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Franifurt a. M. 41301.
Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
Wöchentliche illufkrierte Beilage: „Die Gegenwart”, Tagesſpiegel in Bild und Wort
Nachdruck ſämtlicher mit * verſehenen Original=Aufſätze und eigenen Nachrichten nur mit Quellenangabe „Darmſi. Tagbl.” geſfattet.
Nummer 228
Sonntag, den 18. Auguſt 1929.
192. Jahrgang
27 mm breite Zelle im Kreiſe Darmſfadt 25 Reichspfg.
FinanzAlnzeigen 60 Reſchepſa 92mm breſte Rellames
jeie 500 Meſchemaft. Aſe Preſe im Reichemant
4 Dolſar — 420 Mar. — Im Falle böherer
Gewalt, wie Krieg, Auftuhr. Strell uſp, erliſcht
ſede Verpſlichtung auf Erfüllung der
Anzeigen=
aufträge und Teiſtung von Schadenerſatz. Bel
Konlurs oder gerſchtiſcher Beltreibung fänl ſeder
Rabatt weg. Banfionto Deutſche Bami und Darme
ſtädter und Nationalbank.
England zu weiteren Perhandlungen bereit
Mleder die Engländer noch die Gegenſeike wollen die Verankworkung für den Abbruch übernehmen. — Ein
hier Berſuch, die Konferenz zu rekken. — Aufnahme der Diskuſſion über die Annuikäken=Verkeilung im Wenn Ernſt Poensgen, der als Vorſitzender des Vereins
Rahmen des Young=Plans am Monkag.
gehen, ohne allerdings zu ſagen, welche neuen Vorſchläge Man Arbeitsgemeinſchaft wieder in die Debatte geworfen hat, ſo hat
Inowdens Ankwork.
nun machen werde, beurteilt man die Lage erneut
außerordent=
lich kritiſch, da man keine Möglichkeiten weder für ein franzöſi= dieſer Schritt ohne Zweifel programmatiſche Bedeutung und iſt
ſches noch ein italieniſches Entgegenkommen bei den von Eng=
Engliſche Spalkungsverſuche: Erſt gegen die land geforderten Opfern ſieht.
7M
Frazden ieilegen die Malenel.
* Haag, 17. Auguſt. (Priv.=Tel.)
Die Engländer lehnen die am Freitag von
den übrigen Gläubigerſtaaten ihnen gemachten
Vorſchläge ab. Snowden hat dem
belgi=
ſchen Delegierten Francqui heute vormittag
die engliſche Antwortnote
über=
geben, in der feſtgeſtellt wird, daß die
England gemachten Vorſchläge
ungenügend ſeien. Jedoch kommt in der
Note die engliſche Bereitſchaft zum
Ausdruck, weiter zu verhandeln.
Allerdings geht aus ihr hervor, daß die
Engländer, dazu neue Vorſchläge
erwarten und nicht etwa auf der Bafis
des bisherigen Angebots weiter verhandeln
wollen.
* Wie von franzöſiſcher Seite erklärt wird, enthält die
Ant=
hort Snowdens einen Hinweis auf die angeblich
Aertriebenen Vorteile, die die Italiener aus
em Young=Plan ziehen. Italien habe außerdem von
dr konſervativen Regierung ſo viele Zugeſtändniſſe auf anderen
lebieten erhalten, die die Arbeiterregierung nicht decken könne,
daß es Italien nahe gelgt werden müſſe, ſeinerſeits
Zuge=
ndniſſe zu machen, die es bisher nicht gemacht habe. — Auf
Aunzöſiſcher Seite erklärt man weiter, daß dieſer Spaltungs=
Arſuch, der ſich erſt gegen die Franzoſen und jetzt gegen die
„Raliener richte, keinen Erfolg habe, da die vier Mächte nach wie
ar in allen Punkten ſolidariſch ſeien. Man werde heute abend
Füigreiche Note antworten.
Die Begründung der engliſchen Ankwork.
läubigermächte verteilte ſchriftliche Antwort bezeichnet die von
r Gegenſeite ſchriftlich gemachten Angebote erneut als abſolut
eargenügend. England konne ſich nicht mit weniger zufrieden
Aben, als es unter dem Dawesreglement erhalten habe. Es
for=
re deshalb entweder kapitaliſiert oder durch Annuität die
kunme von 48 Millionen Goldmark jährlich, die England durch
An Youngplan verliere. England wolle dieſe Summe auch
ones hinaus erhalten. Die Sachverſtändigen in
Baris ſeien vollkommen unabhängig geweſen.
lngland wünſche nicht die Grundlagen des
uungplanes zu ändern, ſondern lediglich eine
Meuordnung der vorgeſehenen Verteilung der
ynuitäten ſowohl im Hinblick auf die Totalſumme, als
uch auf die Beteiligung an dem ungeſchützten Teil. Die von
er Gegenſeite konſtatierten Vorrechte, die England angeblich
rderweitig erhalten habe, rechtfertigte keine neuen Opfer, denn
e erhalte für die erſten 37 Jahre bedeutend weniger als unter
em Dawesregime. Die Angebote deckten nicht 80 Prozent,
ſon=
ern nur 20 Prozent der ngliſchen Forderung, und England
eſtehe darauf, daß die vier übrigen Gläubigermächte noch
ein=
al die Lage prüfen, um ein gerechtes und billiges Arrangement
finden.
imtliche engliſche Forderungen vollkommen aufrecht, d. h. die
Ungliſche Mehrbeteiligung an der geſamten Annuität um 2,4
Mil=
onen Pfund, ſowie die Beteiligung an der ungeſchützten
An=
ütät in Höhe von 120 Millionen Goldmark jährlich. Es wird
: der Note ausdrücklich geſagt, daß man die Grundlagen des die engliſche Haltung in dieſer Frage bekanntzugeben,
ſoungplanes nicht ändern will, daß England aber den Plan
Fut annehmen könne, wenn in der Verteilung der
Geſamtannu=
ä und der ungeſchützten Annuität eine Aenderung eintrete.
ie Bedeutung der England aus den Ueberſchüſſen des
Dawes=
ares gemachten Angebote läßt ſich in ihrer wirklichen Höhe
icht überſehen. Ein Abſchnitt der Note richtet ſich ausdrücklich
ezen die Höhe der italieniſchen Beteiligung an der
Youngplan=
ſynuität. In einem weiterem Abſatz wird betont, daß England
12 nicht zulaſſen könne, daß eine Einigung auf Koſten der
kleine=
e7 Staaten erfolge. Das Entgegenkommen in den
Sachliefe=
ungen könne England nicht gegen ſeine finanziellen
Forde=
in gen aufrecht erhalten. Wie aus dem Geſamtinhalt der Note
ſasvergeht, beſteht demnach Snowden nach wie vor, und zwar in iſt heute abend von dem engliſchen Schatzkanzler Snowden
ugeſchützten Annuitäten.
Auf Seiten der übrigen vier Allierten, deren Hauptdelegierte
en ſich klar darüber, daß die engliſchen Vorſchläge
rauf hinauslaufen, von Frankreich und Itg=
7Sluß der Sitzung verſicherte, daß die Beſprechungen weiter= digenkommiſſion eingeſetzt wird.
Große Erregung bei den Zialienern. — Skrenge
Anelingen ausFen benelſäleniſchen Anelſce
aufzugeben.
In der italieniſchen Delegation im Haag
be=
ſteht ſeit Freitag abend offenſichtlich eine große Erregung,
weil die Italiener die Hauptſumme des
Ange=
botes an die Engländer von ihrem Teil der un= ſchaſtsgedanken mindeſtens theoretiſch die Kraft zum Ausgleich
geſchützten Annuität bezahlen ſollen. Trotz der
Dementis des Miniſters Loucheur, daß man auf Italien keinen
Druck ausüben wolle, hält dieſe Erregung an. Sie äußert ſich
in heftigen Angriffen auf die Engländer, denen die Italiener
vorwerfen, daß ſie bis jetzt über die Höhe der Summe des
liqui=
dierten deutſchen Eigentums, die auf mindeſtens 2 Milliarden
Goldmark geſchätzt wird, noch keinerlei Auskunft gegeben und
auch der Reparationskommiſſion keine Abrechnung vorgelegt
haben. Die Italiener weiſen darauf hin, daß man dieſe Summe ſie in weiteſten Kreiſen bekannt zu werden verdient. „Wir fühlen
nicht vergeſſen dürfe und den Engländern in Anrechnung ſtellen
müſſe. — Wie verlautet, hat man in der italieniſchen Delegation
ſchaxfe Anweiſungen aus Rom, unter keinen
Umſtänden etwas von dem italieniſchen Anteil
an der ungeſchützten Annuität aufzugeben. Die Franzoſen
erzählen mit einigem Selbſtbehagen, daß es Snowden im Grunde
nur darum gehe, die Italiener zum Nachgeben zu zwingen; und
auch aus engliſchen Kreiſen, die der neuen Labour=Regierung
ſehr naheſtehen, wird der ganze Quotenkampf im Prinzip als
eine Auseinanderſetzung zwiſchen Labour und Faseiſten
ge=
ſchildert.
Die bisherigen Angebofe der vier Haupkgläubiger
ſnowden von ſeiten der vier anderen Allierten auf ſeine um= bezogen ſich, wie man erfährt, auf die vier Punkte: frei werdender
Teil des Dienſtes für die Dawes=Anleihe, verfügbarer Fonds der
ungeſchützten Annuitäten, Entgegenkommen auf dem Gebiete der
Sachlieferungen und des Moratoriums. Demgegenüber werden
die „Opfer” aufgezählt, die die Allierten ſchon gebracht hätten,
Die am Samstag von Snowden an die übrigen vier und die Vorteile, die England durch die Liquidation des
deut=
ſchen Eigentums erhalten habe. Im übrigen enthält der geſtrige
Vorſchlag, wie die Italiener erklären, faſt genau in den von
Muſſolini in der Kammer gebrauchten Worten den Hinweis, daß
der Young=Plan nur als unveränderliches Ganzes angenommen
wort wird dahin aufgefaßt, daß man die Türen für
Verhand=
ſpoer die in Vorſchlag gebrachten Verbeſſerungen des Young= anderen Allierten ſchwer ſein werde, neue Vorſchläge zu machen, der Tributzwang unſerer Feinde. Hierin liegt eigentlich das
ohne daß es zwiſchen ihnen zu allerernſteſten Zwiſtigkeiten komme.
Jaſpar vermitkelt mit Erfolg. — Man „kommt ſich
enkgegen”.
* Haag, 17. Auguſt. (Priv.=Tel.)
Heute abend 9 Uhr hat Jaſpar noch einmal eine Demarche
bei Snowden unternommen. Ihr Zweck iſt, die
Englän=
der zu einer Aeußerung auf einen in der
fran=
zöſiſchen Note enthaltenen Vorſchlag zu ver=
Sachverſtändigen des engliſchen Schatzamtes und der übrigen
vier Gläubigermächte zur Prüfung der in der Snowdenreſolu=
* Die Snowdenſche Note an die vier übrigen Allierten hält tion aufgeführten drei Punkte und auf die nähere Unterſuchung ein Arbeitsgemeinſchaftsabkommen getroffen, in dem das Prinzip
der in den Vorſchlägen genannten Ziffern erſtrecken ſoll. Japan
hat erklärt, daß er über die engliſche Antwort heute abend nichts
mehr mitteilen werde, ſondern es Snowden überlaſſen müſſe,
Man erblickt in dieſer Demarche einen Verſuch, die
Kon=
ferenz nicht ſcheitern zu laſſen, ſondern ihre Vertagung mit der
Einſetzung von Fachausſchüſſen und Unterbmitees zu
ver=
ſchleiern, da weder die Engländer, noch die Gegenſeite die
mora=
liſche Verantwortung für einen Abbruch auf ſich zu nehmen
ge=
willt ſind.
Die Einſetzung einer beſonderen
Sachver=
eest ſcharfer Form, auf der Wiederherſtellung des Spa=Anteils auf Antrag des belgiſchen Miniſterpräſidenten Jaſpar ange=
Dr 22 Prozent ſowohl am Geſamt=Youngplan als auch an den nommen worden. Die Kommiſſion tritt am Montag uachdrückliche und wohl zu rechtfertigende Anſpruch der Arbeiter
zum erſtenmal zufammen. Damit wird praktiſch die
Dis=
n Samstag abend eine neue Beſprechung abgehalten haben, iſt kuſſion über die Annuitätenverteilung im
Rahmen des Yvung=Planes aufgenommen, wie ſie
von Snowden zu Anfang der Konferenz verlangt wurde, ohne g
ienein Nachgeben zu verlangen. Obwohl Japan am daß jedoch ausdrücklich die von Snowden verlangte Sachverſtän= u
b
* Arbeitsgemeinſchaft in Deutſchland
and in Entgtand.
Von
Dr. H. Stegemann, Berlin.
Deutſcher Eiſen= und Stahlinduſtrieller und zugleich des
Arbeit=
geber=Verbandes der nordweſtlichen Eiſeninduſtrie, eine
maß=
gebende Rolle im deutſchen Wirtſchaftsleben ſpielt, auf der
Düſſeldorfer Tagung des letzteren Verbandes den Gedanken der
ein Beweis dafür, daß die Führer der deutſchen Wirtſchaft es
gerade jetzt als unerläßlich halten, dem verhängnisvollen
Zwie=
ſpalte zwiſchen Arbeiter und Unternehmer ein Ende zu bereiten
und den Weg zum Wirtſchaftsfrieden zu finden. Gerade von
ſeiten der Unternehmer iſt dieſer Gedanke der
Arbeitsgemein=
ſchaft, wie ſie ſchon einmal angeſichts des drohenden
Zuſammen=
bruches im Herbſt 1918 abgeſchloſſen wurde, um dann allerdings
bald von den Gewerkſchaften wieder gekündigt zu werden, in den
letzten Jahren immer wieder angeregt worden, ohne indeſſen
bei den Gewerkſchaften dem erforderlichen Echo zu begegnen.
Auch diesmal hat die Anregung Poensgens von den freien
Gewerkſchaften eine ſchroffe Ablehnung erfahren. Die
chriſt=
lichen Gewerkſchaften dagegen ſcheinen dem
Arbeitsgemein=
der beſtehenden Gegenſätze zuzuſprechen, und vor allem hat ſich
Imbuſch, der ſoeben an Stelle Stegerwalds den Vorſitz im
Deut=
ſchen Gewerkſchaftsbunde übernommen hat, als einen warmen
Anhänger dieſes Gedankens bekannt. Die Rede, die er in dieſen
Tagen vor dem 18. Gewerkſchaftsfeſt des Chriſtlichen
Bezirls=
kartells Dortmund=Hörde hielt, ſtellt ein ſo wichtiges und
weſent=
liches Bekenntnis zum Gemeinſchaftsgedanken, zur
Schickſals=
verbundenheit der Arbeiterſchaft mit der Geſamtnation dar, daß
uus mit unſeren anderen Volksgenoſſen verbunden. Es beſtehen
hier und da Intereſſengegenſätze, wie ſind aber überzeugt, über
alle Intereſſengegenſätze hinweg bilden wir eine Geſamtheit,
eine Schickfalsgemeinſchaft, und über alle Gegenſätze hinweg
haben wir gemeinſame Güter, gemeinſame Intereſſen . .. Wo
biel Licht iſt, da iſt viel Schatten. Aber wir haben mit den
an=
deren die guten Eigenſchaften zu pflegen. Die chriſtliche
Ge=
werkſchaftsbewegung will eine ehrliche
Arbeiterintereſſenvertre=
tung ſein, ſie will für die Arbeiter ehrlich herausholen, was
herauszuholen iſt. Sie will aber nie vergeſſen, daß auch die
an=
deren Bevölkerungsgruppen berechtigte Intereſſen haben, die
man nicht anfaſſen darf. „So lauten die warmherzigen Worte
des chriſtlichen Gewerkſchaftsführers. Dieſes Bekenntnis der
chriſtlichen Gewerkſchaften zur Schickſalsgemeinſchaft gewinnt
noch erhöhten Wert dadurch, daß Imbuſch ſeine Rede zugleich
als Anlaß benutzt hat, die jüngſte gewerkſchaftliche Generation
einmal darauf hinzuweiſen, wie viel die Gewerkſchaften heute
ſchon erreicht, wie ſehr ſich die Verhältniſſe für die
Gewerkſchaf=
ten trotz unſerer außenpolitiſchen Zwangs= und Notlage ſchon
gebeſſert haben. Gerade dieſe Erkenntnis auf gewerkſchaftlicher
Seite iſt es, die in erſter Linie den Weg zum ſozialen Frieden
zu bahnen vermag. Im Grunde ſind die natürlichen
Intereſſen=
gegenſätze zwiſchen Arbeiter und Unternehmer im heutigen
Deutſchland durch den auf der ganzen Nation liegenden Druck
werden könne. Die am Samstag morgen erfolgte engliſche Ant= mehr oder minder ausgeglichen. Was unter dieſem Druck für
die Arbeiter möglich war, iſt geſchehen. Wenn es nicht mehr iſt,
lungen nicht volkommen zuwerfen will, daß es aber für die ſo trägt nicht der deutſche unternehmer Schuld daran, ſondern
ganze Problem des gegenwärtigen Verhältniſſes zwiſchen
Arbei=
ter und Unternehmer beſchloſſen. Ringt ſich unter der geiſtigen
Führung der chriſtlichen Gewerkſchaften, die hierzu in
hervor=
ragendem Maße berufen ſind, die deutſche Arbeiterſchaſt zu der
Erkenntnils durch, ſo beginnt der Wirtſchaftsfriede aus einem
Wunſchgebilde greifbare Wirklichkeit zu werden.
Ein charakteriſtiſches Beiſpiel für die Entwicklung dieſes
Arbeitsgemeinſchaftsgedankens bietet von den europäiſchen
Län=
dern unſer größtes induſtrielles Wettbewerbsland, England.
Hier hat man die beſonderen, im ſtreng individualiſtiſchen
Cha=
rakter des Engländers liegenden Schwierigkeiten eines
organi=
ſatoriſchen Zuſammenſchluſſes der einzelnen Unternehmer nicht
anlaſſen, der ſich auf die Einſetzung eines Komitees von zuletzt zu dem Zwecke überwunden, um den Gewerkſchaften
gleichwertige Verhandlungspartner entgegenſtellen, zu können,
und der Generalrat der Gewerkſchaften hat mit den beiden
größ=
ten engliſchen Unternehmerverbänden im Frühjahr dieſes Jahres
der Kooperation feſtgelegt iſt. Die größte engliſche
Wirtſchafts=
zeitung „Der Economiſt” äußert ſich zu dieſem wichtigen
Ereig=
nis folgendermaßen: „Die künftigen Beziehungen zwiſchen
Ka=
pital und Arbeit auf einer Inſel, deren ganze Ziviliſation in
einer ſehr empfindlichen Weiſe von der Aufrechterhaltung der
induſtriellen Schlagkraft abhängt, bedeuten eine Frage, deren
Wichtigkeit jede andere Frage überſteigt. Nach dauerhaften Linien
die Struktur einer Wirtſchaftsdemokratie aufzubauen, iſt nicht
die Aufgabe einer Konferenz, ſondern einer Generation. Aber es
iſt eine Aufgabe, die in Angriff genommen werden muß, wenn
unſere Ziviliſation in ihrer Zuſammenſetzung und mechaniſchen
Form leben ſoll. Sie kann nicht erreicht werden durch den bloßen
Lippendienſt vor dem Prinzip des Friedens in der Induſtrie,
noch ſelbſt durch die Einrichtung eines „Ueber=Whitley”=Rates
auf nationaler Grundlage, deſſen Funktionen auf den Erlaß von
ſtändigenkommiſſion zur Prüfung der in den klingenden Reſolutionen und auf die Aeußerungen von
ange=
franzöſiſchen und engliſchen Vorſchlägen angegebenen Ziffern nommenen Allgemeinplätzen beſchränkt iſt. Die künftigen
Be=
ziehungen zwiſchen Kapital, Betriebsführung und Arbeiter
können praktiſch in der Verkſtatt ausgearbeitet werden. Der
auf ein gewiſſes Maß an Mitverantwortung muß die
Entwick=
lung eines induſtriellen Syſtems auslöſen, bei dem die
Wirkſam=
keit der Verwaltung nicht geſchwächt, noch daß die Autorität und
die Unternehmungsfreude der Betriebsleitung untergraben wird.
Die Kompliziertheit dieſer und mancher anderen Probleme hat
uns nicht den Mut genommen. Die britiſche Genialität,
Kom=
promiſſe zu finden, die funktionieren, hat ſchon größere Schwie=
Seite 2
rigkeiten in der Vergangenheit als dieſe überwunden. Der jetzt
von Unternehmer und Arbeiter einſtimmig beſchloſſene Schritt
bedeutet, daß auf der einen Seite reaktionäre und veraltete
Be=
griffe einer Induſtrieautokratie aufgegeben worden ſind, und daß
auf der anderen Seite eine wachſende Erkenntnis der
fundamen=
talen Falſchheit der marxiſtiſchen Begriffe vorliegt, die noch vor
einigen Jahren die Geſundheit der britiſchen Arbeiterbewegung
gefährdete. Der augenſcheinliche Beweis dafür, daß die
Gewerk=
ſchaftsführer bereit ſind, das Prinzip, daß Kapital,
Betriebs=
führung und Arbeit unlösbar durch gemeinſame Intereſſen
mit=
einander verbunden ſind, zu unterſchreiben, ſollte die
Arbeit=
geber ermutigen, die Probleme der Zukunft in einem Geiſte echter
Partnerſchaft mit den Arbeitern, denen ſie zu gleicher Zeit
Kon=
trolleure und Diener ſind, anzupacken."
Was hier bon England geſagt wird, gilt auch von uns. Die
Entwicklung zu einer echten Arbeitsgemeinſchaft iſt keine Sache
des Augenblicks, ſondern eine Arbeit von Generationen. Dieſe
im einzelnen planmäßig/ und mit gutem Willen durchzuführen,
iſt die hier vor uns liegende Aufgabe. Beſteht Einigkeit darüber,
daß die Arbeiter erreicht haben, was ſich bei unſeren
wirtſchaft=
lichen und politiſchen Verhältniſſen erreichen läßt, Einigkeit
dar=
über, daß, um mit Imbuſch zu reden, „die breiten Maſſen ein
Einkommen haben müſſen, ſo hoch, daß ſie nicht nur notdürftig
leben, ſondern auch Erſparniſſe machen und zu Beſitz kommen
können”, ſo leuchtet ein, daß Arbeiterſchaft und Unternehmertum
nichts Grundſätzliches, keine Fragen des Syſtems unſeres
ſozialen Aufbaues, ſondern nur Fragen des Tempos und der
organiſchen Entwicklung trennen. Wenn Imbuſch weiß, daß
„man in der Wirtſchaft nicht mehr verwenden kann, als die
Wirt=
ſchaft einbringt”; wenn Reuſch nachweiſt, daß die Entwicklung
der letzten Jahre dieſe Belaſtungsgrenze zum mindeſten erreicht
hat, ſo beſteht im Grunde Einigkeit zwiſchen Gewerkſchaften und
Unternehmern, und einſichtige Gewerkſchaftsführer werden
des=
halb immer mehr die alte Taktik des unentwegten Drängens
aufgeben und ſich ſtatt deſſen mit den Unternehmern zu
gemein=
ſamer Arbeit an einer organiſchen Erweiterung der Grenze, einer
poſitiven Förderung der Produktivität der Geſamtwirtſchaft
zu=
ſammenſchließen müſſen.
Erklärungen Snowdens über das Angebok
der Gegenſeite.
* Haag, 17. Auguſt. (Priv.=Tel.)
Die Haager Konferenz iſt wieder vollkommen in die
Anfangs=
diskuſſion über den Young=Plan abgerückt. Sie iſt ſogar, wenn
man den Stand der Verhandlungen, der ſich im Laufe des
heu=
tigen Tages doch etwas geklärt hat, betrachtet, wieder weiter
zurückgeſchritten, als ſeinerzeit die Sachverſtändigen in Paris
ſchon gekommen waren. Selbſt eine Annäherung der
ſachlichen Standpunkte läßt ſich trotz der
verhältnis=
mäßig optimiſtiſchen Beurteilung, die die Lage in franzöſiſchen
Kreiſen findet, nicht feſtſtellen.
Das ging ganz klar aus den heutigen Erklärungen
Snowdens an die engliſche Preſſe hervor. Snowden
unterſtrich, daß die bis jetzt von der Gegenſeite
ge=
machten Angebote durchaus unzureichend und
unbeſtimmt und deshalb für England nicht
annehmbar ſeien. Er ſei aber bereit, wie er das
ſchon öfter betont habe, weiter über die Streitfrage
zu ſprechen, weil er es für verbrecheriſch halte, wenn man
die Konferenz ohne ein Reſultat auseinandergehen laſſe.
Aller=
dings könne England niemals ſeine Zuſtimmung
geben, daß die Rechte der kleinen Staaten durch
eine Einigung geſchmälert würden. Dieſe
Aeuße=
rung iſt offenſichtlich darauf berechnet, die kleinen Staaten, die
in den letzten Tagen von den Franzoſen ſehr geſchickt in die
anti=
engliſche Front eingeſpannt wurden, wieder aus dieſem
Ver=
bande zu lockern.
Im einzelnen hat Snowden wieder an ſeinen Antrag auf
Einſetzung eines Expertenkomitees zur Prüfung des Young=
Planes erinnert und die im geſtrigen Angebot der übrigen vier
Gläubigermächte gemachten Vorſchläge im Detail kritiſiert. Er
hat dabei auch die für Deutſchland ſehr wichtige Feſtſtellung
ge=
macht, daß von den 300 Millionen, die ſich als Ueberſchuß aus
der Ueberſchneidung des Dawes= und Young=Planes bis Ende
März ergeben, den Engländern zur Bezahlung ihrer Schulden
an Amerika 100 Millionen von den vereinigten Franzoſen und
Italienern angeboten worden ſind. Da es ſich hierbei um einen
Betrag handelt, der nach dem Young=Plan nur unter
Zuſtim=
mung ſämtlicher beteiligten Mächte, alſo auch Deutſchlands,
ver=
teilt werden kann, ſo iſt anzunehmen, daß es Miniſter Loucheur
gelungen iſt, ſich dazu die deutſche Zuſtimmung zu ſichern.
Sach=
lich geht aus Snowdens Darlegungen hervor, daß die Engländer
*
ges:
* )
Die (rundiheſe des Werkes iſt dieſelbe, die ſeit Jahrzehnten
die Forſchfingen von Ludwig Klages führt, und lautet: daß Leib
und Seeicuntrennbar zuſammengehörige Pole der Lebenszelle
ſind, in die von außenher der Geiſt, einem Keile vergleichbar,
ſich einſchiebt, mit dem Beſtreben, ſie untereinander zu entzweien,
alſo den Leib zu entſeelen, die Seele zu entleiben und dergeſtalt
endlich alles ihm irgend erreichbare Leben zu ertöten.
Das Verhältnis der beiden Mächte, Geiſt und Leben,
zuein=
ander wird formelhaft folgendermaßen beſtimmt: Der Geiſt „iſt”;
das Leben vergeht — Der Geiſt urteilt; das Leben erlebt — Das
Urteil iſt eine Tat, das Erleben ein Pathos — Der Geiſt erfaßt
das Seiende; das Leben erlebt das Geſchehen — Das Sein iſt
grundſätzlich denkbar, aber nie unmittelbar zu erleben; das
Ge=
ſchehen iſt grundſätzlich erlebbar, aber nie unmittelbar zu
begrei=
fen — Die Urteilstat bedarf des erlebenden Lebens, worauf ſie
ſich ſtütze; das Leben bedarf nicht des Geiſtes, damit es erlebe.
Die Lebensfeindſchaft des Geiſtes äußert ſich innerhalb der
Philoſophie des Abendlandes in der Verwechſlung von Erleben
und Denken, von geſchehender Wirklichkeit und geſchehensloſem
Sein und hat zur Verfälſchung des Wirklichkeitsbildes, zur
Um=
lügung der Wirklichkeit in eine Geiſtestat geführt. Statt im
Ge=
dankendiag nur eine begriffliche Erſetzung der Erſcheinung zu
ſehen, wurde es mit ihr gleichgeſetzt.
In der Lehre vom Bewußtſein hat dieſer Irrtum zur
Ver=
wechſlung geführt von Erleben mit dem Bewußtſein davon. In
Wirklichkeit iſt kein Erlebnis als Vorgang bewußt und kein
Be=
wußtſein kann etwas erleben. Vielmehr iſt das Bewußtſein
ſeinem Weſen nach ein= Störung der Lebensvorgänge, die ſich
immer bewußtlos vollziehen.
Die gleiche Feindſchaft herrſcht zwiſchen Wille und Trieb.
Der Trieb iſt nach Klages die vitale Urſache jeder Bewegung,
während der Wille, als eine Funktion des Geiſtes oder überhaupt
mit ihm identiſch, durch Zweckſetzung die aus Antrieben
ſtatt=
findende Bewegung in eine beſtimmte Richtung zwingt. Die
völ=
lige Weſensverſchiedenheit von Triebziel und Willenszweck erhellt
ſchon ſprachlich daraus, daß wir von einem Sichbemühen,
Sich=
anſtrengen, Sichanſpannen nur beim Willen reden, während dem
Trieb eben das Getriebenwerden zugehörig iſt. Der Wille, um
ſeinen Zweck zu erreichen, verwirklicht ſich ſtets als Hemmung am
lebendigen Trieb, alles Tunwollen iſt Nichtgeſchehenlaſſenwollen,
der Wille letzten Endes immer Zerſtörungswille.
Was hier mit wenigen dürftigen Formeln angedeutet wird, iſt in
den beiden Bänden des Klagesſchen Werkes großartig entfaltet,
*) Verlag Johann Ambroſius Barth, Leipzig. 2 Bände, geb. 39 Mk.
Sonntag, den 18. Auguſt 1929
Nummer 228
Vom Tage.
Die der baltiſchen Flotte angehörenden ruſſiſchen Kreuzer
„Aurora” und „Profintern”, ſowie vier Torpedoboote
ſind aus Kronſtadt ausgelaufen, um ſich zu dem
angekündig=
ten Beſuch nach Swinemünde und Königsberg bzw.
Memel zu begeben.
Am Freitag weilten die Handelsminiſter Eſtlands und
Schwedens als Gäſte der polniſchen Regierung auf der
Poſener Landesausſtellung. Entgegen den Ankündigungen der
polni=
ſchen Preſſe kamen die gleichfalls von der polniſchen Regierung
ein=
geladenen Handelsminiſter Lettlands und Finnlands nicht nach Polen.
Nach einer Reutermeldung aus dem Haag betonte
Hender=
ſon im Verlaufe ſeiner Beſprechung mit Dr.
Streſe=
mann nochmals mit Nachdruck, daß die britiſche Regierung
bereit ſei, das Rheinland innerhalb ſehr kurzer Zeit
und bebingungslos zu räumen.
Die Königin von Holland hat die Delegationen,
die an der Haager Konferenz teilnehmen, auf Freitag, 2 3. Aug.,
zu einem Feſtmahl geladen. In vielen Kreiſen im Haag will
man aus dieſer Einladung einen Zwang herausleſen, noch mindeſtens
bis zum 23. Auguſt im Haag zu verbleiben, und man ſchließt deshalb
daraus, daß die Konferenz wahrſcheinlich erſt am Samstag, 24. Auguſt,
zu Ende gehen werde.
Der italieniſche Delegierte Pirelli hat ſich vom
Haag nach Rom begeben, um dort Muſſolini in der Frage der
England zu machenden Konzeſſionen und über den Stand der
Konfe=
renz einen Vortrag zu halten. Er wird am Montag abend im Haag
zurückerwartet.
Paul=Boncour wird ſich am nächſten Montag nach dem Haag
be=
geben, um als Vertreter der franzöſiſchen Regierung in der
Zonen=
frage das Urteil des Haager Schiedsgerichts
entgegen=
zunehmen. Dieſes Urteil ſetzt die Friſt feſt, innerhalb deren
Frank=
reich und die Schweiz ihren Streitfall durch direkte
Verhand=
lungen geregelt haben müſſen.
In die Pariſer Wohnung des chileniſchen
Ge=
ſchäftsträgers Morla Lynch wurde eingebrochen. Da
die Diebe Wertgegenſtände unberührt ließen, nimmt man an, daß ſie
diplomatiſche Dokumente zu entwenden ſuchten.
Noch kein Räumungstermin.
* Haag, 17. Auguſt. (Priv.=Tel.)
Die urſprünglich getroffene Abrede zwiſchen dem
Reichs=
außenminiſter und Briand, wonach dieſer bis zum heutigen
Samstag den Endtermin für die Räumung nennen ſollte,
ha=
auf der geſtrigen Beſprechung zwiſchen den beiden Miniſtern zu
einem Aufſchub geführt. Wie wir dazu erfahren, hat ſich Briand
bis zum Beginn der geplanten Miniſterbeſprechung am Montag
Bedenkzeit erbeten. Der Grund dafür liegt in der
Meinungs=
verſchiedenheit, die zwiſchen ihm und den poli
tiſchen Stellen Frankreichs und den militäri
ſchen Sachverſtändigen über die techniſchen Fra
gen der Truppenzurückziehung beſtehen.
nach wie vor an den 660 Millionen der ungeſchützten Annuität,
von der Frankreich 500 und Italien 42 Millionen erhalten, eine
Beteiligung von 120 Millionen beanſpruchen. Das
franzöſiſch=
italieniſche Angebot beläuft ſich dieſer engliſchen Forderung
gegenüber aber nach dem bisherigen Stand auf insgeſamt 38
Millionen. Daraus erklärt ſich auch ein Wort Snowdens, in
welchem er ſagte, daß die Angaben des Havasberichtes, wonach
man England bis zu 80 Prozent ſeiner Forderungen
entgegen=
gekommen ſei, nicht ſtimmen. Das Angebot der Gegenſeite
be=
trage nur 20 Prozent.
Gegen den Vorwurf, daß die Engländer über die
Liquida=
tion deutſchen Eigentums bis jetzt an die Reparationskommiſſion
noch keine Abrechnung geliefert hätten und beabſichtigen, die von
den übrigen Alliierten auf ungefähr 2 Milliarden Goldmark
ge=
ſchätzte Summe ſelbſt in die Taſche zu ſtecken, entgegnete
Snow=
den, dieſe Schätzung ſei ungeheuer übertrieben. Der wahre
Er=
trag der Liquidation belaufe ſich höchſtens auf ein Fünftel der
angegebenen Summe.
Ein unmögliches Anſinnen.
Auf der Suche nach Geldmitteln, die als
Kompenſations=
objekt den Engländern angeboten werden können, ſind die
Kon=
zernmächte Frankreich, Belgien, Japan und Italien auf den
un=
möglichen Ausweg verfallen, den Engländern anzubieten, daß
ſie ſich aus den noch nicht abgelieferten Liquidationserlöſen des
Verkaufs deutſchen Privateigentums befriedigen ſollen. Nach
dem Artikel 243 des Verſailler Vertrages mußte England die
Summen, die aus dem Verkauf des beſchlagnahmten deutſchen
Privateigentums zurückgeblieben ſind, entweder der
Reparations=
kommiſſion abliefern oder den deutſchen Eigentümern
zurück=
geben. Japan, Frankreich, Italien und Belgien haben die
Liqui=
dationen eingeſtellt. Auch Amerika hat das getan. England —
auch die Arbeiterregierung — hat bisher eine eindeutige
Erklä=
rung abgelehnt. Es liegt alſo eine ſehr feine Taktik darin, die
Engländer darauf feſtzunageln und womöglich noch tiefer in
dieſe Konfiskationspolitik hineinzuhetzen. Denn abgeſehen von
allen juriſtiſchen Konſequenzen, wiſſen die anderen Staaten
natürlich genau, wie die deutſche Oeffentlichkeit darauf reagieren
wird. Sie wiſſen auch, daß England in künftigen Kriegen auf
den Schutz des Privateigentums in erſter Linie angewieſen iſt
und daher ſeinen eigenen Intereſſen ins Geſicht ſchlägt, wenn es
ſeine in der Verblendung des Kriegshaſſes vielleicht noch
begreif=
lichen Maßregeln heute noch fortſetzen würde. Wir nehmen
des=
halb an, daß Snowden die Falle, die in dieſem Angebot liegt,
ſofort erkennen und es mit Entrüſtung zurückweiſen wird.
* Herr Briand hat es wieder einmal verſtanden, ſich um ein
von ihm ſelbſt verſprochene Zuſage herumzudrücken, daß er am
Samstag einen endgültigen Termin der Räumung den
Dritten Zone angeben werde. Inoffiziell ſcheint er jetz
wirklich auf dem 1. Juli angekommen zu ſein. Das würde
alſ=
heißen, daß er zur Zurückziehung von etwa 54000 Mann einen
Zeitraum von 10 Monaten braucht. Das iſt gegenüben
ſeiner urſprünglichen Forderung von 12 Monaten immerhink
ſchon ein Fortſchritt, aber gleichzeitig doch auch ein Beweis, in
wie hohem Maße er von ſeinen militäriſchen Ratgebern abhängig
iſt. Er wagt es nicht einmal, ein Machtwort zu reden und dule
det dafür lieber, daß man ſich über ihn luſtig macht. Im Haag
wird ganz öffentlich erzählt, der deutſche Außenminiſter habe)
als Briand zum erſtenmal davon ſprach, ſein Generalſtab brauchen
für eine Räumung 10 bis 12 Monate, halblaut die Bemerkung
gemacht, wenn das die ganze Leiſtungsfähigkeit des franzöſiſchen)
Generalſtabes ſei, dann würde er als franzöſiſcher Kriegsminie
ſter es nicht wagen, einen Krieg zu führen. Denn ein Generalt
ſtab, der zur Verlegung von wenig über 50000 Mann länger alg
dreiviertel Jahr brauche, ſei den Aufgaben der modernen Krieg/
führung zweifellos nicht gewachſen. Er wird ſich darüber ge
ärgert haben, aber er hat ſie geſchluckt. Ebenſo wie er die öffentf
liche Erwiderung Dr. Streſemanns einſtecken mußte, daß der Hin/
weis auf einen möglichen harten Winter im Rheinland nicht fün
eine Verzögerung, ſondern für eine Beſchleunigung der Räumunce Ab
ſpreche. Wenn die Franzoſen wollen, können ſie natürlick
bequem in 14 Tagen räumen, aber ſie wollen nicht.
Desk=
wegen verſchanzen ſie ſich hinter fadenſcheinige Vorwände unde
treiben eine ausgeſprochene Sabotagepolitik, die nachgerade nie
mand mehr täuſchen kann.
Beſprechungen der deutſchen delegakion.
Reichsaußenminiſter Streſemann hatte am Samstag vor
mittag eine einſtündige Beſprechung mit Snowden über diſt ge
finanziellen Fragen, die auf der Konferenz zur Erörterung ſtehenſten M
Am Samstag nachmittag hat eine längere Unterredung zwiſcherbogra.
den Miniſtern Curtius und Hilferding und dem franzöſiſcherſiten,
Arbeitsminiſter Loucheur ſtattgefunden. Auf deutſcher
Seitſo=
wird jetzt die Auffaſſung vertreten, daß Deutſchland bei den ge
genwärtigen finanziellen Verhandlungen bei folgenden zweſ
Fragen beteiligt ſei:. 1. Eine Verteilung der Beträge, die au0z
dem Uebergang des Dawes=Planes in den Young=Plan fre
würden, könne nur mit deutſcher Zuſtimmung vorgenommer
werden, eine Aenderung des Sachlieferungsſyſtems ſei gleich
falls nur mit deutſcher Zuſtimmung möglich.
Der Handel um die Verteilung der deutſchen Tributzah
lungen beherrſcht alſo vorläufig noch völlig die Arbeit der Kon
ferenz. Die engliſche Regierung hat die Tür zu weiteren Ver
handlungen nicht endgültig zugeſchlagen, jedoch wird vor
engliſcher Seite heute unumwunden erklärtt
vor einer Vertagung der Konferenz auf der
September müſſen die drei engliſchen Forde And
rungen im Haag garantiert werden. Die Verhandſe
lungen würden nur auf Grundlage eines ſolchen paraphierte nch ?e
Protokolls durch Maedonald und Briand fortgeſetzt werden. Di
franzöſiſchen Hoffnungen auf eine weiterhn
Verſtändigung mit Macdonald ſcheinen jedenfall
völlig unbegründet zu ſein. Das engliſche Schatzamln
wird, wie von engliſcher Seite heute erklärt wird, auch in der
kommenden Verhandlungen zwiſchen Briand und Maedonald in
Genf in keiner Weiſe Aenderungn an dem bisher von Snow
den eingenommenen Standpunkt zulaſſen.
durch eine Unmenge von Tatſachen und Denkgründen geſtützt,
durch immer erneut widerlegte Selbſteinwände bekräftigt. Im
Verlauf dieſes großen Aufbaus wird zunächſt verſucht, die
ge=
ſamte dem entgegenſtehende Philoſophie abzubauen, ganze
Ka=
pitel beſchäftigen ſich mit der Aufzeigung des „logiſchen
Irr=
tums” des „ſenſualiſtiſchen Irrtums” des „Kantiſchen Irrtums”
Es muß der Fachphiloſophie vorbehalten bleiben, ſich mit dieſen
Angriffen auseinanderzuſetzen und man muß von ihr verlangen,
daß ſie dieſe Aufgabe nicht umgeht, indem ſie ſich, wie
gegen=
über manchem Außenſeiter, hinter den Mauern ihrer Zunft
taub=
ſtumm ſtellt.
Was die Lehre vom Willen angeht, ſo hat Klages hier
zwei=
fellos ſehr tiefgehende und genau unterſcheidende Einſichten
er=
öffnet. In noch höherem Grade gilt das vielleicht von ſeiner
Bewußtſeinslehre, die eine befreiende Klarheit in den Wuſt der
unhaltbaren und wirklichkeitsfremden Anſchauungen bringt, die
heute über dieſe Dinge beſtehen. Seine ſcharfen Angriffe gegen
die Pſtchoanalyſe können zwar die praktiſchen Erfolge dieſer
Be=
handlungsart nicht mindern, beweiſen aber, daß die Pſychoanalyſe
das Weſen des Menſchen in einer Weiſe mißverſteht, die für eine
Seclenkunde unmöglich iſt.
