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Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
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Nummer 195
Mittwoch, den 16. Juli 1930.
193. Jahrgang
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Reine Bekeiligung Hindenburgs an den Befreiungsfeiern in Koblenz, Trier, Aachen und Wiesbaden.
Abſage an den preußiſchen Miniſterpräſidenken Braun wegen Nichkaufhebung des Skahlhelmverbots.
Stahlhelm die Berechtigung des vergangenen Verbotes anerkennen
ſollte (1). 2. ſollte er dafür ſorgen, daß bei Neubildung der ver=
Hindenburgs Brief an Braun.
men würden, 3, ſollten nur Stahlhelmführer für die neu zu bilden=
Das Berbok des Skahlhelm unbegründel. — Reiſe ins den Gruppen ausgewählt werden, die ſich verpflichteten, keinerlei, pa, wenigſtens in beſchränktem Ausmaß, zurückzugeben, die fort=
„militäriſche Spiele” mehr aufzuführen.
nentiſche neliand MiS zurAufelung desnenis
Es waren Bedingungen, auf die ſich die Bundesleitung nicht
verſchoben.
Berlin, 15. Juli.
Der Herr Reichspräſident hat ſeine Teilnahme an den
Be=
freiungsfeiern in Koblenz, Trier und Aachen ſowie in Wiesbaden
abgeſagt und dieſe Abſage in folgendem Schreiben an den
preu=
biſchen Herrn Miniſterpräſidenten begründet:
„Sehr geehrter Herr Miniſterpräſident!
Ihre Einladung zur Teilnahme an der Befreiungsfeier der
preußiſchen Staatsregierung in Koblenz am 22. Juli habe ich ſchon
an meinem Schreiben vom 1. Juli angenommen. Meine Zuſage
erfolgte unter der Vorausſetzung, daß das Verbot des
Stahlhelms, Bund der Frontſoldaten, in Rheinland und
Weſtfalen, das ich, wie Sie wiſſen, nach eingehender Prüfung Abſtand genommen, als er erfuhr, daß der Brief in der
Oeffent=
des Tatbeſtandes als unberechtigt und dem Sinne des
Geſetzes zuwiderlaufend bezeichnen muß, bis dahin
auf=
gehoben ſei und auch dieſer Verband der alten Soldaten an den
Befreiungsfeiern teilnehmen könne. Sie haben zwar die Auf=
Gebung dieſes Verbotes, für die ſich auch die
Reichs=
regierung inzwiſchen verwandt hat, wiederholt in
Aus=
icht geſtellt, trotz wiederholten Erinnerns ſie aber bisher
nicht verfügt. Statt deſſen hat der preußiſche Miniſter
des Innern in ſeinem dem Herrn Reichskanzler abſchriftlich
rübermittelten Schreiben vom 14. Juli 1930 dem Stahlhelm
Für die Wiederzulaſſung in Rheinland und
Weſtfalen Bedingungen geſtellt, aus deren
Ver=
angen und Formulierung ich entnehmen muß,
daß Sie und das preußiſche Staatsminiſterium
meinem von der Reichsregierung unterſtütztem
Wunſche nicht zu entſprechen geſonnen ſind.
Da=
mit ſchließen Sie den Stahlhelm. Bund der Frontſoldaten, von
der Teilnahme an den Rheinlandbefreiungsfeiern aus und
machen es den in dieſer Organiſation vereinigten alten
Frontkämpfern unmöglich, in geſchloſſener
For=
mation mich zu begrüßen, während alle anderen
Verbände bei allen Veranſtaltungen, die aus
Anlaß der Räumung ſtattfinden, zugelaſſen
ſind und in großer Zahl auftreten. Dieſe
un=
gleichmäßige Behandlung iſt für mich
uner=
träglich. Ich kann es mit meiner
verfaſſungs=
mäßigen Pflicht zur Ueberparteilichkeit nicht
vereinbaren, an Befreiungsfeiern
teilzuneh=
men von denen ein Teil von Staatsbürgern
durch ein — nach meiner Auffaſſung
nichtbegrün=
detes — Verbot dieſer Organiſation
aus=
geſchloffen iſt. Ich habe mich daher zu meinem Bedauern
entſchließen müſſen, meine Ihnen unter dem 5. Juli
er=
teilte Zuſage zur Teilnahme an der preußiſchen
Befreiungs=
feier in Koblenz rückgängig zumachen; aus
demglei=
chen Grunde habe ich auch meine in Verbindung mit der
Reiſe nach Koblenz geplanten Beſuche in Trier,
Aachen und Wiesbaden abgeſagt und ſolange
ver=
ſchoben, als die vorerwähnten Gründe beſtehen.
Mit dem Ausdruck vorzüglicher Hochachtung
(Gez.:) von Hindenburg.”
* Wie eine Bombe hat der Brief des Reichspräſidenten im
Reichstag eingeſchlagen, wo man ohnehin ſchon erregt genug war.
(Die meiſten Abgeordneten ſtanden dem Brief vollkommen ratlos
gegenüber, weil ſie ſich über die möglichen Folgen nicht klar waren.
Aufgeregte Gemüter ſahen die Dinge recht düſter an. Inzwiſchen
iſt aber doch eine merkliche Beruhigung eingetreten, wenn auch
nicht verkannt werden darf, daß mit dieſem Brief zwiſchen dem
Reichspräſidenten und dem Miniſterpräſidenten des größten
deut=
ſchen Landes eine Spannung eingetreten iſt, die noch zu
mancher=
lei Unerquicklichkeiten führen kann. Herr Braun hat bereits
ge=
antwortet und gleichzeitig noch vor der Preſſe Vortrag gehalten,
und einen Ueberblick über die Verhandlungen zur Aufhebung des
Verbotes gegeben. Nach ſeiner Darſtellung hat er angeblich alles
getan, um den Wunſch des Reichspräſidenten zu erfüllen. Dem Betätigung gegeben würde. Zu einer ſolchen
Forde=
die Behauptungen, die aus dem Lager des Stahlhelms kommen, bisherigen Haltung berechtigte Zweifel gehegt werden
doch feſtgeſtellt werden, daß die Aufhebung des
Stahl=
helmverbotes dem preußiſchen Miniſterpräſi=
Das geht aus den erſten Verhandlungen, die der neue Innen= doch bisher nicht eingegangen. Ihre Auffaſſung, Herr
miniſter Dr. Wirth kurz nach ſeinem Amtsantritt einleitete, ganz
lar hervor. Auch eine allzugroße Eile, das am Stahlhelm
be=
gangene Unrecht wieder gut zu machen, hat Herr Braun nicht an
den Tag gelegt. Denn ſein Innenminiſter hat gerade vor einem vielmehr feſt, daß die geſetzmäßig zuſtändigen Stellen Preußens g
geteilt. Immerhin hatte er ſich bereit erklärt, Verhandlungen
aufzunehmen und die beiden Bundesführer des Stahlhelm zu Es iſt mir nicht bekannt, inwieweit Ihnen, Herr
Reichspräſi=
mpfangen. Dieſe ſind aber der Aufforderung nicht nachgekommen.
Das iſt eine Ungeheuerlichkeit, die Herr Braun mit Recht übel= vom 15. Juli 1930 zum Ausdruck gebrachten Urteil führen konnte.
nehmen konnte, denn ſchließlich war der Stahlhelm der fordernde
keil. Demgegenüber ſteht allerdings wieder die Tatſache, daß
Herr Braun in der Schlußphaſe der Verhandlungen von den des Stahlhelms für die in Rede ſtehenden
Ge=
stahlhelmführern die Unterzeichnung eines biete zuzulaſſen, falls ich die Ernſthaftigkeit
berpflichtungsſcheines verlangte, wonach 1. der
erklären, es hätte ſich eine Formel finden laſſen, die für beide
ſpricht, läßt ſich nicht kontrollieren. Der Reichspräſident aber, der
brüskiert und ſchrieb nun wirklich in letzter Minute an Herrn
Braun. Es taucht natürlich die Frage auf, ob der Reichspräſident
gegeben worden ſind, die ihn ſchließlich zu ſeinem geharniſchten
Brief veranlaßten. Herr Braun war angeblich bereit, als er den
Brief des Reichspräſidenten erhielt, ſofort zu Herrn v. Hindenburg
zu gehen und ihn durch mündliche Ausſprache zu beruhigen und die
aufgekommene Verſtimmung zu beſeitigen. Er habe jedoch davon
lichkeit bereits bekannt war.
Die Angelegenheit iſt damit jedoch noch nicht erledigt. Herr
Braun will mit dem Reichskanzler noch einmal ſprechen, der
aus der Welt zu ſchaffen. Es wird nun von der
Geſchick=
lichkeit des Kanzlers abhängen, daß der Reichspräſident auch die
Befreiungsfeiern in Trier, Wiesbaden, Aachen und Koblenz
be=
ſuchen kann. Durch die Ereigniſſe der letzten Tage ſollen jedoch
auch die Beziehungenzwiſchen dem Reich und
Preu=
ßen nicht getrübt worden ſein — ſo wird jedenfalls an allen
amt=
lichen Stellen betont —, und es wäre alſo eine Formel zu finden,
um den Konflikt aus der Welt zu ſchaffen. Brauns Brief und
auch die Antwort des Stahlhelms läßt dies als durchaus möglich
erſcheinen.
Die ganze Angelegenheit iſt jedenfalls höchſt unerfreulich. Auch
auf die Vorſtellung der beiden demokratiſchen Führer Koch=Weſer
und Maier beim Reichskanzler mußte ihnen dieſer erklären, daß
der Reichspräſident ſelbſtverſtändlich das Recht
hat, aus ſeiner Meinung kein Hehl zu machen.
Es ſteht aber zu hoffen, daß ſchleunigſt der Friede zwiſchen Herrn
v. Hindenburg und Herrn Braun wiederhergeſtellt wird, indem
der Stein des Anſtoßes, jenes viel angegriffene Verbot des
Stahl=
helms in Rheinland und Weſtfalen, aus der Welt geſchafft wird.
Die Ankwork des preußiſchen Miniſterpräſidenken.
Das Antortſchreiben des preußiſchen Miniſterpräſidenten
Dr. Braun vom 15. Juli an den Reichspräſidenten hat folgenden
Wortlaut:
Hochverehrter Herr Reichspräſident!
Aus Ihrem Schreiben vom 15. Juli 1930 muß ich zu meinem
Bedauern erſehen, daß Sie Ihre Teilnahme an den
rhei=
niſchen Befreiungsfeiern im preußiſchen Gebiet nunmehr von
der Wiederzulaſſung der in den Provinzen Rheinland
und Weſtfalen aufgelöſten Gruppe des Stahlhelm,
Bund der Frontſoldaten, abhängig machen. Ich empfinde
dies um ſo ſchmerzlicher, als dadurch ein Mißklang in
die Befreiungsfeiern hineinkommen muß, den ich,
ſo=
weit es an mir liegt, gerne vermieden ſehen würde. Um Ihrem
Wunſche, Herr Reichspräſident, auf Wiederzulaſſung des
Stahl=
helm in den Provinzen Rheinland=Weſtfalen entgegen zu
kom=
men, hat der Herr preußiſche Miniſter des Innern mit meinem
Einverſtändnis dem Bundesamt des Stahlhelm gegenüber mit
Schreiben vom 14. Juli 1930 die Wiederzulaſſung der in
dieſen Provinzen aufgelöſten Gruppen dieſer
Vereini=
gung in Ausſicht geſtellt. In dieſem Schreiben, auf das Prozent. Aber trotz des „billigen‟ Geldes eine dauernde Verſchlech=
Sie, Herr Reichspräſident, Bezug nehmen, hat der Herr preußiſche
Stahlhelm in den Provinzen Rheinland und
ihm von der Bundesleitung des Stahlhelm
bindende Zuſicherungen für, eine künftige den
beſtehenden Geſetzen nicht zuwiderlaufende
ſteht aber doch der Brief des Reichspräſidenten gegenüber, ebenſo rung beſtand Veranlaſſung, da an der Ernſthaftigkeit
der Verſicherung des Stahlhelm auf Grund ſeiner
Schält man ſich aber das Weſentliche heraus, dann darf mußten, die nur durch beſondere Zuſagen der
ver=
antwortlichen Bundesführer beſeitigt werden
denten von Anfang an recht unſympathiſch war. Schreiben des Herrn preußiſchen Miniſters des Innern iſt je= wichtiger Rohſtoffpreiſe und Halbfabrikate, die ſchon ſeit einiger
Reichspräſident, daß die Auflöſung des Stahlhelm in Rheinland
Tage dem Stahlhelm die Bedingungen zur Verbotsaufhebung mit= und des Reiches übereinſtimmend das Verbot auf Grund ein= wie bei der Diskontverbilligung — annehmen, daß die Senkung
wandfreien und reichhaltigen Tatſachenmaterials erlaſſen haben.
dent, Material vorgelegen hat, das zu dem in Ihrem Schreiben
in
(Fortſetzung Seite 2. 1. Spalte.)
Von
Profeſſor Dr. Hermann Levy, Berlin.
Auch diejenigen Wirtſchaftler, denen man nicht einen blinden
Ootimismus nachſagen darf, hatten in den letzten Jahren mit
einer — zumindeſt allmählichen — Geſundung der ſchweren
welt=
wirtſchaftlichen Lage gerechnet. Die fortſchreitende.
Stabili=
botenen Gruppen „militäriſche Kampfſpiele” nicht mehr vorgenom= ſierung der Valuten, die Bereitwilligkeit Amerikas, endlich die
aufgehäuften Goldſchätze wieder in Form von Anleihen an
Euro=
ſchreitende friedliche Atmoſphäre auf politiſchem Gebiete, das
alles waren Momente, von denen man eine gewiſſe Stabiliſierung
ohne weiteres einlaſſen wollte. Die Preußen laſſen nun allerdings und damit eine langſame Beſſerung der Weltwirtſchaftslage
er=
wartete. Dieſe Erwartung iſt nicht eingetroffen. Im Gegenteil.
Teile befriedigend geweſen wäre. Wieweit dies den Tatſachen ent= Seit einigen Wochen weiß man, daß die
Welt=
wirtſchaftskriſis ſich in einer Weiſe verſchärft
wochenlang auf die Aufhebung des Verbotes wartete, ſah ſich hat, die ihre Heftigkeit weit über den Grad der
letzten Jahreerhebt.
Einige Ziffern mögen das zunächſt beleuchten, und zwar
auch fortlaufend über die Verhandlungen ins Bild geſetzt wurde Ziffern, die gerade für die Lage der Weltwirtſchaft ſtets von
oder ob ihm nicht von irgendeiner Seite tendenziöſe Darſtellungen ſymptomatiſcher Bedeutung geweſen ſind. Die
Roheiſen=
erzeugung iſt in den USA. von 39 Millionen Tonnen im
Mai 1929 auf 3,2 Millionen im Mai dieſes Jahres geſunken, in
England betrug im Mai 1930 die Roheiſenerzeugung 624000
Tonnen gegen 869 000 im Jahresdurchſchnit von 1913, in
Deutſch=
land ſtand die Roheiſenerzeugung im Mai 1930 weit unter dem
Monatsdurchſchnitt des Jahres 1929. Der Wert der
Aus=
fuhr aus den USA., der im April 1929 zirka 418 Millionen
Dollars betrug, iſt im April 1930 auf 326 Millionen Dollars
zurück=
gegar gen! Eine charakteriſtiſche Ziffer, — denn ſie zeigt die
ſin=
ſich einſchalten ſoll, um den Konflikt raſcheſtens kende Kaufkraft der Welt ſelbſt für die Waren der Union, die
doch den „Vorzug” genießen, von der übrigen Welt ſehr
dring=
lich (Getreide, Rohſtoffe) gebraucht zu werden. Die Ausfuhr
Englands iſt von 60 Millionen Lſtrl. im Aprik 1929 auf 51
Mil=
lionen Lſtrl. im Jahre 1930 geſunken, die Einfuhr hat ſich jedoch
um weit weniger verringert, ſo daß eine neue
Verſchlech=
terung der Handelsbilan; Englands eingetreten iſt.
Charakteriſtiſch iſt ferner für den Stand der Wirtſchaft in faſt
allen Ländern das geradezu enorme Anſchwellen der
Ar=
beitsloſenziffern. Es trifft dies nicht nur auf uns zu,
die wir heute 1,6 Millionen Vollerwerbsloſe in der
Arbeitsloſen=
verſicherung haben und dazu zirka 300 000 in der
Kriſenunter=
ſtützung. In England waren im Mai dieſes Jahres über 15
Pro=
zent der in Gewerkvereinen oder ſonſt verſicherten Perſonen ohne
Arbeit gegen 9,8 Prozent im Jum des Vorjahres. Ein Blick in
engliſche Wirtſchaftsblätter kann ohne weiteres davon überzeugen,
wie ſchlecht die Lage der großen engliſchen
In=
duſtrien iſt. Dabei ſtellt zum Beiſpiel der „Economiſt” vom
20. Juni feſt, „daß nan nicht behaupten könne, daß irgend ein
Zeichen der Beſſerung der Wirtſchaftslage in Sicht ſei”.
Unzweifel=
haft iſt die Weltwirtſchaftskriſis aus ihrem an ſich ſchon höchſt
unerfreulichen Stadium der „ſchleichenden Kriſis” herausgetreten
und nähert ſich einem Stadium akuter,
erſchrek=
kender Zuſpitzung.
Vorboten dieſes Zuſtandes ſind unzweifelhaft die „Krache
an den großen Weltbörſen” geweſen, die man ſich —
beſonders in Amerika — zunächſt garnicht eindeutig erklären
konnte, deren tiefere Zuſammenhänge jetzt aber immer deutlicher,
werden. Die Milliardenverluſte in Wall Street, die ſchweren
Er=
ſchütterungen der Aktienmärkte in der Londoner City, die ſchon
im Vorjahre mit den Hatry=Skandalen begonnen haben, die
hef=
tigen Rückgänge in den deutſchen Aktienmärkten — alle dieſe
Er=
ſcheinungen, die ſo verſchieden in ihren äußerlichen Anläſſen
er=
ſcheinen, ſind nichts weiter als die von der Börſe rechtzeitig
ge=
witterten Stürme am Horizonte von Handel und Produktion
ge=
weſen. Seltſam aber iſt an dieſer — man kann wohl ſagen
„neuen” — Weltwirtſchaftskriſis, daß ſie im Zeichen.
ſowohl eines Sinkens der Geldſätze wie der Warenpreiſe
vor ſich geht. Die Geldſätzehaben aufden
internatio=
nalen Märkten einen Tiefſtand erlangt, wie er
ſelbſt in der Vorkniegszeit nur ſelten erreicht worden iſt.
Bezeich=
nend hierfür war die Herabſetzung der Diskontrate in Paris auf
9½ Prozent, in London, New York. Zürich und Amſterdam auf 3
terung der internationalen Abſatzverhältniſſe! Ja, es ſtellt ſich mehr
Miniſter des Innern zum Ausdruck gebracht, daß er gegen und mehr heraus, daß dieſe „Billigkeit” des Geldesnicht
eine Neubildung der aufgelöſten Gruppen des als Symptom des Wohlſtandes aufgefaßt werden darf,
ſondern als das Zeichen einer Erſchlaffung der Kreditinanſpruch=
Weſtfalen keine Bedenken geltend machen würde, wenn nahme infolge der ſinkenden Geſchäftstätigkeit. Ebenſo zeigen die
Warenpreiſe eine ſtark ſinkende Tendenz. Es ſei
nur daran emnnert, daß Weizen in New York faſt auf das Niveau
des Friedenspreiſes geſunken iſt, und daß Roggen in Chicago
heute ſogar billiger iſt als im Jahre 19131 Eine Betrachtung
des internationalen Preisniveaus und der internationalen
Preis=
entwicklung zeigt, daß in Großbritannien der Großhandelsinder
um mehr als 13 Prozent ſeit Jahresfriſt zurückgegangen iſt. in
Frankreich um rund 15 Prozent, in Italien ſogar um 26
Pro=
zent, in der Schweiz um über 11 Prozent, im Deutſchen Reiche
können. Eine Antwort des Stahlhelms auf das um 8 Prozent. Dieſer Preisrückgang iſt eine Folge der Senkung
Zeit begonnen und ſich in letzter Zeit verſtärkt hat. Beſonders
ſcharf hat ſich dieſe Preisſenkung auf dem Metallmarkt gel=
und Weſtfalen dem Sinne des Geſetzes vom 22. März 1921 zu= tend gemacht, ſo daß hier faſt alle Preiſe unter dem
Vorkriegs=
widerlaufe, vermag ich mir nicht zu eigen machen. Ich ſtelle Preisſtand liegen. Auch auf dem Eiſen= und Baumwollmarkt
geht die Abwärtsbewegung weiter. Nun müßte man — ähnlich
der Preiſe auf dem Wege der Konſumſteigerung weltwirtſchaftlich
einen Vorteil bedeuten müſſe. Im allgemeinen wirkt ſich ja die
Herabſetzung von Preiſen in einer Steigerung des Bedarfes aus,
die wiederum der Erzeugung zu Gute kommt. Allein, in unſeren
anormalen Zeitläuften verſogt auch hier die alte Schulweisheit.
Ich wäre nach wie vor bereit, die Neubildung Die Senkung der Rohſtoffpreiſe hat in überſeeiſchen
Gebieten überall zu ſchweren Verluſten der Erzeuger (
amerika=
niſche, kanadiſche Landwirte z. B. Beſitzer der Gummiplantagen
in Weſt=Indien uſw.) geführt und damit die Notlage der Welt=
Seite 2
Mittwoch, den 16. Juli 1930
Nummer 195
wirtſchaft ganz allgemein verſtärkt. Die Abſatzbelebung auf dem
Gebiete der Fertigfabrikation iſt nicht in dem entſprechenden
Aus=
maß der Senkung der Rohſtoffpreiſe gefolgt und vor allem
hat es ſich bisher nirgends ergeben, daß die
ermäßigten Preiſe konſumbelebend gewirkt
hätten. So muß man dieſelben zunächſt jedenfalls als ein
Kriſen=verſchärfendes Moment auffaſſen. Es iſt dabei zu
beden=
ken, daß die geſchwächte Konſumkraft der Welt für
Bedarfs=
ſteigerungen raſcher Art zunächſt garnicht vorbereitet iſt und es
iſt zweitens als ſehr wichtiger Geſichtspunkt zu beachten, daß die
ſtehenden Koſten der Erzeugung, wie z. B. die in
allen Ländern hohen Steuern und Sozialabgaben, dieſelben
ge=
blieben ſind und damit die ſinkenden Preiſe zu
Verluſt=
preiſen für die meiſten Unternehmer machen.
Wir ſind damit zu dem „ſpringenden Punkt” der ganzen
Situation gelangt. Die Weltwirtſchaft leidet unter der
ſtetigen Verringerung der Abſatzmöglichkeiten.
Dieſe iſt erſtens das Ergebwis der Kriegsverhältniſſe, zweitens
die Folge der hochſchutzzöllneriſchen Politik, ganz beſonders der
Ueberſeeländer mit den Vereinigten Staaten an der Spitze (der
neue Hawley=Tarif verſchärft auch hier die Lage!), drittens der
hohen Belaſtung der Erzeugung durch Steuern, ſoziale Abgaben
uſw., welche eine günſtige Auswirkung des Preisrückgangs
illu=
ſoriſch machen. Dazu kommt ganz beſonders noch die dauernde
Schwächung des deutſchen Abſatzmarktes durch die
uns aufgebürdeten Laſten der „Friedens”=Verträge und ihrer
Nachfolger, ferner die wachſende Boykottbewegung
im Fernen Oſten (Indien) gegen europäiſche Waren, welche
beſonders die engliſche Wirtſchaft ſchwer trifft. So läßt ſich beim
beſten Willen auf dem Gebiete der Weltwirtſchaft heute kein
Optimismus aufbringen. Es bleibt nur eine einzige Hoffnung:
daß die neue Verſchärfung der Weltwirtſchaftskriſis vielleicht die
Einſicht der heute mächtigſten Staaten ſteigern wird, daß ohne
eine radikale Beſeitigung der verderblichen Einflüſſe ein wirklich
befreiender Ausweg aus der jetzigen Situation nicht gefunden
werden kann.
Die Ankwork des preußiſchen Miniſterpräſidenken.
(Fortſetzung von Seite 1. 2. Spalte.)
der vom Stahlhelm gegebenen Zuſicherungen
anzunehmen in der Lage wäre, und infolgedeſſen die
Geſetzmäßigkeit ſeines künftigen Verhaltens als gewährleiſtet
be=
trachten könnte. Dies wäre möglich, wenn der
Stahl=
helm die von ihmgeforderte Erklärung, die nötig
iſt und der geltenden Geſetzeslage entſpricht, abgeben würde
und damit von ſich aus das Hindernis, das Ihrer
Meinung nach Ihrer Teilnahme an den Befreiungsfeiern
ent=
gegenſteht, aus dem Wege räumte.
Ich gebe der Hoffnung Ausdruck, daß es gelingen wird, die
Bedenken, die ſich Ihrer Reiſe in das Rheinland entgegenſtellen,
noch zu beheben, und daß es der Bevölkerung des preußiſchen
Gebietes vergönnt ſein wird, doch noch Sie, ſehr geehrter Herr
Reichspräſident, bei den Befreiungsfeiern begrüßen zu können.
Mit dem Ausdruck meiner beſonderen Verehrung, Ihr ſehr
ergebener gez. Braun.”
Vorſtellungen der 9berbärgermeiſter der bekroffenen
Skädte in Berlin.
Wiesbaden, 15. Juli.
Zu der Abſage des Beſuchs des Reichspräſidenten teilt der
Magiſtrat heute abend mit, daß inzwiſchen von den
Oberbürger=
meiſtern der Städte Aachen, Koblenz, Trier und Wiesbaden
Vor=
ſtellungen erhoben wurden, dahingehend, daß die Abſage
rück=
gängig gemacht wird, mit Rückſicht darauf, daß zu dem Beſuch
des Reichspräſidenten bereits alle
Vorberei=
tungen getroffen ſind und daß die Abſage für die in
Frage kommenden Städte eine große
wirtſchaft=
liche Schädigung nach ſich zieht. In Berlin ſind auch
bereits Verhandlungen im Gange, die darauf hinzielen, daß der
Reichspräſident die Reiſe in der bisher vorgeſehenen Form
unter=
nimmt.
Die Pfalz und Mainz werden beſucht.
Die Reiſe des Herrn Reichspräſidenten nach Speyer und
der Pfalz, ſowie nach Mainz wird planmäßig ſtattfinden.
Der Herr Reichspräſident wird von Mainz am Sonntag, 20. Juli,
abends unmittelbar nach Berlin zurückkehren.
Nomane nas dem Kindeiniſchen seuen.
Von Prof. Dr. Paul Sſymank, Göttingen.
In einer früheren kleinen Studie habe ich bereits darauf
hingewieſen, daß ſich in der Nachkriegszeit ebenſo wie in der Zeit
vor 1914 eine immer weiter ſteigende Flut von Romanen aus
dem akademiſchen Leben beobachten läßt. Es iſt daher keine
leichte Auſgabe für den Kritiker, die Fülle der Erſcheinungen zu
erfaſſen und ihnen einigermaßen gerecht zu werden.
Als beſonders auffällig darf ma es bezeichnen, daß nach
1919 eine Anzahl älterer Studentenromane neu gedruckt worden
ſind. Der älteſte von ihnen, den man einer ſolchen Neuausgabe
für wert erachtet hat, iſt die in den achtziger Jahren entſtandene
Erzählung von Hans Hopfen: „Der letzte Hieb” — ein Roman,
der auch kulturgeſchichtlich eine größere Bedeutung hat, weil er
uns ſchildert, wie ſich in München um 1855 die Sitte,
Beſtim=
mungsmenſuren zu ſchlagen, immer mehr einbürgerte. Die
kräf=
tige und jugendfriſche Art der Darſtellung ſichert dieſem Roman,
der ein wahrheitsgetreues Bild von dem noch verhältnismäßig
einfachen Münchener Corpsleben um die Mitte des 19.
Jahr=
hunderts entwirft, auch heute noch einen aufmerkſamen
Leſer=
kreis (Stuttgart und Berlin J. G. Cotta’ſche Buchhandlung
Nachfolger). Das Gleiche kann von der Erzählung von Rudolph
Stratz: „Alt=Heidelberg, du feine .” geſagt werden, die in
erſter Auflage 1902 erſchien. Es iſt der Roman eines jungen,
friſchen Mädchens, das als echte Studentin, begeiſtert für alles
Wahre, Gute und Schöne, das Daſein an der Univerſität
durch=
leben will und das nichts mehr von dem blauſtrumpfartigen
Weſen der hart ringenden ſtudierenden Frau früherer Tage an
ſich hat. Eine lebensbejahende, zukunftsſichere Stimmung
durch=
weht den Roman, in dem Stratz das ſchöne Idealbild einer
neu=
zeitlichen Studentin geſchaffen hat, die ſich durch ernſte
Arbei=
ſchließlich doch durchſetzt — trotz aller Hinderniſſe, die ſich vor ihr
auftürmen (Stuttgart und Berlin. J. G. Cotta’ſche Buchhandlung
Nachfolger).
Auch Ludwig Jacobowſkis eigenartiger Studenten
roman: „Werther der Jude”, der zuerſt im Jahre 1892 erſchien,
hat nach dem Weltkrieg eine neue, ſiebente Auflage erlebt,
aller=
bings vielleicht weniger wegen ſeiner tatſächlich vorhandenen künſt
leriſchen Eigenſchaften, ſondern wegen der von ihm vertretenen
Idee, die ſich gegen den als ungerecht empfundenen Antiſemitis
mus wendet. Der Roman führt lebendig in die Ende der 80er
Jahre beginnenden Kämpfe ein, die zum Ausſchluß aller jüdiſche
Mitglieder aus den Burſchenſchaften führte, und zeigt, wie de
überempfindlich veranlagte, innerlich zwieſpältige Held, de
Deutſcher und Jude zugleich ſein möchte, an dieſem inneren
Ge=
genſatze zugrunde geht (Berlin. Verlag Berlin=Wien).
Vom Tage.
Von deutſchnationaler Seite wird eine Erklärung verbreitet,
in der die Deutſchnationalen eine Zuſammenarbeit mit den auderen
bürgerlichen Parteien von der Löſung der Koalition in Preußen
abhängig machen.
