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Nachdruck ſämtlicher mit 4 berſehenen Oriainal=Aufſähe und eigenen Nachrichten nur mit Quellenangabe „Darmſt. Tagbl.” geſſattet. auftäge und Teiſung von Schadenerſatz. Bei
Nummer 203
Mittwoch, den 24. Juli 1929.
192. Jahrgang
27 mm breiie Zeile im Kreiſe Darmſtadt 25 Reſchspfg.
Finanz=Anzeigen 40 Reſchspfg. Rellamezelle (92 mm
breil)2 Reichsmark. Anzeigen von auswärte 40 Reſchspfg.
zeiſſe 300 Reſchemark. Alle Preiſe in Reſchsmark
(4 Dolſar — 4.20 Marfl. — Im Falle höherer
Gewalt, wie Krieg, Aufruhr, Streil nſw., erliſcht
ſede Verpſiſchtung auf Erfüllung deiſt Anzeigen=
Konturs oder gerſchtiſcher Beſtreibung fänl ſeder
Nabatt weg. Banſtonto Deutſche Banl und
Darm=
ſtädter und Nalſonalbane.
Wann beginnt die Regierungs=Konferenz?”
Nach der Rakifizierung
der franzöſiſchen Schuldenabkommen.
Die Kriſenſtimmung hälk an. — Ungünſtige
Akmo=
ſphäre für die kommende Regierungskonferenz.
Von unſerem A=Korreſpondenten.
Paris, 23. Juli.
Die Ratifizierung der franzöſiſchen Schuldenabkommen wurde
von der franzöſiſchen Kammer mit geringer Mehrheit
angenom=
men, was ja an ſich unvermeidlich war, und jetzt wäre es das
Beſte, über dieſe Frage einfach zur Tagesordnung überzugehen.
Es war ein großer Fehler, die interallierten Schulden in den
Mittelpunkt der Politik und der Leidenſchaften zu ſtellen, — ein
Fehler, den übrigens Poincaré vom erſten Augenblick des
Be=
ſtehens der Union nationale an zu reparieren ſuchte. Nun wäre
es wirklich wünſchenswert, wenn dieſe Frage jetzt endgültig von
der Oberfläche verſchwände. Leider aber ſind die Ausſichten
da=
für ſehr gering, obzwar man hätte einſehen können, daß die
ſentimentale Behandlung dieſer Frage keinerlei poſitive
Ergeb=
niſſe zeitigen kann, und die notwendige außenpolitiſche
Entſpan=
nung in allen Punkten hindert.
Die Ratifizierung hat der Kriſenſtimmung kein Ende bereitet.
Man behauptet, die einzige Löſung wäre jetzt, die Kammer
mög=
lichſt ſchnell zu vertagen; das entſpräche übrigens auch den
Wün=
ſchen der meiſten Deputierten. Aber die Kammer hat noch
drin=
gende Aufgaben zu erledigen. Wenigſtens müßten die
Steuer=
herabſetzungen noch votiert werden, denn die öffentliche Meinung
kann es nicht verſtehen, daß man für ſo etwas einfach keing Zeit
findet.
Inzwiſchen wird die Innenpolitik durch das ſtärkere
Hervor=
treten Briands — es war Zeit, ſo ſagt man, wenn er nicht den
Kontakt verlieren wollte. — charakteriſiert. Der franzöſiſche
Außenminiſter entwickelt daneben jetzt auch in der Außenpolitik
eine ſtarke Aktivität, welche in auffallendem Gegenſatz zu ſeiner
bisherigen Zurückhaltung ſteht. Dieſe Zurückhaltung hat die
Ungunſt weiter Kreiſe der Linken gegen ihn gewendet; er muß
nun viel von ſeinem verlorenen Preſtige zurückgewinnen. Die
Vermittlung im ruſſiſch=chineſiſchen Streitfall, welcher deshalb
wichtig iſt, weil bei ihm das Anſehen des Kelloggpaktes auf dem
Würfel ſteht, die noch dazu fehlgegangen iſt, hat ſein Anſehen
Teineswegs geſtärkt.
Die Vorbereitung der Konferenz der Regierungen geſchieht
än keiner beſonders günſtigen Stimmung. Frankreich hat zwar
in der Frage des Konferenzortes einen Sieg errungen, und
Eng=
land hält nicht mehr an London als Konferenzort feſt. Der
Rückzug ſoll aber für die engliſche Regierung ziemlich
unange=
nehm geweſen ſein. Ein ähnlich ungünſtiges Bild wirft auch die
Ablehnung Amſterdams als Konferenzort durch die Belgier auf
bie außenpolitiſche Lage in Europa. Eigentlich ſcheint bei der
Vorbereitung der Konferenz nur die deutſche Außenpolitik die
Bedeutung des Augenblicks erkannt und die dazugehörige Würde
bewahrt zu haben. Auf der Konferenz ſoll die friedliche
Organi=
ſierung Europas in großem Maße gefördert werden. Leider ſteht
die Stimmung, in der man ſich in Frankreich auf die Konferenz
vorbereitet, noch vielfach in ſtarkem Gegenſatz zu den ſchönen
Plänen über Paneuropa.
Nach wie vor Anklarheit.
EP. Paris, 23. Juli.
Der Streit um den Tagungsort der Regierungskonferenz
für die Inkraftſetzung des Youngplanes beginnt allmählich
gro=
jeske Formen anzunehmen. So ſetzt heute früh das „Oeuvre‟
über ſeinen Leitartikel eine in Fettdruck gehaltene Anzeige
fol=
genden Inhalts: „Staatsmänner ſuchen Stadt zum Abhalten
einer Könferenz Monat Auguſt. Städte erſter Ordnung, außer
bekannten Badeorten und mondänen Seebädern erbeten.”
Der neue Plan, die Konferenz nach Belgien einzuberufen,
ſcheine an dem Widerſtand der Deutſchen geſcheitert zu ſein,
einem Widerſtand, der nach dem Verhalten der belgiſchen
Dele=
gation auf der Pariſer Sachverſtändigenkonferenz und der in
Belgien noch vielfach vorherrſchenden Deutſchfeindlichkeit
durch=
aus berechtigt erſcheinen könne.
Londoner Meldungen ſchließlich beſagen, daß die engliſche
Regierung nach der Ablehnung einer belgiſchen Stadt durch die
Deutſchen, wieder zu ihrem urſprünglichen Vorſchlag, die
Kon=
ferenz nach London einzuberufen, zurückgekommen ſei, oder daß
ſie nunmehr — wie der „Petit Pariſien” zu berichten weiß —
für ein Scebad an der franzöſiſchen Kanalküſte eintrete. Auch
Baden=Baden wird wieder genannt. — Der „Exelſior” ſpricht
nunmehr auch von Luxemburg. Das Blatt bricht erneut eine
Lanze für die neutrale und gaſtfreundliche Schweiz, für Bern
oder Luzern. Alles in allem beſteht
nach wie vor noch derſelbe Meinungszwiſt, wann
und wo die Konferenz abgehalten werden ſoll.
Verſchiedene Blätter glauben jedoch wieder einmal die
Ent=
ſcheidung für die allernächſte Zeit anzeigen zu können.
Gleich=
zeitig wird vielfach darauf hingewieſen, daß man nicht nur über
den Tagungsort, ſondern auch über das Programm der
Konfe=
renz noch volſtändig uneinig ſei. Die techniſchen Komitees, die
der Youngplan vorſehe, ſeien noch nicht offiziell beſtimmt, da
die Reparationskommiſſion die grundſätzliche Zuſtimmung der
Negierungen zum neuen Plan abwarte. Dieſe Zuſtimmung ſei
ben Frankreich und Deutſchland gegeben worden, während von
mgliſcher Seite nur die Unterhauserklärungen Snowdens über
eine evtl. Reviſion des engliſchen Reparationsanteils vorlägen
und die Kleinmächte, Rumänien, Südſlawien, Griechenland uſw.,
gegen die ihnen zugeſagte Quote proteſtiert hätten.
Der Gedanke, die Konferenz, in drei Teile
zu zerlegen, taucht nach den verſchiedenen Beſuchen des
deutſchen Botſchafters bei Briand erneut wieder auf.
Heute früh wird er vom „Matin” vertreten, der die
Notwendig=
keit der Teilung damit begründet, daß die Konferenzarbeiten etwa
drei Monate dauern würden und daß daher die
Diplomaten=
konferenz wegen der im September ſtattfindenden
Völkerbunds=
tagung unterbrochen werden müſſe. In der Zwiſchenzeit ſollten
Sachverſtändigenausſchüſſe den Uebergang vom Dawesplan zum
Youngplan regeln. Wenn die Regierungen auf Grund der
Sach=
verſtändigenberichte ſich über den Youngplan ausgeſprochen
hät=
ten, könnten ſie dann neue Sachverſtändige ernennen, die die
Räumung des Rheinlandes und dann das an die Stelle der
Be=
ſetzung tretende neue Regime zu prüfen hätten. Erſt um den
15. Oktober herum könnten ſämtliche beteiligten Staaten die
Gen=
fer Beſchlüſſe in einer Vollſitzung in Kraft ſetzen.
* Franzöſiſche Verſchleppungskaktik.
Die Verſchleppungstaktiker in Paris ſehen bereits ihre
Früchte reifen. Sie haben erreicht, daß ſeit dem 7. Juni, dem
Tag der Beendigung der Sachverſtändigenarbeiten, die
dazwi=
ſchen liegenden Wochen durch nutz= und zweckloſe Verhandlungen
über den Konferenzort ausgefüllt worden ſind, ſo daß uns jetzt
nur noch eine kurze Zeitſpanne vom 5. Auguſt, dem Beginn der
großen politiſchen Konferenz, trennt. Arbeiten ſie weiterhin ſo
erfolgreich wie bisher, dann wird auch der 5. Auguſt heranrücken,
ohne daß ein Konferenzort ausfindig gemacht werden konnte.
Kommt es zu dieſer Entwicklung, dann darf man ſich in Paris
beglückwünſchen, hat man doch damit erreicht, daß die angeſtrebte
Verlegung der Reparationskonferenz nunmehr greifbare Formen
erhält, weil in den erſten Septembertagen der Völkerbundsrat
zuſammentritt und bei dieſer Gelegenheit ſowieſo ſich die
maß=
geblichen Regierungsvertreter treffen und auch über das
Repa=
rationsproblem ſelbſt ſprechen werden. In der Parifer Preſſe
wird auch mit dieſem Gedanken ſchon ganz offen geſpielt. Es
wird geſagt, man müßte unmittelbar vor der Ratstagung kurz
zuſammenkommen und ſeiner prinzipiellen Zuſtimmung zum
Youngplan Ausdruck geben, dann ſollte der Rat ſelbſt tagen und
danach die Regierungskonferenz ſteigen während noch
unmittel=
bar zuvor die Sitzungen der Organiſationskomitees
vorauszu=
gehen hätten. Wir ſtehen alſo heute wieder da, wo wir uns am
7. Juni befanden. Damals drängten die Franzoſen auf die
gleiche Dreiteilung. Sie ſpekulierten ſo, daß nach der Annahme
des Youngplanes durch uns es ihnen ein leichtes ſein würde, den
politiſchen Problemen eine Löſung zu geben, die ihren Wünſchen
entſprach. Wir machten ſeinerzeit ſofort Front, mit dem
Er=
gebnis, daß man nunmehr nach einem Konferenzort ſuchte, daß
aber die Franzoſen gegen jeden Vorſchlag Einwendungen
er=
boben, die noch über die der Engländer hinausgingen, und daß
ſie eine Hartnäckigkeit an den Tag legten, der ſogar ein
Mae=
donald nicht gewachſen war. Merkwürdigerweiſe haben ſie jetzt
noch durch
die Erklärung des engliſchen Außenminiſters
Henderſon über die Feſtſtellungs= und
Vergleichs=
kommiſſion
ihre Poſition verſtärken können. Uns iſt es vollkommen
unver=
ſtändlich und unerfindlich, wie Henderſon dazu kommen konnte,
zu erklären, daß ſich auch Deutſchland in Genf auf den
franzöſi=
ſchen Plan einer Feſtſtellungs= und Vergleichskommiſſion
feſt=
gelegt hätte. Davon kann beim beſten Willen keine Rede ſein.
Der Reichskanzler hatte damals lediglich erklärt, daß
Deutſch=
land bereit ſei, über dieſe Kommiſſion zu ſprechen, aber eine
Sonderkommiſſion über 1935 hinaus nicht annehmen könnte. Die
Bereitſchaft zu Verhandlungen kann nicht ſo ausgelegt werden,
als ob wir uns ſchon jetzt mit der Kommiſſion überhaupt
ein=
verſtanden erklärt hätten. Man muß in der Tat angeſichts dieſer
Unterhauserklärung Henderſons ſagen, daß der Außenminiſter
der Arbeiterregierung durch ſeinen Vorgänger Chamberlain nicht
hätte übertrumpft werden können, dem die Labourparty dauernd
vorgeworfen hatte, daß er ſich im franzöſiſchen Schlepptau
be=
finde und auf jeden Pariſer Wink im Sinne Frankreichs reagiere.
Inzwiſchen wird die Suche nach einem paſſenden
Konferenzork forkgeſehl.
Brüſſel, auf das uns die Franzoſen feſtlegen wollten, hat bei der
Neichsregierung kein freundliches Echo gefunden. Sie hat
abge=
winkt, und zwar mit Recht, weil die belgiſche Hauptſtadt nicht
den Hintergrund abgibt, den ein Konferenz von der Bedeutung
der bevorſtehenden verlangen darf. Erſchwerend iſt für uns
nach wie vor auch die Deutſchfeindlichkeit der Belgier, die erſt
beim Nationalfeſt wieder beredten Ausdruck gefunden hat. In
vielen Städten ds Landes kam es zu deutſchfeindlichen
Demon=
ſtrationen, die ſich ſogar unter den Augen der belgiſchen Miniſter
und auch des Außenminiſters Hymans abſpielten, dem der
Vor=
ſitz der Konferenz zufallen würde, wenn man in Brüſſel tagen
ſollte. Die deutſche Ablehnung liegt im übrigen durchaus in der
Linie unſeres bisherigen Verhaltens. Wir haben immer wieder
betont, daß für uns nur ein wahrhaft neutraler Ort in Frage
kommen kann. Aus dieſem Grunde haben wir Schweizer und
holländiſche Plätze vorgeſchlagen, die teils durch die Engländer,
teils durch die Franzoſen als nicht annehmbar bezeichnet
wur=
den. Wir glauben aber nicht, daß der neue Vorſchlag, der
übri=
gens nicht von uns ſtammt, Kopenhagen zu wählen, Ausſicht auf
Annahme beſitzt. An amitlicher Stelle iſt man vorläufig noch
opti=
miſtiſch und hofft, daß noch bis zum 5. Auguſt ſich eine Einigung
*
erzielen läß
420s unkernehmungsluftige Polen.
Akuke Gefahren an der likauiſchen Grenze.
Von unſerem Berichterſtatter.
—s, Kowno, 21. Juli 1929.
Genfer Stammgäſte werden in dieſen Nächten von böſen
Träumen gepeinigt. Das Geſpenſt der Wiederaufrollung des
polniſch=litauiſchen Streites raubt ihnen das bißchen
Mitter=
nachtsruhe. Es iſt ein ſehr robuſtes Geſpenſt. Gemahnt an
endloſe Sitzungstage, da ein merkwürdiger kleiner Mann, im
Typ ein ſeltſames Gemiſch von Schafhirt und kaiſerlich=ruſſiſchem
Univerſitätsprofeſſor, (beides iſt er übrigens geweſen) einen
ver=
zweifelten Kampf gegen die Regeln der franzöſiſchen
Gram=
matik kämpfte und gegen die hochmütige Teilnahmsloſigkeit von
einem Dutzend als „Geſellſchaft der Nationen” maskierter
Exzellenzherren: Woldemaras. Und jenes andere
Franzö=
ſiſch wird wieder lebendig, in dem, mehr geſinnungsmäßig als
phonetiſch richtig, Auguſtin Zaleſki, Einzelprokuriſt des
Marſchalls Pilſudſki (man nennt das: Außenminiſter) replizierte,
durlizierte, triplizierte, Einwäude überhörend, mit Statiſtiken
ſpielend, offenſichtlich nach Bedarf fabrizierte Dokumente
jong=
lierend, ſozuſagen unwiderſtehlich. Das alles haben
wir nun Ratstagung für Ratstagung über uns ergehen laſſen.
Und nun, ſcheint es, ſoll das alles von neuem beginnen.
Das General=Sekretariat des Völkerbundes wird, die eben in
Genf eingetroffene Note, in der Woldemaras ganz
ungeheuer=
liche Anſchuldigungen gegen Polen erhebt, auf die Tagesordnung
der nächſten Sitzung reihen müſſen, wohl oder übel. Und
Ein=
geweihte behaupten, gewiß nicht ganz mit Unrecht, daß der
litquiſch=polniſche Konflikt in ſeiner neueſten, in ſeiner
gefähr=
lichſten Phaſe, geradezu der Mittelpunkt des Genfer
Septembers ſein wird.
Tatſächlich waren die Dinge in der ganzen, an
Zwiſchen=
fällen wahrhaftig nicht armen Geſchichte der polniſch=litauiſchen
Beziehungen, ſoweit man von ſolchen überhaupt reden kann,
noch niemals ſo zugeſpitzt, wie in dieſen Tagen. Das Wort
vom Wetterwinkel iſt ſchon ſo abgegriffen, daß man es lieber
nicht mehr verwenden möchte. Aber keines bezeichnet
eindring=
licher den Zuſtand ernſteſter akuter Gefahr, der gegenwärtig an
der „Demarkationslinie” herrſcht. Während drei Erdteile die
Vorgänge an der oſtſibiriſchen Bahn mit leidenſchaftlicher
Anteilnahme verfolgen, iſt es durchaus möglich, daß zunächſt an
der Romny=Transverſale, die Mitteleuropa doch noch
ein bischen näher liegt, die Gewehre losgehen.
Die Romny=Transverſale iſt jene Bahn, die Litauen mit
Polen — nicht verbindet. Sie iſt bekanntlich ſeit vielen Jahren
von Litauen geſperrt, wie übrigens der geſamte Grenzverkehr.
Die andauernde Sperre der einzigen Bahn, die die baltiſchen
Häfen mit ihrem alten Hinterland verbindet, hat in der letzten
Zeit auch beim lettiſchen Nachbarn, deſſen Häfen natürlich
eben=
ſo unter dem Fortdauern dieſes an ſich unnatürlichen Zuſtandes
zu leiden haben, wie etwa das von Litauen annektierte Memel,
einigen Widerſtand hervorgerufen. Der Direktor der
Oſtabtei=
lung im Warſchauer Außenminiſterium, Herr Holowko, hat ſich
verſchiedentlich durch verſuchte Beeinfluſſung der Regierung in
Niga bemüht, dieſen Widerſtand zu verſchärfen und in den Dienſt
der gegen Litauen gerichteten polniſchen Einkreiſungspläne zu
ſtellen. Die Politik der Warſchauer Machthaber läuft
offenſicht=
lich darauf hinaus, die Unhaltbarkeit der Verhältniſſe zu
doku=
mentieren und durchzuſetzen, daß ein Schuldſpruch des
Völkerbundes, unterſtützt vom Druck der baltiſchen
Nach=
barſtaaten und der großmächtigen Geſandten der Weſtmächte auf
Woldemaras, dieſen veranlaſſen ſolle, ſich endlich mit der
be=
ſtehenden Ordnung der Dinge abzufinden. Auf dieſe Weiſe
ſoll mehr erreicht werden, als bloß der Verzicht Litauens auf
ſeine Anſprüche auf Wilna. Die Wiederaufnahme der
diploma=
tiſchen Beziehungen ſoll die Regierung von Kowno dem
dauern=
den Druck durch einen polniſchen Geſandten ausſetzen. Der
Schutz des polniſchen Forſt= und Großgrundbeſitzes auf
litau=
iſchem Boden, die wirtſchaftliche Aufſaugung des kleinen, aber
an Bodenſchätzen und mancherlei Zukunftsmöglichkeiten nicht
armen Litauens, die Möglichkeit ungehemmter politiſcher
Propa=
ganda mit dem unverhüllten Ziele, den litauiſchen Diktator zu
ſtürzen und durch eine polenfromme Regierung zu erſetzen —,
all das hofft man in Warſchau durch den ſtändigen Terror zu
erreichen, der als „normale diplomatiſche Beziehung” firmiert.
Und man muß wahrhaftig für Woldemaras Syſtem, über deſſen
Auswirkungen auf die Memel=Deutſchen noch einmal ein
ſehr ernſtes Wort zu ſagen ſein wird, keine geſteigerte
Sympa=
thie empfinden, um doch zu begreifen, daß er Frieden mit Polen
nicht ſchließen kann, weil dieſer Frieden, wie ſich das aus den
natürlichen Kräfteverhältniſſen ergibt, nichts anderes wäre als
Unterwerfung Litauens, und geradezu Harakiri
ſei=
nes leitenden Staatsmannes.
Unter dieſem Geſichtspunkt allein ſind die polniſchen „
Frie=
densbemühungen” zu beurteilen. Symptomatiſch für ihren Geiſt
ſind vor allem ihre Methoden. Die Pilſudſki=Herrſchaft will den
Frieden, oder was ſie als ſolchen auffaßt, mit brutaler Gewalt
erzwingen. Da hat ihr „Pazifismus”, der in Wahrheit nichts
anderes iſt als ihr Beſtreben, Zwiſchenfälle hervorzurufen, um
ſo eine Endregelung des Problems in ihrem Sinne
herbeizu=
führen, ſie veranlaßt, eine kleine Flußinſel zu beſetzen,
die Litauen zugeſprochen war. Von dieſer Inſel aus, die eben
von den polniſchen Grenzſoldaten glorreich „annektiert” wurde,
geht nun eine friſch=fröhliche Hetzjagd, auf die
litaui=
ſchen Holzflößer los, auf dieſe nach europäiſchen
Begrif=
fen unvorſtellbar armen Teufel, von d’ren Bettelpfennigen
immerhin ein ganzer Landſtrich lebt. De Menſchenjagd auf
Holzflößer läßt ſich natürlich auch hochpolitiſch begründen:
Spionagegefahr, Schmuggelgefahr, überhaupt Gefahr für den
Beſtand des polniſchen Staates. Und dieſe Motivierung hat den
Vorzug, gar nicht ſo weit herbeigeholt zu klingen, wenn man ſich
das außerordentlich feinmaſchige Netz von Spionage und Gegen=
Seite 2
Mittwoch, den 24. Juli 1929
Nummer 203
ſpionage vergegenwärtigt, das heute die einzige Form
litauiſch=
polniſcher Beziehungen darſtellt.
Der Völkerbundsrat wird ſich bei ſeiner nächſten Tagung
vorausſichtlich ſehr ausführlich mit dieſem etwas lächerlich
an=
mutenden Spionagekrieg im Dunkeln zu beſchäftigen
haben, den diesmal bemerkenswerterweiſe nicht Fritz Lang
nach einem Manuſkript der Frau von Harbou inſzeniert,
ſon=
dern Herr Zaleſki nach einem Manuſkript, das ſein „
Be=
rater” Sokal ihm fein ſäuberlich aufſetzt. Woldemaras will in
ſeiner eben in Genf überreichten „Denkſchrift, die zunächſt ſtreng
vertraulich behandelt wird, den Nachweis führen, daß Polen
ſämtliche revolutionären Machenſchaften gegen die Regierung,
ja gegen den Beſtand Litauens anzettelt und bezahlt. Sogar
das kürzlich auf den Diktator verübte Attentat ſoll die Marke
„made in Poland” tragen. Dieſe letztere Anſchuldigung iſt nun
außerordentlich ſchwerwiegend. Woldemaras iſt, bei aller
In=
tranſigenz ſeines Weſens, die ihm mehr als einmal in
entſchei=
denden Momenten geſchadet hat, vorſichtig genug, um derartige
Anwürfe nicht zu erheben, wenn er nicht zumindeſt einen Beweis
ſeines guten Glaubens erbringen kann. Sollte es ihm
gelingen, nachzuweiſen, daß ſeine polniſchen Gegenſpieler
tat=
ſächlich zu ſeiner Beſeitigung angeſtiftet haben, wäre damit
im=
merhin ein Novum in der Geſchichte neuzeitlicher Politik
feſtge=
ſtellt. Wenn auch als perſönlich Belaſtetete gewiß nicht
Staats=
mäner von europäiſchem Ruf erſcheinen werden, ſondern
irgend=
welche Geheimbünde, Weiße Hand, Schwarze Hand,
Befreiungs=
bruderſchaft, und wie ſie alle heißen, ſo iſt eine gewiſſe
Nervo=
ſität, mit der man in polniſchen offiziellen Kreiſen den
litau=
iſchen Enthüllungen entgegenſieht, dennoch nicht unbegreiflich.
Die Nervoſität der polniſchen Litauenpolitik wird auch durch
eine andere Tatſache verſchärft: es iſt noch immer nicht gelungen,
den ſeit länger als Jahresfriſt angeſtrebten „Baltiſchen
Bund” unter der Hegemonie Warſchaus zuſtande zu bringen.
Alle Bemühungen Holokow’s, Riga und Reval zu einigen, und
zwar ſo, daß Polen Gelegenheit gehabt hätte, ſich als Schutzpatron
des freien Baltikums aufzuſpielen, ſind geſcheitert. Selbſt die
Unterſtützung, die der britiſche Geſandte in Riga, Miſter Addiſon,
(der reichsdeutſchen Oeffentlichkeit noch aus ſeiner Tätigkeit als
erſter Botſchaftsrat an der Berliner Botſchaft in Erinnerung),
dem Plan angedeihen ließ, da er ſich hatte einreden laſſen, es
ginge um einen Schutzwall gegen das bolſchewiſtiſche Rußland,
war vergebens. Weder Lettland, noch Eſtland empfanden das
Bedürfnis, ſich vor den Wagen des polniſchen Imperialismus
ſpannen zu laſſen. Im Gegenteil, die ſogenannte „
ſkandina=
diſche Orientierung” unter der Parole: die Oſtſee den
Oſtſeevölkern! machte ſo ſtarke Fortſchritte, daß der
Schweden=
könig zu einem demonſtrativ feierlichen Staatsbeſuch in Reval
eingeladen werden konnte. Die baltiſchen Staaten haben eben
gar keinen Anlaß, ſich in das Netz von Feindſeligkeiten
verſtrik=
ken zu laſſen, das Polen umgibt. Die Tatſache, daß die lettiſche
Regierung ſich auf der nächſten Völkerbundstagung von einem
Repräſentanten der deutſchen Minderheit vertreten laſſen wird,
iſt ein deutlicher Beweis für den Echee der polniſchen
Einkrei=
ſungsverſuche. Begreiflich, daß man in Warſchau nun
ſcheinbar den Kopf verloren hat. Aber ob es
recht und billig iſt, daß deswegen gleich ein
paar, arme litauiſche Holzflößer auch ihre
Köpfe verlieren müſſen, — das iſt eine Frage,
die der Völkerbundsrat nun zu entſcheiden hat.