Auch unabhängig von dem Grunddogma ſind die poſitiven
Ergebniſſe, die das Buch vorlegt, zahlreich und für den
aufmerk=
ſamen Leſer in manchen Kapiteln in verſchwenderiſcher Fülle
aus=
geſtreut. Beſonders genannt ſeien die Kapitel über „Begreifendes
und hinweiſendes Denken” „Vom tieriſchen und menſchlichen
Er=
kennen” „Von der Urſache und der Kraft”, in welch letzterem,
ausgehend von den Forſchungen Melchior Palagyis dargelegt
wird, daß das phyſikaliſche Weltbild den Begriff der echten Kraft
beſeitigt hat. Auch derjenige, der mit uns die Grundhaltung
ablehnt, wird ſich keineswegs ohne Verluſt das Studium des
Buches erlaſſen können.
Die Ablehnung des furchtbaren Peſſimismus, der das ganze
Werk durchzieht, läßt ſich nicht in die Form einer philoſophiſchen
Widerlegung kleiden. Gegen die eindringliche und logiſch faſt
unfehlbare Stoßkraft Klagesſchen Denkens iſt ſchwer
aufzukom=
men und es wird heute wenig Philoſophen geben, die ihm
denke=
riſch überlegen ſind. Es wird anſtrengender Gedankenarbeit
be=
dürfen, um ein Syſtem von ſo wuchtiger Geſchloſſenheit auch nur
richtig aufzunehmen und in all ſeinen Möglichkeiten fruchtbar
werden zu laſſen. Die Schwäche des Buches und damit die
Un=
verbindlichkeit ſeiner Grundtheſe liegt auch gar nicht auf dieſer
Seite, ſondern in einer Ueberſchreitung unſerer Erkenntnisgrenze.
Das äußert ſich grell in einem Satz wie dem folgenden: „Das
Weſen des „geſchichtlichen” Prozeſſes der Menſchheit (auch „
Fort=
ſchritt” genannt) iſt der ſiegreich fortſchreitende Kampf des Geiſtes
gegen das Leben mit dem logiſch abſehbaren Ende der
Ver=
nichtung des letzteren.” So ſuggeſtiv und ſcheinbar zwingend
dieſer Satz verfochten wird, — es gibt kein Erkenntnismittel, am
wenigſten die Bemühungen der Logik, die eine ſolche Behauptun
rechtfertigen können. Ob die Menſchheit im Aufſtieg oder Verfa.
begriffen iſt, iſt uns zu erkennen ſchlechterdings unterſagt.
Eine ſtrikte Widerlegung iſt aus dieſem Grunde unmöglick
Warum wir dem Geiſt im Menſchen und dem Menſchen im Kos
mos eine andere Stelle zuweiſen, läßt ſich zwar mit Uebei
legungen erklären; daß wir es zu Recht tun, läßt ſich nicht be
weiſen. Daß die Biologie kein Beiſpiel eines ſolchen paraſitäre
Ablaufs mit endlicher Vernichtung kennt, wie ihn Klages de
Wirkung des Geiſtes auf das Leben zuſchreibt, iſt ſicher ei
beachtlicher, wenn auch rein erfahrungsmäßiger Einwand. Wen
fernerhin Klages, um die Lebensfeindlichkeit des Geiſtes zu bel
legen, immer wieder mit leidenſchaftlicher Klage auf die Aus
rottung zahlloſer Pflanzen= und Tiergeſchlechter durch die Teck
nik hinweiſt, ſo kann man auch bei lebhafteſtem Gefühl für di
mannigfachen Frevel hieraus nichts gegen die Zukunft des Men
ſchen ſchließen, der doch ſo oder ſo (nach Darwin oder Dacquel
die Tierheit in jedem Falle überſtiegen hat und ſomit in ſpätere
Epochen auch ohne ihr Daſein als lebensfähig gedacht werden
kann.
Der entſcheidende Irrtum ſcheint uns bei alledem, daß de
Geiſt mit dem fruchtloſen Intellekt verwechſelt wird, daß in eine
geſtörten Beziehung zwiſchen Geiſt und Lebensgrund das
Weſe=
des Geiſtes ſelbſt erblickt wird. Der unerhörte Peſſimismu
ſcheint uns aus einer, fälſchlich in das Weſen der Welt projizig
ten, Kritik unſeres Zeitalters zu ſtammen. Die Verzweiflun
über eine ſeelenarme, mechaniſierte Zeit hat hier einen tief”
und eigenwilligen Denker ſo ſtark ergriffen, daß er einen zeſt
bedingten Mangel zum metaphyſiſchen Fluch, eine temporör
Kriſe zur eschatologiſchen Kataſtrophe geſteigert hat. Was er Mi
Verfälſchung des Wirklichkeitsbildes nennt und mit der Win
ſamkeit des Geiſtes notwendig zuſammenfallen läßt, iſt für un
jene Entlebendigung der Wiſſenſchaft, die heute allen
Anzeich=
nach ihren Höhepunkt überſchritten hat
Wollen wir — völlig gegen die Tendenz des Werkes — ſein
Ergebniſſe in den Geſamtbau unſerer Erkenntnisgeſchichte en
fügen, ſo können wir ſeinen Ertrag in klärender und aufbauen
der Hinſicht folgendermaßen zuſammenfaſſen: Das Buch gb.
kein anzuerkennendes Endurteil über die Menſchheit, ſonder
eine tiefgründige, leidenſchaftlich einſeitige und erbitterte Krün
unſeres Zeitalters. Entgegen der Anſicht des Verfaſſers, 2.
ſeine kaſſandriſche Prophezeiung ohne jede Hoffnung auf DE)
wendung des Unheils ausſtößt, mag eine ſpätere Zeit ſeine Arbe
unter den erſten großen Aufſtänden gegen das phyſikaliſche Wel
bild buchen. (Nicht gegen die Phyſik, ſondern gegen die fälf
liche Erſtreckung der nach ihr zu benennenden Forſchungsweſ
auf die Geſamtheit der Wiſſenſchaften.) Verlegt man dergeſta
den Schwerpunkt des Werkes, ſo kann es wirkſam werden als el
bedeutender Schritt zu einer neuen /Verlebendigung der Wiſſel
ſchaft, der viele Kräfte zuſtreben. Dr. Herbert Netté.
Nummer 228
ien nunmehr mit, daß im Laufe der nächſten Woche zwiſchen
faedonald und dem amerikaniſchen Botſchafter Dawes in Schott=
Sonntag, den 18. Auguſt 1929
Seite 3
Die angelfächſiſche Fronk.
enkwechſel in England. — Das Ende der Enkenke?
Annäherungsbeffrebungen zwiſchen London
und Waſhingkon.
* London, 17. Auguſt. (Priv.=Tel.)
Die halbamtlichen Agenturen in London und Waſhington
hid eine neue Beſprechung ſtattfinden ſoll, in der
vorausſicht=
der Zeitpunkt für den Antritt der Amerikareiſe durch
Mac=
ratnald endgültig feſtgeſetzt werden wird. Man rechnet damit,
16 der engliſche Miniſterpräſident ſeine Beſuchsreiſe nach
kyſhington ſchon im Oktober antreten wird. Wenn die
Beſpre=
ingen in Waſhington dann zu dem gewünſchten Ergebnis
füh=
i, kann damit gerechnet werden, daß noch vor Ende des
fahres in London eine Flottenkonferenz der
inf Mächte ſtattſinden wird, die an der Seeabrüſtungsfrage
hyſtereſſiert ſind.
Dieſe Mitteilungen laſſen erkennen, daß die hinter den
huliſſen fortdauernden Beſprechungen ſowohl
biſchen den Engländern und den Amerikanern als auch
inner=
ülb eines beſtimmten Sachverſtändigenkreiſes jedes einzelnen
ſiſeſer beiden Länder ſchon mehr Fortſchritte erzielt haben, als
fzher öffentlich zugegeben wurde. Allem Anſchein nach iſt vor
ſlem der ſogenannten Frühſtückskonferenz in Waſhington, in
nſr bekanntlich der Widerſtand der Marineleute gegen die
Ab=
bkiche an der Flottenbauvorlage überwunden werden ſollte,
er=
ihte Bedeutung beizumeſſen. Denn die gegenſeitige
Verzichts=
ſtlärung, mit der die eigentlichen Beſprechungen erſt begonnen
iüben und die in der Zurückziehung der Flottenbauaufträge für
azei amerikaniſche und fünf engliſche Kriegsſchiffe beſtand, konnte
inger alshtürlich nur den Anfang, und zwar den ſehr beſcheidenen
An=
ſen Kriegyuig, einer vernünftigen Flottenabrüſtungspolitik darſtellen. Es
uber gebeint aber, daß man ſich in den Londoner Beſprechungen ſchon
die öffentſcht nur, wie beſonders betont wurde, über die Beſchleunigung
Eßder Hinfr Verhandlungen, ſondern auch bereits über ein feſtes
Pro=
nicht fünſarnm und über die ſonſtigen Modalitäten geeinigt hat. Nach
Räumungr Abreiſe Macdonalds nach ſeiner ſchottiſchen Heimat iſt von
ngtürlichbndoner Blättern mit beſonderer Befliſſenheit unterſtrichen
ct. Desſorden, daß die Verhandlungen auch in ſeiner Abweſenheit
dande undren normalen Fortgang nehmen würden, indem ſich die
Marine=
riethverſtändigen der Bearbeitung der techniſchen Frage widmen
ſllten. Daß dies inzwiſchen ſowohl in England wie in Amerika
weitgehendem Maße geſchehen iſt, dafür ſcheint die jetzt in ſo
ſtimmter Form wiedergegebene Meldung über die Amerikareiſe
acdonalds den Beweis zu liefern.
Wenn eine engliſch=amerikaniſche Einigung in der
Flotten=
nge tatſächlich zuſtande kommt und in den Beſprechungen
zwi=
den Maedonald und Hooder in Waſhington ein gemeinſames
ſrogramm für die Seeabräſtung aufgeſtellt wird, dann wird es
Nlten, eine Zuſtimmung auch der übrigen Flottenmächte:
Ja=
ſns, Frankreichs und Italiens, zu finden. Gewiſſe Widerſtände
ſachen ſich in dieſen Staaten ſchon heute bemerkbar.
Insbe=
indere erhebt Frankreich gegen die geplante völlige Einſtellung
s U=Boot=Baues, der ſtärkſten Waffe Frankreichs, entſchiedenen
roteſt. Ob dieſen Mächten ihre Oppoſition aber etwas nützen
ird, iſt kaum anzunehmen. Eine angelſächſiſche Einheitsfront
ſich in dieſer Frage wird für dieſe Staaten einen ſo mächtigen
ſaktor darſtellen, daß jede Widerſetzlichkeit ihnen unter Umſtän=
In teuer zu ſtehen kommen könnte.
Trihmtza)/ Eine engliſch=amerikaniſche Verſtändigung in der
Seeabrü=
i der Konkungsfrage würde nämlich, abgeſehen von ihrem wirklichen Wert
teren Vergr die Abrüſtung, nur im Nahmen einer angelſächſiſchen
Zu=
ird vonmmenarbeit im größten Maßſtabe auf allen Gebieten der
Po=
erklärtkik und Wirtſchaft erfolgen. Darin liegt die weltpolitiſche
Be=
lauf denutung der gegenwärtigen Annäherungsbeſtrebungen zwiſchen
Fordehondon und Waſhington. Macdonald wie Hoover haben ſich
e Verhan/Yiele geſetzt, die den Angelpunkt der weltpolitiſchen Entwicklung
argphierteſich London und Waſhington verlegen würden. Der Oelfriede
erden Ocviſchen Standard Oil und Shell war der erſte Schritt auf
die=
weitercm Wege, die amerikaniſchen Goldkredite für England — der
jedenfallhweite. Mit größter Spannung kann hier die weitere
Entwick=
nuing verfolgt werden. Eines iſt ſicher: Die engliſch=franzöſiſche
deintente, ſoll durch eine angelſächſiſche Front abgelöſt werden,
der gegenüber Poris in eine gänzlich neue Lage verſetzt ſein
Wird.
Profefſor Adolf Beyer 60 Jahre.
Wenn es richtig iſt, daß des Menſchen Leben mit 70 Jahren
follendet iſt, daß, wenn es hochkommt, es auch mit 80 erſt ſein
en im Kollinn, iſt das 60. Lebensjahr ein gewaltiger Schritt der
Vollen=
mit uebellung entgegen. Bei einem Menſchen, deſſen Lebensberuf iſt,
ch nicht bAulturwerte zu ſchaffen, bei einem Künſtler iſt es angebracht,
gargſitärlet Vollendung des 60. Lebensjahres öffentlich zu gedenken und
gnkbar und befruchtend hinzuweiſen auf ein Leben, das in mehr
drei Jahrzehnten unermüdlichem, emſigem Kunſtſchaffen
ge=
zdmet war.
Profeſſor Adolf Beher, der Darmſtädter Porträt=,
Land=
hafts= und Blumenmaler, deſſen Werken wir auf allen
bedeu=
eisen Ausſtellungen der letzten Jahrzehnte nicht nur in Darm=
Fodt, ſondern in allen deutſchen Kunſtzentren begegneten, gehört
fu den Führern der heſſiſchen Künſtlerſchaft. Dies nicht nur,
as ſein Kunſtſchaffen anbelangt, ſondern in erſter Linie auch
zugen ſeiner unermüdlichen, aufopfernden organiſatoriſchen und
ozalen Tätigkeit für die Kunſt und für die Künſtler. Adolſ
öeher ſchafft heute noch mit ſo erfreulicher Friſche und
Inten=
ſiat, daß es unangebracht wäre, bei Gelegenheit ſeines 60.
Ge=
urtstages etwa einen Ueberblick über ſein Lebenswerk zu geben.
dieſes Lebenswerk iſt noch lange nicht abgeſchloſſen. Wen aber
7n Ueberblick über das künſtleriſche Schaffen Adolf Beyers und
Viher ſeinen künſtleriſchen Werdegang intereſſiert, der ſei auf die
UuuSgezeichneten Aufſätze in „Volk und Scholle” (Heft 8)
hin=
ſelwieſen, auch auf den heſſiſchen Landkalender 1930. Wir dürfen
aIS heute und an dieſer Stelle, wo ſo oft ſchon in den letzten
ſtei Jahrzehnten ſehr ausführlich über Adolf Beyers
künſt=
beiiſches Schaffen geſchrieben wurde, darauf beſchränken, in Er=
Ainerung zurückzurufen, was Abolf Beyer außerhalb ſeines
rſtleriſchen Schaffens, und mit dieſem, für die Kunſt im
all=
emeinen getan hat. Es darf wohl behauptet werden, daß kein
e ſiſcher Künſtler der letzten dreißig Jahre im allgemeinen
ſeutlichen Intereſſe als Maler, Lehrer im Kunſtunterricht, als
8 rſitzender der größten heſſiſchen Künſtlergruppe, als
Ausſtel=
ungsleiter, als Mitglied von vielen Kunſtkommiſſionen in
Darm=
mSt und auswärts, als Kunſtſchriftſteller und als Gründer einer
ur die Oeffentlichkeit beſtimmten Kunſtſammlung, der „Galerie
r Freien Vereinigung Darmſtädter Künſtler” mit ca. 300 Wer=
Mei- ein ſolches Maß von ehrenamtlicher und uneigennütziger
mAbeit geleiſtet hat als Adolf Beyer. Ueber heſſiſche Kunſt und
e ſiſche Künſtler hat Profeſſor Adolf Beyer für viele Zeitungen
d Zeitſchriften ſchon von ſeinem 20. Lebensjahr an zahlloſe
Aufſätze und Notizen geſchrieben, insbeſondere auch für die Mün=
Fner „Kunſt”. Viele heſſiſche Künſtlerkollegen hat Adolf Beher
Wrch ſeine ſchriftſtelleriſche Tätigkeit erſtmalig bekannt gemacht,
Scon vor der Gründung der Darmſtädter Künſtlerkolonie im
Jahre 1898 erfolgte durch Adolf Beyer die Gründung und Zu=
Mmmenfaſſung der Darmſtädter und auswärtigen heſſiſchen
KainPfgandiängen
an der mandſchuriſchen Grenze.
Ching notifizierk den Begiun der Zeindſeligkeiten
* Nanking, 17. Aug. (Priv.=Tel.)
Die Nanking=Regierung hat auf Grund von zuverläſſigen
Nachrichten aus der Mandſchurei ihren Geſandten in
Waſhing=
ton beauftragt, der Regierung der Vereinigten Staaten zur
Kenntnis zu bringen, daß die Sowjetregierung die
Feindſelig=
keiten an der ruſſiſch=chineſiſchen Grenze am Freitag vormittag
eröffnet habe. Gleichzeitig iſt der chineſiſche Geſandte beauftragt,
Waſhington zu erſuchen, die Unterzeichner des Kelloggpaktes von
dem Vorgehen der Sowjetregierung in Kenntnis zu ſetzen. Die
Nankingregierung betont, daß ſie als Unterzeichner des
Kellogg=
paktes auch weiterhin beſtrebt ſein werde, im Sinne des Paktes
zu handeln. Nach Meldungen aus Mandſchuli hat eine aus
Kavallerie und Artillerie beſtehende ruſſiſche
Truppen=
abteilung in Stärke von etwa 700 Mann einen Angrift
auf die 35 Kilometer ſüdweſtlich von Mandſchuli an der
oſt=
chineſſiſchen Bahn gelegene Eiſenbahmſtation
Jarainor unternommen. Die Chineſen erwiderten das
Feuer der Angreifer. Es gab Verwundete, darunter 10 Ziviliſten.
*
Nach Meldungen aus Charbin veröffentlicht die Verwaltung
der Oſtchina=Bahn eine amtliche Erklärung, daß ſie infolge
finan=
zieller Schwierigkeiten die Entlohnung der entlaſſenen
Sowjet=
angeſtellten nicht durchführen könne. Die Maſſenverhaftungen
unter den Sowjetbürgern halten anf
Die ruffiſchen Treppen ie die Mandſcharei
Nach einer amtlichen chineſiſchen Meldung haben 10 000 Mann
ruſſiſcher Truppen, die mit zahlreichen Feldgeſchützen und einer
großen Menge von Maſchinengewehren ausgerüſtet waren, die
mandſchuriſche Grenze in der Nähe der Stadt Mandſchuli
über=
ſchritten.
Die ungariſch=rumäniſchen Opkankenverhandlungen
endgülkig geſcheiterk.
EP. Budapeſt, 17. Auguſt.
Die ſeit zehn Monaten geführten direkten
Verhandlun=
gen zwiſchen Ungarn und Rumänien zur
Bei=
legung des Optanten=Konfliktes ſind endgültig
geſcheitert. Die ungariſche Regierung hat, wie die Tel.=Comp.
von zuſtändiger Seite erfährt, geſtern in Bukareſt eine Note
über=
reicht, in der ſie mit Bedauern zur Kenntnis nimmt, daß die
rumä=
niſche Regierung, nachdem ſie den ungariſchen Vorſchlag, die guten
Dienſte des Finanzkomitees des Völkerbundes anzurufen, abgelehnt
hat, nicht in der Lage ſei, neue Vorſchläge zwecks Wiederaufnahme
direkter Verhandlungen zu machen. Die Hauptſchwierigkeit in den
direkten Verhandlungen beſteht der ungariſchen Note zufolge darin,
daß die rumaniſche Regierung nicht geneigt war, für die von
Rumänien als Entſchädigung an die Optanten zu leiſtenden
Sach=
lieferungen die Garantie zu übernehmen und dadurch die
Eskomp=
tierung der Sachlieferungen ſchon jetzt zu ermöglichen. Unter
ſol=
chen Umſtänden iſt auch die Feſtſetzung der vollen
Entſchädigungs=
ſumme an die ungariſchen Optanten in der Schwebe geblieben. Die
Note ſchließt mit der Feſtſtellung, daß die ungariſche
Re=
gierung in Ermangelung neuer Vorſchläge
Ru=
mäniens gezwungen iſt, die direkten
Verhand=
lungen als geſcheitert anzuſehen und die ganze
Angelegeneit wieder dem Volkerbundsrat zu
unterbreiten.
Inſormakionsreiſe des Reichstakes.
Der Reichsrat unternimmt vom 23. bis einſchließlich 26.
Sep=
tember eine Informationsreiſe durch Baden. Er wird zunächſt
am Montag, den 23. September, ſich in Konſtanz aufhalten, am
Dienstag, den 24., in Freiburg i. B., am Mittwoch, den 25., in
Kehl und Karlsruhe und am Donnerstag, den 26. September,
in Mannheim. In allen Orten werden Beſprechungen mit den
Vertretern der Wirtſchaft und der Behörden abgehalten. Von
Mannheim aus wird der Reichsrat eine zweitägige
Informa=
tionsreiſe durch die Pfalz unternehmen. Alle bisher hierüber
gebrachten Meldungen entſprechen nicht den Tatſachen.
Künſtler in der „Freien Vereinigung‟. Die von dieſer
veran=
ſtaltete erſte moderne Ausſtellung, in Verbindung mit
ange=
wandter Kunſt, erregte lebhaftes Aufſehen. Stärkſte Beachtung
in der künſtleriſchen Welt fanden auch die zahlreichen anderen
Ausſtellungen der „Freien Vereinigung” auswärts. Zum
Beiſpiel die große heſſiſche Ausſtellung in Nürnberg 1920,
wei=
tere in Frankfurt, Chemnitz und anderen Orten folgten. Zu den
meiſten derartigen Veranſtaltungen war Adolf Beyer Anreger
und intenſiv treibende Kraft. Auf ſein Betreiben hin kam die
große Ausſtellung des deutſchen Künſtlerbundes 1910, kam auch
die Eugen=Bracht=Ausſtellung 1912 zuſtande, die Adolf Beyer
faſt allein durchgeführt hat.
Selbſtverſtändlich wurde des Künſtlers Tätigkeit vielfach
dankbar auch nach außen hin anerkannt. Seit 1923 iſt Adolſ
Beyer Ehrenmitglied der „Freien Vereinigung Darmſtädter
Künſtler”. Schon 1911 wurde dem Künſtler nach der glänzenden
deutſchen Kunſtausſtellung (mit einer engliſchen Abteilung), in
der er hervorragend vertreten war, durch das heſſiſche
Staats=
miniſterium der Profeſſortitel verliehen.
Ueber ein Menſchenalter hindurch hat Adolf Beyer, wie
ſchon angedeutet, faſt alle großen nationalen und internationalen
Ausſtellungen beſchickt, und überall finden ſeine Bilder
Beach=
tung und Anerkennung. Auch im Ausland. Von Rom und
Amſterdam wurde er mehrmals eingeladen, juryfrei auszuſtellen.
Im Jahre 1901 hat Adolf Beyer eine eigene Kunſtſchule
gegründet, deren Schüler faſt alle jüngeren heſſiſchen Maler, aber
auch ſolche von weit her waren. Von bekannteren Künſtlern
wurde ſeine Kunſtſchule beſucht u. a. von Alexander Poſch,
Hartmuth Pfeil., Marcel Richter, Enders, Köhler,
Hallſtein Ferdinand Barth. Nadine v. Enckevort,
Martha Velte Maria Mendelſohn und viele andere. So
verdankt alſo die junge heſſiſche Künſtlerſchaft, auch die heute ſo
ganz andere eigene Wege geht, ihr erſtes künſtleriſches
Weg=
weiſen, vor allem ihre Vertiefung handwerklich=techniſchen
Kön=
nens, Adolf Beyer. Außer in ſeiner Kunſtſchule übte der
Künſt=
er befruchtende Lehrtätigkeit aus an den großherzöglichen
Lehr=
ſtätten für angewandte Kunſt. In den Jahren von 1915 bis 1918
war er auch Lehrer für Zeichnen am Neuen Gymnaſium.
Adolf Beyers künſtleriſche Tätigkeit erſtreckt ſich auf faſt alle
Gebiete der Malerei, wie Bildnis, Akt, Landſchaft, Blumenſtücke,
Stilleben, Illuſtrationen in allen Techniken: Oel, Paſtell,
Aqua=
rell, Gouache, Radierung uſw. Zahlreiche Bildniſſe hat er
ge=
ſchaffen, darunter viele berühmter Perſonen aus Darmſtadt und
Heſſen, aber auch aus Berlin, Hamburg, Wiesbaden, Koblenz,
Mannheim, Frankfurt uſw. Seine künſtleriſche
Grundanſchau=
ung iſt kurz umriſſen ein auf gründlichſter akademiſcher Schulung,
die er in Karlsruhe, München, Paris fand, beruhender geſunder
Impreſſionismus. Schon lange Jahre, bevor der
Impreſſionis=
mus, von dem alle die anderen Jsmen ausgingen, Stil und
Mode wurde, hat Adolf Beyer impreſſioniſtiſch gemalt. Im
Kampf um die ſogenannte neue Kunſt blieb Adolf Beyer konſer=
Dus Aruensisfenserſſcherinsspresiem.
Die Halkung der Gewerkſchaften.
* Berlin, 17. Auguſt. (Priv.=Tel.)
Die gewerkſchaftlichen Spitzenverbände haben ſich am
Sams=
tag vormittag zuſammengeſetzt, und über die
Arbeitsloſenver=
ſicherung beraten. Nach allem, was man hört, iſt es aber nicht
gelungen, eine Verſtändigung zu erzielen. Jedenfalls haben die
Sozialdemokraten auch hier mit ihrer Forderung nach Erhöhung
der Beiträge um 0,75 Prozent keine Gegenliebe gefunden. Höher
als 0,5 Prozent wollen die Chriſtlichen Gewerkſchaften nicht
gehen. Dann bleibt aber immer noch ein Defizit von faſt 140
Millionen. Die Gewerkſchaften erkennen an, daß dem mit
Ver=
wvaltungsmaßregeln allein nicht beizukommen iſt, obwohl ſie die
Erſparnismöglichkeiten, die hier liegen, erheblich höher
ein=
ſchätzen, als die Regierung. Sie ſcheinen ſich deshalb doch mit
den weitergehenden Sparmaßregeln, vor allem mit einer
Ver=
koppelung in der Verſicherungsdauer, der Beitragserhöhung und
der Leiſtungen einverſtanden erklärt zu haben und betonten
aus=
drücklich, caß ſie eine Kriſe vermeiden wollen, die eben nur zu
vermeiden iſt, wenn man dazu kommt, die
Arbeitsloſenverſiche=
rung aus ihrer Rolle als dauernden Koſtgänger bei den
Reichs=
finanzen zu löſen.
Kabinektsfihung in Osnabrück oder Münſter?
* Berlin, 17. Auguſt. (Priv.=Tel.)
Das Schickſal der Arbeitsloſenverſicherung enthält wirklich
ungeahnte Möglichkeiten. Nach der letzten Kabinettsſitzung wurde
der Arbeitsminiſter Wiſſell nach dem Haag geſchickt und ſuchte
dort eine Verſtändigung mit den Kollegen, die mißlang. Auch
diesmal ſcheint das Berliner Rumpfkabinett nicht ohne Fühlung
mit der deutſchem Delegation ſeinen Entſchluß treffen zu wollen.
Die Expedition nach dem Haag hat aber gewiſſe außenpolitiſche
Bedenken. Deswegen iſt man auf den immerhin eigenartigen
Gedanken gekommen, die Bahnlinie zwiſchen Berlin und dem
Haag zu halbieren und in der Mitte der Bahn einen Punkt zu
ſuchen, wo die beiden Regierungshhälften durch Abordnungen ſich
treffen könnten. Dafür iſt der Montag in Ausſicht genommen.
Ob ſich das allerdings durchführen läßt, hängt im weſentlichen
von der Entwicklung im Haag ab. Iſt es möglich, daß unſere
Miniſter ſich freimachen, dann würde am Montag vermutlich in
Osnabrück oder Münſter eine Kabinettsſitzung ſtattfinden, zu der
aus Berlin der Arbeitsminiſter, der Innenminiſter und einige
andere Miniſter fahren, während aus dem Haag Herr Dr.
Cur=
tius und Herr Hilferding herüberkämen. Im Augenblick iſt das
noch ein Pojekt, das aber doch den Reiz der Neuheit für ſich hat.
An amtlicher Stelle weiß man angeblich von einem ſolchen Plan
nichts, aber das will nichts ſagen. Wir haben in den letzten
Wochen gerade auf dieſem Gebiete ſo merkwürdige Dementis
erlebt, daß eine Ableugnung einer ſolchen Nachricht eine gewiſſe
Wahrſcheinlichkeit gibt. Ausſchlaggebend dürfte indeſſen doch
wohl ſein, ob die Miniſter im Haag ſich für 24 Stunden
frei=
machen können, ohne die deutſchen Intereſſen auf der Konferenz
zu gefährden, und danach ſieht es im Augenblick nicht aus.
Die Krankheit des Kanzlers.
* Berlin, 17. Auguſt. (Priv.=Tel.)
Reichskanzler Dr. Müller wird in der nächſten Woche die
Heidelberger Klinik verlaſſen und ſich zur Nachkur nach Baden=
Baden begeben. Die Werzte glauben, daß eine zweite Operation
nicht nötig iſt, verlangen allerdings noch eine ſehr lange
Schon=
zeit. Es ſcheint kaum damit zu rechnen zu ſein, daß er vor
Oktober nach Berlin zurückkehrt. Er wird alſo im beſten Falle
noch ſechs Wochen aus der aktiven Politik ausfallen. Er läßt ſich
zwar vom ſeinem Staatsſekretär über die Entwicklung im Haag
Bericht erſtatten. Es iſt aber natürlich ausgeſchloſſen, daß er,
wie es der Artikel 56 der Verfaſſung eigentlich vorſieht, die
Richt=
linien der Politik beſtimmen und dem Reichstag gegenüber die
Verantwortung tragen kann. Er iſt doch eben noch
Rekonvales=
zent. Die troſtloſe Führerloſigkeit, die wir in den letzten
Mona=
ten gerade in der Innenpolitik erkennen mußten, iſt
wahrſchein=
lich auf das völlige Ausfallen des Reichskanzlers zurückzuführen.
Das wäre unter normalen Umſtänden zu tragen, in kritiſchen
Zeitläuften aber, wie wir ſie dauernd durchleben, bedeutet der
Ausfall des Kanzlers eine Belaſtung, die undermeidbare
Er=
ſchwerungen ſchafft.
vativ. Die Umſtellung auf weſensfremde Art hat er nicht
mit=
gemacht. Sein immer friſch wirkender Impreſſionismus
geſtat=
tete ihm ein Beharren auf der von ihm richtig befundenen
An=
ſchauung. Mode und modern ſein ſollende Manieren lehnt der
Künſtler nicht nur ab, ſondern bekämpft ſie heftig, ohne
aller=
dings es an Verſtändnis für alles Gute, Neue fehlen zu laſſen.
Als hervorragender Könner und Kenner unterſcheidet der
Künſt=
ler ſcharf zwiſchen ehrlicher Anſchauung und Modeſache.
In den letzten Jahren hat ſich Profeſſor Adolf Beyer
vor=
wiegend der Bildnismalerei gewidmet. Seine Zurückhaltung
Ausſtellungen gegenüber in den letzten Jahren hat ihn nicht
ab=
gehalten, ſehr intenſiv zu arbeiten, viel zu ſchaffen. Zeugnis
da=
von wird die große Adolf=Beyer=Ausſtellung ablegen, die der
Kunſtverein Anfang nächſten Jahres veranſtalten wird.
Von Deutſchlands Hohen Schulen.
München: Zum Nachfolger von Geheimrat Dr. Hans Schnoor von
Ccrolsfeld, der am 1. Oktober in den Ruheſtand tritt, wurde der
bis=
herige Direktor der Pfälziſchen Landesbibliothek in Speyer, Dr. Georg
Reismüller, ernannt.
Königsberg: Profeſſor Dr. Wolfang Schadewaldt hat den
Ruf auf den Lehrſtuhl der klaſſiſchen Philologie an der Univerſität
Freiburg als Nachfolger von Rudolf Pfeiffer angenommen.
* Die Kochkönigin von Trinidad. Auch in Amerika werden.
wie in verſchiedenen europäiſchen Ländern, neben den allmählich
ſchon langweilig werdenden Schönheitskonkurrenzen auch
Wett=
bewerbe in der Kochkunſt veranſtaltet. Einen derartigen
Wett=
bewerb veranſtaltete kürzlich ein Frauenklub in Trinidad (
Colo=
rado), und es meldeten ſich auch etwa 120 Kämpferinnen um den
gaſtronomiſchen oder kulinariſchen Preis. Unter der ſtrengen
Auf=
ſicht eines ſcharfäugigen Preisgerichtes ſachkundiger Matronen
hub ein eifriges Braten, Kochen und Backen an, und ſchließlich
wurde der erſte Preis einer hübſchen jungen Frau zuerkannt, die
die vorgeſchriebenen Gerichte am ſchnellſten und ſchmackhafteſten
zubereitet hatte und als Fräulein Alice Wewer in der Liſte
ein=
getragen war. Kaum war der jungen Dame der erſte Preis
aus=
gehändigt worden, begann ſie ſich zum tödlichen Entſetzen der
an=
weſenden frommen Bürgerinnen in aller Gemütsruhe —
auszu=
ziehen. Wie es in einem bekannten Vorkriegsdouplet heißt: „Erſt
fielen die Bluſen, die Kleider” — — und dann ſtand vor der mit
einem allgemeinen Ohnmachtsanfall ringenden ehrenwerten
Weib=
lichkeit ein — lächelnder junger Mann im Sportkoſtüm, der ſich
als Student Allan Wewer vorſtellte und erklärte, mit ſeiner
Mas=
kerade lediglich den Beweis dafür erbringen gewollt zu haben,
daß auch die amerikaniſchen Junggeſellen, gleich welcher
Alters=
klaſſe, in der Kochkunſt den verehrten Damen nicht nachſtünden.
Den Preis ſtelle er ſelbſtverſtändlich wieder zur Verfügung. Die
anfangs ſehr verſchnupften Damen, von denen einige ſogar etwas
wie „Betrugsanzeige” verlauten ließen, wurden jedoch durch das
liebenswürdige, ehrerbietige Benehmen des jungen Mannes
völ=
lig entwaffnet und er durfte den erſten Preis behalten. So iſt
Trinidad in Colorado zu einer Kochkönigin gekommen, die gar
keine iſt.
Seite 4
Sonntag, den 18. Auguſt 1929
Nummer 228
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Hammer 228
Sonntag, den 18. Auguff 1929
Seite 5
Aus der Lanveshadpihadt.
Darmſtadt, 48 Auguſt. 10June euungenſcei Sund m Sumkaut.
Ein deukliches Demenki.
Unter der ſenſationellen Spitzmarke „Darmſtadt kann nicht
wen” bringt die Nummer 602 der „Frankfurter Zeitung”
ſendblatt vom 14. Auguſt d. J.) eine Notiz, wonach die Stadt
gemſtadt das für 1929 vorgeſehene Bauprogramm nicht
durch=
ien könne und es der Verwaltung Mühe koſte, die im Bau
ſndlichen 280 Wohnungen fertigzuſtellen. Zur Behebung der
ßhnungsnot würde die Stadt daher in den nächſten Tagen mit
Wohnungsbaugeſellſchaften in Verbindung treten.
Hierzu iſt zu bemerken, daß auch zahlreiche andere Städte,
zbeſondere auch Großſtädte, ihr diesjähriges Bauprogramm
ut zu Ende führen im Hinblick auf den hohen, Zinsfuß, der
ſete für Anleihegeld bezahlt werden muß. Das iſt eine reine
heckmäßigkeitsfrage. Es kann keine Rede davon ſein, daß die
6dt Darmſtadt ſich irgendwie in größeren finanziellen
Schwie=
neiten befinde, als irgend eine andere deutſche Stadt mit
ge=
ſuiden Finanzverhältniſſen. Die zur Fertigſtellung der noch im
Zu befindlichen Wohnungen erforderliche Summe von einer
Aion Mark wird ohne Schwierigkeiten aufgebracht werden,
n es beſteht auch kein Zweifel darüber, daß die weitere
Bau=
ügkeit der Stadt in den nächſten Jahren programmäßig
durch=
pührt werden kann und wird. Daß die Stadt Darmſtadt zur
„ehebung der Wohnungsnot” mit den
Wohnungsbau=
zſellſchaften in Verbindung treten will, iſt
ſdrchaus unrichtig. Die genannten Geſellſchaften ſind
Amehr ihrerſeits an die Stadt herangetreten, um beſſere
Ranzierungsbedingungen für ſich zu erreichen.
teuverpflichkungen des Heſſiſchen Landeskheakers.
Von der Generaldirektion des Heſſiſchen Landestheaters wurden für
Spielzeit 1929/30 folgende Neuverpflichtungen
vorgenom=
m: als Kapellmeiſter Carl Maria Zwißler (bisher Stadttheater
iſſeldorf); als Mitglieder der Oper: Ines Loewen, Shlveſter
Uinſel, Adolf Gerlach (Stadttheater Freiburg), Hans Schuſter,
o Stadelmaier (Stadttheater Krefeld) und Carl
Stralen=
rf (Opernhaus Königsberg); als Mitglieder des Schauſpiels: Inge
Gnradi (Stadttheater Freibura), Sibylle Flemming. Lotte
9osbacher (Komödie Wien), Mario Gang, Siegfried
Nürn=
ur ger Neues Theater Frankfurt a. M.), Franz Pfaudler (
Stadt=
üater Teplitz=Schönau), Kurt Schindler (Stadttheater Zittau) und
üinz Wemper (Deutſches Schauſpiel Riga); als Mitglieder der
Lnzgruppe: Annelieſe Garbe, Fria Hagfors. Ilſe Knieſtedt
ſriedrich=Theater Deſſau), Pia Scholz, Alfred Bauhaus (
Stadt=
tater Düſſeldorf) und Pino Mlakar.
Von den vorjährigen Mitgliedern des Heſſiſchen Landestheaters
urden in der neuen Spielzeit tätig ſein: als künſtleriſche Vorſtände
energlintendant Profeſſor Carl Ebert, Generalmuſikdirektor, Dr.
4rl Böhm, künſtleriſcher Betriebsleiter Rudolf Bing, Dramaturg
r Werckshagen, Lapellmeiſter Carl Bamberger. Emil
arſelitz (Chordirektor), Fritz Bohne, Hans Hayn und Erwin
rlm, Regiſſeure Günter Haenel. Renato Mordo und Arthur
Aaria Rabenalt, Hilfsregiſſeure Friedrich Ammermann und
inz Arnold. Ballettmeiſterin Cläre Eckſtein, Bühnenbildner
ſilhelm Reinking und Lothar Schenck von Trapp;, als
Mit=
ſeder der Oper: Regina Harre Anna Facobs, Maria Kienzl,
bſe Landwehr, Martha Liebel, Ellen Phtlips, Grete
Sag=
mu, Anny von Stoſch, Elſe Varena, Käthe Walter, Johs.
ſiſchoff, Hans Grahl, Theo Herrmann, Hans Komregg,
tinrich Kuhn, Hans Ney, Ernſt Overlack, Franz Tibaldi,
ſgen Vogt und Rudi Wünzer; als Mitglieder des Schauſpiels:
Kargarethe Carlſen, Käthe Gothe, Beſſie Hoffart, Sonja
arzau. Elſe Knott, Mela Wigandt, Hans Baumeiſter,
ermann Gallinger, Werner Hinz, Richard Jürgas. Hugo
Meßler, Paul Maletzki, Bernhard Minetti und Kurt
Weſter=
ann; als Mitglieder der Tanzaruppe: Wera Korſchan. Milly
eiß. Annette Reiß, Irene Scheinpflug, Doris Struck,
bwin Denby und Hans Macke.
Von Pfarrer Bergér=Darmſtadt.
MlSpiekzeikeröffnung des Hefſiſchen Landeskhegkers.
Die Winterſpielzeit des Heſſiſchen Landestheaters wird am
Sonn=
ſta den 8. September, im Großen Haus mit Shakeſpeares „Maß für
Maß” eröffnet. Die Oper beginnt mit Paul Hindemiths „Neues
„ſſom Tage”, das von Darmſtadt als erſter Bühne nach Berlin zur
Kufführung gebracht wird, und mit Richard Wagners „Der
flie=
hende Holländer‟. Das Kleine Haus, das in der neuen
Spiel=
git eine beſonders ſorgfältige Repertoiregeſtaltung erfahren ſoll wird
hüt der Uraufführung des Büchner=Dramas „Der heſſiſche
andbote” von Max Gruber eröffnet; als weitere Neuheit wird
In Kleinen Haus „Der Herr ſeines Herzens” von Paul Rah=
Nal in Szene gehen.
Mietanmeldungen für die Spielzeit 1929/30 werden werk=
Viglich zwiſchen 9 und 13.30 Uhr von der Mietabteilung des Heſſiſchen
ondestheaters entgegengenommen, bei der auch genauere Auskünfte
Vereitwilligſt erteilt werden. Intereſſenten werden gebeten, den
Pro=
okt des Heſſiſchen Landestheaters für die Spielzeit 1929/00
anzu=
udern.
Am heutigen Sonntag begeht der Zweigverein Darmſtadt
des Evangeliſchen Bundes die Feier ſeines vierzigjährigen
Beſtehens durch eine evangeliſche Volksfeier im Orangeriegarten.
Es dürfte für weitere Kreiſe von Intereſſe ſein, aus dieſem Anlaß
etwas über die Geſchichte des Bundes in Darmſtadt zu erfahren, zumal
er durch dieſe vierzig Jahre hindurch allezeit in weiteſtem Maße am
öffentlichen Leben unſerer Stadt teilnahm.
Im Jahre 1887 entſtand als Nachwirkung der konfeſſionellen
Ver=
ſchiebungen in Deutſchland, die der Kulturkampf mit ſich gebracht, der
„Evangeliſche Bund zur Wahrung der deutſch=evangeliſchen Intereſſen”.
Schon bei der konſtituierenden Landesverſammlung für Heſſen, die auf
Einladung der Gießener Univerſitätsprofeſſoren D. Gottſchick und
D. Weiffenbach am 15. November 1887 in Frankfurt ſtattfand,
waren die Darmſtädter Evangeliſchen durch namhafte Perſönlichkeiten
vertreten: Oberkonſiſtorialpräſident Dr. Goldmann Geheimer
Ober=
konſiſtorialrat Dr. Buchner, der Darmſtädter Oberbürgermeiſter
Ohly, der Profeſſor der Hochſchule Dr. Staedel, der damalige
Darmſtädter Pfarrer Dr. Flöring u. a. waren erſchienen. So war
in Darmſtadt fruchtbarer Boden für die Gedanken des Bundes und
auch namhafte Führer vorhanden. Dem Ortsverein ſchloſſen ſich ſofort
205 Mitglieder an. Der Evangeliſche Bund war noch in keiner Weiſe
Volksſache geworden, ſondern nur Sammelpunkt der evangeliſchen
Welt=
anſchauung der gebildeten Schicht. Der Darmſtädter Zweigverein war
neben Offenbach und Friedberg der drittgrößte im Lande
Das Wachstum der Mitgliederzahlen und damit das
zu=
nehmende Intereſſe der breiteren Oeffentlichkeit zeigen einige Zahlen:
1889 hatte der Zweigverein 265 Mitglieder, 1890: 280, 1893: 600, 1895:
800, 1896: 1170, 1900: 1235, 1903: 1663, 1906: 1761 1912: 266. Mit
2100 Mitgliedern war vor dem Krieg der höchſte Stand erreicht.
In=
folge des Krieges und der Inflation ſank die Mitgliederzahl, die ſich
jetzt wieder im 15. Hundert bewegt. Es waren die konfeſſionellen
Sturm=
zeiten, die jedesmal einen gewaltigen Aufſchwung an Mitgliedern
brach=
ten: 1909/03 die Frage der Aufhebung des Jeſuitengeſetzes, 1910 die
Borromäusenzyklika; ebenſo, wie wir keinen Augenblick im Zweifel
ſind, daß die ungewollte Wirkung der Konkordatsverhandlungen eine
erhebliche Stärkung des deutſch=ebangeliſchen Bewußtſeins und damit
auch des Evangeliſchen Bundes bringen wird.
