Darmstädter Tagblatt 1932


28. Januar 1932

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Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
Wöchentliche iUlnſtrierte Beilage: Die Gegenwart, Tagesſpiegel in Bild und Wort
Nachdruck ſämtlicher mit * verſehenen Original=Aufſätze und eigenen Nachrichten nur mit Quellenangabe Darmſt. Tagbl. geſtattet.
Nummer 28
Donnerstag, den 28. Januar 1932.
195. Jahrgang

breit/2 Reichemart. Anzeigen von auswärte 35 Reichspfg.
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Konkurs oder gerichticher Beltrelbung ſäll jeder
Nabatt weg. Banſionto Deutſche Banl und Darm=
ſädter
und Natlonalbank.

Reichspräfidentenwahl an 13. März
Ein baperiſcher Aufruf für Volkswahl Hindenburgs. Bemühungen des Berliner Aberbürgermeiſters
Dr. Sahm um Bildung eines überparkeilichen Hindenburg=Ausſchuſſes.

* Das ruſſiſche Akkenwerk
über den Urſprung des Weltkrieges.
(Bd. 1, überſetzt von Dr. Erich Böhme und Graf Lambsdorff.)
Von
Profeſſor Guſtav Roloff, Gießen.

Aufruf zur Präſidenkenwahl!
Sür Volkswahl Hindenburgs.
München, 27. Januar.
Ein größerer Kreis überparteilicher Perſönlichkeiten aus ver=
nüdenen
Ständen und Kreiſen des Landes Bayerns erläßt nach=
hrenden
Aufruf zur Wiederwahl des Reichspräſidenten v. Hinden=
lug
:
*Der außenpolitiſche Erfolg der kommenden entſcheidungsreifen
temnationalen Verhandlungen iſt mitbedingt durch die Geſchloſ=
aheit
, mit der das deutſche Volk hinter ſeinen Unterhändlern
h.=. Auf den Einſatz des gewaltigen Anſehens, das der Name
ſudenburg im Ju= und Auslande genießt, dürfen wir nicht ver=
hten
. Kein zweiter Deutſcher beſitzt in ähnlichem Maße das
ſen=parteiliche Vertrauen des deutſchen Volkes, kein zweiter ver=
rnert
ſo vollkommen für die Welt den Glauben an Deutſchland.
Wir ſollten deshalb dem Schickſal für jede Stunde danken,
*Der Generalfeldmarſchall ſein hohes. Amt noch weiterhin ausübt.
Sein Ausſcheiden würde ſchwere Parteikämpfe heraufbeſchwö=
u
. deren Ausgang ungewiß iſt, würde den Weg für Zufalls=
wartſchaften
freimachen, die vermieden werden müſſen, zumal
e erprobte Führer vorhanden iſt.
(Vor ſieben Jahren feierte Deutſchland die Wahl Hindenburgs
SSieg des deutſchen Gedankens. Deutſche Pflicht iſt es auch heute,
mi Feldmarſchall auf den Schild zu hebeu. Die Reichsverfaſſung
ih= die Volkswahl vor und damit die Kundgebung des Volks=
lens
jenſeits der Parteimeinungen. Es iſt höchſte Zeit und
inabe aller, die Volk und Vaterland lieben, zur Tat zu ſchreiten.
DDas bayeriſche Volk hat 1925 die Wahl des Feldmarſchalls
tſcheidend mitbeeinflußt. Wir halten uns daher befugt, den er=
m
Schritt zu tun.
(Wir rufen auf zur Wiederwahl des Mannes, der, wie kein
ſeiter, Deutſchland verkörpert. Wir wollen den Herrn Reichs=
äürdenten
bitten, ſich zur Wahl erneut zur Verfügung zu ſtellen.
(Unſer Ruf ergeht an alle, ohne Unterſchied des Alters, des
landes, des Geſchlechtes, des Bekenntniſſes und der Partei.
gez. Jahn, Präſident des Reichsfinanzhofes i. R.
Es folgen eine Reihe weiterer Unterſchriften.
* WVon Bayern aus ſind jetzt die Vorbereitungen für die Wieder=
rhll
Hindenburgs öffentlich in Fluß gebracht durch einen Aufruf,
r Anterſchriften von Vertretern aus den verſchiedenſten Lagern
igt: Eſcherich, der Organiſator der Heimwehren, Dr. Heim, der
te Bauerndoktor, Generaloberſt Graf Bothmer, Max Halbe,
kammte und Bürgermeiſter. Das iſt eine Miſchung aus den ver=
iedenſten
Schichten und Kreiſen, die Kriſtalliſationspunkt einer
warteiiſchen und überparteilichen Organiſation und Träger
uer Volkskandidatur ſein kann und muß. Trotzdem ſcheint es
s daß der bayeriſche Aufruf etwas zu früh gekommen iſt, weil
ſch unſerer Kenntnis der Dinge die Verhandlungen in
ſeir lin noch nicht vollſtändig zum Abſchluß ge=
ucht
ſind.
EWir haben berichtet, daß hier verſchiedene Gruppen am Werke
auen, die von ſich aus ſelbſtändig das gleiche Ziel erſtrebten. Sie
ha.n den Weg zu einander gefunden und die letzten Vorbereitun=
nſſind
dann in die Hände des Berliner Oberbürgermeiſters Dr.
ihm gelegt worden, der zurzeit mitten in den Vorbereitungen
r!Bildung eines Ausſchuſſes iſt, den unter Ausſchaltung der
tnkeien vaterländiſche Organiſationen, Berufsvertretungen und
Inz elperſonen wie etwa Eckener zuſtande zu bringen ſuchen.
ſhat damit auch ſchon beachtliche Erfolge erzielt. Aber die
inge laſſen ſich nicht übers Knie brechen, zumal auf der Rechten
* Wage noch nicht geklärt iſt. Nationalſozialiſten und Deutſch=
tisnale
halten ſich vorläufig vollkommen zurück. Der Reichs=
äſl
dent aber legt Wert darauf, daß er eine Kandidatur nur an=
hunen
kann, wenn ſie auch von rechts her unterſtützt wird. Dazu
t SHerr Hitler ſich nicht bekennen können, der den Ehrgeiz hegt,
F einer Präſidentenwahl gerne eine neue Muſterung ſeiner
ſiunmen vorzunehmen, ſich aber doch wohl ſagt, daß ſeine An=
wirer
ihm nicht folgen werden, wenn er einen eigenen Kandi=
ſtenn
gegen Hindenburg aufſtellt. Die Entſcheidung der National=
ſial
liſten wird in den erſten Februartagen in einem Führerrat
lem und ſolange ſollte nach den urſprünglichen Abſichten auch
Wildung des Ausſchuſſes zurückgeſtellt werden, da die Beteili=
ins
des Kyffhäuſerbundes und des Stahlhelms zum Teil auch
ſeſ er durch die Einſtellung der Nationalſozialiſten bedingt iſt.
ſourch den bayeriſchen Aufruf nun die Entwickelung in etwas
ſchderem Tempo vor ſich geht, läßt ſich zurzeit noch nicht überſehen.
Der Reichskanzler iſt am Mittwoch beim Reichspräſidenten
Vortrag geweſen. Vor ihm auch der Reichsinnenminiſter
vener. An amtlicher Stelle wird betont, daß nur über Repa=
tuonen
und Abrüſtung geſprochen worden ſei, nicht aber über die
Tön identenwahl. Nach den Dispoſitionen der Reichsregierung
hnnet man damit, daß dem Ende Februar zuſammentretenden
ligthstag ein Geſetzentwurf vorgelegt wird, wonach die Reichs=
ä
ſidentenwahl am 13. März vorgenommen werden
I.=Daun würde, wenn der Sahm=Ausſchuß, wie gedacht zu=
anoe
kommt, nur ein kommuniſtiſcher Kandidat dem gegenwärti=
n
Beichspräſidenten gegenübergeſtellt werden, während die Par=
ter
ſich draußem halten und ſich damit begnügen, durch Aufrufe
Wahl Hindenburgs zu unterſtützen. Aber wie geſagt, die
hpoierigkeiten ſind bei weitem noch nicht behoben.
NEinſtweilen hat Herr v. Hindenburg ſelbſt ſich ſeine Entſchei=
ſnig
vorbehalten, bis er beurteilen kann, ob er wirklich Volks=
mütidat
einer Mehrheit iſt, die von Nationalſozialiſten bis zu
Sozialdemokraten reicht. Sollte die Rechte ſich verſagen, dann
hig durchaus die Möglichkeit gegeben, daß Herr v. Hin=
enrburg
aufeine neue Kandidatur verzichtet. Es
frſo dann damit gerechnet, daß die bürgerliche Mitte und viel=

leicht auch die Sozialdemokratie ſich auf eine Kandidatur
Machtprobe ankommen läßt.
Sahms Bemühungen in der Präſidenkenfrage.
Der Oberbürgermeiſter der Reichshauptſtadt, Dr. Sahm, iſt,
wie wir erfahren, ſeit mehreren Tagen um die Bildung eines
überparteilichen Ausſchuſſes führender Perſönlichkeiten aus allen
Kreiſen des deutſchen Volkes bemüht, der die Wiederwahl des ge=
gebender
Stellung mit großen Bevölkerungsſchichten in enger Füh=
lung
ſtehen. Dr. Sahm wird die Einladungen an die in Ausſicht
genommenen Perſönlichkeiten in kürzeſter Friſt hinausgehen laſſen, noch nicht in die eigentliche Kriſis hinein, und das, was er
mit einem Aufruf an die Oeffentlichkeit treten dürfte.
Ungeheuerliche.
franzöſiſche Behaupkungen
über die Wiederaufbaukoſken und Reparaligns=
zahlungen
.
* Berlin, 27. Januar. (Pxiv.=Tel.)
Wie geſchäftig die franzöſiſche Propaganda in der Repara=
tionsfrage
gegen Deutſchland arbeitet, zeigt eine Rede des fran=
zöſiſchen
Finanzminiſters Flandin vor dem Finanzausſchuß der
Kammer, Flandin hat eine Rechnung über die deutſchen Zahlun=
gen
aufgemacht und dabei ſo dick aufgetragen, daß ſelbſt Laien ſo=
fort
die Unwahrhaftigkeit ſeiner Darſtellung erkennen. Er. gibt
immerhin 20 Milliarden deutſche Leiſtungen zu, behauptet aber,
daß Frankreich nur 8,15 Milliarden erhalten habe, während ſeine
Wiedergutmachungskoſten 250 Milliarden Papierfranken, alſo un=
gefähr
40 Milliarden Goldmark ausmachten. Er hat ſogar das
Kunſtſtück fertig gebracht, die franzöſiſchen Wiederaufbauſchätzungen
aufzuwerten und gleichzeitig alle ſonſtigen franzöſiſchen amtlichen
Angaben rückſichtslos beiſeite zu ſchieben, wonach die Schäden nur
ungefähr 80 Milliarden Papierfranken betragen. Nach der Rech=
nung
Flandins hat alſo Frankreich nur ein Drittel erhalten und
noch Anſpruch auf die reſtlichen Zweidrittel.
Demgegenüber darf einmal auf einige Berechnungen aufmerk=
ſam
gemacht werden, die in den letzten Jahren aufgeſtellt wor=
den
ſind. Lujo Brentano hat die deutſchen Leiſtungen auf 54,4
Milliarden Goldmark geſchätzt, die Reparationskommiſſion unter
Führung Frankreichs uns nur 20,7 Milliarden angerechnet. Das
amerikaniſche Inſtitut of Oeconomics hat 38,6 Milliarden heraus=
gerechnet
. Die Ziffern weichen ſtark voneinander ab, weil die Be=
rechnungsmethoden
verſchieden ſind. In den nächſten Tagen wird
eine neue deutſche Aufſtellung herauskommen, die, ſoweit wir wiſ=
ſen
, mit einer Leiſtungsſumme in Höhe von 65 Milliarden ab=
ſchließt
. Hierbei ſind aber auch ſämtliche bisher nicht angerech=
neten
deutſchen Leiſtungen und namentlich die genauen Werte
der deutſchen Kolonien und abgetretenen Gebiete berückſichtigt.
Schade, daß die deutſchen neuen Ziffern nicht ſofort den Märchen
Flandins entgegengeſtellt werden können. Immerhin iſt anzuneh=
men
, daß die ausländiſchen Zeitungen die Ausführungen Flandins
nicht kritiklos hinnehmen.
in der Tribntfrage.
don, auf die Frankreich große Hoffnungen ſetzte, haben ſich zunächſt
einmal völlig feſtgefahren. Aus der wiederholt angekündigten Be=
ſprechung
Laval=Macdonald wird offenbar nichts. Der engliſche
Premier hat beinahe demoſtrativ die engliſche Hauptſtadt verlaſſen
und iſt nach dem Norden gefahren. Die Engländer haben jeden=
Die Amerikaner aber werden ſicher in hohem Maße ihre Haltung
wenn ſie uns auf einen neuen Zahlungsplan feſtlegen. Denn dann
könnten ſie Amerika gegenüber von einer engliſchen Leiſtungsun=
fähigkeit
nicht ſprechen.
Inzwiſchen verſuchen die Franzoſen die Engländer noch
immer in ihrem Sinne zu beeinfluſſen. Sie haben wieder das
alte Projekt der Belaſtung der Reichsbahn her=
vorgeholt
und argumentieren ſo daß Englands Wirtſchaft
durch die deutſche Konkurrenz an die Wand gedrückt würde, wenn
nun auch noch die Reichsbahn entlaſtet würde und ihre Tarife
Wirtſchaft iſt in England natürlich ſehr groß. Die einſichtigen und
vernünftigen Kreiſe wollen aber eine weitere Verſchärfung der
internationalen Kriſe um den Preis einer neuerlichen Belaſtung Glaubens zu Hilfe zu kommen (21. Januar 1914). Mit noch
nach einer grundſätzlichen Beſeitigung der Reparationen vor=
läufig
mit dem von den Franzoſen an die Wand gemalten un=
Die Reichsbahn iſt durch ihre Anleihen noch auf Jahre hinaus
belaſtet. Sie arbeitet mit Unterbilanz und muß dafür ſorgen, ihre
Schulden abzutragen und ihre Anlagen inſtandzuſetzen.

Seit drei Jahren angekündigt, iſt jetzt der erſte Baud des
Unternehmens erſchienen, das die ruſſiſchen Akten über die Vor=
Groener verſtändigt und es dann im erſten Wahlgang auf eine kriegsgeſchichte nach dem Muſter Deutſchlands, dem bereits Eng=
land
, Oeſterreich und Frankreich gefolgt ſind, der Oeffentlichkeit
zugänglich machen ſoll. Das Werk ſoll, wie der deutſche Heraus=
geber
, Otto Hoetzſch, mitteilt, mit dem Berliner Kongreß (1878)
ſeinen Anfang nehmen, dankenswerter Weiſe hat ſich aber die
Sowjetregierung, dem deutſchen und engliſchen Beiſpiel folgend,
entſchloſſen, zuerſt die Akten über die brennendſte Frage, den
Ausbruch des Krieges ſelbſt, herauszugeben. Der vorliegende
Band umfaßt mit 444 Akten die Zeit vom 1. Januar 1914 (alten
genwärtigen Reichspräſidenten v. Hindenburg in die Wege leiten Stils) bis zum 13. März/28. Februar 1914, binnen wenigen
ſoll. Es iſt dabei an Männer und Frauen gedacht, die in maß= Monaten ſollen ihm zwei weitere Bände, bis zum Auguſt 1914
reichend, folgen, und daran ſoll ſich noch einiges bis zum Ende
der Vorſowjetzeit (1917) anſchließen. Der erſte Band führt alſo
ſo daß der Hindenburg=Ausſchuß ſchon Anfang nächſter Woche bringt, iſt auch keineswegs durchaus unbekannt. Viele ruſſiſche
Dokumente waren ja ſchon aus den Publikationen von Siebert,
Stieve, Boghitſchewitſch, dem linre noir und anderen bekannt
geworden, aber ſie waren in der Zerſplitterung ſchwer benutzbar
und werden durch neues Material in willkommener Weiſe er=
gänzt
.
Dem Buche iſt eine umfangreiche Einleitung durch Pokrow=
ſki
, den Führer der Sowjethiſtoriker und durch einige Spezial=
arbeiten
als Forſcher und Editor bereits bekannt geworden, vor=
ausgeſchickt
. Sie nimmt nach Sowjetart den Mund recht voll
und ſchreibt dem neuen Rußland die Initiative in der dokumen=
tariſchen
Aufklärung des Kriegsurſprungs zu, obgleich doch die
deutſche Regierung unmittelbar nach dem Schluß des Krieges
die intimſten Akten zu veröffentlichen begonuen hat; ſie polemi=
ſiert
phariſäerhaft gegen die Geheimdiplomatie der imperialiſtiſch=
bürgerlichen
Mächte vor dem Kriege: als ob die Sowjetregierung
ſtets mit offenen Karten ſpielte, und als ob nicht ſogar ihre
innere Politik die adminiſtrative wie die gerichtliche mit
mehr Geheimniſſen umgeben wäre als die irgendeines anderen
Landes! Dem Urſprung des Krieges ſieht Pokrowſki als echter
Marxiſt in dem Wirtſchaftsſyſtem der letzten Jahrzehnte, dem
Syſtem des monopoliſtiſchen Kapitalismus, das mit eiſerner
Notwendigkeit zum Kriege führte; verantwortlich für den Krieg
iſt daher diejenige Klaſſe, welche die Macht in allen großen
Ländern 1914 in Händen hatte‟. Auch der Zeitpunkt des Kriegs=
ausbruchs
erklärt ſich aus demſelben Grunde mit abſokuter Not=
wendigkeit
. Im Winter 1913/14 war die objektive Lage infolge
der Eroberungsſucht der imperialiſtiſchen Großmächte für den
Krieg in nächſter Zukunft reif geworden. Damals hätte jemand,
der im Beſitze der geſamten politiſchen und militäriſchen In=
formationen
beider Parteien geweſen wäre die Exploſion
mit der Uhr in der Hand erwarten können. Im Januar 1914
ſei Rußland aber weder politiſch noch militäriſch zum Kriege
fertig geweſen.
Hier hat die offizielle Doktrin des Sowjetismus den Ver=
faſſer
arg in die Irre und zum Widerſpruch mit den von ihm
ſelbſt veröffentlichten Zeugniſſen verführt. Wir wiſſen aller=
dings
längſt, wie an dieſer Stelle wiederholt dargetan, daß die
Politik der Entente, insbeſondere Rußlands und Frankreichs, mit
einem dauernden Frieden unverträglich war, aber eine Explo=
ſion
im Juli 1914 folgte aus ihrer imperialiſtiſchen Politik
nicht; noch beſtanden zwiſchen den Mächten der Entente, vor=
nehmlich
zwiſchen England und Rußland, erhebliche Differenzen
wirtſchaftlicher und politiſcher Natur in Perſien, in Tibet, im
nahen Orient die damals einen gemeinſamen Angriffs=Plan
erſchwerten, wenn nicht unmöglich machten. Und Rußland ſpeziell
war auch im Juli mit ſeinen Vorbereitungen nicht erheblich
weiter als im Januar. Die imperialiſtiſchen Gegenſätze endlich
ſpitzten ſich im Laufe des erſten Halbjahres keineswegs zu, ſie
Mißerfolg der franzöſiſch engliſchen Verhandlungen waren ſogar infolge der deutſch=engliſchen Annäherung in Afrika
und Vorderaſien auf dem Wege, ſich an einer wichtigen Stelle
abzuſchwächen. Die Urſache für den Ausbruch des Krieges im
Die diplomatiſchen Verhandlungen zwiſchen Paris und Lon= Hochſammer 1914 iſt vielmehr auf ganz anderem Gebiete zu
ſuchen: in der Exploſion des Großſerbentums mit der Er=
mordung
des Erzherzogs Franz Ferdinand und in der Ab=
hängigkeit
Nußlands von der ſerbiſchen Initiative. Das von
panflawiſtiſchen Idealen erfüllte ruſſiſche Volk ließ ſeine Regierung
keine Wahl; ſie mußte das ſlawiſche Brudervolk vor der gerechten
falls gemerkt, daß ſie bei dem Reparationsſtreit nicht ſonderlich gut Strafe Oeſterreichs ſchützen, und damit die Kriegsgefahr früher
abſchneiden würden, wenn ſie ſich auf irgendwelche franzöſiſchen als erwartet und geplant auf ſich nehmen. Schon die objektive
Theſen feſtlegen laſſen. Sie möchten ſich am liebſten jetzt draußen Lage vom Winter 1913/14 war viel weniger durch die imperia=
halten
, weil der Tag kommen wird, an dem ſie als erſte den liſtiſchen Großmächte als durch die nationale Juitiative der
Amerikanern erklären müſſen, daß ſie nicht mehr zahlen können, kleinen Balkanſtaaten ſeit 1912 herbeigeführt worden. Das
imperialiſtiſch=wirtſchaftliche Intereſſe Rußlands hätte die Ver=
von
dem Kurs der europäiſchen Schuldnerſtaaten abhängig machen, ſchiebung der großen Auseinanderſetzung noch um einige Jahre
Die Engländer fürchten nun, daß ſie unter den Schlitten geraten, erfordert: das populäre, nationale Moment in Serbien und im
eigenen Lande zwang der zariſchen Regierung den ſofortigen
Krieg auf. Dadurch, daß Pokrowſki dieſes irrationale Element,
eine der ſtärkſten bewegenden Kräfte in der Weltgeſchichte, be=
fangen
in ſeiner Doktrin, aus der Betrachtung ausläßt, ver=
ſchließt
er ſich die Möglichkeit einer Erkenntnis des wahren Zu=
ſammenhangs
. Die ruſſiſche Regierung war ſich ihrer Abhängig=
keit
von der ſo lange geförderten panſlawiſtiſchen Stimmung
der Nation durchaus bewußt. So ſagte der Ehef des General=
ſtabs
in einer intimen Beratung der militäriſchen und politiſchen
Spitzen, Rußland werde ſofort in einen Krieg verwickelt werden,
ſenken kann. Die Angſt vor einem Wiedererſtarken der deutſchen wenn Montenegro einen Bruch mit Oeſterreich=Ungarn provo=
ziere
und Niederlagen erleide, da die ruſſiſche öffentliche Mei=
nung
die Regierung veranlaſſen werde, den Slawen gleichen
Deutſchlands nicht in Kauf nehmen. Auch die Bankiers haben ſich viel größerer Wucht mußte ſich dies Moment geltend machen,
im Stillhalte=Abkommen ähnlich geäußert. Im übrigen ſind die wenn es ſich um Serbien handelte: Sie wiſſen fehr wohl, was
finanziellen Verhältniſſe Deutſchlands ſo unerfreulich, daß auch ein Zuſammenſtoß zwiſchen Serbien und Oeſterreich für Europa
und für uns im beſonderen bedeuten würde, ſchrieb Saſonow
einmal an den Botſchafter in London (19. Februar). Trotzdem
geheuren Wiedererſtarken unſerer Wirtſchaft nicht zu rechnen iſt., erfreute ſich die auf einen ſolchen Zuſammenſtoß hinarbeitende
Wühlarbeit Serbiens in Bosnien eifriger ruſſiſcher Unterſtützung=
Den Hauptinhalt des Bandes bilden naturgemäß Balkan=
fragen
, von denen wir aber nur die wichtigſte, das ruſſiſche Be=

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Seite 2 Nr. 28

ſtreben, das nationale Ziel der Beherrſchung Konſtantinopels
und der Meerengen zu erreichen, hervorheben wollen. Zu dem
Zwecke galt es, die Pforte zu iſolieren und einen neuen Balkan=
bund
gegen die Türkei wie die germaniſchen Mittelmächte zu
ſtiften, nachdem der von 1912 zerfallen war. Bulgarien, das
durch ſeine Nachbarn i. J. 1913 um weſentliche Teile ſeiner
mazedoniſchen Eroberungen gebracht worden war und deshalb
Neigung zu einem Bündnis mit Oeſterreich und der Pforte
zeigte, wurde mit Peitſche und Zuckerbrot bearbeitet, ſich wieder
mit Serbien zu vertragen. Bald hatte der Geſandte in Sofia
dem König, Ferdinand perſönlich im barſchen Kommandoton die
Ernennung von Miniſtern, die in Petersburg unbeliebt waren,
zu verweiſen und ihn vor dem ſlawenfeindlichen Oeſterreich zu
warnen, bald mit der Begünſtigung einer Anleihe in Paris zu
locken, und gleichzeitig bemühte man ſich, bulgariſche Zeitungen
zu beſtechen, um eine ruſſenfreundliche öffentliche Meinung zu
ſchaffen. Die Türkei, das eigentliche Objekt der ruſſiſchen Balkan=
politik
, ſollte nach Möglichkeit ohnmächtig gehalten werden, um
dem ruſſiſchen Stoße in einigen Jahren keinen ernſthaften
Widerſtand entgegenſetzen zu können. Daher wurde, wie bekannt,
die Sendung des deutſchen Generals Liman von Sanders zur
Reorganiſation des türkiſchen Heeres aufs heftigſte bekämpft,
und als es nicht gelang, ſie zu vereiteln, weil Deutſchland auf
unanfechtbarem Rechtsboden ſtand, ſuchte Saſonow wenigſtens
die deutſche Wirkſamkeit einzuſchränken. Als Deutſchland Ent=
gegenkommen
bezeigte und um des Friedens willen für ſeinen
General auf das Oberkommando über das Armeekorps in Kon=
ſtantinopel
verzichtete, verlangte Saſonow ſofort auch die Ent=
fernung
des deutſchen Diviſionskommandeurs in Skutari. Dieſe
Forderung mußte er zwar vor dem energiſchen Widerſpruch
Deutſchlands fallen laſſen, behielt ſich aber im Einverſtändnis
mit dem Zaren vor, unter günſtigeren Umſtänden darauf zu=
rückzukommen
(Februar).
Nicht weniger widerwärtig war ihm die Wiederherſtellung
der türkiſchen Marine. Die ruſſiſche Schwarz=Meerflotte ſollte
der türkiſchen weit überlegen bleiben, um jederzeit, wenn die
Umſtände es erheiſchten, in die türkiſchen Angelegenheiten ein=
greifen
, d. h. Konſtan inopel überfallen zu können. Daher er=
hob
Saſonow ſtarke Bedenken gegen eine türkiſche Anleihe in
Frankreich und forderte vom Bundesgenoſſen die Garantie, daß
die Gelder nicht zu Rüſtungen verwendet würden; in dem=
ſelben
Sinne regte er in London an, den Bau eines auf einer
engliſchen Werft beſtellten türkiſchen Kriegsſchiffes zu verzö=
gern
oder es gar mit Beſchlag zu belegen, und als er erfuhr,
daß der Sultan um engliſches Lehrperſonal für ſeine Flotte ge=
beten
habe, ließ er die Erfüllung dieſes. Wunſches in London
als äußerſt unzeitgemäß bezeichnen. Gleichzeitig ſuchte er die
türkiſchen Miniſter durch allerlei wirtſchaftliche Verſprechungen
unter ruſſiſchen Einfluß zu bringen. Kurz, der türkiſche Bock
ſollte, wie der deutſche Botſchafter in Konſtantinopel einmal
ſchrieb, nur einſtweilen geſchont werden, um ſpäter abgeſchoſſen
zu werden.
Ebenſo rührig war die ruſſiſche Politik in Vorderaſien.
Hier bemühte ſie ſich u. a., das im Jahre 1907 mit England
abgeſchloſſene Kompromiß über Perſien zu ändern und eine
transperſiſche Eiſenbahn im engen Anſchluß an das ruſſiſche
transkaukaſiſche Bahnnetz zu bauen und hierdurch wie durch
Beſtechung und Gewalt beträchtliche Teile Perſiens unter direkte
ruſſiſche Botmäßigkeit zu bringen. Die Verhandlungen mit Eng=
land
kamen bis zum Ausbruch des Krieges nicht zum Abſchluß,
kennzeichnen aber den gewaltſamen Geiſt der ruſſiſchen Expan=
ſion
, die z. B. mit Hilfe einer perſiſchen Koſakenbrigade unter
rüſſiſchen Offizieren die perſiſchen Grenzprovinzen tatſächlich
regierte und ohne ruſſiſche Zuſtimmung nicht einmal Lokalwah=
len
zuſtandekommen ließ. Mit der Brutalität vereinigt ſich die
Heuchelei, denn die ganze auf Perſien bezügliche Politik ging
unter der Firma Aufrechterhaltung der Unabhängigkeit und
Integrität des perſiſchen Reiches. Auch an der Stätte der letz=
ten
großen Niederlage, im Fernen Oſten, ging man auf Ver=
größerung
aus; umfangreiche Verhandlungen über die Auf=
nahme
mongoliſcher Stämme ins ruſſiſche Reich und andere
Fragen wurden mit China geführt, doch ſollen hierüber erſt
die folgenden Bände die abſchließenden Mitteilung bringen.
Daß die Petersburger Politik mit Feindſchaft gegen die
Mittelmächte durchtränkt iſt, und daß ſtets mit einem Bruch
in abſehbarer Zeit gerechnet wird, braucht nicht mehr geſagt zu
werden. Mit Eifer verfolgte man die innere Politik Oeſter=
reich
=Ungarns, um den Nationalitätenhader zu ſchüren; ganz
harmlos ſpricht z. B. der Geſchäftsträger in Wien von den
Erkundungen ruſſiſcher Agenten und der Agitation, die von
Rußland her in Galizien und Ungarn betrieben wird‟. Es
iſt ein Seitenſtück zu der großſerbiſchen Propaganda in den ſüd=
ſlawiſchen
Provinzen, um die Kräfte des Gegners ſchon vor
dem Kriege zu lähmen. Ueber das Verhältnis zu Deutſchland
bringen die Akten nichts neues von grundſätzlicher Bedeutung.
Sie beſtätigen in mehreren Aeußerungen, daß die politiſchen
wie die militäriſchen leitenden Stellen zwar die Ueberlegen=
heit
Deutſchlands in Organiſation und Diſzivlin anerkann=
ten
, aber vermöge der numeriſchen Uebermacht ſich ihm reichlich
gewachſen fühlten und vollends an der Ueberlegenheit des
Dreiverbandes über die Mittelmächte keinen Zweifel hegten."

