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Heſſiſche Neueſte Nachrichten
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is 34. Oifober 2.18 Reſchsmark und 22 Pfennig
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Franfurt a. M. 1301.
Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
Wöchentliche iluftrierte Beilage: „Die Gegenwart”, Tagesſpiegel in Bild und Wort
Nachdruck ſämilicher mit t verſehenen Original=Auffätze und eigenen Nachrichten nur mit Quellenangabe „Darmſt. Tagbl.” geſtattet.
Nummer 272 Dienstag, den 1. Oktober 1929.
192. Jahrgang
27 mm breiſie Zeile im Kreiſe Darmſtadt 25 Reichspfg
Finanz=Anzeigen 40 Reichspfg. Rellamezele (92 mm
breit)2 Reichsmark. Anzeigen von auswärté 40 Reichspfg.
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zeile 3.00 Reſchsmark. Alſe Preiſe in Reichsmark
4 Dollar — 420 Mark.
Im Falle höherer
Gewalt, wie Krieg, Aufruhr Streit uſw., erlit
ede Verpflichtung auf Erfüllung der
Anzeigen=
aufträge und Leiſfung von Schadenerſatz. Bei
Konfurs oder gerichtlicher Beitreibung fällt jeder
Rabatt weg. Bankkonto Deutſche Bank und Darme
ſädter und Nationalbank.
Reine Einigung im ſozialpolikiſchen Ausſchuß. — Skundenlange Reden im Reichskag. — Die lekzken
verzwei=
felfen Reikungsverſuche. — Das Kabinekt beräf. — Neue Parkeiführerbeſprechung für Dienskag angeſett.
Nirgends ein Ausweg.
* Ein kroftloſes Bild.
Die Kriſe bleibk lakenk.
Durch eine mehrfache Kette von Polizeibeamten muß man
ſich am Montag hindurchwinden, bis man den Reichstag
betre=
ten kann. Die Kommuniſten haben im Luſtgarten eine große
Demonſtration angeſetzt und die Polizei fürchtet offenbar, daß
eine größere oder kleinere Welle nach dem Reichstag
hinüber=
dringt, der aber vor Ueberraſchungen geſchützt werden ſoll.
Mög=
lich, daß auch die Kommuniſten etwas ähnliches geplant haben.
Jedenfalls proteſtierten ſie im Plenum erregt gegen dieſe
Ab=
ſperrung, waren aber dann klug genug einzuſehen, daß ſie unter
dieſen Umſtänden nichts ausrichten würden, wenn ſie einen
Sturm auf das Parlament verſuchten, das infolgedeſſen unter
faſt völligem Ausſchluß der Oeffentlichkeit zum erſten Male nach
den Sommerferien zuſammentritt und mit einer überraſchenden
Naivität ſeine Arbeiten in Angriff nimmt. Da wird, als wenn
nichts geſchehen wäre, nach altgewohntem Brauch die erſte Leſung
des Arbeitsloſenverſicherungsgeſetzes über die Bühne gejagt, mit
endloſen ſtundenlangen Reden, obwohl jeder weiß, daß damit nur
eine Kuliſſe aufgebaut wird, hinter der noch die
letz=
ten verzweifelten Verſuche zur Rettung des
Ge=
ſetzes unternommen werden.
Die groß angekündigte Initiative des Reichskanzlers
Her=
mann Müller hat ſich bisher ſo gut wie garnicht ausgewirkt. Herr
Müller, dem man ſeine ſchwere Krankheit noch deutlich anſieht,
hat am Freitag leichte Anſätze gemacht, dann hat er es aber
an=
ſcheinend nicht übers Herz gebracht, das Wochenende der
Partei=
führer zu ſtören, hat vielmehr alles auf den Montag vertagt, um
zunächſt einmal die Sitzung des Sozialpolitiſchen Ausſchuſſes
abzuwarten, und weil einer auf den anderen wartet, hat der
Sozialpolitiſche Ausſchuß bei den Abſtimmungen des
Sondergeſetzes, das die finanzielle Untermauerung der Reform
bringen ſollte, die wichtigſten Punkte abgelehnt. Die
Regierung tritt alſo vor den Reichstag mit einem vom
Aus=
ſchuß zerpflückten Geſetz ohne jede Initiative, ohne jeden Plan.
Ein mehr als troſtloſes Bild, das ſich auch in der
Wandel=
halle in ſehr erregten Aeußerungen eigentlich aller Parteien
widerſpiegelt. Jeder hat das Gefühl, daß es ſo nicht geht, aber
niemänd traut ſich recht daran, irgendwelche Folgerungen zu
ziehen aus Angſt, was dann werden ſoll. So gehen die Dinge
derart durcheinander, wie wir das ſelbſt im Deutſchen Reichstag
bisher nie erlebt haben. Das Kabinett berät
ſtunden=
lang, ohne zu einem Ergebnis zu kommen und
begnügt ſich ſchließlich damit, daß die Parteiführer auf
den Dienstag vormittag zu einer neuen
Be=
ſprechung gebeten werden. Man hat den Gedanken
erwo=
gen, daß die Regierung die ganze Vorlage zurückziehen und auf
zwei Monate vertagen ſoll. Das wäre immerhin ein Entſchluß,
aber auch das offene Eingeſtändnis der eigenen Unfähigkeit.
Deshalb iſt dieſer Vorſchlag ſehr bald wieder in der Verſenkung
verſchwunden. Dagegen werden nun alle möglichen anderen
Kombinationen herumgereicht, von denen aber die eine ebenſo
hoffnungslos iſt wie die andere. Der Kanzler wird daher am
Dierstag morgen noch einmal verſuchen, die Regierungsparteien
zum Nachgeben zu bringen. Aller Vorausſicht nach wird er kein
Glück haben und dann verſuchen müſſen, noch zu retten, was
zu reiten iſt, indem er das eigentliche Hauptgeſetz durchbringt
und vielleicht auch noch für einige Stückchen des Sondergeſetzes
eine Mehrheit zuſammenbekommt, beſtenfalls ſo, daß die dann
herauskommende Vorlage 80 Millionen eindeckt, gegenüber den
290 Millionen, die notwendig ſind. Das dann verbleibende Loch
ſoll dann erſt einmal offenbleiben in der Hoffnung, daß
ſpäter=
hin im Zuſammenhang mit dem Youngplan ſieh eine brauchbare
Löſung findet. Auch das iſt ein höchſt unbequemer Ausweg, und
ſvenn die Regierung die Parole ausgibt, daß ſie in ihrem
Be=
ſtand durch dieſe Niederlage nicht tangiert werde, ſo iſt doch
einſt=
weilen noch ſchwer zu ſagen, wie die einzelnen Miniſter darüber
hinwegkommen ſollen, zumal der Arbeitsminiſter, deſſen
Unge=
ſchicklichkeit durch den negativen Ausgang doch eigentlich
hand=
greiflich erwieſen iſt, obwohl er ſich darauf berufen kann, daß
er eine Vorlage vertreten habe, gegen die er innerlich Widerſtand
trug. Aber das dürfte kein ausreichender Entſchuldigungsgrund
ſein, ihn weiterhin im Amte zu halten. Sollte alſo ſelbſt die
Kriſe verſchoben werden, ſo bleibt ſie doch latent und wird die
Schlagkraft der Reichsregierung ſchwer beeinträchtigen gerade in
den kommenden Monaten, wo eine ſtarke Regierung
not=
wendig iſt.
Der ſozialpolikiſche Ausſchuß kommk zu keiner
Ealſcheidung.
Der ſozialpolitiſche Ausſchuß des Reichstages trat unter dem
Vorſitz des Abg. Eſſer (Zentum) unter außerordentlich ſtarker
Beteiligung am Montag vormittag 10 Uhr zu der angekündigten
Sitzung zuſammen, in der die Sondervorlage über die befriſteten
Aenderungen der Arbeitsloſenverſicherung erledigt werden ſollen.
Die Sitzung war nur von kurzer Dauer. Wie zu erwarten war,
hat die Sitzung eine endgültige Löſung namentlich in der
Ent=
ſcheidungsfrage der allgemeinen Beitragserhöhung nicht gebracht.
Der erſte Paragraph der Sondervorlage, der die Sätze der
Sai=
ſonarbeiterfürſorge auf die Sätze der Kriſenfürſorge
zurückführt, wurde mit 14 Stimmen der Regierungsparteien gegen
Stimmen angenommen. Paragraph 2 über die
Anwart=
ſchaft wurde abgelehnt. Dagegen wurde mit den Stimmen der
Sozialdemokraten, des Zentrums und der Demokraten bei
Stimm=
enthaltung der Deutſchen Volkspartei, ein demokratiſcher Antrag
angenommen, wonach für die erſtmalige Inanſpruchnahme der
Unterſtützungsſätze der Arbeitsloſenverſicherung eine
Beitrags=
leiſtung von 52 Wochen innerhalb zweier Jahre Vorausſetzung ſein
ſoll. Für ſpätere Unterſtützungen ſoll die Anwartszeit erfüllt ſein,
wenn der Arbeitsloſe in den letzten zwölf Monaten vor
Arbeits=
losmeldung während 26 Wochen in einer verſicherungspflichtigen
Beſchäftigung geſtanden hat. Reichsarbeitsminiſter Wiſſell ſtimmte
dieſer Faſſung für den Paragraphen 2 zu. Mit dieſer
Abſtim=
mung war auch der umſtrittene Antrag Rieſener=Teuſch erledigt.
Einſtimmig abgelehnt wurde Paragraph 3 über verlängerte
Warte=
zeit der Saiſonarbeiter und Paragraph 5 über die beſondere
Bei=
tragserhöhung der Saiſonarbeiter. Ebenſo fiel Paragraph 4 über
die allgemeine Beitragserhöhung. Zentrum und Demokraten
ent=
hielten ſich bei dieſer Abſtimmung der Stimme
Unentſchie=
den iſt alſo in der Ausſchußberatung in der Hauptſache die
all=
gemeine Beitragserhöhung geblieben, die noch Gegenſtand
wei=
terer Verhandlungen der Parteien ſein und ſchließlich zur
Ent=
ſcheidung im Reichstagsplenum geſtellt werden wird. In den
übri=
gen Fragen iſt im weſentlichen zwiſchen Zentrum,
Sozialdemo=
kraten und Demokraten eine Kompromißlöſung zuſtande
gekom=
men, bei der ſich die Deutſche Volkspartei zunächſt der Stimme
enthalten hat.
gis-
Reichsgebensuatniſter Wiſſell leiket die Ausſprache
im Reichstag ein.
Der Reichstag nahm am Montag, dem 30. September, nach der
Sommerpauſe ſeine Arbeiten zu einer Zwiſchentagung auf, in der
ver=
ſucht werden ſoll, die Reform der Arbeitsloſenverſicherung
durchzu=
führen. Der Sitzungsſaal war außerordentlich ſtark beſetzt. Für den
erkrankten Präſidenren Loebe führte der Vizepräſident Eſſer die
Ge=
ſchäfte des Hauſes. Er gedachte zunächſt in ehrenden Worten der vier
r Zwiſchenzeit verſtorbenen Reichstagsabgeordneten, die ſich der
nbathie aller Fraktionen erfreut haben. Abz. Stöcker (Kom.)
beantrogte barauf, die Reform der Arbeitsloſenverſicherung, die einen
neuen Raubzug gegen die Erwerbsloſen einleiten ſollte, von der
Tages=
ordnung ab
ſetzen. Seine Frak ion proteſtiere dagegen, daß heute mehr
als 200 Schupobeamte in und um den Reichstag herum aufgeſtellt ſeien.
(Rufe bei den Kommuniſten: Nieder mit Zörgiebels Bluthunden!)
Abg. Graf Weſtarp (Ontl.) erklärte, ſeine Fveunde behielten ſich
vor, heute abend die Beſprechung der Haager Verhandlungen für
Dienstag zu beantragen. — Da gegen die Beratung der
kommuniſti=
ſchen Anträge Widerſpruch erfolgte, konnte dieſe nicht erfolgen.
Die allgemeine Ausſprache bei der erſten Leſung der beiden
Vor=
lagen zur Reform der Arbeitsloſenverſicherung im Reichstag leitete
dann Reichsarbeitsminiſter, Wiſſell mit einer läugeren
Rede ein, in der er zunächſt einen Nückblick auf die Entſtehung der
Vor=
lagen und auf die im Sommer ſtattgefundenen Verhandlungen von
Sachverſtändigen gab. Mißbräuche der Arbeitsloſenverſicherung ſeien
zweifellos vorgebommen, aber ſie ſeien in der Oeffentlichkeit ſtark
auf=
gebauſcht worden. Die Arbeitsloſenverſicherung habe ſich als Ganzes
bewährt. Die Regierung rücke ausdrücklich ab von der Behauptung,
daß die Arbeitsloſenverſicherung die Arbeitsmoral des ganzen Volkes
untergraben habe. Der Miniſter erinnerte an die Schwierigkeiten, mit
denen die Verſicherung gerade in der erſten Zeit und beſonders infolge
des harten Winters zu kämpfen hatte. Das Geſetz ſei von vornherein
in manchen Punkten verbeſſerungsbedürftig geweſen. Die befriſtete
Vorlage wolle das Mißverhältnis zwiſchen Einnahmen und Ausgaben
der Arbeitsloſenverſicherung ausgleichen. Die Verſicherung ſchulde
heute dem Neich 250 Millionen Mark. Im kommenden Winter werde
der Ausgabenbedarf die Einnahmen weſentlich überſteigen. Nach dem
Durchſchnitt der letzten Jahre ſei mit einer Awbeitsloſenzahl von 11
Millionen zu rechnen. Auf dieſer Grundlage ergebe ſich bei der
Verſiche=
rung ein Fehlbetrag von rud 270 Millionen. Der befriſtete Entwurf
wolle dieſen Fehlbetrag durch eine Kombination von Erſparniſſen und
Erhöhungen der Einnahmen abdecken. Ueber den in der Vorlage
vor=
geſchlagenen Abbau der Leiſtungen wolle die Regierung nicht
hinaus=
gehen. Jede weitere Kürzung der Unterſtützungen würde die
Kauf=
kraft von Millionen der Bebölkerung ſchwächen und damit die
Geſamt=
wirtſchaft ſchädigen. Die Negierung erwartet nicht, daß ihre Entwürfe
reſtloſe Befriedigung ſchaffen werden. Sie ſehe aber in ihnen einen
gangbaren Weg zur Löſung der ſchwierigen Frage.
Abg. Graßmann (Soz.) wies darauf hin, daß das kapitaliſtiſche
Wirtſchaftsſyſtem naturgemäß eine große Arbeitsloſigkeit mit ſich
bringe. Das werde ſich erſt ändern unter der von der Sozialdemokratie
erſtrebten, von der Oeffentlichkeit kontrollierten Bedarfwirtſchaft. Der
außerordentlich harte Winter habe einen Notſtand geſchaffen, deſſen
Folgen nicht der Verſicherungsanſtalt aufgebürdet werden dürften,
ſon=
dern für die der Staat eintreten müſſe. Der Abbau der Sozialpolitik
würde zu wirtſchaftlich politiſchen Kataſtrophen führen mit
unberechen=
baren Folgen. Eine Sanierung in der Weiſe, daß die Leiſtungen in
eine Relation zu den Beiträgen gebracht werden, lehnen wir ab. Die
Wirtſchaft iſt ſehr wohl in der Lage, eine Beitragserhöhung zu tragen.
Der Redner ſtimmte der Ausſchaltung der Mißbräuche, der befriſteten
Beitragserhöhung und der Saiſonarbeiterunterſtützung zu, lehnte aber
eine allgemeine Verlängerung der Wartezeit, ſowie eine beſondere
Wartezeit und Beitragserhöhung für die Saiſonarbeiter ab.
Abg. Dr. Rademacher (Dnatl.) nannte die vorliegenden
Ent=
würfe einen Torſo, deſſen Beratung man einer geſetzgebenden
Körper=
ſchaft nicht zumuten ſollte. Gegenüber dem fehlenden Mut der
Reichsregierung müſſe feſtgeſtellt werden, daß bei der
Arbeitsloſenver=
ſicherung auch auf Arbeitnehmerſeite zahlloſe Mißbräuche beſtehen, ſo
u. a. die Arbeitsverweigerung ohne genügenden Grund, Sabotierung
übernommener Arbeit uſw., vor allem aber der Anreiz, ſich Renten
auf Koſten der Allgemeinheit zu verſchaffen. Der Redner lehnte jede
Erhöhung der Beiträge ab.
Abg. Rädel meinte der Reichsarbeitsminiſter Wiſſell werde mit
ſeinen mehr als 52 000 Mark Gehalt wohl über den Winter
hinweg=
kommen, nicht aber die Arbeitsloſen. (Zuſtimmung bei den Kom.)
Abg. Dr. Pfeffer (D.V.P.) bedauerte, daß die
Regierungsvor=
lage nicht auf alle Mißſtände Rückſicht nehme. Die Deutſche
Volks=
partei ſehe das Uebel hauytſächlich in der falſchen ſozialpolitiſchen
Neg=
lung des bisherigen Geſetzes. Darum komme eine Beitragserhöhung
überhaupt nicht in Frage. Eine grundfätzliche Forderung ſei für die
Deutſche Volkspartei die Verlängerung der Wartezeit, ganz beſonders
für die Saiſonarbeiter. Einer der Hauptfehler ſei die einheitliche
Ver=
ſicherung für alle Arbeitnehmer. Die DV.V. beantrage daher eine
Sonderverſicherung der Angeſtellten und die Zulaſſung von Erſatzkaſſen.
Abg. Freidel (Wirtſchaftspt.) wünſchte, daß die Reichsanſtalt ſich
ſelbſt erhalte und lehnte eine Beitragserhöhung ab. Völlig
unannehm=
bar ſei die E=ſondere Beitragserhöhung für die Saiſonberufe.
(Fortſetzung auf Seite 2, 1. Spalte.)
* Vor einer Aera der Reformen.
1. Die öffenklichen Aufgaben und ihre Deckung.
Von
Dr. Wellthor.
Wir beginnen heute mit der Veröffentlichung einer
kurzen Aufſatzfolge aus der Feder eines hervorragenden
Wirtſchaftskenners, in denen das Problem der
notwen=
digen Finanzreform umriſſen wird, und hoffen, damit
das beſondere Intereſſe unſerer Leſer zu finden.
Die Schriftleitung.
Was kommt zuerſt? 1. Die Verwaltungs= und
Verfaſſungs=
reform, oder 2. die Neuordnung der öffentlichen Finanzen, oder
3. die Bereinigung der Reparationsfrage? Untüchtige und
ver=
antwortungsſchwache Menſchen pflegen ſich hinter Berge von
„Wenns” und „Abers” zu verſtecken. Da jedem Vorbehalt ein
Kern von ſachlicher oder pſychologiſcher Berechtigung innewohnt,
hat es für alle drei Möglichkeiten Wortführer und Verteidiger
gegeben. Am verbreitetſten war die Auffaſſung, daß die großen
Reformen dann in Angriff zu nehmen ſeien, wenn die
Repa=
rationsfrage gelöſt ſein werde. Wir ſtehen vor der entſcheidenden
Konferenz. Nach vorſichtiger Schätzung wird die neue Löſung,
die den Young=Plan zur Grundlage nimmt, noch vor Ablauf
dieſes Jahres von den beteiligten Staaten angenommen und mit
rückwirkender Kraft ab 1. September in Wirkſamkeit geſetzt ſein.
Es iſt alſo an der Zeit, die deutſche Oeffentlichkeit zum Studium
und zur Diskuſſion der Reformfrage aufzurufen.
Wir ſtehen in einem eireulus mitiosus. Haben wir ſo viele
öffentliche Aufgaben, weil es uns ſo ſchlecht geht, — oder geht
es uns ſo ſchlecht, wil wir ſo viele öffentliche Aufgaben erfüllen
zu müſſen glauben? Iſt inſonderheit der Aufwand für ſoziale
Zwecke wegen oder trotz unſerer ſchwierigen
Wirtſchaftsverhält=
niſſe ſo hoch bemeſſen? Dieſe Fragen werden grundverſchieden
beantwvortet. Gemeinſam iſt aber den Antworten, daß ſie einen
Zuſammenhang zwiſchen unſerer Nachkriegsnot und dem
öffent=
lichen Aufwand anerkennen. Viele Deutſche haben es noch nicht
begriffen, daß wir aus der Not und dem Kapitalverzehr nicht
herauskommen, wenn wir uns damit begnügen, uns gegenſeitig
Teile des Wirtſchaftsertrages und des in Verbrauchsgüter
um=
gewandelten Produktionskapitals abzujagen, — ſondern nur
dann, wenn wir im eigenen Volke und dann in der Welt eine
öffentliche Meinung für die Schaffung beſſerer deutſcher
Wirt=
ſchaftsbedingungen erzielen. Dies geſchieht nicht durch Schreien
oder gar durch Anzettelung politiſcher Intriguen, ſondern
da=
durch, daß wir keine von irgendeinem prominenten Ausländer
auf=
geſtellte Behauptung von der Erträglichkeit der Verſailler Staats=
und Wirtſchaftsordnung unwiderſprochen durchgehen laſſen, und
daß wir vor allem nicht unſeren eigenen Wortführern den Mund
verbieten oder ſie desavouieren. Der unvoreingenommene
Be=
obachter hatte verſchiedentlich in den letzten Jahren, — z. B. bei
der Aufnahme des deutſchen Zahlungsmemorandums vom 16.
April d. J. (Hervorhebung der Notwendigkeit vermehrter
deut=
ſcher Wirtſchaftsmöglichkeiten) im deutſchen Volke —, den
Ein=
druck, daß wir vor lauter taktiſchen Bedenken noch nicht dazu
gekommen ſind, uns über den großen ſtrategiſchen Plan klar zu
werden, den wir zur Beſſerung unſerer politiſchen und
wirt=
ſchaftlichen Lage zu verfolgen haben. Koalitionen aus
Minder=
heitsparteien können nur dann ein großes Reformwerk
zuſtande=
bringen, wenn ſie ſich die Intereſſentenſchaft vom Halſe zu halten
verſtehen. Es iſt keine Reform, wenn nur das geſchieht, morauf
ſich eine Bundesgenoſſenſchaft von Intereſſenten jeweils geeinigt
hat. Eine wertvolle Vorarbeit für die große Finanz=,
Wirt=
ſchafts= und Sozialreform, die wir in den allernächſten Jahren
zu leiſten haben werden, wäre es geweſen, wenn ein ſtrenges
Revirement der öffentlichen Aufgaben ſtattgefunden hätte und
wenn eine beſſere Verteilung dieſer Aufgaben vorgenommen
worden wäre. So ſtehen wir noch immer vor der Frage: Welche
öffentlichen Aufgaben ſind abbau= und vereinfachungsfähig?
Viele Deutſche ſind mit der Antwort ſchnell bei der Hand.
Die einen ſagen: der ſoziale Aufwand; dem widerſprechen die
Nutznießer der ſozialen Fürſorge und die ihnen naheſtehenden
politiſchen Kreiſe. Eine zweite Gruppe will den öffentlichen
Apparat abbauen, weil dann von ſelbſt jede entbehrliche
Betäti=
gung öffentlicher Organe aufhören würde; dem widerſetzen ſich
die Parteien, die über dieſen öffentlichen Apparat verfügen, und
auch die Vertreter der Beamtenintereſſen. Eine dritte Gruppe
wünſcht, daß der öffentliche Aufwand auf verſchiedenen
Sonder=
gebieten, — Ausgaben für Kultur=, Sport=und vor allem für
Sub=
ventionszwecke, — nachgeprüft und zuſammengeſtrichen werde;
hiergegen lehnen ſich die Intereſſenten und diejenigenKreiſe auf, die
jede neue Betätigung der öffentlichen Hand grundſätzlich als
Fort=
ſchritt anſehen. Ein vierte Gruppe endlich verlangt, daß die
öffent=
lichen Organe ihre unmittelbare Betätigung auf wirtſchaftlichem
Gebiete einſchränken möchten; damit ſind, aber diejenigen Kreiſe
nicht einverſtanden, die von einer fortſchreitenden Verſtaatlichung
von Betrieben und von der Neugründung öffentlicher
Unterneh=
mungen eine Annäherung an die ſozialiſtiſche Wirtſchaftsordnung
erhoffen. — Wer nicht nur Partei iſt, erkennt, daß der Abbau auf
allen dieſen Gebieten ſtattfinden muß.
In Deutſchland hat es ſeit Beendigung des Krieges erſt
zwei=
mal eine gelungene Finanzreform gegeben: 1920/21 unter dem
Eindruck des Verſailler Vertrages und 1924/25 nach dem
Wäh=
rungschaos. 1929/30 ſind die Ausſichten ſchlechter, da es keine
ausgeſprochenen Angſtmomente gibt, die den Reformeifer
beflü=
geln könnten. Im Gegenteil erwarten viele Deutſche von der
Ermäßigung der Reparationslaſt einen Abbau der ſteuerlichen
Be=
anſpruchung des deutſchen Volkes. Die Finanzreform bedarf, um
verwirklicht zu werden, einer Zweidrittelmehrheit des Reichstags.
Eine einfache Stimmenarithmetik lehrt, daß dieſe Mehrheit nur
innerhalb der großen Koalition gefunden werden kann, und das
auch nur, wenn es gelingt, die Wirtſchaftspartei dafür zu
gewin=
nen. Wer die Verhandlungen, die in den letzten Wochen über
den erſten Akt des großen Reformwerkes, — die Reform der
Arbeitsloſenverſicherung, — geführt worden ſind, aufmerkſam
ver=
folgt hat, wird zugeben müſſen, daß ſehr viel Optimismus dazu
gehört, um autſ ein Gelingen des Werkes zu vertrauen. Aber
zu=
nächſt gibt es keine andere Möglichkeit. Eine Reichstagsauf=
Seite 2
Dienstag, den 4. Oktober 1929
Nummer 272
löſung iſt gleichfalls im Ergebnis recht zweifelhaft. Es bleibt
eben nichts anderes übrig, als die Löſung der großen Reform auf
dem verfaſſungsmäßig gegebenen Weg der parlamentariſchen
Bearbeitung der einzelnen Geſetze zu verſuchen und allenfalls die
einzelnen Teile der Reform ſo feſt miteinander zu verkoppeln,
daß den Koalitionsparteien keine andere Möglichkeit gegeben iſt,
als das geſamte Werk anzunehmen oder abzulehnen, nicht aber
vei der Abſtimmung über eine ihnen unſympathiſche
Einzelvor=
lage in die Oppoſition zu gehen.
Die Not iſt eine gute Lehrmeiſterin. Es gibt zwar eine
nationale, politiſche und wirtſchaftliche Not in Deutſchland; ſie
iſt aber der Mehrheit unſeres Volkes nicht bewußt und kann
da=
her keine großen Verzichte und keine heroiſchen Entſchlüſſe
aus=
löſen. Mißlingt das Werk, ſo kann ſich die Lage innerhalb ſehr
kurzer Zeit ſo ſehr verſchärfen, daß ſich zu der objektiv
beſtehen=
den ſehr ſchnell die ſubjektiv empfundene Not hinzugeſellt.
Vor=
erſt gilt es, im deutſchen Volle ſo viel Beurteilungsmomente
anzuſammeln, daß ſich daraus ein politiſcher Wille bilden kann.
Auch hier werden wir nur auf dem Wege der Erkenntnis zur
Tat kommen.
Die Arbeitsloſen=Berſicherangsreform
vor dem Reichskag.
(Fortſetzung von Seite 1, 2. Spalte.)
Abg. Dr. Haas (Dem.) gab für ſeine Fraktion eine Erklärung
ab, in der die Aufrechterhaltung der Arbeitsloſenverſicherung als
ſelbſt=
verſtändlich bezeichnet wird.
Abg. Perlitius (Zentr.) gab für ſeine Fraktion eine Erklärung
ab, in der die erſte Vorlage, die die Mißbräuche bei der Verſicherung
abſtellen will, begrüßt wird. Die Selbſtverwaltung der Verſicherung
müſſe geſtärkt werden. Die zweite Vorlage über die befriſteten
Aen=
derungen entſpreche zwar nicht den Vorſchlägen des Zentrums, doch ſei
das Zentrum bereit, auf dieſer Grundlage an der Löſung der
Reform=
aufgabe mitzuarbeiten.
Abg. Schwarzer (Baher. V.=P.) ſtimmte der Auffaſſung des
Miniſters zu, daß die Mängel der Verſicherung im Lande ſtark
über=
trieben worden ſeien. Seine Fraktion behalte ſich die letzte
Entſchei=
dung für die zweite Leſung vor.
Abg. Hänſe (Chr.=Nat. Bp.) gab eine Erhlärung ab, wonach ſeime
Fraktion beide Vorlagen ablehnt.
Damit war die Ausſprache erſchöpft. Vizepräſident Eſſer ſchlug vor,
die nächſte Sitzung am Dienstag, 12 Uhr, abzuhalten, mit der
Tages=
ordnung: Zweite Leſung der Arbeitsloſenverſicherungsreform.
Abg. Stöcker (Kom.) forderte erneut die Beratung der
kommu=
niſtiſchen Anträge über die Arbeitszeit und Beſprechung der
außenpoli=
tiſchen Lage.
Abg. Graf Weſtarp (Dntl.) beantragte die Zurückſtellung der
Arbeitsloſenverſicherung, da ſich die Regierungsparteien nicht einig ſeien,
und forderte die Beratung der deutſchnationalen Anträge zum Young=
Plan. Ihm ſchloß ſich Abg. Fricke (Nat.=Soz.) an. Sämtliche
An=
träge zur Tagesordnung wurden jedoch abgelehnt, ſo daß es bei dem
Vorſchlag des Präſidenten blieb. Schluß 9 Uhr.
Die deukſche Volksparkei gegen das Volksbegehren.
Berlin, 30. September.
Wie die „Nationalliberale Korreſpondenz” mitteilt, hat
Reichs=
miniſter Dr. Streſemann heute in einer Sitzung des
Reichsaus=
ſchuſſes der Deutſchen Volkspartei Bericht über die politiſche
Lage erſtattet. Der Reichsausſchuß nahm einſtimmig und ohne
Ausſtrache eine vom Parteivorſtand vorgelegte Entſchließung
ſan, in der zu dem Volksbegehren gegen Kriegsſchuldlüge und
Youngtlan Stellung genommen wird. Einleitend wird darauf
hingewieſen, daß jede deutſche Regierung, auch Reichspräſident
von Hindenburg und Reichsaußenminiſter Dr. Streſemann, die
Behauptung, Deutſchland ſei ſchuld am Kriege, mit Entrüſtung
zurückgewieſen habe. Der Kampf gegen die Schuldlüge werde mit
ſallen tauglichen Mitteln fortgeſetzt. Das Volksbegehren renne,
wenn es zun Kampf gegen die Schuldlüge auffordere, offene
Türen ein. Der Youngplan ſei bisher in ſeiner vollen
Aus=
wirkung noch nicht zu überſehen. Dem deutſchen Volke wurden
leine neue Verpflichtungen aufgebürdet, ſondern weitgehende
Ver=
beſſerungen des gegenwärtigen Zuſtandes gebracht. Die
Bedeu=
tung des Youngplanes erſchöpfe ſich nicht im Materiellen, es
ſwerd: vielmehr in erſter Linie um die endliche Befreiung
Deutſch=
ands von fremder Beſatzung und um die Abſchaffung des
frem=
den Kontrollſtſtems gerungen. Die Entſchließung ſpricht dem
Reichsauße: miniſter Dr. Streſemann den Dank für ſeine
Hin=
gabe an die große Sache aus und dankt weiter der
Reichstags=
fraktion für die energiſche Initiative, mit der ſie in den
bedeut=
ſamen Fragen der Neugeſtaltung der Wirtſchaft, der Ordnung der
Finanzen und der Senkung der Steuerlaſten vorangegangen
ſei. Das ausſichtsloſe Volksbegehren ſchaffe im deutſchen
Bür=
ertum einen neuen Riß, deſſen unheilvolle Wirkungen die
Durch=
führung der dringend notwendigen inneren Reform aufs äußerſte
gefährde. Die Urheber des Volksbegehrens trieben ein frivoles
Spiel mit den heiligſten nationalen Empfindungen und der
ſtwirtſchaftlichen Not des deutſchen Volkes.
vom Tage.
Am Montag nachmittag verließ das engliſche Kontingent der
inter=
nationalen Bahnſchutztruppe des Saargebietes Saarbrücken, um über
Wiesbaden nach England zurücktransportiert zu werden.
Der griechiſche Miniſterpräſident Veniſelos hat
dem Reichskanzler Müller einen Beſuch abgeſtattet.
Reichsminiſter des Auswärtigen Dr. Streſemann gab zu Ehren
des griechiſchen Gaſtes ein Frühſtück. Reichskanzler Müller veranſtaltete
am Abend anläßlich dieſes Beſuches einen Empfang.
Der Auswärtige Ausſchuß des Reichstags iſt auf
Freitag, den 4. Oktober, zu einer Sitzung einberufen worden. Auf
der Tagesordnung ſteht als einziger Punkt Bericht und Ausſprache über
die Verhandlungen im Haag.
