Darmstädter Tagblatt 1929


28. August 1929

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Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
Wöchentliche iAnſtrierte Beilage: Die Gegenwart, Tagesſpiegel in Bild und Wort
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Nummer 238
Mittwoch, den 28. Auguſt 1929.
192. Jahrgang

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Rabatt weg. Bankionto Deutſche Bank und Darm=
ſtädter
und Nationalbant.

im Stellungskampf zum Generalangriff. Die Mächke kagen. Ein prinzipielles Uebereinkommen.
Anerkennung des engliſchen Anſpruchs auf 22prozenkige Bekeiligung am Young=Plan.
Die ſtrikkige Frage: Auf weſſen Koſken?

Bergleichsverſuche.
Nakſchi vermitkelt zwiſchen Snowden und den
Opſermächken.
* Haag, 27. Auguſt. (Priv.=Tel.)
2: Stellungskampf der Haager Konferenz,
ſreem Fronten ſich ſeit Montag feſtgelaufen haben, gibt der eng=
ſche
Delegation Veranlaſſung zu der Bemerkung, wenn von
ſe=Vegenſeite keine neue Initiative ergriffen werde, würde
blüldas Ende der Konferenz vor der Türe ſtehen.
moo den ſoll betont haben, daß von ſeiner Seite kein An=
int
zu erwarten ſei, da er die Forderungen Englands
ſeher geſtrigen Antwort dargelegt habe. Außerdem wird zum
ſtn Male heute morgen das Gerücht verbreitet, daß Snow=
nden
Haag verlaſſen und nach London zurück=
rſten
wolle.
lon engliſcher Seite wird erklärt, bis jetzt hätten die vier
bſegen Gläubigermächte aus ihrer Taſche noch
Angebot gemacht; alle Vorſchläge ſchöpf=
us dem deutſchen Reſervoir. Es beſtünden für
ſuh ungeahnte Möglichkeiten zu neuen Vorſchlägen, die frei=
on
England nur angenommen würden, wenn ſie aus der
iſiſchen oder italieniſchen Kaſſe gingen. Von anderer Seite
ſitheute vormittag das Gerücht verbreitet, daß die Karten
ite Schlußſitzung, in der die große öffentliche Abrechnung
fühen ſoll, ſchon gedruckt ſeien allerdings ohne Datum.
kürweile gehen die Vergleichsverſuche, vor allem
wur Anteilnahme des traditionellen Ver=
ſtlers
auf der Konferenz, Adatſchi, zwiſchen
ſatden, Loucheur, Jaſpar und Mosconi ohne große
Ufnung weiter, und für nachmittags erwartet man eine
ug der ſechs einladenden Mächte.
LShung! Sikung! Bevorſtehende Abrechnung.
Bleeter Präſident der Haager Konferenz, Jaſpar, wird
mtkxivormittag von allen Delegationen mit Briefen über=
Gſttet, und zwar hat Briand ein Schreiben an
nſar gerichtet, in dem er ihn auffordert, dringlichſt
ihn Sitzung der ſechs einladenden Mächte zur
ſüng der Lage einzuberufen, die von jetzt an ohne
hisſcht erſcheine. Ein gleicher Brief iſt von der ita=
übeſiſchen
Delegation eingelaufen. Außerdem
ſnuch Snowden in einem Schreiben den Wunſch nach
unr Zuſammenkunft der ſechs Hauptmächte
ſtuf
ſiigeſprochen. Sein Brief enthält auch die Anfrage, ob
BAuht möglich und notwendig erſcheine, für morgen vormittag
hVollſitzung der Konferenz einzuberufen. Die Zu=
ſumenkunft
der ſechs einladenden Mächte wird vorausſichtlich
chd nachmittag um 5 Uhr ſtattfinden. Falls es zu einer Voll=
ting
kommt, dürfte dieſe die Schlußſitzung der
tſaferenz ſein, in der die einzelnen Delegierten
fintlich miteinander Abrechnung halten.
Man verhandelt ..."
Seit Dienstag nachmittag 4 Uhr tagen im Haager Binnen=
HitzehB ie verſchiedenen Delegationen der ſechs einladenden Mächte,
dem Beratungen Aufſchluß darüber bringen müſſen, ob die
Maerenz noch weiter verhandelt, oder ob es morgen zu der von
Suvden verlangten öffentlichen Vollſitzung kommt, die das
Um der Konferenz bedeuten müßte. Der Sitzung der ſechs ein=
Sllinden Mächte, die um 5 Uhr begann, ging eine Zuſammen=
km
der drei Hauptgläubigermächte Frankreich, Belgien und
Jühen voraus, die ſchon um 4 Uhr ihren Anfang nahm. Eine
Aüe Stunde ſpäter geſellte ſich Dr. Streſemann zu dieſen drei
ſchten und wieder eine halbe Stunde ſpäter erſchienen die
Khoidelegierten der engliſchen Delegation.
Die Beſprechung der Sechs zieht ſich außerordentlich in
RLänge. Im Laufe des Nachmittags kamen Beobachter der
Igen kleinen Staaten zum Binnenhof, darunter auch polniſche
Sgierte, die befürchten, daß für Polen doch in letzter Minute
ein ähnlich nachteiliges Arrangement hinſichtlich der Be=
ſeingsſchuld
getroffen wird, wie es für die Tſchechoſlowakei be=
Ohtigt war. Um 8 Uhr ließen ſich die Delegierten eine kleine
Niſchung und eiwige Sandwiches bringen, als wollten ſie noch
Atief in die Nacht hinein ohne Unterbrechung arbeiten.
Urn 9½ Uhr abends verließen die deutſchen Delegierten den
Zmenhof, um ſich ins Oranje=Hotel zum Eſſen zu begeben. Es
de, angegeben, daß die deutſche Delegation um 10 Uhr wieder
Dderi Beratungen teilnehmen werde. Die Unterredung wurde
uh die übrigen 5 Mächte fortgeſetzt. Dr. Wirth erklärte auf
Frage der Journaliſten, wie die Situation ſtehe:
Das Eis iſt gebrochen.
neigerte ſich aber, nähere Aufſchlüſſe zu geben.
Fachdem die Deutſchen die Sitzung verlaſſen hatten, gingen
Sie Belgier und Japaner, ſo daß nur noch Engländer, Fran=
*I und Italiener zuſammenblieben, die offenſichtlich nunmehr
pen Engländern unter Druck genommen werden. Eine ge=
edeutſche
Bereitwilligkeit, an einem Kom=

arniß teilzunehmen, ſoll ebenfalls in Erwägung
Oßen worden ſein. Falls die Verhandlungen noch heute
zu einem Abſchluß kommen ſollen, werden die deutſchen

Delegierten evtl. noch in der Nacht erneut zu den Beratungen
zugezogen werden, ebenſo die Belgier und Japaner. Sollte man
zu einer Einigung kommen, was durchaus noch unſicher iſt
obwohl auch von belgiſcher Seite behauptet wird, daß nunmehr
das Eis gebrochen ſei , dann iſt mit der Fortſetzung der
Haager Konferenz noch auf 2 oder 3 Tage bis kurz vor dem Zu=
ſammentritt
der Völkerbundsvollverſammlung zu rechnen.
Snowden hat ſich grundſätzlich durchgeſetzk.
Von gut unterrichteter italieniſcher Seite wird erklärt, daß
man ein prinzipielles Uebereinkommen gefun=
den
habe und im Begriffe ſei, die Formel dafür zu fixieren.
Die Konferenz werde ſomit mit einem Ergeb=
nis
enden, über das man vorausſichtlich noch bis Freitag,
vielleicht aber auch noch ſpäter in Genf wegen der Einzelheiten
der finanziellen Regelung weiterverhandeln werde. Weiter wird
erklärt, die prinzipielle Regelung erſtrecke ſich
auf die Anerkennung des engliſchen Rechtes auf
22prozentige Beteiligung am geſamten Young=
Plan.
Der Endkampf.
Kurz vor Mitternacht haben ſich ſämtliche Gläubigermächte
nach einer getrennten Sitzung der Engländer mit Jaſpar noch
einmal zu einer gemeinſamen Sitzung zuſammengefunden, in der
man wahrſcheinlich über die Endformel beraten wird.
Ueber den Verlauf der Mittagsſitzung hört man,
außer Streſemann ſoll auch Snowden geſprochen und einen
Appell an den Friedens= und Verſtändigungs=
willen
Frankreichs und Italiens gerichtet haben,
den Briand ſehr geſchickt an die Italiener weiter=
gab
, mit denen ſpäter die Engländer eine Zeit=
lang
allein verhandelt hatten. An dem in engliſchen
Kreiſen verbreiteten Gerücht von einer plötzlichen Erkrankung
Dr. Streſemanns iſt kein wahres Wort; er fühlt ſich lediglich
etwas ermüdet. In gut unterrichteten franzöſiſchen Kreiſen ver=
lautet
, den Deutſchen ſei der Vorſchlag gemacht worden, ihren
Anteil aus dem Dawesplanüberſchuß zur Verfügung Englands
zu ſtellen, dafür würde der Termin der Räumung der 3. Zone
vom 1. Dezember d. J. bis Ende April 1930 laufen. Die Ita=
liener
ſollen auf ihren Anteil am Dawesplanüberſchuß zugunſten
Englands verzichtet haben. Dieſe Information wird an maß=
gebender
deutſcher Stelle nicht berichtigt.
Die Gläubiger haben ſich geeinigt.
Um 12½ Uhr kam eine Einigung zwiſchen den 5 Gläubiger=
mächten
zuſtande. Soviel man bis jetzt erfährt, handelt es ſich
um eine Einigung über die 48 Millionen, mit denen
der engliſche Anteil von 22 Prozent gemäß dem Spa=Schlüſſel
am geſamten Yvung=Plan aufgefüllt wird. Um 12½ Uhr bat
man die deutſche Delegation, noch einmal nach dem Binnenhof
zu kommen. Dr. Streſemann lag aber bereits ſeit 2 Stunden im
Bett, und nur Dr. Hilferding war noch im Hotel zu erreichen.
Der Vorſitzende Jaſpar hat nochmals dringend gebeten, die deut=
ſchen
Delegierten möchten unter allen Umſtänden ſofort kommen.
Die Bekanntgabe der Einigung zwiſchen England und den
vier Gläubigermächten hat bei der ſeit Dienstag nachmittag 5 Uhr
wartenden internationalen Preſſe den allerſtärkſten Ein=
druck
hervorgerufen. Es verlautet, daß die Einigung auf der
Grundlage einer faſt 80prozentigen Erfüllung der engliſchen For=
derungen
zuſtande gekommen iſt, während das letzte Angebot nur
etwa 60 Prozent erfaßte. Die deutſche Zuſtimmung zu den beiden
in dem letzten Angebot an England erwähnten Punkten, Erhöhung
des ungeſchützten Teiles der deutſchen Jahreszahlungen um 18 Mil=
lionen
und Verzicht auf den deutſchen Anſpruch auf den Ueber=
ſchuß
des Dawes=Planes, wird allgemein als bereits in den vor=
hergehenden
diplomatiſchen Verhandlungen erfolgt angeſehen, ob=
wohl
dies von deutſcher Seite bisher entſchieden abgeſtritten wor=
den
iſt.
Auf die dringenden telephoniſchen Anrufe des Vorſitzenden
und des Generalſekretärs der Konferenz ſind die Miniſter Dr.
Hilferding, Dr. Curtius und Dr. Wirth kurz vor 1 Uhr
im Konferenzſaal erſchienen. Dr. Streſemann hat mitteilen
laſſen, daß er infolge der außerordentlichen Anſtrengungen nicht
erſcheinen werde. Gleich nach Eintreffen der deutſchen Miniſter
wurden die Verhandlungen nach 1 Uhr wieder aufgenommen.
Die Räumungskermine in der Schwebe.
Am Dienstag mittag traten die drei Beſatzungsmächte und
Deutſchland noch einmal zur Prüfung der Rheinland=
frage
und des Einfluſſes zuſammen, der durch die Lage auf
finanziellem Gebiet auf dieſe Frage ausgeübt wird. Die vier
Rheinlandmächte, die heute morgen über die politiſchen Fragen
verhandelt haben, gingen nach zweiſtündiger Sitzung ausein=
ander
. Miniſter Dr. Wirth teilte das Ergebnis dieſer Be=
ratungen
bei Verlaſſen des Binnenhofes in folgendem ſibhlliſchen
Satz mit: Die zur letzten Anprobe bereitgeſtellten politiſchen
Gewänder ſind angeſichts der ungeklärten finanziellen Lage an
den Nagel gehängt.

Muſſolinis Fehler.
Von unſerem =Korreſpondenten.
Rom, 26. Aug.
Man kennt das alte Manöverwort: Rin in die Kartoffeln,
raus aus die Kartoffeln. Italien folgt in ſeiner auswärtigen
Politik dieſer Richtſchnur, beſſer und vollſtändiger, als irgendein
eifriger Unteroffizier die Kartoffeln im Manövergelände beläſti=
gen
könnte. Es iſt geradezu erſtaunlich, wie wandelbar die Ge=
fühle
und Geſchmäcker der italieniſchen Außenpolitik ſind. Als
die Arbeiterpartei in England ans Ruder kam, verkündigte die
italieniſche Preſſe, gehorſam dem Machtwort aus Muſſolinis
Regierungspalaſt, daß man erfreut ſei, weil von nun an die
Nichtlinie der engliſchen Außenpolitik gegen Frankreich gerichtet
ſein werde, und dadurch Paris weſentlich geſchwächt werden
dürfte. Mit anderen Worten ſah man alſo einen neuen Gegner
im Norden Fraukreichs erſcheinen, der als ſehr erſehnte Rücken=
bedrohung
in Rom begrüßt wurde. Denn Italiens Erbfeind
war Frankreich geworden, und jede Beſchränkung der franzöſi=
ſchen
Hegemonie in Europa durch England ſollte ſo hoffte
man in Rom dem Kampfolan gegen Frankreich zugute kom=
men
. Man ſah ſchon die Belaſtung der italieniſchen Beſtrebun=
gen
im Balkan weſentlich erleichtert, man hoffte auf Fortſchritte
in Afrika auf Koſten Frankreichs, man hoffte und man kalkulierte.
Weil Rom die politiſche Umwälzung in England nach dieſer
Hinſicht einſchätzte, verhielt ſich die italieniſche Preſſe in ihrem
fasciſtiſchen Urteil über die ſozialiſtiſche Regierung in London
zurückhaltend. Man war England gegenüber bei weitem nicht ſo
ſozialiſtenfreſſeriſch wie man als guter und ſtrammer Fasciſt es
eigentlich hätte ſein müſſen. Die innerpolitiſchen Gefühle mußten
vor den außenpolitiſchen Hoffnungen zurücktreten. An und für
ſich iſt das eine ſehr vernünftige Taktik in der großen Politik.
Aber die italieniſchen Erwartungen waren leider auf recht naiven
Anſchauungen aufgebaut.
Wer nur etwas vom engliſchen Charakter verſtand, und wer
in Rom nur ein wenig Mut hatte, den Wert Italiens für andere
Länder in der Außenpolitik einzuſchätzen, der mußte ſich ſagen,
daß Macdonald aus hundert Gründen keinerlei Rückſicht auf
itglieniſche Hoffnungen nehmen oder die Kräfte dieſes Landes
nennenswert in ſeine Berechnungen einſtellen würde. Es lohnt
ſich nicht. Vielleicht wäre für Italien etwas zu erreichen geweſen,
wwenn es bei Beginn der Haager Konferenz klipp und klar ins
engliſche Lager übergegangen wäre. Aber Muſſolinis Haltung
als franzöſiſcher Gefolgsmann in der Reparationsangelegenheit,
während er in ſeiner Preſſe immer wieder Frankreich als Gegner
angreifen läßt, mußte Italien für England noch wertloſer
machen, als es trotz Chamberlains Theaterpolitik ſchon war,
Muſſolini hätte als Außenminiſter eigentlich auch irgend=
einen
Bericht ſeiner Diplomaten aus London haben müſſen, in
dem ihm geſagt wurde, daß Macdonald und ſeine Freunde im
Haag zunächſt nur ein Ziel haben konnten: das engliſche Bürger=
tum
, die eigentliche Wählermaſſe mit ſchwankenden Gefühlen,
davon zu überzeugen, daß der engliſche Sozialiſt ebenſo gut oder
noch beſſer zunächſt Engländer ſei als jeder halsſtarrige Konſer=
datibe
. Die Arbeiterregierung hatte, vor allem nach dem ägyp=
tiſchen
Verſöhnungsangebot, nur eine einzige Pflicht, der breiten
Maſſe echt national zu erſcheinen. Das konnte ſie angeſichts der
Dummheit der Menſchen am beſten dadurch zeigen, daß ſie Eng=
land
Geld erſparte, und wenn es auch nur wenige Millionen
waren. Dieſe Millionen aber bewieſen zugleich dem engliſchen
Volk, daß der Brite nicht mehr vor dem Franzoſen zurückweicht,
ſondern ſich durchſetzen will. Snowden iſt nicht nur ſtarrköpfig,
er weiß auch, daß das engliſche Pfund immer weiter an Boden
verlieren wird, wenn England nicht hartnäckig um die Millionen
kämpft. London war zu bequem geworden.
Muſſolini aber ſcheint keine guten Berichte aus London erhalten
und den Wert Italiens viel zu hoch eingeſchätzt zu haben, als er ſeine
Preſſe mit Hoffnungen anfüllte, die auf Englands Sozialiſten
geſetzt wurden. Man ging fix in die Kartoffeln hinein. Und
man ging dann ebenſo ſchnell aus den Kartoffeln heraus. Denn
in demſelben Augenblick, in dem die Engländer auch von den
Italienern Opfer verlangten, ein paar Millionen von ihrem
Neparations=Raub, verließ Muſſolini der Glaube an die Nütz=
lichkeit
der Engländer, und erbefahl: Raus aus die Kartof=
feln
. Nun ſteht Italien geſinnungsgemäß den Engländern
gegenüber an der richtigen Stelle, nämlich antiſozialiſtiſche ge=
gegenüber
an der richtigen Stelle, nämlich antiſozialiſtiſch ge=
ſinnung
nun auf der außenpolitiſch taktiſch falſchen Seite, näm=
lich
auf Briands Boden. Alles was bisher Weisheit der italie=
niſchen
Außenpolitik war, müßte nun umgekrempelt werden,
wenn man nicht wieder von neuem in die Kartoffeln hinein will.
Ein groteskes Schauſpiel. Der Corriere della Sera in
Mailand, das einzige Blatt von außenpolitiſcher Bedeutung im
jetzigen Italien, bringt einen Leitartikel, in dem es die Lehre‟,
aus den Haager Vorgängen zu ziehen verſucht. Aus lauter
Aerger über Snowdens Haltung und die ganze italieniſche
Preſſe iſt jetzt wütend über die verſtockten und begehrlichen Eng=
länder
findet das Italien Muſſolinis ſogar Gefallen an
Briands Pan=Europa durch das England als die Macht, die
nicht zum Kontinent gehöre, vollkommen iſoliert werden ſolle.
Dieſelbe Regierung, die für die Idee des Zuſammenſchluſſes der
Feſtlandsſtaaten nur ein höhniſches Lachen übrig hatte, befür=
wortet
heute dieſen Plan. Man geht wieder mal rin in die
Kartoffeln. Wie lange aber kann man denn in dieſen nützlichen
Früchten ſitzen bleiben? Es iſt doch klar, daß Briand dieſes
Ganzeurotza nur wünſcht, um dadurch Frankreichs Vorherr=
ſchaft
zu feſtigen. Nun ſchreibt allerdings der Corriere, daß
natürlich Italien der ihm zukommende Platz eingeräumt werden
müſſe.
Wie aber denkt ſich das Blatt eine derartige Löſung der
Europafrage? Glaubt man denn in Italien ernſtlich, daß
Frankreich gerade Italien gegenüber auf die Vormachtſtellung in
einem europäiſchen Bund verzichten werde? Es iſt doch ganz
klar, daß Muſſolini im Europabund keine andere Rolle ſpielen
kann, als er ſie ſchon heut im europäiſchen Konzert hat. Man
braucht ja bloß einmal nach Genf zu gehen, um zu hören, wie die
internationale Diplomatie Italiens Macht einſchätzt.
Der Staat Muſſolinis iſt nicht für irgendeine Unter= oder
Beiordnung in einem internationalen europäiſchen Bündnis ge=

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Seite 2

Mittwoch, den 28. Auguſt 1929

Nummer 238

eignet. Muſſolinis Innenpolitik iſt auf dem Preſtige der Vor=
herrſchaft
aufgebaut. Sie iſt abſolut, diktatoriſch. Eine außen=
politiſche
Einordnung in einer Weiſe, bei der dem Lande gegen=
über
nicht die Vorherrſchaft auch auf außenpolitiſchem Gebiet,
wenigſtens fiktiv, aufrecht erhalten werden kann, wird ihn raſch
zwingen, wieder einmal aus den Kartoffeln heraus oder in ein
anderes Kartoffelfeld hineinzugehen. Dieſer Staat ohne volks=
mäßige
Regulierung und Sicherheitsventile iſt nicht im Stande,
in Zeiten allgemeiner Volksherrſchaft in den meiſten ziviliſierten
Bändern, an einem Staatenbund beſtimmend teilzunehmen. Denn
alles liegt bei und in Muſſolini. Briand muß nach der Pariſer
Kammer ſchauen und kann keine waghalſigen Sprünge machen;
Muſſolini aber könnte verführt werden, ohne regulierende Brem=
ſen
unvorſichtige Verſuche zu unternehmen, die Europa mehr ge=
fährden
als zu einer Einigung reif machen würden.
Es iſt alſo eine Art Trauerſpiel, dem man zuſchaut, wenn
jetzt Italien ſich über das engliſche Sozialiſtenkabinett beklagt.
Es iſt aber auch ein Satirſpiel, wenn zugleich die italieniſchen
Zeitungen eine herbe Enttäuſchung über die Haltung der briti=
ſchen
Preſſe zeigen. Man beklagt ſich, daß die engliſchen Blätter,
die bisher mit wenigen Ausnahmen oft fasciſtenfreundliche Ar=
tikel
brachten, neuerdings faſt durchweg gegen den Fascismus
gerichtet ſind. England veröffentliche jetzt die gleichen Argumente
gegen den Fascismus, die man ſonſt nur in der europäiſchen
Linkspreſſe gehört habe. So fehlen nun all die ſchönen Lob=
ſprüche
über Muſſolinis Politik, die man bisher ſo nett nach Rom
drahten konnte. Das Kartoffelfeld iſt unfruchtbar geworden.
Auch hier muß man nun raus aus die Kartoffeln.

Vom Tage.

Die Arbeitsloſen-Berſicherungsreform.
Die Arbeitgeberverbände gegen die Beikrags=
erhöhung
der Arbeiksloſenverſicherung.
Berlin, 27. Auguſt.

Die Vereinigung der deutſchen Arbeitgeberverbände ver=
öffentlicht
eine Erklärung, in der es u. a. heißt:
Die Vereinigung der deutſchen Arbeitgeberverbände hat be=
reits
im Mai I. J. ein Programm zu der dringend notwendigen
Reform des Arbeitsloſenverſicherungsgeſetzes unterbreitet, das
unter voller Wahrung des Verſicherungscharakters der Arbeits=
loſenverſicherung
und unter voller Anerkennung der Notwendig=
keit
dieſes Verſicherungszweiges eine Sanierung der Reichsanſtalt
ohne eine weitere Mehrbelaſtung von Arbeitgebern und Arbeit=
nehmern
ermöglicht. Die inzwiſchen auf dieſem Gebiet einge=
tretenen
Ereigniſſe, insbeſondere der vorliegende Regierungsent=
wurf
zur Abänderung des Geſetzes zwingen die Vereinigung,
nochmals auf die dringende und ſofortige Reformnotwendigkeit
ohne weitere Mehrbelaſtung der Wirtſchaft, nicht zuletzt im In=
tereſſe
der Sicherung der Reichsanſtalt, hinzuweiſen und insbe=
ſondere
ihre Bedenken gegen die jetzige Regierungsvorlage zu
äußern.
Die Reichsanſtalt hat eine derzeitige Verſchuldung von 350
Millionen Mark und muß mit einem weiteren jährlichen Fehl=
betrag
von 280 Millionen RM. und mit einem beſonderen
Mehrbedarf für den kommenden Winter von 106 Millionen RM.
rechnen. Im Reichshaushalt ſind Mittel in nennenswertem Um=
fang
für dieſe Zwecke nicht mehr verfügbar, ebenſowenig wie ihre
künftige Beſchaffung bei der Finanzlage des Reiches erwartet
werden kann. Trotzdem iſt bis zum heutigen Zeitpunkt weder
von der Reichsregierung noch vom Reichstag ein entſcheidender
Schritt getan worden. Der von der Reichsregierung vorgelegte
Geſetzentwurf ſieht keine Deckung der zu erwartenden Fehlbe=
träge
vor. Die Vereinigung der deutſchen Arbeitgeberverbände
hält nach wie vor eine Erhöhung der Beiträge zur Arbeitsloſen=
verſicherung
über 3 v. H. mit der gegenwärtigen Lage von Wirt=
ſchaft
und Reich nicht für vereinbar. Die Abſicht der Regierungs=
vorlage
, die Wirtſchaft durch die in Ausſicht geſtellte Beitrags=
erhöhung
um weitere 140 Millionen RM. im Jahre zu belaſten,
ſteht aber auch im Gegenſatz zu der von allen Kreiſen anerkann=
ten
und auch vom Reichsfinanzminiſterium wiederholt betonten
Notwendigkeit, die Wirtſchaft endlich ſteuerlich, zu entlaſten. Die
Vereinigung iſt nach wie vor der Auffaſſung, daß es möglich und
notwendig iſt, die Reichsanſtalt unter Vermeidung einer Bei=
tragserhöhung
und ohne weitere Gefährdung des Reichshaus=
haltes
durch Reform= und Erſparmismaßnahmen zu ſanieren und
eine auch ihren ſozialen Aufgaben genügend Rechnung tragende
Arbeitsloſenverſicherung zu ſchaffen. Sie weiſt mit beſonderem
Nachdruck auf die ernſten Folgen hin, die entſtehen müſſen, wenn
eine Reform der Arbeitsloſenverſicherung nicht vor Eintritt der
Wintererwerbsloſigkeit erfolgt, die Reichsanſtalt und das Reich
noch um weitere ungedeckte Hunderte von Millionen Mark be=
laſten
müßte.

Der Reichsinnenminiſter hat dem Reichstag eine Denk=
ſchrift
über die praktiſchen Erfahrungen bei der Durchführung des
Geſetzes zur Bekämpfung von Schund= und Schmutz=
ſchriften
übermittelt. Danach ſind bis zum 31. Mai dieſes Jahres
3 Schriften in die Liſte der Schund= und Schmutzſchriften aufgenom=
men
worden.
Dem Reichstag iſt jetzt der Entwurf eines Berufsausbil=
dungsgeſetzes
zugegangen, der eine umfaſſende geſetzliche Ord=
nung
der geſamten Berufsausbildung im Betriebe zum Ziele hat. Es
handelt ſich in der Hauptſache um ein Rahmengeſetz, das der berufsſtän=
diſchen
Selbſtverwaltung der Beteiligten weiteſten Spielraum gewährt.
Der Entwurf beſchränkt ſich nicht auf die Berufsausbildung im Lehr=
verhältnis
, ſondern ergreift auch die angelernten und ungelernten Ar=
beiter
. Keine Anwendung findet das Geſetz auf die Landwirtſchaft,
auf Jugendliche, die bei ihren Eltern als Arbeiter oder Angeſtellte be=
ſchäftigt
werden, auf jugendliche Beamtenanwärter, auf Praktikanten
in Apotheken und auf Jugendliche, die ſich in Fürſorgeerziehung be=
finden
.
Die deutſche Flotte hat geſtern von Kiel aus ihre zweite
diesjährige Ausbildungsreiſe nach dem Auslande an=
getreten
.
Graf Weſtarp richtete als Mitglied des Auswärtigen Aus=
ſchuſſes
des Reichstags und als Vorſitzender der deutſchnationalen Reichs=
tagsfraktion
einen Brief an Dr. Streſemann, in dem er Veröffent=
lichung
der Denkſchrift der deutſchen Sachverſtän=
digen
fordert.
Der Moskauer Volkskommiſſarenrat hat be=
ſchloſſen
im neuen Wirtſchaftsjahre mit der planmäßi=
gen
Einführung der ununterbrochenen Arbeits=
woche
in den Betrieben und Inſtitutionen zu beginnen. Zu die=
ſem
Zweck wird ein beſonderer Regierungsausſchuß geſchaffen.
Die ſüdſlawiſche Note, die, wie die Bulgariſche Telegra=
phenagentur
meldet, von der bulgariſchen Antwort in der Frage der
Amneſtierung und den Ausführungen dieſer Antwort mit Befriedigung
Kenntnis nimmt, iſt bei der bulgariſchen Regierung ein=
gegangen
.
Muſſolini hat der italieniſchen Delegation für
die bevorſtehende Völkerbundsverſammlung, die
Richtlinien erteilt, die ſie in den auf der Tagesordnung ſtehenden
Fragen zu befolgen hat.
Das neue chileniſche Kabinett iſt gebildet worden. Die
meiſten Miniſter behalten ihre Portefeuilles. Neu beſetzt wurde das
Außenminiſterium durch Barros Caſtanos, das Innenminiſterium durch
Bermudes, das Finanzminiſterium durch Paramillo und das Miniſte=
rium
der öffentlichen Arbeiten durch Buſtos.

* Gekarnke Konkrolle?
Das Geheimnis um die Konkrollkommiſſion

beginnt ſich nunmehr, auch nach den Erklärungen, die die deutfc /tel
Delegation im Haag gemacht hat, langſam zu lichten, obwohl do
Vorſchläge in ihrer vollen Bedeutung natürlich erſt zu überſehen /7
ſind, nachdem der volle Wortlaut bekannt iſt. Wenn wir die 37.
ſammenhänge richtig verſtehen, dann hat die deutſche Delegatiw
den von den Juriſten ausgearbeiteten Vorſchlag, der auf der
Namen Gauß=Fromageot ging, abgelehnt, dafür aber einen neue=
Plan akzeptiert, der ſeinen Urſprung auf Dr. Wirth zurückführ
Beiden gemeinſam iſt der Gedanke, die vom Briand gefordern
Kontrollkommiſſion überflüſſig zu machen durch Aenderungen do
Vergleichskommiſſion, die in den Schiedsgerichtsverträgen ay
ſchließend an die Locarnoverträge mit Frankreich und Belgie
vorgeſehen war. Während aber die Juriſten urſprünglich eir
gemeinſame Kommiſſion vorgeſehen hatten, ſollte jetzt das deutſer
belgiſche und das deutſch=franzöſiſche Komitee getrennt bleibes

Sachlich jedoch will auch Dr. Wirth die gewaltige Konzeſſim
machen, daß ihre Kompetenz auf die Artikel 4243 des Verſaf)ſm

Zu ſpäk.
* Berlin, 27. Aug. (Priv.=Tel.)
Reichsfinanzminiſter Dr. Hilferding hat jetzt die Zeit für
gekommen erachtet, ſich ein Alibi zu verſchaffen. Er hat die
deutſche Preſſe im Haag zu ſich gerufen und die ſtolze Erklärung
abgegeben, die Kaſſenlage des Reiches ſei keineswegs vom 1. Sep=
tember
an außerordentlich ernſt. Die Daweszahlungen ſeien im
Haushaltsplan voll für die nächſte Zeit eingeſetzt, ſo daß auch bei
Ablehnung des Young=Planes keine Schwierigkeiten zu befürch=
ten
ſeien. Der deutſche Antrag auf ein Uebergangsſtadium ſei
lediglich aus politiſchen Erwägungen im Haag unternommen
worden. Schade, daß dieſe Erklärung volle acht Tage zu ſpät
kommt. Sie wird heute weder in Deutſchland noch bei unſeren
Gläubigerſtaaten irgendwelchen Eindruck machen. Selbſt aus der
Entfernung zeichnet ſich doch zu deutlich ab, daß der deutſche
Antrag, der ſachlich und politiſch durchaus berechtigt war, in einer
Kriſenſtimmung geboren wurde. Das hat ihm viel von ſeiner
Wirkung genomimen, eben, weil ſich nachgerade jedermann aus=
rechnen
kann, wie gefährlich die Finanzlage und die Kaſſenlage
dank des Verſagens des Finanzminiſters geworden iſt. Gewiß iſt
es richtig, daß im Haushaltsplan die Daweszahlungen ſtehen.
Herr Dr. Hilferding hat aber vergeſſen, hinzuzufügen, daß aus
dem vorjährigen Etat noch ein Defizit von 150 Millionen läuft,
daß auch in dieſem Jahre ein weſentlich höheres Defizit zu er=
warten
iſt, ſo daß tatſächlich die Differenz zwiſchen den Dawes=
zahlungen
und denen des Young=Planes bereits verausgabt iſt,
weil der Finanzminiſter ſich vollſtändig auf die am 1. September
zu erwartenden Erleichterungen verließ. Hätte er Vorſorge ge=
troffen
, daß auch bei dem Fortlaufen der Daweszahlungen weder
die Reichsfinanzen noch die Reichskaſſen in Schwierigkeiten ge=
raten
wären, hätte er rechtzeitig dafür geſorgt, daß dieſe Tat=
ſache
dann den Gläubigerſtaaten bekannt war, dann konnten die
Verhandlungen der Sachverſtändigen in Paris einen anderen
Ausgang nehmen, dann wäre vielleicht auch die deutſche Dele=
gation
in ihrer Bewegungsfreiheit nicht ſo gefährlich eingeengt
geweſen.

ler Vertrages erweitert wird, die bisher ihrer Zuſtändigkeit niet leſen.
unterſtanden. Herr Dr. Wirth hat ſich eingeredet, daß darn Möſt,
Deutſchland die Möglichkeit hätte, je nach Wahl Streitfrag,, ſter da
entweder vor dieſe Kommiſſion, oder vor den Völkerbund=
bringen
. Er überſieht aber, daß dieſe Möglichkeit natürlich au
der Gegenſeite zuſteht und dadurch den Franzoſen die Handha
geboten iſt, dauernd ihre Naſe in die entmilitariſierte Zone
ſtecken, dauernd, d. h. alſo über das Jahr 1935 hinaus. In de s 3
Sache würde daher Briand die Verewigung der Kontrolle &. war
reicht haben. Er ſelbſt hat auch ſeiner Preſſe bereits von eines, zum
eigenen Büroapparat dieſer Kommiſſion geſprochen. Von ſo de L
deutſchen Delegation wird eine ſolche Möglichkeit geleugnet. B
den erſten Schritten alſoſchon gehen die Unklar
heiten an, wobei kein Zweifel darüber beſtehen kann, d.
dieſe Kommiſſion im Widerſpruch zu den Beſtimmungen ſtel
wie ſie beſonders der Zentrumsführer Dr. Kaas ſcharf hera=
gearbeitet
hat. Bei dem Stand der Dinge im Haag ſind ar
dieſe Dinge im Augenblick gar nicht aktuell, und es hat a
keinen Sinn, jetzt tiefer in die Materie zu ſteigen und all ſc
Möglichkeiten aufzuzeigen, die hier verſteckt liegen. Die deuſſt
Delegation wird aber darauf gefaßt ſein müſſen, daß, wenn & heme
einem proviſoriſchen Abſchluß über den Youngplan eine ſol=c
uit
getarnte Kontrolle zugeſtanden werden ſollte, im Reichstag e
Sturm der Entrüſtung losgehen würde.
jion

Das Zenkrum gegen die Konſtrukkion der
Wirih’ſchen Vergleichskonmifſion.
* Berlin, 27. Aug. (Priv.=Tel.
Hals über Kopf hat Herr Kaas ſeine Zentrumsfre
tion zuſammengetrommelt. Er benutzt dazu den Katholikent

der am Sonntag in Freiburg ſtattfindet, und hat für den Sam
tag dort eine Fraktionsſitzung anberaumt, die nach der Tag
ordnung zwar auch die Arbeitsloſenverſicherungsreform beſp
chen will, in erſter Linie aber zu der Lage im Haagu
vr
der Haltung der deutſchen Delegation Stellu
nehmen ſoll. Es zeigt ſich immer deutlicher, daß Herr
Wirth mit ſeiner Konſtruktion der Vergleig

kommiſſion, auf die er ſo ſtolz war, ſeine Partei n

hinter ſich hat. Das iſt ſchon wiederholt in Aeußeru=
der
Germania zum Ausdruck gekommen, die aber von Tag
Tag deutlicher wird, und heute noch einmal darauf hinweiſt,
es unmöglich ſei, einen Teil des Rheimlandes, d
ſeit Jahren frei iſt oder in einigen Monat
frei ſein muß, mit irgendwelchen Anſprüch
oder Verfahren zu belaſten, die bisher nicht
ſtanden; daß es aber ebenſo unmöglich iſt, ze
lich die Grenzen bis 1935 zu überſchreiten.