In politiſchen Kreiſen verlautet, daß die thüringiſchen
Schul=
gebete, die durch das Urteil des Staatsgerichtshofes vom 11. Juli
als verfaſſungswidrig erklärt wurden, dadurch aufgehoben werden
ſollen, daß im Amtsblatt des thüringiſchen Miniſteriums das
Urteil des Statasgerichtshofes mit ſeiner Begründung
veröffent=
licht wird. Dies werde dann als Aufhebung des Erlaſſes gelten.
Im Sächſiſchen Landtag iſt am Dienstag die Wahl des
als Miniſterpräſidenten vorgeſchlagenen Dr. Krug von Nidda
ergebnislos verlaufen.
Der Lehrer Kirſch aus Marienfelde (Kreis Oſterode), der am
Samstag in der Nähe von Marienfelde durch die polniſche
Grenzpolizei feſtgenommen worden war wurde, nachdem
Landrat Menger ſeine Freilaſſung mit aller Energie betrieben und auch
einen Lokaltermin abgehalten hatte, wieder auf freien Fuß
geſetzt.
Die engliſche Arbeitsloſenziffer hat ſich in der Zeit
vom 1. bis 7. Juli abermals erheblich erhöht. Die Geſamtzahl der
Unbeſchäftigten beträgt 1935 500, was gegenüber der Vorwoche
eine Steigerung um 42 925 bedeutet.
Die ſchwediſche und die norwegiſche Regierung haben am
Dienstag ebenfalls ihre Antworten auf das Memorandum Briands
übermittelt. Beide Regierungen drücken ihre Bereitwilligkeit aus,
an den in Genf in Ausſicht genommenen Beſprechungen
teilzu=
nehmen.
Die italieniſche Regierung hat beim ſchweizeriſchen
Ge=
fandten in Rom wegen der Tatſache, daß Baſſaneſi mit ſeinem
Flugzeug in Teſſin aufgeſtiegen iſt, in ſehr ſcharfen Worten Proteſt
erhoben. Der Mangel an Aufmerkſamkeit ſeitens der ſchweizeriſchen
Polizei habe den antifasciſtiſchen Propagandaflug ermöglicht.
Nach Meldungen aus Nizza ereignen ſich an der
franzöſiſch=
italieniſchen Grenze täglich neue Uebertritte von
ita=
lieniſchen Deſerteuren, die meiſtens von den franzöſiſchen
Grenzbehörden feſtgenommen werden. Auch am Montag wurden
wie=
der ſieben italieniſche Soldaten auf franzöſiſchem Gebiet verhaftet und
nach Nizza gebracht, wo ſie vorläufig in Militärgewahrſam bleiben.
Die japaniſche Regierung, der das Briandſche Memorandum einer
europäiſchen Staatenföderation informationshalber mitgeteilt worden iſt,
hat ihren Pariſer Botſchafter beauftragt, dem Quai d’Orſay mizuteilen,
daß die japaniſche Regierung gegen die geplante
Fö=
deration nichts einzuwenden habe.
Der Ausbruch neuer Unruhen zwiſchen
Mohamme=
danern und Hindus wird aus dem Mymeniſing=Bezirk in
Ben=
galen gemeldet, wo von den Mohammedanern ein regelrechter Mord=
und Plünderungsfeldzug gegen die Hindubevölkerung geführt wird.
Amrähen i Arsswien.
Blukige Straßenkämpfe in Alexandria.
14 Todesopfer.
EP. Alexandria, 15. Juli.
Zu ſchweren Unruhen und blutigen Straßenkämpfen iſt es
hier gekommen. Tauſende von Menſchen beteiligten ſich an einer
großen Sympathiekundgebung für den Führer der nationaliſtiſchen
Wafd=Partei und früheren Miniſterpräſidenten Nahas Paſcha. Die
Menge nahm eine drohende Haltung gegen die zum Schutz der
Ordnung aufgebotene Polizei an, die ſchließlich auf die Kundgeber
das Feuer eröffnete. Es entſtand eine wilde Panik, und zahlreiche
Tote und Verletzte blieben auf dem Platze; ihre genaue Zahl
konnte in der allgemeinen Verwirrung noch nicht feſtgeſtellt
wer=
den. — Da ſich die Menge immer wieder anſammelte und die
Polizei ſich ſchließlich als zu ſchwach erwies, ſind engliſche
Trup=
pen zur Unterſtützung der Polizei ausgerückt.
Nach offiziellen Meldungen ſind 14 Perſonen, darunter 8
Euro=
päer, getötet worden. Etwa 240 Perſonen wurden zum Teil ſchwer
verletzt. — Ueber die Urſache der Unruhen wird nunmehr bekannt,
daß in Alexandria ein zweiſtündiger Generalſtreik als
Beileids=
kundgebung für die Opfer der Unruhen von Manſura von dem
nationaliſtiſchen Ausſchuß erklärt worden war. Im Zuſammenhang
hiermit veranſtaltete die Volksmenge regierungsfeindliche
Demon=
ſtrationen, die bald in Ausſchreitungen ausarteten. Die Polizei
war ſchließlich völlig machtlos und mußte ſich zurückziehen. In den
Hauptſtraßen der Stadt bildeten ſich Umzüge, bei denen Bilder
des ehemaligen Miniſterpräſidenten Nahas Paſcha mitgeführt
wurden. Die in Alexandria anſäſſigen Europäer flüchteten in die
Börſe, die geſchloſſen worden war. Einer größeren
Polizeiabtei=
lung, die vom Dach des Gerichtsgebäudes auf die Menge feuerte.
gelang es, die Ruhe wiederherzuſtellen. Die Lage bleibt aber nach
wie vor äußerſt geſpannt, und neue Ausſchreitungen ſind zu
be=
fürchten.
Lugr orr eemnnerung.
An den Punkten, wo der ſeeliſche und politiſche Kampf um
die Erhaltung eines einigen Deutſchland am brennendſten
ge=
weſen iſt, haben in dieſen Togen Feiern des Gedächtniſſes
ſtatt=
gefunden. In Allenſtein, in Marienburg und in anderen Städten
des deutſchen Oſtens, aber auch am Rhein, in der Pfalz, in
Baden. Unter der Bezeichnung „Badener Heimattag 1930” fand
in Karlsruhe eine großartige Veranſtaltung ſtatt, an der u. a.
500 Deutſch=Amerikaner badiſcher Abkunft teilnahmen und wo
Reichsaußenminiſter Dr. Curtius im Namen der Reichsregierung
und zuſammen mit dem badiſchen Staatspräſidenten und
zahl=
reichen anderen Vertretern der Reichs= und Landesbehörden das
Wort nahm.
Der gleiche Klang ging durch alle dieſe Veranſtaltungen:
Dank für das Zuſammenwirken des ganzen deutſchen Volks bei
den Abſtimmungsſiegen des Jahres 1920, wie bei der Abwehr
all der Beſtrebungen, mit denen eine Unterhöhlung und
Zer=
trennung des deutſchen Gebiets bezweckt wurde. Dr. Curtius legte
in ſeiner Anſprache vom Schloßbalkon aus nach Betonung des
Anteils, den das ganze deutſche Volk an der Befreiung von
Rhein und Pfalz hat, beſonderen Nachdruck auf die Feſtſtellung,
daß der Aufſchub der Rückgliederung des Saar=Gebiets einen tiefen
Schatten auf das helle Bild der Rheinlandbefreiung wirft. Er
wiederholte dabei, was hier in der letzten Zeit immer wieder
ausgeführt worden iſt; daß die klare und maßvolle Haltung
Deutſchlands ein Entgegenkommen gegenüber den berechtigten
wirtſchaftlichen Wünſchen der intereſſierten franzöſiſchen
Kohlen=
verbraucher geſtattet, daß aber die Forderung nach einer
Rück=
kehr der Kohlengruben in das uneingeſchränkte Eigentum des
preußiſchen und des bayeriſchen Staats nicht nur ein vertraglich
begründetes Recht, ſondern ein Anſpruch iſt, der dem einmütigen
Willen der Saar=Bevölkerung entſpricht, mit der die deutſche
Ab=
ordnung von Anfang bis zu Ende im vollen Einvernehmen ſtand.
Der Reichsaußenminiſter gab der Hoffnung Ausdruck, daß ſich
auch in Frankreich die Erkenntnis von dem eingetretenen
Weg=
fall des Grundes für die Erhaltung des Saar=Regimes nach dem
Verſciller Vertrag durchſetzen werde und daß man im Intereſſe
der Zuſammenarbeit beider Völker und der fortſchreitenden
Befrie=
dung auch die Rückgliederung der Saar bald verwirklichen könne.
In anderen Vorträgen und Reden wurde beſonders des
Aus=
landsdeutſchtums und ſeines ſeit dem Kriege trotz aller
Schwie=
rigkeiten außerordentlich verſtärkten Zuſammenhangs mit der
Heimat und der großen Bemühungen gedacht, die Regierung und
Volk ſeither entfalten. Eine Parallele dazu bildeten die
Feſt=
kundgebungen im Oſten, wo Tauſende heimattreuer Oſt= und
Weſtpreußen zuſammengeſtrömt waren, um den 10 Gedenktag
der Volksabſtimung zu feiern. In Allenſtein wurde in einer
Rede Dr. Rathenaus vom Preußiſchen Miniſterium des Innern
der Minderheiten=Probleme gedacht; der ehemalige
Reichs=
kommiſſar für die Abſtimmung, Freiherr von Gayl, verwies auf die
großen ſittlichen Kräfte, die damals wirkfam geweſen ſind, und
die Hunderttauſende Heimattreuer zur Abſtimmung geführt
hat=
ten, um gehaltvolle Worte der Zuverſicht auch angeſichts der
ge=
genwärtigen Notlage anzuſprechen. In Marienburg wurde des
Zuſammenhangs zwiſchen Rheinland, Saar=Gebiet und Oſtmark,
der unnatürlichen Grenzen für dieſe letztere und der
Notwendig=
keit gedacht, die Verbindung mit dem Heimatboden zu erhalten,
um aus ihm neue Kräfte zu ziehen. Es iſt in dieſen Tagen aus
manchem berufenem Munde manch beherzigenswertes Wort
ge=
ſprochen worden, von dem man wünſchen möchte, daß es nicht in
der Feſtesſtimmung der wirklich erhebenden Augenblicke dieſer
Gedenktage verhallt, ſondern in der täglichen Not und Sorge,
in dem mühevollen Kampf um die wirtſchaftliche und finanzielle
Sicherung des ſtaatlichen und privaten Lebens wirkſam werden
möchte. Denn das Einigungs= und Zuſammengehövigkeitsgefühl
des deutſchen Volks in allen ſeinen Teilen wird zwar in tragiſchen
oder offenkundig über Leben und Sterben entſcheidenden
Augen=
blicken ſtets gefunden, aber es macht in den Mühen und
Aus=
einanderſetzungen des Alltags mit ſeinen oft ebenſo
ſchwer=
wiegenden Entſcheidungen ſich nur ſelten oder nie geltend.
Tage der Erinnerung an große nationale oder von zunächſt
umſtrittenen Führern durchgeführte Leiſtungen ſollten dazu
dienen, um dieſe Erkenntnis eigener Mängel wachzuhalten und
durch ihre wirkſame Bekämpfung dem deutſchen Volke die innere
Geſchloſſenheit und damit den vermehrten Geltungsanſpruch in
der Welt zu ſichern.
Vom Reichsrat wurde am Montag auch eine Vorordnung über
die Aufhebung der Kapitalertragsſteuer für
feſt=
verzinsliche Wertpapiere, aber erſt mit Wirkung vom
2. Januar 1993 ab, angenommen. Gleichzeitig ſoll die beſchränkte
Steuerpflicht der öffentlichen Körperſchaften und der Ausländer
wegfallen. Die Vorlage iſt dem Steuerausſchuß weitergeleitet
worden.
Von ſeinen „Studentenbeichten” die von einem
leichtſinni=
gen, Liebe, Trunk und Schlägerklang feiernden Studentendaſein
Kunde geben und mit Recht das Geleitwort tragen:
„Viel geliebt, noch mehr getrunken,
Manchmal faſt im Strom verſunken".
hat der alte Corpsſtudent Otto Julius Bierbaum noch vor
ſeinem Tod eine unveränderte Neuauflage veranſtaltet. Daß dieſe
ſchon im 22. Tauſend vorliegt, läßt deutlich erkennen, welch
eigen=
tümliche Reize in dieſen ſtellenweiſe etwas wurmſtichigen, aber
mit feinem dichteriſchen Humor erzählten Geſchichten verborgen
liegen. Auch jetzt noch können ſie trotz machem Veralteten
und zwar beſonders die erſte Reihe — als eine Sammlung von
echt künſtleriſchen Leckerbiſſen für abgeklärte literariſche
Fein=
ſchmecker gelten (Stuttgart, Berlin und Leipzig. Deutſche
Ver=
lags=Anſtalt).
Im Gegenſatze zu den bisher genannten Neudrucken bietet
Paul Grabeims Roman: „Du mein Jena” ein Kürzung und
Neubearbeitung, der erſten beiden Teile des vor dem Weltkrieg
erſchienenen Studentenromans: „Vivat Academia” der ſchon
damals eine [vertvolle künſtleriſche Leiſtung und ein eigenartig
hervorragendes Werk ſeiner Literaturgattung darſtellte. Er hat
durch die ſtraffe Zuſammenfaſſung zweifellos gewonnen, ohne
in ſeiner Gedankenrichtung weſentlich verändert zu werden. Er
entwirft ein gutes Bild vom Jenaer Verbindungsleben der
Vor=
kriegszeit, /von ſeiner Luſt und ſeinem Weh, und macht dem
Eindruck hon wirklich Selbſterlebtem — beſonders bei der
leben=
digen und leidenſchaftserfüllten Schilderung der
ſtudentenpoli=
tiſchen Exeigniſſe, die zur Loslöſung einer Gruppe Mißvergnügter
von der Mutterverbindung und zum Auftun eines neuen Corps
führten ((Berlin. Internationale Bibliothek G. m. b. H.).
Nehen dieſen Neudrucken ſind ſeit dem November=Umſturz
auch eime ſtattliche Zahl von ſelbſtändigen Romanen erſchienen,
von dienen eine Reihe ſchon früher eingehend gekennzeichnet
wordem ſind. In eine Zuſammenſtellung dieſer neuzeitlichen
Studenitenromane gehört zweifellos das Buch von Enrica
von Handel=Mazzerti; „Johann Chriſtian, Günther”
In ſeiinem ganzen Aufbau iſt es ohne literariſches Vorbild. In
einer ſehr langen Einleitung, die einen Ausſchnitt aus ihrem
Schriftſtellerleben in der Nachkriegszeit bietet, ſchildert die
Ver=
fäſſernin den tiefgehenden Einfluß, den die Dichtungen Günthers,
dieſes, frühverſtorbenen genialen Dichters der Barockzeit, auf ſie
ausgerübt haben, und wveiſt genau nach, wie Güntherſche Gedanken
aulch ſeim Ausarbeiten anderer Werke, zumal bei der Abfaſſung
ihres dreibändigen Sand=Romans in ihrem Innern lebendig
ge=
weſen ſind. Als ein beſonders eigenartiges Zeugnis von der
tiefen Einwirkung Günthers auf ſie erſcheint der Traum in einer
Gewit ternacht, in dem ſie den Dichter im Gewand ſeiner Zeit ihr
Zmmer betreten und auf ein Blatt ein Gedicht ſchreiben ſieht,
das ſie am nächſten Tag mühſcm aus der Erinnerung
zuſammen=
ſtellt. Aber ſie erkennt auch, daß ſie als katholiſche Künſtlerin,
wenn ſie ſich ihre Herzensreinheit bewahren will, den geplanten
Günther=Roman nicht der grauſigen Wahrheit entſprechend
dar=
ſtellen kann. Und ſo begnügt ſie ſich, nur das Schlußkapitel zu
ſchreiben, und zwar in Form einer von chriſtlichem Geiſte
durch=
wehten Legende: „Günthers Tod”. In großzügiger,
lebens=
plaſtiſcher Weiſe malt ſie als glänzenden, farbenreichen
Hinter=
grund ein Bild vom Studenten= und Gelehrtenleben Jenas zur
Barockzeit, und von ihm hebt ſich düſter das ärmliche Lager
Gün=
thers in ungeheizter Kammer ab, das Sterbebett des großen
Sünders mit dem goldenen Herzen, der unter dem wütenden
Gekläff ſeiner Feinde und dem aufrichtigen Weinen ſeiner
Freunde, verſöhnt mit ſeinem Heiland, gottergeben aus der Welt
ſcheidet. Eigentümlich berührt es, daß die katholiſche Erzählerin,
die auch hier ihre Gabe, eine längſt verſchollene Zeit und deren
Menſchen in Lebensechtheit vor uns erſtehen zu laſſen, von neuem
beweift, gerade zwei proteſtantiſche Jünglinge, Sand und
Gün=
ther, mit ſolch liebender Begeiſterung und fein und tief
einfühlen=
dem ſeeliſchen Verſtändnis als Helden geſchildert hat. „Sand, du
Reiner” — ſagt ſie an einer Stelle — „der Blutſchuld auf ſich
lud und ſie ſühnte, und du Günther, einſt magnus peccator, im
Tode ein Auguſtinus; nehme die deutſche Jugend von euch
bei=
den: von dir, Sand, die hohe Reinheit, von dir, armer Günther,
das goldene Herz und dazu die ſelige Glaubensfreude, die oben
auf dem Chore die Prieſterjugend unſeres Landes, in ihrem
Engelsgeſang Gott darbringt. — Die Sonne über Deutſchland,
dem ſolche Jugend entſproßt, wird nicht untergehn!” (München.
Verlag Joſef Köſel und Friedrich Puſtet.)
In eine weit ſpätere Zeit als der eben beſprochene Roman
führt die Erzählung von Karl Alexander Ziebert: „Aus den
hinterlaſſenen Papieren der Demoiſelle Sabine‟ In einer
einleitenden Rahmenerzählung berichtet der Dichter, wie er in
den Beſitz alter, vergilbter Briefe und Urkunden gelangt ſei, die
einft ein Burſchenſchafter vor ſeinem frühen Tode der von ihm
angebeteten Dame als Vermächtnis übergeben habe. In
An=
ſchluß an dieſe Zeugniſſe ſchildert er das burſchenſchaftliche Leben
in Heidelberg zur Zeit des Frankfurter Wachenſturms (1833) und
zeigt, wie ein vertriebener Pole den Plan des Putſches den
Be=
hörden verrät, weil er eiferſüchtig auf den jungen Burſchenſchafter
iſt, der die Liebe des auch von ihm verehrten Mädchens
gewon=
nen hat. Die ideal=romantiſch=revolutionäre Stimmung jener
Tage kommt im ganzen deutlich zum Ausdruck; in der
Darſtel=
lung ſelbſt macht ſich zuviel Neuzeitliches geltend, ſo daß man
nicht daran glauben kann, daß die Erzählung wirklich die bloße
Wiedergabe von Aufzeichnungen aus der zu Ende gehenden
Bie=
dermeierzeit bietet (Karlsruhe. Verlag von Friedrich Gutſch).
Die weiter zu beſprechende Romane führen durchweg in die
neueſte Zeit. In Anlehnung an ſeine großen Erzählungen:
Nummer 195
Mittwoch, den 16. Juli 1930
Seite 3
Der Kanzler hälk an der Regierungsvorlage feſt. — Keine Mehrheit für die
und Reichskagsauflöſung in Sicht.
Lehte Warnung des Kanzlers.
Annahme des 8 1 der Steuergeſehe, der Grundlage
der Sieuernolverordnungen.
* Berlin, 15. Juli. (Priv.=Tel.)
Nun iſt auch der Dienstag vorübergegangen, der die
end=
gültige Klärung bringen ſollte. Tatſächlich iſt man aber ſo gut
wir gar nicht weiter gekommen. Gleichwohl hat es im Reichstag
etwas wie einen „großen Tag” gegeben. Das iſt aber auch im
Grunde alles, wodurch ſich das parlamentariſche Getriebe am
Dienstag auszeichnete.
Der Kanzler ließ es ſich nicht nehmen, noch einmal
perſön=
lich das Haus zu ermahnen, angeſichts der kataſtrophalen
Finanzlage das erforderliche
Verantwortungsbewußt=
ſein aufzubringen und für eine Beſeitigung des
De=
fizits zu ſorgen. Er ließ auch keinen Zweifel därüber,
daß bei einem negativen Ausgang der 2. Leſung
die Regierung von allen verfaſſungsmäßigen
Mitteln Gebrauch machen werde. Dieſe Warnung
war deutlich genug. Sie hatte zunächſt zur Folge, daß der
Zen=
trumsabgeordnete Eſſer die Beratung und
Ab=
ſtimmung über den
verlangte, der die Grundlage des Geſetzes bildet und folgenden
Wortlaut hat:
„Zum Ausgleich der Aufwendungen im ordentlichen
Reichs=
haushalt, die ſich infolge der ſchlechten Wirtſchaftslage ergeben,
werden für die Zeit bis zum 31. März 1931 von den Einnahmen
der Perſonen des öffentlichen Dienſtes ein Betrag (Reichshilfe)
und von den einkommenſteuerpflichtigen Perſonen einmalige
außerordentliche Zuſchläge zur Einkommenſteuer erhoben.”
Nun erhob ſich der ſozialdemokratiſche Abg.
Ditt=
mann und verlangte eine einſtündige Pauſe, damit die
Frak=
tionen Gelegenheit erhielten, zu der Erklärung des Kanzlers
Stel=
lung zu nehmen. Dieſer
kam dem Kanzler ſelbſt vollkommen überraſchend, und zwar ſo
überraſchend, daß er glaubte, daraus ſchließen zu müſſen, die
So=
zialdemokratie würde noch im letzten Augenblick Vernunft
an=
nehmen und in die Front der Regierungsparteien einſchwenken.
Infolgedeſſen ſchickte er ſchnell einen Staatsſekretär zu den
Par=
teiführern der Regierungsparteien hinunter, um ſie zur
Zuſtim=
mung zu bewegen. Bei der Abſtimmung ergab ſich denn auch eine
Mehrheit für die Pauſe. Es berieten aber lediglich die
Sozial=
demokraten, die dann nach der Wiederaufnahme ihren
Abgeord=
neten Keil vorſchickten. Er iſt kein hervorragender Redner und
gab im Namen ſeiner Fraktion die Erklärung ab, wonach die
Sozialdemokraten genauwie im Ausſchuß bei der
Abſtimmung über den § 1 ſich der Stimme
ent=
halten werden. Er ließ dann weiter ſehr deutlich durchblicken,
daß die Sozialdemokratie bereit ſei, die Regierung
zu unterſtützen, wenn man ihren Forderungen
Rechnungtragenwürde. Im einzelnen entwickelte er dann
noch einmal die ſozialdemokratiſchen Wünſche. Darauf entwickelte
ſich noch einmal eine kleine Ausſprache, an der ſich in der
Haupt=
ſache die kleineren Fraktionen beteiligten. Gegen 7 Uhr war man
dann ſoweit, um die Abſtimmungen über den grundlegenden § 1
vornehmen zu können. Die Abſtimmung ergab allerdings bei
Stimmenthaltung der Sozialdemokraten eine Mehrheit für den
§ 1. In der Oppoſition blieben Deutſchnationale,
Nationalſozia=
liſten und Kommuniſten. Was nun erwartet wurde, trat nicht
ein: die Beratung ging nicht bei § 2 weiter, ſondern die
Ver=
handlungen wurden auf Mittwoch vertagt.
Die Situation hat ſich in den Abendſtunden inſofern geändert,
als die Führer der Regierungsparteien zuſammengetreten waren,
um zu überlegen, wie ſie auf die Rede des ſozialdemokratiſchen
Abgeordneten Keil reagieren ſollten. Kurz vorher hatte der
Kanz=
ler den Sozialdemokraten verſprochen, daß er über einige
Aende=
rungen ſeiner Deckungsvorlage mit ſich reden laſſen würde.
Dar=
über haben in den Abendſtunden die Parteiführer verhandelt. Am
Mittwoch vormittag will man mit den Sozialdemokraten
zu=
ſammenkommen und verſuchen, die Regierungsfront
nach links zu verbreitern, um auf dieſe Weiſe
eine Mehrheit zuſtandezubringen, ſo daß auf die
Anwendung des Artikels 48 verzichtet werden kann. Man hält
dieſe Verhandlungen aber für ziemlich ausſichtslos, weil
die Volkspartei und die Wirtſchaftspartei
aus=
brechen würden, wenn an den Deckungsvorlagen
weſentliche Aenderungen gemacht werden, wenn
zum Beiſpiel die Kopfſteuer fällt oder bei der
Arbeitsloſenverſiche=
rung neue belaſtende Zugeſtändniſſe gegeben werden, die den
bis=
herigen Vereinbarungen der Regierungsparteien untereinander
widerſprechen. Die Sozialdemokraten haben zu erkennen gegeben,
daß ſie, ſolange die Verhandlungen andauern, die zweite Leſung
nicht ſtören wollen. Erſt bei der dritten Leſung würde ſich dann
die endgültige Klärung ergeben.
1000 000 RM. für die Opfer der Neutoder
Gruben=
kakaſtrophe. — Das Weingeſetz verabſchiedef.
Auf der Tagesordnung der Dienstag=Sitzung des Reichstags
ſtand als erſter Punkt der Ausſchußbericht über die Antrage zur
Neuroder Grubenkataſtrophe. Der Ausſchuß empfiehlt einen
An=
trag, der die Regierung erſucht, mit größter Beſchleunigung die
Urſache des Unglücks feſtzuſtellen und alle Maßnahmen zu
er=
greifen, um Kataſtrophen dieſer Art zu verhindern.
In einer Ausſchußentſchließung wird die Reichsregierung
er=
ſucht, aus Anlaß der großen Grubenkataſtrophe in Neurode bis
zu 1 Million RM. dem Bergmannsfonds für den niederſchleſiſchen
Steinkohlenbezirk beim Oberbergamt Breslau zur Unterſtützung
der Hinterbliebenen von tödlich verunglückten Bergleuten des
Waldenburg=Neuroder Steinkohlenbezirks und ferner zur Hebung
der Geſundheit der Bergarbeiterbevölkerung dieſes Bezirks zur
Verfügung zu ſtellen. Hierauf wurde das Weingeſetz unter
Zurückweiſung weiterer Aenderungsanträge in zweiter und
drit=
ter Beratung einſtimmig angenommen.
Nunmehr folgte die zweite Beratung der Deckungsvorlage, mit
der der Antrag der Wirtſchaftspartei auf Auflöſung des
Reichs=
tages verbunden wurde. Dazu iſt von den Kommuniſten ein
Miß=
trauensantrag gegen das Reichskabinett eingegangen.
Reichskanzler Dr. Brüning
erklärte, er wolle zu der Vorlage keine lange Rede halten, denn das
Volk verlange eine ſchnelle Entſcheidung und keine
weiteren Reden. Ueber dem Volke liege ein dumpfer Druck, ein
Gefühl der Unſicherheit, das ungeheuer hemmend und belaſtend
wirkt für die Wiederankurbelung der geſamten Wirtſchaft. Das
Volk hat im Lande ein ſehr ſtarkes Verſtändnis dafür (Zuruf
links: „daß Sie verſchwinden müſſen!”), daß die Regierung vor
einer ungeheuer ſchwierigen Aufgabe ſteht. Es handele ſich nicht
um eine vorübergehende konjunkturelle Depreſſion, ſondern um
einen völligen Strukturwandel der Wirtſchaft, eine
Preisrevo=
tution auf allen Gebieten der Wirtſchaft. Wir haben keinen
Grund zu einem ſchrankenloſen Peſſimismus, denn für die
beſon=
dere Struktur der deutſchen Wirtſchaft bedeutet die Preisſenkung
keinen Abſtieg, ſondern den Beginn des Wiederaufſtiegs. Wenn
die Reichsregierung nicht alle Maßnahmen ergriffe um dieſen
Wiederaufſtieg zu ermöglichen, dann hätte ſie ihre Pflicht gröblich
verletzt.
Die Vorausſetzung für die Durchführung aller dieſer
Maß=
nahmen, auch für die Durchführung der von der Regierung
vorge=
ſchlagenen weiteren Reformen ſei aber, daß vorher das Defizit des
Reichsetats gedeckt werde. Dazu gebe es keine anderen Möglich=
„Mathias Triebl” und „Triebl. der Wanderer” hat Rudolf
Haas eine Anzahl locker zuſammenhängender Szenen aus
Triebls Jugend=, Studenten= und Wanderjahren, die in die
ſeiden Nomane z. T. nicht hineinpaſſen, unter dem
Sammel=
namen: „Triebl=Streiche” aneinandergereiht. In dieſen
Geſchich=
gen, die man wirklich liebgewinnt, atmet der gleiche
herz=
erfriſchende Geiſt, der die beiden Romane auszeichnet: ein unter
Tränen lächelnder Humor, ſprühende Lebensfreude und trotzige
Lebensbejahung (Leipzig. L. Staackmann Verlag).
Der glänzend erzählte, zumeiſt in Straßburg ſpielende
Stu=
dentenroman: „Du Unbekannte . . .” von Rudolph Stratz
ſchildert das Liebesleben eines begabten, jungen Studenten, der
alles viel ſchwerer und tiefer auffaßt als ſeine Kameraden. Was
andern ein flüchtiges Liebesſpiel iſt, geſtaltet ſich für ihn zum
ſchickſalsſchweren, zukunftentſcheidenden Erlebnis. Sein
Schwan=
ken zwiſchen den Frauen wird ihm ſchließlich zum Verhängnis;
er reißt ſich los, ſieht aber nun das Mannesalter vor ſich voll
ſchwerer Pflicht, Arbeit und Entſagung. Als Zukunftshoffnung
ſchwebt ihm anſtelle der Bilder der Geliebten dasjenige der Frau
vor, die ihm vom Schickſal vorbeſtimmt iſt und das Glück ſeines
Daſeins bilden ſoll (Berlin SW. Auguſt Scherl).