Im „Reichsanzeiger” vom 1. Oktober 1929 wird eine
Veröffent=
lichung des Reichsminiſters des Innern vom 30. September ds. Js.
veröffentlicht, in der das vom Reichsausſchuß für das deutſche
Volks=
begehren beantragte Volksbegehren bekanntgegeben und die
Ein=
tragungsfriſt auf die Zeit vom 16.—29. Oktober
feſt=
geſetzt wird.
Die kommuniſtiſchen Kundgebungen in Berlin
ſind geſtern ruhig verlaufen. 20 Demonſtranten wurden von der
Poli=
zei zwangsgeſtellt.
Dr. Hermes erklärte entgegen anderen Meldungen, daß er
bei ſeinen Handelsvertragsverhandlungen mit Polen ſtets ſachlich vom
Reichsernährungsminiſter unterſtützt worden iſt.
Wie aus Moskau gemeldet wird, hat die Sowjetvegierung vom
deutſchen Generalkonſul in Charbin ein Telegramm erhalten, in dem
mitgeteilt wird, daß die amtlichen chineſiſchen Stellen
die Hinrichtung von drei ſowjetruſſiſchen
Staats=
angehörigen in Abrede ſtellen.
Der Dekumeniſche Patriarch Mſgr. Baſilios, das
Haupt der griechiſch=orthodoxen Kirche, iſt im Alter von 79 Jahren
ge=
ſtorben. Baſilios folgte im Juli 1925 dem Patriarchen Konſtantin
auf den höchſten Poſten der griechiſch=orthodoxen Kirche.
Der Große Fasciſtenrat verſammelte ſich geſtern im
Pa=
lazzo Chigi zu einer Nachtſitzung, um ſeine eigenen Reformen
ſo=
wie diejenigen der Satuten der Fasciſtiſchen Partei nach den
Vor=
ſchlägen Muſſolinis vorzunehmen.
Nach dreimonatigen Verhandlungen wurde von Primo de Rivera
und dem ſüdſlawiſchen Geſandten ein ſpaniſch=ſüdſlawiſcher
Handelsvertrag auf der Grundlage der Meiſtbegünſtigung
unter=
zeichnet. Man erwartet davon die Belebung der Handelsbeziehungen
zwiſchen den beiden Ländern.
Zum Präſidenten der indiſchen
Nationalkongreſ=
ſes, der im Dezember dieſes Jahres zuſammentritt, iſt Pandit
Nehru vom Kongreßausſchuß gewählt worden. Ghandi, der
urſprünglich zum Präſidenten in Ausſicht genommen war, hat auf
Uebernahme des Präſidiums aus Geſundheitsrückſichten verzichtet.
Das Republikſchukgeſeß.
Zariſtiche Meihoden: Aufenkhaltsbeſchränkung und
Zwangsanſiedlung. — Ein deutſches Sibirien.
Berlin, 30. Sept. (Priv.=Tel.)
Die Indiskretionen, die über die Vorſchläge des
Reichs=
innenminiſters für das neue Republikſchutzgeſetz
herausgekom=
men ſind, werden von amtlicher Stelle mit der Bemerkung
bei=
ſeite geſchoben, daß es ſich hier um einen unverbindlichen
Refe=
rentenentwurf handele. Das ſcheint — ſoweit wir feſtſtellen
konn=
ten — doch nicht ganz richtig zu ſein. Es iſt offenbar zutreffend,
daß der Reichsinnenminiſter, der Sozialdemokrat Severing,
tat=
ſächlich die Abſicht hat, oder zum mindeſten gehabt hat, mit der
Verlängerung des Republikſchutzgeſetzes auch die
Aufent=
haltsheſchränkung und die Zwangsanſiedlung
zu verbinden. Eine harte Sache, denn es wäre eine Strafart, die
man bisher eigentlich nur in Rußland gefunden hat, und es will
ſchon etwas ſagen, wenn deutſche Sozialdemokraten jetzt ein
künſtliches Sibirien in irgendeiner verlorenen Ecke Deutſchlands
zu ſchaffen ſuchen. Es fragt ſich allerdings, ob ſich Herr Severing
mit dieſem Vorſchlag durchſetzt. Wir halten das nicht für ganz
ausgeſchloſſen, daß die Veröffentlichung erfolgt iſt, eben um
durch die Gegenwirkung aus der Preſſe heraus die ganze
Vor=
lage zum Scheitern zu bringen. Das wird vermutlich auch
ge=
lingen. Jedenfalls beſteht wenig Ausſicht, daß die Miniſter des
Zentrums, der Volkspartei und der Demokraten ſich für
derar=
tige neue Strafen einſetzen. Unter dieſen Umſtänden dürfte den
Sozialdemokraten doch einigermaßen bange dabei werden, daß
ſie die zariſtiſchen Rezepte allein verteten ſollen. Es iſt deshaib
auch ſchon ganz ſtill davon geworden, daß das Kabinett in einer
einer nächſten Sitzungen den Entwurf verabſchieden und dem
Reichstag zuleiten wolle, damit in der kurzen Tagung noch die
erſte Leſung erfolgen könne. Vermutlich wird man den Entwurf
zunächſt auf Eis legen und ihn im Spätherbſt gründlich
um=
geſtalten.
Der Parkeitag der Laboar=Parky.
Die polikiſchen Ziele der engliſchen Arbeiterparkei.
EP. London, 30. September.
Zum zweiten Male iſt heute in Brighton, der alljährliche
Parteitag der Arbeiterpartei mit einer Arbeiterregierung im
Amt eröffnet worden. Zahlreiche Kabinetts= und
Parlaments=
mitglieder ſind bereits geſtern in Brighton eingetroffen, um an
dem Parteikongreß, dem von allen Seiten größtes Intereſſe
ent=
gegengebracht wird, teilzunehmen. Beſondere Bedeutung kommt,
wie bereits in Nr. 264 in unſerem Artikel „Weitere
Mä=
ßigung der Labour=Party” ausgeführt, dem
diesjäh=
rigen Parteitag inſofern zu, als die Delegierten über einen
Ent=
wurf zu einer neuen Verfaſſung der Arbeiterpartei zu
entſchei=
den haben, der bei Annahme einen ausſchlaggebenden Einfluß
auf die Zukunft der Labour=Party ausüben dürfte.
In ſeiner Eröffnungsrede legte Morriſon, nachdem der
Par=
teitag auf die Botſchaft Macdonalds mit einem Telegramm
ge=
antwortet und Präſident Hoover den Dank für ſeine
Bemühun=
gen um die Förderung des Weltfriedens zum Ausdruck gebracht
hatte, die politiſchen Ziele der engliſchen
Arbei=
terpartei dar, die nach ſeiner Darſtellung darin gipfelten,
eine neue Geſellſchaft, die ſozialiſtiſche
Repu=
blik, zu ſchaffen. Eine Verwäſſerung dieſes Zieles der
Arbei=
terpartei dürfe unter keinen Umſtänden in Frage kommen.
Wei=
ter ſetzte ſich der Präſident des Kongreſſes für den
Fortbe=
ſtand der engen Verbindung, zwiſchen Partei
und Gewerkſchaften ein, die keineswegs als Schwäche,
ondern im Gegenteil als Stärke der Arbeiterpartei ausgelegt
werden könne. Auf die innerpolitiſchen Aufgaben der
Arbeiter=
partei übergehend, erklärte Morriſon, daß die Arbeiterregierung
eine Minderheitsregierung ſei, und daß die Arbeit aus dieſem
Grunde nur langſam fortſchreiten könne.
Die Oppoſition trat bereits heute unter Führung des
Vor=
ſitzenden der Unabhängigen Arbeiterpartei, Maxton, in
Erſchei=
nung, der auf die ſchlechten Lohnbedingungen in der Induſtrie
hinwies, und der Arbeiterregierung zum Vorwurf machte, eine
weitere Lohnreduzierung im der Baumwoll=Induſtrie verſchuldet
zu haben. Die frühere Abgeordnete Newſon brachte den
An=
trag ein, die wohlhabenderen Klaſſen mit einer
erheblicheren Mehrbeſteuerung zu belegen. Der
Antrag wurde aber mit überwältigender Mehrheit
abgelehnt. Nach längerer Diskuſſion über parteipolitiſche
Gegenſtände wurde die Sitzung in den Nachmittagsſtunden auf
morgen vertagt.
Hachverftändigenbergkungen in Geuf über die
inker=
nalionale Kohlenkriſe.
* Genf, 30. Sept. (Priv.=Tel.)
Die internationale Kohlenkriſe hat in Genf beim
Völker=
bundsſekretär wieder einige 50 Sachverſtändige aus allen
euro=
päiſchen Induſtrieländern zu Beratungen zuſammengeführt.
Unter den Sachverſtändigen ſind Vertreter der Erzeuger,
Ver=
braucher und der Bergarbeiter verſammelt. Deutſchland iſt durch
Geheimrat Dr. Silverberg von der Harpener, Dr. Berger von den
freien Gewerkſchaften und Rothäuſer von den chriſtlichen
Berg=
arbeitern vertreten. Außerdem nehmen im Auftrag der
Reichs=
regierung noch einige weitere Arbeitervertreter an den
Verhand=
lungen teil, die unter Leitung des Staatsſekretärs von
Tren=
delenburg ſtehen. Die Beſprechungen dürften ebenſo wenig wie
vor einem halben Jahre zu einem unmittelbaren Ergebnis
füh=
ren. Es iſt in den Kohlenberatungen beim Völkerbund
mehr=
fach zugegeben worden, daß die Baſis zu einer Beilegung der
Kriſe außerhalb des Bundes durch Verhandlungen zwiſchen Zen
Bergbqu=Unternehmern der verſchiedenen Erzeugerländern
ge=
regelt werden müßte. Solche Verhandlungen, die ſich
auf Preisregulierungen, Produktion und
Markt=
verteilung erſtrecken ſollen, könnten und können
auch vorläufig noch nicht geführt werden, da es
in England bisher nicht zur Bildung eines
ver=
handlungsfähigen Syndikats oder einer
an=
deren entſprechenden Körperſchaft gekommen
iſt. Die Rolle des Völkerbundes, der ſein Mandat in dieſer
Frage aus den mittlerweile ſchon von der zehnten
Vollverſamm=
lung praktiſch ſtark bedrohten Empfehlungen der
Weltwirtſchlafts=
konferenz von 1927 herleitet, wird deshalb weiter eine
beob=
achtende bleiben, zumal zwei Unterfragen der augenblicklichen
Beſprechungen, Unterſuchung über internationale
An=
gleichung der Bergarbeiterlöhne und der
Ar=
beitszeit im Bergbau, von der Dagesordnung abgeſetzt
wurden, weil ſie demnächſt Gegenſtand beſonderer
Verhandlun=
gen im Internationalen Arbeitsamt bilden.
Rf
* Dei Wucter amn zeuer.
Erinnerung an das Religionsgeſpräch in Marburg Anno 1529
am 1.—3. Oktober.
Von Frank Lyskirchen.
Im Herrenſtübchen der Bratwurſtküche „Zu den drei Röslein”
in der Obſtgaſſe zu Nürnberg ſaßen an einem froſtigen
Nebel=
morgen ein paar Ratsverwandte, einige von den Geſchlechtern
und der Hauptmann der Kaiſerſtallung, der ehrenfeſte Hans
von Amöneburg, zuſammen bei einem nachdenklichen Umtrunk.
Das Geſpräch drehte ſich, während der blanke Mainwein in
den böhmiſchen Gläſern wartete, um die furchtbaren Nachrichten,
die von Frankreich gekommen waren, um die Ermordung der
ffünfundzwanzigtauſend Anhänger der Reformation in Paris und
den franzöſiſchen Ländern. Ernſt tauſchten die Männer ihre
Meinungen aus; was für Deutſchland von dieſem Geſchehnis zu
rwarten ſei, wer dies entſetzliche Morden in der
Bartholomäus=
iacht auf dem Gewiſſen habe und welche Folgen für die Sache
ber Reformation daraus erwachſen könnten.
Immer wieder aber mündeten die Wechſelreden in die Frage:
Was würde unſer Dr. Martinus zu dieſem Ereignis ſagen, welche
Tröſtung, welche Gedanken, welche Entſchlüſſe, welchen Glauben
würde er haben, welchen Rat würde er geben. Obwohl er ſchon
faſt dreißig Jahre im Grabe ruhte, ſtand er unſichtbar, aber
ebendiger denn je vor dieſen um die Glaubenserneuerung
be=
ſorgten Männern und wirkte mit ſeinen Gedanken und ſeinem
heißen Glauben.
Da wandte ſich, als ob gleichſam eine Beſchreibung ſeines
Auftretens von einem Augenzeugen ſeine Gegenwart noch
an=
ſchaulicher machen könne, einer vom Rat an den Hauptmann Hans
von Amöneburg und fragte ihn: „Erzähl uns doch, Herr Hans,
hioch einmal, gerade heute, da wir kleinmütig ſind, von unſerem
Herrn Martinus Luther, wie Ihr ihn geſehen habt mit Euren
leiblichen Augen!“
Hans von Amöneburg ſtrich ſich ſeinen langen Silberbart,
nickte leiſe, nahm einen zögernden Schluck aus dem geperlten
Zecher und begann dann: „Sehr gerne, verehrte und
wohlge=
ieigte Herren, will ich das erzählen, wenn ich auch damals noch
ein ſchmächtiger Fant war und ein Knechtlein im Gefolg ſeiner
landgräflichen Gnaden von Heſſen. Philippus, der heſſiſche
Land=
graf, hatte, wie bekannt, für den erſten Oktober des Jahres 1529
inen Tag in ſeinem Schloſſe zu Marburg ausgeſchrieben, um,
vas ſeiner Politika von Wert war, eine Vereinigung aller
An=
hänger der neuen Lehre, nicht nur in Deutſchland, beſonders im
Süden; ſondern auch in der Schweiz zu erreichen. Da ſtanden
die beiden Gegner einander gegenüber, Dr. Martinus von
Witten=
berg und Ulrich Zwingli von Zürich und ſollten ſich um die Lehre
vertragen. Außerdem war in dem Saal alles, was es an
Theologen, ſo der neuen Lehre anhingen, gab. Neben dem
Landgrafen Philipp von Heſſen und dem Ulrich von Württemberg
ſaßen und ſtanden ſie da alle, und wenn man nicht gewußt hätte,
es ſeien alles gute Deutſche, hätte man nach den Namen ein
Häuflein Griechen und Römer vermuten können, der gütig
lächelnde Melanchton, Myconius, Oekolampadius, Oſiander,
Breuzius, Leonicerius, Eoban Heſſus, Hedio, Lambertus,
Cru=
eiger, Agricalo, ſodann Bucer, Cuggenhagen, die beiden einzigen,
die noch ihre deutſchen Namen behalten hatten, obwohl ſich der
Bucer in ſeinem damals gerade erſchienenen ſchönen
Pſalmen=
büchlein auch ſchon Falimus nennt. In dem edlen,
ſäulen=
getragenen Hallenſaal des Marburger Schloſſes war es am erſten
Oktober ſchon weidlich kühl, deshalb hatten Seine landgräfliche
Gnaden uns Knaben beſtellt, bei dem Kamine zu ſtehen und ein
anftes Feuerlein zu unterhalten. Am erſten Tage war es der
Heinrich Vordenwald, den unterdeſſen auch ſchon längſt unter
dem Hauptmann Schärtlein ein welſcher Spieß zu Tode traf, am
zweiten Anſelmus von Allendorf, ein gutes heſſiſches Kind, von
dem ich nicht weiß, ob er noch lebt oder nicht. Den dritten Tag
kam die Reihe an mich, die beiden anderen hatten mir alles
erzählt, wie es geweſen, die kluge Rede des Landgrafen
Philip=
pus, der vorſichtige taſtende Beginn der Geſpräche, Melanchtons
und Bucers verſöhnliche, beſchwichtigende, vermittelnde
Vor=
chläge, und vor allem die Disputation der beiden Helden, unſeres
Dr. Martinus und Ulrich Zwinglis. Und ſo war es auch am
dritten Tage; ich ſtand an meinem Sandſteinkamin, ſah aber
weniger auf die guten Buchenkloben, die neben mir aufgeſchichtet
waren, hielt auch nur, ſoweit es nötig war, die Flammen im
Kamin in Gang, kümmerte mich auch nicht um den ſaftigen Tag
und Nacht gleichen Sturm, der draußen die Lindenwipfel drehte
und in den Schloten ſein Miau machte, als daß ich fein in den
Saal lugte und auf alles achtete, was da vor ſich ging.
Land=
gräfliche Gnaden, ſonſt ein ſanguiniſcher Herr, trug ein ziemlich
müdes, entblättertes Geſicht zur Schau, und auch der Herzog
von Württemberg ſchien wenig zufrieden. Die guten Herren
Melanchton, Bucer und Myconius hatten die Schriften vor ſich
und laſen darin nach, was alles der Doktor Martinus Luther
aus der Fülle und Schärfe ſeines Gedächtniſſes herſagte. Die
beiden Meiſter der Theologie konnten nicht einig werden, über
die Bedeutung und Eigenſchaft des Abendmahles ſtritten ſie ſich
als Helden. Martinus ſtand wie ein Erzengel da und zeugte
mit der Gewalt ſeiner Stimme dafür, daß im Sakrament laut
der Worte Chriſti wahrhaftiger Leib und Blut ſei, Zwingli aber
vertrat feine Anſicht, daß es Brot und Wein ſei und nur eine
Erinnerung an des Heilandes Opfertod. Er, Zwingli, war ein
Politikus ſozuſagen, ein Führer eines Staates etwa, ein kluger,
diplomatiſcher Mann, Martinus aber ſtand da und beſchwor ſeine
inneren Nöte und Heiligungen, ein Erleuchteter, dem die Händel,
Verträge und Abſichten dieſer Welt ganz gleich ſind. Es gab an
dieſem Tage einen Augenblick, den werde ich nie vergeſſen, ſolange
ich einen Atemzug tun kann. Immer mehr nämlich ſpitzte ſich
das Geſpräch zu, Landgräfliche Gnaden, mein ehemaliger Herr,
wollte auch wohl mit dem Zwingli ſich vertragen, aus
Staats=
gründen, weil er die Schweizer gewinnen wollte zu einem Bunde
gegen Rom und die hiſpaniſche Majeſtät. Und alle die
gelehr=
ten Herren, auch der gütige Melanchton, empfanden es wohl,
daß Einigkeit nottue, wenn man etwas erreichen wolle, und
ſuchten Vermittlungen. Aber Luther ſtand wie ein Fels, er
ſagte: „Wir verkünden nach der Schrift, daß Chriſti wahrhaftiger
Leib und Blut da ſei. Glauben und lehren wir in dem Unrecht,
was tun wir? Wir lügen Gott an und ſagen und predigen, was
er nicht geſagt hat; dann ſind wir gewißlich Gottesläſterer und
Lügner des heiligen Geiſtes, Verräter Chriſti und Verführer der
Welt! Unſer Widerteil ſagt, daß eitel Wein und Brot da ſei.
Glauben und lehren nun ſie darin Unrecht, ſo müſſen ſie es ſein,
die Gott läſtern, den heiligen Geiſt Lügen ſtrafen, Chriſtum
ver=
raten und die Welt verführen. Ein Teil muß alſo des Teufels
ſein und Gottes Feind, da iſt kein Mittel!‟ Da ſchwiegen die
Gottesgelehrten vor dieſem heiligen Zorn, Zwingli aber mit
Tränen in den Augen, was bei dieſem nüchternen klugen Mann
ſchier unerträglich war, bat den Wittenberger Gottesmann, ſich,
wenn ſie auch keine ganze Verftändigung erzielen konnten, doch
wenigſtens als Brüder zu betrachten und das öffentlich zu
erklä=
ren. Und dazu hielt er ihm die Hand hin. Aber Dr. Martinus
ſtreckte die ſeine nicht dagegen, ſondern verbarg ſie und rief, ſo
laut er konnte: „Nein, Ihr habt einen anderen Geiſt!” Und ſetzte
ſich nieder, wie um anzuzeigen, daß er fertig geſprochen habe.
Mir aber war dies kernhafte Feſthalten an der Wahrheit ſo
be=
freiend, daß ich ein großes Buchenſcheit ergriff und in die
Flam=
men warf, ſo daß ſie leuchtend in Funken aufſprühten und
Land=
gräfliche Gnaden einmal mit leichtgerunzelter Stirn
hinüber=
blickte, was denn da für ein Feuerſchein ſei.
In dem Augenblick drängte ſich zugleich mit einem der
Ge=
lehrten, der ein Buch geholt hatte, eine junge Rüde in den Saal,
lief nach Hundeart von einem zum anderen, ſchnupperte, als
ſuchte er nach ſeinem Herrn. Die gelehrten Meiſter achteten ſein
nicht, Philippus von Heſſen ſtieß ſogar nach ihm, Martinus
Luther aber, erſchöpft von ſeinem Kampf, ſtrich, als es auch zu
ihm kam, mit einer herzhaften Gebärde über den weichen Kopf,
nahm einen Augenblick beide Hände und drückte das junge
Tier=
lein an ſeine Knie. Dies menſchliche Mitgefühl mit aller Kreatur
hat mir faſt noch beſſer gefallen als die gelehrten Reden des
Theologen.
Nammer 272
0
U
Maginok über die Rheinlandräumung.
Wie ſich der rechke Zlügel des Kabinekks Briand
die Haager Abmaachungen zurechklegk.
EP. Paris, 30. September.
Der Kolonialminiſter Maginot, der bekanntlich Führer der
zum rechten Flügel der Regierungsmehrheit gehörigen
Kammer=
gruppe der demokratiſchen und ſozialen Aktion iſt, hielt heute vor
dem Generalrat des Departements Meuſe in Vertretung des
durch ſeine Krankheit verhinderten Poincaré eine Rede über
die politiſchen Gegenwartsprobleme
insbeſon=
dere über die Räumungdes Rheinlandes, die durchaus
dem entſpricht, was man von einem ſolchen Reaktionär erwarten
darf, und die nicht geeignet iſt, die Befürchtungen
auszu=
rotten, die man hinſichtlich der Einſtellung der
parlamentariſchen Rechten zur Politik
Bri=
ands in letzter Zeit hegt.
Zunächſt betonte Maginot in auffallender Weiſe die
Ver=
dienſte Poincarés, der im Dienſte Frankreichs verwundet
wor=
den und gefallen ſei. Die Nation, die von Dankbarkeit und einem
ſicheren Inſtinkt geleitet werde, empfinde die Lücke, die der
Staatsmann hinterlaſſen habe, den ſie in ſchwierigen Stunden
an ihrer Spitze zu ſehen gewohnt war. Der Miniſter
billigte in ſeinen weiteren Ausführungen die Räumung
der zweiten Rheinlandzone, da hier keine
weſent=
lichen militäriſchen Intereſſen auf dem Spiele ſtänden und da
dieſe Zone unter allen Umſtänden im Januar hätte geräumt
werden müſſen. Gegen die vorzeitige Räumung der
dritten Zone dagegen beſtünden ſchwerwiegende
Bedenken, die er ſelbſt häufig genug im Miniſterrat geltend
gemacht habe. Man hätte aber im Haag mit den
Al=
liierten und mit Deutſchland zu einer Löſung
kommen müſſen, die eine Bezahlung der franzöſiſchen
Kriegsſchulden und die möglichſte Wiedererlangung der für den
Aufbau der zerſtörten Gebiete ausgegebenen Summen geſtatte.
Von dieſer Löſung hänge die Zukunft
Frank=
reichs auf lange Jahre hinaus ab, und man müſſe
ſich fragen, ob man ſeine Zukunft der Verlängerung einer
mili=
täriſchen Beſatzung habe zum Opfer bringen ſollen, die ſowieſo
in fünf Jahren ihr Ende erreicht hätte und die nach Abzug der
Verbündeten Frankreichs ſchwierig geworden wäre. Immerhin
habe er, wie alle übrigen Kabinettsmitglieder, dieſer Räumung
nur unter gewiſſen Bedingungen zugeſtimmt. Dieſe Näumung ſei
bei den Haager Verhandlungen als Trumpf gegen Deutſchland
ausgeſpielt worden, das ein offenkundiges Intereſſe an der
Be=
endigung der Beſetzung habe. Frankreich habe ſich in
der Notwendigkeit befunden, den Young=
Plan zur Annahme zu bringen, aber die
An=
nahme des Planes auf einer diplomatiſchen
Konferenz genüge nicht. Der Plan müſſe noch
durch die Parlamente der intereſſierten
Länder ratifiziert werden, und ferner müſſe die
Ausführung des Planes ſichergeſtellt werden. Aus dieſen
Grün=
den habe die franzöſiſche Delegation in ihrem am 30. Auguſt
durch die Vertreter der fünf alliierten Mächte an Streſemann
gerichteten Schreiben ſorgfältig feſtgelegt, daß „die
Räu=
mung der dritten Zone durch die franzöſiſchen
Truppen ſofort nach der Ratifizierung des
Young=Planes durch das deutſche und
franzö=
ſiſche Parlament und die Ausführung des
Planes beginnen werde‟. „Wenn dieſe Worte einen
Sinn haben, dann bedeuten ſie, daß die Annahme und
Ausführang des Young=Planes notwendig iſt,
bevor die Zurückziehung der franzöſiſchen
Truppen beginnt” Auf jeden Fall iſt das der Sinn, den
ihm die franzöſiſche Regierung gibt. Und wenn es in dieſem
Do=
kument weiterhin heißt, daß die Räumung ſpäteſtens in einer
Friſt von acht Monaten beendet ſein und auf keinen Fall über
den Juni 1930 hinaus dauern wird, ſo darf man in dieſem
Deutſchland gegebenen Verſprechen nur ein bedingtes Verſprechen
ſehen, das dazu beſtimmt iſt, anzuregen, in nächſter Zukunft die
Dispoſitionen zu treffen, die zur Durchführung des Young=
Planes notwendig geworden ſind.
Man könnte in der Tat nicht verſtehen, daß eine andere
Aus=
legung zugelaſſen würde. Wenn man Bedingungen ſtellt oder
erſt dann. Darüber kann kein Zweifel beſtehen, um ſo weniger, als
die Beſtimmungen des Verſailler Vertrags
fortbeſtehen, für den Fall, daß der Young=
Plan nicht ausgeführt würde. „Ich habe alſo das
Recht, zu ſagen, daß, falls, wie wir es alle wünſchen müſſen und
wie es wahrſcheinlich iſt, die Bedingungen, von denen
wir den Räumungsbeginn abhängig gemacht
haben, in den vorgeſehenen Friſten erfüllt werden, der
Rück=
zug unſerer Truppen ſofort beginnen wird, daß aber, falls dieſe
So blieb von dem dreitägigen Eeſpräch auf dem Marburger
Schloß wenig übrig; nur das Verſprechen, chriſtliche Liebe zu
üben, wurde gegeben und genommen, als man auseinander ging.
Ulrich Zwingli, als er den Saal verließ, war unwirſch und
gedrückt wie ein Herzog, der ſeines Landes einen Teil verloren
hat. Luther aber ging mit feſten Schritten, in der Weihe ſeiner
Kraft, im Bewußtſein, für ſeine Wahrheit gezeugt zu haben.
Und ich, in meinem kindlichen Sinn, dachte mir, daß er, ebenſo
wie ich am Kamin, am Feuer des Glaubens geſtanden und es
getreulich genährt habe, daß er aber, als es not tat, einen großen
Holzſcheit hineingeworfen habe, ſo daß die Funken aufſprühten!“
Erſtes Akadentie Konzerk.
Im überfüllten Saalbauſaal feierte die hochgeſchätzte und
mit Recht bewunderte frühere Primadonna unſerer Oper
Johanna Heſſe Wiederſehen mit den dankbaren Freunden
ihrer Kunſt. Wenn es für Sängerinnen mit hochdramatiſcher
Begabung immer ein Wagnis bleibt, Liederabende zu geben, ſo
müſſen ſchon außergewöhnliche Eigenſchaften die Berechtigung
erweiſen. Es war heute der Fall. Eine meiſterhafte Technik,
temperamentvolle Geſtaltungskraft und eine geſchmackvolle
In=
telligenz befähigen ſie dazu, einen, allerdings begrenzten und
heute zumeiſt klug gewählten Bezirk der Liederliteratur
glän=
zend zu beherrſchen. Hierher gehören die mächtige Schubertſche
Schöpfung „Dem Unendlichen” mit der der Abend eröffnet
wurde, die fünf Weſendoncktieder, die ſo großzügig wohl ſelten
erklingen, und die zugegebenen Straußlieder. Die leichter
ge=
ſchürzten Schubertlieder: „Lachen und Weinen” „Im Grünen”,
„Wiegenlied” ſchienen mir ihrer ſtimmlichen and ſeeliſchen
Ver=
anlagung weniger gut zu entſprechen, die immer zu großen
For=
men und leuchtenden Farben drängt. Es war daher begreiflich,
daß als Schluß des Abends Bruchſtücke aus Bühnenwerken zum
Vortrag kamen, in denen die Künſtlerin ſich von ihrer
perſön=
lichſten Seite zeigen konnte. Iſt es ſchon weniger gefährlich,
Arien aus Nummernopern im Konzert zu ſingen, die als
abſo=
lute Muſik in Form abgeſchloſſener Einzelſtücke im Werke
ſtehen, ſo bleiben die aus Wagners Muſikdramen
herausgeriſ=
ſenen, klavierbgegleiteten Teile eben doch ein peinlicher
Kompro=
miß. Im gegebenen Falle — Hallenarie und
Götterdämmerungs=
ſchluß — lieh allerdings die Vertrautheit aller Hörer mit den
Werken, die Erinnerung vieler an die Bühnenwirlſamkeit der
Künſtlerin und ihre heutige überragende Leiſtung der
ergänzen=
den Phantaſie Flügel, um den Stilgegenſatz überbrücken zu
helfen.
Das wundervolle Material der mächtigen Stimme iſt
ſchlak=
kenlos und klingend, wie vor Jahren, hat in der Tiefe an Fülle
Dienstag, den 1. Oktober 1929
Bedingungen nicht erfüllt würden, die Räumung ebenfalls nicht
beginnen würde. Die Anweſenheit unſerer
Solda=
ten am Rhein bleibt alſo für uns die Garantie
für die Ausführung der im Haag gefaßten
Be=
ſchlüſſe.”
Maginot ſchloß mit einer Huldigung an Briand. — Man
darf geſpannt ſein, ob und inwieweit der Miniſterpräſident zu
der von ſeinem Kolonialminiſter entwickelten Theſe ſich äußern
wird.
Beginn der Saarverhandlungen am 16. Okkober.
Das in der franzöſiſchen Preſſe genannte Datum vom
16. Oktober, an dem die Saarverhandlungen beginnen ſollen, hat
diesmal ausnahmsweiſe eine Beſtätigung erfahren. In Berlin
iſt eine Mitteilung der franzöſiſchen Regierung eingelaufen,
wo=
nach ſie den 16. Oktober als Termin für den Zuſammentritt der
beiden Delegationen für die Saarverhandlungen in Vorſchlag
bringt. Da bisher ein früherer Termin von den Franzoſen nicht
zu erlangen war, werden wir uns mit dem 16. Oktober
einver=
ſtanden erklären. Auf franzöſiſcher Seite iſt nunmehr auch der
Führer der Delegation beſtimmt worden. Es handelt ſich um den
Vorſitzenden des Verwaltungsrates der Saargruben,
Lafon=
taine, der gleichzeitig Vorſitzender des Verwaltungsrats des
Internationalen Arbeitsamtes iſt.
Seite 3
Wer wird Nachfolger von Hermes?
Berlin, 30. September. (Priv.=Tel.)
Die polniſche Preſſe hat zunächſt nur den Rücktritt des
Füh=
rers der deutſchen Handelsvertragsdelegation regiſtriert.
Kom=
mentare ſind kaum vorhanden. In den meiſten taucht aber die
Frage auf, wer der Nachfolger von Hermes werden wird. Eine
polniſche Zeitung geht ſogar ſo weit, Deutſchland
Verſchleppungs=
taktik vorzuwerfen, weil nicht gleichzeitig der Nachfolger von Dr.
Hermes bekanntgegeben wurde. Von Verſchleppung kann
natür=
lich keine Rede ſein, denn das Rücktrittsgeſuch iſt eben erſt der
Reichsregierung zugegangen. Das Kabinett hatte bisher noch keine
Gelegenheit, ſich mit der Angelegenheit zu befaſſen. Es werden
wohl auch noch einige Tage ins Land gehen, bis ein Nachfolger
beſtimmt iſt. Man ſpricht von dem Geſandten Ritter und Min.=
Direktor Ernſt. Doch ſieht es ſo aus, als ob keiner dieſer
Ge=
nannten die deutſche Delegation führen wird. Inzwiſchen iſt der
Geſandte in Warſchau, Ulrich Rauſcher, beauftragt worden, die
Fäden der Verhandlungen nicht abreißen zu laſſen. Wie er, ſo hat
auch der polniſche Geſandte in Berlin Roman Knoll bereits in
der Vergangenheit wiederholt Probleme, die mit den
Handels=
vertragsverhandlungen zuſammenhängen bearbeitet, um die
eigentlichen Delegationsberatungen vorzubereiten. Wann die
Kom=
miſſionsverhandlungen wieder aufgenommen werden, läßt ſich
noch nicht ſagen. Vermutlich werden auch innerhalb der
Dele=
gationen einige Perſönlichkeiten ausgewechſelt, ſo daß wohl der
Monat Oktober vergehen wird, ehe man ſich wieder gemeinſam an
den Tiſch ſetzen kann.