Germania zieht daraus den Schluß, daß die getarnte Kcw
trolle, das Patent Dr. Wirths, nicht gut das letzte Wort Edener
deutſchen Delegation ſein kann. Sie ſagt in demſelben Augt Gebin
blick, wo Dr. Wirth im Haag den deutſchen Journaliſten gege

über die reichlich abwegige Bemerkung machte, die zur letzten 2ki
probe fertigen politiſchen Gewänder ſeien an den Nagel gehänf
bis die finanziellen Fragen entſchieden wären: Dazu wäre O
zu bemerken, daß zu den politiſchen Gewändern doch auch
Räumungsfriſten und die Saar gehören, daß wir aber um
Bilde zu bleiben, nicht einmal von Maßnehmen etwas gehl
haben.

jed.
ſt.
. Ma

N, d

R
eine deiſe barch geiten um keib.

Von Frankfurt nach Gießen. Wetzlar zur Goethezeit. Das
ungaſtliche Marburg. Im ſchönen Caſſel. Die ſchönen
Mädchen Caſſels.
Ein junger Lipländer, der im Jahre 1770 zur Vervollſtän=
digung
ſeiner Bildung eine Rundreiſe durch Deutſchland unter=
nahm
, hat uns nach der Sitte ſeiner Zeit ſeine Reiſe= Beobach=
tungen
und Eindrücke aufgezeichnet, die manches Charakteriſtiſche
und lokalgeſchichtlich Bemerkenswerte feſthalten. Er kam von
Straßburg nach Frankfurt und reiſte durchs Heſſenland weiter
auf Göttingen zu. Von ſeinen Aufzeichnungen ſei einiges, was
uns irgendwie von Belang erſcheint, der Vergeſſenheit entriſſen.
Aus Marburg ſchreibt er am 1. Februar 1771 an einen älteren

Freund: Gießen, wohin ich von Frankfurt aus gieng, liegt ohnge=

zukommen, wenn ich mich an einem Muſenſitze für einen Studen=
ten
ausgäbe; allein dieſer Menſch, der ſehr wenig auf ein Prädi=
kat
zu achten ſchien, auf das wir ſonſt auf Univerſitäten ſo ſtolz
ſind, ließ mich faſt eine halbe Stunde vor dem Thore warten,
bis es ihm gefiel, dasſelbe für mich zu öffnen.
Wer etwa Magiſters Laukhards Leben und Leiden des
Eulerkapper kennt, der weiß, daß der Stoßſeufzer des Livländers
nicht unberechtigt war; aber ſein Urteil über Marburg müſſen
wir doch damit erklären, daß jene Zeit von der Schönheit der
Städte wie auch der Landſchaft andere Begriffe hatte, als wir
heuzutage. Der Tagebuchſchreiber meint, er habe nirgends die
Mufen in einer traurigeren Miene auftreten geſehen, als eben
hier; und ich glaube, ich würde melancholiſch, wenn ich lange in
Marburg bleiben müßte. Ich will eben nicht ſagen, daß nicht ein
Jüngling ſeinen Zweck auf dieſer hohen Schule ebenſo leicht als
anderswo erreichen könnte! Bewahre mich der Himmel für einen

mit

fähr 6 Meilen von jener Reichsſtadt, in einer Gegend, die noch
immer die Annehmlichkeiten, die ich von Straßburg aus bemerkt
habe, beibehält. Gießen fand er nicht eben groß. Die Gaſſen
waren für ſeine Begriffe eng, und die Gebäude unregelmäßig
aufgeführt. Mehr imponierte ihm das Zeughaus, aus Quadern
durchgeführt, und mit reichlichem Gewehr und Geſchütz angefüllt.
Das Univerſitätskollegium, wie es hier genannt wird, iſt mit
geräumigen Hörſälen für alle Fakultäten, und zugleich mit einer
Bibliothek verſehen, die ziemlich zahlreich iſt. Unter den hieſigen Leh=
ern
habe ich die Herren Gatzert, Koch, Benner, Schulz und Cleve=
fahl
zu ſprechen das Glück gehabt. Itzt erwartet man noch den
jüngeren Doktor Barth und den Profeſſor Schmidt, die beyde
bisher als Lehrer in Erfurt angeſtellt waren. Das Eſſen im
Gießener Poſthaus fand der junge Reiſende reichlich teuer; des=
halb
machte er ſich ſchon andern Tages auf nach Wetzlar, das
ihm ſehr klein vorkam, die Bauart der Häuſer, wenn ch etzliche
wenige davon ausnehme, iſt auch nicht nach dem jetzigen Ge=
ſchmack
, und dennoch muß ich ſagen, daß ſie (die Stadt) mir ge=
fallen
hat. Theils das Kammergericht mit ſeiner Kanzley, theils
auch die übrigen fremden Standesperſonen und Sollizitanten . .
machen Wetzlar lebhaft; und dieſer Ort iſt in der That geſell=
ſchaftlicher
und angenehmer, als manche große und anſehnliche
Stadt ſeyn mag. Das Wetzlar des jungen Goethe gefällt alſo
auch dem Fremden wohl. Beſonders erwähnt er, daß die Stifts=
kirche
Lutheranern und Katholiken gemeinſam gehört; im In=
nern
findet er zwei Orgeln und zwei Kanzeln für die beiden
Konfeſſionen. Als er am Abend mit einigen Freunden nach
Gießen zurück wollte, fand er abends um 7 Uhr das Tor ſchon
verſperrt. Der Thorwärter, oder wie dies Geſindel hier ſonſt
genannt werden mag, fragte mich mit einer unerträglichen
Unbeſcheidenheit, wer ich wäre. Ich glaubte am kürzeſten davon=

ſolchen Gedanken!" Ich finde hier vielmehr würdige Lehrer, die

mit vielem Fleiß ihre Lehrſtunden abwarten: aber der Ort ſelbſt
dünkt mich, hat etwas überaus Trauriges an ſich; und ich kann
mich unmöglich überreden, daß eine Stadt wie dieſe, wo die
Gaſſen enge, unregelmäßig und ſchlecht geplaſtert ſind, und wo
die hohen Häuſer, die zum Theil am Berge liegen, ſich oft in einem
ſo elenden Zuſtande befinden, daß ſie faſt augenblicklich den Um=
ſturz
drohen, daß, ſage ich, eine ſolche Stadt einen angenehmen
Muſenſitz abgeben könnte . . . Um das Waſſer aus der Lähne
(gemeint iſt natürlich die Lahn) zu bekommen, ſo leitet man, ver=
möge
etlicher Druckwerke dasſelbe durch Röhren den Berg hinauf,
woſelbſt es zum Gebrauch in großen Ziſternen geſammelt
wird . . . Die Hörſäle der Univerſität ſind geräumig genug, um
eine Menge von Studierenden zu faſſen, und den großen Hörſaal,
der zu feherlichen Redeübungen und dergleichen mehr beſtimmt
iſt, ziert das Bildnis des regierenden Landgrafen, womit der
Fürſt der Akademie vor ein paar Jahren ein angenehmes Ge=
ſchenk
gemacht hat. Da ich in der Poſt eingekehrt war, ſo
wurde ich in dieſem Hauſe mit einem ſehr artigen Kavalier,
Namens Brink, bekannt, der morgen mit mir nach Caſſel geht.
Anfang Februar ging die Reiſe mit der Poſtkutſche von
Marburg nach Caſſel weiter. Die Pferde hatten Mühe, bei
Glatteis über Berg und Tal zu kommen. Ab und zu brach man
auch durch die dünne Eisdecke in Sumpf und Moraſt ein. Caſſel
entſchädigte den Reiſenden vollauf, und er preiſt faſt überſchweng=
lich
dieſe Reſidenz eines der vortrefflichſten Fürſten des deut=
ſchen
Reichs. Nach ſeiner Anſicht verdient es die ganze Auf=
merkſamkeit
eines Fremden. Freilich dringt immer wieder das
Vorurteil gegen die mittelalterliche Schönheit unſerer alten
Städte durch, die man damals einfach nicht zu würdigen wußte
Die Neuſtadt, von franzöſiſchen Koloniſten erbaut, findet unſer
Briefſchreiber regelmäßig und ſchön, wodurch ſie ſich merklich

von der Altſtadt unterſcheidet. Ihre Gaſſen ſind breit, die Hfin o
ſer nach der allerneueſten Bauart und faſt von einer Höhe -/ſNali=
Die allerliebſte Eſplanade iſt ſogar gegenwärtig, da ihre Bärzudugen,
von Laub entblößt ſtehen, ein ſehr angenehmer Spaziergar=0ſen,
Die damals neue Fuldabrücke zwiſchen Alt= und Neuſtadt geWMb
weniger. Indeſſen hatte ſie uns doch ſo ziemlich zu dem Ei Stra
bereitet, was wir in Anſehung der Bauart noch in der andniſe
alten Hälfte der Reſidenz zu ſehen bekommen ſollten; und ſen K.
war mir in der Tat bei dem Eintritt in die Altſtadt nicht and Ge
als wenn ich plötzlich aus der Geſellſchaft des liebenswürdig ſuie ochn
Mädchens, in das finſtere Gemach einer abgelebten Matrone gMch i
worfen würde. Ein winterlicher Ausflug nach dem Karlsbiſſe ſeh
wird neben anderen Sehenswürdigkeiten in Caſſels Umgebauſſn.
enthuſiaſtiſch beſchrieben: Ich glaube nicht zuviel zu ſagen, w./l. Nur
ich dieſes Waſſerwerk für eines der prächtigſten Kaskaden Ey zuf
Europa halte. Auch der Herkules wird beſtiegen: Fünf. A ſie
uns ſtiegen ganz bequem in dieſen ungeheuren herkuliſchen KlMhurfen
per, der innwendig ausgehühlt iſt, und ich überſahe aus 2N
einen Auge dieſer koloſſaliſchen Statue, wie aus einem Flü /
fenſter, die ganze weite Gegend um dieſen Karlsberg herum, M
da die Sonne ſehr heiter ſchien, ungemein anmutig war . . ."
das Auge noch mehr zu ergötzen, ſo ſind alle Steine an die
Kaskade vorne mit einem dünnen, glänzenden Blech belegt, En
ches, wenn die Sonne drauf ſcheint, das Waſſer ſo hell als ei?
Kryſtall machen muß. . ." In einem anderen aus Caſſel dack)no
ten Briefe erwähnt der Livländer den Caſſelaner Pagenhofmein!
Engelbronn, der ihm die Bildergalerie zeigte. Die Wachtpar9
machte einen vorteilhaften Eindruck. Der Fremde ſah hier k.
ter wohlgeſtreckte und ſchöne Leute, die ihre Manövers mit vr.i
Fertigkeit machten, und deren Anſehen es ſchon anzukündr?
ſcheint, daß ſie tapfere Soldaten ſind. Auch ihre Offix
werden als geſetzt und höflich gelobt; wie denn ſelbſt ein gemi, if
Oberſter, der an der Spitze des Regiments ſtand, und der meh.
Freude über das vortreffliche Manöver merkte, ſo gütig kan

mich neben ſich hin treten zu laſſen, um alles deſto beſſer überſe‟
zu können. Die Erzeugniſſe der damaligen Caſſeler Induſtrie 70
den als preiswert und brauchbar gerühmt, ſo daß der Reiſende 1

ſchiedene Stoffe und Tücher einkaufte. In einem drri
Briefe findet ſich der Schreiber veranlaßt, Caſſel gegen 2
urteile in Schutz zu nehmen, da es ſich in den letzten Jahrzehri
ſehr zu ſeinem Vorteil verändert habe: Ich finde in der Tha1)
den Manieren der polizierten Einwohner nichts von jener Rau.
keit, um derentwillen man die alten Heſſen auch die blinden O‟
ſen zu nennen pflegte. Ihr Betragen iſt fein, wie man dies
allen geſitteten Städten von Europa zu ſehen gewöhnt iſt .
ich muß ſagen, daß mir das ſchöne Geſchlecht eher ein bischer1!
lebhaft und zu galant, als zu rauh oder miſantropiſch zu v
cheint. Die Beziehung, in der die Einwohner in dem lek5

[ ][  ][ ]

Nkwmer 238

Mittwoch, den 28. Auguſt 1929

u/ Sixpentt Man Tehntft geſtärien.
Janzflofſe beim Stark leicht beſchädigt. Die Manöprierfähigkeit nicht beeinkrächtigk. Dr. Eckener
feutk die merikaniſche Grenze an. Das Felſengebirge in ſeinen ſüdlichen Ausläufern überflogen.

Der Skatk.
Endſpurk nach Lakehurſk.

Los Angeles, 27. Auguſt.
Das Luftſchiff Graf Zeppelin iſt heute um
12 Uhr 14 Ortszeit Mitternacht (9,14 M.E.3.)
unter dem ungeheuren Jubel von Hunderttauſen=
den
begeiſterter Zuſchauer nach Lakehurſt geſtartet.
Paſſagiere des Luftſchiffes begaben ſich um 11,10 Uhr
zan Bord. Um 11,15 Uhr gab Dr. Eckener Befehl, Ballaſt
zzuwufen. Dann wurde die Spitze des Luftſchiffes vom Anker=
jaſt
ſgöſt, und die Haltemannſchaft bewegte ſich mit dem Luft=
hifffüer
das Flugfeld etwa eine halbe Stunde
y her. Während dieſer Zeit wurde noch
Bord genommen, und die techniſchen
rgungen wurden einer letzten Prüfung
gen. Schließlich machten die Haltemann=
inmitten
des Flugplatzes halt. Der
)8 Zeppelins war nach Oſten gerichtet.
jar bereit, es blieb nur noch übrig, den
gefeßlzum Loslaſſen der Haltetaue zu erteilen.
uffon Landſtraßen in der Umgebung des
lugufedes drängten ſich viele Kilometer weit
hern 4 000 Autos, deren Inſaſſen die Abfahrt
knttem miterleben wollen.
fin Zwiſchenfall beim Skark.
We Start des Graf Zeppelin kam es

die Schiffsleitung mit den neueſten Wetterberichten verſorgen
wird. Nach dieſen Wetterberichten wird ſich auch der Kurs des
Luftſchiffes richten. Es läßt ſich daher auch noch nicht ſagen, ob
das Luftſchiff die Alleghaines, eine weitere Gebirgskette, über=
fliegen
wird. Dieſe Gegend iſt bei den Luftfahrern ſehr be=
rüchtigt
wegen ihrer vertikalen Böen, denen die amerikaniſche
Luftfahrt ſchon furchtbare Opfer bringen mußte. Sie kommen
ſehr raſch auf, ſo daß der geſchwindeſte Wetterdienſt ſie meiſt
nicht rechtzeitig weitermelden kann. Sie erſcheinen zudem ſehr
unregelmäßig und müſſen eben überwunden werden. Graf
Zeppelin aber das iſt die feſte Ueberzeugung überall wird
ſich durchhauen. Wir erinnern an die Kataſtrophe der Shanan=
doah
, eines ehemaligen Zeppelins, der nach einer unglaublichen
Sturmfahrt durch dieſe Vertikalböen ſein Ende fand. Wenn
dieſe Gegend überflogen iſt, die zahlreichen Indianerreſervate
überquert ſind, dann iſt die ſchwierigſte und gefährlichſte Strecke
überwunden, und der Endſpurt nach Lakehurſt wird dann kaum
der große Kreis ſchließt ſich.

V

SSEKOLEAN

eemin Zwiſchenfall, da die Schwanzfloſſe kurz
che dem Aufſteigen eine elektriſche Hoch=

ſammngsleitung ſtreifte. Als man im Luft=
5 weriff hemerkte, daß der Aufſtieg ſich nicht raſch
eine nurg vollzog, wurde eine ziemliche Menge
boſut in Geſtalt von vollen Konſerven=
chie
über Bord geworfen. Die Radio Cor=
rattn
of America hat eine drahtloſe Mit=
r
lun des Luftſchiffes aufgefangen, wonach die
uel fohöigungen, die das Hängenbleiben an der
itur verurſachte, nur unbedeutend ſind und
ha lie Abſicht beſteht, die Fahrt deshalb zu
temeechen.
Rein langer Aufenthalt in Los Angeles.
Veltfahrt des Graf Zeppelin ſoll be=
luſſn
werden. Daher drängte Dr. Eckener
fwglichſt baldigen Abflug. In unglaublich
ze Zeit wurden die Vorbereitungen, Auf=
n
von Brennſtoff und Auffüllung von
ſaugs, beendet. Dann war alles klar zur
E/Etappe. Bei dieſem Start erlitt der
Ehunz des Luftſchiffes beim Streifen einer
eurſtromleitung eine leichte Beſchädigung, die
u den Flug oder die Manöbrierfähigkeit Nard-Amerits
Etbeeinträchtigt. Sehr raſch war das Luft=

Frencisco

Uew Vork.

ſe.

Bermudas-
12

K

KRsoren

zurückgelegte.
Flugstrecke

F

ſetzte Etagpe über

rſoch, immer kleiner wurden die Lichter des
20ar Luftſchiff ſucht ſich nun ſeinen Weg über
Ni9tzeEtappe. Der amerikaniſche Kontinent mit
ſ:e rieſigen Gebirgen und weiten Ebenen hat
iten) i ſich. Längs der Weſtküſte ziehen die Rocky Mountains, die
ſt icowo überquert werden müſſen. Selbſtverſtändlich, daß
e Vori ſckener die günſtigſte Stelle ausſucht, und das iſt jener Teil
lben le: Gebirges nahe der mexikaniſchen Grenze, wo die Gebirgs=
en
üfeniedrigere Ausläufer haben. Ein Umweg alſo nach Süden
ir letztmnſhſt, dann geht es in das Miſſiſſippital und in die Arizona=
agel
gofiſt. Man kennt aus der Geſchichte der alljährlichen Natur=
u
waxmrophen dieſe Gegenden, die durch ihre unheimlichen und
och agewitigen Wetterkataſtrophen berüchtigt ſind. Immerhin wird
vas Luftſchiff hier in kaum beſonders gefährliche Situationen
geren, da es hier einen ausgezeichneten Wetterdienſt gibt, der

aureſen, bis ſie ganz verſchwunden waren. Graf Zeppelin hat die dritte Etappe Tokio Los Angeles trotz feindlicher Winde
und Gewitter in der enorm ſchnellen Zeit von 78 Stunden 58 Minuten bewältigt.
Damit ſind mehr als drei Viertel der rund 33 000 Kilometer betragenden Welt=
prest
mancher Hinſicht beſonders ſchwierige, fahrtroute zurückgelegt. Nunmehr hat er die letzte Etappe in Angriff genommen.

noch meteorologiſche Gefahren mit ſich bringen, die nicht ſchon
im Voraus bekannt ſind. Jedenfalls aber wird dieſer Flug eine
unerhörte Leiſtungsprüfung darſtellen. Machen wir uns dennoch
keine Sorge. Wir haben Führer und Werk in allen möglichen
gefährlichen Situationen kennen gelernt, und wir dürfen zu ihnen
volles Vertrauen haben.
Die Blugrouke des Graf Zeppelin.
Nach dem Aufſtieg verſchwand der Zeppelin ſehr bald im
Dunkel des öſtlichen Horizonts. Die Verſpätung bei der Abfahrt

Mſige mit den Franzoſen geſtanden haben, hat ſie um vieles ge=
bohickt
oder verſchlimmert, wie ſie es nennen wollen; und eben
z dieſ Nation, der wir Deutſche ſo gern die Sitten wie die Moden
alhrgen, haben einen gewiſſen Geſchmack in dieſer Stadt zurück=
bylſen
, den unſere nur gar zu einförmige Vorfahren, noch wohl
vortd bis 50 Jahren, gewiß äußerſt getadelt haben . . . Außer
dar Straßburgerinnen halte ich das hieſige Frauen=
imer
für das ſchönſte im ganzen oberrheini=
ſſhn
Kreiſe; und ich habe oft das Vergnügen gehabt, ſehr
auſe Geſichter, ſowohl in den Geſellſchaften, wo ich bekannt war,
au4noch mehr in der Oper anzutreffen. Wirklich hat man haupt=
ſſlchich
in der Oper, auf die der Fürſt ſehr große Koſten wendet,
eiy ſehr angenehme Gelegenheit, ſeine Augen tauſendfach zu
Mden.
Nur ungern verließ der Reiſende Heſſen und zumal Caſſel,
Frmauf dem ſchlechten Poſtwege nach Göttingen weiterzureiſen,
Todie leichte Poſtchaiſe auf dem Gebirge ſehr Gefahr lief, um=
ſtorfen
zu werden.
Veopold Ziegler, Frankfurker Goekhepreistkräger.
Heute vormittag, an Goethes 180. Geburtstag,
wird zum dritten Male der Goethe=Preis der Stadt
Frankfurt a. M. verliehen.
Nach dem Dichter Stefan George, dem Arzt und Helfer Albert
Sweitzer hat jetzt die Stadt Frankfurt ihren diesjährigen Goethe=
Zis (10 000 Mark) dem Philoſophen Leopold Ziegler ver=
ſten
. Die Wahl Zieglers, der durch ſeine hervorragenden philo=
hiſchen
Arbeiten, ſein eigenwilliges Denken die geiſtige Haltung
ſerer Zeit entſcheidend mitbeſtimmt hat, iſt aufrichtig zu be=
ßen
.
Leopold Ziegler, am 30. April 1881 in Karlsruhe geboren,
dierte in Heidelberg und Jena, wo er bei Eucken mit einer
beit über den Abendländiſchen Nationalismus und der Eros
er Entwicklungsgeſchichte des deutſchen Idealismus promo=
rte
. Da ihm die akademiſche Laufbahn verſchloſſen blieb er
4d als Hartmanianer den approbierten philoſophiſchen Lehr=
Ainungen allzu fern wurde Ziegler, freier philoſophiſcher
griftſteller. Er wollte nicht dozieren. Der philoſophiſche Dialog,
Auseinanderſetzung iſt für ihn die Urform menſchlicher Er=
nenis
. Förderung der Wiſſenſchaft? Förderung der Wiſſen=
hfe
ein ehrenvolles Ziel, aber nicht das meinige. Nur einer
früh Zieglers Bedeutung erkannt: Georg Simmel. Ihm iſt
(0 Ziegler in der Geſtaltung ſeiner Lebensphiloſophie verwandt.
In groß angelegten kulturhiſtoriſchen Eſſais hat Ziegler die
furktur vergangener Kulturen aufgezeigt. Aber die Hiſtorie iſt
imn nur Projektionsfläche der Gegenwart. Ausgehend von der
Kiſchen Grundhaltung Schopenhauers und Nietzſches hat Ziegler
ere Zeit gezeichnet. In ſeinem Hauptwerke Geſtaltwandel der
bütrer gibt er eine großartige Darſtellung der Religionen, um
0 Sezierung und Bannung aller Götter ſeine Religion ohne
94 zu verkünden; eine neue, klar erkannte reſignierende Myſtik.

Aber Ziegler hat das allzu Negative ſeines Werkes erkannt und
wird in ſeiner neuen, erſt vor wenigen Monaten erſchienenen
Schrift. Der europäiſche Geiſt zum Künder eines neuen Mittel=
alters
. Einer Verchriſtlichung Europas.
Der Philoſoph Ziegler wird zum Politiker. In ſeiner Magna
Charta einer Schule und mehr noch in ſeinem Heiligen deut=
ſchen
Reich wird Ziegler zum Geſtalter eines großen deutſchen
Reichsgedankens, zum Führer der deutſchen Nation.
Die Wahl Zieglers, zum Frankfurter. Goethepreisträger iſt
eine Tat, durch die ſich die Stadt Frankfurt ſelbſt am meiſten
ehrt.
W. A.
*
Das neueſte Buch Leopold Zieglers erſchien vor einigen Wochen
unter dem Titel Der Europäiſche Geiſt und von ſeinen frü=
heren
Büchern ſeien genannt: Der Ewige Buddho, ein Tempelſtchrift=
wverk
in vier Unterweiſungen, Zwiſchen Menſch und Wirtſchaft und
Magna Charta einer Schule. Alle Bücher Leopold Zieglers ſind im
Otto Reichl Verlag in Darmſtadt erſchienen.
Erweiterung des Progranms der amerikaniſchen
Vorleſungen in Mainz.
Außer den im Programm angekündigten Vorleſungen der amerika=
niſchen
Profeſſoren am Pädagogiſchen Inſtitut in Mainz wird Donners=
tag
, den 2. Auguſt, nachmittags 4 Uhr, Profeſſor Dr. Raup, der
bekannte Pſychologe der Columbig=Univerſität New York, in deutſcher
Sprache das Thema behandeln:
Pſychologie und Erziehung in Amerika.
Dieſer Vortrag dürfte in weiten Kreiſen Intereſſe finden, da das
amerikaniſche Schulweſen gerade durch die Anwendung pſychologiſcher
Methoden ſich in ſeiner Eigenart entwickelt hat.
Der auf Samstag, den 31. Auguſt, angeſetzte Vortrag von Frau
Helen Parckhurſt über den Dalton=Plan wird auf Freitag,
den 30. Auguſt, verlegt. Näheres wird während der Vorleſungen in
der Liedertafel Mainz, Große Bleiche 55, bekanntgegeben.

Das wohlgeformte Haus.

Lebhafte Bewegung herrſcht im ganzen Umkreis der modernen
Architektur. Eine neue Zeit will ſich geſtalten und ſucht ihren Aus=
druck
im Wohnbau. So findet man im reichilluſtrierten Auguſtheft der
bekannten Kunſtzeitſchrift Innen=Dekoration, Verlagsanſtalt
Alerander Koch, GmbHh., Darmſtadt, (Einzelheft mit 35 Abbildungen
NM. 2,50) mutige neue Gedanken im Verein mit kühnen neuen Bau=
leiſtungen
in wundervollen Abbildungen. Ein Landhaus des Architekten
Gabriel Gueprekian in klaren, heiteren, höc ultivierten Bauformen.
Da iſt nichts von Trockenheit oder Kargheit; im Gegenteil: man fühlt
mitten in dieſer Nüchternheit eine geſunde, ſonnenfrohe, ſportliche
Friſche. Die Dachgärren ſind kleine Paradieſe, wunderbare Sonnen=
fänge
. Die Räume breiten ſich lichtüberflutet aus, mit anmutigen
Ueberſchneidungen und Durchblicken. Alle Möbel geben ſich mit tech=

Seite 3

erklärt ſich daraus, daß die Poſt und die Paſſagiere erſt mit be=
trächtlicher
Verſpätung den Flugplatz erreichen konnten, da dig
Landſtraßen kilometerweit von den Automobilen derer verſtopft
waren, die den Abflug miterleben wollten. Für die Nachfüllung
des Luftſchiffes ſind von einem Chemiekonzern in Virginien
tauſend Kubikfuß einer Miſchung von Natur= und Kunſtgas ge=
ſtiftet
worden.
Der Dampfer Weſtkatan hat, wie er drahtlos meldet, 19
Meilen ſüdlich von Pedro das Luftſchiff um 12,50 Uhr geſichtet.
Es fuhr auf einem Kurs parallel zur Küſte. Danach ſcheint die
Abſicht, das Gebirge am San Gorgonio=Paß zu überqueren, auf=
gegeben
worden zu ſein, und das Luftſchiff fliegt zunächſt bis
San Diego, bevor es den Verſuch unternimmt, die Küſten=
gebirge
in der Richtung nach dem Innern zu überqueren. In
Los Angeles nimmt man an, daß Dr. Eckener ſich mit Rückſicht
auf die Schwierigkeiten, die ſich für den ſchwer belaſteten Graf
Zeppelin bei dem Verſuch, größere Höhen zu erreichen, ergeben
würden, veranlaßt geſehen hat, der mexikaniſchen
Grenze zuzuſteuern, um das Feſengebirge in
ſeinen ſüdlichen Ausläufern, die eine verhältnismäßig
geringe Höhe aufweiſen, zu überfliegen. Wie die Marine=
funkſtation
San Diego meldet, paſſierte der Zeppelin um 2,22 Uhr
morgens Point Loma. Das Luftſchiff, das in ungefähr 500
Meter Höhe flog, hatte ſüdlichen Kurs, etwa in der Richtung
auf Mexiko. Wie ein Eiſenbahnbeamter aus Jacumba Hot
Springs, 70 Meilen öſtlich von San Diego, meldet, hat der Zeppe=
lin
um 3,13 Uhr morgens den Ort paſſiert.
Ueber Arizona.
Der Graf Zeppelin wurde in Yuma um 4,43 Uhr früh
(1,43 mittags MEZ.) geſichtet. Er fuhr augenſcheinlich mit er=
höhter
Geſchwindigkeit, die auf annähernd 160 Stundenkilometer
geſchätzt wurde.
Der Graf Zeppelin überflog um 7 Uhr morgens, Gebirgs=
zeit
(15 Uhr MEZ.), die 190 Km. ſüdweſtlich von Phoenix ( Ari=
zona
) gelegene Stadt Aztee und iſt in den letzten Stunden der
Bahnſtrecke der Southern=Pacific=Bahn gefolgt. Um 7,37 Uhr
wurde er in Gila Bend geſichtet. Das Luftſchiff flog in etwa 500
Meter Höhe mit einer Geſchwindigkeit von nicht mehr als 80
Stundenkilometern. Es hat bei klarem Wetter gegen einen leich=
ten
Gegenwind anzukämpfen. Um 15,55 Uhr MEZ. überflog das
Luftſchiff Marcicopa (Arizona), das 64 Km. von Gila Bend ent=
fernt
liegt. Das Luftſchiff wich über Arizona einem Gewitter=
ſturm
aus und flog vor dem Orte Aztec zeitweiſe in einer Höhe
von 5000 Fuß. Jetzt wird gutes Flugwetter gemeldet. Um 19
Uhr MEZ. überflog das Luftſchiff Wilcoſe in großer Ge=
ſchwindigkeit
mit öſtlichem Kurs, und um 21,45 Uhr Berliner
Zeit den Steins=Paß im Staate Neu=Mexiko.
Hilfsgeneralpoſtmeiſter Glover kündigt an, der Zeppelin
werde in Lakehurſt 36 000 Poſtſachen abliefern. Das Luftſchiff
brachte 2522 Poſtſachen von Friedrichshafen für Los Angeles
und 1813 für Los Angeles aus Tokio. Für Friedrichshafen hat
Graf Zeppelin zwei Poſtſäcke an Bord, die die Fahrt um die
Erde mitmachen.
Graf Zeppelin zur Ueberfliegung der Niagara=
Fälle eingeladen.
Die Stadtbehörden von Niagara Falls haben Dr. Eckener
auf funkentelegraphiſchem Wege erſucht, die Niagarafälle zu über=
fliegen
. Falls Graf Zeppelin die Niagarafälle während der
Nacht überfliegen ſollte, wird er durch Rieſenſcheinwerfer von
insgeſamt 2500 Millionen Kerzenſtärken beleuchtet.
Dr. Eckener über die Möglichkeiken eines regel=
mäßigen
Zeppelin=Pafſagierdienſtes.
Dr. Eckener erklärte vor ſeinem Abflug von Los Angeles
Preſſevertretern gegenüber, die Inbetriebnahme eines regel=
mäßigen
Zeppelin=Paſſagierdienſtes biete keine techniſchen
Schwierigkeiten, ſetze jedoch die Organiſierung einer vollkommenen
Bodenunterſtützung für die Luftſchiffe voraus, wie z. B. durch
den Bau von Luftſchiffhallen, Ankermaſten und die Bereithaltung
in allen Luftſchiffhäfen. Ein Luftſchiff von größerer Tragfähig=
keit
und Geſchwindigkeit würde auch imſtande ſein, die Wetter=
berichte
beſſer auszunützen und eine möglichſt ſichere Fahrtroute
zu wählen. Kurz vor dem Abflug des Graf Zeppelin ließ Dr.
Eckener Waſſerballaſt abgeben und mehr Waſſerſtoff nachfüllen,
um den Auftrieb des Luftſchiffes zu erhöhen.

niſcher Knappheit, aber in ihrer Anordnung und Gruppierung hat
immer ein Wiſſen um moderne Lebensform die Führung. Ein Kunſt=
werk
, ohne Zweifel und doch ſagr der Architekt in ſeinem Begleit=
wort
: Dieſe Behauſung iſt errichtet worden ohne die Abſicht, ein
Kunſtwerk zu machen. Ich bin der Meinung, daß ein Haus ein Ge=
brauchsding
iſt. Das gefährliche Wort, Kunſt iſt in der Architektur
viel zu oft angewendet worden. Ein Bau wird Kunſtwerk werden
können, wenn er nichts mit den täglichen Bedürfniſſen der Menſchen
zu tun hat. Aber der Nutzbau entſteht unter der Begrenzung durch
die Bedürfniſſe und die techniſchen Mittel ſeiner Zeit. Und folglich
ſo ſchließt der Architekt kann er nicht Kunſtwerk ſein wollen. Hat er
recht? Oder hat unſer Gefühl recht, das dieſes einleuchtende, fein=
harmoniſche
Bauwerk doch als wohlgeformtes Kunſtwerk anſprechen
will?
Wir ſind hier ſchon mitten in den höchſtfeſſelnden Auseinander=
ſetzungen
, die ſich um die neue Bauform entſponnen haben. Sie gehen
nicht nur den Fachmann, ſondern jeden gebildeten Menſchen an. Denn
in ihnen ringt der Geiſt und die Seele einer kommenden Zeit um
ihr Daſeinsrecht; einer Zeit, in der nicht nur Häuſer, Möbel und viele
andere Dinge ihr Geſicht ändern werden, ſondern in der auch das
Denken des Menſchen ſich ändern muß. Von dieſer letzteren Not=
wendigkeit
ſpricht im ſelben Heft dee Innen=Dekoration
Wilhelm Michel in einem feſſelnden Aufſatz Neue Zeit Neues
Denken. Die alten Gegenſätze zwiſchen Organiſch und Mechaniſch
zwiſchen Seele und Intellekt, unter denen wir bisher menſchliches
Schaffen betrachteten, ſcheinen ihm nicht mehr gültig zu ſein. Sehe ich
mir wahrhaft heutige Menſhen an, ſo bemerke ich mit zunehmendem
Staunen: in ihnen iſt der Intellekt nicht mehr ſeelenfeindlich, nicht
mehr lebensfeindlich, und was ſie auf Grund ihres Denkens hervor=
bringen
, läßt ſich ganz einfach nicht mahr unter der veralteten Polarität
Mechaniſch=Organiſch betrachten.
Wer kann denn heute noch im Ernſt von der unmenſchlichen
Maſchine, von dem entſeelten Maſchinenwerk reden oder von dem
dämoniſchen Intellekt? Das ſtimmt ja alles nicht mehr. Der Intellekt
des modernen Menſchen weiß vom Leben, er weiß von ſeiner eigenen
Zugehörigkeit zum Seeliſchen. Er iſt Freund des Lebendigen und ſieht
nirgends zu ihm in einem bösartigen Gegenſatz. Zu dieſen Sätzen
ſtimmen überraſchend die Ausführungen Leopold Zieglers, über den
Kommenden Ausgleich, der Europäiſche Geiſt werde weder die unent=
behrlichen
Errungenſchaften des verwiſſenſchaftlichten Geiſtes preisgeben,
noch ſich durch ſie beſtechen laſſen, die unerſetzliche ſakrale Schöpfung des
urtümlichen Menſchen außer Kraft zu ſetzen.
Ein ſinnfällige Anwendung der erwähnten Gedankengänge liegt
in der reichilluſtrierten Abhandlung über die ,Bücherſchränke und
Bücherregale in der modernen Wohnung, die den zweiten Teil des
Auguſtheftes der Innen=Dekoration füllt. In fünfzehn Räumen und
Skizzen ſieht man eine Fülle von Ideen über Bucherunterbringung.
Ueberall ſind da die Bücher aus den alten Büchergefängniſſen erlöſt.
Denn ſo ſagt der Begleittert von H. Ritter: Bücher ſind in der
modernen Wohnung ein gleichſam flüſſiges Material geworden, da und
dort verteilt, wie es ſich gerade als wünſchenswert erweiſt, hängend an
der Wand, in Sockelgeſtellen hinlaufend, in kleinen Niſchen geborgen,
breite, wandfüllende Negale bevölkernd, um Kamine, um Schreibtiſche
gruppiert aber immer offen und leicht greifbar, entſprechend dem
Grundgeſetz der modernen Wohnung, daß alles Gerät im Heim zum
willigen Dienſt des Menſchen beſtimmt iſt.

