Uinzelnummer 10 Pfennige
Nusentich zmalgem Erſchelnen vom 1. Febrwar
9 Februar 2.— Reichsmark und 20 Pfennig
uesebübr. abgeholt 2— Reichsmark, durch die
mien 2.20 Reſchsmark frei Haus. Poſibezugspreis
Bi. ohne Beſtellgeld monglſch 200 Reſchomar.
rütv orilſchkeit für Aufnahme von Anzelgen an
Mmen Tagen wird nſcht übemommen. M.
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e einzelner Nummern infolge höherer Gewalt
den Bezſeher nſcht zur Kürzung des
glreſſe. Beſtellungen und Abbeſſellungen durch
Pohne Verbindſchkeſt für une, Poſiſchechonio
Franffurt a. M. 4304.
Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
Wöchentliche ilnſtrierte Beilage: „Die Gegenwarte, Tagesſpiegel in Bild und Wort
Nachdruck ſämtlicher mit * verſehenen Original=Aufſätze und eigenen Nachrichten nur mit Quellenangabe „Darmſt. Tagbl.” geſtattet.
Nummer 36
Donnerstag, den 25. Februar 1932. 195. Jahrgang
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Rellame=
zeile 3,00 Reſchsmark. Alle Preiſe in Reichsmark
ſt Dollut — 420 Manl. — im Fole bechere
Gewalt, wle Krieg. Auffuhr. Strell uſw. erliſcht
ſede Verpſiſchtung auf Erfällung der
Anzeigen=
aufträge und Teſung von Schadenerſatz. Bei
Konlurs oder gerſchtiſcher Beltreſbung ſäl ſeder
Nabalt weg. Banſkonto Deutſche Bant und Darme
ſädter und Nationalbank.
Peicswehliiiitſtet Otbenet gegent Sblodenn.
W8 iſt eine Ungeheuerlichkeit, Hindenburg in irgendwelche Beziehung mit dem Work Deſerkeur zu bringen. — Ein Mann.
W ſelber den Krieg nur vom Hörenſagen kennk, kann der Größe der Leiſtung des Generalfeldmarſchalls ebenſo wenig
anhaben wie der Verehrung, welche das deutſche Volk vor ſeiner Pflichkerfüllung in Krieg und Frieden erfüll.”
*
Nurm uin Heiutstug.
Die Sihung zweimal unkerbrochen.
Von unſerer Berliner Schriftleitung.
die politiſche Spannung, die in den letzten Monaten keine
KCrloung finden konnte, hat ſich im Reichstag jetzt ſo
zuſam=
mareballt, daß eigentlich ſchon die geringſte Kleinigkeit genügt.
um ſine Exploſion herbeizuführen. Das zeigte ſich ſchon am
Difntag in der erſten Sitzung, das wurde am Mittwoch noch
wisl eutlicher, wo mehr als einmal die Gefahr beſtand, daß die
gart deutſche Volksvertretung durch das dauernde
Aufeinander=
brillg von rechts und links in die Luft geſprengt würde. Am
E4woch iſt das gerade noch mit Mühe und Not verhindert
wontn. Die Erregung iſt aber auf beiden Seiten ſo ſtark
ge=
tiem, daß niemand vorausſagen kann, ob der Blitz nicht doch
hochim Donnerstag einſchlägt.
ie Nationalſozialiſten erblickten darin, daß die
Sozialdemo=
ü Herrn Dr. Breitſcheid vorſchickten, ſchon eine halbe
Kampf=
zude Sie entſchädigten ſich für die Störung ihres Nedners am
un ge dadurch, daß ſie in ihren hinteren Reihen „Volksgemur=
Amachten, bis ſchließlich ein Nationalſozialiſt ausgeſchloſſen
xlund daraufhin die Nationalſozialiſten ſowie ein Teil der
MAuchnationalen den Saal verließen. Auch zwiſchen
Sozial=
lnraten und Kommuniſten wäre es beinahe zu einer Prügelei
zmen, die nur durch das Dazwiſchentreten einiger beſonne=
Hlgeordneten vermieden wurde.
Liehr lebhaft wurde es ſpäter auch bei der Rede des
Deutſch=
m ſſuclen Freytag=Loringhoven, ganz kritiſch wurde die Lage,
n lei Staatsparteiler Weber den Nationalſozialiſten den
Vor=
w machte, ſie hätten mit dem politiſchen Mord den Anfang
gabtü. Weber wurde von den Nationalſozialiſten mit ſchweren
Paſhuſchen Beleidigungen geradezu niedergebrüllt und einige
bei ſdoms hitzige Nationalſozialiſten waren trotz aller
Bemühun=
ge 4et Abg. Straſſer kaum zu halten, ſo daß die Sitzung
unter=
biftt werden mußte.
My der Pauſe hatte es Dr. Weber abgelehnt, ſeine
Aeuße=
ruß die ihm einen Ordnungsruf eingetragen hatte,
zurückzu=
ne hen. Er hatte im Gegenteil die Abſicht, anſchließend ſein
Whismaterial vorzulegen, hat dieſe Abſicht ſchließlich aber um
eiuKtag hinausgeſchoben. Turbulent wurde die Szene, als der
MNnalſozialiſt Roſenberg zu Wort kam, der ſehr ſcharfe
Aus=
ällgwgen die deutſche Außenpolitik unternahm. Die Kommu=
1A machten ihm in einem Zwiſchenruf den Vorwurf, daß er
heren Jahren von den Franzoſen beſtochen worden ſei. In
ſtüäicher Erregung rief er daraufhin zu den kommuniſtiſchen
ky hinüber, das ſei eine Lüge, und bot dem Abgeordneten,
dallie Behauptung aufgeſtellt hatte, Ohrfeigen an. Daraufhin
gulſceichstagspräſident Löbe ein, der dem Redner das Wort
ER . Das wurde von den Nationalſozialiſten als einſeitig
EnAwwen. Als zwei weitere Nationalſozialiſten auf
Zwiſchen=
ru in ausgeſchloſſen wurden, drängte faſt die geſamte Fraktion
3u Wräſidententiſch und machte eine Fortſetzung der Verhand=
An unmöglich, ſo daß der Reichstagspräſident Löbe die
Ska zum zweiten Male unterbrechen mußte.
Lismal dauerte die Beratung des Aelteſtenrates länger als
e Köuunde, ſie endete mit einem Rückzug von Herrn Löbe, der
du Wortentziehung dem Abg. Roſenberg gegenüber zurücknahm.
wilſurher von den Kommuniſten der aufreizende Zwiſchenruf
2A Ah worden war. So konnte Herr Noſenberg ſeine Rede zu
GAſühren, ſogar unter verhältnismäßiger Nuhe, weil die
m eienden Kräfte der Nationalſozialiſten ſehr ſcharf aufpaß=
A0 jede neue Zuſpitzung zu verhindern wußten.
eirt Wunder, daß unter dieſem dauernden Skandal der
EiAge Gehalt des Tages faſt verloren ging. Wir heben her=
Nas Neichswehrminiſter Groener — was tags zuvor eigent=
1e Ahan der Kanzler hätte machen müſſen — den Reichspräſi=
DM gegen die Beleidigung des Nationalſozialiſten Dr.
We s in Schutz nahm, daß Herr Groener ſeinen Frieden mit
4 jaldemokratie gleichzeitig machte. Wir notieren, daß Herr
Ueitſcheid, dem Zuge der Zeit folgend, eine ſtark
natio=
ne Wic gefärbte Rede hielt und zum anderen aus der Nede des
ARhaftsparteilers Bredt, der ſich beſonders ſchroff gegen die
due Bit Rechte wandte, daß die Wirtſchaftspartei bereit iſt, auch
w Ahn für die Regierung zu ſtimmen, womit dann eine
tude Mehrheit für das Kabinett geſichert wäre. Für Don=
We Eid, iſt die Rede des Reichskanzlers in Ausſicht genommen,
D A2 Freitag follen die Abſtimmungen erfolgen.
Schärfſte Zurückweiſung
Uiggehenerlichen Aeußerung des Abg. Goebbels.
Berlin, 24. Februar.
Beginn der Mittwochſitzung des Reichstages nahm Reichs=
Mnesr Groener das Wort, um auf die Zwiſchenfälle in der geſt=
Ii n Säitzung zurückzukommen. Der Miniſter gab hierzu folgende
ERrung ab:
der geſtigen Sitzung hat der Abg. Dr. Goebbels nach
üiſtellung des Aelteſtenrates folgendes geſagt: „Sage wer
Ilobt, und ich ſage dir, wer du biſt. Hindenburg, gelobt
n Der Partei der Deſerteure.: Ich ergreife die Gelegenheit,
da Dr. Goebbels wieder anweſend iſt, auf dieſes Wort noch
einmal einzugehen. Die überwiegende Mehrheit des deutſchen
Volkes wird es als eine Ungeheuerlichkeit auffaſſen, wenn
der oberſte Soldat des Krieges, der Sieger von Tannenberg,
der Mann, der ſich freiwillig zu Anfang des Krieges in den
Dienſt des Vaterlandes geſtellt hat, der Mann, der dieſen
Dienſt auch dann nicht verlaſſen hat, als alles zuſammenbrach
(ſtürmiſcher Beifall bei der Mehrheit, lärmende Zurufe bei
den Nationalſozialiſten), wenn Hindenburg in irgendwelche
Beziehung mit dem Wort Deſerteur gebracht wird. (Rufe bei
den Natſoz.: Das iſt nicht geſchehen!) Dieſe Beleidigung, die
ein Mann auszuſprechen wagt, der ſelber den Krieg nur
vom Hörenſagen kennt (lebhaftes Sehr richtig! bei der
Mehrheit, lärmender Widerſpruch bei den
Nationalſoziali=
ſten), kann zwar der Größe der Leiſtung des
Generalfeld=
marſchalls ebenſowenig anhaben wie der Verehrung, welche
das deutſche Volk vor ſeiner Pflichterfüllung in Krieg und
Frieden erfüllt. Aber als Mitglied der Reichsregierung
und als Vertreter der deutſchen Wehrmacht habe ich die
Pflicht und den Auftrag, dieſe ungeheuerliche Aeußerung
des Abg. Goebbels als eine Beleidigung nicht nur des Herrn
Reichspräſidenten, ſondern des deutſchen Volkes zu
kenn=
zeichnen (Stürmiſcher Beifall bei der Mehrheit) und ſie auf
das ſchärfſte zurückzuweiſen.”
Die Erklärung des Miniſters wurde von der Mehrheit mit
ſtürmiſchem Beifall, von den Nationalſozialiſten mit lärmenden
Proteſtrufen aufgenommen. Von ihnen und den Deutſchnationalen
wurden Zurufe gegen den Regierungstiſch gerichtet. Reichskanzler
Dr. Brüning ſprach erregt auf einzelne Nationalſozialiſten ein.
Präſident Loebe erklärte unter dem Beifall der Mehrheit,
er weiſe die Abg. Dr. Ley (Natſoz.) und Kleiner (Dnatl.) wegen
dauernder Störung und beleidigender Zurufe aus der Sitzung aus.
Abg. Dr. Frick (Natſoz.) proteſtierte kurz gegen die
Miniſter=
erklärung, aber der Präſident ſagte, er laſſe perſönliche
Bemerkun=
gen jetzt nicht zu.
Breitſcheid für Hindenburg.
Als nächſter Redner in der Ausſprache erhielt dann Abg.
Dr. Breitſcheid das Wort.
Die Zwiſchenfrage des Präſidenten, welcher Abgeordnete ſoeben
den Miniſter Groener als „typiſchen Schieber” beſchimpft habe,
wurde nicht beantwortet.
Abg. Dr. Breitſcheid (Soz.) führt dann aus, die
Sozial=
demokraten hätten vor ſieben Jahren allerdings die Kandidatur
Hindenburgs bekämpft, wenn ſie ihn auch nie ſo beſchimpft hätten,
wie die Leute der Rechten den erſten Präſidenten Ebert. Die
Leute, die von ihrem damaligen Kandidaten Hindenburg einen
Bruch der Verfaſſung und des Einfluſſes auf die Republik
erwar=
teten, ſeien unangenehm, die Verfaſſungsfreunde angenehm
ent=
täuſcht worden. Die Harzburger Front und die Nationalſozialiſten
wollten ſich jetzt nur dann für Hindenburg erklären, wenn er ihnen
für ihre Stimmen politiſche Ware verkauft. Hindenburg ſteht nicht
auf der politiſchen Linie der Sozialdemokratie, aber er bietet für
die Aufrechterhaltung der Verfaſſung die Gewähr. Darum ſtellen
ihm die Harzburger und die Kommuniſten Gegenkandidaten
gegen=
über. Düſterberg und Thälmann kommen ernſthaft nicht in Frage,
ſondern fallen unter die Rubrik „ferner liefen”, (Heiterkeit.)
Wir freuen uns, daß als ernſthafter Gegner Hindenburgs
Hitler ſelbſt auftreten will. Wir freuen uns, daß Hitler ſelbſt ſich
die Niederlage holt und nicht ein Offizier Hitlers.
In ſeiner weiteren Auseinanderſetzung mit den
Nationalſozia=
liſten kam es zu lebhaften Störungen von der Rechten, die
ſchließ=
lich dazu führten, daß der nationalſozialiſtiſche Abgeordnete
Vet=
ter von der Sitzung ausgeſchloſſen wurde und nach weiteren
Aus=
einanderſetzungen die nationalſozialiſtiſche Fraktion und die
Deutſchnationalen den Saal verließen.
Kritik der S. P.2. an Groeners Wehrerlaß.
Abg. Dr. Breitſcheid (Soz.) erörtert in der Fortſetzung
ſeiner Rede die Folgen, die ſich aus einem Hitler=Sieg bei der
Reichspräſidentenwahl für die deutſche Innen= und Außenpolitik
ergeben würden. Innenpolitiſch würde in einem ſolchen Falle das
Fundament der Weimarer Verfaſſung zerſtört ſein. Daran können
alle Legalitätsbeteuerungen Hitlers nichts ändern. Das
Reichs=
gericht hat in ſeinem Urteil vom 21. Februar 1930 ganz
einwand=
frei den illegalen Charakter der Nationalſozialiſtiſchen Partei
feſtgeſtellt. Miniſter Groener und General Schleicher ſollten dieſes
Urteil aufmerkſam ſtudieren, ehe ſie noch einmal in einem Erlaß
den Nationalſozialiſten den Eingang in die Reichswehr öffnen.
Der Sprecher der Nationalſozialiſten, Abg. Straſſer, hat den
Mini=
ſter Groener als Mann des Eidbruches und Wortbruches
be=
ſchimpft. Er hat ihn den Mann des Hochverrates genannt. Wenn
Sie, Herr Miniſter Groener, perſönlich das ſo leicht nehmen, der
Staat kann es nicht ſo leicht nehmen. (Beifall bei den
Sozialdemo=
kraten.) Wir wollen um des Staates und des Volkes willen den
nationalſozialiſtiſchen Fascismus von der Macht fernhalten.
Deshalb werden wir für den Präſidentſchaftskandidaten
ſtim=
men, der die meiſte Ausſicht hat, die Mehrheit der Stimmen gegen
den Fascismus zu ſammeln. Mit er Eiſernen Front wollen wir
den Abwehrkampf gegen den Fascismus führen nach dem alten
Wort: „Der Gott, der Eiſen wachſen ließ, der wollte keine Knechte.”
Reichswehrminiſter Groener zu dem jüngſten Erlaß.
Reichswehrminiſter Groener erwidert auf die
Ausführun=
gen des Abg. Breitſcheid zu dem jüngſten Reichswehrerlaß: Die
Erklärungen des neuen Reichsbannerführers Höltermann hätten
ergeben, daß das Reichsbanner ſich nicht mit der Aufſtellung von
illegalen Polizeitruppen befaſſen wolle, ebenſo wolle er ſich nicht
illegal mit militäriſchen Organiſationen befaſſen. Wenn der neue
Bundesführer des Reichsbanners dieſe Richtlinien in ſeinem
Bunde durchzuſetzen in der Lage iſt, ſo wird er der öffentlichen
Ruhe dienen, zu deren Aufrechterhaltung im Falle der Not allein
die geſetzlichen Machtmittel des Staates da ſind. In dieſem Sinne
habe ich in meinem Antwortſchreiben an Herrn Höltermann ſeine
loyale Erklärung begrüßt. Weiter iſt zu ſagen: Sie (zu den
So=
zialdemokraten gewandt) unterſtellen einen Kurswechſel des
Reichswehrminiſteriums.
An einen Kurswechſel denke ich nicht (Widerſpruch bei den
Kommuniſten.) Der Kurs geht geradeaus zum Wohle des
Staates. Ich kenne nur den Weg der Verfaſſung. Auf
die=
ſem Wege bin ich gewillt, die Machtmittel des Staates
nöti=
genfalls ohne Zögern und rückſichtslos einzuſetzen. Mein
Standpunkt über Einſtellung in die Wehrmacht iſt im
Grund=
ſatz unverändert, wie ich ihn im Herbſt unter dem lebhaften
Beifall der Mehrheit dieſes Hauſes hier feſtgelegt habe. Die
praktiſche Anwendung dieſer Grundſätze gebietet jetzt, die
Einſtellung in die Wehrmacht auch für Angehörige der
NSDAP. bei einſchneidenden Sicherungen. Ich habe
nie=
mals meine Hand zu einem politiſchen Geſchäft auf dem
Rücken der Wehrmacht geboten. Die Wehrmacht ſteht über
den Parteien. Vorbedingung für den Eintritt in ſie iſt der
Verzicht auf jegliche Zerſetzungsarbeit.
(Rufe bei den Kommuniſten: Das haben Sie ja gar nicht nötig!)
Die hier wiederholt abgegebenen Erklärungen des Führers der
NSDAP. und ſein Bekenntnis zur Legalität, erſtmals
durch den Bruch mit dem radikalen Führer Stennes dargetan,
zeigen, daß der Führer der NSDAP. beſtrebt iſt,
ille=
gale Elemente aus ſeiner Partei
auszuſchlie=
ßen. Das ſtellen auch die Entſcheidungen des Reichsgerichts
aus=
drücklich feſt. Dieſe Tatſachen haben mich beſtimmt,
das Ehrenrecht der Landesverteidigung auch den
Angehörigen der NSDAP. nicht länger
vorzuent=
halten. Die Befürchtungen aus dieſem Erlaß begreife ich nicht.
Der Erlaß hat alle Sicherungen getroffen. Der Miniſter
wieder=
holt noch einmal die Beſtimmungen des Erlaſſes und betont, daß
die unveränderte unpolitiſche Haltung der Reichswehr geſichert
bleibt. (Unruhe bei den Kommuniſten.)
Die Reichswehr iſt ſeit ihrer Bildung zielbewußt aus der
Politik herausgeführt und nur auf den Staat und die ſachliche
Leiſtung eingeſtellt worden. Dieſes Ziel iſt ganz erreicht. Wenn
etwa Elemente, die nicht in die Reichswehr gehören, ſich trotz
aller Sicherungen einſchleichen ſollten, ſo wird der geſunde Körper
der Wehrmacht ſie ausſcheiden. Die Befürchtung, daß die
Reichs=
wehr politiſchen Einflüſſen ausgeliefert wird, iſt grundlos. Ein
Reichswehrminiſter zerſchlägt nicht die eigene hart geſchmiedete
Waffe. (Beifall und Lachen.)
Abrechnung des Zenkrums mit der Oppoſikion.
Nach der Erklärung Groeners über den Reichswehrerlaß
ſprach der württembergiſche Staatspräſident Bolz. Er
bezeich=
nete den geſtrigen Tag als einen unwürdigen Tag für das
Par=
lament. Die Kritik, die geſtern hier in verletzenden Formen ſich
gezeigt hat, war nur Kritik ohne Rückſicht auf nationale Würde
und ohne einen Vorſchlag für beſſere Löſungen. Während die
Auf=
gaben der Stellung des Reichspräſidenten gerade von der
rech=
ten Seite vor ſieben Jahren in einer gewiſſen Ueberparteilichkeit
geſehen wurden, wollen jetzt dieſelben Kreiſe, das Amt des
Reichspräſidenten mit parteipolitiſchen Bindungen verſehen. Man
mutet dem Reichspräſidenten von Hindenburg zu, daß er die
Re=
gierung Brüning zum Teufel jagt, aber man kann nicht einmal
plauſible Gründe dafür angeben. In den entſcheidenden Fragen
der Politik, vor allem in der Reparations= und
Abrüſtungspoli=
tik, gibt es im Volke gar keine Meinungsverſchiedenheiten mit
der Regierung. Auch die Propagandiſten des neuen Syſtems
können es nicht beſſer machen. Sie wollen nur unter allen
Um=
ſtänden an die Macht, ohne, daß ſie ſagen, was ſie mit dieſer
Macht anfangen wollen.
Unſere Aufgabe iſt es. den Verſuch zu machen, die Dinge zu
beſſern. Parteien und Parlament verſagen und zwingen die
Regierung zu Notverordnungen. Die Sanierung der Finanzen
darf gewiß nicht Selbſtzweck ſein, aber ſie iſt eine der wichtigſten
Grundlagen für die Sanierung der Wirtſchaft. Das iſt unſere
ſchwerſte Aufgabe. Die Regierung hat bewieſen, daß ſie den Mut
hat, einzugreifen. Das Zentrum wünſche, daß mit dem Abbau
an Löhnen, Gehältern und ſozialen Leiſtungen endlich Schluß
gemacht werde. Der Eingriff in die Zinſenfrage, in die Mieten,
in den Abbau der Gebäudentſchuldungsſteuer und jetzt das
zweite Sanierungswerk für die zuſammengebrochenen
Großban=
ken ſeien doch unbeſtreitbare Leiſtungen und notwendige
Etappen zur Geſundung der Wirtſchaft. Die
Oppoſition beſchwert ſich, daß man ihr nicht einen Anteil an der
Regierung gegeben hat. Die Deutſchnationalen hatten die Müg=
Seite 2 — Nr. 56
lichkeit, dabei zu ſein. Das Zentrum iſt zur Zuſammenarbeit mit
jeder Partei bereit, die auf dem Boden der Verfaſſung aufbauende
Arbeit leiſten will. Der Druck, der auf unſerem Volke liegt,
wird durch die politiſche Verhetzung verſchärft. Wir müſſen
for=
dern, daß der Staat ſeine Autorität um ſo ſtärker zeigt, je mehr
die Volksmaſſen verhetzt werden. Der Staat wird mit noch
ſchär=
feren Mitteln zugreifen müſſen. Die nationale Oppoſition bildet
ſich ſchon ein, mit der radikalen Linken den Sturz der Regierung
herbeizuführen. Ende dieſer Woche ſoll der erſte Sieg erfochten
werden, und am 13. März der zweite. Wir haben ſo viel
Ver=
trauen zur Beſonnenheit in dieſem Parlament,
zu glauben, daß der erſte Sieg ihnen nicht zufällt, und daß der
13. März eine noch ſchwerere Niederlage, für ſie ſein wird.
(Beifall.)
Deutſchnakionale Krikik
an der deutſchen Außenpolikik.
Abg. Dr. Freiherr von Freitagh=Loringhoven (Dntl.)
erklärt: Bei den Präſidentſchaftswahlen geht es um die
Aufrecht=
erhaltung des heutigen Regimes. So verheerend dieſes Syſtem
ſich innen= und wirtſchaftspolitiſch ausgewirkt hat, muß es doch
vor allem um ſeiner Außenpolitik willen bekämpft werden. Dieſe
Außenpolitik ſtellt eine Kette von Mißgriffen und Niederlagen
dar.
Curtius wurde in die Wüſte geſchickt, obwohl Brüning voll
verantwortlich war und die Schuld auf ſich geladen hatte, daß
er im letzten Stadium ſeinem Außenminiſter die erbetenen
In=
ſtruktionen verweigerte. Als dann die Hoover=Aktion kam, hat
Brüning der Sabotage dieſes Planes durch Frankreich nicht nur
keinen Widerſtand geleiſtet, ſondern Frankreichs Iſolierung durch
ſeine Rundfunkrede und die Regierungskundgebung vom 7. Juli
wieder beſeitigt und Hoover dadurch vor den Kopf geſtoßen. Der
Reichskanzler hat die franzöſiſche Forderung angenommen, daß
bei den deutſch=franzöſilſchen Beſuchen von Abrüſtung und
Tri=
buten nicht geſprochen werden dürfe. Statt deſſen hat er unter
dem Schlagwort der internationalen Zuſammenarbeit das
deutſch=
franzöſiſche Wirtſchaftskomitee eingeſetzt. Dadurch erhielt Laval
die Möglichkeit, ſich von Hoover freie Hand gegenüber
Deutſch=
land geben zu laſſen. Angeſichts dieſer Sachlage hat Brüning
dann nicht verſucht, im Einvernehmen mit anderen Mächten die
Tributfrage aufzurollen, ſondern hat unter franzöſiſchem Druck
die Baſeler Tributbank angerufen und hat den uns ungünſtigen
Baſeler Bericht annehmen laſſen. Dann folgten die gegen alle
diplomatiſchen Regeln verſtoßenden Verhandlungen mit den
fran=
zöſiſchen und britiſchen Politikern. Es kamen rätſelhafte
Indis=
kretionen, und kam die Erklärung, daß Deutſchland keine Tribute
mehr zahlen könne. Dadurch erhielt Frankreich die Möglichkeit,
die Lauſanner Konferenz einfach zu ſabotieren. Wenn nun die
Konferenz Ende Juli zuſammentritt, ſtehen wir unter dem Druck
des Ablaufes des Hoover=Jahres und befinden uns dadurch in
der denkbar ungünſtigſten Lage. Zwei Tage vor dem Beſuch der
franzöſiſchen Miniſter beim Reichspräſidenten ging durch die
Preſſe die augenſcheinlich inſpirierte Notiz, daß die Franzoſen die
Kriegsverbrecherliſte kaſſiert hätten. Die Nachricht war falſch.
Der Reichspräſident iſt dadurch irregeführt worden. Auf der
Abrüſtungskonferenz hat Brüning eine populär=philoſophiſche
Rede ohne Saft und Kraft gehalten und hat es Grandi und
Apponyi ſagen laſſen, was Deutſchland hätte ſagen müſſen. Der
Reichskanzler hat dadurch den Start der deutſchen Vorſchläge ſo
ungünſtig geſtaltet wie nur irgend möglich. Im gegenwärtigen
Augenblick treten dieſe Dinge zurück hinter den Vorgängen im
Oſten. Der litauiſche Putſch bedeutet einen Fauſtſchlag ins
Ge=
ſicht des Deutſchen Reiches.
Der Memel=Fall wird zu einem Fanal für den ganzen Oſten.
Schon hat Lettland eine Verordnung gegen die deutſche Sprache
erlaſſen, und Polen liegt auf der Lauer. Durch den ruſſiſch=
pol=
niſchen Nichtangriffspakt hat Polen die Hände gegen Deutſchland
frei bekommen. Wir wiſſen, daß es Truppen an der deutſchen
Grenze anſammelt. Wir können damit rechnen, daß es losbricht.
Freilich wird es keine wehrloſe Beute finden. Die Welt ſoll
wiſſen, daß auch ein waffenloſes Deutſchland mit der Kraft der
Verzweiflung um ſein Daſein ringen wird. Im Weltenbrande,
der dann entfacht, wird Europa zugrunde gehen.
Aber wir erheben Anklage gegen dieſe Regierung, die durch
Schwäche und Zielloſigkeit es dahin hat kommen laſſen. Wir
wollen dieſes Syſtem nicht mehr dulden, das uns immer tiefer in
die Knechtſchaft hineingeführt hat. Der Sturz dieſes Syſtems iſt
das Ziel des Wahlkampfes, der jetzt beginnt. Es iſt die tragiſche
Schuld des Reichspräſidenten von Hindenburg, daß er dieſes
Syſtem geſtützt hat.
Abſage der Wirtſchaftspartei an die
„Nakionale Oppoſikion”
Abg. Dr. Bredt (W.P.) beſchäftigt ſich zunächſt mit der
Rede des Abg. von Freytagh=Loringhoven, die auf den Kern der
Fragen nicht eingegangen ſei. Das Kabinett Brüning ſei vom
Reichspräſidenten von Hindenburg berufen worden als
ausge=
ſprochenes Rechtskabinett. Einem ſolchen Kabinett hätten die
Deutſchnationalen ſich anſchließen müſſen. Wenn Hugenberg
Ein künſtleriſches Weltereignis.
Das bedeutendſte byzantiniſche Kunſtwerk. — Wie die
Gold=
moſaiken vernichtet wurden. — Die Koſten der Aufdeckung der
Moſaiken betragen 5 Millionen Mark.
Die koſtbaren altchriſtlichen Goldmoſaiken der „Hagia Sofia”
in Konſtantinopel, die vor 500 Jahren von den Mohammedanern
auf raffinierte Weiſe ſo verdeckt worden ſind, daß ſie nicht mehr
zu ſehen ſind, ſollen wieder freigelegt werden. Am 29. Mai 1453
etoberte Sultan Mohammed II. die Stadt Konſtantinopel. Damit
war die Herrlichkeit der chriſtlichen Sophienkirche, der „Hagia
Sofia” zu Ende. Dieſer berühmteſte Kirchenbau der alten
Chriſten wurde unter Kaiſer Juſtinian I., dem Kaiſer des
byzantiniſchen Reiches errichtet, nachdem die erſte Kirche, die
von Konſtantin erbaut war, im Jahre 532 durch Feuer zerſtört
worden war. Die Kirche hat eine Höhe von 65 Metern und
einen Durchmeſſer von 32 Metern. Das prächtigſte Kunſtwerk
dieſer Kirche war das berühmte große goldene Moſaikenbild, das
auf dem Goldgrund der Kuppel leuchtete und das als das größte
Meiſterwerk der byzantiniſchen Kunſt zu gelten hat. Die
Gold=
moſaiken ſtammen ungefähr aus dem Jahre 535 nach Chriſti.
Mohammeo II. befahl nach der Eroberung Konſtantinopels, daß
dieſe koſtbaren Moſaikbilder durch Kalktünche dick verdeckt
wür=
den, da die Kirche zu einer Moſchee umgewandelt wurde und
der Iflam derartige Bilder in Gotteshäuſern verbietet. 500 Jahre
faſt ſind nun dieſe herrlichen Bilder, die die Antlitze der Heiligen
in gottesfürchtiger Andacht darſtellen, der Welt entzogen. Das
größte Meiſterwerk byzantiniſcher Kunſt, das die Welt kennt,
foll aus ſeinem Dornröschenſchlaf geweckt werden. Die neuen
Machthaber der Türkei ſind beſtrebt, die großen Kulturgüter zu
wahren, die in Konſtantinopel vorhanden ſind. Da eins der
größten dieſer Art die Moſaikbilder ſind, ſo wurde beſchloſſen, ſie
ohne Rückſicht auf die Vorſchriften des Iſlam in ihrem
Original=
zuſtand wieder herzuſtellen. Schon einmal wurde die Aufdeckung
der Moſaiken durch den Sultan Abdul Medjed im Jahre 1846
veranlaßt. Auch Sultan Abdul Medjed, ein aufgeklärter Herr,
der das große Reformwerk ſeines Vaters Mahmud II. weiter
fortführen wollte, gab den Befehl. die dicke Kalkſchicht, die auf
den Moſaikbildern lagerte, zu entfernen. Obwohl ſich unter den
frommen Männern der Türkei großer Widerſtand regte, wurde
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
das ablehnte, dann trage er ſelbſt die Schuld an der
Entwick=
lung der Dinge.
Die Rechnung auf eine koalitionsmäßige Einbeziehung der
Nationalſozialiſten ſei doch offenbar undurchführbar. Wenn in
Heſſen eine ſolche Koalition nicht möglich war, ja, wenn in der
Reichspräſidentenkandidatur nicht einmal unter den Angehörigen
der Harzburger Front ſich eine Einigung mit den
Nationalſozia=
liſten erreichen ließ, wie ſoll da eine Regierungskoalition mit den
Nationalſozialiſten möglich ſein?
Die Deutſchnationalen haben immer mehr Macht für den
Reichspräſidenten verlangt. Ihr Verhalten jetzt beweiſt, daß ſie
dieſe Forderung in der Weiſe auslegen: „Und der König abſolut,
wenn er unſeren Willen tut!“ Der Stahlhelm hat ein Mitglied
ausgeſchloſſen, weil es für Hindenburgs Wahl eingetreten iſt.
Im Organ des Stahlhelms heißt es, der Ausgeſchloſſene habe
durch ſein Eintreten für Hindenburgs Wahl das Anſehen des
Stahlhelms geſchädigt. Hindenburg iſt Ehrenpräſident des
Stahlhelms, aber wer für ihn eintritt, ſchädigt das Anſehen des
Stahlhelms. (Hört! Hört!) An der gegenwärtigen Wirtſchaftsnot
iſt weder die Regierung, noch das kapitaliſtiſche Wirtſchaftsſyſtem
ſchuld. (Lärm bei den Nationalſozialiſten.) Es iſt eine Groteske,
wenn das Landvolk einen Miniſter ſtellt, der die Landvolkpartei
in der Regierung durchſetzt und wenn dennoch das Landvolk
gegen die Regierung ſtimmt.
Bei den weiteren Ausführungen des Redners häufen ſich
laute Zwiſchenrufe und Unterbrechungen aus den Reihen der
Deutſchnationalen und Nationalſozialiſten.
Die Wirtſchaftsparkei für Brüning.
Ihnen, ſo wendet ſich der Redner weiter an die Rechte,
ſcheint es überhaupt ganz fremdartig vorzukommen, wenn eine
Partei ohne jede Gegenleiſtung nur ihrem Gewiſſen folgend für
die Regierung ſtimmt. Wir folgen nur unſerem Gewiſſen, wenn
wir auch jetzt noch einmal für die Regierung ſtimmen. (Rufe
rechts: „Dann werden Ihre Wähler Ihnen davonlaufen!”)
Glau=
ben Sie etwa, daß wir aus Furcht vor dem Verluſt an Wählern
anders ſtimmen werden, als es uns unſer Gewiſſen gebietet?
Uns ſteht das Vaterkand über der Partei. (Beifall bei der
Wirt=
ſchaftspartei.)
Graf Weſtarp für Hindenburg.
Abg. Graf v. Weſtarp (Volkskonſ.), bei deſſen Erſcheinen
auf der Rednertribüne die meiſten Deutſchnationalen und
Natio=
nalſozialiſten den Saal verlaſſen haben, erklärt dem Abg. Dr.
Goebbels: „Ich glaube nicht, daß Sie die Abſicht hatten, den
Reichspräſidenten perſönlich anzugreifen. Das von dieſer Stelle
aus geſprochene Wort bleibt aber ſtehen und wirkt weiter.
Irgendwelches Lob oder irgendwelcher Tadel von Deſerteuren
ha: mit dem Namen Hindenburgs nichts zu tun. (Beifall.)
Deſerteure nenne ich nicht in einem Atemzug mit dieſem Mann,
der für mich und für das ganze Volk das Vorbild eiſerner
Pflichttreue iſt, die ihn beſonders auch in den ſchwerſten Wirren
an ſeinem Poſten im Dienſte für das ganze Volk feſthielt,
eb=
hafter Beifall.) Ich möchte Sie herzlichſt bitten: Tun Sie nichts,
um aus unſerm Volk und unſerer Jugend noch herauszureißen
den letzten Reſt von Ehrfurcht vor der Größe einer geſchichtlichen
Perſönlichkeit.” (Lebhafter Beifall.) Wenn von meinen früheren
Freunden und jetzigen Gegnern geſagt wird, Hindenburg habe
ſie im Stich gelaſſen, ſo ſetze ich dem das perſönliche Bekenntnis
entgegen: „Ich fühle mich durch Hindenburg nicht im Stich
ge=
laſſen, und ich laſſe ihn nicht im Stich!” (Lebhafter Beifall.)
Scharfe Angriffe des Staatsparkeilers Weber
gegen die Nakionalſozialiſten.
Abg. Dr. Weber=Potsdam (Stp.) ſchließt ſich in der Frage
der Reichspräſidentenwahl dem Vorredner an, meint aber, die
Rede des Abg. Dr. Goebbels habe eine ſchwere Beleidigung des
Reichspräſidenten enthalten. 2ich einem früheren Antrag der
Nationalſozialiſten ſoll die Beleidigung deutſcher Heerführer mit
Zuchthaus und körperlicher Züchtigung beſtraft werden. Wenn die
Nationalſozialiſten dieſen Antrag zur Abſtimmung bringen
wol=
len, ſo erklärt der Redner, ſo werde ich im „vorliegenden Falle
für die körperliche Züchtigung des Herrn Dr. Goebbels ſtimmen.
(Sehr gut.)
Der Redner berichtet dann von blutigen Gewalttaten, die
Na=
tionalſozialiſten im Anſchluß an Wahlverſammlungen in der
Pro=
vinz verübt haben und bei denen ein älterer Mann in Gegenwart
ſeiner unglücklichen Frau von Nationalſozialiſten totgeſchlagen
wurde. Auf einen Zuruf von nationalſozialiſtiſcher Seite erklärt
Weber, es ſei gewiß bedauerlich, wenn auch ein 16jähriger
Hitler=
junge ermordet worden ſei, aber ein 16jähriger Menſch gehöre
nicht in den politiſchen Kampf. Im übrigen aber ſeien die
Natio=
nalſozialiſten auf dem Wege der politiſchen Morde vorangegangen.
Bei dieſen Worten erhob ſich auf der Rechten und insbeſondere
bei den Nakionalſozialiſten ein Sturm
der Enkrüſtung
der minutenlang andauerte. Es kam zu ungeheuren Tumulten.
Die Nationalſozialiſten ſtürmten gegen die Rednertribüne vor,
dieſer Befehl des Sultans ausgeführt. Der Sultan ſelbſt
be=
ſichtigte nun die Moſaiken, und als man feſtſtellte, daß ſie durch
die barbariſche Behandlung von ſeiten des alten Sultans
Mehemed im Jahre 1453 gelitten hatten, wurde ein Fachmann
herbeigeholt, der den Auftrag hatte, dieſe koſtbaren Kunſtwerke
wieder herzuſtellen. Es gelang ihm auch. Das Wichtigſte war
aber, daß die Moſaiken unter der Kalktünche nur wenig in
ihrem Glanz gelitten hatten, der den größten Teil ihrer
Schön=
heit bildet. Man hatte gefürchtet, daß die ätzende Kalkmaſſe den
Schimmer und Goldglanz der Bilder beeinrächtigt oder zerſtört
hätte, ſo daß ein großer Teil ihres Wertes dadurch verloren
gegangen wäre. Lange konnte ſich die Welt aber nicht an dem
Anblick dieſer herrlichen Kunſtwerke ergötzen, denn der Sultan
war zwar ein Mann von hoher Kultur und beſtem Wollen, aber
zugleich ein ſehr gutmütiger und willensſchwacher Charakter, der
vor dem Widerſtand der türkiſchen Geiſtlichkeit zurückwich und
nach kurzer Zeit die Moſaikbilder wieder in der gleichen Form
überdecken ließ, wie ſie 400 Jahre lang vergraben waren. Erſt
jetzt ſoll zum erſten Male ſeit dem Jahre 1453 das prachtvolle
Kunſtwerk der Oeffentlichkeit für alle Zeiten zugängig gemacht
werden. Nur die Koſten der Wiederherſtellung ſind recht
be=
trächtliche, denn ſie betragen nämlich ungefähr 5 Millionen Mark.