*
Omgmſcesergatdener üdel Socfenapiänd
geſehen haben.
Der Eindruck auf die engliſche Arbeiterſchaft.
Von unſerem (D=Korreſpondenten.
London, 30. September.
Auf die geſamte Arbeiterſchaft Englands hat der Bericht
von zwei Bergarbeitern, die ſoeben aus Sowjetrußland
zurück=
gekehrt ſind, den allergrößten und ſcheinbar nachhaltigſten
Ein=
druck gemacht. Die Geſchichte dieſer Rußland=Expedition und
das ganze Drum=und=Dran iſt ſehr amüſant und typiſch engliſch,
und verdient auch außerhalb Englands beachtet zu werden. Auf
dem Kohlenbergwerk Tilmanſtone in Kent griff vor
einigen Monaten unter den Arbeitern ein gewiſſer Mißmut um
ſich. Vor allem zwei Männer, namens Roone und Crane
taten ſich hervor und pflegten öfters zu ſagen: „Ja, in anderen
Ländern, z. B. in Sowjetrußland — da haben es die Arbeiter
viel beſſer als bei uns in Kent.. ." Dieſes hörte der Werkleiter,
Mr. Tilden Smith, der das neue Rußland aus eigener
An=
ſchauung gut kannte, und er ſagte den beiden Unzufriedenen:
„Ihr wollt nach Rußland? Bitte ſchön! Zieht los! Ich ſelbſt
bezahle euch die Reiſe. Und wenn es euch gefällt, ſo mögen ſo
viele von euch nachreiſen, als da wollen. Auch ſie werden die
Reiſe bezahlt erhalten. Nur eine Bedingung iſt daran geknüpft
— falls ihr heimkehren ſolltet, ſo erzählt euren Kameraden die
volle Wahrheit darüber, was ihr in Sowjetrußland geſehen und
erlebt habt!‟ Dieſes Angebot wurde angenommen. Die beiden
Arbeiterführer J. Crane und W. Roone begaben ſich (in
Beglei=
tung eines eigenen Dolmetſchers, des engliſchen Lehrer R.
Sou=
han, der die ruſſiſche Sprache vollkommen beherrſchte) auf Koſten
von Mr. Tilden Smith nach Sowjetrußland. Sie reiſten dort
wochenlang herum und ſahen ſich alles genügſam an. Doch ſie
blieben hiernach nicht im Lande der Sowjets leben. Sie kehrten
vielmehr heim und berichteten vorige Woche vor einer
Verſamm=
lung von Bergarbeitern in Dover getreulich alles, was ſie in
Sowjetrußland geſehen, gehört und über die Lebensverhältniſſe
der dortigen Arbeiter in Erfahrung gebracht haben. — Zunächſt
muß zur Ehre der beiden engliſchen Bergarbeiter geſagt werden,
daß dieſe einfachen Männer keineswegs zur Gattung der
ober=
flächlichen und naiven Rußland=Reiſenden gehörten. In Moskau
angelangt, trachteten ſie ſofort danach, ſich die üblichen
bolſche=
annimmt, ſo will man ſie auch erfüllt ſehen. Die Friſten laufen wiſtiſchen „Fremdenführer” vom Leibe zu halten.
Das war nicht ganz leicht und ſie brachten das ſchließlich nur
auf die Weiſe fertig, daß ſie eines Nachts einfach die Flucht
er=
griffen und ohne Genehmigung ihrer bolſchewiſtiſchen Aufſeher
nach dem Süden Rußlands, nach dem Donez=Gebiet
ent=
wwichen. Auch hatten ſie ihre Päſſe nicht, wie ihnen geheißen, im
Außenkommiſſariat abgeliefert, ſondern bei ſich behalten.
Natür=
lich ſind ſie auch ſo noch genügſam beſpitzelt worden, aber es
war immerhin nicht ſo ſchlimm, wie das Reiſen in Begleitung
eines beſonders beigegebenen bolſchewiſtiſchen Aufpaſſers. Im
gewonnen und wird mit kaum überbietbarem Können behandelt.
Die Prägnanz der Auffaſſung, die Intenſität des Ausdrucks iſt
zu voller Reife gediehen. Es iſt in der Tat höchſt
bewunders=
wert, mit welcher Energie dieſe hochbegabte Künſtlerin ſich auch
zur Liederſängerin entwickelt hat. Die ſuggeſtive Kraft ihrer
Perſönlichkeit wirkt unmittelbar und läßt den großen Erfolg
be=
greifen, den ſie, begeiſtert gefeiert, auch heute ſich leicht errang.
Sie hatte am Flügel in Paul Ottenheimer einen in
der feinen Kleinarbeit der Lieder wie in der orcheſtralen
Unter=
malung der Bühnenſtücke virtuos ſchaltenden Führer.
v. H.
Durchs Land der tauſend Inſeln. Führer durch Dalmatien. Von
Auguſt Leiß. Mit 40 Abbildungen auf Tafeln. Verlag von Georg
Müller, München.
Ap. Das Land der tauſend Inſeln nennt der Verfaſſer Dalmatien,
d. h. den ganzen Küſtenſtrich von Fiume bis zur albaniſchen Grenze,
das kroatiſche, herzegowiniſche und montenegriniſche Ufer. Die Inſeln
hingen wohl einſt mit dem Feſtlande zuſammen. Durch Senkung des
Bodens verſchwanden die Täler in den Fluten, während die Gebirge
als Inſeln aus dem Waſſer ſchauen. Entſprechend der Kettenform der
Gebirgszüge ſtrecken ſich die meiſten Inſeln lang und ſchmal in den
weichen Fluten aus. Dalmatien iſt dem Reiſeverkehr erſt kurze Zeit
erſchloſſen. In einem Lande, das jahrhundertelang als Zankapfel
zwi=
ſchen Venezianern, Türken, Ungarn, Franzoſen und Oeſterreichern und
oft Schauplatz erbitterter Religionskämpfe war, konnte kein
Reiſever=
kehr aufkommen. Erſt in den letzten zwanzig Jahren vor dem Kriege
ſetzte, beſonders durch die Eröffnung der Tauernbahn, ein größerer
Verkehr ein, der Krieg aber vernichtete alle Hoffnungen. Jetzt gehört
Dalmatien zu Jugoſlawien, das ſich mit Eifer und unleugbarem
Ge=
ſchick bemüht, den Verkehr nach Dalmatien zu ziehen. Und was in
Dalmatien, wo übrigens faſt überall deutſch geſprochen wird,
ſympa=
tiſch berührt, iſt das Fehlen jener deutlichen Geſte mit der offenen Hand,
die uns in anderen Reiſeländern nach jedem, auch dem kleinſten Dienſt,
in die Taſche greifen läßt. So iſt am Geſtade der Adria eine ſchöne
Rivalin Italiens erwacht, und von Jahr zu Jahr folgen mehr
Nord=
länder ihrem Werben. Das vorliegende Buch will nicht etwa ein
ein Reiſeführer ſein, ſondern enthält perſönliche Meinungen,
Beobach=
tungen und Berichte über Erlebniſſe und Begegnungen mit Menſchen
und Tieren und Lobgeſänge auf Sonne und Südmeer. Der Verfaſſer,
der auf fünf Reiſen viele Wochen an der ſlawiſchen Adriaküſte zubrachte,
ſchildert mit Begeiſterung die Reize des Landes und der blauen Adria.
Kein Land zeigt dieſen beglückenden Wechſel von Fels und Meer, außer
vielleicht Norwegen. Aber ihm ſtrahlt nicht das ewige Lächeln der
Sonne. Selbſt die Geſtade Italiens vermögen nur an wenigen
Stel=
len, etwa am Golf von Neavel oder auf Sizilien, mit dalmatiſchen
Landſchaften ſich zu meſſen. Erfüllt von ihrem Zauber will der
Ver=
faſſer jenen Leſern, die Dalmatien noch nicht kennen, Luſt machen, es
zu beſuchen. „Wo es ſchon geſchehen, dem mögen Buch und Bilder
eine Erinnerungsgabe ſein, die ihn zurückdenken heißt an die Tage
der Sonne, des Glücks”.
Ap. Die Frauenbewegung. Ein geſchichtlicher Ueberblick von Dr.
Ilſe Reicke. Verlag von Philipp Reclam jun., Leipzig (geb. 80 Pf.).
großen galizen gingen ſie überall hin, wohin es ihnen beliebte.
Danuch war denn auch das Ergebnis. Schon das erſte Bergwerk,
das ſie ſahen, dasjenige von Barowſk, machte auf ſie einen
niederſchmetternden Eindruck. Es war einfach ein Loch am
Ab=
hang eines Hügels, und der Abſtieg war ſo gefährlich, daß der
ruſſiſch: Werkführer, der es ihnen zeigte, ſich ſelbſt weigerte, dort
hinnnterzuſteigen. Als man ihnen aber mit einem gewiſſen Stolz
bedeutete, daß die ruſſiſchen Arbeiter hier nur 6 Stunden täglich
zu arbeiten hätten, da entgegneten Mr. Roone und Mr. Crane
einſtimmig das gleiche, nämlich, daß ein engliſcher Arbeiter ſich
ſicher weigern würde, hier auch nur 3 Stunden täglich zu
ar=
beiten. . . Die Arbeit des Durchſiebens wurde auf dieſem
Berg=
werk von Frauen verrichtet, die in Acht=Stunden=Schichten zu
arbeiten hatten. Alle Frauen waren in Lumpen gekleidet und
gingen völlig barfuß einher. Hie und da ſah man
Kohlen=
waggonetts von Frauen geſtoßen oder gezogen...
Die Engländer beſuchten dann auch die Wohnſtätten der
ruſſiſchen Bergarbeiter. Die Wohnungsverhältniſſe
fanden ſie „einfach entſetzlich”. Nirgends war für genügende
Waſſerverſorgung und nur einigermaßen normale ſanitäre
Ver=
hältniſſe geſorgt — von Bädern ganz zu ſchweigen. In den
meiſtern Häuſern lebten und ſchliefen ganze Familien in einem
Zimmer beiſammen. Ueberall ſchwärmten Fliegen und
aller=
haud Ungeziefer zu Millionen herum. Ein gewöhnlicher Anblick
war es auch in den Läden, die zum Verkauf ausliegenden
Lebens=
mittel, bedeckt von Fliegenſchwärmen und von Straßenſtaub, zu
ſehen. Als die Engländer auf all dieſe Dinge hindeuteten, da
entgegnete ihnen einer der Bolſchewiſten gelaſſen, daß „die
ruſſi=
ſchen Arbeiter ſich aus ſolchen Kleinigkeiten nichts täten”. An
einem anderen Ort zeigte man den Engländern einige
leer=
ſtehende, überaus armſelige Hütten — mit der Erläuterung, daß
dieſe Hütten früher, „zu Zeiten des verfluchten Zarismus” als
Wohnſtätten für Arbeiter gedient hätten” und daß man ſie jetzt
abſichtlich „zu exemplariſchen Zwecken” ſtehen laſſe, damit die
Arbeiter ad geulus ſehen könnten, wie ſchlecht die Arbeiter es
einſt unter dem Zarismus gehabt hätten . . . „Doch, wie groß
war unſer Erſtaunen” berichteten die Engländer, „als wir nur
lverige Schritte weiter genau die gleichen armſeligen Hütten
ſahen, doch dieſe durchaus und bis zum Berſten beſiedelt mit
Arbeitern und deren Familien!!” Als es den Engländern dann
ſtäter gelang, einige Minuten mit den ruſſiſchen Arbeitern unter
dier Augen zu ſprechen, teilten dieſe ihnen die betrüblichſten
Dinge über die niedrigen Löhne, die dauernden
Gehalts=
entziehungen „zu weltrevolutionären Zwecken”, und über die
allgemeine Armut der ruſſiſchen Arbeiterſchaft
mit. „Und das fte iſt”, ſagte ein Arbeiter, „die Tatſache,
daß, während wir mitunter kaum ein Stück Schwarzbrot zum
nagen haben — die Regierung beharrlich fortfährt — aus
politi=
ſchen Gründen — ruſſiſches Getreide nach dem Auslande
auszu=
führen ..."
Nichr beſſer waren die Eindrücke, die die engliſchen
Reiſen=
den uuterwegs und in Moskau ſelbſt erhielten. Auf allen
Statio=
nen in ganz Rußland, berichteten ſie, ſieht man ganze Scharen
von armſeligen Kreaturen, Bettlern und Krüppeln auf dem
Fuß=
boden der Warteſäle oder einfach auf den Perrons liegen und
Das kleine, 80 Seiten umfaſſende Buch wendet ſich weniger an die ſchon
mit der Frauenbewegung Vertrauten, als vielmehr an jene, die nichts
von ihr wußten, noch von ihr wiſſen wollen. In gedrängter Kürze
gibt es einen kleinen Ueberblick über die Geſchichte der von Amerika
ausgegangenen Frauenbewegung, die in Deutſchland mit dem Jahre
1848 begann, und zeigt die Entwickelung der Frauenbewegung auf
poli=
tiſchem, ſoziapolitiſchem, fachberuflichem, hauswirtſchaftlichem,
ſexual=
ethiſchem und konfeſſionellem Gebiete, woran ſich die Stellung der Frau
zur Literatur und Wiſſenſchaft anſchließt. Die Entwickelungsjahre der
deutſchen Frauenbewegung in den Jahren 1865 (Gründung des Allg.
Deutſchen Frauenvereins), 1887 (Beginn der eigentlichen Kampfzeit)
und 1894 (Gründung des Bundes deuſcher Frauenvereine) werden
aus=
führlich behandelt und die Bedeutung der Frauenkongreſſe im Juni
1920 in Genf, im September 1920 in Kriſtiania, im Jahre 1925 in
Waſhington, 1926 in Paris und 1929 in Berlin dargelegt. Das Buch,
das den Stoff in objektiver Weiſe und trotz ſeiner Kürze überſichtlich
und erſchöpfend behandelt, erfüllt den Zweck, einen Ueberblick über die
Geſchichte der Frauenbewegung im In= und Auslande zu geben, in
beſter Weiſe. Eine Zeittafel, ein Namen= und Stichwörterverzeichnis
erleichtert die Orientierung.
Ap. Methodik des deutſchen Unterrichts. Eine Darſtellung ihrer
Ziele, Grenzen und Möglichkeiten auf jugendpſychologiſcher
Grund=
lage. Von Oberſtudiendirektorin Dr. S. Engelmann. Dritte,
erweiterte Auflage. Geh. 4 Mk., in Leinenband 6 Mk. Verlag von
Quelle u. Meyer in Leipzig.
Das Fehlen eines Buches, das die Geſamtheit der Probleme des
deutſchen Unterrichts vom Standpunkt der modernen Pädagogik aus
zuſammenfaſſend behandelt, veranlaßte die Verfaſſerin des Buches, die
Ergebniſſe jahrelanger Arbeit darzuſtellen. Sie ruhen auf der
theore=
tiſchen Grundlage der Pädagogik unſerer Zeit, der Kinder= und
Jugend=
pſychologie, und berückſichtigen im weiteſtem Maße die aus ihr
ent=
ſpringende Forderung der Selbſttätigkeit der Schüler. Das Buch iſt
aus praktiſcher Arbeit erwachſen und für praktiſche Arbeit geſchrieben
und trägt in ſeiner jugendpſychologiſchen Einſtellung den Bedürfniſſen
der heutigen Lehrerſchaft Nechnung, es behandelt in 17 Kapiteln die
Ziele des deutſchen Unterrichts in ihrer geſchichtlichen Wandlung, die
Vorbildung des Deutſchlehrers, die Mutterſprache als techniſches,
geiſtig=
ſeeliſches und künſtleriſches Ausdrucksmittel, als Gegenſtand der
For=
ſchung, als Werkzeug des Denkens und Forſchens, als Vermittlerin
deutſcher Kulturkunde, die Literaturgeſchichte im deutſchen Unterricht,
Jugendſpiele und Schulfeſte, Film und Rundfunk in ihrer Bedeutung
für den deutſchen Unterricht, das Problem der Konzentration im
deut=
ſchen Unterricht, den deutſchen Unterricht und die bildende Kunſt, den
deutſchen Aufſatz und den deutſchen Unterricht und die
jugendpſycholo=
giſche Forſchung. Es rollt ſomit ſämtliche Probleme des deutſchen
Unterrichts auf und gibt viele neue Anregungen und Vorſchläge, zu
ihrer Lüſung. In den Kapiteln über die Mutterſprache ſind beſonders
die Abſchnitte über Stimmbildung und Spracherziehung hervorzuheben,
die hier zuerſt mit wiſſenſchaftlicher Gründlichkeit behandelt werden,
in dem Kapitel über Ausbildung der Deutſchlehre wird auf die oft
unbefriedigenden Verhältniſſe bei ihrer Vorbildung hingewieſen. Viele
der in dem Buche gegebenen Vorſchläge ſind inzwiſchen bereits in die
Tat umgeſetzt worden. Daß das Buch innerhalb dreier Jahre in drei
Auflagen erſchienen iſt, betveiſt, daß es einem von der Lehrerſchaft
empfundenen Bedürfniſſe entſprochen hat.
Seite 4
Dienstag, den 1. Oktober 1929
Nummer 272
ſchlafen. Dauernd hat man über die zahlloſen ſchmutzigen und
verſeuchten Menſchenleiber hinwegzuſchreiten. Moskau bietet
ine Menge empörender Anblicke dar. Der Geſtank
ſiſt ſtellenweiſe kaum zum Aushalten. Ueberall wird man von
hunderten von Bettlern beſtürmt. Viele Bettler dringen in die
Neſtairants ein und verlangen mit Drohungen, man ſolle ihnen
u eſſen geben. Verweigert mans ihnen, ſo zerbrechen ſie die
Fenſter=
der tun irgend einen anderen Schaden an. Die Milizionäre
dagen es nicht, die Bettler anzurühren, denn vor dem
bolſche=
ſviſtiſchen Gericht erhalten die Bettler — als „Proletarier”
owieſo Recht, während der Milizionär mitunter noch mit 12
Monaten Gefängnis beſtraft werdn kann. Die Preiſe für
Lebens=
ſtittel ſind in Moskau überaus hoch: ein Ei koſtet etwa 70 Pfg.,
ein Pfund Butter etwa 5 Mark, und gar für Waſſerverſorgung
at eine Familie etwa 12 Mark pro Woche zu zahlen. Der
Beldkurs, der im privaten Handel überall gilt, iſt zurzeit in
Moskau 33 Sowjetrubel für ein Pfund Sterling. Doch die
Sowjetagenten, die die Engländer am erſten Tage in Moskau
mpfingen, nahmen ihnen ihre guten engliſchen Pfunde ab und
ßaben ihnen — gemäß dem offiziellen Kurs — nur 9 Rubel pro
Pfund Sterling. Ueberall in Moskau ſieht man vor den
Bäckereien und Fleiſchhandlungen lange Menſchen=Polonäſen
ſtuindenlang anſtehen. Andere Straßen aber
enthal=
en aber nur Luxus=Läden, in deren Schaufenſtern man
eichgefaßte Juwelen, glänzende Balltoiletten, koſtbare Pelze uſw.
die Menge ausliegen ſehen kann. Die Hauptſtraße dieſer Art
ſt mehr als eine ergliſche Meile lang, und in jedem Laden konnte
nan nur Diage ausliegen ſehen, deren Erwerb ausſchließlich ganz
eichen Leuten möglich wäre. „Wir ſahen hier gerade das
Un=
echt”, ſagten die Engländer, „welches ſeitens unſerer engliſchen
ommuniſten daheim ſo wütend verdammt wird. Hier aber
ſcheinen ſie es nicht zu bemerken. Der ruſſiſche Arbeiter, das
viſſen wir nun genau, iſt ganz ſicher nicht in der Lage, all dieſe
Koſtbarkeiten und Pelze zu kaufen. Für wen denn liegen ſie hier
aus? Wer bereichert ſich ſo ſchnöde in dieſem Lande auf Koſten
des elenden und darbenden Proletariats?”
„Es gibt zurzeit faſt gar kein Familienleben
mehr in Rußland”, erzählten die Engländer weiter. „
Fami=
lien ſpeiſen nicht mehr zu Hauſe. Die Mehrzahl der Leute nimmt
die Mahlzeiten in dürftigen Speiſehäuſern ein. Die Ehe iſt
nichts mehr als eine lockere Formalität. Hätten wir gewollt, ſo
hätten wir für die Dauer unſerer Reiſe getroſt heiraten und,
nach Beendigung unſeres Aufenthaltes, unſere Frauen ohne
weiteres wieder los werden können. Einſt, in England hörten
wir einen Vortrag über die angeblich wundervolle Lage der
Frauen in Rußland, vor allem über die rückſichtsvollere
Behand=
lung der Wöchnerinnen. Man ſagte uns damals — jede Mutter
erhalte in ſechs Wochen vor und ſechs Wochen nach der
Nieder=
kunft vollkommene Ruhe zugebilligt und werde vom Staate in
beſonderen Sanatorien gepflegt und gehegt. Dieſes fanden
wir durchaus nicht der Wahrheit entſprechend: überall, wo wir
auch hingingen, ſahen wir auf den Straßen unter den bettelnden
Frauen und Händlerinnen auch viele Schwangere oder Frauen
mit kaum 2= bis 3=wöchigen Babies an der Bruſt — inmitten
der drückenden Hitze, inmitten von Schmutz und Elend und in
voller Sicht der Milizionäre und Sowjetbeamten, die ſich um
dieſe armſeligen Kreaturen nicht einen Deut kümmerten.
In Moskau wurden die beiden engliſchen Bergarbeiter, als
ſie vom Donetz=Gebiet zurückkehrten, zum Vorſitzenden der „
Kom=
nuniſtiſchen Bergarbeiter=Internationale”, dem Genoſſen Slutſky,
beordert. Dieſer Mann zeigte ſich ſehr erboſt darüber, daß ſie auf
eigene Fauſt in Rußland herumgezogen wären. Derartiges
werde in Rußland mit Gefängnis beſtraft. Doch
er wolle ſehen, ob dieſes ſich „in dieſem Falle ausnahmsweiſe
vermeiden laſſe. Ein anderer Großbolſchewiſt, der Vorſitzende
des kommuniſtiſchen Gewerkſchaftsverbandes, unterhielt ſich mit
den beiden Engländern über politiſche Dinge. Die beiden braven
Männer aus Kent ſagten ihm gerade heraus, daß „die Labour=
Party in England im Laufe der wenigen Monate, die ſie im
Amte iſt, unvergleichlich mehr für das Wohlergehen der
Arbei=
ter getau, habe, als die Sowjetregierung im Laufe all der 12
Jahre ihres Beſtehens..."
Als Antwort begann der
bolſche=
wiſtiſche Führer aufs ſchärfſte Macdonald, Henderſon, Cleynes
und die übrigen Labour=Männer anzugreifen. Doch Mr. Roone
und Mr. Crane hörten überhaupt nicht mehr zu, ſondern
mur=
melten in engliſcher Sprache allerhand kräftige Ausdrücke vor ſich
hin, die keineswegs als Kompliment für die Sowjetherren
ge=
meint waren ..."
Die beiden Engländer ſchloſſen den Vortrag, den ſie in Dober
vor der Bergarbeiter=Verſammlung über ihre Rußland=
Expe=
dition hielten, mit folgender, ſummierender Bemerkung: „In
Kürze — nachdem wir in Sowjetrußland geweſen ſind und uns
in Moskau und im ruſſiſchen Kohlengebiet aus eigenem
An=
ſchauen von dort herrſchenden Zuſtänden überzeugen konnten,
empfinden wir nicht den geringſten Wunſch, uns dort
niederzulaſſen und betrachten unſere Lebensverhältniſſe
in Kent als wahres Paradies.‟ Der Vortrag machte auf die
verſammelten Arbeiter einen großen Eindruck. Als die Arbeiter
auscinandergingen, da gewahrten ſie am Ausgang eine Art Büro
und darüber eine Notiz der Werkleitung folgenden Inhalts:
„Hier können Billetts für freie Ueberfahrt nach Rußland
ge=
bucht werden. Anträge können nach Schluß des Vortrages
ge=
ſtellt werden — ſeitens dem Tilmanſtone=Werke angehörenden
Arbeitern, die evtl. den Wunſch hegen ſollten, mit ihren Familien
nach Rußland überjuſiedeln und ſich dort als Bergarbeitern
anzu=
ſiedeln‟. Die Arbeiter ſtauten ſich vor dieſer Notiz und hatten
daran ihre helle Freude. Es fand ſich jedoch kein Einziger, der
Neigung gezeigt hätte — einen Antrag auf freie Ueberfahrt nach
Rußland zu ſtellen.
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0.
Nummer 272
Dienstag, den 1. Oktober 1929
Geite 3
Darmſiadi, 1. Oktober.
Profeſſor Gbetle †
Verſtorbenen verliert die Techniſche Hochſchule einen
ihrer bedeutendſten Köpfe, der auf dem Gebiete der Wärmetechnik und
Wärmewirtſchaft ſich in ganz Deutſchland und darüber hinaus eines
hochbedeutſamen Rufes erf
diele Jahre ſelbſt Leiter von Fabrikbetrieben —, überall als
fachmänniſcher Gutachter zu Rate gezogen wurde, in der Frage der
heſſiſchen Gasfernverſorgung mit dazu beitragen, die Anſichten und
Meinungen zu klären. Der Tod ereilte ihn, bevor er den Ausgang der
Verhandlungen um die Gasfernverſorgung noch erleben konnte. Wie
dieſe aber auch ausfallen mag, ſein Gutachten wird immer als
Muſter=
beiſpiel einer wiſſenſchaftlich korrekten und praktiſch durchdachten Arbeit
zu gelten haben.
Chriſtoph Eberle wurde im Jahre 1869 in der Rheinpfalz geboren.
Nachdem er die Realſchule und daran anſchließend die Induſtrieſchule
abſolviert hatte, nachdem er die Prüfung als Diplom=Ingenieur
abge=
legte hatte, kam er im Jahre 1892 als Afſiſtent an die Techniſche
Hoch=
ſchule in Karlsruhe, wo er bis zum Jahre 1894 tätig war. Das
darauf=
folgende Jahr war er dann als Ingenieur in einer Fabrik in
Zwei=
brücken praktiſch tätig. Schon damals zeichnete er ſich aus, ſo daß er
bereits 1895 als Lehrer an die Königliche Maſchinenbauſchule nach
Duisburg berufen wurde, wo er vier Jahre lang ſegensreich wirkte.
Im Jahre 1899 berief ihn der Baheriſche Reviſionsverein als
Ober=
ingenieur an ſeine Wärmetechniſche Abteilung, da er inzwiſchen ſich
auf dieſem Spezialgebiete ſchon einen bekannten Namen erworben hatte.
Nach elf Jahren verantwortungsvoller Arbeit ging Profeſſor Eberle
in die Privatinduſtrie, indem er den Poſten eines Generaldirektors der
Kernbeisſchen Werke in Bayern und Bosnien annahm, den er bis zum
Jahre 1916 bekleidete. Im Jahre 1917 berief ihn die Techniſche
Hoch=
ſchule Karlsruhe, an der er einſt ſeine Laufbahn begonnen hatte, als
ordentlichen Honorarprofeſſor. Während dieſer für das deutſche Volk
furchtbarſten und ſchickſalsſchwerſten Jahre war er unermüdlich tätig und
ſtellte ſich, als die Not rief, dem Reich zur Verfügung, indem er, von
der Hochſchule beurlaubt, in den Jahren 1920 und 1921 die Leitung
der Haubtſtelle für Wärmewirtſchaft — im rohſtoffentblößten
Deutſch=
land ein außerordentlich wichtiger Poſten — in Berlin übernahm. Im
Juni 1921 beendete er ſeine Tätigkeit an dieſer dem Reichskohlenrat
angegliederten Berliner Reichsſtelle und ſiedelte nach Darmſtadt über,
deſſen Techniſche Hochſchule ihn als ordentlichen Profeſſor für
Wärme=
lehre und Wärmewirtſchaft berufen hatte. Mit ihm ſiedelte die
Reichs=
wärmeſtelle nach hier über und wurde allmählich von Profeſſor Eberle
zum Inſtitut für Wärmelehre und Wärmewirtſchaft umgebaut. Die
Mittel, die dazu nötig waren, floſſen ihm zum großen Teil aus
per=
fönlichem Einkommen — er verwendete die Einnahmen, die er aus
ſeiner Tätigkeit als Induſtriegutachter hatte — zu. Profeſſor Eberle
war außerdem als Kommiſſar der Heſſiſchen Regierung für alle
wärme=
wirtſchaftlichen Fragen tätig, und nach ſeinen Angaben iſt u. a. das
Braunkohlenſchwelkraftwerk Wölfersheim (Hefrag) erbaut worden. Auch
ſtand er weiterhin während ſeiner ganzen Tätigkeit an der hieſigen
Hochſchule mit der Induſtrie des ganzen Reiches in engſter
Fühlung=
nahme, hat z. B. auch auf den Bau und die Einrichtung weſtfäliſcher
Großkraftwerke maßgeblichen Einfluß gehabt. Seine wiſſenſchaftliche
Tätigkeit hat ihren Niederſchlag in einer großen Anzahl von
Auf=
ſätzen und Arbeiten gefunden. Große, grundlegende Werke hat er nicht
veröffentlicht; jedoch hatte er die Vorarbeiten dafür beendet und die
Pläne entworfen, als ihn der Tod aus ſeinem beſten Schaffen riß.
Acht Jahre war es ihm vergönnt, an der hieſigen Techniſchen
Hoch=
ſchule zu wirken. Acht Jahre, in denen er den Studierenden ein
aus=
gezeichneter Dozent und hilfsbereiter Berater war; acht Jahre, in denen
er durch ſeine vorbildliche wiſſenſchaftliche Tätigkeit den Ruhm der
Darmſtädter Hochſchule mehren half; acht Jahre, in denen er zugleich
der Induſtrie des näheren und weiteren Umkreiſes als Gutachter zur
Seite ſtand.
Einer heimtückiſchen, raſch verlaufenden Krankheit iſt der
unermüd=
liche Wiſſenſchaftler mitten in ſeinem Schaffen erlegen. Im rüſtigen
Alter von 60 Jahren mußte er ſcheiden. Die Angehörigen der
Tech=
niſchen Hochſchule, Lehrer und Lernende, werden ihm ein treues
An=
denken bewahren. Mit ihnen trauert die Bevölkerung der Stadt
Darm=
ſtadt, die in ihm einen ihrer bedeutendſten Mitbürger zu Grabe trägt
Und weit darüber hinaus wird die ſchmerzliche Kunde im ganzen Reich
Widerhall finden.
— Erledigt ſind: eine Lehrerſtelle für einen evangeliſchen
Lehrer an der Volksſchule in Weiſenan (Kreis Mainz). Eine
ge=
eignete Mietwohnung wird ſich vorausſichtlich bald beſchaffen laſſen;
eine Lehrerſtelle für einen katholiſchen Lehrer an der Volksſchule in
Weiſenau (Kreis Mainz). Mit der Stelle kann das Amt eines
Nektors verbunden werden; eine Lehrerſtelle für einen katholiſchen
Lehrer an der Volksſchule zu Urberach (Kreis Dieburg).
Dienſt=
wvohnung iſt vorhanden und wird in abſehbarer Zeit frei; die Stelle
einer techniſchen Lehrerin an der Fortbildungsſchule in Neu=
Iſen=
burg (Kreis Offenbach). — Im Kreiſe Büdingen ſind erledigt: Eine
Lehrerſtelle für einen evangeliſchen Lehrer an der Volksſchule zu
Ber=
ſtadt. Dienſtwohnung wird demnächſt frei; eine Lehrerſtelle für
einen evangeliſchen Lehrer an der Volksſchule zu Stockheim.
Dienſt=
wohnung iſt ſofort beziehbar; eine Lehrerſtelle für einen evangeliſchen
Lehrer an der Volksſchule zu Bergheim. Dienſtwohnung iſt ſofort
beziehbar.
— Ernennung. Am 25. September 1929 wurde an Stelle des
zu=
folge ſeiner Ernennung zum Reichsgerichtsrat ausgeſchiedenen Herrn
Dr. Güngerich der Oberlandesgerichtsrat Küchler in Darmſtadt zum
ſtellvertretenden richterlichen Mitglied des Diſziplinarhofs für
Apothe=
ker in Darmſtadt gemäß Art. 31 des Geſetzes über die
Standesverhält=
niſſe der Apotheker in Heſſen vom 9. November 1923 (Reg.=Blatt 1924
Seite 41 ff.) ernannt.
— Ruheſtand. Am 1. Januar 1930 tritt der Schloßbeſchließer Joſ.
