Darmstädter Tagblatt 1933


20. Januar 1933

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Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
Wöchentliche illuſtrierte Beilage: Die Gegenwart, Tagesſpiegel in Bild und Wort
Nachdruck ſämtlicher mit * verſehenen Original=Aufſätze und eigenen Nachrichten nur mit Quellenangabe Darmſt. Tagbl. geſfattet.
Nummer 20
Freitag, den 20. Januar 1933.
196. Jahrgang

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Nabat weg. Bankkonto Deuiſche Bani und Darm=
ſädter
und Natonalbank.

Der Reichskanzler drängt auf Entſcheidung.
Frgebnisloſe Verſuche zur Wiederherſtellung der Harzburger Fronk. Forkſehung der Beſprechungen
Zwiſchen Deukſchnakionalen und Nakionalſozialiſten. Gefährliches Spiel mit Mißkrauens=Ankrägen.
Im Hinkergrund die Reichskagsauflöſung.

* Vor dem Aelkeftenrak.
Von unſerer Berliner Schriftleitung.
Eine endgültige Klärung über die Abſichten der Parteien
iſt immer noch nicht erfolgt. Nachdem nun auch der Donnerstag
vorübergegangen iſt, ohne daß nach irgend einer Seite eine
Annäherung gelungen wäre wobei allerdings feſtgehalten
werden muß, daß der Reichskanzler von Schleicher ſich um die
Nationalſozialiſten ſo gut wie gar nicht mehr bemüht hat
muß damit gerechnet werden, daß am Freitag nachmittag in
der Sitzung des Aelteſtenrats ein Antrag auf Vertagung des
Reichstags überhaupt nicht mehr geſtellt wird, daß alſo die
Einberufung des Plenums zum 24. Januar be=
ſchloſſen
wird.
Das Schickſal des Reichskages.
Ungeklärt iſt noch die Tagesordnung. Die Kommuniſten
fordern, daß ſofort mit der Abſtimmung über die Mißtrauens=
anträge
gegen die Regierung begonnen wird, während von
anderer Seite der Wunſch geäußert worden iſt, daß an die
Spitze der Tagesordnung die Entgegennahme einer Regierungs=
erklärung
geſtellt werde. Formell bedeutet das ja keinen Unter=
ſchied
, weil der Kanzler durchaus die Möglichkeit hat,
vor der Abſtimmung über die Mißtrauens=
anträge
eine Erklärung abzugeben und dann
das Auflöſungsdekret zu verleſen. Fraglich iſt
unter ſolchen Umſtänden nur, ob der Reichskanzler in einem
ſolchen Augenblick überhaupt noch ein Intereſſe daran hat, vor
dem Reichstag eine Erklärung abzugeben. Vielleicht wartet er
die Plenarſitzung des Reichstags ſchon gar nicht mehr ab, ſon=
dern
holt ſchon vorher zum Gegenſchlag aus. Die Lage des
Kanzlers hat ſich dadurch etwas befeſtigt, daß die Bemühungen
um eine Verſtändigung zwiſchen den Deutſchnationalen und
den Nationalſozialiſten keinen Erfolg gehabt haben. Sie ſind
zwar noch nicht geſcheitert, da die Verſtändigungsverſuche noch
weitergehen. Im Augenblick jedoch beſtehen keinerlei Ausſichten,
von dieſer Seite her dem Reichspräſidenten einen anderen Aus=
weg
zur Beſeitigung der innerpolitiſchen Schwierigkeiten vor=
zuſchlagen
. Das kommt praktiſch natürlich Herrn von Schleicher
zugute. Theoretiſch wäre alſo denkbar, daß, wenn der Beſchluß
des Aelteſtenrats auf eine Einberufung des Reichstags vor=
liegt
, Herr von Schleicher dann ſofort zum Reichspräſidenten
gehen würde, um die Auflöſungsvollmacht zu erbitten, daß alſo
unter Umſtänden ſchon am Freitag abend die Auflöſung er=
folgen
könnte. Aber wahrſcheinlich iſt eine ſo plötzliche Entwick=
lung
doch nicht.
Die Regierung will Klarheit.
In der Wilhelmſtraße wurde am Donnerstag abend ziem ich
deutlich zu verſtehen gegeben, daß ſich der Reichskanzler auf kei=
nerlei
Winkelzüge im Aelteſtenrat einlaſſen würde, um eine
Hinausſchiebung der politiſchen Entſcheidung zu erreichen, ſei es
durch eine Vertagung des Aelteſtenrats, ſei es durch Manöver mit
der Tagesordnung, die darauf hinauslaufen könnten, nach Ent=
gegennahme
der Regierungserklärung den Reichstag zu einem
ſpäteren Zeitpunkt wieder zuſammenzurufen. Der Reichskanzler
von Schleicher ſoll vielmehr die feſte Abſicht haben, der gegenwär=
tigen
allgemeinen Unſicherheit ein Ende zu bereiten. Er wird
ſeinen Staatsſekretär Dr. Planck in den Aelteſtenrat ſchicken, der
mit ausreichenden Inſtruktionen für die verſchiedenen Situatio=
nen
, die ſich dort ergeben könnten, ausgerüſtet iſt. Auf jeden Fall
will der Reichskanzler jetzt klare Verhältniſſe ſchaffen und eine
Entſcheidung herbeiführen, die, wenn die Nationalſozialiſten von
einer Tolerierung abkommen, womit zu rechnen iſt, nur in der
Ausſchreibung von Neuwahlen beſtehen könne. So muß man
jebenfalls die Situation nach der Geſamteinſtellung, die in der
Wilhelmſtraße zu beobachten war, beurteilen.
Verfaſſungsrekkung!
Wann verwirkk der Reichskag ſeine Befugniſſe?
Berlin, 19. Januar.
Nachdem bereits im November eine Abhandlung Verfaſ=
ſungsreform
im Rahmen des Möglichen von Profeſſor Dr. Jel=
linek
=Heidelberg viel Aufſehen erregt hatte, iſt jetzt in dem
Januarheft der Monatsſchrift Reich und Länder eine weitere
Abhandlung Profeſſor Jellineks unter dem Titel Verfaſſungs=
rettung
gefolgt, deren Bedeutung keinesfalls zu verkennen iſt.
Profeſſor Dr. Jellinek geht davon aus, daß die durch
die Bildung des Kabinetts von Schleicher eingetretene Ruhe=
pauſe
dazu benutzt werden müſſe, das Problem der Verfaſſungs=
rettung
in einem größeren Zuſammenhange zu betrachten. Kein
Menſch werde auf den Gedanken kommen, in Zeiten eines
arbeitsfähigen und arbeitswilligen Reichstags dem Reichspräſi=
denten
die Befugnis zuzubilligen, mittels der Diktatur das
Reichswahlgeſetz oder das Volksentſcheidsgeſetz zu ändern; aber
wenn der Reichstag verſage, wenn er ſtark ſei im Verneinen,
aber unfähig im Bejahen, dann verwirke er das Recht auf ſchon=
liche
Behandlung bei Auslegung der präſidialen Diktaturbefug=
niſſe
. Es handele ſich nur um ganz wenige Verfaſſungsbeſtim=
mungen
, an denen die Rettungsarbeit einzuſetzen habe. Dem
Vertrauensvotum des Reichstags müßte wenigftens für einige
Zeit die kabinettsſtürzende Kraft genommen werden, dem
Reichstag müßte für einige Zeit die Möglichkeit entzogen wer=
den
, die Aufhebung einer Diktaturmaßnahme zu erzwingen, der

Reichstag müßte durch eine andere Zuſammenſetzung entradikali=
ſiert
werden, und endlich müßte eine Verfaſſungsänderung den
Regierungsdualismus zwiſchen Reich und Preußen endgültig
beſeitigen.
Das Ziel der verfaſſungsrektenden Reform
wäre alſo die Außerkraftſetzung des Artikels 54, nach dem der
Reichskanzler und die Reichsminiſter zu ihrer Amtsführung des
Vertrauens des Reichstags bedürfen und jeder von ihnen zu=
rücktreten
müſſe, wenn ihm der Reichstag durch ausdrücklichen
Beſchluß ſein Vertrauen (ntziehe, ferner des Artikels 48, in dem
es heiße, daß die Maßnahmen der Regierung auf Verlangen
des Reichstags außer Kraft geſetzt werden müßten. Weiterhin
müſſe der Artikel 22 geändert werden, nach dem die Abgeord=
neten
in allgemeiner, gleicher, unmittelbarer und geheimer Wahl
von den über 20 Jahre alten Männern und Frauen nach den
Grundſätzen der Verhältniswahl gewählt werden müſſen. Weitere
Ziele der verfaſſungsrettenden Reform ſeien die Erhöhung des
Wahlalters auf 25 Jahre und die Einführung einer Vertretung
der Nichtwähler, endlich Ergänzung des Artikels 17 dahin=
gehend
, daß der Reichspräſident immer zu gleicher Zeit preu=
ßiſcher
Landespräſident ſei.
Die glücklichſte Form der Verfaſſungsrettung wäre ſicher eine
Verfaſſungsänderung in den Bahnen der parlamentariſchen Geſetz=
gebung
, alſo durch den Reichstag ſelbſt. Wenn der Reichstag ſich
nach der kurzen gegenwärtigen Atempauſe aber erneut in der
Rolle des Geiſtes gefallen ſollte, der ſtets verneine, dann werde
auch die Frage Verfaſſungsrettung erneut zu einer brennenden
Tagesfrage. Vorbehaltlich eine kritiſchen Prüfung gebe es
viet Möglichkeiten zur Verfaſſungsrekkung:
Handhabung der beſtehenden Verfaſſung, Erleichterung einer Ver=
faſſungsänderung
durch Maßnahmen der Diktatur, ſubſidiäre Ver=
faſſungsmäßigkeit
und Rückgriff auf die geſchichtlichen Grundlagen
der Verfaſſung. Die einfachſte Umgrenzung der Diktaturgewalt
des Reichspräſidenten ſieht Profeſſor Jellinek darin, daß dem
Reichspräſidenten in Anlehnung an das alte Recht des Belage=
rungszuſtandes
die geſamte vollziehende Gewalt im weiteſten
Sinne zugebilligt werde. Die Verfaſſungsrettung müſſe durch
Handhabung der beſtehenden Verfaſſung und die Erleichterung der
Verfaſſungsänderung durch Mobiliſierung der Nichtwähler ver=
ſucht
werden. Viel wäre ſchon gewonnen, wenn der Reichstag
durch Aenderung der Geſchäftsordnung ein Mißtrauensvotum und
Aufhebungsverlangen erſchwerte. Eine wirkliche Geſundung des
Reichstags könnte noch im Rahmen der Verfaſſung durch Mobili=
ſierung
der Nichtwähler angebahnt werden. Sollte darüber hinaus
eine Verfaſſungsänderung nötig ſein, ſo ſolle man es mit einer
Aenderung des Volksentſcheidsgeſetzes durch Diktaturverordnung
im Sinne einer Mobiliſierung der Nichtwähler verſuchen. Gegen=
ſtand
der Verfaſſungsänderung brauchte nur zu ſein die zeitweilige
Außerkraftſetzung der Artikel 54 und 48, Abſatz 3, Satz 2, die Her=
aufſetzung
des Wahlalters und die Regelung des Verhältniſſes
zwiſchen dem Reich und Preußen.
Kunſtausſtellung mit polikiſchem
Hinkergrund.
Rückkritt Profeſſor Poelzigs.
* Berlin, 19. Januar. (Priv.=Tel.)
In den nächſten Tagen ſoll in Berlin in der Akademie der
Künſte eine belgiſche Kunſtausſtellung eröffnet werden, die mit
Unterſtützung des Reiches und Preußen aufgezogen iſt. Das hat
in der Oeffentlichkeit und auch bei den politiſchen Parteien ſtarkes
Befremden hervorgerufen. Man weiſt nicht mit Unrecht darauf
hin, daß eine ſolche Verbeugung vor der belgiſchen Kunſt unmittel=
bar
nachdem die belgiſche Regierung durch die Ausweiſung des
reichsdeutſchen Kaplans Gilles ihre deutſchfeindliche Haltung zu
Protokoll gegeben hat, mindeſtens eine unzeitgemäße Liebenswür=
digkeit
ſei.
An amtlichen Stellen wird demgegenüber geltend gemacht, daß
die Vorbereitungen für dieſe Ausſtellung ſchon ſeit vielen Mona=
ten
im Gange ſeien und daß ſie gewiſſermaßen nur eine Erwide=
rung
ſei für das Entgegenkommen, das Belgien deutſchen Künſt=
lern
erwieſen hätte. Aber die Kritik an dieſer Ausſtellung hat
trotzdem nicht an Schärfe verloren. Sie richtet ſich in erſter Linie
gegen den ſtellvertretenden Leiter der Akademie, Prof. Poelzig,
der daraufhin dem preußiſchen Kultusminiſter in einem Schreiben
ſein Amt zur Verfügung geſtellt hat, obwohl er für ſich geltend
machen könnte, daß er die Vorbereitungen für dieſe Ausſtellung
von dem inzwiſchen zurückgetretenen Präſidenten von Schillings
übernommen habe. Aber er bleibt trotzdem dafür verantwortlich,
da er gerade in dieſem Augenblick gemeinſam mit dem belgiſchen
Geſandten die Einladungen zu dieſer Ausſtellung hat hinausgehen
laſſen. Wir werden alſo das unerfreuliche Schauſpiel erleben, daß
die Eröffnung einer mit amtlicher Unterſtützung veranſtalteten
Ausſtellung in Abweſenheit aller Regierungsvertreter erfolgt, und
es iſt begreiflich, wenn darüber hinaus der kommiſſariſche Leiter
des Kultusminiſteriums, Prof. Kaehler, in die Angelegenheit
hineingezogen wird, der offenbar nach keiner Richtung hin die
Erwartungen erfüllt hat, die bei ſeiner Berufung auf ihn geſetzt
wurden. Es iſt ſchon ſeit langem davon die Rede, daß der Reichs=
kommiſſar
Herrn Kaehler den Rücktritt nahelegen will. Vielleicht
bildet jetzt der belgiſche Zwiſchenfall den Tropfen, der den Krug
m Ueberlaufen bringt.

Vom Ballhausplaß geſehen.
Oeſterreichiſche Freundſchaftsoffenſive. Kurswechſel der
Wiener Außenpolitik.
Von unſerem ſtändigen Berichterſtatter.
S. C. Wien, im Januar 1933.
Zwei für die Entwicklung Oeſterreichs ſehr bedeutſame Er=
eigniſſe
hat der Chroniſt zu verzeichnen! Einmal die endgültige
Sicherſtellung der ſo heiß umkämpften internatio=
nalen
Anleihe für Oeſterreich, und zum andern die
Paraphierung der zwiſchen der öſterreichiſchen Regierung und
den Auslandsgläubigern der Oeſterreichiſchen Credit=
anſtalt
getroffenen Vereinbarungen über die endgültige
Liquidierung dieſer Bankaffäre. Jene beiden Ereigniſſe
beenden zwei Phaſen der öſterreichiſchen Politik, die Monate
hindurch gerade wegen der Unklarheit ihrer Entwicklung jede
Aktivität der Wiener Regierung lähmen mußten. Nun wäre
wenigſtens einigermaßen die Bahn freigemacht für eine ziel=
bewußte
öſterreichiſche Außenpolitik. Doch in dem Augenblick,
in dem man am Ballhausplatz nach Ueberwindung all dieſer
Schwierigkeiten endlich wieder einmal Aktivität entfalten könnte,
türmen ſich ſchon wieder neue Hinderniſſe auf, Hinderniſſe, die
ſich nicht zuletzt aus der geopolitiſchen Lage Oeſterreichs er=
klären
und es dieſem deutſchen Staat noch immer faſt unmög=
lich
machen, für eine beſtimmte, klare außenpolitiſche Linie zu
optieren.
Es iſt für die öſterreichiſchen Diplomaten, die zum großen
Teil ſchon im auswärtigen Dienſt der alten Monarchie ſtanden,
gewiß nicht leicht, einen Staat zu vertreten, der bisher ge=
zwungen
war, ſeine Außenpolitik faſt ausſchließlich auf die
Gewinnung und Erhaltung des Wohlwollens und der Hilfs=
bereitſchaft
anderer abzuſtellen. Wandert man durch die ehr=
würdigen
Räume des Wiener Kanzleramtes, durch die Säle, in
denen ſich einſt die führenden europäiſchen Diplomaten begeg=
neten
und von deren Wänden Herrſcher blicken, denen einſt halb
Europa untertan war, wenn man durch das Zimmer geht, in
dem ein Fürſt Metternich ſeine politiſchen Fäden ſpann, ſo
wird einem der Sturz in die Tiefe, den dieſes Oeſterreich er=
ledigen
mußte, in ganz beſonderem Maße bewußt. Und die
Schwierigkeit für die öſterreichiſche Diplomatie, ſich auf dieſe
neuen, kleinen Verhältniſſe umzuſtellen, wird beſonders augen=
fällig
. Erſt waren es die ſogenannten Reliefkredite, die Lebens=
mittelkredite
, die Oeſterreich nach Kriegsende vom Ausland er=
bitten
mußte, um die Bevölkerung vor dem Verhungern zu
ſchützen. Dann war es die für die Ueberwindung der Inflation
und ihrer Folgen notwendige Völkerbundsanleihe, die Oeſter=
reich
unter ſchwerſten nationalpolitiſchen Opfern aufnehmen
mußte. Und nun die ſogenannte Lauſanner Anleihe, über deren
Notwendigkeit freilich die Meinungen außerordentlich geteilt
ſind. Der in der Zwiſchenzeit allerdings in wenig glück=
licher
Form unternommene Verſuch, außen=
politiſch
eine beſtimmte, klar ausgerichtete
Linie zu verfolgen mit dem Abſchluß einer
öſterreichiſch=deutſchen Zollunion, dieſer Verſuch,
eine grundlegende Aenderung der politiſchen und wirtſchaft=
lichen
Situation Oeſterreichs herbeizuführen, war bedauerlicher=
weiſe
zum Scheitern verurteilt. So blieb zwangsläufig Oeſter=
reich
mitten in der toſenden Brandung des politiſchen Ge=
ſchehens
in Europa eine mehr oder weniger ſtille Inſel. Einer
der wenigen Punkte auf der heutigen Landkarte, der von
zwiſchenſtaatlichen Kämpfen und Leidenſchaften faſt gänzlich ver=
ſchont
blieb. Der Zuſammenbruch der durch ihre Wirtſchafts=
verflechtungen
mit den Nachbarſtaaten internationalen Oeſter=
reichiſchen
Creditanſtalt trug noch das ſeine dazu bei, um es
Oeſterreich faſt unmöglich zu machen, eine andere Außenpolitik
als die des Stillhaltens zu verfolgen.
Nun aber ſcheint doch die Möglichkeit gegeben, dieſen nicht
nur unwürdigen, ſondern auf die Dauer auch für die öſter=
reichiſche
Zukunftsentwicklung höchſt gefährlichen Zuſtand zu
beenden. Die während der letzten beiden Jahre beſonders leb=
haft
diskutierte Frage einer wirtſchaftlichen Neu=
gruppierung
im Donauraum gab Oeſterreich den
erſten Anſtoß zu einer beginnenden Aktivierung ſeiner Außen=
politik
, zunächſt auf handelspolitiſchem Gebiete, durch den Ab=
ſchluß
der ſogenannten Brocchi=Verträge mit Ungarn
und Italien. Dieſe Verträge, die im Dreieck zwiſchen den
genannten Staaten abgeſchloſſen wurden, und nach ſeinem
Schöpfer, dem inzwiſchen verſtorbenen italieniſchen Diplomaten
Brocchi benannt ſind, ſehen die Gewährung von gegen=
ſeitigen
Präferenzen in Form von Credit=
begünſtigungen
vor. Durch den Abſchluß dieſer Ver=
träge
hat Oeſterreich zum erſtenmal die bisher von ihm geübte
Taktik aufgegeben, indem es ſich nach einer beſtimmten Seite
hin, wenigſtens handelspolitiſch band.
Es iſt kein Zufall, daß dieſe Bindung gerade nach Italien
und Ungarn hin erfolgte. Herrſchen doch gegenwärtig in Oeſter=
reich
die politiſchen Gruppen, die beſtrebt ſind, an die öſter=
reichiſche
Tradition von 1914 anzuknüpfen und die Aufgabe der
öſterreichiſchen Politik in einer Wiederaufnahme der alten
dynaſtiſchen Beſtrebungen ſehen. Die enge politiſche Zuſammen=
arbeit
zwiſchen Ungarn und Italien tut noch das ihre, um
eine ſolche ſüdoſtwärts gerichtete Politik Oeſterreichs zu er=
leichtern
und ihr größeres Gewicht zu verſchaffen. Die Reiſe
öſterreichiſcher Miniſter nach Rom und Budapeſt bisher hielt
es der öſterreichiſche Bundeskanzler noch nicht für nötig, der
Reichsregierung einen Beſuch abzuſtatten unterſtrichen noch
beſonders die immer offenkundiger werdende
Südoſttendenz der allmählich wieder zu Ak=
tivität
erwachenden öſterreichiſchen Außen=
politik
.
Dieſe Abkehr von einer in erſter Linie deutſch orientierten
Außenpolitik Oeſterreichs, verbunden mit einer mitunter weit
über die Grenzen des Erträglichen hinaus=
gehenden
Servilität Frankreich gegenüber,
haben zwangsläufig während der letzten Zeit
das Verhältnis zwiſchen Berlin und Wien ſtark
beeinträchtigt. Die Abberufung des öſterreichiſchen Ge=
ſandten
in Berlin und ſeine bevorſtehende Erfetzung durch einen
völlig unbedeutenden Nur=Parteipolitiker taten noch das ihre,
um Oeſterreich dem deutſchen Brudervolke weiter zu entfremden.
Nun ſoll endlich von Wien aus verſucht werden, dieſen immer
peinlicher werdenden Zuſtand wenigftens etwas zu beſſern. Wie

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Seite 2 Nr. 20

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Freitag, 20. Januar 1933

uau hört, plaut Bundeskanzler Dr. Dollfuß eine
Reiſe nach München, während der öſterreichiſche
Handelsminiſter nach Köln fahren ſoll, um
dort die Verhandlungen über den Abſchluß
eines Ruhrkohlenvertrages zu beenden. Der
öſterreichiſche Juſtizminiſter war ſoeben in Berlin, wo er über
juriſtiſche Fachfragen konferierte. Und in der nächſten Zeit ſoll
auch der öſterreichiſche Innenminiſter nach den deutſchen Oſt=
provinzen
reiſen, um dort die Probleme der deutſchen Binnen=
ſiedlung
zu ſtudieren. Alſo mit einem Wort: Freund=
ſchaftsoffenſive
nach dem Reich!
Man kann nur hoffen, daß dieſes angekündigte Bemühen
Oeſterreichs, nun endlich auch einmal den deutſchen Gefühlen
Rechnung zu tragen, nachdem man für die italieniſchen, fran=
zöſiſchen
und ungariſchen ſodiel Verſtändnis gezeigt hat, von
Erfolg begleitet iſt. Man wird es wahrſcheinlich in Wien bald
erfahren, daß auch die ſchönſten Brocchi=Verträge
auf die Dauer nicht über die Tatſache hin=
wegtäuſchen
können, daß für Oeſterreich das
Deutſche Reich nach wie vor das wichtigſte und
unentbehrlichſte Ein= und Ausfuhrland iſt und
daß eine über nur konventionelle Reden hinausreichende wirklich
enge Verbundenheit mit dem deutſchen Brudervolke, mit dem
wieder zu Weltgeltung aufſteigendem Deutſchen Reiche wichtiger
und wvertvoller iſt, als franzöſiſches Geld oder italieniſche Süd=
früchte
. Denn nur an der Seite Deutſchlands wird Oeſterreich
aus ſeinem Inſeldaſein wieder zu einem politiſchen Faktor in
Europa werden können.
Die Tagesordnung für die Well
wiettahaftstonferenz.
Die Schuldenfrage nichk auf der Tagesordnung.
Genf, 19. Januar.
Die Genfer Wirtſchafts= und Finanzſachverſtändigen haben
am Donnerstag ihre Arbeiten abgeſchloſſen und den Bericht an
die Londoner Weltwirtſchaftskonferenz endgültig fertiggeſtellt.
Der insgeſamt etwa 60 Schreibmaſchinenſeiten umfaſſende Bericht
beſteht aus zwei umfangreichen Teilen, in deren erſtem die
Präambel ſowie die eigentliche Tagesordnung zuſammengefaßt
ſind, während der zweite Teil aus dem Kommentar der Sachver=
ſtändigen
beſteht. Die wichtigſten Punkte der Tagesordnung
für die Weltwirtſchaftskonferenz ſind die folgenden:
1. Währungs= und Kreditpolitik.
2. Preisproblem.
3. Wiederaufnahme des freien Kapitalverkehrs.
4. Handelshemmniſſe.
5. Zoll= und Handelspolitik.
6. Organiſation der Produktion und des Warenaustauſches.
Der Bericht geht jetzt an einen Organiſationsausſchuß, der am
25. d. M. unter Vorſitz des engliſchen Außenminiſters Sir John
Simon in Genf zuſammentritt und einen Beſchluß über das Da=
tum
und den Vorſitz der Konferenz ſchaffen wird. Die Konferenz
wird in London, und zwar vorausſichtlich unter dem Vorſitz Mac=
donalds
, ſtattfinden. Ueber das Datum gehen die Meinungen noch
auseinänder; während auf engliſcher Seite auf einen möglichſt
nahen Zeitpunkt gedrängt wird, hat es den Anſchein, als ob die
Amerikaner ſich erſt für Juni vorbereiten. Es iſt nicht ausge=
ſchloſſen
, daß die Sachverſtändigen vor der Londoner Konferenz
loch einmal zuſammentreten, um eventuell den Entwurf eines
Abkommens über wirtſchaftliche Abrüſtung vorzubereiten.

Aus deutſchen Delegiertenkreiſen erfahren wir zum Abſchluß
der Vorarbeiten für die Weltwirtſchaftskonferenz, daß man auf
deutſcher Seite von vornherein großen Wert auf einheitliche Ar=
beit
des Vorbereitungsausſchuſſes gelegt hat. So kommt vor
allem in dem Bericht der Sachverſtändigen zum Ausdruck, daß
ein Abbau der Handelshemmniſſe nicht ohne
Zollabbau möglich iſt, ſondern daß man eben auf allen
Gebieten der Wirtſchaft, wie übrigens auch der Finanzpolitik,
gleichzeitig und gemeinſam vorgehen müſſe.
Deutſchland iſt von Anfang an mit einer poſitiven Einſtel=
lung
nach Genf gekommen und ſeine Sachverſtändigen haben hier
zu allen weſentlichen Punkten der Ausſchußarbeiten poſitive Vor=
ſchläge
gemacht. Denn es gibt kaum ein Land in der Welt, das von
der Londoner Konferenz ſo viel zu erwarten hat, wie gerade
Deutſchland. Man weiſt weiter in dieſem Zuſammenhang darauf
hin, daß Deutſchland zwar an der Regelung der Frage der poli=
tiſchen
Schulden nicht unmittelbar, wohl aber mittelbar im Hin=
blick
auf die Weltwirtſchaftskonferenz intereſſiert ſei, da es feſt=
ſtehe
, daß nur die Ausſicht auf ein Wiederaufleben

Vom Tage.
Im Reichsanzeiger wird eine Verordnung über Zollände=
rungen
vom 19. Januar 1933 veröffentlicht, die am 1. Februar
1933 in Kraft tritt. Die Zolländerungen betreffen eine Reihe
von landwirtſchaftlichen Produkten und von induſtriellen Waren.

Hermann Graf v. Arnim aus Muskau (Oberlauſitz) hat
ſeinen Austritt aus dem Landbund erklärt, weil die radikale poli=
tiſche
Richtung, die der Landbund in letzter Zeit eingeſchlagen
habe, nicht ſeinen Auffaſſungen entſpreche.

Der erſte nationalſozialiſtiſche Großtonfilm Blutendes
Deutſchland in dem Adolf Hitler und Dr. Joſeph Goebbels
ſprechen, iſt von der Filmprüfſtelle Berlin für die Oeffentlichkeit
verboten worden.