[ ][  ][ ]

Seite 4

Mittwoch, den 28. Auguft 1929

Gefährliche Lage in Paläſtina.
Angtiffe der Araber auf engliſche Truppen. Enk=
ſendung
engliſcher Truppen nach Paläftina.

EP. London, 27. Auguſt.

Die Zahl der bei den verſchiedenen Kämpfen zwiſchen Ara=
bern
und Juden getöteten Perſonen wird inoffiziell mit 120
bis 150 angegeben. Infolge der von den engliſchen Behörden
zu Beginn der Unruhen verhängten Zenſur über Preſſetele=
gramme
fehlt es an zuverläſſigen Meldungen. In den geſtrigen
Nachmittags= und Abendſtunden ſind wiederholt Angriffe von
Arabern unternommen worden, die aber in der Mehrzahl der
Fälle zurückgeſchlagen wurden. Auch iſt es geſtern abend zu
einem ganz unerwarteten und plötzlichen Angriff von Arabern
auf die Regierungsgebäude in Jaffa gekommen, der aber von
der engliſchen Polizei abgeſchlagen wurde. Fünf Angreifer
blieben tot auf dem Platze, während 30 verwundet wurden.
Ein Zug, der engliſche Truppen von Haifa brachte, ſoll von den
Arabern angegriffen worden ſein, wobei es den Angreifern ge=
lang
, eine Anzahl britiſcher Soldaten zu entwaffnen. Eine Be=
ſtätigung
dieſer Meldung liegt aber zurzeit nicht vor. Von
Kairo ſind geſtern weitere Truppen mit Panzerwagen und Ar=
tillerie
nach Paläſtina abgegangen. Wie die Central News
meldet, wird die geſamte vierte engliſche Zerſtörerſlottille, be=
ſtehend
aus acht Zerſtörern und drei Schaluppen in Bereitſchaft
gehalten, um jeden Augenblick in See gehen zu können. Das
Flugzugmutterſchiff Eagle, das Schlachtſchiff Sovreign und
zwei weitere Zerſtörer ſollen ſich heute nach Paläſtina begeben.

rwundeten iſt offiziell noch nicht bekannt
zahl der Toten
gegeben worden, ooch ſoll ſich ihre Zahl auf beiden Seiten auf
etwa 600 belaufen.

Indiſcher Prokeft gegen die engliſchen Maßnahmen
in Jeruſalem.
EP. Bombay, 27. Aug.

Die Zuſammenſköße dauern fork.

In der Lage in Paläſtina iſt, obwohl es heute wiederum zu
Zuſammenſtößen kam, eine leichte Beſſerung eingetreten. Das
Eintreffen engliſcher Truppen, von denen bereits 1500 Mann ſich
in Paläſtina befinden ſollen, ſowie die Gegenwart mehrer eng=
liſcher
Kriegsſchiffe vor Jaffa iſt nicht ohne Einfluß auf die an=
griffsluſtigen
Araber geblieben. So wird heute feſtgeſtellt, daß
es in Jeruſalem und Tel Aviv vollſtändig ruhig geweſen iſt.
Jaffa und die anderen Kampfzentren befinden ſich unter der
Kontrolle engliſcher Soldaten. Die Angriffe der Araber richten
ſich auf jüdiſche Siedlungen hauptſächlich in kleinen Städten und
Dörfern auf dem Lande. Zwei ſolcher Angriffe wurden durch
Bombardements engliſcher Flugzeuge abgeſchlagen. Die Geſamt=

Von den Herausgebern dreier mohammedaniſcher Zeitungen
in Lahore, Delhi und Bombay ſowie vom Sekretariat des Zen=
tral
=Kalifat=Ausſchuſſes iſt eine Erklärung abgegeben worden, in
der gegen die engliſche Mandatsverwaltung
wegen der von ihr ergriffenen Maßnahmen zur
Wiederherſtellung der Ruhe in Paläſtina pro=
teſtiertwird
. Weiter wird ausgeführt, daß die pro=jüdiſche‟
Politik der engliſchen Behörden in arabiſchen Ländern eine Be=
wegung
und in iſlamiſchen Ländern ein Gefühl der Erbitterung
ausgelöſt habe, deren Folgen nicht zu überſehen und herabzu=
ſetzen
ſeien.

Beunruhigung der amerikaniſchen Juden.

E.P. Waſhington, 27. Auguſt.
Die Ereigniſſe in Paläſtina haben unter der jüdiſchen Bevölkerung
der Vereinigten Staaten eine ungeheuerliche Erregung ausgelöſt, ins=
beſondere
auch in den jüdiſchen Finanzkreiſen, die im Vertrauen auf
die engliſche Politik und den engliſchen Schutz viele Millionen in Palä=
ſtina
angelegt haben. Das Staatsdepartement wird mit Zuſchriften
überſchwemmt, in denen die Juden den Staatsſekretär Stimſon zu
energiſchen Maßnahmen auffordern. Stimſon erklärte, nach der beim
engliſchen Botſchafter unternommenen Demarche beabſichtige die ameri=
kaniſche
Regierung nicht, Kriegsſchiffe nach Paläſtina zu ſchicken, da an=
ſcheinend
die engliſchen Behörden der Lage Herr geworden ſeien.
In New York fand geſtern eine Demonſtration der Juden ſtatt, an
der etwa 10 000, nach anderen Berichten 50 000 Perſonen teilnahmen.
Die Demonſtranten, unter denen ſich zahlreiche ehemalige Kriegsteil=
nehmer
befanden, zogen über den Broadway zum Rathaus, wo Bürger=
meiſter
Walker eine kurze Anſprache hielt, in der er zur Ruhe mahnte
und den Juden ſeine Unterſtützung zuſagte. Der Demonſtrationszug
begab ſich dann vor das engliſche Konſulat. Der Konſul empfing eine
Abordnung und gab ihr die Zuſicherung, daß er ihre Forderungen der
engliſchen Regierung übermitteln werde.

Amerikaniſche Demarche bei der brikiſchen Regierung

EP. Waſhington, 27. Aug.
Das Staatsdepartement teilt mit, daß es durch den engliſchen
Botſchafter in Waſhington die britiſche Regierung aufgefordert
habe, die zum Schutz des Lebens und Eigentums der amerikani=

ſchen Bürger in Paläſting erforderlichen Maßnahmen zu tre

Der amerikaniſche Botſchafter in London, General Dawes.
Anweiſung erhalten, im gleichen Sinne im Foreign Office
ſtellig zu werden.

Der engliſche Botſchafter in Waſhington, Howard, ſta,
dem Staatsſekretär Stimſon einen Beſuch ab, um ihm im Nau
der engliſchen Regierung deren Beileid zum Tode wehrerer an
kaniſcher Bürger bei den Unruhen in Paläſtina auszudrür
Die beiden Staatsmänner beſprachen darauf die Lage im
ruhegebiet.

Die Zuſchriften an die amerikaniſche Regierung, in Palänfu
zu intervenieren, häufen ſich und treffen ohne Unterlaß
Staatsdepartement ein. Bis zur Stunde denkt aber die an-
kaniſche Regierung nicht daran, Kriegsſchiffe nach Paläſtins
ſenden. Auch der amerikaniſche Konſul in Jeruſalem hat
keinerlei Bitte der in Paläſtina anſäſſigen amerikaniſchen .
um ein Einſchreiten zu ihrem Schutz übermittelt.
Die Meinung in Waſhingtoner maßgebenden Kreiſen
dahin, daß die Ruhe bald wieder hergeſtellt werde, zum Teil K
der Haltung der engliſchen Regierung, die beſchloſſen habe,
früheren engliſchen Botſchafter in Waſhington, Lord Read=
mit
einem Sonderauftrag nach Paläſtina zu ſenden.

Das neue Bergmannsſiedlungsgeſetz.
* Berlin, 27. Aug. (Priv.=Ten

Der Reichsarbeitsminiſter hat ſoeben dem Reichstag
Entwurf eines Geſetzes über die Bergmannsſiedlungen zu
leitet, das auf einem Beſchluß des Reichskabinetts vom 22.
zember 1919 beruht. Damals wurde beſchloſſen, für den S
ſolcher Wohnungen beſondere Mittel bereitzuſtellen, die durch
Abgabe von der geförderten Kohle aufgebracht werden ſoll=
Gleichzeitig wurde der Entwurf einer Verordnung vorgelegt,
ter der Bezeichnung Beſtimmungen über die Gewährung .
Reichsbeihilfen für die Errichtung von Bergmannswohnſtätts
Darin ſollte das Verfahren geregelt werden. An den getroffer
Maßnahmen wurde bezweifelt, ob ſie rechtsgültig wären, und
kam zu einer Reihe von Prozeſſen, ſo daß ſich der Arbeitsminä
veranlaßt geſehen hat, wegen des unſicheren Rechtszuſtandes
geſamten Materie eine einwandfreie geſetzliche Unterlage
geben, die in 8 Paragraphen nunmehr die Verteilung des 9
mögens durch Treuhandſtellen für die verſchiedenen deutchk
Bergbaureviere regelt.

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[ ][  ][ ]

Nummer 238

Mittwoch, den 28. Auguſf 1929

Seite 3

Ans ver Landeshauptftadt.
Darmſtaot 2 Augu. Die Beiſetzung Marſchall Liman von Sanders

Forkplaß (Kranichfteinerſtraße) der Turngeſelſchaft
Darmſfalf Leiß.
Wie fremd klingen wohl vielen Darmſtädtern und auch manchen
zuxtfreunden die Worke: Sportplatz Kranichſteinerſtraße, und doch, (s
Tatſache. Das Martinsviertel beſitzt jetzt zwei Sportplatzanlagen,
5 alle beide liegen an der Kranichſteinerſtraße. So die Anlage der
ſuien Turngemeinde Darmſtadt am Müllersteich und diejenige der
ſungeſellſchaft Darmſtadt 1875 auf dem Gelände der früheren Aktien=
ſgelei
(Pappel=Allee), die dielen Darmſtädtern wohl nicht bekannt
ſn dürfte.
Wo einſt kräftige Männerhände ihr tägliches Brot verdienten, iſt
ie eine Sportplatzanlage erſtanden, die vielen Männern, Frauen
9 Kindern Gelegenheit bietet, ihren Körper in friſcher Luft zu kräf=
ten
und zu ſtählen.
Das Gelände diente der Stadt Darmſtadt lange Jahre als Schukt=
adeſtelle
für die Müllabfuhr, und erſt etwa vor 5 Jahren wurde der
(danke laut, dieſes aufgefüllte Gelände als Sportplatzanlage auszu=
ſien
, was dann auch im Laufe der letzten Jahre nach vollſtändiger
usfüllung mit guter Erde geſchehen iſt. Langſam, Jahr um Jahr,
erden vom Städtiſchen Tiefbauamt mit Erwerbsloſen Arbeiten ge=
bigt
, und dazwiſchen arbeiteten ebenfalls die Mitglieder der Turn=
fellſchaft
Darmſtadt an der Planierung des Platzes für das einſt=
rlige
Spielfeld, bis dann das Städtiſche Tieſbauamt den weiteren
rd vollſtändigen Ausbau der Anlagen genehmigte, und iſt nun der
ſitpunkt gekommen, wo die geſamte Anlage vom Amt für Leibes=
zugen
dem Verein übergeben werden kann.
Das Gelände umfaßt ein Handballfeld, und um dieſes zieht ſich die
Meter lange Rundbahn, die in ihrer Geraden auf der Südoſtſeite
100Meter=Bahn aufnimmt, und neben dieſer befindet ſich die Weit=
ffunganlage
. Wurf= und Stoßanlage, ſowie die Sprungbahn für
ſch= und Stabhochſpringen liegen hinter den beiden Handballtoren.
Neben dem Hauptfeld iſt noch Gelände für Uebungsfelder vorhan=
ſo
bietet der frühere Turnplatz nach vollſtändiger Wiederherſtellung
rchlich Raum zum Ueben. Für die Zuſchauer ſind ebenfalls gute Plätze
rhanden, wenn auch noch keine Tribünen, ſo iſt doch eine erhöhte An=
ſe
auf beiden Seiten des Platzes durch die natürliche Lage gegeben.
ar Zugang iſt durch die Neuherſtellung einer Zufahrtsſtraße mit Holz=
ſtzäunung
von der Kranickſteinerſtraße ab verſchönert worden.
Fehlen auch noch manche notwendigen Einrichtungen, ſo ein Um=
nderaum
mit Waſchgelegenheiten, ſo iſt die Turngeſellſchaft Darm=
Pt 1875 Joch den ſtädtiſchen Behörden dankbar für die Ueberlaſſung
Platzes, denn durch die neue Sportſtätte iſt Gelegenheit. Turnen,
Eiel und Stort in reichem Maße betreiben zu können zur Geſundung
u0 Kräftigung unſerer deutſchen Jugend.
Die Sportplatzweihe findet am Sonnkag, dem 8. September 1929,
umnittags 3 Uhr, ſtatt, und folgt näheres über das Programm an
der Stelle.
Erledigt: Die Förſterei Felsberg des Forſtamts Jugen=
ſgn
. Meldefriſt: 14. September 1929.
4a. Dienſtjubiläum. Am 1. September können die Kontrolleure
h der Heag Heinrich Kolb in Griesheim und Johann Back in
Eerſtadt ihr 25jähriges Dienſtjubiläum begehen. Beide waren zuerſt
a der Süddeutſchen Eiſenbahngeſellſchaft auf einer rheinheſſiſchen
Srche, kamen dann auf die Vorortbahn nach Eberſtadt und wurden
ſiter von der Heag übernommen. Den pflichttreuen Beamten wird
an Ehrungen nicht fehlen.
1 Goldene Hochzeit. Ihre Goldene Hochzeit begehen am 29. Auguſt
Eheleute Gg. Wilh. Geher IV., Niederſtraße 18.
Volkshochſchule. Am Samstag, den 31. Auguſt, und Sonntag,
i 1. September, werden wir die Internationale Ausſtellung
a der Mathildenhöhe: Der ſchöne Menſch in der neuen
gunſt beſuchen. Zweifellos gibt ſie Aufſchluß vom Kunſtſchaffen
uerer Zeit, ſoweit der Menſch zum Vorwurf genommen wird. Maler
9 Poſch hat ſich liebenswürdigerweiſe bereit erklärt, die Führung
zübernehmen. Unſere Mitglieder löſen Karten auf unſerer Geſchäfts=
ſüle
, Mathildenplatz 17.
1 Zehn Akademie=Konzerte. Es ſei an dieſer Stelle nochmals dar=
u
aufmerkſam gemacht, daß die nicht beſtellten Plätze der vorjährigen
Aeter nur noch bis zum 1. September d. Js zurückgehalten werden
ſtnen. Nach dieſem Zeitpunkt werden die Plätze den bereits jetzt ſchon.
ügroßer Zahl vorgemerkten neuen Mietern zugewieſen. Die Konzerte
zallen wieder, wie in den früheren Jahren, in fünf Kammermuſik= und
Sliſten=Abende und fünf Orcheſter=Konzerte mit namhaften Soliſten.
2 Mietpreiſe für die zehn Konzerte betragen 1035 RM., zahlbar in
zn Raten. Der Einzelkartenpreis beträgt 1507 RM. Das erſte
nzert findet Montag, den 30. September, ſtatt (Lieder=Abend von
Uula van Diemen). Es liegt im Intereſſe der alten Mieter, ihre Be=
ſulung
alsbald an das Sekretariat der Städtiſchen Akademie für Ton=
inſt
gelangen zu laſſen.
Volksbühne. Die Ausgabe der Mitgliedskarten kann
ab 10. September erfolgen. Auch die Zahlſtellenleiter ſind gehalten,
9 Kartenausgabe nicht früher vorzunehmen. Wieder= und Neuanmel=
agen
werden bei den Zahlſtellen und in der Geſchäftsſtelle der Volks=
ſhne
. Eliſabethenſtraße 34 (Haus Alter) laufend entgegengenommen.
P Schließung der Gemeinden P und C ſteht bevor. Wer von den vor=
ürigen
Mitgliedern dieſen Gemeinden noch zugeteilt zu werden wünſcht,
ſeine Wiederanmeldung ſo ſchnell wie möglich vornehmen. An=
mldungen
in Wishauſen nimmt Herr Friedrich Bitter, Erz=
ſiſerſtraße
und in Traiſa Frau Frieda Haſelbach, Kreisſtraße 45, Pfarrer Heß, Hügelſtraße 6.
agegen. Auch die Beiträge können dort für die Folge entrichtet
urden.
Beginn der Winterſpielzeit im Orpheum. Darmſtadr hat in kom=
nnden
Tagen eine große Senſation. Die rührige Direktion des Or=
Rums hat unter Mühen und großen Opfern die zur Zeit auf einer
Nurnee durch Deutſchland befindliche Braſilianiſche Revue‟
ia einige Tage nach hier verpflichtet. Der gute Ruf und die durchweg
igklaſſigen Preſſenotizen der größten Tageszeitungen Amerikas, Eng=
2nds, Frankreichs, Italiens, Hollands, der Schweiz, Deutſchlands, Por=
mals
, Mexikos, Argentiniens, Braſiliens uſw. laſſen die gute Qualität
70 Unternehmens erkennen, welches in vier Erdteilen bekannt iſt.
über 40 Mitwirkende verſchiedener Nationen, weiße, gelbe, braune
lch ſchwarze Menſchen, die 20 berühmten Doorlay=Tanzgirls, Tänzer,
Anzerinnen, Laſſokünſtler, Humoriſten, Luftakrobaten, dreſſierte Hunde
in indiſche Feuerfreſſer alles wirbelt in einem wahnſinnigen Tempo Namen Karlchen bekannt iſt, wird am 18. September wieder in
hidoſkopartig beinahe drei Stunden über die Bühne und nimmt den Darmſtadt einen ſeiner bekannten Vorträge halten. Alle, die ihn im
Achauer ſo gefangen, daß er das Atemholen vergißt. Im Mittelpunkt Vorjahre gehört haben, werden ſich freuen, daß Karlchen wieder kommt.
Dorgowa, die in nicht weniger als neun Sprachen ihr Publikum damals einen großen Freundeskreis erworben; auch in dieſem Jahre
nerhält und faſziniert. Da die Gaſtſpiele der Rebue in faſt allen wird er wieder dazu beitragen, den Menſchen einige ſchöne Stunden
Kſten ausverkauft waren, dürfte es ſich empfehlen, ſich beizeiten einen zu bereiten. Nicht nur ſeine Sachen, die frei ſind von allen Zweideutig=
gen
Platz zu ſichern.
4 und ortsfremden jungen Mädchen helfen: 1. Wenn ſie fremd an wenigen Schriftſtellern, die es glänzend verſtehen, ihre eigenen Sachen
ſem Orte, Rat und Auskunft brauchen; 2. wenn ſie Nachtquartier gut und wirkungsvoll wiederzugeben. Alles nähere wird noch in der
r Unterkunft benötigen; 3. wenn ſie Auskunft über eine Reiſe oder Tagespreſſe und in den Anzeigen bekannt gegeben.
Elle wünſchen; 4. wenn ſie gern ihren freien Abend in Gemeinſchaft
köringen. In allen dieſen Fällen und jeder ſonſtigen Notlage wenden
die jungen Mädchen vertrauensvoll an das Freundinnen=Heim, Sonntag, dem 1. September, findet in Darmſtadt eine Kreisverſamm=
Gndſtraße 24 (Bureauzeit 1019 Uhr). Feden Donnerstag= lung des Kreiſes Darmſtadt im Heſſiſchen Landbund ſtatt. U. a. wird
Nt. Stopf= und Näharbeiten können mitgebracht werden. Nächſte den Kommunalwallen referieren. Außerdem behandelt Landesgeſchäfts=
lammentunft
Donnerstag, 29. Auguſt, 8.15 Uhr, im Freundinnen= ſühlver Dr. Aleinkurt=Darmſtadt in einem beſonderen Referat Steuer=
En, Sandſtraße 24, part. Die Hausfrauen, insbeſondere die Freun= fragen,
nen, werden gebeten, ihre Hausangeſtellten, Kindergärtnerinnen für
ſen Abend freizumachen. Ebenſo werden im Erwerbsleben oder zu
Lbildungszwecken hier anweſende alleinſtehende jung. Mädchen hier=
eingeladen
.
1 Turngemeinde Darmſtadt 1846 Wanderabteilung. Nach län=
ſer
Pauſe, die der Wanderausſchuß in anbetracht der Ferien eintreten
ruft er nun ſeine Getreuen zur diesjährigen Schmuck= Ge=
ſchtnis
=Wanderung am 1. September zuſammen. Wie all=
ſelſch
, ſo auch in dieſem Jahre, wollen wir an dieſem Tage an unſe=
Ehrenmale unſerer gefallenen und geſtorbenen Turnbrüder in
Frlicher Stunde gedenken. Wir treffen uns um 7.45 Uhr am Turun=
8 und marſchieren dann auf bekannten und unbekannten Wegen zum
hukenſtein, wo wir erwa um 11 Uhr eintreffen werden. Nach der
bei werden wir noch Gelegenheit haben, uns auf grüner Wieſe zu
neln und einige Turnſpiele auszuführen. Zur Mittagsraſt haben Oupheum, 20,15 Uhr: Phibs, laß dich nicht erwiſchen. Kon=
diesmal
Ruckſackverpflegung vorgeſehen, da wir erſt gegen 3 Uhr
der=Beerbach erreichen. Die Marſchzeit iſt diesmal ſo gering (vier zerte: Schloßkaffee, Kaffee Oper, Hotel Schmitz, Sportplatz=
auSen
), daß an dieſer Wanderung jede Turnerin und jeder Turner, Reſtaurant. Herrngartenkaffee, 16 und 20 Uhr: Konzert.
at, ob jung, teilnehmen kann. Das Erſcheinen zu einer ſolchen Brauerei Schul, 20 Uhr: Konzert. Kinovorſtel=
Lichtnisſtunde muß allen Ehrenpflicht ſein. Der Wanderausſchuß lungen: Union=Theater, Helig. Mathildenhöhe, 10 bis
daher um rege Beteiligung.

Mit Marſchall Liman von Sanders, iſt ein Offizier zur
großen Armee abberufen worden, deſſen Name unauslöſchlich in
der deutſchen Geſchichte eingegraben iſt, deſſen ganzes Leben aus=
gefüllt
war in treuer Pflichterfüllung zu ſeinem Volk und gelieb=
ten
Vaterland, dem er die Treue hielt bis zum Tode. Und dieſe
Treue wurde ihm vergolten und wird ihm immer gehalten wer=
den
. Von langem ſchweren Leiden erlöſt, das er mannhaft ge=
tragen
hat, blieb nun ſeinen zahlreichen Freunden und Verehrern
nach ſeinem Tode nur die eine Möglichkeit, ihm die letzte Ehre
zu erweiſen und ihm am offenen Grabe ewige Dankbarkeit und
Treue zu geloben. Tief trauernd ſtanden die Leidtragenden an
der Bahre in der Kapelle des Friedhofes an der Nieder= Nam=
ſtädter
Straße. Nicht nur die nächſten Angehörigen, die
trauernde Witwe und engeren Familienangehörigen, ſondern
Vertreter zahlreicher Korporationen, der Reichswehr und der
Stadt Darmſtadt hatten ſich eingefunden. Gardedragoner in
voller Uniform hielten die Ehrenwache an dem Sarge, der unter
Blumen und Kränzen verſchwand.
Pfarrer Beringer nahm

die Einſegnung

vor. Nachdem die Kapelle Jeſus meine Zuverſicht geſpielt
hatte, hielt er nach einem ernſten Gebet eine ergreifende An=
ſprache
, der er die Worte Sei getreu bis in den Tod, ſo will ich
Dir die Krone des Lebens geben (Offenbarung, Joh. 2, Vers 10)
zugrunde legte. Den Verſtorbenen zeichnete die Treue in hohem
Maße aus, er war der Treueſten einer. Der Held von Gallipoli
hat im Oſten treue Wache gehalten, er iſt treu und ſtark ge=
blieben
, auch als er der Uebermacht weichen mußte. Er war ein
Held auch im Leiden, als ſeines Volkes Not und Erniedrigung
an ſeiner Seele fraß, als er ſich nach dem ſchweren Niederbruch
ſtill zurückzog. Aber trotz allem ließ er ſich nicht irre machen, er
glaubte an die Größe ſeines Volkes. Auch ſeinem evangeliſchen
Glauben hielt er die Treue bis zuletzt, als er vor ſeinem Tode
ſeinem Herrn und Gott ſeine Seele empfahl. Zu ſeinen Ehren=
zeichen
, irdiſchen Anerkennungen und Kränzen dürfen wir die
Worte Chriſti hinzufügen: So will ich Dir die Krone des Lebens
geben. Um den Heimgegangenen trauern die Kameraden und
Freunde. Nicht jedem iſt es vergönnt, auf hoher Warte zu
ſtehen, aber Treue iſt die höchſte Tugend, treu an dem Platz,
wohin ihn der Herr geſtellt hat. In dieſer Treue war der Ver=
ſtorbene
, der alle Soldatentugenden in ſich vereinte, Vorbild.
Und wenn alle gleich ihm treu in der Pflichterfüllung ſind, dann
werden die Opfer, die unſere Brüder gebracht haben, nicht ver=
gebens
ſein, dann wird die Zeit kommen, wo unſer Volk zu einem
kraftvollen Leben auferſtehen wird. Dann wandte ſich Pfarrer
Beringer an die nahen Verwandten des Verſtorbenen und
ſprach ihnen reichen Troſt zu. In Gedanken an unſeren Heiland
und Jeſus, der für uns Unſägliches gelitten, mögen auch ſie Troſt
und Linderung ihrer Schmerzen empfangen. Das Kreuz von
Golgatha ſteht überall, die Gnadenhand des Gekreuzigten werde
helfen, den ſchweren Verluſt zu tragen. Nach ernſten Gebeten
folgte die feierliche Einſegnung.
Dann wurde der verſtorbene Marſchall unter den Klängen
von Chorälen und unter Vorantritt der Vereine mit ihren um=
florten
Fahnen zur Familiengruft geleitet. Eine unüberſehbare
Menge Leidtragender folgte dem Sarge, der von den Garde=
dragonern
eskortiert wurde. Dem Sarge voraus trug Oberſtleut=
nant
von Neufville das Ordenskiſſen mit den zahlreichen höch=

ſten Ehrenzeichen. Die Angehörigen folgten, dann Stabsoffiziere
jeden Ranges in ihren Uniformen. Freunde und Kameraden des
Verſtorbenen gaben ihm das letzte Geleite. Tauſende umſäum=
ten
den Weg von der Kapelle bis zur Grabſtätte, überall ehr=
fürchtig
den toten Marſchall grüßend.
Nach der feierlichen Einſegnung am Grabe ſenkte ſich der
Sarg langſam in die Erde. Die Kapelle intonierte den Chopin=
ſchen
Trauermarſch, die Fahnen ſenkten ſich, und in tiefem Schwei=
gen
verharrten die Leidtragenden.
Kranzniederlegungen.
Zahlreiche Kränze wurden an dem Grabe niedergelegt.
Zunächſt von Exzellenz General von Hahn, der im Auftrage
S. Königl. Hoheit des Großherzogs von Heſſen einen Kranz
an dem Grabe des großen Feldherrn niederlegte.
Oberſtleutnant von Hagen als ehemaliger Schüler und
Jugendfreund des Verſtorbenen fand ehrende, ausdrucksvolle
Worte. Er ſchilderte kurz ein Erlebnis vor 30 Jahren, als der
damalige ſchneidige Kavallerieoffizier ſeiner Truppe voraus=
ſprengte
. Niemand wußte, daß ihm beſchieden ſei, eine ſolch
weltgeſchichtliche Stellung einzunehmen, aber ſchon damals ahnte
man ſeinen vorwärtsſtürmenden Geiſt, der ihn in die Reihe der
bedeutendſten Führer während des Weltkrieges führte. Durch
ſeine Tat wurde letzten Endes der Zuſammenbruch Rußlands mit
erreicht. Vielen hat er Leben und Gut gerettet, wenige waren ſo
zäh und tüchtig wie gerade er, und jeder Deutſche hat Anlaß, an
ſeinem Grabe in Dankbarkeit ſeiner zu gedenken, deſſen, der Treue
gehalten hat bis zum Tode. Ehre ſeinem Andenken!
Oberſt Freiherr Weſterweller von Antoni wid=
mete
dem Verſtorbenen einen ehrenden Nachruf als Vorſitzender
des Offiziersverbands des Großherzogl. heſſ. Gardedragoner=
regiments
, wobei er die Laufbahn des Verſtorbenen kurz ſchil=
derte
. Alle ſeine Regimentskameraden werden ihm ein ehren=
des
Andenken bewahren.
Oberbürgermeiſter Mueller legte im Auftrage der Stadt
Leobſchütz, deſſen Ehrenbürger der Verſtorbene war und wo er
als Kommandeur des 6. Huſarenregiments ſtand, einen Kranz
nieder und nahm gleichzeitig Anlaß, namens der Stadt Darm=
ſtadt
ſein aufrichtigſtes Beileid auszuſprechen. Weitere Kränze
legten u. a. ein Vertreter der Reichswehr, ferner General von
Preuſchen für die Vereinigung der Offiziere des Leibgarde=
dragonerregiments
und Rechtsanwalt Kalbhenn für die
Mannſchaftsvereinigung des Leibgardedragonerregiments nieder,
ſerner Oberſt Krauſe für den Deutſchen Offiziersbund und ein
Vertreter der Studentenſchaft namens der geſamten Deutſchen
gkademiſchen Jugend. General Liman von Sanders war be=
kanntlich
Ehrendoktor der Univerſität Jena. Der Schwiegerſohn
widmete ſeinem verſtorbenen Schwiegervater namens ſeiner An=
gehörigen
einen zu Herzen gehenden Nachruf.
Noch einmal neigten ſich die Fahnen über dem offenen Grabe
S. Exzellenz Liman von Sanders, des echten preußiſchen Ge=
nerals
und türkiſchen Marſchalls, der für immer von uns ge=
gangen
iſt. Die Trauerklänge verkündeten, daß der Verſtorbene zur
letzten Ruhe beſtattet war, einzeln, tieferſchüttert treten die Hin=
terbliebenen
und Freunde an das offene Grab, um Abſchied zu
nehmen mit dem ſtillen Gelöbnis, ihn nie zu vergeſſen, ihm Treue
um Treue zu bewahren.
Ehre ſeinem Andenken!

Städtiſche Akademie. Fritz Riepert, Schüiler der Städtiſchen
Akademie Geſangsklaſſe Prof. Beines) iſt zum 15. September 1929 als
1. Bariton an das Landestheater in Schneidemühl verpflichtet worden.
Ein Landſturmtag in Gießen iſt am 6. Oktober für die Angehö=
rigen
des ehemaligen Landſturm=Infanterie=Bataillons Gießen, Nr. 49.
ſpäter XklIſ9. aus Anlaß der 15. Wiederkehr des Tages, an dem das
Bataillon ins Feld gerückt iſt (nach Frankreich) geplant. Das Bataillon
beſtand beim Ausmarſch zu drei Vierteln aus Landwvehr und zu einem
Viertel aus dem jüngſten Jahrgang des Landſturms, und zupar vor=
wiegend
aus Heſſen, beſonders Oberheſſen.
Kathol. Kirchenchor St. Martin und St. Marien in Darmſtadt.
Der Kathol. Kirchenchor St. Martin und St. Marien in Darmſtadt
veranſtaltet am Mittwoch, den 18. September, im Kleinen Haus des
Heſſiſchen Landestheaters ein Konzert zugunſten des Baues der
Liebfrauenkirche in der Klappacherſtraße. Aus dem Programm ſeien
nur erwähnt Werke von Liſzt, Schubert, Zilcher, M. Hauptmann und
Becker. Weitere Hinweiſe erfolgen.
Taubſtummengottesdienſt. Sonntag, den 1. September, nachmit=
tags
2.30 Uhr, findet in Darmſtadt im Gemeindehaus Kiesſtraße Taub=
ſtummengottesdienſt
ſtatt. Wegen Fahrtausweiſes wende man ſich an

*Amisgericht I.

