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Franfurt a. M. 1301.
Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
Wöchentliche iUnſtrierte Beilage: „Die Gegenwart”, Tagesſpiegel in Bild und Wort
Nachdruck ſämtlicher mit t verſehenen Original=Aufſätze und elgenen Nachrichten nur mit Quellenangahe „Darmſt. Tagbl.” geſtattet
Nummer 274
192. Jahrgang
Donnerstag, den 3. Oktober 1929.
21 mm breite Zelle im Kreiſe Darmſiadt 25 Reichspfg.
Finanz=Anzeſgen 40 Reſchspfg. Rellamezelle (92 mm
breit)2 Reichsmark. Anzelgen von auswärts 40 Reichspfg.
Finanz=Anzelgen 60 Neſchspfg. 92 mm breite
Rellame=
zelſe 3.00 Reſchsmark. Alle Preiſe in Reichsmart
(4 Dolſar — 420 Mark). — Im Falle höherer
Gewalt, wie Krieg, Aufruhr, Streil uſw., erliſcht
ede Verpflichtung auf Erfüllung der
Anzelgen=
aufträge und Teiſtung von Schadenerſatz. Bei
Konlurs oder gerſchtiſcher Beltreibung fäll ſeder
Nabatt weg. Banſkonto Deutſche Banl und Darme
ſtädter und Nationalbank.
Vor der Entſcheidung über die Verſicherungsreform.
Kriſenpolikik des Zenkrums.
Die Volksparkei enkſchließt ſich zur Stimmenkhalkung.
Es iſt im Reichstag wieder einmal ſo gegangen, wie es immer
zu gehen pflegt, wenn eine Kriſe in der Luft liegt. Von den
ſachlichen Gegenſätzen iſt ſchließlich gar nicht mehr
die Rede. Der ganze Streit artet in
parteipoli=
tiſche Intrigen aus, bei denen der Bluff die ſtärkſte
Kriegs=
waffe iſt. Der Stoß richtet ſich diesmal gegen die Volkspartei,
die, obwohl ſie ſachlich im Recht war, nun plötzlich von den
an=
deren Parteien unter Führung des Zentrums in die Zange
ge=
nommen wurde mit der Drohung, daß, wenn die Volkspartei den
Torſo der Verſicherungsreform nicht mit ihrer Verantwortung
decke, dann eine Negierungskriſe gegeben ſei. Das Zentrum hat
offenbar angenommen, daß die Volkspartei es in dieſem
Augen=
blick nicht auf eine Kriſe ankommen laſſen werde, weil ſie mit
den Deutſchnationalen auf Kriegsfuß ſteht, und daß deshalb der
Zeitpunkt günſtig ſei, um die Volkspartei mürbe zu machen.
Merkwürdig genug, daß vom Zentrum das Wort von der
Kog=
litionsdiſziplin fällt, das ſelten genug zu hören war, als die
Sozialdemokraten ihre Extratour um den Panzerkreuzer tanzten.
Damals handelte es ſich um ausgeſprochen politiſche Forderungen.
Damals lag eine Koalitionsbindung vor. Heute iſt die Koalition
längſt gelöft, man kann nur noch von einem loſen
Zuſammen=
arbeiten der Parteien ſprechen. Zudem hatte die Volkspartei
ſachlich die ſtärkſte Poſition, weil das Programm, mit dem ſie in
die Verhandlungen über die Verſicherungsreform eingetreten war,
und das ſie die ganzen Monate ſtramm durchgeführt hatte,
eigentlich alle wirtſchaftlichen, finanziellen und ſozialen Gründe
für ſich in Anſpruch nehmen konnte. Aber in der deutſchen
Poli=
til entſcheidet nun einmal nicht die Vernunft, ſondern die ſtärkſte
Taktik. Die Drohung des Zentrums, daß es zur Kriſe treiben
werde, falls die Deutſche Volkspartei bei der Schlußabſtimmung
draußen verbliebe, hat auf die Sozialdemokraten und auf den
Kanzler ſtärkſten Eindruck gemacht, ſo daß auch von der Seite
her der Volkspartei zu verſtehen gegeben wurde, welche
Verant=
wortung ſie auf ſich nähme, wenn ſie ſich in dieſer Frage von den
übrigen Koalitionsparteien trennte. Allerdings hundertprozentig
iſt der Kanzler dem Zentrum nicht gefolgt. Er hat von ſich aus
erklärt, daß es ihm genüge, wenn das Geſetz in irgendeiner
Form zuſtande komme und wenn wenigſtens ein Teil der
Volks=
partei ſich poſitiv an der Abſtimmung beteiligte.
Die Fraktion der Volkspartei hat am Mittwoch, vom
frühen Morgen bis in die Abendſtunden hinein, mit einer kurzen
Mittagspauſe, die wieder zu neuen Verhändlungen mit
dem Kanzler benutzt wurde, beraten, um zu einem
Be=
ſchluß über ihre Abſtimmung zu kommen. Die Meinungen ſind
dabei heſtig aufeinander geplatzt. Auch der
Außen=
miniſter, der am Dienstag noch den ganzen Tag über das
Bett gehütet hatte, erſchien in der Fraktion, um eine
Darſtellung der Lage zu geben, ſo, wie er ſie ſieht, allerdings mit
dem Hinzufügen, daß er die Fraktion nicht beeinfluſſen wolle und
bereit ſei, die Folgerungen zu ziehen, die aus einer Ablehnung
der Fraktion entſtehen würden. Nun ergab ſich, daß die Fraktion
am Mittwoch auf Großes Ehrenwort verpflichtet wurde, über
ihren Beſchluß nichts verlauten zu laſſen, vielmehr die Erklärung
abzugeben, daß die endgültige Entſcheidung erſt am
Donners=
tag vormittag um 9 Uhr, alſo eine Stunde vor der
Plenar=
ſitzung fallen würde. Tatſächlich aber war bereits eine
Viertel=
ſtunde ſpäter auf dem Umweg über den Kanzler bekannt, daß die
Fraktion ſich dahin einig geworden war, ſich bei der Abſtimmung
der Stimme zu enthalten, und nur noch ſondieren wollte, ob
unter dieſer Vorausſetzung eine Regierungskriſe zu vermeiden
ſei. Die volksparteiliche Fraktion hat ſich alſo dadurch wieder
völlig in die Verteidigung drängen laſſen und überläßt es den
anderen Parteien, an ihren Motiven herumzurätſeln, vielleicht
deshalb, weil ſie ſich den letzten Ausweg noch offenhalten will,
daß ſie ihren Beſchluß zurückzieht, falls das Zentrum dieſes
Ent=
gegenkommen nicht für genügend anſieht.
Aber ſchließlich dürfte doch mit dieſem Beſchluß auf
Stimmenthaltung die Kriſe erledigt ſein; jedenfalls hat
der Reichskanzler erklärt, daß ihm damit die Vorausſetzungen
für die Fortführung der Regierungsgeſchäfte gegeben ſchienen.
Dieſe Meinung teilt auch die Sozialdemokratie. Das Zentrum
ſchweigt ſich zwar noch aus und hat ſeine entſcheidende Sitzung
auf Donnerstag 9.15 Uhr anberaumt, wird dann aber wohl auch
erkennen, daß mit der Bluff=Politik weitere Erfolge gegenüber
der Volkspartei nicht zu erzielen ſind und ſich mit dem Erreichten
zufrieden geben. Die Verſicherungsreform wird alſo in der
un=
glücklichen Faſſung der zweiten Leſung auch in der
Schlußabſtim=
mung bei Stimmenthaltung der Volkspartei angenommen.
Die Arbeitsmarkilage im Reich.
Nach dem Bericht der Reichsanſtalt für die Zeit vom 23. bis
28. September, ſind die normalen jahreszeitlichen Verhältniſſe in
der allgemeinen Entwicklung der Arbeitsmarktlage deutlich
aus=
geprägt. Die Entlaſtung durch die Anforderungen für die
Hack=
fruchternte iſt vorübergehender Natur. Die Beſſerung in
ver=
ſchiedenen Zweigen der Spinnſtoffinduſtrie und des
Bekleidungs=
gewerbes hat nicht alle wichtigen Bezirke gleichmäßig erfaßt. In
den Produktionsgüterinduſtrien hält zwar die lebhafte
Beſchäf=
tigung des Kohlenbergbaues und der Kaliinduſtrie an, dagegen
waren die Hütten= und Walzwerke nicht aufnahmefähig, und die
Maſchineninduſtrie hat mit wenigen Ausnahmen einen deutlichen
Rückgang zu verzeichnen. Die Zunahme der Zahl der
Haupt=
unterſtützungsempfänger in der Arbeitsloſenverſicherung iſt
gegenüber der Vorwoche auf über 8000 Köpfe zu ſchätzen. Sie iſt
nicht ſo erheblich, daß daraus irgendwelche Schlüſſe auf die
Wirt=
ſhaftsentwicklung gezogen werden könnten, zumal nicht ſicher iſt,
wie ſweit etwa Auswirkungen ſtruktueller Wandlungen bei der
GGeſtältung der Ziffern mitſprechen. Außerdem iſt zu beachten, daß
in mehreren Induſtrien neuerdings auch wieder Kurzarbeit in
ſtärkerem Maße eingeführt wird.
Kein Nachfolger für Hermes.
Rauſcher verhandelk über einen deutſch=polniſchen
Rahmenverkrag auf der Grundlage der
Meiſt-
begünſtigung.
Berlin, 2. Oktober.
Wie wir von unterrichteter Seite erfahren, werden nach dem
Rücktritt von Dr. Hermes die weiteren Verhandlungen über den
Handelsvertrag mit Polen von dem deutſchen Geſandten in
War=
ſchau Ulrich Rauſcher geführt werden. Damit iſt alſo der Gedanke
fallen gelaſſen worden, für Dr. Hermes einen direkten Nachfolger.
zu ernennen, der ausſchließlich die Aufgabe hätte, dieſe
Verhand=
lungen zu führen. Im Zuſammenhang damit ſteht auch eine
heu=
tige Beſprechung des Geſandten mit dem Reichskanzler. In
unter=
richteten Kreiſen wird damit gerechnet, daß die Verhandlungen
nunmehr in abſehbarer Zeit zu einem Uebereinkommen mit Polen
führen, und zwar in der Form eines Rahmenvertrages
auf der Grundlage der Meiſtbegünſtigung. Dieſer
Vertrag ſoll ſo abgeſchloſſen werden, daß die Schweine=Einfuhr und
andere Spezialfragen weiteren Verhandlungen vorbehalten
blei=
ben und ihre Regelung ſpäter in das Abkommen eingegliedert
werden kann. Damit würde dann zunächſt eine vertragsmäßige
Baſis geſchaffen ſein, die den bisherigen Zollkrieg beendet. Die
Vorausſetzung dafür iſt natürlich, daß bei den kommenden
Ver=
handlungen auch Polen ein entſprechendes Entgegenkommen zeigt.
Deuſſch=polniſche Verhandlungen über
Skaals=
angehörigkeiksfragen.
Am 4. Oktober wird in Warſchau eine deutſch=polniſche
Kom=
miſſion zuſammentreten, um ſich mit der Frage der weiteren
Klä=
rung von zwiſchen den beiden Staaten ſtrittigen Liquidations=
und Staatsangehörigkeitsfällen, zu beſchäftigen. Die Arbeiten
dieſer Kommiſſion, die durch eine am 30.=Auguſt nach
mehrwöchi=
gen Verhandlungen in Päris und Genf getroffene Vereinbarung
eingeſetzt wurde ſtehen im Zuſammenhang mit der von einigen”
deutſchen Seim=Abgeordneten im Juni dieſes Jahres beim
Völker=
bund eingebrachten Beſchwerde über die unzuläſſige
Liquidation von Eigentum von Angehörigen
der deutſchen Minderheit in Polen und betreffen
zu=
nächſt die noch ſtrittig gebliebenen Fälle aus dieſer Beſchwerde.
Deutſcherſeits werden die bevorſtehenden Verhandlungen durch das
deutſche Mitglied des Schiedsgerichts für Oberſchleſien,
Land=
gerichtspräſident Dr. Schneider in Beuthen, und den
Geſandt=
ſchaftsrat im Auswärtigen Amt Mackeben geführt, während an
ihnen polniſcherſeits Profeſſor Stelmachowſki, polniſches Mitglied
des Schiedsgerichts für Oberſchleſien. und Miniſterialrat im
War=
ſchauer Innenminiſterium Stefan Bratkowſki teilnehmen.
Vermahlungszwang und Mühlenkonkrolle.
Berlin, 2. Oktober.
Uns wird mitgeteilt: In Durchführung des
Vermahlungs=
zwangsgeſetzes hat die deutſche Getreidehandelsgeſellſchaft im
Auftrage der Reichsregierung am 1. Auguſt mit der
Mühlenkon=
trolle begonnen und bis zum 29. September 59 Mittel= und
Großmühlen geprüft, von denen der überwiegende Teil im Weſten
und Nordweſten des Reichsgebietes liegt. Hiervon haben 29
Mühlen 40 v. H. und mehr Inlandsweizen vermahlen, während
30 Mühlen, die im der Hauptſache am Rhein und an. der Küſte
liegen, bis zu dem Tage, an dem ſie überprüft worden ſind,
die=
ſen Vermahlungsſatz noch nicht erreicht hatten. Von dieſen
Müh=
len haben 14 zwiſchen 30 und 40 v. H., 12 zwiſchen 20 und 30
v. H. und der Reſt unter 20 v. H. Inlandsweizen vermahlen.
Aus den Berichten, die gemäß § 5 des
Vermahlungszwangs=
geſetzes dem Reichsminiſter für Ernährung und Landwirtſchaft
bis zum 5. Oktober einzureichen ſind, wird ſich ergeben,
inwie=
weit dieſe Mühlen die Vermahlung von Inlandsweizen
inzwi=
ſchen geſteigert haben, um die geſetzliche Quote zu erreichen.
Hierbei handelt es ſich um Mühlen von einer Kapazität zwiſchen
25 und 750 Tonnen, wovon 10 Mühlen eine Kapazität von über
200 Tonnen und 14 Mühlen eine Kapazität zwiſchen 100 und
200 Tonnen täglich aufweiſen.
Wenn auch die bisherigen Ergebniſſe kein abſchließendes
Urteil zulaſſen, muß doch heute ſchon mit allem Nachdruck
dar=
auf hingewieſen werden, daß der Reichsminiſter für Ernährung
und Landwirtſchaft, wie er von Anfag an betont hat, an der
vollen Erfüllung der vorgeſchriebenen Quote unter allen
Um=
ſtänden feſthalten wird. Die Mühlen, die bisher im Rückſtande
ſind, werden daher in ihrem eigenſten Intereſſe gut daran tun,
das Verſäumte aufzuholen. Aus den bisherigen Ergebniſſen
kann aber auch die erfreuliche Tatſache feſtgeſtellt werden, daß
ein recht erheblicher Teil der größeren Mühlen einen weſentlich
höheren Anteil an Inlandsweizen vermahlen hat als im
Vor=
jahr. Eine weitere Verſchärfung des Vermahlungszwanges iſt
in den nächſten Tagen zu erwarten.
*
Der Reichstagsausſchuß für Volkswirtſchaft beriet am
Mitt=
woch den Entwurf einer Verordnung, wonach der Satz der
Ver=
mahlung von Inlandsweizen für die deutſchen Mühlen in der
Zeit vom 1. Oktober bis 30. November 1929 auf mindeſtens
50 v. H. erhöht wird. Reichsernährungsminiſter Dr. Dietrich
be=
gründete die Vorlage mit dem Hinweis darauf, daß die Preiſe
für Weizen, die an der Berliner Börſe Anfang Auguſt noch
266 RM. betrugen, Ende Auguſt auf 228,40 RM. gefallen ſeien.
Die nächſten zwei Monate, Oktober und November, ſeien
entſchei=
dend für die Verwertung eines größeren Teiles des
Inlands=
weizens. Um eine vermehrte Nachfrage nach Inlandsweizen zu
erhalten, ſei daher erforderlich, für dieſe beiden Monate die
Ver=
mahlungsquote für Landweizen von 40 auf 50 v. H. zu erhöhen.
Für das übrige Wirtſchaftsjahr ſollte es dagegen bei der
bis=
herigen Vermahlungsquote von 30 v. H. verbleiben. Nach längerer
Ausſprache wurde die Verordnung mit 12 gegen 10 Stimmen der
Sozialdemokraten und Kommuniſten genehmigt, und zwar in
dem Sinne, daß die noch nicht erfülten Vermahlungsſätze von
40 v. H. nachgeholt werden müſſen, und darüber hinaus für
Oktober und November 10 v. H. mehr vermahlen werden müſſen.
Neues Gleichgewichk
zwiſchen Wirkſchafts= und Sozialpolikik.”
Von
Dr. Wellthor.
Wir haben in den letzten Jahren oft gehört, Sozialpolitik
ſei die beſte Wirtſchaftspolitik. Man kann den Satz auch
um=
kehren und ſagen: Wirtſchaftspolitik iſt die beſte Sozialpolitik.
Die Promotoren der Sozialfürſorge erklären jedem, der die
reformierende Hand an die „Errungenſchaften” der letzten Jahre
legen will, daß jeder derartige Verſuch am einmütigen
Wider=
ſtand der Maſſen ſcheitern werde. Allen ſolchen ſtacken Worten
zum Trotz wird im Rahmen der beginnenden Reformära, wenn
anders ſie wirklich neue Daſeinsbedingungen für Staat und Volk
bringen ſoll, auch ein neues Gleichgewicht zwiſchen Wirtſchafts=
und Sozialpolitik geſchaffen werden müſſen. — Zu weſſen
Nach=
teil? Zu weſſen Vorteil? — Zu niemandes Nachteil und zu
aller Vorteil! Das iſt keine ſoziale Reakion, ſondern die
Er=
füllung einer ſtaatspolitiſchen Notwendigkeit, die ohne
verhäng=
nisvolle Folgen nicht länger aufgeſchoben werden kann.
Fragen wir zunächſt, was die Sozialpolitik leiſten ſoll. In
erſter Linie ſoll ſie helfen, die Leiden zu mildern, die das zu
unſeren Ungunſten geſchaffene wirtſchaftliche und finanzielle
Handicap einem großen Teil unſeres Volkes verurſacht hat und
lveiter verurſacht. Sie kann natürlich nicht erreichen, daß die
von dieſem Unglück Bekroffenen ſo leben wie diejenigen, die
von ihrer Arbeitskraft vollen Gebrauch zu machen vermögen.
Aber ſie ſoll unſere Volkskraft vor der Auszehrung bewahren.
Sie ſoll erreichen, daß den Maſſen die Arbeitskraft erhalten
bleibt, und daß ſie arbeitsfähig ſind, wenn ihnen Beſchäftigungs=
und Verdienſtmöglichkeiten geboten werden können. Ueber die
Entartungen in der ſozialen Fürſorge wurde am letzten Sonntag
auf der kommunalpolitiſchen Tagung der Deutſchen Volkspartei
in Berlin vom Reichstagsabgeordneten Thiel ein Beiſpiel
be=
kanntgegeben, das auch in den Kreiſen der „Klaſſenbewußten”
Aufſehen erregen wird. In Frankfurt a. M. hat die
Links=
mehrheit Unterſtützungsſätze der Wohlfahrtspflege eingeführt,
die den Arbeitseifer auch ſolider und loyaler Arbeitnehmer zu
erſchüttern geeignet ſind. Ein Arbeitsloſer, der von der
Arbeits=
loſenverſicherung und der Kriſenfürſorge in die gemeindliche
Wohlfahrispflege übergegang n iſt, erhält, wenn er verheiraret
iſt und zwei Kinder hat, folgende Zuwendungen: Hauptrente
140.— RM., Stundung (und ſpäter Erlaß) der Hauszinsſteuer
25.— RM., Milchunterſtützung 7,20 RM., Schulkinderſpeiſung
3,50 RM. und Brennſtoffverſorgung 6.— RM. Insgeſamt
erhält dieſer Arbeitsloſe alſo 181,70 RM. im Monat.
Dem=
gegenüber beziehen beſchäftigte Arbeiter in Frankfurt folgende
Monatslöhne: ſtädtiſche Arbeiter 182.— RM., Metallarbeiter
175.— RM. und Chemiearbeiter 166.— RM. Daß ein ſolcher
Umfang von Fürſorge die Arbeitsmoral untergraben muß,
be=
darf keines weiteren Beweiſes. Die ſoziale Fürſorge ſoll Leid
lindern, aber richt das öffentliche Rentnertum zu einem
reich=
lich bezahlten Beruf machen. Gegenüber ſolchen Erſcheinungen
muß das echte Solidaritätsempfinden, das in einem
aufſtreben=
den Volke herrſchen ſoll, einen ſchweren Schlag erleiden.
In der Kritik der heutigen Sozialpolitik ſind finanzielle und
arbeitsethiſche Momente gemiſcht. Die Stockung der inländiſchen
Kapitalbildung iſt ein Beweis für die Tatſache, daß der
Wirt=
ſchaftsertrag für Verbrauchszwecke zu ſtark ausgeſchöpft wird.
Zwei Faktoren, die ſtändig ſteigen, engen diejenigen Teile des
Wirtſchaftsertrages ein, die für die Schaffung neuer
Produk=
tionsmöglichkeiten zur Verfügung geſtellt werden können; dieſe
Faktoren ſind die Anſprüche der (meiſt ausländiſchen)
Wirt=
ſchaftsgläubiger und das Entgelt für den Produktionsfaktor
„Arbeitskraft” einſchließlich der ſozialen Aufwendungen. Die
finanzielle Baſis der heimiſchen Riſikoträger ſchrumpft immer
mehr ein. Die Folge davon iſt, daß die Fluktuation im Beſitz
der Produktionsmittel, — beſonders augenfällig iſt das in der
Landwirtſchaft, — immer ſtärker wird. Aber auch die neuen
Erwerber, die das Objekt zu einem ſtark ermäßigten Kapitalwvert
übernehmen, ſehen ſich häufig außer Stande, die angemeſſene
Rentabilität zu erzielen. Unzureichende und ungeſicherte
Ren=
tabilität drückt den Kapitalwert immer weiter herab. Als in den
achtziger Jahren des vorigen Jahrhunderts in Deutſchland die
große ſozialpolitiſche Aera eingeleitet wurde, ſtellte man den
Grundſatz an die Spitze, daß der gegen Unfall und Krankheit
und bis zu einem gewiſſen Grade auch der gegen Alter und
Inva=
lidität zu verſichernde Arbeitnehmer ſich ſeine Rentenanwartſchaft
durch Zahlungen erwerben ſollte, an denen er ſelbſt in hohem
Maße beteiligt ſein ſelle. Der ſozialpolitiſche Radikalismus hat
je länger je mehr den Verſicherungscharakter der Sozialhilfe
zu durchlöchern und ihn durch reine öffentliche Fürſorge zu
er=
ſetzen verſucht. Auf der einen Seite werden immer neue
Per=
ſonenkreiſe, die ſehr wohl durch freies Sparen Zukunftsſicherung
treiben könnten, zwangsweiſe in die Verſicherung einbezogen und
auf der anderen Seite werden aus der Verſicherung Gruppen
von Perſonen in die vorausſetzungsloſe öffentliche Fürſorge
übernommen. Die Folge davon iſt eine zunehmende Verſtopfung
der für die Kapitalbildung unentbehrlichen Quellen und eine
wachſende Belaſtung derjenigen Kreiſe, die unausweichlich das
Riſiko ihrer wirtſchaftlichen Betätigung tragen müſſen.
Die Schaffung eines neuen Gleichgewichts zwiſchen
Wirt=
ſchafts= und Sozialpolitik hat auch Nutzanwendungen für die
Steuerpolitik. Nur durch die Belaſtung der in den
Parlamen=
ten (beſonders in den Stadtverordnetenkollegien)
ausſchlag=
gebenden Teile des Volkes wird es möglich ſein, zu einer
ſoli=
deren Ausgabenwirtſchaft zurückzukehren. Aber auch noch in
einem anderen Punkte muß die kommende Steuerpolitik anders
als bisbe; orientiert ſein: ſie muß dort abgebaut werden, wo
Kapitalbildung möglich iſt oder bereits erfolgt; ſie darf nicht
wie bisher Sparen unter Geldſtrafe ſtellen. Demgegenüber
muß die Steuer dort ſchärfer zugreifen, wo der Wirtſchaftsertrag
über Gebühr verzehrt wird. Er muß alſo den Verbrauch nach
*) Vgl., die beiden Leitartikel in der geſtrigen bzw. vorgeſtrigen
Nummer.
Onft. 2
Donnerstag, den 3. Oktober 1929
Nummer 274
Maßgabe ſeiner Entbehrlichkeit ſteuerlich belaſten und damit zur
Verbrauchsbeſchränkung anregen. Es iſt eine der törichſten und
gefährlichſten Irrtümer geweſen, zu glauben, die
Reparations=
belaſtung könne an den Maſſen der Einkommenbezieher und
Verbraucher vorübergehen und brauche nur „die Reichen” zu
treffen. Wenn Deutſchland 2 Milliarden zahlt und Frankreich
davon 1 Milliarde erhält, ſo hat das franzöſiſche Volk eben
— ceteris paribus — 3 Milliarden Mark im Jahre mehr zu
verzehren als das deutſche Volk. Es hat keinen Zweck das zu
leugnen.
Die Reformära, der wir entgegengehen müſſen, — und
trotz des kläglichen Auftaktes bei der Reform der
Arbeitsloſen=
verſicherung hoffentlich entgegengehen — umfaßt alſo das
ge=
ſamte große Gebiet der Staatsordnung, der Finanz=, der
Wirt=
ſchafts= und Sozialpolitik. Verſagen die verfaſſungsmäßig
be=
rufenen Stellen, ſo wird aus dem erhofften Aufſtieg ein
Nieder=
gang werden. Wir vertrauen zunächſt nicht auf den „ſtarken
Mann” außerhalb der Parteien und der Regierung, ſondern
auf die ſtarken Männer innerhalb der Parteien und der
Re=
gierung.
Die „Börſenzeilung” über Sklareks Verbindung
mit dem Reichsbanner.
* Berlin 2. Oktober. (Priv.=Tel.)