Der franzöſiſche Miniſterpräſident Paul=Boncour hatte am
Donnerstag Beſprechungen mit dem deutſchen Botſchafter Köſter
und dem Sowjetbotſchafter Dowgalewſki.
Der Finanzausſchuß der franzöſiſchen Kammer beſchloß mit
24 gegen 11 Stimmen. bei 2 Enthaltungen, den ſozialiſtiſchen Ge=
genentwurf
zu dem Sparprogramm des Finanzminiſters Chéron
zu berückſichtigen, als Diskuſſionsgrundlage jedoch den Regie=
rungsentwurf
zu wählen.
Der Präſident der franzöſiſchen Republik hat die Regierung
in Kenntnis geſetzt, daß er auf 10 Prozent ſeiner Bezüge verzich=
tet
. Auch die Bezüge der Unterſtaatsſekretäre werden um 10
Prozent gekürzt.

Die Büroräume der amerikaniſchen Singer= Nähmaſchinen=
fabrik
in Yokohama wurden am Mittwoch von einer großen
Menſchenmenge angegriffen und teilweiſe zerſtört. 40 Perſonen
wurden verletzt und 130 Perſonen verhaftet.

Der japaniſche Völkerbundsvertreter erklärte der franzöſi=
ſchen
Preſſe, daß der Völkerbund mit der Annahme einer für Ja=
pan
ungünſtigen Entſchließung in dem Mandſchureiſtreit zeigen
würde, daß er den Austritt Japans aus dem Völkerbund wünſche.
Einem Bericht aus Schanghai zufolge hat China ſeinerſeits mit
der Abberufung ſeiner Abordnung aus Genf für den Fall einer
unannehmbaren Löſung gedroht.

der Weltwirtſchaft, wie es nach einem Erfolg der Lon=
doner
Konferenz zu erwarten ſei, die Amerikaner zu
einer baldigen Regelung der Schuldenfrage
veranlaſſen könnte. In dieſer Hinſicht hänge Schulden=
frage
und Gelingen der Weltwirtſchaftskonferenz eng zuſammen,
wenn auch der Sachverſtändigenbericht die Frage der politiſchen
Schulden nicht behandelt, da ſie nicht zu ſeiner Kompetenz ge=
hört
. Das Ergebnis der Genfer Sachverſtändigenberatungen
wird übrigens in den deutſchen Kreiſen durchaus günſtig beurteilt.
Die Sachverſkändigen erwarken beſchleunigkes
Handeln von den Regierungen.
Der Vorſitzende des Sachverſtändigenausſchuſſes, der Präſi=
dent
der Holländiſchen Nationalbank, Trip, gab nach der Aus=
ſchußſitzung
vor der internationalen Preſſe Erklärungen ab. Er
wies darauf hin, daß ſich die Situation innerhalb der Vorarbei=
ten
für die Weltwirtſchaftskonferenz ſeit der letzten Tagung der
Sachverſtändigen merklich gebeſſert habe und durchaus Grund
zum Optimismus vorhanden ſei. Die Sachverſtän=
digen
hätten, ſich bei der Abfaſſung der Tagesordnung in der
Gruppierung der einzelnen Punkte an die Empfehlung der Lau=
ſanner
Konferenz gehalten. Alle die aufgezählten Fragen hingen
eng zuſammen und müßten gemeinſam und gleichzeitig gelöſt
werden. So ſei z. B. keine Beſſerung auf finanziel=
lem
Gebiet ohne eine ſolche auf wirtſchaft=
lichem
Gebiet möglich. In dem Kommentar der Sach=
verſtändigen
, ſeien noch keine Konventionsentwürfe
enthalten. Man habe zwar zunächſt gehofft, Abkommensentwürfe
ſchaffen zu können, doch habe man ſodann erkannt, daß es dazu
noch zu früh ſei, aus verſchiedenen Gründen, vor allem aber,
weil die neue amerikaniſche Regierung ihr Amt noch nicht an=
getreten
habe und Amerika bekanntlich ein für die Finanz= und
Wirtſchaftspolitik außerordentlich wichtiges Land ſei. Enthalte
der Kommentar auch keine Konventionsentwürfe, ſo enthalte er
doch wichtige Empfehlungen. Würden dieſe Empfeh=
lungen
durch die Regierungen befolgt, ſo ſei auf eine wirtſchaft=
liche
Beſſerung zu hoffen. Die Regierungen wüßten
jetzt, was ſie zu tun hätten. Sie müßten für ge=
ſunde
Zollverhältniſſe und einen beſſeren in=
ternationalen
Warenverkehr ſorgen. Dieſer
Pflicht müßten die Regierungen bald nachkommen, denn die Welt
werde ein Scheitern der Weltwirtſchaftskonferenz nicht ertragen.
Zum Schluß ſeiner Ausführungen wies Präſident Trip darauf
hin, daß die wichtigſte Frage des Augenblicks die Vorbereitung
der öffentlichen Meinung auf die kommende Konferenz ſei. Es
ſei keine Zeit mehr zu verlieren; die Regierungen müßten jetzt
endlich die Initiative ergreifen.

Gruß über die Grenze.
Von Hilde Bock.
Vor zehn Jahren, im Januar 1923, marſchierten
die Litauer in das Memelgebiet ein. Wir gedenken
dieſes tragiſchen Datums, indem wir eine oſt=
preußiſche
Dichterin, deren Heimat die Memelgrenze
iſt, zu Wort kommen laſſen. Geheimnisvoll rauſcht
der große Strom durch ihre ſchlichte Erzählung und
im Schickſal eines einzelnen ſpiegelt ſich das Leid
der Grenze wider.
Nun gehe ich zum dritten Male an dem Mann vorüber,
und er ſieht mich an, als wäre ich ein Störenfried. Bis zu der
Stelle des Flußufers bin ich gekommen, wo die Erde abfallen
will in deir Ueberreſt des letzten Schützengrabens aus den
Winterkämpfen des erſten Kriegsjahres um dieſes Stromſtück.
Gerade will ſich eine Erkenntnis auftun: Aber da ſteht der
Mann plötzlich hinter meinem Rücken und ſpricht ſie aus: Das
iſt noch übriggeblieben von den Kämpfen. Ja. Und dann iſt
hier nun die Grenze gezogen worden Er zeigt auf den
Fluß, und ſein Mund ſpricht ſchwer dazu.
Sie warten auf etwas? Ich frage es eigentlich nur, um
das Geſpräch aufrechtzuerhalten. Auf ein Boot? Oder auf
eine Fähre
Der Mann ſchaut unentwegt auf das wandernde Waſſer,
ſchüttelt den Kopf langſam, in gleichem Tempo wie der Fluß
fließt: Ich warte auf einen Gruß von drüben, antwortet er
dann. O, ſchon viele Jahre und alle Sonntage verſtehen
Sie 2
Und dann kenne ich plötzlich Annikke, die als Frau Kukaitis
drüben in dem erſten Haus wohnt, in den letzten Jahren ein
wenig ſchwerer geworden iſt und ungelenk, die aber eine Tochter
hat, vier oder fünf Jahre alt, ſeidenhaarig, mit ganz der
gleichen Lebendigkeit, wie ſie einmal der Mutter Annikke als
Mädchen eigen war, und einen Sohn, zehnjährig, braunſchopfig
und ſtarkknochig, der zweite Vater Kukaitis.
An hellen Tagen, wenn die Sonne über das Waſſer ſtreicht,
und die Luft iſt wie Glas, kann man Anikkis kleine Tochter
drüben ſpringen ſehen. Immer wirft ſie den Kopf dabei ins
Genick, genau wie es Annikke getan hat, wenn die früher da=
don
ſprach, daß ſie den Kukaitis nicht nehmen wollte.
Und dieſer Mann hier, der damals nichts mehr und nichts
weniger war als ein Holztrimmer auf immer dem längſten und
beſtgebauteſten Memelfloß, nannte dieſe Augenblicke die glück=
lichſten
ſeines Lebens, wenn Annikke im Abendſchein neben ihm
auf der Kahnbank ſaß, ſie von Kukaitis ſprachen und das Mäd=
chen
den Kopf ins Genick ſetzte und ſagte: Kannſt dich drauf
verkaſſen, ich nehme ihn nicht.

Das kühle Herz, das gewohut war, auf dieſem Waſſer und
unter ſeinem herben Himmel einfach und ſtark zu ſein, ſchwoll
jedesmal heiß auf bei dieſer Bewegung Annikkes, und ſeine
zitternden Finger langten, um Ruhe zu bekommen, regelmäßig
nach der Ziehharmonika, die immer im Kaſten hinter ihm lag,
und ſpielten der Annikke das Lieblingslied: ein lulu,
lulu, du tiefdunkler Fluß, bot mir herüber ein Mädchen den
Gruß‟. Dieſe Worte kehrten zum Schluß jeder Strophe wieder,
und Annikke ſummte ſie jedesmal mit. Darauf küßte er ſie mit
betonter Selbſtverſtändlichkeit, wieder ganz ruhig geworden,
und ſie wiederholte, noch in ſeinen Arm geſchlungen: Kannſt
ſicher ſein, der Kukaitis kann ſich die Hacken abrennen, ich nehmn
ihn nicht. Alſo ging es durch zwei Sommer, daß er ſie nach
ſolchen Abenden drüben ans jenſeitige Ufer brachte, den Kahni
wandte und zurückkehrte auf das Floß. Darauf folgte denn
jener Winter, in deſſen Verlauf die neue Grenze gezogen wurde,
die Annikkes Vaterhaus ins fremde Land ſtellte.
In dem neuen Sommer kam dann Annikke auch nur Sonn=
tags
und immer über die hohe Brücke. Er nahm ſie jedesmal
mit einiger Bangigkeit in Empfang, eben weil ſie von drüben,
aus dem andern Land kam, aber jedesmal, noch während der
Grenzbeamte ihren Paß kontrollierte, blickte ſie hell zu ihm
herüber, als wollte ſie zuerſt gleich kundtun: Den Kukaitis,
nein, den nehme ich nicht.
Dann gingen ſie ſtumm nebeneinander bis ſie in ſeinen
Kahn ſtieg. Er ruderte ſtromauf, dahin, wo die Ufer einſam
tpurden und konnte dabei mit ſeinen ſchneidigen Ruderſchlägen
ſo recht beweiſen, was für ein Bombenkerl er war. Das ſchien
Annikke auch geſprächig zu machen. Sie erzählte viel davon.
wie anders das Leben jetzt drüben geworden ſei. Die Preiſe
waren ſehr gefallen, und es war für ſie ein beſonders ſchweres
Leben, weil der Vater doch noch im letzten Herbſt das Geld
vom Kukaitis genommen hatte, um das Dach ausbeſſern zut
laſſen. Nun konnte ſie zwar die Waſchwanne unter den Sparren
wegnehmen, in die jeglicher Regen bisher durch die brüchige
Stelle des Daches getropft war, aber es trommelte auch nicht
mehr aus der lecken Regenrinne auf das Blech vor dem Stuben=
fenſter
, hinter dem Annikte ſchlief ſie mochte das gern, weil
es ſie immer an einen verregneten Abend voll beſonderer Innig=
keit
draußen auf dem Floß erinnerte und der Kukaitis
lungerte häufiger und häufiger um das Grundſtück herum,
ſchielte auf die friſchroten Flecken auf dem Dach und kroch mit
ſeinen ſchrägen Blicken in alle Ecken des Hauſes und ohne
Scham auch über Annikkes Geſtalt, daß es dem Mädchen bäng=
lich
wurde. Er ſoll ſchon ſein Geld wiederbekommen, ſagte
Annikke wieder und wieder, er braucht gar nicht Angſt darum
zu haben, aber er ſoll uns in Ruh’ laſſen! Er ſoll den Vater
nicht immer mitſchleppen zum Krug. Der Alte ſelbſt trinkt
nicht gerade viel, aber der Kukaitis hält ihn frei, und ſchenken
läßt ſich der Vater nichts! Das koſtet Geld, und wir müſſen
davon doch das Dach bezahlen!"

Die Bedürftigkeiksprüfung
durch die Gemeinden.
Die Anlwork der Gemeinden auf das Gukachten
der Reichsanſtalt vom 9kkober 1932.
Berlin, 19. Januar.
Die kommunalen Spitzenverbände der Deutſche Städte=
tag
, der Deutſche Landkreistag, der Reichsſtädtebund und der
Deutſche Landgemeindetag haben jetzt zu dem Anfang
November 1932 von der Reichsanſtalt für Arbeitsvermittlung
und Arbeitsloſenverſicherung ausgearbeiteten Gutachten über
die Durchführung der Hilfsbedürftigkeits=
prüfung
in Arbeitsloſenverſichernng und
Kriſenfürſorge durch die Gemeinden Stellung
genommen.
In einer 102 Seiten umfaſſenden Broſchüre werden die
Vorwürfe unterſucht, die in dem Gutachten der Reichsanſtalt
gegen die Arbeitsweiſen der Gemeinden erhoben werden. Vor
allem wird dem Gutachten vorgeworfen, daß es in Wahrheit
nur die ſubjektive Darſtellung eines Ausſchnitts aus einem
rieſigen Arbeitsgebiet ſei. Seine Feſtſtellungen ſeien zum Teil
nicht zutreffend. Die Schlußfolgerungen beruhten häufig auf
unzureichender Kenntnis, und wenn auch gar nicht beſtritten
werden ſolle, daß in einzelnen Gemeinden Fehler vorgekommen
ſeien, ſo müſſe doch die Objektivität des Gutachtens
von den Gemeinden in Zweifel gezogen werden,
weil es auf der anderen Seite die poſitiven Erfolge
der geleiſteten Arbeit nirgends erwähne.
Im einzelnen wird dann Klage darüber geführt, daß das
Gutachten der Reichsanſtalt ausſchließlich auf dem Material der
beiden Uebergangsmonate Juli/Auguſt 1932 beruht: Es ſei
ganz ſelbſtverſtändlich, daß ſich in der erſten Zeit nach der Ein=
führung
ſo umwälzender Vorſchriften erhebliche Schwierigkeiten
einſtellen mußten. Wäre das Gutachten, ſo wird geſagt, im
November oder Dezember verfaßt worden, ſo hätte es ein
weſentlich anderes Bild ergeben. Auch das Nebeneinander von
Arbeitsamt und Gemeinden habe Schwierigkeiten geſchaffen.
In ihrem poſitiven Teil will dann die Denkſchrift der Gemein=
den
den Beweis erbringen, daß die Kommunen durchaus in
der Lage ſeien, eine ſachgemäße, gerechte und ſparſame Für=
ſorge
durchzuführen.
Abſchließend heißt es: So unerquicklich die Gegenſätzlich=
keit
öffentlicher Körperſchaften iſt, ſo kann ſie doch das eine
Gute haben: Weiteſte Kreiſe von der Notwendigkeit
einer möglichſt baldigen Reform der jetzigen
unmöglichen Zuſtände zu überzeugen.
Geht Miniſter Lenſchner nach Genf?
* Der Streit um die Ernennung des deutſchen beigeordneten
Direktors beim Internationalen Arbeitsamt in Genf ſcheint in
eine neue Phaſe eingetreten zu ſein. Nachdem Miniſterialdirektor
Sittzler vom Reichsarbeitsminiſterium nach wochenlangen Ver=
handlungen
plötzlich aus rein perſönlichen Gründen abgelehnt
hatte, tauchte die Kandidatur des ſozialdemokratiſchen Profeſſors
Lederer auf. Man wollte, wie der Genfer Berichterſtatter der
DAZ. mitteilt, die Zuſtimmung der Reichsregierung mit dem
Verſprechen gewinnen, daß Lederer nach ein bis zwei Jahren
durch eine andere Perſönlichkeit erſetzt werden ſollte. Als Erſatz=
mann
Lederers wird nicht zum erſtenmal der heſſiſche Mi=
niſter
des Innern, Leuſchner, genannt, der gleichzeitig Vorſtands=
mitglied
des Allgemeinen Deutſchen Gewerkſchaftsbundes iſt und
als deutſcher Arbeitnehmervertreter für die Genfer Arbeitszeit=
konferenz
gemeldet worden war, ohne daß er bisher in Genf ein=
getroffen
wäre.
Wehrſporf und Arbeitsdienft im Reichsbanner.
Berlin, 19. Januar.
Der Bundesvorſtand des Reichsbanners Schwarz=Rot=Gold
hat in ſeiner Sitzung vom 18. Januar, die mit einer Beſichtigutg
des Wehrſportlagers in Magdeburg verbunden war, die vom
Bundesführer Höltermann getroffenen einleitenden Maßnahmen
zur Durchführung des Wehrſports und des allgemeinen Arbeits=
dienſtes
gebilligt. Wie die Bundespreſſeſtelle erklärt, wurde als
einmütige Meinung feſtgeſtellt, daß alle verfügbaren Kräfte des
Bundes zur Weiterentwicklung und Steigerung der Wehrſport=
arbeit
zu aktivieren ſind. Eine Beteiligung am Reichskurato=
rium
für Jugendertüchtigung wird unter den gegebenen politi=
ſchen
Verhältniſſen nicht für zweckmäßig erachtet.

Wenn Annikke ſo redete, war es immer, als bräche eine ge=
heime
Angſt dabei durch ihre Worte. Zum letzten Male geſchah
es an jenem Auguſtſonntag, an dem er von ſich wußte, daß es
zu Ende ſein werde mit der Flößerei, weil die Holzmühlen=
betriebe
ſtillgelegt wurden. Sie ſaßen im Kahn, weitab von der
Brücke, der Sommerabend verſprach milde und ſternenreich zu
werden und ab und zu drang die Muſik vom Dach des Hafen=
ſpeichers
bis zu ihnen herüber. Auf Annikkes Geſicht lagen
deutlich ſichtbar zwei ſcharfe Linien von den Ohren bis zum
Kinn und dazwiſchen ſtanden ihre Augen trocken und leer wie
Seen, denen man das Waſſer abgegraben hatte. Annikkes Not
zwang ihn, ſeinen eigenen Kummer zu verheimlichen, er bekam
aber kein Wort hervor, das das Mädchen hätte tröſten können.
Erſt, als ſie wieder im Ufergras und dann weiter auf der
Promenade neben ihm ging, und er ganz ſelbſtverſtändlich in
ihre Armbeuge gefaßt hatte, ſagte ſie: Wie wird es mit uns
bloß werden? An jenem Abend konnte er zu dieſen Worten
nichts anderes tun als ſchweigen.
Auf der Brückenſperre, Annikke hatte dem Grenzbeamten
ſchon den Paß gereicht und hinter ihr warteten bereits wieder
etliche darauf, daß ihre Paſſierſcheine kontrolliert würden, ſagte
ſie plötzlich quer durch die Leute zu ihm herüber: Wenn ich
nächſten Sonntag etwa nicht kommen kann, wegen Vater, der=
ſtehſt
du, dann wink ich dir von drüben zu. Da begriff er,
daß es einmal ſein könnte, daß er hier vergeblich auf ſie warten
würde! Indeſſen war ſie fort, bewegte ſich ſchon weitab in=
mitten
der Menſchen, die zahlreich hinüber oder herüber kamen.
Er war lange arbeitslos geweſen, und Annikke war nie
mehr zu ihm über die Brücke gekommen. Auch hatte ſie bis
jetzt nie einen Gruß herübergewinkt. Es hat alles
nichts genützt, ſage ich zu dem Mann, nichts genützt, daß das
Mädchen die Sonntage wegen des Alten drüben blieb. Er hat
wahrſcheinlich doch mit dem Kukaitis getrunken und getrunken,
bis auch das Haus unter dem Dach dem Kukaitis gehörte. Mit
Annikke dazu.
Der Mann nickt einmal nachdenklich, holt dann haſtig wieder
den Kopf aus der Neige und ſtarrt herüber zum anderen Ufer.
Da da ſagt er leiſe und heimlich und ſein Geſicht
blüht milde auf dabei. Ich ſehe drüben die Sprünge eines
flachshaarigen kleinen Mädchen im blauen Kleid. Das Kind
ſcheint zu ſeinem behenden Spiel zu ſingen. Ich verſtehe es
nicht, aber der Mann lauſcht, ſeine Augen werden eng und
ſchwimmend, er durchbricht mit der einen klobigen Hand wie
taktierend die Luft, während er die andere in die Rocktaſche
bohrt, dann dreht er ſich plötzlich ab und geht, im Singen die
Stimme hochſchwellend, die Textworte undeutlich ausſprechend,
weg von mir und ohne Aufenthalt neben der Einſamkeit des
breiten Stromes weiter: Ei lulu, lulu du tief=
dunkler
Fluß, bot mir herüber ein Mädchen den Gruß.
Noch eine ganze Weile trägt der Wind dieſen Liedfetzen ſtrom=
ab
zu mir zurück.

[ ][  ][ ]

Freſtag, 20. Januar 1933

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Konflikt um die Oſthilfe.
Unzufriedenheit auf allen Seiken. Scharfe Kritik des Haushaltsausſchuſſes an der Siedlung.
nach Oeffnung der Oſthilfe-Akken. Drohung mit parlamenkariſcher Konkrolle.

Forderung

Zündſtoff im Haushaltsausſchuß.
Von unſerer Berliner Schriftleitung.
Das ganze landwirtſchaftliche Notwerk fängt allmählich an,
ſich zu einem ganz gefährlichen politiſchen Zündſtoff zu entwickeln.
Mit dem, was bisher geleiſtet worden iſt, iſt niemand zufrieden,
weder die Regierungsſtellen, noch die Hilfsbedürftigen, noch die
xolitiſchen Parteien. Eine erſte und heftige Entladung dieſer auf=
geſpeicherten
Unzufriedenheit gab es am Donnerstag im Haus=
haltsausſchuß
bei der Beratung der Oſthilfe. Hier drehte es ſich
vor allem um die Siedlung, die jedenfalls ſeit Jahren aus dem
Streit der Meinungen nicht mehr herauskommt, aber auch immer
mehr zu verſacken droht, obwohl der gegenwärtige Kanzler ſich
bei früheren Gelegenheiten als beſonders ſiedlungsfreudig ge=
zeigt
hat.
Der Zentrumsabg. Erſing hätte wohl kaum mit betonter
Schärfe eine Oeffnung der Oſthilfeakten und eine parlamentariſche
Kontrolle verlangt, wenn ihm nicht aus gewiſſen Kreiſen, die zu
den Nutznießern der Hilfeaktion gehören, durch unüberlegte Reden
die Trümpfe in die Hand geſpielt worden wären. Erſings Vor=
ſtoß
zeigt aber ſchon, daß die ganze landwirtſchaftliche Hilfe ſehr
leicht zu einer unüberſehbaren Verwirrung unſerer innerpoliti=
ſchen
Situation, wenn nicht gar zu einem Abſchwenken des Zen=
trums
aus dem Regierungslager führen kann. Er ſprach bereits
von einer ſchweren Vertrauenserſchütterung, wie er überhaupt
dem Ernährungsminiſter von Braun gegenüber einen Kampfton
anſchlug, der nichts Gutes verſprach.
Die Sozialdemokraten benutzten natürlich die Gelegenheit,
um gegen den Ernährungsminiſter, wie überhaupt gegen die Re=
gierung
von Schleicher eine ſcharfe Front aufzurichten. Immer=
hin
wird es aber nötig ſein, daß die amtlichen Stellen zu dem
Material des Sozialdemokraten Heinig Stellung nehmen. Es
handelt ſich hierbei um die Summen, die im Wege des Sicherungs=
verfahrens
verſchiedenen nicht unbekannten Perſönlichkeiten zuge=
führt
worden ſind. Heinig behauptet ſogar, daß die Gattin des
Kaiſers auch in den Tätigkeitsbereich der Oſthilfe geraten ſei.
Der Reichsernährungsminiſter, der zu dem Komplex der
Siedlungsfrage eine wenig zufriedenſtellende Erklärung abgab,
lehnte es jedoch ab, Einzelheiten über die Sanierung den Aus=
ſchußmitgliedern
zur Kenntnis zu geben. Er zog ſich darauf zu=
rück
, daß 75 000 Verfahren liefen, und daß auf Grund des Oſt=
hilfegeſetzes
§ 25 Abſatz 4 Verſchwiegenheit zu beobachten ſei.
Mit dieſem Ausweichen fand er aber bei den Ausſchußmit=
gliedern
, namentlich bei den Vertretern des Zentrums und der
Bayeriſchen Volkspartei, keine Gegenliebe. Er wurde darauf auf=
merkſam
gemacht, daß der Reichrechnungshof die Oſthilfe, alſo die
Aufwendungen des Reiches, prüfen und ſeine Prüfungsergebniſſe
dem Reichstag übermitteln werde, ſo daß alſo einer Information
des Ausſchuſſes nicht das geringſte im Wege ſtehe, und daß ſchließ=
lich
der Reichstag jederzeit einen Unterſuchungsausſchuß einſetzen.
könne.
Die Drohung mit dem Unterſuchungsausſchuß
gegen den Reichsernährungsminiſter, noch dazu von dem Vertre=
ter
einer Partei, die bis dahin zu dieſer Regierung hielt, iſt
recht bedeutſam. Der Ernährungsminiſter hat es zunächſt vorge=
zogen
, ſich eine Bedenkzeit auszubitten. Er will am Freitag dem
Haushaltsausſchuß mitteilen, ob er eine Auskunft geben will.
Vielleicht iſt aber bis dahin die Geſamtlage bereits ſoweit ge=
klärt
, daß Herr von Braun nicht mehr in die Verlegenheit kommt,
dieſem Reichstag Rede und Antwort ſtehen zu müſſen.
Reichsbürgſchaft für Düngemitkellieferung.
Berlin, 19. Januar.
Durch Notverordnung des Reichspräſidenten vom 19. Januar
1933 iſt der Reichsfinanzminiſter ermächtigt worden, für die Liefe=
rung
von Düngemitteln zur Frühjahrsbeſtellung in ähnlicher
Weiſe wie im letzten Frühjahr eine Reichsbürgſchaft in Gemein=
ſchaft
mit dem Düngemittelſyndikat zu übernehmen.
Die Einzelheiten der Regelung werden in den nächſten Tagen
von den in Frage kommenden Syndikaten bekanntgegeben wer=
den
; ſie werden vorausſichtlich ſich im allgemeinen an die letzt=
jährigen
Bedingungen anſchließen. Da der Verteilungsſchlüſſel

Hundert Jahre Baumalerei.
Ausſkellung im Gewerbemuſeum.
Wir ſind gar zu leicht bereit, die Produkte unſrer zeit=
genöſſiſchen
Kunſt als der Weisheit letzten Schluß zu betrachten
und damit die Werke vergangener Epochen zu verdammen, zum
mindeſten, aber als minderwertig anzuſehen. Das gilt im
Beſonderen auf dem Gebiet der Innendekoration, da
alſo, wo unſer Ich in unmittelbarſte Beziehung zum Schaffen
des Kunſthandwerkers tritt. Und gerade unſere jüngſte Zeit,
in der, wie mir ſcheint, der Sinn für Wohnkultur auf eine
breite Grundlage geſtellt iſt, in der trotz äußerer Not der künſt=
leriſchen
Geſtaltung der Wohnräume auch in den Kreiſen
größere Beachtung geſchenkt wird, wo man früher den Innen=
dekorateur
oder beſſer den Weißbinder nach eignem Ermeſſen
ſchalten und walten ließ, ich ſage, gerade in unſrer Zeit ſchaut
man ein wenig verächtlich auf das Schaffen früherer Epochen.
Und doch iſt auch das Bürgertum jener Zeiten nicht achtlos
an dieſen Fragen vorübergegangen, haben auch in jener Zeit
die Fachleute großen Fleiß und beachtliches Können in den
Dienſt der Sache geſtellt. Davon zeugt auch die Ausſtellung
100 Jahre Baumalerei in den Räumen des Gewerbemuſeums,
von deren Eröffnung wir an dieſer Stelle ſchon berichteten.
Wenn auch das Hauptaugenmerk auf die Baumalerei unſrer
Tage gerichtet iſt, ſo iſt doch der hiſtoriſchen Entwicklung, wie
ſie uns das vergangene Jahrhundert brachte, der geziemende
Platz eingeräumt. Das iſt um ſo wichtiger und intereſſanter,
als dieſe Ausſtellung uns eine Entwicklung vor Augen ſtellt,
die ſich in ein und derſelben Familie (Nover) vollzogen hat.
Wenn auch der Formenwandel in der Innendekoration nicht
mit derſelben Geſchwindigkeit ſich vollzieht, wie wir das etwa
bei der Kleidermode beobachten können, ſo ſind doch auch hier
100 Jahre eine beträchtliche Zeitſpanne und manchem von uns
wird es ſchwer fallen, den Arbeiten etwa des Großvaters des
jetzigen Chefs die Beachtung zu ſchenken, die ſie als hiſtoriſche
Dokumente in jedem Falle verdienen, und die ihnen zukommt
als Gegenſtück zu dem, was heute in der Innendekoration als
vorbildlich angeſehen, und was in der modernen Abteilung der
Ausſtellung aufs anſchaulichſte demonſtriert wird. Wer als Laie
vor dieſe Tafeln, Farbſkalen und Bilder tritt, muß erſtaunt
ſein über die weit über das Gefühlsmäßige hinausgehende, zer=
gliedernde
und berechnende Methode, mit der der Kunſthand=
werker
an die künſtleriſche Ausgeſtaltung eines Raumes heran=
tritt
, wie vor allem die pſychologiſche Wirkung der Farben für
ihre Verwendung beſtimmend wird. Es iſt eine Wiſſenſchaft
für ſich, und eine nicht leichte dazu, die der angehende Bau=
maler
beherrſchen muß, bevor er einmal daran denken kann,
die praktiſche Arbeit aufzunehmen.

