Darmstädter Tagblatt 1930


15. Januar 1930

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Bei wöchentlich 2maligem Erſcheinen vom 1. Januar
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Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
Wöchentliche illuſtrierte Beilage: Die Gegenwart, Tagesſpiegel in Bild und Wort
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Nummer 15 Mittwoch, den 15. Januar 1930. 193. Jahrgang

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jede Verpflichtung auf Erfüllung der Aizeigen=
ſicher
e Schadenerſatz. Beil
ufträge und T
Beſtreibung ſäll jeder
Konfurs oder
znſtonto Deutſche Bank und Darm=
Kabatt weg.
ſädter und Naiſonalbanl.

Die Reichsbank beteiliagt ſich doch.
Widerſtand der Gläubigermächte gegen das Draußenbleiben der Reichsbank. Dr. Schacht hält ſeinen
morgliſchen Widerſtand aufrecht. Aenderung des Reichsbankſtakuks. Der Reichsbank wird die
Beleiligung an der Inkernakionalen Zahlungsbank geſehlich auferlegk.
ſchen Ergebniſſe der Haager Konferenz zu treiben. Er ſei im Haag
Mikwirkung Schachks.
lediglich als Sachverſtändiger und habe mit den geſamten politi=
ſchen
Fragen nicht das mindeſte zu tun. Ueber ſeinen Brief, von
Zie rechtliche Klärung der Bankfrage. Erlaß eines dem die deutſche Delegation Kenntnis gehabt habe, könne er
Einzelangaben nicht machen. Es ſtimme jedoch, daß der Brief
neuen Reichsbankgeſetzes.
drei Fragen enthalte, nämlich 1. Totalbelaſtung, 2. die moraliſche

*

* Haag, 14. Januar. (Priv.=Tel.)
Am Dienstag vormittag haben zwiſchen Dr. Molden=
hauer
und Dr. Schacht längere Beſprechungen
ſtattgefunden, in deren Verlauf ſich Dr. Schacht
bereit erklärt hat, bei einer Feſtlegung der
Pflicht der Reichsbank im Youngplan, ſich an
der J.3.B. zu beteiligen, ſich dieſem Zwang zu
fügen und mitzuarbeiten. Es iſt beabſichtigt, die Be=
ſtimmungen
des Youngplans in Anlage I Abſchnitt 12 in dem
im Falle eines Fernbleibens der Reichsbank die Beteiligung
zweier anderer deutſcher Banken vorgeſehen iſt, dahin abzu=
ändern
, daß die Beteiligung dieſer Banken ausgeſchaltet und die
Beteiligung der Reichsbank zur Bedingung gemacht wird. Dieſe
Aenderung würde einen Entſchluß des Direktoriums der Reichs=
Hank möglich machen. Sollte dieſer Beſchluß des Direktoriums
mit Mehrheit gefaßt werden, dann würde Dr. Schacht dieſem
Auftrag des Direktoriums nachkommen und als Reichsbankprä=
ident
die Verhandlungen im Anſchluß für die J.3.B. weiter=
ühren
ſowie auch den dem Reichsbankpräſidenten vorbehaltenen
Sitz im Verwaltungsrat der J.3.B. einnehmen.
Der Ausſchuß für die Internationale Zahlungsbank iſt am
Dienstag nachmittag um 4 Uhr zuſammengetreten, ohne daß Dr.
Schacht an dieſer Sitzung teilnahm. Er wird jedoch an den wei=
texen
Verhandlungen teilnehmen, nachdem von der Gegen=
eite
verlangt worden iſt, daß unter allen Um=
ſtänden
die Reichsbank anfder J.3.B. mitwirkt.*
Bis die geſetzlichen Beſtimmungen in Kraft treten,
durch welche die Reichsbank zur Teilnahme ver=
pflichtet
wird, werden, um den Bedingungen des
Youngplanes Genüge zu tun, Direktor Schröder von der
Preuß. Seehandlung und Direktor Ritſcher von der
Reichskreditanſtalt als Repräſentanten derjenigen Ban=
ken
an den Beratungen teilnehmen, die nach der augen=
blicklichen
Rechtslage, als bevollmächtigte Teilnehmer zu be=
trachten
ſind. Erſtnach dem Inkrafttreten der neuen
Geſetzesbeſtimmungen für die Reichsbank kann
Reichsbankpräſident Dr. Schacht in voller recht=
licher
Funktion an den Verhandlungen teil=
nehmen
.
970f
MI
Uebeteinfttantung ziiſchen Dr. Schacht und der
deutſchen Beleggkion.
Von der deutſchen Delegation wird mitgeteilt, die
deutſche Delegation wird in der Mittwochsſitzung
der Konferenz die erforderlichen Schritte tun, um
die Beteiligung der Reichsbauck an der Bank für den Internatio=
nalen
Zahlungs=Ausgleich und die Mitwirkung der
Reichsbank an den Aufgaben dieſer Bank geſetzlich zu
gewährleiſten. Wie wir weiter hören, hat der Reichs=
bankpräſident
in einer Beſprechung mit dem Reichsfinanz=
miniſter
Moldenhauer erklärt, ſich ſelbſtverſtändlich für dieſen
Fall den daraus ſich ergebenden Verpflichtungen nicht zu ent=
ziehen
. Damit iſt die Mitwirkung der Reichsbank
geſichert. Das amtliche Kommuniqué wird durch folgenden
Zuſatz erweitert: Bei einer ſich anſchließenden Beſprechung
des Reichsbanrpräſidenten mit ſämtlichen vier
deutſchen Delegierten wurde die Uebereinſtim=
mung
auf vorſtehender Grundlage feſtgeſtellt.
Um die Stellung Dr. Schachls.
Bei der Erörterung um die Beteiligung des Reichsbanlprä=
ſidenten
Dr. Schacht, an den Haager Verhandlungen iſt die
Rede dapon, daß bei Erlaß des neuen Reichs=
bank
=Geſetzes, ſo wie es infolge der Youngplanverhand=
bungen
aufgeſtellt worden iſt, das Mandat Dr. Schachts
als Reichsbankpräſident, das ſich nach dem bisherigen
Reichsbank=Geſetz richtet, als erloſchen erklärt und Schacht
ſeiner Stellung enthoben würde. Dazu erfahren
wir von maßgebender Seite der deutſchen Delegation, daß eine
ſolche Maßnahme nicht beabſichtigt ſei und daß auch
einzelne der Delegierten zu einer ſolchen Maßnahme ihre Zu=
ſtimmung
nicht erteilen würden.
Durch dieſe Erklärung ſcheint die Frage geklärt, ob Dr.
Schacht überhaupt an den Haager Verhandlungen und an den
Verhandlungen über die Konſtituierung der Internationalen
Zahlungsbank teilnimmt. Dagegen iſt es bis zur Stunde noch
nicht eindeutig klar, ob Schacht vorläufig nur als Sachverſtän=
diger
mit beratender Stimme oder als bevollmächtigtes deutſches
Mitglied an den Verhandlungen im Bank=Ausſchuß teilnimmt.
Erklärungen Dr. Schachts.
Dr. Schacht empfing am Dienstag morgen verſchiedene
Preſſevertreter und gab ihnen über die geſtrigen Vorgänge in
den Verhandlungen des Ausſchuſſes für die J.B.3. nähere An=
gaben
, in denen er erklärte, es habe ihm vollkommen ferngelegen,
durch ſeine Stellungnahme, die man nach ſeinem Brief habe
erwwarten müſſen, irgendwelche Sabotage der bisherigen politi=

Sicherung deutſcher Privateigner und 3. die moraliſche Gleich=
behandlung
der Deutſchen ohne jede neue Beſtätigung des Sank=
tionsrechtes
. Wenn das Berühren dieſer Fragen allerdings
ſchon Politik genannt werde, dann könne er ſich nur freuen, daß
dieſe moraliſchen Fragen wenigſtens einmal bei einer Gelegen=
heit
der Haager Verhandlungen zur Sprache gekommen ſeien.
Sein Standpunkt in den Verhandlungen des Ausſchuſſes ſei
lediglich von der Ueberlegung beſtimmt, daß es ſich hier um ein
Geſchäft handle, bei dem feſtzuſtellen ſei, ob die moraliſche Grund=
lage
ſicher ſtehe. An einem Geſchäft, deſſen moraliſche Grund=
lagen
nicht als tragbar betrachtet werden könnten, könne weder
er noch die Reichsbank teilnehmen, wenigſtens nicht frei=
willig
. Die Beteiligung anderer deutſcher Banken anſtelle der
Reichsbank hänge ganz von dem Vertrauen ab, das dieſe Firmen
genöſſen. Dagegen habe er nicht die Abſicht, irgendwelche Sabo=
tage
zu treiben, wie ihm das nachgeſagt werde, denn er ſei doch
zu ſehr von ſeiner Pflicht als deutſcher Staatsbürger überzeugt.
Auf eine Frage, ob er ſeine Demiſſion einreichen werde, wenn
ſeine Anſprüche nicht erfüllt werden ſollten, erklärte Dr. Schacht:
Logiſcherweiſe demiſſioniere ich nur, wenn ich beſtimmt das Ge=
fühl
habe, unrecht gehändelt zu haben. Aber ich werde nicht
demiſſionieren, weil es einigen Herren paßt. Die Leitung der
Reichsbank und die Verantwortung für ihre Haltung iſt mir
durch deutſches Reichsgeſetz und internationale Abmachungen
übertragen worden, ohne daß ich etwas dafür kann. Ich werde
dieſer Verantwortung nicht ausweichen und mich ihr auch nicht
durch die Flucht entziehen. Das Vertrauen in die Finanz= Kredit=
und Währungspolitik der Reichsbank kann meiner Anſicht nach
nur hadurch erhöht werden, wenn man ſieht, daß die Reichsbank
in einem Geſchäft, deſſen moraliſche Grundlage ſie nicht für rich=
tig
hält, nicht mitwirkt.
Die Rückwirkung der Teilnahme der Reichsbank
auf die Sanklionsfrage.
Die Regelung über die Teilnahme der Reichsbank an den
Verhandlungen im Ausſchuß ſür die J.3.B. wird lebhaft kom=
mentiert
. Man weiſt darauf hin, daß durch die Teilnahme
Schachts der wirtſchaftliche Grundgedanke der
im Youngplan vorgeſehenen Reparationsrege=
lung
im Ausſchuß wahrſcheinlich nun ſchärfer, in den
Vordergrund treten wird, da auch die amerikaniſchen
Teilnehmer, ähnlichen Gedankengängen folgend, das Repara=
tionsgeſchäft
rein kaufmänniſch und wirtſchaftlich betrachten.
Dieſe Anſchauung, die bisher auch in der Frage der Mobiliſie=
rung
zu wenig zur Geltung gekommen ſei, würde wohl nunmehr
etwas ſtärkere Beachtung finden müſſen, vor allem auch im Zu=
ſammenhang
mit der Frage der Sanktionen, deren Fortbeſtand
nur nachteilig auf das Vertrauen der internationalen, vor allem
der amerikaniſchen Kapitaliſtenkreiſe in die auszugebenden Re=
parationsbonds
wirken kann.
Es iſt auffallend, daß heute vormittag von franzöſiſcher Seite
über die Faſſung der Sanktionsformel eine Verſion verbreitet
wird, die weſentlich milder klingt, als die geſtern bekannt gewor=
dene
Faſſung. So ſoll die franzöſiſche Note nicht mehr den Zu=
ſatz
enthalten, daß Deutſchland bei einem Zurückgehen auf die
alten Verträge etwaige Maßnahmen, die Frankreich auf Grund
dieſer Verträge ergreift, nicht als unfreundliche Handlung an=
ſehen
kann. Außerdem wird darauf hingewieſen, daß die Sank=
tionsverhandlungen
ja noch gar nicht abgeſchloſſen ſeien und daß
die Note einen viel milderen Inhalt erhalten könnte.
* Die allgemeine Aufmerkſamkeit iſt durch den Konflikt zwi=
ſchen
Dr. Schacht und der deutſchen Delegation im Haag ſo voll=
ſtändig
in Anſpruch genommen, daß darüber die Senſation von
geſtern, der Kampf um die Sanktionsformel, ſchließlich ganz in
den Hintergrund getreten iſt. Tatſüchlich ſcheint die Verſtändi=
gung
hier auch ſo gut wie ſicher zu ſein. Das Reichskabinett
hat ſich am Dienstag vormittag darüber von dem aus dem
Haag gekommenen Miniſterialdirektor, Dr. Schäffer berichten
laſſen, ebenſo wie über den Vorfall mit Dr. Schacht. Das Kabi=
nett
hat zu der ausgearbeiteten Formel ſeine Zuſtimmung ge=
geben
und dasſelbe ſcheint auch in Paris geſchehen zu ſein, ſo
daß die Schwierigkeiten darüber im Haag wohl als beſeitigt
gelten dürften. Bedenklich iſt allerdings, daß die Formel immer
noch ängſtlich geheimgehalten wird. Bis zum Bekanntwerden
des ganzen Wortlautes können hier alſo noch unliebſame Ueber=
raſchungen
auftauchen.
Baſel offiziell als Sitz der Inkernakionglen
f4i.
9R6
R
*9/
ZahlAKgsSAru BeRrfLlgl.
Eine prinzipielle Entſcheidung über die J.3.B., die von höch=
ſter
Bedeutung iſt, iſt am Dienstag nachmittag in den Beratungen
der Juriſten des Bankkomitees gefallen: Baſel iſt offiziell
als Sitz der Internationalen Zahlungshank be=
ſtätigt
und augenommen. Der belgiſche Ein=
ſpruch
iſt ofſiziell fallen gelaſſen und auch von eng=
worden

Indufkrieſpionage und Wirkſchafts=

Von
Wilhelm Siebert, Berlin.
Das Berliner kommuniſtiſche Organ Die Rote
Fahne veröffentlichte in ihrer Neujahrsnummer
einen Artikel, über das Anwachſen der durch
Arbeiterkorreſpondenzen betriebenenPropaganda
und führt namentlich etwa 200 Betriebe In=
duſtrie
, Handel, Behörden, öffentl. Körperſchaften,
ſoziale Anſtalten uſw. an, aus denen die kom=
muniſtiſche
Partei Propagandamaterial erhält.
Die nachſtehenden Ausführungen legen die Wir=
kungen
der Propaganda dar.
D. Schrftlg.
Die Kommuniſtiſche Internationale hat das Schlagwort von
der marſchierenden Weltrevolution längſt zum alten Eiſen ge=
worfen
. Sie hat eingeſehen, daß man damit keinen nachhaltigen
Eindruck erzielen kann, wenn nicht gleichzeitig revolutionäre Er=
folge
des Kommunismus zu verzeichnen ſind. Die Zeiten kom=
muniſtiſcher
Erhebungen ſind ſo ziemlich überall vorüber, infolge=
deſſen
hat man auch mehr denn je das Schwergewicht auf pro=
pagandiſtiſche
Kleinarbeit gelegt, um in den parlamentariſch
regierten Ländern mit Hilfe des Stimmzettels allmählich die
Macht im Staate zu erobern. Wie gut ſich dieſe Arbeit z. B.
in Deurſchland ſchon ausgewirkt hat, zeigt die rieſige kommu=
niſtiſche
Gemeinde, die längſt nicht mehr in hoffnungsloſer Oppo=
ſition
ſteht, ſondern in unzähligen Fällen praktiſch regiert und
der Allgemeinheit ihren Willen aufzwingt.
Jede Propaganda verliert an Zugkraft, wenn ſie ſich jahraus,
jahrein in den gleichen Bahnen bewegt. Nichts iſt für den Kom=
munismus
wichtiger als ein ſtändiger Wechſel der Methoden
ſeiner propagandiſtiſchen Arbeit. Immer neue Ideen kommen zum
Durchbruch, alle Kraft wird darauf verwandt, durchſchlagende
Parolen zu ſchmieden und durch wirkungsvolle Kleinarbeit der
Moskauer Lehre neue Anhänger zuzuführen. In dieſem Sinne
ſehr gut bewährt hat ſich die ſog. Arbeiterkorreſpondenz. Alle
Angehörigen oder Freunde der Partei werden angehalten, der
kommuniſtiſchen Preſſe fortlaufend Berichte über die Verhältniſſe
an ihren Arbeitsplätzen, alſo in Fabriken, Büros, auf den
Gütern oder bei den Behörden, zuzuleiten. Dieſe Berichte wer=
den
ſtets mit dem Stichwort Arbeiterkorreſpondenz Ange=
ſtelltenkorreſpondenz
oder Beamtenkorreſpondenz veröffentlicht.
Jeder Brief muß natürlich auf den agitatoriſchen Ton abgeſtimmt
ſein, aus ihm muß hervorgehen, daß der Arbeitnehmer unwürdig
behandelt wird, daß er ein Sklavendaſein führt, daß er. fliegt,
wenn er nicht pariert, daß die Bezahlung ſeiner Leiſtungen zu
wünſchen übrig läßt, daß hinter ihm ein Antreiber ſteht, daß
Betriebsunfälle überall an der Tagesordnung ſind, daß verun=
glückte
Arbeiter unter hämiſchen Bemerkungen ihrer Arbeitgeber
ins nächſte Krankenhaus gebracht werden, nachdem kaum eine
erſte Hilfe geleiſtet worden iſt u. ä. Derartige Schilderungen
ſollen die Gemüter erhitzen und dem Leſer zeigen, daß nur der
Kommunismus die Intereſſen der Arbeiterſchaft in Stadt und
Land vertritt. Das gleiche bezwecken auch die Betriebs= und
Zellenzeitungen, die innerhalb der Belegſchaften der Werke wüh=
len
und hetzen. Eine weitere Aufgabe der Arbeiterkorreſpondenz
beſteht darin, Revolutionserinnerungen auszutauſchen. Immer
wieder findet man in ſolchen Korreſpondenzen vor allem ruſſiſche
Zuſchriften, in denen geſchildert wird, wie man während der
Bolſchewiſtenrevolution und auch noch ſpäter mit den Arbeit=
gebern
umgeſprungen iſt. Vielfach fehlt es auch nicht an ent=
ſprechenden
zeichneriſchen Darſtellungen. Aül das geſchieht aus=
ſchließlich
zu dem Zweck, die Leidenſchaften aufzuwühlen und die
Maſſen ganz allmählich zu radikalifieren und damit dem Kom=
munismus
gefügig zu machen.
Die Arbeiterkorreſpondenz hat aber noch eine andere Seite.
Zur Veröffentlichung gelangen natürlich nur die Mitteilungen
von agitatoriſchem Wert. Jene Angaben aber, die ſich auf ganz
beſtimmte Vorgänge innerhalb der Betriebe, alſo auf die Anwen=
dung
neuartiger Produktionsmethoden, Verwertung von Erfin=
dungen
, Herſtellung beſtimmter Materialien, deren Erzeugung
aus den verſchiedenſten Gründen unbedingt geheim gehalten wer=
den
muß, oder auf andere Ereigniſſe beziehen, die teils im In=
tereſſe
des Betriebes, teils im Intereſſe des Staates vor den
Augen der Oeffentlichkeit oder den Augen ausländiſcher Agenten
verborgen bleiben müſſen, werden ſelbſtverſtändlich ebenfalls durch
die Arbeiterkorreſpondenz den kommuniſtiſchen Zentralſtellen zu=
geleitet
, die ihrerſeits die Sowjetunion informieren. Auf dieſem
Wege iſt ſchon manches Betriebsgeheimnis den Ruſſen zur Kennt=
nis
gekangt. Das deutſche Volk in ſeiner Geſamtheit leidet un=
zweifelhaft
unter einem derartigen Verfahren. Wenn deutſche
Firmen, die ihre Erzeugniſſe in Rußland abſetzen wollen, ſehen
müſſen, daß die Ruſſen bereits im Beſitze ihrer Produktionsge=
heimniſſe
ſind und ſelbſt die Waren anfertigen, die ihnen von
deutſcher Seite angeboten werden, dann wirkt ſich das in Form
von Abſatzmangel und Betriebseinſchränkungen mit Arbeiterent=
laſſungen
aus. Das gilt aber nicht nur im beſonderen für die
Arbeiterkorreſpondenz der Kommuniſten, ſondern für die auslän=
diſche
Wirtſchaftsſpionage im allgemeinen, die in der letzten Zeit
in Deutſchland einen ungeahnten Aufſchwung genommen hat.
Iſt alſo die Arbeiterkorreſpondenz darauf abgeſtellt, durch
die Aufputſchung der Arbeiterſchaft und die Auslieſerung von
Betriebsgeheimniſſen an die Sowjetunion die deutſche Wirtſchaft
zu ſchädigen, ſo findet dieſes Verfahren neuerdings eine wertvolle
und nicht zu unterſchätzende Ergänzung durch den Abſchluß von
revolutionären ſozialiſtiſchen Wettbewerbsverträgen, zwiſchen
ruſſiſchen Betrieben und den kommuniſtiſchen Zellen in deutſchen
Werken. Man gebe ſich aber nicht der angenehmen Erwartung
hin, daß beide Teile ſich verpflichten, mit ganz beſonderen Pro=
duktionsleiſtungen
aufzuwarten und vielleicht Leiſtungsrekorde
aufzuſtellen. Das gilt lediglich für die ruſſiſche Seite. Dafür
liefert ein kürzlich im Wortlaut bekaunt geſvordener Vertragsent=
wurf
der zwiſchen einen Moskauer Betri=b für Bohrinſtrumente
liſcher Seite ſind keine Einwendungen erhoben und der kommuniſtiſchen Zelle eines AEG=Werkes in Berlin aus=
getauſcht
und in der Parteipreſſe veröffentlicht worden iſt, einen

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Mittwoch, den 15. Januar 1930

Nummer 15

Seite 2
ſchlüſſigen Beweis. Die Moskauer verpflichten ſich, die Selbſt=
koſten
ihres Werkes um nicht weniger als ſieben Prozent herab
zudrücken, die Arbeitsproduktivität um nicht weniger als achtzehn
Prozent zu ſteigern, die Bummeleien gänzlich abzuſchaffen, den
Ausſchuß, alſo minderwertige Arbeit, auf ein Prozent zu ſenken
und natürlich im Falle eines Angriffs auf die Sowjetunion nicht
weniger als fünfzig Prozent aller Arbeiter in die Sowjetarmee
als Freiwillige einzureihen. Wie man ſieht, wird hier auf brei=
ter
Front bewußt das nationale Intereſſe Sowjetrußlands ge=
fördert
.
Nun die Verpflichtungen der kommuniſtiſchen Zelle der AEG:
ſie ſoll die Belegſchaft ihres Werkes, gleichgültig ob Demon=
ſtrationsverbot
beſteht oder nicht, am 1. Mai dieſes Jahres auf
die Straße treiben. Sie ſoll alſo für eine Wiederholung der blu=
tigen
Vorgänge vom Mai des vergangenen Jahres ſorgen. Weiter
ſoll ſie ihre Anſtrengungen beim Anwerben von Mitgliedern für
die Partei verdoppeln, ſie ſoll auch für die Gründung einer
Jugendzelle bei der AEG Sorge tragen, ſie ſoll einen Feldzug
zugunſten der Aufhebung des Rot=Front=Verbotes einleiten, ſie
ſoll Demonſtrationen und Maſſenverſammlungen inſzenieren, um
für die KPD. zu werben, ſie ſoll ſchließlich dafür ſorgen, daß bei
einem militäriſchen Ueberfall auf Sowjetrußland die AEG= Arbei=
ter
aktiv für die Verteidigung der Sowjetunion eintreten. Alles
in allem: der ruſſiſche Arbeiter bindet ſich, für den Wiederaufbau
und die Verteidigung ſeines Landes zu ſorgen, die deutſchen
Kommuniſten verpflichten ſich, die Maſſen aufzuwiegeln, Partei=
politik
in die Betriebe hineinzutragen, Blutvergießen heraufzu=
beſchwören
und durch intenſive Kleinarbeit jedes Werk allmählick
zu einer kommuniſtiſchen Hochburg zu machen. Das Merkwürdige
an dieſen Verträgen nach kommuniſtiſchen Preſſeberichten ſind
ſchon ſehr viele Abkommen dieſer Art getroffen worden iſt
doch aber, daß die deutſchen Kommuniſten zu Bedingungen für
die Ruſſen Ja und Amen ſagen, die bei ihnen eine namenloſe
Wut auslöſen würden, wenn ein deutſcher Arbeitgeber auch nur
einen Bruchteil von ihnen in ſeinem Werk zur Durchführung
bringen würde. Kapitaliſtifcher Ausbeuter und Sklavenhalter
würden noch die mildeſten Beſchimpfungen ſein. Daß aber der
ruſſiſche Arbeiter ſich der Anwendung kapitaliſtiſcher Wirtſchafts=
wethoden
, deren Richtigkeit und Zweckmäßigkeit die Ruſſen in
ihrem Fünfjahrprogramm dauernd unterſtreichen und beſtätigen,
unterwerfen muß, löſt bei den deutſchen Kommuniſten nicht ein=
mal
die Andeutung des Proteſtes aus. Sie kennen nur das eine
Ziel: Eroberung der Macht im Staate. Dieſes Ziel läßt ſich nu=
erreichen
durch Zerſtörung der deutſchen Wirtſchaftskraft, Herauf=
beſchwörung
großen Elends und Verbitterung der Maſſen. Dazu
dienen auch die revolutionären ſozialiſtiſchen Wettbewerbe‟.
Zinanzminiſter=Beſprechung über die Mobiliſierung
der Heparakionen.
Dr. Schacht hat am Dienstag den ganzen Tag über Vertreter
der deutſchen und insbeſondere der ausländiſchen Preſſe empfan=
gen
und auch die deutſche Delegation hat der auswärtigen Preſſe
am Dienstag abend eine ausführliche Darſtellung der Sachlage
und der Entwicklung der Verhandlungen gegeben. Trotz des
Zwiſchenfalles erklärt man in maßgebenden Kreiſen, daß die
Haager Konferenz doch ſpäteſtens am Samstag
abgeſchloſſen werden könne. Diejenigen Probleme,
die noch zwiſchen Deutſchland und den Gläubigermächten offen
ſtehen, werden wahrſcheinlich ſchon am Mittwoch zu einem erſten
Abſchluß gebracht. Ueber die Mobiliſierung hat am
Dienstag eine Beſprechung zwiſchen den Finanz=
miniſtern
Dr. Moldenhauer und Cheron ſtattge=
funden
, in der die Bedingungen des gentleman-agreements be=
handelt
wurden, das zwiſchen den beiden Ländern hinſichtlich der
Verteilung der internationalen Kapital=
märkte
zur Ausgabe von deutſchen und Repavationsanleihen
abgeſchloſſen werden wird. Die Sachverſtändigen ſind damit
beauftragt, über dieſen Akkord ein Schriftſtück aufzuſetzen, das
die Sperrfriſt zu einem möglichſt nahen Zeitpunkt feſtſetzen ſoll.
Bei der deutſchen Delegation erklärt man, daß irgendein weiter=
gehendes
Embargo auf die deutſche Anleihepolitik nicht aufge=
nommen
werden könne.
Chéron hat an den Konferenzpräſidenten ein Schreiben
gerichtet, in dem er die Bedenken wiederholt, daß nur die
Reichsbank in der Lage ſei, die Stabilität der
deutſchen Währung zu garantieren und die =
tige
Sicherheit für die Mobiliſierung der Re=
parationsbonds
zu geben. Chéron hat auich Tardieu
von dieſem Schreiben unterrichtet.

Vom Tage.

Die deutſche Delegation für die Saarverhandlungen iſt
in Paris eingetroffen. Die Verhandlungen werden am Mittwoch
mit einer Sitzung des Ausſchufſes für handelspolitiſche Fragen wie=
der
eröffnet werden.
Der Berliner Polizeipräſident hat für Mittwoch, den 15. Januar
alle Verſammlungen unter freiem Himmel einſchließ=
lich
aller Umzüge verboten.

Als nach Schluß der geſtrigen Vormittagsſitzung im Tſcherwonzen=
fälſcherprozeß
der Hauptangeklagte Karumidſe das Gebäude ver=
ließ
, wurde er von zwei jüngeren Leuten angerempelt, die ſofort au
ihn einſchlugen. Die Täter ſind Kommuniſten und wurden von
der Polizei feſtgenommen.
Eine Verbeſſerung der Prohibitionsgeſetzgebung
wird in einem vom Präſidenten Hoover dem Kongreß über=
mittelten
Bericht gefordert.
Die vorbereitenden Unterredungen zwiſchen der
apaniſchen Delegation zur Londoner Seeabrüſtungskon=
ferenz
und Premierminiſter Macdonald ſind beendet
worden.

In der engliſchen Kapkolonie wo vor wenigen Wochen
in Durban Zuſammenſtöße zwiſchen Eingeborenen und Polizei ſtatt=
fanden
, kam es neuerdings zu Unruhen unter den Ein=
geborenen
in der Stadt Carnavon.
Zur Wahrung ihrer Intereſſen in dem Konflikt zwiſchen den Koh
lengrubenbeſitzern und den Bergarbeitern in Auſtralien haben die Gru
benarbeiter in einem Kohlendiſtrikt ein ezſtes Bataillon Arbeiterſchutz=
truppen
gebildet.

Die auſtraliſchen Eiſenbahner haben angedroht, zur Unterſtützung
der auſtraliſchen Bergarbeiter in den Sympathieſtreik einzutreten. Die
wenigen zur Zeit noch arbeitenden Gruben ſollen durch den Streik der
Eiſenbahner ebenfalls zur Stillegung gezwungen werden.