Der erſte Vorſitzende des Darmſtädter Vereins war der
Darm=
ſtädter Oberbürgermeiſter Ohly, der damit die Traditionen der
heſſi=
ſchen Landeshauptſtadt trefflich wahrte. Leider verſtarb er bereits 1891.
An ſeine Stelle trat Landesgerichtsdirektor Küchler, der mit großer
Umſicht die Leitung hatte bis er 1896 durch einen von ultramontaner
Hetze ihm angehängten Prozeß genötigt wurde, zurückzutreten.
Nun=
mehr wurde der damalige Oberlehrer Lie, Waitz Vorſitzender. Seine
Tätigkeit iſt allen Darmſtädtern in beſter Erinnerung. Sie war ſo
er=
folgreich, daß ihn der Heſſiſche Hauptverein 1902 zu ſeinem Vorſitzenden
wählte. Infolgedeſſen mußte er den Zweigverein abgeben an Prof.
Knoll, der durch Jahrzehnte den Vorſitz führte und den
Zweigver=
ein auf ſeiner höchſten Höhe ſehen konnte. Nach ihm übernahm Prof.
Pfannmüller, die Leitung. Dieſer hatte ſchon vorher als zweiter
Vorſitzender durch die Aufführung des Lutherfeſtſpiels ſich einen Namen
gemacht. Aus Geſundheitsrückſichten mußte er 1921 die Leirung an Prof.
D Matthes abgeben. In der folgenden ſchweren Zeit geiſtiger
Kriſis wußte er durch Berufung hervorragender Gelehrter zu
Vorträ=
gen nach Darmſtadt der evangeliſchen Sache einen hervorragenden
Dienſt zu tun. Er führte den Vorſitz bis 1927. — Auch im übrigen
ſetzte ſich der Vorſtand ſtets aus Männern und Frauen von beſonderem
Anſehen zuſammen. Wir nennen nur einige davon: Profeſſor an der
Hochſchule D. Dr Berger, Stadtpfarrer D. Dr. Diehl,
Land=
gerichtsdirektor Dornſeiff, Oberhofprediger Ehrhard, Prälat
Dr. Habicht. Wirkl. Geheimer Oberpoſtrat Kobelt,
Oberlandes=
gerichtsrat Schilling=Trygophorus u. a. m. Aber nicht nur
dieſe: in weiteſtem Maße war auch immer der Bürger=, Handwerker=
und Arbeiterſtand vertreten. Da iſt vor allem als einer der älteſten
Zimmermeiſter Stier zu nennen, ferner Schneidermeiſter Weber
u. a. m.; aus dem Lehrer= und Beamtenſtand etwa Oberpoſtſekretär
Jäger, von den Frauen Fräulein Weiße. Wir können nicht alle
die verdienſtvollen Männer und Frauen nennen — es ſollten nur einige
Namen genannt werden.
Die Tätigkeit des Bundes war von Anfang an auf die
prak=
tiſche Pflege gebangeliſchen Gemeindelebens eingeſtellt. Wie verkehrt
—Wegen Vornahme von Straßenbauarbeiten wird die
Hobrecht=
ſtraße zwiſchen Ohlyſtraße und Jahnſtraße, vom 18. Auguſt 1929 bis
auf weiteres für Fahrzeuge aller Art geſperrt.
— Kreistag des D.H.V. Am 1. September hält der Kreis Main=
Neckar im D.HV., der das Gebiet Frankfurt a. M. und weitere
Um=
gebung umfaßt, ſeinen diesjährigen Kreistag in Offenbach a. M. ab.
Nach Erſtattung des Jahresberichts werden Kreisgeſchäftsführer Klaue
und Gaujugendführer Kubanke Vorträge halten. Es iſt mit einer
ſtarken Beteiligung der Kaufmannsgehilfen zu rechnen, um ſo mehr, als
am Nachmittag die Ortsgruppe Offenbach im D. H.V. aus Anlaß ihres
30jährigen Beſtehens einen beſonderen Feſtakt in den Räumen der
Turngeſellſchaft Offenbach vorgeſehen hat.
— Orpheum. Heute Sonntag, abends 8 Uhr, findet die einzige
5onntags=Aufführung der Schwank=Operette „Du oder keine”, in
wi Akten von Hans Arnold ſtatt. Guſtav Bertram har darin eine
Azumbenrolle, die ihm Gelegenheit gibt, ſämtliche Regiſter ſeiner
unver=
leichlichen Komik ſpielen zu laſſen. Desgleichen läßt Marga Peter
n der Rolle der „Merry” ihren gewohnten Liebreiz und Charme in
äſang und Spiel nicht miſſen. Wer einmal von Herzen lachen will,
henraß ich erſäume die heutige Sonntags=Aufführung nicht. Es gelten
Eintritts=
oederſe½ reiſe von 1—3 Mark und findet der Karten=Vorverkauf ſtatt: Verkehrs=
Surreau von 10—12.30 Uhr, Kiosk gegenüber dem Verkehrsbureau bis
mb 2 Uhr, Orpheumskaſſe ununterbrochen ab 3 Uhr.
— Hiſtoriſcher Verein. Am 25. Auguſt wandert der Verein unter
er ſachkundigen Führung von Geh. Nat Profeſſor Dr. Fabrieius
us Freiburg zum Limes in den Odenwald. Abfahrt von Darmſtadt
A5of. 7.11 Uhr, Darmſtadt Oſt 7.26 Uhr (Sonntagskarte Gaimühle).
An=
ſurft Gaimühle 9.37 Uhr. Von dort in Kraftwagen nach
Oberſcheiden=
al, Schloſſau, Seitzenbuche; von Oberſcheidental an geht die Fahrt
im=
ner am Limes entlang, deſſen Anlagen, Kaſtelle und Wachttürme
ge=
za gt werden. Bei der Seitzenbuche werden die Kraftwagen verlaſſen.
En kurzer Fußmarſch führt noch zu einigen Wachttürmen am Hohen
9ero, dann herunter nach Kailbach zur Bahn. Marſchzeit von der
Ssitzenbuche zum Hohen Berg und herunter nach Kailbach höchſtens
on derthalb Stunden. Mittageſſen im Wald aus dem Ruckſack. In
Kail=
bich gemütliches Zuſammenſein bis zur Abfahrt der Züge (nach
Darm=
ſa dt entweder 1908 oder 2006 Uhr. Ankunft in Darmſtadt Oſt 21.25
od er 22.18 Uhr, Darmſtadt Hbf. 21.43 oder 22.31 Uhr). Wegen der
Be=
ſtllung der Kraftwagen iſt Anmeldung im Staatsarchib und
Voraus=
zuhlung (2 Mark) bis Donnerstag, 22. Auguſt, unbedingt erforderlich.
Ke
keine Fußleiden
mehr!
Literatur C 133 kostenlos!
„Ehgoaffa: Schuhges. m. b. H.
Darmstadt, Rheinstr. 6 neben dem U. I.
Frankfurt/Main, Steinweg 8
— Wiederſehensfeier des 1. Landſturm=Inf.=Erſ.=Batls. XVIII/35.
Die zweite Vorbeſprechung war überaus zahlreich beſucht. Sehr
erfreu=
lich war es auch, ehemalige Kameraden bzw. Angehörige des Bataillons
von außerhalb begrüßen zu können. Endgültig wurde der Sonntag,
15. September d. Js., für die Feier feſtgelegt. Ort der Tagung iſt der
Konkordiaſaal, welcher uns in freundlicher Weiſe zur Verfügung geſtellt
wuede. Die nächſte Vorbeſprechung findet am Mittwoch, den 21. Aug,
abends, wiederum in „Brauerei Fay”, Ballonplatz, ſtatt.
— Die Epangeliſche Volksfeier im Orangeriegarten aus Anlaß des
vierzigjährigen Beſtehens des Zweigvereins Darmſtadt des
Evangeli=
ſchen Bundes wird verſchönt durch einen Vorſpruch, der von Herrn
Schauſpieler Göbel geſprochen werden wird. Die vereinigten
Po=
ſaunenchöre Darmſtadt Martinsgemeinde und Arheilgen ſind etwa 70
Mann ſtark. Die Damen Güll und Medike haben ſich bereit
er=
klärt, noch ein Menuett zu tanzen. Die Feier verſpricht alſo auch in
ihrem inoffiziellen Teil einen ſchönen Verlauf.
das mancherorts herrſchende Vorurteil einſeitiger Polemik iſt, zeigt am
beſten ein Blick auf die poſitiven Aufgaben, die der
Zweig=
verein Darmſtadt in Angriff nahm. Er richtete bald nach ſeiner
Grün=
dung ſchon 1889 eine Handarbeits= und Strickſchule ein, in der
evange=
liſche Kinder Mittwochs und Samstags nachmittags beaufſichtigt
wer=
den — eine ſoziale Tat von großem Wert. Mit großen Opfern hat er
die Schule bis zum Jahre 1928 durchgehalten. Zeitweilig war die
Schule von 600 Schülerinnen beſucht, für die ſechs Lehrerinnen tätig
waren. Die Lehrerin Fräulein Graf, die von Anfang bis zum
Schluß ihre Kraft der Schule weihte, verdient ebenſo hervorgehoben zu
werden wie Frau Mülberger, die Leiterin. Die erſten beiden
evangeliſchen Krankenſchweſtern für die Hauspflege vom
Eliſabethen=
ſtift wurden ebenfalls vom Evangeliſchen Bund in unſerer Stadt
an=
geſtellt. Er hat damit den Grund gelegt zu der ausgedehnten
Schwe=
ſternſchaft der evangeliſchen Gemeinden unſerer Tage. Ebenſo iſt die
Verufung des erſten männlichen Krankenpflegers, des erſten Diakons in
unſerer Stadt ebenſo wie die erſte Einrichtung des Männerheims auf
die Tätigkeit des Bundes zurückzuführen. Daneben hat er noch eine
ganze Reihe anderer Aufgaben übernommen: Bundesbücherei,
Leſezir=
kel, Liebestätigkeit für die Armen der Stadt, aber auch für die
öſter=
reichiſche ebangeliſche Bewegung.
Der Hauptnachdruck lag jedoch auf der Vortragstätigkeit
des Bundes, durch die erſte Vertreter des deutſchen Proteſtanrismus in
Darmſtadt zu Worte kamen. Wir nennen nur einige der Bedeutendſten,
die in Veranſtaltungen des Bundes in Darmſtadt ſprachen: Harnack,
Deißmann, Scheel, Schubert, ferner die Gießener Profeſſoren Gunkel,
Eck, Schian, Krüger, D. Dr. Berger=Darmſtadt, D. Dr. Diehl, die
Pro=
feſſoren Schoell=Friedberg, Sulze=Dresden, Jahn=Berlin und viele
an=
dere mehr. Zu den Familienabenden des Evangeliſchen Bundes
dräng=
ten ſich in früheren Jahren alle Bevölkerungskreiſe, ſo daß die größten
Säle oft nicht ausreichten. Durch dieſe Vortrags= und Familienabende
hat der Evangeliſche Bund die Grundlage gelegt zu dem heute ſo
blü=
henden evangeliſchen Vereinsleben, in unſerer Stadt.
Willigi ſt er ſpäter oft hinter den Frauen=, Männer= und ſonſtigen
Ge=
meindevereinen, ſeinen Kindern, zurückgetreten. Einige beſonders große
Veranſtaltungen bedürfen noch der Erwähnung: So die erſte große
Veranſtaltung, die Lutherfeier, vom 11. November 1891 im Saalbau,
bei der vor Tauſenden Stadtpfarrer Gerock=Stuttgart ſprach. Auch
die Bundesleiter: Profeſſor D. Beyſchlag, und in unſerer Zeit
D. Doehring, haben glänzende Verſammlungen in Darmſtadt
ge=
halten. Am machtvollſten war jedoch die Proteſtkundgebung anläßlich
der Schmähung der Reformation durch Pius A. in der Vorromäus=
Enzyklika” von 1910. Turnhalle und Stadtkirche waren übervoll. Es
ſprachen damals D. Waitz D. Velte und Prof. Knoll
In dieſer kurzen Darſtellung wollen wir die mannigfache
Kriegs=
arbeit des Bundes übergehen. Damals hat der Bund unter
Hintan=
ſtellung aller konfeſſionellen Wünſche — etwa 1917 im Lutherjahre —
und unter ſtiller Duldung aller Beſchwerniſſe — 1917, im Jahre der
Aufhebung des Jeſuitengeſetzes und 1918 bei Einführung des neuen
römiſchen Rechtsbuches! — nur der chriſtlichen Liebe und der nationalen
Einigkeit dienen wollen. Nicht unerwähnt jedoch darf die Tätigkeit
bleiben, durch die er ſich am meiſten die Herzen des Volkes erworben
hat: die Darbietung der großen Feſtſpiele, die jedesmal ein
Er=
eignis für unſere Stadt waren. Zuerſt das Herrigſche Lutherfeſtſpiel,
dann das große Debrientſche Lutherſpiel, faſt ganz von Dilettanten
aufgeführt, dann das Debrientſche Guſtav=Adolf=Feſtſpiel. 1904 aus
Anlaß des 400. Geburtstages Philipps des Großmütigen das
Weitbrecht=
ſche „In Treuen feſt” und endlich 1927 das Grafſche Der Profet”. In
dieſem Jahr, am Reformationstag, ſoll das Spehrer Feſtſpiel von b.
Munzinger folgen. Sechsmal, zuletzt 1927, hat der Zweigverein den
Hauptverein zur Landesverſammlung nach Darmſtadt eingeladen und
die Durchführung übernommen.
Zur Polemik iſt er nur dann gegangen, wenn er angegriffen
war. Dann hat er freilich unerſchrocken in der Oeffentlichkeit die
eban=
geliſche Sache vertreten, ſich zu ihrem Sprecher gemacht, die Gewiſſen
aufgerufen und mit offenem Viſir gekämpft. Aber er hat es immer nur
ungern und gezwungen getan. Denn er will bauen und pflegen, hiten
und mehren deutſch=ebangeliſches Weſen und Leben. Vor 30 Jahren
war in einem Jahresbericht des Hauptvereins zu leſen: „Der
Ebange=
liſche Bund ſteht in Darmſtadt durch ſeine hervorragende Tätigkeit in
hohem Anſehen.” Möchte es immer ſo bleiben!
3. Tagung der deutſchen Auslandslehrer
und etelfingen.
Auch die Regierung des Reiches und die der deutſchen Länder ſowie
ſonſtige Behörden nehmen ſtarken Anteil an der dritten Tagung der
deutſchen Auslandslehrer, die am 22. Auguſt ihren Anfang nimmt.
Dies iſt durchaus begreiflich und natürlich. Sie ſind ſich der Bedeutung
der Kulturarbeit, die gerade der deutſche Lehrer draußen leiſtet, voll
bewußt, und erkennen die Wichtigkeit dieſer unaufdringlichen, aber umſo
wirkſameren Kulturpropanganda. Solche weitblickende
Groß=
zügigkeit war nicht immer bei deutſchen Behörden vorhanden; ſie iſt
erſt das Ergebnis eines verlorenen Krieges und der zielbewußten Arbeit
der Männer, die die Kulturgemeinſchaft aller Deutſchen,
unbeſchadet ihres Wohnſitzes, ſchaffen wollen. Vor dem Kriege, alf
wir ein mächtiges, reiches Land waren, tat das Reich nichts oder doch
beſchämend wenig auf dieſem wichtigen Gebiet, ganz im Gegenſatz zu
anderen Völkern, etwa den Franzoſen. Die Folgen dieſer ſtolzen aber
unzweckmäßigen Zurückhaltung haben wir dann in dem großen Ringen
der Völker nur zu deutlich zu ſpüren bekommen. Die für die meiſten
Deutſchen geradezu unbegreifliche Verſtändnisloſigkeit für deutſches
Weſen und deutſche Eigenart, die überraſchende Unkenntnis über deutſche
Verhältniſſe, der wir in dieſer Zeit überall zu unſerm Schaden begegnen
mußten, ſind nicht zuletzt auf das Fehlen jeder planmäßigen
Kultur=
propaganda zurückzuführen. Jetzt beginnt es, damit anders zu werden:
Die Richsbehörden erkennen die Wichtigkeit dieſer Arbeit und ſuchen
das Mögliche zu leiſten. Leider fehlen infolge des verlorenen Kriegs und
unſerer Wirtſchaftslage nur zu oft die nbtigen Mittel. Aber in ideeller
Beziehung findet heute, dies iſt anzuerkennen, deutſche Kulturarbeit im
Auslande die verſtändnisvolle Unterſtützung der Behörden. — Deshalb
werden auch Reich und Länder Vertreter zur
Auslands=
lehrertagung nach Darmſtadt entſenden. Bis jetzt ſind folgende
Herren und Damen angemeldet:Legationsrat Dr. Böhme (Auswärt.
Amt), Miniſterialdirektor Pellengahr, (Reichsminiſterium des
Innern), Miniſterialrat Dr. Südhoff (preuß. Handelsminiſterium),
die Miniſterialdirektoren Dr. Jahnke (Preußen) und Dr. Melber
(Bahern), die Miniſterialräte Dr. Mencke=Glückert (Sachſen) und
Dr. Löffler (Württemberg), Oberergierungsrat Dr. Thoma
(Baden). Auch unſere heſſiſche Regierung nimmt ſelbſtverſtändlich an der
Tagung teil, unter Führung des Finanzminiſters Kirnberger;
Staatspräſident Dr. Adelung hat ſein Erſcheinen für Samstag in
Ausſicht geſtellt. Die Parlamente ſind vertreten durch
Landtagspräſi=
dent Delp, Frau Dr. Matz, M. d. R., Frau Gieſe=Berlin, M. d.
preuß. L., u. a. Den deutſchen Städtetag und die Gaſtſtadt
Darm=
ſtadt vertritt Oberbürgermeiſter Mueller=Darmſtadt; das heſſiſche
Landeskirchenamt (Oberkirchenrat Dr. Müller) fehlt
ebenſo=
wenig wie ein Abgeordneter des biſchöflichen Ordinariats
— eine Fülle von behördlichen Vertretern, die der Tagung ein hohes
Niveau ſichern.
Ga.
In den ersten
zehn jahren
sollte jede Mutter ihr Kind
aus-
schließlich mit der reinen, milden
KINDER
AARVEAASEIEE
woschen und baden. Das Kind wird
es ihr einst danken, weil ihm dadurch
später manche Sorge um die
Erhal-
tung seines guten Teints erspart
bleibt. Nivea-Kinderseiſe ist üben-
Netekt ind Jach drndicher Vorschteit
besonders für die empfindliche Haut
der Kinder hergestellt.
f
A Sonnengebräunte, gesunde Haut
wollen Sie doch haben. Drum reiben Sie Ihren Körper mit
Cchschad
NIVEA-CREME
EA
ein. Und dann hinaus ins Freie, in Luſt und Sonne.
Nivea-Creme verstärkt die bräunende Wirkung der
Sonnenstrahlen, sie vermindert die Gefahr
schmerz-
haften Sonnenbrandes. Aber trocken muß Ihr Körper
sein. Sie dürfen ihn niemals naß den
Sonnen-
strahlen aussetzen. Und immer vorher einreibenl
Nur Nivea-Creme enthält das
haut-
pflegende Eucerit, und darauf
be-
ruht ihre einzigartige Wirkung.
Dosen RM. 020,
0.30, 0,60 u. 3.20
Reine Ainntuben:
RM. 0.60 u. 100
Seite 6
Sonntag, den 18. Auguſt 1929
Nummer 228
Der Evangeliſche Landesjugendtag.
findet in dieſem Jahre am 25. Auguſt ſtatt und ſteht in der
Petrus=
gemeinde unter dem Zeichen der Jugendgemeinde, in der ſich alle
jungen Glieder der Gemeinde zuſammenfinden. Im letzten Jahre iſt
die Zahl derer, die, über die Jugendbünde hinaus, ſich zur
Jugend=
gemeinde bekennen und halten, ſtetig gewachſen, was insbeſondere in
dem ſtarken Beſuch der Jugendbibelſtunden und =gottesdienſte zum
Aus=
druck kam. Nun ruft der Jugendſonntag die Jugendgemeinde ſowie alle
übrigen Glieder der Gemeinde zu ernſtem und frohem Erleben auf. Im
Mittelpunkte der Veranſtaltungen ſtehen die Feier des heiligen
Abend=
mahls für die geſamte Jugendgemeinde am Samstag, den 24. Auguſt,
abends 8,30 Uhr, und der Feſtgottesdienſt am Sonntag, den 25. Auguſt,
vormittags 10 Uhr, beide Feiern in der Beſſunger Kirche. Auch das
frohe Jugendtreiben am Sonntag nachmittag auf dem Herrgottsberg
iſt für die ganze Jugendgemeinde als Veranſtalterin gedacht. Daß die
Jugendbünde als Kern der Jugendgemeinde an dieſem Tage wie in den
Vorjahren mit Darbietungen an die Oeffentlichkeit treten wollen, iſt
wohl ſelbſtverſtändlich. So wird eine Ausſtellung im Frauenheim,
Forſtmeiſterſtraße 9, Arbeiten von Mitgliedern der Mädchenvereinigung
und Bilder aus dem Leben der Jugendbünde zeigen. Die Ausſtellung,
bei der auch ein Feſtbuch zum Preiſe von 50 Pfg. erhältlich iſt, iſt
zur Beſichtigung und Kauf geöffnet am Samstag von 3—6 Uhr ſowie
am Sonntag von 11—2 Uhr. Samstags nachmittags finden in der
Turnhalle und auf dem Hofe der Mornewegſchule (Eingang Karlsſtraße)
turneriſche und ſportliche Wettkämpfe der Jugendvereinigung ſtatt, zu
deren Beſuch gleichfalls herzlich eingeladen wird. Kurrendeſingen in der
Frühe des Sonntags ſoll der Gemeinde ein Weckruf und Gruß der
Jugend zugleich ſein. Danach nimmt die Mädchenvereinigung in der
Kirche die Weihe ihres neuen Wimpels vor. Beim frohen Treiben auf
dem Herrgottsberg wird neben den anderen mannigfaltigen
Darbie=
tungen das heitere Märchenſpiel „Das einfältige Brüderlein” von Walter
Blachetta aufgeführt werden.‟ Das eigentliche Feſtſpiel des Tages iſt
aber die dramatiſche Legende „Die Heimkehr” von Karl Roettger, die
uns eine ganz neue Schau des Gleichniſſes vom verkorenen Sohn
ver=
mittelt. Es finden zwei Aufführungen im Gemeindehaus abends 8,30
Uhr ſtatt: am Sonntag, den 25. Auguſt, für die Jugendgemeinde (füir
dieſe Aufführung, zu der Jugendliche unter 18 Jahren Freikarten
er=
halten, ſtehen auch für Erwachſene einige Plätze zum Preiſe von RM.
1.— zur Verfügung), und am Montag, den 26. Auguſt für alle
Ge=
meindeglieder und Freunde unſerer Jugendſache. Numerierte
Eintritts=
karten zum Preiſe von 50 Pfg. ſind im Vorverkauf erhältlich bei den
Mitgliedern der Jugendbünde, Herrn Kirchendiener Kropp und in der
Papierhandlung K. F. Bender, Beſſunger Straße 47.
* Steuer= und Wirlſchaftskalender
für die Zeit vom 16. bis 31. Auguſt 1929.
Ausſchneiden!
Aufbewahren!
15. Aug.: Wegen der an dieſem Termin fälligen Steuern:
1. Zweites Ziel der Kirchen= und
Kultus=
ſteuer; 2. zweites Ziel der Hundeſteuer;
3. Vorauszahlung auf die Vermögensſteuer,
3. Rate; 4. endgültige Gewerbeſteuer für
1928 in Darmſtadt, gemeindlicher Anteil.
Vergleiche den Steuerkalender für die 1. Auguſt=Hälfte in
Nr. 216 des „Darmſtädter Tagblatts” vom 6. Auguſt 1929.
20. Aug.: Abführung der Lohnſteuer für die in der Zeit vom 1. bis
15. Auguſt 1929 erfolgten Lohnzahlungen im
Markenverfah=
ren und im Ueberweiſungsverfahren; im letzteren jedoch nur
dann, wenn die in der erſten Hälfte des Kalendermonats
ein=
behaltenen Lohnſteuerbeträge für ſämtliche in einem Betrieb
beſchäftigten Arbeiter den Betrag von 200 RM. überſtiegen
haben. (Keine Schonfriſt.)
25. (26.) Aug.: Dritte Vorauszahlung (ſtaatliches Ziel) laut
Vorauszah=
lungsbeſcheid über heſſiſche Staatsſteuern für das
Rechnungsjahr 1929. (Grundſteuer,
Sonderge=
bäudeſteuer und Gewerbeſteuer.) Schonfriſt bis
5. September 1929.
1. Ziel der Filialſteuer 1929 in Darmſtadt.
Beiträge zur Handwerkskammer 1929
1. Ziel.
Ueber die Fälligkeitstermine bei den genannten Abgaben können
beſtimmte Angaben immer noch nicht gemacht werden.
H. W. Wohmann.
Nachtrag zur Tagesordnung für die Sitzung des Stadtrats am
22. Auguſt: 9a) Errichtung einer neuen Kochanlage im Altersheim
(Berichterſtatter: Stadtratsmitglied Tempel). 9b) Schaffung eines
Raumes im Stadtkrankenhaus zur feuerſicheren Unterbringung der
Filme der Röntgenabreilung (Stadtratsmitglied Tempel). 9c)
Beſchaf=
fung eines Vervielfältigungsapparates.
— Hausfrauenbund. Zu unſerer Rheinfahrt am 29. Auguſt möchten
wir ergänzend mitteilen, daß bei der Anmeldung zugleich das Fahrgeld
für Bahn und Schiff einzuzahlen iſt. Letzter Termin der Anmeldung
22. Auguſt.
— Ein billiger Sonderzug in die Schweizer Alpen, nach Luzern,
dem Vierwaldſtätterſee, Interlaken und in das Jungfraugebiet ſoll allen
denen, die im Sommer keine Gelegenheit zum Reiſen hatten, die
Mög=
lichkeit bieten, vom 31. Auguſt bis 7. September auszuſpannen und in
der herrlichen Schweizer Gebirgswelt Erholung und Anregung zu
fin=
den. In den billigen Preis von 65 Mark ſind alle Bahnfahrten hin
und zurück, Schiffsfahrten und Bergbahnfahrt inbegriffen. Reiſepaß iſt
nicht erforderlich. Proſpekte und Karten durch Verkehrsbüro, Ernſt=
Ludwigsplatz 5.
— Aerztlicher Sonntagsdienſt. Iſt wegen plötzlicher Erkrankung
ärztliche Hilfe erforderlich, ſo iſt ſtets zunächſt der Hausarzt zu rufen.
Wenn dieſer nicht erreichbar iſt, dann ſind am Sonntag, den 18. Auguſt,
folgende Aerzte zu deſſen Vertretung bereit: Dr. med. Degen,
Klap=
pacherſtraße 1, Telephon 366; Dr. med. Gallus, Bismarckſtraße 23,
Telephon 3148; Frl. Dr. med. Kalcher, Rheinſtraße 37, Telephon 3296.
— Wochenmarkt=Kleinhandelspreiſe vom 17. Auguſt (pro Pfd. bzw.
Stück in Pfg.): Gemüſe: Kohlrabi 5—8, Gelbe Rüen 8—10, Rote
Rüben 12—15, Spinat 40, Römiſchkohl 15, Rotkraut 20—25, Weißkraut
18—20, Wirſing 18—20, Stangenbohnen 40—50, Buſchbohnen 30—40,
Wachsbohnen 40—50, Erbſen 40—45, Zwiebeln 15, Knoblauch 80,
Toma=
ten 40, Endivienſalat 10—15, Kopfſalat 10—15, Salatgurken 12—40
Einmachgurken 1—2, Blumenkohl 40—100, Rettich 15—20, Meerrettich
120, Radieschen 8—10; Kartoffeln 5—7; — Obſt: Pfirſiche 50—60,
Apri=
koſen 40—55, Brombeeren 35—40, Heidelbeeren 45, Preißelbeeren 55,
Mirabellen 30—35, Reineklauden 15—20,Tafeläpfel 20—30,
Wirtſchafts=
äpfel 10—20, Falläpfel 5—10, Tafelbirnen 18—30, Wirtſchaftsbirnen 15
bis 20, Zwetſchen 20, Pflaumen 10, Trauben 40—50, Zitronen 10—20,
Bananen 50—55; Eßwaren: Süßrahmbutter 210—230, Landbutter
200—210, Weichkäſe 40—45, Handkäſe 5—15, Eier friſche 14—16: Wild
und Geflügel: Hühner 140—180, Tauben 80—90; Fleiſch= und
Wurſtwaren: Rindfleiſch friſch 90—110, Kalbfleiſch 120.
Hammel=
fleiſch —, Schweinefleiſch 110—126, Dörrfleiſch 160, Wurſt 70—160,
Wurſtfett 60, Schmalz, ausgelaſſen 110.
Ans Heiſen.
Aa. Eberſtadt, 17. Aug. Aus dem Schuldienſt. Die
Hand=
arbeitslehrerin Margarete Keller (Witwe) tritt wegen Erreichung
der Altersgrenze am 1. September aus dem Schuldienſt. Frau Keller,
eine geborene Röder wirkte lange Jahre als Induſtrielehrerin an der
hieſigen Schule. Sie konnte am 2. Mai d. J. ihren 65. Geburtstag
begehen. Bei ihren Schülerinnen erfreute ſich Frau Keller einer
großen Wertſchätzung.
F. Eberſtadt, 16. Aug. Gemeinderatsſitzung. Geſtern
abend fand im Rathausſaal eine Gemeinderatsſitzung ſtatt, zu deren
Beginn das neugewählte Gemeinderatsmitglied Jakob Schmitt 2.
durch den Bürgermeiſter eingeführt und durch Handſchlag an Eidesſtatt
verpflichtet wurde. Er rückt für den verſtorbenen Gemeinderat Peter
Kaltwaſſer 3. nach. Bezüglich des Baugeſuchs Wilhelm Dieter, der das
Wohnhaus Pfungſtädter Straße 11 aufzuſtocken beabſichtigt, iſt von
höherer Stelle das Zurückgehen auf die Baufluchtlinie (etwa 4 Meter)
verlangt und der Gemeinderat um eine nochmalige Stellungnahme
er=
ſucht worden. Obwohl der Gemeinderat die Notwendigkeit der
Einhal=
tung feſtgelegter Baufluchten gerade in der verkehrsreichen Pfungſtädter
Straße nicht verkennt, vertrat er doch die Anſicht, daß man hier eine
Ausnahme zulaſſen müſſe, da der Beſitzer erklärte, ſein Bauvorhaben
ſonſt nicht durchführen zu können und andererſeits der Gemeinde
inſo=
fern erhebliche Koſten entſtehen würden, als ſie das anfallende
Straßen=
gelände zu erwerben und die entſtehende Minderung des
Grundſtücks=
wertes zu tragen hätte. Hinzu kommt, daß in Fällen — wie hier —
wo das untere Gebälk nicht entfernt zu werden braucht, das
Zurück=
gehen auf die Baufluchtlinie ſeither auch nicht verlangt wurde. Da die
Pfungſtädter Straße Provinzialſtraße iſt, liegt die letzte Entſcheidung
bei der Provinz, und es bleibt daher abzuwarten, wie die Entſcheidung
ausfallen wird. Im Falle Karl Wagner, der einen Umbau ſeines
Wohn=
hauſes in der Alten Darmſtädter Straße (neben der Metzgerei Heil)
plant, liegen die Verhältniſſe ähnlich, nur hat, da es ſich um eine
Ge=
meindeſtraße handelt, die Gemeinde die Entſcheidung in der Hand. Man
erteilte dem Baugeſuch die Genehmigung, ohne ein Zurückgehen auf die
Baufluchtlinie zu fordern. Die Provinzialdirektion hat in einem
Schrei=
ben angeregt, der Provinzial=Pflegeanſtalt das ſeinerzeit in Pacht
habende Gemeindegelände weſtlich der Bickenbacher Straßee weiter zu
verpachten. Der Gemeinderat willigte aber aus grundſätzlichen
Er=
wägungen nicht ein und beſchloß, die Verpachtung nach Ablauf der
Pachtzeit auszuſchreiben. Das Kreisamt regte an, eine
Polizeiverord=
nung zu erlaſſen, durch die die Obſtbaumbeſitzer zur Bekämpfung von
Obſtbaumſchädlingen verpflichtet werden ſollen. Der Gemeinderat
er=
blickte hierin einen Eingriff in die freie Wirtſchaft und lehnt den Erlaß
einer ſolchen Polizeiverordnung auch deshalb ab, weil ihre
Durchfüh=
rung vorausſichtlich auf erhebliche Schwierigkeiten ſtoßen würde. Zu der
von den Grundſtücksbeſitzern beantragten Umlegung ihrer Grundſtücke
zwiſchen Wieſenſtraße und Weinweg in Bauland regt Gemeinderat
Dächert die Erſtreckung der Umlegung auch auf das Gebiet zwiſchen
Weinweg und Mühltal als Fortſetzung an. Mit den hier in Frage
kom=
menden Grundſtücksbeſitzern ſoll verhandelt werden. Nachdem Oſt es
abgelehnt hat, den beabſichtigten Umbau ſeines Wohnhauſes in der
vor=
geſchlagenen Weiſe vorzunehmen, wird dem Baugeſuch die Genehmigung
verſagr. Dem inzwiſchen vollzogenen Erwerb eines Geländeteils von
dem Fabrikanten Fritz Bickelhaupt, benötigt für den
Turnhallen=
bau, ſtimmt der Gemeinderat zu. Die Vorarbeiten für dieſen Bau
können nunmehr endgültig in Angriff genommen werden. Der
vorlie=
gende Plan zur Einfriedigung des Neubaues Schales wird genehmigt
unter der Bedingung, daß dieſe in einem Abſtand von drei Metern zur
Nachbargrenze errichtet wird. Dem Bauplan für die Einfriedigung des
Neubaues Rieſe wird ebenfalls Genehmigung erteilt mit der Maßgabe,
daß ſie hinter der Baufluchtlinie errichtet wird. Dem Geſuch der Frau
Käthe Schmidt=Darmſtadt um Uebereignung von Gelände in der
Villen=
kolonie zwecks Errichtung eines Wohnhauſes wird unter den üblichen
Bedingungen entſprochen, ſofern die Möglichkeit der Finanzierung
nach=
gewieſen und der Bauplan noch vorgelegt wird. Für den am 1. März
1930 in den Ruheſtand tretenden Förſter Thomas Kirſchner wird ein
auswärtiger Nachfolger den Dienſt übernehmen, für den eine Wohnung
beſchafft werden muß. Nach Mitteilung des Forſtamts wäre der Staat
bereit, ein ihm angebotenes Haus zu kaufen unter der Vorausſetzung,
daß die Gemeinde ſich an dem Kauf mit 60 Prozent des Kaufpreiſes
be=
teiligt. Hierzu konnte ſich der Gemeinderat nicht verſtehen, da die
För=
ſter ſtaatliche Beamte ſind, für die der Staat zur Beſchaffung von
Woh=
nungen verpflichtet ſei. Der hier neugegründete Mieterſchutzverein hat
den Gemeinderat erſucht, den Wohnungsausſchuß um zwei Mitglieder
ſeines Vereins zu erweitern. Dem Anſinnen kann aber erſt nach Ablauf
des Zeitraums, für den der Ausſchuß gewählt iſt, näher getreten
wer=
den. Dieſer Zeitraum fällt mit der Ende dieſes Jahres ablaufenden
Wahlperiode der Gemeindevertretung zuſammen. Der Obſt= und
Gar=
tenbauverband des Kreiſes Darmſtadt beabſichtigt, mit ſeinem 25fährigen
Jubiläum im Herbſt d. J. eine Ausſtellung zu verbinden und bittet zur
Beſchaffung von Auszeichnungen um Stiftung eines Geldbetrages;
25 RM. werden bewilligt. Für den Ankauf von ſieben Ziegenböcken, der
auf dem am 24. d. M. in Pfungſtadt ſtattfindenden Viehmarkt getätigt
werden ſoll, wird eine viergliedrige Kommiſſion gewählt. Die
Anliefe=
rung von 20 Zentner Kleeheu für das Faſelvieh wird dem Ferd.
Schnä=
gelberger zum Angebotspreis übertragen. Das Konzeſſionsgeſuch des
Fritz Bauer für die Nungeſſerſche Wirtſchaft wird befürwortet, da es
ſich hier um eine ſeit langem beſtehende Konzeſſion handelt. Das
Bau=
geſuch Adam Hill 5. (Neubau eines Wohnhauſes in der Odenwaldſtraße)
wird genehmigt, ebenſo ein Baugeſuch für eine Einfriedigung des Dr.
Feldnerſchen Anweſens in der Villenkolonie. Eine Einladung des Jung=
Odenwaldklubs zu ſeiner am Samstag und Sonntag ſtattfindenden
Tagung in Eberſtadt wird zur Kenntnis genommen. Gemeinderar Heißt
bringt Beſchwerde von Bewohnern der Villenkolonie wegen
mangel=
hafter Straßenbeleuchtung dortſelbſt zur Sprache und erſucht die
Ver=
waltung, die Beſchwerden zu prüfen und für Abſtellung zu ſorgen.
Weiter regt er die Errichtung einer Bedürfnisanſtalt auf dem
Markt=
platze an, die, wie ſich neuerdings wieder ergeben habe, dringend
not=
wendig ſei. Er bittet, der Bauausſchuß möge ſich mit dieſer Frage, die
früher ſchon erörtert worden ſei, einmal beſchäftigen. Dies ſoll geſchehen.
Hierauf geheime Sitzung.
Probedose und Broschüre „Ratschläge eines Arztes” durch:
DEUTSCHE A.-G. FUR NESTLEERZEUGNISSE, BERLIN WST
Die diemmiter erfühsiaunden Notiyen ſind ausfhlleklich alt Hinmeife auf Kmiham !
in ſriezem Jalle irgendwie als Deſprechung oder Kritk.
— Heute abend findet im Hotel Poſt am Hauptbahnhof
Künſtler=
konzert ſtatt.
— Im Herrngarten=Kaffee finden täglich nachmittags
4 Uhr und abends 8 Uhr bei freiem Eintritt Künſtler=Konzerte,
ausge=
führt von einem Enſemble des Stadtorcheſters ſtatt. (Siehe Anzeige.)
— Kaffeehaus „Zur Oper‟. Ab Montag, den 19. Auguſt,
allabendlich 8 Uhr, findet ein kurzes Gaſtſpiel der Internationalen
Künſtlerkapelle Gebrüder Hegedüs ſtatt unter Mitwirkung der
jugend=
lichen Violinvirtuoſin Cläre Hegedüs. (Siehe Anz.)
— Im Hotel Prinz Heinrich findet heute Sonntag abend
Gartenkonzert mit Tanz ſtatt. Der Beſuch iſt beſtens zu empfehlen.
— Sommerfeſt des Geſangvereins „Loreley” im
Wiener=Kronenbräu=Keller. Bei Konzert, Geſangsvorträgen,
reichhalti=
ger Tombola und Tanz wird den Beſuchern genügend Abwechſlung
ge=
boten, ſo daß genußreiche Stunden zu erwarten ſind. (Siehe Anzeige.)
Tageskalender für Sonntag, den 18. Auguſt 1929.
Orpheum, 20 Uhr: „Du oder keine‟. — Sommerfreil
bühne, Dir D. Stey, 15½ Uhr und 20½ Uhr, auf dem A
platz am Schwimmbad. — Konzerte: Schloßkaffee, Hotel Se
Kaffee Oper, Sportplatz=Reſtaurant, Kaffee Ganßmann, Allte
Bismarckeck, Hotel Prinz Heinrich, Waldſchlößchen, Kaffee Jöſt,
zur Poſt. — Wiener Kronenbräukeller 16 Uhr: Ko
— Herrngartenkaffee, 16 und 20 Uhr: Konzert. —
wigshöhe 16 Uhr: Konzert. — Brauerei Schul, 20
Konzert. — Nummelbräu; 16 und 20 Uhr: Konzert. — K
vorſtellungen: Helia, Union=Theater. — Mathildenh
10 bis 18 Uhr: Ausſtellung „Der ſchöne Menſch”;
Cp. Pungſtadt, 17. Aug. Der Krieger= und
Militär=
verein hält am Sonntag eine außerordentliche Generalverſammlung
ab. Die Verſammlung befaßt ſich u. a. mit der projektierten Abhaltung
des 40. Stiftungsfeſtes des Vereins.
G. Ober=Ramſtadt, 16. Aug, Offenlage, Laut
Bekannt=
machung der Bürgermeiſterei liegt der Plan über die Ortserweiterung
in dem Gebiet zwiſchen Nieder=Ramſtädterſtraße, Roßdörferſtraße und
Odenwaldbahn am Schachenmühlenweg und über die Feſtlegung der
Baufluchtlinien daſelbſt nebſt zugehörigem Gemeinderatsbeſchluß vom 19.
Auguſt ab 14 Tage lang auf dem Bürgermeiſtereibüro zur Einſicht der
Beteiligten und Erhebung etwaiger Einwendungen offen.
Ak. Nieder=Ramſtadt, 17. Aug.
Säuglingsberatungs=
ſtunde. Die für kommenden Mittwoch angeſetzte Beratungsſtunde
fällt aus. Die nächſte Beratung findet zu der gewöhnlichen Zeit zwei
Wochen ſpäter ſtatt. — Die örtliche Solbadekur nimmt mit Beginn
jächſter Woche ihren Abſchluß. Aus dieſem Anlaß findet am kommenden
Mittwoch nachmittag wiederum, wie in früheren Jahren, eine
Abſchluß=
feier ſtatt, wozu Eltern und Kinder eingeladen ſind. Dieſe ſchon ſeit
einigen Jahren hierorts geübte ſegensreiche Einrichtung findet lebhaften
Anklang unter der Bürgerſchaft. Auch in dieſem Jahre ſind es wieder
eine anſehnliche Zahl Kinder, die ſich teils auf eigene Koſten, teils
mit Zuſchüſſen des Bezirksfürſorgeverbandes an der Kur beteiligten.