Das Buch von Carl Credé=Hörder: „Vom
Corps=
ſtudenten zum Sozialiſten” (Der Roman eines Arztes) ſcheint
nicht eine erfundene Geſchichte zu ſein, ſondern eine
hochperſön=
liche Lebensbeichte des Verfaſſers — ganz im Sinne der
rück=
ſichtslos offenen Bekenntniſſe Rouſſeaus. Der Held tritt uns
zuerſt als ſchrankenlos genießender Korpsſtudent entgegen, deſſen
Lebensweisheit über Wein, Weib und Menſuren nicht
hinaus=
geht und dem jegliches ſoziale Verantwortungsgefühl fehlt. Unter
dem Eindruck von Kriegserlebnis und Umſturz geht in ihm eine
tiefe, innere Wandlung vor ſich; er ſucht Erlöſung im Sozialen
und glaubt das Heil nur im Schoße der Sozialdemokratiſchen
Par=
tei zu finden. Der Roman bietet ſo das Leben einer wirklich
ernſt ſtrebenden und ehrlich ringenden Perſönlichkeit, der man
gern Achtung zollen wird, wenn man ſie auch keineswegs als
eine Fauſtnatur betrachten kann (Dresden. Carl Reißner=Verlag.
2. Aufl. 1929).
In Karl Ottens Roman: „Prüfung zur Reife” wird eine
Ausnahmenatur geſchildert, die wohl nach aufwärts ſtrebt, aber
nicht der eigenen Kraft vertraut, ſondern nur fremder Hilfe. Sie
nimt dieſe nicht einmal mit Dank an, ſie hält ſie vielmehr für
eine Selbſtverſtändlichkeit gegenüber ihrem wertvollen Ich.
Früh=
zeitig zerfällt dieſer Held mit den ihm zunächſt Stehenden und
glqubt ſich von allen verfolgt; bald kommt er auf die ſchiefe Ebene
und ſteht jenſeits von Gut und Böſe, bis er ſchließlich als
Stu=
dent zum Dieb und Einbrecher wird und ins Gefängnis wandert.
Endlich, nach langem, an Verirrungen reichem Schmarotzerdaſein
kommt bei ihm die innere Umkehr; er wird ſich klar, daß jede
Brücke, jede Hilfe, die unſere eigene Kraft lähmt, Sünde ſei.
Und reif geworden fügt er ſich als dienendes Glied in das große
Ganze des Lebens ein. Von dem Wunſche geleitet, die
pſycho=
logiſchen Grundlagen für den Charakter ſeines Helden gründlich
zu erforſchen, geht der Verfaſſer auch auf Leben und
Eigenſchaf=
ten der Eltern und Voreltern ein und erweitert ſo ſeinen Roman
zu einer großen, in ſich zuſammenhängenden Familiengeſchichte
(Leipzig. Paul Liſt Verlag. 1928).
Während in der eben beſprochenen Erzählung der Held ſich
lang nicht zur wirklichen Arbeit entſchließen kann, finden wir in
der anſpruchsloſen und niedlichen Geſchichte: „Der Werkſtudent”
von J. Schönermark das volle Gegenteil. Es wird darin
ein armer Student geſchildert, der an den Nachmittagen als
Kraftdroſchkenführer ſeinen Lebensunterhalt erwirbt, bei ſeinen
Fahrten die Liebe einer reizenden Kommerzienratstochter
ge=
winnt und ſo ſein Glück macht (Roman=Perlen Nr. 763. Berlin.
Verlagshaus für Volksliteratur und Kunſt).
An dieſe Studentenromane ſei noch eine merkwürdige
Er=
zählung aus dem Gelehrtenleben angereiht: „Schach dem Tode‟
von Magda Troit. In dieſer auch in der Technik ſtark an einen
Schauerfilm gemahnenden Geſchichte greift die Verfaſſerin mit
er=
ſtaunlicher Kühnheit einen Stoff auf, der die Leſer in atemloſe
Spannung verſetzt, aber ſachlich und pſychologiſch viel
Unwahr=
ſcheinliches, ja völlig Unmögliches bietet. Durch das von einem
Profeſſor erfundenen „Mortiſan” gibt man einer Toten das
Leben zurück, ohne jedoch einen ganzen Erfolg zu erzielen.
Zweif=
ler und Gegner zwingen den Erfinder ſchließlich zu dem
grauen=
haften Entſchluß, an ſich ſelbſt das Serum zu erproben, wobei
er zugrunde geht (Niederſedlitz/Sachſen. Herbert Fiſchers
Ver=
lag. 1929).
In einer loſen Verbindung mit den Studentenromanen ſteht
die Erzählung von Walter Bloem: „Wir werden ein Volk”,
in der die Idee des Werkſtudententums leiſe anklingt. Der
Ver=
faſſer, der ſich in dieſem flott geſchriebenen Erziehungsroman
mit brennenden Gegenwartsfragen beſchäftigt, ſtellt zwei ſchroff
voneinander geſchiedene Schulwelten dar, die rechts gerichtete
des Berliner Treitſchke=Gymnaſiums, und die linkseingeſtellte,
z. T. kommuniſtiſch denkende der Aufbauſchule in der Landsberger
Allee zu Berlin. Bei einer Rheinreiſe treffen ſich die
Ober=
primen beider Anſtalten und kommen in nähere Berührung, und
ſie, die innerlich ſo vollſtändig verſchieden erſcheinen, finden ſich
innerlich beim Anblick eines von den Franzoſen verwüſteten
Wal=
des in der Nähe des Niederwald=Denkmals. Walter Bloem
ver=
kündet auch in dieſer an ſchönen Naturſchilderungen reichen
Er=
zählung ſeinen unverwüſtlichen, idealiſtiſchen Glauben an das
deutſche Volk. Ob dieſer allerdings ſo leicht zur Wahrheit wer=
keiten mehr als die von der Regierung vorgeſchlagenen. (
Leb=
hafter Widerſpruch links.) Der Ausſchuß hat das ja dadurch
an=
erkannt, daß er dem Artikel 1 der Regierungsvorlage zugeſtimmt
hat. (Unruhe und Gelächter links.)
Wir können keine Oſthilfe gewähren, wir können die
Arbeits=
loſenverſicherung nicht ſanieren, wenn das Defizit nicht gedeckt iſt.
(Lebhafte Zuſtimmung.) Was wir jetzt machen, iſt nichts weiter
als Aufräumungsarbeit. Dieſe Arbeit iſt notwendig, wenn wir
im Herbſt zu der großen Reform unſerer Finanzen kommen
wol=
len, die vor allem eine weſentliche Senkung der Ausgaben auf
allen Gebieten bringen ſoll. (Rufe links: Auf Koſten der
Ar=
beiter!“) Wir kommen nicht weiter, wenn jedes Jahr von
wech=
ſelnden Mehrheiten die Grundgedanken der Finanzpolitik geändert
werden.
Wir brauchen eine Politik auf lange Sicht nach einheitlichen
Plänen. Es iſt eine große Stunde für den Deutſchen Reichstag
gekommen. (Rufe bei den Kommuniſten: „Die Stunde des
Ban=
kerotts!”) Weiß er dieſe Stunde zu nutzen, dann hat er der
Siche=
rung des Parlamentarismus und der Demokratie mehr getan als
in vielen früheren Jahren. Demokratie und Parlamentarismus
werden am beſten geſichert, wenn das Parlament auch den Mut zu
unpopulären Maßnahmen hat. (Rufe links: „Die
Stahlhelmregie=
rung hat Schluß gemacht!”) Sollte es nicht möglich ſein, durch das
Parlament die Deckung zu beſchließen, das muß ich gleich in dieſer
Stunde erklären, ſo wird die Reichsregierung im Intereſſe der
Demokratie von allen verfaſſungsmäßigen Mitteln Gebrauch
machen, die notwendig ſind zur Abdeckung des Defizits des
Reichs=
haushalts. (Lebhafter Beifall in der Mitte.)
Die Ankworken der Parkeien auf die
Kanzler=Erklärung.
Nach der Rede des Kanzlers beantragte Abg. Eſſer (Ztr.),
jetzt nicht in eine allgemeine Ausſprache einzutreten, ſondern
lediglich den Artikel 1 mit viertelſtündiger Redezeit zur
Beſpre=
chung zu ſtellen, um dann ſofort darüber abzuſtimmen. Abg.
Ditt=
mann (Soz.) ſtellte den Antrag, die Sitzung um eine Stunde zu
vertagen, damit ſeine Fraktion zu dem Vorſchlag des Abg. Eſſer
Stellung nehmen könne. Mit den Stimmen der
Regierungspar=
teien wurde der Vertagungsantrag angenommen. Nach
Wieder=
aufnahme der Reichstagsſitzung fand eine Ausſprache ſtatt, an der
ſich alle Parteien mit mehr oder weniger langen Erklärungen
be=
teiligten. Die Regierungsparteien und die Chriſtlich=nationale
Bauernpartei brachten trotz vieler Bedenken die Zuſtimmung ihrer
Fraktionen zu den Deckungsvorlagen zum Ausdruck. Der
ſozial=
demokratiſche Abgeordnete Keil kündigte für die Abſtimmung über
den Artikel 1 die Stimmenthaltung ſeiner Fraktion an, da dieſer
Artikel nur formelle Beſtimmungen enthalte. Er wiederholte
dann die Forderungen der Sozialdemokratie, die bei Erfüllung
dieſer Forderungen durchaus zur Mitarbeit an dem
Sanierungs=
programm bereit ſei. Er ließ aber gleichzeitig keinen Zweifel
darüber daß die Sozialdemokratie die materiellen Teile der
Vor=
lage ablehnen werde, wenn ſie ihre jetzige Geſtalt behalten. Er
warnte eindringlich vor der Anwendung des Artikels 48, die einen
Mißbrauch und die Außerkraftſetzung der Verfaſſung bedeuten
würde. Der deutſchnationale Abgeordnete. Dr. Oberfohren
be=
ſchränkte ſich auf die Abgabe einer kurzen Erklärung, in der
ledig=
lich feſtgeſtellt wird, daß die Fraktion an der bei der erſten Leſung
abgegebenen ablehnenden Erklärung feſthalte.
In der Abſtimmung wurde dann der Artikel 1 des
Reichs=
hilfegeſetzes mit den Stimmen der Regierungsparteien gegen die
Stimmen der Deutſchnationalen, der Kommuniſten und der
Natio=
nalſozialiſten bei Stimmenthaltung der Sozialdemokraten
ange=
nommen. Nach der Abſtimmung vertagte das Haus die
Weiter=
beratung auf Mittwoch.
Der Gang der Ereigniſſe.
Am Mittwoch werden ſich die Dinge etwa ſo abſpielen: Der
Kanzler wird ſich die Reden der beiden größten
Oppoſitionspar=
teien, der Deutſchnationalen und der Sozialdemokraten, zu § 2
anhören, er wird dann die Feſtſtellung machen, daß keine dieſer
Fraktionen bereit iſt, für dieſen Artikel zu ſtimmen. Sobald er
dieſe Gewißheit hat, wird er erklären laſſen, daß er an der
Weiterberatung der Deckungsvorlage kein
In=
tereſſe mehr hat. Er wird dann zu Artikel 48 der
Reichsverfaſſung greifen und, geſtützt auf die Annahme
des § 1der Steuergeſetze die entſprechenden
Steuernotver=
ordnungen erlaſſen. Am Tage darauf werden dann
ſelbſtverſtänd=
lich die Sozialdemokraten Einſpruch erheben. Da die Oppoſition
ſtärker iſt als die Koalitionsparteien, wird der Kanzler
gezwun=
gen werden, die Steuernotverordnungen aufzuheben. Das
Ergeb=
nis wird dann die unverzügliche Auflöſung des
Reichstages ſein. Da aber die Finanzen in Ordnung
gehal=
ten werden müſſen, wird die Regierung erneut auf Grund des
Artikels 48 Steuernotverordnungen erlaſſen. Es kann dann aber
nicht auf das gegenwärtige Deckungsprogramm zurückgegriffen
werden, weil es ja vom Reichstag abgelehnt worden iſt. Die
Reichsregierung wird vielmehr mit anders gearteten Steuern
herauskommen und verſuchen, auf dieſe Weiſe das Defizit zu
beſei=
tigen. Ueber die hier geſchilderte Entwicklung beſtehen in allen
unterrichteten Kreiſen, keinerlei Meinungsverſchiedenheiten mehr.
Sie wird kommen, weil es klar iſt, daß für die
Deckungsvor=
lagen keine Mehrheit im Reichstag vorhanden iſt.
den wird wie in ſeinem Roman; das dürfte ſehr zweifelhaft ſein
(Berlin. Paul Franke Verlag. Inh. Paul Franke und Rudolf
Henßel).
Frankfurker Opernhaus.
Gaſtſpiel der Rotterbühnen „Frühlingsmädel”.
Die Ferienzeit des Opernhauſes wird auch in dieſem Jahre durch
Berliner Operettengaſtſpiele ausgefüllt. Diesmal bietet man uns „Das
Frühlingsmädel” von Lehär; ſogar ein Generalmuſikdirektor, Herr
Urak, dirigiert und Kammerſänger R. Hutt, einſt einer der unſeren
und keiner unſerer Schlechteſten, ſingt die Tenorpartie. Erfolg:
Aus=
verkauft! So muß man es alſo machen — faſt iſt dieſe Feſtſtellung
be=
trüblich, denn dieſe Lehärſche Operette ſteht unter dem Durchſchnitt
ihrer Schweſtern. Noch mehr Sentimentalität — diesmal mit
Bieder=
meierlimonade — wie früher, wenig Erfindung, alles in allem gerade
die erträgliche Grenze des Kitſches ſtreifend. Die Aufführung unter
der ſachkundigen Regie K. von Möllendorffs verſuchte, den Schwächen
des Werkes dadurch beizukommen, daß die ſentimentalen Momente
Zu=
ſchüſſe von Humor erhielten. Ilſe Muth ſchuf in der Beziehung
gerade=
zu kulturelle Werte. Die Buffopartien L. Flohrs, L. Bojes und Th.
Lukas” waren von einer prachtvollen Vitalität, der Beifall toſend.
Dr. W. Kn.
* Berliner Filmpremieren.
Die Ufa hat „Hokuspokus” das überaus erfolgreiche
Bühnenſtück des Schauſpieler=Schriftſtellers Curt Goetz
ver=
tonfilmt und erbrachte ſomit den Beweis, daß entzückende und
ſchlagkräftige Bühnenluſtſpiele auf der tönenden Leinwand
ſo=
wohl, ihre Urwüchſigkeit als auch ihre Schlagkraft einbüßen
können. Was auf der Bühne grotesk wirkte, wird im Film
(allerdings fauſtdick aufgetragen) häufig plump, ja ſogar
lächer=
lich. Darüber hinaus ſollte hier (ſo mehr oder minder zum erſten
Male) in Ermangelung einer weitverzweigten und ſpannenden
Handlung in erſter Linie das geſprochene Wort feſſeln. Dieſer
Verſuch mißlang völlig. Ob die Sprecher nicht genügend „
Per=
ſönlichkeit” waren, oder aber die Tonfilmentwicklung noch nicht
bis zu dieſem Grade fortgeſchritten ſei, laſſen wir dahingeſtellt.
Jedenfalls gehört „Hokuspokus” mit der ſchönen Lilian
Harvey, mit Willy Fritſch, Homolka, Wallbung, Gründgens
und anderen nicht zu den Spitzenleiſtungen der einheimiſchen
Tonfilmproduktion. Anſpruchsloſe Kinobeſucher mögen
nichts=
deſtotrotz ihre Freude an dem luſtigen, zum Teil gut
ausgearbeite=
ten und famos photographierten (Carl Hoffwann) Epiſoden des
Streifens haben. Und in dem einſchmeichelnden Tango vom
Robert Stolz: „Ich will deine Kameradin ſein!“ — Bei der
Premiere gab es ſogenannten Achtungserfolg.
André von Kän.
Seite 4
Nummer 195
Mittwoch, den 16. Juli 1930
Die Urſache der Roklage Europas in ſeiner gegenwärkigen polikiſchen Geſtalkung. — Wirkliche Befriedung
nur durch Gerechkigkeit, volle Gleichberechkigung und gleiche Sicherheit für alle.
Deutſchland zur Mikarbeit bereit.
Eine engere Zuſammenarbeit ſollke nichk von
der Schaffung größerer Sicherheit abhängig
gemacht werden.
Paneuropa.
Der deutſche Skandpunkk.
EP. Paris, 15. Juli.
Der deutſche Botſchafter v. Hoeſch hat am
Diens=
tag nachmittag 3 Uhr dem franzöſiſchen Außenminiſter die
Antwort der deutſchen Regierung auf das
Me=
morandum Briands übergeben. An dieſe Uebergabe
ſchloß ſich eine längere Unterredung über die Möglichkeiten und
die Ausblicke für die Geſtaltung einer Zuſammenarbeit unter
den europäiſchen Staaten.
In der Antwort der Reichsregierung auf das Briand=
Memorandum wird unter Hinweis aufdie
Spannun=
gen und Gegenſätze, die Europa belaſten, die
An=
regung, das europäiſche Problem zu erörtern,
mit Genugtuung begrüßt. Kein Land empfinde die
Mängel der Struktur Europas ſtärker als Deutſchland, kein Land
habe an deren Beſeitigung ein höheres Intereſſe. Die deutſche
Regierung werde bereitwilligſt an der Löſung
des Problems mitarbeiten und ſtelle ſich für eine
ein=
gehende Beratung während der Bölkerbundstagung im Herbſt
zur Verfügung. Das Endziel ſehe ſie dari, eine wirkliche
Befriedung Europas herbeizuführen, die nur auf
den Grundſätzen der Gerechtigkeit und
Gleich=
heit beruhen könne. Spitzen gegen andere Länder
oder Kontinente ebenſo wie der Ausſchluß europäiſcher
Nichtmitglieder des Völkerbundes, wie Rußland und Türkei,
ſeien zuvermeidea. Die Reichsregierung ſtimme der
fran=
zöſiſchen Regierung darin durchaus zu, daß die Notlage
Europas ihre Urſachen in hohem Maße in ſeiner
gegenwärtigen politiſchen Geſtaltung habe. Alle
Verſuche einer Beſſerung dieſer politiſchen Lage würden
davon abhängen, daß die Grundſätze der vollen
Gleichberechtigung, der gleichen Sicherheit für
alle, zur Anwendung kämen. Wo beſtehende
Verhält=
niſſe dieſen Grundſätzen widerſprächen, müßten wirkſame Mittel
für ihre Aenderung gefunden werden. In dem Abſchnitt der
Antwort, der ſich mit den wirtſchaftlichen Fragen befaßt, heißt es:
Die Unterſuchung der europäiſchen
Wirtſchafts=
not wird von der Kriſe der Landwirtſchaft und der Abſatznot
der Induſtrie ausgehen und Mittel und Wege ſuchen müſſen,
um größere Marktgebiete zu gewinnen, um den
Aus=
tauſch der Güter in Europa zu erleichtern. Die deutſche
Regierung hält es für angebracht, die Bemühungen um die
Er=
leichterng der europäiſchen Wirtſchaft, insbeſondere der
euro=
päiſchen Zollpolitik, fortzuſetzen. Regierungsmaßnahmen allein,
ſo wird weiter ausgeführt, könnten dem notleidenden Europa
nicht helfen. Auf weiten Gebieten werde die Wirtſchaft ſelbſt
eingreifen müſſen. Sache der Regierungen werde es ſein, ihre
gemeinſchaftliche Wirtſchaftspolitik mit dem freien Spiel der
Kräfte in Einklang zu bringen. Militäriſche Geſichtspunkte
drüf=
ten bei wirtſchaftlichen Fragen nicht in den Vordergrund
ge=
ſetzt werden. Alle Geſichtspunkte müßten in Betracht gezogen
werden, die ſich aus der beſonderen Lage einzelner Länder,
namentlich aus ihrer finanziellen Geſamtbelaſtung ergäben.
Be=
züglich der organiſatoriſchen Fragen ſtimmt die deutſche
Re=
gierung der Auffaſſung zu, daß der Völkerbund unter
den europäiſchen Beſtrebungen nicht leiden
darf. Man werde ernſtlich, auch bei grundſätzlicher
Uebereinſtim=
mung in der Sorge um den Völkerbund bezweifeln müſſen, ob die
Schaffung beſonderer europäiſcher Organe dieſer Sorge Rechnung
trage. Die deutſche Regierung, ſo heißt es am Schluß der
Ant=
wort, ſieht
die nächſte Aufgabe
darin, zunächſt einmal einen Ueberblick über die Materien der
europäiſchen Gemeinſchaftsarbeit zu gewinnen. Sie hofft auf
wertvolle Anregungen bei der Zuſammenkunft in Genf im
Sep=
tember, zu der auch die europäiſchen Nichtmitglieder des
Völker=
bundes und die nichteuropäiſchen Staaten Zutritt haben ſollten.
Sie behält ſich für dieſe Zuſammenkunft Erläuterungen und
Er=
gänzungen ihrer eigenen Ausführungen vor.
* Die Antwort der Reichsregierung iſt ein techt umfangreiches
Schriftſtück, aber nicht ſonderlich aufregend. Ihr Kern iſt die
Feſtſtellung, daß die Notlage Europas nur beſeitigt werden kann,
wenn auch ihre Urſachen verſchwinden, die in der gegenwärtigen
politiſchen Geſtaltung unſeres Kontinentes liegen. Die
Reichs=
regierung verzichte darauf, dieſe Urſachen im einzelnen
aufzufüh=
ren. Im übrigen genügt ein Blick nach dem Oſten oder
Weſten, nach dem Süden oder Norden, um klar zu
zeigen, warum Europa aus ſeinen Schwierigkeiten nicht
heraus=
kommen kann. Man braucht nur den Verſailler Friedensvertrag
in die Hand zu nehmen, um zu wiſſen, welche Haupterforderniſſe
zur Bildung eines wirklich politiſch und wirtſchaftlich geſunden
Europas notwendig ſind. Wenn die Reichsregierung als eine
Vorausſetzung für die Verwirklichung der Paneuropapläne Briands
die volle Gleichberechtigung und Sicherheit für alle Staaten
be=
zeichnet, dann iſt darin im weſentlichen die deutſche Linie
klargelegt, die ſich imweſentlichen mit unſerer
Poli=
tikder letzten 10 Jahredeckt. Während der
Völkerbunds=
ratstagung im Herbſt wird hinter den Kuliſſen genügend
Gelegen=
heit ſein, die in Deutſchland durch die Briandſchen Pläne
entſtan=
denen Gedankengänge weiter zu entwickeln. Die Reichsregierung
befindet ſich dabei in recht porteilhafter Stellung, weil, ſich der
größte Teil der übrigen europäiſchen Staaten auf die gleichen
Theſen feſtgelegt hat.
Der erſte Eindruck in Paris.
TU. Paris, 15. Juli.
Die deutſche Antwort hat in franzöſiſchen diplomatiſchen
Kreiſen am Dienstag im großen und ganzen einen nicht
ungün=
ſtigen Eindruck hervorgerufen. Beſonders befniedigt iſt man über
den verbindlichen Ton der Note. Man ſtellt feſt, daß die meiſten
angeführten Schwierigkeiten von vornherein erwartet wurden.
Eine kritſche Aufnahme findet beſonders der Punkt 3 der
Ant=
wort, der die Sicherheits= und Minderheitsfragen behandelt.
Die Ankwork Dänemarks.
Die däniſche Antwortnote auf das Briandſche Memorandum
für eine europäiſche Staatenföderation iſt gleichfalls am Dienstag
veröffentlicht worden. In ihr wird zu Beginn die Genugtuung
über die Initiative Briands ausgedrückt und der Wunſch
aus=
geſprochen, daß die Rahmen der europäiſchen Zuſammenarbeit
mehr oder weniger denjenigen der panamerikaniſchen
Zuſammen=
arbeit entſprechen müßten. In der Note beſteht die däniſche
Re=
gierung darauf, daß der neue Organismus ebenſo ausgedehnt
würde wie der des Völkerbundes, daß man jedoch hinſichtlich
ſeines Programms und ſeiner Organiſation eine Reibung mit den
Völkerbundsorganiſationen oder Doppelarbeit vermeiden müſſe.
In der Note wird ferner von „gewiſſen anderen Staaten”
geſpro=
chen, die eingeladen werden könnten. Die Hauptaufgabe für die
erſte Periode der europäiſchen Zuſammenarbeit ſei die Löſung des
europäiſchen Wirtſchaftsproblems. Zum Schluß macht die däniſche
Regierung ſehr deutliche Vorbehalte wegen einer möglichen
Er=
weiterung der Sanktionsverpflichtungen. Die däniſche Regierung
ſei nach wie vor der Anſicht, daß über den Völkerbundspakt
hinausgehende Sanktionsverpflichtungen die Sicherheit Europas
eher vermindern als erhöhen würden, ſo lange „in den
verſchie=
denen Staaten auf bedeutenden militäriſchen Rüſtungen beſtanden
wird”.
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Darmſtadt, den 16. Juli.
Einen Odenwald= und Bergſtraße=Führer
hat der Heſſiſche Verkehrsverband, Darmſtadt, herausgegeben. Der
Heſſiſche Verkehrsverband, Darmſtadt, läßt ſich die Verkehrshebung
in Darmſtadt, die Erſchließung der herrlichen Bergſtraße, in der
Hauptſache aber auch unſeres idylliſchen, außerordentlich reizvollen
Odenwaldes angelegen ſein. Mit allen Mitteln wird der Beſuch
dieſer geſegneten deutſchen Landſtriche propagiert, um möglichſt
viele in den Genuß der einzigartigen Naturſchönheiten zu ſetzen.
In dieſer Abſicht iſt auch das neue Werbeheftchen entſtanden, das
ſehr überſichtlich, alphabetiſch geordnet, die Odenwald= und
Berg=
ſtraßeortſchaften und Städtchen zeigt, die für Fremde (aber auch
für Einheimiſche, d. h. beſonders die Einwohner der
nächſtgele=
genen Städte) beſuchenswert ſind. Daneben ſind die Städte
Darmſtadt als „Eingangstor” zum Odenwald und zur Bergſtraße,
Mainz, Worms uſw. in markanten Bildern gezeigt, ehenſo wie die
lieblichen Kurorte des Odenwaldes und der Bergſtraße in
Ge=
ſamt= oder Teilanſichten feſtgehalten ſind. Eine überſichtliche
Eiſenbahnkarte und eine vorzügliche Reliefkarte, die das geſamte
Gebiet zwiſchen Rhein, Main, und Neckar umfaßt, iſt dem
Werbe=
heftchen beigefügt. Beſondere Anerkennung gebührt gerade dieſer
Reliefkarte, die in ſehr zweckmäßiger und anſchaulicher Weiſe die
Berg= und Talbildung, die Straßen und einzelnen Flußläufe in
vollſtändiger Darſtellung bringt und in der auch neben der Lage
der einzelnen kleinen Orte die der großen Grenzſtädte dieſes
Ge=
ſamtgebiets (Frankfurt, Mannheim, Ludwigshafen, Heidelberg,
Aſchaffenburg) veranſchaulicht iſt. Daß die Lage dieſer Städte
auf der Karte um ein geringes verſchoben wurde, um die
Relief=
karte handlicher zu geſtalten, fällt nicht ins Gewicht. Die
Haupt=
ſache iſt die gute Ueberſicht und leichte Orientierung im ganzen
Gebiet, und das iſt mit dieſem Heftchen und den beigefügten
Kar=
ten ſehr wohl möglich. Die Schönheiten dieſer geſegneten Gegend
des großen deutſchen Vaterlandes naturfrohen Wanderern und
Reiſenden und Erholung ſuchenden Großſtädtern näher zu bringen,
iſt Zweck und Aufgabe des Büchelchens, das der Heſſiſche
Verkehrs=
verband darbietet. Und dieſer Zweck iſt voll erreicht. „Wo ihr
auch immer herkommt mit ſchönheitsdurſtiger Seele, ihr werdet
Erfüllung und Freude finden in dieſer herrlichen Gegend”. Möge
das Werbeheftchen, das bei den Stellen des Heſſiſchen
Verkehrs=
verbandes zu erhalten iſt, weiteſte Verbreitung finden und in
un=
ſerem ganzen deutſchen Vaterlande werben für den Beſuch der
Bergſtraße und des Odenwaldes, wie es drucktechniſch werben
wird für den Herſteller, die L. C. Wittich’ſche Hofbuchdruckerei,
Darmſtadt.
— Stadtkirche. Sonntag, 20. Juli, vormittags 10 Uhr,
wird anläßlich der 600=Jahr=Feier unſerer Stadt ein
feſtlicher Gottesdienſt in der Stadtkirche gehalten
wer=
den. Die Feſtpredigt hält Herr Stadtpfarrer Lautenſchläger.
Ein Chor aus Mitgliedern der hieſigen evangeliſchen
Kirchen=
geſangvereine wird zwei Chöre unter Leitung des Herrn
Studien=
rats Borngäſſer zum Vortrag bringen. Alle Kreiſe der
evangeliſchen Bevölkerung werden zur Teilnahme an dieſem
Gottesdienſt herzlich eingeladen.
— Odenwaldklub, Ortsgruppe Darmſtadt. Das ſprichwörtlich
ſchöne Wetter ſchien die hieſige Ortsgruppe des Odenwaldklubs auf
ſeiner Wanderung verlaſſen zu wollen, ſo dachte man, als der Zug
an König vorbei nach Hetzbach zog, denn andauernd regnete es bis
dahin Bindfaden. In Schöllenbach, dem Ausgangspunkt der
Wan=
derung, angekommen, beſah ſich Jupiter Pluvius einmal die
Wan=
derer, und ſiehe da, dieſe Stammwanderer, dieſe Getreuen der
Getreuen, fanden Gnade vor ſeinen Augen es hörte auf zu regnen.
Auf ſchönem Waldweg ging es auf zum Stutz herrliche Ausblicke
hinunter in das Euterbachtal, zum letzten Male, ſehen wir im
Hintergrund Schöllenbach. An zwei im Betrieb befindlichen
Koh=
lenmeilern vorbei auf einem neckiſchen Waldpfädchen mit ſeinen
„Tücken, und begleitet von dem geſchwätzig zu Tal rennenden
Euter=
lbach, gelangten wir über die Römerſtraße an den Grenzpfad. Das
wwar der Grenzpfad, er bildete nämlich für die Wanderer auch die
Grenze zwiſchen Tal und Höhe. Das habt ihr gut gemacht, ihr
Führer der Wanderung, langſam Heidelbeeren pflückend, ging der
wordere Führer den Abhang hinauf, und nolens volens mußten wir
alle folgen, die Hoffnung, er wollte nur einmal kurz raſten, war
wernichtet. Auf der Höhe ging es dann wieder, allerdings etwas
feuchter von innen heraus, an den zwei Seen vorbei nach
Breiten=
buch zur erſten Raſt bei Gaſtwirt Wörner nach dreiſtündigem
Marſche. Die bayriſche Grenze wieder überſchreitend, gelangten
wir nach ſcharfem Abſtieg nach dem beſſiſchen Orte Eutergrund,
das, in einem ſchönen Wieſentälchen gelegen, noch nicht ahnen läßt,
daß der Weg zum Endziel wiederum über die Höhe führt. Aber
es war nicht anders zu machen, es mußte eben hinauf auf die Höh
geſtiegen werden, um das Bullauerbild zu erreichen. Vom Bild
ſah man zwar nichts doch hin und wieder einen Wanderer ſich an
friſcher Milch oder Waſſer laben. Erlenbach war bald zu ſehen,
und ſchon lugte um die Ecke das gaſtliche Erbach, das heutige
End=
ziel. Im Schützenhof bei Mitglied Eckerlin mundete uns das
Mittageſſen nach dieſer herrlichen Wanderung ganz vorzüglich.