Lürölen int Barls.
Tardien berichket im Miniſterrak über die
Haager Verhandlungen.
EP. Paris, 14. Januar.
Im Anſchluß au den heutigen Miniſterrat, der über einein=
halbe
Stunde dauerte, wurde ein ſehr ausführliches Kommuni=
qus
ausgegeben. Danach hat Miniſterpräſident Tardieu einen
zuſammenfaſſenden Bericht über die geſamten Verhandlungen
gegeben, die er im Haag ſeit dem 3. Januar mit Unterſtützung
Briands, Chérons und Loucheurs geführt hat. Tardieu wies au=
die
völlige Einmütigkeit hin, die während der ganzen Verhand=
lungsdauer
zwiſchen den einladenden Gläubigermächten, alſ=
zwiſchen
Belgien, England, Frankreich, Italien und Japan ge=
herrſcht
habe. Die Beziehungen zwiſchen den Delegationen die=
ſer
Mächte und den Vertretern Deutſchlands ſeien korrekt und
gut geweſen. Der Miniſterpräſident gab dann eine Schilderung
des Verlaufes der Verhandlungen über die wichtigſtem mit den
deutſchen Reparationen zuſammenhängenden Fragen. Anſchlie=
ßend
berichtete Arbeitsminiſter Loucheur über die Verhandlun=
gen
zur endgültigen Regelung der nichtdeutſchen Reparationen,
Der Miniſterrat billigte einſtimmig die Haltung der franzöſiſcher
Delegation, beglückwünſchte ſie zu den bereits erzielten Ergeb
niſſen und beſtätigte hinſichtlich der noch zu regelnden Fragen
ſeine früheren Beſchlüſſe.
Forkſchrikte bei den Oſt=Reparakionsverhandlungen.
Das einzige Gebiet, bei dem die Verhandlungen der Haager
Konferenz in vollem Umfange weitergeführt werden, ſind die Oſt=
reparationen
. Hier hat man am Dienstag vom Morgen bis zum
Abend zwiſchen den Sachverſtändigen der Gläubigermächte und
Ungarns verhandelt und iſt dabei ſchon ſehr auf Einzelheiten ein=
gegangen
. Die Verhandlungen geſtalten ſich dadurch ſchwierig
daß beſonders von rumäniſcher Seite verſucht wird, alle möglichen
Einzelfalle, ſo z. B. die Anſprüche der Habsburger Familien
mitglieder und verſchiedener Kirchengemeinſchaften aus dem Kreiſe
der zu entſchädigenden Optanten auszuſchalten. Von ungariſcher
Seite ſetzt man ſich dagegen heftig zur Wehr. Trotzdem glaub
man, die Lucke zwiſchen den rumäninſchen Schätzungen, die ſich
auf 100 Millionen belaufen, und den ungariſchen Anſprüchen, die
130 Millionen Goldfranken erreichen, ungefähr auf der Mitte aus=
gleichen
zu können. Der ſchärfſte Widerſacher der Ungarn bei den
Verhandlungen iſt Rumänien, während die jugoſlawiſchen Ver=
treter
recht weitgehende Verſöhnlichkeit zeigen.
Ueber die Ziffern wird in dieſem Zuſammenhang nicht direk=
geſprochen
, doch hat man ausgerechnet, daß der kapitaliſierte
Gegenwert der ungariſchen Reparationsverpflichtungen nach 1943
die vorläufig auf 250 Millionen Golfranken geſchätzt werden, ſich
tuf 60 bis 80 Millionen Goldfranken belaufen werden, die in
Form eines Depots in die Gemeinſchaftskaſſe eingezahlt werden
ſollen, für die die Internationale Zahlungsbank die Verwaltung
übernimmt. Aus dieſer Gemeinſchaftskaſſe ſollen nach den Entſchei=
dungen
der gemiſchten Schiedsgerichte die Entſchädigungsfälle, die
ſich auf anderem Wege nicht regeln laſſen, beglichen werden.

*

Von Edmund Scharein.

Lange war er ausgeblieben, der Neuſchnee. Nichts als
Nebel, Regen und Sturm in all den kurzen trüben Tagen und
langen dunklen Nächten. Ab und an ſuchte der Kahlfroſt die
Saaten heim und die jungen Knoſpen, die ſich bei der Wärme
vorgewagt hatten. Aber dann kam wieder ein Sonnenblick, und
mit ihm zog neue Hoffnung in den winterkalten Wald, in dem
ſilberne Weidenkätzchen und aufblühende Butterblumen anmute=
ten
wie ein Witz.
Aber eines Morgens, als wir nach beſchwerlicher Jagdfahrt
erwachen, flutet ungewohntes Licht durch das kleine Fenſter der
Jagdbude. Licht weiches, mildes Licht, wo es doch wochen
lang dunkel geweſen war und dunſtig. Der Schnee hat es ge=
bracht
über Nacht.
Neuſchnee . . . Der müßte keinen Sinn haben für die Natur
dem er nichts gilt, der reine weiche Schnee, die Neue, die dem
Wald Gewänder und Schmuck verleiht, die das dürftigſte Fleck=
chen
Erde ziert, die den Jäger unterrichtet über Zahl und Art
des Wildes und ſein Benehmen.
Neuſchnee . . Er offenbart Wunder über Wunder. Es
ergeht einem bei ihm wie im Lenz, wenn die Natur aus toter
eiſiger Erſtarrung zu blühendem Leben erwacht oder im Herbſt,
wenn zwiſchen dürren Gräſern letzte Blüten leuchten, wenn Fau=
laub
rieſelt und reife Früchte locken. Das Auge ſieht die Ver=
änderung
, und der Verſtand weilt bei der Stetigkeit der Wel=
tenuhr
.

Neuſchnee, obwohl in enger Zugehörigkeit zum Winter, mil
dert ſeine Strenge. Läßt ihn in anderem Licht erſcheinen
nicht nur dem Menſchen, auch der Tierwelt , macht froh. Ma
denkt nicht mehr an Winters Ungemach, ſondern freut ſich ſein
Gaben, denkt daran, daß dem Eis die Frühlingsſonne, der
Tod das Leben folgen muß, daß alles ſeine Zeit hat.
Und ſo bummele ich, den Drilling unter dem Arm, ins A.
holz, vorbei an allerlei ſchneebehangenem Buſchwerk und weit
bemützten Birkenſtämmchen. Und freue mich der Pracht um mi
herum, des Geſchmeides auf Buſch und Baum, der Spuren un
Fährten, die die einzelnen Waldbewohner auf der weichen weiße
Decke zurückließen, dieſer Zeichen im Schnee. Hier ſtehen de
Fährten der Rehe. Weithin ſind ſie ſichtbar, wie die helle Winte
fonne über das Schneefeld leuchtet. Dort vergnügte ſich Mümme
mann: hin und her ging die Reiſe. Weiter ab im Geſtrüpp f
den ſich die Spuren bereits zuſammen, bilden einen Paß. G
felligkeit iſt Lampe Bedürfnis, wie den meiſten Wildarten, G
ſelligkeit, die das Tier mit dem Menſchen gemein hat. Nur de

Fuchs, deſſen Spur den Schnee im Eichenbeſtand narbt, iſt ein=
ſam
ſeine Straße gezogen. Auffallend unſchlüſſig. Und wie ich
mich über die Rundſpur beuge, ſtelle ich feſt, daß es ein geringer
Fuchs iſt. Ein Jungfuchs, der heute wahrſcheinlich zum erſten
mal die Bekanntſchaft mit dem verdächtigen Weiß gemacht hat.
Hier am ſchneeverwehten Dorn hat er auf den Keulen geſeſſen,
iſt dann einmal im Kreiſe geſchnürt ratlos, iſt einem Laut
gefolgt oder einer Witterung, die ihm entgegenſchlug. Nicht weit
Furcht vor der weißen Nacht? Armer Schelm! Warte nur
bei der nächſten Neuen bleibt dir das erſpart. Dann iſt dir
dieſe Helle vertraut. Vertraut, wie dem dort, der die zierlichen
Abdrücke zurückließ. Und ich laſſe meine Blicke über die Sprung=
ſpur
des Wieſels gehen. Hier Paartritt, dort Dreitritt. Und
da am Schlehdorn iſt der Kleine zur Säule geworden. Je
heute die Maus und den Kleinvogel, morgen den kranken Haſen
und übermorgen das matte Rebhuhn aus der Kette am Rain
man nimmt, was man bekommt in der knappen weißen Zeit.
Möglichſt ohne Aufhebens
Stille . . .. Stille dieſes weißen reinen Tages. Bis der
Specht klopft und ein Eichkätzchen raſſelnd den Stamm einer
alten Tanne emporfährt und Schneebällchen in Menge auf mich
herabwirft. Baumläufer hängen an den glatten Stämmen,
rutſchen ſtoßweiſe hinauf und hinab. Goldene Sonnenlichter
ſpielen auf der weißen Decke und im verſchneiten Unterholz; hell=
blaue
Schatten fallen weit hinter die glatten geraden Stämme
Eintönig klingt das Läuten der Meiſen aus den nahen Eichen
heraus, wie ferner Glockenton. Der Schnee, hier blitzend, dort
am wildzerriſſenen Geſtänge weich und pulverig, die Stille rings=
herum
trotz des geheimnisvollen Lebens, die mattblauen Schlag=
ſchatten
, der Flammenſcheitel des Spechts im verſchneiten Geäſt
das alles mutet an wie ein Wintertraum.
Schwer hält es, ſich von dieſer Pracht zu trennen. Und be=
hutſam
taſtet der Tritt über die weiche Decke. Nicht nur des
Meuſchen Tritt, auch das Wild gibt ſich heute anders als ſonſt
Das ſcheue Alttier, das ſeit Monaten die Führung des Rudels
hat, ſcheint in ſeiner Wachſamkeit behindert. Wohl ſichert es mit
vorgeſtrecktem Hals und ſpielenden Luſern, aber es nimmt mich
nicht wahr, wiewohl es längſt halben Wind vor mir hat. Und
zwei Kälber bummeln einige Schritte vor mir umher und muſterr
die Pracht, Verwunderung in den großen braunen Lichtern. Was
iſt’s? Iſt’s wirklich Staunen? In ihre Kinderſtube fiel der
ſpäte Frühling, der Frühling mit Blüten und Blumen. Den
nahmen ſie hin als etwas Selbſtverſtändliches. Und die all=
mähliche
Veränderung im Herbſt vielleicht haben ſie die nicht
mal wahrgenommen. Erſt als der grimme Winterſturm ſie in
die warme Dickung trieb, mögen ſie ſich der Veränderung in der
Natur bewußt geworden ſein. Aber die Zeit wurde härter, je

ſ.
* Friede mit Schacht.
Formale Einigung mit der Reichsregierung.
Das Tagesgeſpräch von Berlin war natürlich am Dienstag
der Konflikt zwiſchen dem Reichsbankpräſidenten und der deut=
ſchen
Delegation, der inzwiſchen wenigſtens formell ſeine
Erledigung gefunden hat. Ueberall, wohin man kam, auf der
Börſe, in den Kreiſen der Wirtſchaft und der Geſellſchaft, wurde
von nichts anderem geſprochen. Wenn man freilich die Regie=
rungspreſſe
lieſt, müßte man glauben, daß Dr. Schacht ziemlick
allgemein verfehmt iſt. Davon kann aber gar keine Rede ſein.
Sachlich findet ſeine Haltung gerade in Finanz= und Wirtſchafts=
kreiſen
ſehr großes Verſtändnis und viel Zuſtimmung, wenn
auch die Meinung über die taktiſche Zweckmäßigkeit geteilt iſt.
Es iſt doch auch kennzeichnend, daß ein ſo gut demokratiſches Or=
gan
wie der Berliner Börſenkurier mehr auf ſeiten Dr.
Schachts ſteht. Auch die Germania richtet ihre Kritik eigent=
lich
mehr gegen die deutſche Delegation.
Dazu liegt auch allerhand Anlaß vor. Es wird nichtmehr
beſtritten, daß die Reichsregierung den Brief
Dr. Schachts ſchon ſeit Anfang Januar gekannt
hat. Ebenſo ſelbſtverſtändlich war es, daß dieſer Brief in dem
Organiſationskomitee zur Verleſung kommen mußte. Davon
kann die deutſche Delegation nicht gut überraſcht geweſen ſein.
Sie hätte deshalb weſentlich klüger getan, wenn ſie ſich recht=
zeitig
auf dieſe Eventualität eingerichtet, und aus der Not eine
Tugend zu machen ſuchte, dann wäre aus dem unerfreulichen
Schauſpiel, daß zwei autonome deutſche Stellen vor der Welt
öffentlichkeit gegeneinander auftreten, doch noch der eine Vorteil
herauszuſchlagen geweſen, daß den Franzoſem und Engländern
rechtzeitig klargemacht werden konnte, zu welchen Folgerungen
das bewußte Umbiegen des Youngplanes führen muß. Immer=
hin
iſt der deutſchem Delegation zuzugeſtehen, daß ſie ſehr raſch
ihre Faſſung wieder gefunden hat. Ihre Bemühungen
die Reichsbank auszuſchalten, und dafür mit
anderen Banken, der Preußiſchen Seehandlun
und der Reichskreditanſtalt, zu arbeiten, ſind ge=
ſcheitert
. Nicht nur an dem Widerſpruch der Gläubigerſeite,
ſondern auch an der innerem Unmöglichkeit, eine ſolche Welt=
organiſation
wie die B.J.Z. von Deutſchland her ohne oder
gegen die Reichsbank gründen zu wollen. Sie hat aber dafür
die andere Löſung gefunden durch Aenderung des
Reichsbankſtatuts der Reichsbank die Beteili=
gung
an der B.J.3. geſetzlich aufzuerlegen. Damit
wird auch die Gläubigerſeite einverſtanden ſein, und Herr Dr
Schacht wird ſich einem ſolchen Zwang auch fügen. Seinen
moraliſchen Widerſpruch allerdings hält er aufrecht.
Die Sozialdemokraten haben die Gelegenheit bein
Schopf gefaßt und den ihnen unbequemen Dr. Schacht gänzlich
abhalftern wollen. Sie haben deshalb den Antrag geſtellt
weitergehende Aenderungen des Bankſtatuts
durchzudrücken, durch die die Unabhängigkeit
des Reichsbankpräſidenten gänzlich beſeitig
und er in die Rolle eines Beamten der Reichs=
regierung
herabgedrückt würde. Erfreulicherweiſe
haben ſie ſich damit nicht einmal im Habinett durchſetzen können,
ſo daß ein entſprechender Vorſchlag den übrigen Mächten kaun
gemacht wird. Der Reichsfinanzminiſter hat ſich mit
aller Entſchiedenheit nicht nur aus pſychologiſchen, ſondern all
gemeinen ſtaats= und währungspolitiſchen Gründen dieſer For=
derung
widerſetzt und mit ſeinem Rücktritt gedroht
wenn etwa die Unabhängigkeit der Reichs=
bank
grundſätzlich angetaſtet werden ſollte. Da=
mit
dürften dieſem ſozialdemokratiſchen Antrag wenigſtens di.
Giftzähne ausgebrochen ſein, wenn natürlich auch die innerpoli
tiſchen Folgen der ganzen unerfreulichen Vorgänge ſich bei dem
parlamentariſchen Nachſpiel ſehr ſtark bemerkbar machen werden
Die ganze Konſtruktion iſt ja doch auch ziemlich kompliziert,
Dr. Schacht will ſich als Reichsbankpräſident an
der Reparationsbank erſt beteiligen, nachdem
der geſetzliche Zwang für ihn vorliegt. Das iſt erſt
möglich, wenn der entſprechende Geſetzentwurf mit der Annahme
des Youngplanes durch den Reichstag verabſchiedet iſt. Solange
bleibt alſo die Reichsbank ausgeſchaltet. An ihre Stelle treten
bei den Vorbereivngen für die Gründung der B.J.Z. die See
handlung und die Reichskreditgeſellſchaft als Lückenbüßer. Sie
werden alſo im Auftrage des Reiches als Gründer der B.J.3.
zeichnen und erſt ſpäter durch die Reichsbank erſetzt werden. Da=
gegen
bleibt Dr. Schacht vermutlich im Bankierkowitee, ohne ſich
allerdings in ſeiner Eigenſchaft als Präſident der deutſchen
Notenbank an der Gründung zu beteiligen. Ein merkwürdig un=
durchſichtiges
Verfahren. Kein Wunder, wenn infolgedeſſen in
der Berliner Preſſe die Dinge ſtark durcheinanderlaufen und auch
die Berichte aus dem Haag dieſen Zuſammenhang nicht richtig
herausarbeiten.

kahler der Wald wurde. Nahrung und Wachſamkeit das
wurde die Forderung des Tages, das trat an die Stelle der
Sorgloſigkeit früheſter Kindheit. Doch jetzt das iſt etwas an=
deres
. Die Pracht die empfinden ſie wohl nicht; aber an der
großen Veränderung, die gekommen iſt über Nacht, an der können
auch ſie nicht vorbeigehen. Und ſo trollen ſie hin und her und
äugen und ſtaunen.
In der Schonung. Tief verſchneit ſind die Tannen. Schwer
haben ſie zu tragen an ihrer Laſt. Eine gute Schulung für
ſpätere Jahre mit Schnee und Sturm und anderem Ungemach
Größer iſt hier die Stille als ſonſtwo, noch weicher erſcheinen
hier die Formen als an anderer Stelle. Vergeblich ſucht das
Auge nach Spuren und Fährten. Nur Vogelgeläufe am Rande
das iſt alles. Kein Lebeweſen wagte ſich in dieſen ſilbernen
Zauberwald, nicht mal die Sauen.
Die Sonne ſinkt zuſehends. Länger werden die Schatten
hinter den glatten Stämmen der Fichten. Im Unterholz leuch=
tet
es auf; in roter Glut ſteht vielfach verſchlungenes Wurzel=
werk
, das ſich aus dem Schnee heraus erhebt. Der Tag iſt z.
Ende, der reine weiße Wintertag. Lichtblau ſenkt ſich die Däm
merung über das Holz, während ich der nahen Waldwieſe zu=
ſchreite
. Dort will ich die ſtille weiße Nacht erwarten, will ſehen,
wer ihren Frieden ſtört, will feſtſtellen, ob Reineke ſeine Scheu
abgelegt hat, ſeine Scheu vor dieſem verräteriſchen Weiß. Will
den dunklen Nachthimmel ſehen, an dem ewige Sterne wandeln.
und mich freuen auf das Morgen im reinen Glanz.

Junge Kunſt‟. Die Bände 56 und 57 dieſer ausgezeichneten Buch=
folge
vom Verlag Klinkhardt und Biermann, Leipzig, bringen Biogra=
phien
und eingehende Würdigungen des Kunſtſchaffens von Max
Beckmann, dem Maler, und Renée Sintenis, der Plaſtikerin und
Zeichnerin. Heinrich Simon ſpricht eingehend und klug über Beckmann
52 Tafeln und ein Farbenbild als Titel ſind dem Bändchen beigegeben.
Und Rene Crevel, von Thee Sternheim gut überſetzt, ſpricht, nein dich=
tet
temperamentvoll über Frau Renée Sintenis. Auch hier geben 52
S
Tafeln einen Ausſchnitt aus dem Schaffen der Künſtlerin.
Junge Kunſt Reihe iſt eines der wertvollſten Unternehmen deutſcher
Verlagstätigkeit der Nachkriegszeit für die Moderne
Fritz Reinert: Der Hexenſchäfer von Rothenburg. (Verlag C. H.
Trenke, Rothenburg o. T.)
Dieſer Roman aus Rothenburgs größter Zeit iſt ſehr gut und flott
geſchrieben. Er hält ſich ziemlich eng an hiſtoriſche Tatſachen aus der
Zeit um 1400, da Rothenburgs großer Bürgermeiſter Toppler die freie
Reichsſtadt vielfach zu Sieg und Macht führte, bis Undank der Bürger
und Mißgunſt ſeiner Feiude ihn ſelbſt in Not und Tod hetzen. Zur
Seite ſteht ihm in Glück und Unglück der Schäfer, treu bis zum gemein=
ſamen
Tod.

[ ][  ][ ]

Nummer 15

Mittwoch, den 15. Januar 1930

Seite 3

Einſehung eines Komitees zur Prüfung der Angle ichung des Kelloggpaktes an den Völkerbundspaki.
Zuſammenkrikt des neuen Komitees Ende Februar. Zoll=Waffenſtillſtands=Konferenz am 17. Bebrugr.
Die ungariſche Opkankenfrage wiederum verkagk.
richt v. Schuberts über den relativen Mißerfolg der Gen=
die
Harmoniſierung des kenoggpäftes fer Konferenz zur Inkraftſetzung der Konben=
tion
gegen die Ein= und Ausfuhrverbote, die
von Polen und der Tſchechoſlowakei noch nicht
mit dem Völkerbundspakt wird
ratifiziert wurden, machte der engliſche Außen=
miniſter
Henderſon einen energiſchen Vorſtoß, in=
dem
er mit deutlicher Spitze gegen die beiden genann=
angeſtrebt
.
ten Regierungen fragte, wie man denn überhaupt in
Europa auf wirtſchaftlichem Gebiet vorwärts kommen wolle,
Ein engliſches Demenki.
wenn nach fünfjähriger Vorarbeit und nach drei internationalen
Konferenzen noch nicht einmal dieſe Konvention inkraft geſetzt
* Genf, 14. Jan (Priv=Tel.) werden könne, die der Präſident der Konferenz, der frühere hol=
Der zweite Tag der Ratstagung hat natürlich bereits ein ländiſche Handelsminiſter Colljin, mit Recht als eine unerläß=
leichtes
Nachlaſſen der geſtern allzu ſtraff angezogenen Zügel der liche Grundlage für den Zollwaffenſtillſtand und eine ſpätere
Bewachung durch die Polizeibeamten mit ſich gebracht. Der Be= engere wirtſchaftliche Zuſammenarbeit der europäiſchen Staaten
ginn der heutigen Sitzung geſtaltete ſich unerwarteterweiſe zu einer bezeichnet habe.
in Anbetracht der kurzen zur Verfügung ſtehenden Zeit lebhaften
Von dem Mißerfolg der Pariſer Konferenz
Auseinanderſetzung für die Harmoniſierung für die Vereinheitlichung des Fremdenrechtes
des Kelloggpaktes mit dem Völkerbundspakt, konnte der Rat nur Kenntnis nehmen und beauftragte das Wirt=
Der italieniſche Berichterſtatter Grandi beantragte ſchaftskomitee, im Verein mit dem Büro der Konferenz eine
die Einſetzung eines Komitees entſprechend dem Beſchluß der zweite Tagung vorzubereiten. Die dritte Tagung des
Völkerbundsverſammlung zum Zwecke des gründlichen Studiums Wirtſchaftsrates des Völkerbundes wurde provi=
der
Frage. Dieſes Komitee ſoll am 25. Februar erſtmals zu= ſoriſch auf den 2. Mai einberufen. Die ungariſche
ſammentreten, nachdem es der Rat noch im Laufe dieſer Sitzung Optantenfrage, die formell auf der Tagesordnung ſtehen
ernannt haben wird.
mußte, wurde unter Rückſicht auf die Haager Verhandlungen,
Der engliſche Außenminiſter Henderſon als wie vorauszuſehen war, wiederum vertagt.
Antragſteller wandte ſich in langen Erklärungen mit großer
Energie gegen die umlaufenden Gerüchte, als beabſich=
Der Skreit um die Klagemauer vor dem
tige die engliſche Regierung durch die einzu=
bringenden
Aenderungen am Völkerbunds=
Völkerbundsrak.
pakt, dieſen gänzlich umzuſtürzen. England habe den
Glauben an den Völkerbundspakt keineswegs verloren, der als
Der Beginn der Nachmittagsſitzung des Rates, der auf 5 Uhr
angeſetzt war, verzögerte ſich, offenbar, weil zwiſchen dem engliſchen
Grundlage des Völkerbundes und ſeines Wirkens unentbehrlich
Untrag und der Auffaſſung der katholiſchen Ratsmächte ſchwere
ſei. Der Pariſer Pakt ſei das Ergebnis der in den letzten zehn
Differenzen beſtanden, die auf die Bezugnahme des engliſchen
Jahren gemachten Erfahrungen, und auch er werde von Zeit zu Antrags auf Artikel 14 des Paläſtinamandats zurückgingen, der
Zeit den Verhältniſſen angepaßt werden müſſen. Jedenfalls die Ernennung einer Kommiſſion für die heiligen Stätten vor=
müſſe
zwiſchen dem Pariſer Pakt und dem Völkerbundspakt ſo= ſieht. Nach Eröffnung der Sitzung ergab ſich, daß der engliſche
wie dem inzwiſchen anerkannten Völkerrecht eine gewiſſe Einheit Außenminiſter nachgegeben hatte, denn er interpretierte ſeinen
Antrag dahin, daß ein kleines Komitee von drei Perſonen er=
hergeſtellt
werden; das ſei der Zweck des engliſchen An= nannt werden ſoll, die nicht Engländer und von unbeſtreitbarer
trages.
politiſcher Unabhängigkeit ſind.
Der franzöſiſche Außenminiſter Briand unter=
Der finniſche Außenminiſter Prokopé als Be=
ſtützte
beſonders warm die Einſetzung dieſes Komitees, dem er
richterſtatter fügte hinzu ſeiner Auffaſſung nach ſei man nun im
die breiteſte Grundlage für die Diskuſſion gegeben ſehen möchte, Beſitz der notwendigen Unterlagen, um zu einem Schluß zu ge=
damit
es das Problem wirklich in ſeinem ganzen Umfange unter= langen. Die Frage der Rechte der Araber und der Juden an der
Klagemauer bedürfe dringlich einer endgültigen Regelung, die er
ſuchen könne.
durch den Antrag Henderſons für möglich halte. Die Mitglieder
Staatsſekretär v. Schübert erklärte, daß die deutſche der Kommiſſion ſollten von der engliſchen Regierung ernannt und
Regierung an der Löſung dieſer Aufgabe ein beſonders großes vom Völkerbundsrat beſtätigt und ausdrücklich nur für die Frage
Jntereſſe habe. Er ſchloß ſich dem franzöſiſchen Außenminiſter der Klagemauer verpflichtet werden.
an, daß die Erörterungen des neuen Komitees den allerbreiteſten
Die Tatſache, daß Prokopé eine Unterbrechung der Sitzung
Rahmen haben müßten, weil nur ſo eine Löſung des Problems verlangte, um den Antrag zu formulieren beweiſt, daß die Eini=
gefunden
werden könne, wie der Friede immer beſſer zu ver= gung erſt kurz vor der Sitzung zuſtandegekommen iſt.
Nach Wiederaufnahme der unterbrochenen Sitzung verlas Be=
ankern
ſei.
richterſtatter Prokopé die neue Formulierung ſeines Antrages für
Nach dieſer Ausſprache, an der auch der Ratsdelegierte von
die Regelung der Frage der Klagemauer, der die Einſetzung einer
Paraguay teilnahm, wurde der Antrag Grandi angenommen und Kommiſſion von drei Perſonen verlangt, von denen eine beſon=
das
neue ſo wichtige Komitee des Völkerbundes, dere juriſtiſche Kenntniſſe haben ſoll. Dieſe drei Perſonen ſollen
wird alſo Ende Februar zum erſtenmal in Genf nicht britiſche Staatsangehörige ſein, von der Mandatsmacht er=
zuſammentreten
. Dann trat man in die Behandlung nannt, aber vom Völkerbund oder, falls dieſer nicht mehr ver=
der
Wirtſchaftsfragen ein, für die der deutſche Delegierte v. ſammelt iſt, von ſeinem Präſidenten beſtätigt werden.
Der perſiſche Delegierte Forughi erklärte dazu, daß er ſich
Schubert Bericht erſtattet. Aus den nicht weniger als ſechs Be=
dieſem
Antrage nicht widerſetzen wolle, daß er aber bitte, ſein
richten, die der deutſche Delegierte zu erſtatten hatte, iſt als wich= Schweigen zu dem Antrag weder als perſönliche Zuſtimmung, noch
tig hervorzuheben, daß der Rat nunmehr auf ſeinen Antrag, als Zuſtimmung ſeiner Regierung, der einzigen muſelmaniſchen
Ratsmacht, auffaſſen zu wollen.
Präſident Zaleſki erklärte ſodann die Reſolution mit allen
die Konferenz für den Zollwaffenſtillſtand
Stimmen bei einer Stimmenthaltung für angenommen.
Der engliſche Außenminiſter Henderſon dankte dem Rat und
auf 17. Zebruar nach Genf einberufen
brachte dabei zum Ausdruck, daß die engliſche Regierung ſich ihrer
Verantwortung gegenüber allen beteiligten Völkern voll bewußt
hat, nachdem 26 Staaten, darunter 25 europäiſche, alſo faſt alle ſei und daß ſie allen Teilen gerecht, zu werden das aufrichtige
europäiſchen Mitglieder des Völkerbundes, und als einziger / Beſtreben habe.
außereuropäiſcher Staat Cuba ſich bereit erklärt haben, an der
Danach verlas der Berichterſtatter Prokopé den abgeänderten,
Konferenz teilzunehmen. Außerdem werden Braſilien und die auf die außerordentliche Tagung der Mandatskommiſſion bezüg=
Republik San Domingo durch Beobachter vertreten ſein, während lichen Teil ſeines Berichtes, wonach die außerordentliche Tagung
ſo ſchnell wie möglich, aber erſt dann ſtattfinden ſolle, wenn die
eine Anzahl außereuropäiſcher Staaten, vor allem Auſtralien, engliſche Regierung den Bericht der nach Paläſtina entſandten
Südafrika und Indien, ausdrücklich erklärt haben, an der Kon= Unterſuchungskommiſſion dem Generalſekretariat übermittelt.
ferenz nicht teilnehmen zu wollen. Zu dem vorhergehenden Be=
Nächſte Ratsſitzung: Mittwoch vormittag 10.30 Uhr.