Der Erfolg ſteht hinter dem der Vorjahre nicht zurück. Ganz abgeſehen
von den geſundheitsfördernden Einwirkungen der Bäder ſind auch
wie=
der erhebliche Gewichtszunahmen zu verzeichnen. An dieſer Stelle ſei
allen Behörden, Organiſationen und Perſonen, die zur Förderung der
Sache beigetragen haben, gedankt, na=entlich aber den Nieder=
Ram=
ſtädter Anſtalten, dei ihre Einrichtungen wieder bereitwilligſt zur
Ver=
fügung ſtellten.
— Gernsheim, 17. Aug. Waſſerſtand des Rheins
16. Auguſt: 0,08 Meter; am 17. Auguſt: 0,03 Meter.
am
Großfeuer in der Zelluloſefabrik Mainz=Koſtheim.
Die Zelluloſefabrik in Mainz=Koſtheim iſt ſichtlich von Pech des
folgt. Nachdem dort genau vor einem Jahre ein großer Brand
gewüt=
hatte, entſtand jetzt wiederum in der Freitag Nacht gegen 11 Uhr 7
einer Papierlagerhalle für Fertigwaren ein Großfeuer. Gegen halb u
Uhr wurden durch Arbeiter der Nachtſchicht Papierollen in den Raum
gebracht, und kurz darauf ſtand derſelbe in hellen Flammen. Das ve
heerende Element fand in den leicht brennbaren Materialien gute Na4
rung und breitete ſich mit großer Schnelligkeit über die Fabrikanlar
aus. Bis die Feuerwehr eintraf waren in kurzer Zeit weitere Lage
ein Maſchinenraum, die Büros und darunter befindliche Aufbewak
rungsräume, ſowie die rieſige, noch nicht lang erbaute Turbinenhalle
ein Flammenmeer. Die Stichflammen ſchlugen hoch hinaus und erreich
en ſtellenweiſe eine Höhe von 30—40 Meter. Mit über 12 Schlauch
leitungen waren die Mainzer und Wiesbadener Berufsfeuerwehren, ſy
vie ſämtliche Freiwilligen der Umgegend tätig, des Feuers Herr z
werden und ſeiner weiteren Ausbreitung Einhalt zu gebieten. Die von
Feuer ergriffenen Gebäude ſind zum großen Teil bis auf ihre Grund
mauern abgebrannt. Wertvolle Maſchinen und Fertigwaren wurde
vollſtändig zerſtört. Wichtige Pläne zu Neubauten im Büro, ſowie dre
Kaſſenſchränke wurden ein Raub der Flammen. Ein Teil des Betrieß
muß auf einige Zeit ſtillgelegt werden. Der Schaden iſt enorm, mar
ſchätzt in eingeweihten Kreiſen, daß er an die Millionengrenze heran
kommt; er iſt aber zum größten Teile durch Verſicherung gedeckt. Gege;
2 Uhr nachts war die Hauptgefahr beſeitigt und das Feuer auf ſeinen !
Herd beſchränkt. Die Feuerwehr mußte aber immer wieder eingreifen
da hier und dort das Feuer in den Papierreſten immer wieder au;
flammte. An der Brandſtelle war auch der Dezernent des Mainze/// u
Feuerlöſchweſens, Bürgermeiſter Dr. Ehrhardt, anweſend. Uebe, nn, 0
die Urſache des Großfeuers iſt man noch im Unklaren; es wird angenom
men, daß in dem Raum, in dem das Feuer ausbrach, vorher entgeger
der Vorſchrift, geraucht worden iſt. Die Feuerwehr wird mit den Au;
räumungsarbeiten und dem Niederlegen ſtehen gebliebener Mauerreſt,
noch einige Tage zu tun haben.
Die Pa
ſerlauf
C. Viernheim, 17. Aug. Verkehrsunfall mit tödlichen
Ausgang. Vorgeſtern nacht ereignete ſich auf der Mannheime
Straße ein Verkehrsunfall, dem ein 75jähriger Greis zum Opfer fie
Eine Mannheimer Transportfirma war mit einem Bulldogg und zwe
Anhängern voll Kleeheu auf der Fahrt nach Mannheim begriffen. De. ſus gb.
Verkäufer des Heues, Landwirt Gölz von Mörlenbach, begleitete de
Transport. Nachts gegen 1 Uhr erlitt die Zugmaſchine bei Viernhein
eine Panne, die nach einigen Stunden noch nicht behoben war.
Mo=
gens um 5 Uhr kam aus der gleichen Richtung von Weinheim ein Laſ
wagen und rannte gegen den hinteren Anhänger, wodurch die beide
vorderen Fahrzeuge plötzlich vorwärts geſtoßen wurden. Hierbei gerie
der alte Mann, der neben dem Bulldogg ſtand, unter denſelben und
wurde lebensgefährlich verletzt. Er wurde ſofort ins hieſige Kranker; der Stal
haus verbracht, doch mußte auch hier die ärztliche Kunſt verſagen, hng mi
Gegen 12 Uhr ſtarb unter furchtbaren Schmerzen der bedauernswert; oeßen wä
Mann, deſſen Tochter ſchwer erkrankt und ein Sohn infolge eines Mü
torradunfalls im Heidelberger Krankenhaus daniederliegt.
— Hirſchhorn, 17. Aug. Waſſerſtand des Neckars am),
16. Auguſt: 0,60 Meter; am 17. Auguſt: 0,58 Meter.
Friebberg, 17. Aug. Eine verungl ückte Schwarzfahrt dn, b
In der Nacht vom 15. auf 16. Auguſt fuhr ein großer Minervawagen. Nacht
deſſen Lenker zu ſpät auf die Kurve am Chauſſeehaus achtete, in den ſchen
Straßengraben und ſtieß dabei gegen einen Baum. Der Chauffeu= treffend
ſowie ein Mitfahrer wurden aus dem Wagen geſchleudert. Beide er auf ein
litten nicht allzu ſchwere Verletzungen und wurden ins Bürgerhoſpitol) Infolge
in Friedberg eingeliefert. Wie man hört, hatte das Auto kurz bor der ind alle
Sturz eine Geſchwindigkeit von 80 Kilometer. Der Wagen iſt völlig) nu zu
zerſtört.
Hungen, 17. Aug. Ein greiſer Turnveteran. Einer de
älteſten aktiven Turner des Mittelrheinkreiſes, der Ehrenturnwart Wi
helm Frutig, feierte ſeinen 78 Geburtstag. Er iſt Mitbegründer de
hieſigen Turnvereins, den er von 1886 bis 1901 als erſter Turnwart
leitete. Dieſes Amt übte er in Vertretung auch während des Kriege
aus. Noch heute iſt Frutig turneriſch tätig. Die Deutſche
Turnerſcha=
hat die Turnertreue Frutigs wiederholt ehrend ausgezeichnet. Er ä
Inhaber des Ehrenbriefs des Turngaues Heſſen und erhielt zu ſeinerw.) Uhr
78. Geburtstag jetzt auch den Ehrenbrief des Mittelrheinkreiſes.
Lauterbach, 17. Aug. Exploſion eines verunglücktenm
Motorrades. — Der Führer tot. Auf der Straße zwiſche".
Lauterbach und Wernges kam durch das fahrläſſige Verhalten eine=
Fuhrmanns ein Motorradfahrer ums Leben. Der Fuhrmann ſaß, wi= r
man das öfters beobachten kann, ſchlafend auf ſeinem unbeleuchtete
Wagen und ließ die Pferde in der Dunkelheit auf der abſchüſſige
Straße Trab laufen. Das Fuhrwerk lag bald auf der linken, dann ar
der rechten Seite, ſo daß der Motorradfahrer, der den Wagen über
holen wollte, mehrmals Signal geben mußte. In dem Augenblick, als e
vorbeifuhr, wurde er von den Pferden auf die linke Straßenſeite ge
drückt und rannte gegen einen Telegraphenmaſt. Bei dem Anpral
brach der Benzintank auseinander und das herumſpritzende Benzi
wurde von der Lampe entzündet. Der Fahrer, der verletzt und bewußy
los am Boden lag, ſtand bald in hellen Flammen. Paſſanten eilte
zu Hilfe und konnten die Flammen erſticken. Die Verletzungen
ware=
jedoch ſo ſchwer, daß der Motorradfahrer nach ſeiner Einlieferung it
Lauterbacher Krankenhaus ſtarb. Der Fuhrmann aber ſchlug nach der
Unfall auf die Pferde ein und fuhr unerkannt davon.
33. Preußiſch=Süddeutſche Klaſſenlokkerie.
8. Dag 5. Klaſſe. In der Vormittags=Ziehung am Freita
fielen zwei Gewinne zu je 25 000 Mark auf Nr. 302 281, zwei Gewinn
zu je 10 000 Mark auf Nr. 254 999, zwei Gewinne zu je 5000 Mark au”
Nr. 156 252, 20 Gewinne zu je 300 Mark auf Nr. 37 868 130 666 139 53
269 722 B83 577 319 845 350 107 368 924 370670 376 671, 18 Gewinne zu
je 2000 Mark auf Nr. 14 484 85 898 108617 183 815 214 266 230 76‟
327 536 350 385 390 645, 40 Gewinne zu je 1000 Mark auf Nr. 46 60
50 141 64 162 98 364 100 657 119952 227 425 227 827 256 843 265 624
270 373 271 767 277 269 285 197 319 764 350 276 352 776 356 327 36237‟
376 892; ferner 62 Gewinne zu je 500 Mark und 262 Gewinne zu 1
300 Mark. — In der Nachmittags=Ziehung fielen zwei Gewinn
zu je 50 000 Mark auf Nr. 268 625, acht Gewinne zu je 3000 Mark an
Nr. 124 128 141 742 224 466 295 477, ſechs Gewinne zu je 2000 Mark au
Nr. 38 088 101 366 320 636, 46 Gewinne zu je 1000 Mark auf Nr. 23—
545 50 866 54 682 59 801 60 265 64008 115 143 133 399 162 641 162874
169 758 176 830 242 746 254 559 291 131 322355 329 798 330 997 332 92—
382 402 384 120 397 565; ferner 78 Gewinne zu je 500 Mark und 182
Gewinne zu je 300 Mark. (Ohne Gewähr.)
Eine neue Greiling=Reklame.
Die Zigarettenfabrik Greiling läßt ihrer Bildfolge aus der
Olympiade eine neue Bilderreihe folgen, nämlich Münz=Karten. Unten
großen Schwierigkeiten gelang es, die Kurant=Münzen ſämtlicher Län
der der Welt zu beſchaffen, nach denen die Karten in kunſtvoller
riginalgetreuer Prägung hergeſtellt werden. Die in Zufammenhang
mit deutſchen Großbanken aufgeſetzten Texte geben volle Gewähr fün
ſachliche Richtigkeit. Die einzelne Serie zeigt ſämtliche zurzeit im Um
lauf befindlichen Kurantmünzen eines Landes in Gold=, Silber=, Nickel=
Neſſing= und Kupfer=Prägung. Jede Serie umfaßt 6—8 Bilder. Ein
prächtiges Sammel=Album für die erſten 32 Serien befindet ſich in
Druck, ein zweites Album für die reſtlichen 32 Serien iſt in
Vor=
bereitung.
Es hat bereits eine rege Sammeltätigkeit eingeſetzt. — Auch dieſe
Münzdruck=Sammlungen haben ſicher einen belehrenden und bildendem
Wert.
Noch iſt der große Umbau bei Kleiderheß nicht vollender
Fieberhaft wird gearbeitet, ſchichtweiſe kommen und gehen die
Handwer=
ker, bald ſoll es geſchafft ſein! Während der Haupteingang an der Ege
für den Verkauf im Erdgeſchoß beſtimmt, iſt inzwiſchen im Toreingang
neben der Krone ein Aufgang zum 1. Stock geſchaffen worden. Der
Ver=
auf geht ungehindert weiter.
Die meiſten Damen rauchen, ſeitdem ſie das Mittel gefunden
haben=
die unangenehme Begleiterſcheinung des Rauchens, das Gelbwerden der
Zähne, zu vermeiden und den wenig angenehmen Nachgeſchmack des
Tabaks wieder zu beſeitigen. Welches iſt dieſes Mittel? Nun, die Zahn—
paſta Pebecv. Ihr herbkräftiger Geſchmack, der ein Zeichen iſt
für=
den hohen Gehalt an wirklich wirkſamen Beſtandteilen, hat
Pebeco=
mehr und mehr zur Spezialzahnpaſta für den Raucher und für
Freunde-
von Süßigkeiten gemacht.
Die heutige Nummer hat 22 Geiten.
[ ← ][ ][ → ]Sonntag, den 18. Auguſt 1929
it vier Moloren guke Fahrk über Sibirien. — Schon über die hälfe der Strecke Friedrichshafen-Tokio
zurückgelegt. — Guke Verſtändigung mit den Funkſtalionen. — Widerſprechende Standorkmeldungen.
Die Mokoren arbeiten guk. — 140 Kilomeier Stundengeſchwindigkeit.
Die Zeppelin=Pafſagiere in beſter Skimmung.
Begeiſterk über den Sahrtverlauf.
Hamburg, 17. Auguſt.
Die Hamburg=Amerika=Linie ſtellt feſt: „Graf Zeppelin” befand ſich
m 7 Uhr morgens MEZ. auf 95 Grad öſtlicher Länge und 64 Grad
prdlicher Breite. Dem Luftſchiff iſt es durch geeignete nautiſche und
potorentechniſche Maßnahmen gelungen, weſentliche Kräfteerſparniſſe
erzielen und Reſerven zu ſchaffen, ohne dadurch die Durchführung
1s Fahrtprogramms irgendwie zu verlangſamen. Man kann
anneh=
gen, daß „Graf Zeppelin” ſein nächſtes Ziel, Tokio, in der Nacht vom
Kontag auf Dienstag erreichen wird. An Bord iſt alles in Ordnung.
ſie Paſſagiere ſind in beſter Stimmung und begeiſtert über den guten
lerlauf der Fahrt.
Poſtabwurf vom „Graf Zeppelin”.
Graf Zeppelin” überflog am Freitag um 5.30 Uhr nachmittags
uſſiſcher Landeszeit Kiſelowſkih und warf ein Paket mit Poſtkarten an
ihrende Perſönlichkeiten des Sowjetflugweſens und an Verwandte des
ſowjetpiloten Karlin ab. Jede Poſtkarte trägt folgende Aufſchrift:
Die Windrichtung nötigte Dr. Eckener, von der Ueberfliegung
Mos=
zus abzuſehen, da dies eine Fahrtverzögerung von acht bis zehn
Stun=
en nach ſich ziehen würde.”
gegengeflogen waren, berichten, daß das Luftſchiff in einer Höhe von
etwa 1000 Metern über dem Ob mit vier Motoren geflogen ſei. — Nach
in New York vorliegenden Meldungen befindet ſich „Graf Zeppelin”,
etwa 450 Kilometer nordöſtlich von Tomſk und hat ſomit die Hälfte
der Strecke Friedrichshafen-Tokio zurückgelegt. Man nimmt an, daß
das Luftſchiff das nördliche Ende des Baikal=Sees überfliegen wird.
Im Gebiet des Jeniſſei.
Ueber Sibirien.
Nachdem das Luftſchiff „Graf Zebpelin” in den frühen
Nachmittags=
ſunden des Freitag, wie bereits kurz gemeldet, das Ural=Gebirge
über=
ſogen hatte, befand es ſich 9 Uhr abends etwa 400 Kilometer nördlich
er Stadt Tara am Irtyſch. Das Luftſchiff hat ſtändige
Funkverbin=
ung mit den Wetterſtationen Irkutfk und Turuchanek. Die Stationen
eben während der Nacht und des morgigen Tages dem Luftſchiff
fort=
bährend Wettermeldungen, bis es mit Wladiwoſtock oder Chabarowſt
Verbindung hat. Gleichzeitig veröffentlicht die Zentrale der Oſſoaviachim
anen Funkſpruch des Luftſchiffes, in welchem Dr. Eckener ſich über die
ute Verſtändigung mit den Wetterwarten äußert. Die Funkſtation der
friedrichshafener Werft hat den funkentelegraphiſchen Verkehr des
Graf Zeppelin” ſeit der Abfahrt des Luftſchiffes mit Aufnahme der
ſeiten, in denen an Bord die Wettermeldungen entgegengenommen
wur=
en, bis zur Stunde ununterbrochen verfolgen können. Auch in der
Nacht zum Samstag konnte der Verkehr wahrſcheinlich mit einer
ruſſi=
hen Station ausgezeichnet mitgehört werden. Das Schiff hat der
be=
reffenden Station ein Telegramm nach dem anderen übermittelt, was
uuf eine tadelloſe Verſtändigung mit dieſer Empfangsſtelle hindeutet.
Infolge der gegenwärtig in Süddeutſchland auftretenden Luftſtörungen
ind allerdings die einzelnen Funkzeichen der Funkſtation nicht ganz
ge=
au zu verſtehen. Auch der deutſche Botſchafter in Moskau hat dem
Graf Zeppelin” während der Fahrt über dem europäiſchen Nußland
in längeres Begrüßungstelegramm übermittelt.
Mit vier Mokoren in oſtſädöſtlicher Richkung.
Wie aus Moskau gemeldet wird, gibt die Zentrale der Oſſoaviachim
am Samstag früh eine Bekanntmachung heraus über den letzten
Stand=
ſort des Luftſchiffes „Graf Zeppelin‟. Danach flog das Luftſchiff um
8 Uhr früh Moskauer Zeit auf 85. Grad öſtlicher Länge und 60, Grad
nördlicher Breite mit Kurs auf Olekminſt an der Lena. Das Luftſchiff
hat in der Nacht etwa auf der Höhe des Zuſammenfluſſes des Ob mit
der Irtyſch den Kurs nach Oſtſüdoſt verändert, um die Winde
auszu=
nutzen. Die Schiffsleitung ſcheint mit Betriebsſtoff zu ſparen. Flieger,
der Abteilung der Oſſoaviachim, die dem Luftſchiff aus Tobolſk ent=
Nach einer Meldung aus Moskau telegraphierte die Funkſtation in
Irkutſk an die Zentrale der Oſſoaviachim, daß das Luftſchiff „Graf
Zeppelin” am Samstag vormittag 11,15 Uhr Moskauer Zeit den
Je=
niſſei unweit der ſibiriſchen Hauptſtadt Jenniſſeiſt überflogen habe.
Das Schiff habe ſehr gute Fahrt und erreiche eine
Stundengeſchwindig=
keit von 140 Km. In den Morgenſtunden habe es den Kurs wieder
ſüdlicher genommen und nähere ſich der transſibiriſchen Eiſenbahn. Die
Funkſtation in Irkutſk nimmt an, daß das Luftſchiff die nördliche Spitze
des Baikalſees in den Nachmittagsſtunden erreichen, dieſen jedoch nicht
überfliegen werde, ſondern in nördlicher Richtung weiterfliegen werde.
Das Wetter und die Wetterausſichten ſeien auch weiterhin günſtig. —
Dieſer Bericht iſt mit den letzten Angaben aus Friedrichshafen nicht in
Einklang zu bringen. Angeſichts der Schwierigkeiten der telegraphiſchen
Uebermittlung der Standorte ſind derartige Widerſprüche in der
Be=
richterſtattung jedoch erklärlich.
„Graf Zeppelins” lehter Skandork. — Erſtie
funken-
kelegraphiſche Berbindung mit Japan.
Zwiſchen dem auf der Fahrt über Sibirien befindlichen Luftſchiff
„Graf Zeppelin” iſt die erſte funkentelegraphiſche
Ver=
bindung mit der japaniſchen Funkſtation um 4 Uhr
mitteleuropäiſcher Zeit erfolgt. Zu diefer Zeit befand ſich das Luftſchiff
auf 63. Grad nördlicher Breite und 115. Grad öſtlicher Länge. Das
Wetter war ausgezeichnet und die über den japaniſchen Gewäſſern
herr=
ſchenden Taifune ſind bereits vorüber, ſo daß das Luftſchiff auch bei
ſeiner Weiterfahrt mit günſtiger Witterung zu rechnen hat.
Japan in Erwarkung von „Graf Zeppelin”.
Die geſamte japaniſche Bevölkerung erwartet mit Spannung das
Luftſchiff „Graf Zeppelin”, beſonders, da mehrere Japaner die Reiſe
mitmachen. Die Wetterlage über Japan iſt aber für Montga früh
durchaus unſicher, da nach den letzten Sturmtagen ein neuer Taifun von
den Philippinen aus im Anzuge iſt. Man erwartet das Luftſchiff am
Montag früh, und die Behörden treffen bereits jetzt mit dem Kriegs=
Marineminiſterium zuſammen alle erforderlichen Vorbereitungen. Der
Flugplatz bei Tokio iſt ſorgfältig in Stand geſetzt worden. Feſtlichkeiten
ſind zunächſt für zwei Tage von ſeiten der Behörden der Stadt, der
Preſſe und der deutſchen Botſchaft vorgeſehen. Auch der Kaiſer von
Japan ſoll beabſichtigen, Dr. Eckener zu empfangen. Die Kriegsſchiffe
in den nordjapaniſchen Gewäſſern haben vom japaniſchen
Marinemini=
ſterium Anweiſung erhalten, ſich bereit zu halten, und ſofort
auszu=
laufen, wenn „Graf Zeppelin” es verlange.
Amerikaniſche Unkerſtützung des Zeppelin=Weltflugs.
Der Chef der amerikaniſchen Flotte, Admiral Charles F. Hughes,
gibt bekannt, daß die amerikaniſche Marine alle Vorbereitungen
getrof=
fen habe, die Verbindung mit dem „Graf Zeppelin” während ſeines
Fernoſtfluges und während der Ueberquerung des Stillen Ozeans
auf=
recht zu erhalten. Die amerikaniſche Funkſtation in Peiping iſt
ange=
wieſen worden, baldmöglichſt eine Funkverbindung mit dem Luftſchiff
herzuſtellen, und Dr. Eckener jede Hilfe zu leiſten. 50 Schiffe der
ame=
rikaniſchen Flotte, die ſich in aſiatiſchen Gewäſſern, zum größten Teil in
Tſchi=fu, befinden, ſind gleichfalls angewieſen, dem Luftſchiff alle ge=
Seite 7
wünſchten Informationen zu übermitteln. Das Obſervatorium in
Manila wird durch Funkſpruch regelmäßig Wetterberichte an den „Graf
Zeppelin” geben.
Rundfunk=Programme.
Frankfurt.
Sonntag, 18. Aug. 7: Hamburg: Die Glocken vom Großen
Michel. — 7.05: Hamburger Morgenruf. — Anſchl.: Hafenkonzert
vom Dampfer „Cap Arcona”. o 8.15: Kath. Morgenfeier.
An=
ſprache: Kaplan Bruckner. Mitw.: Kirchenchor Allerheiligen, Hans
Schneider (Orgel). O Anſchl.: Glockengeläut der St. Peterskirche.
O 11.30: Elternſtunde. Rektor Wehrhan: Berichtsſtunde über das
letzte Vierteljahr. 6 12: Konzert des Bläſerchors des Wartburg=
Vereins. o 13: Dienſt der Landwirtſchaftskammer Wiesbaden: Die
Speicherbehandlung des gedroſchenen Getreides. Die Laubarbeiten
an den Reben. Das Ausbrechen alter Rebblätter vor der Leſe.
Der Wert einer guten Sortierung des Obſtes. o. 13.10: Kaſſel:
Reportage aus dem Heſſiſchen Landesmuſeum: „Goldſchmiedekunſt”,
Sprecher: Prof. Dr. Luthmer. O 14.15: Jugendſtunde. Grimmſche
Märchen. Vorgetragen von Jutta Pagendorf=Bahlſen. o 15.15:
Studienrat Dr. Heiler: Fahrendes Volk im alten Naſſau. —
Dipl.=Landwirt Ohneſorge: Neuzeitliche Unkrautbekämpfung. O 16.15:
Vom Rennplatz Niederrad: Pferderennen. Großer Preis von
Frankfurt. Sprecher: Cſſefredakteur Lüdecke. o 17: Limburg a. d.
Lahn: Jugendfeſt des R
Steher von der Rennbahn Oerlikow bei Zürich. Sprecher: Dr. Laven.
S 18.30: Rektor Kunz: Franz Alfred Muth, ein naſſauiſcher Dichter,
O 19.30: Sport. 6 20: Dr. Strobel: Opernkriſe. O 20.30: Konzert
des Funkorch. Mitw.: Lulli Algen=Dureuil (Alt). Auber: Ouvertüre
zur Oper „Aktäon‟. — Mozart: „Nächtliche Serenade” für zwei
Klavier und Streichorcheſter. — Altfranzöſiſche Chanſons. — Haydn:
Serenade aus dem Streichquartett in F=dur. — Mozart: Menuett
aus dem Dwvertimento in D=dur. — Intermezzo: „Das erſte
Kaminfeuer”, aus den „Sieben Tierdialogen” von Colette. —
Albeniz: Spaniſche Suite — Altfranzöſiſche Chanſons. — Lalo;
Zwei Orcheſterſtücke. — Bolgoni: „Das Huhn”, Scherzo,
Königswuſierhauſen.
Deutſche Welle. Sonntag, 18. Aug. 6: Frühkonzert. o 7:
Das Hamburger Hafenkonzert auf dem Dampfer „Cap Arcona”,
— Die Glocken vom „Großen Michel”. — Hamburger Morgenruf./
O 8: Praktiſche Winke für den Landwirt. 8.30: Reg.=Rat Dr./
Lichter: Die Organiſation des Eierabſatzes in Deutſchland. o 8553/
Glockenſpie: der Potsdamer Garniſontirche. 9: Morgenfeier, An=”
ſprache Pfarrer Pfeiffer, Tempelhof. Anſchl.: Geläut des
Ber=
liner Doms. O 10: Sonntagwetter. 11: Studio. Was will
das Studio? Einführung durch Dr. Fleſch. Tenor=Solo: A. Kiſten=l
macher. Funkchor, Funkorch. O 11.30: Elternſtunde: Dr. Klopfer
und Dr. Künkel: Uneinigkeit der Eltern über Erziehungsfragen.
S 12: Platzkonzert des Plasa=Orch. O 13: Unterhaltungsmuſik auf.
der Orgel. Franers Schotter. o 14: Heiteres. Geleſen von Herm.
Boettchet. O 14.30: Blindenkonzert. Mitw.: Hertha Mielenz (
So=
pran), E. Joſefiak (Tenor), E. Jeromin (Klavier), W. Severin”
(Orgel), K. Rockſtroh (Flügel). O 15.30: Märchen. O 15.553
Länder=Waſſerballſpiel Deutſchland—Ungarn (Bildfunk). O Anſchl.3
Unterhaltungsmuſik. Kapelle Eugen Sonntag. 17: Europa=
Schwimmwettkämpfe in Budapeſt. Länder=Waſſerballſpiel
Deutſch=
land—Ungarn. Am Mikrophon: A. Braun und E. Schultze. 0 18.30*
Dr. Ehrenſtein: Chineſiſche Volkslyrik.* Rezitation: Henny Herz=
Wollmann. 19: Dr. Zimmermann: Berühmte Liebespaare in
der Oper. 0 20: Die melodiöſe Oper. Muſikaliſche Leitung: Fritz
Gartz. — Beethoven: Ouv. zu „Fidelio”; Terzett a. „Fidelio”. —
.—
Norag=Orch. und Norag=Chor. 8 Danach: Tanzmuſik.” Fred=Bird=
Bauſe: Bildfunk
Tanzorcheſt=
Mäu
Darmstadt Telephon 3449
RheineleKtra Erust-Ludwisstr. 10 (13180
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männischer
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Jahokeuch seit 1Saslirspfeilen, hotz der Wan
nang ser mekainischessahdtit Leuen, diebehann.
tete, daf bertn Me Gehinne scharz wirten
2s HättensdnienenHaud Hesen absusden Giechsfen
Deittdten sanensienk eamafs schot neseruustien
neuen Mifdssüssen Mischengsskanst genesen wütze.
Aft 2
der heue Metagl—
karton keunzeichnet
Geneue Mischung.
Die glückliche Geburt unſeres Stammhalters
zeigen hocherfreut an
Berufsſchullehrer W. Klein
und Frau Marie, geb. Ihrig.
Gonſenheim b. Mainz, den 17. Auguſt 1929
Zt. Mainz
Dr. puppelſche Klinit.
Uhre Verlobung beehren sich anzuzeigen
Käte Keil
Karl Kappe
August 1929
Darmstadt
Lindenfels I. O.
Kahlertstr. 31
Otatt Karten.
Margarete Okrauß
Jakob Klock
Verlobte
Georgenhauſen
18. Auguſt 1929
Todes=Anzeige.
(Statt Karten.)
Heute früh 6¾/, Uhr verſchied an einem
Herz=
ſchlage mein lieber, treuſorgender Mann,
unſer lieber Schwager, Vetter und Onkel
Rentner
Ernſt Krug
im faſt vollendeten 81. Lebensjahre.
Im Namen der trauernden Hinterbliebenen:
Marie Krug, geb. Müller.
Stockſtadt a. Rh., den 17. Auguſt 1929. (*
Die Einäſcherung findet auf Wunſch des Entſchlafenen
im Krematorium Darmſtadt in der Stille ſiatt.
Von Beileidsbeſuchen biite ich abſehen zu wollen.
Dankſagung.
Für die herzliche Teilnahme beim Tode
unſeres lieben Bruders, ſowie für
Blumen=
ſpenden und ehrende Nachrufe ſagen wir
Allen, beſonders der Firma E. Merck, all
ſeinen Freunden, den Angeſiellten und
Ar=
beitern der Firma unſeren tiefgefühlten
Dank.
Im Namen der Angehörigen:
E. Reichling.
Für die zahlreichen Beweiſe wohltuender
An=
teilnahme bei dem Heimgang unſeres lieben
Entſchlafenen, des
Stadtbaumeiſters i. R.
Johann Michgel Kling
danken wir von ganzem Herzen.
Im Namen der trauernd Hinterbliebenen:
Frau Minna Kling.
Darmſtadt, Auguſi 1929.
Dankſagung.
Für die vielen Beweiſe herzlicher Anteilnahme an
dem uns betroffenen ſchweren Verluſt ſagen wir
Allen herzlichen Dank. Insbeſondere danken wir
Herrn Pfarrer Beringer für die troſtreichen Worte
am Grabe, ſowie der Städt. Materialverwaltung
und ſeinen Schulkameraden.
Im Namen der Hinterbliebenen
Conſianze Schneider.
Darmſtadt, den 17. Auguſt 1929.
Liebfrauenſtr. 93.
Eliſabeth Heß
Chriſtoph Schuchmann
Verlobie
Weiterſiadt, den 18. Aug. 1929.
Stat Karten.
Elſe Hartmann
Ludwig Petri
Verlobte
Karlsſtr. 38
Bismarckſir. 78
Auguſt 1929.
Statt Karten.
Anna Rothenhäuſer
Heinrich Raiß
K
Verlobte
Klein=Gerau
Weiſterſtadt
Aüguſf 1929.
Erich Gel
u. Frau Pauline
geb. Baumann
Vermählte
Darmstadt
Schloßgraben 11
Leipzlg
Für die uns anläßlich unſerer
Vermählung erwieſenen
Auf=
merkſamkeiten danken herzlichſt
Karl Schuchmann und Fran
Johanna, geb. Klaaſen.
Todes-Anzeige.
Am 17. Auguſt wurde unſere
liebe Schweſter, Schwägerin und
Tante
Marie Kriechbaum-Leißler
von ihrem langen Leiden erlöſt.
Im Namen
der trauernd Hinterbliebenen:
Henriette Kriechbaum-Leißler.
Die Beerdigung findet Montag,
den 19. Auguſt, nachm. 3½ Uhr,
auf dem alten Friedhof ſtatt. (*
Zurück!
O. B. WEBER
Dentist (dsi
5 Wilhelminenstraße 5
Von der Reiſe zurück!
Zahnarzt (12562b
Dr. M. Plehn
Neckarſtraße 8, pt., Tel. 2134
Von der Reiſe zurück
Frauenarzt
Dr. Paul Wolff
Wilhelmsſtraße 18 (Cgg
R.
n w et te
Oihaut
inder Taſchezutragen, D R.G.M., b.49. 75an.
Mäntel u. Pelerinen f. Damen u. Herren. Federleicht
unverwüſtl.,waſſerdicht; liefere Oelhaut aud
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Als Notbeh. Weſtentaſch=Pelerinen Sich. ℳ 2.50
Spezialhaus für waſſerdichte Bekleidg. M. P. Michel,
Dresden, Mathildenſtraße 56. IV,481C
Die Verlobung ihrer Tochter
Jo=
hanne mit Herrn Diplomkaufmann
Dr. Kurt Schäfer geben hiermit
bekannt
Louts Lichkenſtetn u. Frau
Emma, geb. Wunderlich.
Meerane i. Ga., den r4. Auguſt I929.
Meine Verlobung mit Fränlem
Johanne Lichtenſtein beehre ich
mich anzuzeigen
Dr. Kurk Schäfer.
Darmſtadt, den r4. Auguſt 1929.
3
C
Uhre am 14. August vollzogene Vermählung
geben bekannt:
Hugo Meffert und Frau
Emm), geb. Hoffmann
Krefeld
Darmstadt
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Heute wurde unſer lieber, tapferer Bruder, Onkel
und Schwager
Ii Treſt
Lehrer i. R.
durch einen ſanften Tod von ſeinem langen und
ſchweren Leiden erlöſt.
Aug. Herbſt
Beſſungerſtr. 102.
Darmſiadt, den 17. Auguſt 1929.
Das Begräbnis findet in der Stille ſiatt. 13162
Dankſagung.
Für die bielen Beweiſe herzlicher Teilnahme ſowie für
die überaus zahlreichen Kranz= und Blumenſpenden beim
Hinſcheiden meines innigſtgeliebten Gatten
Herrn Hermann Mainzer
ſpreche ich hiermit meinen tiefgefühlten Dank aus. Ganz
beſonders danke ich Herrn Pfarrer Max für die troſireichen
Worte am Grabe, den Gemeindeſchweſtern für die
auf=
opfernde und liebevolle Pflege ſowie allen Freunden und
Kollegen für das letzte Geleit.
In tiefer Trauer:
Frau Mina Mainzer Wwe.
(13182
Darmſtadi, den 16. Auguſt 1929.
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Seite 10
Sonntag, den 18 Auguff 1929
Gewerbehygieniſcher Vortragskurs in Heidelberg
Im Anſchluß an ihre diesjährige
Jahreshaupt=
verſammlung veranſtaltet die Deutſche Geſellſchaft für
Gewerbehygiene in der Zeit vom 19. bis 21.
Septem=
ber in Heidelberg einen allgemeinen
gewerbehygieni=
ſchen Vortragskurs mit Referaten über allgemeine
Fragen und Grundſätze der Gewerbehygiene,
Ratio=
maliſierung und Gewerbehygiene, Bedeutung der
Technik und der techniſchen Fortſchritte für die
Ge=
werbehegiene, elektriſche Unfälle und ihre Verhütung,
gewerbliche Staubſchädigungen, gewerbliche
Vergif=
tungen, gewerbliche Lärmſchädigungen und
Arbeits=
ſchutz für Frauen und Jugendliche; außerdem ſind
Be=
ſichtigungen gewerblicher Betriebe vorgeſehen. Nähere
Auskunft erteilt die Geſchäftsſtelle der Deutſchen
Ge=
ſellfchaft für Gewerbehygiene, Frankfurt a. M., Platz
der Republik 49.
Ein 2½jähriges Kind vom Zuge überfahren.
Frankfurt a. M. Am Freitag abend, kurz
vor 7½ Uhr, wurden in der Nähe des Bahnhofs
Lohra, an der Strecke Niederwalgern—Herborn,
einem 2½jährigen Knaben, dem Söhnchen eines
Land=
wirts aus Lohra, durch die Lokomotibe eines
Per=
jonenzuges beide Beine abgefahren. Das Kind
be=
fand ſich unbeaufſichtigt auf dem Bahnkörper.
Anſchei=
nend hatte es ſich mit anderen Kindern, die in der
Nähe des Bahndammes ſpielten, dort aufgehalten
und kletterte in einem unbewachten Augenblick auf
den Bahndamm, wo es dann überfahren wurde. Das
Kind wurde zunächſt zum Bahnhof Lohra gebracht,
wo es von den Eltern abgeholt wurde. Im Laufe des
Abends iſt das Kind geſtorben.
Schweres Motorradunglück.
Wiesbaden. Am Freitag ereignete ſich auf
der Straße am Wandersmann ein folgenſchwerer
Ver=
kehrsunfall. Die beiden Metzger Aerle, Frankfurt
a. M.=Tiederrad, und Lichtner, Sprendlingen, ſtießen
mit ihrem Motorrad auf ein Auto. Der
Zuſammen=
prall war ſo heftig, daß die beiden Fahrer wieder
20 Meter zurück auf ein daherkommendes Laſtauto
geworfen wurden. Beide Fahrer ſind
lebensgefähr=
lich verletzt. Aerle erlitt Arm= und Beinbrüche,
Licht=
ner Unterſchenkelbrüche und innere Verletzungen.
Vandalismus an zwei Häuſern.
Idar (Nahe). Im benachbarten Rhaunen
wur=
den zwei Häuſer, die Eigentum eines Idarer
Be=
ſitzers ſind, von Bubenhänden faſt vollkommen
zer=
ſtört. Die Fenſter wurden eingeſchlagen, die Türen
aufgebrochen, Seſſel, Tiſche, Bänke und Schvänke
zer=
ſchlagen, Bücher und andere Gegenſtände ruiniert.
Leider iſt es noch nicht gelungen, den Tätern auf
die Spur zu kommen.
Der Kindermord im Berliner Weſtend.
Berlin. Zu dem Verbrechen an der Ueinen
Hildegard Zepernick erfahren wir, daß vorgeſtern bis
in die ſpäten Nachtſtunden hinein die Vernehmungen
der Zeugen fortgeſetzt wurden. Durch neuerliche
Be=
kundungen von Zeugen aus der Anwohnerſchaft und
der Arbeiterbelegſchaft erſcheint der zunächſt
verdäch=
tigte Wächter Schulz erheblich entlaſtet. Die
Verneh=
mungen werden aber noch ſtändig fortgeſetzt. Für die
Ermittlung des Mörders iſt jetzt eine Belohnung von
1000 Reichsmark ausgeſetzt.
Drei Perſonen beim Baden ertrunken.
Hamburg. Nach einer Meldung aus
Cux=
haven ſind bei Sahlenburg, unweit Cuxhoven, drei
Frauen in einem ſogenannten Priel ertrunken. Es
ſoll ſich um eine Lehrerin, eine Krankenſchweſter und
eine Helferin in einem Heim handeln. Bisher konnte
erſt eine Leiche geborgen werden.
Typhusepidemie in Weißenburg in Bayern.
München. Wie berichtet wind, herrſcht ſeit dem
5. Auguſt in Weißenburg in Bahern eine
Thphus=
epidemie. Bis jetzt ſind 52 Perſonen an Typhus,
be=
ziehungsweiſe an typhusverdächtigen Erſcheinungen
er=
krankt. 14 Patienten befinden ſich im Krankenhaus.
Ein Kind iſt geſtorben, angeblich jedoch an
Lungen=
entzündung. Zwei Beamte der Geſundheitspolizei,
die vorgeſtern in Weißenburg waren, machten den
Stadtrat darauf aufmerkſam, daß die Entwicklung
der Epidemie durchaus ernſt zu nehmen ſei, zumal
der Infoktionsherd noch nicht feſtgeſtellt ſei. Die
Kreisregierung von Mittelfranken hat die für morgen
angeſetzte Kirchweihe abgeſagt, um größere
Menſchen=
anſammlungen, die eine Ausdehnung der Epidemie
fördern würden, zu verhindern.
England wirbt für ſeine Marine.
Beſucher auf engliſchen Kriegsſchiffen anläßlich
der „Marinewoche‟.
Die deutſchen Flieger Luſſer und Kirſch (oben links und rechts) bei der Ankunft auf
dem Flugplatz von Orly.
Unter den Piloten, die innerhalb der vorgeſchriebenen Minimalzeit den großen Europarundflug
zurücklegten, befinden ſich auch die beiden Deutſchen Luſſer und Kirſch., Luſſer gilt als der
voraus=
ſichtliche Punktſieger der 2. Kategorie.
30 Teilnehmer des Europarundflugs
in Orly.
Paris. Von den ſechs noch unterwegs
befind=
lichen Teilnehmern am Europadrundflug ſind im
Laufe des Freitags fünf in Orly cingetroffen. Es ſind
außer dem Italiener Schuſter und dem Belgier
Mauſſer, deren Ankunft wir bereits vorgeſtern
ge=
meldet haben, der Schweizer Burghardt, der Deutſche
Croneiß und der Franzoſe Lemerre. Insgeſamt
haben alſo 30 Fahrer die Kontrolle in Orly paſſiert.
Der letzte Teilnehmer, der Italiener Donati, iſt
vor=
geſtern abend in Brüſſel angekommen. Einer am
Freitag abend ausgegebenen Mitteilung entnehmen
wir folgende Angaben über die während des
Rund=
fluges erzielten Durchſchnitsgeſchwindigkeiten: 1.
Ka=
tegorie, Flugzeuge mit einem Eigengewicht von 309
bis 440 Kilogramm: Carberry 155 Kilometer, Brogd
154 Kilometer, Röder 146 Kilometer, Miß Spooner
145 Kilometer, Kneer 129 Kilometer, Kirſch 125
Kilo=
meter und Jung 111 Kilometer; 2. Kategorie,
Flug=
zeuge mit einem Eigengewicht bis 308 Kilogramm:
Mortzig 129 Kilometer, v. Dungern 126 Kilometer,
Offermann 120 Kilometer.
Feierliche Uebergabe des Torpedobootes „Leopard”.
Unter Anweſenheit der Spitzen der Reichsmarineleitung wurde das neue Torpedoboot der
Reichs=
marine „Leopard” in Dienſt genommen.
Die Urſache des Grubenunglücks in
Oſtober=
ſchleſien.