für etwaige Verluſte aus der Garantie zwiſchen Reich und Syn=
dikaten
gegenüber dem Vorjahr zugunſten des Reiches geändert
worden iſt, war es möglich, die Garantie des Reiches zahlenmäßig
weſentlich niedriger zu halten als im Vorjahr.
Zur Sicherung der Düngemittelforderungen und der For=
derungen
aus Lieferungen von anerkanntem Saatgut iſt ferner
wiederum ein Früchtepfandrecht eingeführt worden, das ähnlich
wie im Vorjahre ausgeſtaltet worden iſt.
Die Geſtalkung des Gekreidemarkkes.
Keine Ueberproduktion, aber Abſahſchwierigkeiten.
Berlin, 19. Januar.
Amtlich wird mitgeteilt:
Die Marktmeinung gewiſſer an der Geſtaltung des Getreide=
marktes
beteiligter Gruppen iſt, wie in Fachkreiſen allgemein
bekannt iſt, nicht günſtig. Man geht dort ſtets davon aus, daß
infolge der beſonders guten Erträge der letzten Ernte erhebliche
Ueberſchüſſe vorhanden ſeien die innerhalb des laufenden
Jahres keinen Abſatz finden könnten. Dieſe Auffaſſung iſt nur
bedingt richtig. Gemeſſen an einigermaßen normalen Verbrauchs=
verhältniſſen
, iſt nämlich eine Ueberproduktion noch
nicht vorhanden. Es beſtehen vielmehr nur Abſatz=
ſchwierigkeiten
weil infolge der großen Ar=
beitsloſigkeit
die Konſumkraft der Bevölkerung ſtark ge=
ſunken
iſt. Die Getreidemengen, die aus dieſem Grund keinen
Abſatz finden können, nimmt indes die Stützungsſtelle fort=
laufend
auf; ſie wird dies auch weiterhin tun, und die auf=
genommene
Ware dem Markt zum mindeſten für die Dauer
dieſes Getreidewirtſchaftsjahres fernhalten, es ſei denn, daß
eine ſo ſtarke Belebung des Arbeitsmarktes eintritt, daß die
Heranziehung der Stützungsmengen für den Verbrauch not=
wendig
oder doch ohne Gefährdung der angemeſſenen Preis=
bildung
möglich iſt.
Die Beſchränkungen in der Krankenverſicherung.
Im Sozialpolitiſchen Ausſchuß des Reichstages führte Staats=
ſekretär
Dr. Grieſer zu den Anträgen, die den Wegfall von Be=
ſchränkungen
in der Krankenverſicherung verlangen, u. a. aus:
Auch in der Krankenverſicherung gebe es, wie in der Wirt=
ſchaft
, eine Zeit der Hochſpannung und eine Zeit des Tiefſtandes.
Leiſtungen, die in jener Zeit feſtgeſetzt ſeien, könnten während des
Tiefſtandes nicht ganz durchgeführt werden. Sparmaßnah=
men
, wie Krankenſcheingebühr und Arzneikoſten=Anteil, ſeien
zur Hemmung des Abſturzes notwendig geweſen.
Die Aufhebung dieſer Hemmungen entſpreche
nicht der gegenwärtigen, Konjunkturphaſe in
der Krankenverſicherung. Wer die Hemmungen
aufhebe, zwinge die Krankenkaſſe zur ſofor=
tigen
Beitragserhöhung, und ziehe einen Wechſel auf
den Zeitpunkt noch unſicheren Aufſchwungs. Das Vorrecht auf
Beitragserhöhung habe aber die Invalidenverſicherung.
Der Wohnungsausſchuß für Mietſenkung
und Volſtreckungsſchuß gegen Wohnungsräumung.
Der Wohnungsausſchuß des Reichstags beendete am Don=
nerstag
ſeine Beratungen über den Mieterſchutz und nahm n=
träge
der Sozialdemokraten und des Zentrums an, die die
Reichsregierung erſuchen, Maßnahmen zu ergreifen, damit die
Mieten den verminderten Einkommen angepaßt werden und den
zahlungswilligen, aber durch Arbeitsloſigkeit uſw. zahlungsunfä=
higen
Mietern ausreichende Hilfe geſichert wird. Auch wurde
ein kommuniſtiſcher Antrag angenommen, wonach für die min=
derbemitelten
Mieter ein Vollſtreckungsſchutz gegen Wohnungs=
räumung
einzuführen iſt. Auf Zentrumsantrag wurde weiter
beſchloſſen, daß den Hausbeſitzern durch weitgehende Schutzmaß=
nahmen
der Erhalt ihres Eigentums geſichert werden ſoll. Nach
weiteren kommuniſtiſchen Anträgen, die angenommen wurden,
ſollen Verzinſung und Tilgung der Hauszinsſteuerdarlehen bei
gemeinnützigen Wohnungsunternehmungen uſw. ausgeſetzt und
die Neubaumieten um den entſprechenden Betrag geſenkt werden.

Und das iſt gut ſo, weil er mit ſeinem fachmänniſchen Rat
den Auftraggeber unterſtützen und führen ſoll. Wie ſchwer dieſe
verhältnismäßig junge Wiſſenſchaft iſt, davon gewinnen wir
einen ſtarken Eindruck bei der Betrachtung der ſehr inſtruktiven
Tafeln, die dem Schüler und Lehrling die Verwendung der
Farben für die Geſtaltung der Innenräume erklären ſollen, die
ihm klar machen ſollen, daß etwa die feſtliche Farbreihe in
einem Büro keinen Platz hat, und daß z. B. ein Salon andere
Anſprüche an die Farbtönung ſtellt, als ein Muſikzimmer, und
daß dieſes wieder anders angelegt ſein will als ein Raum
mit Schleiflackmöbeln. Denn auch darauf muß der Kunſthand=
werker
ſein Augenmerk richten, daß die Harmonie zwiſchen Holz=
art
und Wandbemalung nicht geſtört wird. Er muß wiſſen,
welche Mittel er anwenden muß, um einem verhältnismäßig
niedrigen Raum die Illuſion des höheren zu geben, er darf
nicht vergeſſen, daß ein farbig bewegter Fußboden eine allzu
lebhafte Geſtaltung der dazugehörigen Wand nur ſchlecht
verträgt.
Was uns dieſe dem Lernenden gewidmete Abteilung als
Vorausſetzung mitgegeben hat, wird ergänzt und bewieſen an
anderer Stelle, wo wir Gelegenheit haben, am praktiſchen Bei=
ſpiel
zu bewundern, was der Künſtler, ausgerüſtet mit dieſen
primären Kenntniſſen, im Dienſte moderner Wohnkultur zu
leiſten vermag. An dieſen Entwürfen zeigt ſich mit überzeugen=
der
Klarheit, wie handwerkliches Können in glücklicher Ver=
bindung
mit ausgeprägt künſtleriſchem Sinn der Arbeit des
Architekten mit Pinſel und Palette die letzte und dekorative
Note verleihen können. Ob es ſich bei dieſen Entwürfen um
die Geſtaltung von Wohnräumen oder vornehmen Gaſtſtätten,
um repräſentative Räume in Bundesheimen oder was auch immer
handelt, überall iſt unaufdringlich und dezent eine harmoniſche,
dem jeweiligen Zweck angepaßte Geſamtwirkung erzielt.
Neben der Arbeit an Profanbauten hat die Familie Nover
ſtets mit beſonderem Geſchick und großem Verſtändnis für die
Eigenart dieſer Aufgabe, ſich der Kirchenmalerei gewidmet. Wie
ſtark und ſelbſtändig gerade der Chef des Hauſes auf dieſem
Gebiet geſtaltet, davon zeugen in den übrigen Räumen des
Ausſtellungsgebäudes eine Reihe von Entwürfen von zum Teil
monumentaler Auffaſſung. Hier zeigt ſich mit Deutlichkeit die
Achtung vor der eigentümlichen Technik archaiſcher Stilkunſt
und die ſeltene Gewandheit in der Anpaſſung an die Technik
der Glasmalerei und Moſaikarbeit.
Alles in allem, wer Intereſſe für die Kunſt im Handwerk
und das Handwerkliche in der Kunſt hat, darf an dieſer Aus=
ſtellung
nicht vorübergehen.
B.

Von der Univerſität Gießen. Die Modern Language
Aſſociation of Amerika hat Herrn Geheimerat Profeſſor Dr. Be=
haghel
zum Ehrenmitglied (Honoxary Mamber) ernannt.

Nr. 20 Seite 3

Für den Bau ausreichender Kleinwohnungen werden Mittel ge=
fordert
. Jede Wohnungsbeſteuerung durch Länder und Gemein=
den
ſoll unterbunden werden. Ein deutſchnationaler Antrag
endlich verlangte Senkung des Zinsſatzes für Baugeld und Hypo=
theken
.
Zwiſchenfälle im Reichsrak.
Die Neuregelung der Frage der ausländiſchen
Arbeitskräffe.
Im Reichsrat ſtand am Donnerstag eine Verordnung über
ausländiſche Arbeitnehmer zur Beratung, die die Behand=
lung
der Ausländer auf dem deutſchen Arbeits=
markt
einheitlich für das Reichsgebiet regeln will. Neben der
Beſchäftigungsgenehmigung für den Arbeit=
geber
tritt künftig eine Arbeitserlaubnis für den
ausländiſchen Arbeitnehmer. Für die Erteilung
der Genehmigung ſind die Arbeitsbehörden zuſtändig. Der
Reichsarbeitsminiſter kann aber im Benehmen mit den Ländern
auch andere Stellen als zuſtändig beſtimmen. Gegen dieſe letztere
Beſtimmung nahm der preußiſche Miniſterialdirektor Dr. Brecht
Stellung, da in Preußen der Reichskommiſſar nicht an die Zu=
ſtimmung
der preußiſchen Staatsregierung gebunden ſei. Es
ſei nämlich geplant, die Ausſtellung der Arbeitskarten der
Arbeiterzentrale zu übertragen, die ſomit infolge der Gebühren
mit einem Betrage von 200 000 RM. ſubventioniert werden ſolle.
Gegen dieſen Weg einer Subvention müſſe Einſpruch erhoben
werden. Subventionen dürften nur auf dem ordnungsmäßigen
Wege über den Etat erfolgen. Reichsinnenminiſter Dr. Bracht
erklärte, daß die Frage, ob von der Ermächtigung Gebrauch ge=
macht
werde, noch vollkommen offen ſei. Der Reichsrat ſtimmte
ſchließlich der Verordnung, die am 1. Mai in Kraft treten
ſoll, zu.
Preußiſcher Borſtoß gegen Schäffer.
Zu einem politiſch intereſſanten Zwiſchenfall kam es bei
der Beratung über die Beſetzung der Stelle des Präſidenten
des Reichsverſicherungsamtes, die durch die Miniſterſchaft des
früheren Präſidenten Dr. Schäffer im letzten Sommer frei=
geworden
iſt. Die Reichsratsausſchüſſe ſchlugen im Benehmen
mit der Reichsregierung die Wiederernennung des früheren
Reichsarbeitsminiſters Dr. Schäffer vor.
Hierzu erklärte Miniſterialdirektor Dr. Brecht für die
preußiſche Staatsregierung, daß die Reichsregierung, wenn es
ſich um die Behandlung von Perſonalien in Preußen handele,
eine ſolche Rückſicht nicht genommen habe, weder auf die Perſon,
noch auf die Kontinuität der Arbeit. Die Reichsregierung habe
ſich nicht darum gekümmert, in welche peinliche Lage die
preußiſchen Miniſter gekommen ſind, während hier erwartet
werde, daß auf die Lage, in die ein Reichsminiſter des Kabi=
netts
Papen nach ſeiner Amtsentſetzung gekommen ſei, beſondere
Rückſicht genommen werde. Die Reichsregierung habe über 100
preußiſche Beamte abgeſetzt, ohne für die weitere Nutzung dieſer
Kräfte geſorgt zu haben. Auch ſachlich habe die preußiſche Re=
gierung
keinen Anlaß, für den bisherigen Arbeitsminiſter ein=
zutreten
, da man nach den Erfahrungen ſeiner Amtszeit ihn
nicht als die beſte Kraft für dieſes Amt anſehen könne,
Reichsinnenminiſter Dr. Bracht erwiderte, er bedauere,
daß Herr Schäffer unter den Meinungsverſchiedenheiten zwiſchen
Reichskommiſſar und preußiſcher Regierung leiden müſſe.
Der Reichsrat ſtimmte dann dem Ausſchußvorſchlag zu.
Das internationale Abkommen zur Beſchränkung der Her=
ſtellung
und zur Regelung der Verteilung der Betäubungsmittel
wurde genehmigt, ebenſo eine Novelle zur Gemein=
nützigkeitsverordnung
, die die Beſtimmungen über
die Ausſchaltung des Eigennutzens des Unternehmers verſchär=
fen
und andererſeits Erleichterungen für diejenigen
Unternehmen ſchaffen will, die den Kleinwohnungsbau
fördern. Auch einem Geſetzentwurf über Lohnſchutz in
der Heimarbeit wurde zugeſtimmt, der Vorkehrungen tref=
fen
will, daß die Notlage der Hausarbeiter nicht durch die
Gewerbetreibenden ausgenutzt wird.
Poliliſche Ausſchreilungen in Mainz.
Mainz, 19. Januar.
Bei dem geſtern abend aus Anlaß des Jahrestages der
Reichsgründung von den Nationalſozialiſten veranſtalteten Fackel=
zug
kam es zu wiederholten Störungen der öffentlichen Ruhe und
Ordnung. Beſonders in der Binger Straße ereigneten ſich tät=
liche
Ausſchreitungen. Mehrere Verletzte wurden feſtgeſtellt und
einer von ihnen mit Hiebverletzungen am Kopf ins Städtiſche
Krankenhaus eingeliefert. Bei dem Tumult wurde auch das Tor
eines Hauſes in der Binger Straße beſchädigt. Die Polizei nahm
fünf Perſonen vorläufig feſt.

Heſſiſches Landestheater.
Großes Haus. Donnerstag, den 19. Januar.
Der Freiſchütz
Romantiſche Oper von K. M. v. Weber.
Heute gaſtierte Maria Reining aus Wien als Agathe.
Der Zweck des Gaſtſpiels iſt wohl erſichtlich, ohne indes durch die
augenblickliche Situation begründet zu ſcheinen. Wir beſitzen zur=
zeit
bereits nicht weniger als 3 Sängerinnen, die die Agathe
ſingen, bzw. ſingen können. Elſa Kment, die für dieſe Rolle als
zu groß im Format fehl am Platz war, Charlotte Krauß, die
hierin ihre lyriſche Begabung erfolgreich zeigte, Erna v. Georgi,
die auszuprobieren, und zwar im jugendlich=dramatiſchen Fach
bis jetzt unterblieben iſt. Denn ihre Verwendung als Czardas=
fürſtin
und Butterfly, ſo ſchön ihre Erfolge auch ſind, entſpricht
nicht eigentlich ihren Fähigkeiten; der Roſenkavalier iſt keinem
Fach einzugliedern, weil er von äußerer Erſcheinung und perſön=
lichen
Eigenſchaften bedingt wird. So gab ſie alſo bisher nur Be=
weiſe
ihrer Vielſeitigkeit, während das Evchen, das ihr nicht zu=
geteilt
wurde, der rechte Prüfſtein für ſie geweſen wäre, wie
denn überhaupt die jetzige Rollenbeſetzung angreifbar iſt. Wenn
es ſich darum handelt, eine der drei Genannten auszuſcheiden, ſo
wäre es vor allem Elſa Kment, von der ſicher zu ſein ſcheint, daß
ſie für das ihr zuſtändige, bei ihr überdies eng beſchränkte, Ge=
biet
weder die ſchöne Stimme, noch ausreichendes Temperament,
noch die intereſſante Perſönlichkeit beſitzt, um ſich durchſetzen zu
können. Sie macht außerdem das ohnehin vermißte Vorhanden=
ſein
einer dramatiſchen Sängerin zur Notwendigkeit. Denn wir
haben z. Zt. keine Leonore, keine Brünhilde, Kundry, Jſolde,
nicht einmal eine Sieglinde, Eliſabeth, Senta, Aida. Donna
Anna. Ariadne, Rezia.
Nun endlich zum heutigen Gaſtſpiel! Es kann ein günſtiges
Urteil ausgeſprochen werden. Die in ihrer äußeren Erſcheinung aus=
gereifte
, geſanglich fertige Künſtlerin beſitzt eine gut ſitzende, rich=
tig
behandelte, weiche und ausgiebige Stimme, deren Klang
heute vielleicht nur die friſchblühende, poetiſche Farbe fehlte.
Muſikalität und Ausſprache iſt vorzüglich; die Geſtaltung ohne
Befangenheit ſicher, nicht ohne Temperament, aus dem Innern
geſchöpft. Ihr Weſen iſt ſympathiſch und hat öſterreichiſche Art.
Der Charakter iſt jugendlich=dramatiſch mit genügend Lyrik. Sie
wird vorausſichtlich vielſeitig und vollwertig verwendbar ſein doch
wäre bei Anſtellungsabſichten ein zweites Gaſtſviel erwünſcht.
Da Fräulein Krauß und Frau v. Georgi als Brautjungfern
ſangen, hatte man den intereſſanten Vergleich von drei jugend=
lich
=dramatiſchen Stimmen nebeneinander, auf den ich mich hüten
werde, einzugehen.
v. H.

[ ][  ][ ]

Seite 4 Nr. 20

Am Sonntag, den 22. Januar 1933 feiern die Eheleute
Georg Raitz VI. und Frau Eliſabeth, geb. Berres aus
Hetſchbach i. O. das Feſt der
Silbernen Hochzeit.
Glückauf zur Goldenen!
(125

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Freitag, 20. Januar 1988

Todes=Anzeige.
Heute entſchlief ſanft nach langen, ſchweren, mit Ge=
duld
getragenen Leiden, im Alter von 46 Jahren mein
innigſigeliebter Gatte, unſer treuſorgender Vater, Schwie=
gervater
, Großvater und Onkel
Herr Max Richter.
In tiefer Trauer:
Frau Eliſe Richter und Kinder
Familie Fr. Bönſel.

Darmſitadt, den 19. Januar 1933.
Gr. Bachgaſſe 4,

Die Beerdigung findet am Samstag, den 21. Januar
1933, nachm. 3 Uhr, auf dem Friedhof an der Nieder=
Ramſtädterſtraße ſtatt.

Statt jeder beſonderen Anzeige.
Am 18. Januar 1933 wurde nach 30jähriger
überaus glücklicher Ehe meine liebe Frau,
unſere gute Mutter, Schwiegermutter und
Großmutter

Frau Lind Koip
geb. Fuchs
im beinahe vollendeten 72. Lebensjahre von
mir genommen.
Dr. Karl Kolb, Sanitätsrat
Schwenningen a. Neckar, 19. Januar 1933.
Die Beiſetzung findet am Samstag, den 21. Januar
1933, nachmittags 3½ Uhr, auf dem alten Friedhof
in Darmſtadt ſkatt.
(1255

Heute entſchlief ſanft nach kurzem,
ſchweren, mit großer Geduld er=
fragenen
Leiden, unſre liebe herzens=
gute
Mutter, Schweſter, Schwieger=
mutter
, Großmutter und Tante
Frau
Anna Marie Flechſenhar
Wtw.
geb. Schneider
im Alter von nahezu 57 Jahren.
In tiefer Trauer:
Karl und Ludwig Flechſenhar
Familie Michael Flechſenhar
Familte Jakob Müller
Familie Michael Löw
Familie Adam Fix
Schw. Anna Schneider.
Steinbach bei Michelſtadt i. Odw.,
den 18. Januar 1933.
Die Beerdigung findet Freitag, den
20. Januar 1933, nachmittags 2 Uhr
ſtait.
1211

Dankſagung.
Für die während der Krankheit
und beim Hinſcheiden meiner
lieben Frau und Tochter

erwieſene Teilnahme ſagen herz=
lichen
Dank
Heinrich Breitwieſer
Familie Lobeck.
Darmſtadt, Ober=Ingelbeim,
den 19. Januar 1933.

Für die vielen Beweiſe herzlicher
Teilnahme ſowie, für die vielen
Kranzſpenden bei dem Hinſcheiden
unſerer lieben Mutter
Frau Sophie Kriechbaum
geb. Enaux
ſagen wir Allen unſeren herzlichſien
Dank. Beſonders danken wir Herrn
Pfarrer Bergér für die troſtreichen
Worte am Grabe.
Die trauernden Hinterbliebenen.

Lang und kurz
Haarwaſch. nur 502,
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Nachruf.

Am 17. Januar 1933 verſiarb der Gründer des Ver=
bandes
der Kaſſenärzte in der Provinz Starkenburg
unſer Ehrenmitglied
Sanitätsrat

Er wurde aus einer raſtloſen Tätigkeit herausgeriſſen,
die dem Wohle des geſamten heſſiſchen und deutſchen
Aerzteſiandes galt.
Schon früh hatte er den Wert des Zuſammenſchluſſes
erkannt und jahrelang aufbauende Arbeit für die Aerzte
geleiſitet. Sowohl in Heſſen wie auch in der Aerzieſchaft
Deutſchlands war er als echt deutſcher Mann unſer
Führer.
In Dankbarkeit gedenken wir ſeiner auch über den Tod
hinaus.
Verband der Kaſſenärzte (K. A. V.)
in der Provinz Starkenburg (E. P.).
Die Einäſcherung findet am Samstag, den 21. Januar
1933, 11 Uhr vormittags, auf dem Waldfriedhof ſiatt.

Nachruf.
Am 47. Januar 4933 verſchied unſer Kammermitglied
Herr Sanitätsrat DI. Pogel
Darmſtadt.
Seit Beſiehen der Heſſiſchen Aerziekammer, hat
der Entſchlafene ſeine große Erfahrung und Arbeits=
kraft
unſeren Aufgaben gewidmet und als Vor=
ſiandsmitglied
mit nie ermüdendem aufopferndem
Pflichtgefühl bis zu ſeinem letzten Lebenstage der
Heſſiſchen Aerzteſchaft unſchätzbare Dienſie geleiſtet.
Wir trauern aufs Tiefſie um den lieben dahin=
gegangenen
Kollegen und werden ſeiner ſiets in
innigſter Dankbarkeit und Treue gedenken.
Darmſtadt, den 18. Januar 1933.
Heſſiſche Aerztekammer.
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We

[ ][  ][ ]

Freitag, 20. Januar 1933

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Nr. 20 Seite 5

Aus der Landeshaupkftadk.
Darmſtadt, den 20. Januar 1933
Die Geldzuſtellung durch Geldbrieſträger bleibl.
Wie wir von der Hauptverwaltung der Reichspoſt erfahren,
haben ſämtliche 45 Oberpoſtdirektionen Deutſchlands, einſchließ=
lich
der acht bayeriſchen, die vor einigen Wochen vom Reichspoſt=
miniſterium
angeregte Reform der Geldzuſtellung durch die Geld=
briefträger
, die die Abholung durch die Geldempfänger ſelbſt vor=
ſah
, nach eingehenden Beſprechungen mit Wirtſchaftsvertretern ſo=
wie
mit Vertretern der Beamtenorganiſationen abgelehnt und
ſind für die Beibehaltung der Geldzuſtellung durch die Briefträger
eingetreten. Vorausſichtlich wird das Reichspoſtminiſterium den
Oberpoſtdirektionen anheimſtellen, die Geldbriefträger die zum
Teil ſchon mit Verteidigungsmitteln, Schlagringen oder Alarm=
piſtolen
, ausgerüſtet ſind, in gefährdeten Gegenden mit richtigen
Schußwaffen zu verſehen. Darüber hinaus ſoll den Oberpoſt=
direktionen
geſtattet werden, den Geldbriefträgern, die in un=
ſicheren
Gegenden oder in mehreren, hintereinander liegenden,
dunklen Höfen ihre Beſtellgänge auszuführen haben, noch einen
zweiten Mann als Bewachung mitzugeben.

* Goldenes Doktorjubiläum. Herr Geh. Juſtizrat Dr.
E. Reiß, der vor einigen Tagen in körperlicher und geiſtiger
Rüſtigkeit ſeinen 78 Geburtstag feierte, wurde am 19. Januar
1933, aus Anlaß ſeines goldenen Doktorjubiläums von der juri=
ſtiſchen
Fakultät der Univerſität Heidelberg das Doktordiplom er=
neuert
. An dieſem Ehrentage der im engſten Kreiſe der Fa=
milie
gefeiert wurde, wurden Herrn Geh. Juſtizrat Dr. E. Reiß
von ſeinen Freunden und Bekannten Glückwünſche übermittelt,
insbeſondere gedachten dieſes Tages der Herr Oberlandesgerichts=
Präſident, der Herr Präſident des Landgerichts, die Heſſiſche An=
waltskammer
, die Iſraelitiſche Religionsgemeinde und viele an=
dere
.
Die Würde eines Ehrenbürgers der Forſtlichen Hochſchule
Hann.=Münden wurde gelegentlich der Reichsgründungsfeier dem
amerikaniſchen Profeſſor und heſſiſchen Forſtmeiſter Dr. C. A.
Schenck=Darmſtadt wegen ſeiner beſonderen Verdienſte um die
deutſche Forſtwirtſchaft und Forſtwiſſenſchaft verliehen.
Darmſtädter Volksbank. Herr Direktor Kluge, der zu=
ſammen
mit den übrigen Verwaltungsorganen an dem erfolg=
reichen
Wiederaufbau der Darmſtädter Volksbank regen Anteil
genommen hat, iſt infolge beruflicher Umſtellung auf eigenen
Wunſch in freundſchaftlichem Einvernehmen mit der Darmſtädter
Volksbank aus den Dienſten der Bank ausgeſchieden.
Volkshochſchule. Die Vorleſungen über Dante von Prof.
Como beginnen am Freitag, 20. Januar, im Saal 141 der Tech=
niſchen
Hochſchule. Die Einführung in die Pilz=
kunde
von Direktor F. Kallenbach beginnt am Montag, den
23 Januar, im Saal 140 der Techniſchen Hochſchule. Zur Auf=
führung
von Tell am Samstag, den 21. Januar, erhalten
unſere Mitglieder ermäßigte Karten in unſerer Geſchäftsſtelle.
Der ärztliche Kreisverein Darmſtadt teilt mit, daß das
im neuen Adreßbuch auf Seite 389 ff. abgedruckte Verzeichnis
der Darmſtädter Aerzte unvollkommen iſt. Es fehlen darin die
Namen der nicht für Krankenkaſſen tätigen Aerzte.
EPH. Beim Deutſchen Abend des Evangeliſchen Bundes am
kommenden Sonntag abend 8 Uhr in der Stadtkirche wird, wie
wir bereits mitgeteilt haben, Herr Dr. Manitius=Berlin
über Evangelium und Volkstum ſprechen. Der Knabenchor der
Paulusgemeinde wirkt mit einigen Liedern mit Alle Evangeli=
ſchen
ſind herzlichſt eingeladen. Der Eintritt iſt frei.