Biogrereo) Deß
Direoeu O -Gsetlsetzarr
Filiale Darmstadt Rheinstraße 14 Tel.-Sammel-Nr. 3550
Ausführung aller Dankmäßigen desshäfte (13582

Karl Ettlinger, der humorvolle Schriftſteller, der unter dem
* Revue ſteht die weltberühmte indianiſche Schlangentänzerin Saſcha Zum erſten Male weilte er im Oktober 1998 in Darmſtadt und hat ſich
keiten und öden Spaßmachereien, ſind es, die ihn ſo beliebt machen,
Der Verein Freundinnen junger Mädchen will allen alleinſtehen= ſondern auch ſeine ganz vorzügliche Vortragsweiſe. Er gehört zu den
Aa. Kreislandbundverſammlung in Darmſtadt. Am kommenden
(end. 8.15 Uhr bis 10 Uhr, finder dort gemütliches Zuſammenſein Landtagsabgeordneter Dr. Leuchtgens=Friedberg über die bevorſtehen=

Tp. 1. Aus der letzten Silveſternaht, um 2 Uhr etwa, datiert ein Vor=
fall
, der ſich in einer hieſigen Wirtſchaſt ereignete und das Herbeirufen
der Polizei veranlaſte. Der wegen Widerſtands gegen die Staatsgewalt
und tätlichen Angriffs gegen einen Polizeiwachtmeiſter. Angeklagte
hätte mit ſeinem Verhältnis Streit bekommen. Das Fräulein erbat
nach der gegebenen Darſtellung polizeilichen Schutz, der ihr auch wurde.
Am Schwimmbadplatz griff der junge Mann, der die Beſchützte als
ſeine Braut bezeichnete, den Wachtmeiſter an, trat ihn vor den Bauch
und boxte ihm ins Geſicht, ſo daß der Tſchako herunterfiel. Die Menge
nahm für den Angeklagten Partei, indem ſie dieſen noch mit den Wor=
ten
: Daniel, druff ermunterte. Der Beamto machte von ſeinem
Seitengewehr erſt Gebrauch, als er gegen den Bauch getreten wurde.
Aus der Beweisaufnahme ergibt ſich, daß die Beſchützte auch heute nur
ein Verhältnis mit dem Angeklagten hat, und daß wohl Eiferſucht den
Grund zum Streit legte.
Auch der Amtsanwalt findet, daß der heute vorgeführte kleine Aus=
ſchnitt
ein Bild in die Neujahrserzeſſe gewähre, bei denen es leicht zu
einem Widerſtand gegen die Staatsgewalt zu kommen pflegt. Nach den
in der Beweisaufnahme zutage getretenen Verhältniſſen hätten ſich die
uniformierten Beamten zwueifellos in rechtmäßiger Ausübung des
Amtes befunden. Es wird eine Gefängmisſtrafe von 3 Monaten be=
gutragt
.
Der Verteidiger betont, der Polizeibeamte habe ſich zum Schutze
des Fräuleins freiwillig erboten, ſie auch einmal ins Kino begleiten
wollen, obwohl keine zwingende Notwendigkeit zum Schutze beſtanden
habe. Angeklagter habe in keiner Weiſe zum Herbeirufen der Polizei
Anlaß gegeben, eine akute Beunruhigung habe nicht beſtanden. Der
Beamte habe ſich nicht in rechtmäßiger Ausübung des Amtes befunden.
Mangels ausreichenden Beweiſes möge Freiſprechung erfolgen. Das
Urteil erkennt auf 3 Monate Gefängnis. Der Hilfe=
ruf
nach der Polizei war dringend geweſen. Das Fräulein war, um
ſie zu ſchitzen, in die Küche der Wirtſchaft eingeſchloſſen worden. Dieſe
Situgtion fanden die Beamten vor. Der vom Angeklagten angegriffene
Beamte habe des Fräuleins Schutz übernommen, was dem Angeklag=
ten
nicht gefiel und für ihn den Grund zum Streit legte. Eine Geld=
ſtrafe
würde dem Zweck der Strafe nicht gerecht werden.
2. Wegen Zechbetrugs zum Nachteil eines Wirts in der Altſtadt
iſt ein Arbeiter (Kriegsbeſchädigter) angeklagt.
Das Urteil erkennt auf 2 Monate Geſängnis. Auf dieſe Strafe
wird die ſeit 2. Auguſt verbüßte Unterſuchugshaft angerechnet.
3. Ein vom Erſcheinen in der Hauptverhandlung entbundener
Chauffeur ſoll mit ſeinem Dixiwagen am 17. September 1938, nachmit=
ags
, einen Nadfahrer in der Heidelberger Straße angefahren haben.
Der ärztliche Befund ſtellt eine Prellung des Nadfahrers feſt, der drei
Wochen in Behandlung war. Urteil: 300 Mark Geldſtrafe.

Aus den Parkeien.

Anläßlich des Zuſammenbruchs der Getreide=
Kreditbank A. G. in Mainz, ſind in der Oeffentlichkeit lebhafte
Angriffe gegen die Heſſiſche Negierung, insbeſondere gegen das Mini=
ſterium
für Arbeit und Wirtſchaft, gerichtet worden. Insbeſondere hat
die Zeitung der Rhein= und Heſſe=Bauer behauptet, die Regierung
habe 350 000 RM. Staatsgelder hingegeben und angedeutet, die Kredit=
gabe
ſei aus politiſchen Gründen erfolgt. Trotz einer offiziöſen Mittei=
lung
der Regierung und trotz der Feſtſtellung, daß keine Kredite gegeben
worden ſind, wird die Regierung, namentlich in Rheinheſſen, der man=
gelnden
Vorſicht beſchuldigt. So hat der Rhein= und Heſſe=Bauer
wiederum behauptet, die Regierung ſuche Sündenböcke, indem ſie die
Verantwortung auf die Mainzer Handelskammer ablade. Abgeordneter
Gberle fragt bei der Negierung an: 1. was hat ſie auf das Kredit=
geſuch
der Mainzer Getreide=Kreditbank A.G. veranlaßt? 2. was ge=
denkt
ſie zu tun gegen die böswilligen und verleumderiſchen Angriffe,
die in der Oeffentlichkeit erhoben worden ſind?.

Tageskalender für Mittwoch, den 28. Auguſt 1929.
18 Uhr: Ausſtellung Der ſchöne Menſch.

Lokale Beranſtalkungen.

Brauerei Schul (Schloßgaſſe 25). Heute Mittwoch, den
28. Auguſt, findet in der Brauerei Schul wieder ein Künſtler=Konzert,
ausgeführt von einem Enſemble des Stadtorcheſters, ſtatt. (S. Anz.)
Schloß=Kaffee. Heute nachmittag 4 Uhr findet ein Sonder=
Konzert ſtatt, in dem Wünſche aus dem Publikum beſonders berückſich=
tigt
werden. Abends 8.15 Uhr Geſellſchaftsabend mit Tanz, ebenſo
am Samstag, den 31. Auguſt. (Siehe heutige Anzeige.)

[ ][  ][ ]

Seite 6

Mittwoch, den 28. Auguſf 1929

Nummer 238

Aus Heſſen.
Tagung der heſſiſchen Kinderreichen.

WSN. Biebesheim, 26. Aug. Geſtern fand hier in Anweſen=
heit
zahlreicher Behördenvertreter eine Landesbonferenz für den Heſſi=
ſchen
Verband des Reichsbundes der Kinderreichen ſtatd. Zahlreiche
Bundesmitglieder füllten den Saal bis auf den letzten Platz. Reichs=
bundespräſident
Konrad führte in ſeinem Referat u. a. aus: Der Staat
hat eine hohe Pflicht, die Familie zu fördern und geſund zu erhalten.
Nicht die Zahl der Kinder tut es freilich, ſondern auch auf ihre Quali=
tät
muß Gewicht gelegt werden. Am beſten gebeiht das Kind in der
Gemeinſchaft von Geſchwiſtern. Kinder bedeuten den Frühling eines
Volkes. Nicht über die Junggeſellenſteuer iſt der Schutz der Kinder=
reichen
anzuſtreben, ſondern über den Weg der Senkung der Neal=
ſteuern
, der Schullaſten und der Förderung des Wohnungsbaues der
Kinderreichen. Erwerbsloſe Kinderreiche ſollten Erziehungszuſchüſſe er=
halten
. Kinderreichtum iſt rechte Schule des Sozialismus, bedeutet Ab=
wehr
von Eheſcheidungen, lernt Bruderliebe, erfüllt Naturgeſetze der
Frau uſw. Die Kinderloſigkeit ſei zurzeit in Deutſchland groß und
habe ihren Grund in der Selbſucht und dem Mißverſtehen der Ver=
bundenheit
von Familie und Volk. Nicht durch Kinderloſigkeit ſei die
Arbeitsnot zu beheben. Für das nächſte Jahr rechne man mit einem
Ausfall von 200 000 Lehrlingen, und heute ſchon ſeien es 500 000 Jugend=
liche
weniger als 1915. Deutſchland habe den Geburtenzuwachs in 15
Jahren ſchon ſo ſtark eingeſchränkt, wie Frankreich es innerhalb der
letzten 70 Jahre getan hat. Die Urſache des verderblichen Zuſtandes
liege vielfach in der falſchen Weltanſchauung. Die Ehe müſſe wieder
heilig werden, und als Sünde müſſe es angeſehen werden, wenn man
die Quellen des Lebens verſchüttet. Die Frau müſſe möglichſt wieder
aus dem Erwerbsleben abtreten. Dafür müſſe der Staat die Kinder=
reichen
ſtärker ſtützen. Die Führer der Kinderreichen hätten heute noch
bei Parlamenten und Negierungsſtellen manche Schwierigkeit zu über=
winden
, wenn ſie ſich beſtrebt zeigen, die Forderungen der Kinderreichen
zur Geltung zu bringen. Nur zu Wahlzeiten würden ſich die Parteien
der Kinderreichen entſinnen. Der Redner ſchloß mit der Aufforderung
zur Mitarbeit an den Aufgaben des Bundes der Kinderreichen zum
Wohle und zum Glücke des Vaterlandes. Sympathieerklärungen gaben
u. a. Miniſterialrat Lippert für die heſſiſche Regierung, Bürgermeiſter
Hamann für die Gemeinde Biebesheim, Vertreter der Konfeſſionen
und Kreisſchulrat Loos=Groß=Gerau. Als Vertreter des heſſiſchen Mi=
niſters
für Arbeit und Wirtſchaft machte Oberregierungsrat Knoll
warmherzige Ausführungen. Er ſprach von dem Glück des Kinder=
reichtums
und von der biiteren Einſamkeit der Kinderloſen. Zum
Schluß der Verſammlung nahmen die Anweſenden einſtimmig eine
Entſchließung an, in der die Regierungsſtellen um Gewährung von
verbilligten Baudarlehen für Angehörige des Bundes erſucht werden.
Cinige Schlußworte ſprach der Ortsgruppenvorſitzende Netſcher=
Biebesheim.

An. Arheilgen, 27. Auguſt. Jubiläum der Freiw. Sani=
tätskolonne
. Nächſten Samstag und Sonntag gedenkt die hieſige
Freiw. Sanitätskolonne vom Roten Kreuz die Erinnerung an ihre vor
25 Jahren erfolgte Gründung feſtlich zu begehen. Die Vorbereitungen
ſind ſo gut wie abgeſchloſſen. Von den feſtlichen Veranſtaltungen ſeien
der Begrüßungsabend am Samstag abend im Gaſthaus Zum weißen
Schwanen erwähnt, der eine ſehr abwechſlungsreiche Vortragsfolge
bringt, dann am Sonntag vormittag um 8 Uhr eine kleine Feier auf dem
Friedhof zum Gedenken an die gefallenen und geſtorbenen Kameraden.
Das größte Intereſſe wird wohl die Veranſtaltung am Sonntag nach=
mittag
evwecken. Die Frew. Sanitätskolonne vom Roten Kreuz wird
in Gemeinſchaft mit der Freiw. Feuerwehr eine größere Uebung vor=
nehmen
, woran ſich eine Kritik anſchließt. In liebenswürdigſter Weiſe
haben zu den Veranſtaltungen ſämtliche Geſang=, Turn= und Sport=
vereine
, fowie die Kapelle der Freiwv. Feuerwehr, Orcheſtervereinigung
und Poſaunenchor ihre Mitwirkung zugeſagt. Darüber, daß unſere Ge=
meinde
ſtolz darauf ſein kann, eine Kolonne von der Tüchtigkeit und
Rührigkeit der hieſigen Kolonne zu beſitzen, beſteht wohl kein Zweifel.
Die Tätigkeit der Kolonne kann heute aus dem öffentlichen Leben unſeres
Ortes nicht mehr fortgedacht werden, und man muß ſtaunen, mit welch
einfachen Mitteln, das alles geleiſtet wird. Herr Stadtbaumeiſter
Reinhard Has und Frau konnten in dieſen Tagen das Feſt der Gol=
denen
Hochzeit begehen. Aus dieſem Anlaß wurde eine große
Menge Gratulationen und Geſchenke dem verehrten Jubilar zuteil.

Weiterſtadt, 27. Aug. Gründung einer Freiw. Sani=
tätskolonne
vom Roten Kreuz. Einem lange gehegten Be=
dürfnis
entſpricht die Gründung einer Freiw. Sanitätskolonne, die am
30. Juli dahier ſtattfand. Um das Zuſtandekommen haben ſich beſonders
die Herren Knecht aus Darmſtadt, Heilgehilfe und 1. Kolonnenführer
der Firma Merck, und Gärtner Adam Batzer von hier verdient gemacht.
Letzterer wurde auch in der Gründungsverſammlung einſtimmig zum
Kolonnenführer und 1. Vorſitzenden gewählt. Stellvertreter iſt Heinr.
Danz. Bis jetzt zählt die Kolonne nahezu 40 Mitglieder. Leitender
Arzt für die nötigen Unterrichtsübungen, die Montags und Mittwochs
abends bei Gaſtwirt Schöneberger ſtattfinden, iſt der Ortsarzt Dr. med.
Röder. Von ſeiten des Heſſ. Landesvereins wurden in liebenswürdiger
Weiſe 3 Tragbahren, Verbandsmaterial uſw. ſowie auch bare Mittel
zur Verfügung geſtellt. Junge Leute, die geſonnen ſind, der Kolonne
beizutreten, wollen ſich recht bald an den Uebungsabenden oder beim
Kolonnenführer melden.
J. Griesheim, N. Auguſt. Die Gewerbeſchau im Bild.
Unſer Photographenmeiſter Gerr Robert Lindacher ruft uns nochmals
zurück in Griesheims großartige Gewerbeſchau und hat unter den
ſchwierigſten Lichtverhältniſſen gutgelungene Aufnahmen im Schaufenſter
der Buchdruckerei Baſſenauer ausgeſtellt. In einem Hauſe im der
Pfützenſtraße wurden 30 junge Hühner durch Marder totgebiſſen und
teils berſchleppt. Nachdem das Miniſterium der Finanzen Abteilung
für Bauweſen, den Plan für die Neueinteilung und den Antrag auf
Umlegung der Grundſtücke zwiſchen Neuer Darmſtädter Straße und
Heinrichsſtraße genehmigt hat, liegen die Vorarbeiten in der Zeit vom
26. Auguſt bis 4. September d. J. auf der Bürgermeiſterei während der
üblichen Dienſtſtunden offen. Einwendungen können während der Offen=
legungszeit
bei der Bürgermeiſterei ſchriftlich oder zu Protokoll erhoben
werden. Gleichzeitig ſind die Beteiligten nufgefordert worden, die Gin=
träge
der Eigentums= und ſonſtigen Rechtsverhältniſſe in den öffent=
lichen
Büchern, inſoweit ſie den beſtehenden Verhältniſſen nicht mehr
entſprechen, innerhalb eines Monats bei dem zuſtändigen Amtsgericht
berichtigen oder ergänzen zu laſſen, damit die beſtehenden Rechtsver=
hältniſſe
beim Umlegungsverfahren berückſichtigt werden können.
Aa. Eberſtadt, 27. Aug. Geſchäftsjubiläum. Die Glaſerei
Philipp Grimm (Müllerſtraße) kann zu Anfang September ihr 100 jäh=
riges
Geſchäftsbeſtehen feiern. Drei Geburtstagsfeiern.
Wie bekannt, feiern demnächſt drei Jahrgänge gemeinſame Geburtstags=
feſtlichkeiten
. Bei der Geburtstagsfeier der 50=Jährigen wird der
Alterskamerad, Landtagsabgeordneter Dr. Keller=Butzbach, die Feſt=
anſprache
halten. Die Geburtsagsfeier der 40=Jährigen iſt ebenfalls
in beſter Vorbereitung. Bei einer für Samstag abend anberaumten
Verſammlung, die im Gaſthaus Zur Linde abgehalten wurde, wurde
Ludwig Kaiſer zum Obmann des Ausſchuſſes gewählt. Die Geburts=
tagsfeier
wird anfangs Oktober abgehalten werden. Die Vollver=
ſammlung
der 30=Jährigen, die am Samstag abend im Gaſthaus Zur
Roſe ſtattfand, hat beſchloſſen, die gemeinſame Geburtstagsfeier am
14. September im Bergſträßer Hof abzuhalten. Obmann des Aus=
ſchuſſes
iſt Georg Pfeiffer (Frankenſteinerſtraße). Schießſport.
Der Schießſtand des Vereins, Soldatenkameradſchaft Eberſtadt, der
hinter den Sportplätzen im Griesheimer Walde errichtet worden iſt, iſt
jeden Sonntag von nachmittags 2 Uhr ab geöffnet. Am Eingang des
Griesheimer Waldes ſind neue Ruhebänke aufgeſtellt worden. Der
Fußballverein, Germania 1911 hält am Mittwoch abend in
ſeinem Vereinslokal Zur Roſe eine außerordentliche Spielerverſamm=
lung
ab, um für die beginnenden Verbandsſpiele, an denen der Verein
mit einigen Mannſchaften teilnimmt, gerüſtet zu ſein. Die Auszah=
lung
der Invaliden=, und Unfall=Renten für den Monat September
findet bereits am Samstag, den 31. Auguſt ſtatt.
Aa. Eberſtadt, 27. Auguſt. Todesfall. Am Montag nachmittag
wurde die im 64. Lebensjahr verſtorbene Witwe des Fabrikanten Darm=
ſtädter
, Antonie Darmſtädter, zu Grabe getragen. Blumentag.

Gemeinſchaftswerbung im Fremdenverkehr

* Die deutſche Preſſe hat in den letzten Jahren mit Intenſität die
Fremdenverkehrswerbung aufgegriffen und ſich ſtets in den Dienſt dieſer
wirtſchaftlichen Maßnahmen geſtellt. Erfahrungen ſind geſammelt
worden, und es iſt nicht ohne Belang, dieſe Angelegenheit vom Stand=
punkt
des Verbrauchers des ratſuchenden Reiſenden zu unter=
ſuchen
.
Schlägt man heute den Reiſeteil einer Zeitung auf, ſo ſtößt man
auf einen Wirrwarr von Bädern= bzw. Stadt=Inſeraten, deren bunt=
gewürfelte
Placierung die Zerriſſenheit auf dieſem Gebiet auf das
beſte widerſpiegelt. Im Gegenſatz hierzu fallen die geſchloſſenen An=
zeigenwerbungen
z. B. der Schweiz ſtets angenehm auf. Iſt ſolche Zu=
ſammenfaſſung
eines geſchloſſenen Reiſegebiets nicht auch bei uns mög=
lich
, und welche Vorteile ergeben ſich daraus?
Um die Sache im engſten Rahmen zu halten, ſei auf das Reiſegebiet
Odenwald und Bergſtraße hingewieſen. Die Bergſtraße wirbt unter
dem Motto: Die Bergſtraße der deutſche Süden in durchaus ge=
ſchmackvoller
und auch graphiſch richtiger Löſung dieſes Schlagwortes.
Der Odenwald ſteht mit einer dera tigen Kollektivwerbung noch aus.
Es iſt eine Organiſationsfrage, ob man nicht im Sinne einer
Gemeinſchaftswerbung hier eine Einheitsreklame ſchaffen kann, in deren
Rahmen dann jeder der Beteiligten ſich zu Gehör zu bringen vermag.
Vorausſetzung hierfür iſt allerdings, daß jede Eiferſüchtelei unterbleibt.
Der Reiſende, der ſich für ein Gebiet intereſſiert, wird leichter zu deſſen
Beſuch zu gewinnen ſein, wenn ihm in einem beſtimmten Rahmen alles
Miſſenswerte mitgeteilt wird. Ein einheitliches, geſchloſſe=
nes
Auftreten ruft einen ganz anderen Eindruck
hervor, alsein Nebeneinander von vielen Reklamen,
von denen viele ihren Ort als den allein ſehenswerten und heilbringen=
ben
bezeichnen. Auch hier iſt ein weiſes Beſchränken nur von Vorteil.
Von dieſem Verfahren einer zu individuellen Werbung hat man
ſich nach und nach entfernt. Gemeinſchaftswerbung in dem angedeu=
teten
Sinne treiben heute ſchon der Schwarzwald, Thüringer Wald,
das Rieſengebirge, Rhein= und Weſergebiet. Auch der Harz iſt dazu
übergegangen. Und wo hat man ein ſo geſchloſſenes Reiſegebiet wie
Odenwald und Bergſtraße?. Wo iſt eine Gemeinſchaftswerbung mit
mehr Recht durchzuführen?
Allerdings müßte dieſe Werbung, wenn ſie erfolgreich durchgeführt
werden ſoll, zentral bearbeitet werden. Im lauten Konzert der Reklame,
kann nur der Beachtung finden, der gerade den für ſein Objekt ge=
eigneten
Ton findet. Welche Zentrale ſich damit befaſſen müßte, das zu
beſtimmen, iſt Sache der intereſſierten Stellen und geht über das Grund=
ſätzliche
dieſer Angelegenheit hinaus.
Die finanziellen Vorteile,

3. Beiträge zur Verfügung ſtellt, die an und für ſich literariſch,
wertvoll ſind, daß ſie u. U. auch ohnehin Aufnahme finden könm=
Grundſätzlich es ſei nochmals ausdrücklich betont darf
Handlungsfreiheit der Redaktion nicht im geringſten angetaſtet wer
Außerdem es ſei in Parantheſe angefügt , iſt es unfair, etwas
verlangen, wenn man nicht eine Gegenleiſtung zu geben vermag!
Die Vorteile, die ſich aus einem Zuſammenſchluß einer größen 4
Anzahl von Verkehrsintereſſenten ergeben, ſind alſo mannigfache.
Die gemeinſame Zeitungskampagne wäre ein erſter Schritt,
gerade hier in Starkenburg ſehr zerriſſene Gebilde einer individuem),
Verkehrswerbung zuſammenzufaſſen. Es beſtehen bereits heute
größeren Organiſationen: Der Heſſiſche Verkehrsverband, der ſich
Odenwald und Bergſtraße einſetzt; der Odenwald=Verkehrsbund, der
in der Hauptſache mit der Verbeſſerung der Verkehrsverbindum
befaßt; der Verkehrsausſchuß der Bergſtraße, der ſich der Reklame
die Vergſtraße angenommen hat.
Gelder für eine wirklich ſpürbare Reklame in Zeitungen uſw. au
det augenblicklich nur der letztere auf. Iſt es nicht möglich, dem Hel

ſchen Verkehrsverband, als der Dachorganiſation all dieſer Beſtres
gen, die Zenrralpropaganda zu übertragen und ihm die dazu notm
digen Mittel zu geben? Auch von Staats wegen denn der Staat hat
größten Vorteil davon!
Wir müſſen in Heſſen zu einer Einheit in E
Fremdenwerbung kommen! Sonſt gehen der Beweg=
zuviel
Gelder verloren, und es beſteht weiterhin die Gefahr, daß
immer mehr Vereine aus einem tiefgefühlten dringenden Bedürß
heraus um die Fremdenwerbung kümmern wollen.

die ſolches Zuſammengehen hat, ſeien kurz angedeutet. Bei einem
großen Anzeigenauftrag und um einen ſolchen kann es ſich ja dann
nur handeln gewähren die Zeirungen einen höheren Rabattſatz wie
bei kleineren Abſchlüſſen, zumal es ſich um feſte, innerhalb eines Jahres
abzurufende Aufträge handelt. Weiterhin iſt eine größere Beweglichkeit
in der Inſertion gegeben, indem man anläßlich beſonderer, aktuell
werdende Ereigniſſe (z. B. Baumblüte, Burgfeſte, Trachtenfeſte) mit
einer verſtärkten Folge von Anzeigen werben kann, was andererſeits
bei Aufträgen eines Einzelnen zu einer Unmenge von Schreibarbeit
und Dispoſitionsänderungen führt.
Die Vorteile eines Anzeigenabſchluſſes auf eine gewiſſe Millimeter=
zahl
im Anzeigenteil ſind bekannt genug, ſo daß man ſie nicht bis ins
einzelne zu verfolgen braucht.
Dazu kommen weitere Vorteile. Gerade bei der Verkehrswer=
bung
iſt die redaktionelle Unterſtützung von allergrößter Wichtigkeit.
Es ſei hier von vornherein feſtgeſtellt, daß die Schriftleitungen der
deutſchen Zeirungen von ſich aus ſeit jeher für ein empfehlenswertes
Reiſegebiet ſich eingeſetzt haben und daß gerade hier eine Reklame in
Form redaktioneller Hinweiſe in den ſeltenſten Fällen Gegenliebe findet.
Aber es iſt andererſeits verſtändlich, daß auch hier leichter Gehör zu
finden iſt, wenn man dem Wunſch um Aufnahme eines Artikels anfügen
kann, daß man um Unterſtützung eines Anzeigenauftrags bittet. Voraus=
geſetzt
, daß man
1. keinerlei Bedingung ſtellt, alſo die Trennung zwiſchen
Nedaktion und Verlag unter allen umſtänden
wahrt, daß man
2. wirklich etwas zu bieten hat, von dem die Schriftleitung ſich mit
Recht ein Intereſſe ihrer Leſerſchaft verſprechen kann, und daß man

Wir veröffentlichen die vorſtehenden Ausführungen gerne,
ſie ſich mit dem gerade in unſerer Zeir ſo außerordentlich wichtt
Gebiet der Reklame, insbeſondere mit der Fremdenwerbung, befaſ
Eine öffentliche Diskuſſion über dieſe Fragen kann nur von jedem w
ſchaftlich Denkenden begrüßt werden. Wenn wir indeſſen mit dem 2
faſſer des Artikels nicht völlig einer Meinung ſind, ſo beruht uns
gegenteilige Anſchauung in manchen Punkten auf Erwägungen, die
folgenden kurz ſkizziert ſeien: Jede Redaktion wird beſonders
Neiſezeir in allerlei Formen die Fremden gegenden Deutſchlan
unterſtützen. Immer aber wird es eine indirekte Unterſtützung ſein,
trotzdem oder vielleicht gerade deshalb um ſo wertvoller iſt, weil ſie ob
tiv iſt. Es wären hier nur die vielerlei Reiſefeuilletons zu nennen.
denen wenn auch unbewußt für den beſchriebenen Ort gewor:
wird. Mit Recht betont der Artikel die Unabhängigkeit der Redak=
vom
geſchäftlichen Teil; dieſe Unabhängigkeit würde geopfert werd
wenn eine derart enge Verbindung zwiſchen Anzeige und Artikel
ſtünde, wie ſie dem Verfaſſer der vorſtehenden Ausführungen offen
doch vorſchwebt. Da aber ja auf die Dauer nur ein Gebiet Frems=
verkehrsverbung
treiben wird, wenn es ſich lohnt, wenn alſo im 2
wußtſein weiterer Kreiſe das Gebiet als etwas durchaus. Wertvo=
und Sehenswertes betrachtet wird, dann iſt auch die Möglichkeit, ja
Wahrſcheinlichkeit groß, daß dieſem Gebiet ſich irgend ein Reiſeſch=
ſteller
zuwendet, deſſen feuilletoniſtiſche Arbeit dann verwendet wil
Auf dieſe mittelbare, logiſche Weiſe ſind die Fäden verknüpft.
Abgeſehen von dieſen prinzipiellen Erwägungen muß man u. E. /O0f
Frage doch ſehr lebhaft erörtern, ob eine Gemeinſchaftswerbung ei=
ſo
benachbarten Gegend, wie es der Odenwald iſt, in Darmſtadt ei
irgend einem Wert und irgend einem Erfolg begleitet iſt. Uns ml=
ſcheinen
, als ob für eine Reklame in der näheren. Umgebung 9e.

Odenwaldes doch die Einzelreklame der Einzelortſchaften in Frage kän,
die allerdings das darf ruhig zugegeben werden noch in viel
geringem Maße ausgeübt wird. Erſt von einer gewiſſen Entfernuu
her wirkt der Odenwald als ein komplexes Gebiet, als ein einher
liches Reiſeziel. Und erſt in einer gewiſſen Entfernung, in ein
gewiſſen Radius, wird eine gemeinſchaftliche Werbung am Platze ſei,
follte dann allerdings auch und darin ſtimmen wir mit dem Verfaſ
der obenſtehenden Ausführungen vollkommen überein in großzüg
ſter Weiſe in Angriff genommen und durchgeführt werden. Von eir
Gemeinſchaftsfremdenwerbung des in ſich geſchloſſenen Odenwalds ety
im Rheinland, in Berlin, im Ruhrrevier uſw. der eine gemeinſchat
liche Werbung dieſer Gegenden wiederum in unſerer Gegend entſprä
, wären wohl die Vorteile für alle Teile der Volkswirtſchaft zu
hoffen, die ihr gerade in der heutigen Zeit ſehr zu wünſchen wärell

Cp. Pfungſtadt, 27. Auguſt. Auf dem Zuchtviehmarkt
wurden insgeſamt 9 Faſelochſen, 4 Faſeleber und 98 Ziegen bzw. Böcke
abgeſetzt. Sämtliche vom Ziegenzuchwwerein Bickenbach ausgeſtellten Zie=
gen
konnten verkauft werden. Das mit dem 1. Preis gezogene Los
der Marktlotterie (Nr. 4930) wurde nicht verkauft. Der Gewinn
iſt alſo an die Marktlotterie zurückgefallen. Das Gartenkdn=
zert
, das vom Arbeiter=Fußballverein am Sonntag im Gaſthaus Lau=
tenſchläger
veranſtaltet worden war, erfreute ſich infolge des günſtigen
Wetters eines guten Beſuches. Die Muſik wurde vom Muſiwverein geſtellt.
Die Arbeiterwohlfahrt Pfungſtadt hält am Donnerstag abend im Lokal
Weigel eine Jahreshauptverſammlung des Hauptausſchuſſes ab. Im
benachbarden Hahn ſteht der Pflaumenbaum eines Einwohners in der
Rheinſtraße zum zweitenmal in voller Blüte.
Cp. Hahn bei Pfungſtadt, 27. Aug. Am Modaubachdamm
ſollen verſuchsweiſe mehrere Kirſchbäume angepflanzt werden. Eine
Preisſtiftung für die Kreisausſtellung des Obſt= und Gartenbauverban=
des
in Darmſtadt iſt vom Gemeinderat abgelehnt worden.

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und Wochenende vergeſſen Sie nicht die herrlich erfriſchend ſchmeckende Pfeffer=
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Zähne. Erhältlich in allen Chlorodont=Verlaufsſtellen in der bekannten blau=
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IV 1015

Die hieſige Ortsgruppe der Arbeiterwohlfthrt hält kommenden Sams=
tag
und Sonntag einen Blumentag ab. Am Sonntag (Jugenrſonntag)
fand in der Kirche der Eröffnungsgottesdienſt des Konfirmandenunter=

richts ſtatt. Der für Sonntag vorgeſehene Spaziergang des Frauen=
vereins
wurde um acht Tage verſchoben.

Cp. Pfungſtadt, 27. Aug. Geſchäftsjubiläum. Das Uhren=,
Gold= und Silberwarengeſchäft Wilhelm Martin kann in dieſer Woche
auf ein 60jähriges Beſtehen zurückblicken. Das Ecke Main=, Eberſtädter=
ſtraße
und Bornſtraße liegende Geſchäfsthaus iſt in der letzten Zeit um=
gebaut
, vergrößert und renoviert worden. Hohes Alter. Die
Witwe Luiſe Krauskopf in der Sandſtraße konnte dieſer Tage ihren
83. Geburtstag begehen. Die Reparatur an der Gemeinde= Brücken=
waage
iſt fertiggeſtellt. Die Wiegegeſchäfte können alſo wieder auf der
Waage der Gemeinde vorgenommen werden.

G. Ober=Ramſtadt, 27. Aug. Waſſerbezugsordnung. Der
Entwurf einer Waſſerbezugsordnung für die Gemeinde Ober=Ramſtadt
liegt gegenwärtig auf dem Bürgermeiſtereibüro während der Dienſt=
ſtunden
zur Einſicht der Intereſſenten und Erhebung etwaiger Einwen=
dungen
offen. Abholen von Schutt uſw. Am Freitag dieſer
Woche läßt die Gemeinde durch ein Fuhrwerk wieder altes Geſchirr,
Schutt und ſonſtigen überflüſſigen Hausrat in den einzelnen Ortsſtraßen
abholen und nach der Schuttabladeſtelle am Eichelberg verbringen. Die
Abliefernden müſſen die Gegenſtände ſelbſt zum Wagen verbringen,
bzw. verbringen laſſen, es genügt keinesfalls, daß ſolche einfach auf der
Straße vor den Häuſern abgeſtellt werden.
k. Roßdorf, 27. Auguſt. Feuerwehrinſpektion. Vorgeſtern
vormittag wurde die Inſpektion der hieſigen Frewilligen und Pflicht=
feuenwehr
durch den Kreisfeuerwehrinſpektor, Herrn Karpfinger aus
Darmſtadt, vorgenommen. Die einzelnen unter dem Kommando des hie=
ſigen
Feuerwehrkommandanten Herrn Emig ausgeführten Uebungen
waren gut durchgeführt und fanden ſämtlich die Anerkennung des Herrn
Kappfinger. Auch wurde der Pflichteifer der Wehr als lobenswert be=
zeichnet
. Im Anſchluß an die Exerzierübungen und Beſichtigung der
Geräte fand eine Brandangriffübung ſtatt, die ebenfalls zur Befrie=
digung
verlief. Man kann daher der hieſigen Feuerwehr zu ihrem Er=
folg
nur gratulieren. Es wäre ſehr begrüßenswert, wenn ſich noch ver=
ſchiedene
junge Leute in den Dienſt dieſer der Allgemeinheit dienenden
Sache ſtellten. Auch die durch die bei der Feuerwehr vertretenen Maun=
ſchaften
der Sanitätskolonne vom Roten Kreuz angelegten Nowverbände
fanden die Anerkennung des Inſpektors.
Groß=Bieberau, 26. Auguſt. Am B. Auguſt feiert Herr Karl
Nieder 1. Drehermeiſter, zu Groß=Bieberau, ſeinen 80. Geburtstag in
voller, Rüſtigkeit.
b. Erbach i. O., 26. Aug. Verſetzung. Herr Regierungsrat
Schwan beim Kreisamt Erbach wurde in gleicher Eigenſchaft an das
Kreisamt Schotten verſetzt. An ſeine Stelle tritt mit Wirkung vom
1. September d. J. an Herr Regierungsrat Rindfuß.
(f. Virkenau, R. Auguſt. Ein ſchwerer Unfall ereignete ſich
am Sonntag in früher Morgenſtunde hier auf der Provinzialſtraße zwi=
ſchen
Birkenau und Reiſen. Der Fahrer eines Motorrades mit Bei=
wvagen
verlor in der erſten Kurve nach Biukenau in dem dichten Nebel
anſcheinend die Herrſchaft über ſein Rad und fuhr über den Straßen=
graben
auf einen Acker. Das Rad überſchlug ſich und der Fahrer ſowie
die beiden Begleiter wurden auf den Acker geſchleudert. Während der
Fahrer ſelbſt keine und der Inſaſſe des Beiwagens nur leichte Ver
letzungen erlitt, wurde ein auf dem Sozius ſitzender älterer Herr derart
ſchwer verletzt, daß er auf dem Transport in das Krankenhaus Weiu=
heim
verſtarb. Die Fahrer ſollen aus Mannheim ſein. Bei dem der=
ſtorbenen
älteren Herrn dürfte die Todesurſache Genichbruch ſein.