Geiger zu Darmſtadt auf Grund des Geſetzes über die Altersgrenze
der Staatsbeamten vom 2. Juli bzw. 19. Dezember 1923 in der
Faſ=
ſung des Geſetzes über die Einſtellung des Perſonalabbaues in Heſſen
und zur Aenderung des Heſſiſchen Perſonalabbaues vom 8. Okt. 1925
in den Ruheſtand.
— Neue Kurſe in Reichskurzſcheift beginnen heute ſowie am
Frei=
tag, dem 4. d. M., abends, im Unterrichtslokal der Stenographen=
Ver=
einigung Gabelsberger, Handwerkerſchule, Ecke Karl= und Wieder=
Ram=
ſtädter Straße, und wird unter Hinweis auf die heutige Anzeige der
Vereinigung hierauf ganz beſonders aufmerkſam gemacht.
180
* Bütgermeiſter Bureaam - Juoilat!
Am 1. Oktober kann Herr Bürgermeiſter Auguſt Buxbaum
das Jubiläum ſeiner 25 Jahre währenden Amtstätigkeit im
Dienſte der Stadt Darmſtadt feiern. D. h., er könnte dieſen
Tag feſtlich begehen. Denn wenn irgend wer, dann hat dieſer
hervorragende Beamte Anrecht darauf, „gefeiert” zu werden.
*
Das neue Fair Ed.
Aber er will es nicht. Er lehnt es ab! Für den
Nimmer=
müden, im Dienſte der Stadt ſich Aufopfernden iſt die
Vollen=
dung eines Vierteljahrhunderts ſorgenvollen Wirkens kein Anlaß
zum Feiern, zum Stilleſtehen. —
Es entſpricht einem ausdrücklichen Wunſche des Jubilars,
daß auch wir den Tag nicht zum Anlaß nehmen, ſeine
bau=
künſtleriſche und organiſatoriſche Tätigkeit für Heſſens
Landes=
hauptſtadt eingehend zu würdigen. Ungern nur leiſten wir
die=
ſem Wunſche Folge und begnügen uns damit, Herrn
Bürger=
meiſter Buxbaum zu ſeinem Amtsjubiläum die herzlichſten
Wünſche aufrichtigſt auszuſprechen in der feſten
Ueberzeugung, daß wir das auch im Namen des überwiegenden
Teils der Bürgerſchaft Darmſtadts tun dürfen. Und daß wir
uns auch eins wiſſen mit dieſer Mehrheit, wenn wir unſeren
Glückwünſchen die Hoffnung anknüpfen, daß die hervorragende
Arbeitsfraft Buxbaums, ſein überragendes Künſtlertum und
ſeine vorbildliche Beamteneigenſchaft der Stadt Darmſtadt noch
*
lange Jahre erhalten bleiben mögen.
— Jubiläum. Am heutigen Tage begeht Herr Direktor F.
Ham=
melmann hier, Herdwerg 98, die Feier ſeines 40jährigen
Dienſt=
jubläums bei der Möbelfabrik J. Glückert, Bleichſtraße 29/31. An
Ehrung und Anerkennung dürfte es dem Jubilar am heutigen Tage
wohl nicht fehlen.
— Beamtenjubiläum. Der Lokomotivführer der Deutſchen
Reichs=
bahn Ludwig Beringer vom Bahnbetriebswerk Kranichſtein,
wohn=
haft in Darmſtadt, Am Nordbahnhof 29, begeht am 1. Oktober ds. Js.
ſein 25jähriges Beamtenjubiläum.
— Geſchäftsjubiläum. Am 1. Oktober d. J. ſind es 25 Jahre, daß
Herr Georg Keßler, Weinbergſtraße 36, das Schneidergeſchäft ſeines
Vaters, Philipp Keßler, Herrngartenſtraße 7, übernahm, das dieſer vor
nunmehr 65 Jahren gründete.
— Treue Mieter. Herr Georg Küchler, Architekt B.D.A., hier,
teilt uns mit, daß die Familie G. Rimmelé und Familie J.
Eigen=
brodt am 1. Oktober 25 Jahre lang ſeine getreuen Mieter ſind. Es
iſt heute eine Seltenheit, wenn Mieter und Vermieter ſo lange Zeit in
Zufriedenheit und Eintracht unter einem Dache zuſammen bleiben.
— Hefſiſches Landestheater. Heute „Dreigroſchenoper”
Der bei der Darmſtädter Erſtaufführung mit ſtärkſtem Beifall
aufge=
nommene „Dreigroſchenoper” von Brecht und Weill wird heute
Diens=
tag, 20 Uhr, im Großen Haus mit der erfolgreichen Premieren=
Be=
ſetzung wiederholt. (Miete C.)
„Figaros Hochzeit” von Mozart gelangt heute Dienstag,
19 Uhr, im Kleinen Haus in der Inſzenierung von Carl Ebert unter
muſikaliſcher Leitung von Dr. Karl Böhm zur Aufführung. In den
Hauptrollen: Herrmann, Stoſch, Tibaldi, Walter, Harre, Jacobs, Kuhn,
Vogt. (Miete K1, Zuſatzmiete XII.)
„Der fliegende Holländer” kommt in der wirkungsvollen
Neuinſzenierung Renato Mordos morgen Mittwoch, 19.30 Uhr, im
Großen Haus unter muſikaliſcher Leitung von Dr. Karl Böhm zur
Aufführung. In den Hauptrollen: Komregg, Landwehr, Grahl,
Herr=
mann, Bunſel und Liebel. (Miete B.)
„Der Herr ſeines Herzens” von Paul Raynal wird
mor=
gen Mittwoch, 20 Uhr, im Kleinen Haus als zweite Vorſtellung der
Zuſatzmiete UI in Szene gehen. In den Hauptrollen: Nürnberger,
Hinz, Flemming, Mosbacher.
Paul Hindemiths luſtige Oper „Neues vom Tage” in Szene
geſetzt von Arthur Maria Rabenalt und Wilhelm Reinking, kommt
am Donnerstag, den 3. Oktober, 20 Uhr, im Großen Haus zur
Wieder=
holung. Muſikaliſche Leitung: Dr. Karl Böhm. In den Hauptrollen:
Landwehr, Stralendorf, Stadelmaier, Loeſen, Vogt. (Miete C.)
— Der Gau Darmſtadt des Heſſiſchen Sängerbundes hält am 7. 10.
abends im Gaſthaus „Zur Krone” ſeine Vorſtandsſitzung und
anſchlie=
ßend eine Vollverſammlung ab. Die Tagesordnung ſieht u. a.
die Abrechnung über das zweite Sängerbundesfeſt, Verloſung der
Reſt=
gewinne vom Sängerbundesfeſt, Beſprechung über die Totengedenkfeier
und Anträge zum Bundesſängertag vor. Zu der Vollverſammlung
haben alle Vereine einen oder mehrere Vertreter zu entſenden, da, wie
bereits bemerkt, die Verloſung der nicht abgeholten Gewinne erfolgen
ſoll.
Das hiſtoriſche „Faixe=Eck” am Ernſt=Ludwigsplatz hat ein neues,
ſchönes und mödernes Gewand erhalten. Die Firma D. Faix Söhne,
das größte Spielwarenſpezialgeſchäft Darmſtadts, vielleicht Heſſens, hat
ſeine Verkaufs= und Lagerräume einem durchgreifenden moderniſierten
Umbau unterzogen. Zwar im Aeußeren war Herr Robert Anſpach,
der derzeitige Inhaber der Firma, ſehr ſtark gebunden. Sein Haus iſt
tatſächlich ein hiſtoriſches Bauwerk und ſteht als ſolches unter
Denk=
malſchutz. Die Erneuerung bzw. bauliche Umgeſtaltung der Faſſade
konnte nur im Benehmen mit dem Denkmalpfleger geſtaltet werden.
Sie wurde von dieſem ſelbſt gezeichnet. Man muß zugeben, daß die
einfach, ruhige Faſſadenbildung einen außerordentlich gediegenen
Ein=
druck macht, und es dabei doch gelungen iſt, den Charakter als
Geſchäfts=
haus herauszuſtellen. Die nicht ſehr aufdringliche Lichtreklame, die einfach
den Namen Faix zu beiden Seiten der Hausecken in großen, ruhigen
Buchſtaben zeigt, iſt doch geeignet, die Blicke von weither anzuziehen
und die Schönheit der Faſſade auch in abendlicher Beleuchtung
heraus=
zuſtellen. Die Firma Faix wurde 1850 von Herrn David Faix
gegrün=
der. Der Gründer dieſes erſten großen Darmſtädter Spielwarengeſchäfts
war in ſeiner Art als Original bekannt und von dem Lokaldichter H.
Hohmann beſungen, u. a. ſsin „Pferdemarkt”, den er einſtmals auf
dem Ernſt=Ludwigsplatz veranſtaltete, und auf dem er den kaufluſtigen
Bauern ſeine — Schaukelpferde — vorführte. Der jetzige Inhaber der
Firma iſt Herr Robert Anſpach, ein Enkel des Gründers. — Das
Ge=
ſchäft war zunächſt im Hauſe Karlſtraße 8 untergebracht, wurde vier
Jahre ſpäter nach Eliſabethenſtraße 16 und nach weiteren ſechs Jahren
in das Haus Marktplatz 7 verlegt. 1870 war es Herrn Faig möglich,
das Eckhaus Ernſt=Ludwigsplatz 1 zu erwerben, in dem das Geſchäft ſich
nunmehr bis heute befindet, wegen ſeiner guten Geſchäftslage allgemein
beneidet.
Das Haus hatte urſprünglich fünf Läden, jetzt, nach dem Umbau,
iſt das ganze Geſchäft in einem großen Laden mit neun Schaufenſtern
untergebracht und nimmt außer dem Erdgeſchoß die vollſtändige erſte
Etage ein, die zu Verkaufsräumen umgebaut wurde, während die
Lager=
räume im Dachgeſchoß und in den Kellern ſind. Durch den inneren
Um=
bau und die mit dieſem erfolgte Moderniſierung wurden weite und
be=
queme Verkaufsräume geſchaffen, die auch bei Gedränge freie Bewegung
geſtatten, vor allem aber die Ueberſicht über die ſchier unerſchöpfliche
Fülle der Spielwaren weſentlich erleichtern. Die Waren ſelbſt ſind im
Gegenſatz zu früher nach den verſchiedenen Kategorien geordnet und in
einzelnen Verkaufskojen untergebracht. Die Verkaufstiſche ſind
eben=
falls ganz modern, ſo zwar, daß ſie gleichzeitig auch der Ausſtellung
dienen, daß aber nur das Verkaufsperſonal Zugriff zu den Waren hat.
Der Umbau wurde am 15. April begonnen. Am 11. Juli war der
erſte Bauabſchnitt fertig. Der zweite abſchließende Bauabſchnitt dauerte
vom 15. Auguſt bis Ende September. Die Verkaufsräume waren
wäh=
rend des ganzen Umbaues geöffnet. Der umſichtigen Bauleitung durch
den Architekten Herrn Zimmer (in Fa. Ganß), vor allem dem
flot=
ten Hand=in=Handarbeiten aller Unternehmer und Handwerker, widmete
der Bauherr höchſte Anerkennung. Im oberen Verkaufsraum iſt ein
be=
ſonderes Kinderſpielzimmer eingerichtet, das von dem Architekten Herrn
A. W. Schwindt mit köſtlichen Bildern ausgemalt wurde, die an
das Darmſtädter Meſſeleben anklingen. Im übrigen waren nachſtehende
Darmſtädter Firmen an dem Umbau beteiligt: Bauleitung und
Bauausführung: Fa. W. Gans; Eiſenkonſtruktion:
Eiſenbauanſtalt Donges; Schaufenſterausbau: Schreinerei Gebr.
Lang; Zimmerarbeiten: Karl Keller;
Zentralheizungs=
anlage: Jul. Schimmelbuſch; elektr. Inſtallation: Friedr.
Gutfreund; Spenglerarbeiten: Wilh. Eberhardt;
Glaſer=
arbeiten: Herm. Schulz; Weißbinderarbeiten: Ludwig
Hahn, Otto Stier, Zimmermamn u. Sohn; Verkaufstiſche:
Jean Sohn.
Schließlich ſei mitgeteilt, daß heute am Tage der Ferttgſtellung des
Umbaus eine Angeſtellte ihr 30jähriges Jnbiläum feiert.
— Wiederſehensfeier der 8. Kompägnie des ehem. Leibgarde=Inf.=
Regts. Nr. 115 am 2. und 8. November 1929 in Darmſtabt. Die An=
regung, in dieſem Jahre die Kameraden der 8. Kompagnie des ehem.
Leibgarde=Inf.=Regts. Nr. 115 mit ihren Angehörigen zu einem
Wieder=
ſehen in Darmſtadt zu vereinen, hat allſeits freudigen Beifall
gefun=
den. Viele Kameraden aus allen Teilen Deutſchlands haben ihr
Er=
ſcheinen bereits zugeſagt. Jeder, der einſtmals der 8./Leibg. angehört
hat, ſollte die Gelegenheit nicht vorübergehem laſſen, mit ſeinen alten
Freunden die Bande der Kameradſchaft zu erneuern. Zweck der
Zuſam=
menkunft iſt, als Freunde und Kameraden einige frohe Stunden
mitz=
einander zu verleben und alte Erinnerungen auszutauſchen.
Standes=
zugehörigkeit oder politiſche Einſtellung dürfen bei dieſem Anlaß keine
Rolle ſpielen. Die Hauptfeier findet am Samstag, dem
2. November, abends 8 Uhr, mit Familienangehörigen im
Mathil=
denhöhſaal zu Darmſtadt, Dieburger Straße 26, ſtatt. Am Somntag,
dem 3. November, vormittags 11 Uhr, treffe ſich die Kameraden im
Mathildenhöhſaal beim Frühſchoppenkonzert, und nachmittags 4 Uhr
zu einer Familienfeier mit Tanz im Bürgerhof (frühere „Stadt
Pfung=
ſtadt), Eliſabethenſtraße 2, die den Abſchluß der ganzen Veranſtaltung
bildem ſoll. Ein abwechſelungsreſches Progranm verſpricht allen
Teil=
nehmern unterhaltungsreiche, frohe Stunden. Darum, Kameraden der
8. Kompagnie, auf nach Darmſtadt zur Wiederſehensfeier am 2. ud 3.
November.
— Lieſerabend im Kleinen Haus. Uebermorgen gibt Theo
Herr=
mann ſeinen Liederabend. Die Auswahl der Vortragsfolge
ver=
ſpricht wiederum ein künſtleriſcher Genuß beſonderer Art zu werden.
Frau Olga Herrmann begleitet ihn am Flügel.
—
Bücherſtube Alfreb Bodenheimer. In den Räumen der
Bücher=
ſtube Bodenheimer werden während der Monate Oktober. November
und Dezember folgende Darmſtädter Künſtler ausſtellen: Paula
End=
ner, Eliſabeth Freund=Fiſcher, von Eichel, Dinand (Schüilerin von Mag
Beckmann), Mathilde Stegmaher und Lothar Toller; der Karlsruher
Maler Springer. Mit einer größeren Auswahl wertvoller plaſtiſcher
Arbeiten wird die Frankfurter Bildhauerin Amalie Seckbach
ver=
treten ſein. — Für ihren zweiten Abend hat die Bücherſtube am
Montag, den 25. November, den bekannten Schriftſteller Kurt
Tu=
cholsky=Berlin über das Thema „Juſtiz und Sittlichkeit” verpflichtet.
Am 9. Dezember ſpricht René Schickele über das Thema „Erlebnis der
Landſchaft”. Noch vorgeſehene Veranſtaltungen werden ſpäter bekannt
gegeben.
— Die Schlager der Saiſon! Wir weiſen nochmals darauf hin,
daß heute abend im Union=Theater, nicht im Saalbau, die
Auf=
führung „Die Schlager der Saiſon” ſtattfindet. Die ſtarke
Nachfrage nach Karten beweiſt die Zugkraft des Programms, das die
neueſten Schlager des Drei=Masken= und Alrobi=Verlags bringt.
Kar=
ten ſind in den Muſikalienhandlungen und an der Kaſſe des Union=
Theaters zu haben, und weiſen wir nochmals darauf hin, daß alle
Plätze numeriert ſind.
N
Kt
Rh
Mdbobi
Licht im uuishalt ist die beste Arbeitshilfe.
Cspam-Nählichk-Lampen
sind in allen Jachgeschäften erhältlich.
BIn 14433
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Dienstag, den 1. Oktober 1929
Nummer 272
13. Sliftuggsfeſt des Wanderklubs „Falke‟ Darmſtadk
Im feſtlich geſchmückten Konkordiaſaale feierte der Wanderklub
„Falke” im Kreiſe zahlreicher Anhänger und Freunde ſein 13.
Stif=
tungsfeſt, mit deſſen Verlauf er voll und ganz zufrieden ſein darf.
Die reiche Vortragsfolge, welche ſich flott und glatt abwickelte, begann
mit zwei Konzertſtücken des Klampforcheſters, dem ſich ein ſinnvoller
Vorſpruch, verfaßt von K. H. Göbel, anſchloß, von Mitglied Ernſt
Göbel vortrefflich vorgetragen. Es folgte ein weiteres Klubmitglied,
und zwar Kurt Hering, welcher die Zuhörer durch Beethovens
Liederkranz „An die ferne Geliebte” erfreute. Anſchließend begrüßte
der erſte Vorſitzende Ludwig Jacobi die überaus zahlreich
erſchie=
nenen Gäſte, worauf Ernſt Stay in einer glänzend gelungenen
Feſt=
rede Zweck und Ziel des Wanderklubs „Falke” darſtellte und der
Hoff=
nung Ausdruck verlieh, daß die Aufwärtsentwicklung wie bisher
fort=
ſchreite. Dann folgten zwei heitere Tanzduette, welche von Fränze
Börſig und Karl Scheid ſo gut geſungen und getanzt wurden,
daß die Zuhörer erſt nach einer Zugabe mit dem Beifall nachließen.
Wirkungsvolle Vorträge in Darmſtädter Mundart brachte hierauf Ernſt
Göbel zu Gehör, damit den erſten Teil der Vortragsfolge beſchließend.
Nach der Pauſe brachte das Klampforcheſter, welches inzwiſchen ſich
recht ſchön eingeſpielt hatte, zwei ſehr nette Stücke zu Gehör, worauf
die Hauptnummer des Abends, ein in jeder Beziehung glänzend
geſpiel=
tes Theaterſtück „Das Examen” folgte. Der Wanderklub „Falke‟,
welcher ſeit mehreren Jahren auf ſeinen Feſten unſere Heimatdichter,
wie Becker, Bickelhaupt, Buxbaum, Göbel, Löffler u. a. m. zu Worte
kommen läßt, bracht diesmal das von Amtsgerichtsrat H. O. Becker=
Dieburg verfaßte Volksſtück „Das Examen‟. Der Verfaſſer hat es
vor=
trefflich verſtanden, das Milieu eines im vorderen Odenwald lebenden
kleinen Geſchäftsmannes zu zeichnen, welcher ſein Ideal nur darin
ſieht, ſeinen einzigen Sohn mit dem Doktorhut heimkehren zu ſehen.
Leider fällt derſelbe jedoch durchs Examen, wodurch der Vater zunächſt
untröſtlich iſt, zumal dadurch auch die Verlobung mit der Tochter ſeines
reichen Geſchäftsfreundes ins Waſſer fällt. Schließlich tröſtet er ſich aber
doch und gibt ſeine Einwilligung zur Verlobung mit der im Hauſe
lebenden und das Herz ſeines Sohnes bereits beſitzenden Bärbel.
Da der Wanderklub Falke in ſeinen Reihen über vorzügliche Kräfte
verfügt, war die Beſetzung der einzelnen Rollen vortrefflich und wickelte
ſich unter Spielleitung von Ernſt Göbel reibungslos ab. Das
Bäcker=
meiſter=Ehepaar hatte in Ernſt Stöſel und Guſtel Spieß ſehr gute
Vertreter gefunden und ließ an Echtheit nichts zu wünſchen übrig,
wäh=
rend der durchgefallene Sohn und ſeine ſtille Liebe, die Bärbel, von
Karl Scheid und Fränze Börſig ſehr nett dargeſtellt wurden.
Vater und Tochter Holzmann ſtanden in der Beſetzung Ernſt Göbel
und Marie Lamp den Vorſtehenden nicht nach, und beſonders
Letz=
tere erntete wiederholt Beifall auf offener Szene Ernſt Ludwig Grün
als wuirklicher Doktor und Sagenſammler fügte ſich ebenfalls vortrefflich
in den Rahmen ein. Reicher Beifall dankte den Spielern für ihre Mühe,
und auch der anweſende Verfaſſer dürfte wohl mit der Aufführung
zu=
frieden geweſen ſein.
Ein ſehr gut beſetztes und ſehr fleißig ſpielendes Orcheſter gab nach
Beendigung der Vortragsfolge reichlich Gelegenheit zum Tanz, von der
au”, be onders ſeitens der Jugend, ausgiebig Gebraucht gemacht wurde.
Kreisausſchuß.
p. Geſuch der Siedlungsgeſellſchaft m. b. H. für
das Verkehrsperſonal zu Darmſtadt um
Genehmi=
gung zur Einführung von Abwäſſern in den
Flut=
graben (Siedlung Kranichſtein).
Auch die Gemeinde Arheilgen hat Einſpruch gegen das
Unterneh=
men erhoben; ſie iſt durch den Bürgermeiſter vertreten.
Die G.m.b.H. hatte im September 1928 der Behörde mitgeteilt,
ſie baue einen Wohnungsblock von 20 Einfamilienhäuſern und
beab=
ſichtige, deſſen Abwäſſer in den Flutgraben einzuführen. Die Pläne
haben offengelegen und das beabſichtigte Unternehmen wurde in der
„Darmſtädter Zeitung” bekanntgemacht. Verſchiedene Grundbeſitzer in
rheilgen=Kranichſtein (Parkſtraße) legten gegen das Unternehmen
Einſpruch ein; die Einführung der Abwäſſer in den offenen
Flut=
graben wurde als beſonders in der heißen Zeit geſundheitsſchädlich
beanſtandet. Die G.m.b.H. betonte, die Klärung der Abwäſſer werde
nach biologiſchen Grundſätzen, der modernen Technik entſprechend,
er=
olgen; eine Kanaliſierung müſſe wegen der hohen, damit verbundenen
Koſten abgelehnt werden. Ein Ortstermin am 28. Juli 1929 brachte
unter den Intereſſenten keine Verſtändigung. Die vorläufige
Geneh=
migung zur Inbetriebnahme der Anlage wurde Anfang Auguſt d. Js.
erteilt. Die Wohnungen ſind fertiggeſtellt und ſeit vier Wochen
be=
zogen. Der Bürgermeiſter der Gemeinde Arheilgen hält insbeſondere
den Durchlaß für zu eng. Die Reklamanten betonen, den beißenden
Geruch der geklärten Abwäſſer in der Nähe der angrenzenden Häuſer;
ein Offenhalten der Fenſter ſei angeſichts dieſes Mißſtandes
ausge=
ſchloſſen. Auch das Ungeziefer habe ſich unangenehm vermehrt, beſonders
bei der herrſchenden Hitze.
Der Sachverſtändige bezeichnet die biologiſche Reinigung der
Ab=
wäſſer als das Vollkommenſte, was man machen könne. Das
Kultur=
ſauamt hat eine Reihe von Bedingungen für die Genehmigung der
Anlage aufgeſtellt, namentlich aber auch Auferlegung weiterer
Be=
dingungen, falls ſich Mißſtände nach Ablauf gewiſſer Zeit herausſtellen
ſollten, ſich vorbehalten.
Der Kreisausſchuß beſchließt, möglichſt bald einen
Augenſchein einzunehmen; derſelbe findet heute nachmittag 5 Uhr
ſtatt. Treffpunkt: Bahnhof Kranichſtein.
Gau=Hängerkag des Gaues Darmſtadk= Land.
Ak. Erzhauſen, 30. Sept. Unter verhältnismäßig guter Beteiligung
fand im Saale Zur Krone” die Gautagung ſtatt. Der Gauvorſitzende,
Herr Bürgermeiſterei=Sekr. Steuernagel aus Nieder=Ramſtadt,
konnte zu Beginn der Tagung die erfreuliche Feſtſtellung machen, daß
der Provinzialchormeiſter im Heſſ. Sängerbund, Herr Muſikdirektor
Specht aus Frankfurt a. M., der Einladung zur Teilnahme an der
Tagung Folge geleiſtet hat. Der Geſangverein „Germania” Erzhauſen
ließ es ſich nicht nehmen, die Delegierten mit dem deutſchen
Sänger=
gruß und dem Chor von Heinrichs „Deutſchland, dir mein Vaterland”
zu begrüßen. Der Geſchäftsbericht, erſtattet durch den Gauvorſitzenden,
ergab, daß dem Gau zurzeit 20 Vereine mit 806 aktiven Sängern
ange=
hören. Bei dem 2. Heſſ. Bundesſängerfeſt in Darmſtadt, unter deſſen
Eindruck das abgelaufene Geſchäftsjahr vorwiegend ſtand, war der Gau
verhältnismäßig gut vertreten, wenn auch von ſeiten des Gauvorſtandes
zu mißbilligen war, daß einzelne Vereine ſich vollkommen abſeits
hiel=
ten. Beſondere Anerkennung und Dank verdienen die Gauvereine, die
ſich durch Stellen eines Feſtwagens in den Dienſt der Sache geſtellt
haben. Für den Gau Darmſtadt=Land waren dies die Vereine „
Froh=
ſinn” Nieder=Beerbach, „Cintracht” Nieder=Ramſtadt und „Eintracht”
und „Germania” Ober=Namſtadt.
Ueber den ſehr wichtigen Punkt: Geſtaltung der zukünftigen
Gau=
wertungsſingen, referierte in längeren Ausführungen der
Provinzial=
chormeiſter, Herr Muſikdirektor Specht. Seiner Meinung nach ſind
die Gauwertungsſingen innerhalb des Bundes allmählich unter
einheit=
lichen Geſichtspunkten durchzuführen. So mancherlei ſehr beachtenswerte
Vorſchläge wurden unterbreitet und gaben reichlich Stoff für die
Dis=
kuſſion, an der ſich die anweſenden Herren Chorleiter erfreulicherweiſe
lebhaft beteiligten. Die Frage der Punktwertung, diejenige der
Kritik=
abfaſſung und anderes mehr wurden Gegenſtand einer lebhaften, aber
„
faſſung
doch ſehr ſachlichen Ausſprache. Zu einer endgültigen Beſchlußf
kam es aber noch nicht, weil in dieſer Frage zunächſt einmal der
tuſik=
ausſchuß und die Herren Chorleiter gehört werden müſſen. Darin war
man ſich aber vollkommen einig, in Zukunft von den Herren Kritikern
ein rückſichtsloſes Urteil zu fordern, das Fehler reſtlos kundgibt,
anderer=
ſeits aber auch gute Leiſtungen entſprechend würdigt. Die ganze
Ma=
terie wurde dem Gauvorſtand als Material überwieſen.
Zwei ſehr wichtige Beſchlüſſe fanden einſtimmig Annahme: 1. Ein
ſolcher, daß der Zuſammenſchluß von Gruppen zur Teilnahme am
Wer=
tungsſingen verboten iſt, daß es aber erwünſcht erſcheint, wenn
Ver=
einsgruppen außerhalb des Rahmens der Wertungsſingen durch
Ge=
ſangsvorträge, die Veranſtaltung verſchönern helfen; 2. ein ſolcher
da=
hingehend, daß ſich alle Gauvereine reſtlos an den Wertungsſingen zu
beteiligen haben, und daß nur ganz triftige Gründe, die vorher dem
Gauvorſtand anzuzeigen ſind, die Nichtteilnahme entſchuldigen können,
was indeſſen nicht auch zur Befreiung von dem Feſtbeitrag führt.
Nicht=
beachtung dieſer Beſchlüſſe zieht Maßnahmen zum Ausſchluß aus dem
Bunde nach ſich. Der Gauvorſitzende rügte ſcharf die beim letzten
Gau=
wertungsſingen in Erſcheinung getretenen Mißhelligkeiten, ebenſo ſcharf
wies er aber auch die Vorwürfe, daß er zu dieſer Frage keine
defini=
tive Stellung genommen hätte, zurück. Unter Punkt Anträge zum
Bundesſängertag fanden zwei weitere Beſchlüſſe einſtimmig Annahme
dahingehend, daß 1. den Herren Chormeiſtern der dem Bunde
ange=
ſchloſſenen Vereine zu allen Bundesveranſtaltungen freier Eintritt zu
gewähren iſt, 2. die Friſt zur Cinreichung der Programme zum Zwecke
der Befreiung von der Vergnügungsſteuer entſprechend herabgeſetzt
wird. Die Vertretung des Gaues beim Bundesſängertag übernehmen
in Verhinderung des 1. Vorſitzenden deſſen Stellvertreter, Herr Burger
aus Ober=Ramſtadt, ſowie der Gauchormeiſter, Herr Vetter aus
Pfung=
ſtadt. Um das nächſtjährige Gauwertungsſingen bewarben ſich die
Vereine „Konkordia” Roßdorf und Germania” Erzhauſen. Bei
Stim=
mengleichheit entſchied das Los für Erzhauſen. Als Termin wurde der
18. Mai 1930 feſtgelegt. Die Auswahl der Chöre wurde noch nicht
vor=
genommen. Zum Schluß konnten noch verſchiedene kleinere Anfragen
zur Zufriedenheit der Frageſteller beantwortet werden. Mit einem
Hoch auf den deutſchen Sängerbund konnte der Vorſitzende die Tagung
ſchließen.
Aus den Parkeien.
P. Der Kreisverein Darmſtadt der Deutſchen
De=
mokratiſchen Partei hielt am Samstag im Parteilokal hier,
Eſchollbrücker Straße 5; eine gutbeſuchte Kreisverſammlung
ab. Polizeihauptmann A hl, der die Verſammlung leitete, wurde
zum Vorſitzenden, und Fräulein Gerland zum ſtellvertretenden
Vor=
ſitzenden des Kreisvereins gewählt. Dr. Emil Schenck=Darmſtadt
er=
ſtattete über die Tätigkeit der demokratiſchen Vertreter im Kreistage
einen ſehr eingehenden Bericht, der in verſchiedenen Punkten von
Rek=
tor Peter Becker=Eberſtadt ergänzt wurde. Uebereinſtimmend
er=
klärten die Berichterſtatter, daß — nachdem der Straßenbau auf die
Provinz übergegangen war und dadurch der Aufgabenkreis weſentlich
vermindert worden ſei — die Bedeutung des Kreistags weiter
zuſam=
mengeſchrumpft wäre. Es werfe ſich daher die Frage auf, ob der
Kreis=
tag überhaupt noch eine Daſeinsberechtigung habe. Der Gegenſtand
wurde lebhaft diskutiert. Es wurde beſchloſſen, die zahlreichen
An=
regungen in einer Landesausſchußſitzung weiter zu behandeln. Als
Kandidaten für den Kreistag wurden einſtimmig nominiert: Direktor
Schrauth=Darmſtadt, Zimmermeiſter Valentin Schick I.=Griesheim,
Dr. Emil Schenck=Darmſtadt, Fräulein Keller=Darmſtadt und
Nektor Becker=Eberſtadt.
— Orpheum. Am 1. Oktober, abends 8 Uhr, findet die
Erſtauf=
führung der großen Revue=Operette „Ohne Kleid — tut mir
leid”, Muſik von Walter Kollo und Fredy Raymond, Libretto von
Ernſt Neubach, dem Autor des Liedes „Ich hab mein Herz in
Heidel=
berg verloren” und der Gilbert=Operette „Hotel Stadt Lemberg”, ſtatt.
Die erſtklaſſigen Darſteller, die große prunkvolle Ausſtattung, der große
Rebueſtar Inge Rana, von Moulin Rouge in Paris und die
künſtle=
riſch wertvolle Inſzenierung dieſes überaus humoriſtiſchen Werkes, das
ein Mittelding zwiſchen Revue und Operette iſt, werden ihre Wirkung
auch während des Darmſtädter Gaſtſpiels auf das Publikum nicht
ver=
fehlen. Es wird ausdrücklich darauf aufmerkſam gemacht, daß die
Vor=
ſtellungen um 8 Uhr abends beginnen und 10.30 Uhr enden.
— Odenwaldklub, Ortsgruppe Darmſtadt. Die Wanderung am
nächſten Sonntag geht von Hochſtätten aus, führt über das Ehrenmal
des Geſamtklubs, über Reichenbach, Gadernheim, den Kaiſerturm und
endet in Lindenfels. Die Marſchzeit beträgt etwa 5 Stunden. Hin=
und Rückfahrt erfolgt mit Heagautos. Die zur Autofahrt berechtigenden
Teilnehmerkarten ſind bis ſpäteſtens Freitag abend zu löſen. Zur
Autofahrt berechtigt iſt nur der Inhaber einer Autoteilnehmerkarte.