Ein Leben wie in der Hölle.
Die nachdrücklichen Verſuche von kommuniſtiſcher Seite, das
Schickſal der ausgewanderten deutſchen Koloniſten aus Sowjet=
rußland
, als harmlos darzuſtellen und ihnen den Wunſch zu
unterſtellen, nach Sowjetrußland zurückzukehren, ſtehen in ſchroff=
ſtem
Widerſpruch zu den Aeußerungen der deutſchen Koloniſten
ſelbſt. Während ſich aber die Bauern aus begreiflichen Gründen
insbeſondere auf Grund ihrer Erfahrungen in Sowjetrußland
und der Möglichkeit von Rückwirkungen auf die noch in Sowjet=
rußland
verbliebenen Deutſchen mit ihren für die Oeffentlichkeit
beſtimmten Aeußerungen zurückhalten, ſprechen ſie ſich in ihren
Briefen ganz anders aus. Bezeichnend hierfür iſt ein ruſſiſcher
Brief, der vor wenigen Wochen an einen vor Jahren aus Ruß=
land
nach Amerika ausgewanderten Mennoniten gerichtet iſt.
Dieſer Brief ſpricht für ſich ſelbſt. Er beſagt in wörtlicher Ueber=
ſetzung
:
Meine Lieben... Wir wiſſen nicht, ob Ihr den Brief...
bekommen habt, in dem ſie ſchrieb, daß der Onkel. .. und ſein
Sohn . . . unſer Vater und . . ., ſowie . .. ſchon zwei Monate lang
verhaftet im Gefängnis ſitzen, ohne daß man uns auch nur den
Grund der Verhaftung mitteilt. Alles das hängt natürlich mit
der Fahrt nach Amerika zuſammen. Alle werden hier bei
uns bedrückt und drangſaliert, weil alle deutſchen
Koloniſten vonhier nach Amerika auszuwandern
beabſichtigt hätten. So kam es zu der Bewegung der
Deutſchen. 4000 reiſten ab, alles deutſche Mennoniten. Natür=
lich
paßt es der Sowjetregierung nicht ſonderlich, daß alle. von
hier flüchten und die Sowjetmacht ſchelten. Denn hier ſchreiben
ſie in allen Zeitungen, daß es nur bei uns gut ſei, während es in
allen übrigen Ländern ſchlecht ſtehe und daß dort überall die
Menſchen ausgebeutet würden, nur bei uns nicht. In Wahr=
heit
aber gibt es nirgends eine ſolche Ausbeu=
tung
wie bei uns. Wir leben hier in der Hölle,
und niemand jenſeits der Grenze beſitzt auch nur eine Vorſtellung
davon, wie ſchwer wir alle es haben und wie ſehr man uns alle
hier gequält. Haben wir doch keine geordneten Machtverhältniſſe.
Es herrſcht vollkommene Anarchie. Man kann ſich bei niemanden
beſchweren, bei niemandem Schutz ſuchen. Was weiter mit uns
werden wird wir wiſſen es nicht. Man rechnet uns nicht ein=
mal
mehr als Menſchen. Man gibt uns keine Arbeit. Von Land
ſchon gar nicht zu ſprechen. Alle ſind rechtlos, ſind nicht
ſtimmberechtigt, haben hier keinen Platz. Aber aus Rußland
herauslaſſen wollen ſie dieſe Leute auch nicht. Es bleibt alſo an=
ſcheinend
nur eins übrig: Einfach umkommen. Meine Lieben!
Schreibt nicht, daß ihr etwas wißt über die Verhaftung und auch
davon, daß wir hier ſo ſchwer und ſchlecht leben. Alle Briefe
werden geleſen und wir werden es vielleicht nur noch ſchlechter
haben. Wenn Ihr dieſen Brief erhaltet, ſo antwortet uns bitte
und zum Zeichen, damit wir wiſſen, daß Ihr gerade dieſen Brief
richtig erhalten habt, verweiſt auf das Datum. . . Sonſt aber
ſchreibt nichts weiter ... Gebt auch nicht unnütz für uns Gelder
aus. Wir können ja jetzt ſowieſo nicht auswandern, da Vater
im Gefängnis ſitzt und man ihn nicht herausläßt. Nehmt die
Schiffskarte wieder zurück. Vielen Dank für alles, was Ihr für
uns getan habt. Aber zum Unglück iſt es uns nicht gelungen,
heraus zu kommen. Wir küſſen alle herzlich. Unterſchriften.
Und ſchickt uns auch kein Geld, da ſie uns hier Dollar nicht
geben, ſondern die Auszahlung mit Sowjetgeld vornehmen, das
keinen Wert hat. In unſerem Land herrſcht gegenwärtig Hun=
gersnot
. Lebensmittel werden nur denen gegeben, die Stimm=
recht
haben und auch denen nur in kleinen Mengen. Die Monats=
ration
beſteht: Aus 3 Pfund Zucker, ½ Pfund Fett, 1½Pfund
Grütze und täglich ¼ Pfund Schwarzbrot. Aber die kein Stimm=
recht
haben, erhalten nicht einmal das. Was weiter ſein wird,
daran zu denken, iſt entſetzlich.
(Zuſatz auf deutſch, aber in ſehr falſcher Rechtſchreibung):
Meine Lieben.. Meine Tochter hat Euch alles ausführlich ge=
ſchrieben
. Es iſt die volle Wahrheit. Eine große Angſt kommt
über uns alle, was noch kommen wird. Ich bin ſo nieder=
geſchlagen
, daß ich keinen =Brief zuſammenſetzen kann. Mein
Armer... mir nichts dir nichts ſitzen ſie im Gefängnis. Es ſind ſchon
volle zwei Monate. Alles iſt die Urſache wegen Amerikafahren,
und hier iſt die wahre Hölle. O, Ihr habt gar kein Verſtändnis,
wie es hier zugeht. Es iſt nicht zu ſagen, es iſt viel zu viel
zu ſchreiben. Mir tun meine Kinder leid. Was ſie durchmachen
müſſen! Unſere Paſtoren ſitzen auch im Gefängnis.
Herzliche Grüße und Küſſe an Euch alle von uns allen, Eure
Euch viel liebende und küſſende (Unterſchrift).
Schreibt bitte, ob Ihr den Brief erhalten habt."

*Nichk ſenkimenkal, ſondern empfindſam
Zu Chriſtoph Bodes 200. Geburtstag am 16. Januar.
Von Dr. Siegfried Mauermann.
Die Zeit des reifen Leſſing und des jungen Goethe, der
ſeinen mit dem Weltſchmerz behafteten Werther als den Aus=
druck
ſeiner Jugendjahre hinausſendet, hat in Weſteuropa den
Begriff des Sentimentalen gebracht. Rouſſeau kennt es in
Frankreich wie Richardſon in England. Bald aber wird das
Wort ſentimental nicht mehr ſo völlig in ſeinem weinerlichen
Sinne gebraucht; alles, was man ſinnig und tief empfindend,
feinfühlig aufnimmt, hat man auf ſentimentale Art erfaßt.
Sterne, der ſich auch Yorik nennt, ſchreibt ſeine ſentimental
journeh. Sie wird ins Deutſche überſetzt, dieſe ſentimentale
Reiſe; aber wie? Wie ſoll man das Buch benamſen? Gefühl=
volle
Reiſe‟? Nein. Chriſtoph Bode, der Hamburger Buchhänd=
ler
und Ueberſetzer nennt es, von Leſſing angeregt, deutſch
Empfindſame Reiſe‟. Seit dieſer Zeit hat ſich dieſes neuge=
ſchaffene
Wort in ſeiner Sonderbedeutung bei uns eingebürgert.
Chriſtoph Bode war ein einflußreicher Mann ſeiner Tage,
ſo daß es ſich wohl lohnt, heute, an ſeinem zweihundertſten Ge=
burtstage
, ſeiner eingehend zu gedenken. Johann Joachim Chri=
ſtoph
Bode wurde am 16. Januar 1730 zu Braunſchweig geboren.
Sein Vater war ein armer Ziegeleiarbeiter; durch Muſiker= und
durch Militärdienſte mußte ſich Chriſtoph vorwärts bringen.
Seine drei Frauen, die nacheinander im frühen Alter ſtarben,
hinterlaſſen ihm einiges Vermögen, ſo daß er zu ſelbſtändigem
unabhängigem Wohlſtande gelangte. Komponieren, Muſizieren,
das Erlernen fremder Sprachen bildeten ſeine Hauptbeſchäf=
tigungen
. Er war von 1762 bis 1763 Redakteur am Hamburger
Correſpondenten und ſchrieb auch für die Hamburger National=
bühne
. Bode iſt Albertis, Baſedows, Klopſtocks, Gerſtenbergs,
Leſſings Freund, und wenn unter den feinen Köpfen etwas aus=
gemacht
wird, ſo wird Bode mit dazu gezählt, heißt es in einem
Briefe des Paſtors Hahn, den dieſer im Jahre 1771 von Wands=
beck
an den Philanthropen Karl Friedrich Bahrdt ſchreibt.
Beſonders hoch ſteigt Bode in Weimar. Er ſtand dem Zeit=
ſchriftenleiter
, Muſen= und Grazienſchwärmer Chriſtoph Martin
Wieland nahe. Seit 1778 war er in Weimar. Durch ſein Frei=
maurertum
trat er auch zu Herder, Goethe und dem Herzoge
Karl Auguſt in Beziehungen. Meiningen, Gotha und Darm=
ſtadt
ehrten ihn durch Auszeichnungen, und mit ſeiner Energie
wußte er ſich überall durchzuſetzen. Ein Lebensweg von ſchnel=
lem
, glückhaftem Bergauf. Er hilft mit bei dem Theaterſpielen
und bei dem Mummenſchanz, der am Hofe beliebt iſt, ſo daß die
Herzogin Amalie beluſtigt über ihn an den ebenfalls unterneh=

Burgtheakerdirekkor Herkerich krikk zurück.

Franz Herterich,
der Direktor des Wiener Burgtheaters, der berühmten Stätte
deutſcher Theaterkunſt, hat, wie mitgeteilt, ſein Rücktrittsgeſuch
eingereicht.
mungsluſtigen, aber nicht ſo unternehmungsglücklichen Schrift=
ſteller
Merck am 2. Auguſt 1779 berichtet. Bei ernſten Abend
geſellſchaften las er auch Ernſtes vor, ſo ſeine Ueberſetzung
Montaignes. Durch die Ueberſetzung von Goldſmiths Landpre=
diger
hatte er ſich weitere Freunde erworben, und gern geleſen
wurde ſeine Ueberſetzung von Fieldings humoriſtiſchem Roman
Tom Jones
Als am 13. Dezember 1793 Chriſtoph Bode in Weimar ge=
ſtorben
war, ſoll es im Hauſe der Gräfin Bernſtorff ſtill gewor=
den
ſein, wie es heißt; die Unterhaltung dieſes vielſeitigen
Mannes fehlte. Wir aber haben uns ſeine Geſtalt noch einmal
vergegenwärtigt, ſchon weil er uns das wertvolle Wort empfind=
ſam
für das weſteuropäiſche ſentimental geſchaffen hat. Da=
bei
ſehen wir ihn auch als Hamburger Freund und Helfer un=
ſeres
weniger glücklichen Leſſing; und gerade das ſoll ihm un=
vergeſſen
beiben.

19

Vortrag von Herbert Ihering.
Es war intereſſant, Herbert Ihering als Redner perſönlich
kennen zu lernen.
Ihering iſt ein geweckter Kopf. Er iſt Theater=Kritiker
nicht wie früher Kerr aus dem Blut, aus dem Inſtinkt, ſon=
dern
aus dem Intellekt. Er baut ſich ſeine Theorien; er
ſtellt ſeine theoretiſchen Ziele auf. Kommt auf der Bühne die
erſehnte Durchführung, ſo zwingt ihn die Klarheit des Kopfes,
die Unvollkommenheit der Verwirklichung anzuerkennen. Die
Mehrheit ſeiner kritiſchen Beſprechungen dürfte ſeinen Freunden
keine reine Freude bereiten. Es liegt ein tragiſcher Zug in ſeinem
Bemühen.
Als Thema des Vortrages war von dem Verein der Freunde
des Landestheaters angekündigt: Zeittheater. Ihering
ſprach zu Eingang einige Worte über die Not der Bühnen und
betonte die Verpflichtung der Staatstheater, den Spielplan auf
lange Sicht einzuſtellen und neue Stücke, ſoweit ſie ſtilbildend
und entwicklungsfähig ſind, auszuproben. Mit Recht! Darmſtadt
hat es meiſt getan; es ſei nur an die ausgezeichnete Junge
Bühne erinnert.
Von dem Begriff des Zeittheaters ging Ihering zu einer
Analyſe der Perſönlichkeiten und der Werke der ihm weſentlich
erſcheinenden Dramatiker über: von Georg Kaiſer, der Themen
und Stilart ſeiner Zeit vorausnahm und die Wirklichkeit durch
den Stil überholte, zu Barlach, dem großen Dichter gegen die
Zeit, zu Bronnen, deſſen Katalauniſche Schlacht ein Zeit=
ausdruck
war, zu Brechts bewegten Anfängen Mann iſt
Mann und Dickicht‟ Es war für Darmſtadt kein Neuland, da
die Aera LegalGeis Barlach, Brecht und manche anderen, wie
Döblin, Klaus Mann, hier eingeführt hat. Aber es war inter=
eſſant
, dieſe Dramatiker von Ihering in die Entwicklung des
heutigen Schauſpieles eingereiht und mit bewegten Lichtern be=
leuchtet
zu ſehen.
Unruhs Phraſen, lehnte er allzu einſeitig ab, und
Shawsüberlegener Konverſation in dem Kaiſer von Amerika
wurde er aus verſtändlichen Gründen nicht gerecht; hier paßt
ihm die Richtung von Shaws Ironie offenbar nicht!
Mit einem leichten Sprung ſprach Ihering am Schluſſe der
Gemeinſchaftsarbeit der Zukunft das Wort, empfahl die auch an
dieſer Stelle angeregten Austauſch=Gaſtſpiele zwiſchen Frankfurt
und Darmſtadt und erwähnte die Möglichkeit eines Zuſammen=
arbeitens
zwiſchen Darmſtadt, Frankfurt, Mainz und Wiesbaden.
Auf die ſpeziellen Darmſtädter Verhältniſſe ging er nicht näher
Z.
ein. Lebhafter Beifall dankte,

[ ][  ][ ]

Seite 4
Erwerbsloſen=Zemenſtrakionen
in Borms.
Die Kommuniffen kreken auf den Plan.
Angriffe gegen die Polizei.
Worms, 14. Januar.
Eine verbotene Erwerbsloſendemonſtration
fand am Montag nachmittag auf dem Marktplatz ſtatt, wohin ſich
nach einer von den Kommuniſten veranſtalteten Verſammlung
die Demonſtranten in kleinen Gruppen begaben. Bei der
Näumung des Marktplatzes durch die Polizei
forderte der kommuniſtiſche Redner, der preu=
ßiſche
Abgeordnete Müller, mit dem Rufe: Nie=
der
mit der Polizei! zum Widerſtand auf. Es
wurden zahlreiche Demonſtranten zwangsgeſtellt, gegen die ein
Verfahren wegen Landfriedensbruchs eingeleitet wird. Im
Laufe der Säuberungsaktion, bei der mancher mit
dem Gummiknüppel Bekanutſchaft machen mußte, wurden ſechs
Perſonen zwangsgeſtellt, gegen die ein Verfahren
wegen Landfriedensbruchs eingeleitet wird.
Während der Krawalle und nach der Säuberung lag der Ge=
ſchäftsverkehr
in den angrenzenden Straßen bis zum allgemeinen
Auseinandergehen der Maſſen vollkommen brach.
Einſak einer Hunderkſcheft der Darmſtädter Schupo
in Worms.
Ac. Worms, 14. Januar.
Am Dienstag fanden den ganzen Tag über wieder Anſamm=
lungen
ſtatt, beſonders in der Umgegend des Marktplatzes, die
dauernd von der Polizei zerſtreut werden mußten. Das Polizei=
amt
erließ ein Verbot für alle geſchloſſenen Verſamm=

Mittwoch, den 15. Januar 1930

Nummer 15

lungen unter freiem Himmel und Umzüge, die von der
Kommuniſtiſchen Partei oder dem ſogenannten Er=
werbsloſenrat
geplant ſind. Seit etwa 4 Uhr ſind ſämt=
liche
Geſchäfte im Stadtinnern geſchloſſen, die Straßen
ſchwarz voll Menſchen, viele Neugierige, viele Jugendliche. Au=
Veranlaſſung des Landtagsabgeordneten Kunkel=DVP., der ſich
heute früh nach Darmſtadt begab, iſt von dort zur Unterſtützung
der Polizei eine Hundertſchaft Schutzpolizei einge=
troffen
. Die Beſatzungsbehörde hat der Schutzpolizei, die
auch Karabiner trug, den Eintritt in das beſetzte Gebiet ge=
ſtattet
. Gegen 5 Uhr ſind dieſe Hilfsmannſchaften auf Laſt=
autos
, umbrüllt von dem Getöſe des Janhagels durch die Stra=
ßen
gefahren. Ihr Erſcheinen hatte eine verblüffende Wirkung;
der Marktplatz und die umliegenden Straßen ſind ſeit ½6 Uhr
vollkommen abgeriegelt. Gegen 7 Uhr wurde es ruhiger. Die
Schupo patrouilliert als Ueberfallkommando von 20 bis 25 Mann
im Auto durch die Stadt. Auch die Polizeipatronillen mit Hun=
den
ſind unterwegs. Die Straßenbahn, die um 5 Uhr ihren
Betrieb unterbrechen mußte, konnte wieder verkehren. Es herrſcht
plötzlich völlige Ruhe. Die Kommuniſten ſind vollkommen von
den Straßen verſchwunden, was den Anſchein einer entſprechen=
den
Parole ihrer Leitung erweckt.
der Erfolg der Berhehung: Leider ein Todesopfer.
Gegen Abend hat ſich leider ein ſehr bedauernswerter Zwi=
ſchenfall
ereignet: Ecke der Kämmerer=Straße und der Judengaſſe
wurde die Polizei plötzlich beſchoſſen, und ein Beamter
durch einen Schuß ins Bein ſchwer verletzt. Die Polizei mußte
das Feuer erwidern. Dabei gab es ein Todesopfer, da eim
junger Mann einen tödlichen Kopfſchuß erlitt.

der Geſehzgebungsausſchuß des Heſſiſchen Landtags
behandelte in ſeiner geſtrigen Sitzung mehrere Anträge, die die
Aufwertung von Sparguthaben zum Gegenſtand hatten. In einem
bereits am 8. Dezember 1927 von den Abg. Beſt und Gen. geſtell=
ten
Antrag wird beantragt, der Landtag wolle beſchließen: Die

Regierung zu erſuchen die Erſte Verordnung zur Durchführung
der Aufwertung von Sparguthaben vom 27. Oktober 1926 durch
eine neue Verordnung zu erſetzen, die in der Druckſache 5 ver=
öffentlicht
wurde. Der Antragſteller ſagt in der Begründung u. a.
Eine angemeſſene Aufwertung der Sparguthaben iſt erſt
möglich, wenn die Reichsgeſetzgebung eine gerechte Aufwertung
der Hypotheken, eine gerechte Anleiheablöſung, ſowie eine gerechte
Aufwertung der ſonſt regelmäßig zum Sparkaſſevermögen gehöri=
gen
Anſprüche zugelaſſen hat. Bis dahin ſollte aber das Landes=
recht
innerhalb des ihm gewährten Spielraums dafür Sorge tra=
gen
, daß gerade die bedürftigſten der durch die Juligeſetze von
5 entrechteten Gläubiger nicht weiter geſchädigt werden, als
dies nach dem Reichsrechte unvermeidbar iſt. Dieſer Forderung
trägt die heſſiſche Durchführungsverordnung vom 27. Oktober
1926, obwohl ſie ſich von der preußiſchen vom 24. Oktober 1925
vorteilhaft unterſcheidet, im weſentlichen nicht Rechnung.

Der in dem Antrag niedergelegte Geſetzentwurf wird als
Ganzes gegen eine Stimme abgelehnt. Der Antrag der Abg.
Dr. Beſt, Axt, Dr. Wolf. Erhöhung des Zinsſatzes für die Auf=
wertungsguthaben
bei Sparkaſſen, wird gegen 4 Stimmen ab=
gelehnt
.
Der noch weitergehende Antrag der Abg. Angermeier und
Gen. wird ebenfalls, und zwar gegen 2 Stimmen, abgelehnt.

Folgender Reſolution, des Abg. Schreiber wird zugeſtimmt:
Die Regierung wird erſucht, auf die heſſiſchen genoſſenſchaftlichen
pparkaſſen und ſonſtigen nicht aufwertungspflichtigen Kredit=
inſtitute
einzuwirken, um dieſe freiwillig zu einer Ausſchüttung
der ihnen aus der Aufwertungsgeſetzgebung zugefloſſenen V
mögensmaſſe an ihre Markeinleger zu veranlaſſen, da nur ſo der
Rechtsmoral und dem Rechtsempfinden Genüge geleiſtet werden
kann.
Der Ausſchuß erledigte dann noch eine Anzahl Eingaben, die
abgelehnt bzw. durch die Regierungsantwort für erledigt erklärt
wurden.

Eine längere Ausſprache ergab ſich bei Beratung einer Ein=
gabe
des Kreisamts Büdingen, die die Haftung der Gerichtsvoll=
zieher
für Schädigungen Dritter zum Gegenſtand hatte. Nach der
Regierungsantwort beſteht keine Haftpflicht des Staates bei
Unterſchlagungen eines Gerichtsvollziehers. Der Ausſchuß be=
antragt
einſtimmig, die Eingabe durch die Regierungsantwort
für erledigt zu erklären. Die Regierung wird erſucht, im Ver=
ordnungsweg
die von den Gerichtsvollziehern zu leiſtende Kau=
tion
zu erhöhen.
Der Ausſchuß vertagte ſich ſodann auf Dienstag, den 21. Ja=
nuar
, um dann über das Hebammengeſetz zu beraten.

Rm. 4.7
1Liter7.5
Probefl.
N3.50 in
Bse

Tiſch=Grammophon
Platt. b. z. verk
Näh. Geſchäftsſt

Statt beſonderer Anzeige.

Gott dem Allmächtigen hat es gefallen, heute
meinen lieben Mann, unſern guten Vater, Schwieger=
vater
, Großvater, Bruder, Schwager und Onkel
Herrn
Johannes Keſſler
Poſtſekretär i. R.
nach langem, ſchweren, mit großer Geduld er=
tragenen
Leiden, wohlvorbereitet, im 78. Lebens=
jahre
zu ſich zu nehmen.
Im Namen der trauernden Hinterbliebenen:
Magdalena Keſſler, geb. Bodenröder.
Darmſtadt, Frankfurt (Main), Oppeln,
den 14. Januar 1930.
Die Beerdigung findet Donnerstag, den 16. Januar,
nachmittags 4½ Uhr, vom Portale des Friedhofs
an der Nieder=Ramſtädterſtraße aus ſtatt.
Das Seelenamt wird am 17. Januar, morgens
7½ Uhr, in der St. Fideliskirche gehalten.

Todes=Anzeige.
Meine gute Frau, unſere liebe, treuſorgende
Mutter, Großmutter, Schwiegermutter,
Schweſter, Schwägerin und Tante

Hau Phulippine Lang
geb. Schmidt
wurde heute von ihrem langen, mit großer
Geduld ertragenem Leiden durch den Tod
erlöſt.
Im Namen der trauernden Hinterbliebenen:
Valentin Lang, Steueraufſeher i. R
Darmſiadt, Wiebelsbach i. O., 13. Jan. 1930.
Dieburgerſtr. 104.
(1138
Die Beiſetzung findet am Donnerstag, den 16. Januar,
um 3 Uhr nachmittags, auf dem Friedhof an der Nieder=
Ramſtädterſtraße ſtatt.

Dankſagung.
Für die vielen Beweiſe herzlicher Teilnahme bei dem
Heimgang unſeres lieben Entſchlafenen
dof
Herrn Wilhelm Seppenheimer
Bäckermeiſter
ſagen wir Allen herzlichen Dank. Beſonderen Dank
Herrn Pfarrer Weigel für ſeine tröſtenden Worte bei
der Einſegnung, ſowie am Grabe, Herrn Dr. Müller,
ſowie der Krankenſchweſter Bertha für die liebevolle
Behandlung während der langen Krankheit, der
Bäcker=Innung Ober=Ramſtadt, Nieder=Ramſtadt und
Traiſa, ſowie der Bezugs= und Abſatzgenoſſenſchaſt
und dem Bauernverein, für die Kranzniederlegung
und den ehrenden Nachruf, ſowie für alle Kranz=
und Blumenſpenden und allen denen, die ihm das
letzte Geleite gaben.
Die trauernden Hinterbliebenen:
z Katharina Heppenheimer u. Kinder.

Herr Jakob Jung, Gaſiwirt und
Ehefrau, Dieburg, feiern am
16. Januar das Feſi der
Silbernen Hochzeit.
(1127)

1 Dtzd., neue Meſſer
(kl.)
II. zu verkf.*
Martinſtr. 30

Be
nt in der Engel-Apotheke.

Nuse nt
Heset.
Ne es et
uen ne
Net
et
Dete e ieiet.
et
I.L. 73

Todes=Anzeige.
Am 10. ds. Mts. wurde unſere gute Mutter, Großmutter
und Schwiegermutter
Mtgüteie Hutlg Tewe.
geb. Rullmann
nach einem arbeitsreichen TLeben im nahezu vollendeten
80. Lebensjahre durch einen ſanften Tod in ein beſſeres
Jenſeits abberufen.
Die Beerdigung fand ihrem Wunſche gemäß in aller
Stille am 13. ds. Mts, ſiatt.
Im Namen der trauernden Hinterbliebenen:
Konrad Haury
Zimmermeiſter.

Sie machen einen großen Behler
wenn Sie nicht die letzten Tage unseres
IngentuF-
Ausverkaufs

TeL
azu benn

Danrfagung.

(Statt Karten.)
Für die vielen Beweiſe herzlicher Teilnahme
bei dem Heimgange unſerer lieben, unvergeßlichen
Entſchlafenen und die vielen Kranz= und Blumen=
ſpenden
ſagen wir auf dieſem Wege aufrichtigſten
Dank. Beſonders danken wir Herrn Pfarrer
Rückert für die troſtreichen Worte am Grabe,
ferner den Herren Aerzten und den Schweſtern
für die aufopfernde Pflege.
Im Namen der trauernden Hinterbliebenen:
Georg Schönig.
Darmſtadt, den 14. Januar 1930.
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[ ][  ][ ]