Willy Reichert, der ſchwäbiſche Meiſterhumoriſt, kommt!
Lachende Stunden! Was kann wohl in heutiger Zeit geſünder,
wertvoller und empfehlenswerter ſein, als nach dem grauen All=
tag
ſich einige Stunden vor Lachen auszuſchütten! Lachen macht
geſund, und die erfreulichſte Gelegenheit hierzu wird die Ver=
anſtaltung
bieten, die Willy Reichert mit ſeinem Künſtler=
enſemble
am Sonntag, 5. Februar, im Städtiſchen Saalbau gibt.
Willy Reichert ſchon der Name allein iſt genügend, um jedem
Beſucher die Gewißheit zu verſchaffen, daß hier herzlich gelacht
werden muß. Der geſündeſte, unverfälſchteſte ſchwäbiſche Humor!
Aber nicht nur Willy Reichert allein, ſondern auch ſein Künſtler=
perſonal
ſowie die auserleſenen Soliſtenkräfte werden durch die
Tatſache, daß ſie auf den verſchiedenen Kunſtgebieten das Beſte
geben, einen Abend bieten, wie er wohl in ſeiner Art als einzig
daſtehend zu bezeichnen iſt. Der Willy=Reichert=Abend ſollte
keinesfalls verſäumt werden, zumal die Eintrittspreiſe auf das
billigſte feſtgeſetzt ſind. Näheres wird noch bekanntgegeben Der
Vorverkauf iſt eingerichtet bei Skurnik, Zeitungsſtand im Schal=
terraum
der Hauptpoſt, und im Verkehrsbüro.

, 7. Akademie=Konzert. Das 7 Akademie=Konzert. Don=
nerstag
, den 26. d. M., 17 und 20 Uhr. im Großen Saal des
Städtiſchen Saalbaues wird durch die Wahl der Soliſten wie
auch durch die Programmzuſammenſtellung beſonderem Intereſſe
begegnen. Mit Freude ſieht man dem Wiederauftreten unſeres
einheimiſchen Pianiſten Willy Hutter entgegen, der als
Nachfeier zu Griegs 25. Todestag das 4=Moll=Konzert des Mei=
ſters
zum Vortrag bringen wird. Das Programm weiſt weiter=
hin
die Uraufführung der Dramatiſchen Fantaſie Op. 9 für
Orcheſter unſeres einheimiſchen Komponiſten Hans Simon
auf; die Aufführung des Werkes, daß der Städtiſchen Akademie
für Tonkunſt und ihrem Orcheſter, dem Inſtrumental=Verein
Darmſtadt, gewidmet iſt, wird unter Leitung des Komponiſten
ſtehen. Zum 50. Todestag Richard Wagners ſieht zum Schluß
des Abends das Programm die Jugendſymphonie C=Dur des
Meiſters unter Leitung des Städt. Muſikdirektors Profeſſor
Wilhelm Schmitt vor. Die Symphonie, die längere Jahre
hindurch hier nicht zur Aufführung kam, iſt im Jahre 1832 kompo=
niert
. Die Aufführung ſtellt daher außerdem noch eine Nach=
feier
zu ihrem 100. Geburtstag dar.

Heſſiſches Landestheater.

Großes Haus Freitag,
20. Januar 193810 Uhr. I. 14.
Preiſe 0.605 Mk.
Maria Stuart. Samstag,
21. Januar 1411734 Uhr. Außer Miete.
Wilhelm Tell.
Preiſe 0.404 Mk.
Anf. 20, Ende geg. 22 Uhr. Preiſe 12,50 Mk.
Bunter Abend des Südweſtfunks. Sonntag,
22. Janutar
Anf. 1419 Uhr. Jubläumsturnen der Turnerinnen=
Abteilung der Freien Turngemeinde e. V. Darmſtadt.
191222½ Uhr. Außer Miete.
Im weißen Rößl.
Preiſe 0.503 Mk. Kleines Haus Weche
anuar 19½z22 Uhr. Zuſatz=Miete IV, 6.
Die Entführung aus dem Serail. 804.50 Mk. Kandee
21. Januau Anf. 20, Ende n. 2214 Uhr. Zuſ.=M. VI. 7.
Preiſe 0.804.50 M
La Traviata. Sonntag
Januar 2022 UUhr.
Arien=und Lieder=Abend. Preiſe 0.502,50 Mk.

Heſſiſches Landestheater. In neuer Inſzenierung von Gu=
ſtav
Hartung iſt heute abend 19 Uhr, im Großen Haus, die Pre=
miere
von Maria Stuart von Friedrich v. Schiller. Es
ſpielen: Maria Stuart: Menz, Eliſabeth: Kinz, Leiceſter: Fa=
ber
, Shrewsbury: Lohkamp, Burleigh: Ginsberg, Graf von Kent;
Peters, Daviſon; Keßler, Paulet: Baumeiſter, Mortimer: Pa=
rylg
, Graf Aubeſpin: Kutſchera, Graf Bellievre: Weſtermann,
Okelly: Rießland, Donry: Keßler, Melvil: Maletzki, Burgoyn:
Weſtermann. Margarete Kurl: Corinth. Page: Gärtner, Kam=
merfrau
: Berthold; Bühnenbilder Sebba. Am Sonntag,
den 22. Januar, findet im Kleinen Haus ein Arien= und
Liederabend, unter der Leitung von K. M. Zwißler ſtatt.
Das rein konzertante Programm, das Arien von Händel, Mozart
und Roſſini und Lieder von Brahms, Schumann, Richard Strauß
und K. M. Zwißler bringt, wird von Soliſten des Overnperſo=
nals
ausgeführt. Am Montag, den 23. Januar, hat K. M.
Zwißler für das zweite Volkskonzert eine ungewöhn=
liche
Vortragsfolge ausgewählt. Sie bringt Täuze frem=
der
Völker Ausführende ſind das Landestheaterorcheſter,
unter Leitung von K. M. Zwißler. Von den ſechs Nummern des
Programms erleben fünf an dieſem Abend ihre erſte Aufführung.
Die Komponiſten, deren Werke geſpielt werden, heißen: Rameau,
Grainger, Kodaly, Milhaud, Borodin und Rimſky=Korſakow.

Stuttgart ruft!
Turneriſches Leben, Freude und Arbeik. Große Ereigniſſe werfen ihre Schakken voraus. Ein Ausblick
auf das große Turnſeſt in Skuktgarf.

Berbeveranſtalkung
für dus 13. Beulſche Zuinſeft.
Eine gewaltige Kundgebung für das 15. Deutſche Turnfeſt
fand am Dienstag abend in der Turnhalle am Woogsplatz, ver=
anſtaltet
von der Darmſtädter Turnerſchaft, ſtatt. Ueber tauſend
Beſucher folgten dem Ruf Stuttgart ruft! und man darf ſagen,
ja behaupten, daß in allen Turnerherzen die Begeiſterung groß
war, dank der ausgezeichneten Vortragskunſt der beiden Turner
aus Stuttgart. Tb. Dr. Obermeyer und Konſul Klingler.
Die Eröffnung brachte der Spielmannszug der Tgde. 46 und
die drei Sängerriegen der Darmſtädter Turnerſchaft unter Lei=
tung
von Kapellmeiſter Friedel Fiſcher. Gauvertreter Roths
Willkommensgruß galt allen Turnſchweſtern und Turnbrüdern
und insbeſondere den beiden Turnern aus der Feſtſtadt Stutt=
gart
. Nach dem gemeinſam geſungenen Lied Ein Ruf iſt er=
klungen
ſprach der Vorſitzende des Hauptfeſtausſchuſſes über die
Vorarbeiten für die große Turnerveranſtaltung des Jahres 1933
und führte etwa folgendes aus:
Nur noch 6 Monate ſind es, und dann wird in allen Stra=
ßen
und Gaſſen Stuttgarts und ſeiner Vororte turneriſches Leben,
turneriſche Freude zu ſpüren ſein. Nur noch 6 Monate, und alle
Turnerherzen werden höher ſchlagen, werden ein Feſt miterleben,
ein Feſt der Deutſchen Turner, ein Arbeits= und Volksfeſt aller
Deutſchen. Seit über drei Jahren arbeiten ſchon die Stuttgarter
Turnfreunde daran, und heute ſind ſie ſoweit, daß 9 Zehntel der
geſamten Anlagen fertiggeſtellt ſind. Einige Zahlen über die
Größe des Feſtplatzes, der auf dem Cannſtatter Waſen iſt, ſeien
hier genannt. Die Feſtwieſe, der Platz, auf dem die gemeinſamen
Vorführungen ſtattfinden, wie Kreisturnen, allgemeine Freiübun=
gen
uſw. iſt 410 Meter lang und 290 Meter breit, darauf kön=
nen
40 000 turnen. Auf den Zuſchauerwällen haben 25 000 Men=
ſchen
Platz. Eine rieſige Tribüne bietet weiteren 12 500 Sitz=
platz
. Der Geſamtplatz iſt 650 000 Quadratmeter groß. Neben
der Feſtwieſe finden wir die einzelnen Spielplätze für Tennis,
Fauſtball, Schlagball und Handball. Auch hier ſind Wälle für
die Zuſchauer erſtanden. Eine bleibende Einrichtung wurde ge=
ſchaffen
: die Hauptkampfbahn 170 X90 Meter groß iſt das
Kampffeld, auf dem die Meiſterſchaften der DT. ausgetragen
werden. Eine Tribüne aus Eiſenbeton von 100 Mtr. Länge
und 17 Mtr. Tiefe mit einem freitragenden Dache bietet
3000 Beſuchern freie Sicht. Der Zuſchauerwall der Hauptkampf=
bahn
faßt etwa 40 000 Plätze, ſo daß bei den Entſcheidungen um
die Handballmeiſterſchaft der einzelnen Staffeln insgeſamt 43 000
Menſchen anweſend ſein können. Anſchließend iſt der Platz der
Mehrkämpfe und der dazugehörigen Turnzelte, die allein eine
Fläche von 1800 Mtr. einnehmen. 3X20 60 Hundert=Meter=
Bahnen ſtehen bereit für die Turner und 20 75=Meter=Bahnen
für die Turnerinnen. Auf einmal können 60 Turner Kugel=
ſtoßen
, Speerwerfen oder Weitſpringen alſo ein Turnen am
laufenden Bande , Breitenarbeit der DT. im vollſten Sinne.

Die Geſamtanlage des Feſtplatzes zeigt eine Geſchloſſenheit und
Ueberſichtlichkeit, wie nie bei einem Deutſchen Turnfeſt zuvor.
Ein 40 Meter hoher Flaggenturm grüßt ſchon von weiter Ferne
die eintreffenden Turner. Die Straßenbahn der Stadt iſt in
der Lage, dank der Neuanlagen, 80 000 Beſucher in der Stunde
zu befördern. Für 20 000 Autos iſt ein Parkplatz geſchaffen wor=
den
. Ein Zeltlager für die Paddler und Turnerjugend ſchließt
ſich am Neckar an und in greifbarer Nähe befindet ſich das
Schwimmſtadion. Die neuerbaute Ladenſtraße mit ihren 26 Ver=
kaufsgeſchäften
gibt die Möglichkeit, am Platze zu kaufen.
Glänzend iſt das Verpflegungsdorf eingerichtet. 8 Zelte bieten,
in einem jeden Zelt 8000 Menſchen, Unterſchlupf und die Ein=
richtung
iſt die größte und neuzeitlichſte Kocheinrichtung auf
elektrothermiſchem Gebiete Europas. Die Wohnungsfrage iſt ſo=
weit
ſehr gut gelöſt, ja, man wird es fertig bringen, daß den er=
werbsloſen
Teilnehmern Freiquartiere gegeben
werden können. Die Eintrittspreiſe für das Feſt ſind in beſchei=
denen
Grenzen gegenüber den gewaltigen Ausgaben gehalten.
So koſtet eine Feſtkarte für die Dauer des Feſtes 5 Mk., eine
Straßenbahnkarte 2 Mk., eine Verpflegungskarte 5 Mk. und die
Fahrr DarmſtadtStuttgart und zurück nur 7,90 Mk. Dazu iſt
das Gepäck eines jeden Beſuchers mit 300 Mk. verſichert. An den
Tagen vor dem Feſtbeginn ſehen wir die Stuttgarter auf dem
Plan, daneben die Deutſchen Hochſchulen, den ATV., und ſchon
am Donnerstag ſetzen die Wettkämpfe ein, bis dann am Sonntag
die Aufſtellung für die Feſtzüge folgt. Drei Turnerzüge, jeder
6 Kilometer lang, durchziehen am Sonntag vormittag die Stra=
ßen
und Gaſſen der Stadt. Helle Begeiſterung wird entflammen,
wenn ſich die Züge im Schloßhofe begegnen werden. Hier grüßen
die Bayern die Sachſen, dort die Schleſier und hier die Heſſen,
auch der Kreis Ausland der DT. kommt vorüber, braune Geſtal=
ten
, es ſind die Südafrikaner, dort hinter dem Sternenbanner
der Nordamerikaniſche Turnerbund, die Eidgenoſſen, die Hollän=
der
, und ſo begrüßt ſich Deutſcher mit deutſchem Turnerbruder
ohne Unterſchied des Standes, ohne Unterſchied des politiſchen
Bekenntniſſes und der Religion, alle fühlen ſich eins, alle ſind
beſeelt von der gemeinſamen Arbeit für das deutſche Vaterland.
Um am Nachmittag folgt die Krönung der turneriſchen Arbeit.
Der Chorfeſttanz der 10 000 Turnerinnen leitet den Nachmittag
ein. der Fahneneinmarſch der 5000 Fahnen und dahinter die
40 000 weißen Geſtalten, die im gleichen Rhythmus ihre Uebun=
gen
turnen werden. Feierlich und erhebend wird es ſein, wenn
die Schwabenmädel den Deutſchen Siegern und Siegerinnen
den Eichenkranz aufſetzen werden. Und ſtill wird ein jeder beim
Läuten der Glocken Stuttgarts derer gedenken, die ihr Leben auf
dem Schlachtfelde gelaſſen haben. Und wenn alle wieder
heimwärts ziehen, wird man noch lange erzählen, man wird noch
lange der ſchönen und erhebenden Stunden gedenken, bis einſt
wieder die Glocken der Feſtſtadt des 16. Deutſchen Turnfeſtes ein
neues Turnfeſt einläuten werden.
Herzlichen Dank zollte man den beiden Turnfreunden Ober=
meyer
und Klingler für ihre reichen Ausführungen und ein
jeder Freund der Turnſache beherzige den Wunſch: Werbe, ſpare
und übe für Stuttgart.

Der Fremdenverkehr als Wirtſchaftsfakkor.

Die Himalana=Expedikion 1930.

Ueber dieſes Thema ſprach Herr Miniſterialrat Dr. O.
Meller vom Finanzminiſterium Darmſtadt, der Referent für
Bad Nauheim, bei herkömmlicher zwangloſer Veranſtaltung der
amerikaniſchen Handelskammer in Berlin.
Der Redner führte aus, daß ein Fremdenverkehr in größe=
rem
Umfang ſich erſt mit der Entwicklung der Verkehrsmittel
ausbilden konnte. An Hand eines umfangreichen Zahlenmate=
rials
zeigte er, welche Bedeutung der Fremdenverkehr in Deutſch=
land
und im Ausland hat, und wie verhängnisvoll die derzei=
tige
Wirtſchaftskriſe mit ihrer Arbeitsloſigkeit. Senkung der Ein=
kommen
, Erſchütterung der Währung und Deviſenbewirtſchaftung
gerade auf die Fremdeninduſtrie wirken müßte. Wenn die der=
zeitige
Strukturwandlung der Wirtſchaft zu einem gewiſſen gegen=
ſeitigen
Abſchluß der einzelnen Nationalwirtſchaften wirklich füh=
ren
ſollte, ſo dürfte von dieſer Entwicklung unter keinen Um=
ſtänden
der Fremdenverkehr betroffen werden. Hier handle es
ſich nicht nur um wirtſchaftliche Dinge, ſondern hier ſtünden emi=
nent
menſchliche und kulturelle Werte zugleich auf dem Spiel.
Ein gegenſeitiger Abſchluß der Völker voneinander bedeute eine
Verengerung der geiſtigen Horizonte und damit eine direkte Ge=
fährdung
unſerer geſamten Kultur, die mit dem geiſtigen Aus=
tauſch
der Völker ſtehe und falle.
Zu dem Vortrag waren zahlreiche Gäſte erſchienen, darunter
als Vertreter des heſſiſchen Staatsbades Bad Nauheim General=
direktor
Meier, ferner Vertreter der amerikaniſchen und deut=
ſchen
Preſſe und Verkehrsfachleute. Das Publikum nahm die
Ausführungen mit großer Aufmerkſamkeit auf und zeichnete den
Vortrag durch ſtarken Beifall aus.

Rheuma Gicht
Kopfschmerzen
Ischias,Hexenschußu. Erkältungskrankheiten.
Stark harnsäurelösend, bakterientötendl Ab-
solut
unschädlich! Ein Versuch überzeugt!

* Steuer= und Wirlſchaftskalender
für die Zeit vom 16. bis 31. Januar 1933.
Aufbewahren!
Ausſchneiden!
20. Januar: Abführung der Lohnſteuer für die in der Zeit
vom 1. bis 15. Januar 1933 erfolgten Lohnzahlungen im
Markenverfahren und im Ueberweiſungsverfahren; im
letzteren jedoch nur dann, wenn die in der erſten Hälfte
des Kalendermonats einbehaltenen Lohnſteuerbeträge für
ſämtliche in einem Betriebe beſchäftigten Arbeitnehmer
den Betrag von 200 RM. überſtiegen haben. (Keine
Schonfriſt.)
20. Januar: Abführung der im Steuerabzugsverfahren einbehal=
tenen
Ledigenſteuer.
20. Januar: Entrichtung der Abgabe zur Arbeitsloſen=
hilfe
, ſoweit dieſe an die Finanzkaſſe zu zahlen iſt.
25. Januar: Fünftes (gemeindliches) Ziel der Gemeinde=,
Kreis= und Provinzialumlagen für das
Rechnungsjahr 1932/ 3 3. (Schonfriſt bis 5. (6.)
Februar 1933.)
20. Januar: Entrichtung der Filialſteuer in der Stadt
Darmſtadt, fünftes Ziel für das Rechnungsjahr 1932/33.
Schonfriſt bis 5. (6.) Februar 1933.)
20. Januar: Zahlung der Müllabfuhr=, Straßenreini=
gungs
= und Kanalbenutzungsgebühren, in
der Stadt Darmſtadt, fünftes Ziel für das Rechnungs=
jahr
1932/33. (Schonfriſt bis 5. (6.) Februar 1933.)
Einſendung der Lohnſteuerbelege für 1932.
Es wird wiederholt darauf aufmerkſam gemacht, daß die
Einſendung bis ſpäteſtens 15. Februar 1933 bei dem zuſtändigen
Finanzamt zu erfolgen hat. Nähere Auskunft erteilen die
Finanzämter.
Abgabe der Steuererklärungen.
Sicherem Vernehmen nach werden die diesjährigen Steuer=
erklärungen
wiederum in der Zeit vom 15. bis 28. Februar bei
dem Finanzamt abzugeben ſein.

Auszeichnung. Herr Friſeur Karl Steinmetz jun. er=
ſucht
uns, berichtigend mitzuteilen, daß er im nationalen
Dauerwellwettbewerb den fünften Preis errungen hat.

Lichtbildervortrag in der Sektion Starkenburg des Deutſchen
und Oeſterreichiſchen Alpenvereins.
Im Auftrage der Sektion Starkenburg des Deutſchen und
Oeſterreichiſchen Alpenvereins ſprach geſtern abend im Städtiſchen
Scalbau Profeſſor Dr. Dyhrenfurth über ſeine Himalaya=
Expedition im Jahre 1930. Dank der hervorragenden Redner=
gabe
des Forſchers der ebenſo den humorvoll flüſſigen Erzähler=
ton
wie die kraftvolle Schilderung dramatiſch=bewegter Vor=
gänge
beherrſcht, und dank der Fülle des Geſchehens, wie des
vorzüglichen Bildmaterials wurde der Vortrag für die ſehr zahl=
reich
Erſchienenen zum wahren Erlebnis. Nach einleitenden
Worten über ſeinen Werdegang als Gelehrter, Forſcher und Alpi=
niſt
, führte der Redner aus, wie ihm der Kampf mit den Rie=
ſen
des Himalaya ſchon von früheſter Jugend auf lebhafteſter
Wunſchtraum war, wie die Vorbereitungen zu einer Expedition
durch den Ausbruch des Krieges, dem ſeine damaligen Mitarbei=
ter
und Freunde zum Opfer fielen, vereitelt wurden. Die Jahre
1927 und 1928 waren dann zum zweiten Male den Vorbereitun=
gen
gewidmet, die erſchwert wurden durch finanzielle Fragen.
Das Jahr 1930 brachte dann endlich die Möglichkeit zur Ver=
wirklichung
lange gehegter Pläne. Von den 13 Achtauſendern
des Himalaya iſt bis jetzt noch keiner bezwungen. An dem zweit=
größten
unter ihnen ſcheiterte auch die JHE. (Internationale
Himalaya=Expedition) Dr. Dyhrenfurths (der Angriff auf den
höchſten, den Mont Evereſt, war aus politiſchen Gründen un=
möglich
). Indeſſen gelang die Erſteigung von 9 bisher unerſtie=
genen
Gipfeln, darunter vier Siebentauſender. Aber wichtiger
als die rein ſportliche Leiſtung, wertvoller als der inzwiſchen
geſchlagene Weltrekord ſind die wiſſenſchaftlichen Ergebniſſe der
Expedition, an der ſich außer 5 Deutſchen (darunter Dr. Dyhren=
furth
und ſeine Frau) ein Deutſch=Oeſterreicher, 2. Schweizer
und 2 Engländer beteiligten. Als intereſſantes Ergebnis der
geographiſch=geologiſchen Unterſuchungen ergibt ſich
die Tatſache, daß der Himalaya, der noch jetzt im Wachſen ſich
befindet und eine nordſüdwärts gerichtete Bewegung beſchreitet,
nicht nur im geologiſchen, ſondern faſt im menſchlich=hiſtoriſchen
Sinn ein verhältnismäßig junges Gebirge iſt und ein Gebiet
einnimmt, das in geologiſcher Vergangenheit Meeresboden war.
Aus dieſer Jugend des Gebirges erklärt es ſich auch, daß der
Himalaya nicht Waſſerſcheide iſt, entſpringt doch eine Reihe ſeiner
Flüſſe im Norden und wendet ſich dann in tiefen Rinnen ſüd=
wärts
. Wie in geographiſch=geologiſcher Hinſicht, ſo brachte die
Expedition auch aufſchlußreiches Material in meteorologi=
ſcher
Beziehung, ſo unter anderem das Phänomen eines zwei=
ten
Winters, des ſogenannten Monſunwinters, und der ver=
gleichsweiſe
außerordentlich hohen Niederſchlagsmenge die an
den Südhängen jährlich 1012 Meter erreicht, was die Arbeit
der Teilnehmer verhängnisvoll beeinträchtigte.
Der topographiſche Gewinn iſt eine für die Verhältniſſe ſchon
recht gute Karte des Gebietes im Maßſtab 1:100 000 Neben den
mediziniſchen und zoologiſch=botaniſchen Studien muß als hervor=
ragendſtes
Ergebnis die photographiſche und filmiſche Produktion
gelten, gelang es doch, neben 6000 gut gelungenen Standphotos
15 000 Meter Film zu drehen, einen Film, aus dem ein Ausſchnitt
von 2300 Meter unter dem Namen Himalaya, der Thron der
Götter das Staunen und die Bewunderung Europas erregte.
Nach dieſen, unter Zurückſtellung ſeiner perſönlichen Lei=
ſtungen
mit prägnanter Klarheit vorgetragenen Tatſachen führte
der Redner an Hand eines vorzüglichen Bildmaterials die offen=
ſichtlich
ſtark intereſſierten Zuhörer die ſchwierigen und gefahr=
vollen
Wege (wenn Wege in dieſem Zuſammenhang nicht wie
Hohn klingt), die Gipfelleiſtungen (im wahrſten Sinne des Wor=
tes
) an ſportlichen Forſcherheroismus und aufopfernder Kame=
radſchaft
von jedem einzelnen Teilnehmer bis herab zum letzten
Laſtträger verlangten. Raummangel geſtattet uns nicht, auf die
mit meiſterhafter Beredtſamkeit vorgetragenen, intereſſanten Ein=
zelheiten
, die ſowohl die Geſchichte wie die Kultur des Landes
berührten, näher einzugehen und all die lebendigen Eindrücke wie=
derzugeben
, die die Photos von der Beſteigung der Gebirgsrieſen
vermittelten und die der Redner oft mit dramatiſcher Wucht zu
ſteigern vermochte. Es ſei uns an dieſer Stelle nur geſtattet,
der Sektion Starkenburg für die Tat, die der Vortrag war, zu
danken und dem Gelehrten und Forſcher Dr. Dyhrenfurth zu ſei=
ner
neuen Expedition den beſten Erfolg zu wünſchen. Wir ſchließen
uns in jeder Beziehung den Worten an, die der Vorſitzende der
Sektion. Herr Miniſterialrat Guntrum, ſprach, der die Ver=
ſammlung
eröffnete und am Schluß dem Redner den Dank der
Verſammlung überbrachte.
Bücherſtube Alfred Bodenheimer. Sigfrid=Sebba=
Ausſtellung. Sebba, der Bühnenbildner am Landestheater,
zeigt ab Sonntag Oelbilder und Graphik. Sebba geborener
Tilſiter, ſtudierte in Königsberg zuerſt Mathematik. Naturwiſſen=
ſchaften
und Architektur; erſte maleriſche Studien an der Aka=
demie
in Königsberg. Bei internationalen Ausſtellungen
Berlin, Düſſeldorf, Dresden, Frankfurt und Königsberg hat
Sebba ſich mit ſeinen Arbeiten einen Namen gemacht. Eröffnung
Sonntag vorm. 11.45 Uhr.

[ ][  ][ ]

Seite 6 Nr. 20

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Freitag, 20. Januar 1933

Aus den Darmſtädker Lichkſpieltheakern.

Helia.
Das Abenteuer der Thea Roland.