A. Schlierbach, 27. Auguſt. Einweihungsfeier
ebangel. Kirche in Schlierbach. Nachdem in mehrwöchen
licher Arbeit unſere Kirche teilweiſe umgebaut und renoviert word!
war, fand vorgeſtern ihre feierliche Wiedereinweihung ſtatt. Schon
Beginn des Gottesdienſtes war die Kirche überfüllt. Von den erſchiem
Feſtgäſten wären beſonders zu erwähnen die Herren Superintende
Dr. Müller, Darmſtadt, und Dekan Bernbeck, von Hirſchhorn, als V=
treter
des Dekanats Erbach, ferner Pfarrer Wahl, der als erſter Pfarr
nach Wiederſelbſtändigmachung des Kirchſpiels im Jahre 1908 hier E
1915 amtierte, und Graf Konrad von Erbach=Erbach. Die Feſtpredü
hielt der Ortsgeiſtliche, Herr Pfarrer Hartmann, der auf die Bedeutn
der Kirche im Leben des Menſchen bei Taufe, Konfirmation, Trquum
und Beerdigung, in Freud und Leid, hinwies. Herr Superintende=
Dr. Müller beglüchwünſchte die Kirchengemeinde mit ihren 17 Kir0
ſpielsfilialen zu dem ſchmucken Gotteshaus, das von dem Kirchenmal
Kienzle, Eberſtadt, ſo geſchmachvoll ausgemalt wurde. Er ermahnte S
Gemeinde, ihr Gotteshaus in Ehren zu halten und Gottes Wort nirt
nur darin hören, fondern auch im Leben draußen in die Tat umſetzu
zu wollen. Sodann hielt Herr Dekan Bernbeck eine Anſprache,
der er betonte, daß der ſchönſte Schmuck eines Gotteshauſes eine zub
reich zur Andacht verſammelte Gemeinde ſei. Auch die Gegenwart ho5
noch etwas Wertvolles von der Kirche zu gewinnen, denn Jeſu Lch=
habe
auch dem modernen Menſchen noch etwas zu bieten, was imm
und ewig und unvergnäglich iſt. Beſonders trugen zur Feierlichkeit 84
Gottesdienſtes bei der Poſaunenchor Gadernheim, der unter Leitur
von Herrn Kippel zwei ſchöne Motetten und gemeinſam mit der Drg
noch zwei Choräle ſpielte, und der hieſige Männergeſangverein Sänge;
luſt, der, von Herrn Lehrer Heß dirigiert, die zwei Chöre Das iſt de
Tag des Herrn und Der Herr iſt mein Hirte vortug. So könne=
nun
wieder die Gottesdienſte in unſerer ſchmucken Kirche zu gewohnte
Zeit ſtattfinden. Noch lange wird dieſe Einweihungsfeier in der Erim
rung der Teilnehmer nachklingen.
j. Von der Bergſtraße, 27. Auguſt. Die achtjährige Schüllerin Frieh=
Koch, Tochter eines Lederarbeiters, wurde in Hemsbach a. d. B. vo=
einem
Durchfahrenden Berliner Auto, in das ſie unvorſichtig hineinlie-
totgefahren
. Das Auto war langſam gefahren.

Zefit

Ca. Lorſch, 27. Auguſt. Die Tabakernte hat bereits begonner.
eine Tätigkeit, die der hieſige Landwirt dieſes Jahr mit beſonderer Ba=
friedigung
aufnimmt. Ueberaus günſtige Witterungsverhältniſſe hatte
die Grundlage geſchaffen, daß der Tabak ſich prächtig entwickeln konnte
Beſonders die warmen Regenſchauer in den letzten Wochen hatten bie=
zu
ſeinem Wachstum beigetragen. Selten ſchön ſteht er dieſes Jahr d
und verſpricht eine gute Ernte. Wie in Quantität, wird er auch i
Qualität nicht zurückſtehen, und dadurch ſteht zu erwarten, daß auch ein
guter Preis wird erzielt werden können. Den Landwirten wird die z
erwartende Einnahme gut tun, denn ſie haben infolge der ſchweren ſtem=
erlichen
Belaſtung eben ſchwer zu kämpfen und gerade hier ſind ſie ſahf
ausſchließlich auf dieſe Einnahmequelle angewieſen. Allerdings wird nock 0 7E
geraume Zeit vergehen, bis die Leute den Gewinn ihrer vielen Arbeits
die der Tabak verurſacht, werden einheimſen können. Denn das Eiſt= NO

Qualität erzielen will, denn nach der Qualität nichtet ſich der Preis.

ekau

Gernsheim, R. Aug. Wafſerſtand des Rheins
26. Auguſt: 0,45 Meter; am 27. Auguſt: 0,38 Meter.
Hirſchhorn, 27. Aug. Waſſerſtand des Neckars
26. Auguſt: 0,53 Meter; am 27. Auguſt: 0,60 Meter.

auns Lurtz.

Oberheſſen.

v. Bad=Nauheim, 26. Aug. Sozialiſtiſche Kulturtagnnh=
Die vom Sozialiſtiſchen Kulturbund veranſtaltete Kulturtagung für die=
Provinz Oberheſſen fand geſtern bei einer Beteiligung von über 200*
Beſuchern hier ſtatt. Bei der Morgenfeier in der überfüllten Turnhalle:
hielt Univerſitätsprofeſſor Dr. Kinkel=Gießen den Feſtvortrag über So.
zialismus, Kultur und Kunſt. Muſikaliſche und turneriſche Darbietue
gen umrahmten die Rede. Bei der öffentlichen Kundgebung am Nach
mittag im Hochwalde ſprachen Staatspräſident Dr. Adelung, der leb=
haft
begrüßt wurde, Frau Landtagsabgeordnete Röhle=Frankfurt a. M=
und Jugendſekretär Drott=Darmſtadt über Sinn und Zweck der Kultur=
beivegung
. Als Gaſt wohnte Präſident Hörſing, der zurzeit hier zu
Kur weilt, den Veranſtaltungen bei.

[ ][  ][ ]

ummer 238

Mittwoch, den 28. Auguſt 1929

Seite 7

ſie glückliche Geburt eines geſunden Mädchens
zgen in dankbarer Freude an

Studienrat Regierungsbaumeiſter a. O.
Bernhard Engroff und Frau
Anna, geb. Schwarz.

tarmſiadt, den 27. Auguſt 1929.
inrichsſraße 190, z. Zt. Klinik Dr. Wolff=Hoffmann.

(*

Dankſagung.
(Statt Karten.)
für die vielen Beweiſe herzlicher Teilnahme
ſeim Hinſcheiden meines lieben, unvergeßlichen
Hatten, insbeſondere für die ehrenden Worte
ſes Herrn Horſt, Vorſitzender des Krieger=
vereins
Stockſiadt, ſage ich hierdurch meinen
derzlichen Dank.
Frau Marie Krug Wwe.
Stockſiadt, den 27. Auguſi 1929

Für die uns anläßlich
unserer Vermählung er-
wiesenen
Aufmerksam-
keiten
danken herzlichst
Friedrich Stein
u. Frau Helene
geb. Lucas.

Dankſagung.
Für die vielen Beweiſe herzlicher Anteilnahme
an dem uns betroffenen ſchweren Verluſie ſagen
wir Allen herzlichen Dank. Ganz beſonders
danken wir den Gemeindeſchweſtern für die
Jaufopfernde und liebevolle Pflege.
Im Namen der trauernden Hinterbliebenen:
Frau Marg. Delp
und Kinder.
Darmſiadt, den 28. Auguſi 1929. (13569

Todes=Anzeige.
Verwandten, Freunden und Be=
kannten
hiermit die ſchmerzliche
Nachricht, daß es Gott dem All=
mächtigen
gefallen hat, meine gute
Gattin,unſere treuſorgendeMutter,
Schwiegermutter, Großmutter,
Schweſter, Schwägerin und Tante
Frau Marg. Siſcher
geb. Geeger
heute Vormittag 7½ Uhr, nach
kurzem Leiden, im 55. Lebens=
jahr
, zu ſich abzurufen. (13562
Pfungſtadt, 26. Auguſt 1929.
Im Namen
der trauernden Hinterbllebenen:
Wilhelm Fiſcher
Gaſtwirtſchaft und Kohlenhandlung
Die Beerdigung findet Mittwoch,
den 28. Auguſt, nachm. 2½ Uhr,
vom Trauerhauſe aus, ſtatt.

Wolle und Daunen
Reinigen und Auf=
arbeiten
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Referenzen,BLITZ‟, Ballonplatz 6. (13227a

Todes=Anzeige.
Am 27. Auguſi 1929, 77 Uhr morgens verſchied
unerwartet mein geliebter Bruder, Herr
Mtcutv Amdten
Photograph
Darmſtadt, den 28. Auguſt 1929.
In tiefſter Trauer:
Otto Umbreit.
Die Beerdigung findet am Donnerstag, den 29. Auguſt, nachmittags
3 Uhr auf dem alten Friedhof ſtatt.
(13568

Schreib=
maſchine

vermietet
Carl Winkel
Darmſtadt
Rheinſtr. 28. (4944a
Mainz
Große Bleiche 28.

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unſeres Vereinskameraden

Wir erfüllen hiermit die traurige Pflicht unſere
Mitglieder von dem unerwartet ſchnellen Ableben

Photograph
in Kenntnis zu ſetzen. Wir verlieren in dem Ver=
ſtorbenen
einen treuen, jederzeit hilfsbereiten
Kameraden und einen tatkräftigen Förderer un=
ſeres
Vereins. Ehre ſeinem Andenken! (13584
Rol=Weiß, V. ſ.R., Darmſtadl.
Die Beerdigung findet am Donnerstag nachmittag
3 Uhr auf dem alten Friedhof ſtatt. Wir erſuchen
unſere Mitglieder um zahlreiche Beteiligung.

Von der Reiſe
zurück
Dr. Sinder
Haut= und Harnkrank=
heiten

Frankfurterſtr. 16½;
(*gmg!
Meine
Gprechſtunden
ſind von 111,
35 Uhr, ſonſt nach
Vereinbarung.
Graphologin
Marianue Kohlheyer
Heidelbergerſtr. 6.
Tel. 4464. (13323b

Dankſagung.
(Statt Karten.)
Für die vielen Beweiſe aufrichtiger
Anteilnahme, ſowie für die zahl=
reichen
Blumenſpenden beim Heim=
gange
unſerer unvergeßlichen Ent=
ſchlafenen
danken wir Allen innigſt.
Beſonderen Dank Herrn Pfarrer
Beringer für ſeine tröſtende Grab=
rede
.
Ludwig Scherer
Helena Scherer.

Darmſtadt, den 27. Auguſt 1929.

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[ ][  ][ ]

Seite 6

Mittwoch, den 28. Auguſt 1929

Aus Heiſtn.
Tagung der heſſiſchen Kinderreichen.

Nummer 2331,M

Gemeinſchaftswerbung im Fremdenverkeß

WSN. Biebesheim, 26. Aug. Geſtern fand hier in Anweſen=
heit
zahlreicher Behördenvertreter eine Landesbonferenz für den Heſſi=
ſchen
Verband des Reichsbundes der Kinderreichen ſtatd. Zahlreiche
Bundesmitglieder füllten den Saal bis auf den letzten Platz. Reichs=
bundespräſident
Konrad führte in ſeinem Referat u. a. aus: Der Staat
hat eine hohe Pflicht, die Familie zu fördern und geſund zu erhalten.
Nicht die Zahl der Kinder tut es freilich, ſondern auch auf ihre Quali=
tät
muß Gewicht gelegt werden. Am beſten gebeiht das Kind in der
Gemeinſchaft von Geſchwiſtern. Kinder bedeuten den Frühling eines
Volkes. Nicht über die Junggeſellenſteuer iſt der Schutz der Kinder=
reichen
anzuſtreben, ſondern über den Weg der Senkung der Neal=
ſteuern
, der Schullaſten und der Förderung des Wohnungsbaues der
Kinderreichen. Erwerbsloſe Kinderreiche ſollten Erziehungszuſchüſſe er=
halten
. Kinderreichtum iſt rechte Schule des Sozialismus, bedeutet Ab=
wehr
von Eheſcheidungen, lernt Bruderliebe, erfüllt Naturgeſetze der
Frau uſw. Die Kinderloſigkeit ſei zurzeit in Deutſchland groß und
habe ihren Grund in der Selbſuchnt und dem Mißverſtehen der Ver=
bundenheit
von Familie und Volk. Nicht durch Kinderloſigkeit ſei die
Arbeitsnot zu beheben. Für das nächſte Jahr rechne man mit einem
Ausfall von 200 000 Lehrlingen, und heute ſchon ſeien es 500 000 Jugend.
liche weniger als 1915. Deutſchland habe den Geburtenzuwachs in 15
Jahren ſchon ſo ſtark eingeſchränkt, wie Fraukreich es innerhalb der
letzten 70 Jahre getan hat. Die Urſache des verderblichen Zuſtandes
liege vielfach in der falſchen Weltanſchauung. Die Ehe müſſe wieder
heilig werden, und als Sünde müſſe es angeſehen werden, wenn man
die Quellen des Lebens verſchüttet. Die Frau müſſe möglichſt wieder
aus dem Erwerbsleben abtreten. Dafür müſſe der Staat die Kinder=
reichen
ſtärker ſtützen. Die Führer der Kinderreichen hätten heute noch
bei Parlamenten und Negierungsſtellen manche Schwierigkeit zu über=
winden
, wenn ſie ſich beſtrebt zeigen, die Forderungen der Kinderreichen
zur Geltung zu bringen. Nur zu Wahlzeiten würden ſich die Parteien
der Kinderreichen entſinnen. Der Redner ſchloß mit der Aufforderung
zur Mitarbeit an den Aufgaben des Bundes der Kinderreichen zum
Wohle und zum Glücke des Vaterlandes. Sympathieerklärungen gaben
u. a. Miniſterialrat Lippert für die heſſiſche Regierung, Bürgermeiſter
Hamann für die Gemeinde Biebesheim, Vertreter der Konfeſſionen
und Kreisſchulrat Loos=Groß=Gerau. Als Vertreter des heſſiſchen Mi=

niſters für Arbeit und Wirtſchaft machte Oberregierungsrat Knoll

warmherzige Ausführungen. Er ſprach von dem Glück des Kinder=
reichtums
und von der bitteven Einſamkeit der Kinderloſen. Zum
Schluß der Verſammlung nahmen die Anweſenden einſtimmig eine
Entſchließung an, in der die Regierungsſtellen um Gewährung von
verbilligten Baudarlehen für Angehörige des Bundes erſucht werden.
Einige Schlußworte ſprach der Ortsgruppenvorſitzende Netſcher=
Biebesheim.

An. Arheilgen, 27. Auguſt. Jubiläum der Freiw. Sani=
tätskolonne
. Nächſten Samstag und Sonntag gedemkt die hieſige
Freiw. Sanitätskolonne vom Roten Kreuz die Erinnerung an ihre vor
25 Jahren erfolgte Gründung feſtlich zu begehen. Die Vorbereitungen
ſind ſo gut wie abgeſchloſſen. Von den feſtlichen Veranſtaltungen ſeien
der Begrüßungsabend am Samstag abend im Gaſthaus Zum weißen
Schwanen erwähnt, der eine ſehr gbwechſlungsreiche Vortragsfolge
bringt, dann am Sonntag vormittag um 8 Uhr eine kleine Feier auf dem
Friedhof zum Gedenken an die gefallenen und geſtorbenen Kameraden.
Das größte Inteveſſe wird wohl die Veranſtaltung am Sonntag nach=
mittag
erwecken. Die Freiwv. Sanitätskolonne vom Roten Kreuz wird
in Gemeinſchaft mit der Freiw. Feuerwehr eine größere Uebung vor=
nehmen
, woran ſich eine Kritik anſchließt. In liebenswürdigſter Weiſe
haben zu den Veranſtaltungen ſämtliche Geſang=, Turn= und Sport=
vereine
, ſowie die Kapelle der Freiw. Feuerwehr, Orcheſtervereinigung
und Poſaunenchor ihre Mitwirkung zugeſagt. Darüber, daß unſere Ge=
meinde
ſtolz darauf ſein kann, eine Kolonne von der Tüchtigkeit und
Rührigkeit der hieſigen Kolonne zu beſitzen, beſteht wohl kein, Zweifel.
Die Tätigkeit der Kollonne kann heute aus dem öffentlichen Leben unſeres
Ortes nicht mehr fortgedacht werden, und man muß ſtaunen, mit welch
einfachen Mitteln, das alles geleiſtet wird. Herr Stadtbaumeiſter
Reinhard Has und Frau konnten in dieſen Tagen das Feſt der Gol=
denen
Hochzeit begehen. Aus dieſem Anlaß wurde eine große
Menge Gratulationen und Geſchenke dem werehrten Jubilar zuteil.

Weiterſtadt, 27. Aug. Gründung einer Freiw. Sani=
tätskolonne
vom Roten Kreuz. Einem lange gehegten Be=
dürfnis
entſpricht die Gründung einer Freiw. Sanitätskolonne, die am
30. Juli dahier ſtattfand. Um das Zuſtandekommen haben ſich beſonders
die Herren Knecht aus Darmſtadt, Heilgehilfe und 1. Kolonnenführer
der Firma Merck, und Gärtner Adam Bayzer von hier verdient gemacht.
Letzterer wurde auch in der Gründungsverſammlung einſtimmig zum
Kolonnenführer und 1. Vorſitzenden gewählt. Stellvertreter iſt Heinr.
Danz. Bis jetzt zählt die Kolonne nahezu 40 Mitglieder. Leitender
Arzt für die nötigen Unterrichtsübungen, die Montags und Mittwochs
abends bei Gaſtwirt Schöneberger ſtattfinden, iſt der Ortsarzt Dr. med.
Röder. Von ſeiten des Heſſ. Landesvereins wurden in liebenswürdiger
Weiſe 3 Tragbahren, Verbandsmaterial uſw. ſowie auch bare Mittel
zur Verfügung geſtellt. Junge Leute, die geſonnen ſind, der Kolonne
beizutreten, wollen ſich recht bald an den Uebungsabenden oder beim
Kolonnenführer melden.
J. Griesheim, N. Auguſt. Die Gewerbeſchau im Bild.
Unſer Photographenmeiſter Gerr Robert Lindacher ruft uns nochmals
zurück in Griesheims großartige Gewerbeſchau und hat unter den
ſchwierigſten Lichtverhältniſſen gutgelungene Aufnahmen im Schaufenſter
der Buchdruckerei Baſſenauer ausgeſtellt. In einem Hauſe in der
Pfützenſtraße wurden 30 junge Hühner durch Marder totgebiſſen und
teils berſchleppt. Nachdem das Miniſterium der Finanzen Abteilung
für Bauweſen, den Plan für die Neueinteilung und den Antrag auf
Umlegung der Grundſtücke zwiſchen Neuer Darmſtädter Straße und
Heinrichsſtraße genehmigt hat, liegen die Vorarbeiten in der Zeit vom
26. Auguſt bis 4. September d. J. auf der Bürgermeiſterei während der
üblichen Dienſtſtunden offen. Einwendungen können während der Offen=
legungszeit
bei der Bürgermeiſterei ſchriftlich oder zu Protokoll erhoben
werden. Gleichzeitig ſind die Beteiligten aufgefordert worden, die Gin=
träge
der Eigentums= und ſonſtigen Rechtsverhältniſſe in den öffent=
lichen
Büchern, inſoweit ſie den beſtehenden Verhältniſſen nicht mehr
entzſprechen, innerhalb eines Monats bei dem zuſtändigen Amtsgericht
berichtigen oder ergänzen zu laſſen, damit die beſtehenden Rechtsver=
hältniſſe
beim Umlegungsverfahren berückſichtigt werden können.
Aa. Eberſtadt, 27. Aug. Geſchäftsjubiläum. Die Glaſerei
Philipp Grimm (Müllerſtraße) kann zu Anfang September ihr 100 jäh=
riges
Geſchäftsbeſtehen feiern. Drei Geburtstagsfeiern.
Wie bekannt, feiern demnächſt drei Jahrgänge gemeinſame Geburtstags=
feſtlichkeiten
. Bei der Geburtstagsfeier der 50=Jährigen wird der
Alterskamerad, Landtagsabgeordneter Dr. Keller=Butzbach, die Feſt=
anſprache
halten. Die Geburtsagsfeier der 40=Jährigen iſt ebenfalls
in beſter Vorbereitung. Bei einer für Samstag abend anberaumten
Verſammlung, die im Gaſthaus Zur Linde abgehalten wurde wurde
Ludwig Kaiſer zum Obmann des Ausſchuſſes gewählt. Die Geburts=
tagsfeier
wird anfangs Oktober abgehalten werden. Die Vollver=
ſammlung
der 30=Jährigen, die am Samstag abend im Gaſthaus Zur
Roſe ſtattfand, hat beſchloſſen, die gemeinſame Geburtstagsfeier am
14. September im Bergſträßer Hof abzuhalten. Obmann des Aus=
ſchuſſes
iſt Georg Pfeiffer (Frankenſteinerſtraße). Schießſport.
Der Schießſtand des Vereins Soldatenkameradſchaft Eberſtadt, der
hinter den Sportplätzen im Griesheimer Walde errichtet worden iſt, iſt
jeden Sonntag von nachmittags 2 Uhr ab geöffnet. Am Eingang des
Griesheimer Waldes ſind neue Ruhebänke aufgeſtellt worden. Der
Fußballverein Germania 1911 hält am Mittwoch abend in
ſeinem Vereinslokal Zur Roſe eine außerordentliche Spielerverſamm=
lung
ab, um für die beginnenden Verbandsſpiele, an denen der Verein
mit einigen Mannſchaften teilnimmt, gerüſtet zu ſein. Die Auszah=
lung
der Invaliden=, und Unfall=Renten für den Monat September
findet bereits am Samstag, den 31. Auguſt ſtatt.

Aa. Eberſtadt, 27. Auguſt. Todesfall. Am Montag nachmittag
wurde die im 64. Lebensjahr verſtorbene Witwe des Fabrikanten Darm=
ſtädter
. Antonie Darmſtädter, zu Grabe getragen. Blumentag.
Die hieſige Ortsgruppe der Arbeiterwohlfthrt hält kommenden Sams=
tag
und Sonntag einen Blumentag ab. Am Sonntag (Jugenrſonntag)
fand in der Kirche der Eröffnungsgottesdienſt des Konfirmandenunter=
richts
ſtatt. Der für Sonntag vorgeſehene Spaziergang des Frauen=
vereins
wurde um acht Tage verſchoben.

Cp. Pfungſtadt, 27. Aug. Geſchäftsjubiläum. Das Uhren=,
Gold= und Silberwarengeſchäft Wilhelm Martin kann in dieſer Woche
auf ein 60jähriges Beſtehen zurückblicken. Das Ecke Main=, Eberſtädter=
ſtraße
und Bornſtraße liegende Geſchäfsthaus iſt in der letzten Zeit um=
gebaut
, vergrößert und renoviert worden. Hohes Alter. Die
Witwe Luiſe Krauskopf in der Sandſtraße konnte dieſer Tage ihren
83. Geburtstag begehen. Die Reparatur an der Gemeinde= Brücken=
waage
iſt fertiggeſtellt. Die Wiegegeſchäfte können alſo wieder auf der
Waage der Gemeinde vorgenommen werden.

* Die deutſche Preſſe hat in den letzten Jahren mit Intenſität die
Fremdenverkehrswerbung aufgegriffen und ſich ſtets in den Dienſt dieſer
wirtſchaftlichen Maßnahmen geſtellt. Erfahrungen ſind geſammelt
worden, und es iſt nicht ohne Belang, dieſe Angelegenheit vom Stand=
punkt
des Verbrauchers des ratſuchenden Reiſenden zu unter=
ſuchen
.
Schlägt man heute den Reiſeteil einer Zeitung auf, ſo ſtößt man
auf einen Wirrwarr von Bädern= bzw. Stadt=Inſeraten, deren bunt=
gewvürfelte
Placierung die Zerriſſenheit auf dieſem Gebiet auf das
beſte widerſpiegelt. Im Gegenſatz hierzu fallen die geſchloſſenen An=
zeigenwerbungen
z. B. der Schweiz ſtets angenehm auf. Iſt ſolche Zu=
ſammenfaſſung
eines geſchloſſenen Reiſegebiets nicht auch bei uns mög=
lich
, und welche Vorteile ergeben ſich daraus?
Um die Sache im engſten Rahmen zu halten, ſei auf das Reiſegebiet
Odenwald und Bergſtraße hingewieſen. Die Bergſtraße wirbt unter
dem Motto: Die Bergſtraße der deutſche Süden in durchaus ge=
ſchmackvoller
und auch graphiſch richtiger Löſung dieſes Schlagwortes.
Der Odenwald ſteht mit einer derartigen Kollektivwerbung noch aus.
Es iſt eine Organiſationsfrage, ob man nicht im Sinne einer
Gemeinſchaftswerbung hier eine Einheitsreklame ſchaffen kann, in deren
Rahmen dann jeder der Beteiligten ſich zu Gehör zu bringen vermag.
Vorausſetzung hierfür iſt allerdings, daß jede Eiferſüchtelei unterbleibt.
Der Reiſende, der ſich für ein Gebiet intereſſiert, wird leichter zu deſſen
Beſuch zu gewinnen ſein, wenn ihm in einem beſtimmten Rahmen alles
Miſſenswerte mitgeteilt wird. Ein einheitliches, geſchloſſe=
nes
Auftreten ruft einen ganz anderen Eindruck
hervor, als ein Nebeneinander von vielen Reklamen,
von denen viele ihren Ort als den allein ſehenswerten und heilbringen=
den
bezeichnen. Auch hier iſt ein weiſes Beſchränken nur von Vorteil.
Von dieſem Verfahren einer zu individuellen Werbung hat man
ſich nach und nach entfernt. Gemeinſchaftswerbung in dem angedeu=
teten
Sinne treiben heute ſchon der Schwarzwald, Thüringer Wald,
das Rieſengebirge, Rhein= und Weſergebiet. Auch der Harz iſt dazu
übergegangen. Und wo hat man ein ſo geſchloſſenes Reiſegebiet wvie
Odenwald und Bergſtraße?. Wo iſt eine Gemeinſchaftswerbung mit
mehr Recht durchzuführen?
Allerdings müßte dieſe Werbung, wenn ſie erfolgreich durchgeführt
werden ſoll, zentral bearbeitet werden. Im lauten Konzert der Reklame,
kann nur der Beachtung finden, der gerade den für ſein Objekt ge=
eigneten
Ton findet. Welche Zentrale ſich damit befaſſen müßte, das zu
beſtimmen, iſt Sache der intereſſierten Stellen und geht über das Grund=
ſätzliche
dieſer Angelegenheit hinaus.
Die finanziellen Vorteile,
die ſolches Zuſammengehen hat, ſeien kurz angedeutet. Bei einem
großen Anzeigenauftrag und um einen ſolchen kann es ſich ja dann
nur handeln gewähren die Zeirungen einen höheren Rabattſatz wie
bei kleineren Abſchlüſſen, zumal es ſich um feſte, innerhalb eines Jahres
abzurufende Aufträge handelt. Weiterhin iſt eine größere Beweglichkeit
in der Inſertion gegeben, indem man anläßlich beſonderer, aktuell
werdende Ereigniſſe (z. B. Baumblüte, Burgfeſte, Trachtenfeſte) mit
einer verſtärkten Folge von Anzeigen werben kann, was andererſeits
bei Aufträgen eines Einzelnen zu einer Unmenge von Schreibarbeit
und Dispoſitionsänderungen führt.
Die Vorteile eines Anzeigenabſchluſſes auf eine gewiſſe Millimeter=
zahl
im Anzeigenteil ſind bekannt genug, ſo daß man ſie nicht bis ins
einzelne zu verfolgen braucht.
Dazu kommen weitere Vorteile. Gerade bei der Verkehrswer=
bung
iſt die redaktionelle Unterſtützung von allergrößter Wichtigkeit.
Es ſei hier von vornherein feſtgeſtellt, daß die Schriftleitungen der
deutſchen Zeirungen von ſich aus ſeit jeher für ein empfehlenswertes
Neiſegebiet ſich eingeſetzt haben und daß gerade hier eine Reklame in
Form redaktioneller Hinweiſe in den ſeltenſten Fällen Gegenliebe findet, liches Reiſeziel. Und erſt in einer gewiſſen Entfernung, in ein
fiuden iſt, wenn man dem Wunſch um Aufnahme eines Artikels anfügen follte dann allerdings auch und darin ſtimmen wir mit dem Verfell
kann, daß man um Unterſtützung eines Anzeigenauftrags bittet. Voraus= der obenſtehenden Ausführungen vollkommen überein in großzü
geſetzt, daß man
wahrt, daß man
2. wirklich etwas zu bieten hat, von dem die Schriftleitung ſich mit , wären wohl die Vorteile für alle Teile der Volkswirtſchaft zu
Recht ein Intereſſe ihrer Leſerſchaft verſprechen kann, und daß man hoffen, die ihr gerade in der heutigen Zeit ſehr zu wünſchen wär

3. Beiträge zur Verfügung ſtellt, die an und für ſich literariſo
wertvoll ſind, daß ſie u. U. auch ohnehin Aufnahme finden kön!
Grundſätzlich es ſei nochmals ausdrücklich betont darf
Handlungsfreiheit der Redaktion nicht im geringſten angetaſtet we.
Außerdem es ſei in Parantheſe angefügt , iſt es unfair, etwes
verlangen, wenn man nicht eine Gegenleiſtung zu geben vermag!
Die Vorteile, die ſich aus einem Zuſammenſchluß einer gröteig ain
Anzahl von Verkehrsintereſſenten ergeben, ſind alſo mannigfache.
Die gemeinſame Zeitungskampagne wäre ein erſter Schritt,
gerade hier in Starkenburg ſehr zerriſſene Gebilde einer individue
Verkehrswerbung zuſammenzufaſſen. Es beſtehen bereits heute
größeren Organiſationen: Der Heſſiſche Verkehrsverband, der ſich
Odenwald und Bergſtraße einſetzt; der Odenwald=Verkehrsbund, der
in der Hauptſache mit der Verbeſſerung der Verkehrsverbindu

befaßt; der Verkehrsausſchuß der Bergſtraße, der ſich der Reklam=
die
Vergſtraße angenommen hat.
Gelder für eine wirklich ſpürbare Reklame in Zeitungen uſw.
det augenblicklich nur der letztere auf. Iſt es nicht möglich, dem 6
ſchen Verkehrsverband, als der Dachorganiſation all dieſer Beſtrei
gen, die Zenrralpropaganda zu übertragen und ihm die dazu notn
digen Mittel zu geben? Auch von Staats wegen denn der Staat hat
größten Vorteil davon!
Wir müſſen in Heſſen zu einer Einheit in
Fremdenwerbung kommen! Sonſt gehen der Bewe
zuviel Gelder verloren, und es beſteht weiterhin die Gefahr, daß
immer mehr Vereine aus einem tiefgefühlten dringenden Bedür
heraus um die Fremdenwerbung kummern wollen.

für di

Wir veröffentlichen die vorſtehenden Ausführungen gerne,
ſie ſich mit dem gerade in unſerer Zeir ſo außerordentlich wicht
Gebiet der Reklame, insbeſondere mit der Fremdenwerbung, befe
Eine öffentliche Diskuſſion über dieſe Fragen kann nur von jedem .
ſchaftlich Denkenden begrüßt werden. Wenn wir indeſſen mit dem
faſſer des Artikels nicht völlig einer Meinung ſind, ſo beruht un
gegenteilige Anſchauung in manchen Punkten auf Erwägungen, die
folgenden kurz ſkizziert ſeien: Jede Redaktion wird beſonders
Reiſezeir in allerlei Formen die Fremdengegenden Deutſchla
unterſtützen. Immer aber wird es eine indirekte Unterſtützung ſein,
trotzdem oder vielleicht gerade deshalb um ſo wertvoller iſt, weil ſie oi
tiv iſt. Es wären hier nur die vielerlei Reiſefeuilletons zu nenner,
denen wenn auch unbewußt für den beſchriebenen Ort gewonf af dell
wird. Mit Recht betont der Artikel die Unabhängigkeit der Redak) vir
vom geſchäftlichen Teil; dieſe Unabhängigkeit würde geopfert wer
wenn eine derart enge Verbindung zwiſchen Anzeige und Artikel
ſtünde, wie ſie dem Verfaſſer der vorſtehenden Ausführungen offend au
doch vorſchwebt. Da aber ja auf die Dauer nur ein Gebiet Freml
verkehrswerbung treiben wird, wenn es ſich lohnt, wenn alſo im
wußtſein weiterer Kreiſe das Gebiet als etwas durchaus. Wertvo
und Sehenswertes betrachtet wird, dann iſt auch die Möglichkeit, ja
Wahrſcheinlichkeit groß, daß dieſem Gebiet ſich irgend ein Reiſeſcht
ſteller zuwendet, deſſen feuilletoniſtiſche Arbeit dann verwendet i
Auf dieſe mittelbare, logiſche Weiſe ſind die Fäden verknüpft.
Abgeſehen von dieſen prinzipiellen Erwägungen muß man u. E
Frage doch ſehr lebhaft erörtern, ob. eine Gemeinſchaftswerbung e
ſo benachbarten Gegend, wie es der Odenwald iſt, in Darmſtadt
irgend einem Wert und irgend einem Erfolg begleitet iſt. Uns
ſcheinen, als ob für eine Reklame in der näheren Umgebung
Odenwaldes doch die Einzelreklame der Einzelortſchaften in Frage k7d
die allerdings das darf ruhig zugegeben werden noch in vie!)
geringem Maße ausgeübt wird. Erſt von einer gewiſſen Entfern9
her wirkt der Odenwald als ein komplexes Gebiet, als ein einhe

Aber es iſt andererſeits verſtändlich, daß auch hier leichter Gehör zu gewiſſen Radius, wird eine gemeinſchaftliche Werbung am Platze f4
ſter Weiſe in Angriff genommen und durchgeführt werden. Von ein
1 keinerlei Bedingung ſtellt, alſo die Trennung zwiſchen Gemeinſchaftsfremdenwerbung des in ſich geſchloſſenen Odenwalds el
Nedaktion und Verlag unter allen umſtänden, im Rheinland, in Berlin, im Ruhrrevier uſw. der eine gemeinſchl
liche Werbung dieſer Gegenden wiederum in unſerer Gegend entſpr

Cp. Pfungſtadt, D7. Auguſt. Auf dem Zuchtviehmarkt
wurden insgeſamt 9 Faſelochſen, 4 Faſeleber und 98 Ziegen bzw. Böcke
abgeſetzt. Sämtliche vom Ziegenzuchwerein Bickenbach ausgeſtellten Zie=
gen
konnten verkauft werden. Das mit dem 1. Preis gezogene Los
der Marktlotterie (Nr. 4980) wurde nicht verkauft. Der Gewinn
iſt alſo an die Marktlotterie zurückgefallen. Das Gartenkon=
zert
, das vom Arbeiter=Fußballverein am Sonntag im Gaſthaus Lau=
tenſchläger
veranſtaltet worden war, erfreute ſich infolge des günſtigen
Wetters eines guten Beſuches. Die Muſik wurde vom Muſiwverein geſtellt.
Die Arbeiterwohlfahrt Pfungſtadt hält am Donnerstag abend im Lokal
Weigel eine Jahreshauptverſammlung des Hauptausſchuſſes ab. Im
benachbarten Hahn ſteht der Pflaumenbaum eines Einwohners in der
Rheinſtraße zum zweitenmal in voller Blüte.
Cp. Hahn bei Pfungſtadt, 27. Aug. Am Modaubachdamm
ſollen verſuchsweiſe mehrere Kirſchbäume angepflanzt werden. Eine
Preisſtiftung für die Kreisausſtellung des Obſt= und Gartenbauverban=
des
in Darmſtadt iſt vom Gemeinderat abgelehnt worden.