Nachträgliche Anmeldung kann nicht berückſichtigt werden. (Näheres
ſiehe Anzeige.) — Gleichzeitig wird gebeten, Wandervorſchläge für das
Jahr 1930 bei dem Vorſitzenden des Wanderausſchuſſes, Oberinſpektor
Schött, Emilſtraße 28, bis zum 15. Oktober einzureichen.
Kirchengeſangverein der Stadtkirche. Die Probe am 1. Oktober
fällt aus. In der nächſten Probe — Dienstag, den 8. Oktober, abends
8 Uhr — iſt vollſtändiges Erſcheinen aller Mitglieder des Chors
drin=
gend erwünſcht.
— Der Mieterverein Darmſtadt (Sitz Stiftsſtraße) ſchreibt:
Die Erhöhung des Waſſergeldes ab 1. Auguſt 1929 und die
Be=
rechnung hierzu, wie ſie die Stadtverwaltung bekanntgegeben hat,
erkennen der Mieter= und der Hausbeſitzerverein nicht als richtig
an. Bei der Berechnung wurden gewerbliche Räume und der
Waſſerverbrauch in den Gärten uſw. nicht berückſichtigt. Zur
Regelung dieſer Angelegenheit ſchweben zurzeit Verhandlungen,
deren Ergebnis durch die Zeitungen bekanntgegeben wird. Wer
jetzt Waſſergeld angefordert bekommt und bezahlen will, zahle
unter Vorbehalt. Die Erhöhung des Waſſergeldes ſoll keinen
Streit zwiſchen Vermieter und Mieter herbeiführen.
— Mahnung. Das Schulgeld für den Monat September 1929 für
die hieſigen höheren Schulen ſowie für die ſtädtiſche Maſchinenbau=,
Ge=
werbe=, Handels= und Haushaltungsſchulen iſt nach der heutigen
Be=
kanntmachung im Inſeratenteil bei Meidung der Beitreibung und
Koſtenberechnung bis zum 10. Oktober Ifd. Js. an die Stadtkaſſe (
Gra=
fenſtraße 22) zu zahlen.
Provinzial=Parteitag der Deutſchen Demokratiſchen Partei.
P. Darmſtadt, 30. September.
Am Sonntag nachmittag fand im „Kaiſerſaal” bei Chriſt (
Grafen=
ſtraße) der Provinzial=Parteitag des Provinzialverbandes der Deutſchen
Demokratiſchen Partei ſtatt. Der Vorſitzende, Rechtsanwalt und Notar
Carnier=Darmſtadt, begrüßte die zahlreich erſchienenen Parteifreunde
aus der Provinz Starkenburg und widmete dem zum 1. Oktober
ſchei=
denden Generalſekretär Dr. Kunze unter Anerkennung der Tätigkeit
für die Partei herzliche Abſchiedsworte. Den neuen Generalſekretär
Dr. Neubauer, hieß der Vorſitzende ebenſo herzlich willkommen und
wünſchte, daß ſeine Arbeit zum Nutzen der Partei ſein möge. Fabrikant
Kappus= Offenbach gab über die Tätigkeit der demokratiſchen
Ver=
treter im Provinzialtag einen Bericht, an den ſich eine recht
ausge=
dehnte Diskuſſion anſchloß. Die geäußerten Wünſche und Anregungen
liegen auf organiſatoriſchem Gebiet und hängen mit der kommenden
Verwaltungsreform eng zuſammen. Nach den Wahlen ſoll im
Landes=
ausſchuß darüber weiter verhandelt werden. Bei der Aufſtellung des
Wahlvorſchlags für die Provinzialtagswahl wurde zunächſt beſchloſſen,
aus Gründen der Einfachheit dieſes Mal nur eine Kandidatenliſte
für die Provinz aufzuſtellen, alſo von dem früheren Verfahren der
Aufſtellung von Kreiswahlvorſchlägen abzuſehen. Nachdem ſchritt die
Verſammlung zur Nominierung der Kandidaten. Es wurden
aufge=
ſtellt: 1. Rechtsanwalt und Notar Carnier=Darmſtadt, 2. Direktor
Giegerich=Offenbach, 3. Bauinſpektor Jänſch=Guſtavsburg,
4. Kaufmann Knecht=Lampertheim, 5. Regierungsrat Schneider=
Heppenheim, 6. Beigeordneter Keller=König. Für den Kreis
Die=
burg bleibt eine weitere Kandidatur vorbehalten. Außer dieſen
Kandi=
daten, durch die die ſieben Kreiſe der Provinz Starkenburg auf dem
Wahlvorſchlag vertreten ſind, ſoll jedem dieſer Kreiſe ein zweiter Platz
eingeräumt werden, für deſſen Beſetzung die einzelnen Kreiſe noch
Vor=
ſchläge zu machen haben. Um 6 Uhr ſchloß der Vorſitzende mit Worten
des Dankes an die Erſchienenen den Parteitag.
Morgen Mittwoch öffentliche Verſammlung der Nat.=Soz.
Deut=
ſchen Arbeiterpaxtei in der Woogsturnhalle. Redner: Dr. Goebbels,
M. d. R., Berlin. (Siehe heutige Anzeige.)
Tageskalender für Dienstag, den 1. Oktober 1929.
Heſſ. Landestheater, Großes Haus, 20 Uhr, A 4: „Die Drei=
Kleines Haus, 19 Uhr, K 1, Zuſatzmiete KII:
groſchenoper”.
„Figaros Hochzeit”. — Orpheum, 20.15 Uhr: Revue „Ohne Kleid
—tut mir leid.” — Konzerte: Schloßkaffee, Kaffee Oper,
Sport=
platzkaffee. — Union=Theater, 20.15 Uhr: „Die Schlager der
Saiſon”. — Kinovorſtellungen: Union=Theater, Helia.
Eiſenbahn-Anfall bei Mainz.
Geſtern um 14,45 Uhr hat der Fernſchnellzug 264 das
Ein=
fahrtsſignal im Stellwerk 6 im Hauptbahnhof Mainz überfahren
und iſt dem ausfahrenden Güterzug 8711 in die Flanke gefahren.
Die Lokomotive vom Fernſchnellzug 264 iſt entgleiſt, einige Wagen
des Güterzuges 8711 ſind zertrümmert, beide Hauptgleiſe auf
mehrere Stunden geſperrt. 3 Poſtbeamte und 2 Reiſende
wur=
den leicht verletzt. Die Reiſenden ſetzten die Fahrt fort. Der
Fernverkehr wird durch Umleitung, der Nahverkehr durch
Auto=
omnibuſſe aufrecht erhalten. Die eigentliche Unfallurſache wird
noch aufgeklärt.
Bei dem gemeldeten Zuſammenſtoß des Fern=D=Zuges mit einem
ausfahrenden Leerzug wurden ſieben Wagen des letzteren vollkommen
zertrümmert. Die ſtarken Eiſenſchienen der Fahrgeſtelle wurden wie
streichhölzer geknickt und zu unförmlichen Knäueln zuſammengebogen.
Die Unfallſtelle zeigt ein Chaos von verbogenen Eiſenteilen, in den
Boden eingewühlter Wagenräder und zerſplitterter Holzteile. Die
Lokomotive und der Tender des D=Zuges entgleiſten. Die Lokomotive
legte ſich auf die Seite und ſetzte die Trümmer der Wagen in Brand.
Ein Hilfszug mit Sanitätsperſonal und Feuerwehr war alsbald zur
Stelle. Während der ſofort begonnenen Aufräumungsarbeiten mußten
die immer wieder aus dem Trümmerwirrwar hervorſchlagenden
Flam=
men gelöſcht werden. Der D=Zug wurde umgeleitet und traf mit etwa
zweiſtündiger Verſpätung in Mainz=Hauptbahnhof ein. Die
Aufräu=
mungsarbeiten geſtalteten ſich ſehr ſchwierig, da die ineinander
ver=
filzten Eiſenteile mit Schweißapparaten voneinander getrennt werden
müſſen.
Der Bahnpoſtwagen des D=Zuges, der an der Unfallſtelle
zurück=
blieb, wurde nur wenig beſchädigt. Er war mit elf Beamten des
Bahn=
poſtamts 15 in Oberhauſen beſetzt. Der Oberpoſtſekretär Schlitt hat
durch Anſchleudern an einen Verteilungsſpind anſcheinend
Bruſt=
quetſchungen und eine ſchwere Gehirne=ſchütterung erlitten und iſt noch
ohne Bewußtſein. Der Poſtaſſiſtent Horn hat eine leichte
Gehirnerſchüt=
terung erlitten. Beide Beamte wurden in das hieſige Städtiſche
Kran=
kenhaus übergeführt. Die übrigen Beamten ſind nicht verletzt.
Die Reichsbahndirektion Mainz veröffentlicht eine längere
Erklä=
rung, aus der wir entnehmen, daß der Führer des D=Zuges das aus
Halt geſtellte Einfahrtszeichen überfahren hat. Die eingeleitete
Unter=
ſuchung der Schuldfrage iſt aber noch im Gange. Durch das plötzliche
Bremſen und durch henabfallende Gepächſtücke wurden 3 Poſtbeamte und
Speiſewagenbedienſtete und 8 Reiſende verletzt; glücklicherweiſe ſind die
Verletzungen nur leichter Natur. Anſcheinend haben 2 Poſtbeamte etwas
ſchwerere Verletzungen davongetragen und ſind nach dem Krankenhaus
übergeführt worden. Bei dem einen handelt es ſich um
Bruſtquetſchun=
gen, bei dem anderen um innere Verletzungen. Alle übrigen Verletzten
konnten ihre Fahrt mit dem umgeleiteten Zuge fortſetzen. Aerztliche
Hilfe durch den Bahnarzt, die Sanitätswachen, Arbeiterfamariter und
Feuerwehr waren ſofort zur Stelle. Auch die Spitzen der Verwaltung
und der Behörden, ſowie Bürgermeiſter Erhard waren an der
Unglücks=
ſtelle erſchienen, die ein wüſtes Durcheinander zeigte.
Aa. Griesheim, 30. Sept. Kraftpoſt. Die Kraftpoſtſchnelliuie
Darmſtadt—Oppenheim kann nunmehr nach Beendigung der
Pflaſter=
arbeiten in der Ortsdurchfahrt nach Wolfskehlen wieder direkt durch die
Hintergaſſe und Schulgaſſe verkehren.
47 Eberſtadt, 30. Sept. Zahlſtellenjubiläum. Die hieſige
Zahlſtelle des Deutſchen Baugewerkbundes (Baugewerkſchaft Darmſtadt)
hielt am Samstag abend im Schwanenſaal die Feier ihres 25jährigen
Beſtehens ab. Im Mittelpunkt der Veranſtaltung ſtand die Ehrung der
Jubilare, annähernd 40 an der Zahl. Die Ehrung wurde vom
Bezirks=
vorſitzenden Herbert aus Groß=Zimmern vorgenommen. Im Namen der
Jubilare dankte W. Müller. Die eigentliche Feſtanſprache hielt
Be=
zirksleiter Knöß aus Frankfurt. Die Begrüßungsanſprache hutte
Ge=
malnderat Ludwig Hindermeher übernommen. Den muſikaliſchen Teil
beſtritt der Muſikverein „Edelweiß”, den geſanglichen Teil der
Geſang=
verein „Laſſallia‟. Nach der Akademiſchen Feier hörte man humoriſtiſche
Vorträge der Familie Merker=Griesheim und huldigte dem Tanze. —
Die Nieder=Beerbacher Kirchweihe war vom Wetter begünſtigt und
nahm einen guten Verlauf. Der Omnibusverkehr war äußerſt ſtark, in
den Sälen und Lokalen herrſchte großer Betrieb und gute Stimmung.
In Malchen war Nachkirchweihe.
F. Eberſtadt, 30. Sept. Unſer Ort als Tagungsort. Auf
der am 7. September 1929 in Wimpfen ſtattgefundenen Tagung des
Provinzialverbandes Starkenburg des Heſſiſchen Landgemeindetages
wurde die Einladung des Bürgermaiſters Dr. Uecker angenommen und
Eberſtadt als nächſtjähriger Tagungsort beſtimmt.
F. Eberſtadt, 30. Sept. Stenographiſches. Die diesjährige
Herbſt=Vertreter=Verſammlung des Kurzſchrift=Bezirks Darmſtadt findet
am Sonntag, den 13. Oktober 1929, vormittags 10 Uhr beginnend,
hier=
orts im Kurhotel „Schweizerhaus”, ſtatt. Dieſer Tagung wird ſich am
Nachmittag ein Stenographentreffen der Kurzſchriftvereine des Bezirkes
Darmſtadt anſchließen, das ſeinen Ausklang in einer geſelligen, mit
Tanz verbundenen Feier im Saale „Zum Schwanen” nehmen wird,
Cp. Pfungſtadt, 27. Sept. Die Lindenſtraße iſt gegenwärtig
für jeden Fuhrwerksverkehr geſperrt. Die Sperre dauert bis Mitte
Oktober. — Die Zwetſchenverſteigerung der Gemeinde der
eine Taxation von 471,50 Mark zugrunde lag, erbrachte einen
Geſamt=
verſteigerungserlös von 718,50 Mark. — Die Gemeinde Pfungſtadt hat
ihren Einſpruch gegen den Kanaliſierungsplan der Gemeinde Ober=
Ramſtadt, der eine Abteilung von Hausabwäſſern in die Modau
vor=
ſieht, aufrecht erhalten. Die Angelegenheit wurde im der letzten Sitzung
des Gemeinderats eingehend beſprochen, zum Teil in Anweſenheit des
Beigeordneten der Gemeinde Ober=Namſtadt, Braband. Beigeordneter
Braband von Ober=Ramſtadt erläuterte den Pfungſtädter
Gemeinde=
räten eingehend den Plan der Ober=Ramſtädter Kanaliſierung. Danach
würde in den Kanal nur Tagwaſſer eingeführt. Der Kanal umfaſſe die
Ernſt=Ludwig=Straße und Wehrſtraße mit 27 Wohnhäuſern. Die
Ein=
führung von Abwäſſern uſw. aus Aborten ſei ſowieſo ortspolizeilich.
verboten.
f. Roßdorf, 30. Sept. Säuglingsberatungsſtunde. Die
nächſte Veratungsſtunde findet am Donnerstag, 3. Oktober, nachmittags
von 3—4 Uhr in der Kleinkinderſchule ſtatt; Herr Dr. med. Baumann
wird zugegen ſein.
Bp. Dietzenbach, 30. Sept. Schwerer Unfall. Auf der Straße
Heuſenſtamm-Dietzenbach geriet am Sonntag die Landkraftpoſt von
Offenbach in ein Schlagloch. Hierdurch brach die Vorderachſe und der
Kraftwagen fuhr gegen einen Straßenbaum. Der vordere Teil des
Kraftwagens wurde ſchwer beſchädigt. Der Lenker, der 24jährige Keller,
aus Grünberg (Oberheſſen) gebürtig, wurde gegen das Steuerrad
ge=
ſchleudert und erlitt ſchwere Bruſtkorbquetſchungen, ſo daß er in das
Krankenhaus nach Offenbach überführt werden mußte. Das Befinden
des Verunglückten iſt zufriedenſtellend.
Ca. Lorſch, 30. Sept. Allerlei. Herr Karl Wachtel, Sohn
von Kaufmann Philipp Wachtel, har auf der Höheren
Maſchinenbau=
ſchule ſein Examen als Ingenieur mit „Sehr gut” beſtanden. — Herr
Anton Volk 2., Feldſchütz dahier, vollendete dieſer Tage ſein 65.
Le=
bensjahr und trat mit dieſem Tage in den Ruheſtand. Er ſtand ſeit
1. Juni 1909 in Dienſten der Gemeinde Lorſch. In Anwefenheit der
geſamten Beamtenſchaft ſprach Herr Bürgermeiſter Huba im Namen der
Gemeindevertretung aus Anlaß der Ruheſtandsverſetzung zu dem
ſchei=
denden Veamten warme Worte des Abſchieds und überreichte ihm in
Anerkennung für ſeine der Gemeinde geleiſteten Dienſte eine
Ehren=
urkunde.
— Gernsheim, 30. Sepl. Waſſerſtand des Rheins am
28. September 0,80 Meter, am 29. Spetember 0,86 Meter.
— Hirſchhorn, 30. Sept. Waſſerſtand des Neckars am
28. September 0,49 Meter, am 29. September 0,52 Meter.
38
N
oſtchtgaeg
Rer
MAZ
Pickeln, Elzemen.
Ein Miilſants Nient dei oeſſlslasfitag
Von Spezialarzt Dr. med. Woltzer.
Man nehme ein Stück „Zucker’sPatent=
Medizinal=
zeife”, reibe mit der Hand, oder noch beſſer mit einer naſſen
Bürſte, einem naſſen Pinſel und dergleichen, möglichſt viel dicken
Schaum. läßt ihn eventuell noch einige Zeit ſtehen, bis er ſo dick
iſt wie Brei, Salbe oder Sirup. und trägt ihn dann leicht, ohne
zu reiben, auf die zu behandelnden Hautſtellen auf. Am
beſten geſchieht das Auftragen des Abends, damit der Schaum ge= ebenſo wie Zucker’s Patent=Medizinal=Seife” in
nügend Zeit hat, auf der Haut einzutrocknen und die Nacht über jeder Apotheke Drogerie und Parfümerie zu haben iſt,
nachbehan=
liegen bleiben kann. Morgens erweicht man ihn mit etwas Waſ= deln. Dieſe Prozedur, richtig durchgeführt ſchafft in Kürze neue.
ſer, ſpült ihn dann leicht ab und trocknet hierauf die Haut, ohne reine und geſunde Haut und verjüngt um Jahre.
(TV.237.
zu reiben oder zu frottieren, ſanft mit einem weichen
Tuch. Nachher ſtets die Haut mit „Zuckooh=Creme”, die
Nammer 222
Dienstag, den 1. Oftober 1929
Seite 7
Negieinig und Aindiskiſchaft.
Eine Ausſprache.
Am letzten Samstag wurde im Staatsminiſterium eine Beſprechung
über die Lage der Landwirtſchaft abgehalten, um die der Heſſiſche
Bauernbund nachgeſucht hatte, und über die wir leider erſt heute
be=
richten können, da die amtliche Preſſeſtelle, über die die heſſiſche
Ne=
gierung verfügt, ſich bisher ausgeſchwiegen. Anweſend waren von ſeiten
der Regierung Staatspräſident Dr. Adelung, Finanzminiſter
Kirnber=
ger, Arbeits= und Wirtſchaftsminiſter Korell, die Miniſterialräte Dörr
und Becker und Legationsrat Dr. Heinemann. Der Landbund hatte
neben ſeinen Vorſtandsmitgliedern und Kreisvorſitzenden eine Zahl
ört=
licher Führer entſandt.
Nach kurzen Begrüßungsworten von Staatspräſident Dr. Adelung
gab der Vorſitzende des Heſſiſchen Landbundes, Dr. v. Helmolt, einen
Ueberblick über die Lage des heimiſchen Landbundes. In der
Bauern=
ſchaft herrſche gleichmäßig eine Verzweiflungsſtimmung, die auch die
beſtgeleiteten Betriebe erfaßt habe. Die vorgebrachten Wünſche
er=
ſtreckten ſich insbeſondere nach der zollpolitiſchen Seite, auf ſchärfere
Handhabung des Geſetzes über den Vermahlungszwang, auf
Unter=
ſtützung des Verlangens nach Wegfall der Rentenbankzinſen ab 1.
Ok=
tober 1929 und berührten weitere ſteuerliche Fragen. Ausdrücklich wurde
ausgeſprochen, daß man zuſammen mit der Regierung Mittel und Wege
überlegen wolle, um der Not zu begegnen, und gewillt ſei, politiſche
Fragen völlig auszuſchalten.
Staatspräſident Dr. Adelung betonte daran anſchließend, daß die
Regierung jede Mitarbeit begrüße. Nach Ausführungen weiterer
Ver=
treter der Landwirtſchaft aus den verſchiedenen Gebieten Starkenburgks
und Oberheſſens erklärte Miniſter Korell, daß heute Einheitlichkeit in
der Beurteilung der landwirtſchaftlichen Lage beſtehe. Auch den Bericht
der Landwirtſchaftskammer könne er faſt durchweg unterſtreichen. Die
Abſatzſtockung beruhe ſowohl auf der Auslandskonkurrenz wie auch auf
dem Fehlen von Mitteln bei der Käuferſchaft. Weiter wies der Miniſter
auf die Unerzogenheit der Verbraucher hin. Notwendig ſei es auch, den
Schlachtviehmarkt zu regulieren, eine Einfuhrſperre iſt, aber
handels=
politiſch nicht tragbar. So erklärt z. B. Dänemark, uns keinen Wein
abzunehmen, wenn wir kein Vieh kaufen. Die Erfolge der
Standar=
diſierung ſeien noch nicht einheitlich. Die Abſatzſtockung hänge weiter
damit zuſammen, daß mit der Aufforderung zu erhöhter Produktion
nicht rechtzeitig für die Regulierung des Abſatzes geſorgt worden ſei.
Zollpolitiſch ſei er für Schutz von allen Sonderkulturen, Wein, Obſt,
Gemüſe und von Vieh und Viehprodukten, während er bei Getreide von
der Wirkſamkeit höherer Zölle nicht überzeugt ſei. Trotzdem werde die
heſſiſche Regierung höhere Getreidepreisvorſchläge der Reichsregierung
erwägen. Hinſichtlich des Beimahlungszwanges für Weizen unterſtützte
der Miniſter die gemachten Ausführungen.
Finanzminiſter Kirnberger erkannte die Notlage der Landwirtſchaft
an. Der Miniſter ſieht in dem Kapitalmangel einen weſentlichen Grund
für die Abſatzſtockung. Die Landwirtſchaftsämter ſeien zurzeit mit
Er=
hebungen über die Lage beſchäftigt. Erweiſe ſich, daß große Not
vor=
handen ſei, dann werde die heſſiſche Regierung im Landtag
entſpre=
chende Steuererleichterungsvorſchläge unterbreiten.
(Sonderbericht des „Darmſtädter Tagblatts”.)
v. Bad=Naubeim, 29. Sept. Die diesjährige Saiſon war wieder
aus=
gezeichnet durch eine Reihe größerer Kongreſſe. Ein Ereignis von
be=
ſonderer Bedeutung war, daß der Allgemeine Deutſche
Bä=
derverband zu ſeiner 38. Generalberſammlung mit rund 400
Teil=
nehmern in den Tagen vom 24.—29. September hier Einkehr gehalten.
Hervorragende Vertreter der immer mehr an Bedeutung und Beachtung
gewinnenden Bäderwiſſenſchaft lernten, ſo die heſſiſche
Bade=
ſtadt und ihre quglitativen Einrichtungen kennen und gewiß auch ſchätzen.
Aerzte, Badeberwaltungsbeamte und Badetechniker von Ruf waren in
der Hauptſache die Beſucher des großen Verbandstags.
Zum erſten Male konnte Bad Nauheim den Kongreßwimpel für die
Tagung eines Verbandes hiſſen, in dem unſer Kurort ſelbſt in erſter
Reihe ſteht und mit deſſen Mitgliedern die heſſiſche Badeſtadt durch
gleiche Aufgaben und gleiches Streben verbunden ſt. Der Allgemeine
Deutſche Bäderverband, 1892 gegründet, iſt als Fachverband die
aner=
kannte Spitzenorganiſation auf dem Gebiete des deutſchen Bäderweſens.
Im Nahmen des Verbandes haben verſchiedene Intereſſengruppen Platz
gefunden; dazu kommen noch regionale Bädervereinigungen, unter denen
die freie Vereinigung ſüdweſtdeutſcher Bäder (Vorſitzender Kurdirektor
v. Boehmer=Bad=Nauheim) hervorgehoben ſei. Fachwiſſenſchaftlichen und
organiſatoriſchen Beratungen der einzelnen Intereſſengruppen galten
in geſchloſſenen Sitzungen die erſten Tage des Kongreſſes. So tagten
u. a. der Reichsverband deutſcher Mineralbrunnen, die
Arbeitsgemein=
ſchaft für wiſſenſchaftliche Heilquellenforſchung der Standesberein der
reichsdeutſchen Badeärzte, die Vertreter der Bödergemeinden.
Am Freitag vormittag vereinigte man ſich dann zur erſten großen
öffentlichen Vollverſammlung im Theaterſaal des Kurhauſes. Der
Ver=
bandsvorſitzende, Major a. D. Preſtien, Kurdirektor von Bad
Pyr=
mont, konnte in ſeinem Willkomm auch zahlreiche Gäſte begrüßen,
darunter Miniſterialdirektor Kratz (Darmſtadt), Oberpoſtrat Jahn
(Darmſtadt), Bürgermeiſter Dr. Ahl und den Päſidenten der
Angeſtell=
tenverſicherung. Miniſterialrat Dr. Bauer vevſicherte den Verband der
wärmſten Shympathie des Reichsarbeitsminiſteriums. Mit lebhaftem
Intereſſe folgte man dem Geſchäftsbericht über die
Verbands=
lätigkeit im Geſchäftsjahre 1928/29, den der Verbandsſyndikus,
Haupt=
mann g. D. Schmidt (Berlin) erſtattete. An Hand von ſtatiſtiſchem
Material gab er intereſſante und zum Teil auch recht überraſchende
Mitteilungen verkehrspolitiſcher Art. Daraus ergibt ſich, daß die
deut=
ſchen Bäder= und Kurorte durchaus nicht auf Roſen gebettet ſind,
ſon=
dern zum Teil von der allgemeinen Wirtſchafts not ſtark in
Mitleiden=
ſchaft gezogen werden. Die leider immer noch ſtarl in Erſcheinung
tre=
tende Vorliebe des Deutſchen für das Ausland iſt mit
eine der Hautztzurſachen der deutſchen Bädernot. 253 Millionen Mark,
das iſt doppelt ſoviel als in 1994, wurden im Fahre 1998 von Deutſchen
für Reiſen ins Ausland ausgegeben und nur 240 Millionen Mark
beträgt der Gegenwert, das heißt die Summe, die durch intenſivſte
Wer=
bung von Auslands=Reiſepublikum zurückgewonnen werden konnte. Trotz
aller Anſtrengungen auf dem Gebiete der Fremdenverkehrswerbung im
Ausland hat alſo unſer Nationalvermögen im Jahre 19B8 zum erſtenmal
einen Verluſt von 13 Mllionen Mark zu verzeichnen. Weiter beſchäftigte
ſich der Bericht mit der Frage der Ferienneuregelung, mit der
Förde=
rung der beſonders notleidenden ſchleſiſchen und rheiniſchen
Kur=
orte. Der Notlage der Saiſonbetriebe gelten beſonders
beacht=
liche Ausführungen. Die ſteuerlichen Sonderbelaſtungen, ſeien auf die
Dauer untragbar, vor allem auch ſchon deshalb, weil ſie die bisherigen
von den Kurverwaltungen freiwillig übernommenen Sonderleiſtungen
auf ſozialem Gebiet (Gewährung von weitgehenden
Vergünſti=
gungen auf Lurtaxe and Bäderpreiſe für Sozialverſicherte und
Minder=
bemittelte) ummöglich machen. Das Fremdenverkehrsgewerbe
ſei das Stiefkind innerhalb der deutſchen Wirtſchaft, deshalb ſei der
Zuſammenſchluß aller Organiſationen, die Intereſſe am Erhalten des
Weltruhms der deutſchen Bäder haben, dringend notwendig.
Das Hauptreferat der öffentlichen Vollverſammlung hielt Prof.
Glücksmann vom Berliner Forſchungsinſtitut für den
Fremdenver=
kehr über „Die volkswirtſchaftliche Bedeutung der
deutſchen Bäder innerhalb des deutſchen
Fremden=
verkehrs‟. Er wies auf Grund ſtatiſtiſcher Erhebungen auf die
be=
denkliche Erſcheinung der wieder in ſtärkerem Maße einſetzenden
Ver=
ſchuldung vieler Betriebe in Kurorten, die auf Saiſonbetrieb
ein=
geſtellt ſind, hin und ſieht den einzigen Weg zur Beſſerung in der
Sammlung aller Beteiligten zu einer zentralen Werbetätigkeit, vor allem
auch im Auslande. Die Notwendigkeit des Zuſammenarbeitens aller
balneologiſch intereſſierten Kreiſe unterſtrichen auch die beiden anderen
Referate, die Geh. Obermedizinalrat Prof. Dietrich (Berlin) über „Der
heutige Stand der Heilguellenforſchung” und Prof. Haertl (Kiſſingen)
über „Bäderwiſſenſchaftliche Filmwerbung” hielten.
Zu einer öffentlichen Verſammlung hatte für geſtern noch die
Ar=
beitsgemeinſchaft für wiſſenſchaftliche Heilquellenforſchung in
den Hörſaal des Mediziniſchen Inſtituts eingeladen. In verſchiedenen
Referaten wurde zu bäderwiſſenſchaftlichen Fragen Stellung genommen.
Die lokalen klimatologiſchen Eigentümlichkeiten weſtdeutſcher Bäder und
Kurorte ſchilderte Prof. Polis (Aachen). Die Beziehungen der
Klima=
tologie zur Balneologie, insbeſondere die Bedeutung der verſchiedenen
„Luftkörper”, zeigte Prof. Linke=Frankfurt a. M. auf. und die
Per=
meabilität der Haut und ihre Beziehungen zur Bäderwirkung
behan=
delte Dr. Harpuder Wiesbaden). Zur Inhalationstherapie gab
Prof. Blumenfeld (Wiesbaden), neue wiſſenſchaftliche Grundlagen,
die Inhalationstechnik ſchilderte Dr. Feigen (Ems). Von der
Be=
deutung des Bäderluftverkehrs überzeugte Dipl.=Ingenieur
Grenzebach in einem anſchaulichen Lichtbildervortrag. Dr. Pehyer
(Halle) nahm ſcharf Stellung gegen die Mißſtände auf dem Gebiete der
künſtlichen Bäderpräparate und erhob die Forderung nach einer ſcharfen
Arzneimittelgeſetzgebung und auf energiſche Bekämpfung des
Kurpfu=
ſchertums. Ueber Fichtennadelbäder referierte Prof, Dr. Winckler
(Nenndorf), der Vorſitzende der wiſſenſchaftlichen Arbeitsgemeinſchaft.
Eine Reihe von Veranſtaltungen der Bad= und Kurverwaltung
bildeten den Rahmen der arbeitsreichen, eindrucksvollen Tagung. Am
Mittwoch geſtaltete ſich die Feſtvorſtellung „Der Roſenkabalier” zu
einem muſikaliſchen Ereignis. Am Donnerstag war das Gaſtſpiel des
Landesthegters Darmſtadt, das mit Siegfried Geyers Komödie
„Aufgang nur für Herrſchaften” in beſter Beſetzung aufwartete, ein
großer künſtleriſcher Erfolg, und der Freitag brachte ein Feſtkonzert
unter Leitung von Generalmuſikdirektor Heinz Bongartz. Dem
geſtri=
gen großen Feſtball ging ein Feſteſſen voraus, in deſſen Verlauf
noch verſchiedene Anſprachen gehalten wurden. U. a. überbrachte
Miniſterialdirektor Kratz die Grüße des Heſſiſchen
Finanzmini=
ſters als des Hausherrn in Bad=Nauheim. Major a. D. Preſtien
dankte dem Bad und dem Heſſiſchen Staat für die freundliche Aufnahme.
Heute führten zahlreiche Kraftwagen die Tagungsteilnehmer an den
Rhein.
Aus den geſchäftlichen Verhandlungen iſt noch hervorzuheben, daß
zum erſten Vorſitzenden des Verbandes Beigeordneter Dr. Heß
Wies=
baden) gewählt wurde. Der ſeitherige Vorſitzende wurde zum
Ehren=
vorſitzenden ernannt.
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Das Haus der Vertrauens-Gualitäten
[ ← ][ ][ → ]Seite 8
Dienstag, den 1. Okiober 1929
Nummer 272
Statt Korten.
Für die uns anläßlich unſerer Vermählung
zu teil gewordenen Aufmerkſamkeiten
danken wir herzlichſt
Carl Schanz und Frau
Hede, geb. Diehm.
Friedel Rehbein
Gustau Hoos
Verlobte
Darmstadt, den 1. Oktober 1928.
Wendelstadtstr. 52
Neckarstr. 26
Mein lieber Mann, unſer guter Vater, Schwiegervater, Großbater,
Bruder, Schwager und Onkel
Profeſſor
Statt Karten.
Dankſagung.
Für die vielen Beweiſe
aufrich=
tiger Teilnahme beim Heimgang
unſeres lieben EEntſchlafenen
ſprechen wir auf dieſem Wege
Allen unſeren herzlichſtien Dank
aus.
Sophie Möller
und Kinder.
derzeit Rektor der Techniſchen Hochſchule Darmſtadt
a. o. Mtglied der Akademie des Bauweſens
iſt heute früh nach ſchwerer Krankheit, kurz vor Vollendung des ſechzigſten
Tebensjahres ruhig eingeſchlafen.