Briand über die außenpolikiſche Lage.
In einem heute abgehaltenen Miniſterrat, an dem
Miniſter=
präſident Poincaré wegen ſeiner Erkrankung nicht teilnahm,
be=
richtete Außenminiſter Briand über die außenpolitiſche Lage. Der
Miniſterrat prüfte die Frage, welche Haltung die franzöſiſche
Re=
gierung auf der internationalen Konferenz zur Inkraftſetzung
des Youngplanes und hinſichtlich der Einberufung der im
Young=
plan vorgeſehenen Organiſationskomitees einnehmen wird. Nach
Schluß der Sitzung wurde mitgeteilt, daß Briand ein
Schrei=
ben des Foreign Office verleſen hat, in dem die
eng=
liſche Regierung ihren bisherigen Wunſch, die
Regierungs=
konferenz nach London einzuberufen, aufgibt und anregt,
Paris zum Tagungsort zu wählen. Briand habe
auf dieſen Vorſchlag ohne weiteres geantwortet, daß die
franzöſiſche Hauptſtadt für die Konferenz nicht
geeignet ſei, da gegen ſie die gleichen Gründe ſprächen wie
gegen London. Von franzöſiſcher Seite ſei erneut
eine neutrale Stadt in Vorſchlag gebracht
wor=
den. Ferner erſtattete Briand noch Bericht über die Ereigniſſe
in China, und über den Stand der von den im Einvernehmen
mit den Vereinigten Staaten, England und Japan
unternom=
menen Vermittlungsaktion. In Zukunft werden die Sitzungen
des Miniſterrates wegen der parlamentariſchen Arbeiten und
wahrſcheinlich auch wegen der großen Hitze am ſpäten Abend
ſtattfinden.
Vom Tage.
Aus Heidelberg wird amtlich mitgeteilt, daß das Befinden des
Reſchskanzlers als zufriedenſtellend zu bezeichnen iſt.
Die Reichsregierung hat, wie von zuſtändiger Stelle erklärt wird,
darauf hingewieſen, daß ſie mit einem neutralen Konferenzort
einver=
ſtanden ſei, wenn London ausſcheide. Brüſſel könne jedoch als neutraler
Ort für die bevorſtehende Konferenz nicht angeſehen werden. Die
Reichs=
regierung will unbedingt am urſprünglich vorgeſehenen Zeitwunkt,
näm=
lich dem 5. oder 6. Auguſt, feſthalten.
Der Preußiſche Staatsrat beſchloß, gegen das rheiniſch=weſtfäliſche
Eingemeindungsgeſetz keinen Einſpruch zu erheben. Das rheiniſch=weſ= Neugliederungsgeſetz wird Ende dieſes Monats verkündet
wer=
den, ſo daß es am 1. Auguſt in Kraft treten würde.
Reichsaußenminiſter Dr. Streſemann ſetzte von geſtern ab
ſeine Kur in Bad Wildungen fort.
Die Berliner Hochſchulen veranſtalten am Samstag, dem
27. Juli, eine gemeinſame Verſaſſungsfeier bei der der
Hiſtoriker Profeſſor Hermann Oncken die Feſtrede halten
wird.
Die deutſche Ratifikationsurkunde des Genfer
Ab=
kommens über die Gründung des
Weſtnothilfeverban=
m
Generalſekre=
des wurd
tär des Völkerbundes übergeben. Elf Staaten, nämlich
Deutſchland, Belgien, Aegypten, Ecrador, Finnland, Ungarn, Indien,
Italien, Monaco, Rumänien und Venezuela, haben bis jetzt das
Ab=
kommen ratifiziert.
Der ſüdſlawiſche Handelsminiſter iſt wegen
Unſtim=
migkeiten wegen des Agrargeſetzes zurückgetreten.
Die Prager Polizeidirektion hat ſämtliche
Teil=
nehmer an der vom proletariſchen
Aktionsaus=
ſchuß für Gwß=Prag in das Volkshaus der Prager Vorſtadt
Vyſotſchau einberufenen kommuniſtiſchen Konferenz
feſtgeſtellt. Es wurden 40 Perſonen, die ſich nicht ordnungsmäßig
legi=
mitieren konnten oder die der Neviſion Widerſtand entgegenſetzten,
feſtgenommen und in Haft behalten.
Vom 26. Juli bis 5. Auguſt werden auf dem Truppenübungsplatz
Mailly große franzöſiſche Manöver ſtattfinden, an denen
etwa 30000 Mann teilnehmen werden. Nach dem „Petit Pariſien” ſollen
dabei alle wodernen Kampfmitiel eingeſetzt werden, darunter nicht
weni=
ger als fünf bis ſechs Flugzeuggeſchwader.
Die Sowjetbotſchaft in Peking iſt offiziell dem
deutſchen Geſandten in Peking übergeben worden.
Engliſcher Mißmuk wegen des Skreikes über den
Tagungsork.
EP. London, 23. Juli.
Die Unſtimmigkeiten unter den beteiligten Mächten wegen
des Ortes und auch des Zeitpunktes der Internationalen
Re=
gierungskonferenz haben in hieſigen politiſchen Kreiſen große
Unzufriedenheit hervorgerufen. Der „Evening Standard”
be=
zeichnet die bisherige Entwicklung in dieſer Sache als eine
Ko=
mödie, die bereits entehrend wirke. Das Blatt bringt die
Hofſ=
nung zum Ausdruck, daß das engliſche Außenminiſterium
nun=
mehr eine feſtere Haltung an den Tag legen möge, da das
augen=
blickliche Dilemma zum Teil auf die Nachgiebigkeit der engliſchen
Regierung zurückzuführen ſei. Es habe für Frankreich kein
trif=
tiger Grund vorgelegen, Widerſtand gegen den von allen anderen
Mächten akzeptierten Tagungsort London zu leiſten. Das neue
Außenminiſterium habe ſich aber mit derſelben Schwäche, wie ſie
die Politik Sir Auſten Chamberlains charakteriſierte, den
Wün=
ſchen Frankreichs gefügt.
Die debatte über die Schuldenabkommen in der
außenpolikiſchen Senakskommifſion.
EP. Paris, 23. Juli.
In der außenpolitiſchen Senatskommiſſion befürwortete
Berard die Ratifizierung der Schuldenabkommen. — Millerand
dagegen erklärte, er werde ſich jeder Ratifizierung widerſetzen,
wenn nicht die Vorbehalte in den Text des Geſetzes
aufgenom=
men würden. — Auch General Bourgeois hält die Aufnahme von
Vorbehalten unter allen Umſtänden für notwendig. Auf eine
Frage des Generals antwortete Senator Bérenger, der
bekannt=
lich ſeinerzeit das Waſhingtoner Schuldenabkommen
abgeſchloſ=
ſen hat, er ſei überzeugt, daß, wenn Deutſchland ſeine
Verpflich=
tungen nicht erfülle, die ehemaligen Alliierten Frankreichs ſich
zu neuen Verhandlungen bereitfinden würden.
De Jouvenel ſprach ſich für die Ratifizierung aus und
kün=
digte an, daß er im Verlauf der Ausſprache im Senatsplenum
zugunſten der Bildung eines europäiſchen Staatenbundes
inter=
venieren werde.
In den Wandelgängen des Luxembourg=Palaſtes wurde die
heutige Ratifizierungsdebatte lebhaft beſprochen. Man glaubt,
vorausſagen zu können, daß von den 300 Mitgliedern des
Se=
nats wenigſtens 230 für die Regierung ſtimmen werden.
Rußland lehnt die franzöſiſche Vermitklung ab.
EP. Paris, 23. Juli.
Der franzöſiſche Botſchafter in Waſhington, Claudel,
über=
reichte dem Staatsſekretär Stimſon die Antwort der ruſſiſchen
Regierung auf den durch Vermittlung Briands erfolgten
Vor=
ſchlag, den Streitfall einem Schiedsgericht zu unterbreiten. Wie
man hört, beſchränkt ſich die ruſſiſche Regierung auf die
Erklä=
rung, daß ſie nicht die Abſicht habe, mit Waffengewalt gegen
China vorzugehen. — Weitere aus Moskau hier eingetroffene
Nachrichten beſagen ferner, daß die Sowjetregierung offiziell
be=
kanntgegeben habe, ſie lehne den franzöſiſchen
Vermittlungsvor=
ſchlag ab, ſolange die chineſiſche Regierung den Status auo ante
auf der chineſiſchen Oſt=Eiſenbahn nicht wiederhergeſtellt habe. —
Hierzu wird in einer halbamtlichen Erklärung des franzöſiſchen
Außenminiſteriums feſtgeſtellt, daß dieſe Nachricht den
tatſäch=
lichen Ereigniſſen nicht entſpreche. Briand habe nicht verittelt,
ſondern den Vertretern der beiden in Frage kommenden Ländern
nur Ratſchläge der Mäßigung erteilt und dabei hervorgehoben,
daß jede militäriſche Handlung den internationalen
Verpflich=
tungen zuwiderlaufen würde, die die Länder untereinander
ver=
binde, insbeſondere dem Kelloggpakt.
Skimſon für Wiederherſtellung des Status aud ante.
EP. Waſhington, 23. Juli.
In offiziellen amerikaniſchen Kreiſen iſt man hinſichtlich des
ruſſiſch=chineſiſchen Konflikts der Anſicht, daß die ruſſiſche
Forde=
rung, wonach China zunächſt einmal die Oſtbahn zurückgeben
ſolle, durchaus berechtigt ſei. Staatsſekretär Stimſon hat auf
eine Frage erklärt, daß die Wiederherſtellung des Status auo ante
bei internationalen Streitfällen die Regel ſei, bevor man den
Streitfall einem Schiedsſpruch unterbreite.
China zu Verhandlungen bereik.
EP. London, 23. Juli.
Zu dem Konflikt über den Beſitz der oſtchineſiſchen Eiſenbahn
iſt nach einer „Central News”=Meldung von der
Nankingregie=
rung eine neue Note auf das ruſſiſche Ultimatum abgeſandt
wor=
den. Der Ton dieſer Note unterſcheidet ſich ganz weſentlich von
dem der erſten Antwortnote der Nationalregierung an Rußland.
China bringt darin ſeine Bereitſchaft eindeutig zum Ausdruck,
die ganze Streitfrage auf freundſchaftlichem Wege beizulegen
oder den Fall dem Völkerbund zur Entſcheidung zu
unterbreiten Unter Hinweis auf die friedlichen Abſichten der
Nankingregierung wird Rußland der Vorſchlag gemacht,
bevoll=
mächtigte Vertreter zur Bereinigung der Streitfrage zu
ernen=
nen. — Die chineſiſchen diplomatiſchen Vertreter im Ausland
ſind vonr dem neuen Schritt ihrer Regierung bereits unterrichtet
worden.
Aus Wladiwoſtok wird gemeldet, daß der geſamte Stab des
dortigen chineſiſchen Konſulates und ungefähr 1000 chineſiſche
Staatsangehörige von den Sowjetbehörden interniert worden
ſind. Andererſeits ſind weitere 600 ruſſiſche Eiſenbahnbeamte
der oſtchineſiſchen Bahn auf eine angebliche Streikdrohung hin
aus China nach Rußland abgeſchoben worden. In der Stadt
Pogranichuaya ſind 80 Mitglieder einer angeblichen
Verſchwörer=
bande in Haft genommen worden.
Ruſſiſche Flugzeuge über chineſiſchem Gebiek.
Sowjetruſſiſche Flugzeuge haben heute chineſiſches Gebiet
in der Nähe der mandſchuriſchen Grenze in geringer Höhe
über=
flogen. Die Bewohner der Diſtrikte um Mandſchuria
Pogranich=
naya ſind zum Teil geflohen, da bei einem Ausbruch von
Feind=
ſeligkeiten ſich wahrſcheinlich die erſten Kampfhandlungen in
die=
ſem Gebiet abſpielen würden. Ein von Moskau aus an ungefähr
14000 kleinere Beamte der Oſtchineſiſchen Bahn ergangener
Streikaufruf iſt wirkungslos geblieben.
Japan inkervenierk in China.:
EP. Tokio, 23. Juli.
Zur Verhinderung weiterer chineſiſcher
Truppenkonzentro=
tionen iſt von der japaniſchen Regierung ein weiterer Schritt
unternommen worden. Wie aus offizieller Quelle verlautet, hat
der Oberſtkommandierende der japaniſchen Armee in der
Mand=
ſchurei die Anweiſung erhalten, keine chineſiſchen Truppen= oder
Munitionstransporte über die Geleiſe der ſüdmandſchuriſchen
Eiſenbahn rollen zu laſſen. Innerhalb der zu Japan
gehören=
den Zone, entlang der Eiſenbahnlinie, iſt den Chineſen das
Tragen von Waffen verboten worden, wenn dies nicht
ausdrück=
lich von den zuſtändigen japaniſchen Stellen erlaubt wurde.
Von Dr. Hellmuth Thomaſius.
Technik und Politik ſind inniger miteinander verflochten, als
viele ahnen. Die Politik hat ſchon manchen großen Plan
geför=
dert. Sie hat aber auch eine ganze Anzahl zu verhindern
ver=
ſtanden, darunter in erſter Linie die unterſeeiſche Verbindung
zwiſchen England und Frankreich. Seit mehr als hundert
Jah=
ren taucht der „Kanal=Tunnel” immer wieder auf, um ſtets von
neuem zu verſchwinden. Er ſtellt ſchon eine Art von techniſchem
Geſpenſt dar, das erſcheint, das ſich aber nicht „materialiſiert”.
Beinahe wäre es einmal Wirklichkeit geworden. Der Bau hatte
ſchon begonnen. Da ging es aber, wie es ſtets gegangen iſt.
Eng=
land fürchtete, daß franzöſiſche Truppen durch den Unterſee=Kanal
nach der Inſel kommen könnten. Die Arbeit wurde wieder
ein=
geſtellt.
Jetzt ſoll aber der Kanal wirklich gebaut werden. Er
be=
deutet im Zeitalter der Flugzeuge für die Sicherheit Englands
ja keine Gefahr wehr, und es gibt Mittel genug, um ihn bei
Ver=
wicklungen in kürzeſter Zeit ungangbar zu machen. Dagegen
for=
dern Handelsintereſſen ſeine Ausführung. Eine zweite
unter=
ſeeiſche Verbindung ſoll entſtehen, die unter der Straße von
Gibraltar hinwegführt. Dieſer Zuſammenſchluß von Europa
mit Afrika läßt es wünſchenswert erſcheinen, eine unmittelbare
Eiſenbahnverbindung zu ſchaffen, die von London bis zur
Süd=
ſbitze des Schwarzen Erdteiles hindurchgeht. Eine derartige
Eiſenbahnverbindung iſt ohne den Kanal=Tunnel undenkbar.
Ohne ihn würde der ſpaniſch=afrikaniſche Tunnel nur anderen
Ländern zugute kommen. Außerdem herrſcht ſchon ſeit Jahren
in England große Arbeitsloſigkeit, der man durch den Bau des
Tunnels unter dem Aermelkanal wenigſtens einigermaßen
ab=
helfen will. Das ſind die Gründe, die nunmehr endlich die
In=
angriffnahme der Arbeiten bewirken werden.
Wenden wir uns nunmehr der techniſchen Seite dieſer
An=
gelegenheit zu. Sie zerfällt in vier Teile: in den Kanal=Tunnel,
in eine geplante Brücke über den Kanal, in die Verbindung
zwi=
ſchen Europa und Afrika und in die Erſchließung der
afrikani=
ſchen Weſtküſte ſowie der angrenzenden Gebiete. Noch niemals
hat es auf Erden einen techniſchen Plan von derartiger Größe
und Bedeutung gegeben, wie den der Eiſenbahn von London
nach dem Kap der Guten Hoffnung.
Die geringſten techniſchen Schwierigkeiten wird die
Ausfüh=
rung des Kanal=Tunnels darbieten. Der Untergrund des Kanals
beſteht aus verſchiedenen Schichten, vor allem aus Kreide. Dieſe
iſt ſehr weich. Die Bohrer werden alſo wenig Widerſtand finden.
Ueber und unter der Kreideſchicht liegen andere Schichten,
ins=
beſondere Mergel, die ebenſo wie die Kreide ſelbſt für Waſſer
undurchläſſig ſind. Darüber, daß man mit Waſſereinbrüchen zu
rechnen hat, oder daß eines Tages die Waſſer des Kanals in
den Tunnel eindringen und die Bahnlinie zerſtören könnten,
braucht man ſich alſo keine Sorgen zu machen. Nach dem von
Ingenieur Sartiaux herrührenden Plan würde der Tunnel aus
zwei nebeneinander liegenden Röhren beſtehen, von denen die
eine für die Hinfahrt, die andere für die Rückfahrt beſtimmt iſt.
Trotzdem ſoll jede Röhre mit zwei Gleiſen ausgeſtattet werden,
um im Falle irgendeiner Störung in der einen den Betrieb in
der anderen aufrechterhalten zu können. Die eigentliche
Tunnel=
linie beginnt in England etwa 10 Kilometer von der Küſte
ent=
fernt. Sie durchbricht die Kreidefelſen in der Nähe von
Folke=
ſtone durch mehrere Tunnels und ſenkt ſich bereits hier gegen
das Meer. In einer großen Schleife taucht ſie dann, immer in
der Kreideſchicht verbleibend, unter die Sohle des Kanals herab.
Da dieſe im Durchſchnitt etwa 50 Meter unter dem Meeresſpiegel
liegt und der Tunnel der Sicherheit halber ziemlich tief unter
den Meeresboden verſenkt werden muß, ſo will man noch
unge=
fähr 50 Meter tiefer gehen. Er wird alſo 100 Meter unter der
Meeresoberfläche dahinführen. In Frankreich ſteigt er in
ähn=
licher Weiſe wie an der engliſchen Küſte wieder empor, um bei
Sangate zu enden. Die Geſamtlänge des Tunnels wird 55
Kilometer betragen. 40 davon führen unter dem Meere hindurch.
Da man im Untergrund auf Quellen ſtoßen wird, und weil man
auf jeden Fall mit der Verdichtung des in der eindringenden Luft
enthaltenen Waſſers zu rechnen hat, ſo wird unter dem
eigent=
lichen Kanal noch ein drittes Rohr hergeſtellt, ein
Entwäſſerungs=
ſtollen. Das ſich hier ſammelnde Waſſer wird durch gewaltige
Pumpwerke entfernt, die ſowohl auf engliſcher wie auf
franzo=
ſiſcher Seite ſtehen werden. Eigenartig mutet es an, daß im
Plane von Sartiaux ſowohl in der Nähe der engliſchen wie der
franzöſiſchen Küſte noch ein beſonderer „Sumpf” vorgeſehen iſt.
Hier ſolen Ausbuchtungen nach unten angebracht werden, die
mit Ventilen verſehen ſind. Im Falle politiſcher Streitigkeiten
braucht man nur die Ventile zu öffnen. Dann füllt ſich der
Sumpf mit Waſſer. Eine Benutzung des Tunnels wird damit
unmöglich. Dieſer ſelbſt aber bleibt waſſerfrei. Herrſcht wieder
Eintracht, ſo iſt nur der Sumpf auszupumpen, und der Tunnel
kann von neuem benutzt werden.
Wenn England durch den Kanal=Tunnel in gewiſſem Sinne
auf ſeine Eigenſchaft als Inſel verzichtet, ſo iſt nicht einzuſehen,
warum man der unterirdiſchen Verbindung nicht auch eine
ober=
irdiſche hinzugeſellen ſoll. Darum rechnet man jetzt auch mit der
Ausführung einer Brücke, für die die Pläne gleichfalls vorliegen.
Die Brücke iſt als Hängebrücke gedacht. 27 Pfeiler ſollen die
Brückenbahn tragen. Auch die Herſtellung dieſer Pfeiler macht
in Anbetracht des feſten Untergrundes wenig Schwierigkeiten.
Außerdem wären nur 17 davon vom Meeresgrunde aus
empor=
zuführen. Je zwei, alſo zuſammen vier, würden in England
und Frankreich an der Küſte ſtehen. Außerdem liegen inmitten
des Kanals einige Untiefen, die man durch Aufſchüttungen zu
Inſeln zu machen beabſichtigt. Auf dieſe Inſeln, es ſind deren
zwei in Ausſicht genommen, würden weitere 6 Pfeiler zu ſtehen
kommen. Da dieſe ganzen Pläne ſo eng mit der Politik verwebt
ſind, ſo mag nicht unerwähnt bleiben, daß auch hier
ſelbſtverſtänd=
lich wieder für Einrichtungen geſorgt wird, die es geſtatten,
hüben ſowohl wie drüben je einen Brückenteil zu ſprengen und
damit die Verbindung zu unterbrechen.
Bedeutend ſchwieriger als die Durchführung des Tunnels
und die Herſtellung der Brücke geſtaltet ſich die Ausführung der
Verbindung zwiſchen Spanien und Afrika. Hier iſt es nicht
mög=
lich, im Untergrund Bohrungen auszuführen. Das Geſtein iſt
zu hart und man müßte auch zu tief hinuntergehen. Deshalb
ſoll ein „verankerter” Tunnel entſtehen. Auf dem Meeresboden
werden ungeheure Blöcke aus Beton hergeſtellt, von denen jeder
10000 Tonnen wiegen ſoll. Dieſe Blöcke bilden die Grundlage,
von der aus ein Syſtem von ſtählernen Seilen und Drähten
emporſtrebt. Auf dieſes Syſtem wird die Tunnelröhre gelagert.
die aus einzelnen Stahlrohren zuſammengeſchraubt wird. Wir
haben alſo hier einen ſtählernen Kanal, der durch ein Syſtem von
verankerten Streben am Unterſinken verhindert und durch ſie
ſicher getragen wird. Das gewaltige Rohr ſoll etwa 20 Meter
unter der Waſſeroberfläche liegen. Es wird nicht vollſtändig rund
ſein, ſondern einen elliptiſchen Querſchnitt aufweiſen. Die Breite
wird etwa 23 Meter, die Höhe etwa 20 Meter betragen. Im
Ganzen werden 75 derartige elliptiſche Zylinder miteinander
ver=
einigt werden. Im Innern des Tunnels ſind drei Stockwerke
vorgeſehen. Das unterſte nimmt einen Längskanal auf, der
wie=
der zur Sammlung des Waſſers dient. Zwei weitere hier
ver=
legte derartige Kanäle führen friſche Luft zu, die in das
dar=
überliegende mittlere Stockwerk einſtrömt. In dieſem fährt die
zweigleiſige elektriſche Bahn hindurch. An den Seiten der
Bahnlinie ſind aber noch breite Fahrwege für den
Automobil=
verkehr angebracht. Darüber die Decke, in der ſich zahlreiche
Durchbrechungen befinden. Ueber ihr als drittes Stockwerk, ein
Kanal, der die verbrauchte Luft mit den in ihr enthaltenen
Aus=
puffgaſen der Autos abführt.
Mit der Fertigſtellung dieſer beiden Tunnels ſowie unter
Umſtänden auch unter Benutzung der Brücke, könnte man alſo
vom Norden Schottlands über London bis Afrika durchfahren,
Nummer 203
Mittwoch, den 24. Inli 1929
Seite 3
Beſtellte Arbeit.
Kattowitz, 23. Juli.
Am Dienstag begann vor der Strafkammer des
Bezirks=
gerichts in Kattowitz der Prozeß gegen den Geſchäftsführer des
Deutſchen Volksbundes, Ulitz. Die Anklage ſtützt ſich auf die
§§ 89 und 102 der allgemeinen Militärdienſtordnung vom 23.
Mai 1924 und wirft dem Angeklagten Beihilfe zur Entziehung
vom Militärdienſt in einem Falle vor. Von der Anklagebehörde
ſind acht Zeugen geladen. Bemerkenswert iſt hierbei, daß es ſich
faſt durchweg um die gleichen Perſonen handelt, die als Zeugen
in den vorangegangenen Volksbundprozeſſen gegen Schulrat a. D.
Dudek und die Bezirksgeſchäftsführerin Fräulein Ernſt und
Ge=
noſſen aufgetreten ſind. Die Zeugen ſind faſt ausſchließlich
Mit=
glieder oder Verbindungsleute des polniſchen
Militärſpitzel=
dienſtes. Unter ihnen befindet ſich auch eine frühere Angeſtellte
des Deutſchen Volksbundes und des deutſchen Generalkonſulats
in Kattowitz, die während ihrer Tätigkeit bei den deutſchen
Stel=
len mit dem polniſchen Geheimdienſt zuſammengearbeitet hat.
Intereſſant iſt in dieſem Zuſammenhang, daß in den letzten
Tagen bei der früheren Angeſtellten des deutſchen
Generalkon=
ſulats, die jetzt bei der Zollbehörde tätig iſt, von der Zollbehörde
eine Unterſuchung nach Schmugglerware vorgenommen wurde.
Als die betreffende Angeſtellte ſich mit ihren ſtändigen
Auftrag=
gebern in Kattowitz in Verbindung ſetzte, wurde ſofort die gegen
ſie eingeleitete Unterſuchung wegen Schmuggels auf höheren
Be=
fehl eingeſtellt.
Aus dieſer Tatſache kann man wohl erneut feſtſtellen, daß
es ſich bei der Beſchaffung des Beweismaterials im Falle Ulitz
wie auch in anderen Volksbundprozeſſen durch die gleichen
Per=
ſonen um beſtellte Arbeit handelt. Von dem Angeklagten Ulitz
ſind etwa 20 Zeugen geladen worden. Weiter wirken in dem
Prozeß mit eine Reihe von militäriſchen Sachverſtändigen
und Schriftfachleuten, darunter der Profeſſor Jgnatz Krol aus
Krakau, der auch bereits im Dudek=Prozeß mitgewirkt hat. Den
Vorſitz führt der Vizepräſident des Bezirksgerichtes, Dr.
Her=
linger. Beiſitzer ſind Vizepräſident Miezke und Landrichter
Bo=
rodzik. Die Anklage führt Staatsanwaltſchaftsrat Malkowſki.
Die Verteidigung liegt in den Händen von Rechtsanwalt Dr.
Baj=Kattowitz und Dr. Smiarowſki=Warſchau. Letzterer iſt für
den vor einigen Tagen plötzlich erkrankten, zuerſt vorgeſehenen
Verteidiger, dem ſozialiſtiſchen Seim=Abgeordneten, Dr.
Lieber=
mann=Warſchau, eingetreten. Smiarowſki hat bisher als
Ver=
teidiger in mehreren Prozeſſen in Warſchau in
Minderheiten=
angelegenheiten mitgewirkt. Das Intereſſe an dem Prozeß iſt
außerordentlich groß. Nach einer Auskunft des Gerichts haben
ſich über 40 Preſſevertreter, darunter zahlreiche ausländiſche
Ver=
treter, zu dem Prozeß angemeldet. Ebenfalls iſt die Nachfrage
nach Eintrittskarten für den Zuhörerraum außerordentlich ſtark.
