Einzelnummer 10 Pfennige
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Heſſiſche Neueſte Nachrichten
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Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
Wöchentliche illuſtrierte Beilage: „Die Gegenwart”, Tagesſpiegel in Bild und Wort
Nachdruck ſämtlicher mit * verſehenen Original=Aufſätze und eigenen Nachrichten nur mit Quellenangabe „Darmſt. Tagbl.” geſtattet.
Nummer 11
Mittwoch, den 11. Januar 1933.
196. Jahrgang
21 mm breite Zeile im Kreiſe Darmſtadt 23 Reichspig
Fſnanzslnzelgen 50 Reſchepſa. 92mm breite
Rellame=
zeile 2,00 Reſchsmark. Alle Preiſe in Reſchemark
4 Dollar — 420 Marl. — Im Falle höherer
Gewalt, wie Krieg, Aufruhr, Strelk uſw., erliſcht
ſede Verpflichtung auf Erfüllung der
Anzelgen=
aufträge und Teiſtung von Schadenerſatz. Bel
Konlurs oder gerſchticher Beltreibung fälli jeder
Rabat weg. Banlkonto Deutſche Banl und Darme
ſtädter und Nationalbank.
Die Finanzſorgen des Reiches.
Fühlbare Auswirkungen der Wirtſchaftskriſe: Erheblicher Rückgang der Skeuer= und Zolleingänge.
Zunahme der ſchwebenden Schuldenlaſt. — Bürgſchaften für Handel und Gewerbe, Schiffahrt
und Verkehr. Wohnungs= und Siedlungsweſen. — Aufwendungen für Arbeiksbeſchaffung.
Rund 2 Milliarden Fehlbekrag
in zwei Jahren.
* Berlin, 10. Jan. (Priv.=Tel.)
Während im ſozialpolitiſchen Ausſchuß des Reichstages der
Arbeitsbeſchaffungskommiſſar Dr. Gereke noch einmal ſeine Pläne
entwickelte und verſicherte, daß die Finanzierung des
Sofortpro=
gramms ſichergeſtellt ſei, hat der Reichsfinanzminiſter
Graf Schwerin von Kroſigk im Haushaltsausſchuß einen
Ueberblick über die Finanzlage des Reiches
ge=
geben. Das Spiel mit Milliarden iſt vielleicht etwas
verwir=
rend, aber doch notwendig geweſen, damit man endlich eine
Vor=
ſtellung von den verſchiedenartigen Belaſtungen des deutſchen
Volkes bekam.
Aus ſeinen Mitteilungen ergibt ſich, daß das Rechnungsjahr
1931 mit einem Fehlbetrag von 1690 Millionen
ab=
geſchloſſen hat, während beim Etat 1932 mit einem Defizit
von rund 800 Millionen gerechnet werden muß. Da in
dieſem Jahre aber gleichzeitig eine Tilgung des
or=
dentlichen Fehlbetrages in Höhe von 420
Mil=
lionen vorgeſehen iſt, ergibt ſich insgeſamt aus beiden
Jahren ein Fehl betrag von reichlich zwei
Mil=
liarden.
Die Auswirkungen der Julikriſe des Jahres 1931.
An ſich eine erſchütternde Zahl, die aber noch doch an Schwere
etwas verliert, wenn man ſich vergegenwärtigt, daß durch das
Abſinken der Konjunktur die Einnahmen aus Zöllen und Steuern
um Milliarden geſunken ſind, daß alſo erſt eine Beſſerung der
Wirtſchaft ſteigende Einnahmen bringt.: Allein im Jahre 1931
betrugen die Steuermindereinnahmen gegenüber dem
Haushalts=
anſatz 382 Millionen RM. Wenn die Steuerminder nnahmen,
ſo erklärte der Miniſter weiter, trotzdem nur als
Minder=
einnahmen in Höhe von 116 Millionen
erſchei=
nen, ſo erklärt ſich das durch ein Mehraufkommen
insbeſondere aus der Münzprägung, die im
Haus=
halt nicht vorgeſehen war. Die Wirtſchaftslage des Jahres
1931, insbeſondere die Julikriſe, machte
Haushaltsüberſchreitun=
gen in Höhe von 494 Millionen notwendig, wovon allein 365
Millionen auf außerplanmäßige Ueberſchreitungen entfallen.
Auch 1932 im Zeichen der Wellwirlſchaftskriſe.
Der Miniſter ging dann auf das Haushaltjahr 1932
ein. Für dieſes Jahr war, wie er erklärte, ein
Steuerauf=
kommen von 7,464 Milliarden RM.
veran=
ſchlagt. Das tatſächliche Ergebnis wird auf
6 681 Milliarden RM. geſchätzt, alſo um 783
Mil=
lionen gringer. Davon entfällt etwas mehr als die Hälfte
auf das Reich und die kleinere Hälfte auf Länder und
Ge=
meinden. Dieſes Weniger=Einkommen beruht im
weſentlichen auf dem Zurückbleiben der
Ein=
kommenſteuereingänge um 270 Millionen und des
Aufkommens aus der Umſatzſteuer um 420 Millionen
Reichsmark. Eine gewiſſe Beſorgnis macht gerade in
den letzten Monaten das Zollaufkommen. Erſt nach dem
endgültigen Januarergebnis wird ſich überſehen laſſen, ob die
geſchätzte Höhe erreicht wird. Im ganzen wird man mit einem
Minderaufkommen von rund 800 Millionen RM.
bei Steuern und Zöllen
rechnen müſſen, in das ſich Reich und Länder teilen. Aber nicht
nur die Steuereinnahmen, ſondern auch andere
Einnah=
men bleiben hinter den Schätzungen zurück. Das
gilt insbeſondere für den Poſten, der aus der Veräußerung
von Vorzugsaktien der Reichsbahn vorgeſehen war.
Es iſt nicht möglich geweſen, die 100 Millionen vollſtändig zu
veräußern und wir werden hier ſicher mit einem Ausfall
Bon 50 Millionen rechnen müſſen, wofür natürlich die
Vorzugsaktien in dieſer Höhe im Beſitz des Reiches bleiben.
Auf der Ausgabenſeite wird auch im Jahre 1932
eine Reihe von Mehrausgaben
zu veranſchlagen ſein. Ueber die im Haushalt vorgeſehenen
Be=
träge hinaus mußten für 40 Millionen Mk.
Schatz=
anweiſungen, die 1932 fällig wurden, eingelöſt werden.
Das bedeutete natürlich eine Verminderung der Schuld. Auf
der anderen Seite wurde aber der Fehlbetrag dadurch
ver=
größert. Hinzu treten u. a. Mehrausgaben wegen der
Winterhilfe in Höhe von 40 Millionen, für
In=
ſtandſetzung von Wohnungen, Waſſerſtraßen
und Straßenbau in gleicher Höhe,
Aufwendun=
gen für die Einlöſung von Schatzanweiſungen
für die Landesbank der Rheinprovinz und die
Dresdener Bank im Betrage von 35 Millionen,
Nehraufwendungen für die vorſtädtiſche
Klein=
ſiedlung von 25 Millionen und Zahlungen an
die Charlottenhütte im Betrage von 35
Mil=
lionen. Man wird alſo für das Reich mit 400 Millionen
Steuerausfall, 50 Millionen Ausfall bei den Vorzugsaktien der
Reichsbahn und mit Mehrausgaben und Mindereinnahmen bei
verſchiedenen Poſten in Höhe von 300 bis 350 Millionen zu
rechnen haben, ſo daß insgeſamt ein Fehlbetrag von rund 600
Millionen entſteht.
Nun iſt auch im Jahre 1932 ein Poſten zur Deckung des
alten Fehlbetrages in Höhe von 420 Millionen vorgeſehen.
Wir kommen älſo bei dem aus dem Vorjahr übernommenen
Fehlbetrag von 1 690 auf 1270 Millionen herunter. Dazu tritt
der neue Fehlbetrag von 800 Millionen, ſo daß wir insgeſamt
am Ende des Rechnungsjahres 1932 einen Fehlbetrag von 2070
Millionen haben werden.
Der Miniſter erklärte, daß in den letzten Monaten
nennens=
werte Kaſſenſchwierigkeiten nicht entſtanden ſind. Die
Schwierig=
keit werde aber im letzten Vierteljahr nachkommen. Der
außer=
ordentlich flüſſige Geldmarkt habe es aber ermöglicht, auch für
die Schwierigkeiten, die an ſich im letzten Vierteljahr
aufgetre=
ten wären, die erforderlichen Maßnahmen zu treffen, ſo daß
wir mit Sicherheit damit rechnen könnten, auch über die
Monate Januar—März ohne ernſtliche
Kaſſen=
ſchwierigkeiten hinwegzukommen.
Der Stand der ſchwebenden Schuld.
Nach den weiteren Mitteilungen des Reichsfinanzminiſters
betrugen die Schulden des Reiches am 31. März v. J. 12.152
Mil=
liarden und am 31. Dezember v. J. 12,264 Milliarden. Von dem
Schuldenbetrag Ende März waren 10,43, von dem von Ende
De=
zember 10,428 Milliarden fundierte Schulden. Die fundierte
Schuld iſt alſo um 2 Millionen geſunken. Die Hauptpoſten der
fundierten Schuld, die Reinhold=Anleihe von 1927, die
Hilfer=
ding=Anleihe von 1929 und die Kreuger=Anleihe von 1930 ſind
gleich geblieben. Die Dawes=Anleihe iſt infolge der laufenden
Tilgung von 757 auf 718 Millionen heruntergegangen, die
Young=Anleihe von 1423 auf 1395 Millionen und die
Anleihe=
ablöſungsſchuld von 3940 auf 3795 Millionen. Die kurzfriſtige
Schuld betrug Ende März 1722, Ende Dezember 1836 Millionen,
ſo daß eine Zunahme um 114 Millionen eingetreten iſt. Die
Lage des letzten Vierteljahres wird, wie der Miniſter betonte,
dazu führen, daß in dieſen drei Monaten eine weitere Zunahme
der ſchwebenden Schuld eintretenſwird.
Die Reichsbürgſchafken.
Nach einer vom Miniſter weiter gegebenen Ueberſicht
belie=
fen ſich die vom Reich übernommenen Bürgſchaften am 1. April
v. J. auf 2015 Millionen und am 1. Oktober auf 2146 Millionen
RM. Davon entfallen u. a. Bürgſchaften für Handel und
Ge=
werbe im Betrage von 637 Millionen, für Schiffahrt und
Ver=
kehr in Höhe von 96 Millionen, darunter für Kanäle 36 und für
Reedereien 47 Millionen. Die Bürgſchaften für Wohnungs= und
Siedlungsweſen betragen 155 Millionen, die für die Banken 759
Millionen RM. Die Belaſtung aus dem
Arbeitsbeſchaffungspro=
gramm der Regierung von Papen in Höhe von 340 Millionen
RM. beträgt für die Jahre 1933 und 1934 im Jahresdurchſchnitt
etwa 115 Millionen Mk. Wenn ferner die Steuergutſcheine in
der vorgeſehenen Höhe von 2,2 Milliarden begeben werden, ſo
würde das in den nächſten fünf Jahren einſchließlich der Zinſen
eine jährliche Belaſtung von rund 500 Millionen RM.
aus=
machen. Für die Jahre 1934 und 1935 wäre die Belaſtung
be=
ſonders ſchwer, nämlich 740 Millionen RM. im Jahre. Von da
an würde die Belaſtung etwas abſinken.
Borlage des neuen Ekals nicht vor Mitke März.
Bei einer Betrachtung des Jahres 1933 erklärte
der Miniſter, der Reichshaushalt für das neue
Haus=
haltsjahr hänge in ſeiner Geſtaltung vollſtändig davon
ab, wie ſich die Steuereinnahmen und die
Aus=
gaben für die Erwerbsloſenbetreuung
geſtal=
ten würden. „Ich halte es,” ſo erklärte der Miniſter, „bei
der jetzigen Lage, in der finanzpolitiſche Fehler nicht begangen
werden dürfen, für abſolut notwendig, daß wir mit der
Aufſtel=
lung und Vorlegung des Haushalts gerade hinſichtlich dieſer
bei=
den Poſten ſo nahe wie möglich an den Beginn des
Haushalts=
jahres heranrücken. Das iſt diesmal wichtiger als die zweifellos
hohe Bedeutung einer rechtzeitigen Vorlegung des Haushalts.
Das iſt auch der Grund, weshalb ich über die Einzelheiten des
Haushalts nähere Darlegungen noch nicht machen kann.”
Der Miniſter nannte es einen unverzeihlichen Fehler, wenn
man verſuchen wollte, den Haushalt des Reiches in Ordnung zu
bringen und dabei die Haushalte, der Länder und Gemeinden
einem unentrinnbaren Schickſal zu überlaſſen. Das Reich
mache ſehr ernſthaft den Verſuch, die Gemeinden
wieder auf die Füße zu ſtellen. So unſchuldig
die Gemeinden an den wachſenden
Wohlfahrts=
erwerbsloſenlaſten ſeien, ſo ſeien doch auch
manche Gemeinden nicht unſchuldig an ihrer
kurzfriſtigen Verſchuldung. Die Regierung ſei auch
auf dieſem Gebiet bemüht, zu einer gewiſſen Umſchuldung
für die Gemeinden zu kommen. Die endgültige Sanierung
der Haushalte der öffentlichen Hand werde jedoch entſcheidend
da=
von abhängen, inwieweit es gelinge, zur Beſſerung der
wirt=
ſchaftlichen Lage und zur Bekämpfung der Arbeitsloſigkeit zu
kommen.
Die Ausführungen des Reichsfinanzminiſters wurden
wie=
derholt von lebhaften Zwiſchenrufen und von Frageſtellungen
unterbrochen. Auf einzelne Frage erklärte der Miniſter noch, daß
für die Vorlegung des Haushalts die Entwicklung der
Wirt=
ſchaftslage in den nächſten entſcheidenden Monaten abgewartet
werden müſſe. Daher iſt mit der Vorlage des Etats vor Mitte
März kaum zu rechnen.
* Nordoſteuropäiſche Bilanz 1932.
Von
Rolf Wingendorf=Danzig.
II.
Danzigs innen= und außenpolitiſche Schwierigkeiten. — Will
Polen eine Verſtändigung? — Das ungelöſte Korridorproblem.
Zum 13. Jahrestag der Abtrennung Danzigs vom
Reich, dürften die nachſtehenden Ausführungen
unſeres ſtändigen Mitarbeiters für unſere Leſer von
beſonderem Intereſſe ſein.
Auch im Jahre 1932 hat man mit einer gewiſſen
Genug=
tuung feſtſtellen können, daß das Intereſſe der Welt für die
Probleme Nordoſteuropas und insbeſondere für die Fragen der
deutſchen Oſtgrenzen im Wachſen begriffen iſt. Die Preſſe der
ganzen Welt hat Berichte über dieſen Teil Europas gebracht,
dem eins der bedeutendſten engliſchen Blätter ſogar den Namen
„Pulverfaß Europas” gegeben hat. Auch den Danziger
Proble=
men hat man infolgedeſſen höhere Aufmerkſamkeit zugewendet,
was ſich beſonders in dem Beſuch vieler ausländiſcher
Jour=
naliſten in Danzig zeigte.
Polen hat noch ein übriges getan, um das Ausland und
beſonders Italien geradezu gewaltſam auf die Danziger Frage
zu ſtoßen, indem es den Hohen Kommiſſar des Völkerbundes,
den leider in dieſem Jahre ſo jung vom Tode dahingerafften
Grafen Gravina, in unglaublich gehäſſiger Weiſe angriff
und verleumdete, nur deswegen, weil er ein objektiver
Sach=
walter ſeines ſo ſchwierigen Amtes war.
An Aufregungen war das Jahr 1932 für Danzig wirklich
nicht arm. Innenpolitiſch und außenpolitiſch gab es immer
wie=
der Ueberraſchungen und neue Schwierigkeiten. Die
inner=
politiſche Entwicklung, wie immer beeinflußt durch die
Geſcheh=
niſſe in Deutſchland, iſt ſchon durch eine Tatſache gekennzeichnet:
Im Januar vergangenen Jahres wurde in einem Volksentſcheid
eine Auflöſung des Danziger Volkstages abgelehnt. Dafür
ſtimmten nur Sozialdemokraten und Kommuniſten. Im Oktober
desſelben Jahres wird im Danziger Volkstage der Antrag auf
Auflöfung des Volkstages wiederum abgelehnt. Diesmal aber
hatten für den Antrag Nationalſozialiſten und Kommuniſten
geſtimmt, während die Sozialdemokratie jetzt die Auflöſung des
Danziger Volkstages ablehnte. Der Grund für die veränderte
Haltung der Nationalſozialiſten, die ſeit Auguſt in ſchärfſte
Oppoſition zu der bürgerlichen Regierung getreten ſind liegt
dabei nicht einmal ſo ſehr in Danziger Ereigniſſen, als in der
Folge der Ereigniſſe im Reich. Die Politik der Danziger
Nationalſozialiſten beſtimmt eben auch München, das nicht
wünſchte, daß eine Regierung mit den Deutſchnationalen an
der Spitze in Danzig toleriert wird, während im Reich ſich die
Front der Nationalſozialiſten gegen die Deutſchnationalen
ge=
wendet hat. Die innerpolitiſche Bilanz des Jahres 1932 iſt
in=
folgedeſſen durchaus negativ: Die Regierung der bürgerlichen
Parteien, die Anfang des Jahres über eine ſichere Mehrheit
verfügte, iſt heute eine Minderheitenregierung. Die Oppoſition
aus Nationalſozialiſten, Sozialdemokraten und Kommuniſten
verſucht im Parlament einen Agitationsantrag nach dem andern
durchzubringen, bringt aber andererſeits nicht den Mut auf,
die Regierung wirklich zu ſtürzen, in der Erkenntnis, daß ſie
ſelbſt nicht in der Lage iſt, eine Regierung zu bilden. Der
Senat lehnt andererſeits die Durchführung der von der
Oppo=
ſition beſchloſſenen Geſetze ab, ſo daß im innerpolitiſchen Leben
die Staatsmaſchinerie eine ungeheure Menge Kraft im Leerlauf
verbraucht, die wirklich zum Nutzen des deutſchen Danzigs beſſer
verwertet werden könnte. Leider ſind die Ausſichten auf eine
Aenderung der Verhältniſſe im kommenden Jahre
außerordent=
lich gering. Zwar rechnet man jetzt wohl mit der Möglichkeit
von Neuwahlen im April oder Mai, ober grundlegend verändert
wird dadurch das politiſche Bild vorausſichtlich nicht werden.
Auf die außenpolitiſche Haltung der Freien Stadt haben
die innerpolitiſchen Geſchehniſſe niemals einen überragenden
Einfluß ausgeübt. Ueber die Endziele, die Erhaltung des
Deutſchtums der Freien Stadt und die Zurückweiſung der
pol=
niſchen Einflußverſuche gibt es keinen Unterſchied in der
Mei=
nung der politiſchen Parteien. So bleibt Danzigs
Außen=
politik immer ein Kampf um ſeine politiſchen und
wirtſchaft=
lichen Rechte, ein Kampf um ſeine Exiſtenz überhaupt. Von
einer Konſolidierung der Verhältniſſe im Jahre 1932 kann nicht
die Rede ſein, ja es ſcheint ſogar fraglich, ob man auf dieſem
Wege auch nur einen Schritt vorwärts gekommen iſt.
Der Beginn des Jahres 1932 hatte nur eine kurze Pauſe
in den anſchwellenden Auseinanderſetzungen zwiſchen Polen und
Danzig gebracht. Merkwürdig kriegeriſche Reden, die am
1. Februar auf einer Feier der Bratnia Pomoc, einer polniſchen
Verbindung in Danzig, aufflammten, führten zu einem kurzen
und ſcharfen Notenwechſel zwiſchen Danzig und Polen, in den
dann am 11. Februar der Rücktritt des Miniſters Dr.
Stras=
burger von ſeinem Danziger Poſten fiel. Am 28. Februar
erfolgte der Fortgang Strasburgers, der damals Träger der
ſcharfen Tonart gegen die Freie Stadt war, aus Danzig, und
am 29. Februar wurden die Verhandlungen zwiſchen Danzig
und Polen über Wirtſchaftsfragen ergebnislos abgebrochen.
Zwiſchen den zweimaligen Beſuch polniſcher Kriegsſchiffe im
März, bei denen demonſtrative Exerzierübungen die Danziger
Bevölkerung aufregten, fiel am 18. März der Amtsantritt des
heutigen Nachfolgers Dr. Strasburgers, des Miniſters Dr.
Papée.
Wer auf einen Richtungswechſel gehofft hatte, ſah ſich
ent=
täuſcht. Die Verhandlungen der Sachverſtändigen=Kommiſſion
über den Veredelungsverkehr, die am 7. April beginnen
ſoll=
ten, wurden von Polen nicht beſchickt, und ein privater Verſuch
Danziger Kaufleute in Warſchau verlief nicht nur ergebnislos,
ſondern traf auf ein Trommelfeuer gegneriſcher polniſcher
Preſſeangriffe. Dieſe Preſſepolemik verſchärfte ſich dann immer
mehr. Nicht gerade zur Beruhigung trug es bei, als engliſche
Blätter Meldungen über einen geplanten militäriſchen
Hand=
ſtreich Polens gegen Danzig brachten.
Hervorgerufen durch die ſyſtematiſche Aufhetzung der
Be=
völkerung gegen Danzig, ſetzte dann in Polen eine
Boykott=
bewegung gegenüber der Danziger Wirtſchaft ein, die ihre
Unterſtützung fand durch die Maßnahmen der polniſchen
Re=
gierung, nämlich die Behinderung des Warenverkehrs von
Dan=
zig nach Polen, die Beanſtandungen des Verdelungsverkehrs der
Seite 2 — Nr. 11
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Danziger Kontingente, die Forderung einer polniſchen
Betriebs=
kontrolle uind andere gegen die Selbſtändigkeit des Danziger
Wirtſchaftslebens zielende und ſie zerſtörende Maßnahmen.
Die Entſcheidung des Hohen Kommiſſars Graf Gravina,
daß Polens Verhalten eine unzuläſſige, aus den Verträgen
nicht zu rechtfertigende „action directe” darſtellt, hat dann die
Preſſehetze gegen den Hohen Kommiſſar in Polen zur Folge
gehabt, die ſoweit ging, daß man ſogar eine Reviſion der
Ver=
träge mit Italien verlangte. Die Verhältniſſe ſpitzten ſich
der=
art zu, daß der Leiter der Verwaltungsabteilung des
Völker=
bundes Helmer Roſting nach Warſchau und Danzig kam, um
zu vermitteln. Unter ſeiner Führung fanden Verhandlungen
ſtatt, die zur Unterzeichnung von 3 Protokollen führten, die die
zukünftige Zuſammenarbeit erleichtern ſollten.
Polen betonte den Völkerbundsinſtanzen gegenüber immer
wieder ſeine angebliche Verſtändigungsbereitſchaft. In Danzig
iſt mnan aber nach wie vor mit Recht ſkeptiſch geworden. Die
oben erwähnte Entſcheidung des Hohen Kommiſſars wurde z. B.
von Polen einfach als nichtbeſtehend angeſehen. Die Tatſache,
daß die juriſtiſchen Sachverſtändigen ſich im Danzig=polniſchen
Streit auf ſeiten Danzigs ſtellen mußten, wurde von dem
pol=
niſchen diplomatiſchen Vertreter in Danzig mit einer öffentlichen
Rede beantwortet, in der er erklärte, daß Polen ſich um keine
Sachverſtändigengutachten kümmern würde. Herrn Helmer Roſting
erklärte man von polniſchen amtlichen Stellen, als er nach dem
plötzlichen Tode des Grafen Gravina kommiſſariſch den Poſten
des Hohen Kommiſſars übernahm, daß man zu einer
Ver=
ſtändigung bereit ſei. Die erſten Vermittlungsvorſchläge aber
bereits, die er machte, wurden von polniſcher Seite ſchroff
ab=
gelehnt, ſeine erſte Entſcheidung auf wirtſchaftlichem Gebiet
wurde von Polen als unannehmbar bezeichnet. Zwar ſollen jetzt
im Januar wieder direkte Danzig=polniſche Verhandlungen
be=
gonnen werden, praktiſch hat aber das Jahr 1932 kein Aktivum
gebracht, das in das neue Jahr mit hinübergenommen werden
könnte. Ein drohendes Paſſivum aber iſt mit hinübergenommen,
nämlich die Tatſache, daß Polen eine Entſcheidung des Hohen
Kommiſſars betreffs einer unzuläſſigen „action directe” nicht
beachtet hat, und daß der Völkerbund nichts getan hat, um die
Durchführung der Entſcheidung zu erzwingen. Bereits der
Januar dieſes Jahres bringt die Völkerbundsratsſitzung, auf
der nochmals die Frage der „action directe” grundſätzlich
auf=
gerollt werden ſoll. Leider wird man kaum große Hoffnungen
darauf ſetzen können, daß der Völkerbundsrat nicht vor dem
ge=
waltſamen Vorgehen Polens zurückweicht.
Tatſächlich iſt ja auch der Angelpunkt der unhaltbaren
Zu=
ſtände in Nordoſteuropa nicht die Danziger Frage, die nur ein
Teil der großen Frage der Zerreißung Deutſchlands der
Kor=
ridorfrage, iſt, und zwar ein unlösbarer Teil dieſer Frage.
Geopolitiſch gehören Danzig und das Korridorgebiet zuſammen.
Geopolitiſch bildet aber auch die Oſtſeeküſte von Memel bis
Flensburg ein geſchloſſenes Ganzes, in das machtpolitiſch der
Keil des Korridors hineingetrieben worden iſt. Eine ganze
Reihe ausländiſcher Politiker und Journaliſten hat in dem
vergangenen Jahre ſich mit dieſer Frage beſchäftigt und mehr
oder weniger utopiſche Löſungen vorgeſchlagen. Sie alle, von
der Untertunnelung des Korridors angefangen bis zu der Idee
der Internationaliſierung des Korridorgebietes bringen keine
Löſung. Auch der Vorſchlag des früheren Hohen Kommiſſars
des Völkerbundes in Danzig, des Holländers van Hamel,
aus dem Korridorgebiet ein autonomes Gebilde innerhalb
des polniſchen Staates zu machen mit eigenen Zollfreiheiten
gegenüber Deutſchland, iſt zwar theoretiſch recht intereſſant, hat
aber praktiſch genau ſo wenig Bedeutung wie die übrigen
Vor=
ſchläge. Wenn man ſich ſämtliche Vorſchläge anſieht, die ſeit
13 Jahren gemacht worden ſind, ſo bleibt als einziger der
deutſche Vorſchlag bei den Verhandlungen über den Verſailler
Vertrag übrig, der praktiſch von Bedeutung iſt: Das
Korridor=
gebiet an Deutſchland zurückzugeben und wirtſchaftlich Polen
den Zugang= zur See in Danzig und Königsberg ebenſo zu
garantieren wie der Tſchechoſlowakei in Hamburg oder
Jugo=
ſlawien in Saloniki.
Als Erfolg der Diskuſſion der Korridorfrage im Jahre
1932 kann man aber auf deutſcher Seite doch die Tatſache
buchen, daß nirgends im Ausland, vielleicht mit Ausnahme
Polens, mehr geleugnet wird, daß der am 10 Januar 1920
durch den Verſailler Vertrag geſchaffene Zuſtand in
Nordoſt=
europa unhaltbar iſt. Von dieſer Erkenntnis bis zur Reviſion
ſollte es eigentlich nur ein Schritt ſein. Wird das Jahr 1933
dieſen notwendigen Schritt zur Befriedung der Welt bringen,
Danzig, 10. Januar.
Bei herrlichem Winterwetter fand am Dienstag vormittag
anläßlich des 13. Jahrestages der Abtrennung
Danzigs vom Reich auf dem Langenmarkt eine große
Jugend=Kundgebung des Vereins für das Deutſchtum
im Auslande ſtatt. Die teilnehmenden Jugendverbände zogen auf
Von Dr. Georg Strelisker.
Wir haben bis auf wenige kleine Gebiete die Oberfläche
unſeres Planeten völlig erforſcht und genau vermeſſen. Unſere
mnodernen Land= und Seekarten laſſen an Gründlichkeit und
Ge=
wiſſenhaftigkeit der Maße kaum etwas zu wünſchen übrig. Aber
wie alles in der Welt bleibt auch die Erde von den
unangeneh=
unen Erſcheinungen des Alterns nicht verſchont. Sie dreht ſich
um ihre eigene Achſe mit 464 Meter Geſchwindigkeit in der
Sekunde und macht nebenbei noch einen jährlichen Dauerlauf um
die Sonne mit nur dreißig Kilometer Sekundengeſchwindigkeit,
von der Bewegung, die ſie als Angehörige unſeres
Sonnen=
ſyſtems durch das Weltall unternimmt, ganz abgeſehen. Soviel
Regſamkeit hinterläßt Spuren und ruft Veränderungen aller
Art hervor, von denen ſich der Laie kaum richtige Vorſtellungen
zu machen vermag.
Daß durch Erdbeben, über deren Natur wir noch keine
abſolute Klarheit beſitzen, und durch die Tätigkeit der Vulkane
die Erdkruſte oft ganz gewaltige Veränderungen erfährt, dürfte
allgemein bekannt ſein. Ein tüchtiges Stück Arbeit leiſten auch
die Flüſſe und Ströme, die unentwegt Land abtragen, um es
an einer anderen Stelle wieder aufzuwerfen. Dazu kommen die
gewaltigen Leiſtungen der Meere und der verſchiedenen
Luft=
ſtrömungen, kurz: es tut ſich allerhand auf unſerer guten Erde.
Auch die großen Landkomplexe, die ſogenannten Weltteile, darf
man ſich nicht als angenagelt vorſtellen. Auch ſie bewegen ſich
zu= oder voneinander. Zwar ſind die Verſchiebungswerte der
einzelnen Kontinente nicht eben beträchtlich. So gab der deutſche
Profeſſor Wegener hierfür folgende jährliche Zahlen:
Neufund=
land—Irland ungefähr 1 Meter, Grönland—Schottland dagegen
ſchon an 20 Meter, Madagaskar—Afrika ungefähr 9 Meter.
Hin=
gegen beträgt nach der Theorie Wegeners die Verſchiebung
zwiſchen Indien und Südafrika bloß 0,4 Meter.
Solche Werte mögen bei der Größe unſeres Erdballes als
ſehr geringfügig erſcheinen, für den Geographen und
Aſtro=
nomen ſind ſie es jedoch nicht. Denn um irgendeinen Standort
der Erdoberfläche genau zu beſtimmen, muß man die
fortwäh=
renden Verſchiebungen berückſichtigen, damit die Karten
dement=
ſprechend berichtigt werden können.