Für Reise, Wanderungen

und Wochenende vergeſſen Sie nicht die herrlich erfriſchend ſchmeckende Pfeffer=
minz
= Zahnpaſte Chlorodont. Tube 60 Pf. und 1 Mk., und die dazugehörige
Chlorodont=Zahnbürſte mit gezahntem Borſtenſchnitt von beſter Qualität, für
Erwachſene 1.25 Mk., für Kinder 70 Pf., zur Beſeitigung fauliger, übel=
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Speiſereſte im den Zahnzwiſchenräumen und zum Weißputzen der
Zähne. Erhältlich in allen Chlorodont=Verkaufsſtellen in der bekannten blau=
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=grünen Original=Packung.
TT 404s

G. Ober=Ramſtadt, 27. Aug. Waſſerbezugsordnung. Der
Entwurf einer Waſſerbezugsordnung für die Gemeinde Ober=Ramſtadt
liegt gegenwärtig auf dem Bürgermeiſtereibüro während der Dienſt=
ſtunden
zur Einſicht der Intereſſenten und Erhebung etwaiger Einwen=
dungen
offen. Abholen von Schutt uſw. Am Freitag dieſer
Woche läßt die Gemeinde durch ein Fuhrwerk wieder altes Geſchirr,
Schutt und fonſtigen überflüſſigen Hausrat in den einzelnen Ortsſtraßen
abholen und nach der Schuttabladeſtelle am Eichelberg verbringen. Die
Abliefernden müſſen die Gegenſtände ſelbſt zum Wagen verbringen,
bzw. verbringen laſſen, es genügt keinesfalls, daß ſolche einfach auf der
Straße vor den Häuſern abgeſtellt werden.
k. Roßdorf, N. Auguſt. Feuerwehrinſpektion. Vorgeſtern
vormittag wurde die Inſpektion der hieſigen Frewilligen und Pflicht=
feuerwehr
durch den Kreisfeuerwehrinſpektor, Herrn Karpfinger aus
Darmſtadt, vorgenommen. Die einzelnen unter dem Kommando des hie=
ſigen
Feuerwehrkommandanten Herrn Emig ausgeführten Uebungen
waren gut durchgeführt und fanden ſämtlich die Anerkennung des Herrn
Kappfinger. Auch wurde der Pflichteifer der Wehr als lobenswert be=
zeichnet
. Im Anſchluß an die Exerzierübungen und Beſichtigung der
Geräte fand eine Brandangriffübung ſtatt, die ebenfalls zur Befrie=
digung
verlief. Man kann daher der hieſigen Feuerwehr zu ihrem Er=
folg
nur gratulieren. Es wäre ſehr begrüßenswert, wenn ſich noch ver=
ſchiedene
junge Leute in den Dienſt dieſer der Allgemeinheit dienenden
Sache ſtellten. Auch die durch die bei der Feuerwehr vertretenen Maun=
ſchaften
der Sanitätskolonne vom Roten Kreuz angelegten Nowverbände
fanden die Anerkennung des Inſpektors.
Groß=Bieberau, 26. Auguſt. Am B8. Auguſt feiert Herr Karl
Nieder 1. Drehermeiſter, zu Groß=Bieberau, ſeinen 80. Geburtstag in
voller, Rüſtigkeit.
b. Erbach i. O., 26. Aug. Verſetzung. Herr Regierungsrat
Schwan beim Kreisamt Erbach wurde in gleicher Eigenſchaft an das
Kreisamt Schotten verſetzt. An ſeine Stelle tritt mit Wirkung vom
1. September d. J. an Herr Regierungsrat Rindfuß.
(f. Birkenau, V. Auguſt. Einſchwerer Unfall ereignete ſich
am Sonntag in früher Morgenſtunde hier auf der Provinzialſtraße zwi=
ſchen
Birkenau und Reiſen. Der Fahrer eines Motorrades mit Bei=
wagen
verlor in der erſten Kurve nach Biukenau in dem dichten Nebel
anſcheinend die Herrſchaft über ſein Rad und fuhr über den Straßen=
graben
auf einen Acker. Das Rad überſchlug ſich und der Fahrer ſowie
die beiden Begleiter wurden auf den Acker geſchleudert. Während der
Fahrer ſelbſt keine und der Inſaſſe des Beiwagens nur leichte Ver=
letzungen
erlitt, wurde ein auf dem Sozius ſitzender älterer Herr derart
ſchwer verletzt, daß er auf dem Transport in das Krankenhaus Wein=
heim
verſtarb. Die Fahrer follen aus Mannheim ſein. Bei dem ver=
ſtorbenen
älteren Herrn dürfte die Todesurſache Genichbruch ſein.

A. Schlierbach, 27. Auguſt. Einweihungsfeier
ebangel. Kirche in Schlierbach. Nachdem in mehrwöch=
licher
Arbeit unſere Kirche teilweiſe umgebaut und renoviert wor
war, fand vorgeſtern ihre feierliche Wiedereinweihung ſtatt. Schon
Beginn des Gottesdienſtes war die Kirche überfüllt. Von den erſchie
Feſtgäſten wären beſonders zu erwähnen die Herren Superintenkl
Dr. Müller, Darmſtadt und Dekan Bernbeck von Hirſchhorn, als 20
treter des Dekanats Erbach, ferner Pfarrer Wahl, der als erſter Pfard
nach Wiederſelbſtändigmachung des Kirchſpiels im Jahre 1908 hier
1915 amtierte, und Graf Konrad von Erbach=Erbach. Die Feſtprei
hielt der Ortsgeiſtliche Herr Pfarrer Hartmann, der auf die Bedeutz
der Kirche im Leben des Menſchen bei Taufe, Konfirmation, Trau=d
und Beerdigung, in Freud und Leid, hinwies. Herr Superintens
Dr. Müller beglüchwünſchte die Kirchengemeinde mit ihren 17 4i
ſpielsfilialen zu dem ſchmucken Gotteshaus, das von dem Kirchenms
Kienzle, Gberſtadt, ſo geſchmachvoll ausgemalt wurde. Er ermahnte
Gemeinde, ihr Gotteshaus in Ehren zu halten und Gottes Wort w
nur darin hören, fondern auch im Leben draußen in die Tat umſec
zu wollen. Sodann hielt Herr Dekan Bernbeck eine Anſprache,
der er betonte, daß der ſchönſte Schmuck eines Gotteshauſes eine ze
reich zur Andacht verſammelte Gemeinde ſei. Auch die Gegenwart hk
noch etwas Wervvolles von der Kirche zu gewinnen, denn Jeſu LeH
habe auch dem modernen Menſchen noch etwas zu bieten, was imrt
und ewig und unvergnäglich iſt. Beſonders trugen zur Feierlichkeit
Gottesdienſtes bei der Poſaunenchor Gadernheim, der unter Leſtt
von Herrn Kippel zwei ſchöne Motetten und gemeinſam mit der Or=
noch
zwei Choräle ſpielte, und der hieſige Männergeſangberein Säng
luſt, der, von Herrn Lehrer Heß dirigiert, die zwei Chöre Das iſt 2
Tag des Herrn und. Der Herr iſt mein Hirte vortug. So könr
nun wieder die Gottesdienſte in unſerer ſchmucken Kirche zu gewohn f
Zeit ſtattfinden. Noch lange wird dieſe Einweihungsfeier in der Eriny
rung der Teilnehmer nachklingen.

W
Tr

j. Von der Bergſtraße, N. Auguſt. Die achtjährige Schülerin Friel
Koch, Tochter eines Lederarbeiters, wurde in Hemsbach a. d. B. G
einem Durchfahrenden Berliner Auto, in das ſie unvorſichtig hineinl4
totgefahren. Das Auto war langſam gefahren.

Ca. Lorſch, 27. Auguſt. Die Tabakernte hat bereits begonnc
eine Tätigkeit, die der hieſige Landwirt dieſes Jahr mit beſonderer 2
friedigung aufnimmt. Ueberaus günſtige Witterungsverhältniſſe hae
die Grundlage geſchaffen, daß der Tabak ſich prächtig entwickeln konn=
Beſonders die warmen Regenſchauer in den letzten Wochen hatten
zu ſeinem Wachstum beigetragen. Selten ſchön ſteht er dieſes Jahr
und verſpricht eine gute Ernte. Wie in Quantität, wird er auch
Qualität nicht zurückſtehen, und dadurch ſteht zu erwarten, daß auch e
guter Preis wird erzielt werden können. Den Landwirten wird die
erwartende Einnahme gut tun, denn ſie haben infolge der ſchweren je
erlichen Belaſtung eben ſchwer zu kämpfen und gerade hier ſind ſie ſ=
ausſchließlich
auf dieſe Einnahmequelle angewieſen. Allerdings wird no WE,
geraume Zeit vergehen, bis die Leute den Gewinn ihrer vielen Arbe
die der Tabak verurſacht, werden einheimſen können. Denn das G 0M1
nähen, Aufhängen in Scheuern und Speichern, Abhängen, Bänkeln uu
Büſcherln bedarf langer Zeit, und welch beſondere Aufmerkſamkeit ms
der Landwirt der Behandlung des Tabaks widmen, wenn er eine zus tauf
Qualität erzielen will, denn nach der Qualität vichtet ſich der Preis.
Gernsheim, R. Aug. Wafſerſtand des Rheins us Wiz.
26. Auguſt: 0,45 Meter; am 27. Auguſt: 0,38 Meter.

Hirſchhorn, 27. Aug. Waſſerſtand des Neckars zu
26. Auguſt: 0,53 Meter; am 27. Auguſt: 0,60 Meter.

Oberheſſen.

v. Bad=Nauheim, 26. Aug. Sozialiſtiſche KulturtagnhE
Die vom Sozialiſtiſchen Kulturbund veranſtaltete Kulturtagung für di‟
Provinz Oberheſſen fand geſtern bei einer Beteiligung von über 202
Beſuchern hier ſtatt. Bei der Morgenfeier in der überfüllten Turnhall=
hielt
Univerſitätsprofeſſor Dr. Kinkel=Gießen den Feſtvortrag über ee

zialismus, Kultur und Kunſt. Muſikaliſche und turneriſche Darbietu.

gen umrahmten die Rede. Bei der öffentlichen Kundgebung am Nache
mittag im Hochwalde ſprachen Staatspräſident Dr. Adelung, der leo
haft begrüßt wurde, Frau Landtagsabgeordnete Röhle=Frankfurt a. A=

und Jugendſekretär Drott=Darmſtadt über Sinn und Zweck der Kultur=

beivegung. Als Gaſt wohnte Präſident Hörſing, der zurzeit hier in=
Kur weilt, den Veranſtaltungen bei.

[ ][  ][ ]

inmmer 238

Mittwoch, den 28. Auguſt 1929

Seite 7

die glückliche Geburt eines geſunden Mädchens
zgen in dankbarer Freude an
Studienrat Regierungsbaumeiſter a. D.
Bernhard Engroff und Frau
Anna, geb. Schwarz.

darmſiadt, den 27. Auguſt 1929.
hinrſchsſtraße 190, z. Zt. Klinik Dr. Wolff=Hoffmonn.

(*

Dankſagung.
(Statt Karten.)
für die vielen Beweiſe herzlicher Teilnahme
ſeim Hinſcheiden meines lieben, unvergeßlichen
Hatten, insbeſondere für die ehrenden Worte
ſes Herrn Horſt, Vorſitzender des Krieger=
vereins
Stockſiadt, ſage ich hierdurch meinen
ſerzlichen Dank.
Frau Marie Krug Wwe.
Stockſiadt, den 27. Auguſt 1929

Dankſagung.

für die vielen Beweiſe herzlicher Anteilnahme
un dem uns betroffenen ſchweren Verluſte ſagen
vir Allen herzlichen Dank. Ganz beſonders
danken wir den Gemeindeſchweſtern für die
aufopfernde und liebevolle Pflege.
Im Namen der trauernden Hinterbliebenen:
Frau Marg. Delp
und Kinder.
Darmſtadt, den 28. Auguſi 1929. (13569

Für die uns anläßlich
unserer Vermählung er-
wiesenen
Aufmerksam-
keiten
danken herzlichst
Friedrich Stein
u. Frau Helene
geb. Lucas.
Todes=Anzeige.
Verwandten, Freunden und Be=
kannten
hiermit die ſchmerzliche
Nachricht, daß es Gott dem All=
mächtigen
gefallen hat, meine gute
Gattin,unſere treuſorgendeMutter,
Schwiegermutter, Großmutter,
Schweſter, Schwägerin und Tante
Frau Marg. Fiſcher
geb. Geeger
heute Vormittag 7½ Uhr, nach
kurzem Leiden, im 55. Lebens=
jahr
, zu ſich abzurufen. (13562
Pfungſtadt, 26. Auguſt 1929.
Im Namen
der trauernden Hinterbllebenen:
Wilhelm Fiſcher
Gaſtwirtſchaft und Kohlenhandlung
Die Beerdigung findet Mittwoch,
den 28. Auguſt, nachm. 2½ Uhr,
vom Trauerhauſe aus, ſtatt.

Wolle und Daunen
Reinigen und Auf=
arbeiten
, ſowieNeu=
Seesporuen anfertigung. Beſte
Referenzen,BLITZ., Ballonplatz 6. (13227a

Todes=Anzeige.
Am 27. Auguſi 1929, 77 Uhr morgens verſchied
unerwartet mein geliebter Bruder, Herr
Rihniv Amoren
Photograph
Darmſtadt, den 28. Auguſt 1929.
In tiefſter Trauer:
Otto Umbreit.
Die Beerdigung findet am Donnerstag, den 29. Auguſt, nachmittags
3 Uhr auf dem alten Friedhof ſtatt.
(13568

Schreib=
maſchine

vermietet
Carl Winkel
Darmſtadt
Rheinſtr. 28. (4944a
Mainz
Große Bleiche 22,
Von der Reiſe
zurück
Dr. Binver
Haut= und Harnkrank=
heiten

Frankfurterſtr. 16½:
(*gmg!
Meine
Gprechſtunden

ſind von 111,
35 Uhr, ſonſt nach
Vereinbarung.
Graphologin
Marianue Kohlheher
Heidelbergerſtr. 6.
Tel. 4464. (13323b

Todes-Anzeige.

Wir erfüllen hiermit die traurige Pflicht unſere
Mitglieder von dem unerwartet ſchnellen Ableben

unſeres Vereinskameraden

Photograph
in Kenntnis zu ſetzen. Wir verlieren in dem Ver=
ſtorbenen
einen treuen, jederzeit hilfsbereiten
Kameraden und einen tatkräftigen Förderer un=
ſeres
Vereins. Ehre ſeinem Andenken! (13584
Rol-Weiß, V. ſ.R., Darmſtadk.
Die Beerdigung findet am Donnerstag nachmittag
3 Uhr auf dem alten Friedhof ſtatt. Wir erſuchen
unſere Mitglieder um zahlreiche Beteiligung.

Dankſagung.
(Statt Karten.)
Für die vielen Beweiſe aufrichtiger
Anteilnahme, ſowie für die zahl=
reichen
Blumenſpenden beim Heim=
gange
unſerer unvergeßlichen Ent=
ſchlafenen
danken wir Allen innigſt.
Beſonderen Dank Herrn Pfarrer
Beringer für ſeine tröſtende Grab=
rede
.
Ludwig Scherer
Helena Scherer.
Darmſtadt, den 27. Auguſt 1929. (*

für Ein= und Mehr=
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Seite 8

Mittwoch, den 28 Auguſi 1929

Nummer 238

Reich und Ausland.

Das Schickſal Sauerbreys.

Das Schickſal des Direktors der Südweſt=
deutſchen
Bank, Sauerbrey, ift zur Zeit
noch ungewiß. Zeitungsnachrichten zufolge
wurde der flüchtige Direktor am Samstag in
ſeinem Auto auf der Landſtraße ſüdlich Kloſters
in der Schweiz von einem Frankfurter Rechts=
anwalt
geſehen. Das Auto wurde von dem
Chauffeur Sauerbreys geſteuert und fuhr in
Richtung italieniſche Grenze. Da der Frank=
furter
Anwalt Sauerbrey genau kennt und der
letztere wie uns mitgeteilt wird ſich wie=
derholt
nach dem Anwalt umgeſehen hat, dürfte
ein Irrtum ausgeſchloſſen ſein.

Direktor Sauerbrey.

Ergänzend wird von der Juſtizpreſſeſtelle mit=
geteilt
: Die in verſchiedenen Zeitungen angekündigte
Strafanzeige einer Berliner Gruppe von Aktionären
iſt bisher bei der Staatsanwaltſchaft in Frankfurt
nicht eingegangen. Der Staatsanwaltſchaft liegen
überhaupt keine Anzeigen vor, aus denen beſtimmte
Tatſachen ſich ergeben, und aus denen ſich Anhalts=
punkte
für den Verdacht einer ſtrafbaren Handlung
entnehmen laſſen. Die Staatsanwaltſchaft arbeitet
mit Unterſtützung durch die Polizei an der Auf=
blärung
der Sache. Sie ſteht dabei in engſter
Fühlung mit allen Stellen, die mit der Prüfung des
Statuts der Frankfurter Allgemeinen ſowie ihrer
Tochtergeſellſchaften und an der Prüfung der außer=
ordentlich
unüberſichtlichen und verwickelten allge=
meinen
Geſchäftslage des Konzerns beſchäftigt ſind.
Erſt wenn die mit größter Beſchleunigung im Gange
befindlichen Arbeiten zu einer gewiſſen Klärung ge=
führt
haben, wird ſich vorausſichtlich zeigen, ob ein
greifbarer Verdacht für beſtimmte ſtrafbare Hand=
lungen
beſteht, welcher Art dieſe ſtrafbaren Hand=
lungen
ſind, und wer von den Beteiligten als ſtraf=
rechtlich
Verantwortlicher in Betracht kommt. Nach
Sauerbrey, der ſich durch ſeine Flucht beſonders
verdächtig gemacht hat, wird energiſch gefahndet. Die
oben wiedergegebene Mitteilung, daß Sauerbrey am
24. d. Mts. in einem von ſeinem Chauffeur ge=
ſteuerten
Auto in der Schweiz geſehen worden iſt,
wird von den beteiligten Behörden ſkeptiſch auf=
genommen
, denn der Privatchauffeur Sauerbreys
hatte während der letzten Tage Frankfurt nicht ver=
laſſen
.

Internationaler Großflugtag in Frankfurt.
Frankfurt a. M. Das Programm für den
Herbſtflugtag auf dem Frankfurter Flughafen am
kommenden Sonntag nachmittag 3 Uhr hat inſofern
eine Aenderung erfahren müſſen, als die Kunſtflie=
gerin
Fräulein Schultes ausſcheidet; bei einem
Uebungsflug in München iſt ihr Flugzeug zu Bruch
gegangen. Als Erſatz für Frl. Schultes iſt Gaus=
Kaſſel gewonnen. Unter anderem wird der Franzoſe
Lemoigne auf ſeiner mit 450 Pferdeſtärken ausge=
rüſteten
Gurdon=Maſchine alle Abarten des Kunſt=
fluges
zeigen. Bei einer gemiſchten Staffel, mit der
das Zuſammenwirken von Flugzeug, Automobil,
Motorrad, Fahrrad, Reiter und Läufer gezeigt
wird, beteiligen ſich der Allgemeine Deutſche Auto=
mobilklub
, der Frankfurter Reit= und Fahrklub, die
Frankfurter Eintracht und ein Radfahrverein. Die
Staffel wird aus je vier Flugzeugen, Automobilen
uſw. beſtehen. Für die gewagten lufrgymnaſtiſchen
Künſte des Prinzen zu Schaumburg=Lippe und ſeines
Begleiters Oskar Dimpfel hat jetzt die Polizei die
Erlaubnis erteilt. Die Produktion dieſer beiden
Flieger ſtellen das Aeußerſte dar, was auf dieſem
Gebiete möglich erſcheint.

Gefährlicher Hochſtapler verhaftet.
Berlin. Am Montag abend wurde der Hoch=
ſtapler
Michael Galatzan in einem der erſten Pots=
damer
Hotels feſtgenommen. Der Hochſtapler, Ruſſe
von Geburt, war zuletzt in Deutſchland als Haupt=
entlaſtungszeuge
in dem Prozeß gegen Holzmann
aufgetreten und danach ausgewieſen worden.
Michgel Galatzan, der unter dem Namen Fürſt
Michael de Galatzan aufzutreten pflegte, iſt einer
der berüchtigſten Hochſtapler, die in den letzten
Jahren die großen Hotels und Luxusplätze der
Welt unſicher gemacht haben.

Das fünfte Todesopfer des Soltauer
Autounglücks.
Leutau (Hannover). Im Soltauer Kranken=
haus
iſt am Montag abend der praktiſche Arzt Dr.
Brinkmann ſeinen ſchweren Verletzungen erlegen.
Somit ſind ſämtliche fünf Inſaſſen des Unglücks=
autos
, das am Sonntag bei Wintermoor von dem
Zuge Soltau-Hamburg überfahren wurde, ums
Leben gekommen. Infolge des Todes aller Be=
teiligten
wird auch die Urſache der Kataſtrophe nicht
völlig geklärt werden können.

Drei Todesopfer durch Gasvergiftung.
Remſcheid. In ihrer Wohnung im Hauſe
Wilhelmſtraße 15 wurde am Dienstag früh die Witwe
Bruns mit ihren 15 und 19jährigen Töchtern durch
Gas vergiftet tot in ihren Betten liegend aufge=
funden
. Eine dritte Tochter liegt zurzeit im Kranken=
haus
und entging ſo dem Schickſal ihrer Ange=
hörigen
.

Zur fut
ophe bei Köln.

Die zertrümmerten Wagen des D=Zugs ParisWarſchau.
Am Jahreskag der Schlacht von Tannenberg.

Die Gedenkfeier im Ehrenhof des Tannenberg=Denkmals.

Im Ehrenhof des Tannenberg=Nationaldenkmals wurden anläßlich des 15. Jahrestages der Schlacht
von Tannenberg 60 Gedenktafeln feierlich enthüllt, die von oſt= und weſtpreußiſchen Regiments=
vereinen
dem Gedächtnis ihrer gefallenen Kameraden gewidmet wurden.

Deutſche Teilnahme am Zenik=Pokal.

Paris. Der aus dem Europa=Rundflug be=
kannte
deutſche Flieger Röder=Walden iſt von Orly
aus mit ſeinem Junkers=Metallflugzeug zum Wett=
bewerb
um den Zenit=Pokal für Kleinflugzeuge ge=
ſtartet
. Es iſt dies das erſtemal, daß ein deutſcher
Flieger an dieſem Wettbewerb teilnimmt, der einen
Flug von 1700 Kilometer mit fünf obligatoriſchen
Zwiſchenlandungen vorſieht, und an einem einzigen
Tag ausgeführt werden muß. Röder hofft, den Flug
in 13 Stunden machen zu können. Der Preis beſteht
in einer Trophäe im Wert von 10 000 Franken und
30 000 Franken in bar.

Roeder=Walden iſt am Dienstag abend
glücklich in Orly gelandet. Seine Durchſchnitts=
geſchwindigkeit
auf dem Junckers=Kleinflugzeug
betrug 133,3 Kilometer. Da die Friſt zur Ab=
legung
des Fluges bis zum 1. September läuft
und der franzöſiſche Pilot Finat demnächſt ſtar=
tet
, iſt Roeder nur proviſoriſcher Sieger.

Die Siegerin im Flugwettbewerb für Frauen
in U. S. A.

NewYork. Die Fliegerin Luiſe Thaden aus
Pittsburg iſt aus dem erſtmaligen Luftderby für
Frauen als Siegerin hervorgegangen. Sie traf nur
wenige Minuten vor mehreren anderen Fliegerinnen
in Cleveland ein und gewann damit den ausgeſetzten
Preis von 25 000 Dollar. Von den 18 Fliegerin=
nen
, die in Santa Monica in Kalifornien aufgeſtiegen
waren, ſind 14 in Cleveland eingetroffen.

Flugzeugabſturz.
Paris. Am Montag nachmittag iſt, wie Havas
aus Metz berichtet, ein Militärflugzeug kurz nach
dem Start abgeſtürzt. Ein Unteroffizier kam ums
Leben, ein anderer wurde leicht verletzt.

Faſt programmäßig laufen in regelmäßigen, ge=
ringen
Abſtänden aus Frankreich Nachrichten von
Flugzeugabſtürzen ein. So ſehr menſchliches Be=
dauern
mit den unglücklichen Opfern ſicher jeden er=
greift
, muß man ſich doch fragen, wie lange dieſe
Zuſtände in Frankreich, die auf die Dauer in das
geſamte internationale Flugweſen eine ſchwere Be=
unruhigung
bringen, andauern ſollen. Man er=
innert
ſich, daß nach dem tödlichen Abſturz Boka=
nowſkys
ein beſonderer Luftfahrtminiſter ernannt
wurde. Man darf fragen, was Herr Laurent=Eynac
bisher für weſentliche Beſſerungen erreicht hat.

Fliegerunfall in der Schweiz.
Thun. Am Dienstag morgen ſtürzte in der
Nähe von Thun der Fliegerleutnant Juſtus Kuepfer
aus einer Höhe von etwa 1500 Meter tödlich ab.
Aus noch nicht aufgeklärter Urſache geriet der Flie=
ger
in eine Lage, aus der er das Flugzeug nicht
mehr aufzurichten vermochte. Ueber den Vorfall iſt
eine militärgerichtliche Unterſuchung im Gange.

Zuſammenſtoß zweier Flugzeuge
in 1000 Meter Höhe.
Nvm. In der Nähe des Flughafens Cameri
ſtießen zwei Flugzeuge in etwa 1000 Meter Höhe
uſammen. Beide Apparate ſtürzten ab. Beide Pi=
oten
waren auf der Stelle tot.

Ruſſiſches Verkehrsflugzeug ins Meer geſtürzt.
Moskau. Das auf der Strecke MoskauBaku
verkehrende Paſſagierflugzeug iſt bei Sotſchi ins
Meer geſtürzt, wobei drei Perſonen, darunter der
Kommandeur der kaukaſiſchen Roten Armee, Fabri=
cius
, tödlich verunglückten. Der Flugzeugführer und
die übrigen Mitreiſenden konnten gerettet werden.

Blutige Schlägerei.
Neumarkt (Oberpfalz). In der Nacht zum
Montag kam es in dem Weiler Dornau zwiſchen
mehreren jungen Leuten, die überreichlich dem Al=
kohol
zugeſprochen hatten, zu einer blutigen Schlä=
gerei
. Ein Sohn des Landwirtes Gaßner wurde
getötet, der zweite Sohn wurde ſo ſchwer verletzt,
daß er im Sterben liegt. Zwei andere junge Leute,
ebenfalls Landwirtsſöhne, erlitten ſchwere, jedoch
nicht lebensgefährliche Verletzungen. Der Täter, auch
ein Landwirtsſohn, wurde verhaftet.

Unglücksfälle.
Paris. Im Laufe des Montags ereigneten ſich
in Frankreich zahlreiche Autounfälle, bei denen ins=
geſamt
16 Perſonen getötet und 13 verletzt wurden.
Der ſchwerſte Unfall ereignete ſich bei Marſeille, wo
ein Automobil in voller Fahrt gegen einen Baum
rannte. Von den Inſaſſen wurden drei getötet,
darunter der Führer, Graf D’Aagy, und drei ſchwer=
verletzt
.
Unwetter in Apulien.

Rom. Infolge eines Unwetters und fünftägiger
ununterbrochener Regengüſſe ſind in den Küſten=
orten
Apuliens große Ueberſchwemmungen verur=
ſacht
worden, ebenſo in Palermo, wo das Hoch=
waſſer
große Verheerungen anrichtete.

Der Lokomokivführer Nordhaus an ds
Kakaſtrophe von Buir ſchuldlos.

Berlin. Nach dem Bericht der Reichsbam,
kommiſſion, die zur Unterſuchung der Eiſenbawu
kataſtrophe von Buir ſich zur Unglücksſtelle E=
geben
hatte und die inzwiſchen wieder nach Be=
lin
zurückgekehrt iſt, trifft den Lokomu=
tivführer
nicht, wie es anfängli.
den Anſchein hatte, die Schuld. Dx
Fahrdienſtleiter auf dem Bahnh= Düren hat dem Lokomotivfüc=
rer
einenfalſchen Befehlüberreich.
nämlich den Befehl vom Tage vorher, als d a
Umgehungsgleis noch nicht befahren wurde, ſo=
dern
die alte Strecke. Da der Lokomotivführ-
den
neuen Befehl noch nicht beſaß, iſt er mit derſ4
üblichen Geſchwindigkeit über die im Bau E./
findliche Strecke gefahren. Wieweit den Fak),

dienſtleiter in Düren die Schuld trifft, muß de
weitere Unterſuchung ergeben.

Ueberſchwemmungen in Mittel= und
Südſerbien.
Belgrad. Die durch die Wolkenbrüche du
letzten Tage hervorgerufenen kataſtrophalen Uebe)
ſchwemmungen in Mittel= und Südſerbien halt:
an. Am Sonntag iſt der Timokfluß aus den Ufen
getreten und hat die Stadt Knjaſkewaz unter Waſſ.
geſetzt. Auf der Eiſenbahnlinie Belgrad-Niſch
Uesküb iſt der Verkehr an mehreren Stellen unte
brochen worden.

Große Munitionsexploſion in Nanking.
Schanghai. In Nanking explodierte a.
Montag eines der größten chineſiſchen Munition=, das mitten in einem dichtbevölkerten Stas.,
teil angelegt iſt. Der Sachſchaden iſt bedeuten:
Unter der Bevölkerung entſtand eine Panik Un
Plünderungen zu vermeiden, wurde über die Sta.
der Belagerungszuſtand verhängt. Bei der Expl
ſion kamen nach den bis jetzt vorliegenden Berichts:
25 Perſonen ums Leben. Der Geſamtſchaden win
ne
mit 3 Millionen Mark angegeben. Die Urſache du0 jeichn
Exploſion konnte noch nicht feſtgeſtellt werden. Na
einem amtlichen Bericht nimmt man an, daß ſie u.
eine fehlerhafte Granate zurückzuführen iſt, die ſar
zwiſchen einer neuen Munitionsſendung befand. S
anderen Kreiſen neigt man dazu, die Exploſion
auf kommuniſtiſche Umtriebe zurückzuführen.
Josma Selim geſtorben.
Eine Meiſterin des Kabaretts.
In der Blüte ihrer Jahxe iſt die bedeutend
Kabarettkünſtlerin Josma Selim im Alter vo
33 Jahren einer tückiſchen Erkältungskrankhe=
erlegen
. Mit ihr iſt eine Meiſterin auf den
Gebiete der Kleinkunſt dahingegangen, denn
hat es in einer zehnjährigen Wirkſamkeit ven
ſtanden, auch die Darbietungen des Kabarettt=
auf
eine künſtleriſche Höhe zu heben, durch Gei
zu adeln und zu vertiefen. Josma Selim ſtamm
aus Wien, wo ſie in jungen Jahren die Abſick
hatte, die dramatiſche Laufbahn zu ergreife
Bald erkannte ſie aber, daß ihre Begabung a=
dem
Gebiete der Kleinkunſt liege, und ſie hat ſia

Josma Selim.
ſchon in jungen Jahren hauptſächlich der Vor
tragskunſt gewidmet. Während ſie in den Kriegss
jahren wenig hervorragte, wurde ſie in der Nach
kriegszeit zu einer der bedeutendſten deutſcher
Vortragskünſtlerinnen, als ſie durch ihre Eh0
mit Dr. Ralph Benatzki vor größere künſtleriſch0.
Aufgaben geſtellt wurde. Sie hatte ſchon vorhes
mit einigen Schlagern Aufſehen erregt, wie z9n!
Beiſpiel mit dem berühmt gewordenen Lied Ichl
möchte mal wieder in Grinzing ſein. eines
Kompoſition ihres ſpäteren Gatten Dr. Benatztr
der zugleich durch die Wirkſamkeit der Josme.
Selim der weiteren Oeffentlichkeit bekannt ge
worden iſt. Den größten Erfolg hatte ſie mi!
dem Lied Ich weiß auf der Wieſen ein kleines=
Hotel . . ., einem kleinen Meiſterwerk echt wies
neriſcher Prägung. Sie hat viele Nachahmerinn
nen gefunden, aber keine hat es ſo wie ſie ver?
ſtanden, das Lied mit dem Geiſt des echten Wſie*
nertums und echt wieneriſcher Liebesromantik 20
erfüllen. In den letzten Jahren wuchs d02
Künſtlerehepaar weit über dieſes Gebiet der=
kleinen
Lieder hinaus, denn anſtelle der ſübell
und reizvollen Belangloſigkeiten, wählte jeh‟
Josma Selim Vortragsſtücke, die auch durſe.
ihren Inhalt Bedeutung hatten. Nun erſt konme.
die Künſtlerin zeigen, welche großen Fähigkeitel!
in ihr ſchlummerten, denn ſie offenbarte bei dem
Vortrag eine Perſönlichkeit von ungewöhnlichent.
Rang. So kam es auch, daß das Publikum des
Künſtlerehepaares zahlreicher und bedeutſamel=
wurde
, und die bedeutendſten Kunſtſtätten del=
europäiſchen
Hauptſtädte ließen es ſich angelege)n
ſein, das Ehepaar zu verpflichten. London!
Mailand, Stockholm, Wien, Zürich. Genf une
Berlin ſowie Amſterdam ſahen ſie auf ihren.
Gaſtſpielreiſen. Aber ihre Hauptwirkungsſtalte
blieb Berlin, wo die Künſtlerin in wenigenl.
Tagen im Kabarett der Komiker auftreten ſolls
Nun hat ein jähes Schickſal ihrem Wirken, Ei
Ende geſetzt.