Zuhörerkarten ſind mit Rückſicht auf die kleinen
Raumperhält=
niſſe nur in beſchränktem Umfange ausgegeben worden, jedoch
iſt der Andrang der polniſchen, oſtoberſchleſiſchen, deutſch=
ober=
ſchleſiſchen, reichsdeutſchen und ausländiſchen Preſſevertreter
un=
geheuer groß.
Die Vernehnung des Angeklagken ulik.
Nach dem Zeugenaufruf und nach der Verleſung des
Eröff=
nungsbeſchluſſes erhielt der Angeklagte Ulitz das Wort. Als er
ſich zunächſt über die ſchwere Verantwortung, die den Richtern
obliege, äußern wollte, fiel ihm der Vorſitzende ins Wort und
erklärte ihm, daß er ſich nur zur Sache äußern dürfe. Ulitz
be=
ſtritt die ihm zur Laſt gelegten Straftaten in vollem Umfange.
Die Anklageſchrift enhalte eine ganze Reihe von Fehlern. Ulitz
führte weiter u. a. aus, es ſei eine Unmöglichkeit, daß den
Doku=
menten vom 29. Mai und 9. Juni 1925 eine Beſcheinigung
vor=
angehen könne, die vom 15. Juni 1925 datiere. Aus der
Ver=
fügung des Regierungspräſidenten in Oppeln vom 17. Juni
er=
gebe ſich deutlich, daß eine Beſcheinigung vom 15. Juni nicht
vor=
gelegen habe. Die Anklage befinde ſich auch inſofern in einem
„Irrtum, als die Beſcheinigung angeblich als Beweismittel dafür
anzuſehen ſei, daß ein gewiſſer Bialucha, zu Gunſten deſſen die
Beſcheinigung ausgeſtellt worden iſt, deutſcher Geſinnung ſei.
Ulitz erklärte, er habe gar keinen Zweifel darüber, daß, als die
Akten an den Nachrichtendienſt gelangten, die Beſcheinigung vom
—5. Juni ſich noch nicht unter ihnen befand. Er hege vielmehr
den beſtimmten Verdacht, daß dieſe Beſcheinigung erſt nachträg=
Auch hergeſtellt wurde.
Polen arbeiket mit gefälſchken Dokumenken.
Der Angeklagte betonte ſodann, daß es ſich um einen
poli=
tiſchen Prozeß handele, und bekanntermaßen werde in politiſchen
Prozeſſen häufig mit gefälſchten Dokumenten operiert, wie das
ja der Dreyfuß=Prozeß und erſt in kürzeſter Zeit der Orlow=
Prozeß bewieſen hätten. Als Ulitz auf die drei
Hauptbelaſtungs=
zeugen eingehen will, unterbricht ihn der Vorſitzende mit dem
Bemerken, daß er ſich zum Beweisverfahren noch nicht zu äußern
habe. Der Angeklagte fragt ſodann, ob er grundſätzliche
Ausfüb=
rungen zu ſeiner Stellung zur Militärdienſtpflicht machen dürfe,
was ihm der Vorſitzende bewilligt. Ulitz verlas dann einen
Auf=
ſatz aus der „Kattowitzer Zeitung” vom 18. Mai 1924 mit der
Ueberſchrift: „Sollen wir optieren?” In dieſem Aufſatz hat er
geſchrieben, daß, wer optiere, ſich ſelbſt ſchade und damit auch
ſeinen deutſchen Volksgenoſſen in Oſtoberſchleſien. Er unterſtrich
damals als wichtigſte Pflicht der Deutſchen in Oſtoberſchleſien,
auf der Heimaterde zu verbleiben. Wenn er damals
Zehn=
tauſende von Menſchen aufgerufen habe, auf die Option zu
ver=
zichten, ſo beſtehe gegenüber der Behauptung der Anklageſchrift,
daß er am 15. Juni 1925 dem Bialucha angeraten haben ſollte,
nach Deutſchland zu flüchten, um ſich der Militärdienſtpflicht zu
entziehen,
eine unüberbrückbare Klufk.
Auf eine Frage des Vorſitzenden erklärt Ulitz ſodann, er
be=
ſtreite, daß die inkriminierte Urkunde in ſeinem Büro angefertigt
worden ſei. Ebenſo beſtreite er, daß die Unterſchrift unter
die=
ſem Dokument von ihm herrühre. Der Vorſitzende fragte hierauf
den Angeklagten nach dem Zweck des Volksbundes und nach der
Art und Weiſe der Verwirklichung der Ziele des Bundes, worauf
der Angeklagte die Erklärung abgab, daß der Volksbund es ſich
zum Ziel geſetzt habe, kulturelle Rechte der Deutſchen in
Oſtober=
ſchleſien zu wahren. Der Vorſitzende kam im Zuſammenhang
mit der Erörterung der Organiſation des Volksbundes darauf
zu ſprechen, welchen Weg der Volksbund im Falle einer
Be=
ſchwerde beſchreite. Er fragte weiter, ob Ulitz es mit ſeiner
Loyalität als vereinbar halte, wenn er ſich mit einer Beſchwerde
an eine fremde Regierung wende. Der Angeklagte erklärte ganz
entſchieden, daß er ſich niemals an eine fremde Regierung in
Minderheitsſachen gewandt habe. Er würde das auch nie tun,
da ja der Weg unmittelbar nach Genf gegeben ſei. Auf eine
weitere Frage bezüglich des Bialucha ſagte Ulitz, daß er dieſen
Namen zum erſten Male gehört habe, als der
Auslieferungs=
antrag an den Schleſiſchen Seim gekommen ſei. Der Vorſitzende
ſtellte an Ulitz dann die Frage, ob nicht irgendein Angeſtellter
des Büros die Beſcheinigung vom 15. Juni 1925 ausgeſtellt haben
könnte, die die Mitteilung enthielt, Bialucha ſei Mitglied des
Deutſchen Volksbundes und müſſe, da er in Polen militärpflichtig
ſei, nach Deutſchland fliehen. Ulitz verneinte dies. Er verwies
u. a. darauf, daß in dem Dokument ſtatt des Wortes „hier” das
Wort „Bier” zu leſen ſei und daß außerdem in dem Paſſus, der
die Unterſchrift enthält und in dem es heißt, „Der Vorſtand”
das Wort „der” ſtatt groß klein geſchrieben ſei. Auf die Frage
des Vorſitzenden, ob er
die Unkerſchrift als gefälſcht befrachte,
antwortete Ulitz mit einem lauten „Ja‟. Auf die weitere Frage,
ob er einen Verdacht habe, wer die Unterſchrift gefälſcht haben
könnte, erklärte Ulitz, daß er früher angenommen habe, daß
Bia=
lucha ſelbſt der Fälſcher ſei. Er ſei aber jetzt anderer Auffaſſung
geworden und werde im Laufe der Beweisaufnahme nochmals
auf dieſe Frage zurückkommen. Ulitz wies auch ausdrücklich
darauf hin, daß der bei der Abfaſſung der Urkunde verwandte
Stempel nicht derjenige ſei, den er zu verwenden pflegte. Nach
der Vernehmung des Angeklagten erfolgte eine Pauſe.
Nach Wiederaufnahme der Verhandlung im Prozeß Ulitz wurde in
die Beweisaufnahme eingetreten.
Der Hauptbelaſtungszeuge Haupkmann Cychon
vom Generalkommiſſariat in Danzig erklärte, im Jahre 1925 ſei der
Nachrichtenabte’lung zur Kenntnis gekommen, daß vom Volksbund
aus=
geſtellte Beſcheinigungen von deutſchen Behörden als Päſſe angeſehen
würden. Da die Vermutung beſtand, daß dadurch die Heeresflucht
begünſtigt werden könne, ſeien Schritte unternommen worden, um
der=
artige Beſcheinigungen in die Hand zu bekommen. Zu dieſem Zweck
ſeien ſowohl beim deutſchen Generalkonſulat in Kattowitz, wie auch
beim Deutſchen Volksbund vier Spitzel angeſtellt worden, die dem
Nach=
richtendienſt Mitteilungen zur Verfügung ſtellen ſollten. Das gelieferte
Material ſei photographiert und die Akten ſodann wieder zurückgegeben
worden. Ulitz fragt den Zeugen, ob die Akten beim Photographieren
Die Bahn geht über Paris und Madrid nach Agadir und Dakar,
alſo bis an den Weſtrand der Sahara. Von da würde ſie nach
Süden weitergebaut werden, um den Anſchluß an das Bahnnetz
Senegambiens zu erreichen. Im weiteren Ausbau würde
ſchließ=
lich eine Bahnverbindung bis Kapſtadt zuſtande kommen.
Dieſe Verbindung würde eine erhebliche Beſchleunigung und
Vereinfachung des Verkehrs bedeuten. Die Umladungen von der
Bahn auf Schiffe und von den Schiffen auf die Bahn würden
wegfallen, die heute ſo ſehr verzögernd und verteuernd wirken.
Bis man nach Kaxſtadt wird fahren können, dürfte es allerdings
rioch einige Zeit dauern. Die Bauzeit für die Tunnels unter dem
Kanal und der Straße von Gibraltar iſt auf je 6 Jahre berechnet.
Wird, wie beabſichtigt, im nächſten Jahre mit den Arbeiten
be=
gonnen, ſo könnte die neue Strecke bereits 1936 eröffnet werden.
der in letzter Zeit durch ſeinen Prozeß beſonders bekannt
gewor=
dene ſatiriſche Maler, ſtellt zurzeit in der Bücherſtube
Bodenheimer eine umfangreiche Kollektion ſeiner Aquarelle
und Zeichnungen aus. Man kann zu den Bildern dieſes
Künſt=
ers ſtehen wie man will, eine fabelhafte Begabung in techniſcher
Hinſicht und den ſicheren Blick für alles das, was durch
ſati=
riſche Karikatur erfaßt werden kann, und dazu Anlaß gibt, kann
mnan ihm nicht abſprechen. Gewiß ſind dieſe Aquarelle und
Zeich=
nungen nicht gemalt und gezeichnet, um als Wandſchmuck zu
die=
nen. Es ſind Mappenwerke für Sammler und künſtleriſche „
Fein=
ſchmecker‟. Die Künſtlerſchaft von George Groſz prägt ſich
un=
bedingt im rein Maleriſchen aus, wenngleich er auch die Farbe
einen tendenziöſen Zwecken, die Mitmenſchen und die Umwelt
durch die ſcharfe Brille einer Satire zu ſehen, eingeordnet hat;
iner Satire, die allerdings den Eindruck vermittelt, als ſähe der
Fkünſtler überhaupt alles nur ſo, wie es Haß ausbeuten kann,
oder aber eine Laune, die alles nur von der humoriſtiſch=
kari=
katuriſtiſchen Seite ſieht und all das ſo Geſehene in beißendem
Spott kritiſiert.
Unter den Aquarellen und Zeichnungen iſt nur ein einziges
Porträt, das ernſt genommen ſein will. Aber ſelbſt hier iſt der
ſatiriſch=kritiſche Einſchlag nicht zu leugnen. Glänzend iſt die
z eichneriſche Begabung George Groſz’, ſeine künſtleriſche
Hand=
ſahrift, mit der er die Menſchen ſo beſchreibt, wie er ſie ſieht, die
Menſchen und ganze Szenen aus ihrem Gemeinſchaftsleben.
Seine Satire iſt perſönlich und politiſch. Sie ſucht nach
Schwä=
chen der inneren und äußeren Menſchlichkeit, und findet ſie in
allen Klaſſen und Schichten. — Uebrigens iſt die berühmte Serie
der Kriegsbilder, um die der Prozeß ſchwebte, ebenfalls mit
aus=
geſtellt.
„Florian Geyer”.
Der alte ſteinerne Saal des Bandhauſes im
Heidel=
berger Schloß gibt den Rahmen zu der Aufführung von
Hauptmanns „Florian Geyer‟ Die wuchtigen, grauen
Steinquadern entſprechen der herben, packenden Handlung; ſie
erinnern an das Schloß „Unſerer Frauen Berg” bei Würzburg
und die Ratsſtuben von Schweinfurt und Rothenburg. Ueber
die Bühne hinweg fällt der Blick durch die geſchweiften Fenſter
auf die ſüddeutſche Landſchaft, aus der allein des fränkiſchen
Geher Kampf erwachſen konnte.
Rudolf Rittner, einſt der ſtärkſte „Florian Geyer”, — aus
Lovis Corinths Bild als Führer der „ſchwarzen Schaar” bekannt
—, hat ſeine ländliche Zurückgezogenheit geopfert, um die
In=
ſzenierung zu leiten und die Darſtellung mit Heinrich George an
die Tradition anzuſchließen.
Rittner gab ſtarkes, ergreifendes Leben. Er bnachte das
Mittelalter menſchlich der Gegenwart nahe. Zwar hätte die
dra=
matiſche Entwicklung noch manche Abtönung vertragen; aber aus
dem Geſchehen erhoben ſich doch ſtarke ſeeliſche Wirkung und
tra=
giſche Erſchütterung.
Heinrich George iſt nicht der entſchloſſene,
vorwärts=
ſtoßende Held, wie es Rittner war. Er hat nicht den kindlichen
Ueberſchwang Klöpfers. Er iſt der ſchickſalhaft gebundene Träger
der Idee des Rechtes und der Freiheit. Ueber ihm laſtet
Schick=
ſal. Im Rahmen der Gebundenheit ergreift er wuchtig das
Kom=
mando, trägt er tapfer das ſchwarze Fähnlein in den Kampf. Im
Rahmen der Gebundenheit empfindet er auch auf das Tiefſte
menſchliches Leiden und Mitleiden: ein „brennendes Recht fließt
durch ſein H=z‟ So war er am ſtärkſten in den ſtillen
Augen=
blicken, als er von dem toten Freund Tellermann Abſchied nahm,
und als er über die Hintergründe des künftigen Lebens
phanta=
ſierte. Aus der Fülle der übrigen Darſteller traten ſtärkere und
ſchwächere Begabungen hervor. Zu den erſteren gehört der junge
Ernſt Buſch, der in ſelten ſuggeſtiver Mimik der Geſtalt des
Schreibers Löffelholz ſtärkſte Tragik gab. Wuchtig in ihrer
ein=
drucksvollen Herbheit war Franziska Kinz als Maxei. Fritz
Klippel, der anläßlich der Mannheimer Feſtſpiele von Jeßner
nach Berlin verpflichtet wurde, war ein lebensvoller Grumbach,
Otto Wernike feſſelnd als Tellermann. Heinrich
Heilin=
ger, früher in Darmſtadt, künftig in Frankfurt, gab in ſchönem
Ueberſchwang den verwilderten Schäferhans.
Mit Rudolf Rittner und den Künſtlern wurde am Schluſſe
auch Gerhart Hauptmann, der der Aufführung beiwohnte,
Z.
ebhaft gefeiert.
auseinandergenommen worden ſeien, worauf Hauptmann Cychon
er=
klärt, daß es ein Apparat neueſter Konſtruktion geweſen ſei, der es
er=
möglicht habe, verſchiedene Akten auf einmal aufzunehmen. „Das müßte
allerdings der neueſte Apparat ſein”, warf Ulitz ein, der darauf
hin=
wies, daß zwei Dokumente zuſammen photographiert worden ſeien,
die überhaupt nicht zuſammengehörten; die Akten müßten alſo
aus=
einandergenommen worden ſein.
Im weiteren Verlauf ſeiner Vernehmung ſagte der Zeuge Cychon
aus, daß die Poſt des Deutſchen Volksbundes immer über das deutſche
Generalkonſulat gegangen ſei. Ulitz beſtreitet das mit Entſchiedenheit
und ſtellt den Antrag, den Chauffeur Primus, der ſich zurzeit in
Braſilien aufhält, als Zeugen dafür zu laden, daß der Deutſche
Volks=
bund niemals Poſtſachen durch Vermittlung des Deutſchen
General=
konſulats erhalten habe.
Zeuge Cychon bekundet, er habe in Erfahrung gebracht, daß Ulitz
tionsmitgliedern der „Kattowitzer Zeitung” geheime
Konfe=
renzen abgehalten hätte. Der Angeklagte Ulitz ſtellt den Antrag, die
Redaktionsmitglieder der „Kattowitzer Zeitung” in dieſem
Zuſammen=
hang zu fragen, ob es ſich bei den Konferenzen um ſtaatsgefährliche
Angelegenheiten gehandelt habe. Seitens der Verteidigung wie auch
ſeitens des Angeklagten ſelbſt wurde ferner erklärt, daß dieſe
Konferen=
zen lediglich den Zweck hatten, die „Kattowitzer Zeitung” zu veranlaſſen,
ſich auf eine mehr ſtaatsbejahende Politik in bezug auf Polen
einzu=
ſtellen. Der militäriſche Sachverſtändige bek indete demgegenüber, man
ſei in polniſchen Kreiſen hierüber gegenteiliger Meinung geweſen.
Eine wichkige Ausſage.
Zu Begim der Nachmittagsſitzung wurde als erſter
Entlaſtungs=
zeuge der frühere Seimmarſchall Wollny vernommpn. Der Zeuge
ver=
neinte die Frage des Vorſitzenden, ob er die Beſcheinigung, die Ulitz
zugeſchoben, ſeinerzeit vom Seim aber als nicht echt erkannt wurde, für
echt halte. Die Frage des Staatsanwalts, ob er dieſe Meinung
gegen=
über einem ebtl. gegenteiligen Gutachten der Sachverſtändigen aufrecht
erhalten werde, bejahte der Zeuge. Ueber die Loyalitär des Angeklagten
im Schleſiſchen Seim befragt, erklärte der Zeuge, daß Ulitz immer
ob=
jektiv geweſen ſei. Bei ſeinen Entſcheidungen habe er ſich immer auf
die Rechtsgrundlage geſtützt. Auf die Frage eines der beiden militäriſchen
Sachverſtändigen, ob er wiſſe, warum Ulitz für das
Militärdienſtpflicht=
geſetz geſtimmt habe, antwortete der Zeuge, daß er darüber keine genaue
Auskunft geben könne. Er wiſſe nur, daß der deutſche Seimabgeordnete
Dr. Pant ſich für das Militärdienſtpflichtgeſetz eingeſetzt hobe.
Als nächſter Zeuge wurde dann Hauptmann Lies bernowmen, der
im weſentlichen die Ausſagen des am Vormittag vernommenen
Haupt=
manns Czychon beſtätigte. Neu in ſeiner Ausſage war nur, daß der
deutſche Nachrichtendienſt nach ſeinen Feſtſtellungen verſucht habe, die als
Zeugin geladene frühere Angeſtellte des Deutſchen Volksbundes Wurzik
für ſeine Zwecke zu beeinfluſſen. Als dieſe das ablehnte, habe der
Deut=
ſche Nachrichtendienſt die Wurzik kompromittiert, indem er verbreitet
habe, daß ſie ſowohl für den polniſchen, wie für den deutſchen
Nachrich=
tendienſt arbeite.
Hierauf trat eine kurze Pauſe ein.
Gerüchke um Dr. Skreſemann.
Trotz aller amtlichen Dementis erhalten ſich die Gerüchte
von einer ſchweren Erkrankung des Außenminiſters und von
ſeinem völligen geſundheitlichen Zuſammenbruch nach wie vor
mit einer Hartnäckigkeit ſondergleichen. Es muß noch einmal
betont werden, daß der Außenminiſter ſich lediglich eine leichte
Erkältung zugezogen hatte, die längſt wieder überwunden iſt.
Falls aber dieſe Feſtſtellung das gleiche Schickſal wie die
amt=
lichen Dementis erleiden ſollte, mag gleich zur Bekräftigung
hin=
zugefügt werden, daß der Reichsaußenmäniſter, der inzwiſchen
Baden=Baden verlaſſen und ſich nach Bad Wildungen zu einer
Nachkur begeben hat, ſeinen Erholungsurlaub durchaus nicht
damit verbracht hat, Spaziergänge zu unternehmen und
Brunnen zu trinken. Er hat vielmehr in ſeiner Ferienzeit auch
als Miniſter und Parteiführer recht kräftig gearbeitet und dieſe
Arbeit bis zur Stunde weder unterbrochen, noch eingeſtellt. Wir
möchten nur daran erinnern, daß Herr Dr. Streſemann in
Baden=Baden ſehr oft Diplomatenbeſuch empfangen hat, und daß
dieſe Beſuche durch ſehr ernſte Geſpräche und Verhandlungen
ausgefüllt waren. Herr Rauſcher, unſer Warſchauer Geſandter,
war bei ihm und hat ſich mit ihm über das deutſch=polniſche
Ver=
hältnis unterhalten. Er dürfte auch von Herrn Dr. Streſemann
neue Inſtruktionen mitbekommen haben. Ebenſo hat von der
Waſhingtoner Botſchaft Herr Kiep bei ihm geweilt, deſſen Beſuch
ſicherlich nicht nur ein reiner Höflichkeitsbeſuch war. Ebenſo hat
es ſich der Reichsaußenminiſter nicht nehmen laſſen, mit dem
deutſchen Botſchafter in Paris, Herrn v. Hoeſch, perſönlich ſich
zu unterhalten, wie er überhaupt in dauernder Verbindung mit
dem Auswärtigen Amt und unſeren auswärtigen Vertretungen
in Brüſſel, London und Paris ſteht und fortgeſetzt ſehr aktiv
und rührig an dem Kampf um den Konferenzort teilnimmt.
Genügt das aber nicht, um die Gerüchte um Dr. Streſemann
verſtummen zu laſſen, dann mag daran erinnert ſein, daß er
auch noch Parteiführer iſt und in ſtändigem, ſehr regem
Brief=
wechſel mit dem Parteibüro und ſeinen Parteifreunden ſteht
und auch nach dieſer Seite hin einen Arbeitseifer entfaltet, der
marchen Parteiſekretär angeſichts der großen Hitze zum
Auf=
ftöhnen bringt. Ein Mann, der geſundheitlich vollkommen
zu=
ſammengebrochen iſt, dürfte wohl nicht in der Lage ſein, den
Arbeitsſtoff aufzuarbeiten, den Dr. Streſemann auch in ſeinem
Urlaub täglich auf ſeinem Schreibtiſch vorfindet.
Filme des Auslandsdeukſchkums.
In den letzten Jahren iſt das Auslandsdeutſchtum gewiſſermaßen
Mode geworden. Weite Kreiſe des deutſchen Volkes haben ſich die
ernſte Frage geſtellt, was das Mutterland eigentlich für ſeine 30
Mil=
lionen außerhalb des Reiches lebenden Stammesbrüder unternimmt,
um ſie kulturell mit dem Reich in Verbindung zu halten, und ſo iſt es
eigentlich ganz ſelbſtverſtändlich, daß auch das modernſte künſtleriſche
Ausdrucksmittel, der Film, in Beziehung zu den Deutſchen im Ausland
getreten iſt, weil es ja der Film ſehr leicht hat, nicht nur die Kenntnis
über das Auslandsdeutſchtum zu vermitteln, ſondern uns alle die
bis=
her verborgen gebliebenen Schönheiten von Landſchaft, Kunſt und
Volkstum zu zeigen. Es gibt ſchon verſchiedene Filme über das
Aus=
landsdeurſchtum, doch es ſei nicht über das Bisherige geſprochen,
ſon=
dern über zwei neue Werke des bekannten Filmmannes Karl
Den=
nert, dem wir u. a. einen ausgezeichneten Deutſchoſtafrika=Film
ver=
danken und der jetzt in Südamerika ſilmt. Dieſe beiden Filme
behan=
deln das Deutſchtum Südoſteuropas, und zwar nennt ſich der Film der
Siebenbürger Sachſen „Auf dieſer Erd, da iſt ein Land”
während der Film „Pflüg mir den Boden, wackre
Schwa=
benfauſt”, uns Land und Leute des Donauſchwabentums zeigt.
Beide Filme bringen eine außerordentliche Fülle von
Lichtbildmate=
rial im bewegten Bild an unſer Auge, das anregend, belehrend und
auch künſtleriſch entzückend iſt. Ueberall dort, wo die „Sachſen” und die
„Schwaben” bei der Arbeit oder beim Vergnügen gezeigt werden,
kön=
nen wir in vollſter Befriedigung von dieſem Anſchauungsmaterial
ſpre=
chen. Seen es die Sachſen mit ihren ſtolzen Trachten inmitten ihrer
altersgrauen Kirchenburgen oder die Schwaben beim Kirchgang, beim
Tanz oder Markt. Hervorragend und nun auch beſonders den
Land=
wirt intereſſierend ſind alle Aufnahmen aus dem bäuerlichen Betriebe,
aus denen wir ſtaunend erſehen, auf einer wie hohen Stufe dies
deut=
ſche Bauernvolk ſteht, das, wirtſchaftlich und politiſch umbrandet von
den jungen Völkern des Südoſtens, ſchwer um ſeinen Beſtand zu ringen
hat. In der Landwirtſchaft ſind ſie ebenſo wie im Bürgertum die
Lehr=
meiſter ihrer Mitvölker geweſen. Beide Filme ſind mehr als ſogen.
Kulturfilme, denn ſie zeigen uns in lebhafter Geſtaltungsfreude den
Erdengang von zwei Millionen deutſcher Menſchen im Vorlande des
Reiches, von Menſchen, die nicht nur berufen ſind, Pioniere zu ſein,
ſondern es auch wirklich ſind. Wie ſehr würde eine Filmpropaganda
für das Auslandsdeutſchtum noch gewinnen, wenn erſt der Tonfilm
uns auch die Volkslieder und die Mundart übermittelt. So weit ſind
wir freilich noch lange nicht und ſo iſt es deshalb zu wünſchen, daß dieſe
beiden Filme nicht nur von Vereinen und Schulen, ſondern auch von
Lichtſpieltheatern zur Aufführung erworben würden.
Pflicht aber jeder Gruppe des Vereins für das Deutſchtum im
Aus=
lande müßte es ſein, in ihrem Orte die Aufführung zu vermitteln, wofür
das Recht vom Landesverband Provinz Sachſen=Anhalt, Deſſau,
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Nummer 203
Mittwoch, den 24. Juli 1929
Seite 5
Darmſiadt, 24 Juli.
Eismachen und Eiseſſen.
In dieſen heißen Hochſommertagen ſehnt ſich alles nach einem
heißen Trunk, und das Eis iſt uns wohl als Beigabe zum Trunk wie
els Sreiſeeis ein wahres Labſal. Aber Jahrtauſende haben ſich ohne
die Erquickung Behelfen müſſen, denn das Eismachen und das
Ver=
zehren von Eis als Genußmittel ſind recht junge Errungenſchaften,
wenn ſie auch freilich einige Jahrhunderte weiter zurückgehen als die
heute, ſo hoch entwickelte Kühltcchnik und maſchinelle Eiserzengung.