Während dieſe Summe beim Sultan Abdul Medjed keine Rolle
geſpielt hatte, iſt ſie für die heutige Türkei, die unter den Folgen
mehrerer Kriege und der jetzigen Kriſe wirtſchaftlich furchtbar
leidet, faſt unerſchwinglich. Aber die Verhandlungen von Angora
mit Amerika zum Zwecke einer Anleihe, durch die die Koſten
der Wiederherſtellung der Moſaikbilder bezahlt werden ſollen,
ſind vor dem Abſchluß, und man kann erwarten, daß in kurzer
Zeit mit der Aufdeckung der herrlichen Kunſtwerke begonnen
werden kann. Deutſche Sachverſtändige, die bei der Feſtſtellung
alter Kulturgüter in Konſtantinopel ſeit Jahren tätig ſind,
wer=
den auch hier bei dieſem großen Werk als Berater dienen. Ein
Kunſtwerk ohnegleichen und von unſchätzbarem Werte wird
wie=
der zu neuem Glanze erſtehen.
* Die Dreikeilung des Winkels.
Mitte vorigen Jahres ging eine Meldung durch die deutſche
Preſſe, daß ein amerikaniſcher Gelehrter eine Möglichkeit zur
Dreiteilung des Winkels gefunden habe. Das Darmſtädter
Tag=
blatt brachte am 16. Auguſt v. J. das Bild des Entdeckers und
dazu folgende Bemerkung: „Prof. Callahan, Rektor der Univerſität
Pittsburg (Pennſylvanien) behauptet, den ſeit 2 Jahrtauſenden
geſuchten Weg zur Dreiteilung des Winkels gefunden zu haben.
Dieſer Ankündigung des bekannten Gelehrten, ſtehen die Fach=
Donnerstag, 25. Februar 198
wurden aber von dem nationalſozialiſtiſchen Abgeordneten Srod
ßer zurückgehalten. Es ertönten fortgeſetzt Rufe wie: „Abtreta!”
„Wir haben 240 Tote im politiſchen Kampf verloren!“ Da es
dem Vizepräſidenten Eſſer nicht gelang, Ruhe zu ſchaffen, uner
brach er die Sitzung. — Nach Wiederaufnahme der Sitzung
er=
klärte der Vizepräſident, er habe Dr. Weber gebeten, die Beuer
kung, die zur Unterbrechung der Sitzung Veranlaſſung gab, zuüc
zunehmen. Dr. Weber habe erwidert, er wolle ſeine
Bemerum=
begründen und habe dann auf die Bitte des
Vizepräſidentenſ=
heute auf dieſe Begründung verzichtet.
zu
Abg. Simpfendörfer (Chr.=Soz.) bedauert, daß
Wiederaufſtellung Hindenburgs zur Reichspräſidentenwahl
zu einem machtvollen und geſchloſſenen Bekenntnis des R
tags geführt habe. Die Haltung der radikalen R
ten ſei geradezu eine Verſündigung gegen
nationale Führeridee und gegen den konſ
tiven Staatsgedanken. Der Volksdienſt
kenne ſich zu Hindenburg, der ihm nicht nur de
ragende Führer des Weltkrieges ſei. Er ſei ihm der gottgc
Führer, de rin dem tiefen chriſtlichen und reformatoriſchen
ben wurzelt, unbekümmert von Parteimeinungen ſeinem
den Weg zur Einheit und Freiheit weiſe.
Bei Erörterung außenpolitiſcher Fragen macht der R
darauf aufmerkſam, daß der Volksdienſt nie einen Zweifel daf
gelaſſen habe, daß er die jetzige Regierung nur ſolange u
ſtützen könne, wie der außenpolitiſche Befreiungskampf mit
Entſchiedenheit geführt werde.
Scharfe Ausfälle des Rakionalſozialiſten Roſenhe
gegen die Außenpolikik des Brüning=Kabineit=
Abg. Roſenberg (Natſoz.) geht als zweiter Redner
Fraktion auf die Außenpolitik des Brüning=Kabinetts ein
aus ihrer Entwicklung den Schluß zu ziehen, daß das außen
tiſche Syſtem dieſes Kabinetts völlig verſagt habe. Den Ue
griffen Polens und Litauens ſei nicht mit der nötigen En
entgegengetreten worden. In der deutſchen Geſandtſchaft in
litauiſchen Hauptſtadt Kowno ſeien 30 bis 40 Prozent Ausläß
beſchäftigt, darunter auch Litauer, Litauer ſind auch in gul
Zahl in Deutſchland eingebürgert worden.
Ein ſozialdemokratiſcher Abgeordneter ruft dem Redner
„Wo waren Sie von 1918 bis 19222 Abg. Roſenberg antwo
„Was Sie damit ſagen wollen, iſt eine Lüge und außerdem
es Sie nichts an!” Auf den Zuruf eines anderen Sozialdemorry
antwortet Abg. Roſenberg: „Sie wollen wohl eine Ohr
haben?"
Präſident Loebe erklärt, er habe den Zurufer zur Ruhe
ſen wollen, aber Abg. Roſenberg habe nicht nur einen Abgevn/
ten der Lüge beſchuldigt, ſondern einen anderen auch mit hr
feigen bedroht. Dieſe Bedrohung ſei eine ſo grobe Ausſchreitnig
daß
dem Redner das Work enkzogen
werden müſſe. Dieſe Erklärung des Präſidenten ruft bei derſi
tionalſozialiſten einen Proteſtſturm hervor. Der Präſie
ſchließt wegen lauter Zurufe den nationalſozialiſtiſchen
Schaller von der heutigen Sitzung, und den nationalſozialiſaß,
Abg. Sprenger, der der erſten Aufforderung nicht folgte, au
Sitzungstage aus.
Da der Lärm andauert, unterbricht der Präſident noch,
die Sitzung.
Nach faſt zweiſtündiger Unterbrechung eröffnet Präſſ
Loebe die Sitzung wieder und teilt mit, das der kommun
Abg. Heuck den am Präſidententiſch nicht verſtandenen
gegen den Abg. Roſenberg gerichtet habe: „Von 1918 bis
waren Sie Agent von Deterding!” Er rufe den Abg. Hezch
wegen zur Ordnung. Da Abg. Roſenberg die in der Eer
gegen den Abg. Heuck ausgeſprochene Bedrohung zurückgenor
habe, ſei auch die Wortentziehung zurückgenommen. Präſi
Loebe nimmt weiter die Ausſchließung des Abg. Sprenger u
weil Sprenger erklärt habe, er habe nicht die Bedrohurz
Präſidenten mit der Fauſt verübt, was durch die Ausſchli
geſühnt werden ſollte.
Abg. Roſenberg (Natſoz.) ſetzt darauf ſeine außei!
ſchen Ausführungen fort. Zwei Kommuniſten erhalten Opon u
rufe, weil ſie ihm zurufen: „Es riecht nach Petroleum!
Hindenburg habe das außenpolitiſche Syſtem der RegieM
geſtützt. Er ſei vor ſieben Jahren in ſchlimmſter Weiſe vom M
trum und den Sozialdemokraten beſchimpft worden, währencn
dieſelben Parteien Hindenburg als Helfer gegen die nati in
Front auf den Schild erhoben hätten. Zentrum und Sozialä
kratie ſtänden heute in einer Front zuſammen und würde‟
meinſam vernichtet werden. In einigen Monaten werde Brri
dem neuen Reichspräſidenten ſeine Demiſſion überreichen 0
dieſer neue Reichspräſident werde Adolf Hitler heißen. (
L=
bei der Mehrheit, Beifall bei den Nationalſozialiſten.)
Die Weiterberatung wird gegen 20 Uhr auf Donne=
12 Uhr vertagt.
wiſſenſchaftler etwas zweifelhaft gegenüber, da eine Löſungle
ſes Problemes, um das ſich die Mathematiker ſeit Eukliden
gebens bemühten, theoretiſch als ausgeſchloſſen gilt.”
Dieſe Nachricht hat auch alle Deutſchen, die ein mathe:*
ſches Genie in ſich ſpüren, nicht ruhen laſſen, ſich ebenfal.l
dieſem Problem zu verſuchen. Vom einfachen Arbeiter bis.
akademiſch Gebildeten ſind neue Verfahren erſonnen unch
wieſen worden, aber umſonſt! Die Wiſſenſchaft hat ſeit
e=
hunderten den Beweis, daß es nicht möglich iſt, mit alleſ n
Hilfe von Zirkel und Lineal einen beliebigen Winkel in
mathematiſch gleichgroße Teile zu zerlegen. Dieſe beiden Zeſhe
geräte ſind die Grundwerkzeuge der elementaren Geometie.‟
der alle Aufgaben gelöſt werden müſſen. Auch die Enihee
von Callahan iſt ein Bluff, wie wir es ja von Amerika im."
gemeinen bei derartigen Alarmnachrichten gewohnt ſind.
Eine ähnliche, ebenſo unlösbare Aufgabe iſt die Quah‟
des Kreiſes, d. h. das Problem, den Inhalt oder auch dell""
fang eines Kreiſes durch Zirkel und Lineal konſtruktiv herf!
zu können. Vielleicht verſtändlicher iſt der Hinweis aul
perpetuum mobile, das auch immer noch die Erfinder zuc
dankenarbeit anregt.
Die Unlösbarkeit des Problems der Dreiteilung des Wi.”
ſchließt natürlich nicht aus, daß man einen Winkel mittelts
facher Konſtruktion — es gibt ſchon aus der Zeit der alle!
chen ſehr ſinnreiche Verfahren — mit hinreichender Genan”
in drei annähernd gleiche Teile zerlegen kann.
Intereſſenten können näheres bei E. Pascal, Repetnee.
der höheren Mathematik II. Bd. Geometrie (Verlag 2et"
Leipzig 1910) Kapitel I 8 10, oder auch bei Enriques/il..
Frage der Elementargeometrie, Teil II, Leipzig, Verlag 2e
1907 nachleſen. Das erſtgenannte Buch ſteht im Leſeigl.
Landesbibliothek auf.
Kunſt., Wiſſenſchaft und Leben.
* Prof R. Senff f. In Düſſeldorf ſtarb unee
tet im 73. Lebensjahr Profeſſor R. Senff. Er ſo
bildungsgemäß aus den Hochſchulkreiſen der Berliner S9t
Grell und errang als Chormeiſter und Geſangspädagoe”,
Erfolge. Seine kluge, angenehme, witzreiche Natur mal.
den Umgang mit menſchlichen und künſtleriſchen Dinge.
Seiner Chorarbeit kam die geſangstechniſche Fundierung.
ſtatten. Auch kompoſitoriſch wahrte er ein eigenes Geſich.
letztes größeres Werk war ein zweiteiliges Weihnachtso..
Den Darmſtädter Muſikkreiſen wird er aus ſeiner Tätigl.
langjähriger Leiter des Mozartvereins noch. i. .
innerung ſein.
Zvonnerstag, 25.
Februar 1932
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 56 — Seite 3
Zorkführung der Konferenzarbeiken im Rahmen des von Deutſchland abgelehnken
Konvenkions=
enkwurſes für die Abrüſtung. — Deutſchland forderk Gleichberechkigung für die deutſchen
Abrüſtungsvorſchläge. — Frankreich erhebt Einwände.
Frankreich gegen jede Aenderung des
Der Schwerpunkk der Abrüſtungs=
konferenz
in polikiſchen Ausſchuß.
n df de utewlt Kendenkignsenkwurf die Berhandlungsgrundlage
gt habe. Den uN Der politiſche Konferenzausſchuß der Abrüſtungskonferenz
Genf, 24. Februar.
Nach dem Abſchluß der Generaldebatte werden ſich die
Kon=
usarbeiten bis auf weiteres innerhalb des aus den Führern
Stl icher Delegationen gebildeten Hauptausſchuſſes abſpielen.
Hauptausſchuß wird auch über die Einſetzung techniſcher
iarniſſionen zu beſchließen haben.
Das Präſidium der Abrüſtungskonferenz hat beſchloſſen, die
Ierenzarbeiten im Rahmen des bekannten, viel umſtrittenen
G on Deutſchland abgelehnten Abkommensentwurfes der
vor=
ſeickenden Abrüſtungskonferenz zu führen. Dabei ſollen jedoch
liſten Roſenhef skbrüſtungsvorſchläge der einzelnen Abordnungen
gleichbe=
higt neben dem Abkommensentwurf als
Verhandlungsgrund=
ng Rabineffs½ dienen. — Mit dieſem Beſchluß tritt die Konferenz in
politiſch zweifellos entſcheidenden Abſchnitt ein.
zweiter Redner ſi
9=Rabinetts ein
der nöigen Enct am Mittwoch nachmittag unter dem Vorſitz Henderſons
Geſandiſchaft in rrimen. Auf Vorſchlag Henderſons wurde der tſchecho=
40 Prozent AusläAukiſche Außenminiſter Beneſch zum Hauptberichterſtatter des
ſind auch in gillsichuſſes einſtimmig gewählt. Damit iſt Beneſch weitgehender
Afrß auf die Verhandlungen eingeräumt worden. Sodann
ruft dem Redne:blun die Ausſprache über die Frage der Verhandlungsgrund=
Roſenberg antwchi.
e und außerdem / Der engliſche Außenminiſter Simon begründete dabei einen
ren SozialdemokzMiſſ=lich eingereichten Vorſchlag, nachdem der Ausſchuß beſchließt,
wohl eine Or/ weiteren Arbeiten der Konferenz im Rahmen des
Abkom=
usgentwurfes des Völkerbundes zu halten, jedoch ſollen alle
urufer zur huße Monungen volle Freiheit bewahren, einzelne Vorſchläge
aus=
mr einen Abge z/4 eiten und Zuſatzanträge zu dem Abkommensentwurf zu
deren auch nit 2 %
grohe Ausſcreiw Der franzöſiſche Miniſterrpäſident Tardieu begrüßte zunächſt
ztwärmſte die Wahl Beneſchs. Er unterſtrich dann, daß der
ommensentwurf des Völkerbundes die richtunggebende,
ent=
ſitende Verhandlungsgrundlage der weiteren Arbeiten und
Mkzogen
ſcheidungen zu bilden habe. Die Aufgaben der Konferenz
nten ruſt hi dec Nucn nur im Rahmen des Völkerbundes gelöſt werden.
ſervor, Der Prähe ſeibſon (Amerika) ſchloß ſich dem engliſch=franzöſiſchen
Vor=
alſozialiſtiſchen Ang an. Er betonte jedoch, daß damit in keiner Weiſe der
nationalſiüliſt ikommensentwurf als ſolcher ſchon angenommen ſei. Dieſer
nicht folgte auf bue nur den Rahmen für die allgemeinen Arbeiten bilden,
nitſcheidende Abänderungen und Ergänzungen zulaſſe.
Präſdent nchl, ?eer ruſſiſche Außenkommiſſar verlangte energiſch
allen anderen Beſchlüſſen eine Entſcheidung über den
räte=
eröffnet Puſicliſthen Vorſchlag einer allgemeinen, vollſtändigen Abrüſtung.
as der kommun FAls der Vorſchlag angenommen werden ſollte, wäre der Ab=
verſtandenen 2.
„Von 1910 bis
tm ensentwurf überflüſſig.
Lier italieniſche Vertreter wies darauf hin, daß die
den Abg hezc Miichme des Abkommensentwurfs als Verhandlungsgrundlage
Abg. Sprenger 111
Der deukſche Standpunkk.
die Bedrohurg
Me Botſchafter Nadolny verlas ſodann eine Erklärung, mit der
die in der Erre 1 geſchäftsmäßige Bedeutung habe. Entſcheidend ſei, daß
hung zurückgenon el ſtens eine praktiſch durchgreifende Endlöſung der
Ab=
genommen, Präſit fungsfrage erfolge.
Konvenkionsenkwurfes.
Der Vorſchlag des engliſchen Außenminiſters Simon, den
Abkommensentwurf des Völkerbundes als
Verhandlungsgrund=
lage der weiteren Arbeiten der Abrüſtungskonferenz zu erklären,
purde einſtimmig im Konferenzausſchuß angenommen. Im
wei=
teren Verlauf der Ausſprache erklärte Tardieu, der Vertreter der
deutſchen Regierung habe den engliſchen Vorſchlag nur unter dem
Vorbehalt angenommen, daß die deutſchen Abrüſtungsvorſchläge
die einzelnen Beſtimmungen des Abkommenentwurfes des
Völker=
bundes erſetzten wollten. Er halte es jedoch für ſeine Pflicht,
völlige Klarheit darüber zu ſchaffen, daß Frankreich dieſes unter
keinen Umſtänden zulaſſen werde. Die franzöſiſche Regierung
könne nicht geſtatten, daß die deutſchen oder andere Vorſchläge die
Beſtimmungen des Abkommensentwurfs des Völkerbundes
er=
ſetzten.
Der ungariſche Delegierte, Graf Aponnyi, und der japaniſche
Delegierte, Matſudeira, ſprachen ſich für den engliſchen Antrag
aus.
Es wurde ſodann beſchloſſen, daß am Donnerstag vormittag
eine Sitzung zur Behandlung des ſowjetruſſiſchen allgemeinen
Abrüſtungsvorſchlages ſtattfinden ſoll.
Neue Offenſive der Japaner.
Schanghai, 24. Februar.
Den japaniſchen Streitkräften gelang es heute nach einem
unerwarteten Angriff, das Dorf Kiangwan wieder in Beſitz zu
nehmen. Später im Laufe des Tages kam es auch an der Front
von Tſchapei zu einem heftigen Artillerie=Gefecht.
Im lettländiſchen Parlament wurde ein Antrag des deutſchen
Fraktionsführers Dr. Schiemann auf Aufhebung der
Sprachenver=
ordnung der Regierung, die den Gebrauch der Minderheitenſprache
im Verkehr mit Behörden vollkommen ausſchließt, mit 49 gegen 42
Stimmen abgelehnt. Damit tritt die neue Sprachenverordnung
am 4. März in Kraft.
Zu ernſten Zuſammenſtößen zwiſchen Arbeitsloſen und
Poli=
zei kam es am Dienstag in London, Briſtol und Liverpool,
wo=
bei es zahlreiche Verletzte gab.
„Wir beſchließen, daß.. . .
Nakionalſozialiſten und Kommuniſſen bilden Mehrheiken. — „Mißkrauensankrag gegen den Juſtizminiſter”
angenommen. — „An den Innenminiſter wird kein Gehalt mehr gezahll.”
„Schuß der Verſammlungsfreiheik.”
Miniſterialdirektor Neuroth will zu den in der
Debatte behandelten einzelnen Urteilen nicht Stellung nehmen.
Umſonſt!
Im Falle Stier handele es ſich aber um das Urteil eines
leutſche Abordnung ſich dem erſten Teil des engliſchen
Vor=
ſteges anſchließt, wonach der Abkommensentwurf den allgemei=
Kahmen der weiteren Verhandlungen bilden ſoll. Er betonte
bä., daß ein derartiger Beſchluß ſich nur auf die künftigen,
94 auf die ſchon vorliegenden Abrüſtungsvorſchläge der
Ab=
anungen beziehen könne. Die deutſchen Vorſchläge enthielten
Imente eines allgemeinen Abrüſtungsplans und ſeien keines=
9s nur als Abänderung oder Ergänzung des
Abkommensent=
is des Völkerbundes aufzufaſſen. Die deutſchen Vorſchläge
ſhüelten Beſtimmungen, die weſentliche Teile des
Abkommens=
wvarfs grundlegend abänderten und erſetzten. Die deutſche
hrſenung verlangt, daß die einzelnen Teile des deutſchen
Vor=
ſiges gleichzeitig und gleichberechtigt mit den einzelnen
ſchriitten des Abkommensentwurfes und den übrigen
Vorſchlä=
grörtert würden.
Nach der Eröffnung der Mittwoch=Sitzung nimmt ſofort Abg.
Hammann (K.) das Wort zur Begründung des
kommu=
niſtiſchen
Mißtrauensantrages gegen den Juſtizminiſter.
Der Redner bezeichnet u.a. das Urteil des Darmſtädter
Schwur=
gerichts im Falle Stier als eine Provokation der Arbeiterſchaft
und Belohnung des politiſchen Mördertums”. (Ordnungsruf.)
Abg. Hoffmann erklärt für das Zentrum daß
Miß=
trauensanträge gegen Mitglieder einer nur geſchäftsführenden
Regierung verfaſſungsrechtlich unmöglich ſeien. Das Zentrum
vertraue Juſtizminiſter Kirnberger, daß er auch weiterhin die
Unabhängigkeit des Rchterſtandes wahren werde.
Abg. Dr. Beſt (Natſ.) betont in einer Erklärung die
Sinn=
loſigkeit, aus einem einzelnen Urteilsſpruch eines unabhängigen
Gerichtes einen Mißtrauensantrag gegen den Juſtizminiſter zu
ſtellen. Eine irgendwie geartete Einſeitigkeit der heſſiſchen
Recht=
ſprechung ſei nicht feſtzuſtellen (Hört, hört.) Die Tendenz des
kommuniſtiſchen Antrages ziele auf die Errichtung einer Klaſſen=
und Parteijuſtiz ab. Die NSDAP. enthalte ſich daher der
Stimme, da nur noch ein geſchäftsführendes Miniſterium
amtiere. (Hört, hört! — Zurufe: „Und Leuſchner?”)
Abg. Zinnkann verlieſt eine Kundgebung der
Sozial=
demokratiſchen Fraktion, in der „tiefer Abſcheu über den
ſcheuß=
lichen Mord des Nationalſozialiſten Stier in Groß=Gerau”
aus=
geſprochen wird. Das Urteil des Schwurgerichts ſtelle eine
„Prämie für den ſyſtematiſchen Arbeitermord” dar. (
Ordnungs=
ruf.) Ein Mißtrauensantrag gegen ein geſchäftsführendes
Mini=
ſterium ſei allerdings ſinnlos.
Abg. Galm (Kom.=Opp.) meint, die Mehrheit der Richter
habe dem Stimmungsumſchwung im Lande Rechnung getragen
und „treibe Schindluder mit dem Leben der Arbeiterſchaft in
der Hoffnung auf ein bevorſtehendes Drittes Reich” (
Ordnungs=
ruf.) Am Tage der Abrechnung werde man ſich der
arbeiter=
feindlichen Richter gebührend annehmen. (Zweiter Ordnungsruf.)
Was habe der Juſtizminiſter unternommen, als Abg. Dr. Beſt
kürzlich in einem Zwiſchenruf einen „Mordverſuch an dem
Sepa=
ratiſten Schmidt=Epper eingeſtanden” habe? (Tumult der Natſ.)
Abg. Dr. Böhm (Dntl.) weiſt die kommuniſtiſchen Vorwürfe
gegen die heſſiſche Richterſchaft als unbegründet zurück.
Abg. Dr. Beſt (Natſ.) nimmt Bezug auf die Angriffe des
Abg. Galm und erklärt, er identifiziere ſich mit ſeinen
Kame=
raden, die während des Kampfes gegen die Separatiſten in
Speyer den entſcheidenden Schlag geführt. „Bei einer ähnlichen
Gelegenheit iſt tatſächlich der Separatiſt” Schmidt=Epper beinahe
mit umgelegt worden. (Komm. Zwiſchenrufe: Alter Umleger. —
Heiterkeit.) Ich perſönlich war leider nicht dabei. Ich bekenne
mich aber zu den Helden, die das Rheinland von dieſer Plage
befreit haben. (Beifall bei den Natſ.)
Schwurgerichts, in dem neben den 3 Verufsrichtern 6 Laien
ſitzen, die das entſcheidende Wort über die Schuldfrage zu
ſprechen haben. Mit aller Schärfe weiſe er die kommuniſtiſchen
Angriffe gegen die Richterſchaft zurück.
Abg. Schreiber (Stp.) erwidert dem nationalſozialiſtiſchen
Sprecher, daß auch die Nationalſozialiſten bereits Anklagen
gegen die „Klaſſenjuſtiz” erheben, ja ſogar die Juſtiz als die
„Dirne des jetzigen Syſtems” herabwürdigten.
Nach einer perſönlichen Auseinanderſetzung der beiden
Juri=
ſten, Jung (Natſ.) und Schreiber (Stp.) wird der
Mißtrauens=
antrag gegen den Juſtizminiſter mit den kommuniſtiſchen
Stim=
men bei Enthaltung der übrigen Parteien „angenommen”,
(Heiterkeit.)
Der Präſident teilt mit, daß der nationalſozialiſtiſche Antrag
zum Falle Buttler zurückgezogen worden ſei. (Hört, hört.)
Abg. Galm (Kom.=Opp.) nimmt darauf den Antrag als
„eigenen” Antrag auf, weil der Fall Buttler in aller
Oeffentlich=
keit geklärt werden müſſe.
Abg. Dr. Beſt (Natſ.) begründet die Zurückziehung des
Antrages damit, daß ſeine Partei inzwiſchen erfahren habe,
Oberſtaatsanwalt Dr. May führe die Unterſuchung des Falles
nicht mehr. (Heiterkeit.)
Miniſterialdirektor Neuroth erklärt (ſpäter),
Oberſtaatsanwalt Dr. May habe den Fall Buttler von Anfang
an gar nicht geführt, würde ihn ſicher ebenſo objektiv und
ein=
wandfrei aufgeklärt haben, wie andere Fälle.
Der kommuniſtiſche Antrag auf Einſtellung der Gehalts= und
Penſionszahlungen an alle heſſiſchen Miniſter, wird von dem
Abg. Hammann unter ſtarken Angriffen gegen die
Nationalſozia=
liſten begründet.
Abg. Dr. Beſt (Natſ.) weiſt die Angriffe des Vorredners
zurück, denn die kommuniſtiſchen Anträge ſeien leider zu wenig
durchdacht. Der
Antrag der Nationalſozialiſten auf Einſtellung der
Gehalts=
zahlung an Innenminiſter Leuſchner
ergebe ſich aus der Auffaſſung, daß Inuenminiſter Leuſchner
rechtsgültig abberufen worden ſei. Innenminiſter Leuſchner trage
die Verantwortung für den Zuſtand des latenten Bürgerkrieges
in Heſſen. In der vergangenen Nacht hätten Mitglieder der
„Eiſernen Front” in Oppenheim den Nationalſozialiſten Adolf
Schnauz zuſamemngeſtochen. (Pfui=Rufe der Nationalſozialiſten.)
— Widerſpruch links), ohne daß das Ueberfallkommando
ein=
gegriffen habe. (Händeklatſchen und Beifall der National=Soz.)
Staatspräſident Adelung
erwidert, man dürfe nicht erwarten, daß er auf die mit
Un=
wahrheiten geſpickten Angriffe des Vorredners auch nur mit
2ie Wiſſenſchaft der Polikik in der Geſchichke Chinas
Aeber dieſes Thema ſprach im Rahmen eines Vortragsabends
Ahinainſtituts Frankfurt a. M. Dr. jur. Hſü Dan Lin aus
lirgg in fließender deutſcher Sprache vor einem zahlreichen und
riſſierten Zuhörerkreiſe. Die jüngſten japaniſch=chineſiſchen
Dif=
unzen dürften wohl mit Anlaß für den ſtarken Zuſpruch gegeben
ſen— den dieſer Vortrag fand.
Ausgehend von den Anfangsworten des Da Hüo „Das Weſen
Mroßen Lehre iſt: Die Tugenden zu entfalten, das Volk zu
en. und beim höchſten Guten zu bleiben” und weiter „Wenn die
fſunlichkeit gebildet iſt, dann erſt wird das Haus geregelt, wenn
ſeaus geregelt iſt, dann wird der Staat geordnet, wenn der
fai geordnet iſt, dann erſt kommt die Welt in Frieden” zeichnere
Yortragende den tiefen politiſchen Sinn der klaſſiſchen
Er=
fürg in China. Die Klaſſiker der konfuzianiſchen Schule waren
Vor kurzem Gegenſtand des Lehrens und des Lebens. Alles
eſchte in China der Gedanke im konfuzianiſchen Sinne: Biſt
N:Not, ſo ſei du gut, biſt du an der Macht, ſo ſorge dafür, daß die
egut ſei. Redner ſtellte die Erziehungsideale des Abendlandes
dergleich zu denen Chinas. Der letzte Kern des Konfuzianismus
Darin: Der Welt ſein durch das Menſch ſein, ſich bilden, um
Wöelt zu bilden. Und dieſe Stufenfolge im Tun und Wirken:
Familie — Staat — Welt bildet in China auch den Maßſtab
Die Bewertung von Leben und Schaffen. Der elaſtiſche Maßſtab der
Mianiſchen Lehre läßt es zu keiner Extremität kommen. Das
oie Welt ſein” iſt Grundidee der konfuzianiſchen Ethik. Die
enneine Orientiertheit am Politiſchen, die mit dieſem Ideen=
/a BHand in Hand geht, iſt aber nicht das einzige Kriterium des
eianiſchen Erziehungsideals und =modus, ſondern charakte=
9: iſt das Fehlen einer eigentlichen politiſchen Literatur in
9 Die chineſiſche Literatur weiſt ſeit alters eine Einteilung
Rbaſſiker, Geſchichte, Philoſophie und Schöne Literatur auf, die
rundlage der Erziehung und Bildung darſtellen. Dabei ſind
LKlaſſiker der eigentliche bildende Faktor der chineſiſchen
ſäthen.
Der Redner beleuchtete dann den Gegenſatz von Weſen und
Dean im altchineſiſchen pädagogiſchen Denken. Es komme ſtets
mms „Menſchſein”, nicht auf das Wiſſen an, und dieſer
jahr=
erd alte chineſiſche Gedanke, baſierend auf der konfuzianiſchen
eGungsidee, ſei auch der Grund, daß das Analphabetentum in
Nr nicht als Unglück empfunden werde. Der chineſiſche Geiſt ſei
naturwiſſenſchaftlich eingeſtellt, die konfuzianiſche Ethik
be=
ſme auch nicht nur die Struktur der Wiſſenſchaften und die Er=
Lungsideale und =methoden, ſondern ſie ſei auch der bildende
Iar der cineſiſchen Staatspolitik. Die Kulturgemeinſchaft, nicht
ſigenmächtige Staat, ſtehe im Mittelpunkt, und es gelte, das
3 belehren, nicht zu beherrſchen Bei der Gegenüberſtellung
Ech und Welt ſei es möglich geweſen, in China einen
eigent=
ten Staatsbegriff auszuſchalten, und auch der abendländiſche
tue sbegriff ſei das Ergebmis einer langen Kultur= und geiſtes=
geſchichtlichen Entwicklung. Aber trotz des fehlenden eigentlichen
Staatsbegriffes hätte China eben infolge der Erziehung keinen
Mangel an großen Staatsmännern gehabt, die zugleich ſtets auch
große Gelehrte waren, wie auch zwiſchen Feldherrntum und
Ge=
lehrtentum enge Verwachſenheit beſtehe. Jedenfalls bedinge die
auf der konfuzianiſchen Ethik aufgebaute chineſiſche Kultur Staat
und Volk. Politik und Wiſſenſchaft in gleicher Weiſe.
Der modernen Zeit müſſe auch in China Rechnung getragen
werden. Es gelte heute, zwiſchen dem Alten und dem Neuen eine
geeignete Lebensform zu finden, denn die Zeit erfordere eine
kon=
ziliante Syntheſe zwiſchen dem alten Kulturſyſtem und den neuen
techniſchen Ziviliſationsformen. Ob auch China gezwungen werde,
Konzeſſionen an die Technik zu machen, ſtehe noch dahin. Gerade
die heutige Not und Bedrängnis in der ſich China befinde, bedeute
den immer enger werdevden Zuſammenſtoß zwiſchen der modernen
Lebens= und Kampfform und der alten, nach Erneuerung
ringen=
den Kultur. Recht und Unrecht kennzeichne die geſchichtliche
Situ=
ation, Sieg oder Verluſt werde für die Weltentwicklung von
Be=
deutung ſein.
Die ausgezeichneten Ausführungen des Referenten wurden von
den Zuhörern mit lebhaftem Beifall aufgenommen, dem der Leiter
des China=Inſtituts. Prof Rouſſelle, nochmals in beredten
Dankesworten Ausdruck gab.
Uraufführung im Bremer Stadktheaker.
Hellmuth Unger: „23 aus U. S.A."
Von unſerem ſtändigen Bremer Mitarbeiter wird uns
ge=
ſchrieben:
Unger iſt als Erzähler und Dramatiker kein Unbekannter.
Seine Schauſpiele ſind über manche Bühne gegangen, ſeine Bücher
in vieler Leute Händen. 1928 erſchien im Verlage Carl
Schüne=
mann, Bremen, ſein Roman „Eisland”, den er nun unter dem
Titel „23 aus U.S.A.” als Drama zur Uraufführung brachte. Kein
Drama im eigentlichen Sinn, ſondern der letzte Akt einer
erſchüt=
ternden Tragödie, das grauenvolle Ende einer Polar=Expedition,
die der amerikaniſche Kongreß im Jahre 1880 in die Arktis
ent=
ſandte. In acht Bildern, lebendig und tief ergreifend geſtaltet,
zieht das Schickſal dieſer Beklagenswerten vorüber, die
abgeſchnit=
ten von allen Lebenden in troſtloſer Eiswüſte drei Jahre lang
hungern, durſten und dulden. Manchen Kameraden müſſen ſie im
grünen Eisglaſt verſenken, und oft glauben die Ueberlebenden die
Toten hätten das beſſere Teil erwählt, und doch reißt der Führer,
reißen ſie ſelbſt ſich wieder hoch zu Mut und Zuverſicht. Ein
klei=
nes Häuflein wird im letzten Augenblick dem weißen Tod
ent=
riſſen. — Der Eindruck des Stückes war ſehr ſtark und nachhaltig.
Schlicht und klar ſtanden die Worte vor dem blauen Himmel.
Kein überflüſſiges Pathos, keine beldiſche Geſte. Karg und
ein=
fach auch die Bühnenbilder. Dr. Walter Falks Regie ließ keinen
Wunſch offen. Er mußte ſich mit dem Autor unzählige Male zei=
gen. Aus der großen Zahl der Darſteller traten Walter Grüntzig,
Carl Rehder, Georg Schmidt und Hans Parge durch ihre ſcharfe
Charakteriſierung und ſcharfe Geſtaltungskraft beſonders hervor.
Otto Neurath.
— Eine große Fülle auserleſener Beiträge enthält die
Februarnummer von Weſtermanns Monatsheften. Namhafte
Schriftſteller, Dichter und Gelehrte kommen zu Worte. Berufene
Künſtler, Meiſter der Farbe und Form geſellen ſich zu ihnen, um
die bunte Schönheit maleriſcher, plaſtiſcher und graphiſcher Bilder
den Leſern näherzubringen. Technik, Mode, Sport und
Körperkul=
tur werden ebenſo wie Fragen der Kunſt, Muſik und Literatur,
des Theaters, der häuslichen und geſellſchaftlichen Kultur
behan=
delt. Auch dem Februarheft liegt wieder eine wertvolle Atlaskarte
bei, die freudig begrüßt werden wird. Wir möchten die heutige
Beſprechung nicht ſchließen, ohne unſeren Leſern zu empfehlen,
Weſtermanns Monatshefte, die inhaltlich immer ſchöner werden
und dabei im Preiſe billiger geworden ſind (das Heft koſtet jetzt
nur noch 1,70 RM. im Abonnement) zu beſtellen. Ein Abonnement
kann bei jeder Buchhandlung aufgegeben werden.
Deutſch=Oeſterreichiſche Literaturgeſchichte. Ein Handbuch zur
Geſchichte der deutſchen Dichtung in Oeſterreich=Ungarn. Unter
Mitwirkung hervorragender Fachgenoſſen nach dem Tode von
Johann Willibald Nagl und Jakob Zeidler
herausge=
geben von Eduard Caſtle, Dritter (Schluß=Band: 1848 bis
1918. 9. Abteilung. Wien 1931. Verlagsbuchhandlung Carl
Fromme, Geſellſchaft m. b. H. Preis 8,40 RM.
In Fortführung des Kapitels über das literariſche Schaffen in
den Ländern der alten öſterreichiſch=ungariſchen Monarchie im
Zeitraum von 1866 bis 1918 erhalten wir in der vorliegenden
neunten Abteilung umfangreiche und unterrichtende Darſtellungen
über das Küſtenland von Prof. Franz X. Zimmermann,
Tirol von Prof. Dr. Hans Lederer, Vorarlberg von Prof Dr.
Joſef Gaßner, Böhmen von Dr. Joſef Mühlberger,
Mäh=
ren=Schleſien von Prof. Dr. Karl Kreisler, Galizien von
Pro=
feſſor Jakob Rollauer, Bukowina von Univ.=Prof. Dr. R. F.
Kaindl, Ungarn von Dr. Béla von Pukanſzy. Alle dieſe
Abſchnitte berückſichtigen nicht nur die literariſchen Erzeugniſſe,
ſondern auch die Entwicklung des Zeitungs= und Theaterweſens,
worüber man in anderen Werken vergeblich Auskunft ſuchen wird.
* „Konkurs”, Roman der lebenden Tage von Adolf Schüler (2.
H. Pahne Verlag, Leipzig) Konkurs — und trotzdem ein
Vorwärts=
ſtreben, trotz allem der Wille, etwas zu werden und zu leiſten. Jugend
iſt es, akademiſche Jugend, die uns in Nöten und Kämpfen, im Streben
nach einer beſſeren Zukunft vor Augen geführt wird, und mit dieſer
Jugend Hand in Hand gehen die Aelteren und Reiferen in dem
Bewußt=
ſein: Es gibt kein Zurück; vorwärts der Weg vorwärts die Zeit! Ein
Buch, nicht ohne Tendenz, die manchmal bedenklich ſtimmt und Warnung
der, das geleſen zu werden
ver=
notwendig ſcheinen I
dient.