Nummer 15

Mittwoch, den 15. Januar 1930

Seite 5

Aus der Landeshauptſtadk.
Darmſtadt, den 15. Januar.
Der neue Leiker der Hefſiſchen Landeskriminalpolizei.
* Die Heſſiſche Landeskriminalpolizei bekommt am 1. März in der
Perſon des Berliner Kriminalrates Dr. Riemann wie wir be=
reits
kurz mitteilten einen neuen Leiter. Herr Dr. Riemann ſteht
im 45. Lebensjahr und iſt zur Zeit am Berliner Polizeiinſtitut mit der
Ausbildung des Nachwuchſes der Polizei beſchäftigt. 1911 trat er bei
der Berliner Kriminalpolizei ein und hat nach dem Kriege in der
Hauptſache Mordſachen bearbeitet. Er hat namentlich im Falle Blau
mitgewirkt. Bekanntlich wurde ſeinerzeit im Berliner Landwehrkanal
eine Leiche gefunden. Bald ſtellte es ſich heraus, daß man es mit einem
Manne namens Blau zu tun hatte, der in rechts= und linksradikalen
Kreiſen verkehrte und hier Spionage trieb. Weiter war Dr. Riemann
im Falle des Oberlehrers Hemberger tätig, der von ſeiner Frau
ermordet und zerſtückelt wurde. Auch in der Angelegenheit des Maſ=
ſenmörders
Großmann hat er mitgearbeitet und ſchließlich zur
Aufklärung des Falles Schroeder in Magdeburg viel beigetragen.
Empfang des Heſſiſchen Juſtizminiſters durch den Papſt. Der
Papſt empfing am Montag, wie dem Lpd. aus Rom gemeldet wird,
den Prinzen Louis Napoleon mit ſeiner Mutter, der Prinzeſſin Clemen=
tine
, und Prinzeſſin Clothilde, ferner den heſſiſchen Juſtizminiſter Dr.
Kirnberger und den Generalſekretär Münch.
Austritte aus der Deutſchnationalen Stadtratsfraktion. Wie
wir hören, ſind die beiden Mitglieder der Deutſch=
nationalen
Stadtratsfraktion Pfarrer Heß
und der Geſchäftsführer Süß, aus der Partei
ausgetreten. Herr Süß hat ſich bereits der Gewerbe=
End Handwerkervereinigung angeſchloſſen.
Pfarrer Heß, der geſinnungsmäßig zu den Chriſtlich= Sozia=
len
zählt, hat mit ſeiner Austrittserklärung zugleich ſein Man=
dat
niedergelegt. Für Pfarrer Heß tritt das frühere Stadtrats=
mitglied
Bauer wieder in den Stadtrat ein. Die Deutſchnatio=
nale
Volkspartei verfügt im Stadtrat nur noch über zwei Sitze
und hat damit ihre Fraktionsſtärke verloren.
Hefſiſches Landestheater Darmſtadt. Heute, Mittwoch, gelangt
in Abänderung des Spielplans infolge mehrfacher Erkrankungen im
Perſonal um 20. Uhr im Großen Haus Puccinis Boheme unter
muſikaliſcher Leitung von Karl Maria Zwißler zum erſten Male in
dieſer Spielzeit zur Aufführung. Als Rudolph gaſtiert Johannes
Schocke vom Stadttheater Düſſeldorf, der bereits kürzlich einmal ver=
tretungsweiſe
hier gaſtierte und außergewöhnlich ſtarken Beifall fand.
Die Muſette ſingt erſtmalig Roſe Landwehr. In den übrigen Haupt=
rollen
: Anny von Stoſch (Mimi), Carl Stralendorf (Marccel), Theo
Herrmann (Collin), Rudi Wünzer (Schaunard), Hans Ney (Hauswirt),
und Eugen Vogr (Alcindor). Miete E.
Die für das Kleine Haus heute urſprünglich angeſetzte Vorſtellung
Ich tanze um die Welt mit Dir muß wegen verſchiedener Krankheits=
fälle
ausfallen.
Gerhart Hauptmanns Schauſpiel Florian Geyer wird in
neuer Inſzenierung von Carl Ebert (Bühnenbilder Wilhelm Reinking)
morgen, Donnerstag, um 19 Uhr, im Großen Haus zur Darſtellung
kommen. Als Florian Geher gaſtiert Fritz Valk. Die übrigen
Hauptrollen ſind mit: Minetti, Weſtermann, Baumeiſter, Nürnberger,
Wemper, Schindler, Hinz, Keßler, Pfandler, Conradi, Hoffart, Gothe,
beſetzt. Miete C.
Morgen, Donnerstag, wird um 20 Uhr, im Kleinen Haus die
Kurzoper La vida breve (ein kurzes Leben) von Manuel de
Falla, in Verbindung mit der erfolgreichen Tanzpantomime Die
Hochzeit in Cremona (Muſik von Glinka) unter muſikaliſcher
eitung von Carl Bamberger, in Szene gehen. (Bühnenvolksbund,
Miete K, Zuſatzmiete XII und Miete T, Gruppe 5 und 6.)
Für die am Freitag, den 17. Januar, um 15 Uhr, im Großen Haus
ſtattfindende Aufführung des Weihnachtsmärchens Peterchens
Mondfahrt, die für die armen Kinder der Stadt veranſtaltet wird,
gelangen Karten nicht zum Verkauf. Da auch die letzten Vorſtellun=
gen
des Weihnachtsmärchens noch ausverkauft waren, wird Peterchens
Mondfahrt noch einmal öffentlich wiederholt werden. Das genaue
Datum dieſer letzten Vorſtellung wird noch bekanntgegeben.
Aubers komiſche Oper Fra Diavolo gelangt nach mehrjäh=
riger
Pauſe Sonntag, den 19. Januar, unter muſikaliſcher Leitung von
Carl Bamberger, in der Inſzenierung Arthur Maria Rabenalts ( Büh=
nenbilder
: Lothar Schenck von Trapp) zur Aufführung. Die Titelrolle
ſingt Hans Grahl. In den übrigen Hauptrollen ſind Regina Harre,
Martha Liebel, Sylveſter Bunſel, Hans Gerlach, Ernſt Overlack, Eugen
Vogt und Hans Neyz beſchäftigt. (Zuſatzmiete VII).
Odenwaldklub, Ortsgruppe Darmſtadt. Das Dekorierungsfeſt iſt
verrauſcht, ein neues Wanderjahr beginnt, und am Sonntag, den 19.
Januar, iſt die erſte Wanderung. Treffpunkt vormittags 8 Uhr
Kapellplatz. Traiſa iſt das Ziel, das nach einem mehrſtündigen, aber
nicht anſtrengenden Marſch erreicht wird. Mit Rückſicht auf die Nähe
des Wanderzieles werden die Darmſtädter Klubfreunde, insbeſondere
die Damen der Wanderer, gebeten, am Nachmittag nachzukommen.
Einkehr bei Klubmitglied Gaſtwirt Scheerer.)
Vogelsberger Höhen=Club. Der Darmſtädter Zweigverein voll=
zog
nach altem Brauch die Ehrung ſeiner Wanderer aus dem
letzten Jahre. Die VHCer und Gäſte füllten den Konkordiaſaal bis
zum letzten Platz. Als Einleitung trug die befreundete Mandolinen=
geſellſchaft
die Luſtſpiel=Ouvertüre von Keler=Bela klangſchön vor, der
zwei prächtige Lieder durch die Geſangsabteilung folgten. Der erſte
Vorſitzende VHC.=Bruder Braun, begrüßte dann in herzlichen Wor=
ten
alle VHC.er, beſonders die zum erſtenmal in ihrer Mitte weilen=
den
(Herrn Miniſter Korell und Profeſſor Dr. Baader), deren Ange=
hörige
und Gäſte, vornehmlich die Vertreter des benachbarten Frank=
furter
Zweigvereins. Die zu Herzen gehende Anſprache warf einen
Nückblick auf das verfloſſene Vereinsjahr und eröffnete erfreuliche Aus=
blicke
in das neue Wanderjahr. Eine reichhaltige Vortragsfolge
brachte darauf Darbietungen mannigfaltiger und kunſtvollendeter Art,
die reichen Beifall fanden. Muſtergültige Vorträge der wackeren Ge=
fangsabteilung
und der Mandolinengeſellſchaft wechſelten miteinander
ab. Ihre Leiter, VHC.=Bruder Späth und Herr Kammermuſiker
Kreß, führten eine wohldiſziplinierte, gutgeſchulte Mannſchaft vor.
Die herrlichen Sologeſänge der VHC.=Brüder Jung und Hönig
bekundeten hohe, künſtleriſche Auffaſſung; nicht minder die Violinſolos
des immer gerne gehörten Herrn Voltz, den Herr Haas am Kla=
vier
beſtens ergänzte. In dem heiteren Zwiſchenſpiel hatte VHC.=
Bruder Langsdorf keine kleine Mühe, die Nolle als Einpauker
durchzuführen; erſt der Trick, mit Hilfe einer Flaſche Sekt (2) ſeinen
ſpröden Zöglingen (Frl. Spieß und Herr Klöß) Schwung bei=
Das darauf folgende
zubringen, zeitigte den gewünſchten Erfolg.
Luſtſpielchen Beim Kronenwirt in Ulrichſtein bewies in humorvoller
Art, wie auch in ländlichen Kreiſen der Anſchauung gehuldigt wird,
daß die Liebe durch den Magen geht. VHC.=Schweſter Frl. Schminke
die ſchon oft bewährte Autorin hat in dem reizenden Stückchen
eine gute Kenntnis des Landlebens und feine Beobachtungsgabe ge=
zeigt
. Das heitere Spiel leitete über zur Hauptſache, der Auszeich=
nung
der Wanderer. Auf einer Wanderung in den Vogels=
berg
war der Darmſtädter VHC. bei dem ehrenwerten Bürgermeiſter
Konrad eingekehrt. Der als Schwiegerſohn in Ausſicht genommene
Lehrer hatte für gute Quartiere geſorgt. In der Wirtſchaft erhielten
die treuen Wanderer des zu Ende gegangenen Jahres, 87 an der Zahl,
das goldene Abzeichen ausgehändigt. VHC.=Bruder Burk, der zweite
Vorſitzende, dankte für ſich und im Namen der Dekorierten, und ſprach
beherzigenswerte Worte über die Ziele des VHC. und den Wert des
Wanderns.
Die Kameradſchaftliche Vereinigung der Kriegsbeſchädigten und
Kriegerhinterbliebenen (in der Kriegerkameradſchaft Haſſia und dem
Deutſchen Reichskriegerbund Kyffhäuſer) hielt eine gut beſuchte Haupt=
verſammlung
ab. Dem erſtatteten Jahresbericht war zu entnehmen,
daß der Verein, der von nun an obigen Namen führt, in der letzten
Zeit einen erfreulichen Aufſchwung genommen hat. 1. Vorſitzender
wurde der bisherige Leiter, Poſtſekretär Ihrig (Schwanenſtr. 38),
2. Vorſitzender Kamerad Puder. Weiter wurden in den Vorſtand
gewählt die Kameraden Scheidler, Weißheimer, Schmitt und Nungeſ=
ſer
, ſowie die Kriegerwitwe Frau Metz. Der anweſende Bezirksvor=
ſitzende
der Kb. und Kh., Studienrat Dr. Heldmann, erläuterte
beſonders für die zahlreichen neuen Mitglieder den Aufbau des
Kyffhäuſerbundes, und Lehrer Ihrig, der verdienſtvolle Landes=
vorſitzende
des Verbandes, hielt, aus dem reichen Schatze ſeiner Er=
fabrungen
ſchöpfend, einen belehrenden Vortrag über das Verſorgungs=
weſen
. Man ging mit dem Bewußtſein nach Hauſe, mancherlei Wich=
tiges
gelernt zu haben.

Zur Wirtſchaftslage.

In der geſtern ſtattgehabten erſten diesjährigen Vollverſamm=
ung
der Induſtrie= und Handelskammer Darmſtadt
äußerte ſich der Vorſitzende der Kammer Dr. Ing. e. h. E. Schenck
zur augenblicklichen Lage wie folgt:
Am Schluſſe eines verfloſſenen und beim Beginne eines neuen
Jahres pflegt man einen Augenblick ſtillzuſtehen, um Rückſchau auf
das Vergangene zu halten. Wenn eine ſolche Pflicht beim Jahreswechſel
überhaupt für erforderlich erachtet wird, dann liegt ſie uns in dieſem
Jahre ganz beſonders ob; beſonders dringlich einem Vertreter der
Wirtſchaft. Befinden wir uns doch in einem entſcheidenden Stadium
der Geſchichte unſeres Volkes und der Entwicklung unſerer Volkswirt=
ſchaft
. Die Entſcheidungen dieſer Tage und die aus ihnen ſich ergebende
kulturelle, politiſche und wirtſchaftliche Weiterentwicklung werden be=
timmend
ſein für das Schickſal mehrerer Generationen. Darum ſei
ſich jeder, der durch das Vertrauen ſeiner Mitbürger an einen mehr
oder weniger einflußreichen Poſten geſtellt iſt, des Ernſtes der Lage
und der Größe der eigenen Verantwortung bewußt!
Ich kann es mir erſparen, Ihnen einen ausführlichen Rückblick auf
die die Wirtſchaft berührenden Geſchehniſſe des vergangenen Jahres zu
geben. Das iſt von Berufenen in Wort und Schrift genügend geſchehen
und zudem werden wir bei der Feſtſtellung des Jahresberichtes auf
die wichtigſten Ereigniſſe zu ſprechen kommen. Nur einige wichtige
Merkmale des Jahres 1929 will ich hervorheben:
Für die Frage der Reparationen iſt anſtelle der vor=
übergehenden
Regelung wie ſie der Dawes=Plan getroffen hatte
eine endgültige Löſung von Finanz=Sachverſtändigen vorgeſchlagen
ſvorden, indem man eine angeblich für Deutſchland tragbare Geſamt=
chuldenlaſt
und einen entſprechenden Zahlungsplan feſtſtellte. Im Haag
ringen die Gläubiger= und Schuldnermächte in hartem, zähem Kampfe
im die ſchickſalsſchwere Entſcheidung. Wie die deutſche Volkswirtſchaft
die geforderten ungeheueren Summen aufbringen ſoll, iſt den in der
Wirtſchaft Erfahrenen ein unlösbares Rätſel. Die deutſche Wirtſchaft
läuft Gefahr, unter der übergroßen Kraftanſtrengung zuſammenzu=
breihen
.
Der Kapitalmangel hat ſich im vergangenen Jahre immer
drückender geltend gemacht. Der hohe Zinsfuß laſtete ſchwer auf Han=
del
und Wandel. Die Kaufkraft ließ dauernd nach, lähmende Abſatz=
ſtockung
war die Folge, während die Laſt der Steuern und der ſozialen
Abgaben ſtändig wuchs. Mehr und mehr wurden Unternehmungen ver=

kleinert oder ſtillgelegt, die Arbeitsloſenziffer ſtieg gewaltig, die Zahl
der Zuſammenbrüche wirtſchaftlicher Unternehmungen mehrte ſich von
Woche zu Woche. Dabei traten in erſchreckender Weiſe Fälle von Ver=
untreuungen
zutage, die bewieſen, daß die kaufmänniſche Moral in den
Zeiten wirtſchaftlicher Scheinblüte ſtark gelitten hatte.
Die Finanzen, des Reichs, der Länder und der Ge=
meinden
gerieten allmählich in einen Zuſtand, der zu den ſchlimm=
ſten
Befürchtungen Anlaß gab. Wenn auch die Gründe zum Teil auf
Nachwirkungen des Krieges zurückzuführen ſind, ſo ſind ſie doch zum
größeren Teil in einer allgemein gehandhabten verfehlten Finanzpolitik
zu ſuchen. Man hatte ſich daran gewöhnt, aus dem Vollen zu ſchöpfen
und bewilligte unbedenklich Ausgaben, für die eine ſichere Deckung
häufig nicht vorhanden war.
Das Jahr 1929 ſchied von uns in trüber, gewitterſchwerer
Stimmung!
Es gibt Leute, die warnen vor verderblichem, lähmendem Peſſi=
mismus
. Iſt es Peſſimismus, wenn man den Gefahren klar ins
Auge ſchaut? Wenn man ſie unerſchrocken beleuchtet und durchforſcht?
Kann man ſie bannen, wenn man ihnen mit leichtfertigem Illuſionis=
mus
aus dem Wege geht? Die Gefahr erkennen und bekennen iſt nicht
Peſſimismus, ſondern Wahrhaftigkeit. Und ſolche Wahrhaftigkeit iſt
unentbehrlich, wenn man die Gefahr überwinden will, denn ſie zeigt
uns erſt die Wege und die Mittel zur Aenderung und Beſſerung.
Freilich darf uns nicht Furcht und Kleinmut beſchleichen. Wir
müſſen Vertrauen haben zu unſerer Kraft und den Willen, dieſe Kraft
nach beſtem Können einzuſetzen in dem harten Kampfe, der uns ſtetig,
aber ſicher aus der großen Not befreien ſoll. Sind wir von ſolchem
Vertrauen und Willen beſeelt, ſo handeln wir als freudige Opti=
miſten
und der Erfolg wird uns nicht verſagt bleiben.
In welcher Richtung ſolches Wirken zu geſchehen hat, damit es
uim Ziele führe, und welche Aufgabe dem Einzelnen dabei zufällt, das
bleibt der verantwortungsbewußten Entſcheidung des Einzelnen über=
laſſen
. Höchſtes Volkswohl, das ſtets dem eigenen Wohle über=
zuordnen
iſt, gibt die Zielrichtung unzweideutig an auch in trüben und
dunklen Zeiten.
Für 1930 tut uns ernſtlich not:
Die augenblickliche Gefahr erkennen, ſie uner=
ſchrocken
anpacken, und nach klarer Ueberlegung
entſchloſſen handeln!

Darmſtadt und die Hekoga.
Eine denkſchrift des Darmftädter Verkreters.
In einer Denkſchrift des Vertreters der Stadt Darmſtadt im Auf=
ſichtsrat
der Hekoga, Staatsrat Karcher, kommt der Verfaſſer zu dem
Schluß, daß die Annahme des Vertragswerks der Hekoga mit der Ruhr=
gas
= und Saargas=A.=G. für den Ferngasbezug nicht empfohlen werden
könne. Nach einer eingehenden Kritik der fünf gur Diskuſſion ſtehenden
Verträge empfiehlt Staatsrat Karcher dem Stadtrat von Darmſtadt zur
Stellungnahme:
1. Den Verträgen nur dann zuzuſtimmen, wenn ſie i der von mir
vorgeſchlagenen Richtung entſcheidend abgeändert ſind, und wenn
insbeſondere der Gaspreis ſoweit abgeſenkt iſt, daß die in § 5 und 7
des Gründungsvertrags der Hekoga geſteckten Ziele mit Sicherheit er=
reicht
werden.
2. Iſt das nicht zu erreichen, ſo empfehle ich, auf der Baſis des § 5
des Gründungsvertrags der Hekoga auf dem Weiterbetrieb des
eigenen Werkes und Belieferng der bisher Darmſtadt angeſchloſſe=
nen
Gemeinden zu beſtehen, da es unter den obwaltenden Um=
ſtänden
der Stadt nicht zugemutet werden kann, ihr rechniſch und
virtſchaftlich auf der Höhe ſtehendes Werk ſtillzulegen.
3. Aus wirtſchaftlichen Erwägungen wäre der Austritt aus der Hekoga
dann nicht zu wmgehen, wenn die Hekoga von der Stadt Darmſtadt
trotz Ablehnung der Verträge eine Beteiligung an den Koſten der
S. F.G. oder ſonſtigen follektiven Auſwendungen (etwa Koſten für
verminderte Gasabnahme unter 50 Millionen Kubikmeter) verlangen
wüürde.
Zur Stärkung der kommunalen Poſition empfehle ich der Stadt
Darmſtadt, eine Intereſſengemeinſchaft nach den anſchließenden Ge=
bieten
(Mannheim=Bensheim und Kreis Offenbach=Frankfurt) zu
ſuchen, etwa auf der Baſis des noch mit der Provinz Starkenburg
eſtehenden Vertrages.
5. Etwaige Anträge der Hekoga auf Uebernahme der von Darmſtadt
gebauten Leitungen und abgeſchloſſenen Lieferverträgen mit Nach=
bargemeinden
ſind abzulehnen.

* Die Hengſtparade, verbunden mit dem Hubertus=Jagdſpringen,
die im Rahmen der Heſſiſchen Landwirtſchaftlichen Woche ſtattfanden,
hatten ſo außerordentlich lebhaften Anklang gefunden, daß ſie wieder=
holt
wurden. Auch bei dieſer Wiederholung vor Hunderten von Zu=
ſchauern
waren für die Jagdſpringen wertvolle Preiſe ausgeſetzt, die
an folgende Sieger verteilt wurden: Jagdſpringen (Klaſſe A):
Preis Frl. Gieſela Carnier auf Phantom (0 Fehler, 34 Sek.);
Preis Frl. M. Kleinſchmidt auf. Grane (0 Fehler, 36 Sekunden);
3. Preis O. Illert auf Radſcha (0 Fehler, 39 Sek.); 4. Preis 9.
Roſenthal auf Saphir (0 Fehler, 42 Sek.); 5. Preis H. Schubert
auf Udo (0 Fehler, 44 Sek.); 6. Preis Frl. M. Auler auf Ceres
(5 Fehler, 35 Sek.); 7. Preis Frl. E. v. Wedekind auf Kronprinz
(5 Fehler, 41 Sek.) Jagdſpringen, Klaſſe I, (für Verleih=
pferde
): 1. Preis Frl. Keim auf Grane (0 Fehler, 34 Sekunden);
Preis Herr Logel auf Kronprinz, (0 Fehler, 41 Sekunden);
Preis Herr Schmunk auf Saphir (3 Fehler), 4. Preis Herr Rolf
Müller auf Deutſchmeiſter (4 Fehler). Grane, Kronprinz, Saphir
aus dem Reitinſtitut Schott; Deutſchmeiſter aus Reitinſtitut Runkel.
Jagdſpringen, Klaſſe L. (Privatpferde): 1. Preis Herr Zinſel
auf Preſſy (0 Fehler); 2. Preis Herr Sanitätsrat Dr. Nebelthan
auf Cilly (0 Fehler): 3. Preis im toten Nennen Herr Roſenthal
Jagdſprin=
und Herr Schmunk auf Amor bzw. Heimlich,
gen (Klaſſe L), Preis des Darmſtädter Reitervereins.
Zu reiten von Wachtmeiſtern der Heſſiſchen Schutzpolizei. Vor dem
Springen wurden die Pferde ausgeloſt, ſo daß jeder Reiter nicht ſein
Dienſtpferd ritt. 1. Preis Wachtmeiſter Kraemer auf Turm (0 Fehler,
34 Sek.); 2. Preis Wachtmeiſter Trautmann auf Winter (0 Fehler,
Sekunden); 3. Preis Wachtmeiſter Bauer auf Vorſicht (0 Fehler,
37 Sekunden). Im ganzen acht Teilnehmer.
Vortrag. Am Freitag, den 17. Januar, nachmittags um 5 Uhr,
wvird im Singſaal der Ludwigs=Oberrealſchule (Kapellſtr. 5) Profeſſor
Dr. Milléquant von der Uniderſität Frankfurt a. M. einen
Vortrag über la chanson frangaise moderne halten. Es handelt ſich
dabei um Proben der modernen franzöſiſchen Dichtung. Ungefähr
zehn Lieder werden von Herrn Milléquant geſungen werden. Dieſe
Veranſtaltung geht von der Ortsgruppe Darmſtadt des Allgemeinen
Deutſchen Neuphilologenverbandes aus. (Näheres ſiehe Anz.)
Petrusgemeinde. Es ſei noch einmal auf die Hauptver=
ſammlung
der Männer=Vereinigung und der Sterbekaſſe hinge=
wieſen
, die am Donnerstag, den 16. Januar, im Gemeindehauſe ſtatt=
findet
. Alle Mitglieder ſeien zum Beſuche herzlich und dringend ein=
geladen
mit dem Hinweis, daß die Hauptverſammlung der Männer=
Vereinigung um 8.15 Uhr, diejenige der Sterbekaſſe um 9.15 Uhr be=
ginnt
.
Filmvorführung Seine Mafeſtät das Kind‟. Auf vielfache An=
fragen
bei dem Verband der kaufmänniſ hen Berufskrankenkaſſen wird
von demſelben mitgeteilt, daß auch an Nichtmitglieder Eintrittskarten
abgegeben werden. (Näheres ſiehe heutige Anzeige.
Deutſcher Frauenorden. Am 18. Januar, abends, findet die
Neichsgründungsfeier der vaterländiſchen Verbände
Rummelbräu ſtatt. Die Ordensſchweſtern werden um vollzähliges Er=
ſcheinen
gebeten. (S. Anz=)

Steuer= und Wirkſchaftskalender
für die Zeit vom 16. bis 31. Januar 1930.

Ausſchneiden!

Aufbewahren!

15. Januar: Ablauf der Schonfriſt für die am 10. Januar 1930
ällig geweſene Umſatzſteuer=Voranmeldung und
Vorauszahlung.
20. Januar: Abführung der Lohnſteuer für die in der Zeit vom
bis 15. Januar 1930 erfolgten Lohnzahlungen im Mar=
kenverfahren
und im Ueberweiſungsverfahren; im letz=
teren
jedoch nur dann, wenn die in der erſten Hälfte des
Kalendermonats einbehaltenen Lohnſteuerbeträge für
ſämtliche in einem Betrieb beſchäftigten Arbeitnehmer den
Betrag von 20. RM. überſtiegen haben. (Keine Schon=
friſt
.)
25. Januar: Fünftes (gemeindliches) Ziel der Gemeinde=,
Kreis= und Provinzialumlagen für das Rech=
nungsjahr
1929/30. Grauer Steuerbeſcheid. (Schonfriſt
bis 5. Februar 1930.)
25. Januar: Zahlung der Müllabfuhr=, Straßenreini=
gungs
= und Kanalbenutzungsgebühr in der
Stadt Darmſtadt, fünftes Ziel laut Gebührenbeſcheid.
(Schonfriſt bis 5. Februar 1930.)
25. Januar: Zahlung des fünften Zieles der Filialſteuer in
Darmſtadt laut weißem Steuerbeſcheid über die vorläufige
Filialſteuer für das Rechnungsjahr 1929/30. (Schonfriſt
bis 5. Februar 1930.)
31. Januar: Einreichung von Lohnzetteln, näheres im
Steuerkalender für die erſte Januarhälfte in Nr. 5 des
Darmſtädter Tagblatts vom 5. Januar 1930.
Erſtattung von Lohnſteuer 1929.
Anträge auf Erſtattung von Lohnſteuer für 1929 müſſen bis ſpäte=
ſtens
am 31. März 193) bei dem zuſtändigen Finanzamt geſtellt werden,
Näheres im Steuerkalender für die erſte Januarhälfte.
Einreichung der Belege über den Steuerabzug 1929.
Nach der Verordnung vom 14. Dezember 1929 ſind die Belege bis
ſpäteſtens am 15. Februar 1930 dem zuſtändigen Finanzamt einzu=
reichen
. Näheres im Steuerkalender für die erſte Januarhälfte.
H. W. Wohmann.

Aus dem Gerichksſaal.

Aw. Vor dem Amtsgericht I hatte ſich am Dienstag ein 23jähriger
Mann, der ſich als Kaufmann bezeichnete, wegen ſchweren Diebſtahls im
Rückfall zu verantworten. Trotz ſeines jugendlichen Alters iſt der An=
geklagte
bereits nicht weniger als elfmal, darunter wegen ſchweren
Diebſtahls, Unterſchlagung und Urkundenfälſchung, vorbeſtraft. In
einer Septembernacht des Vorjahres zertrümmerte er in der Eliſabethen=
ſtraße
die Scheibe eines Auslagekaſtens an einem Schaufenſter und ent=
nahm
ihm eine Aktenmappe. Er wurde von einem Poliziſten ſofort
feſtgenommen und weiß nun keine andere Erklärung für ſeine Tat, als
daß er habe verreiſen wollen und dazu eben eine Aktenmappe gebraucht
habe. Als Grund für ſeine Neigung zu ſtrafbarer Betätigung gibt der
Angeklagte ſeine verſtümmelte Hand an, die es ihm unmöglich mache,
in ein geordnetes Arbeitsverhältnis unterzukommen. Da als Mindeſt=
ſtrafe
für ſchweren Diebſtahl im Rückfalle ein Jahr Gefängnis vorge=
ſehen
iſt, läßt der Staatsanwalt dieſe Anklage fallen und beantragt
wegen einfachen Diebſtahls und Sachbeſchädigung 4 Monate Ge=
fängnis
. Das Gericht beſchließt demgemäß.
Ein Gaſtwirt aus Beſſungen hat die Polizeiſtunde überſchritten. Er
erhielt dafür eine Polizeiſtrafe von 36 Mark. Seine Berufung an die
gerichtliche Inſtanz hat inſofern Erfolg, als ihm das Urteil die Strafe
auf 10 Mark ermäßigt.
Ein Angehöriger einer Studentenverbindung erhielt bereits vor
längerer Zeit wegen groben Unfuges eine Polizeiſtrafe von 10 Mark
zudiktiert. Er ſollte eine Laterne ausgedreht haben. Da die Beſchul=
digung
wie er ausſagt auf falſcher Vorausſetzung aufgebaut war,
und er als Täter nicht in Betracht kam, hatte er Einſpruch erhoben,
der indes verworfen worden war. Da ſich der Täter ein Verbin=
dungsbruder
des Beſchuldigten inzwiſchen freiwillig gemeldet hat,
war das Wiederaufnahmeverfahren beantragt worden. Der Täter be=
kundet
freimütig, daß er, von der Kneipe kommend, ſeinen Tatendrang
nicht habe zügeln können und die Laterne gelöſcht habe. Demgegenüber
bleibt der Schutzmannswachtmeiſter, der den bermeintlich Schuldigen
damals feſtgenommen hat, hartnäckig darauf beſtehen, daß der mit der
Polizeiſtrafe Bedachte unter allen Umſtänden als Täter in Betracht
komme. Das Urteil wird in 8 Tagen geſprochen.
Recht umfangreich geſtaltete ſich die Verhandlung gegen einen 23 früheren Monteur, jetzigen Kellner, der ſich auf mannigfachſte
Art durchs Leben zu ſchlagen trachtete, und überall recht ſchnell mit
den Strafgeſetzen in Konflikt kam. U. a. war er vorübergehend Ver=
treter
einer Waffenhandlung, verkaufte Schießwaffen gegen eine An=
ahlung
, ließ ſie von der Waffenhandlung an ſeine Adreſſe gehen und
veräußerte ſie dann wieder anderweitig, ſo das die Kunden, die eine
Anzahlung geleiſtet hatten, nie eine Waffe zu ſehen bekamen. Auch
als Vertreter einer Fabrik elektriſcher Haushaltartikel betätigte er ſich
und verbrauchte den Erlös für einen Staubſauger für ſich. Einem Be=
wohner
von Malchen, dem Wäſche im Werte von 800 Mark geſtohlen
ſvorden war, pries er ſich als erfolgreicher Detektiv an und machte ſich
anheiſchig, die Diebe ausfindig zu machen. Trotz einigen Mißtrauens
des Beſtohlenen, gelang es ihm, 20 Mark Honorar herauszuholen.
Schließlich iſt er noch eines Zechbetruges angeklagt. Der Staatsanwalt
beantragte eine Strafe von insgeſamt 20 Wochen Gefängnis. Das Ur=
teil
wird in acht Tagen verkündet.
In Nr. 3 des Darmſtädter Tagblattes wurde unter der Rubrik
m Gerichtsſaal über die Verhandlung gegen einen angeklagten
Aus
Dreſchmaſchinenbeſitzer berichtet. Der Angeklagte iſt mit dem Dreſch=
maſchinenbeſitzer
Adam Dehus in Eberſtadt nicht identiſch.