Ein Vertreter der Ortsgruppe Erbach begrüßte mit lieben Worten
die Freunde aus Darmſtadt, Robert Klump dankte den Herren von
Erbach für ihr Erſcheinen und zollte den Führern, den Mitgliedern
Ihrig und Kürſchner, beſonderen Dank für die ſchöne Wanderung.
Friſch auf zur nächſten Wanderung am 10. Auguſt von Birkenau
nach Wald=Michelbach.
— Zu dem Bericht über den 5. Heſſ. Kleingärtnertag iſt noch
nachzutragen, daß derſelbe von dem gemeinnützigen
Gar=
tenbauverein Maulbeerenallee und der
Intereſ=
ſen=Gemeinſchaft Kleingartenbautreibender
Darmſtadt=Nord gemeinſam veranſtaltet wurde.
Mittwoch, den 16. Juli 1930
Seite 5
Zahlen, die inkereſſieren.
Zur Landung des Luftſchiffes „Graf Zeppelin” am 3. Auguſt
auf dem „Griesheimer Sand” bei Darmſtadt.
Auskünfte über die Landung werden in den gekennzeichneten
Vor=
verkaufsſtellen und durch die Heſſiſche Flugbetriebs=A. G., Darmſtadt,
Flughafen (Tel. 1003), erteilt.
Wußten Sie ſchon,
. . . daß die größte Länge des Schiffskörpers des „Graf Zeppelin” vom
Bugſcheitel bis zur Heckſpitze 235 Meter beträgt?
... daß „Graf Zeppelin” einen größten Durchmeſſer von 30,52 m hat?
. .. daß ſein Nenngasinhalt 105 000 Kubikmeter beträgt?
. . . daß „Graf Zeppelin” das 117. Luftſchiff ſeines Syſtems iſt?
... daß vor dem Kriege 25, während des Krieges 88 und nach dem
Kriege 4 Zeppelin=Luftſchiffe gebaut wurden?
. .. daß die Ruderflächen des „Graf Zeppelin” eine Größe von je 25
bzw. 20 Quadratmetern haben?
.. daß der Ballaſt des „Graf Zeppelin” in acht Ballaſthoſen zu je 300
Kilogramm Waſſerinhalt untergebracht iſt und daß nach Bedarf
noch 1000 Kilogramm Waſſerinhalt untergebracht werden können?
.. daß „Graf Zeppelin” von fünf 12zylindrigen Maybach=Motoren
angetrieben wird, die bei Normalleiſtung etwa 117 Kilo
Brenn=
ſtoff pro Stunde verbrauchen?
. .. daß der einzelne Motor eine Höhe von 1,95 Meter aufweiſt?
... daß als Betriebsſtoff ſowohl Gas wie Benzin Verwendung finden
können?
. .. daß die Kraftgaszellen 40 000 Kubikmeter Inhalt faſſen können und
die Benzinlagerfäſſer 8820 Liter Inhalt, wobei noch im
Bedarfs=
falle weitere Fäſſer untergebracht werden können?
.. daß die Funkeinrichtung einen Hauptſender von 120 Watt mit
Wel=
lenbereich von 575—2300 Meter, einen Hilfsſender von 70 Watt
für Wellen von 300—1800 Meter und drei Empfänger mit einem
Geſamtwellenbereich von 300—4000 Meter umfaßt?
. .. daß „Graf Zeppelin” 1050 Liter Friſchwaſſer an Bord führen kann?
. .. daß Sie am Sonntag, 3. Auguſt, das Luftſchiff „Graf Zeppelin”
auf dem Griesheimer Sand bei Darmſtadt aus allernächſter Nähe
bequem bewundern können?
Das
Gesund-
heitswasser!
V170
Friedrich Schaefer, Darmstadt, Ludwigspl. 7, Tel. 45
— Orpheum. Des außerordentlichen Erfolges wegen wird der
größte Arnold und Bach’ſche Schwank „Weekend im Paradies”
heute Mittwoch, 15., und Donnerstag, 17. Juli, zahlreichen
Wün=
ſchen des Publikums entſprechend, unwiderruflich zum letzten Male
wiederholt. — Ferner gelangen die Stücke „Vater ſein dagegen
ſehr” am Freitag und Samstag, ſowie der erfolgreiche Schwank der
Gegenwart „Unter Geſchäftsaufſicht” am Sonntag und Montag aus
Anlaß des 25jährigen Bühnenjubiläums von Guſtav Bertram zur
Aufführung. — Jeder muß Guſtav Bertram in den verſchiedenen
Glanzrollen als Regierungsrat Dittchen, als Sir Baſil ſowie als
Sparkommiſſar Haſelhuhn geſehen haben. (Beachten Sie die
heutige Ermäßigungsanzeige.)
Heute
Kinder-Mittwoch
(5595a
Schiller-
ShAANaUS Ia0Op Platz 8
— Chriſtlicher Verein junger Männer e. V., Darmſtadt. Es
ſei mit dieſem wieder auf die Bibelſtunde für Männer
hingewie=
ſen, die heute Mittwoch, abends 8.30 Uhr, im Heim,
Alexander=
ſtraße 22 (Inf.=Kaſerne), ſtattfindet. Wer die Stunden beſucht hat,
kommt gerne wieder, da die Stunden nicht nur viel Anregung
bieten, ſondern auch Fragen beantworten, nach denen man oft
ver=
geblich gefragt hatte. In der heutigen Bibelſtunde wird Herr
Jugendpfarrer von der Au ſprechen. Gäſte ſind willkommen.
Prassel-Hallee
Ne
frisch geröstet
Sohulstr. 10
— Der Hochſpannung zu nahe gekommen. In der Jahnſtraße
in der Nähe der Nieder=Ramſtädterſtraße, erhielt ein Arbeiter, der
an einem elektriſchen Maſt arbeitete und dem Strom zu nahe kam,
einen elektriſchen Schlag. Er zog ſich Brandwunden an den
Hän=
den zu, fiel von dem Maſt herunter und trug dadurch noch innere
Verletzungen davon. Er wurde von der ſtädt. Rettungswache
nach dem Krankenhaus verbracht.
* Die Wormſer Januar=Unruhen vor der
Berufungsinfkanz.
Aw. Die Große Strafkammer, unter dem Vorſitz des
Landgerichts=
direktors Mager, begann am Dienstag die Berufung der Angeklagten
im Wormſer Unruheprozeß, ſoweit ſie verurteilt worden ſind, zu
ver=
handeln. Zunächſt verlas der Vorſitzende die Namen der Angeklagten.
Es ſtellte ſich heraus, daß der Angeklagte Myll wegen Nierenleidens
ärztlich dispenſiert und verhandlungsunfähig iſt.
Dann gibt der Angeklagte Stadtverordnete Habermehl, der in
erſter Inſtanz freigeſprochen wurde, nochmals eine Schilderung der
geſamten Vorgänge und ihre Vorgeſchichte. — Um den Angeklagten,
unter denen ſich eine Anzahl Kranker befinden, die Verhandlung zu
er=
leichtern, werden hierauf die als krank Bezeichneten zuerſt vernommen
und dann nach Hauſe beurlaubt, mit dem Bemerken, daß ſie ſich auf
polizeiliche Benachrichtigung dem Gericht ſogleich wieder zu ſtellen
hät=
ten. Es werden zunächſt verhört die Angeklagten Stadtverordneter
Haß, Zimmermann, Roſſi, Bayerbach, Lenz,
Lein=
haas und Fay. Sie machen dieſelben Angaben wie in der erſten
Inſtanz und ſtellen jede Schuld in Abrede. Oskar Müller, der
preußiſche kommuniſtiſche Landtagsabgeordnete, deſſen Immunität der
Preußiſche Landtag aufgehoben hat, beſtreitet die Ausfagen des
Haupt=
manns Jennewein.
Dann wird das Urteil der erſten Inſtanz verleſen. Nach einer
halbſtündigen Pauſe wird mit dem Verhör der übrigen Angeklagten
fortgefahren. Der Angeklagte Myll, der nun trotz ſeiner Erkrankung
erſcheint, will nicht geſchlagen haben. Er habe lediglich die Hände zum
Schutz über den Kopf gehalten. Der Mainzer Gefängnisarzt habe die
Spuren von elf Hieben auf ſeinem Kopf und ſeinen Armen feſtgeſtellt.
Myll wird nach der Vernehmung nach Hauſe entlaſſen. Bei dem
An=
geklagten Dehoff fand man mehrere Steine in den Taſchen. Er
will ſie mitgenommem haben, um ſich gegen einen angeblichen Verfolger
zu verteidigen. Seine Ausſage weicht im übrigen von der der
Vor=
unterſuchung und erſter Inſtanz erheblich ab. So will er von Müllers
Ausrufen gegenüber der Aufforderung des Hauptmanns Jennewein
plötzlich nichts gehört haben. Neubauer, Schneider,
Tara=
ſchewſki, Wilhelm Wihler, Gräf und Jeck ſagen etwa wie
in erſter Inſtanz aus und beſtreiten jede Schuld. Bei Taraſchewſki
wurde ebenfalls ein Stein vorgefunden. Er hat dafür dieſelbe
Er=
klärung wie Dehoff.
Der Verteidiger, Rechtsanwalt Steinſchneider aus
Frank=
furt a.M., beantragt hierauf Haftentlaſſung für den einzigen in Haft
befindlichen Angeklagten Taraſchewſki. Der Vertreter der
Staatsan=
waltſchaft, Dr. Meuſezahl, widerſpricht, da eine lange Strafe (ein
Jahr Gefängnis) und Fluchtverdacht vorlägen. Die Flucht könne um ſo
eher begünſtigt werden, als der Angeklagte in Worms keine Arbeit und
keine eigene Wohnung habe. Der Verteidiger beantragt ferner,
insge=
ſamt noch 55 Zeugen zu laden (56 ſind bereits geladen), um den Zeugen
Polizeipräſident Klapproth und Hauptmann Jennewein, die er für
un=
glaubwürdig hält, ein anſehnliches Gewicht entgegenzuſetzen. Der
Ver=
treter der Staatsanwaltſchaft widerſpricht auch hier. Der Schriftſatz
ſei ihm erſt am Samstag etwa um 12,30 Uhr zugeſtellt worden, und es
ſei unmöglich, in dieſer kurzen Zeit die Glaubwürdigkeit der neuen
Zeugen nachzuprüfen. Er habe den Eindruck, als ob der Verteidiger
die Verſchleppung des Prozeſſes wünſche. Das Gericht lehnt den
An=
trag auf Haftentlaſſung des Taraſchewſki vorläufig ab und der
Vor=
ſitzende bittet den Verteidiger, ſeinen Antrag auf Hinzuziehung neuer
Zeugen bis nach Verlauf des morgigen Verhandlungstages
zurüch=
zuſtellen.
Morgen, Mittwoch, beginnt das Zeugenverhör.
Deutſche Grönland=Expedikion.
Mit dem däniſchen Dampfer „Gertrud Rask” haben am 10.
Juli die Teilnehmer der 3. Station der Wegenerſchen Grönland=
Expedition Kopenhagen verlaſſen.
Dieſe Station ſteht unter der Leitung des Phyſikers Dr. W.
Kopp vom Aeronautiſchen Obſervatorium Lindenberg und wird
ihre meteorologiſchen Beobachtungen und Meſſungen in Scoresby=
Sund (Oſtküſte von Grönland) vornehmen.
Die beiden anderen Mitglieder der Station ſind der Zoologe
Dr. Peters von Kiel und cand. mach. Ernſting von Bielefeld, ein
Freund des urſprünglich zur Teilnahme an der Expedition
vor=
geſehenen, vor kurzer Zeit verunglückten Fliegers Nehring.
Dr. Kopp iſt Heſſen=Darmſtädter.
— Verkehrserleichterung nach dem Saargebiet. Der Heſſiſche
Automobil=Club E. V. (A.v.D.) ſchreibt uns: Wir machen darauf
aufmerkſam, daß auch die im Saargebiet verkehrspolizeilich
zuge=
laſſenen Kraftfahrzeuge aller Art mit Wirkung vom 1. Juli 1930
ab von der Entrichtung der deutſchen Kraftfahrzeugſteuer unter
der Vorausſetzung befreit ſind, daß ein Auſenthalt 14
aufeinander=
folgende Tage nicht überſchreitet. Die in Deutſchland
verkehrs=
polizeilich zugelaſſenen Kraftfahrzeuge aller Art genießen während
ihres Aufenthaltes im Saargebiet die gleiche Vergünſtigung.
p. Für die Beſitzer von Aufzügen wichtig. Eine am 8. Juli
be=
kannt gemachte Verordnung über die Einrichtung und den
Be=
trieb von Aufzügen betrifft Perſonenaufzüge, Laſtenaufzüge und
Sonderaufzüge. Die zurzeit in Aufſtellung begriffenen
Anlagen ſind binnen 6 Wochen bei der
Dampfkeſſel=
in ſpektion hier anzumelden. Hat eine Prüfung durch
letz=
tere Behörde bereits ſtattgefunden, ſo iſt eine Anmeldung bei
der=
ſelben nur erforderlich, wenn eine weſentliche Aenderung
vorge=
nommen werden ſoll. Soweit die Anlagen bisher einer Prüfung
durch Sachverſtändige nicht unterlegen haben, ſind ſie innerhalb
3 Monaten bei der Dampfkeſſelinſpektion anzumelden.
— Hausfrauenbund. Wir machen unſere Mitglieder
aufmerk=
ſam auf die Kurſe für neuzeitliche Obſtverwertung des Heſſ.
Lan=
desausſchuſſes für gärungsloſe Früchte=Verwertung.
tEsstöFret (Daur zoLlTER
E1ElMER HEISSES WASSER
nde verschafft Iſmen O!
Wenn Sie 0zum Geschirrspülen, zum Autwaschen und
Reinigen nehmen, haben Sie es viel leichter und sind
viel schnelter fertig. G ruckf allem Schmutz und vett
energisch zu Leibe. lesser, Cabeln und Loftel, Teller
und Schüsseln, Töpfe und Pfannen, kurz alles Geschirr
säubert O im Augenblick.
Auch beimPutzen von Steintliesen, Wandsockeln,
Bade-
wannen und Spülbecken bewährt sich 0 vortrefflich.
Ospart Ihnen soviel Mühe und Arbeit, daß es
rück-
ständig wäre, es nicht zu benutzen. Es kostet doch
nur 25 Pfennige und ist außerordentlich ergiebig.
L
Euu
UUInSerE
P
Seite 6
Mittwoch, den 16. Juli 1930
Nummer 195
* Aus den Darmſtädker Lichkſpieltheakern.
Palaſt=Lichtſpiele
bringen in Geſtalt von zwei amerikaniſchen Großfilmen ein
aus=
gezeichnetes Unterhaltungsprogramm. George Bancroft, dieſer
ſtarke, häßliche und doch ſo ſympathiſche Menſch iſt in „Polizei”
aus einem ſchmutzigen Heizer des letzten Programms, ein
Polizei=
capitain geworden. Ein ebenſo rückſichtsloſer, wie kraftvoller und
gewandter, vor allem ſchießgewandter Vertreter der New Yorker
Polizei gegen das Verbrechertum, dem er einen Kampf bis aufs
Meſſer liefert. Der Film iſt gut geſtellt und wird ausgezeichnet
geſpielt, nicht nur von George Bancroft, ſondern auch von den
anderen zahlreichen Mitwirkenden, unter denen noch gute Typen
ſind. Der Film iſt auch techniſch recht gut und bringt eine Reihe
ſpannender, ſenſationeller Szenen, ohne jedoch in irgend einer
Weiſe zu übertreiben oder — eine Ausnahme bei den Amerikanern
— ſentimental zu ſein.
„Zwiſchen Frisco und der Mandſchurei”, Regie
Sam Wood, iſt zwar auch in ſeinen Höhepunkten nicht ſo
ange=
füllt mit „ſpannenden Senſationen”, es iſt aber ein
außerordent=
lich temperamentvoll geſpielter und ſehr intereſſanter Film. Im
Anfang allerdings ſcheint der Zenſur oder der Notwendigkeit,
Längen auszumerzen, der Schere allzu viel Recht eingeräumt
wor=
den zu ſein. Es ſind Streifen herausgeſchnitten, die das
Verſtänd=
nis der Handlung, zum mindeſten in ihrem erſten, einleitenden
Teil, ſtark beeinträchtigen, die viel zu raten geben. Im übrigen
aber führen zahlreiche, ausgezeichnete Bilder dieſes Films von
Amerika nach China, mitten in die chineſiſchen Wirren hinein. Im
Mittelpunkt der Handlung ſteht Don Davis, ein reicher
Bankiers=
ſohn, der aus Laune zum Reporter ward (von William Haines
ſehr ſympathiſch geſpielt), der eine kleine Tänzerin kennen lernt,
und ſelbſt überraſcht iſt, als er ſie eines Tages liebt, ſo liebt, daß
er ihr bis nach China folgt, aus den Händen der irregulären
Armee gerade in dem Augenblick befreit, da ſie dem breiten
Schwert des Henkers verfallen ſoll. Kriegsſchiffe und Flieger
Bomben und Granaten werden aufgeboten. Ebenſo packend wie
intereſſant iſt die filmiſche Darſtellung des Laufes einer
Sen=
ſationsmeldung mit Hilfe aller modernſter Technik über die Welt,
bis ſie überall als Extrablatt gedruckt und geleſen wird. Das
Ganze ein ſehr unterhaltendes Programm.
Auch in
„Helia”
muß ein Reporter des Landes der unbegrenzten Möglichkeiten
her=
halten zur Hauptperſon der Filmhandlung. Das heißt, eigentlich
ſind es ihrer zwei, und die Hauptperſon iſt ein weiblicher
Kameramann, alſo ein Bildreporter. Dieſer entzückende Kollege
von der anderen Fakultät iſt die artiſtiſch ausgezeichnet trainierte
Bebe Daniels, die die Petty Glancy, die Tochter des
Wochen=
ſchaufilmlieferanten, ſo meiſterhaft darſtellt, mit ſo viel
Gewandt=
heit, Kühnheit und ſcharmanter Liebenswürdigkeit, daß man ſich
ihres endlichen Sieges über den männlichen Konkurrenten ehrlich
freut. Zumal dieſer Sieg doppelt und nachhaltig iſt; die beiden
heiraten und ſchaffen ſo ihre Konkurrenten gegenſeitig aus der
Welt. Alſo das amerikaniſche happy end. —
Clarence Badgers Regie ſorgt für ſehr flottes,
temperament=
volles Spiel, das auch voll luſtiger und „luftiger” Einfälle iſt. Vor
allem aber reich iſt an techniſchen Senſationen. Da ſind die
Ame=
rikaner uns doch über. Dieſe Aufnahmen auf und von der
Naſen=
ſpitze und dem Haupt der Freiheitsſtatue im New Yorker Hafen
ſind fabelhaft geſchickt geſtellt. —
Im Beiprogramm intereſſiert noch der ſehr gut anſchauliche
Kulturfilm „Palermo”, der die landſchaftlichen Reize dieſer
wundervollen Hauptſtadt Siziliens zeigt.
Wegen Vornahme von Kanalarbeiten werden die
Heinrich=
ſtraße zwiſchen Wilhelminen= und Karlſtraße und die
Wilhelmi=
nenſtraße zwiſchen Riedeſel= und Annaſtraße vom 16. Juli 1930
bis auf weiteres für Fahrzeuge aller Art geſperrt.
— Neue Hilfsmaßnahmen für Verſorgungsanwärter. Der
Ver=
band der Kriegsbeſchädigten und Kriegerhinterbliebenen der
Kriegerkameradſchaft Haſſia, Darmſtadt, Ahaſtraße 5, teilt uns
nachſtehendes mit: Für die Inhaber des Zivilverſorgungsſcheins,
des Polizeidienſtſcheins und des Beamtenſcheins iſt von Bedeutung,
daß nunmehr die 5. Ergänzung der Anſtellungsgrundſätze von
Reichsrat beſchloſſen und vom 16. Ausſchuß genehmigt worden
ſind. Dieſe Anſtellungsgrundſätze beziehen ſich auf das
Wehrmacht=
verſorgungsgeſetz § 11. Schutzpolizeigeſetz § 2.
Reichsverſorgungs=
geſetz § 33. Der äußere Anlaß zur Vorlage dieſer 5. Ergänzung
war gegeben durch die neuen Beſoldungsgeſetze. Die große Zahl
der Verſorgungsanwärter (13 000) und der Bamtenſcheininhaber
(23 000) erfordert eine möglichſt ſtrikte Durchführung der
Vor=
ſchriften. In dieſem Sinne ſind die neuen Beſtimmungen
auf=
zufaſſen. Sie ſind alſo im großen ganzen als ein
Entgegenkom=
men an die Anwärter zu betrachten. Als beſonders wichtig iſt,
wie der Verband der Kriegsbeſchädigten und
Kriegerhinterbliebe=
nen des Deutſchen Reichskriegerbundes „Kyffhäuſer”, mitteilt,
der neue Abſatz 3 des § 46 der Grundſätze hervorzuheben, wonach
Kommunalbehörden oder eine der in § 4 Abſ. 1b bezeichneter
Körperſchaften durch die Aufſichtsbehörde veranlaßt werden
kön=
nen, beſtimmungswidrige Stellenbeſetzungen rückgängig zu machen.
Gerade darüber, daß manche Gemeindebehörden die Anſtellungs
grundſätze nicht genügend beachten, ſind ſeit Jahren im Reichstag
Klagen erhoben worden. Der 16. Ausſchuß nahm hierzu folgende
Entſchließung an: „Die Reichsregierung iſt zu erſuchen, alsbald
in die Prüfung der Frage einzutreten, wie die Uebernahme der
Verſorgungsanwärter weiter gefördert werden kann.”
— Mutter Natur lockt zu frohem Wandern — Ruckſack,
Falt=
boot, Auto übernehmen ihre erholungsfördernde Miſſion.
Unſere=
naturhungrigen Jugend und den wanderfrohen Aelteren mach
aber die leidige Beköſtigungsfrage in jedem Jahr aufs neue
Kopf=
zerbrechen und Beſchwerden — zumal das ewige Einerlei belegter
(Wurſt=) Brote nur ſelten den Erforderniſſen heutiger
Ernäh=
rungsreform entſpricht! Am liebſten kochen ſich die Wandersleute
ein ſchmackhaftes Mittagbrot ſelbſt. Auswahl, zweckmäßige Mit
nahme der Vorräte und ihre Zubereitung, zeitgemäßer Ernährung
entſprechend, iſt im neuen Beyer=Band „Gutes für unterwegs”
genau beſchrieben und in vielen Bildern anſchaulich dargeſtellt.
Auch die Ungeübteſten können dank der genauen Angaben ſchnel
die nötigen Kochkenntniſſe erwerben und bewähren ſich ſo
al=
vielſeitiger Verpfleger einer ganzen Boots= oder Autobeſatzung
Ueberall zu haben für 1 RM., ſonſt vom Verlag. Otto Beyer,
Leipzig, Weſtſtraße 72.
Lokale Veranſtalkungen.
Die Nerunter erfcheinenden Notizen ſind ausſchließlich als Hinweiſe auf Anzeigen uu betradhten
in leinem Falſe irgendwie als Beſprechung oder Krittt.
— Schuls Felſenkeller Dieburgerſtraße. Heu
Mittwoch, den 16. Juli, ab 8 Uhr abends, findet in Schuls Felſe
keller großes Garten=Konzert (Operetten=Abend) ſtatt. Dasſe
wird vom Stadt=Orcheſter ausgeführt. Eintritt frei. (Sie
Inſerat.)
— Im Datterich, Kiesſtraße 27, findet heute bei freie
Eintritt wiederum eines der beliebten Konzerte ſtatt.
Aus den Parkeien.
— Deutſche Volkspartei Jugendgruppe. Heu
Mittwoch bei gutem Wetter Spaziergang nach dem Arheilge
Mühlchen. Treffpunkt: Ecke Kranichſteinerſtraße und Rhönrin
um 8.30 Uhr abends.
Brieſkaſten.
Jeder Anſtens i die letzte Denugtaulttung beizufügen. Hnonyme Anftogr me
nicht beantwortet. Die Beantwortung erfolgt ohne Rechtsverbindſichtett.
L. K. Samstags von 14—16 Uhr. Sonntags von 11-
14—16 Uhr.
Tageskalender für Mittwoch, den 16. Juli 1930.
Konzerte: Schloßkeller, Kaffee Oper, Hotel Schmitz, Spo
platz=Reſtaurant, Herrngartenkaffee. Zum Datterich Ob
waldhaus. — Kinovorſtellungen: Union=Theate
Hekia=Lichtſpielen Palaſt=Lichtſpiele=
Aus Heſſen.
Vorbereikung zur Zeppelin=Landung.
J. Griesheim, 15. Juli. Am Sonntag morgen fand auf Anregung
des Kreisamtes Darmſtadt und des Herrn Kreisfeuerwehr=Inſpektors
eine Feuerwehr=Uebung in dem von den Franzoſen verlaſſenen
Baracken=
lager ſtatt. Was die leitenden Stellen zu der Wahl dieſer Uebung
ver=
anlaßte, iſt nicht ſchwer zu erraten. In 14 Tagen wird ein großes
Ereignis die Aufmerkſamkeit der Welt auf unſeren Heimatort richten
und ungezählte Scharen werden zu uns kommen, um ſich das Schauſpiel
einer Zeppelinlandung nicht entgehen zu laſſen. Aber große
Menſchen=
anſammlungen bergen auch Gefahren in ſich. Unſere Feuerwehr faßt
es deshalb als eine Ehrenpflicht auf, in erhöhter Alarmbereitſchaft zu
ſein und eine ſtändige Wache von 20 Mann zu ſtellen. Außerdem
be=
findet ſich die Kreisfeuerſpritze ebenfalls auf dem Uebungsplatz. Die
Feuerwehren der übrigen Orte des Kreiſes Darmſtadt werden den
Kon=
troll= und Ordnungsdienſt übernehmen. Um nun bei einem etwaigen
Brandfall raſch und ſicher eingreifen zu können, muß die Wehr mit den
Waſſerverhältniſſen des Platzes vertraut ſein. Auch wollte das
Kom=
mando ſich die Gewißheit verſchaffen, ob der Waſſerdruck ausreichend
und welche Geräte vorhanden ſeien. Das alſo war „der Zweck der
Ueb=
ung”. Zwei Kraftwagen brachten Mannſchaften und Geräte an die
ehemalige Fliegerkaſerne, die gerade gegenüber den Trümmerſtätten der
drei Flugzeughallen ſteht, die einer ſinnloſen Zerſtörungswut zum
Opfer gefallen ſind. Bald nach Ankunft der Wehr trafen auch die
Her=
ren Regierungsaſſeſſor Dr. Eckſtein und Kreisfeuerwehrinſpektor
Karp=
finger ein. Durch einen Brandangriff auf die Fliegerkaſerne mit dre
Schlauchleitungen wurde der Beweis erbracht, daß der Waſſerdruck au
dem Uebungsplatz allen Anforderungen genügt. Anſchließend wurden
die Geräte des Löſchzuges der früheren (deutſchen) Militärverwaltung
auf ihre Gebrauchsfähigkeit hin geprüft. Die Schlauchleitungen waren
in verhältnismäßig gutem Zuſtand, die mechaniſche Leiter jedoch hatte
dasſelbe Schickſal ereilt wie die Flugzeughallen. Die Franzoſen hatten
ſie kurz und klein geſchlagen. Nun folgte eine angenehme Ueberraſchung
für die Wehr: Die Auszeichnung der Kameraden, die eine 40= bzw. 25 Zugehörigkeit zur Freiwilligen Feuerwehr aufweiſen konnten.
Herr Regierungsaſſeſſor Dr. Eckſtein konnte im Auftrage des Heſſiſchen
Miniſteriums des Innern mit dem Ehrenzeichen für 40jährige treue
Zugehörigkeit zur Wehr die Kameraden Heinrich Fiſcher 1., Heinrich
Reinheimer 2., Georg Schupp 1. und Wilhelm Schupp 2. auszeichnen:
ebenſo für 25jährige treue Zugehörigkeit die Kameraden Valentin
Röther und Heinrich Schupp 5. In ſeiner Anſprache hob er mit
be=
ſonderer Anerkennung die Tatſache hervor, das die Stärke der
Freiwil=
ligen Feuerwehr in Griesheim eine Hinzuziehung der Pflichtfeuerwehr
überflüſſig mache. Seinen Glückwünſchen ſchloſſen ſich an: Herr
Kreis=
feuerwehrinſpektor Karpfinger, Herr Bürgermeiſter Feldmann und
Herr Feuerwehrkommandant Schmidt. Im Namen der Ausgezeichneten
ſprach Kamerad Röther den Dank für die Auszeichnung und das
Ge=
löbnis aus, auch fernerhin für das edle Ziel ſich einzuſetzen, Leben und
Eigentum des Mitmenſchen gegen Feuersgefahr zu verteidigen. Es
war eine ſchlichte, aber eindrucksvolle Feier. Der ſich anſchließende
Rundgang vermittelte der Feuerwehr die Kenntnis von der Lage der
Hydranten. Die Wehr iſt gerüſtet. Hoffen wir, daß ſie nicht
einzu=
greifen braucht.
Lukus
Saau für denschuh
Iſt der Star ſchädlich?