Seite 4 — Nr. 56
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Donnerstag, 25. Februar 19:3
einem Worte antworte. Die Abberufung des geſchäftsführenden
Innenminiſters war verfaſſungswidrig, der vorliegende Antrag
iſt ebenfalls verfaſſungswidrig. Das ſieht jeder, der auch nur
entfernt etwas mit der Juriſterei zu tun hat, auf den erſten
Blick. Wir werden uns in der Durchführung der Verfaſſung
nicht durch ſolche Anträge beirren laſſen.
Abg. Hoffmann erklärt für das Zentrum aus dem
glei=
chen Grunde Nichtbeteiligung an der Abſtimmung.
Abg. Maurer (Soz.) wirft dem Abg. Dr. Beſt vor, daß
er es unterlaſſen habe, die Vorgänge zu erwähnen, die ſich vor
dem Zuſammenſtoß mit den Nationalſozialiſten abgeſpielt hätten.
In der vergangenen Nacht ſei nämlich auf das Anweſen des
ſozialdemokratiſchen Abg. Steffan ein Dynamitanſchlag verübt
worden (Hört, hört. — Na, nal bei den Natſ.) und in der dann
entſtandenen Erregung der geſamten Bevölkerung habe ſich der
von Dr. Beſt herausgegriffene Vorfall ereignet. — Niemand im
Lande laſſe ſich mehr durch die Nadelſtich=Politik der
National=
ſozialiſten gegen das nur geſchäftsführende Kabinett blenden.
Alle die nutzloſen Beratungen und ergebnisloſen
Unterſuchungs=
ausſchüſſe, die Tauſende von Steuergeldern verſchlängen, wären
überflüſſig, wenn die Nationalſozialiſten nicht die
Verantwor=
tung ſcheuten und in die Regierung gingen, wo ſie ja alle Akten
in Händen hätten.
Der kommuniſtiſche Antrag wird abgelehnt, der
national=
ſozialiſtiſche von Nationalſozialiſten und Kommuniſten „
ange=
nommen”
Es folgt der nationalſozialiſtiſche Geſetzentwurf zum
Schutze der Verſammlungsfreiheit,
der von Dr. Beſt begründet wird. Da die bisherigen Erſuchen
an die Regierung nutzlos geblieben, wolle die Natſ. Fraktion jetzt
die Verſammlungsfreiheit durch Geſetzentwurf garantieren. Die
Nationalſozialiſten verzichteten auf polizeilichen Schutz ihrer
Verſammlungen und erſt recht auf die Ueberwachung ihrer
Ver=
anſtaltungen.
Abg. Widmann (Soz.) erwidert, daß erſt durch die „Sitten
der rauhen Kämpfer Adolf Hitlers” die polizeiliche Ueberwachung
von Verſammlungen notwendig geworden ſei.
Abg. Sumpf (K.) erinnert die Nationalſozialiſten an Fälle,
in denen ſie die Polizei zum eigenen Schutze herbeigerufen.
Innenminiſter Leuſchner
weiſt darauf hin, daß der nationalſozialiſtiſche Geſetzentwurf der
Reichsverfaſſung und reichsrechtlichen Vorſchriften widerſpricht
und auch im Falle der Anahme gegenſtandslos bleibe. Die
heſſiſche Regierung werde nach wie vor die Bevölkerung vor
An=
griffen ſchützen. Auch die Rechtsparteien verlangten oft genug
dn Schutz der Polizei für ihre Verſammlungen. Wie reime es
ſich mit dieſem Geſetzentwurf zuſammen, daß vor wenigen Tagen
der nationalſozialiſtiſche Fraktionsführer Lenz erklärt habe
„entweder ergreift die Regierung die entſprechenden
Maß=
nahmen oder es iſt zu Ende mit unſerer Geduld. Wir
for=
dern bis zur Sicherſtellung ausreichenden behördlichen Schutzes
unſere Anhänger auf . . . uſw.‟? Die Richtlinien der Mainzer
Polizei auf Beſchränkung der zu genehmigenden Verſammlungen
an einem Tage gelten nur für anormale Zeiten und würden in
ruhigen Verhältniſſen nicht in Anwendung gebracht.
Nach weiteren Ausführungen der Abg. Hammann (K.),
Ohlhof (SAP.) und Dr. Beſt (Natſ.) wird der
Geſetzent=
wurf von Nationalſozialiſten und Kommuniſten in beiden
Leſun=
gen genehmigt. (Heiterkeit.)
Es folgen die Anträge auf Neuregelung der
Auseinanderſekzung mit dem ehem. Großherzog,
über deren Erledigung im Ausſchuß wir ausführlich berichteten.
Abg. Keil (K.) fordert entſchädigungsloſe Enteignung des
ehem. Großherzogs.
bezeichnet die meiſten tatſächlichen Angaben des Vorrredners als
unrichtig. So falle Schloß Romrod nach dem Tode des ehem.
Großherzogs frei an den heſſiſchen Staat zurück. Unrichtig ſei
die Behauptung, daß die heſſiſche Fürſten=Auseinanderſetzung
an der Spitze aller deutſchen Länder ſtehe. Der Miniſter erklärt:
„Verwahrung legen wir ein gegen die verächtliche Art,
in der der Vorredner über den früher regierenden
Groß=
herzog geſprochen hat. Es entſpricht der Würde des
Staa=
tes, des früheren Inhabers der Staatshoheit mit
Hoch=
achtung zu gedenken, wie auch nicht verkannt werden kann,
daß der früher regierende Großherzog ein treuer
Verwal=
ter der ihm übertragenen Pflichten war.”
(Widerſpruch der Kommuniſten. Beifall der übrigen Parteien.)
Abg. Widmann (Soz.) verlangt eine den heutigen
Not=
zeiten entſprechende Neuregelung der Auseinanderſetzung.
Be=
kannt ſeien die finanziellen Zuwendungen aus Kreiſen des
groß=
herzöglichen Hauſes an das „Braune Haus” in Darmſtadt.
Abg. Schreiber (Stp.) hält die Erledigung der Frage im
Reichstag für dringlich, da auf gütlichem Wege kaum etwas zu
erhoffen bleibe.
Abg. Heinſtadt (Z.) weiſt darauf hin, daß durch
Gut=
achten des heſſiſchen und Reichsjuſtizminiſteriums feſtgeſtellt
worden ſei, die Notverordnung könne nicht auf die
Kapitalab=
findung an das großherzögliche Haus angewendet werden. Es
handele ſich um keine Rente, ſondern um Ratenzahlungen des
vereinbarten Abfindungskapitals. Das Zentrum lehne einen
Rechtsbruch ab. Allerdings habe das Volk ſicherlich einen
mora=
liſchen Anſpruch, daß die Laſten der allgemeinen Not angepaßt
würden.
Abg. Böhm (Dntl.) dankt dem Juſtizminiſter für die
Er=
klärung. Der Einwurf des veränderten Geldwertes halte einer
ſachlichen Kritik nicht ſtand. Die von den Linken betriebene
Tak=
tik mache die Ausſichten einer gütlichen Neuregelung faſt zunichte.
Abg. Roſt (Komm.) zieht ſich wegen ſchwerer Ausfälle gegen
den ehemaligen Großherzog mehrere Ordnungsrufe zu.
Abg. Dr. Niepoth (D.V.P.) betont, die ganze Debatte
könne allein vom Rechtsſtandpunkt aus geführt werden. Es laſſe
ſich nicht beſtreiten, daß die auf den Staat übergegangenen
Ver=
mögenswerte, aus deren Ertrag die Abfindung gezahlt werde,
eine Minderung, und die Leiſtungen des großherzöglichen Hauſes
durch die Notverordnungen ſicherlich eine Ermäßigung erfahren
haben. Es beſtehe daher kein Anlaß, auf gütlichem Wege eine
Aenderung des Abfindungsvertrages nicht zu verſuchen.
Abg. Lux (Soz.) erkennt den Rechtszuſtand an.
Abg. Jung (Natſ.) bezeichnet die ſoz. Ausführungen als
einen politiſchen Eiertanz. Der heutige Ton im Parlament ſei
durch das „revolutionäre Geſindel von 1918” in die Parlamente
getragen worden (Tumult links, Ordnungsruf). Die
National=
ſozialiſten hielten die Rechtsauffaſſung in der Regierungsantwort
für durchaus haltbar. Es handle ſich um einen Vergleich, der
nicht einſeitig aufgehoben werden könne. (Lebhafte Zwiſchenrufe
der Komm.) „Es wäre jedoch vielleicht eine ſchöne Geſte des
großherzöglichen Hauſes geweſen, wenn es bei Zeiten geſagt hätte,
wir erkennen die Not der Zeit an und ſind bereit, ihr unſeren
Tribut zu geben und zu opfern. Wir hoffen, daß die nunmehr
angeknüpften Verhandlungen nicht dadurch abgebrochen werden,
weil hier in der wüſteſten Weiſe gegen die Fürſten gehetzt wurde,
die ſich immerhin große Verdienſte um das heſſiſche Volk
erwor=
den haben. Es ſei bezeichnend, daß die Linke ſich für die
Für=
ſtenenteignung einſetze, aber ſchützend vor die Bank= und
Börſen=
fürſten ſtelle. (Beifall der Natſ.. Widerſpruch links.) Die
Natio=
nalſozialiſten würden der Ausſchußentſchließung zuſtimmen.
Abg. Ohlhof (S.A.P.) greift den Vorredner heftig an,
der als Vertreter einer „Arbeiter”=Partei ſich auf den Rechts=
boden der Regierung zurückgezogen habe, die er ſonſt bis
Meſſer bekämpfen wolle. Eine andere Haltung habe man
dieſer „Fürſten”=Partei nicht erwarten dürfen.
Abg. Glaſer (Landv.) hält den Rechtszuſtand für gei
und wünſcht im Wege einer gütlichen Einigung eine Senkun =Yan
Laſten des heſſiſchen Volkes, insbeſondere des Landvolkes.
Nach ſcharf polemiſchen Erklärungen des Abg. Zinnkſßan
(Soz.) gegen die Natſoz. folgt die Abſtimmung. Der koxnzrid
niſtiſche Enteignungsantrag wird gegen die Antragſtellen
Stimmenthaltung der Soz. abgelehnt. Schließlich findet die
ſchußentſchließung Annahme, im Wege der Verhandlungen
Neuregelung und Herabſetzung der Zahlungen herbeizuführen
Das Haus vertagt ſich gegen 16.30 Uhr auf Donne
10 Uhr.
In einer Sitzung des parlamentariſchen Theaterausſch
nahm Staatspräſident Dr. Adelung zu den verſch
nen Anträgen Stellung, die im Hinblick auf das Heſſä
Landestheater geſtellt worden ſind. Staatspräſident=
Adelung führte unter anderem aus, daß ſich die Heſſiſche St
regierung mit allen Kräften für die Erhaltung des Heſſ
Landestheaters einſetzen werde. Allerdings würde der The
Etat der Not der Zeit entſprechend eine ſtarke Einſchränkun ge zn geanten
jahren müſſen. Der Ruf der Darmſtädter Bühne und der
der ſchlechten allgemeinen Wirtſchaftslage außergewöhnlich rsi9
Beſuch belege den Wert und die Unentbehrlichkeit des InſtämhenVe
Wenn es einmal zum Stilliegen komme, ſei es außerorden/“Darmſt
ſchwer, es wieder aufzubauen. Allerdings befinde ſich das Th
in großer Gefahr, aus der auch die Anträge der Parteien /5:r Moch
hinausführen können, die bereits in früheren Entſchließun
im Landtag die Mittel, für das Theater kurzerhand geſtr.
haben. Staatspräſident Dr. Adelung bat die Vertreter den
parlamentariſchen Theaterausſchuß beteiligten Parteien,
*.
gleichfalls für die Bewilligung der Mittel einzuſetzen. Die
gierung und die Verwaltungskommiſſion ſeien bemüht, die 9
gaben möglichſt niedrig zu halten, und prüften außerdem/ uden des
Frage, ob durch eine Aenderung der Organiſation eine we=heih;
Senkung der Ausgaben und eine noch rationellere Betriebs uM
Der Allge
erzielt werden kann.
Oynamikakkenkak in Oppenheim.
im Heyl
ut Amali
Von zuſtändiger Stelle wird mitgeteilt:
Am Dienstag abend, etwa 20.20 Uhr, wurde in Oppenkzüne
ein dumpfer Knall vernommen. Es wurde feſtgeſtellt, daß u.
den Gartenpavillon des ſozialdemokratiſchen Abg. Steffan nz 9u
Bombenanſchlag verübt worden war. Der Gartenpavillom
deutſcher
maſſiv aus Stein erbaut: an ihm ſind ſämtliche Fenſter
trümmert, das Mauerwerk erheblich beſchädigt und die B4ſe ruch Sum
auseinandergeplatzt. Die Möbel haben ebenfalls Schaden ontvar. In
litten. Es ſind eine Reihe von Spuren geſichert, auch iſt
Zündſchnur gefunden worden. Nach Sachlage beſtehen offnd‟
bar Zuſammenhänge mit einem in Oppenheim vor 14 Ta,
ausgeführten Sprengſtoffdiebſtahl. Zwei Perſonen, die
NSDAP. angehören, ſind als dringend tatverdächtig feſtgenm
men. Weitere Feſtnahmen ſtehen in Ausſicht.
Me und zu
Die Nationalſozialiſten hatten am gleichen Abend in Q)ſebäuche,
wigshöhe bei Oppenheim eine Verſammlung. Der Redner, rſaer wie
Abends, Dr. Röder aus Oppenheim, hörte in Ludwigshöhe „menr
dem Anſchlag auf das Steffan’ſche Anweſen. Als er mäugn. R
Oppenheim zurückkam, will er am Bahnhof Anſammlungen Aund.
merkt und, nichts Gutes ahnend, ſeine SA.=Leute gewer
haben. Trotzdem kam es gegen 23 Uhr zu einem Zuſammen:
zwiſchen SA.=Leuten und wegen des Anſchlags aufgeregten E
wohnern. Dabei wurde der Nationalſozialiſt Schnauz duß
Bauchſtich ſchwer verletzt und mußte ins Krankenhaus überfüd
werden. Ein weiterer Nationalſozialiſt wurde leicht verl
Auch hier ſtehen mehrere Feſtnahmen bevor.
Die glückliche Geburt eines kräftigen Mädels
zeigen in dankbarer Freude an
Oipl.=Ing. F. Lenz und Frau
Luiſe, geb. Hotz.
Frankfurt a. M., 20. Februar 1932.
Todes=Anzeige.
Sonntag, den 21. Februar iſt mein guter Mann, unſer
lieber Vater, Schwiegervater und Großvater
Karl Bundſchuh
nach langem, ſchwerem, mit großer Geduld ertragenen
Leiden im 79. Lebensjahre ſanft eniſchlafen.
Todes-Anzeige."
Plötzlich und unerwartet verſchied
heute mein unvergeßlicher, lieber
Sohn, Bruder, Schwager u. Onkel
Im Namen der trauernden Hinterbliebenen:
Frau Joſefa Bundſchuh.
Darmſiadt, den 24. Februar 1932.
Gervinusſtr. 34.
Alfred Eipp
Pfleger im Eliſabethenſtift.
Die trauernden Hinterbliebenen:
Fran Jakob Eipp Bwe.
und Angehörige.
Am 23. Februar ſtarb unſer treues
Mitglied, unſer lieber Kamerad
Heinrich Weber
Pollzel=Ober=Afſiſtent.
Die Einäſcherung fand in aller Stille ſtatt.
Eich i. Rheinheſſen, Darmſtadt,
den 24. Februar 1932. (3068
Reichelsheim i. Odw.
25. Februar 1932
Darmſtadt
Liebfrauenſtr. 100
Todes=Anzeige.
Die Einſegnung findet Freitag
Nach=
mittag 2½ Uhr in der Kapelle des
Eliſabethenſtiftes, die Beerdigun:
3½ Uhr auf dem Waldfriedhof
ſtatt.
Die Beerdigung findet am Freitag,
den 26. ds Mts, nachm. 3 Uhr,
auf dem Waldfriedhofs ſtatt.
Wir bitten die Vereinskameraden
um zahlreiche Beteiligung.
Berein ehem. 1 17er Darmſtadt.
Der Vorſtand. (3070
Todes=Anzeige.
Heute vormittag ſtarb nach kurzer, ſchwerer
Krank=
heit unſere liebe Tochter, Schweſter, Schwägerin
und Tante
Am 23. Februar entſchlief ſanft, ganz
unerwartet, mein innigſigeliebter Mann,
unſer guter Vater
Dankſagung.
Agnes
Herr
Für die bielen Beweiſe aufrichtiger Teilnahme und
Blumenſpenden bei dem Heimgang unſeres lieben,
treuen Entſchlafenen
im Alter von 23 Jahren.
Familie Oskar Naumann
Familie Johannes Riedel.
Darmſtadt, den 24. Februar 1932.
Wienersſtr. 52.
Die Beerdigung findet in aller Stille ſtatt.
Von Beileidsbeſuchen bitten wir Abſiand zu nehmen.
Herrn Martin Müller
Pol. Ober=Aſſiſient
im Alter von 54 Jahren.
In tiefer Trauer:
Kath. Weber und Söhne
Darmſiadt, den 24. Februar 1932.
ſagen wir innigen Dank, Beſonders danken wir Herrn
Pfarrer Müller für die troſtreichen Worte Ferner
dinken wir dem Vorſtand, ſowie den Mitgliedern des
Werkſtätten=Sterbevereins, der Verwaltung und
Be=
amten des Lok.=Ausb=Werk Darmſtadt, dem
Eiſenbahn=
verein, dem Einheitsverband der Eiſenbahner und ſeinen
Schulkameraden für ihre Kranzniederlegung am Sarge
des Verſtorbenen.
Im Namen der trauernden Hinterbliebenen:
Klara Müller und Kinder.
Darmſtadt, den 24. Februar 1932.
(3066
Am 20. Februar entſchlief unſer lieber Vater,
Schwiegervater, Großvater und Onkel
ranz Soſef Höfling
im 78. Lebensjahre.
Die trauernden Hinterbliebenen.
Auf Wunſch des Heimgegangenen fand die Beiſetzung
in der Stille ſtatt.
Von Beileidsbeſuchen bitten wir abſehen zu wollen,
(304
Die Beerdigung findet am Freitag, den 26. Februar,
mittags 15 Uhr, auf dem Waldfriedhof ſtatt.
Von Beileidsbeſuchen bitten wir abzuſehen.
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Dankſagung.
Für die zahlreichen Beweiſe heizlichſter Anteilnahme,
ſowie für die ſchönen Blumenſpenden bei dem
Heim=
gang un erer lieben, undergeßlichen Schwveſter,
Schwä=
gerin und Tante
Frau Margarete Heß Wtw., geb. Michel
Garderobeinſpektorin am heff. Landestheater
danken wir herzlich.
Im Namen der trauernden Hinterbliebenen:
Philipp Michel, Rb.=Ober=Inſpektor
Anna Oſt, geb. Michel.
Darmſtadt, Siegen, den 23. Februar 1932.
(3036
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Sn
Et
vermietet
Carl Winkel=
Darmſtadt.
Rheinſtr. 28, 4101494
Bankenfuſion Darmſtädter und Dresdener Bank. Der
Oberbürgermeiſter hat das nachſtehende Telegramm an den
Reichsfinanzminiſter gerichtet: Nachdem die Darmſtädter
Jahrzehnte hindurch größte Werbekraft entfaltet, Handel,
quw erk und Induſtrie wertvoll befruchtet und den Namen
aſter Stadt ehrenvoll in alle Welt hinausgetragen hat, bitte
zrimgend, bei bevorſtehender Fuſion Darmſtadts Namen neu
er ankern. Eine Ablehnung würde, abgeſehen von ſtarker
ſichaftlicher und ideeller Schädigung, im weiten Umkreis tiefe
ſeninamung hervorrufen Ein anderer Name müßte ſich auch
guurade in unſerem Gebiet verloren gehenden Markt erſt
müh=
uobern. Ich habe um ſo mehr Vertrauen auf wohlwollende
nhließung, als ein Entgegenkommen kein finanzielles Opfer
wert.
Oberbürgermeiſter Mueller.
Verſetzung in den Ruheſtand. Auf Grund des Geſetzes
die Altersgrenze der Staatsbeamten vom 2. Juli/19.
De=
ſwer 1923 (Reg.=Bl. S. 509 und 511) in der Faſſung des
Ge=
vom 8. Oktober 1925 (Reg.=Bl. 2. 249) tritt am 1. April
ſir den Ruheſtand: Juſtizoberwachtmeiſter beim Amtsgericht
men Johann Philipp von der Schmitt.
Dienſtſtunden der Staatlichen Betriebkrau
mtag Nachmittagen ſowie nach 15,30 Uhr ſind die Dienſträume
ſ gen Verkehr mit dem Publikum geſchloſſen.
Darmſtädter Wochenprogramm. Von dem Muſikausſchuß
Ferkehrs=Vereins wird uns mitgeteilt, daß das erſte
Darm=
tüüſr Wochenprogramm in der nächſten Woche erſcheinen wird.
ue Bezugnahme auf ſein an über 200 Vereine gerichtetes
huſchreiben bittet der Muſikausſchuß des Verkehrs=Vereins um
ſtilung, was im Laufe der Woche vom 28. Februgr bis
ein=
üglich 6. März für Veranſtaltungen geplant ſind. Jeder
Ver=
zuuß ein Intereſſe daran haben, daß dieſe Einrichtung benutzt
wuu damit für die Zukunft Ueberſchneidungen unmöglich ſind.
dhe inſendungen müſſen bis ſpäteſtens Freitag nachmittag 4 Uhr
m ljnden des Vorſitzenden des Muſikausſchuſſes des Verkehrs=
Ruhs. Herrn Profeſſor Schmitt. Städtiſche Akademie für
Ton=
u Eliſabethenſtraße, ſein.
ſanerstag, 25. Februar 1932
Aus der Landeshaupkftadk.
Darmſtadt, den 25. Februar 1932.
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 56 — Seite 5
* Der Allgemeine Deutſche Frauenverein, Deutſcher
Staatsbür=
geſien=Verband, Ortsgruppe Darmſtadt, hält am Sonntag
vor=
mrtg im Heylshof eine Goethefeier ab. bei der Frau
Regie=
rmurat Amalie Keller über „Goethes Frauengeſtalten” ſpricht.
Ahönt wird die Feier durch die Mitwirkung der ſeit einiger
eſüthier anſäſſigen, beliebten Altiſtin, Frau Elſe, Hauf, die
Gietelieder in der Vertonung von Franz Schubert, Hugo Wolf
urndftanz Liſzt ſingt. Herr Kapellmeiſter Karl Hauf ein
Darm=
ſätte Künſtler, wird begleiten. (Näheres heutige Anzeige.)
Deutſcher und Oeſterreichiſcher Alpenverein. In der
Mo=
naitzerſammlung für Februar ſprach Herr Dr. Schubert über ſeine
Riiſ tach Sumatra, die vor allem wiſſenſchaftlichen Studien
ge=
virwet war. In kurzen Worten berichtete er über die Fahrt von
ur aus durch das Mittelmeer, den Suez=Kanal, über Bombay
Alombo nach der gewitterreichen, von dichten Urwäldern
be=
deſän Inſel, auf der noch vor wenigen Jahren der
Kannibalis=
mmsn ſcheußlichſter Form geherrſcht hatte. In anſchaulicher Weiſe
ſchälne der Redner Land und Bevölkerung, der unter
holländi=
ſchär iegierung ſtehenden Inſel, die eigentumliche, künſtleriſch
an=
ziccnde und zweckdienliche Bauweiſe der Eingeborenen, Sitten
und ebräuche, von Zauberern und Schattenſpielen, und eingehend
vom er wichtigen Kultur des Deli=Tabaks. Eine große Anzahl
gegugener Lichtbilder veranſchaulichte die intereſſanten
Aus=
fühugen. Reicher Beifall war der Dank der zahlreichen
Ver=
ſarm ung.
Städtiſche Akademie für Tonkunſt. Das Marionettenſpiel
Schmied von Apolda”, das das Heſſ. Seminar für
iwerziehung am Samstag, den 27. Februar, nachmittags
Aund abends 20 Uhr, im Saale der Städt. Akademie (
Eliſa=
eihtſtraße 36) zur Aufführung bringen läßt, begegnet allſeiti=
Intereſſe. Die Marionetten ſind von Joſef Hartwig von
rankfurter Kunſtſchule geſchnitzt, die Spielleitung hat Uni=
Etslektor Profeſſor F. K. Roedemeyer, der Leiter des Heſſ.
ars für Sprecherziehung. Darmſtadt. Karten im
Sekre=
zü der Städtiſchen Akademie für Tonkunſt, Eliſabethenſtr. 36,
Feiwrecher 3500 (Stadtverwaltung).
leber Arnold Mendelsſohn leſen wir u. a. in einer Kritik
„Deutſchen Allg. Zeitung”: Wolfgang Reimann wurde drei
klwerken zum Fürſprecher in Berlin; einem Magnikikat Diet=
E5 Zortehudes, das die charakteriſtiſche Inbruſt des
nor=
iſin Wegbereiters Bachs in knappſte Formen gießt; einem
Eckn Michael Praetorius”, für deſſen maſſige,
dreichörig=
anrnoniſche Klangpracht Reimann die ganze Breite der Empore
rä nich nutzbar macht; und dem ebenfalls dreichörigen „Gebet
deich derrn” (Opus 105) von Arnold Mendelsſohn. Der
Pcch5 d ſiebzigjährige Meiſter erweiſt ſich damit erneut als der
ſetzmeevangeliſche Kirchenmuſiker großen Stils. In dieſem Werk
lek ioch einmal der ganze liturgiſch=überperſönliche Geiſt aus
der lanzepoche der evangeliſchen Kirchenkompoſition auf; ſeine
Auksucksweiſe iſt gewiß nicht zeitbedingt, eher aus einer
archai=
ſePhen Allgemeingültigkeit erwachſen; ſein Satz umfaßt alle
Kulzmittel in vollendeter Könnerſchaft: die Empfindung erreicht
dieß hüichte Größe einer Altersreife, die Heinrich Schütz
eben=
hüm an die Seite zu ſtellen iſt.
Heſſiſches Landestheater.
Großes Haus.
Dairitag, 25. Feb.
Freßty)
Sasnag
20—22½ Uhr. Bühnenvolksbund K (12.
Vor=
ſtellungſ. Sberon. Preiſe 0.70—5 60 Mk
19½—221 Uhr. D18. Cavalleria ruſtieanag.
26 Febr
Hierauf: Der Bajazzo. Preiſe 0 70—5.60 Mk.
20. Ende nach 22 Uhr. Außer Miete.
727 Febr. Die Dubarry. Preiſe 0.50—4 Mk.
Kleines Haus.
20—22½ Uhr. Außer Miete. Nina.
Dwitritrag, 25 Feb. Preiſe 0.50—3 Mk.
Freitz, 26 Febr
20—22 Uhr. Dſt. Volksb. R . Vorſt.) Gr. 1II
und (V Marquerite: 3. Preiſe 0.60—4.50 Mk.
20, Ende gegen 22½= Uhr. Zuſatzmiete V12.
Seftt, 27 Febr Nora. Preiſe 0,60—4,50 Mk.
Heſſiſches Landestheater. Heute abend findet im Großen
eine Aufführung von Webers, Oberon” in der
Bearbei=
on Hermann Kaiſer ſtatt. — Edwin Fiſcher ſpielt im
iſſorrie=Konzert des Heſſiſchen Landestheaters am Montag, den
i. das große B=Dur=Konzert von Brahms. Die Leitung des
i hat Dr. Hans Schmidt=Iſſerſtedt. — „Schneider
!”. Müller=Schlöſſers berühmtes Luſtſpiel „Schneider
I” wird unter der Regie von Arthur Pohl die nächſte
Fnierung im Großen Haus ſein. Den Schneider Wibbel
Ioſef Sieber. — Ibſens „Nora:, eines der dichteriſchſten
des großen Norwegers, wird in neuer Inſzenierung von
Hartung am Samstag, den 27. Februar, mit Beſſie Hoffart
Titelrolle zum erſten Male aufgeführt — In der
Vorſtel=
avalleria ruſticana” am Freitag, den 26. Fe=
Aſngt Hanna Gorina vom Stadttheater Mainz die Paktie
ſurtuzza.
Dunt Bariſiadt . Bereint jae Beisgeſchichte und Heinnmtränve.
354. Veranſtaltung.
Vor einem ſtark intereſſierten Hörerkreis ſprach Herr
Ober=
poſtinſpektor Gröninger über „Die Geſchichte des
Poſt=
weſens im alten Heſſen=Darmſtadt‟. Der
ge=
ſchätzte Redner, der in großen Zügen einen Abriß über die
Heſſen=Darmſtädtiſche Poſtgeſchichte gab, führte u. a. folgendes
aus: Ein Poſtweſen im heutigen Sinne, d. h. eine Anſtalt zur
Nachrichtenbeförderung, gab es im Mittelalter nicht. Die breite
Maſſe des Volkes, die meiſt des Leſens und Schreibens unkundig
war, hatte kein Bedürfnis nach einem regelmäßig geordneten
Narichtendienſt. Nur die Fürſten, Stifte, Orden und Klöſter
unter=
hielten Botenverbindung, die gelegentlich wohl, ebenſo wie die
reiſenden Kaufleute, fahrenden Schüler und die auf den
Vieh=
handel gehenden Metzger von der übrigen Bevölkerung zur
Nach=
richtenübermittlung in Anſpruch genommen wurden.
Durch bedeutende Schnelligkeit und gute Organiſation
zeich=
neten ſich unter dieſen Botenverbindungen beſonders die von
Zanetto von Taxis auf Befehl Kaiſer Maximilians I.
eingerichteten Stafettenketten aus. Von dieſen führte der
ſoge=
nannte deutſch=niederländiſche Kurs der nach einer Memminger
Chronik im Jahre 1490 zur Verbindung der öſtereichiſch=
tiroli=
ſchen Verwaltungszentrale Innsbruck mit der flandriſchen
Reſi=
denz Mecheln angelegt worden war, durch das Gebiet des
ſpä=
teren Großherzogtums Heſſen und berührte die Städte Worms
und Bingen. Worms wurde 1495, als daſelbſt der Reichstag
verſammelt war, der Ausgangspunkt eines lebhaften Verkehrs,
als deſſen Leiter ein Jörg von Eck erſcheint. Aelteſte urkundliche
Beweiſe für den deutſch=niederländiſchen Verkehr ſind außer der
Memminger Chronik zwei vom 8. und 11. November 1495 in
Mailand ausgefertige und bis. Worms reichende Poſtſtundenpäſſe
oder Poſtaviſos, von den einzelnen Stationen dem Poſtillon als
Ausweis über die ihm zur Beförderung anvertrauten
Briefſen=
dungen offen mitgegebene Begleitſchreiben. Nach dieſen wurde
die Strecke Mailand—Worms (710 Km.) in 160½ Stunden
(6 Tagen 16½ Stunden) zurückgelegt.
Eine weitere für unſer Gebiet und den deutſch=
niederlän=
diſchen Kurs wichtige Urkunde iſt der am 25. März 1806 von
Franz von Taxis als Poſtmeiſter des Kaiſers Maximilian I. für
Mecheln—Innsbruck ausgeſtellte Poſtſtundenpaß. Nach dieſem
wurden die Orte Rheinböllen, Flonheim
Heppen=
heim, Rheinhauſen bei Speyer berührt. Als Poſtboten
waren in Flonheim Thoma und in Heppenheim Leinhart Beir
ſtationiert. Alle dieſe fürſtlichen Botenverbindungen ſtellten
lediglich einen höfiſchen Stafettendienſt dar und hatten mit der
heutigen Poſt nur den Namen gemeinſam.
Die Städte ſchufen ſich daher eigene Botenanſtalten, die ſchon
gegen Ende des Mittelalters einen regelmäßigen Verkehr
dar=
ſtellten.
Erſt zu Beginn der Neuzeit, durch die großen Entdeckungen
der Seefahrer (1492 und 1498), durch die Erfindung der
Buch=
druckerkunſt (1440) und das Wiedererwachen der Wiſſenſchaften
in=
folge der Reformation wurde in weiteren Schichten das
Bedürf=
nis nach einem regelmäßigen Nachrichtendienſt und =austauſch
er=
weckt. Bereits aus dem Jahre 1563 beſitzen wir ein für die
All=
gemeinheit beſtimmtes Poſtkursbuch von Giovanni de
Epangeliſche Woche.
EPH. Am heutigen Donnerstag beginnt die Evangeliſche
Woche in Darmſtadt. Die Vorträge ſind bis ausſchließlich
Sams=
tag abend jeweils 8 Uhr im Städt. Saalbau. Der Eintritt iſt
frei. Heute abend wird Herr Pfarrer Struckmeier, Frankfurt
a. M., ſprechen über: Evangeliſcher Glaube und
Tan=
nenbergbund‟. Dieſes Thema dürfte außerordentlichem
In=
tereſſe begegnen. Als beſonders wilder Gegner des
Chriſten=
tums und der chriſtlichen Kirche gebärden ſich neuerdings die
Frei=
denker von rechts, die eine Religion des Blutes und der Raſſe
aufſtellen wollen, im Gegenſatz zu Bibel und Chriſtentum. Es
dürfte allgemein begrüßt werden, daß ein ſachverſtändiger
Ken=
ner dieſer Bewegung. Pfarrer Struckmeier, Frankfurt a. M.
heute abend über dieſe Frage öffentlich ſprechen wird. Es ſei
darauf hingewieſen, daß bei dem heutigen Abend der
Poſau=
nenchor der Martinsgemeinde und der
Kirchen=
chor der Paulusgemeinde mitwirken werden. —
Am morgigen Freitag ſpricht der Vorſitzende des Deutſchen
Evangeliſchen Beamtenbundes, Pfarrer von der Heydt,
Koblenz, über: „Proteſtantismus und katholiſche
Aktion”.
— Jahresverſammlung der Chriſtlichen Arbeiterhilfe,
Orts=
gruppe Darmſtadt. Im Kolpinghaus fand die Jahresverſammlung
der Chriſtlichen Arbeiterhilfe, Ortsgruppe Darmſtadt ſtatt. Nach
Begrüßung durch den Obmann Schmeißer erſtattete Herr Kark
Vogel ein ausführliches Referat über den Aufbau und das Weſen
der Chriſtlichen Arbeiterhilfe. Aus dem Referat iſt zu entnehmen,
daß ſich in der Chriſtlichen Arbeiterhilfe die Chriſtlichen
Gewerk=
ſchaften mit den konfeſſionellen Standesvereinen zuſammengefunden
hat, um das Werk der Caritas auszuüben. Es konnte
erfreulicher=
weiſe feſtgeſtellt werden, daß gerade im letzten Winter die
Chriſt=
liche Arbeiterhilfe für die Arbeitsloſen und notleidenden Familien
außerordentlich vieles getan hat. Mit einem Appell an die
An=
weſenden, treu in dieſer ernſten Zeit zuſammenzuhalten und alles
zu tun zum weiteren Ausbau der Chriſtlichen Arbeiterhilfe, ſchloß
der Referent ſeine intereſſanten Ausführungen. In der Ausſprache
berichtete der Landesvorſitzende. Abgeordneter Weſp, über die
Vor=
gänge im Landtag betreffend Winterhilfe. Es wurde weiter in der
Ausſprache feſtgeſtellt, daß die Darlegungen im heſſiſchen Landtag
als ob die Suppenküchen der Winterhilfe 1931/32 nicht
menſchen=
würdig ſeien, nicht den Tatſachen entſprechen. Allerſeits wurde
an=
erkannt, gerade von denen, die die Suppenküchen benutzen, daß von
den Damen und Herren, die ſich zur Verfügung ſtellen, das
Men=
ſchenmöglichſte getan wird. Zur Vorſtandswahl wurden auf
ein=
ſtimmigen Beſchluß Herr Karl Vogel zum 1., Herr J. Groß
zum 2. Vorſitzenden ferner als Beiſitzer die Herren Heinrich
Schmeißer und Georg Fichtner gewählt.
— Mitgliederverſammlung des Verkehrs=Vereins. Von dem
Verkehrs=Verein Darmſtadt wird uns mitgeteilt, daß er am
Freitag, den 26. Februay, abends 8 Uhr, im großen Saal
des Reſtaurants „Krone” ſeine öffentliche
Mitgliederver=
ſammlung abhält. Der Verkehrs=Verein fordert nochmals zu
einem regen Beſuch ſeiner Verſammlung auf. Freunde und Gäſte
ſind herzlich willkommen.
Der Ausſchuß für Leibesübungen hält heute Donnerstag
abend im Reſtaurant Fürſtenſaal, Grafenſtraße, eine Ausſchuß=
Sitzung ab. Mit Rückſicht auf die Wichtigkeit und
Reichhaltig=
keit der Tagesordnung werden die Vertreter der dem Ausſchuß
angeſchloſſenen Vereine und Schulen gebeten, die Sitzung zu
be=
ſuchen.
Vortrag: Ein Weg zur Rettung aus der Wirtſchaftskriſe.
Die Vereinigung katholiſcher Akademiker macht auf ihren
heuti=
gen Vortragsabend aufmerkſam, der in der Höheren
Landesbau=
ſchule ſtattfindet. Dr. Landmeſſer, der Generalſekretär des
Ver=
bandes, ein guter Kenner der wirtſchaftlichen Verhältniſſe, wird
über dieſes aktuelle Thema ſprechen.
fFäf Siadil f.
Im weiteren verbreitete ſich der Redner eingehend über die
Poſt unter Thurn und Taxis. Schon 1585 wurden von
Taxis=
ſchen Hofkurrieren Briefe von und an Privatperſonen gegen ein
beſtimmtes Porto befördert, ein Beweis dafür iſt die im Jahre
1889 beim Umzug des Amtsgerichts II in Frankfurt a. M.
auf=
gefundene Poſt aus dem Jahre 1585. Dieſe enthielt einen am 16.
Mai 1585 von Roger von Taxis, dem ſpaniſchen
Poſt=
meiſter in Mailand, ausgefertigten, von Laworal de Taxis,
Generale delle Poſte de Sa Mta in Köln gerichteten Poſtaviſo
und 175 verſchloſſene Briefe, die von Privatperſonen in
Mai=
land, Rom Genua uſw. herrührten und für Kaufleute und
Sol=
daten in Köln, Aachen, Lüttich uſw. beſtimmt waren.
Auf Heſſen weiter eingehend, wurde berichtet: Bei—:
Regie=
rungsantritt Georgs II. umfaßte Heſſen die Aemter
Darm=
ſtadt, Auerbach Dornberg, Lichtenberg, Reinheim, Rüſſelsheim,
Zwingenberg, Bickenbach. Alsbach, Umſtadt, ferner die Orte
Lan=
gen. Mörfelden, Egelsbach, Kelſterbach, Nauheim. Ginsheim und.
das ſogenannte Oberfürſtentum. Zur Verbindung des
Oberfür=
ſtentums mit Darmſtadt befahlt Georg II. durch Mandat vom 15.
