverlauf: Großvieh ruhig, langſam
ge=
räumt; Schweine mittel, geräumt; „Kälber ruhig, geräumt;
Arbeits= und Schlachtpferde ruhig. Preiſe pro Ztr. Lebendgewicht
in RM.: Ochſen a) 26—30, b) 20—24 c) 22—25; Bullen a) 22—
24, b) 20—22, c) 17—20; Kühe a) 23—24, b) 20—22, c) 13—15,
d) 10—12: Färſen a) 28—31, b) 23—26, c) 21—24: Kälber a) —,
b) 35—37, c) 31—34, d) 28—30, e) 22—25: Schafe b) 15—22
Schweine b) 37—39, c) und d) 36—37, e) 34—36, f) 32—34;
Ar=
beitspferde koſteten pro Stück 300—1200 RM., Schlachtpferde 20—
100 RM.
Frankfurter Viehmarkt vom 23. Januar. Aufgetrieben waren
1508 Rinder, darunter 96 ſeit dem letzten Markt: 360 Ochſen 126.
Bullen, 510 Kühe und 416 Färſen. Ferner 682 Kälber, 110 Schafe
und 4016 Schweine, darunter 260 vor Marktbeginn ausgeführt.
Bezahlt wurde p. Zentner Lebendgewicht in RM.: Ochſen a) 1. 24
bis 27, 2. 21—23; b) 18—20; Bullen a) 24—26, b) 20—23; Kühe
a) 21—23, b) 18—20, c) 15—17. d) 12—14; Färſen a) 26—28,
b)) 23—25. c) 20—22: Kälber b) 31—35, c 26—30 d) 21—25;
Schafe a) 1. 24—27. b) 21—23: Schweine b) bis 37, c) 37—40,
d) 36—39, e) 34—37. Marktverlauf: Rinder ſchleppend,
Ueber=
ſtand, Schweine mittelmäßig, ausverkauft; Kälber und Schafe
mittelmäßig, geräumt. — Der Rindermarkt war etwas ſchwächer
als in der Vorwoche beſchickt. Bei ſchleppendem Geſchäft verblieb
Ueberſtand. Die Preiſe für Ochſen gaben etwas nach, für die
übrigen Großviehgattungen bewegten ſie ſich auf der Höhe der
Vorwoche. Etwa 50 Prozent des aufgetriebenen Viehes wurde
wieder in die umliegenden Verſorgungsgebiete ausgeführt.
Die Berufungsklage des Juſtizrats Gottſchalk gegen die
Ent=
ſcheidung des Landgerichts in der Anfechtungsklage gegen die GV.=
Beſchlüſſe der Berlin=Karlsruher Ind ſtrie=Werke NG., o lin,
Die erſt kürzlich in eine A.G. mit einem Kapital von 500 000
RM. umgewandelte Schuhfabrik Carl Stiller, Berlin, hat eine
Kapitalerhöhung auf 1,5 Mill. RM. vorgenommen. Wie „Schuh
und Leder” hierzu erfährt, wird die Hälfte der neuen Aktien in
Pfandbriefe und Liquidationspfandbriefe nur wenig verändert, bar eingezahlt, die andere Hälfte wird auf Forderungen gegen die
Geſellſchaft angerechnet werden.
Die Kaliforniſche Nationalbank und ihre ſämtlichen Filialen
haben infolge Zahlungsſchwierigkeiten die nach Angaben der
Direktion auf die Landwirtſchaftskriſe in den Vereinigten Staaten
zurückzuführen ſind, ihre Schalter geſchloſſen. Die Bank hat 45 000
Einleger.
People” zufolge iſt mit der baldigen Errichtung einer großen
Fabrikanlage in England zur Verflüſſigung von Kohle zu rechnen.
Der Plan ſehe eine jährliche Gewinnung von 65 Millionen
Gallo=
nen Motorbetriebsſtoff aus rund 800 000 Tonnen Kohle vor. Die
Durchführung des Plans bedeute nicht nur eine große Hilfe für
knapp behauptet, desgleichen Elektroaktien, Siemens wieder 0,5 die engliſche Kohleninduſtrie, ſondern eine ſtarke Entlaſtung der
Arbeitsloſigkeit.