Frau Sophie Eberle, geb. Hammer
Dr.=Ing. Auguſt Sieper und Frau Erna, geb. Eberle
Dr. phil. Hermann Ehriſtoph Eberle und Frau Marta, geb. Cattwinkel
Kammermuſiker Günter Eberle
Erika und Hildegard Sieber.
Darmſtadt, Düſſeldorf, Wiesbaden, 30. September 1929.
Oſannſtraße 8.
Die Einäſcherung findet am Donnerstag, den 3. Oktober, nachmittags 4 Uhr, im
Krema=
torium des Waldfriedhofes zu Darmſtadt ſtatt.
Von Beſuchen bitten wir abzuſehen.
15335
Heute früh entſchliet nach kurzem ſchweren,
mit Geduld ertragenen Teiden unſer lieber
Bruder, Schwager, Onkel und Bräutigam
Muſiker
Zur Traubenkur
Süße Traminer=Trauben . . 3 Pfd. 0.95
Einmachpfirſiche . . . . . . 3 Pfd. 0.70
Pfd. 0.55
Neue Wallnüſſe .
Keltertrauben, Ia Winterzwiebeln billig,
Faßbender Ludwigſtr. 6 u.
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[ ← ][ ][ → ]Nummer 222
Dienstag, den 1. Oktobet 1929
Seite 9
R4
Zeppelins” nächſte Aufgabe.
Plan und Programm der Nordpolfahrk.
Von
Hauptmann a. D. Walter Bruns.
(Copyright by United Preß. Nachdruck, auch im Auszug, verboten.)
Hauptmann a. D. Bruns iſt der Schöpfer,
Organiſator und einer der Leiter der geplanten
Nordpolfahrt des Graf Zeppelin. Er iſt ſelbſt
früherer Zeppelinkommandant und gilt als
einer der größten Fachleute auf dem Gebiete
der arktiſchen Forſchung durch Luftſchiffe.
Die Weltrundfahrt des „Graf Zeppelin” iſt glücklich beendet;
ſie war ein beiſpielloſer Erfolg und wird den Gedanken, das
Luftſchiff im Weltverkehr zu verwenden, nicht mehr zur Ruhe
kommen laſſen. Indeſſen gilt es für die Luftſchiffahrt der
Gegen=
wart und der Zukunft, noch andere große Aufgaben zu erfüllen.
Die Fahrt des „Graf Zeppelin” über tauſende von Kilometern
faſt unerforſchten Gebietes in Sibirien, das ſtellenweiſe noch
keines Menſchen Fuß betreten hat, die geringen Anſprüche, die
ein Großluftſchiff an die Bodenorganiſation ſtellt, zeigen, daß
das Luſtſchiff als Mittel zur Erforſchung der leider noch immer
unerforſchten großen Teile der Erdoberfläche beſonders geeignet
iſt. Mit größter Zähigkeit haben ſich ſpeziell die polaven
Gegen=
den ihrer Durchforſchung widerſetzt. In zahlreichen mühſamen
jahrelangen Expeditionsfahrten iſt es doch nur gelungen, kleine
Stücke in den großen unbekannten Gegenden aufzuklären. Die
bisherigen Verſuche, nunmehr die modernſten Verkehrsmittel,
das Flugzeug und das Luftſchiff, für dieſe Forſchungsarbeit
her=
anzuziehen, ſtellen zwar bedeutende Pionierleiſtungen dar, konnten
aber für die wiſſenſchaftliche Forſchung — wenigſtens in den
nordpolaren Gegenden — nur ſehr wenig ausrichten. In den
ſüdpolaren Gegenden aber, wo es ſich um das Vorhandenſein
größerer Feſtlandmaſſen handelt, haben die jüngſten
Flugzeug=
expeditionen von Byrd und Wilkins in kurzer Zeit tauſende von
Quadratkilometern geographiſch erforſcht. In den nordpolaren
Gegenden aber fehlen dieſe für die Verwendung von Flugzeugen
notwendigen Stützpunkte, und wir ſehen uns in der Hauptſache
einem rieſigen Eismeer gegenüber, über dem ſich nach dem
heuti=
gen Stande der Technik nur ein Großluftſchiff mit ſouveräner
Sicherheit und Selbſtverſtändlichkeit bewegen kann.
Die Frage liegt nahe und wird immer wieder geſtellt: „Was
wollt Ihr über dieſem gewaltigen Eismer, von dem wir doch
längſt wiſſen, daß es ein Eismeer iſt, mit dem Luftſchiff
aus=
richten?” Um dieſe Frage beantworten zu können, iſt es
notwen=
dig, kurz darauf einzugehen, was die „Aeroarctic”, d. h. die
Ge=
ſellſchaft zur Erforſchung der Arktis mit Luftfahrzeugen,
über=
haupt wiſſenſchaftlich erreichen will.
Unſer wiſſenſchaftliches Ziel iſt darauf gerichtet, mit Hilfe
von Luftſchiffen und vielleicht auch Flugzeugen ein Netz von
ſtän=
digen wiſſenſchaftlichen Beobachtungsſtationen über die Arktis zu
ſpannen, dieſe Beobachtungsſtationen mit Hilfe von Luftſchiffen
und Flugzeugen zu unterhalten und ihre Beſatzung in jährlichen
Zeitabſchnitten auszuwechſeln. Dieſe Beobachtungsſtationen
ſollen täglich die Ergebniſſe ihrer Beobachtungen
funkentelegra=
phiſch melden und dieſe Beobachtungen ſollen mit den bereits
vorhandenen Beobachtungsergebniſſen der ſüdlichen Breiten
wiſ=
ſenſchaftlich zuſamengearbeitet werden. Nach der Theorie des
bekannten norwegiſchen Meteorologen, Profeſſor Bjerknes glaubt
man — und zwar wie jahrelange Beobachtungen vermuten
laſſen wohl mit Recht —, daß der Einfluß der klimatiſchen
Ver=
hältniſſe in der Arktis von erheblicher Bedeutung für die
Ent=
wicklung der klimatiſchen Verhältniſſe in unſerer Breiten iſt.
Es kommt, wie wiederholte Beobachtungen gezeigt haben, am
Nande der Arktis zu heftigen Zuſammenſtößen zwiſchen den
warmen Luftmaſſen aus dem Süden und den kalten Luftmaſſen
aus dem Norden. Dieſe meteorologiſchen Erſcheinungen zu
über=
wachen und ſchnellſtens weiter zu melden, wird für die geſamte
nördliche Halbkugel nicht nur von wiſſenſchaftlicher, ſondern von
allergrößter weltwirtſchaftlicher Bedeutung ſein.
Wie wertvoll rechtzeitige Sturmwarnungen ſein können, das
zeigt das Beiſpiel der norwegiſchen Beobachtungsſtationen am
Nande der Arktis; denn ſeit deren Beſtehen ſind die Verluſte
an Menſchenleben, die in der Hochſeefiſcherei beſchäftigt ſind, ganz
außerordentlich zurückgegangen. Damit bleiben der norwegiſchen
Volkswirtſchaft jährlich ſo bedeutende Verluſte an Menſchen und
Material erſpart, daß demgegenüber die Koſten für die
Unter=
haltung der arktiſchen norwegiſchen Wetterſtationen nicht ins
Gewicht fallen.
Hier ſehen wir einen erſten Anſatz zu dem großen Ziel, das
der Aeroarctic” vorſchwebt. Welche Bedeutung eine ſich über
mehrere Tage erſtreckende, ſichere Wetterprognoſe hat, bedarf
heute auch für den Laien kaum noch der Begründung. Man
vergegenwärtige ſich nur einmal, welche ungeheueren Verluſte den
Weltverkehr zu Waſſer und zu Lande und die Landwirtſchaft
jähr=
lich durch plötzliche Wetterkataſtrophen treffen, und man wird
zu der Ueberzeugung kommen, daß das große Ziel der „Aeroarctic”
nicht nur finanziell erreichbar iſt, ſondern daß es geradezu eine
Pflicht aller Nationen der nördlichen Halbkugel iſt, zu dieſer
ſtändigen Ueberwachung der arktiſchen Gebiete beizuſteuern, um
mit den uns jetzt zur Verfügung ſtehenden techniſchen Mitteln
die jährlichen Opfer am Menſchen und Material zu ſparen.
Eben=
ſo wie an dem norwegiſchen Beiſpiel gezeigt wurde, wird auch
die Weltwirtſchaft durch eine ſtändige Ueberwachung der geſamten
Arktis finanziell nicht ſtärker belaſtet, ſondern im Gegenteil
außer=
ordentlich entlaſtet werden.
Unſere nächſtjährige Fahrt in die Arktis iſt nur ein erſter
Schritt zur zielſicheren Durchführung unſeres großen
Arbeits=
programms. Die Fahrt des „Graf Zeppelin” ſoll in
einwand=
freier Weiſe die Grundfrage löſen, ob das Luftſchiff, wie in
wei=
ten Kreiſen der internationalen Wiſſenſchaſt vermutet wird,
im=
ſtande iſt, als brauchbares, zuverläſſiges Tranſport= und
Ver=
bindungsmittel in der Arktis verwendet zu werden. Wenn die
nächſtjährige Fahrt mit dem „Graf Zeppelin” nur dies beweiſt,
ſo ix eigentlich mit ihr ſchon genug erreicht.
Die Fahrtrouten, die unſere Expedition im Jahre 1930 in
der arktiſchen Region verfolgen wird, ſind rein nach
wiſſenſchaft=
lichen Geſichtspunkten ausgewählt. Wir haben keine Veranlaſſung,
irgendeinen Rekord in der Arktis aufzuſtellen; auch der Nordpol
ſelbſt hat nur eine untergeordnete Bedeutung für uns, iſt er doch
bereits durch Peary, Byrd, Amundſen und Nobile erreicht wor=
Hauptmann a. D. Walter Bruns.
den. Wir wollen vielmehr, falls es möglich iſt, auf den
projek=
tierten Forſchungsrouten eine ganze Reihe von wiſſenſchaftlichen
Beobachtungen machen. Außer der 31 Mann ſtarken Beſatzung
des Luftſchiffes „Graf Zeppelin” werden ſich 12 Vertreter der
„Aeroarctic” und drei Preſſevertreter an Bord befinden; im
gan=
zen alſo 46 Perſonen.
Unſere Expedition ſtützt ſich auf einen Luftſchiffankermaſt
in Tromſoe und auf einen Ankermaſt in Fairbanks in Alaska.
Beſonders Fairbanks wird in unſerem nächſtjährigen Forſchungs=
programm eine große Bedeutung gewinnen; denn es iſt geplant,
von dort aus nicht ſofort nach Europa zurückzufahren, ſondern
zwiſchen der Hin= und Rückreiſe eine Schleifenfahrt in die Arktis
zu unternehmen. Eine Reihe von Unterſuchungen werden auf
unſerer nächſtjährigen Fahrt der Erkundung des großen arktiſchen
Waſſerbeckens dienen. Zu dieſem Zweck wollen wir mit einem
beſonderen, ſogenannten Echo=Lotapparat durch die im Eiſe
be=
findlichen größeren Spalten, vom fahrenden Luftſchiff aus Echo=
Lotungen der jeweiligen Meerestiefe vornehmen. Auf dieſe
Weiſe hoffen wir feſtſtellen zu können, wo in der Arktis die
Grenze zwiſchen Flachſee und Tiefſee liegt. Das iſt für eine
ganze Reihe von Fragen, auf die hier nicht näher eingegangen
werden kann, von ſehr großer Bedeutung. Bei dieſer
Forſchungs=
arbeit werden wir aber auch erkennen können, ob und wo
ver=
mutlich in dem großen unbekannten Polarmeere noch Land
vor=
handen iſt. Wir werden uns gewiſſermaßen mit Hilfe unſerer
Lotungen an dieſes Land heranloten können.
Eine weitere ſehr wichtige wiſſenſchaftliche Aufgabe iſt die
Feſtſtellung der erdmagnetiſchen Verhältniſſe in der Arktis. Auch
zu dieſem Zweck wird ein beſonders geeignetes
Beobachtungs=
inſtrument konſtruiert. Wir werden auch verſuchen, falls die
Wetterlange dafür geeignet iſt, auf das Eis oder beſſer auf eine
größere Waſſerfläche mit dem Luftſchiff herunterzugehen, um vor
allen Dingen ozeanographiſche Serienmeſſungen und vielleicht
auch gewiſſe biologiſche Unterſuchungen vornehmen zu können.
Selbſtverſtändlich werden wir auf dieſer Fahrt auch
meteorolo=
giſche Beobachtungen, vor allen Dingen gerologiſcher Natur,
an=
ſtellen. Zu dieſem Zweck iſt ein ganz beſonders, neues
Ver=
fahren in der Ausbildung begriffen. Wir werden vom
fahren=
den Luftſchiff aus kleine Ballons aufſteigen laſſen, an denen ſich
eine Apparatur zur Meſſung des Luftdruckes, der
Luftfeuchtig=
keit und der Lufttemperatur befindet. Mit Hilfe eines ganz
kleinen kurzlebigen funkentelegraphiſchen Sendeapparates werden
die Veränderungen an dem Meßinſtrument dem fahrenden
Luft=
ſchiff mehrere Stunden lang funkentelegraphiſch nachgeſandt
wer=
den. Wir hoffen, auf dieſe Weiſe wiſſenſchaftlich ſehr wertvolle
Beobachtungen über die Luftverhältniſſe und die Schichtung der
Luftmaſſen über der Arktis gewinnen zu können. Wir werden
auch, falls es bei einer ſo kurzen Fahrt möglich ſein ſollte,
Beob=
achtungen über die Ausbreitung funkentelegraphiſcher Wellen im
Gebiete der Arktis anzuſtellen verſuchen und ſchließlich werden
wir uns an die Stelle begeben, wo auf Grund von früheren
Beobachtungen Land vermutet wird, z. B. „Andrejew=Land” oder
wo ſolches bereits teilweiſe entdeckt iſt, wie an der Oſtküſte von
Nikolaus II=Land. Wir werden auf der Rückfahrt die geſamte
Küſte des größtenteils unerforſchten „Nikolaus II=Land”
feſtzu=
legen verſuchen. Dies ſoll auf gerogeodätiſchem Wege, alſo mit
Hilfe der Luftphotographie, erfolgen.
Soweit, in großen Zügen, die wiſſenſchaftliche Aufgabe.
Für die Sicherheit der Expedition glauben wir durch
beſon=
ders gründliche Vorbereitungen geſorgt zu haben: es wird ſich
die ſchon auf der Weltrundfahrt des „Graf Zeppelin” arbeitende
Lang= und Kurzwellen=Radio=Anlage an Bord des „Graf
Zep=
pelin” befinden, es werden verſchiedene ſibiriſche Radioſtationen
mit Peileinrichtungen ausgerüſtet werden, und wir werden im
Falle eine Kataſtrophe des Luftſchiffes über vier Kurzwellen=
Sendegpparate verfügen. Für die 46 Mann ſtarke Beſatzung
werden 12 Zelte, 23 Polarhunde, 23 Schlitten und Kajaks, und
außerdem für neunzig Tage Verpflegung und allerlei anderes
notwendiges Material mitgeführt werden. Das Geſamtgewicht
dieſer polaren Ausrüſtung beträgt über ſiebentauſend Kilogramm;
im ganzen wird der „Graf Zeppelin” für die geplante
Polar=
expedition mit etwa 15 000 Kilogramm, außer dem Gewicht ſeiner
Betriebsmittel, belaſtet werden.
Wir haben natürlich beſonders nach der Weltrundfahrt das
felſenfeſte Vertrauen, daß wir unſere Polarausrüſtung nicht
wer=
den gebrauchen müſſen, denn die meteorologiſchen Verhältniſſe,
beſonders in den Monaten April und Mai, ſind in der Arktis
viel günſtiger, als ſie der „Graf Zeppelin” fetzt auf ſeiner
Welt=
rundfahrt bisweilen angetroffen hat. Wenn es gelungen ſein
wird, dieſe Expedition in der von uns geplanten Weiſe
durchzu=
führen, ſo glauben wir, daß wir dann in der Erreichung unſeres
großen, ober erwähnten Arbeitsprogramms den erſten großen
Schritt hinter uns haben. Für dieſes Arbeitsprogramm der
Zukunft wird uns dann nicht nur ein einziges Luftſchiff ſondern,
wie wir hoffen, eine ganze Reihe von Luftſchiffen zur Verfügung
ſtehen; denn ſowohl Deutſchland wie England und Amerika
bauen Luftſchiffe, die ihrer Größe nach alle geeignet ſind, an dieſer
großen internationalen kulturellen und wirtſchaftlichen Aufgabe
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Nummer 272
Dienstag, den 1. Oktober 1929
Seite 11
Flagverſuche mit dem Raketenflugzeug.
Der Wekklauf un die Rakeke. — Brich von Opel. Ing. Hander, Prof. Oberkh. Ing. Balier und andere ringen
und den Erfolg. — Blugverſache auf dem Fraukfurker Slugplah. — Zwei Zehlſtarks. — Der dritte geglückk.
Opels Experimenke.
Der eiſte Rakekenflug nach lebensgefährlichen
Verſuchen gelungen.
Die Rakete wird jetzt zur ſeriöſen Angelegenheit. Auch die
Skeptiker haben allen Grund, ihr einige Aufmerkſamkeit zu
ſchen=
ken. Der amerikaniſche Botſchafter in Berlin, Prof. Shurman,
hat ſich bereits ernſthaft mit der Frage beſchäftigt, was Amerika
tun würde, wenn Prof. Oberth ſeine erſte Poſtrabete nach den
Vereinigten Staaten loslaſſen würde. Der Botſchafter wird ſich
darüber in aller Ruhe ſeine Gedanken machen können,
einſt=
weilen — ja da will es noch nicht ſo recht vorwärts gehen. In
Eſſen iſt Valier am Werk. Fritz v. Opel hat ſich auch wieder
ein=
mal mit ſeinen Raketenſtudien beſchäftigt. In Gemeinſchaft mit
dem Raketeningenieur Sanders iſt er dabei, die Rakete für das
Flugzeug nützlich zu machen. Vor ganz kurzer Zeit bereits
unter=
nahm er mit Sanders den erſten Raketenſtartverſuch auf einem
freien Platz in der Nähe von Rüſſelsheim. Der Verſuch gelang
nicht, grundſätzlich ſchien aber alles richtig konſtruiert, ſo daß die
beiden glauben durften, ihre Pläne in die Praxis umſetzen zu
dürfen.
Geſtern gingen nun die Verſuche auf dem Frankfurter
Flug=
platz vor ſich mit einer Flugmaſchine, die ein Eigengewicht von
etwa 250 Kilogramm hatte, wozu noch das Raketengewicht von
etwa 50 Kilogramm kommt. Der Hochdecker, deſſen Spannweite
12 Meter beträgt, enthält im Rumpf den Sitz des Führers und
eine Unzahl von elektriſchen Leitungen, um vom Sitz aus die
Raketenaggregate zur Entzüdung zu bringen. Sie ſind an der
hinteren Front eingebaut und ſo angeordnet wie etwa
Bienen=
waben. Dieſes Flugzeug läuft einige Meter auf Schienen. Iſt
dieſe kurze Bahn durchlaufen, ſo ſoll ſich das Flugzeug ohne
weiteres in die Luft erheben. Es handelt ſich alſo um einen
„Geſchoßſtart”, der den weſentlichen Vorteil hat, daß der
Start=
weg des Flugzeuges ſehr klein ſein kann.
Die beiden erſten Verſuche mißglückten. Nach einer
eingehen=
den Prüfung durch Ingenieur Sanders ging es zum erſtenmal
los. Sanders brachte die erſte Rakete elektriſch zur Entzündung,
ein Knall, eine Feuerſäule, eine dichte Qualmwelle, aus deren
Kern die Feuerſtrahlen der weiteren Exploſionen durchleuchteten.
Da ſprang auch ſchon das Flugzeug aus den Schienen hinaus
aufs offene Feld, ohne ſich jedoch in die Luft zu erheben.
Plötz=
lich blieb das Gefährt ſtehen. Kein Zweiſel, trotz der rieſigen
Ge=
ſchwindigkeit, die auf etwa 90 Kilometer geſchätzt wurde, war
der Start mißglückt. Im dichten Qualm ſtand das Gefährt, und
der Pionier des Raketenfluges mußte ſich darin befinden.
Aengſt=
liche Zuſchauer fürchteten ſchon, daß er mit dem Flugzeug ver=
brannt ſei. Er kam aber wohlbehalten aus dem Flugzeugbauch
heraus und erzählte in ſeiner lebhaften Art zugleich die Gründe,
die den Fehlſtart verurſacht hatten: um das Verſagen der
Zün=
dung. So waren nur 4 von den 8 Startraketen losgegangen.
Zwei Stunden dauerte die genaue Unterſuchung, und
San=
ders unterſuchte jeden Teil, jede Schraube, jede Zündſchnur und
jeden Raketenverſchluß, denn beim zweiten Male ſollte alles ſicher
ſein. Kurz vor 11 Uhr erfolgte von Sanders wieder die erſte
Raketenzündung von außen auf elektriſchem Weg. Wie beim
erſten Male ſauſt das Flugzeug ab, erhebt ſich aber wieder nicht
in die Luft, ſondern bleibt alsbald ſtehen. Nur rieſige Rauch=
und Knalleffekte erſchrecken erneut die Zuſchauer. Fritz v. Opel
hatte ſich nur die Nackenhaare verſenkt. Als Grund des
Fehl=
ſtarts wurden die ſchwachen Zündbatterien angeſehen,
die ausgewechſelt werden ſollten. Die Sache ſchien es alſo in
ſich zu haben.
Opel und Sanders haben ſich aber nicht abſchrecken laſſen.
Nachmittags nach 3 Uhr ſtarteten ſie zum dritten Male, und
zwar mit Erfolg. Mit verſtärkten elektriſchen Batterien praſſelten
die Entladungen los. Da kam das Flugzeug auch ſchon glatt
von der Schiene herunter und erhob ſich in die Lüfte. In etwa
7,5 Meter Höhe hatte es Fritz v. Opel in ſeiner Gewalt und hielt
ſich hier eine ganze Weile, trotz der enormen Beanſpruchung
durch die weiteren Zündungsvorgänge, und kreuzte über dem
halben Flugplatz. Dann ſchickte er ſich zur Landung an. Das
Flugzeug ſetzte richtig auf den Boden auf und raſte mit etwa
100 Kilometer Geſchwindigkeit über den Boden. Jetzt verlor aber
der Führer die Gewalt über den Apparat, das Flugzeug drehte
ſich um ſeine Achſe, und ſchon gab es ein Knacken und Brechen.
Der Rumpf war ſchwer beſchädigt, dem Führer aber
erfreulicher=
weiſe nichts paſſiert. Dann wurden die Verſuche abgebrochen.
Der erſte Raketenflug war gelungen nach
lebensgefährlichen Verſuchen. Ein Gedanke iſt
zum erſten Male in die Dat umgeſetzt worden. Mancherlei
wird aus dem erſten Gelingen zu lernen ſein, und unſere
Flug=
zeuginduſtrie wird daran gehen, Verbeſſerungen zu erſinnen.
Guk gelungener Sahrverſuch Max Baliers in Eſſen.
Eſſen, 29. September.
Am Sonntag nachmittag führte Max Valiers ſeinen neuen
Rückſtoßwagen „Rak IV” in einer gut gelungenen Verſuchsfahrt
vor. Der Wagen beſteht aus einem langgeſtreckten, offenen
Ge=
ſtell, das auf vier Rädern ruht und in dem hinter dem Führerſitz
drei Stahlflaſchen mit verflüſſigtem Gas lagern, derem Ventile
vor dem Start geöffnet werden, ſo daß das Gas laut ziſchend
nach hinten ausſtrömt, wodurch der Wagen vorwärtsgetrieben
wird. Die erzielte Geſchwindigkeit betrug bei dem Verſuch, der
lediglich die Möglichkeit der Fortbewegung durch dieſe neuartige
Antriebskraft erweiſen ſollte, etwa 60 Kilometer in der Stunde.
Valiers iſt bei ſeinen neuen Verſuchen von der Methode des
eigentlichen Raketenantriebs, alſo der Exploſivwirkung von
Pul=
ver oder Sprengſtoff, abgewichen. Die Antriebskraft bei ſeiner
neuen Konſtruktion beruht vielmehr auf dem Ausſtoßen des
kal=
ten Hochdruckdampfſtrahls von verflüſſigtem Gas, und er glaubt,
mit dieſer neuartigen Antriebskraft, von der er ſagt, daß er ſie
bei ſeinen jetzigen Verſuchen in der primitivſten Form vorführe,
nach Vervollkommnung der Konſtruktion bei ſpäteren Verſuchen
weit höhere als die gegenwärtige Weltrekordgeſchwindigkeiten
zu erzielen. Große Zukunftsmöglichkeiten ſieht Valiers vor allem
in der Verwendung dieſer neuen Antriebsart bei Flugzeugen.
Geſchäfkliches.
Man ſoll des Guten nicht zu viel tun, darum ſei
wie=
der darauf hingewieſen, daß Maggi’s Würze gerade bei ſparſamer
Ver=
wendung ihre vorzügliche Wirkung entfaltet. Wenige Tropfen genügen,
um ſchwache Suppen und Soßen überraſchend zu verbeſſern und den
Geſchmack von Gemüſen und Salaten zu verfeinern.
Einfacher, beſſer, billiger — das iſt das Urteil der
Preſſe über die „Blaupunkt”=Lichtnetz=Radioanlage, Type N. R. II. W.
Mit dieſer Radioanlage iſt ein Idealgerät geſchaffen worden, das
Emp=
fänger und Lautſprecher in einem Stück vereinigt. Ein Griff zur
Licht=
ſteckdoſe macht dieſe „Blaupunkt”=Anlage betriebsfertig. Sie enthebt ihren
Beſitzer jeder Sorge um Batterien und Akkumulatoren. Eine ſolche
An=
lage bedarf keinerlei Wartung und iſt dabei doch ſo einfach in der
Be=
dienung.
Neue Soffitten=Lampen mit Opalglas. Die
Sof=
fitten=Lampen, worunter man Glühlampen von ſchlanker Zylinderform
verſteht, werden eben wegen dieſer zum modernen Einrichtungsſtil
paſ=
ſenden Form neuerdings gern auch als Bauelement für Leuchtgeräte
ver=
wendet. Weil ſie aber bei dieſer Verwendung ſichtbar ſind und deshalb
nicht blenden dürfen bringt die Osram=Geſellſchaft Soffitten=
Lampen auf den Markt, deren Glaskörper aus Opalglas beſteht.
Dieſe Opal=Soffitten=Lampen ſind in ihrer Lichtwivkung
ebenſo ſchön wie die bekannten Osram=Opal=Lampen in Kugelform und
eignen ſich hervorragend für den Bau von neuzeitlichen
Leucht=
geräten.
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Wie man mit 5 Pfg. täglich um die ganze Erde
kommt. Nur ganz wenige Menſchen haben Zeit und Geld, um auch
nur einen kleinen Teil der großen, ſchönen Welt mit eigenen Augen
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Kf
A.o. G.P. der Frankfurter Allgemeinen.
Nahezu 1000 Akkionäre verkreken. — Die Lage des Konzerns. — Eine Reviſionskommiſſion eingeſehl.
In der heutigen a.o. G.V. der Frankfurter Allgemeinen
Ver=
ſicherungs=A.=G. lagen über tauſend Anmeldungen von Aktionären
vor Die Verſammlung wurde mit dreiviertelſtündiger Verſpätung
eröffnet und mit ihrer Leitung der Präſident des Hanſabundes,
Reichstagsabgeordneter Fiſcher, betraut. Den Aktionären wurde
ein Bericht des Aufſichtsrates über die Lage des Konzerns
über=
reicht, der gleichzeitig einen Rechtfertigungsverſuch des
Aufſichts=
rates darſtellt. Danach wies die im Jahre 1924 vorgelegte
Gold=
bilanz ein Goldmarkkapital von 20 Millionen Reichsmark aus,
wovon 5 Millionen Reichsmark mit 25 Prozent eingezahlt waren.
Dem Aufſichtsrat ſei erſt jetzt zur Kenntnis gekommen, daß im
Reichsaufſichtsamt gegenüber der Goldbilanz Bedenken
aufge=
taucht ſeien. Der heute vorgelegte Status ſei den heutigen
Ver=
hältniſſen entſprechend aufgeſtellt und ergäbe auf Grund der
Prü=
fung der Süddeutſchen Reviſions= und Treuhand=A.=G. in
Mann=
heim einen Verluſt von 38,5 Millionen Reichsmark, denen als
Aktiven das eingezahlte Kapital mit 21,1, die offenen Reſerven
mit 8,9, der vorläufig geſchätzte Kaufpreis der Allianz mit 15,
zu=
ſammen alſo 45 Millionen Reichsmark gegenüberſtünden, ſo daß
ein Aktivſaldo von 6,5 Millionen Reichsmark verbliebe. Von den
entſtandenen Verluſten entfielen 15 Millionen Reichsmark auf die
Abſatzfinanzierung, 5 Millionen Reichsmark auf die Beteiligung
bei der Südweſtdeutſchen Bank, 2,5 Millionen Reichsmark auf
Hypothekenausbietungsgarantien, 3,5 Millionen Reichsmark auf
Finanz=Kreditbürgſchaften, 1,2 Millionen Reichsmark auf
Abſchrei=
bungen auf Aktivhypotheken und der Reſt auf direkte
Kredit=
gewährung und verſchiedene Umbewertungen in der Bilanz. Zur
Rechtfertigung des Aufſichtsrates wird in dem Bericht ferner
dar=
auf hingewieſen, daß durch das Anwachſen der Fravag und ihrem
Erſtarken zu einem großen Konzern die dem Aufſichtsrat vom
Ge=
ſetz zugewieſenen Aufgaben eine gewiſſe Begrenzung erfahren
hät=
ten. Ferner ſei die dem Aufſichtsrat obliegende
Ueberwachungs=
tätigkeit durch die Eigenart des Verſicherungsgeſchäftes, die
beſon=
dere Technik und Handhabung desſelben erſchwert und eingeſchränkt
worden. Seine Tätigkeit könne ſich erſt nur auf allgemeine
Richt=
linien erſtrecken, und er müſſe ſich in erheblicherem Umfange als
bei den Geſellſchaften anderer Branchen hier auf den Vorſtand
ver=
laſſen. Der Aufſichtsrat glaube ſomit, einen Ueberblick über die
derzeitige Lage gegeben zu haben, ſei ſich aber bewußt, daß eine
reſtloſe Klärung bis jetzt noch nicht möglich geweſen iſt. Deshalb
habe er auch den Antrag auf Einſetzung einer
Revi=
ſionskommiſſion geſtellt.
Nach dem Bericht des W.T.B.=Handelsdienſtes ergibt die
Präſenzliſte die Anweſenheit von 990 Aktionären mit 20,6 Mill.
Reichsmark Kapital und 51 503 Stimmen. Der Leiter der
Ver=
ſammlung Dr. Fiſcher meinte, daß der zweite Punkt der
Tages=
rdnung, nämlich die Zuſtimmung der Aktionäre zu den
Verkaufs=
verträgen mit der Allianz, deshalb eigentlich überflüſſig ſei, weil
die Verträge rechtsgültig abgeſchloſſen ſeien. Er geſtand aber den
Aktionären das Recht zu, weitere Aufklärung hierüber zu
ver=
langen. Er machte dann einige Angaben über dieſe Veräußerung
von Vermögenswerten. Danach iſt, wie bekannt, die geſamte
Sach=
verſicherung von der Allianz übernommen worden, wofür aller=
Produktenberichle.
Frankfurter Produktenbericht vom 30. September. Im
Zuſammen=
hange mit der ſchwachen Veranlagung der Weltgetreidemärkte und des
die Nachfrage überſteigenden inländiſchen Brotgetreideangebots
eröff=
nete der Frankfurter Produktenmarkt in gedrückter Haltung. Das
Ge=
ſchäft war ſehr klein, Umſätze kamen nur im Bedarfsfalle zuſtande. Die
Freisveränderungen hielten ſich in kleinem Rahmen, nur Futtermittel
waren etwas mehr angeboten. Weizen 24,25—24,35, Roggen 19,10—
19,25, Sommergerſte 20,75—21, Hafer 18,75—19, Mais 19,50,
Weizen=
mehl ſüddeutſches und niederrheiniſches 37,25—38 Roggenmehl 27,25—
29, Weizenkleie 10.90—11, Roggenkleie 11—11,10, Erbſen 35—48, Linſen
45—85, Heu 11, Weizen= und Roggenſtroh drahtgepreßt 6, desgleichen
gebündelt 5,75—6, Treber getrocknet 17,25—18. Allgemeine Tendenz:
Behauptet.
Vießmärkke.