Oktober 1627 die Einrichtung einer Botenpoſt zwiſchen
Darm=
ſtadt und Marburg. Dieſe diente als „Kanzleypoſt” zur
Beför=
derung der landesfürſtlichen und amtlichen Briefe und war wie
die von Taxis eine Hofkurierverbindung.
Alle Montage um 12 Uhr nachts wurde in Darmſtadt ein
Bote abgefertigt, der über Frankfurt, Oberroßbach ging, wo er
am Dienstag um 2 Uhr nachmittags eintraf. Von hier wurden
die Briefe von einem zweiten Boten bis Großenlinden (Ankunft
Dienstag, 8 Uhr abends) befördert und dort einem dritten Boten
übergeben, der ſie Mittwochs um 9 oder 10 Uhr vormittags in
Marburg ablieferte und mit den Marburger Briefen ſofort den
Rückweg antrat, ſo daß dieſe über Großenlinden. Oberroßbach
und Frankfurt a. M. am Donnerstag abend in Darmſtadt
wie=
der anlangten.
Auf dieſes Bottenwerk hatten Achtung zu geben: in
Darm=
ſtadt und Marburg der Bottenmeiſter, zu Frankfurt der
Kam=
merrat Pohrs, zu Oberroßbach der Kellner und zu Großen=
Lin=
den der 2. Gerichtsſchreiber.” Zu einer Weiterentwicklung der
Heſſiſchen Kanzleypoſt kam es in der zweiten Hälfte des 17.
Jahr=
hunderts leider nicht. Infolgedeſſen entſtanden in Heſſen neben
den Taxisſchen Poſten zahlreiche Privatpoſten und fremdländiſche
Poſtverbindungen, in Oberheſſen namentlich die Heſſen=
Kaſſel=
ſchen Poſten.
In einen neueren Entwicklungsabſchnitt kam das heſſiſche
Poſtweſen 1730 durch Verordnung von Ernſt Ludwig am 31.
März 1731, wodurch die Poſt den Charakter einer allgemeinen
Verkehrsanſtalt enthielt. Am 28. März 1730 wurde eine Fürſtl.
Heſſen=Darmſtädtiſche Brieftaxe eingeführt. Hiernach koſtete ein
einfacher Brief von Darmſtadt nach Frankfurt 1 Albus.
1744 kam dann die erſte Uebereinkunft zwiſchen Heſſen und
Taxis zuſtande, über die der Redner ausführlich berichtete und
im weiteren auf die Entwicklung der Poſt mit ihrem
gewal=
tigen Auf= und Ausbau bis auf unſere Tage einging.
Der groß angelegte Vortrag wurde mit lebhaftem Beifall
von den Zuhörern aufgenommen, dem ſich die herzlichen
Dan=
kesworte des Vorſitzenden,, Herrn Philipp Weber,
an=
ſchloſſen. In einer ſehr angeregten Ausſprache über allerlei
poſtaliſche Merkwürdigkeiten in unſerer Stadt ſprachen noch die
Herren Geh. Rat Welcker, Herr Rentner L. Geiſt. Herr
Geh. Rat Hoffmann, Herr Dr. Diry und der Vorſitzende.
Nächſter Vereinsabend am 3. März im Fürſtenſaal. Vortrag
von Herrn Prälat D. Dr. Diehl über „Kirchenmuſikaliſches
Leben in Darmſtadts Vorzeit, mit beſonderer Berückſichtigung
Graupners, der Kurrende uſw.”.
— Hundert Jahre Muſikverein. Zu einer Hundertjahrfeier am
Mai will der Muſikverein die Geſchichte ſeiner Tätigkeit im
Druck vorlegen. Nach mehrjähriger Vorbereitung iſt das
Ma=
nuſkript nun zum Abſchluß gelangt. Sein Verfaſſer iſt Profeſſor
Dr. Friedrich Schmidt, der durch Jahrzehnte dem Verein
ver=
bunden, in aufopferungsvoller Weiſe das Material aus allen
er=
reichbaren öffentlichen und privaten Quellen zuſammengetragen
und nun die Geſchichte ſelbſt geſchrieben hat. Es iſt damit ein
Do=
kument des Darmſtädter Muſiklebens geſchaffen worden, das ſich als
kulturhiſtoriſche Arbeit weit über ſeinen eigentlichen Zweck erhebt
und Anſpruch auf Beachtung in weiteſten Kreiſen unſerer Stadt
hat. Das Buch beginnt mit der Vorgeſchichte des Vereins von 1818
bis 1832. Eine Anzahl von Dilettanten hatte ſich zu
inſtrumen=
talem und vokalem Wirken zuſammengeſchloſſen. Die inſtrumentale
Gruppe leitete jahrelang Konzertmeiſter Wilhelm Kaſimir Schmitt,
der Großvater des jetzigen Akademiedirektors. 1832 iſt das
Grün=
dungsjahr des Muſikvereins in ſeiner heutigen Form als
ſelb=
ſtändiger Geſangverein. Die beſcheidene Tätigkeit der erſten Jahre
unter Neukäufler und Hähnle findet von 1839 ab unter Leitung
C. A. Mangolds weſentliche Erweiterung. Unter dieſem
tatkräf=
tigen Mann, der bis 1889 an der Spitze des Vereins wirkte, wurden
die Meiſterwerke der Oratorienkünſt zuerſt aufgeführt: eine ſtolze
Schau von Händel und Bach über Beethoven, Mozart Schumann
und Brahms bis zu Szenen aus Wagners Parſifal. Schwere
poli=
tiſche Erſchütterungen, wie ſie die Jahre 1848, 1866 und 1870
brach=
ten, fallen in dieſe Zeit und erinnern in ihren Auswirkungen auf
das Vereinsleben häufig an unſere Tage. Es folgen die Jahre
1889 bis 1907, eine glückliche, gefeſtigte Zeit, gekennzeichnet durch
die Namen Otto Wolfskehl und Willem de Haan. Dieſer Abſchnitt
behandelt auch den Hauskauf und das 75jährige Jubiläum. Die
nächſten Jahre bringen als eine Tat auf muſikaliſchem Gebiet die
Pflege der Kunſt Max Regers, die der Initiative des Großherzogs
Ernſt Ludwig zu verdanken iſt. Der Weltkrieg, der zunächſt
läh=
mend auf die Konzerttätigkeit wirkte, auf karitativem Gebiet aber
die Kräfte umſo lebhafter anſpannte findet eingehende
Behand=
lung. 1919 ſcheidet de Haan nach ſegensreichem 30jährigen Wirken
aus. Seine Nachfolge aufs würdigſte beſetzt durch Michael
Bal=
ling, brachte dem Verein einen weiteren Aufſchwung trotz
viel=
facher Hemmungen durch die Inflationsjahre. Mit Ballings
Namen wird die Pflege der Kunſt Bruckners für alle Zeiten
ver=
bunden bleiben. Die letzten 7 Jahre brachten häufigen Wechſel in
der muſikaliſchen Leitung. Manches Werk der „Neuen Muſik” fand
in dieſen Jahren in Darmſtadt Eingang. — Die geſellſchaftliche
Vereinstätigkeit zieht ſich wie ein roter Faden durch die
Schilde=
rung der abgelaufenen hundert Jahre und geſtaltet ſie beſonders
unterhaltend. Möge die Geſchichte des Muſikvereins (ſiehe Inſerat)
viele Lefer finden! Wenn ihre Lektüre vorwiegend Erinnerungen
an glücklichere Tage wecken wird,i ſo ſoll ſie andererſeits beweiſen,
daß auch in ſchweren Zeiten die große Kunſt gepflegt worden iſt
und berufen war, Troſt und Erhebung zu ſpenden
— Die im Rahmen der Darmſtädter freien Winterhilfe an die
vom Wohlfahrts= und Jugendamt betreuten
Unterſtützungsempfän=
ger, die Alu= und Kru=Empfänger und auch die von der freien
Wohlfahrtspflege betreuten Hilfsbedürftigen verausgabten
Ver=
billigungsſcheine zum Bezug von Brot, Wurſt und Fett tragen den
Gültigkeitsvermerk „31. Dezember 1931‟. Die Darmſtädter
Bäcke=
reien, die Darmſtädter Metzgereien und auch der Bezirks=
Konſum=
verein haben ſich in anzuerkennender Weiſe bereit erklärt die
Ver=
billigungsaktion auch für den Monat März noch durchzuführen.
Die Scheine haben deshalb trotz des Vermerks „31. Dezember
1931”, auch im März noch Gültigkeit.
* Oſterſonntagsrückfahrkarten, vom 23. März bis 4. April,
Wie die Preſſeſtelle der Reichsbahn mitteilt, wird die Reichsbahn
im Hinblick auf die günſtigen Erfahrungen in der
Weihnachts=
zeit auch zu Oſtern Sonntagsrückfahrkarten mit verlängerter
Gel=
tungsdauer ausgeben. Die Karten ſollen von Mittwoch den 23.
März, bis Montag, den 4. April. Gültigkeit haben. Außerdem
wird Vorſorge getroffen werden, daß zur Erleichterung des
Reiſe=
verkehrs in noch ſtärkerem Maße als zu Weihnachten nach allen
ſeliebten Reiſezielen Karten ausgegeben werden.
Beim Machtüllen von MAGOfWürze
Beblangen Sie von Ihrei Händder auch.
MAGGIS Suppen und MAGGlS Fleischbrühwürfel, gibt es Gutscheine
V.955
[ ← ][ ][ → ]Seite 6 — Nr. 56
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Aeueſte Nachrichten
Donnerstag, 25. Februar 192
Zur Beſiedlung des Weikerſtädter Ererzierplaßes
ſchreibt man uns: Ueber dieſe Angelegenheit iſt ſchon wiederholt
geſchrieben worden und auf die gute Eignung dieſes Platzes für
eine Siedlung hingewieſen worden, ſo daß es eigentlich
verwun=
derlich iſt, daß bis jetzt noch keine gegenteilige Stimmen laut
geworden ſind, die zum mindeſten die Bonität dieſes Geländes in
ernſte Zweifel gezogen haben.
Der Weiterſtädter Exerzierplatz gehört geologiſch zu der
großen Sanddüne, die ſich von der Gegend von Lampertheim bis
weit über Darmſtadt hinauszieht. Landwirtſchaftlich wird
die=
ſes Gelände als geringer Kartoffel= und Roggenboden bezeichnet.
Eine gewiſſe Jungfräulichkeit anzunehmen, weil der Platz bald
hundert Jahre brach gelegen hat, iſt vollſtändig irrig, gerade das
Gegenteil iſt der Fall. Durch die militäriſche Benutzung iſt
durch den Tritt von Menſch und Pferd jede Vegetation ſo gut
wie unterdrückt worden, die durch ihre Beſchattung ein
Bakterien=
leben hätte erhalten können. Ferner iſt dadurch der Sand in
ſeiner Struktur ſehr feſt geworden, eine Luftzirkulation war in
dieſem Boden faſt unmöglich, und ſomit iſt jedes Leben der
Bak=
terien, die doch im Gedeihen der Pflanzen eine ungeheuer
wich=
tige Rolle ſpielen, praktiſch erſtorben. Die Ruhe des Platzes in
den letzten 14 Jahren hat auch nicht vermocht, irgendwelche
nen=
nenswerte Vegetation hervorzubringen. Es iſt jetzt das
gewor=
den, das der Fachmann einen ſterilen Sandboden nennt. d. i. ein
Boden, in dem jedes Leben der Bodenbakterien erſtorben iſt. Um
dieſen Boden wieder kulturfähig zu machen, iſt es notwendig, ſehr
große Mengen organiſcher Subſtanz (Miſt, Kompoſt oder
der=
gleichen) hineinzubringen. Ob die Siedler dieſen großen
Auf=
wand ſich leiſten können, ſoll vorläufig nicht erörtert werden, es
iſt aber jedenfalls die erſte Maßnahme, die getroffen werden
muß, um überhaupt etwas zu ernten. Der hohe
Grundwaſſer=
ſtand, der als wichtiger Vorzug des Weiterſtädter Platzes
ge=
nannt wurde, iſt für leichten Sandboden ſicher von Bedeutung.
Der Grundwaſſerſtand des Platzes richtet ſich jedoch nach den in
den Bergen gefallenen Niederſchlägen, er iſt alſo heuer infolge
der abnorm hohen Regenmengen des letzten Jahres ſehr hoch
und wird in trockenen Jahren wie 1921, 23, 25, 28, 29 ſehr viel
niedriger ſein. Ein Feuchthalten dieſes Bodens mit dem an die
Oberfläche gebrachten kalten Grundwaſſer wird aber den
Boden=
ertrag beſtimmt nicht weſentlich erhöhen.
Zur Siedlung ſelbſt, gewiß, Siedlung iſt in unſerer heutigen
Zeit notwendiger denn je, um durch Schaffung lebensfähiger
Siedlerſtellen das große Heer, der Arbeitsloſen zu vermindern.
Das erſte und größte Gebot bei der Sache iſt aber, nur auf
aller=
beſtem Boden dürfen die Siedler angeſetzt werden. Böden mit
unſicheren Ernten infolge geringen Bodens ſcheiden, von
vorn=
herein aus. Die Erfahrungen, die man in Preußen mit der
Siedlung im Oſten gemacht hat, beſtätigen die Richtigkeit dieſer
Regel vollkommen. Nun iſt aber Tatſache, daß die unmittelbare
Umgebung von Darmſtadt keinen erſtklaſſigen Boden beſitzt, hier
läßt ſich nichts ändern. Aber in einer Entfernung von 10 bis 15
Kilometern gibt es genug erſtklaſſiges Gelände (Ried und
vor=
derer Odenwald), z. T. geſchloſſene verkäufliche Hofgüter, die ſich
zur Siedlung beſtens eignen würden. Es wäre doch von keiner
Stelle zu verantworten, heute im Zeitalter des Verkehrs, dieſe
Entfernung zu ſcheuen, wenn ſich in der unmittelbaren Nähe der
Stadt eben keine Möglichkeit bietet, auf erſtklaſſigem Gelände
Siedler anzuſetzen. Durch ein Fiasko wird nicht nur den Sied=
lern ſelbſt ein großer materieller Schaden zugefügt, es werden
außerdem Gelder der öffentlichen Hand verwirtſchaftet, und der
Gedanke der Siedlung allgemein wird diskreditiert.
Generalverſammlung des FC. Eintracht Darmſtadt. Zirka
80% aller Mitglieder waren erſchienen, um ſich den
Rechenſchafts=
bericht des Vorſtandes anzuhören. Die Berichte der einzelnen
Vor=
ſtandsmitglieder wurden zur Kenntnis genommen und der alte
Vorſtand einſtimmig entlaſtet. Ein ganz erfreuliches Bild ergab
beſonders der Kaſſenbericht; vor allem ein Erfolg des
altbewähr=
ten Kaſſierers Peter Rauſch und der vernünftigen
Vereinsfüh=
rung des geſamten Vorſtandes unter dem Vorſitz des
unermüd=
lichen Herrn Mühlbach. Sportlich wurde auch im vergangenen
Jahre Schönes geleiſtet, ſo z. B. zuletzt die Erfolge gegen beſtens
bekannte Kreisliga=Mannſchaften. Den Spielern ſowie dem
Spiel=
ausſchuß unter der bekannt guten Leitung des Herrn Haller.
welchem im Laufe des Abends die Vereinsehrennadel überreicht
wurde, wurde der Dank ausgeſprochen. Der engere, neugewählte
Vorſtand ſetzt ſich zuſammen; 1. Vorſitzender Herr L. Mühlbach,
Vorſitzender Herr E. Heil, Schriftführer Herr E. Landzettel,
Sportausſchußvorſitzender Herr W. Haller, Kaſſierer, Herr A.
Rauſch. Faſt alle Aemter wurden einſtimmig mit denſelben Per=
ſonen wie im vergangenen Jahre wiede beſetzt. Neu hinzu kommt
lediglich Herr Heil.
Euang. Männervereinigung der Petrusgemeinde. Unſere
nächſte Monatsverſammlung findet Dienstag 1. März, im
Ge=
meindehaus. Eichwieſenſtraße 8 ſtatt. Ein beſonders anziehendes
intereſſantes und lehrreiches Thema wird uns dargeboten durch
Herrn Oberbergrat Dr. Köhrich, der ſprechen wird über: Der
Bergbau in Heſſen mit beſonderer Berückſichtigung des alten
Berg=
baues in de Gemarkung Beſſungen”. Altes und Neues aus dem
Schoße unſerer Allmutter Erde wird alſo an dieſem Abend an
unſerem geiſtigen Auge und Ohr vorüberziehen und ganz beſonders
diejenigen anziehen, die etwas Näheres über die Vergangenheit
Beſſungens auch nach dieſer Richtung hin erfahren wollen.
Der Richard=Wagner=Verband deutſcher Frauen macht
hierdurch ſeine Mitglieder auf den am 1. März, abends 8 Uhr.
im Heylshof (Weyprechtſtraße 6) ſtattfindenden Vortrag des
Herrn Dr. R. Erckmann über: „Die Gegenwart im Spiegel
des Fauſt” aufmerkſam und empfiehlt den Beſuch desſelben
drin=
gend.
Volkshochſchule. Unſere Mitglieder erhalten zur Vorſtel=
lung „Nina” für Donnerstag im Kleinen Haus des Heſſiſchen
Landestheaters ermäßigte Karten in unſerer Geſchäftsſtelle.
* Vom Stotterer zum freien Redner. Ueber dieſes Thema
ſprach geſtern abend vor einem intereſſierten Zuhörerkreis im
Hotel „Zur Traube” der Deutſch=Südamerikaner Ramon H.
Wings, der Leiter des Inſtituts für Erfolgswiſſenſchaft in
Düſſeldorf. Der Redner verſtand es in überzeugenden
Darlegun=
gen die Heilbarkeit, d. h. die Möglichkeit der Beſeitigung des
Stot=
terns glaubhaft zu machen. Nicht ſymptomatiſch, ſondern kauſal
müſſe gegen ein Uebel vorgegangen werden, und zwar dadurch.
daß die tiefere Urſache dieſes Uebels gefunden und beſeitigt
werde. Er ſpreche aus eigener Erfahrung, da er ſelbſt bis zum
17. Lebensjahre Stotterer geweſen und als „unheilbar”
bezeich=
net worden ſei. Die Urſache des Stotterns ſei in 80 Prozent der
Fälle auf das Konto einer falſchen Erziehung zu ſetzen, die ſchuld
an der Entſtehung des Uebels ſei, zu 10 Prozent ſeien
Schreck=
ereigniſſe der Grund, und 10 Prozent der Fälle ſeien auf
Ver=
erbung zurückzuführen. In allen Fällen aber ſei nach ſeiner
An=
ſicht die Beſeitigung des Uebels möglich, und zwar durch ſeine
Methode, die darauf hinziele, einerſeits das beſtehende
Angſt=
gefühl und die falſche Vorſtellung der Stotterer zu beſeitigen, und
andererſeits durch eine eigene Sprachtechnik, die ſprachlich neue
Momente zeige, die ſtotterfreie Rede anerziehe und ermögliche.
Redner verpflichtete ſich, jeden Stotterer in einem kurzen Kurs
(von denen der erſte heute beginnt) von ſeinem Uebel zu
be=
freien. — Der Vortrag wurde ſehr beifällig aufgenommen.
— Helia=Lichtſpiele — Film=Morgenfeier. Sonntag vormittag
11.15 Uhr, läuft in den Helia=Lichtſpielen der Kultur=Großfilm
„Im Land der Dolomiten‟. Der Film zeigt die Dolomitenwelt von
der Marmolata bis zum Ortler, vom Gardaſee bis zum Brenner.
— Im Union=Theater läuft nur noch 2 Tage der erſte
Ton=
film ohne Männer. „Mädchen in Uniform”.
— Das Helia=Theater bringt nur noch heute und morgen
Siegfried Arno in dem luſtigen Tonfilm=Schwank „Der ſchönſte
Mann im Staate‟,
— Die Palaſt=Lichtſpiele zeigen heute zum letzten Male im
Stummfilm=Doppelprogramm George Bancroft in dem
ſpannen=
den Abenteuer „Volldampf Charlie‟. Im zweiten Teil wird ein
Film aus den Wäldern Kanadas „Großſtadtpflanzen” vorgeführt.
50 000=Mark=Gewinn der Preußiſch=Süddeutſchen Klaſſen=
Lotterie. Wie die General=Lotterie=Direktion mitteilt, iſt ein
50 000=Mark=Gewinn der Preußiſch=Süddeutſchen Klaſſen=Lotterie
auf die Nummer 319 336 gefallen, und zwar die erſte Abteilung
in Achtelloſen nach Heſſen, die zweite Abteilung in Achtelloſen
nach Bayern.
Mtee MMee Re Ve
Lichtſpieltheater: Union=Theater: „Mädchen in Uniform”,
Helia=Lichtſpiel: „Der ſchönſte Mann im Staate”;
Balaſt=Lichtſpiele; Volldampf Charlie — Großſtadt=
Pflanzen. — Orpheum: „Der ewige Rockzipfel” —
Landesbau=
ſchule, Neckarſtraße 3. abends 8 Uhr, Verein kath Akademiker:
Vortrag von Herrn Dr. Landmeſſer — G.D.A. Heim,
Rieger=
platz 3: Vortrag von Herrn Brauſe=Frankfurt über den neuen
2. Verhandlungstag in der Sprendlinger Mordſacha
geführt worden ſeien, könne man nicht ſagen.
Sie ſtellen ihr allgemein das allerbeſte Zeugnis aus. Sie ſei eine
germutter beſchwert. Sie und die Schwägerin hätten
wird mich noch ſchlagen tot”, ſagte ſie zu einem Zeugen. An
abnehme. Er ſchlage ſie dann ſolange, bis ſie alles hergebe. Er
Geld gegeben hatte, ſei er regelmäßig erſchienen. Ein
Sprend=
linger Gendarmeriewachtmeiſter ſagt aus, daß Stara einmal bei
AF. Der zweite Verhandlungstag beginnt mit der Verneh= ihm Anzeige gegen ihren Mann erſtattet habe, weil er ſie imzſa! des Friſeurs und des Zahnarztes der Stara und von zwei, ſo mißhandele. Sie habe aber dann doch nicht auf Weiterleitt em de den
Sachverſtändigen. Der Friſeur kann nicht mit Sicherheit behaup= der Anzeige beſtanden. Er habe dem Friedrich Baumgarten 71. y9, ob die Haare der Leiche Haare der Stara ſind, aber der über einmal Vorwürfe gemacht. Der habe es auch gar nicht zſuen
Zahnarzt verſichert mit Beſtimmtheit, daß das Gebiß der Leiche geſtritten, ſondern habe nur geſagt: „Ich zieh mir mei
Fra=
das der Stara ſei. Obermedizinalrt Dr. Jaup aus wie ich ſe habe will‟. Der Chriſtoph Baumeiſter und die
jehä
Offenbach hatte die Obduktion der Leiche vorgenommen. Er hatte hätten nach der Pfeife des Friedrich tanzen müſſen, der ſic
feſtgeſtellt, daß die rechte Schädeldecke handtellergroß zertrümmert Herr im Hauſe gefühlt habe. Der Zeuge gibt dann noch W
1
war. Zertrümmert waren weiter das Schläfenbein, das Naſen= kunft über die übrigen Familienmitglieder. Er habe von jeher
bein und der Unterkiefer. „Der Unterkiefer war außerdem rechts mit der Familie zu tun gehabt, die viel geſtohlen habe uſw.
inſturd
aus dem Gelenk gelöſt. Die Zerſtörung der Schädeldecke, bei der ſchiedentlich habe er Diebesgut im Hauſe gefunden, auch ein
erbänd
zweifellos auch eine Verletzung des Gehirns erfolgt ſei müſſe Rehſchlingen und Fallen, und die alte Frau Baumgarte,
von einem ſtumpfen, wuchtigen Gegenſtand herrühren. Es wur= ihm einmal erklärt, das ganze Haus ſei aus geſtohlenem Mat
Vereinsl
den dann noch 6 bis 8 deutlich ſichtbare Schnittverletzungen (von aufgebaut. Ihr Mann habe ſie und die Kinder zum Stehle
einem Meſſer?) am Halſe vorgefunden. Dr. Schneider, Lei= geleitet. Der Altbürgermeiſter von Sprendlingen bekundet
*a Gräfe
ter des Pathologiſchen Inſtituts im hieſigen Krankenhaus der Zeuge, das Haus habe immer ausgeſehen wie ein richti,
aibenen
den Schädel der Leiche präparierte, konnte außerdem noch hinten Zigeunerlager. Zwei Feldhüter und Nachbarn bekunden, daß nn.c rich Bie
am Schädel eine etwa 8 Zentimeter lange Verletzung feſtſtellen, wenn man an dem Haus vorbeikam, faſt ſtets, insbeſondere
abe=
die von einem ſcharfen, wuchtigen Gegenſtand herrühren müſſe. Streit und Krach gehört habe. Der eine Feldhüter ſagt, er H½=Triſc,
höchſtwahrſcheinlich von der nicht allzu ſcharfen Schneide eines einmal die Stara ſchweißtriefend Holz aus dem Walde fakt Mt am foml
Beils. Im ganzen waren an dem Schädel vier Gewalteinwir= ſehen, und ſie gefragt, ob denn das nicht ihr Mann machen köroitko. an denſ
kungen feſtzuſtellen, drei von einem ſtumpfen und eine von einem und da habe ſie erwidert, das müſſe ſie machen, ſonſt bekämesſheu Göch
ſcharfen, wuchtigen Gegenſtand. Der Sachverſtändige Dr. Schläge. An dieſe Ausſage des Feldhüters ſchließt ſich eine S.
*i Pulecg
Hans Popp aus Frankfurt, dem der Schädel ebenfalls zur zwiſchen den Geſchwiſtern Baumgarten an, die das richtige W9=Femnen,
Begutachtung vorgelegt worden war, iſt der Anſicht, daß die Ver= des Hauſes am Walde gibt. Auch die gelegentlichen mehr Auug xunn ge
letzung am Hinterkopf von zwei Beilhieben herrühre. Ob die weniger heftigen Aeußerungen des Friedrich ſind bezeichnatimrnen Sot
ganzen Verletzungen von einer oder mehreren Perſonen aus= Ein Zeuge bekundet, Friedrich B. habe von dem Verſchwinnnimnrwberſam
ſeiner Frau nie gern geredet, ſondern immer abzulenken verſ, / . Nieder
Die Zeugen, insgeſamt etwa 30, die am Mittwoch noch weiter Friedrich beſchuldigt unter anderem einen Sprendlinger Koh.//
verhört werden, ſind Sprendlinger Einwohner oder, zum größten händler, er habe ſeiner Frau nahezutreten verſucht, und als der olégehe.
zing Preiſe er
Teil Arbeitskollegen und =kolleginnen der ermordeten Stara, heute unter ſeinem Eid beſtreitet, ſchreit er aufſpringend=
Herr ſofort wegen Meineid!‟ Er weiß nicht weiter und 17.400 wr0t
fleißige, immer ſehr adrette und ſaubere Frau geweſen. An= telt mit den Händen herum. Ein anderer Zeuge bekunde,zglerdel.
fangs habe die Frau gut von ihrem Mann geſprochen, aber ſpä= habe ihm, als er über ſeine Frau gejammert habe, geraten, / =Tuſt,
ter habe ſie ſich oft über ihn und beſonders auch über die Schwie= ſcheiden zu laſſen, und da habe Friedrich erwidert: „Ne, ſe hat nül/sl:10
600 Mark. No, vielleicht mach ichs of e anner Art.” Und nuegen vot Ch
gegen ſie gehetzt. Einem Zeugen habe ſie mal erzählt, erſt ſei er lang danach ſei die Stara verſchwunden. Auch hier ſchreit Frieds z gbielt.
ihr ein guter Mann geweſen, aber ſeit ihr erſpartes Geld alle mit hoher erregter Stimme dazwiſchen, der Zeuge ſei mit iharwleigeige
ſei, wär ſie überflüſſig. Sie habe auch etliche Male blaue Stel= verfeindet, er leiſte einen Meineid. Zum Schluß wird noch gllends, 5
len vorgezeigt, die von Schlägen ihres Mannes herrührten. Er geſtellt, wann der Angeklagte Brandt ſein Motorrad verlge 1e i Aem
hatte, weil ein Zeuge behauptete, er und der Friedrich ſeien zuve vele n
Oſtern 1930 ſei ſie ſchon einmal 14 Tage fort geweſen, und dann dem Motorrad auf ſein Gut gekommen im Frühjahr 1931 4mos ündet
aber doch wieder heimgekommen. Sie habe ſich auch darüber be= hätten ſich nach der verſchwundenen Frau erkundigt. Dem Braet/älge No
klagt, daß ihr Mann ihr jeden Pfennig ihres verdienten Geldes wird es etwas ſchwül, denn er hatte ja behauptet, ſeine Frau hwen=Fanfüurt
ihm ſchon geſtanden, daß ſie die Stara ermordet habe, und er leeſtgen Ringe
habe ſie nie gebracht und nie geholt, nur Samstags, wenn es hauptet, der Verhandlung nicht mehr folgen zu können. Die W=) Meſſl.
handlung wird denn auch bald, gegen 6.30 Uhr, abgeſchloſſen 70ſtn Sonnt
auf Donnerstag, vormittags 9,15 Uhr, vertagt.
Le=Romſtadt
Vom neuen Banfkil.
Jede Zeit bringr ihren Stil. Je ſchneller die Zeit läuft um ſo
ſchneller wechſelt er und baut immer wieder neue Bilder zu den
beſtehen=
den vergangener Epochen. Manches bleibt ewig ſchön, anderes, was
unſere Großeltern und Eltern noch als wundervoll bezeichneten, wird
heute ſchon als geſchmacklos empfunden. Es gab eine Zeit, wvo man z. B.
dem klaſſiſchen Stil der Antike nacheiferte, es gab eine Zeit, in der man
ſich in Schnörkeln austobte, die Gutshäuſer auf dem Lande mußten
un=
bedingt einen Turm als Anbau bekommen, auch wenn er abſolut nicht zu
ihnen paſſen wollte. Villen entſtanden mit unzähligen Erkern und
Erker=
chen, mit Giebeln und Giebelchen uſw. Heute will man eine neue Note
zur Mode ſtempeln, den Flachbau, Gebäude mit flachem Maſſivdach.
Warum? — das iſt wohl noch nicht ganz geklärt. Iſt es nur ein Extrem
der modernen Sachlichkeit?. Will man den Orient nach dem Norden
ver=
pflanzen?. Die Frage der Hygiene, das Dach als Tummelplatz in freier
Luft, kann für dieſen Stil nicht maßgebend ſein. Vielleicht iſt es nur
eine reine Frage von Eiſen und Beton. Iſt dieſe Bauweiſe praktiſch,
iſt ſie ſchön?. Die Meinung in Fachkreiſen und unter Laien dürfte wohl
ſtark geteilt ſein. Es iſt verſtändlich, wenn jede Induſtrie verſucht, ſich
neue Abſatzgebiete zu erobern. Es wird aber kaum etwas neues geben,
das nicht zum mindeſten Kinderkrankheiten durchzumachen hat. Aber
ſelbſt Kinderkraukheiten verurſachen Aerger und Koſten. Niemand wird
daran zweifeln, daß unſere Bauinduſtrie in der Lage iſt,
Maſſivdäche=
herzuſtellen, die wirklich allen Anforderungen der klimatiſchen
Verhält=
niſſe gewachſen ſind und eine verhältnismäßig hohe Sicherheit gegen
Einſturz bei Feuersgefahr geben. Aber der Koſtenpunkt!! Und das iſt
vor allem bei unſerer heutigen Wirtſchaftslage einer der Hauptpunkte,
um über Für und Wider zu entſcheiden. Flachdächer, die allen
Anforde=
rungen entſprechen, ſind weſentlich teurer als Steildächer. Für die
Schönheitsfrage iſt der individuelle Geſchmack maßgebend. Die
Ge=
ſchmacksrichtung iſt allerdings gelegentlich eine Gewohnheitsfrage.
Trotz=
dem wird man ſtark bezweifeln müſſen, daß ſich dieſer neue Stil des
Flachdachs, das Maſſivdach, in größerem Umfange durchſetzen wird. So
gut er in den ſonnendurchglühten Orient hineinpaßt, nicht nur in das
Landſchaftsbild, ſondern auch als klimatiſch erprobte Löſung, ſo wenig
gut ſtehen dieſe Steinwürfel in der deutſchen Landſchaft. Man ſehe ſich
nur einmal ſo eine moderne Villa an in einem deutſchen Garten, oder
man denke ſich ſo ein Gebilde an die Stelle eines niederſächſiſchen
Bauern=
hauſes geſetzt, inmitten hoher Eichen. Es wird kaum jemanden geben,
der nicht ſagt — unmöglich. Es ſieht immer ſo aus als ob der Bau nicht
fertig geworden wäre, als ob das Geld nicht gereicht hätte, um dem Werk
die Krone aufzuſetzen. Und wenn in unſerem wechſelreichen Klima der
Regen herunterpraſſelt, meint man, das muß ja doch da oben
hinein=
regnen.
Aus der Natur heraus ſind unſere alten Steildächer entſtanden, die
alle Niederſchlägen mit ihrem zerſtörenden Einfluß ſchnell und ſicher
ab=
leiten und ohne Iſolierverfahren einen beträchtlichen Wärme= und
Kälte=
ſchutz bieten. Dieſe Anpaſſung an die gegebenen Verhältniſſe mit
ein=
fachen, alterprobten Mitteln gibt das uns gewohnte harmoniſche und
allein ſchöne Bild. Den Formenreichtum unſerer Steildächer, der
viel=
geſtaltigen Spitzen und Kuppeln unſerer Turmbauten aber verdanken
wir einem durch Jahrhunderte hindurch bewährten Bauſtoff. Heute noch
gut erhaltene Bauten aus dem Mittelalter können als ehrwürdige
Zeu=
gen für ihn reden.
den Sfce
Alter Abonnent. 1. Sie ſind wohl im Berufe ſelbſtändig und i„eAleſ
ziehen daraus Einkommen ebenſo wie aus dem betriebenen Geſchäft, le Groß=!
der Einkommenſteuerveranlagung werden die Einkommen beider Gaſfzmupne hat
gatten zuſammengerechnet. Auf Grund dieſer Veranlagung zur Sſngun 3 Var
kommenſteuer müſſen Sie Kriſenſteuer der Veranlagten entrichten, iſmſlcherg-Kle
in Wahrheit ein Zuſchlag zur Einkommenſteuer, eine Erhöhung d7s/ Negelumnd-
Steuer in beſonderer Form iſt. Der Kriſenſteuer der VeranlasNrwuchr Schl
unterliegen die nach dem Einkommenſteuergeſetz veranlagten, U-Ew Ober =Ro
ſchränkt und beſchränkt ſteuerpflichtigen Perſonen. Befreit von ſüur
ſind: a) Perſonen hinſichtlich des Einkommens, für das bei der Ver =/ Sem
lagung eine Einkommenſteuer nicht feſtgeſetzt wird; b) Lohn= und Airu-Rein
haltsempfänger hinſichtlich des Arbeitslohnes, wenn dieſer den Be— /3.Groß=u.
von 16 000 Mark im Steuerabſchnitt nicht überſteigt. — 2. Werbun//
koſten ſind nach dem Einkommenſteuergeſetz von 1925 die zur Erwerbugin
Sicherung und Erhaltung der Einkünfte gemachten Aufwendungen.
für die Lebenshaltung aufgewendeten Beträge ſind ſchlechthin vom
zug als Werbungskoſten ausgeſchloſſen, ohne Rückſicht darauf, aus
chem Grunde die Aufwendung erforderlich geworden iſt. Die Ausdiar
für Fahrten zur Schule, Schulgeld und Bücher uſw. ſind Aufuend
gen die zur Erfüllung der geſetzlichen Unterhaltspflicht gemacht
werd=
ſie ſind keine Werbungskoſten. Eine Ermäßigung der Einkommenſtst
wäre nur dann zu erzielen, wenn Unterhaltung und Erziehung
wendungen nötig machen würden, die ſich als außergewöhnliche
laſtung darſtellten. Davon kann, wenn man das Einkommen aus,
Geſchäft in Betracht zieht, wohl keine Rede ſein.
A. R. Befreit von der Bürgerſteuer ſind nur die Perſonen,
am Fälligkeitstage Kriſenunterſtützung empfangen, ferner
Perſonen, die am Stichtage (10. Oktober 1931) laufend öffenill.
Fürſorge genießen. Die Befreiung iſt auf diejenigen Perſonen aus”
dehnt, die am Fälligkeitstage Arbeitsloſenunterſtützung,
ziehen; ferner ſind die Sozialrentner ausdrücklich befreit, alſo die ‟
ſonen, die am Fälligkeitstage Renten aus der reichsgeſetzlichen Sots
verſicherung empfangen, dieſe aber nur unter der Vorausſetzung, daß.
geſamtes Jahreseinkommen 900 Mark nicht überſteigt. Außerdem 1
noch die Perſonen befreit, die am Fälligkeitstermin eine Zuſatzrse
nach 8 88 des Reichsverſorgungsgeſetzes empfangen; ferner die PerſorT.)
die am Stichtag (10. Oktober 1931) vom Wahlrecht ausgeſchloſſen wanen
die Beſtimmung unter 3e der Steuerkarte iſt neu durch die Verordnng
zur Durchführung der Bürgerſteuer 1931 vom 1. Oktober 1931 (R9E
S. 525) hinzugefügt.
O.Kg. Die Vorſchriften des Reichsmietengeſetzes finden
Neubauten oder durch Um= oder Einbauten neugeſchaffene Räur”
wenn ſie nach dem 1. Juli 1918 bezugsfertig wurden oder künft”
bezugsfertig werden, ſowie auf Wohnungen, die durch Teilug eunich
unbenutzter Wohnungen oder unbenutzter gewerblicher Räume. FMck en
wonnen werden, keine Anwendung In gleicher Weiſe regelt
der Mieterſchutz. Altwohnungen ſtehen unter demſelben, N
nicht.
W. A. 68. Es wird allerdings notwendig ſein, daß die El3
leute die allgemeine Gütergemeinſchaft durch einen Ehevertm
aufheben (8 1432 BGB.). Bezüglich der Form wäre 8 1434 zu k
Dampferexpeditionen des Norddeutſchen Lloyd, Bremen.