Kattowitz. Zu dem Grubenunglück auf dem
Hildebrandſchacht in Antonienhütte teilt die
Gruben=
verwaltung mit, daß die Exploſion wahrſcheinlich
in=
folge Ueberladung einer Sprengbüchſe beim
Zurecht=
machen der Patronen erfolgt iſt. Die
Bergungsarbei=
ten haben ſich dadurch recht ſchwievig geſtaltet, daß bei
der Exploſion Kohlenſtaub in Brand geraten war.
Die Grubenverwaltung hat das Grubengelände den
ganzen Tag über abgeſperrt. damit feſtzuſtellen war,
ob das Unglück durch ſchlagende Wetter entſtanden
war.
Sechs Opfer eines Irrſinnigen.
Mailand. In einem Dorfe bei Santa
Mar=
gareta in der Provinz Padna wurden ſechs Perſonen
das Opfer eines Irrſinnigen. Da die Behörde ihm
das Tragen von Waffen verboten hatte, ſchwvur er
Rache. Nachdem er durch Zufall in den Beſitz eines
Gewehres gelangt war, ſchoß er aus dem Hinterhalt
auf ein Auto, in dem ſich der Bezirksarzt und andere
Perſonen befanden. Auf das Krachen des Schuſſes
ſtieg der Arzt aus, da er glaubte, ein Reifen ſei
ge=
platzt. Er hatte dabei ſein zweijähriges Kind im Arm.
Im gleichen Augenblick krachte ein zweiter Schuß und
tötete das Kind. Weitere Schüſſe folgten, durch die
fünf Perſonen mehr oder minder ſchwer v rletzt
wurden.
Alljährlich findet in einem der engliſchen
Kriegs=
häfen eine „Marinewoche” ſtatt, bei der den
Beſuchern der Zutritt zu allen Kriegsſchiffen
ge=
ſtattet iſt. Das Land der größten Kriegsflotte
wirbt ſo bei dem Publikum für ſeine Marine.
Eine neue Exploſion im rumäniſchen Petroleum=
Gebiet.
Bukareſt. Bei der brennenden Sonde von
Moreni ereignete ſich geſtern nacht neuerlich eine
Exploſion, durch die 15 Arbeiter teils ſchwer verletzt
wurden. Die Exploſion erfolgte bei der Grabung
eines neuen Löſchtunnels anſcheinend infolge
Ent=
zündung lagernder Gaſe durch unvorſichtiges
Han=
tieren mit einer Lötlampe.
Jagd eines däniſchen Zollkreuzers auf ein
Schiugglerfahrzeug.
Kopenhagen. Die Beſatzung des däniſchen
Zollkreuzers „Ternen” beobachtete am Donnerstag
abend in der Nähe des Feuerſchiffes „Falſterbo”, das
als Schmuggelfahrzeug bekannte Motor=Rennboot
„Herkules”. Der Zollkreuzer verfolgte das
Schmug=
gelfahrzeug. Dieſes erreichte jedoch, trotzdem es
Maſchinenſchaden erlitt, das Schmugglermutterſchiff
„Tabor”, das im internationalen Fahrwaſſer zwiſchen
Mön und Arcona verankert lag. Die däniſchen
Zoll=
beamten verlangten die Auslieferung des „Herkules”,
der in däniſchen Hoheitsgewäſſern angerufen worden
ſei. Die Schmuggler verweigerten jedoch die
Heraus=
gabe und ſuchten auch die Zollbeamten daran zu
hin=
dern, die „Hevkules” zu kentern. Die Beamten
muß=
ten ſich die Schmugaler ſchließlich durch Bedrohung
mit Revolvern vom Leibe halten. Als die Lage
kri=
tiſch wurde, erſchien ein deutſches Patrouillenboot
mit acht Mann Beſatzung. Die Beſatzung des
deut=
ſchen Bootes ſchüchterte die Schmugaler durch
Klar=
machen eines Maſchinengewehrs ſowie durch andere
Schußwaffen ein. Die däniſchen Zollbeamten konnten
hierauf die „Herkules” beſchlagnahmen und ſie unter
dem Schutz des deutſchen Bootes in einen däniſchen
Hafen bringen. An Bord des beſchlagnahmten
Schmugg=
lerfahrzeuges fand man außer einer Menge
perſön=
licher Gegenſtände der Beſatzung 1500 Liter Sprit.
Die „Herkules” hat eine Fahrgeſchwindigkeit von
35 Kilometern pro Stunde,
Großfeuer im Madrider Militärproviantamt.
Madrid. Am Freitag morgen brach im
hie=
ſigen Militärproviantamt ein Feuer aus, das ſich in
kurzer Zeit über das ganze Gebäude ausbreitete. Der
Feuerwehr gelang es bis zu den Abendſtunden nicht,
Herr des Feuers zu werden. Der Sachſchaden iſt ſehr
bedeutend.
Die volksnakionale Akkion des.
Jungdeutſchen Ordens.
Bekanntlich fand am 15. und 16. Juni d. J. die
erſte diesjährige Tagung des Jungdeutſchen Orden
i Dortmund ſtatt, in deren Verlauf der Hochmeiſter
Artur Mahraun zur volksnationalen Aktion aufrief
(Siehe Bericht im „Darmſtädter Tagblatt”, voy
21. Juni d. J.) In Dortmund zerbrach der Orden
die Schranken, die ihn bisher iſoliert hatten, deſ
jungdeutſche Idee hatte ſich durchgerungen. Unten
deſſen haben an den Univerſitäten in Leipzig, Halle
Berlin, Bonn, Köln und Heidelberg, ferner an de
Hochſchule in Dresden Vorträge des Dr. jur. Reind
hard Höhn ſtattgefunden über das Thema: „Der jun
deutſche Staatsvorſchlag und die Kriſis des moderng
Staates”, die von Profeſſoren und Studenten, ferne
der Preſſe, beſonders in Köln, außerordentlich ſtar
beſucht waren. In Köln wurde von ſeiten der Prd
feſſoren eine weitergehende Ausſprache gewünſcht, di
zugeſagt wurde und auch ſtattfand. Am 4. Auguu
fand in Schleswig, wo heute noch die alten Nach
barſchaften beſtehen, wie ſie der Hochmeiſter in
„Jungdeutſchen Manifeſt” als Grundzelle für den
neuen Staatsaufbau ſchildert, eine jungdeutſche Hei
mattagung ſtatt. Dieſe Kundgebung diente ebenfalls
der Erörterung aller jener Fragen, die mit der
jungdeutſchen Staatsvorſchlag einer Neugliederung
der Staatsbürgerſchaft auf regionaler Grundlage z
ſammenhängen. Bei dieſer Tagung kamen in erſte
Linie Männer zu Worte, die im Leben der Gemein
den bereits praktiſche Erfahrungen geſammelt habe
und deshalb beſonders befugt ſind, über die verſchie
denen Möglichkeiten der regionalen Neugliederungic
zu urteilen.
Am kommenden Sonntag findet in Danzig ein
Kundgebung ſtatt, der aus den Kreiſen der Bevölke
rung große Anteilnahme und weiteſtgehendes Inter
eſſe envgegengebracht wird. Der deutſche Generalkon
ſul Frh. v. Therman hat den Hochmeiſter und ſein
Begleiter zum Samstag eingeladen, um ihn
Danzig zu begrüßen. Anſchließend findet auf Vergſe P.
anlaſſung des deutſchen Generalkonſulats eine Hafenm Auft
rundfahrt für die reichsdeutſchen Gäſte ſtatt. Unbugen,
18 Uhr findet im Reſtaurant „Hohenzollern”, einehenen
Preſſekonferenz ſtatt unter Leitung des Hauptſchriftweich
ind
leiters der Tageszeitung „Der Jungdeutſche‟, Kurſer J.
Paſtenaci, und des Reichspreſſewarts Abel. Auf derße
Tagung am Sonntag wird das Reich durch den Vize
konſul Frhr. v. Marſchall vertreten ſein. Am Mond V
aun ta
tag wird eine Wirtſchaftskonferenz die Tagung Beßeiglun
ſchließen.
Die zweite große Kundgebung iſt am 31. Augunhich Ver
und 1. September in Dresden. Dieſe Veranſtaltung)ſckende
wird die jungdeutſche Idee in Mitteldeutſchland zu
weiteren Entwicklung führen. In Dortmund fandenſine
ſich Kampf= und Weggenoſſen, die ſich offen zur ſtaatswurder!
politiſchen Anſicht des Jungdeutſchen Ordens bekannßender
ten. Die kommenden Kundgebungen werden den Beſiütige
veis erbringen, daß noch immer geſiegt, wer für ſenl
Volk gekämpft hat. Die Idee muß letzten Endes dashic ſe.
Siegreiche ſein. Die Loſung der volksnationale
Aktion aber ſoll Geltung erhalten, nämlich
Alles für „Deutſchland!”.
Fünfzehn Todesopfer des Eiſenbahnunglücks
bei Lodz.
Warſchau. Wie aus Lodz berichtet wird, ha
der an dem ſchweren Eiſenbahnunglück ſchuldig
Weichenſteller eine Njährige pflichttreue und fehlert
freie Dienſtzeit hinter ſich. Ueber die Gründe ſeine
plötzlichen Vernachläſſigung kann er nichts ausſagen
Da der Beamte bereits zweimal durch ſchnelles und
umſichtiges Handeln Perſonenzüge vor einem U1
glück bewahrt und dafür Belohnungen erhalten hat,
dürfte er mit der geringſtmöglichen Strafe davonkoml
men. Unter den Trümmern des Güterzuges iſt anfbrlin
Donnerstag abend noch die Leiche eines
Begleitbeam=
ten hervorgezogen worden. Sechs ſchwerverletzte So
daten ſind, wie die Abendpreſſe brichtet, im Lodz
Krankenhaus geſtorben. Die Zahl der Todesopfer h!
ſich ſomit auf 15 erhöht.
Schweres Bootsunglück auf dem St.=Lorenz
Strom.
Alexandria Bay (Staat New York). Dd
dem in Syracuſe anſäſſigen Millionär Charles Lie
gehörende Motorboot „Giggle” ſtieß auf dem St=
Lorenz=Strom mit einem Touriſtendampfer zuſau
men und ſank ſofort. Der Beſitzer, ſeine Frau urd
der Kapitän des Motorbootes ertranken. Der Tor
riſtendampfer war durch den Zuſammenſtoß gleichfal./
ſchwer bſchädigt worden und ſank 10 Minuten ſpäte‟
Unter den 40 Paſſagieren brach eine Panik aus, O:
die meiſten ſich fürchteten, den ſinkenden Dampfer zi
verlaſſen. Sie konnten jedoch anſcheinend alle gerett
werden.
Das „Kücken” an Bord des
Hilfsſteward Ernſt Furchtbar.
Der jüngſte Teilnehmer an der Tokiofahrt de
„Graf Zeppelin” iſt der 15jährige Hilfsſtewa
Ernſt Furchtbar. Ernſt fällt mit ſeinen 90 Pfur)
nicht allzuſehr „ins Gewicht‟. Er iſt der jüngF=
Menſch, der je den Atlantik auf dem
Luftwer=
überquerte.
Nummer 226
Sonntag, den 18. Auguſt 1929
Seite 11
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Wiederum beweist der RöHR-8Zylinder seine Zuverlässigkeit.
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dem geforderten von 48Std. Km. lag, über die 2716 Km. lange Strecke, Höhenunterschiede von
insge-
samt 25000 Meter galt es zu überwinden, 15 Alpenpässe forderten Höchstleistung. Ohne jeden
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schaden erreichten Sie das Ziel.
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Ab Montag, den 19. August 1929, allabendlich 8 Uhr — Kurzes Gastspiel der
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Internafionalen Künstler-Kapelle Gebrüder Hegedüs
unter Mitwirkung der
jugdl. Wiolin-Virtuosin
Cläre Hegedüs
Nummer 228
Sonntag, den 18. Auguſf 1929
Geite 13
Sport, Spiel und Turnen.
Suiolinnten.
wer wird der Sieger des heutigen Kampfes?
Der Erſte Wiener Amateur S. C. oder Jung=Deutſchland?
Der Kampf zwiſchen dem 1. Wiener Amateur S. C. und
Jung=
zutſchland, der heute vormittag 11.30 Uhr im Woog ſtattfindet, wird
ageleitet mit der Freiſtilſtaffel 100, D0, 100 20, 100, 200 Meter,
ſeſes Rennen über 900 Meter wird ſofort mit ſpannenden Momenten
ſe richtige Stimmung in die ganze Veranſtaltung bringen, da ſein
usgang vollkommen offen ſein wird. Jung=Deutſchland wird einen
ür ſchweren Stand haben, da die Wiener über 200 Meter in
Unter=
irger, H. Staudinger und Schäfer, und über 100 Meter in Müller,
ſedl und Zenk oder Seitz Leute zur Verfügung haben, die über ein
ſachtliches Können verfügen. Die Darmſtädter werden daher mit
ſerges, Schwartz und Kloſtermann über 200 Meter, und Richter,
Schnei=
er Gils, Orlemann oder Müller über 100 Meter ihr ganzes Können
Fſbieten müſſen, um ehrenvoll zu beſtehen. Den Ausſchlag werden
Frtüirlich die 200 Meter=Leute geben, und beſonders bei den Darmſtädtern
ird es darauf ankommen, wie Berges nach der langen, gezwungenen
Luhepauſe in Form ſein wird. Die Lagenſtaffel 3 mal 100 Meter wird
it einem Siege der Wiener enden, die durch Schäfer oder Berger über
F0 Meter Bruſt und durch Koller in der Rückenlage ſchon einen nicht
ſoßzuholenden Vorſprung herausholen werden. Sollte unſere Vorſchau
Erfüllung gehen und Darmſtadt die Freiſtilſtaffel, hingegen Wien die
ſigenſtaffel gewinnen, dann muß das den Klubwettkampf beſchließende
kaſſerbalſpiel den Ausſchlag für den Endſieg im Klubwettkampf geben.
Kährend in den Staffeln der Wiener Verein den Rekord hält und öſter=
„ichiſcher Meiſter iſt, langte es ihm im Waſſerballſtviel bei der
Meiſter=
haft „nur” zum dritten Platz. Wer aber weiß, daß der Wiener
Saſſerballſport durch die vielen Treffen mit den Spitzenſpielern des
enachbarten Budapeſt auf ſehr hoher Stufe ſteht, wird dann auch
ſüiſſen, daß unſerem einheimiſchen Meiſter ein großer Kampf und eine
arte Prüfung hevorſteht. Die Wiener Amateure ſpielten ihr letztes
esternationales Spiel gegen MAC.=Budapeſt, der ja letztbin auch in
tarmſtadt ſtartete und Waſſerball zeigte wie keine Mannſchaft zuvor,
Und konnten die Niederlage mit 4:1 äußerſt ehrenvoll geſtalten.
Jung=
ſteutſchland verlor bekanntlich gegen den gleichen Gegner 6:0, mußte
lerdings ohne Berges antreten, der jetzt wieder mit von der Partie
ſtin wird. Die Mannſchaft wird in ihrer derzeitigen ſtärkſten
Auf=
ellung mit
Müller
Förſter. Gils
Orlemann.
Richter Schwartz Berges
ſas Spiel beſtreiten. Iſt ſie in der gleichen Form wie in den Spielen
egen Budabeſt und beim Rotweißturnter, dann darf Darmſtadt alles
Vertrauen in ſeine einheimiſchen Sielen” ſetzen und die immer größer
erdenden waſſerballbegeiſterten Zuſchauermaſſen auf dem Woogsdamm
z ürfen dann hoffentlich einen Darmſtädter Sieg bejubeln.
Tennis.
Tennis= und Eisklub Darmſtadt.
Heute finden auf den Tennisplätzen am Böllenfalltor zwei
intereſ=
ſtite Tenniswettſviele ſtatt. Während die Junioren gegen die Junioren
let Tennisklub Biebrich den Rückkampf austragem, ſpielt, eine
kombi=
ierte Mannſchaft gegen den Tennisklub Rot=Weiß Mainz. Beide
MBettſpiele beginnen vormittags 919 Uhr.
Darmſtädter Sporkkalender
Sonntag, den 18. Auguſt 1929.
Schwimmen.
11.30 Uhr: Jungdeutſchland—1. Wiener Amateur=Schwimmklub.
Handball.
400 Uhr: Sp.V. 98—Rot=Weiß.
Tennis.
9.30 Uhr: Tennis= und Eisklub Darmſtadt—Rot=Weiß Mainz.
Tade. Darmſtadt—Eintracht Frankfurt.
Zußbal.
10jähriges Jubiläum des 3. C. Einkracht.
Der F.=C. Eintracht feierte ſein zehnjähriges Beſtehen. Aus dieſem
Anlaß ſinden heute vormittag auf dem neuen Sportplatz an der Schanz
Eine große Ueberraſchung gab es geſtern beim
„Baſſerballturnier in Budapeſt: Deutſchland verlor
ſiegen Schweden 1:3. Weitere Ergebniſſe: Belgien—
Eng=
and 4:2, Ungarn—Frankreich 10:6.
Den finniſchen Nekord über 100 Meter Freiſtil verbeſſerte Diitinen,
in 15jähriger Schwimmer von 1:08 auf 1:06,7 Minuten.
Handball.
Sporkverein 1898 — Rok=Weiß.
In der geſtern erſchienenen, verbeſſerten Verbandsſpieltabelle iſt für
Sportverein nur das fehlende Spiel gegen Turn= und Sportverein
Langen ergänzt worden. Es bleibt alſo bei der bereits bekanntgegebenen
Reihenfolge der Spiele, deren erſtes heutenachmittag 4 Uhram
Böllenfalltor gegen V. f. R. Rot=Weiß zum Austrag kommt. Die
Mannſchaft von Rot=Weiß tritt, wie bereits mitgeteilt, in ſtark vewfüngter
Aufſtellung an, die bei der ſpieleriſchen Qualität des Not=Weiß=
Nach=
wuchſes beſtimmt keine Schwächung der Mannſchaft bedeuten dürfte. Auch
der Platzverein tritt mit Erſatz für die beurlaubten Spieler Reuter und
Pabſt an, doch braucht man auch hier, um die Vollwertigkeit des Erſatzes
(Wehr, Spiegel oder Lotz) kineswegs bange zu ſein.
Mit den heutigen Spielen tritt die geſamte Handballabteilung in
neuer, durch die Aktwierung von etwa 30 Jugendlichen bedingter
Aufſtel=
lung an. Die ſtark berjüngte, jetzt erheblich ſtpielſtärkere
Liggerſatzmann=
ſchaft trägt ein Rückſpiel in Raunheim aus, während die 3. Mannſchaft,
ebenfalls neu gebildet, der 1. Mannſchaft des hieſigen F.=C. Gintracht
im Zußläumsſpiel (10 Uhr) gegenübertritt. Die vier
Jugendmann=
ſchaften haben am Vor= und Nachmittag Wiesbadener Mannſchaften
ver=
pflichtet. Das Spiel der 1. Jugendmannſchaft wird vor dem Ligaſpiel
um 2.45 Uhr ausgetragen.
Ulm o9 — Polizei Darmſtadt.
Anläßlich des Vereinsjubiläums des Fußballvereins 09 Ulm ſpielt
die Ligamannſchaft heute in Ulm. Die 1. Schülermannſchaft fährt nach
Mainz zu den Sportfreunden.
Fechken.
Junioren=Fechken beim Darmſtädter Fechtklub.
Seit der Verpflichtung ſeines jungen Dipl.=Fechtmeiſters
Ange=
lini herrſcht bei dem D.F.C. eine rege fechtſportliche Tätigkeit, und
die ausgebildeten Fechter, beſonders die Junioren, werden immer
wieder in ernſthaften Kämpfen vor größerem Mitgliederkreis
zu=
ſammengeſtellt, um ihnen die erforderliche Turnierpraxis zu
ver=
mitteln. So hatten kürzlich die Fechterinnen Gelegenheit ihr
Kön=
nen zu erproben, und mit der Wiederaufnahme des Unterrichts
nach den Ferien fand für die Herren ein Fechten in Florett ſtatt,
an dem ſich acht Junioren beteiligten. Die Kämpfe waren im
allgemeinen recht ſcharf und hartnäckig, ermangelten deswegen
aber teilweiſe der guten beherrſchten Haltung und der richtigen
Beintechnik. Es wurde noch zuviel mit Sprung vor und zurück
gearbeitet und zu wenig die Parade mit der Klinge angewandt,
Aus den Rundgefechten eines Jeden gegen Jeden ging verdient
in jeder Hinſicht als Sieger Dr. Hans Roth hervor mit 7 Siegen.
Ihm folgten als Zweiter der auf Urlaub anweſende Hans Steffan
mit 6. Heinz Sack mit 4, Hermann Müller und Rudolf Hofmann
mit je 3 Siegen.
(Holzhofallee) nachfolgende Spiele ſtatt:
8.30 Uhr: Fußball, 4. Jug, Sportverein 98 — Gintracht, 2. Jugend.
9.45 Uhr: Handball, 3. Mannſch. Sportv. 88 — Eintracht, 1. Mannſch.
11.00 Uhr: Fußball, Liga—Liag=Erſ. Spp. 9 komb. — Eintracht, 1. M.
13.00 Uhr: Fußball, F.=Spb. Groß=Zimmern — Eintvacht 2. Mannſch.
14.30 Uhr: Fußball, 1. Jugend Sportverein 88 — Eintracht, 1. Jugend.
Zwiſchen den beiden Hauptſpielen: Vorführungen des Kraftſport=
Vereins 1910 Darmſtadt.
Polizeiſporkverein Darmſtadt — V.ſ. R. Bürſtadi.
Die Fußballer des Polizeiſportvereins benutzen den letzten
Sonntag vor dem Beginn der Verbandsſpiele, um noch einmal mit
einem bekannten Verein Südheſſens, dem V.f.R. Bürſtadt, auf
deſ=
ſen Platz ein Freundſchaftsſpiel auszutragen. Wenn die von den
Poliziſten bei den Jubiläumsſpielen in Urberach (gegen 1. F.C.
Langen 4:4) gezeigte Form beſtändig iſt, ſollte ein Sieg der
Darm=
ſtädter nicht in Frage ſtehen.
Werbeſpiele in Gernsheim.
Heute ſteht Gernsheim im Zeichen großer Werbeſpiele, verbunden
mit Pokalturnier ſeitens des Fnßballklubs Konkordia 1910. Es iſt
fol=
gendes Programm vorgeſehen: um 8,30 Uhr Bensheim gegen
Gimbs=
heim, um 10 Uhr Hamm gegen Wolfskehlen, um 11.30 Uhr die komplette
erſte Jugendmannſchaft Konkordia 1910, die ſpieltechniſch ſehr auf der
Höhe iſt, gegen die gleiche Mannſchaft Olympia Weiſenau, um 12,40 Uhr
eine kombinierte Mannſchaft des Fußballklubs Konkordia 1910 gegen
Fußballklub. Heſſen” Oppenheim, um 2.15 Uhr ſpielen Verlierer gegen
Verlierer und um 3.15 Uhr Entſcheidungsſpiel zwiſchen den beſten
Mannſchaften (Sieger). Zum Schluß findet dann ein Propagandaſpiel
zwiſchen der erſten Konkordiamannſchaft und derjenigen des „A=Meiſters”
Spielvereinigung e. V. Wiesbaden ſtatt. Die Preiſe werden während
der Halbzeit verteilt. In Anbetracht des reichhaltigen Programms
dürfte ein guter Beſuch des Platzes ſehr erwünſcht ſein.
Mokorſpork.
Gunrftanf Sener der Kauf Lanf.
Carraciola auf Mercedes=Benz Sieger des Touriſt Trophy=Rennens.
Das Rennen um die Touriſt Trophy des Rohal Automobile Club
von England endete mit einem Sieg des bekannten deutſchen Rennfahrers
Carrgeiola auf Mereedes=Benzwagen in 5 Stunden 35 Min. 40 Sek.,
der faſt das ganze Rennen hindurch die Führung hatte. Zweiter wurde
Alfa Romeo=Fahrer Campari. Als Dritter ging Naſh auf Auſtin=
Renn=
wagen durchs Ziel. Der Verlauf des Rennens war äußerſt ſpannend,
da zum Teil mit ſehr großen Geſchwindigkeiten gefahren wurde. Ganz
beſonders ſcharf war der Endkampf; die Sieger gingen mit einem nur
ganz geringen Zeitunterſchied durchs Ziel.
Weitervericht.
Ausſichten für Sonntag, den 18. Auguſt: Wechſelnde Bewölkung mit
vorübergehender Aufheiterung, leichte Abkühlung, ſtrichweiſe
Regen=
ſchauer, teilweiſe gewitterhafter Art.
Ausſichten für Montag, den 19. Auguſt: Teils wolkig, teils heiter, noch
mäßig warm, Nachlaſſen der Niederſchläge.
Haupſchrfſieltung: Nudelf Maupe
Verantwornich für Pollick und Wirtſchaft: Rndolf Maupe; für Feulleion Reich und
Auchland und Heſſche Nachrichten: Max Strreſei für Gport: Dr. Cugen
Buhlmann=
für den Handel: Dr. C. H. Quetſch: für den Schlußdſenſi: Andreas Bauer: ſia
„Dſe Gegenwart”: Dr. Herbert Netie; für den Inſeratentell: Willv Kuble; Drc
und Verlag: L. C. Wiitich — ſämilich in Darmſtadt.
Für unverlangte Manuſteivie wird Garanie der Rückſendung nicht übernommen.
Aipenfahrtsieger
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Die Federprobe bestanden
BMM Mannschaft: KANDT, BUCHNER, WAGNER legen als
inziges
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die fünf Etappen der ca. 2700 km langen Strecke über
schwierigste Alpenpässe einschließlich der Bergprüfungen mit
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der Börſenkurs als Gradmeſſer
Von Eduard Butzmann=Berlin.
Das Statiſtiſche Reichsamt vermittelt uns allmonatlich regelmäßig
den Aktienindex der Börſenkurſe, aus dem wir mit gleicher
Regelmäßig=
keit feſtſtellen können, daß die Kurſe umunterbrochen eine fallende
Ten=
denz zeigen. Das kann darum nicht verwundern, weil man beim
täg=
lichen Leſen der Börſenberichte immer nur von neuem ſehen muß, daß
das Intereſſe am Börſenſpiel auf ein kaum noch zu überbietendes Niveau
geſunken iſt. Beſſer aber als die Berechnungen des Statiſtiſchen
Reichs=
amts läßt die von der Deutſchen Bank ebenſo regelmäßig aufgeſtellte
Ermittelung des Durchſchnittskurſes aller an der größten deutſchen
Börſe gehandelten Aktien den Niedergang der Börſenkurſe erkennen,
weil dieſe Ermittelungen ſeit Jahren unverändert auf der gleichen
Grundlage erfolgen, während das Reichsamt ſeit Anfang 1929 ſein
bis=
heriges Prinzip aufgab. Nach der Deutſchen Bank war der
Durch=
ſchnittskurs am 9. April 1927 noch 181,1 Prozent, während am 19. Juli
1929 151,1 Prozent ermittelt wurden. Die erhebliche Differenz zwiſchen
dieſen beiden Kurſen ſpricht für ſich, „bedarf alſo einer Erläuterung
nicht. Hat eine ſolche ſtatiſtiſche Feſtſtellung weniger Anſpruch auf
all=
gemeines Intereſſe, ſo verwandelt ſich das Bild ſogleich, wenn man die
Entwicklung bezüglich der einzelnen Indnſtrien verfolgt. Man gewinnt
einen Einblick in die wirkliche Lage der deutſchen Wirtſchaft, wie ſie auf
andere Weiſe kaum beſſer dargeſtellt werden kann.
Beginnt man die Betrachtung mit der in Deurſchland in ganz
be=
ſonders hohem Anſehen ſtehenden chemiſchen Induſtrie, ſo
muß man die Tatſache erkennen, daß 16 chemiſche Aktien=
Unternehmun=
gen am 30. April 1927 einen Durchſchnittskurs von 145 Prozent
auf=
wieſen, während derſelbe für die gleichen Aktien am 12. Juli 1929 nur
noch 99 Prozenk betrug. Dieſer Verluſt gewinnt dann erſt ſeine
wirk=
liche Bedeutung, wenn in Betracht gezogen wird, daß in der
Zwiſchen=
zeit zwiſchen den beiden Vergleichskurſen eine ſehr günſtige
Konjunktur=
periode gelegen hat, die ſich in den inzwiſchen geſtiegenen Dividenden
der Aktiengeſellſchaften der chemiſchen Induſtrie einwandsfrei
feſtſtel=
len läßt.
In geringerem Umfang iſt die Brauerei=Induſtrie
betrof=
fen worden, die bekanntlich in den letzten Jahren beſonders günſtige
Jahresabſchlüſſe vorlegen konnte. Das hat aber einen
übereinſtimmen=
den Kursverluſt nicht verhindern können. Die hier zum Vergleiche
her=
angezogenen 13 Unternehmungen verzeichneten Ende April 1927 einen
Durchſchnittskurs von 291 Prozent, der ſich inzwiſchen bis auf 226
Pro=
zent geſenkt hat. Zu dem gleichen relativen Ergebnis kommt man bei
den Hypothekenbanken, von denen 15 im April 1927 einen
Durchſchnittskurs von 22 Prozent hatten, der nunmehr nur noch 152
Prozent beträgt. Damit ſtehen dieſe Realkreditbanken ungünſtiger da
als die reinen Kreditbanken, bei welchen die Entwicklung für
den=
ſelben Zeitraum einen Rückgang von 195 auf 171 Prozent, ebenfalls
unter Berückſichtigung von 15 Aktienbanken, ergibt.
In der Braunkohleninduſtrie, die ſich bekanntlich
un=
gleich beſſer etnwickeln konnte als die Steinkohleninduſtrie, ſteht dem
Durchſchnittskurſe vom April 1927 von 227 Prozenr für 9
Aktiengeſell=
ſchaften im Juli 1929 ein Durchſchnittskurs von 163 Prozent gegenüber.
Dagegen haben die Aktien der Steinkohleninduſtrie in
der=
ſelben Zeit und bei dem gleichen Anfangskurſe faſt 100 Prozent
Kurs=
verluſt zu verzeichnen. In dieſem Zuſammenhange ſei aber gleichzeitig
der Kaliinduſtrie gedacht, welche als einziger deutſcher
Induſtrie=
zweig in ſeinen Aktien eine Beſſerung zu erzielen vermochte. Hier iſt
der Durchſchnittskurs nämlich von 232 Prozent im April 1927 auf 302
Prozent bis jetzt geſtiegen.
In der Metallinduſtrie weiſt der Durchſchnittskurs von
13 Aktien einen Rückgang von 153 auf 105 Prozent auf, während die
Maſchineninduſtrie unter Heranziehung von 20
Aktienunter=
nehmungen den noch größeren Verluſt von 147 auf 84 Prozent im
Durchſchnitt zu beklagen hatte. Am verhängnisvollſten waren jedoch die
leßzten zweieinhalb Jahre für die Entwicklung des Kurſes der
Auto=
mobilaktien. Für zehn Fabriken dieſes Indußriezweiges wurde
im April 1927 noch ein Aktien=Börſenkurs von 169 Prozent feſtgeſtellt.
Dieſer durchſchnittliche Kurs iſt aber in der Zwiſchenzeit auf 51 Prozent
geſunken. Kein anderer Induſtriezweig hat den Aktionären derart
um=
fangreiche Verluſte verurſacht. Relativ geringer, aber zahlenmäßig am
größten war der Kursverluſt bei den Aktien der
Kunſtſeiden=
induſtrie. Ging doch der Kurs der J. P. Bemberg A.G. von 535
Prozent am 30. April 1927 auf 315 Prozent am 11. Auguſt 1929 zurück,
während die Aktien der Vereinigten Glanzſtoff=Fabriken A. G. in der
gleichen Zeit von 700 Prozent auf 411 Prozent gefallen ſind.
Mit Ausnahme der genannten Kaliinduſtrie haben alle anderen
Induſtriezweige empfindliche Kursverluſte erlitten, die ſich ungefähr im
Nahmen derjenigen bewegen, die vorſtehend bereits genannt worden
ſind. Zieht man dabei in Betracht, daß eine ſehr große Anzahl von
Aktienunternehmungen, deren Aktien an der Börſe gehandelt werden,
in den letzten Jahren zur Zuſammenlegung ihrer Aktien geſchritten iſt,
ſo gelangt man zu der Erkenntnis, daß das Wirklichkeitsbild noch
un=
günſtiger iſt, als die angeführten Kurseinbußen dies erkennen laſſen.
Es iſt demgemäß dem kapitalkräftigen Auslande immer mehr erleichtert
worden, in den deutſchen Aktienmarkt einzudringen.
Der Ausweis der Reichsbank.
Rach dem Ausweis, der Reichsbank vom 15. Auguſt hat ſich die
ge=
ſamte Kapitalanlage der Bank in Wechſeln und Schecks, Lombards und
Effekten in der zweiten Auguſtwoche um 190,2 Millionen auf 2376,9
Mill. RM. verringert. Im einzelnen haben die Beſtände an Wechſeln
und Schecks um 256,3 Mill. auf 2157,3 Mill. RM. abgenommen,
wäh=
rend die Beſtände an Reichsſchatzwechſeln um 24,1 Mill. auf 40,1 Mill.
9M. und die Lombardbeſtände um 42,0 Mill. auf 83,8 Mill. RM.
an=
gewachſen ſind.
An Reichsbanknoten ſind 180,4 Mill. RM. aus dem Verkehr
zurück=
gefloſſen, und dementſprechend hat ſich der Umlauf auf 4291,7 Mill. RM.
verringert. An Rentenbankſcheinen ſind 3,6 Mill. RM. in den
Ver=
kehr abgefloſſen, der Umlauf hat ſich auf 408,6 Mill. RM. erhöht. Die
Beſtände der Reichsbank haben, ſich auf 34,1 Millionen RM.
ver=
ringert. Die fremden Gelder zeigen mit 452,7 Mill. RM. eine Abnahme
um 37,7 Mill. RM.
Die Beſtände an Gold und deckungsfähigen Deviſen zuſammen
haben um 26,1 Mill. auf 9452,9 Mill. RM. abgenommen, und zwar
haben ſich die Goldbeſtände um 1,9 Mill. auf 2150,3 Mill. RM. erhöht,
die Beſtände an deckungsfähigen Deviſen um 28,1 Mill. auf 302,7 Mill.
RM. verringert.
Die Deckung der Noten durch Gold allein beſſerte ſich von 48,0
Pro=
zent in der Vorwoche auf 50,1 Prozent, diejenige durch Gold und
dek=
kungsfähige Deviſen von 55,4 auf 55,7 Prozent.
Amerikaniſche Kabelnachrichken.
New York, 17. Auguſt. (Priv.=Tel.)
Baumwolle: Infolge feſter Liverpooler Meldungen und mangels an
Niederſchlägen im Südweſten erfolgten am Baumwollmarkte
Deckungs=
käufe und Anſchaffungen des Handels ſowie Käufe für Liverpooler und
kontinentale Rechnung. Die Preisſteigerungen veranlaßten im Verlauf
einige Abgaben für Wallſtreet und ſüdliche Rechnung. Die ſchwächere
Stimmung wurde im Verlaufe von Preisavancen abgelöſt, da eine
un=
günſtige Wetterprognoſe bekannt wurde.
Kaffee= und Zuckermarkt ſind geſchloſſen.
Es notierten nach Meldungen aus Chicagoam 17. Auguſt:
Getreide. Weizen: Sept. 141½, Dez. 149½, März 155½, Mai
159; Mais: Sept. 104, Dez. 98½, März 10228; Hafer: Sept. 49,
Dez. 52½, März 55½; Roggen: Sept. 108½, Dez. 116½8, März
122:
Fleiſch. Rippen: Sept. 12,95, Okt. 12,12½; Speck, loko 13,00;
leichte Schweine 11,30—11,85, ſchwere Schweine 10,25—11,25;
Schweinezufuhren: Chicago 10 000, im Weſten 25 000.
Es notierten nach Meldungen aus NewYork am 17. Aug.:
Getreide. Weizen: Rotwinter 1477, Hartinter 146½;
Mais: 116: Mehl: 6,30—6,90; Fracht: nach England 1,6—2,0
Schilling, nach dem Kontinent 8—9 Cents.
Schmalz: Prima Weſtern, loko 12,85; Talg, extra, loſe 738,
Die Einkommenspyramide.
Die in dem Schaubild nach den Berechnungen des Inſtituts für
Konjunkturforſchung wiedergegebene. Einkommenspyramide iſt inſofern
nicht ganz vollſtändig, als die an ſich der veranlagtem Einkommenſteuer
unterliegenden Einkommen unter 1200 RM., die ſteuerfrei bleiben, micht
mitenthalten ſind.
n Rusend / 0B Mill. A Przanen a53Mi. 198 Mill. vomn
Es dürfte ſich hier in der Hauptſache um dis Kleineinkommen der
Landwirtſchaft und ſonſtiger Selbſtändiger handeln. Ferner ſind die
Einkommen üüber 16000 RM., von denen nur eine Anzahl von rund
97 000 feſtgeſtellt wurde, in dem Schaubild nicht wiedergegeben. Die
Angaben beruhen auf den Ergebniſſen der Statiſtik des Steuerabzugs
vom Arbeitslohn und der veranlagten Einkommenſteuer für 1926. Die
Einkommenspyramide zeigt mit großer Deutlichkeit, welche Bedeutung
zahlenmäßig gerade den unteren Einkommensſchichten zukommt.
Wirkſchaftliche Rundſchau.
Die amtliche Großhandelsindexziffer. Die auf den Stichſtag des
14. Auguſt berechnete Großhandelsindexziffer des Statiſtiſchen Reichs=
amtes iſt mit 137,9 gegenüber der Vorwache (138,1) leicht zurückgegangen.
Von den Hauptgruppen hat die Indexziffer für Agrarſtoffe von 132,6
auf 132,3 nachgegeben. Die Indexziffer für Kolonialwarem war mit
129,1 unverändert. Die Indexziffer für induſtrielle Rohſtoffe und
Galb=
waren iſt auf 131,4 (131,7) zurückgegangen, während diejewige für
indu=
ſtrielle Fertigwaren mit 157,6 (157,5) leicht angezogen hat.
Kohlenförderung im Ruhrgebiet. Nach vorläufigen Berechnungen
wurden in der Zeit vom 4. bis 10, Auguſt im Ruhrgebiet in ſechs
Ar=
beitstagen 2 442 119 Tonnen Kohle gefördert, gegen 2 432 461 Tonnen in
der vorhergehenden Woche, bei ebenfalls ſechs Arbeitstagen. Die
Koks=
erzeugung ſtellte ſich in den ſieben Tagen der Berichtswoche (in den
Kokereien wird auch Sonntags gearbeitet) auf 635 875 Tonnen, gegen
648 984 Tonnen in der vorhergehenden Woche, die Preßkohlenherſtellung
auf 72254 Tonnen bei ſechs Arbeitstagen, gegen 71 87 Tonnen in der
vorhergehenden Woche. Die arbeitstägliche Kohlenförderung betrug in
der Zeit vom 4. bis 10. Auguſt 407 020 Tonnen, gegen 405 410 Tonnen
in der vorhergehenden Woche, die tägliche Kokserzeugung ſtellte ſich auf
90 839 (82 712) Tonnen, die arbeitstägliche Preßkohlenherſtellung auf
12042 (11971) Tonnen.
Kein Rückkauf der Neubeſitzanleihe durch das Reich. In den letzten
Tagen waren an der Berliner Börſe und anderwärts Gerüchte
ver=
breitet, wonach mit einer Ordnung der Reparationsfrage ein Ankauf der
Neubeſitzanleihe (Ablöſungsſchuld des Reiches) verknüpft ſein würde.
Das Gerücht ſoll dadurch entſtanden ſein, daß von einer ſüddeutſchen
Bankfirma Zirkulare verſchickt worden ſind, in denen behauptet wird,
die Neubeſitzanleihe würde mit 20 Prozent zurückgekauft werden. Auſ
Anfrage an zuſtändiger Stelle erfahren wir, daß irgend welche
Ver=
handlungen wegen Rückkaufs der Neubeſitzanleihe oder Abfindung der
Eigentümer nicht ſtattgefunden haben und nicht ſtattfinden.
Zuckererzeugung und =Verbrauch im Deutſchen Reich im Juni 1929.
Laut „Wirtſchaft und Statiſtik” wurden im Juni 1929, in Rohzuckerwert
berechnet, noch 44 931 Doppelzentner Rübenzucker erzeugt. Die geſamte
Herſtellung belief ſich in der Zeit vom 1. September 1928 bis 30. Juni
1929 in Rohzuckerwert auf 18 533 111 Doppelzentner, im gleichen
Zeit=
raum des Vorjahres auf 16 619 599 Doppelzentner. Die Zuckerausbeute
ſtellt ſich im laufenden Betriebsjahre in den Rübenzuckerfabriken bis
ein=
ſchließlich Juni 1929 auf 16,2 Prozent. Vom 1. September 1928 bis
Ende Juni 1929 ſind aus 616 439 Doppelzentner Zuckerrüben und 1077
Doppelzentner Melaſſe insgeſamt 129 687 Doppelzentner Rübenſaft
ge=
wonnen worden, im gleichen Zeitraum des Vorjahres aus 1076 202
Doppelzentner Zuckerrüben und 4298 Doppelzentner Melaſſe 208638
Doppel=
zentner Rübenſaft. In den Stärkezuckerfabriken wurden vom 1. 9. 1928
bis 30. 6. 1929 insgeſamt 55 947 Doppelzentner Stärkezucker in feſter
Form, 418 332 Doppelzentner Stärkeſyrup, 22 533 Doppelzentner
Zucker=
farbe und 7050 Doppelzentner Stärkezuckerabläufe gewonnen gegenüber
69 764 Doppelzentner, 395 744 Doppelzentner, 18 335 Doppelzentner und
12035 Doppelzentner im gleichen Zeitraum des Vorjahres. An
Ver=
brauchszucker wurden im Juni 1929 3,96 Prozent mehr verſteuert als im
Juni 1928. Vom 1. September 1928 bis 30. Juni 1929 ergibt ſich
gegen=
über der gleichen Zeit des Vorjahres ein Mehr an verſteuertem
Ver=
brauchszucker von 2,10 Prozent. Auf die in den freien Verkehr
über=
geführten Mengen entfielen an Zuckerſteuer im Juni 1929: 14 273 280
RM., ſeit dem 1. September 1928 insgeſamt: 126 542 083 RM
Gläubigerverſammlung im Konkurs Getreibe=Kreditbank A. G., Mainz.
Am Samstag vormittag trat im Mainzer Amtsgericht die
Gläubiger=
verſammlung im Konkursverfahren der Getreidekreditbank zuſammen.