Daß man ſich auch im Alkertum bereits in glühender Sommerhitze ein
kühlendes Getränk zu verſchaffen wußte, zeigt die Stelle in den
Sprü=
chen Salomonis: „Wie die Kühle des Schnees zut Zeit der Ernte, ſo
iſt ein treuer Poote dem, der ihn geſandt hat, und erquickt ſeines Herrn
Seele.‟ Die Kinder Iſraels kannten bereis die Mittel, den
Winter=
ſchnee ſich für den Sommer aufzubewahren, und ebenſo verſchafften
ſih die alten Griechen und Römer dadurc) Erquſckung in der heißen
Zeit, daß ſie Schneekeller anſegten. Das waren große Gruben, die mit
Gras und Streu bedeckt wurden, und von dieſem ſorgſam behüteten
Schnee warf man dann etwcs zur Kühlung in den Wein. Aber dieſes
Schneeluaſſer war recht unreinlich, und in den Eisgruben, von denen
ebenfalls aus der Antike berichtet wird, mag ſich das Eis doch nicht ſo
recht gehalten haben. So ſaun man allmählich auf Mittel und Wege,
das Waſſer auch ohne Schnee und Eis abzukühlen. Nach den Angaben
des römiſchen Arztes Galsu war die beſte Art, einen erfriſechenden Trunk
zu erhalten, wenn das Waſſe: erſt gekoeht und dann abends in irdenen
Krügen auf dem Dache des Hauſes dem nächtlichen Luftzug ausgeſetzt
wurde; am anderen Morgen wurden die Gefäße, auswwärts benäßt und
mit friſthen Pflanzen umunden, in eine Grube geſtellt, und ſo hielt
ſich das Waſſer den ganzen Tag über kühl. Die Kunſt, Eis zu
er=
zeugen, war den Griechen und Römern noch niht bekannt. Dech muß
ſie in manchen Ländern uralr ſein, denn ſie findet ſich noch heute bei
primitiven Völkern und wird von alten indiſchen Schriftſtellern ſo
be=
ſchrieben, daß flache, mit Waſſer gefüllte Schalen aus poröſem Ton
nachts über in Erdhöhlen geſtellt wurden; das Waſſer gefriert danu
kurch die Verdunſtungskilte, und das Eis wird in der Erde
auf=
beivahrt. Der engliſche König Alfred der Große berichtet aus dem
frühen Mittclalter von den Eſten: „Es gibt dort einen Stamm, der
bringt Kälte hervor, daher können ſie die Töten lange liegen laſſen,
rlne daß ſie verweſen.”
Im allgemeinen aber kannte man künſtliches Eis weder im
Alter=
tum noch im Mittelalter. Wollte man ſeinen Wein im Sommer kalt
Reiche e e e ei e e der elien ui ie
Paſchas von Konſtantinopel beſaßen große Eisgruben, aus denen ſie
Eis zu hohen Preiſen verkauften. „Die Obſthändler”, ſo erzählt der
Deutſche Salomon Schweigge: 1578, „kaufen im Sommer das Eis in
der Größe von einem viertel Laib Brot; damit kühlen ſie ihren Trunk,
und wer Sorbet trinkt, der wirft einen Knollen Eis hinein, oder er
hat einen ſolchen Knollen im Munde, wenn er auf die Gaſſe geht, und
ſangt daran. Eisgruben gibt es viele um die Stadt Konſtantinopel
her. Da ſind beſondere Perſonen beſtellt, Schneeſchaufler, die den
Schnee zur Winterszeit aufſchitten in die Gruben; darin wird er
als=
dann zu Eis; dasſelbe ſäget man zu großen Stücken, daß ein Roß an
zu eien zu tragen hat.” Nach dieſem türkiſchen Vorbild wurden dann
auch im Abendlande Eiskeller angelegt, zuerſt in Italien. Unterdeſſen
aber war die aufblühende Naturwiſſenſchaft auf den Gedanken
gekom=
men, die Getränte dadurch abzukühlen, daß man ſie in Waſſer ſetzte,
in dem Salpeter aufgelöſt var. Der Spanier Blaſius Villa Franca,
der 1550 als Arzt in Rom lebte, machte als erſter dieſe Erfindung
be=
kannt. Die reichen Italiener kühlten nun auf dieſe Weiſe alle
Ge=
tränke; ſpäter rerweudete man auch Steinſalze und andere Salze, und
nun war es nur noch ein Schritt, Schnee oder Eis mit Salpeter oder
anderen Salzen zu miſchen und daduich die Kälte ſo zu ſteigern, daß
das in einem Gefäße in die Miſchung hineingeſtellte Waſſer zu einem
feſten Eis friert. Erwähn: wird dieſer Verſuch zuerſt 1607 von dem
Neapeler Arzt Latinus Tancredus. Dieſe Kunſt der Eismacherei
er=
ſcheiut dann hald in den Schriften vieler Naturforſcher und wird eine
naturwiſſenſchaftliche Spielerei, die man immer wieder vorführte. Die
feineren= Liköre, die in Frankreich unter Katharina don Medici
auf=
kämen, und die Limonaden, die ſeit 1630 in Paris öffentlich verkauſt
wurden, waren mit ſol em küuſtlichen Eis gekühlt. Doch war es dem
Italiener Prosope Coutenux vorbehalten, das bisherige Kunſtſtück der
Taſchenſpieler dazu zu benutzen, um Liköre und Limonaden ganz in
Eis zu verwandeln; er ließ auch ums Jahr 1660 zuerſt Fruchtſäfte
künſtlich gefrieren und ſchuf ſo das Fruckteis. Das Gefrorene” iſt um
1690 ſchon in Paris eingebürgert und wurde bald ſehr verfeinert;
be=
liebt uuar z. B. die ſogen, „gefrorene Butter”, ein Eils, das dieſen Namen
von ſeinem butterähnlichen Ausſehen erhalten hatte. Beckmann
er=
zählt vom Ende des 18. Jahrhunderts, „daß dieſe große Erfindung
die Teutſchen Köche und Köchinnen erſt gegen die Mitte des jetzigen
Jahrhunderts allgemein erlernt haben, und ſeit dieſer Zeit verkaufen
auch unſere Konditoren einzelne Gläſer mit gefrorenen Sachen den
Tänzerinnen auf den Bällen und den Zuſchauerinnen in den
Schau=
ſdielen.‟ Doch waren es Italiener, die zu Anfang des 19.
Jahrhun=
derts das Speiſeeis als Genußmittel allgemein und zu jeder
Jahres=
zeit einführten, und es wurde zur Biedermeierzeit Mode, in einer der
eleganten Konditoreien, bei Tortoni oder Spargnapani, des
Nachmit=
tags ſein Eis zu lüffeln.
Ein Appell an die Einſichk!
Die Induſtrie= und Handelskammer Darmſtadt
hat ſich veranlaßt geſehen, an die Vorſtände der Vereine im
Kammer=
bezirk die nachſtehende Erklärung zu richten:
„Weiteſte Kreiſe des Handels und der Induſtrie im Bezirke der
Induſtrie= und Handelskammer Darmſtadt ſehen ſich veranlaßt, lebhafte
Klage darüber zu führen, daß Vereine, Schulen, Stammtiſche uſw.
für ihre Feſte und Veranſtaltungen der verſchiedenſten Art
Stiftun=
gen an barem Geld, an Waren oder ſonſtigen Leiſtungen zur
Finanzierung ihrer Veranſtaltungen, insbeſondere zu
Verloſungen, in einem Außmaße verlangen, das nachgerade
unerträglich geworden iſt.
Induſtrie und Handel und nicht zuletzt der Einzelhandel ſind
be=
kanntlich mit vielfachen und drückenden Laſten derart
über=
bürdet, daß ohne ernſte Schädigungen der Betriebe den
Anforderungen auf unentgeltliche Hergabe von Erzeugniſſen oder
Wa=
ren nicht annähernd in dem üblich gewordenen Umfange entſprochen
werden kann.
Insbeſondere muß es angeſichts dieſer Tatſache als außerordentlich
bedenklich und geradezu verſtändnislos bezeichnet werden, daß es in
manchen Fällen, beſonders beim Einſammeln von Geſchenken und
Stif=
tungen, nicht unterlaſſen wird, mehr oder minder deutlich auf die
nach=
teiligen Folgen für das einzelne Geſchäft hinzuweiſen, falls es dem
Erſuchen um unentgeltliche Ueberlaſſung von Gegenſtänden nicht
ent=
fpricht. Durch ſolche meiſt zwar verſteckt gehaltene
Boykottandro=
hungen wird ein unverantwortlicher, unzuläſſiger Druck auf manchen
Geſchäftsinhaber ausgeübt, deſſen heutige Lage es nicht mehr geſtattet,
ein gleiches Maß von Freigebigkeit zu entfalten, wie es früher möglich
war und wie der Betreffende es unter anderen Verhältniſſe auch heute
gern noch üben möchte.
Von der Einſicht der in Frage kommenden leitenden
Perſön=
lichkeiter der Vereine und der ſonſt in Frage kommenden Stellen muß
erwartet werden, daß die Anforderungen an Firmen des
Han=
dels und der Induſtrie zu unentgeltlichen Stiftungen weitgehend
eingeſchränkt werden, wenn nicht überhaupt unterbleiben.
In keinem Falle ſollten Gaben zu anderen als zweifelsfrei wohltätigen
und gemeinnützigen Zwecken, die im Intereſſe der Geſamtheit des
deut=
ſchen Volkes liegen, erbeten werden. Aber auch wofern dieſe
Voraus=
ſetzungen gegeben ſind, müſſen Induſtie und Handel einſchließlich
Ein=
zelhandel erwarten, daß eine ablehnende Stellungnahme
gegenüber ſolchen Bitten angeſichts der überaus ſchwierigen
Wirtſchafts=
lage den Umſtänden nach gewürdigt und verſtanden wird.”
— Verſetzung in den Ruheſtand. Auf Grund des Geſetzes über die
Altersgrenze der Staatsbeamten vom 2. Juli 1923 bzw. 19. Dezember
1923 in der Faſſung des Geſetzes vom 8. Oktober 1925 (Reg.=Bl. S. 249)
tritt am 1. Auguſt 1923 in den dauernden Ruheſtand der
Seminar=
lehrer im einſtweiligen Ruheſtand Karl Emil Müller zu Fricdberg.
— 2. Heſſiſches Sängerbundesfeſt. Wie aus dem Anzeigenteil
er=
ſichtlich, werden die Quartierzeider bis 27. d. M. bei der Darmſtädter
Volksbank ausgezahlr. Auf verſchiedene Anfragen ſei mitgeteilt, daß
die geſtifteten Preiſe, darunter das Auto, zur Verloſung gelangen,
ſobald die Abrechnungen mit der Vereinen erledigt ſind.
Zum Jubiläum unſerer Feuerwehr.
An dieſer Stelle haben wir wiederholt darauf hinweiſen können,
daß die Freiwillige Feuerwehr Darmſtadt am
kommen=
den Sonntag, 28. Juli, das Feſt ihres 80jährigen Beſtehens
feiern kann. Da in Würdigung der hohen Bedeutung der Wehr für
unſere Stadt und im Hinblick auf ihre hervorragenden Verdienſte
die=
ſem Jubiläum in weiteſten Kreiſen beſonderes Intereſſe zugewendet
wird, erſcheint es am Platze, nochmals folgende Hinweiſe zu geben:
auf dem Mercksplatz ſtatt, an die ſich um 11.30 Uhr am Realgymnaſium
ein Brandangriff anſchließt. Nachmittags um 2.30 Uhr beginnt
der Feſtzug, der ſich vom Riegerplatz aus durch folgende Straßen
bewvegt: „Wenck=, Pankratius=, Magdalenenſtraße, Obergaſſe, Große
Oihſengaſſe, Mercksplatz, Ludwigſtraße, Ludwigsplatz, Eliſabethenſtraße, ten und ans Land gingen. Wenn man von weitem über die am mei=
Saalbauſtraße nach dem Städtiſchen Saalbau, wo ein großes
Kon=
zert, ausgeführt von der Vereinigung früherer Militärmuſiker, unter
perſönlicher Leitung von Obermuſikmeiſter Weber, ſtattfindet. U. a.
ſind hierbei auch eine reichbeſchickte Tombola, Kinderſpiele uſw.
vor=
geſehen.
Zur großen Freude und Genugtuung der Feſtleitung haben auch
eine ſtattlich. Anzahl von Wehren aus dem beſetzten Gebiet ihr
Er=
ſcheinen zugeſagt. In den bezüglichen Zuſchriften kam die hohe
Vor=
freude dieſer beſonders willkommenen Feſtgäſte darüber zum Ausdruck,
daß es ihnen vergönnt ſei, frei von jedem Beſatzungszwange und in
deutſchem Geiſt mit den Kameraden des unbeſetzten Gebietes frohe
Feir=
ſtunden zu verleben.
Dieſer Hinweis gibt der Feſtleitung mit in erſter Linie den Mut,
an die Einwohner Darmſtadts und insbeſondere die Bewohner der vom
Feſtzug berührten Straßen die herzliche Aufforderung zu richten, dem
kommenden Sonntag durch reiches Beflaggen der Häuſer auch äußerlich
ein feſtliches Gepräge zu geben.
Es wäre unſerer wackeren Wehr eine hohe Freude, wenn ihre in
acht Jahrzehnten ſtets erprobte enge Verbundenheit mit Darmſtadts
Einwohnern durch deren rege Anteilnahme an den bevorſtehenden
Feſt=
lichkeiten, zu denen alle Mitbürger herzlich eingeladen ſind, zum beredten
Ausdruck läme.
Beſonders ſoll noch hervorgehoben werden, daß bei der Hauptübung
am Nealgymnaſium am Sonntag, den 28. Juli, vorm. 11.30 Uhr, die
Berufsfeuerwehr, die Fabrikfeuerwehr der Firmc E. Merck und die
Freiwillige Sanitäts=Haupt=Kolonne vom Roten Kreuz mitwirken.
Maſſenſiſchſterben im Main.
Ift der Höhepunkk der Hihewelle überſchritken?
(Wie lange dauern Hitzeperioden?)
Die Hitzewelle, unter der wir augenblicklich leiden, iſt eine
faſt regelmäßige Erſcheinung der zweiten Hälfte des Juli.
Der=
artige Hitzewellen bekunden meiſt Neigung zu langer Dauer, da
die Hochdruckgebiete in dieſer Jahreszeit eine große Feſtigkeit
be=
ſitzen. Es ſchien, als ob mit Beginn dieſer Woche die Hitzewelle
eine Schwächung erfahren würde, da ſich über England ein
bedeu=
tendes Tiefdruckgebiet entwickelt hatte, das zu ſchweren Gewittern
und zu Abkühlung führte. Auf unſere Witterungsverhältniſſe hat
allerdings dieſe Störung keinen erheblichen Einfluß gehabt. Sie
machte ſich nur am Sonntag an manchen Stellen Deutſchlands
durch vorübergehende Gewitter und Regenfälle bemerkbar. Ein
neuer Anſtieg des Luftdruckes, der dieſer Störung folgte, hat aber
für die nächſte Zeit die Ausſichten auf das Ende der Hitzewelle
zu=
ſchanden werden laſſen. Trotzdem iſt die Wetterlage derartig,
daß wir allenthalben mit zahlreichen Gewittern zu rechnen haben,
da vielfach geringe Störungen vorhanden ſind, die vorausſichtlich
durch neue Teilminima vom Weſten her verſtärkt werden. Es iſt
alſo an vielen Orten mit vorübergehender Abkühlung durch
Ge=
witter und Regen zu rechnen, aber nach den bisherigen
Witte=
rungsverhältniſſen noch nicht mit einem Ende der Hitzeperiode.
Trotzdem ſcheint es, als ob wir den Höhepunkt der Hitzewelle bereits
überſchritten hätten, denn die Störungen, die überall auftreten,
können Vorboten einer Wetterumgeſtaltung ſein. Sicher iſt es
allerdings keineswegs, da man bekanntlich beſtimmte
Wetter=
vorausſagen auf mehrere Tage nicht machen kann, wenn man ſich
an die von der Wiſſenſchaft vorgeſchriebenen Grenzen der
Be=
trachtungen halten will. Es können plötzlich Einflüſſe auftreten,
die einen völligen Umſchwung der Wetterlage bedingen, die aber
lange Zeit voraus nicht zu erkennen ſind. Die früheren
Hitze=
perioden laſſen einen ungefähren Einblick in die Geſtaltung der
ſommerlichen Wetterlagen zu. Die Jahre 1852. 1865, 1883, 1911
und 1921 zeichneten ſich durch längere Hitzewellen aus, die
gleich=
falls, wie in dieſem Jahr, im Juli auftraten. Ihre Dauer betrug
zwiſchen 15 und 18 Tagen. Nur das Jahr 1911 machte eine
Aus=
nahme, da in dieſem Jahr 28 Tage großer Wärme gezählt
wur=
den. In vielen anderen Jahren, wie z. B. 1868 1886 traten die
Hitzeperioden im Auguſt auf und dauerten gleichfalls je 17 Tage,
im Jahre 1883 und 1889 dagegen wurden ſie bereits im Juli
be=
obachtet, und zwar begannen ſie 1889 bereits im Mai, während ſie
im Jahre 1883 vom 20. Juni bis zum 7. Juli dauerten. Man
erkennt daraus, daß auch die Hitzewellen nicht an eine beſtimmte
Zeit gebunden ſind, ſondern häufig bereits im Frühling oder im
Spätſommer auftreten, wie z. B. im Jahre 1886, wo die Reihe
warmer Tage ſich bis tief in den September zog. Wenn man ſich
alſo an dieſe Erfahrung hält, dann haben wir noch mit einer
gro=
ßen Anzahl ſehr heißer Tage zu rechnen. Wir wollen hoffen, daß
die diesjährige Wärmegeſtaltung ſich nicht ſo ſklaviſch nach
ver=
gangenen Vorbildern richtet.
— Hefſiſche Heimatbilder. Unter dieſem Titel hat Karl Winkel
im Selbſtverlag eine Mappe herausgegeben, die 15 Anſichten in großem
Fo mat enthält. Drucke nach Federzeichnungen. In ſehr. fleißigen
auchitektoniſchen Zeichnungen, hir= und wieder mit landſchaftlichem
Bei=
werk, ſind Anſichten von Darmſtadt (Marktplatz, Stadtkirche),
Michel=
ſtadt (Marktplatz), Büdingen, Worms, Burg Breuberg, Auerbacher
Schloß, Erbach, Schlitz, Mainz, Aisfeld, vom Otzberg, Gießen und
Friedberg feſtgehalten. Die Mappe iſt bei Langheinz in der Karlſtraße
und Blücher, Wilhelminenſtraße, zum Verkauf ausgeſtellt.
Die Vrnter erſtcheinenden Notiyn ſind auefchlletich alt Hinwetfte auf Arpeigen m berrscten.
in kemem Jaſle irgendwie al4 Drſprechung oder Keiſk.
— Wie wir hören, findet heute im Wiener=Kronenbräu=
Keller ein Opern=, Operetten=, Walzer= und Liederabend ſtatt. Herr
Matth. Weber hat bei dieſem auserwählten Programm die Leitung
und bürgt dafür, dem Publikum genußreiche Stunden zu verſchaffen,
zu=
mal es bei der großen Hitze keinen angenehmeren Erholungsaufenthalt
gibt, als den ſchön gelegenen Wiener=Kronenbräu=Keller. (S. Anzeige.)
— Auch in dem ſchönen, inmitten der Stadt gelegenen
Kaiſer=
ſaalgarten (Chriſt, Grafenſtraße) werden Konzerte von Mitgliedern
des Vereins ehem. Militärmuſiker ausgeführt. Heute Mittwoch findet
ein Konzert (Künſtler=Enſemble) unter Leitung von
Obermuſit=
meiſter a. D. Rühlemann ſtatt, und kann der Beſuch nur empfohlen
werden. (Siehe Anzeige)
— Herrngarten=Kaffee. Heute abend konzertiert das
Stadtorcheſter unter der Leitung ſeines Kapellmeiſters Willy Schlupp
in voller Beſetzung im Herrugarten=Kaffee. Um die vielen Beſucher,
welche am letzten Sonutag inſolge der Ueberfüllung keinen Platz
be=
kommen konnten, zu entſchidigen, wird die Illumination und
Beleuch=
tung des Gartens und dar Inſel wiederholt. (Siehe Anzeige.)
— Schuls Felſenkeller. Dieburger Straße 85. Heute
abend findet ein Künſtlerkonzert in Schuls Felſenkeller ſtatt.
— Saalbau=Konzert. Mogen Donnerstag findet wieder
ein Konzert des Stadtorcheſters unter Leitung ſeines Kapellmeiſters
Williy Schlupp im Saalbaugarten ſtatt. Das Programm bringt unter
anderem die Ouvertüren zu „Egmont” und „Rienzi”, Fantaſien aus
„Bohéme” und „Der fliegende Holländer”. Als Soliſt. Herr Theo
Kümmel.
— Schloß=Café. Die dieswöchigen Sonderveranſtaltungen des
Schloß=Café=Enſembles verdienen beſonders hervovgehoben zu werden,
da die ſtets dielſeitigen und abvechſelungsreichen Darbictungen imer
einige angenehme Stunden bringen. Um den öfteren Wünſchen des
Publikums Folge zu leiſten, findet bis auf weiteres außer
Mitt=
woch auch Samstag jeder Woche ein Geſellſchaftsabend ſtatt.
(Siehe heutige Anzeige.)
WSN. Frankfurt a. M. Im Mündungsgebiet des Mains hat
am 17. d. M. ein gewaltiges Fiſchſterben eingeſetzt, das bis zur Stunde
andauert. Die oberſte Stelle mainaufwärts, wo tote Fiſche ſich zeigen,
iſt das Stauwaſſer der Schleuſe Kelſterbach. Von da an nimmt das
Fiſchſterben mainabwärts an Ausdehnnug zu. Es reicht bis zur
Mün=
dung des Mains in den Rhein, ſo daß das Fiſchſterben eine Strecke von
Am Sonntag vormittag, 10.30 Uhr, findet eine Schulübung rund 25 Kilomeiern umfaßt. Von dem Fiſchſterben ſind alle Arten der
im Main vorkommenden Fiſche betroffen, alſo vor allen Dingen
Plötzen, Hechte, Braſſen, Haſel, Karpfen, Schleien, Gründlinge, ja
ſo=
gar der verhältnismäßig widerſtandsfähige Aal. Vielfach konnte
be=
obgchtet werden, daß die Aale ſich ihrem Element zu entziehen
verſuch=
ſten in Mitleidenſchaft gezogenen Rheinſtrecken hinſieht, ſo macht es
den Eindruck, als wenn man über den Main Federkiſſen ausgeſchüttet
hätte. Stellenweiſe ſind die Ufer von einem drei bis vier Meter
brei=
ten weißgrauen Streifen eingeſäumt, der aus dicht aneinander
gelager=
ten toten Fiſchen beſteht. Man kann ſich hierdurch eine Vorſtellung
von dem Ausmaß des Fiſchſterbens machen. Sehr wahrſcheinlich iſt der
geſamte Fiſchbeſtand einſchließlich der Jungfiſche auf der obengenannten
Strecke vernichtet. Der ſofort herbeigerufene ſtaatliche Oberfiſchmeiſter
für die Provinz Heſſen=Naſſau beim Oberpräſidium, Dr. Lowartz in
Kaſſel, hat bereits die Urſache des Fiſchſterbens feſtgeſtellt: Die Fiſche
ſind an Sauerſtoffmangel eingegangen. Der Sauerſtoffſchwund im
Waſſer iſt aber nicht, wie in Laienkreiſen vielfach angenommen wird,
auf die Gewitterſtimmung in den letzten Tagen zurückzuführen,
ſon=
dern auf die Zerſetzung gewaltiger Mengen organiſcher Subſtanzen,
bei der Sauerſtoff verbraucht wird. Iſt die Temperatur des
Main=
waſſers niedrig, ſo reicht der im Waſſer enthaltene Sauerſtoff für den
Zerſetzungsprozeß aus, die Fiſche haben dann immer noch genügend
Sauerſtoff. Dies iſt jedoch nicht der Fall, wenn beim Anſteigen der
Waſſertenperatur an ſich wenig Sauerſtoff im Waſſer gelöſt iſt. In
einem normalen Flußlauf ſind jedoch nie ſo viel opganiſche Subſtanzen
enthalten, daß ein Sauerſtoffmangel eintritt. Hierzu bedarf es ſchon
der Zuführung organiſcher Subſtanzen. In unſerem Falle kommen
hierfür hauptfächlich die Abwäſſer der oberhalb gelegenen Städte in
Frage, alſo Höchſt, Frankfurt a. M. und Offenbach. Es iſt von
ſach=
verſtändiger Seite feſtgeſtellt worden, daß Frankfurt eine ſechsmal zu
kleine Kläranlage beſitzt; die Stadt Offenbach hat heute, kaum
glaub=
lich, keine Kläranlage. Man wird nun ohne Zweifel einwenden, daß,
wenn das Fiſchſterben durch die Abwäſſer dieſer Städte hervorgerufen
worden wäre, dann doch das Fiſchſterben unmittelbar unterhalb der
Abwäſſereinleitungsſtellen hätte einſetzen müſſen. Dieſe Anſicht iſt
jedoch irrig. Die beſonders viel Sauerſtoff verzehrende Zerſetzung der
organiſchen Subſtanz ſetzt nicht gleich dort ein, wo die Abwäſſer in
einen Flüßlauf eingeleitet werden, ſondern erſt weiten flußabwärts
und beſonders dort, wo, wie das im Main ja der Fall iſt, der Fluß
angeſtaut iſt. Hier ſammeln ſich denn auch die gewaltigen Maſſen
or=
ganiſchen Faulſchlamms an. Wer heute die betreffende Mainſtrecke
be=
fährt, bemrkt ein förmliches Brodeln im Mainwaſſer. Dieſes wird
durch die bei der Zerſetzung entſtehenden Gaſe, Sumpfgas und
Schwefel=
waſſerſtoffgas, hervorgerufen. Hierbei werden auch große
Schlamm=
ballen hochgetrieben, ein direkt ekelerregender Anblick. Da der Main
auch unterhalb von Höchſt viel zum Baden benutzt wird, werden durch
die Verſchmutzung nicht nur fiſchereiliche, ſondern auch hygieniſche
Be=
lange betroffen. Es dürfte endlich an der Zeit ſein, dieſen
unhalt=
baren Zuſtänden ein Ende zu bereiten. Die dadurch emtſtehenden
Koſten müſſen im Intereſſe der Erhaltung der Volksgeſundheit und
auch der heimiſchen Fiſcherei aufgebracht werden. Die Fiſcher des
Mündungsgebiets des Mains verlieren zunächſt auf geraume Zeit ihren
Broterwerb. Gegenwärtig muß dringend vor dem Baden im Main
gewarnt werden, zumal die gewaltigen Fiſchmaſſen in Verweſung
übergehen.