Nach der Verhaftung der Gebrüder Sklarek wegen der
Unter=
ſchlagungen zu Ungunſten der Stadt Berlin iſt behauptet worden,
daß die Verhafteten auch in enger Verbindung mit dem
Reichs=
banner geſtanden hätten. Der Bundesvorſitzende des
Reichs=
banners, Herr Hörſing, hat darauf ein Dementi vom Stapel
ge=
laſſen. Die „Berliner Börſenzeitung” bringt aber jetzt einen ſehr
ausführlichen Bericht über das Verhältnis Sklareks zum
Reichs=
banner, dem wir folgende Zeilen entnehmen: Die Gebr. Sklarek
ſtehen ſeit etwa Juli 1927 mit dem Reichsbanner in geſchäftlicher
Verbindung. Als es ſich darum handelte, die Uniformen für das
Reichsbanner zu beſchaffen und der Bundesvorſtand und die
Gau=
leitungen des Reichsbanners Aufträge an Textil= und
Beklei=
dungsfirmen zu vergeben hatten, bewarben ſich die verſchiedenſten
Firmen um die Aufträge. Es handelte ſich um ein Objekt von
vielen Millionen. Der Bundesvorſtand richtete ein
Bekleidungs=
referat ein, das der Bundesſchatzmeiſter Cron leitete. Die Gebr.
Sklarek, die ſchon damals offenbar über gute Beziehungen zum
Bundesvorſtand verfügten, ſchlugen jede Konkurrenz und ſchloſſen
große Verträge ab. Dieſen Verträgen des Reichsbannervorſtandes
mit Sklarek wurde eine Klauſel mit der Beſtimmung beigefügt,
daß die Uniformen mit Kontrollbändern des Bundesvorſtandes
verſehen werden müßten, für die die Lieferfirmen für jeden
An=
zug 1.20 RM. und für jedes Mützenkontrollband 25 Pfg. zu
zah=
len hatten. Nach außen hin ſollte dieſe Regelung damit begründet
werden, daß hiermit die Kontrolle über die Qualität der
Klei=
dungsſtücke ausgeübt werden könnte. Tatſächlich bedeutete das
eine Proviſion für den Bundesvorſtand oder eine Unterſtützung
der Gebr. Sklarek für das Reichsbanner. Freilich beſtanden
hier=
über keine ſchriftlichen Verträge. Deshalb wurden die einzelnen
Verhandlungen mit den Gebr. Sklarek nur mündlich geführt, und
zwar im September 1927. Im Februar 1928 begannen die
Lie=
ferungen an das Reichsbanner. Die Gebr. Sklarek hatten
Maß=
arbeit zugeſagt, hielten jedoch ihre Zuſage nicht, ſondern lieferten
ſo minderwertige Ware, daß die Beſchwerden der
Reichsbanner=
leiter und der Unterführer in Magdeburg ſich häuften. Eine
Aenderung trat jedoch nicht ein, ſondern man konnte nur
feſt=
ſtellen, daß die Gauleitung in Magdeburg bereits ſeit Juli
1927 Uniformen von Sklarek bezogen hatte, daß auch dieſe
Liefe=
rungen völlig unbefriedigend ausgeführt waren, aber trotzdem
die Beziehungen zwiſchen der Bundesleitung in Magdeburg und
Sklarek ungetrübt waren. Wiederholte Vorſtellungen bei der
Reichsbannerleitung in Magdeburg, daß andere Firmen
Reichs=
banneranzüge in gleicher Güte, aber bis zu 35 Prozent billiger
lieferten als Sklarek, machten keinen Eindruck. Da man alſo
ein=
ſehen mußte, daß die maßgebenden Männer im Bundesvorſtand
mit Sklarek in jeder Beziehung einig waren, unterließ man
zähneknirſchend die fruchtloſen Vorſtellungen. Die Gebr. Sklarek
konnten ihre Betrügereien bei den Reichsbannerlieferungen völlig
unbeſorgt ausführen, weil ſie zu namhaften Perſönlichkeiten aus
dieſem Kreiſe beſte Beziehungen hatten und ſie auf deren Unter= unbedingt rechnen konnten. — Die „Börſenzeitung”
ver=
bürgt ſich für die Richtigkeit dieſer Mitteilungen.
Vom Tage.
Zu ſeinem Geburtstage hat der Reichspräſident
zahlreiche Glückwünſche empfangen, darunter die der
Reichsregierung und der Länderregierungen.
Am Donnerstag vormittag 11 Uhr treten in der Reichskanzlei die
Länderpräſidenten zuſammen, um über den Young=
Plan und ſeine Auswirkungen auf die Länder zu
beraten.
Der Wohnungsausſchuß des Reichstages wird vom
9.—18. Oktober eine Beſichtigungsreiſe durch Weſt= und
Süddeutſchland unternehmen. Dortmund, Duisburg, Köln,
So=
lingen, Frankfurt a. M., Mannheim, die Pfalz, Stuttgart, Nürnberg,
Marktredtwitz ſollen beſucht werden. Doch ſteht das endgültige
Pro=
gramm noch nicht feſt.
Das lippiſche Volksbegehren, der bürgerlichen Parteien
rechts der Demokratiſchen Partei auf vorzeitige Auflöſung des
Land=
tags iſt durchgefallen, da die notwendige Stimmenzahl (ein
Drit=
tel der Wahlberechtigten) nicht aufgebracht wurde.
Wie feſtſteht, wird die Rheinlandkommiſſion mit 50—60
Perſonen nach Wiesbaden überſiedeln. Die „Ehrenwache‟
wird aus 300 Soldaten und 25 Gendarmen beſtehen. Bisher lagen in
Wiesbaden und Vororten 5000 Engländer und 225 Franzoſen.
Bei einer Keſſelexploſion in den Oelwerken Koch in
Har=
burg=Wilhelmsburg wurden zwei Arbeiter getötet.
Der ſozialiſtiſche Abgeordnete Froſſard hat dem
franzöſiſchen Kammerpräſidenten mitgeteilt, daß er die Regierung
über die vom Kolonialminiſter Maginot gehaltene Rede,
ins=
beſondere über deſſen Auslegung des Haager Abkommens hinſichtlich
der Rheinlandräumung, interpellieren werde.
Die Handelskammer von Roubaix hat ſich gegenüber
den Wünſchen der franzöſiſchen Studienkommiſſion für die
euro=
päiſche Zollunion um Beitritt zu dieſem Komitee
ableh=
nend ausgeſprochen.
Nachdem die engliſche Arbeiterregierung vor kurzem gegenüber
Aegypten und dem Frak eine Aenderung der bisherigen Politik
Groß=
britanniens angekündigt hatte, ſcheint nunmehr auch eine noch größere
Senſation in der Orientpolitik der Engländer bevorzuſtehen. Wie
ver=
lautet, beabſichtigte die Arbeiterregierung Englands, Indien den
Domi=
nien=Status, d. h. volle Selbſtverwaltung, zu gewähren.
In maßgebenden Kreiſen des Weißen Hauſes wird ganz energiſch
die Nachricht dementiert daß Staatsſekretär Hughes die
Führung der amerikaniſchen Delegation auf der
See=
abrüſtungskonferenz im nächſten Frühjahr übernehmen werde.
Zuſammenkrikt des Weltbank=Ausſchuſſes
in Baden-Baden.
Am Donnerstag treten in Baden=Baden die
Notenbankpräſi=
denten zuſammen, um über die Organiſation der künftigen
In=
ternationalen Zahlungsbank zu beraten. Wahrſcheinlich wird die
deutſche Kommiſſion von Reichsbankpräſident Dr. Schacht und
Reichsbankdirektor Vokke geführt. Da ſich inzwiſchen ſchon
herausgeſtellt hat, daß die zu regelnden Fragen ſehr ſchwierig
ſind, wird mit einer längeren Dauer der Beratungen gerechnet.
Am Mittwoch nachmittag iſt die aus fünf Herren und einer
Dame beſtehende japaniſche Delegation unter Führung von Dr.
Tanaka zu den Beratungen des Organiſationskomitees der
In=
ternationalen Zahlungsbank in Baden=Baden eingetroffen.
Sämt=
liche Delegationen werden im Hotel Stephani wohnen.
Die beiden amerikaniſchen Delegierten für das
Organiſations=
komite der Internationalen Zahlungsbank, der Präſident der
Firſt National Bank of New York, Reynolds, und der Präſident
der Firſt National Bank of Chicago, Traylor, ſind heute früh
in Cherbourg und heute nachmittag in Paris eingetroffen. Sie
werden noch heute abend zugleich mit der aus dem Gouverneur
der Bank von Frankreich, Moreau, dem Direktor der Bank von
Frankreich, Quesnay, und zwei Sachverſtändigen beſtehenden
franzöſiſchen Delgation nach Baden=Baden weiterreiſen, wo ſie
morgen vormittag 10 Uhr ankommen werden.
Neuregelung der Luftfahrt für das beſekke Gebiel.
Koblenz, 2. Oktober.
Wie der Reichskommiſſar für die beſetzten Gebiete mitteilt,
hat die Rheinland=Kommiſſion jetzt die ſchon vor einigen Tagen
angekündigte Ordonnanz über die Neuregelung der Luftfahrt
er=
laſſen. Danach iſt das Fliegen im beſetzten Gebiet grundſätzlich
frei, und zwar unter den Bedingungen, die in der deutſchen
Geſetzgebung über die Luftfahrt vorgeſehen ſind. Die Benutzung
der Landeplätze Erbenheim ibei Wiesbaden=Mainz) und Weiden
(bei Aachen) iſt ohne weiteres geſtattet. Die Landung
außer=
halb dieſer Plätze oder auf Militärflugplätzen bedarf einer
Ge=
nehmigung. Der Segelflugſport iſt grundſätzlich
frei. Für die Herſtellung von Lichtbildaufnahmen braucht die
Genehmigung der Rheinland=Kommiſſion nicht mehr eingeholt
zu werden. Die Verordnung tritt ſofort in Kraft.
Shearer auf dem Zeugenſtand.
EP. Waſhington, 1. Oktober.
Das Ereignis des geſtrigen Tages war die Vernehmung
Shearers vor der Unterſuchungskommiſſion des Senats. Es
lag ihm vor allem daran, zu beweiſen, daß er nicht nach Genf zur
Dreimächtekonferenz im Jahre 1927 gekommen ſei, um dieſe
auf=
fliegen zu laſſen. Ueber die Frage, ob er geſagt habe: „Ich werde
die Konferenz zum Scheitern bringen”, entſpann ſich eine längere
Diskuſſion. Shearer behauptete, lediglich erklärt zu haben, „die
Konferenz” werden auffliegen. Das Wort „ich” habe er nicht
ge=
braucht. „Im übrigen empfehle ich Ihnen, die Rede Gibſons zu
leſen, und Sie werden merken, weshalb die Konferenz ſcheiterte‟
Shearer will in Genf als guter Patriot
gehan=
delt haben, der nur das eine Ziel hatte, nämlich die
Flotten=
parität für Amerika. Die 25 000 Dollar, die er von den drei
Schiffahrtsgeſellſchaften erhielt, ſtellten nach ſeinen Ausſagen
das Gehalt für die im Intereſſe des Standpunktes der
Vereinig=
ten Staaten an die Preſſe gegebenen Nachrichten dar. Er habe
mit abſolut erlaubten Mitteln gearbeitet, erklärte Shearer und
beklagte ſich im weiteren Verlauf über den Senator
Allan, der unwahre Geſchichten über ihn
ver=
breitet habe, und über Senator Robinſon, der ihn einen
Verräter genannt habe." „Ich kann Ihnen in 30 Minuten mehr
erzählen, als Sie in 30 Tagen herausbringen können, weil nur
ein einziger Menſch Genaues kennt”. Im weiteren Verlauf der
Sitzung wurde
ein Bericht von Scokland Hard
verleſen, worin es heißt, Shearer ſei in den Liſten der Polizei als
unerwünſchter Ausländer geführt worden. Im Bericht wird er
weiter als ein Menſch bezeichnet, der mit internationalen
Schwindlern und Geſindel in Verbindung ſtand. Weiter wird
erwähnt, er habe von dem deutſchen Baron Seydlitz im Jahre
1924 734 Pfund erhalten. Dieſes Geld ſoll Shearer ſpäter
zurückgegeben haben. Außerdem iſt Shearer eines
Juwelendieb=
ſtahls in Oſtende verdächtig, doch wurde er deswegen nicht
ver=
folgt. — Das Verhör wurde darauf vertagt.
Vorher war Admiral Reeves vor der Kommiſſion erſchienen,
der entſchieden die Behauptungen des amerikaniſchen
Journa=
liſten Pearſon zurückwies, er — Reeves — habe mit Shearer
während der Genfer Konferenz gemeinſame Sache gemacht. Er
habe immer gehofft, daß eine Einigung auf der Grundlage einer
Flottenparität während der Konferenz noch erreicht worden wäre.
Shearer verwickelk auch Hearſt in den Skandal.
Das Verhör Shearers vor der Unterſuchungskommiſſion des
Senats wurde am Dienstag fortgeſetzt. Wie ſchon am Vortage
machen die hohe Kommiſſion und die Anklage ſelbſt recht wenig
Eindruck auf Shearer; im Gegenteil, er zeigte ſich auffallend
guter Laune und verſchonte weder die anweſenden Senatoren
noch hervorragende Perſönlichkeiten Ameribas oder die Direktoren
der Schiffbaugeſellſchaften mit ſpitzen Bemerkungen. So nanmte
er zum Beiſpiel Staatsſekretär Kellogg ein „nervöſes Lenchen”.
Er beganm mit der Feſtſtellung, daß er in völliger
Ueberein=
ſtimmung mit den Anſichten Präſident Hoovers und Macdonalds
hinſichtlich der Schiffsparität ſich befunden habe, daß ſeine
Akti=
vität in Genf dazu beigetragen habe, den Weg zu einer
Flotten=
parität zwiſchen den beiden Staaten zu ebnen und überhaupt
mög=
lich zu machen. Von beſonderer Bedeutung war ſchließlich, die
Ausſage Shearers, daß er von dem Augenblick an, als die drei
Schiffsgeſellſchaften ihn fallen ließen, für Hearſt mit dem
Auf=
trag und einem Monatsgehalt von 2000 Dollar gearbeitet habe,
die Propaganda in gleichem Sinne zu betreiben und den
Inter=
nationalen Gerichtshof im Haag in den Augen der öffentlichen
Meinung der Vereimigten Staaten herabzuſetzen.
Shearer über das „brikiſche Geheimdokumenk”
Im Unterſuchungsausſchuß des Bundesſenats wurde
Shearer auch nach dem britiſchen Geheimdokument gefragt, das
er angeblich) im vorigen Jahre vorgezeigt habe. Shearer
ant=
wortete: „Hier iſt es‟ Es iſt unterzeichnet von Sir William
Weisman, der, wie jedermann weiß, der Leiter der britiſchen
Spionage und des britiſchen Geheimdienſtes in Amerika war und
der jetzt bei der Kuhn=Loeb=Geſellſchaft angeſtellt iſt. „Ich
er=
hielt das Dokument von einem Richter Summers; es wurde von
der Marinebehörde photographiert. Ich zeigte es auch dem
Senator Reed; was Reed damit gemacht hat, weiß ich nicht”.
Als Senator Allen erklärte, die Echtheit des Dokuments ſei
an=
gezweifelt worden, erwiderte Shearer: „Schön, rufen Sie
Weis=
man”. Nach Shearers Vernehmung vertagte ſich der
Unter=
ſuchungsausſchuß auf unbeſtimmte Zeit.
* Die Kinder der Elſa Brändſtröm.
Von Walter Haſenclever.
In den erſten Auguſttagen des Jahres 1914 ſtand auf dem
Balkon der Schwediſchen Geſandtſchaft in Petersburg ein
blon=
des, 25jähriges Mädchen, die Tochter des Geſandten: Elſa
Bränd=
ſtröm. Unten auf der Straße wpurden die erſten Gefangenen
vor=
beigeführt. Eine johlende Menge umringte ein paar halbnackte,
nur mit Hemd und Hoſe bekleidete Soldaten, die von ihren
Wächtern mit Fußtritten und Peitſchenhieben vorwärtsgetrieben
wurden. Die Mordpſychoſe des Krieges hatte die Völker erreicht.
Die junge Dame, die in dem vornehmen Palais ohnmächtig
dieſer Szene beiwohnt, tritt erſchüttert in den Saal zurück. Sie
ſieht in der ungeheuren Wüſte menſchlicher Torheit und
Verblen=
dung nur eins: daß hier wehrloſe, unſchuldige Geſchöpfe, die
weiter nichts als ihre Pflicht getan haben, der Verachtung
preis=
gegeben ſind. Sie begreift das Matyrium der Hilfloſigkeit, die
Hölle der Gefangenſchaft.
Sie beſchließt zu handeln. Sie wird Delegierte des
Schwe=
diſchen Roten Kreuzes, organiſiert das erſte große Hilfswerk in
Rußland, läßt ſich als Krankenſchweſter ausbilden, arbeitet in
den Austauſch=Transporten der Schwerverwundeten, ſorgt für
Ernährung und Bekleidung der Gefangenen und vermittelt unter
neutralem Schutz die ſtändige Verbindung mit der Heimat. Ihr
iſt es zu verdanken, daß Sendungen und Nachrichten, die unter
dem Regime der zariſtiſchen Poſt verſchwanden oder verloren
wurden, die Adreſſaten erreichten. In ſechs Jahren kommt ſie
mit mehr als 700 000 Gefangenen in Berührung; aber ſie kann
nicht verhindern, daß faſt ebenſoviele auf den Leichenfeldern
Sibiriens zugrunde gehen.
Sie reiſt alleine oder nur von einer Freundin begleitet in
die Gefangenenlager. Sie durchquert Sibirien von Omſk bis
Wladiwoſtok. Sie harrt in Seuchen und Hungersnot
unerſchüt=
tert aus. In einem Lager, das vom Flecktyphus heimgeſucht
und ſeit Tagen von ſämtlichen Aerzten und Schweſtern
ver=
laſſen iſt, erſcheint ſie im eiſigen Winter. Sie holt buchſtäblich
die Leichen aus den Betten und ſchleppt ſie vors Lager, denn
begraben kann man ſie in der gefrorenen Erde nicht. Sie
ſäubert die Menſchen vom Kot, ſchafft Nahrung herbei, kocht,
näht Matratzen und ſtrahlt in all dem Elend mit ihrem gütigen
Lächeln, ſie, die einzige Frau unter tauſend Männern. Sie
nennen ſie den „ſibiriſchen Engel”
Eines Tages wird ſie ſelber vom Typhus befallen, liegt
viele Wochen in ſchwerem Fieber, wird geſund und arbeitet
un=
ermüdlich weiter. Was ſie erlebt und erlitten hat, ſteht in ihrem
Buch „Unter Kriegsgefangenen in Rußland und Sibirien 1914
bis 1920‟. Man muß dies Buch leſen. Jedes Wort darüber iſt
zuviel.
Sie kehrt nach Europa zurück. Viele Soldaten ſind in ihren
Armen geſtorben, arme Teufel, die zu Hauſe Kinder haben und
nicht wiſſen, was aus ihnen wird. Sie hat ein Verſprechen
ge=
geben. Sie will für die Kinder ſorgen, ſie erziehen, ſich ihrer
annehmen, bis ſie einen Beruf haben.
Sie reiſt herum und ſammelt Geld. In Amerika hält ſie
Vorträge. Den Erlös ihres Buches verwendet ſie für ein
Arbeits=
ſanatorium für ehemalige Kriegsgefangene. Mitten in der
In=
flation mietet ſie vom ſächſiſchen Staat Schloß Neuſorge bei
Mittweida und eröffnet ihr Kinderheim. Und an einem kalten
Januartage treffen auf dem Bahnhof Mittweida Hunderte von
Kindern ein. Das verwahrloſte Schloß wird geheizt und
wohn=
lich gemacht. In den großen Sälen ſteht Bett an Bett.
Frei=
willige Helfer und Helferinnen unterſtützen ſie. Studenten
ſcheuern die Treppen. Ueber Nacht entſteht ein kleiner
Kinder=
ſtaat . .
Die Kinder, die dort aufwachſen, wiſſen nichts vom Krieg.
Sie haben kaum ihren Vater gekannt. Viele ſind Waiſen. Manche
ſind ſchon groß geworden, haben einen Beruf und ſtehen mitten
im Leben. Die blonde Frau mit den immer ſtrahlenden Augen
lächelt beglückt in einer fröhlichen Kinderſchar. Sie hat etwas
von den Märchengeſtalten der Selma Lagerlöf. Mit größter
Einfachheit, mit einer rührenden Beſcheidenheit, wandelt ße
durch die Welt, in der ſie ſoviel Gutes getan hat. Abends, vor
dem Schlafengehen, kommen alle Kinder und geben ihr einen
Gutenachtkuß. Manchmal ſind es zweihundert. Das iſt
ziem=
lich anſtrengend. Aber Elſa Brändſtröm lächelt nur.
Wer Schloß Neuſorge beſucht, wird an Wilhelm Speyers
ſchönes Buch „Kampf der Tertia” erinnert. Kein Dichter hat mit
ſoviel Liebe die Jugend geſchildert, von der wir Erwachſenen
nichts verſtehen. „Auf dieſer Wieſe” ſagt mir Elſa Brändſtröm,
„haben die Kinder neulich ein Theaterſtück geſpielt. Sie haben
es nicht nur geſpielt, ſie haben es auch gedichtet. Denn das
Stück, das ſie ſpielen ſollten, gefiel ihnen nicht. Sie kamen zu
mir und beklagten ſich. Man merkt, daß es ein Erwachſener
geſchrieben hat, erklärten ſie. Und dann haben ſie eine neues
Stück gedichtet. Das war viel beſſer.”
Auf Schloß Neuſorge geſchieht die wahre Liquidierung des
Krieges. Dieſe heitere Unbefangenheit, dieſer lebendige Glaube
in ſoviel jungen Menſchen iſt die Hoffnung der Zukunft. Ich
könnte mir denken, daß dieſe Kinder, wenn ſie einſt auf der
grünen Wieſe des Lebens Politik machen, zu Elſa Brändſtröm
kommen und ſagen: man merkt, daß die Erwachſenen regieren.
Und dann dichten ſie eine neue Welt.
Gaftſpiel der Neubach=Revue.
Es wurde ſchon mitgeteilt, daß das Gaſtſpiel des Wiener
Bürgertheaters mit der großen Neubach=Revue
„Ohne Kleid — tut mir leid!” wieder ganz
ungewöhn=
lichen Erfolg zu verzeichnen hat. Die Revue ſcheint tatſächlich
nicht tot zu hetzen zu ſein, ſie lebt immer wieder auf. Und, was
das Merkwürdige, ſie lebt faſt immer in der gleichen Form
wie=
der auf und iſt doch immer wieder neu. Der Unterſchied iſt
ein=
zig mehr oder weniger Tempo, mehr oder weniger blendender
Bildglanz. Eine Tempo=Revue, ähnlich der braſilianiſchen, iſt
„Ohne Kleid — tut mir leid!” ſicher nicht. Trotzdem iſt ſie
un=
gemein anziehend und unterhaltend. Von Tempo kann vielleicht
die Rede ſein bei einer einzigen Darbietung: Senſationsgaſtſpiel
Inge Rana. Was dieſe Tänzerin bietet, iſt wirklich
fabel=
haft. Glaubhaft, daß ſie jahrelang Pariſer Revueſtar war und
ebenſo glaubhaft, daß jahrelanges Training erforderlich war, um
dieſe Tanzakrobatik zu erreichen. Es iſt ſchon mehr fenſationelle
Akrobatik, wie Tanz. Aber es iſt Tempo, Temperament,
Sen=
ſation!
Daß das Geſamtnibeau dieſer Revue ſo gut iſt, trotz des
Mangels an Tempo ausgezeichnet unterhält, macht, daß eine
Reihe von Künſtlern mitwirkt, die dieſes Geſamtniveau beſtens
beeindrucken. Dazu gehören auch die „12 Liberty=Girls”,
die tatſächlich ein Sonderlob verdienen, denn ſie zählen zu den
Beſten ihrer Klaſſe. An der Spitze aber ſteht die entzückende
kleine Senta Liberty, eine Künſtlerin, die mit unglaublich
wenig äußeren Mitteln, mit wenig Mimik, ſtärkſten Eindruck zu
erzielen vermag. Einzig durch den charmanten Reiz ihrer
ent=
zückend frechen, kleinen Perſönlichkeit. Sie iſt Tänzerin und
Sängerin, ſie iſt vor allem — Komikerin.
Starken Anteil an dem Erfolg des Abends hat dann noch
Willi Schur, ebenfalls ein ſehr vielſeitiger Künſtler, deſſen
Hauptſtärke Komik und Humor iſt. Richard Müller=
Berony, Robert Neubach, Otto Bloßfeld, Julius
Aurich Hanni Mehnert. Ellen Pfitzner, vor allem
Marta Salm, Margrit Roſé, das alles ſind noch Namen,
die das Programm verzeichnet, und die irgendwie ſoliſtiſch
her=
vortreten. Maßgebend aber iſt, wie geſagt, der Geſamteindruck
der Revue, die viel für Auge und Ohr und viel Humor bringt,
die in einer trefflichen Regie von Robert Neubach
zuſammen=
gehalten wird, und zu der Walter Kollo recht gute Muſik
ge=
ſchrieben hat. — Es iſt anzunehmen, daß der glänzende Beſuch
des Premieren=Abends auch die folgenden Tage anhalten wird.
Nummer 274
Donnerstag, den 3. Oftober 1929
Seite 3
Herabſehung der Mikgliederzahl des Großen
Fasciſtenrates von 56 auf 20.
EP. Rom, 2. Oktober.
Die Reform des Großen Fasciſtenrates hat die Zahl ſeiner
Mitglieder von 56 auf etwa 20 verringert. Die
Grundzüge dieſer Reform, die in ihrer endgültigen Ausarbeitung
nur leichte Aenderungen erfahren werden, wurden von Muſſolini
in der Plenarſitzung des Großen Fasciſtenrates wie folgt
um=
riſſen: Die Einteilung der Mitglieder des Großen
Fasciſtenrates in drei Kategorien, bleibt beſtehen.
Der erſten Kategorie, den Mitgliedern des Großen
Fas=
ciſtenrates von lebenslänglicher Dauer, werden nur die
Quadrumpirn des Marſches auf Rom angehören, nämlich die
drei Miniſter Bianci, Balbo und Debolo, ſowie der Botſchafter
Devecci. Bisher gehörten zu dieſer Kategorie auch die ehemaligen
Staatsſekretäre und alle Exminiſter, die dem Großen
Fasciſten=
rat über drei Jahre angehört hatten. — Die zweite
Kate=
gorie der Mitglieder auf Grund und für die Dauer ihres
Amtes umfaßt jetzt die hauptſächlichſten Miniſter, den
General=
ſekretär der Partei und ſeinen Stellvertreter, die Präſidenten von
Kammer und Senat, den Präſidenten der Akademie von Italien
und die Präſidenten des Arbeitgeberverbandes und der
induſtriel=
len und landwirtſchaftlichen Arbeiterverbände. Bisher haben
die=
ſer Kategorie alle Miniſter, der Unterſtaatsſekretär der
Miniſter=
präſidentſchaft, der Oberkommandant der Miliz, die Mitglieder
des Parteidirektoriums und der Präſident des Ausnahmegerichts
angehört. Dieſe Kategorie hat alſo die ſtärkſte Abänderung
er=
fahren. — Die Mitglieder der dritten Kategorie werden
für die Dauer von drei Jahren unter den
Regierungs=
mitgliedern, ehemaligen Parteiſekretären ſeit 1922 und den
her=
vorragendſten Männern der Revolution ausgewählt.