Aus dieſem und noch aus vielen anderen Gründen hat man
im Jahre 1926 die erſte internationale Längenvermeſſung
vor=
genommen, die ſehr intereſſante Ergebniſſe zeitigte. Aber ſeither
Vom Tage.
Zum badiſchen Innenminiſter wurde geſtern der der DVP
naheſtehende Miniſterialrat Dr. Umhauer gewählt. Umhauer iſt
55 Jahre alt und war als Vertreter der Poſitiven Richtung
Prä=
ſident der badiſchen evangeliſchen Landesſynode. Zum
Staatspräſi=
dent wurde Dr. Schmitt (3.) wiedergewählt.
Reichskanzler von Schleicher empfing die Vertreter der
chriſt=
lichen Gewerkſchaften Schmitz (Duisburg), Schümmer und Kaiſer
(Köln) zur Erörterung der wirtſchaftspolitiſchen Lage der
rheini=
ſchen Metallinduſtrie, insbeſondere auch der Metallinduſtrie des
bergiſchen Landes. An dieſe Erörterung ſchloß ſich eine eingehende
Ausſprache über die wirtſchaftliche und politiſche Geſamtlage an.
Der Auswärtige Ausſchuß des Reichsiages iſt von ſeinem
Vorſitzenden, Abgeordneten Dr. Frick (NS.) für Freitag, den
20. Januar, einberufen worden.
Der Volkswirtſchaftliche Ausſchuß des Reichstages iſt für
Mitt=
woch, den 25. Januar, einberufen worden. Reichswirtſchaftsminiſter
Dr. Warmbold will in dieſer Sitzung über die Lage der deutſchen
Volkswirtſchaft Bericht erſtatten.
In Uebereinſtimmung mit Berliner Gerichten hat das
Reichs=
gericht die Schadenserſatzklage in dem Millionenprozeß des
Reichs=
verbandes des Deutſchen Einfuhr= und Großhandels, des
Zentral=
verbandes deutſcher Konſumvereine und des Verbandes deutſcher
Kühlhäuſer gegen das Reich wegen Aufhebung der
Gefrierfleiſch=
kontingente endgültig abgelehnt.
Der nationalſozialiſtiſche Sturmführer Schlächter Baumgart
gab vor dem Vernehmungsrichter im Berliner Polizeipräſidium zu.
in der Silveſternacht vom Fahrrad aus einen tödlichen Schuß auf
die Frau Martha Künſtler in der Ackerſtraße abgegeben zu haben
dem von einer vieltauſendköpfigen Menſchenmenge umſäumten
Langenmarkt in geſchloſſenem Zuge auf.
Als Vorſitzender des Landesverbandes Freie Stadt Danzig
des V.D.A. eröffnete Senator a. D. Strunk die Kundgebung.
Er erinnerte an den 10. Januar 1920, den 13. Jahrestag der
Ab=
trennung Danzigs vom Reich und betonte, daß heute das deutſche
Volk ſeinen nationalen Stolz wiedergefunden habe. In dem
nationalen Aufbruch der deutſchen Jugend ſei das Sinnbild einer
glücklicheren Zukunft des deutſchen Volkes und damit auch
Dan=
zigs zu erblicken.
Nachdem ein Vertreter der Danziger Jugend
ein Treuegelöbnis der Jugend abgelegt hatte, hielt der
Danziger Kultusſenator Dr. Winderlich die Feſtrede, in der er
u. a. feſtſtellte, daß Danzig durch den Verſailler
Ver=
trag aus der Bahn einer Entwicklung
herausge=
riſſen worden ſei, die ſeit mehr als einem Jahrhundert für das
Gedeihen der Stadt von den ſegensreichſten Folgen begleitet war.
Der 10. Januar 1920 ſei damit zum Schickſalstag
Danzigs geworden. Die verfloſſenen 13 Jahre, die
eine ununterbrochene Kette nationaler
Prü=
fungen und wirtſchaftlicher Bedrängnis
darſtell=
ten, hätten auch der Jugend inzwiſchen das Verſtändnis für die
ſchickſalhafte Bedeutung dieſes Tages gebracht, da ſie ja täglich
erlebe, wie Danzigs Bevölkerung in ihrer ſtaatlichen, kulturellen
und wirtſchaftlichen Betätigung überall auf Hemmungen und
Grenzen ſtoße und auf allen Seiten abgedroſſelt werde. Die
deutſche Jugend Danzigs wolle heute zeigen, daß ihr das
Deutſchtum der Freien Stadt Danzig ein
hei=
liges Vermächtnis ſei, das ſie heute und immerdar mit
aller Kraft zu waren entſchloſſen ſei. Die Kundgebung ſolle auch
der Erkenntnis dienen, daß Danzigs und des Oſtens
Schickſal deutſches Schickſal ſei. Die Danziger
fühlten, daß ſie auf einem Vorpoſten des Deutſchtums
geſtellt ſeien, der zum Wachſen und
verantwortungsbewuß=
ten Handeln zwinge. Danzig fühle ſich nach wie vor
aufs engſte mit dem alten deutſchen Vaterland
in Treue verbunden. Zum Zeichen deſſen trete am
Mitt=
woch eine Reihe junger akademiſcher Flieger einen Werbeflug
durch Deutſchlands Gaue an.
Nach der Rede Winderlichs wurde folgende Entſchließung der
Jugend verleſen:
„Die deutſche Jugend der Freien Stadt Danzig bekennt ſich
heute, am Tage der 13. Wiederkehr des Abtrennungstages
Dan=
zigs vom Reich vor dem deutſchen Volke und vor aller Welt zu
ihrem Deutſchtum. Sie wendet ſich gegen das uns angetane
Un=
recht, durch das dieſe deutſche Stadt und alle anderen dem Reich
gegen den Willen ihrer Bevölkerung entriſſenen deutſchen
Ge=
biete abgetrennt wurden. Sie iſt entſchloſſen. Deutſchland die
Treue zu halten in dem einigen Willen: Danzig bleibt deutſch!”
Während ſich ſämtliche Fahnen ſenkten, wurde der Schluß
des Treue=Bekenntniſſes verleſen. Nach einer Minute des
Schwei=
gens und dem Glockenſpiel der Danziger Kirchen ſang die
Ver=
ſammlung das Deutſchlandlied.
In den frühen Nachmittagsſtunden ſtartete vom Flugplatz
Danzig=Langfuhr ein Flugzeug der Akademiſchen Fliegerſtaffel
zum Danzig=Werbeflug quer durch Deutſchland. Das Flugzeug
frägt auf den unteren Tragflächen die Aufſchrift „Danzig bleibt
deutſch!” Es wird zunächſt in Berlin landen.
iſt die Erde nicht ſtillgeſtanden, und ſo ergab ſich angeſichts der
oben erwähnten jährlichen Verſchiebungen der Kontinente die
Notwendigkeit, bereits ſieben Jahre ſpäter, alſo 1933 eine neue
Erdvermeſſung durchzuführen. So wird alſo im Herbſt 1933
unter der Leitung der „Commiſſions des Londitudes de UUnion
Aſtronomique et de L’Union Geophyſique et Geodéſique”, auf
Grund eines Beſchluſſes der Internationalen Aſtronomiſchen
Union eine neue, über die geſamten Erdoberfläche ſich erſtreckende
Längenvermeſſung vorgenommen. Von beſonderem Intereſſe iſt
dabei, daß ſich an dieſem Unternehmen zum erſten Male auch
das Deutſche Reich beteiligen wird, und zwar durch die Deutſche
Seewarte in Hamburg, die Heidelberger Sternwarte und das
Geodätiſche Inſtitut in Potsdam.
Daß man ſich den Herbſt und nicht eine andere Jahreszeit
für das ungefähr zwei Monate in Anſpruch nehmende
Meſſungs=
verfahren wählte, hat ſelbſtverſtändlich ſeine guten Gründe. Vor
allem ift es notwendig, daß alle in Betracht kommenden
Statio=
nen — 1926 waren es 52 Obſervatorien, dieſes Mal werden es
bereits achtzig ſein! — möglichſt lange klare Himmelsſicht
be=
kommen, damit einwandfreie Sternbeobachtungen durchgeführt
werden können. Aſtronomen und Geophyſiker müſſen Hand in
Hand arbeiten, und obgleich die für die verſchiedenen
Unter=
ſuchungen zur Verwendung gelangenden Inſtrumente an
Fein=
heit und Präziſion nichts zu wünſchen übrig laſſen, ſo weiß
man doch, daß Fehler nicht ganz vermieden werden können. Es
ſind Fehler, die man mit den kleinſten üblichen Maßen nicht
ausdrücken kann. Aber in der großen Welt iſt auch der
mini=
malſte Fehler von ſchweren Folgen.
Wie mißt man nun die Erde? Dem aſtronomiſch
Unge=
ſchulten wird das äußerſt verwickelte Verfahren nur ſchwer
ver=
ſtändlich ſein. Denn, was muß bei einer ſolchen Maßanprobe
unſerer Erde nicht alles berückſichtigt werden! Um nur einige
Faktoren zu nennen: es iſt der Einfluß der Polverlagerung
feſt=
zuſtellen und der ſogenannten Lateralrefraktion, ferner der
Ein=
fluß des barometriſchen Druckes, des Schnees und der
Vege=
tation, der jahreszeitlichen Schwankungen in den
Wellenfort=
pflanzungsgeſchwindigkeiten und nicht zuletzt der
Abſolutbewe=
gung der Erde durch den Raum und der ſogenannten „
Luniſol=
attraktion” auf die Längen.
Denn, um nur einen Fall herauszugreifen, die
Fortpflan=
zungsgeſchwindigkeit, der elektromagnetiſchen Wellen iſt, wie
M. N. Stohke nachwies, nicht immer gleich. Vielmehr zeigten
ſich in den Geſchwindigkeiten tägliche und jahreszeitliche
Perio=
den. Die erſteren hängen nach Stoyko davon ab, ab die Welle
durch Tag= oder Nachtgebiete läuft, alſo von der Sonne
be=
ſtrahlte Gebiete der Erde oder ſolche, die im Schatten liegen.
Bei der genauen Unterſuchung der jahreszeitlichen Perioden
konnte man dagegen eine Abhängigkeit der Fortpflanzungsge=
Mittwoch, 11. Januar 1933
Unter dieſer Ueberſchrift wird uns geſchrieben:
Die kataſtrophale Notlage der heſſiſchen Anwärter für den
höheren Forſtdienſt hat nachgerade Ausmaße erreicht, die eine
ähnlich geartete Lage in allen anderen Berufen weit in den
Schatten ſtellen. Zur Behebung ihrer Not in die die heſſiſchen
Forſtaſſeſſoren ohne ihre Schuld geraten ſind, haben ſie durch
ihre Berufsvertretung, den Heſſiſchen Oberförſterverband, eine
28ſeitige
Denkſchrift
der heſſiſchen Regierung und dem Heſſiſchen Landtag vorgelegt,
worin die Urſachen der unverſchuldeten Notlage dargeſtellt und
Vorſchläge zu ihrer Behebung gemacht werden. Hierbei wurde
die ſchlechte Finanzlage des Staates inſofern weitgehendſt
berück=
ſichtigt, als die Vorſchläge ohne große finanzielle Mittel
durch=
geführt werden können, dieſe aber dem Staate gleichzeitig wieder
in Form kultureller Verbeſſerungen zugeführt werden. Der
In=
halt der Denkſchrift gibt ein recht betrübliches Bild der Lage
und zeigt, mit welcher ungeheueren Duldſamkeit und mit
wel=
chem Verſtändnis ſeither die Not ohne Murren ertragen wurde,
ſolange als es eben nicht mehr ging. Durch den ſeinerzeitigen
Abbau, der ja bekanntlich über das Kapitel 1 des
Staatsvoxan=
ſchlages — Forſtverwaltung meiſt nicht weiter hinausgekommen;
iſt, ſind 21 Prozent der Forſtämter und 23 Prozent der
Hilfs=
ſtellen verloren gegangen. Erſchwerend kommt noch hinzu, daß
die Laufbahn erſt dann geſperrt wurde, als es bereits viel. viel
zu ſpät war. Dieſe Umſtände haben es mit ſich gebracht, daß nun
Verhältniſſe vorliegen, wie ſie in keinem anderen Lande trotz
Sparmaßnahmen zu finden ſind. Forſtaſſeſſoren, die ohne
Bezahlung jahrelang arbeiten, gibt es in ganz Deutſchland nur
in Thüringen und in Heſſen. Dort ſind es aber nur 26 Prozent
der vorhandenen Anwärter, in Heſſen dagegen 7 6 Prozent.
Dieſer Umſtand hat zur Folge, daß z. B. alle die, die nach 6
jäh=
riger Ausbildungszeit im Jahre 1923 ihre Staatsprüfung
ge=
macht haben (vorgeſchrieben iſt die Note „Gut”), erſt im Jahre
1941 unter günſtigſten Verhältniſſen ihre erſte bezahlte
Verwen=
dung erhalten, d. h. alſo nach einer Wartezeit von 13 Jahren.
In dieſer Zeit im Privatdienſt oder im nichtheſſiſchen
Gemeinde=
uſw. dienſt unterzukommen (wie es vor dem Kriege möglich war),
iſt heute ein Ding der Unmöglichkeit, da die private
Forſtwirt=
ſchaft gänzlich danieder liegt und alle übrigen Länder ſich der
Zuwanderung nicht einheimiſcher Anwärter infolge genügenden
Zuſpruchs im eigenen Lande verſchließen. Wenn man beoenkt,
daß die Anwärter gänzlich unverſchuldet in dieſe Notlage
ge=
raten ſind, und daß die Mehrzahl das 30. Lebensjahr bereits
überſchritten hat, da iſt es zu verſtehen, wenn dieſe „jungen
Leute” (wie es ſehr oft heißt) von 30 und mehr Jahren ihre
be=
ſcheidene Bitte an Regierung und Landtag gerichtet haben. Am
geeignetſten erſchien ihnen die Form einer aufklärenden
Denk=
ſchrift, die allein imſtande, das überaus traurige Bild ihrer Lage
objektiv wiederzugeben. Ein jedes Geſetz kennt Beſtimmungen
zur Milderung von Härten, die ſich bei der Durchführung
unvor=
hergeſehenerweiſe ergeben. Die allzu ſtark eingreifenden
Abbau=
naßnahmen haben ſolche Härten mit ſich gebracht, die es nun zu
mildern gilt.
Die forſtlichen Anwärter haben durch die Vorlage dieſer
Denkſchrift gezeigt, daß ſie zu der Volksvertretung das
unerſchüt=
terliche Vertrauen haben, daß dieſe, wo es gilt, ſelbſt in
ſchwer=
ſter Zeit in ausgleichender Gerechtigkeit und ſozialem
Mitempfin=
den nicht ſelbſtverſchuldete Not zu mildern und zu beſeitigen
he=
reit ſein wird.
Deutſch=argenkiniſcher Zollkrieg.
Anwendung der Zollfätze des Obertarifs
auf Argenkinien.
Bexlin, 19. Januar.
Obwohl zwiſchen Deutſchland und Argentinien ſeit 1857 ein=
Meiſtbegünſtigungsvertrag beſteht, hatte die argentiniſche
Regie=
rung verfügt, daß die Ausfuhr aus Deutſchland nicht von den
am 15. November v. J. an Chile gewährten Zollermäßigungen
profitieren ſollte. Wegen dieſer Diskriminierung Deutſchlands
hatte die deutſche Regierung Ende vorigen Jahres beſchloſſen,
für verſchiedene Einfuhrwaren argentiniſchen Urſprungs die
er=
höhten Kampfzölle des Obertarifs anzuwenden. Um jedoch noch
Zeit für Verhandlungen zu laſſen, wurde der Termin für das
Inkrafttreten der erhöhten Sätze urſprünglich auf den 1. Januar.
1933 feſtgeſetzt. Bald darauf erfolgte die nochmalige Nachfriſt bis
10. Januar. Aber auch dieſe zweite Friſt iſt nunmehr
ver=
ſtrichen, ohne daß Argentinien nachgegeben hätte. Wie jetzt
be=
kannt wird, wird die argentiniſche Regierung ihren Standpunkt
kaum aufgeben, daß Deutſchland nur bedingte Meiſtbegünſtigung
habe. Deshalb dürfte ein Handelskonflikt unvermeidlich ſein.
Am 10. Januar 1933 wird Argentinien von der Liſte der Länder
geſtrichen werden, die in Deutſchland die Meiſtbegünſtigung
ge=
nießen und gleichzeitig werden die Zollſätze des Obertarifs
an=
gewendet werden.
ſchwindigkeit von der Stärke des elektriſchen Feldes der
Atmo=
ſphäre wahrnehmen.
Das Wiſſen um dieſe Schwankungen iſt aber ſehr wichtig,
weil die modernen Wiſſenſchaftler bei der Längenbeſtimmung.
von Kontinent zu Kontinent ſich — ſelbſtverſtändlich könnte man
ſagen — der Funkentelegraphie bedient. Früher, als man noch
die recht umſtändliche Methode der Chronometerübertragung
übte, waren die Fehlerquellen weit häufiger. Damals prüfte
man z. B. an dem Orte X den Stand und den Gang des
Chronometers — meiſtens waren es wegen der Kontroue
mehrere — beſtimmte deſſen Abhängigkeit von Druck,
Tempera=
tur und Feuchtigkeit. Hierauf reiſte der Beobachter mit dem
Chronometer und den übrigen Kontrollinſtrumenten nach dem
Orte Y und beſtimmte auch hier die ganze Ortszeit. Die Diffe=,
renz gegen die aus dem bekannten Verhalten der Uhr
abzu=
leitende Ortszeit in X lieferte nun den geſuchten
Längenunter=
ſchied zwiſchen X und Y. Derartige Reiſen mußten öfters
unter=
nommen werden und ergaben für damalige Verhältniſſe ſchon
ausgezeichnete Reſultate.
Im Jahre 1844 nahm Wilkes die erſte kabeltelegraphiſche
Längenvermeſſung vor, bei welcher die Beobachtungsuhren der
beiden Stationen auf kabeltelegraphiſchem Wege verglichen
wur=
den. Aber eine abſolute Genauigkeit war durch dieſe Methode
nicht zu erreichen, weil die Zeit, die der elektriſche Strom
be=
nötigte, um das Kabel zu durchlaufen, einen nicht zu
unter=
ſchätzenden Unſicherheitsfaktor bildete. Die Stromzeit läuft
näm=
lich nicht linear mit der Kabellänge, ſondern nimmt viel raſcher
zu als dieſe. Die funkentelegraphiſche Methode — man wird
ſich aus verſchiedenen Gründen der langen Wellen bedienen
und die kurzen nur zur Kontrolle regiſtrieren — kommt dem
Ideal ſchon bedeutend näher.
Das große Publikum kennt von der Radioübertragung her
die Einrichtung der Zeitzeichen, die bei der Längenvermeſſung
eine ausſchlaggebende Rolle ſpielen. Als Zentralſtation hat man
für 1933 Paris und Waſhington gewählt. Die beiden ſchon
1926 vorhandenen Beobachtungsſtationen Zikawei (China) —
San Diego — Algier, und Greenwich=Tokio=Vankouver=Ottawa
werden durch einen neuen, auf der Südhalbkugel liegenden
Be=
obachtungskreis, der von Kapſtadt über Adeleide nach Rio de
Janeiro verläuft, unterſtützt, ſo daß die neue Längenvermeſſung
tatſächlich die ganze Erde umſpannt. Auf dieſe Weiſe hofft man
ein Netz geographiſch exakt feſtgelegter Stationen zu ſchaffen
und u. a. auch die Theorien von E. A. Brown nachzuprüfen.
Dieſer Gelehrte verſuchte nämlich, „Pulſationen” unſerer Erde,
mit einer elfjährigen Periode nachzuweiſen, die wohl mit den
Ifjährigen Perioden der Sonnenflecken in einem urſächlichen
Zuſammenhang ſtehen. Ferner behauptete er, daß die Erdober=
Mittwoch, 11. Januar 1933
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 11 — Seite 3
Adolf Kitler in Berlin.
Ausſprache mit dem Reichskagspräfidenken Goering über die polikiſche Lage. — Entſcheidung über die
Einſtellung der Nakionalſozialiſten bis zum 20. Januar. — Verkagung des Reichskags bis zum März?
Kombinakionen um die NSDAF.
Von unſerer Berliner Schriftleitung.
Die politiſche Senſation des Tages iſt, daß Adolf Hitler
plötz=
lich mitten aus dem Wahlkampf zu einem kurzen Beſuch nach
Ber=
lin gekommen iſt. Von ſeinem Parteibüro wird als Zweck eine
Ausſprache mit dem Reichstagspräſidenten
Goering angegeben, der ſoeben von einer Reiſe aus Schweden
zurückgekehrt iſt.
Die Begründung klingt wenig wahrſcheinlich, daß Hitler nur
Goerings wegen nach Berlin fuhr, und er hätte es viel einfacher
gehabt, Goering, der ohnehin als Redner für Lippe vorgeſehen
war, dorthin zu bitten. Es müſſen alſo ſchon Gründe ſehr
dring=
licher Natur vorgelegen haben. Nach der einen Verſion ſollen die
finanziellen Intereſſen, nach der anderen die
politi=
ſchen Intereſſen für Hitlers Reiſe ausſchlaggebend
geweſen ſein.
Soweit wir feſtſtellen konnten, iſt Hitler nicht beim
Reichs=
kanzler geweſen. Auch die Verbindung durch einen Mittelsmann
wird von den Nationalſozialiſten, wie von der Regierung mit
Ent=
ſchiedenheit beſtritten. Es darf aber wohl angenommen werden,
daß Hitler, auch wenn er als Finanzminiſter ſeiner Partei nach
Berlin gekommen ſein ſollte, die Gelegenheit benutzt hat, um auch
die politiſche Lage zu beſprechen. In welcher Richtung,
er=
gibt ſich daraus, daß von ſeinen eigenen Leuten die
Unterredung mit dem Reichstagspräſidenten
Goering in den Vordergrund geſchoben wird. Es
beſteht vielfach die Auffaſſung, daß die Entſcheidung über
die Haltung der Nationalſozialiſten nicht bis zum
24. Januar, dem Reichstagszuſammentritt, hinausgeſchoben werden
kann, daß rielmehr eine Klärung ſchon bis zur Sitzung des
Aelteſtenrates am 20. Januar erfolgt ſein muß. Denn
wenn erſt einmal die Tagesordnung für das Plenum feſtgelegt ſei
und die Mißtrauensvoten zur Debatte ſtehen, würde es ſehr ſchwer
ſein, die Lawine in ihrem Sturz aufzuhalten. Deshalb ſind die
Bemühungen darauf eingeſtelllt, politiſche
Tat=
ſachen ſchon bis zur Mitte der kommenden Woche
zu ſchaffen, damit dann die Nationalſozialiſten vielleicht
mit einer Vertagung des Reichstags bis in den
Märzhinein einverſtanden ſind.
Dafür ſind jedoch zwei Vorausſetzungen
notwen=
dig. Für die Einberufung des Reichstags
wer=
den ſicher nach wie vor die Kommuniſten und
So=
zialdemokraten eintreten. Die Vertagung kann
alſo nur beſchloſſen werden, wenn Zentrum und
Nationalſozialiſten dazu bereit ſind. Das iſt beim
Zentrum nicht ganz gewiß. Es fühlt ſich etwas an die Wand
ge=
drückt und fürchtet offenbar, wenn etwa Papen Erfolg haben
ſollte, ganz kaltgeſtellt zu werden. Es wird alſo für eine
Ver=
tagung nicht ohne weiteres zu haben ſein. Aber auch die
Natio=
nalſozialiſten würden ihren Umfall irgendwie begründen müſſen,
denn eine Hinausſchiebung, der Ausſprache im
Plenumbedeutet, wie ſie die Dinge auch nach außen drehen
wollen, eine Tolerierung des Kabinetts
Schlei=
cher. Sie würde mit ihren bisherigen Erklärungen
in ſchärfſtem Widerſpruch ſtehen. Man ſpricht deshalb
auch allen Ernſtes von neuen Möglichkeiten einer
Beteili=
gung der Nationalſozialiſten im Kabinett
Schleicher wie von dem Verſuch einer völligen
Neubildung des Kabinettes. Herr Hitler
aller=
dings hat heute noch in einer Unterredung mit ſeinem
Reichs=
preſſechef ſich erneut dahin feſtgelegt, daß
ſelbſtver=
ſtändlich die Partei auch ihrer Stärke
entſpre=
chend die ihr zukommende Führung erhalten
müſſe. Das klingt nicht ſo, als wenn die Bemühungen Papens
bereits auf fruchtbaren Boden gefallen wären. Es liegt
vor=
läufig auch nicht das geringſte Anzeichen dafür
vor, daß der Reichspräſident heute bereit iſt, über
das Angebot hinauszugehen, das Hitler im
De=
zember abgelehnt hat.
Der Rechtsausſchuß des Sächſiſchen Landtags beſchloß am
Dienstag vormittag in der Vollverſammlung die
Strafver=
folgung des nationalſozialiſtiſchen
Abgeord=
neten Dr. Bennecke mit Zuſtimmung der
Nationalſozia=
liſten zu beantragen. Gegen Dr. Bennecke war bekanntlich in der
Mordſache Hentſch der Vorwurf der Begünſtigung erhoben
wor=
den. Der Landtag ſelbſt wird am Donnerstag zu dem Antrag
des Rechtausſchuſſes Stellung nehmen.
Wieder deutſche Milikär=Akkachés
in Paris, London, Rom, Moskau, Waſhingkon.
Prag und Warſchau.
Berlin, 10. Januar. (Priv.=Tel.)
Die Reichsregierung wird am 1. April eine Reihe höherer
Offiziere als Militär=Attaches den diplomatiſchen Vertretungen
in Paris, London, Rom, Moskau, Waſhington,
Prag und Warſchau zuteilen. Für die Botſchaften in
Lon=
don, Paris und Rom werden außerdem noch Attaches ernannt, die
die Reichsmarine ſtellt.
Es handelt ſich bei dieſen Offizieren durchwegs um Militärs,
die aus dem aktiven Dienſt ausſcheiden. Das
Reichswehrminiſte=
rium hüllt ſich über die Perſönlichkeiten noch in Schweigen. Es
ſteht aber ziemlich ſicher feſt, daß für folgende Offiziere das
Agree=
ment nachgeſucht worden iſt: Für Oberſt Freiherr Geyer von
Schweppenburg, der nach London gehen ſoll, für
General=
major Kuehlenthal, Chef des Stabes vom Gruppen=
Kom=
mando Kaſſel, der nach Paris gehen wird, für Oberſt Fiſcher,
der im Wehrminiſterium zur Abteilung „fremde Heere” gehört
und für Rom in Ausſicht genommen iſt, für Generalmajor von
Boetticher, der für Waſhington in Frage kommt und für
den Oberſtleutnant Hartmann, der nach Moskau verſetzt
werden ſoll. Auf die anderen Poſten kommen Offiziere im gleichen
Rang. Die diplomatiſchen Verhandlungen wegen
des Agreements laufen bereits ſeit mehreren
Wochen. Mit irgendwelchen Schwierigkeiten iſt
nicht zu rechnen.
* Einige Regierungen haben uns ſchon in der Vergangenheit
eingeladen, unſeren Vertretungen wieder Militär=Attachés
zuzu=
teilen. Dieſe Einladungen ſind ſeinerzeit ergangen, als
Reichs=
wehroffiziere als Beobachter zu den Manövern
namentlich der engliſchen und amerikaniſchen
Armee entſandt wurden. Auf die Einrichtung der Militär=
At=
tachés haben wir nach dem politiſchen Umſturz verzichtet. Die
da=
maligen ſozialdemokratiſchen Machthaber glaubten, die
Etatsmit=
tel für dieſe Stellung ſtreichen zu müſſen, um damit den
Friedens=
willen des deutſchen Volkes zum Ausdruck zu bringen. Umgekehrt
hat allerdings kein Land daran gedacht, von dieſer Gepflogenheit
abzugehen. Kaum waren die Beziehungen wieder normal, da
tauchten auch bei allen diplomatiſchen Vertretungen die Militär=
Attaches wieder auf. Nachdem die Fünfer=Konferenz die
Gleich=
berechtigung Deutſchlands auf dem Gebiete der Abrüſtung
aner=
kannt hat, wurde vom Reichswehrminiſter wiederholt betont, daß
wir in Zukunft unſere Mittel für den Wehretat anders anlegen
werden, als uns dies heute nach dem Verſailler Vertrag
vorge=
ſchrieben iſt, der uns insbeſondere hohe Ausgaben auferlegt, die
ſich aus der zwölfjährigen Dienſtzeit des einzelnen Soldaten
er=
geben, die aber mit der Landesverteidigung ſelbſt nicht das
ge=
ringſte zu tun haben. Der Umbau der Reichswehr iſt
alſonur noch eine Frage der Zeit. Kommen wir alſo zu
einem anderen Wehrſyſtem, dann wird es ſich bezahlt machen, die
Erfahrungen fremder Heere für Deutſchland nutzbar zu machen.
Die Militär=Attachés werden den einzelnen Miſſionschefs
unterſtellt, und berichten im engen Einvernehmen mit dem
Miſſionschef. Inſofern iſt alſo ein gewiſſer Unterſchied
gegen=
über den Militärattachés in der Vorkriegszeit, die ſelbſtändiger
waren und auch direkt an den Kaiſer bzw. an ihre vorgeſetzten
Dienſtſtellen berichteten.
Zu der Ernennung eines deutſchen Militär= und eines
Marine=Attachés bemerkt das Foreign Office, daß die engliſche
Regierung in den vergangenen Jahren ihre Zuſtimmung zu
einer ſolchen Maßnahme nicht habe geben können, weil die
militäriſchen Beſtimmungen des Friedensvertrages dem
ent=
gegenſtanden. Jetzt aber, nach der prinzipiellen Anerkennung
der militäriſchen Gleichberechtigung für Deutſchland, ſeien jene
Bedenken in Wegfall gekommen.
Die Ergebniſſe des ruſſiſchen
Zünfjahresplanes.
Zunehmende Induſtrialiſierung. — Ausrokkung der
individuellen Bauernwirtſchaft. — Grenzenloſe Nof.
Moskau, 10. Januar.
Die große politiſche Rede, die Stalin vor mehreren Tagen
vor dem Zentralkomitee und der zentralen Kontrollkommiſſion
der Kommuniſtiſchen Partei hielt, wird jetzt veröffentlicht.
Sta=
lin beſchäftigte ſich zunächſt eingehend mit den Ergebniſſen des
erſten Fünfjahresplanes, den er als nicht nur für Rußland,
ſon=
dern die geſamte Welt als ſehr bedeutungsvoll bezeichnete. Unter
Anwendung größter Mühe und Aufbringung größter Opfer habe
der Fünfjahresplan Leiſtungen gezeitigt, wie ſie kaum jemals auf
der Welt vollbracht worden ſeien.