— Naturfreunde=Lotterie=Ziehung. Geſtern nachmittag fand unter
ſtarker Veteiligung des Publikums die Ziehung der Naturfreunde=
Lotterie ſtatt. Nachſtehend veröffentlichen wir unverbindlich die
Haupt=
gewinne: 168 695 — 10000 Mk. — Wochenendhaus, 200 221 — Prämie
von 6000 Mk. — 6=Zyl.=Opellimouſine, 44 745 — 2800 Mk. — 1 Flügel=
138 593 — 2000 Mk. — Zweizimmereinrichtung, 32 741 — 1500 Mk.
— D. Schwermotorrad. Die amtliche Gewinnliſte und die Ausgabe der
Gewinne erfolgt ab 29. d. M. durch die Deutſche Losvertriebgeſellſchaft
Darmſtadr, Mathildenplatz 2, von 9—4 Uhr durchgehend. Sämtliche
Ge=
winne werden auf Wunſch mit 90 Prozent in bar ausbezahlt.
Beſchlagnahmte Herrenuhr. Am 12. Juli 1922 wurde in einer
größerer Stadt bei dem Kontrolleur Hermann Zetzſche eine ſilberne
Herrenremontoiruhr Nr. 2 874 577/5587, mit Goldrand, weißem
Ziffern=
blat, deutſchen Zahlen und gelben Zeigern; auf der Innenſeite des
hinteren Deckels Stempel „Zenit” (800) und auf dem zweiten
Innen=
dackel der Name Joh. Fröhlig, 3. 12. 16 eingroviert, beſchlagnahmt.
Zetzſche will die Uhr im Auguſt 1928 im Walde auf dem Wege vom
Königsſee—Berchtesgaden nach dem Watzmann gefunden haben. Wo
iſt die Uhr als verloren gemeldet?
Warnung vor einem Schwindler. Für den Neuban des
Eliſa=
bethenſtiſts hier geht ein Unbekannter kollektieren, der hierzu keinen
Auftrag und keine Genehmigung hat. Sachdienliche Mitteilungen
wer=
den bei dem Polizeiamt, Hügelſtraße 31—33, Zimmer 3,
entgegen=
genommen.
Eigentümer geſucht. Am 19. Juli wurde ein Herrenfahrrad,
Marke „Göricke”. Fabr.=Nr. 1 069 837, ſichergeſtellt. — Am 20. Jirli
wurde ein älteres Herrenfahrrad, Marke „Herkules”, gefunden. — Am
22. Juli wurde ein älteres Herrenfahrrad, Marke „Opel”, Fabr.=Nr.
852 868, gefunden.
Ladendiebinnen feſtgenommen. Am 22. Juli wurden zwei
Laden=
diebinnen, L. N. und Z. D., auf friſcher Tat ertappt und feſtgenommen.
Verkehrsunfall. Am 22. Juli, gegen 24 Uhr, hat Ecke der Schul=
und Kirchſtraße zuiſchen einer Autodroſchke und einem Sanitätsauto
ein Zuſummenſtoß ſtattgefunden. Eine Perſon wurde leicht beſchädigt.
Der Sachſchaden iſt gering. Die Schuldfrage iſt noch nicht geklärt.
Stimmen aus dem Leſerkreiſe.
(Für die Versffentlſchungen unter dieſer ((eberſchrift übernimmt die Redaltien leinerti Der
antwortung; für ſie bleibt auf Grund des 5 21 Abſ. 2 des Preſſegsſetzutz in vollem
Lmfaug=
der Einſender verantwortlſch.) — Einſendungen, die nicht verwendet werdem, Nmnm
zurückgeſandt, die Ablehnung nicht begrlndet werden.
Lärmſchutz tut not!
Der Sommer iſt da. Weit geöffnet ſind, namentlich an den
Aben=
den, wenn es abkühlt, Fenſter und Balkontüren. Soweit wäre alles in
ſchöner Ordnung. Aber ſchon wird es ſchlimm: Viele glückliche Beſitzer
von lärmenden Gegenſtänden, wie Grammophonen, Radio, Klavier,
Geige uſw., laſſen deren Geräuſche ertönen, als ob es keine Nachbarn
gäbe, denen dies ein Greuel iſt. Es ſei daher an alle, die es angeht,
an Grammophonbeſitzer, an Klavier=, Geigen= uſw. Spieler, an
Nadio=
hörer, die herzliche Bitte gerichtet, auf ihre ruhebedürftigen
Mitmenſchen gebührend Rückſicht zu nehmen und bei allen mit Geräuſch
verbundenen Darbierungen Fenſter und Türen geſchlofſen
zu halten. Es beſteht ein Necht auf Schutz gegen derartige Eingriffe.
Wie ſtets, iſt es aber auch hier beſſer, wenn die Einſicht obſiegt,
als daß der Ruf nach der Polizei erſchallen müßte, die zweifellos wie
bisher bereit ſein wird, bei der Bekämpfung des offenſichtlichen
Miß=
ſtandes tatkräftig mitzuwirken.
Einer der dielen, die nach des Tages Haſt und Unraſt in Ruhe
und Frieden die ſchönen Sommerabende genießen wollen.
Die Brunnen auf dem Friedhof an der Nieder=Ramſtädter Straße
ſind in einem jämmerlichen Zuſtand. Das Waſſer bleibt oft ganz aus.
Die Brunnen ſind überhaupt nicht mehr zeitgemäß, es iſt geradezu
hohnſprechend, wenn man mit ſo einem Monſtrum ſich herumärgera
muß. Jedes Grab muß eben bei der Hitze Waſſer haben, wenn die mit
großer Liebe und Sorgfalt gepflanzten Blumen nicht zu Grunde gehen
ſollen. Die Stadt iſt verpflichtet, hier endlich Abhilfe zu ſchaffen.
Ernſt Langnes.
Tageskalender für Mittwoch, den 24. Juli 1929.
Konzerte: Schleß’affee, Hotel Schmitz, Kaffee Oper, Sportplatz=
Reſtaurant, Kaffee Ganßmann, Bismarckeck. — Rummelbräu,
20 Uhr: Konzert. — Kaiſerſaal=Garten, 20. Uhr: Konzert.
— Schuls Felſenkeller, 20 Uhr: Konzert. —
Herrn=
gartenkaffee, 20. Uhr: Konzert. — Kinovorſtellungen:
Helia, Palaſt=Lichtſpiele. — Mathildenhöhe, 10 bis 18 Uhr:
Ausſtellung „Der ſchöne Menſch.”
Seite 6
Mittwoch, den 24. Juli4929
Nummer 203
Aus Heſſen.
Waſſerkalamikäk in Erzhauſen.
O. Erzhauſen, 23. Juli. Gemeinderatsbericht. Der
end=
gültige Ausſchlag für die Gewerbeſteuer Rj. 1928 wurde den
Vorſchlä=
gen des Miniſteriums entſprechend feſtgeſetzt. Die in der Bahnſtraße
auf der rechten Seite vorgeſehenen Vorgärten ſollen wegfallen und ein
beſonderer Fußweg angelegt werden. Die Verfaſſungsfeier wird unter
Mitwirkung der Geſang= und Sportvereine und der Schulen an der
Klipſteinsruhe abgehalten. Die Schulkinder erhalten das übliche
Ge=
ſchenk. Der Ankauf von Grundſtücken wird der zuſtändigen Kommiſſion
zur Vorberatung überwieſen. Desgleichen der Antrag der Verwaltung,
die Trift= und Ludwigſtraße herzuſtellen. Die Nürnbergfahrer der
Ar=
beiterturner erhalten eine Beihilfe. — Einen breiten Raum der
Ver=
handlungen nahmen die Trinkwaſſerverhältniſſe ein. Die Gemeinde hat
eine Waſſerleitung erbaut und erhält das Waſſer von der Stadt
Darm=
ſtadt, mit der ein Vertrag beſteht. Eine große Zahl Hausbeſitzer aus
der oberen Bahnſtraße wohnte den Verhandlungen bei, um zu hören,
welche Maßnahmen die Verwaltung ergreifen will, um die Belieferung
mit Waſſer zu ſichern. Der Bürgermeiſter berichtet, daß ſchon im
ver=
gangenen Jahre die Stadtverwaltung Darmſtadt auf die damals
auf=
getretenen Mängel aufmerkſam gemacht worden ſei. Es ſei zwar
ver=
ſprochen worden, von der Stadt würde im Laufe des Frühjahrs alles
geſchehen, um den Waſſermangel zu befeitigen. Eine größere Zuleitung
von Arheilgen nach Wixhauſen ſollte verlegt werden. Die Rohre ſind
inzwiſchen angefahren, aber bis die Leitung verlegt iſt, dürfte es Herbſt
werden, und der jetzige Zuſtand bleibt beſtehen. Die obere Bahnſtraße
iſt beſonders ſchlimm daran. Schon ſeit Monaten iſt infolge des
ge=
ringen Waſſerdrucks im 2. Stock der Häuſer kein Waſſer und ſeit 15.
Juli iſt ſtundenweiſe am Tage keine Möglichkeit gegeben, ſelbſt am
Leer=
laufhahn im Keller Waſſer der Leitung zu entnehmen. Da bei
Einfüh=
rung der Waſſerleitung die vorhandenen Senkbrunnen, die kein
ein=
wandfreies Waſſer hatten, beſeitigt wurden, ſind durch den Waſſermangel
der Waſſerleitung die Verhältniſſe unerträglich geworden. Mit Recht
erklärten die erſchienenen Familienvertreter, ſolange kein Waſſergeld zu
zahlen, bis die Waſſerbelieferung ſichergeſtellt ſei. Die verantwortlichen
Stellen der Stadtverwaltung Darmſtadt bekamen dabei manches Lob
zu hören. Erklärt wurde, daß es gegen Treu und Glauben verſtoße,
wenn die Stadt Darmſtadt einen Vertrag ſchließe und nichts
unter=
nehme, um ihre vertraglichen Verpflichtungen zu erfüllen. Der
Ge=
meinderat machte die Stadtverwaltung für den Einnahmeausfall
haft=
bar und erklärte, er behalte ſich weitere Schritte gegen die Stadt
Darm=
ſtadt vor. Der Bürgermeiſter wurde beauftragt, dieſen Beſchluß dem
Herrn Oberbürgermeiſter der Stadt Darmſtadt zur Kenntnis zu bringen.
Wie ſtark ſich der Waſſermangel fühlbar macht, zeigen die Verhältniſſe
am Bahnhof. Auf dem Bahnſteig ſind Trinkſtellen angebracht, aber von
morgens 7 bis nachmittags 9 Uhr iſt kein Trinkwaſſer vorhanden. Wenn
die verantwortlichen Herren von Darmſtadt einmal Gelegenheit nehmen
wollten, ſich die Geſpräche anzuhören, wenn Reiſende an die Stelle mit
dem ſchönen Namen „Trinkwaſſeranlage” kommen, den Hahn bis zur
letzten Drehung aufdrehen und kein Tropfen Waſſer kommt, dann
wür=
den ſie ſich überzeugen können, wie man hier denkt. Die Empörung der
Waſſerabnehmer wird aber noch mehr geſteigert, wenn ſie ſehen, wie in
Darmſtadt in den Anlagen, der Raſen beſprengt wird, und hier hat
man kein Waſſer zum Kochen. Die Herren Stadträte, ſollten ſich der
Sache mal annehmen, damit endlich Abhilfe geſchaffen wird, aber nicht
nur für jetzt, ſondern für immer.
Wie wir auf Erkundigung an zuſtändiger Stelle erfahren,
ver=
braucht das Darmſtädter Waſſerwerk im Durchſchnitt täglich 15 000
Kubikmeter Waſſer, mit Einſchluß, der von ihm verſorgten Vororte,
Der niedrigſte Verbrauch waren 8000 Kubikmeter, der höchſte
Ver=
brauch über 28 000 Kubikmeter. Dieſen außerordentlich geſteigerten
Anforderungen ſind die vorhandenen Druckſtränge unſeres Waſſerwerks
nicht mehr gewachſen. Die Erneuerung iſt bereits beſchloſſen und ſteht
bevor. Durch die vorhandenen Druckſtränge können mehr wie 29 000
Kubikmeter nicht verbraucht werden. Aus dieſem Grunde ſind
be=
reits in Darmſtadt ſeit wenigen Tagen die
Straßen=
ſprengungen und vor allem auch leider die
Be=
ſprengungen der öffentlichen Anlagen und Gärten
eingeſtellt worden. Beſonders ſchlecht ſind ſelbſtverſtändlich die
hochgelegenen Stadtteile und die Vororte daran. Mit der Neuanlage
einer großen Zuleitung nach Arheilgen und Wixhauſen iſt bereits
be=
gonnen worden.
Es trifft alſo nicht zu, daß in Darmſtadt Waſſer verſchwendet wird
— ſoweit man das Beſprengen der öffentlichen Gärten, Anlagen und
Straßen überhaupt verſchwenden nennen kann —, für den durch die
tro=
piſche Hitze außerordentlich geſteigerten Waſſerverbrauch reicht eben die
vorhandene Anlage nicht aus. Es ergeht das dringende
Er=
ſuchen an die geſamte Bürgerſchaft, mit dem
Waſſer=
verbrauch ſo ſparſam wie möglich zu ſein, bis die
Ver=
größerung der Anlagen durchgeführt iſt.
J. Griesheim, 23. Juli. In der Woche vom 22. bis 27. Juli ds. Js.
finden auf dem hieſigen Truppenübungsplatz täglich vormittags von
5 bis 12 Uhr Scharfſchiefübungen ſtatt. — Da mit der
Ausgabe der Gemeindeſteuerzettel für 1929 erſt in einigen
Wochen zu rechnen iſt, hat die hieſige Bürgermeiſterei die
Gemeinde=
ſteuerpflichtigen aufgefordert, alsbald Abſchlagszahlungen in Höhe der
1928er Ziele zu leiſten, zumal die beiden erſten Steuerziele bereits
fällig waren und damit die Steuerpflichtigen demnächſt nicht in die
unangenehme Lage kommen, mehvere Ziele auf einmal bezahlen zu
müſſen. — Die diesjährigen Sommerferien an der hieſigen
Volksſchule haben am Montag, den 22. Juli, begonnen. Die Daner
beträgt 3 Wochen. — Die Vorſtände der Gewerbe= und Handwerker=
Vereinigung und des Obſt= und Gartenbau=Vereins ſind jetzt eifrig bei
der Arbeit, um die letzten Vorbereitungen für die demächſtige
Ga=
werbeſchau und Gartenbau=Ausſtellung zu treffen. Die
umfangreiche Feſtſchrifr wird wohl Ende dieſer Woche erſcheinen. Die
Loſe ſind terausgabt und ſteht zu erwarten, daß dieſelben flotten Abſatz
finden, denn eine Reihe recht wertvoller Gewinne kommen zur
Ver=
loſung. In erſter Linie wird auch auf die tätige Mithilfe der
Jung=
meiſter und Meiſterinnen und der erwachſenen Söhne und Töchter der
Mitglieder der beiden Vereine bei der Ausſtellung gerechnet. Jeder
muß mühelfen, wenn das Unternehmen zu einem guten Ende geführt
werden ſoll, und beſonders für unſere jungen Leute muß es eine Freude
ſein, mithelfen zu können, damit das erſtrebte Ziel erreicht wird.
Op. Pfungſtadt, 23. Juli. Zum Feuerwehrfeſt iſt
nachzu=
tragen, daß die der Wehr durch den Bürgermeiſter übergebene Spende
aus den Kreiſen der Einwohnerſchaft, insbeſondere von einzelnen
Fir=
men, den ſtattlichen Betrag von 2175 Mark ausmachte. Den drei noch
lebenden Gründern der Wehr, Peter Liebig, Heinrich Voos und Ludtwig
Engel, wurden Ehrenurkunden überreicht. In Vertretung des
Kreis=
amts Darmſtadt wohnte Regierungsrat Blumers dem Jubiläum,
ins=
beſondere dem Brandangriff, zu dem übrigens auch die Kreismotorſpritze
aus Darmſtadt hinzugezogen war, bei. — Wie die Bürgermeiſterei
Gekanntgibt, iſt anläßlich des Zuchtviehmarktes und der Gewerbeſchau
am 25. Auguſt und der Kirchweihe am 8. September ſowie der
Nachkirch=
weihe am 15. September den offenen Verkaufsgeſchäften der Verkauf
bis nachmittags 6 Uhr geſtattet.
Aa. Eberſtadt, 23. Juli. Geſchichte des Geſangvereins
„Sängerluſt‟ Der Geſangverein „Sängerluſt”, der am kommenden
Samstag, Sonntag und Montag ſein 40jähriges Beſtehen feſtlich begeht,
iſt aus dem ehemaligen Geſangverein „Liederkranz” hervorgegangen.
Seit 1892 führt der Verein ſeinen heutigen Namen „Sängerluſt‟ Der
erſte Dirigent des Vereins nach der Umtaufe war Lehrer Schröder.
Einer der erfolgreichſten Dirigenten früherer Jahre war der im
Vor=
jahre verſtorbene ſpätere Ehrendirigent Lehrer Chriſtian Roth. Heute
ſteht der Vereinschor unter der umſichtigen Leitung des Chormeiſters
Paul Bäniſch=Darmſtadt. Die Fahnenweihe des Vereins fand am
4. Juli 1897 ſtatt. Im Weltkrieg hat der Verein zwei Mitglieder,
näm=
lich Fritz Dieter und Fritz Hintermeher, verloren. Der Verein hat ſich
voriges Jahr dem Arbeiterſängerbund angeſchloſſen.
Aa. Eberſtadt, 23. Juli. Die Nürnbergfahrer der hieſigen
Freien Turnerſchaf” wurden am Montag abend von ihrem Verein mit
klingendem Spiel am Bahnhof abgeholt. Die Freie Turnerſchaft
Eber=
ſtadt hat übrigens ſeit kurzem das Gaſthaus „Zum Schwanen” (Willi
Schmidt) zu ihrem Vereinslokal erkoven. „ Der
Waſſerver=
brauch iſt gegenzvärtig ſo ſtark, daß die Pumpſtation des
Waſſer=
werks von Fall zu Fall in Tätigkeit geſetzt werden muß. Waſſermangel
herrſcht an ſich hier nicht. — Das Freibad der Gemeinde im
Mühl=
tal reiſt infolge der Hitze täglich einen äußerſt ſtarken Beſuch auf. —
Die Getreide=Ernte iſt jetzt in der hieſigen Gemarkung in vollem
Gange. Mit dem Dceſchen hat man bereits begonnen. —
Selßſt=
mord. Hier hat ſich ein aus Beſſungen ſtammender junger Mann im
Garten ſeiner Schwiegereltern durch Erhängen das Leben genommen.
Ak. Nieder=Ramſtadt, 23. Juli. Statiſtiſches. In der Zeit
vom 1. Januar, bis heute wurden in den hieſigen Standesregiſtern
regiſtriert: Sterbefälle 22, darunter 11 aus den Nieder=Ramſtädter
An=
ſtalten, und eine Totgeburt; Eheſchließungen 13; Geburten 33, darunter
13 Knaben und 20 Mädchen. — Sterbekaſſe e. V. In der am
Mittwoch, den 24. d. M., abends 8.30 Uhr, im Saale des Gaſthauſes
„Zum Darmſtädter Hof” (Knapp) ſtattfindenden Hauptverſammlung
wird neben dem Geſchäfts= und Rechenſchaftsbericht auch die
Neufeſt=
ſetzung der Beiträge zur Beratung ſtehen. Zufolge Bezugs der Särge
im großen haben ſich die Ausgaben für ein Begräbnis etwas
vermin=
dert, ſo daß der Vorſtand in der Lage iſt, der Hauptverſammlung eine
Beitragsherabſetzung von etwa 4/s für Haushaltungsvorſtand und
Ehe=
frau in Vorſchlag zu bringen. — Die dieſer Tage von ſeiten des
Land=
wirtſchaftsamts angeſtellten Verſuche mit „Foreſtit” zur Bekämpfung
des in hieſiger Gemarkung ſtark auftretenden „nebeligen Schildkäfers”
haben zu einem befriedigenden Ergebnis geführt. Das Mittel iſt auf
jeden Fall ſehr wirkſam und zur Anwendung gegen den Schädling zu
emp=
fehlen. Die Bürgermeiſterei hat ein entſprechendes Quantum angeſchafft
und gibt es zum Selbſtkoſtenpreis an intereſſierte Grundbeſitzer ab.
G. Ober=Ramſtadt, 23. Juli. „Großkampf=Tage”, im
Schwimmbad Ober=Ramſtadt. Die letzten 8 Tage haben wohl
allen Schwimmbödern einen guten Beſuch gebracht; was aber unſer
Ober=Ramſtädter Bad gegen manche andere Bäder zu einem auch von
Fremden, Wanderern, Auto= und Motorradlern gern aufgeſuchten
Er=
holungsplatz bringt, das iſt der ſtets andauernde ſtarke Waſſerzufluß
von mehreren 100 Kubikmetern Waſſer täglich, der das Waſſer wenigſtens
nicht allzu ſehr erhitzen läßt. So nar denn ſchon vom frühen Morgen
an in den letzten Tagen das Schwimmbad ein gern beſuchter Platz für
alle, die es in ihren dier Wänden ob der ſchwülen Temperatur nicht
mehr aushalten konnten. Der Samstag und Sonntag brachte über
2000 Erfriſchungsſuchende ins Bad, das durch Vorführung eines
Kon=
zertes mit Großlautſprecheranlage eine wohr in Zukunft nicht mehr
gein zu miſſende Unterhaltung der Vadegäſte bot. Die
Schwimmbad=
geſellſchaft E. V. kaun ſich des eifrigen Beſuches aus allen Kreiſen der
Bevölkerung hier und von den vielen „Urlaubern” aus Darmſtadt, die
vielfach den ganzen Tag im Licht=, Luft= und Sonnenbad abwechſelnd
mit Sch=zimmen zubringen, freuen, zeigt es ihr doch ſtets, daß ihre
ſchöne, von Jahr zu Jahr mehr ausgebaute Anlage — das Sonnenbad
mit Sportplatz iſt jetzt doppelt ſo groß wie 1928 — einem dringenden
Bedürfnis der Gemeinde entſprach. Daß der Bademeiſter Schuchmann
die durſtigen Kehlen mit Selters= und Zitronenwaſſer trotz ſchwieriger
Beſchaffung bei den ungeheueren Andrang erfriſihen konnte, war eine
niht leichte Aufgabe.
G. Ober=Ramſtadt, 23. Juli. Rathausneubau. Das neue
Nathaus iſt nun im Rohbau ſoweit vollendet, daß mit den
Innenarbei=
ten bald begonnen werden kann. — Die ungeheure Hitze der letzten Zeit
läßt das Getreide ſchnell heranreifen. Hie und da iſt mit dem Schnitt
desſelben bereits begonnen worden. Leider läßt der ſo dringend
not=
wendige Regen immer noch auf ſich warten. Unter der Trockenheit
lei=
den vor allem auch die Kartoffelfelder.
Für die
Gesundheit!
Friedrich Schaefer, Darmstadt, Ludwigspl. 7. Tel. 45
Cg. Reinheim, 23. Juli. Odenwaldklub. Durch die wehr
als quälend heißen Tage veranlaßt, hatte der Odenwaldklub in
Aende=
rung ſeines feſtgelegten Wanderplanes zu einer Frühwanderung nach
Lichtenberg eingeladen, die recht zahlreich ansgeführt wurde. Die
Rückkehr erfolgte bereits vor der drückenden Mittagshitze, was bei der
Wanderſchar ungeteilten Beiſall fand und zur Wiederholung ſolcher
Wande ungen Anlaß geben wird. Die diesjährige zweitägige
Wan=
derung wurde endgültig für das Maintal feſtgelegt, Miltenberg und
Feier in den Saalbau „Zur Spitze” eingeiaden. Am Nachmittag, durch
einen wohlgelungenen Prolog eingeleitet, was die eigentliche
Vereins=
feier, bei der den langjährigen Mitgliedern Ehrungen zukeil wurden.
Der Abend brachfe jeloch den Höhepunkt der Veranſtaltung. Mit einem
kurzen Vorwort des Vorſitzenden Baldauf eingeleitet, folgte die
Auf=
führung. Der falſche Waldemar”, deſſen Textworte oft in dem Gelächter
der Zuhörer, die den Saal bis auf den letzten Platz füllten,
unter=
gingen. Sonſtige kleine Unterhaltungsſtücke, beſonders
Schrebergarten=
beſitzer Wurzelfett, fanden ebenfalls reichen Beifall, während den
Schluß ein von den Teilnehmern trotz der Hitze reiht geſchätztes
Tänz=
chen bildete, bei dem die Anweſenden noch längere Zeit beiſammen
ver=
weilten. Die während der ganzen Vorſtellung verkauftem
Tombola=
loſe förderten manche Ueberraſchung zutage, was ſich in dem Gelächter
der Tiſchnahbarn des öfteren zeigte.
bekannt als elegante Frau, urteilt:
„TAKT findef meine vollste
Zufrieden-
heit. Bei seiner ersten Anwendung
ver-
blüffte os mich dnrch prompte
Wir-
kung, gute Parfümierung und
Einfach-
beit der Anwendung, Ich kenne nichts
Besseres.‟
Die Entfernung von Hürchen u. Haar.
flaum von Nacken, Armen und Beinen 2 zur Schönheitspflege jeder
Da-
me. Die Anwendung des Rasiermessers
ist unmöglich, da es kratzt und Pickel
verursacht. Andere Enthaarungsmittel
sind unbequem und riechen schlicht.
TAKF in seiner neuen
Zusammen-
setzung ist d as Enthaarungsmittel!
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feine Creme aus der Tube, duftet
an-
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lästigen Härchen und Haarflaum. FA-
TF wird nicht hart und ist bis zum
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größte Sparsamkeit. Ein Versuch
ge-
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Jeder Tube ist ein Garantieschein bei-
Deutsclland: A. Bornstein & Co., Berlin W 62.
Le. Groß=Umſtadt, 22. Juli. Ausdem Gemeinderat. In der
letzten Sitzung wurde beſchloſſen: 1. Zur Deckung der Koſten für die
Entwäſſerung des Mühlbrüchels, der Kanaliſation des Stadtgrabens,
der Renovierung des Hauſes in der Schulſtraße Nr. 4, der Erbauung
des Zollamtes nebſt einer Zollbeamtenwohnung werden die
entſprechen=
den Schuldſcheine üüber die aufzunehmenden Gelder bei der
Bezirks=
ſparkaſſe Groß=Umſtadt unterſchrieben. Die Anleihen ſind mit 1 Prozent
jährlich nach dem Annuitätenſyſtem zu tilgen. — Die Wieſen im
Mühl=
brüchel ſollen im Mai 1930 neu eingeſät und verpachtet werden. — Die
bereits vorliegenden Rechnungen über die Renovierung des Hauſes
Nr. 4 in der Schulſtraße werden geprüft und ſollen ausbezahlt werden.