Muſſolini betonte, in dieſer reduzierten Zuſammenſetzung
umfaſſe der Große Fasciſtenrat alle politiſchen, militäriſchen,
wirtſchaftlichen und geiſtigen Faktoren des Regimes und werde
immer mehr und mehr das Hirn und Herz der Revolution
blei=
ben, wie er es ſich nach dem Marſche auf Rom ausgedacht habe.
Muſſolinis Konzenkrakionsbeſtrebungen
ſind auch auf das neue Parteidirektorium ausgedehnt worden.
Die Zahl der Vizeſekretäre der Fasciſtiſchen Partei wurde von
vier auf zwei vermindert. Vizeſekretäre ſind jetzt nur noch die
Abgeordneten Starace und Melchiori, während die beiden
an=
deren, Arpinati und Ricci, in die Regierung eingetreten ſind.
Die neuen Mitglieder des Direktoriums der Partei wurden unter
langjährigen erprobten Schwarzhemden ausgewählt. Darunter
befindet ſich auch der Abgeordnete Maltini, Präſident des
Stu=
dentenvereins.
Vom „Foglio d’Ordini” der Partei wird noch betont, die
Plenarſitzung des Großen Fasciſtenrates habe ſich in
ausgeſpro=
chen fasciſtiſchem Sinne abgewickelt. Muſſolini habe ungefähr
eine halbe Stunde geſprochen, wobei er die Gründe der
Neuzu=
ſammenſetzung des Großen Fasciſtenrates verteidigte, um ihn
für die revolutionäre Entwicklung des Regimes immer wirkſamer
zu machen. In vollkommenem Sinne des Gehorſams und in
klarem Verſtändnis des Augenblicks habe dann kein Mitglied
das Wort verlangt. — Der „Corriere della Sera” ſchreibt zur
Reform des Großen Fasciſtenrates: „Mit der Herabſetzung der
Mitgliederzahl von über 50 auf 20 erhält der Große
Fasciſten=
rat wieder den urſprünglichen Charakter eines wahren
General=
ſtabs des Regimes von rein politiſcher Natur und mit der
Mög=
lichkeit, raſch und geheim zu wirken. Er bildet nicht ein
Mi=
niaturparlament, weil der Wille Muſſolinis
vor=
herrſcht und unumſchränkt bleibt, ſondern ein Vollzugsorgan
des Regimes, das mit dem Regierungschef zuſammenarbeitet.
Als hauptſächliche Miniſter werden im Großen Fasciſtenrat in
Zukunft die politiſchen Miniſter berufen, die den
Verwaltungs=
zweigen des Staates vorſtehen, in denen Regierung und Partei
im In= und Ausland zuſammenarbeiten müſſen, nämlich
Außen=
miniſter Grandi, Juſtizminiſter Rocco und Korporationenminiſter
Bottai.
Abſchaffung des „Zwei=Sprachen=Regimes”
in Südtirol.
EP. Rom, 2. Oktober.
Der 1. Oktober hat eine neue Verſchärfung der italieniſchen
Maßnahmen zur Ausſchaltung der deutſchen Sprache gebracht.
Das bisherige ſogenannte „Regime der Zweiſprachigkeit” iſt
ab=
geſchafft worden. Im Behörden= und Amtsverkehr iſt in Zukunft
ausſchließlich die italieniſche Sprache zuläſſig. Der Präfekt von
Bozen hat bei dieſer Gelegenheit ein im höchſten Pathos abge=
faßtes Telegramm an Muſſolini gerichtet, in dem er von einem
einheitlichen lateiniſchen Ausſehen des Landes vom Brenner bis
nach Sizilien ſpricht und ſagt, „daß das fasciſtiſche Italien ſeinen
ehernen Abſatz tiefer und endgültiger in dieſen Boden Roms
ſtelle, der einen Vorpoſten des Landes bilde‟,
Der Rongteu der 2adoul-Parig.
Die Verfaſſungsänderung zurückgeſtellk. — Henderſon
über die britiſche Außenpolikik.
EP. Brighton, 2. Oktober.
Vor Vertagung der geſtrigen Sitzung des Parteitags der
Arbeiterpartei wurde die Debatte über den Entwurf zu einer
neuen Verfaſſung der Partei eröffnet, die zum Teil recht hitzig
verlief. Die Auseinanderſetzungen zwiſchen der Oppoſition und
den Verfechtern des Planes endeten damit, daß der Entwurf
des Vollzugsausſchuſſes um ein Jahr zurückgeſtellt wurde. Die
Beſtimmungen für die aus zwei Klaſſen beſtehenden Mitgliedern
der Partei wurden mit der Annahme einer Klauſel etwas
ſchär=
fer und klarer formuliert, ohne ſonſt weſentlich geändert zu
wer=
den. Das große Ereignis des heutigen Tages auf dem Kongreß
der engliſchen Arbeiterpartei war die Rede des Außenminiſters
Henderſon, in der er zu allen Fragen auf dem Gebiete der
engliſchen Außenpolitik in klarer Weiſe Stellung nahm. Zu der
durch das Zuſtandekommen einer Einigung im Vordergrund des
Intereſſes, ſtehenden Frage der Wiederaufnahme der
diplomatiſchen Beziehungen zwiſchen England
und Sowjetrußland erklärte Henderſon, daß mit dem
geſtern erzielten Uebereinkommen ein äußerſt wichtiger Schritt
in der Richtung einer Annäherung getan worden ſei. Henderſon
gab ſeiner Ueberzeugung Ausdruck, daß nach erfolgtem
Botſchafter=Austauſch zwiſchen England und
Ruß=
land ein Abkommen abgeſchloſſen werden dürfte, auf Grund
deſſen das Verhältnis der engliſchen Regierung zu Rußland weit
beſſer ſein werde, als es für lange Zeit geweſen ſei.
In bezug auf die von verſchiedenen Seiten erhobene
For=
derung nach Rückgabe des paläſtinenſiſchen
Man=
dats an den Völkerbund, erklärte der engliſche
Außen=
miniſter, daß ein ſolcher Schritt der Regierung nicht in Frage
käme. England werde vielmehr an der Balfour=Erklärung, in
der den Juden in Paläſtina eine nationale Heimat verſprochen
worden wäre, unter allen Umſtänden feſthalten. Nach Eingehen
auf das Verhältnis der Arbeiterregierung zu Aegypten und den
Irak kam Henderſon auf die Abrüſtung zu ſprechen und brachte
die Hoffnung zum Ausdruck, daß Macdonalds Bemühungen um
eine Abrüſtung zur See vollen Erfolg haben mögen. Beſonders
ſtarken Beifall erntete Henderſon, als er erklärte, daß der Krieg
bald rechtlich als das betrachtet werden würde, was er in der
Tat ſei, nämlich ein großes Verbrechen gegen die geſamte
Menſchheit.
Nach längeren privaten Beratungen über finanzielle
An=
gelegenheiten wurde die heutige Sitzung auf morgen vertagt, wo
Schatzkanzler Snowden eine mit Spannung erwartete Rede
hal=
ten wird.
Das ägypkiſche Kabinekt zurückgekreken.
EP. Kairo, 2. Oktober.
Der allgemein erwartete Rücktritt des ägyptiſchen Kabinetts
iſt heute erfolgt.
Auf Grund der wiederholten Konferenzen zwiſchen dem
Oberkommiſſar für Aegypten und dem Nationaliſtenführer Nahas
Paſcha ſoll ſich die Wafd=Paxrtei nunmehr in günſtigem
Sinne für die engliſch=ägyptiſchen
Vertragsent=
würfe ausgeſprochen haben. Nach Konſtituierung eines neuen
Kabinetts rechnet man mit Neuwahlen zum ägyptiſchen
Par=
lament.
Volle Selbſtverwalkung für Indien?
TU. London, 2. Oktober.
Nachdem die Arbeiteregierung vor kurzem gegenüber
Aegyp=
ten und dem Irak eine Aenderung der bisherigen Politik
Groß=
britanniens angekündigt hatte, ſcheint nunmehr auch eine noch
größere Senſation in der Orientpolitik der Engländer
bevorzu=
ſtehen. Wie es ſcheint, beabſichtigt die Arbeiterregierung, Indien
den Dominienſtatuts, d. h. volle Selbſtverwaltung zu gewähren.
Der diplomatiſche Korreſpondent des „Daily Telegraph” kündigt
bereits an, daß in kürzeſter Zeit neue bedeutſame Schritte
hin=
ſichtlich der Verfaſſung Indiens zu erwarten ſeien.
In miniſteriellen Kreiſen nehme man an, daß dieſe
Ankün=
digung noch vor der Eröffnung des Allindiſchen Kongreſſes, am
1. Dezember, erfolgen werde. Die engliſche Regierun hoffe, durch
Gewährung des Dominienſtatus für Britiſch=Indien die Haltung
dieſes Kongreſſes beinfluſſen zu können, um auf dieſe Weiſe zu
verhindern, daß es zu einer großen Gegenaktion der indiſchen
Nationaliſten komme.
Mikken im Kulkurkampf.
Von unſerem X=Korreſpondenten.
Rom, den 29. September.
Zwei kurze Tagesnotizen:
1. Durch eine vom Miniſterrat beſchloſſene Abänderung des
Polizeigeſetzes wird die Verpflichtung der politiſchen Vereine,
der Polizei die Statuten und Mitgliederliſten vorzulegen,
ferner=
auf alle, alſo auch die nichtpolitiſchen Vereine ausgedehnt.
2. Der Päfekt von Como hat den katholiſchen
Jünglings=
verein der Diözeſe Como aufgelöſt, weil ſich deſſen Vorſitzender
und Seelſorger am 20. September abfällig über den nationalen
Erinnerungstag des Einzuges der italieniſchen Truppen in Rom
durch die Breſche der Porta Pia (am 21. September 1870!)
ge=
äußert hatten. Die beiden wurden außerdem dem
Spezialaus=
ſchuß angezeigt, der ſie verwarnt hat.
Die erſte Meldung beſagt, daß von jetzt an die unpolitiſchen
Verbände, vor allem alſo die katholiſch=kirchlichen Vereine, ſcharf
unter der fasciſtiſchen Parteifuchtel ſtehen werden. Das bedeutet
weiter nichts, als daß ſie unter irgendwelchen Vorwänden
unter=
drückt und aufgelöſt werden dürften, wenn ſie ſich nicht zur
Propaganda des Fascismus hergeben. So iſt es früher allen
nicht fasciſtiſchen politiſchen Verbänden ergangen, wenn ſie nicht
in das offizielle Fahrwaſſer der Regierungspartei einſchwenkten.
Würden aber die katholiſchen Vereine ihre religiös=kirchliche
Eigenart wahren wollen, würden ſie alſo getreu den Geboten
des Papſtes handeln, ſo können ſie nicht von ihrem Streben, die
Jugend zu erziehen, ablaſſen. Damit geraten ſie in Widerſpruch
mit Muſſolinis Jugenderziehung durch den Parteigedanken, der
nach des Duces eigenen Worten allen anderen Dingen vorgeht
und durch die Schaffung eines Miniſteriums der „nationalen
Erziehung” als ein Hauptpunkt der fasciſtiſchen Staatsraiſon
unterſtcichen wurde. Die Folge: die katholiſchen Verbände
wer=
den verſchwinden müſſen. Der praktiſche Kulturkampf iſt im
vollen Gange.
Die zweite Meldung zeigt ihn bereits in ſeinen
Auswir=
kungen. Como ſcheint zu jenen Diözeſen zu gehören, von denen
Muſſolini in ſeiner letzten Rede ausdrücklich als dem fasciſtiſchen
Gedanken noch nicht treu ergebenen kirchlichen Gebieten ſprach.
Der Bannſtrahl hat nun bei der erſten beſten Gelegenheit
ein=
geſchlagen. Er trifft eine lokale Organiſation, aber wird im
Vati=
kan zünden. Während der Papſt zur Feier des Tages die beiden
Fahnen, die des Vatikans und die des Staates Italien, auf
dem Palaſte neben der Peterskirche hißte, wurden ſeine Schäflein
geſtraft. Das nennt man dann Kirchenfriede.
Man darf dieſe Erſcheinungen im „Kulturkampf Italiens
nicht mit ein paar ironiſierenden Worten abtun. Die Sache iſt
ſehr ernſt. Denn hier ſpielt ſich ein Unternehmen Muſſolinis
ab, das weit über Italien hinaus in ſeinen Wirkungen
beun=
ruhigen wird. Was bisher im Kampf des Fascismus um die
Macht an Unterdrückung und Vergewaltigung Andersdenkender
getan wurde, war eine innerpolitiſche Sache. Wenn ſich der
Sozialismus auch international nennt, er war es doch in der
Praxis nie. Das hat man gerade im Weltkriege geſehen. Es
war bei der mangelnden Organiſation und der Spaltung der
Sozialdemokratie in Italien nicht allzu ſchwer, dieſe Partei zu
zerbrechen. Auch mit der Freimaurerei konnte man fertig
wer=
den, weil ſie ſchließlich offiziell nicht in Erſcheinung trat. Sie
iſt dem Buchſtaben nach in Italien unterdrückt, tatſächlich aber
„ſchläft” ſie nur, wie man in Italien ſagt. Das heißt, der große
Teil ihrer Anhänger hat ihr anſcheinend abgeſagt, aber eine ſehr
bedeutende Minderheit, die jeden Tag wieder zu einer Mehrheit
werden kann, leugnet ſie nur in der Oeffentlichkeit ab, um im
Geheimen ihren Ideen und Forderungen weiter treu zu bleiben.
Die italieniſche Freimauererei liegt zurzeit im Dornröschenſchlaf,
ſie ruht. In beiden Fällen war es möglich, daß die herrſchende
Partei die Gegner unterdrückte, weil ſie keine ſachliche Macht,
vor allem keine moraliſche, übernationale Bindung hatten.
Ganz anders ſteht es bei der katholiſchen Kirche. Bismarck
hat es erfahren. Hier iſt die Uebernationalität nicht an
irgend=
eine parteipolitiſche Anſchauung oder an ein mehr oder weniger
gemeinſames Kulturintereſſe gebunden, hier handelt es ſich um
den Glauben, um ein Gut ohne Güter. Und wo die Seele
be=
teiligt iſt, da haben ſeit Jahrtauſenden die Macht einer Partei
und die Gewalt ihre Grenzen. Muſſolini läßt ſich in einen
Kampf ein, der bedenklicher iſt, als irgendein Feldzug gegen
einen äußeren Feind, ſchwerer als die Niederwerfung einer durch
den Krieg und die Kriegsfolgen geſchwächten „Demokratie”,
Wenn man den Duce noch ſo hoch einſchätzt, man wird ihm
immerhin doch noch nicht die Wucht eines Bismarck zuerkennen.
Was dieſem Mann, vor dem die ganze Welt nach 1870 Reſpekt
hatte, der die Geſchicke Europas von Berlin aus beeinflußte,
mißlang, ſollte einem Muſſolini gelingen, der nicht einmal in
dem geſchmeidigen Genf beachtet wird?
Dabei braucht man gar nicht daran zu denken, daß der
Vati=
kan nach 1870 ſich in einer Periode befand, in der international
Aus den Darmſtädter Lichtſpieltheakern.
Union=Theater.
„Männer ohne Beruf” iſt ein ganz ausgezeichneter
Harry=Piel=Film zu dem Robert Liebmann ein filmiſch
wir=
kungsvolles und nicht wertloſes Manuſkript geliefert hat. —
Der Drehbuchdichter und Harry Piel leuchten in dieſem Film
hinein in das dunkle Treiben einer beſonders gefährlichen
Ver=
brecherkaſte, der der Mädchenhändler. In dunklen Hafenvierteln
von Marſeille haben ſie ihre Quartiere und die ihrer lichtſcheuen
Helfershelfer. Von hier werden die Fäden geſponnen bis
Süd=
amerika zu den Abnehmern der lebendigen Ware für die
be=
rüchtigten Freudenhäuſer. In dieſes Milieu taucht Harry Piel
als Gentleman=Detektiv, als Mitglied des Geheimdienſtes mit
allen Kniffen und Künſten ſeiner Spürhund=Sicherung und
ſeiner ſportlichen Gewandtheit, die nicht nur einem, ſondern einem
Dutzend und noch mehr Gegnern ſtandhält. Es iſt diesmal eine
ungemein flotte Regie, die Harry Piels Tun und Treiben in
Spannung hält. Dazu kommt, daß trotz ſtärkſter Senſation,
Uebertreibungen vermieden ſind, und Harry Piel mit der
größ=
ten Liebenswürdigkeit und Freundlichkeit überlegen ſicher ſeine
Gegner erledigt, bis er ſchließlich gefangen wird, allerdings nicht
von irgendeinem Gegner, ſondern von den Feſſeln der Liebe,
Ein rechter Film, ein echter und guter Harry Piel!
„Flieger in Flammen” iſt eine amerikaniſche Sache,
als ſolche mit allen Vorzügen und Nachteilen dieſer Art Filme.
Die Vorzüge ſind überwiegend. Die Sentimentalität wird nicht
gerade auf die Spitze getrieben. Wenn auch gelacht wurde, als
aus dem brennend abgeſtürzten Flugzeug der rettende
Haupt=
mann Oven unverſehrt, wenn auch taumelnd, herausklettert, ſo
war dieſes Lachen doch nicht ganz berechtigt. So ganz
unmög=
lich ſind die Situationen nicht. Die Handlung iſt die von 60
Prozent aller Amerikafilme. Es wird viel geritten, wild geboxt,
wild geſchoſſen und ſchließlich die reiche Braut aus den Händen
des Böſewichts gerettet. Hinzu kommt hier die Tätigkeit von
Fliegern, die ſich als Himmelsſchreiber produzieren, eine Sache,
die bisher noch nicht gefilmt wurde, und die ſchließlich vom
Schickſal des Filmregiſſeurs berufen werden, als rettende Engel
vom Himmel zu kommen.
Als Bereicherung des Programms iſt ein Geſangsgaſtſpiel
eingeſchoben. Henny Niemeyer, eine ſympathiſche
Geſangs=
künſtlerin, ſingt Arien und Lieder. Die Arie der Dalila aus
„Samſon und Dalila”, das Zigeunerlied aus „Carmen”, die
„Liebesfeier” von Weingartner, und die Strauß’ſche Zuneigung
*.*
fanden lebhaften Beifall des vollbeſetzten Hauſes.
Zum 90. Geburkstag des Malers Hans Thoma.
Hans Thoma,
der große ſüddeutſche Landſchaftsmaler, wurde am 2. Oktober 1839
geboren.
Schlager der Saiſon.
Wie ein Querſchnittfilm mutet ein ſolcher Schlagerabend
an, an dem dieſen kurzlebigen Geſchöpfen einer flüchtigen Mode
für Minuten wieder Leben eingehaucht wird. Hier und da trifft
man eine bekannte Melodie, einen bekannten Refrain und
wun=
dert ſich, daß nach ihm ſchon wieder ſo viel Neues erſchienen iſt.
So auch an dem Schlagerabend, den Hanns Heinz Heberer in
Gemeinſchaft mit dem Heliaorcheſter unter Leitung von
Kapell=
meiſter Oscar Ernſt im Uniontheater gab. Allerdings: es
waren nur weniger bekannte Schlager, und doch gerade deshalb
war der Abend intereſſant, zumal in der geſchickten Auswahl
deutlich die Abwendung vom Charleſtontyp zum wieder
Senti=
mentalen erkennbar war.
Unter der bewährten Leitung von Oscar Ernſt eröffnete das
Heligorcheſter mit der Ungariſchen Luſtſpielouvertüre von Kéler=
Béla und leitete dann mit einem Seglerlied: „Um acht beginnt
die Nacht” (es ähnelt verteufelt dem bekannten: „Ice eream”)
zu den Liedern über, die Hanns Heinz Heberer vortrug. Mit
einem Potpourri: „Nach berühmten Muſtern” ſchloß das
Helia=
orcheſter den erſten Teil des Abends.
Im zweiten Teil traten Laczi und Aenni, Beſuchern
der Tanzklauſe Groß=Frankfurt wohl bekannt, als gewandte und
erfinderiſche Tänzer auf. Mit einer eigenen Kreation:
Lauf=
boſton, eröffneten ſie ihre Darbietungen, um dann eine
Tanz=
parodie zu bieten, in der der Gentleman aus London und der
Pariſer Apache ebenſo treffend gezeichnet waren, wie der
vor=
nehme Wiener — und die dazugehörigen Damen. Leider
ent=
ſchloſſen ſich die Künſtler, trotz des außerordentlich lebhaften
und begeiſterten Beifalls nicht zu einer Wiederholung oder einer
Zugabe ähnlicher Art, ſondern beendeten mit einem Step, der
vorzüglich — ohne Muſik — getanzt wurde, ihre tänzeriſchen
Darbietungen. — Das Heliaorcheſter ſchloß mit einem
Schlager=
potpourri, in dem es wiederum ſeine hohe muſikaliſche
Fertig=
keit und techniſche Gewandtheit unter der geſchickten Führung
von Oscar Ernſt bewies, den Schlagerabend ab.
sch.
Krach bei Piscalor.
Piscator hat mit ſeinem „Kaufmann von Berlin” ſchon
allerlei Betriebs= und andere Unfälle erlebt. Kein Wunder daher,
wenn der eigentliche Pächter des Theaters, Herr Ludwig Klopfer,
daran denkt, ein wirkliches Geſchäft zu erzielen, bisher mußte er
mit dem Geſinnungstheater nur zuſetzen. Die in Vorbereitung
befindliche Premiere des Theaters will Klopfer nun nicht mehr
Piscator als Regiſſeur in die Hände geben, er hat vielmehr einen
anderen Regiſſeur mit der Aufgabe betraut. Darob helle
Em=
vörung bei Piscator, er will mit allen Mitteln dagegen
an=
kämpfen, weil er ſeinen Vertrag ſo auslegt, als wenn ihm allein
jedes Recht der Neueinſtudierung zugeſichert ſei. Er hat daher
beim Berliner Arbeitsgericht den Erlaß einer einſtweiligen
Ver=
fügung gegen Klopfer beantragt, über die am Samstag
verhan=
delt werden ſoll. Klopfer geht aber noch einen Schritt weiter,
er will das große Schild am Theater mit der Aufſchrift „
Pis=
catorbühne” entfernen und in Zukunft wieder ſchlicht und
ein=
fach „Theater am Nollendorfplatz” firmieren. Eine Abſicht, die
unter den Geſinnungsgenoſſen helle Empörung ausgelöſt hat.
Seite 4
Donnerstag, den 3. Oktober 1929
Nummer 274
der katholiſche Gedanke bei weitem nicht ſo ſtark war, als er
durch den Krieg und die politiſche Tätigkeit der Päpſte während
und nach dem Weltkrieg geworden iſt. Der Vatikan ohne Staat
iſt im letzten Jahrzehnt wieder zu einem politiſchen Anſehen
gelangt wie kaum zuvor, der Papſt mit ſeinem eigenen Staat,
der „Cittä del Vaticano” wird jetzt noch einflußreicher werden,
wenn er unabhängig von der Zenſur und dem Zwang des
Fascismus ſeine Stimme mitten aus Italien, aus der „Ewigen
Stadt” ertönen läßt. Schon iſt die Verwaltung der vatikaniſchen
Gelder in amerikaniſchen Händen. Werden die katholiſchen
Amerikaner in Nord und Süd ſtill zuſehen, wenn der Fascismus
in Italien gegen den Vatikan Gewalt anwendet? Die Nuntien
des Papſtes, die Geſandten der Kurienpolitik in fremden
Län=
dern, können gar unbequeme Gegner gegen jegliche italieniſche
Außenpolitik werden, wenn ſie in ihrer unübertrefflichen
Diplo=
matie der Kurie ſich gegen ein Italien im Kulturkampf wenden.
Es ſind gar viele Gefahrquotienten, die Muſſolini bei einem
Kampfe gegen den Papſt in Berechnung ziehen muß. Man wird
offiziell ſolange wie es irgend geht, die „guten Beziehungen”
zwiſchen dem Rom rechts und links des Tibers wahren.
Zu=
nächſt wird der Kampf unterirdiſch weitergehen. Aber ſchon
hat der Papſt ſelbſt ein Wort ausgeſprochen, was immer und
überall von ſchwerwiegendſter Bedeutung in politiſchen und
kul=
turellen Schlachten war, das Wort: „Märtyrer‟. Denn Papſt
Pius Xl. hat in ſeiner Anſprache an 13000 Mitglieder der
katho=
liſchen Jugendverbände den Satz ausgeſprochen, daß die
Jung=
katholiken den Mut nicht ſinken laſſen ſollten, ſondern das
Mar=
tyrium der täglichen kleinen Pflichten erfüllen ſollten, heiteren
Sinnes und ohne Zugeſtändniſſe zu machen. Eines Tages
werde man die unanfechtbare, ehrenhafte, tüchtige und gläubige
katholiſche Jugend, die es mit den göttlichen Einrichtungen der
Kirche und mit ihrer bis zum Throne Gottes reichenden
Ver=
antwortung ernſt nehme, wieder brauchen.
Hier alſo iſt das Wort „Martyrium” gefallen. Das
Kampf=
wort des Ausharrens und die Verheißung auf den Endſieg. Aber
noch eins enthalten die Worte des Papſtes: den Hinweis auf die
Taktik des Vatikans im Kulturkampf. Man hat eben im Palaſte
der Kurie Nerven. Man hat es nicht eilig. Die Zeit mahlt für
die Kirche, nicht für eine Partei. Die Kurie wütet nicht gleich
darauf los. Sie erwartet ihre Stunde. Wenn der Fascismus
genügend Fehlgriffe und Gewalttaten gegen die vatikantreuen
Italiener verübt haben wird, wenn die Kirche bei ihren
An=
hängern in der weiten Welt Mißfallen oder Zorn über die
Unterdrückungen des Glaubens in Italien entzündet hat, erſt
dann wird ſie ernten. Muſſolini ſcheint vielleicht zunächſt mit
dem Widerſtand der Kirche fertig zu werden, aber er wird eines
Tages erfahren, daß möglicherweiſe die Partei geſiegt zu haben
meint, während der Staat im Auslande beſiegt wurde. Und
dann kommt die Abrechnung. Auch der Duce wird paktieren
müſſen. Nur iſt es die Frage, wieweit ſeine Ueberſpannung des
Staatsgedankens ein Nachgeben vertragen kann. Wie weit auch
wird im Volk ſelbſt, trotz der antiklerikalen Nachwirkungen der
Freimaurerzeit, ein Kampf gegen die Kirche jetzt noch der
Par=
tei nützlich ſein, nachdem man durch den Lateranfrieden
dem=
ſelben Volke wieder erklärt hat, daß die Kirche notwendig ſei?