[ ][  ][ ]

Rummer 238

Mittwoch, den 28. Auguſt 1929

Seite 9

und Tarnen,

Von Siegfried Doerſchlag.
Die Wogen der Erregung ſind verrauſcht . . . die Alpenfahrer, die
ninf Tagen 2700 Kilometer und Alpenpäſſe mit über 25 000 Meter
ehenunterſchied hinter ſich brachten, ſind wieder heimgekehrt. Jetzt
s eher möglich, die Alpenfahrt, dies wildverwegene Alpenrennen
ſeine Ergebniſſe, und die Folgerungen aus Fahrt und Ergebniſſen
Getrachten.
80 Fahrer ſtarteten in München. 53 Fahrer haben dieſen ſchärfſt
nittenen Zuverläſſigkeitswettbewerb, den es je gab, beendet. 42
wenfahrer konnten die geforderten Beſtzeiten während aller fünf Fahr=
ge
innehalten. Von zwölf Fabrikmannſchaften ſind nur zwei erfolg=
ch
ans Ziel gelangt (Hanſa und BMW.); zehn Mannſchaften ſind
eplatzt‟ Von den 47 am Comer See angekommenen Einzelfahrern
zielten 36 die höchſte Auszeichnung, den goldenen Alpenbecher, vier
ſilberne Alpenplakette, ſieben goldene Medaillen. Beide Alpen=
kale
, alſo die für Fabrikgruppen höchſten Auszeichnungen, ſind an
niſche Werke gefallen, und wenn die Hanſa auch amerikaniſche Con=
nentalmotoren
verwenden, ſo iſt Hanſa doch in Art und Bau, Aus=
ittung
und Vergangenheit ein deutſcher Wagen. Von den im Fabrik=
0. Einzelfahver=Wettbewerb beteiligten Fabriken ſchnitt Mercedes=
ſenz
am beſten ab. Von 16 geſtarteten Mercedes=Benz=Wagen erhiel=
a
acht goldene Alpenbecher. Von neun Wanderer=Fahrern wurden
ni höchſtprämiiert. Von drei Brennabor=Fahrern (den Siegern der
ſpenfahrt 1928) ſchied einer durch Unfall aus. Die beiden anderen
frennabor ſchafften die 2700 Kilometer in Beſtzeit und beſter Wertung.
ſon der Stoewer=Gruppe brachte nur G. von Natzmer ſeinen ſchönen,
hnellen Wagen in Beſtzeit ans Ziel, von der Hanomag=Gruppe nur
ſuthenuth. Auch der einzige geſtartete Simſon=Supra mit Frau Kotte
m Steuer wurde Alpenſieger. 34 Fahrer deutſcher Wagen wurden
mit Alpenſieger. Das iſt ein Ergebnis, auf das Deutſchlands Anto=
ſobilinduſtrie
ſtolz ſein darf!

6 Wagen, von denen ſechs einen Preis errangen. Kimpel, Ober=
genieur
der J. G. Farbeninduſtrie, fuhr auf ſeinem Mercedes=Benz=
(SK.=Wagen erſtmalig den neuen ſynthetiſchen Gummi der J. G. Die
robe war ein Erfolg! Ueber 90 v. H. aller deutſchen Alpenſieger be=
utten
das Aral=Benzin=Benzol=Gemiſch des Benzolverbandes. Es hat
pch nie einen internationalen Autowettbewerb gegeben, der bei Be=
hickung
durch Klubs und durch Induſtrien vieler Länder ſo große, ſo
bweiskräftige deutſche Erfolge brachte.
Von den Auslandswagen hat Ford am beſten abgeſchnitten. Acht
ſord waren geſtartet, fünf am Ziel. Für Fiat war dieſe Algenfahrt,

te, wie man ſagte, gerade in ihrer Dolomiten=Etappe und in der Schluß=
rappe
durch das ſchmale, ſpitzkehrige Canobinatal für Fiat beſonders
zgeſtutzt war, ein Mißerfolg. Von ſieben geſtarteten Fiat erreichten
uir zwei das Ziel in Beſtzeit, einer ferner in Sollzeit. Daß Nazarro
* in Meran wagte, eine ſchadhaft gewordene Vorderachſe mit allem
hubehör mit fremder Hilfe nach dem Start in ſeinen Wagen einzu=
huen
und die dagegen Einſpruch erhibenden Sportkommiſſare bedroht
turben, wird gewiß noch ein Nachſpiel haben.
Die Fiat erhoben dagegen Einſpruch, daß die Zeiten beider Sonder=
rüfungen
, der Jaufen= und der Pordoi=Prüfung, zuſammengezählt ge=
vertet
wurden. Es ſei feſtgeſtellt: Die Ausſchreibungen waren ungenau.
Venn man aber den franzöſiſchen Text als maßgebend anſieht, fallen die
ſiat ab. Schnellſter in beiden Bergprüfungen war Kimpel auf Mer=
edes
=Benz=SSK.=Wagen. Die Nächſtſchnellſten waren Richetti auf
ßugatti, Merck auf Mercedes=Benz, Graf Potocki auf Auſtro=Daimler,
balamano auf Fiat und Bieber auf Mercedes=Benz.
Nur wenige Wagen ſind auf der Alpenfahrr 1929 durch techniſche
Verſager, Pannen uſw. ausgeſchieden. Das waren z. B. die drei kleinen
kiat der 1=Liter=Klaſſe; etwa 90 v. H. aller Ausfälle dürften auf Un=
ille
zurückzuführen ſein. Das aber ſollte zu denken geben. Es gab
fahrer, altbewährte Renn= und Alpenfahrer, die am Ziel der Alpen=
ahrt
ſagten: Nie wieder ſolche Alpenfahrten. Womit gemeint war:
ſurch Nichtbeſchränkung der Höchſtgeſchwindigkeit wurde dieſe Alpen=
ſahrt
zum offenen Nennen. Daß die deutſchen Mercedes=Benz vom
Start bis zum Ziel ſieghaft die Spitze hielten, war gewiß nett und
mußerordentlich propagandiſtiſch. Daß es bei dieſem Alpenrennen aber
ohne tödliche Unfälle abging, iſt ſchier erſtaunlich. Deshalb müſſen bei
en künftigen Alpenfahrten Vorſchriften über die Schnelligkeitsbeſchrän=
ung
gezimmert werden. In jedem Fall aber müſſen die Alpenfahr=
krecken
am Tage des Kommens der Alpenfahrer für öffentlichen Werkehr

geſperrt werden. Daß den Alpenfahrern Omnibuſſe und Laſtwagen,
Eſelskarren und Radfahvertrupps unvorhergeſehen in den Weg kamen,
bedeutet Fahrläſſigkeit jener Verwaltungen, die um die Alpenfahrt
wußten und ſie genehmigt hatten.
Faſt alle Alpenfahrtwagen waren für das Alpengelände zugeſtutzt
und überſetzt worden. Wäre z. B. auf der Autoſtraße noch eine Flach=
prüfung
vorgenommen worden, hätte mancher Wagen ſſeine Sollzeit, die
man an einen normalen Wagen der Stärke ſtellen kann, nicht innehalten
können. Mit Induſtrie= und Privatfahrern habe ich die Frage:
Welche Bedingungen für künftige Alpenfahrten?
erörtert. Das Ergebnis: Noch ſchwerere Material=Beanſpruchung!
Diesmal wurde der Menſch, der Fahrer, gequält. Er war mit ſeiner
Körper= und Willenskraft entſcheidend für das Durchhalten über 2700
Kilometer und über 25000 Meter Höhenunterſchiede. Man geſtatte
künftig Fahrerablöſung und laſſe die Alpenfahrer noch 500 Kilometer
auf der Autoſtrada oder Monza=Bahn im hohen Flachtempo fahren und
zum Schluß ſchicke man ſie auf den Nürburgring, wo in Drei=Tage=ohne=
Halt=Fahrt mit beliebigem Fahrerwechſel die Wagen noch beweiſen kön=
nen
, ob Motor und Bvemſen, Getriebe, Federn und wichtige Teile in=
ſtand
ſind. Und weil Herrenfahrer ſich hüten werden, dieſe Nürburgring=
Geſvaltprobe mitzumachen, ſcheide man die Alpenfahrer und feiere die
Herrenfahrer nach 15 Nürburgring=Runden als Privatfahrer=Sieger.
Das etwa ſcheint beim Hochſtand der Autotechnik von heute die einzige
Möglichkeit, große Ausſcheidungen herbeizuführen.
Hatte im Vorjahr der Konigl. Italieniſche AC. die Alpenfahrt=
Fahrtleitung, ſo war diesmal der Automobilelub von Deutſchland ver=
antwortlich
. Der Fahrtleiter, Fabrikbeſitzer de Bruyn (Düſſeldorf) und
Oberregierungsrat a. D. Dr. Pagenſtecher (welch letzterer die Geſamt=
vorarbeit
geleiſtet hatte), hatte eine glänzend organiſierte Veranſtaltung
geſchaffen. Die Quartierfrage war gut gelöſt. Nur, daß man die Alpen=
fahrer
nach allen Anſtrengungen in eins der teuerſten Hotels Europas
mit einer recht eigenartigen Bedienung lud, in die Villa d’Eſte nämlich,
war ein Fehler. Alſo nie wieder in Gaſtſtätten, die nar geeignet ſind
für Snobs und ſolche, die durch Viel=Geld=Ausgeben vornehm ſein
wollen!
Die Alpenfahrt 1929 iſt beendet . . . es lebe die Alpenfahrt von
1930.

Kineſem=Rennen: 1. Geſtüt Röttgens Winkelried (E. Grabſch),
2. Aſkari, 3. Boniburg. Tot. 42, Pl. 19:29. 1½1 Lg. Ferner:
Fernländer, Lykaſte, Ota.
Sachſen=Weimar=Rennen: 1. E. G. Butzkes Grenadier (E. Grabſch),
2. Avitus, 3. Skalde. Tot. 42, Pl. 12:12. 4½ Lg. Ferner: Hektor,
Funker.
Oos=Ausgleich: 1. Graf A. Seilern Sankt Felis (H. Zehmiſch),
2. Skalde, 3. Meiſterpolier. Tot. 57, Pl. 29:39. ½ Lg.Hals. Fer=
ner
: Favorit, Palmieri.
Zukunftsrennen: 1. A. und C. von Weinbergs Ladro (A. Bleuler),
2. Falſacapa, 3. Maſſo d’Arezzo. Tot. 34, Pl. 13:12. 3½2½ Lg.
Ferner: Trois Epis III, Rhapſodie.
Merkur=Rennen: 1. Stall Hönwalts Aſſuan (Huguenin), 2. Hoff=
nung
II, 3. Somali. Tot. 84, Pl. 30, 26, 55. ½F/, Lg. Ferner:
Träumer, Grapillon, Pompejus, Hokobal, Caſanova, Malvolie, Obe=
ron
II, Nemrod, Bonheur, Szin=arany, Tramontana.
Favorite=Jagdrennen: 1. J. Sechſers Countryſide (K. Deſchner),
2. Geſelle, 3. My Lord II. Tot. 282, Pl. 59, 22, 70. Hals8 Lg.
Ferner: Kätherl III, Guenole, Preſomptneux, Atalante, Hellespont,
Numero, Froher Mut, Florimel, Le Jasmin, Juif Errant, Pazmanvar,
Goldat, Esküszegö, Ails Well, Durbano.

900 000 Engländer ſpielen Fußball. Wie ſtark der engliſche Amateur=
Fußball neben dem Berufs=Fußball geblieben iſt, beweiſt die Tatſache,
daß den 88 Berufs=Fußballklubs 3 0 000 Amateurvereine gegen=
überſtehen
. Allein in der London Football Aſſoziation ſind 2500 Klubs
vereinigt. Insgeſamt gehören den britiſchen Fußballvexbänden 900 000
Mitglieder an.
Hauptſchriftleitung: Rudolf Maupe
Verantwortlich für Pofliſk und Wirtſchaft: Rudolf Maupe; für Feulſleton, Reich und
Ausland und Heſſiſche Nachrichten: Max Streeſe; für Sport: Dr. Eugen Buhlmann;
für den Handel: Dr. C. H. Quetſch; für den Schlußdienſt: Andreas Bauer; für
Die Gegenwart: Dr. Herbert Nette; für den Inſeratenteil: Willp Kuhle; Drucs
und Verlag: Z. C. Wittich ſämtlich in Darmſtadt
Für unverlangte Manuſtripte wird Garantie der Rückſendung nicht übernommen.

33. Preußiſch=Süddeutſche Klaſſenlokkerie.
16. Tag der 5. Klaſſe. In der Ziehung am 26. Auguſt fielen in
der Vormittags=Ziehung: 6 Gewinne zu je 10 000 RM. auf Nr.
157 241 336 247, 341384; 6 Gewinne zu je 5000 RM. auf Nr. 50 196
58 277 82 404; 4 Gewinne zu je 3000 RM. auf Nr. 21 329 209 919: 20 Ge=
vinne
zu je 2000 RM. auf Nr. 17 287 164 399 167 338 178 663 182 794
246 043 274 367 296 351 300 277 341 220; 42 Gewinne zu je 1000 RM.
auf Nr. 29 225 31947 45 128 50 710 87 704 104574 242552 242919
244554 246998 269729 273059 301650 313769 316589 323735 330343 331714
344 428 350 402 390 556; ferner 84 Gewinne zu je 500 RM. und 222 Ge=
winne
zu je 300 RM. In der Nachmittags=Ziehung fielen:
2 Gewinne zu je 5000 RM. auf Nr. 61 619; 8 Gewinne zu je 3000 RM.
auf Nr. 133 567 152 122 188 678 229 169; 14 Gewinne zu je 2000 RM.
auf Nr. 21 752 26 394 118 953 155 319 184 190 201 524 202 530: 22 Gewinne
zu je 100 RM. auf Nr. 52551 68 430 75 218 174 620 177 900 206 997
207 830 213 646 221 184 261 748 319 909; ferner 76 Gewinne zu je 500
RM. und 188 Gewinne zu je 300 RM. Im Gewinnrade verblieben:
2 Prämien zu je 500 000 RM., 2 Gewinne zu je 500 000 RM., 4 Gewinne
zu je 75000 RM., 4 Gewinne zu je 50 000 RM., 4 Gewinne zu je
25 000 RM., 40 Gewinne zu je 10 000 RM., 66 Gewinne zu je 5000
RM., 180 Gewinne zu je 3000 RM., 338 Gewinne zu je 2000 RM.,
904 Gewinne zu je 1000 RM., 2234 Gewinne zu je 500 RM., 5138 Ge=
(Ohne Gewähr.)
winne zu je 300 RM.

Trinkt Fachinger. Bei allen Kranſheiten, die ſchädliche Säure pro=
)uzieren, wie z. B. Sodbrennen und ſaures Erbrechen, iſt das Fachinger
Geſundheitswaſſer als ſäuretilgendes Mittel beſonders geeignet.

Die heutige Nummer hat 12 Seiten.

Frankfurt.
Mittwoch, 28. Ang. 10.40: Schulfunk: Dipl.=Ing. H. O.
Meyer: Das Auto. O 13.15: Schallplatten. O 15.15: Jugend=
ſtunde
: Rektor Wehrhan: Sagen von Lübeck und der Hanſa.
O 16.15: Stuttgart: Konzert des Funkorch. Mitw.: Herbert
Schücking. O 18.10: Bücherſtunde. 6 18.45: J. Bab. Berlin:
Die Geſchichte einer deutſchen Bürgerfamilie. O 19.05: Franzöſiſche
Literaturproben. O 19.20: Franzöſiſcher Sprachunterricht. O 19.45:
Dr. Mertens: Fledermäuſe. 6 20: Der diesjährige Goethepreis.
Vortrag von Dr. A. Pauget. Anſprache des Preisträgers.
O 20.30: Alte Hausmuſik. Abel: Sonate in B=dur. Stamitz:
Duett in C=dur. Haydn: Duett in D=dur. Birkenſtock:
Sonate in B=dur. Bach: Trio in D=dur für Klavier, Violine
und Violoncell. Ausf.: Licco Amar (Violine), Maurits Frank
(Violoncell), R. Merten (Klavier). o 22: Stuttgart: Ungariſche
Nationalmuſik. Ausf.: Irene Eitner (Geſang), Dr. Emmerich von
Szilagy (Violine), Aladar Varadi (Klavier).
Königswuſterbaufen.
Deutſche Welle. Mittwoch, 28. Aug. 10: Deutſche Proſa, ge=
ſprochen
von Kaete Foerder. O 10.35: Mitteilungen des Reichsſtädte=
bundes
. o 12: Schallplatten. o 14.45: Jugendbühne: Zwerg
Naſe‟. o 15.45: Liſelotte Kueßner=Gerhard: Hausfrauenarbeit auf
dem Internationalen Kongreß für wiſſenſchaftl. Organiſation der
Arbeit in Paris. 16: Ob.=Stud.=Dir. Prof. Werner: Klaſſiſche
Dramen in der Schule der Gegenwart. o 16.30: F. Stößinger:
Die Weber von Goethe. o 17: Hamburg: Lieder zur Arbeit,
Verb. Worte: K. Siemers. Mitw.: Olga Spannuth, Eva Schlee,
B. Jakſchtat. Norag=Chor. O 18: Dr. Roſcher: Der Kongreß der
Internationalen, Handelskammer in Amſterdam. o 18.30: Spaniſch
für Anfänger. O 18.55: Dr. Ditthorn: Die Bakteriologie des täg=
lichen
Lebens. o 19.20: Fr. Warſchauer: Die kulturoptimiſtiſche
Utopie. O 20: Wovon man ſpricht. 20.30: Sonderveranſtaltung:
Drei Goethe=Briefe, geleſen von L. Müthel. 20.45: Quartett
op. 59 Nr. 2 von Beethoven. Maurits van den Berg und Fr. Veit
Violine), L. Höber (Viola), Joſ. Schuſter (Cello). O 21. Balladen.
Brahms: Zwei Balladen, in D=dur und G=moll. Löwe: Der
ſeltene Beter; Tom der Reimer. Chopin: Ballade As=dur.
Löwe: Die Heinzelmännchen: Archibald Douglas. Liſzt: Ballade
H=moll. Ausf.: Prof. Fiſcher (Baß), M. v. Zadora (Flügel).
O Danach: Tanzmuſik. Kapelle Otto Kermbach. o Pauſe: Bildfunk.

Ausſichten für Mittwoch, den 28. Auguſt: Weitere Erwärmung, nach an=
fänglich
heiterem Wetter ſpäter aufkommende Bewölkung, trocken.
Ausſichten für Donnerstag, den 29. Auguſt: Wolkiges Wetter mit Nei=
gung
zu Gewitterſtörungen und Niederſchlägen, allmählich leichte
Abkühlung.

Zur ſorgfältigen

mpfiehlt ſich
Fr. Hartmann,
ppr. Heilgehilfe u.
Maſſeur.
(785La
Grafenſtr. 20 II lks.
Telephon 1454.

WWEIB LICEA

HANNLICH Ehrliches, ſauberes

Jung. led Chauffeur
gelernt. Schloſſer, der
Reparat, ſelbſt aus=
führen
kann, ſ. Stell
Ang. unt. M 14 an
die Geſchäftsſt.

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zu putzen Dieburger=
ſtraße
40, 1. St. (*

Saub. Frau ſ. Lauf=
ſtelle
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der Geſchäftsſt.

Saudere Frau ſucht
f. ganze u. halbe Tage
Hausarb., evtl. auch
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b. Müller, Karlſt.44, I.

Frl. ſucht Stelle als
Stütze in beſſ. Haus
wo Hilfe vorhand
ev. halbe Tage. G.
auch auswärts. Off.
u. L. 124 Geſchſt. (*
Anſt. ſaub. Mädch.
ſucht Stell. bis n. d.
Spülen. Angeb u.
2. 123 a. d. Geſch.*

Junger Mann,
Maſchin.=Schloſſer,
möchte ſich a. Auto=
ſchloſſer
ausbilden
gegen geringe Ent=
ſchadigg
. Angeb u.
L. 113 Geſchſt. (Em=
Junger, lediger

(m. Führerſch. Kl.
u. 3b), an ſelbſtd.
Arbeit. gew., ſucht
Stellung. Angeb. u
L. 120 a. d. Geſch.*

WVEIBLICM

n. d. Spül. geſ.
*
Obergaſſe 18.

Hausarbeit tags=
über
(zur Aushilfe)
ſofort geſucht.
Kondit. Schnitzler
Wilhelminenplatz 2.

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ſucht
. Ang. u. L. 83
a. d. Geſchſt. (*im

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Verſicherungsbüro
geſucht. Kenntniſſe
in Stenographie und
Schreibmaſchine Be=
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m. gut. Zeugn., ſchul=
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, f. tagsüb. geſ. (*
Weber, Bismarckſtr. 50

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für Ondulationskurſus fortge chrittener
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abends von 8 Uhr an in der
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ſich mit Zeugn. u. Gehaltsangabe
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Zeughausſtr. 7, pt.

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möglichſt nicht mehr.
fortbildungsſchul=
pflichtig
, für Lebens=
mittelgeſchäft
en gros
detail geſucht. Selbſt=
geſchriebene
Bewer=
bungsſchreiben
u. M 9
an die Geſchſt. (13553

Sprechſtunden=s
fom. Ausbildung
Hilſt in leichten La=
boraturiumsarbeiten
,
Lurzſchrift u. Schreib=
maſchine
von Arzt
geſucht. Angeb. unt
L. 59 an die Geſchſt

Den verehrlichen Hausfrauen von Darmſtadt und Umgebung
die ergebene Mitteilung, daß ich, vom 1. September ab, eine von
tuberkuloſefreien Tieren ſtammende, tiefgekühlte

in den Verkehr bringe. Erzeugung und Behandlung der Milch
unterſteht der Auſſicht des Kreis=Veterinäramtes Darmſtadt.
Den Vertrieb dieſer erſtklaſſigen Milch habe ich der
Milch=Verſorgungs=Genoſſenſchaft e. G. m. b. H., Darmſtadt
Lauteſchlägerſtraße 28, übertragen. Die Abgabe erfolgt in = und
1), Literflaſchen, welche in meinem modernen, allen hygieniſchen
Anforderungen entſprechendem Betrieb gefüllt und mit Etikettverſchluß
zum Verſand kommen.
Oekonomierat Karl Fritſch, Dilshofen.

Bezugnehmend auf obiges Inſerat machen wir darauf auf=
merkſam
, daß die Belieferung durch unſere ſämtlichen Mitglieder
erfolgt. Beſtellungenwerden von Herrn Oekonomierat Fritſch, Dilshofen,
Telephon Ober=Ramſtadt 15, von uns ſelbſt, Lauteſchlägerſtr. 28,
Telephon 528, ſowie von unſeren ſämtlichen Mitgliedern entgegen=
genommen
.
(13547
Milch=Verſorgungs=Genoſſeyſchaft e G. m. b. H. zu Darmſtadt

Hewiſſenh., anſtänd
Nädchen v. 911u
v. 47 Uhr geſucht.
(2 Kinder.) Angeb.
u. M. 32 Geſchſt. 6
Fleiß. ehrl. Mädchen
zur Mithilfei Haus=
halt
tägl. 23 Stund
vorm. geſucht. Näh.
in der Geſchäftsſt. (*

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Tüchtiger
Zimmermann
u. Treppenarbeiter
ſofort geſucht. Ang.
u. M. 28 Geſchſt.

Wi

ingeſehene Lebensverſicherungs=
Geſellſchaft ſucht noch

für den Außendienſt. Tüchtige, ſtrebſame
Verſicherungsfachleute auch einige
Nichtfachleute mit einwandfreiem
Leumund werden um Einreichung von
ausführlichem ſchriftlich. Angebot unter
L. 85 an die Geſchäftsſt. gebeten. (13542

können bei uns viel Geld verdienen. Unſere Bedingungen
ſind konkurrenzlos, darum reflektieren wir nur auf Leute,
die an intenſives Arbeiten gewöhnt ſind. Herren nicht unter
23 Jahren mit ſicherem Auftreten und guter Garderobe
wollen ſich mit amtlichem Ausweis melden Mittwoch und
Donnerstag von 1619 Uhr bei Uhlich, Aliceſtr. 19½ I.
Horcher und Vorſchußjäger wollen fern bleiben.

fortbildungsſchulfrei von hieſ. bedeutenden
Engros=Geſchäft zum bald. Eintr. geſucht
Gefl. Ang. u. L. 116 Geſchſt. erb. (13543b

w. für das Tennis=
urnier
angenom=
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von Mittwoch
bis Sonntag; aud
Jungens üb. 14 J.
Zu melden bei. H.
Berz. Tennisplätze
Böllenfalltor.
(13549)

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erforderlich Näh. in
der Geſchäftsſt. (*

Gut. engliſch. Un=
terricht
u. Konverſ.
ſeſ. Kenntn. vorh

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ng. u. M. 3 Geſch.*

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geschättes
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[ ][  ][ ]

Nummer 238

Mittwoch, den 28. Auguſi

Generalverſammlung der A. E. G.
In der Generalverſammlung war, ein Kapital von 129,82
Mill. RM. vertreten mit zuſammen 85,72 Mill. Stimmen; davon
entfielen auf die Stammaktien 74,18 Mill. Stimmen, auf die Vor=
zugsaktien
Lit. A 6.12 Mill. und auf die Vorzugsaktien Lit. B
5,42 Mill. Stimmen. Vor Eintritt in die Tagesordnung gab Ge=
heimrat
Bücher eine Erklärung ab, in der es u. a. heißt, daß für
die Transaktion zwei Geſichtspunkte maßgebend geweſen ſeien,
von denen ſich die A.E.G. bei ihrem Vorgehen leiten ließ; zur
Ausnützung der Produktionskapazität, die gleichbedeutend iſt mit
einer Verringerung der Geſtehungskoſten, und zur Schaffung von
Beſchäftigungsmöglichkeiten für die Angeſtellten und Arbeiter
ſeien geſteigerte Abſatzmöglichkeiten nötig und zur Ausnutzung der
Märkte eine Finanzierungsmöglichkeit erforderlich. Geheimrat
Bücher wies darauf hin, daß das erſte Ziel weniger durch Bildung
internationaler Kartelle, die durch Außenſeiter durchbrochen wer=
den
könnten, zu erreichen ſei, als durch Zuſammenarbeiten ſtarker
Krafte. Die Idee dieſer Transaktion ſei im übrigen von der
A. E. G. ſelbſt ausgegangen. Eine finanzielle Verbindung ſei not=
wendig
geweſen, um eine Baſis für eine dauernde intenſive Zu=
ſammenarbeit
zu ſchaffen. Es ſei zurzeit noch nicht zu beurteilen
welche Vorteile ſich bei kommenden Verhandlungen für die A. E. G.
ergeben werden; das müſſe erſt die Zukunft ergeben. Die Verwal=
tung
ſei feſt davon überzeugt, daß die Verträge ſich für beide Teile
gunſtig auswirken werden. Die International General Electric Co.
werde über ein beträchtliches Aktienpaket verfügen, es liege jedoch
nicht in ihrem Willen, die Majorität der A.E.G. zu erwerben,

worüber bindende Abmachungen getroffen ſeien.

In

geldlicher

verſchiedene Aufklärungen verlangte, die aber nicht gegeben wur=
den
, indem auf die früheren Erklärungen der Verwaltung verwie=
ſen
wurde. Die Transaktion wurde ſodann einſtimmig genehmigt
und fünf Vertreter der J.G.E. Co. in den Aufſichtsrat gewählt,
darunter Owen D. Young.
Wirtſchaftice nundſchau.
Der dritte Tag der Leipziger Meſſe. Nach einem ſchwachen Beſuch
in den meiſten Branchen am Sonntag und Montag hat ſich das In=
tereſſe
am Dienstag faſt überall belebt. Erfreulich ſieht es auf der tech=
niſchen
Meſſe aus, wo man mit dem Geſchäft in den einzelnen Spezial=
artikeln
ſehr zufrieden iſt. Auch auf der Möbelmeſſe ging es zum Teil
lebhaft zu, was beſonders viel beſagen will, da der Beſuch diefer Meſſe
nur Wiedevverkäufern geſtattet iſt. Flau war der Kundenbeſuch dagegen
in der Spielwaren= und Beleuchtungsinduſtrie. Schwach blieb auch die
Nachfrage nach Porzellan= und Steingut für den Maſſenbedarf. Das
Intereſſe, für die vielen Neuheiten in der Lichtreklame und in der
Werbegraphik hielt an und kam in einem lebhaften Beſuch zum Aus=
druck
. Da ſich der hauptſächliche Verkehr innerhalb der Meſſehäuſer
abſpielt, iſt das Straßenleben nicht mehr ſehr lebhaft. Weil aber die
verſchiedenen Branchen noch viele Kunden aus dem In= und Auslande
erwarten, iſt mit einer längeren Verteilung des Meſſegeſchäftes zu rech=
nen
. Auf der techniſchen Meſſe konzentriert ſich bas Intereſſe auf Spe=
zialinduſtrien
. Die Nachfrage nach Werkzeugmaſchinen hielt an.
Die Kohlenförderung des Ruhrgebiets im Monat Juli 1929. Im
Monat Juli 1929 wurden insgeſamt in 27 Arbeitstagen 10 913 248 To.
verwertbare Kohle gefördert gegen 10 078 971 To. in 24¾ Arbeitstagen
im Juni 1929 und 9 418 920 To. in 26 Arbeitstagen im Juli 1928. Die
reine Kohlenförderung betrug im Juli 1929 10 603 495 To. gegen
9 787 117 To. im Vormonat. Arbeitstäglich betrug die verwertbare
Kohlenförderung im Juli 1929 404 194 To. gegen 407 231 To. im Juni
1929 und 362 266 To. im Juli 1928. Die reine Kohlenförderung betrug
im Juli 1929 arbeitstäglich 392 722 To. gegen 395 439 To. im Vormonat.
Die Korserzengung des Ruhrgebiets ſtellte ſich im Juli 1929 auf
2 951 341 To. (täglich 95 205 To.), im Juni 1929 auf 2814 967 To. ( täg=
lich
93 832 To.). Auf den Kokereien wird auch Sonntags gearbeitet.
Die Brikettherſtellung hat im Juli 1929 insgeſamt 328 162 To.
betragen (arbeitstäglich 12 154 To.) gegen 286 035 To. (11557 To.) im
Juni 1929 und 273 318 To. (10 512 To.) im Juli 1928. Die Beſtände
an Kohlen, Koks und Preßkohle (d. ſ. die auf Lager, in Wagen, in
Türmen und in Kähnen, einſchließlich Koks und Preßkohle in Kohle
umgerechnet) ſtellten ſich Ende Juli 1929 auf rund 1,52 Millionen To.
gegen 1,36 Mill. To. Ende Juni 1929. In dieſen Zahlen ſind die in
den Syndikatslägern vorhandenen verhältnismäßig geringen Beſtände
einbegriffen. Die Geſamtzahl der beſchäftigten Arbeiter ſtellte ſich Ende
Juli 1929 auf 378 234 gegen 375 831 Ende Juni 1929 auf 377 260 Ende
Juli 1928. Feierſchichten wegen Abſatzmangels wurden im Juli d. Js.
nicht eingelegt.
Bank Nauheim u. Co. Wie wir aus zuverläſſiger Quelle erfah=
ren
, findet heute nachmittag die erſte Gläubigerverſammlung ſtatt.
Doch Unregelmäßigkeiten bei der Südweſtdeutfchen Bank A. G. Bei
einer Reviſion der Südweſtdeutſchen Bank A.G. ergaben ſich Unkorrekt=
heiten
in der Depotverwendung. Vorwiegend wird davon ein eng=
17ſ hes Depot betroffen, das auf Veranlaſſung der Direktion der Frank=
furter
Allgemeinen Verſicherungs=A. G. von dem Direktor der Südweſt=
deutſchen
Bank verpfändet worden iſt. Man wollte dadurch der Frank=
furter
Allgemeinen einen Betrag von mehreren Millionen RM. zu=
führen
. Die nen zuſammengeſetzte Verwaltung der Südweſrdeutſchen
Bank A. G., die Konzernbank der Frankfurter Allgemeinen Verſiche=
rungs
=A. G., hat ſich entſchloſſen, von dem beabſichntigten gerichtlichen
Ausgleichsverfahren Abſtand zu nehmen. Es ſoll verſucht werden, mit
den Gläubigern ein außergerichtliches Moratorium abzuſchließen, wel=
ches
für die Dauer des Beſtehens des bisher noch nicht zuſtande gekom=
menen
Abwicklungsſyndikats der Frankfurter Allgemeinen beſtehen ſoll.
Dieſer Verſuch iſt darauf zurückzuführen, daß die Gläubiger der Süd=
weſtdeutſchen
Bank A.G. zum Teil mir den Firmen, die dem Abwick=
lungsſyndikat
angehören ſollen, identiſch ſind. Die übrigen Gläubiger
ſollen ebenfalls für das Moratorium geſvonnen werden.
30 Prozent bei Inſolvenz Seidenhaus Eduard Schott, Frankfurt.
Nachdem die Vermögenslage der inſolvent gewordenen Firma Eduard
Schott ein gerichtliches Vergleichsverfahren nicht geſtattete, iſt nunmehr
die Garantie des Kaufmanns Louis Hirſch in Frankfurt a. M. für die
notwendigen 30 Prozent Quote erſtellt worden. Die Gläubiger ſollen
15 5Prozent ſechs Wochen nach Inkrafttreten des Vergleichs, weitere
15 Prozent ſechs Wochen nach Inkrafttreten des Vergleichs, weitere
Frankfurter Geſchäft durch eine neu zu gründende G.m.b.H. fortzu=
führen
. Die Zukunft der Eduard Schott A.G. in Zürich hängt von der
Annahme des gerichtlichen Vergleichsverfahrens ab.

Viehmärkke.