[ ][  ][ ]

Seite 6

Mittwoch, den 15. Januar 1930

Nummer 15

Aus Heſſen.
Starkenburg
Ad. Brensbach, 13. Jan. Ausden Vereinen. Der Geflügel=
zuchtverein
Brensbach und Umgegend hielt ſeine Lokalausſtellung ab.
Zu Ehren des Vereins und der Züchter muß geſagt werden, daß nur
erſtklaſſiges Zuchtmaterial zur Schau geſtellt wurde. Das Preisrichter=
amt
, das in den Händen der beiden altbewährten Züchter und Sachver=
ſtändigen
aus Fränkiſch=Crumbach und Reichelsheim lag, hatte es nicht
leicht, aus dem Guten das Beſte herauszuwählen. Der Verein kann
auf ſeine diesjährigen Zuchtergebniſſe ſtolz ſein. Es wurden auch ver=
ſchiedene
Zuchtſtämme zu angemeſſenen Preiſen verkauft. Der Rin=
derzuchtverein
Brensbach kann im Laufe des Jahres ſein 25jähriges Be=
ſtehen
feiern. Die Rindviehzucht in hieſiger Gegend hat ſich im Laufe
dieſer Jahre gegen früher koloſſal verbeſſert, was außer der Rührigkeit
des Vereinsvorſtandes dem hieſigen Ortsvorſtand und dem Faſelvieh=
ausſchuß
zu danken iſt, die ſtets beſtrebt ſind, nur erſtklaſſiges männliches
Buchtmaterial anzuſchaffen.
Rodau i. O., 14. Jan. Donnerstag, den 16. Januar, abends,
veranſtaltet die Junglandbund=Ortsgruppe Rodau i. O. im Saale von
Joh. Hofferberth einen Filmabend, verbunden mit verſchiedenen
Darbietungen.
Ai. Vielbrunn, 14. Jan. Wanderer=Ehrungsfeſt. Nach
einleitendem Muſikſtück ergriff der Vorſitzende, Herr Lehrer Knop, das
Wort zur Begrüßungsanſprache und verlas ein Glückwunſchtelegramm
des Schriftführers des Haupt=Ausſchuſſes, Herrn Dr. Götz=Darmſtadt.
Nun folgte ein äußerſt reichhaltiges, auserleſenes Programm unſerer
Spielleiter Frau und Herr Lehrer Knop. Mit muſterhafter Pünktlich=
keit
folgten Szene auf Szene. Nicht minder gebührt der Spielleitung
volles Lob für die vorzügliche Schulung ihrer Truppe. Auf der in einen
Fichtenwald verwandelten Bühne nahm der Vorſitzende die Dekorierung
vor; vier Wanderinnen und elf Wanderer, darunter der Jungodenwald=
klübler
Walter Knop, erhielten die Goldene und alle Dekorierten er=
hielten
je einen Geleitſpruch in die Wanderkarte. Anſchließend wurde
mit Muſikbegleitung gemeinſam Im Odenwald bin ich daheim geſun=
gen
, worauf die Wanderkritik erfolgte. Als Schlußakt wurden Die
beiden Klatſchbaſen aufgeführt, von Frau Lehrer Knop und Frl. M.
Nezzer; obwöhl ſie ihrer Rolle alle Ehre machten, zeichneten ſie ſich
gegenüber wirklichen Klatſchbaſen dadurch aus, daß ihre Neuigkeiten nicht
aus der Luft gegriffen waren, ſondern meiſtens Unterlagen hatten. Mit
rieſigem Beifall endete die faſt vierſtündige Vortragsfolge, und wurde
zum gemütlichen Teil übergegangen. Und nun mit einem fröhlichen
Friſch auf ins neue Wanderjahr!
Ay. König i. O. (Stahlbad), 14. Jan. Ausdem Gemeinde=
rat
. Herr Bürgermeiſter Hofferbert begrüßte zur erſten Sitzung im
neuen Jahre die Mitglieder des Gemeinderats aufs herzlichſte. Zu=
nächſt
werden die neueintretenden Gemeinderäte Heinr. Georg Heil=
mann
2., Wilhelm Hofmann, Jakob Lautenſchläger und Martin Schnei=
der
durch den Hern Bürgermeiſter verpflichtet. Der Schulvorſtand wird
wie folgt beſtimmt: a) aus dem Gemeinderat die Herren Georg Wolf und
Joh. Georg Heilmann 2., b) aus der Bürgerſchaft die Herren Wilhelm
Koch, 2 und Philipp Brunner. Die Beratung des Ortsſtatuts über
die Erhebung einer Kanalgebühr wird auf die nächſte Sitzung zurüick=
geſtellt
. In Abänderung der Polizeiverordnung über den Verkehr mit
Kraftfahrzeugen wird beſchloſſen, die Bleichſtraße vom ſteinernen Steg
bis zur Alexanderſtraße, ſowie die Straßen längs des alten Baches
von der Alexanderſtraße bis zum Schwimmbad für ſämtliche Fahrzeuge
zu ſperren. Die erforderlichen Warnungsſchilder hierzu werden ge=
nehmigt
. Dem Anſinnen des Poſtamts König auf Erſtellung eines
neuen Poſtgebäudes durch die Gemeinde wird mit Rückſicht auf die der=
zeitige
allgemein ungünſtige Wirtſchaftslage nicht ſtattgegeben. Die Er=
richtung
einer Holzhalle bei dem neu erſtellten Gemeindehauſe in der
Kimbacher Straße wird noch vorgelegtem Plan genehmigt. Da auf
gütlichem Wege die Abgabe von Gelände der Gebrüder Mara in der
Bahnhofſtraße nicht zu erreichen war, andererſeits aus verkehrstechni=
ſchen
Gründen die Erweiterung des dortigen Straßenteils ein dringen=
des
Erfordemis iſt, wird Einleitung des Enteignungsverfahrens be=
ſchloſſen
. Auf ein entſprechendes Schreiben der Provinzialdirektion
Starkenburg in Darmſtadt betreffs Teerung der Durchfahrtsſtraßen in
König beſchließt der Gemeinderat, den geſetzlichen Anteil zu über=
nehmen
, jedoch mit dem Voxbehalt, daß, ſofern die Direktion mit ande=
ren
Gemeinden für dieſelben günſtigere Bedingungen eingeht, dieſelben
auch für König beanſprucht werden. Evang. Poſaunenchor
Der hieſige Poſaunenchor feierte am vergangenen Samstag unter Mit=
wirkung
des Evang. Kirchengeſangvereins ſein Jahresfeſt. Hohes
Alter. Herr Schuhmachermeiſter Michael Hofferbert, dahier, feierte
geſtern ſeinen 90. Geburtstag. Der hochbetagte Greis, einer der älte=
ſten
Einwohner unſeres Städtchens, verfügt noch über eine in dieſem
Alter ſeltene geiſtige und körperliche Rüſtigkeit, obſchon ihm das Schick=
ſal
auch manche Bürde auferlegt hat.
o. Erbach i. O., 14. Jan. Geflügelausſtellung in Er=
bach
. Die bereits vor längerer Zeit propagierte Geflügelausſtellung
fand vorgeſtern in Erbach ſtatt. Bereits am Samstag nachmittag hatte
ſich eine Anzahl geladener Gäſte in der ſtädtiſchen Feſthalle eingefunden,
wo die wirklich großzügig aufgezogene Ausſtellung durch den Vorſitzen=
den
des Erbacher Geflügelzuchtvereins, Herrn Oberpoſtmeiſter Becht, er=
öffnet
wurde. Herr Becht begrüßte insbeſondere die Vertreter des
Gräflichen Hauſes, Seine Erlaucht den Grafen Konrad und Seine Er=
laucht
den Erbgrafen Alxander, Herrn Kreisdirektor von Werner und
Herrn Regierungsrat Eibach als Vertreter der Kreisbehörde, außerdem
die Herren Kreisveterinärrat Dr. Oly, Kreisſchulrat Gerbig, Rektor
Weber, Bürgermeiſter Dengler und die anweſenden Herren Stadträte,
endlich alle erſchienenen Gäſte aus Gewerbe, Handel und Induſtrie. An=
ſchließend
führte Herr Becht aus, wie die Geflügelzucht durch Umſtellung
zur Raſſe= und Leiſtungszucht heute immer mehr und mehr ein wich=
tiger
Faktor der deutſchen Volkswirtſchaft zu werden berufen ſei. Er
verwies insbeſondere auf die hohen Einfuhrzahlen und wies an Hand
amtlichen Materials nach, daß wir noch heute für Eier und Geflügel=
einfuhr
jährlich die Rieſenſumme von 400 Millionen Reichsmark an
das Ausland abgeben. Er rief insbeſondere die Landwirtſchaft zur
aktiven Mitarbeit in den Geflügelzuchtvereinen und in den Eierverwer=
tungsgenoſſenſchaften
auf. Am Ende ſeiner Rede machte er auf den am
Abend ſtattfindenden Vortrag des Herrn Dr. Lang vom Tierzuchtinſtitut
der Univerſität Gießen aufmerkſam, deſſen Thema Die Geflügelzucht
an der Jahres= bzw. Zeitwende lautet. Aus dieſem ſeien einzelne be
ſonders wichtig erſcheinende Punkte hier angeführt. Redner betonte,
daß ſeither bzw. früher die geſamte Geflügelhaltung zu 80 Prozent in
den Händen des Berufslandwirtes geweſen ſei. Hier ſei eine weſent=
liche
Umſtellung erforderlich, da gerade auf dem flachen Lande beſon=
ders
die Unterbringung des Geflügels völlig unzulänglich ſei. Er führte
aus, wie all den vielen, vielen Mängeln, die ſich im Laufe der Zeiten
herausgebildet haben, in zäher Arbeit nach und nach abgeholfen werden
könne. Raſſezucht, rechtzeitige Nachzucht, damit ein zu hohes Alter der
Tiere vermieden werde, Aufzuchts=, Fütterungs= und Stallfragen, Krank=
heitsbekämpfung
, alle dieſe Gebiete behandelte der Vortragende in über=
aus
ſachgemäßer, allgemeinverſtändlicher Weiſe. Er betonte die Not=
wendigkeit
engſten Zuſammenſchluſſes der deutſchen Züchter und gemein=
ſame
Verwertung der Produktion. Nur auf dieſem Wege und durck
die dadurch geſchaffenen Möglichkeiten könne allmählich ein Rückgang
der Einfuhr erreicht werden. Weitere Ausführungen über Raſſewahl,
Durchſchnittsleiſtungen und andere einſchlägige Fragen ſchloſſen ſeinen
lehrreichen Vortrag, den er dann zur Diskuſſion ſtellte. Von dieſer
wurde reicher Gebrauch gemacht. Alle Fragen beantwortete Redner
prompt und ſachgemäß. Herr Becht dankte dem Referenten für ſeine
Ausführungen und gab der Hoffnung Ausdruck, Herrn Dr. Lang bald
wieder als Redner begrüßen zu dürfen. Platzmangels halber kann ein
Gang durch die einzigartige Ausſtellung nur in großen Zügen gegeben
werden. Der gedruckt vorliegende Ausſtellungsführer zeigt eine ſchier
endloſe Liſte: Hühner, Enten, Tauben, Gänſe, Faſane aller erdenklichen
Raſſen präſentieren ſich und werben, jedes einzelne Exemplar durch
andere Schönheiten und Eigenſchaften. In wohlgeordneter Reihenfolge
ſtehen in langen Reihen übereinander die großen Ausſtellungskäfige.
Dazu eine gut beſetzte Tombola, daneben eine Ausſtellung der Odenwäl=
der
Kunſttöpferei Müller= und Dönig=Erbach, die zweckmäßige Trink= und
Futtergefäße für die Geflügelhaltung zeigt. Weiter erwähnt ſeien die
zahlreichen Ehrenpreiſe. Die überaus viel Sachkenntnis und Liebe zur
Sache erfordernde Arbeit der Prämiierung hatten die Herren Acker=
mann
=Sprendlingen (für Hühner und Großgeflügel), Freund=Groß= Um=
ſtadt
(für Farben= und Schönheitsbrieftauben), Otto Rexroth=Erbach
(für Reiſebrieftauben) übernommen. Der Beſuch der Ausſtellung war
ein über alles Erwarten guter. Der Leitung des jungen Geflügelzucht=
vereins
gebührt für ſeine umfangreiche und aufopfernde Tätigkeit im
Jutereſſe unſeres Volksganzen, insbeſondere aber in demjenigen unſerer
Laudwirtſchaft öffentlicher Dank und Anerkennung, der hiermit zum
Ausdruck gebracht ſei. Die Hauptreſultate berichten wir in nächſter
Nummer
7. Breitenbach, 13. Jan. Eine Scheune niedergebrannt.
Hier brach aus noch nicht geklärter Weiſe ein Schadenfeuer aus, dem
eine Scheune ſamt den darin aufgeſtapelten Futter= und Strohv rräten
zum Opfer fiel. Dank dem ſchnellen Eingreifen der Feuerwehr konnte
das Feuer auf ſeinen Herd beſchränkt gehalten werden. Der Schaden
iſt, wie man hört, durch Verſicherung gedeckt.

Auslandsdeutſchtum und Schule.
Lehrgang für die Geſamklehrerſchaft Darmſtadts. Zweiter Tag.

Der am Montag mit großem Erfolg und unter ſtarker Anteilnahme
begonnene Lehrgang fand am Dienstag nachmittag Fortführung und
Abſchluß. Zwei gehaltvolle Vorträge galten der Arbeit der deutſchen
Auslandsſchule und dem deutſchen Auslandslehrer. Zunächſt ſprach
der frühere Direktor der deutſchen Realſchule in Mexiko, der jetzige
Legationsrat im Auswärtigen Amt Dr. Boehme, über das Thema
19
9
Aus der urbeit der deutſchen Auslandsſchule.
Redner ging aus von einem Lob Heſſens, das im Verhältnis zu ſeiner
Bevölkerung die meiſten Auslandslehrer ſtelle und damit ſeine Pflicht
dem Auslandsſchulweſen gegenüber in vorbildlicher Weiſe erfülle. Die
Schwierigkeit ſeines Themas erblickt Redner in der außerordentlich ver=
ſchiedenartigen
Geſtaltung der auslandsdeutſchen Schulen mit all
ihrer Abhängigkeit von Klima, ſozialer und wirtſchaftlicher Lage des
Gaſtlandes, und in deſſen Stellung der deutſchen Schule gegenüber.
Die folgende Betrachtung werde ſich beſchränken auf die Gaſtſchulen
d. h. ſolche Schulen, die ſich bewußt in Lehrplan und Aufbau in einen
gewiſſen Gegenſatz zu dem Schulweſen des Gaſtlandes ſtellen. In der
Entwicklungsgeſchichte der deutſchen Auslandsſchulen, ſind verſchiedene
Stufen deutlich zu unterſcheiden: Von der Siedlungsſchule, die
in ſtarkem Zuſammenhang mit der Kirche arbeitete und in keiner Weiſe
ſich mit dem deutſchen Schulweſen verbunden fühlte, führt der Weg zur
Bürgerſchule auf paritätiſcher Grundlage, als Folgeerſcheinung
der Auswanderungen nach 1848. Das Band mit Deutſchland wird
bewußt erſt beim dritten Typ geknüpft, der ſich mit dem Zunehmen
deutſcher Weltgeltung nach 1870 bildet, der deutſchen Realſchule.
Sie dient nun auch dem Ziel, die Kinder derjenigen Deutſchen auszu=
bilden
, die ſich als Pioniere der Wirtſchaft nur vorübergehend im Aus=
lande
aufhalten, die alſo für ihre Söhne und Töchter von vornherein
die Möglichkeit der Fortſetzung der Ausbildung in Deutſchland ins
Auge faſſen. Damit kommen ohne weiteres die Beſtrebungen nach An=
ſchluß
an das heimatdeutſche Schulweſen, nach Berechtigungen ( Militär=
berechtigung
). Zur Oberrealſchule iſt die Entwicklung dann
leicht und folgerichtig. Die mit dem Erſtarken deutſcher Weltgeltung
ſteigende Geneigtheit der Angehörigen des Gaſtlandes, ihre Kinder in
der deutſchen Schule ausbilden zu laſſen, veranlaßte ſpäter das Aus=
wärtige
Amt zur Gründung von Auslandsſchulen für Ausländer, ſo
genannte Propagandaſchulen, die ihre Mittel zum Teil von
induſtriellen und kommerziellen Organiſationen der Heimat bezogen,
und der Anbahnung wirtſchaftlicher Verbindungen dienten. Der Welt=
krieg
hat dieſes ſtolze Gebäude zerſihlagen: Von 56 000 Schülern beut=
ſcher
Gaſtſchulen im Auslande waren am Ende des Krieges nur noch
11000 vorhanden; eine Anzahl, die bis zum Jahre 1929 aber bereits
wieder auf 68 000 ſtieg. Dies beweiſt, daß der Zuſammenbruch
Deutſchlands der bulturpolitiſchen Bedeutung
Deutſchlands nicht nur nicht geſchadet, ſondern
ſcheinbar nur genützt hat, wobei noch zu beachten iſt, daß
der Zuwachs ſich zum weitaus größten Teil als ein ſolcher an fremd=
ländiſchen
Kindern darſtellt (namentlich im Südoſten Europas). Allen
heute beſtehenden auslandsdeutſchen Gaſtſchulen iſt gemeinſam der
Charakter der Privatſchule, die getragen wird von Schul=
vereinen
oder geiſtlichen Orden (im Unterſchied zu den zentral vom
Mutterland aus organiſierten Schulen der Franzoſen, Amerikaner und
Italiener). Dieſe Dezentraliſation hat den Nachteil des oft experi=
mentierenden
Betriebs, des Mangels an geeigneten Lehrkräften, aber
auch den Vorteil des vitalen Intereſſes der Schülereltern an ihrer
Schule. Gemeinſame Vorausſetzung aller deutſchen Auslandsſchulen

Cd. Michelſtadt, 14. Jan. Schützengeſellſchaft e. V. 1883.
Michelſtadt. Das Saalpreisſchießen des vorgenannten Vereins, das
vorgeſtern im Saale des Gaſthauſes Drei Haſen ſeinen Anfang nahm,
war, wie immer, ſehr gut beſucht. Auch aus Aſchaffenburh, Baben=
hauſen
, Groß=Umſtadt uſw. waren Schützenbrüder herbeigeeilt, um ſich
mit ihren Freunden in dem edlen Schießſport zu meſſen. Das Schießen
nimmt am Mittwoch, den 15. Januar, abends 7 Uhr, ſeinen Fortgang.
derr Dr. phil. Friedrich Oppenheimer aus Michelſtadt wurde in dem
im Dezember zu Marburg abgelegten Staatsexamen die Lehrbefähigung
in Mathematik, Phyſik und philoſophiſcher Propädeutik mit dem Ge=
ſamtprädikat
Mit Auszeichnung beſtanden zuerkannt.
m. Beerfelden, 13. Jan. Verſchiedenes. Der hieſige V.f.R.
beteiligte ſich geſtern mit kombinierter 1. und 2. Mannſchaft am Spiel
in Eberbach mit dem Ausgang 7:0 für Eberbach. Dagegen tummelten
ſich auf dem hieſigen Sportplatz des V.f.R. die hieſige Jungmannſchaft
und die Jugend der Spielvereinigung Eberbach mit dem für hier ſchönen
Ergebnis 6:0 für Beerfelden. Am Mittwoch abend tagt zum erſten
Male der Gemeinderat in ſeiner neuen Zuſammenſetzung mit folgen=
der
Tagesordnung: Verpflichtung der neuen Mitglieder; Bildung von
Kommiſſionen; Verkauf von Gruben= und Stangenholz; Errichtung
einer Kraftpoſtverbindung von Beerfelden durch das Sensbacher Tal.
Die hieſige Ortsgruppe des Odenwaldklubs beabſichtigt die Grün=
dung
einer Muſikabteilung, eines ſogenannten Klampforcheſters. Jün=
gere
Mitglieder ſollen ſich beim Vorſitzenden melden, die Ausbildung er=
folgt
koſtenlos, auch ſtehen auf Wunſch Inſtrumente leihweiſe zur Ver=
fügung
.

Für die
Gesundheit!

Friedrich Schaefer, Darmstadt, Ludwigspl. 7. Tel. 45

i. Von der Tromm, 14. Jan. Laut Feſtſtellung des Touriſtenvereins
die Naturfreunde war das Trommhaus während des abgelaufenen
Jahres äußerſt ſtark beſucht. Es haben 4611 Uebernachtungen ſtattge=
funden
, und zwar von 2333 Mitgliedern, 1423 Kindern, 398 Nichtmit
gliedern und 457 Jugendherberge=Mitgliedern. Seit Errichtung des
Trommhauſes hat ſich der Mitgliederbeſtand der Ortsgruppe Weinheim
der Naturfreunde verdoppelt.
* Rimhorn, 13. Jan. Die Gemeinderatswahl zeitigte fol=

Bt. Auerbach, 13. Jan. Autounfall. Am Samstag abend
kurz nach 6 Uhr ereignete ſich vor dem Kochſchen Anweſen in der
Darmſtädterſtraße ein Autounfall, wobei eine Frau Schader einen Bein=
bruch
erlitt. Die Eeheleute Schader kamen mit einem mit Lesholz be=
ladenen
Handwagen aus Richtung Zwingenberg und fuhren auf der
rechten Straßenſeite ohne jedoch eine Beleuchtung an ihrem Gefährt zu
haben. Der aus derſelben Richtung kommende Bäckermeiſter Wirth
von hier fuhr mit ſeinem leichten Opel gegen den Handwagen an, wo=
bei
die Ehefrau Schader, die hinten an der Holzlaſt drückte, unter das
Auto zu liegen kam. Der ſofort herbeigerufene Arzt leiſtete die erſte
Hilfe.
Generalverſammlung des Ortsgewerbe
vereins. Aus dem Jahresbericht des Vorſitzenden war zu entneh=
men
, daß ſeit April vergangenen Jahres 6 Vereinsabende und 2 Vor=
ſtandsſitzungen
ſtattfanden, außerdem hatten Vertreter des Vereins an
4 Bezirksverbandsverſammlungen teilgenommen. Anſtelle des leider
ſo früh verſtorbenen Rechners, Herrn Weißbindermeiſters Peter Jähr=
ling
, deſſen Tätigkeit bei Beginn der Verſammlung in geziemender
Weiſe gedacht wurde, erſtattete der zweite Vorſitzende Spenglermeiſter
Heling den Kaſſenbericht; es konnte ein Vermögensbeſtand von 437
RM. nachgwieſen werden. Bei der Ergänzungswahl zum Vorſtand
wurden Herr Sattlermeiſter Jakob Büchler als Rechner und Herr
Kaufmann Grewe als Beiſitzer gewählt. Der Vorſtand gab ſodann
noch einen Bericht über die laufenden Anträge des Vereins, wodurch
den Anweſenden wertvolle Aufſchlüſſe gegeben wurden. Zur Beſchluß=
faſſung
ſtanden 2 Anträge, die aus der Verſammlung geſtellt wurden.
Der erſte betraf die Zuſammenarbeit mit dem Verkehrsverein und der
zweite die Einführung einer Filialſteuer innerhalb der Gemeinde; bei=
den
Anträgen wurde entſorochen. Vom Vorſtand kam ſodann der Vor=
ſchlag
, die nächſte Monatsderſammlung zu einem Familienabend aus=
zugeſtalten
. Herr Pfarrer Eßlinger hat einen Vortrag über Heimat=
geſchichte
in Ausſicht geſtellt.

iſt heute ferner der Blick nach Deutſchland, der zur Anwendung
der neueſten Unterrichtsmethoden führt, ſowie die Tatſache, daß der
deutſche Lehrer zugleich in höchſtem Maße Träger kulturpolitiſcher
Werbearbeit für Deutſchland wird. Schwierigkeiten bereitet im prak=
tiſchen
Schulbetrieb der Dualismus, der zunächſt in der pſycho=
logiſchen
Einſtellung den Schülern gegenüber liegt; in der Aufgabe,
Kinder, die ihre Heimat lieben, in Beziehung des Herzens zu bringen
zu einem ihnen bis dahin unbekannten, fernen Vaterlande. Die
Schwierigkeiten ergeben ſich weiter aus der vom erſten Schultage an
herrſchenden Zweiſprachigkeit des Unterrichts und dem Du=
alismus
in den Lehrzielen, die die einheimiſchen Forde=
rungen
mit den deutſchen in Einklang bringen müſſen. Daraus ergibt
ſich in allen Auslandsſchulen eine im Mutterland nicht entfernt er=
reichte
Zuſammenfaſſung der Kräfte im einzügigen Auf=
bau
(zweiſprachige Volksſchule, Aufbauſchule), in der gemeinſamen
Erziehung beider Geſchlechter und der Differenzierung der Klaſſen
nach dem Grad der Beherrſchung der deutſchen Sprache durch die
Schüler. Zu überwinden ſind dabei die methodiſchen Schwierigkeiten
für das Lehren der deutſchen Sprache und der empfindliche Mangel an
geeigneten Lehrbüchern des Deutſchen. Grundlage der Arbeit muß
die Erzielung der Schulfreudigkeit ſein; die freiwillige Hin=
neigung
der Eltern ausländiſcher Kinder zur deutſchen Schule iſt dabei
das größte kulturpolitiſche Kapital, das wir haben. Die Schularbeit
an der Auslandsſchule ſteht in vollſtem Einklang mit der Zielſetzung,
die die Weimarer Verfaſſung der deutſchen Schule gegeben
hat: Pflege des deutſchen Volkstums und der Völkerverſöhnung. ( Leb=
hafter
Beifall.)
Als zweiter Redner ſprach Direktor Dr. Gaſter=Berlin über:
Der Auslandslehrer als Bionier des Deutſchkums.
Indem der Redner in friſchen, temperamentvollen, oft mit Humor
gewürzten Ausführungen das Bild des Pioniers durchführte, gab er
eine eindrucksvolle Zuſammenfaſſung der Geſamtaufgaben des
deutſchen Auslandslehrers. Hervorzuheben iſt dabei die
Tätigkeit in den verſchiedenartigſten Vereinen, die den Sammelpunkt
des deutſchen Kulturlebens darſtellen; die Sorge um Heranbringung
neueſter deutſcher Literatur, um Schaffung von Volksbüichereien, Leſe=
zimmern
uſw. Durch dieſe Arbeit wird der deutſche Lehrer zum Brük=
kenbauer
, leiſtet völkerverſöhnende Arbeit im beſten Sinne des Wortes,
Die Ausrüſtung des Lehrers muß demgemäß außerordentlich
mannigfaltig ſein: In erſter Linie kommt es nicht auf das Wiſſen
ſondern auf den Willen an. Der Charakter ſteht höher als
die Kenntniſſe, bewußte Liebe zum Deutſchtum
muß die Tätigkeit des deutſchen Auslandslehrers
leiten. Seine Tätigkeit gewährt den Genuß einer verhältnismäßig
großen Freiheit der Arbeit, der Arbeit in Einigkeit aller Arten von
Lehrern, die in einem Weltbund der deutſchen Auslandslehrer geeinigt
ſind, und der einſichtsvollen Achtung vor der Pionierarbeit anderer
Berufsſtände, vor allem der des deutſchen Kaufmanns. In dieſem
Sinne hat die oft mühevolle Arbeit des Auslandslehrers auch Ausſicht
auf Erfolge, auf Erfolge der deutſchen Perſönlichkeit für deutſches
Volkstum in aller Welt. (Starker Beifall.)
Staatsrat Block dankte den beiden Rednern für ihre Ausfüh=
rungen
und ſchloß den Lehrgang mit Worten des Dankes für das treue
Aushalten der Zuhörer, und mit dem Ausdruck der Hoffnung, daß der
Lehrgang befruchtend auf das ganze heſſiſche Bildungsweſen gewirkt
Dr. Götz.
haben möchte.

By. Egelsbach, 13. Jan. Herr Bürgermeiſter Anthes verpflichtete
in der letzten Gemeinderatsſitzung die neugewählten Ge=
meinderatsmitglieder
. Sodann wurde als Schriftführer für die Sitzun=
gen
Herr Noll beſtimmt. Das Geſuch des Hausmeiſters Herrn Gg.
Wannemacher um Erhöhung ſeines Wochenlohnes wurde der Finanz=
kommiſſion
überwieſen, desgleichen auch das Geſuch des Stromgeld=
erhebers
Herrn Ph. Knöß um Gewährung einer Vergütung für die
Erhebung des 10prozentigen Gemeindezuſchlags zum elektriſchen Strom=
preis
. Dann wurden die einzelnen Kommiſſionen neu gebildet.

Rheinheſſen.

* Mainz, 14. Jan. Chronik. Vor der 1. Zivilkammer Mainz
wurde durch Landgerichtspräſidenten Dr. Jungk die Vereidigung von
Fräulein Gerichtsaſſeſſor Meintzinger vorgenommen und ſie da=
durch
als Rechtsanwalt am Land= und Amtsgericht Mainz zugelaſſen.
Es iſt dies der erſte weibliche Rechtsanwalt in Mainz und
im Freiſtaat Heſſen. Aus Kummer und Gram über den vor einigen
Zeit erfolgten Tod ſeiner Frau verſuchte im Mainzer Hauptbahnhof ein
34jähriger Kraftwagenführer ſich vor einen fahrenden Zug
zu werfen. Der Lebensmüde konnte aber noch rechtzeitig an der
Ausführung ſeines Vorhabens verhindert werden. Das Sanitätsauto
brachte ihn vorläufig in das ſtädtiſche Krankenhaus. Eingebro=
chen
wurde in eine Lagerhalle am Rheinufer und 20 Kiſten Perſil im
Geſamtgewicht von 30 Zentnern geſtohlen. Bei der außerordentlich
großen Menge kann der Abtransport des Diebesgutes, das einen
Wert von 2600 RM. hat, nur mittels Laſtwagens oder auf dem Waſſer=
wege
erfolgt ſein. Im Mainzer Stadttheater gelangte das Drama
Der Brückengeiſt des jungen Aſchaffenburger Dichters Julius Mariak
Becker, zu dem der Mainzer Komponiſt Hans Betz die Bühnenmuſik
geſchrieben hat, unter der ausgezeichneten Spielleitung von Joſef Stau=
der
zur erfolgreichen Aufführung. Das ſymboliſch=myſtiſche Spiel vom
Tode hinterließ einen mächtigen und nachhaltigen Eindruck. Das leider
nur ſchwach beſuchte Haus war tief ergriffen. Die Kriminalpolizei
hat im Hauptbahnhof Mainz zwei junge Leute feſtgenom=
men
, als ſie nach Kreuznach abreiſen wollten. Die näheren Feſtſtel=
lungen
haben ergeben, daß beide in der Nacht vorher in einem Garten=
haus
an der Wallſtraße eingebrochen hatten, um dortſelbſt zu nächtigen.
Beim Verlaſſen des Gartenhauſes haben ſie eine Standuhr und einen
photographiſchen Apparat mitgenommen und verkauft.
Ah. Wallertheim (Rhh.), 13. Jan. Ein ſtaatlicher Zuſchuß.
Der Heſſiſche Staatspräſident teilte der Gemeinde Wallertheim mit, daß
der Reichsminiſter für die beſetzten Gebiete und der Heſſiſche Staat der
evangeliſchen Gemeinde Wallertheim zur Renovierung des Gotteshauſes
einen Zuſchuß in Höhe von 1500 Mark zur Verfügung geſtellt hat.