Nechtsanwalt Joſ. Schmidt, der die Sache der Gläubiger vertrat, gab
den Stand der Aktiva und Paſſiva der Mainzer Getreide=Kreditbank
bekannt. Aus der Aufſtellung ergab ſich, daß eine Minusbilanz von
1150 949 Mark vorhanden iſt. Die Aktiven betragen 362 998 Mark und
die Paſſiven 1515 970 Mark. Die Getreidekreditbank hat ihre
Grund=
ſchuldbriefe an andere Banken abgetreten. Die Bankſchulden betragen
allein über 500 000 Mark. Wie die Gläubiger abgefunden werden ſollen,
und welche Maßnahmen zur Beſeitigung der Schäden der kleinen
Land=
wirte ergriffen werden, ſollen in einer Verſammlung im Laufe der
nächſten Woche beſprochen werden. Der Verlauf der übrigen Sitzung
war nichtöffentlich.
Rheiniſche Eiſengießerei und Maſchinenfabrik, A.=G., Mannheim=
Neckarau. Zu der Transaktion Vögele und Rheinguß, üüber die wir
be=
richtet haben, erfahren wir von der Rheiniſchen Eiſengießerei und
Ma=
ſchienfabrik, A.=G., folgendes: Die Verwaltung ſah ſich veranlaßt, die
früheren Vevhandlungen mit der Joſeph Vögele A.=G., die ſich in
eini=
gen ihrer Wbteilungen auf den gleichen Arbeitsgebieten betävigt, wieder
aufzunehmen, und zwar auf der Grundlage der käuflichen Uebernahme
der Fabrikanlagen in Meckarau. Der Kaufvertrag iſt am 13. d. M.
zu=
ſtande gekommen. Der Betrieb wird am 1. Oktober an Wögele
über=
geben; bis dahin wird er in der bisherigen Weiſe fortgeführt, eine
Un=
terbrechung durch die Uebernahme tritt alſo nicht ein. Die Firma Wögele
überwimmt die Mehrzahl der Angeſtellten und Arbeiter. Eine auf Ende
September einzuberufende G.=V. wird über den Abſchluß des
Geſchäfts=
jahres 19B, der einen erheblichen Verluſt ausweiſt, ſowie über den
Verkauf der Fobvikanlagen und die Liquidation der Geſellſchaft
Be=
chluß zu faſſen haben.
Das Profekt für eine Wiener Untergrundbahn. Im Zuſammenbang
mit den Verhandlungen, die von der Siemens=Schuckert A. G. (Wien)
mit der Gemeinde Wien über den Bau einer kommunalen
Untergrund=
bahn vor kurzem eingeleitet wurden, verlautet, daß die Bewerbergruppe,
der neben der Siemens=Schuckert A.G. auch die Pariſer
Untergrund=
bahngeſellſchaft und eine deutſche Bank angehören, von der Gemeinde
Wien aufgefordert wurde, eine ausführliche Offerte mit
Koſtenvoran=
chlag und Finanzierungsplan auszuarbeiten. Die Pariſer
Untergrund=
bahngeſellſchaft wurde in die Verhandlungen deshalb einbezogen, weil
ſie auf dieſem Gebiete in Europa das führende Unternehmen iſt und
auch bei der Finanzierung des Projektes maßgebend behilflich ſein kann.
In informierten Kreiſen mißt man den Verhandlungen große
Bedeu=
tung bei, wenn man ſich auch darüber im klaren iſt, daß das Projekt ſich
jegenwärtig erſt im Vorbereitungsſtadium befindet und die
Verhandlun=
gen noch geraume Zeit in Anſpruch nehmen dürften.
Der amerikaniſche Außenhandel vom Januar bis Juli 1929. Die
imerikaniſche Ausfuhr in den erſten 7 Monaten des laufenden Jahres
wird vom Handelsminiſterium in Waſhington mit 3,024 Milliarden
Dollar angegeben, während die Einfuhr einen Wert von 2,639
Milliar=
den Dollar erreichte. Die entſprechenden Vergleichszahlen für die gleiche
Zeit 1928 ſind 2,756 und 2.402 Milliarden Dollar. Die Ausfuhr für
Juli allein betrug 401 Millionen Dollar, während die Einfuhr mit
358 Millionen Dollar ausgewieſen wird
Bont Tasdralſchen Hreeurienmaerl.
Unter dem Einfluß der ſchwächeren Auslandsmeldungen und der
geringen Mehlverkäufe verkehrte unſer Getreidemarkt in ruhiger Hah
tung, zumal auch in Inlandsweizen ein viel ſtärkeres Angebot
heraus=
kam. Die Preiſe für Inlandsweizen haben in den letzten acht Tager
eine weitere Abſchwächung erfahren; man verlangte heute für ſüddeut
ſchen Weizen 27 RM. franko Mannheim, zu welchem Preiſe auch einige
Umſätze ſtattfanden. 77078 Kg. ſchwerer mitteldeutſcher Weizen per
Auguſt/September=Abladung war zu 27,25 RM. franko Mannheim
offeriert. Die offizielle Notiz für hierländiſchen Weizen ſtellte ſich
zu=
letzt auf 27—27,25 und für Auslandsweizen auf 29—34 RM. die 100 Kg.
waggonfrei Mannheim. Roggen war ebenfalls in neuer Ware ſtär,
ker offeriert und die Preiſe gaben in Uebereinſtimmung mit Weizer
nach. Auslandsroggen iſt vernachläſſigt. Hierländiſcher Roggen wurd
mit 21,25 bis 21,50 RM. angeboten, wogegen die Intereſſenten 20,71
bis 21,00 RM. franko hieſigen Mühlen boten. Auslandsroggen wurdenſigen,
mit 25,50 RM. waggonfrei Mannheim notiert. Hafer blieb reich=/ 6
licher angeboten. Die Umſätze in dieſem Artikel hielten ſich in beſchei=
Kobw=
denen Grenzen. Alter Inlandshafer wurde mit 22,00—22,50 und hier
greifbarer Auslandshafer mit 22—24 RM. bewertet. In Gerſte zuſſ.”
Brauzwecken iſt der Markt immer noch nicht entwickelt. Einem ziemlichſt e!
ſtarken Angebot ſteht nur eine kleine Nachfrage gegenüber. Die Quali= Hüſſe u0
täten ſind ſehr verſchieden. Die Intereſſenten bringen nur den ganzſutelte
guten Qualitäten Intereſſe entgegen, während mittlere und geringe) ein !
Sorten vernachläſſigt ſind. Für badiſche und heſſiſche Braugerſte kam
geſtern die erſte Notiz mit 23,25—24,00 RM. und für pfälziſche Ware/ Ur9
mit 24,50—25,50 RM. franko Mannheim zuſtande. Futtergerſte unver, ſch ab
ändert, 20,25—21,25 RM. Mais erlitt im Preiſe eine weitere Ein=hunderb
buße. Die Stimmung für Mais blieb ſchwach und die Umſätze auf denmm Por
notwendigſten Bedarf beſchränkt. Heutige Notiz 21,25 RM. waggonfreiſſond,
Mannheim. Futtermittel hatten bei kleinerer Nachfrage und
reichlicherem Angebot ruhigen Markt. Die Preife ſind im großen undſſele
ganzen unverändert. Mehl lag die ganze Woche hindurch außerſs B.
ordentlich ruhig. Großmühlenpreis für ſüdd. Weizenmehl, Spezial Null, ſnpo, a.
40,75, ſüdd. Weizenauszugsmehl 44,75, ſüdd. Weizenbrotmehl 32,75 und) Da
ſüdd. Roggenmehl, 70= bis 60proz. Ausmahlung 29,50—33,00 RM.
waggonfrei Mühle. Malz hatte unverändert Markt. Der Abruf ſei=ſ
tens der Brauereien auf früher getätigte Abſchlüſſe iſt unbefriedigend 7 Gerhd
Prima Malz koſtet 44—45 und mittlere Qualitäten 42—43 RM., je nachſſt Zeit
Gehaltsgarantie. Hopfen verkehrten weiter in ſehr ruhiger Haltung,f u ſe
In Baden hat man in der Walldorfer Gegend mit der Pflücke desſſodienre
Frühhopfens begonnen und zahlte für kleine Partien 70—100 RM. pe
Zentner. Die Qualitäten befriedigen im allgemeinen und auch dase 909
Nengeerträgnis wird als zufriedenſtellend bezeichnet. Tabak hatteſ Der a
unverändergen Markt. Im pfälziſchen Schneidegutgebier hat man mit ſilt dich
der Einbringung des Sandblattes begonnen. Im Zigarrengutgebiet iſt
„Im
durch die frühere Auspflanzung der Setzlinge nun auch eine früher
Sandblatternte zu erwarten. Das Mengeerträgnis dürfte dem des / „S09
„Es
Vorjahres gleichkommen.
Produkienberichte.
ſt Stan
— Mainzer Produktenbörſe vom 16. Auguſt. Großhandelseine
ſtandspreiſe per 100 Kilo loko Mainz: Weizen 27.00—27.25, Roggen
20.50, Hafer (alte Ernte) 22.50—23.00, Braugerſte 23.00—23.25, füdh.*
Weizenmehl, Spezial 0, Mühlenforderung 41.40, zweithändig 38.90,)
Roggenmehl 0 1.: 2.50—31.00; Weizenkleie, fein 10,60, grob 11,75
Roggenkleie 13.00—14.00, Weizenfuttermehl 13.00, Biertreber 17.50 bis
19.00, Erdnußkuchen 22.25—23.00, Kokoskuchen 20.25—26.00, Palmbucher
19.75—20.75, Rapskuchen 19.50—20.25; Kleeheu, loſe 10.50—11.50, geb.
11.00—12.00, Wicſſenheu 10.00—10.50, Maſchinenſtvoh 5.25, Drahtpreßt
ſtrob 5.50, Weiße Bohnen 43.00. Tendenz: Abwartend.
Berliner Produktenbericht vom 17. Auguſt. Die Produktenbörfs
verkehrte am Wochenſchluß in ſehr feſter Haltung. Auf die ſcharfen
Preisſteigerungn an den geſtrigen überſeeiſchen Termimmärkten hat ſich
das Inlandsangebot von Brotgetreide, insbeſondere von Roggen, we
ſentlich verringert, und für das wenig angebotene Material wurden füt
Roggen etwa 5 bis 6 Mark höhere Preiſe bewilligt. Weizen war dar
gegen weniger gut beachtet und wurde zur prompten Lieferung nu
etwa 1 Mark höher bewertet. Am Lieferungsmarkt ergaben ſich in
Einklang mit der vom Ausland gemeldeten Hauſſe für Weizen in
ſpä=
teren Sichten Preisovancen um etwa 5 RM. Roggen ſetzte per Septem
ber 3,5 RM., in den ſſpäteren Sichten 5 RM. feſter ein. Im Auslands
brotgetreide kamen Umſätze auf dem beträchtlich erhöhten Preisniveau
kaum zuſtande. Für Mehl waren die Mühlrnofferten etwas erhöht. Ab
ſchlüſſe beſchränkten ſich zumeiſt auf notwendige Bedarfskäufe. Hafe
und Gerſte in ruhigem Geſchäft, die Forderungen waren
gleichfall=
erhöht.
Vom Rohhäutemarkt. Am Rohhäutemarkt verlief das Geſchäft weit
ter ruhig, da die Käufer auf den letzten Verſteigerungen die Gebot
ſehr vorſichtigt abgaben. Die Auktionsleitungen mußten vielfach die Loſ
zweimal ausbieten und manche Loſe auch zurückziehen. Großviehhäut
verloren teils um die 5 Prozent herum, teils konnten ſie letzte Preiſ
erzielen. Aehnlich lag es bei den Kalbfellen, wogegen Schaffelle verein
zelt ſchlank letzte Preiſe erreichten und vur zum Teil etwas billigen
weggingen. Auf der norddeutſchen Häuteaktion in Hamburg erzielten
eichte und mittlere Kalbfelle eine Beſſerung um 2 Prozent, währeni
ſchwere Kalbfelle bei den Vormonatspreiſen unverkauft blieben. Leichte
Großviehhäute erreichten letzte Preiſe. Auf der ſoeben abgehaltenen
Badiſch=Pfälziſchen Häuteauktion in Karlsruhe war der Beſuch gut und
der Verkauf entwickelte ſich flott. Großviehhäute und Kalbfelle konnter
bis zu 5 Prozent gewinnen, dagegen lagen Schaffelle ſchwächer.
„Ja,
Lichte
Rit
Diehmärkke.
Auf dem Schweinemarkt in Weinheim a. d. B. am Samstag, den
17. Auguſt, wurden 358 Schweine zugeführt. Verkauft wurden 392
Stück, und zwar Milchſchweine von 23—43 Mark, Läufer von 44—75
Nark je Stück.
Kleine Wirtſchaftsnachrichken.
Die deutſche Rohzinkproduktion, einſchließlich Zinkſtaub, betrug, wie
der Geſamtausſchuß gur Wahrung der Intereſſen der deutſchen
Metall=
wirtſchaft, Berlin, auf Grund der Berechnungen des Statiſtiſchen Büros
der Metallgeſellſchaft, A.=G., Frankfrt a. M., mitteilt, im Monat Julä
d. J. 9092 Tonnen, gegen 8975 Tonnen im Monat Juni 1929.
Die Einladungen zur Leipziger Herbſtmeſſe vom 25. bis 31. Auguſt,
die u. a. Einzelheiten über den Evwerb der Meſſeabzeichen, die
Be=
nutzung der Sonderzüge mit Fahrpreisermäßigung und den Bezug des
Meſſe=Adreßbuches enthalten, wurden in 200 000 Exemplaren an deutſche
Einkäuferfirmen verſandt.
Wegen der großen Bedeutung, die die laufende Beobachtung, des
Schweinebeſtandes und ſeiner Entwicklungstendenz für eine zweckmäßige
Mauktgeſtaltung beſitzt, ordnete der Reichsminiſter für Ernährung und
Landwirtſchaft mit einem Rundſchreiben an die Länderregierungen eine
Schweinezwiſchenzählung für den 2 9. 1929 an
Die Ausfuhr von Kunſtſeide und ganz aus Kunſtſeide hergeſtellten.
Stoffen belief ſich im Juli auf insgeſamt 734 000 Pfund gegen 579 000
Pfund im Juni und etwas mehr als einer Million Pfund im Juli
vori=
gen Jahres. Der Wert der ausgeführten Fabrikate war trotz des
men=
genmäßigen Rückganges mit 693 000 Lſtrl. höher, als im Vorjahre mie
661000 Lſtrl.
In der ſchweizeriſchen Stickereiinduſtrie iſt auch für den Monar=
Juli wieder ein ganz beträchtlicher Exportausfall von 750 Doppelzenie
nern im Werte von rd. 2 Mill. Sfrs. Die erſten ſieben Monate des
laufenden Jahres verzeichnen gegenüber derſelben Zeit des Vorjahres
einen Ausfall von 5650 Dz. im Werte von 16,5 Mill. Sfrs.
Nach dem Rechnungsabſchluß der tſchechoſlowakiſchen Tabaksregie
betrugen die reinen Einkünfte in der erſten Hälfte dieſes Jahres
991 640 000 Kronen, in der gleichen Zeir des Vorjahres 939 569 000 Kr.
Sie ſind demnach in dieſem Jahre um über 52 Millionen Kronen
ge=
ſtiegen.
Die Automobilproduktion der Vereinigten Staaten belief ſich in den
erſten ſechs Monaten d. Js. auf 3 425 000 Wagen. Im Vergleich zum
erſten Halbjahr 1928 bedeutet das eine Steigerung um rund 47 Proz.
Das Mitteldeutſche Braunkohlenſyndikat erhöht ab 1. Oktober die
Brikettpreiſe je 10 Tonnen=Ladung um 10 RM.
Die Südafrikaniſche Reſervebank hat ihre Diskontrate um ½
Prot=
von 5½ auf 6 Proz. erhöht.
Schmutz, keine Schmiere widersteht (!
Nehmen Sie C zum täglichen Geschirr.
abwaschen, und Sie werden staunen, wie
alles im Nu einens seltenen Glanz, eine
wundervalle Frische erhält. Nehmen Sie
Ozum Säubern aller stark verschmutzten
Hausgeräte, und Sie sind mit einem
Schlage alle Reinigungssorgen los!
eine Arbeitserleichterung ohnegleichen.
( nimmt uns mit einem Schfage alle
Reinigungssorgen ablSein eineiger Feher
ist, daß es nicht schon Jahrzehnte früher
erfunden wurdel Die 1000 erfakrenen
Hausfrauen haben techt und mit ihnen
die Hunderttausende, die O
inzwi-
schen ebenfalfs erprobten und es
(EolöftelOauf
10 Liter heiße-
Wasser 2 ein
Eimer,
soergie-
big u. spersam!/
Nummer 228
Sonntag der 18 Auguſt 1929
Seite 15
Mater uns Linkn.
Roman von Bruno Winkler.
Copyright: Greiner u. Co., Berlin, Luiſenſtr. 19.
Nachdruck verboten
Sie hörte ihn ſchweigend an. Wie ein Waſſerfall praſſelten
ſte Worte auf ſie nieder. Noch nie hatte ein Mann ſo zu ihr
rochen. Mit Staunen und einem ſüßen Grauen erkannte
wie ſehr er ſie liebte. Seine Heftigkeit erſchien ihr wie der
ſbruch einer Naturgewalt. Sie hätte niemals etwas für ihn
finden müſſen, hätte er jetzt in ſeinem Liebeszorn, der in
ſchendes Werben überging, keinen Eindruck auf ſie gemacht.
kam ihr in dieſem Augenblick berückend ſchön und ſtark vor.
fehlte nicht viel, und ſie wäre aufgeſprungen und ihm um den
s gefallen und hätte ihm mit einem Kuß den Mund verſchloſ=
„Gerhard, mein lieber Gerhard!” Und alles wäre gut
beſen.
Aber etwas hinderte ſie.
Und ſo tat ſie das Verkehrteſte, was ſie tun konnte: ſie
ſwieg. Schwieg, obwohl das Herz ſie mahnte, ihm ein Wort
ſiagen, obwohl ſie fühlte, daß ſie nur ihn liebte.
Seine Beredſamkeit erſchöpfte ſich. Er nahm ihr Schweigen
ſ Abwehr, für — Verachtung. Er konnte nicht in ihr Inneres
iſen, wo die Gefühle miteinander ſtritten, ſah nur das Aeußere,
ho” allerdings abweiſend genug wirkte: ſie ſaß unbeweglich,
Aſſe überzog ihr Geſicht. — Da vergaß er ſich zum zweitenmal,
zcttelte die Fäuſte und ſchrie: „Ich habe dich geliebt, Doritt,
ſanßl ein Mann nur lieben kann. Jetzt muß ich dich haſſen!“
Er gewahrte nicht, wie ſie zuſammenſchrak. Denn ſchon hatte
nſich abgewandt und floh durch den Park. Er lief zu ſeinem
mudervollen Sportwagen aus der väterlichen Fabrik, der vor
e Portal des Hauſes ſtand, ſprang hinein und rollte heftig
möhltend, langſam dem Tore zu. Ein Diener eilte herbei und
n udöſiete es. Er wunderte ſich, daß der junge Lichtenberg ihn
herſſtes Blickes würdigte und, kaum auf der Straße, in einem
Ampo, als ſei er auf der Rennbahn, loslegte.
„Da hat’s was gegeben”, murmelte er, das Tor ſchließend.
ſah aus, als käme er niemals wieder.”
Gerhard faßte an dieſem Tag in der Tat den Entſchluß, für
möut Zeit dem Hauſe Stamer fern zu bleiben. Am Abend ſagte
wzu ſeinem Vater: „Du wollteſt doch immer, daß ich eine
Südienreiſe nach den Vereinigten Staaten mache. Wenn du
h zzſts dagegen haſt, werde ich mit dem nächſten Dampfer fahren.”
Der alte Lichtenberg war erſtaunt. „Nanu? Auf einmal!
5üt dich jetzt nichts mehr hier?"
„Im Gegenteil!"
„Das heißt . . .?"
„Es treibt mich fort. Streiche die erwartete Verbindung
w Stamers aus deinen Berechnungen. Ich bin mir über Doritt
in gültig klar geworden.”
„Du haſt mit ihr geſprochen?”
„Ja, ſie wird ſich wohl bald mit einem andern verloben.”
Lichtenberg ſenior zog überraſcht die Brauen hoch.
BYſpr ſoll das ſein?”
„Teves!”
„Ah —Biſt du deſſen gewiß?”
„Und
„Nach meiner Uinter atunig mit Doritt kann gar kein Zweifel
ſein, daß ſie ihn liebt. Er wird nicht ſo dumm ſein, lange zu
überlegen."
„Teves iſt ein ungewöhnlicher Mann. Ich glaube, daß er
eine große Zukunft hat. Wenn er Stamers Schwiegerſohn wird,
gewinnt Stamer mehr als er.”
„Du glaubſt, daß Teves ſie gar nicht will . . .?"
Lichtenberg zuckte mit den Schultern. Dann ſagte er kurz:
„Hat es für dich noch einen Wert, das zu wiſſen?”
„Nein, Vater”, erwiderte Gerhard ſchnell.
Kinderwagen aller Art, nur im Spezialgeschäft
1. Donges & Wiest, Elisabethenstraße 25
Der Fabrikant legte ihm die Hand auf die Schulter. „Die
Sache iſt für dich abgetan, für alle Zeit. Du wirſt es
über=
winden, mein Sohn. Reiſe! Es iſt mir recht. Sieh dir die
Autobetriebe drüben an! Halte die Augen offen. Lerne, und
bring der Firma einen Schatz neuen Wiſſens mit.‟ Er machte
eine Pauſe, dann ſprach er faſt geſchäftsmäßig weiter: „Die
Löſung deiner Beziehungen zu Doritt Stamer wird auf mein
Verhalten gegenüber dem Hauſe Stamer nicht ohne Einfluß
bleiben. Ich habe Heinrich Stamer oft mit Rat und Tat zur
Seite geſtanden, wenn ich manchmal nicht billigen konnte, was
er, allzukühn, unternahm. Er hat immer Glück gehabt, hat in den
Strudeln dieſer vervorrenen Zeit nie den Grund verloren.
Neuer=
dings aber nehmen ſeine Geſchäfte Formen an, die an reine
Spekulation grenzen. Du weißt, wie man über ſeine Reklame,
über ſeine —ich will ſchonend ſagen „Kampfpreiſe” denkt. Der
Unternehmer ſoll wagemutig ſein, ja, aber er darf nicht zum
Spieler werden, auch nicht, wenn er ein induſtrielles Talent wie
Stamer iſt. Wenn du dich mit Doritt verlobt hätteſt, ich weiß
nicht, wie ſich das Zuſammenarbeiten der beiden Firmen, das
Stamer anſtrebte, geſtaltet hätte. Sie hätten beide gewonnen,
ohne Zweifel. Aber bei Stamers vorwärtsſtürmender Kraft
wären Meinungsverſchiedenheiten nicht ausgeblieben. Ich
be=
daure es daher nicht, daß es nicht zu einer Vereinigung der
Unternehmen kommt. Wir behalten unſere Freiheit. Das
wer=
den wir”, Lichtenberg ſagte es mit beſonderer Betonung, „
viel=
leicht bald beſonders zu ſchätzen wiſſen.”
IK
Edwin erholte ſich ſchnell. Schon nach ein paar Tagen äußerte
er den Wunſch, auszufahren. Er konnte die Begleitung ſeiner
Mutter und Schweſter nicht ausſchlagen und mußte daher dieſes
erſte Mal auf das beabſichtigte Zuſammentreffen mit Jenny
verzichten.
Dann aber ſah er ſie täglich.
Die Diva hatte ihre alte Macht wieder über ihn gewonnen.
Er verfiel dem Zauber ihrer Schönheit und ihres unheimlich
berückenden Weſens wie ehedem, als ihm Thea Ritterholm noch
nicht begegnet war. Sein Zorn auf ſie wegen der von ihr
ver=
urſachten Skandale war verflogen, jeder Argwohn erloſchen. Sie
hatte ihm alle ihre Angriffe gegen ihn als Verzweiflungstat aus
ihrer übergroßen Liebe zu ihm erklären gewußt; und ſie täuſchte
ihn damit nicht einmal, wenigſtens, was die Urſache ihrer
Hand=
lungen betraf. Denn ſie liebte ihn wirklich, wenn natürlich auch
nicht ſelbſtlos, ſondern aus der Dämonie ihres Weſens heraus:
ſie wollte ihn beſitzen mit Leib und Seele. Statt ſich, als er ſich
von ihr gewandt hatte, mit einem ihrer zahlreichen Anbeter zu
tröſten, — mit Colomba ſpielte ſie nur, — hatte ſie ihn wie in
Raſerei verfolgt. Mit ihren Geldforderungen hatte ſie mehr
bezweckt, ihm Unannehmlichkeiten zu machen, als ſich zu
be=
reichern. Endlich hatte ſie ihn töten wollen.
Jenny wohnte ſeit ihrer Rückkehr in einer prächtig
möb=
lierten Wohnung am Kurfürſtendamm. Sie lebte auf großem
Fuß. Ihre Salons wurden der Treffpunkt der Lebewelt Berlins.
Edwin Stamer war ihr täglicher Gaſt.
Man ſpielte. In den erſten Tagen ſah Edwin nur zu.
Eines Abends jedoch ſetzte er ſich auf ihr Drängen an den
Pokertiſch.
Jenny Mandoni verſtand ſich glänzend auf den „Bluff”.
Wenn ſie ſpielte, nahm ihr Geſicht etwas Maskenhaftes an;
ihre Miene wurde undurchdringlich. Mit einem Full in der Hand
konnte ſie bei den Gegnern den Eindruck erwecken, als müſſe ſie
jeden Augenblick aufgehen, und mit einem lumpigen Pair, als ſei
ſie unangreifbar.
Sie gab. Außer Edwin ſpielte noch ein bekannter
Film=
regiſſeur, ein ehemaliger Kammerherr, ein Ruſſe und eine
italieniſche Gräfin mit. Edwin Stamer erhielt vier Könige und
turde damit Sieger gegen ein Full und einen Fluſh.
Im nächſten Spiel durfte er abermals den „Pot” leeren.
Er hatte Glück. Dann verlor er ein paar Mal, bis ihm der
Kammerherr einen Straight Fluſh hinlegte, eine Coeur Squenz
von As bis Zehn.
Edwin war kein Spieler. Zwar hatte er oft mit dem
Teuer=
ſten geſpielt, mit dem Leben. Doch da hatte der Einſatz ſtets
etwas gegolten: Rekord, Leiſtung, Ruhm. Spiel um Geld reizte
ihn nicht. Er gab das Geld ſeines Vaders mit vollen Händen
aus, aber am Glücksſpiel hatte er ſich nie mit nennenswerten
Beträgen beteiligt. Ob er gewann oder verlor, es war ihm faſt
gleichgültig.
Deshalb berührte es ihn nicht im geringſten, als er die
Bombenkarte ſah. Er dachte nicht daran, den ſicheren Sieg
be=
ſonders auszuwerten, ja, er erhöhte nicht einmal den Einſatz.
Der Ruſſe ſchien auch eine gute Karte zu haben. Er legte eine
Hand voll Shipps in den Pot. Jenny folgte mit einem größeren
Betrag; die anderen fielen aus.
Mit einem Satz von 110 Mark eröffnete Jenny den Kauf.
Sie erſtand zwei Karten. Die Gräfin gab auf. Der Ruſſe aber
ging auf 150 hinauf.
Edwin hielt den Satz.
Jetzt legte Jenny eine Karte ab und kaufte mit dreihunderk.
Der Ruſſe zögerte, blieb aber dann im Spiel und kaufte mit
dem gleichen Betrag. Kaum jedoch hatte er das erſtandene Blatt
angeſehen, als er mit verzerrtem Geſicht die Karten hinlegte.
Jenny lächelte unmerklich. „Edwin?”
„300.”
Sie ſchob die Unterlippe vor. „500!”
Der Ruſſe winkte ab.
„500, Edwin.”
Da erwachte Edwin Stamer aus ſeiner Gleichgültigkeit. „600.”
„1000,” flüſterte die Diva.
„Du rennſt in dein Verderben, Jenny. Aber wie du willſt!
150013
„3000.*
(Fortſetzung folgt.)
Als O gebofen würde,
zog Man
Sfaffehe Hausfrallgeh zu Rate
1000 erfahrene Hausfrauen sagten: Oist ständig benutzen, Kein Fett, kein Ol. kein
Vi4
Nur
Konplatz 6 3319 Ballonolatz
Nur
atſtauben, Dämpfen, Bügeln — Alle
ſparaturen — Entglänzen ſpeckiger
ſchen — Verſtärken fadenſchein. Stellen.
ie erſparte Ladenmiete kommt unſerer
undſch. zugute. Schnellſte Lieferg. (7403a
Magebeife
Etra Prima
schont die Wäsche
11647a
B. May-Söhne, Groß=Zimmern
Ne
ſitaten bieten ſich
ſts mit gutem Er=
1g. Damen u.
Her=
näed Standes.
ſir o Schuchmann,
urrnſt., Stiftſtr. 46
mb. vorh. la Refer.
ine Adreſſ.=Verm.
inr. ſol. Mädchen
1s gut. Bürgerf.,
usl. erz., 179 gr.,
lichl.. Natur= u
vorrtl., gute
Ver=
ſigh., ſucht a. dieſ.
D. Bek. e. ſol. H.
ſich. Stllg. zw. ſp.
ckgeſch. wird, unt.
77 Geſchäftsſt. (*
Gebildeter,
ſelb=
ſtändiger
Kaufmann.
Witwer, ev., 40er,
in gut.
Verhältniſ=
ſen leb., ſucht
Be=
kanntſchaft mit
ge=
bildeter Dame von
30—35 J u.
ange=
nehmem „Aeußern.
Einwandfreie
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Nummer 33
And
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Von Walther Scheunemann.
An der Spitze des Städtedreiecks Köln=Hamburg=Frankfurt
liegt die alte Hanſeſtadt, mit feinen und dichten Fäden jenen
beiden verbunden. Alte Gemeinweſen mit großer Cradition und
doch auch großer und moderner Sriſche. Von ihnen dreien iſt
Hamburg die weltweiteſte, lebendigſte und doch die konſervativſte.
Sugleich ein Beweis, daß beides nicht ſich ausſchließt,
ſon-
dern ſehr eng verflochten und verknüpft iſt.
Breit und wuchtig wälzt die Elbe gelbſchlammiges Waſſer
dem Meer entgegen. Hunderte von Dampfbarkaſſen und
Motorbooten, Hollkuttern und viele Nieſendampfer guirlen
es zu ſchmutziggelbem Schaum auf. Nach allen Seiten hin iſt
kilometerlang die Erde ausgeſchachtet und Platz den Schiffen
gemacht. Ueberall herrſcht geſchäftiges Creiben des
zweit=
größten Hafens der Welt. Nieſige
Lager=
ſchuppen, dicht gefüllt mit Kiſten, Säcken
und Fäſſern fremder und heimiſcher
Frach=
ten; gewaltige moderne Kühlhochhäuſer,
in denen Fleiſch und Eier friſch bewahrt
werden; ragendes Eiſengegitter, auf dem
Kräne hin= und hergleiten; Hellinge, auf
denen neue Schiffe entſtehen; und überall
eilige Menſchen, die ſich in dem Gewirre
der Maſchinen und Schiffe wie kleine,
ſchwarze Spinnen ausnehmen: das das
Bild des Hamburger Hafens, des
moder=
nen Hamburg, durch das friſches Leben
pulſt.
Aus hart und dunkelrot gebrannten
Backſteinen erbauten einſt die Vorväter
gewaltige Dome und ragende Burgen im
Norden und Nordoſten des deutſchen
Landes. Steinmangel nötigte ſie, in
langer Arbeit erſt das Baumaterial ſich
ſelbſt zu ſchaffen: wo die Erde den
Bau=
ſtein verſagt, ſchuf ihn die Schöpferkraft
zielbewußter Männer. So wurde aus Not
Cugend und Kunſt. Wundervoll trotzig
ſtehen St. Marien in Lübeck oder Danzig,
die Ordensſchlöſſer in Weſt= und
Oſt=
preußen. Hamburgs City drängt ſich auf
engem Naum zuſammen, und geſteigerter
IHHnagnnan
nnnnnnnnnnnnnnnnannnnnnnnnnnnnnnag
ſich, an dieſem Platz ſtehend, um die geſchloſſene Wucht und
Vor=
nehmheit des Stadtbildes in ſich aufzunehmen, bis am Abend der
Himmel ſich rötet und die Konturen der Cürme ſich ſchwärzlich
abheben. Langſam ſinkt die Nacht herab, und lautlos ziehen die
Schwäne ihre Bahn über das bleigraue Waſſer zu den
Brut=
ſtätten . .
Segelſchiffe früherer Seiten brauchten Seile zu vielerlei
Swecken in großen Mengen. Und ſo war in den Hafenſtädten
überall das Seilerhandwerk ein notwendiges und angeſehenes, das
— wie alle anderen Sünfte — ſeine eigene Straße bewohnte, die
ihm zugleich (ſie war breiter und länger als ſonſt) als Seilerbahn
diente. Neep heißt das Seil im Plattdeutſchen wie auch im
Engliſchen. Und Reeperbahn war die Bahn, auf der die
Seiler Hamburgs die Caue herſtellten, an denen Anker
be=
feſtigt, aus denen Wanten gefertigt wurden, die zum Halten
der Segel beſtimmt waren. Mitten in der Altſtadt
Ham=
burgs, in St. Pauli, liegt ſie breit und groß: die
Neeper=
bahn. Aber nicht mehr ziehen die Neeper mit eintönigem
Ruf Seile hinter ſich her und rollen ſie
auf und ab. Hamburg iſt Welthafen,
Ver=
gnügungsſtätte. Seeleute, die wochenlang
auf dem Meer ſchwere Arbeit getan
haben, amüſieren ſich auf ihre Weiſe.
Aber doch iſt längſt von all den
welt=
bekannten Lokalen — Große Freiheit,
Alkazar, Crichter — das Urſprüngliche
gewichen. Denn der Semann iſt nicht mehr
Alleinherrſcher, ſondern alles, was aus
dem Lande kommt, zieht dorthin, um den
„echten”. Hafenbetrieb kennenzulernen,
ohne zu wiſſen, wie ſehr es ihn durch ſeine
Anweſenheik allein um Echtheit bringt.
Draußen flimmern Lichtreklamen in allen
Farben ſchreiend auf. Der Himmel iſt
über der Stadt gerötet vom Widerſchein
des Lichtes. Am Morgen liegt St. Pauli
ſchmutzig, verwaſchen und grauſchwärzlich
da. Ein Nordweſter bringt ſalzige Briſe
und treibt tiefhängende Wolken
landein-
wärts . . ."
Nur wenige Schritt von dieſem
Cohu=
wabohu, dem internationalen Flecken
Deutſchlands und Europas, in dem ſich
Deutſche, Franzoſen, Engländer,
Ameri=
kaner, Chineſen, Malauen und Neger,
Landratten, Seeleute und Dirnen ein Stell=
Verkehr erfordert gewaltigere Bauten. So entſtanden die dichein geben; wo Geigen wimmern, Banſos zittern und
modernen Hochhäuſer, die jedermann in Deutſchland und weit Grammophone kreiſchen; wo ſich Menſchenmaſſen langſam
darüber hinaus geläufig ſind als ein neues Wahrzeichen der vorwärts ſtoßen, Betrunkene in allen Sprachen gröhlen und
alten Hanſeſtadt. Und nicht das ſchlechteſte. Großzügig in zudringliche Dirnen an allen Ecken lungern: wenige Schritt
Architektur und Ornamentik, ſind ſie langſam Stein für Stein” entfernt ſind wir inmitten uralter Bäume und gepflegter
gewachſen und deuten Bodenverbundenheit und Beharren in Raſen, vor uns eine kleine Anhöhe. Das Brodeln der
ſtolzem Bewußtſein an. Salzigfeuchte Seeluft beginnt den „Neeperbahn dringt nur ab und zu herüber, lauter und leiſer
Vor uns, aus dem Hügel, wächſt über die Baumwipfel
Sprinkenhof und Mohlenhof. Noch manche andere ſind vor= heraus Deutſchlands wundervollſtes Denkmal: der eiſerne
handen und im Entſtehen begriffen. So das Hochhaus des Kanzier. Nieſenhaft reckt ſich die Geſtalt kerzengerade gegen
Geſundheitsamtes und das Gebäude des Deutſchnationalen den Nachthimmel. Nur Konturen ſind zu erkennen im
Dun=
kel. Eine gewaltige ſchwärzliche Maſſe, ein Klotz, aus dem
Dicht neben den Nieſenburgen der modernen Seit liegt Boden des niederſächſiſchen Landes herausgewachſen. Der
das Hamburg der Vergangenheit. Schmale, engbrüſtige Cag, bleigrau und ernſt, wie meiſt in Hamburg, hebt an.
Häuſer, leicht vornübergebeugt wie ein Schwindſüchtiger, und Wolkenfetzen gleiten zerriſſen und geſpenſtiſch über die
dunkelroten Klinkern ſchwärzliche Cönung zu geben. Burgen murmelnd.
hanſeatiſchen Kaufmannsgeiſtes: Chilehaus, Ballinhaus,
Handlungsgehilfenverbandes.
von der Seeluft, die faſt jahraus, jahrein gleichmäßig vom
Nordweſten herüberſtreicht, geſchwärzt, drängen ſich eng
an=
einander. In enge Gäßchen mit ſchmutzigen, dumpfen
Win=
keln blicken ſie mit ſtumpfen, blinden Fenſterſcheiben. Oder
ſie ſpiegeln ſich in den vielen Kanälen, die, von der Elbe
ab=
gezweigt, die Stadt durchziehen. Wie Venedigs Kanäle, ſo
vermitteln die „Flete‟ Hamburgs mancherlei Verkehr, in
früherer Seit noch mehr denn jetzt. Die moderne Seit hat
ſie zurückgedrängt, und vergeſſen träumen ſie und dämmern
ihr Daſein dahin. Das Atmen der See, das ſich bis hierher
bemerklich macht, läßt das Waſſer ſteigen und fallen. Dann
liegt ein breiter, feuchtglänzender Mauerſtreifen frei,
bewach=
ſen mit grünlichem Cang und Algen.
Hamburg iſt nicht nur das Hamburg der Elbe, des Hafens
und der Geſchäftigkeit. Auch nicht das Hamburg der Flete
und ſtillen, alten Häuſer. — Schwäne, Kanus und weiße
Seg=
ler ziehen leiſe und langſam über die blaugrauen Waſſer.
Breite Alleen ſäumen die Ufer. Die Lombardsbrücke trennt
den inneren vom äußeren Ceil. Wundervolle Villen und
Parks liegen an der Außenalſter, die ſo breit und lang iſt,
daß die jenſeitigen Ufer nur undeutlich zu erkennen ſind und
ſchon bei leichtem Nebel ganz verſchwinden. Von der
Lom=
bardsbrücke aber erleben wir den ſchönſten Blick, der ſich auf
deutſche Städte bieten kann. Hamburgs „skyline”, nicht in
aufeinandergetürmten Wolkenkratzern wie jene New Yorks.
Sondern die großen, ſchlichten und eindrucksvollen Bauten,
die ſich um die Innenalſter legen und den weiten Naum faſt
zu einer geſchloſſenen, kompakten Maſſe umſchaffen: das
Berwaltungsgebäude der Hapag, die „Vier Jahreszeiten”,
die Dresdener Bank und das Warenhaus Cietz. Etwas im
Hintergrund das Stadthaus mit ſeinem ſpitzen Curm. Und
über dem allen die Cürme der Hamburger Kirchen: St.
Peter, St. Nikolai, St. Katharinen und St. Michael, das
alte Hamburger Wahrzeichen. Immer wieder ertappt man
Bäume. Grau iſt das granitene Denkmal. Grau das Geſicht
des Nieſen, der ſich mit beiden Armen auf das gewaltige
Schwert ſtützt und unter ſtarken Brauen den Blick nach dem
Meere gerichtet hat. Sehr klein und zuſammengeſchrumpft
liegt zu ſeinen Füßen die Neeperbahn.
Letzter Gruß des ſcheidenden Amerika iſt dem
Europa=
wanderer die Liberty Statue. Hochaufgerichtet ſteht ſie da in
lungwallendem Gewand, den Strahlenkranz in der
aus=
gereckten Hand. Einſt von Frankreich der großen Nepublik
zwiſchen Atlantik und Pazifik geſchenkt, bewacht ſie mit
theatraliſcher Poſe den Eingang zum Land der Freiheit, der
unbegrenzten Möglichkeiten . . . Stundenlangen Weg ziehen
die großen Dampfer von Cuxhaven die Elbe herauf. Doch
imnnnngar
[ ← ][ ][ → ] zu beiden Seiten liegt das Ufer weit und flach, das Auge ſchweift,
ohne feſten Anhalt zu finden. Und mit der erſte Gruß, den
deutſches Land dem Reiſenden entgegenſchickt, iſt der Blick des
ſteinernen Bismarck. Sinnbild erdverbundener Nuhe und Macht.
Graue Nebel ſchwimmen langſam heran und weben dichte
Schleier um das Denkmal. Leiſe weiten ſich die Konturen,
wer=
den unſcharf und zerfließen ins Nieſenhaft=Dämoniſche. Machtvoll
reckt der Syklop die Schultern . . ."
Tief brummen die Dampferſirenen und geſchäftig klirrt und
kigppert das Hämmern der Werften herüber ...
Die Schloßherrin von Coppet.
Eine Reiſe Ompreſſion vom Genfer See.
Von Dr. Philipp Krämer.
Wenn der weiße Luſtdampfer, von Genf herkommend,
Don=
nerstags gegen drei Uhr in Coppet anlegt, entläßt er ſtets eine
kleine Schar vielſprachiger Menſchen, die zum nahen Schloß der
Frau von Staél pilgern. Dies Bauwerk hat als ſolches nichts
was es eines Beſuches würdig machte. Es iſt ein typiſches
fran=
zöſiſches Chateau, wie es der Adel in Frankreich überall hat, und
das mit einer deutſchen Burg nicht verwechſelt werden darf. Die
Burg iſt ein Gewächs der Berge und Wälder, das Chateau ein
Kind der Ebene und des Parks. Es iſt der „Geiſt von Coppet”,
der die Fremden hierherzieht.
Und dieſer Geiſt iſt der einer Frau.
Frau von Staél iſt ein geiſtiges Phänomen, in mehr als einer
Hinſicht von ſumboliſcher Größe. Wenn Genf in der
geographi=
ſchen Schnittmitte der lateiniſchen und der germaniſchen Welt
liegt, ſo geht die geiſtige Schnittmitte durch das Schloß von
Cop=
pet, weil ſeine Kaſtellanin, die das beſte Franzöſiſch ihrer Seit
ſchreibt und mit dem Vornamen Germaine heißt, den glanzvoll
ſchillernden Geiſt der Swiſchenwelten einmalig ſymbolhaft
ver=
körperte. Coppet liegt an einer geiſtigen Grenze, die anders
verlaufen wie die politiſchen.