Im einzelnen erklärte er, daß Rußland nunmehr auf
dem Wege von einem ſchwachen zu einem ſtarken
Induſtrieland begriffen ſei. Bedeutungsvoll ſei ferner
die Entwicklung Rußlands zu einem der modernſten Länder und
die Herſtellung ſeiner völligen
Unabhängig=
keit. Alle kapitaliſtiſchen Elemente ſeien beſeitigt. Man ſei zu
neuen Wirtſchaftsformen übergegangen. Die Ergebniſſe des
Fünf=
jahresplanes ſeien beſonders wertvoll durch die Schaffung
einer ſtarken Militärinduſtrie, durch die man in der
Lage ſei, Rußland mit den modernſten Rüſtungen auszuſtatten
und ſo vor Angriffen zu ſchützen. Geſchaffen worden ſei eine
moderne Kriegsinduſtrie und eine ſtarke
Luft=
flotte. Die Einführung der Schwerinduſtrie und die
Auf=
löſung der individuellen Bauernwirtſchaften ſchließe eine
Rück=
kehr des kapitaliſtiſchen Syſtems in Rußland völlig aus. Die jetzt
allgemein in Rußland herrſchende Not, ſei nicht
zurückzuführen auf ſchlechte Staatswirtſchaft, ſondern auf die
gro=
ßen wirtſchaftlichen Anſtrengungen, die Partei und Regierung
im Staatsintereſſe ſelbſt hätten machen müſſen. Die Partei und
die Regierung würden ſich bemühen, im Jahre 1933 die
allge=
meine Not zu mildern. Nun werde mit dem zweiten
Fünfjahres=
plan begonnen.
Die Schuldenfrage.
Kein Zugeftändnis Hoovers an Laval.
Waſhington, 10. Januar.
Die Regierung Hoober hat ſich durch Veröffentlichung
zweier Briefe, die von Stimſon und Mills geſchrieben wurden
und an den Senator Read gerichtet ſind, erneut gegen die
Vorwürfe verteidigt, als ob der franzöſiſchen Regierung
irgendwelche bindenden Verſprechungen ſeitens der
amerika=
niſchen Regierung gemacht worden ſeien dahingehend, daß eine
Reviſion der deutſchen Reparationen eine entſprechende
Herab=
ſetzung der Annullierung der Kriegsſchulden Frankreichs an die
Vereinigten Staaten zur Folge haben würde. — Im
Senats=
plenum gab Senator Borah auf eine Frage des Senators
Watſon, ob der Inhalt der Geſpräche zwiſchen Laval und
Hoo=
ver damals genügend klar geweſen ſei, zu, daß er dies nicht
glaube, es ſei jedoch davon die Rede geweſen, daß die
Kriegs=
ſchuldenfrage geprüft werden ſolle.
Der Schiedsausſchuß für deutſche Kredite hat mit der
Ent=
ſcheidung eines Einzelfalles eine Frage von allgemeiner
Bedeu=
tung geklärt, daß nämlich das Schuldverhältnis eines deutſchen
Kreditnehmers, der ſchon zur Zeit des Inkrafttretens des deutſchen
Kreditabkommens von 1932 bankerott war, nicht Gegenſtand des
genannten Kreditabkommens ſein kann.
In der Generalausſprache des Vorbereitenden
Sachverſtän=
digenausſchuſſes für die Weltwirtſchaftskonferenz gaben die
deut=
ſchen Vertreter Erklärungen über den deutſchen Standpunkt zu
den großen finanzpolitiſchen und wirtſchaftspolitiſchen Fragen ab.
Die Vorbereitende Internationale Konferenz für die
Ein=
führung der 40=Stundenwoche wurde in Gegenwart der Vertreter
von 34 Staaten eröffnet.
Die revolutionäre Bewegung in Barcelona hat insgeſamt 15
Todesopfer gefordert. Auf dem Rathaus in Valencia iſt von den
Extremiſten, „nachdem ſie das Rathaus beſetzt hatten, die rote
Fahne gehißt worden. Sämtliches Archiv=Material wurde von
den Extremiſten verbrannt. — In Cadiz herrſcht Generalſtreik.
— Weiter wird gemeldet, daß in zahlreichen Orten die Extre=.
miſten die Telephon= und Telegraphenleitungen durchſchnitten
haben.
Franzöſiſche Kammer und Senat traten Dienstagnachmittag
erſtmalig nach den Weihnachts= und Neujahrsferien zu Sitzungen
zuſammen. Bouiſſon wurde mit 401 von 462 Stimmen zum
Kam=
merpräſidenten wiedergewählt.
fläche infolge verſchiedener Rotationsgeſchwindigkeiten des
Erd=
kerns und der oberen Schichten ſtändige Zuſammenziehungen
und Verſchiebungen erfahre
Wie die ſogenannte Pendulationstheorie lehrt, führt die
Erde außer der Rotion um ihre Achſe, der Bewegung um die
Erde und der Präzeſſion ihrer Drehpole noch eine vierte
Be=
wegung aus, nämlich die Pendulation zwiſchen zwei feſten
Polen: Sumatra im Oſten und Ekuador im Weſten. Man
ſpricht von einer polaren Schwingungsphaſe, d. h., einer
Pende=
lung gegen den himmliſchen Nordpol, und von einer
äquatoria=
len Schwingungsphaſe, d. i. einer gegen den Himmeläquator
gerichteten Bewegung.
Nun entſpricht jede Pendelſchwingung, die zwiſchen 30 und
40 Grad umfaßt, einer geologiſchen Periode. In der
Tertjär=
zeit pendelten wir polwärts und gelangten auf dieſe Weiſe zur
diluvialen Eiszeit, jetzt pendeln wir wieder vergnügt dem
Himmelsäquator entgegen. Am ſtärkſten iſt der Pendelausſchlag
im Schwingungskreis, d. h. jenem Meridiankreis, der in 10
Grad öſtlicher Länge von Greenwich verläuft und die Erde in
zwei Halbkugeln teilt, deren Mittelpunkt die Schwingpole, der
Oſt= und Weſtpol darſtellen.
Infolge der Fliehkraft hat die Erde die Geſtalt eines an
den Polen abgeplatteten Rotationsſhäroids. Pendeln die Pole
hin und her, ſo wird das Waſſer, das ja einen Großteil unſeres
Planeten bedeckt, infolge ſeiner molekularen Anpaſſungsfähigkeit
die Form des Sphäroids einhalten können. Das Feſtland
da=
gegen muß, wenn es ſich dem Pol zu bewegt, immer weiter aus
dem Meer hervortauchen und umgekehrt, bei der Bewegung
gegen den Aequator, unter den Meeresſpiegel untertauchen.
Dieſe rein mechaniſchen Verſchiebungen rufen natürlich
gewal=
tige Umwälzungen auf der Erdoberfläche hervor, beeinfluſſen
die Verteilung von Land und Meer, überhaupt das
topo=
graphiſche Bild und ſelbſtverſtändlich auch das Klima. Der Leſer
mag daraus erſehen wieviele Probleme durch ſo eine dem Laien
vielleicht ſehr nebenſächlich erſcheinende „Maßanprobe” der Erde
aufgeworfen werden.
Um bei der Längenvermeſſung die auszuſtrahlenden
Sig=
nale einander anzupaſſen, müſſen allerdings noch bedeutende
Schwierigkeiten überwunden werden. Das gleiche gilt auch für
die homogene Signalaufnahme. Am meiſten Kopfzerbrechen
macht die ſogenannte Regiſtrierverzögerung, das iſt die Zeit, die
zwiſchen der Ausſendung und dem Empfang ein und derſelben
Zeitſignale auf der gleichen Station vergeht. Sie wird durch die
mechaniſche Trägheit der Apparateinzelteile und durch die
elek=
triſche „Anſchwingzeit” verurſacht. Aber das gehört ſchon zu
den Fachgeheimniſſen der aſtronomiſchen Maßſchneider unſerer
Erde, mit denen wir uns, um keinen Verwirrung zu ſtiften,
beſſer nicht befaſſen wollen.
Vortragsabend.
Fräulein Erna Volz=Darmſtadt hatte zu dem
Vortrags=
abend, den ſie geſtern im Feſtſaal der Loge gab, ein reiches
und abwechſlungsvolles Programm aufgeſtellt.
Mit ausdrucksvollen Gedichten von Otto Ernſt ſchuf ſich
die junge Künſtlerin bei den Hörern eine empfängliche und
geſammelte Stimmung. Es folgten zwei ſelten gehörte
ſer=
biſche Volksgedichte: aus der Sage von „Jvo und
Jelena” ſprach die melancholiſche Seele der Serben, während
das Lied von dem „Findling Simon” zu dramatiſch bewegter
Wirkung ſich erhob.
Aus Max Dauthendeys „Acht Geſichtern vom Liwaſee‟
las Frl. Volz die reizende Geſchichte von der Liebesfahrt, auf
der Kiri den Nachtregen regnen hörte in Karaſaki. Die
Erzäh=
lung iſt ſo rein und ſo duftig wie der perlmutterne Spiegel des
Sees und kam in der Wiedergabe zu ſchöner Wirkung.
Frl. Volz verfügt über eine wohlklingende, klare Stimme
und eine offenbar gründlich ausgebildete Sprechkunſt. Ihre
Ausſprache läßt jede Silbe und jeden Buchſtaben zu ſeinem
Recht kommen, und wird im Laufe der Zeit von der
ſchul=
mäßigen Ausbildung wohl noch freier werden. Ihre Begabung
iſt der dramatiſchen Bewegtheit zugeeignet.
Dem wertvollen, ernſten Teil ſchloß Frl. Volz einige neckiſche
Gedichte von G. Hochſtetter an.
Lebhafter Beifall und reiche Blumenſpenden dankten der
jungen Künſtlerin für ihre ſchönen Gaben.
I..
* Mainzer Skadttheaker.
Erſtaufführung:
„Robinſon ſoll nicht ſterben” von Friedrich Forſter.
Auch bei ſeiner Erſtaufführung blieb dem Stück „Robinſon
ſoll nicht ſterben” von Friedrich Forſter der Erfolg treu. Das
Publikum hatte ſeine helle Freude an dieſem das Altersſchickſal
Daniel Defoes, des Verfaſſers des Robinſon Cruſoe”, in den
Mittelpunkt ſtellenden Schauſpiels. Die Regie W. Rittſchers
verſtand es, die ernſten wie die heiteren Szenen richtig
aufeinan=
der abzutönen; einzelne Unebenheiten werden ſich bei weiteren
Aufführungen noch abſchleifen. Cajo Kühnly ſchuf die dem
Stil des Werkes angepaßten Bühnenbilder mit unterſchiedlichem
Gelingen. Geſpielt wurde recht hübſch, es gab eine Anzahl recht
guter Leiſtungen. Da iſt in erſter Linie Karl Fürſtenberg
in der ungemein packenden und eindrucksvollen Geſtaltung des
alten Defoe zu nennen. Die Figur ſeines Sohnes Tom, des
Säu=
fers und Spielers, lieh Hans Joachim Schifferdecker ſein
reiches Charakteriſierungstalent. Herbert Sebald zeichnete
den ſympathiſchen König in der ihm eigenen feinſinnigen Art.
Famos geſtaltete Elfriede Florin die kleine Maud, das gute
Geiſtchen des alten Defoe. Das Quintett der Jungen fand in
Erich Keddy, Franz Schnyder, Erika Seibert, Lulu Ohlenſchläger
und Karl Göbel eine kindlich unbekümmerte, treffliche
Darſtel=
lung. Gut auch am Platze Anni Peters (Waſchfrau). Auguſt
Springer (Hofmann), Gertr. Fiſcher (Haushälterin), Wulf
Ritt=
ſcher (Drinkwater), Wolfgang von Rotberg (Anſager). Auch die
Darſteller der kleinen Rollen entledigten ſich ihrer Aufgaben aufs
beſte. Das Publikum unterhielt ſich ausgezeichnet. Es gab viel
C. S.
herzlichen Beifall, oftmals auf offener Szene.
Kunſt, Wiſſenſchaft und Leben.
Be Die Goethe=Medaille für den ehemaligen
Direktor des Römiſch=Germaniſchen
Zentral=
muſeums in Mainz. Anläßlich des 80jährigen Beſtehens des
Römiſch=Germaniſchen Zentralmuſeums Mainz wurde dem ſeit
einigen Jahren im Ruheſtand lebenden 1. Direktor, Herrn
Pro=
feſſor Dr. K. Schumacher (jetzt in Bad Mergentheim) die Goethe=
Medaille für Wiſſenſchaft und Kunſt durch den Herrn
Reichspräſi=
denten verliehen, in beſondere Anerkennung ſeiner Verdienſte um
die deutſche Wiſſenſchaft und in der Leitung des Römiſch=
Germa=
niſchen Zentralmuſeums in Mainz.
* „Er ſpiell Fagott, ſie ſpielk Klavier!”
In einer Nürnberger „Troubadour”=Aufführung ſang
Guſtav Schützendorf aus München als Gaſt. Im Schlußchor:
„Es kann kein Gott ſie rauben mir”, was bekanntlich, wie bei
allen Opern, immer wiederholt wird, ſang der Gaſt mit ebenſo
ſchöner, als lauter Stimme: „Er ſpielt Fagott, ſie ſpielt Klavier”
was ihm außer dem ſchmunzelnden Beifall auf der Bühne auch
eine Strafe einbrachte.
Wie bei allen Opern, hat man aber auch dieſen Text im
Zuhörerraum nicht verſtanden.
Puck.
„Die Frauen um Napoleon” von Gertrude Aretz. Im Verlag
Das Bergland=Buch‟, Deutſche Vereinsdruckerei AG., Graz=
Wien=Leipzig=Berlin. 568 Seiten Großoktav,
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Ein Thema, das ſchon viele Biographen gereizt, aber ſelten
ſo geſchmackvoll behandelt wurde. Ein Buch, das ſich freihält
von Kammerdienergeſchwätz und ſich beſchränkt auf eine
biogra=
phiſche Darſtellung der weiblichen Bindungen, die auch im Leben
dieſes gewaltigen Mannes eine nicht unbedeutſame Rolls
Seite 4 — Nr. 11
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Mittwoch, 11. Januar 1933
R
Hellmuth hat ein Schweſierchen
bekommen
Rudolf Graßmann u. Frau
Annelieſe, geb. Förſter
z. Zt. Wöchnerinnenheim des
Alicehoſpitals.
JeWe
Hen e
jen
Dankſagung.
Für die vielen Beweiſe herzlicher
Teilnahme bei dem plötzlichen
Hin=
ſcheidenunſererliebenEntſchlafenen
Margarethe Heit
ſagen wir auf dieſem Wege
herz=
lichen Dank. Beſonders Dank den
Schweſtern fürihreliebevollePflege
ſowie den Vorgeſetzten und Perſonal
des Städt. Krankenhauſes
Darm=
ſtadt für die Niederlegung der
Kränze, den Mädchen für ihren
Ge=
ſang und Herrn Pfarrer Wagner
für ſeine troſtreichen Worte bei der
Ueberführung in ihre Heimat.
Ferner danken wir Heren Pfarrer
Högy für ſeine liebevollen Worte
am Grabe, ſowie allen Verwandten
und Freunden, die ihr die letzte ADam=u.Kinderkleid.
Ehre erwieſen.
Die tieſtrauernden Awert angef. Kirch=
Hinterbliebenen. Aſtraße 19,I. (148a
Crumſtadt, den 6. Januar 1933. (786
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Verchromen
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Dankſagung.
(Statt Karten.)
Für die liebevolle Teilnahme an dem Heimgange
meines lieben, unvergeßlichen Mannes ſage ich auf
dieſem Wege meinen herzlichen Dank, insbeſondere
Herrn Pfarrer Krämer für die troſtreichen Worte am
Grabe, ferner dem Reichsbund der Kriegsbeſchädigten
Ortsgruppe Groß=Bieberau und dem Gewerbeverein
für die letzte Ehrung, ſowie Kranz= und
Blumen=
ſpenden, und allen denen, die ihm das letzte Geleit
gaben.
In tiefer Trauer:
Eliſe Spatz
und Angehörige.
Groß=Bieberau, den 10. Januar 1933.
Dankſagung.
Für die vielen Beweiſe herzlicher Teilnahme bei dem
plötzlichen Hinſcheiden meines unvergeßlichen Gatten
und Vaters, ſage ich auf dieſem Wege herzlichſten
Dank. Insbeſondere danke ich Herrn Pfarrer Köhler
für die troſtreichen Worte am Grabe, ferner dem
Herrn Direftor der „Heag” für die Kranzniederlegung,
ſowie ſeinen Kollegen für die Kranzpende. Ich danke
auch dem Geſangverein „Sängerluſt” herzlichſt für
den erhebenden Grabgeſang und für die ſchönen
Abſchiedsworte des 1. Vorſitzenden. Ferner Allen
herz=
lichſten Dank, die ihm das letzte Geleit gaben.
Frau Luiſe Schardt Wwe.
Liebfrauenſtraße 99.
Dankſagung.
(Statt Karten.)
Für die vielen Beweiſe aufrichtiger Teilnahme beim
Heimgang unſeres unvergeßlichen, lieben Entſchlafenen
ſagen wir auf dieſem Wege unſeren herzlichen Dank,
insbeſondere Herrn Pfarrer Quak für die troſtreichen
Worte am Grabe, ferner der Krankenſchweſter für
die liebevolle Pflege und dem Eiſenbahnverein für
die Kranzniederlegung.
In tiefer Trauer:
Kathr. Kratz
Familie Fr. Dörr
und Angebörige.
Stockſtadt a. Rh., den 11. Januar 1933.
Dankſagung.
Für die wohltuenden Beweiſe herzlicher
Teil=
nahme beim Heimgang unſerer lieben
Ent=
ſchlatenen
Fräulein Margarete Penck
ſagen auf dieſem Wege innigſien Dank.
Die trauernden Hinterbliebenen.
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Mittwoch, 11. Januar 1933
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 11 — Seite 5
Aus der Landeshauptſtadt.
Darmſtadt, den 11. Januar 1933.
Direktor Dr. Adolf Schmidt 75 Jahre.
immerhin bedeutungsvollen Tag offiziell zu feiern, ſo ſoll er
doch Anlaß geben, des Mannes zu gedenken, der Jahrzehnte
hin=
durch in hervorragender Stellung dem heſſiſchen Staat und damit
dem heſſiſchen Volk gedient hat.
Direktor Dr. Adolf Schmidt iſt geborener Darmſtädter. Er
ſtudierte germaniſche und römiſche Phil. und Geſchichte in
Gießen und Straßburg und wurde im Jahre 1881 Akzeſſiſt an
der großherzöglichen Hofbibliothek in Darmſtadt. Bis zu ſeiner
Verſetzung in den Ruheſtand blieb Dr. Adolf Schmidt an der
Hofbibliothek, vom Jahre 1886 an als Sekretär, ab 1895 als
Hof=
bibliothekar, im Jahre 1904 wurde er Direktor der
großherzog=
lichen Hofbibliothek, deren Leitung er dann bis zum 31.
Dezem=
ber 1923 behielt.
Während ſeiner langen Berufstätigkeit hat Dr. Adolf Schmidt
eine große Reihe von Aufſätzen in wiſſenſchaftlichen Zeitſchriften,
hauptſächlich über die heſſiſche Landesbibliothek und ihre Schätze,
veröffentlicht. Auch Buchausgaben ſtammen von Dr. Schmidt,
u. a „Baron Hüpſch und ſein Kabinett‟ Darmſtadt 1905. Weiter
veröffentlichte er „Bucheinbände” aus dem 14. bis 19.
Jahr=
hundert in der Landesbibliothek Darmſtadt, und Bilderſchriften
in der Landesbibliothek Darmſtadt. Seine letzte ſchriftſtelleriſche
Arbeit über Miniaturen des Gerokodex erſchien im Jahre 1924.
Inſonderheit aber ſicherte ihm ſeine jahrzehntelange ordnende
und leitende Arbeit in unſerer Landesbibliothek den Dank des
geiſtigen und literariſchen Darmſtadt und darüber hinaus Heſſens.
— Hohes Alter. Am 12. Januar begeht Frau Amalie
Cre=
der geb. Blümler, Wwe., Michaeliſtr. 18, II. bei geiſtiger und
körperlicher Friſche ihren 86. Geburtstag. — Am 12. Januar
be=
geht der frühere Reichsbahnvorſchloſſer Eduard Wagner
Taunusſtr. 39, in noch guter körperlicher und geiſtiger Rüſtigkeit
ſeinen 75. Geburtstag. — Seinen 80. Geburtstag begeht am
14. Januar der Altveteran Herr Ludwig Schnorr,
Franken=
ſteinſtr 68. Aus Darmſtadt gebürtig, machte er den Feldzug 1870/71
beim Infanterie=Leibregiment Nr. 117 mit Er begeht ſein
acht=
zigſtes Wiegenfeſt in völliger geiſtiger und körperlicher Friſche.
— Epang. Martinsgemeinde Darmſtadt. Auf dem erſten
Vor=
tragsabend des neuen Jahres ſprach im vollbeſetzten Saal des
Gemeindehauſes Herr Pfarrer Köhler über das aktuelle Thema:
„Die Sekten der Gegenwart”. Nicht um eine Auseinanderſetzung
mit den Sekten handele es ſich, betonte der Redner eingangs,
ſon=
dern um Aufklärung und Feſtigung der Gemeindeglieder
gegen=
über ſektiereriſcher Agitation. Im erſten Teil des Vortrags wurde
das Weſen der Sekten als Kreis der Bekehrten im Unterſchied von
der Kirche als der allumfaſſenden Gemeinſchaft der die
Gnaden=
mittel Begehrenden dargelegt, die Lichtſeiten derſelben. Bibelleſen,
Gottesdienſtbeſuch, ſittlicher Lebenswandel, Opferwilligkeit,
Bru=
derliebe, die in der Großkirche nicht immer in demſelben Maße zu
finden ſind, anerkannt, andrerſeits als Schattenſeiten geiſtlicher
Hochmut und Richtgeiſt, vielfach Einſeitigkeit der Lehre,
willkür=
liche Schriftauslegung, Geltendmachungstrieb bezeichnet. Im
zwei=
ten Teil wurden einzelne Sekten, von welchen die Kirche in der
Gegenwart angefeindet wird, Adventiſten, ernſte Bibelforſcher oder
Zeugen Jehovas. Neuapoſtolsſche, chriſtliche Wiſſenſchaft, nach ihrer
geſchichtlichen Entſtehung und ihrer Eigenart eingehender
geſchil=
dert. Nach einem kurzen Dankwort des Leiters für den klaren, rein
ſachlich gehaltenen Vortrag und Mahnung an die
Gemeindeglie=
der zu reger Beteiligung am kirchlichen Leben klang der Abend aus
in den gemeinſamen Geſang des Liedes „Herz und Herz vereint
zuſammen”.
— Die VDA.=Frauenortsgruppe Darmſtadt macht auf den
zweiten Vortragsnachmittag dieſes Winters aufmerbſam. Frau
Henny Fleimes die Vorſitzende der Frauenortsgruppe Frankfurt
a. M. des VDA., ſpricht über „Baltikum von heute‟.
morgen, Donnerstag, den 12. Januar, nachm. 5 Uhr, in der
Traube”, Frau Fleimes unternahm auf Einladung der deutſchen
Hilfsverbände in Eſtland und Lettland eine Vortragsreiſe durchs
Baltikum, die ſie in Berührung mit allen führenden
Perſönlich=
keiten der deutſchen Kreiſe brachte — ſo, daß ſie den lebendigen
Eindruck bekam, einmal von der außergewöhnlich ſchweren Lage
der baltiſchen Deutſchen — aber auch von den ſtarken Kräften, die
um die Erhaltung deutſcher Kultur dort eingeſetzt werden,
Mit=
glieder, Freunde, Schüler und Schülerinnen ſind freundlich
ein=
geladen und herzlichſt willkommen.
Diät. Auf den heute abend 20 Uhr im Weißen Saal des
Reſt. Chriſt (Fürſtenſaal) Grafenſtraße, ſtattfindenden öffentlichen
praktiſchen Diätabend. Die Ernährung als Krankheitsurſache und
als Heilmittel” mit koſtenloſer Verabreichung von Koſtproben ſei
hiermit nochmals hingewieſen.
— Lieder= und Balladen=Abend. Es ſei hiermit nochmals auf
den heute abend 8 Uhr im Kleinen Haus ſtattfindenden
Lieder=
abend von Peter Schäfer hingewieſen. — Dieſer Sänger iſt durch
ſeine früheren Veranſtaltungen bei dem kunſtliebenden Publikum
Darmſtadts in beſtem Gedenken. Wer die früheren Konzerte des
Künſtlers beſucht hat, konnte beobachten, wie Peter Schafer von
Jahr zu Jahr zu immer größerem Künſtlertum heranreifte. Man
darf daher mit Recht auf den diesjährigen Abend beſonders
ge=
ſpannt ſein. Das Programm bringt Lieder von Brahms und
Mouſſorgsky, ſowie Balladen von Loewe. Am Flügel begleitet
Prof. Dr. Fr. Noack. Karten in der Muſikalienhandlung von
Chriſtian Arnold, am weißen Turm, und an der Kaſſe des
Kleinen Hauſes.
Heſſiſches Landestheater.
11. Januar Anf. 19½, Ende nach 22 Uhr. B 11 u. T Gr. 1—
Prinz Methuſalem.
Preiſe 0.60—5.— Mk. Donnerstag,
12. Januar 19½—2234 Uhr. C 12.
Roſe Bernd.
Preiſe 0.50—4.50 Mk. Freitag,
13. Januar Anf. 191 Ende vor 22½ Uhr. D 11.
Preiſe 0.70—5.50 Mk.
Der Freiſchütz. Kleines Haus Mittwoch,
11. Januar
15—171 Uhr.
Jans Wunderhündchen. Preiſe 0.40—2 Mk
20—213 Uhr.
Lieder=Abend Peter Schäfer. Pr. 1, 2 u. 3 Mk. Donnerstag,
12. Januar 19½—22 Uhr. Bühn.=Volksbund K.
Der Barbier vonSevilla, Preiſe 0.80—4.50 Mr Freitag,
13. Januar Anf. 19½, Ende geg. 22½ Uhr. Außer Miete.
Preiſe 0.60 u. 0.90 Mk.
Der Datterich.
Landestheater. „Prinz Methuſalem” mit neuen
Tanz= und Geſangseinlagen. Johann Strauß” melodiöſe Operette
Prinz Methuſalem”, die durch verſchiedenartige Einlagen (Fritzi
Jockl und das Tanzpaar Macke=Meudtner) bereichert, bei den
letzten Wiederholungen ſtarkes Intereſſe beim Publikum fand,
wird heute abend im Großen Haus wiederholt. — Da ſich bei der
letzten Aufführung von „Jans Wunderhündchen” ein ſo ſtarkes
Intereſſe des Publikums gezeigt hat, wird dieſes amüſante
Kinder=
märchen heute nachmittag noch einmal wiederholt. — Als
Ein=
führung zu den Richard=Wagner=Aufführungen des Jahres 1933,
des Jahres, in dem ſich zum 50. Male Richaid Wagners Todestag
jahrt, werden die „Meiſterſinger von Nürnberg” neu
in den Spielplan aufgenommen. Muſikaliſche Leitung: K. M.
Zwißler. Den Stolzing ſingt erſtmalig Joachim Sattler, die
Partie des Evchens Charlotte Krauß. — Für dieſe Aufführung
ſind die Gutſcheine 1, 3 und 4 beſchränkt gültig. Wahlmieten. Weih
nachtsmieten und Weihnachtsſchecks werden angenommen. — Die
Vorführung des Neo=Bechſtein=Flügels am Sonntag vormittag
findet nicht um 11.15 Uhr, ſondern um 11.30 Uhr ſtatt.
*Aerzte und Krankenkaſſen.
Von der Allgemeinen Ortskrankenkaſſe Darmſtadt=Stadt
er=
halten wir folgende Zuſchrift:
Der Verband der Kaſſenärzte, die wirtſchaftliche Organiſation
der Aerzte in der Provinz Starkenburg hat in einer
Entſchlie=
ßung. — veröffentlicht im „Darmſtädter Tagblatt” vom 8. Januar
1933 —. zu der Entſcheidung des Schiedsamtes über die
Honorar=
feſtſetzung der Kaſſenärzte für die Allgemeine Ortskrankenkaſſe
Darmſtadt=Stadt Stellung genommen. Der Wortlaut der
Ent=
ſchließung iſt geeignet, in der Oeffentlichkeit über die Bezahlung
der kaſſenärztlichen Leiſtungen irrtümliche Auffaſſungen
hervorzu=
rufen. Im Hinblick hierauf und mit Rückſicht auf die Wichtigkeit
der Sache fühlen wir uns daher verpflichtet. folgendes zu erklären:
Nach der bekannten Notverordnung des Herrn Reichspräſidenten
vom 26 Juli 1930 wurden die Ausgaben der Krankenkaſſen um
etwa 25 Prozent geſenkt. Die Senkung war aber in der Hauptſache
bei den Ausgaben für Krankengeld und Arznei bemerkbar. Sie
zielte alſo auf die Herabſetzung der Leiſtungen der Verſicherten.
während die Ausgaben für Arzthonorar durchſchnittlich bei weitem
nicht ſo ſtark ſanken, ja ſogar die Ausgaben für Krankenhauspflege
noch ſtiegen. Dagegen ſchrumpften die Einnahmen der Kaſſe mit
der Schrumpfung der Wirtſchaft und der zwangsweiſen Senkung
der Beiträge immer weiter zuſammen.
Zur Erhaltung der Krankenverſicherung war daher eine
als=
haldige Senkung der Ausgaben für Arzthonorar notwendig. Die
Forderung der Krankenkaſſen, dieſe Senkung durch Kürzung der
Gebührenſätze herbeizuführen, fand bei der Regierung kein Gehör.
Auch die Aerzteſchaft hatte inzwiſchen erkannt, daß die
Kranken=
verſicherung ſtark gefährdet iſt und damit auch die wirtſchaftliche
Grundlage der Aerzteſchaft. So kam es denn. daß die
Spitzenver=
bände der Kaſſen als auch der Aerzteſchaft neue
Vergütungsbe=
ſtimmungen mit Wirkung vom 1. Oktober 1931 vereinbarten.