Man hat ſie ſogar zur Staatskirche erhoben und macht nun
dieſer Kirche im Staate den Krieg. Krieg um die Seelen des
Volkes, das nicht nur der Macht der Parteimiliz, ſondern auch
im Gemüt unterworfen werden ſoll.
Schon eifert die fasciſtiſche Preſſe, die ſonſt auf Ausfälle des
Papſtes zu ſchweigen pflegte, mit heftigen Worten. Die
home=
riſchen Helden ſchimpfen, die Schlacht hat begonnen.
Die Flokkenpolikik der japaniſchen Regierung
wurde am Montag auf einer Konferenz von
Marineſachverſtän=
digen, an der Mitglieder des japaniſchen Oberſten Kriegsrats,
frühere und die gegenwärtige Kriegs= und Marineminiſter ſowie
alle hohen Beamten des japaniſchen Kriegs= und
Marinemini=
ſteriums teilnahmen, von Admiral Takarabe, dem japaniſchen
Marineminiſter, eindeutig umriſſen. Nach den Darſtellungen
Takarabes beſteht das Hauptziel der japaniſchen Regierung in
einer weſentlichen Rüſtungsbeſchränkung zur See unter
Aufrecht=
erhaltung eines Stärkeverhältniſſes zu den übrigen Mächten,
das zur wirkſamen Verteidigung Japans notwendig ſei. Im
einzelnen iſt Japan mit einer Verlängerung der
Lebensdauer von Kriegsſchiffen einverſtanden,
möchte aber andererſeits Maßnahmen getroffen ſehen, die
die japaniſchen Schiffswerften vor einer
völli=
gen Stillegungbewahren. Was die Kreuzerfrage
anbetrifft, ſo fordert Japan ein Verhältnis von
10:7 im Vergleich mit einer der anderen Seemächte, Amerika
oder England, und kann nach Takarabes Erklärungen unter
keinen Umſtänden von dieſer Forderung in der
Frage der achtzölligen Kreuzer abgehen. Weiter iſt die
japaniſche Regierung für die Beibehaltung der
Unterſeebootswaffe, wobei völlige Parität von Japan
gefordert wird, und ſchließlich möchte die japaniſche Regierung
die Umwandlung von Schiffen der Handelsflotte in Kriegsſchiffe
verboten ſehen. Alle vier Punkte fanden die vollſte Zuſtimmung
der Marineſachverſtändigen.
Die glückliche Geburt ihres zweiten Sohnes
zeigen hocherfreut an
Frauenarzt Dr. Klaus Hoffmann
und Frau Hilde, geb. Hausmann.
Darmſtadt, den 2. Oktober 1929
z. Zt. Privatklinik Riedeſelſtraße 52.
Willi Dörner
Elfriede Dörner
geb. Hartmann
Vermählie
Statt Karten.
(15493
Hermann Freg und Frau
Käthe, geb. Ritter
danken herzlichſt für die anläßlich
ihrer Vermählung erwieſenen
Aufmerkſamkeiten.
Griesbeim b. Darmſtadt
Zöllerplatz.
Der 1. Vorſitzende der Turngemeinde
Weiterſtadt, Herr Maurermeiſter
uind Fleiſchbeſchauer Ehr. Hirſch und
ſeine Ehefrau Margarete, geb. Hann
feiern am 5. d. Mts. das Feſt der
Silbernen Hochzeit.
Glückauf zur Goldnen! (15471
Aus Anlaß meines 50 jährigen Dienſt=
Jubiläums ſind mir ſo viel Ehrungen
zuteil geworden, daß ich nur auf
dieſem Wege Allen meinen herzlichſten
Dank ausſprechen kann.
Friedrich Weber
am Heſſiſchen Landestheater
M
gekehrt Dr. med. Mager
prakt. Arzt und Kinderarzt
Elisabethenstr. 70 (15204b) Tel. 3030
Von der Reise zurück
Dr. Koepke
Facharzt für innere Krankheiten.
Aſ:3
Statt jeder beſonderen Anzeige.
Am 2. Oktober verſchied ſanft infolge eines
Schlag=
anfalls meine liebe Frau, unſere gute Mutter,
Schwiegermutter, Großmutter und Schweſter
Hrau aud Mamel
geb. Schäfer
im 57. Lebensjahre.
In tiefer Trauer:
Darmſiadi, den 3. Oliober 1929.
Rhönring 135
Straupitz i. Schl., Krs. Hirſchberg
Heute Nacht um 2 Uhr verſchied nach längerem
ſchweren Leiden mein lieber Bruder, Schwager
und Onkel
Herr
Nurt Diaff
im Alter von 64 Jahren.
Im Namen der trauernden Hinterbliebenen:
Auguſt Gräff.
Die Beerdigung findet Freitag, den 4. Oktober 1929,
nachmittags 3 Uhr, auf dem alten Friedhof (Nieder=
Ramſtädterſtraße) ſtatt.
Durch einen bedauerlichen Betriebsunfall
ſind in unſerem Betriebe die Arbeiter
Heinrich Saul
Dans Beißvea
tödlich verunglückt.
Wir verlieren dadurch fleißige und treue
Mitarbeiter. Ihr Andenken werden wir ſtets
in Ehren halten.
Bahnbedarf Darmſtadt
Werk der Aquila Aktiengeſellſchaft für
Handels=u. Induſtrieunternehmungen Frankfurt a. M.
Profeſſor Philipp Kramer.
und Familie.
Darmſtadt, Groß=Rohrheim, Alsfeld, Sumatra.
Die Einäſcherung findet auf Wunſch der
Verſtor=
benen in aller Stille ſtatt.
(15495
Darmſtadt, den 2. Oktober 1929
(15494
Am 2 Oktober verſchied nach langem,
ſchwerem Leiden mein innigſigeliebter Mann,
unſer herzensguter Vater, Schwiegervater
und Großvater, Herr
Mrnn kandeler
im 67. Lebensjahre.
Die trauernden Hinterbliebenen:
Käthe Landecker, geb. Weglein
und Kinder. (15442
Die Beerdigung ſindet in aller Stille ſtatt.
Von Beleidsbeſuchen bittet man abſehen zu wollen.
Todes=Anzeige.
Heute morgen verſchied plötzlich infolge eines
Schlag=
anfalles im faſt vollendeten 63. Lebensjahre mein lieber
Mann, unſer lieber, guter Vater, Schwiegervater, unſer
liebſter Großvater, Bruder und Schwager
Herr
Onftno Tacfeik.
In tiefer Trauer:
Roſa Bruchfeld, geb. Hirſch
Will Bruchfeld
Elſa Bruchfeld
Rina Klein, geb. Bruchfeld
Marta Michel, geb. Bruchfeld
Bertel Bruchfeld, geb. Samſon
Dipl.=Ing. Dr. Fritz Klein
Max Michel
Lisbeih Klein, Trude Michel.
Crumſiadt, Jackſon, Elmira, Osnabrück,
Darmſtadt.
Die Beerdigung ſindet Donnersiag mittag 2½ Uhr vom Trauerhauſe
aus ſtatt.
Am 30. September verſchied
Herr Profeſſor
Ehlmtopy Soekte
derzeitiger Rektor an der Techniſchen Hochſchule
in Darmſtadt.
Der Verſtorbene gehörte dem Aufſichtsrat unſerer
Ge=
ſellſchatt ſeit deren Gründung an. Während der ganzen
Zeit ſeiner Mitarbeit ſiand er uns mit ſeinen reichen
Erfahrungen und überragenden wiſſenſchaftlichen
Kennt=
niſſen in treueſier und ſelbſtloſeſter Weiſe zur Seite.
Tiefbewegt ſiehen wir vor der Bahre dieſes
hervor=
ragenden Mannes, dem wir als Mitarbeiter und Menſchen
ein dauerndes, ehrendes Andenken bewahren werden.
Der Aufſichtsrat und Vorſtand
der
Braunkohlen=Schwel=Kraftwerk
Heſſen=Frankfurt A.=G. (Hefrag)
Wölfersheim (Oberh)
15440)
Trauergarderoben
werden in einigen Stunden ſchwarz gefärht
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Nummer 274
Donnerstag, den 3. Oktober 1929
Seites
Aus der eandesgaugiſtäut.
Darmſtadt, 3. Oktober.
der Winkerfahrplan.
Mitgeteilt von der Induſtrie= und Handelskammer Darmſtadt.
Am Sonntag, den 6. Oktober 1929, tritt der Winterfahr
blan der Reichsbahn in Kraft. Grundſätzlich erfolgen bekanntlich
weſentliche Fahrplanänderungen nur noch zum Frühjahr, indeſſen ſind
dieſes Mal im neuen Fahrplan eine Reihe von Neuerungen zu
verzeichnen, die leider faſt durchweg unerfreulicher Natur ſind.
So gelangen trotz mehrfacher Anträge der beteiligten Induſtrie= und
Handelskammern auf Beibehaltung der Züge im Winter die Eilzüge
Frankfurt-Darmſtadt-Bergſtraße—Heidelberg—Freiburg und zurücl
E 98/97, Darmſtadt H. 16.16—19 in der Richtung Frankfurt—Freiburg,
Darmſtadt H. 18.6—9 in der Richtung Freiburg—Frankfurt, zum
Weg=
fall. Die Anſchlußeilzüge Wiesbaden—Mainz—Groß=Gerau-
Darm=
ſtadt E 198/197, Darmſtadt H. an 16.11, Darmſtadt H. ab 18.13, werden
ebenfalls nicht mehr gefahren. Der beſchleunigt geführte
Per=
ſonenzug 604 Wiesbaden—Mainz—Groß=Gerau-Darmſtadt verkehrt in
der Lage des bisherigen Eilzugs, ſomit früher als bisher.
Weiter fallen die beſchleunigt geführten Perſonenzüge 847/848
Freiburg—Heidelberg—Main=Neckarbahn—Darmſtadt—Frankfurt—Köln
—Cleve und zurück, Darmſtadt H. in der Richtung von Süden nach
Norden 16.5—21, in der Richtung von Norden nach Süden 14.6—13 weg.
Alles in allem genommen tritt ſomit mit dem neuen Fahrplan eine
empfindliche Verminderung der an ſich an Zahl
un=
zureichenden, namentlich auch für den Bezirksverkehr ſo wichtigen,
beſchleunigt gefahrenen Züge mit erſchwinglichem
Fahrpreis ein, ein bedauerlicher Umſtand, der zu dem Schluſſe
zwingt, daß die Reichsbahn ſich außerſtande ſieht, den
ein=
gehend begründeten Wünſchen nach einem zeitgemäßen Ausbau
des beſchleunigten Städteverkehrs, im rhein=mainiſchen
Wirtſchaftsgebiet von ſich aus zu entſprechen.
— Ernannt wurde am 25. September der Verſorgungsanwärter Gg.
Schüttrumpf zu Darmſtadt mit Wirkung vom 1. September 1929
an zum Miniſterialkanzleiaſſiſtenten beim Miniſterium für Arbeit und
Wirtſchaft.
— In den Staatsdienſt übernommen wurde am 29. September der
Graf=zu=Solms=Rödelheimſche Förſter Karl Ludwig Hübner zu
Ein=
artshauſen auf Grund des Art. 4 des Geſetzes über die Ermächtigung
der Staatsregierung zur Neuregelung der Dienſtbezüge ſowie zur
Neu=
einteilung der Förſtereien vom 30. Juli 1920 unter Vorbehalt der
Regelung der Dienſtaltersgrenze unter der Amtsbezeichnung „Förſter”
mit Wirkung vom 1. Oktober 1929 an.
— In den Ruheſtand verſetzt wurde am 26. September der Lehrer
an der Volksſchule zu Oſſenheim (Kreis Friedberg) Ernſt Friedrich
Schutt auf ſein Nachſuchen vom 1. Januar 1330 an.
— Evangeliſch=kirchliche Nachrichten. Durch die Kirchenregierung
wurde dem Pfarrverwalter Rudolf Froelich zu Bobenhauſen II die
evangeliſche Pfarrſtelle zu Bobenhauſen II (Dekanat Schotten)
über=
tragen, und Pfarrer Landeskirchenrat Herm. Bernbeck zu Okarben
auf ſein Nachſuchen und unter Anerkennung ſeiner langjährigen treuen
Dienſte mit Wirkung vom 1. November 1929 an in den Ruheſtand
ver=
ſetzt. — Aus dem Staatsdienſt entlaſſen wurde auf ſein Nachſuchen der
Pfarrer Gottfried Weber zu Grüningen mit Wirkung vom 1. Okt.
1929 an.
— Jubiläum. Der Beamte bei der Landw. Verſuchsſtation Herr
Hans Dietz feierte heute Donnerstag, 3. Oktober, ſein 25jähriges
Dienſtjubiläum.
— Hohes Alter. Am Freitag, den 4. Oktober, feiert Herr
Schloſſer=
meiſter Emil Bieger in voller geiſtiger und körperlicher Rüſtigkeit
im Kreiſe ſeiner Kinder und Enkel ſeinen 90. Geburtstag. Nach
Beendigung ſeiner Lehrzeit ging er im Frühjahr 1858 in die Fremde,
um ſeine Kenntniſſe zu erweitern. Herr Bieger arbeitete in faſt allen
größeren Städten Süddeutſchlands, ſpäter dann in Wien, Prag,
Dres=
den, Chemnitz, Elberfeld und Barmen. In Elberfeld gründete er einen
Turnverein. Nach nahezu 15jähriger Abweſenheit kehrte er in ſeine
Vaterſtadt zurück und gründete hier die heute noch beſtehende Kunſt=
und Bauſchloſſerei, Waldſtraße 25, die er nach dem Kriege feinem
älte=
ſten Sohne übergeben hat. Wir wünſchen dem noch ſehr rüſtigen und
überall geſchätzten alten Herrn, der nur ein einzigesmal in ſeinem
Leben krank war, noch viele Tage bei beſter Geſundheit und einen
wei=
teren ſchönen Lebensabend.
— Hefſiſches Landestheater Darmſtadt. „Neues vom Tage‟
die mit lebhafter Anerkennung aufgenommene luſtige Oper von Paul
Hindemith, kommt heute Donnerstag, 20 Uhr, im Großen Haus in der
Inſzenierung von Arthur Maria Rabenaſt und Wilhelm Reinking zur
Aufführung. Muſikaliſche Leitung: Dr. Karl Böhm. In den
Haupt=
rollen: Landwehr, Stralendorf, Stadelmaier, Loewen, Vogt. (Miete C.)
„Die Dreigroſchenoper” von Brecht und Weill, die wie
anderwärts auch in Darmſtadt ſtärkſtes Intereſſe erregen konnte, wird
morgen Freitag, 20 Uhr, im Großen Haus mit der erfolgreichen
Pre=
mirenbeſetzung (Hinz, Hoffart, Keßler, Gothe, Maletzki, Conradi,
Mos=
bacher) wiederholt. (Miete E.)
„Aufgang nur für Herrſchaften”, die beliebte
Geſell=
ſchaftskomödie von Siegfried Geyer, wird mit Hinz, Nürnberger,
Mos=
bacher, Hoffart, Maletzki am Samstag, 5. Oktober, 20 Uhr, im Kleinen
Haus anſtelle des Schauſpiels „Der heſſiſche Landbote” in Szene gehen.”
(Zuſatzmiete III.) Diejenigen Mieter der Zuſatzmiete UII, die dieſe
Komödie bereits am 25. September als Vorſtellung der Miete B
ge=
ſehen haben und der Mietabteilung ihren Platz bis Samstag vormittag
10 Uhr zu anderweitiger Verwendung zur Verfügung ſtellen, erhalten
einen Gutſchein für eine Erſatzvorſtellung ohne Anrechnung auf die
jedem Mieter zuſtehenden Tauſchvorſtellungen.
„Othello”, von Verdi gelangt in der gefeierten Inſzenierung
Carl Eberts, unter muſikaliſcher Leitung von Dr. Karl Böhm, am
Sonntag, 6. Oktober, um 19 Uhr im Großen Haus zum erſten Male
in dieſer Spielzeit zur Aufführung. Othello; Hans Grahl, Desdemona:
Annh von Stoſch, Jago: Hans Komregg, E ſſio: Otto Stadelmaier.
Heute Donnerstag Beginn des Vorverkaufs. (Miete II des
Bühnen=
volksbundes.)
Die Aufführung „Intermezzo” am Samstag, den 5. Oktober,
iſt der Miete I. und der Gemeinde R der Darmſtädter Volksbühne
zu=
geteilt.
— Liederabend Theo Herrmann. Heute findet im Kleinen Haus
der Liederabend Theo Herrmann ſtatt. Der Beginn des
Konzertes iſt auf 20 Uhr feſtgeſetzt. Die Vortragsfolge umfaßt Lieder
von Franz Schubert, u. a. Grenzen der Menſchheit. Der Muſenſohn.
Von Hugo Wolf, u. a. Und ſteht Ihr früh am Morgen auf. Der
Muſi=
kant. Von Richard Strauß, u. a. Am Ufer. Freundliche Viſion. Von
Carl Loewe, u. a. Mädchen ſind wie der Wind. Odins Meeresritt.
Herr=
mann dürfte durch ſeine große Vortragskunſt ſauch in dieſem Konzert
ſeine Zuhörer mit dieſen ſorgfältig ausgewählten Liedern begeiſtern.
Am Flügel begleitet ihn ſeine Gattin Frau Olga Herrmann.
— Sonderbares Bußgeld. Man ſchreibt uns: Es iſt eine alte
Ge=
pflogenheit, daß, wenn Menſchen ſich ſtreiten und die Angelegenheit
außergerichtlich erledigt wird, ein Gedlbetrag an die Stadtkaſſe für einen
Wohltätigkeitszweck oder an das Wohlfahrtsamt uſw. abgeführt wird.
Daß es auch andere Wege gibt, d. h. Geldempfänger, zeigt folgender
Fall: Zwei Frauen kamen in einen Wortwechſel. Um zu ihrem Rechte
zu kommen, ging eine davon zu einem hieſigen „Rechtskonſulent‟
Die=
ſer ſchrieb der angeblich Schuldigen einen Brief, in dem er ſie
auffor=
derte, alsbald an die Kaſſe des „Mietervereins/ 50 Mk. und an ihn
10,50 Mk. abzuführen, dann unterbleibe die Anzeige bei Gericht. Der
Mieterverein (Sitz Stiftſtraße) erklärt hierzu, taß er derartige
Geld=
geſchäfte entſchieden ablehne, und ihm nicht bekannt iſt, wer dieſer „
Mie=
terverein” iſt und wer die Kaſſe führt. Es iſt anzunehmen, daß ſchon
mehrfach ſo oder ähnlich verfahren wurde. Die Oeffentlichkeit wird
hiermit in Kenntnis geſetzt, daß fraglicher Verein mit dem Mieterverein
(Sitz Stiftſtraße) nicht identiſch iſt.
— Deutſchnationaler Handlungsgehilfen=Verbond, Ortsgruppe
Darm=
ſtadt. Wir verweiſen unſere Mitglieder auf die heute Donnerstag, den
3. Oktober, ſtattfindende Monats=Hauptperſammlung, im
Heim der Kaufmannsgehilfen, Rheinſtraße 35, ., in der Bericht über
die Tariflage gegeben wird.
— Bühnenvolksbund. Unſere Mitglieder erhalten zu dem heute
im Kleinen Haus ſtattfindenden Liederabend von Theo Herrmann
gegen Vorzeigung ihres Ausweiſes Karten zu ermäßigtem Preiſe.
Darmſtadter Ausſtellungen.
In der Bücherſtube Alfred Bodenheimer zeigt der
junge Karlsruher Maler Auguſt Springer eine Reihe von
Radierungen und Zeichnungen, die ſowohl im geſamten, wie auch
als einzelnes Werk eindrucksvoll ſind. Deutlich ſcheidet ſich
Springer, der Porträtiſt, von Springer, dem Zeichner.
Wohl=
gelungen ſind die Bilder verſchiedener Darmſtädter Maler, wenn
auch manchmal etwas überſcharf pointiert und ins Jroniſche
verzerrt, wie etwa das Bildnis Poſchs, Depperts und Marcel
Nichters. Trotz der Schärfe aber außerordentlich gut getroffen.
Wandelt der junge Maler in dieſen Zeichnungen eigene
Tahnen — ein gewiſſer Einfluß, etwa Daumiers, läßt ſich
aller=
dings nicht verleugnen — ſo zeigt er ſich in ſeinen Skizzen und
Szenen ſtärker von dieſem größten franzöſiſchen Meiſter der
ſati=
liſchen Zeichnung beeinflußt, und in manchen einzelnen Zügen
auch als guter Beobachter Leop. Groß'. Indem der Beurteiler
dies feſtſtellt, begründet er ſelbſtverſtändlich kein Urteil
irgend=
welcher Art. Denn: auch das Erlauſchte und Erſchaute will erſt
nachgebildet werden — und ſchließlich iſt ſoviel von Eigenem
hinzugetan, daß der Eindruck der Bilder durchaus perſönlich
und individuell iſt. Glänzend iſt z. B. ein „Junger Zigeuner”
gelungen, der in ſeiner träumeriſch=verſunkenen Haltung bei
abſolut klaren Linien ſchon beinah irgendwie klaſſiſch anmutet,
während in den weiblichen Akten eine gewiſſe Starrheit noch
nicht überwunden iſt. — Fruchtbarer als im Darſtellen einzelner
Perſonen zeigt ſich Springer faſt noch als Aufzeichner typiſcher
Szenen. Seine Begabung iſt in ſtarkem Maße illuſtrativ, wobei
dem rein Darſtellenden durch ſatiriſche Untermalung eine
be=
ſonders intereſſante Nuance gegeben wird. Ausgezeichnet ſind
in dieſem Bezug etwa „Das Strandbad‟ „Das Motorrad” „Im
Freibad” und „Die letzten Gäſte‟. Aus der großen Anzahl der
gebotenen Werke konnten nur wenige andeutend hervorgehoben
werden. Auf eine Serie, Illuſtrationen zu Hermann Heſſes
Steppenwolf, ſei noch verwieſen. Der Geſamteindruck iſt der
einer ſowohl im rein techniſchen wie auch im künſtleriſchen der
Malerei reichveranlagten und vielſeitigen Perſönlichkeit, ohne
daß dieſe Vielſeitigkeit irgendwie zur Zerſplitterung führt. Sie
iſt vielmehr durch eine klar erkennbare Grundlinie feſt
zuſammen=
gehalten.
Rokes Kreuz.
Die Freiwillige Sanitäts=Haupt=Kolonne vom
Roten Kreuz e. V. Darmſtadt hat heute einen neuen
Krankenkraftwagen, Marke „Mercedes=Benz”, in Dienſt
ge=
ſtellt. Wie bekannt, unterhält die Darmſtädter Sanitäts=Haupt=Kolonne
vom Roten Kreuz ihre Sanitätswache in der
Saalbau=
ſtraße 4/6. Die Wache iſt Tag und Nacht jederzeit mit drei
Sanitäts=
leuten beſetzt und durch Telephon 400 ſchnellſtens zu erreichen.
Daß die Sanitäts=Haupt=Kolonne vom Roten Kreuz dieſen neuen
Krankenkraftwagen, der mit allen Einrichtungen der neueſten Technik
ausgeſtattet iſt, in Dienſt ſtellen konnte, verdankt ſie der Opferwilligkeir
der Einwohnerſchaft Darmſtadts. Die Kolonne hatte anläßlich ihres
40jährigen Jubiläums im Juni/Juli vor. Js. um Spenden zur
Anſchaf=
fung eines neuen Krankenkraftwagens gebeten. Durch Liſtenſammlung
und Zuwendungen von Behörden und des Zweigvereins vom Roten
Kreuz Darmſtadt gelang es, eine Summe zu erhalten, die es ihr
er=
möglichte, heute dieſen modern ausgeſtatteten Krankenkraftwagen in
Dienſt zu ſtellen.
In dieſem Augenblick iſt es deshalb der Freiwilligen Sanitäts=
Haupt=Kolonne vom Roten Kreuz Darmſtadt ein dringendes Bedürfnis,
an dieſer Stelle allen denjenigen Freunden des Roten Kreuzes herzlichſt
zu danken, die ihr durch Spenden und den dadurch erfolgten Kauf des
Krankenkraftwagens dazu geholfen haben, daß ſie auch weiterhin im
Dienſte der Allgemeinheit Kranken und Verunglückten ſachgemäße Hilfe
angedeihen laſſen kann, getreu ihrem Wahlſpruch:
R.
„Edel ſei der Menſch, hilfreich und gut.”
2e Ctugs 2.
für Feinschmecker
* Eine Suppe aus
Stteltelle
Grünkernmehl
frischerErnte
1 15433
— Vortrag. Der dritte der von der Gemeinſchaft „Porza”
veran=
ſtalteten Vorträge „Fotos und Fotografen” von Dr. Karl Freund findet
am Freitag, den 4. Oktober, im Vortragsſaal des Heſſ. Landesmuſeums
(Eingang im Turm hinter dem Kriegerdenkmal) um 20.15 Uhr ſtatt.
Thema: Der Fotograf Hermann Collmann. Der Vortrag iſt auch für
Nichtmitglieder der Gemeinſchaft „Porza” zugänglich.
— Die Direktion des Orpheums bittet uns um Aufnahme der
Be=
kanntgabe, daß die Vorführungen der Neubach=Revue „Ohne Kleid, tut
mir leid” täglich abends 8.15 Uhr beginnen.
— Zuſammentritt der Betriebsräte der beiden D=Banken. Wie die
Reichsfachgruppe Banken im Deutſchnationalen
Handlungsgehilfenver=
band mitteilt, ſind am 30. September die Betriebsräte der Deutſchen
Bank und der Diskontogeſellſchaft zuſammengetreten, um zu der durch
den Zuſammenlegungsbeſchluß geſchaffenen Lage Stellung zu nehmen.
Nach einer eingehenden Ausſprache wurde folgende Entſchließung
gefaßt:
„Die vereinigten Betriebsräte der Deutſchen Bank und der
Dis=
kontogeſellſchaft erſuchen die in beiden Betrieben vertretenen
Angeſtell=
tenverbände, unverzüglich einen Aktionsausſchuß zu bilden, dem die
Aufgabe zufallen ſoll, die gefährdeten Intereſſen der Kollegen beider
Inſtitute in Berlin und dem Reich zu vertreten. Die Lage fordert
gebieteriſch ein gemeinſames Handeln aller Kollegen. Die Betriebsräte
der Deutſchen Bank und der Diskontogeſellſchaft geben der Erwartung
Ausdruck, daß die Vorſtände der Organiſationen dieſer Notwendigkeit
Nechnung tragen werden.”