Mainzer Viehmarkt vom 27. 8. Auftrieb: 46 Ochſen, 11 Bullen, 436
Kühe, 261 Färſen, 330 Kälber, 21 Ziegen, 5 Schafe, 1076 Schweine.
Marktverlauf: Großvieh langſam geräumt, Kälber lebhaft geräumt,
Schweine mittelmäßig, ausverkauft. Es wurden pro 50 Kilo Lebend=
gewicht
folgende Preiſe in RM. bezahlt: Ochſen 5762, 4552; Bul=
len
4050; Kühe 4650, 3542, 2832, 2024; Färſen 5061; Kälber
6676, 5665; Schweine 8388, 8589, 9093.

Produkkenberichke.

per September geltend, da man mit großen Andienungen rechnet. Für
Weizen zur prompten Verladung lauteten die Gebote etwa 4 RM., für
Roggen 23 RM. niedriger als geſtern. Mehl liegt bei weichenden
Preiſen weiter ſtill. In Hafer kann ſich größeres Geſchäft gleichfalls
nicht entwickeln, da die Preisideen der Verkäufer und Käufer zumeiſt
weit auseinandergehen. Gerſte matt.
Frankfurker und Berliner Effektenbörſe.
Frankfurt a. M., 27. Auguſt.
Zum heutigen Liquidationstage kam Material heraus, und die Ten=
denz
neigte eher zur Schwäche. Mitbeſtimmend für die Börſengeſtaltung
war vor allem die unbefriedigende Situation im Haag. Das Geſchäft
bewegte ſich in den denkbar engſten Grenzen. Das herauskommende
Material nahm keinen nennenswerten Umfang an, ſodaß größere Ver=
luſte
vermieden werden konnten. Zur Zurückhaltung mahnte ferner die
uneinheitliche Tendenz an der geſtrigen New Yorker Börſe. Die immer
noch ſehr günſtigen Geldmarktverhältniſſe konnten auf der anderen Seite
kaum eine Anregung bieten. Gegenüber der geſtrigen Abendbörſe gin=
gen
die Verluſte bis zu 1,5 Prozent. Etwas ſtärker angeboten waren
Deutſche Linoleum mit minus 3 Prozent. Am Elektromarkt verloren
Chadeaktien 2,5 Mark, während die übrigen Werte dieſes Marktes nicht
über den vorerwähnten Verluſt hinausgingen. Durchweg behauptet
eröffneten Banken, nur Kommerzbank büßten eine Kleinigkeit ein.
Schiffahrtswerte 1,75 Prozent niedriger. Stärker vernachläſſigt lagen
immer noch J. G. Farben mit minus 1,75 Prozent. Aſchersleben und
Rheinſtahl waren nur wenig ſchwächer. Klöcknerwerke, Mansfelder und
Gelſenkirchen verloren bis 1,75 Prozent. Renten ſtill und ſchwächer.
Am Geldmarkt war der Satz für Tagesgeld mit 6 Prozent unverändert
leicht. Geld und Ultimo war mit 910 Prozent eher angeboten. Am
Deviſenmarkt konnte ſich die Mark wieder etwas beſſern. Man nannte
Mark gegen Dollar 4.1998, gegen London 20.351, London-Kabel
4.8474, Paris 123.85, Mailand 92.70, Madrid mit 32.97 wieder
etwas ſchwächer, und Holland 12.0935.
Berlin, 27. Auguſt.
Neben den Vorbereitungen für den Ultimo waren es in erſter Linie
heute wieder peſſimiſtiſchere Nachrichten aus dem Haag, die das Geſchäft
lähmten. Obwohl Schwierigkeiten für die Schiebung, was Reportgeld
betrifft, kaum beſtanden, kam zu Beginn des heutigen offiziellen Ver=
kehrs
doch wieder Ware heraus. Dieſe Prolongationsmüdigkeit iſt an
jedem Ultimo neu zu beobachten und wird wohl anhalten, ſo lange ſich
keine Aenderung der luſtloſen Börſentendenz ergeben hat. Mit dem
deutſchen Publikum iſt unter den augenblicklichen Verhältniſſen kaum
zu rechnen, ſo daß die Börſe von dem Intereſſe des Auslandes abhängig
bleibt. Heute war von dieſem aber auch nichts zu ſpüren, und die ge=
ringe
Aufnahmeneigung der Spekulation genügte nicht, um ein Ab=
gleiten
des Kursniveaus um 12 Prozent zu vermeiden. Spezialwerte
verloren darüber hinaus bis zu 4 Prozent. Trotz dieſer Rückgänge
konnte man aber doch einen freundlichen Grundton erkennen, da man
einerſeits damit rechnete, daß die Banken, da ſie an ſchwachen Liqui=
dationskurſen
kaum intereſſiert ſeien, im Verlaufe etwas intervenieren
würden, man andererſeits auch immer noch hoffte, daß im Haag trotz
der ablehnenden Haltung Snowdens eine mittlere Linie für die Ver=
handlungen
gefunden werden wird. In der Tat erfuhren die Kurſe im
Verlaufe eher leichte Befeſtigungen. Am Deviſenmarkt waren Pfunde
ſchwächer und Holland feſt, ſonſt waren die Veränderungen gering.
Geldmarkt unverändert, Tagesgeld 58 Prozent, Monatsgeld 9,2510,5
Prozent, Warenwechſel ohne Umſatz. Nach 1 Uhr kam angeblich erneut
in ſtärkerem Umfange Prämienware heraus, und die Kurſe bröckelten
daraufhin meiſt wieder ab.

Frankfurter Produktenbericht vom 27. Auguſt. Der hieſige Produk=
tenmarkt
verkehrte im Einklang mit den ſchwachen Auslandsmeldungen
und dem äußerſt ſchlechten Mehlgeſchäft in flauer Haltung. Die Händler
Herharren in ihrer großen Zurückhaltung und tätigen nur zu ermäßig=
ten
Preiſen Bedarfsabſchlüſſe. Die Preiſe gaben durchſchnittlich bis zu
einer halben Mark nach. Hafer war etwas ſtärker gedrückt und gab eine
Mark her. Weizen 25,60, Roggen 20,25, Hafer inländ, alte Ernte 20,
desgl. neue Ernte 1919,50, Mais für Futterzwecke 21, Weizenmehl
ſüddeutſches und niederrhein. 38,5039,50, Roggenmehl 2930,25, Wei=
zenkleie
10,75, Roggenkleie 10,75.
Berliner Produktenbericht vom 27. Auguſt. An der Produktenbörſe
herrſchte auch heute recht ſchwache Stimmung. Da in der letzten Woche
am hieſigen Platz infolge der Interventionskäufe beſſere Preiſe zu er=
zielen
waren als an vielen Provinzmärkten, drängt das Angebot von
Brotgetreide aus allen Landesteilen in großen Mengen nach Berlin,
war jedoch infolge der geringen Nachfrage der Mühlen und Exporreure
nur auf beträchtlich ermäßigtem Preisniveau vereinzelt unterzubrin=
gen
. Abſchlüſſe kamen ſchwer zuſtande, da Forderungen und Gebote
recht weit auseinandergingen. Von weiteren Stützungskäufen war bis
zur Abfaſſung des Berichts nichts zu bemerken. Am Lieferungsmarkt
ſetzte Weizen bis 5 MMM., Roggen bis 3,5 RM. niedriger ein. Das Her=
annahen
des neuen Liefermonats machte ſich in ſrärkeren Liquidarionen

Mekallnokierungen.

Die Berliner Metallnotierungen vom 27. Auguſt ſtellten ſich für
Elektrolytkupfer 170,75 RM., Original Hüttenaluminium 190 RM.,
desgleichen 194 RM., Reinnickel 350 RM., Antimon Regulus 6468
M., Feinſilber 7273,75 RM.
Die Berliner Metall=Termine vom 27. Auguft ſtellten ſich für
Kupfer: Januar 148,25 (148,75), Februar, März, April 148,25
(148,50) Mai, Juni 148,50 (148,50), Juli 148,50 (148,75), Auguſt 145
(146), September 145 (145,50), Oktober 146,25 (146,50), November 147
(147,25), Dezember 148 (148). Tendenz: ſtetig. Für Blei: Januar 47
(47,50), Februar, MMärz, April, Mai, Juni, Juli 47,25 (47,50), Auguſt
46,50 (46,75), September 46,50 (47), Oktober, November 47 (47,25), De=
zember
47 (47,50). Tendenz: ruhig. Für Zink: Januar, Februar,
März, April, Mai, Juni, Juli 49,75 (50,75), Auguſt 48,50 (51), Sep=
tember
49 (49,75), Oktober, November 49 (51), Dezember 49,75 (50,50).
Tendenz: luſtlos. Die erſten Zahlen bedeuten Geld, die in Klammern
beigefügten Brief.

Amerikaniſche Kabelnachrichken.
Es notierten nach Meldungen aus Chicago am 27. Aug.:
Getreide: Weizen, Sept. 132½, Dez. 141½, März 147½, Mai
151½; Mais, Sept. 101½, Dez. 99½, März 103½; Hafer, Sept,
46½, Dez. 50½, März 54½; Roggen, Sept. 102, Drz. 111,
März 116.
Schmalz: Sept. 11,875, Okt. 11,975, Dez. 12,10, Jan. 12,25.
Fleiſch: Rippen, Sept. 12,75, Okt. 12,90; Speck, loco 13; leichte
Schweine 10,8511,55, ſchwere Schweine 9,6510,85; Schweine=
zufuhr
Chicago 27 000, im Weſten 93000.
Chicago Baumwolle: Okt. 18,65, Dez. 18,92.
Es notierten nach Meldungen aus NewYork am 27. Aug.:
Getreide: Weizen, Rotwinter 139½, Hartwinter 137½: Mais
114½; Mehl 6,106,50; Getr. Fracht b. England 1,62,3, nach
dem Kontinent 89.
Schmalz: Prima Weſtern loco 12,40; Talg, extra loſe 778.
Baumwolle: Tendenz gut ſtetig auf feſtere ausländiſche Kabel und
Anſchaffungen lokaler und Liverpooler Firmen bei kleinem Angebot.
Kaffee eröffnete ſchwächer, dann aber trat eine Befeſtigung ein auf
Käufe des Handels und ausländiſcher Häuſer.
Zucker: befeſtigt auf Käufe des Handels. Abgaben werden bis zum
Schluß wieder ausgeglichen, ſo daß die Kurſe über geſtern ſchloſſen.
Kleine Wiriſchaftsnachrichken.
Wie wir erfahren, ſind die ſeinerzeit von dem bekannten Banken=
konſortium
übernommenen 145 Mill. RM. Reichsſchatzanweiſungen, die
am 30. September fällig werden, zum Lombardſatz der Reichsbank (8½
Prozent) für vier Monate prolongiert worden.
Die deutſche Kupferhüttenproduktion ſtellte ſich, wie der Geſamtaus=
ſchuß
zur Wahrung der Intereſſen der deutſchen Metallwirtſchaft, Ber=
lin
, auf Grund der Berechnungen des Statiſtiſchen Bureaus der Metall
geſellſchaft A.G., Frankfurt a. M., mitteilt, im Juli 1929 auf 4352 To.
gegenüber 4661 To. im Juni. Die deutſche Kupfer=Raffinadeproduktion
(Raffinade= und Elektrolytkupfer) betrug im Juli 9752 To. gegen 9910
Tonnen im Juni.
Die Senſenfabrikation iſt in der letzten Zeit immer mehr zurüch
gegangen. Das Frühjahr hatte kaum eine Belebung gebracht, weil der
Saiſonnachfrage wegen der ſtarken Konkurrenz auf dem in= und aus=
ländiſchen
Senſenmarkt ein zu großes Angebot gegenüberſteht. Mit
dem beginnenden Herbſt läßt das Geſchäft ſtark nach.
Die deutſche Produktion von Original=Hüttenweichblei einſchließlich
kleinerer Mengen Hartblei ſtellte ſich, wie der Geſamtausſchuß zur Wah=
rung
der Intereſſen der deutſchen Metallwirtſchaft (Berlin) auf Grund
der Berechnungen des Statiſtiſchen Bureaus der Metallgeſellſchaft A. G.,
Frankfurt a. M., mitteilt, im Juli 1929 auf 8154 To. gegen 8089 To.
im Monat Juni.
Aus Induſtriekreiſen verlautet, daß die Lage in der Fabrikation für
kaltgewalztes Bandeiſen nach wie vor befriedigend iſt. Die Preiskämpfe
halten an. Die Kundſchaft zahlt nur ſchleppend. Leider ſind die Be=
mühungen
um eine Feſtigung der Konvention der Kaltwalzwerke bisher
ohne praktiſchen Erfolg geblieben.
Die Wirtſchaftslage in der Pirmaſenſer Schuhinduſtrie war in der
vergangenen Woche wieder größeren Schwankungen unterworfen. Trotz=
dem
konnten aber eine Anzahl Arbeitsloſer aus der Fürſorge entlaſſen
werden.
Wie wir erfahren, ſind die Avirückvergütungsſätze für Bleche durch=
ſchnittlich
unverändert geblieben. Lediglich für Keſſelbleche erfuhren
die Sätze eine Erhöhung um 1 RM.
Wie uns von gutunterrichteter Seite mitgeteilt wird, beabſichtigt
die bekannte Firma J. G. Mouſſon u. Co., Frankfurt a. M. (Seife
und Toiletteartikel), ihren Betrieb demnächſt nach auswärts zu ver=
legen
. Jedenfalls iſt bekannt geworden, daß die Firma nach den ver=
ſchiedenſten
Richtungen hin Unterhandlungen wegen Geländekaufs
führt.
Mit Unterſtützung der Ufa wurde die Stuttgarter Film G.m.b.6.
mit 100 000 RM. St.A. gegründet, welche auf dem alten Bahnhofs=
gelände
ein Großkino mit 1650 Sitzplätzen übernimmt, das von der
Wüttembergiſchen A. G. für Bauausführungen errichtet wird.
Die Steinwerke A.G. Holzhauſen=Hohenſtein in Wiesbaden (A.K.
479 000 Mark) hat im Jahre 1928 einen Verluſt von 32 603 Mark zu
verzeichnen, der nach Berückſichtigung des Gewinnvortrags aus dem
Vorjahre mit 31 330 Maxk auf neue Rechnung kommt.

mitel
un fche

Wa
fun
ſgeln

Berliner Kursbericht
vom 27. Auguſt 1929

Oeviſenmarkt
vom 27. Auguſt 1929

Berl. Handels=Geſ.
Danatbank
Deutſche Ban
Disconto=Geſ.
Dresdner Ban:
Hapag
Hanſa Dampfſch.
Nordd. Lloyd
A. E. G.
Bahr. Motorenw 1101.75
C. P. Bemberg
Bergmann Elektr.
Berl. Maſch.=Bau
Conti. Gummi
Deutſche Cont. Gas
Deutſche Erdöl

Mi Me e
272. (F. G. Farben
Gelſenk. Bergw. Nffe
217. Mae
Rütgerswerke R
80.875 Buenos=Aires Währung
1 Pap. Peſ= MeJ
1.758 1.762 Helſingfors Währung
100 finn. Mk. Geld
10.541 164. 137. Salzdetfurth Kalt 383. Canada 1 canad. Doll. 4. 167 4.175/Italien
100 Lire 21.945 150.50 Geſ. f.elektr. Untern. 208. Leonh. Tietz 202.50 Japan 1 Yen 1.956 1.960 Jugoſlawien 100 Dinar 7.370 156. Harpener Bergbau 148. Verein. Glanzſtof 389. Cairo 1ägypt. 4 20.86 20.90 (Kopenhagen 100 Kronen 111.67 118. Hoeſch Eiſen 132.25 Verein. Stahlwerke 117.875 Konſtantimopell1 türk. 2 2.001 2.00 Liſſabon 100 Escudos h8.e0 Phil. Holzmann 103.75 Weſteregeln Alkali 231. London 1 2.Stg. 20.337 20.377 Oslo 100 Kronen H11.69 110.75 Kali Aſchersleben DRk Agsb.=Nrnb. Maſch 83.375 New York 1 Dollar 4.1955/ 4.2025/Paris 100 Franes 16.41 195.50 Klöcknerwerke 113. Baſalt Linz 45.75 Rio de Janeiro/1 Milreis 0.497 1 0.499 Prag
100 Tſch. Kr. /12.427 Köln=Neueſſ. Bgw. 130.50 Berl. Karlsr. Ind. 81. Uruguay 1 Goldpeſo 4.10 4.11 Riga 100 Lats 80.62 304. Ludw. Loewe 198.75 Hirſch Kupfer 137.25 Amſterdam 100 Gulder 168.1: 168.47 Schweiz
100 Franken 180.76
100 Leva 234. 125 (Mannesm. Röhr. 118.125 Hohenlohe=Werte 93. Athen 100 Drachm 5.42 5.435 Sofia
3.032 75. Maſch.=Bau=Untn 53.50 Lindes Eismaſch. 159.50 Brüſſel 100 Belga 58.33 58.45 Spanien 100 Peſetas 61.69 165.75 Nordd. Wolle 137.75 Herm. Poege 40. Bukareſt 1100 Lei 2.491 2.49 Stockholm 100 Kronen 111.35 189.50 Oberſchleſ. Koksw 103. Vogel Telegr. Draht
Wanderer=Werke 75.125 Budapeſt 100 Pengd 73.17 73.31 Tallinn (Eſt!. 100 eſtl. Kr. hut.s4 112. Orenſtein & Koppe 87. 70. Danzig 100 Gulden z1.33 81.49 Wien 100 Schillihe 59.08

Tonarbant, Kommanongefrarcaf
Frankfurter Kursbericht vom 27. Auguſt 1929

6% Dtſche. Reichs=
anl
. v. 27 ......
6% Baden Frei=
ſtaat
v. 27 ....."
6% Bahern Frei=
ſtaat
v. 27 .....
8% Heſſen Volks=
ſtaat
. . . . . . v. 28
v. 2
2/.
% Preuß. Staats=
anl
. v. 28 ......
6% Sachſen Frei=
ſtaat
v. 27 ..."
7%Thüringer Frei=
ſtaat
v. 27 ....."

Re
76.8
M.25
87.25
91.25
91.4

dtſche. Anl. Auslo=
ſungsſch
. + ½.
Ablöſungsanl.
Dtſche. Anl. Ablö=
ſungsſch
. (Neub.
Dtſche. Schutzge
bietsanleihe .. ."
8½ Bad.=Bad. v.2
6% Berlin v. 24 ..
8% Darmſtadt v. 26
v. 2
7% Frlf. a. M. b. 26
12 Mainz v. 26
8% Mannh. v. 26.
8% Nürnbergv. 26
81. Heſſ. Landesbk
Goldpfbr..
8. Heſſ. Landesbl
Goldoblig.
4J.J, Heſſ. Lbs.=
Hyp.=Bk.=Liquid.
Pfbr.
8. Preu ß. Lds.=
Pfbr.=Anſt. Gold=
pfbr
.. . . . . . .."
8%. Preuß. Lds.,
Pfbr.=Anſt. Gold=
vbl
. ..

18‟/, Darmſt. Komm.
Landesbk. Goldobl.
8‟/, KaſſelerLandes=
kredit
Goldpfbr.
8/. Naſſ. Landesbk
Goldpfbr. . . . . .

Dt. Komm. Sam
mel=Ablöſ.=Anl.
+ Ausl. Ser. I
*+ Ausl. Ser. II
Dt. Komm. Samm.
Abl. (Neubeſitz)

78.25 18% Berl. Hyp.=Bk.
4½-Liqu.=Pfbr.
8% Frkf. Hyp. Bk..
42/.27
Lig. Pfbr.
11.95 18% Pfbr. Bk..
4:.% Lig. Pfrb.
10.75 18% Mein. Hyp. Bk.
14:/,% Lig. Pfbr.
3% Pfälz. Hyp. Bk.
1.50 14:.. Lig. Pfbr.
82. Preuß. Boden=
cred
.=Bk.. . . . .
91
14:/.. Lig. Pfb
87.5 18/. Preuß. Centrl.
Bodencr.=Bk. . ..
87.5
84 4/.-. Lig. Pſbr.
8‟/,Rhein. Hyp.=B!
89.95 14½/., Lig. Pfbr.
18% Rhein.=Weſtf.
Bd.=Credit .. . ."
8% Südd. Bob.
Cred.=Ban 1. . . .
96.9
18% Württ. Hyp.=B

93.5

6% Daimler=Benz
von 27 .... ....
8‟I, Dt. Linol. Werke
v. 26 .......
8% Klöckner=Werke
Berlin v. 26 ..
7% Mainkrw. v, 26
7% Mitteld. Stahl
werke v. 27 ..."

93.5
96

97

50.
67
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97
74
75.75
97.5
72.75
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97.5
Ra

82I. Salzmann u. Co.
v. 26........."
7½ Ver. Stahlwerke
m i1Opt. v. 26
3% VoigtckHäffner
von 26 .... ...
J. G. FarbenBonds
v. 28 .....!"
5% Bosn. L.E.B.
v. 1914
...
4:/.% Oſt. Schatz=
anw
. v. 1914..
4½ Oſt. Goldrente
5 %vereinh. Rumän.
4½%

L
42 Türk. Admin.
4½ 1. Bagdad
4% Zollanl
4½½ Ungarn 1913
4½% 1914
Goldr.
4%
Aktien
Accum.=Berlin. . .
Adlerw. (v. Kleher).
AEG. Stamm .
AndregeNoris Zahn
Baſt Nürnberg ..
Bergm. El. Werke
Brown BoverickCi=
Brüning & Sohn..
Buderus Eiſen .."
Cemen : Heidelbere
Karlſtadt
Chem. Werke Albert
Chade ..... ......
Contin. Gummiw
Daimler=Benz..
Dt. Atl. Telegr. . ..
Eiſenh. Berlin.
Erdöl".

Gold= n. Silb.
ſcheide=Anſtalt
Linoleumwerk .
Dhckerhoff u. Wid=
mann
.. . . . . .."

86.5
83
92
123.5
31.5
33.5


15.1
7.20
21.75
24.5
22.65

46
194.25
118

137
95
73.5
130
185

10.25

Elektr. Licht u. Kraf
Liefer=Geſ.
Eſchw. Berowerk".
Eßlinger Maſchinen
Ettlinger Spinnerei
J. G. Farbeninduſt
Feinmech. (Jetter).
Felt. & Guilleaum.
Frlft. Gas .......
Hoſ ....
Geiling & Cie.....
Gelſenk. Berqwerk
Geſ. elektr. Unter=
nehmungen
.. . ."
Goldſchmidt Th. ..
Gritzner Maſchinen
Grün & Bilfiinger
Hafenmühle Frkft.
Hammerſen (Osn.
Harpener Bergbau
Henninger, Kemp
Hilpert Armaturfbr
Hinderichs=Aufſerm
Hirſch Kupfer... .."
Hochtief Eſſen
Holzmann. Phil.. .
Holzverk.=Induſtrie
Ilſe Bergb. Stamn
Genüſſe
Junghaus Stamm
Kali Aſchersleben
Salzdetfurth .."
Weſteregeln ..
Kammgarn ſpinn.
Karſtadt, R. ...
Klein, Schanzl. ..
Klöcknerwverke ....
Lahmeher & Co...
Lech. Augsburg. ..
Löwenbr. Münch..
Lüdenſcheid Metal=
Lutz Gebr. Darmſt.
Mainkr.=W. Höchſt.
Mainz. Akt.=Br. ..
Mannesm. Röhren

R5
196.75
215
216.25
82.5
22
69
36.5
206".
72.1
57.5
174
130

168.5
111
89
133
90
104.25
83
121
60
227
384
231
143
99

106.5
285
73

Mansfeld Bergb..
MarswerleNürnbg./ 65
Metallgeſ. Frankf..
Miag. Mühlenbau.
Montecatini Maild.
Motorenfb. Darmſt.
Neckarwerke Eßling.)
Nicolay, Hofbr. ..!
Oberbedarf.. . . . . ."
Otavi Minen ....!
Phönix Bergbau,
Reiniger, Gebb.
Rh. Braunkohlen..
Elektr. Stamm.
Stahlwerke. . . .
Riebeck Montan ..!"
Roeder Gb. Darmſt.
Rütgerswerke
Sachtleben A. G. ..
Schöfferhof=Bind..
Schramm Lackfabr.
Schriftg. Stempel.
Schuckert Eleftr.
Schwarz=Storchen.
Siem. Glasinduſtrie
Siemens &. Halske
Strohſtoff. Ver....
Südd. Immobilien
Zucker=A. G...
Svenska Tändſticks
Tellus Bergbau ..
Thür. Liefer.=Geſ.
Tucher=Brauerei ..!
Unterfr. Krs.= Elef=
tr
.=Verſ. .......!
Beithwerke..
Ver. f. Chem. Ind.
Frankf
Laurahütte..
Stahlwerie
Ultramarin
Zellſt. Berlin
Vogtländ. Maſchin
Voigt & Haeffner.

122.5

45

107
105
279
120.75
123
Ar6
109
79.9
188
285
102
129
221
162

Wahß & Freyta
Wegelin Rußfabr.
Werger Brauerei..
Zellſtoff. Aſchaffbg..
Memel ... ....
Waldho
Allg. Dt. Creditanſt. 125.25
Bk. f. Brauinduſtr.
Berl. Handelsgeſ. . .1200.25
Comm. u. Privatbk.
Darmſt. u. Nt.=Bl. 1271
Deutſche Bank. . . . /163.5
Cff.-u. Wechſel
ban!
Diskonto=Geſellſch. 1
Dresdener Ban1..).
Frankf. Bant
Hyp. Ban
Pfdbr.=B
Gotha. Grundkr. Bk.
Mein. Hyp.=Ban)..
Nürnb. Vereinsbk.
Oſt. Creditanſtalt ..
Pfälz. Hyp.=Ban1..!
Reichsbank=Ant /*
Rhein. Creditbr. /1
Hhp.=Banl....!.
Südd. Bod.=Cr. Bf.
Wiener Banlverein
A.=G. ſ. Verlehrsw. 11
Allg. Lokalb. Kraftn
70 Dt. Reichsbahn
Borzge..
Hapag. ..."
Nordd. Lloyd
Schantung=Eiſenk
Südd. Eiſenb.=Ge‟11

176.5

[ ][  ][ ]

ſiummer 238

Mittwoch, den 28. Auguſt 1929

Seite 11

Molot Mn Anon.
Roman von Bruno Winkler.
Copyright: Greiner u. Co., Berlin, Luiſenſtr. 19.
Nachdruck verboten
gine ſchöne Perſon. Du wirſt mit ihnen verkehren?
ſch mutz wohl.
u mußt gar nichts. Ich mache dir einen Vorſchlag: wir
reit ab.
Kahcha! Hab ich halb und halb erwartet. Aber diesmal
müntichts daraus. Es gefällt mir gut hier.
örun reiſe ich eben allein. Sie ſtand auf und verließ, ohne
Aoch einmal nach ihm umzuſehen, den Strand.
eleine Meinungsverſchiedenheiten kamen häufig zwiſchen
Zue vor. Jenny zeigte ſich dabei nicht von der vorteilhafteſten
Meiſt gab Edwin des Friedens wegen nach. Diesmal
alpigedachte er es nicht zu tun.
das tägliche Zuſammenſein mit der Diva hatte ſeine Lei=
diphaft
ſehr gedämpft. Er durchſchaute jetzt viele ihrer Falſch=
hieſt
, durch die ſie ihn früher getäuſcht hatte. Der Glanz, den
eibſt um ſie gewoben hatte, verblaßte. Sie wurde klein vor
imals Perſönlichkeit. Eines aber blieb überwältigend wie
die Vollkommenheit ihrer Erſcheinung. Ihre Schönheit
ſte ihn immer wieder an ſie.
5innend ſchaute er über das Waſſer. Um ihn plapperte es
znen Weltſprachen. Braungebrannte Körper lagen am Strand,
hen vom Sprungbrett oder von der hohen Schaukel ins Meer,
z melten ſich in der Flut.
die Zeitungsmeldung, die Jenny ſo in Schrecken verſetzt
hu entſprach in einem Punkte nicht den Tatſachen. Die Poli=
ſiatte
Edwin Stamers Aufenthaltsort noch nicht ermittelt.
kommiſſar Hildebrandt ließ in Berlin alle Möglichkeiten
guhöpfen. Aber da Stamer nichts wußte, die Wohnung der
), die man richtig als Edwins Begleiterin vermutete, ver=
Aſen war, und niemand das Paar auf dem Bahnhof erkannt
hu, blieb das Reiſeziel der Verſchwundenen zweimal vierund=
zmzig
Stunden unbekannt.
Erſt als man ſich des großen Apparates der telegraphiſchen
Diaolgung bediente, erfuhr man, daß Edwin Stamer mit Jenny
inn eringsdorf übernachtet habe, von hier aber mit dem nach
Oifn abgehenden Dampfer abgereiſt ſei. Es war nicht ſchwer,
Aopot als den Ort, an dem ſie an Land gegangen waren, zu
eſtteln. Dann ſaß man feſt. Man mußte ſich der Hilfe der
pſſiſchen Polizei bedienen. Dieſe Hilfe war nicht ſehr nach=
dſtülich
. Der mit der Sache betraute Beamte begnügte ſich

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mit einer Nachfrage im Hotel, wo man der Meinung war, die
Reiſenden ſeien mit dem Auto zum Bahnhof gefahren. Den
Fahrer der Kraftdroſchke ausfindig zu machen, ſchenkte man ſich.
So blieb Hildebrandt nichts übrig, als den internationalen
Fahndungsdienſt in Bewegung zu ſetzen. Der Draht und die
Funkwellen ſpielten nach allen Himmelsrichtungen.
Auch in Nizza, als dem Sitz der Präfektur des Departe=
ments
Alpes Maritimes, erhielt man die Perſonalbeſchreibung
des jungen Stamer und Jenny Mandonis. Man war hier eif=
riger
und an dieſem Zentralpunkte des Abenteuertums und der
Hochſtapelei beſſer auf das Spüren nach Verbrechern eingearbei=
tet
als an der Oſtſee. Innerhalb weniger Stunden war in alle
Fremdenorte Anweiſung ergangen. Im Polizeibüro in An=
tibes
ſtellte der Gendarm Dubois an Hand der Meldezettel feſt,
daß die Geſuchten im Grand Hotel du Cap abgeſtiegen waren.
Er hatte kaum ſeinem Vorgeſetzten, dem Kommiſſar Péret,
darüber Meldung gemacht, als er dieſen ſchon hinausſtürmen
und mit zwei Geheimpoliziſten im Auto davonſauſen ſah.

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Jennys Drohung, abzureiſen, war nicht ernſt gemeint ge=
weſen
. Sie war der Diva in der Hitze der Plänkelei entſchlüpft
Aber während ſie dem Hotel zuging, kreiſten ihre Gedanken um
die Worte, die ihr von ſelbſt gekommen waren. Abreiſen! Ihn
allein laſſen! Es wäre gut für ihn, für ſeine Liebe zu ihr. Sein
Empfinden hatte längſt nicht mehr die alte Kraft. Mochte er ſich
ruhig mit der hübſchen Fini zerſtreuen. Je weniger Eiferſucht
man zeigte, um ſo ſicherer feſſelte man die Männer an ſich. Außer=
dem
: es war für ſie gefährlich, jetzt mit Edwin Stamer zuſam=
menzubleiben
. Ihn verfolgte man, ſie vielleicht noch nicht. Sie
würde verſchwinden und erſt, wenn über die ganze Geſchichte
Gras gewachſen war, wieder auftauchen.
Sie beſchleunigte ihren Schritt. Ihr Entſchluß war gefaßt.
Fort von hier! Ohne Abſchied! Das wirkte ſtärker, und ſie ver=
lor
keine Zeit. Sie hatte auf einmal das Gefühl, jede Minute
ſei koſtbar.
Eilend nahm ſie die Stufen zum hochgelegenen Hotel, be=
ſtellte
die Rechnung und fuhr in ihr Zimmer hinauf. Hier
packte ſie ſchnell, aber ruhig ihre Sachen und verlangte durch
das Haustelephon einen Wagen.
Als ſie hinter dem ihr Gepäck ſchleppenden Diener durch
die Halle ſchritt, fah ſie an der Pförtnerloge einen Herrn ſtehen,
der mit offenſichtlicher Neugier zu ihr hinſah. Er richtete
einige Worte, wie es ſchien, eine Frage, an den Portier. Die=
ſer
nickte.

Ein Geheimpoliziſt? Unſinn! Ein Gaffer, wie tauſend an=
dere
! Jenny war es gewohnt, angeſtarrt zu werden. Die
Schwäche, die ſie befiel, abſchüttelnd, ging ſie vorüber.
Da ſchon hielt ihr der Boy die Tür vernahm ſie eine
Stimme hinter ſich: Pardon Mademoiſelle! Ich habe die Ehre,
die berühmte Tänzerin Jenny Mandoni vor mir zu ſehen?
Sie fuhr herum. Der Mann ſtand vor ihr.
Ich bin Jenny Mandoni. Was wünſchen Sie von mir,
mein Herr?
Wollen Sie mir, um Aufſehen zu vermeiden, einen Augen=
blick
in das Zimmer dort folgen?
Sie erblaßte. Ich bedaure. Sie halten mich auf, mein
Herr. Ich bin in Eile.
Ihr Wagen wartet auf Sie?
Ja.
Sie geſtatten, daß ich Ihnen den meinen anbiete?"
Er reichte ihr den Arm.
Ein wilder Blick traf ihn, aber ihre Ohnmacht erkennend,
legte ſie willenlos den Arm in den ſeinen. Mit vollendeter
Ritterlichkeit führte er ſie hinaus. Ein Herr öffnete den Schlag
der Limouſine.
Monſieur Barjot wird Sie nach Antibes begleiten,
lächelte der Kommiſſar und half ihr einſteigen.
Der Geheimpoliziſt ſetzte ſich neben ſie. Auf einen Wink
Pérets ſchoß der Wagen davon.
Jetzt den Monſieur, wandte ſich der Kommiſſar an ſeinen
zweiten Begleiter. Folgen Sie mir in einiger Entfernung an
den Strand.
Erwin ſchwamm mit einigen Badegäſten um die Wette.
Er ſchlug ſie alle beide, trotzdem er nur eine Hand hatte. Sie
jagten ſich und warfen ſich unter den Klippen lachend den großen
Gummiball an den Kopf.
Fini Bolton verhielt ſich ihm gegenüber ſehr ablehnend. Sie
mußte in irgend jemand verliebt ſein, denn ſie erwartete immer
ſehnlichſt die Poſt. Und ſehr oft war ein Brief dabei mit dem
Poſtſtempel Berlin. Dann war ſie den ganzen Tag unendlich
guter Laune.
Als Edwin aus dem Waſſer kam, trat ein Herr an ihn
heran. Sie entſchuldigen, ſagte er, den Hut lüftend. Sie ſind
Herr Edwin Stamer, nicht wahr?
Der bin ich, erwiderte Edwin.
Dann muß ich Sie verhaften, mein Herr.
Sie wollen mich verhaften? Warum denn?
Man verfolgt Sie wegen des Einbruches in den Treſor
der Deutſchen Reichsbank"
Da platzte Eolvin los.
Machen Sie keine Witze, mein Herr ſchrie Bolton, der
dabei ſtand.
(Fortſetzung folgt.)

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