— Die Erd=, Maurer= und Rohrverlegungsarbeiten zur Kanaliſation
in der Hügelſtraße werden der Firma Voltz und Walter und dieſelben
Arbeiten zur Herſtellung einer Entwäſſerungsanlage in der
Höchſter=
ſtraße dem Wilhelm Metzger II. übertragen. — Die Rohrlieferung
er=
hält die Firma Wienheim. — Die Weißbinderarbeiten in der
Volks=
ſchule werden dem Karl Daniel May IV. und Aug: Landzettel, die
Weiß=
finderarbeiten in der Oberrealſchule dem van der Vardhorſt üübertragen.
— Die Lieferung der Tiſche für den Zeichenſaal und den Saal für den
Biologieunterricht in der Oberrealſchule wird nochmals ausgeſchrieben
unter der Angabe der Holzarten, der Höhe, Länge und Breite der
Tiſch=
platten, Angabe der Farbe und Art der Lackierung. Bei Submiſſion auf
die Stühle follen Muſterſtühle eingereicht werden. Eine vom
Gemeinde=
rat beſtimmte Kommiſſion ſoll die Lieferung der Stühle vorbehaltlich
der Genehmigung des Gemeinderats vergeben — Die zu liefernden
Vorhänge ſollen von der Handarbeitslehrerin Fräulein Hartfuß geprüft
und begutachtet werden. — Schreinermeiſter Neff ſoll fünf Katheder
mit je einem Stuhl zum Preiſe von je 30 Mark liefern. — Die
Liefe=
rung von Fußbodenöl wird dem C. D. Lantz übertragen. — Ein Teil
der alten Abortanlagen der Oberrealſchule ſoll auf dem Sportplatz
im Raibacher Tal zur Aufſtellung gelangen. — Bei der Berechnung der
Zinſen für die Holze
pro 1929 ſoll der Durchſchnittspreis bei den
Holzverſteigerungen
hre 1929 zugrunde gelegt werden. Derſelbe
beträgt bei Buchen
9 Mark, bei Buchenknüprel 14 Mark, bei
Kiefernholz 14 Mark und bei Kiefernknüppel 11 Mark. — Die
Waſſer=
leitung bleibt bis auf weiteres mit Rückſicht auf den zurzeit herrſchenden
„Waſſermangel von 11—5 Uhr nachmitiags geſperrt,
Blitzſchlag im Ueberlandwerk Wölfersheim.
Dieſer Tage ſchlug der Blitz in einen Transformator der
Ueberländanlage Wölfershcim (1200 kVA, 10000 Kilo Oelinhalt),
der dazu dient, den im Kraftwverk erzeugten Strom von 5030 Volt auf
20 000 Velt zu transformieren. Die Lage war anßerordentlich kritiſch,
da auch die benachbarten vier Oelſchalter gefährdet wurden. Bei
Aus=
fall dieſes Transformators und der Oelſchalter wäre ganz Oberhefſen
für Wochen ehne Licht und Kraft geweſen, da eine anderweitige
Ver=
forgung, z. B. von Borken aus, ohne Umformer nicht möglich iſt.
Außerdem war das ſich unmittelbar an die Transformatoren
an=
ſchließende Kraftwerk Wölfersheim nebſt Kommandoſtation und
Schalt=
anlage in höchſter Gefahr, hatte doch das Dach des Werkes bereits Feuer
gefangen. Lediglich dem herzhaften und umſichtigen Eingreifen des
Kraftwerksleiters Oberingenieur Sachs, des ehemaligen Leiters der
Techniſchen Nothilfe in Frankfurt a. M., und einiger Nothelfer war
es zu danken, daß eine ſchwere Kataſtrophe abgewendet wurde.
Zu=
nä hſt ſchüßte er mit den Notheifern das Praitwerk durch Waſſer aus
dem H3drant und ging dann mit den Schaumlöſihern des Beiriebes
dem um ſich greifenden Feuer energiſch zu Leibe. Beim Eintreffen der
alarmierten Trieéberger Feuerwehr war die Gefahr bereits gebannt.
Das Ueberlandwerk Oberheſſen hat den tapferen Nothelfern, inſonderheit
Oberingenicur Seche, ſchriftlich ſeinen Dank ausgeſprochen für die
Be=
wahrung der Anlage vor „unberechenbarem Schaben und großen
Be=
triebsſtörungen”
Bw. Langſtadt, 23. April. Ein mit zwei Perſonen beſetzter offener
Stuttgarter Perſonenwagen fuhr in 2er Rächtung Babenhauſen, als an
der Ludwigſchneiſe ein aus entgegengeſetzter Richtung kommendes Bremer
Auto ihn zum Ausweichen zwang. Dabei geriet erſteres infolge der an
der äußeren Kurvenſeite tiefliegenden Staubſchicht in den
Straßen=
graben. Bei dem Verſuch nun, den Fahrdamm wieder zu erreichen,
kam der Wagen ins Schleudern und überſchlug ſich, die beiden Inſaſſen
unter ſich begrabend. Die zwei Herren des anderen Autos leiſteten die
erſte Hilfe und befreiten die Unglücklichen aus ihrer ſchrecklichen Lage.
Während der Lenker des verunglückten Wagens ſich nur leichte
Hautab=
ſchürfungen zuzog, trug ſein Vater, ein ſchon älterer Herr, ſtarke
Quetſchungen der rechten Hand, die den Verluſt von drei Fingern nach
ſich ziehen dürfte, und innere Verletzungen davon. Nachdem der
Be=
dauernswerte zu Herrn Dr. Zilch=Babenhauſen gebracht worden war,
ordnete dieſer die Ueberführung ins Krankenhaus Dieburg an. Das
Fahrzeug ſelbſt wurde bei dem Unfall ſtark beſchädigt, ſo daß es
abge=
ſehleppt werden mußte. — Am Vormittag des gleichen Tages trug ſich
im benachbarten Schaafheim ein ſchrecklicher Unglücksfall zu. Der
Spe=
diteur und Landwirt W. Tr. war mit der Maſchine mit Kornabmachen
auf dem Felde beſchäftigt, wohin er ſein 4½jähriges Töchterchen
mit=
genommen hatte. In einem unbewachten Augenblick geriet das Kind in
die Meſſer. Nach ſeiner Ueberführung in das Darmſtädter
Kranken=
haus mußte dem Kind der Fuß abgenommen werden.
— Wiebelsbach i. O., 23. Juli. Abſchiedsfeier. Am Sonntag
fand hier anläßlich des Scheidens des Dienſtſtellenvorſtehers, Herrn
Bahnhofsinſpektors Bohn, eine Ak hiedsfeier ſtatt. Faſt reſtlos hatte
ſich das dienſtfreie Perſonal eingefunden. Dem Bedürfnis, dieſem
auf=
richtigen Menſchen den Dank des Perſonals auszuſprechen, entſprach der
Senior des hieſigen Bahnhofs, Aushelfer Lutz. Wo Ordnung im Hauſe
herrſcht, iſt gut Dienſt machen. Das war die Deviſe der fünf Jahre.
Bei Lied und Scherz, Rede und Gegenrede zog ſich die Feier bis in die
ſpäten Nachtſtunden hin.
Ai. Vielbrunn, 23. Juli. Enormen Fremdenverkehr hatte
unſer Höhenluftkurort am letzten Sonntag zu verzeichnen. In vier
Auto=
buſſen aus Mainz traf der Männergeſangverein „Eintracht” Nieder=
Ingelheim hier ein, um nach beendetem Mittageſſen im nahen
ſchat=
tigen Buchenwald, geſchützt gegen die Hundstagshitze, einige Stunden
unſere würzige Wald= und reine Höhenluft zu genießen. Auch brachten
auswärtige Poſtkraftwagen, Privatautos, Motorräder uſw. zahlreiche
Ausflügler hierher. Und erſt die hieſigen Poſtautobuſſe hatten
Rekord=
leiſtungen aufzuweiſen, indem ſie außer den planmäßigen Fahrten
Son=
derfahrten auszuführen hatten, und es verdient beſonders
hervorge=
hoben zu werden, daß infolge der umſichtigen, zielſicheren
Betriebslei=
tung und der Pflichttreue und Arbeitsfreudigkeit der Wagenführer der
Verkehr glatt vonſtatten geht und der nun über drei Jahre beſtehende
Kraftpoſtbetrieb „Main=Mümling”, der für das reiſende Publikum eine
ebenſo notwendige wie erfreuliche Verkehrseinrichtung iſt, ſich immer
weiter entwickelt. — In der letzten Gemeinderatsſitzung wurde der
Waſſerzins um 60 Prozent, für Gewerbetreibende mit ſtarkem
Waſſer=
verbrauch um 100 Prozent erhöht.
T. Nieder=Kainsbach, 22. Juli. Durch die lang anhaltende trockene
Witterung macht ſich hier ein ſtarker Waſſermangel bemerkbar. Mit
Nückſicht auf den knappen Waſſervorrat ſah ſich die hieſige
Gemeinde=
verſvaltung genötigt, ihre Einwohner auf einen ſparſameren
Waſſerver=
brauch aufmerkſam zu machen. Als dieſes jedoch nichts fruchtete, ſchritt
man zu einer vorübergehenden Schließung der Waſſerleitung, ſo daß
das Abzapfen von Waſſer jetzt nur noch zu beſtimmten Tageszeiten
er=
möglicht iſt.
* Lützel=Wiebelsbach, 24. Juli. Hohes Alter. Am Donnerstag
ſeiert Frau Georg Adelberger Wwe., geb. Fornoff, von Ober=Kinzig
ihren 80. Geburtstag in geiſtiger und körperlicher Friſche.
0. Michelſtadt, 23. Juli. Die Tropenhitze des Sonntags brachte
auch für das Stadion wieder einen außerordentlich guten Beſuch, bis
abends wurden über 2500 Perſonen gezählt. Auf der Zufahrtſtraße
zum Stadion ſtanden in langer Reihe Omnibuſſe, Autos und ſonſtige
derartige Verkehrsmittel aus allen Himmelsgegenden. Die Zahl der
ſtets vorzufindenden Autos bewegte ſich zwiſchen 50 und 60 Stück,
immer=
hin eine nette Zahl, wenn man bedenkt, daß in der Nachbarſtadt Erbach
gleichzeitig der Eulbacher Markt ſtattfand. — Leider ereigneten ſich auch
in dieſen Tagen einige Unfälle, die aber auch nur auf die furchtbare
Hitze zurückzuführen ſind. Am Samstag bekam an der Oberrealſchule
in Motorradfahrer aus der Lahngegend einen Hitzſchlag, ſtürzte und
verletzte ſich erheblich, ſo daß er ins Krankenhaus verbracht werden
mußte. Am Montag nachmittag ſprang von einem Auto zwiſchen
Er=
ach und Stockheim ein Reifen ab und traf einen vorbeigehenden
Hand=
werker, der ſich auf der Wanderſchaft befand, ſo unglücklich an die
Beine, daß dieſer erheblich verletzt wurde. — Auch die
Waſſerverhält=
tiſſe ſind durch die anhaltende Hitze nicht gerade als erfreulich zu
be=
zeichnen. Ganze Ortsteile ſind während der meiſten Zeit des Tages
ohne Waſſer.
m. Beerfelden, 23. Juli. Gewerbeverein. Der hieſige
Orts=
gewerbeverein hielt am Samstag abend in der Brauerei Schmucker ſeine
diesjährige ordentliche Generalverſammlung ab. Herr H. Weber als
Vorſitzender eröffnete dieſelbe, begrüßte die Erſchienenen und erteilte
das Wort Herrn Arzr zur Rechnungsablage; —dieſe beſtand in eines
Ueberſicht über Einnahmen und Ausgaben per 1928 und dem
Ver=
mögensſtand des Vereins. Die Herren Hupp und Kadel prüften die
Rechnung im einzelnen, fanden alles in Ordnung, der Rechner wurde
entlaſtet und ihm vom Vorſitzenden der Dank des Vereins abgeſtattet.
Die laut Statuten aus dem Vorſtand ausſcheidenden Herren:
H. Weber als Vorſitzender, A. Berger und A. Veit wurden einſtimmig
wiedergewählt. Der Vorſitzende gab dann eine Einladung der
Gewerbe=
vereinigung Griesheim bei Darmſtadt zur Gewerbeſchau bekannt, ferner
eine ſolche des Gewerbevereins Erbach zur Beteiligung an einer
Stu=
dienfahrt nach Hamburg und in das Induſtriegebiet nach Eſſen; weiter
wurde eine Anregung aus dem Vorſtand betr. Beſichtigung der
Opel=
werke in Rüſſelsheim bekanntgegeben und von den Anweſenden
be=
grüßt. Dieſelbe kann ſtattfinden an verſchiedenen norh zu beſtimmenden
Tagen von je 15—20 Perſonen und geſchieht Werktags. Eine
umlau=
fende Liſte wird die Beteiligung feſtſtellen. Die Fahrt geſchieht per
Autobus, der Vorſtand übernimmt die Verteilung auf die einzelnen
Tage. — Es wurde weiter beſchloſſen, etwa Mitte September eine
Geſellenprüfung abzuhalten, für die der Vorſitzende die nötigen
Vor=
arbeiten erledigen wird.
* Bickenbach, 22. Juli. Gemeinderatsfitzung. Es wird
zunächſt eine Kommüſſion ernannt, die dem Kreisdirektor Anträge von
Ortsbewohnern, die durch das vorjährige Unwetter erheblich
wirtſchaft=
lich geſchädigt wurden, zur Begutachtung vorlegen ſollen. — Weiterhin
wird eine Polizeiverordnung über die Fahrgeſchwindigkeit der
Kraft=
fahrzeuge bei der Ortsdurchfahrt erlaſſen. Die Gemeindeverwaltung
erblickt in der immer ſtärker und beängſtigender werdenden Abwicklung
des Ortsverkehrs der Kraftfahrzeuge eine Lebensgefahr für die
Orts=
einwohner, wenn nicht das raſende und rückſichtsloſe Tempo der
Kraft=
ſahrzeugführer herabgedrückt und gegebenenfalls envſprechend beſtraft
wird. Insbeſondere ſei es die erſte Kurve auf der Darmſtädterſtraße
nach Eberſtadt, an welcher Stelle, obwohl ein Ortsſchild deutlich ſichtbar
ſei, die Kraftfahrzeugführer ſich eine derartige Ingangſetzung erlaubten,
daß der Volksmund von einer „Teufelsecke” ſpreche. Dementſprechend
wurden für die Fahrgeſchwindigkeit der Kraftfahrzeuge bei der
Orts=
durchfahrt folgende Beſtimmungen erlaſſen. Für Kraftfahrzeuge mit
einem bis 5,5 Geſamttonnengewicht eine Stundengeſchwindigkeit von
20 Klm., und für ſolche über dieſe Belaſtung hinaus 12 Kilometer pro
Stunde. Dieſe Polizeiverordnung tritt in Kraft für folgende Straßen:
Zwingenbergerſtraße, Darmſtädterſtraße, Pfungſtädterſtraße und
Bahn=
hofsſtraße.
Bp. Lorſch, 23. Juli. In der Nacht zum Dienstag wurde in die
Verkaufsbude am Bahnhof eingebrochen. Den Tätern fielen
Tabak, Zigarren und Schokolade im Geſamtwert von 50 Mark in die
Hinde. Die Einbrecher entkamen.
Paxton kennzeichnel
He neue Wischung.
TV.2795
Nummer 203
Mittwoch, den 24. Juli 1929
Seite 7
Aerzklicher Forkbildungslehrgang in Bad=Rauheim.
Der 6. Fortbildungslehrgang der Vereinigung der Bad=Nauheimer
Aerzte findet vom 18.—20. September 1929 über „Pathologie und
Therapie der Zirkulationsſtörungen” ſtatt.
Am erſten Tage ſprehen: Profeſſor Brugſch=Verlin über „Die
arzneiliche Behandlung der chroniſchen Herzinſuffizienz”, Prof. Frank=
Breslan über „Das kliniſche und elektrocard. Bild der
Coronararterien=
thromboſe‟, Prof. v. Jaſchke=Gießen über „Operative Gynäkologie und
Herzgefäßabparat”, Prof. Schellong=Kiel über „Die Hypertonie bei
Jugendlichen”, Prof. v. Weizſäcker=Heidelberg über „Fortſchritte der
Phyſiologie und Pathologie des Herzens”, Prof. Zondek=Berlin über
„Kreislauf und Waſſerhaushalt”.
Der zweite Tag bringt folgende Vorträge: Prof. Eppingerr
Freiburg: „Zur Pathologie und Therapie der Kreislaufinſuffizienz‟, Dr.
Enthoven=Amſterdam: „Zur Funktionzprüfung”, Prof. Frgenkel=
Heidel=
berg: „Das Beit als Therapeutikum”, Prof. Frey=Stuttgart: „Die
Ve=
handlung der Endocarditis”, Prof. Peterfen=Würzburg: „Bau und
Mechanik der peripheren Kreislauforgane mit Lichtbildern”.
Am dritten Tage berichten: Prof. Groedel=Bad Nauheim über
„Die diagnoſtiſche Bedeutung der graxhiſchen Darſtellung der Herztöne‟,
Prof. Herzheuner=Wiesbaden über „Bluthochdruck und pathologiſche
Anatowie‟, Prof. Leſchke=Berlin über „Lues des Herzens und der
Ge=
fäße”, Prof. Straub=München über „Neuere Digitalisforſchungen” Für
die Vorträge dieſes Tages von Prof. Goodall=London und Prof.
Raut=
mann=Braunſ=veig bleiben die Themata noch verbehalten.
Die wiſſenſchaftliche Arbeit des Lehrganges wird von künſtleriſchen
und geſellſchaftlichen Veranſtaltungem der Bad= und Kurßerwaltung
umrahmt. In den Hotels und Penſionen genießen die Teilnehmer
Ver=
güinſtigungen. Auskunft erteilt der Geſchäftsführer des
Fortbildungs=
lehrganges, Medizinalrat Dr. Grünogum, Bad Nauheim,
Frank=
furterſtraße 27.
g. Gernsheim, 22. Juli. Am Sonntag nachmittag zwiſchen 1 und
2 Uhr brach in der Autogarage des Dampfbaggereibeſitzers Robert
H. Scholl in bis jetzt unbekannter Weiſe ein exploſionsartiges Feuer
aus. Auf Alarmnachrichten war ſofort die Freiwillige Feuerwehr am
Brandplatze, brauchte aber nicht einzugreifen, da der vermutete Umfang
des Feuers doch nicht ſo groß war. Leider forderte das Feuer auch
einige Verletzte. Schwer verlitzt wurde der Arbeiter Anton Frank, der
ſofort nach Anlegung von Notverbänden durch die anweſende
Mann=
ſchaft der Freiwilligen Sanitätskolonne mittelſt Auto in das
Kranken=
haus Darmſtadt transportiert wurde, ferner ein Herr und deſſen Kind
aus Groß=Rohrheim, die in der Garage anweſend waren. Des weiteren
erlitten noch einige Kinder, die ſich auf der Straße in der Nähe der
Autogarage befanden, Brandwunden, darunter ein Kind des Arbeiters
Heinrich Lindemaier ſolche ſo ſchwerer Natur, daß heute deſſen
Ueber=
führung in das Stadrkrankenhaus zu Darmſtadt ſich als notwendig
erwies. Aerztliche Hilfe leiſteten die Herren Dr. med. Schmitt, dahier.
Gebäude=, noch ſonſtiger Sachſchaden iſt erwachſen. Die ſtichartige
Flamme, die einen boloſſalen Rauch entwickelte, fand ihren Nährboden
in Benzin und Oel. Hoffentlich werden die Schwerverletzten am Leben
erhalten. — Der Familienabend der katholiſchen Pfarrgemeinde am
Sonntagabend im Saalbau Hags erfreute ſich eines überaus guten
Be=
ſuches. Galt es doch auch den Namenstag unſeres hochw. Herrn Pfarrers
Jakob Blum zu feiern. Der vorbereitende Ausſchuß hatte in der Tat
ein auserwähltes Programm aufgeſtellt. Geſangs= und Muſilvorträge,
Gedichte und ſonſtige Anſprachen ſowie turneriſche Vorführungen der
Deutſchen Jugendkraft wechſelten in programmäßiger Reihenfolge ab.
Als Meiſter ihres Inſtrumentes erwieſen ſich die Herren Guſtav Schnatz
(Cello) und Lehrer W. Schmidt (Violine). Herr Pfarrer Blum dankte
in bewegten Worten und gab ſeiner Freude über den hübſch arrangierten
und ſchön verlaufenen Abend Ausdruck. — Das Gernsheimer Strandbad
erfreute ſich am Sonntag eines überaus guten Beſuches. Viele Fremde
waren anweſend und tummelten ſich in den friſchen Fluten des Rheines.
— Gernsheim, 23. Juli. Waſſerſtand des Rheins am
22. Juli 0,11 Meter, am 23. Juli 0,06 Meter.
— Hirfchhorn, 23. Juli. Waſſerſtand des Neckars am
22. Juli 0,50 Meter, am 23. Juli 0,57 Meter.
Ck. Groß=Gerau, 21. Juli. Kreisfeuerwehrtag. Am
Sonntag, den 4. Auguſt, findet in Groß=Gerau der 15.
Kreisfeuenwehr=
tag des Verbandes Freiwilliger Feuerwehren des Kreiſes Groß=Gerau
ſtatt. Das Kreisamt Groß=Gerau hat dazu alle Bürgermeiſter und
Kom=
mandos der Pflichtfeuerwehren eingeladen. Nach Möglichkeit ſoll den
keilnehmenden Mirgliedern der Pflichtfeuerwehren neben der Erſtattung
Der Fahrkoſten auch ein entſprechendes Tagesgeld gewährt werden. —
Billige Bohnen. Die „Stoga”, die Starkenburger Obſt= und
Gemüſe=Anbau= und Verwertungsgenoſſenfchaft e. G. m. b. H. Groß=
Gerau, der 13 örtliche Genoſſenſchaften der Umgebung GBabenhauſen.
Büttelborn, Dornheim, Geinsheim, Gräfenhauſen, Groß=Gerau mit
Dormberg und Berrach, Klein=Gerau, Königſtädten, Drebur, Weiterſtadt,
Worfelden und Wixhauſen) angehören, hat folgenden bemerkenswerten
Aufruf erlaſſen: „Durch die Witterungsvevhältniſſe iſt der Preis der
grünen Bohnen bereits auf 3 bis 4 Pfennig pro Pfund herabgedrückt.
alle Märkte ſind überfüllt und der Abſatz iſt gewimnbringend unmöglich.
Wir empfehlen allen Mitgliedern deshalb, von dem Brechen von Bohnen
vorerſt Albſtand zu nehmen, da ein einigermaßen noch lohnender Preis
nicht garantiert werden kann. Der Vorſtand.‟ Der Entſchluß der
„Stoga”, die Bohnen vorläufig an den Sträuchern zu laſſen, iſt
durch=
aus verſtändlich, wenn man bedenkt, daß der erzielte Preis kaum das
Brechen der Bohnen bezahlt macht. Im vorigen Jahr ging es übrigens
den Gurkenbauern der Umgebung und des füdlichen Rieds mit den
Gurken gerade ſo. Damals mußten viele Tauſende ſchöner Gurken
ver=
faulen, weil der Verkaufspreis nicht einmal die Erntearbeit bezahlt
machte. — Ziegenmarkt. Der alljährlich ſtattfindende Groß=Gerauer
Ziegenmarkt findet in dieſem Jahre am 29. Juli, vormittags ab 9 Uhr,
auf dem Marktplatz ſtatt. — Autobusverbindung Groß=
Gerau—Rüſſelsheim. Am heutigen Sonntag verkehrte
erſt=
malig ein Autobus zwviſchen Groß=Gerau und Rüſſelsheim. Die
Abfahrt erfolgte 1,30 Uhr ab Hotel „Krone” in Groß=Gerau. Der
Autobus führt bis zum Rüſſelsheimer Strandbad. Die weiteren
Fahr=
ten erfolgten je nach Bedarf. Es wäre zu wünſchen, daß die neue
Ein=
richtung evhalten bleibt.
Br. Langen, 22. Juli. Umfall. Der Reiſende einer hieſigen
Mehl=
firma rannte mit ſeinem Motorrad gegen einen Baum und mußte ins
bieſige Krankenhaus gebracht werden. Er wollte nach einem Wagen
ſehen, der mit Mehl beladen in der Bohnſtraße zu Erzhauſen ein Rad
gebrochen hatte.
BF. Egelsbach, 22. Juli. In der hieſigen Gemarkung tritt ein ſehr
ſchädliches Inſekt auf, das die Blätter der Dickwurz total abfrißt. Wie
die Landwirtſchaftskammer in Darmſtadt feſtſtellte, handelt es ſich um
den neblichen Schildkäfer. Eine Bekämpfung des Schädlings iſt dringend
erforderlich, da er die ganze Dichwurzernte vernichten kann.
Bp. Langen, 21. Juli. Herr Friedhofsaufſeher Müller, welcher
ſeinen Dienſt zufriedenſtellend und jederzeit zuvorkommend ausgeführt
hat, iſt in den wohlverdienten Ruheſtand getreten. Auf das Ausſchreiben
der Gemeinde zwecks Vergebung der Aufſeherſtelle hatten ſich 15
Be=
werber gemeldet, darunter 6 Gärtner; denn ein ſolcher ſollte den
Vor=
zug erhalten. Die Stelle wwurde Martin Sallway 8. zugeſprochen. — Für
die neuzuerrichtende Schutzmannsſtelle hatten ſich 18 Bewerber
ge=
meldet. Doch kann die Stelle nur einer mit Anwärterſchein verſehenen
Perſönlichkeit übertragen werden. Deshalb erhielt ſie Herr Fr. Otte,
Schupobeamter in Babenhauſen.
Aa. Neu=Iſenburg, 21. Juli. Wohnungsbau. Auf Grund
eines „Sozialbauprogramms” plant die Stadt Neu=Iſenburg zur
Be=
hebung der Wohnungsnot einen großzügigen Wohnungsbau. Es ſollen
insgeſamt über 125 Wohnungen errichtet werden. DDas erſte, acht
Zwei=
zimmerſohnungen umfaſſende Haus iſt in dieſen Tagen fertiggeſtellt
worden. Die Wohnungen ſind trotz größter Sparſamkeit geräumig und
geſundheitlich einwandfrei.
Aus den Parkeien.