Nach Motiven aus dem Roman Jerry und die Pariſerin
von Suzanne de Callias. hat Hans Wilhelm das Manuſkript zu
einem Film geſchrieben, den er das Abenteuer der Thea Roland
nennt. und der zu einem der ſchönſten deutſchen Filme
geworden iſt. Auf dem Gebiet der Filme, die ihre Fabel
aus dem Leben der Geſellſchaft ſchöpfen, wahrſcheinlich der beſte
überhaupt. Wie hier ein Dichter zunächſt, dann aber auch die
Filmleute ein heikles Thema angepackt haben und ſo ungemein
delikat und mit ſo feinem Humor, der hin und wieder ganz leicht,
ſowohl Satire ſtreift, wie Tragik, das iſt zumal in der wunder=
vollen
Darſtellung von Lil Dagover, die ihre ganze ſchlechthin
vollendete Schauſpielkunſt hier ſpielen läßt, ein Meiſterwerk ge=
worden
. In der Filmhandlung iſt Thea Roland eine junge,
bildbübſche Bildhauerin, die den Auftrag erhält. für ein Sana=
torium
, eine ſtarke männliche Figur zu ſchaffen. Sie geht auf die
Suche, die ſchließlich zu einem Reſultat führt, deſſen Entwicklung
zunächſt, deſſen Reſultat aber vor allem ſie ſelbſt am wenigſten
vorausſieht oder ahnt. Sie gerät in eine Boxerſchule, findet dort
wohl ein geeignetes Modell. Dieſes Modell aber iſt ein Lon=
doner
Poliziſt, der zu einem großen Boxmatch nach Berlin ge=
kommen
iſt. Schon dieſe Suche der ſchönen Bildhauerin, die natür=
lich
Lil Dagober darſtellt, iſt voller Zwiſchenfälle, von entzücken=
dem
Humor, der aber, wie in dem ganzen Film, ſo fein und
dezent bleibt, daß das Erleben dieſer Leinwandkomödie zu einem
äſthetiſchen und ethiſchen Genuß wird. Trotz des heiklen The=
mas
, das in dem Augenblick heikel wird, als der halberzwungene,
halb erwünſchte Beſuch des Modells, mit einer Liebesnacht
endet, deren Reſultat Thea Roland unbekümmert nach neun
Monaten hinnimmt. Sie nimmt auch ohne irgendwie Anſprüche
an den Vater zu ſtellen, ihre junge Mütterlichkeit freudvoll auf
ſich, trotz des Tuſchelns der guten Geſellſchaft und trotz mancher=
lei
ſonſtiger Schwierigkeiten. Eines Tages aber iſt wieder ein=
mal
Polizei=Boxmatch in Berlin und der Londoner Poliziſt iſt
wiederum ſieghaft dabei, und ſelbſtverſtändlich brinat er der ver=
ehrten
Frau Blumen zum Gruß. Die Londoner Poliziſten ſind
bekanntlich auch Gentlemen! Bei dieſem Beſuch erfährt er vom
Vorhandenſein des Babys. Unbändtz erfreut und unbändig ſtolz,
bedrängt er die ſchöne Mutter zur Heirat, und nach allerhand
Zwiſchenfällen iſt dieſe dann auch das hanpy end.
Selten ſahen wir einen deutſchen Film, in dem ſo meiſterhaft
alle Klippen umſchifft wurden, die ein Thema, wie das ſeiner
Fabel, nun einmal hat. Selten auch ein Film. in dem ſo reſtlos
befriedigend ſchauſvieleriſche Leiſtungen blühen, und der eine
gleiche Fülle wundervoller Bilder und Bildſzenen zeigt. Lil Da=
govers
männliches Modell, der Londoner Poliziſt=Gentlemen,
wird von Hans Rehmann geſpielt, der Lil Dagovers Kunſt
ein ebenbürtiger Partner iſt. Hermann Koſtelitz Regie iſt eine
Glanzleiſtung.
AA
Im Union=Theater läuft mit unvermindertem Erfolg der
größte Ufa=Tonfilm des Jahres F. P. 1 antwortet nicht, mit
Hans Albers, Sybille Schmitz. Paul Hartmann, Peter Lorre u. a.
Hans Albers, der blonde Draufgänger, iſt wie immer einzig da=
ſtehend
, aber auch Syhille Schmitz iſt ganz große Klaſſe. und nie=
mand
ſollte ſich das Filmwerk entgehen laſſen. Der Länge des
Programms halber beachte man die geänderten Anfangszeiten:
3.00, 5.30 und 8.20 Uhr.
Die Palaſt=Lichtſpiele zeigen nur noch heute im Dopvel=
programm
den ſpannenden Senſations=Tonfilm aus dem Wilden
Weſten Tom Keene und ſein kleiner Kamerad, ſowie im 2. Teil
in Neuaufführung Camilla Horn und Paul Wegener in Fund=
vogel
.
Helia=Film=Morgenfeier. Im Rahmen einer der beliebten
kulturellen Film=Morgenfeiern zeigen am kommenden Sonntag.
vormittags 11.15 Uhr. die Helia=Lichtſpiele zum erſten Male den
hervorragenden Ufa=Kulturfilm Palmen und Pyrami=
den
ein Film von Land und Leuten in Aegypten. Der Film
beſchränk: ſich nicht darauf, die üblichen Eindrücke einer flüchtigen
Geſellſchaftsreiſe vorzuſetzen, ſondern er führt in liebevoller
Detailarbeit auch abſeits der Touriſtenſtraße ins Herz des Lan=
des
, in das Dorf des Fellachen, in die Winkelgaſſen des Bazars,
und vermag auch ein lebendiges Bild der ägyptiſchen Vergangen=
heit
erſtehen zu laſſen. Jugendliche haben Zutritt. Kleine Preiſe,
Vorverkauf an der Heliakaſſe.
Reſi=Theater. Nur dre: Tage läuft der entzückende Ton=
film
, der wirklich gute Laune macht. Liebeskommando, nach
einer wahren Begebenheit, mit Dolly Haas, Guſtav Fröhlich und
Tibor v. Halmay. Dazu das gute Beiprogramm.

Im Städtiſchen Leihamt findet am Mittwoch, den 25., und
Donnerstag, den 26. Januar d. J., jeweils nachmittags von 3bis
5 Uhr, Verſteigerung verfallener Pfänder ſtatt. (Siehe
heutige Bekanntmachung.)

Lokale Veranſtaltungen.
Die hierunter erſcheinenden Nofizen ſind ausſchlleßlich als Hinweiſe auf Anzeigen zu betrachten,
in keinem Falle irgendwie als Beſprechunu oder Kritik.
Der immer ſtarke Beſuch des Bockbierfeſtes im Reſtau=
rant
Bender, Eliſabethenſtraße 23, beweiſt die Zufriedenheit
der Gäſte. (Näheres ſiehe Anzeige.)
Große Karnevalsfeier mit Tanz, unter dem Motto Das
muß ein Stück vom Himmel ſein, veranſtaltet Samstag den
21. Januar, und Sonntag, den 22. Januar, Hotel zur Poſt,
am Hauptbahnhof, in ſämtlichen, feſtlich geſchmückten Parterre=
Räumen. (Siehe heutige Anzeige.)
Vereinskalender.
Bund Königin Luiſe, Ortsgruppe Darmſtadt. Die
vaterländiſchen Verbände haben uns zu ihrer am Samstag, den
21. Januar, abends 8 Uhr, ſtattfindenden Reichsgründungsfeier
im Städt. Saalbau eingeladen. Blaues Dienſtkleid mit Abzeichen.
Jungdeutſcher Orden, e. V., Bruderſchaft Darm=
ſtadt
. Freitag, 20.30 Uhr, im Reſtaurant Chriſt, Grafenſtraße:
Oeffentlicher Staatsbürgerabend. Es ſpricht Miniſterialrat Dr.
Meller über das Thema Gebundene Wirtſchaft. Jedermann iſt
dazu eingelagen. Eintritt frei.
Verein ehem. Heſſ. Leibdragoner Nr 24
Darmſtadt. Samstag, den 21. Januar, abends, im Städtiſchen
Saalbau, Beteiligung an der Reichsgründungsfeier der Vereinig=
ten
Kriegervereine Darmſtadt. Karten im Gutenberg er=
hältlich
.
Trainvereinigung 18, Darmſtadt. Wir ver=
weiſen
unſere Mitglieder auf die am Samstag, den 21. Januar,
abends 8 Uhr, im Städtiſchen Saalbau, ſtattfindende Reichsgrün=
dungsfeier
.
Briefkaſten.
Jeder Anfrage iſt die letzie Bezugsquſttung beizufügen. Anonyme Anfragen werden
nichi Heantwortet. Die Beantwortung erfolgt ohne Rechisverbindlichkeit.
S. hier. Der Hausbeſitzer hat nach der Verkehrsſitte den Zu=
gang
zur Haustür (auch durch Hof oder Vorgarten) zu be=
leuchten
; jeder Mieter hat den Zugang zu ſeiner Wohnung,
alſo der Mieter des Erdgeſchoſſes den Zugang zu ſeiner Woh=
nung
zu beleuchten.

Tageskalender für Freitag, den 20. Januar 1933.
Anion=Theater: F. P. 1 antwortet nicht‟ Helia=Lichtſpiele:
Das Abenteuer der Thea Roland. Palaſt=Lichtſpiele: Tom
Reſi=
Keene und ſein kleiner Kamerad und Fundvogel.
Theater: Liebeskommando Reſt. Bender: Konzert. Saal
der Chriſtengemeinſchaft, Heidelberger Straße 14, 20 Uhr: Oeff.
Vortrag des Vereins freie Schule. Heaghaus, 16 Uhr: Vor=
trag
Die Vorteile der elektriſchen Kochweiſe‟,

onsgeſellſchaft.
Gebekszeiken der Iſraelikiſchen R
Samstag, 21. Januar: Vorabend 4,35 Uhr. Morgens 8,00 Uhr.
Nachmittags 4,00 Uhr. Abends 5,50 Uhr.
Wochentags: Morgens 6,55 Uhr. Nachmittags 4,30 Uhr.
Gokkesdienſt der Iſraelitiſchen Religionsgemeinde.
Hauptſynagoge (Friedrichſtraße 2).
Freitag, 20. Januar: Vorabendgottesdienſt 5,00 Uhr.
Samstag, 21. Januar: Morgengottesdienſt 8,45 Uhr. Predigt.
Sabbatausgang 5.50 Uhr.
Gottesdienſt an den Wochentagen: Morgens 7.30, abends 6.00 Uhr.

Aus Heſſen.

Veranſtaltungen der Landwirtſchaftskammer
für Heſſen.
In einigen Wochen ſteht der Landwirt vor der Frühjahrs=
beſtellung
. Schon bald muß er daher prüfen, ob für ſeinen Be=
trieb
die Beſchaffung neuen Saatgutes erforderlich wird. Die Er=
fahrung
lehrt, daß alle Getreide= und Kartoffelſorten nach mehr=
jährigem
Anbau die angezüchteten guten Eigenſchaften, insbeſon=
dere
die hohe Ertragsfähigkeit, verlieren. Dieſen Abbauerſchei=
nungen
kann nur dadurch begegnet werden, daß ſich der Landwirt
öfters zu einem Saatgutwechſel entſchließt und friſches Saatgut
in Form von Original oder anerkannten Abſaaten bezieht.
Um den Landwirten die Möglichkeit zu geben, ſich anerkann=
tes
Saatgut bewährter, ertragsreicher Sorten von Sommerſaat=
getreide
. Mais. Rübenſamen und Kartoffeln zu beſchaffen. veran=
ſtaltet
die Landwirtſchaftskammer für Heſſen im Laufe dieſes Mo=
nats
in der Provinz Starkenburg einige

Saatgutmärkte.
Auf dieſen werden Proben von dem in den heſſiſchen Saatbau=
ſtellen
erzeugten anerkannten Saatgut ausgeſtellt, ebenſo Luzerne=
und Kleeſaaten in hochwertigen Qualitäten, und haben die Land=
wirte
hier die beſte Gelegenheit, ihren Bedarf an Saatgut zu be=
ſtellen
.
Es finden folgende Märkte, jeweils in der Zeit von 10 Uhr
vormittags bis 1 Uhr nachmittags ſtatt:
Groß=Gerau: Mittwoch, den 25. Januar 1933. im Hotel Adler.
Heppenheim a. B.: Donnerstag, den 26. Januar 1933, im Star=
kenburger
Hof.
Erbach i. O.: Freitag, den 27. Januar 1933, im Schützenhof.
Es wird noch darauf hingewieſen, daß im Anſchluß an die
Saatgutmärkte in Heppenheim a. d. B. und Erbach i. O.
ab 2 Uhr nachmittags in den gleichen Lokalen ein

Futterbau= und Silokurſus
durch die Landwirtſchaftskammer abgehalten wird.
Dieſe Veranſtaltungen werden ſicherlich großem Intereſſe ſei=
tens
der heſſiſchen Landwirte begegnen.

Dg. Arheilgen. 19. Jan. Ortsgewerbeverein und
Handwerker=Vereinigung Generalverſamm=
lung
. Der Vorſitzende Maurermeiſter Philipp Rühl verbreitete
ſich in eingehenden Ausführungen über das Vereinsleben des ver=
floſſenen
Jahres, das eine umfangreiche Tätigkeit in bezug auf
Aufklärungsarbeit in allen Fragen des Handwerks und Gewerbes
erkennen ließ. Die finanzielle Lage der Vereinigung iſt als ge=
ſund
zu bezeichnen. Eine angeregte Ausſprache entſpann ſich über
die Frage der Beſchäftigung weiblicher Perſonen bei der Hand=
werkskammer
. Die Angelegenheit wurde dem Vorſtand zur wei=
teren
Bearbeitung übertragen, der entſprechende Schritte bei dem
Bezirksverband unternehmen ſoll. Die Vorſtandswahl ergab die
Wiederwahl des ſeitherigen Vorſtandes.

LiinrIE

in Apotheken und Drogerien RM 0.30, 0.55, 1.10

Cp. Pfungſtadt, 19. Jan. Bau=Ausſtellung. In den
Räumen des Gaſthauſes Zum goldenen Lamm wurde heute eine
Eigenheim=Ausſtellung eröffnet. Veranſtalterin iſt die Deutſche
Baugemeinſchaft A.=G., Leipzig. Der Ausſtellung haben ſich einige
Pfungſtädter Handwerker angeſchloſſen, ſo daß damit gleichzeitig
eine Gewerbeſchau im kleinen verbunden iſt.
E. Meſſel, 19. Jan Theaterabend. Der Geſangverein
Sängerbund=Eintracht hält am kommenden Samstag, den 21.,
und Sonntag, den 22. ds. Mts., abends, im Saale der Gaſtwirt=
ſchaft
Johann Heinrich Laumann 2. ſeinen diesjährigen Theater=
abend
ab. Zur Aufführung gelangt u. a. das bereits in vielen
Orten mit großem Erfolg aufgeführte, von Georg Löffler= Roß=
dorf
verfaßte Volksſtück Erntekranz, dramatiſche Handlung in
5 Bildern.
Dr. Brandau, 19. Jan. Erpreſſungsverſuch. Am 3.
Januar ds. Js. erhielt ein junger Landwirt von hier durch einen
Unbekannten einen Drohbrief. Der Inhalt lautet: Innerhalb
drei Tagen an irgend einer bezeichneten Stelle 20 RM. zu hinter=
legen
, andernfalls Anzeige bei der Staatsanwaltſchaft wegen
irgend einer Sache erfolgen wird. Die Gendarmerie hat ſich der
Sache angenommen.

Bon der Lehranſtalt Weſchnikmühle.
Zotzenbach, 18. Januar.
In der letzten Woche fand der erſte diesjährige dreitägige
Lehrkurſus für Schweinezucht, =fütterung und =pflege auf der hie=
ſigen
Lehr= und Verſuchsanſtalt Weſchnitzmühle ſtatt. Wie bei
früheren Kurſen, war auch diesmal die Beteiligung ſehr ſtark
ausgefallen, und mußten ſogar wiederum 4 Anmeldungen zu=
rückgeſtellt
werden. Der letzte Lehrkurſus nahm einen ſehr an=
regenden
Verlauf, waren doch Kurſiſten aus Oberheſſen. Rhein=
heſſen
, Starkenburg ſowie 2 Teilnehmer aus Baden erſchienen.
Den üblichen Vorträgen über die verſchiedenſten Fragen aus
den Gebieten der Schweinezucht, der Schweinehaltung und = fütte=
rung
, ſchloſſen ſich die Demonſtrationen durch die verſchiedenen
ſehr intereſſanten Anlagen der Anſtalt an. Beſonderes Intereſſe
wird den Anlagen über Stallbauten und über Kartoffeleinſäue=
rungsanlagen
entgegengebracht.
Verſchiedenen Wünſchen entſprechend, iſt der nächſte Lehrkur=
ſus
, der in den Tagen vom 26. bis 28. Januar 1933 ſtatt=
findet
ein beſonderer Kurſus für Landwirtsfrauen
und Landwirtstöchter. Ein erſter derartiger Sonderkur=
ſus
im letzten Winter hatte bereits reichen Widerhall gefunden.
In unſeren heſſiſchen Landwirtſchaftsbetrieben liegt bekanntlich
die Wartung und Pflege der Schweine in den meiſten Fällen in
Händen der Frau. Deshalb iſt es ſehr zu begrüßen, daß die Land=
wirtſchaftskammer
wiederum einen beſonderen Frauenkurſus
durchführen wird, für den bereits eine Anzahl Anmeldungen vor=
liegen
. Die Anmeldungen ſind ſpäteſtens bis zum 22.
Januar an die Landwirtſchaftskammer in Darmſtadt einzu=
reichen
.

Dp. Zwingenberg, 18. Jan. Unglücksfall. Herr Peter
Simon von hier war mit Dungſtreuen auf ſeinem Acker beſchäftigt.
wobei er ſtürzte, und ſich einen Beinbruch zuzog. Herr Simon
mußte längere Zeit auf dem Boden liegend zubringen, bis ihn
Vorbeikommende nach Hauſe brachten, von wo er in das Bens=
heimer
Krankenhaus überführt werden mußte.
Ck. Crumſtadt. 19. Jan. Hohes Alter. In voller körver=
licher
und geiſtiger Friſche konnten dieſer Tage Altveteran und
Ehrenvorſitzender Peter Michel 1. und Rentner Peter Heil ihren
84. Geburtstag feiern.
Gernsheim. 19. Jan. Waſſerſtand des Rheins am
18. Januar 1.26 Meter. am 19. Januar 1.28 Meter.
P. Rüſſelsheim. 19. Jan. Bubenſtreich oder Ver=
brechen
? Auf dem von Radfahrern und Fußgängern als Ver=
kehrsweg
zwiſchen Rüſſelsheim und Mainz=Guſtavsburg benützten
Maindamm wurde ſpät abends in der Dunkelheit eine Barrikade
aus Steinen aufgerichtet, die neben dem Damm als Notbehelf für
etwaige Dammbrüche lagern. Das gefährliche Hindernis wurde
glücklicherweiſe von zwei Radfahrern entdeckt, bevor ein Unglück
geſchab. Man vermutet, daß es ſich um eine verbrecheriſche Tat
handelt, ähnlich der bei Walldorf erfolgten Ueberſpannung der
Landſtraße mit Draht. Unterſuchung iſt eingeleitet.
Aus Mainz und Rheinheſſen.
Be. Mainz, 19 Jan. Das goldene Roß wieder an
ſeiner alten Stelle. Das goldene Roß, das Wahrzeichen
der neuen Dragonerkaſerne am Rheingauwall, wurde in dieſen
Tagen wieder auf ſeinem alten Standort auf der Kaſerne in der
Großen Bleiche, dem ehemaligen kurfürſtlichen Marſtall ange=
bracht
. Mit dieſem Schmuckſtück, das die Tradition der Mainzer
Kavallerieregimenter ſymboliſiert, hat es folgende Bewandtnis.
Es ſtand urſprünglich auf dem kurfürſtlichen Marſtall an der
Großen Bleiche. Dieſe großartig geſchloſſene barocke Baugruppe
mit Eckpavillons und niederem Mitteltrakt wurde von 1766 bis
1767 erbaut. 1774 wurde der Marſtall mit dem in Kupfer ge=
triebenen
, vergoldeten Roß über dem Giebel des langen Mittel=
baues
geſchmückt. Der ausführende Künſtler war der Mainzer
Gießer Hohenauer. Nach dieſer beſonderen Zierde erhielt der
Marſtall auch den Namen Golden Roß=Kaſerne‟. Als nach 1890
die neue Kavallerie=Kaſerne am Mombacher Tor erbaut wurde.
hat man ungehöriger Weiſe das Roß von ſeinem alten Standoxt
herabgenommen und dort aufgeſtellt, während im Giebel des
Marſtalls das Löwenrelief von der gegenübergelegenen früheren
Löwenhofkaſerne (heute Neubau der Liedertafel) angebracht
wurde und zugleich eine Umbenennung ſtattfand. Jetzt hat man
dieſe Sünde der Vergängenheit wieder gut gemacht. Roß und
Löwe bilden ſo jetzt gemeinſam die Erinnerung an die ehemalige
Golden Roß= und die gegenübergelegene Löwenhof=Kaſerne‟
Bemerkenswert iſt noch, daß die Bühne der Reitbahn des Mar=
ſtalls
nach dem Brand des alten Mainzer Theaters in den Jah=
ren
17931797 und 18061833 als Theaterſaal benutzt wurde.
1833 wurde das neue, von Moller erbaute Theatergebäude am
Gutenbergplatz eingeweiht.

Pereinsleben auf dem Lande.
Muſikaliſche, geſangliche und geſellſchaftliche Veranſtalkungen. Geſelliger Zuſammenhalt!

Eberſtadt, 19. Jan. Muſikverein 1904 Haupt=
verſammlung
. Die Verſammlung wählte den Lehrer Georg
Burhenne zum erſten, den Zahnarzt Dr. Kupferſchmied zum zwei=
ten
Vereinsvorſitzenden. Als Schriftführer wurde Ludwig Veith,
als Rechner Jakob Dächert wiedergewählt. Als Beiſitzer wurden
neugewählt: Jacobs, Knöß, Geißler und Münch. Im Jahre 1933
ſind an Veranſtaltungen geplant: ein Faſchingsabend im Februar,
ein Ausflug in die Bergſtraße im Monat Mai, ein Gartenkonzert
im Sommer und ein Saalkonzert im Herbſt.
Dx. Ernſthofen, 19. Jan. Generalverſammlung des
Kriegervereins Ernſthofen=Herchenrode. Der 1.
Vorſitzende, Herr Bäckermeiſter Schilling=Ernſthofen, eröffnete mit
herzlichen Begrüßungsworten, die Verſammlung, erſtattete den
Jahresbericht und forderte alle Kamexaden auf, durch Erheben
der Toten zu gedenken. Den Rechnungsbericht erſtattete alsdann
der Rechner Klinger. Der ſeitherige Vorſtand wurde per Akkla=
mation
wiedergewählt.
r. Babenhauſen, 17. Jan. Das Konzert, das der Geſang=
verein
Sängerbund (gegr. 1840) veranſtaltete, nahm einen
ſehr ſchönen Verlauf. Was der aufwärtsſtrebende Verein unter
der kunſtſinnigen Leitung ſeines Dirigenten Herrn Manus bot, war
das Ergebnis unabläſſiger Arbeit und geſangspädagogiſcher Schu=
lung
. Der Chorklang war fein abgetönt die Ausſprache klar und
deutlich. Als Soliſten wirkten mit: Frl. Betty Manus (Nieder=
Roden), die Herren Chr. Koſe (Weißkirchen) und Jak. Fendt
(Babenhauſen). Sie ernteten mit ihren Liedern von Schubert,
Händel und Haydn reichen Beifall. Der Abend ſtand im Zeichen
der Ehrungen. Der Gauvorſitzende, Herr C. Steinmetz (Dieburg),
ernannte im Auftrage des Heſſ. Sängerbundes Herrn Manus zum
Ehrenchormeiſter unter Ueberreichung der Ehrennadel, ferner
übermittelte er mit herzlichen Glückwünſchen die Ehrennadel der
40jährige aktive Sangestätigkeit den Sängern Ph. A. Held und
Chr. Fendt. Den muſikaliſchen Teil beſtritt die Kapelle Lautz mit
beſtem Erfolg.
Bw. Langſtadt, 19. Jan. Kriegerverein Vortrags=
abend
. Als Redner war der ehemalige Leutnant zur See Reitzel
aus Friedberg gewonnen, der das Thema Ruhmes= und Helden=
taten
unſerer Seeſtreitkräfte im Weltkriege meiſterhaft behan=
delte
. Beſonders wußte er von den heldenhaften Leiſtungen des
Panzerkreuzers Emden unter der Führung des Kapitänleutnants
von Müller zu berichten. Die ſehr umfangreichen Ausführungen,
unterſtützt durch treffliche Lichtbilder, fanden großen Beifall. Das
Abſingen des Deutſchlandliedes bildete einen würdigen Schluß des
Abends. Umrahmt war dieſer von ſchneidigen Marſchvorträgen der
Kapelle Sehnert. Herr Georg Leitner, Lehrer i. R., konnte
dieſer Tage ſeinen 83. Geburtstag feiern.
Ct. Heubach, 18. Jan. Obſt= und Gartenbauverein.
Eines überaus guten Beſuches erfreute ſich die Generalverſamm=
lung
des Obſt= und Gartenbauvereins im Gaſthauſe Siefert. Nach
herzlichen Begrüßungsworten erſtattete der Vorſitzende den Tätig=
keitsbericht
des abgelaufenen Geſchäftsjahres. Dann gab der
Rechner Gg. Gruber 3. die Rechnungsablage von 1932. die mit
einem Plus in das neue Geſchäftsjahr übergeht. Die Verſamm=
lung
gedenkt des verſtorbenen Mitbegründers und langjährigen
Vorſtandsmitgliedes Ad. Herrmann. An Stelle des Ausſcheiden=
den
wird Ad. Weber in den Vorſtand gewählt. Weiter wird ein
gemeinſamer Torfbezug angeregt und der Beſchluß gefaßt, für
Ueberlaſſen der Baumſpritze fortan eine Leihgebühr zu erheben.
Den Abſchluß der Verſammlung bildet eine Gratisverloſung
ſchöner Blumen, welches Sortiment die Firma Arzt in Groß= Um=
ſtadt
in ſchöner Zuſammenſtellung lieferte.

Ay. König i. O. (Stahlbad), 18. Jan. Der Geſangverein
Liederkranz feierte ſein 72. Jahresfeſt. Die Ver=
anſtaltung
ſtand im Zeichen des deutſchen Volksliedes, das in
allen Variationen bekannter Tonſetzer von dem ſtarken, gut diſzipli=
nierten
Sängerchor, unter ſeinem tatkräftigen jungen Dirigenten
Herrn W. Herbert, dem würdigen Nachfolger ſeines vor Jahres=
friſt
plötzlich und allzu früh verſtorbenen verdienſtvollen Vaters,
in wirkungsvoller Fülle zum Vortrag kam. Die ſchönen Leiſtungen
des ſtattlichen Sängerchors, deſſen geſchloſſene, friſche und klang=
ſchöne
Tongebung beſonders hervorſtachen, erhielten durch die vor=
züglichen
muſikaliſchen Darbietungen des Kurorcheſters den ideal=
ſten
Rahmen. Nette Tanzreigen der Mädchen, eine ſzeniſche Dar=
ſtellung
von Brahms Wiegenlied, und die nie fehlende reichbe=
ſchickte
Tombola vervollſtändigten das abwechſlungsreiche Pro=
gramm
. Folgende Mitglieder wurden unter Ueberreichung einer
Ehrenurkunde, einer Arbeit von Maler Gg. Vetter, zu Ehrenmit=
gliedern
ernannt: Heinrich Treſer, Ad. Vetter, Leonhard Roden=
hauſer
, Leonh. Joſeph Wilhelm Koch 2., Karl Lämmerhirt. Peter
Müller 1.. Leonhard Wieſer, Georg Hofferbert und Georg Vetter.
Ein flotter Tanz beſchloß die ſehr harmoniſch verlaufene Feier.

Cd. Michelſtadt, 19. Jan. Oberbayeriſche Bauern=
bühne
. Seit kurzem gaſtiert hier im Saalbau Pfaff ein origi=
nal
=oberbayeriſches Bauerntheater. Vorgeſtern abend ging die
3. Vorſtellung über die Bretter, und es war erſtaunlich, zu ſehen,
wie es dem Enſemble gelungen iſt, mit dieſen 3 Vorſtellungen die
Sympathien ihrer Beſucher zu erringen. Dieſe Aufführung, es
handelte ſich um Ganghofers Stück Der Jäger von Fall oder der
zweite Schatz, reihte ſich gut den vorangegangenen an.

Dk. Waldmichelbach, 18. Jan. Der Turnverein Jahnbund ver=
anſtaltete
am Sonntag abend im Goldenen Engel einen Theater=
abend
. Der Vorſitzende. Gaſtwirt Heid wies in ſeiner Begrü=
ßungsrede
auf die hohe Bedeutung der Turnſache für die Ertüch=
tigung
der deutſchen Jugend hin. Zur Aufführung gelangte das
Volksſtück Das Köhlerkind vom Wildbachgrund‟ Die Darbietung
verriet ſorgfältige Einſtudierung. In den Pauſen zeigte die Män=
nerriege
unter der Leitung von Turnwart Hering ihr turneriſches
Können. Reicher Beifall dankte den Spielern und den Turnern
für die guten Leiſtungen.