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Bom Tage.
An zuſtändiger Stelle wird betont, daß von einer Reform der
geſamten Arbeitsloſenfürſorge nichts bekannt iſt. Der Reichsarbeits=
miniſter
habe das bekannte Städtetagprojekt auf Zuſammenlegung
ſchon im vergangenen Herbſt abgelehnt.
Der preußiſche Miniſter des Inneren hat in einem Runderlaß
Auslegungsrichtlinien zu dem Uniformverbot der vierten Notver=
ordnung
herausgegeben. U. a. fallen auch Kleidungsſtücke, die von
der üblichen bürgerlichen Kleidung nicht abweichen, unter das
Uniformverbot, wenn ſie infolge ihrer erkennbaren einheitlichen
Aufmachung dazu beſtimmt ſind, ihre Träger als Angehörige einer
beſtimmten politiſchen Organiſation zu kennzeichnen.
Im Verfaſſungsausſchuß des Bayeriſchen Landtages wurde
heute mit 14 gegen 13 Stimmen der Bayeriſchen Volkspartei und
der Nationalſozialiſten ein deutſchnationaler Antrag angenommen.
nach dem anſtelle der bisherigen ſieben Kreisregierungen im rechts=
rheiniſchen
Bayern nur zwei Kreisregierungen belaſſen werden
ſollen, je eine nördlich und ſüdlich der Donau.
Reichsverkehrsminiſter Treviranus wird am Donnerstag in
Stuttgart eintreffen, um mit dem württembergiſchen Verkehrs=
miniſterium
die Fragen der Reichswaſſerſtraßenverwaltung zu be=
ſprechen
.
Die Verfügung über die ſofortige Auflöſung des Jeſuiten=
ordens
hat in Nordſpanien große Beſtürzung hervorgerufen. In
zahlreichen Schreiben fordern die dortigen Bürgermeiſter die Zu=
rücknahme
der Verfügung. Die Mehrzahl der Ordensgeiſtlichen
hat das Land bereits verlaſſen und iſt nach Belgien übergeſiedelt.
Die amerikaniſche Regierung hat ihre ernſte Aufmerkſamkeit
der Lage in China und beſonders der Spannung in Schanghai ge=
ſchenkt
und ſich in den letzten Tagen in eingehenden Beratungen
mit der dortigen Lage befaßt.
Ernſte Zuſammenſtöße haben ſich in Charbin zwiſchen chine=
ſiſchen
und den aus Kirin eingetroffenen japaniſchen Truppen er=
eignet
.
Ueber den chineſiſchen Stadtteil von Schanghai wurde das
Standrecht verhängt. Die Zahl der bei Schanhai konzentrierten
chineſiſchen Truppen beträgt 25 000 Mann.
Der japaniſche Konſul von Schanghai hat dem chineſiſchen Bür=
germeiſter
ein Ultimatum überreicht, das eine Beantwortung der
japaniſchen Forderungen vom 18. Januar bis ſpäteſtens Donners=
tag
verlangt. Die Behörden der Schanghaier Chineſenſtadt haben
beſchloſſen, das japaniſche Ultimatum anzunehmen. Sofort nach
ſeinem Empfang haben ſie dem Sicherheitsamt befohlen, die anti=
japaniſchen
Geſellſchaften der Stadt aufzuheben.

Bierpreisſenkung ab 1. Februar.
Berlin, 27. Januar.
Die Verhandlungen zwiſchen dem Reichskommiſſar für Preis=
überwachung
und den Brauereibeſitzern haben heute zu einer
Senkung der gebundenen Bierpreiſe mit 2 RM. je Hektoliter Voll=
bier
ab 1. Februar 1932 geführt. Die volle Senkung des bierſteuer=
freien
Teiles des Erzeugerteiles um 10 Prozent laut Notverord=
nung
iſt damit nicht erreicht, wäre aber auch nur bei einer damit
verbundenen Steigerung des Konſums vertretbar, die gegen=
wärtig
nicht zu erzielen ſei. Eine etwaige Herabſetzung der Bier=
ſteuer
wird nicht nur dem Verbraucher voll zugute kommen, ſondern
auch der bierſteuerfreie Teil des Bierpreiſes wird dann um volle
10 Prozent geſenkt werden. Die Maßnahmen des Reichskommiſſars
für Preisüberwachung, betreffend die freien Bierpreiſe, Bruttover=
dienſtſpanne
der Schankwirte werden durch dieſe Regelung nicht
berührt.
Der Großhandelwarnk vor weikeren Zollerhöhungen.
Berlin, 27. Januar.
Der Reichsverband des Deutſchen Groß= und Ueberſeehandels
teilt mit, daß er in einem Schreiben an den Herrn Reichskanzler
die Reichsregierung auf die außerordentlich ernſten Nachrichten
aufmerkſam gemacht hat, die aus Skandinavien, Holland uſw. über
die Rückwirkung der deutſchen Zollmaßnahmen auf den Tranſit=
handel
und auf das deutſche Exportgeſchäft übereinſtimmend ge=
meldet
werden. Die neue deutſche Zollverordnung, ſo heißt es wei=
ter
, werde zwar zu der von der Landwirtſchaft gewünſchten und
an ſich zu begrüßenden Preiserhöhung für Butter führen, zugleich
aber darüber hinaus zu einer Störung des geſamten Import= und
Exportgeſchäftes infolge der Unſicherheit, ob und welche weiteren
Artikel von den Zollermächtigungen ergriffen werden. Wenngleich
Deutſchlands Großhandel ſtets dafür Verſtändnis gezeigt hat, daß
auch Deutſchland gegenüber den ſtändigen handelsvertraglichen
Erſchwerungen des Auslandes in der letzten Zeit ſich zu Abwehr=
maßnahmen
entſchließen mußte, ſo ſcheint es recht zweifelhaft, ob
gleich ſo weitgehende Ermächtigungen notwendig waren, die neue
untragbare Riſiken zu den ſchon durch die Störung der Deviſen=
märkte
vorhandenen bedeuten. Immer drohender und ernſter, ſo
heißt es zum Schluß, wird die Gefahr einer handelspolitiſchen
Jſolierung Deutſchlands bei einer weiteren Abwendung von der
bisherigen Richtung der deutſchen Handelspolitik.

Donnerstag, 28. Januar 1932

Heſſiſche Polikik.
Zweite Heſſiſche Verordnung über die Mietſenkung.
Unter dem 26. Januar haben der Innenminiſter und Juſtiz=
miniſter
im Anſchluß an die Verordnung des Reichsarbeits=
miniſters
und des Reichsminiſters der Juſtiz zur Durchführung
der Mietſenkung vom 15. Dezember 1931 (Reichsgeſetzbl. 1 S. 752)
zur Ergänzung der Heſſiſchen Verordnung zur Durchführung der
Mietſenkung vom 23. Dezember 1931 (Reg.=Bl. S. 249) folgendes
beſtimmt:
Artikel I. 1. Im § 2 wird hinter dem Abſatz 1 als Satz 2, 3
angefügt: Hatte der Vermieter den neuen Mietzins dem Mieter
bereits vor dem Inkrafttreten der gegenwärtigen Verordnung
mitgeteilt, ſo kann der Antrag an das Mieteinigungsamt (§ 2 der
Heſſ. Notverordnung) noch innerhalb vier Wochen nach Inkraft
treten dieſer Verordnung geſtellt werden. Ich die Friſt verſäumt
ſo bleibt es bei der vom Vermieter angegebenen Mietermäßigung.
2. Im § 3 wird als Satz 2 angefügt: Als Beihilfen aus
öffentlichen Mitteln gelten auch Zuwendungen der Reichsbahn
und Reichspoſt.
3. In §4werden folgende Sätze angefügt: a) hinter Abſatz 1
Hatte der Vermieter den neuen Mietzins dem Mieter bereits vor
dem Inkrafttreten der gegenwärtigen Notverordnung mitgeteilt,
ſo kann der Antrag an die zuſtändige Behörde (§ 4 der Heſſ.
Verordnung) noch innerhalb vier Wochen nach Inkrafttreten dieſer
Verordnung geſtellt werden. Iſt die Friſt verſäumt, ſo bleibt es
bei der vom Vermieter angegebenen Mietermäßigung; b) hinter
Abſatz 2: Sie hat innerhalb zwei Wochen nach Zuſtellung der
Entſcheidung zu erfolgen.
4. Im § 5 wird als Abſatz 3, 4 und 5 angefügt: Erſtreckt ſich
die Tätigkeit gemeinnütziger Wohnungsunternehmen auf mehrere
Gemeinden, ſo gelten als die geſamten Grundſtücke nur die inner=
halb
einer Gemeinde gelegenen Grundſtücke. Der Miniſter des
Innern iſt ermächtigt, auf Antrag eines Wohnungsunternehmen=
zuzulaſſen
, daß deſſen bebaute Grundſtücke, die in benachbarten G
meinden liegen, zuſammengefaßt werden. Gemeinnützigen Woh=
nungsunternehmen
gleichzuachten ſind Gemeinden und Gemeinde=
verbände
hinſichtlich ihrer Grundſtücke, die nach dem 1. Juli 191
zu Wohnzwecken bebaut worden ſind. Inwieweit Privatunterneh
ien nach Zahl und Größe ihrer nach dem 1. Juli 1918 erſtellten
Wohnbauten den gemeinnützigen Wohnungsunternehmen gleich
zuachten ſind, entſcheidet auf Antrag im Einzelfall der Miniſter
des Innern.
Gleichzeitig wird die Heſſiſche Verordnung über ein Schieds
verfahren vor dem Mieteinigungsamt vom 28. Mai 1929 (Reg.
Bl. S. 77) mit Wirkung vom 1. Januar 1932 ab aufgehoben.
Das heſſiſche Zenkrum forderk die Reichs=
waſſerſtraßendireklion
für Mainz.

M Dr.

Die Zentrumsfraktion des Heſſiſchen Landtags hat ſich in ihrer
geſtrigen Sitzung auch mit dem Uebergang der Reichswaſſerſtraßen=
verwaltung
auf das Reich beſchäftigt. Namens der Fraktion haben
die Abgg. Winter, Dr. Stöhr, Weſp und Noll dem Landtag folgen=
den
Antrag unterbreitet: Die Regierung wird erſucht, erneut
und mit allem Nachdruck bei der Reichsregierung alsbald dahin
vorſtellig zu werden, daß als Sitz für die beabſichtigte Errichtung
einer Reichswaſſerſtraßendirektion für das Stromgebiet des
Rheins die Stadt Mainz beſtimmt wird. In der Begründung
wird erklärt: Die Stadt Mainz hatte Jahrzehnte hindurch als
ehemalige deutſche Feſtung und ſpäter beſonders als die am läng
ſten und am ſtärkſten beſetzte Stadt des Rheinlandes im Inter
eſſe des Reiches die ſchwerſten Laſten zu tragen. Die Stadt Mainz
wurde hierdurch in ihrer Entwicklung aufs empfindlichſte gehemmi
und anderen Städten gegenüber aufs ſchwerſte geſchädigt. Die
Errichtung der geplanten Reichswaſſerſtraßendirektion in Main
bedeutet einen billigen Ausgleich gegenüber der ſchweren im
Dienſte des Reiches erlittenen Schädigung der Stadt.

Die Eiſenbahner gegen die Reparakionen!

Der Bundesvorſtand des Zentral=Gewerkſchaftsbundes Deut=
ſcher
Reichsbahnbeamten und Anwärter e. V. hat in ſeiner
Sitzung am 20. Januar 1932 nach einem Referat über den In=
halt
des Berichts des beratenden Sonderausſchuſſes der B.J.3
in Baſel zu der Frage der deutſchen Reparationslaſt und ihre
Untragbarkeit Stellung genommen. Der Bundesvorſtand als
Vertreter des größten Teils der deutſchen Reichsbahnbeamten und
Beamtenanwärter gibt ſeine Meinung kund, daß die notwendige
Befreiung des Deutſchen Reichs von jeder Reparationsbelaſtunt
ſich auch auf die Deutſche Reichsbahn erſtrecken muß. Das wert
vollſte Gut des deutſchen Volkes, ſeine Eiſenbahnen, müſſen frei
von politiſchen Laſten wieder in den uneingeſchränkten Beſitz des
Reiches zurückgeführt werden.

Von Direktor Max Nuß, Darmſtadt.

Das Gefühl, daß die derzeitige Kriſe nicht nur eine wirt=
ſchaftliche
, ſondern auch eine kulturelle iſt, läßt allerorten den
Wunſch erſtehen, Maßnahmen für einen neuen ſoziologiſchen
Wiederaufbau zu ergründen. Hieraus entwickeln ſich die ver=
ſchiedenſten
weltanſchaulichen und politiſchen Theorien, immer
wieder vom Glauben ausgehend, daß die kulturelle Geſundung
durch eine anders geartete geſellſchaftliche Ordnung herbeigeführt
werden könne. Jede geſellſchaftliche Ordnung wird jedoch mehr
oder weniger nur das Aeußere des Menſchen berühren, während
neue, kulturelle Epochen ſich immer wieder dadurch auszeichneten,
daß neue Impulſe, d. h. ein neues Sein von Innen her=
aus
kulturell höher geordnete Willenskräfte auslöſte. Es wieder=
holt
ſich dann immer dasſelbe, daß das Schwergewicht des
Lebens von dem Aeußeren und Dinglichen wieder mehr nach
dem Inneren und Sinnerfüllten verlegt wird. Es gibt ſo eine
urgegebene Ordnung, von der entfernt die Kriſenzeiten
hervorgerufen werden, während Zeiten beſonderer kultureller
Höhe durch ſinnerfüllte Lebensvorbilder ausgezeichnet ſind. Dieſe
urgegebene Ordnung läßt ſich keineswegs erſetzen durch irgend
welche gedanklich konſtruierte Doktrinen politiſcher oder geſell=
ſchaftlicher
Art. Sie entſtammt aus dem innerſten Gefühl des
Menſchen, dem Gewiſſen, das durch die Gebilde des Denkens
vorübergehend zwar zurückgedrängt, aber niemals in der Ein=
deutigkeit
ſeiner Gebote abgewandelt werden kann.
Es wird darum im Nachfolgenden anhand des Begriffes
Verantwortlichkeit verſucht zu erhellen, wie unfruchtbar das
Bemühen iſt, ein Gedankengebäude an Stelle jener Urordnung
zu ſetzen.
Gerade der Begriff der Verantwortung iſt dadurch gekenn=
zeichnet
, daß er am unmittelbarſten auf dem inneren Weſen des
Menſchen, ſeinem Gewiſſen, aufgebaut iſt. In dieſem Sinne iſt
jeder Menſch verantwortlich. Er wird ſich niemals außer aller
Verantwortung ſtellen können, obwohl es auch eine Uebertrag=
barkeit
von Verantwortung gibt. Wo die Grenze der Ueber=
tragbarkeit
liegt, ſagt das Gewiſſen. Der Uebertragungsakt
ſelbſt muß ſchließlich verantwortet werden können und entlaſtet
auch nicht endgültig, denn man iſt nicht nur für das verant=
wortlich
, was man tut, ſondern auch für das, was man unter=
läßt
. So verbleibt untrennbar jedem Menſchen
ein Maß von Verantwortung von der er nur
Entlaſtung erhält durch Erfüllung.
Da ſich Verantwortung in ihrem Ausmaß nicht ſinnfällig
begrenzt darſtellt, ſondern fließend und durch vielerlei Um=

ſtände immer neu bedingt, erſcheint dem einzelnen die Verant=
wortung
oft grenzenlos, nicht nur in bezug auf ihre in die eigene
Seele wirkende Tiefe, ſondern auch äußerlich und dinglich. Der
Ungeſchulte wird darum oft auf Irrwege geleitet, obwohl er
glaubt, ſich redlich Mühe zu geben. Viele Menſchen glauben,
daß ihre innere Unklarheit und Zeriſſenheit nur durch die
äußeren Vorgänge verurſacht iſt. Meiſtens hau delt es ſich hier
um einen Mangel an genügender und rechtzeitiger Beachtung
des Gefühls. Innere Zerriſſenheit und ſeeliſche Belaſtungen
ſind faſt ausnahmslos Anzeichen dafür, daß irgendeine wichtig=
Pflichterfüllung unterlaſſen wurde, der aber das Verhältnis der
eigenen ſeeliſchen Kräfte mit dem gewählten Intereſſengebiet
nicht übereinſtimmt. Freude ohne Reue und ſeetiſche Sicherheit
kann eben nur durch ſtete und wahrhaftige Pflichterfüllung
erkauft werden.
Die Grenzen der Verantwortlichkeit ſind der Individualität
und ihrer jeweils zeitbedingten Aufgabe in der Umwelt ge=
naueſtens
angepaßt. Alle Uebergriffe über dieſe Grenzen, ſo=
wohl
Verzicht als auch Anmaßung, haben ihre geſetzmäßige
Auswirkung. Nur im Bereich der eigenen Kraft und Erfahrung
wird man wahrhaftig verantwortlich ſein können, alſo da, wo
gerade die einzelne Perſönlichkeit durch ihre individuellen Fähig=
keiten
und ihre Stellung die einzig rechte iſt und für den er=
forderlichen
Augenblick keine beſſere gefunden werden kann,
dieſelbe Aufgabe zu erfüllen. Die im Menſchen wohnenden
Kräfte können nur ſolange und in dem Maße beherrſcht werden
und darum zu einem Gefühl der Sicherheit führen, als der
Menſch ſeinen Betätigungsraum auf das Maß dieſer Kräfte
begrenzt. Aber auch die Nichtbenützung dieſer Kräfte führt zu
einer Minderung des Lebensgefühls. Die Nicht=Betätigung
führt zu einer Art Stagnation der ſeeliſchen Entwicklung, die
gleichzeitig einem Rückgang an ſeeliſchem Vermögen entſpricht.
Will man zunächſt die Bedeutung des freiwilligen Verzichts
auf auferlegte Verantwortungsgebiete erkennen, ſo zeigt ſich, wie
mit der Verantwortungsloſigkeit die Seelenloſigkeit oft Hand in
Hand geht und wie auch die äußere und innere Einſchätzung
eines Menſchen ſinkt, wenn er ſich ſchwierigen Verantwortungen
oder Entſcheidungen entzieht. Auf= und Abſtieg in Beruf,
Familie und Geſellſchaft ſind vielfach aus der mutvollen Ueber=
nahme
bzw. durch den trägen oder ängſtlichen Verzicht anf
Veranttvortung bedingt. Auch hier bewahrheitet ſich der Spruch
daß Beſitztum verpflichtet und jede Schwäche hat ihre Wirkung
ſowohl im Aeußeren als auch auf die eigene Seele.
Der freiwillige Verzicht wird darum vielfach durch An=
maßung
fremder Verantwortung bemäntelt, um mit einer Art
Selbſtbeſchönigung ſich den unangenehmen eigenen Verant=
wortungen
zu entziehen. Eine gewiſſe Betriebſamkeit hilft oft

zu einem Selbſtbetrug und zur Verſchleierung von Pflicht=
verletzungen
, die ſich der Betreffende am Allernächſtliegenden hat
zuſchulden kommen laſſen. Nicht die Betriebſamkeit bedingt die
Befriedigung, ſondern die redliche Anſpannung, die dem Ein=
zelnen
entſpricht und zwar nach dem Maße, was jeder
Tag als Erforderliches dem Gewiſſen aufgibt. Es gilt 4N
ſeinen Pflichten vor allem wahr zu ſein. Ver=
antwortlichkeit
und Wahrhaftigkeit ſind untrennbar. Was der
einzelne durch rechte Verantwortlichkeit und Wahrhaftigkeit an
geformtem Bewußtſein in ſich ſelbſt erzeugt, führt auch zwangs
läufig zur Erfüllung und Erweiterung ſeiner. Geiſtſubſtanz
(Perſönlichkeit). Der Menſch wächſt mit ſeinen Pflichten.
Aus dieſem Einfluß auf die eigene Geiſtſubſtanz iſt zu eie
kennen, daß die Verantwortlichkeit gleich dem anvertrauten
Pfund iſt. Wie jedes Gut ſtellt Verantwortung eine gewiſſe
Macht dar, weswegen es auch auf dem Gebiete der Verantwonk=
lichkeit
fortlaufend ein unbefugtes Beſitzhabenwollen und Eigene
tumsübergriffe gibt, die nur darum der Verurteilung entzogen
werden, weil ſich im Sichtbaren zunächſt nichts geändert hal.
Es gibt Verantwortungen, welchen man ſich nicht entheben
laſſen darf, will man nicht innerlich und äußerlich in derſelben
Weiſe fallen wie beim freiwilligen Verzicht. Kraft muß ſich
frei halten von den Anwandlungen der Furcht (Schwäche) wie
auch von der Gewalt (ſinnloſe Anwendung der Kraſl=
Je mehr Kraft in ſich ſelbſt begründet iſt, ſetzt ſie allem
Aeußeren ihre Begrenzung. Weder in Staat noch in der Wirl=
ſchaft
können die geiſtigen Geſetze der Verantwortung durg
irgendwelche geſetzgeberiſchen Maßnahmen in ihrem inneren
Weſen ausgelöſcht werden, ſo ſehr auch der Wille zur Machl
es anders will. Das entſtellte Geſetz läßt früher oder ſpaätel
ſeine Lücken erkennen.
Rechte Verantwortlichkeit iſt aber auch ein Beſitz, der andele
in ihrer Verantwortlichkeit niemals ſchmälern wiro. Wenn aug.
dem äußeren Recht nach anders vorgeſehen, ſo ſind doch meiſten=
mehrere
zur gemeinſamen Verantwortung beſtimmt, jeder abe!
in den Grenzen ſeiner Weſensart, ſeines Könnens und ſeinel
Stellung. Die Individuen fügen ſich zu einer durch das Weſel
der einzelnen und die Umſtände ſtets neu bedingten und ſinne
vollen Ordnung des Ganzen. Wo ein Glied ausbiegt oder aus
bricht, ſchließt ſich die Lücke von ſelbſt. Durch Können, Stane
und Art ſtufen ſich die Verantwortungsbereiche in ihrem Welk‟
und ihrer Auswirkung ab, aber nicht in bezug auf die abſolnte
Verpflichtung, die der Einzelne gegen ſich ſelbſt, d. h. gegen /e!
Gewiſſen hat. Es wächſt der Menfch mit ſeinen hohele,
Zwecken, aber die Forderung nach Wahrhaftigkeit bleibt ſu.
jeden dieſelbe.
Ein Streit, von wem die Verantwortung auszugehen 9
ift immer ein Zeichen, daß nicht die Verantwortung ſelbſt, i..

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Donnerstag, 28. Januar 1932

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Nr. 28 Seite 3

Regrerangstthe i Sefterteic.
Dr. Schober ſoll ausgebooket werden. Bundeskanzler Bureſch lehnk einen Wiedereinkritt Schobers
in das neue Kabinekk ab. Unker dieſen Umſtänden verzichken die Großdeutſchen
auf eine Verkrekung in der Regierung.
Man wird alſo jedenfalls mit einer Minderheitsregierung
Rückkrikk der Wiener Regierung.
Bureſch rechnen müſſen, da auch die Chriſtlichſozialen mit dem
Landbund zuſammen nicht über eine Mehrheit im Parlament ver=
Bundeskanzler Bureſch wieder beaufkragk.
fügen. Dr. Seipel ſelbſt dürfte in die neue Regierung nicht ein=

Wien, 27. Januar.
Der öſterreichiſche Miniſterrat beſchloß heute nach einem Be=
icht
des Bundeskanzlers die Geſamtdemiſſion der Bundesregie=
ung
, die von dem Bundeskanzler ſogleich dem Bundespräſidenten
uterbreitet wurde. Der Bundespräſident nahm die Demiſſion
ſer Geſamtregierung an.
In Berückſichtigung der innen= und außenpolitiſchen Lage
Niſterreichs, die zwiſchen dem Bundespräſidenten und dem Bundes=
unzler
eingehend erörtert wurde, hat ſodann der Bundespräſident
dr. Bureſch erſucht, die Wiederbetrauung mit dem Amte des Bun=
ſeskanzlers
zu übernehmen und ihm ſobald wie möglich ſeine
Barſchläge über die Bildung der neuen Regierung zu übermitteln.
bandeskanzler Dr. Bureſch hat ſich bereit erklärt, dieſe Aufgabe
u übernehmen.
Dr. Bureſch hat ſeine Beſprechungen mit den Parteiführern
ur Neubildung der Regierung bereits aufgenommen. In poli=
iſchen
Kreiſen glaubt man, daß die Haupturſache der Regierungs=
riſe
darin liege, daß einige Mitglieder des gegenwärtigen Ka=
ſinetts
, vor allem der Außenminiſter Schober, von ausſchlaggeben=
en
Gruppen als eine Belaſtung auch in außenpolitiſcher Hinſicht
mpfunden wurden. Dr. Schober dürfte daher dem neuen Ka=
ſinett
keinesfalls angehören. Bei dieſer Gelegenheit könnten auch
Handelsminiſter Heinl und Unterrichtsminiſter Cermak, von deren
kücktritt in den letzten Tagen wiederholt, die Rede war, durch
ndere Miniſter erſetzt werden. Das Außenminiſterium dürfte Dr.
zureſch ſelbſt zugleich mit der Bundeskanzlerſchaft übernehmen.
ſon manchen Seiten wird auch der Meinung Ausdruck gegeben,
as Dr. Bureſch ein chriſtlich=ſoziales Minderheiten=Kabinett bil=
en
werde, das dann mit außerordentlichen Vollmachten nach dem
Naſter des Reichskabinetts Brüning ausgeſtattet werden ſoll. Doch
oird dieſe Verſion für weniger wahrſcheinlich gehalten,

Dr. Karl Bureſch.
Die Verhandlungen Bureſchs mit den Großdeutſchen waren
ſald zu Ende, da Bureſch einen Wiedereintritt Schobers in das
teu zu bildende Kabinett ablehnte. Unter dieſen Umſtänden er=
lärte
die Großdeutſche Partei, daß ſie auf eine Vertretung in der
ſegierung verzichte. Da auch die Verhandlungen mit dem Hei=
natblock
wegen Eintritts in die Regierung keinen Erfolg hatten,
heint es, daß ſich das kommende Kabinett ausſchließlich auf die
Chriſtlichſozialen und die Landbündler ſtützen wird, deren Vertre=
er
Ingenieur Winkler oder Ingenieur Schumy das Vizekanzler=
mt
übernehmen ſollen. Die Chriſtlichſozialen werden ſich erſt in
hier morgigen Klubſitzung über ihre Stellung zur Kabinettsbil=
ung
entſcheiden.

treten. Man wird aber nicht fehlgehen in der Annahme, wenn
man in dem Altbundeskanzler Dr. Seipel den eigentlichen Draht=
zieher
der ganzen Aktion ſieht.

Außenminiſter Schober,
der dem neuen Kabinett nicht mehr angehören wird.
Eine Erklärung der Großdeufſchen.
Von großdeutſcher Seite wird parteiamtlich mitgeteilt, daß
nach Anſicht des Bundeskanzlers Dr. Bureſch, die allgemeine
Situation einen Wechſel im Außenmniſterium erfordert. Als
deſignierter Bundeskanzler habe dieſer zugleich an den natio=
nalen
Wirtſchaftsblock das eindringliche Erſuchen gerichter, in
die neue Regierung einzutreten. Der Klubvorſtand erklärte
hierauf, daß er nicht in der Lage ſei dieſer Einladung zu fol=
gen
und gab hierfür folgende Begründung: Mit Rückſicht auf
die bekannten Umſtände, unter denen der Wechſel im Außen=
miniſterium
ſtattfinden ſoll, iſt für den nationalen Wirtſchafts=
block
keine Gewähr mehr gegeben, daß der bisherige außen=
politiſche
Kurs auch weiterhin eingehalten werde.
Offo Brauns 60. Geburtskag.
Der preußiſche Miniſterpräſident Braun, der nun ſchon faſt
10 Jahre ununterbrochen im Amte iſt, begeht am Donnerstag
ſeinen 60. Geburtstag. Er wurde im Jahre 1872 in Königs=
berg
geboren und gehört ſeit 1913 der ſozialdemokratiſchen Frak=
tion
des Preußiſchen Abgeordnetenhauſes an. Nach dem Kriege
trat Otto Braun, der vor dem Kriege in der oſtpreußiſchen
Landarbeiterbewegung eine führende Rolle ſpielte, als Land=
wirtſchaftsminiſter
in die Regierung der Volksbeauftragten
ein. Im März 1920 übernahm er nach dem Rücktritt des Kabi=
netts
Hirſch das Miniſterpräſidium und trat nach den Preußen=
wahlen
1921 mit ſeiner Regierung wieder zurück. Aber ſchon im
November 1921 wurde er nach dem Rücktritt Stegerwalds er=
neut
an die Spitze der preußiſchen Regierung berufen. Dieſes
Kabinett trat erſt nach den Dezemberwahlen von 1924 zurück,
doch auch diesmal wurde Otto Braun bereits am 3. März 1925
wieder zum Miniſterpräſidenten gewählt, woraufhin er das
Kabinett bildete, mit dem er bis auf einige Aenderungen zurzeit
noch im Amte iſt. Er iſt einer der wenigen Sozialdemokraten,
die über das Parteimaß hinausgewachſen ſind. Er hat die
Parteiſchablone geſprengt und oft genug den Mut bewieſen, auch
gegen ſeine Partei zu regieren, weil er zu denen gehörte, die
verſtanden, daß mit der Revolution die Sozialdemokratie aus
der reinen Negation heraustreten und poſitive Politik verſuchen
müßte.