Der Leiter der Reichsfachgruppe Banken des D.H.V., Herr
Schäff=
ner (Berlin) wird am Montag in Darmſtadt über das Thema „
Banken=
fuſion und Angeſtellte” ſprechen. Der Vortrag dürfte das Intereſſe
aller Bankangeſtellten finden.
— Gabelsberger=Stenographenverein gegr. 1861,
Wanderab=
teilung. Ein ſchöner Herbſttag hatte eine ſtattliche Anzahl
Wander=
freundinnen und =freunde hinausgelockt zu unſerer letzten Wanderung
am verfloſſenen Sonntag. Von herrlichem Wanderwetter begünſtigt,
fuhren wir mit der Bahn nach Bad=Homburg, wo wir die Kuranlagen
beſichtigten. Nach kurzer Frühraſt marſchierten wir durch Kirdorf und
dann auf ſchönen Wegen nach der Saalburg, dem alten Römerkaſtell.
Nach eingehender Beſichtigung dieſes alten Bauwerks erreichten wir
nach kurzem Marſch den nahen Herzberg, wo eine allgemeine
Mittags=
raſt ſtattfand. Friſch geſtärkt ging es dann durch den ſchönen Wald am
Hirſchpark vorbei, wieder nach Homburg zurück. In der Erlöſerkirche
daſelbſt, die wir beſuchten, ſahen wir neben herrlichen Moſaik= und
Marmor=Arbeiten das weltberühmte goldene Kreuz. Ein gemütliches
Beiſammenſein im Schützenhof gab den Tanzluſtigen Gelegenheit, ihr
Tanzbein nach Herzensluſt zu ſchwingen. Ein ſchöner Tag bei froher
Geſellſchaft von Kunſtfreundinnen und =freunden erreichte ſomit ſeinen
wüirdigen Abſchluß, der manchem Teilnehmer in ſteter Erinnerung ſein
wird. Den beiden Wanderführern, R. Henkler und H. Meß, die uns
in dieſe ſchöne Gegend führten, gebührt unſer herzlichſter Dank.
Vorkrag über die Fokoſchau.
Der zweite von den drei Vorträgen Dr. Freunds über die
Foto=
ſchau im Heſſiſchen Landesmuſeum erläuterte das Werk Renger=Patſchs.
Es iſt vielleicht nicht ganz richtig, von einer Erläuterung zu reden,
denn was Dr. Freund ſeinen Hörern gab, war die dichteriſch beſeelte
Darſtellung der Rengerſchen Welt, aber auch des Rengerſchen Werkes,
entſtayden aus einer Schau, die mit dem Rengerſchen Erfaſſen der Welt
parallel zu gehen verſuchte.
Das Wunderbare an Rengers Bildern iſt nicht die fotografiſche
Kunſt, denn die ſetzen ſie voraus, die iſt ganz gekonnt und ganz zur
fröhlichen Wiſſenſchaft geworden. Das Wunderbare iſt auch nicht eine
rein abbildende Wiederholungstreue; Renger nimmt auch keine
ſchmin=
kende, reizerzeugende Umdeutung der Natur vor; er bildet nicht nach
der Natur, ſondern die Dinge ſind als Bild, im Bilde ſelbſt Natur.
Dieſe Deutung, aus dem Zuſammenhange des Vortrags
heraus=
genommen, reiht ſich ſchwer in unſere Vorſtellungsgewohnheiten ein,
ohne daß wir die Bilder ſelbſt vor Augen haben, denn das ſo gedeutete
Schaffen iſt wahrhaft abſeitig, zu den meiſten uns geläufigen
Schaffens=
weiſen, vor allem auf dem Gebiete der Fotografie. Abſeitig darum,
weil Renger, an ſich haltend, das lebendige Walten in den kraftbeſeelten
Welten frei und unbefangen hinnimmt, ohne durch irgend welche
Sinn=
bildnerei das Naturhafte wegzuſtreichen. Seine Gegenſtände, von uns
im täglichen, unachtſamen Anſchauen kaum erkannt, weiſen ſich in
ſeinen Bildern darum als kosmiſche Offenbarungen aus.
Vermeſſenes Unterfangen, Rengers Bereiche — Tier, Menſch,
Land=
ſchaft, Technik — hier in drei Zeilen ausmalen zu wollen; wertlos, ja
zerſtörend, aus der dichteriſchen Erfaſſung durch den Vortragenden
einzelne Gedanken und einige Züge herauszuſchneiden, denn was davon
nicht aus dem anderen herauswachſend, unlösbar verkettet war, das
ſtand gleich glühend und farbig, darum gleich belangvoll nebeneinander
und duldet alſo keine unterſcheidende Auswahl, und darum wäre es
auch untunlich, bei abweichender Auffaſſung um das Formale in
man=
cher Bildgebung Rengers kleinlich zu rechten.
R. G.
Nalionalſozialiſtiſche Kundgebung in der
Woogs=
kurnhalle.
* Dr. Goebbels gilt als einer der extremſten Vertreter der
Hitler=
bewegung, und es iſt daher nicht zu verwundern, wenn eine große
Menſchenmenge geſtern abend die Woogsturnhalle füllte, in der
ge=
wiſſen Erwartung, daß hier ſchärfſtes Geſchütz aufgefahren würde, ja
vielleicht ſogar (auch das gibt es ja leider), daß ſich im Verlaufe der
Diskuſſion Gelegenheit zur Erprobung der Muskelkräfte bieten würde.
Nun: dieſe Erwartungen ſind enttäuſcht worden. Anſcheinend hat
Herr Goebbels höheren Orts Inſtruktionen erhalten. Er trat jedenfalls
ſehr kurz und agitierte bei weitem nicht mit der Schärfe, wie er das
in Norddeutſchlond zu tun pflegt. Seine Ausführungen boten ſachlich
das ſich ſtets wiederholende Schema nationalſozialiſtiſcher
Propaganda=
reden: angeblich „vernichtende” Kritik des Beſtehenden, perſönliche
Ver=
unglimpfung der Gegner und phraſenhafte Redensarten Es iſt
un=
möglich, auf die Einzelheiten des Vortrags einzugehen; ſie mündeten
in einer Verherrlichung des Nationalſozialismus und ſchloſſen mit der
Behauptung, daß gerade der Widerſtand des geſamten Volkes den
Natio=
nalſozialiſten die Gewißheit gebe, daß ſie auf dem rechten Wege ſeien.
Worin allerdings nun dieſer Weg der Nationalſozialiſten beſteht,
dar=
über ſchwieg ſich Herr Dr. Goebbels wohlweislich aus, wenn man nicht
etwa Sätze wie: „Kaiſer” Parker Gilbert iſt nur durch Krieg zu
beſeiti=
gen”, „wie brauchen eine Million Gewehre” uſw. als kleine Hinweiſe
werten will. Das Ergebnis des Abends dürfte kaum den
Erwartun=
gen entſprechen, die man in Kreiſen der Nationalſozialiſten auſ ihn
geſetzt hatte. Trotz eifriger Propaganda und beredter Hinweiſe auf
die Einzeichnungsliſten ſahen wir nur etwa vier bis fünf Leute, meiſt
Jugendliche, ſich eintragen.
Die Srau als Hükerin der Volksgemeinſchaft.
Das Rote Kreuz, das ſeit mehr als 60 Jahren an der Vorbereitung
zur Milderung der Schrecken des Krieges arbeitet, war gleichzeitig auch
von Beginn ſeiner Tätigkeit an auf die Milderung aller aus
elemen=
taren Kräften den Menſchen im Frieden drohenden Gefahren bedacht:
Pflege der Kranken bei Seuchen und Epidemien, erſte Hilfe bei
Kata=
ſtrophen, Bränden uſw. Zu dieſer weitgeſpannten Tätigkeit haben die
Rotkreuzverbände aller Länder Hilfskräfte vorbereitet. Es iſt nur die
Fortſetzung der wohldurchdachten Pläne — Verantwortung zu ſtärken
und Kräfte zu wecken, den Gefahren und Anforderungen des
Wirt=
ſchafts= und Berufslebens der Frauen und jungen Mädchen
entgegen=
zuwirken — wenn heute das Heſſiſche Rote Kreuz durch ſeinen Alice=
Frauenverein die Frauen und Mädchen in ihren Tätigkeiten und
Pflich=
ten als Hüterin der Volksgeſundheit einführt und hiermit einem Wunſche
weiter Kreiſe entgegenkommt.
Unter dieſem Leitgedanken lädt der Alice=Frauenverein im Namen
des Heſſiſchen Roten Kreuzes alle Frauen und Mädchen Darmſtadts zu
vier öfentlichen, unentgeltlichen Vorträgen ein. Die Rednerinnen, die
für die Vorträge gewonnen wurden, bürgen für ſachgemäße und
wert=
volle Ausführungen.
Die Vorträge finden im Gartenſaal des Saalbaues ſtatt. (Siehe
Anzeige.)
— Die eingerichteten „Hegemag”=Wohnungen am Herreuacker, Ecke
Bismarckſtraße, haben in weiten Kreiſen der Bevölkerung ein derart
großes Intereſſe gefunden, und der Beſuch der Ausſtellung iſt ein
der=
art reger, daß ſich die Leitung der „Hegemag” entſchloſſen hat, die
Ausſtellung bis einſchließlich Sonntag, den 6. Oktober, zu verlängern.
Die Zahl der ſeitherigen Beſucher wird auf mindeſtens 5—6000 geſchätzt.
Zahlreiche neue Intereſſenten haben ſich ſowohl für die ſeither
fertig=
geſtellten als auch für die in nächſter Zeit zu errichtenden Wohnungen
gemeldet. Daraus läßt ſich folgern, wie groß der Bedarf an gutem
Dreizimmerwohnungen zur Zeit noch in Darmſtadt iſt. Aber nicht nur
Wohnungsſuchende beſuchen die Ausſtellung, auch weite Kreiſe, die
be=
reits lange im Beſitz einer eigenen Wohnung ſind, bekunden durch
zahl=
reichen Beſuch ihr Intereſſe am neuzeitlichen Kleinwohnungsbau und
den Möglichkeiten einer modernen Möblierung. Die wirtſchaftliche
Bauweiſe, die zweckmäßige Grundrißgeſtaltung und die geſchmackvolle
Ausſtattung der Wohnungen finden allenthalben den ungeteilten
Bei=
fall der Beſucher. (Vgl. die heutige Anzeige.)
— Verein Freundinnen junger Mädchen. Der Verein Freundinnen
junger Mädchen nimmt ſich der ortsfremden jungen Mädchen an. In
Darmſtadt hat er ſein Heim in dem neuen großen Gebäude Sandſtr. 24,
in deme Rat und Auskunft in jder Notlage erteilt wird. (Bureauzeit
10—12 Uhr.) An jedem Donnerstag, 8.15—10 Uhr, finden
dort Jungmädchenabende ſtatt, in denen die Mädchen ihre
Sachen ſtopfen, flicken und auch zuſchneiden können. Nächſte
Zuſam=
menkunft Donnerstag, den 3. Oktober, 8.15 Uhr, Sandſtr. 24 parterre,
an dem Frau Pfarrer Pabſt kurz über die Tagung des
Nationalver=
eins der Freundinnen junger Mädchen in Hannover (24.—26. Sept.)
berichten wird. Die Hausfrauen werden gebeten, ihre Hausangeſtellten,
Kindergärtnerinnen für dieſe Abende freizumachen, ebenſo werden im
Erwerbsleſen oder zu Ausbildungszwecken anweſende alleinſtehende
junge Mädchen hiermit eingeladen. (Liederbücher mitbringen!)
— Stenographie. Wie aus dem Anzeigenteil erſichtlich, eröffnet die
Stenographen= Vereinigung „Gabelsberger”,
Hand=
werkerſchule Ecke Karl= und Nieder=Ramſtädter Straße, am Freitag, den
4. Oktober d. Js., neue Kurſe in Reichskurzſchrift. Es
wird an dieſer Stelle hierauf nochmals aufmerkſam gemacht und die
Teilnahme an dieſen Kurſen jedermann empfohlen. Der Unterricht
wird von ſtaatlich geprüften Lehrern der Stenographie erteilt, und iſt
hier Gelegenheit geboten, die Kurzſchrift gründlich zu erlernen. Das
ſehr niedrige Unterrichtsgeld kann in Raten bezahlt werden.
— Falſche Zwanzigmarkſcheine. Vorſicht bei Annahme falſcher
Reichs=
banknoten über 20 Reichsmark mit dem Ausgabedatum 11. 10. 24. Die
Noten ſind an nachſtehenden Merkmalen leicht zu erkennen: Aehnliche
Stärke im Papier wie die echten Scheine, weicher im Griff. Die
Pflan=
zenfaſern fehlen oder ſind durch farbige Striche vorgetäuſcht. Das
Waſſerzeichen iſt durch Aufdruck in grober Zeichnung nachgeahmt.
Vor=
derſeite gröberer Geſamteindruck, Rückſeite mangelhaft. Das Publikum
wird dringend erſucht, wenn falſche Scheine in Zahlung gegeben werden,
den Einzahler feſtzuſtellen bzw. feſtzuhalten und die nächſte Polizeiſtelle
zu benachrichtigen. Mitteilungen werden auf Wunſch vertraulich
be=
handelt.
Bei Nieren-, Blasen- un
Frauenleiden,
Harnsäure, Eiweiß, Zucker
1928: 22000 Badegäste.
TV 7493
Sübd
Haupt-Niederlage in Darmstadt:
Heilquellenzentrale und
Drogen-
handlung Friedrich Schaeter
Ludwigsplatz 7. Telephon 45 u. 46.
Schritten kostenlos.
Seite 6
Donnerstag, den 3. Oktober 1929
Nummer 274
Mikkeldeukſcher Arbeitgeberverband
für das Baugewerbe G. B.
Der Mitteldeutſche Arbeitgeberverband für das Baugewerbe hielt
am 1. September in Frankfurt ſeine 30. ordentliche
Haupt=
verſammlung unter zahlreicher Beteiligung ſeiner
Mitgliedsver=
bände und Mitglieder aus Heſſen, Heſſen=Naſſau und den angrenzenden
Gebieten ab. Zu der Jubiläumstagung hatten die Preußiſchen und
Heſſiſchen Handwerks= und Induſtrie= und Handelskammern, der Deutſche
Arbeitgeberbund und der Deutſche Wirtſchaftsbund für das Baugewerbe
in Berlin ſowie andere Arbeitgeber= und Wirtſchaftsverbände Vertreter
entſandt. Die von dem erſten Vorſitzenden des Verbandes,
Regierungs=
baumeiſter a. D. Dipl.=Ing. Karl Gebauer=Frankfurt a. M.,
ge=
leitete Verſammlung ſtand unter dem Eindruck der ſchwierigen
Wirt=
ſchaftslage im allgemeinen und der ſchwierigen Lage des Baugewerbes
im beſonderen. Nach dem vorgelegten Geſchäftsbericht ließ der
Beſchäf=
tigungsgrad auch im abgelaufenen Geſchäftsjahre zu wünſchen übrig.
Die Urſachen lagen in erſter Linie in den auf die allgemeine Kapitalnot
zurückzuführenden Finanzſchwierigkeiten, die gerade dem größten
Bau=
auftraggeber, der öffentlichen Hand, bei der Durchführung geplanter
Bauvorhaben ſtarke Zurückhaltung auferlegten. Nach der Abwicklung
der internen Verbandsangelegenheiten erörterte Dr. Erdmann,
Ge=
ſchäftsführer der Vereinigung Deutſcher Arbeitgeberverbände, in einem
ausführlichen Vortrag: „Gegenwartsfragen und
Entwick=
lungstendenzen der deutſchen Sozialpolitik‟. Den
Ausgangspunkt ſeiner Ausführungen bildeten die derzeitigen
Verhand=
lungen über die Reform des Arbeitsloſenverſicherungsgeſetzes. Der
Kampf um die Reform der Arbeitsloſenverſicherung gehe in ſeiner
grundſätzlichen Bedeutung über den Fragenkomplex der engeren
Ma=
terie weit hinaus; er müſſe als ein Zeichen unſerer geſamten ſozial=,
wirtſchafts=, finanz= und innerpolitiſchen Verhältniſſe der Gegenwart
gewertet werden. Bei der Auseinanderſetzung über die Reform der
geſamten Sozialverſicherung handle es ſich um die Frage, welche
Gren=
zen und Ziele der deutſchen Sozialverſicherung unter
Berückſichti=
gung unſerer derzeitigen wirtſchaftlichen und weltwirtſchaftlichen Lage
geſteckt ſeien. Der deutſche Sozialetat habe im Jahre 1928 die Höhe
von 5,3 Milliarden RM. gegenüber 1,7 Milliarden Mk. im Jahre 1913
erreicht. Dr. Erdmann wies weiter auf die enge Verbundenheit des
Problems der deutſchen Sozialverſicherung mit der Lohnfrage und
da=
mit zugleich auch mit dem Problem der Schlichtungsreform hin. Bei
ſeiner Stellungnahme zu dem Arbeitsſchutzgeſetzentwurf ging Redner
auf die ſpeziellen Bedürfniſſe des Baugewerbes hinſichtlich der
Arbeits=
zeit näher ein. Seit Jahren bemühe ſich das deutſche Baugewerbe
da=
rum, nicht etwa im Jahresdurchſchnitt mehr als acht Stunden arbeiten
zu dürfen, ſondern vielmehr, ſeinen beſonderen Saiſonverhältniſſen
ent=
ſprechend, zu einer anderen Verteilung der Arbeitszeit zugunſten
einer längeren Arbeit in der Hauptbeſchäftigungszeit zu gelangen, ohne
daß dieſe Bemühungen bisher angeſichts des Widerſtandes der
Gewerk=
ſchaften von Erfolg begleitet worden wären. Nach dieſer Richtung
müſſe das Geſetz im Intereſſe unſeres geſamten Baumarktes endlich zu
klaren Verhältniſſen kommen, zu einer Regelung, die insbeſondere das
Saiſonarbeiterproblem in der Arbeitsloſenverſicherung einer ſozial und
wirtſchaftlich gleich vertretbaren Löſung erheblich näher bringen würde.
Der Redner ſchloß ſeine Ausführungen mit einem Ausblick in die
Zu=
kunft. Die Reform unſerer geſamten inneren Finanz= und
Wirtſchafts=
verhältniſſe ſei eine unabweisbare Notwendigkeit und auch von unſerer
gegenwärtigen Reichsregierung, insbeſondere auch vom
Reichsfinanz=
miniſter, wiederholt anerkannt. Die Reform unſerer Sozialpolitik ſei
ein untrennbarer Beſtandteil dieſer Geſamtreform.
Die Tagung ſchloß ab mit einer Beſichtigung der in den letzten
Jahren erſtellten Frankfürter Siedlungen und Großbauten.
— Wanderklub „Falke” 1916 Darmſtabt. Am kommenden Sonntag
unternimmt der „Falke” ſeine elfte Wanderung, welche in den
herrlichen Rheingau führen ſoll. Die Wanderung führt von Eltville
über Hattenheim, Kloſter Eberbach, Hallgartner Zange, Kloſter
Marien=
thal, Niederwald nach Aßmannshauſen. Wie die Führer verſichern,
ver=
ſpricht die Wanderung ſehr abwechſlungsreich zu werden, und iſt baldige
Anmeldung erwünſcht. Gäſte ſind wie immer herzlich willkommen.
Ortsbriefzuſtellung. Eingehende Briefſendungen und Zeitungen
werden werktäglich in folgender Weiſe zugeſtellt: bei 1. Zuſtellung
um 7.30 Uhr die nach 15.00 bis 6.15 Uhr eingegangenen Poſten; bei der
2 Zuſtellung um 10.45 Uhr die nach 6,15 bis 10.00 Uhr eingegangenen
Poſten; bei der 3. Zuſtellung um 15.45 Uhr die nach 10.00 bis 15.00
Uhr eingegangenen Poſten. An Sonn= und Feiertagen findet
eine Zuſtellung um 8.00 Uhr ſtatt, ausgenommen am 2. Weihnachts=,
Oſter= und Pfingſtfeiertag.
— Iſt eine Erhöhung der Renten der Angeſtelltenverſicherung
möglich? Dieſe Frage iſt heute für die Angeſtellten von größter
Be=
deutung, weil ſich der Reichstag in den nächſten Tagen mit dieſer ſo
überaus wichtigen Frage beſchäftigen wird. Krieg und Inflation haben
die kleinen Sparvermögen vernichtet, ſodaß die Angeſtellten nur noch
auf die Angeſtelltenverſicherungsrente angewieſen ſind. Stadtverordneter
A. Geßner=Frankfurt a. M. wird am 9. Oktober im Bürgerhof über die
Leiſtungen und die neuen Denkſchriften über die Lage und den Ausbau
der Angeſtelltenverſicherung ſprechen. Herr Geßner hatte ſeinerzeit im
Ortsausſchuß Frankfurt a. M. den Antrag eingebracht, daß die
Kriegs=
dienſtzeit angerechnet wird, was ſpäter auch Geſetz wurde. Seine
Aus=
führungen dürften deshalb überall das größte Intereſſe finden. Alles
Nähere wird noch in den folgenden Anzeigen bekannt gegeben.
Vorſicht Betrüger. Ein unbekannter Betrüger geht von Haus
zu Haus und gibt vor, für ein Grubenunglück zu ſammeln.
Beſchrei=
bung: etwa 50 Jahre alt, ungefähr 1,75 Meter groß, Glatze, rötliches
Geſicht, glatt raſiert. Bekleidung: ſchwarzer Hut, dunkelblauer
zwei=
reihiger Rock, dunkle lange Hoſe und ſchwarze Schnürſchuhe.
—Feſtnahmen. Ein Kaufmann W. Sch. aus Neuſtadt (Kreis
Er=
bach) wurde wegen Urkundenfälſchung durch die hieſige Kriminalpolizei
feſtgenommen und in Unterſuchungshaft gebracht. — Wegen
Sittlich=
keitsverbrechen, begangen an Mädchen unter 14 Jahren, wurde ein
hieſi=
ger 18jähriger Schüler feſtgenommen und nach Aufklärung wieder
ent=
laſſen.
Verkehrsunfall. Am 2. Oktober, gegen 11 Uhr vormittags, hat
auf der für Verkehrsunfälle bekannten Straßenkreuzung Luiſenſtraße—
Zeughausſtraße wieder ein Zuſammenſtoß zwiſchen einem elektriſchen
Straßenbahnwagen der Linie 5 und einem Leſtkraftwagen mit dem
Kennzeichen IT 13 315 ſtattgefunden. Es iſt lediglich Sachſchaden
ent=
ſtanden. — Alle Führer von Kraftfahrzeugen ſollten ſich darüber klar
ſein, daß gerade an dieſer Stelle, um Unfälle auszuſchließen,
nötigen=
falls im Schrittempo gefahren werden muß. Auch die Führer der
elek=
triſchen Straßenbahn müſſen ausgeſchaltet, mit angezogener Bremſe,
an dieſe Stelle heranfahren.
Aus den Parkeien.
— Die Ortsgruppe Darmſtadt der Deutſchen
Volkspartei veranſtaltet am Montag, den 7. Oktober, abends
8.15 Uhr, in der Turnhalle am Woogsplatz eine öffentliche
Verſamm=
lung, in der Herr Reichstagsabgeordneter Dingeldey über das Thema
„Die Wahrheit über den Young=Plan” ſprechen wird. Die
Verſamm=
lung iſt notwendig geworden angeſichts des Verleumdungsfeldzuges,
der zur Zeit in Deutſchland gegen die Reichsregierung und vornehmlich
den Führer der Deutſchen Volkspartei, Herrn Reichsaußenminiſter Dr.
Streſemann, geführt wird. Die Bürgerſchaft Darmſtadts hat bei dieſer
Verſammlung Gelegenheit, den wahren Sachverhalt und die große
Be=
deutung des Young=Planes für Deutſchland kennen zu lernen und ſich
objektiv über dieſe lebenswichtige Frage zu unterrichten. Um allen
Volksſchichten die Teilnahme zu ermöglichen, wird kein Eintrittsgeld
erhoben.
Große Skrafkammer.
p. 1. Eine Anklage wegen fahrläſſiger Tötung wird auf Berufung
der Staatsanwaltſchaft nach Freiſprechung im erſten Rechtszuge ver=
handelt. Sie richtet ſich gegen zwei Studierende, die ſich im Auguſt v. J.
als Werksſtudenten betätigten. Beide fuhren am 4. Auguſt v. J. mit
einem Laſtauto — der eine derſelben auch ohne Führerſechin — mit
einem Oelfäſſer enthaltenden Laſtauto von Frankfurt a. M. kommend
durch Arheilgen in Richtung Darmſtadt. In Arheilgen ſollen ſie
fahr=
läſſigerweiſe einen Gärtnerlehrling aus Eberſtadt, der einen
Schub=
karren drückte, umgefahren haben.
Das amtsärztliche Gutachten ſtellt feſt, daß der ſofort eingetretene
Tod darauf zurückzuführen iſt, daß das Auto über die Bruſt des
Lehr=
lings fuhr und die Leber zerriſſen wurde. Der Vertreter der Erben
des Verletzten ſucht um Zulaſſung als Nebenkläger nach. Das Gericht
lehnt den Antrag als geſetzlich unzuläſſig ab, wogegen der Anwalt
Beſchwerde erhoben hat. Unter dieſen Umſtänden beſchließt das Gericht,
die Verhandlung auszuſetzen.
2. Auch die weiter angeſetzte Sache betrifft fahrläſſige Tötung und
richtet ſich gegen einen Kaufmann von Klein=Auheim.
Der Unfall hat ſich am 28. Januar 1929 ereignet. Angeklagter
be=
treibt ein Autovermietungsgeſchäft und fuhr in der Nacht vom 27./28.
Januar d. Js. zwei junge Damen von einem Maskenball von Klein=
Anheim nach Klein=Steinheim zurück. Die Straße war vollſtändig
ver=
eiſt. Angeklagter ſoll den Tod eines Radfahrers verurſacht haben, der
an Schädelverletzungen ſtarb. Das Gericht erſter Inſtanz hat in
aus=
führlicher Begründung ein Verſchulden des Angeklagten verneint.
An=
geklagter iſt nur wegen Zuwiderhandlung gegen die
Kraftfahrzeugver=
ordnung zu 50 Mark Geldſtrafe verurteilt; es handelt ſich um das zu
raſche Fahren bei der Ortsdurchfahrt durch Groß=Steinheim. Die
Staatsanwaltſchaft und der Angeklagte haben Berufung verfolgt.