Nach dieſem Vergütungsabkommen werden die geſamten
kaſſen=
ärztlichen Leiſtungen durch eine Kopfpauſchale abgegolten. Die
Kaſſe hat hiernach für jedes Mitglied, ohne Rückſicht darauf, ob
ein Arzt in Anſpruch genommen wird oder nicht, einen
beſtimm=
ten Betrag pro Kopf und Jahr zu zahlen. Maßgebend für die
Feſt=
ſetzung des Pauſchales ſind die Ausgaben für ärztliche Behandlung
des Jahres 1930. Auf dieſe ermittelten Beträge werden Abſchläge
in Höhe von 6 bis 20 Prozent gewährt, Außerdem müſſen die
Aen=
derungen des Grundlohnes der Verſicherten berückſichtigt werden.
Der Geſetzgeber hat hier zwingend vorgeſchrieben, daß eine
ſelbſttätige Anpaſſung des Arzthonorars an die wirtſchaftlichen
Verhältniſſe der Kaſſe und des Wirtſchaftsbezirkes, in dem ſie ſich
befindet. eintritt.
Soweit die formalrechtlichen Beſtimmungen, die natürlich nur
angedeutet werden konnten.
Die materiellrechtliche Auswirkung dieſer Vorſchriften im
Verein mit der Entſcheidung des Schiedsamtes iſt die, daß die
All=
gemeine Ortskrankenkaſſe Darmſtadt=Stadt für ärztliche
Behand=
lung im Jahre 1932 rund 280 000 RM. an den Verband der
Kaſſen=
ärzte zu zahlen hat. Außerdem hat aber die Kaſſe noch die von
den Kaſſenärzten beantragten Sachleiſtungen wie
Röntgenaufnah=
nahmen. Röntgentheravie. Höhenſonne uſw., ſoweit ſie von den
Kaſſenärzten nicht ausgeführt werden können, ſelbſt zu zahlen.
Dieſe Aufwendungen betragen rund 80 000 RM. Ferner kommt
noch hinzu, daß die Kaſſe die Koſten für bakeriologiſche.
hyſtolo=
giſche und ſerologiſche Unterſuchungen zu tragen hat, die etwa
3500 RM. betragen, ſo daß ſich die Geſamtaufwendungen für
ärzt=
liche Behandlung im Jahre 1932 auf etwa rund 363 500 RM.
ſtel=
len werden. Bei 20000 Mitgliedern hat alſo die Kaſſe vro Kopf
18.17 RM. aufzuwenden, während die Aufwendungen im Jahre
1914 nur 6,54 RM. betrugen Die Steigung alſo rund 180 Prozent
beträgt. Sie ſteht damit noch weit über dem Reichsdurchſchnitt und
auch im engeren Bezirk mit ihren Ausgaben an erſter Stelle. Der
Winkerhilfe der freien (privaken) Wohlfahrkspflege
Leider haben ſich die wirtſchaftlichen Verhältniſſe trotz aller
Bemühungen der zuſtändigen Stellen noch nicht ſo gebeſſert, daß
die private Wohlfahrtspflege neben dem, was die behördlichen
Stellen leiſten, von einer Beihilfe für die Notleidenden während
der Wintermonate hätte abſehen können.
Die freie oder private Wohlfahrtspflege ſetzt ſich zuſammen
aus den 6 Liga=Verbänden: Innere Miſſion, Caritas=Verband,
Iſrgelitiſche Wohlfahrtspflege, Heſſiſches Rotes Kreuz. Deutſcher
Paritätiſcher Wohlfahrts=Verband (Fünfter Verband), Chriſtliche
Arbeiterhilfe.
In Darmſtadt hat ſich der Winterhilfe, auch die Arbeiter=
Wohlfahrt angeſchloſſen.
Von dieſen 7. Verbänden hat jeder ſeine beſondere Eigenart
und Weltanſchauung, ſowie ſein Spezialgebiet. In der
Winter=
hilfe finden ſich dieſe verſchieden gearteten Verbände zu einer
Einheit zuſammen, und mit ihren vielſeitigen Erfahrungen und
Fähigkeiten bieten ſie eine erſchöpfende Möglichkeit zur
erfolg=
reichen Bearbeitung aller Fürſorge=Gebiete.
Die Organiſation iſt folgende: Jeder Verband entſendet
zu=
nächſt einen Vertreter in den Stadthilfsausſchuß, der die
allge=
meinen Richtlinien der Winterhilfe=Arbeit feſtlegt und
über=
wacht.
Zur Durchführung der praktiſchen Arbeit wurden folgende
Abteilungen geſchaffen:
1. Meldeſtelle, 2. Küchenausſchuß, 3. Familienhilfe, 4.
Be=
ſchaffungsausſchuß (der Materialien, Lebensmittel uſw.).
Alle Hilfeſuchenden erhalten auf der Meldeſtelle einen
Aus=
weis, mit dem ſie bei dem von ihnen gewählten Verband
vor=
ſtellig werden können. Dieſer übernimmt dann nicht nur die
Vertretung, ſondern auch die Betreuung, die entweder durch
Zu=
weiſung zu einer Winterhilfsküche oder zur Familienhilfe
ge=
ſchieht.
Dank der Gebefreudigkeit der Darmſtädter Bevölkerung,
ins=
beſondere der Induſtrie, ſowie dank der freiwilligen,
unentgelt=
lichen Hilfeleiſtung vieler getreuer Mitarbeiter war es möglich,
bis Ende 1932 ſchon recht Erſprießliches zu leiſten. Haben doch
die ſechs Winterhilfs=Küchen von Anfang September 1932 bis
Ende des letzten Jahres rund 130 000 Liter Eſſen an etwa 2500
Menſchen ausgegeben.
Die Familien=Hilfe hat im Dezember 1932 etwa 3000
Haus=
haltungen mit Brand, Kartoffeln, Textilien und Lebensmitteln
verſorgt.
Insgeſamt ſind bei der Meldeſtelle der Winterhilfe 5300
Haushaltungen als bedrängt gemeldet. Da man durchſchnittlich
eine Familie mit 3—4 Köpfen annehmen kann, ſo ergibt dies
etwa 18 000 Menſchen. Die Meldeſtelle ſtand den Bedrängten
zur Meldung offen von Anfang Oktober 1932 bis 13. Januar
1933.
Sollen alle als bedrängt gemeldeten Haushaltungen eine
kleine Beihilfe erhalten, ſo ſind noch große Geldmittel
erforder=
lich. Es wird um Ueberweiſung auf das Scheckkonto der
Winter=
hilfe e. V. Nr. 5600 bei der Städtiſchen Sparkaſſe oder
Poſtſcheck=
konto Frankfurt a. M. Nr. 70 190 gebeten.
Moderne Technik. Die Vortragsreihe, die Herr Dipl.=Ing.
Hartſtein im Rahmen der Volkshochſchule halten wird, bezweckt,
den tiefgehenden kulturfördernden Einfluß, den die Technik und
die naturwiſſenſchaftliche Forſchung auf den modernen Menſchen
gewonnen hat, in anſchaulicher und überzeugender Form an Hand
von Beiſpielen klarzulegen. Anmeldungen zum Beſuch der
Vor=
träge ſind umgehend an die Geſchäftsſtelle der Volkshochſchule,
Neckarſtr. 3. zu richten, da der Lehrgang bereits am Mittwoch,
den 11. Januar, beginnt.
— Heſſenſkikurſe im Schwarzwald. Die Schneeverhältniſſe im
nördlichen Schwarzwald ſind endlich ſo, daß man Skikurſe abhalten
kann. Am Sonntag beginnt der erſte Wochenſkikurſus auf dem
Kniebis. Gleichzeitig führt eine Wochenendfahrt hin, damit auch
die zeitlich eingeſchränkten einen Tag Winterfreude genießen
kön=
nen. Die beiden Fahrten werden in geheizten Sonderwagen
durch=
geführt. (Siehe Inſerat.)
Die Auszahlung der laufenden Zuſatzrenten für nicht im
Erwerbsleben ſtehende Schwerkriegsbeſchädigte.
Kriegshinterblie=
bene, Altrentner und Altrentnerinnen erfolgt am Samstag, den
14. d. M., vormittags von 8—12 Uhr durch die Stadtkaſſe.
Verband der Kaſſenärzte überſieht offenbar die kataſtrophale
Wirtſchaftslage und ihre Einwirkungen auf die Finanzen der
Kaſſe. Hierzu ein kleines Beiſpiel: Die Beitragseinnahmen für das
Jahr 1932 ſind gegenüber dem Jahre 1930 um 47 Prozent
zu=
rückgegangen, dagegen haben ſich aber die Aufwendungen für
ärztliche Behandlung nur um 37 Prozent gemindert.
Im übrigen ſei noch erwähnt, daß die Kaſſe ſelbſtverſtändlich
die Aufwendungen für Krankenhauspflegekoſten ihrer Mitglieder
und Familienangehörigen nach wie vor zu tragen hat.
Zuſammenfaſſend wird hiernach feſtgeſtellt, daß die
Aufwen=
dungen für ärztliche Behandlung noch weit über dem
Reichsdurch=
ſchnitt liegen und keineswegs den weſentlich veränderten
Wirt=
ſchaftsverhältniſſen angepaßt ſind.
Der Verband der Kaſſenärzte in der Provinz Starkenburg.
äußert ſich zu dieſen Ausführungen auf unſere Bitte wie folgt:
Die Entgegnung der Ortskrankenkaſſe Darmſtadt ſucht die
Entſchließung unſerer Mitgliederverſammlung durch eine nur dem
Sachkenner verſtändliche, dann aber kritiſch zu beurteilende
Ent=
gegnung zu verwirren.
Der Kaſſenarztverband erhält für 1932 von der
Ortskranken=
kaſſe nur noch rund 280 000 RM.. aus denen die geſamte
kaſſen=
ärztliche Arbeit aller Kaſſenärzte Deutſchlands, die für dieſe Kaſſe
tätig werden, bezahlt werden muß. Bei rund 50 000
Krankheits=
fällen im Jahre 1932 entfällt einſchließlich Röntgen. Geburten und
Operationen auf einen Krankheitsfall 5.60 RM. Von
den 280 000 RM. ſind rund 120 000 RM. Berufsunkoſten und bleibt
alſo den Kaſſenärzten für alle ihre verantwortungsvolle Arbeit
je Krankheitsfall nur ein Betrag von 3.20 RM. (Drei Reichsmark
20 Pfg.). Welche Leiſtung kann für dieſen Betrag noch geboten
werden? Erkennen die Kaſſenmitglieder nicht die Gefahr, die
ihnen droht? Bei dieſer maßloſen Entwertung ärztlicher Kunſt.
die vielen Aerzten ſchon heute nicht mehr die Lebensmöglichkeiten
läßt, muß jeder Unvoreingenommene einſehen, daß unſere
War=
nung vor den Folgen voll berechtigt iſt.
* Die Allgemeine Ortskrankenkaſſe Darmſtadt=Stadt hat uns
ihre oben wiedergegebenen Ausführungen unter Bezugnahme auf
8 11 des Preſſegeſetzes mit der Bitte um Abdruck überſandt. Dieſer
viel angezogene geſetzliche Paragraph enthält Beſtimmungen, durch
die die Zeitungen, die eine tatſächlich unrichtige Nachricht gebracht
haben, angehalten werden ſollen, eine tatſächliche Berichtigung.
für die beſtimmte Formen vorgeſchrieben ſind, zu veröffentlichen.
Wir wiſſen nicht, ob in der Ortskrankenkaſſe vielleicht gerade das
Preſſegeſetz verlegt war. Jedenfalls enthalten die
Ausführun=
gen der Krankenkaſſe lediglich eine Beſtätigung der Angaben, die
bei der von uns ſeinerzeit veröffentlichten Entſchließung des
Ver=
bandes der Kaſſenärzte eine Rolle geſpielt hatten. Die
Oeffentlich=
keit wird in dieſem Zuſammenhange nur eines lebhaft
intereſ=
ſieren: Die Ortskrankenkaſſe ſtellt ſelbſt feſt, daß für ärztliche
Be=
handlungen, Sachleiſtungen wie Röntgenaufnahmen uſw.. Koſten
für bakteriologiſche Unterſuchungen uſw. im Jahre 1932 insgeſamt
363 500 RM. aufgewandt worden ſind. Die Beitragseinnahmen der
Ortskrankenkaſſe für dasſelbe Jahr betrugen rund 1 300 000 RM.
Für arztliche Behandlung im weiteſten Sinne hat alſo die
Orts=
krankenkaſſe etwas mehr wie ein Viertel und weniger wie ein
Drittel ihrer Einnahmen aufgewandt. Nimmt man dazu, daß nach
den geltenden Sätzen für Arzneimittel und dgl. rund 240 000 RM.
aufgewandt wurden (das iſt natürlich nur eine Schätzung), ſo ſind
für die Patienten der Ortskrankenkaſſe immerhin erſt rund 600 000
RM. aufgewandt worden, zu denen dann allerdings noch die
Auf=
wendungen für Krankenhauspflege und dgl. hinzuzurechnen
wären, die aber das Geſamtbild kaum weſentlich ändern dürften.
Freiwilliger Arbeiksdienſt des
Skahlhelm B.3. 5.
Der Stahlhelm, Bund der Frontſoldaten, ſetzt im ganzen
Deutſchen Reiche ſich mit aller Kraft und den ihm verfügbaren
Mitteln dafür ein, ſeine erwerbsloſen Mitglieder im Freiwilligen
Arbeitsdienſt, möglichſt in geſchloſſenen Arbeitslagern
unterzu=
bringen und geeignete Kräfte bei Bewährung in
Führerſchulungs=
kurſen für die Aufgaben der kommenden Zeit vorzubereiten.
Der Landesverband Groß=Heſſen wird im kommenden
Früh=
jahr zunächſt drei große Arbeitsdienſtlager vorbereiten, in denen
etwa 450 Arbeitsdienſt=Freiwillige untergebracht werden ſollen.
Ein Arbeitslager mit etwa 190 Freiwilligen ſoll im Vogelsberg
(Oberheſſen) auf die Dauer von 3 mal 40 Wochen, ein anderes
etwa 120 Freiwilligen auf dem Gute Wickſtadt bei Friedberg
(Oberheſſen) auf die Dauer von 40 Wochen und ein drittes mit
etwa 150 Mann in Bad Schwalbach auf die Dauer von 3 mal 40
Wochen eingerichtet werden. Es handelt ſich um Forſt= und
Wege=
arbeiten, Bachregulierungen und Wieſenmeliorationen, alſo ſtets
um volkswirtſchaftlich wertvolle Arbeiten.
Als Trager des Dienſtes tritt in allen Fällen der Stahlhelm
B. d. F. mit ſeinen örtlichen Dienſtſtellen auf. Zugelaſſen werden
grundſätzlich nur junge Leute unter 25 Jahren; ältere Freiwillige
können nach den Beſtimmungen nur in beſchränkter Zahl
zuge=
laſſen werden, ſoweit ſolche als Gruppenführer mit einer
ent=
ſprechenden techniſchen Vorbildung Verwendung finden können.
Der Stahlhelm B. d. F. iſt bereit, auch ſolche
Frei=
willige in ſeine Arbeitsdienſtlager aufzunehmen, die
dem Bunde nicht angehören, wenn dieſe durch Bürgen
der Leitung empfohlen ſind. Aus dieſem Grunde können ſich junge
Leute aller Berufe, die zur Zeit erwerbslos ſind und ſich nicht auf
die Wohlfahrt verlaſſen wollen und ſich vor ernſter Arbeit nicht
ſcheuen, an den Stahlhelm wenden unter Angabe ihrer genauen
Anſchrift und den erforderlichen Perſonalangaben.
Außer den oben erwähnten Arbeitsdienſtlagern iſt im
Be=
zirke des Landesverbandes Groß=Heſſen die Einrichtung weiterer
Lager vorgeſehen. Zur Zeit werden die Vorarbeiten für 10 neue
Lager überprüft, deren Durchführung ſofort in Angriff genommen
wird ſobald die techniſchen Vorarbeiten beendet ſind und die
hier=
auf begründete Genehmigung durch den Bezirkskommiſſar für den
Freiwilligen Arbeitsdienſt vorliegt.
Der Wille zur Dienſtleiſtung im Freiwilligen Arbeitsdienſt
iſt in weiten Kreiſen der Jugend da, Möglichkeiten zur
volks=
wirtſchaftlich wertvollen Arbeit bieten ſich in ausreichender Zahl.
Möge die Reichsregierung baldmöglichſt Mittel und Wege finden,
ihre Einſchränkungsverfügungen wieder aufheben und die an ſich
nicht allzu großen Beträge in ihrem Haushalt freizumachen, um
den Freiwilligen Arbeitsdienſt zum mindeſten in der bisher
er=
reichten Höhe weiter fortzuführen.
— Reichsbund für Arbeitsbeſchaffung. Im Reſtaurant Chriſt
fand eine erſtmalige erweiterte Verſammlung ſtatt, zu welcher
zirka 30 Perſonen aus allen beteiligten Kreiſen erſchienen waren.
Herr Kölbach=Berlin erſtattete ein Referat über die Wege zur
Behebung der Erwerbsloſigkeit (Arbeitsloſigkeit an ſich gibt es
nicht), wobei er ſich hauptſächlich auf die Gedankengange Dr.
Dickels (ein Darmſtädter Kind) ſtützte. Auch er iſt der Anſicht,
daß die Ausgleichskaſſen der einzigſte Ausweg aus dieſem Chaos
ſind, die innerhalb eines Vierteljahres die Erwerbsloſigkeit
be=
ſeitigt haben können. Beſonders hervorgehoben wurde, daß Dr.
Gereke als Reichskommiſſar für Arbeitsbeſchaffung auf den
Dickel=
ſchen Gedankengängen aufbaut. Die hieſige Vereinigung für
Arbeitsbeſchaffung (dem Reichsbund korporativ angeſchloſſen)
tagt an jedem dritten Dienstag im Monat, abends 8 Uhr, im
gelben Saal. Sitte, Karlſtraße. Gäſte ſind daſelbſt gern
will=
kommen. Auskunft jeder Art im Büro Karlſtraße 66, 3. Stock.,
Fernſprecher 319:. Beitritt Erwerbsloſer (koſtenlos) erwunſcht.
— Heilsarmee. Am Donnerstag, den 12. Januar, wird der
neue Diviſions=Offizier aus Heidelberg, Major Habermann, und
Frau ſeine Willkommsverſammlung abends 8 Uhr in Schulzengaſſe
Nr. 3 halten. Der Major iſt ein langjähriger erfahrener Offizier
und ein ſehr guter Redner.
Seite 6 — Nr. 11
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Mittwoch, 11. Januar 1933
*Ein Drama in der Oaſe.
Der Scheich und die engliſche Lady. — Die geheimnisvolle Enkführung. — Wie die Lady gerekkek wurde.
Liebesroman in der Büfke.
Ein Drama, das ſich am Rande der Sahara, in der Nähe
der Oaſe Biskra, abgeſpielt hat, würde einen vorzüglichen Stoff
für einen romantiſchen Film abgeben, denn die handelnden
Per=
ſonen, die geheimnisvolle Oertlichkeit und die leidenſchaftliche
Handlung ſind nach den engliſchen Zeitungsmeldungen für einen
ſpannenden Tonfilm wie geſchaffen. Eine engliſche Lady uus
dem uralten Hauſe Somercat erregte durch ihr kühnes
Umher=
ſtreifen die Beſorgnis der Freunde. Sie blieb oft lange Zeit
weg und ſchien verſchollen, bis ſie plötzlich wieder heiter und
friſch erſchien und von ihren Bekanntſchaften mit Araberſcheichs
erzählte. Vor einiger Zeit geſchah es wieder einmal, daß ſie nicht
zurückkehrte Alle nahmen an, daß die Lady einen größeren
Aus=
flug gemacht hatte. Niemand, ſorgte ſich mehr um ſie, denn
alle früheren Verſchollenheiten der Lady waren günſtig
ausgegan=
gen. Es vergingen aber Tag auf Tag, ohne daß die kühne
Rei=
ſende ein Lebenszeichen von ſich gab. Schließlich wurden ihre
Freunde unruhig und beſchloſſen, ſie zu ſuchen. Unterwegs
er=
fuhren ſie, daß ein Araberſcheich offenbar eine große Leidenſchaft
für die ſchöne blonde Frau gefaßt hatte, und es ſickerten
Ge=
rüchte durch, daß die Frau gefangen gehalten werde. Staatliche
Mittel wollte man nicht anwenden, da man dadurch vielleicht
das Leben der jungen Lady gefährdet hätte. Ein Mann, der
die Sitten und Gewohnheiten der Araber gut kennt, erbot ſich,
allein auf eigene Fauſt die Rettung der weißen Frau zu
über=
nehmen. Ihre Freunde ſollten bewaffnet in der Nähe ſein, um
ihn zu ſchützen, falls bei der Flucht die Lady entdeckt würde.
Es war nicht einfach den Aufenthalt der Lady auszukundſchaften
und an ſie heranzukommen, ohne daß die Araber es merkten.
Als der Mann den Aufenthalt der Lady erforſcht hatte, ging er
ans Werk. Da er mit den Leuten bekannt iſt und viel Handel
mit Arabern treibt, ſo fiel es nicht auf, als er im Zeltlager
er=
ſchien. Er hatte ein nagelneues Gewehr bei ſich, das aufs
präch=
tigſte ausgeſtattet war und von dem er annehmen konnte, daß
der Scheich dafür Neigung haben werde. Tatſächlich hatte er
richtig gerechnet, denn der Scheich erklärte ſich ſofort zum Kauf
bereit. Um den Handel abzuſchließen, ließ ſich der Kaufmann in
das Zelt des Scheichs führen. Aber hier war niemand. Aus
einem Hüſteln erkannte er, daß abgetrennt von den anderen
Frauen eine einzelne Frau in einem kleinen Raum ſich
aufhal=
ten müſſe. Als der Scheich einen Augenblick das Zelt verließ,
nannte er flüſternd den Vornamen der Lady Digna, woraufhin
aus dem kleinen Verſteck ein unterdrücktes „Yes” erklang. Nun
wußte der Mann Beſcheid. Noch in derſelben Nacht gelang es
ihm, ſich an das Verſteck der gefangenen Frau heranzuſchleichen
und die Frau zu befreien. In raſender Eile rannten beide zu
dem Pferd des Kaufmanns und flohen. Aber ſchon hatten die
Araber die Entführung der Frau entdeckt und raſten hinter dem
flüchtenden Paar her. Als die Gefahr am höchſten war, erreichte
das Paar die Stelle, wo die Freunde, unterſtützt von zahlreichen
Soldaten, warteten. Nun wurden die Araber mit einer
Gewehr=
ſalve empfangen, und ebenſo ſchnell, wie ſie gekommen waren,
verſchwanden ſie. Die junge Engländerin hatte nicht mehr viel
Hoffnung gehabt, in die Ziviliſation zurückzukehren, denn ſie war
offenbar für den Harem des Scheichs auserſehen worden. Sie
hatte vorher mit dem Mann, der vorzüglich engliſch ſprach, ſich
des öfteren unterhalten, ohne daß ſie gemerkt hatte, daß er
Ab=
ſichten auf ſie hatte. Seine glühenden Blicke hielt ſie für den
Ausdruck eines Mannes der Wüſte. Sie glaubte auch nicht in
Gefahr zu ſein, da ſie immer wieder unbehelligt geblieben war.
Offenbar hatte aber der Scheich ſchon längſt ſeine Pläne über die
Entführung der Engländerin gefaßt und nur einen günſtigen
Augenblick abgewartet, um dies ohne Gefährdung durchführen zu
können. Die Lady wird in Zukunft kaum noch ihre Ausflüge in
die Wüſte ohne Schutz fortſetzen.
Schwurgericht.
Aw. Die erſte Sitzung der erſten diesjährigen
Schwurgerichts=
tagung, die am Montag unter Vorſitz von Landgerichtsrat Dr.
Lehr ſtattfand, mußte zwecks Ladung eines weiteren Zeugen
auf Dienstag vertagt werden. Es wurde unter Ausſchluß der
Oeffentlichkeit gegen eine junge Frau aus Hetzbach verhandelt,
die beſchuldigt wurde, in einem Alimentenprozeß, das das
Ju=
gendamt in Sachen ihres unehelich geborenen Kindes gegen einen
jungen Mann aus Schöllen führte, einen Meineid geleiſtet zu
haben, indem ſie jeden intimen Verkehr mit anderen Burſchen
als dem von ihr angegebenen Kindesvater ſtrickte verneinte. Das
Gericht iſt der Anſicht, daß die Angeklagte lediglich einen
fahr=
läſſigen Falſcheid geleiſtet habe und verurteilt ſie
des=
wegen zu vier Monaten Gefängnis. Mildernd kommt
ihre damalige Jugend, ſie war zu jener Zeit noch keine 18 Jahre
alt, in Betracht.
Gleich anſchließend wird gegen eine hieſige 42jährige Frau
wegen verſuchter vorſätzlicher Brandſtiftung verhandelt. Die
Frau, die in ihrem Leben noch nicht viel Gutes erlebt und
ge=
ſehen hatte, lebte zuletzt in einer ſehr unglücklichen Ehe. Ihr
brutaler Mann und die neun Stiefkinder machten ihr das Leben
zu einer ewigen Plage, insbeſondere die beiden älteſten
Stief=
töchter hetzten ſtändig und ließen es an der geringſten
Ehrerbie=
tung fehlen. Schon etliche Male war ſie durchgegangen und
immer wieder von dem Mann zurückgeholt worden. Auch im
Auguſt war ſie wieder nach einer ſolchen Flucht zurückgekehrt,
aber nur unter der Bedingung, daß die beiden Mädchen aus dem
Hauſe kämen. Der Mann hatte das auch zugeſagt, dachte aber
nicht daran, ſein Verſprechen zu erfüllen. In ihrer Verzweiflung
kam ſie auf die abſurde Idee, drei ihrer Betten, mit Petroleum
zu übergießen und anzuſtecken, d. h., ſie ſtellte drei brennende
Kerzen hinein, und ging aus der Wohnung aufs Feld. Sie gibt
heute, nachdem ſie anfänglich geleugnet hatte, alles zu. und
be=
hauptet, ſie habe etwas anſtellen wollen, damit ſie fortkäme,
lie=
ber habe ſie ins Gefängnis gewollt. Auch der Staatsanwalt wird
beeindruckt von dem namenloſen Elend dieſer Frau, beantragt
aber immerhin ſechs Monate Gefängnis unter Ankechnung der
Unterſuchungshaft. Das Gericht kommt jedoch zu einem
Frei=
ſpruch, da es der Anſicht iſt, daß die Frau, die nach dem
Gut=
achten des mediziniſchen Sachverſtändigen leicht ſchwachſinnig iſt,
mit ihrem ſchwachen Verſtand beſtimmt mit einer rechtzeitigen
Entdeckung des Brandes gerechnet hatte, alſo indirekt den Brand
des Hauſes wohl nicht wünſchte und wollte.
— Der Schwarze Traum, ein Spiel von Liebe. Scherz und
Ernſt, iſt zum Unterſchied vom „Blonden Traum” nicht mit
Li=
lian Harvey und Willy Fritſch beſetzt, ſondern kommt bei dem
Kolonialfeſt am 15. Januar zur Aufführung. Das Feſt wird
abends 7 Uhr durch dieſes Spiel eingeleitet. Anſchließend findet
Ball in ſämtlichen Räumen des Städtiſchen Saalbaues ſtatt.
(Näheres in der geſtrigen Anzeige.)
— Muſikverein. Die diesjährigen Proben beginnen mit einer
Gefamtprobe zur Schöpfung” am Freitag, den 13. Januar, abends
pünktlich 8 Uhr, im Vereinshaus. Wilhelm=Gläſſingſtr. 24, unter
Leitung von Herrn Dr. Schmidt=Iſſerſtedt. Stimmbegabte Damen
und Herren werden zur Mitwirkung eingeladen.
Kein Kaufmann und kein Beamter mehr ohne
Kurzſchrift=
kenntniſſe! Das iſt die Forderung der Induſtrie und der Behörden.
Darum empfhielt der Gabelsbergerſche Stenographenverein von
1861. die langen Winterabende zur Erlernung der deutſchen
Ein=
heitskurzſchrift zum eigenen Vorteil zu verwerten und an den
Donnerstag, den 12. Januar, in der Ballonſchule. Alexanderſtr.,
beginnenden neuen Anfängerkurſen teilzunehmen. Für ſolche, die
ſchon ſtenographieren können, werden Syſtemwiederholungs= und
Redeſchriftlehrgänge eingerichtet. Auch das Maſchinenſchreiben
nach der Zehnfingerblindſchreibmethode kann man bei dem
Ver=
ein in eigener Schule. Ballonplatz 7. erlernen. Wir verweiſen auf
die heutige Anzeige.
— In den Helia=Lichtſpielen läuft heute und folgende Tage in
Erſtaufführung ein ſpannender Kriminal=Tonfilm „Zigeuner der
Nacht” (Heute Nacht gehts los) mit Jenny Jugo, Hans
Brauſe=
wetter, Paul Kemp. Anton Pointner Paul Heidemann, Julius
Falkenſtein u. v. a. in den Hauptrollen. Zu dieſer amüſanten
An=
gelegenheit hat Paul Abraham, der Komponiſt von „Viktoria und
ihr Huſar”, eine ſchmiſſige Muſik geſchrieben.
Im Union=Theater wird heute zum letzten Male der
packende Tonfilm in deutſcher Sprache Verkaufte Liebe” mit
Joan Crawford, eine der erfolgreichſten Filmdarſtellerinnen und
Clark Gable vorgeführt.
Die Palaſt=Lichtſpiele zeigen nur noch zwei Tage den ganz
tollen Senſationsfilm „Der fliegende Tod‟ (Das Geheimnis des
ſchwarzen Falken).
— Reſi=Theater. Ab heute zeigt das „Reſi” den mit allgemeiner
Spannung erwarteten ſenſationellen Kriminalfilm „Teilnehmer
anwortet nicht” mit Dorothea Wieck. Guſtav Gründgens, Guſtav
Dießl, Oskar Sima u. a. m.
—Manſardeneinbrecher am Werk. Am Samstag, 7. Januar,
wurde im Hauſe Heinrichſtraße Nr. 11 und im Hauſe
Landwehr=
ſtraße Nr. 14 je ein Manſardeneinbruch verübt. In beiden Fällen
wurde das Dienſtperſonal geſchädigt. Es iſt mit aller
Wahrſchein=
lichkeit anzunehmen, daß ein Bettler als Täter in Frage kommt.
Dieſer wird wie folgt beſchrieben: Auffallend ſchmales häßliches
Geſicht, ſchwarzes zurückgekämmtes Haar, ohne Hut und ohne
Mantel. Er iſt etwa 20—25 Jahre alt und etwa 1,60—1,65 Meter
groß. Er trug dunklen Anzug. — In beiden Fällen hatte es der
Täter auf Geld abgeſehen. Außerdem ſtahl er noch eine Damen=
Armbanduhr mit ſchwarzem Ripsband, ſilber, weißes Zifferblatt,
ſchwarze arabiſche Zahlen. Der Deckel trägt das Monogramm
A. H. Vor Ankauf wird gewarnt.
Eiſen und Skahl.