Deutſche Nok deutſche Hoffnung.
Arbeitsbeſchaffung das Eniſcheidende
zur Ueberwindung der inneren Kriſe.
Berlin, 27. Januar.
Der Vorſitzende des Allgemeinen Deutſchen Gewerkſchaftsbundes,
Leipart, ſprach heute abend auf der Deutſchen Welle über Deutſche
Not deutſche Hoffnung‟. Das Friedensdiktat der Staatsmänner
in Verſailles iſt, führte der Redner aus, ein Triumph menſch=
licher
Unzulänglichkeit geworden. Der Krieg und der Vertrag, in
dem ſein Geiſt fortwirkt, hat eine ſchleichende weltpolitiſche und
weltwirtſchaftliche Kriſe zur Folge gehabt, deren offenen Ausbruch
wir in den letzten Jahren ſchaudernd erlebten. Die deutſche Not hat
ihre letzte Urſache in dieſen Tatſachen, nicht in dem heutigen
Syſtem.
Der Krieg und der Verſailler Vertrag haben der deutſchen
Wirtſchaft ſtarke Kräfte entzogen. Und ſie haben gleichzeitig die
außenpolitiſche Bewegungsfreiheit gelähmt. Die hiſtoriſche Le=
gende
bietet den billigen Troſt, in den Weimarer Parteien, vor
allem der Sozialdemokratie und daneben auch in den Gewerk=
ſchaften
, die Schuldigen an allem Elend zu ſehen. Die Reichs=
regierung
verweiſt mit Recht darauf, daß ihre ganze Arbeit von
dem Primat der Außenpolitik beherrſcht wird‟. Weder die So=
zialdemokratie
noch die Gewerkſchaften haben der Reichsregierung
auf dem Wege ihrer Deflationspolitik bis zu den rigoroſen Maß=
nahmen
der 4. Notverordnung folgen können, aber es iſt zuzu=
geben
, daß dieſer Marſch durch die Wüſte bis zu einer beſtimmten
Grenze mit gewichtigen außenpolitiſchen Argumenten begründet
werden kann. Es mußte wohl der Nachweis erſt in eindeutiger
Form erbracht werden, daß wir die dem deutſchen Volk aufer=
legten
Reparationslaſten aus eigener Kraft niemals aufbringen
können. Und dieſer Beweis iſt erbracht worden.
Keine deutſche Regierung kann aber unter den heutigen Ver=
hältniſſen
auf die Dauer Verſtändnis für ihre außenpolitiſchen
Ziele und Methoden verlangen, wenn ſie nicht zugleich aus ihrer
Paſſivität gegenüber der drängendſten wirtſchaftspolitiſchen Auf=
gabe
heraustritt, deren Löſung zugleich entſcheidend iſt für die
Ueberwindung der innerpolitiſchen deutſchen Kriſe. Dieſe Aufgabe
iſt die Arbeitsbeſchaffung. Ich weiß, ſie iſt nicht leicht zu löſen.
Aber ſie muß gelöſt werden, und es darf nicht länger gezögert wer=
den
, ſelbſt wenn ſie ungewöhnliche Maßnahmen erfordert.
Dr. Goerdeler warnk
Berlin, 27. Januar.
Der Reichskommiſſar für Preisüberwachung hat an die Landes=
beauftragten
für Preisüberwachung und an die Gemeinden ein
Rundſchreiben geſandt, in dem er ſich mit einer Reihe von Schwie=
rigkeiten
beſchäftigt, die bei der Durchführung der Preis=
ſenkungsaktion
entſtanden ſind. Der Reichskommiſſar
teilt in dieſem Schreiben mit, daß in einer Reihe von Fällen die
Preisverzeichnisbeſtimmungen nur unvollkommen
befolgt werden. Er empfiehlt, diejenigen Geſchäfte, die
die Beſtimmungen nicht befolgen, zu verwarnen
und von ihnen mit einer 24ſtündigen Friſt die Aushängung der
Preisverzeichniſſe zu verlangen. Weiter wendet ſich der Preis=
kommiſſar
gegen die Unſitte, beim Verkauf kleine=
rer
Mengen eine unzuläſſige Aufrundung des
Preiſes vorzunehmen, wie es insbeſondere im Fleiſcher=
gewerbe
beobachtet worden iſt. Der Preiskommiſſar bezeichnet es
als völlig unzuläſſig, Bruchteile von Pfennigen
auf 5 oder 10 Pfennig aufzurunden; ſie dürfen nur
auf ganze Pfennige aufgerundet werden. Außerdem beſchäftigt ſich
das Rundſchreiben mit einer Reihe von Beſchwerden, insbeſondere
aus weſtlichen Bezirken, die ſich gegen eine Erhöhung der Preiſe
an Lohntagen wenden.
Dr. Goerdeler erſucht, gegen diejenigen Geſchäfte, die auf
dieſe Weiſe die Preisſenkungsaktion durchkreuzen, gegebenenfalls
mit der Androhung der Geſchäftsſchließung vorzugehen.
Allgäuer Skandpunkk:
Erſt der Bekrieb, dann der Skaak!
Kempten, 27. Januar.
Der Allgäuer Bauernverband hat in einer Hauptverſammlung
Richtlinien zur Selbſthilfe der Allgäuer Bauernſchaft gutgeheißen,
die empfehlen, anfallendes Bargeld in erſter Linie zur Erhaltung
und Sicherung des landwirtſchaftlichen Betriebes und erſt dann
zur Abtragung öffentlicher Laſten zu verwenden. Sollte das Bar=
geld
dafür nicht ausreichen, ſo wird geraten, den öffentlichen Kör=
perſchaften
Naturalien zu entſprechenden Preiſen zur Verfügung
zu ſtellen. Von der Regierung wird eine Steuerbefreiung der
Landwirtſchaft ab 1. Februar verlangt, um die Gefahr eines zu
befürchtenden kataſtrophalen Nahrungsmittelmangels zu beſeitigen.

ein Macht geſucht wird. Autokratie und Demokratie ſind
Vorte für Gegenſätze, die nur im Dinglichen als ſolche beſtehen.
dei richtiger Verantwortung löſt ſich die Verkrampfung des
pabenwollens und durchleuchten die Prinzipien beider den Auf=
ſaz
, um in allem Geſchehen fortwährend das Starke und
Echwache zu unterſcheiden, um den Willen zur Entſcheidung zu
efähigen. Wer den Sinn von Gegenſätzen ſolcher Art zu werten
ermag, wird auch im Leben aufkommende, perſönliche Gegen=
iße
immer als Gegenkontrolle zu werten wiſſen und den Um=
änden
dankbar ſein, die eine ſolche Uebung ermöglichen. Der
kluage wird darin ein Mittel zur beſſeren Organiſierung der
imi gegebenen Kräfte finden, aber die Gegenſätze niemals zum
5bielfeld ſeiner Gewalt machen.
Je größer der Führer, um ſo tiefer ſein Verſtändnis für
er organiſchen Aufbau der Verantwortlichkeit. E) wird ſeine
ſtellung nicht bewerten an Hand der Macht, die er ausüben
inn, ſondern an dem Vollbrachten und darum zur Erhöhung
er Oekonomie allerwärts Verantwortlichkeit einſetzen, um ſich
Abſt auf ſeine Kraft begrenzen zu können. Demokratie heiſcht,
Verantwortlichkeit in der kleinſten Zelle beginnt. Was
inten erfüllt werden kann, darf nicht Kräfte in
inſpruch nehmen, die durch ihren Wert für Be=
eutſameres
nötig ſind. Bald ſind es Einzelne, bald
an ze Gruppen, die eine beſondere Konſtruktion des Verant=
ſortungsbegriffes
ſchaffen, und ſubalterne Unterwürfigkeit ver=
ingen
, um ungeſtörter ihre Macht erweiſen zu können, oder
ſrem Scheindaſein einen Anſtrich von Berechtigung zu geben.
ſie Blüte der Wirtfchaft uno des Staates, die auf der Selbſt=
Frantwortung der in ihr enthaltenen kleinſten Einzelgebilden
egründet iſt, iſt nicht zuletzt dadurch verloren gegangen, daß
ſat: die urgegebene Verantwortung im kleinen ſchmälerte, um
uuich Konzentration an Gewalt ſtatt an Kraft zu gewinnen.
*o früher der Ausgleich durch die unmittelbaren perſönlichen
eriehungen in den Anfängen (z. B. in Gemeindeweſen
nd Wirtſchaft oder bei Arbeitgebern und Arbeitnehmern) in
ſeier Verantwortlichkeit erleichtert war, und eine Schatzkammer
iherer Widerſtandskraft und Ordnung bildete, gelingt es heute
ſcht, die Fragen des Gemeinde= und Wirtſchaftslebens dem
roßkampf der politiſchen und wirtſchaftlichen Doktrinen zu
Siehen. Vergeblich aber erweiſen ſich immer mehr die Zau=
eimnittel
, die durch Schlagworte angeprieſen werden, weil Staat
ue Wirtſchaft nicht auf die geſundete Kraft der kleinſten Zellen
eZichten können. Planwirtſchaft ohne Verantwortlichkeit des
mzelnen läßt gar bald die Schäden im großen anwachſen. So
unboll die Wirtſchaft in ihren einzelnen techniſchen Beding=
ien
ſich darſtellt, ſo fehlt ihr doch trotz ihres gewaltigen
uFbaues die Wirtſchaftskraft. Viele Wirtſchaftskörper haben,
erllockt durch Vorſpiegelungen der Macht, dem Drange der Ex=

In Berlin ſtarben:

Prof. Max Stange,
der verdiente Förderer des Män=
nergeſangs
in Berlin. Mit
Profeſſor Max Stange, der ein
Alter von 75 Jahren erreicht hat,
ſchied ein Sängerführer aus dem
Leben, der im Konzertweſen Ber=
lins
und ganz Deutſchlands eine
anerkannte Stellung inne hatte.

Prof. Dr. Ernſt Friedberger,
der Direktor des Forſchungs=
inſtituts
für Hygiene und Im=
munitätslehre
in Berlin=Dahlem.
Prof. Friedberger, der im Alter
von 56 Jahren geſtorben iſt, hat
als bahnbrechender Forſcher auf
dem Gebiete der Seuchenbekämp=
fung
große Verdienſte erworben.

panſionen folgend, ihr geiſt=geſetztes Verhältnis zur Kraft über=
ſchritten
. Zu ſpät oft wurde eingeſehen, daß die Ueberſchreitung
der Grenzen mit zu teuren Mitteln erkauft werden mußte. So
entſtanden vielfach Verſchuldungen, ohne daß Beſſeres ge=
ſchaffen
worden iſt. Wahrhaft ökonomiſche Beſtrebungen können
in ihrem innerſten Weſen niemals die eigentliche Urſache der
Wirtſchaftskriſe ſein. Rationaliſierung ſchließt Fehlleitung von
allen Werten, ſowohl von Kapital als auch von Arbeitskräften
aus. Solange noch ſchöpferiſche Kräfte im kleinen wie im großen
gelähmt oder brach gelegt ſind, iſt die Rationaliſierung noch nicht
abgeſchloſſen und die geiſtgegebene Verantwortlichkeit noch nicht
erfüllt. Rationaliſierung erſcheint vielmehr als weſensleeres
Schlagwort und die Sammlung der Kräfte als Spottbild.
Weſenserfüllte Oekonomie iſt erfüllt von Verantwortlichkeit und
iſt ein werteſchaffender Prozeß, der die Wirtſchaft flüſſig hält.

Die Stauung des Wirtſchaftsprozeſſes erweiſt, daß der Wille zur
verantwortlichen Oekonomie noch nicht abſolut geworden iſt.
Arbeitgeber und Arbeitnehmer ſtehen ſich heute in großen,
unperſönlichen und ſich gegenſeitig nicht verantwortlich denkenden
Fronten gegenüber. Im Groß=Kampf werden die Löſungen ge=
ſucht
und die Maſſen warten auf die Entſcheidungen, die von
der Staats=Gewalt ausgehen ſollen, um deren Macht mit
Erbitterung gekämpft wird. Segen aber kann nur aus der
Staats=Kraft kommen, die ſich ihre durch die Ver=
antwortung
gegebenen Grenzen ſchafft. Das
kräfteſpendende Selbſt=Vertrauen des Einzelnen beſeitigt
mangelndes Vertrauen zum Staat. Dieſer braucht ſodann keine
Macht=Mittel zur Aufrechterhaltung ſeiner Autorität, weil
wahrhafte Autorität die Zuſammenfaſſung als Volks=
Kräfte darſtellt.
Was kann nun der Einzelne innerhalb des Gegebenen tun?
Er wird vor allem ſinnerfüllte Kraft gegen Gewalt ſetzen
müſſen. Hiermit wird er unbedingt am weiteſten kommen, weil
Gewalt immer etwas Sinnloſes in ſich einſchließt und darum zu
einer Zerſplitterung der Kräfte führen muß. Kraft iſt ewig, Ge=
walt
vergänglich. Sinnerfüllte Kraft beachtet die Umſtände, die
durch Notwendigkeit und durch das Mögliche gegeben ſind.
Die Vernunft iſt mitten in der Urordnung enthalten. Es wird
alſo vom Gewiſſen nichts Unvernünftiges in bezug auf die eigene
Exiſtenz=Sicherheit verlangt werden. Während die erſte Stufe
ſouveräner Verantwortlichkeit darin beſteht, daß jeder die Gren=
zen
nach dem eigenen Vermögen abſteckt, zeigt die zweite Stufe,
daß der Boden des Vernünftigen und Notwendigen niemals
verlaſſen werden darf. Ein gutes Teil des Könnens liegt darin
begründet, daß man die Fähigkeit hat, auch mit den Wirkungen
der Zeit rechnen zu können. Dieſe Regeln ſtellen nur eine räum=
liche
Einengung des Verantwortungsbegriffes dar, durch die
aber jeder erſt zu ſeiner eigentlichen ſouveränen Kraft=Entfaltung
in der Tiefen=Richtung befähigt wird. Jeder Konflikt
aber iſt ein Zeichen dafür, daß Beſſeres ver=
langt
wird. Der Konflikt bringt die Beſonderheit der
Aufgabe in Erinnerung und verpflichtet demgemäß, den edel=
ſten
Weg zu wählen, der erdenkbar und erfühlbar iſt, der gleich=
zeitig
die Seelen von allen Verkrampfungen befreit. Mit Sinn
und Seele wird die Verantwortlichkeit erfüllt ſein müſſen, um
der höheren Gerechtſamkeit zu dienen. Die Verantwortung will
darum nicht nur erdacht, ſondern vor allem in ihrer Wirkung auf
die eigene Geiſtesſubſtanz erlebt werden. Verantwortlichkeit
erweiſt ſich als die Kraft in ſich ſelbſt durch Erfüllung der Not=
wendigkeit
, das Widerſtrebende zu einen und läßt ſich weder
durch das Dingliche noch durch das Spekulative aus ſeiner
Selbſtbegrenzung herauszerren. Verantwortung iſt die Ant=
wort
, die ſich der Einzelne in ſeiner Geiſtſubſtanz ſelbſt erzeugt.

[ ][  ][ ]

Seite 4 Nr. 28

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Ernſt von Güldenſtubbe
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geb. Stein.
Berlin=Karlshorft, den 25. Jan. 1932.
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Stolzen elsſtraße 21.

Dankſagung.
Für die herzliche Anteilnahme, ſowie
für die vielen Kranzſpenden beim
Heimnang unſeres unvergeßlichen Ent=
ſchlafenen

Herrn Johannes Maul
Monteur
ſagen wir Allen innigſten Dank, be=
ſonders
Herrn Pfarrer Köhler für die
troſtreichen Worte, der Fa. J. Nohl,
den Angeſtellten der Fa. J. Nohl und
der Vereinigung der Schulkameraden,
Im Namen der trauernden Hinterbliebenen;
Franziska Maul.
Darmſtadt, den 27, Januar 1932,
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Kiefer: Reiſerholz 1. Kl., rm: 9 Buche
5 Eiche 10 Kiefer; Reiſerholz 2. Kl.;
1500 Kiefernſtammwellen.
Blau unterſtrichene Nummern kom=
men
nicht zum Ausgebot. Auskunft er=
teilt
Herr Förſter Ahlheim zu Forſt=
haus
Harras.
(1648
Dornberg, den 26. Januar 1932.
Heſſ. Forſtamt Dornberg.

Am Freitag, den 29. Januar 1932,
vorm. 10 Uhr, ſollen in meinem Ver=
ſteigerungslokal
, Luiſenſtraße 32/34,
ſol ende Pfänder zwangsweiſe gegen Bar=
jahlung
verſteigert werden, insbeſondere:
1 Ausputzmaſchine, 1 Klavier, Knacke,
19 Flaſchen Likör, 1 Büfett, 1 Credenz,
1 Standuhr, 2 Damen=Uhren, 1 Herrin=
Uhr, 1 Broſche, 4 Ringe, 1 Armband,
1 Anhänger. 20 Beſteckleile in Etuf,
1 Klavier (Arnold), 1 Bücherſchrank,
1 Schreibtiſch, 1 runder Tiſch, 1 Teppich,
1 Schreibmaſchine (Adler), 1 Partie
el. Anlaſſer u Bohrmaſchinen. 2 Schreib=
maſchinen
(Urania und Underwood),
2 Kartotneken, 1 Kaſſenſchrank, verſch.
Schreibtiſche, 1 Verviel ältigungs=
apparat
, 1 Bücherſchrank, Möbel auer
Art uſw.
Ferner hieran an Ort und Stelle
(wird noch bekanntgegeben):
lteis
3 Zuchtſchweine.
Darmſtadt, den 27. Januar 1932.
Wendel
Stellvertreter des Gerichtsvollz.
Jungermann in Darmſtadt.

Am Freitag, den 29. Januar
Volksſchulen an Oſtern 1932 1932, nachmittags 3 Uhr, verſteigere
hat Dienstag, den 2. Februar d. Is., ſich in meinem Verſteigerungslokale Hu=
von
8½ bis 12 Uhr und von 14 bis 16 gelſtraße 27, verſchiedene Gegenſtände
Uhr zu erfolgen.
(St. 1635 öffentlich, zwangsweiſe gegen Barzählung:
Näheres in der Bekanntmachung in Vorausſichtlich verſteigert werden:
den ſtädtiſchen Aushangkäſten und in 1 Opel=Perſonenwagen, 6ſitz., verſch.
den Schulen.
Oelgemälde, 1 Dipl.=Schreibtiſch, 1 NeB=
Darmſtadt, den 25. Januar 1932.
anode, 1 Radio (4 Röhren), 1 Trumeau=
Der Vorſitzende des Schulvorſtandes: ſpiegel, 1 Klavier (Franke), 1 Schreid=
Mueller, Oberbürgermeiſter.
tiſch mit Aufſ., 1 Standuhr. 1 groß=

Die Anſtreicherarbeiten
m Obergeſchoß des Kühlhauſes des
ſtädt. Schlachthofes ſollen vergeben wer=
den
. Die Vergebungsunterlagen liegen
bei der unterzeichneten Direktion,
Frankfurterſtraße 100. Zimmer Nr. 30,
in den üblichen Dienſtſtunden zur Ein=
ſicht
offen. Die Angebote ſind bis
Donnerstag, den 4. Februar, vorm.
10 Uhr, einzureichen. (St. 1647
Darmſtadt, den 27. Januar 1932.
Direktion der ſtädt. Betriebe.

Bücherſchrank, 1 Warenglasaufſatz, / Bu=
fett
. 1 Rauchtiſchlampe, 1 Rauchtiich=
verſch
Drehbänke, 1 Schreibmaſchine
(Orga=Privat), 1 Werkzeugſchleifmd=
ſchine
, 1 Grammophon, 1 Büfett Tan=
tik
), 1 gr. Trumeauſpiegel, 1 gr. vier=
eckig
. Tiſch, 2 gr. viereckige Teppiche,
1 Standuhr, antik. 1 Damenſchreib=
tiſch
, 1 Sofa u. 6 Seſſel u. a. m.
Darmſtadt, den 28. Januar 1932.
Scharmann
Stellvertr. des Ger.=Vollz. Portner
in Darmſtadt. (1674

[ ][  ][ ]

Donnerstag, 28. Januar 1932

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Nr. 28 Seite 5

Aus der Landeshauptſtadt.
Darmſtadt, den 28. Januar 1932.
Wann beſtehk ein Anſpruch auf Ermäßigung.
der Einkommenſtener?
Die Einkommenſteuererklärungen für das Jahr 1931 ſollen in
Kürze abgegeben werden.
Mehr denn je wird heute der Steuexpflichtige jede Möglich=
reit
begrüßen, die ſich ihm bietet, ſeine Steuerverpflichtungen zu
ermäßigen. Nun gab zwar 8 56 des Einkommenſteuergeſetzes
Ermmer ſchon eine Handhabe, beſondere, die Leiſtungsfähigkeit
rpeſentlich beeinträchtigende wirtſchaftliche Verhältniſſe des Steuer=
ſooflichtigen
zu berückſichtigen bis zur Einkommensgrenze von
30 000 RM. Als insbeſonders in Betracht kommende Verhältniſſe
ennt das Geſetz außergewöhnliche Belaſtungen durch Krank=
Heit, Körperverletzung, Unglücksfälle, Verſchuldung ſowie
Durch die Berufsausbildung der Kinder, durch ge=
etzliche
oder moraliſche Verpflichtung zum Un=
erhalte
mittelloſer Angehöriger, auch wenn ſie
iicht zum Haushalt der Steuerpflichtigen gehören, ferner beſon=
ſpere
Aufwendungen im Haushalt, die durch die Erwerbstätigkeit
einer Witwe mit minderjährigen Kindern entſtehen, endlich
außerordentliche Ernte= und Hochwaſſerſchäden. Da aber der 8 56
Eink. St. G. den Steuerbehörden gewiſſermaßen nur Anhalts=
unkte
für eine eventuelle Ermäßigung oder einen Erlaß der
Steuer gibt und dieſe letzten Endes in deren freies Er=
eneſſen
ſtellt, ſo iſt es erklärlich, daß bisher die wenigſten
Steuerpflichtigen, die ihre Zuflucht zu 8 56 Eink. St. G. nahmen,
gen gewünſchten Erfolg erzielten.
Um ſo mehr iſt es zu begrüßen, daß der Reichsfinanzhof, der
gerade in der letzten Zeit ſchon häufiger die Intereſſen der
Steuerpflichtigen gegenüber den Steuerbehörden energiſch gewahrt
Hat, in einem Urteil eingehend erörterte, unter welchen Voraus=
Fetzungen der Steuerpflichtige den 8 56 Eink. St. G. für ſich in An=
Fpruch nehmen kann. Aus den Entſcheidungsgründen dürften folgende
(Hrundſätze für jeden Steuerpflichtigen von Intereſſe ſein.
Der Zweck des § 56 des Einkommenſteuergeſetzes iſt nicht all=
gemein
der, den wirtſchaftlich Schwachen zu helfen, ſondern er
geht dahin,
eine Steuerermäßigung zu gewähren, wenn
das Einkommen während eines Steuerab=
ſchnittes
durch außergewöhnliche Aufwen=
dungen
in der gleichen Periode vermindert
wird, namentlich dann.
wenn die Entrichtung der vollen Steuer aus dem verbleibenden
Betrag die Leiſtungsfähigkeit des Zenſiten weſentlich beeinträch=
tigt
, insbeſondere den für die Beſtreitung des Lebensunterhaltes
übrigbleibenden Betrag in unangenehmer Weiſe beſchneidet. Eine
außergewöhnliche Belaſtung kann nicht ſchon dann angenommen
werden, wenn infolge beſonderer wirtſchaftlicher Verhältniſſe ſich
die Schulden des Steuerpflichtigen vermehrt haben; ſie tritt viel=
mehr
erſt ein, wenn in Erfüllung dieſer Verbind=
ichkeiten
Ausgaben unter Verwendung des Einkommens ge=
macht
werden und dadurch als Folge der beſonderen Verhältniſſe
ine Schmälerung des für die Lebenshaltung
verbleibenden Einkommens erfolgt.
Als Belaſtung im Sinne dieſer Beſtimmung wirkt ſich eine
Verſchuldung dann aus, wenn zur Abtragung der Schulden
Teile des Einkommens verwendet werden, d. h. Ver=
mögensteile
, deren Abgang, nicht ſchon bei der ſteuerlichen Er=
mittelung
des Einkommens berückſichtigt iſt (Fl 4 56/30). Dr. C.

Hohes Alter, Frau E. Holthuſen, Annaſtr. 20, feierte
vor kurzem in voller Rüſtigkeit ihren 80. Geburtstag.
Kunſtgeſchichtliche Geſellſchaft. Am Samstag, den 30. d. M.,
findet für die Mitglieder der Geſellſchaft eine Führung in der
on dem Frankfurter Kunſtverein veranſtalteten Ausſtellung
Rudolf Koch und ſein Kreis ſtatt. Die Räume des
Kunſtvereins ſind in Frankfurt in der Junghofſtraße 3. Der Be=
ginn
der Führung iſt um 4.30 Uhr. Die Abfahrt in Darmſtadt
ſann mit dem Zuge 15.17 Uhr erfolgen. Die Führung hat Pro=
ſeſſor
Haupt übernommen. Gäſte ſind willkomen.
Heute abend um 8 Uhr ſpricht im Fürſtenſaal bei Chriſt ( Gra=
enſtraße
) Herr Dr. Kollbach, in einem Lichtbilder=Vortrage
tber die gerade gegenwärtig ſo wichtigen und intereſſanten Fra=
ſen
, die mit der Stellung Deutſchlands als Einfuhr=
nd
Ausfuhrland zuſammenhängen. Hierzu ſind unſere
Mitglieder und deren Angehörige ſowie ſonſtige Freunde von
pandwerk und Gewerbe herzlich eingeladen. Bei dem zu erwar=
tenden
ſtarken Beſuch dürfte ſich pünktliches Erſcheinen empfehlen.
Verein Freundinnen junger Mädchen. Es dürfte für die
Beſucher des Konzertes in der Stadtkirche, das am nächſten Sonn=
tag
abend ſtattfindet, von Intereſſe ſein, zu hören, daß auch die
eindrucksvolle ruſſiſche Kompoſition des Glaubensbekenntniſſes.
die bei der Trauung des erbgroßherzogl. Paares erklang, zum
Vortrag kommen wird. Um Irrtümer zu vermeiden wird darauf
aufmerkſam gemacht, daß die Nummern auf den Eintrittskarten
nur Ordnungs= keine Sitznummern bedeuten; es gibt keine
umerierten Plätze. (Siehe geſtrige Anzeige.)
Bücherſtube Alfred Bodenheimer. Günter Groenhoff=
Vortrag. Die Bücherſtube hat Günter Groenhoff, einen der er= geht es nun zum Ahornboden und Karwendelhaus. Nach guter
folgreichſten Piloten, eingeladen, in einem Lichtbildervortrag über
ſeine Erlebniſſe und Erfahrungen als Segelflieger zu erzählen.
ſroenhoff, ein geborener Frankfurter, iſt erſt 23 Jahre; er ver=
ſteht
es, ſeine außergewöhnlichen Rekordflüge in ſehr feſſelnder
und anſchaulicher Weiſe zu ſchildern wobei ſein Vortrag durch
vorzügliches Lichtbildmaterial unterſtützt wird. Der Vortrag wird
ſcher in Darmſtadt die ſtärkſte Reſonanz finden, da die hieſige
Techn. Hochſchule einer der Ausgangspunkte für die Entwicklung
der deutſchen Segelfliegerei bildete. (Weiteres ſiehe heutige An=
jeige
.)
Heſſiſches Landestheater.

Großes Haus. Lonneretag 28 Jan Keine Vorſtellung. Greitag, 22 Jan 19½, Ende gegen 22½ Uhr. D13. Oberon.
Preiſe 0.-06.40 Mk. Eamstag. 30 Jan 20, Ende gegen 23 Uhr. Dſt. Volksb. F (6. Vorſt.)
Gr. I bis /V. Otello Preiſe 0.705 60 Mk. Kleines Haus. 20½221s Uhr. Zuſatzmtete 1179
Zonnerstag, 28. Jan. Loben in dieſer Zeit Preite 0604.50 Mr Feitag, 29 Jan 2022½ Uhr. Außer Miete. Nina.
Preiſe 0 504 50 Mk Gamstag, 30 Jan 20, Ende vor 22 Uhr. Vortrag Paul Wegener.
Geiſtesſtrömungen im antiten China.
Preiſe 1, 2 und 3 Mk.

Die Arbeit der Darmſtädter Winterhilfe.
Ein Blick hinker die Kuliſſen der Winkerhilfe. Organiſalion und Aufbau.
Die freiwilligen Hilfskräfte in ihrer Täligkeit.

Um der Oeffentlichkeit ein Bild über die umfangreiche, in
ihren Einzelheiten genau durchorganiſierte Darmſtädter Winter=
hilfe
zu geben hatte der Vorſitzende des Stadthilfsausſchuſſes,
Oberſt Schröder, die Preſſevertreter zu einer Beſichtigung ein=
geladen
, an der auch Präſident Geh. Rat von Hahn teilnahm.
Dieſer Rundgang durch alle Inſtanzen der Darmſtädter Winter=
hilfe
zeigte, mit welcher Reinlichkeit, Hingabe und Liebe an das
große Werk ſich alle Helfer betätigen, und zwar ehrenamtlich ohne
Gegenleiſtung, das muß beſonders hervorgehoben werden.
Die Organiſation der Darmſtädter Winter=
hilfe
richtet ſich nach den Reichsrichtlinien. Der Stadthilfs=
ausſchuß
unter dem Vorſitz des Herrn Oberſt Schröder ſetzt ſich
aus je einem Vertreter der bekannten 7 Wohlfahrtsverbände und
mehreren Einzelperſönlichkeiten, u. a. Herrn Dr. Merck, zuſammen
und arbeitet in gleichem Sinne, wie

Heſſiſches Landestheater. Leben in dieſer Zeit von
Eeich Käſtner beginnt heute abend ſtatt wie angekündigt 20 Uhr
eiſt um 20.30 Uhr. Muſikaliſche Leitung: K. M. Zwißler.
Oberon, in neuer Bearbeitung von Herman Kaiſer, wird am
Freitag, den 29. Januar, zur erſten Aufführung in Darmſtadt ge=
ſengen
. Regie: Heinz Arnold: Bühnenbild: Lother Schenck von
Trapp; muſikaliſche Leitung; Karl Maria Zwißler; Tänze: Hans
Nacke. Sonntag, den 31. Januar und Montag, den 1. Februar,
ſucelt Paul Wegener zum letzten Male den Mephiſto in Goethes
Eauſt, 1. Teil. Am Samstag, den 30. Januar, ſpricht er über
Geiſtesſtrömungen im antiken China, mit Vor=
leſungen
aus chineſiſchen Klaſſikern.
Rezitation Ludwig Hardt. Am Montag, den 1. Februar,
verd Ludwig Hardt, der berühmte Rezitator, im Kleinen
Haus des Heſſiſchen Landestheaters Texte von Wilhelm Buſch,
Ariderſen, Maupaſſant, Scheerbart, Reuter, Wedekind. Morgen=
ſtern
, Panter, Käſtner und Ringelnatz ſprechen. Ludwig Hardt,
eirter der genialſten lebenden Rezitatoren, hatte eine Silveſter=
Veranſtaltung in Berlin. Das Berliner Tageblatt ſchrieb dar=
über
: Daran wird man ſich noch lange erinnern. Ja, das war
Heiterkeit! Welch ein Glück: über die Heiterkeit einer Dichtung
lacchen zu dürfen. Der Vorverkauf zu dieſer Veranſtaltung be=
uimnt
morgen, Freitag, den 29. Januar.

zineiſtäi ds Jie Leilätfeilf de e Eftier ſe
die ſich auf dem Paradeplatz in den Räumen des Roten Kreuzes
befindet, überwacht die Ausführung der von ihr gegebenen Richt=
linien
.
Die praktiſche Arbeitsleiſtung beginnt in der
Auskunftsſtelle der Winterhilfe
in der Waldſtraße (den Räumen des früheren Polizeireviers).
Dieſes Zentralbüro unterſteht der Leitung von Fräul.
Edenweger, die ihres ſchweren Amtes mit ebenſoviel Geſchick
wie Takt waltet. Hier haben ſich zunächſt alle Perſonen zu melden,
die von der Winterhilfe erfaßt zu werden wünſchen. Es iſt eine
genaue Kartothek eingerichtet, in der alle Perſonen, die mit Bitten
an die Winterhilfe herantreten, eingetragen werden. Das ſind
um nur einen kleinen Begriff von der Arbeitsleiſtung dieſes Büros
zu geben ſeit dem verhältnismäßig kurzen Beſtehen dieſer
Zentralſtelle über 1100 Familien, die durch dieſes Büro betreut
werden. 2500 Anträge ſind eingegangen, von denen 1500 bereits
erledigt ſind, die reſtlichen 1000 ſind noch in Bearbeitung. Von
dieſem Zentralbüro ging es zur
Kammer der Winterhilfe,
die von Frau Bächmann unter Unterſtützung des Herrn Erich
geleitet wird. Es iſt kaum zu glauben, welche Kleidungsſtücke aller
Art in den großen Räumen der ehemaligen Möbelfabrik in der
Heidelberger Straße aufgeſtapelt ſind. Hier zeigt ſich ſo recht die
Gebefreudigkeit des Darmſtädter Publikums. In getrennten
Männer= und Frauenabteilungen befinden ſich gebrauchte Anzüge,
Kleider, Wäſcheſtücke aller Art, Schuhe, Strümpfe, in anderen
Räumen Schirme, Betten und ſogar Kinderwagen und vieles
andere. Alle dieſe Gegenſtände wurden geſammelt und mußten nun
ſortiert und gezählt werden. Da in der heutigen Zeit keine neuen
Sachen abgegeben werden können, müſſen faſt alle Stücke umge=
arbeitet
oder repariert werden. Dieſe Arbeit geſchieht durch un=
bezahlte
Kräfte in eigenen Näh= und Schuſterwerkſtätten.
Die arbeitenden Kräfte geben ſich alle Mühe, die Winterhilfe, ſo
gut es geht durchzuführen, und es iſt daher nur berechtigt, daß
alle beteiligten Stellen auf die
Widerlegung wilder Gerüchte
über die Winterhilfe und ihre Tätigkeit Wert legen. Undankbare
Menſchen gibt es überall, ihnen iſt nichts heilig, und ſolche Men=
ſchen
finden ihre Hauptfreude im Weiterverbreiten von Unwahr=
heiten
und in der Herabſetzung anderer. Nur durch ſie konnte das