Am 5. Mai 1784 kaufte der große Bankier Ludwigs XVI.
für eine halbe Million das 400 Jahre alte Schloß. Herr Necker
war, wie ſeine Frau, aus dem calviniſchen Genf. Auf ſeiner
Be=
ſitzung Beaulieu bei Lauſanne korrigierte er die Druckbogen
ſeines berühmten Werkes über die Nettung der franzöſiſchen
Finanzen, als die Handwerker eifrig in Coppet an der Arbeit
waren, das alte Schloß für den neuen Bezieher wohnlich
her=
zurichten.
Am 1. September ſchon erfolgt der feierliche Einzug.
Ger=
maine, die Cochter, war damals 18 Jahre alt. Der Philoſoph
Klöbchen, eine Kindertragödte.
Von Dorothea Hollatz.
Welch ohnmächtiges Beginnen, über den Geſchmack in der
Liebe zu ſtreiten! Welch ausſichtsloſes Unterfangen! Mag ſich
die Erde millionenmal um ihre Achſe drehen, es wird nicht
ge=
lingen, dem beſten Freund klarzumachen, warum man gerade jenen
einen Menſchen liebt, gerade jenen einen und keinen anderen.
Der Freund wird lächeln, und man ſteht da, entblößt und
be=
ſchämt, und möchte den geliebten Menſchen an der Hand nehmen
und weit fort ſein.
Was verband Mirjam von Enderle mit Klöbchen? Später,
viel ſpäter, als die Wunden dieſer Kinderliebe vernarbt waren,
erfuhr ſie, daß er Paul Klobe geheißen hatte und der häßlichſte
und garſtigſte Junge geweſen war, den man ſich nur denken
konnte.
Ach, Klöbchenl. Er war acht Jahre alt und guckte von dem
Bodenfenſter ſeiner Wohnung gerade in Mirjams Schlafzimmer.
Er war der Sohn des Kutſchers, und ſie war die Cochter des
Arztes. Der gepflaſterte Hof lag zwiſchen der Villa und dem
Kutſcherhaus, ſchmal genug, um miteinander ſprechen zu können,
aber zu breit, um ſich die Hand zu reichen.
Hinter dem Kutſcherhaus erſtreckte ſich der Garten bis an den
Waldrand, und hier ſpielten die Kinder. Sie hatten ein Selt
und ſpielten „wilde Völkerſtämme‟! Bis zur Unkenntlichkeit
be=
vinſelt und verkleidet, betreute Mirjam ihre vielen Wachspuppen,
wuſch ſie, taufte ſie jeden Cag von neuem und lehrte ſie die
toll=
ſten Kunſtſtücke. Indes Klöbchen Fröſche, alte Lichtſtummel
Drahtreſte, Steine, Niemen und Vogeleier erbeutete und mit die-
Gibbon, der viel im Hauſe Necker verkehrte, fand ſie ſchlecht
er=
zogen und eitel. Aber er bewunderte ihren Geiſt, ihre
intellek=
tuelle Hellſichtigkeit und die blendende Leichtigkeit, mit der ſie
formulierte, was damals neu und unerhört war. Mit 20 Jahren
heiratet ſie Eric Magnus Baron von Staél und wird damit
ſchwediſche Geſandtin in Paris. Die Einſamkeit von Coppet war
ihr unerträglich. Sie brauchte die Luft von Paris und Verſailles,
um atmen zu können. Sie ſetzt die große Cradition der
fran=
zöſiſchen Frauen fort, die Politik machten. In der rue du Bac
eröffnet Frau von Staél ihren Salon, in dem ſich die europäiſche
Elite der Seit traf. Als man ſie an den ſchönen See von Coppet
erinnert, ſagt ſie: „Der Bach der rue du Bac iſt mir lieber‟
Und doch mußte dieſe Frau den größten Ceil ihres Lebens
fern von Paris verbringen. Sie hatte die tragiſche Nolle der
Gegenſpielerin, die zwar zuletzt ſiegt, aber nur nach einem langen
Leben. Als der Kopf Ludwigs XVI. in den Sand rollt, fängt es
an. Der Vater zieht ſich nach Coppet zurück und vergräbt ſich
ſchweigend und grollend in ſeine Erinnerungen. Der Cerror ver=
Germaine von Stacl
jagt die Cochter aus Paris, obwohl ſie fortſchrittlich liberal
ge=
ſinnt war. Der Vater verlor mehrere Millionen, die er dem
König geliehen hatte.
Neben dieſen äußeren Erregungen gehen innere einher.
Ben=
jamin Conſtant, der ſpätere Verfaſſer des berühmten Nomans
„Adolphe”, der ſtark autobiographiſchen Charakter hat, ihr
böſer Dämon, tritt in ihr Leben ein. Aus unglücklicher Liebe zu
ihr vergiftet er ſich. Es war halb Cheater. Einige zuſprechende
ſen Neliquien die innere Seltwand ſchmückte. Oft lagen ſie lange
platt auf dem Bauch vor ihrem Selt und wiſchten mit den
Seige-
fingern über den Neſt von Atlas hin, den ſie in einem Papierkorb
geangelt hatten. Sie machten Pläne für den Winter, Pläne fürs
Leben. Sie wollten erſt nach Afrika, ſpäter nach Haiti und
dann nach Archangelsk. Sie wollten viele Kinder haben.
Wenn es 6 Uhr ſchlug, mußte Mirjam ins Haus. Sie wurde
gekämmt, gewaſchen und umgekleidet, und ſo, ein hellblonder,
ſiebenjähriger Engel, mußte ſie bei Ciſch erſcheinen, den Gäſten
die Hand reichen, Knickſe machen und artig ſein.
Beim Schlafengehen beugte ſich Mama tief zu ihr herab.
„Willſt du denn gar nicht einmal deine Freundinnen beſuchen?”
— „O nein, Mama, bitte nicht, es iſt ſo wunderſchön bei
Klöb=
chen!” — „Aber er hat doch ſo ſchmutzige Singernägel und ſagt
ſo häßliche Worte. — „Ach, Mama, es iſt ſo wunder=,
wunder=
ſchön bei ihm.”
Hatte ſich die Cür geſchloſſen, und der dunkle Flur die ſchöne
Mama verſchlungen, ſchlich Mirſam ans Fenſter und wartete.
Manchmal eine halbe Stunde. Aber dann kam er: Im grünen
Nachtkittel lehnte er ſich über das Fenſterbrett, ſeine pfiffigen
ſchwarzen Augen in dem runden Geſicht ſchimmerten wie helle
Knöpfe. Sie lachten ſich an und nickten ſich zu wie Verliebte.
Und dann huſchte ſie unter ihre hellblaue Seidendecke, und er
wickelte ſich in ſeinen karierten Wollkolter, und beide ſchliefen,
wie nur Glückliche ſchlafen, die wiſſen, daß ein Herz auf der Welt
für das andere betet. Das heißt, ob er, Klöbchen, dieſe
roman=
tiſchen Negungen empfand, iſt unbekannt. Mirjam aber lächelte
ſich bei dieſem Gedanken in Schlaf und Craum.
Ein andermal ſaßen ſie beiſammen im Pferdeſtall. „Seig. mal
deine Finger”, ſagte Mirjam, und er ſtreckte ihr die riſſigen,
un=
gepflegten Hände entgegen, und ſie ſah, daß er Warzen hatte und
Worte von Frau von Staél wirken wie Gegengift. Er er
ſich.
Von Paris aus läßt man mißtrauiſch Frau von Stael
Coppet überwachen, denn der antirevolutionäre Adel findet
ihr Suflucht. Man wird aus ihr nicht klug. Man begreift ni
daß ſie eine übernationale Geſellſchaft ſchaffen will. Man
greift nicht ihre Bücher.
Napoleon, der ſie haßte, aber fürchtete, und der ihren E.
fluß dem eines Armeekorps gleichſetzte, verfolgt und ſchikan
ſie, wo er kann. Er verbietet ihr Frankreich. Soweit ſie
nicht in den verſchiedenſten Ländern Europas, in Rußland, Fi
land, Schweden, England umherirrt, in Deutſchland bei Soe
und Schiller in Weimar zu Gaſt iſt, muß ſie wieder in
Co=
ſein. An der Grenze. Byron beſucht ſie dort, Wilhelm Schle
Hohenzollernprinzen, Hacharias Werner, Frau von Krüdener,
treibende Kraft der Heiligen Allianz Madame Nécamier
Chateaubriand. Die Liſte iſt ſehr lang.
„Um Geiſt zu haben, braucht man Leute um ſich”, ſagt
einmal. Ihre Bücher ſind alle geſprochene Monologe, die ſie u
den Augen der Suhörer ablieſt. Bis tief in die Nacht gehen
Geſpräche, morgens ſchreibt ſie ſie nieder. So entſtehen
Nomane „Delphine” und „Corrine”, ſo entſteht ihr berühm
Buch, das Buch „Ueber Deutſchland”, in dem zum erſten 2
der große Verſuch gemacht wird, in Frankreich Verſtändnis
Deutſchland zu erwecken, und in dem der berühmte Satz ſte
die Erde gehöre den Franzoſen, das Meer den Engländern,
Deutſchen aber die Luft. Napoleon ließ dieſes Buch verbrenn
Mitte April 1804 erfährt Frau von Staél in Deutſchland
Cod ihres Vaters, an dem ſie mit kindlicher Liebe hing. D
Ereignis erſchüttert ſie aufs tiefſte. Sie eilt heim. Die Gruft,
der ſchon die Mutter ruhte, wird geöffnet. Die einbalſamie
Frau liegt völlig unverſehrt in Spiritus in einem Bleiſarg. De
ſelbe geſchieht mit dem Vater. Schon 15 Jahre ſpäter wird
ſelber folgen, dann wird die Gruft für immer verſiegelt werd
Sooft ſie konnte, ſpielte Frau von Staél in Coppet Cheat
Im Schloß war ein prächtiger Cheaterſaal, der heute Biblioth
iſt. Sie bevorzugt Voltaire und Nacine, die beiden Gegenſpie
franzöſiſchen Geiſtes. Sie ſpielt am liebſten die Nolle der Phädr
Madame Nécamier, die 1807 in Coppet den Prinzen
Aug=
den Neffen Friedrichs des Großen, bezaubert, ſpielt die
R=
der Andromache, Benjamin Conſtant den Pyrrhus. Frau v
Staél verfaßt für ihr Haustheater ſelbch zahlreiche Stücke. Fran
reichs größter Cragöde, Calma, wird zu einem Gaſtſpiel nd
Coppet eingeladen. Man verſteht, daß die Genfer Geſellſch
drei Stunden vor Beginn zur Stelle war und geduldig vor d
Vorhang ſaß, um nachts in zweiſtündiger, ermüdender Fahrt
ſchwerfälligen Poſtkutſchen und Fuhrwerken heimzurollen.
Der Baron von Staél, ihr Gatte, war 1802 geſtorben.
7. April 1812 gaf es in Genf einen Skandal. Frau von Std
hatte einem Knaben das Leben geſchenkt. Wer war der Vate
Benjamin Conſtant? Ein junger, ſehr hübſcher, aber tubet
kulöſer Offizier, ein Genfer der im ſpaniſchen Feldzug verwund)
worden war, liebte die 15 Jahre ältere Frau. Um allem Klatſ
die Spitze abzubrechen, heiratet ſie ihn 1816.
Inzwiſchen vollendete ſich das Geſchick Napoleons. Die Schi
ſalsſchlacht von Waterloo iſt geſchlagen. Ihr großer Feind t:
on der Bühne der Geſchichte ab. Sie muß noch erleben, d
hr Sohn Albert aus erſter Ehe in einer deutſchen Badeſtadt
Opfer ſeiner Spielleidenſchaft in einem Duell fällt. 1814 iſt
wieder in Coppet. „Sich mit Politik beſchäftigen, iſt Religt
Moral und Kunſt in einem”, ſchreibt ſie. 1815 wird ſie noch e
tal aufgeſchreckt, als Napoleon wieder landet. Dann aber
ebt ſie ihren größten Sieg. Das Königtum zahlt die Milliont
zurück, die ihr Vater Ludwig X/I. geliehen hatte und die Nap
leon nicht hatte auszahlen wollen.
Bei ihrem Code (14. Juli 1817), der ſie in Paris überraſch
ſchreibt der junge Stendhal: „Die Schriftſteller ſchriefen, um
Salon von Coppet zitiert zu werden. Voltaire hat es nie ſo we
gebracht. Es gab an den Ufern des Genfer Sees 600 Perſone
darunter die ausgezeichnetſten von Europa. Der Geiſt,
Reichtum und die höchſten Citelträger trafen ſich im Salon
berühmten Frau, die Frankreich beweint.” Lamartine, den Sr
von Staél in ihrem Pariſer Salon entdeckt hat, trauert in eine
berühmten Gedicht: „Meine Seele entflieht zu deinen Ufern)
Coppet!”
Wir gehen beſinnlich durch die Näume des Schloſſes. W
wandern im Park und ſtehen vor dem verſiegelten Mauſolen
dieſer erſten Kosmopolitin großen Stils. Ueber dem See ſchwe
ein Flieger und auf der nahen Landſtraße ſauſen die Autos ein
neuen Seit. Man mag über den Geiſt des heutigen Genf denke
wie man will, ſeine Geburtsſtunde war drüben im nahen Coppt
ſchmutzige Nägel. „Du, deine Mutter muß dir mal deine Nä)
ſauber machen,” ſagte Mirjam, „Marie macht das auch manchrn
mit mir.” — „Nee”, ſagte Klöbchen. — „Aber es tut nicht wel.
— „Dann erſt recht nicht.” Und ſie ſpielten trotz der Fingernä)
ſo ſchön wie noch nie; ſie ſpielten Soldaten, indem Klöbchen an
Helm und Säbel im Stall umherwetterte und Mirjam „hol
hoch!” ſchreien mußte. Zuletzt fiel er um und war tot. Mirje
mußte ſein Hemd aufknöpfen und Waſſer auf ſein Herz träufer
Dann öffnete er erſt das rechte Auge und fragte: „Wie ſteht
mein lieber Wladimir?” und Mirfam antwortete: „Danke ſe)t
Herr Feldmarſchall, alles in Ordnung.” Und dann das lir
Auge: „Haben wir geſiegt?” — „Allemal, Herr Feldmarſchal!
Das gab dem geſtürzten Helden die Kraft wieder, er raffte )
auf, holte aus der Ciefe ſeiner Hoſentaſche eine Veilchenpaſt i0
und reichte ſie ſeinem „Volk”. — „Dal” und Mirjam nahm die)
klebrigen Bonbon zwiſchen die Lippen und war glücklich.
Abends beim Beten nahm Frau von Enderle ihres Kinde
Hände. „Magſt du wohl in den Ferien zu Großmama?” Mü
jams Augen ſtanden jäh voll Cränen. „Kann Klöbchen mit?”
„Aber Kind, er gehört doch zu ſeinen Eltern.” — „Dann will
auch nicht fort.” — „Aber er hat doch ſo häßliche Sähne, und
glaube, er hat ſeinen Lehrer ſchon einmal belogen.” — „Ax
Mama, das kann nicht ſtimmen, er iſt ſo furchtbar nett.”
Später einmal hockten ſie in den Sweigen des Birnbaun
und ſpielten Schiff. Als er „Ahoi!” ſchrie, ſah ſie, daß ſeit
Sähne braun und geſpalten waren. „Du mußt dir mal die Säh
putzen, ſagte ſie, „es gibt da ſo weißes Seug dafür.” — „Nex
antwortete er und ſpuckte weit aus. Und ſie ſpielten trotz O.
Sähne bis zum Dunkelwerden. „Siehſt du Land?” brüllte Klö /
chen. Und Mirjam rief, ſo laut ſie konnte: „Noch nichts
ſehen!” — „Alles klar?” — „Alles klar!” (ann ſegelten ſie üb!
Blattzeit.
Von Carl Otto Windecker.
F lattzeit — die Seit der Paarung und des Bockabſchuſſes.
der Ausdruck mit Blattſchuß nichts zu tun hatte, wußte ich
ᛋblutiger Laie auch zuerſt nicht, obgleich ich ſelbſt als Junge
endmal verſucht habe, den Liebesruf des Nehs mit einem
tr oder Grashalm zwiſchen den hohlen Händen nachzuahmen.
Jäger fiept. Eine kleine Weidenpfeife, die Siepe, hat das
gitive Locken mit dem Blatt oder dem Grashalm verdrängt.
e Böcke. Ob ſie es auch ſo romantiſch empfinden, in
Liebes=
ſucht zu ſterben?
Sie kommen ein wenig ſpät!” meinte mein liebenswürdiger
higeber, „die Blattzeit iſt bald herum.” Man ſonnte ſich in
heſtühlen vor der Jagdhütte draußen bei Einſiedel, rauchte
die Schnaken, deren Blattzeit noch nicht aufgehört hatte.
kamen auch ohne Locken in Scharen.
Nc.
Bedächtig ſchlichen wir dem Anſtand zu. „Weidmannsheil!”
ſterte der Hegewächter, der uns den Pirſchweg gezeigt hatte.
Frſichtig, Suß vor Suß ſetzend, Geſtrüpp und Farnwedel mit
Hand wegſchiebend, erreichten wir den Hochſitz. „Leiſe!”
ſichte mein Vordermann. Geſpannt kletterten wir die Leiter
kauf — ſetzten uns.
Ganz unwillkürlich überkommt einen die Spannung. Man
it den Atem an, man wagt ſich nicht umzudrehen, da das Holz
Hochſitzes leiſe knirſcht, ängſtlich denkt man daran, daß man
ften müſſe oder nieſen Mein Begleiter hatte die Patrone
den Drilling geſchoben — mit einem kleinen Knacken ſchnappte
* Schloß ein. Im gleichen Augenblick raſchelte ſeitlich unter
das Geſträuch — haſtig wendeten wir uns um, um gerade
er tbefh zu ſehen, wie ein Schmalreh in großer Flucht über die
Lich=
ging, vom treibenden Bock verfolgt. Sekunden hörten wir
ſch ihren Lauf durch das Unterholz, dann war alles wieder ſtill.
fagend ſchüttelte mein Begleiter den Kopf. Vorſichtig nahm er
Pfeife aus der Hemdtaſche, fiepte. Swei= dreimal klang der
fhmütig-ſehnſüchtige Nuf durch den ſtillen Wald.
Ein ſonderbares Warten. Ganz leiſe dreht man immer wieder
h Kopf, um Nundſchau zu halten. Mein rechtes Bein ſchlief
— möge es ſchlafen. Ganz leiſe, faſt unhörbar tickt die Uhr.
Fan fährt zuſammen, wenn im Geſtrüpp ein Vogel zu ſingen an=
14 iſt ſigt, oder eine Maus durch das Laub läuft. Die Sonne zeichnet
Veliguille Flecken auf den Boden. Von ſehr weit her hört man
jie noch e knſchliche Stimmen — ein Auto hupt. Wieder klagt die
Wei=
im aber Inholzpfeife. Wieder verdoppelt ſich die Spannung. Manchmal
frrt ein dürrer Sweig mit den vorjährigen Blättern die
über-
ſizte Phantaſie.
„Pech!” murmelt mein Nebenmann. Das Sonnenlicht ſpiegelt
G auf dem Lauf der ſchußfertigen Büchſe. Noch einmal fiept
— wartet — der Wald iſt ſtill bis auf die vielen tauſend
nzig kleinen Geräuſche ſeines Lebens — — nichts.
Ein wenig enttäuſcht ſteigen wir vom Hochſitz. Jetzt darf man
ſieder ſprechen — die innere Spannung läßt nach.
„Wenn er doch ſchon ſeine Dame bei ſich hatte . . . !” meine
ein wenig unfachmänniſch.
Mein Begleiter lacht. „Kein Wunder. Necht hat er!”
So blieben dem Bock ein paar Lebenstage mehr.
Das grelle Sonnenlicht war matt geworden, als wir an der
ſagdhütte ankamen. Die Schnaken tanzten noch toller, und nur
er Knaſter des Jagdhüters konnte ſich gegen ſie behaupten.
ſigarettenrauch ſchien den Beſtien Wohlgeruch zu ſein.
„Wir pirſchen!” ſagte mein Gaſtgeber zu mir. „Es iſt nicht
ſehr lange Büchſenlicht!”
Bei gedämpfter Unterhaltung ſchritten wir die Waldſchneiſen
ſtitlang. Schöne Wege, die Blätter der Bäume waren von der
bendſonne wie verklärt. Wir ſprachen von Jagd und Schießen
nicht die Freude am Abſchuß, aber die Liebe zum Wald und
den Cieren klang durch manches Wort.
F L. daß Adam und Eva nackt geweſen waren. Alſo legten ſie ihre
Reeider in die Seltecke und ſaßen unbekleidet und traumhaft ſelig
Ncht beiſammen auf einer alten Weinkiſte. Da ſie ja im Paradies
Daren, ſangen ſie pflichtſchuldigſt. Mirjam jubelte einen Choral,
M2 Rlöbchen ſchmetterte einen Gaſſenhauer, laut und begeiſtert.
Vor einer Eleinen Waldwieſe blieben wir plötzlich ſtehen. Ein
Neh. Es äſte bedächtig, zog die zierlichen Läufe hoch, wenn es
langſam weiterſchritt. Wir ſtanden unbeweglich. Mein
Be=
gleiter fiepte, leiſe. Mit einem Nuck ging das ſchlanke Köpfchen
des Ciers in die Höhe — unverwandt blickte es nach uns herüber.
Und dann plötzlich zuckte es zuſammen und ging ab. Wir folgten
raſch — es verſchwand bereits im Geſtrüpp des Waldrandes.
Mein Begleiter lachte.
Wieſe um Wieſe pirſchten wir ab. Ueberall ſtanden die
klei=
nen, rotbraunen Ciere, hielten bedächtig ihre Abendmahlzeit —
um dann mit einer nervöſen, plötzlichen Kehr=Wendung
aus=
zubrechen.
„Jetzt leiſe!” flüſterte mein Begleiter, als wir vorſichtig,
weiche Grasſtellen mit den Süßen ſuchend, auf dem ſchmalen
Pirſchweg am Waldrand gingen, „hier ſteht ein Bock!”
Es war dämmerig geworden inzwiſchen — nur undeutlich
ſahen wir am entfernten Nand der Wieſe zwei Ciere äſen. „Ein
Schmaltier und ein junger Bock!” flüſterte mein Begleiter und
gab mir das Glas herüber. Wir ſtanden unter den Bäumen,
unſichtbar für die Ciere. Der Bock ſchien nicht ſonderlich
inter=
eſſiert. Er ſpeiſte mit Vergnügen — das Schmaltier kokettierte
ein wenig.
Leiſe und ganz vorſichtig lockte mein Begleiter. Nun hob der
Bock den Kopf. Wieder klagte es über die Wieſe hinüber —
langſam, immer noch ein wenig blaſiert, ſetzte ſich der Bock in
Marſch. Das Neh ſah auf, reſigniert äſte es weiter. Das
Böck=
chen beſchleunigte ſeinen Gang. Wieder der Nuf. Mit einem
kleinen Bogen kam das Cier an — jetzt ſtoppte es, vorſichtig und
gewaltig intereſſiert kam es näher. Und wieder das Locken.
Nervös, gar nicht mehr blaſiert, ſtelzten die dünnen Läufe heran.
Wir ſtanden unbeweglich. Wieder ein kleiner Bogen — nun
ſtand der Bock kaum fünfzehn Schritt von uns und augte. Wir
rührten uns nicht. Vorſichtig ging das Cier weiter — ſchlug
wieder einen Bogen — das Unterholz raſchelte — es verſuchte in
den Wind zu kommen.
„Dummer Kerl!” ſchmunzelte mein Begleiter vergnügt. Gleich
darauf klang ein heiſeres Bellen aus dem Wald.
„Ein Hund?” fragte ich leiſe, erſtaunt. Nun lachte mein
Gaſtgeber laut auf. „Nein, der Bock. Er ſchreckt. Er weiß
noch nicht, was er mit uns anfangen ſoll.” Ununterbrochen klang
das eigentümliche Bellen. Nun ſetzte es aus. „Wir ſind aus
dem Wind, er iſt immer noch im unklaren”, erklärte mir mein
Vordermann. Nun begann das Bellen wieder, aber weiter weg.
ie Ozeane zu fremden Menſchen und wilden Ländern und kauften
ſorallen und Krokodilshäute zum Mitbringen. Und ſchließlich
an der Sturm. „Die Segel herunter!” ſchmetterte der Kapitän.
urüttelte an den Sweigen und bog die Aeſte, daß Mirjam Mühe
Glate, ſich feſtzuhalten. Es mag bei dem Jungen immer ein Funke
riſt geweſen ſein: gern hätte er das Schiff umkippen laſſen und
irjam ertrunken im Gras liegen ſehen, aber er wagte es doch
ſwt, und ſie landeten glücklich im Hafen, müde und befriedigt.
Und abends winkten ſie ſich zu. Mirjams Herz war voll von
dm. Alle Spielſachen der Welt, alle Süßigkeiten und
Seiden=
ander hatte ſie hingegeben für ein Lob aus Klöbchens Mund.
Das ging durch Sommer und Herbſt, und im Winter war es
och dasſelbe, obwohl ſie nur ſelten zuſammenkamen, denn der
darten war verſchneit und der Stall ungeheizt. Dadurch ſtieg
Dte Sehnſucht ins Ungemeſſene, und abends ſtanden ſie ſich eine
elunde und länger gegenüber und ſahen ſich an durch die
beſchla=
enen Doppelfenſter hindurch.
Am erſten Frühlingstag jagten ſie durch den Garten; es war
erm, die Erde duftete und der Wind roch nach geſchmolzenem
ewnee. Sie krochen ins Selt und betrauerten die Unordnung,
e Kälte und Froſt angerichtet hatten. Doch ſie tröſteten ſich
Na d, ſie wollten alles von neuem aufbauen.
An dieſem Nachmittag ſpielten ſie vor Freude über das
eSen „Paradies”, Sie glühten vor Glück und umarmten die
Zere und Pflanzen der Schöpfung. Sie ſprachen mit Gott und
E Ochlange. Das hatten ſie in der Schule gelernt, auch wußten
Es war ſo dämmerig geworden, daß wir mun auch das
Schmaltier nicht mehr ſehen konnten. Von weit her, in der Nähe
des Dorfs, fiel ein Schuß. Sprengungen, wie wir nachher
feſt=
ſtellten. Wir ſtapften durch die feuchten Wieſen zurück, das
Waſſer ſchmatzte unter unſeren Critten.
Bier und Abendeſſen warteten in der Jagdhütte. An der
Cüre hingen die leeren Nuckſäcke. Niemand hatte etwas
ge=
ſchoſſen.
Auf der Heimfahrt mußte ich noch einmal an den Bock
den=
ken, der ſein braves, zierliches Schmaltier verließ, um unſerem
Lockruf zu folgen.
Sie hielten ſich an den Händen, die nackten, dünnen, frierenden
Menſchlein, und gaben ſich in rührender Einfalt der Weihe ihres
Paradiesſpieles hin.
Das Ende war traurig. Der Kutſcher ſuchte ſeinen Jungen
und fand ihn nackt an der Seite der kleinen Mirſam. Während
der Junge anfing zu lachen, hätte Mirjam ſterben mögen vor
Scham. Klöbchen ſchlüpfte in ſeine Hoſen und lief ſeinem Vater
nach. Der Kutſcher ſchonte ſeine Stimme nicht: Wie Hagel
ſchoſ=
ſen die unflätigſten Flüche aus ſeinem Mund, und die häßlichen
Worte legten ſich wie giftige Nebel über Mirjams Herz, das
nichts davon verſtand. Die Kleine zog ſich zitternd an und ſchlich
nach Hauſe. Marie machte ein böſes Geſicht und Mama weinte.
Beide wußten ſchon davon.
Mirjam mußte ins Bett gehen und heißen Cee ſchlucken. Und
als Mama zum Beten kam, nahm ſie ihr erſchüttertes Kind feſt
ans Herz. „Wir bekommen morgen ein Auto, denk mal, da
darfſt du den Vater manchmal begleiten, und drüben wird ein
netter Chauffeur einziehen mit zwei ganz kleinen Kindern.”
„Und Klöbchen?” Seltſam, daß der Name an dieſem Abend ſo
bitter ſchmeckte. „Sein Vater wird eine neue Stellung
anneh=
men, und er wird natürlich bei ſeinen Eltern bleiben wie jedes
Kind.”
Mirjam lag regungslos in ihrem Bettchen. Die großen
Su=
ſammenhänge der Dinge verwirrten ſich. Kaufte Papa deshalb
ein Auto, weil ſie Paradies geſpielt hatten? Welch
undurch=
ſichtiger Jammer! Ein Leid, wie erwachſene Menſchen es nicht
begreifen können, taſtete nach Mirjams Herzen, das in ſeiner
Hilfloſigkeit einſamer und ratloſer war, als je das Herz eines
Großen es ſein kann. Klöbchen fort? Fort für immer? Ein
Abgrund, unendlich wie das Meer, tat ſich auf.
Im D=Sug nachts.
Von Georg Grabenhorſt.
Frank wachte auf aus dem Halbſchlaf, in den ihn das
gleich=
mäßige, in eigentümlichen Rhythmen ſich wiegende Nollen des
Suges verſetzt hatte, und hörte eben noch das ſcharfe, knatternde
Heräuſch der überfahrenen Weiche. Es vibrierte noch einen
Augenblick im Wagen, verlor ſich allmählich in die folgenden
Wagen und ſchließlich ganz.
Er ſah auf die Uhr. Swei Stunden waren ſie unterwegs.
Früh um ſieben ſollten ſie die Grenze paſſieren. Noch fünf
Stun=
den alſo.
Vorſichtig zog er die Beine ein wenig an. Der Oberſt ſchlief.
Es hatte wenigſtens den Anſchein. Er hielt die Augen geſchloſſen
und die Hände über der Seitung gefaltet. Sein Atem war nicht
zu hören. Das Geſicht zeigte außer den geſchloſſenen Augen
übrigens nichts von der gewöhnlichen Entſpannung eines
Schla=
fenden. Im Gegenteil lag in ſeinem Ausdruck ein Sug von
An=
ſpannung, von unverminderter, vielleicht ſogar vermehrter
Ent=
ſchloſſenheit.
Hinter dieſen geſchloſſenen Lidern, dachte Frank plötzlich,
während er ſich, gleichſam mit einem Nuk, abwandte, ſcheinen
die Augen noch einmal ſo offen zu ſtehen. Man kann ſie
jeden=
falls nicht betrachten, ohne ein zunehmendes Gefühl von
Ertappt=
werden.
Sein Blick beruhigte ſich ſogleich im folgenden. Mit einiger
Wahr=
ſcheinlichkeit iſt es ein Cenor, ſagte er ſich, der in drei Cagen im
Bademantel photographiert in der Seitung ſteht. Ewas von dieſer
Genugtuung befindet ſich bereits in der Art, wie ihm der Mund
offen und das Unterkinn auf dem weichen Kragen hängt. Einen
Einfluß auf die Confarbe des Schnarchens hat die Eigenſchaft
als Cenor offenbar nicht. Mit dem hellgrauen Anzug iſt er gut
angezogen, nur hätte er ſich noch einmal raſieren laſſen ſollen,
dazu iſt man mit ſo feiſten Backen für alle Fälle verpflichtet.
Sumal, ſetzte er ſeine Gedanken fort, während er die Dame
in Grau betrachtete, die in graziöſer Korrektheit, gleichwohl
ſchlafend, zwiſchen dem Cenor und einem Herrn in dunkelbraunem
Anzug ſaß, zumal man die Geſellſchaft einer hübſchen jungen
Dame immer in den Bereich der Möglichkeit einkalkulieren
ſollte. Dieſe junge Dame muß dazu beſonders reizend ſein. Sie
iſt zwar blond, aber von einer ſo ſelbſtverſtändlichen,
unaufdring=
lichen Soigniertheit, daß man mit ziemlicher Sicherheit auf einen
Charakter ſchließen kann. Sie ſchlägt die Beine übereinander
wie eine Filmdiva, und ſie ſind mindeſtens ſo ſchön; ebenſogut
kann ſie aber auch ein pommerſches Freifräulein ſein oder ein
weiblicher Staatsanwalt, wobei der Verdacht keineswegs
aus=
geſchloſſen bleibt, daß ſie überhaupt nicht ſchläft, ſondern nur
ſo tut.
Der Herr im dunkelbraunen Anzug, bemerkte Frank weiter,
indem er aus dem eintönigen Näderrollen ſchon wieder eine
ge=
wiſſe Müdigkeit empfand, iſt beſtimmt ein gut ausſehender junger
Mann, möglicherweiſe aus der Hochfinanz, unter Umſtänden aber
nur ein Prokuriſt, der hunderttauſend Mark unterſchlagen hat
und auf dieſe Weiſe über die Grenze geht. Es iſt ganz ſicher, daß
er ſchläft, tief und gründlich. Niemand hat ein größeres Necht
dazu.
Dieſe beiden endlich, ſchloß Frank ſeine Beobachtungen, und
wandte ſich mit einem flüchtigen Blick noch zu ſeinen Nachbarn
links, ſind nur ein altes Ehepaar, emeritierter Profeſſor für
orientaliſche Sprachen oder Kunſtgeſchichte, ohne weitere
Merk=
male und Ausſichten, für ſich ſelbſt zufrieden und mit der übrigen
Welt zerfallen wegen der Aufwertungsgeſetze. Bliebe im
Mikro=
kosmos des Abteils nur noch ich, reſümierte Frank, ein Herr in
mittleren Jahren, glattraſiert, der ausſieht wie ein
Weingroß=
händler und ſeinem Daß zufolge nur ein Doktor der Medizin iſt,
dem man es ſchwerlich anmerkt, daß er ſeine geſchiedene Frau
beſuchen will.
Sie huſchte ans Fenſter, glühend, frierend, und wartete.
War=
tete eine halbe Stunde, eine ganze Stunde. Da erſchien —
namen=
loſes Glück! Glück zum Sterben und Weinen! — Klöbchens
run=
der Kopf. Seine Kugelaugen blitzten. Er öffnete das Fenſter,
o, er wollte ihr etwas ſagen. Welchen Fluchtplan hatte er
vor=
bereitet? Sie gehörten doch zuſammen! Man konnte ſie doch nicht
auseinanderreißen! Auch Mirjam öffnete die großen Fenſterflügel
und beugte ſich ihm entgegen, lechzend mit geöffneten Lippen und
überirdiſch verklärten Augen. „Klöbchen?!”
Er legte die Hände, die geliebten, warzigen, um den Mund
und ſchmetterte: Du, mein Vater ſagt, ihr kriegt jetzt ein Auto.
Und wir müſſen deshalb weg von hier. Gemeinheit, dasl Und
mein Vater ſagt auch, daß du unanſtändig biſt. Ja.”
Er nickte mit dem Kopf, und weil die Kleine ihn anſtarrte,
wie man ein Geſpenſt anſtarrt, das nachts kommt, um das
leben-
dige Blut auszuſaugen, ſtreckte er die Sunge heraus, lang und
frech, ſchloß das Fenſter und rollte ſich ins Bett.
— — — — — — —
—
O du unſterbliches Nätſel von der Wandlung des menſchlichen
Herzens, konnteſt du das empfindſams Herz der kleinen Mirjam
von Enderle nicht ſchonen? Sie ſah nichts als dieſe lange, lange
Sunge. Sie weinte nicht, ſie dachte nichts. Sie ſtand zwiſchen den
Dingen, zwiſchen dem Ceufel und Gott in einem luftleeren Naum,
und was in ihrer Seele vorging, was zerſtört wurde in dem
zar=
ten Geflecht ihrer ſchuldloſen Gedanken, mag keine Macht der
Welt ergründen. So weit reicht keine Erkenntnis, und kein
Mit=
empfinden kann Croſt ſpenden. Wie es wohl auch weder einer
Mutter noch einem Geliebten gegeben iſt, dieſes Erleben
aus=
zulöſchen, ſei es auch mit der Särtlichkeit und Güte einer lebenss
länglichen Hingabe.
Was wollen dieſe Leute überhaupt, meditierte Herr Doktor
Frank von neuem, obwohl es ihm ſchwer wurde, gegen ſeine
Müdigkeit anzukämpfen, und ihm die Augenlider ſchon wieder
zu=
gefallen waren, — was wollen dieſe Leute hier überhaupt in
dieſem Abteil, in dieſem Suge? Wohin haben ſie ihre Fahrkarte
gelöſt? Wen wollen ſie beſuchen, wohin wollen ſie ausreißen,
wohin zurückkehren? Iſt dieſer übrigen Verſammlung hier im
Coupé ebenſo undefinierbar zumute, wie mir, ſo unverſtandlich, ſo
ſchleierhaft? Nein, ſicher nicht. Dieſem Oberſten zum Beiſpiel iſt
ſicher anders zumute. Wer ſchlafen und dabei ein ſo beherrſchtes
und wachſames Geſicht machen kann. Aber wie iſt ihm zumute,
ihm und den anderen? Was denken, was träumen ſie? Von wem
ſind ſie fortgegangen, zu wem werden ſie hingelangen? Aus
wel=
chem Kreiſe des äußeren und inneren Lebens kommen ſie, und in
welchen werden ſie eintreten? Welches Schickſal liegt hinter
ihnen, welches vor ihnen?
Es genügt nicht, ſinnierte er dunkel in ſich hinein, während er
den Kopf tiefer in den Paletot drückte, wobei ihm flüchtig der
Gedanke kam, daß der Aufhänger wieder reißen könnte, — es
genügt nicht, reihherum zu gucken, ſich die verſchiedenen Naſen zu
betrachten und auf dieſe oder jene Standesvorurteile und andere
Berufe zu ſchließen. Abgeſehen davon, daß das eine ſehr
un=
ſichere Methode bedeutet, Menſchen abzuſchätzen, geht ſie am
Weſentlichen vorüber, eben an dieſem Coupé, an der gelöſten
Fahrkarte, an dem Geheimnis des Wohin.
Frank gähnte noch einmal. Durch die Cränen, die ihm dabei
in die Augen traten, hindurch ſah er ſekundenlang in das
flüch=
tende Dunkel der Landſchaft draußen. Der Schein der
erleuch=
teten Fenſter huſchte gerade über eine Mauer, über ein niedriges
Haus, ein Gehöft vielleicht, hinweg. Wer ſchläft darinnen, gung
es ihm noch einmal verworren durch den Sinn, wer ſchläft in
die=
ſem einſamen Hauſe da am Bahndamm, wer wacht auf vom
Ge=
räuſch des vorbeiſauſenden Suges, wer wacht auf und denkt hier
hinter uns her? Warum raſen wir überhaupt durch die Nacht?
Während wir ſo müde ſind? So gleichgültig und verſchlafen?
So dumpf? So ſchleierhaft? Wohin? Wohin träumen wir?
Wohin hoffen wir? Wem geben wir unſere Fahrkarte ab?
Vielleicht hat ein Landſtreicher irgendwo die Schienen aufgeriſſen?
Vielleicht iſt der Stellwerksbeamte auf der nächſten Station
ein=
geſchlafen? Man kann doch eben müde ſein. Was dann? Was ſind
dann hunderttauſend Mark? Wozu taugen dann dieſe
wunder=
ſchönen Beine? Was nützt dann das Photographieren noch?
Warum bin ich denn ausgerechnet auf dieſe Idee verfallen, meine
Frau zu beſuchen? Warum? . .
Damit war Frank endgültig wieder eingeſchlafen.
Was iſt eine ſchöne Srau?
Die Relativität der Schönheit.
Von Noſita Forbes.
Copyright by Intardi, Berlin.
Der ſchönſte Ort der Welt iſt der, den Sie nur einmal
ſehen. Sie dürfen niemals wieder zu ihm zurückkehren. Cun Sie
es doch, ſo werden Sie ſicher enttäuſcht.
Der Standard perſönlicher Schönhelt wird dagegen danach
gemeſſen, woran man gewöhnt iſt.
An der Grenze von Kurdiſtan bot mir ein alter
Häupt=
ling, dem die hennagefärbten Söpfe bis auf den Leib
herab=
hingen und um deſſen Augen große blaue Schatten gemalt waren,
die Herrſchaft über dreizehn Stämme an, wenn ich ihn heiraten
würde. „Aber,” ſagte er, „Sie müſſen mir verſprechen, drei
Monate ganz ſtill zu ſitzen, damit Sie fett werden.”
Im Oſten findet man keine Frau bewundernswert, die ſehr
viel weniger wiegt als zwei Sentner. Das ſonderbare
Schönheits-
ideal des Arabers gleicht heute noch dem eines
mittelalter=
lichen Dichters, der das lieblichſte Mädchen des Stammes
fol=
gendermaßen beſchrieb: „Ein Kinn wie ein Ball in einer Schale,
Wangen wie weiche Siegenbutter, ein Gang wie ein Elefant und
Hüften ſo ſchwer, daß ſie kaum gehen konnte.”
So oft ich in einem orientaliſchen Harem war, boten mir die
Frauen widerliche Paſten an, von denen ſie behaupteten, daß ſie
mich aus einem „Schlangenſkelett” in eine „gewichtige‟
Per=
ſönlichkeit verwandeln würden.
Es ſcheint, daß wir Angelſachſen das einzige Volk ſind, das
die übermäßige Schlankheit, die heute noch in England modern
iſt, liebt. Jeder Noman, der eine ſchöne, elegante und
diſtin=
quierte Frau ſchildert, beſchreibt mit ſeinen Händen
ausdrucks=
voll drei Kurven, die eine immer runder und voller als die andere.
Fülle hervorzurufen. „Mancher Mann iſt ſchon durch viele Klrſt
der getäuſcht worden”, ſagte mir eine, die reglos wie ein Götze
bild auf der Erde ſaß und ihre Hände in Schüſſeln voll Olivent
getaucht hatte, um ſie weich und weiß zu erhalten.
Das ſiameſiſche Schönheitsideal iſt eine Knochenloſä
keit, die der Stolz eines jeden Schlangentänzers, ſein könme
Schon die kleinen Kinder biegen ihre langen, geſchmeidigen Fince
ganz zurück bis zum Handgelenk. Mit der Seit — wenn ſie etnd
acht oder neun Jahre alt geworden ſind und zur Cempeltänze n
gewählt werden können — biegen ſie ſich in jede nur denkberß
Stellung. Je verrenkter ihre Gelenke ſind, um ſo ſchöner zuff
begabter ſind ſie.