Frankfurter Viehmarkt vom 30. September. Der Auftrieb des
heu=
tigen Hauptmarktes beſtand aus 1646 Nindern, darunter befanden ſich
369 Ochſen, Bullen, 612 Kühe, 490 Färſen; ferner waren angetrieben
502 Kälber, 12) Schafe und 4264 Schweine. Marktverlauf: Rinder rege,
ausverkauft: Schweine lebhaft, geräumt; Kälber und Schafe ruhig,
aus=
verkauft. Verglichen mit dem Auftrieb des letzten Hauptmarktes
waren heute 196 Rinder und 69 Schafe mehr angetrieben, während 12
Kälber und 375 Schweine weniger zum Verkauf ſtanden. Bezahlt
wur=
den pro Zentner Lebendgewicht: Ochſen a) 1. 60—62, 2. 55—59, b) 1. 50
bis 54, Bullen a) 54—58, b) 49—53, Kühe a) 46—50, b) 42—45, c) 3
bis 41, c) 30—36, Färſen a) 60—62, b) 55—59, c) 50—54, Kälber
b) 78—82, c) 74—77, b) 68—73, Schafe a) 1. 50—58, b) 44—49, Schweine
a) 90—92, b) 91—93, c) 92—93, d) 92—93, e) 88—92. Im Vergleich mit
den Notierungen des Hauptmarktes vom 23. September waren Rinder
unverändert. Gegenüber den Notierungen des letzten Nebenmarktes
zogen Kälber bis zu einer Mark, Schafe bis zu 8 Mark und Schweine
bis zu 2 Mark an. — Fleiſchgroßmarkt: Ochſenfleiſch 1. 90—100, 2. 80
bis 90, Bullenfleiſch 85—90, Kuhfleiſch 2. 60—75, 3. 50—60, Kalbfleiſch 2.
105—110, Schweinefleiſch 1. 110—118, desgl. holländiſches 105—115,
Ge=
frierfleiſch: Rindfleiſch Vorderviertel zollfrei 56 und Hinterviertel 65.
Amerikaniſche Kabelnachrichlen.
Es notierten nach Meldungen aus Chicago am 30. Sept.:
Getreide. Weizen: Sept. 128½, Dez. 135½, März 142½,
Mai 146: Mais: Sept. 99½, Dez. 97½, März 101½, Mai 104.
Gafer: Sept. 52½, Dez. 53½, März 56½, Mai 58;: Roggen:
ſept. 10234, Dez 10934, März 1157.
Schmalz: Sept. 11, Okt. 10.90, Dez. 11.15, Jan. 11.77½.
Fleiſch. Rippen: Sept. 11.50, Okt. 11,50; Speck, loko 12:
chte Schweine 10.00—10.80, ſchwere Schweine 9.00—10.75,
hweinezufuhren: Chicago 45 000, im Weſten 138000.
Baumwolle: Oktober 18,36, Dezember 18,56.
Es notierten nach Meldungen aus NewYork am 30. Sept.:
Getreide. Weizen: Rotwinter 138.75; Mais: 110½; Mehl:
—6.40; Fracht: nach England 1,6—2,3 Schilling, nach dem
ntinent 8—9 Cents.
Schmalz: Prima Weſtern, loko 11.70; Talg, extra, loſe: 8½.
Kakav. Tendenz: ſtetig; Umſätze in Lots: 58: Loko: 11½;
ktober 10.74, November 10.39, Dezember 10.20, Januar 10.20,
Februar 10.22, März 10.25, Mai 10.40, Juli 10.56.
Kleine Wirkſchaftsnachrichken.
Die Süddeutſche Zinkblechhändlervereinigung, Sitz Frankfurt a. M.,
hat ihre Preiſe mit Wirkung vom 30. Septemker um zirka 2 Prozent
ermäßigt, nachdem ſchon am 22. d. M. eine Ermäßigung von 1½
Pro=
ßent vorausgegangen iſt.
An zuſtändiger amerikaniſcher Stelle werden die Berliner
Börſen=
gerüchte über eine unmittelbar bevorſtehende Auszahlung weiterer
Schiffahrtsentſchädigungen aus dem Freigabefonds als zumindeſt
ver=
früht bezeichnet. Die Ausſchüttung der Freigabebeträge dürfte kaum
ſor zwei Monaten erfolgen.
Der Agent an der Breslauer Produktenbörſe und Mitglied des
hörſenvorſtandes Sigismund Morgenſtern iſt vorgeſtern freiwillig aus
em Leben geſchieden. Der Grung dürfte in wirtſchaftlichen
Schwerig=
iten zu ſuchen ſein. In unterrichteten Kreiſen wird dieſer tragiſche
all mit der im ſchleſiſchen Maklergewerbe bekanntlich beſtehenden
Not=
age in Zuſammenhang gebracht.
Das ſeit 30 Jahren beſtehende Damenmodenhaus Benno Süßbind=
Saarbrücken hat ſeine Zahlungen eingeſtellt. In beteiligten Kreiſen
ſchätzt man die Verbindlichkeiten auf zirka 700 000 Francs.
dings der Kaufpreis noch nicht endgültig feſtſteht. Im vorher
ver=
leſenen Status ſind dafür 15 Millionen Reichsmark eingeſetzt.
Veräußert wurden 1,8 Millionen Geſamtkapital der Frankfurter
Lebensverſicherung zu 100 Prozent, 1,85 Millionen Aktien der
Berliniſch=Preußiſchen Lebensverſicherung. 866.000 Aktien der
Karlsruher Lebensverſicherung, beide an die Münchener
Rückver=
ſicherung für insgeſamt 8,47 Millionen, ferner 2 Millionen mit
25 Prozent eingezahlten Aktien der Aachen=Leipziger Verſicherung
aus dem Beſitz der Fravag ſowie 1,8 Millionen der gleichen aus
dem Beſitz der Helios=Geſellſchaft zu 130 Prozent.
Dann kamen in der G.V. die Aktionärvertreter zu Wort, die
begreiflicherweiſe in manchmal recht ſcharfer Form das Verhalten
des Vorſtandes und Aufſichtsrates kritiſierten. Der Vertreter des
Deutſchen Aktionärvereins Prof. Abt bemängelte, daß wegen der
erſt heute erfolgten Vorlegung des Berichtes des Aufſichtsrates
eine direkte Stellungnahme der Aktionäre in der Verſammlung
nicht möglich ſei. Man müſſe erſt die Ergebniſſe der
Reviſions=
kommiſſion abwarten. Er bat die Verwaltungsbanken, die
ſtrit=
tigen Fragen nicht im Rechtswege zu erörtern, ſondern den ſo
ſchwer geſchädigten Aktionären eine angemeſſene
Wiedergut=
machung zu gewähren. Nur ſo könne das Vertrauen zu den
deut=
ſchen Aktienunternehmungen im In= und Auslande wieder
herge=
ſtellt und geſtärkt werden. Im gleichen Sinne lauteten die
Aus=
führungen des Rechtsanwaltes Hamburger in Karlsruhe. Beide
Redner betonten übrigens die Notwendigkeit der baldigen
Inan=
griffnahme der Aktienrechtsreform.
In den Ausführungen der folgenden Aktionärsvertreter kam
meiſt die Meinung zum Ausdruck, daß erſt die Wahl einer
Revi=
ſionskommiſſion erfolgen müſſe und nach deren Tätigkeit weitere
Maßnahmen in einer kommenden G. V. beſchloſſen werden könnten.
Bei der Abſtimmung, die durch Stimmzettel erfolgt, ergibt
ſich, daß die Mehrheit, nämlich 16,23 Millionen RM. Aktien (
ein=
ſchließlich der Verwaltungsaktien) die Wahl einer ſechsgliedrigen
Kommiſſion fordert, während 1,8 Mill. RM. eine Kommiſſion aus
neun Mitgliedern und 0,6 Mill. RM. Aktien eine ſolche aus
ſieben Mitgliedern verlangen. Folgende Herren wurden
vorge=
ſchlagen: Prof. Dr. Apt=Berlin, Bankier Feibel=Frankfurt a. M.,
Präſident Dr. Fiſcher=Berlin, Kommerzienrat Manaſſe=Berlin,
Prof. Dr. Trumpler=Frankfurt a. M. und Dr. Max Kolp=Zurich.
Die Wahl der erſten fünf bereits genannten Mitglieder der
Kom=
miſſion erfolgte hierauf einſtimmig! über die Wahl des ſechſten
Mitgliedes. Dr. Kolp, herrſchte Unſtimmigkeit, da von
verſchie=
denen Seiten an ſeiner Stelle Dr. Schwendener=Zürich
vorgeſchla=
gen wurde. Die Abſtimmung ergibt die Wahl Dr. Kolps mit 15.80
Mill. RM. Aktien. Auf Dr. Schwendener entfallen 2.5 Mill. RM.
Gegen ſämtliche Beſchlüſſe der G.V. wurde von Dr. Schwendener=
Zürich, M. Reuther=Nürnberg (Vertreter des
Vermögensſchutzver=
eins, Nürnberg), Dr. Weibel=Zürich und Dr. Roſenburg=
Frank=
furt a. M. Proteſt zu Protokoll gegeben, während Dr. Meyer=
Baſel lediglich gegen die Wahl Dr. Kolps proteſtierte. Zum
Schluß erklärte der Vorſitzende, daß die Reviſionskommiſſion
hof=
fentlich in etwa 6—8 Wochen ſoweit ſein werde, einer
Aktionär=
verſammlung einen Zwiſchenbericht vorzulegen.
Wirtſchaftliche Rundſchau.
Mekallnokierungen.
Die Berliner Metallnotierungen vom 30. September ſtellten ſich
für Elektrolytkupfer auf 170.75 Originalhüttenaluminium 190, desgl.
194, Reinnickel 350. Antimon Regulus 66—70, Feinſilber 69.25—71.00.
Die Verliner Metalltermine vom 30. September 1929 ſtellten ſich
für Kupfer: Januar 148.00 (148.25), Februar 148.50 (148.75), März
und April 149.00 (149.00), Mai bis Juli 149.25 (149.50), Auguſt und
September 149.50 (149.75), Oktober 145.00 (146.75), Nobember 146.75
(147.25), Dezember 147.50 (148.00). Tendenz: ruhig. — Für Blei:
Oktober 46.50 (47.25),
Januar bis Auguſt 46.50 (47.25), Sept.
Für
November und Dezember 46.75 (47.00). Tendenz; ruhig.
Zink: Januar 46.00 (47.50), Februar und März 46.00 (47.25), April
46.50 (47.50), Mai und Juni 46.50 (48.00), Juli 47.50 (48.50), Auguſt
47.25 (48.25). Sept. — (
Oktober 45.00 (47.00), November 45.00
(47.50), Dezember 45.75 (47.50). Tendenz, luſtlos. — Die erſten Zahlen
bedeuten Geld, die in Klammern Brief.
Kündigungen von Angeſtellten bei der Commerz= und Privatbank.
Die an der Börſe umlaufenden Gerüchte über größere Kündigungen
von Angeſtellten der Commerz= und Privatbank zum 31. Dezember d8.
Js. entſprechen, wie wir hören, den Tatſachen. Die Bank habe ſich bei
der gegenwärtigen Geſchäftslage durch die vielfache Zuſammenlegung
von Depoſitenkaſſen in der Provinz mit denjenigen der Mitteldeutſchen
Kreditbank zu dieſer Maßnahme gezwungen geſehen. In Berlin
dürf=
ten die Kündigungen die Zahl 100 nicht überſchreiten, aus der Provinz
lägen genaue Angaben über die Zahlen noch nicht vor.
Die deutſche Bleierzeugung im Auguſt 1929. Die deutſche Produktion
von Original=Hüttenweichblei einſchließlich kleinerer Mengen Hartblei
ſtellte ſich, wie der Geſamtausſchuß zur Wahrung der Intereſſen der
deutſchen Metallwirtſchaftſchaft, Berlin, auf Grund der Berechnungen
des ſtatiſtiſchen Büros der Metallgeſellſchaft, A.=G., Frankfurt a. M.,
mitteilt, im Auguſt 1929 auf 9 534 To. gegen 8 154 To. im Monat Juli.
Frankfurker und Berliner Effeklenbörſe.
Frankfurt a. M., 30. September.
Im Vormittagsverkehr war die Stimmung nicht unfreundlich, doch
war Geſchäft nicht zu verzeichnen. Zum offiziellen Beginn erfuhr die
Tendenz jedoch eine Abſchwächung, da in Reichsbankanteilen und in
Glanzſtoffaktien Material herauskam. Da wieder großer Ordermangel
beſtand, blieb die Spekulation zurückhaltend, ſchritt ſogar
verſchiedent=
lich zu Abgaben, ſo daß, aber beeinflußt in der Hauptſache durch das
große Angebot in den oben genannten Aktien, Abſchwächungen bis zu
1½ Prozent eintraten. Die Bankfuſion regte verſchiedentlich noch etwas
an. Deutſche Bank und Berliner Handelsgeſellſchaft gewannen bis zu
1 Prozent, dagegen Diskontogeſellſchaft nur gut behauptet. Dresdner
Bank mußten von ihrem erheblichen Gewinn der letzten Tage wieder
2 Prozent hergeben. Commerzbank lagen 1½ Prozent niedriger.
Reichs=
bank büßten 6½ Prozent ein. Montanwerte ohne nennenswertes
Ge=
ſchäft. Nur Mannesmann lagen etwas gebeſſert. Buderus und Phönix
unverändert. Gelſenkirchen und Rheinſtahl bis 1 Prozent ſchwächer.
Kaliwerte auf einige Nachfrage bis zu 1½ Prozent feſter. J. G.
Far=
ben minus 2 Prozent. Am Elektromarkt gaben Siemens 2½ Prozent,
Lahmeyer 1½ Prozent und A.E.G. 1½ Prozent nach. Chadeaktien
leicht erhöht. Schiffahrtswerte bis 1½ niedriger. Die wieder erholte
New Yorker Börſe vom Samstag machte keinen Eindruck. Renten ſtill
und kaum verändert. Im Verlaufe ſtagnierte das Geſchäft faſt wieder
vollkommen. Die Kursgeſtaltung war nicht einheitlich. Einige Werte
konnten eine Kleinigkeit anziehen, während ſich auf der anderen Seite
kleine Abſchwächungen ergaben. Die Gewinne und Verluſte hielten ſich
die Waage. Nur Schiffahrtswerte traten etwas hervor und konnten
ihren anfänglichen Verluſt wieder ausgleichen. Die Ausführungen in
der heutigen G.V. der Frankfurter Allgemeinen Verſicherung
verſtimm=
ten ſtark, ſo daß die Börſe zum Schluß in ziemlich abgeſchwächter
Hal=
tung ſchloß. Die Verluſte gingen bis zu 2 Prozent.
Am Geldmarkt war Tagesgeld mit 8½ Prozent unverändert. —
Am Deviſenmarkt nannte man Mark gegen Dollar 4,1946, gegen Pfunde
W,365. London=Kabel 4,8545, —Paris 123,85, —Mailand 92,75, —Madrid
32,83 —Holland 12,0875.
An der Abendbörſe war die Tendenz luſtlos, bei weiter
an=
haltendem Ordermangel. Gegenüber dem Berliner Schluß waren bei
den wenig zuſtandegekommenen Erſtnotizen kaum Veränderungen zu
ver=
zeichnen.
Berlin, 30 September.
An der faſt völligen Geſchäftsloſigkeit, die im heutigen
Vormittags=
verkehr herrſchte, änderte ſich auch zu Beginn der offiziellen Börſe wenig.
Infolge Ordermangel blieb die Tendenz zunächſt unentſchieden, und die
Spekulation wartete ſichtlich ab, wie ſich die Banken verhalten würden.
Als von dieſer Seite keine Interventionstätigkeit zu erkennen war,
gaben die Kurſe allgemein nach, da von dem Markt der
Reichsbankan=
teile eine Verſtimmung ausging. Die ſchon am Samstag bekannten
ſtarken Goldverluſte (zirka eine Million Pfund) der Bank von England
wirkten nach, die neue Befürchtungen hinſichtlich der internationalen
Geldmarktlage und der Diskontpolitik Londons aufkommen ließen.
Auch daß bei der Commerzbank heute eine große Anzahl von
Kündi=
gungen ausgeſprochen wurde (in Berlin allein ſpricht man von 100
Beamten), wirkte nicht gerade tendenzbeſſernd. Relativ feſt und bis zu
3 Prozent höher eröffneten Spritwerte und Stolberger Zinkaktien. Auch
im Verlaufe war die Kursentwicklung keine einheitliche. Zur
Zurück=
haltung mahnten die innerpolitiſchen Schwierigkeiten. — In Siemens
und Schuckert wurde das Geſchäft ſpäter lebhafter, ebenſo waren
Sprit=
werte gefragt.
Berliner Kursbericht
vom 30. September 1929
Deviſenmarki
vom 30. Sepiember 1929
3 Nannesm. Röhr. 110.125 Hohenlohe=Werle 98.— Buenos=Aires 1 Pap. Peſo 1.75e 1.7621 Kanado 1 canad. Doll. 4.158 4.168 Verl. Maſch.=Bau 70.— Maſch.=Bau=Untn. 51.- Lindes Eismaſch. 158.— New York 1 Dollat 4.1920 4.2000 Urnguah 1 Goldpeſo 4.09 4.104 Contt Gummi *8
Nordd. Wolle. 126.— Herm. Poege 38.25 Belgien 100 Belgo 58.345/ 58.46:! Kéland 100 eſtl. Kr. 92.09 92.32 Deutſche Cont. Gas .— Oberſchleſ. Koksw. 102.375 /. VogelTelegr. Draht 8.— Italien 100 Lire 21. 490 21.49t Tallinn (Eſtl.) 100 eſtl. Kr. 111.89 711.91 Deutſche Erdöl 113.125 Orenſtein & Koppel I1 82.— Wanderer=Werke 62.50 Paris 100 Franes 16.425 16.465 Riga 1100 Lats 180.70 80.86
Frankfurter Kursbericht vom 30. September 1929.
67 Dtſche. Reichs
anl. v. 27 ......
% Baden Frei=
„ſtagt b. 23 za.
Bahern
Frei=
ſtaat v. 27 .....
8% Heſſen
Volks=
ſtaat. . v. 28
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Staats=
anl. v. 28 ......
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ſtaat v. 27 .....
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Frei=
ſtaat v. 27 .....
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Ablöſungsanl. ..
Dtſche. Anl.
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ſungsſch. (Neub.)
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Schutzge=
bietsanleihe ....
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% Berlin v. 24 ..
38 Darmſtadt v. 26
b.28
2 Frkf. a. M. v. 26.
Mainz v. 26 ..
635 M.
Nannh. v. 26.
8% Nürnbergb. 26.
8‟), Heſſ. Landesbk.
Goldpfbr.. . ..
8‟. Heſſ. Landesbk.
Goldoblig. ....
4/,). Heſſ. Ld8.=
Gyp.=Bk.=Liquid.
Pfbr. ......
11. Preu ß. Lds.=
Pfbr.=Anſt.
Gold=
pfbr. ....."
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Pfbr.=Anſt.
Gold=
obl. . . . . . . . . . . ."
87.5
74.5
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KaſſelerLandes=
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Dt. Komm.
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8e, Preuß. Centrl.=
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79 Ver. Stahlwerke
mit Opt. v. 26
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von 26 .... ..."
J. G. Farben Aonds
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Gold= u. Silb.=Anſtalt.
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Elektr. Licht u. Kraft
Liefer=Geſ.
Cſchw. Bergwerk.
Eßlinger Maſchinen
Ettlinger Spinnerei
J. G. Farbeninduſtr
Feinmech. (Jetter).
Felt. & Guilleaum.
Frkſt. Gas .......
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Geiling E Cie.....
Gelſenl. Berowerk
Geſ. eleſtr.
Unter=
nehmungen ....
Goldſchmidt Th. .
Gritzner Maſchinen
Grün & Bilfinger
Bafenmühle Frkft.
Hammerſen (Csn.)
Harpener Bergbau
Henninger, Lempf.
Hilpert Armaturfor!;
Hinderichs=Aufferm
Hirſch Kupfer. .. . .
Hochtief Eſſen ....
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110
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202
22
58
136
69
3
125.75
80
89
218
125
230
235
143
72.5
111.25
178
273
70
14
107.5
215
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69
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10c.5
268.5
143
178.5
80
192
284
100.5
115.5
219
163
210
76
157.5
371.5
115.5
153.5
101
9.50
76.5
114
156
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189
150
130.5
229
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165.75
161.5
103
138
138.5
128
122.5
150
30.75
134
121
1a8
12.75
131
86.75
121
112
123
265
115
165
Nummer 222
Dienstag, den 1. Oktober 1929
Seite 43.
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Haushaltungsſchulen iſt bei Meidung
der Beitreibung und Koſtenberechnung
bis ſpäteſtens 10. Oktober Ifd. Is. an
die unterzeichnete Kaſſe zu zahlen.
Darmſtadt, den 1. Okt. 1929. (st15323
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Lauteſchlägerſtr. 12.
Telephon 778.
Das nachſtehend bezeichnete Grundſtück, das zur Zeit der
Eintragung des Verſteigerungsvermerks auf den Namen des
Kaufmanns Louis Oppenheimer in Arheilgen und ſeiner
Ehefrau Cäcilie, geb. Lorſch, zu je ½ im Grundbuch
ein=
getragen war, ſoll
Dienstag, den 29. Oktober 1929, nachm. 3½, Uhr,
durch das unterzeichnete Gericht, an Gerichtsſtelle, Zimmer
Nr. 219, verſteigert werden.
Die Verſteigerung erfolgt zum Zwecke der
Auseinander=
ſetzung.
Der Verſteigerungsvermerk iſt am 26. Februar 1929 in das
Grundbuch eingetragen worden.
Inſoweit Rechte zur Zeit der Eintragung des
Verſtei=
gerungsvermerks aus dem Grundbuche nicht erſichtlich waren,
ſind ſie ſpäteſtens im Verſteigerungstermin vor der
Auf=
forderung zur Abgabe von Geboten bei dem unterzeichneten
Gericht anzumelden und, wenn der Gläubiger widerſpricht,
glaubhaft zu machen, widrigenfalls ſie bei der Feſtſtellung
des geringſten Gebots nicht berückſichtigt und bei der
Ver=
teilung des Verſteigerungserlöſes den übrigen Rechten
nach=
geſetzt werden.
Diejenigen, welche ein der Verſteigerung
entgegenſtehen=
des Recht haben, werden aufgefordert, vor der Erteilung des
Zuſchlags die Aufhebung oder einſtweilige Einſtellung des
Verfahrens herbeizuführen, widrigenfalls für das Recht der
Verſteigerungserlös an die Stelle des verſteigerten
Gegen=
ſtandes tritt.
(13993a
Darmſtadt, den 26. Auguſt 1929.
Heſſiſches Amtsgericht I.
Bezeichnung des Grundſtücks:
Grundbuch für Darmſtadt, Bezirk III, Band VIII, Blatt 361.
Betrag der
Nr. Flur Nr. Kulturart u. Gewann am Schätzung
1 III 1260 Hofreite Nr. 28
Wendel=
ſtadtſtraße
334 25 000 RM.
Zwangsverſteigerung.
Das nachſtehend bezeichnete Grundſtück, das zur Zeit
der Eintragung des Verſteigerungsvermerks auf den Namen
1. der Kaufmann Joſef Plaut Witwe, Henriette, geb.
Marx, 2. des Kaufmanns Jſaak Plaut und 3. des
Kauf=
manns Arthur Plaut, alle in Darmſtadt, im Grundbuch
eingetragen war, ſoll
Dienstag, den 5. November 1929, nachm. 3½, Uhr,
durch das unterzeichnete Gericht an Gerichtsſtelle, Zimmer
219, verſteigert werden.
Die Verſteigerung erfolgt im Wege der
Zwangsvoll=
ſtreckung.
Der Verſteigerungsvermerk iſt am 10. Auguſt 1928 in
das Grundbuch eingetragen worden.
Inſoweit Rechte zur Zeit der Eintragung des
Verſteige=
rungsvermerks aus dem Grundbuche nicht erſichtlich waren,
ſind ſie ſpäteſtens im Verſteigerungstermin vor der
Auffor=
derung zur Abgabe von Geboten bei dem unterzeichneten
Gericht anzumelden und, wenn der Gläubiger widerſpricht,
glaubhaft zu machen, widrigenfalls ſie bei der Feſtſtellung
des geringſten Gebots nicht berückſichtigt und bei der
Ver=
teilung des Verſteigerungserlöſes dem Anſpruche des
Gläu=
bigers und den übrigen Rechten nachgeſetzt werden.
Diejenigen, welche ein der Verſteigerung
entgegenſtehen=
des Recht haben, werden aufgefordert, vor der Erteilung des
Zuſchlags die Aufhebung oder einſtweilige Einſtellung des
Verfahrens herbeizuführen, widrigenfalls für das Recht der
Verſteigerungserlös an die Stelle des verſteigerten Gegen=
(14287a
ſtandes tritt.
Darmſtadt, den 6. September 1929.
Heſſiſches Amtsgericht I.
Bezeichnung des Grundſtücks:
Grundbuch für Darmſtadt, Bezirk IV, Band VIIl, Blatt 481.
Betrag der
O.=Nr. Flur Nr. Kulturart u. Gewann am Schätzung
1 V. 557 Hofreite Nr. 46
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Zwangsverſteigerung.
Die nachſtehend bezeichneten Grundſtücke, die zur Zeit der
Eintragung des Verſteigerungsvermerks auf den Namen der
Wilhelmine Schneider, geb. Karp, Ehefrau des
Maler=
meiſters Georg Schneider in Darmſtadt im Grundbuch
ein=
getragen waren, ſollen
Dienstag, den 22. Oktober 1929, nachm. 31, Uhr,
durch das unterzeichnete Gericht an Gerichtsſtelle, Zimmer 219,
verſteigert werden.
Die Verſteigerung erfolgt im Wege der
Zwangsvoll=
ſtreckung.
Der Verſteigerungsvermerk iſt am 20. März 1929 in das
Grundbuch eingetragen worden.
Reeng
Inſoweit Rechte zur Zeit der Eintragung
waren
rungsvermerks aus dem Grundbuche nicht er
for=
ind ſie ſpäteſtens im Verſteigerungstermin
eichneten
derung zur Abgabe von Geboten bei dem
richt
Gericht anzumelden und, wenn der Gläu
ſtſtellung
de
glaubhaft zu machen, widrigenfalls ſie
der
Ver=
des geringſten Gebots nicht berückſ
8
Gläu=
teilung des Verſteigerungserlöſes dem Ar
bigers und den übrigen Rechten nachgeſetzt n
inſtehen=
Diejenigen, welche ein der Verſteigerung
ung des
des Recht haben, werden aufgefordert, vor de
ing des
Zuſchlags die Aufhebung oder einſtweil
ſtecht der
Verfahrens herbeizuführen, widrigenfalls fü
gen=
Verſteigerungserlös an die Stelle des ver
3609a
ſtandes tritt.
Darmſtadt, den 26. Auguſt 1929.
Heſſiſches Amtsgericht I
Bezeichnung der Grundſtücke:
att 127.
Grundbuch für Darmſtadt, Bezirk I, Band III
Nr. Flur Nr. Kulturart u. Gewann am Betrag der
chätzung
000 RM.
T 1382. Hofreite Nr. 41 Kiesſtr
000 RM.
1 1383 Grabgarten daſelbſt
z
Zwangsverſteigerung
Die nachſtehend bezeichneten Grundſtücke, die zur Zeit
der Eintragung des Verſteigerungsvermerks auf den Namen
des Viehhänders Hermann Scherkamp und ſeiner Ehefrau
Auguſte, geb. Bürmann, beide in Darmſtadt, als
Geſamt=
gut der allgemeinen Gütergemeinſchaft im Grundbuch
ein=
getragen waren, ſollen
Dienstag, den 12. November 1929, nachm. 31/, Uhr,
durch das unterzeichnete Gericht an Gerichtsſtelle, Zimmer
Nr. 219, verſteigert werden.
Die Verſteigerung erfolgt im Wege der
Zwangsvoll=
ſtreckung.
Der Verſteigerungsvermerk iſt am 5. Auguſt 1929 in das
Grundbuch eingetragen worden.
Inſoweit Rechte zur Zeit der Eintragung des
Verſtei=
gerungsvermerks aus dem Grundbuche nicht erſichtlich waren,
ſind ſie ſpäteſtens im Verſteigerungstermin vor der
Auf=
forderung zur Abgabe von Geboten bei dem unterzeichneten
Gericht anzumelden und, wenn der Gläubiger widerſpricht,
glaubhaft zu machen, widrigenfalls ſie bei der Feſtſtellung
des geringſten Gebots nicht berückſichtigt und bei der
Ver=
teilung des Verſteigerungserlöſes dem Anſpruche des
Gläu=
bigers und den übrigen Rechten nachgeſetzt werden.
Diejenigen, welche ein der Verſteigerung entgegenſtehendes
Recht haben, werden aufgefordert, vor der Erteilung des
Zuſchlags die Aufhebung oder einſtweilige Einſtellung des
Verfahrens herbeizuführen, widrigenfalls für das Recht der
Verſteigerungserlös an die Stelle des verſteigerten
Gegen=
ſtandes tritt.
(14342a
Darmſtadt, den 6. September 1929.
Heſſiſches Amtsgericht I.
Bezeichnung der Grundſtücke:
Grundbuch für Darmſtadt, Bezirk V, Band XXXI, Blatt 2019
Schätzung 1. KVIII 10 Stall mit Hofraum Artillerieſtr. Nr. 137),o 1500 RM. 2. KVIII 11 Hofreitegrund daſelbſt 13 100 RM. 3. XwIII 12 Stall mit Hofraum (überdeckter Kanal) daſelbſt 79y 2700 RM. 4. KVIII 122/,o Grasgarten (Vorgart.) daſelbſt 39 400 RM. 2. XVIII 13 Hofreite daſelbſt 245 31 500 RM. 6. XVIII 14 Grasgarten daſelbſt 88 800 RM. 7. XVIII 76o Schuppen mit Hof= raum daſelbſt 365 3 500 RM. RO
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Seite 15
Die Gebrüder Sklarek ſind, von dem hohen
Piedeſtal der ehrſamen Kaufleute geſtürzt worden,
jetzt allerdings beginnt ein großes Wundern, wie
man den drei Geſchäftemachern ein ſo großes
Ver=
trauen ſchenken konnte. Denn immer ſchönere Dinge
werden enthüllt, und geradezu phantaſtiſch mutet es
an, wie die Sklareks ungeſtört einen Handel mit der
Stadt Berlin treiben konnten, der an Wucher grenzt.
Aus den vielen Beſchwerden, die gegen die
Ver=
triebsgeſellſchaft vorliegen, ſei nur eine
herausgegrif=
fen: Bekanntlich lieferten die Sblareks an die
Wohl=
fahrtsämter Bekleidungsgegenſtände aller Art, die am
Unterſtützungsbedürftige abgegeben wurden. Darunter
befanden ſich auch Unterbeinkleider für Herren,
Maſ=
ſenware aus wollgemiſchtem Garn, für die das Haus
Sklarek dem Magiſtrat pro Paar 4,75 RM. in
Rech=
nung ſtellte. Einem Kaufmann in Berlin=
Wilmers=
dorf kam ein derartiges Stück in die Hände; er
be=
merkte, daß er die gleiche Ware im Kleinverkauf für
2.45 RM. abgebe. Kurz entſchloſſen wandte er ſich an
einen gerichtlichen Sachverſtändigen, der in ſeinem
Gutachten zu dem Schluß kam es handele ſich um
eine Stapelware von minderer Qualität, für die kein
Geſchäft mehr als 2.45 bis 2.75 RM. abnehmen werde.
In dieſem Preis ſeien alle Unkoſten und die
Ver=
dienſtſpanne bereits abgegolten. Der von den
Skla=
reks geforderte Preis von 4.75 RM. müſſe als
unan=
gemeſſen gelten. Dieſes Gutachten reichte der
be=
ſchwerdeführende Kaufmann dem Wohlfahrtsamt ein,
erhielt aber zu ſeinem Erſtaunen die Antwort, daß
nach einem anderen, vom Wohlfahrtsamt eingeholten
Gutachten „die Urteile dahin gingen, daß der Preis
zwar hoch, aber nicht unangemeſſen ſei.‟ Ein
der=
artiger Beſcheid von amtlicher Stelle muß natürlich
nur die umlaufenden Gerüchte verſtärken, daß die
Sklareks Helfershelfer gehabt haben. Tatſächlich
nennt man in Berlin ganz offen die Namen von
Stadträten und anderen höheren Beamten des
Ma=
giſtrats, die auffällig häufig in der Geſellſchaft der
Shlareks waren, mit ihnen zechten uſw. Wir kennen
ja das alles aus dem Barmat= und dem Kutisker=
Skandal. Auch der Name eines Bezirksbürgermeiſters
wird genannt. Bleibt nur zu hoffen, daß der
Ma=
giſtrat von ſich aus jetzt ſehr kräftig eingreift, um
den Laden zu ſäubern, zumal bekannt geworden iſt,
daß das Treiben der Shlareks mehrfach Anlaß zu
Beſchwerden auch beim Berliner
Oberbürger=
meiſter Dr. Böß gegeben habe, die aber alle ohne
Eindruck geblieben ſind.
Der Sklarekſkandal wächſt.