Am Dienstag, den 10. Januar 1933, hielt auf Einladung des
Mittelrheiniſchen Architekten= und Ingenieur=Vereins Darmſtadt,
nach herzlicher Begrüßung durch den Vorſitzenden Miniſterialrat
Wagner, im gut beſuchtem Hörſaal 234 der Techniſchen
Hoch=
ſchule der Leiter der Beratungsſtelle für Stahlverwendung in
Düſſeldorf, Herr von Halem, einen Vortrag über das Thema:
„Eiſen und Stahl als Bau= und Werkſtoff in der
Geſchichte der Menſchheit‟. Der Vortragende bedauerte
es daß die Entwicklung der techniſchen Hilfsmittel Werkzeuge und
Werkſtoffe bei geſchichtlichen Betrachtungen gegenüber den
kriege=
riſchen Ereigniſſen vollſtändig in den Hintergrund treten, und man
im allgemeinen über die techniſchen Errungenſchaften der
ein=
zelnen Völker und Zeitepochen, die doch gerade das Fundament
jeglicher Kultur darſtellen, wenig wiſſen.
An Hand eines überaus intereſſanten und reichhaltigen
Licht=
bildmaterials gab der Vortragende ſodann einen Ueberblick über
die Entwicklung der Erzeugung und Verwendung des zweifellos
wichtigſten aller Werkſtoffe, des Eiſens bezw. des Stahls.
Be=
ginnend von den vor 3000 bis 4000 Jahre vor Chriſti erbauten
Pyramiden, bei denen bereits eiſerne Werkzeuge verwendet
wur=
den, zeigte der Redner, wie ſich in der Stahlherſtellung Erfindung
an Erfindung reiht, bis die gewaltigen Leiſtungen der modernen
Stahlinduſtrie möglich wurden. Es iſt intereſſant zu verfolgen,
wie mit jeder neuen Errungenſchaft auf dem Gebiete der
Eiſen=
erzeugung auch ſofort die Eiſenverwendung neue Gebiete ergreift.
Alle Errungenſchaften werden jedoch in den Schatten geſtellt durch
die Erfindung der Beſſemer Birne im Jahre 1856, durch welche
es erſtmalig gelang, ſchmiedbares Eiſen in flüſſigem Zuſtande aus
dem Roheiſen zu gewinnen. Dieſes Verfahren wurde 22 Jahre
ſpäter durch Sidney Gilchriſt Thomas auch für unſere
phosphor=
haltigen Erze nutzbar gemacht.
Als Stahl bezeichnet man heute alles ohne weitere
Nach=
behandlung ſchmiedbare Eiſen. Dieſer mit den vorzüglichſten
Eigen=
ſchaften ausgeſtattete Werkſtoff, der mit den heutigen Mitteln
praktiſch in jeder benötigten Menge hergeſtellt werden kann, hat
das geſamte Gebiet menſchlicher Arbeit grundlegend beeinflußt.
Für die Baukunſt iſt eine Entwicklungsperiode angebrochen,
die ſich ſcharf gegen die geſamte Vergangenheit ſeit Hamurabis
Zeiten abſetzt.
Im Ingenieurbau, im landwirtſchaftlichen Betrieb, im
Ver=
kehr, überall hat der Stahl ſeinen Einzug gehalten. Das iſt nicht
eine Modeerſcheinung, wie viele heute noch glauben, nein, es iſt
die zähe, fleißige Arbeit eines ganzen, unaufhaltſam vorwärts
ringenden Jahrhunderts, die hier zur Geltung und zum
künſtle=
riſchen Ausdruck kommt.
Im Anſchluß an den Vortrag wurde der Film „Ein Rieſe aus
Stahl”, der die Errichtung des größten Gebäudes der Welt, des
Empire Stats Buildings in New York in allen Phaſen zeigt,
vor=
geführt.
Derſelbe Vortrag konnte in einer beſonderen Veranſtaltung
am Vormittag des gleichen Tages auch den Beſuchern der Höheren
Landesbauſchule geboten werden.
— Warnung vor einem Schwindler! Am Donnerstag, 5. 1.,
iſt in der Altſtadt bei einer alten Frau ein Mann erſchienen, der
angab, von der Winterhilfe zu kommen. Er ſagte der Frau, daß
ſie von der Winterhilfe des „Evangeliſchen Wohlfahrtsdienſtes”
10 Zentner Briketts bekommen würde. Weiter erklärte der
Be=
trüger, daß die Frau für jeden Zentner 50 Pfg. bezahlen müſſe.
Die Briketts ſollten durch den Städtiſchen Fuhrpark angeliefert
werden. Da die Frau keine 5 Mk. hatte hat ſie an den Betrüger
nur 3 Mk. bezahlt, mit denen er auch zufrieden war. Er gab an,
die reſtlichen 2 Mk. würden ihr dann an der Unterſtützung in
Ab=
zug gebracht werden. Da die Frau Bedenken bekam, ging ſie zu
ihrem zuſtändigen Betreuer, um ſich nach der Richtigkeit zu
er=
kundigen. Dort mußte ſie erfahren, daß ſie einem Betrüger in die
Hände gefallen war. Der Täter hat eine Quittung und einen
Lieferſchein zurückgelaſſen, die er mit dem Namen „Frank”
unter=
zeichnete. — Der Unbekannte wird wie folgt beſchrieben: Etwa
1,60—1,65 Meter groß, 30—35 Jahre alt, von ſchlanker Geſtalt,
rundes, glatt raſiertes Geſicht. Er trug grauen oder braunen
Mantel, dunklen Hut und ſprach Darmſtädter Mundart. Wer
kennt den Betrüger?
Lokale Beranſtallungen.
Die hierunter erſchelnenden Notizen ſind ausſchließlich als Hinweiſe auf Anzeigen zu betrachten,
in keinem Falle irgendwie als Beſprechung oder Kritik.
Die Hauskapelle des Café Ernſt=Ludwig,
Kapellmeiſter Geiß, bringt am Mittwoch den 11. Januar, in einer
Beſetzung von acht anerkannten Darmſtädter Muſikern ein
aus=
erwähltes Programm=Konzert. Anſchließend ſpielt die ganze
Ka=
pelle zum Geſellſchaftsabend.
— Das Theater=Reſtaurant bietet beim
heu=
tigen Bockbierfeſt frohe und genußreiche Stunden. (Siehe Anz.)
— Reichshof. Heute, Mittwoch ab 20 Uhr: Karnevaliſtiſches
Konzert mit Ueberraſchungen durch Math. Weber,
Obermuſik=
meiſter a. D.
— Im Weißen Rößl (Eingang Georgenſtr.) findet ab
heute in den originell dekorierten Räumen Bockbierfeſt mit
Tanz=
einlagen ſtatt.
— Kleine rote Mühle, Eliſabethenſtr. 23 (Seitenbau),
täglich Konzert und Tanz.
Vereinskalender.
Train=Vereinigung 18. Heute abend
Jahreshaupt=
verſammlung im Hotel „Prinz Karl”.
Haſſche D Monc Der 1 Saudf ue.
Union=Theater: „Verkaufte Liebe”; Helia=Lichtſpiele: Zigeuner
der Nacht”; Palaſt=Lichtſpiele: „Der fliegende Tod”
Konzerte: Café Ernſt=Ludwig, Reichshof, Rote Mühle, Weißes
Rößl, Theater=Reſtaurant, Alte Poſt.
Aus Heſſen.
Dreikönigskreffen in Lichkenberg (9denwald).
am 8. Januar 1933.
Es iſt zur gern geübten Gewohnheit für die evangeliſche,
bündiſche Jugend geworden, das Dreikönigstreffen So zog auch
diesmal wieder eine ſtattliche Schar nach Lichtenberg, wo das
Treffen nun zum zweiten Male ſtattfand. Ungefähr 450
Jugend=
liche waren gekommen. meiſt Gruppen des Grünkreuzverbandes
und des Heſſenbundes, auch B.D.J.=Gruppen, die ſich mit dieſem
Treffen für das neue Jahr rüſten wollten. Es iſt immer ſchön dort
oben auf dem Schloſſe, einerlei, ob die Sonne ſcheint, ob Schnee
liegt, oder ob es auch regnen mag. Am Jahresbeginn die
Mit=
kämpfer zu ſehen, mit ihnen Pläne auszutauſchen, die „Neuen”
kennen zu lernen: Wenn es das nur wäre, wäre das
Dreikönigs=
treffen ſchon wert, es zu beſuchen. Aber jedesmal iſt dort viel zu
finden. Jugend mit dem Kreuz. evangeliſche Jugend iſt hier tätig
beiſammen. Mit einer ſchlichten Morgenfeier des
Landesjugend=
pfarrers Lic. v. d. Au im Anſchluß an das Joſua=Wort: „Siehe,
ich habe dir geboten, daß du freudig und getroſt ſeieſt”, begann die
Arbeit. Singen! Zu einer Gemeinſchaft ſich zuſammenſingen. und
man ſpürt, wie das Singen die verſchiedenſten Teilnehmer von
außen nach innen zuſammenbringt. Ueber den Freiwilligen
Ar=
beitsdienſt wurde geſprochen und über die Verantwortung der
evangeliſchen Jugendverbände. Für den erkrankten Referenten war
der Landesjugendpfarrer eingeſprungen und ſuchte zu zeigen.
wo=
rin das Neue. Verheißungsvolle des Freiwilligen Arbeitsdienſtes
beſteht. Die Jugend, die mit dem Herzen dabei iſt, will ſich neuen
Lebensraum ſchaffen und in dieſem neuen Lebensraum neue
Lebensart, will bewußt einfach und arm ſein, will ſich zur
Ein=
fachheit und Genügſamkeit erziehen und innerlich neu werden.
Deshalb iſt es die Aufgabe evangeliſcher Jugend, zu wirken; die
Freiwilligkeit iſt ihr pädagogiſch vorzüglichſter Wert und weiſt auf
die Weltanſchauungsbildung hin, ohne die eine Gemeinſchaft nicht
möglich iſt. Verbindung zum Wert ſchaffender Arbeit und
ſeeliſch=
geiſtiger Gemeinſchaftsbildung zu ſchaffen, iſt weſentliche Aufgabe.
In dieſem Sinne hat jeder ſich rüſten zu laſſen und ſeine Arbeit
zu tun. Eine lebhafte Gruppenbeſprechung — die Leitung der
Be=
ſprechung bei den Mädchen hatte die Verbandsjugendleiterin
Lindeholz — vertiefte die Gedanken des Referates. Zum Schluß
erzählte ein Walldorfer Teilnehmer von dem Freiwilligen
Arbeits=
lager der Bethelſchen Anſtalten. Nach der Mittagspauſe wieder
Singen. Und dann beſuchte Oberſchulrat Haſſinger, freudig
be=
grüßt, die Teilnehmer des Treffens und rief ihnen ein
ermuntern=
des Wort im Blick auf die Not des Jahres 1933 zu.
zuſammen=
zuſtehen und weiterzukämpfen und gab die Loſung: „Uns iſt bange,
aber wir verzagen nicht.‟ Die Erbacher Jugendgruppe bot ein
zunächſt etwas ſeltſam anmutendes, aber wirkungsvolles Spiel:
„Wovon der Menſch lebt” nach Tolſtoi. Es brachte den Gedanken
nachdrücklich zum Ausdruck, daß auch der Aermſte ſeinem Nächſten
mit Liebe in Not begegnen kann. Zum Ausklang verſammelte eine
Abendfeier die Teilnehmer in der Schloßkavelle. Die
Ausgeſtil=
tung hatte die Arheilger Jugendgruppe übernommen,
wäh=
rend der Landesjugendpfarrer noch einmal den Sinn des ganzen
Tages in ein Bibelwort zuſammenfaßte.
Da. Arheilgen, 10. Jan. Die Generalverſammlung
des Arbeiter=Geſangvereins „Treue” war ſehr gut
beſucht. Nach Verleſung der Niederſchrift der letzten
Generalver=
ſammlung erſtattete der Vorſitzende den Geſchäftsbericht, der eine
rege Vereinstätigkeit im letzten Jahre erkennen ließ. Der
Kaſſen=
bericht zeigte, daß der Verein trotz Not der Zeit auf geſunder
finanzieller Baſis ſteht. Die vom Vorſtand ausgearbeitete
Neu=
regelung der Beitragsfrage wurde abgelehnt, o daß der alte
Bei=
trag weiterhin erhoben wird. Die Vorſtandswahl ergab
ein=
ſtimmige Wiederwahl des ſeitherigen Vorſtandes. Für 25jährige
treue Mitgliedſchaft wurden drei Mitglieder geehrt; es ſind dies
Ludwig Brücher. Georg Petry und Heinrich Mampel,
denen die ſilberne Bundes=Ehrennadel überreicht werden konnte.
Da der Verein kurze Zeit ohne geſanglichen Leiter war, wurde
nach angeregter Ausſprache ein neuer Dirigent gewählt, ſo daß
die Chorſtunden wieder regelmäßig ſtattfinden können.
J. Griesheim. 10. Jan. Generalverſammlung der
Turnerſchaft e. V. Nach längerer ausgiebiger Ausſprache
über das vom Gaugruppenſpielausſchuß gefällte letzte Urteil (
Ab=
ſtieg in die niedere Handballklaſſe, trotz günſtigen Tabellenſtandes)
wurde von den etwa 200 anweſenden Mitgliedern dem Vorſtand
für ſeine bisher in dieſer Angelegenheit unternommenen Schritte
einſtimmig das Vertrauen ausgeſprochen. Gleichzeitig wurde
er beauftragt, gegen dieſes Urteil Einſpruch zu erheben und alles
zu tun, um dem Verein reſtlos zu ſeinem Rechte zu verhelfen.
Cp. Pfungſtadt. 10. Jan Hohes Alter. Am Mittwoch
kann die Witwe Valentin Clemenz 1.. wohnhaft Sandſtraße,
ihren 84. Geburtstag begehen.
F. Eberſtadt, 9. Jan. Zweites
Volksbildungskon=
zert. Zu dieſem Konzert fanden ſich als Ausführende Maja
Rodenbach (Klavier), Heinz Smith (Violine) und Hans
Undrä=Darmſtadt (Cello) zuſammen. Gleich bei der
Einlei=
tung, dem vierſätzigen Trio Opus 11, einer Schöpfung
Beet=
hovens, bewundernswert durch die feine Abwägung in der
Ver=
teilung der Themen auf die drei Inſtrumente, fiel den Gäſten die
Klangſchönheit auf, die nur die ſichere Kenntnis der Inſtrumente
erreichen konnte. Das Publikum hatte ſodann
drei Künſtler nacheinander als Soliſten ihres Inſtruments
be=
wundern zu dürfen. Hans Andrä=Darmſtadt zeigte in dem
Beethovenſchen Menuett, dem Schubertſchen Adagio und der
Dvo=
räkſchen Humoreske eine techniſche Meiſterſchaft auf dem Cello die
uneingeſchränkte Anerkennung verdient. Maja Rodenbach iſt
eine uns Eberſtädtern längſt bekannte, ſympathiſche
Klavierkunſt=
lerin von beſtem Ruf. In der E=Moll=Fantaſie für Klavier von
Chopin, ein Werk, das durch ſeine prächtigen Klangeffekte
ſon=
nige Heiterkeit ausſtrahlte, offenbarte ſich von neuem ihr hohes
Können. Schließlich vermittelte Heinz Smith, der uns
Eber=
ſtädtern ebenfalls ſchon längſt ein liebgewordener Künſtler iſt,
in dem Mendelsſohnſchen Konzert für Violine, beſtehend aus zwei
Sätzen, einem Allegro moderato und einem Adagio, einen
einzig=
artigen Genuß. Den Schluß des Konzerts bildete das aus dem
Nachlaß Beethovens, ſtammende Klaviertrio, in dem wir die
Künſtler noch einmal in ihrem Zuſammenſchluß hören durften.
Die Durchführung dieſes Werkes entſprach in allen Teilen dem
ſchon erwähnten Grad der Meiſterſchaft, deren ſich alle drei
Künſt=
ler rühmen durfen.
Bz. Reinheim, 10. Jan. Gemeinderatsſitzung. Es
haben ſich elf Holzhauer gemeldet, davon ſind acht erwerbslos,
einer iſt Kriſenempfänger und zwei ſind Zimmerleute. Es wird
beſchloſſen, ſämtliche Leute einzuſtellen und ihnen den Tariflohn
zu zahlen. Ratsmitglied Vonderſchmidt begründet einen Antrag
der Inhaber von Bauplätzen, die von der Gemeinde erworben
wurden, daß der Zinsſatz hierfür herabgeſetzt werden ſolle, und
zwar von 6 auf 4 Prozent. Es wird beſchloſſen, den Zinsſatz auf
5 Prozent herabzuſetzen, und ſollte das Reich in nächſter Zeit
all=
gemein den Zinsſatz ſenken, ſollen dieſe Zinſen ebenfalls
herab=
geſetzt werden.
Cr. Semd, 10. Jan. Ratsſitzung. Die Verpachtung eines
der Gemeinde gehörigen Gartens in der Heckengaſſe mit 11 Mk.
pro Jahr wird genehmigt. Ebenſo die Lieferung von Hafer für
das Faſelvieh. Verrechnung erfolgt auf Steuer. Gleichzeitig
nahm der Rat Kenntnis von einem Schreiben des Kreisamts,
worin mitgeteilt wird, daß die auf 20 Prozent beſchloſſene
Pacht=
ermäßigung von dort aus auf 10 Prozent feſtgeſetzt wird. Nach
kurzer Debatte wird die kommunale Winterhilfe mit 9 gegen 2
Stimmen abgelehnt. Weiter wird der Bürgermeiſter beauftragt,
zwecks Hereinbringung rückſtändiger Miete von einem der
Ge=
meinde gehörigen Haus, bei dem Kreiswohlfahrtsamt vorſtellig
zu werden. Da die Holzhauerarbeiten im nahen Wald ſchon ihrem
Ende entgegengehen, wird auch hier mancher Familie die
Ein=
nahme entgehen und die Zahl der Wohlfahrtsempfänger wieder
erhöht werden, zum Schaden der Gemeindekaſſe. Am 1. April
letz=
ten Jahres ſollte ein neuer Gemeinderechner dieſe Kaſſe
über=
nehmen. Jetzt iſt ſolche immer noch in Verwaltung der Tochter
des früheren Rechners. Ohne weibliche Sanftmut werden aber
auch von dieſer Dame wie von ihren männlichen Berufskollegen
ſonſtwo Steuermahnzettel uſw. ausgegeben. Zur Beitreibung
von Gemeindegefällen hat allerdings auch als unangenehmer Gaſt
letzte Woche der Pfandmeiſter in manchem Hauſe vorgeſprochen.
Das Leben der kleinen Landwirte ſowie Gewerbetreibenden wird
durch die ſchlechten Einnahmen und ungeheuren Abgaben immer
ſchwieriger.
Sxkäiltung, Halsentzündung, Grippe
Tapfiaoina
Sobeadef mit.
TTwarfen!
ASTNLLER
A
Mittwoch, 11. Januar 1933
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 11 — Seite 7
rei Junkersmaſchinen kransportieren ein ganzes Waſſerkraftwerk.
Aus Mainz und Rheinheſſen.
Die Geburk einer Skadk.
Auf der Inſel Neu=Guinea, im Zentrum des
neuentdeck=
ten Goldminengebietes, iſt eine neue Stadt im Werden begriffen.
Dieſe Zauberſtadt verdankt ihre Exiſtenz ausſchließlich dem
Flug=
weſen. Vom Zementſack bis zur Wohnungseinrichtung, vom
Elek=
trizitätswerk bis zur letzten Flaſche Wisky ſind ſämtliche notwen=
digen Gegenſtände und Maſchinen auf deutſchen Junkers=
Flug=
zeugen an Ort und Stelle geſchafft worden. Das Flugweſen hat
zum erſten Male ſeine Rolle als Städtebauer, im Urwald mit
Erfolg geſpielt.
Die britiſche Kolonial=Luftlinie nach und auf Neu=Guinea iſt
gegenwärtig beſonders wichtig. Seit dem Kriege gehört die eine
Hälfte der rieſigen Inſel zu England, während die andere Hälfte
bei Holland verblieb.
Bis zum Jahre 1927 war die Bedeutung Britiſch=Neu=
Guineas nur gering. Aber in dieſem Jahre wurden im
Diſtrikt Wau, bei dem Eingeborenendorf Bulako, große
Goldlager entdeckt.
Die Stelle liegt vierzig Meilen vom Meere, dem Golf Huon,
ent=
fernt. Dichter tropiſher Urwald, hohe Bergketten und zahlreiche
ungezähmte Flüſſe machen den Zugang nach dem Goldgebiet von
Bulalo faſt unmöglich. Zu Fuß brauchte man Wochen, um unter
den ungeheuerſten Strapazen nach den Minen zu gelangen. Eine
Eiſenbahn zu erbauen, wäre eine allzu koſtſpielige Kapitalanlage.
Nur das Flugzeug war berufen, hier Kulturträger im Urwald
zu werden. Die Fluggeſellſchaft „Guinea=Airways Ltd. wurde
gegründet und ihr die Aufgabe zugewieſen, das neue Goldland
Bulalo mit der Küſte in Verbindung zu bringen.
Man benutzte in den erſten Jahren engliſche und amerikaniſche
Flugzeuge mit Holzkonſtruktion, aber dieſe erwieſen ſich wenig
widerſtandsfähig. Das tropiſche Klima zerfraß förmlich das
Holz. Nun ging man dazu über, Ganzmetallflugzeuge von
Jun=
kers zu verwenden. Der Erfolg war überraſchend. Die
Junkers=
maſchinen überſtanden ebenſo die Härten des tropiſchen Klimas,
wie ſie auch bei den beſonders ſchwierigen Landungs= und
Start=
verhältniſſen des Urwaldes ſich als geeignet erwieſen. Mit drei
großen Junkers=Transportmaſchinen begann man auf Neu=Guinea
vor einiger Zeit die gigantiſche Aufgabe, den völlig von der Welt
abgeſchloſſenen Ort Bulalo und ſeine wertvollen Goldminen zu
koloniſieren.
Jetzt iſt es möglich, die Bilanz dieſer mühevollen Tätigkeit zu
ziehen.
Innerhalb von anderthalb Jahren haben die drei
Junkers=
maſchinen im Urwald von Neu=Guinea ein Werk
voll=
bracht, das einzig daſteht. Eine ganze Stadt verdankt ihre
Exiſtenz den drei deutſchen Flugzeugen.
Zement, Bauſteine, Werkzeuge, Hilfsmaſchinen, elektriſche
An=
lagen, ganze Kiſten mit Nägeln. Schrauben und Hacken wurden
von den Flugzeugen über vierzig Meilen Urwald und Gebirge
nach Bulalo gebracht. Der Häuſerbau und die Errichtung von
Gebäuden und Werkſtätten für die Goldgewinnung machten
raſende Fortſchritte.
Den Höhepunkt der Arbeit der drei Junkersmaſchinen
bil=
dete es, als dieſe vor kurzem ſämtliche Einzelteile eines
kompletten Waſſerkraftwerkes durch die Luft
herantrans=
portierten.
Dieſes Kraftwerk, das eine Stromſtärke von 4000 Kilowatt
be=
ſitzt, genügt vorläufig, um die Bedürfniſſe der Urwaldſtadt zu
befriedigen. Sämtliche Raupenſchlepper, Laſtautomobile.
Dampf=
maſchinen, mechaniſchen Sägereien und Schmelzöfen wurden
eben=
falls, in Einzelteile zerlegt, durch die Luft nach Bulalo geſchafft
und hier von ſachkundigen Ingenieuren montiert.
Die Kolonialbehörden von Neu=Guinea haben jetzt eine
Stätiſtik veröffentlicht, aus der deutlich ſichtbar wird, welche
un=
glaublichen Leiſtungen die drei Flugzeuge vollbracht haben. Das
eine davon hat 458 Flüge nach Bulalo unternommen, das zweite
ſogar 462, während das dritte, das meiſt den nahe liegenden Ort
Wau anflog, 287 Flüge zurücklegte und 900 Tonnen Ware
trans=
portierte. Zuſammen haben alle drei Flugzeuge 4000 Tonnen
Maſchinen und maſchinelle Hilfsmittel von der Küſte in das
ent=
legene Landesinnere gebracht. Dabei iſt zu berückſichtigen, daß
die Verhältniſſe, unter denen die Flieger auf Neu=Guinea zu
arbeiten haben, überaus ungünſtig ſind. Die Flugplätze ſind klein.
oft ſumpfig und vielfach mit einer dichten Hecke von Buſchwerk
bewachſen, das alle paar Tage neu entfernt werden muß.
Ein=
geborene Helfer ſtehen den Pionieren des Urwaldes nur in
be=
ſchränktem Maße zur Verfügung. In der Stadt Bulalo wohnen
heute ausſchließlich Weiße (etwa 2000), die in den Goldminen
arbeiten. Wegen der gewaltigen Schwierigkeiten ſchritt die
Gold=
ausbeute bisher auch nur langſam fort, trotzdem ſich der Ort
Bulalo ſelbſt als eine ganz moderne Stadt mit allem modernen
Komfort herausbildete.
Aber es iſt vorauszuſehen, daß die Zauberſtadt im Innern
von Neu=Guinea, die ihre Exiſtenz nur dem Flugweſen zu
ver=
danken hat, ſchon in den kommenden Jahren eine bedeutende Rolle
im Wirtſchaftsleben der großen Inſel ſpielen wird. Daß gerade
deutſche Werkmannsarbeit den Weg zur Eroberung des Urwalds
bahnte — auf dieſe Tatſache können wir mit berechtiatem Stolz
zurückblicken.
K. Velten.
D. Biblis. 10. Jan. Raubüberfälle. In den
Abend=
ſtunden der letzten Tage ereigneten ſich am Südrande unſeres
Dorfes und auf der Biblis—Bobſtädter Landſtraße dreiſte
Raub=
überfälle. Der mit dem Einkaſſieren von Zeitungsgeldern
beſchäf=
tigten Agentin verſuchte ein Unbekannter in einem dunklen
Sack=
gäßchen der Neugaſſe die Geldtaſche abzunehmen. Die Frau wehrte
ſich jedoch und ſchrie um Hilfe, worauf der Räuber unerkannt ins
freie Feld flüchtete. Auf der Bobſtädter Landſtraße wurde abends
eine Frau von zwei jungen Burſchen angehalten; da ſie aber kein
Geld bei ſich hatte, nach ernſthafter Bedrohung wieder freigelaſſen.
Am Abend des darauffolgenden Tages wurde erneut ein hieſiger
Einwohner auf dieſer Chauſſee angehalten, mit vorgehaltenem
Revolver bedroht und aufgefordert, ſeine Barſchaft abzugeben.
Der Ueberfallene konnte den Straßenräubern nur 1.70 Mark
aus=
händigen. Als man ſich überzeugt hatte, daß er keine weiteren
Wertſachen bei ſich habe, verſchwanden auch hier die Räuber
un=
erkannt. Die Gendarmerie iſt eifrig mit der Aufklärung dieſer
myſteriöſen Raubüberfälle beſchäftigt.
t. Gernsheim, 10. Jan. Ein neuer Pfarrer der
evangel. Gemeinde. Seit dem Fortzug des Herrn Dekans
Vogel, war die hieſige Gemeinde mehrere Monate lang ohne
Seel=
ſorger geweſen, der Gottesdienſt wurde von Seelſorgern der
Nach=
barſchaft abgehalten. — Am Sonntag war der denkwürdige Tag.
an dem die Gemeinde mit einem neuen Seelſorger beglückt wurde:
Pfarrer Lic. Dr. Stumpf wurde in ſein Amt eingeführt. Die ganze
evängeliſche Gemeinde nahm daran teil. Vom Kirchenvorſtand und
Suverintendenten Dr. Müller wurde der neue Pfarrer in das
Gotteshaus eingeführt. Der Kirchenchor ſang „Jauchzt alle Lande
Gott zu Ehr‟. Es folgte das gemeinſchaftliche Lied „Komm heilger
Geiſt”. Jetzt wurde der Geiſtliche zum Altare geleitet. Nach kurzem
Gebete des Superintendenten Müller, hielt er darauf eine zu
Her=
zen gehende Predigt. Seiner Predigt lag das Evangelium
Johan=
nes „Das Wort ward und wohnet unter uns” zugrunde. Der
Ge=
meinde iſt eine große Freude zuteil geworden, das Ganze zeugte
davon Schwer ſind die Aufgaben eines Pfarrers, der nicht nur
durch Predigt, u. dgl., wirken ſoll. ſondern auch an der Freude und
Sorge ſeiner anvertrauten Menſchen teilnehmen ſoll. Die ganze
Gemeinde ſoll an dieſem Tage geloben, dem neuen Geiſtlichen treu
und hilfreich zur Seite zu ſtehen. Alsdann führte er den neuen
Pfarrer mit kurzen Worten in ſein Amt ein, wies kurz auf ſeine
Arbeit hin. mit dem Wunſche, daß Gottes Segen ſeine Arbeit
be=
gleiten möge. Nach dem Lied der Gemeinde „Wach auf du Geiſt der
erſten Zunge” hielt Pfarrer Dr. Stumpf in bewegten Worten
ſeine Einführungsanſprache. Von den Worten Iſaias ausgehend:
Ein Licht komme, und die Herrlichkeit des Herrn geh auf über
dir”, zeigte er die Arbeit der Miſſionare, welche unter den größten
Opfern und Leiden in fernen Ländern das Wort verkünden So
wie dieſe in der weiten Welt, ſo könne jeder im Kleinen
Miſſions=
arbeit verrichten, wenn er durch Gebet, durch Beſuch des
Gottes=
dienſtes, die Verbreitung des göttlichen Gebetes fördere Als
neuer Pfarrer werde er für dieſe innere Miſſionierung alles tun.
beſonders auf die innere Ausgeſtaltung Wert legen, daß jeder gern
den Gottesdienſt beſuchen werde. Nicht allein als Prediger,
ſon=
dern auch als Seelſorger werde er ſeine Pflicht tun Um ſeine
Aufgabe auch zu erreichen, rufe er Gottes Segen herab.