Nandu08 A. äch Aliel Leſſtiend D Fiſan
Bremen 9. 3, ab Hamburg 12. 3. Nach Südamerika (
Weſt=
küſte): D. Adolf von Bayer ab Hamburg 3. 3., ab Bremen 5 3.;
via Magellan=Straße: D. Planet ab Bremen 15. 3., ab Hamburg
19. 3. Nach Madeira und den Kanariſchen Inſeln:
„Ney=Konzert‟. Die Rechtslage dürfte folgende ſein:
Vertragspartner der Beſucher iſt diejenige Perſon, die das Kar
zert der Pianiſtin veranſtaltete, deren Name ja wohl durch 2
Billettvertrieb feſtzuſtellen ſein wird. Den Beſuchern hatte
Veranſtalter einen heizbaren Raum, um die muſikaliſchen 900
bietungen entgegenzunehmen, zu gewähren. Sache des Verab
ſtalters, der für etwaige Geſundheitsbeſchädigungen den
Konzer=
beſuchern gegenüber aufzukommen hat, wird es ſein, den Rüch.*
bei der Stadtverwaltung zu nehmen, wenn letztere ſchuldo
UF. RiFel Do chfſif 3 Zanſhuf! 2. ch genic
12.
Afrika=Linien Frachtdampferlinien nach
Weſt=
afrika (4=Dienſt, C=Dienſt, Kongo=Linie, Angola=Linie);
Vier=
wöchentlich Abfahrten von Frachtdampfern. Geſellſchaftsreiſen:
Orientfahrt D. Karlsruhe ab Genua 10 3. Nähere Auskunft
aller angeſchloſſenen Linien erteilt Anton Fiſcher, Frankfurter
Straße 12—14.
Briefkaſten.
Jeder Anfrase iſt die letzie Bezugsquittung beizufügen. Anonyme Anfragen
nicht beaniwortet. Die Beantwortung erfolgt ohne Rechtsverbindlichkei
werden
„Lebensverſicherung” Sie werden nach dreijährigem
Be=
ſtehen der Verſicherung jederzeit für den Schluß der laufenden
Verſicherungsperiode die Umwandlung der Verſicherung in eine
prämienfreie verlangen können. Dieſe umgewandelte
Verſiche=
rung können Sie durch Nachzahlung der Prämien und Zinſen
wieder zur vollen Höhe ergänzen. Im übrigen können Sie von
der Geſellſchaft verlangen, anzugeben, wie ſie den Rückkaufswert
errechnet hat.
„Ho.” 1. Sie werden die fragliche Unterſtützung als Grund
für eine Ermäßigung der Bürgerſteuer bei der Bürgermeiſterei
geltend machen müſſen, um die beſtehende Härte zu mildern.
2. Die ganze Vereinbarung fällt u. E. deshalb nicht unter die
Notverordnung, weil ja der Zweck des Abkommens die
Rang=
änderung war und das Zinſenentgelt die Gegenleiſtung für die
zugeſtandene Rangänderung darſtellt. Im übrigen iſt abzuwarten,
wie ſich der Reichstag zu der Notverordnung ſtellt.
K. A. 01. Wenn die Wohnung erſt ab 1. Januar 1932 in
ge=
brauchsfähigem Zuſtande war, was Sie im Beſtreitungsfalle
be=
weiſen müßten, ſollten Sie erſt von da ab auch den Mietzins zu
zahlen verpflichtet ſein.
W. Sch. in E. Das Treppengeländer muß in
ordnungs=
mäßiger Weiſe vom Hausbeſitzer hergeſtellt werden.
übernommene Verpflichtungen nicht erfüllt haben ſollte.
Frl. B. hier. Wenn die Wohnung nach dem Tode )*
Vaters beibehalten wurde, was aus der Anfrage nicht voſſt
klar hervorgeht, ſo könnten Sie im Falle der Kündigung 0
Familienangehörige des Mieters nach S 19 des Mieterſchutzgeſehe”
in die Rechte und Pflichten des Mieters eintreten. Dies mühie
Sie dem Vermieter erklären. Im übrigen dürfte es ſich empfelles
beim Amtsgericht einen Güteverſuch zu beantragen, da der Fat
doch zu gütlicher Verſtändigung nach verſchiedenen Richtung”
ſehr geeignet erſcheint.
J. H. Wir haben ſchon des öfteren betont, daß auch bezügle
öffentlich=rechtlicher Anſprüche eine Aufwertung in Frage komme
Das gilt auch für ein in der Inflationszeit gezahltes
Gi=
geld zwecks Erwerbung des Ortsbürgerrechtes. Ein Strei.
der im Verwaltungsſtreitverfahren auszutragen wäre, kann ſih
nur bezüglich der Höhe des Aufwertungsbetrag‟
ergeben.
R. Natürlich haben Sie den Anſpruch auf die Mietſentul.
unter Zugrundelegung der auf 900 Mk. feſtgeſetzten Friedensmien
J. H. 35. Am 12. Januar 1920 war ſchon Inflation. Wutt
damals das Ortsbürgerrecht durch Aufnahme erworben, ſo jon?
eine Aufwertung des Einkaufgeldes natürlich in Frage komme.=
Ueber die Höhe der Aufwertung muß mangels Einigung im 2.
waltungsſtreitverfahren entſchieden werden.
2. W. Soweit damit keine ungebührliche Beläſtichl
im Gebrauch der Räume verbunden iſt, wird nichts dagegen ein
zuwenden ſein. Man ſollte ſich über eine Einteilung im Unſe
richt pp verſtändigen.
H. B. 166. Beim Mieteinigungsamt wäre die Miete, die L
Friedensmiete zu gelten hätte, zu ermitteln. Uebrigens hat Dhſe.
der Untervermieter eine genaue Berechnung zu geben, wie ”.).
Miete ab 1. Januar 1932 berechnet
50. Dieſe Maßnahme iſt an ſich rechtlich zuläſſig. Wenden. S
ſich aber mit Dienſtaufſichtsbeſchwerde an das Landesfinanoeh.
hier.
2. K. Auch wir halten, wie übrigens unter allem Vorbell.
geſagt ſei, den Zinsſatz der Notverordnung für zwingend.
letzteren wird der Reichstag noch Stellung nehmen müſſele
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
unerstag, 25. Februar 1932
Aus Heſſen.
Arheilgen, 24. Febr. Familienabend. Am Samstag,
7. Februar, veranſtaltet der Geſangverein „Frohſinn” im
ſhrus „Zum goldenen Löwen” einen Familienabend mit bun=
Frogramm. — Reichsbund der Kriegsbeſchädig=
Die Generalverſammlung der hieſigen Ortsgruppe findet am
ynrag, den 28. Februar, nachmittags, im Gaſthaus „Zum
gol=
d um Löwen” ſtatt.
Weiterſtadt, 24. Febr. Die Freiw.
Sanitäts=
daune hält am Sonntag, den 28. Februar, ihre Schlußprüfung
ur Leitung des Kolonnenarztes Herrn Dr. Röder ab. An der
frung nehmen neben den alten Kameraden acht erſtmalige
mlinge, darunter 3 Helferinnen, teil. Als Uebungsobjekt iſt ein
t
Gräfenhauſen, 24. Febr. Vom Ortsgericht. Für den
gorbenen Ortsgerichtsmann Phil” Hamm wird Landwirt
urich Brenner in das Ortsgericht eintreten.
Traiſa, 24. Febr. Die Evang. Jugendgemeinde Traiſa
veran=
let am kommenden Sonntag, den 28. Februar, einen Gemeinde=
Rd. an dem das für die Jugendlichen bearbeirete Goetheſche
ſma „Götz von Berlichingen” zur Aufführung gelangt.
p. Pfungſtadt, 24. Febr. Todesfall. Eine der älteſten
Ein=
merinnen, Frau Margarethe Höhl geb. Böttiger, iſt im Alter von
Nayren geſtorben. — Die Freiwillige Feuerwehr Pfungſtadt hält am
wunden Sonntag nachmittag im Gaſthaus Böttiger ihre diesjährige
zralverſammlung ab.
4k. Nieder=Ramſtadt, 24. Febr. Holzpreiſe. Bei der
Holz=
veeigerung aus den Waldungen des Fiskus wurden ſehr
ge=
run Preiſe erzielt. Infolge der Ueberſättigung der Konſumenten
auden vorausgegangenen Verſteigerungen war wenig Kaufluſt
uuanden.
Traiſa, 24. Febr. Familienabend der D.H.V.. Ein Reiſevortrag machte uns mit Land und
Qaen von Chile bekannt. Schöne Konzertſtücke wurden mit
Hin=
gu geſpielt. Mit großem Fleiß einſtudierte Laienſpiele „Die
wbergeige” und „Der Paſtetenbäcker” ſteigerten die Fröhlichkeit
MigAbends. „Heiner und Schorſch” brachten allerhand Neuigkeiten.
Bilz in allem: ein wohlgelungener Abend, welcher der
Orts=
guupe viele neue Freunde brachte — Am Donnerstag, den 3. 3..
qugeds findet zu Nieder=Ramſtadt im Gaſthaus „Zum Löwen”
die ällige Monatsverſammlung ſtatt. Gaubildungsobmann
Mar=
tim=Frankfurt a. M. hält einen Vortrag über „Unſer Platz im
gefgen Ringen der Zeit”.
Meſſel, 24. Febr. Obſt= und Gartenbauverein.
äſten Sonntag, den 28. d. M., nachm., wird Lehrer Röſch aus
Oh==Ramſtadt im Saale von Hch. Laumann 2 an Hand von
zahl=
miſtenr Lichtbildern einen Vortrag halten über „Schädlinge an
unſren Obſtbäumen”. Alle Freunde des Obſtbaues ſind dazu
ein=
gelden.
I. Groß=Umſtadt, 24. Febr. Odenwaldklub. Die hieſige
Tugruppe hat nunmehr ihren Wanderplan für 1932 fertiggeſtellt. Es
gen 13 Wanderungen gemacht. 1. Nödelshäuschen—Schleifmühle—
Mu
2 üulsberg—Klein=Umſtadt; 2. Forſt—Altheim—Richen—Groß=Umſtadt;
jegelwald-Kleeſtadt—Groß=Umſtadt: 4. Ober=Ramſtadt—Felsberg—
ubacher Schloß: 5. Sternwanderung: Habitzheim—Reinheim—
Rohr=
wOber=Ramſtadt; 6. Hauptverſammlung Erbach; 7. Erbach—
ſuauer Bild—Ernſtthal-Kailbach; 8. Zipfen—Hummetroth—Höchſt;
ſternwanderung: Lengfeld—Nieder=Klingen—Hundert Morgen—Gr.—Reinheim; 10. Sauſteige—Heideſtock—Hainſtadt—Waldamor=
G-Groß=Umſtadt; 11. Hainrich—Steinbrüche—Raibach-
Knöllen=
e; 12. Rauwald—Eidmannshütte—Heubach; 13. Wiebelsbach-
Bet=
innsbuche-Zipfen. Wer 20 Punkte erreicht, wird ausgezeichnet.
Babenhaufen, 24. Febr. Geſangverein Volkschor —
teieralverſammlung. In ſeinem Geſchäftsbericht konnte der
ſuitzende feſtſtellen, daß trotz der Wirtſchaftskriſe der Verein eine rege
ſtzleit entfaltete. Er gab der Hoffnung Ausdruck, daß auch im neuen
ſhäftsjahr die kulturellen Aufgaben erfüllt werden könnten. In die=
MZuſammenhange wies er auf die in Vorbereitung befindlichen
Kon=
der Chorgemeinſchaft Kuhn hin. Den Kaſſenbericht gab
Sanges=
aſſe Gg. Herdel. Bei der Vorſtandswahl wurden gewählt: 1. Vor=
4der Wilh. Fengel 2. Vorſitzender J. Held, Rechner P Rock,
Aiftführer Gg. Herdel; Beiſitzer wurden J. Bleibtreu, J. Willand,
„AMelk.
g. Reinheim, 24. Febr. Winterhilfe Das endgültige Samm=
3rgebnis für die hieſige Gemeinde iſt folgendes: 300 Mark Bargeld,
Veritner Brennmaterial, 39 Zentner Kartoffeln, zirka 40 Laib Brot,
4 180 Pfund Hülſenfrüchte, ferner Fleiſch, Fett, Oel. Obſt,
Teig=
u1 und Reis. Die geſpendeten Naturalien wurden alle bereits vor
Amachten verteilt. Außerdem konnte eine ſehr große Menge von
Aoungsſtücken allee Art für Herren, Frauen und Kinder, ſowie 47
ar) zum Teil noch neue, Schuhe zur Verteilung kommen. Dem hieſigen
4uisſchuß ſtehen außer dem diesjährigen Sammlungsergebnis für
bilfswerk noch das Ergebnis einer Sammlung am Elternabend der
4sſchule, ferner der Reinertrag aus dem im evangel. Gemeindeſaal
ngfundenen Kammermuſikabend, ſowie ein größerer Reſtbetrag aus
torigen Jahre zur Verfügung. Nachdem vor Weihnachten aus die=
ABeträgen etwa 50 Familien und alleinſtehende Perſonen mit
Lebens=
ſelvaketen bedacht wurden, erhalten nunmehr die vom Ortsausſchuß
ſuwählten Bedürftigſten fortlaufend wöchentlich einen Laib Brot.
5. Pfaffen=Beerfurth i. Odw., 24. Febr. Vereitelter
ßüßruch Wie erſt jetzt bekannt wird, wollte vor einigen Tagen
94 ein Mann in der Drogerie Jakob Bund, hier, einbrechen.
ſtarken Lärm, dadurch wurde ein im ſelben Haus wohnhafter
Ater auf den Vorfall aufmerkſam und machte ſich durch Ruſen
eikbar. Daxaufhin flüchtete der Täter und entkam unerkannt.
7d. Michelſtadt, 24. Febr. Die Geſellſchaft der
Aſikfreunde im Odenwald veranſtaltet am Sonntag,
2. Februar, nachm. 5 Uhr, im Saale des Schloſſes Fürſtenau
ſn Kammermuſikabend, für welchen das Heidelberger Trio der
mren Hausmann, Stolz und Schaper gewonnen wurde. Herr
Asmann iſt in Heidelberg und München als Chordirigent tätig
M hat ſich auch als Komponiſt einen Namen gemacht. —
Oef=
iliche Gemeinderatsſitzung. Am kommenden
Frei=
ndet nachmittags 6,30 Uhr im Sitzungsſaale des Rathauſes
nächſte öffentliche Sitzung des Rats der Stadt Michelſtadt ſtatt.
—. Erhach, 24 Febr. Wettſchreiben. Das von dem Heſ=
Naſſauiſchen Kurzſchriftverband in dieſem Jahre zum
erſten=
veranſtaltete Schülerſchnellſchreiben fand für den Odenwälder
rr unter ſtarker Beteiligung in Michelſtadt und Erbach ſtatt.
Direktion der Ober=Realſchule zu Michelſtadt hatte in
liebens=
id ger Weiſe die erforderlichen Räume zur Verfügung geſtellt.
9 9.45 Uhr begann der edle Wettſtreit, an dem ſich Schüler und
Hülerinnen der Volks= und Oberrealſchule zu Michelſtadt und
Tealſchule zu Groß=Umſtadt beteiligten. In Erbach fand das
Atrhreiben im neuen Schulhauſe ſtatt; es beteiligten ſich 22
füler der Volks= und der Fachſchule. Das Intereſſe und die
aiſterung für die ſtenographiſche Sache war im allgemeinen
beſonders unter den Jüngſten, die hier zu ihrem Rechte
Schon jetzt kann geſagt werden, daß in allen Abteilungen
M Arbeit geleiſtet wurde.
7. Hüttenthal, 23. Febr. Die Intereſſengemeinſchaft der Lichtab=
S für Strom und Kraft rückwirkend ab 1. Januar um
fa. die Kilowattſtunde zu ſenken.
da Rothenberg, 24. Febr. Geſtern in den Nachmittagsſtunden konn=
De Einwohner des oberen Ortsteils 8 prächtige Hirſche mit ſtar=
BGSweihen darunter ein 14=Ender, in unmittelbarer Nähe der Häuſer / Gemeinde ihren Namenstag ſtets gemeinſam, wobei der ſchon ſeit Jah=
Luchten. Der harte Froſt mit Schnee zwingt das Wild, in der Nähe
Oer waren drei Wochen damit beſchäſtigt. — Der
Verkehrs=
in Nothenberg hat jetzt endgültig beſchloſſen, in dieſem Jahre
Solnmertagszug hier einzuführen. Es werden jedem Schulkind eine
ihmkertagsbrezel gratis verabreicht; die Schulen von Ober=Heinbrunn
Mortelshütte mit einbegriffen. Als Zeitpunkt wird Sonntag, der
wi genannt.
Rimbach, 24. Febr. Fußball. Am Sonntag fand
zwi=
der Fußballmannſchaft des K.S.V. 1910 Rimbach und dem
aalklub Schriesheim das fällige Verbandsfußballſpiel ſtatt.
Mimbacher Mannſchaft konnte hierbei einen wohlverdienten
Sieg erzielen, trotzdem ſie mit 4 Erſatzleuten antreten mußte.
icheaterabend. Der Kraftſvortverein 1910 Rimbach brachte
Sonntag abend im gutbeſetzten Saale des Gaſthauſes Luh
iEn nitztal das Theaterſtück „Robert und Bertram oder die bei=
Dagabunden” zur Aufführung. Traditionsgemäß bot der KSV.
ſenn Publikum nur Erſtklaſſiges und kann der Verein mit
Sl, auf dieſe Veranſtaltung zurückblicken.
Nr. 56 — Seite 7
Eberſtadt, 24. Febr. Ratsſitzung. Es ſtand zunächſt die
bereits in den Ausſchüſſen eingehend erörterte Frage der
Be=
teiligung der Gemeinde an der vorſtädtiſchen
Kleinſiedlung für Erwerbsloſe zur Beratung. Der
Gemeinde ſtanden hierfür 24 Siedlerſtellen zur Verfügung. Die
Ausſchüſſe hatten zuſtimmende Beſchlüſſe gefaßt, Verhandlungen
mit dem Fiskus und der evangeliſchen Kirchengemeinde wegen der
Bereitſtellung des erforderlichen Geländes waren im Gange. Im
Plenum tauchten überraſchender Weiſe auf beiden Seiten des
Hauſes Bedenken verſchiedenſter Art gegen die Durchführung auf,
an denen ſchließlich das ganze Projekt, für das ſich über 70
Er=
werbsloſe intereſſiert hatten, ſcheiterte. Dem Ausſchußantrag, den
Waſſerpreis mit Wirkung vom 1. Januar 1932 um 2 Pfg. pro
Kubikmeter — nämlich von 30 auf 28 Pfg. — zu ſenken, ſtimmte
der Rat mit der Maßgabe zu, daß der Provinzial=Pflegeanſtalt,
als der Hauptabnehmerin, und im Hinblick auf ihre
Gemeinnützig=
keit, auf dieſen Preis ein Sonderrabatt von 5 v. H. eingeräumt
wird. Die Notwendigkeit der Erhaltung einer im Vorjahre für die
hieſige Volksſchule bewilligten Mehrſtelle erkennt der Rat
eben=
ſo wie der Schulvorſtand an, indeſſen glaubte der Rat, daß es nicht
möglich ſein werde, die Mittel dafür (2000 RM.) dieſes Jahr
aufzubringen. Der Rat befürwortete das Konzeſſionsgeſuch des
Gaſtwirtes Böſchen („Zum Schützenhof”), das ſich auf die
neu=
errichteten Räume bezieht. Für die demnächſtige Ausloſung des
Ortsbürgerholzes wird eine vierköpfige Kommiſſion, beſtehend
aus den Räten Hofmann, Dächert, Meidinger und Krug, gewählt.
Der für ein Los Ortsbürgerholz zu entrichtende Betrag wird auf
16 RM. (im Vorjahre 17 RM.) feſtgeſetzt. Dieſer Betrag kann in
beſonderen Fällen bei Stellung einwandfreier Bürgen bis 1. Juli
1932 geſtundet werden. Die bei der Herſtellung von
Zwiſchenwän=
den in den gemeindlichen Holzbaracken anfallenden Lieferungen
und Arbeiten werden dem Zimmermeiſter Philipp Dächert 4.
zugeſchlagen. Das Baugeſuch der Frau Roſina Bauer in Mainz=
Guſtavsburg (Wohnhausneubau in der Alten Darmſtädter=Straße)
wird genehmigt, ebenſo das Baugeſuch der Frau Joſeph Pleſer
Witwe, geb. Spahn (Anbau eines Wintergartens beim
Wohn=
haus in der Pfungſtädter=Straße). Nach einem Beſchluß des Rates
ſoll die Gemeindebierſteuer im Rechnungsjahr 1932 in derſelben
Höhe erhoben werden, wie im Rechnungsjahr 1931. Die
Orts=
ſatzung hierüber wird entſprechend ergänzt werden. Die beiden
kommuniſtiſchen Anträge: a) den
Wohlfahrtsunterſtützungsemp=
fängern wieder die urſprünglichen Richtſätze als Unterſtützung zu
gewähren, b) den Kurzarbeitern die Bürgerſteuer gänzlich zu
er=
laſſen, werden gegen die Stimme des Antragsſtellers abgelehnt,
weil ſie höheren Anordnungen zuwiderlaufen und finanzielle
Ver=
luſte für die Gemeinde im Gefolge haben würden. Das Geſuch des
Obſt= und Gartenbauvereins, in dem erſucht wird, die Koſten der
beabſichtigten gemeinſamen Obſtbaumbeſpritzung bis zur
Rücker=
ſtattung der Beteiligten vorlagsweiſe auf die Gemeindekaſſe zu
übernehmen, findet die Zuſtimmung des Rates.
(f) Roßdorf, 24. Febr. Ausdem Gemeinderat. Ludwig
Kögel beabſichtigt, im Traiſaerweg einen Wohnungsneubau zu
er=
richten und bittet, den Bau der Waſſerleitungsanlage zu
überneh=
men. Nach dem projektierten Ortsbauplan, wie er für die
Feld=
bereinigung vorgeſehen iſt, fällt der Neubau in den Ortsbauplan.
Der Rat genehmigt daher den Antrag. Für das Schuljahr 1932
wird die Errichtung einer Hilfslehrerſtelle beſchloſſen und ein
Kre=
dit von 1200 RM. bewilligt. — Der Gemeinderat hat beſchloſſen,
daß die 10prozentige Lohnkürzung bei den Holzhauern nicht
durch=
geführt wird. Dieſer Beſchluß fand keine Genehmigung. Es ſoll
erneut auf die Genehmigung hingewirkt werden. — Zur
außer=
ordentlichen Vertreterverſammlung des Landgemeindetages am
27. Februar in Frankfurt a. M. werden außer dem Bürgermeiſter
die Räte Poth und Löffler entſandt. Zum Schluß gibt der
Bürger=
meiſter noch eine Eingabe des Erwerbsloſenausſchuſſes bekannt,
wonach eine Reihe Anträge geſtellt ſind, die hauptſächlich
finan=
zielle Mittel erfordern. Der Bürgermeiſter erklärt, daß die
Ge=
meinde unter keinen Umſtänden den Wünſchen Rechnung tragen
könne, da keine Mittel vorhanden ſeien.
Al. Höchſt i. Odw., 24. Febr. Ratsbericht. Wieſenderbeſſerung
lints der Pfirſchbacher Straße. Die Verwirklichung dieſes Projektes ſoll
durch Notſtandsarbeiten erfolgen, ſo daß eine Anzahl ausgeſteuerter
Arbeitsloſer — hier ſind es zur Zeit 22 — wieder für einige Wochen
Verdienſt finden würden. Ein ſtaatlich zinsverbilligtes Darlehen zu
3 Prozeut ſteht für dieſen Zweck zur Verfügung. Die Koſten für die
Dränageröhren in Höhe von insgeſamt 900 Mk. ſollen, wie üblich die
Wieſenbeſitzer aufbringen, die jede in einer gemeinſamen Beſprechung
erklärten, nicht in der Lage zu ſein, die verhältnismäßig kleinen
Koſten=
anteile von durchſchnittlich 20—40 Mark für dieſe doppelt nützliche Sache
aufzubringen, ſelbſt dann nicht, wenn die Bezahlung auf zwei Jahre
verteilt würde. Im eigenen Intereſſe der beteiligten Landwirte —
Ver=
beſſerung des Futters und damit der Viehzucht — ſoll noch einmal
ver=
ſucht werden, eine gemeinſchaftliche Zuſtimmung aller Beteiligten
herbei=
zuführen. — Der Antrag des Bauernbundes um Erlaß von 2 Zielen
Grundſteuer würde für die Gemeindekaſſe einen Ausfall von zirta 9000
Mark bedeuten. Nachdem ſich der Finanzausſchuß mit dieſer
Angelegen=
heit bereits erfolglos befaßt hat, ſieht auch der Rat trotz lebhafter
De=
batte keinen Ausweg, einen derartigen Einnahmeausfall ev. wieder
aus=
zugleichen. — Das Elektrizitätswerk Höchſt hat neben einer freiwilligen
Kraftſtrompreisermäßigung den Lichtſtrompreis von 45 auf 43 Pfg. pro
Kilowattſtunde geſenkt.
Ch. Hainſtadt (Kr. Erbach), 24. Febr. Gemeinderatsſitzung.
Die Preiſe für das abgegebene Nutz= und Brennholz werden feſtgelegt.
Die feſtgeſetzten Preiſe wurden als Durchſchnittspreiſe im Vergleich au
die vorausgegangenen Holzverſteigerungen ermittelt. Nach Beendigung
der Winterſchafweide ſollen die Wieſenbeſitzer wieder zum Fangen der
Maulwürfe aufgefordert werden. In dieſem Jahre wird per Stück eine
Prämie von 25 Pfg. aus der Gemeindetaſſe bezahlt. Die zu treffende
Anordnung über die Ablieferung wird der Bürgermeiſterei überlaſſen.
Die allgemeine Grundſteuer der Gemeinde für neuerſtellte Wohnhäuſer,
die vor dem 1. April 1931 bezugsfertig geworden ſind, werden iu
der=
ſelben Höhe erlaſſen, wie dies für Landesſteuern in Ausſicht geſtellt m.
d. Rimbach, 24. Febr Gemeinderatsſitzung. Das auf
Beſchluß der Wahlkommiſſion neugewählte Ratsmitglied Peter
Schäfer 4. wurde bei Beginn der Sitzung von dem Bürgermeiſter
in der geſetzlich vorgeſchriebenen Weiſe verpflichtet. — Der Rat
beſchließt einſtimmig, von ſeinem Amt zurückzutreten und verlangt,
dieſen Beſchluß an das Heſſ. Kreisamt Heppenheim weiterzuleiten.
Dieſe Beſchlußfaſſung erfolgte, trotzdem der Bürgermeiſter auf die
Zweckloſigkeit nach Art. 16 u. 17 der Heſſ Gemeindeordnung
hin=
wies und darauf aufmerkſam machte, daß er den Beſchluß
bean=
ſtanden muß. — In der von der Reichsbahndirektion Mainz
ge=
planten Maßnahme, die hieſige Bahnhofsverwaltung in eine
Bahnagentur umzuwandeln, ſieht der Rat eine Schädigung für
die hieſige Einwohnerſchaft. Es wird daher eine entſprechende
Reſolution verfaßt, worin die Direktion erſucht wird, den
ſeitheri=
gen Zuſtand zu belaſſen. — Das Heſſ. Kreisamt Heppenheim hat
den Hauer= und Setzerlohn für das Losholz 1932 auf 3 RM.
feſt=
geſetzt. Mit dieſem Betrag ſoll eine Nachzahlung von 3 RM. für
1931 erhoben werden. Dem Rat iſt dieſe Feſtſetzung zu hoch, und er
verlangt, daß nur die tatſächlich aufgewendeten Beträge zur
Er=
hebung kommen ſollen, und von einer Nachzahlung abzuſehen iſt.
Die KPD. Ortsgruppe hat einen Antrag geſtellt, daß das
Waſſergeld vom Rechnungsjahr 1932 an von jedem
Haushaltungs=
vorſtand (Hausbeſitzer und Mieter) direkt zu erheben iſt. Der Rat
nimmt dieſen Antrag vorläufig auf ein Jahr an, da nicht
voraus=
zuſehen iſt, wie ſich dieſer Beſchluß auswirkt.
Cp. Erfelden, 24. Febr. Der Gemeinderat lehnte die
Be=
ſteuerung der Wanderlager ab. Für die am kommenden Sountag
ſtatt=
findende Beigeordnetenwahl wurde eine Wahlkommiſſion beſtimmt.
Cp. Stockſtadt, 24. Febr. Gemeinderarsſitzung. In der
letz=
ten Sitzung des Gemeinderats gab der Bürgermeiſter einen Rückblick auf
die Finanzverhältniſſe des abgelaufenen Jahres. Der Geſamtvoranſchlag
für 1931/32 ſtellt ſich nach den Angaben des Bürgermeiſters auf 108024
RM., von denen ungefähr 39 000 RM, durch Umlage aufgebracht werden
müſſen. Der Beitritt der Pflichtfeuerwehr zur Haftpflichtverſicherung
wurde abſchlägig beſchieden.
„Winkerhilfe” für den Skorch.
Durch ein Feuer in der Ortſchaft H. wurde ein Storchenpaar
mit ſeinen Jungen obdachlos. Ein Jungſtorch, der in der
Entwick=
lung etwas zurückgeblieben war, konnte mit ſeinen Eltern und
Geſchwiſtern die Reiſe nach dem Nil nicht antreten und blieb
zurück. Vor einigen Wochen fing nun ein Kaufmann das Tier ein
und pflegte es. Die ganze Einwohnerſchaft beteiligte ſich an der
Futterbeſchaffung, da es aber infolge des Froſtes ſchwieriger
wurde, den jungen Herrn. Adebar ſatt zu bekommen, mußte eine
regelrechte Winterhilfe für den Storch eingeleitet werden. Die
Sammlung ermöglichte es, daß ſchon nach wenigen Tagen
zwei=
tauſend Fröſche aus einer Reptilienhandlung bezogen werden
konnten, um den Storch wohlbehalten durch den Winter zu
brin=
gen. Er kann lachen bzw. klappern, denn er hat ſich den weiten
Weg nach dem Süden und zurück geſpart und trotzdem den ſchweren
Winter überſtanden.
Bad Wimpfen, 24. Febr. Generalverſammlung
des Kriegervereins. Der Vorſitzende, Kamerad Diehm,
begrüßte die Erſchienenen herzlich. Im Jahre 1931 ſind dem
gro=
ßen Armeebefehl gefolgt die Kameraden: Johann Iſchar, Wilhelm
Fbund und die in der Nähe untergebrachten Gänſe machten je= Bauer, Johann Rügner (Altveteran und Ehrenmitglied)
Her=
mann Bergmann, Wilhelm Hedrich, Jakob Gerlach, Ernſt Bender,
Ehrenvorſitzender Heinrich Stierle und Karl Maiſenhälder. Man
gedachte der Verſtorbenen durch Erheben von den Sitzen. Hierauf
erſtattete der Vorſitzende ſeinen Jahresbericht für 1931. Den
Rechenſchaftsbericht erſtattete Kamerad Franz. Die Verſammlung
erteilte ihm Entlaſtung. Kamerad Wilhelm Heinrich v. Langen,
welcher dem Verein nunmehr 50 Jahre angehört, wurde zum
Ehrenmitglied ernannt. Das Verbandsabzeichen für 40jährige
Mitgliedſchaft erhielten die Kameraden Georg Bauer, Karl Moll,
Auguſt Angelberger und Chriſtian Knäpple, für 25jährige
Mit=
gliedſchaft Kamerad Auguſt Wilhelm Gläſſer. Der Vorſitzende gab
nunmehr die Gründer des Kriegervereins bekannt, von denen
nur noch die Kameraden Adolf Großlaub und Karl Schöll am
Leben ſind. Einſtimmig wurde beſchloſſen, daß das 60jährige
Jubi=
läum den Zeitverhältniſſen entſprechend feſtlich begangen werden
ſoll. Der Vorſtand wird mit dem Weiteren beauftragt. Der
Ver=
einsbeitrag von jährlich 4,80 RM. wird auf 4 RM. herabgeſetzt.
Es ſoll beantragt werden, daß der Verbands= und Bezirksbeitrag
in gleichem Verhältnis ermäßigt wird. Das Sterbegeld mit 80
Mark pro Sterbefall wird einſtimmig beibehalten. Dieſe Fürſorge
hat allgemeinen Anklang bei den Mitgliedern gefunden. Für die
Zukunft ſoll außerdem noch jeder verſtorbene Kamerad einheitlich
10 Mann Trauermuſik erhalten.
Hirſchhorn, 24. Febr. Waſſerſtand des Neckars am
23. Februar: 1,55 Meter; am 24. Februar: 1,58 Meter.
Bt. Auerbach, 24. Febr. Kriegerverein — 60.
Hauptver=
ſammlung. Die finanzielle Verpflichtung der Mitglieder wurde der
Zeit entſprechend herabgeſetzt auf 25 Rpfg. Monatsbeitrag. Herr Kam.
Bezirlsvorſteher Zeunges, der als Gaſt anweſend war, ergriff nach Er=
Nr, deren Eigentum das bieſige Elektrizitätswerk iſt, beſchloß, den ledigung der Tagesordnung das Wort zu längeren Ausführungen über
die erfreuliche Aufwärtsbewegung in der Mitgliederzahl und in der
Zielſetzung in der Tätigkeit des Verbandes ſowie der Einzelvereine in
der Haſſia. Das 60jährige Beſtehen des Vereins foll in einer größeren
Jubiläumsfeier am 7. Auguſt d. J. begangen werden. — Feier des
Peterstages. Getreu einer Tradition feiern die Peter in unſerer
ren erkorene „Oberpeter”, Herr Kohlenhändler Peter Büntemann, die
geſellſchaftliche Veranſtaltung leitet. So trafen ſich auch vorgeſtern abend
wieder, wie alljährlich, im „Rebſtock” (Beſitzer Peter Scherer) 25
Namens=
freunde, darunter auch ſolche aus der nächſten Umgebung. Als
Wahr=
zeichen thront jewveils ein hell erleuchteter Storch in einem Neſt auf dem
Dach des Hauſes.
W. Heppenheim a. d. B., 24. Febr. Evangeliſche Gemeinde.
Im Vereinshaus zeigte die evangeliſche Gemeinde den Mitgliedern ihres
Männer= und Frauenvereins einen Kulturfilm betitelt: „
Zwi=
ſchen Amazonas und Feuerland‟. Der Kulturfilm zeigte in anſchaulicher
Weiſe die kulturelle Erſchließung dieſes Neulandes durch die Arbeit von
Tauſenden von Anſiedlern, darunter ein großer Prozentſatz deutſcher
Auswvanderer „Unwirtliche, urwaldüberwachſene Gegenden wurden in
mühevoller Anſtrengung in brauchbares, äußerſt fruchtbares Ackerland
verwandelt, und ſo zum größten Kaffeeproduzenten der Welt. Der Film
fand reges Jutereſſe in den weiteſten Kreiſen. — Windhorſtbund.
Der Referent des Abends, Herr Dr. Feger, ſprach zu dem Thema: „Die
Geſchichte und Politik des Zeutrums in und nach dem Weltkrieg bis zur
Gegenwart. Herr Landtagsabgeordneter Heinſtadt ſprach anſchließend
über die politiſhen Vorgänge der letzten Woche im Landtag.
g Gernsheim, 22. Febr. Die von der Gernsheimer
Badehaus=
geſellſchaft ſeinerzeit von der Gemeinde in Eigentum
übernom=
mene Rheinbadeanſtalt wird von ausgeſteuerten Erwerbsloſen
ab=
geriſſen. Hoffentlich werden die Verhältniſſe beſſer, damit die
Gemeinde Gernsheim wiederum in die Lage verſetzt wird, eine
der Neuzeit entſprechende Badeanſtalt anzuſchaffen. Für die Dauer
kann Gernsheim unmöglich ohne eine Badeanſtalt ſein.
Die Milchpreiſe wurden auf Anregung des Kreisamts Groß=Gerau
geſenkt.
g. Gernsheim, 23. Febr. Die 6. Geflügelſchau des Beziris
Ried—Bergſtraße, verbunden mit Jubiläumsſchan des Gernsheimer
Ge=
flügel= und Kaninchenzuchtvereins, am letzten Sonntag im Saalbau Gg.
Haas erfreute ſich eines überaus guten Beſuches. — Kommenden Freitag
findet im großen Sitzungsſaale eine öffentliche Sitzung des
Ge=
meinderats ſtatt. Zur Tagesordnung ſteht u. a. der Antrag des
Bauernvereins, Bauernbundes und des Gewerkſchaftskartells auf
Aende=
rung des 8 5 der Allmendſtatuten. Da ein großer Andrang des
Publi=
kums zu erwarten ſein dürfte, werden zum erſten Male eine beſtimmte
Anzahl Eintrittskarten ausgegeben. — Zum Rechner der katholiſchen
Kirchengemeinde wurde Herr Kaufmann Heinrich Weckerle dahier
er=
nannt und inzwiſchen vom Kreisamt Groß=Gerau eidlich verpflichtet.
— Die Rheinbadeanſtalt, die 35 Jahre öffentlichen Badezwecken
diente, wird nunmehr abgeriſſen.
Gernsheim, 24. Febr. Waſſerſtand des Rheins am
23. Februar: —1,19 Meter; am 24. Februar: —1,25 Meter.
Ca. Lorſch, 23. Febr. Der Qualitätstabakbau in
Heſſen. Ueber dieſes Thema referierte in einer Verſammlung
der tabakbauenden Landwirte von Lorſch, Groß=Hauſen und
Hüt=
tenfeld, der Direktor des Landwirtſchaftsamtes, Herr
Oberland=
wirtſchaftsrat Dr. Schül von Heppenheim. Redner brachte zum
Ausdruck, daß der Qualitätsbau vom Heſſiſchen Tabakbauverband
vorgeſchrieben ſei nach beſonders beſtehenden Anbauvorſchriften,
die er eingehend erläuterte. Er kam dann noch auf die
Kontingen=
tierung des Tabakanbaues zu ſprechen, was eine lebhafte
Diskuſ=
ſion entfachte, da heute in der Zeit der Not jeder gern Tabak bauen
möchte, um ſich eine Einnahmequelle zu verſchaffen. Herr
Bürger=
meiſter Huba ſagte Herrn Dr. Schül für ſein Referat und ſeine
Auskünfte auf viele geſtellten Fragen herzlichen Dank der
Ver=
ſammlung.