Gerücht entſtehen, daß von der Winterhilfe Stücke gegen Bezah=
lung
abgegeben würden. Die Winterhilfe gibt alle geſammelten
und geſpendeten Gegenſtände an diejenigen Perſonen, deren An=
trag
genehmigt iſt, umſonſt ab, nachdem ſie gereinigt und reno=
viert
ſind. Daß bei den eingeſammelten Kleidungs= und Wäſche=
ſtücken
auch ganz unbrauchbare ſind, iſt klar, ſolche unbrauchbaren
Stücke werden zu den reparierten, tragbaren öfter als Flick=
lappen
hinzugegeben. Dieſe freie Zugabe hat in wenigen Fällen
dazu geführt, daß die Lumpen der Winterhilfe gezeigt, von den
guten Stücken aber, die man erhalten hatte, nichts erwähnt wurde!
Aber Lügen haben kurze Beine. So auch hier. Ernſtliche
Klagen wurden den Zentralſtellen in keinem Falle gemeldet.
Daß alle Kleidungsſtücke zunächſt nach ihrer Einlieferung desin=
fiziert
wurden, iſt natürlich. Nach Beſichtigung der Winterhilfe=
kammer
wurde in der Neckarſtraße 3 dem
Küchenausſchuß.
der von Frau Erdmann mit Umſicht geleitet wird, ein Beſug
abgeſtattet. Hier werden alle eingehenden Spenden, die für die
Küche ſpeziell beſtimmt ſind, entgegengenommen und auf die ein=
zelnen
Küchen verteilt. Ueber alle eingehenden Waren, auch Geld=
ſpenden
wird genaueſtes Buch geführt. Hier wird auch der Küchen=
zettel
für die Woche fertiggeſtellt, und die ebenſo umſichtige wie
energiſche Leiterin ſorgt für ihre 5 Küchen in gleicher Mütterlich=
keit
und wacht über ordnungsmäßige Verteilung aller nötigen
Küchenprodukte. Dieſer Ausſchuß verteilt auch die einzelnen Per=
ſonen
auf die Küchen. Eng mit ihm zuſammen arbeitet der
Beſchaffungsausſchuß,
dem Herr Mann vorſteht, und der die ſchwierige Aufgabe hat,
die Küchenprodukte aus dem Lande und von den Lieferanten zu
beſorgen. Vierfache Kontrollbeſtellzettel werden ausgeſchrieben, ge=
naueſte
Buchführung iſt auch hier durchgeführt, bei Einkauf wird
vor allem auf erſte Qualität der Waren geachtet. Der ehrenamt=
liche
Leiter mit ſeinen freiwilligen Hilfskräften bewältigt hier
eine verantwortungsvlle Aufgabe gern im Dienſt der Winter=
hilfe
. Nach Beſichtigung dieſer beiden Zentralen für die Winter=
hilfsküchen
wurden.
die Winterhilfsküchen
ſelbſt, und zwar die Küchen 4, 1 und 3 beſucht. In den fünf
Küchen werden zuſammen zirka 1400 Liter Eſſen, dazu pro Kopf
5060 Gramm Fleiſch zurzeit verausgabt, und zwar in der Küche 1
307, 2 345, 3 325, 4 300 und 5 113 Liter. Das Eſſen iſt vorzüg=
lich
, ſchmackhaft und kräftig. In allen Küchen wird gleichmäßig
gekocht. Jede Hausfrau kennt die Arbeit in der Küche und kann
ermeſſen, wie groß die Arbeit iſt, die hier täglich von freiwilligen
Helferinnen für Hunderte von Mitmenſchen geleiſtet wird. Oft
ſitzen dieſe freiwilligen Helferinnen bis in die ſpäten Abend=
ſtunden
an den Vorbereitungen für den nächſten Tag. Und früh
um 8 Uhr wird die Arbeit fortgeſetzt, wird gekocht mit Hingabe
und Liebe an die gerne übernommene Pflicht. Und es wird ſo
vorzüglich gekocht, daß bis heute keine Klage über das Eſſen laut
wurde natürlich abgeſehen von unverbeſſerlichen Nörglern,
denen nichts recht zu machen iſt.
Mit dieſem Küchenbeſuch war die Beſichtigungsfahrt beendet.
Oberſt Schröder dankte den Teilnehmern für das bewieſene In=
tereſſe
. Dank gebührt all denen, die ſich ganz opfern, um ihren
Mitmenſchen zu helfen. Die Winterhilfe in Darmſtadt iſt in beſten
Händen. Möge jeder zu ſeinem Teil zu ihrem weiteren Gelingen
beitragen.

In der Sektion Starkenburg des Deutſchen und Oeſter=
R. Stiepel aus Michelſtadt einen Lichtbildervortrag: Kreuz
und quer im Karwendel‟. Der Ausgangspunkt der Wanderungen
war Mittenwald, der berühmte Luftkurort und Winterſportplatz.
Ortsgewerbeverein und Handwerkervereinigung Darmſtadt. Zunächſt wurde die nähere Umgebung Mittenwalds: Kalvarien=
berg
. Ferchenſee Lauterſee und Leutaſchklamm beſucht, die Kar=
zur
Vereinsalpe, dem Großherzog=Adolf=Haus und Schlageter= Ge=
denkſtein
vorbei zur Soiernſpitze (2259 Meter) gewandert. Bei
blauem wolkenloſen Himmel wird hier in Einſamkeit und er=
habenem
Schweigen die ſchöne Ausſicht genoſſen. Beim Abſtieg,
der über Brandelalm zum Rißbach und zur Tölzer Hütte (1835
Meter) führt, erleben die Touriſten ein großartiges Alpenglühen.
des Wörners leuchten rot auf. In der Frühe des nächſten Tages
wird der Schafreuter (2100 Meter) beſucht. Empfindſame Kälte
macht den Gipfelaufenthalt nicht ſehr angenehm. Der Abſtieg
führt durch das Rißtal nach Hinterriß, das recht zur Erholung ge=
ſchaffen
iſt. Von hier aus geht die Wanderung zum Ahornboden,
der von den Kaltwaſſerkar= und Birkkarſpitzen mit ihren Abſtürzen
beherrſcht wird. Durch den ſchönen Ladizwald und die prächtig
gelegene Ladiz=Alm wird die gemütliche Falkenhütte (1856 Meter)
mit Blick auf den Lampenſtock erreicht. Die 800 Meter hohe La=
liderer
Wand iſt das Hauptgebiet der Münchener Kletterer. Zurück
Uebernachtung wird früh das Schlauchkar und der Schlauchkarſattel
und die Birkkarſpitze (2750 Meter), die höchſte Erhebung des Kar=
wendels
, beſtiegen, Von hier genießt man eine weite Rundſicht:
ſämtliche Karwendelgipfel, die Zentralalpen von den Hohen
Tauern über die Zillertaler, die Stubaier und Oetztaler bis zur
Silvretta. In glühender Sonnenhitze wird ins weſtliche Birkkar
abgeſtiegen und durch das Hinterautal zum Jagdhaus im Kaſten
und zum Hallerangerhaus am Nordhang der Speckkarſpitze gewan=
dert
. Beim Aufſtieg zum Lafaſcherjoch gewahrt man unzählige
Zacken: Türmchen und Nadeln. Im Tal liegt ein Wolkenmeer.
Am Rand des Speckkars entlang führt der Weg zur Bettelwurf=
hütte
. Bei kaltem Nordoſtwind wird der Gipfel des Bettelwurfs
beſucht und wieder zur Hütte und Lafatſcherjoch zurückgekehrt,
dann zur Pfeishütte ins Samertal abgeſtiegen zum Forſthaus
Amtſäge im Chriſtental gewandert, zur Zirler Chriſtenalm. Sol=
ſteinhaus
und Großen Solſtein, dem bekannten Ausſichtsberg, hin=
aufgeſtiegen
und in Zirl die Wanderung abgeſchloſſen. Der
Vorſitzende, Miniſterialrat Guntrum, dankte dem Redner
für ſeinen Vortrag, der von Liebe zur Natur und Begeiſterung
für die Alpenwelt zeugte.
Deutſcher Oſtbund. Die Buchhandlung Waitz, Eliſabethen=
ſtraße
, hat zurzeit eines ihrer Schaufenſter dem deutſchen Oſten
gewidmet. Einige gute Reproduktionen zeigen markante oſt= wald. Brandmeiſter im 1. Zuge Brandmeiſter Jung, im 2. Zuge
deutſche Bauwerke, teils in der typiſchen, durch den deutſchen
Ritterorden hoch entwickelten wuchtigen Backſteingotik. Außerdem
liegt eine umfangreiche Literatur aus, welche oſtdeutſche Fragen
und bedeutende Oſtmärker zum Thema hat bzw. deren Verfaſſer
Oſtdeutſche ſind. Manch einer wird erſtaunt ſein über die Fülle
des wertvollen Geiſtesgutes, das dem deutſchen Oſten entſproſſen
iſt. Die Auslagen ſtehen im Zuſammenhang mit einer am Sonn= Wahlſpruche. Gott zur Ehr dem Nächſten zur Wehr voll und
tag, den 31. Januar. im Mozartſaal ſtattfindenden Veranſtaltung ganz auszuführen.
des Deutſchen Oſtbundes, die bei freiem Eintritt jedermann zu=
gänglich
iſt. Näheres geht aus den bei der Buchhandlung Waitz
koſtenlos erhältlichen Vortragsfolgen hervor.
Helia. Der zurzeit mit beiſpielloſem Erfolg im Helia=
Theater laufende hiſtoriſche Tonfilm der Ufa, Yorck, wird der Vogelhändler, Holzſchnitzer. Schirmflicker, Pülcher, Almaleut,
Jugendliche haben Zutritt.
Im Union=Theater, ſieht mon nur noch heute Siegfried
Arno, das Unikum des deutſchen Films, in Ein ausgekochter
Junge‟
und Rolf van Goth in dem ſpannenden Zirkus=Kriminaltonfilm Rößl=Bar, wo Studenten jazzen. Karten für dieſes vielverſpre=
Schatten der Manege‟.
Feſtnahme. Die Ehefrau des bereits wegen Amtsunter=
ſchlagung
und Urkundenfälſchung in Unterſuchungshaft ſitzenden
Verwaltungsſekretärs Franz Scholles, Maxgarete Scholles, geb. ſzenen, gelangt nur noch heute Donnerstag ſowie Sonntag durch
Florſchütz, wurde am 26. 1. 32 durch die Kriminalpolizei feſtge= die Prang=Lachbühne im Orpheum, bei volkstümlichen
nommen, weil ſie fortgeſetzt in Gemeinſchaft mit ihrem Ehemann
Reiſekoſtenbelege fälſchlich anfertigte, wodurch ſich die Eheleute
Anſchaffungen machen und einen Aufwand treiben konnten, das
keinesfalls mit dem Einkommen des Ehemannes zu vereinbaren
war. Die Ehefrau Scholles kam gleichfalls in Unterſuchungshaft.

Gegen häßlich gefärbten Zahnbelag ſollte man unbedingt dieberühmte I
Chlorodont=Zahnpaſte benützen; der Erfolg überraſcht. Unter=Vorkriegspreiſe.
5

reichiſchen Alpenvereins hielt Sektionsmitglied Herr Amtsanwalt Generalverſammlung der Zreiwilligen Feuerwehr.
Die Freiwillige Feuerwehr Darmſtadt hielt ihre General=
verſammlung
in der Reſtauration Zum Handelshof ab.
Wegen Erkrankung des 1. Kommandanten Hofmann begrüßte der
2. Kommandant North die zahlreich erſchienenen Feuerwehr=
wendelſpitze
(2306 Meter) beſtiegen, ferner über die Aſchaualm kameraden aufs herzlichſte und gedachte der verſtorbenen Kame=
raden
, zu deren Ehren ſich alle Anweſenden von den Sitzen er=
hoben
. Kreisfeuerwehrinſpektor Karpfinger überreichte ſo=
dann
im Auftrage des Landesverbandes dem Herrn Franz Gebe=
lein
das Heſſiſche Ehrenkreuz für 50jährige Zugehörigkeit zur Frei=
willigen
Feuerwehr Darmſtadt. In ſeiner kernigen Anſprache be=
tonte
Inſpektor Karpfinger, daß Kamerad Gebelein ſtets bereit
war, ſeine ganze Kraft zum Wohle der Allgemeinheit einzuſetzen.
Die Gipfel des Vogelkar Raffel= und Hochkarſpitze ſowie Das Protokoll der letzten Generalverſammlung wurde durch den
Schriftführer Weingärtner verleſen. Den Rechenſchaftsbericht
erſtattete der Rechner Jean Schmidt. Der Bericht iſt trotz der
ſchlechten finanziellen Verhältniſſe als gut zu bezeichnen. Auf An=
trag
der Rechnungsprüfer, die die Kaſſenverhältniſſe in beſter
Ordnung fanden, wurde dem Rechner Entlaſtung erteilt. Den
Jahresbericht erſtattete der 2. Kommandant North und iſt dem
Bericht u. a. zu entnehmen:
Die Wehr wurde im abgelaufenen Jahre zweimal zu Brän=
den
gerufen, wobei ſie ſich an der Löſcharbeit beteiligte. Eine Neu=
beſchaffung
von Ausrüſtungsſtücken konnte im letzten Jahre wegen
der ſchlechten Finanzlage der Stadt nicht erfolgen, wurde jedoch
erneut beantragt. Ebenſo konnte das neue Gerätehaus des vierten
Zuges nicht ausgeführt werden. An Sicherheitswachen wurden ge=
ſtellt
: Im Heſſiſchen Landestheater (Großes und Kleines Haus)
3479 Mann, im Orpheum 462 Mann, in der Feſthalle, Saalbau,
Zirkus uſw. 148 Mann, zuſammen 4089 Mann. Von ſeiten des
Herrn Branddirektors Winter wurden im abgelaufenen Jahr vier
Vorträge gehalten, die von den Kameraden vollzählig beſucht
wurden. Ausgezeichnet wurden 2 Kameraden mit 40jähriger
Dienſtzeit, 1 mit 25jähriger Dienſtzeit, 4 mit 20jähriger Dienſtzeit,
4 mit 10jähriger Dienſtzeit Die Berichte der 4 Brandmeiſter
ließen erkennen, daß die Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr
die freiwillig übernommenen Pflichten ſtets gewiſſenhaft aus=
führten
.
Der Zeugwart berichtete über die Kammerverhältniſſe und
erklärte, daß alle Ausrüſtungsgegenſtände in beſter Ordnung vor=
handen
ſind, Kreisfeuerwehrinſpektor Karpfinger gab einen aus=
führlichen
Bericht über die Kreismotorſpritze.
Bei der Vorſtandswahl wurden folgende Kameraden neu= bzw.
wiedergewählt: 1. Kommandant Kreisfeuerwehrinſpektor Karp=
finger
, 2. Kommandant Brandmeiſter Mathes, 1. Schriftführer J.
Weingärtner. 1. Kaſſier Jean Schmidt, Zeugwart Wilh. Binde=
Brandmeiſter Wilh. Becker, im 3. Zuge Brandmeiſter Hch. Buſek,
im 4. Zuge E. Eckert.
Zum Schluſſe dankte der erſte Kommandant Karpfinger den
Kameraden für den guten Beſuch der Verſammlung und forderte
dieſelben auf. auch im kommenden Jahre die freiwillig übernom=
menen
Pflichten zum Wohle der Allgemeinheit getreu unſerem
Bei der Rößl=Wirtin, gibt es am 6. Februar ein luſtiges
Zuſammentreffen von Bauern, Bäuerinnen, Buam und Dirndlen;
Holzknechte werden erſcheinen, Pechler, Wurzengraber, Bergführer,
unverminderten Nachfrage wegen die zweite Woche verlängert. Wilddieb, Jager, Studenten und andere arme Leut: Darmſtädter
Hochtouriſten treffen ein vom Dachsberg und Melibokus. Es wird
getanzt und geplattelt nur nicht gerauft. Luſtige Tänze führt
das Aufſichtsperſonal des Hotels aus: Kellner. Köch’, Küchdirn,
Stubenmaderln und Hauſl. Die verwöhnten Gäſte aus Berlin,
Die Palaſt=Lichtſpiele zeigen nur noch heute Liane Haid Sachſen, Arheilgen und andern Kulturzentren treffen ſich in der
chende VD.A.=Feſt der Frauenortsgruppe bei Papier=Leuthner
am Weißen Turm.
Es lebe der Reſervemann, eine Revue heiterer Kaſernen=
Eintrittspreiſen zur Aufführung. (Siehe Anzeige.)
Die Comedian Harmoniſts geben morgen, Freitag,
und übermorgen, Samstag, ihre mit großer Spannung erwar=
teten
Gaſtkonzerte im Orpheum. Nochmals ſei darauf hinge=
wieſen
, daß die Entnahme der Karten im Vorverkauf ſehns
empfehlenswert iſt, um ſich gute Plätze zu ſichern. Säutliche Vex=
günſtigungen
ſind aufgehoben: Freikartengeſuche können in kei=
nem
Falle berückſichtigt werden und ſind daher zwecklos.
(Siehe Anzeige.)

[ ][  ][ ]

Seite 6 Nr. 28

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Donyerstag, 28. Januar 1932

Aus dem Gerichtsſaal.
Aw. Das Bezirksſchöffengericht verurteilt zunächſt
einen jungen Wanderer, der im Sommer vorigen Jahres
ausgerechnet in einem verſchloſſenen Verkaufshäuschen hier in
Darmſtadt Unterkunft geſucht hatte, und bei der Gelegenheit etliche
Pfund Kirſchen und Erdbeeren koſtenlos verzehrt hatte, angeſichts
ſeiner vielen Vorſtrafen, wegen ſchweren Diebſtahls zu
drei Monaten Gefängnis. Der Mann nimmt die Strafe
ohne weiteres an, er ſcheint froh zu ſein, für die kalte Zeit ein
Unterkommen gefunden zu haben.
Es kommt dann wieder eine Kirchweihſchlägerei. Und zwar
iſt diesmal ein junger Schmied aus Rimbach wegen ge=
fährlicher
Körperverletzung angeklagt. Der junge
Mann hatte für ſeinen Vater Geſchäfte im Odenwald zu erledi=
gen
und nahm vor der Rückkehr noch ein bißchen an der Weſch=
nitzer
Kerbe teil. Anſcheinend huldigte er dem Alkohol aber doch
etwas zu reichlich, denn der Schlußeffekt war, daß er im Hofe der
Gaſtwirtſchaft jeden anfiel, der vorbeikam. Erſt boxte er nur ein
biſſel auf ſeine mehr oder weniger unfreiwilligen Gegner los,
als er aber ſeinen Zorn durch ein an die Wand geſchmettertes
Fahrrad immer noch nicht beruhigt hatte, holte er ſein Taſchen=
meſſer
hervor und fing an zu ſtechen. Einen jungen Mann ſtach
er in den Kopf und einem anderen brachte er wahllos ſechs Stiche
in die beiden Arme und den Rücken bei. Mit Recht betont der
Staatsanwalt, daß es wahrhaftig nicht an ihm gelegen habe, wenm
die Sache keine gefährlichere Wendung nahm. Der eine Verletzte
mußte wohl an die vier Wochen das Bett hüten, doch ſind die
Wunden nun wieder gut ausgeheilt. Das Gericht verurteilte den
Angeklagten, ihm ſeine Trunkenheit als Erleichterungsgrund an=
ſehend
, zu vier Monaten Gefängnis.
Zum Schluß ſitzt ein 74jähriger Arbeiter aus
Nieder=Beerbach vor dem Richtertiſch, unter der Anklage,
mit zwei noch nicht 14jährigen Mädchen unzüchtige Hand=
lungen
vorgenommen zu haben. Der Angeklagte beſtreitet ener=
giſch
die Taten. Es ſei dies nur Mache von ſeiten ſeines Sohnes
und der Sippſchaft der Schwiegertochter, die ihn gerne von Haus
und Hof forthaben wollten. Es ſind denn auch tatſächlich die Aus=
ſagen
der kleinen Mädchen keineswegs einwandfrei, ſo daß das
Gericht zu einer Verurteilung nicht gelangen kann, ſondern den
Angeklagten mangels genügender Klärung freiſpricht.

Petrusgemeinde. (Männervereinigung.) Der
Hauptverſammlung ging die Jahrestagung der Sterbekaſſe
voraus. Nach dem Jahresbericht, der von dem Vorſitzenden, Herrn
Oberreallehrer Frank, vorgetragen wurde, hatte die Sterbekaſſe
am Ende des Berichtsjahres 429 Mitglieder, 11 traten ein und
11 Mitglieder ſchieden durch Tod aus. Die Rücklagen, die während
der 4½jährigen Tätigkeit der Sterbekaſſe angeſammelt wurden,
betragen jetzt ungefähr 10 000 RM., und pro Sterbefall werden
100 RM. Sterbegeld gezahlt. Allgemein wurde anerkannt, daß die
Sterbekaſſe der Gemeinde großen Segen gebracht hat, und daß
daher in ſozialer Hinſicht die Sterbekaſſe nicht entbehrt werden
kann. Die Hauptverſammlung der Männervereinigung
ſelbſt wurde mit Lied und Gebet eröffnet. Der 1. Vorſitzende, Her=
Oberreallehrer Frank, begrüßte die gut beſuchte Verſammlung
mit herzlichen Worten, dabei rückſchauend auf das verfloſſene Jahr.
dem als Leitmotiv die praktiſche Ausübung chriſtlicher Näch=
ſtenliebe
zugrunde gelegt war. Der 1 Schriftführer, Herr
Lehrer Knell, gab einen erſchöpfenden Bericht über das ver=
floſſene
Jahr. Wahrend das deutſche Vaterland einen verhäng=
nisvollen
Niedergang erlitt, zeigte die Männervereinigung der
Petrusgemeinde auch im Jahre 1931 einen weſentlichen Aufſtieg.
Dieſen Aufſtieg verdankt die Männervereinigung vor allem ihrem
raſtloſen 1. Vorſitzenden Herrn Oberreallehrer Frank, ihren ſtets
hilfsbereiten beiden Geiſtlichen, Herrn Pfarrer Weiß, und Herrn
Pfarrer Irle, ſowie den ſtets unermüdlichen Vertrauensmän=
nern
, denen allen herzlicher Dank geſagt wurde. Mit dem Aus=
druck
aufrichtigen Bedauerns wurde der Beſchluß des ſehr ver=
dienten
Herrn Lehrer Knell aufgenommen, daß er infolge ſeiner
Geſundheitsverhältniſſe ſich außerſtande fühlt, die Geſchäfte des
1. Schriftführers der Vereinigung für die Zukunft weiter zu
führen. Mit ſchwerem Herzen hatte ſich die Verſammlung, in An=
betracht
der Geſundheitsverhältniſſe des Herrn Lehrer Knell ver=
anlaßt
ſehen müſſen, ſeinem Wunſche Rechnung zu tragen. Durch
Ernennung zum Ehrenmitglied mit Sitz und Stimme im Vorſtand
wird uns die bewährte Kraft des Herrn Lehrer Knell weiterhin
erhalten bleiben. Herzlichſte Dankesworte wurden ihm entgegen=
gebracht
, die in der Ueberreichung einer ſinnigen Ehrenurkunde
ihren beſonderen Ausdruck fand. Herr Lehrer Knell dankte ſichtlich
gerührt für die Ehrung und verſicherte, daß ihm das entgegen=
gebrachte
Vertrauen im Amte als Schriftführer der Männerver=
einigung
in den 10 Jahren ſtets eine beſondere Freude geweſen
ſei und ihm daurch ſeine Arbeit weſentlich erleichtert habe. Eine
weitere Ehrung wurde Herrn Fabrikanten Konzelmann zu=
teil
, indem die Verleihung einer Ehrenurkunde beſchloſſen wurde,
in dankbarer Anerkennnung für Ausübung chriſtlicher Nächſten=
liebe
auf ſozialer Grundlage. Die Jahresabrechnung, die von
Herrn Berres vorgetragen wurde, zeigt an Jahreseinnahmen
4181 RM., an barem Vermögen 1300 RM. und einen Inventar=
wert
von zirka 1400 RM. Herrn Berres wurde Dank und An=
erkennung
gezollt. Am Schluß der Verſammlung erſtattete der
Dirigent des Poſaunenchors Herr Wehlan, einen intereſſanten
Bericht über das jüngſte Glied der Männervereinigung, des Po=
ſaunenchors
. Obwohl der Poſaunenchor erſt während des Jahres
1931 gegründet wurde, hat er ſchon eine gewaltige Arbeit im
Dienſte unſeres kirchlichen Lebens und der Kirchenmuſik geleiſtet.
Tho. Waiſenſchutz‟. Der Heſſiſche Fechtverein Waiſenſchutz
(Zweigverein Darmſtadt) hielt ſeine diesjährige Generalverſamm=
lung
in ſeinem Vereinslokal zum Heſſ. Hof ab. Der 1. Vor=
ſitzende
gedachte der Mitglieder, die im letzten Jahre durch Tod
von uns gegangen ſind. Zum Andenken erhoben ſich die An=
weſenden
von ihren Sitzen. Hierauf verlas der Schriftführer den
Rechenſchaftsbericht, welcher Annahme fand. Auch der Kaſſen=
bericht
des Kaſſierers wurde gutgeheißen. Der 1. Vorſitzende dankte
hierauf für die geleiſtete Arbeit. Nach dem Bericht des Rechnungs=
prüfers
wurde dem Rechner Entlaſtung erteilt. Ehe man zur Vor=
ſtandswahl
ſchritt, dankte der 1 Vorſitzende den übrigen Vor=
ſtandsmitgliedern
für die treue Mitarbeit. Auf Vorſchlag wurde
der ſeitherige Vorſtand einſtimmig wiedergewählt. Anträge waren
außer einem Dringlichkeitsantrag, der aber abgelehnt wurde, keine
eingelaufen. Auch die Vertrauensmänner= und Vergnügungs=
kommiſſion
wurde außer zwei Neugewählten in ihrer alten Be=
ſetzung
belaſſen.
Der Hausſchwamm=Vortrag der Heſſiſchen Landesſtelle für
Pilz= und Hausſchwamm=Beratung findet heute abend um 8 Uhr
in der Techniſchen Hochſchule, Hörſaal 137, ſtatt.
* Jazz=Orcheſter Weber. Obermuſikmeiſter Weber hat in alter
Friſche und Rührigkeit ein Jazz=Orcheſter in Originalbeſetzung mit
3 Saxophons, Tangoharmonika. Banjo Souſuphon uſw. gegründet
und konzertierte geſtern abend zum erſten Male mit dieſem neuen
Orcheſter im Schloßkeller. Das Zuſammenſpiel iſt unter der
ſtraffen Leitung des Dirigenten tadellos. Es wurden die bekann=
ten
Schlager= und Jazzmuſikſtücke zu Gehör gebracht, die von den
zahlreich erſchienenen Freunden eine flotten, gemäßigt ziviliſierten
Jazzmuſik mit lebhaftem Beifall aufgenommen wurden. Immer
wieder mußte ſich das Orcheſter zu Zugaben bequemen, und er=
freute
die Zuhörer unermüdlich mit den originellen Jazzweiſen.