Der Staatsanwalt betont, aus dem zu raſchen Fahren des
Ange=
klagten müſſe auch ſein Verſchulden hinſichtlich der fahrläſſigen
Ver=
fehlungen (Tötung des Radfahrers und Körperverletzung eines
Fuß=
gängers) gefolgert werden; gerade die vereiſte Straße habe ihn zu einem
faſt Schrittempo veranlaſſen müſſen, zumal er ſich ein hin und her
ſchwankendes Licht habe entgegenkommen ſehen. Kauſal für den
Er=
folg ſei die zu große Geſchwindigkeit des Autos geweſen.
Der Verteidiger verneint eine Ueberführung des Autofahrers, der
durch überlegtes Verhalten noch weiteres Unglück verhütet habe. Durch
langſames Bremſen ſei die Geſchwindigkeit des Autos ermäßigt
worden. Schätzungen über Geſchwindigkeit ſeien immer mit Vorſicht
aufzunehmen.
Das Urteil hebt das angefochtene Erkenntnis auf
und erkennt wegen fahrläſſiger Tötung und
Körper=
verletzung auf drei Monate Gefängnis; die Berufung des
Angeklagten wird zurückgewieſen. Das Mitverſchulden des Nadfahrers
mache den Angeklagten nicht ſtraflos. Bei fahrläſſiger Tötung könne
eine Geldſtrafe nicht in Frage kommen.
Bezirksſchöffengerichl.
Ep. Im Jahre 1927 gründete ein nun in Köln wohnhafter
Elektrotechniker in Lauerbach im Odenwald unter Benutzung einer
dort vorhandenen Waſſerkraft ein Geſchäft (Hornwarenfabrik), für das
ein Teilhaber mit Geldmitteln geſucht wurde. Der Geldgeber fand ſich
und es kam zur Errichtung einer offenen Handelsgeſellſchaft, über welche
eine ſchriftliche Vereinbarung getroffen wurde. Die Geſchäftsführung
ſtand den Sozien gemeinſchaftlich zu. Die Geldeinlage wurde auf 9000
Mark feſtgeſetzt. Ein wichtiger Grund berechtigte zur Kündigung der
Geſellſchaft. Das Geſchäft wurde nach Eberſtadt verlegt aus Gründen,
die der geldgebende Teilhaber geltend machte. Den kaufmänniſchen
Teil leitete der letztere, den techniſchen der Elektrotechniker. Die
An=
klage wirft dem nun in Köln wohnhaften Elektrotechniker vor, er habe
den Sozius durch falſche Vorſpiegelungen zur Eingehung der
Geſellſchaf=
bewogen. Die Firma wurde mit dem neuen Sitz Eberſtadt nicht in das
Firmenregiſter eingetragen. Differenzen entſtanden in Eberſtadt ſchon
ſehr raſch unter den Teilhabern. Es kam zu Beleidigungsklagen, auch
zur Anrufung des Zivilgerichts auf dem Wege der einſtweiligen
Ver=
fügung
Der Angeklagte betont, daß er aus Hornwarenabfällen auf
chemi=
ſchem Wege Hornwaren herſtellte und einen großen Umſatz erzielt und
weiter in Ausſicht gehabt habe,
Die Anklage hat noch zwei weitere Betrugsfälle und eine
Urkunden=
fälſchung zum Gegenſtand. Der Angeklagte beſtreitet jegliche Schuld.
In der ſich anſchließenden Beweisaufnahme wird der Verwalter
der in Konkurs geratenen Eberſtädter Hornwarenfirma vernommen.
Die Verhältniſſe werden als noch ziemlich ungeklärt geſchildert; auch
Sicherungsübereignungsverträge ſpielen eine gewiſſe Rolle. Für ein
in Lauerbach eingebautes Waſſerrad wurde ein Wechſel gegeben, der
auf die Reichsbanknebenſtelle Rüſſelsheim (!) zahlbar
geſtellt war. Der Lieferant erhielt ſein Geld erſt kurz vor der
heuti=
gen Strafgerichtsverhandlung.
Ein Lieferant von zwei Motoren erhielt in Zahlung einen Scheck
auf eine Bankfiliale in Seeheim, der dort nicht eingelöſt wurde. Einige
Tage darauf erhielt er ſein Geld durch Hingabe eines anderen Schecks.
Der obengenannte ſchwerhörige Geldgeber, der jetzt in Wetzlau
wohnt, lernte den Sozius durch eine Zeitungsannonce kennen. Er
be=
ſichrigte den Betrieb im Odenwald und zog Informationen über den
Sozius ein, davon lautete eine gut, eine andere ſchlecht. Durch
Be=
tonung ausgezeichneter Geſchäftsverbindungen will er zur Eingehung
der Geſellſchaft bewogen worden ſein. Der Sozius, ſo führt der ſich
geſchädigt Fühlende aus, habe die fertiggeſtellten Waren heimlich vor
ihm an auswärtige Orte geſchafft. Andererſeits will der Angeklagte
gerade an dem Gebaren des geldgebenden Sozius ſtutzig geworden ſein;
er beruft ſich gegenüber den Angaben des früheren Teilhabers auf das
Zeugnis der Leiter der Eberſtädter Vereinsbank.
Der Staatsanwalt hält den Angeklagten zwar, für berdächtig,
er=
achtet aber einen Nachweis für einen ſtrafbaren Betrug gegenüber dem
Sozius nicht für geführt; bezüglich der Hingabe eines auf eine
Reichs=
banknebenſtelle in Rüſſelsheim zahlbar geſtellten Wechſels wird die
Entſcheidung in das Ermeſſen des Gerichts geſtellt; ſchließlich ſei bei
der zur Anklage verſtellten Urkundenfälſchung der Tatbeſtand aus
ſub=
jektiven Gründen nicht erfüllt.
Der Verteidiger betont, daß die Ausſage des ſchwerhörigen Sozius
mit großer Vorſicht zu bewerten ſei; er verfolge mit großer Gehäſſigkeit
den Angeklagten. Der Angeklagte habe ſicher geglaubt, daß in
Rüſſels=
heim, am Domizil von Opel, eine Reichsbanknebenſtelle beſtehe.
Das Urteil ſpricht frei.
Elf Hühner tot im Hühnerſtall, 21 Hühner vermißt. Einem
Weißbindermeiſter, der in der Landwehrſtraße wohnhaft iſt, ſind
inner=
halb weniger Tage 32 Legehühner abhanden gekvmmen. Elf Hühner
lagen tot im Hühnerſtall, ſo daß ſofort angenommen werden konnte,
daß ein Hund der Uebeltäter war. Durch die angeſtellten Ermittelungen
vurde auch feſtgeſtellt, daß ein Hund der Nachbarſchaft die Hühner
tot=
gebiſſen und weggetragen hatte.
Tageskalender für Donnerstag, den 3. Oktober 1929.
Heſſ. Landestheater, Großes Haus, 20 Uhr C 4: „Neues vom
Dage‟. — Kleines Haus, 20 Uhr: Liederabend Iheo Herrmann.
Orpheum, 20.15 Uhr: „Ohne Kleid, tur mir leid.” — Konzerte:
Schloßkaffee, Kaffee Oper, Sportplatzkaffee, Spaniſche Bodega,
Rhein=
gauer Weinſtube. — Oberwaldhaus, 20½ Uhr: Tanz.
Chriſtengemeinſchaft, 20½ Uhr, im der Städt. Alademie f.
Tonkunſt, Eliſabethenſtr.: Oeffentlicher Vortrag. —
Kinovorſtel=
lungen: Union=Theater, Hclia.
Aus Heſſen.
Borfuhrung des Gravely-Rokor=kultivators.
Die Landwirtſchaftskammer für Heſſen veranſtaltet am
Diens=
tag, den 8. Oktober 1929, vormittags 10 Uhr, auf dem Gelände des
Muſter= und Verſuchsgutes für Obſt=, Gemüſe= und Weinbau in Groß=
Umſtadt i. Odw., an der Dieburger Straße, die praktiſche Vorführung
des neuen Motor=Kultivators Gravely. Es handelt ſich
um ein Gerät, das mittels motoriſcher Kraft gezogen wird und zu den
verſchiedenſten Arbeiten verwendbar iſt, wie zum Hacken, Schälen,
Fur=
chenziehen, Häufeln, Kultivieren, Pflügen u. a. Der Gravely=Kultivator
kommt für Gemüſezüchter und Gärtner, aber auch für Landwirte in
Frage, und werden alle Intereſſenten hierdurch zur Teilnahme an der
Vorführung eingeladen.
Im Anſchluß an die Vorführung iſt den Beſuchern die Möglichkeit
geboten, die Gemüſetreibanlagen des Muſter= und Verſuchsgutes zu
beſichtigen.
4a. Eberſtadt, 2. Okt. Gründung eines
Kraftſport=
vereins. Hier iſt im Anſchluß an eine am Sonntag ſtattgefundene
Werbeveranſtaltung, die im Schlanenſaal ſtattfand und ſich eines ſehr
guten Beſuches und Intereſſes erfreuen konnte, ein Kraftſportverein
ins Leben gerufen worden. Damit iſt die ſchon ſowieſo hohe Zahl der
in Eberſtadt exiſtierenden Sportvereine um einen weiteren Verein
ver=
größert worden. Bei der Werbeveranſtaltung am Sonntag wirkten u. a.
der Polizeiſportverein Darmſtadt, VfL. Rot=Weiß Darmſtadt und Groß=
Zimmerer Kraftſportler mit. — Das Programm für das am Samstag,
den 5. Oktober, ſtattfindende Herbſtkonzert des Zweigvereins
Eberſtadt vom Heſſiſchen Fechtverein Waiſenſchutz ſteht nunmehr feſt.
Die Veranſtaltung wird zugunſten der Weihnachtsbeſcherkaſſe hieſiger
Halbwaiſenkinder abgehalten. Außer dem Muſikverein „Edelweiß”
wirken der Geſangverein „Frohſinn” und die Fr. Turnerſchaft mit. Auch
ein Theaterſtück wird aufgeführt, und zwar die Poſſe „Robert und
Bertram”.
Cp. Pfungſtadt, 2. Okt. Geſellenprüfung. In der
Hand=
werkerſchule fand am Samstag nachmittag die Geſellenprüfung ſtatt.
Gleichzeitig waren die Geſellenſtücke zu einer kleinen Ausſtellung
ver=
einigt worden. — Am Sonntag vormittag fand eine
Feuerwehr=
übung ſtatt, an der die Freiwillige und die Pflichtfeuerwehr beteiligt
waren. — Innerhalb der Fr. Turnerſchaft iſt eine
Handballab=
teilung gegründet worden. — Am Sonntag abend (Evangeliſcher
Jugendſonntag) wurden im Gemeindehaus „Die Bauernführer”
von Walter Flex aufgeführt. Das Stück ſpielt im Bauernkrieg zu
Anfang des 16. Jahrhunderts. Anläßlich des Jugendtages fand auch
ein Feldgottesdienſt ſtatt. — Geſchenk für die Feuerwehr.
Der Ehyenausſchuß zum 50jährigen Jubiläumsfeſt der hieſigen Freiw.
Feuerwehr hat der Wehr eine Lyra für ihre Muſikabteilung geſtiftet.
Die Lyra wurde dieſer Tage der Wehr anläßlich einer Uebung durch
Bürgermeiſter Schwinn übergeben.
— Nieder=Ramſtadt, 2. Okt. Beſuch des Turnvereins bei
den Nieder=Ramſtädter Anſtalten. Wie ſchon im
ver=
gangenen Jahre, ſo hatten die kranken und geſunden Hausgenoſſen der
Nieder=Ramſtädter Anſtalten für Fallſüchtige und Krüppel auch jetzt
wieder die große Freude, den Turnperein Nieder=Ramſtadt bei ſich
be=
grüßen zu dürfen. Sein Beſuch machte den Sonntag zu einem fröhlichen
Feſte, das unter der Leitung des Vereinsvorſitzenden, des Herrn Lehrers
Körner, einen ſehr ſchönen Verlauf nahm. In bunter Aufeinanderfolge
boten die einzelnen Nummern des abwechſlungsreichen Programms den
Zuſchauern Gelegenheit, die verſchiedenen Arten turneriſcher
Vorflih=
rungen kennen zu lernen und auch Höchftleiſtungen turneriſcher
Aus=
bildung zu bewundern. Fröhlicher Beifall lohnte jede einzelne
Dar=
bietumg, und der herzliche Dank der Anſtalten folgte der wackeren
Tur=
nerſchar, als ſie nach wohlvollbrachtem guten Werk unter den Klängen
der Muſik wieder abmarſchierte.
G. Ober=Ramſiadt, 1. Okt. Freiwillige Sanitätskolonne
vom Roren Kreuz, Ober=Ramſtadt. Am letzten Samstag
fand eine Alarmübung der Freiw. Sanitätskolonne vom Roten
Kreuz ſtatt, der folgender Gedanke zugrunde lag: „An der
Straßen=
kreuzung Hahn—Reinheim und Hahn—Wembach ſtießen in ſchneller
Fahrt zwei Autos zuſammen, wobei die Inſaſſen, derſelben auf die
Straße geſchleudert und teils ſchwer, teils leichter verletzt wurden.” Um
8.10 Uhr abends wurde die Kolonne und der Kolonnenarzt, Herr Dr.
Moldenhauer, von Hahn aus alarmiert. Bereits nach 22 Minuten war
die Kolonne per Laſtauto an der Unfallſtelle eingetroffen und 3 Minuten
ſpäter ſchon wurden die erſten Notverbände angelegt und die Verletzten
abtransportiert. Alles klappte vorzüglich, es wurde exakt und praktiſch
gearbeitet, und auch dieſe Uebung hat die Schlagfertigkeit und gute
Schulung unſerer Kolonne, auf die wir ſvolz ſein dürfen, erneut
be=
wieſen.
— Hirſchhorn, 2. Okt. Waſſerſtand des Neckars am
1. Oktober 0,56 Meter, am 2. Oktober 0,52 Meter.
— Gernsheim, 2. Okt, Waſſerſtand des Rheins am
1. Oktober —0,96 Meter, am 2. Oktober —0,99 Meter.
Oberheſſen.
WSN. Kitorf (Kr. Alsfeld), 1. Okt. Das lebende Reh im
Auro. Als ein hieſiger Geſchäftsmann am Samstag abend mit ſeinem
Auto, an dem die Scheinwerfet hell leuchteten, auf der Rückfahrt hierher
begriffen war, geriet ein Neh auf der Landſtraße in den Lichtkegel der
Scheinwerfer und ſprang infoſgedeſſen ſo verängſtigt hin und her, daß
es, noch ehe der Kraftwagen zum Halten gebracht werden konnte, als
einzigen Ausweg den Sprung in das fahrende offene Auto unternahm.
Bei dem unerwarteten Rehbeſuch im Auto wurde der Fahrer leicht
ver=
letzt, es gelang ihm jedoch, den Kraftwagen noch ſchnell zu ſtellen und
dadurch ein größeres Unglück zu verhüten. Dah Reh machte ſich dann
heil und unverſehrt ſchleunigſt aus dem Staube.
Verdauungsſtörungen.
Wie man ſie beſeitigt.
Von Dr. med. Griebel, Frankfurt a. M.
Bei normaler Verdauung werden die wertloſen Nahrungsreſte
und verbrauchten Säfte, die ſich im Darm angeſammelt haben,
durch regelmäßige Entleerungen aus dem Körper entfernt. Bleibt
jedoch der Stuhlgang infolge von Verſtopfung aus, ſo werden die
Schlacken des Stoffwechſels zu lange im Darm zurückgehalten und
bilden den günſtigſten Nährboden für Fäulnisſtoffe und
Darm=
gifte. Dieſe können in das Blut eindringen und viele
Beſchwer=
den hervorrufen . Mattigkeit, Angſtgefühle, Schlafloſigkeit,
Kopf=
ſchmerzen und Appetitloſigkeit ſind haufig nur auf ungenügende
Stuhlentleerung zurückzufuhren. Deshalb muß man mit großter
Sorgfalt darauf achten, daß die Verdauung ſtets in Ordnung iſt.
Stellen ſich Unregelmäßigkeiten ein, dann empfiehlt ſich der
Ge=
brauch eines pflanzlſchen Abführmittels. Eines der beſten Mittel
dieſer Art ſind Apotheker Richard Brandts Schweizerpillen, die
man in allen Apotheken erhält. Infolge ihrer rein pflanzlichen
Zuſammenſetzung beſeitigen ſie Verdauungsſtörungen mild und
angenehm. Sie wirken zuverläſſig und ſind auch bei längerem
(I.15435
Gebrauch vollkommen unſchädlich.
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Nummer 274
Donners ag, den 3. Oktober 1929
Seite 7
Tierſchuhverein für Hefſen in Darmſtadk
(Beckſtraße 55).
Für Förderung des Tierſchutzes ſind durch Beſchluß der
Hauptver=
ſammlung vom 17. September 1929 wiederum Diplome und
Geld=
geſchenke an 198 Perſonen verliehen worden. Für Auszeichnungen
kommen in Betracht:
1. Polizeiaufſichtsperſonal:
Gend.=Hauptwachtmeiſter Dickert und Polizeimeiſter Meiſter,
Darm=
ſtadt. Gen.=Meiſter Freihöfer, Eberſtadt, Falter, Oſthofen.
Linden=
ſtruth, Lorſch. Gend.=Hauptwachtmeiſter Illert, Lorſch, Wendel, Groß=
Umſtadt, Dörr, Reinheim. Gend.=Meiſter Peter, König. Gend.=
Haupt=
wachtmeiſter Mühlenbeck, König. Gend.=Meiſter Schupp, Lindenfels.
Gend.=Hauptwachtmeiſter Kern, Kipper, Groß=Gerau. Gend.=Meiſter
Schmidt, Hainſtadt. Gend.=Meiſter Arzt, Langen. Gend.=
Hauptwacht=
meiſter Gruß und Keppler, Fürth. Gend.=Meiſter Bühner,
Sprendlin=
gen, Kreis Offenbach, Berger, Weiskirchen, Frühling, Seligenſtadt.
Gend.=Hauptwachtmeiſter Sembach, Grünberg. Gend.=Meiſter Buhr,
Londorf. Gend.=Hauptwachtmeiſter Hahn, Alsfeld, Weihert, Homburg.
Gend.=Meiſter Stöckler, Worms. Gend.=Hauptwachtmeiſter Löchel,
Kir=
torf, Großmann, Büdingen, Gerhard, Ortenbuvg. Gend.=Meiſter
From=
mer, Bad=Nauheim. Gend.=Hauptwachtmeiſter Bambey, Loller, Köhl,
Schotten, Reifenberg, Nieder=Olm. Gend.=Meiſter Brand, Finehen,
Fauſt, Heßloch, Kaffenberger, Pfeddersheim. Gend.=Meiſter Liſtmann,
Grebenau. Gend.=Hauptwachtmeiſter Haßmann, Finthen. Gend.=Mei
ſter Karn, Wörrſtadt, Mannteufel, Flonheim, Manz, Romrod. Gend.=
Hauptwachtmeiſter Birkenſtock, Sprendlingen (Rheinheſſen), Ruhland.
Skrzyrezak, Dörrſchuck, Bingen, Biſchborn, Bormuth, Ober=Ingelheim,
Becker, Heidesheim, Gend.=Meiſter Hartmann, Wallertheim. Gend.=
Hauptwachtmeiſter Dienſt, Worms, Wald=Michelbach, Jung,
Gunders=
heim. Gend.=Meiſter Wiener, Gundersheim. Pol.=Hauptwachtmeiſter
Stricker, Wagenknecht, Sahl, Eiſenhauer, Darmſtadt, Kieck, Bensheim,
Beltrami, Lampertheim. Krim.=Sekr. Rau, Lampertheim. Pol.=
Haupt=
wachtmeiſter Andres, Kappler, Lampertheim. Krim.=Hauptwachtmeiſter
Fauſt, Lampertheim. Pol.=Hauptwachtmeiſter Naumann, Decher,
Mö=
ßinger, Neu=Iſenburg. Heppert, Viernheim, Pol.=Oberwachtmeiſter
Mecky, Gießen. Pol.=Hauptwatchmeiſter Walther, Volz, Nordmann,
Gießen. Pol.=Oberwachtmeiſter Rau 2. Küſter, Gießen. Pol.=
Haupt=
wachtmeiſter Herth, Stöhr, Martin, Bad=Nauheim. Pol.=Wachtmeiſter
Loder=Bad=Nauheim. Pol.=Oberwachtmeiſter Neuter, Bad=Nauheim.
Pol.=Hauptwachtmeiſter Braſſe, Keßler, Mainz. Pol.=Inſpektor Huf.
Pol.=Hauptwachtmeiſter Seelbach, Engel, Elsheimer, Mainz, Jöſt, Alzey.
Pol.=Meiſter Glinther, Alzey. Pol.=Hauptwachtmeiſter Wirth,
Schnei=
der Schreiber, Alzey. Pol.=Meiſter Manz, Bingen. Pol.=
Hauptwacht=
meiſter Arns, Bingen, Denner, Diehl 1., Lang, Worms, Buhlmann,
Gonſenheim. Gend.=Wachtmeiſter Reichhold, Betzenbacher, Echzell,
Lep=
per, Höchſt.
2. Für treue Tierpflege:
Göttmann, Karl, Darmſtadt. Reitz, Karl, Arheilgen. Fertig, Jakob,
Feldſchütz, Bauer, Adam, Forſtwart, Nieder=Beerbach. Delp, Friedrich,
Alsbach. Leiſt, Karl, Schaf,, Georg, Deichert, Marg., Bensheim.
Schu=
bert, Joh. Rudolf, Rechel, Johs., Hähnlein. Hofmann, Johs. 2., Stnoh=
menger, Joh. 5., Pfeifer, Peter, Forſtwart, Lindenfels. Bickelhaupt,
Peter, Schmal=Beerbach. Schulz, Wilhelm, Zell, Kr. Bensheim. Lorz,
Johs. 3., Pullmann, Aug. 1., Bernard, Joſeph, Verwalter, Hirt,
Chri=
ſtian, Zahn, Marg., Müller, Marg., Groß=Zimmern. Görich, Anma,
Haſch, Franziska, Sehnert, Michael, Harpertshauſen. Kreh, Georg,
Schaafheim. Peter, Adolf, Ueberau. Leiß, Jakob, Heckmann, Joh.,
Glenz, Leonhard, Trumpfheller, Aug., Volk, Leonhard, Erbach. Scior,
Wilh., Böhmig, Georg, Hetzbach. Bär, Wilhelm, Ernsbach. Kabel,
Heinrich, Kabel, Wilhelm, Ober=Moſſau. Biſchoff, Leonhard 3., Rehbach.
Gebhard, Heinrich, Heckmann, Jakoß 4., Bickel, Hrch., Unter=Moſſau.
Berlieb, Johann, Weiten=Geſäß. Müller, Katharina, Biſchofsheim.
Grams, Johann, Laier, Johann, Neckar=Steinach. Stirn, Fritz, Wimpfen.
Volk, Wilhelm, Groß=Steinheim. Fritſch, Heinrich, Langen. Mehler,
Franz, Joſeph, Steinbach i. T. Müller, Nudolf, Gießen. Rinn,
Frieb=
rich 1., Hauchelheim. Reuter, Ludwig, Deckenbach. Peter, Marie,
Böcher, Joh., Hrch., Altenburg. Becht, Otto, Ober=Ohmen. Reuber,
Johs., Eifa. Hofmann, Heinrich, Echzell. Reinhold, Karl, Jäger,
Kon=
rad, Engelthal. Bill, Heinrich, Effolderbach. Kiefer, Karl, Feldhüter,
Ginsheim. Schaufuß, Wilh. Mainz. Boll, Auguſt, Marienborn.
Bin=
zel, Jakob, Küſter, Karl, Nierſtein. Brüchbauer, Karl, Heppenheim a.
d. Wies. Nikolaus, Wilhelmine, Nikolaus, Karl, Ober=Flörsheim.
Mingel, Chriſtian, Fuchs, Theodor, Wilhelm, Mathias, Oſthofen.
Köb=
ler, Johann, Höchſt.
3. Für beſondere Verdienſte:
Reuter, J., Lehrer i. R., Vaitshain. Klein, Garteninſpektor,
Darm=
ſtadt. Meyer, Gerichtsvollzieher i. R., Ortenberg.
Kt
Foxhund, a. d.
Na=
men Flora hörend,
aus Worms i.
Darm=
ſtadt entlaufen. Der
ehrl. Auffänger wird
geb., Heinrich Kroh,
Worms=Neuhauſen,
Stralenbergſtr. 29,
davon in Kenntnis
zu ſetzen. (1.15432
Vr
MANMLICH
Wir ſuch. für tücht.
22jährigen
Konkoriften
welcher 5 Jahre bei
uns tätig iſt u. den
wir empfehlen
kön=
nen, zu bald. Antr
Stellung. (15380b
Südweſtdeutſche
Molkereizentrale
e.G.m.b. H.
Buchhalter
mit ſchon. Handſchr
ſucht ſtundenw.
Be=
ſchäftig,, auch aus
wärts. Ang. erb. u
B. 34 Geſchäftsſt. (
Jung. Friſeurgehilfe
ſucht Stellung, wo
er ſich eventuell im
Damenfach
ausbil=
den kann. Angeb. u.
B. 38 Geſchäftsſt.
Selbſtänd. Konditor
ſucht f. 1—3 Tage in
der Woche Beſchäft.,
evtl. Aushilfsſt für
Samstag u. Sonntag
Ang. u. B 51 Gſchſt. (*
WElBLIER
Jung. Mädchen
ſucht Beſchäft. zu kl.
Kindern od. i.
Haus=
halt vormitt., auch
bis nach d. Spülen.
Zu erfr: Luiſenſtr.
20, II., Eing, links.
Beamtentochter mit
kaufm. Vorb.,
eben=
ſo i. Haush. u. Näh.
ſehr erf., praktiſch u.
umſicht., an inten
Arb gew., in verſch.
gr. Betrieben gew.,
ſehr g. Zeugn., ſuch
mögl. Dauerpoſt. f.
Buchh.,Regiſt.,
Weiß=
zeugverw. od. dgl.,
hier od. ausw. Ang
u. A. 90 Gſchſt. (Eit
Junge Frau ſucht
Büro zu reinigen
od. morgens 2 Std.
Laufdienſt. Ang. u.
B. 31 Geſchäftsſt. (*
Sauben
Weil autematisch
Werpaokt
Vt
Wiedemamm’s
56Adler-Emmentaler
ohne Rinde!
Eglhr Kausmann Fährt ihn!