Berliner Kursbericht.
vom 23. Januar 1933
Deviſenmarkt
vom 23. Januar 1933
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Deutſche Banku. 1
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72.75
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17.625
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Nordd. Loyzd 18.125
29.6e5
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63.25
82.50
54.25
5o.
27.25
70.75
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Baſalt Lin
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43.875
35.125
118.—
38.50
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Buenvs=Aire=
New Yor).
Belgien.
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Paris
Schweiz
Spanien
Danzig
Japan
Rio de Janeiro
Jugoſlawien
Portugal
Athen
Iſtambu=
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Kanada
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Tallinn (Eſtl.) t
Rigo
Währung Geld)
100 Franken/8 1.22
100 Bejetas ſ34.40
100 Gulden ſ81.s7
1 Yen
11 Milre 0.239
100 Dinar 5.554
100 Escudos 12.85
100 Drachm. 2.318
1 türk. 2
t ägypt. 2 114.51
tcanad. Doll., 3.668
1 Goldpeſo 1.648
100 isl. Kr 63.69
100 eſtl. Kr 110.59
100 Lat 79,721
0.869
2009
Brief
81.38
34.46
82.03
6.371
C.241
5.566
12.87
2.322
2.012
14.55
3.674
1.E52
53.81
177.81
2.68
Frankfurter Kursbericht vom 23. Januar 1933.
Kesue
fällig 1. 4. 34...
„ 1.4.35..
„ 1. 4. 36 ...
„ 1. 4. 37...
„ 1. 4. 38...
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„ b.27
2 Intern.,
Baden ....."
BBayer .....
8 Heſſen ..v. 29
% Preuß. St. v. 28
69 Sachſen v. 27
6% Thüringen v. 27
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ſungsſch. 4½=
Ab=
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Dtſche. Anl.
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Deutſche
Schutzge=
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6%Baden=Baden,
6%Berlin ...b. 24
7 Darmſtadt
% Dresden. .v. 26
6% Frankfurt a.M
Schätze. v. 21
88Mainz ..
6% Mannheimb. 27
68München .v. 291
6%Wiesbaben v.28
6% Heſi. Jandesbl.
Goldoblig.
5128 Beſi. Landes=
Hhp.=Bk.=Liquib.
434 Jon Kom.=Obl.
941,
88.35
817,
741,
94.75
80.5
81.5
79.75
94
81.5
74
68.75
9
6.75
66
67.5
63½
77.75
6‟
67.5
5is
84.5
75
87.5
78.,5
Wee
Pfd.=Anſt. G. Pf.)
Goldoblig
5% Landeskomm.
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Heſſ. Goldobl. R. 11
R.12
39 Kaſſeler Land.
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6%Naſſ. Landesbk.
512%0 Liau. Obl.
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mel=Ablöſ.=Anl.
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Dt. Komm. Samm.=
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%„, Liqu.=Pfbr.
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68 Mein,Hyp.=Bl.
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½9%0 „ Lig. Pfbr.
6% Württ. Hhp.=B.
%. Daimler=Benz
7 Dt. Linol. Werke
30 Mainkrw. b 26l
85.5
77
71
84.75
84.5
87.95
66.75
83
85.25
87.5
*.
26.5
85.75
91.75
857
86.75
88.5
m
87.25
88.5
87.75
70
Rrn
1% Mitteld. Stahl.
62 Ver. Stahlwerke
62 Boigtck Häffner
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5% Bosn. L. E.B.
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1914
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11
5.6
4.75
5.1
30.5
34.5
80
38.5
30
88
56.5
28‟
48
119.5
48.75
52
123
62.75
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19.5
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104
25
38
64
98
83
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GR
25.5
37.5
35.5
50
190
100
74.5
41
174
89.75
67.5
43
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S5
71.25
93
17
18
16.5
P
Seite 12 — Nr. 24
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
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