Lokale Veranfkalkungen.
Dſe hierunter erſcheſnenden Notizen ſind ausſchließlich als Hinweiſe auf Anzeigen zu betracht
in keinem Falie irgendwie als Beſprechung oder Kritik.
Maskenball der Freien Turngemeind
Darmſtadt. Der am kommenden Samstag, den 30. Januc
abends, in den Räumen des Reſtaurants Rummelbräu ſtattfi
dende Maskenball der Freien Turngemeinde, ſcheint auch die
Jahr ſeine ſtarke Anziehungskraft nicht zu verfehlen. Kein Wr
der, verſtanden es die Freien Turner, doch ſchon immer, ihr
Veranſtaltungen einen anheimelnden Anſtrich zu geben. (Es wi=
auf
das Inſerat der heutigen Ausgabe verwieſen.)
Vereinskalender.
=Kriegerverein. Der Deutſche Oſtbund. Ortsgrup=
Darmſtadt, hat unſere Mitglieder zu einem Vortrag am Sonnta
den 31. d. M., abends. im Mozartſaal, Schulſtraße 6, eingelad
(Vortrag des Herrn Stud.=Rats Dr. Lüdtke über Oſtfragen.)
Tageskalender für Donnerstag, den 28. Januar 1932.
Kichtſpieltheater: Union=Theater: Ein ausgekoch
Junge‟; Helia=Lichtſpiele: Yorck; Palaſt=Lichtſpiele: Sche
ten der Manege, Orpheum: Es lebe der Reſervemann
D.H.V.: abends 8,30 Uhr in der Krone: Jahres=Haupty
ſammlung. Weinhaus Maxim; Großer Haus=Ball
Konzerte: Rheingauer Weinſtube, Café Oper, Cafs Ern
Ludwig, Schloßkeller, Perkeo

Erbach=Michelſtadt. 27. Januar.
Wenn in dieſem Vortragswinter Der Menſch in der Gegen=
wart
dargeſtellt werden ſoll, ſo darf das menſchliche Ringen, wie
es ſich in der Kunſt darlebt, ſelbſtverſtändlich nicht fehlen, und es
war naheliegend, dabei mit der Dichtkunſt zu beginnen. Heinz
Lange=Seth aus Hannover ſprach über Menſchliches Suchen
in der lyriſchen und epiſchen Literatur der Gegenwart‟. Die Faſ=
ſung
des Themas ſchloß nicht nur alle Seichtigkeiten zeitgenöſſi=
ſcher
Unterhaltungsliteratur und jegliches pſychologiſierende, äſthe=
tiſierende
und erotiſierende moderne Literatentum aus, ſondern
ließ den Vortragenden eine Gruppe von wirklichen Dichtern aus=
wählen
, die er erkennend liebt und dadurch in ihrem Innerſten
erfaſſen und an ihren richtigen geiſtigen Standort rücken konnte.
Sehnend rückwärts nach dem alten Griechenland, wo man in der
Waage ſtand zwiſchen Stoff und Form, zwiſchen Erde und Him=
mel
, richtet ſeinen Blick Albrecht Schäffer. In ſeiner Dich=
tung
Attiſche Dämmerung ſucht er das Chaos in eine Form zu
bannen und ſeine Sehnſucht nach der Heimat, die er in ſeiner
unruhevollen Bruſt trägt, offenbart ſich in ſeiner Vorliebe für den
Stoff der Odyſſee. Von gewaltiger Sprachkraft und Bildekraft
dichtete er in drei Wochen den großen Versroman Parzival und
geheimniſte er in den dreibändigen Versroman Heliankh wohl
alles hinein, was in den beiden erſten Jahrzehnten unſeres Jahr=
hunderts
einen Menſchen bewegen konnte. Und doch hat er nichts
geſpendet, was die Wunden dieſer Zeit heilen könnte. Im
Gegenſatz hierzu zeigte der Vortragende an dem von ihm eindrucks=
voll
vorgetragenen Gedicht Wer vom Ziel nichts weiß. wie
Chriſtian Morgenſtern aus der tiefſten Mitte eines Menſchen
heraus ſchöpft, dieſer Dichter, der durch größte Selbſterziehung
und Selbſtzucht die Wandlungskräfte in ſeinem Innern geweckt
hat, die ihn befähigt haben, das Leid zu überwinden. Chriſtian
Morgenſtern hat das ganze Leid der Zeit in ſich hineingenommen
und in ſich überwunden, ſo daß er den tiefinnerlichen Gedichtband
ſchreiben konnte: Wir fanden einen Pfad . Als ein tragiſches
Beiſpiel der zahlreichen Dichter, die keinen Weg in ihrem Leben
gefunden haben, weil ſie vom Ziel nichts wußten, nannte der
Vortragende Hermann Heſſe mit ſeinen im einzelnen
näher gekennzeichneten Romanen Peter Camenzind Unterm
Rad, Der Steppenwolf Narziß und Goldmund. Weil er
nicht vom Ringer zum Ueberwinder durchzuſtoßen vermag, wird er
immer mehr zum bloßen Unterhaltungsſchriftſteller. Als einen
Dichter, der zugleich ein Heiler iſt, nannte der Vortragende Hans
Caroſſa, bei dem Göttliches und Irdiſches rein und lauter in die
Dichtung eingegangen iſt, der Heilkräfte aus unverdorbenen Erd=
kräften
zieht. In ſeinem rumäniſchen Kriegstagebuch, in Wand=
lungen
einer Jugend, und in ſeiner neueſten Dichtung Der Arzt
Gion" zeigt er, daß für ihn Dichten ein langſames Reifen zur
Selbſtzucht, inneren Ruhe und Gelaſſenheit iſt, deren äußere Aus=
prägung
wohl zuſammenhängt mit der katholiſchen Luft, in der
er aufgewachſen iſt. In einem ähnlichen und doch wieder an=
deren
Sinn iſt teilweiſe aus der katholiſchen Atmoſphäre heraus
verſtändlich die einzigartige Dichterperſönlichkeit von Stephan
George. Es gibt keinen zweiten Dichter von dieſer Unbedingt=
heit
. Er macht nicht den leiſeſten Kompromiß mit dem Zeitgeiſt
keiner hat, wie er ſo frühzeitig geſehen, was in unſerer Zeit
morſch, faul und dekadent iſt. Er iſt ein Prieſter des Wortes,
der das magiſche Wort rein hält, wie Friedrich, Gundolf von
ihm geſagt hat. Wer die Burg, in die ſich George eingeſchloſſen
hat, begreift, der kann ſich dem Jüngerkreiſe um ihn anſchließen
Er kann aber auch ſagen: Die Gralsburg iſt es nicht. Stephan
George hat das Sonnenlicht eingefangen im prieſterlichen Wort:
aber er bewahrt es in ſich und ſtrahlt es nicht aus. Es fehlt ihm
die opfernde Hingabe der Liebe! Unter den Rufern der Nach=
kriegszeit
nach Weltverbrüderung war einer der nachhaltigſten
Franz Werfel. Dichtet Schäffer ganz aus dem Herz und
Blutskräften, ſo iſt bei dem Juden Werfel die Dichtung vor=
wiegend
aus dem Intellekt geboren. In dem Roman Barbara
iſt wohl die Figur des Juden Engländer mit dem Dichter zu

identifizieren, dem es aber nicht gelingt, bis zu Chriſtus vorzu=
dringen
. Wohl iſt die alte Barbara eine echte Chriſtin, aber ſie
verkörpert die inſtinktive, nicht die im Lebenskampf errungene
Frömmigkeit. Die Frage über dem Schlußkapitel: woher, wohin;
iſt für dieſen doch noch ſtark im alten Teſtament befangenen Dich=
ter
charakteriſtiſch, deſſen Wort wohl Kraft hat, wenn es flucht.
aber nicht, wenn es ſegnen ſoll. Ueber Martin Beheim= Schwarz=
bach
und ſeinen Roman. Die Michaelskinder leitete der Vortra=
gende
über zu Rainer Maria Rilke, dem Muſiker des Wortes.
Unter Rezitationen einiger charakteriſtiſcher Dichtungen zeigte der
Redner, wie bei Rilke die Dichtung die Frucht eines langen, rei=
chen
und dienenden Lebens iſt, deſſen Stärke die Duldekraft iſt,
Um darzuſtellen, wie der Schweizer Dichter Albert Steffen
weiter durchgedrungen iſt zum Wirken des inneren Ich durch das
Wort, ſtellte der Vortragende Rilkes Sonnette an Orpheus
Steffens Gedicht Eins iſt gewählt und eins iſt gewußt: Ich bin
gegenüber. Nicht nur Gefühl, ſondern auch Willens= und Erkennt=
niskräfte
ſprechen aus Albert Steffen und was beſonders wich=
tig
iſt. Steffen lebt auch ſelbſt in ſeinem Leben und in ſeinem
Wirken dieſe Kräfte dar Er zeigt den Weg zu einem neuen
Menſchenbild, er iſt in ſeinen Dichtungen ein Heiler. Es iſt keio
Zufall, daß ſein neueſter Roman den Titel trägt Sucher nach
ſich ſelbſt. Was lag näher, als daß Heinz Lange=Seth dieſen
Vortrag über das Suchen in zeitgenöſſiſcher Dichtung mit dieſem
Werk abſchloß.
Zu dem Suchen nach Erkenntnis ſollen natürlich mit in erſter
Linie auch die philoſophiſchen Vorträge des Winters beitragen.
In Ergänzung und in weiterem Ausbau und Fortführung frühe=
rer
Vorträge von Auguſt Meſſer und Wilhelm Michel ſprach Dr
Heinrich Leiſte aus Halle über Freiheit und Schickſal als Pro=
blem
der Gegenwart‟. Er zeigte in tiefgründigem freien Vortrag,
wie eine ältere Menſchheit beſonders in der Schickſalproblematik
lebte, währenddem Menſchen der neueren Zeit, etwa ſeit dem 15.
Jahrhundert, die Freiheit zum Problem wurde. Der fauſtiſche
Menſch erſtand. Beſonders lebte das Ringen um die freie Per=
ſönlichkeit
im deutſchen Idealismus. Kant verſucht eine Philoſo=
phie
der Freiheit zu geben in ſeiner Kritik der prakriſchen Ver=
nunft
. Aber es liegt in dem Weſen ſeiner Erkenntnistheorie be=
gründet
, daß er nur zu dem Begriff der Pflicht gelangt. Schiller
hat in ſeinen Briefen über die äſthetiſche Erziehung des Men=
ſchen
ſeine Auffaſſung von der freien Perſönlichkeit dargetan
Goethe läßt ſeinen Fauſt die Umwandlungen ſeines geſamten
Menſchenweſens durchmachen, um jene Daſeinsſtufe zu erlangen,
auf der ſich die freie Perſönlichkeit rein darlebt. In der jüngſten
Zeit hat Rudolf Steiner, in ſich die Impulſe des deutſchen Idea=
lismus
belebend, ſein philoſophiſches Hauptwerk Die Philoſo=
phie
der Freiheit geſchrieben. Gegenüber den Gedankengangen
Schillers iſt hier das Entſcheidende, daß auch für die Erkenntnis=
thorie
der Durchbruch zur wahren Wirklichkeit aufgezeigt, und da=
durch
ermöglicht wird, die Freiheit auch zu wahren im Angeſicht
einer Naturwiſſenſchaft, wie ſie das neunzehnte Jahrhundert her=
vorbrachte
. Eine freie Tat iſt eine ſolche, die aus der eigenen
ſchöpferiſch gewonnenen Erkenntnis entſpringt. Von der autorita=
tiven
Moral ſchreitet man vor zum Handeln aus ſittlicher Einſicht.
Das Verhältnis des Menſchen zum Schickſalsproblem hängt
notwendigerweiſe von ſeinem Verhältnis zum Freiheitsproblem
ab. Das Freiheitserleben ſchützt vor einer fataliſtiſchen Einſtel=
lung
dem Schickſal gegenüber und erzieht gleichzeitig als das Er=
leben
einer geiſtigen Realität dazu, Schickſal nicht zu verwechſeln
mit Zufall oder bloßer Naturkauſalität, ſondern zunächſt wenig=
ſtens
zu ahnen, wie Schickſal ein Geiſtig=Weſenhaftes iſt, da=
gleichſam
als ein höheres Selbſt des Menſchen vorhanden iſt,
für das gewöhnliche Bewußtſein unbewußt, das die Schickſals=
ereigniſſe
wirkend herbeiführt. In einer gegebenen Situation
kann ſich der Menſch als ſchöpferiſch Erkennender frei entſcheiden
Doch die Situation für ſeine Entſcheidung iſt gegeben. In ihr
waltet die Geiſtigkeit jenes Schickſals, das als gleichſam höhere=
Selbſt zu dem bis zu einem gewiſſen Grade je nach der Reiſe
freien Individuum gehört.

Aus Heſſen.
Dg. Arheilgen, 26. Januar. Generalverſammlung
der Kohlenkaſſe Arheilgen. Der Vorſitzende Benz be=
grüßt
die zahlreich erſchienenen Mitglieder und gab einen
kurzen Bericht über das abgelaufene Jahr. Den Geſchäftsbericht
gibt der Geſchäftsführer Beigeordneter Spengler. Im letzten
Jahre wurden an die Mitglieder 14 303 Zentner Briketts im
Werte von 16 868 43 RM. und 13 759 Zentner Kohlen im Werte
von 23 249,88 RM. geliefert. Da der Verein im abgelaufenen
Jahre auf ſein 50jähriges Beſtehen zurückblicken konnte, wurde
den noch lebenden Gründern ein Jubiläumsgeſchenk in Form
einer Fuhre Briketts gemacht. Der ſeitherige Vorſtand beſitzt
das Vertrauen aller Mitglieder und bleibt im Amte. Ge=
neralverſammlung
des Arbeiter=Geſangvereins
Treue Nach Begrüßung der Mitglieder durch den Vor=
ſitzenden
wurden die einzelnen Berichte erſtattet, die genehmigt
wurden. Der Bericht des Rechners ergab, daß die Not der Zeit
ſich auch bei den Finanzen des Vereins bemerkbar macht. Die
Vorſtandswahl ergab die Wiederwahl des ſeitherigen Vorſtandes
Beſchloſſen wurde, für den ausgefallenen Vereinsball einen
Familienabend abzuhalten.

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F Eberſtadt, 27. Jan. Vorſtädtiſche Kleinſiedlung
für Erwerbsloſe. Wie der Bürgermeiſter in einer geſtern
Abend ſtattgefundenen gemeinſamen Sitzung von Bauausſchuß und
Finanzausſchuß des Gemeinderats mitteilte, ſind von den dem
Land Heſſen durch den Reichskommiſſar für die vorſtädtiſche Klein=
ſiedlung
zur Verfügung geſtellten Siedlerſtellen 24 der Gemeinde
Eberſtadt zugeteilt worden. Die Ausſchüſſe beſchloſſen einſtimmig.
die 24 Siedlerſtellen in Anſpruch zu nehmen und Intereſſenten auf=
zufordern
, ſich bis längſtens Montag, den 1. Februar 1932.
auf dem Gemeindebauamt zu melden. Nach den Richtlinien kom=
men
als Siedler nur Erwerbsloſe oder Kurzarbeiter in Frage, die
während einer noch zu beſtimmenden Zahl von Arbeitstagen an
der Aufſchließung des Siedlungsgeländes oder an der Errichtung
der Baulichkeiten mitgearbeitet haben. Sie oder ihre Familien=
angehörigen
müſſen für die Bewirtſchaftung der Stelle geeignet
ſein. Bevorzugt werden langfriſtig Erwerbsloſe und kinderreiche
Familien. Die für die Kleinſiedlungen benötigten Grundſtücke
wird die Gemeinde als Träger der Siedlung in erſter Linie aus
ihrem Eigenbeſitz ohne Aufwand von Barkapital zur Verfügung
ſtellen, entweder in Form des Erbbau= oder Erbpachtrechtes oder
zu Eigentum (auch als Reichsheimſtätten) gegen langfriſtige Ren=
tenzahlung
.

Cp. Pfungſtadt, 27. Jan. Herabſetzung des Brot=
preiſes
. Die Bäckerinnung Pfungſtadt. Hahn und Eſchollbrücken
dat nach einem Beſchluß ihrer Generalverſammlung die Brot=
preiſe
und Backlöhne herabgeſetzt. Es koſten jetzt 2 Kilogramm
Gemiſchtes Brot 80 Pfg. und Roggenbrot 74 Pfg. Der Backlohn
für Selbſtverſorger beträgt beiſpielsweiſe für 2 Kg. Gemiſchtes
Brot 25 Pfg. In der dieſer Tage abgehaltenen Jahreshaupt=
verſammlung
des Turnvereins 1875 (D.T.) wurde der ſeitherige
Vorſtand einſtimmig wiedergewählt.
T. Malchen, 27. Jan. Feuerwehrball. Am Samstag,
den 30. Januar. findet im Saale Zur Linde der traditionelle
Ball der hieſigen Freiwilligen Feuerwehr ſtatt.

G. Ober=Ramſtadt. 26. Januar. Generalverſamm
lung der Freiwilligen Sanitätskolonne vor
Roten Kreuz. Herr Kolonnenführer Gunkel hieß die zah.
reich Erſchienenen herzlich willkommen. Die vom Schriftführe
und Rechner erſtatteten Berichte gaben Aufſchluß über die En
wicklung der Kolonne im abgelaufenen Jahr. Die Kaſſenla=
kann
trotz der wirtſchaftlichen Notzeit als befriedigend bezeichn
werden . Auch der Zeugwart der Kolonne erſtattete Berick
Neuerdings hat die Kolonne auch einen Wiederbelebungsappar=
angeſchafft
, der demnächſt bei einer Uebung praktiſch vorgeführ
werden wird. Der Mitgliederbeſtand der Kolonne beträg
gegenwärtig 43. Dem geſchäftsführenden Vorſtand wurde En
laſtung erteilt. Eine Neuwahl iſt in dieſem Jahre nicht fälli
Ef. Meſſel. 27. Jan. Goldene Hochzeit. Am kommen
den Freitag, den 29. d. M., feiern der Landwirt und langjährig
Gemeinderat Jakob Friedrich Pfeffer und ſeine Ehefrau Eliſabeth
geb. Fenchel, das Feſt der Goldenen Hochzeit.

r. Babenhauſen, 26. Jan. In einer Verſammlung die
vergangenen Samstagabend das Beamten=Ortskarkelt
im Gaſthaus zum Löwen abhielt, wurde als wichtigſter Punkt
der Tagesordnung die Preisſenkung beſprochen. Die Be=
amtenſchaft
hält es für ihre Pflicht und Aufgabe, über die in
der Notverordnung beſtimmten Preisſenkungen zu wachen, damit
die Opfer der Lohn= und Gehaltsempfänger nicht vergeblich ge=
bracht
werden. In dieſem Sinne wurde auch ein Schreiben an
den Gemeinderat gerichtet. Außerdem wurde eine Entſchlie
ßung gefaßt, in der der Vorſtand des Heſſ. Beamtenbundes ge=
beten
wird, bei der Heſſ. Regierung alsbald vorſtellig zu werden
zwecks Herabſetzung des übermäßig hohen Schulgeldſatzes für die
höheren Lehranſtalten.
Le. Groß=Umſtadt, 27. Jan. Schadenfeuer. In mitternächt=
licher
Stunde wurden die Bewohner unſerer Stadt durch die Sturm=
glocken
aus dem erſten Schlafe aufgeſchreckt. In der Gerberei des Herrn
Weck war auf bis jetzt unaufgeklärte Weiſe Feuer ausgebrochen. Trotz
der ſofortigen Hilfsbereitſchaft der Freiwilligen Feuerwehr konnte es
nicht verhindert werden, daß ein großer Teil der Fabrikräume mit ſämt=
lichen
Ledervorräten ein Raub der Flammen wurde. Da der Betrieb
vorausſichtlich ſobald nicht wieder aufgenommen werden kann, ſo ſind
die in der Fabrik beſchäftigten Arbeiter für längere Zeit ohne Verdienſt.
R. Pfaffen=Beerfurth i. Odw., 26. Januar. Holzpreiſe.
Geſtern hat die erſte private Holzverſteigerung in unſerem
Oertchen ſtattgefunden, wobei verhältnismäßig hohe Brennholz=
preiſe
erzielt wurden. Es wurden geboten für 1 Rm. Buchen
Scheiter 1718 RM., 1 Rm. Buchen=Knüppel 1516 RM
1 Rm. Tannen=Scheiter 1213 RM 1 Rm. Tannen=Knüppel
1011 RM. und je 100 Aſtwellen bis 9 RM.
Dh. Unter=Oſtern, 26. Jan. Vorgeſtern abend fand im Gaſthaus
Zum Schützenhof eine Nationalſozialiſtiſche Verſamm=
lung
ſtatt. Redner war Herr Heß aus Reinheim. Sein Referat galt
hauptſächlich dem Dritten Reich. Die Verſammlung verlief ohne Störung.
Unter=Oſtern, 27. Jan. Der Landwirt J. P. Arras von
hier feiert am Donnerstag, den 28. d. M., in völlig körperlicher und
geiſtiger Friſche ſeinen 81. Gebuststag. Arras iſt ſeit Gründung
des hieſigen Geſangvereins Liederkranz im Jahre 1875 Mitglied.
Heute iſt er mit zwei anderen Herren Ehrenmitglied des Vereins.
* Neunkirchen. 26. Jan. Die Odenwaldklub=Ortsgruppe
Neunkirchner Höhe hielt bei ihren Wanderfreunden Bangerk,
Rettig in Brandau ihre Generalverſammlung ab. Zu der Orts=
gruppe
gehören: Neunkirchen, Lützelbach, Steinau, Brandau. Lau=
denau
und Winterkaſten. Der Vorſtand wurde einſtimmig wieder
gewählt. 1. Vorſitzender iſt Bürgermeiſter Mayer=Neunkirchen,
deſſen Stellvertreter Förſter Katzenmeier=Winterkaſten, Schriftfüh=
rer
Lehrer Sauerwein=Lützelbach, Rechner Gemeinderechner
Eiſenhauer=Neunkirchen. Es wurden für das Wanderjahr 193=
Wanderungen feſtgelegt. Das Wandererauszeichnungsfeſt findel
am Samstag, den 6. Februar 1932, abends. bei Gaſtwirt Mayer
in Neunkirchen ſtatt.
Ag. Lindenfels, 26. Jan. Immobilien=Verkehr. Zu
einem billigen Bauplatz iſt Herr Dr. med. Nik. Schmitt. Inhaber
des Kurhauſes und Santoriums, gekommen. Der über 6000
Quadratmeter große Platz liegt am Eingang von Lindenfels=Nord
und koſtet 2250 RM. Inhaber des Grundſtückes waren die Ehe=
leute
Johannes Lannert. Zur Aufklärung für Obſt=
baumzüchter
fand hier eine gut beſuchte Verſammlung ſtatt.
Herr Obſtbauinſpektor Behne vom Kreisobſtbauverein Bens=
heim
gab Aufklärung über die derzeitige ſchlechte Lage des Obſt=
baues
. Der Obſt= und Gartenbauverein Lindenfels wird weiker=
hin
ſeine Mitglieder für die verſchiedenen Höhenlagen für Neu=
anpflanzungen
aufklären, und nur neue erprobte Obſtſorten ein=
führen
.
Bh. Weſchnitz i. Odw., 26. Jan. Auf Einladung des Zeutrum=
vereins
ſprach Herr Lehrer Ackermann=Hambach im ſehr gut beſuch=
ten
Saale des Erbacher Hofes über die politiſchen und wirtſchaftlichen
internationalen Verwicklungen, den Kampf um die Reparationen, die
radikalen Strömungen links und rechts, mit beſonderer Daxſtellung der
heſſiſchen Verhältniſſe. Nach Wahl eines dreiköpfigen örtlichen Arbeits=
ausſchuſſes
entſpann ſich eine intereſſante Diskuſſion.
Dorf=Erbach, 27. Jan. Herr Chriſtian Schmidt Feilen=
hauerei
, hier, erſucht uns, mitzuteilen, daß er mit dem im Gevichtsbericht
vom 19. ds. Mts.: Ein Feilenſchleifer aus Dorf=Erbach iſt angeklagt
nichts zu tun hat.
Gernsheim a. Rh., 27. Jan. Waſſerſtand des Rheins
(Pegel) am 26. d. M.: 0,20 Meter, am 27. d. M.: 0,28 Meter, 1e
weils um 5.30 Uhr morgens.
Hirſchhorn a. N., R7. Jan. Waſſerſtand des Neckar=
(Pegel) am 26. d. M.: 1,73 Meter, am 27. d. M.: 1,73 Meter 1e‟
weils morgens 5.30 Uhr.

[ ][  ][ ]

Donnerstag, 28. Januar 1932

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Nr. 28 Seite 7

Picht
mit
Ha
utaltk
der Enſük
chlen ſiak

Porden=begiint dergdrafmagstonſerenfnoen!

Die offiziellen Oelegationsführer der wichtigſten Staaten:

Sir John Simon
(England).

Außenminiſter Beneſch
(Tſchechoſlowakei).

Botſchafter Nadolny
(Deutſchland).

Außenminiſter Zaleſki
(Polen).

Außenminiſter Grandi
(Italien).

Außenminiſter Litwinow Kriegsminiſter Tardien Gibſon (Amerikas
(Rußland).
(Frankreich). Botſchafter in Brüſſel).

und.

(Nachdruck, auch auszugsweiſe, verboten.)

Männer, die man in Genf nicht offiziell begrüßen wird.
Drei Duhend harmloſe Leuke. Im Hinkergrunde: Schneider=Crenzok, Bickers, Beihlehem-Skeel.

Unſer gelegentlicher Berliner A. E.=Mitarbeiter
hatte eine Unterredung mit einem hervorragenden
Kenner des internationalen Rüſtungsweſens, der
über Hintergründe und Hintermänner der am 2.
Februar in Genf beginnenden Abrüſtungskonferenz
außerordentlich intereffante Erklärungen abgab.
In dem großen geſellſchaftlichen und diplomatiſchen Leben,
welches das Genf der Abrüſtungskonferenz beherrſchen wird,
werden zwei Dutzend Männer nicht auffallen, die zurückgezogen
tr kleinen Hotels wohnen, ein ebenſo korrektes wie würde=
tolles
Ausſehen haben und, wenn ſie wirklich einmal im Gre=
mium
der offiziellen Perſönlichkeiten auftauchen, ganz ausge=
zeichnet
eine beſcheidene Rolle ſpielen.
Ebenſo wenig auffallen wird ein weiteres Dutzend ſolcher
Berſönlichkeiten, die in großen Hotels wohnen, ſcheinbar zum
großen internationalen Publikum gehören, für das eine Geufer
Eonferenz ein gleiches Ereignis wie das Rennen in Epſom
wer der Karneval in Nizza iſt. Sie treten elegant auf haben
Ft. ſchöne, mondäne Frauen bei ſich und ſcheinen ſich den
Teufel um die politiſchen Ereigniſſe oder die politiſchen Per=
ſänlichkeiten
der Konferenz zu kümmern ..."
Der Geſandte einer Weltmacht.
Derjenige, der die Flottenabrüſtungskonferenz in London,
dre Abrüſtungskonferenz 1927 in Genf ſowie die vorher und
zwiſchendurch liegenden Abrüſtungsereigniſſe miterlebt hat, wird
heim Anblick eines dieſer eleganten reichen Herren zuſammen=
zucken
und ſich ſagen: Nanu, das iſt doch Mr. Shearer, der
Rann, der noch auf keiner Abrüſtungskonferenz gefehlt hat.
Wer iſt dieſer Mann? Mr. Shearer wurde nach dem Schei=
tern
der Genfer Abrüſtungskonferenz von 1927 in New York in
paft genommen. Annähernd ein Jahr lang ſaß er in Unter=
ſtichungshaft
. Die Anklage warf ihm vor, er habe im Auftrage
ſes führenden amerikaniſchen Rüſtungskonzern, der Bethlehem=
Gteel, in Genf unter Aufwand ſeines ganzen finanziellen und
ſplitiſchen Einfluſſes die Konferenz erfolgreich zu ſprengen
ſerſucht. Mächtige Freunde verhalfen Shearer nach einem Jahr
wieder zur Freiheit, die Anklage wurde niedergeſchlagen,
Nr. Shearer wird auch auf dieſer Abrüſtungskonferenz als ge=
ſchätztes
Mitglied zu ſehen ſein.
Der Uneingeweihte wundert ſich: Wie iſt es möglich, daß
känner dieſes Schlages in Genf überhaupt arbeiten köunen?
Eiemals ſieht man ſie in Gemeinſchaft der Konferenz= Delegier=
ten
Das wäre auch ſehr bedenklich, denn es gibt gleichzeitig

am Konferenzort eine Menge ſehr geſchickter Privatdetektive,
die im Auftrag zahlreicher friedensliebender amerikaniſcher
Kongreß= und Senatsmitglieder nichts anderes zu tun haben,
als jede Verbindung der Delegationen mit der internationalen
Rüſtungsinduſtrie feſtzuſtellen.
Aber trotz aller Detektive und ſonſtigen wachſamen Augen.
klappt die Verbindung der Rüſtungshintermänner mit den vo=
litiſchen
Ereigniſſen der Konferenz ausgezeichnet. Die Brücke
bilden jene zwei Dutzend Mäuner, don denen im Anfang ge=
ſprochen
wurde, die ſo beſcheiden in kleinen Hotels wohnen. In
Amerika nennt man ſie die nlobbrists, die Männer, die im
Vorzimmer warten. Das iſt ihre Aufgabe, und von dort aus
ſollen ſie die politiſchen Forderungen ihrer Brotherren durch=
drücken
, und vor allem, ſie wiſſen alles! Sie ſind auch hier
in Genf das Werkzeug höherer Mächte, ſie wachen, während
die wahren Hintermänner gutgelaunt beim 5=Uhr=Tee ſitzen, daß
nicht durch eine unvorhergeſehene Wendung der Konferenz die
Welt doch abgerüſtet werden könnte . ..
Eine Million Franes für eine Zeitungsnotiz.
In Geſellſchaft Mr. Shearer’s trifft man einen ſehr
ſoignierten älteren Franzoſen, er nennt ſich Villiers oder
Saccard. Seine Sporen verdiente ſich dieſer Herr, als er, im
Dienſte des franzöſiſchen Rüſtungskonzerns Schneider=
Creuzot, im Januar 1914 gegen ein Honorar von 1 Million
Franes im Echo de Paris eine Notiz placierte, wonach
Krupp über den Ankauf der Putilow=Werke verhandelte. (Die
Putilow=Werke waren vor dem Kriege bekanntlich das Rüſtungs=
arſenal
Rußlands). Die Notiz war von A bis Z erlogen!
Aber ſie erreichte ihren Zweck: die franzöſiſche Regierung wurde
durch ſie veranlaßt, Schneider=Creuzot die Mittel zum Ankauf
der Putilow= Werke zu geben und ſo den Ring der allierten
Rüſtungsinduſtrie zu ſchließen.
Seither hat Mr. Villiers alias Saccard mauches Helden=
ſtück
auf dem Gebiete der Rüſtung vollbracht. Auch dieſer Herr
wird in Genf wachſam und ſprungbereit zu treffen ſein.
Neben ihm tritt ein anderer franzöſiſcher Geheimagent her=
vor
. Sein Name iſt ſelbſt in eingeweihten Kreiſen unbekannt.
Mau weiß nur, daß er der Spezialiſt für die Fabrikation von
Meldungen über rieſenhafte deutſche Rüſtungen iſt. Vor ihm
ſtehen die Pariſer Senatoren, General Bourgeois und Eccard.
Er war es, der dieſer Tage im Senat ſein ganzes Material
über die deutſchen Rüſtungen verleſen ließ und in der Ge=
heimſitzung
den Sturm gegen Deutſchland entfeſſelte, der heute
Frankreich durchtobt. Auftakt zur Genfer Abrüſtungskonferenz!

Der Waffenſchmied Europas.
An der blauen Cote d’Azur lebt in einer Villa ein ſteinalter
Mann. Wie es heißt, habe er ſich von den Geſchäften zurück=
gezogen
, aber die Eingeweihten glauben nicht daran, ſie wollen
wiſſen, daß er nach wie vor alle Fäden in der Hand hält . . .
Als Kind war er ein Betteljunge in ſeiner griechiſchen Hei=
mat
. Nach einer Kaſſenunterſchlagung mußte er nach England
fliehen. Hier wurde er eingeſperrt und wieder freigelaſſen, kam
als Lehrling zu der engliſchen Müſtungsfirma Nordenfieldt,
wurde nach ein paar Jahren deren Beherrſcher. Er verkaufte
im griechiſch=türkiſchen Krieg gleichzeitig Waffen an ſeine grie=
chiſche
Heimat und an den türkiſchen Feind. Wieder ein paar
Jahre ſpäter vereinigte er ſein Unternehmen mit der größten
engliſchen Rüſtungsfirma, Vickers, die zugab, an einem großen
Kriegsſchiff 5 Millionen Mark zu verdienen.
Weiter ging der Aufſtieg: Baſil Zaharoff, das iſt der
Name dieſes Griechen, forgte dafür, daß die Buren die Eng=
länder
mit engliſchen Waffen bekämpften, Geſchäft iſt Ge=
ſchäft
! Und weiter geht der Weg: Er kaufte Schneider=Creuzot,
die Putilow=Werke und iſt bei Kriegsausbruch der Waffen=
ſchmied
der Allierten. Und er erfand auch das glänzenge Syſtem,
Politik mit Rüſtungsgeſchäft zu verquicken.
Mit zahlreichen führenden engliſchen Politikern war er eng
befreundet, in der Verwaltung von Schneider=Creuzot ſaßen
zwei Admirale und ein Bruder von Clemenceau . . . Er be=
reitete
den Weltkrieg vor, unermeßlich groß iſt die Verantwor=
tung
dieſes Mannes für den Ausbruch des Krieges ... Wäh=
rend
die Welt vor Wunden ſtöhnte, machte er ſein Geſchäft,
wurde geadelt und phantaſtiſch reich ..."
Dieſes Syſtem, mit politiſchen Mitteln die Weltrüſtung zu
betreiben hat er nach dem Kriege fortgeſetzt: Der Konzern
Vickers=Schneider=Creuzot, der Konzern Sir Baſil Zaharoffs,
iſt heute der Rüſtungskonzern Europas. Er zuſammen mit der
amerikaniſchen Bethlehem=Steel Company überſchattet alle Ab=
rüſtungskonferenzen
!
Fäden laufen nach Wallſtreet.
Wer iſt die Bethlehem=Steel. Jedes Kind in Amerika ſagt
wie ein Vaterunſer drei Namen auf: Standard=Oil, Geueral=
Electrie, Bethlehem=Stel, es ſind die drei Kernunterneh=
mungen
Mr. Morgans. Die Bethlehem=Steel iſt der amerika=
niſche
Stahltruſt, der rieſenhafte Rüſtungskonzern. Es iſt wenig
bekannt, daß das erſte Geſchäft in dem an Unternehmen ſo
reichen Leben Morgans ein recht großzügiges Waffengeſchäft
war
Die Geheimagenten haben im Auftrag der beiden großen
Rüſtungskonzerne gute Vorarbeit geleiſtet. Ihre Aufgabe in
Genf iſt es vor allem, wachſam zu ſein, um jeden Preis Ueber=
raſchungen
zu vermeiden. Ihre Tätigkeit im Dunkeln wird Er=
folg
haben, wie immer! Denn der Einfluß einiger Geheim=
agenten
, hinter denen eine inoffizielle Weltmacht ſteht, iſt mäch=
tiger
als der gute Wille von Millionen ..."