Bc. Mainz, 9. Jan. Die neue Mainzer
Radrenn=
bahn. Vor einigen Jahren iſt die alte Mainzer Zementbahn
am Gautor, die von 1897 bis 1928 beſtand, Stadterweiterungs=
arbeiten und Straßenbauten zum Opfer gefallen. Damit ſchien
der Radrennſport in der Stadt Mainz, die lange Jahre auf
die=
ſem Gebiete führend war, erledigt. In der Stille arbeiteten aber
Mainzer Radſportfreunde unter Führung des früheren
Rennfah=
rers und Architekten Joh. Würtz an der Errichtung einer neuen
Mainzer Radrennbahn. Die Stadt Mainz gab den Radſportlern
Gelände am Fort Heſſen, dicht anſchließend an den Sportplatz der
Kaſteler Fußball=Vereinigung. Dort wurde in ſtiller Arbeit die
neue Rennbahn errichtet, die jetzt im Rohbau fertig iſt. Die
Bahnlänge beträgt 250 Meter. Kurvenhöhe und Steilheit laſſen
alle Arten von Rennen zu. Kurven und Längsſeiten bedürfen
nur noch des Bohlenbelags. Mit großen Mannſchaftsrennen
hin=
ter Motoren wird die Bahn im Sommer 1933 eröffnet werden.
Be. Mainz, 10. Jan. Im Gerichtsſaal verhaftet.
Der Arbeiter Jünger aus Worms wird ſeit Monaten wegen
Zeugengeldbetrugs von der hieſigen Staatsanwaltſchaft
ſteckbrief=
lich verfolgt. Es glückte ihm immer wieder, ſeiner Feſtnahme
durch die Wormſer Kriminalpolizei zu entgehen. Jetzt aber ereilte
ihn ſein Schickſal im Zuhörerraum der hieſigen Strafkammer.
Dort hatten ſich mehrere Geſinnungsgenoſſen von der Wormſer
KPD. wegen zahlreicher Fahrraddiebſtähle und Hehlerei zu
ver=
antworten. Dieſe Verhandlung wollte Jünger nicht verſäumen,
weshalb er hierher, fuhr und ſich im Zuhörerraum aufhielt. Er
wurde erkannt und durch einen Polizeibeamten feſtgenommen.
Das Jugend=Rolwerk in Oberheſſen auf dem Marſch.
Unter dem Vorſitz des Direktors des Arbeitsamtes Gießen,
Regierungsrat Dr. Bues, fand vorgeſtern vormittag im Gießener
Studentenheim eine Verſammlung zwecks Verwirklichung des
Jugend=Notwerks in Oberheſſen ſtatt. Zu der Tagung waren
Vertreter von Kreisverwaltungen, viele Bürgermeiſter,
Geiſt=
liche aller Konfeſſionen, Führer und Helfer im Freiwilligen
Ar=
beitsdienſt uſw. aus allen Teilen der Provinz Oberheſſen
erſchie=
nen. Regierungsrat Dr. Bues gab in einem grundlegenden
Re=
ferat vielfache Anregungen und Hinweiſe zur praktiſchen
Durch=
führung dieſes Hilfswerks. Er teilte u. a. mit, daß in Oberheſſen
rund 2000 Jugendliche zur Betreuung und Verſorgung durch das
Notwerk in Betracht kommen. Dabei handelt es ſich um die
täg=
liche berufliche, geiſtige und ſportliche Betreuung, aber auch um
die Gewährung eines täglichen kräftigen Mittageſſens für die
jungen Leute. Als Ergebnis der Verſammlung wurde ein
Ar=
beitsausſchuß unter dem Vorſitz von Syndikus Münch=Gießen
ge=
wählt, ferner wurden zur bezirksweiſen Durchführung des Jugend=
Notwerks in Anlehnung an die Nebenſtellenbezirke des
Arbeits=
amts Gießen eine Anzahl Kommiſſionen gewählt, die vor allem
die praktiſche Durchführung des Hilfswerkes in den Städten und
auf dem Lande, die Organiſation der Küchenbetriebe, die
Heran=
ſchaffung von Lebensmitteln aller Art durch Sammlungen bei der
ſtädtiſchen und der ländlichen Bevölkerung uſw. in die Hand
neh=
men ſollen. Es iſt die Einrichtung von etwa 20 Küchen geplant,
deren Betrieb in etwa 14 Tagen beginnen ſoll. Das Hilfswerk.
ſoll unter ſtrengſter Fernhaltung aller parteipolitiſchen
Beſtre=
bungen durchgeführt werden und lediglich unter dem
Geſichts=
winkel der ſozialen Hilfe ſtehen. In der ausgiebigen Ausſprache
kam allſeits volle Bereitſchaft zur Mithilfe an dieſem Werk zum
Beſten der notleidenden Jugend zum Ausdruck. Ein Auftruf an
die Bevölkerung zur Unterſtützung des Hilfswerks ſoll umgehend
veröffentlicht werden.
Das Fundament des deutſchen Offizier=Nachwuchſes.
(Nachdruck, auch auszugsweiſe, verboten.)
Auf dem Schreibtiſch in dem ſtillen Zimmer eines Hauſes
in der Bendlerſtraße türmen ſich die Akten. Zwiſchen dem Leſen
und Unterzeichnen plaudert der Offizier. Ueber dieſes und jenes.
Ein eleganter Mann. Ein guter Unterhalter. Ein
liebenswür=
diger, kluger, freundlicher Herr. Der Sachbearbeiter für die
Waffenſchulen. Und plötzlich iſt man im Thema, in ſeinem
Thema. Spricht von den Waffenſchulen, vom Offizier=
Nachwuchs des Reichsheeres, der Ausbildung.
Da geht es plötzlich wie ein Ruck durch den Major. Die
gerade Haltung wird noch um einen Bruchteil aufrechter, das
Auge ruht noch feſter auf dem Beſucher, die ſichere Stimme wird
noch ſchärfer, ſpricht faſt im Kommandoton. Er ſchiebt die Akten
beiſeite, er iſt in ſeinem Thema, in ſeinem Handwerk.
„In ein Syſtem der Unterordnung!”
„Der Entſchluß zum Offizierberuf iſt ein freiwilliger, aber
geboren aus markanter Feſtlegung. Jeder andere Beruf läßt
Zweige offen. Man kann ſich noch beim und nach dem Studium
entſcheiden, welchen Zweig man erwählen will, überall gibt es
verſchiedene Möglichkeiten und mehrere Chancen. Hier nicht.
Hier kann man ſich nicht nach dem Studium „umſehen‟ Hier
muß man es vorher gründlichſt tun. Das Wichtigſte: daß ſich die
jungen Leute, die den ſchweren und harten Beruf des Offiziers,
erwählen wollen, nicht von Blendungen beeinfluſſen laſſen.
Wann ſieht der junge Mann ſchon die Truppe? Wie es heute
iſt: leider nur bei Feſten und Paraden und ähnlichen Anläſſen.
Das gefällt, aber nur zu leicht täuſcht es über den harten
Charakter, zeigt nicht die vielen und vielfältigen Anforderungen,
die geſtellt werden und geſtellt werden müſſen. Wer zu uns will,
muß ſich bewußt ſein, daß er eintritt in ein Syſtem der
Unter=
ordnungen. Doppelt ſchwer und doppelt wichtig zu betonen in
einer Zeit, in der der Autoritätsgedanke vielfach abgelehnt wird.”
„Und wenn der Entſchluß nun feſtſteht, wie iſt dann der
Weg?”
„Bei den wenigen Offiziersanwärtern, die wir einſtellen
können, iſt die Ausleſe natürlich beſonders ſcharf. Die
Wiſſen=
ſchaftlichkeit des Berufes, die ohne weiteres heute
ein=
leuchtet, ich brauche nur an die Notwendigkeit ſo vieler
tech=
niſcher Kenntniſſe zu erinnern, macht die Forderung nach dem
Abitur zu einer sonditio sine aua non.
Auf Herz und Nieren .."
Die geiſtige und körperliche Ausleſe muß beſonders darauf
bedacht ſein, ein Offizier=Nachswuchs auszuſuchen, der dem
langdienenden Soldaten in jeder Weiſe überlegen iſt. Die
Ver=
hältniſſe des ſich meldenden Mannes werden durch zahlreiche
Rückfragen geklärt, die drei Tage dauernde pſycho=techniſche
Eig=
nungsprüfung erkundet den Mann auf Herz und Nieren, ſtellt
ihn vor die vielfältigſten Situationen, um ſeine Energie, ſeinen
Willen, ſeine Regktionsfähigkeit zu erproben. Durch den
Auf=
bau einer Befehlsreihe wird feſtgeſtellt, ob er Befehle behält,
genau und gründlich iſt und ſelbſtändig denkt. Das
Selbſtver=
ſtändlichſte und Primärſte iſt natürlich eine eingehende
körper=
liche Unterſuchung.”
„Und wenn das alles zufriedenſtellend ausfällt und der Mann
genommen wird?”
Dann wird er Soldat, kommt in die Truppe, jeder zu der
Waffengattung, zu der er ſich gemeldet hat. Da wird er dann
zuerſt einmal „hingeſtellt und gerade gemacht‟. Er lernt
Unter=
ordnung. Denn wer ſpäter einmal befehlen will, muß erſt ſelbſt
gehorchen können.
Das ſind die Fälle, wo gelegentlich einer „Leine zieht”, wo
ihm die Augen über die Schwere des Berufes aufgehen. Das
iſt das einzig Richtige, wenn er dann ausſcheidet. Wir tragen
es ihm nicht nach, ſind im Gegenteil froh darüber. Denn es iſt
eben nicht jeder berufen.
Der Marſchallſtab im Torniſter.
Dann wird der Mann ſo lange ausgebildet, bis er ſeine
Waffe beherrſcht. Sehr bald wird er dann ſelbſt vor Rekruten
geſtellt, um dieſe auszubilden. Hier iſt er dann ſchon Gefreiter.
Das dauert ungefähr ein Jahr. Dann kommt er als Unterführer
in die Volltruppe zurück, wird Unteroffizier und macht als
ſol=
cher ein halbes Jahr Unteroffiziersdienſt. In dieſer Zeit wird
er dann durch ſeinen Kommandeur zum Fahnenjunker ernannt.
Erſt jetzt hat er ein Anrecht darauf, Offizier zu werden. Daß
er bislang Offiziersanwärter war, gab noch keine Garantie
da=
für. Erſt als Fahnenjunker hat er dieſe und damit den „
Mar=
ſchallſtab im Torniſter”
Jetzt kommt die ergänzende Ausbildung auf den
Waffen=
ſchulen. Für jede Waffe gibt es eine beſondere: die
Infanterie=
chule in Dresden, die Artillerieſchule in Jüterbog, die
Kavallerieſchule in Hannover und die Pionierſchule in
München. Zwei Lehrgänge muß jeder Mann durchmachen,
jeder dauert ein Jahr. Der erſte Lehrgang iſt für alle Waffen
auf der Infanterieſchule, ſchließt ab mit der Fähnrichprüfung,
der zweite auf der Schule jeder Waffe ſchließt ab mit der
Offizierprüfung.”
Was wird auf den Waffenſchulen gelehrt?
„Im erſten Lehrgang wird das praktiſche und theoretiſche
Wiſſen vertieft, ſoweit es allen Waffen gemeinſam iſt, im
zwei=
ten Lehrgang kommt dann die Spezialiſierung. Hauptmoment
iſt natürlich: der Krieg, daneben: die ſchwere Friedensaufgabe.
Ueberall iſt der Unterricht auf den Erfahrungen des Weltkrieges
aufgebaut, alle theoretiſchen Grundſätze werden am praktiſchen
Beiſpiel erprobt. Es iſt ein Internatsleben, ein harter Dienſt,
der wenig Freizeit läßt. Denn nicht nur das Wiſſen ſoll
erwei=
tert, auch der Charakter geſtählt werden. Aus den Waffenſchulen
tächſt der Geiſt unſerer Offiziere und unſerer jungen
Reichs=
wehr, und ſie hat bewieſen, daß dieſer Geiſt kein ſchlechter iſt.
Taktik iſt ein wichtiges Unterrichtsfach, die Lehre vom
Zuſam=
menwirken der verſchiedenen Waffen und die Beherrſchung der
maßgebenden Führungsgrundſätze, ſchnelle Entſchlußfaſſung und
ſichere und klare Befehlsgebung. Dann: Geländekunde, die
Be=
urteilung auf ſeine militäriſche Brauchbarkei=, Orientierung,
Kartenleſen, Kartenzeichnen. Ferner: Kriegsgeſchichte,
Entwick=
lung großer Führerperſönlichkeiten. Hier wird den jungen
Leu=
ten der Satz eingehämmert:
„Männer machen Geſchichte‟.
Dann wieder: Waffenlehre, Stand und Entwicklung der
neuzeitlichen Kampfmittel, Schießlehre, Balliſtik, Luftſchutzweſen,
das ſich bei uns auf Luftabwehr beſchränken muß. Ein großes
Manko. Verſailles! Der Heerweſenunterricht iſt die Vorbereitung
auf den Lehrer= und Erzieherberuf, behandelt ferner die
Pflich=
ten, Lebens= und Standesauffaſſungen des Offiziers. Ueberall
natürlich auch Kraftfahrweſen. Alle Waffenſchüler lernen
Kraft=
wagen fahren ebenſo wie jeder reiten und vom Bock fahren
können muß. Jeder muß eine fremde Sprache beherrſchen.
Schließlich noch Staatsbürgerkunde, Militärverwaltungsweſen,
Sanitätsweſen, Geſundheitslehre, Leibesübungen, Reitdienſt,
viele Belehrungsreiſen, bei denen Induſtriewerke beſichtigt
wer=
den, Munitionsfabriken, Fahrzeugfabriken, Werke, die
Nachrich=
ten= Funkapparate herſtellen, techniſche Werke und Inſtitute,
militäriſche Anlagen, Schlachtfelder. In den zweiten Lehrgängen
noch die vielen einzelnen Erforderniſſe und techniſchen Dinge der
Spezialwaffe, mehrere Wochen lange Uebungen weg von der
Garniſon auf Truppenübungsplätzen.
All das zeigt ſchon, daß dem Mann nicht viel Freizeit bleibt,
daß er eingeſpannt iſt in ein Syſtem ununterbrochener Arbeii
und Schulung.
Dann, nach zwei Jahren, kommt er zur aktiven Truppe als
Offizier zurück. Ein harter und ſchwerer Weg bis dahin. Aber
wer ihn gegangen iſt, der iſt erprobt, in dem lebt der Geiſt, der
unſere junge kleine Reichswehr zu dem werden ließ, was ſie
heute trotz aller Stürme der Zeit geworden iſt. Zu einer Truppe,
der man zwar die Waffen, nicht aber den Geiſt und die Diſziplin
und die Kameradſchaft durch Verträge beſchneiden konnte.”
Mario Mohr.
Frankfurt a. M.
Mittwoch, 11. Januar
10.20: Schulfunk: Eine halbe Stunde beim Staatsauwalt.
15.15: Stunde der Jugend: Große Länderkämpfe (Fußballſpiele),
17.00: Konzert.
18.25: Univ=Prof. Dr. Pfeiffer=Belli: „Goethes perſönliche
Bezie=
hung zum Frankfurter Theater.
18.50: Zeitfunk.
19.30: Konzert des Funkorcheſters. Soliſt: O. Fanger (Tenor).
Anſchl. Walzer von Joſef Lanner, Leitung: H. Rosbaud.
21.20: Die Stillen im Land. Aus der Chronik des ſchlichten Lebens=
22.00: Zeit. Nachrichten, Wetter Sport.
22.20: London: Konzert der B.B.C.=Militärkapelle.
Königswuſterhauſen.
Deutſche Welle: Mittwoch, 11. Januar
71.30: Lehrgang für praktiſche Landwirte.
15.00: Kinderſtunde: Was Ihr wollt!
15.45: Dr. Ulbricht: Dichterbriefe.
16.00: Dr. Freyhan: Fauſt (Der Erlöfungsſinn des I. Teiles).
16.30: Hamburg: Nachmittagskonzert.
17.10: E. Splitt: Die deutſche Fliegertruppe, ihre Vorkämpfer
und Helden.
17.30: Dr. Ernſt: Religion.
17.55: Maria Peterſen: Mozart C=Dur=Variationen.
18.25: Prof. Dr. Dietrich: Philoſophiſche Arbeitsgemeinſchaft,
19.00: Franzöſiſch.
19.30: Das Gedicht.
19.35: Breslau: Konzert der Schleſiſchen Philharmonie.
20.30: Erdachte Geſpräche. Einleitung: Dr. Ernſt.
21.10: Sinfonie=Konzert des Berliner Philharm, Orcheſters=
22.20: Wetter=, Tages= und Sportnachrichten.
Anſchl. Köln: Nachtmuſik und Tanz.
Hauptſchriftleitung: Rudolf Mauve
Verantwortlich für Politik und Wirtſchaft: Rudolf Mauve; für Feuilleton, Reich und
Ausland und Heſſiſche Nachrichten: Max Streeſe: für Sport: Karl Böhmann;
für den Handel: Dr C H. Quetſch; für den Schlußdſenſt: Andreas Bauer; für
„Die Gegenwart”, Tagesſpiegel in Bild und Wort: Dr. Herbert Nette;
für den Inſeratenteil und geſchäftliche Mitteilungen: Willy Kuble;
Druck und Verlag: L. C. Wiitich — ſämilich in Darmſtadt
Für unverlangte Manuſkripie wird Garantie der Rückſendung nich t übernommen.
Die heutige Nummer hat 12 Seiten.
[ ← ][ ][ → ]Seite 8 — Nr. 11
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Mittwoch, 11. Januar 1933
Reich und Ausland.
Der falſche Filmdirektor.
Die Eröffnung der Ofkpreußen=Ausſkellung in Berlin.
Reichsinnenminiſter Dr. Bracht bei der Eröffnungsanſprad
des Marienburger Rathauſes, das aus der
ſe. — Vor dem Rednerpult ein Modell
deutſch=Ordenszeit ſtammt.
Eine Berliner Ausſtellung „Oſtpreußen, was es leidet, was es leiſtet” zeigt in eindrucksvollen
Bil=
dern, Statiſtiken und Modellen die große Not, unter der das Grenzland im Nordoſten des Reiches
ſeit dem Verſailler Vertrag zu leiden hat. Daneben aber wird auch geſchildert, wieviel dieſes
Nährland für das geſamte Reich bedeutet.
Frankfurt a. M. Kürzlich iſt hier ein
19jähriger junger Mann aufgetreten, der mit
ſeinem Künſtlernamen Charlie Jolſon heißt. Er
inſerierte in hieſigen Zeitungen: „Filmregiſſeur
ſucht einige Filmtalente. Bildofferten unter XY.
Porto für Rückſendung des Bildes iſt
einzuſen=
den.‟ Den Intereſſenten gegenüber ſtellte er ſich
als Direktor der Jolſon Film Corporation vor.
Er gibt vor, eine Filmnachwuchs=
Intereſſenge=
meinſchaft zu gründen und gibt außerdem eine
Filmzeitſchrift „Die Filmprominenten” heraus.
Als Aufnahmegebühr verlangt er zunächſt 3 RM.
Außerdem muß jeder Intereſſent monatlich
3 RM. als Beitrag bezahlen. Jolſon wollte dann
zweimalige Zuſammenkünfte in der Woche
ſtatt=
finden laſſen, in denen die Intereſſenten für
den Film ausgebildet und ſpäter auch
Probeauf=
nahmen gemacht werden ſollten. Der angebliche
Direktor Charlie Jolſon iſt von keiner
Film=
geſellſchaft beauftragt, entſprechende Talente zu
entdecken. Es ſei daher vor ihm gewarnt.
Statker Schneefall in München.
München. München bot am Dienstag früh
ein winterliches Bild. Nachdem den ganzen
Mon=
tag über heftiger Regen niedergegangen war,
ſetzte kurz nach Mitternacht Schneefall ein, der
bis in die Morgenſtunden anhielt. Am Dienstag
früh verzeichnete München die bisher höchſte
Schneedecke in dieſem Winter. Aus den Bergen
wird gleichfalls ergiebiger Schneefall gemeldet.
Neues Unglück in Premniß.
Rathenow. Im Werk Premnitz der JG.=
Farben ereignete ſich geſtern nachmittag zwiſchen
3 und 3,30 Uhr ein ſchweres Exploſionsunglück,
bei dem es wiederum eine Reihe von Schwer=
und Leichtverletzten gegeben haben ſoll. In der
ſogenannten Verſuchsabteilung zerſprang mit
lautem Knall ein größeres Leitungsrohr. Die
Trümmer richteten in weitem Umkreiſe große
Verwüſtungen an. Die Firma ließ das Werk
ſo=
for: nach dem Unfall ſperren, ſo daß es bisher
nicht möglich war, näher an die Unfallſtelle
her=
anzukommen.
Das geſtrige Exploſionsunglück in dem
Prem=
nitzer Werk der JG.=Farben ruft die Erinnerung
an den Tag im vorigen Monat hervor, an den
nicht weniger als 12 Perſonen durch eine
gewal=
tige Exploſion in einem ſeit Jahren nicht mehr
benutzten Flügel des Werkes getötet wurden.
Das Unglück ereignete ſich am 7. Dezember gegen
9 Uhr. Bauarbeiter waren damit beſchäftigt, eine
Halle umzubauen. Glücklicherweiſe hatten gerade
um die Frühſtückszeit eine Anzahl der in der
Halle Beſchäftigten ihre Arbeitsſtätte verlaſſen,
da ſonſt weit mehr Menſchen der Kataſtrophe zum
Opfer gefallen wären. Bis heute iſt es noch nicht
gelungen, die Urſache des Unglücks aufzuklären,
Urſprünglich hatte man angenommen, daß
Sauer=
ſtofflaſchen, die zum Schweißen von Trägern
be=
nutzt wurden, explodierten. Die Sachverſtändigen
erklärten aber, daß ſelbſt, wenn alle Flaſchen
geplatzt wären, die Wirkung nicht ſo verheerend
hätte geweſen ſein können.
Die Borunkerſuchung gegen Brolak.
Staatsanwaltſchaft erhebt Anklage
wegen Meineides.
Berlin. Der Unterſuchungsrichter des
Land=
gerichts II hat die Vorunterſuchung gegen
Direk=
tor Brolat abgeſchloſſen. Die
Staatsanwalt=
ſchaft III hat am Dienstag Anklage gegen
Bro=
lat wegen Meineids erhoben. Die ſtrafbare
Hand=
lung wird darin erblickt, daß Brolat am 30.
Ok=
tober 1929 zu Protokoll des Oberregierungsrats
Tapolski unter Eid bekundete, er habe ſeit
De=
zember 1928 unmittelbar bei der Firma Keller
u. Furch gekauft, habe die Direktoren der
Stadt=
bank nur dienſtlich und auch nur flüchtig gekannt
und von den Sklareks Geſchenke weder erhalten,
noch ihnen ſolche gemacht. Nach Anſicht der
Staatsanwaltſchaft ſind dieſe drei Punkte der
Ausſage unrichtig. Die Staatsanwaltſchaft ſteht
auf dem Standpunkt, daß ſich Brolat der
Un=
richtigkeit ſeiner eidlichen Ausſage bewußt
ge=
weſen iſt.
Zwölfhunderk Seiken Sklatek-Urkeil.
Am 28. Juni vorigen Jahres iſt von
Amts=
gerichtsrat Dr. Keßner, dem Vorſitzenden der
Strafkammer, das Urteil gegen die Brüder
Sklarek und Genoſſen verkündet worden. Jetzt
konnte aber erſt die ſchriftliche Ausfertigung des
Urteils mit der Begründung zu Ende gebracht
werden. Trotzdem wird es aber noch zwei Monate
dauern, bis den Verurteilten das Urteil
zuge=
ſtellt werden kann. Die Angeklagten haben in
Anbetracht des ſchon vorher zu erwartenden
aus=
führlichen Urteils darauf verzichtet, Reviſion
ein=
zulegen, ſie haben vielmehr ſofort ihre Strafen
angetreten.
Wie jetzt noch bekannt wird, umfaßt das
Ur=
teil 1200 Folioſeiten; und da jedem Angeklagten
und jedem Verteidiger ein Exemplar des Urteils
zugeſtellt werden muß, und außerdem noch eine
ganze Reihe von amtlichen Stellen an dem
Spruch des Gerichts intereſſiert ſind, wie z. B.
die Behörden, die ſich mit einer eventuellen
Diſziplinierung der verurteilten Beamten zu
be=
ſchäftigen haben, läßt ſich die Vervielfältigung
des Urteils auf ſchriftlichem Wege nicht
bewerk=
ſtelligen. Zu dem Umdruckverfahren ſind bei dem
Umfang des Urteils von 1200 Seiten etwa acht
Wochen Arbeitszeit notwendig, ſo daß alſo der
Monat März heranrücken wird bis das Urteil
dieſes Senſationsprozeſſes den Intereſſenten
zu=
geleitet werden kann. Die Anklageſchrift war
be=
kanntlich in fünf Bänden erſchienen und umfaßte
etwa 750 Seiten.
Bert Hinkler noch immer verſchollen.
London. Von dem Auſtralienflieger Bert
Hinkler hat man bis heute, 3½ Tage nach ſeinem
Start zu einem Rekordflug nach Auſtralien, noch
immer keine Nachricht. Man befürchtet, daß
Hink=
ler in den Alpen verunglückt iſt.
Hindenburg auf der Oſtpreußen=
Ausſktellung.
Berlin. Reichspräſident von Hindenburg
beſüchte geſtern vormittag um 9,30 Uhr die vom
Reichsverband der heimattreuen Oſt= und
Weſt=
preußen veranſtaltete Ausſtellung „Oſtpreußen,
was es leidet, was es leiſtet” im Zentral=Inſtitut
für Erziehung und Unterricht, und verweilte in
ihr eine volle Stunde. Er wurde von
Oberregie=
rungsrat Hoffmann, dem Vorſitzenden des
Reichs=
verbandes begrüßt und in Begleitung des
Lan=
deshauptmanns der Provinz Oſtpreußen, Dr.
Blunk, und Profeſſor Dr. Scheu von der
Han=
delshochſchule in Königsberg durch die Ausſtel=
Bukareſt, 10. Januar.
Ein ſchwerer Zugzuſammenſtoß ereignete ſich
unweit des Bukareſter Nordbahnhofs auf der
Strecke nach Crajova. Dort ſtießen Dienstag früh
gegen 8 Uhr ein Schnellzug und ein Perſonenzug
in voller Fahrt zuſammen. Die Wagen des
Per=
ſonenzuges wurden aus den Schienen geworfen,
ſünf Wagen ſind vollſtändig zertrümmert. Die
Zahl der Opfer läßt ſich bisher noch nicht
end=
gültig feſtſtellen, doch fürchtet man, daß ſie ſehr
erheblich iſt, da der Zug überfüllt war.
Von Bukareſt ſind ſofort Hilfszüge an die
Unglücksſtelle abgegangen. In Automobilen und
Autobuſſen verſuchen die Angehörigen der
Fahr=
gäſte, des verunglückten Perſonenzugs, möglichſt
raſch zur Stelle zu ſein. Umfangreiche
Sicher=
heitsmaßnahmen ſind von den Behörden
getrof=
fen worden, um einen reibungsloſen Ablauf der
Rettungsarbeiten zu ermöglichen. Die
Rettungs=
arbeiten ſind ſehr gehemmt, weil ſtarker
Schnee=
fall, der bereits ſeit zwei Tagen anhält, den
Zu=
gang zur Unglücksſtelle erſchwert. Falls es nicht
gelingen ſollte, die unter den Trümmern
be=
grabenen Verletzten raſch zu bergen, iſt die
Ge=
fahr groß, daß ſie einſchneien und erfrieren.
Der Peſter Lloyd bringt Einzelheiten über
das Eiſenbahnunglück in der Nähe von Bukareſt.
Danach erlitt geſtern früh etwa 12 Kilometer von
Bukareſt entfernt der Perſonenzug einen
Ma=
ſchinenſchaden. Der Lokomotivführer wußte, daß
der auf derſelben Strecke folgende Schnellzug
lung geführt. Der Reichspräſident beſichtigte alle
Abteilungen mit dem größten Intereſſe und ließ
ſich insbeſondere über Landwirtſchaft, Induſtrie
und Handwerk in Oſtpreußen an Hand der
aus=
geſtellten Gegenſtände ausführlich Vortrag
hal=
ten. Auch die mit der Ausſtellung verbundene
und vom Zentralinſtitut veranſtaltete Schau von
Arbeiten aus der Unterrichtstätigkeit von Stadt=
und Landſchulen des Kreiſes Preußiſch=Holland,
fand lebhafte Beachtung des Reichspräſidenten.
Er äußerte ſich ſehr anerkennend und befriedigt
über die Ausſtellung und den großen Beſuch, den
ſie bisher aufzuweiſen hat und ſprach zum Schluß
die Hoffnung aus, daß ſie ihre Aufgabe erfüllen
und der Provinz Oſtpreußen zum Segen
ge=
reichen möge.
etua 20 Minuten hinter ihm lag und hielt
ſei=
nen Züg an. Der Führer des Schnellzuges aber
hatte die fahrplanmäßige Geſchwindigkeit
bedeu=
tend überſchritten, ſo daß der Zeitabſtand nicht
eingehalten wurde. In der Dunkelheit fuhr der
Schnellzug mit einer Geſchwindigkeit von 60
Stundenkilometern in die letzten Wagen des
Perſonenzuges hinein. Fünf Wagen dritter
Klaſſe, in denen ſich größtenteils Bauern
befan=
den, wurden völlig zertrümmert. Hilfszüge,
Laſt=
kraftwagen, Militär, darunter techniſche
Trup=
pen, wurden aufgeboten, um die Verwundeten
aus den Trümmern zu bergen und in die
Kran=
kenhäuſer zu bringen. Bis zu den Mittagsſtunden
wurden 10 Tote und 25 Schwerverletzte geborgen.
Die Nachricht von der Eiſenbahnkataſtrophe
hat in Bukareſt ungeheure Erregung
hervorge=
rufen. Miniſterpräſident Maniu begab ſich ſofort
an die Unglücksſtätte und der König wurde
ſo=
fort telegraphiſch von dem Unglück in Kenntnis
geſetzt. Die Rettungsarbeiten ſind in vollem
Gange, doch bietet die Unglücksſtelle nach
ſtun=
denlangen Aufräumungsarbeiten noch immer
einen furchtbaren Anblick.
Das Perſonal des Schnellzuges iſt verhaftet
worden, da man ihm die Schuld an dem Unglück
beimißt. Wie bekannt wird, iſt der Perſonenzug
nicht im Schnee ſtecken geblieben, ſondern das
Unglück iſt darauf zurückzuführen, daß der
Per=
ſonenzug infolge Defekts an der Lokomotive auf
offener Strecke halten mußte und der Schnellzug
früher als fahrplanmäßig herankam. — Eine
ſtrenge Unterſuchung iſt eim Gange.
Finniſche Seeſeſtlung in die Luft
geflogen.
Berlin. Die finniſche Seefeſtung Mac Elliot
iſt, wie die „B.3.” meldet, in die Luft geflogen.