Cc. Seeheim, 17. Jan. Die geſtrige. Hauptverſamm=
ng
des Turnvereins (D. T.) gab ein befriedigendes Bild
er den Stand des Vereins auf Grund der Berichte des 1. Spre=
ers
und der Turn= und Sportwarte, die unverblümt neben viel
rfreulichem auch die Mängel nicht verſchwiegen. Im Laufe des
hres waren wiederholt Preiſe heimgebracht worden. Turnerin
rl. Anna Schmidt hatte ſogar das allg. Sportabzeichen erhalten.
ür den ausſcheidenden 1. Schriftführer wurde einſtimmig Herr
eter Hartmann gewählt. Herr Fritz Hartmann trat als Beiſitzer
den Vorſtand ein. Die Mitglieder Hch. Funk. Jean Keimp und
rl Anders wurden für 25jährige Mitgliedſchaft ausgezeichnet.
uf Wunſch des 1. Sprechers, Herrn Gg. Kammler, ſang ihnen
rbefreundete MGV. 1859 ein paar ſchöne Lieder. Im Sommer d. J.
das 40. Stiftungsfeſt des Vereins in einfachem Rahmen feſtlich
gangen werden.
Dm. Wolfskehlen, 16. Jan. Generalverſammlung
sKriegervereins. Der 1. Vorſitzende Gg. Hofmann be=
üßte
die Kameraden. Rechner Schaffner verlas den Kaſſen=
richt
über das Rechnungsjahr 1932, der von den Kaſſenprüfern
richtig befunden worden war. Der alte Vorſtand wurde per
kklamation wiedergewählt. Es wurde beſchloſſen, in einer ſpä=
ren
Verſammlung der Gründung einer Sterbekaſſe näherzu=

[ ][  ][ ]

Freitag, 20. Januar 1933

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

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Huse ne
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gchmengrbel.
Husch nene
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Nr. 20 Seite 7

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Spülung des Waſſerrohrnetzes.
In der Zeit vom Samstag, den 14.
Januar 1933 bis Samstag, den 28.
Januar wird das ſtädtiſche Waſſerrohr=
netz
geſpült. Dabei läßt ſich eine Trü=
bung
des Leitungswaſſers nicht vermeiden;;
auch muß die Waſſerlieferung von 22 Uhr
bis 5 Uhr unterbrochen werden. Den
Waſſerabnehmein wird deshalb emp=
fohlen
, ſich rechtzeitig mit Waſſer zu vei=
ſorgen
. Bei den Druckrohrſpülungen
wird die Waſſerlieferung nur verringert.
Straßenverzeichniſſemit derBezeichnung
der einzelnen Spülabteilungen können
an den bekannten Aushangſtellen der
Bürgermeiſterei eingeſehen werden. Außer=
dem
erteilt die ſtädt Fernſprechzentrale
(Fernruf 3500) ſowie die Feuerwache
(Fernruf 600) Auskunft.
Spülplan:
Hochdruckſtrang I: Samstag, den 14. Ja=
nuar
1933 von 22 Uhr ab
Hochdruckſtrang II: Montag, den 16. Ja=
nuar
1933 von 22 Uhr ab
Hochdruckſtrang III: Dienstag, den 17. Ja=
nuar
1933 von 19 Uhr ab
Hochbehälter Mathildenhöhe und Dachs=
berg
: Donnerstag, den 19. Januar

1933 von 8 Uhr ab

nur Elisabethenstraße 9


Freiwillige Verſteigerung
folgender gebrauchter Gegenſtände am
Samstag, den 21. Jan. 33, nachm. 2,3(
Uhr. Mühlſtr. 10. Eingang Toreinfahrt:
1 Staubſauger, 1 Kardex=Apparat, 1
Einwickelpapierhalter. Druckmaſchine,
Politur= und Beizpräparate, Flugel,
Spinette, Holzrahmen, Nutzholz. Gas=
öfen
, Elektromotore, Eiſendraht, Ki
ſten, Bohrmaſchine. Noten u. a. m. *
Karl Arnold und Sohn.

Wegen Erkrankung
meines Mädch. ſo=
fort
tücht., ſolides
Alleinmädchen
geſucht, das verfekt
koch. kann u. ſelbſt.
arbeitet. Vorzuſtell.
nur v. ½57 Uhr
Mühlſtraße 52, pt.*

Abt. A: Freitag, 20. Jan.
B: Samstag, 21. Jan.
b: Montag, 23. Jan. von
C: Dienstag, 24 Jan.
c: Mittwoch, 25. Jan. / 22 Uh
D: Donnerstag, 26. Jan. 49
d: Freitag, 27. Jan.
E: Samstag, 28. Jan.)
Darmſtadt, den 5. Janur 1933.
Direktion der ſtädt. Betriebe.

(st. 568

V

Thür, jung. Mädel

ſucht

Stellung

als

Uebernimmt auch
Hausarbeit. Angeb.
u. A. 198 Geſchſt.
Weg. Verkleinerung
meines Haushaltes
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nach d. Spülen im
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A. 182 a. d. Gſchſt.
2 tücht., ehrl. =
dels
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Gt. Zeugn. vorh.
Ang. u. A. 183. Gſ.

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d. Hauſe. Kleid v.
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ſtr. 32, Vdhs., I. *

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Zeugn. ſof. geſ.
g. Erkrankung d.
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Mittwoch, den 25. Januar, und Don=
nerstag
, den 26. Januar d. J., nachm.
von 35 Uhr, Verſteigerung der bis
Ende Dezember verfallenen Pfänder:
Brillanten, Gold= und Silberwaren,
Uhren, Herren= und Damenkleider,
Mäntel, Wäſche uſw.
(St. 1219
Darmſtadt, den 19. Januar 1933.
Städtiſches Leihamt.
Brennholzverſteigerung
Nr. 5.
Am Montag, den 23. Januar 1933,
von vormittags 9 Uhr ab, wird im
Gaſthaus Zum Saalbau in Mörfelden,
Bahnhofſtraße 5, folgendes Brennholz
aus den beiden Abkriebsſchlägen im
Forſtort Alter Schlichter, Abt. 33, mit
den Nummern 10931577 verſteigert:
Scheiter, Rm.: Buche 5. Hainbuche 37
(davon 29 rd., zu Nutzholz geeignet),
Eſche 96 (darunter Nutzholz) Eiche
235 (darunter Küferholz), Ulme 14
(davon 13 rd.). Erle 106 (davon 78
rund), Linde 9 rd.
Knüppelholz, Rm.: Buche 2. Hainbuche
40. Eſche 12. Eiche 59, Ulme 2. Erle
11. Linde 2.
Das Holz iſt vor der Verſteigerung ein=
zuſehen
, blau unterſtrichene Nummern
kommen nicht zum Ausgebot.
(1213
Auskunft erteilen wir (Fernruf Mör=
felden
301) und Herr Förſter Vöglin
zu Forſthaus Schlichter bei Mörfelden.
Mörfelden, den 18. Januar 1933.
Heſſiſches Forſtamt Mörfelden.

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Donnerstag, den 26. Januar 1933,
vormittags 9½ Uhr, werden zu Forſt=
haus
Kühkopf aus den Forſtorten Geyer
und Kühkopf (Kiſſelwörth) verſteigert:
Stämme, Fm.: Eſche 0.39 2. Kl., 5,64
3. Kl., 6,56 4. Kl., 1,69 5. Kl.
Scheiter, Rm.: Eiche 51. Eſche 33, Ulme
542, Pappel 57.
Knüppel, Rm.: Eiche 32, Eſche 25, Ulme
170. Pappel 63.
Weidenkopfholz zur Selbſternte
aus Geyer, in 10 Loſen.
Näh. Auskunft durch Forſtwart Seibel.
Guntershauſen. Das Holz iſt vorher
einzuſehen, ſpätere Reklamationen ſchei=
den
aus.
(1212
Gernsheim, den 17. Januar 1933.
Forſtamt Gernsheim.
Brennholzverſteigerung
Samstag, den 22. Januar 1933, nach=
mittags
2 Uhr, findet im Saale des
Heinrich Volk zu Meſſel eine
Brennholzverſteigerung ſtatt:
Scheiter, Rm.: Buche 28, Eiche 15,
Kiefer 144. Knüppel, Rm.: Buche 30,
Eiche 15. Kiefer 234. Stöcke, Rm.
Eiche und Kiefer 40. Wellen, Stück:
Buche 660, Kiefer 1040.
Näh. Auskunft erteilt Förſter Engel.
Heſſiſche Bürgermeiſterei Meſſel.
Keller.
(1190b

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IBw.638

[ ][  ][ ]

Seite 8 Nr. 20.

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

50 milikariſierk Frankreich ſeine Jugend

Eine franzöſiſche Jugendgruppe mit den Offizieren,
unter deren Leitung die Knaben militäriſch ausgebildet werden.
In den letzten Jahren hat ſich Frankreich ſtets bemüht, der Welt die Gefahr der militäriſchen
Jugendorganiſationen und Sportverbände Deutſchlands vor Augen zu führen. Obwohl bei der
Ausbildung der deutſchen Jugend ſtets nur auf das rein körperliche Training Wert gelegt wird.
Frankreich vergaß aber ganz, welch lückenloſes Syſtem es ſelbſt errichtet hat, um ſeine eigene
Jugend durch eine militäriſche Ausbildung für einen kommenden Krieg vorzubereiten.
Dieſes Schaufelrad=Flugzeug wird jehk in Berlin gebauk.

Skizze des neuartigen Flugzeuges,
das nun in der Berliner Werft der Rohrbach=Werke vollendet wird. Das Flugzeug erhält ſeinen
Antrieb einzig durch ſenkrecht rotierende Schaufelräder, die einen vollkommen ſenkrechten Start
ermöglichen.

Ein Zuchthäusler geſtehk drei Raub=
morde
ein.

Reich und Ausland.
Panzerſchiff Deukſchland
zur erſten Probefahrt ausgelaufen.
Kiel. Am Donnerstag, um 8 Uhr, hat das
auf den Deutſchen Werken gebaute Panzerſchiff
Deutſchland den Kieler Hafen zu ſeiner erſten
Probefahrt in die Oſtſee verlaſſen. Schon ſeit
etwa 10 Tagen waren die Maſchinen des Pan=
zerſchiffes
auf der Werft auf Stand geprüft
worden, wobei die beſten Ergebniſſe erzielt wur=
den
. Die jetzige erſte Probefahrt dient der
Maſchinenprobe im freien Waſſer. Auf der
Werft herrſchte bereits die ganze Nacht über.
reges Leben und Treiben, um die letzten Vor=
bereitungen
zur Ausfahrt des Neubaues zu tref=
fen
. Auch in der Kieler Bevölkerung zeigte ſich
großes Intereſſe für die erſte Probefahrt der
Deutſchland. Noch in der Dunkelheit hatten
ſich Hunderte von Menſchen am Hafen eingefun=
den
. Als die Maſchinen des Panzerſchiffes zu
arbeiten begannen, erſchollen laute Hochrufe,
und während die Deutſchland dann in ruhi=
ger
, glatter Fahrt den Hafen verließ, wurde
ſie von den Jubelrufen der Kieler begleitet.
Panzerſchiff Deutſchland
von der Probefahrt zurückgekehrt.
Panzerſchiff Deutſchland iſt Donnerstag
abend, kurz nach 19 Uhr, programmäßig nach
Ziel zurückgekehrt. An der erſten Probefahrt des
Schiffes hat neben einer Werftbeſatzung das
für Baubelehrung abkommandierte Marineper=
ſonal
, Anseſamt rund 350 Perſonen, teilgenom=
men
. Ferner wohnten der Fahrt, die in erſter
Linie der Erprobung der Maſchinen galt, bei:
Korvettenkapitän Wurmbach, der als erſter Of=
fizier
auf der Deutſchland‟ Dienſt tun wird,
und Korvettenkapitän Ingenieur Luettge, der
zum leitenden Ingenieur des Panzerſchiffes aus=
erſehen
iſt.

Ein Raubüberfall in letzter Minute vereitelt.
Frankfurt a. M. Drei junge Leute plan=
ten
einen Raubüberfall auf den Inhaber eines
Reſtaurants. Ehe es jedoch zur Ausführung der
Tat kam, wurden ſie von der Polizei feſtgenom=
men
. Zwei von ihnen, ehemalige Angeſtellte
des Reſtaurateurs, die wußten, daß nachts nach
Geſchäftsſchluß größere Geldbeträge in die
Wohnung gebracht wurden, verabredeten, ihren
ehemaligen Chef zu überfallen und ihm das
Geld abzunehmen. Sie hatten einen Dritten in
den Plan eingeweiht, der das Auto des Inha=
bers
ſtehlen ſollte, um nach dem Raubüberfall an
die Adria flüchten zu können. Die Polizei be=
kam
rechtzeitig Kenntnis von dem Plan und
konnte die Täter feſtnehmen.
Viele Grippeerkrankungen im Siegkreis.
Siegburg. Im Siegkreis treten die
Grippeerkrankungen in einem derart ungewöhn=
lichen
Umfange auf, daß man von einer Seuche
ſprechen kann. Täglich werden ſeit mehr als
einer Woche 120 bis 130 neue Erkrankungen an
Grippe gemeldet. Ganze Familien liegen grip=
pekrank
zu Bett. 13 Schulen, in denen von 2720
Kindern 1046 an Grippe erkrankt waren muß=
ten
geſchloſſen werden. In einzelnen Belrieben
iſt ein Viertel der Belegſchaft durch Grippi=
erktankung
nist zur Arbeit erſchienen.
Schulſchließungen wegen Grippeepidemie.
Braunſchweig. Im Laufe des Mittwoch
ha: die ſeit e nigen Tagen in den Schulen der
Stadt Braunſchweig herrſchende Grippeepidemie
zu einer derartigen Häufung van Crkrankungen
geführt, daß ein geordneter Schulunterricht nicht
möglich iſt. In verſchiedenen Schulen ſind durch=
ſchnittlich
40 v. H. der Schüler und Schülerinnen
und ein ebenſo hoher Prozentſatz an Lehrern
erkrankt. Der Volksbildungsminiſter hat des=
halb
die Schließung des geſamten Schulbetriebs
der Volks= und Mittelſchulen für die Dauer von
acht Tagen angeordnet. Auch mußten wegen
Häufung der Grippeerkrankungen in Wolfenbüt=
tel
mehrere Schulklaſſen geſchloſſen werden,
Das neue rieſige Zenkralverwaltungs=
gebäude
der Berliner Oriskrankenkafſe

Oben: die Schalterhalle, unten: die Front
des monumentalen Zentralverwaltungsgebäu=
des
, das jetzt von der Berliner Allgemeinen
Ortskrankenlaſſe, eröffnet wurde. Da der Bau
nicht weniger als 4,8 Millionen Mark ver=
ſchlang
, wurden gegen die Leitung lebhafte An=
griffe
wegen der prunkvollen Ausſtattung ge=
richtet
.

Ein fünfjähriges Mädchen
als Lebensrekkerin.
Corbach. Der zwecks Regulierung abge=
dämmte
Kuhbachgraben war kurz vor dem er=
richteten
Wehr zugefroren. Auf der Eisdecke ver=
gnügten
ſich mehrere Kinder mit Schleifen. Im
Eifer des Spiels näherten ſich die Kinder immer
mehr dem dünneren Ende der Eisdecke, als plötz=
lich
ein kleiner Junge einbrach. Da das Waſſer
an dieſer Stelle über 1½ Meter tief iſt, verſank
das Kind’ gleich im Waſſer. Seine fünfjährige
Spielgefährtin, die Tochter des Arbeiters Erich
Ockel, eilte kurz entſchloſſen dem Eingebrochenen
zu Hilfe und zog ihn wieder ans rettende Ufer.
Nur der Unerſchrockenheit des fünfjährigen Mäd=
chens
iſt es zu danken, daß der Knabe vor dem
Tode des Ertrinkens und die Eltern vor großem
Leide bewahrt wurden. Erwachſene waren zur
Zeit des Unfalls nicht zur Stelle.

Mutter geht mit ihren Kindern in den Tod.
München: Aus wirtſchaftlicher Not iſt hier
eine Frau mit ihren beiden Kindern freiwillig
in den Tod gegangen. Sie wurden durch Gas
vergiftet aufgefunden.
Vier Jahre’ ſchweren Kerkers für Stephan
Zeltner.
Wien. Der Muſiker Stpehan Zeltner, der
den früheren Landeshauptmann des Burgenlan=
des
Anton Schreiner durch Revolverſchüſſe ge=
tötet
hat, wurde wegen Totſchlags zu vier Jah=
ren
ſchweren Kerkers verurteilt. Zeltner hatte
die Tat begangen, weil ſein Bruder von dem
Landeshauptmann entlaſſen worden war.

Der Leiter der Ungariſchen Handels=
kammer
in der Schweiz flüchtig.
Ueber eine Million Schaden für Ungarn.
Zürich. Seit einiger Zeit iſt der Leiter
der Ungariſchen Handelskammer in der Schweiz,
v. Laskay, verſchwunden. Man glaubt, daß er
nach Oeſterreich geflüchtet ſei. Laskay hatte zur
Propagierung der Produkte des ungariſchen
Weinbaues und der Landwirtſchaft in verſchie=
denen
Städten der Schweiz Weinreſtauranks er=
öffnet
, die zum größten Teil Verluſte einge=
bracht
haben ſollen. Durch Laskays Geſchäfts=
gebaren
ſoll der Staat Ungarn über 1 Million
Schaden erlitten haben. Die ungariſche Regie=
rung
verzichtet, wie die Neue =Züricher Zei=
tung
meldet, auf eine Strafverfolgung.

München. Wie die M. N. N. aus Salz=
burg
melden, hat der in der Strafanſtalt in Gar=
ſten
befindliche Bräuer, der wegen Raubes und
anderer Delikte eine mehrjährige ſchwere Kerker=
ſtrafe
verbüßt, aus freien Stücken geſtanden, drei
Raubmorde verübt und die Leichen vergraben zu
haben. Der Sträfling gab auch die Orte der Ver=
grabungen
an, doch konnten bei den Nachfor=
ſchungen
keine Leichen gefunden werden. Bei
den von Bräuer angegebenen Raubmorden han=
gelt
es ſich um den im Jahre 1919 verſchwun=
denen
Linzer Matroſen Glantſchnigg, ferner um
einen Viehhändler aus dem Bayeriſchen Wald,
den Bräuer mit einem gewiſſen Bugely er=
mordet
und dann beraubt hatte, wobei die bei=
den
die Beute in Höhe von 8000 RM. teilten,
und ſchließlich um den erwähnten Bugely. Dem
Blatt zufolge hat man alſo drei Mordgeſtänd=
niſſe
, findet aber an den angegebenen Orten
keine Leichen, und es konnte auch kein abgän=
giger
Viehhändler feſtgeſtellt werden. Es liegt
deshalb die Vermutung nahe, daß ſich Bräuer
mit dieſen Verbrechen belaſtet hat; um außerhalb
der Zuchthausmauern zu kommen. Welche wei=
teren
Pläne er damit verband, konnte bisher
nicht herausgebracht werden Die Kriminalbe=
hörden
ſind eifrigſt bemüht, das Dunkel zu lichten.

Ergebnisloſe Nachforſchungen
nach Berk Hinkler in Frankreich.
Paris. In dem franzöſiſchen Departement
Yonne tauchte am Mittwoch das Gerücht auf,
daß in dem Walde von Othe bei Auxerre Teile
des Flugzeuges des verſchollenen engliſchen Flie=
gers
Bert Hinkler gefunden worden ſeien. Es
wurden ſofort ſorgfältige Nachforſchungen an=
geſtellt
, die jedoch bisher ergebnislos verlauſen
ſind. Einige Leute wollten angeblich am 7. Ja=
nuar
einen leicht nach links überneigenden Flug=
zeugrumpf
geſehen haben. Da aber das Flug=
zeug
ſpäter nirgends mehr bemerkt wurde, iſt
man zu der Annahme gekommen, daß es in der
Höhe abgeſtürzt ſein könnte. Die Nachforſchungen
ſollen am Donnerstag fortgeſetzt werden, was
aber nicht leicht ſein wird, da der Wald mehrere
Hektar umfaßt. Nach einer Meldung des
Journal ſollen die Gerüchte eines Abſturzes
Hinklers auf eine Anfrage aus engtiſchen Flug=
kreiſen
zurückzuführen ſein, die die Polizei der
umliegenden Ortſchaften gebeten hatten, den
Wald abzuſuchen, da Hinkler möglicherweiſe dort
abgeſtürzt ſein könnte.

Freitag, 20. Januar 1933

Große Schadenſeuer.
Wieder ein Großfeuer in Rotferdam.
Rotterdam. In Rotterdam, wo erſt An=
fang
dieſer Woche das Varieté=Theater Arena
durch Großfeuer zerſtört wurde, wütete in der
Nacht auf Donnerstag erneut ein Großfeuer in
einem dicht mit alten Lagerhäuſern und Ge=
ſchäftsgebäuden
bebauten Teil der Innenſtadt.
Der Brand muß bereits am Mittwoch abend
ausgebrochen ſein. Er wurde aber erſt entdeckt,
als nach Mitternacht die Flammen aus dem Dach
des Lagerhauſes einer Eiſenwarenhändiung
ſchlugen. Wegen der dichten Bebauung geſtältete
ſich die Bekämpfung des Feuers ſehr ſchwierig.
Die Feuerwehr, die den Brad aus über dreißig
Schlauchleitungen fekämpfte, konnte nicht verhin=
dern
, daß die Flammen auf weitere Gebäude
übergriffen und das Feuer ſchließlich in einer
Breite von 20 und einer Tiefe von über 100
Metern wütete. Gegen 2 Uhr ſchien die Ge=
walt
des Feuers abzunehmen. Durch Einſturz
der Mauern eines brennenden Gebäudes wurde
die Ausdehnung des Brandes auf das Packhaus
eines Tabakwarenfirma begünſtigt, das bald
unter Entwicklung eines gewaltigen und atem=
beraubenden
Qualmes in Flammen ſtand. In
den Morgenſtunden, als ingeſamt vier Gebäude
von dem Feuer vernichtet worden waren,
glaubte man, des Brandes Herr zu ſein. Bei
den Löſcharbeiten wurden einige Feuerwehrleute
leicht verletzt.
Marineflughafen von Honolulu durch Großfeuer
zerſtört.
Honolulu. In dem Marineflughafen Luke=
field
, in der Nähe von Honolulu, brach am Don=
nerstag
, aus bisher unbekannter Urſache, ein
Großfeuer aus, das die rieſigen Flughallen und
die Fallſchirmlager vollkommen zerſtörte. Der
Schaden beläuft ſich auf mehrere 100 000 Dollar.
Zahlreiche Großbombenflugzeuge ſind oerbranni.
Durch das ſchnelle Eingreifen der Soldaten und
Matroſen konnte verhindert werden, daß auch die
übrigen Einrichtungen des Flughafens vernichtet
wurden. Ueber weitere Einzelheiten des Bran=
des
verweigern die Behörden die Auskunft.
Norwegiſcher 15 000=Tonnen=Dampfer verbrannt.
Paris. Wie aus Lille gemeldet wird, iſt
an Bord des norwegiſchen 15 000=Tonnen= Damp=
fers
Taronga mit 12 000 Ballen auſtraliſcher
Wolle, im Roten Meer, bei Perim, Feuer aus=
gebrochen
. Während die Beſatzung gerettet wor=
den
ſein ſoll, ſoll der Dampfer vollſtändig ver=
brannt
und untergegangen ſein.
Der Brand der Aklankiaue‟.
Paris. Zu der Urſache des Brandes auf
der Atlantique, die, wie bereits gemeldet,
währſcheinlich in einem Kurzſchluß elektriſcher
Kabel zu ſuchen iſt, meldet der Matin noch,
daß der Kurzſchluß felbſt vermutlich durch den
hohen Seegang in der Nacht vor dem Brande
hervorgerufen worden iſt. Der Sturm ſei ſo
heftig geweſen, daß ein Flügel im Speiſeſaal
umſtürzte. Man könne alſo annehmen, daß die in
der Kabine 232 aufgeſtapelten Matratzen ins
Rollen kamen und eine elektriſche Tiſchlampe
heruntergeriſſen wurde, wodurch der Kurzſchluß
entſtanden ſei. Es ſei nur ein eigentlicher
Brandherd feſtzuſtellen geweſen. Anhand der an
Bord befindlichen Uhren habe man durch einen
Vergleich der Zeiten, zu denen ſie ſtehen blieben,
die Entwicklung des Brandes verfolgen können.
Ein Fiſcher hat vor Cherbourg, auf hoher See,
die Leiche eines Ingenieurs der Atlantique‟
gefunden und an Land bringen können.

Vier Soldaten durch Kohlenoxydgaſe getötet.
Madrid. Auf dem Truppenübungsplatz
Carabanchel wurden vier Soldaten, die das
Pulverlager bewachten, tot aufgefunden. Man
glaubt, daß ſie an den Kohlenoxydgaſen eines
Feuers erſtickt ſind, das ſie ſich angezündet haben.
Erſtes Bild von der Verhafkung des
enklarvken Univerſikätsprofeſſots

Lewin.

Dr. Lewin (rechts) bei der Verhaftung
in Boſton (U. S.A.).

Dr. Lewin war vor drei Jahren nach umfang=
reichen
Bankbetrügereien aus Berlin geflüchtet
und wurde ſeither von den Polizeibehörden der
ganzen Welt geſucht. Vor kurzem entlarvte man
ihn in Boſton, wo er ſich als Univerſitäts=
profeſſor
Frederico Normano niedergelaſſen und
auch in fachwiſſenſchaftlichen Kreiſen ſich einen
hervorragenden Namen verſchafft hat.

[ ][  ][ ]

Freitag, 20. Januar 1933

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Nr. 20 Seite 9

geschichten aus auler Welt

Der Tod des Charmeurs.

(Dr. P. G.) Stockholm. In der Weihnachtswoche ſtörte die
Trauernachricht den Feſtfrieden. Am Neujahrstage haben ſie ihn
begraben: Ernſt Rolf, den Schöpfer und unbeſtrittenen Herrſcher
der nordiſchen Revueſzene, den Mann, dem man in Oslo und Hel=
ſingfors
genau ſo zujubelte wie in der ſchwediſchen Metropole
den Dichter und Schlagerkomponiſten, deſſen Weiſen und Refrains
durch ganz Nordeuropa klangen.
Tauſende folgten ihm zu Grabe. Große ſchwediſche Zeitungen
ſchrieben Leitartikel über den Dahingegangenen ganz beſon=
ders
aber die tragiſchen Begleitumſtände ſeines Todes. Der
Mann, der nur durch ſein Auftreten ſchon Beifallsſtürme entfeſ=
ſelte
, dem der Humor und die Lebensfreude auf die Stirn geſchrie=
ben
waren, Ernſt Rolf hat ſeinem jungen Leben ſelbſt ein Ende
bereitet.
Noch kennt man die Beweggründe nicht und, wahrſcheinlich
werden ſie für immer im Dunkel gehüllt bleiben. Der Taxichauf=
feur
, der am Heiligabend den Auftrag bekam, einen eleganten
Herrn mit ſeinem großen Hund nach der Inſel Lidingö unweit
von Stockholm herauszufahren, ahnte nicht, daß es die letzte Fahrt
des Revuekönigs war. Der Chauffeur dachte ſich nichts dabei, daß
ſein Fahrgaſt unterwegs an mehreren Apotheken anhielt und Ein=
käufe
erledigte; erſt am Tage darauf ſah er aus den Zeitungen,
daß Ernſt Rolf ſich überall die größtmögliche Menge von Schlaf=
mittel
gekauft hatte.
Der große, treue Schäferhund iſt im Grund daran ſchuld, daß
Ernſt Rolf nicht gerettet wurde. Auf der Inſel angekommen, ent=
ließ
er den Chauffeur. Am Strande beobachtete ein Gärtner das
eigentümliche Gebaren des Fremden. Nachdem dieſer den Inhalt
einer Flaſche zu ſich genommen hatte, warf er ſich betend aufs Knie
und ſprang ins Waſſer.
Der Gärtner, der in dem Fremden Ernſt Rolf erkannt hatte,
wagte ſich nicht heran, weil der große Schäferhund die Zähne
zeigte. Als das Unglück geſchehen war, ließ das treue Tier es
zwar zu, daß der Gärtner den Sänger aus dem eiskalten Waſſer
zog. Doch dann ſetzte ſich der Schäferhund neben ſeinen Herrn,
den niemand berühren durfte. Erſt die herbeigerufene Feuerwehr
konnte das Tier verjagen, und den inzwiſchen bewußtlos gewor=
denen
Sänger ins Krankenhaus bringen. Doch bis dahin war es
zu ſpät. Ohne das Bewußtſein zu erlangen, ſtarb Ernſt Rolf an
den Folgen einer ſchweren Lungenentzündung.
In den Bergen von Dalekarlien in einem entlegenen Kirch=
ſpiel
am Siljanſee, in den beſcheidenſten, ärmlichſten Verhältniſſen
wuchs der Bauernſohn auf doch ſchon als Jüngling ſtand er
auf der Bühne und baute nach eigenen, genialen Gedanken die
koſtbarſte und glänzendſte Revue auf. Ebenſo eigenartig wie ſein
Aufſtieg war ſein Ende. Der größte Humoriſt und Spaßmacher
des Nordens ſchied freiwillig aus dem Leben, als er mit 41 Jah=
ren
gerade den Höhepunkt erreicht hatte.