Zur PNege des Vereinslebens.
Gesellige Veranstaltungen auf dem Lande.

m. Beerfelden, 26. Januar. Wohltätigkeitskonzert.
Das vom Evangeliſchen Bund. Zweigverein Beerfelden, veran=
ſoaltete
2. Kirchenkonzert zum beſten der Kirchſpielsärmſten hatte
ſich eines noch bedeutend beſſeren Beſuchs zu erfreuen als das
ſte. Die Inſtrumentalmuſik wurde beſtritten von folgenden
Ferren; Oberpfarrer Colin (Violine), Forſt=Aſſeſſor Geißler
Sslöte), Regierungsrat Klein (Klarinette) Pfarrer, Knodt
Orgel). Die Vortragsfolge brachte jedes Einzelinſtrument zur
drgel, dann aber auch Violine und Klarinette, weiter Flöte
und Violine zur Orgel als Trio. Alle Herren meiſterten ihre
Inſtrumente in einer Art, daß die Anweſenden den in allen
ſeinheiten ausgeſchöpften und in künſtleriſcher Belebung wieder=
erſtandenen
Kompoſitionen andachtsvoll lauſchten. Der geſang=
lache
Teil wurde geboten nach der Reihenfolge des Programms
on; Kirchenchor Beerfelden, Sängerbund Raubach. Einig=

lach. Sängerkranz Beerſelden Sängerluſt Ober=Se
Sängerriege Beerfelden, Liederkranz Gammelsbach. Ein=
tacht
Hebſtahl. Sämtliche Vereine ernteten mit ihren Dar=
etungen
allgemeine Anerkennung.
* Würzbero, 7. Jan. Am Samstag, 30, d. M., hält die hieſige
atsgruppe vom Stahlhelm, Bund der Frontſoldaten, im Gaſthaus
Zur Römerburg, ihr Stiftungsfeſt, verbunden mit Werbe=
(nend, ab.
* Rimbach f. Oöw., 27. Jan Geſaugverein Lieder=
anz
Theaterabend. In bunter Folge wechſelten bis zur
iänſten Nuance ausgearbeitete Chöre mit gläuzend geſpielten Theater=
icken
ab. Eine Luſt war es, zu ſehen, wie jeder einzelne der begeiſter=
tar
Sänger dem Stabe des kunſtbegabten Dirigenten, Herrn Lehrer
öll, folgte, deſſen feines muſikaliſches Empfinden jedes Lied zu einem
nſtleriſch vollendeten Vortrag brachte. Beſonders gut gefielen die
(höre Müllerhexe von Schaaf, der Tambour von Wengert und Der
Sald von Häſer. Auch der wackeren Spielerſchar ſei volles Lob und
rnkbare Anerkennung gezollt. Jeder Mitwirkende gab ſein Beſtes zum
Gelingen der ſchönen Sache und hatte ſich mit Wärme und innigem Ver=
landnis
in ſeine Rolle hineingelebt. Ju dem Volksſtück Schloßmüllers
TEargit rollte ein Stück Leben von ſolcher Ergriffenheit über die Bret=
T, daß manches Auge der Zuſchauer feucht wurde. In dem von urwüch=
Igem Humor durchglühten Schwuank Büro Fortung ſuchten die jugend=
hen
Spieler ſich in ihren reizvollen Pointen geradezu zu überbieten.
G. Birkenau, 26. Januar. Konzert der Geſangs=
bteilung
der Freien Sport= und Sängerver=
änigung
. Die Leitung lag in Händen des Kavellmeiſters
. Heß, der die Chöre ſowohl wie das Orcheſter dirigierte. Alle
Chöre waren recht wirkungsvoll zur Darbietung gebracht worden
9n.d bewieſen, daß der Verein allen Anforderungen, vom leichten
Volkslied bis zum durchkomp Chor, gewachſen iſt. Beſonders be=
gchtlich
war der ſtarke Beſuch auswärtiger Gäſte. Vom
W. K. Im Rahmen einer Monatsverſammlung hielt der
Borſitzende der hieſigen Ortsgruppe. Herr Albert Zimmermann,
ei nen ſehr intereſſanten Lichtbildervortrag über die Entwicklung
des Zeppelin=Luftſchiffbaues. Unter Mitwirkung der rührigen
Wanderkavelle des Klubs vergingen die paar gemütlichen Stun=
den
wie im Flug.

Affolterbach, 27. Jan Nächſten Sonntag, den 31 Januar, hält
der in der ganzen Umgegend bekannte Geſangverein Frohſinn ſeine
diesjährige Abendunterhaltung im Saale von Peter Traut=
mann
ab. Es gelangen zur Aufführung: Das Verſprechen hinterm
Herd (ein Singſpiel aus den Alpen) und als zweites Stück ein Bauern=
ſchwank
von Ludwig Thoma, betitelt: Erſter Klaſſe.
e. Bad Wimpfen, 26. Jan Wanderer=Ehrungsfeſt des
Odenwaldklubs. Der erſte Vorſitzende Herr Kubach begrüßte die
Klubgenoſſen und Gäſte, insbeſondere die Vertreter des Hauptausſchuſ=
ſes
, Herrn Studienrat Dr. Götz=Darmſtadt und den 1. Vorſitzenden des
Jungodenwaldklubs. Herrn Hauptlehrer Schuhmann=Schriesheim, und
gab die eingelaufenen Grüße und Wünſche bekannt. Herr Studienrat
Dr. Götz dankte für die Begrüßung und überbrachte die Grüße und
Wünſche des Hauptausſchuſſes zum Feſte; ſeine Worte klangen in ein
Friſch auf für den Odenwaldklub aus. Herr Hauptlehrer Schuhmann=
Schriesheim ſprach für den Jungodenwaldklub herzliche. Worte. Die
eigentliche Ehrung wurde umrahmt von Klavier= und Gedichtvorträgen
und einigen Volkstänzen aus der Heimat unſerer Sudetendeutſchen. Im
Mittelpunkte des Abends ſtand der Lichtbildervortrag der Frau See=
mann
. Die Aufnahmen führten uns von der Heide bis zu norwegiſchen
Fiords und zurück in die zunderbaren Schneelandſchaften des Harzes.
Die Auszeichnung der Wanderer nahmen die Herren Dr. Götz und
Hauptlehrer Schuhmann vor. Erſterer gab ſeiner Freude Ausdruck, ſo
diele von der alten Garde zu ſehen, die zum Teil zum 7., 8. und 9. Male
das Ehrenzeichen des Klubs verliehen bekamen. Es wurden 16 Mit=
glieder
mit der goldenen Wandernadel ausgezeichnet und 28 Mitglieder
des Jungodenwaldklubs erhielten Auszeichnungen.
Bn. Hirſchhorn, 26. Jan. Der Geſangverein Sängerbund
hatte zu einem Liederabend eingeladen. Nach dem vom Geſaut=
chor
vorgetragenen Deutſchen Sängergruß begrüßte der 1. Vorſitzende,
Herr Bürgermeiſter, Zipp, die zahlreich Erſchienenen ſowvie die für
den Abend geſonnene Lauten= und Konzertſängerin Frau Elſe Wag=
ner
aus Mannheim. Dann kamen zwei Männorchöre unter den be=
währten
Stabführung des Dirigenten, Herrn Lehrer Hebever. Hier=
auf
brachte Frau Elſe Wagner drei humorvolle Lieder zu Gehör, welche
ſogleich den erforderlichen Kontakt mit den Gäſten herſtellten. Die von
dem Sänger Abelshauſer, vorgetragenen beiden Couplets brachten
die Lachmuskeln in Tätigkeit. Die von Frau Elſe Wagner dann vor=
getragenen
Lieder in Pfälzer Mundart fanden eine beſonders gute Auf=
nahme
. Dem auf dieſe Weiſe geſchaffenen humorvollen Rahmen ord=
neten
ſich die von dem Verein dargebotenen Männerchöre. Der Garten
und Mit der Fummel ſehr gut ein.
De. Dudenhofen, 26. Jan. Gefangverein Germania.
Generalveuſammlung. Der Vorſitzende Georg Hch. Kratz 7.
gedachte der drei im Jahre 1931 verſtorbenen Mitglieder. Der Rechner
Philipp Seum erſtattete den Kaſſenbericht für 1931. Zwecks Abbau der
Vereinsbeiträge gab der Vorſitzende den Antrag des Vorſtandes bekannt,
den Monatsbeitrag von 80 auf 50 Pfg. herabzuſetzen. Dieſer Autrag
wurde von der Generalverſammlung einſtimmig angenommen. Weiter
wurde beſchloſſen, am 27. Februar einen Familienabend, derbunden mit
der Ehrung zweier Mitglieder, die im laufenden Jahre 25 Jahre dem
Verein angehören. Am 12. März hält der Verein ſeinen Theater=
abend
ab.

Die Hausfrauenverkrekerinnen erneut beim Reichs=
Lonafſer ir Befslbemaſhaunfl.
Nachdem der Reichskommiſſar für Preisüberwachung bereits
im Dezember v. J. die Vertreterinnen der Hausfrauenverbände
zuſammengerufen hatte, um von ihnen die Wünſche zu erfahren,
die von der Hausfrauenſchaft in der Frage der Preisſenkung ge=
äußert
worden ſind und ihre intenſive Mitarbeit in der Preis=
ſenkungsaktion
zu erbitten, hatte Herr Dr. Goerdeler am 23. Ja=
nuar
erneut eine Beſprechung angeſetzt, in der er um einen Be=
richt
über die Auswirkung ſeiner bisher erlaſſenen Verordnungen
und um Bekanntgabe neuer Wünſche bat und ſelbſt die Anweſen=
den
über ſeine weitere Arbeit und ſeine Pläne informierte.
Herr Dr. Goerdeler berichtete zunächſt von ſeinen Unterhand=
lungen
mit dem Handwerk und ſtellte eine allgemeine Kalkula=
tionsverordnung
in Ausſicht, die dem Handwerk eine der heutigen
Notzeit angemeſſene Kalkulation vorſchreibt. Eingehend ſprach
Herr Dr. Goerdeler über die gegenwärtigen Handelsſpannen bei
der Milch. Er bezeichnete die heute oft noch vorhandenen Gewinn=
ſpannen
von 10 bis 12 Pfg. als zu hoch, tragbar erſcheint ihm eine
Gewinnſpanne, die zwiſchen 6 und 8 Pfg. liegt.
Auch die Frage des Zugabeweſens ſpielt bei der Arbeit des
Reichskommiſſars für Preisüberwachung eine Rolle. Herr Dr.
Goerdeler erkennt die Berechtigung der Forderung der Haus=
frauen
an. anſtelle der Zugabe einen Barrabatt zu verlangen. In
den Kampf gegen die Zugabe jedoch in der jetzigen Zeit einzugrei=
fen
, hält Herr Dr. Goerdeler im Augenblick für gefährlich, da er
fürchtet, daß durch ein geſetzliches Zugabeverbot zahlreiche Indu=
ſtriezweige
, die ausſchließlich Zugaben herſtellen, zum Stillſtand
kommen und die Arbeitsloſigkeit geſteigert wird.
Die Anweſenden kamen alsdann auf die Senkung der Löhne
in der Hauswirtſchaft zu ſprechen. Eine allgemeine Lohnſenkung
für Hausangeſtellte wurde von den Anweſenden einſtimmig ab=
gelehnt
. Dagegen wurde lebhaft bedauert, daß ſich bei den Haus=
angeſtellten
noch immer nicht die geſetzliche Verteilung der
Soziallaſten durchgeſetzt hat. Auch Dr. Goerdeler ſchloß ſich der
Anſicht an, daß hier eine wirtſchaftliche Ungerechtigkeit vorliegt,
die nicht länger zu verantworten iſt. Er ſagte daher zu. bei der
Reichsanſtalt für Arbeitshermittlung und Erwerbsloſenfürſorge
die vom Reichsverband Deutſcher Hausfrauenvereine erhobene
Forderung zu unterſtützen, die Reichsanſtalt möge bei den Arbeits=
ämtern
dahin wirken, daß bei der Arbeitsvermittlung von Haus=
angeſtellten
die geſetzliche Verteilung der Soziallaſten als Regel
angeſehen werde. Bei dieſer Gelegenheit wurde von den anweſen=
den
Vertreterinnen auf die auch in zahlreichen Ortsaruppen des
Reichsverbandes Deutſcher Hausfrauenvereine eingeführten Lohn=
bücher
hingewieſen, die ſich ausgezeichnet bewährt haben, weil ſie
der Hausangeſtellten deutlich vor Augen führen, daß die Lohn=
abzüge
nicht in die Taſche der Hausfrau, ſondern an die Kranken=
kaſſe
, Invalidenverſicherung uſw., abgeführt werden.
Herr Dr. Goerdeler brachte am Schluß der Beſprechung zum
Ausdruck, daß er ſich lediglich die Aufgabe geſetzt hat, die Voraus=
ſetzungen
für eine Senkung auf den verſchiedenen Gebieten zu prü=
fen
und Anregungen für eine neuzeitliche Preisgeſtaltung zu
geben. Herr Dr. Goerdeler rechnet bei der Durchführung ſeiner
Aufgabe nach wie vor mit der Mitarbeit jeder einzelnen Haus=
frau
und der Hausfrauenverbände.

[ ][  ][ ]

Seite 8 Nr. 28

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Donnerskag, 28. Januar 193

Die ſeierliche Beiſehung des Generaloberſten von Lyncker.

Eine Fliegeraufnahme vom Brande des engliſchen Zuchkhauſes Darkmoor.

Der Zuerzug auf dem Wege zum Friedhof.
Auf dem Bornſtedter Friedhof bei Potsdam wurde der frühere Chef des Militärkabinetts der alten
Armee, Generaloberſt Moritz Freiherr von Lyncker, feierlich zur letzten Ruhe beſtattet.

Blick auf die ſtrahlenförmige Geſamtanlage des Zuchthausblockes
mit dem brennenden Verwaltungsgebäude in der Mitte.
Unſer Bild zeigt eine Fliegeraufnahme, die während der Revolte der Gefangenen des engliſchen
Zuchthauſes Dartmoor gemacht wurde. Bei der Bekämpfung der Meuterei gelang es der Polizei
erſt nach längerer Zeit, bis zum Zentrum des Zuchthauſes vorzudringen, wo die aufſäſſigen Sträf=
linge
das Verwaltungsgebäude in Brand geſteckt hatten.

Das Turnier der 1000 Pferde in Berlin.
Eine Pferdeanſammlung, wie ſie in dieſem
Umfange in Berlin anläßlich eines Turniers
noch nicht ſtattgefunden hat, bringen die Tage
des großen Reichsverbands=Reitturniers vom
30. Januar bis 7. Februar. Es erfolgt eine
große Mobilmachung von Pferden aus allen Tei=
len
Deutſchlands und deren Zuſammenſtrömen
in Berlin. Von der Preußiſchen Staatsgeſtüts=
verwaltung
kommen rund 100 Hengſte und Mut=
terſtuten
aus den ſtaatlichen Unternehmungen.
An der großen Schaunummer Das Denkmal der
deutſchen Kavallerie ſind 200 Pferde der Reichs=
wehr
beteiligt, 50 Pferde erſcheinen aus Oſt=
preußen
zur Oſtpreußen=Auktion. Dazu die Tra=
berhengſte
für die Zweiſpänner=Renntraber=
Quadrille, die Vollbluthengſte für die Vorfüh=
rung
am 2. Februar und andere ausgewählte
Pferde für Spezialdarbietungen des Turniers.
Dieſen rund 400 Pferden geſellen ſich zu 600 Tur=
nierpferde
, die für alle Arten von Prüfungen
des Turniers beſtimmt ſind. Bisher nannte ſich
die weltberühmte Dubliner Pferde=Ausſtellung
im Auguſt eines jeden Jahres die Schau der
1000 Pferde, Berlin ſteht mit ſeinem kommen=
den
Reitturnier nicht zurück.
Auf der Spur von Hundert=Lire=Noten=
Fälſchern.
Frankfurt a. M. Wie aus Marſeille ge=
meldet
wird, ſind dort bei der Ausgabe von fal=
ſchen
Lire=Noten zwei Neapolitaner, der 28 Jahre
alte Paolo Terami und der 30 Jahre alte Luigi
Amendola, feſtgenommen worden. Die Ange=
legenheit
intereſſiert auch die deutſchen Straf=
behörden
, da die beiden Verdächtigen im Okto=
ber
v. J. in Frankfurt a. M. insgeſamt acht ge=
fälſchte
Hundert=Lire=Noten der Banca d’Italia
in Rom mit den Daten vom 7. 5. 29 und vom
30. 10. 97 in den Verkehr gebracht haben und
dann geflüchtet waren. Zwei andere Italiener,
die damals feſtgenommen wurden, mußten wie=
der
entlaſſen werden, da ſie als Stoffhändler die
Scheine gutgläubig angenommen hatten und
weitergeben wollten. Bei einer Umfrage ſtellte
es ſich heraus, daß bereits im Auguſt 1931 zwei
Stück ſolcher Falſchnoten in Belgien und ein
Stück in der Schweiz angehalten worden waren.
Ob die beiden Neapolitaner, die ſich auf ihren
Reiſen auch noch gefälſchter Päſſe bedient haben,
die Herſteller der Noten ſind oder nur ihren Ver=
trieb
übernommen hatten, konnte bisher noch
nicht feſtgeſtellt werden. Die Staatsanwaltſchaft
Frankfurt a. M. hat ebenfalls Antrag auf Aus=
lieferung
der beiden Italiener geſtellt.
Auffindung von Kriegsgefallenen bei Arras.
Paris. Bei den Nachforſchungen nach den
Leichen von Soldaten im ehemaligen Kampf=
gebiet
ſind in der Zeit vom 28. Dezember bis
21. Januar in der Gegend von Arras 208 Leichen
gefunden worden, und zwar 142 franzöſiſche Sol=
daten
, von denen 44, und 66 deutſche Soldaten,
von denen 8 identifiziert werden konnten.
Raubüberfall in einer Flensburger Sparkaſſe.
Flensburg. Im Vorraum der hieſigen
Städtiſchen Spar= und Leihkaſſe wurde ein
frecher Raubüberfall ausgeführt. Ein Lehrling
einer hieſigen Bäckerei wollte einen Geldbetrag
von 700 Mark bei der Sparkaſſe einzahlen. Im
Vorraum ſchleuderte ihn ein Unbekannter eine
Handvoll Pfeffer in die Augen. Im ſelben
Augenblick entriß ihm der Täter die Geldtaſche
und flüchtete. Ein Diplomingenieur holte den
Räuber ein. Er entpuppte ſich als ein Flens=
burger
Friſeurgehilfe.
Schnellzug fährt in Autobus.
Bukareſt. In der Nähe von Krajowa er=
eignete
ſich vorgeſtern abend ein verhängnisvoller
Zuſammenſtoß zwiſchen Autobus und Schnellzug
Ein Autohus, in dem ſich 26 Arbeiter und Arbei=
terinnen
befanden, wollte einen Bahnübergang
überqueren, trotzdem die Schranken bereits her=
abgelaſſen
waren. In dieſem Augenblick brauſte
der fällige Schnellzug heran. Der Autobus
wurde von der Lokomotive erfaßt und vollſtändig
zertrümmert. Vier Inſaſſen waren ſofort tot,
achtzehn wurden ſo ſchwer verletzt, daß die
meiſten von ihnen im Sterben liegen. Der Auto=
busführer
wurde verhaftet. Er hatte keine Fahr=
berechtigung
.

Mit dem Segelflugzeug über die Hochalpen.

Der von dem deutſchen Segelflieger Groenhoff geſteuerte Fafnir
nach ſeiner Landung in der Nähe der Station Höhenweg bei Davos.
Die Ueberquerung der Hochalpen in motorloſem Flugzeug gehört zu den ſchwierigſten Flügen,
die der deutſche Inhaber des Weltrekords im Langſtrecken=Segelflug Günther Groenhoff ausführte.
Bei ſeiner Landung in Davos wurde der kühne Flieger, der den Gefahren der Bergſtürme mutig
getrotzt hatte, begeiſtert gefeiert.

Favag=Prozeß.

Frankfurt a. M. Die Verhandlungen am
Mittwoch brachten in der Hauptſache verſchiedene
Erklärungen von Dr. Kirſchbaum zu den einzel=
nen
Gutachten. Dr. Kirſchbaum betonte, daß er
keineswegs beabſichtige, auf die objektive Seite
der Gutachten einzugehen, da nach ſeiner Anſicht
es zu den Zeiten der Favag keine beſtimmten
Grundſätze für das Kreditverſicherungsgeſchäft
gegeben hätte, ein Standpunkt, der bei den Sach=
verſtändigen
Widerſpruch hervorhebt. Ihr Gut=
achten
würde ausſchließlich davon ausgehen, wie
ſie die einzelnen Geſchäftsvorgänge nach den da=
mals
und heute noch allgemein geltenden Geſichts=
punkten
geſehen hätten. Zur Frage der Grund=
ſtücksgeſchäfte
erklärte Dr. Kirſchbaum, daß die
Favag allein dieſe Geſchäfte in einem größeren
Umfang getätigt und dabei auch große Gewinne
erzielt hätte. Alle Erklärungen des Angeklagten
enden damit, daß er immer wieder verſichert, im
guten Glauben gehandelt zu haben. Die nächſte
Sitzung findet am Freitag ſtatt.
Beginn des Zöppritz=Prozeſſes.
Ellwangen (Wttbg.). Nach etwa zwei=
jähriger
Vorunterſuchung begann geſtern vor=
mittag
vor der Großen Strafkammer des Land=
gerichts
Ellwangen der Prozeß gegen den 52jähr.
verheirateten Fabrikanten Dr. Rudolf Zöppritz,
ehemals verſönlich haftender Geſellſchafter und
alleiniger Geſchäftsführer der Wolldeckenfabrik
Gebrüder Zöppritz in Mergelſtetten, die im Okto=
ber
1929 überraſchend ihre Zahlungen einſtellen
mußte. Dem Angeklagten Dr. Zöppritz, der nach
neunmonatiger Unterſuchungshaft gegen Kau=
tionsſtellung
auf freien Fuß geſetzt wurde, wer=
den
Konkursvergehen, fortgeſetztes Vergehen des
Betruges und fortgeſetztes Vergehen der er=
ſchwerten
Untreue zur Laſt gelegt. Der Prozeß
wird unter Vorſitz von Landgerichtsdirektor Kern
durchgeführt. Die Anklage vertritt Oberſtaats=
anwalt
Bokel. Nach Eröffnung der Sitzung gab
der Angeklagte die Erklärung ab, daß die An=
klage
in verſchiedenen Punkten unzutreffend ſei
und von falſchen Vorausſetzungen ausgehe. Er
fühle ſich an dieſen Dingen unſchuldig und werde
dafür im Laufe der Verhandlung den Beweis er=
bringen
.

Calmelke-Prozeß.
Das Plädoyer des Verteidigers von Prof. Deycke.
Lübeck. Am Mittwoch erſtattete der Vertei=
diger
von Prof. Dr. Deycke, Rechtsanwalt Dr.
Ihde, ſein Plädoyer. Er führte aus, Prof. Deycke
habe auf Grund des damaligen Standes der
Wiſſenſchaft annehmen können, daß die Ein=
führung
und Anwendung des Verfahrens völlig
gefahrlos ſei. Der wirus fix ſei ſchon ſeit Paſteur
ein wiſſenſchaftlich anerkannter und unantaſt=
barer
Begriff geweſen. Die Urſache des Unglücks
habe trotz der langen Dauer des Prozeſſes letztes
Endes nicht feſtgeſtellt werden können. Für die
Erklärung des Unglücks gebe es zwei Möglich=
keiten
: Unabſichtliche Beimiſchung virulenter Ba=
zillen
im Laboratorium oder Virulent=Rückſchlag.
Nach den wiſſenſchaftlichen Forſchungen, die im
Anſchluß an das Lübecker Unglück unternommen
worden ſeien, könne heute ein Zweifel an der
Möglichkeit des Virulentrückſchlages beim BCG.
nicht mehr beſtehen. Wenn das Gericht Fahr=
läſſigkeit
im Laboratorium annehme, ſo könne
dieſe im Sinne des Geſetzes nicht als Kauſal für
einen etwaigen Virulenzrückſchlag angeſehen
werden. Wenn aber umgekehrt Fahrläſſigkeit nur
hinſichtlich der Einführung des BCG. angenom=
men
werde, ſo werde man wohl den Kauſalzu=
ſammenhang
bejahen können.

18 Schiffe ſuchen nach M. 2
Die Beſakung des geſunkenen
engliſchen U-Bookes noch am Leben?
London. Nach vielſtündigem Suchen gelang
es der Minenſuch= und Unterſeeboot= Abwehr=
flottille
kurz nach Mitternacht, ein metalliſches
Hindernis etwa 5 Kilometer weſtlich von Port
land am Meeresgrund feſtzuſtellen. Die an Ort
und Stelle befindlichen Befehlshaber nehmen
an, daß es das vermißte U=Boot M. 2 iſt.
Ein endgültiger Beweis konnte jedoch noch
nicht erbracht werden. Man hofft ſehr, daß die
Mannſchaft des U=Bootes, die aus 48 Mann,
darunter 6 Offizieren und dem Piloten des an
Bord befindlichen Marineflugzeuges beſteht, ge=
rettet
werden kann, da die Sauerſtoffapparate
etwa für 48 Stunden ausreichen müſſen. Außer=
dem
ſind ſämtliche Mannſchaften mit Sicherheits=
tauchhelmen
verſehen, mit denen ſie im Notfall
an die Oberfläche ſteigen können. Die endgül=
tige
Feſtſtellung, ob es ſich bei dem gefundenen
Hindernis um das U=Boot handelt, ſowie die
Rettungsarbeit kann noch nicht vor Antritt des
Tageslichtes in Angriff genommen werden. Das
Schweſterſchiff, das U=Boot M. 1, iſt im Jahre
1925 auf der Höhe der Startſpitze (Devonſhire)
geſunken, wobei die Beſatzung von 68 Mann ums
Leben kam.
An den Nachforſchungen nach dem geſunkenen
Unterſeeboot M. 2 nahmen 18 Schiffe und ein
Marineflugzeug teil. Trotz der fieberhaften Be=
mühungen
konnte das Unterſeeboot noch immer
nicht gefunden werden. Man hält es jetzt für un=
wahrſcheinlich
, daß der am Mittwoch früh auf
dem Meeresgrunde feſtgeſtellte Gegenſtand das
Unterſeeboot ſein könne. Die Arbeit mit Tau=
chern
war wegen ſchwerer See nicht möglich.
Amtlich wird bei Redaktionsſchluß mitgeteilt.
daß das geſunkene U=Boot M. 2 bis jetzt noch
nicht gefunden worden iſt.
Das Trauertelegramm an die Frauen
der Beſatzung von M. 2.
Die Ehefrauen der Angehörigen der Beſatzung
des untergegangenen Unterſeebootes M‟2
haben folgendes Telegramm erhalten: Wir be=
dauern
, Ihnen mitteilen zu müſſen, daß Ihr
Mann vermißt wird, und wir befürchten, daß ek
im Unterſeeboot M. 2, das wahrſcheinlich vok
Portland unterging, ums Leben gekommen iſt.

Ein Mordprozeß in Arizona.
In Phönix im Staate Arizona begann
unter ungewöhnlich ſtarkem Andrang , des Pu=
blikums
der Mordprozeß gegen Frau Ruth Judd.
die Gattin eines angeſehenen Arztes, die beſchul=
digt
wird, einen Doppelmord begangen zu haben,
der bei ſeinem Bekanntwerden größtes Aufſehen
erregte. Der Anklage zufolge ſoll die Frau in
einem Anfall von Eiferſucht die Aſſiſtentin in
einem Rhöntgeninſtitut ihres Gatten, Frau Le
Roi, und eine Patientin ihres Gatten, eine Leh=
rerin
namens Samuelſon, getötet haben. Bei der
Eröffnung des Prozeſſes und der Ausloſung der
Geſchworenen kam es wiederholt zu Störungen
durch das Publikum, ſo daß der Vorſitzende die
Räumung des Gerichtsſaales von den Zuhörern
anordnen mußte.

Selma Lagerlöf ſpricht zu den deutſchen
Rundfunkhörern.

Selma Lagerlöf,

Schwedens große Dichterin, ſpricht am 2. Fehruch.

zu den deutſchen Rundfunkhörern über Erime
rungen aus ihrer Jugendzeit. Der Vortrag wi..
in deutſcher Sprache gehalten werden.