In der Feſtung war ein Großfeuer ausgebrochen,
das die Munitionslager ergriff. Dieſe
explodier=
ten. Die Annäherung der Löſch= und
Rettungs=
ſchiffe an dem Unglücksort wird durch einen
ſchweren Schneeſturm behindert.
Die Feſtung liegt auf einer Inſel etwa 30
Kilometer von Helſingfors entfernt. Wie das
Blatt weiter meldet, ſieht man vom Feſtland aus
beſtändig ungeheuere Feuergarben zum Himmel
ſchießen „und man hört das Dröhnen ſchwerer
Exploſionen. Sieben Kaſernen und große Teile
der Feſtungsbauten ſollen zerſtört ſein. Man
be=
fürchtet ſchwere Verluſte an Menſchenleben.
Zu dem Großfeuer erfahren wir weiter: In
einer der größten finnländiſchen Feſtungen Mac
Elliot, 16 Seemeilen weſtlich von Helſingfors,
brach in der Nacht zum Dienstag ein rieſiger
Brand aus. Infolge des raſenden Schneeſturms
war es unmöglich, das Feuer zu löſchen. Bisher
wurden ſieben große Kaſernen und wertvolle
Feſtungsanlagen zerſtört. Gegen zwei Uhr ließ
das Feuer etwas nach. Mehrere Gebäude ſtehen
noch in Brand. Die Brandurſache iſt noch
un=
geklärt. Es ſind zwei Brandherde feſtgeſtellt
worden.
Eine amtliche finniſche Erklärung.
Helſingfors. Zu den Nachrichten über
eine ſchwere Exploſions= und Brandkataſtrophe
auf dem Inſelfort Mac Elliot im Bereich der
Seefeſtung Speaborg erklärt die finniſche
Tele=
graphenagentur: Auf der Inſel Mac Elliot, auf
der zurzeit nur ein unbedeutendes
Militärkom=
mando ſtationiert iſt, ſind ſieben Holzbaracken
durch Brand zerſtört worden. Die
Befeſtigungs=
werke ſind längſt demoliert und der Inſel kommt
keinerlei militäriſche Bedeutung mehr zu. Bei
dem Brand iſt niemand getötet oder verletzt
worden.
Wieder zwölf Leichen aus der
„Aklankique” geborgen.
Paris. Aus dem Dampfer „Atlantique‟
wurden im Laufe des Montag wieder 12
Lei=
chen geborgen, ſo daß nunmehr insgeſamt
vier=
zehn Opfer gefunden wurden. Zehn von ihnen
können nicht mehr erkannt werden. Entgegen der
urſprünglichen Abſicht wird das Schiff noch nicht
ins Trockendock geſchleppt. Es ſoll vielmehr
ſo=
lange im Hafenbecken liegen bleiben, bis die
Sachverſtändigen feſtgeſtellt haben, ob es ſich
er=
möglicht, das Schiff wieder in Stand zu ſetzen.
Andernfalls werden die Maſchinenanlagen und
alle ſonſtigen brauchbaren Einrichtungen
heraus=
genommen und der Rumpf als altes Eiſen
ver=
kauft. Dann wäre das immerhin koſtſpielige
Ein=
docken nicht notwendig.
Die Hilfsmaßnahmen für z„Malygin”
Moskau. Nachdem ſich der Sturm gelegt
hat, iſt die Mannſchaft des havarierten ruſſiſchen
Eisbrechers „Malygin” an Bord zurückgekehrt.
Das Frachtgut des Schiffes wird zur Zeit durch
Schaluppen gelöſcht. Die Mannſchaft trifft
Vor=
kehrungen, um bei Ankunft von Hilfsſchiffen den
Eisbrecher frei zu machen. Der von Murmanſk
ausgelaufene Eisbrecher „Lenin” und der
Damp=
fer „Ruslan” werden heute oder morgen an
der Unfallſtelle eintreffen.
Die Leiche des Schiffsarztes der „Niobe‟
geborgen.
Kiel. An der Küſte von Süd=Laaland war
eine Leiche angetrieben worden, in der man
einen Toten der „Niobe” erkannt hat. Das
Ar=
tillerieſchulboot „Drache” hat die Leiche nach Kiel
übergeführt, wo der Tote als der Schiffsarzt der
„Niobe”, Marineoberſtabsarzt Dr. Sander,
er=
kannt wurde. Nach einer Trauerfeier in Kiel=
Wick wird die Leiche des Toten nach Hofgeismar
übergeführt.
Profeſſor Dr. Hugo Zöllner geſtorben.
München. Infolge eines Gehirnſchlages
ſtarb hier Profeſſor Dr. Hugo Zöllner, kurz vor
Vollendung ſeines 81. Lebensjahres. Mit ihm iſt
eine einzigartige Erſcheinung der deutſchen
Journaliſtenwelt dahingegangen. Er war nicht
nur Journaliſt, ſondern auch Forſcher und
Kolo=
nialpionier und in der Geſchichte des Erwerbes
der deutſchen Kolonien ſteht der Name Zöllner
an ehrenvoller Stelle. Sein Lebensweg hat ihn
in große Teile der ganzen Welt geführt und in
ſeinen zahlreichen Büchern konnte er von Afrika
und Amerika, von der Südſee, von Indien und
von Aegypten erzählen.
Die bayeriſche Regierung hat die
Ungewöhn=
lichkeit dieſes Mannes, der einſt auch mit
Bis=
marck auf vertrautem Fuße ſtand, anläßlich
ſei=
nes 70. Lebensjahres durch die bis dahin keinem
anderen Journaliſten zuteil gewordene
Ver=
leihung des Profeſſortitels anerkannt.
Poſtraub.
Landau (Jſar). Am Montag abend gegen
7 Uhr wurde der zum Bahnhof fahrende
Poſt=
wagen von zwei unbekannten Männern
ausge=
raubt. Die Täter liefen hinter dem Poſtwagen
her, ſperrten die Tür auf und nahmen die
Poſt=
beutel an ſich. Die Täter flüchteten mit einem
Motorrad. Es fielen ihnen Wertbriefe mit etwa
4000 RM. Inhalt in die Hände.
Selbſtmord eines polniſchen Naphthainduſtriellen.
Lemberg. Der Präſident einer polniſchen
Naphtha=Geſellſchaft, Ingenieur Dajo, hat geſtern
früh Selbſtmord verübt. Der Verſtorbene geriet
wegen der Wirtſchaftskriſe und des von ihm
ge=
führten Kampfes gegen das Naphtha=Kartell in
finanzielle Schwierigkeiten.
Schweres Erdbeben in Mexiko.
Mexiko. Ein ſchweres Erdbeben ereignete
ſich am Montag in der mexikaniſchen Stadt
Pichucalco im Staate Chiapas. Nähere
Einzel=
heiten liegen noch nicht vor. Der Sachſchaden ſoll
bedeutend ſein.
Das 24 000 Tonnen große franzöſiſche Luxusſchiff „France‟,
das nun ebenſo wie der „Georges Philippar” und die „L’Atlantique” von einem Brand heimgeſucht
wurde. Wie bei den anderen Bränden wurden auch diesmal die Löſcharbeiten durch die
Rauch=
entwicklung ſchwer behindert. Dennoch konnte diesmal der Brand auf ſeinen Herd beſchränkt
werden, nur die Kabinen der erſten Klaſſe fielen den Flammen zum Opfer.
Schnellzug und Perſonenzug in voller Fahrk zuſammengeſtoßen. — Bisher
10 Toke, 25 Schwerverlekzte. — Schneefall erſchwerk die Rekkungsarheiken.
Mittwoch, 11. Januar 1933
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 11 — Seite 9
SAstSas dOAtt
* Kreisliga Südheſſen.
Gruppe 3 Ried.
Die in dieſer Gruppe angeſetzten Punktſpiele mußten
ausfal=
len, da die ſchlechten Platzverhältniſſe keinen ordnungsgemäßen
Spielverlauf zuließen. Lediglich Kleinhauſen konute in Zur
gegen die dortige Reſervemannſchaft ein Freundſchaftsſpiel
aus=
tragen, das bei ſchönem Spielverlauf die Bürſtädter Raſenſpieler
mit 2:0 gewinnen konnten.
Die Entſcheidung der Meiſterſchaftsfrage iſt hiermit erneut
buchſtäblich ins Waſſer gefallen, da auch das erſt im Laufe der
letzten Woche zum zweitenmal angeſetzte Entſcheidungsſpiel der
Favoriten: Olympia Biebesheim und Groß=Rohrheim abgeſetzt
werden mußte. Vorausſichtlich wird dieſe wichtige Begegnung
nunmehr am kommenden Sonntag in Biebesheim ſtattfinden.
Eintracht Darmſtadt-Viktoria Griesheim 2:1 (2:1).
Dieſes Spiel verlor Griesheim unter großem Pech. Bereits
in der 10. Minnute wurde der Linksaußen Klippel infolge eines
Prellſchlages am Knöchel verletzt. Griesheim ſpielte nun 25 Min.
lang nur mit zehn Mann. In dieſer Zeit kommt Eintracht zum
Führungstreffer, als Griesheim einen Ball nur leicht abwehrte
und der Nachſchuß im Netz landete. Griesheim gleicht durch ſeinen
Rechtsaußen Heiß nach ſchönem Zuſpiel von links aus. Klippel
erſcheint wieder, iſt jedoch für das Spiel nur Statiſt. Die
Läu=
ferreihe machte den großen Fehler, das Spiel immer wieder auf
links zu legen. Zwei Minuten vor Halbzeit flankt der Eintr.=
Rechtsaußen in klarer Abſeitsſtellung den Ball, welcher ins Aus
gehen will, wird ganz unnötig von dem Griesheimer rechten
Ver=
teidiger leicht mit der Hand berührt. Der gegebene Elfmeter
führt zum 2: 1 für Eintracht. Der Schuß war zu halten, doch
ſetzte Griesheims Torhüter ſeinen Dickkopf auf und ließ den Ball,
ohne einzuſchreiten, paſſieren. In der zweiten Hälfte hatte Gr.
mehr vom Spiel als der Gegner. Eintrachts Hintermannſchaft
hat ſchwer zu kämpfen: Deuker auf der Gegenſeite brauchte nicht
oft einzuſchreiten, hier fegten die beiden Verteidiger alles weg.
Walter von Eintracht wurde wegen Tätlichkeit vom Platz geſtellt.
Bei Griesheim war der Sturm und die Verteidigung gut, ſehr
ſchwach die Läuferreihe. Schiedsrichter Sinſel=Mainz (bis auf
den gerügten Vorfall) war gut. — Vorher trennten ſich die 2.
Mannſchaften mit 1:0 für Griesheim. — Nach dem Spiel
ent=
ſtand eine ſchöne Keilerei, wobei drei Griesheimer Spjeler die
Leidtragenden waren. Hier muß allerdings einigen Spielern,
ganz beſonders L. Mühlbach von der Eintracht, beſcheinigt
wer=
den, daß ſie ſich tatkräftig den Griesheimern zur Seite ſtellten.
Die Behörde wird ſich wohl der Sache annehmen müſſen und
das letzte Wort hierüber zu ſprechen haben.
Union Wixhauſen—SV. Offenthal 5:3 (3:0).
Union bewies auch in dieſem Spiel, daß ihre Erfolge in
letz=
ter Zeit kein Zufall waren. Beſonders in der erſten Halbzeit
zeigte ſie ihren Anhängern einen wirklich ſchönen Fußball, auf
Grund deſſen ſie bis zur Pauſe zu drei Erfolgen kam. Sofort nach
Anſtoß legten beide Mannſchaften mit großem Elan los, und eine
Ueberlegenheit des Platzbeſitzers iſt unverkennbar. Offenthal
verſuchte, die Angriffe der Blauweißen durch Abſeits unſchädlich
zu machen, was ihnen auch zum Teil gelang. Der Union=Sturm
kam immer mehr in Fahrt, da die Läuferreihe vorbildliche
Auf=
bauarbeit leiſtete. Schon nach 10 Minuten konnte Heß auf Flanke
von rechts den erſten Treffer erzielen. Die Gäſte verſuchten
ver=
geblich, durch Einzeldurchbrüche zu Erfolgen zu kommen. Union
behielt weiter das Heft in der Hand und die Gäſte konnten trotz
guter Abwehr nicht verhindern, daß ſie durch Arheilger und
Fied=
ler noch zweimal geſchlagen wurden. Nach dem Wechſel läßt Union
merklich nach. Es gab in der Unionverteidigung Fehler und
da=
durch Nervoſität. Die Gäſte nützen dies geſchickt aus, und drei
Tore ſind die Folge. Trotzdem gelangen die Blauweißen durch
gut eingeleiteten Angriff Schmidts zum 4. Treffer. Kurz vor
Schluß war Union wieder tonangebend und ſtellte in letzter
Mi=
nute durch Elfmeter das Reſultat auf 5:3. Schiedsrichter leitete
einwandfrei. — Sondermannſchaft—SV. Darmſtadt S.=M. 4:3;
2. Mannſchaft-Poſtſportverein 1. 0:4.
SC. 1928 Ober=Ramſtadt—SV. Groß=Umſtadt 3:3 (3:1).
Das Spiel an ſich war eine Enttäuſchung für Ober=Ramſtadt,
denn obwohl die Gaſtgeber meiſtens überlegen waren, konnten ſie
doch nicht ſiegen und mußten ſich mit einem Unentſchieden
zufrie=
den geben. Bis zur Pauſe führten noch die Ober=Ramſtädter
mit 3:1. Nach dem Wechſel beging die Verteidigung den Fehler,
zu weit aufzurücken, ſo daß zwei blitzſchnelle Durchbrüche der Gäſte
den Ausgleich ergaben. Auch die ungerechtfertigte Herausſtellung
eines Spielers der Gaſtgeber wirkte ſich ſehr nachteilig aus. Kurz
vor Schluß wurde noch ein Gäſteſpieler des Feldes verwieſen;
auch dieſe Herausſtellung war nicht richtig. Ueberhaupt konnten
die Leiſtungen der Schiedsrichters Geiſt=Mörfelden, nicht
über=
zeugen. Bis zur Pauſe war es ein recht ſchönes Spiel. Dann
wurde reichlich hart geſpielt. Groß=Umſtadt ſtellte eine ſchnelle,
eingeſpielte Elf. die gute Leiſtungen und einen rieſigen Eifer
zeigte. Die Gaſtgeber boten eine ſchöne und gefällige Spielweiſe.
waren aber im Sturm nicht durchſchlagkräftig genug, um die zum
Sieg erforderlichen Tore zu ſchießen.
Handball im Odenwaldgan der 2.T.
Am kommenden Sonntag ſpielen:
Pflichtſpiele: Schaafheim—Richen (3 Uhr); Kirch=Brombach 2.—
Michelſtadt (2 Uhr).
Freundſchaftsſpiele: Heubach-Groß=Umſtadt (2.30 Uhr); Klein=
Umſtadt—Altheim (2.30 Uhr); Gundernhauſen — Münſter
(2.30 Uhr); Groß=Bieberau 2.—Fränk.=Crumbach (2 Uhr);
König 2.—Reichelsheim (3 Uhr); König 3.—Reichelsheim 2.
(1.45 Uhr).
Der Ausgang der Hängepartie in Schaafheim entſcheidet
dar=
über, wer die Tabellenſpitze in 4=Nord, einnehmen wird. Richen
brachte es auf 15 Punkte, Schaafheim auf 14. Den Ausgang des
Kampfes laſſen wir offen, hoffen aber, daß der Kampf trotz ſeiner
Wichtigkeit jederzeit in anſtändiger Form ſich abſpielen wird. —
Das Spiel Kirch=Brombach 2.—Michelſtadt 1. ſollte nach dem
Ta=
bellenſtand eigentlich Michelſtadt gewinnen. — Bei den
Paarun=
gen der Freundſchaftsſpiele ſind von Intereſſe die Begegnungen:
Klein=Umſtadt—Altheim und Gundernhauſen—Münſter.
Der Fernruf des Preſſewarts iſt, von jetzt ab nicht mehr
König 28, ſondern König 95.
Zum prenßiſchen „Olympia=Kommiſſar” wurde
Miniſterialrat Dr. Gritzbach=Berlin ernannt.
Walter Neuſel beſiegte in Leiceſter den ehemaligen
eng=
liſchen Schwergewichtsmeiſter Reggie Aren in der ſechſten Runde
entſcheidend.
Im Dortmunder Sechstagerennen führen nach
91 Stunden Göbel=Piinenburg mit 351 Punkten vor Rauſch=
Hürt=
gen mit 258 Punkten und Broccardo=Guimbretiere mit 201
Punk=
ten. Alle anderen Mannſchaften liegen eine und mehr Runden
zurück.
3. Darmſtädter Blihwaſſerballkurnier.
Am kommenden Montag, abends 19.30 Uhr, führt Reichsbahn=
TSV. Darmſtadt das dritte Darmſtädter Blitzwaſſerballturnier im
Städtiſchen Hallenbad durch. Von den genannten Vereinen
neh=
men bereits zum dritten Male teil: Tgde. 46 Darmſtadt, Tgde.
Beſſungen, TV. Arheilgen 1. und der Veranſtalter. Erſtmalig
ſind beteiligt: Heſſen Worms, Polizei Darmſtadt, TV. Arheilgen
2. Mſch., Reichsbahn Frankfurt. — Der vorjährige Sieger, Tgde. 46
Darmſtadt geht auch dieſes Jahr mit guten Ausſichten in den
Kampf. Jedoch können Heſſen Worms und Polizei Darmſtadt
gleichwertige Mannſchaften entgegenſtellen. Arheilgen 1. kann
ebenfalls mit einer Ueberraſchung aufwarten. Aber auch die
Spiel=
ſtärke der übrigen Mannſchaften iſt ſo, daß über den Ausgang der
Spiele ſehr ſchwer etwas vorauszuſagen iſt. Die zu erwartenden
harten Kämpfe ſollten ſicherlich — wie im Vorjahre — auch
dies=
mal eine große Zuſchauermenge anziehen.
Waſſerball=Skädkekampf Darmſtadk-Frankfurk.
Wie ſchon kurz mitgeteilt, findet am kommenden Sonntag
erſtmalig ein Städtekampf im Waſſerball Darmſtadt—Frankfurt
ſtatt. Der Gedanke von Städteſpielen wurde zuerſt in
Weſtdeutſch=
land wach, wo man mit gutem Gelingen ſolche Spiele bereits
durchgeführt hat. Man iſt durch derartige Spiele imſtande, dem
Waſſerballſport neue Anhänger zuzuführen, da dieſe Spiele eine
außerordentliche Zugkraft ausüben, beſonders deshalb, weil das
ſportliche Niveau ſolcher Kämpfe gut iſt. Um auch der Jugend
wieder einen Anſporn zu geben, iſt man übereingekommen, auch
ein Jugendſpiel durchzuführen. Da beide Städte auch über gutes
Jugendmaterial verfügen, dürfte auch dieſes Spiel ſehr intereſſant
werden. Auf weitere Einzelheiten und Mannſchaftsaufſtellungen
kommen wir zurück.
Schießſpork.
Südweſtdeutſcher Sportverband für Kleinkaliberſchießen — Gau
Bergſtraße Nord.
Aus den vom Reichsverband Deutſcher
Kleinkaliberſchützen=
verbände angeſetzten Wettkämpfen ging als Sieger die
Schützen=
gilde Bensheim mit den Schützen Schröck, Volz. Klein, Weißflog
und Köhler als beſte Mannſchaft hervor. Bensheim hat ſonach die
Landesmeiſterſchaft errungen. Gau=Meiſterſchütze wurde Schröck=
Bensheim, Gau=Jungmeiſter Schwab=Heppenheim.
Landesmeiſter=
ſchütze wurde Giegerich=Heppenheim. Landes=Jungmeiſterſchütze
Forell=Kleinhauſen.
Welerberichl.
Das britiſche Hoch, deſſen Kern ſich nach Frankreich verlagert
hat, wirkt ſich auch bei uns aus. Die an der Nordſeite des Hochs
vordringende milde Luft bringt bei uns zeitweiſe Einmiſchung von
Bewölkung.
Ausſichten für Mittwoch, den 11. Januar: Nachts Temperaturen
etwas unter Null, bewölkt mit Aufheiterung, trocken.
Ansſichten für Donnerstg, den 12. Januar: Temperaturen nachts
um Null. neblig=wolkig, mit Aufheiterung, ſpäter mehr
wol=
kig, milder.
Schneebericht.
Mit Ausnahme weniger Stellen im Rieſengebirge ſind gute
Sportmöglichkeiten in den deutſchen Mittelgebirgen nicht
vorhan=
den. Aus dem kleinen Walſertal meldet Hirſchega (1124 Meter)
bei Oberſtdorf (Allgäu) auf d er Höhe 70 cm. Pulverſchnee. davon
30 cm. Neuſchnee bei anhaltendem Schneefall und —2 Grad. Die
Skibahn ſei ſehr gut. Aus der Schweiz berichtet Andermatt
leich=
ten Schneefall bei —5 Gr. und 40 cm Tal= 80 cm Höhenſchnee.
Aroſa verzeichnet Schneeſturm mit 45 cm Station= und 90 cm
Höhenſchnee. — Bei leichtem Schneefall melden Davos (—6 Gr.),
50 bzw. 70 cm., Engelberg (—6 Gr.) 20 bzw. 90 cm. Kloſters 35
bzw. 60 cm. Pontreſina 30 bzw. 80 cm. St. Moritz 30 bzw. 60 cm
und Zermatt 20 bzw. 50 cm Schnee.
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Nummer 11
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Mittwoch, 11. Januar
Die Arbeitsmarktlage im Reich.
Weileres Steigen der Arbeitslofigkeit aus ſaiſonmäßigen Gründen in der zweiten Dezemberhälfte 1932
5 773000 Arbeitsloſe.
Nach dem Bericht der Reichsanſtalt iſt in der zweiten Hälfte
des Dezembers die Arbeitsloſigkeit aus ſaiſonmäßigen Urſachen
weiter geſtiegen, jedoch langſamer als im erſten Berichtsabſchnitt.
Am Jahresende waren bei den Arbeitsämtern rund 5 773 000
Ar=
beitsloſe gemeldet. Die Zunahme ſeit Mitte Dezember betrug rd.
169 000. Die Ueberlagerung gegenüber dem Vorjahr, die Ende
Juni mit mehr als 1,7 Millionen am ſtärkſten war, iſt ſeitdem
ſtändig geringer geworden und betrug am Jahresende nur noch rd.
105 000.
In der Arbeitsloſenverſicherung ſtieg die Zahl der
Haupt=
unterſtützungsempfänger um rund 94 000 auf rund 792 000, in der
Kriſenfürſorge um rund 93 000 auf rund 1 281 000. Aus dem
Perſonenkreis der öffentlichen Fürſorge wurden Ende Dezember
rund 2 375 000 Arbeitsloſe nach den Vorſchriften der
Reichsregie=
rung als Wohlfahrtserwerbsloſe anerkannt. Am Jahresende
waren trotz Beendigung der Arbeiten oder winterlicher
Unterbre=
chung noch rund 242 000 junge Deutſche in dem Freiwilligen
Ar=
beitsdienſt tätig, d. h. 43 000 weniger als Ende November. Die
Zahl der Notſtandsarbeiter in der werteſchaffenden
Arbeitsloſen=
fürſorge ſteht für Ende Dezember noch nicht feſt, dürfte aber nahe
an 70 000 zu ſchätzen ſein.
Lockerung der Deviſenbewirlſchaftung in Oeſterreich.
Das Abendblatt der „N.Fr.Pr.” teilt mit, daß in der nächſten
Zeit eine weitere Erleichterung in der Deviſenbewirtſchaftung
Oeſterreichs eintreten ſoll. Sobald der Deviſenbeſtand der
Natio=
nalbank durch das Eintreffen des Anleihe=Erlöſes eine gewiſſe
Stärkung erfahren haben werde, werde man zunächſt durch die
Bewilligung von Valutenkäufen im Privat=Clearing ſowie durch
eine Amneſtie für Deviſenvergehen ein weiteres Einſtrömen von
Zahlungsmitteln anſtreben und ſodann zu einer Freigabe der
ausländiſchen Guthaben in Oeſterreich und zu einer Milderung
der Deviſenſperre ſchreiten, die zu einem ſpäteren Zeitpunkt
gänz=
lich aufgehoben werden ſoll.
Witkſchaftliche Rundſchau.
Deutſche Gold= und Silberſcheideanſtalt vorm. Roeßler,
Frank=
furt. Die GV. in der die 600 000 RM. V. A. und 20,06 von
ins=
geſamt 35 Mill. RM. Stammkapital vertreten waren, genehmigte
den Abſchluß 1931/32 mit der ſofort zahlbaren Dividende von 9
(10) Prozent. An Stelle des aus dem A.R. ausgeſchiedenen Gg.
von Simſon=Berlin wurde das bisherige Vorſtandsmitglied der
Scheideanſtalt Dr. Georg Du Bois=Frankfurt neu in den A. R.,
die bisherigen übrigen Mitglieder wiedergewählt. — Bankier
Oettinger (S. u. H. Goldſchmidt) bezeichnete den erfreulichen
Ab=
ſchluß als ein Dokument ſelbſtbewußter Kraft. Die Verwaltung
habe die 1prozentige Dividendenſenkung nur entſprechend der
all=
gemeinen Zeitauffaſſungen vorgenommen. Er hoffe, daß künftig
die allgemeinen Verhältniſſe zulaſſen, daß die Geſellſchaft ihre
Gewinne nicht mehr in bisherigem Umfange theſauriert. Er
dankte im übrigen für die vorbildliche Art der Wahrung von
Aktionärintereſſen. Bezeichnend für die innere Situation der
Geſellſchaft ſei die Bewegung der Anlagewerte in den letzten vier
Jahren, die 1929 mit 15,7, 1930 mit 19, 1931 mit 12,6 und 1932
mit 8,9 Mill. RM. trotz der Angliederung von zwei bedeutenden
Unternehmungen: der Hiag in Konſtanz und des Vereins für
chemiſche Induſtrie in Frankfurt a. M., bilanzieren. Es ſei wohl
die äußerſte Grenze der Abſchreibungen erreicht. Gleichzeitig
be=
wegten ſich aber trotz dieſer Angliederungen die Beteiligungen
1929 mit 7, und in den Jahren 1930 bis 1932 nur mit rund 11,3
Millionen RM. Direktor Buſemann bezeichnete die
vorgenom=
mene Bewertung des Anlagevermögens einigermaßen innerlich
berechtigt, da heute die Grundſtücke weſentlich weniger wert ſind.
Die Geſellſchaft ſchätze beſonders die innere Liquidität hoch ein.
Eine Reihe guter alter Erzeugniſſe des Unternehmens bringe im
Laufe der Zeit weniger Gewinne, und man müſſe ſich immer nach
etwas Neuem umſehen. Im neuen Jahre könne man bei manchen
Abteilungen eine kleine Beſſerung verzeichnen. Insgeſamt ſeien
die erſten Monate nicht ſchlecht ve=l ufen.
Die Köpenicker Bank, e.G.m.b.H.. im Jahre 1932. Mit
ge=
wohnter Pünktlichkeit legt, die Köpenicker Bank. e.G.m.b. H., in
Berlin=Köpenick, bereits wieder in den erſten Tagen des neuen
Jahres ihren Geſchäftsbericht für das Jahr 1932 vor. Der Bericht
des Vorſtandes und die Bilanzzahlen zeigen, daß ſich die Bank
trotz des Schrumpfungsprozeſſes der deutſchen Wirtſchaft
außer=
ordentlich gut behauptet hat. Wie bei allen Sparinſtituten haben
ſich auch bei ihr die Kreditoren vermindert. Die Ertragsrechnung
ſchließt mit einem Reingewinn ab, der es geſtattet, 5 Prozent
Dividende an die Mitglieder zu verteilen und die Reſerven ganz
erheblich zu ſtärken. Es werden ausgewieſen: Geſchäftsguthaben
mit 3,7 (im Vori. 4.3) Millionen RM., Spareinlagen mit 11.33
(i. V. 15.44) Mill. RM., Konto=Korrent=Einlagen mit 22 (i. V.
2.9) Mill. RM., Konto=Korrent=Debitoren mit 0.28 (i. V. 0.46)
Mill. RM., Wechſel mit 17 4 (i. V. 21,8) Mill. RM. Der
Rein=
gewinn ſtellt ſich auf 501 000 RM. (i. V. 805 000 RM.). Hiervon
ſollen 300 000 RM. den Reſerven zugeführt werden, die ſich
da=
mit auf 2,3 Mill. RM. erhöhen. Nunmehr macht das rd. ſechs
Millionen RM. betragende eigene Kapital 44 Prozent der Spar=
und Konto=Korrent=Einlagen gegen 34 Prozent Ende des
Vorjah=
res und 19 Prozent Ende 1930 aus. Von den ausgeliehenen
Gel=
dern ſind 95 Prozent durch Hypotheken im Rahmen der 1. Stelle
gedeckt, und zwar ſind insgeſamt 2351 Grundſtücke beliehen.
Be=
merkenswert iſt die Feſtſtellung der Bank, daß ſie auch im
Be=
richtsjahre nicht gezwungen war, ein notleidend gewordenes
Grundſtück zu übernehmen, und daß es ihr möglich geweſen iſt,
die Reſerven in den letzten beiden Kriſenjahren nicht nur in der
vollen Höhe zu halten, ſondern noch erheblich zu ſtärken.
Berliner Produktenbericht vom 10. Januar. Seit geſtern
nach=
mittag iſt das inländiſche Angebot von Brotgetreide, insbeſondere
von Roggen, wieder im Zunehmen begriffen, und da ſich
anderer=
ſeits die Exportmöglichkeiten durch den geſtrigen Rückſchlag an
den internationalen Märkten wieder verſchlechtert haben, war die
Aufnahmeneigung an der heutigen Produktenbörſe merklich
ge=
ringer. Nachdem im geſtrigen Nachmittagsverkehr noch zunächſt
lebhafte Umſätze erfolgt ſind, zeigte ſich heute nur vorſichtige
Kauf=
neigung, und die Gebote lauteten für Weizen und Roggen am
Promptmarkte 1—1,5 Mark niedriger, zumal Anregungen vom
Mehlgeſchäft weiterhin fehlen. Im Zeithandel bleibt die
Staat=
liche Geſellſchaft bei ihrer vorſichtigen Kaufpolitik, ſo daß auch
hier Preisrückgänge im gleichen Ausmaße eintraten Weizen=
und Roggenmehle haben trotz entgegenkommender
Mühlenoffer=
ten nur kleines Bedarfsgeſchäft. In Hafer halten ſich das mäßige
Angebot und die vorſichtige Nachfrage etwa die Waage: die Preiſe
waren kaum behauptet. Gerſte iſt in Brau= und
Induſtriequali=
täten reichlich offeriert, und auf ermäßigtem Preisniveau kommt
es verſchiedentlich zu Abſchlüſſen.