Schon ſeit altersher gilt der Star als ein nützlicher Vogel, und
zwar hauptſächlich ſeiner Inſektenvertilgung wegen, die er
zweifel=
los mit großem Eifer betreibt. Bereits vor dem Weltkriege kamen
aus England beſonders Meldungen, daß der Star unter
Umſtän=
den auch ein höchſt unangenehmer Getreidedieb ſein kann, indem
er in Schwärmen friſch beſäte Weizenfelder aufſucht und die
Kör=
ner aus der Erde holt. Verſuche über den Mageninhalt haben
dieſe Beobachtungen beſtätigt. Dieſer Schaden ſcheint jedoch nicht
ſo groß zu ſein, auch hort man bei uns kaum Klagen hierüber
Man nimmt an, daß es ſich hierbei um eine „neue Gewohnheit”
der Tiere handelt, die man als harmlos bezeichnen kann, ſolange
dieſe Gewohnheit nicht der Inſektenvertilgung vorgezogen wird,
was ja auch bis jetzt glücklicherweiſe nicht der Fall iſt.
Häufiger und zahlreicher ſind aber die Klagen, die gerade
dieſes Jahr wieder von Gartenbeſitzern geführt werden über
Schaden der Stare an der Obſternte. Beſonders ſtark ſind nun
dieſe Klagen in Gegenden, in denen keine Stare brüten. Durch
Beringungsverſuche iſt nämlich nachgewieſen, daß Brutſtare nicht
an Obſt gehen. Als geſellig lebender Vogel überfliegt der Star
nach der Brutzeit in großen Schwarmen das Land, und dieſe
zu=
geflogenen Stare richten allerdings am Obſt großen Schaden an.
Gegen derartige Schäden hilft man ſich, indem man auf Stangen
tote Katzen, Sperber und dergl. aufſtellt. Dabei hat man aber
nur Erfolg, wenn man jeden Tag den Stand derartiger
Vogel=
ſcheuchen ändert, weil ſich der Star ſonſt daran gewöhnt.
Neuer=
dings hat man mit großem Erfolg Lautſprecher auf der Plantage
aufgeſtellt. Der Kurioſität halber ſei auch hierbei erwähnt, daß
ein Plantagenbeſitzer an die Vogelſchutzſtation in Seebach
berich=
tete, er ſtecke auf ſeine Kirſchbäume einzelne Salzheringe und habe
damit die beſten Erfolge erzielt. Jedenfalls läßt ſich aber durch
derartige Maßnahmen der Schaden der Stare auf ein Minimum
herabdrücken, ſodaß weitere Bekämpfungsmaßnahmen, der Stare,
vor allem Abſchuß, nicht nötig erſcheinen. Der Star iſt und bleibt
in der Hauptſache doch Inſektenvertilger, und als ſolcher iſt ſeine
Nützlichkeit nicht hoch genug anzuſchlagen. Beſonders bei der
Niederkämpfung der Schädlinge des Waldes hilft uns der Star,
dieſe nicht über den eiſernen Beſtand hinauskommen zu laſſen.
Ja, ſelbſt bei beginnender Kalamität läßt ſich der Star raſch und
in großer Zahl anſiedeln und iſt dann Retter in höchſter Not. Dies
zeigt ſich vor allem bei der Bekämpfung des Kiefernſpanners, der
bisweilen auch heute noch Millionenſchaden anrichtet und der, um
nur ein Beiſpiel anzuführen, für Homburg in der Pfalz ſchon im
Jahre 1898 als durch dieſen Vogel vertilgt nachgewieſen wurde.
So dürfte alſo der Nutzen des Stares bei weitem ſeine
Schäd=
lichkeit überſteigen und ſeinen bisweiligen Kirſchhunger in viel
milderer Beurteilung erſcheinen laſſen.
(Vogelſchutzverein für den Volksſtaat Heſſen.)
F Eberſtadt, 15. Juli. Der Kirchengeſangverein in
Traiſa. Der hieſige Kirchengeſangverein unternahm am Sonntag
einen Ausflug nach Traiſa mit dem Ziele, unſerem früheren
Ortsgeiſt=
lichen, Pfarrer Paul, und ſeiner Gemahlin einen Beſuch abzuſtatten.
Dieſer Beſuch entſprang dem Gefühl der Dankbarkeit, das Dirigent und
hor dem Manne bewahrt haben, der ihn gegründet und mit ſeiner
Frau in hohem Maße gefördert hat. Es iſt verſtändlich, daß Pfarrer
Paul und ſeine Gemahlin ſich deswegen auch mit dem Kirchenchor
be=
ſonders eng verbunden fühlen und die Freude ob dieſes Beſuches grof
war. Herr Verwaltungsſekretär Karl Schwinn gedachte in einer
An=
ſprache der ſegensreichen Tätigkeit Pfarrers Paul in hieſieger
Ge=
meinde und dankte ihm namens des Kirchenchors für das, was er für
ihn getan hat. Dirigent Pfeiffer ſchloß ſich dem Danke an. Pfarrer
Paul denkte ſeinerſeits in bewegten Worten für den Beſuch, den er als
Zeichen der Liebe und Anhänglichkeit bezeichnete. Er wünſchte dem
Chor, daß er ſeine hohe Aufgabe in Eberſtadt weiterhin erfüllen möge
und wachſe, blühe und gedeihe. Der Chor erfreute die Gefeierten durch
den Geſang einer Anzahl ſeiner ſchönſten Lieder. Die Pauſen galten
dem Gedankenaustauſch und der geſelligen Unterhaltung.. Erſt in
vor=
gerückter Abendſtunde rüſtete man zum Aufbruch. Auf dem Heimwege
geleiteten Pfarrer Paul und ſeine Gemahlin die Beſucher bis zum
Marientempel, wo man ſich herzlichſt und mit den beſten Wünſchen
trennte.
Aa. Eberſtadt, 15. Juli. Der neue Fußſteig in der Neue
Darmſtädter Straße zwiſchen dem ehemaligen Waldfrieden” und der
Ortseingang, entlang dem Straßenbahngleis, iſt nunmehr fertiggeſtell
und wird bereits viel von Fußgängern zwiſchen Darmſtadt und
Ebe=
ſtadt oder umgekehrt benutzt. Man kann alſo jetzt auf der Oſtſeite d
Darmſtädter Straße von der Landskrone aus bis nach Eberſtadt bequen
gehen, ohrie durch den Straßenverkehr beläſtigt zu ſein. — Gegen
wärtig ſind hier zwei Dreſchmaſchinen aufgeſtellt. Die eine ſtel
im Griesheimer Weg, die andere an der Alten Darmſtädter Straße.
Dirigentenwechſel. Der Geſangverein „Laſſallia” hat als neue
Dirigenten den Chorleiter und Kapellmeiſter D. Kiſſel gewonnen, de
zuletzt Bezirkschormeiſter im Gau Südbayern war. — Anläßlich d
Kreistunifeſtes der Arbeiterturner in Darmſtadt kommen ungefähr 40
Turner /und Turnerinnen über Sonntag hier in Bürgergua
tiere
Der Heſſiſche Sängerbund auf der
Rheinland=
befreiungsfeier in Mainz.
Auch der Heſſiſche Sängerbund wird ſich an der
Rheinland=
befreiungsfeier in Mainz am kommenden Sonntag aktiv
betei=
ligen. Die Vereine ſammeln ſich nach Ankunft der Züge im Hof
der Prinz=Karl=Kaſerne (Altes Proviantamt) Schillerplatz 6, wo
eine Probe der Chöre von dem Bundes=Chormeiſter Kapellmeiſter
Otto Naumann=Mainz abgehalten wird. Um 9.15 Uhr marſchieren
die Vereine unter Vorantritt einer Muſikkapelle durch die Große
Bleiche, Klaraſtraße, am Stadthaus vorbei durch die
Schuſter=
ſtraße, nach dem Aufſtellungsplatz vor dem Stadttheater, woſelbſt
die Rundfahrt des Reichspräſidenten abgewartet wird. Bis zum
Eintreffen des Reichspräſidenten werden Chöre vorgetragen, und
der Reichspräſident mit dem Liede „Freiheit, die ich meine”
emp=
fangen. Zum Vortrag gelangen im übrigen „Deutſchland, mein
Vaterland” von Heinrichs, „Strömt herbei ihr deutſchen Brüder”,
von Buck und „Wo ſolch ein Feuer noch gedeiht” von Mendelsſohn.
Am Nachmittag treffen ſich die Vereine im Stadtgarten, wo
bei Konzert und Geſang gemütliche Stunden verbracht werden.
Hier erfolgt auch die Ausgabe der vom heſſiſchen Sängerbund für
die mit Fahnen und Bannern teilnehmenden Vereine geſtifteten
Erinnerungsblätter durch den Bundesvorſitzenden Dr. Siegert
Die Darmſtädter Sänger müſſen, um rechtzeitig in Mainz zu
ſein, die Züge 7,20 Uhr oder 7,51 Uhr benutzen. Die Reichsbahn
erwägt, noch einen Vorzug 7,44 Uhr fahren zu laſſen, der
jeden=
falls die günſtigſte Gelegenheit für die Darmſtädter Sänger ſein
wird. Zu dieſem Zug beſtehen auch fahrplanmäßige Anſchlüſſe aus
dem Odenwald. Die Sänger von der Bergſtraße benutzen einen
Sonderzug ab Heppenheim. Für Oberheſſen legt die Reichsbahn
einen Sonderzug ein, der 6,30 Uhr in Gießen abfährt und an den
Stationen Butzbach, Bad=Nauheim, Friedberg, Homburg und
Mainz=Kaſtel anhält.
Cp. Pfungſtadt, 15. Juli. Die Gras= und Rohrſtreu=
Nutzung von mehreren Wieſen, ſo u. a. von den Wieſen an der
Torfgrube und am Grenzgraben, wird am Donnerstag nachmittag
auf dem Rathaus öffentlich verſteigert. — Die von der hieſigen
Ortsgruppe des Odenwaldklubs für den vergangenen Sonntag
geplant geweſene Tour nach Aſchaffenburg fiel mit Rückſicht auf
das ungünſtige Wetter aus.
* Erzhauſen, 15. Juli. Bei dem am Sonntag, den 13. Juli, in
Worfelden ſtattgefundenen Geſangswettſtreit errang der Geſangverein
„Sängerbund” Erzhauſen in der 2. Landklaſſe den erſten Ehrenpreis,
den erſten Klaſſenpreis, den erſten Dirigentenpreis, bei einer
Konkur=
renz von 7 Vereinen. Der Verein ſteht unter Leitung des Herrn
Muſik=
direktors Diegel=Frankfurt a. M.
O. Reichenbach, 15. Juli. Odenwaldklub. Die
groß=
artige und ſtimmungsvolle Anlage des Ehrenmals für die
Ge=
fallenen des Odenwaldklubs auf dem Teufelsſtein bei Reichenbach
übt auf die Klubmitglieder immer wieder ihre Anziehungskraft
aus. So kam auch am Sonntag die aus zahlreichen Mitgliedern
beſtehende Ortsgruppe Frankfurt a. M. hierher, um nach einer
Mittagsraſt im Gaſthaus „Zur Traube” auf dem Ehrenmal eine
kurze aber würdige Feier zu veranſtalten. Zum Schluſſe wurde
von dem Vorſitzenden zu Ehren der Gefallenen ein Kranz
nieder=
gelegt. Die Wanderung wurde dann über das Fürſtenlager nach
Auerbach fortgeſetzt, woſelbſt im Hotel „Krone” die Ehrung von
vier Mitgliedern, die in ununterbrochener Folge ihre 100.
Wan=
derung zurückgelegt hatten, erfolgte. Es war eine Dame und drei
Herren, die ſich durch ihre Wanderfreudigkeit das echt goldene
Abzeichen erwarben.
Bl. Erlenbach b. Fürth, 14. Juli. Einen großen Erfolg
er=
rang der hieſige Geſangverein Sängerbund, der ſich an dem
gro=
ßen nationalen Geſangswettſtreit am 13. Juli in Worfelden
be=
teiligte. Der Verein ſang in der Quartettklaſſe und wurde unter
ſtärkſter Konkurrenz mit 95 Punkten zweiter Preisträger hinter
dem Doppelquartett Rumpenheim. Auch im höchſten Ehrenſingen
konnte der Verein mit 46 Punkten und nur 1 Punkt hinter dem
erſten Sieger Zweiter werden.
Bz. Tröfel, 14. Juli. Errichtung eines Ehrenmals
für die Opfer des Weltkrieges. Die von der hieſigen
Ge=
meinde ſeit Jahren beabſichtigte Errichtung eines Gefallenen=Denkmals
ſcheint jetzt verwirklicht zu werden. Das erforderliche Gelände wurde
von den Eigentümern koſtenlos zur Verfügung geſtellt und foll das
Denkmal in die Mitte des Dorfes zu ſtehen kommen. Die Vorarbeiten
ſind bereits im Gange und die Einweihung ſoll anfangs Oktober
ſtatt=
finden. — Unglücksfall. Der hieſige Landwirt Philipp Fiſcher
wurde beim Sandgraben von einrutſchenden Sandmaſſen verſchüttet
und trug einen doppelten Armbruch davon. Der Verunglückte wurde
ins Weinheimer Krankenhaus eingeliefert.
* Heubach (Odw.), 15. Juli. Am Sonntag fand hier das
alljähr=
liche Miſſionsfeſt des Evang. Dekanats Groß=Umſtadt ſtatt. Mit
wehenden Fahnen wurden die zahlreichen Feſtgäſte begrüßt. Trotz
man=
cherlei weltlichen Feſten ringsum hatten ſich die beiden evangeliſchen
Kirchengemeinden am Ort in der geräumigen reformierten Kirche in
großen Scharen verſammelt. Der evangeliſche Poſaunenchor von
Leng=
feld, verſtärkt durch zwei Bläſer von Reinheim, eröffnete die
Feier=
ſtunden mit einer Motette. Nach gemeinſamem Geſang und Altardienſt,
den der Ortspfarrer, Herr Pfarrer Renner, verſah, betrat der
Feſt=
redner des Tages, Herr Miſſionar Ittmann, die Kanzel und verlas das
erſchütternde Schriftwort, in dem der Herr ſagt, daß er nicht gekommen
ſei, den Frieden zu ſenden, ſondern das Schwert. Aus ſeiner reichen
Miſſionserfahrung belegte der Miſſionar die Richtigkeit dieſes
Schrift=
wortes und zeigte, wie nur durch Unruhe innerer und äußerer Art der
Heide zum Frieden der Gottesgemeinſchaft in Chriſtus kommt. Herr
Dekan Reichert von Lengfeld ging in ſeinem Grußwort, das er im
Namen der Dehanatsgemeinden der Feſtgemeinde darbrachte, von dem
großen Bergwerksunglück in Schleſien aus und ermahnte die
Miſſions=
freunde, offene Ohren für den Hilferuf zu haben, der aus der
Heiden=
welt erklingt, und nicht zu denken, auf unſere Kräfte käme es nicht an.
Nach einer kurzen Kaffeepauſe, in der die auswärtigen Beſucher des
Miſſionsfeſtes gaſtlich aufgenommen wurden, begann um 4.45 Uhr die
Nachverſammlung, ebenfalls in der Kirche. Als Vertrauensmann für
Aeußere Miſſion in unſerem Dekanat gab Pfarrer Thaer von Groß=
Umſtadt einen kurzen Ueberblick über den Stand der deutſchen
evange=
liſchen Miſſionsarbeit, die ein geſundes Wachstum zeigt, und über die
Liebesgaben der Dekanatsgemeinden für die Miſſionsarbeit, die auch
erfreulich geſtiegen ſind. Danach ſchilderte Herr Miſſionar Ittmann die
Gelegenheiten und die Art und Weiſe, wie unſere Miſſionare draußen
ihre Arbeit beginnen. Im Schlußwort dankte Herr Pfarrer Renner
allen, die zum Miſſionsfeſt gekommen waren, und die zum Gelingen des
Feſtes beigetragen hatten. Der hieſige Kirchenchor unter Leitung von
Herrn Lehrer Funk erfreute in beiden Verſammlungen mit mehreren
Liedern; man wunderte ſich darüber, wie viel in der kurzen Zeit der
Vorbereitung des Feſtes von den jungen Leuten unter der ſtraffen
Lei=
tung des Dirigenten klangſicher eingeübt war. Die ſchöne Orgel ſpielte
Herr Lehrer Funk. Die Feſtkollekte ergab 110 Mark. Am Vormittag
waren in der Filialgemeinde Wiebelsbach, wo der Herr Miſſionar
Pre=
digtgottesdienſt und Chriſtenlehre gehalten hatte, 23 Mark Kollekte
ein=
gegangen, ebenfalls zur Förderung der Heidenmiſſionsarbeit der Baſler
Miſſionsgeſellſchaft. Um 6.30 Uhr wanderten die auswärtigen
Feſt=
gäſte, dankbar für die innere Bereicherung ihrer Liebe zum
Miſſions=
werk, heim.
b. Erbach i. O., 15. Juli. Aus der Tuchinduſtrie. Der
Vergleich der Firma Gg. Wilh. Kumpf Tuchfabrik in Erbach i. Odw. iſt
wie wir hören, geſtern vormittag richterlich beſtätigt worden. Auch die
Gründungsverhandlungen der Beteiligten, die den Betrieb wieder
auf=
nehmen wollen, ſind bis auf einige Formalitäten erledigt. Die neue
Firma führt den Namen „Tuchfabrik G. W. Kumpf, Aktiengeſellſchaft”
und hat ihren Sitz in Erbach i. O. Wenn in einigen Tagen ſich die
Pforten des größten Induſtriebetriebes unſeres Städtchens öffnen und
der größten Zahl der zurzeit Erwerbsloſen in Erbach wieder Brot geben,
dann iſt es zu einem überwiegend großen Teil der Gräflich Erbachſchen
Familie zu danken, die es als ihre vornehmſte Pflicht anſah, trotz aller
Schwierigkeiten der Heimatſtadt und deren Bevölkerung ſowie der ohne
eigenes Verſchulden in Schwierigkeiten geratenen Familie Kumpf, die
die Firma durch ein Jahrhundert geführt hat, beizuſpringen. Daß auch
die Stadtverwaltung ihr möglichſtes getan hat, um den Betrieb wieder
in Gang zu bringen, iſt eine Selbſtverſtändlichkeit, die hier beſondere
Erwähnung verdient.
— Hirſchhorn, 15. Juli. Wafſerſtand des Neckars am
14. Juli: 1,02 Meter; am 15. Juli: 106 Meter.
— Gernsheim, 15. Juli. Waſſerſtand des Rheins am
14. Juliz 112 Meter; am 15. Juli: 1.45 Meter.
Nummer 195
Mittwoch, den 16. Juli 1930
Die Lage der Landwirtſchaft im Monat Juni.
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Die Berichte, die von den deutſchen Landwirtſchaftskammern
über die Lage der Landwirtſchaft im Monat Juni eingehen, zeigen
im Geſamtbild kaum eine Veränderung gegen den Vormonat.
So=
weit eine Aenderung der Lage eingetreten iſt, muß
bedauerlicher=
weiſe feſtgeſtellt werden, daß ſie in keinem Punkte zum Guten
neigt. Die Erfolge der Agrarpolitik der letzten Monate auf
ein=
zelnen Gebieten der landwirtſchaftlichen Preisgeſtaltung konnten
ſich in größerem Umfange noch nicht auswirken, da mit dem
Ab=
lauf des alten Erntewirtſchaftsjahres nur noch im Verhältnis zur
Geſamternte geringe Mengen von der Landwirtſchaft verkauft
wer=
den konnten. Auf anderen Gebieten, beſonders auf dem in der
Zeit vor der neuen Ernte für die laufenden Betriebseinnahmen
beſonders wichtigen Gebiet der Milchwirtſchaft, traten aber ſogar
weitere Preisrückgänge ein. In Einzelfällen wird berichtet, daß
der Liter Milch nach der Bearbeitung in der Molkerei zu einem
Preiſe von nur 10 Pf. an den Kleinhändler bzw. an den
Selbſt=
verbraucher abgegeben werden mußte.
Unter dieſen Verhältniſſen mußte die in zahlreichen Fällen
vorgenommene Erhöhung der Realſteuerlaſten durch neue
Stei=
gerung des Geldbedarfs bei den Gemeinden bzw.
Gemeindever=
bänden beſonders ſchwer empfunden werden, um ſo mehr, als
auch die ſehnlichſt erwartete Erleichterung von der Zinsſeite her
trotz der ſtarken Ermäßigung des Reichsbankdiskonts für den
letz=
ten landwirtſchaftlichen Kreditnehmer noch immer kaum ſpürbar
geworden iſt.
Die Berichte der Kammern über den Stand der Saaten
be=
ſtätigen im großen und ganzen das in den letzten Wochen bereits
durch zahlreiche Einzelnachrichten gezeichnete Bild, in dem die
lang anhaltende Dürre im Monat Juni vielfach zu den ſchwerſten
Ernteſchäden geführt hat. Beſonders gilt dies für alle diejenigen
Gebiete, in denen leichtere Bodenarten vorherrſchend ſind, wie
ſich überhaupt aus den Lageberichten der verſchiedenen
Landwirt=
ſchaftskammern in dieſem Monat eine beſonders ſcharfe Differen=
Nach Berichten deutſcher Landwirtſchaftskammern.
zierung nach der Gunſt der natürlichen Vorausſetzungen für den
landwirtſchaftlichen Betrieb abzeichnet Gebiete mit beſſeren
Böden können zum mindeſten für die Winterſaaten ein
verhält=
nismäßig gutes Ueberſtehen der Trockenperiode melden.
Aller=
dings ſind ſtatt deſſen durch die Ende des Monats eingetretenen
heftigen Gewitter häufig empfindliche Lagerſchäden zu
verzeich=
nen. Allgemein hat das trockene Wetter die Entwicklung aller
tieriſchen Pflanzenſchädlinge ſehr begünſtigt, ſo daß in weit
höhe=
rem Maße über Schäden von dieſer Seite Klage geführt wird als
in normalen Jahren. In den von der Dürre ohnehin beſonders
ſtark betroffenen Sommergetreidebeſtänden tritt außerdem mit
großer Verbreitung die Dörrfleckenkrankheit des Hafers auf.
Mangelnder Nachwuchs auf den Grünlandflächen zwang in
vielen Fällen bereits zur zeitweiligen Wiederaufſtallung des
Weideviehs bzw., wo hierzu die futtertechniſchen Möglichkeiten
nicht gegeben waren, zur Abſtoßung von Viehpoſten. Für den
Winter gibt vor allem das oft völlige Ausbleiben des zweiten
Schnitts auf den Ackerfutterflächen, beſonders den Kleeſchlägen,
Grund zu ernſter Sorge für die Durchhaltung des Viehbeſtandes.
Obſt und Gemüſe wurde durch die Geſtaltung des Wetters
zunächſt durch die Beſchleunigung des Reifeprozeſſes berührt,
wo=
durch einerſeits mengenmäßige Ausfälle, andererſeits aber vor
allem Preisrückgänge durch zuſammengedrängtes Angebot
verur=
ſacht wurden. Beim Kernobſt kam es zu ſtarkem Fruchtabwurf.
Vereinzelt wurde auch vollſtändiges Abſterben der Obſtbäume
ge=
meldet, die den Anforderungen der Dürre nach den Froſtſchäden
des Winters 1928/29 nicht mehr ſtandhalten konnten.
In der Forſtwirtſchaft machte ſich die Trockenheit beſonders für
das Fortkommen der jungen Kulturen ſchädigend bemerkbar. Die
älteren Waldbeſtände wurden durch zahlreiche Waldbrände
heim=
geſucht und leiden, ebenſo wie die landwirtſchaftlichen Kulturen,
unter den durch das trockene Wetter begünſtigten Schädlingen.
Auf dem landwirtſchaftlichen Arbeitsmarkt änderte ſich nur
wenig. Weibliche Hilfskräfte für den bäuerlichen Betrieb ſind nach
wie vor kaum zu erhalten, ſo daß in Grenzgebieten ſogar auf
ausländiſche Kräfte zurückgegriffen werden mußte. Verſuche zur
Einſtellung ſtädtiſcher Arbeitsloſer bei Pflege= und Erntearbeiten
in der Landwirtſchaft führen bedauerlicherweiſe immer wieder zu
wenig ermutigenden Fehlſchlägen.
Oberheſſen.
v. Friedberg, 14. Juli. Städtewettkampf. Erſtmals
veranſtalteten Friedberg und Bad=Nauheim einen gemiſchten
Städtewettkampf, der von den Turnern der Nachbarſtädte
be=
ſtritten wurde. Bad=Nauheims Mannſchaft entſchied ſowohl den
volkstümlichen Vierkampf als auch den Gerätevierkampf für ſich
Es ſiegte mit dem Geſamtergebnis 138:82. Auch die Städteſtaffel
gewann Bad=Nauheim. Der im Hochwalde zwiſchen Friedberg
und Bad=Nauheim ſtattgefundene Städtekampf begegnete
leb=
haftem Intereſſe.
v. Bad=Nauheim, 14. Juli. Vom Rathauſe. Der
Stadt=
rat beſchloß in ſeiner letzten Sitzung, in gleicher Weiſe, wie vom
Staat vorgeſehen, auch ſeitens der Stadt Befreiung von der
Grundſteuer für die im Kalenderjahr 1930 begonnenen
Neu=
bauten eintreten zu laſſen. Ein Antrag, an Sonn= und
Feier=
tagen auf dem ſtädtiſchen Friedhof keine Beerdigungen mehr
vor=
zunehmen, fand keine Mehrheit. Für Herſtellung von Straßen
wurden 70 000 Mark bewilligt. Annahme fand ein Nachtrag zur
Ortsbauſatzung, wonach Autogaragen im Kuxviertel in Zukunft
nicht mehr errichtet werden dürfen. Die als Saiſonſchlußfeſt weit
und breit bekannte „Nauheimer Kirmes” wird in dieſem Jahre
am 5. und 6. Oktober abgehalten. Der Verkehrsverein hatte 2000
Mark für den von ihm am 27. Juli geplanten großen
Roſen=
korſo angefordert. Die Linke war gegen jegliche Unterſtützung.
Für die 2000 Mark ſetzten ſich nur einige Stadträte ein. Eine
knappe Mehrheit bewilligte ſchließlich 500 Mark. — Kein
Roſenkorſo. Der Verkehrsverein hat den geplanten großen
Roſenkorſo abgeſagt, da ihm der ſtädtiſche Zuſchuß von 500 Mark
nicht ausreicht, um eine dem Anſehen der Badeſtadt genügende
Veranſtaltung durchzuführen.
In dankbarer Freude zeigen wir die
glückliche Geburt eines kräftigen
Jungen an.
Ludwig Slock und Frau
Warie, geb. Hofmann
Nieder-Ramstädterstr. 671.
Meine Verlobung mit Fräulein Herta Sell,
Tochter des Herrn Dr. med. Friedrich Sell und
seiner Frau Gemahlin Mathilde, geb. Zöckler
beehre ich mich anzuzeigen.
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Fachbeamter für Grünlandwirtschaft
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Im Namen der Hinierbliebenen:
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Darmſtadt, Kiesſir. 93, Reichelsheim i. Odw., Altenſtadt i. Heſſen,
den 15. Juli 1930.
Ihre Vermählung zeigen an:
Ernst Dierk
und Frau Henni, geb. Pett
Darmstadt, im Juli 1930.
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Für die anläßlich unſerer Vermählung erwieſenen
Aufmerkſamkeiten danken herzlichſi
Paul Schilling, Apotheker
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Darmſtadt, Juli 1930.
Friedrichſtr. 36I.
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(Statt Karten.)
Plötzlich und unerwartet verſchied am Montag mein
liebes, herzensgutes Frauchen
Eliſabethe Zotz, geb. Klöppinger
im blühenden Alter von 26 Jahren,
In tiefer Trauer:
Oito Zoßz
nebſt Angehörigen.
Die Beerdigung findet Donnerstag, nachm. 2 Uhr,
in Ober=Ramſtadt vom Trauerhauſe,
Lichtenberg=
ſtraße 18 aus ſtatt,
Dankſagung.
(Statt Karten.)
Für die vielen Beweiſe aufrichtiger Teilnahme und
für die zahlreichen Kranz= und Blumenſpenden bei
dem Heimgang unſerer lieben Entſchlafenen
Frau Katharina Haas, geb. Sauer
ſagen wir Allen herzlichen Dank. Ganz beſonders
danken wir Herrn Pfarrer Koch für die troſtreichen
Worte am Grabe und dem hieſigen Frauenverein für
die Kranzniederlegung.
Im Namen der tieſtrauernden Hinterbliebenen:
Weißbindermeiſter Peter Haas
und Kinder.
(11165
Höchſt i. Odw., den 14. Juli 1930.
Die Beerdigung findet in der Stille ſtatt.
(11148
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Meine liebe Frau unſere treuſorgende Mutter,
Großmutter, Schwiegermutter und Tante
Frau Marie Jäger, geb. Arnod
iſt heute Nacht von ihrem langjährigen, mit großer
Geduld getragenem Leiden durch einen ſanften
Tod erlöſt worden.
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heinst
Seite 8
Mittwoch, den 16. Inli 1930
Nummer 195
Der Badener Heimakkag in Karlsruhe.
Die Karlsruher Stadtmuſikanten im Feſtzug.
Aus allen Gauen Badens trafen ländliche und ſtädtiſche Abordnungen in Karlsruhe ein, um ſich
in ihren hiſtoriſchen Trachten zu dem bunten Feſtzug des Badener Heimattages zu vereinen.
Die Abſtimmungsfeier in Marienburg.
Die Feier vor dem Abſtimmungsdenkmal in Marienburg.
Im Vordergrund die Teilnehmer in der hiſtoriſchen Tracht der Deutſchordensritter, die vor
ſieben=
hundert Jahren Oſtpreußen der deutſchen Kultur eroberten.
Fkugzengabſturz bei Merſeburg.
Zwei Tote.
Halle. Am Montag nachmittag ereignete
ſich in der Nähe von Schkopan bei Merſeburg ein
ſchweres Flugzeugunglück. Ein Schulflugzeug der
Akademiſchen Fliegergruppe Dresden mit zwei
Mann Beſatzung war bei Schkopan gelandet, wo
der Führer des Flugzeuges eine verwandte
Fa=
milie beſuchte. Als das Flugzeug zum Rückflug
geſtartet war, ſtürzte es plötzlich aus etwa 40
Meter Höhe ab und wurde zertrümmert. Der
Führer des Flugzeuges wurde tot unter den
Trümmern hervorgezogen. Der Begleiter, der in
ſchwerverletztem Zuſtand in das Merſeburger
Krankenhaus gebracht wurde, ſtarb dort nach der
Einlieferung.
Nach einer ergänzenden Meldung Berliner.