[ ][  ][ ]

Donnerstag, 28. Januar 1932

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichten

Nr. 28 Seite 9

SaüPELs AaAat

Tennis von drinnen und draußen.
Schweden ſchlägt Deutſchland 4:1.
Der Länderkampf gegen Schweden hat den von uns voraus=
ſagten
Ausgang genommen. Der Kölner Nourney hat dabei
inie ſehr gute Kritik erhalten. Die Meinung angeblicher ſchwe=
hiicher
Tennisexperten, daß Nourney einmal ein zweiter Cochet
zerde, erſcheint uns indes ſehr überſchwenglich und unberechtigt.
ASgeſehen davon, daß der Kölner Eberhard ohne Bart ſchon
ſtrwas zu alt dafür ſein dürfte, nochmals in Cochets Fußtapfen zu
tieten, fehlt ſeinem Spiel gerade das, was Cochets Größe aus=
macht
, die eiſerne Härte und Konſequenz der Kampftaktik. Deß
nuch Deſſart nicht gerade jünger geworden iſt, und damit den An=
ſtrengungen
eines ſolchen Länderkampfes trainingsmäßig kaum
hieſſer gewachſen ſein dürfte als im vergangenen Jahre, iſt ein
frzit, das der Länderſpiel=Ausſchuß des D.T.B. nicht erſt aus
ſieſem 4:1 gegen Schweden zu ziehen brauchte.
Man kann über dieſes 4:1 als ſolches getroſt zur Tagesord=
nang
übergehen. Es iſt zurzeit ganz unerheblich, ob wir einen
ſalchen Länderkampf in der Halle gewinnen oder verlieren. Aber
peniger bedeutungslos als formell ziffernmäßig Nieder=
agen
ſind
moraliſche Schickſalsſchläge,
penn ſie das deutſche Tennis zu Beginn dieſes Jahres hinnehmen
muß, ohne daß ihm vorerſt die Kraft gegeben ſcheint, die Dinge
u ändern. Die allgenmeine Unluſt und Unzufriedenheit
mit gewiſſen organiſatoriſchen Mängeln, mit tennistaktiſchen und
ennisfinanziellen Inkonſequenzen; die Not, die den großen
KCubs nicht nur in Berlin, ſondern auch in der Provinz auf den
ſägeln brennt. Die Klubs ſehen ihren Mitgliederbeſtand ravid
ſufammenſchrumpfen und ihre Reſervemittel mit tödlicher Sicher=
ſeit
verſchwinden. Wir leiden im deutſchen Tennis unter den
lleichen Schwunderſcheinungen wie in der deutſchen Wirtſchaft,
die vernünftige Kritik hat jahrelang vor einer Expanſions= Poli=
ü
techniſcher Art gewarnt, die den Vereinen und dem Bund
norme Belaſtungen auferlegte. Unverhältnismäßig hohe Kapi=
alien
wurden in den Bau von Mammutanlagen in der Reichs=
ſauptſtadt
und in den großen Tenniszentren der Provinz ( Mun=
hen
, Köln. Düſſeldorf und Frankfurt), Braunſchweig, Freiburg
und in anderen kleineren Städten inveſtiert und es ſchien von
ornherein klar, daß ſich derartige Großanlagen in dem Augen=
lick
nicht mehr rentieren werden, in dem das Intereſſe für Ten=
istraining
und Tennisturniere aus wirtſchaftlichen Gründen zu=
ückgehen
mußte. Anſtatt nun aus der gegebenen Lage die Kon=
enuenzen
zu ziehen und wenigſtens von oben herunter eine

Einſchränkung der Turnier=Termine
uzuſtreben, tut man von Amts wegen ſo, als ob man ſich immer
ſoch in der beſten der Tenniswelten befinde, als ob die Vereine
icht bis über die Ohren in Schulden ſteckten und als ob der
Zund mit ſeinen zwar anſehnlichen, aber doch nicht unerſchöpf=
ſchen
Reſerven nichts anderes zu tun habe, als gernegroße‟
Krovinzturniere moraliſch und finanziell zu ſubventionie=
er
. Allein dieſe wirtſchaftliche Miſere der Großvereine und das
Mißverhältnis zwiſchen dem luxuriöſen Rahmen ihrer Klubhäuſer
ſind geſellſchaftlichen Veranſtaltungen einerſeits, der Dürftigkeit
es Inhaltes ihres kommenden, ſportlichen Programms anderer=
eits
wird genügen, um der Bundesverſammlung, die am 21. Fe=
wuar
in Dresden ſtattfindet, ſtundenlang zu beſchäftigen. Auch
ie in der nächſten Woche beginnenden
Internationalen deutſchen Hallen=Meiſterſchaften
Bremen ſtehen unter keinem ſehr glücklichen Stern. Und wenn
ſie Franzoſen nicht doch in letzter Stunde noch zuſagen, werden
ie Meiſterſchaften den Namen international nur in ſehr be=
hränktem
Umfang verdienen.
Immerhin: dieſe Meiſterſchaftswoche des Bremer T.V. 1896
leibt auch auf beſcheidener Baſis ein Lichtblick in dem trüben
dunkel, das über den deutſchen Tennisverhältniſſen lagert. Denn
ſier wird einmal im Jahre ein aufrechter Wille zu wahrem
zport, ein geſunder Sinn für lebendigen Amateurismus wach, der
raktiſche Erfahrung mit ideellem Beſtreben verbindet und der
or allem das iſt im deutſchen Tennis etwas einmaliges die
kritik der öffentlichen Meinung nicht nur vertragen kann, ſon=
ain
aus ihrem Inhalte geradezu freudig Nutzen zieht. Dr. W. Bs.

Bei den Weltmeiſterſchaften im Tiſchtennis ſiegte
deutſchland in Prag über Jugoſlawien mit 5:1, wurde aber von
er Tſchechoſlowakei mit 5:3 und von Ungarn mit 5:1 geſchlagen.
Den Tiſchtennis=Länderkampf zwiſchen Süddeutſch=
and
und England, der in Wiesbaden ausgetragen wurde, ge=
ſannen
die Briten überlegen mit 13:2 Punkten, 43:12 Sätzen
nd 1095:893 Spielen.
Kraffſpork.
Deutſche Eiche Roßdorf Werſau 1920 9:11.
Am Sonntag weilte der Sportverein Werſau in Roßdorf zum
illigen Rückkampf um die Gaumeiſterſchaft. Roßdorf trat in ſeiner
ärkſten Aufſtellung an, konnte an dem Siege von Werſau aber
ſchts ändern. Werſau iſt jetzt ungeſchlagener Bezirksmeiſter der
=Klaſſe des Odenwald=Gaues. Die Hauptſtützen der Werſauer
Nannſchaft ſind: Fornoff. Löb. Daum und Niebel (ſämtlich ohne
liederlage. Aber auch die jugendlichen Ringer, Buxmann, Trink=
us
. Höhner, ſind nicht zu unterſchätzen. Durch eifriges Training
derden ſie manchen Gegnern noch mehr zu ſchaffen machen.
die Kämpfe: Bantam: Fornoff=W. Felger=R. Ein harter
karnpf, den Fornoff hoch nach Punkten gewinnen konnte. 2:0.
edergew.: Buxmann=W. Breitwieſer=R. Buxmann brachte
inen Gegner mehrmals in Gefahr, mußte aber in der 9. Minute
me Niederlage hinnehmen. Leichtgew.: Hier traf der
gendliche Trinkaus auf den routinierten Geiß=R. Standkampf
leich. Tr. ließ ſich aber dann überraſchen und mußte eine Schul=
ENiederlage hinnehmen. 2:6. Weltergew.: Löb=W.
ſenzer=R. Bereits nach 3 Min. mußte M. durch den guten Tech=
ker
Löb eine Schulterniederlage hinnehmen. 5:6. Mittel=
ſewicht
: Niebel=W. Günther=R. Niebel, als taktiſcher Rin=
er
, legte nach 6 Min, ſeinen Gegner auf die Schultern 8:6.
talbſchwergew.: Daum=W. Moter=R. Hier trafen zwei
(te Kämpfer aufeinander. Schon noch 1 Min, mußte ſich Moter
im routinierten Daum beugen. 11:6. Schwergew.: Höh=
el
=W. Schuhmann=R. Der junge Höhner ließ ſich von dem
ſrken Schuhmann überraſchen, und bereits nach 1 Min. war
ſine Niederlage da. Kampfrichter Lotz=Dieburg leitete korrekt

nd. zufriedenſtellend.

Waſſerball.
Rot=Weiß‟ Darmſtadt SC. Niederrad 04.
Wie bereits erwähnt, findet heute abend 8. 45 Uhr im
hieſigen Hallenbad das Spiel Rot=Weiß Niederrad 04 ſtatt.
Rot=Weiß wird vorausſichtlich in derſelben Aufſtellung antreten
wie in den beiden letzten Spielen. Da beide Mannſchaften bis
jetzt noch kein Spiel in der Vorrunde gewinnen konnten, darf man
auf den Ausgang des Spieles, deſſen Eintritt frei iſt,
geſpannt ſein.
Der beſte Sporksmann Amerikas.

Barney Berlinger,

der vielſeitige amerikaniſche Leichtathlet, wurde jetzt durch die
Verleihung der James=Sullivan=Erinnerungsmedaille geehrt, mit
der alljährlich der beſte Sportsmann der Vereinigten Staaten
ausgezeichnet wird.

Zußball.

SC. Herta FC. Union, Sonderm. 2.
Heute Donnerstag, nachmittags 3.15 Uhr, treffen ſich obige
Mannſchaften zum Rückſpiel auf dem Sportplatz am Böllenfalltor,
Bekanntlich konnten die Beſſunger das Vorſpiel, für ſich ent=
ſcheiden
.
Um die Bezirksmeiſterſchaft des ATSB.
Fr. Tgde. Darmſtadt Trebur.
Im letzten Spiel um die Bezirksmeiſterſchaft ſtehen ſich obige
Mannſchaften kommenden Sonntag am Müllersteich gegenüber.
Im Vorſpiel gelang es den Hieſigen, einen 3:1=Sieg herauszu=
holen
, und man muß ſchon ſagen, es war auch eine gute Doſis
Glück dabei. Der Ausgang des Treffens iſt daher offen, zumal
beide Elfſchaften in ihrer zurzeit ſtärkſten Aufſtellung antreten.
Darmſtadt, das durch Umſtellung der Angriffsreihe eine Verſtär=
kung
erfahren ſoll, dürfte auf Grund des Platzvorteils die beſſe=
ren
Siegesausſichten haben. Es hängt natürlich von dem guten
Willen jedes einzelnen Spielers ab; ſtellt jeder Einzelne ſeinen
Mann, dann ſollte der große Wurf gelingen, um endlich das ge=
ſteckte
Ziel zu erreichen.
Schießſpork.
Windmühle Darmſtadt Halleſchen Schützenbund.
Zwiſchen genannten Vereinen fand am Sonntag der vom
Halleſchen Schützenbund geforderte Poſt=Wettkampf mit zwei
Mannſchaften ſtatt. Bei den Windmühl=Schützen merkte man, daß
das Training auch im Winter fortgeführt wird, denn beide
Mannſchaften konnten als überlegene Sieger aus dem Wettſtreit
hervorgehen, Bedingungen: Mannſchaft zu 5 Mann je 30 Schuß
auf 12er Scheibe Ergebniſſe: Windmühle 1. Mannſch. 1566 Ringe
beſter Mann Schneider 328 Ringe Halle a d. S. 1. Mannſchaft
1463 Ringe, beſter Mann Pringler 312 Ringe. Windmühle.
1460 Ringe, beſter Mann Preſtel 316 Ringe, Halle a, d. S. 2.
1353 Ringe, beſter Mann Vogel 297 Ringe.

Der Verband Deutſcher Fauſtkämpfer wird am
6. Februar in den Spichernſälen zu Berlin ſeine Jahrestagung
abhalten.
Adolf Heuſer feierte auch gegen den bekannten Pietro
Corry einen weiteren Erfolg. Er ſchlug den Italiener bereits in
der dritten Runde k.o. Der Kampf fand in Portland (Maine) ſtatt.
Mit einem Durchſchnitt von 241.350 Stdkm, ſtellte der
auſtraliſche Rennfahrer W. Smith über 10 Meilen einen neuen
Geſchwindigkeits=Weltrekord in Auckland auf.
Der bekannte Frankfurter Radſport=Pionier Auguſt
Stifft feierte in dieſen Tagen das ſeltene Jubiläum, daß er 30
Jahre lang ohne Unterbrechung das Amt eines erſten Vorſitzenden
des Frankfurter Velocipedclubs bekleidete.
Der rumäniſche Europameiſter im Bantamgewicht
Popescu wird am 8 Februar, ſeinen Titel in Paris gegen den
Franzoſen Eugene Huat perteidigen.
Breslau veranſtaltet nun doch ein Sechstagerennen, und
zwar vom 4. bis 10. März.
Mit Rückſicht auf die Währungskriſe beſchloß jetzt auch
der engliſche Fußball=Verband, in dieſem Jahre keine Länderſpiele
auf dem Kontinent auszutragen.

Mar-Heſt Gau Zeuſche zunerſchaf.
Die Zeit der Waldläufe rückt heran Schneeſchuhlauf
und Tiſchtennis als neue Zweige in der Turnerſchaft.
Allmählich rückt die Zeit des Waldlaufs heran. Eifrig wird
dieſer Zweig der Leibesübungen in den Vereinen des Gaues ge=
pflegt
. Es dürfte aber bekannt ſein, daß ein ſolcher Langlauf,
wie er bei den Waldläufen als Wettkampfübung verlangt wird,
einer ſorgfältigen Vorbereitung unterliegt, wenn er in der Kon=
kurrenz
vieler Teilnehmer ſiegreich beſtanden ſoll werden. Der
Gauvolksturnwart des Main=Rhein=Gaues veröffentlicht ſoeben
die Ausſchxeibung zum diesjährigen Gauwaldlauf, der in Eber=
ſtadt
urſprunglich auf den 13. März angeſetzt, aber aus techniſchen
Grunden auf den 3. April verſchoben, ſtattfindet. Die Ausſchrei=
bung
bringt die Neuerung, daß an Stelle einer Dreiklaſſenein=
teilung
jetzt der Lauf in vier Klaſſen beſtritten wird. Die Ein=
teilung
iſt wie folgt: Klaſſe D Schüler 14 Jahre; Klaſſe C.
Jugend 1(1516 Jahre), Jugend II (1718 Jahre); Klaſſe B
Mittel= und Unterſtufe; Klaſſe 4. Sonder= und Oberſtufe. Sre
Laufſtrecken betragen den Klaſſen nach 1000, 2500, 5000 und 7000
Meter. Die Läufe werden wie ſeither als Einzel= und Mann=
ſchaftslauf
durchgeführt. Der Meldeſchluß iſt auf den 20. März
feſtgeſetzt, daher iſt es den Vereinen ermöglicht, wenn ſie die noch
zur Verfügung ſtehende Zeit zur Vorbereitung gut ausnutzen,
eine recht ſtattliche Zahl zum Waldlauf melden zu können. Der
Waldlauf des 9. Turnkreiſes (Mittelrhein) wird am 10. Aprit
in Neu=Iſenburg ausgetragen. Neu aufgenommen wurde der
Schneeſchuhlauf. und warten die Schneeſchuhläufer noch auf
Schnee, der ſich hoffentlich noch einſtellt. Sollte ſich der Wunſch
noch erfüllen, ſo treffen ſich die Schneeſchuhläufer am erſten
Schneeſonntag an dem Tempel 500 Meter vom Ortsausgaug
Neunkirchen. an der Straße nach Winterkaſten. und zwar
vormittags 10 Uhr. Ort und Zeit ſind von der Gaufachleitung
ſo gewählt, daß alle Läufer des Gaues rechtzeitig zur Stelle ſein
können. Die intereſſierten Kreiſe werden beſonders gebeten, auf
den Wetterdienſt des Rundfunks zu achten. Das Tiſchtennis=
ſpiel
, welches im letzten Jahre erhöhte Bedeutung gewonnen hat.
auch ſchon bei einigen Turnvereinen eingeführt iſt, wird auch im
Main=Rhein=Gau beſonders gefördert. Die hierfür eingeſetzte
Gaufachleitung beruft daher auf Sonntag, den 6. März, vormit=
tags
9.30 Uhr, eine Zuſammenkunft aller Tiſchtennisſpieler in
das Haus der Turngemeinde Darmſtadt ein, wo über den Aufbau
und die Spielweiſe des Tiſchtennis in allen Einzelheiten er=
ſchöpfende
Mitteilungen gemacht werden ſollen. Anſchließend
finden verſchiedene Uebungsſpiele ſtatt.

Weltmeiſter im Mittelgewicht wurde der Neger=
boxer
Gorilla Jones, der den Italiener Piazza in New York
in der ſechſten Runde k. o. ſchlug.
In einem Städtekampf der Amateurringer blieb Lud=
wigshafen
gegen Mannheim mit 11:8 Punkten erfolgreich.
Der mit Spannung erwartete Schwergewichtskampf in
Berlin zwiſchen Primo Carnera und dem Stuttgarter Ernſt Güh=
ring
iſt endgültig für den 5. Februar angeſetzt worden.

Rundfunk=Programme.
Frankfurt a. M.
Donnerstag, 28. Januar.
15.30: Stunde der Jugeno.
17.05: Nachmittagskonzert des Funkorcheſters. Werke von Mozart,
Boccherin Schubert. Soliſt: Hans Andrä (Violoncell.
anſchl.: Alte Tanzmuſik.
18.40: Dr. Hock: Regiſſeure bei der Arbeit.
19.05: Prof. Hartmann: Die Erhaltung des kataloniſchen Volks=
tums
.
19.30; Zeit Programmänderungen, Wetter, Wirtſchaftsmeldungen,
19.35: Aus Frankreichs Geſchichte. Vortrag mit Schallplattenbeiſpie=
len
von A. Habaru
19,55: Aktueller Dienſt bei Vorliegen beſonderer Ereigniſſe.
20.15: Nobelpreisträger Karl Giellerup. Einführung: A. Paquet
Leſeproben: W. Beneckendorf.
20.45: Bunter Abend
22.20: Zeit. Wetter, Nachrichten, Sport.
22.40: Tanzmuſit des Tanz=Enſembles der Stuttgarter Philharmonie.
Königswuſterhauſen.
Deutſche Welle: Donnerstag, 28. Januar.
10.10: Schulfunk: Herr Benz baut ein Auto Hörſpiel.
15.00: Kinderſtunde: Kinder der Zirkus.
15.45: Frauenſtunde: Dr. Elſe Hildebrandt: Moderne Geſelligkeit.
16.00: Ob.=Stud.=Dir. Dr. Bolle: Die bildungspolitiſche Lage der
höheren Schule.
16.30; Berlin: Nachmittagskonzert.
17.30; E. Müller=Boedner: Weltpolitiſche Zuſammenhänge im Päzi=
18.00: Dr. Hauſer: Der Urmenſch als Jäger und Fiſcher,
18.30: Spaniſch für Fortgeſchrittene.
19.00: Staatsminiſter Dr. Hirtſiefer: Otto Braun zum 60. Ge=
burtstag
.
19.10: Dr. Pulte: 200 Jahre Preußiſche Geſtütverwaltung.
19.30: So tanzte man im alten Berlin, Mitw.: P. Weſtermeier,
A. Fleßburg Kapelle Otto Kermbach. Conférence: G. Fricke.
ca. 20.40: Tages= und Sportnachrichten.
21.10: Breslau: Achtung! Hochſpannung! Kabarettfolge von K. Juhn
und P. Schaeffers Chanſons: R. Schiſtan Muſik; W. Michel.
22.10: Wetter=, Tages= und Sportnachrichten
Anſchl. Abendunterhaltung. Notſtandsorcheſter des Arbeitsamtes Bln.=
Mitte. Soliſt: Ibolnka Zilzer (Violine).

Weiterbericht.

Der Kern des Hochs, der noch an Ausdehnung gewonnen hat
und in dem weiterer Barometeranſtieg erfolgt iſt, erſtreckt ſich
gegenwärtig von England über Deutſchland bis nach den Donau=
ländern
hin. In ſeinem Bereich dauert für unſer Gebiet der herr=
ſchende
Witterungscharakter fort.
Ausſichten für Donnerstag, den 28. Januar: Stellenweiſe neblig,
ſonſt leicht wolkig mit Aufheiterung, trocken. Nachtfroſt.
Ausſichten für Freitag, den 29. Januar: Noch keine Aenderung der
Wetterlage in Ausſicht.
Haupiſchriffleitung: Rudolf Mauve
Veraniwortlich für Polltit und Wirtſchaff: Rudolf Maupe; für Feuilleton, Reich und
Ausland und Heſſiſche Nachrichten: Max Streeſe; für Sport: Kar! Bähmann;
ür den Handel: (r C H. Quetſch; für den Schlußdienſt: Andreas Bauer; für
Die Gegenwart Tagesſpiegel in Bild und Wort: Dr. HerbertNette;
für den Inſeratenteil und geſchäftliche Mittelungen: Willy Kuhle;
Druck und Verlag: C. C. Wittich ſämilich in Darmſſadt
Für unverlangte Manuſkripte wird Garantie der Rückſendung n icht Übernommen.
Die heutige Nummer hat 12 Seiten.

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[ ][  ][ ]

Genngtelt un den orſen.
In Führung lagen die Reichsbankankeile.

Beriiner uns Hrautfärter
Efſekken=Freiverkehr.

tiger ſind, da ſie ja den finanziellen Vorausſetzungen der Zulaſſungs=
ſtelle
entſprechen müſſen.

Nachdem vorgeſtern abend in den Hauptwerten wieder mehrprozentige
Erholungen eingetreten waren, als bekannt wurde, daß die deutſchen
Bonds in New York feſt lagen, übertrug ſich dieſe Feſtigkeit auch auf
den geſtrigen Freiverkehr, obwohl die politiſche Entwicklung keine Ver=
änderung
erfahren hat, und die engliſch=franzöſiſchen Verhandlungen
über das Abhalten einer Reparationskonferenz gewiſſermaßen auf dem
toten Punkt angelangt ſind. Auch geſtern war das Kaufintereſſe zwar
nicht übermäßig groß, es fehlte jedoch, beſonders in den Hauptwerten,
faſt völlig an Angebot, ſo daß 12prozentige Kursbeſſerungen ſelbſt
gegen die vorgeſtrigen Höchſtkurſe keine Seltenheit waren Die Führung
hatten wieder Reichsbankanteile, die hierbei nochmalig ſeit langer Zeit
wieder die Parigrenze überſchreiten könnten. Ferner ſtanden die in Ber=
lin
gehandelten Auslandswerte (Chade, Svenska, Otavi, Arbed=Bonds
uſw.) im Vordergrunde des Intereſſes, wobei bei Svenska neben dem
Valutacharakter ſicherlich auch die feſte Haltung der Kreuger=Werte an
der jetzigen Stockholmer Börſe eine Anregung bot. Dagegen hatten die
übrigen Märkte auffallend ruhiges Geſchäft. Bankaktien und Montan=
papiere
lagen weiter ziemlich vernachläſſigt. Es konnten zwar Papiere
wie Charlottenburger Waſſer, Conti=Gummi, R.W.E., Salzdetfurth,
Leonhard Tietz uſw. ebenfalls 23prozentige Kursgewinne verbuchen,
die hierbei getätigten Umſätze ſtanden aber in keinem Verhältnis zu die=
ſer
Steigerung. Bemerkenswert ſchwach tendierten Schultheiß=Aktien,
die zirka 3 Prozent niedriger angeboten waren, wobei man von Exeku=
tionen
ſprach. Auch Reichsbahn=Vorzugsaktien waren auf den 16proz.
Einnahmerückgang der Reichsbahn und Bemberg auf den ausgewieſenen
7 Millionen=Verluſt niedriger im Handel. Letztere lagen geſtern faſt
5 Prozent unter Aku, nachdem ſie vorgeſtern mittag noch faſt gleich ge=
ſtanden
hatten. Am Anleihemarkt beſtand dagegen eher Nachfrage. Im
Gegenſatz zu den Aktien kann man die bei der vorgeſtrigen Effektenver=
ſteigerung
erzielten Kurſe für feſtverzinsliche Papiere beinahe als Tages=
kurſe
anſprechen. Deutſche Anleihen lagen ziemlich ruhig; ebenſo hatten
Reichsſchuldbuchforderungen kaum Veränderungen aufzuweiſen.
Im Verlaufe ließ die Umſatztätigkeit auch in den Hauptwerten nach,
die Kurſe bröckelten allgemein etwas, ab. Am Anlagemarkt erhielt ſich
jedoch eher Nachfrage. Beſonders Induſtrieobligationen waren geſucht.
Der Geldmarkt war geſtern etwas verſteift, da der Ultimo etwas
ſtärker in Erſcheinung tritt. Tagesgeld war in der unterſten Grenze
nicht unter 72/ Prozent zu haben. Bei der Diskont=Compagnie wurde
ein Satz von 62/s Prozent genannt; er ſtellte ſich verſchiedentlich aber
auch noch darunter. Der Privatdiskont blieb unverändert. Am Deviſen=
markt
erführ das engliſche Pfund eine unbedeutende Abſchwächung um
2 Pfg., auch ſonſt waren die Veränderungen gegen vorgeſtern gering.
Auch geſtern nachmittag konnten die Kurſe nach den Rückgangen des
Mittagsverkehrs, die in der Hauptfache immer mit Gewinnſicherungen
der Spekulation zuſammenhängen dürften, wieder anziehen, doch blieb
das Geſchäft äußerſt klein, und die Höchſtkurſe des Vormittags wurden
in Berlin nicht wieder erreicht. Trotz der oft mehrprozentigen
Schwankungen blieb die Grundſtimmung aber immer freundlich, da ſich
auf ermäßigter Baſis regelmäßig neues Kaufintereſſe zeigte. Dieſes er=
ſtreckte
ſich ſpeziell wieder auf Chadeaktien, die übrigen Auslandswerte
waren ſpäter weniger beachtet, und Reichsbankanteile. Elektrowerte
waren im Verlaufe eher nachgebend; auch Schultheiß lagen weiter im

Angebot. Bemerkenswert widerſtandsfähig lag dagegen der Montan=
markt
. Feſtverzinsliche Papiere konnten ihren Vormittagsſtand meiſt

wieder behaupten. In Anleihen und Schuldbüchern war das Geſchäft
gering; größeres Intereſſe zeigte ſich dagegen bei ſteigenden Kurſen für
Induſtrie= und Kommunal=Obligationen. Goldpfandbriefe waren bei
kleinen Umſätzen ebenfalls zirka 0,5 Prozent gebeſſert. Auch Liquida=
tionsrentenbriefe
wurden etwas höher gehandelt. Am Geldmarkt traten
geſtern die Ultimovorbereitungen ſchon etwas ſtärker in Erſcheinung. Der
Tagesgekdſatz zog ſowohl im freien Verkehr als auch bei der Diskontcom=
panie
um zirka 0,25 Prozent an; Privatdiskonten waren weiter ange=
boten
. Der Satz ſtellte ſich jedoch unverändert auf 7 Geld, 6’’s Brief.
An der geſtrigen Sprechbörſe wurden die Ausſichten für die Wiederam=
nahme
eines Börſenverkehrs lebhaft erörtert. Die Ausſichten über die
Möglichkeiten gehen ſtark auseinander. Man will wiſſen, daß die Reichs=
hank
ihren Widerſtand immer noch nicht aufgibt, ſondern erſt eine ein=
gehende
Prüfung, beſonders der deviſenpolitiſchen Fragen, beabſichtigt.
Mon hält daher die vorgeſtern genannten Termine für die Wiederauf=
nahme
eines Freiverkehrs in den Börſenräumen heute zumindeſt für
verfrüht. Ferner nahm man die Zulaſſung zweier Makler zum Anlaß,
um ſich über die angeſtrebten Reformen der Börſe zu unterhalten. Man
hielt es unſeres Erachtens nicht mit Recht für unlogiſch, daß auf der
einen Seite 100 bis 150 Makler aus der Börſe entfernt und abgefunden
werden ſollen, und daß auf der anderen Seite neue Makler zugelaſſen
werden. Man überſieht hierbei nur, daß dieſe neuen Makler kapitalkräf=

Nach der Abſchwächung im vorgeſtrigen Abendverkehr zeigte der
Frankfurter Telephon verkehr, eine ſtarke Befeſtigung.
Beachtung fand die feſte Haltung der deutſchen Bonds an den ausländi=
ſchen
Börſenplätzen. Beſonders befeſtigt waren wieder Reichsbankanteile
die bei äußerſt lebhafter Nachfrage bis 5 Prozent anziehen konnten. Auch
die anderen Aktienmärkte profitierten von dieſer Aufwärtsbewegung,
beſonders J.G. Farben und Elektrowerte feſt, die 23 Proz. anzogen.
Montanaktien 0,5 Proz. höher. Der Rentenmarkt verkehrte ebenfalls in
durchaus freundlicher Haltung. Nachfrage beſtand für 8proz. Pfand=
briefe
, die 0,5 Proz. gewannen; aber auch Schuldbuchforderungen und
Altbeſitz 0,5 Proz. höher. Tagesgeld unverändert 7,257,50 Proz.

Die Prolongationsgeſchäfte an der Kölner Börſe. Wie an den an=
deren
deurſchen Börſen ſo iſt jetzt auch vom Kölner Börſenvorſtand die
Prolongation von Börſentermingeſchäften neu geregelt worden. Danach
tritt anſtelle des 30 12. 1931 der 30. 1. 1932 und anſtelle des 30. 1. 1932
der 29. 2 1932. Als Prolongationskurs gilt der Kurs der an der Köl=
ner
Börſe am 25. 1. 1932 feſtgeſetzt worden iſt. Reichsmarkdarlehen, die
nach ausdrücklicher oder ſtillſchweigender Vereinbarung für den An= odeu
Verkauf von Wertpapieren oder für die Prolongation von Wertpapier=
geſchäften
beſtimmt ſind, ſind erſt am 29. Febr. 1932 zurückzuzahlen.

Die Auslandsbörſen.

Die Londoner Börſe eröffnete geſtern in zuverſichtlicherer
Haltung, die Kursbewegung war überwiegend nach oben gerich=
tet
. Während britiſche Staatspapiere und Minenaktien feſt ten=
dierten
, lagen internationale Werte etwas unſicher.
Die Börſe war im Verlaufe etwas ſchwächer, doch wurde ſie
zum Schluß wieder allgemein feſt insbeſondere für britiſche
Staatspapiere. Deutſche Anleihen lagen ſtetig.
An der Pariſer Börſe ſetzte ſich nach behaupteter Eröff=
nung
im Verlaufe eine Abſchwächung durch, da angeſichts der be=
vorſtehenden
Ultimoliquidation Poſitionslöſungen und Gewinn=
mitnahmen
erfolgten.
Die Brüſſeler Börſe war mehrfachen Schwankungen un=
terworfen
, die Schlußkurſe lagen durchweg ſchwächer.
Die Kursveränderungen im Verlaufe der Amſterdamer
Börſe waren nicht erheblich, doch ſchloß die Börſe nach vorüber=
gehender
Erholung wieder etwas ſchwächer. Deutſche Obligationen
konnten ſich gut behaupten.
An der Wiener Börſe ergaben ſich überwiegend Kurs=
rückgänge
; das Geſchäft war außerordentlich ſtill.
New York eröffnete geſtern in ſchwächerer Haltung, da an=
regende
Momente nicht vorlagen
An den internationalen Deviſenmärkten konnte ſich die Reichs=
mark
am Nachmittag wieder etwas befeſtigen, und auch das Pfund
konnte ſich leicht erholen. Gegen den Dollar ſtellte es ſich auf 3,46½/s.
gegen den Gulden auf 8,60, gegen Paris 87,93. gegen Zürich auf
17,73½ und gegen die Reichsmark auf 14,72. Der Dollar war un=
verändert
, der franzöſiſche Franc konnte leicht, anziehen, die
Reichsmark befeſtigte ſich in Amſterdam auf ihren geſtrigen Stand
von 58,41½ in Zürich auf 120,50, während ſie in New York un=
verändert
23,51 notierte. Madrid konnte ſich international be=
feſtigen
, während der holländiſche Gulden knapp behauptet blieb.
Buenos zog leicht an, die Nord=Deviſen und Rio waren völlig
unverändert.

Berliner Deviſen=Feſtſehung vom 27. Januar 1932.

Der Verwaltungskoſtenbeikrag bei den preußiſchen
Hypokhekenbanken.

Der preußiſche Miniſter für Volkswohlfahrt hat entſprechend
der erſten Durchführungs= und Ergänzungsverordnung über die
Zinsſenkung auf dem Kapitalmarkt vom 23. 12. 1931 den Verwal=
tungskoſtenbeitrag
für die Hypothekenbanken auf 1. Prozent, bei
Hypotheken= oder Grundſchulden unter 15 000 RM. auf 34 Pro=
zent
des Kapitalbetrages feſtgeſetzt. Wenn bisher ein niedrigerer
Satz angewendet wurde, ſo iſt dieſer auch in Zukunft beizubehal=
ten
; wenn ein Verwaltungskoſtenbeitrag bisher überhaupt nicht
erhoben wurde, ſo iſt auch in Zukunft von der Berechnung eines
Beitrages abzuſehen.
Bei der Feſtſtellung des neuen Zinsſatzes, wie er ſich auf
Grund der obigen Notverordnung ergibt, iſt ſo vorzugehen, daß
von dem bisherigen Zinsſatz zunächſt der genehmigte Verwaltungs=
koſtenbeitrag
abgeſetzt wird. Erſt alsdann iſt der verbleibende Reſt
des Zinsſatzes, wie vorgeſehen, zu ſenken. Zu dem dann erhalte=
nen
Satz iſt der Verwaltungskoſtenbeitrag hinzuzurechnen, wobei
eine Abrundung nach oben bis zum nächſten vollen Viertelprozent
zuläſſig iſt. Dieſe Aufrundung darf nur einmal, und zwar am
Schluß der Berechnung, welche der Feſtſtellung des neuen Zins=
ſatzes
dient, angewendet werden.
Bei Tilgungshypotheken muß der im neuen Zinsſatz enthal=
tene
Verwaltungskoſtenbeitrag wie bisher zur verſtärkten Tilgung
mit herangezogen werden.