Oberheſſen.

r. Friedberg, 14. Jan. Kreistag. Der neue Kreistag hielt
kürzlich unter dem Vorſitz von Kreisdirektor Rechthien ſeine erſte Sitzung
ab. An Mitgliedern entſenden die einzelnen Parteien in den Kreistag:
Sozialdemokraten 13, Kommuniſten 1, Zentrum 4. Demokraten 1,
Deutſche Volkspartei 2 (ſeither 1), Evangel. Volksgemeinſchaft 1, Mittel=
ſtandspartei
1, Deutſchnationale und Landbund 7 (ſeither 9). Der Vor=
ſitzende
gab, einen Rückblick über die Arbeit des verfloſſenen Kreistags,
die vom Gedanken der Sachlichkeit getragen geweſen ſei und den neuen
Kreistag geſunde Verhältniſſe in den Finanzen vorfinden laſſe. Es be=
ſtehe
keinerlei kurzfriſtige Verſchuldung. Zur Wahl des Kreisausſchuſſes
lagen drei Wahlvorſchläge vor. Gewählt wurden 3 Sozialdemokraten
(mit 13 Stimmen), 1 Zentrumsvertreter (mit 5 Stimmen) und 2 Ver=
treter
des Landbundes (mit 11 Stimmen), die letzteren auf der vom
Landbund in Gemeinſchaft mit der Deutſchen Volkspartei und einigen
Splitterparteien eingereichten Liſte, auf der der Volkspartei der dritte
Platz eingeräumt war.
WSN. Schotten, 14. Jan. Der Streit um die Schottener
Gemeinderatswahl erledigt. Gegen die Neuwahl des Schot=
tener
Gemeinderats am 17. Nobember war bekanntlich Einſpruch beim
Kreisausſchuß des Kreiſes Schotten erhoben worden, der mit angeb=
lichen
Unregelmäßigkeiten begründet wurde. Nachdem der Kreisaus=
ſchuß
den Einſpruch als unbegründet zurückgewieſen batte, iſt man nun=
mehr
von der urſprünglichen Abſicht, gegen dieſes Urteil weitere Be=
rufung
zu verfolgen, abgekommen und hat die Friſt zur Einlegung der
Berufung verſtreichen laſſen. Dadurch iſt das Urteil des Kreisausſchuf=
ſes
und ſomit die Gemeinderatswahl rechtsgültig geworden.
Wafſerſtandsnachrichten vom 14. Januar. Rhein: Hüningen
0,92, Kehl 2,10, Marau 3.83, Mannheim 266, Mainz 0,52; Bingen
1.69; Kaub 1,84: Köln 2.56 Meter
Main: Schweinfurt 1.14;
Vürzburg 1.09; Lohr 154; Groß=Steinheim 2.46, Frankfurt 2,39, Koſt=
heim
Staatspegel 0,18, dito Waſſertiefe 2.16, dito Fahrtiefe 1,86 Meter.
Hirſchhorn.
Waſferſtand des Neckars am
.
13. Jcnuar: 9.91. M
14. Janrar: 105 Meter.
Gernsheim, 14. Jan. Waſſerſtand des Rheins am
13. Januar: 0,30 Meter; am 14. Januar: 0,28 Meter.

[ ][  ][ ]

Nummer 15

Mittwoch, den 15. Januar 1930

Seite 7

Nur noch
beute und morgen

Nur noch
At 30 Jatrgn

Nur noch
We 30 Hanra

Der große Sittenfilm
Tageb uch einer

Im Doppelspielplan:
Die Carmen von

der unerreichte Cowboy-Darsteller
in dem großen Sensation- und
Abenteuerfilm:
Die Goldmine von

KokoTte

Ein Film aus dem Leben.
Hauptdarsteller: Fee Malten,
Mary Kid, Ida Wüst, E. Stahl-
Nachbaur, Fred Döderlein,
Paul Henckels.
Dazu:

Ein Film,dem der Konfikt zwischen
Pficht und Liebe zu Grunde liegt
und der in das dunkle Leben und
Treiben des berüchtigten Ham-
burger
Hafenviertels führt.
Regie: Erich Waschnecß
Hauptdarsteller:
Jenny Jugo, Willi Fritsch.
Wolfgang Zilzer, Fritz Alberti.
Als zweiter Schlager:
Karussel der Lüge

Santa Paxi

Eine Wild-West-Verfolgung zi
Pferde und in den Läften.
Ferner
Der große Turf-Film
Ariadne

Der Unerreichte
Der Unübertreffliche
in zwei neuen Lustspielen
Charlie als Bäcker
Charlies Traum
4 Akte voll unbeschreibl. köstlich.
Humors, die ein befreiendes Lachen
bei Alt u. Jung hervorrufen. Charlie
ist immer wieder ein Erlebnis und
seine eigenartige Kunst verfehlt nie
ihre Wirkung auf Gross und Klein.

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in der Berliner Illustrierten‟. II
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und Alfred Abel (lV,1145
Jugendliche haben Zutritt.
Beginn 3½ Uhr.

Ein Film nach der Georg Kaiser
schen
omödie Der mutige
Seefahrer mit Mikolai Kolin und
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des weltberühmten Geigenuirtuosen

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[ ][  ][ ]

Seite 8

Mittwoch, den 15. Januar 1930

Nummer 15

Die Berliner Schifferkirche feierk ihr 25jähriges Beſtehen.

Die Geiſtlichen verlaſſen nach dem Feſtgottesdienſt die ſchwimmende Schifferkirche.
Als Erſter Generalſuperintendent Caro.
Die ſchwimmende Schifferkirche in Berlin, wohl die eigenartigſte Kirche Deutſchlands, feierte jetzt
ihr 25jähriges Beſtehen. Seit dem Jahre 1905 fährt die ſchwimmende Kirche auf den Berliner
Gewäſſern umher, um den Binnenſchiffern den Gottesdienſt zu ermöglichen.

Der Ausklang der Kronprinzenhochzeik in Rom.

Die Parade der italieniſchen Armee vor dem neuvermählten Thronfolgerpaar.

Am Tage nach der Hochzeit nahm König Viktor Emanuel und das neuvermählte Kronprinzenpaar
die Truppenparade ab, ein Schauſpiel, wie es prächtiger Italien kaum erlebt hat. Neben der
einheimiſchen. Armee nahmen an dem glanzenden Aufmarſch auch die Kolonialregimenter auf
Araberpferden und Kamelen teil.

Reich und Ausland.
Bildtelegraphie FrankfurtWien.
Frankfurt a. M. Am 15. Januar wird der
unmittelbare öffentliche Bildverkehr zwiſchen Frank=
furt
und Wien zugelaſſen. Die Gebühren werden nach
Quadratzentimetern Bildfläche berechnet und betragen
10 Rpfg. für ein Quadratzentimeter, Mindeſtgebühr
10 RM. für das Bildtelegramm. Für die in der
Zeit von 19 bis 8 Uhr zu befördernden Bildtele=
gramme
ermäßigen ſich die Gebühren um 20 v. H.;
dieſe Bildtelegramme müſſen den Vermerk N tragen.
Schwere Unfälle.
Frankfurt a. M. Im Gretenweg ſtürzte ein
Eleftromonteur von einer Leiter herab und blieb mit
ſchweren inneren Verletzungen auf dem Pflaſter lie=
gen
. Ebenfalls ſchwvere innere Verletzungen erlitt ein
Maurer, der in der Oſtendſtraße von einem Gerüſt
fiel. Beide mußten dem Krankenhaus zugeführt wer=
den
. Ein ſchwerer Verkehrsunfall ereignete ſich Ecke
Siemens= und Offenbacherſtraße durch den Zuſam=
menſtoß
eines Laſtautos mit einer Straßenbahn.
Der Führer des Autos erlitt ſchwere innere und
äußere Verletzungen.
Nach 20jähriger Beförderungsdauer 15 Pfennig
Strafporto.
Kolberg. Ein Flciſchermeiſter in Kolberg er=
hielt
eine Poſtkarte, die am 5. März 1910 in Bel=
grad
aufgegeben und abgeſtompelt worden iſt. Der
Empfänger hat jetzt nach 20 Jahren nicht nur die
durch die Karte aufgetragenen Grüße an ſeine Braut,
ſeine jetzige Frau, prompt übermittelt, ſondern auch
noch die von der Poſt verlangten 15 Pfennig Straf=
porto
bezahlt. Nun hätte die Karte auch noch fünf
Jahre den Dornröschenſchlaf ſchlummern können. Es
wäre ſicherlich nicht eine alltägliche Silberhochzeits=
überraſchung
dabei herausgekommen, wenn per Poſt=
karte
der Silberbraut Grüße übermittelt worden
wären.
Schneeballſchlacht mit tragiſchen Folgen.
In Berlin=Niederſchöneweide bewarfen ſich mehrere
Chauffeure mit Schneebällen. Dabei wurde der
22jährige Chauffeur Richard Theuer von einem
Schneeball, der eine harte Eiskruſte hatte, ſo ſchwer
im Geſicht getroffen, daß er an beiden Augen ſchwere
Verletzungen erlitt. Er lief in bedenklichem Zuſtande
über den Straßendamm und wurde in dieſem Augen=
blick
von einem Laſtkraftwagen überfahren, wobei er
ſo ſchwere Verletzungen erlitt, daß der Tod auf der
Stelle eintrat.
Schwerer Raubüberfall auf eine Stadt=Girohaſſe.
Selbſtmord eines flüchtenden Räubers.
Beuthen. Am Montag nachmittag betraten
fünf junge Leute den Kaſſenraum der Stadt=Girokaſſe
in Roßberg, hielten den beiden Beamten Piſtolen
entgegen und befahlen ihnen, ſich auf den Fußboden
zu legen. Während die Beamten von drei Räubern
in Schach gehalten wurden, raubten die beiden anderen
etwa 2000 Mark. Einen größeren Geldbetrag auf
dem Nebentiſch überſahen ſie. Darauf flüchteten ſie,
verfolgt von dem mitüberfallenen Stadtinſpektor
Fuchs, auf deſſen Hilferufe hin Polizei die Ver=
folgung
aufnahm. Einer der Räuber gab auf die
Beamten einen Schuß ab. Als er ſah, daß ein Ent=
kommen
unmöglich war, ſchoß er ſich eine Kugel in
den Kopf und war auf der Stelle tot. Zwei weitere
Räuber wurden von der Polizei geſtellt, bedrohten
die Beamten mit Piſtolen, ergaben ſich aber ſchließ=
lich
. Man fand bei ihnen 130 RM. Die Ermitt=
lungen
nach dem übrigen Geld und den beiden noch
flüchtigen Tätern, die erkannt ſind, ſind in vollem
Gange.
Wieder ein Kaſſenbote überfallen.
Ein neuer Raubanfall iſt Dienstag vormittag wie=
der
auf einen Kaſſenboten verübt worden. Der 62jähr.
Kaſſenbote Max Fauſtmann, der bei der Innungs=
krankenkaſſe
der Tiſchlerinnung in Berlin ange=
ſtellt
iſt, hatte Dienstag voymittag in der Stadtbanl
5000 Mark abgehoben. Er trug das Geld in ſeiner
Aktentaſche. Als er zu den im erſten Stock des
Hauſes Michaelkirchſtraße 15 gelegenen Räumen der
Krankenkaſſe aufſtieg, ſtanden auf der Treppe mehrere
junge Leute. Einer von ihnen ſtellte dem alten
Mann ein Bein, ſo daß er zu Fall kam. Er wurde
dann mit einem Gummikwüppel und einem harten
Gegenſtand auf den Kopf geſchlagen. Gleichzeitig ver=
fuchte
man, ihm die Taſche mit dem Gelde zu ent=
reißen
. Fquſtmann ſchrie um Hilfe. Eine Frau kam
hinzu, worauf die Räuber von ihrem Opfer abließen
und die Treppe hinuntereilten. Sie ſind entkommen.
Es iſt den Räubern nicht gelungen, Fauſtmann die
Geldtaſche zu entreißen.
Grauſamer Naubmord in Paris.
Paris. Ein mit außergewöhnlicher Kaltblütig=
keit
und Grauſamkeit durchgeführtes Verbrechen er=
eignete
ſich Montag abend auf der Chauſſee nach
Straßburg. Ein Pariſer Droſchkenchauffeur wurde
in den Abendſtunden in Paris von einem jungen
Mann in Begleitung einer jungen Frau gebeten, ihn
nach Straßburg zu fahren. Einige Kilometer hin=
ter
dem Flugplatz von Le Bourget ließ der Mann
den Wagen halten, ſtieg aus und bat den Chauffeur,
mit ihm einige Schritte auf der Landſtraße zu gehen,
während die Frau im Innern des Wagens verblieb.
Kaum hatten ſich die beiden einige Meter vom Auto
entfernt, als der Fremde ſich plötzlich umwandte und
dem Chauffeur eine Kugel direkt in den Mund jagte.
Trotz ſchwerer Verletzungen gelang es dieſem aber,
die Flucht zu ergreifen, doch ſtolperte er über einen
Graben und fiel hin. Bald hatte ihn der Angreifer
erreicht und obgleich ihn der Unglückliche auf den
Knien flehentlich um Schonung bat, jagte er ihm
kaltblütig noch eine Kbgel in den Kopf, die den
ſofortigen Tod herbeiführte. Zufällig hatte ein
Radfahrer, der ſich in unmittelbarer Nähe befand, den
ganzen Vorgang geſehen, wagte aber nicht einzu=
greifen
und zu Hilfe zu eilen. Er fuhr vielmehr zum
nächſten Telephon und alarmierte die Polizei, die
ſofort zuvei Kriminalbeamte mit Motorrädern auf die
Verfolgung des Mörders ſetzte. Sie fanden ihn noch
beim Auto damit beſchäftigt, den Wagen wieder in
Fahrt zu bringen. Trotz heftiger Gegenwehr gelang
es ihnen, den Mann zu entwaffnen und ihn mit
ſeiner Begleiterin auf die Polizei zu führen. Dort
entpuppte er ſich als ein 20jähriger Straßburger mit
ſeiner 22jährigen Freundin. Er gab an, ohne Arbeit
zu ſein und die Tat vorſätzlich ausgeführt zu haben,
um ſich auf einm! in den Beſitz des Geldes und eines
Autos zu ſetzen.

Die vergiftete Weichſel.
Warſchau. Die polniſche Morgenpreſſe ſchlug
am Dienstag wegen einer Warſchau drohenden Ver=
giftungsgefahr
Alarm. Es handelt ſich darum, daß
ein gewaltiges Reſervoir der polniſchen Chemiſchen
Fabrik Nitrat in der vorigen Nacht geplatzt iſt und
16 000 Liter einer giftigen Säure in den Fluß Czarna
ergoſfen hat. Die Czarna mündet durch die Piliza
in den Oberlauf der Weichſel und trägt den Giftſtoff
demnach weiter. In den genannten Nebenflüſſen ſind
bereits alle Fiſche getötet worden und werden jetzt
angeblich in Matten von den Uferb wohnern auf=
gefangen
und an Händler verkauft, die ſie nach Lodz
bringen. Die Sicherheitsbehörde habe alle Schritte
getan, um die Bevölkerung vor dem Einbruch dieſer
vergifteten Fiſche und vor der Benutzung des Fluß=
waſſers
zu warnen. Die Fiſche ſollen konfiziert wver=
den
. Wie die Unterſuchung ergeben hat, iſt das
Platzen des großen Säurebehälters auf eine ver=
bvecheriſche
Tat zurückzuführen. Man nimmt an, daß
es ſich um den Racheakt eines entlaſſenen Arbeiters
handelt. Da die Warſchauer Waſſerleitung aus der
Weichſel geſpeiſt wird, hat das Innenminiſterium der
Filtrierſtation den Befehl erteilt, den Zufluß ſofort
abzuſperren. Die Waſſerleitungen ſollen einige Tage
aus Reſervebehältern geſpeiſt werden. Das vergiftete
Weichſelwaſſer wird nach Meinung der Sachverſtän=
digen
am Dienstag mittag bei Warſchau eintreffen
und etwa drei Stunden lang mit einer Geſchwindig=
keit
von einem Meter in der Sekunde abfließen.
Verhängnisvoller Streit zwiſchen Jugendlichen.
Greiz. Montag nachmittag kam es außerhalb
der Stadtgrenze zwiſchen dem etwa 18 Jahre alten
Rudolf Zenker und dem noch nicht 15jährigen Erich
Reinhold, angeblich wegen eines von Zenker mitge=
führten
Rades, zu einem Wortechſel, in deſſen Ver=
lauf
Reinhold dem Zenker einen Meſſerſtich beibrachte
und ihn ſchver verletzte. Zenker ſtarb auf dem Wege
ins Krankenhaus. Reinhold flüchtete, wurde aber
Dienstag früh in Plauen verhaftet.
Fünf Menſchen von Haifiſchen gefreſſen.
London. Wie aus Port Louis auf Mauritius
gemeldet wird, iſt ein mit ſechs Perſonen beſetztes
Motorboot, das ſich auf dem Haifiſchfang bfand, von
einer ſchveren Sturzvelle zum Kentern gebracht wor=
den
. Die Inſaſſen verſuchten an Land zu ſchwimmen.
Fünf von ihnen wurden dabei von Haifiſchen ge=
freſſen
.

Die Papageienkrankheit.
Ein Todesopfer in Glauchau.
Glauchau. Hier iſt ein zehntes Mitglied einer
an der Papageienkrankheit erkrankten Familie ins
Krankenhaus eingeliefert worden. Eine 55jährige
Frau iſt trotz der ärztlichen Bemühungen geſtorben.
Papageieneinfuhrverbot für Hamburg.
Hamburg. Der Senat hat eine Verordnung
erlaſſen, nach der die Einfuhr von Papageien und
Sittichen bis auf weiteres verboten iſt. Die Verord=
nung
beſtimmt, daß in beſonderen Fällen der Landes=
tierarzt
unter Anordnung der erforderlichen Siche=
rungsmaßnahmen
Ausnahmen von dem Verbot zu=
laſſen
kann.
Das Papageienfieber in Argentinien.
Nach einer Meldung der New York Times aus
Buenos Aires erklärten mediziniſche Autoritäten,
das Papagcienfieber ſei ſeit Jahren im nördlichen
Argentinien bekannt. Die Krankheit ſei nur von
Papageien auf Menſchen, nicht aber von Menſch zu
Menſch übertragbar. Im übrigen ſtammten die aus=
geführten
Papageien zumeiſt aus Braſilien.
Der Erreger der Papageienkrankheit entdeckt?
Wie Berliner Blätter aus New York melden,
will der amerikaniſche Bakteriologe Ward den Er=
reger
der Papageienkrankheit entdeckt und iſoliert
haben. Der Bazillus ſoll große Aehnlichkeit mit dem
Erreger von Typhus und Paratyphus haben.
Drei Perſonen durch eine einſtürzende Mauer
getötet.
Rom. In der Nähe von Neapel ſtürzte infolge
ſtarker Regengüſſe eine Mauer ein, wobei vier Per=
ſonen
verſchüittet wurden. Drei Perſonen waren auf
der Stelle tot, die vierte wurde ſchwer verwundet ge=
borgen
.
Millionenſchaden durch Brand einer
Landungsbrücke.
London. Montag abend wurde der große
Pavillon am Ende der Landungsbrücke von Weſton=
ſuper
=mare durch Feuer völlig zerſtört. Der Schaden
wird auf 120 000 Pfund Sterling geſchätzt. Das Ge=
bäude
bot Raum für 2000 Gäſte.

Die Skurmfluk an der
Waffertänte.
Hamburg. Das Hochwaſſer erreichte im Ham=
burger
Hafen Montag nachmittag mit einem Pegel=
ſtand
von 7,56 Meter ſeinen Höhepunkt. Die niedrig
gelegenen Straßen am Hafen wurden überflutet, und
unzählige Keller liefen voll Waſſer. In den Abend=
ſtunden
flaute der Sturm erheblich ab, und das Waſ=
ſer
flutete ſchnell zurück, ſſo daß die Straßen wieder
frei wurden. Im der Elbemündung hat das plötzlich
und mit aller Kraft einſetzende Unwetter u. a. einen
Bruch der Ankerkette des Feuerſchiffes Elbe I ver=
urſacht
, das abgetrieben wurde. Gegenwärtig iſt man
noch damit beſchäftigt, das Schiff wieder an ſeinen
alten Liegeplatz zu bringen. Auf der Elbe ſind durch
Wind und Seegang und vor allem durch den hohen
Waſſerſtand faſt ſämtliche Leuchtbojen bis nach Cux=
haven
abgetrieben. Eine Erſcheinung, die in den
letzten Jahrzehnten überhaupt nicht vorgekommen und
die für die Schwere des Unwetters bennzeichnend iſt.
Im ganzen ſind zehn Leuchtbojen abgetrieben. Wie
von behördlicher Seite betont wivd, geht der Verkehr
auf der Elbe ungeſtört weiter. Bei Leuchttonne B,
querab von Brunsbüttel, iſt ein Fahrzeug geſunken,
deſſen Name noch nicht ermittelt werden konnte. In
Cuxhaven ſind im Amerikahafen eine Anzahl ſchwer
havarierter Schiffe eingelaufen. Der finniſche
Dampfer Pallona hat beide Anker und Ketten ver=
loren
. Dem polniſchen Dampfer Rewa iſt in dem
ſchweren Seegang ein großer Teil ſeiner Deckauf=
bauten
zertrümmert worden. Das Schiff, das eine
Anzahl Pferde an Deck ſtehen hatte, hat eine furcht=
bare
Reiſe hinter ſich. Vier Pferde wurden über
Bord gewaſchen. Der deutſche Dampfer Cereal iſt
mit großer Schlagſeite durch Uebergehen ſeiner La=
dung
Getreide angekommen. Ein Mann der Be=
ſatzung
iſt über Bord geſpült worden.
*
Schwere Sturmſchäden werden aus ganz Nord=
frankreich
gemeldet. In zahlreichen Städten, beſon=
ders
in den Hafenſtädten, wurden Dächer abgedeckt,
Bäume entwurzelt, Mauern und Zäune umgeworfen.
In Hazebrouck brach ein großes Lagergebäude für
landwirtſchaftliche Maſchinen zuſammen. Ein im Bau
befindliches Haus ſtürzte unter der Gewalt des
Sturmes zuſammen. Desgleichen wurde in Armen=
tieres
ein Wohnhaus zum Einſturz gebracht. Im
Flughafen von Dougi brach ein Flugzeugſchuppen
zuſammen, wobei drei Flugzeuge ſchwer beſchädigt
wurden. Ein Bagger des Hafens von Cherbourg iſt
geſunken. Mehrere andere Schiffe erlitten Hovarie.
In Liſieux wurde ebenfalls ein Wohnhaus zum Ein=
ſturz
gebracht. Die Einwohner konnten ſich mit knap=
per
Not retten. In Dünkirchen ſind zahlreiche SOS=
Nufe von in Seenot befindlichen Dampfern aufge=
fangen
worden. Der italieniſche Dampfer Valentino
Coda, der in der Nähe des Feuerſchiffes Eigerland
geſcheitert iſt, teilte mit, daß er im Sinken begriffen
ſei. Der letzte aufgefangene Funkſpuuch lautete:
Epviva U’Italia. Ferner befinden ſich eine ganze
Anzahl ſpaniſcher, lettiſcher, italieniſcher, engliſcher
und holländiſcher Schiffe in Not.
Schwere Schneeffürme über Amerika.
50 Tote.
Chicago. Der ganze amerikaniſche Kontinent
wird von ſchweren Stürmen heimgeſucht, die an
vielen Orten des Landes den Verkehr ſtark behin=
derten
. Nach den vorläufigen Feſtſtellungen ſind dem
Unwetter nicht weniger als 50 Perſonen zum Opfer
gefallen. Aus Carolina werden beſonders heftige
Schneefälle gemeldet. Im mittleren Weſten haben
die Stürme ganz beträchtlichen Schaden angerichtet.
Die Staaten Süd=Illinois und Indien ſind von den
Stürmen am ſchwerſten betroffen.
Kataſtrophale Hungersnot in China.
Peking. Ein ergreifender Bericht üüber die Lage
in den chineſiſchen Provinzen Schenſi und Schanſi,
die von einer großen Hungersnot betroffen ſind, iſt
von der internationalen Kommiſſion zur Bekämpfung
der chineſiſchen Hungersnot bei ihrer Rückbehr nach
Peking veröffentlicht worden. Nach den Angaben der
Kommiſſion hat die Hungersnot in beiden chineſiſchen
Provinzen bisher etwa 2 Millionen Menſchenleben
gefordert und weitere 2 Millionen dürften im Laufe
des Frühjahrs der Hungersnot zum Opfer fallen.
Die beiden Provinzen haben eine Geſamtbevölkerung
von etwa 42 Millionen, die infolge von Mißernte
unter einem großen Nahrungsmangel und außerdem
an Brennſtoffmangel zu leiden hat. Die zur Zeit
außerordentlich ſtarke Kälte verſchlimmert die ohnehin
verzweifelte Lage der Bevölkerung in hohem Maße.
In beiden Provinzen iſt keine Eiſenbahn vorhanden,
und da die Zugtiere infolge des Nahrungsmittel=
mangels
faſt reſtlös abgeſchlachtet wurden, beſteht
keine Möglichkeit zu Hilfsmaßnahmen für die not=
leidende
Bevölkerung.
Aufſehenerregender Tod eines amerikaniſchen
Geldmannes.
New York. Der Vizepräſident des Bank=
hauſes
S. W. Straus & Co., Herbert Spencer
Martin, ſtürzte aus dem Fenſter ſeiner Woh=
nung
im neunten Stock. Es ſcheint nicht ausge=
ſchloſſen
, daß der tödlich Verunglückte ſich in
ſelbſtmörderiſcher Abſicht aus dem Fenſter ge=
ſtürzt
hat. Seine Gattin, geb. Madlin Straus,
Tochter des Bankiers Straus, bekundete, daß ihr
Mann vor einem halben Jahre einen Nerven=
zuſammenbruch
gehabt, und daß ſie beabſichtigt
hätten, ſich nach Europa einzuſchiffen, um dort
einen Spezialiſten zu konſultieren.
Sprengſtoffanſchlag auf einen Geldtransport.
Wilkesbarre (Pennſylvania). Der mit der
Auszahlung der Löhne beauftragte Beamte eines in
der Nähe von Wilkesbarre gelegenen Bergwerks ſowie
zwei Grubenvorarbeiter wurden durch eine Exploſion
in Stücke geriſſen. Die Exploſion zerſtörte den Geld=
wagen
des Bergwerks völlig und zerſtreute 30000
Dollars in Fetzen nach allen Seiten. Die Exploſion
war, wie man annimmt, das Werk von Banditen, die
den Geldwagen berauben wollten.
Exploſion in einem amerikaniſchen Kohlen=
bergwerk
. Sechs Tote.
Birmingham (Alabama). In einem etwa
60 Kilometer von hier entfernten Kohlenbergwerk
erfolgte eine Exploſion, bei der ſechs Bergleute ge=
tötet
und eine größere Anzahl verletzt wurden.

[ ][  ][ ]

eder
*

Nummer 15

Mittwoch, den 15. Januar 1930

Seite 9

Geſchichten aus aller Welt.

Bedrohte Heilige‟.