Wirkungskreis ſucht
Fraul., d. 12 Jahre
frauenloſ. Haushalt
geführt. Es w. mehr
uf gute Behandlg.,
als auf Lohn geſeh.
Ang. u. A. 75 Gſch. *id
Fräul,, 30 Jahre alt,
im Kochen, Nähen u.
allen Hausarbeiten
bewandert, ſucht
paſſende Stellung in
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die Geſchäftsſtelle, (1
Ehrl., fleiß. Mädchen
ſucht Stellung als
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an die Geſchäftsſt (*
22jähr. Mädchen ſucht
Stelle,
as Haustochter,
um ſich im Haushalt
auszubilden.
Fami=
lienanſchluß u. Taſch.=
Geld erwünſcht. Zu
erfr. Soderſtr. 89, I.
Fmat)
Sauberes Mädchen
ſucht Stellung für
Haus und Küche.—
Angeb. unter B. 62
a. d. Geſchaftsſt. (*
Tücht. Köchin
mit prima Zeugn.
ſucht alsb. Stell. in
Herrſchaftsh. Ang.
u. B. 57 Geſchſt. (*
Tücht. Schneiderin
empfiehlt ſich in u.
außer dem Hauſe.
Agnes Oſtländer,
Ireneſtr. 5, I.
nimmt noch Kunden
in u. auß. d. Hauſe
genommen. Ang. u.
B. 25 Geſchäftsſt. (*
an. Kunſtſtopfen all.
Art wird auch an=
GRAUE HAARE!
M
Zum Besuch der Landwirte in den Kreisen
Darmstadt, Offenbach, Groß-Gerau, Dieburg,
Bensheim Heppenheim, Erbach,
rede-
gewandte, fleißige, gutbeleumundete
mit eigenem Fahrrad für den Vertrieb eines vom
Tierzucht-Institut d. Univereität Gießen glänzend
begutachteten Naturproduktes gesucht. Geboten
werden pro Arb.-Tag 4.— ℳ Spesenzuschuß und
5% Umsatzprovieion, Schriftl. Meldungen unter
B 48 an die Geschäftsstelle ds. Blattes. (15439
NÜANCIN
gibt allmählich, unmerklich
für die Umgebung,
jugendli-
ches Aussehen in Näturfarbe
waschecht wieder.-
Unschäd-
lichkeit attestiert!
W. Seeger A:G. Z Co.
ET
Zu beziehen durch
Parf. Müller, Rheinstraße
Parf, Franck. Elisabethenstraße
Parf, Tillmann, Elisabethenstraße
(V.12982
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Darm=
ſtadt ſind in der Nacht von Montag auf
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verſehen, aufgefunden worden. Geger
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dieſelben abgeholt werden in Brühl bei
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Beſſere kinderloſe.
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int. B 63 Geſchſt. (
O
WEIBLICH
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geiſtig geweckt,
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frei, für Trikotag.=
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Wollwarenge=
ſchäft in gründliche
Lehre geſucht. —
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für den hieſigen Bezirk von
leiſtungsfähiger Eiergroßhdlg.
ſofort geſucht
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Jüngere
Sienokypiſin
(Anf.) aus g. Fam.,
zum ſof. Eintr geſ.
Ang. m. Geh.=Anſpr.
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2 jüngere
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Wollwaren geſucht.
Branchekenntn.
un=
bedingt erforderlich.
Ang. u. B. 36 Gſch.
Lehrmädchen od.
An=
fängerin für kaufm.
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15. Oktober geſ. Ang.
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geſ. Vorſtellen
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Solides fleiß.
Mäd=
chen für kinderloſen
Haushalt von
mor=
gens bis nach dem
Spül., ev. a. ganze
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von 3—5 Uhr bei
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Land=
wehrſtr. 18, III. (*
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Bismarckſtr. 64, pt.
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geſetzten Alters, das
ſelbſt, kochen kann
zum ſofortigen oder
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a. d. Bergſtr. (*it
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u. gute Zeugn. beſ., bote u. B 45 an die Geſchäftsſtelle. (*dg
Zuverläſſ, ſauberes
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Gckhardtſtr. 26. (*
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kenntn. vormittags
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Spu=
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bewandert, branchekundig, per 1.
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15446
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Für kl. Haush. unabh.
ält, Frau geſucht bei
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unt. B 66 Geſchſt. (*
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v. Lande f. kl.
Haus=
halt zum 1. Nov. geſ.
Ang. u. B68 Gſchſt.
Brav. Mädchen
am I. v. Lande, geſ.
Bleichſtr 1, Laden./*
Lauf= u.
Lehr=
mädchen geſucht.
Blumengeſchäft
Mathildenplatz 2.(*
Seite 8
Donnerstag, den 3. Oktober 1929
Nummer 27 4
chrecklicher Unfall im Frankfurker 3o0
Ein Braunbär beißt einem 11jährigen Jungen
den Arm ab.
Frankfurt. Eine Praunheimer Schulklaſſe
beſichtigte am Mittwoch früh den Frankfurter
Zoologiſchen Garten. Ein 11jähriger Schüler
hatte dabei trotz des Verbotes der
aufſichtsfüh=
renden Lehrerin das Abſperrgitter am
Bären=
zwinger überklettert, um die Tiere beſſer füttern
zu können. Plötzlich wurde der Junge von einem
Braunbaren erfaßt und an die Gitterſtäbe des
Käfigs gezogen. Der Junge ſchrie laut auf,
während die anderen Kinder vor Entſetzen
da=
vonliefen Einige Wärter waren ſchnell zur
Stelle, die auf das Tier einſchlugen und eine
Anzahl Schüſſe abgaben. Der Bär ließ jedoch
den Jungen erſt los, als er ihm den linken Arm
abgebiſſen hatte. Der ſchwerverletzte Schüler
wurde ſofort nach dem Roten Kreuz gebracht
und einer Operation unterzogen. Die Aerzte
hoffen, ihn trotz der Schwere der Verletzung am
Leben erhalten zu können. — Das Unglück
be=
weiſt erneut, wie notwendig es iſt, die von der
Direktion des Zoologiſchen Gartens erlaſſenen
Verbote, den Tieren nicht zu nahe
zu kommen, zu beachten.
Ein guter Fang der Frankfurter
Kriminal=
polizei.
Bisher 35 Einbrüche feſtgeſtellt. — Ein ganzes
Warenlager von Diebesgut.
Frankfurt a. M. Der Frankfurter
Krimi=
nalpolizei iſt ein großer Fang gelungen. Seit
eini=
gen Monaten liefen bei der Frankfurter
Kriminal=
polizei aus allen möglichen größeren und kleineren
Orten der weiteren Umgebung, und zwar vom
Oden=
wald bis hinauf an die Lahn, von der Rhön und
vom Rhein Anzeigen ein über verübte Einbrüche in
Villen, Geſchäftslokale, Apotheken uſw. Die
Frank=
furter Landeskriminalpolizeiſtelle befaßte ſich ſofort
intenſiv mit der Angelegenheit und ſtellte unſchwer
fiſt, daß die Einbrüche ſo ziemlich alle von der
gleichen Bande verübt werden müßten, denn dafür
ſprach ſchon die Uniformität der Delikte. Die
Tä=
ter kamen nachts auf Motorrädern und in Autos an
die Tatorte, öffneten die Vorgartentüren mit
Diet=
richen und die Manſarden=, Keller= und
Wohnungs=
türen mit Nachſchlüſſeln und ſtahlen dann zuſammen,
was ihnen nur irgendwie erreichbar war. Nach
langen mühſeligen Fahndungen verdichtete ſich der
Verdacht auf zwei bereits polizeibekannte Einbrecher,
die beobachtet wurden, und, als die Kriminalpolizei
das Material in der Hand hatte, „hoch gingen”. An
dieſer Verhaftung hingen ein halbes Dutzend andere,
aber bei dem erſten Verhör blieb die Täterſchaft an
den beiden Leuten hängen, deren Namen im
In=
tereſſe der weiteren Unterſuchung im Augenblick noch
nicht verraten werden ſollen. Die beiden Verhafteten
haben bisher 35 Einbrüche eingeſtanden, die ſich in
Wetzlar, Sprendlingen, Gonzenheim-Bad=Homburg,
Biebrich, Langen, Bad=Orb und zahlreichen andern
Orten abgeſpielt haben. Die Polizei glaubt jedoch,
daß noch weit mehr Delikte auf das Konto dieſer
beiden gefährlichen Burſchen zu ſetzen ſind.
Gleich=
zeitig nahm die Polizei eine Hausſuchung bei
Ver=
wandten, Freunden und Freundinnen ſowie
Bekann=
ten der Verhafteten vor und konnte ein ganzes
Warenlager von Gegenſtänden beſchlagnahmen, die
ſämtlich aus Einbrüchen ſtammen. Das
Einbruchs=
kommiſſariat der Frankfurter Kriminalpolizei hat ſich
in ein kleines Warenhaus verwandelt, wo ganz
enorme Werte aufgeſtapelt ſind. Beginnend bei der
goldenen Remontoiruhr bis zum billgen, einfachen
Ledertäſchchen des Dienſtmädchens, Photoapparate,
Bilder, Kiſſen, Wäſcheſtücke, Silberzeug u. a. m.
wurden geſtohlen und bei dem Polizeipräſidium
vor=
läufig ſichergeſtellt.
Eiſenbahnunfälle.
Frankfurt a. M. Durch Unregelmäßigkeiten
beim Ueberfahren der Strecke wurde zwiſchen
Helden=
bergen und Eichen, auf der Strecke Vilbel—
Stock=
heim, ein Schienenbruch feſtgeſtellt. Der
Perſonen=
zug 4104 Stockheim—Frankfurt wurde infolgedeſſen
vor der beſchädigten Stelle am Mittwoch, 4.30 Uhr,
zum Halten gebracht. Die Reiſenden ſtiegen in einen
Erſatzzug um. Der Schaden war um 7.30 Uhr
be=
ſeitigt, hatte aber die Verſpätung einiger
Perſonen=
züge zur Folge.
Lichtenfels. Der beſchleunigte
Perſonen=
zug Berlin—München 848 entgleiſte am Mittwoch
früh, gegen 2 Uhr, bei der Einfahrt in Lichtenfels.
Die Lokomotive, der Packwagen, der Packbeiwagen
und zwei Perſonenwagen ſprangen aus den Schienen.
Vier Reiſende wurden leicht verletzt, ſie konnten ihre
Reiſe fortſetzen. Ueber die Urſache des Unglücks iſt
noch nichts bekannt. Der Zug erlitt zwei Stunden
Verſpätung, mehrere andere Züge etwa einſtündige
Verſpätung.
Zuſammenſtoß des Simplon=Expreßzuges
mit einer Lokomotive.
Paris. Der Simplon=Expreß fuhr im
Bahn=
hof Frasne infolge falſcher Weichenſtellung auf eine
Lokomotive auf. Ein Lokomotioführer und ein
Bahn=
beamter wurden ſchwer verletzt. Der Packwagen und
der Speiſewagen wurden vollſtändig zertrümmert.
Glücklicherweiſe befand ſich in letzterem zur Zeit des
Unglücks niemand.
Schwere Zuchthausſtrafen für die Gladbecker
Lohngeldräuber.
Eſſen. Im Prozeß gegen die Gladbecker
Lohn=
geldräubev die am 22. Februar dem Kaſſenbeamten
der Zeche Mathias Stinnes die Taſche mit den
Lohn=
geldern entriſſen hatten, erhielten: Heinrich
Keim=
ling 13 Jahre Zuchthaus, Hermann und Peter
Keimling je 12 Jahre Zuchthaus, der vierte Bruder
Johann 3 Jahre Zuchthaus, Brunen 2 Jahre
Ge=
fängnis, Frau Tiesbürger 10 Monate Gefängnis,
Frau Keimling 6 Monate, Becker und Koßmann 6
bzw. 10 Monate Gefängnis. Gegen den Haupttäter
Huthmacher wird beſonders verhandelt werden.
Der Konkursantrag gegen die Firma Sklarek
bleibt beſtehen.
Berlin. Das Nachrichtenamt der Stadt
Ber=
lin teilt mit: Der Magiſtrat beſchloß im
Einver=
nehmen mit dem Verwaltungsrat der Stadtbank,
den Konkursantrag gegen die Firma Sklarek beſtehen
zu laſſen, da dies bei der Unklarheit über die Höhe
der Kreditoren und des Status, wie ſie in der
Gläu=
bigerverſammlung am Dienstag erneut zutage trat,
für geboten erſcheint.
Dr. Fritz von Opel in ſeinem Flugzeug.
Das Raketenflugzeug während des Probefluges.
Opel fliegt auch in München.
Frankfurt a. M. Fritz von Opel, der am
30. September auf dem Frankfurter Flugplatz ſeinen
erſten Raketenflug unternahm, wird ſpäter auch in
München fliegen. Nach Mitteilung der „M. T.=3.”
hat Fritz von Opel bereits mit der Leitung des
Münchener Flughafens Verhandlungen geführt, die
ſo weit gediehen ſind, daß Opel im nächſten
Früh=
jahr ſeine Verſuche zum Ausbau der
Raketenflie=
gerei in München fortſetzen wird.
Die Greifswalder Oie mit dem Leuchtturm. — Rechts: Prof. Oberth, der Konſtrukteur der Rakete.
Profeſſor Oberth=Berlin, der mit Unterſtützung der Ufa an der Konſtruktion einer Weltraumrakete
arbeitet hat nun auch einen Abſchußplatz für ſeine Erfindung gefunden. Es iſt dies die 54 Hektar
große Oſtſeeinſel „Greifswalder Oie”, die wegen ihrer Einſamkeit für das nicht ungefährliche
Unternehmen beſonders geeignet iſt.
Wirtshausſchlacht in der Ramſau.
Berchtesgaden. In einem Gaſthaus in der
Namſau kam es im Anſchluß an eine Hochzeitsfeier
zu einer förmlichen Wirtshausſchlacht. Als
Kampf=
mittel dienten Meſſer, Totſchläger, Stuhlbeine uſw.
Die Einrichtung des Gaſthauſes wurde zertrümmert.
Drei Schwerverletzte und zahlreiche Leichtverletzte
blieben am Platze. Zwei Gendarmeriebeamte wurden
von den Kämpfenden niedergeſchlagen. Die Urſache
des Blutbades dürfte auf die geſpannten
Be=
ziehungen zwiſchen den Burſchen zweier Ortſchaften
zurückzuführen ſein.
Großfeuer in der Pfalz.
Landau. Im benachbarten Fichbach entſtand
geſtern nacht ein Großfeuer, von dem die Kirche,
vier Wohnhäuſer, Stallungen, Scheunen und andere
Gebäude erfaßt wurden. Die Entſtehungsurſache iſt
unbekannt. Das Anweſen des Landwirts Alois
Schnitzer brannte mit Scheune, Stallungen und
Schreinerwerkſtätte, das des Landwirts Sarter mit
Wohnhaus, Stallgebäude und Scheune bis auf die
Grundmauern nieder. Die Wehren der Umgebung
waren neben der Ortswehr mit Löſcharbeiten bis in
die frühen Morgenſtunden beſchäftigt. Es gelang
nach harter Arbeit, das Feuer auf ſeinen Herd
ein=
zudämmen. Die Kirche und drei Wohnhäuſer, auf
die das Feuer ſchon übergriff, konnten gerettet
wer=
den. Der Schaden iſt recht beträchtlich, da die
Scheunen mit Fruchtvorräte angefüllt waren.
Men=
ſchen und Vieh kamen nicht zu Schaden. Die
Ge=
ſchädigten ſind ſchlecht verſichert.
Eine polniſche Stadt in Flammen.
Warſchau. Im Zentrum des Städtchens
Lu=
pia Nowa brach am Montag ein verheerender Brand
aus, der infolge des ſtarken Windes ungeheuer raſch
um ſich griff und in zwei Stunden 30 Gebäude
ver=
nichtete. Ein Ortseinwohner iſt in den Flammen
umgekommen, während neun Feuerwehrleute ſchwere
Brandwunden davontrugen,
Die vierke Schweizer Fahrk
des „Graf Zeppelin”
Friedrichshafen. Das Luftſchiff „Graf
Zeppelin” iſt geſtern früh 8.36 Uhr, unter Führung
Dr. Eckeners, mit 35 Paſſagieren an Bord zu ſeiner
Fahrt über die Schweiz aufgeſtiegen. An Bord
waren ungewöhnlich viele Fahrgäſte, etwa 35 bis 40
Perſonen, was darauf zurückzuführen iſt, daß die
Fahrten nach der Schweiz ſehr großen Anklang
fin=
den. Wenige Minuten bevor das Luftſchiff auf den
Startplatz gebracht wurde, traf Dr. Eckener mit dem
zurzeit am Bodenſee weilenden Generaldirektor der
Neichsbahn Dr. Dorpmüller und deſſen Gattin in
der Halle ein. Dr. Dorpmüller nahm mit ſeiner
Gattin im Navigationsraum der Gondel Platz, da
der Aufenthaltsraum für die Paſſagiere bereits voll
beſetzt war. Der Aufſtieg ging bei freundlicher
Wit=
terung glatt von ſtatten. Kurz vor der Fahrt nahm
Dr. Eckener nochmals Abſchied von ſeinem Sohn
Knud, der geſtern Friedrichshafen verließ, um am
Freitag mit dem Dampfer „Deutſchland” die Reiſe
nach den Vereinigten Staaten anzutreten, wo er
be=
kanntlich in die Dienſte der Good Year Zeppelin
Company in Akron tritt.
Rückkehr des Zeppelins
von der vierten Schweizer Reiſe.
Das Luftſchiff „Graf Zeppelin” traf auf der
Rückkehr von ſeiner vierten Schweizer Reiſe
be=
reits gegen 15½ Uhr wieder über
Friedrichs=
hafen ein. Die Rückfahrt war durch den
wäh=
rend des Tages aufgekommenen ſtarken
Weſt=
wind anſcheinend ſehr beſchleunigt worden.
An=
geſichts des auch bei der Ankunft des Luftſchiffes
noch anhaltenden Windes — der Wind ſchwoll
zeitweiſe bis zu Stärke 11 an — mußte das
Luftſchiff vor der Landung noch einige große
Schleifen über dem Bodenſee ausführen.
Nach=
dem der Wind etwa auf 6 Sekundenmeter
nach=
gelaſſen hatte, entſchloß ſich die Schiffsführung
zur Landung, die in verhältnismäßig kurzer Zeit
um 15,53 Uhr glatt von ſtatten ging.
Flüge des Flugſchiffes „Do. K” im Bodenſee=
Gebiet.
Friedrichshafen. Das Flugſchiff „Do. X‟
ſetzte vorgeſtern ſeine am Montag neuerdings wieder
aufgenommenen Flüge im Bodenſeegebiet fort. Am
Nachmittag war auch den noch in Friedrichshafen
anweſenden Mitgliedern der Aeroarctic, die aus
An=
laß der Verhandlungen über die Polarfahrt des
„Graf Zeppelin” hier weilten, Gelegenheit geboten,
an Bord des Dornier=Flugſchiffes einen Flug von
Altenrhein nach Meersburg mitzumachen. In
Meers=
burg, wo eine Zwiſchenlandung vorgenommen
wurde, wurde auch der Generaldikretor der
Deut=
ſchen Reichsbahngeſellſchaft Dr. Dorpmüller mit
mehreren Herren ſeiner Begleitung an Bord des
Flugſchiffes genommen, um ſich an einem
an=
ſchließenden Flug zu beteiligen. Dr. Dorpmüller
hatte an einer am Dienstag vormittag in Bad=
Schachen abgehaltenen Konferenz der Präſidentem
mehrerer Reichsbahndirektionen teilgenommen, nach
deren Beendigung, die Teilnehmer eine
Sonder=
dampferfahrt nach Meersburg unternahmen. In der
vorigen Woche waren neben anderen
hervorragen=
den Gäſten auch der türkiſche Generalſtabschef Exz.
Keman Paſcha und der bekannte ſpaniſche
Flieger=
major Ramon Franco in den beiden Werften der
Dornierwerke in Friedrichshafen und Altenvhein, um
das Flugzeug „Do. K” während des Fluges kennen
zu lernen. Major Franco ſteuerte dabei ſelbſt die
Maſchine und ſprach ſich über das Flugſchiff,
beſon=
ders über ſeine leichte Steuerbarkeit, ſehr lobend
aus.
Das Raab=Katzenſtein=Kleinluftſchiff „D. R.K.28‟
vollkommen zerſtört.
Berlin. In den ſpäten Nachmittagsſtunden
des Mittwoch wurde das ſeit einigen Tagen auf
dem Magdeburger Flugplatz ſtationierte Trumpf=
Kleinluftſchiff der Raab=Katzenſtein=Werke
„D.R.K. 28” durch einen Windſtoß von ſeinem
Ankermaſt losgeriſſen. Es trieb zunächſt in
Rich=
tung Biederitz ab und wurde dann in der Nähe
des Umflutkanals durch den ſtarken Wind zu
Boden gedrückt und dabei vollſtandig
zerſchmet=
tert. Der Führer des Luftſchiffes, Henderlich=
Berlin, der mit in die Höhe geriſſen wurde,
er=
litt einen komplizierten Unterſchenkelbruch und
wurde dem Krankenhaus zugeführt.
Hungertod dreier engliſcher Forſcher.
Ottawa. Die Leichen von drei engliſchen
Forſchern, die im Jahre 1925 die Nordweſtküſte
der Hudſonbai zur Durchquerung der oden
Land=
ſtrecken Nord=Albertas verließen, ſind in
einer einſamen Hütte entdeckt worden. Ein
Tagebuch, das in der Hütte gefunden wurde,
enthält einen tragiſchen Bericht über den Kampf
der drei Forſchungsreiſenden gegen den
heran=
nahenden Hungertod. Die letzte
Mittei=
lung war auf den Ofen geſchrieben und gab
bekannt, daß das Tagebuch im Ofen ſelbſt zu
finden ſei. Neben dem Tagebuch befand ſich das
Teſtament, das einer der Forſcher
hinter=
laſſen hatte. In der Hütte wurde nichts Eßbares
aufgefunden.
Ein Streichholz als Exploſionsurſache.
Saarbrücken. Die Unterſuchung der
Ur=
ſache der Mehlſtaubexploſion in der Baumſchen
Mühle hat zu einem überraſchenden Ergebnis
ge=
führt. Das folgenſchwere Unglück iſt auf die
Fahr=
läſſigkeit eines Arbeiters zurückzuführen, der bei der
folgenden Exploſion ſchwer verletzt wurde. Beim
Einſteigen in den Mehlſchacht hat der Mann, als
er den Steckkontakt zur Einſchaltung der
mitführen=
den Lampe nicht gleich finden konnte, in
unglaub=
licher Gedankenloſigkeit ein Streichholz angezündet,
durch deſſen kleine Flamme der hochexploſive
Mehl=
ſtaub zur Entzündung gebracht wurde und die ſchwere
Verwüſtung anrichtete. Die beiden ſchwer verletzten
Müller werden, ſelbſt wenn ſie mit dem Leben
da=
vonkommen ſollten, vorausſichtlich das Augenlicht
verlieren.
Der Sturm in den ſüdöſtlichen Vereinigten
Staaten.
Atlanta (Georgia). Ausläufer des
Wirbel=
ſturms richteten durch Zerſtörung der
Verkehrsver=
bindungen erheblichen Schaden an. Zwei Perſonen
wurden durch Trümmer getötet. In einem Sumpf
bei Miami wurde ein 250 Tonnen großes Schiff
auf=
gefunden, das dorthin getrieben worden war.
Peſtepidemie auf Java.
Nach „Chicago Tribune” ſollen in Java 322
Per=
ſonen an Peſt geſtorben ſein. Im vergangenen
Mo=
nat ſollen der Epidemie 187 Perſonen zum Opfer
gefallen ſein.
Nummer 274
Donnerstag, den 3. Oktober 1929
Seite 9
Aus dem Deutſchen Oſten.
Die Schlacht bei Proſtken und die Einfälle
der Takacen in Oſtpreußen.
Unſer großer Bismarck hat einmal den Ausſpruch getan
„wie ſchnell vergeſſen doch die Menſchen! Die Lehren der
Ge=
ſchichte werden von ihnen nur allzu oft mit frevelhaftem
Leicht=
ſinn in den Wind geſchlagen”. Wie oft hat der „Deutſche Oſten”
hierunter leiden müſſen!
Von jeher war Oſtpreußen dasjenige bedrohte Grenzland
deutſcher Nation, das fremdes Raubgeſindel ſich im Laufe der
Jahrhunderte als Tummelplatz auserſehen hat. Wenn wir die
deutſche Geſchichte überdenken, dann dürfen wir dabei nicht das
grauſe Elend mit allen Schrecken und Unmenſchlichkeiten
ver=
geſſen, das die Tatarenſcharen im ſiebzehnten Jahrhundert in
Oſtpreußen angerichtet haben.
Urſprünglich reine Mongolen übertrug ſich der Name
Ta=
taren auch auf die von ihnen nach dem Mongoleneinfall unter
Dſchengis=Chan unterworfenen Völker. Im europäiſchen
Ruß=
land zählt man heute etwa 1½ Millionen Tataren, die teilweiſe
anſäſſig, teilweiſe nomadiſierend ſind. Die Tataren ſind
Moham=
medaner. Ihr richtiger Name heißt „Tataren”, das Wort „
Tar=
taren” iſt eine Umbildung oder Mißbildung, die auf ein
Wort=
ſpiel des Königs Ludwig des Heiligen von Frankreich
zurück=
geführt wird, der „Tartaren” von „Tartaros” ableitete und damit
die Tataren als der Unterwelt Entſtiegenen bezeichnen wollte.
Die Nachrichten über den Einfall oder vielmehr über die
Einfälle der Tataren in Oſtpreußen in den Jahren 1656 und 1657
ſind in der „Deutſchen Geſchichte” nur ſehr ſpärlich zu finden und
ſelbſt der „große Meyer” und der „große Brockhaus” erwähnen
die Tatarenſchlacht bei Proſtken nicht. Und doch hat dieſe Schlacht
bei dem Dorfe Proſtken am Lyckfluſſe ſüdlich Lyck ſich bedeutend
verhängnisvoller ausgewirkt als viele andere Schlachten; ſie muß
daher der Vergeſſenheit entriſſen werden!
Als der Große Kurfürſt an der Seite der Schweden in der
dreitägigen Schlacht bei Warſchau vom 28. bis 30. Juli 1656 das
Heer des Polenkönigs Kaſimir geſchlagen und mit dieſem
glän=
zenden Siege die Stärke des Brandenburgiſchen Heeres den
Polen vor Augen geführt hatte, beſchloſſen dieſe am 31. Juli
zu Lublin, ſich durch einen Einfall in Preußen zu rächen. Der
litauiſche Unterfeldherr Vincentius Corovinus Gonſiewſki erhielt
den Auftrag, dieſen Raubzug auszuführen. Neben Polen und
Litauern beſtand, ſein Heer insbeſondere aus Tataren. Dieſe
Tataren wurden abſichtlich gewählt, „weil ſie — wie der
Ge=
ſchichtsſchreiber Piſanſki ſagt — alle Zeit am geſchickteſten
gehal=
ten worden, durch plötzliche Einfälle und Sſtreifereien, durch Mord
und Brand dem Feinde Einhalt zu tun.”