Geld Brief Geld Brief Helſingfors 6.354 6.366 Spanien 35.36 35.44 Wien 49.95 50.05 Danzig 82.07 82.23 Prag 12.465 12.485 Japan 1.528 1.532 Budapeſt 56.94 57.06 Rio de Jan. 0.254 0.256 Sofia 3.057 3.063 Jugoſlawien
Portugal
Athen 7.463 7.477 Holland 169.58 169.92 13.24 13.26 Oslo 78.82 78.98 Kopenhagen 79.97 80,13 Iſtambul Stockholm 81.12 81.28 Kairo 14.86 14.90 London 14.51 14.55 Kanada 3.646 3.654 Buenos Aires 1.043 1.047 Uruguay 1.748 1.752 New York 4. 209 4.217 Island 65.43 65.57 Belgien 58.69 58.81 Tallinn 111.39 111.61 Italien 21.08 21.12 Riga 80.92 81.08 Paris 16.57 16.61 Bukareſt 2.517 2.523 Schweiz 82.10 82.26 Kaunas 41.98 42.06 Keine Verlängerung der Zuckerungsfriſt. Bekanntlich hatte der Deutſche Weinbauverband gegen die Stimme des Badiſchen Weinbau=

verbandes es abgelehnt, beim Reich einen Antrag auf Verlängerung der
Zuckerungsfriſt über den 31. Januar 1932 hinaus zu ſtellen. Auch der
Bund ſüdweſtdeutſcher Weinhändlervereine hat eine ſolche Aktion nicht
vorgenommen; jedoch iſt von dem Moſelweinhandel ein Verlängerungs=
antrag
eingebracht worden, deſſen Beſcheidung bisher noch nicht vorge=
nommen
wurde. Wie aus ſicherer Quelle verlautet, iſt mit größter Wahr=
ſcheinlichkeit
damit zu rechnen, daß der Antrag abgelehnt wird, zumal
das Reichsgeſundheitsamt ſich in negativem Sinne gutachtlich äußern
wird.

Große Verluſte der rheiniſchen Weinbaudomänen. Die ſeit 1929 bzw.
1930 in Selbſtbewirtſchaftung befindlichen Staatsdomänen ſchließen laut
Bericht des Preußiſchen Landwirtſchaftsminiſters mit einem Verluſt von
57 550 RM. Ein weit größerer Verluſt iſt dem Staat bei der Bewirt=
ſchaftung
ſeiner in den Regierungsbezirken Wiesbaden, Trier und Ko=
blenz
gelegenen Domänen=Weingüter entſtanden. Dieſe Weinbau=
domänen
arbeiten ſchon ſeit Jahren regelmäßig mit großen Verluſten,
erreichten aber im vergangenen Wirtſchaftsjahr ein Defizit von 1 188 477
RM. Die Weinbeſtände konnten gegenüber dem letzten Abſchluß nicht
unbeträchtlich verringert werden. Während ſie am Anfang des Wirt=

Wirkſchaftliche Rundſchan.

Einnahmen aus der Kapitalverkehrsſteuer im Dezember 1931. Nach
den Berechnungen des Statiſtiſchen Reichsamtes ſind im Dezember 1931
an Kapitalverkehrsſteuer insgeſamt 2,22 Mill. RM. (November 1931:
1,49 Mill.) eingenommen worden. Im einzelnen erbrachten: die Geſell=
ſchaftsſteuer
1,66 (0,97), die Wertpapierſteuer 48 377 (58 684) RM., und
die Börſenumſatzſteuer 0,51 (0.46) Mill. RM. Im Zeitraum April
Dezember 1931 betrugen die Einnahmen an Kapitalverkehrsſteuer ins=
geſamt
26,24 Mill. RM. gegenüber 47,10 Mill. RM. im gleichen Zeit=
raum
des Jahres 1930. Im einzelnen entfielen hiervon auf die Geſell=
ſchaftsſteuer
14,33 (24,30), auf die Wertpapierſteuer 2,59 (7,81) und auf
die Börſenumſatzſteuer 9,32 (14,99) Mill. RM.

Mannesmannröhrenwerke, Düſſeldorf. Geſtern fand eine A. R.ſitzung
der Geſellſchaft ſtatt, in der der nach der vierten Notverordnung vor=
geſchriebene
Vierteljahrsbericht erſtattet wurde. Die letzten drei Monate
des Jahres 1931 haben entſprechend der allgemeinen Wirtſchaftslage ſich
gegenüber den erſten drei Quartalen des abgelaufenen Jahres verſchlech=
tert
, wozu noch die Auswirkung der Entwertung der engliſchen Währung
trat. Eine kleine Belebung des Geſchäfts zeigte ſich im Dezember nach
Veröffentlichung der Preisermäßigung, aber ſie machte ſchon im Januar
einer noch größeren Geſchäftsſtille Platz. Die Bilanz für das am 31
Dezember abgelaufene Geſchäftsjahr iſt noch nicht fertiggeſtellt. Sie wird
vorausſichtlich wie üblich einer Ende April ſtattfindenden Aufſichtsrats=
ſitzung
vorgelegt werden. (Für 1930 wurden aus einem Gewinn von
14 256 183 RM. 6 Prozent Dividende verteilt.)

ſchaftsjahres einen ſchätzungsweiſen Wert von 1 492 966 RM. hatten, ſind
die Weinbeſtände am Schluß des Wirtſchaftsjahrs mit einem Schätzungs=
wert
von 884 834 RM. aufgeführt. Die außerordentlich hohen Verluſte
der domänenfiskaliſchen Weingüter im Weſten im verfloſſenen Wirt=
ſchaftsjahr
ſind ein beredter Ausdruck für die große Wirtſchaftsnot der
rheiniſchen Weinbaugebiete. Die Verluſtabſchlüſſe der Weinbaudomänen
zeigen aber auf der anderen Seite ebenſo deutlich, daß der vielgeprie=
ſenen
Selbſtbewirtſchaftung fiskaliſchen Beſitzes ſehr enge Grenzen geſetzt
ſind. Denn auf die Dauer wird ein ſtaatlicher Zuſchußbetrieb, der nicht
den Weg der weinbaulichen Rentabilität zeigen kann, auch ſeine ur=
ſprüngliche
Beiſpielswirkung für private Betriebe mehr und mehr ein=
büßen
müſſen.

Eine belgiſche Großbank in Zahlungsſchwierigkeiten. Die Handels=
bank
in Gent, eine der belgiſchen Großbanken (A.K. 40 Mill. Franken
und 40 Filialen) hat ihre Schalter geſchloſſen. Die Depoſiten betragen
etwa 100 Millionen Fr. Es verlautet, daß das Kapital vollſtändig ver=
loren
iſt. Die Bankleitung führt die Zahlungsſchwierigkeiten auf eine
Panikſtimmung unter dem Publikum, hervorgerufen zum Teil durch eine
gewiſſe Preſſekampagne gegen Firmen, mit denen die Bank in Verbin=
dung
ſtand, zurück. Gegenwärtig finden Verhandlungen mit anderen
Banken ſtatt.

Mekallnokierungen.

Die Metallnotierungen in Berlin für je 100 Kg. am 27. Ja=
nuar
ſtellten ſich für Elektrolytkupfer, prompt eif Hamburg. Bre=
men
oder Rotterdam (Notierung der Vereinigung für die Deutſche
Elektrolytkupfernotiz) auf 70.,50 RM. Die Notierungen der
Kommiſſion des Berliner Metallbörſenvorſtandes (die Preiſe ver=
ſtehen
ſich ab Lager in Deutſchland für prompte Lieferung und Be=
zahlung
) ſtellten ſich für Original=Hüttenaluminium. 98 bis 99
Prozent, in Blöcken. Walz= oder Drahtbarren, auf 160 RM., des=
gleichen
in Walz= oder Drahtbarren. 99 Prozent, auf 164 RM.,
Reinnickel. 98 bis 99 Prozent auf 350 RM.. Antimon=Regulus auf
5052 RM., Feinſilber (1 Kg. fein) auf 41,7545 RM.

Zu den Gründen des Zuſammenbruchs
ver Koroloone.
Eine denkſchrift der Brüder Lahuſen.

Die jetzt erſchienene Denkſchrift der Brüder Lahuſen über die Nord=
wolle
beſchäftigt ſich eingehend mit den Gründen des Zuſammenbruches
und kündigt weitere Veröffentlichungen an. Es wird betont, daß in der
Darſtellung alles vermieden ſei, was irgendwie auf das Strafverfahren
Bezug nehmen könnte. Nachdem die Danatbank auf den dritten Bericht
des Konkursverwalters, in welchem die mit Rückſicht auf das ſchwebende
Verfahren gebotene Zurückhaltung nicht feſtzuſtellen ſei, geantwortet
hat, ſollen zu gegebener Zeit weitere Erklärungen der Brüder Lahuſen
folgen. In der Denkſchrift heißt es, daß das bei den wilden Wirtſchafts=
ſtürmen
in Gefahr befindliche Unternehmen durch Abſetzung des letzten
Vorſtandes völlig der Willkür fremder Gewalten überlaſſen worden ſei.
zumal ſich ein neuer Führer bis zum heutigen Tage nicht gefunden habe.
Die angegriffene ſtraffe Kontration, verbunden mit gründlicher Ratio=
naliſierung
und ſorgſamſt betriebener Menſchenwirtſchaft, habe es er=
möglicht
, auch in ſchwierigen Zeiten mit geringen Ausnahmen ſtets den
zweiſchichtigen vollen Betrieb ſämtlicher Werke durchzuführen. Irrig ſei
die Annahme, daß aus dem Zuſammenbruch der Nordwolle die andere
deutſche Kammgarninduſtrie Nutzen ziehen könne. Es ſei ein Unding
und zeuge nur vom Nichtverſtehen der Organiſation, wenn der Konkurs=
verwalter
das Fehlen einer Erfolgrechnung bei den einzelnen Werken
moniere. Das Einzelwerk habe nicht über eine kaufmänniſche Eigentätig=
keit
Rechnung legen können, da es eine ſolche gar nicht ausgeübt habe.
Ebenſo ſei die Behauptung von der angeblich uferloſen Expanſion der
letzen Jahre falſch. Toga und Alrova hätten auf die ungünſtiger wer=
dende
Beurteilung der Nordwolle einen größeren Einfluß gehabt, als
ihnen nach ihrer Bedeutung für den Konzern zugekommen ſei. Beide
Unternehmungen hätten von der Geſamtproduktion in Höhe von 20 Mil=
lionen
Kilo jährlich höchſtens 3,5 Millionen Garn aufnehmen können,
Die Ultra Mare (Hum) ſei in ihrer Geſamtheit ausſchließlich eine ſtille
Reſerve der Nordwolle geweſen. Sie habe die Funktion der Konjunktur=
ſicherung
bei einem konjunkturempfindlichen Unternebmen, wie es die
Nordwolle geweſen ſei, gehabt. Der Vorſtand der Nordwolle habe da=
mals
ebenſo wie heute auf dem Standpunkt geſtanden, daß der Geſamt=
wert
der Hum genügt habe, die angeforderten Vergütungen zu leiſten.
Zur Frage der Bewertung der von der Hum gehaltenen Effekten
wird geſagt, daß es ſich ebenſo wie bei den Anlagen um Dauerbeteili=
gungen
in Form einer Aktiengeſellſchaft oder G.m.b.H. handele, ſo daß
es widerſinnig ſei, ſie nach Börſenkurſen zu bewerten. Unter dieſen Ge=
ſichtspunkten
würde die Bilanz per 31. Dezember 1930 ein ganz anderes
Bild ergeben haben. Der größte Effektenbeſitz werde wertlos, wenn er
zu Kurſen realiſiert werden müſſe, die dem Innwert in keiner Weiſe
entſprächen. Die Brüder Lahuſen hätten im Mai 1931 ihre geſamten
Vermögenswerte freiwillig zur Verfügung geſtellt, um eine Unterlage
für einen Kredit bei den Sanierungsverhandlungen zu ſchaffen. Bei der
Darſtellung über die Gewinn= und Verluſtmöglichkeiten und die Gründe
für den Zuſammenbruch wird geſagt, daß die Nordwolle bei dem Zu=
ſammenbruch
durchaus nicht, wie irrtümlich behauptet ſei, den höchſten
Stand der Verbindlichkeit gehabt habe. Seit 1929 ſeien die Verpflich=
tungen
ſtändig zurückgegangen. Der Zuſammenbruch ſei durch die wirt=
ſchaftliche
Lage des Unternehmens nicht bedingt geweſen. Die Löſung
der finanziellen Fragen ſei durch Panikſtimmung verhindert worden.

2t 1og, de
i, der
r Nan
wi

Produkkenberichte.

Frankfurter Häuteauktion. Auf der Frankfurter Häuteauktion konn=
ten
gegen den Vormonat kleine Aufſchläge erzielt werden. Der Verkauf
ging flott vonſtatten. Schaffelle blieben faſt unverkauft. Es notierten:
Kalbfelle v. K. bis 9 Pfd. rot 5662,25, desgl. 9,115 Pfd. rot 46,25
52,00; Kalbfelle v K. bis 9 Pfd. ſchwarz 4451,25, desgl. 9,115 Pfd.
ſchwarz 3741; Kalbfelle Schuß 28 Freſſer 26; Schaffelle vollwollig
19,00. Rinderhäute o K. 2029 Pfd. Klaſſe 1 35,25 (34,25); Bullen
häute Klaſſe 1 (29,75); Ochſenhäute 5059 Pfd. 37,5040 (30,50 bis
32,00), 6079 Pfd. 4045 (46,550), 8099 Pfd. 38,5043,75 (42,25
bis 46,50), 100 Pfund aufwärts 3842 (41,5046).
Frankfurter Produktenbericht vom 27 Januar. Die beutige Ge=
reidebörſe
war ſehr ruhig. Die Stimmung war auf höhere Berliner
Vorbörſenkurſe etwas feſter, doch blieben die amtlichen Notierungen mit
Ausnahme von Hafer, der 2,5 RM. pro Tonne nachgab, unverändert.
Das Angebot war klein, die Nachfrage aber noch geringer. Weizen 240,
Roggen 223,50225, Sommergerſte für Brauzwecke 185190, Hafer 150
bis 155 Weizenmehl ſüddeutſches Spezial Null mit Austauſchweizen
36,2537,25, desgl. Sondermahlung 34,5035,50 Weizenmehl niederrh.
Spezial Null mit Austauſchweizen 36,2537, desgleichen Sondermah=
lung
34,5035,25; Roggenmehl 30,7531,75; Weizenkleie 8,65; Roggen=
kleie
9,25 RM.
Berliner Produktenbericht vom 27. Januar. Die Preisgeſtaltung im
Froduktenverkehr war heute uneinheitlich. Am Roggenmarkt zeigte ſich
tärkere Zurückhaltung der Käufer, angeſichts der bevorſtehenden Wieder=
aufnahme
der Verhandlungen in der Brotpreisfrage. Trotz des gerin=
gen
Inlandsangebotes zur prompten Verladung lauteten die Gebote
12 Mark niedriger, zumal im handelsrechtlichen Lieferungsgeſchäft Ab=
gaben
von beſtimmter Seite erfolgten, ſo daß die Preiſe bis 1,75 Mark
ſchwächer einſetzten. Das Weizenangebot hat ſich dagegen nach den geſtru
gen Preisſteigerungen etwas vermehrt; da aber die in den letzten Tagen
beobachtete Kaufneigung anhält, waren 1 Mark höhere Forderungen
durchzuholen. Die Umſatztätigkeit war in Weizen etwas größer als in
Roggen, was ſchon durch den Umfang des Angebots erklärlich iſt. Der
Weizenlieferungsmarkt eröffnete bis 1,5 Mark feſter. Weizenmehl wurde
geſtern abend noch verſchiedentlich umgeſetzt; heute waren die erhöhten
Forderungen ſchwer durchzuholen. Roggenmehle haben ruhiges Geſchafk
bei wenig veränderten Preiſen. Das Haferangebot bleibt ziemlich gering=
an
der Küſte hat die Nachfrage etwas nachgelaſſen und geſtrige Preiſe
ſind, nicht immer zu erzielen; auch der Lieferungsmarkt lag ruhiger,
Gerſte hat unveränderte Marktlage. Für Weizenexportſcheine beſtehl
weiter Kaufluſt bei gut behaupteten Preiſen; Roggenexportſcheine liegen
ruhig und nominell unverändert.

Eiſt

Kleine Wirkſchaftsnachrichken.

In dieſen Tagen finden in Köln zwiſchen verſchiedenen Grup=
pen
der deutſchen Eiſen= und Stahlwareninduſtrie (im Rahmen
des Reichsverbandes der deutſchen Induſtrie) und der Confédera=
tion
Genérale de la Production Francaiſe wegen der Einfuhr
kontingentierung deutſcher Waren (Maſchinen, Werkzeuge, Schloſe
ſer uſw.) nach Frankreich Verhandlungen ſtatt. Dieſe Verhand=
lungen
dienen zum Teil nur der erſten Fühlungnahme; ſie werden
ſpäter in Paris fortgeſetzt werden.
Nachdem die Verhandlungen zur Herbeiführung eines Ver bei der Tuchgroßhandlung Sichel, Sander u. Co., Frank=
furt
a. M., zu keinem Ergebnis geführt haben, mußte Konkurs
angemeldet werden. Aktiven von rund 40 000 RM., ſtehen zirta
110 000 RM. Paſſiva gegenüber, worin 12000 RM. bevorrreche
tigte Forderungen enthalten ſind.
Die Lederimport= und Exportfirma Carl F. Autenrieth y.
Co., Frankfurt, erſtrebt bei rund 150 000 Paſſiven einen außer
gerichtlichen Vergleich. In der Maſſe dürften ſchätzungsweiſe etwa
30 Prozent liegen.
Infolge des Eingangs neuer kurzfriſtiger Aufträge hat die
Röchlingſche Eiſen= und Stahlwerke A.=G., Völklingen=Saar im
Walzwerk 100 Arbeiter neu einſtellen und einen Teil der in Aus=
wirkung
des Krümperſyſtems zur vorübergehenden Entlaſſung
kommenden Arbeiter zurückbehalten können.
Das durch Notenwechſel vom 22. 12. 31 abgeſchloſſene Abkome
men zwiſchen dem Deurſchen Reich und Chile über die Verlange‟
rung des beſtehenden Wirtſchafts=, Handels= und Schiffahrtsber
trages vom 1. Februar 1862 und über die Salpetereinfuhr voſ
Chile nach Deutſchland wird vorläufig angewandt. Die Verord
nung hat rüwirkende Kraft vom 1. Januar 1932.
Die Genter Handelsbank. die 40 Niederlaſſungen beſitzt, hal
ihre Schalter geſchloſſen. Es verlautet, daß das Kavital von 40
Millionen Franken verloren iſt. Die Bank verfügt über Einläge‟
in Höhe von 100 Millionen Franken.
Als Folge des Nichterſcheinens der Vertreter der Grubel
arbeiter des oſtoherſchleſichen Bergbaues bei der Schlichtungs
verhandlung der Wojewodſchaft hat der polniſche Arbeitsminiſte.
einen kommiſſariſchen Schlichtungsausſchuß ernannt, der unde
dem Vorſitz des Demobilmachungskommiſſars Maske ſteht. Ze
Bergarbeitervertreter werden heute ihre Forderungen vor diele!
Ausſchuß vorbringen.

[ ][  ][ ]

Mein Lielster 1st ...

Donnerstag, 28. Januar 1932

Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſte Nachrichhen

Nr. 28 Seite 1

Copyrisht by: Carl Duncker Verlag, Berlin W62 Roman von Franz Roswalt

Francke, ein gutmütiger, ſchon leicht beleibter Chefmonteur,
mIf ſeinem jüngſten Aſſiſtenten in den Mantel, drückte ihm ſeine
sshale mit den Anſichten von Monte Carlo bis Menton in die
örno und entließ ihn: Morgen pünktlich ſieben Uhr, ſonſt
Xaſſiert dich der Teufel mitſamt deiner Nelly. Viel Spaß einſt=
vilen
!
Preßke haſpelte irgendwelchen Dank herunter, auf dem
Hrhnſteig vor dem Gangfenſter erſchien ein Geſicht mit einer
täefen blauen Baskenmütze, die von der rechten Stirnſeite quer
ſis zum linken Ohr ſaß, mitten in dieſem Geſicht war ein klei=
er
, ſehr roter Mund und rief: Menſch! Fritze, hurra! Und
lötzlich fuhr dieſes nette Geſicht davon, denn Nelly war in der
Unfregung auf einen Gepäckkarren geklettert. Preßke hinterher,
gs war ein Wiederſehen!
Francke und Haußner verließen den Zug, an der Sperre
ſanid wieder eine Baskenmütze, allerdings ging die Begrüßung
wiſchen Francke und ſeiner Freundin bedeutend ruhiger und ge=
etzter
vor ſich. Ueberhaupt mußte man bei dieſer Gelegenheit
inen Unterſchied machen zwiſchen dem, was Francke ſo als ſeine
Inſicht zum beſten zu geben pflegte und den Tatſachen. Abge=
eden
davon, daß Baskenmütze im Moment letzter Schrei war,
oar Franckes Freundin eine ruhige, ſympathiſche, nicht mehr
aiz junge Frau. Francke behandelte ſie außerordentlich zuvor=
ommend
, bemühte ſich in einer etwas unbeholfenen Ritterlich=
eit
um ſie und ſchien durchaus ernſte Abſichten zu haben; Hunde
ie bellen, beißen nicht!
Vor dem Bahnhof blieb Haußner ſtehen und verabſchiedete
ivh, Francke lud ihn zwar ein, den Abend mit ihnen zu ver=
ſungen
, aber Haußner dankte. Francke hielt eine Taxe an, klopfte
em anderen auf die Schulter und ſagte: Kopf hoch! Du biſt ein
ſſel, Willy!
Haußner winkte ihm noch einmal zu, als der Wagen um die
ſcke bog, dann ging er nach dem Potsdamer Platz hinunter und
gchte, der Menſch iſt doch verdammt allein! Warum eigentlich?
der kleine Preßke hatte jemanden, der auf ihn wartete, ſicher er=
ählté
er jetzt vergnügt und unbeſchwert von ſeinen Erlebniſſen
u Monte Carlo, auch Francke brauchte nicht allein zu ſein
ur er! Er wollte Pera vergeſſen, er verſuchte, ſich in blinden

gtte, ging er weiter.
Er kam mißmutig in ſeiner Wohnung an, zwei möblierte
ſimmer wie hundert und tauſend andere, Frau Radke empfing
m; ſchlug die Hände zuſammen und rief überſchwänglich: Herr
außner, Herr Haußner!
Was gibts denn, Frau Radke? fragte er und hatte ganz
n Innern die törichte Hoffnung, eine Nachricht von Pera ſei
elommen oder ſie ſelbſt etwa? Im gleichen Augenblick mußte

Nachdruck verboten
er ſpöttiſch über ſich ſelbſt lachen, denn Pera wußte ja gar nicht,
wo er wohnte, ſie hatte ihn ja garnicht danach gefragt, es inter=
eſſierte
ſie ja überhaupt nicht.
Die Wirtin hatte in ſeinem Zimmer einen Rieſenblumen=
ſtrauß
aufgeſtellt, daneben kaltes Abendbrot und einen Berg von
Sportberichten, immer ſein Name dick, rot und blau unterſtrichen.
Sie war ſtolz auf ihren Champion ſie ſprach das nebenbei
ganz verkehrt aus Schampioon’s das entſetzliche Wort be=
herrſchte
heute abend alles, was ſie ſagte, bis ſie Haußner zur
Verzweiflung gebracht hatte und er ſie mit ſanfter Gewalt zum
Zimmer hinausſchob: Liebe Frau Radke, ſein Sie mir nicht
böſe, aber ich bin etwas ruhebedürftig.
Gewiß doch, Herr Haußner , und wann fahren Sie denn
wieder mal, was ich noch fragen wollte, man will das doch auch
mal ſehen?!
Er mußte trotz ſeiner niedergedrückten Stimmung lächeln:
Morgen, Frau Radke, aber nur mit der Straßenbahn gute
Nacht und vielen Dank für Ihre Blumen!
Eine Stunde lang ſaß er ganz allein in ſeinem Ziramer,
ein wenig ohne jeden Appetit, ſah auf die Blumen, betrach=
tete
nachdenklich das abgeblichene Muſter der Tapeten, das im
matten Lampenlicht noch trüber und älter ausfah. Unten ſpielte
jemand Klavier, uralte Melodien, die jeder Menſch längſt ver=
geſſen
hatte, wahrſcheinlich Fräulein Schmitt, die tagsüber
kunſtbedürftige Backfiſche in die Geheimniſſe der Taſtatur ein=
weihen
mußte. Ganz dünn und ſpitz klangen die Töne heran,
es war unendlich troſtlos. Haußner erinnerte ſich an ein genau
ſo verſtimmtes Klavier, es ſtand in Mannheim bei einer Tante,
zu der er ſich jährlich einmal hinflüchtete. Man konnte da mal
wieder im Familienalbum herumſtöbern, ſah, daß man einen
Vater gehabt hatte, der ein ſehr vergnügter Menſch geweſen
war, bis er als Chefingenieur auf einer Mine in Otawa ums
Leben kam (die Mutter war, als ſie allein in Europa zurück=
bleiben
mußte, viel herumgereiſt, Nizza, Baden=Baden, Lido,
der kleine Haußner hatte nicht gewußt, was Sorgen bedeuteten.
Er wuchs heran, wurde ſehr verwöhnt, dann kam die Gym=
naſialzeit
, und gerade als er ſich zu überlegen hatte welchen
Beruf er wählen ſollte, vernichtete die Inflation das Vermögen,
das der Vater hinterlaſſen hatte. 1924 ſtarb auch die Mutter,
ſie war in ihren letzten Lebensjahren eine zarte, hilfloſe Frau
geweſen, dem Umſchwung der Dinge nicht gewachſen. Die Ver=
wandten
hielten es für richtig, daß der Student weiter die
Hochſchule beſuchte, tüchtige Ingenieure finden immer ihr Brot.
nur unterſtützen konnten ſie ihn nicht. Und eines Tages ſtand
Willy Haußner als ganz gewöhnlicher Hilfsmonteur an der
Drehbank und mußte fürs erſte alle Hoffnungen und Pläne
vegraben.
Das Klavier unten bei Fräulein Schmitt wimmerte die
Dollarprinzeſſin herunter. Haußner ſprang auf und hieb mit
der Fauſt auf den Tiſch, er mußte heraus hier, irgendwohin

gehen, ſchlimmſtenfalls ſich betrinken, aber dieſe Hundeelends=
ſtimmung
war nicht mehr zu ertragen.
New York iſt ein Dorf, Paris, London, Berlin je größer
die Stadt, deſto leichter trifft man in beſtimmten Gegenden
Bekannte. Haußuer ſaß kaum in einer Niſche der kleinen Bar
am Kurfürſtendamm, als Pleß hinter ihm ſtand: Na? So ein=
fam
?! Herbert von Pleß, der Steyrfahrer, der trotz Reifen=
defekt
in Monte Carlo immerhin den ſechſten Platz belegen
konnte.
Haußner war froh, jemanden zu treffen, mit dem man
vernünftig reden konnte; ſein Ruhm war noch zu jung, als
daß er ſchon in den Kreis der Erfolgreichen, die jedermann
kannte, aufgenommen war, noch war er als Perſönlichkeit der
Außenſeiter, der Beifahrer, nur theoretiſch, dem Namen nach,
war er über Nacht zum Mann am Volant avanciert, etwa wie
ein junger Boxer nach ſeinem erſten Sieg, noch war er als
Menſch allein, man kanute nun zwar ſeinen Namen, aber ihn
ſelbſt noch nicht. So war Pleß der erſte Mann, der vom anderen
Ufer zu ihm herüberkam.
Er ſetzte ſich an ſeinen Tiſch, beſtellte zwei Heuneſſy und
ſagte: Auf Ihr Wohl, Haußner! Und auf eine gute Zukunft!
Haußner kam ihm ſo formell kühl nach, daß Pleß verwun=
dert
fragte: Na, hören Sie mal, Ihnen ſind wohl alle Felle
weggeſchwommen?! Ich verſtehe Sie nicht, Haußner.
Ich verſtehe auch manches nicht . Haußner brach ab.
Dann fuhr er fort, faſt wie zu ſich ſelbſt: Zum Beiſpiel,
daß eine Frau einen erſt aus ſeinem ganzen bisherigen Daſein
herausreißt, einem zeigt, ſo ſchön kann das Leben ſein man
macht ſich ſchon Hoffnungen auf die Zukunft, macht Pläne be=
geiſtert
ſich und dann verläßt einen eben dieſe Frau ohne Wort,
ohne Abſchied, nicht einmal ihren Namen weiß man zuletzt!
Die Kapelle ſpielte einen Boſton, der Schlagzeuger ſang
naſal und ohne Sinn den engliſchen Text von Liebe, Mond=
ſchein
und einem Girl. Pleß beſtellte zwei weitere. Cognac;
Alles Humbug, lieber Haußner, das haben wir alleſamt durch=
machen
müſſen, glauben Sie mir!
Und wie haben Sie’s ſpäter gemacht?
Geheiratet, mein Lieber, ich habe heute eine reizende,
kleine Frau, einen ſüßen Jungen, außerdem haben meine alten
Herrſchaften ein Gut in Oſtpreußen na, Gut iſt ein bißchen
zu viel geſagt, und warten darauf, daß ich das Fahren aufgebe,
und mich als Landwirt auf unſere Quetſche zurückziehe, Kommt
aber vorläufig natürlich nicht in Frage!
Sie haben es gut! meinte Haußner nachdenklich, aber,
erſt die rechte Frau finden!
Aber, mein guter Haußner! Sie müſſen nicht die Sonne
vom Himmel runterholen wollen, begnügen Sie ſich mit einem
kleinen Stern bißchen komiſch geſagt, na ja, Gedichte habg
ich auch mal gemacht, Sie müſſen ſich auf die Frau einſtellen,
das andere kommt ja von ſelbſt. Ideale, ganz vollkommene
Ideale gibt es garnicht, weil jeder Menſch ſeine Fehler hat!
Und Ihre Frau, Pleß?
Pleß lachte herzlich, alle Grübeleien zerſtoben vor dieſem
Lachen. Die hat ſo viel Fehler, daß ich garnicht weiß, wo ich
anfangen ſoll zu zählen aber einen großen Vorzug hat ſie,
ſie iſt nämlich im ganzen rieſig nett, und ich will keine andere
haben, übrigens hoffe ich, daß Sie bald mal zu uns kommen
werden!
(Fortſetzung folgt.)

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Seite 12 Nr. 28

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