— Waldmichelbaſh, 22. Jnli. Am Samstag abend fand im
Kaiſerhof auf Veranlaſſung verſchiedener Waldmichelbacher Demokraten
eine Verſammlung ſtatt zwecks Neugründung einer demokratiſchen
Orts=
gruppe. Nach einem Vortrag von Generalſekvetär Dr. Kunze=
Darm=
ſtadt wurde beſchloſſen, die alte Ortsgruppe wieder aufleben zu laſſen,
und es traten ſofort der neuen Ortsgruppe 20 Mitglieder bei. Der
Vorſtand ſetzt ſich wie folgt zuſcmmen: 1. Vorſitzender Amtsgerichtsrat
Thomas, 2. Vorſitzender Dr. med. Winckler ſen., Schriftführer
Bürger=
meiſter Röth, Kaſſier Fabrikant Strauß.
Rheinheſſen.
* Mainz, 23. Juli. Chronik. Der Miniſter für die beſetzten
Gebiete, Herr Dr. Wirth, ſtattete am Montag nachmittag dem Herrn
Oberbürgermeiſter einen Beſuch ab. B=i dieſer Eelegenheit wurden
zunächſt die beſonderen Wünſche der Stadt Mainz beſprochen und im
Anſchluß daran unter Zuziehung der Vertreter der Städtevereinigung
des beſetzten Gebietes, ſowie der Spitzenorganiſation der Arbeitgeber
und Arbeitnehmer auch allgemeine, das beſetzte Gebiet berührende
Fragen, behandelt. Am Vormittag hatte der Herr Miniſter bereits eine
Beſprechung bei dem Vorſtand der Reichsvermögensverwaltung. — Von
der Kriminalpolizei wurde ein 20jähriges Mädchen
feſtge=
nommen, das in dringendem Verdacht ſteht, ein neugeborenes Kind
getötet zu haben. Die Leiche des Kindes wurde in der Klärbecken an
der Ingelheimer Aue gefunden. — Einen Hitzſchlag erlitt auf der großen
Langgaſſe ein 55jähriger Mann und ſtürzt= zu Boden. Er ſchlug dabei
mit dem Kopf ſchwer auf, zog ſich eine: Schädelbruch zu, an deſſen
Folgen er im Krankenhaus verſtorbea iſt. Im Mündaagsgebiet des
Mains hat ein gewaltiges Fiſchſterben eingeſetzt. Stellenweiſe ſind die
Ufer von einem drei bis 4 Meter breiten weißgrauen Streifen
einge=
ſäumt, der aus dicht aneinander gelagerten toten Fiſchen beſteht. Die
Fiſche ſind an Sauerſtoffmanegk zu Grunde gegangen. Der
Sauerſtoff=
ſchwund im Waſſer iſt aber nicht auf die tropiſch heiße Witterung
zurück=
zuführen, ſondern auf die Zerſetzung gewaltiger Mengen organiſcher
Subſtanzen, bei der Sauerſtoff verbraucht wird. Die Anhäufung an
or=
ganiſchen Subſtanzen kommt daher, daß die Abwäſſer der Städte
Frank=
furt und Offenbach durch geeignete Kläranlagen nicht genügend
ge=
reinigt werden.
Ac. Worms, 23. Juli. Verkehrsunfall. Auf der Landſtraße
Worms—Leiſelheim iſt am Sonntag mittag gegen 5.30 Uhr ein
achtjäh=
riger Junge namens Aumann von einem Motorradfahrer überfahren
worden. Das Kind wurde am Hinterkopf und im Rücken verletzt, ſo daß
es ſofort in ärztliche Behandlung gebracht werden mußte. Wie der
Unfall paſſiert iſt, konnte noch nicht aufgeklärt werden. — Nat.=ſoz.
Uniformen. Genau wie bereits im Mai für die engliſche Zone,
hat jetzt die Rheinlandkommiſſion auch für die franzöſiſch beſetzte Zone
den Mitgliedern der nat.=ſoz. Arbeiterpartei das Tragen von Uniformen
und Ausrüſtungsgegenſtänden verboten.
Oberheſſen.
Landforſtmeiſter a. 9. Dr. Carl Beber †
Schotten, 23. Juli. Im ſeiner alten Heimat, wo er nach ſeiner
Penſionierung ſeinen Lebensabend verbringen wollte, verſtarb
Staats=
rat und Landforſtmeiſter a. D. Dr. Carl Weber. Er hatte mit einem
Bekannten im Auto eine Fahrt in den Oberwald unternowmen. Auf
der Rückfahrt ſtürzte der Wagen infolge Reifenpanne bei Buſenhorn
eine Böſchung hinunter und überſchlug ſich. Der Fahrer blieb
unver=
letzt, ebenſo aueh Staatsrat Dr. Weber, der jedoch anſcheinend einen
Nervenſ hok erlitt, an deſſen Folgen er am Montag nachmittag verſtavb.
Staatsrat Dr. Weber war der Schöpfer des früheren
Generalkultur=
planes für den Vogelsberg. Die Schaffung bes Waſſerwerks Inheiden,
von dem die Stadt Frankfurt a. M. einen großen Teil ihres
Trink=
waſſers bezieht, des Ueberlandwerks Oberheſſen, der Lißberger
Tal=
ſperre und der Heſſiſchen Landeshypothekenbank in Darmſtadt ſind mit
auf ſeine Initiative zurückzuführen. Als Landtagsabgeordneter und
nicht zuletzt als Sttatsrat und heſſiſcher Landesforſtmeiſter hat er ſich
große Verdienſte erworben. Der rüſtige 66er hatte noch große Pläne
für ſeine oberheſſiſche Heimat; ein tragiſches Geſchick riß ihn allzufrüh
aus ſeiner Schaffenskraft.
In einem Beileidstelegramm an Frau Weber ſagt Staatspräſident
Dr. Adelung: „Das Heſſenland verliert in dem Verſtorbenen den
hervorragendſten und ideenreichſten Organiſator auf dem Gebiete des
land= und forſtwirtſchaftlichen Kulturweſens.”
Die Miniſterialforſtahteilung des Heſſiſchen Miniſteriums der
Finanzen widmet dem Verſtorbenen folgenden Nachruf:
Am 22. Juli verſchied in Schoſten unerwartet an den Folgen eines
ſtattgehabten Autounfalles Staatsrat i. R., Landforſtmeiſter Dr. Weber.
Am 14. Janar 1864 zu Neumühle bei Rodheim in Oberheſſen
ge=
boren, boſuchte Weber zuerſt das Realgymnaſium zu Gießen, wo er am
2. März 1883 das Maturitätsexamen beſtand. Er widmete ſich dem
Studium der Forſwwiſſenſchaft, beſtand 1889 das forſtliche Staatsexamen
und wurde, einem lange gehegten Wunſche gemäß, Oberförſter in
Ober=
heſſen, und zwar am 17. November 1897 Vorſtand des Forſtamts
Orten=
berg, jetzt Konradsborf. Hier hat er ſich ſowohl dem forſtlichen Berufe
als auch dem Gedeihen ſeiner obeibeſſiſchen Heimat voll und ganz
ge=
widmet. Seine Wahl zum Landtagsabgeordneten 1905 brachte ihn noch
in nähere Beziehung mit ſeiner geliebten oberheſſiſchen Heimat. An
der Seite ſeiner treuſorgenden Gattin, die ihm zwei Söhne ſchenkte,
hat er ſchöne, ſonnige Tage in Konradsdorf verlebt, bis auch für ihn
und die Gattin der Weltkrieg furchtbare Opfer forderte. Die beiden
blühenden Söhne blieben auf dem Felde der Ehre. Trotz dem ſchweren
Verluſte leiſtete Weber im Jahre 1219 in Zeiten ſchwerer Not, dem
Rufe des Finanzminiſters Folge und übernahm die Leitung der
Mini=
ſteriak=Forſtabteilung, um ſo in der Arbeit Vergeſſenheit zu ſuchen. Am
1. Januar 1924 übernahm dann Weber wieder nach ſeinem Wunſche
das Forſtamt Konradsdorf. In dieſer Stellung wurde er am 30. April
1928 in den wohlverdienten Ruheſtand verſetzt. Leider ſolltve dieſer
Ruheſtand für ihn nicht von langer Dauer ſein. Die ſchwer erkrankte
Gattin und die Schwägerin trauern mit den vielen Leidtragenden um
den Dahingeſchiedenen. Mis Weber iſt eine der markanteſten
Perſön=
lichkeiten Oberheſſens aus der letzten Zeit dahingegangen.
aber KHrien gegerlasdand Ahrte-dß eder
Sodhrmit Kauckgerit uussunisten sei. Uhas beift
einsichtig gehanselt, Habei kannte er noch garnicht
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mak übessittiet He erkischt wie ein naturzeiner Kein
Seite 8
Mittwoch den 24. Zuli 1929
Nummer 203
Der Feſtzug vor dem Armee=Muſeum.
In München fand unter ſtrahlend blauem
Him=
mel der 3. Reichs=Kriegertag ſtatt 80 000
Teil=
nehmer aus allen Teilen Deutſchlands waren
zuſammengekommen und zogen in einem rieſigen
Feſtzug durch die Stadt. Zahlreiche Generale
der ehemaligen Armee wohnten dem
Vorbei=
marſch, der viele Stunden währte, bei.
als
eine großartige Leiſtung.
New York, 23. Juli.
Die Morgemblätter berichten an hervorragendſter
Stelle über die Landung der „Bremen”, heben in den
Ueberſchriften ihre Rekordfahrt in vier Tagen
17 Stunden 42 Minuten und den Sieg über die
„Mauretania” um 7 Stunden 44 Minuten hervor
und feiern überhaupt die Fahrt der „Bremen” als
ein epochemachendes Ereignis in der
Schiffahrts=
geſchichte. Sie veröffentlichen viele Abbildungen und
Beſchreibungen des Schiffes und ſeiner techniſchen
Neuerungen ſowie ſeiner Bequemlichkeiten. Ein
her=
vorragender Vertreter der engliſchen Schiffahrt
er=
klärt, der Nekord der „Mauretania” ſei in ehrlicher
und redlicher Weiſe geſchlagen worden. Die
Deut=
ſchen hätten eine großartige Leiſtung mit einem
wun=
derbaren Schiff erzielt. Als echte Sportsmänner
hätten ſie engliſche Schiffahrtsintereſſenten in
Southampton zur Beſichtigung des Dampfers
ein=
geladen.
Am Brooklyner Pier wurde die „Bremen” auch
von Vertretern der Brooklyner Handelskammer und
anderer Organiſationen empfangen. Unter den
Zu=
ſchauermaſſen ertönten laute Ausrufe der
Bewunde=
rung, als das prachtvolle Schiff in Sicht kam. Die
Paſſagiere der „Bremen” äußerten ſich ſehr begeiſtert
und anerkennend über die Fahrt. Sie erklärten,
See=
krankheit wäre ihnen unbekannt geweſen, und
be=
ſonders bemerkenswert ſei es, daß die Maſchinen, die
in Cherbourg in Vollkraft geſetzt worden ſeien, erſt
auf der Höhe von Fire Island etwas geſtoppt
wor=
den ſeien, um das Poſtflugzeug abzulaſſen, deſſen
Ab=
flug ſich in glatteſter Weiſe vollzogen habe. Der
Präſident des Norddeutſchen Aoyd, Heineken, und
der Lloyd=Direktor Glaeſſel erklärten dem Vertreter
des W. T.B., daß ſie mit der Fahrt der „Bremen”
in jeder Hinſicht ſehr zufrieden ſeien. Direktor
Glaeſſel funkte an die Weſer=Werft: Es erfüllt uns
mit größter Freude, mitteilen zu können, daß die
ſchon während der Probefahrt gehegten Erwartungen
nicht nur erfüllt, ſondern übertroffen worden ſind.
Alle vier Turbinenſätze wurden von Cherbourg bis
zum Ambroſe=Kanal nicht ein einziges Mal geſtoppt.
Polizeidirektor Grover A. Whalen, der Führer
des ſtädtiſchen Empfangskomitees, beſtieg an der
Quarantäne=Station die „Bremen” und beſichtigte
das Schiff unter Führung des Präſidenten Heineken,
in deſſen Begleitung ſich der Generalkonſul v.
Le=
winſki, Konſul Dr. Heuſer und DDirektor Schuengl
befanden.
Empfang der „Bremen” in New York.
Die Morgenblätter erklären in ihren Berichten
über den Empfang der „Bremen”, ein ſolch
jubeln=
der Empfang wäre kaum je zuvor einem fremden
Schiff zuteil geworden. Es ſei jedenfalls der
glän=
zendſte ſeit Rooſevelts Rückkehr im Jahre 1910.
Ka=
pitän Mac Neill, Offiziere und Mannſchaften der
gegenwärtig im New Yorker Hafen liegenden „
Mau=
retania” beglüchwünſchten telegraphiſch Kapitän
Zie=
genbein, die Offiziere und die Mannſchaft der „
Bre=
men” herzlichſt zu ihrer Rekordreiſe und wünſchten
ihnen allen Erfolg. Kapitän Ziegenbein erklärte, er
habe die „Bremen” nicht überanſtrengen wollen. Es
ſei aber möglich, noch mehr aus den Maſchinen
her=
auszuholen, und er hoffe daher, noch einen beſſeren
Rekord aufſtellen und 30 Knoten erreichen zu können.
Die „Bremen” ſchlug auf ihrer Ueberfahrt den
ſoge=
nannten Mittelkurs ein, der 49 Meilen länger iſt,
als die von der „Mauretania” bei ihrer Rekordfahrt
benutzte nördliche Route. Die Paſſagiere der „
Bre=
men” weiſen in ihren Schilderungen auf das Fehlen
jedes Vibrierens im vorderen Teil der „Bremen”
hin. Nur auf dem Hinterſchiff habe ſich das übliche
Vibrieren eins großen Ozeandampfers bemerkbar
ge=
macht. Man hofft, daß auch dieſes Vibrieren zu
be=
ſeitigen ſein wird. Ferner ſollen die Schornſteine
des Dampfers um etwa 1.20 Meter erhöht werden,
da der Rauch zuweilen das Deck beſtrichen hat.
Brooklyn und New York empfingen heute den
Rapitän Ziegenbein. Bürgermeiſter Walker taufte
am Nachmittag das Poſtflugzeug. Der
Reichspräſi=
dent hat dem Nordd. Lloyd zu dem ſchönen Erfolg,
den ſein neuer Schnelldampfer „Bremen” errungen
hat, ſeine herzlichſten Glückwünſche ausgeſprochen.
fahrt des „Graf Zeppelin”.
Das Luftſchiff „Graf Zeppelin”, das nach einer
Ankündigung Dr. Eckeners am 1. oder 2. Auguſt nach
Amerika ſtarten wird und dann die große Reiſe um
die Welt unternimmt, wird jetzt fahrtbereit gemacht.
Augenblicklich werden nach dem befriedigenden
Er=
gebnis der Probeläufe mit den neuen Kupplungen
die Motoren wieder eingebaut. In den nächſten
Tagen wird das Luftſchiff zu einer Werkſtättenfahrt
über den Bodenſee aufſteigen.
Die Weltreiſe des „Graf Zeppelin”.
Paffſagierplätze faſt ausverkauft.
Im Anſchluß an die Amerikafahrt des „Graf
Zeppelin”, die in der erſten Auguſthälfte zur
Durch=
führung gelangt, wird das Luftſchiff die Reiſe um
die Welt antreten. Die Route verläuft in öſtlicher
Richtung, zunächſt von Friedrichshafen über Oſt=
=uropa und das innere Aſien nach Tokio, wo die
erſte Zwiſchenlandung vorgenommen wird. Die
Etappe der Fahrt führt über den Stillen Ozean
nach San Diego oder Los Angeles, die dritte quer
über den amerikaniſchen Kontinent nach Lakehurſt.
Von hier aus wird das Luftſchiff über den Atlantik
nach Friedrichshafen zurückkehren. Nach einer
Mittei=
lung der Hamburg—Amerika=Linie, die das
aus=
ſchließliche Buchungsrecht für ſämtliche
Zeppelinfahr=
ten beſitzt, ſind noch einige Paſſagierplätze für die
Amerikareiſe frei, während die Weltfahrt des „Graf
Zeppelin” ſchon jetzt nahezu ausverkauft iſt.
Ein japaniſcher Dampfer geſunken.
Sechzig Tote.
London. Wie Lloyds aus Tokio berichtet, ſind
die japaniſchen Dampfer „Tatſumo Maru” und
„Hſinkong” auf der Höhe der Halbinſel Schantung
während eines Sturmes zuſammengeſtoßen. Die
„Hſinkong” ſank; 60 Perſonen ertranken. Die „
Tat=
ſumo Maru”, die ſchwer beſchädigt wurde und leck
iſt, hat Kurs auf Kobe genommen.
4
Reich und Ausland.
Der Deutſche Studententag in Hannover,
Hannover. Das Plenum des Studententages
nahm am Montag in einer Vollſitzung einen Antrag
des Hauptausſchuſſes an, in dem auf Grund des
Berichts des Vorſtandes der Deutſchen
Studenten=
ſchaft feſtgeſtellt wird, daß die Bemühungen zur
Wie=
dererlangung der ſtaatlichen Anerkennung der
preu=
ßiſchen Studentenſchaften in Anbetracht der
augen=
blicklichen politiſchen Lage einen Erfolg nicht
ge=
habt haben. Die Deutſche Studentenſchaft ſei, ſo heißt
es weiter, nicht gewillt, von ſich aus Konflikte mit
den Hochſchulverwaltungen der deutſchen Länder
her=
beizuführen. Der Studententag erwarte jedoch von
allen einzelnen Studentenſchaften ein unbedingtes
Eintreten für die Deutſche Studentenſchaft. Der
Studentenſchaft ſei häufig eine Nichtachtung der
Staatsnotwendigkeiten oder gar eine
Staatsfeindlich=
keit zum Vorwurf gemacht worden. Sie habe jedoch
in den Erſchütterungen der Nachkriegszeit häufig
genug wie alle anderen Volksſchichten durch Einſatz
von Leben und Geſundheit bewieſen, daß ſie zu
einem ſelbſtloſen Eintreten für den Staat bereit ſei.
Nach langen Auseinanderſetzungen wurden die
An=
träge der Studentenſchaften der Techniſchen
Hoch=
ſchulen München und Brünn, bezüglich der
Einfüh=
rung eines numerus clausus für deutſche
Staats=
bürger jüdiſcher oder nichtdeutſcher Abſtammung an
den deutſchen Hochſchulen als nicht friſt= und
form=
gerecht eingereicht abgelehnt.
Ein ſechsfacher Familienvater ertrunken.
Naſſau (Lahn). Der 35jährige Anſtreicher
Bär badete am hieſigen Gaswerk und verſank
plötz=
lich in den Fluten. Sein älteſter Sohn ſchwamm
vom anderen Ufer herüber und wollte ihn retten,
was ihm aber nicht gelang. Auch die Tauchverſuche
anderer hatten keinen Erfolg. Als man ſpäter die
Leiche von einem Boot aus fand, waren
Wiederbele=
bungsverſuche zu ſpät. Bär hinterläßt Frau und
ſechs unverſorgte Kinder.
Neues Brandunglück in Wartmannsroth.
Würzburg. Das im vorigen Jahre von
einem ſchweren Brändunglück heimgeſuchte
Wart=
mannsroth bei Hammelburg war in der Nacht zum
Dienstag neuerdings der Schauplatz eines großen
Schadenfeuers. Ein in der Scheune des Landwirts
Julian Zeitz ausgebrochener Brand äſcherte vier
Scheunen ſowie zwei Stallungen nebſt
Nebengebäu=
den ein. Das Vieh konnte gerettet werden. Es wird
Brandſtiftung vermutet.
Unwetter in Baden.
Karlsruhe. Ueber die Karlsruher und
Bruch=
ſaler Gegend zog am Montag nacht gegen 16 Uhr
ein ſchweres Gewitter, verbunden mit heftigem
Hagelſchlag und orkanartigem Sturm. In den
Fel=
dern und Gärten wurde erheblicher Schaden
ange=
richtet. Beſonders ſchwer hauſte das Uwwetter in der
Gegend von Teutſchneuroth, wo u. a. eine
Geflügel=
farm zerſtört wurde. Dabei wurde durch Einſturz
eines Mauerteiles eine 23jährige Modiſtin aus
Karls=
ruhe, die bei der Bergung der Ernte half, getötet.
In Unterröwisheim ſtürzte eine Ziegelei ſamt
Schornſtein ein. Menſchen kamen hier nicht zu
Scha=
den. In Karlsruhe und in Bruchſal gab es, trotzdem
die Waſſermaſſen nur kurze Zeit niedergingen, ſtarke
Stauungen, ſo daß in verſchiedenen Straßen das
Waſſer in die Keller eindrang.
Unwetter über Warſchau.
Warſchau. Vorgeſtern herrſchte in Warſchau
eine tropiſche Hitze. Es ſind fünf Todesfälle durch
Hitzſchlag zu verzeichnen. Abends wütete dann über
der Stadt ein Gewitter. Vom Blitzſchlag getötet
wurde eine Perſon, verletzt wurden drei Perſonen.
Der Blitz ſchlug auch in einige Straßenbahnwagen.
Einige Stadtteile, deren Lichtleitungen zerſtört
wur=
den, verſanken in Dunkelheit. Auf das Gewitter
folgte ein Platzregen, der einige Stadtteile faſt
voll=
ſtändig unter Waſſer ſetzte.
Die „Southern=Croß”=Flieger in Berlin.
Berlin. Die „Southern=Croß”=Flieger
Kings=
ford Smith, Ulm und Mac Williams ſind am
Diens=
tag nachmittag 2.50 Uhr auf dem Flughafen
Tempel=
hof eingetroffen. Zum Empfang der Flieger waren
Geheimrat Fiſch vom Reichsverkehrsminiſterium,
ſo=
wie Vorſtandsmitglieder der Deutſchen Lufthanſa
und der Flughafengeſellſchaft erſchienen. Die Flieger
werden heute noch in Berlin bleiben und am
Don=
nerstag nach Paris fliegen.
Der 3. Reichs=Kriegerkag in München.
Ein doppelter Welkrekord beim 10. Jubiläum der Rhön=Segelflüge.
aber dem Eisbär iſt ſelbſt das Waſſer zu warm.
Heiße Tage! Alles flieht ins kühlende Waſſer. Aber dem Eisbär kann ſein kleiner Tümpel wenig
nützen. Auf den heißen Felſen ſtreckt er ſich aus und denkt zurück an das Land des ewigen Eiſes.
Plötzlicher Tod auf der Straße.
Berlin. Beim Ueberſchreiten der Wallſtraße,
vor dem Hauſe Nr. 2, kam am Montag um 20.45 Uhr
der 45jährige Monteur Georg Kräuter aus
Arheilgen bei Darmſtadt, zurzeit Kölniſche
Straße 68 wohnhaft, an einer Straßenbahnhalteſtelle
zu Fall, fiel gegen einen Straßenbahnwagen der
Linie 91 und blieb bewußtlos liegen. Der Arzt der
Rettungsſtelle konnte nur noch den bereits
eingetre=
tenen Tod feſtſtellen, deſſen Urſache unbekannt blieb.
Kräuter hatte ſtark blutende Wunden an der Stirn.
Die Leiche wurde dem Leichenſchauhaus zugeführt.
Statiſtik der Unfälle in Frankreich.
Paris. Das „Journal” veröffentlicht eine
Statiſtik über die Anzahl der bei Verkehrs= und
Badeunfällen in den letzten zehn Tagen ums Leben
gekommenen Perſonen. Danach ſind ſeit dem 14. Juli
186 Perſonen bei Unfällen ums Leben gekommen, und
zwar 95 Perſonen bei Verkehrsunfällen und 91 durch
Ertrinken. 220 Perſonen wurden in der gleichen
Zeit bei Verkehrsunfällen verletzt. Allein am letzten
Sonntag belief ſich die Zahl der bei Verkehrsunfällen
Umgekommenen auf zehn, die der Ertrunkenen auf
zwölf.
Verzweiflungstat eines arbeitsloſen Bäckers.
Budapeſt. Ein aufregendes Ereignis ſpielte
ſich auf einer Brücke in Budapeſt ab. Dort waren
ein Mann, eine Frau und ein junges Mädchen
er=
ſchienen. Plötzlich packte der Mann das Mädchen und
warf es über das Geländer in die Donau. Sodann
ſprang er blitzſchnell dem Mädchen nach. Auch die
Fran wollte ſich über das Geländer ſchwingen, wurde
aber von Fußgängern daran gehindert. Motorboote,
die ſofort ausliefen, konnten den Mann aus dem
Waſſer ziehen. Das Mädchen war jedoch bereits in
den Wellen verſunken und kam nicht wieder zum
Vor=
ſchein. Wie ſich herausſtellte, handelt es ſich um
die Tat eines arbeitsloſen Bäckers, der mit ſeiner
Lebensgefährtin und ſeiner Tochter von Debreczin
nach Budapeſt gekommen war,
Kronfelds Segelflugzeug „Wien” kurz nach dem Start.
Im Kreis: Weltrekordſegelflieger Kronfeld.
Der 10. Wettbewerb der Rhön=Segelflüge ſah einen ſenſationellen Doppel=Weltrekord. Kronfeld=
Wien flog motorlos 150 Kilometer mit einer Höhe von 2050 Meter. Bei Bernsdorf, 10 Kilometer
von Gera, landete er glatt.
Heiße Tage!
Die Menſchen retten ſich ins Waſſer,
[ ← ][ ][ → ]Nummer 203
Mittwoch, den 24. Juli 1929
Seite 9
Spoll ehler und Turnen,
Handoall.
Das Endſpiel um die Süddeutſche Pokalmeiſterſchaft.
Im Erbacher Skadion:
Sportverein Darmſtadt 1898 — 1. F. C. Nürnberg.
Der kommende Sonntag, gleichzeitig der letzte Sonntag der
Spiel=
zeit 1928/29, bringt endlich die Entſcheidung, wer Süddeutſcher
Pokal=
meiſter wird und damit gleichzeitig das Recht erlangt, bei den
Süddeut=
ſchen Meiſterſchaftsendſpielen, des nächſten Jahres teilzunehmen.
Be=
kanntlich findet das Spiel im Erbacher Stadion ſtatt, und zwar
vor=
mittags 11 Uhr. Somit iſt wiederum eine glänzende Gelegenheit
gegeben, im Odenwald werbend für den Handballſport zu wirken. Wir
zweifeln keinen Augenblick daran, daß das ſo ſportfreudig eingeſtellte
Odenwaldſtädtchen dem bedeutungsvollen Spiel einen würdgien Rahmen
geben wird.
Mit dem 1. F. C. Nürnberg und dem Sportverein Darmſtadt 1898
haben ſich zwei Mannſchaften zu dem Endſpiel qualifiziert, die beide
verdienen, die Pokalmeiſterwürde zu erlangen. Die Handballmannſchaft
des vielgerühmten Nürnberger „Club” beſitzt ſchon ſeit Jahren eine
anerkannt große Spielſtärke, wenn es auch durch die ſtarke Konkurrenz
der Spielvereinigung Fürth bisher nicht zu Meiſterehren gelangt hat.