— Erfelden a. Rh., 24. Febr. Die Mandolinenabteilung
des Turnvereins e. V. Erfelden veranſtaltete ihr erſtes
öffent=
liches Konzert im „Deutſchen Haus”. Man darf ruhig behaupten, daß
es dem Leiter der Abteilung, Herrn Kammermuſiker W. Manecke, in
verhältnismäßig kurzer Zeit gelungen iſt, eine Künſtlerſchar
heranzu=
bilden, zu welcher man den Turnverein Erfelden beglückwünſchen kann.
Als beſonders, gelungen dürfen bezeichnet werden „Intermezzo” aus
„Cavalleria ruſticana” und Serenada napolitana”. Als Gäſte wirkten
mit Frau Paula Momber=Manecke, ſowie die Herren Siebert, Beſt und
Breunig, wodurch es möglich wurde, das Programm ſehr
abwechſlungs=
reich zu geſtalten. Zwei Gitarre=Quette der Herren Manecke und
Breu=
nig, zwei Duette für Violine und Gitarre, vorgetragen von den Herren
Siebert und Manecke, fanden volle Anerkennung. Anch zwei Gitarre=
Soli des Herrn Beſt verrieten ausgezeichnete Technik. Frau Momber=
Manecke verſtand es ganz beſonders, durch ihr ausgezeichnetes Können
ſich die Sympathie der Zuhörer zu gewinnen. Ihre Lieder zur Laute
waren entzückend. Die Veranſtaltung war gut beſucht, und alle Künſtler
fanden verdienten Beifall.
Ar. Neu=Ifenburg, 24. Febr. Zwei Urteile des
Provin=
zialausſchufſes. Die Gemeinde hatte im erſten Falle zwei
Haus=
beſitzer zur Zahlung, der Müllabfuhr herangezogen. Dieſe waren aber
beim Kreisamt dagegen vorſtellig geworden und hatten ein Urteil
er=
reicht, das der Gemeinde die Heranziehung verbot und die Koſten des
Verfahrens auflud. Nun hat der Provinzialnusſchuß dieſes Urteil
auf=
gehoben und die beiden Kläger koſtenpflichtig abgewieſen. — Ju zweiten
Falle waren etliche Gemeindebeamte, denen in der Vorkriegszeit ein
ſo=
genannter Anſtellungsſchein ausgeſtellt worden wuar, gegen die Gemeinde
klagbar geworden, weil ſie ihnen bei der letzten Anſtellungsregelung die
Anſtellung auf Lebenszeit verſagt hatte. Obgleich die Gemeinde geltend
machte, die Vorbedingung einer ſolchen lebenslänglichen Anſtellung in
Form eines Gemeinderatsbeſchluſſes ſei ſeinerzeit bei Ausſtellung jenes
Scheines überhaupt nicht herbeigeführt worden, unterlag ſie in dieſem
Falle.
Ah. Alzey, 24. Febr. Zweijähriges Kind verbrüht.
Als das zwejjährige Söhnchen des Arbeiters Ph. Stein in Pfaffeu=
Schwabenheim (Rhh.) beim Kaffeetrinken auf die hinter dem Kaffeetiſch
ſtehende Bank klettern wollte, kippte dieſe um. Der Kleine wollte ſich im
Fallen halten und griff auf den auf dem Tiſch ſtehenden gefüllten
Kaffee=
keſſel. Er riß dieſen mit herunter, und ſein heißer Inhalt ergoß ſich
über ihn. Der bedauernswerte Junge erlitt ſchwere Verbrühuugen, denen
er nach ſchrecklichen Quglen noch au gleichen Tage erlegen iſt
Seite 8 — Nr. 56
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Donnerstag, 25. Februar 1932
ein geinger Zragning in Ncgt!
PBoninſch geichtchtniche Burher.
Von unſerem meteorologiſchen Mitarbeiter.
(Welche Wetterlage bringt zeitigen Frühjahrsanfang? — Wann
beginnt der Frühling? — Die in Deutſchland möglichen Anfänge
des warmen Wetters.)
Die Wetterlage in Deutſchland iſt augenblicklich ſo, daß man
mit einem frühzeitigen Frühling rechnen kann. Gegen Ende
Fe=
bruar iſt die Sonnenſtrahlung bereits ſo ſtark, daß von ihr die
Wettergeſtaltung weitgehend beeinflußt wird. Wenn, wie es
augenblicklich der Fall iſt, mit einer längeren Dauer eines
Hoch=
druckgebietes zu rechnen iſt, das auf unſere Breiten Einfluß
ge=
winnt, dann kann man hoffen, daß die warme Witterung nicht
mehr lange auf ſich warten laſſen wird. Die unangenehme
Folge=
erſcheinung derartiger Hochdruckgebiete, beſteht zwar im Februar
häufig darin, daß zugleich mit der Sonnenſtrahlung nördliche Luft
zu uns gelangt, die eine Erwärmung der Temperaturen ſehr
er=
ſchwert. Wir haben häufig ſchon ſogar im März, April und Mai
Hochdruckgebiete und ſehr lang dauerndes Sommerwetter gehabt,
ohne daß es wirklich warm wurde. Am Tage wurden zwar ſchon
verhältnismäßig hohe Temperaturen erzielt, aber ſobald die Sonne
verſchwand und die Polarluft ihre Herrſchaft antrat, ſetzten die
Nachtfröſte ein, die trotz des ſchönen Wetters den Beginn der
Vegetation hinauszögerten. Es iſt alſo auch jetzt trotz der
verhält=
nismäßig günſtigen Luftdruckkonſtellation damit zu rechnen, daß
Nachtfröſte häufig ſein werden. Aber der Zuſtrom von Kaltluft
iſt augenblicklich nicht ſo groß, daß bei längerem
Sonnenſchein=
wetter nicht eine ſehr ſchnelle Erwärmung des Bodens und damit
der Luft erfolgen würde, ſobald in abſehbarer Zeit eine Aenderung
der Wetterbedingungen nicht eintritt. Es iſt alſo mit hoher
Wahr=
ſcheinlichkeit damit zu rechnen — abſolut ſichere
Wettervorausbe=
ſtimmungen laſſen ſich bekanntlich nicht machen —, daß der
Früh=
ling als ein ſchöner Vorfrühling vielleicht ſchon in wenigen Tagen
einſetzt. Ungewöhnlich iſt ein derartiger früher Eintritt des
Früh=
lings in Deutſchland nicht. Wir hatten ſchon Jahre, in denen
be=
reits im Februar Temperaturen von 20 Grad in Deutſchland
überſchritten wurden. Dies war beſonders im Jahre 1900 der
Fall. Am 26. Februar 1900 herrſchten in Kaſſel 20 Grad Wärme,
in Bremen wurden 19 Grad gemeſſen" gleicherweiſe in
Magde=
burg. Sogar in Königsberg, wo der Frühling etwas ſpäter
ein=
tritt, wurden im Februar 1900 ſchon Frühlingstemperaturen von
16 und 18 Grad verzeichnet. Auch im Jahre 1904 gab es im
Fe=
bruar und März Sommertemperaturen. Der März des Jahres
1904 war derartig, daß man ſchon die ſchönſte Vegetation
verzeich=
nen konnte. Das Jahr 1911 war gleichfalls durch einen ſehr
früh=
zeitigen Frühling ausgezeichnet. In Berlin und in der ganzen
Mark Brandenburg ſowie in Süd= und Weſtdeutſchland wurden
in der zweiten Hälfte des März 1911 Temperaturen von 25 Grad
erreicht. Kleine Kälterückſchläge ſind ſelbſtverſtändlich beſonders
bei zeitigem Beginn des Frühjahrs nicht nur möglich, ſondern mit
Sicherheit zu erwarten. Bevor der große Ausgleich der
Tem=
veraturen im Luftmeer erfolgt, vergehen auch beim Hochſtand der
Sonne ſtets mehrere Wochen, ſo daß beim Umſchlag der
Windrich=
tung immer noch polare Lüfte, d. h. kalte Luftmaſſen zu
befürch=
ten ſind. In den oben genannten Jahren, die ſich übrigens noch
ſtark vermehren laſſen, waren günſtige Wetterkonſtellationen
vor=
handen, denn neben einem Hochdruckgebiet, das ſtändige
Sonnen=
ſtrahlung brachte, herrſchten Süd= und Südoſtwinde, ſo daß die
Sonnenſtrahlung nicht durch Kaltluft gemindert wurde. Das ſind
aber außergewöhnlich günſtige Umſtände, die im allgemeinen nicht
häufig ſind. Aber auch ohne dieſe Südwinde kann ein zeitiger
Vorfrühling durch ergiebige Sonnenſtrahlung eintreten. Der
„phänologiſche Frühling”, der mit dem aſtronomiſchen nicht
über=
einſtimmt, iſt in Deutſchland von der Zuſammenarbeit von
Hoch=
druck und günſtigen Windrichtungen abhängig. Dieſer „
phäno=
logiſche Frühling” bezeichnet nämlich diejenige Jahreszeit, die
uns wirklich die Vegetation bringt. Er zerfällt in einen
Vor=
frühling, Erſtfrühling und Vollfrühling. Der „phänologiſche
Vorfrühling” fällt ſehr häufig mit dem aſtronomiſchen oder
meteorologiſchen Vorfrühling zuſammen. Er beginnt, wenn die
Kätzchen erſcheinen. Nun, wenn das augenblickliche Wetter noch
anhält, dann werden auch in kurzer Zeit uns die erſten Kätzchen
erfreuen und dann iſt ſogar ſchon der erſte Beginn des „
phäno=
logiſchen Vorfrühlings” feſtzuſtellen. Der Erſtfrühling, der
Blät=
ter und Blüten bringt, läßt noch mehrere Wochen auf ſich wakten,
da auch der phänologiſche Vorfrühling ungefähr zwei bis drei
Wochen dauert.
George, Waſhington: Die Geſchichte einer Staatengründung.
Das Deutſche Reich von 1918 bis heute. — Rebellen um Ehre.
Deutſche Sicherheit zur See.
Es iſt ein Zeichen unſerer Zeit, daß die Menſchen lieber
Traum=
bildern nachjagen, als ſich mit den Realitäten des Lebens zu
be=
faſſen. Das Schlagwort iſt die große Mode und wer ſich gegen den
Strom ſtemmt, gilt als wahnſinnig, mehr noch, wer da glaubt, daß
die Geſchichte die beſte Lehrmeiſterin ſei. Und doch iſt die Geſchichte
für den, der in ihr zu leſen verſteht, alles. Wer ihre Lehren nicht
beherzigt, muß es teuer bezahlen.
Zweihundert Jahre ſpielen im Leben der Völker kaum eine
Rolle und doch vermögen ſie das Geſicht der Erde von Grund auf
zu verändern. Dieſer Tage gedachte die Welt und namentlich
Amerika des zweihundertſten Geburtstages
GeorgeWaſhing=
tons, des amerikaniſchen Staatengründers. Nur
wenige von uns wiſſen um das Leben und Werden des
großen Führers eines Volkes, in deſſen Hände heute das
Schick=
ſal einer Menſchheit, mindeſtens aber der europäiſchen, gegeben
iſt. Auf ſeinem Lebenswege iſt uns Walther Reinhardt
der die erſte deutſche Waſhington=Biographie im Societäts=Verlag
in Frankfurt a. M. herausgebracht hat, ein aufſchlußreicher Führer
und unterhaltſamer Begleiter. Man erlebt förmlich Waſhingtons
Wirken als Kulturpionier im wilden Weſten, der in dieſen Lehr=
und Lernjahren zum Führer heranreifte, ſeine Führerſchaft im
Krieg mit den Engländern — einem Krieg, der uns
Weltkriegs=
teilnehmern wie ein Kinderſpiel anmutet — und ſeine
Führer=
ſchaft im Frieden. Seine Staatengründung ſpiegelt ein
wechſel=
reicſes, dornenvolles Menſchenſchickſal wider. Im wahren Sinne
des Wortes war Waſhington ein Führer, ein Vater ſeines
Volkes, der ſich dem Rufe der Nation, wenn er an ihn erging,
wie unſer Reichspräſident, nie verſchloß. Unwillkürlich drängt
ſich in dieſen Tagen, die neue perſönliche Opfer vom deutſchen
Reichsoberhaupt verlangen, der Vergleich mit Hindenburg auf,
den das deutſche Volk, ähnlich wie vor bald zweihundert
Jah=
ren das amerikaniſche Waſhington, zur abermaligen
Ueber=
nahme der ſchweren Präſidentſchaftsbürde anfleht. Als Waſhington
nach zwei Präſidentſchaftsperioden, nachdem er das Staatsſchiff
glücklich durch alle Wirren und Klippen der damaligen für
Ame=
rika nicht minder ſchweren Zeit geſteuert hatte, ſein ſchweres Amt
an jüngere Hände abgab, verſäumte er nicht, noch eine
Abſchieds=
kundgebung an das amerikaniſche Volk zu richten die allgemein
als ſein politiſches Teſtament gilt und als ein Eckpfeiler der
ameri=
kaniſahen Politik bis heute und in eine unbeſtimmte ferne Zukunft
hinein angeſehen wird‟. Es iſt das Teſtament von der „
Fernhal=
tung Amerikas von europäiſchen Wirren”, in dem er ſein Volk
warnt, ſein Geſchick mit dem irgendeines Teiles von Europa zu
verknüpfen und den Launen europäiſcher Nebenbuhlerſchaften aufs
Spiel zu ſetzen. Es iſt die Stelle, auf die ſich die amerikaniſche
Politik oft beruft. Hätte das amerikaniſche Volk im Weltkrieg
dar=
nach gehandelt. Europa und die ganze Welt hätte heute ein
an=
deres Geſicht. Um ſo mehr Veranlaſſung hatte das amerikaniſche
Volk, ſich am 22. Februar, dem 200.Geburtstag George Waſhingtons,
ſeines großen Führers und deſſen politiſchen Teſtaments zu
erin=
nern und zugleich an Deutſchland, das ſeit den Tagen von Valley
Forge der Vereinigten Staaten treueſter und ſelbſtloſeſter Freund iſt.
den diplomatiſchen Abkommen Deutſchlands, vergleichende Angabeng
über die Stärke der Heere und Flotten der Gegenwart, die Reichs.;
verfaſſung, die Zuſammenſetzung des Reichstages, des Reichsrats
und des vorläufigen Reichswirtſchaftsrates, die Reichsminiſterienn
und oberſten Reichsbehörden mit Angaben über ihre Funktionen7
ihre Einteilung und Beſetzung, ferner Angaben über die deutſchem
Länder, deren Verfaſſung und Verwaltungsorganiſationen. Zabl.f.
reiche ſtatiſtiſche Tabellen, Biographien aller Reichstagsabgeord.
neten und ſonſtigen führenden Perſönlichkeiten aus dem politiſchenm
Leben Deutſchlands vervollkommnen das intereſſante Werk, deſſem
Beſitz für die breiteſten Volkskreiſe und Berufsſchichten, namentlicht
vor allem für die Schulen unentbehrlich iſt.
Eines der abenteuerlichſten Kapitel der deutſchen Nachkriegs=s
zeit, das ſelbſtverſtändlich auch in dem oben erwähnten Nachſchlage.s
werk angeführt iſt, ſind wohl die Bombenanſchläge, deren Urheben=
in jenen Kreiſen zu ſuchen ſind, die mit den politiſchen und wirt=t. u.
ſchaftlichen Verhältniſſen des neuen Deutſchland auf erbittertemt
Kriegsfuße ſtehen. Herbert Volk, ſelbſt führender und tätigern
Aktiviſt, hat dieſes Kapitel in ſeinem feſſelnd geſchriebenen Buck
„Rebellen um Ehre” (Brunnenverlag, Berlin), das vo
flammender Vaterlandsliebe durchglüht iſt, eingehend geſchilder
Ging mit der Geburt Waſhingtons der Vorhang über einen
der größten Abſchnitte der Weltgeſchichte hoch, ſo auch mit dem
9. November 1918. Unſere Zeit vergißt ſo ſchnell, was geſtern und
vorgeſtern war. Seit den Jahren des Umſturzes iſt eine Fülle
von Ereigniſſen über uns hereingebrochen, deren wir uns im
ein=
zelnen kaum mehr entſinnen können. Da greift man denn gerne
nach dem neuen Handbuch von Cuno Horkenbach: „Das
Deutſche Reich von 1918 bis heute”, das im Verlag für
Preſſe, Wirtſchaſt und Politik, Berlin, erſchienen iſt. Horkenbach gibt
dem Politiker, dem Journaliſten und dem Beamten in knapper,
praziſer Form eine hiſtoriſche Darſtellung der wichtigſten
politi=
ſchen Ereigniſſe in der Entwicklung des Deutſchen Reiches,
angefan=
gen von Wilſons vierzehn Punkten bis zum 31. Dezember 1930,
Dieſes nüchterne Aufeinanderfolgen der hiſtoriſchen Tatſachen iſt
wohl das erſchütterndſte Dokument der deutſchen Nachkriegspolitik.
das uns eindringlicher als alle Reden unſerer heutigen
Partei=
politiker den waffenloſen Verzweiflungskampf der deutſchen Politik
vor Augen führt, der unſer Volk von den Feſſeln von Verſailles
befreien ſoll. Im zweiten Teil des Handbuches finden ſich
wert=
volle Angaben aus dem Verſailler Vertrag, dem Youngplan und
Im Krieg kämpft und blutet Volk auf faſt allen Fronten fürl A sc
Deutſchlands Wohl und Wehe, für Deutſchlands Ehre. Mit denn
ſchmählichen Waffenſtillſtand und dem Diktat von Verſailles kann
er ſich nicht abfinden. So wird er zum „Rebellen um Ehre”, zunm
„ewigen Soldaten der deutſchen Nation”. Zwölf Jahre lang führm u
er Rebellenkrieg auf eigene Fauſt gegen die ſtaatliche und politiſche0 m=
Neuordnung des 9. November 1918. Wo in dem Jahrzehnt nact ſw !
dem Umſturz in Deutſchland um Deutſchland gekämpft wird —
oberirdiſch oder unterirdiſch —, da iſt Herbert Volk dabei, zuletzs .
unter der ſchwarzen Fahne des Bauernaufſtandes in Schleswigg
Holſtein. Hier wird er zum Bombenwerfer — er, Claus Heimm
Knapphengſt und andere, und in Schleswig=Holſtein ereilt ihn undu
ſie ihr Schickſal. Man kann ihre Tat nicht billigen, denn es gehö
in einem geordneten Rechtsſtaat nicht an, einfach mit Bomben un
ſich zu werfen, nur weil einem das Geſicht des Staates nicht ges 9.00
fällt. Aber wir haben auch kein Recht — über ſolche von vaterlänn (K.
diſchem Geiſt beſeelte Männer den Stab zu brechen, deren Bewegg gen und
gründe Herbert Volk, der Hauptangeklagte im Altonaer Bombenn gichen Korf
werfer=Prozeß, in ſeinem Buch ſo eindringlich geſchildert hat. Wenrt micher 1
nur ein Bruchteil von dem wahr iſt, was Volk hier erzählt, danru namelt ſich
möchte man nicht nur mit der Fauſt auf den Tiſch ſchlagen. Angezu „hr
klagte werden hier zu Anklägern. Eine ernſte Warnung für die
die es angeht.
Ein kleines unſcheinbares rotes Heftchen von Dr. Ottma=
fecht mag den Schluß unſerer heutigen Beſprechungen bildem
Aber nichttdeſtoweniger iſt es von größter Bedeutung, da es und
gemein wichtiges Material für die zurzeit in Genf tagende Abc
rüſtungskonferenz enthält. Material für die „Deutſche
Sicherheit zur See”, erſchienen im Barbara=Verlag, Mün
chen. In erſter Linie intereſſieren die Beſtimmungen des Verſail!
ler Diktates über die deutſche Seemacht, die Entwicklung und des ℳhr
heutige Stand unſerer Reichsmarine, ihr Schiffbauerſatzplan unku Giſ
ihre Aufgaben. In einem beſonderen Kapitel ſind die fremden= fnne
Seerüſtungen tabellariſch niedergelegt, woraus ſich mit erſchrecken:
der Klarheit die militäriſche Ohnmacht Deutſchlands zur See er
gibt. Daß der Verfaſſer an dem Konventionsentwurf für diei
Abrüſtungskonferenz, der von Deutſchland als unzureichend uns
wegen der Gefahren, die er in ſich birgt, abgelehnt wird, nicht vor?
übergehen konnte, verſteht ſich von ſelbſt. Deutſchland wird auf der=
Genfer Konferenz zur gegebenen Zeit ſeine militäriſchen bzwa
maritimen Forderungen anmelden. Oberſte Forderung iſt Sicher:
heit und gleiches Recht. Weigert ſich die Gegenſeite, das in Very
ſailles gegebene Abrüſtungsverſprechen einzulöſen, dann fallen
da-
mit endgültig die Deutſchland auferlegten Feſſeln. Damit gewinn:!
s automatiſch das Recht zur Handlungsfreiheit, in dieſem
Fall=
zur Rüſtungsangleichung durch eigene Rüſtungsverſtärkung audd
zur See wieder. Die Rüſtungsangleichung wird in dieſem Augen / yus
blick für unſer Volk eine Lebensfrage, nicht zuletzt im Hinblick aun
die gefährliche Entwicklung der politiſchen Lage im deutſchern ſiog
Oſten. Allzuviel Zeit iſt ſchon verſäumt worden. Rings un
Deutſchlands ballt ſich ein Gewitter zuſammen. Niemand weiſn
wann ſich das Unwetter entlädt. Soll es uns unvorbereitet
über-
raſchen? Sollen wir warten, bis Deutſchland an allen Ecken und
Enden brennt? Es iſt keine Zeit mehr zu verlieren, wenn wirn M.
ticht — wehrlos, wie wir heute ſind — zum Spielball der Mächt=/
werden wollen.
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uer der Stadt ſchimmert bleifarbener Himmel. Naßkalte:
nvmgeitſcht Nebel und Regen in Schauern gegen triefende
Schezihn. Eintönig ſchlürfen die braunen Waſſer der Elbe an
Rieioc und Kaimauern. Ein trüber, trauriger Morgen in der
altein ichſiſchen Reſidenz Auf der Brücke zwiſchen
Johann=
ſtadturd. Neuſtadt, die den Namen des großen ſächſiſchen
Heer=
führyy iin Kriege von 1870/71, des nachmaligen Königs Albert,
trägus arren Menſchen in dichten Maſſen, um die militäriſche
Ehrenyurade zu erwarten, die, von den Kaſernen kommend, dem
Neffry Alberts, dem letzten König von Sachſen, Friedrich
Augy 1II., das Geleit geben ſoll. Da dröhnen die Straßen
von nbfſchlag, und ſchwerem Marſchtritt nahender Kolonnen,
Lafezuu raſſeln über das Pflaſter, leichtkalibrige Geſchütze,
Mafthengewehre, eine Reiterſchwadron, nfanterie mit
geſchul=
tertem sewehr, in ihrer Mitte florumwimpelt die Fahnen der
altem egimenter, die einſt in dem verblichenen Sachſenkönig
ihrem ißten königlichen Chef ſahen . . . Ein, ach ſo ſelten
gewor=
mdudene u mlitäriſches Schauſpiel, das ſich dem ernſten und
bei=
fällicſe Intereſſe zahlloſer Schauluſtiger bietet! Schwarz=Weiß=
Rot ſu Weiß=Grün grüßen von halben Maſten an Fenſtern und
Balklmn. Es iſt, als ob die Republik Sachſen auf einige Tage
nus ihm Stadtbild verſchwunden wäre.
breite Wiener Platz vor dem Haliptbahnhof iſt abge=
Band ſperna Immer neue Tauſende ſtrömen aus de
iſt umſſetzt. Auf den Dächern und Mauerfirſten ſtehen die
Un=
entwiggen und beobachten den Aufmarſch der Reichswehr, der
tudeuichen Korporationen mit ihren Fahnen, der Abordnungen
milimäſcher Vereine. Am Hofportal an der Nordſeite des
Bahn=
lage chofs üjtmrnelt ſich die Generalität der früheren ſächſiſchen Armee,
hinteſe hr und um ſie herum poſtiert ſich das Aufgebot der
Phouocaphen. Kurz vor 10 Uhr erſcheinen der Miniſterpräſident
und 4 Innenminiſter; die Wagen des Hofes und der engeren
Traurgeineinde folgen; Kronprinz Rupprecht von Bayern in der
ungn Anifhtirn des baheriſchen Generalfeldmarſchalls mit wehendem
ung meblaupwißem Helmbuſch, die Prinzen Ernſt Friedrich von
Hohen=
tagatzolle knsrgmaringen und Prinz Franz Joſeph von
Hohenzollern=
igrnungen in preußiſcher Garde=Uniform Erzherzog Joſeph
Frarzu der Uniform ſeines ungariſchen Regiments, die ſächſi=
ſchem nnzen im Friedenswaffenrock der Leibgrenadiere, der
frühtnKronprinz Georg von Sachſen in der Tacht des
katholi=
i öſchem leiſtlichen entſteigen ihren Wagen; ſchwarz verſchleiert die
nie Prütziinen Anna Pia Monica, Maria Alix und Margarethe
ds zu sverſchynden im Bahnhofseingang. Kaum zwei Jahrzehnte ſind
entwu fes heda tummelten ſie ſich noch als Kinder mit ihrem Vater
nzureiche ein hur Straßen weiter auf dem Carolſee beim Eislauf um
t wirdmedieſe ühreszeit. Jetzt rollt der Viererzug des Geſchützes vor, der
win den nerg des Königs tragen ſoll. Um 10.10 Uhr ſchallt das
Kom=
man udes Hauptmanns der Ehrenkompagnie, die, den Blick auf
das ſörportal gerichtet, in Front ſteht: Stillgeſtanden! Das
Ge=
wehr uf! Achtung, präſentiert das Gewehr: Dumpf fallen die
„Wirmd des Präſentiermarſches ein. Die Offiziere ſalutieren,
die hüpter entblößen ſich. Von acht Unteroffizieren der
In=
fantanſchule Dresden getragen, erſcheint der ſamtüberkleidete
Sary”s toten Monarchen, zum Teil durch das Fahnentuch mit
demphintenkranzwappen der Wettiner bedeckt. Nun ſenkt ſich
der „Srg auf die Lafette. Die Parade tritt an. Die Klänge
nes rauermarſches ſchweben ihr voraus. Die Glocken läuten
ſut lßten Male hält Sachſens hochgeſchätzter, väterlicher König
Einzuür ſeine Reſidenz. Zehntauſende grüßen ihn in ſtummer
Tra Nie wieder wird ein ſächſiſcher König dieſen Weg
nehru durch die Hauptſtraßen Dresdens zum Schloſſe der
Weithur an der Elbe, zur Barock=Kirche Chiaveris, deren Keller
Gen riion um Generation den ſächſiſchen Landesherren die
tztᛋuheſtatt boten.
Ah die Schloßkirche iſt in weitem Umfange abgeſperrt.
hrit ingänge ſind ſorgſam bewacht. Die Paſſierenden werden
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auf ihre Ausweiſe geprüft. An 1800 Karten ſind ausgegeben
worden. Schwarze Kreppverkleidung ſtempelt den Eindruck des
Kircheninnern in Zuſammenwirkung mit dem nur matten
Tages=
licht zu drückenden Ernſt. Unterhalb des Hochaltars erhebt ſich
der rotſamtene Katafalk, auf den die Träger der Reichswehr
Friedrich Auguſts Sarg niederlaſſen. Eine Ehrenwache von vier
Offizieren der alten Armee in Gala=Uniform nimmt mit
ge=
zogenem Degen rechts und links des Sarges Aufſtellung. Die
ſächſiſchen Prinzen und die Schwiegerſöhne des verſtorbenen
Königs ſtehen am Stufenaufgang zum Hochaltar. Aus umflorter
Hofloge in der Empore blicken die drei Prinzeſſinnen herab. Das
Mittelſchiff iſt voll von Generälen und hohen Würdenträgern
der alten Armee und des alten Staates. Orgelbrauſen und
Lichterglanz erfüllen den Raum. In ihren weißen Gewändern
zelebrieren katholiſche Geiſtliche die kirchlichen Riten. Der
Viſchof von Meißen weiht die ſterblichen Reſte des toten Königs.
Dann wird die Kirche auf eine Stunde zur Durchführung der
Aufbahrung geräumt.
Von 1 Uhr nachmittags bis 9 Uhr abends! 8 Stunden lang
hält die Hofkirche ihre Pforten geöffnet, um der Bevölkerung den
Abſchied vom letzten König Sachſens zu ermöglichen. 80 bis
100 000 Menſchen unter vielen Hunderttauſenden mögen es
immerhin geweſen ſein, denen es in dieſer Zeit vergönnt war,
noch einmal einen Blick auf Friedrich Auguſts Hülle zu werfen.
Zu Häupten ein Hain von Blumen und Kränzen mit koſtbaren
Schleifen, mit denen die Stufen zum Hochaltar überbettet ſind;
vielarmige ſilberne Leuchter im Kerzenſchimmer; wie in Erz
ge=
geſſen die Geſtalten der Offiziersehrenwache mit Helm und
blan=
kem Degen zu Seiten des offenen Sarges; rot und golden das
Aeußere dieſer fürſtlichen Ruheſtatt, die der ewige Schlaf eines
Königs heiligt. Friedrich Auguſt von Sachſen ruht ſtumm.
Einſten Frieden atmet der Ausdruck ſeines bleichen, aber
ſprechend lebendig gebliebenen Antlitzes. Seine Hände liegen
übereinander. Steil wölbt ſich die Bruſt, noch von den Orden
geziert, die eine andere Zeit königlichem Verdienſt widmeie. So
wird er liegen, Jahr um Jahr, Jahrzehut um Jahrzehnt,
viel=
leicht Jahrhunderte, in der Gruft ſeiner Väter, die ſich ihm
morgen öffnet. „Leb wohl, Du letzter, lieber, menſchlicher König
von Sachſen!” Millionen Blicke ſeiner Anhänger ſprechen diefe
Worte im Vorbeigehen in die Unerbittlichkeit des Todes hinein.
Einfach und ohne Pomp hat dieſer König gelebt. Schlicht und
ohne Uebertreibung iſt die weihevolle Stätte gehalten, an der
diejenigen, die ſich als ſeine Landeskinder fühlten, von ihm
Ab=
ſchied nehmen durften. Friedrich Auguſt iſt tot. Das Königtum
iſt tot. Aber ein unvergängliches Königreich lebt dieſem
Monar=
chen in den Herzen der ſächſiſchen Bevölkerung weiter,
Schnellere Flüge —billigere Preiſe.
Der Frühjahrsflugplan der Lufthanſa.
Am 1. März tritt im europäiſchen Flugſtreckennetz der
Früh=
jahrsflugplan in Kraft. Die Deutſche Lufthanſa unterhält dann
18 Linien, die bei einer Tageshöchſtleiſtung von etwa 14000 Km.
Schnellverbindungen zwiſchen 23 deutſchen und 13 ausländiſchen
Wirtſchaftszentren vermitteln. Vom 1. April ab ſind dann aber
noch weitere Verkehrsverbeſſerungen geplant.
Neben der Verſtärkung des innerdeutſchen Flugdienſtes durch
einige wichtige Fernverbindungen (z. B. Breslau-Köln,
Frank=
furt-Berlin) bringt der Flugplanwechſel vor allem die
Wieder=
aufnahme des Verkehrs auf einer Reihe von Auslandslinien.
So wird die große Durchgangslinie Hamburg—Frankfurt.—
Stutt=
gart nun noch bis Zürich verlängert. Von Berlin und Hamburg
aus iſt ab 1. April wieder die Verbindung mit Kopenhagen—
Malmö aufgenommen, und Nordweſt= und Mitteldeutſchland
er=
hält wieder den Anſchluß nach Prag. Eine ganz erhebliche
Ver=
ſtärkung wird der Flugdienſt zwiſchen Deutſchland und Italien
erhalten, denn gemäß den Beſchlüſſen der Internationalen
Flug=
konferenz werden in dieſem Jahr Fluglinien von München nach
Rom (im Sommer ſogar von Berlin nach Rom) ſowohl über
Mailand wie über Venedig betrieben. Allerdings wird die
Strecke München—Mailand—Rom von einer italieniſchen
Geſell=
ſchaft allein beflogen, da die beſchränkten Mittel der Lufthanſa
nur eine Beteiligung auf der Linie München-Venedig—Rom
miöglich machen. Auch der Balkan=Flugverkehr, der für die
Per=
ſonenbeförderung bisher auf Lufthanſa=Strecken in Budapeſt
endete, wird aller Wahrſcheinlichkeit nach im Sommer auch auf
den Abſchnitt Budapeſt-Belgrad—Sofia ausgedehnt werden
können. Um den Poſt= und Frachtdienſt nach dem Orient zu
be=
ſchleunigen, wird die Strecke Wien—Sofia an zwei Tagen der
Woche als Poſtfrachtlinie bis Athen durchgeführt, wo ſie die
Anſchlüſſe an die holländiſchen und engliſchen Linien über
Aegypten nach Niederländiſch= bzw. Britiſch=Indien erreicht.
Durch den direkten Anſchluß der Linie Wien—Athen wird man
in Zukunft für die 2400 Km. lange Strecke ca 15 Stunden
be=
nötigen. Erfreulich iſt, daß die Verwaltung der Lufthanſa ſich
doch dazu durchgerungen hat, wieder die ſich durch gute
Beför=
derungsergebniſſe auszeichnende Linie Berlin—Hannover—Köln
—London wieder aufzunehmen,
Im großen ganzen kann man von dieſem Frühjahrsplan der
Lufthanſa, der als Uebergang vom Winter= zum umfangreichen
Sommerverkehr gewertet werden muß, nur ſagen, daß er den Ver=
kehrsbedürfniſſen der Wirtſchaft einigermaßen entſpricht. Im
Hin=
blick auf die beſchränkt verfügbaren Mittel beſtehen allerdings immer
noch einige Lücken, die noch nicht geſchloſſen werden konnten. Eo
iſt z. B. die ſehr wichtige Linie Berlin—Stuttgart-Zürich—Bern
ſowie die ebenſo ſtark in Anſpruch genommene Strecke Zürich—
München—Wien zum 1. April nicht in Ausſicht genommen. Doch
ſollen dieſe Strecken ganz beſtimmt vom Mai ab wieder beflogen
werden. Dem allgemeinen Preisabbau iſt auch bei der Lufthanſa
Rechnung getragen worden. So koſtet jetzt z. B. ein Flug Berlin
—München nur noch 70 Mark. Da dann noch ab 1. März auf
ſämtlichen innerdeutſchen Strecken die zuläſſige Freigepäcksgrenze
von 10 auf 15 Kg. heraufgeſetzt wird, tritt auch hierdurch —
vor allem bei längeren Flugreiſen — eine beachtenswerte
Ver=
billigung ein. Es iſt nur zu hoffen, daß dieſer neue
Frühjahrs=
flugplan der Lufthanſa trotz der Wirtſchaftsnot eine ſpürbare
Verkehrszunahme in der Luftfahrt mit ſich bringt.
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Der schlaue
Emil
erinnert täglich seine
Mutter an den
Um-
zugs-Ausverkauf bei
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sein Freund Fritz hat
dort so einen billigen
Pallover gekauft
be-
kommen. Endlich ist
die Mutter so weit.
Seite 10 — Nr. 56
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Donnerskag, 25. Februar I9
Berlin im Zeichen des Bierſtreiks.
Ein Feſt der deutſchen Volkskrachken in Berlin.
Die Bierſchenke ohne Bier. — Das Plakat am Schenktiſch ruft zum Bierboykott auf.
Wie in Hamburg, ſo haben nun auch in Berlin die Gaſtwirte zum Bierboykott aufgerufen, um
gegen die hohe Getränkeſteuer zu proteſtieren, die eine Senkung des Bierpreiſes unmöglich macht.
Dieſe Demonſtration ſcheint nunmehr das Reichsfinanzminiſterium zu einer Aenderung der
Bier=
ſteuerſätze bewogen zu haben.
Reizende Kindergruppe auf dem deutſchen Volkstrachtenfeſt, das in Berlin ſtattfand.
Die bunte Vielfarbigkeit der Trachten aller deutſchen Gaue boten gerade dem Großſtädter, dert
aus, tagein nur das Grau ſeiner Straßen gewohnt iſt, ein doppelt wirkungsvolles Bild.,
Favag=Urteil Donnerstag nachmittag.
Frankfurt a. M. In der Favagſache
wer=
en die Beratungen des Gerichts, die ſeit Freitag,
den 19. Februar im Gange ſind, vorausſichtlich
heute, Donnerstag, zu Ende gehen. Mit der
Ver=
kündung des Urteils iſt gegen 15,30 Uhr zu
rechnen.
Tödlicher Verkehrsunfall.
Frankfurt a. M. Ein ſchwerer
Unglücks=
fall trug ſich vorgeſtern nachmittag in der
Hafen=
ſtraße zu. Ein 40jähriger Werkmeiſter aus
Hep=
penheim rutſchte in der Hafenſtraße auf dem
naſſen Aſphalt mit ſeinem Motorrad aus und
ſtürzte zu Boden. Ein hinter ihm herkommender
Kraftwagen konnte nicht mehr rechtzeitig bremſen
und überfuhr den Unglücklichen, der ſeinen
ſchweren Verletzungen in der Nacht im
Kranken=
haus erlegen iſt.
Streik in der Frankfurter Großmarkthalle.
Frankfurt a. M. Der Kampf um die
Her=
abſetzung der Standgebühren in der
Großmarkt=
halle hat vorgeſtern abend zu einem
folgen=
ſchweren Beſchluß der Marktſtandinhaber geführt.
Eine von der Notgemeinſchaft der
Marktſtand=
inhaber einberufene Verſammlung, die von etwa
1000 Perſonen beſucht war, beſchloß ab Mittwoch
früh in den Verkaufs= und Lieferſtreik zu treten.
Die Krankenanſtalten, die Kinderſpeiſeanſtalten
und die ſonſtigen gemeinnützigen Betriebe ſollen
nach den Richtſätzen weiter beliefert werden, die
der Arbeitsausſchuß gibt. Jeder Streikbrecher ſoll
gekennzeichnet und geächtet werden. Seit geſtern
morgen liegt die Großmarkthalle verödet und
verlaſſen da. Bis jetzt hat der Magiſtrat noch
keine Stellung zu dem Streik genommen. Er
ſteht auf dem Standpunkt, daß die Vorſchläge der
Marktſtandinhaber keine Grundlage für
Ver=
handlungen bieten.
Der Lichtſtreik in Hamburg beſchloſſen.