Die Aomeneſinnen in Südarabien, reißen ſich
Augenbrauen aus und pinſeln ſich einen dicken ſchwarzen
Balk=
von der Naſe bis zum Ohr an. Nach der Hochzeit ſchwärzen
ihre Sähne; aber ich weiß nicht, ob ſie das tun, um zu gefall
oder um abzuſchrecken.
In einem zentralafrikaniſchen Stamm liebt man lange Häle
Die Frauen verlängern ihre Hälſe, indem ſie ſich rieſige Metallrir
umhangen. Jedes Jahr kommt ein neuer Ning hinzu, um Ou
Kinn in die Höhe zu zwängen, ſo daß die Mädchen, wenn
heiratsfähig ſind, ungefähr wie Giraffen ausſehen.
In einem anderen afrikaniſchen Gebiet wird ein diche
Mund ſo ſehr als Schönheit geſchätzt, daß die Mütter Löcher
die Lippen ihrer Babies ſchneiden und kleine Holzſcheiben vi
der Größe eines Pfennigſtückes hineinſtecken. Sobald die Hol
weiter nachgibt, werden die Scheiben durch immer größere erſeil
Emir Abdullah, der Herrſcher von Cransjordanien,
ſtellte entrüſtet in Abrede, daß eine Engländerin ſchön ſein könne.
„Die engliſchen Frauen”, meinte er, „haben keine Geheimniſſe.
Bei ihnen kann man alles ſehen, ſogar ihre Knochen.”
König Khama von Bechuana betrachtete als einzige Frau,
die „Kühe wert” wäre, die Gattin eines engliſchen Edelmannes.
Das arme Weſen mußte ſeitwärts durch die Cür gehen.
Eine magere Frau wird im primitiven Arabien als eine
Mon=
ſtroſität angeſtaunt. „Verhüllen Sie Ihr Haupt, oder kein Mann
wird Sie achten”, ſagten meine Freundinnen, die Haremsfrauen,
deren fettige ſchwarze und an den Spitzen hell gepuderte und mit
Blumen geſchmückte Haare ihnen über die runden Schultern
hingen.
In Japan ziehen die zierlichen, winzigen Frauen ein halbes
Dutzend wattierter Kimonos übereinander, um den Eindruck von
bis ſchließlich die erwachſenen Schönen Platten von ſechs Sc
Durchmeſſer tragen, die von pendelnden Hautſtreifen gehalt
werden. Die Mädchen müſſen die Platten aus den Lippen heraul
nehmen, um eſſen zukönnen, und wenn ſie ſprechen, ſo klappern ih)
ihre Lippen wie die Schädel vorſintflutlicher Ciere.
Schönheit iſt eine Angelegenheit der Breitengrade und
Gewohnheit. Der Chineſe nennt uns europäiſche Frau
„rote Ceufel” und kann ſich nicht vorſtellen, wie jemand etwas
Fades und Farbloſes ſchön finden kann.
„Das iſt doch kein Haar!. Das iſt Reisſtroh!” entrüſtete ſ1 mas
mein chineſiſcher Führer, als ich eine Blondine bewunderte.
Ich glaube nicht, daß wir heute noch die großen rundd
Augen und die üppigen Schultern aus der Seit Konig Karls b
wundern würden, denn wir ſind heute an eine Art von Schönhe
gewöhnt, die das Kennzeichen der Catkraft und Cätigkeit iſt.
primitiven Ländern verlangt man von einer ſchönen Frau nick
daß ſie nützlich oder intelligent oder gar ein Kamerad iſt. A
Raiſuli, der Prophet und Sultan der marokkaniſchen Berge, ml
ein paar Armbänder ſchenkte, die einer ſo feinknochigen Sid
gehört hatten, daß deren Arme unter den Bändern ausſabe
wie gewaltſam durch die Ninge gepreßt, bemerkte er: „Inſt.
allah, ſie paſſen Ihnen, aber in Europa ſeid ihr Frauen ſich
mehr dazu beſtimmt, nützlich als ſchön zu ſein.” (Berechtig
Uebertragung von Karl Siſcher.)
Schach
Nummer 324.
Partieſtellung Nr. 7.
Aus einer Blindſimultanvorſtellung des Weltmeiſters (Odeſſa 1918).
Schwarz: Dr. Aliechin.
b
Weiß: Gonziarowsky.
1..
2. Teixe8*
3. Sd2—e4
4. Lg5—d2
5. Td1—e1
Sf6—d5!
Da84o8
Desse4!
De4—e8!
Le8—5!
6. Telke3
7. Dr2—k1
8. be3-41
9. beliebig
d4xe3
essd2
Seß—b4
Sd5—c3c.
Aufgabe 468.
J. Graham Campbell.
(„The Cheß Player’s Chronicle‟, 1862.)
Weiß: Kd5 Td1 Lc8 g3 Se7 k6 Bb3 (7);
Schwarz: Kd8 Bf7 (2).
Matt in drei Zügen.
Rätſel
Kreuzworträtſel.
Die Wörter bedeuten von links nach rechts: 1 Stadt in Bahern,
3 Straußartiger Vogel, 5 Techniker, 9 Inſel der griechiſchen Kykladen,
11 Tonſtufe, 13 Himmelskörper, 14 Leichtes Fahrzeug, 16 „Vorgebirge‟,
17 Raubtier, 19 Muſe, 20 Altgriechiſcher Dichter, 21 Landſchaft, 23
Gleich=
wort für „leblos”, 24 Vorfahre, 25 Eiſenſtift, 77 Körperglied, 29 Göttin
der Morgenröte, 31. Kriegeriſche Handlung, 32 Art Handlung, 33
Europäer.
Von oben nach unten: 1 Raubfiſch, 2 Tonſtufe, 3 Arbeitseinheit,
4 Pronomen, 6 Brennſtoff, 7 Fehllos, 8 unbeſtimmter Artikel, 10
Muſiker=
chor, 12 Weltſprache, 15 Verlobte, 16 Interpunktionszeichen, 17
Fahrt=
meſſer, 18 Nachtvogel, 22 Wieſe, 25 Fluß in Bahern, 26 weiblicher
Vor=
name, 27 Handwerkzeug, 28 Gegenſatz von Feigheit, 29 Bibliſcher
Hohe=
prieſter, 30 Pronomen.
In eigener Sache.
5 7 6 7 4 5 — 9 7 8 8 7:2 6 5 6 — 8 5 1 5 3 —
Als Schlüſſelwörter dienen die Antworten auf 2 Fragen: Was
haben leider alle Mrmſchen (1 2 3 4 5 6)2. Welcher Fluß mündet in die
Saale (7 8‟
Die Auflöſung ſagt, was zur Abwvechſllung wir uns ſelber wüin=
Canl Deubel.
Kreuzworträtſel mit magiſchem Kreuz.
Loos,
muge,
wol
Die Wörter bedeuten von links nach rechts: 1 Lebender Zol
von Marſeille, 2 Handhabe, 3 Futtergefäß, 4 Türk. Richter, 5 I
römiſches Gewand, 7 Pflanze, 8 Küchengerät, 11 Schlange, 13 Worte
14 Herrſchertitel, 16 Stadt an der Lahn, 20 Landwirtſchaftliches GeN
2. Diener, 22 Gedanke, 23 Biene, 25 Bebautes Stück Land, 26 Eu
Hauptſtadt, 31 Dichter des 18. Jahrhunderts.
Von links nach rechts: 2 Zeitpartikel, 4 Häuslerwohnung. 6 0
pflanze, 9 Nebenfluß des Donez, 10 Titel des Oberhaupts im ar
Venedig, 12 Art Weißbier, 14 Weibl. Vorname, 15 Seltener Nadelbaul
17 Feldmaß (Abkürzung), 18 Ort in Norwegen, 19 Seil, 22 AegM
Vogel, 24 Adelstitel, 26 Gleichwort für Atem, 27 Bergwild, 28 Laſti
29 Weinernte, 30 Geſangsſtück.
Im magiſchen Kreuz: Handwerkszeug, Gewäſſer, Zahlwort.
Auflöſung der Rätſel aus Nr. 32:
Kreuzwort=Rätſel.
Wagerecht: 2 Olm, 4 braun, 6 Art, 7 Rio, 9 Eli, 10 XN
11 Met, 13 Abo, 14 Farbe, 16 Lot; ſenkrecht: 1 Ala, 2 Ort, 3 Wul
4 Brief, 5 Niobe, 6 Alm, 8 Oho, 12 Tal, 13 Abt, 15 rot.
Wie der Film ins Kino kommt.
Leim, Melk, Kiel, Nike, Kain.
Druck, Verlag u. Kliſchees: L. C. Wittich ſche Hofbuchdruckere
inſtr. 23. — Verantwortl., für die Redaktion: Dr. 5. Nette, Darmſtadt, Fernſpr. 1, 2389—2392. — Alle Rechte vorbehalten. Nachdr. verbo4t!
Alſo, wie ich in meine Gudmiedichkeid am letzte Sunndag ſo
be neie Tiddeladurn, un de Ordens= un Ehrenszeiche des Wort
geredd hab, inem ich mir ſchun lang geſagt hab, mit dem ewiche
Doclder honnoraris kauſa” geht däß uff die Dauer net,
ſun=
dern mer muß bei Zeit an en entſprächende Erſatz denke, alſo
wie ich mir dodriwwer klar war, daß was geſchähe muß, do hott
mei Härz un mei Seel an alle meechliche Zeitgenoſſe gedenkt,
nor net an die Lokahldichter. Uff Ehr un Seelichkeid!
Ich bin däſſendwääche net ſchlecht verſchrocke, wie ich
hinne=
nooch heer un läs, daß ſe dißmol mit ihrm „Schorſch=Bichner=
Breis” ausgerächent uffn Lokahldichter verfalle ſin.
Freilich, ich bin mer aach heit noch net ganz klar, was
eichend=
lich de „Freeliche Weinbärch”, de „Schinnerhannes” un die
„Katheriene Knie” mit dem dode Schorſch Bichner zu dhu hott,
awwer de lewende Schorſch Bichner wärd dezu geſchmunzelt
hawwe, indem er erſtensmal ſälbſt näweher lokahldichte dhut,
un indem er zweidensmal waaß, was ſowohl die dode, wie die
lewendiche Lokahldichter, bei gewiſſe Leit in Darmſtadt for=e
Wſähe genieße, wo mer beiſpielsmeßich eme dode Lokahldichter
en gedragene Grabſtaa uff e gebraucht Erbbegräbnis ſetzt, un
denkt, däß is lang gut; un indem mer ſich iwwer en läwende
Lorahldichter ganz erſchrecklich uffgereecht hott, weil der emol,
uff beſunneren Wunſch e paar Verſelcher am Radio in die Wäld
gefunkt hott . . .
Un jetzt kimmt mer her, un geht hie, und gibt ausgerächend
am zehejähriche Stiftungsfeſt vun unſere Verfaſſung, eme
Ber=
liener Lokahldichter „im Namen des Volks” de Schorſch=Bichner=
Breis; odder richdicher geſagt, eme Nackenheimer
Lokahl=
dichter, der wo die „rheiniſch Mundart” un des „rheiniſche
Volks=
jum” for Berlin=W kulldifiert, un mund= un geſchmacksgerecht
macht, mit allem was de Berliner gärn ſieht un heert, alſo mit
Rimmel un Salz un viel Sembft.
No, mer ſeecht jo als „was de Menſch wert is, fehrt
wäd=
der’n” un wann’s de Schorſch=Bichner=Breis is, do kann mer
nix mache. Un wer waaß, valleicht drifft mich aach emol des
Loos, däßhalb will ich ganz maischeſtill ſei un will mich net
muxe, awwer freie dhet ich mich doch heit ſchun, iwwer die
dumme Geſichter, die wo’s gebt, wann’s uff aamol haaßte dhet:
„Im Namen des Volks und aus Alaß vun wääche ihre
Ver=
dienſte um’s Vadderland, wird hiermit den Sunndags=
Nooch=
middags=Bedrachdungen der Jungfrau Sabiena Bimmbernell
der Schorſch=Bichner=Breis verliehen!“ . . . Den Neid mecht ich
erläwe!".
Freilich, 3 kenat awwer aach ſei, daß ſe ſich mit de Zeit, un
in=eme lichte Momend, doch emol driwwer klar wärrn dhete,
was ſe eichendlich mit ihrm Schorſch=Bichner=Breis bezwäcke
tolle. Dann do ſcheine ſe ſich, im große un ganze, doch noch net
im Reine zu ſei. Nemlich wann ich wir all die verſchiedene
Breisdreecher ſo aguck, ſo miſſe ſich doch die Breisrichter als im
Zweifel gewäſe ſei, ob ſen dem gäwwe ſolle, der bereits vun
Erfolch gekrönt is, odder dem der noch vor=ere leere
Brotſchubb=
lad um den Erfolch ringt. Im erſtere Fall kann mer des Geld,
wo mit dem Breis verbunne is, eme beſſere Zwäck zufiehrn;
im letztere Fall gilt der Breis an ſich gornix, ſundern bloß des
Geld. Däß hott der Zuckmayer, der wo alſo dißjohr devo
be=
droffe is worrn, aach ſofort kabbiert, allerhand Hochachdung,
Der zeitgemäße Haushalt.
Ein unſchädliches Putzpulver für Gold= und
Silberwaren. Silberne und goldene Schmuckſachen werden
durch die meiſt verwendeten Putzmittel „angegriffen‟ Ein
un=
ſchädliches Putzmittel miſche man ſich durch 50 Gramm gebr.
pulveriſierte Magneſia mit 50 Gramm C aput mortuum (
Dro=
gerie), das man in ausgedienten Zigarettenſchachteln aufbewahrt.
Dieſes Putzmitel eignet ſich vorwiegend für Goldwaren. Für
Silber dagegen beſteht es aus 90 Gramm gebr. Magneſia
und 10 Gramm Caput mortuum.
V.
Einkoſtenloſes Prüfmittel für „friſche” Eier,
Wenn die Hausfrau jetzt die Auguſt=Eier einlegen will, und ſie
kann dieſe nicht aus ganz zuverläſſiger „Quelle” kaufen, wo ſie
genau weiß, daß ſie ganz friſch ſind, ſo wende ſie folgende
ein=
fache „Eierprobe” an: In 1 Liter kaltem Waſſer löſe man 20
Gramm Kochſalz auf und gebe in dieſes, die zum Einlegen
be=
ſtimmten Eier. Friſche Eier ſinken zu Boden, während
ſchlechte Eier an der Oberfläche ſchwimmen. Auch
die Beſchaffenheit der Schale gibt einigermaßen ſicheren Aufſchluß
über die „Friſche” der Eier. Je weißer und klarer um ſo
friſcher, ſind dieſe jedoch grau oder gar grünlichblauer Färbung,
I.
ſo hat man es ſicher mit ſchlechten Eiern zu tun.
Niemals angebrannte Töpfe mit dem Meſſer
bearbeiten. Iſt einmal ein Topf derart angebrannt, daß er
durch einfaches Ausſcheuern nicht wieder ſauber zu bekommen iſt,
ſo ſollte er niemals mit dem Meſſer bearbeitet werden. Durch
dieſ= Behandlung erhält die Emaille abgeſtoßene Stellen, die
Dann den erſten Grund zum Verroſten und Schadhaftwerden des
Zorfes geben. Ohne jede „Gewalttat” wird der Topf mühelos
wieder ſauber, wenn man ihn nur 2—3 Fingerbreit mit Waſſer
füllt und mit 1 Eßlöffel Bleichſoda zum Kochen aufſetzt. Das
Zigebrannte kocht vollkommen los, ſo daß jede Scheuerarbeit
über=
flüſſig wird.
H.
Tomaten mit Rührei gefüllt. Dazu wähle man
große, feſtfleiſchige Tomaten, die man bis auf eine dünne Wand
aushöhlt, um ſie mit in reichlich Speck gebratenem Rührei, mit
gewiegtem gekochten Schinken untermiſcht, zu füllen. Mit reichlich
Schnittlauch beſtreut, ergeben ſie eine appetitanregende Vorſpeiſe,
oder mit Mayonnaiſe zu Bratkartoffeln ein ſättigende
Abend=
mahlzeit.
E.
Feine Himbeertorte. Zutaten zum Mürbteig: 225
Gramm Mehl, 200 Gramm Margarine oder Butter, 80 Gramm
Zucker, 1—2 Eier, wenig Salz. Sämtliche Zutaten verarbeite
man zu Mrübteig, den man 1—2 Stunden kühl ſtellt. Bei
Mittelhitze lichtbraune Tortenböden gebacken, belege man dieſe
ausgekühlt mit reichlich eingezuckerten, rohen Himbeeren, worauf
dann er hott den Breis for ſich behalte, un hott des Geld
gäbb=
ſchnitzicherweis eme Kolleech zukumme loſſe, der wo noch de Mut
uffbringt, ſich mit ſeine Zeit ausenanner zu ſetze, anſtatts eme
owwerflächliche Theaterbubbligumm „rheiniſches Volkstum”
vor=
zugaugele ..
Dorch dieſe noweliche Handlungsweis wärd awwer mol die
Siddewatzion aach for diejeniche gradezu bengaliſch beleicht, die
offenbar den Sinn vun ſo=eme Breisgericht bis dado noch net
bedabbelt hawwe. — Jedenfalls maan ich, is es verdienſt= un
wertvoller, junge uffſträwende Talende uffzuſpiern, un die,
ſo=
weit als meechlich, zu fördern, als wie ſolchene, die wo per
Zu=
fall, odder mit mehr Glick als Vaderlandslieb, es ſchun zu was
gebracht hawwe, noch emol Brief un Siechel druff zu gäwwe.
Odder ſo geſagt: es geheert mehr Gribbs dezu, e werdendes
Ta=
lent rechtzeidiſch zu erkenne, un uffzubäbbele, als wie e
uffge=
bäbbeltes noochdräglich azuerkenne; es geheert mehr
Fin=
gerſpitzegefiehl dezu, aam vorwärts zu helfe, als wie aam,
dem net mehr zu helfe is, den Ruhm noochdräglich ſchriftlich zu
gäwwe. So denk ich wir die Sach, im Sinn vum dode Schorſch
Bichner; der läwende wärd mer net ganz unrecht gäwwe.
Will mer awer dohärngääche unner alle ſiwwenunzwanzich
Umſtend „auszeichne”, ſo kumm ich halt widder uff mein
Vor=
ſchlag vum voriche Sunndag zurick, bedräffs Orden un ſo. Dann
ſchließlich, was nitzt aam die „Auszeichnung” wann ſe dehaam
an de Wand henkt. Sowas will mer doch ſähe loſſe! — Un
mer kann ſich doch däß Blagad net uff de Buckel henke . . .
Net wahr, was dhet däß beiſpielsmeßich for=e Nas mache,
wann de Zuckmayer widder zu ſeine Leit nooch Berlien kumme
weer, un es hettm ſo en Verdienſtorden aus ſeinem Knobbloch
ge=
ſtrahlt, wie en Fixſtärn aus=ere Schachtel Wix. Dann däß is doch
emal ſo klar wie Kleesbrieh, in dem große Berlien wärd net
jedes gleich erfahrn, daß er „Breisdreecher” worrn is, ſchließlich
is er doch kaa Schmehling. No un jedem ſage, odder ſich äxdra
Fiſiddekadde drucke loſſe un ausdaale, däß geht ſchließlich aach
net. Awwer wann er mit dem Orden im Knobbloch, Sunndags
middags um zwölf erum „Unner de Linde” hergingt, odder de
Leibzicherſtroß endlang, noochher dhet doch jeder uff hunnerd
Meder gääche de Wind ſähe, was los weer, un dhet ſage: „ach,
guck emol hie, de Kall Zuckmayer is Breisdreecher worrn .
un de Hindeborch dhet’n unnerwäks kolleechial grieße, un er kennt
ſo ſtolz druff ſei, daß er beiſpielsmeßich a’ſtandshalwer nor noch
Sunndags mit ſich ſälwer per Du un Du verkehrn dhet, während
er an de gewehnliche Werkdäg ſchun „Sie” zu ſich ſage mißt
Wie geſagt, die Idee mit dene Orden halt ich meinerſeits
for=en glenzende Eiffall. Da awwer annerſeits a zunemme is,
die Reſchierung mecht am End mein Vorſchlag net ernſt nemme,
ſo hab ich mich ganz im ſtille bereits mit=ere heechere
Reſchie=
rungsperſon in Verbindung geſetzt, nemlich mit=eme befreundede
Owweramtsgehilfe, un hab dem geſagt, daß ich mich dorchaus
net degääche ſchtreiwe dhet, wann mich die Reſchierung in dem
Fall als Verſuchskanninche benutze wollt; ſchließlich dicht ich doch
aach lokahl, un dhu „des heimatliche Volkstum läwensvoll
ge=
ſtalte‟ — Awwer wie die ſo ſin bei de Reſchierung, nemlich der
Herr Owweramtsgehilfe hott mich ganz geheerich abgekabbt, un
hott geſagt, was mir in die Kron gefahrn weer, un hott gemaant,
wann ſe aach mein Vorſchlag ackzäbbdiren dhete, un dhete neie
Orden ſchlage loſſe, ſo weer ich jedenfalls die allerletzt, die wo
gan kreecht. Un außerdem, ſeecht=er, hott=er geſagt, for was daß
ich uff en Orden, odder e Auszeichnung rechne dhet, ob valleicht
for mein beeſe Schnawwel? — In dem Fall, hott=er gemaant,
ſollt ich liewer ganz ſtill un beſcheide ſei, un ſollt froh ſein, daß
ſe mich noch net ei geſpärrt hedde, wo ich mei Raffel immer ſo
laafe loſſe dhet, un zu allem mein Sembft dezu gäwwe dhet, un
zwar mit=ere ſolchene Uverſchemtheit, daß mer ſich bloß iwwer
den Langmut vun dene wunnern mißt, die wo’s a gingt, un ich
ſollt mich gornet an Lade leeche, ſundern ſollt unſerm Herrgott
uff de Knie danke, daß ſe mich noch net mitm griene Wächelche
geholt hedde, un hedde mich nooch Butzbach gefahrn".
So, do hatt ich mein Dabbe. Awwer no, ſo ſin die vum de
Reſchierung, un die macht mer net annerſt, die muß mer ſchun
ſo verbrauche wie ſe ſin. Wann unſer Herr Staatsbräſendend
in ſeine Verfaſſungsredd die Geläächenheit ergriffe hott,
emol uff dene erum
dei” aſchließe kenne,
keile, die wo ſich kaaner
Bad=
wann=er ſich in dem Fall uff
man Himbeerſaft, mit Gelatine verrührt, kurz vor dem Erſtarren
über die Himbeeren gießt.
T.
Raſch bereiteter Nachtiſch für unerwartete
Gäſte oder den Familientiſch. 3 Eiweiß zu ſteifem
Schnee geſchlagen, verrühre man mit 3 Eßlöffel Zucker und 3
Eß=
löffel Himbeer=, Erdbeer= oder Johannisbeermarmelade, ſtelle
die Miſchung in kaltes Waſſer und bereite aus dem Eigelb, Milch,
Kartoffelmehl und Vanillezucker eine dicke Soße, die man
eben=
falls abgekühlt, um den bergartig auf einer Glasſchale
aufgehäuf=
ten Schaum gießt, zu dem man Waffeln oder Kekſe reicht. F. H.
Speiſe=Zettel.
Sonntag: Johannisbeerkaltſchale, Kalbszunge mit
Schoten=
gemüſe, Erdbeerſchaum. — Montag: Milchkaltſchale,
Fleiſch=
gefüllte Tomaten. — Dienstag: Kartoffelklöße mit
Heidel=
beeren und Rührei. — Mittwoch: Heidelbeerkaltſchale, Reiß
mit Pfifferlingen. — Donnerstag: Tomaten=Makkaroni mit
gek. Schinken und ger. Käſe. — Freitag: Kirſchkaltſchale,
Ge=
ſpickter Schellfiſch mit Peterſilienſoße. — Samstag: Gefüllte
Gurken mit Bratkartoffeln.
„Na, deine Zwillinge machen wohl doppelten Lärm bei Nacht?”
„Nein, nein. Der eine heult ſo laut, daß man den anderen nicht
C,Panter”.)
brüllen hört.”
de Gottfried Keller berufe hott, der wo emol beilaifich
ge=
ſagt hott, die wo agäblich iwwer de Baddeie ſtinde, ſtinde
meiſtens unner n, — alſo do mecht ichen doch dra erinner’n
daß beſagter Gortfried Keller emol bei=eme Disput mit m Laſall
in Berlin, uff amol de Stuhl genumme hott, un hott a fach druff
gehaage. Ob in dem Fall de Gottfried Keller jetzt iwwer odder
unner de Baddeie geſtanne hott, däß waaß ich nadierlich aach
net: ich waaß bloß, daß de Gottfried Keller e großer Rammſcher,
e ganz großer Raubautzer war. Jedenfalls ſoll mer mit ſo Dichter
vorſichdich ſei, un ſoll ſich in ſchwierige Frage net uff ſe beruffe,
dann die ſage aamol ſo, un ſage aamol ſo, un was ſe ſich erſt
debei denke, do kimmt iwwerhaubt niemand dehinner.
Dohärngääche is mer uffgefalle, daß in all dene Redde, wo
am Verfaſſungsdag all geredd ſin worrn, daß aach net aaner vun
den Feſtredner was iwwer die heidiche Fleiſchbreiß geſagt hott.
Un do weer doch allem Grund dezu gewäſe, dann däß geht doch
iwwer’s Bohnelied, wie die’s äwe widder dreiwe. Die Zeit her,
wann do beiſpielsmeßich ’s Rindflaaſch in die Heeh gange is,
dann is a ſtandshalwer ’s Schweineflaaſch erunner gange, im
konndrere Verhältnis war’s umgekehrt. Un ſo ſin ſich die Zeit
her die Rind= un die Schweineflaaſchbreiſe enanner noochgemacht,
wie die Märzkatze, un mer konnts noch erſchwinge. Neierdings
ſin ſe awwer ſcheints äwenfalls dem Rekordfimmel verfalle un
wolle ſich gäächeſeidich de Rang ablaafe. Un do muß was
ge=
ſchähe do muß mer degääche eiſſchreide, un mer därf den
Rekord=
fimmel von dem Viehzeich net unnerſtitze, ſundern mer muß ſe
mit alle Middel dezu bringe, daß ſe froh ſin, die Rindsviecher
un die Sai, wann ſe iwwerhaubt geſchlacht wärrn un es wärd
en Brode draus gemacht. s frogt ſich jetzt bloß noch, wie mer
deß macht. Awwer des is jo e Klaanichkeid, un in dem Fall will
ich de Weisheit vun unſere Reſchierung dorchaus net vorgreife...
Bienche Bimmbernell.
Poſtſchkribbdumm: Im iwwriche is Ruh iwwer
allen Wibbfeln. Der Ausſchank wiſſawie vun de Reichspoſt is
geſchloſſe, un uffm Rodhaus is gach niemand im Lade; die „weiſe
Räd” ſin ſcheints in alle Winde verſprengt. — Nor die
Stadt=
verwaldung hott die Woch e Bulljedien erausgäwwe loſſe, daß
ſe noch am Läwe, un geſund un munder is, goddſeidank, un daß
ſe vor hott, jetzt den Staat, wääche dem Wäxelbalch, dem Ooſe=
Balleegadde, uff Allimende zu verklage un
unnerhaldungsflich=
dich mache zu loſſe, weil ihr ſälbſt de „Nerfusdrehrum” dezu
fehlt. Mein Säje hott ſe, awwer es weer doch nooch meiner
Aſicht richdicher gewäſe, ſie hett ſich den Wäxelbalch ſeiner Zeit
net uffſchwätze ſolle loſſe. Damals warn awwer aach die Aage
greeßer, wie de Hunger. — Iwwrichens, die Balleegadde=
Ageläächenheit gebt eigentlich en gude Stoff for=e „
Heimats=
ſpiel” odder for=e „Feſtſpiel” zu unſere Sexhunnerdjohrfeier.
Odder wie weer’s — in Berlin is äwe doch e Reklame=
Ausſtel=
lung, valleicht kennt mer de Balleegadde, dem Niewergall ſein
gedragene Grabſtaa, un em Liewich ſei neigebaut Geburtshaus
dort ausſtelle, benebſt e paar „iwwerſtendiche” Stadträd, die wo
abkumme kenne (die „rickſtenndiche”” miſſe mer dobehalde, dann
ſunſt kennde mer ſe all hieſchicke). Jedenfalls: mit dem
Ballee=
gadde, dem Niewergallſtaa, dem Liewich=Haus un dene „
iwwer=
ſtenniche” Stadträd kennde mer in Berlin fraglos Reklame mache;
s freecht ſich bloß, in weller Beziehung. . . .
Schließlich märkt mer awwer doch, daß’s ſauer Gummernzeid
is, dann ſälbſt die geſcheidſte Leit zuggele krambfhaft an de
Fin=
ger, un ſchreiwe bro un konndra iwwer=en hergeloffene
Radde=
fenger ſpaldelange Addickel. Uff die Art kimmt doch aach der
Humor zu ſeim Recht! Awwer in dem Fall freecht ſich’s widder,
iwwer wen mer härzlicher lache kann, iwwer den hällſeheriche
Schaumſchleecher, odder iwwer ſei ernſtgenumme iſe wollende
„Kriedicker”. Awwer däß is ſchließlich egal, wann mer nor lache
kann, däß es jo ſo geſund=
Wann awwer grad emol „häll” geſehe ſei muß, alſo do will
iſt emol was „häll” ſähe, gradies un franko, dann ich nemm
do=
defor kaa Geld, ſunſt, wann ich mich bereichern wollt, hett ich mer
ſchun lengſt emol es große Loos „häll” geſähe. . . . Was ich
awwer „häll” ſäh, drifft aach dadſächlich ei', alſo uffgebaßt: am
nechſte Sunndag ſteht kaa „Bienche” in de Zeidung! — —
So, un jetzt bann, wer will, heit ſchun Gift druff nemme, ich
drät de Wahrheizbeweis a .. .. .
Klein, aber vho!
„Was fangen Sie mit der Leiter an?‟
(„Pages Gaies”.)
„Einen Kuß will ich rauben!“
Immer praktiſch. Der vierjährige Günther bekommt eine ſchöne
Spardoſe geſchenkt. Während die Eltern und Geſchwiſter dieſe
betrach=
ten, ruft er plötzlich energiſch: „Jos, Geld rein, das iſt kein Spielzeug!“
Zarte Anſpielung. „Haſt du in der Zeitung geleſen, daß
Vergif=
tungen durch Schokoladeeſſen vorgekommen ſind?” fragt der Backfiſch
ſeinen Verehrer. — „Ich glaube, ja. Warum fragſt du?” — „Nun, ich
meine nur,” exklärt ſie vielſagend, „bei uns beiden kann ſo etwas nicht
vorkommen."
Es iſt erreicht. „Deſin Bruder hat ſich doch um eine Stellung bei
der Regierung beworben. Was tut er denn jetzt?‟ — „Nichts. Er hat
die Stellung bekommen.”
Unter Freundinnen. „Iſt es nicht merbwürrdig, daß Ellen ſo Vögel
liebt?” — „Keineswegs, ich wußte ſchon immer, daß ſie eine Katze iſt.”
Mark Twains Frau war oft eiferfüchtig, wenn ihr Mann in
Ge=
ſellſchaft eine andere Frau betvachtete. Einmal warf ſie ſihm vor: „
So=
bald du eine ſchöne Frau ſiehſt, vergißt du, daß du verheiratet biſt.” —
„Im Gegemteil,” anzwortete Twain, „gerade dann muß ich daran
denken.”
Ein modernes Kind. Bübchen iſt krank, und ſo wird der Onkel
Doktov geholt, der ſein Höhrrohr hervorholt, um den Kleinen zu
unter=
ſuchen. Bübchen macht große Augen: „Oho,” ſtaunt er, „haſt dur gleich
Radio mitgebracht?” Vergnügt läßt er ſich den „Loutſprecher” anſetzen,
und als der Doktor genügend lange gehört hat, fragt er intereſſiert:
„Haſt du auch guten Empfang gehabt, Onkel Doktor?”
Macht deu Gewohnheit. Einem biederen Bäuerlein — ſo wird in
Reclams Umiverſum erzählt — werden beim Eggen die Pferde ſcheu
und laufen fort. Er weiß keinen Rat, ſie zum Stehen zu bringen, bis
ihm einfällt, daß das eine Dier ein ausgedientes Artilleriepferd iſt.
Daher ruft er ſo laut er kann: „Batterie halt!” Sofort ſtutzt das
Pfeud, hält im Laufen inne und bringt auch das andere zum Stehen.
Spitzen, die vornehme Hochſommermode.
Das Spitzenkleid iſt nicht zu Unrecht der „Favorit” der Saiſon, denn ſchon das
Mate=
rial iſt apart und intereſſant, bringt die Figur gut zur Geltung und iſt im übrigen auch
haltbarer als die Gaze= und Mouſſeline=Gewebe und läßt ſich für die verſchiedenſten
Gelegenheiten heranziehen.
Während nämlich Spitze ehemals nur für den Abend gebräuchlich war, verarbeitet
man ſie jetzt ebenſogut für das nachmittägliche Modell, ja ſogar mitunter für die
Prome=
nadekleidung, allerdings in einer ganz neuen, bisher unbekannten Form.
Die Faſſons der neuen Modelle ſind nämlich immer ſehr einfach, wenn auch der
Schnitt als nicht alltäglich bezeichnet werden muß; immerhin aber iſt Schlichtheit die
markante Note und ein Fehlen
jeglichen Aufputzes vielfach
feſt=
zuſtellen.
Nur hie und da eine ſchöne
An=
ſteckblume im Schluſſe, ab und zu
ein breiter Gürtel aus einem
glän=
zenden Materiale. Sonſt wird die
Wirkung ausſchließlich aus der Form
und dem Materiale geholt und auf
jeden Garnierungseffekt verzichtet.
Sehr beliebt iſt allerdings die
Kombination des Spitzenſtoffes mit
einem dichten Seidenmateriale, etwa
mit Georgette; es laſſen ſich
näm=
lich daraus außerordentlich
vorteil=
hafte Effekte erzielen, die auch
je=
der Monotonie, die etwa aus der
ausſchließlichen Verwendung des
Spitzenſtoffes erwachſen könnte,
vorbeugen.
Wir zeigen in unſerem erſten
Bilde ein ungemein intereſſantes
Modell, dem die eben beſprochene
Idee zugrunde liegt; es handelt
ſich hier um ein Spitzenkleid aus
klein=ornamentiertem Materiale mit
ſeitlich verlängerten Partien, wobei
der Ausſchnitt mit Georgette
abge=
kantet wird und mit dem unteren
Rande des Modells korreſpondiert;
außerdem bemerkt man auch
ein=
gearbeitete zackenförmige
Georgette=
bahnen im Oberteil, die die
flächen=
hafte Wirkung der Spitze in
ange=
nehmer Weiſe unterbrechen. Ein
ſolches Kleid, das mit langen
Ar=
meln gedacht iſt, erſcheint ſowohl
für die Promenade wie auch für
den nachmittäglichen Beſuch,
ge=
legentlich aber auch für abendliche
Zwecke verwendbar. Man trägt
dazu einen Filzhut in
entſprechen=
der Farbe mit durchſcheinendem
Roßhaarrande, eine
Zuſammenſtel=
lung, die ſich ganz beſonderer
Be=
liebtheit erfreut.
Sehr geſchätzt ſind auch die
verſchiedenen Jumper aus Spitze;
es werden hier oft ſehr intereſſante
Materialien verarbeitet, die durch
ihr Muſter oder ihre Webart zur
Geltung kommen. Da ſieht man
vielfach bunt überſtickte, nicht
ſelten aber auch farbig
über=
malte Spitzen, die außerordentlich
effektvoll und keineswegs
alltäg=
lich ſind. Ein ſolcher Jumper
eig=
net ſich dann ſehr gut zur
Kombi=
nation mit einem der einfachen,
dunklen Seidenkoſtüme, wie ſie uns
auch die hochſommerliche Mode
bringt. Der halbbreite Hut iſt auch
in dieſem Falle zu empfehlen
(Bild 2).
Für den Abend gibt man dem
Spitzenkleide gerne phantaſiereichere
Formen und hält es auch in
leb=
hafteren Farben, denn während
das Beſuchskleid in Beige, Sand,
Marineblau u. dgl. am beſten
wirkt, gibt man bei den abendlichen
Schaffungen den feinen, hellen
Modetönen, wie ſchwefelgelb,
ma=
donnenblau, einem ganz blaſſen
roſa, das mit der Haut zu einer
Farbe verſchmilzt und nicht zuletzt
einem feinen lindgrün, das heuerf
ganz beſonders geſchätzt wird, den
Vorzug.
Über die neueſten Faſſons
geben unſere beiden letzten Skizzen
Aufſchluß. Das vorletzte Bild
führt eines der ausgeſchnittenen
Kleider vor Augen, die nur mit
ſchmalen Trägern gehalten werden
und deren Ausſchnitt von einem
Gaze=Schal gedeckt wird, der
na=
türlich die Farbe der betreffenden
Spitze haben muß. Die Rockpartie
dieſes Kleides iſt darum
beachtens=
wert, weil die längſte Stelle in die
vordere Mitte verlegt erſcheint, wo=ſi
durch eine ganz neue Moderichtung
geſchaffen wird, die für den
Win=
ter noch viel von ſich reden machen
dürfte, wie überhaupt die ſtändig
länger werdenden Abendkleider ſhienden
Schlüſſe für die Mode der nächſten me
Monate zulaſſen. Das oben
be=
ſprochene Modell wird mit einem
breiten, ſeitlich gebundenen Gürtelf
aus Taft oder Satin (in der Farbe
der Spitze) verſehen, wodurch die
Figur bedeutend ſchlanker erſcheint.
Ein Kleid das durch die
Ein=
fachheit ſeiner Linienführung
ver=
blüfft, iſt das letzte Modell, das man hae
der Form wegen auch aus einer
ornamentierten Spitze arbeiteten
wird. Der Oberteil hat die Note
der enganliegenden Prinzeßſchaf=) Am S
fungen, während der Rock ſehr weitWiM
und in der rückwärtigen Mitte
ver=
längert iſt. Zu einem Kleide
die=
ſer Art trägt man für den Abend
gerne eine halblange Umhülle.
Der ſportliche Silzhut für den Herbſt
hat nicht immer die ganz glatte, unkomplizierte Form, ſondern
bringt vielfach durch aparte Zuſammenſetzungen des Materiales,
durch Steppſtiche und Blenden höchſt intereſſante Varianten,
wobei aber nach wie vor jede fremde Garnierung (ſofern es ſich
nicht um eine ſchlichte Schnalle oder dergleichen handle) ängſtlich
vermieden wird. Der Sporthut ſoll zu der übrigen Aufmachung
in der Farbe abgeſtimmt, ihr aber nicht angeglichen werden, da
eine vollkommene Harmonie für den Herbſt als geradezu un=
reizvollen Abtönung der Farben dokumentiert.
In unſerem Bilde zeigen wir drei intereſſante Typen: an
erſter Stelle den halbbreiten Filzhut mit eingeſchnittenen
Bah=
nen, deren Enden feſtgeknöpft erſcheinen; in der Mitte eine Form,
deren Kopf in der Art einer Jockey=Kappe geteilt erſcheint und
deren Hutband unter ſchmalen Spangen hindurchgeführt wird.
Rechts: ein eigenartig zerſchnittener und mit Steppnähten
zu=
ſammengeſetzter Hut; den ſeitlich eine metalliſche Schließe ziert.
Kleid und Wäſcheſtück in einem
beißt das neue Loſungswort der Mode und beſonders für die
warmen Spätſommertage glaubt man dieſe Art von Modellen
ſehr gut verwenden zu können. Natürlich kommt dieſe Tendenz
faſt nur für die ſportliche Garderobe in Frage und dürfte hier
tatſächlich von Erfolg begleitet ſein. Ihre Eigenart beſteht darin.
daß man die Bluſe verlängert und wie eine Hoſenkombination
arbeitet, die unten vollkommen verſchloſſen werden kann (Skizze
links). Wenn zu dieſem eigenartigen Modell ein Rock getragen
wird, gewinnt es den Charakter jeder anderen Hemdbluſe, die
mit einer flotten Seidenbinde zuſammengehalten wird. Zu Rock
und Bluſe trägt man natürlich faſt immer auch eine Jacke aus
dem Materiale des Rockes und gewinnt ſomit das neue
ſport=
liche Koſtüm, zu dem alſo keine Unterwäſche notwendig iſt.
Die
herbſtliche Mode bringt gemuſterte Stoffe.
Seit vielen Saiſons ſchon ſieht man ausnahmslos
unge=
muſterte, einfarbige Wollgewebe, gleichgültig, ob ſie nun für die
Promenade oder für die Strapazkleidung beftimmt ſeien. Nun
aber bereiten die großen Modeſalons für die Vorführung ihrer
Herbſtneuheiten vielfach auch wieder Schaffungen aus gemuſterten
Wollgeweben vor und zwar keineswegs nur ganz ſportliche Stücke,
ſondern auch einfache Trotteurmäntel, Koſtüme und halblange
Paletots, die wie man annimmt auch der herbſtlichen Mode
er=
halten bleiben.
Die Muſter ſind ſowohl in ihrer Farbe als auch in ihrer
Ornamentik ſehr dezent. Keine großen, gewollten Deſſins,
ſon=
dern feine, diskrete Wirkungen, die ſicherlich allgemeinen Beifall
finden werden.
W. U.
Wollſachen für den Herbſt.
Kaum ſtehen wir vor der neuen Saiſon, zeigen ſich auch ſchon,
wieder aparte Woll=Modelle, die in ihrer Ornamentik und
Ver=
arbeitung wieder viel Neues und Intereſſantes zu bieten
ver=
mögen. Beſonders die Farben ſind diesmal in ihren feinen)
herbſtlichen Zwiſchentönen von geradezu bewunderungswerte‟
Feinheit und es iſt darum auch nicht erſtaunlich, daß die ſport
liche und Trotteurmode nach wie vor an den Schaffungen de
Strickmode feſtzuhalten wünſcht.
In unſerem kleinen Bilde zeigen wir zwei neue ſehr
beach=
tenswerte Modelle und zwar rechts: einen beigefarbenen Jumpe!
mit bunten, von tief=roſa bis weinrot getönten Chryſanthemer
in weich=konturierter Jacquardtechnik; ein einfarbiger Kragen
und eine fichuartige Seidenbinde nimmt ſich hier als einzic”
Garnierung ſehr apart aus. Links ſieht man einen der beliebten
„grobgeſtrickten” Pullovers, die mit ihren „Intarſien” in Form
und Farbe des fallenden Laubes ſicherlich ſenſationell wirken
werden.
W. U.