(k) London. Der Tierkult der Buddhiſten iſt bekannt. Er
geht manchmal ſo weit, daß ein reiſender Maharadſcha den Weg
vor ſich durch Diener mit Palmwedeln fegen läßt, damit keine
Ameiſe oder ein Käfer unter die Räder ſeines Wagens komme.
Daß er für dieſe religiöſe Betätigung ganze Wolken Staubs
ſchlucken muß, macht ihm weiter nichts aus. Die Tempelhaine
in Indien ſind bevölkert mit heiligen Affen, und auf den Stra=
ßen
in Delhi z. B. trifft man auf Schritt und Tritt ebenſo
heilige und verehrte Rinder. Um dieſe dreht ſich die kleine
Geſchichte, die ſich neulich im Stadtparlament von Delhi zu=
getragen
hat.
Dieſe Rinder meiſt ſind es Bullen laufen frei herum,
holen ſich ihr Futter, wenn es ihnen paßt, von den Auslagen
der Gemüſehändlerinnen, von denen ſich jede hüten würde, dies
autokratiſche Vorgehen zu beanſtanden oder gar zu verhindern,
und laſſen ſich dann, wo es ihnen behagt, und ſei es in der beleb=
teſten
Verkehrsſtraße, wiederkäuend oder zum Schlummer nieder.
Alles weicht ihnen aus, niemandem würde es einfallen, die Tiere
zu verjagen. Niemandem?
Doch, denn in Delhi gibt es auch Mohammedaner, die die=
ſen
Hindukult mit den Bullen nicht mehr mitmachen wollen und
durch ihre Vertreter in der Stadtverſammlung aus verkehrs=
politiſchen
und hygieniſchen Gründen die Entfernung der Tiere
von den Straßen fordern ließen. Helle Empörung bei den
Hindu=Abgeordneten. Die Rinder ſeien ſakroſankt, wer ſich an
ihnen irgendwie vergreife, den erwarte ſchwerſte göttliche Vergel=
tung
. Eine Zufallsmehrheit ließ den Antrag der Mohammedaner
durchgehen, und die Stadtverwaltung beſchloß, die Tiere es
ſind rund 100 Stück einer religiöſen Geſellſchaft zur Pflege
zu übergeben, gegen ein Entgelt von je 8 Rupien monatlich.
Dem aber widerſetzten ſich wiederum die Mohammedaner mit
dem Hinweis, es ſei unerhört, für ſolch faules Viehzeug‟
das ſagte einer von ihnen wortwörtlich! auch noch das ſchwer=
verdiente
Geld der Steuerzahler auszugeben. Sie, die Moham=
medaner
, ſchlügen im Gegenteile vor, die nichtstueriſchen Bullen
in den Produktionsprozeß dadurch einzugliedern, daß man ſie
vor die Wagen der ſtädtiſchen Müllabfuhr ſpanne.
Kaum war dieſer Vorſchlag heraus, als ſich ein gellendes
Tohuwabohu in der Stadtverordnetenverſammlung von Delhi
erhob. Die Hindus ſtürzten ſich auf die Mohammedaner, und es
kam zu ſehr bewegten tätlichen Auseinanderſetzungen. Ihr End=
ergebnis
war, daß die Mohammedaner ihre ſämtlichen ketzeriſchen
Anträge zurückzogen, und in ungeſtörter Ruhe dürfen ſich die
heiligen Kühe in Delhi wieder ihrer goldenen Freiheit erfreuen.
Don Piccardo kurierk ſeinen ſchiefen Turm.
(m) Mailand. Im Zeitalter der techniſchen Wunder ge=
ſchehen
Wunder höchſt ſelten. Der pfiffige Pfarrer des italieni=
ſchen
Dörfchens Moranego hat jetzt doch eines fertig gebracht,
indem er ſeinen ſchiefen Turm kurierte. Derſelbe war näm=
Tich urplötzlich größenwahnſinnig geworden und wollte es ſeinem
tveltberühmten Kollegen, dem ſchiefen Turm von Piſa nachmachen.
Er neigte ſich immer mehr und mehr zur Seite und erreichte in
Her Tat, ſchon von der ganzen Umgebung der ſchiefe Turm von

Moran ego genannt zu werden. Der Geiſtliche fühlte ſich um
ſo weniger veranlaßt, die krankhafte Ambition ſeines Kirchturmes
zu unterſtützen, als dieſer die Kirche und das Pfarrhaus tot=
zudrücken
drohte. Man ließ alſo Ingenieure aus der Stadt
kommen, und die Herren vom Bau erklärten nach gründlicher
Unterſuchung einſtimmig, der verrückt gewordene Turm müſſe
ſchleunigſt abgetragen werden. Auch mit dieſer Löſung war
aber der Seelenhirt von Moranego, Don Piccardo, nicht ein=
verſtanden
; er wollte den über zweihundert Jahre alten, architek=
toniſch
überaus gelungenen und wertvollen Turm nicht gern
opfern. Er beſchloß vielmehr, ihn auf eine originelle Weiſe zu
kurieren. Nach langem Zureden gab die zuſtändige Kirchen=
behörde
die Einwilligung, und Don Piccardo ging, begleitet vom
Hohngelächter der Fachleute in Genua, ans Werk, um ſein Sy=
ſtem
in die Tat umzuſetzen. Um auch der ſchauluſtigen Menge
etwas zu bieten, ließ er den Turm von außen hin an dicke Holz=
zäune
binden. Dies war aber lediglich die Vorſpiegelung von
falſchen Tatſachen, um die unangenehmen Intereſſenten von der
Wirklichkeit abzulenken. Die tatſächliche Rettungsarbeit verrichteten
inwendig der Pfarrer ſelbſt und ein ortsanſäſſiger Maurer.
Drei Seitenwände des Turmes wurden ſchichtweiſe hohl gemacht,
und die leeren Schichten mit Sand gefüllt; allein die ſchiefe Wand
blieb unangetaſtet und übte naturgemäß einen enormen Druck
auf die übrigen drei Wände aus. Infolge dieſes Druckes be=
gannen
nun die ſandgefüllten Schichten zu ſinken, und ſo er=
reichte
, der ſchiefe Turm allmählich wieder eine einwandfreie,
gerade Stellung. Im richtigen Moment entfernte man dann
wieder die Sandeinlage der einzelnen hohlen Schichten. Der
eigenartige Prozeß nahm nur knappe zwei Wochen in Anſpruch,
und eines Tages ſtand der ſchiefgewordene Turm von Moranego
zur nicht geringen Verwunderung der Dorfbewohner abermals
kerzengerade da: das Wunder war vollbracht. Und Don Pie=
cardo
iſt mit Recht ſtolz auf ſein Werk, war doch ſein Syſtem
ſo einfach wie das Ei des Kolumbus. Beziehungsweiſe wie der
Turm von Kolumbus . .."

Geſchäfkliches.

Unſerer heutigen Geſamt=Auflage liegt ein Proſpekt der Zigaretten=
fabrik
Richard Greiling A.=G., Dresden, über Kolibri=Zigaretten bei,
ſvorauf wir an dieſer Stelle beſonders hinweiſen.
(T Dr 801

Der Zeitungs=Katalog 1930, welchen der Verband Deutſcher An=
noncen
=Expeditionen G. V., Berlin SWV. 68, Markgrafenſtraße 22, im
Auftrage ſeiner über ganz Deutſchland verteilten Mitglieds=Firmen zeit=
gemäß
bearbeitet und ergänzt hat, iſt erſchienen und liegt uns in einem
ſehr handlichen, ſtattlichen Bande vor. Er enthält, überſichtlich geordnet,
die ganze deutſche Tages= und Fachpreſſe, auf insgeſamt 218 Druckſeiten
verteilt. Anſchließend folgt die Tages= und Fachpreſſe des europäiſchen
Auslandes, die weitere 86 Druckſeiten einnimmt. Wenn man ſich näher
in den Inhalt des Werkes vertieft, ſo muß man zur Ueberzeugung
kommen, daß hier eine wertvolle Aufgabe mühevoll, fleißig und erfolg=
reich
gelöſt iſt, ein lückenloſes Bindeglied zwiſchen Verlegern, An=
noncen
=Expeditionen und Inſerenten zu ſchaffen, welches der Anzeige
ihre ſieghafte Weiterentwicklung ebnet.
Daß ſehr viele Verlage in dem vorhandenen, umfangreichen An=
zeigenanhang
des Verbands=Kataloges ſelbſt zum Worte gegriffen
haben, um ihre Organe zu erläutern und textlich zu ergänzen, beweiſt
am beſten, was man ſich vom Werbewert der Anzeige verſpricht.

Rundfunk=Programme.
144
Frankfurt a. M.
Mittwoch, 15. Jan. 11.15: Schulfunk. Engliſch. o 13.30:
Schallplatten: Volkstümliches aus Tirol und der Schweßz. O 15.15:
Jugendſtunde. Rektor Wehrhan: Der Mummelſee und andere Waſſer=
mannſagen
. O 16: Konzert. Kapelle Blue Players Filippini.
18.05: Dr. Schürer: Deutſche Studenten in Prag. o 18.35:
Stuttgart: Eſperanto. O 19.05: Stuttgart: H. Lamberts: Aus
den weiſen Richterſprüchen des Herrn Ookas, des japaniſchen Richters.
19.30: Stuttgart: Heitere Lieder zur Laute. Hans Ebbecke. O 20:
Stuttgart: Parergon zur Sinfonia Domeſtica. Von Rich. Strauß.
Philharmon. Orcheſter. Soliſt: P. Wittgenſtein. O 20.30: Der Jazz=
Singer, Komödie in drei Akten von S. Raphaelſohn.
Königswuſterbauſen.
Deutſche Welle. Mittwoch, 15. Jan. 9: Landwirtſchaftslehrer
Voigt: Der Getreidebau. O 9.30: Grete Maria Markſtein: Ge=
ſchichten
aus den ſchleſiſchen Bergen. O 10: Prof. Dr. h. c. Sohnrey:
Dorfſchuljugend. O 10.35: Mitteilungen des Reichsſtädtebundes,
O 14.45: Kindertheater: Schabernack nach einem Märchen von K.
Wür=burger. O 15.45: Frauenſtunde. Anna Drewitz: Verwendung des
Ernährungsfonds. 16: Prof. Fader: Erziehung zum richtigen
Sehen der Landſchaft. o 16.30: Hamburg: Kieler Hafenkonzert,
Ausf.: Muſikkorps der 1. Marineartillerie=Abtlg. o 17.30: Dr.
Roon: Frauengeſtalten in der Oper. o 18: Reg.=Rat Dr. Selles
Grundzüge der ſteuerlichen Buchführung. 18.30: Spaniſch für
Anfänger. o 18.55: W. Wauer: Das Erlebnis am Kunſtwerk.
O 19.20: Prof. Dr. Muckermann: Förderung erblicher Begabung.
19.45: Gerh. Kunze: 2
Winterſportlers Wetterkunde. o 20:
Wovon man ſpricht. O 20.30: Das deutſche Singſpiel. Einleitung:
Dr. Kapp. Mitw.: Margarete Wagner (Sopran). B. Bötel (Tenor)
Alice Ehlers CCembalo). Standfuß=Hiller: Aus Der Teufel iſt los
Hiller: Aus Liſonart und Dariolette‟. Benda: Sinfonia für
ſer

Zeit, Wetter. O Danach: Dr. Pfeil: Trocken=Skübungen. o Da=
nach
: Tanzmuſik. Kapelle Gerhard Hoffmann.

*I

Größte Auswahl
Buscer CmhI.
A He ueeee
PHOTO Bedienung
Tel. 2140
(350a

Wekterberichl.

Nachdem der Einfluß des nördlichen Teilwirbels beendet iſt, hat das
Hochdruckgebiet im Südoſten auch bei uns zu Barometeranſtieg geführt.
In ſeinem Bereich wird wahrſcheinlich mehr im Süden eine Beſſerung
der Wetterlage eintreten. Dagegen herrſcht im übrigen Teil Deutſch=
lands
wohl ruhigeres Wetter, aber die weitere Warmluft, die von
Südweſten her vordringt, verurſacht wolkiges und mildes Wetter.
Ausſichten für Mittwoch, den 15. Januar: Mildes wolkiges Wetter, ver=
einzelt
etwas Niederſchlag.
Ausſichten für Donnerstag, den 16. Januar: Neblig=wolkiges Wetter,
Temperaturen wieder zurückgehend.
Hauptſchriftleitung: Rudolf Mauve
Verantwortlich für Polliik und Wirtſchaft: Rudolf Maupe; für Feuiſſeton, Reſch und
Ausland und Heſſiſche Nachrichten: Max Str=
eſe

ſr Sport: Dr. Eugen Buhlmann;
*
für den Handel: Dr. C. 6. Qneiſch; für
chlußdienſt: Andreas Bauer; für
Die Gegenwart, Tagesſpiegel in Bild und Wort: D
Zerbert Nette;
W
n Inſeratenteil und geſchäftliche Mittellungen:
Filly Kuble
Druck und Verlag: L. C. Wittich ſäintlich in Darmſtadt
Für unverlangte Manuſtripte wird Garantie der Rückſendung nicht übernommen.
Die heutige Nummer hat 1.2 Geiten

Toind
Ad Mtakann.

Samstag Schluß unseres
Ingentdr-Ausverkaufes
Wir bringen nochmals große- Posten
Rest- u. Einzelpaare
die mit Gewalt geräumt werden müssen
Beshalb Preige, die Sie im
Be
Srttaunen setzen wgerden
Eine nie Wiederkehrende Gelegenheit
Kommen Sie selbst und überzeugen sich

Gräfenhauſen.
Die Beleidigung
gegen E. Langen=
dorf
V. nehme ich
zurück. A. Klug.
(1159)
Strümpfe w. billig
angeſtrickt. Roß=
dörferſtraße
23, I.
Fconog‟
Grondin
flüſſ. Edel=Wachs=
Politur.
Landwehrſtr. 21½.I.
Dauernd Herr. u. D.
z. Vertrieb geſucht.
(312a)

INOLEUM
u. TAPETEN

Gebrauchte
Nähngſchien
auch verſenkbare,wie
neu, ſehr bill abzu=
geb
. (auch auf Teil
zahl.). Reparaturen
an Nähmaſch. ſchnell
ill. Benzc Comp.,
Grafenſtr. 20/22.
(423a)

Stützer
Schützenstr. 5 (295a
Tägl. friſch. Gemüſe
zum Marktpreiſe.
Trinkeier
direkt v. d. Hühner=
farm
. Nd.=Ramſt.
Str. 32, Torhalle.

Konkroll=

Zteil. Wollmatratzen
(3 ). Serviertiſch
2 , 3 alte Stühle
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[ ][  ][ ]

Rummer 13

Mittwoch, den 15. Januar

Bom Holzmarkk
ſchreibt uns unſer Mitarbeiter: Die ſchwierigen wirtſchaftlichen
Verhaltniſſe üben auf die Geſtaltung, der Lage am Holzmarkt
einen ſtarken Druck aus. Während in anderen Jahren um die
gleiche Zeit die Einkäufer der maßgebenden Häuſer des Schnitt=
holzhandels
ſich auf den Sägewerken im Oſten aufhielten, um die
beginnenden Einſchnitte zu beſichtigen und Abſchlüſſe zur Liefe=
rung
in den Sommermonaten zu tätigen, berichtet man jetzt vor
einer faſt vollkommenen Geſchaftsloſigkeit. Es ſind nur in be=
ſcheidenem
Ausmaß Verkäufe von Stammware vorgenommen wor=
den
. Hierbei handelt es ſich um Sägewerksbeſitzer, die an ihre
Kundſchaft aus den demnächſt anfangenden Einſchnitten ruſſiſcher
Stammblöcke einige tauſend Kubikmeter Stammware in erſter
Reihe an den mitteldeutſchen Platzholzhandel abgaben, um ſich
ſelbſt zu entlaſten. Dieſe Verkäufe brachten etwas niedrigere
Preiſe als 1929. Indeſſen iſt feſtzuſtellen, daß der Preisſtand für
gute ſtarke Stammkiefer, die im Bautiſchler igewerbe Verwendung
findet, den bisherigen Preis behaupten dürfte, da die Läger faſt
verbraucht ſind und vor allem die Bautiſchlereien ohne nennens=
werte
Beſtände an guter Stammware in das Jahr 1930 hinein=
gegangen
ſind. Am Rhein iſt der Geſchäftsgang ebenfalls ruhig,
die amerikaniſche Kiefer behauptet nach wie vor das Feld. Es
dürfte darin auch keine Aenderung eintreten, da die meiſten Be=
triebe
in der Belieferung des Materials in beſtimmten Breiten
und vor allen Dingen von aſtreinen Brettern einen Vorteil gegen=

über der oſtdeutſchen Kiefer erblicken. Die Lage der Küchenmobel=
induſtrie
in Weſtdeutſchland iſt nicht roſig. Immerhin lauten die

Nachrichten aus dieſen Bezirken noch etwas zufriedenſtellender als
aus Oſtdeutſchland, wo die Abzahlungsgeſchäfte immer weiter
gehende Konzeſſionen in den Zahlungsbedingungen fordern.

Wiriſchaftliche Rundſchau.

Zinsherabſetzung der Deutſchen Rentenbank=Kreditauſtalt. Die
Deutſche Rentenbank=Kreditanſtalt (Landwirtſchaftliche Zentralbank)
hat aus Anlaß der Herabſetzung des Reichsbankdiskontſatzes den Zins=
ſatz
für die von ihr ausgegebenen kurzfriſtigen Perſonalkredite mit
Wirkung vom 14. Januar 1930 ab gleichfalls um 0,5 Prozent herab=
geſetzt
. Der Höchſtzinsſatz, den der einzelne Landwirt nunmehr für
die aus Mitteln der Rentenbank=Kreditanſtalt über die mit ihr in direk=
tem
Geſchäftsverkehr ſtehenden Perſonalkreditinſtitute erhaltenen Kre=
dite
zu zahlen hat, darf nicht mehr als 8,75 Prozent betragen. In
dieſem Höchſtzinsſatz ſind alle Proviſionen enthalten mit Ausnahme des
Wechſelſtempels, der beſonders belaſtet werden darf.
Die neuen Geldſätze der Seehandlung. In Uebereinſtimmung mit
dem Vorgehen der Reichsbank hat die Preußiſche Staatsbank ( Seehand=
lung
) ähre im Verkehr mit Banken und Bankiers geltenden Geldſätze
auf der Soll= und Habenſeite um ¼Prozent herabgeſetzt.
Zinsermäßigung bei der Stempelvereinigung. Wie wir hören, hat
die Vereinigung von Berliner Banken und Bankiers aus Anlaß der
Ermäßigung des Reichsbankdiskontſatzes von 7 auf 6½ Prozent be=
ſchloſſen
, die Zinsſätze mit Wirkung vom 14. Januar 1930 wie folgt
herabzuſetzen: Haben=Zinſen für täglich fällige Gelder in proviſions=
freier
Rechnung von 4 auf 3½ Prozent, in proviſionspflichtiger Rech=
nung
von 4½ auf 4 Prozent, Soll=Zinſen von 8 auf 7½ Proz. p. a.
Nur 20 Prozent Favag=Quote? Die Entwicklung der Vermögens=
lage
der Frankfurter Allgemeinen ſtellt ſich für Gläubiger und Aktio=
näre
und für die geſamte Oeffentlichkeit als eine außerordentlich große
Enttäuſchung dar. Je länger die Abwicklung vor ſich ging, deſto trüber
wurden die Ausſichten. Wurde zunächſt eine Quote von über 80 Pro=
zent
für die Gläubiger erwartet, ſo war der nächſte Anhaltspunkt ein
von den Banken zu garantierender Vergleichsvorſchlag auf der Grund=
lage
von 70 Prozent. Die weitere Annahme bei überſichtlicherer Ab=
wicklung
ergab eine Quotenhoffnung von noch zirka 50 Prozent. Nun=
mehr
wird, nach zuverläſſigen Informationen die Quote nach der in der
Gläubigerverſammlung entgegenzunehmenden Vermögensüberſicht vom
31. Dezember 1929 nur noch die Möglichkeit einer zu errechnenden
Quote von kaum noch 20 Prozent ſich ergeben, wobei allerdings zu be=
rückſichtigen
iſt, daß der Kaufpreis der Allianz als das Schlüſſelmoment
für die ganze Bewertung der Favagmaſſe noch nicht feſtſteht.
Weiterer Anſtieg der Arbeitsloſigkeit am Jahresende. Nach den
endgültigen Berichten der Landesarbeitsämter iſt die Zahl der Haupt=
unterſtützungsempfänger
in der Arbeitsloſenverſicherung in der zweiten
Dezember=Hälfte um 340 000 Perſonen, das iſt um rund 24 v. H. ange=
ſtiegen
. Sie betrug am Schluß des Jahres 1929 etwas über 1,75 Mil=
lionen
und lag damit um ungefähr 70 000 über der entſprechenden Zahl
des Vorjahres. Die Zahl der unterſtützten Männer hat in der zweiten
Dezemberhälfte 1929 um faſt 300 000 zugenommen, ſo daß ſie am 31.
Dezember faſt 1,5 Millionen erreichte, während die der unterſtützten
Frauen ſich auf etwas über 300 000 belief. Aus der Kriſenfürſorge
wurden am Jahresende 210 000 Arbeitsloſe unterſtützt (davon 170 000
Männer und 40 000 Frauen). Im Vorjahre warem es 124 000.
Die Arbeitsmarktlage im Bereich des Landesarbeitsamtes Heſſen.
Ueber die Arbeitsmarktlage in Heſſen, Heſſen=Naſſau und Waldeck be=
richtet
das Landesarbeitsamt Heſſen: Die Arbeitsloſigkeit nahm wäh=
rend
der letzten Woche im gleichen Umfang zu wie in der Vorwoche
Die Zahl der Arbeitſuchenden ſtieg um 13 690 oder 7,1 Prozent au
371 (davon waren 29 197 Frauen). In der Metallinduſtrie, im Bau=
gewerbe
und bei den Ungelernten ließ der Andrang der Arbeitſuchenden
etwas nach; er verſtärkte ſich dagegen beſonders in den Gruppen Land=
wirtſchaft
, Gärtnerei und Forſtwirtſchaft, Induſtrie der Steine, Spinn=
ſtoffgewerbe
, Bekleidungsgewerbe und in den Angeſtelltenberufen.
Hauptunterſtützungsempfänger in Arbeitsloſen= und Kriſenunterſtützung
wurden am Schluß der Berichtswoche 135 749 gezählt (auf 1000 Ein=
wohner
entfallen demnach 36,3 Hauptunterſtützungsempfänger) gegen
124 945 (33,5) in der Vorwoche und gegenüber 108 207 (29,0) zur gleicher
Zeit des Vorjahres. Trotz des milden Winters ſind alſo die Beſchäfti=
gungsverhältniſſe
, gemeſſen an den Unterſtütztenzahlen, in den Außen=
berufen
als auch in den meiſten übrigen Berufen erheblich ungünſtiger
als im Vorjahre
Metallgeſellſchaft A.=G. Frankfurt a. M. Die G.=V. genehmigte
wie üblich ohne Erörterungen die vorgelegte Bilanz mit Gewinn= und
Verluſtrechnung und wieder 8 Prozent Dividende. Neu in den Auf=
ſichtsrat
gewählt wurden die Herren: Bankier Max Ladenburg, anſtelle
ſeines Vaters, Geh. Dr. Ladenburg und Geheimrat Dr. Fritz Haber=
Berlin. Für den ſoeben verſtorbenen Dr. h. c. Plieninger=Frankfurt a.
M., Mitglied des Verwaltungsrates der J. G. Farbeninduſtrie, wurde
eine Neuwahl naturgemäß noch nicht vorgenommen. Vertreten waren
34 Aktionäre mit 42,24 Mill. Stammaktien und 5,815 Mill. Vorzugs=
aktien
.
Meiſenheim=Schmeißbacher Mälzerei A.G., Mannheim. In der
am Dienstag in den Räumen der Getreidekredit A.G. ſtattgefundenen
Generalverſammlung unter Vorſitz von Direktor Stefan Blum ( Mann=
heim
, Getreidekredit A.G.) waren 224 300 RM. Aktienkapital von ins=
geſamt
360 000 RM. vertreten. Der bekannte Abſchluß per 31. Auguſt
29 mit einer unveränderten Dividende von 8 Prozent aus dem er=
höhten
Reingewinn von 84 838 (70 838) RM. wurde einſtimmig geneh
migt und die ſatzungsgemäß ausſcheidenden Aufſichtsratsmitglieder wie
dergewählt. Auf neue Rechnung werden 40 988 (40 838) RM. vorge=
tragen
. Das neue Wirtſchaftsjahr hat ſich bisher normal angelaſſen.
Genauere Angaben über die Entwickelung laſſen ſich angeſichts der
dauernden Beunruhigung der Wirtſchaft durch die Vorgänge am Ka=
pitalmarkt
und die Ungewißheit künftiger ſteuerpolitiſcher Maßnahmen
des Reiches nicht machen.

Frankfurker und Berliner Efſektenbörſe.

Metallnokierungen.
Die Berliner Metallnotierungen vom 14. Januar ſtellten ſich für
Elektrolytkupfer 170,50 9uM., Original Hüttenaluminium 190 MM., des=
gleichen
194 RM., Reinnickel 35 0RM., Antamion Regulus 963 RM.,
Feinſilber 63,5065,50 RM.
Die Berliner Metall=Termine vom 14. Januar ſtellten ſich für
Kupfer: Januar 135,50 (138,50), Februar 134,50 (135,50), März 134,2:
(134,75), April 134,50 (134,75), Mai, Juni 134,25 (134,50), Juli 134,

(134,75), Auguſt 134,25 (134,50), September, Oktober, November 134,50
(134,50), Dezember 134 (134,25). Tendenz: ſtetig. Für Blei: Januar

41.50 (42.50), Februar 41,75 (42), März 41,75 (42,50), April 42,25 (42,75),
Mai. Juni, Juli 42,50 (43), Auguſt 42,50 (43,25), September 42,75

(43.25), Oktober 43 (43,25), November, Dezember 43 (43,50). Tendenz:
ſtill. Für Zink: Januar 36 (38), Februar 37 (37,50), März 37,50
(38,50), Aprik 37,75 (39), Mai 38 (39,25), Juni 38,50 (39), Juli 38,50
(39.50), Auguſt. September 38,75 (39,50), Oktober 39 (40), November,
Dezember 39,50 (40). Tendenz: uſtlos. Die erſten Zahlen bedeuten
Geld, die in Klammern beigefügten Brief=

Frankfurt a. M., 14. Januar.
Das unerwartete Vorgehen des Reichsbankpräſidenten Dr. Schacht
im Haag rief zu Beginn der heutigen Börſe eine Verſtimmung hervor
Man war darüber ſehr erſtaunt, da angenommen wurde, die Verhand=
lungen
gingen reibungslos vonſtatten. Die Tendenz war abgeſchwächt
und die Kuliſſe ſchritt zu Abgaben. Es ergaben ſich teilweiſe recht
beträchtliche Rückſchläge, da ſich nur wenig Aufnahmeluſt nach der
neueren Beurteilung der Lage zeigte. Verſchiedentlich dürfte es ſich
um Angſtverkäufe gehandelt haben, denn gleich nach Feſtſetzung der
erſten Kurſe konnte man wieder eine beſſere Grundſtimmung feſtſtellen,
da man ſcheinbar eingeſehen hat, daß es keine weſentliche Rolle ſpielen
dürfte, ob jetzt die Reichsbank oder eine andere Bank am internatio=
nalen
Zahlungsausgleich beteiligt iſt. Auch wurde mit Befriedigung
aufgenommen, daß die Haager Konferenz trotz des Zwiſchenfalls wei=
tergeführt
wird, was in der Hauptſache auf den verſöhnlichen Geiſt der
deutſchen Delegation zurückzuführen war, obwohl nicht verkannt wer=
den
darf, daß von deutſcher Seite das ſtraffe Vorgehen hinſichtlich ein=
zelner
Punkte am Platze iſt. Renten nicht unfreundlich. Deutſche An=
leihen
vernachläſſigt; von Ausländern waren Türken bevorzugt. Im
Verlaufe wurde die Tendenz wieder etwas feſter, und es traten bei leb=
hafter
Nachfrage Beſſerungen gegen Anfang bis zu 1,5 Prozent ein.
Rheinſtahl und Spezialwerte ſtanden im Vordergrunde. Die Spekula=
tion
ſchritt zu Rückdeckungen. Zum Schluß der Börſe zogen die Kurſe
weiter an. Am Geldmarkt war Tagesgeld mit 6 Prozent unverändert
Am Deviſenmarkt nannte man Mark gegen Dollar 4.1887, gegen
Pfunde 20.390, London-Kabel 4.8670, Paris 123.90, Mailand 92.98,
Madrid 3650, Schweiz 25.15, Holland 12.10½.
An der Abendbörſe herrſchte ausgeſprochen feſte Stimmung,
da die nunmehr geſicherte Beteiligung der Reichsbank an der Inter=
nationalen
Bank befriedigte und auf faſt allen Märkten zu neuen Käu=
fen
Anlaß bot. Nicht nur die Kuliſſe beteiligte ſich rege am Geſchäft,
ſondern auch von außenher ſollen weitere Kauforders eingelaufen ſei
ſo daß ſich eine recht lebhafte Umſatztätigkeit entwickeln konnte. Die
Spitzenwerte erzielten gegen den Berliner Schluß neue beträchtliche
Kursgewinne. Im Vordergrunde ſtanden J.G. Farben, die 4 Proz.
gewannen. Lebhaft war die Nachfrage ferner nach Elektrowerten,
von denen AEG., Licht u. Kraft, Geſfürel und Siemens 25 Prozent
anziehen konnten. Außerdem lagen Aku, A.G. für Verkehr, Reichsbank
Wayß u. Freytag, Zellſtoff Aſchaffenburg und Weſteregeln je zirka drei
Prozent höher. Banken, Montanwerte und Schiffahrtsaktien wurden
zu 12 Prozent feſteren Kurſen aus dem Markt genommen. Daimler
und Deutſche Erdöl gewannen je 2 Prozent. Im Verlauf zogen die
Kurſe bei anhaltend ziemlich lebhaftem Geſchäft verſchiedentlich weiter
etwas an.
Berlin, 14. Januar.
Währenſ des heutigen Vormittagsverkehrs führte das Vorgehen
Dr. Schachts im Gaag bei der herrſchenden Geſchäftsloſigkeit zu einem
ſtärkeren Herunterſprechen der Kurſe. Vorbörslich vertrat man vielfach
die Anſicht, daß die Befürchtungen, die durch dieſe Aktion des Reichs=
bankpräſidenten
ausgelöſt worden waren, nicht berechtigt ſeien, da das
energiſche Vorgehen der deutſchem Miniſter Willen und Zähigkeit gezeigt
habe, die Haager Verhandlungen zu einem im Sinne der Regierung
gelegenen Albſchluß zu bringen. Eine geplante Steuererhöhung in Ber=
in
werſtimmte allerdings ein wenig, da aber zu den erſten Kurſen weder
Publikunr noch Ausland überſtürzte Albgabeneigung bekundeten, lag das
Nibeau mit Einbußen von 1 bis 3 Prozent nur unerheblich gedrückt
Im Werlaufe war es zunächſt nicht ganz einheitlich. Später ſetzten
ich auf kräftiges Eingreifen der Banken und ausgehend vom Montan=
markt
micht unerheblich Kursbeſſerungen durch. Iw allgemeinen be=
trugen
die Steigerungen 1 bis 2 Prozent, bei Spezialwerte in der
Hauptſache Kunſtſeiden= und Auslandspapiere, gingen die Gewinne bis
zu 6 Prozent. Späterhin wuvde es dann wieder ruhiger, ohne daß
nennenswerte Kursveränderungen eintraten.

Produkkenberichte.

Berliner Produktenbericht vom 14. Januar. Die ſchwachen Meldun=
gen
von den Auslandsmärkten blieben zwar an der hieſigen Produkten=
börſe
faſt völlig ohne Eindruck, jedoch bewegte ſich das Geſchäft in eng=
ſten
Grenzen. Das Angebot von Inlandsbrotgetreide aus der erſten
Hand bleibt verhältnismäßig gering, für Weizen zur prompten Ver=
ladung
wurden von den Mühlen etwa geſtrige Preiſe bewilligt, wäh=
rend
die Gebote für Roggen etwa eine Mark niedriger lauteten. Der
Lieferungsmarkt folgte in den Märzſichten dieſer Preisbewegung.

Amerikaniſche Kabelnachrichken.
Es notierten nach Meldungen aus Chicago am 14. Jan.:
Getreide: Weizen, März 125½, Mai 12934, Juli 131½: Mais
März 92½, Mai 955, Juli 97½; Hafer, März 47½, Mai 4878,
Juli 47½; Roggen, März 102½, Mai 99½, Juli 97½.
Schmalz: Jan. 10/475, März 10,625, Mai 10,80.
Fleiſch: Speck loco 12: leichte Schweine 9,6510, ſchwere
Schweine 9,259,80; Schweinezufuhren Chicago 27000, im
Weſten 92000.
Chicagoer Baumwolle: Januar 17,05, März 17,31.
Es notierten nach Meldungen aus NewYork am 14. Jan.
Schmalz: Prima Weſtern 11,20; Talg, extra loſe 778.
Getreide: Weizen, Rotwinter n. Ernte 140, Hartwinter n.
Ernte 13234: Mais 992; Mehl 5,606,10; Getreidefracht nach
England 1,62 sh, nach dem Kontinent 810 C.
September 10.25.
Kakao: Tendenz unregelmäßig, Umſätze 37, loco 9½, Januar
9.02, Februar 9.17, März 9.42, Mai 9.78, Juni 9.89, Juli 10,

hi
Biesmärtte.