Hamburg. In einer Maſſenverſammlung
des Hamburgiſchen Einzelhandels, an der
Ver=
treter aller mittelſtändleriſchen Vereine und
Ver=
bände teilnahmen, wurde am Dienstag abend
einſtimmig beſchloſſen, ab Donnerstag in den
Lichtſtreik zu treten, da die Strompreiſe der
Hamburgiſchen Elektrizitätswerke für
gewerb=
liches Licht untragbar ſeien und infolge der
Tarifſtaffelung der Kleinabnehmer gegenüber dem
Großabnehmer ſteuerlich erheblich benachteiligt
werde. Unter den zahlreichen Verbänden, die ſich
für die Beteiligung am Lichtſtreik erklärten,
be=
finden ſich u. a. der Verband der Lichtſpielhäuſer
und die Warenhäuſer. Der Einzelhandel in
Wandsbeck hat ſich dem Lichtſtreik ebenfalls
an=
geſchloſſen, während er in Harburg=
Wilhelms=
burg bereits ſeit einiger Zeit durchgeführt wird.
Der Lichtſtreik ſoll ſo durchgeführt werden, daß
jede Außenbeleuchtung unterbleibt. Die
Schau=
fenſter werden am Donerstag gar nicht, dann
nur bis 19 Uhr mit etwä einem Viertel der
üb=
lichen Stärke beleuchtet. Die Innenbeleuchtung
wird nach Möglichkeit auf etwa ein Viertel der
üblichen Stärke beſchränkt.
Auszeichnungen für die tapferen
Rettungs=
mannſchaften von Karſten=Zentrum.
Berlin. Wie noch friſch in Erinnerung,
wurden Anfang Januar d. J. auf der Karſten=
Zentrum=Grube bei Beuthen (Oberſchleſien) eine
Anzahl Bergleute durch einen ſchweren
Gebirgs=
ſchlag verſchüttet. Durch die ſofort mit größter
Tatkraft aufgenommenen Rettungsarbeiten
ge=
lang es, am gleichen Tage einen Bergmann, und
nach fünf Tagen weitere ſieben Bergleute lebend
zu bergen.
Aus Anlaß dieſer Rettungstat hat das
preu=
ßiſche Staatsminiſterium zehn Bergleuten und
Grubenbeamten die Rettungsmedaille am Bande
und 18 die Erinnerungsmedaille für Rettung
aus Gefahr verliehen.
Die Namen dieſer Retter ſind im Reichs= und
Staatsanzeiger veröffentlicht worden. Der
Berg=
hauptmann in Breslau wird die Medaillen im
Rahmen einer beſonderen Feier überreichen und
gleichzeitig eine größere Anzahl Perſonen, die ſich
ebenfalls hervorragend am Rettungswerk
betei=
ligt haben, auf andere Weiſe auszeichnen.
Ein Blick in die Zukunft: Wind als Krafkreſerve.
Frecher Bankraub
im Zenkrum von Paris.
ſeiren u
Eine auf Pontons aufmontierte Kraftrad=Apparatur,
die ermöglicht, die Luftbewegung über dem Waſſer als Energie nutzbar zu machen. Das
phan=
aſtiſche Projekt des Ingenieurs Honnef, des Konſtrukteursder Sendetürme von
Königswuſter=
hauſen, der zur billigen Stromverſorgung rieſige Windradſtationen errichten will, hat in der
ganzen techniſchen Welt ungeheures Aufſehen erregt. Honnef ließ ſich bei dieſem Plan von der
Erwägung leiten, daß ſowohl die Kohlen= als auch Oelgewinnung für die Erzeugung des
not=
wendigen elektriſchen Stromes ſchon in abſehbarer Zeit nicht mehr ausreichen werde. Der
inter=
eſſanteſte Teil des Projektes ſind die Rieſenſtationen, die auf dem Waſſer errichtet werden ſollen.
Schulkheiß=Pakenhofer=Prozeß.
Erörterungen um die Reorganiſation
der Großbanken.
Berlin. In der Mittwochſitzung im
Schul=
theiß=Patzenhofer=Prozeß kam Prof. Dr. Alsberg,
der Verteidiger Ludwig Katzenellenbogens, auf
die Reorganiſation der Großbanken zu ſprechen,
die eine Entlaſtung für den Fall Katzenellenbogen
ſeien. Da die Vernehmung des Direktors von
Stuß den Eindruck hinterlaſſen habe, als ob die
Großbanken niemals wie der Schultheiß=
Patzen=
hofer=Konzern in ſolchem Umfange eigene Aktien
aufgekauft hätten, halte er mit Rückſicht auf die
Reorganiſation der Großbanken die Vernehmung
des Direktors von Stauß nochmals für
not=
wendig.
Auch der Vorſitzende, Landgerichtsdirektor
Bethge, bemerkte, daß er mit großem Intereſſe
die Publikationen in der Tagespreſſe verfolgt
habe. Oberſtaatsanwalt Sturm ſtellte, da dieſe
Vorgänge ohne Bedeutung für den Schultheiß=
Patzenhofer=Prozeß ſeien, eine nochmalige
Ver=
nebmung des Direktors von Stauß anheim.
Im weiteren Verlauf gibt der Direktor der
Akzept= und Garantiebank. Neu, ſein Gutachten
ab. Der Schaden, der bei der Gründung der
Ef=
fekten=Konſortiums G. m. b. H. der Schultheiß
A. G. entſtanden ſei, laſſe ſich erſt bemeſſen, wenn
dieſe Transaktionen reſtlos abgewickelt ſeien. Die
Ausführungen des Sachverſtändigen verſuchte
Generaldirektor Katzenellenbogen mehrmals
er=
regt zu unterbrechen. Schließlich macht der
Vor=
ſitzende Katzenellenbogen darauf aufmerkſam, daß
ſich ſeine heutigen Ausſagen nicht mit ſeiner
früheren Ausſage vereinbaren ließen
Darauf ergreift der von der Verteidigung als
Sachverſtändiger geladene Bankier Bergmann,
der Mitglied des Börſenvorſtandes und der
Ber=
liner Induſtrie= und Handelskammer iſt, das
Wort. Er erklärt, daß die Aufkäufe von
Schul=
theiß=Aktien von der Börſe viel wichtiger
genom=
mer worden ſeien, als vom Aufſichtsrat des
Schultheiß=Patzenhofer=Konzerns. Das Vermögen
Katzenellenbogens ſei zweifellos überſchätzt
wor=
den Viele hätten behauptet, daß
Katzenellen=
bogen 50 Millionen beſeſſen hätte, ja manche
hätten ſogar von einem Vermögen von 100
Mil=
lionen geſprochen. Daraus erkläre ſich auch die
Einſtellung der Großbanken.
Der Vorſitzende legt dann den
Sachverſtändi=
gen die Frage vor, was geworden wäre, wenn
das Generaldirektorium im November 1930 dem
Auſſichtsrat Mitteilung über die geſchäftlichen
Transaktionen, die bis dahin geheim gehalten
woiden waren, gemacht hätte. Der
Sachverſtän=
dige ſagt, eine Mitteilung des
Generaldirekto=
riums an den Aufſichtsrat hätte einen ungeheuren
Kursſturz zur Folge haben müſſen. Zweifellos
hätten ſich die Generaldirektoren durch dieſe
Nichtmitteilung an den Aufſichtsrat gegen das
Geſetz vergangen, aber in dem Gewiſſenskonflikt
habe bei ihnen die Nichtweitergabe an den
Auf=
ſichtsrat die Oberhand bekommen, da ſie ja
da=
mit die Geſellſchaft ſtützen wollten.
Darauf wurde die Verhandlung auf Freitag
vertagt.
„Jahresverſammlung” der Alkoholſchmuggler.
New York.‟ Die Rumſchmuggler an der
nordatlantiſchen Küſte veranſtalten zurzeit in
Halifax (Neuſchottland) ihre erſte
Jahresver=
ſammlung, die am Dienstag begann. Eine Reihe
von Alkoholſchmugglern aus den Vereinigten
Staaten eröffnete am Nachmittag in dem von
ihnen belegten Hotel eine unverbindliche
Aus=
ſprache über „Geſchäftsfragen‟. Es wurde jedoch
beſchloſſen, die Ankunft des New Yorker
Alkohol=
barons Higgins abzuwarten. Erſt dann ſoll die
eigentliche Tagesordnung beſprochen werden. In
der Zwiſchenzeit geben ſich die Schmuggler der
Geſelligkeit hin. Am Dienstag fand bereits eine
ehr geräuſchvolle Abendveranſtaltung im Hotel
„Neuſchottland” ſtatt. An der
Jahresverſamm=
lung, die übrigens in Zukunft regelmäßig
ab=
gehalten werden ſoll, nehmen insgeſamt 25
be=
kannte Alkoholſchmuggler teil. Die Geſchäftslage
wird als gut bezeichnet.
Tödlicher Unfall beim Automobil=Damen=
Rennen Paris—St. Raffael.
Paris. Bei der Automobil=Wettfahrt
Paris—St. Raffael für Damen ereignete ſich
bereits in der erſten Stunde ein tödlicher
Un=
fall. Eine der ausſichtsreichſten Bewerberinnen.
Fräulein Renée Friedrich, fuhr in einer Kurve
gegen einen Baum und wurde auf der Stelle
getötet.
Schreckenstat eines Irrſinnigen.
New York. Ein Geiſtesgeſtörter hat, wie
aus Manila auf Kuba gemeldet wird, in einem
Fall von Irrſinn mit einem Gewehr zehn
Per=
ſonen getötet und ſechs andere verletzt, ehe er
von einem Soldaten erſchoſſen wurde.
Paris. Ein Raubüberfall auf eine hüt
Bank am hellen Mittag kurz nach 12 Uhr.,
die Straße dicht voll Menſchen war, wurdsn
die jugoſlawiſche Bank Baruch verübt, w!
den beiden Brüdern Baruch gehört und die
Büros in einer der belebteſten Straßen
Stadt, der Rue Lafayette, im dritten Stock eu
Anweſens hat. Kurz nach 12 Uhr, als die
den Direkroren der Bank und die fünf
Anges=
ten ſich anſchickten, zum Mittageſſen zu gehem”
ſchienen drei Männer im Vorraum. Der
hatte einen Dolch, die beiden anderen Revor=
Ehe die Angeſtellten wußten, wie ihnen geſnich
wurden ſie von den drei Banditen unter
drohung mit den Waffen in einen
Neben-
gedrängt. Ein 24jähriger Angeſtellter, der
ſchnell genug das Nebenzimmer aufſuchte, em /
einen Dolchſtich in die Seite. Die Verletzur
glücklicherweiſe nicht ernſter Natur. — Dc
erbrach einer der Räuber, während die be
anderen die Angeſtellten in Schach hielten
Kaſſe und raubte 130 000 Franken. Er w.
dann die Kaſſenſchränke aus, fand aber m
was er des Mitnehmens für wert hielt.
Beendigung dieſer Operation entflohen die —
diten, nachdem einer von ihnen einen S
abgegeben hatte, der glücklicherweiſe niern
traf. — Die Banditen ſcheinen Auslände
ſein; ſie ſprachen, wie einer der Angeſtellta,
erkennen glaubte, ungariſch. Sie waren
dürftig gekleidet. Die Räuber ſchienen die A
räume genau zu kennen, denn ſie fanden ſich A
gezeichnet darin zurecht. Sie entkamen Li0
kannt — Dieſes Attentat hat im Zentrunr9
Stadt, in dem bekanntlich zahlreiche Großba1
liegen, ungeheures Aufſehen erregt, umſorr
als genau eine Stunde vorher einem 73jähr!
Kaſſier einer nur wenige hundert Meter
fernten Bank die Aktentaſche mit 60 000 Frc-)
Bargeld geraubt worden war. Der Räuber
mit großer Schnelligkeit vor. Er entriß
alten Mann die Aktentaſche und verſchwandng
erkannt.
Der Straßenkehrer William Shakeſpenr”
vor dem Geburtshaus des großen Dichlen.
in Stratford.
In der Shakeſpeare=Stadt Stratford ha.
einen Straßenkehrer namens William 24
ſpeare entdeckt, deſſen Aehnlichkeit mie
großen engliſchen Dichter verſchiedene Leit.
Nachforſchungen über ſeine Herkunft verchl”
Der Straßenkehrer William Shakeſpeare ſſ.
direkter Nachkomme eines älteren Mitgliebe
Familie des Dichters. Obwohl er berel”
ſtattliche Alter von 76 Jahren hat, iſt dieſ
nahme die erſte, die ſeit ſeiner Kindheit Voſ
gemacht wurde.
dennerstag, 25. Februar 1932
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 56 — Seite 11
SttrrSabTbllatt
Der Spork des Sonnkags.
Das Sportprogramm iſt diesmal am Wochenende nicht ſo
um=
hereich und reichhaltig wie an den voraufgegangenen Sonn=
At. Immerhin kann es ſich aber doch ſehen laſſen, denn neben
Au. ſtattlichen Spielbetrieb in den Raſenſports gibt es auch
Nden Hallen und auf den Winterſportſtätten noch zahlreiche
garſtaltungen. Bemerkenswert iſt die Tatſache, daß jetzt
be=
immer mehr Ausſcheidungs= u d Vorbereitungskämpfe für
ſo lympiſchen Spiele in Los Angeles im Sportprogramm
auf=
ſten.
Fußball.
Der letzte Februar hat zwar keine Repräſentativſpiele, aber
Fehr reizvolle Tagesordnung bei den Meiſterſchaftskämpfen.
Süddeutſchen Endſpiele bringen in der „Abteilung Nordweſt
Abſchluß der erſten, in der Abteilung Südoſt ſogar ſchon den
hirn der zweiten Serie. In der Abteilung Nordweſt hat vor
ſty das Spiel des FSV. Frankfurt gegen den ſehr günſtig an
mter Stelle ſtehenden VfL. Neckarau Bedeutung. SV.
Wald=
ſpielt gegen FK. Pirmaſens. und der FV. Saarbrücken
er=
ſtet Wormatia Worms. — In der Abteilung Südoſt ſpielen:
lsruher FV. — Pforzheim, VfB. Stuttgart — Sp.Vg. Fürth.
FS. Nürnberg — Raſtatt 04. Bayern München — München
Eine Ueberraſchung wäre hierbei in Stuttgart möglich,
AeStl. der Tabellenführer Fürth zum Straucheln gebracht wer=
Nſann. In den Pokalſpielen, die ja nur in einer Runde
aus=
ntagen werden, hat man jetzt ebenfalls durchweg ſchon die
öfts der Kämpfe erreicht. Am Sonntag ſpielen: Main/Heſſen:
ſnwia Lorſch — Rot=Weiß Frankfurt, Kaſtel 06 — Kickers
grbach, Alemannia Worms — VfL. Neu=Iſenburg, Union
ſderrad,m FC. Langen. Hanau 93 — SV. Wiesbaden.
ceen: VfR. Fürth — Wacker München, Würzburg 04 — ASV
Ayberg. FC. Bayreuth — Teutonia München. DSV. München —
in Regensburg, SSV. Ulm — FC. Schweinfurt;
Württem=
aBaden: SV. Feuerbach — Stuttgarter Kickers, Germania
Stz ngen — Phönix Karlsruhe, Union Böckingen — FC.
Bir=
beld. Freiburger FC. — Sportfreunde Eßlingen. Sp.Vgg.
Simberg — VfB. Karlsruhe: Rhein/Saar: Phönix
Ludwigs=
heu — Boruſſia Neunkirchen, FC. Idar — Sportfreunde
Saar=
ſichte n. VfR. Mannheim — Sp.Vgg. Mundenheim. Amicitia
rrheim — SV. 05 Saarbrücken, FC. Kaiſerslautern — Saar
ſiHrücken — Der Mainmeiſter Eintracht Frankfurt trägt in
ſſl ein Privatſpiel gegen eine kombinierte Mannſchaft von
Felwerein und SC. 03 Kaſſel aus.
Rugby.
m Entſcheidungsſpiel um die Main=Meiſterſchaft treffen ſich
SC. 80 Frankfurt und der BSC. 99 Offenbach. Das Spiel
Ufte mit einem klaren Sieg der Frankfurter enden — In dem
Nis Heidelberg gibt es ein Verbandsſpiel Heidelberger TV.
bei SC. Neuenheim. — VfB. Stuttgart und RC. Cannſtatt
mer ein Privatſpiel aus.
Handball.
Die Spiele um die ſüddeutſche Meiſterſchaft werden mit zwei
hernungen fortgeſetzt: Schwanheim ſpielt gegen VfR.
Mann=
ſm und Saarlouis=Roden erwartet den Favoriten Darmſtadt
Alm die main=heſſiſche Damen=Bezirksmeiſterſchaft ſpielen
iei Darmſtadt gegen die favoriſierten Eintracht=Damen,
Saden empfängt die Mainzerinnen von SV. 05. Weiter
ſen noch einige rückſtändige Verbandsſpiele in der Gruppe
ti ſtatt.
Hockey.
Im Vordergrund des Intereſſes ſteht der Städtekampf Leip=
— Berlin.
Schwimmen.
Der Clubkampf Hellas gegen 96 Magdeburg hat ſeine alte
eutung behalten, denn beide Clubs zählen immer noch zu den
ſſrenden in ganz Deutſchland. Bei hervorragender Beſetzung
ſtunen weitere Olympia=Prüfungen im Schwimmen in Berlin
iſ Durchführung.
Verſchiedenes.
Die Amateurringer halten Olympia=Ausſcheidungen ab: die
e gewichtler treffen ſich in Zella=Mehlis, die
Bantamgewicht=
in. Nürnberg, die Weltergewichtler in Hamburg und die
Halb=
ſderen in Mannheim.
Winterſport.
Die Winterſportſaiſon neigt ſich bereits, ihrem Ende zu.
Atzuem iſt eine Fülle von Veranſtaltungen vorgeſehen, die
ſt9 meiſt nur Bezirks= oder Verbandsintereſſe beanſpruchen.
Doppelveranſtalkung am Müllerskeich.
Handballkreismeiſterſchaft: Darmſtadt — Ober=Roden.
Fußball: Darmſtadt — Münſter.
Das erſte Spiel um die Kreismeiſterſchaft im Handball iſt nun
dern 28. Februar nach Darmſtadt feſtgelegt. Da die Kreisrunde
Ey artet alle drei Gruppenmeiſter punktgleich ſah, mußten Aus=
Mdurngsſpiele neu angeſetzt werden. Der Kreisſpielausſchuß ent=
Nd jetzt für das Einrundenſyſtem, um jedem Verein Rechnung
Ara gen, nicht wie voreilig in Ober=Roden vereinbart war. Da
Terminnot beſteht, iſt das Einrundenausſpielen ſchon das
Atwge. Die Spiele ſind wie folgt feſtgelegt:
25. Februar 1932: Darmſtadt — Ober=Roden; 6 März:
Bok=
emn — Darmſtadt: 20. März: Ober=Roden — Bockenheim —
Spiele beginnen um 3 Uhr und ſtehen unter Kreisaufſicht.
Aochmals iſt dem Gruppenmeiſter Darmſtadt eine Chance ge=
Ny. und dazu noch der Vorteil des heimiſchen Platzes. Werden
usgenützt? Nach dem Spiel am Sonntag und den dort
gezeig=
eiſtungen darf man ſeine Wünſche nicht zu hoch ſetzen, doch
Die Elf ihr altgewohntes Spiel zeigen, zumal die Mannſchaft
Der komplett ſein dürfte, ſo wird man noch nicht alles verloren
7n. Ober=Roden hat ſich als ebenbürtig erwieſen. Darmſtadt
Dmur etwas erreichen, wenn es das altgewohnte Spiel lie=
und Ruhe und Selbſtvertrauen wiedergewinnt.
Amſchließend ſpielen die Fußballer gegen die an Spielſtärke
der Serie bedeutend verbeſſerten Münſterer. Darmſtadt als
ewackener Bezirksmeiſter muß ſich qualifizierte Mannſchaften
*ſichten, um in den Aufſtiegſpielen gewappnet zu ſein. Die
e geben die beſte Gewähr, haben ſie doch gegen
Kreisklaſſen=
inge, wie Egelsbach uſw., ſehr gut abgeſchnitten und manchen
Ancter heikle Niederlagen beigebracht. — Münſter kommt mit
Mannſchaften, und ſpielen die unteren Mannſchaften am
mttag.
Schwergkhlelik.
Entſcheidungskampf in der Oberliga:
Groß=Zimmern — Polizei Darmſtadt.
Aum kommen Samstag, pünktlich abends 8.30 Uhr, ſteht im
le Fiſcher in Nieder=Ramſtadt der alte Rivale
Groß=
nern dem Neuling, der Oberligaklaſſe, Polizei Darmſtadt.
piber. Der Kenner wird ſich dieſe große Gelegenheit nicht
hehten laſſen, da man mit Beſtimmtheit erſtklaſſige ſpannende
harte Kämpfe erwarten kann. Es iſt durch die vielen
Schlach=
unmler mit großem Andrang zu rechnen, und es empfiehlt
brühzeitig einen Platz zu ſichern. Saalöffnung 7 Uhr.
Schwimmen.
Deite abend: Techniſche Hochſchule — Rotweiß Darmſtadt,
Turngeſellſchaft 1875 — Rot=Weiß 2.
Wir machen noch einmal auf den heute abend 84 40
Dalenbad ſtattfindenden Clubzweikampf Techniſche Hochſchule
RotWeiß aufmerkſam. Der Abend dürfte inſofern noch
Antereſſe gewonnen haben, da außer dem Waſſerballſviel
Duhule — Rot Weiß noch ein zweites Spiel: Turngeſelſchaft
Umſtadt gegen Rot=Weiß 2. ſtattfindet.
Deutſche Rennſtälle 1932.
Die Skreitmacht des Skalles Halma.
Unerwartet ſchnell hat ſich Anton Olejnik, der einſtige Klaſſe=
Jockei, in die vorderſte Linie unſerer erfolgreichſten und beſten Trainer
geſchoben. Seinerzeit war es Lupus, mit deſſen Vorbereitungen er ſein
Meiſterſtück ablegte; im vorigen Jahre konnte er mit Fathia einen
Er=
folg verbuchen, der beinahe noch ſchwerer wiegt. Iſt doch Fathias
Tri=
umph im „Großen Preis der Republik” allein ſeiner Kunſt, warten zu
können, zu danken.
In dieſem Jahre verfügt der Stall Halma über 24 Pferde
unter=
ſchiedlicher Klaſſe. Unter den älteren Vollblütern findet man einige
nütz=
liche Kämpen: der ſchnelle Ghazi und die nützliche Carma. Von den
anderen hat man weniger zu erwarten. Der Crack des Stalles iſt der
dreijährige Horos, der Gewinner des Kartellrennens der
Zweijähri=
gen. Von dem Hengſt darf man einiges erwarten. Die übrigen acht
Vertreter des Derby=Jahrganges ſind teilweiſe noch nicht öffentlich
er=
probt, teils Meiden geblieben. Der noch dunkle Charm müßte als
Halbbruder von General Höfer etwas können. Marcellina iſt eine
gut gemachte Schweſter von Marcellus. Etwas Galoppiervermögen
zeig=
ten ſchon Cornelia und Feronia. Das Lot der Zweijährigen
beſteht aus vier Hengſten und einer Stute. Durchweg iſt Horos' und
Fathias Vater Siſyphus der Erzeuger. Beſonders viel hält man von
Honorius, dem rechten Bruder von Horos. Calva iſt ein Bruder
von Carna Menas ein Bruder des ſchnellen Mellitus.
Der Obhut Oleiniks iſt auch das Material des Geſtüts Ebbesloh
anvertraut. Dadurch iſt auch Fathia, die, wie gemeldet, vom Stalle
Halma verkauft wurde, in ſeiner Hand geblieben. Fathia iſt mehr
aus=
gelegt und präſentiert ſich heute als eine Stute, wie man ſie ſich als
Idealtyp vorſtellt. Nützliche Pferde ſind Putz und Pale; beide ſind
gut genug, beſſere Handicaps zu gewinnen. Von der Laland=Tochter
Sternenland, einer erſt einmal gelaufenen Dreijährigen, darf man
Beſ=
ſeres erwarten. Dann ſind drei Zweijährige da, zwei mit der
Vater=
ſchaft von Lampos, einer von Laudanum gezogen. Lampenputzer iſt ein
ſchöner Hengſt; ſeine Mutter Pythia dürfte in ihm zuſammen mit
Lam=
pos etwas Gutes geliefert haben. Lampade iſt das Erſtlingsprodukt der
guten Steherin Portia. Auch auf den Laudanum=Hengſt Laudandus
darf man einige Hoffnungen ſetzen. Stallhockey iſt W. Printen, dem
man ein gutes Jahr vorausſagen darf.
Großes Reit= und Springturnier im Frankfurter Hippodrom.
Nach ſeinem enormen Erfolg, den der Reichsverband für
Zucht und Prüfung deutſchen Warmblutes bei ſeinem ſoeben
be=
endeten Berliner Turnier gehabt hat, hat derſelbe ſich ſoeben
ent=
ſchloſſen gemeinſam mit der Hippodrom A.=G. das diesjährige
große Frühjahrsturnier vom 18.—20. März abzuhalten, deſſen
Zuſtandekommen man noch vor wenigen Tagen für unmöglich
hielt. Dies iſt im Intereſſe des ſüddeutſchen Pferdeſportes aufs
äußerſte zu begrüßen. Die Ausſchreibungen, die in den nächſten
Tagen durch den Reichsverband erſcheinen, werden wieder die
größten deutſchen Turnierſtälle in Frankfurt a. M. vereinigen.
Neben den Turnierprüfungen ſollen, dem Berliner Muſter
ent=
ſprechend, die Schaunummern bei den Hauptvorſtellungen den
größten Raum einnehmen. Es werden Schaunummern geboten
werden, wie ſie Frankfurt a. M. noch nicht geſehen hat, u. a.
einige der jetzt in Berlin gezeigten und mit Bewunderung
auf=
genommenen.
Skall Oppenheim.
Die Streitmacht des Schlenderhaner Züchters.
Unter den Rennſtällen im privaten Beſitz ſteht der Stall des Frhrn.
S. A. von Oppenheim als mächtigſter Faktor im deutſchen Rennbetrieb.
Jahraus, jahrein konnte der Züchter von Schlenderhan auf große und
größte Erfolge der Vertreter ſeiner Farben zurückblicken. Das iſt in
erſter Linie natürlich eine Folge der richtigen Aufzucht, verbunden mit
Schlenderhans geſunder Scholle; aber auch George Arnull, der
tüch=
tige Betreuer des Rennſtalles, hat ſeinen Anteil an den faſt ſtets
gleich=
bleibenden Erfolgen. Mit 38 Pferden geht Arnull in die Saiſon. Die
älteren Pferde vertreten faſt durchweg gute, ja beſte Klaſſe. Da ſind die
drei Sechsjährigen Avanti Markgraf und Walzertraum, von denen
Abanti zu unſeren beſten Pferden über lange Diſtanzen, Markgraf
zur erſten Klaſſe über die Meile und Walzertraum zur Elite
unſerer Flieger gehört. Der fünfjährige Amalfi iſt unſer beſter
Hürd=
ler; bei gutem. Willen kann er aber auch ein beſſeres Flachrennen
ſchnappen. Allerbeſte Klaſſe vertritt auch der Vierjährige
Wolken=
flug, der im letzten Teil der vorjährigen Rennen ſogar über die
groß=
artigen Graditzer Sichel und Dionys geſtellt werden mußte. Der
gleich=
alterige Tiberius konnte noch nichts zeigen. Unter den 16 Dreijährigen
erfordert Aventin, die größte Aufmerkſamkeit. Der Sieg im Preis
des Winterfavoriten war die beſte Leiſtung des Fuchſes, der, jetzt mehr
ausgereift, in den klaſſiſchen Prüfungen ſeines Jahrganges eine ganz
große Rolle ſpielen müßte. Schwadroneur und Widerhall
vertreten unter den Hengſten ebenfalls zumindeſt die beſte zweite Klaſſe.
Unter den dreijährigen Stuten iſt wahrſcheinlich Albas rechte Schweſter
Arabeske die Beſte. Aber auch Courtiſane Immermein
und Obſtblüte ſind fraglos mehr als nützliche Perde. Die
Zwei=
jährigen haben, mit nur drei Ausnahmen, die famoſen Schlenderhaner
Beſchäler Prunus oder Wallenſtein zum Erzeuger. Beſondere Dinge
erwartet man von Wiener Wald, dem rechten Bruder von Indigo,
Olearia, rechte Schweſter von Oleander, und Wolkenlos,
Halb=
ſchweſter von Wolkenflug, ſtellen ſich als Pferde vor, die weit über dem
Durchſchnitt ſtehen ſollen. Stalljockei iſt erſtmalig E. Pretzner, deſſen
Reitkunſt der Oppenheimer Mah Jong 1927 ſeinen Sieg im Deutſchen
Derby verdankte.
Geſtüt Weil noch ohne Trainer.
Nachdem die Fürſtin zu Wied, die Beſitzerin des Privatgeſtüts Weil,
den Vertrag mit F. Waugh nicht erneuert hat, iſt noch kein anderer
Trainer verpflichtet worden. Genannt wurde zwar R. Scholz, doch
dürfte ſich dieſe Nachricht mindeſtens als verfrüht erweiſen. Erſt in den
nächſten Wochen wird ſich herausſtellen, wem das jetzt noch in Weil
befindliche Material übergeben wird.
Deutſchlands Davispokalſpiel gegen Britiſch=Indien wird in
der Zeit vom 6. bis 8. Mai in Berlin vor ſich gehen.
Italien bringt ſein Davispokalſpiel gegen Aegypten vom 7.
bis 9. Mai in Genua zur Abwicklung.
Amerikas Tennismeiſter und Rangliſtenerſter Vines wurde
bei einem Turnier in Berkeley Hills von ſeinem Landsmann Bob
Chandler mit 6:3, 9:7 überraſchend geſchlagen.
Der Hallen=Tenniskampf zwiſchen Paris und London findet
in dieſem Jahre vom 18. bis 20. März in der Pariſer
Tennis=
halle ſtatt.
Wie im Vorjahre, wird der Berliner RC. auch diesmal
wie=
der an der Henley=Regatte vorausſichtlich mit einem Einer und
Achter teilnehmen.
Infolge Grippe=Erkrankungen in den Achtermannſchaften der
Univerſitäten Orford und Cambridge iſt mit einer Verlegung des
auf den 19. März angeſetzten traditionellen Ruderkampfes zu
rechnen.
Mit 9:7 Punkten unterlagen in Prag die ſtark
erſatz=
geſchwächten bayriſchen Amateurboxer im Länderkampf gegen die
Tſchechoſlowakei.
Nach einem k.o.=Schlag verſchied bei den
Meiſterſchafts=
kämpfen in Lemberg der polniſche Amateurboxer Godlewſki, ohne
daß er das Bewußtſein wiedererlangte.
Bei den Rad=Weltmeiſterſchaften in Rom wird in dieſem
Jahre der engliſche Radſportverband nicht vertreten ſein, da bei
den geringen Gewinnchancen die großen Reiſekoſten nicht lohnen
würden.
Der Kölner Oſzmella und der Dortmunder Kilian werden
in dieſer Saiſon in das Lager der Dauerfahrer überſiedeln.
Im Geſamtklaſſement ſiegte bei dem Wiener internationalen
Eisſchnellaufen der Klagenfurter Leban knapp vor den beiden
Wienern Moſer und Riedl.
Die amerikaniſche Eishockey=Mannſchaft der All Stars aus
Boſton mußte in Davos eine überraſchende 3:1=Niederlage (0:0,
0:1, 3:0) einſtecken.
Insgeſamt 15 Schwimmrekorde von denen allein 9 beim
Jahnſchwinimen in Halle aufgeſtellt wurden, fanden jetzt ihre
offizielle Beſtätigung als Höchſtleiſtungen der D.T.
Sporklikerakur.
„Motor und Sport‟. Ein reicher Inhalt präſentiert ſich wieder in
dem ſoeben erſchienenen Heft 8 dieſer bekannten und weitverbreiteten
Fachzeitſchrift der Kraftfahrt. Einen großen Umfang haben wieder die
beiden Hauptgebiete, Technik und Sport, Spezialbericht der
tonangeben=
den Autoſchau in New York, ein Teſt des kleinen Audi, die neuen
Her=
eules=Modelle. Ein Bericht vom Eibſeerennen, gewiſſermaßen iſt dieſe
Veranſtaltung der zweite Teil der Winterfahrt Garmiſch=Partenkirchen,
und ein ſolcher von der Deutſchlandfahrt 1932 der Deutſch=Amerikaniſchen
Petroleum=Geſellſchaft, die mit dieſer Fahrt eine Fortſetzung der
Prü=
fungen der 30=Tagefahrt auf dem Nürburgring geplant hat, ſind zu
nennen. Kleinere Meldungen und Artikel umrahmen das geſchmackvoll
illuſtrierte Heft. Durch jede Buchhandlung, an den Kiosken oder direkt
durch den Vogel=Verlag, Pößneck in Thür, (50 Rpfg.)
Gewinnauszug
5. Klaſſe 38. Preußiſch=Süddeutſche Staats=Lotterfe.
Ohne Gewähr
Nachdruck verboten
Mfefe Geo
gefallen, und zwar fe einer auf die Loſe gleicher Nummer
in den beiden Abteilungen I und II
13. Ziehungstag
23. Februar 1932
In der heutigen Vormittagsziehung wurden Gewinne über 400 M.
gezogen
10 Gewinne zu 10000 m. 36943 100811 114171 229445 332235
6 Gewinne zu 5000 M. 61829 137786 896474
2 Gewinne zu 3000 M. 141680
68 Gewinne zu 2000 M. 4016 10729 13174 27922 53752 62158
69879 73577 87483 92919 96221 101574 108225 116776 125081 171868
171752 177122 194084 236381 262800 282557 283042 280407 299340
320967 35 1626 360504 398735
104 Gewinne zu 1000 M. 696 23912 27478 33024 40188 46087 81765
66289 83557 88529 90355 92817 95664 107871 108652 117065 121348
122698 147795 165697 167663 186035 197513 199603 207 168 268879
209527 222443 298108 234807 235800 236296 248198 248096 265579
270854 274228 274894 274950 297215 300111 303505 308863 313067
3i5641 32288 335435 351118 353111 383803 371188 374589
176 Gewinne zu 600 M. 11970 12412 22594 23490 24822 37659 44244
61324 51367 51554 58481 61570 64168 66564 70616 71610 77931
78779 80608 85110 89441 81324 81887 94811 98831 88873 89747
101517 102154 105980 118950 122821 124000 197193 131549 132126
138412 146060 148056 151240 154063 162728 167183 175353 175581
183843 186885 201 250 202447 207281 215144 222472 226864 239519
241478 241538 245510 251117 254572 258227 266046 273905 278863
281918 286137 388939 30 1422 310425 311435 319886 331073 340298
342504 347903 348142 369825 356268 357788 361103 362651 369863
369710 370268 372963 376969 378854 383914 396922
In der heutigen Nachmittagsziehung wurden Gewinne über 400 M.
Ret
8 Gewinne zu 8000 M. 61534 99889 133723 304972
12 Oewinne zu 3000 M. 452 76636 198034 301535 364400 394589
48 Gewinne zu 2000 M. 17132 34961 70488 92496 133199 140359
145828 147018 163576 177768 185431 200767 222597 245667 263384
285478 388430 3201 70 321418 345518 347089 386331 381952 395685
72 Gewinne zu 1000 M. 2479 30506 38743 45061 47008 77484
93227 105480 114447 115612 137173 144807 146967 165177 172565
187867 189958 197905 201547 252037 055081 263164 267441 884939
299221 312544 321167 324246 34 1406 358186 363386 367201 371463
383446 384134 388618
148 Gewinne zu 500 M. 423 5680 6882 8897 9559 14918 16871
19518 20620 32050 42258 44260 45407 48774 56912 61460 63341
65783 68998 85607 88388 80078 106800 106748 115216 118895
121893 125024 130847 146677 147813 167 109 172358 174821 178698
181646 187462 188541 196658 205864 208063 209670 215480 226606
230228 234414 241485 250001 252204 261501 262946 265324 270738
271785 279887 288855 193198 297701 212768 330995 332733 3364423
341831 343579 355717 370459 376433 380042 380184 380589 383265
387413 388484 392589
Im Gewinnrade verblieben: 2 Prämien je zu 500000, 3
Ge=
winne zu je 500000, 2 zu je 200000, 2 zu je 100000, 2 zu je
75000, 8 zu je 50000, 18 zu je 25000, 92 zu je 10000, 264 zu
je 5000, 554 zu je 3000, 1608 zu je 2000, 3292 zu je 1000, 5360
zu je 500, 15870 zu je 400 Mark.
Rundfunk=Programme.
Frankfurt a. M.
Donnerstag, 25. Februar.
15.30: Stunde der Jugend.
17.00: Nachmittagskonzert des Funkorcheſters. Werke von O. Strauß,
Fetras, Lincke, Lehar, Joh. Strauß, Eilenberg. Millöcker u. a.
Mitw.: Eliſabeth Jentſch (Sopran). K. Jautz (Tenor).
18.40: Zeitfragen.
19.05: Dr. Schwering: George Waſhington.
19.35: H. Rosbaud: Haydn.
20,05: Nobelpreisträger. Rudolf Eucken Einführung: D. Sternberger,
20 30: Brücke und Damm — Rhein=Mainiſches Land.
22.30: Zeit, Wetter. Nachrichten, Sport.
22.50: Unterhaltungskonzert des Funkorcheſters.
Königswuſterhauſen.
Deutſche Welle: Donnerstag, 25. Februar.
10.10: Schulfunk: Beſuch beim Lappen Sarri.
15.00: Kinderſtunde: Kunterbuntes von unſeren Haustieren.
15.45: Frauenſtunde. H. v. d. Warth: Wie kommt der Fleiſchpreis
zuſtande?
16.00: H. Schneider: Neue Wege zur ſtaatsbürgerlichen Bildung
der Landiugend.
16.30: Leipzig: Nachmittagskonzert
17 30: Dr. Meyer=Echardt: Die Antike und wir
18.00: Vortrag: Der Lebensraum des deutſchen Akademikers.
18.30: Spaniſch für Fortgeſchrittene.
19.00: Rittergutsbeſitzer v. Richthofen: Wie kann die
Frühjahrs=
beſtellung verbiligt werden?
19 30: Blasorcheſter=Konzert des Arbeitsloſen=Blasorcheſters des
Ar=
beitsamtes Berlin=Mitte.
21.00: Tages= und Sportnachrichten.
21.15: Prof. Dr. Hübner: Goethe und die deutſche Sprache.
22.00: Wetter=, Tages= und Sportnachrichten
22.20: Hamburg: Tanzmuſik des kl. Norag=Orcheſters.
Wekkerbericht.
Durch das ſüdliche Vordringen warmer Ozeanluft von
Js=
land her hat ſich eine flache Störung entwickelt, die ihren Weg
von Dänemark nach Weſtdeutſchland und Holland genommen hat.