Welt=Mukkerrekord.

(hk) Chikago. Die ſeltſamſten Rekorde werden noch immer
in den Staaten aufgeſtellt. Der Rekord, von dem im folgenden zu
erzählen ſein wird, iſt wirklich originell. Es geht hier darum,
welche Mutter den meiſten Kindern in einem Jahr das Leben ge=
ſchenkt
hat. Abgeſehen von jenen ungeheuer ſeltenen Fällen, wo
Vierlinge zur Welt kommen, dürfte es keine Mutter mehr geben,
die vier Kinder in einem Jahr gebar. Doch eine gibt es noch
eben jene Frau, die den Weltrekord hält. Sie heißt Annie
Colſon und hat am 10. Januar 1932 Zwillingen das Leben ge=
ſchenkt
und am 28. Dezember wiederum.
Dabei iſt dieſe junge Mutter erſt 25 Jahre alt und von ganz
ſchmächkiger Statur. Die Aerzte haben dieſes Phänomen entſpre=
chend
bewundert und bemühen ſich jetzt, dieſer rätſelhaften Fähig=
keit
auf die Spur zu kommen, vier Kinder in einem Jahr zu ge=
bären
.
Die Amerikaner knüpfen natürlich gleich an dieſes Phänomen
die Verſicherung, daß der Urgrund dieſer unheimlichen Gebär=
fähigkeit
aufzuklären ſein müſſe.
Die Rekordmutter wird das alles weniger intereſſieren. Für
ſie iſt die Hauptſache, daß die Babies vom 10. Januar und jene,
die jetzt das Licht dieſer Erde erblickten were doing well, daß es
ihnen den Umſtänden nach gut geht, wie das Mütterhoſpital
von Chikago ſtolz meldet.
5o werden Steuern bezahlk!
(ht) Bukareſt. Wie in Deutſchland dieſe ſchmerzliche
Manipulation vor ſich geht, weiß dort jedes Kind, wie man in
Bukareſt dagegen Steuern bezahlt, iſt weniger bekannt, dafür aber
viel origineller.
Zunächſt einmal gibt jeder Bürger aus Grundſatz keine
oder gefälſchte Steuererklärungen ab, weshalb heuer von der
Regierung ſogenannte Steuerkommiſſionen gebildet worden
ſind, deren Mitglieder von Haus zu Haus gehen, um zunächſt

einmal an Ort und Stelle die Unterlagen feſtzuſtellen. Zu
dieſem Zweck werden die Bürger nach dem Augenſchein
(Autos, Perſerteppiche, Dienſtboten uſw.) abgeſchätzt . . . Dieſe
informatoriſche Beſichtigung endet dann damit, daß das Opfer
auf das Doppelte und Dreifache ſeines Wertes begutachtet
wird.
Iſt das geſchehen, dann hört der geängſtigte Bürger zu=
nächſt
nichts weiter von der ganzen Affäre, iſt er ordentlich von

Sorgen weichgekocht, erſcheint bei ihm eines Tages der Privat=
ſekretär
des betreffenden Kommiſſionsmitgliedes und gibt zu
verſtehen, daß die feſtgeſetzte Steuer ſehr erheblich herabgeſetzt,
wenn nicht ſogar ganz erlaſſen werden könne, falls...
Worauf der erleichtert aufatmende Hausherr in ſeine Brief=
taſche
greift und die Sache allright iſt.
Dies Geſchäft iſt ſo gut gegangen, daß manche dieſer Kom=
miſſionsmitglieder
ſich Parole Halb=Part bis zu zehn
ſolcher Privatſekretäre haben halten können und daß die
Staatseinkünfte in einem ſolchen Maße nachgelaſſen haben, daß
der Finanzminiſter ſich genötigt geſehen hat, die ſchärfſten Ver=
fügungen
gegen dieſe Methoden anzudrohen. Ob es was helfen
wird, weiß man natürlich nicht, denn von Drohungen bis zum
Durchgreifen iſt es immer von jeher ein weiter Weg geweſen.

Sacct, Spiel und Jucnen

Handbaltl.
Polizei Darmſtadt SB. Wiesbaden.
Am Sonntag, 14.30 Uhr, treffen obengenannte Mannſchaften
auf dem Polizeiſportplatz aufeinander. Es handelt ſich um ein
Freundſchaftsrückſpiel. Das Vorſpiel wurde bereits im vorigen
Jahre ausgetragen. Wiesbaden ſtellt zurzeit eine außerordentlich
ſchnelle Mannſchaft, deren beſondere Stärke, das koloſſale Lauf=
vermögen
, überragend iſt. Der Rechtsaußen Gäng und der Tor=
mann
beſitzen ein hervorragendes Können. Wer das Spiel am
letzten Sonntag zwiſchen Sportverein 98Sportverein Wies=
baden
geſehen hat, weiß, daß Wiesbaden zu den Spitzenmann=
ſchaften
des Bezirks Main=Heſſen zu zählen iſt und erſt nach
hartem Kampf eſchlagen werden kann. Die Polizei wird ihr
ganzes Können in die Waagſchale werfen müſſen, wenn ſie als
Sieger aus dem Spiel hervorgehen will.
Handball im Odenwaldgau der 9.T.
Am kommenden Sonntag ſpielen: A. Pflichtſpiele: Zwiſchen=
ſpiele
um die Kreismeiſterſchaft: Arheilgen Groß=Zimmern,
3 Uhr; Kirch=Brombach Bickenbach, 3 Uhr. A=Klaſſe. Süd:
Kirch=Brombach, 2. Erbach, 2., 1.45 Uhr. B. Freundſchafts=
ſpiele
: Gundernhauſen TV. Groß=Umſtadt, 3 Uhr; Steinbuch
Böllſtein, 2.30 Uhr; Schlierbach Heubach, 2 Uhr; Müm=
ling
=Grumbach, 2. Fränkiſch=Crumbach, 2., 1.30 Uhr.
Das ſpannendſte Treffen in unſerem Gau wird in Kirch=
Brombach ausgetragen. Obwohl Kirch=Brombach in Bickenbach
unterlag, wird man für den Sonntag nicht ohne weiteres die Gäſte
als Sieger anſprechen dürfen. Nach Abwägen aller Vor= und
Nachteile beider Gegner glauben wir, daß ſich die Kräfte die
Waage halten. Wer dann Sieger wird? Dieſe Frage laſſen wir
offen. Auf jeden Fall gibt es einen raſſigen Handballkampf zu
ſehen, denn Bickenbach weiß zu kämpfen, und Kirch=Brombach
wird ſeine letzte Kraft daranſetzen, um zu Punkten zu kommen.
Kämpft Groß=Zimmern ſo zielvoll, wie am letzten Sonntag,
dann muß ihm der große Wurf gelingen. Ein knapper Sieg müßte
von ihm errungen werden.
Tgeſ. Ober=Ramſtadt.
Zum erſten Heimaufſtiegſpiel empfängt Ober=Ramſtadt den
TV. Nieder=Ramſtadt. Durch die gleichwertige Spiel=
ſtärke
beider Mannſchaften iſt ein Sieger im voraus ſchwer zu
beſtimmen. Da dieſes Treffen einem Lokalkampf gleichkommt,
wird jede Mannſchaft wohl alles daran ſetzen, ſich die Punkte zu
ſichern. Hoffentlich iſt ein guter Schiedsrichter zur Stelle, damit
das Spiel verläuft, wie es ſich gehört. Spielanfang 13.45 Uhr.
am Scherchsberg.

Weikerbericht.

Obwohl durch das Vordringen milderer Luft die Tempera=
turen
etwas abgeſchwächt wurden und in Oſt= und Süddeutſch=
land
vielfach ſtärkere Schneefälle niedergingen, iſt bei uns die
Witterung vorwiegend trocken geblieben. Da über Deutſchland
der Luftdruck kräftig anſteigt, wird auch in den nächſten Tagen
das Wetter zum größten Teil niederſchlagsfrei ſein und der Froſt
ſich wieder verſchärfen.
Ausſichten für Freitag, den 20. Januar: Wiederverſchärfung des
Froſtes, neblig, bewölkt und aufklarend, vorwiegend trocken.
Ausſichten für Samstag, den 21. Januar: Starker Froſt, bewölkt
mit Aufklaren, trocken.
Schneeberichte.
Aus der Schweiz werden teilweiſe neue Schneefälle gemeldet.
So verzeichnet Adelboden leichteren Schneefall. Die Schneehöhe
beträgt zurzeit 60 Zentimeter; in Andermatt herrſchte, ſtarker
Schneeſturm, der eine Schneedecke von 70 Zentimetern zur Folge
hatte. Auch Aroſa hat ſtarken Schneefall zu verzeichnen. Die
Schneehöhe beträgt hier ſogar einen Meter. Müren und Pontre=
ſina
melden gleichfalls leichten Schneefall bei einer Schneedecke
von 60 Zentimetern bis über einen Meter.

Fußball.
Rot=Weiß Darmſtadt SV. Mörfelden.
Zum erſten Heimſpiel im neuen Jahre empfängt Rot=Weiß
am kommenden Sonntag, vormittags 11 Uhr, den SV.
Mörfelden mit ſeiner Liga= und Reſervemannſchaft. Die Gäſte
zählen heute zu der Spitzengruppe, was ihre Spielſtärke wohl am
beſten dokumentiert. Das Vorſpiel konnten die Mörfelder glatt
gewinnen, und es iſt anzunehmen, daß ſich die Mannſchaft auch
im Rückſpiel am Sonntag auf dem Rot=Weiß=Platz ſehr anſtrengen
wird, um mit einem Erfolg den guten Tabellenplatz feſtzuhalten.
Rot=Weiß mußte beim letzten Spiel in Arheilgen in geſchwächter
Aufſtellung eine hohe Niederlage einſtecken. Durch einen Erfolg
gegen Mörfelden wäre dieſer Flecken einigermaßen wieder abge=
wiſcht
, was mit gutem Willen und mit einer beſſeren Aufſtellung
nicht unmöglich wäre. Hoffen wir, daß der wirklich Beſte in den
Beſitz der Punkte kommt, und daß das Spiel einen guten Verlauf
bringt. Um 9.15 Uhr: Ligaerſatzmannſchaften.
SV. 1898 (Jugend).
1a Jgd.Junioren 1898, Stadion, 9.30 Uhr. 1b Jgd.1. Jgd.
Polizei Stadion 10.15 Uhr 2b Jgd.2. Jgd. Polizei Stadion,
9.15 Uhr. 1. Schüler1. Schüler Union (Samstag), Stadion.
Aſton Villa gewann am Mittwoch das Pokal= Wieder=
holungsſpiel
gegen Bradford City knapp mit 2:1 und rettete ſich
ſo in die 2. Hauptrunde, die am 28. Februar ausgetragen wird.

Rundfunk=Programme.

16.30:
18.25:
18.50:
19.45:
20.00:
20.15:
22.10:

11.30:
15.00:
15.45:
16.00:
16.30:
17.10:
17.30:
17.55:
18.30:
19.00:
19.30:
19.35:
20.00:
20.15:
B.35:
21.15:
22.00:
Anſchl.

Frankfurt a. M.
Freitag, 20. Januax.
Ein rheiniſcher Weberjunge erzählt. Improviſationen von P.
Laven.
17.00: Köln: Nachmittagskonzert des Funkorcheſters.
Vom Reiz des alten Buches. Geſpräch.
Aerztevortrag: Schlangenbiſſe und deren Behandlung.
19.30: Wer iſt es? Literariſche Rätſel von W. Weyrauch.
Konzert. L. Amar (Violine). Am Flügel: E. J. Kahn.
Waſhington: K. G. Sell: Worüber man in Amerika ſpricht.
Wir fahren durch den Harz, Hörbild. Mitw.: Die Spiel=
ſchar
Der grüne Kreis.
21.15: Pforzheim: Unterhaltungskonzert des Symphonieorcheſters.
Zeit, Nachrichten, Wetter, Sport.
22.45: Nachtmuſik der Tanzkapelle der Stuttgarter Philharmoniker,
Königswuſterhauſen.
Deutſchlandſender: Freitag, 20. Januar
Lehrgang für praktiſche Landwirte.
Jungmädchenſtunde. Was wir leſen.
Knut Hamſun: Naturbilder. Sprecher: G. Wohl.
Dr. Weismantel: Deutſches Volkstum und Erziehuug.
Leipzig: Nachmittagskonzert.
Obering. Nairz: Viertelſtunde Funktechnik.
Dr. Weismantel: Große deutſche Sprachſchöpfer.
Tägliches Hauskonzert. Koloraturarien. Grete Heuar.
San.=Rat Dr. Juliusburger: Aus der Praxis der öffent=
lichen
Beratungsſtellen.
Dr. Müller: Lebensfragen von heute.
Das Gedicht.
Unterhaltungsmuſit der Kapelle Michael Schugalté.
Waſhington: K. G. Sell: Worüber man in Amerika ſpricht.
Fortſetzung der Unterhaltungsmuſik.
Wiener Humor.
Berlin: Artur Schnabel ſpielt Beethoven=Sonaten.
Wetter=, Tages= und Sportnachrichten.
Berlin: Tanzmuſik der Kapelle Felix Lehmann,

Hauptſchriftleitung: Rudolf Mauve
Verantwortlich für Poliik und Wiriſchaff: Rudolf Mauve; für Feuilleion, Reich und
Augland und Heſſche Nachrichten: Max Sireeſei für Spont: Karl Böhmann;
für den Handel: Dr. C. H. Queiſch; fir den Schlußdienſf: Andreas Bauer; für
Die Gegenwart Tagesſpiegel in Bild und Wort: Dr. Herbert Neite;
für den Inſeratenteil und geſchäftliche Mittelungen: Willy Kuhle;
Druck und Verlag: L. C. Wlitlch fämtlich in Darmſtadt
Für unverlangte Manuſtripie wird Garantie der Rückſendung nicht übernommen.
Die heutige Nummer hat 12 Seiten.

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[ ][  ][ ]

Nummer 20

Freitag, 20. Januar

Die Kreditſicherheit.
Berminderung der Zahlungseinſtellungen in Induſtrie, Handel und Handwerk.

Ein Beikrag zur Wirkſchaftslage.
Seit Anfang 1932 hat die Zahl der Konkurſe und Vergleichs=
verfahren
raſch abgenommen, die Wechſelproteſte haben ſich ſtärker
vermindert als der Wechſelumlauf. Andererſeits ſcheinen die an=
gemeldeten
Konkurſe und Vergleichsverfahren für die Gläubiger
mit ungünſtigeren Ergebniſſen abzuſchließen. Im ganzen iſt aber,
wie im Wochenbericht des Inſtituts für Konjunkturforſchung ge=
ſchrieben
wird, in Induſtrie, Handel und Handwerk doch eine be=
trächtliche
Beſſerung der Kreditſicherheit feſtzuſtellen. Dagegen ſind
in der Landwirtſchaft zwar die finanziellen Schwierigkeiten für
viele Betriebe durch geſetzliche Maßnahmen gemildert worden. Die
Gläubiger müſſen aber nach wie vor, damit rechnen, daß große
Teile ihrer Forderungen an die Landwirtſchaft uneinbringlich ſind.
Die Zahlungseinſtellungen hatten im Dezember wieder etwas zu=
genommen
, wobei es ſich aber wohl um eine ſaiſonmäßige Bewe=
gung
handelte. Trotz aller Vorbehalte darf man es als Tatſache
betrachten, daß ſich die Zahlungseinſtellungen in Induſtrie, Handel
und Handwerk vermindert haben.
Die Karkoffelmärkke in Südweſtdeutſchland.
An den ſüdweſtdeutſchen Kartoffelmärkten iſt die freundlichere
Stimmung der letzten Woche wieder verſchwunden, weil ſich größere
Abſatzmöglichkeiten in keiner Weiſe ergeben haben, und auch der
Konſum in den Städten nach wie vor zu wünſchen übrig läßt. Nur
in Franken war eine leichte Beſſerung der Nachfrage zu ſpüren.
Die Landwirtſchaft hat erfreulicherweiſe das Angebot bisher noch
nicht verſtärkt und vermag dadurch den Markt am beſten zu halten.
Die kleinen Umſätze dieſer Woche, die ſich faſt ausſchließlich auf den
Verkehr innerhalb Südweſtdeutſchlands beſchränken, erfolgten zu
faſt unveränderten Preiſen; ab Rheinheſſen und Wetterau etwa
1,60 RM. je Zentner.
Wirtſchaftliche Rundſchau.
Die Rohſtahlgewinnung im deutſchen Zollgebiet betrug im
Dezember 1932: 506 382 Tonnen gegen 545 863 Tonnen im Vor=
monat
. Arbeitstäglich wurden im Dezember durchſchnittlich 19 476
Tonnen hergeſtellt, d. h. 14,4 Prozent weniger als im November.
Im Jahre 1932 wurden insgeſamt 5 751 127 Tonnen Rohſtahl er=
zeugt
oder arbeitstäglich 18 856 Tonnen. Gegen 1931 bedeutet das
einen Rückgang arbeitstäglich um 8330 Tonnen oder um 30 6 Pro=
zent
, gegen 1929 einen Rückgang arbeitstäglich um 34 410 Tonnen
oder um 64,6 Prozent.
Schuhfabrik Eugen Wallerſtein A.=G., Offenbach a M. Die
Schuhfabrik Eugen Wallerſtein A.=G., Offenbach a. M., die am
7. 1. ihre Zahlungen eingeſtellt hat, legt jetzt den vorläufigen
Status vor, demzufolge ein rechneriſcher Fehlbetrag von 255 500
RM. beſteht. Den Quotenſchulden von 336 000 RM. ſteht eine
freie Aktivmaſſe von 80 500 RM. 23,9 Prozent gegenüber. Die
Schuldnerin bemüht ſich, ihren Gläubigern eine dieſen Prozentſatz
überſteigende Quote, zahlbar einen Monat nach Vergleich, zu bie=
ten
, die diesbezüglichen Finanzierungsverhandlungen konnten noch
nicht zum Abſchluß gebracht werden. Es iſt aber auf jeden Fall
beabſichtigt, Forderungen bis 1000 RM. voll zu befriedigen. Die
Firma hat Stillegungsantrag per 31. 1. eingereicht, der wahrſchein=
lich
genehmigt werde. Im Status ſind Immobilien (Buchwert ca.
450 000 RM.) abzüglich mutmaßlicher Beanſpruchungen durch
Grundſchuld mit 40 000 RM. eingeſetzt, Warenvorräte mit 101 000
RM. Von den Außenſtänden ſind 280 000 RM. übereignet, für die
Vergleichsmaſſe kommen rund 52 500 RM. in Betracht. Die
Summe der freien Aktiven beläuft ſich auf 243 000 RM., von ihnen
gehen für bevorrechtigte Forderungen und Maſſekoſten 162 500
RM. ab. Die ſämtlich ungeſicherten Warengläubiger haben 274 000
RM. zu fordern, eine geſicherte Forderung der DD=Bank beträgt
308 000 RM. Die Vermieterin des Maſchinenparkes hat ſich bereit
erklärt, ihre Forderung von 150 000 RM. auf 36 000 RM. zu er=
mäßigen
. Die Inhaber von Penſionsanſprüchen im kapitaliſierten
Werte von rund 100 000 RM. wollen bis nach Auszahlung der
Vergleichsquote an die Gläubiger zurücktreten. Gläubigerver=
ſammlung
25. 1. in Offenbach.
Grün u. Bilfinger A.=G., Mannheim. Wie wir auf Anfrage
bei der Verwaltung erfahren, ſteht die Geſellſchaft der letzten
offenbar ſpekulativen Aktienbewegung an der Börſe und auch
Meldungen über angeblich günſtige Dividendenausſichten ferne.
Es ſei noch nicht möglich, in ſo kurzer Zeit ſchon irgendwelche ver=
antwortliche
Angaben über eine wahrſcheinliche Dividendenhöhe
zu machen. Vor allem fehlt noch jegliches Urteil über das finan=
zielle
Ergebnis aus dem Auslandsgeſchäft, das heute der weſent=
liche
Träger der deutſchen Baugeſellſchaften iſt. Grundſätzlich müſſe
jedoch damit gerechnet werden, daß das Baujahr 1932 in ſeinem
Ertrage weſentlich unter dem Baujahr 1931 liegt. Es iſt demnach
nicht anzunehmen, daß die Dividende in etwaiger Höhe des Vor=
jahres
ausgeſchüttet werden kann.
Hypothekenbank in Hamburg. Nach dem Geſchäftsbericht der
Hypothekenbank in Hamburg erbrachten (in Mill. RM.) Hypo=
thekenzinſen
12,11 (14,26), ſonſtige Zinſen 0,42 (), Darlehens=
proviſionen
0,44 (0,24) und ſonſtige Erträge 0,27 (0,74). An=
dererſeits
erforderten Löhne und Gehälter 0,50, ſoziale Leiſtun=
gen
0,11, Beſitzſteuern 0,24, ſonſtige Aufwendungen 0,12 (im Vor=
jahre
Unkoſten 1,29), Pfandbriefzinſen 10,50 (12,18), ſo daß nach
Abſchreibungen von 1,11 (0,66) auf Hypothekenzinsforderungen
von 0,01 (0,07) auf Hypothekenkapitalforderungen und von 0,07
() auf Grundſtücke und einem Beitrag von 0.10 zur Teilungs=
maſſe
ein Gewinn von 482 393 (749 740) RM. verbleibt, aus dem
5 (6) Prozent Dividende auf die Stammaktien verteilt werden
ſollen. Unter Berückſichtigung des Gewinnvortrages aus 1931 von
440 207 RM. werden 425 858 RM. auf neue Rechnung vor=
getragen
.

Produkkenmärkke.

Mannheimer Produktenbericht vom 19. Januar. Weizen in=
länd
. (76/77 Kilo) 20,4020,50, Roggen inländ. (72/73 Kilo)
16,5016,60, Hafer inländ. 13,5014, Sommergerſte 18,5020,
Futtergerſte 17,5017,75, La=Plata=Mais 19,50, Soyaſchrot
(Mannheimer Fabrikat) prompt 10,3010,35, Biertreber mit Sack
10,5010,75, Trockenſchnitzel loſe 8. Wieſenheu loſe 5,205,40,
Rotkleeheu 5,205,40, Luzernkleeheu 5,406, Stroh: Preßſtroh
Roggen=Weizen 2,602 80, Hafer=Gerſte 2,202,60, geb. Stroh
Roggen=Weizen 2,402,60, Hafer=Gerſte 22,20. Weizenmehl
Spezial 0 (neue Mahlart mit Austauſchweizen) mit Sack 28,7529,
Roggenmehl nord=ſüdd, (6070proz. Ausmahlung je nach Fabri=
kat
) mit Sack 2124. feine Weizenkleie mit Sack 7.507,75 Erd=
nußkuchen
11,75. Tendenz ruhig. Die Forderungen für inländiſches
Brotgetreide ſind weiter nachgebend. Der Konſum iſt äußerſt
zurückhaltend, die Umſätze bewegen ſich in engſten Grenzen.

Piehmärkke.

Darmſtädter Viehmarkt vom 19. Januar Aufgetrieben waren
12 Ochſen. 22 Schweine, 133 Kälber und 6 Schafe. Die Preiſe ſtell=
ten
ſich für Kälber auf a) 3134, b) 2630, c) 2225 Pfg. pro
Pfund Spitzentiere über Notiz. Marktverlauf: geräumt.
Mannheimer Viehmarkt vom 19. Januar. Auftrieb: 117 Käl=
ber
, 55 Schafe, 34 Schweine, 822 Ferkel. Preiſe: Kälber b) 3436,
c) 3133, d) 2830; Schafe b) 1523: Schweine nicht notiert;
Ferkel bis 4 Wochen 710. Ferkel über 4 Wochen 1215 Läufer
1618. Marktverlauf: Mit Kälbern mittel, geräumt; Schweine
nicht notiert; Ferkel und Läufer ruhig.
Frankfurter Viehmarkt vom 19. Januar. Aufgetrieben waren
142 Rinder ſeit dem letzten Markt, 209 Kälber, 341 Schafe und
619 Schweine, darunter 90 Memelländer. Bezahlt wurde pro
Zentner Lebendgewicht: Kälber b) 3236, c) 2731. d) 2226;
Schafe al) 2325, b) 2022, c) 1619: Schweine c) 3638,
d) 3538. Marktverlauf: In allen Viehgattungen mittelmäßig,
ausverkauft.