Mainzer Viehhof=Marktbericht vom 14. Januar. Auftrieb: 44
Ochſen, 8 Bullen, 652 Küh= oder Färſen, 490 Kälber, 28 Ziegen, 1015
Schweine. Marktverlauf: Bei Großvieh und Kälbern ſehr ruhig,
Ueberſtand: Schweine mittelmäßig, ſpäter abflauend. Es wurden pre
50 Kilogramm Lebendgewicht folgende Preiſe in RM. bezahlt: Ochſen
5658, 4551, Bullen 4046, Kühe 4448, 3239, 2530, 1822,
Färſen 5058, Kälber 5065, 4549, Schweine 8487, 8588.


Rleine witiſcaftsngchrichten.

Nach der erſt geſtern erfolgten Herabſetzung des Zinsſatzes für
Privatdiskonte erfolgte am heutigen Dienstag eine erneute Ermäßigung
des Satzes um ½. Der Berliner Privatdiskont beträgt ſomit nunmehr=
für
beide Sichten 6½
Der vom Statiſtiſchen Reichsamt errechnete Aktienindex (1924/1926
100) ſtellt ſich für die Woche vom 6. bis 11. Januar 1930 auf 117,8
gegenüber 115,5 der Vorwoche, und zwar in der Gruppe Bergbau und
Schwerinduſtrie auf 116,7 (114,0), Gruppe verarbeitende Induſtrie auf
106,8 (104,4) und Gruppe Handel und Verkehr auf 135,8 (133,5).
Nach einer Zuſammenſtellung des Kreditſchutzvereins für Leder=
induſtrie
und =Handel in Berlin iſt die Zahl der Inſolvenzen in der
Schuh= und Lederbranche im Jahre 1929 weiter recht erheblich geſtiegen.
Es waren im vergangenen Jahre insgeſamt 1428 Inſolvenzen gegen
1065 im Jahre 1928 und 707 im Jahre 1927 feſtgeſtellt worden.
Ueber das Vermögen der Holzgroßhandlung Arthur Roſen=
meyer
, die bekanntlich ſeit längerer Zeit in Zahlungsſchwierigkeiten
ſich befindet, iſt das Vergleichsverfahren zur Vermeidung eines Kon=
kurſes
eröffnet worden. Verhandlungstermin iſt auf den 11. Februar
feſtgeſetzt.
Am Dienstag vormittag iſt das Mitglied des Verwaltungsrates
der J. G. Farbeninduſtrie, Dr. h. c. Plieninger, verſtorben. Damit
verliert die J. G. Farbeninduſtrie eines der prominenteſten, aktivſten
und verdienſtvollſten Mitglieder des Konzerns.
Mit dem Sitz in Mannheim wurde die Kälte G. m. b. H. mit
vorläufig 21 000 RM. Stammkapital gegründet, die die Förderung und
Organiſation des Abſatzes von Trockeneis ſowie anderer Kühlmittel,
die Beteiligung an Errichtung von Studiengenoſſenſchaften und Betriebs=
geſellſchaften
zum Zwecke hat.
In den Lohnnachverhandlungen in der Textilinduſtrie des Albtales
vor dem Schlichter über den Antrag auf Verbindlichkeitserklärung des
Schiedsſpruches vom 3. 1. konnte eine Einigung nicht erzielt werden,
Der Schlichter lehnte die Verbindlichkeitserklärung ab.
Die Badiſche Hypothekenbank G. m. b.
Freiburg, die ihrer
Namen in Zweckſparkaſſe der Selbſthilfe der Arbeit geändert hat, hat
nunmehr den Sitz der Geſellſchaft nach Frankfurt a. M. verbegt.
Nur wenige Tage nach dem Tod von Generaldirektor Baumann hat
der Schweizeriſche Bankverein wiederum den Verluſt eines hervorragen=
den
Direktors zu beklagen. In St. Gallen iſt im Alter von 60 Jahren
Direktor Thürlemann nach langer Krankheit geſtorben. Thürlemann
war ſeit faſt 30 Jahren beim Schweizeriſchen Bankverein tätig.

Berliner Kursbericht
vom 14. Januar 1930

Deviſenmarkt
vom 14. Januar 1930

Me H
Danatban
eutſche Bank u. 7
isconto=Geſ.
Dresdner Bank
apag
Hanſa Dampfſch.
Nordt
Hoyhd
A. E. G.
Bayr. Motorenw.
P. Bembere
Bergmann Elektr.
Berl. Maſch.=Bau
Conti Gummi
Deutſche Cont. Ga=
Deutſche Erdöl

Nf
241.

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150.50
106.
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50
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Leonh. Tietz
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erein. Stahlwe
Weſteregeln Alkali
gsb.=Nrnb. Ma id
ſalt Linz
erl. Karlsr. Ind.
Hirſch Kupf
Hohenlohe=Werke
Lindes Eismaſch.
Herm.
egr Drah
VogelTel
Wanderer=Werke

R
8.
340.
164.50

Ar
210.
*
16
120.
80.

3. 50
55.50

Helſingfors
Wien
peſt
26.
Sofie
d
Kopenhagen
Stockholm
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enos-Aires
eiv York
Belgier
tal
Paris

Währung
100 finn. Mk.

99
A
10 Gulden
90 Kron
00 Kro
100 Kronen
S=Stg.
Pap. Peſ.
1 Dollar
0 Belgo
0 Lire
100 Francs

Rei Rie Währung GeT Brie 10.5 chwei Fran fen 80.9 8.83 inien Peſetas 55.6 19 399/5 100 Gulden 81.39 71. 29 Yen 06( 2.064 33Mio de Janert Milrei? 9.471 0.473 168. 168.57 Jugoſlawie 100 Dinar 7.414 11.82 09 ortugg 100 Escudos 1979 1e.83 11.9 112.14/Athe 0 Drachm. 5.43 5.44 112.33 12. Konſtantimopel 1 türk. 2 1.97 1.982 20.3 24 Kairo jgypt. 20.88 20.92 1.68 .684 Kanada canad. Doll 1.140 1. 148 4.1840 4. 1920/Urnguay Goldpe .81 58.29 58.41 lan 10 eſtl. Kr 92. 92.2 21.905 21.945/Tallinn (Eſtl. 00 eſtl. Kr 111.7 11.9 16.435 16-475 Riga 100 Lats 80.59 80.75

Frankfurter Kursbericht vom 14. Januar 1930.

6% Dtſche. Reichs=
1. 27...."
(
Baden Fr
ſtaat v. 27 .....
60 Bahern Frei
ſtaat v. 27 ..
% Heſſen Voll
ſtaat v. 28

82 Preuß. Staats=
anl
. v. 28.... .
6% Sachſen 7
ſtaat v. 27.. .."
79
hüringer Frei
ſtaatv. 27 ...."

3½ Darmſt. Komn
undesbk. Goldobl.
½KaſſelerLandes
redit Goldpfbr
Naſſ. Landesb=
Goldpfbr. . . . . . .

3/,Salzmann u. Co.
v. 26 ...."
% Ver. Stahlwerke
mit Opt. v. 26
8% VoigtckHäffne
von 26 .. . . . . . ."

Dt. Komm. Sam=
mel
=Ablöſ.=Anl.
+ Ausl. Ser.
*Ausl. Ser. II
Dt. Komm. Samm.=
Abl. (Neubeſitz).

IS
64. 75

73

Dtſche. Anl. Ausle
ſungsſch. +:/.Ab
löſungsanl. . . .
Dtſche. Anl. Ablö=
ungsſch
. (Neub.)

Dtſche. Schutzge
bietsanleihe .. . ."

26 Bad.=Bad. v. 26
Berlin v. 24
R
Darmſtadt v.
v. 2
Frkf. a. M. v. 26.
ainz v. 26
Lannh. v. 26.
8% Nürnbergv. 26.

Heſſ. Landesbl.
Goldpfbr.. .
8½ Heſſ. Landesbk.
Goldoblig
½% Heſſ. Lbs..=Bk.=Liquid
.
br. . . .
% Preuß. Lds.=
Bibr...
80
Ni4
pfbr.=Araſt. Gold=
vbh
... 4........

96.5

93.25

8% Berl. Hyp.=
½% Lig
Ifb
825 Frkf. Hyp. Bk
Lig. Pfl
37 n
Mein. Hyp.B
Cf5
41

g. Pfbr.
3% Pr=. Boden=
Bank ..
(red..
Lig. Pfl
7(Preuß. Centrl.=
Bodencr.=Bk
45
hein. Hap.Bl
4:/,%6 Lig. Pfl
8% Rhein.=Weſtf.
d.=Credit .."
Südd. Bod.
Cred.=Bank. . . ..
39 Württ. Hyp.=B

J. G. Farben Bond.
v. 28. ......."
5% Bosn L.E.?
v. 1914

% Oſt.
hatz=
A3
anw. v. 1914..
5 Oſt. (
zl?lvereinh. Rumän
½%
49
96
2
Türk. Admin.
Bagdad
3
Bollanl.
*
41/.% Ungarn 1913
91=

M.2
Goldr.
Aktien
30.9

84
B2II.
92
105.5
26
36.1

10.1
15.25
8.1

6% Daimler Ben
von 27 ... ..."
8%Dt. Linol. Werk
v. 26 ......"
% Klöckner=Werle
rlin v. 26

Mainkrw. v. 2
2 Mitteld. Stahl=
werke
v. 37 ....!

Re

Rccum=Berlin
Adlerw. (v. Kleyer).
AEG. Sta
AndreaeNoris Zahn
aſt Nürnberg ..
Bergm. El. Werke
Brown BoverickCie
Brüning & Sohn.
Buderus Eiſen".
Cement Heidelbergl
Karlſt.
Chem. Werke Alber
Chade ...........!
Contin. Gummiw.
Daimler=Benz.."
Dt. Atl. Telegr. . . .
Eiſenh. Berlin.
döl .
.
Sirz
Gold=
ſcheide
=Anſtalt
Linoleumwerk.
Hyckerhoff u. Wid:
mann .. . . . . . .

110

n2.75
304

125.25
119.5

330
148
40.5
10
106.75

7.75
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Elektr. Licht u. Kraft/166.5
Liefer=Geſ.
67.5
Eſchw. Bergwert. .12
2
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Sttlinger Spinnereil225
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Felt. & Guilleaum. /12*
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20
Hof .. .. ... ./ 63
26
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lektr. Unter=
eh
,
nungen ..../162.5
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Hafenmühle Frkft. /430
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110
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Tetallgeſ. Frankf.
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lotoren fb. Darmſt.

Neckarwerke Eßling.
Nicolay, Hofbr. . .

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Werger Brauerei.
Zellſtoff. Aſchaffbg.
Memel .. . ..."
Waldhof ....."

5
1188
200

Oberbedarf..
Otavi Minen

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76.5

82.25 Mannesm. Röhren

Reiniger, Gebk
Rh. Braunkohlen.
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Stahlwerke ..
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Rütgerswerte ..
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Schöfferkoſ=Bind.
chramm Lackfa
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Siem. Glasinduf
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mmobilien
Süd
r=A. G
Svenska Tändſticks
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Tucher=Brauerei.
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tr.=Verſ. .
Beithwerke . . .
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Frankf.
Laurokütte. ..
tablierie
Ultramari
n.."
ellſt. 2
rlit
Vogtländ. Maſchin.
Boigt & Haeffner.

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zk. f. Brau
duſtr.
Berl. Hant
Tomm. u. Priva;
Darmſt. u. Nt.=Bk
Deutſche Bank un
Distonto=Geſell
Deutſche Effelten
und Wechſelbant!
Dresdener Bank
Frankf. Ba=
yp
. Ba
Pfdbr.
Gotha. Grur
Nein.H
.
Nürnb. Verein=
Creditan
Pfälz. Hyp.=Ba
Reichsbank-Ar
Rhein.Cre
Shp.=Bank.
Südd. Bod.=r. Bk.
Wiener Bankverein

121.25
165

158
240.5

152

A..G. f. Verkehr
Lokalb. Kraftn
St Reichsbaht
Vorzge. ...
Capag.. . . ...
Tordd. Lloyd ...
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Südd Eiſenb.=Geſ

A

Allianz. u. Srtte
Verſicherung .. .
Frkft. Allg. Verſ.=E
Frankona Rück= u.
Mitv. . . . . . . . . .
Mannh. Gerſich...

2C
55

[ ][  ][ ]

Nummer 15

din Waan san
Ualsmitter Bäumer.
Roman von P. Wild.
Copyright by Marie Brügmann, München 19.
65)
Nachdruck verboten.
Erich, wie ſind nicht zuſammengekommen, um über deinen
Friſeur zu ſprechen. Laß uns zur Sache kommen, Mutter!
Und die Sache iſt? fragte er lakoniſch.
Vaters Teſtament, kam es feierlich über Frau Bäumers
Lippen.
Erbſchaftsſitzung. Verfehlt wo es kein Erbe gibt.
Erich, in dieſer Stunde ſind ſolche Bemerkungen nicht an=
gebracht
.
Schade, Irma, du hätteſt einen prächtigen Schulmeiſter ab=
gegeben
. Fang’ nur nicht bei mir an. Pädagogiſche Anfänger=
verſuche
kannſt du dir bei mir ſparen ſind total verfehlt. Ar=
beit
am falſchen Objekt. Oder ſehe ich anders aus? Er ſtand
auf, ſtellte ſich vor den Spiegel, zupfte in gewohnter Weiſe an der
Krawatte herum, knurrte halblaut: Schwarz ſteht mir nicht.
Ließ ſich endlich mit bewußter Poſe, ein Bein über das andere
kreuzend, auf einem Seſſel nieder.
Alſo was an mir liegt ich bin ganz Ohr.
Frau Bäumer nahm ein Dokument aus der vor ihr liegen=
den
Mappe. Ein wenig feierlich betonte ſie:
Das Teſtament. Der Notar hat es mir heute zugeſchickt.
Oeffne du, Erich, und lies vor.
Unter tiefem Schweigen öffnete es Erich, nachdem er die
unverletztheit ſorgfältig geprüft hatte. Mit monotoner Stimme
las er den Inhalt vor. Das letzte Wort verhallte. Schweigen
herrſchte zwiſchen den drei Menſchen. Erich war der erſte, der
(s brach.
Gütertrennung die einzige vernünftige Idee; davon
wußte ich nichts. Das ändert unſere Lage mit einem Schlag.
Vaters Lebensverſicherung iſt vor kurzem bedeutend erhöht wor=
den
. Das Geld iſt auf deinen Namen eingetragen, alſo dein un=
antaſtbares
Eigentum, das kann uns kein Gläubiger nehmen.
Und der größte Teil der Einrichtung gehört dir auch. Er ſeufzte
erleichtert auf. Da haben wir fürs erſte wenigſtens einen Not=
pfennig
.
Wir? Erich, du meinſt Mutter.
Er ſah erſtaunt auf.

Mittwoch, den 15. Januar 1930

Das iſt doch dasſelbe.
Frau Bäumer ſah erſchrocken auf ihre Kinder; immer ſtan=
den
die Geſchwiſter ſchroff gegeneinander. Sie lenkte ab:
Hier iſt noch ein Nachtrag zum Teſtament.
Ein Nachtrag, wunderte ſich Erich. Ich denke, der erſte
Teil iſt reichlich ausführlich für das, was nicht mehr da iſt.
Bitte lies.
Kennſt du den Inhalt, Mutter?
Nein, ich wußte nichts von einem Nachtrag.
Erich öffnete, las. Eine rote Welle der Scham oder Wut
färbte ſein Geſicht dunkel. Zornig warf er das Dokument auf
den Tiſch.
Das iſt eine Unglaublichkeit, eine Gemeinheit.
Mäßige dich, Erich.

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Es iſt ſo, der Inhalt, höre zu. Der alte Kremers, unſer
Prokuriſt, iſt zum Teſtamentsvollſtrecker ernannt, iſt ermächtigt,
die geſamten Geſchäftsangelegenheiten zu regeln. Mich hat ah
unglaublich ich bin einfach kaltgeſtellt, übergangen. Ein
Skandal iſt das.
Die Röte wich einer erſchreckenden Bläſſe.
Ich ſoll an die Kandare genommen werden, unter Kuratel
kommen. Ausgerechnet unter dieſen alten Nußknacker. Den ſoll
ich womöglich nach jedem Groſchen fragen. Das ſollte noch
ſchöner ſein. Ich laſſe mir das einfach nicht gefallen; denke nicht
daran.
Aber Erich, rege dich nicht gleich ſo auf, begütigte Frau
Bäumer. Kremers iſt doch die geeignete Perſönlichkeit, mit dem
Geſchäft verwachſen, treu, zuverläſſig. Er hat ja kein anderes
Intereſſe als die Firma. Wo ſollte da etwas auszuſetzen ſein?
Nun fängſt du auch noch an. Bin ich etwa nicht da? Ich,
der Sohn? Vielleicht ſtellſt du mich auch noch in Parallele mit
der alten verkalkten Rechenmaſchine, dem Pfennigfuchſer. Meinſt
du, ich könnte weniger als der, weil ich nicht von meinem vier=
zehnten
Lebensjahre ab meine Hoſenböden auf dem Kontordreh=
ſchemel
verſchliſſen habe?. Ich bin kein Kind mehr, ſondern ein
erwachſener Menſch. Ich habe akademiſche Bildung, Wiſſen von
Welt und Menſchen. Das iſt etwas ganz anderes, gibt Reife.
Unſereins kann unmöglich jahrelang Kommis ſpielen; dabei ver=
dummt
man geiſtig. Von der Pike auf dienen, hieß es früher.
Na, das iſt Gott ſei Dank überwunden. Ins Joch unter Herrn
Kremers kriechen; das wäre ja zum Lächen! Ich bin einfach
kompromittiert.

Seite 11

Erich, du tuſt unrecht. Wie könnteſt du eine ſchwierige
Wirtſchaftsangelegenheit abwickeln, ausgerechnet jetzt, wo die
Firma in einer ernſten Kriſe ſteht. Du kannſt im Hauptbuch nicht
einmal Soll und Haben unterſcheiden.
Oho, wer ſagt das?
Du ſelbſt haſt es oft genug behauptet.
Wie man ſo etwas hinwirft. Wenn ich für alle Ausſprüche
verantwortlich gemacht werden ſollte, wohin würde das führen?
Du haſt dich nie im Kontor ſehen laſſen.
Was hat das mit meinem Verſtändnis für kaufmänniſche
Diuge zu tun? Unſereins hat andere Auffaſſungsgabe, andere
Methoden. Natürlich weiß ich Beſcheid, wenn man mir eben
das Weſentliche zeigt. Ich werde mich jetzt um die Geldfragen
kümmern. Nicht wahr, Mutter, es iſt dir recht, daß ich das Ge=
ſchäftliche
in die Hand nehme.
Wenn du dich einarbeiten könnteſt. Doch vorerſt müſſen
wir das wohl, nach des Vaters Wunſch, Herrn Kremers über=
laſſen
.
Auch du gegen mich nette Familie! Nun, ich werde euch
zeigen, wer ich bin. Ich erkenne Kremers als Teſtamentsvoll=
ſtrecker
nicht an. Ich bin der Sohn und Erbe.
Das biſt du nicht! Irmas Stimme zitterte vor Erregung.
Vaters Wille wird reſpektiert.
Habe ich dich gefragt? Ich verbitte mir deine ewigen Be=
vormundungen
, brauſte er auf.
Vater wußte genau, was er beſtimmte. Du kannſt nur aus=
geben
, haſt noch nie einen Pfennig verdient, Erich. Die Beſtim=
mung
des Teſtamentsvollſtreckers beſteht zu Recht, es ſei denn,
Kremers nimmt nicht an.
Er wird annehmen, dafür kenne ich den alten Schleicher.
Was wird er mir für Schwierigkeiten machen, immer den Dau=
men
auf den Geloſack halten; es war ſchon immer ſo. Wenn ich
mal ein paar Pfennige brauchte, immer Bedenken. Und jetzt erſt.
Dem iſts beſonder Freude, mir die kalte Schulter zu zeigen.
Du kennſt ihn ja kaum, du ſahſt ihn nur im Kontor, wenn
du Gel, brauchteſt.*
Das genügte
Kinder, nicht ſtreiten. Was ſoll nun werden?
Mit leiſer Stimme fuhr dann Frau Bäumer fort:
Kremers kommt auch gleich, wir müſſen alle Einzelheiten
mit ihm beſprechen. Am Vormittag brachte er mir einen provi=
ſoriſchen
Auszug über unſere Geſchäftslage. Es iſt traurig da=
mit
beſtellt: zweihundertfünfzigtauſend Mark Schulden. Glück=
licherweiſe
können wir mit der Lebensverſicherung den größten
Teil decken.
Fortſetzung folgt.

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A

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Truffel, Bismarchſtr. 25
(345a)

[ ][  ]

Seite 12

Mittwoch, den 15. Januar 1930

Nummer 15

Hioel KasterKäuf

Butter-Abschlag!
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Süßrahm=Tafelbutter (
Pfund Ha‟
1a Bogelsberger Höhenkräuter= d
9
Landbuiter ..½. Pfund OB‟
Friedrich Ewald
Untere Eliſabethenſtr. 46, nächſt Saalbauſtr. (Emt

Wolle und Dauinen
Reinigen und Auf=
arbeiten
ſowieNeu=
SAiepporden anfertigung. Beſte
Referenzen ,BLITZ‟, Ballonplatz 6. (275a
Aus den Amtsverkündigungen des Kreisamts
Darmſtadt und den Bekanntmachungen des
Polizeiamts Darmſtadt.
Gefunden: 1 Doublé=Armband. 1 Le=
dermütze
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Nickeluhr. 1 Handſchuh,
Wildeder. 1 Damenhandtaſche.
Bal=
len
Zeitungspapier. 1 Herrenhandſchuh
Hutſtänder. 1 Koffer, leer. 2 Damen
glacehandſchuhe. 1 Fenſterleder. 1 Schlüſ=
ſel
. Zugeflogen: 1 große weiße Taube.
Wir machen wiederholt darauf auf
merkſam, daß auch noch Fundgegenſtände
vorhanden ſind, die in früheren Bekannt=
machungen
verzeichnet ſind. Intereſſen=
ten
können die Fundgegenſtände wäh=
rend
der Büroſtunden auf Zimmer 1 be=
ſichtigen
.

E
RMST
HINTERM SCHIOSS

1140

Samstag letter Tag

Anſt. Fräulein, ev.
32 Jahre, ſucht auf
dieſ. Wege braven
Menſchen, nicht un=
ter
dieſ. Alter, zw.
Heirat kennen zu
lernen. Witwer m
Kind nicht ausgeſch.
Zuſchr. u. K. 107 a.
d. Geſchſt. Anonym
zwecklos.

Junger ſtrebf. Ge=
ſchäftsmann
, Bäcker,
21 J., ſucht auf d.
Wege die Bekanntſch.
eines ſol. Mädchens
mit etwa 34000
Barverm. zw. ſpät.
Zuſchrift.
Heirat. unt. 1.11
an die Geſchäftsſt. (*

Moniag, den 20. ds. Mts., vor=
mittags
9½ Uhr, werden im Roß=
dörfer
Gemeindewald aus Abt. 3 und 4/Grafenſtr. 17. H.pt.
folgende Sortimente Nutzholz verſteigert:
Fichten=Stämme Kl. 1a 160 St. 35,26 fm
1b 130 51,23,
2a 19 13,73,
2b 2 249-
3a 2 3.48
3b 1 2.38
Derbſt. Kl. 1 46
2 27
3 32
=Reisſt.
19
Zuſammenkunft Kreuzung Brunners=
weg
Hauptſchneiſe am Eingang des
Waldes. Bei ungünſtiger Witterung
findet die Verſteigerung in Roßdorf im
Gaſthaus Krämer ſtatt.
Ferner werden am 21. ds. Mts.,
11½ Uhr, auf der Bürgermeiſterei ſub=
miſſionsweiſe
vergeben:
Kl. 1 48 rm Kief.=Nutzſch. 1,25 Ig. (Röll.)
2.156
1,25
2. 8Erle= 1.25
Angebote ſind bis zu dem genannten
Termin bei der Bürgermeiſterei einzu=
reichen
.
Nähere Auskunft erteilt Herr Förſter
Kirſchner, Roßdorf.
(115
Noßdorf, den 13. Jan. 1930.
Heſſiſche Bürgermeiſterei.
Vorenz.

Stühle werden bill.
u. gut geflocht., auch
Korbmöbel. Nur(.

R
GESCHAFTS-VERLEGUNG
UND EMPFEHLUNG!
Meiner werten Kundschaft, Freunden und Bekannten
zur gefl. Kenntnis, daß ich mit dem heutigen Tage
die von mir seither in Roßdörterstraße 1 betriebene
Fahr- u. Moforradhandlung
nebst Reparatur-Werkstätte
nach Kirchstraße 14
verlegthabe Gleichzeitig erlaube ich mir, Sie bei Bedarf
auf mein reichhaltiges Lager in Fahr- und Motorrädern,
Sprechapparaten, sowie sämtliche Ersatzteile
aufmerksam zu machen. General-Vertreter der
Tornax- und Exceisior-Motorräder, Panzer-, Badenia-
und Pnänomen Fahrräder. Angenehme Zahlungsweise

Joseph Vogt

(1147

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Städtiſche Feſthalle Darmſtadt.
Der Wirtſchaftsbetrieb, in der ſtädti=
ſchen
Feſthalle Darmſtadt ſoll baldigſt
neu verpachtet werden. Die Vertrags=
bedingungen
können im Stadthaus,
Rheinſtraße 16/18, Zimmer Nr. 29, ein=
geſehen
oder gegen Einſendung von 3 Mk.
bezogen werden.
Angebote ſind bis 10. Februar 1930
bei mir einzureichen.
Es wird darauf hingewieſen, daß
ein ſtändiger Wirtſchaftsbetrieb i der
ſtädtiſchen Feſthalle Darmſtadt nicht in
Frage kommt, ſondern nur bei einzelnen
Veranſtaltungen in der warmen Jahres=
(st1128
zeit.
Darmſtadt, den 13. Jan. 1930.
Der Oberbürgermeiſter.

Bekanntmachung
Die Brennholzverſteigerung Nr. 3
vom 9. Januar 1930 iſt genehmigt.
Ausgabe der Abfuhrſcheine Donnerstag,
16. Januar 1930; Ueberweiſung und
erſter Abfuhrtag Freitag, den 17. Jan.
1930. Zuſammenkunft 8 Uhr vormittags
(1132
Holzhofallee 10.
Darmſtadt, den 13. Jan. 1930.
Heſſiſches Forſtamt Darmſtadt.

R
R
Holzoer neigerung dir. 1
vom 10. Januar iſt, mit Ausnahme des
Fichtenſtamm= und Stangenholzes, ge=
(1137
nehmigt.
Darmſtadt, den 13. Jan. 1930.
Heſſ. Forſtamt Kranichſtein.

Am Donnerstag, den 16. Jan.
1930, nachm. 3 Uhr, verſteigere ich in
meinem Verſteigerungslokale Luiſen=
ſtraße
32 zwangsweiſe meiſtbietend gegen
(1154
Barzahlung:
1 Klavier, 1 Sprechapparat, 1 Eis=
ſchrank
, 1 Opelwagen, 1 Perſonen=
kraftwagen
, 1 Kaſſenſchrank, 1 Akten=
ſchrank
, 2 Schreibmaſchinen, 1 Schreib=
pult
, 1 Doppelſchreibtiſch, 1 Standuhr,
verſchied. Oelgemälde, 1 Fahrrad, ein
Protos=Lautſprecher, 2 Bücher, 1 Näh=
maſchine
, 1 Motorrad, 1 Jahresuhr,
verſchied. Kaſtenwagen, 1 Chaiſelon=
gue
, 1 Sofa, 3 Klubſeſſel ſowie Möbek
aller Art.
Darmſtadt, den 15. Jan. 1930.
Acker
ſtellvertr. Gerichtsvollzieher.

Wegen Auflöſung des Geſchäfts des
verſtorbenen Taxators Georg Cröß=
mann
jr. verſteigere ich im gefl. Auf=
trag
des Bevollmachtigten Herrn Rechts=
anwalt
Dr. Buß am Freitag, den 17
d. Mts., ½10 Uhr beginnend, in dem
Hauſe
25 Kiesſtraße 25
nachfolgend verzeichnete Gegenſtände
gegen Barzahlung:
Bücherſchränke, 2 Wandſchränke,
2. Pfeilerſchränke, 1 kl. Eckſchrank,
Tiſche. 3 Sofas, Seſſel, Stühle,
2 Empire=Spiegel,
Partie Oel=
gemälde
, Bilder unter Glas. 1 Hobel=
bank
mit Werkzeug, 1 Handwagen,
Partie Holz. Beleuchtungskörper
aller Art, 1 älteres Piano, 1 Partie
Kleider, 1 Flobert (6 mm), Aufſtell=
ſachen
aller Art. 1 Partie Bücher.
Alle Anſprüche an den Nachlaß des
Verſtorbenen ſind bei Meidung des
Ausſchluſſes bis ſpäteſtens den 25. Jan.
d. Js. bei dem Bevollmächtigten, Herrn
Rechtsanwalt Dr. Buß, Rheinſtraße, zu
machen. Bis zum gleichen Tage ſind
Forderungen der Nachlaßmaſſe zu be
1120
gleichen.
Darmſtadt, den 15. Januar 1930.
Kunſt= und Auktionshaus

Telephon
Telephen
4323 P9. Aring 23