Blätter handelt es ſich bei den Inſaſſen des in
der Nähe von Schkopan bei Merſeburg
abge=
ſtürzten Flugzeuges um den Piloten von Fiedler,
den Sohn des Generals v. Fiedler und den
Flug=
gaſt Krüger aus Dresden.
Aus dem Flugboot geſtürzt.
Warnemünde. Ein nicht alltäglicher
Zwiſchenfall, bei dem ein Schüler der Deutſchen
Verkehrsfliegerſchule den Tod fand, hat ſich am
Montag abend bei Warnemünde über der Oſtſee
ereignet. Ein Heinkel=Schuldoppeldecker der
Deutſchen Verkehrsfliegerſchule, eine
Schwimmer=
maſchine, befand ſich in etwa 1000 Meter Höhe,
als der Pilot plötzlich feſtſtellte, daß das
Höhen=
ſteuer nicht mehr zu bewegen war, weil ſich der
Riemen des mitgeführten Photoapparates in den
zu den Steuerflächen führenden Kabeln
verfan=
gen hatte. Im nächſten Augenblick überſchlug ſich
die Maſchine, wobei der Begleiter, Flugſchüler
Hamkens, herausſtürzte, während der Pilot ſich,
während er mit dem Kopf nach unten hing, mit
aller Kraft am Steuerhebel feſtklammerte. Die
Maſchine ſackte immer tiefer. Im letzten
Augen=
blick gelang es dem Piloten, die Störung am
Laufwerk zu beheben und, kaum 100 Meter über
dem Waſſer, den Doppeldecker wieder in die
Normallage zu bringen und glatt auf dem Meere
niederzugehen. Die Suche nach der Leiche des
abgeſtürzten Begleiters war bisher erfolglos.
Die Leiche des Fabrikanten Brakelsberg
identifiziert.
Kolberg. Wie jetzt feſtgeſtellt wurde,
handelt es ſich bei der in der Nähe von Kolberg
angeſpülten Leiche um die des 41jährigen
Fa=
brikanten Karl Brakelsberg aus Milſpe i. W.,
einer der vermißten Fluggäſte des bei Bornholm
verunglückten Flugbootes D 864.
Die 900-Jahrfeier des Doms zu Speyer.
Die Feſtſtraße vor dem Speyerer Dom,
deſſen 900jähriges Beſtehen jetzt gefeiert wurde.
Der Dom iſt die altehrwürdige Begräbnisſtätte
vieler deutſcher Fürſten.
Reich und Ausland.
Die Speyerer Schiffbrücke zerriſſen.
Speyer. Am Montag morgen ſtreifte bei
der Durchfahrt durch die hieſige Schiffbrücke ein
Schleppdampfer eine Stahltroſſe, die durch die
Wucht des Anſtoßes brach. Da das ganze Gewicht
der Brücke im mittleren Flußbett nur noch an
drei Ankerketten hing, die die Brücke gegen den
Strom zu halten hatten, wurden auch ſie
über=
laſtet und zerriſſen. Dadurch iſt der jenſeitige
Teik der Brücke vom Strom talwärts gedrückt
worden. Durch dieſe Beſchädigung iſt die Brücke
für jeden Verkehr, auch für die Schiffahrt,
ge=
ſperrt. Der Perſonenverkehr über den Rhein
wird von einem Perſonendampfer aufrecht
er=
halten. Die Reparaturarbeiten dürften einige
Tage in Anſpruch nehmen.
Wertvolle vorgeſchichtliche Funde.
Marburg. Unter Leitung des Direktors
des vorgeſchichtlichen Seminars der hieſigen
Uni=
verſität, Profeſſor Dr. Merhart von Bernegg,
wurden in unmittelbarer Nähe der ſogenannten
Lichteküppels in den Lahnbergen zwei durch
Auf=
forſtungen gefährdete Hünengräber freigelegt,
die wertvolle Funde zutage brachten. In dem
Hauptgrab, das zehn Meter Durchmeſſer hatte,
fanden ſich Gefäße, die der Beſchaffenheit und
Form nach aus Süddeutſchland ſtammen. Das
zweite, kleinere Grab war inſofern intereſſant.
als es eine Urne mit Nachbeſtattung (alſo zwei
Perſonen) enthielt. Die Gräber, deren Inhalt
dem vorgeſchichtlichen Seminar im Kunſtinſtitut
einverleibt iſt, ſtammen aus der Zeit um 1000
v. Chr.
Unterſchlagungen bei der Kreiskaſſe Harzburg.
Bad Harzburg. Der Kreiskaſſenbuchhalter
Redner iſt unter dem Verdacht, Veruntreuungen
in großem Umfang begangen zu haben, verhaftet
worden. Die Unterſuchung iſt im Gange. Es ſoll
ſich um Unterſchlagungen in Höhe von 80 000
RM. handeln.
Neun Todesopfer der Unruhen in Mymenſingh.
London. „Times” zufolge wurden bei den
Unruhen in Mymenſingh (Bengalen) neun
Per=
ſonen getötet.
Der Wirbelſturm über Korea.
Tokio. Nach weiteren amtlichen
Mitteilun=
gen wird die Zahl der Opfer des Wirbelſturmes
in Korea auf 110 geſchätzt. Der Schiffsverkehr
zwiſchen Daren und den chineſiſchen und
japani=
ſchen Häfen iſt eingeſtellt worden. Auch am
ſüd=
lichen Teil der Inſel Sachalin herrſcht ſtarker
Sturm, ſo daß die Schiffahrtsverbindung zwiſchen
Sachalin und Japan ſeit drei Tagen
unter=
brochen iſt.
Graf Luckner unkerrichket
Dollar=
millionäre im Seefahren.
Graf Luckner,
der Führer des Kreuzerkrieges im Atlautik ve
1917, den er in ſeinem bekaunten Buch
teufel” ſchilderte, fährt jetzt von
50 amerikaniſchen Million;
indien. Die jun
ſeiner Leitung
Das Spalier der Bergknappen.
Am 13. Juli, an dem in ganz Preußen die Flaggen auf Halbmaſt wehten, wurden die Opfer der
furchtbaren Kataſtrophe von Neurode in Maſſengräbern beigeſetzt. Bei der Trauerfeier auf dem
Friedhof von Hausdorf ſpielten ſich herzzerreißende Szenen ab.
Die Bergungsarbeiten in Neurode.
Neurode. Wie die Direktion der
Wenzes=
lausgrube mitteilt, ſind die von verſchiedenen
Seiten verbreiteten Gerüchte, daß ſich der
Un=
glücksſtollen teilweiſe unter Waſſer befinde,
un=
richtig. Allerdings ſind die
Bergungsmannſchaf=
ten auf neue Schwierigkeiten geſtoßen, wie ſich
überhaupt bei dieſen Arbeiten ein ſtets
wechſeln=
des Bild ergibt. Auf der dritten Sohle iſt vor
dem Abbauſtreb das Hangende teilweiſe
herein=
gebrochen, ſo daß die Bergungsmannſchaften
zu=
nächſt die Geſteinsmaſſen forträumen und dann
zu ihrer eigenen Sicherheit den Stollen durch
Holzausbau ſichern müſſen. Hierdurch verzögert
ſich naturgemäß die weitere Bergung der noch in
der Grube befindlichen 44 Leichen. Auch trifft es
nicht zu, daß die am Montag geborgenen Leichen
bereits in Verweſung übergegangen ſind. Dies
iſt ſchon aus dem Grunde nicht möglich, weil
be=
kanntlich Kohlenſäure den Verweſungsprozeß
aufhält. Es wird erneut darauf hingewieſen, daß
zwiſchen Verwaltung, Bergbehörde und
Betriebs=
rat volle Uebereinſtimmung über die
Bergungs=
arbeiten beſteht.
Das Hamburger Schachturnier.
Hamburg. Von den zum Hamburger
hachländerwettkampf gemeldeten Nationen iſt
zurückgetreten. Da auch die mexikaniſchen
erſ
en. beträgt die
tiye Teilnehmerzahl 18. Die wichtigſten
Ergebniſſe der beiden erſten Spieltage ſind:
Deutſchland — England 3:1, Polen — Ungarn
3½:½, Schweden — Tſchechoſlowakei ½:3½,
Hol=
land — Oeſterreich 2:3, Oeſterreich — Ungarn
2:2. Deutſchland — Tſchechoſlowakei 1½:1½,
(eine Hängepartie), England — Norwegen 3½:½.
Der Loientag Wneutobe.
Die Reihen der 99 Särge in der Gruft auf dem Friedhof von Hausdorf.
[ ← ][ ][ → ]Nummer 195
Mittwoch, den 16. Juli 1930
Seite 9
Der HaſyDeig und ſeine Seormang ſur Sienendalg.
* Der ſteile Weſtabfall des Odenwaldes zur oberrheiniſchen
Tiefebene hat eine große Aehnlichkeit mit dem Nordabfall des
Harzes zur norddeutſchen Tiefebene. Während aber der Weſtabfall
des Odenwaldes gewiſſermaßen eine Steilwand bildet, an deſſen
Juße unmittelbar die ſeit altersher berühmte „Bergſtraße”
ent=
lang führt, iſt der Nordabfall des Harzes nicht ganz ſo geradlinig,
ſo daß die alte Heerſtraße, die von Goslar in öſtlicher Richtung
nach Halberſtadt führt, in einem Abſtand von 3—5 Kilometern
nördlich der Harzberge in der Ebene angelegt worden iſt.
Gleich=
wie die burgengekrönten Höhen des Weſtrandes des Odenwaldes
weite Ausſchau bis über den deutſchen Rhein bieten, gewähren die
ebenfalls burggekrönten Höhen des Nordrandes des Harzes einen
weiten Ausblick in das alte Land der Niederſachſen! Wie ein
Ueberbleibſel aus dem Kampf zwiſchen Gebirge und Tiefebene
mutet es an, daß dem Harzgebirge noch eine Anzahl kleiner
Berg=
rücken nördlich vorgelagert ſind, die von dem Gebirgsmaſſiv gleich
Vorpoſten in die Ebene vorgeſchoben ſind.
Einer dieſer Vorpoſten iſt der „Harlyberg”, ein ſchmaler, ſich
bis zur Höhe von 256 Metern erhebender Bergrücken von 5½
Kilo=
metern Länge, der parallel den Harzrand in der Richtung von
Weſtnordweſt nach Oſtſüdoſt läuft und an ſeinem Oſtende — etwa
eine deutſche Meile nördlich der Harzburg — ſteil zur Oker
ab=
fällt, an deren Ufer Vienenburg liegt.
Der Harlyberg war und iſt das Wahrzeichen
und die Geſchichte Vienenburgs!
Die heutige Benennung Harlyberg iſt nicht richtig; die alten
Chroniken ſprechen von Harlungeborch, Harlungenberg,
Harlenken=
berch, Harlinginberch, Harlingenberg, Harlinberch und noch von
weiteren ähnlichen Bezeichnungen, aus denen zu ſchließen iſt, daß
der Name Harlingeberg wohl die richtige Bezeichnung wäre.
Wenn es auch nicht einwandfrei erwieſen iſt — aus
Geld=
mangel mußten bisher mit Forſchungen verbundene Ausgrabungen
unterbleiben —, ſo ſpricht doch ſehr vieles dafür, daß auf dem
ſüd=
öſtlichen Ende des Harly= oder Harlingeberges eine
vorgeſchicht=
liche oder altſächſiſche Volksburg geſtanden hat, in deren
ger=
maniſche Ringwälle hinein der deutſche König Otto IV. im Herbſt
und Winter 1203/04 ſeine Reichsburg baute, die in dem Kampf
zwiſchen den Staufern und den Welfen eine große Rolle geſpielt
hat und ein Machtfaktor der Welfen gegen das ſich immer weiter
nach Oſten ausdehnende Bistum Halberſtadt war.
Nach des Staufers Kaiſer Heinrichs VI. Tode in Italien am
28. September 1197 entbrannte der kaum erſt beigelegte Zwiſt
zwiſchen den Staufern und Welfen von neuem. Während die
ſtaufiſch geſinnten Fürſten den jüngſten Sohn Barbaroſſas, Philipp
von Schwaben, zum deutſchen Könige wählten, erkoren die Gegner
den erſt ſechzehnjährigen zweiten Sohn Heinrichs des Löwen, den
Grafen Otto von Poitou, zum Herrſcher des Reiches. Da der kluge
Papſt Innocenz III. ſich zunächſt abwartend für keinen der beiden
Thron=Kandidaten entſchied, ſo mußten in Deutſchland die Waffen
entſcheiden. Die eigentlichen Wurzeln der Kraft König Otto’s
lagen in ſeinen Stammlanden in den Gebieten nördlich des Harzes
und rings um dieſes Gebirge herum. Auch nach der Entſcheidung
des Papſtes zugunſten Otto’s nahm der Kampf zwiſchen den beiden
Gegenkönigen ſeinen Fortgang. Die größere Macht im Reiche war
bei Philipp., und nur durch die Ermordung des Königs Philipp
durch den Pfalzgrafen Otto von Wittelsbach am 21. Juni 1208
ſtieg König Otto zur höchſten Macht empor. In ſeinem Kampfe
gegen König Philipp hatte König Otto aber auch Erfolge zu
ver=
zeichnen gehabt, von denen einer die Eroberung Goslars iſt.
Zum Zwecke dieſer Eroberung Goslars hat
der deutſche König Otto IV. ſeine Reichsburg auf
dem Harly= oder Harlingeberg erbaut!
Unter dem Schutze dieſer Burg entſtanden einige Siedlungen,
die längſt verſchwunden ſind, deren Namen die Chroniken aber
melden; eine von dieſen Siedlungen hieß Thuringerode: dieſes
Thuringerode lag auf derſelben Stelle, auf der heute der Ort
Vienenburg ſteht, führt doch noch heute ein Ortsteil von
Vienen=
burg den Namen „Tuterode‟!
Für den Juriſten und für den Staatsrechtforſcher iſt es
inter=
eſſant, feſtgeſtellt zu wiſſen, daß König Otto IV. keinerlei Anrecht
hatte, auf dem Harly= oder Harlingeberg eine Burg zu bauen,
denn das Burggebiet hatte vorher weder in ſeinem noch in des
Reiches Eigentum geſtanden, da es die Holzmark zweier
benach=
barter Dörfer Stocheim und Dudingerode umfaßte, und niemand
— auch dem König nicht — ſtand es frei, auf fremdem
Privat=
grundbeſitz Burgen zu errichten. König Otto IA. war ſich ſeines
Uebergriffs auch bewußt, verfügte er doch in ſeinem Teſtament,
daß ſeine Erben die Eigentümer des Berges durch eine ihnen
ſelbſt angemeſſen dünkende Entſchädigung veranlaſſen ſollten, auf
ihren Anteil zu verzichten; für den Fall aber, daß es zu keinem
Ausgleich mit den Eigentümern des Berges käme, ſollte die Burg
abgebrochen werden.
König Otto hatte ſich aber trotz ſeiner Rechtsbedenken für den
Bau der Reichsburg auf dem öſtlichſten Teile des Harly= oder
Harlingeberges entſchloſſen, weil die günſtige Lage dieſer neuen
Burg ihm die Möglichkeit bot, der ihm feindlich geſinnten Stadt
Goslar nach Möglichkeit zu ſchaden und Goslars Verbindung nach
den öſtlich gelegenen ſtaufiſch geſinnten Städten zu behindern.
Dieſe neue Burg auf dem Harly= oder Harlingeberg bedeutete aber
zugleich auch einen wertvollen Machtzuwachs für ſein eigenes
Ge=
ſchlecht; die Welfen erhielten mit dieſer ſtarken Burg ein neues
Glied jener Kette von Burgen, die hier am Harze von früher her
im welfiſchen Beſitze waren und ein Bollwerk gegen die Macht der
Staufer bildete. Von der neuen Burg Harlingeberg aus konnte
aber nicht nur die alte Heerſtraße Goslar—Halberſtadt beherrſcht
werden, die 3½ Kilometer ſüdlich der Burg durch die Ebene führt,
ſondern unmittelbar auch die alte Straße, die von Goslar an dem
etwa 1 Kilometer breiten Oker=Bett entlang am Fuße des
Burg=
berges vorbei nach Braunſchweig führt. Da König Otto alle
an=
deren nach Goslar führenden Straßen bereits vorher geſperrt
hatte — die Straße von Goslar nach Hildesheim durch die Burg
Lichtenberg —, ſo wurde die Stadt Goslar durch die Erbauung
der Burg Harlingeberg politiſch und wirtſchaftlich vollkommen
iſoliert.
Durch die Not Goslars veranlaßt, erſchien König Philipp im
Frühjahr des Jahres 1204 in der Gegend nördlich des Harzes mit
der ausgeſprochenen Abſicht, vor allem die Burg Harlingeberg dem
Erdboden gleich zu machen. Unweit der alten Kaiſerpfalz Werla
lagen ſich die Heere der beiden deutſchen Könige Philipp und Otto
kampfbereit gegenüber. Da wurde König Otto von ſeinem
Bru=
der, dem Pfalzgrafen, verlaſſen, dem König Philipp die
Reichs=
vogtei Goslar übereignete. Ging auch die Feſte Lichtenberg
ver=
loren, ſo blieb die Burg Harlingeberg feſt in den Händen des
Welfen Otto und von ihr aus unternahm ſein getreuer Truchſeß
Gunzelin im Sommer 1206 den kühnen Zug zur Eroberung
Gos=
lars: die Stadt wurde ſchonungslos geplündert und ihr Wohlſtand
auf lange Zeit vernichtet.
So war das Ziel erreicht, das König Otto ſich mit der
Er=
bauung der Burg Harlingeberg geſetzt hatte: Bezwungen
lag das feindliche Goslar zu ſeinen Füßen. Da
aber König Ottos Macht im Deutſchen Reiche immer mehr
ab=
nahm, ſo ſah dieſen die Burg Harlingeberg in ihren Mauern von
aller Herrlichkeit entblößt; nur noch einige Grafen und rheiniſche
Geiſtliche ſtanden treu auf ſeiner Seite. Bis zu ſeinem Tode —
auch als nach ſeines Gegenkönigs Philipps Ermordung ſeine
Macht ſich vergrößerte und die Kaiſerkrone ſein Haupt zierte —,
hat Otte IV. viel und gern auf ſeiner Burg Harlingeberg und auf
der nach Philipps Ermordung in ſeinen Beſitz gelangten Harzburg
geweilt.
Nach des Kaiſers Otto IV. Tode im Jahre 1218 wurde die
Reichsburg Harlingeberg eine welfiſche Burg unter dem
Pfalz=
grafen Heinrich und Herzog Otto dem Kinde; unter ihnen
er=
ſcheint das Burgmannengeſchlecht, das ſich nach dem Harly= oder
Harlingeberg nannte; als erſter Burgvogt wird der castellanus
Jusarius de Harlingeberg im Jahre 1238 genannt. Die Herren
von Harlingeberg hingen zuſammen mit dem Miniſterialgeſchlecht
von Campe, das ſich in früherer Zeit de Blankenburg nach ſeinem
urſprünglichen Sitze nannte. Die Herren von Blankenburg und
die Herren von Harlingeberg führten auch das gleiche Wappen,
den ſogenannten Zickzackbalken.
Nach „Otto’s dem Kinde”, des erſten Herzogs von
Braun=
ſchweig, Tode im Jahre 1252 verſuchten die Herren von
Harlinge=
berg gemeinſam mit den Herren von Aſſeburg und mit anderen
Adelsgeſchlechtern unter Führung des greiſen Reichstruchſeß
Gun=
zelin von Wolfenbüttel größere Unabhängigkeit von dem Hauſe
der Welfen zu erlangen. In dieſen Kämpfen wurde die Burg
Harlingeberg von dem braubnſchweigiſchen Herzog Albrecht dem
Großen erobert, der nunmehr den Ritter Konrad von Wahre als
Kaſtellan und Burgvogt auf dem Harlingeberg einſetzte. Nunmehr
beſtand die Bedeutung der Burg Harlingeberg in der Stütze, die
ſie den Welfen gegen das Hochſtift Hildesheim bot, das ſeine
Machtſphäre immer weiter nach Oſten auszudehnen ſuchte. Der
Kampf gegen das Bistum Hildesheim und die dauernde
Schädi=
gung der Stadt Goslar durch die Raubzüge von der Burg
Har=
lingeberg aus ſtempelte dieſe aber unter des Herzogs Albrecht des
Großen Sohn Heinrich dem Wunderlichen zu einer Raubburg. Als
ſolche mußten die Maßnahmen ſich auch gegen ſie auswirken, die
der deutſche König Rudolf von Habsburg im Dezember 1289 in
Erfurt zur Wiederherſtellung des Landfriedens beſchloß: Die Rolle
eines Großen zu Hütern des Landfriedens wurde für Niederſachſen
dem Grafen Otto von Anhalt verliehen. Da alle Verſuche, den
Beſitzer der Burg Harlingeberg, den Herzog Heinrich den
Wunder=
lichen von Braunſchweig, durch Güte zu gewinnen, vergeblich
waren, ſo mußten die Waffen entſcheiden. Ein für damalige Zeit
gewaltiges Heer zög gen Burg Harlingeberg, an ſeiner Spitze
Biſchof Siegfried von Hildesheim, Erzbiſchof Erich von
Magde=
burg, Herzog Otto von Lüneburg, die Herzöge Albrecht und
Wil=
helm von Braunſchweig — des Burgherrn Bruder —, Markgraf
Otto II. von Brandenburg und ſein Bruder Markgraf Albrecht
aus dem Hauſe der Askanier, Fürſt Otto von Anhalt, Bernhard
von Bernburg, Albrecht von Köthen und ferner dreizehn Grafen
und Edelherren vom Rande und aus der näheren Umgebung des
Harzes: die Herren von Blankenburg, Regenſtein, Schraplau,
Mansfeld, Hakeborn, Arnſtein, Falkenſtein, Stolberg,
Wernige=
rode, Honſtein, Querfurt, Hadmersleben und Barby. Den
Ober=
befehl führte aber, da Fürſt Otto von Anhalt ſich im Kirchenbann
befand, der Markgraf Otto II. von Brandenburg.
Die Belagerung der Burg Harlingeberg begann im Mai 1291.
Ihr tapferer Kommandant war ein erprobter Kriegsmann: Graf
Otto von Waldeck. Erſt die ſiegreiche Feldſchlacht der Verbündeten
am 16. Auguſt 1291 über das zum Entſatz der Burg von dem
Herzog Heinrich dem Wunderlichen von Braunſchweig
herange=
führte Heer, in dem ſich auch Heſſen befanden, entſchied über das
Schickſal der Burg Harlingeberg, die ſich am Tage nach der
ver=
lorenen Schlacht ergab. Den größten Vorteil von der Eroberung
der Burg Harlingeberg hatte der Biſchof von Hildesheim, der es
durchſetzte, daß durch das Urteil des Gerichts der Abbruch der
Burg ausgeſprochen wurde; hiermit hatte er ſein Ziel erreicht:
denn eine durch richterliches Urteil gebrochene Burg durfte nicht
wieder aufgebaut werden ohne Zuſtimmung des Landrichters.
Erſt die Zerſtörung der Burg Harlingeberg
ermöglichte es dem Biſchof von Hildesheim,
deſ=
ſen öſtlichſte Beſitzung am Fuße des Harlinge=
Berges bisher das Kloſter Wöltingerode am
linken Oker=Ufer war, ſein Gebiet auf das
rechte Ufer der Oker auszudehnen: zu dieſem
Zwecke gründete er „die Burg auf der Viene‟ —
„Vienenburg” am Fuße des Harlingeberges, auf
dem rechten Ufer der Oker. Viene bedeutet ſoviel wie
Veen und iſt dasſelbe wie Fehn oder Fenn oder Venn, gleich
Moor, alſo bedeutet der Name Vienenburg eine auf Moorboden
gebaute Burg. Als Gründungsjahr der Vienenburg wird das
Jahr 1306 genannt; die ſich unter dem Schutz der biſchöflichen
Vienenburg entwickelnde Anſiedlung war eine Veen=Kolonie oder
ein Moordorf.
Die weiteren das Land Niederſachſen durchwogenden Kämpfe
des Mittelalters können hier nicht geſchildert werden; es ſei aber
erwähnt, daß Burg und Ort Vienenburg im Laufe dieſer Kämpfe
an die Herzöge von Braunſchweig fielen, die Amtsleute auf die
Vienenburg ſetzten; von dieſen ſeien die Quitzows genannt. Die
Heeresſäulen, die im Dreißigjährigen und im Siebenjährigen
Kriege und in dem Napoleoniſchen Kriege Deutſchland durchzogen,
nahmen auch das friedliche Dorf Vienenburg in Mitleidenſchaft.
Vor einem Menſchenalter hat der Harly= oder
Har=
lingeberg ſeine Schätze verraten, und alsbald wurden
Schächte gebaut und Stollen getrieben. Und währenddem
Harly=
oder Harlingeberg ſein Reichtum abgerungen wurde, entſtanden
neben der alten Vienenburg und neben den uralten Bauernhöfen
und in dem Teile des Dorfes, der ſich — wie bereits erwähnt
„Tuterode”, nach der alten, unter dem Schutze der Burg
Harlinge=
berg entſtandenen Siedlung Thuringerode nennt — unzählige
freundliche Arbeiterhäuschen und hübſche Beamtenhäuſer mit
Ziergärten. Und allen den Menſchen, die hier
wohn=
ten, gab der Harly= oder Harlingeberg durch
Jahrzehnte Arbeit und Brot, und damit
Lebens=
möglichkeit!
Dann kam ein Tag — es war im Frühjahr 1930 —, da
wurde der Harly= oder Harlingeberg zum
drit=
ten Male das Schickſal des Ortes Vienenburg:
Waſſer brach in die Schächte und zerſtörte alles, was
Menſchen=
fleiß gebaut hatte! Vor der brauſenden, gurgelnden Waſſerflut
rannten die Menſchen um ihr Leben, und in raſender Fahrt riſſen
die Förderkörbe die Fliehenden aus dem grollenden Berge. Und
während ringsum die Welt wie in ein Blütenmeer getaucht war,
verwandelte ſich der reich gewordene Ort Vienenburg teilweiſe
in einen Trümmerhaufen, und alle, die ihr Brot in den
Kaliberg=
werken gefunden hatten, wiſſen nicht, wo und wie ſie fortan ihr
Leben friſten können, da alle Wahrſcheinlichkeit dafür ſpricht, daß
der Vienenburger Kalibergbau ſtillgelegt und als endgültig
ver=
loren betrachtet werden muß. In den Vienenburger Kaligruben
des Harly= oder Harlingeberges lagen die allerwertvollſten Salze
der Provinz Hannover, und zwar außer der ſogenannten älteren
Kaliſalzfolge (Staßfurter Kanallit=Lager) noch die jüngere
Han=
noverſche Kaliſalzfolge (Sylvin und Sylvinit),
Der Harly=Berg, in dem ſich das Vienenburger Kaliwerk
be=
findet, gehört der Hannoverſchen Kloſterkammer, die ihn der
Preußag zur bergwirtſchaftlichen Ausbeutung überlaſſen hat.
Der ſüdöſtlichſte Teil des Harly= oder Harlingeberges iſt in
vieler Beziehung ein ſehr intereſſanter Punkt, und die Ruinen der
alten Kaiſerlichen Reichsburg und ſpäteren Welfiſchen Burg ſehen
auf viel Intereſſantes herab: unmittelbar am Bergesfuße mündet
die Radau in die Oker, an deren Ufer die alte Heer= und
Han=
delsſtraße von Goslar nach Braunſchweig führt, und an deren
rechtem Ufer das zirka viertauſend Einwohner zählende Dorf
Vienenburg, mit der alten biſchöflichen „Burg auf der Viene‟
— der „Vienenburg” — liegt, die noch heute ſteht und als
Amts=
haus der ſtaatlichen Domäne Vienenburg dient. Außer dieſer
Do=
mäne befindet ſich noch ein zweiter landwirtſchaftlicher
Groß=
betrieb in Vienenburg: das Rittergut der Freiherren von König,
die im Jahre 1604 ihr Lehen vom Herzog von Braunſchweig
er=
hielten. Auch viel bäuerlicher Beſitz gehört zu Vienenburg.
Ne=
ben dem Kalibergwerk, der Zuckerfabrik und der
Kunſtdünger=
fabrik befindet ſich in Vienenburg ein großer Bahnhof und ſehr
wichtiger Eiſenbahnknotenpunkt, von dem die Schienenſtränge nach
fünf Richtungen laufen: nach Goslar, nach Kreienſen und
Han=
nover, nach Braunſchweig—Bremen-Hamburg, nach Halberſtadt
—Magdeburg—Berlin und nach dem idylliſchen Bad Harzburg.
Der große Krater am Harly= oder Harlingeberge iſt noch
immer in Bewegung; die Waſſereinbruchskataſtrophe des
Vienen=
burger Kalibergwerks mit ſeinen Senkungen, Trichterbildungen
und Erdriſſen wirkt ſich auch auf die Bahnanlage aus. Die
Berg=
kataſtrophe des Harly= oder Harlingeberges hat die Augen der
Welt auf Vienenburg gezogen und unausſprechliches Mitleid mit
den ſo ſchwer Heimgeſuchten wachgerufen, dem die Glocken der
evangeliſchen und der katholiſchen Vienenburger Dorfkirchen
erzenen Ausdruck verleihen.
Der Harly= oder Harlingeberg und Vienenburg ſind ein von
der deutſchen Geſchichte umwobenes deutſches Fleckchen Erde im
deutſchen Norden, das durch ſeine Bodenſchätze, die der Harly=Berg
liefert, ſowie durch ſeine intenſive Landwirtſchaft mit fruchtbarem
Zuckerrübenboden und durch ſeine Induſtrie hochbedeutend iſt.
Die Bergkataſtrophe des Harly= oder Harlingeberges iſt ein
Fingerzeig Gottes auf die Vergänglichkeit alles Menſchenwerkes
und eine Mahnung, aus der reichen deutſchen Geſchichte des
Harz=
gaues, von der uns der Harly= oder Harlingeberg
vielhundert=
jährige gegenſeitige Bekämpfung der deutſchen Stämme und der
weltlichen und kirchlichen Machtfaktoren berichtet, die Wahrheit
des alten Spruches zu beherzigen „in unitate robur”!