Berliner und Frankfurker Effekkenbörſe.
Unter dem Eindruck der weiter verworrenen innerpolitiſchen
Lage und verſtimmt durch einige Sonderbewegungen nach unten
eröffnete die Berliner Börſe bei ſehr kleinem Geſchäft in ſchwä=
cherer
Haltung. Die leichte Teilerholung der deutſchen Bonds in
New York war zu unbedeutend, um ſich ſtärker auszuwirken. be=
ſonders
, da die Allgemeintendenz in Wallſtreet ſchwach war. Mon=
tane
ſetzten bis zu 1½ Prozent ſchwächer ein. Das Intereſſe für
Gelſenkirchen hat auf das Dementi der JG. Farben ſtark nach=
gelaſſen
. Rheinſtahl waren 2½ Prozent gedrückt, während Mans=
felder
und Schleſiſche Bergbau etwas freundlicher lagen. Von
Braunkohlenwerten verloren Rheiniſche Braunkohlen 4 Prozent.
Kaliaktien gaben bis zu 2 Prozent nach. Von chemiſchen Werten
waren JG. Farben 1½ Prozent niedriger. Conti=Gummi verloren
3½ Prozent, holten aber im Verlaufe 1½ Prozent wieder auf.
Elektropapiere büßten bis 1½ Prozent, RWE. darüber hinaus 2¾
Prozent ein. Gasaktien, Maſchinenfabriken, Kabel= und Draht=
werte
, Autowerte Papier= und Zellſtoffwerte verloren bis zu etwa
1½ Prozent. Metallwerte, Textilpapiere, Brauereien, Banken,
Schiffahrtsaktien und andere Verkehrswerte zeigten nur Abbröcke=
lungen
um Bruchteile eines Prozentes. Kunſtſeideaktien waren
im Einklang mit Amſterdam ſchwach und etwa 3 Prozent gedrückt.
Aku erſchienen anfangs mit Minus=Minus=Zeichen. Den größten
Verluſt wieſen Holzmann nach anfänglicher Minus=Minus=Notiz
mit einem Rückgang von 7½ Prozent auf. Dieſes Papier, war
ſchon vorgeſtern abend in Frankfurt a. M. auf die notwendig ge=
wordenen
Abſchreibungen, die einen Einbruch in das Aktienkapital
erforderlich machen könnten, ſehr ſchwach veranlagt. Geſtern waren
zum erſten Kurſe etwa 40 bis 50 Mille vorhanden. Die Anteile
von Waſſerwerken zeigten gut behauptete Tendenz. Im Verlaufe
ſetzten ſich allgemein Beſſerungen bis zu 1 Prozent durch. Deutſche
Anleihen waren ſtark unregelmäßig. Altbeſitz eröffneten ¼ Pro=
zent
niedriger, gewannen dann aber mehr als 1 Prozent. Neu=
beſitz
blieben gehalten. Reichsſchuldbuchforderungen lagen eher
etwas ſchwächer.
Der Frankfurter Börſenverkehr war nicht ſonderlich
groß. Die Tendenz neigte weiter nach unten. Das Publikum iſt
mit Verkaufsorders am Markt, wobei vor allem die Verſchärfung
der innenpolitiſchen Situation verſtimmte. Anregende Momente
lagen kaum vor, ſo daß auch die Spekulation zu weiteren Abgaben
ſchritt. Stark gedrückt waren Holzmann=Aktien, die erneut um 3
Prozent nachgaben bis 50½ Prozent, nachdem die Verwaltung
nunmehr zu den Erwägungen über eine Kapitalherabſetzung Stel=
lung
genommen hat und dieſe, wenn auch in mäßigem Umfange
durchzuführen, beſtätigte. Auch JG. Farben eröffneten 1½ Pro=
zent
niedriger, doch konnte der Kurs im Verlaufe ¼ Prozent an=
ziehen
. Von ſonſtigen Chemiewerten waren Deutſche Erdöl 1½
Prozent ſchwächer. Elektrowerte waren gleichfalls durchweg rück=
läufig
, ſo verloren Siemens 1½, Schuckert 1½, AEG und Gesfürel
je ½, Licht u. Kraft 1. Bekula ¼ Prozent. Am Montanmarkte
lagen Gelſenkirchen anfangs unter Druck und 1½ Prozent niedri=
ger
, doch trat eine leichte Erholung um ½ Prozent ein, ſo daß die
Aktien bei 59 Prozent geſucht blieben. Stärker gedrückt waren im
Zuſammenhang mit der neuen Veröffentlichung Rheinbraun, die
4½ Prozent nachgaben. Daneben hörte man Rheinſtahl 2, Stahl=
verein
1¾, Mannesmann 1½, Phönix 1, Buderus ½ Prozent
niedriger. Von Kunſtſeidewerten waren Aku, die vorbörslich bis
35 Prozent nachgaben, wieder ½ Prozent höher. Zellſtoffaktien
durchſchnittlich ¼ Prozent ſchwächer, Schiffahrtswerte uneinheit=
lich
. Am Kalimarkte gaben Aſchersleben 1½, Weſteregeln ½ Pro=
zent
nach. Von Einzelwerten waren Metallgeſellſchaft 3 Prozent
ſchwächer, aber Zement Heidelberg ¼ Prozent gebeſſert.
Das Geſchäft an der Abendbörſe war wieder ſehr ruhig, doch
konnten ſich die Kurſe auf dem feſteren Mittagsſchlußniveau gut
behaupten. Auch die Grundſtimmung ſchien etwas zuverſichtlicher
zu ſein, wenngleich die ungeklärte innerpolitiſche Lage auch weiter=
hin
bei der Spekulation und dem Publikum Zurückhaltung beſtehen
läßt. Am Rentenmarkt wurden in Alt= und Neubeſitzanleihe bei
unveränderten Kurſen, kleine Umſätze getätigt. Späte Reichs=
ſchuldbuchforderungen
ſtellten ſich mit 77½ Prozent etwas höher,
Goldpfandbriefe waren unverändert bei ruhigem Geſchäft. Im
weiteren Verlauf zogen JG. Farben um 28 Prozent an, ſpäter
bröckelten die Kurſe aber infolge der Geſchäftsſtille eher etwas ab,
größere Ausſchläge waren aber nicht zu beobachten.

Die Lage des deutſchen Bergbaus im Dezember 1932
In den hauptſächlichſten deutſchen Steinkohlen= Erzeugungs=
gebieten
(Ruhr, Aachen, Weſtoberſchleſien, Niederſchleſien, Frei=
ſtaat
Sachſen) betrug die Kohlenförderung im
Dezember 1932 November 1932 Dezember 1931
Tonnen
Tonnen
Tonnen.
9618 030
insgeſamt
9726 278
8900 020
393 259
arbeitstäglich
378 914
362 329
1623 662
die Kokserzeugung 1 674 537
1610 260
336 417
die Brikettherſtellung 337 087
290 734
Während die Steinkohlenförderung in den wichtigſten Bezirken
im Dezember 1932 gegenüber dem Vormonat insgeſamt eine kleine
Steigerung aufwies, nahm ſie arbeitstäglich um ein geringes (3,6
Prozent) ab, war damit aber immer noch um 4,6 Prozent beſſer
als im Dezember des Vorjahres. Die außergewöhnlich milde
Witterung machte ihren Einfluß auf den Hausbrandabſatz geltend.
Die Belegſchaften nahmen ein klein wenig zu, daneben leider auch
die Feierſchichten, demgegenüber die Haldenbeſtände faſt unver=
ändert
blieben.
In Mitteldeutſchland und im Rheinland wurden gewonnen im
Dezember 1932 November 1932 Dezember 1931

Tonnen
11088 277
426 472
2 681 303
103 127

Rohbraunkohlen
insgeſamt.
arbeitstäglich
Braunkohlenbriketts
insgeſamt.
arbeitstäglich
Die Braunkohlenförderung nahm insgeſamt um 1,8 Prozent,
arbeitstäglich um 6,8 Prozent ab. Auch hier beeinträchtigte der
milde Winter den Abſatz. Im Eiſenerzbergbau hielten die geringen
Anzeichen der Wirtſchaftsbelebung an. Der Metallerzbergbau lei=
det
unter dem ſich fortſetzenden Rückgang der Metallpreiſe.

Tonnen
11 292 310
457 701
2 670 200
108 157

Tonnen
10 932 092
437 283
2 622 053
104 882.

Melallnokierungen.

Die Berliner Metalltermine vom 19. Januar ſtellten ſich für
Kupfer: Januar 36 (37), Februar 36.25 (36.50), März 36.50.
(36.75), April 36.75 (37.25), Mai 37 (37.50), Juni 37 (37.75),
Juli, 37.50 (38.25), Auguſt 38 (38) September 38.25 (38.50),
Oktober 38.50 (38,75), November 38,75 (39) Dezember 39 (39.50).
Tendenz; kaum ſtetig. Für Blei: Januar 13.75 (14.25),
Februar 13.75 (14.50), März 14 (14.75), April und Mai 14.25
(14.75), Juni 14.50 (15). Juli 14.50 (15.50), Auguſt 14.75 (15.75),
September und Oktober 15 (16), November 15.25 (16.25), Dezem=
ber
15.50 (16.50). Tendenz: luſtlos. Für Zink: Januar
19.25 (19.75), Februar 19.25 (20), März 19.50 (20.25), April
19.75 (20.50), Mai 20 (20.50), Juni 20 (20.75), Juli 20.25
(21.25), Auguſt 20.50 (20,75), September 20.50 (21.50) Oktober
20.75 (21.75) November 21 (22), Dezember 21.25 (21.75). Ten=
denz
: abgeſchwächt. Die erſten Zahlen bedeuten Geld, die in
Klammern Brief.
Die Berliner Metallnotierungen vom 19. Januar ſtellten ſich
für je 100 Kilogramm für Elektrolytkupfer, prompt cif Hamburg,
Bremen oder Rotterdam (Notierung der Vereinigung für die
deutſche Elektrolytkupfernotiz) auf 46.75 RM. Die Notie=
rungen
der Kommiſſion des Berliner Metallbörſenvorſtandes (die
Preiſe verſtehen ſich ab Lager in Deutſchland, für prompte Liefe=
rung
und Bezahlung) ſtellten ſich für Originalhüttenaluminium,
98= bis 99proz., in Blöcken=, Walz= oder Drahtbarren auf 160 RM.,
desgl. in Walz= oder Drahtbarren 99proz. 164 RM., Reinnickel,
98= bis 99proz. 350 RM., Antimon Regulus 3739 RM., Fein=
ſilber
(1 Kilogr. fein) 35 38.50 RM.
Kleine Wirtſchaftsnachrichken.
Die Schuhfabrik Ludwig und Eugen Theobald in Pirmaſens
iſt inſolvent geworden und ſucht ſich mit ihren Gläubigern zu ver=
ſtändigen
. Die Schwierigkeiten beruhen zum Teil auf der Inſol=
venz
einer bekannten Berliner Schuhgroßhandlung. Ein Status
wird zurzeit aufgeſtellt.
Die diesjährige ſüddeutſche Textilmeſſe findet in den Tagen
vom 11. bis 14. März in Stuttgart ſtatt.
In der Woche vom 1 1. bis 7. 1. 1933 (52/uo Arbeitstage) ſind
bei der Deutſchen Reichsbahn=Geſellſchaft 493 992 Güterwagen ge=
ſtellt
worden gegen 411 712 in der Vorwoche (5 Arbeitstage) und
509 750 in der entſprechenden Woche des Vorjahres (500 Arbeits=
tage
). Für den Arbeitstag im Durchſchnitt berechnet, lauten die
entſprechenden Zahlen 85 171, 82 342, 87 887.
Der Londoner Goldpreis beträgt am 19. Januar 1933 für eine
Unze Feingold 122/11 s 86,7177 RM. für ein Gramm Feingold
demnach 47,4223 d 2,78804 RM. Zu dieſem Preiſe wurden 27000
Lſt. Gold nach dem Kontinent verkauft.

Berliner Kursbericht
vom 19. Januar 1933

Deviſenmarkt
vom 19. Januar 1933

Verl.Handels=Geſ.
Deutſche Banku. 1
Disconto=Geſ.
Dresdner Banz
Hapag
Hanſa Damp
Nordd. Lloyd
A. E. G.
Bahr. Motorenn.
C. P. Bemberg
Bergmann Elektr.
Berl. Maſch.=Bau
Conti=Gumm
Deutſche Cont. Gas

Mefe
73.
61.75
17.375
29.125
18.
28.50
73.75
45.875
20.75
33.25
116.
107.875

Mee
Elektr. Lieferung
F. G. Farbe:
Gelſ. Bergw.
Geſ.f.elektr. Untern.
Harpener Bergbau
Hoeſch Eiſen u.
Köln=Neueſſen
Phil. Holzmann
Kali Aſchersleben
Klöcknerwer
Kolsw. Chem. Fabr.
Mannesm. Röhr.
Maſch.=Bau=untn.
Orenſtein & Koppel

Me
79.50
100.50
58.75
78.875
80. 625
52.25
50.25
413.25
44.
68.625
59.50
39.50
40.125

Meee
Rütgerswerke
Salzdetfurth Kali

Leonh. Tietz
Verein. Stahlwerke
Weſteregeln Alkali
Agsb.=Nrnb. Maſch.
Baſalt Lin ;
Berl. Karlsr. Ind
Hirſch Kupfer.
Hohenlohe=Werte
Lindes Eismaſch.
BogelTelegr. Draht
Wanderer=Wer ie

Vieic
171.
43.75
32.50
117.50
38.125
16.
59.
13.
22.50
73.50
30.25

Helingfor?
Wien
Prag
Budapeſt
Sofig.
Holland
Oslo.
Kopenhagen
Stocholm.
London
Buenos=Airc4
New Yor).
Belgien
Italien
Paris

Bährung
100 finn.M.
100 Schilling
100 Tſch. Kr.
100 Pengö
ſt00 Leva
100 Gulden
100 Kronen
100 Kronen
100 Kronen
1 E=Stg.
1 Pap. Peſo
Dollar
100 Belge
100 Lire
100 Francs

51.95 Is
12.465
3.057
189.19
72.23
7o.39
H6.32
0.ass
4.209
6.325

Mt
6.224 6.236
52,05
12.425
3.063
189.52
72.37
70.52
76.98
14.09 14.13
0.862
4.217
58.29 158.41
21.54 21.58
16.485

Schwenz

Spanien
Danzig
Japan
Rio de Janetro
Jugoſlawien. 100 Dinar
Portugal.
Athen.
Iſtam bu=
Kairo

Kanada
Uruguah
Fsland.

Riga

Währung
100 Frankenl
100 Beſetas /84.37
ro0 Gulden ſa1.77
1 Yen
1 Milre 0.2391
100 Escudos
1100 Drachm.
1 türk. 2
rägypt. 2
teanad. Doll, 3.668
1 Goldpeſo
100 isl. Kr
Tallinn (Eſtl. 100 eſtl. K: 71o.s9
1100 Lat=

Geld
81.00
0.869
5.554
12.83
2.249
2.008
4.47
1.648
63.54
79.721

Brief
31.16
24.43
21.93
0.871
(.241
5.566
12:75
2.252
2.072
14.51
3.e74
ſ.e52
63.66
17.81
12.98

Durmſtauter and Härishatoaut Sürmftaut, Bilicn drt Presoher Bunt
Frankfurter Kursbericht vom 19. Januar 1933.

Keee
fällig 1. 4. 34...
1.4. 35...
. 1. 4. 36 ...
1. 4. 37...
1. 4. 38..
6% Dtſch. Reichsanl
v. 27
512% Intern.,
69Baden ......
6%Bayern .....
6% Heſſen ...v. 2
6% Preuß. St. b. 28
6% Sachſen. v. 27
6% Thüringen v. 27
Dtſch. Anl. Auslo=
ſungsſch
. 4P/, Ab=
löſungsanl
.. . ..
Dtſche. Anl. Ablö=
ſungsſch
. (Neub.
Deutſche Schutzge=
bietsanleihe
. ...
6% Baden=Baden.
6%Berlin ...b. 24
690 Darmſtadt ...
69 Dresden, b. 26
69 Frankfurt a.M.
Schätze v. 24
v. 26
6% Mainz.......!
6% Mannheimv. 271
63 München v. 29
62 Wiesbaden v. 2.
6% Hefſ. Landesbk.
699. Goldoblig
5½% Heff. Landes=
Hyp.=Bk.=Liquid.
4¾ Z., Kom.-Obl.

94:1.
88.25
81ſ,
74,
95.5
7.8
79
84
78.25
95
80.25
31.75

67
8.65
6.7
68
69.5
64
77.25
68
63
72.5
66.5
84.5
34
8711,
7675

e
Pfd.=Anſt. 6. P
6% Goldoblig.
6% Landeskomm.
Bk. Girozentr. für
Heſſ. Goldobl. R.11
R.18
6% Kaſſeler Land. Goldpfbr.
62 Naſſ. Landesbk.
5½% Liqu. Ob.
Dt. Komm. Sam=
mel
=Ablöſ.=Anl.
4AuslSer.
. Ser.II
Dt. Komm. Samm.=
Abl. (Neubeſitz).
6% Berl. Hyp.Bk.
5½%0 Ligu.=Pfbr.
6% Frkſ.Hyp.=Bk..
5½% Lig. Pfbr.
Goldoblig.
% Frkf. Pfbr.=Bk.
1.%0 Lig.=Pfbr
6% Mein, Hyp.=Bk
½%0 Lig. Pfbr.,
162 Pfälz. Hhp.=Bk.
5½%0 Lig. Pfbr.
6% Rhein. Hhp.B.
5½%0 Lig. Pfbr.,
Goldoblig.
16% Südd. Bod.
Cred.=Bank.
5½%0 Lig. Pfbr.
62 Württ. Hhp. B.
6% Daimler=Benz
16% Dt. Linol. Werke
6% Mainkrw. v 26l

85.5
77
677I.
69
84
84
87.75

61.5
83.5

84
85
85.5
87.75
76
85.5
90.5
87"
85
88.5
Rec
86.9
78"
Rfr6
His

67

MeR
82Ver. Stahlwerke
62 Voigt E Häffmner
5. G. Farben Bond
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1914
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[ ][  ][ ]

Freitag, 20. Januar 1933

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

10 Vom

Cuhef

11)

Von Paul Bergenholt.

Ein Roman
aus den Bergen.
(eskäruck verbeten.

Und da das alles nur um ſeinen Namen geht, verſchiebt ſich
ihm der Mittelpunkt der furchtbaren Geſchehniſſe zu einem an=
deren
Mittelpunkt, in dem er ſelbſt, der Neuner, ſteht!
Ob nun der Moeſer der Täter iſt oder nicht, der Verdacht
hängt an ihm, wie Kletten ſich in Wolle haften! Einen Mord=
verdächtigen
, um den alle Gutgeſinnten einen weiten Bogen
machen, um nicht einmal die Luft mit ihm teilen zu müſſen: einem
ſolchen wird die Theres ja nun und nimmer mehr angehören
können!
Leicht iſt das das einzig Gute an der Sach!, ſpielen die Ge=
danken
deu Neuner einen kleinen Troſt zu. An den klammert er
ſich; und da es ja nicht ſo ſehr um die Theres und den Franzl geht,
als um Neunernam, Neunerehr und Neunerhof, ſo ſinnen die Ge=
danken
weiter, wie es möglich ſei, das alles aus dem Schatten des
Tages wieder ins helle Licht zu bringen?
Aber dann türmen ſich ſelbſt vor der kleinſten tröſtlichen Hoff=
nung
erneute Schwierigkeiten auf:
Wird’s nicht dennoch an der Theres und damit auch am Neu=
nenamen
hängen bleiben, daß ſie was mit einem gehabt hat, der
unter einem Mordverdacht ſtand und ſteht?
Der Neuner antwortet ſich ſelbſt:
Swird wie ein Peſthauch weiter ſchwelen! . . Und wann ich
jetzt einen ehrbaren Mann wüßt: Wer wird dann ſein Ehr an eine
geben, deren Liebſter im Gefängnis oder gar Zuchthaus ſitzt?
So windet der Neuner ſich in der Gefangenſchaft ſeiner eigenen
Begriffe und Vorſtellungen; und wie ſehr er auch wünſcht, daß
ſie beſtimmend ſein möchten, ſo weiß er doch nicht, wie er ſelbſt
ihrer Herr werden ſoll! Wie einer, der in ſelbſtgeſchmiedeten
Ketten ſich feſſelt, kommt er ſich vor! ..
VIII.
Als er auf dem Oberneunerhof anlangt, iſt es faſt wie nach
dem Floriansbittgang: Der Tag iſt zur Nacht geworden, wiewohl
er erſt zwiſchen Mittag und Abend zeitet. Der tiefe Himmel ſchleift
ſeine triefenden Wolkenfetzen ſo niedrig über den Berghang, daß
der Neuner wie ein Geſpenſt daraus auftaucht. So jäh und un=
erwartet
ſteht er vor dem Häusl!
Nun er aber da iſt, der Hektor, ihn gaulend umwedelt, die
Rosl=Magd ſchnell einen Kaffee richtet, und die Leni ſchon An=
ſpruch
darauf erhebt, auf ſeinem Schoß zu ſitzen und zu hören, was

er zu erzählen hat, ſteht die Neunermutter, unruhvoll mit den
Augen fragend, unter der Stubentür, die ſie hinter ihm ſchließt,
als die Rosl ſeine naſſen Sachen in der Kuchl zum Trocknen auf=
gehängt
hat.
Zuvor aber ſagt die Altneunerin zur Leni:
Geh her, Kindl; mitm Schoßſitzen iſt es eh nis rechts! Weißt,
der Vater iſt halt ſehr müd und braucht ein bißl Ruh! . Leicht
gehſt diweil zur Rosl; nacha iſt auch noch Zeit! Als das Kind
ſchmollend geht, horcht ſie eine Weile an der Tür, atmet tief auf
und läßt ihre Unruhe frei. Zunächſt aber iſt das Mütterliche in
ihr, das zuſehen und ſorgen muß:
Da ſetz dich her, Lois!. . Und einen Kaffee haſt auch! . . Alſo
tuſt eh ein bißl verſchnaufen und dann kannſt erzählen!
Das mit dem Verſchnaufen muß ihr aber wohl nicht ganz ernſt
ſein; denn kaum ſitzt der Neuner, als ſie gleich fragt:
Wo haſt dann die Theres gelaſſen? . . Ich wart da herin, daß
du ſie mitbringſt, und nun biſt alleinig da . . Iſt dann was paſ=
ſiert
mit dem Madl, daß es nit mitkommt? . . So ſag doch"
Der Neuner ſitzt da ſtumm wie ein Sack, ſo daß die Altbäuerin
bangt, es möchte ihm ſelbſt etwas zugeſtoßen ſein:
Geltsja, arg hart war der Weg! Swar ja eh auch ein
Unwetter, wie noch nie; grad ein Wunder iſt’s, daß die Häusl im
Weiler noch umeinand ſtehn!
Der Neuner aber macht nur eine läſſige Handbewegung, und
die beſagt auch ohne Sprechen, daß das alles ja völlig belanglos
iſt; der Weiler, die Häusl, das Unwetter; alles!
So laß dir doch nit jeds Wörtl ausm Mund ziehn!, ſagt
die Mutter, und es klingt wie ein ungeduldiges Fordern.
Der Neuner ſchaut ſie an und wieder fort; aber dann über=
mannt
es ihn und ſeine Stimme iſt wie ein brüchiges Röcheln:
Aus iſt’s mit uns, aus! . . Und mehr ſag ich nit!
Die Altbäuerin erſchrickt vor dieſer Stimme und noch mehr
vor dieſer Haltloſigkeit. So ſah ſie den Lois noch nie: Er muß
wohl in einer ſchweren Nor ſein, daß er ſo ſpricht!
Das macht ſie beſtürzt; aber dann iſt auch gleich in ihr, trotz
aller eigenen Unruhe, wieder eine Kraft, die ſich beſinnt und die
nur die andere Mutloſigkeit aufrütteln will:
Geh, Lois; red doch nit ſo dumm da her: Wie kann was aus
ſein mit uns, und was ſoll dann aus ſein? Wer den Oberneuner=

Nr. 20 Seite 11.
hof hat und ſo eine große Sach an Vieh und Gut: jamein, mit
dem kann’s doch halt nit aus ſein?!
Und wann ich’s ſag, iſt das ſo!, beharrt der Neuner in ſei=
ner
Niedergebrochenheit. In ihm aber iſt doch etwas, das der
Mutter recht geben möchte! . . Er wagt es nur nicht nach all dieſer
Bitternis, ſo hoffend und ſicher zu ſein, wie die Mutter es iſt.
Die wiederum ſieht gleich, daß ſie ihn nur durch Widerſpruch wie=
der
zu ſich ſelbſt bringen kann:
So ein Mannsbild!. . Geht her und läßt ſich halt umwerfen
wie ein Kindl, das noch nit bis drei zählen kann!
Wie einen Stachel bohrt ſie die Worte in ihn und atmet dann
ein wenig auf, als er ſich abwehrend reckt:
Tuſt grad ſo, als wär ich ſolch ein Kindl! . . So darfſt dann
doch nit mit mir reden, Mutter! Allweil bin ich noch der
Neuner!
Nu alſo, mehr will ich ja auch gar, nit, Lois! beſtärkt ſie
ihn: Biſt eh der größte Bauer um und um! . . . Größer als
der Gurggl und der Neißer und der Rauth=ſelig! . . . Alſo ..
Der Neuner empfindet deutlich ihren Zuſpruch und An=
ſporn
. Drum nickt er einmal ſeine Zuſtimmung:
Recht haſt ja, Mutter! . . . Aber
Die Altneunerin weiß, daß ſie ihn jetzt nicht auslaſſen darft
Da gibt’s kein Aber! Wann wer, wie du, einen ſol=
chenen
Hof hat und ein Geld auf der Innsbrucker Kaſſen, und
Hypotheken aufm Xander und Kreuz, die ihre guten Perzent
tragen, dann darf er nit den Kopf hangen laſſen! . . . Sonſt
iſt er eh kein Neuner nit!
So ſchabt und kratzt ſie an ſeinem Bauernſtolz, um erſt den
wieder wach zu machen; und als der Lois aufblickt:
Freilich muß man’s ſo anſehn! da rüttelt ſie lächelnd
ein letztes Mal an ihm und iſt ſelbſt voll Kraft:
Aus wär’s, wann wir morgen ausm Haus und Hof
ſtänden, um umeinand zu betteln! . . . Wannſt das meinſt,
Lois: auch dann müßt alleinig gehn! . . . Ich blieb da herin
die Altneunerin und wart, bis wieder eine Vernunft in dir
iſt und bis du halt wieder der Neuner biſt!
Ihre Worte vom Bettelngehn und der Neunername zerren
ſo an ihm, daß er erſtmalig ſich erhebt; und er geht, die ver=
ſchränkten
Hände auf dem Rücken, mit großen, ſchweren Schrit=
ten
durch die Stube; und es iſt wieder ein Leben in ſeinen
zuvor ſo müden Augen:
Meinſt es halt gut, Mutter; und ich dank dir auch! . ..
Freilich haſt recht; und ich ſag’s ja auch nit ſo, daß morgen
wer unſren Neunerhof wegtragen könnt! . . . Der tät ſich gar
umſchauen, der das wollt! . . . Nein, ſoweit ſind wir dann
doch noch nit!
(Fortſetzung folgt.)

Für unſere werten Mitglieder:
ff. Rollmops, Bismarckheringe, Fabr. GEG, 1 Ltr.=Doſe 0.68 u. 0.62
ff. Bratheringe, Fabr. GEG.
1 Liter=Doſe 0.62
Sardinen, Heringe in Gelee, Fabr. GEG . . . 1 Liter=Doſe 0.68
Ia ſiße Bäcklinge
Pfund 0.24
ff. Scheibenſeelachs in Oel, Oelſardinen, Sardellen, Mayonnaiſe billigſt
Ia Limburger Stangenkäſe. Marke GEG=Kuh
.. Pfund 0.40
Feinkoſt=Weichkäſe ohne Rinde
Schachtel 0.09
ff. Gewürzgurken, je nach Größe . . . Stück 0,11 und 0.06½
Ta Grießbandnudein, GEG=Fabrikat . . .
Pfund 0.36
Pfund 0.42
Prima Elerbandnudeln, GEG=Fabrikat . . .
la Haferflocken, GEG=Fabrikat . .
Pfund 0.22
Solange Vorrat reicht:
GEG Leber= und Blutwurſt
1 Pfund=Doſe 0.50
Feinſte oberh. Weidebutter
Pfund=Stück 0.30
½ Pfund=Stück 0.60
Feinſte Tee=Butter".
Friſche Eier . . . Stück 0.10½, 0.09½, 0.08½ und 0.07½
Süße ſaftige Orangen
.. . Pfund 0.15.
Friſchgemüſe: Weißkraut . . . . . . . . . . . . . Pfund 0.05
Rotkraut
. . Pfund 0.06
Meerrettich
. Pfund 0.42
Ia Blumenkohl, Wirſing, Gelbe Rüben, Sellerie, Lauch, Suppengrün etc.
zu billigſten Tagespreiſen.

GEG Zahnpaſta . . . . große Tube (
GEG Hautcreme . . . . große Tube
GEG Schuhereme, ſchwarz . . . . . .
GEG Schuhcreme, ſchwarz, Hartwachs
Kloſettpapier .... . . . .. ..

kleine Tube 0.35
kleine Tube 0.35
.. . . Doſe 0.22
.. . . Doſe 0.25
3 Rollen nur 0.25

Aus unſeren 3 Fleiſchabgabeſtellen:
Prima Ochſenfleiſch
.. Pfund 0.70
ff. Schweinefleiſch .
.. Pfund 0.84
Ia Kalbfleiſch .."
Pfund von 0.75 an
Ia Leberwurſt, aus eigener Schlachtung, Pfund 1.00 und 0.20
Ia Blutwurſt, aus eigener Schlachtung . Pfund 0.80 und 0.70
Prima Fleiſchwurft, Blutmagen, Preßkopf ff. Mettwurft, Salami
Teewurſt, Cervelatwurſt, Ia Schinken, roh u. gefocht, Doſenwürftchen
Unſere Brot= und Backwaren:
a Miſchbrot, Roggenbrot, Schrotbrot, Vollkornbrot, Weißbrot
ff. Brötchen, Kaffeegebäck, Kuchen, Zwieback
Täglich friſche Kreppel ... ..
. . . . . . Stück 0.06
Rückvergütung auf alle Waren und auf die volle Einkaufsſumme.

Nichtmitglieder machen ſich und ihre Anſtifter durch Einkauf in unſeren Verteilungsſtellen nach
§ 152 des Genoſſenſchaftsgeſetzes ſtrafbar. Soweit wir Nichtmitglieder beim Einkauf im
unſeren Verteilungsſtellen ermitteln, werden wir dieſelben bei der Polizei zur Anzeige bringen.

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Seite 12 Nr. 20

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Freitag, 20. Januar 1933

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