Der Millionenbetrugsſkandal der drei Gebrüder
Sklarek zieht immer weitere Kreiſe. Laut „M.”
be=
faßt ſich die Staatsanwaltſchaft noch immer mit dem
Studium der ſehr umfangreichen Akten. Ein
An=
trag auf Eröffnung der gerichtlichen Vorunterſuchung
iſt noch nicht geſtellt worden, hingegen finden
un=
unterbrochen Beratungen bei der Staatsanwaltſchaft
ſtatt, zu denen am Montag auch die Leiter der
poli=
zeilichen Unterſuchung hinzugezogen werden ſollen.
Es wird in dieſer Konferenz erwogen werden, ob
der Kreis der Ermittlungen nicht weſentlich weiter
und auch auf Mitglieder der ſtädtiſchen
Körperſchaf=
ten und Beamte ausgedehnt werden ſoll.
Berlin. Das Nachrichtenamt der Stadr
Ber=
lin teilt mit: Den Vertretern der
Staatsanwalt=
ſchaft, Oberſtaatsanwalt Wilde, Oberſtaatsanwalt
Tetzlaff, Staatsanwaltſchaftsrat Dr. Weißenberg,
wurde geſtern von dem Bürgermeiſter Scholz und
Stadtkämmerer Lange das geſamte Material,
betref=
fend den Sklarekfall, vorgelegt und, ſoweit es ſich
gegen ſtädtiſche Beamte richtet, durchgeſprochen. Aus
der Beſprechung hat ſich ergeben, daß bisher keine
ſtrafbare Handlung eines Beamten feſtgeſtellt iſt, die
der Staatsanwaltſchaft zu einem Eingreifen
Veran=
laſſung gäbe. Es ſollen daher nach der Beſprechung
alle weiteren Ermittlungen gegen die Beamten
ge=
meinſam mit der Staatsanwaltſchaft von der
ſtädti=
ſchen Verwaltung weitergeführt werden. Sollte eine
ſtrafbare Handlung noch in Erſcheinung treten, ſo
wird die ſtädtiſche Verwaltung der
Staatsanwalt=
ſchaft unverzüglich davom Kenntnis geben. Im
üibri=
gen ſollen die Ermittlungen mit tunlichſter
Beſchleu=
nigung und Energie zu Ende geführt werden.
Erfolg eines deutſchen Fliegers.
Brüſſel. Bei der Einweihung neuer
An=
lagen des Gverer Flughafens wurde ein
internatio=
naler Flugwettbewerb veranſtaltet, aus dem als
erſter Sieger der Deutſche Dr. Luſſer auf einem
Klemm=Flugzeug hervorging. Mit 273 Punkten
ge=
wann Luſſer den Wanderpokal des Königs von
Bel=
gien, den er im Jahre 1926 ſchon einmal an ſich
ge=
bracht hatte. Den zweiten und dritten Platz belegten
je ein Franzoſe, den vierten Platz ein Engländer,
Der Sieger wurde vom belgiſchen König
beglück=
wünſcht.
Ein deutſcher Flieger beim Fallſchirmabſprung
in Amerika getötet.
Mount Kisko (ew Yonk). Der kürzlich aus
Deutſchland eingewanderte Flieger Paul
Winter=
meher iſt bei einem Fallſchirmabſprung aus einem
Flugzeug, das ſich in 500 Meter Höhe befand, infolge
Verſagens des Fallſchirmes ums Leben gekommen.
Der Sturm in Florida.
New York. Aus Keh Weſt (Florida) wird
gemeldet: Die Stadt war geſtern nacht noch infolge
des Sturmwetters abgeſchnitten, obwohl ſie durch
den Sturm, der eine Stundengeſchwindigkeit von
112 Kilometern hatte, weniger gelitten hat, als die
Gegend nordöſtlich davon, in der der Sturm mit
einer Geſchwindigkeit von 145 Kilometern wütete.
Der Tornado rückt jetzt mit einer Geſchwindigkeitz
von 16 Kilometern in der Stunde gegen die
Mün=
dung des Miſſiſſippi vov, und man erwartete, daß
er geſtern zwiſchen Apalachicola und Penſacola
ein=
trifft. Nach einer Meldung aus New Orleans
wur=
den bei der Inſel Abaco an der Küſte von Florida
von dem Dampfer „Wisconſin Bridge” die 29 Mann
Beſatzung und der einzige Paſſagier gerettet. — Der
vorgeſtern hier eingetroffenen Dampfer der Red
Star Line „Vapland” berichtet, daß öſtlich von New
York ein Sturm mit 135 Kilometer
Stundengeſchwin=
digkeit, bei 14 Meter hohem Wellengang herrſcht.
Erdbeben auf Hawai.
London. Nach Meldungen aus Hilo auf
Hawai hat ein Erdbeben am Sonntag früh um 7.10
Uhr die ganze Stadt erſchüttert. Eine der
Haupt=
ſtraßen barſt an einer Stelle auseinander. Das
Ob=
ſervatorium in Hilo verzeichnete in den letzten
24 Stunden nicht weniger als 50 Erderſchütterungen.
Zwei Krater auf Hawai warfen glühende Lava aus,
Nummer 272
Großfeuer in einem Dorf.
Kaſſel. In Steinbach bei Heiligenſtadt brach
geſtern früh Feuer aus, dem in kurzer Zeit drei
Ge=
höfte zum Opfer fielen. Die Flammen ergriffen
dann auch den Kirchturm. Dach und Glockenſtuhl
verbrannten, und ſchließlich ſtürzten die Glocken
un=
ter furchtbarem Getöſe in die Tiefe. Sämtliche
Feuerwehren der Nachbarorte ſowie die Motorſpritze
der Stadt Worbis wurden aufgeboten. Im Laufe
des Vormittags war die Niederkämpfung des
Bran=
des noch nicht gelungen. Gewaltige Vorräte an
Ge=
treide, Futtermitteln und viele landwirtſchaftliche
Maſchinen ſind vernichtet. Das Vieh konnte gerettet
werden.
Großfeuer.
Aſchersleben. Am Sonntag, ſpät abends,
brach hier in den Speicher= und Büroräumen der
Firma Plath u. Co. ein rieſiges Schadenfeuer aus.
In dem großen, maſſiven Gebäude waren etwa 800
bis 1000 Zentner trockener Majoran aufgeſtapelt.
Das Feuer griff ſo ſchnell um ſich, daß die
Feuer=
wehr, die den Brand mit ungefähr 600 Meter
Schlauchleitungen bekämpfen wollte, machtlos war
und zuſehen mußte, wie das Gebäude bis auf die
Grundmauern niederbrannte. Der Wert des
ver=
brannten Majoran allein beträgt etwa 40 000 RM.
Als Entſtehungsurſache vermutet man Brandſtiftung
oder Kurzſchluß.
Am Dienstag Bayernfahrt das „Graf Zeppelin”
Friedrichshafen. Das Luftſchiff „Graf
Zeppelin” wird Dienstag früh zu ſeiner Bahernfahrt
aufſteigen. An der Fahrt werden ſich etwa 25
Paſſa=
giere beteiligen. Die Fahrt führt vorausſichtlich über
Mergentheim, Würzburg, Kulmbach, Bayreuth,
Ne=
gensburg, Landshut, München und Augsburg.
Geheimnisvoller Todesfall in einer
Schwach=
ſinnigenanſtalt.
Nach einer Meldung der „B. Z. a. M.” wurde in
der Erziehungs= und Pflegeanſtalt für Schwachſinnige
„Hephata” in Gladbach=Rheydt eine 21jährige
Büro=
angeſtellte auf einem Sofa tot aufgefunden.
An=
ſtaltsärzte nahmen nach der erſten Unterſuchung als
wahrſcheinliche Todesurſache Vergiftung an. Aeußere
Zeichen an dem Körper deuteten dann darauf hin,
daß dem Tode ein ſchwerer Kampf vorausgegangen
ſein muß. Die eingeleiteten Ermittlungen hatten ein
überraſchendes Ergebnis. Der Anſtaltsleiter Nieſeling
wurde unter dem Verdacht, mit der Angeſtellten in
unerlaubten Beziehungen geſtanden zu haben, zunächſt
feſtgenommen, flüchtete dann aber und wurde erſt
abends im Anſtaltsgebäude in einem Verſteck
auf=
gefunden und von neuem verhaftet. Nieſeling iſt
der Schwiegerſohn des früheren Direktors und ohne
die ſonſt übliche Vorbildung in ſeine Direktorſtellung
gelangt. Er hat zugegeben, daß er nicht nur zu der
Kontoriſtin, ſondern auch zu einer weiteren
Ange=
ſtellten intime Beziehungen hatte.
Wieder ein Mord in Düſſeldorf.
Düſſeldorf. Am Montag früh iſt auf dem
Obercaſſeler Rheinwieſen die Leiche einer weiblichen
Perſon gefunden worden. Die Leiche lag auf dem
linken Rheinufer, etwa 50 Meter vom Ufer entfernt.
Eine Schleifſpur, die durch Blut gekennzeichnet war,
führte von der Leiche bis zu dem Damm an einem
Pappelwäldchen. Es handelt ſich bei der Ermordeten
um eine Frau im Alter von etwa 30 bis 40 Jahren.
Als Todesurſache wurden etwa acht ſchwere
Ver=
letzungen am Kopf feſtgeſtellt. Die Verletzungen ſind
wahrſcheinlich durch Schläge mit einem ſcharfkantigen
Gegenſtand herbeigeführt worden. Die
Mordkom=
miſſion hat in der Nähe des Tatortes an der nächſten
Rheinkrippe einen ſchlafenden Mann vorgefunden,
den ſie weckte. Es handelt ſich um einen Kaufmann,
der ſeit einiger Zeit erwerbslos iſt und ohne
Unter=
kunft war. Er gab an, in den letzten Nächten
häu=
figer an den Rheinkrippen geſchlafen zu haben. Auch
am Sonntag abend will er ſich dort zum Schlafen
niedergelegt haben. Während der Nacht habe er
nichts gehört. Ob der Mann mit der Mordtart in
Zuſammenhang gebracht werden kann, wird weiter
unterſucht.
Ein Berliner Bankier verhaftet.
Der 52 Jahre alte Bankier Ludwig de Leopold,
der Mitinhaber und erſte Direktor der
Internatio=
nalen Kredit=A.=G., Friedrichſtraße 77, wurde am
Montag vormittag auf Antrag der
Oberſtaatsanvalt=
ſchaft Frankfurt a. d. O. in ſeiner Berliner
Woh=
nung verhaftet und ſofort dem Vernehmungsrichter
im Berliner Polizeipräſidium zugeführt. Es wird
ihm vorgeworfen, an den großen
Hypothekenſchſvin=
deleien ſeines Bankagenten Schulz in Frankfurt
a. d. O. beteiligt zu ſein. Der Bankier beſtreitet,
von den Betrügereien ſeines Angeſtellen, die ſchon
ein Jahr zurückliegen, etwas gewußt zu haben.
Todesſturz bei einem Fluchtverſuch.
Hamburg. Der 2jährige, in Galveſton
ge=
borene und ſeit Ende Auguſt hier in
Auslieferungs=
haft gehaltene Steward Albert Piccola machte in der
Nacht im hieſigen Polizeigefängnis den Verſuch, vom
zweiten Stockwerk des Gefängniſſes aus mit Hilfe
zuſammengeknoteter Bettdecken auf die Straße zu
ge=
langen. Piccola ſtürzte bei dieſem Fluchtverſuch ab
und erlitt ſo ſchwere Verletzungen, daß er bald nach
der Einlieferung ins Krankenhaus ſtarb.
Zwei Perſonen bei einem Motorradunfall
tödlich verletzt.
Göttingen. In der Nacht zum Montag
er=
eignete ſich bei Geismar ein ſchwerer
Motorrad=
unfall, dem zwei Menſchenleben zum Opfer fielen.
Anpohner hörten einen Knall und fanden an einem
Baum ein ſtark beſchidigtes Motorrad und zwei
be=
wußtlos am Boden liegende Perſonen, einen Herren
und eine Dame. Beide ſtarben gleich nach der
Ein=
lieferung in die Klinik. Die beiden Motorradfahrer
waren von Göttingen hergekommen. Der Führer
Fritz Albrecht aus Elliehauſen hatte die Gewalt über
die Maſchine verloren und war gegen einen Baum
geraſt.
Schweres Motorradunglück.
Sonntag abend gegen ½20 Uhr fuhr auf der
Chauſſee Berlin-Zoſſen ein Motorradfahrer zwiſchen
den Orten Blankenfelde und Mahlow in eine Gruppe
von Reichsbannerleuten hinein und riß ſechs von
dieſen zu Boden. Der Motorradfahrer und ſeine
Begleiterin auf dem Soziusſitz wurden auf das
Straßenpflaſter geſchleudert und ſchwer verletzt. Die
ſechs verunglückten Mttglieder des Reichsbanners
er=
litten ebenfalls zum Teil ſchwere Verletzungen.
Dienstag, den 1. Okiober 1929
Das Gebäude des Ufa=Tonfilmateliers in Neubabelsberg bei Berlin.
Oben links: Der Signalapparat des Abhörers.
Auf dem Filmgelände in Neubabelsberg bei Berlin wurden die rieſenhaften Tonfilmateliers der
Ufa feierlich eingeweiht. Die Ateliers ſind abſolut ſchallſicher, haben keine Außenfenſter, und die
einzelnen Kontrollſtellen verſtändigen ſich mittels elektriſcher Apparate, die jedes ſtörende Geräuſch
(Photo Ufa.)
ausſchalten.
Die „Neue Schleuſe” wird durch Einfahrt des Ozeandampfers „Oronſay” eröffnet.
In Tilbury Docks im Londoner Hafen wurde die größte Schleuſe Englands feierlich dem Verkehr
bergeben. Die „Neue Schleuſe, liegt an der breiteſten Stelle der Themſe, ihre Länge beträgt etwa
300 Meter, ihre Breite 33 Meter, die Tiefe 14 Meter. Die Baukoſten der Rieſenſchleuſe, die den
größten Ozeandampfern Durchlaß gewahrt, betragen 40 Millionen Mark.
und wie ſie ſich auf die einzelnen Staaten verteilen.
in Deutschästerreich in Lchechosbonakel
in
Polen
Schweres Autounglück bei Trieſt.
Mailand. Ein ſchweres Automobilunglück
ereignete ſich in dem Trieſter Vorort Opcina. Die
Tragik des Unfalls liegt beſonders in dem Umſtand,
daß zu den Opfern des Unglücks auch ein junges
Ehepaar zählt, das in den Vormittagsſtunden
ge=
traut worden war und am Nachmittag eine
Auto=
fahrt in die Umgebung der Stadt unternahm. Auf
der Rückfahrt durchfuhr das Auto eine Bahnſchranke
und rannte in einen vorbeifahrenden Zug. Der
Wagen wurde von der Lokomotive mitgeriſſen. Drei
Perſonen wurden getötet und fünf ſchwer verletzt.
Schneeſtürme über Island.
Oslo. Nach Meldungen aus Reykjawik wurde
Island von heftigen Schneeſtürmen heimgeſucht.
Mehrere Perſonen ſollen erfroren ſein,
Ein Straßenbahnwagen geſtohlen.
New York. Aus Philadelphia wird über
einen nicht alltäglichen Diebſtahl berichtet. Ein
junger Mann erkletterte, während die Schaffner
früh=
ſtückten, einen Straßenbahnwagen und fuhr mit dem
Wagen davon. In raſendem Tempo ging es von
der Endſtation in die Stadt hinein. Inzwiſchen war
die Polizei benachrichtigt worden, die mehrere
Strei=
fen auf Motorrädern ausſchickte, um den Dieb
ein=
zufangen. Erſt nach einer wilden Jagd durch ganz
Philadilphia hindurch konnte der Wagen angehalten
und der Dieb feſtgenommen werden. Bei der
Verneh=
mung erklärte er, daß nunmehr ſein ſehnlichſter
Wunſch in Erfüllung gegangen ſei. Schon immer
habe er einmal mit einem Straßenbahnwagen ganz
allein durch die Stadt raſen wollen. Abgeſehen von
einigen kleineren Zwiſchenfällen, verlief die Fahrt
glücklicherweiſe glatt.
Seite 16
Dienstag den 1 Oktober 1929
Nummer 272
30 Jahre Reichsgericht.
Zum 1. Oftober.
Das Gebäude des Reichsgerichts in Leipzig.
Die ſieben Reichsgerichtspräſidenten 1879—1929 und die Jubiläumsmünze von Prof. Vocke=Kaſſel.
Die Reichsgerichtspräſidenten von links oben nach rechts oben: v. Simſon (1879—91), v.
Ohl=
ſchläger (1891—1903), Gutbrod (1903—05), v. Seckendorff (1905—19). Delbrück (1920—22), Simons
(1922—29), Bumke (ſeit 1. 4. 1929).
Das Reichsgericht, der gemeinſame oberſte Gerichtshof für
das ganze deutſche Reich, iſt auf Grund des Geſetzes vom 11. April
877 am 1. Oktober 1879 ins Leben getreten. Der Sitz des
Reichsgerichtes iſt bekanntlich in Leipzig. Erbaut wurde es von
Ludwig Hoffmann, der im Jahre 1885 bei einem Wettbewerb den
1. Preis und die Ausführung des Baues des
Reichsgerichts=
gebäudes für ſeinen im italieniſchen Renaiſſanceſtil gehaltenen
Entwurf erhielt, den er mit Dybwad gemeinſam angefertigt hatte.
Das gewaltige Gebäude wurde dann nach einem von ihm allein
angefertigten Entwurf unter ſeiner Leitung in den Jahren 1886
bis 1895 erbaut. Mit der Errichtung des Reichsgerichtes wurde
der langjährige Wunſch nach einem einheitlichen höchſten
Gerichts=
ſof für das ganze deutſche Reich erfüllt. Schon in früheren
Jahr=
hunderten hatte das Beſtreben nach einem höchſten deutſchen
Gericht mehrfach Geſtalt angenommen. So wurde unter
Maximi=
ſian I. im Jahre 1495 das berühmte Reichskammergericht
errich=
et, das aus einem vom Kaiſer ernannten Kammerrichter fürſtlicher
bder gräflicher Abkunft als Vorſitzenden, zwei ebenfalls vom Kaiſer
rnannten Kammerpräſidenten und einer Anzahl, teils katholiſcher,
ſeils evangeliſcher Reichskammergerichtsaſſeſſoren beſtand. Im
beſtfäliſchen Frieden wurde ihre Anzahl auf 50 feſtgeſetzt, die
urch Reichsbeſchluß von 1719 auf 25 vermindert wurde. Der
Sitz des Gerichtes war zuerſt in Frankfurt, ſeit 1693 nach
mancher=
ei Wechſel in Wetzla2. Wenn auch die Langſamkeit ſeiner
Recht=
ſprechung berüchtigt war, ſo war das Reichskammergericht doch
als Ausdruck der deutſchen Rechtseinheit von größter Bedeutung.
Mit der Auflöſung des alten, deutſchen Reiches im Jahr 1806
erreichte es ſein Ende, gleicherweiſe wie der Reichshofrat, der
neben dem Reichskammergericht als höchſtes deutſches Gericht
beſtand. Im Jahre 1497 wurde von Maximilian I. neben dem
Reichskammergericht ein Hofratskollegium für das Reich und die
Erblande errichtet. Ferdinand I., der ihm die erbländiſchen Sachen
entzog, erließ die erſte Reichshofratsordnung. Der Reichshofrat,
der ſeinen Sitz in Wien hatte, ſetzte ſich nach der Ordnung
Ferdinand III. vom Jahre 1654 aus dem Präſidenten,
Vizepräſi=
denten und 18 Räten zuſammen, die aus Grafen, Herren und
Gelehrten beſtanden und vom Kaiſer ernannt wurden. Im
neuen deutſchen Reiche gab es bis zum 1. Oktober 1879 nur für
Handelsfachen ein einheitliches deutſches Gericht, nämlich das
ſogenannte Reichsoberhandelsgericht, ein durch Bundesgeſetz
von 1869 als Bundesoberhandelsgericht eingeſetzter gemeinſamer
Oberſter Gerichtshof für Handelsſachen im Norddeutſchen Bunde,
ſpäter im deutſchen Reiche mit dem Sitz in Leipzig. In den
ein=
zelnen Ländern bildeten die Oberappellationsgerichte und in
Preußen das Obertribunal die Oberſten Gerichtshöfe. Sie
wur=
den am 1. Oktober 1879 mit Ausnahme des bayriſchen
Ober=
landesgerichts aufgehoben. Nach dem Gerichtsverfaſſungsgeſetz
vom 27. Januar 1877 wird das Reichsgericht mit einem
Präſi=
denten und der erforderlichen Anzahl von Senatspräſidenten
und Räten beſetzt. Bei Eröffnung des Reichsgerichts beſtand es
aus einem Präſidenten, 7 Senatspräſidenten und 60 Räten. Es
waren damals 5 Zivilſenate und 3 Strafſenate vorhanden. Der
Präſident, die Senatspräſidenten und die Räte wurden auf
Vor=
ſchlag des Bundesrats vom Kaiſer ernannt. Mitglied des
Reichs=
gerichts kann nur derjenige werden, der die Fähigkeit zum
Richteramte in einem Bundesſtaate erlangt und das 35.
Lebens=
jahr vollendet hat. Gegen den Willen des einzelnen Reichsrichters
kann eine Verſetzung in den Ruheſtand nur durch Beſchluß des
Reichsgerichts erfolgen, das gleiche gilt für die Enthebung eines
Mitglieds des Reichsgerichts von ſeinem Amt in beſonderen
Fällen. Die ſtaatsanwaltſchaftliche Tätigkeit vollzieht der
Ober=
reichsanwalt mit mehreren Reichsanwälten. Die Ueberlaſtung
des Reichsgerichts hat bald eine Vermehrung ſowohl der
Zivil=
ſenate, wie der Strafſenate erforderlich gemacht. Durch die neue
Reichsverfaſſung von 1919 wurden die Beſtimmungen über die
Ernennung der Mitglieder des Reichsgerichts geändert. Nach
Art. 46 der Reichsverfaſſung werden Präfident, Senatspräſidenten
und Räte auf Vorſchlag des Reichsrats vom Reichspräſidenten
ernannt. Auf Grund des Geſetzes zum Schutze der Republik
vom 21. Juli 1922 wurde ein beſonderer Staatsgerichtshof zum
Schutz der Republik beim Reichsgericht errichtet. Er war für
eine Anzahl der im Geſetz vorgeſehenen Handlungen zuſtändig,
und er ſetzte ſich aus 9 Mitgliedern zuſammen, von denen drei
Mitglieder des Reichsgerichts ſein mußten, während ſechs nicht
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Nr. 10530, 11104, 11408, 12773, 15596, Wert je Mk. 4.—
236
Nr. 28. 135, 277, 322, 323, 418, 554, 601, 613, 638, 642, 733, 1319,
1346, 1451, 1641, 2020, 2028, 2044, 2049, 2124, 2415, 2587, 2629, 2632, 2687, 2893,
2897, 3167, 3307, 3438, 3962, 4006, 4046, 4116, 4190, 4232, 4338, 4430, 4484, 4651,
4665, 4669, 4707, 4801, 5279, 5431, 5449, 5494, 5495, 5551, 5554, 5804, 5963, 5977,
5980, 6105, 6164, 6195, 6210, 6255, 6402, 6544, 6590, 6655, 7045, 7083, 7478, 7484
7491, 7511, 7685, 7707, 7829, 7840, 7860, 7885, 7959, 7962, 7997, 8004, 8118, 8209,
8255, 8289, 8371, 8373, 8383, 8444, 8487, 8882, 9001, 9034, 9408, 9517, 9565, 9572,
9723, 10047, 10136, 10181, 10182, 10388, 10485, 10528, 10575, 10593, 10613, 10650,
10655, 10668, 10678, 10703, 10856, 10859, 10866, 11109, 11145, 11429, 11589, 11615,
11620, 11739, 11779, 12294, 12299, 12360, 12424, 12673, 12700, 12813, 13202, 13209,
13214, 13219, 13294, 13306, 13333, 13338, 13340, 13362, 13363, 13415, 13748, 14414,
14888, 14963, 15004, 15008, 15009, 15020, 15147, 15219, 15600, 15634, 15636, 15778,
15780, 15960, 16038, 16069, 16070, 16258, 16273, 16320, 16346, 16349, 16361, 17232,
17343, 17346, 17568, 17634, 17668, 17771, 17829, 17899, 18012, 18157, 18160, 18164,
18165, 18413, 18453, 18455, 18523, 18540, 18807, 19001, 19012, 19295, 19300, 19416,
19597, 20152, 20238, 20490, 20504, 20573, 20844, 21061, 21353, 21499, 21550, 21956,
22040, 22057, 22573, 22670, 23091, 23092, 23225, 23275, 23286, 23897, 23899, 24901,
24998, 25077, 25173, 25320, 20509, 25640, 25675, 25801, 26036, 26050, 26252, 26786,
27337, 27581, 28170, 28529, 28676, 28862, 29910, Werte je Mk. 2.—.
Die Ziehung erfolgte am 25. September 1929 unter polizeilicher Aufſicht.
Da die Loſe nur zum Teil abgeſetzt werden konnten, wurden die Gewinne nach
den Verloſungsbeſtimmungen neu geregelt und behördlich genehmigt.
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Dienstag, den 1. Offober 1929
Geite 17
lonnte ihn nie recht leiden — zur Seite und ſtürzt in das
Zuchthaus.
Ein Aufſeher tritt ihm im Hauſe entgegen.
Ah ... Tyhler. George kennt ihn.
Wenige Worte, hervorgeſtoßen in Angſt:
„Wo. . . findet die Hinrichtung ſtatt?”
Der Lift ſauſt fünf Stockwerke empor. Einen laugen Gang
eilte George entlang.
Da, die vierte Tür links.
den Schultern rüttelt. „Was wollen Sie? Was wollen Sie?
Dort ſitzt Kateriak! Es iſt Katerink! Gehen Sie!”
Doch George hat ſeine Ruhe wiedergefunden und die
wahn=
ſinnige Erregung in ſeinem Herzen niedergerungen. Er ſteht
vor dem Schalter und befiehlt. Er brüllt den Befehl: „
Ab=
ſchnallen!“
Und ſie wagen nicht, George zu widerſprechen, der wie der
rächende Gott vor ihnen ſteht.
Sie hören nicht auf Mr. Bottlings, haſtiges Reden. Sie
ſchnallen den Bewußtloſen ab.
Als dieſer von dem Mordgerüſt herunter iſt, tritt George zu
ihm und nimmt ihn in ſeine Arme, ſtreicht ihn über die Schläfen.
Der Beſußtloſe erwacht und ſtarrt auf den Mann über ihm.
Er verzerrt das Geſicht zu einer gutmütigen Fratze, dann
lacht und kichert er auf. Er beginnt zu ſprechen, zu lallen.
Aller=
lei kindiſches Zeug in der Sprache ſeiner Heimat ſprudelt er
heraus. Jetzt hat ihn George erkannt.
Es iſt der zu zehn Jahren verurteilte Anarchift Gigcomo
Roſſi.
George ſagt im Befehlston zu den beiden
Gefängniswär=
tern, die verſchüchtert an der Tür ſtehen:
„Sofort ins Lazarett mit dem Unglücklichen! Er iſt
wahn=
ſinnig geworden!“
Wie ein Peitſchenhieb klingt das erbarmungsloſe Wort.
Dann wendet ſich George kalt zu den anderen Anweſenden:
„Meine Herren, ich bitte Sie, mir zu folgen. Ich will aufklären,
wver von ihnen an dieſem fluchwürdigen Verbrechen beteiligt iſt.”
Zuchthausdirektor Bottling tobt, aber kalt ſagt der
Staats=
anwalt: „Mr. Bottling, Sie ſtehen mit uns allen Mr. George
zur Verfügung. Ich verlange das. Ich habe alles Intereſſe
daran, daß dieſe Scheußlichkeit ohnegleichen reſtlos aufgeklärt
wird.”
Gemeinſam verlaſſen die Männer den unheimlichen Raum.
Den Beſchluß macht Mr. Bellotony, der Henker, im
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Sie führen den Verurteilten herbei.
Er iſt mehr tot als lebendig. Er riecht nach Schnaps. Mau
hnt ihn betrunken gemacht.
Zwei Männer ſtützen ihn und ſetzen ihn auf den elektriſchen
Stuhl. Er läßt teilnahmslos alles mit ſich geſchehen. Seine
Arme, ſeine Beine werden angeſchnallt, daun ſein Oberkörper,
und zum Schluß ſetzt man ihm die eiſerne Kappe auf.
Als der Verurteilte plötzlich das kalte Eiſen auf ſeinem
kurz=
geſchorenen Schädel fühlt, da ſcheint er aus ſeinem Dahinbrüten
zu erwachen.
Er reißt die Augen auf, die noch verſchwommen ſind vom
ſtarken Alkoholgenuß, und ſieht verwundert um ſich.
Das Verwundern in den Augen wird zum Schrecken, als er
die Männer anſieht, und ſteigert ſich zum Entſetzen, als die Angen
an ſeinem gefeſſelten Körper herabgleiten.
Die entſetzten Augen weiten ſich.
Ein Grauen ohnegleichen zuckt auf in ihnen.
Er verſucht, ſich zu rühren. Es geht nicht. Feſt iſt er
ein=
geſchnallt. Seine Lippen beben. Dann würgt er, verſucht zu
ſprechen.
Die Männer im Raume ſehen es und wenden die Köpfe ab.
Nur der Geiſtliche preßt die Hände an die Bruſt. Iſt... iſt
... das Katerink? Das ſind die Augen eines Verzweifelten, die
dort, von Grauen erfüllt, aufblitzen.
Der Generalſtaatsanwalt hat die Formeln geſprochen, die
üblich ſind bei einer Hinrichtung. Seine Stimme jagte. Der
Vorgang zerrt ſtärker an ſeinen Nerven, als er gedacht hat.
Dann reicht er das Urteil dem Zuchthausdirektor, in deſſen
Angen Haſt, Unruhe und Angſt ſind.
Plötzlich ſchreit der Mann auf dem Todesſtuhl auf.
Der Eingeſchnallte ſchreit auf. Das leibhaftige Entſetzen iſt
in dem furtbaren Laut, der an den Nerven der Verſammelten
zerrt.
VOIZ
(15358)
Der Zuchthausdirektor winkt.
Der Beamte tritt an die Schalttafel.
Abermals ſchreit, wimmert der Gefeſſelte auf.
Er hat die Sprache wiedergefunden. Fremde Laute, die nicht
der Sprache Amerikas entſtammen, kommen aus ſeinem Munde.
Es iſt ein Hilferufen.
Der Geiſtliche ſieht die anderen flehend an.
Dann rafft er ſich auf und ruft mit halbvertrockneter
Stimme: „Ich ... ich erhebe Einſpruch . .. ich . . ."
Doch das Antlitz des Zuchthausdirektors wird zur Fratze.
Nochmals winkt er dem Henker, treibt er ihn an.
Entſetzlicher wird das Brüllen.
Jemand reißt blitzſchnell die Türe auf.
Ein Mann ſtürzt herein. Einen Blick wirft er auf das
ver=
zerrte Antlitz des Delinquenten. Daß es ein anderer als
Kate=
rink iſt, erkennt er trotz der vom nahenden Wahnſinn entſtellten
Züge.
„Halt!” brüllt er in den Raum. „Halt! Halt! Halt!”
Er ſchreit es in ſeiner Erregung wohl zwanzigmal, ſtürzt zu
dem Schalter und reißt den Beamten zurück.
„Halt!” brüllt er in das Toben der wachgerüttelten
Stim=
men. „Seht ihr nicht, das iſt nicht Katerink ... das iſt ein
anderer!"
Mr. Bottlings Augen ſind blutunterlaufen. Schaum ſteht
ihm vor dem Munde als er ſich auf George ſtürzt und ihn an
Robert George ergreift ſofort alle Maßregeln, um zu
ver=
hindern, daß etwas über die Ereigniſſe an die Außenwelt dringt.
Das Zuchthaus hat fünf Telephone, die den Verkehr mit den
Inſtanzen aufrechterhalten. Er läßt Apparate ſperren.
Er ſelbſt ruft ſofort Mr. Daven an, den Polizeipräſidenten,
der entſetzt hört, was ſich Furchtbares ereignet hat, und der
ſo=
fort nach dem Zuchthauſe raſt.
George hat währenddeſſen eine Reihe Vernehmungen und
Auseinanderſetzungen.
Als Mr. Daven kommt, unterrichtet er ihn in fliegender
Eile.
Mr. Daven nimmt ihm die Aufklärungsarbeit ab; denn
George muß fort, muß Katerink faſſen, ehe es zu ſpät iſt.
Fortſetzung folgt.
Unten will Robert George raſch ins Zuchthaus. Aber man
macht ihm Schwierigkeiten, will erſt alle Formalitäten erledigt
ſehen.
George ſpürt förmlich, wie man ihn aufhalten will.
Wer weiß, was inzwiſchen geſchieht!
Er kann ſich nicht mehr halten. Mit einem mächtigen Schlage
trifft er den Pförtner, ſchlägt auch den Inſpektor Petters — er
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abends 8 Uhr heute keine Filmvorstellung, sondern
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