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Seite 10
Mittwoch, den 16. Jali 1930
Nummer 95
Sport, Sptet und Tatnen.
geſchlagen wurde, ſo daß Bunny beide Spitzeſpieler in dieſem
Länder=
treffen beſiegen konnte. Dagegen gelang es Moon, den jungen Eng=
länder Perry 10:8 6:2 zu ſchlagen. Im Doppel dominierten die
Auſtra=
lier durch Crawford=Moon mit einem 6:3 4:6 6:0=Sieg über Olkiff=
Auſtin.
Zeamſchen gochſchite Burmftadt.
Wie bereits mitgeteilt, findet heute abend 18 Uhr auf dem
Hoch=
ſchulſtadion ein Abendſportfeſt ſtatt, welches die Feuerprobe der
An=
lagen für die kommenden Weltmeiſterſchaften der Studenten darſtellt.
Die Laufbahn iſt — auf ſechs Bahnen erweitert und mit neuer roter
Decke belegt — fertiggeſtellt. Alle Sprung= und Wurfanlagen ſind neu
geſchaffen, das Siegestor vollendet, die Tribünen bereits benutzbar.
Eine große Melde= und Lautſprecheranlage iſt noch nicht ganz
fertig=
geſtellt, doch bereits heute einmal im Betriebe.
18 Uhr: 800 Meter=Lauf, Hochſprung; 18,05 Uhr: 100 Meter=Lauf;
18,10 Uhr: Kugelſtoßen; 18,20 Uhr: 4mal 100 Meter=Staffel: 18,25 Uhr:
400 Meter=Lauf; 18,30 Uhr: Speerwerfen, Weitſprung, 3mal 1000 Mtr.=
Staffel; 18,40 Uhr: 100 Meter=Lauf für Alte Herren; 18,45 Uhr: 4mal
100 Meter=Staffel Einladung; 18,50 Uhr: 20mal ½ Runde=Staffel;
19 Uhr: 5000 Meter=Lauf; 19 Uhr: Handballſpiel der Mannſchaft der
Techniſchen Hochſchule Darmſtadt gegen Polizei Frankfurt.
In der Pauſe des Handballſpieles wird die Preisverteilung
vor=
genommen.
Im 5000 Meter=Lauf ſtarten zuſammen mit den Studenten, unter
denen ſich Schilgen befindet, Läufer des Heſſ. Polizeiſportvereins, von
Rot=Weiß, des Sportvereins 1898 und der Turngeſellſchaft 1875.
Zu=
ſammen mit den Studenten werden ſich im Speerwerfen die guten
Wer=
fer des Sportvereins 98 und des Polizeiſportvereins meſſen. In der
4mal 100 Meter=Staffel ſtartet die Frankfurter Eintracht mit den Turn=
und Sportvereinen Darmſtadts. Auch die 3mal 1000 Meter=Staffel iſt
gut beſetzt. Den Höhepunkt des Abends bildet jedoch die 20mal
½ Runde=Staffel. Sieben Mannſchaften werden um den Sieg kämpfen:
Sportverein 98, die Darmſtädter Corps, der Akad. Sportklub, die
Turn=
gemeinde 1846, Rot=Weiß, der Norwegerklub und der Heſſ.
Polizeiſport=
verein.
Der deutſche ehemalige Meiſter im Stabhochſprung Reeg wird
zuſammen mit einem Studenten ein Schauſpringen geben.
Wer ſich die neuen Anlagen für die Weltmeiſterſchaften betrachten
und ſeit langem entbehrte hübſche leichtathletiſche Kämpfe ſehen will,
der komme heute um 18 Uhr zum Abendſportfeſt der Techniſchen
Hoch=
ſchule. Der Eintritt koſtet nur wenig.
Das Fechten findet am 15. und 18. Juli um 2 Uhr in der Otto=
Berndt=Halle ſtatt.
Die Tenniskämpfe werden am 24., 25., 26. Juli ab 16 Uhr auf den
Plätzen des Hochſchulſtadions ausgetragen.
Waſſerball=Gaumeiſterſchaft
Jung=Denkſchland - Rof=Weiß Darmſtadt 6:0 (3:0).
Im erſten Spiel um die Gaumeiſterſchaft im Waſſerball ſtanden
ſich geſtern ahend als einzige Bewerber im Gau Jungdeutſchland und
Rotweiß, die beiden Darmſtädter Lokalrivalen, gegenüber. Bei 18 Grad
Waſſer=„Wärme” und recht friſcher Luft kamen wohl die beiderſeitigen
Fähigkeit nicht voll zur Auswirkung.
Rotweiß trat an mit Karg=Griebel, Stuckert=Dahmer 1.=Trinkaus,
E. Hanſt, Rottmann. Jungdeutſchland ſtellte: Fuhrländer Förſter,
Richter=Orlemann=Schuchmann, Berges, Wolf, hatte alſo für Schwartz
Erſatz eingeſtellt. Aber auch in dieſer Aufſtellung war das Spiel eine
ziemlich glatte Sache für Jungdeutſchland. Das Ergebnis entſpricht
den gezeigten Leiſtungen. Nachdem Jungdeutſchland zunächſt 4 ſichere
Sachen ausließ, oder der Torpoſten Karg rettend zu Hilfe kommt,
gelangt Berges zum Führungstor, dem Wolf einen prächtigen
Weit=
ſchuß zufügt. Da die Rotweiß=Verteidigung nicht ganz ſauber klärt,
kann Berges einen Strafwurf zum dritten Treffer und Schuchmann
nach der Pauſe einen Freiwurf zum vierten Treffer verwandeln. Dann
läßt Karg einen haltbaren Flachſchuß Förſters paſſieren. Rotweiß
verſucht, durch Weitſchüſſe Erfolge zu erringen, die Fuhrländer jedoch
verhindert. Kurz vor Schluß kommt Berges dann noch zum ſechſten
Tor, während den eifrig ſpielenden Rotweißen nicht einmal das
ver=
diente Ehrentor gelingt. Gauſchwimmwart Bolz=Frankfurt als Schieds=
*
richter war energiſch und ſtreng in der Regelauslegung.
Bei der Fußball=Weltmeiſterſchaft in Montevideo gab es im
zwei=
ten Spiel erfreulicherweiſe einen europäiſchen Sieg; Frankreich
ſchlug die allerdings auch nicht zu ſpielſtarken Mexikaner nach
überlegenem Spiel ſicher mit 4: 1.
Bei den Kämpfen um die Fußballweltmeiſterſchaft hat die
rumä=
niſche Auswahlmannſchaft die Elf von Peru mit 3:2 und die
jugoflawiſche Nationalmannſchaft Braſilien mit 2:1
ge=
ſchlagen.
Die Straßenmeiſterſchaft der DRU. wurde am Sonntag mit dem
letzten Lauf in Hannover entſchieden. Das über 157,2 Kilometer
lange Nennen ſah den Magdeburger Michaelis nach einer Fahrzeit
von 4:42,30 ſiegreich. Michaelis mußte ſich jedoch in der Meiſterſchaft
ſeinem Landsmann Neuſtedt um einen Punkt beugen.
Die Darmſtädker Erfolge bei den Gaumeiſterſchaften
der Schwimmer.
Die Schwimmbahn des Frankfurter Stadions hatte am Sonntag
ihren großen Tag. Durch das neue Syſtem von Gauſchwimmwart
Struck=Offenbach, das voriges Jahr ſeine Feuertaufe glänzend beſtand,
gingen diesmal 30 Vereine mit rund 500 Wettkämpfern aller
Leiſtungs=
klaſſen an den Start. Jungdeutſchland ſtartete in Klaſſe 1, Rot=Weiß
in Klaſſe 2. Durch die neue Einteilung iſt es den Vereinen möglich,
ihre ſtärkſte Mannſchaft, gleich ob Herren oder Jugend, an den Start
zu bringen. Die Punktwertung, die nach den deutſchen Rekordzeiten
vorgenommen wird, hat hingegen den Nachteil, daß Bruſt= und
Rücken=
ſchwimmen dem Kraulſchwimmen gleichgeſetzt ſind. So kam es, daß
beide Darmſtädter Vereine, die bewußt Kraulſchwimmen als ſchnellſte
Schwimmart pflegen, in der Geſamtwertung nur Zweite werden
konn=
ten, gegenüber Vereinen, die über gute Bruſt= und Rückenſchwimmer
verfügten. Hinzu kommt noch, daß Jungdeutſchland auf zwei ſeiner
Beſten, Berges und Schwartz, derzichten mußte. Trotzdem ſchaffte es
bei ihm der gute Durchſchnitt. Rot=Weiß ſcheint ſtark im Kommen zu
ſein; die Leiſtungen ſeiner verfüngten Mannſchaft fielen allgemein auf.
In den Damen=Rennen dominierte Darmſtadt. Bei den offenen
Wett=
bewerben gab es durchweg gute Leiſtungen bei ſtärkſter Konkurrenz. Zu
erwähnen iſt der Sieg von Rottmann, Rot=Weiß, unter 54 Teilnehmern
über 100 Meter Kraul in 1,12 Min.
Die Ergebniſſe:
Klafſe 1, 200 Meter Bruſt: 1. Andreß, EFSC. 3:09,6; 2.
Schwarz, RFSC. 3:13; 3. Hermes, Jungd. Darmſtadt. — 100 Meter=
Rücken: 1. Meier, EFSC. 1:23,1; 2. Engelhard, Offenb. 96 1:24,3;
3. Richter, Jungd. Darmſt. — 100 Meter=Freiſtil: 1. Maus,
Moenus Offenb. 1:06,5; 2. Wolf, Jungd. 1:06,6; 3. Richter, Jungd. —
400 Meter=Freiſtil: 1. Wolf, Jungd. Darmſt. 5:41; 2. Jakkel,
Offenb. 96 5:54,8. — 3mal 20 Meter=Freiſtilſtaffel: 1.
Moe=
nus Offenb. (Wendling, Grützner, Maus) 8:11,4; 2. Jungd. Darmſtadt
(Wolf, Weicker, Orlemann) 8:12,/4; 3. Offenbach 96. —
Geſamt=
wertung: 1. 1. Frankf. SC. 878 P.; 2. Jungdeutſchland Darmſtadt
858,5; 3. Offenbach 96 854,5; 4. Moenus Offenbach 851.
Klaffe 2: 200 Meter Bruſt: 1. Hanſt, Rotweiß Darmſtadt 3:29;
2. Schmidt, Frankf. SV. 3:32,2. — 100 Meter Rücken: 1. Schaum,
Gießen 1:26,8; 2. Dahmer, Rotweiß Darmſtadt 1:31. — 100 Meter
Freiſtil: 1. Seib, Frankf. SV. 1:09,8; 2. Schmalbach, Rotweiß
Darmſtadt 1:11,7. — 400 Meter=Freiſtil: 1. Zimmer, Gießen
6:09,8; 2. Hahn, Niederrad 04 6:16; 3. Trinkaus, Rotweiß Darmſtadt.
— 3mal 20 Meter=Freiſtilſtaffel: 1. Rotweiß Darmſtadt
(Vogel, Trinkaus, Schmalbach) 8:24,6; 2. Gießener SV. 8:33,1. —
Ge=
ſamtwertung: 1. Gießener SV. 430,5 P.; 2. Rotweiß Darmſtadt
420,5; 3. Niederrad 04 408; 4. Frankfurter SV. 405.
Damen: 200 Meter Bruſt: 1. Schellhaas, Rotweiß
Darm=
ſtadt 3:37,8; 2. Alix Gebauer, Jungd. Darmſtadt 3:38,4. — 100
Meter Rücken: 1. Vorndran, Offenbach 96 1:48,6; 2. Brandt,
Höchſt 93 1:50. — 100 Meter=Freiſtil: 1. Oſann, Jungd.
Darm=
ſtadt 1:29,2; 2. Brandt, Höchſt 93 1:32,8. — 3mal 100 Meter=
Lagen: 1. Jungd. Darmſtadt (Müller, Gebauer, Oſann) 4:59,3;
2. Offenbach 96 5:04,4.
Offene Wettbewerbe: 100 Meter=Freiſtil: 1. Rottmann.
Rotweiß Darmſtadt 1:12,2: 2. Merkel Moenus Offenbach 1:17. — 400
Meter=Freiſtil: 1. Heberer, EFSC. 6:18,7; 2. Beine, Jungd.
Darmſtadt 6:22; 3. Buenſack=Offenbach 96.
Waſſerball: Rot=Weiß Darmſtadt — Frankfurt=Offenbach
kombiniert, 5:2.
Radſporl.
Die „Tour de France‟.
Ueber Straßen und durch Ortſchaften, die vom Nationalfeiertag der
Franzoſen her noch reichen Flaggenſchmuck trugen, führte am Dienstag
die 12. Etappe der franzöſiſchen Radrundfahrt von Montvellier nach
dem 209 Kilometer entfernten Marſeille. Die Hitze und Staubplage
ſetzten den Akteuren wieder ſchwer zu. Eine geſchloſſene Spitzengruppe
von 30 Mann erreichte das Ziel Marſeille, wo eine nach Zehntauſenden
zählende Menfchenmenge die Straßen umſäumte. Wie überall in
Süd=
frankreich, ſo fanden auch in Marſeille die deutſchen Teilnehmer eine
überaus herzliche Aufnahme. Im Endſpurt ſiegte der Franzoſe A.
Magne in 6:41,42 Stunden vor ſeinem Landsmann Charles Pelliſſier
und dem Belgier Taverne. Vierter wurde Leducg vor Mertens und
Doglio. 24 weitere Fahrer, darunter auch die Deutſchen Schön,
Thier=
bach, Wolke und Nebe kamen zuſammen auf den 7. Platz.
Die Internationalen Tennismeiſterſchaften von Holland wurden in
Nordwiik mit den Entſcheidungen in den Doppelſpielen zum Abſchluß
gebracht. Weltmeiſter Tilden, der bereits im Einzel geſiegt hatte,
konnte mit dem Deutſchen Dr. Prenn zuſammen auch das Doppel
gewinnen. Prenn=Tilden waren glänzend eingeſpielt und ſchlugen das
holländiſche Davispokalpaar Timmer=Diemer=Kool 6:1, 6:2, 7:5. — Im
Gemiſchten Doppel gewannen Frl. Canters=R. Menzel das Finale gegen
Frl. Stöckel=Timmer 6:3, 6:1.
Den Tennis=Länderkampf England—Auſtralien in Bournemouth
konnte Auſtralien mit 5:3 Punkten ſiegreich beenden. Bemerkenswert iſt
die Niederlage des Auſtraliers Crawford, der von Auſtin 6:3 6:1 glatt
Geſchäftliches.
Wichtiges für das Einkochen.
Beſorge nur ſoviel Früchte, wie an einem Tag eingekocht
werden können.
Nimm lieber ein paar Pfund weniger, aber verwende nur
beſte Sorten, die nicht überreif ſind.
Gläſer, Flaſchen und Töpfe ſind tadellos ſauber zu halten,
am beſten ſpült man ſie vor dem Gebrauch nochmals in heißem
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35. Preußiſch-Süddeutſche Klaſſenlokkerie.
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2000 Mark auf Nr. 349 020; 4 Gewinne zu je 1000 Mark auf Nr.
107 138 334 249; 8 Gewinne zu je 800 Mark auf Nr. 12 415 146 763
185 113 191827; 24 Gewinne zu je 500 Mark auf Nr. 12165
58 312 59 406 64 941 91 151 107 559 228 014 231 058 231 504 266 633
270 405 330 685; ferner 112 Gewinne zu je 400 M. und 264 Gewinne
zu je 300 Mark. — In der Nachmittags=Ziehung fielen:
2 Gewinne zu je 5000 Mark auf Nr. 135 288; 4 Gewinne zu je
3000 Mark auf Nr. 149 696 312 479; 2 Gewinne zu je 2000 Mark
auf Nr. 397831: 4 Gewinne zu je 1000 Mark auf Nr. 129 071
374 191;; 12 Gewinne zu je 800 Mark auf Nr. 26 673 33 219
149 171 178 272 188 162 331 301: 32 Gewinne zu je 500 Mark auf
Nr. 8399 11811 88 120 142915 157995 221 922 237 955 244 569
282 462 294 898 307 291 334 954 336 542 346 593 353 363 382 217:
ferner 94 Gewinne zu je 400 Mark und 248 Gewinne zu je 300 M.
Rundfunk-Programme.
Frankfurt a. M.
Mittwoch, 16. Juli.
12.20: Stuttgart: Promenadekonzert.
15.00: Jugendſtunde. Herm. Knoeckel: Aus der Beſatzungszeit=
Erlebniſſe im Rheinland. — Märchen.
16.00: Konzert des Funkorcheſters.
17.50, Poſtinſpektor Gietz: Poſtreiſeſcheck=
18.05: Gaſton Heymann: Die Geſchichte der Fremdenlegion.
18.35: Hugo Moſer: Wiederentdeckte Schwabendörfer in Ungarn.
19.05: Dr. Hans Erath: Auf unbetretenen Pfaden durch Borneo,
19.30: Dialektabend.
20.35: Kurhaus Bad Homburg: Engliſches Konzert.
22.00: Schallplattenplauderei.
Königswuſterhauſen
Deutſche Welle. Mittwoch, 16. Juli.
10.35: Mitteilungen des Reichsſtädtebundes.
12.00: Schallplatten: Franz Liſzt.
15.00: W. Wauer: Photographie und Kunſt.
15.45: Frauenſtunde: Wie paßt die Landfrau im Sommer ihren
Küchenzettel den Forderungen der neuzeitlichen Ernährungsmeiſe an?
16.00: Hamburg: Nachmittagskonzert.
16.30: Erik, Landberg: Bellmann=Lieder.
17.30: Ernſt Klippel: Nofretete und ihre Verwandtſchaft.
18.00: Lieder und Geſänge nach Gedichten von Gottfried K=ller.
18.30: Prof. Dr. Preuß: Adolf Baſtian, ein deutſches Forſcherbild.
19.00: Unterhaltende Stunde. Landesrat Calow: Die Brüder der
Landſtraße.
19.25: Dr. Völter: Der neueſte Stand der Beamtengeſetzgebung.
20.00: Gedanken zur Zeit.
20.40: Lieder im Volkston. Ausf.: Marianne Thalau (Sopran),
Max Nahrath (Flügel).
21.00: Von anno dazumal bis zur neuen Sachlichkeit. Mitw.;
Viola Gray und Willi Schaeffers.
Danach: Unterhaltungsmuſik.
22.50: Budapeſt: Zigeunermuſik.
de.
Weiterbericht.
Ausſichten für Mittwoch, den 16. Juli: Ueberwiegend wechſelnd wolkig
und ſpäter bedeckt, zeitweiſe Niederſchläge, Temperaturen ſchwankend.
jedoch etwas wärmer.
Ausſichten für Donnerstag, den 17. Juli: Weiterhin wechſelnde
Bewöl=
kung mit vorübergehender Aufheiterung; noch Regenſchauer, mäßig
warm.
Hauptſchriftleitung: Rudolf Mauve
Verantwortlich für Polltſk und Wirtſchaft: Rudolf Maupe: für Feuilleten, Reich und
Ausland und Seſſiſche Nachrichten: Max Streeſe; für Sport: Karl Böhmann;
für den Handel: Dr. C. H. Queiſch; für den Schlußdienſt: Andreas Bauer;; für
„Die Gegenwart”, Tagesſpiegel in Bild und Wort: Dr. Herbert Nette;
für den Inſeratenteil und geſchäftliche Mitteilungen: Willv Kuble:
Druck und Verlag: L. C. Wittich — ſämtlich in Darmſtadt
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Nammer 1935
Mittwoch, den 16. Zuli
GeſſNeueſte Nachrichten
der deutſche Außenhanvet ii Juun.
100 Millionen RM. Ausfuhrüberſchuß bei faſt
gleichbleibender Einfuhr.
Der Außenhandel ſchließt im Juni mit einem
Ausfuhrüber=
ſchuß von rund 100 Mill. RM .ab. Die Einfuhr (813,6 Mill. RM.)
iſt derjenigen im Mai nahezu gleich geblieben; an Stelle der
ge=
ringen Abnahme von 16,6 Mill. RM. würde ſich bei Berückſichtigung
des noch nicht gemeldetenTeils derLagerabrechnungen vermutlich ein
voller Gleichſtand mit dem Vormonat ergeben. Die Ausfuhr (910,2
Mill. RM. hat um 186,3 Mill. RM. abgenommen; der Rückgang
iſt zum erheblichen Teil jahreszeitlich zu erklären, auch in früheren
Jahren brachte der Juni regelmäßig einen größeren Rückgang der
Ausfuhr. Der Anteil der Reparations=Sachlieferungen an der
Ausfuhr im Juni beträgt 51,8 (im Vormonat 78,8) Mill. RM.
Die Abnahme der Einfuhr entfällt auf die Gruppe
Roh=
ſtoffe und halbfertige Waren mit 12.9 und die Gruppe
Fertig=
waren mit 8,8 Mill. RM. Die Einfuhr von Lebensmitteln hat
um 5,8 Mill. RM. zugenommen.
Unter den Rohſtoffen verzeichnen eine Abnahme der
Ein=
fuhr vornehmlich Oelfrüchte und Oelſaaten (— 15,9 Mill. RM.).
Baumwolle (— 9.2 Mill. RM.) und Mineralöle (— 5,4 Mill.
7M.); die Einfuhr von Wolle hat um 9,6 Mill. RM. zugenommen.
Der Rückgang der Fertigwareneinfuhr betrifft vor allem
die Textilfertigwaren, deren Bezug um 5,2 Mill. Reichsmark
geringer war als im Vormonat.
Die Zunahme der Einfuhr von Lebensmitteln zeigt ſich
insbeſondere bei Küchengewächſen (++ 7 Mill. Reichsmark), friſchen
Kartoffeln (+ 6 Mill. RM.) und Obſt (— 5 Mill. RM.).
An dem Rückgang der Ausfuhr ſind, mit Ausnahme der
Lebensmittel und Getränke, ſämtliche Warengruppen beteiligt;
6 v. H. des Rückgangs entfallen auf die Fertigwaren, deren Abſatz
ſich gegenüber dem Vormonat um 143,3 Mill. RM. vermindert hat.
Der Rückgang der Fertigwarenausfuhr betrifft vor
allem die Textilfertigwaren (— 25,3 Mill. RM.), darunter
Klei=
dung und Wäſche (— 6,6), Baumwollgewebe (— 5,5) und Gewebe
aus Seide und Kunſtſeide (—4,4). Beſonders ſtark fällt auch die
um 24,4 Mill. RM. geringere Ausfuhr von Waſſerfahrzeugen ins
Gewicht, eine Folge der im Vormonat beſonders hohen Lieferung
auf Reparations=Konto. Ferner hat in größerem Umfange
abge=
nommen die Ausfuhr von Walzwerkserzeugniſſen und ſonſtigen
Eiſenwaren (— 19,3 Mill. RM.), chemiſchen und pharmazeutiſchen
Erzeugniſſen einſchl. der Farben (— 12.1 Mill. RM.),
nichtelek=
triſchen Maſchinen (— 11,1 Mill. RM.) elektrotechniſchen
Erzeug=
niſſen (— 6,8 Mill. RM.) ſowie ſchwefelſaurem Kali und
Chlor=
kalium (— 5,6 Mill. RM.).
Die Abnahme der Ausfuhr von Rohſtoffen und
halb=
fertigen Waren beträgt 49,2 Mill. RM. An ihr ſind
vor=
wiegend beteiligt chemiſche Rohſtoffe und Halbzeuge, darunter
ſchwefelſaures Ammoniak (— 8,9 Mill. RM.) und Kaliſalze (— 7,5
Milk. Reichsmark) ſowie Kupfer (—5 Mill. RM.).
Von den wichtigſten Reparations=
Sachlieferun=
en im Juni gehören zu der Gruppe Rohſtoffe und halbfertige
Waren: Steinkohlen mit 7,7 Mill. RM.; zu der Gruppe
Fertig=
uaren; nichtelektriſche Maſchinen einſchließlich der Dampfkeſſel
ud Maſchinenteile mit 12,3. Eiſenwaren mit 8,9, Fahrzeuge mit
3B (darunter Eiſenbahnwagen mit 6,9) elektriſche Erzeugniſſe
ein=
ſcoließlich der elektriſchen Maſchinen mit 27, chemiſche Erzeugniſſe
emſchließlich der Farben mit 2,3 Mill. RM.
Wirtſchaftliche Rundſchan.
Oberrheiniſche Tonwerk= und Baubedarf A. G., Heppenheim. Für
1229 wird ein Reingewinn von 21000 (53 000) RM. ausgewieſen, der
igt vollſtändig zur Reſttilgung der Aufwertungshypotheken verwendet
wrd. Im Vorjahr erhielt das Kapital von 583 960 RM. 8 Prozent
Lrvidende.
Wiederaufnahme des Kupferbergbaues und des Hüttenbetriebes bei
Mansfeld. Unter Vermittlung der Reichsregierung ſollen die
Schwie=
elgkeiten beſeitigt werden, welche einer Wiederaufnahme des
Kupferberg=
öaues und Hüttenbetriebes infolge des ſtarken Rückganges der
Metall=
pteiſe entgegeſtanden. Die Mansfeld A.G. will ihre Kupferbergwerke
in eine beſondere Geſellſchaft einbringen, welcher ein wechſelnder
Zu=
ſchuß bis Ende 1930 gewährt wird. Die Gewerkſchaften haben beim
ſteichsarbeitsminiſterium um die Genehmigung eines feſten Zuſchuſſes
is Ende 1930 nachgeſucht, der die Differenz zwiſchen der geforderten
5proz. Lohnſenkung und eines von den Gewerkſchaften als tragbar
be=
eichneten Lohnabbaues von 9,5 Prozent ausgleicht. Das letzte,
aller=
ings erhebliche Riſiko will die Mansfeld A.G. durch weitere
Rationali=
jerung der Betriebe auf ſich ſelbſt nehmen. Kann dieſe Abſprache
er=
üllt werden, ſo iſt mit der Wiederaufnahme der Mansfeld=Betriebe in
en nächſten Tagen zu rechnen.
Der erſte Abſchluß der Henſchel u. Sohn A.G., Kafſel. Die Firma
benſchel u. Sohn, die ſeit dem 1. Januar 1929 die Form der A.G. hat,
egte in einer Generalverſammlung ihre Bilanz nebſt Gewinn= und
Ver=
uſtrechnung für 1929 vor. Die Bilanz umfaßt das Kaſſeler Werk
ein=
chließlich der Braunkohlengrube Mönchsberg, ſowie das Eiſen= und
Stahlwerk Henrichshütte in Hattingen a. d. Ruhr. Der Abſchluß weiſt
ei einem Rohgewinn von rund 658 246 RM. und Abſchreibungen in
döhe von 2,702 Mill. RM. einen Verluſt von 2044 000 RM. auf. Dieſer
t aus der geſetzlichen Reſerve von 4,5 Mill. zu decken; dieſe iſt dadurch
ur 2,5 Mill. RM. vermindert. Das A.K. beträgt 45 Millionen RM.
Tach Abſtoßung der Henrichshütte in dieſem Frühjahr iſt dieſe Summe
ber für das Kaſſeler Unternehmen als zu hoch anzunehmen, ſo daß eine
verabſetzung des Kapitals erfolgen dürfte. Im laufenden Geſchäftsjahr
t nach dem Geſchäftsbericht auf keinem der Arbeitsgebiete des
Unter=
eehmens eine Beſſerung eingetreten. Die Verſchärfung der allgemeinen
Girtſchaftskriſe in Deutſchland hat auf die Verkehrs= und Finanzlage
et Deutſchen Reichsbahn höchſt ungünſtig eingewirkt. Die Ausſichten
uf. Lokomotivbeſtellungen ſind deshalb nach wie vor äußerſt gering. Im
okomotiv=Exportgeſchäft haben ſich die Preiſe weiterhin verſchlechtert.
die Firma iſt vielfach von der Inlandskonkurrenz (Schichau=Werft) und
er Auslandskonkurrenz unterboten worden. Ein bezeichnendes Licht
ür die Notlage der deutſchen Lokomotivinduſtrie liefern zwei Proteſte,
he in der Verſammlung verleſen wurden. Ein ſcharfer Proteſt richtet
ſh gegen die ſtaatliche Subventionierung von Schichau, wobei auch gegen
en Standpunkt der Reichsregierung, die dieſe Subventionierung zu
echtfertigen ſucht, Stellung genommen wurde. In einem Schreiben an
en Reichskanzler weiſen die größten deutſchen Lokomotivfabriken auf
ſe überaus ernſte Lage in der deutſchen Lokomotivinduſtrie hin. Es
eird feſtgeſtellt, daß fünf der größten Fabriken, nämlich Krupp,
Hen=
ſhel, Schwartzkopff, Hanomag und Borſig im zweiten Halbjahr 1930
igefähr 6000 Arbeiter aus dem Lokomotivbau entlaſſen müſſen, wenn
line Aenderung in der Beſtellung von Lokomotiven eintritt. Bei dem
rbeitsbeſchaffungsprogramm der Reichsregierung, das bisher keine
lokomotivbeſtellung vorſieht, müßten mindeſtens mehrere 100
Lokomoti=
en vergeben werden, um die Notlage einigermaßen zu mildern.
Amerikaniſche Kabelnachrichken.
Es notierten nach Meldungen aus Chicago am 15. Juli:
Getreide: Weizen, Juli 88½, Sept. 92. Dez. 97½, März
12½; Mais, Juli 81½, Sept. 78½, Dez. 71½; Hafer, Juli 3434,
(ept. 37. Dez. 40¾; Roggen, Juli 49½, Sept. 5234, Dez. 58,
Närz 63.
Schmalz: Juli 9,45, Sept. 9,525, Okt. 9,55, Dez. 9,075.
Speck loco 13,75.
Leichte Schweine 9,50—9,75, ſchwere Schweine 8,40—8,85;
Ehweinezufuhren Chicago 27 000, im Weſten 101000.
Chicago Baumwolle: Juli 13,65, Sept. 12,88.
Es notierten nach Meldungen aus New York am 15. Juli:
Schmalz: Pr. Weſtern 10,20; Talg, extra loſe 5½.
Getreide: Weizen, Rotwinter n. Ernte 100%, Hartwinter
H½: Mais 93½; Mehl 5.10—5,25; Getreidefracht nach England
1—2,3 sh, nach dem Kontinent 7—9 C.
Kakao: Tendenz ſtetig, Umſätze 78, Loco 85; Juli 8.31, Aug.
B4., Sept. 8.41, Okt. 8.49, Dez. 8.31, Jan. 1931 8.44, März 8.64.