Unter dem Schutze der Narew=Sümpfe konnte Gonſiewſki
ſeine Scharen unbemerkt zuſammenziehen. Als der Große
Kur=
fürſt endlich die Meldung von ſeinem Anmarſche erhielt, war es
ſchon zu ſpät für das Entgegenwerfen des ganzen Heeres; in
der Eile konnten nur Vortruppen zuſammengezogen werden,
die ſich bei dem Grenzorte Proſtken verſchanzten. Gonſiewſki
eilte mit ſeinem Heere, das etwa 20 000 Mann zählte, der
preußi=
ſchen Grenze zu. Die Schweden und Brandenburger konnten
nur halb ſo viel Truppen vereinigen. Am 8. Oktober 1656 kam
es bei Proſtken ſüdlich Lyck zur Schlacht.
Die Tataren ſetzten durch den Lyckfluß, überſtiegen die
Ver=
ſchanzungen, warfen die Vorpoſten über den Haufen und griffen
mit gleicher Wut die Schweden unter Generalmajor Riedershielm
an; ſie fanden tapferen und anhaltenden Widerſtand, der viel
Blut koſtete. Aber ſchließlich mußten die Schweden der
Ueber=
macht weichen. Die preußiſchen Völker des Grafen Waldeck
kamen etwas ſpäter in’s Handgemenge und leiſteten tapferſte
Gegenwehr. Graf Waldeck, Fürſt Radziwill, der Kavallerieoberſt
Heinrich von Wallenrodt und der ſchwediſche General
Rieders=
hielm boten alles auf, um der feindlichen Uebermacht bis zum
Eintreffen der erwarteten Verſtärkungen ſtandzuhalten. Als
dieſe jedoch ausblieben, mußten die verbündeten Truppen nach
blutigem Kampfe das Schlachtfeld räumen. Der Geſamtverluſt
der vereinigten Brandenburger und Schweden betrug 7 000 Mann
an Toten und Verwundeten; unter letzteren befand ſich der
Her=
zog von Weimar, dem in Angerburg ein Pfeil aus dem Rücken
herausgeſchnitten werden mußte. Die Tataren erbeuteten die
ganze Bagage, allen Kriegsvorrat, 6 Kanonen und 60 Fahnen.
Der kommandierende General Graf Waldeck ſah ſich gezwungen,
mit dem kleinen Reſt ſeiner Truppen fluchtartig in die Gegend
von Angerburg zu marſchieren, um ſich dort mit den in der Nähe
befindlichen Truppen des ſchwediſchen Generals Steenbock zu
vereinigen.
Verheerend ergoſſen ſich die wilden Sieger über das Land;
der mächtige Feuerſchein brennender Dörfer — am Abend der
Schlacht bei Proſtken brannten 20 Dörfer — trug die furchtbare
Kunde von dem Morden, Sengen, Brennen und in
Gefangen=
ſchaftſchleppen der Tataren weit hinaus. Die Stadt Lyck wurde
am Tage nach der unglücklichen Schlacht bei Proſtken überfallen,
ausgeplündert und ſamt Kirche und Provinzialſchule eingeäſchert;
nur das auf der Inſel ſtehende Deutſchordensſchloß, das vielen
Zuflucht gewährte, blieb unverſehrt. Wie Heuſchreckenſchwärme
ergoſſen die Tataren ſich in die maſuriſchen und litauiſchen
Aemter, legten Städte und Dörfer in Aſche, plünderten, raubten
und mordeten und ſchleppten Frauen, Greiſe und Kinder mit ſich
fort in die Sklaverei. Unbarmherzig wurden die geraubten
Men=
ſchen mit Feſſeln, Stricken und Pferdezäumen
zuſammengekop=
pelt und nach der Tatarei fortgetrieben. Viele ſind auf dem weiten
Wege durch Polen durch die Kälte und die ungewohnten
Drang=
ſale umgekommen, einige auch beim Ueberſetzen über die Flüſſe
ertunken In der Tatarei angelangt, wurden diejenigen, die dem
Tatar=Chan und ſeiner Umgebung gefielen, beſonders Frauen und
Mädchen, ausgeſondert, die übrigen wurden teils von ihren
Herren als Sklaven behalten, teils in Caffa und anderen
Han=
delsplätzen der krimiſchen Tatarei auf den öffentlichen Märkten
verkauft und bei kümmerlichem Lebensunterhalt auf den Galeeren
— großen Ruderſchiffen — zu den härteſten Arbeiten verwendet.
Nur ſehr wenigen wurde das Glück zuteil, durch ein Löſegeld
wieder in Freiheit geſetzt zu werden und in die oſtpreußiſche
Heimat zurückkehren zu können.
Einige Beiſpiele beſonders tragiſchen Geſchicks ſeien hier
an=
geführt: In Stürback wurde der Gutsbeſitzer Georg Friedrich
Freiherr Schenk zu Tautenburg vor der Türe ſeines
Wohn=
hauſes auf einem großen Stein in Stücke gehauen, und zwei
Sprößlinge desſelben Geſchlechts wurden von den Tataren
ver=
ſchleppt. Am bekannteſten iſt das tragiſche Schickſal der Familie
des Grafen Lehndorff, des damaligen Beſitzers von Doliewen
und Chelchen. Seine Frau und ſeine Kinder, ſeine Schweſter
und ſeine hochbetagte Mutter wurde von den Tataren gebunden
und fortgeſchleppt. Die Mutter des Grafen wurde, weil ſie mit
den ſchnellen Tatarenpferden nicht gleichen Schritt halten konnte,
unterwegs niedergehauen. Die Gräfin ſelbſt, ihre Kinder und
ihre Schwägerin wurden in Konſtantinopel als Sklaven verkauft.
„Ach, was habe ich alles erlebt in dieſer Welt”, ſchreibt die
Grä=
fin mit blutendem Herzen in einem Briefe, „wollte Gott, ach
wollte Gott, ich wäre nie geboren oder ja in meiner zarten
Kind=
heit geſtorben . . . Was anbelangt meine herzliebſte Kinder,
weiß ich von keinem derſelben. Ich weiß wohl, daß ſie in der
Stadt Konſtantinopel ſein, die Türken haben ſie gekauft, aber ihre
Herren kenne ich nicht. Ach, das iſt wohl ein ſcharfes, ſchneidendes
Schwert, das mir durch mein Herz, ſo durch mein Mark und
meine Seele geht, ein Herzeleid über alles Herzeleid, daß ſie
noch Türken werden müſſen. Wollte Gott, ach wollte Gott, ich
hätte ſie niemals geboren, ſo dürfte ich mich nicht ſo grämen.”
Bis zu ihrem Lebensende mußte die Gräfin in der Sklaverei
ſchmachten, denn ihr Gemahl und auch ihr Vater waren durch
die Tatareneinfälle ſo verarmt, daß ſie das Geld zu ihrer
Be=
freiung nicht aufzubringen vermochten.
Die beiden Feldherren Graf Waldeck und Steenbock
bra=
chen nach ihrer Vereinigung ſofort auf, um Gonſiewſki von
neuem anzugreifen. Sie erreichten ihn am 21. Oktober bei
Filipowo, gegenüber Mierunsken, und ſchlugen ſein Heer in die
Flucht. Hierbei wurde der in der Schlacht bei Proſtken in
Ge=
fangenſchaft geratene Fürſt Radziwill befreit. Kurze Zeit darauf
ereilte der Oberſt Sparr eine in Preußen eingefallene „ſtarke
Partei Spameiten”, die er „unter Beiſtand des Oberſten Goltz
faſt gänzlich niederhieb”.
Aber nur vorübergehend zogen ſich die Tataren nach dem
Siege der vereinigten preußiſch=ſchwediſchen Truppen bei
Fili=
powo zurück. Bereits im November und Dezember 1656 folgte
ein zweiter und im Februar 1657 ein dritter Tatareneinfall;
dies=
mal brachen die Tataren von Neidenburg bzw. Johannisburg
her in Maſuren ein und verwüſteten das Land. Bei dem dritten
Tatareneinfall wurde der ehrwürdige Bürgermeiſter Dullo in
Goldap lebendig verbrannt!
So ſchnell wie die Tataren gekommen waren, verſchwanden
ſie auch wieder; ſie wagten nicht, die heranziehenden
kurfürſt=
lichen Truppen zu erwarten. Die kurzen Raubzüge der Tataren
hatten aber doch entſetzlichen Schaden angerichtet. Die Stände
und Landräte meldeten dem Großen Kufürſten: „Die Hälfte des
edlen Landes iſt mit vielen Kirchen und Schulen jämmerlich in
Rauch und Dampf aufgegangen, die Menſchen mehr als
unmenſch=
lich niedergehauen, nebſt dem Vieh verbrannt und weggeführt.
Die andere Hälfte iſt durch die von einem ſo erheblichen Schrecken
verurſachte Flucht großenteils verwüſtet.”
Ungefähr 11 000 friedliche Einwohner ſind von den Tataren
bei ihren drei Einfällen erſchlagen, 34 000 in die Sklaverei
ge=
ſchleppt worden. 13 Städte, 249 Flecken, Dörfer und Höfe mit
37 Kirchen lagen in Aſche und Trümmern. Begleiterſcheinungen
aller Verwüſtungen und Greuel waren die Peſt, Viehſeuchen und
Hungersnot. Allein in dem Kirchſpiele Kallinowen erlagen 835
Menſchen, in Sprengel Oſterode 547 Menſchen der Peſt. An vielen
Orten wurde der Viehbeſtand ganz aufgerieben: im Kreiſe
Johannisburg war kein einziges Pferd mehr vorhanden. Nach
einer Angabe, die allerdings ſehr hochgegriffen erſcheint, ſollen
80 000 Menſchen der Peſt und dem Hunger erlegen ſein!
Noch heute lebt im Volke die Erinnerung an jene ſchrecklichen
Tatareneinfälle, durch die Oſtpreußen in den Jahren 1656 und
1657 ſo furchtbar heimgeſucht worden iſt; dieſe Erinnerung hat
ſogar die Verwüſtungen Oſtpreußens durch die Ruſſen im
Sieben=
jährigen Kriege und durch die Truppen Napoleons beim
Durch=
zuge nach Rußland, ſowie die Verheerungen durch die ruſſiſchen
Maſſenheere zu Beginn des Weltkrieges überdauert. Das
Zaren=
tum hat zwar die Tataren gezähmt, aber die Vielheit der ruſſiſchen
Völker hat bei dem Einfall im Jahre 1914 in Oſtpreußen in
un=
erhörter Weiſe gehauſt. Der Armeebefehl des Generals von
Rennenkampf beim Ueberſchreiten der oſtpreußiſch =ruſſiſchen
Grenze an die Truppen der Njemen=Armee „Der Wille des
Kaiſers aller Reußen iſt, die friedlichen Einwohner zu ſchonen”
wurde nicht befolgt. Raub, Plünderungen und Gewalttaten
jeder Art, beſonders auch gegen Frauen und Mädchen, waren
an der Tagesordnung und erinnerten in erhöhtem Maße beim
Rückzuge der ruſſiſchen Truppen, bei dem ſie viele Geiſeln mit
ſich fortſchleppten, an die Einfälle der Tataren. Eine rühmliche
Ausnahme machten die ruſſiſchen Gardetruppen, deren Offiziere
zum großen Teile Balten, alſo Deutſche waren, und die
Linien=
truppen der weſtlichen ruſſiſchen Gouvernements. Die Koſaken
kamen in den Berichten beſonders ſchlecht weg, jedoch iſt zu
berückſichtigen, daß bei der Gleichartigkeit der ruſſiſchen
Unifor=
men vielfach Berittene als Koſaken angeſehen wurden, die in
Wirklichkeit keine Koſaken waren, die ſich aber die Freiheit
ge=
nommen hatten, die Nagaika, d. h. die Peitſche, die zur
dienſt=
lichen Ausrüſtung der Koſaken gehört, zu führen. Auch das
Dorf Proſtken hatte im Jahre 1914 in ähnlicher Weiſe zu leiden
wie im Jahre 1656 nach der Tatarenſchlacht bei Proſtken: es
wurde von den Ruſſen zerſtört; ſeine verminderte
Einwohner=
ſchaft von 1700 Seelen im Jahre 1919 hat ſich auf 2500 Seelen
im Jahre 1929 erhöht.
Oſtpreußen hat eine Geſchichte des Elends, aber auch des
Ruhms. Die Oſtpreußen ſind es gewohnt, auf Trümmern immer
wieder in harter Arbeit neu aufzubauen. Die Oſtpreußen haben
einen ſtarken Glauben an eine höhere Gewalt im Himmel und
an eine Gerechtigkeit auf Erden und beſitzen einen berechtigten
Stolz. Heute iſt Oſtpreußen eine Inſel, von polniſchem
Größen=
wahn, von polniſcher Wut, von polniſchem Haß und — was das
Schlimmſte iſt — von polniſcher Habgier umbrandet. Die ſeit
Urzeiten kerndeutſche Bevölkerung Oſtpreußens ſteht feſt und
unerſchüttert gleich einem Fels im Meer und harrt der Stunde
der Wiedervereinigung mit dem Deutſchen Reiche. Nur dann wird
das ſo wunderſchöne und ſo fruchtbare Oſtpreußen, der
gefähr=
detſte Teil des Deutſchen Oſtens, in Zukunft gegen Wiederholungen
der Einfälle von Polen, Ruſſen und Tataren gewappnet ſein!
Auch für Oſtpreußen gilt das Dichterwort:
„Was auch kommen mag und werde,
Heilig bleibt uns deutſche Erde.”
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Rednerin: Frau Dr. Rieſe—Frankfurt a. M
„Geſundheit und Krankheit in der alten und
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Donnerstag, den 10. Oktober, abends 8 Uhr:
Rednerin: Frau Dr. Vaubel—Darmſtadt
„Frauenſport und Geſundheit.”
Freitag, den 11. Oktober, abends 8 Uhr:
Rednerin: Frau M. von Glan—Pinneberg
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nerſtr. 60, pt. (*ds
Nummer 274
Donnerstag, den 3. Oktober 1929
Seite 11
Spotl, Splet
Kraftſpork.
Werbeabend in Eberſtadt.
Einen gut gelungenen Werbeabend konnte der 2. Kreis des
Deut=
ſchen Athletik=Sportverbandes in Eberſtadt für ſich verbuchen. Der
Abend wurde eingeleitet durch einen über Zweck und Ziel des Verbandes
hinweiſenden Vortrag des Kreisvorſitzenden J. Joſeph=Darmſtadt. Das
ſich über einige Stunden hinziehende, äußerſt reichhaltige Programm
bot für jeden der über 500 Zuſchauer etwas. Die Boxabteilung des
V. f. R. Rot=Weiß Darmſtadt, unter Leitung ihres Trainers Weckbach,
zeigten den Boxſport von der Boxgymnaſtik bis zum vollendeten Kampf
in anſchaulicher und auch für den Laien faßbaren Form. Große
Be=
geiſterung dankte den Vorführenden. Die Darbietungen werden ſicherlich
ihre Wirkung nicht verfehlen. Anſchließend führte Sportwart Frenzel
vom Kraftſportverein Bensheim ſeine Schutzbefohlenen, die
Jugend=
abteilung des genannten Vereins, vor. Auch hier wurde gutes Können
gezeigt.
Nunmehr ſtieg der Hauptkampf des Tages. Der Kampf um Sieg
oder Niederlage. Wie wir ſchon berichteten, ſtanden ſich zwei der Beſten
gegenüber. Die „Leute vom Bau” tippten natürlich für den
Oberliga=
vertreter „Vorwärts” Groß=Zimmern, wurden aber enttäuſcht, denn mit
7:10 Punkten gab ihm der Polizeiſportverein Darmſtadt das Nachſehen.
Mit dieſem Kampf hat die Mannſchaft des Polizeiſportvereins wieder
einmal bewieſen, welch ausgezeichneter Sportgeiſt in ihr ſteckt, und ſie
können den kommenden ſchweren Kämpfen in der Kreisliga mit Ruhe
entgegenſehen. Nun zum Verlauf der einzelnen Kämpfe, die nach der
internationalen Gewichtsklaſſeneinteilung ausgetragen wurden. Die
Lei=
tung der Kämpfe hatte Kreisſportwart Heckmann=Dieburg, dem als
Punktrichter die Herren Kaltwaſſer und Eckert beigegeben waren. Die
Ringzeit wurde, um das Programm reſtlos abwickeln zu können, von
20 auf 15 Minuten gekürzt.
Bantamgewicht: Hahl (D.)Poth (Z.). Der Kampf ging über die
ganze Zeit. Hier ſtanden ſich zwei rourinierte Gegner gegenüber und
lieferten ſich einen hartnäckigen Kampf, in dem Poth nach 15 Minuten
Sieger blieb. 0:2.
Federgewicht: Daum (D.)Göbel (3.). Auch hier dasſelbe Bild,
nur wurden diesmal die Rollen getauſcht, indem Daum vom
Polizei=
ſportverein Sieger wurde. 2:2.
Leichtgewicht: Schrauder (D.)Reinhardt (Z.). Der Darmſtädter
führte einen techniſch hervorragenden Kampf, konnte aber bei dem ſich
in ſehr guter Form befindlichen Reinhardt zu keinem Schulterſiege
kom=
men. Erſt nach Ablauf der 15 Minuten Kampfzeit wurde er verdienter
Punktſieger. 4:2.
Weltergewicht: Feldmann (D.)Ohl (B.). Es ſah von Anfang an
aus, als follte es ein hitziges Treffen geben. Ohl geht ſofort in eine
mehr als temperamentvolle Angriffsweiſe über. Feldmann macht dieſes
Tempo nicht mit und gibt nach 2 Minuten auf. 4:5.
Mittelgewicht: Knapp (D.)Fröhlig (3.). Ein ſehr lebhaft
geführ=
ter Kampf, wobei Fröhlig etwas mehr in Angriff lag. Hin und her
wogte der Kampf, und erſt nach 15 Minuten konnte Fröhlig wegen
beſſerer Leiſtung der Sieg zugeſprochen werden. 4:7.
Halbſchwergewicht: Lißfeld (D.)Danz (Z.). Der Darmſtädter
brachte ſeinen guten Gegner bald zu Boden und konnte nach 7½ Min.
durch Schulterdrehgriff den Sieg an ſich reißen. Nun ſtand das
Reſul=
tat 7:7.
Schwergewicht: Kraus (D.)Bernhardt (3.). Es war dies der
här=
teſte Kampf des Tages. Jeder iſt ſich bewußt, daß der Sieger den Sieg
der Mannſchaft beſtimmt. Kraus greift ſeinen Gegner forſch an und
und Tarnen.
bringt ihn oft in ſchwere Bedrängnis. Dieſer muß ſein ganzes Können
in die Wagſchale werfen und alles aufbieten, um ſich aus den oft
ge=
fährlichen Lagen zu befreien. Nach 7½ Minuten glückte Kraus ein
über=
raſchend ausgeführter ſeitlicher Ueberwurf, mit dem er ſeinen Gegner
auf die Schultern legte und ſo das Punktverhältnis auf 10:7 für den
Polizeiſportverein Darmſtadt ſtellend. Der Polizeiſportverein hat
da=
mit eine große Aufgabe gelöſt, und ſtatt der getippten Niederlage wurde
ein ſehr ſchöner, wenn auch knapper Sieg. Wer Groß=Zimmern kennt,
weiß, daß es ſehr ſchwer iſt, gegen dieſe Mannſchaft einen Sieg
heraus=
zuholen. Wenn dieſes doch gelang, ſo ſpricht das für die Güte der
Poli=
zeimannſchaft. Sämtliche gut gelungenen Aktionen der Kämpfer auf
beiden Seiten wurden von dem anweſenden Publikum mit anhaltendem
Beifall begrüßt.
Herausforderungskampf: Hugo Etingshaus=Eberſtadt—Gg. Aßmuß=
Darmſtadt. In dankenswerter Weiſe nahm es letzterer auf ſich, für den
im letzten Augenblick beruflich verhinderten E. Otto einzuſpringen. Gegen
den an Gewicht und Kraft bedeutend überlegenen ehemaligen Weltmeiſter
vermag ſich Aßmuß nur auf die Verteidigung zu beſchränken.
Erwar=
tungsgemäß ſiegte denn auch E. nach 2,50 Minuten durch Schleudergriff.
Kreisvorſitzender J. Joſeph=Darmſtadt machte vor Schluß der
Ver=
anſtaltung noch einige intereſſante Ausführungen über das Weſen des
Kraftſportes und gab der Erwartung Ausdruck, daß nunmehr auch in
Eberſtadt ein Kraftſportverein erſtehen möchte. Seiner Einladung, an
der Gründungsverſammlung im Nebenſaale teilzunehmen, wurde recht
zahlreich Folge geleiſtet. Nachdem der Kreisvorſitzende nochmals über
Weſen und Ziel des Deutſchen Athletik=Sportverbandes von 1891
Auf=
klärung gegeben hatte, zeichneten ſich in die aufliegende Liſte über 40
Perſonen ein, um den Kraftſportverein 1929 Eberſtadt zu bilden. Als
vorläufiger Vorſtand wurden die Herren Weber, Buttler und Bub
ge=
wählt. Wir geben dem neuen Verein unſere beſten Wünſche und ein
dreifaches „Kraft Heil” auf den Weg.
Auch Dr. Peltzer und Molles ſind jetzt in Tokio angekomen, ſo
daß alſo die deutſche Repräſentative für den Länderkampf gegen Japan
nun vollzählig iſt.
Im Leichtathletik=Vierländerkämpf zu Athen ſiegte Griechenland
mit 100 Punkten vor Rumänien und Jugoſlawien mit je 41 und
Bul=
garien mit nur 12 Punkten.
Hajdjuk Spalato wurde durch einen 4:2=Sieg über Gradjanſbi Agram
Fußballmeiſter von Jugoſlawien.
Der nächſte Kongreß des Internationalen Schwimm=Verbandes
wird 1930 in Berlin abgehalten.
Franz Dülberg wurde bei einem 100=Kilometer=Steherrennen in
New York Zweiter hinter Letourneur, ließ aber Giorgetti, Jaegher,
Gaffney und Chapman hinter ſich.
Frankie Genaro wird ſeine Weltmeiſterſchaft im
Fliegengewichts=
boxen am 17. Oktober in London gegen den Englämder Ernie Jarvis,
dem Erſatzmann für den plötzlich verſtorbenen Johnny Hill, verteidigen.
Hauptſchriftleltung: Rudolf Maupe
Derantwortſich für Polliſk und Wirtſchaft: Rudolf Mauve; für Jeuilleion, Roich und
Auchand und Heſſiſche Nachrichten: Max Streeſe; für Sport: Dr. Eugen Buhimann;
für den Handei: Dr. C. H. Quetſch; für den Schlußdſenſt: Andrea” Dauer; ſchr
„Die Gegenwart‟: Dr. Herbert Neite; für den Inſeratenteil: Willp Kuhle: Dind
und Verlag: Z. C. Wittich — ſämtlich in Darmſſadt
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Die heutig
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Rundfunk=Programme.
Frankfurt
Donnerstag, 3. Okt. 12.15: Schallplatten: Volkstümliches
Orcheſterkonzert. — Intermezo: Anſprache des amerikaniſchen
Bot=
ſchafters Shurmann zum Empfange der Ozeanflieger Köhl,
Fitz=
maurice, v. Hünefeld. Anſprache des Ozeanfliegers Hauptmann Köhl
bei der Ankunft auf dem Tempelhofer Feld m Berlin. o 15.15:
Jugendſtunde. Conſtanze und Eliſabeth Speyer: Das deutſche
Volks=
lied, wie man es ſammelt und ſingt. o 16.15: Stuttgart: Konzert
des Funkorcheſters. O 18.10: Bücherſtunde. Kriminalwiſſenſchaftliche
Bücher. Sprecher: Dr. Körner. O 18.30: Kaſſel: Reg.=Präſid. Dr.
Friedensburg: Das Weſen der modernen Polizei. o 18.50: Min.=
Rat Goslar: Wie lieſt man den Parlamentsbericht einer Zeitung?
O 19.10: Schach. O 20: Frankfurter Opernhaus: Madame Butterfly.
(Die kleine Frau Schmetterling.) Tragödie einer Japanerm (drei
Akte). Muſik von G. Puccini. Perſ.: Cho=Cho=San, genannt
Butterfly; Suzuki, Cho=Cho=Sans Dienerin; Kate Linkerton; F. B.
Linkerton, Leutnant der Marine der U. S. A.; Sharpleß, Konſul
der Vereinigten Staaten in Nagaſaki; Goro, Nakodo; der Fürſt
Yamadori; Onkel Bonze; Yakuſidé. 0 22.45: Kaſſel: Der blinde
Paſſagier. Funkgroteske in einem Akt von P. Leuchſenring (
Urauf=
führung). Perſ.: Kapitän Kirchberger, Kommandant; Oskar
Nor=
mann, der blinde Paſſagier; Mr. Mac Cumbler, ein amerikaniſcher
Millionär; Miß Buxton, amerikaniſche Reporteri; Ingenieur Boldt;
ein Mann=der Beſatzung; Rundfunk=Berichterſtatter im Luftſchiff;
Anſager im Senderaum. Spielt in der Funkkabine des Transozean=
Luftſchiffes L. L. V. 17.
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Deutſche Welle. Donnerstag, 3. Okt. 10: Dr. Hueck:
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geologiſche Wanderungen. Boden und Pflanzendecke. O 10.35:
Mit=
teilungen des Verb. der Preuß. Langemeinden. o 12: Berlin:
Schallplatten. o 14.30: Kinderſtunde: Soſ. Delmont: Seltſame
Begebenheiten im Reiche exotiſcher Tiere. O 15: Lehrer
Schu=
macher: Das Problem der Minderbegabten in der Landſchule,
O 15.45: Frauenſtunde: Dr. Laura Turnau: Moderne Säuglings=
tett. 6 17.30: Dr. Weiß: Heinrich Heine, Dichtungen in Proſa,
Rezitation: Elſe Beyer. O 18: Dr. Wehenkel: Deutſches
Genoſſen=
ſchaftsweſen in Oſteuropa. O 18.30: Spaniſch für Fortgeſchrittene.
O 18.55: Hofbeſitzer Wachler: Die Ernte der Zucker= und
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