Mannheimer Viehmarkt vom 9. Januar. Aufgetrieben waren
161 Ochſen, 129 Bullen, 240 Kühe, 325 Färſen, 759 Kälber, 43
Schafe, 2306 Schweine, 42 Arbeitspferde, 61 Schlachtpferde und
3 Ziegen, insgeſamt 4069 Tiere. Marktverlauf: Großvieh
lang=
ſam, Kälber langſam geräumt: Schweine langſam, kleiner
Ueber=
ſtand; Arbeitspferde mittel Schlachtpferde ruhig. Preis pro Ztr.
Lebendgewicht in RM.: Ochſen a) 1. 29—31, 2. 22—25, b) 23—26:
Bullen a) 22—24, b) 20—22, c) 17—20; Kühe a) 22—24. b) 20
bis 23, c) 13—15. d) 10—12: Färſen a) 30—32, b) 24—27, c) 22
his 24: Kälber b) 34—36. c) 30—32. d) 26—29, e) 20—24: Schafe
b) 15—22: Schweine b) 39—40. c) 39—40. d) 37—39, e) 35—37,
1) 33—35: Arbeitspferde pro Stück 300—1200 RM.
Berliner und Frankfurker Effekkenbörſe.
Nach den teilweiſe recht erheblichen Steigerungen der letzten
Tage kam es geſtern an den Aktienmärkten der BerlinerBörſe
verſchiedentlich zu Realiſationen, und beſonders im Verlauf
er=
folgten auch Tauſchoperationen, bei denen ſtärker gebeſſerte Werte
gegeben und die etwas zurückgebliebenen Papiere gekauft
wur=
den. Die Grundſtimmung war als zumindeſt gut ſtetig zu
be=
zeichnen. Das Publikum kaufte eher, während die Spekulation
ſich etwas zu entlaſten ſtrebte. Die Kurſe zeigten kein einheitliches
Ausſehen. Montane hatte kleine Veränderungen nach beiden
Seiten aufzuweiſen und beſſerten ſich im Verlauf meiſt um etwa
0,5 Prozent. Maximilianshütte eröffneten 1,25 Prozent höher.
Braunkohlenwerte gewannen bis zu 1,5 Prozent. Kaliwerte lagen
bis zu 2 Prozent höher. Von chemiſchen Werten waren Farben
auf Realiſationen insgeſamt etwa 1,5 Prozent gedrückt, während
die übrigen Papiere dieſer Gruppe freundlichere Veranlagung
zeigten. Gummiwerte waren ſchwächer, beſonders Conti=Gummi
büßten 2,5 Prozent ein. Linoleumwerte tendierten feſt bei
Ge=
winnen bis zu 3,5 Prozent. Deutſche Anleihen gaben etwas nach,
Reichsſchuldbuchforderungen lagen behauptet, Pfandbriefe,
Kom=
munalobligationen uſw. waren gefragt und freundlicher. An dem
Berliner Geldmarkt war die Situation völlig unverändert.
Die Frankfurter Börſe lag wiederum auf den meiſten
Marktgebieten feſt. Allerdings werden in größerem Umfange
Tauſchoperationen vorgenommen, ſo daß vereinzelt Werte,
dar=
unter auch Großpapiere, etwas ſchwächer eröffneten. Der
freund=
liche Grundton war aber ſowohl am Aktien= als auch am
Renten=
markt voll behauptet. Vor allem regte die ruhige innerpolitiſche
Entwicklung an. Man hofft, daß ſogar eine mehrmonatige
Reichs=
tagspauſe geſichert werden könne. Die ziemlich optimiſtiſchen
Ausführungen des Kölner Handelskammerpräſidenten Silverberg
ſowie der Vortrag des Reichsarbeitsminiſters über die
wirtſchaft=
lichen Ausſichten des Jahres 1933, in dem man endlich den
erſehn=
ten Aufſtieg erhoffen könne, gaben der Tendenz eine Stütze. Auch
die feſte Haltung der deutſchen Auslandsbonds in Amerika wirkte
ſich günſtig aus. JG. Farben eröffneten 1 Proz, ſchwächer,
wo=
bei größere Tauſchoperationen in Montanwerten beobachtet
wur=
den. Die geſtrige Sitzung beim Stahlverein gab dem
Montan=
markt einen ſpekulativen Auftrieb; Stahlverein ſelbſt lagen 1,
Gelſenkirchen 0,5 Prozent ſeſter; Harpener 0,5 Prozent ſchwächer.
Der Elektromarkt zeigte eine überwiegend freundliche Weit
rent=
wicklung, wobei einzelne Werte, wie Siemens 1, Geſfürel 0,75
Prozent ſchwächer lagen; ſonſt lagen Schuckert 1,25, Felten um
A. E. G. um 0,75 Proz., Bekula um 0,25 Proz. höher. Am
Chemie=
markte lagen neben Farben Goldſchmidt um 1,5 Proz. ſchwächer,
ſonſt Scheideanſtalt im Hinblick auf die Ausführungen in der
geſtrigen GV. behauptet; Rütgers 0,25 Proz. höher.
Reichsbank=
anteile waren gut behauptet. Zellſtoffwerte zogen leicht an,
Aſchaffenburger und Waldhof je 0,5 Proz. feſter. Gut gehalten
waren Kunſtſeideaktien Verkehrswerte gleichfalls leicht
an=
ziehend, vor allem Schiffahrtsaktien, ſo Hapag, Nordd. Lloyd 58
Prozent anziehen. Kaliwerte zeigen Kursbefeſtigungen bis 1,75
Prozent. Von Einzelwerten Holzmann um 1. Deutſche Linol 1
Prozeut feſter: „Metallgeſellſchaft unverändert. — Der
Anleihe=
markt zeigte eine feſte Grundtendenz. Von Reichsanleihen
Neu=
beſitz ½ Proz, leichter, auch ſpäte Schuldbücher durch Realiſationen
knapp gehalten, dagegen Altbeſitz eher etwas freundlichet. Im
übrigen wurden auch am Rentenmarkt Tauſchoperationen vorge
nommen, wodurch ſich die unterſchiedliche Kursentwicklung in
einzelnen Werten erklärt.
An der Abendbörſe war der Geſchäftsverkehr ruhig. Die
Tendenz war eher freundlich, da die Abgaben der Spekulation faſt
aufgehört haben und wieder Publikumsaufträge vorliegen. J. G.
Farben lagen ½ Prozent höher. Deutſch Erdöl gewannen 0,25
Prozent. Elektrowerte lagen behauptet. Montanwerte auf
Mel=
dungen über eine Abſatzſteigerung bei den Verein. Stahlwerken
freundlicher. Stahlverein und Mannesmann je 025 Proz.,
Gel=
ſenkirchen 0,5 Proz. höher. Schiffahrtswerte 0,25 Proz. gebeſſert.
Reichsbank 0.75 Proz, höher. Am Rentenmarkt waren die Kurſe
bei kleinem Geſchäft meiſt gut behauptet. Altbeſitz 78. Neubeſitz
½ Prozent höher.
Der Ausweis der Reichsbank.
Außerordenklich ſtarke Enklaſtung.
Nach dem Ausweis der Reichsbank vom 7. Januar 1933 hat
ſich in der verfloſſenen Bankwoche die geſamte Kapitalanlage der
Bank in Wechſeln und Schecks, Lombards und Effekten um 375,1
auf 3004,5 Mill. verringert. Im einzelnen haben die Beſtände an
Handelswechſeln und =ſchecks um 281,2 Millionen auf 2524,3 Mill.
RM. und die Lombardbeſtände um 104.1 Millionen auf 71,9 Mill.
RM. abgenommen, die Beſtände an Reichsſchatzwechſeln dagegen
um 10,.2 Millionen auf 10,8 Mill. RM. zugenommen.
An Reichsbanknoten und Rentenbankſcheinen zuſammen ſind
207,0 Mill. RM. in die Kaſſen der Reichsbank zurückgefloſſen, und
zwar hat ſich der Umlauf an Reichsbanknoten um 186,5 Millionen
auf 3374,0 Mill. RM., derjenige an Rentenbankſcheinen um 20,5
Millionen auf 392,7 Mill. RM. verringert. Dementſprechend
haben ſich die Beſtände der Reichsbank an Rentenbankſcheinen
auf 34,4 Mill. RM. erhöht. Die fremden Gelder zeigen mit 338,5
Mill, RM. eine Abnahme um 201,4 Mill. RM.
Die Beſtände an Gold und deckungsfähigen Deviſen haben ſich
um 0,3 Millionen auf 920,4 Mill. RM. erhöht. Im einzelnen
haben die Goldbeſtände um 1.0 Millionen auf 805,2 Mill. RM.
abgenommen, die Beſtände an deckungsfähigen Deviſen dagegen
um 1.3 Millionen auf 115.,1 Mill. RM. zugenommen.
Die Deckung der Noten durch Gold und deckungsfähige Deviſen
betrug am 7. 1. 27,3 gegen 25,8 Proz. am Ultimo Dezember v. J.
Schlußbericht über den Zuſammenbruch des
Kreuger=Zündholzkonzerns.
Phantaſtiſche Ziffern enthält der Schlußbericht über den
Zu=
ſammenbruch des Kreuger=Zündholzkonzerns, der am Montag
fertiggeſtellt worden iſt. Danach hat der Zündholzkönig J.
Kreu=
ger ſeit Beginn ſeiner Fälſchungen im Jahre 1917, alſo in einem
Zeitraum von über 14 Jahren, perſönliche Ausgaben von
insge=
ſamt 432 Millionen Kronen gemacht. Einſchließlich der von
Kreuger aufgenommenen Anleihen, die ſich in dieſer Zeit auf
2.105 Milliarden Kronen ſtellten, verfügte der Streichholz=König
über insgeſamt 2,875 Milliarden Kronen. In der gleichen Zeit
wurden die Reingewinne des Konzerns um über eine Milliarde
Kronen zu hoch angegeben. Die Unterſuchung hat ſich auf 160.
Geſellſchaften in Europa, Südamerika und Nordamerika erſtreckt,
wobei 57 Berichte ausgearbeitet wurden.
Meialnokierungen.
Die Metallnotierungen in Berlin für je 100 Kilogramm am
10. Januar ſtellten ſich für Elektrolytkupfer, prompt cif Hamburg.
Bremen oder Rotterdam (Notierung der Vereinigung für die
Deutſche Elektrolytkupfernotiz) auf 47,50 RM. — Die Notierungen
der Kommiſſion des Berliner Metallbörſenvorſtandes (die Preiſe
verſtehen ſich ab Lager in Deutſchland für prompte Lieferung und
Bezahlung) ſtellten ſich für Original=Hüttenaluminium. 98 bis 99
Prozent, in Blöcken, Walz= oder Drahtbarren, auf 160 RM.,
des=
gleichen in Walz= oder Drahtbarren, 99 Prozent, auf 164 RM.,
Reinnickel, 98 bis 99 Prozent, auf 350 RM., Antimon=Regulus
auf 37—39 RM., Feinſilber (1 Kg. fein) auf 35—38,50 RM.
Kleine Wirkſchaftsnachrichken.
In Bochum fanden innerhalb des Weſtdeutſchen
Zementver=
bandes verſchiedene Kommiſſionsſitzungen ſtatt, in denen jedoch
entſcheidende Beſchlüſſe noch nicht gefaßt wurden. Die
Entſchei=
dung über die Verlängerung des Verbandes ſoll in einer für den
16. Januar vorgeſehenen Verſammlung der Werksbeſitzer fallen.
Vom 11. Januar 1933 ab wird die Notierung nachſtehender
Wertpapiere: 4,5prozent. Eiſenbahn=Rentenbank=Obligation von
1887 und Veritas=Gummiwerke=Aktien an der Frankfurter Börſe
eingeſtellt.
Der Creditanſtaltsvertrag ſteht unmittelbar vor der
Para=
phierung. Der öſterreichiſche Miniſterausſchuß, der zur Löſung
der Creditanſtaltsfrage ſeinerzeit eingeſetzt worden iſt, hat am
Montag in einer Nachtſitzung die letzten noch ſchwebenden Fragen
bereinigt. Die Paraphierung des Vertragsentwurfs dürfte
nun=
mehr in Kürze erfolgen.
Die White Star Line, die ſoeben ihren Geſchäftsbericht für
das Jahr 1931 bekanntgibt, bekennt ſich darin zu einem
Fehlbe=
trag von 596 508 Pfund. Dabei iſt zu bemerken, daß der
Buch=
wert der Flotte Ende des Vorjahres erheblich höher war als jetzt.
Berliner Kursbericht
vom 10. Januar 1933
Oeviſenmarki
vom 10. Januar 1933
Berl. Handels.Geſ.
Deutſche Banku.
Disconto=Geſ.
Dresdner Ban:
Hapag
Hanſa Damp
Nordd. Llotzb
A.E.G.
Bahr. Motorenn.
C. P. Bemberg
Bergmann Elektr.
Berl. Maſch.=Bau
Conti=Gummi
Deutſche Cont. Gas
Micht
73.-
61.75
18.75
27.50
20.—
31.875
73.875
55.25
20.75
35.25
121.50
111.—
Mee
Elektr. Lieferung
7. G. Farben u
Gelſ. Bergw.
Geſ.f.elektr. Untern.
Harpener Bergbau
Soeſch Eiſen u.
Köln=Neueſſen
Phil. Holzmann
Kali Aſchersleben
glöcknerwerte.
Kolsw. Chem. Fabr.
Mannesm. Nöhr.
Maſch.=Bau=Untn.
Orenſtein & Koppel
7Nee
84.—
105.—
51.25
83.75
84.875
53.50
62.50
114.75
47.375
74.875
62.75
42.75
45.125
Polyphonwerke / 50.25
Rütgerswerke
Salzdetfurth Kali
Leonh. Tietz
Verein. Stahlwerkel
Weſteregeln Alkali
Agsb.=Nrnb. Maſch.
Baſalt Lin;
Berl. Karlsr. Ind.
Hirſch Kupfer
Hohenlohe=Werke
Lindes Eismaſch.
VogelTelegr. Draht
Wanderer=Wer te
45.125
175.—
42.375
35.50
119.—
40.—
17.50
64.—
13.—
25.—
75.125
33.625
60.—
Helſingfor?
Wien.
Prag
Budapeſt
Sofig.
Holland
Lslo
Kopenhager
Stockholm
London
Buenos=Aire!
New Yor)
Belgien
Italien
„
Paris
Währung Geid”
100 finn.M.
100 Schilling”
100 Tſch.Kr.
100 Pengö
100 Leva.
100 Gulden
100 Kronen
100 Kronen 5
100 Kronen
1 2.Sta.
1 Pap. Peſo 0.858
1 Dollar
100 Belgo
100 Lire
100 Franes ſt
6.2041
51.95
2.465/1
3.0s7
169.33
72.58
72.98
16.67
14.08
4.209
58.29
21.54 2
nie. z2
Brieff
6. 216
52,05
2.485
3.063
169.67
72.72
73.12
76.83
14.12
0.962
4.2171
58.41
21.58
16.46
Schweiz
Spanien
Danzig.
Japan
Rio de Janeiro
Jugoſlawien 100 Dinar
Portugal
Athen.
Iſtambu
Kairo.
Kanada
Uruguay
Jsland
Tallinn (Eſtl.)
Rigg
Hurmſtävter and Karionalbant Surmfrabt, Wllit drt Sreisher Bun
Frankfurter Kursbericht vom 10. Januar 1933.
Ken
fällig 1. 4. 34...
„ 1. 4. 35 ...
1. 4. 36 ...
1. 4. 37..
1. 4. 38...
6 %Dtſch. Reichsan!
„ v.27
5½% Intern.,,
6%Baden .....
6% Bahern
6% Heſſeh. „.v. 29
6% Preuß. St. v. 28
6% Sachſen v. 27
6% Thüringen v. 27
Dtſch. Anl.
Auslo=
ſungsſch. I=
Ab=
löſungsanl.. . .
Otſche. Anl.
Ablö=
ſungsſch. (Neub.)
Deutſche
Schutzge=
bietsanleihe ....
6% Baden=Baden.
32 Berlin ...v. 24
69 Darmſtadt ..
69 Dresden, v. 26
6% Frankfurt a.M.
Schätze. v. 29
v. 26
De",
6% Mainz.....
6%Mannheimv. 27
6% München „b. 291
62 Wiesbaden v.28
6% Heſſ. Landesbl.
6% „ Goldoblig.
5½% Heſſ. Landes=
Hhp.=Bk.=Liquid.
4¾ J., Kom.,Obl.
935,
871=
815
77.25
737
947),
80.5
77.5
83
84.5
77.5
95.5
83.5
74.75
682,
8.75
6.35
65
85
64.5
68
73
85
74
88.2
62 Preuß. Landes,
Pfd.=Anſt. G. Pf.
6% „ Goldoblig
6% Landeskomm.=
Bk. Girozentr. für
Heſſ. Goldobl. R.11
„ R.12
83 Kaſſeler Land. Goldpfbr.
162 Naſſ. Landesbk.
5½% „ Liqu. Obl.
Dt. Komm.
Sam=
mel=Ablöſ.=Anl.
*AuslSer.
„„ Ser.II
Dt. Komm. Samm.=
Abl. (Neubeſitz)..
6% Berl. Hyp.Bf.
5½2%0 „Ligu.=Pfbr.
6% Frkf. Hyp.=Bk.
5½2%0 „ Lig. Pfbr.
38 „ Goldoblig
6% Frkf. Pfbr.=Bk.
½0 „„ Lig.=Pfbr
6% Mein. Hyp.=Bk.
5½% „ Lig. Pfbr.
6% Pfälz. Hhp.=Bk.
5½%0 „ Lig. Pfbr.
6% Rhein. Hyp. B1.
5½%o Lig. Pfbr.
16% „ Goldoblig.
6% Südd. Bod.=
Cred.=Bank ..
5½%0 „ Lig. Pfbr
8% Württ. Hhp.=B.
6% Daimler=Benz
8% Dt. Linol. Werke
6% Mainkrw. b .26
85
77.5
70
70.5
85.75
88.75
63
84
84
87
86*
88.75
77.5
S6.25
92.5
88
85
88
88.75
86.75
89
88.75
86.5
sei.
WeiR
6%Ver. Stahlwerke
1 6% Voigtc Häffner
3. G. Farben Bonds
5% Bosn. L. E.B
O Inbeſt.
Z.
1 5% Bulg. Tab.v.02
4½%0 Oſt. Schätze
425 Oſt. Goldrente
5% vereinh. Rumän
4½%
420 Türk. Admin
„ 1. Bagdad
8 „ Zollanl.
½%0 Ungarn 1913
1914
12%
Goldr.
1910
4½Budp. Stadtanll
490 Liſſabon
2 Stockholm
Abtien
Alg. Kunſtziideunie
A. E. G.
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Berl. Kraft u. Licht
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Mittwoch, 11. Jauuar 1933
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 11 — Seite 11
A3
10 VOm
— *
Cuhef
Von Paul Bergenholt.
101
Ein Roman
aus den Bergen.
(achdruck verboten.
Das iſt, da die Frauen zu dieſer Zeit doch in der Kuchl
ſein müßten, ſo auffällig, daß die Männer gleich denken, es
muß etwas paſſiert ſein. Und da ſie immer noch unter den
Ein=
drücken der letzten Unwetterſtunde ſtehen, denken ſie, es könnte
vielleicht im Zuſammenhang damit ſich irgendetwas ereignet
haben.
Aber dann würden ja die Frauen da nicht ſo ruhig ſtehen
und ſie erwarten. Es muß alſo doch wohl etwas anderes ſein.
Und das hören ſie nun, als ſich aus der Schar da die Kinder
löſen und ihnen wie in einem Wettlauf entgegenſtürmen. Die
Neuner=Leni, die Neißer=Verena und die Gurggl=Franzi ſind die
erſten.
Und was ſoeben ein Wettlaufen ihrer Füße war, wird jetzt
zum Wettrennen ihrer Worte, die ſich nicht genug eilen können,
ihre Neuigkeiten los zu werden, ſo daß der Neuner Ruhe
ge=
bietet:
„Seid’s ſtad! . . . Nur eine redt! . . . Alſo, was gibt’s?”
„Jamein, Vater, weißt dann noch nit?” platzt die Leni vor
Mitteilungsdrang: „Die Sach mit m Rehtl=Jager?!”
„Mit dem Ripffl? . . . Ja, was iſt dann mit dem?” fragt
der Neuner, um den ſich alle ſcharen: „Alſo ſag’s eh ſchon!“
„Der Ripffl, weißt Vater, der einmal bei uns daherin
ge=
weſen iſt, der iſt in der Früh derſchoſſen worden!“
„Was ſagſt da, Lenerl, — der Ripffl derſchoſſen?” fragt der
Vater und ſchickt ſich an, zu den Frauen zu gehen, weil er da
etvas Näheres zu erfahren hofft. Seltſam erregt geht er.
Die Kinder laufen nebenher; und die Neißer=Verena, die
bisher geſchwiegen hat, will nun auch zu Wort kommen:
„Im Bergleintal heroben, grad über der Meilerhüttin hat
man den Jager gefunden!” Und die Gurggl=Franzi ruft:
„Aber er iſt eh ſchon tot und kalt geweſen!“
Die Mädchen ſchauen mit kreisrunden Augen voller
Erwar=
tung zu den Männern hin, was die wohl dazu ſagen werden.
Die aber blicken ſich nur fragend an und wiſſen nicht, wie ſie
das deuten ſollen. — So kommen ſie dann zu den Frauen und
fragen nochmals.
Da tritt die Neunermutter vor die Anderen:
„S” iſt halt ſo; Bergſteiger, die da heroben nachteten, — ſie
wollten wie man hört, zur Dreitorſpitz wandern, — haben den
Jager gefunden und haben die Kund davon nach Puitbach
ge=
bracht. An die Gensdarmerieſtation. S‟ ganze Tal weiß ſchon
von der Bluttat!”
Wirklich weiß es die ganze Leutaſch; wenn die auch ſo lang
geſtreckt iſt, daß ſiebenzehn Weiler in ihr ihren Raum haben,
und daß man an die drei Stunden geht, um vom einen Ende
zum andern zu gelangen, ſo kennt doch hier Eins das Andere;
und wenn was paſſiert, ſo iſt es, als wehe der Wind das Wiſſen
davon an jedes einzelne Häuſl! . . Und ſo iſt die
Schreckens=
kunde, die während des Bittgangs ausgekommen iſt, nun ſchon
in den Häuſern und man ſpricht davon.
„Eine Kugel mitt’n in der Stirn hat der Ripffl!” ergänzte
eine der Frauen, die bei der Neunermutter ſteht.
Die Männer, die dieſe Nachricht jetzt erſt hören, ſtehen wie
erſtarrt: Ein Mord? . . Das iſt hier ſeit Menſchengedenken
nicht zu vermelden geweſen! . . . Es iſt furchtbar und es rührt
an die Ehre des ganzen Hochtals wie an die Ehre jedes
Ein=
zelnen!
Nun wird die Nachricht bald in den Zeitungen ſtehen. Die
Fremden, die ſonſt ſommers in die Leutaſch kamen, ſie werden
wegbleiben; man geht nicht gerne dahin, wo ein ſolch blutiges
Verbrechen geſchah. Und ſo kommt zu allem andren Schaden
nun auch der noch. Die Männer, die beim Neuner ſind, denken
mehr daran, als an den Toten!
Der Neunerbauer aber erwacht wie aus einem Albdruck:
„Der Ripffl derſchoſſin? . . . Und es iſt kein Irrtum?!“
„Nein, es iſt kein Irrtum!” ſagt die Altbäuerin, und ſie
fügt dann nochmals hinzu: „S‟ ganze Tal weiß das ja!”
Das klingt vieldeutig, und wenn die Anderen darauf auch
weniger achten, ſo hat es doch für die Neunerleute einen
be=
ſonderen Sinn. Und es iſt ſo, als ſtände bei dieſen Worten in
den Augen der Mutter ein ſtill verborgener Wink, der den
Bauer hier forthaben will.
Dem Neuner ſchwirren die Gedanken durchs Hirn, wie
auf=
geſcheuchte Vögel aus einem Buſch aufflattern: Er ſieht den
Jager plötzlich wieder deutlich vor ſich ſtehen! . . . An die drei
Wochen wird das nun her ſein! . . . Da iſt der Burſch vor ihm
geſtanden: Ob er, der Neuner, was dagegen einzuwenden hat,
wenn ſie ſich gelegentlich einmal treffen, der Ripffl und die
Neuner=Theres? . . . Er mag die Theres gern leiden, ſagt der
Rippfl und wartet auf eine Antwort!
Und das ergibt nun eine gewiſſe Verbindung mit dem
Toten. Wer weiß, wie ſowas durch die Mäuler geht und wie
es ausgelegt wird? . . . Und wer weiß, was man daraus macht,
wenn das jetzt auskäme, daß der Bauer den Jager hat ablaufen
laſſen, daß dem die Röte ins Geſicht ſchlägt und er nur eine
ſtumme Kehrtwende macht?!
Es iſt ja nicht ſo, daß die Neuner einen Jeden in ihre
Sippe aufnehmen; und gewiß keinen ſolchen Jager, der im
Dienſte des Barons Rethl doch nur eine Art Reviergehilfe iſt!
. . . Denn dieſe Neuner ſind ſtolz auf das alte Anſehen ihres
Bauerngeſchlechts, das in der Leutaſch ſchon ſeit 1600 begütert
iſt, ſo daß es zu den ſogenannten „Ritterbauern” zählt! . . ."
Vielleicht hat dieſer Stolz die barſche Ablehnung des Neuner
noch barſcher gemacht.
Daran denkt er jetzt; und wenn es von hier aus auch keine
direkte Verbindung zur Untat im Bergleintal gibt, ſo iſt es ihm
doch, als wachſe aus ihr ein drohender Schatten auf, über den
er ſich jetzt noch keine Rechenſchaft geben kann.
Aber dann fällt es ihm doch jäh ein, wie ſonderbar das iſt,
daß die Altbäuerin, die doch ſchon die Laſt ihrer mehr als
ſiebenzig Jahre trägt, den weiten Weg vom Oberneunerhof bis
da her zu ihm gemacht hat! . . . Und bei dieſem unſicheren
Wetter gar noch, das da jederzeit wieder losbrechen kann! . . ."
Alſo hängt er ſeine Augen fragend in den Blick der Mutter
und gewahrt wieder das heimliche Winken darin. Dem folgt er
und verabſchiedet ſich von den anderen:
„Pfüet enk God!” ſagt er ziemlich gleichgültig, um vor den
Männern keine Erregung zu zeigen; und die ſagen:
„Pfüet enk God!”
Dann gehen die beiden noch ein Stückl Klammweg weiter
hinauf, bis dahin, wo der Weg zum Oberneunerhof abzweigt.
Der Neunerweg iſt als ſchmale Fahrſtraße ausgebaut, die in
ſteilen Serpentinen bergan kreuzt, wie ein Segel gegen den
Wind. Da der Anſtieg eine gute halbe Stunde währt, ſo
ver=
ſchnauft die Mutter zuvor.
„Was haſt dann, Mutter?” fragt der Bauer: „Leicht haſt
noch was auf dem Herzen, das dich druckt; dann ſag’s!“
Die Altneunerin aber verweiſt ihn zur Geduld:
„S' ſind nur ſolche Gedanken!” ſagt ſie und ſchaut ſich dabei
rings um, als gäbe es da Jemanden, der ſelbſt die
Lautloſig=
keit dieſer Gedanken erlauſchen und ausdeuten könnte.
„Nacha, wann wir daheim ſind!” ſagt ſie dann noch; und
da der Bauer den Anſtieg beginnt, begründet ſie ihr Schweigen:
„S‟ Reden im Berg ſtrengt gar ſo viel an, Lois!‟ Der nickt.
(Fortſetzung folgt.)
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Seite 12 — Nr. 11
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Mittwoch, 11. Januar 1933
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obengen. Rgts. und
vor allem d. Kam.
vom Rgtsſtab 260,
welcher v. Feldart.=
Rgt. 25 Darmſtadt
aufgeſtellt word. iſt,
werden um ihre
Adreſſen gebeten.—
Näh. dch. Kamerad
Fritz Tubſtedt,
Kraftdroſchkenbetr.,
Leipzig W. 31,
Kolbeſtraße 6.
NB. Auskunft
Druck=
ſchriften u. Adreſſ. von 260er
Kamerad. folgt
ſo=
fort. Bitte Batt.,
Stab, Abtla. angeb.
Wer weiß noch
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Kameraden? (801
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4 rm Eiche, 10 rm Akazien, 2 rm
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Los 722—928), Beſſ. Laubwald (
Die=
terſchlag 4, Los 225—511) und Slädt.
Tanne (Unter der
Wixhäuſerhaus=
ſchneiſe 24, Los 661—724, nur
Kiefer=
knüppel) verſteigert:
Nutzſcheiter rm — 3 Buche (
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berg 38), Scheiter rm — 678 Buche,
59 Eiche, Knüppel rm — 127 Buche,
30 Eiche, 94 Kiefer. Reiſigknüppel
(St803
rm — 14 Buche.
Darmſtadt, den 10. Januar 1933.
Städt. Güterverwaltung.
Aus den Amtsverkündigungen
des Kreisamts Darmſtadt und den
Bekanntmachungen des Polizeiamts
Darmſtadt.
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1 zerriſſener Gummimantel. 1 wollene
Damenhandtaſche mit Inhalt. 1
Revol=
ver. 1 ſilberne Armbanduhr. 2 einzelne
Handſchuhe. 1 Zwicker mit Etui. 1
Marktnetz. 1 Tannenbäumchen m.
Wur=
zeln. 1 Schlauchſtänder. 1 woll.
Kinder=
mütze. 1 Bund Schlüſſel.
Zugelaufen: 1 Engliſcher Fox. 1
klei=
ner jung. Schäferhund. 1 gelb. Terrier.
Wir machen wiederholt darauf
auf=
merkſam, daß auch noch
Fundgegen=
ſtände vorhanden ſind, die in früheren
Bekanntmachungen verzeichnet waren.
Intereſſenten können dieſe
Fundgegen=
ſtände während, der Büroſtunden auf
Zimmer Nr. 11 beſichtigen.
Wir geben gleichzeitig bekannt, daß
am 13. Januar d. J., vorm. 9.30 Uhr,
Hügelſtraße Nr. 31—33 (im Hofe des
Polizeiamts) die Verſteigerung der im
2. Halbjahr 1931 von den Eigentümern
nicht abgeholten Fundgegenſtände
ſtatt=
findet. Zur Verſteigerung gelangen
Fahrräder, Regenſchirme, Schmuckſachen
uſw.