Frankfurker und Berliner Effektenbörſe.
Frankfurt a. M., 15. Juli.
Von der immer noch ungeklärten innerpolitiſchen Lage ging
weiter=
hin ein gewiſſer Druck aus, ſo daß bei dem mangelhaften Ordereingang
die Spekulation große Zurückhaltung bekundete. Vereinzelt wurden
Ab=
gaben vorgenommen, ſo daß gegenüber der geſtrigen Abendbörſe bei
eher etwas ſchwächerer Tendenz Kursverluſte bis zu 2 Prozent
eintra=
ten. Die feſte und lebhaftere geſtrige New Yorker Börſe machte kaum
Eindruck. Doch machte ſich im Grundton der Börſe eine gewiſſe
Zuver=
ſicht bemerkbar, die auf die Beruhigung an den internationalen
Märk=
ten und vor allem auf die Aufhebung der
Kapitalertrags=
ſteuer für alle feſtverzinslichen Werte ab 2. Januar
1931 zurückzuführen war. Die Kuliſſe zeigte aber trotzdem noch wenig
Neigung zu Neuengagements an den Aktienmärkten, konzentrierte ſich
vielmehr auf den Pfandbrief= und Rentenmarkt, an denen das Geſchäft
auch etwas lebhaftere Formen annehmen konnte. Doch lautete die
Zu=
kunftsprognoſe, da das Beſtreben beſteht, eine weitere Ermäßigung der
Pfandbrieftypen herbeizuführen, wodurch die Rendite der Aktienmärkte
eine Steigerung erfahren dürfte, nach Erledigung der innerpolitiſchen
Schwierigkeiten etwas zuverſichtlicher. Das Geſchäft war an den
Aktien=
märkten ſehr gering. Im Verlaufe blieb das Geſchäft gering. Material
kam kaum mehr an den Markt und bei einiger Nachfrage in
Spezial=
aktien wurde die Tendenz etwas freundlicher, ſo daß ſich das Kursniveau
um bis zu 1. Prozent über den Anfang heben konnte. Am Geldmarkt
war Tagesgeld mit 4 Prozent durch den Medio etwas angeſpannter. Am
Deviſenmarkt nannte man Mark gegen Dollar 4.1895, gegen Pfunde
W.382/s, London-Kabel 4.8652, —Paris 123.63. —Mailand 92.88,
—Madrid 42.00, —Schweiz 25.03, —Holland 12.077/s.
An der Abendbörſe herrſchte in Erwartung des Ergebniſſes
der Reichstagsabſtimmung verſtärkte Zurückhaltung und das Geſchäft
blieb minimal. Da andererſeits Abgaben kaum vorgenommen wurden,
waren die Kurſe meiſt gut behauptet. Bemberg und Rheinſtahl konnten
bis 1 Prozent anziehen. J.G. Farben blieben dagegen nur knapp
ge=
halten. Anleihen lagen ſtill.
Berlin, 15. Juli.
Schon vormittags war eine gewiſſe Unſicherheit zu beobachten, die
ihren Grund in den innerpolitiſchen Vorgängen, in den bisher
vergeb=
lichen Verſuchen des Reichskanzlers, eine parlamentariſche Mehrheit für
ſeine Finanzpläne zu ſichern, hatten. Die Spekulation verhielt ſich
zu=
rückhaltend, ſo daß ſich die höheren geſtrigen Abendkurſe nicht immer
voll behaupten konnten. Trotz der herrſchenden Geſchäftsloſigkeit
war=
die Tendenz relativ gut gehalten. Kursverluſte von mehr als 1 Proz.
traten nur ſelten ein. Später wurde es wieder freundlicher, da man
die Hoffnung auf eine innerpolitiſche Einigung in Börſenkreiſen noch
nicht vollkommen aufgegeben hat. Die Kursverluſte wurden größtenteils
wieder aufgeholt, gingen ſogar wieder über die Anfangsnotiz hinaus.
Am Geldmarkt hielt die Medioverſteifung an, doch blieben die Sätze
un=
verändert.
Mekallnokierungen.
Die Metallnotierungen in Berlin (für je 100 Kg.) am 15. Juli
ſtellten ſich für Elektrolytkupfer, prompt eif Hamburg, Bremen
oder Rotterdam (Notierung der Vereinigung f. d. Dt.
Elektrolyt=
kupfernotiz) 110 RM. — Die Notierungen der Kommiſſion des
Berliner Metallbörſenvorſtandes (die Preiſe verſtehen ſich ab
Lager in Deutſchland für prompte Lieferung und Bezahlung)
ſtellten ſich für Original Hüttenaluminium 98 bis 99 Prozent, in
Blöcken, Walz= oder Drahtbarren 190 RM., desgleichen in
Walz=
oder Drahtbarren 99 Prozent, 194 RM., Reinnickel, 98 bis 99
Prozent, 350 RM., Antimon Regulus 48—50 RM., Feinſilber
(1 Kg. fein) 47,50—49,50 RM.
Die Berliner Metall=Termine vom 15. Juli ſtellten ſich für
Kupfer; Juli, Auguſt 95 (98), September, Oktober 95 (97),
November 95 (96,50), Dezember, Januar, Februar, März 95,50
(96,50), April 95,75 (96,25), Mai, Juni 96 (96,25). Tendenz:
be=
feſtigt. Für Blei: Juli 35,50 (35,75), Auguſt 35,50 (36),
Sep=
tember, Oktober 35,50 (35,75), November, Dezember. Januar,
Fe=
bruar, März 35,25 (35,75), April, Mai, Juni 35,50 (35,75). Tend.:
ruhig. Für Zink: Juli 32 (32,75), Aug. 32,25 (32,50), Sept. 32,75
(33,50), Oktober 33,25 (34) November 33,50 (34,50), Dezember
34 (34,50), Januar 34,50 (35) Februar, März 34,50 (35,50), April,
Mai 35 (35,75), Juni 35,50 (35,75). Tendenz: feſter. — Die erſten
Zahlen bedeuten Geld, die in Klammern Brief.
Berliner Kursbericht
vom 15. Juli 1930
Berliner Produktenbericht vom 15. Juli. Die Grundſtimmung am
Produktenmarkt bleibt weiterhin feſt. Infolge des unbeſtändigen
Wet=
ters iſt die Landwirtſchaft mit Angebot vorſichtig, da man erſt eine
Klä=
rung bezüglich edr Ernteausſichten abwarten will. Andererſeits boten
die etwas feſteren Auslandsmeldungen und eine leichte Belebung des
Weizenmehlgeſchäfts auf Herbſtlieferung für Weizen einige Anregung.
Im Effektiv= und Lieferungsgeſchäft ergaben ſich Preisbeſſerungen um
etwa 2 RM.; Dezemberweizen ſetzte 3 RM. höher ein. Der
Roggen=
lieferungsmarkt eröffnete auf Grund von erneuten Interventionen 1—1,5
Mark höher. Das Inlandsangebot bleibt weiter klein. Weizenmehl zur
Herbſtlieferung wird etwas mehr umgeſetzt und iſt im Preis erholt. Im
Promptgeſchäft erfolgen ebenſo wie in Roggenmehl nur laufende
Be=
darfskäufe. Im Hafer iſt das Angebot in prompter Ware knapp, der
Konſum bekundet gar Nachfrage; die ſtark erhöhten Forderungen der
Provinz werden jedoch nur zögernd bewilligt. Der Lieferungsmarkt
lag auf Kaufaufträge der Provinz ſehr feſt. Wintergerſte in guten
Qualitäten iſt weniger reichlich offeriert und feſter.
* Mainzer Viehmarktbericht vom 15. Juli. Auftrieb: 7 Ochſen.
8 Bullen, 497 Kühe oder Färſen, 260 Kälber, 2 Schafe, 5 Ziegen, 1090
Schweine. Marktverlauf: Reges Geſchäft; ausverkauft. Es wurden pro
50 Kilo Lebendgewicht folgende Preiſe in RM. bezahlt: Ochſen 58—60,
44-49; Bullen 40—50; Kühe 43—48, 32—40, 25—32, 20—25; Kälber 62-72,
50—61; Schweine 62—68, 67—70.
Frankfurter Pferdemarkt vom 15. Juli. Bei geringem Auftrieb war
der Handel zufriedenſtellend; nahezu 75 Prozent des Auftriebs wurden
ausverkauft. Junge, mittelſchwere Arbeitspferde waren geſucht und im
Preiſe hoch. Gleichfalls fanden die oſtpreußiſchen Pferde flotten Abſatz
und erzielten je Stück zwiſchen 750 bis 950 RM., und im Paar 1700 bis
2000 RM. je nach Qualität. Schlachttiere wie immer geſucht, bei
an=
ziehnden Preiſen. — Der nächſte Pferdemarkt findet am 18. Auguſt ſtatt,
Kleine Wirkſchaftsnachrichken.
Der vom Statiſtiſchen Reichsamt errechnete Aktienindex
(1924/26 — 100) ſtellt ſich für die Woche vom 7. bis 12. Juli 1930
auf 111,5 gegenüber 113,2 in der Vorwoche, und zwar in der
Gruppe Bergbau und Hüttenbetriebe auf 109/4 (111,2), in der
Gruppe verarbeitende Induſtrie auf 100,6 (102,2) und in der
Gruppe Handel und Verkehr auf 132,3 (133,9).
Die deutſche Rohzinkproduktion einſchließlich Zinkſtaub ſtellte ſich,
wie der Geſamteusſchuß zur Wahrung der Intereſſen der deutſchen
Me=
tallwirtſchaft (Berlin) auf Grund der Berechnungen der
Metallgeſell=
ſchaft A. G., Frankfurt a. M., mitteilt, im Juni 1930 auf 8771 To. gegen
9179 To. im Mai d. J.
Innerhalb der Benzinkonvention finden Verhandlungen über eine
Aenderung der beſtehenden Konventionen ſtatt. Es wird nicht
beabſich=
tigt, die Konvention in ein Preiskartell umzuwandeln; ſie ſoll vielmehr
ihren bisherigen Charakter als Bedingungs=Konvention beibehalten.
Ueber die endgültige Benzinpreisberechnung, die durch den am 1. Auguſt
in Kraft tretenden Spiritus=Beimiſchungszwang notwendig wird, ſollen
Beſchlüſſe erſt am 28. Juli erfolgen; doch glaubt man, daß die Erhöhung
vorausſichtlich 2 Rpfg. je Liter betragen wird.
Die ſüddeutſche Zinkblechhändlervereinigung hat mit Wirkung ab
heute ihre Preiſe um zirka 1 Prozent erhöht, nachdem ſie am 9. Juli
um 1,5 Prozent ermäßigt worden waren.
Die G.V. der Continentalen Verſicherungs=Geſellſchaft,
Mann=
heim, genehmigte den Abſchluß, der mit einem Verluſt von 661 159
RM. abſchließt, und beſchloß die Fuſion mit der Mannheimer
Ver=
ſicherungsgeſellſchaft, Mannheim, durch Umtauſch der Aktien im
Verhältnis 3:2.
Vom 1. Auguſt ab wird die Notiz für 6proz. Heſſiſche Staats=
Braunkohlen= und Roggen=Anleihe von 1923 an der Frankfurter
Börſe wegen Geſamtkündigung eingeſtellt,
Die Weſterwälder Braunkohlenwerke Grube Alexandria in
Höhn ſieht ſich infolge wirtſchaftlicher Notlage außerſtande, ihren
Betrieb fortzuführen. Sie beabſichtigt, in nächſter Zeit etwa 250
bis 300 Bergleute zu entlaſſen.
In der G.V. der Badiſchen Landeselektrizitätsverſorgungs=
A. G. (Badenwerk), Karlsruhe, wurde aus 2,02 (i. V. 2.10) Mill.
RM. Reingewinn für 1929/30 wieder 9% Dividende auf 21 Mill.
RM. Kapital genehmigt.
Deviſenmarkt
vom 15. Juli 1930
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91.50 r. Ind. 65.5 0 Stockhol 100 Kr onen 112.49/ 1 2.711ſtambu 1 türk. J. P. Bemberg 105.— Hirſch Kupfer 130.— Lont von 1 k. Stg. 20.36 20.4 Kair= Bergmann Elektr 178.— Mannesm. Röhr. 93.125 Hohenlohe=Werte 67.125 Buenos=Aires 1 Pap. Peſ 1.527 1.531 Kanada
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Frankfurter Kursbericht vom 15. Juli 1930.
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68 Vaden. .
8% Bahern ....."
88 Eeſſen b. 28
v. 29
% Preuß.
Staats=
anl. . . . . . . . . . ."
8% Sachſen ....
6% Sachſen ... ..
72 Thüringen ..
Dtſche. Anl. Auslo
ungsſch. 4‟/.
Ab=
löſungsanl. . . . ."
Dtſche. Anl.
Ablö=
ſungsſch. (Neub.)
Dtſche. Schutzge
bietsanleihe ...
89 Baden=Baden.
6% Berlin ......
89 Darmſtadt v. 26
v. 28
790 Frankfurt a. M.
89 Mainz......"
8% Mannheim ...
8% Nürnberg
8 % Heſſ. Landesbk.
Goldpfbr. . . ..
8% Goldoblie
4½% Heſſ. Lds.-
Hyp.=Bk.=Liquid.
Pfbr. . . ....."
% Preuß. Lds..=A. ſt. Gold=
Pfbr. . .. . . . . ..
Goldobl.
8
8% Darm ſt. Komm.
Landesbk. Goldobl.
%Kaſſeler Land. Goldpfbr.
103.25
88.25
83.75
101:,
85
94
95
100.7*
83.25
89.5
60.2
8.8
3.3
94.25
91
99.5
96.25
86.75
101
97
97
98.5
8% Naſſ.Landesbk.
Goldpfbr. . . . . .
Obl
4½%
Dt. Komm.
Sam-
mel=Ablöſ.-Anl.
FAusl. Ser.
+Ausl. Ser, II
Dt. Komm. Samm.
Abl. (Neubeſitz)
Berl. Hyp.=B!
„Liqu.=Pfbr.
82 Frkſ.Hyp.=Bk.
Lig. Pfbr.
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½% „Lig. Pfrb.
3½ Mein. Hyp.=Bk.
4½%„ Lig. Pfbr.
8% Pfälz. Hhp.=B
4½% „ Lig. Pfbr.
8% Preuß.
Boden=
ered.=Ban! ..."
4½% „Lig. Pfbr.
18% Preuß. Centrl.
Bodencr.=Bank
4½% „ Lig. Pfb=
18% Rhein. Hyp. Bk.
4½% „ Lig. Pfbr.
8% Rhein.=Weſtf.
Bb.=Crebit ....
30 Südb. Bob.
Cred.=Bant ..."
4½% „ Lig. Pfbr
8% Württ. Hyp.=B
3% Daimler=Benz
3% Dt. Linol. Werk
Klöcner=Werle
% Mainkrw. v. 26
720 Mitteld.
Stahl=
werke ........
8½ Salzmann u. Co
% Ver. Stahlwerk
3% VoigtckHäffner
A
87.75
59.75
74.5
15.5
101.5
88.75
101.5
88,
101.5
91
101.5
88.75
101
90.5
100.5
101
87.25
101.5
90.3
101.5
102
88
101.5
100
93.5
98
90
92.25
90
93
97.25
J. G. Farben Bonds/101:),
6% Bosn. L.E.B.
5%
L. Inveſt.
4½% Oſt.
Schatz=
anw. .. . . . ....
4% Oſt. Goldrente
5%vereinh. Rumän
4½%
40
„
4%0 Türk. Admin.
4½ „ 1. Bagdad
4% „ Bollanl.
4½% Ungarn 191
4½½ „ 1914
4%
„ Goldr.
1910
49
Antien
Aig. Kunſtziide Unt
AEG. Stamm. . .
Andreae Noris Zah=
Baſt Nürnberg
Bemberg J. P. ...
Bergm. El.=Werke.
BrownBoverickCie.
Brüning & Sohn
Buderus Eiſen..."
Cement Seidelbere
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J. G. Chemie, Baſel
Chem. Werke Albert
Chade . ........"
Contin. Gummim
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Daimler=Benz
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..
Gold= u. Silb.;
cheide=Anſtalt
Linoleumwerk
Dückerhoff u.
Wid=
mann .. . . .."
Cichbaum=Werger.
Elektr. Licht u. Kraft
Liefer=Geſ.
A4.5
9.55
16.1
7.675
20.5
R5
103
151.5
106
184
105
Aafg
131.5
182
45.5
159
201
107.5
59.5
84.75
Aa
88
146.5
Eſchw. Bergwerk.
ßlinger Maſchinen
Ettlinger Spinnerei
F. G. Farbeninduſtr
Feinmech. (Jetter)
Felt. & Guillegum.
Frift. Gas ...."
Cof
Geiling & Cie.
Gelſenk. Bergwerk
Geſ. elektr.
Unter=
nehmungen ...
Goldſchmidt Th. .
Gritzner Maſchinen
Grün & Bilfinger.
Hafenmühle Frtft..
Hammerſen (Osn.)
Harpener Bergbau
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HilpertArmaturfbr.
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Hochtief Eſſen ..."
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Salzdetfurth
Weſteregeln
Kammgarnſpinn. .
Karſtadt, R... . .
Klein, Schanzlin ..
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Lech, Augsburg ..
Löwenbr. Münch.
Lüdenſcheid Metall
Lutz Gebr. Darmſt.
Mainkr.=W. Höchſt
Mainz. Akt.=Br. . . .
113.5
160
71.75
110
SC
27
126.25
59
31
170
125
78
131
85
87
90.25
239.75
219
36.25
134
204
365
209
101
103.!
126
160
93‟
244
14.5
81.75
170.5
Mannesm.=Röhren
Mansfeld Bergb.
Metallgeſ. Frankf.
Miag, Mühlenbau
MontecatiniMaild.
Motoren Darmſtadt
Deutz
Oberurſel
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Oberbedar
Otavi Minen ...
Phönix Bergbau.
Reiniger, Gebb. .I
Rh. Braunkohlen
„ Eleltr. Stamm.
Stahlwerke. . . .
Riebeck Montan.
Roeder Gb. Darmſt.
Rütgerswerle
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Schwarz=Storchen.
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Siemens & Halsfe
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Anterfranten
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Ver. f. Chem. Ind.
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Stahlwerke
Ultramarin
Zellſt. Berlin
Vogtländ. Maſchin
Voigt & Haeffner.
g0
47.5
50
68.5
118.25
84.75
13
100.75
03.25
104.25
67.5
157
208
243.5
118.25
173.5
215
42.5
157.25
100
138
103
16.5
40
84.75
82
54
149
Wayß & Freytag
Wegelin Rußfabri
Zellſtoff Aſchaffbg.
Memel ... . . .."
Waldhof.
Allg. Dt. Ereditanſt
Badiſche Bank.
Bk. f. Brauinduſtr..
BarmerBantverein
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Hypothekbk
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Deutſche
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7% Dt. Reichsbahn
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Mitv. .
Mannh. Verſich. .
5.75
01
109
108
110.25
120
229
139
200
120.5
108.5
130.-
100
154
154.5
120
148
27.8
139
258.75
153
137
10:
44.5
87.5
148
96
98
105
197
[ ← ][ ][ → ]Auf vielseitigen Wunsch verkänger!
Heute und folgende Tage!
Heute und folgende Tage!
Der große Tonfilm-ErFolg!
Die beiden Lieblinge des Publikums
Ein sensationelles
Doppelprogramm
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der Welt:
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kampf zweier Wochenschau-
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(Der Schöpfer der Filme „Zwei Menschen” und
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Dazu das reichhaltlge
Beiprogramm
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Handball.
Abends 8 Uhr: Begrüßungsabend in der Feſthalle.
Sonntag, den 20. Juli:
9.30 Uhr Feſtzug von 10 000 Sportlern u.
Sport=
lerinnen. Ab 1.30 Uhr: Fortſetzung und Beginn
der Entſcheidungskämpfe 3 Uhr: Maſſenfreiübungen
anſchließend Großkämpfe in Fuß= und Handball.
Abends Feſtſpiel in der Feſthalle.
Montag, den 21. Juli:
Ab 11. Uhr vormittags Frühkonzert. Nachmittags
Volksfeſt mit ſportlichen Darbietungen und Tanz.
Bei einbrechender Dunkelheit großes Feuerwerk.
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42)
Kriminalroman von Gebh. Schatzler=Peraſini.
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Die Schuld Egons entrollte ſich ihr in ſtoßweiſe gegebenem
Geſtändnis . . . Zug um Zug ... nichts beſchönend, nichts
ver=
heimlichend. Und endlich wußte ſie um alles . . .!
Das todblaſſe Haupt Egons ſank zurück, aber ſein Auge
hing noch immer voll Sehnſucht, um Erbarmen flehend, an Evas
blutleerem Antlitz
Sie war wie betäubt, wollte aufſchreien, aber nicht einmal
ein Stöhnen kam über ihre Lippen. Sie ſah nur immer den
Mann an, der vor ihr lag, der ſeine Schuld bekannte, eine Schuld,
die er mit dem freiwilligen Tod ſühnen wollte, vergeſſend, daß er
damit auch das Leben Evas vernichtete.
Aber war dieſes Leben, das ſich ihm widmete, denn nun
nicht ebenfalls zertreten, zerſtört?
Sie ſuchte nach Worten und fand keine andern als die Laute:
„Du Armer . . .!"
Da ſpielte endlich wieder ei Lächeln um ſeine Lippen, und
in ſeinem Blick, der ſich an ſie klamerte, lag es wie
Auferſteh=
ung, wie Erlöſung.
„Eva . . ., mein Gott ...", ſtcnmelte er. „Könnteſt du mir
denn verzeihen?”
Sie neigte ſich über ihn und flüſterte: „Dein war ich,
Egon . . ., dein bleibe ich . . . in Not und Tod! Was dich trifft,
trifft auch mich! Stirbſt du, werde auch ich ſterben!“
Da preßte er ihre Hände und rief: „Jetzt werde ich leben,
Eva!. Ich fühle es — das iſt nicht der Tod, der zu mir kommt.
Wir werden leben, und ich werde ſtark genug ſein, auch zu
ſüh=
nen, wenn nur du an meiner Seite bleibſt.”
Der alte Waldwärter ſank wieder in ſich zuſcmmen. Sein
häßliches Geſicht log ganz im Dunkel.
Eva erhob ſich. Sie ordnete raſch verſchiedenes am Lager
Egons, tat alles wie im Traume, und dann flüſterte ſie ihm
bebend zu: „Ich komme wieder morgen nacht und die nächſten
Nächte, bis du kräftig genug biſt, mir in beſſere Pflege zu
fol=
gen. Bis dahin bringe ich, was ich ohne Verdacht beſchaffen kann.
Iſt es dir ſo recht?”
Mittwoch, den 16. Juli 1930
Er zog ihre Hand an ſeine fiebernden Lippen. „Alles, Eva,
alles! Eine Heilige biſt du!”
Im Dorf ſchlug es eine ſpäte Stunde, als die Baroneſſe mit
dem Jungen, der anf dem Stein vor der Hütte eingeſchlafen war,
zurückſchritt. In der Nähe des Dorfes gab ſie dem Knaben ein
Geſchenk, trug ihm auf, zu niemand von dem Beſuch Evas beim
tauben Hannes zu ſprechen, und entfernte ſich haſtig in der
Rich=
tung des Schloſſes. Sie betrat dasſelbe vom Park aus durch
eine halb verſteckte Seitenpforte. Doktor Borngräber wachte
ja doch im Schloß. Der durfte ſie gerade jetzt nicht ſehen, durfte
nie hinter das Geheimnis Egons kommen.
Dies Geheimnis zu lüften, lag bei Egon allein. Aber noch
war es nicht Zeit dazu ..
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Die Baroneſſe hatte die Hütte des lahmen Hannes verlaſſen,
und der Verwundete war mit geſchloſſenen Augen zurüchgeſunken.
Das Geſpräch mußte ihn doch ſehr ermüdet haben. Dennoch ſchien
es, als handle es ſich vielleicht doch nicht um eine
lebensgefähr=
liche Verletzung. Faſt ruhig gingen nun die Atemzüge des Grafen.
Da erhob ſich leiſe der lahme Hannes in der Herdecke. Seine
Augen muſterten den Verwundeten. Der regte ſich nicht. Auf
Egons Geſicht lag jetzt ſogar ein friedlicher Ausdruck, der
qual=
volle Zug war verſchwunden.
Der Waldhüter ſchob an dem Lager vorbei, wiegte den
häß=
lichen Kopf und murmelte etwas Unverſtändliches. Dann
ver=
ließ er geräuſchlos die Hütte.
Er zog die Tür hinter ſich zu, lauſchte in die Nacht hinein,
hörte aber nichts als das Raunen in den Bäumen. Die
Baro=
neſſe war jetzt ſchon ein weites Stück entfernt.
Der Waldhüter ſchwenkte ſeitwärts ab und ſtieg in eine
dunkle, nur auf dem Grund vom Mondſchein ſchwach erhellte
Schlucht. Rieſige Steinblöcke lagen dort umher, mächtige Farne
reckten ihre ſpitzen Blätter dazwiſchen in die Höhe.
Der Waldhüter ſtellte ſich auf einen der Blöcke, wartete noch
einige Minuten, dann ließ er einen ſcharfen Pfiff ertönen. Die
Wände der Schlucht verſchluckten den Schall.
Ganz im Hintergrunde tauchte ein Menſch auf, kam näher.
Der Mann auf dem Steinblock hatte die Pelzmütze
abgenom=
uen, öffnete den langen, zerfetzten Kittel und zog ihn raſch aus.
Schließlich nahm er mit einem Ruck die graue Perücke vom Kopf
— und das Mondlicht zeigte die Züge des Doktors Borngräber.
Seite 13
Inzwiſchen kam der andere Mann näher. Es war der taube
Hannes. Auf Geheiß des Doktors, der einen Pakt mit dem
Menſchen geſchloſſen hatte, um ſeinen Plan auszuführen, hatte
er hier in der Schlucht gewartet und kam nun auf das Signal
des Detektivs zum Vorſchein.
Der Doktor hatte raſch herausgefunden, daß der ſchlaue
Patron ſeine Taubheit nur den Leuten vorheuchelte, um leichter
ſeinem unſauberen Handwerk, dem Wildern und Schlingenſtellen,
nachzugehen. Mochte man ihn fragen, was man wollte, er
ver=
ſtand einfach gar nichts oder doch nur das, was er für gut fand.
Bei dem Doktor hatte er damit allerdings kein Glück. Der packte
ihn ſofort energiſch an, und Hannes merkte, daß es wirklich ſein
Vorteil war, wenn er klein beigab.
Der Doktor wußte, was er wiſſen wollte. Keine Silbe von
dem ergreifenden Geſtändnis des Grafen Egon war ihm
ent=
gaugen.
Er warf dem Waldhüter den ſcheußlichen Kittel zu, ebenſo
die Pelzmütze und ſagte: „Du kannſt wieder in die Hütte gehen.”
Der Mann ſchob ſich in das zerriſſene Fell und preßte die
Mütze auf die grauweißen Haarſträhnen.
„Gut, gut”, wiſperte er. „Und was ſoll ich ſonſt?”
„Nichts als ſchweigen”, ſagte der Doktor feſt, „und
abwar=
ten, was weiter geſchieht. Deine Einquarvierung wirſt du nicht
lange mehr haben. Keine Silbe über mein Hierſein, weder
ge=
gen den Verwundeten noch gegen die Baroneſſe, wenn ſie kommt!“
„Gut, gut Herr! Aber wenn ſie ihn fortholt, was dann?”
Der Doktor lachte leiſe auf. „Dann werde ich darum wiſſen.
Oder ich habe meine Vorbereitungen getroffen. Auch dann wirſt
du nichts tun, gar nichts!”
„Gut, gut, Herr
Der Doktor warf dem Mann einen Briefumſchlag zu, in dem
einige Banknoten ſteckten. Hannes hatte ihm einen großen Dienſt
erwieſen, und das zahlte der Doktor ſtets mit guter Münze.
Dann ſchritt er aufrecht, elaſtiſch aus der Schlucht und ſtieg
gegen das Dorf hinunter.
Die Baroneſſe mußte lange vor ihm das Schloß erreichen.
Aber ſie hatte keine Ahnung, wer der Menſch in der Herdecke des
Waldhuters geweſen. Sie glaubte den Detektiv ſchlafend.
Der aber ſah nun klar ſeinen Weg vor ſich. Und doch ging
ihm das Geſchick dieſes ſchwerverwundeten Mannes, der auch bei
all ſeiner Schuld die Liebe Evas nicht verlor und etwas
Sym=
paihtſches für den Doktor bekam, ſehr nahe. Trotzdem, er konnte
ihn nicht mehr retten. Vielleicht wäre es boch beſſer geweſen,
der Schuß würde beſſer getroffen haben. Die Herrſchaft
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berg ſah dieſen Mann nicht mehr als Schloßherrn. Damit war
es vorbei . .. für immer.
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Bekanntmachung.
Laut Mitteilung des Amtsgerichts Darmſtadt I vom 23. Juni 1930
iſt bei der Firma Heſſiſche Beamtenbank eingetragene Genoſſenſchaft
mit beſchränkter Haftpflicht zu Darmſtadt unter Nummer 47 in das
Genoſſenſchaftsregiſter folgendes eingetragen worden
bei Spalte 6: Durch die Beſchlüſſe der außerordentlichen
Mitglieder=
verſammlung der Beamtenbank Offenbach a. M.
ein=
getragene Genoſſenſchaft mit beſchränkter Haftpflicht
vom 2. Mai 1930 und der außerordentlichen
Vertreter=
verſammlung der Heſſiſchen Beamtenbank eingetragene
Genoſſenſchaft mit beſchränkter Haftpflicht in Darmſtadt
vom 24. Mai 1930 iſt die erſtgenannte (aufgelöſte)
mit der letztgenannten (übernehmenden) Genoſſenſchaft
verſchmolzen.
Gemäß § 82 des Genoſſenſchaftsgeſetzes werden die Gläubiger
der Beamtenbank Offenbach eingetragene Genoſſenſchaft mit
be=
ſchränkter Haftpflicht, in Offenbach a. M. aufgefordert, ihre
Forde=
rungen bei der unterzeichneten Kaſſe anzumelden.
Darmſtadt, den 8. Juli 1930.
Heſſiſche Beamtenbank
eingetragene Genoſſenſchaft mit beſchränkter Haftpflicht
zu Darmſtadt
10862b)
Burger. Heyder. Schäfer.
3
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