Unter ihrer Einwirkung iſt es auch in unſerem Bezirk bereits zu
Niederſchlägen gekommen. Durch den tiefen Druck werden
einer=
ſeits noch mehr ozeaniſche Luftmaſſen nach dem Feſtland
hin=
geſaugt, was zu etwas unbeſtändigem Wetter mit einzelnen
Nie=
derſchlägen führen wird, andererſeits fließt von Skandinavien
und Finnland her wieder ſehr kalte Luft nach Deutſchland vor,
ſo daß mit nächtlichem Temperaturrückgang bis unter Null zu
rechnen iſt.
Ausſichten für Donnerstag, den 25. Februar: Wechſelnd
bewölk=
tes Wetter, Temperaturen ſchwankend, im ganzen aber
etwas kälter und nachts leichter Froſt, vereinzelte
Nieder=
ſchläge, auf den Bergen als Schnee.
Ausſichten für Freitag, den 26. Februar: Weiterer
Temperatur=
rückgang wahrſcheinlich.
Denlche elegee.
Veranwornig für polſit und Wrſchaſf: Rudolf Maupes fr Feuiſeien, Meich md
Ausland und Heſche Nachrſchten: Max Streeſe: für Sport: Karl Böhmann;
für den Handel: dr. C. H. Quetſch; für den Schlußdſenſi: Andreas Vauer; für
„Die Gegenwart”. Tagesſpiegel in Bild und Wort: Dr Herbert Nettei
für den Inſeraienteil und geſchäftliche Mittelungen: Willy Kuhle:.
Druck und Verlag: L. C. Wittich — ſämilich in Darmſtiadt
Für unverlangte Manuſkripte wird Garantie der Rücſendung nicht Übernommen.
Die heutige Nummer hat 44 Seiſten.
[ ← ][ ][ → ]Nummer 36
Donnerstag, den 25. Febrnag
DarmſtädterCagblatt
Vor der Börſen=Wiedereröffnung.
Wenig Neigung zu Neu=Engagemenks. — Kleines Geſchäft bei abgeſchwächken Kurſen.
eiſetien Hreivertehr.
Auf Grund der Meldungen über die geſtrige New Yorker Börſe, an
der die Makler ihre Kundſchaft zur Vorſicht gemahnt hatten, und die
auf einen ſchwächeren Ton geſtimmt war, herrſchte im geſtrigen
Tele=
phonverkehr in Berlin, dem letzten vor der Börſeneröffnung, ſehr
ſtarke Zurückhaltung. Man hörte meiſt nur nominelle Kurſe, die
teil=
weiſe noch unter dem vorgeſtrigen Abendniveau lagen, das bekanntlich
— vom Reichsbankmarkt ausgehend — eine Verflauung erfahren hatte.
Hier verſtimmte, daß die für vorgeſtern erwartete
Dividendenentſchei=
dung eine Verzögerung erfährt, was die Mitläufer zu Realiſationen
veranlaßte. Ein weiteres Unſicherheitsmoment blieb die innere Politik,
ßumal die wenig erfreulichen Reichstagsdebatten die beſtehenden
Gegen=
ſätze deutlich in Erſcheinung treten laſſen. Nicht zuletzt mahnte aber
auch die morgige Börſeneröffnung ſelbſt zur Zurückhaltung Der
Börſen=
vorſtand hat zwar verſucht. Exekutionen ſoweit wie möglich zu
vermei=
den, was die Praxis aber in dieſer Hinſicht bringen wird, bleibe
abzu=
warten; vor allem könne ja die Kundſchaft auch freiwillig zu Verkäufen
ſchreiten. Gerade für die nächſten Tage ſei wiederum eine Reihe von
Verſteigerungen angeſetzt mit relativ großen Poſten von Wertpapieren,
was zumindeſt zu Bedenken Anlaß gebe. Auch im geſtrigen
Telephon=
verkehr kam auf faſt allen Märkten Ware heraus; beſonders die in den
letzten Tagen geſtiegenen Kurſe gaben Anreiz zu Gewinnmitnahmen.
Während Bankaktien im allgemeinen noch ziemlich widerſtandsfähig
lagen, büßten Reichsbankanteile zirka 2 Prozent ein, und Barmer
Bank=
verein gaben um zirka 6 Prozent nach. Schiffahrtswerte waren noch
ziemlich freundlich, dagegen gaben Schultheiß die Hälfte ihres geſtrigen
Gewinnes wieder her; Kaliwerte waren um 2—3 Prozent abgeſchwächt.
Montanpapiere, auch Braunkohlenwerte, 2—4 Prozent ſchwächer. Für
letztere verſtimmte wohl die Dividendenreduktion bei Ilſe Bergbau. Mit
enttäuſchten Dividendehoffnungen wollte man ebenfalls die auffällig
ſchwache Veranlagung der Charlottenburger Waſſer=Aktien begründen,
während die abbröckelnde Tendenz der Auslandswerte auf die Schwäche
der Auslandsbörſen zurückzuführen war. Allerdings ſei bei Svenska
ebenfalls eine Dividendenkürzung wahrſcheinlich. Feſtverzinsliche Werte
lagen wiederum ſehr ruhig und kursmäßig kaum verändert.
Die vormittags ſchwächer gewordenen Kurſe erfuhren im weiteren
Verlaufe des Tages etwas überraſchend und ohne erkennbaren Grund
eine neue Befeſtigung. Das Geſchäft war auch im allgemeinen nicht
groß. Es zeigte ſich jedoch ſchon bei geringſter Nachfrage
Materialman=
gel. J. G. Farben überſchritten wieder die Parigrenze, Schultheiß
gin=
gen ſogar über ihren hohen Stand von geſtern abend wieder hinaus,
und auch Chadeaktien gewannen gegen den Vormittag zirka 5 Mk. Am
Pfandbriefmarkt war die Tendenz dagegen allgemein etwas ſchwächer.
Induſtrie=Obligationen lagen bis 0,5 Prozent gedrückt; nur
landſchaft=
liche Pfandbriefe konnten ihren Kursſtand relativ behaupten.
Am Geldmarkt trat keine Veränderung ein, am Deviſenmarkt notierte
das engliſche Pfund 5 Pfg. höher; die Norddeviſen mit Ausnahme von
Stockholm, das 10 Pfg. verlor waren um 5—10 Pfg. gebeſſert. Der
hol=
ländiſche Gulden ſchwächte ſich dagegen um 30 Pfg. ab.
Die gegen Mittag feſtzuſtellende Befeſtigung, die hauptſächlich auf
einige kleine Kauforders von auswärts zurückzuführen war, machte im
Verlaufe des Tages einer neuen Abſchwächung Platz. Das Geſchäft
ſchrumpfte wieder zuſammen, da die Kuliſſe einen Tag vor der Börſen=
Wiedereröffnung wenig Neigung zu Neu=Engagements zeigte. In
wel=
cher Form ſich heute der außerbörsliche Telephonhandel abwickeln wird,
bleibt abzuwarten; ſeitens des Börſenvorſtandes und der Banken ſind
jedenfalls alle Vorkehrungen getroffen, um das Geſchäft in der
Haupt=
ſache auf die Börſe zu konzentrieren. Unabhängig von den kleinen
all=
gemeinen Schwankungen gab es auch geſtern einige Spezialbewegungen.
So lagen Ilſe anhaltend ſchwach auf die bereits erwähnte
Dividenden=
reduktion von 10 auf 7 Prozent und hatten einen Tagesverluſt von ca.
10 Prozent aufzuweiſen. Andererſeits hatten Schubert u. Salzer, für
die geſtern die Bilanzziffern zur Veröffentlichung kamen (es werden
10 Prozent Dividende verteilt, außerdem haben ſich die Bankguthaben
ſtark vergrößert und überſteigen das Aktienkapital), anhaltend gute
Nach=
frage; auch Schiffahrtswerte konnten ſich weiter erholen. Elektropapiere
lagen unter kleinen Schwankungen im allgemeinen behauptet. Aber auch
in den Spezialwerten kam es zu keinen größeren Umſätzen. Auch am
Anlagemarkt blieb das Geſchäft klein, doch überwog im Verlaufe eher
die Abgabeneigung, ſo daß Goldpfandbriefe, Stadtanleihen, Induſtrie=
Obligationen und Reichsſchuldbuchforderungen bis zu 1 Proz. einbüßten.
MMan verwies an dieſem Markte auf die rückgängige Tendenz der
deut=
ſchen Obligationen im Auslande.
Der Geldverkehr wickelte ſich in ruhigen Bahnen ab. Die Sätze
blie=
ben unverändert; es beſtand zwar einiges Angebot in Privatdiskonten,
doch war dieſes in Anbetracht des näher rückenden Ultimos als gering zu
bezeichnen.
Zu der bevorſtehenden Wiedereröffnung des Börſenverkehrs hat der
Frankfurter Börſenvorſtand eine Bekanntmachung erlaſſen, in der die
Zwangsregelung von Kaſſageſchäften in Wertpapieren und Börſengeld=
Garlehen entſprechend der vor kurzem veröffentlichten Bekanntmachung
des Berliner Börſenvorſtandes geregelt worden iſt. Dur Entſcheidung
darüber, ob der Preis des Glattſtellungsgeſchäftes dem Stande von
An=
gebot und Nachfrage entſprochen hat, iſt ein beſonderer Ausſchuß des
Börſenvorſtandes eingeſetzt worden, der auf Antrag in Tätigkeit tritt.
Die Auslandsbörſen.
Die Londoner Börſe eröffnete geſtern in träger Haltung.
Britiſche Staatspapiere lagen ſtetig; internationale Werte fanden kaum
Beachtung. Durch beſonders ſchwache Haltung fielen Chartereds auf.
Zum Schluß der Börſe lagen neben britiſchen Staatspapieren auch
Bank=
aktien recht feſt. Auf den anderen Marktgebieten war die Kursgeſtaltung
dagegen etwas unregelmäßig; verſchiedentlich waren Abgaben für
Pari=
ſer Rechnung zu beobachten.
Nach ziemlich zuverſichtlicher Eröffnung wurde die Tendenz im
Ver=
laufe der Pariſer Börſe ſchwächer.
Brüſſel war zunächſt freundlich; im Verlaufe war die
Kurs=
geſtaltung aber unregelmäßig.
Die Amſterdamer Börſe verkehrte bis zum Schluß in
ſchwä=
ſcherer Haltung.
Wien war faſt geſchäftslos und etwas ſchwächer.
Zu Beginn der New Yorker Börſe machte ſich eine gewiſſe
Zurückhaltung geltend und die Kurſe neigten zur Schwäche.
An den internationalen Deviſenmär kten, hat ſich
am Nachmittag nicht viel gegen den Vormittag verändert. Das Pfund
behauptete ſich auf 3,48½/g gegen den Dollar, gegen den Gulden auf
8,63½, gegen Paris auf 88,46, gegen die Reichsmark auf 14,62, gegen
Zürich auf 17,86 und gegen Madrid auf 45,12½. Der Dollar tendierte
ziemlich feſt; er zog in Amſterdam auf 247,75 und in Zürich auf 513 an.
Die Reichsmark tendierte ebenfalls ſehr feſt; in Amſterdam befeſtigte ſie
ſich auf 59,01 und in Zürich auf 122,15 nach vorgeſtern Schluß 121,75. Der
Yen neigte weiter zur Schwäche.
Berliner Deviſen=Feſtſekzung vom 24. Februar 1932.
Geld Brief Geld Brief HelſingforsWien 6.633
49.95 6.647
50.05 Spanien
Danzig 32.67
82.07 32.73
82.23 Prag 12.465 12.485 Japan 1.409 1.411 Budapeſt 56.94 57.06 Rio de Jan. 0.250 0.252 Sofia 3.057 3.063 Jugoſlawien 7.463 7.477 Holland 169.93 170.27 Portugal 13.29 13.31 Oslo 79.27 79.43 Athen 5.495 5.505 Kopenhagen 80.52 80.68 Iſtambul Stockholm 80,92 81.08 Kairo 15.00 15.04 London 14,64 14.68 Kanada 3.716 3.724 Buenos Aires 1.028 1.032 Uruguay 1.728 1.732 New York 4.209 4.217 Island 65.93 66.07 Belgien 58.54 58.66 Tallinn 111.19 111.41 Italien 21.88 21.92 Riga 80.92 81.08 Paris 16.55 16.59 Bukareſt 2.520 2.526 Schweiz 82.00 82.16 Kaunas 41.98 42.06
Genehmigungspflicht zur Rückzahlung
von ausländiſchen Hypothekenforderungen.
Wie dem Reichswirtſchaftsminiſterium mitgeteilt wird, ſuchen
aus=
ländiſche Gläubiger deutſcher Aufwertungshypotheken ihre Schuldner zu
veranlaſſen, ihnen den Reichsmarkgegenwert gekündigter Hypotheken
nach dem Auslande zu überweiſen oder zu überbringen. Das
Reichswirt=
ſchaftsminiſterium macht darauf aufmerkſam, daß nach den geltenden
Deviſenvorſchriften derartige Zahlungen unzuläſſig und ſtrafbar ſind.
Da Aufforderungen zu unerlaubten Zahlungen vor allem von
tſchechoſlowakiſchen Gläubigern an deutſche Schuldner gerichtet worden
ſein ſollen, wird beſonders die Bevölkerung des deutſch=
tſchechoſlowaki=
ſchen Grenzgebietes nachdrücklich davor gewarnt, derartigen
Aufforde=
rungen Folge zu leiſten.
Vergleichskermin der Berliner Bank für Handel
und Grundbeſik.
Zu dem gerichtlichen Vergleichstermin der Berliner Bank für Handel
und Grundbeſitz A.G. Berlin, in der Ausſtellungshalle am Kaiſerdamm,
hatten ſich etwa 12 000 Gläubiger eingefunden. Zunächſt wurde der
be=
kannte Vergleichsvorſchlag verleſen, für den das Reich die Garantie
über=
nommen hat. Hiernach erhalten die Gläubiger insgeſamt 30 Prozent.
Die beiden Vertrauensperſonen, Rechtsanwalt Dr. Meher und Dr.
Mags, gaben ein Bild von der Entwicklung des Inſtituts bis zur
Zah=
lungseinſtellung. 50 Prozent der Stammaktien und 166 000 RM.
Vor=
zugsaktien befanden ſich im Beſitz des Vorſtandes Willy Seiffert. Nach
den Satzungen beſaß Seiffert die alleinige Verfügungsgewalt. Da die
Bank Zinſen zahlte, die weit über den normalen Sätzen anderer Firmen
lagen, konnte ſie ihre fremden Mittel von 4 Millionen RM. im Jahre
1994 auf 88 Millionen RM. im Jahre 1931 ſteigern. Das Anlagegeſchäft
kam hingegen nur zum kleinſten Teil dem Haus= und Grundbeſitz zugute,
deſſen Anteil nur 4 Millionen RM. der Geſamteinlagen von 62 Mill.
RM. betrug. Der Reſt wurde an rund 18 Tochtergeſellſchaften als
Groß=
kredite gegeben, von denen wiederum die Berliner Geſellſchaft für
Aktien=
verwertung und =verwaltung, die Seiffert und ſeiner Frau gehörte, rd.
11,2 Mill. RM. Kredite erhielt.
Die Vertrauensperſonen und der Gläubigerausſchuß haben ſich
be=
nüht, vom Reich eine Erhöhung der Garantiequote zu erlangen. Dieſe
Beſtrebungen waren nicht erfolgreich, da die Kaſſenlage des ſteichs nur
dort ein Eingreifen geſtattet, wo die Intereſſen der Geſamtwirtſchaft
bedroht erſcheinen.
Dr. Maas empfahl der Verſammkung die Annahme des
Vergleichs=
vorſchlages.
Im weiteren Verlauf der Verhandlungen im gerichtlichen
Vergleichs=
termin der Berliner Bank für Handel und Grundbeſitz zogen die
Oppo=
nenten den Antrag auf Verleſung der Konten zurück, ſo daß nur die
ſtrittigen Forderungen geprüft wurden. Die Sitzung zur Verkündung
des Abſtimmungsergebniſſes wurde auf Freitag vormittag vertagt.
Wirtſchaftliche Rundſchau.
Zuſammenſchluß der Gaswerke Wiesbaden und Matnz. Der A.R.
der Wiesbadener Elektrizitäts= Gas= und Waſſerwerke A.G. (Wegwag)
beſchäftigte ſich mit der Frage des Zuſammenſchluſſes der Gaswerke von
Mainz und Wiesbaden. Die Wirtſchaftsberatung deutſcher Städte A. G.,
Berlin hat durch Sachverſtändige die Wirtſchaftlichkeit des
Zuſammen=
ſchluſſes der beiden Gaswerke unterſucht, und iſt zu dem Ergebnis
gekom=
men, daß bei gemeinſamer Betriebsführung eine ganz beträchtliche
Er=
parnis erzielt werden kann. Der Vorſtand der Wegwag hat
vorgeſchla=
gen, ebenſo wie die beiden Elektrizitätswerke auch die Gaswerke Mainz
und Wiesbaden zuſammenzulegen und gemeinſchaftlich zu betreiben, und
zwar in der Form daß die beiden Gaswerke in die ſchon beſtehende
Ge=
ſellſchaft Kraftwerke Mainz=Wiesbaden A.G. eingebracht werden. Die
endgültige Entſcheidung ſteht bevor.
Keine Einigung über die Kunſtſeide=Konditionen. In einer Sitzung
der Arbeitsgemeinſchaft der Kunſtſeide verarbeitenden Induſtrie wurde
die Frage der Verkaufs= und Lieferungs=Bedingungen mit dem
Kunſt=
ſeideſyndikat eingehend beſprochen. Vor allem iſt die Frage des
Treu=
rabatts ausführlich erörtert worden. Sodann ſind Richtlinien für die
Veshandlungen aufgeſtellt worden. Die gemeinſamen Beſprechungen,
die im Anſchluß daran ſtattfanden, ſind jedoch, wie der „Konfektionär”
erfährt, ergebnislos verlaufen.
Neue Erſchwerung des deutſchen Handels mit Dänemark. Die
däni=
ſche Regierung macht bekannt, daß in Zukunft nur Waren bis zum Wert
von 5 Kr. von Privatperſonen aus Deutſchland in das däniſche
Grenz=
gebiet — das ſind die Kreiſe Sonderburg, Apenrade, Tondern —
einge=
führt werden dürfen, und nach dem übrigen Dänemark nur im Werte
bis 25 Kr. Das bedeutet eine ſtarke Schädigung des deutſchen Handels,
beſonders für Flensburg, mit dem enge Handelsbeziehungen beſtanden
haben.
Die Lage der deutſchen Maſchinen=
Meafteie iin Januur.
Weitere Berſchlechkerung der Geſchäftslage.
Binnenmarkt und Erport.
Vom Verein Deutſcher Maſchinenbau=Anſtalten, dem Spitzenverhanw
der deutſchen Maſchineninduſtrie, wird uns geſchrieben:
Im Inlandsgeſchäft nahm der Eingang von Aufträgen im Janu,u
noch weiter ab. Die Zahl der Firmen, die in den vorhergehenden M9.
naten noch genügenden Auftragseingang von ſeiten ihrer Inlandskunu
ſchaft verzeichnen konnten, hat ſich wieder erheblich vermindert. D0/ 8*
Auslandsgeſchäft erfuhr ebenfalls eine weitere Verſchlechterung, um Meite u4td
war nur noch bei einer geringen Zahl von Firmen genügend. Auch 8chetſchuld
Anfragetätigkeit der Auslandskundſchaft war ſo ſchwach wie nie zuvon azu einen 1
Der Beſchäftigungsgrad ſank auf 31 v.H. der Sollbeſchäftigung. W., imen Umſt
Arbeitszeit ging auf 37,3 Stunden im Wochendurchſchnitt zurück. Infolld) „Hireltor 2
des kataſtrophalen Rückganges des Inlandsabſatzes nimmt für die
deur=
ſche Maſchineninduſtrie ebenſo wie für die deutſche Induſtrie insgeſarm Suen 20l
die relative Bedeutung der Ausfuhr trotz ihres abſoluten Rückganmu /=Zunck war
immer noch zu. Auch der Anteil Deutſchlands an der Weltausfuhr z ſe Stellung
von Jahr zu Jahr ununterbrochen geſtiegen. Deshalb ſteht das natit z auſner un
nale Intereſſe der deutſchen Wirtſchaft ſchärfer als dasjenige irgend eimn
anderen Landes im Gegenſatz zu den immer hemmungsloſer um ſ//9 h.
greifenden Tendenzen, die glauben, daß die Staaten grundſätzlich bch. IIes andele
einer Weiterentwicklung des Welthandels und der Weltwirtſchaft ſich a= Mung...!
wenden und an ihrer Stelle autarktiſche Selbſtändigkeit anſtreben ſollieſt is. Venn a
Selbſtverſtändlich kann Deutſchland nicht darauf verzichten, gegen 22 mZhen Wahrhe
Angriffe auf ſeine Welthandelsſtellung und die Hemmungen, die ſeinnt „Sie nachte in
Ausfuhr bereitet werden, mit zweckmäßigen Gegenmaßnahmen zu ur
worten. Um ſo notwendiger iſt es aber, ſich deſſen bewußt zu bleibol 9 u0 mit
daß es ſich hier nicht etwa um einen Uebergang zu einem neuen oder gr in7 Zuge. *
höheren Wirtſchaftsſyſtem handelt, ſondern um vorübergehende Mah ur had nur
nahmen zur Abwehr von Notſtänden. Das Ziel der deutſchen Weltwim=Wann werd
ſchaftspolitik muß es ſein, neben der Entwicklung des Binnenmarlt t. Iicht vor
für welche bereits die Erhaltung der Kaufkraft der für den Export W8 Ic glaube
ſchäftigten von weſentlicher, leider oft vergeſſener Bedeutung iſt,
Ausfuhr aufrecht zu erhalten und zu fördern. Denn wir ſind finanzpaht Dein de Znſct
tiſch vom Ausland umſo unabhängiger, je günſtiger unſere Debiſet / Cig ener
bilanz iſt, und für die Erhaltung und Stärkung der deutſchen Prod=c aſrr iſt, Erich
tionskräfte ſowie das Anſehen Deutſchlands in der Welt iſt die beſtmät E anworte
liche Verwertung unſerer hochqualifizierten Arbeit auf dem Weltmav
eine unerläßliche Vorausſetzung.
Produkkenberichke.
Frankfurter Produktenbericht vom 24. Februar. Die Stimmung K
Marktes iſt zwar ruhig, aber weiter befeſtigt. Das Angebot hat kein
Verſtärkung erfahren, doch hält ſich das Geſchäft ebenfalls in ſehr engn
Grenzen. Inlandsbrotgetreide zog um 2,50 RM. pro Tonne an. A2
zenmehl wurde von den Konventionsmühlen um 0,25 RM. pro
Doptf=
zentner erhöht, nachdem noch geſtern eine leichte Ermäßigung vorgeno c Mr Eliſg
men worden war. Der Abſatz war naturgemäß wieder ſehr gering m:
beſchränkte ſich nur auf die Deckung des notwendigſten Bedarfs. 2
Forderungen für Roggenmehl blieben unvereändert. Der Futtermittt / arſührende
markt lag ebenfalls feſt, unter Bevorzugung von ölhaltigen Futtermr
teln. Es notierten: Weizen 256—257,0, Roggen 227,50 Braugerſte T)
bis 187,50, Hafer 152,50—160, Weizenmehl ſüddeutſches Spezial Null mu
erer!
Austauſchweizen 38—38,95 desgl. Sondermahlung 36,25—37,20, Weiien
mehl niederrheiniſches Speziak Null mit Austauſchweizen 38—38,70
Sondermahlung 36,25—36,95, Roggenmehl 31,75—32,50, Weizenkleie
Hiheinge Pf.3
7M.
und Noggenkleie 2,75.
Mekallnokierungen.
Die Berliner Metalltermine vom 24. Februar ſtellten ſich
Kupfer; Februar, März 51 (51,25), April 51,25 (51,75), M.
51,75 (52,25), Juni 52 (53) Juli 52,75 (53,25), Auguſt 53,25 G6
September 53,50 (54,50), Oktober 54 (55,50), November 544
(55,75), Dezember 55,75 (56,25), Januar 56 (57) Tendenz: ſchuw
cher. Für Blei; Februar 19 (21), März 20 (20,25), April 200
(21), Maf 21 (21,50). Juni 21,25 (22,50), Juli 21,75 (23) Aug=
22,50 (23). September 22,50 (23,50), Oktober 22,75 (23,75),
vember, Dezember 22,50 (24), Januar 23 (24,50). Tendenz: ruml
Für Zink; Februar 20 (21.,50), März 20 (22), April 20,50 (2
Mai 21 (22,50) Juni 21,50 (23), Juli 22 (23,50), Auguſt 22 (5,
September 22,50 (24,50), Oktober 23,25 (24,25). November 28
(24,75), Dezember 24 (25,50). Januar 24,50 (26). Tendenz:
geſchächt. — Die erſten Zahlen bedeuten Geld die in Klammen
beigefügten Brief.
Die Metallnotierungen in Berlin für je 100 Kg. am 24.7
bruar ſtellten ſich für Elektrolytkupfer prompt cif Hamburg, 8
men oder Rotterdam (Notierung der Vereinigung für die Deu!!
Elektrolytkupfernotiz) auf 59,75 RM. — Die Notierungen 1 *
Kommiſſion des Berliner Metallbörſenvorſtandes (die Preiſe m
ſtehen ſich ab Lager in Deutſchland für prompte Lieferung un
Bezahlung) ſtellten ſich für Original=Hüttenaluminium, 98 bis
Prozent, in Blöcken, Walz= oder Drahtbarren, auf 160 RM., d0
gleichen in Walz= oder Drahtbarren, 99 Prozent. auf 164 R4,
Reinnickel 98 bis 99 Prozent, auf 350 RM., Antimon=Regulus 9
52—54 RM., Feinſilber (1 Kg. fein) auf 43—46,25 RM.
—nſcheln
Luiswerte
P2Mar 45.
Ee la Nord
Kleine Wirtſchaftsnachrichken.
Die offizielle Kartellnotiz für Kupfer, die ſeit der letzten Hero
ſetzung für Kupfer am 16. d. M. bisher unverändert 6F/, Dollaneis
per Ib., für Februar—März—April=Lieferung und 6,67½ Dollarels
per Ib. für Mai=Lieferung beträgt, wird bereits wieder unterboten, w.
die Kupferexporteure offerieren limitierte Mengen jetzt zu Gls 904 2
cents per Ib.
Wie wir von beteiligter Seite erfahren, wird ſeit kurzem von 2
deutſchen Zinkproduzenten die Schaffung einer europäiſchen=kontimehick.
len Zinkzollunion, der alle Länder bis auf England und deren Kolol.
angehören ſollen, angeſtrebt, da man mit der Auflöfung des interſt
nalen Zinkkartells rechnet. Wenn auch ſchon verſchiedentlich grune.
liche Bereitſchaft zur Bildung eines ſolchen Blockes vorliegt, ſo M.
doch der Ausbau und der endgültige Erfolg der Union noch Wochen!
Monate brauchen.
In Le Hapre ſind geſtern 750 Fäſſer Gold im Gewicht von 9.2
.0
und im Werte von 489 Millionen Fr. eingetroffen. Insgeſamt
vorgeſtrigen Dienstag in Cherbourg und Le Havre Gold im Werte T.
rund 1100 Millionen Fr. ausgeſchifft worden.
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zumerstag, 25. Februar 1932
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Nr. 56 — Seite 13
ein Eielster ist . . . Prolessionad
3iz Copyright by: Carl Duncker Verlag, Berlin W62 Roman von Franz Roswalt
„Erich, du brauchſt dich nicht zu rehabilitieren, du haſt ja
michs verbrochen, das iſt ja alles Wahnſinn, was du dir
einge=
biiſt haſt. Kein Menſch hat je daran gedacht, dich zu verdam= und ſeines Schäferhundes. Nachdem er zwei Stunden vergeblich
mu weil du Pech gehabt haſt. Wir haben dich geſucht, Vater das Depot umſchlichen hatte und nur noch die Wahl hatte,
ent=
muke eine Annonce aufgeben . . . die Kriminalpolizei hat ja weder ſchleunigſt zu fliehen oder von Machoulin, der inzwiſchen
baetigt, daß gerade damals zwei Bahndiebe die Züge zwiſchen alle Lichter eingeſchaltet hatte, gefaßt zu werden, gab er es auf.
K0 und Berlin unſicher gemacht haben! Du hätteſt längſt wie= Man kam nicht heran an den Wagen.
dian deiner Stellung ſein können . . . Aber jetzt Erich, müſſen
uHhaußner retten, hörſt du, wir müſſen ſofort nach Belfaſt
f chn, ich komme mit!“
Sie bebte, er hatte ſie noch nie ſo erregt geſehen.
Ich komme mit, Erich!"
Ze ließ ſich mit Plancks Zimmer verbinden. Planck war vor dem Rennen immer neue Zuſchauermaſſen an, die der
Be=
mic da, ſie wußte, daß er mit Geſchäftsfreunden eine Verab= quemlichkeit halber ſich gleich bei der Ankunft intereſſante Plätze
rrdig hatte. Es konnte noch Stunden dauern, ehe er zurück= längs der Rennſtrecke ſicherten und dort den Reſt der Nacht
ver=
kanWahrſcheinlich flog er morgen früh zu dem Rennen hinüber, brachten. Am Tage der Veranſtaltung ſelbſt hielten mehr als
diwe diesmal nur als intereſſierter Zuſchauer verfolgte. Sie zweihunderttauſend Menſchen die Strecke beſetzt.
ü begte kurz, dann ſchrieb ſie ihm ein paar Zeilen, in denen
ſinh entſchuldigte. Sie müßte aus dringenden privaten
Grün=
dammm einen zweitägigen Urlaub bitten. Den Brief ſteckte ſie
in inen Umſchlag und beauftragte den Portier, ihn Herrn Ge= ſtärkeren Wagen erhebliche Vorgaben zu leiſten hatten.
nundirektor Planck auszuhändigen, wenn er kam.
Einen Moment lang zögerte ſie noch.
Alanck war in geſchäftlichen Dingen ſehr ſcharf. Es konnte Oeſterreicher ins Rennen. Von dem Augenblick an, wo die
ſtaub=
ſieſt te Stellung koſten, er kannte keine Rückſicht! Dann dachte ſie graue Maſchine mit der Nummer elf über die Bahn zog,
ver=
an außner und warf alle Bedenken wie eine unnütze Laſt von ſank die Welt für Machoulin. Er hatte ſich in der Nähe des
ſizch Er war in Gefahr.
Illes andere kam in zweiter Linie. Sie, Erich, Erich, die Jäger benutzen, die Arme auf einen mächtigen Pneu geſtützt.
Stzelung . .. was galt das alles, wenn Haußner morgen etwas
Er ſprach beſtändig mit ſich ſelbſt.
zuſſtiß. Wenn an den Vermutungen des Bruders auch nur ein
Kſüchen Wahrheit war!
Zie packte in Eile das Nötigſte in einen kleinen Handkoffer ſchön!”
undjuhr mit Erich zur Bahn. Eine halbe Stunde ſpäter ſaßen
ſieſm Zuge. London glitt zurück, die Lichter verblaßten und
wmr bald nur noch ein glühender Streif am Nachthimmel.
Wann werden wir da ſein, Erich?‟
Nicht vor elf, Lo!”
1Ich glaube, um zehn oder um halbelf wir werden ge= fünfzig Kilometer langen Strecke. „Wir müſſen ſofort ins
rodein die Anfangsrennen hineinkommen!"
ſach einer Weile fragte ſie angſtvoll: „Ob dann ſchon etwas
puiffrt. iſt, Erich?”
Er antwortete nicht.
Nachdruck verboten
Nur die Räder polterten dumpf . . Belfaſt . . Belfaſt!
In dieſer Nacht machte Broich die Bekanntſchaft Machoulins
So nicht . .. ſolange es einen Machoulin auf der Welt gab!
27.
Die Ulſter=Trophy iſt das bedeutendſte autoſportliche
Ereig=
nis Englands. Seit Tagen war in Belfaſt kein Zimmer zu
haben. Mit Automobilen und Extrazügen kamen in der Nacht
Im ganzen waren ſechsunddreißig Wagen am Start.
Zuerſt brauſten die ſchwächeren Italiener davon, denen die
In Rundenabſtand folgten die ſtarken Deutſchen. Zwiſchen
ihnen und den Italienern ging Haußner auf ſeinem mittleren
Depots poſtiert, als Sitz einen kleinen Feldhocker, wie ihn die
„Junge, Junge . . . na . . . na . . . gibts ihnen, gibts ihnen
brav, brav . . . ah, pfui Deibel . . . ſo, gut, ſchön, wunder=
Dann war Nummer elf ſeinen Blicken entſchwunden.
*
Als Lo Gillmann und ihr Bruder in Belfaſt eintrafen,
fuh=
ren die Wagen gerade die vierzehnte Runde der ſechshundert=
Depot!” entſchied Erich. „Das iſt unſere einzige Chance!”
Sie brauchten eine gute halbe Stunde, bis ſie ſich durch das
Gewühl zum Erſatzteillager hindurchgearbeitet hatten. Keiner
hatte Zeit für ſie. Die Monteure hatten nur Sinn für ihre
Wetten, die ſie untereinander abgeſchloſſen hatten.
Merkwürdi=
gerweiſe war übrigens ihr eigener Mann nicht Favorit bei
ihnen, ſie tippten ausnahmslos auf Nicolari.
Schließlich riſſen ſie Machoulin aus ſeiner Verſunkenheit;
der Mann ſchien hier was zu ſagen haben, denn hin und wieder
erwachte er und jagte alles durcheinander.
Machoulin war äußerſt ungnädig.
Er verſtand gar nicht, was Erich Gillmann von ihm wollte.
„Der Wagen iſt in Ordnung, fertig!“
„Nein, er iſt nicht in Ordnung . . . Ich weiß es beſtimmt,
daß er heute nacht beſchädigt worden iſt!“
Machoulin ſah den jungen Menſchen groß an. Dann ſtellte
er eine merkwürdige Frage: „Bin ich beſchädigt?!“
Gillmann geriet immerhin etwas außer Faſſung.
„Antworten!” verlangte Machoulin grob, mache ich den
Ein=
druck, daß irgend etwas bei mir nicht in Ordnung iſt?!“
„Nein . . . natürlich nicht!”
Machoulin lächelte verächtlich und ſchob ihn beiſeite, „dann
iſt der Wagen auch intakt!”
Lo rang die Hände. „Lieber Herr, denken Sie etwa, wir
machen hier Scherze? Wir wiſſen ſicher, daß hier nicht alles ſo
iſt, wie es ſein ſoll, bitte unterſuchen Sie den Wagen, laſſen Sie
Willy nicht weiterfahren . . . es paſſiert etwas!”
„Sie meinen Herrn Haußner?!”“
„Herr Haußner meinetwegen . .. halten Sie ihn an, der
Wagen iſt defekt!“
Machoulin fing an zu zittern. Eine namenloſe Wut packte
ihn. Sein Wagen — vor dem er Nacht für Nacht gewacht
hatte —, ſein Wagen war nicht in Ordnung, wie ihm dieſe
Kin=
der hier erzählen wollten?! Eher ging die Welt unter.
In dieſem Augenblick brüllten die Monteure.
Eine Staubwolke fegte heran.
Sie kamen.
Nummer elf brauſte donnernd vorüber, Haußner hielt zur
Zeit den vierten Platz. Räder drehten ſich in atemraubender
Geſchwindigkeit, der Motor dröhnte, nur ein grauer Schatten
flog vorbei.
„Williy . . . Willy!” ſchrie die kleine Lo verzweifelt auf.
Jetzt war es mit Machoulins Geduld zu Ende
Es gab Grenzen für menſchliche Dummheiten; hier waren ſie
erreicht. Er ſagte faſt ruhig und freundlich: „Wenn Sie jetzt
nicht machen, daß Sie hier wegkommen, hetze ich meinen Hund
auf Sie ... was haben Sie hier zu ſuchen . . . rraus!”
Eingekeilt in Hunderte von Menſchen drängten die beiden
Gillmanns vorwärts. „Hotel Royal, ich erinnere mich genau!”
ſagte Erich, „wenn der Wagen in Ordnung iſt, dann bereiten
ſie etwas anderes vor. Wir müſſen hinter die Lumperei
kom=
men, die hier im Gange iſt — —‟
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Seite 14 — Nr. 56
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Wieck, Emille Unda.
Dieser Film, nach dem Bühnenstück
„Gestern und Heute” von Christa
Winsloe entstanden, wählt auf und
erschüttert.
Beginn:
6.00 und 8.20 Uhr.
Heute letzter Tagl Nur noch heute und morgen
Ein Stummfilm-Doppel-
Programm.
GEORGE BANCROFT
der bekannte Sensations-
Darsteller m
Siegfried Arno
das Unikum der dentschen Komiker in dem
neuen Iustigen Tonfilm-Schwank:
Volldampf,
Charlie
Ein ungewöhnlich spannender
Film voller aufregender
Momente. — Ein
atembe-
raubender Höhepunkt ist die
Jagd nach dem führerlos
dahinsausenden Expreßzug.
Im II. Teil
CLARA BOW in
Der
schönste Mann
im Staate
S Grobsladt Plangen
Eine Geschichte
aus den Wäldern Kanadas
Jugendliche haben zum I. Teil
Zutritt.
Beginn: 3.30, 5.45 n. 8.15 Uhr.
Begie: Carl Boese.
In weiteren Hauptrollen: R. A. Roberts,
H. Fischer-Köppe, Lissi Arna, Camilla
Spira, Kurt Vespermann und viele andere.
Was der Unglücksrabe Siegfried Arno
hier alles wieder anstellt, wie er Soldat
wird und doch keiner ist und wie er alles
auf den Kopf stellt, — das muß man
gesehen haben. (V.3031
Im reichhaltigen Beiprogramm:
Die neueste Ufa-Tonwoche
Jugendliche haben Zutritt.
Beginn: 3.45, 6.00 und 8.20 Uhr.
Ein Kulturfilm von überwältigender
Schönheit, ein Kunstwerk im
edelsten Sinne des Wortes.
Der Film zeigt die Schönheiten
der Dolomitenwelt von der
Mar-
molata bis zum Ortler, vom
Gardasee bis zum Brenner. Ferner
u. a. Europas höchste Alpenpässe,
Hochtouren in Fels und Eis, alte
Burgen und Schlösser,
roman-
tische Alpentäler und Seen in
einem Umfange, wie sie bisher
in keinem Kulturfilm dieses Landes
gezeigt wurden. (V.3065
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