In den diesjährigen Pokalſpielen verſtand es die Elf vortrefflich, ſich
durchzuſetzen. Siege gegen Augsburg und die guten
Handballmannſchaf=
ten von München brachten den Nürnbergern die Pokalmeiſterſchaft von
Vahern und der 6:2=Sieg gegen V. f. B. Stuttgart, den Pokalmeiſter
von Württemberg=Baden, die Berechtigung zur Teilnahme am Endſpiel.
Die Nürnberger Mannſchaft iſt zurzeit in allerbeſter Form, ſo daß ein
äußerſt tüchtiger Partner der einheimiſchen Mannſchaft gegenübertreten
wird. Deren Weg zum Endſpiel iſt ja bekannt. Die 98er hatten es
nicht leicht, ſich im Bezirk durchzuſetzen. Siege in Darmſtadt gegen
Polizei Worms und Hakoah Wiesbaden und auswärts gegen
Schwan=
heim und Fußballſportverein Frankfurt ebneten den Weg zur
Bezirks=
pokalmeiſterwürde; ein weiterer Sieg gegen den Rhein=Saarmeiſter,
V. f. R. Mannheim, gibt den Darmſtädtern das Recht, in Erbach gegen
Nürnberg antreten zu dürfen.
Wie ſtehen die Ausſichten des Spieles? In früheren Jahren
ver=
ſtanden es die 98er in der Regel, die ausgetragenen Freundſchaftsſpiele
gegen Nürnberg ſiegreich zu beſtehen. Ob ein Sieg im bevorſtehenden
Spiel gelingen wird, iſt eine offene Frage, da des Gegners Spielſtärke
zweifellos gewachſen iſt. Es ſollte auf jeden Fall ein intereſſanter
Kampf ſich entſpinnen, da die mit dem Sieg verbundenen Vorteile wohl
aller Anſtrengung wert ſind. Die langjährigen Freundſchaftsbande
zwiſchen beiden Mannſchaften gewährleiſten überdies die einwandfreie
Austragung des Treffens.
Der Sportverein Darmſtadt 1898 hofft, daß eine große Anzahl
Anhänger die Mannſchaft nach Erbach begleitet. Der Zug ab
Oſtbahn=
hof 8 Uhr 2 Min. iſt äußerſt günſtig, da er ſchon 1 Stunde vor
Spiel=
beginn in Erbach eintrifft. Da Sonntagskarten gelöſt werden können,
ſind die Fahrtkoſten nicht groß, wie auch die Eintrittspreiſe zum Spiel
ſehr niedrig gehalten ſind (1 Mk. Tribüne und 50 Pfg. Stehplatz). Um
die Fahrt möglichſt bequem zu geſtalten, wird die Leitung der 98er die
Reſervierung einiger Wagen bei der Reichsbahndirektion veranlaſſen;
dazu bedarf es jedoch eines Ueberblicks über die Zahl der Mitfahrenden,
ſo daß es nötig iſt, daß die im Zigarrenhaus Becher (Grafenſtraße)
aufliegende Einzeichnungsliſte von allen Intereſſenten benutzt wird.
200 Yards Bruſt in 2:30,8 Min. Neuer Schwimmweltrekord
Wal=
ter Spences. Amerikas Meiſter im Bruſtſchwimmen, Walter Spence,
der langjährige Rivale Erich Rademachers, befindet ſich zurzeit in
Hoch=
form. Bei einer am Sonntag abgehaltenen Veranſtaltung legte Spence
200 Yards in der neuen Weltrekordzeit von 2:30,8 Minuten zurück und
ſchlug damit die von ihm am 19. März 1927 in Brooklyn aufgeſtellte
Welthöchſtleiſtung von 2:31,8 Minuten.
10. Rhön=Segelflug-Wektbewerb 1929.
Von unſerem A. K.=Sonderberichterſtatter.
Fliegerlager Wafſerkuppe, 22. Juli.
Auch der fünfte Wettbewerbstag brachte einige recht beachtliche
Lei=
ſtungen. Ein friſcher Weſt von 8—10 Meter=Sek., teilweiſe bis 12 Meter,
ſorgte für einen ſehr regen Flugbetrieb. Mayer auf M 1 und Neininger
auf „Darmſtadt” ſegelten je 34 Stunden, Bachem auf „Stadt
Stutt=
gart”, Krebs auf „Kakadu” und Hurttig auf dem Doppelſitzer „Herkules”
blieben über eine Stunde in der Luft. Von mehreren anderen
Ma=
ſchinen wurden Flüge von über ¼ Stunde Dauer durchgeführt.
Am Nachmittag gelang es Krebs, den für den heutigen Tag für die
Teilnehmer des Uebungswettbewerbs ausgeſchriebenen Preis von 250
Mark für die Umrundung der Eube zu erringen. Hirth auf „Lore‟
führte einen ſehr ſchönen Segelflug von der Waſſerkuppe nach der in
einer Entfernung von 4½ Km. der Waſſerkuppe nördlich vorgelagerten
Milſeburg aus, überflog dieſe in geringer Höhe und kehrte, nachdem er
unterwegs die verlorene Höhe durch Hangſegeln wieder erreicht hatte,
nach der Waſſerkuppe zurück, wo er glatt landete. Als gegen 5 Uhr ein
überaus heftiges Gewitter hereinbrach, ſtartete noch der gänzlich
wie=
derhergeſtellte Groenhoff mit Schleicher auf deſſen Doppelſitzer „
Rhön=
adler” und Krebs auf dem „Kakadu‟. Eine Windſtärke von 20 Meter=
Sek., die Böen von 25 Meter=Sek. mit ſich brachte, ließ die leichte
Ma=
ſchine von Krebs aber nicht in die Höhe kommen und zwang ihn, zu
landen, während die größere und ſchwere Maſchine Schleichers
weiter=
flog. Obwohl es von allen Seiten ſtark donnerte und ein
außerordent=
lich ſtarker Sturm über die Kuppe hinwegbrauſte, der das Flugzeug
manchmal rückwärts trieb, und ein heftiger Regen herniederrauſchte, ließ
Groenhoff ſich nicht ſtören und flog ruhig weiter. Leider war er nur
etwas zu ſpät geſtartet, da die Vorderſeite des hereinbrechenden
Gewit=
ters ſtets den Höhe=verheißenden Aufwind mit ſich führt, und er erſt
kurz nach Ausbruch des Gewitters geſtartet war. So konnte das
Flug=
zeug nur 300 Meter an Höhe gewinnen. Heftig wurde der Apparat
von den ſtoßweiſe aufeinanderfolgenden Böen hin= und hergeworfen und
entſchwand oft den Blicken der Zuſchauer in den Wolken, aus denen er
bald wieder auftauchte. Da die Heftigkeit des Gewitters aber ſtändig
zunahm, das Flugzeug aber auch keine Höhe mehr gewann, entſchloß
ſich Groenhoff zur Landung, die nach einem Fluge von 21 Minuten
mitten im Lager erfolgte. Mit dem Ergebnis des heutigen Tages
be=
trägt die Geſamtzahl der im Wettbewerb bisher durchgeführten Flüge 80.
Im Uebungswettbewerb iſt zu bemerken, daß alle Piloten ſich ſchon
mehr und mehr um den in der Ausſchreibung ausgeſetzten
Geſamtflug=
dauerpreis bewerben, der für drei Flugzeuge im Betrage von 1800 Mark
ausgeſchrieben iſt. An erſter Stelle ſteht bisher Krebs mit 4 Stunden
46 Minuten, an zweiter Stelle Bachem mit 4 Stunden 41 Minuten,
an dritter Stelle Neininger mit 3 Stunden 45 Minuten.
Bei dem ebenfalls für drei Flugzeuge ausgeſchriebenen Preis für
die größte Geſamtflughöhe im Betrage von 1500 Mark ſteht an erſter
Stelle wiederum Krebs mit rund 1300 Meter, an zweiter Stelle Bachem
mit etwa 800 Meter und an dritter Stelle Bedau auf „Luftikus” mit
608 Meter. Der Höhenflug Kronfelds mit 2050 Meter und der Hirths
mit 1025 Meter kommen für dieſen Preis nicht in Frage, da beide
Pi=
loten dem Leiſtungswettbewerb angehören und der Preis für den
Uebungswettbewerb ausgeſetzt iſt. — Von den für den
Leiſtungswett=
bewerb ausgeſetzten Preiſen iſt bisher der Fernſegelflugpreis in Höhe
von 2500 Mark von Kronfeld durch ſeinen Rekordflug gewonnen
wor=
den. Eine endgültige Zuſprechung des Preiſes kann erſt nach
Beendi=
gung des Wettbewerbes erfolgen, da die Preisſumme, die für eine
Min=
deſtſtrecke von 60 Km. ausgeſetzt iſt, die beiden beſten Flugzeuge im
Ver=
jältnis der zurückgelegten Strecken bewertet, die die Ausſchreibung
er=
füllt haben.
Ein Eispalaſt in Köln. In der Kölner Rheinlandhalle wird in den
nächſten Wochen eine Eisbahn mit 800—1000 Quadratmeter Fläche
er=
öffnet, die auch im Sommer den Winterſportvergnügungen ſowie dem
Eishockey dienen ſoll. Köln hat damit neben Berlin eine Halleneisbahn.
Im Winter ſollen auf dieſer Bahn auch internationale Eishockeyſpiele
und ſonſtige Eiswettbewerbe ſtattfinden.
Rundfunk=Programme.
Frankfurt.
Mittwoch, 24. Juli. 13.15: Schallplatten. O 15.15:
Jugend=
ſtunde. Ilſe=Helene Roettgen: Altes und Neues. O 16.15:
Stutt=
gart: Konzert des Funkorch. o 18.10: Bücherſtunde. 18.30:
Kaſſel: Ratſchläge für Mutter und Kind. o 18.45: Pfarrer Taesler:
Wirkungen auf die kunſthiſtoriſche Forſchung. Sprecher: E. Möllmann.
O 19.25: Vortrag. O 19.45: Geh. Rat Prof, Dr. Möbius: Unſer
Getreide. O 20: München: Mädi. Operette in drei Akten. Muſik
von Robert Stolz. Perſ.: Graf Anatol Welsberg; Baron Peter
von Ternitz; Fedor von Beenſtorf; Mädi; Baron Auſtide Stelzer;
Clos Bernas; eine indiskrete Dame; ein neugieriger Backfiſch;
Perlſee Portier des Hotels; Pompinier, der Schlafwagenſchaffner
des Rwiera=Expreß; Liftboy; Zeitungsverkäufer; Archibald, ein
Klubdiener; Herren des Klubs, Herren und Damen der
Geſell=
ſchaft, Träger.
Königswuſierhauſen.
Deutſche Welle. Mittwoch, 24. Juli. 10: Dr. Hafek: Mundart
oder Schriftſprache. o 10.35: Mitteilungen des Reichsſtädtebundes.
O 12: Schallplatten. o 15: Dr. Walliſch: Von Barcelona nach
Algecrras. Längs der ſpaniſchen Oſtküſte. O 15.40: Chriſtine Sachſe:
Was kann die Landfrau für die Erzeugung geſunder Milch tun?
O 18: Legationsrat Dr. Böhme: Die gegenwärtige Lage des
deutſchen Schulweſens im Ausland. O 16.30: W. Hirſchberg: Hugo
Wolf als Opernkomponiſt. o 17: Hamburg: Kurkonzert aus Bad
Pyrmont. O 18: Prof. Dr. Briefs: Ein halbes Jahr
Arbeits=
marktentwicklung. O 18.30: Staatsrat Holtz: Erlebniſſe in Abeſſinien.
0 18.55: K. Graef: Der Bau des menſchlichen Stimmapparates.
O 19.20: Prof. Bickerich: Deutſche Muſik im Auslande. o 20:
Wovon man ſpricht. O 20.30: Frank Wedekind. Zur Feier ſeines
65. Geburtstages. „Der Marquis von Keith.‟ Danach:
Tanz=
muſik. Kapelle Kermbach. O Pauſe: Bildfunk.
Weiterbericht.
Das kontinentale Hochdruckgebiet hat ſich weiter verſtärkt. Ein
Kerngebiet liegt heute morgen mit Barometerſtänden von nahezu 770
Millimeter über Bayern. Auch über den britiſchen Inſeln iſt der
Luft=
druck kräftig angeſtiegen. Die Störungsgebiete haben ſich ſomit mehr
nördlich verlagert. Es hält daher das heiße Wetter noch an, jedoch
werden bei der großen Hitze immer wieder leichte lokale
Gewitter=
ſtörungen auftreten.
Ausſichten für Mittwoch, den 24. Juli: Fortdauer des meiſt heiteren
und heißen Wetters mit zeitweiſe lokalen Gewitterſtörungen.
Ausſichten für Donnerstag, den 25. Juli: Keine weſentliche Aenderung
der Wetterlage.
berg
Taunus Waſſ.=
Kuppe Feld=
berg
Shgae
wald Zug=
ſpitze Aſten Kahler Fich=
ſtelberg Schnee=
koppe Wetter heiter wolkig heiter heiter heiter heiter heiter Temperatur (*C) 21 20 18 7 19 18 14 Wind SW. SSW. WNW SW. NW. Niederſchlagimm) Schneedecke (cm)
Hauptſchriftleitung: Rudolf Maupe
Verantwortſich für Polltik und Wirtſchaft: Rudolf Mauve; für Feulſſeton, Reich und
Ausland und Heſſiſche Nachrichten: Max Streeſe; für Sport: Dr. Eugen Buhlmann;
für den Handel: Dr. C. H. Quetſch; für den Schlußdienff: Andreas Bauer; ſür
„Dſe Gegenwart”: Dr. Herbert Nette; für den Inſeratenteil: Willp Kuhle; Drug
und Verlag: L. C. Wittich — ſämtlich in Darmſtadt
Für mverlangte Manuſkripte wird Garantie der Rückſendung nicht Übernommen.
Die heutige Nummer hat 12 Seiten.
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Telephon 3152.
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Namen „Caro” hörend, entlaufen.
Wiederbringer erhalten Belohnung. Vor
Ankauf wird gewarnt.
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Aus den Amtsverkündigungen des Kreisamts
Darmſtadt und den Bekanntmachungen des
Polizeiamts Darmſtadt.
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1 Spazierſtock. 4 Brieftaſchen. 1
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uhr. 1 Paar Glacéhandſchuhe. 8
Aufſteck=
kämme. 1 Paar Damenhandſchuhe. Eine
ſilberne Halskette. 5 Bund Schlüſſel, —
Zugeflogen: 1 Kanarienvogel. —
Zuge=
laufen: 1 Rottweiler, 1 deutſcher
Schäfer=
hund.
Wir machen wiederholt darauf
auf=
merkſam, daß auch noch Fundgegenſtände
vorhanden ſind, die in früheren
Bekannt=
machungen verzeichnet ſind. Intereſſenten
Tönnen die Fundgegenſtände während der
Büroſtunden auf Zimmer 1 beſichtigen.
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Ohne Blut können sie nicht leben. FLIT
kennt kein Erbarmen mit den Mücken und
tötet sie alle auf der Stelle.
FLIT dringt in alle Ritzen und
unzugängli-
chen Verstecke ein, in denen sich
Scha-
ben, Wanzen und Ameisen verbergen, und
zerstört damit restlos auch deren Brut.
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Nummer 203
Mittwoch, den 24. Juli
Das Bild der Wirtſchaft.
Im Juni iſt die Steinkohlenförderung, ſoweit es die
vorläu=
figen Zahlen aus dem Ruhrbergbau erkennen laſſen, gegenüber dem
Mai ziemlich ſtark angeſtiegen. Die geſamte Kurve der Kohlenförderung
weiſt trotz der großen Rückſchläge im vorigen Herbſt und in dieſem
Frühjahr doch im ganzen ſeit dem vorigen Frühjahr eine deutlich
ſtei=
gende Richtung auf. Weniger deutlich kommt das für die Braunkohle
zur Geltung. Hier liegt für den Juni noch keine abſchließende Zahl
vor, doch dürfte die Förderung auch die Maiziffer übertroffen haben.
In der Eiſeninduſtrie hat der Juni für Roheiſen eine leichte
Steige=
rung gebracht trotz der geringeren Zahl von Tagen gegenübere dem
Mai. Beim Rohſtahl iſt die Zunahme nur ſehr gering, ſo daß ſich, auf
Meiallnokierungen.
Produkienberichke.
erzeugung im Juni ſchließen.
Die Erzeugung elektriſchen Stromes liegt im Frühjahr naturgemäß
tiefer als im Winter, gleichwohl ſind die Werte für April und Mai
be=
trächtlich höher als im vorigen Jahre.
Der Wohnungsbau hat auffallenderweiſe auch im April erſt einen
Zuwachs von rund 6700 Wohnungen ergeben — beträchtlich weniger als
im gleichen Monat des vorigen Jahres.
Der Abſatz für Zement und für Kali entſpricht der Jahreszeit.
Wirtſchaftliche Rundſchau.
Vom Holzmarkt ſchreibt uns unſer Mitarbeiter:
Sägewerks=
beſitzer, Platzholzhändler und Holzverbraucher ſind mit der
Ge=
ſtaltung der Lage gleich unzufrieden. Die Verſteifung des
Geld=
marktes, die Auswirkung der Reiſezeit, die abnehmende
Bau=
tätigkeit haben zu einer Einſchränkung des Abſatzes in
Schnitt=
hölzern geführt. Vor allem iſt der ſtockende Abſatz am Baumarkt
für die kleinen Sägewerke, die Bauholz einſchneiden wollen
ſto=
rend. Die Preiſe ſind gedrückt, ſo z. B. lagen für geſägte
Bau=
hölzer, vollkantig geſchnitten, Preisangebote von 60 bis 62 Mark
frei oberrheiniſcher Häfen vor, und es gab im oſt= und
nord=
deutſchen Holzhandelsverkehr Offerten in Lagerbalken (ohne
Auf=
gabe der einzelnen Längen) frei Waggon Berlin zum Preiſe von
(0 Mark, alles im Großhandel. Daß die Bautiſchlereien ſeit
eini=
ger Zeit über eine Abnahme der Aufträge zur Herſtellung von
Fenſtern und Türen berichten, iſt verſtändlich, nachdem neue
Pro=
jekte nur ſelten noch, weil die Jahreszeit zu weit vorgeſchritten
iſt, begonnen werden. In Schleſien ſind zwei ſeit Jahrzehnten
beſtehende Holzproduktionsfirmen inſolvent geworden; ſie
beſchäf=
tigten ſich in größerem Umfange mit der Belieferung der
Reichs=
bahn in Werkſtättenhölzern. Das Falliment zeigt, wohin die
Schleuderangebote, zu denen die Reichsbahn ihren Holzbedarf
decken kann, führt. Blanke aſtreine Seiten wurden nach wie vor
zu 85 bis 90 Mark je Kubikmeter frei Waggon deutſch=polniſcher
Grenze angeboten. Das Angebot in trockenen angeblauten Seiten
hat nunmehr vollſtändig aufgehört.
Die Deutſchen Konſumvereine im erſten Halbjahr 1929. Die
Groß=
einkaufsgeſellſchafr Deutſcher Konſumvereine m. b. H., Hamburg,
konnte im erſten Halbjahr 1929 mit 221 210 213 Mk. gegenüber dem
Vorjahre einen Mehrumſatz von 23 781 674 Mk., gleich 12,05 Prozent,
erzielen. An Erzeugniſſen aus den eigenen Produktionsbetrieben
wur=
den im erſten Halbjahr 1929 54 598 775 Mk. gegen 48 194 612 Mk. im
erſten Halbjahr 1928 umgeſetzt. Der Mehrumſatz in den erſten 6
Mo=
naten des Jahres 1929 kam demnach einer Erhöhung von 13,5
Pro=
zent gleich.
60 Mill. RM. Ausandskredit der Berliner Verekehrs=A.=G.
Dur Vermittlung der Darmſtädter und Nationalbank hat ein
unter ihrer Führung ſtehendes internationales Bankenkonſortium,
dem eine amerikaniſche Gruppe unter Führung von Kuhn, Loeb
& Co., New York, eine engliſche Gruppe unter Führung von J.
Henry Schroeder & Co., London, ferner die Schweizeriſche
Kredit=
anſtalt in Zürich und die Internationale Bank zu Amſterdam
an=
gehören, der Berliner Verkehrs=A.=G. einen einjährigen Kredit
von 60 Mill. RM. eingeräumt. Es iſt in Ausſicht genommen, daß
das gleiche internationale Bankenkonſortium bei geeigneten
Markt=
verhältniſſen eine Anleihetransaktion für die Berliner Verkehrs=
A.=G. durchführen wird.
Viehmärkke.
Mainzer Viehhof=Marktbericht vom 23. Juli 1929. Aufgetrieben
waren 37 Ochſen, 20 Bullen, 323 Kühe, 232 Färſen, 386 Kälber, 23
Zie=
gen und Schafe, 903 Schweine. Der Marktverlauf war ſchleppend,
Ueber=
ſtand. Je nach Qualität wurden pro 50 Kg. Lebendgewicht folgende
Preiſe in RM. bezahlt. Ochſen 55—59, 48—54, Bullen 38—46, Kühe
44—47, 35—42, 30—35, Färſen 46—59, Kälber 53—65, 44—52. Schweine
78—8, 80—84, 85—88.
Rindermarkt in Gießen. Auf dem Gießener Rindermarkt ſtanden
1091 Stück Großvieh und 231 Kälber zum Verkauf. Der Handel war
ſchlecht; die Kaufluſt für Zukſtvieh war ſehr gering, für Schlachtvieh
herrſchte kaum Nachfrage. Der Markt hinterließ großen Ueberſtand.
Man bezahlte für Kühe 1. Qual. 450—550 Mk., 2. Qual. 30—450 Mk.,
3. Qual. 150—250 Mk., Schlachtkühe 100—300 Mk., ein= bis zweijährige
Minder 90—140 Mk., Kälber je Pfund Lebendgewicht 45—55 Pf. Für
beſſere Tierg wrden Preiſe über dieſe Notiz bezahlt.
Die Berliner Metallnotierungen vom 23. Juli 1929 ſtellten ſich für
Elektrolytkupfer auf 170.75 RM., Originalhüttenaluminium 190.00 RM.,
desgl. in Walzen oder Drahtbarren 194.00 RM., Reinnickel 350.00 RM.,
Antimon Regulus 64.00—68.00 RM., Feinſilber 72.25—74.00 RM.
Die Berliner Metall=Termine vom 23. Juli 1929 ſtellten ſich für
Kupfer: Januar bis April 143.25 (143.50), Mai und Juni 143.50
(143.75), Juli 140.50 (142.50), Auguſt 141.00 (141.50), September 142.00
(142.50), Oktober 142.75 (143.00) November 143.00 (143.00), Dezember
143.00 (143.50). Tendenz: ſchwach. — Für Blei: Januar 45.00 (45.50),
Februar bis Mai 41.25 (45.50), Juni 45.50 (45.50), Juli 44.50 (45.50),
Auguſt bis November 45.00 (45.25), Dezember 45.00 (45.50). Tendenz:
ruhig. — Für Zink: Januar 49.25 (50.50), Februar 49.50 (50.50)
März und April 49.00 (50.50), Mai 49.75 (50.25), Juni 49.75 (50.50),
Juli 48.50 (51.00), Auguſt bis Oktober 48.50 (50.50), Nobember und
De=
zember 49.00 (50.50). Tendenz: ſtill. — Die erſten Zahlen bedeuten
Geld, die in Klammern Brief.
Frankfurker und Berliner Effekkenbörſe.
Frankfurt a. M., 23. Juli.
Bei ſehr großer Geſchäftsunluſt eröffnete die Börſe weiter
ſchwächer. Auf Grund ſchwächerer Londoner Kurſe, die man mit
einer drohenden Londoner Diskonterhöhung begründet, erfolgten
Abgaben der Spekulation. Auch die anhaltende ernſte
Erkran=
kung des Reichskanzlers, die außenpolitiſche Situation
veranlaß=
ten zur Zurückhaltung. Für die Geſchäftsſtille iſt die faſt
voll=
kommene Unmöglichkeit des arbitraiſchen Verkehrs kennzeichnend.
Publikums= und Auslandsbeteiligung fehlen der Börſe, ſo daß
auch deswegen die Spekulation weiter mit Leerverkäufen
auf=
trat. Beſonders betroffen war wiederum der Farbenmarkt, der
vorübergehend bis 2 Proz. verlor. Ver. Glanzſtoff 2½.
Rhein=
ſtahl 34 Proz. ſchwächer. Zellſtoffwerte niedriger, Aſchaffenburger
um 1. Waldhof um 1½ Proz. Am Montanmarkt verloren
Phö=
nix 7⁄₈, Gelſenkirchen 1. Mannesmann ½. Von Elektro=Aktien
gaben Siemens 2½, A.E.G. ½, Licht und Kraft 1 Bergmann
34 Proz. nach. Banken bröckelten leicht ab. Etwas Intereſſe
be=
ſtand für Nordd. Lloyd, die allerdings ihre Kursſteigerung von
der Abendbörſe nicht ganz behaupten konnten. Auf die
Rekord=
fahrt hin liegt der Nordd=Lloyd=Kurs an der New Yorker Börſe
feſt. Am variablen Markt erfolgten ſo gut wie keine Umſätze.
Der Börſenverlauf blieb ſehr geſchäftsunluſtig und zeigte keine
nennenswerte Kursveränderung. Farbeninduſtrie unter
mehr=
fachen Schwankungen ½ Proz. befeſtigt. Tagesgeld bleibt weiter
leicht bei 7 Proz. Am Deviſenmarkt iſt das Pfund gegen den
Dollar etwas feſter, ſonſt unverändert. Der Dollar allgemein
ſchwächer. Pfunde gegen Mark 20.35‟/, Dollar gegen Mark 4.19,43,
London gegen New York 4.85,42½, gegen Paris 123.85, gegen
Zürich 25.23½, gegen Holland 12.094/s, gegen Madrid 23.28½.
Die zum Schluß der Mittagsbörſe eingetretene Erholung konnte
an der Abendbörſe zwar kaum Fortſchritte machen, da die
Geſchäfts=
loſigkeit wieder ſtark ausgeprägt war, doch blieb die Tendenz im
all=
gemeinen gut behauptet. Die Kurſe waren gegen den Berliner Schluß
meiſt nur geringfügig verändert. Elanzſtoff lagen weiter 2 Prozent
höher. Renten lagen umſatzlos. Im Verlaufe herrſchte weiter
Geſchäftsſtille.
Berlin, 23. Juli.
Im heutigen Vormittagsverkehr ſah es ſo aus, als ob die
Tendenz eher freundlicher werden würde. Der Grund hierfür
waren einige günſtige Momente wie die Abſatzſteigerung beim
Ruhrkohlenſyndikat, ein guter Eiſenmarktbericht und Meldungen
aus Rußland-China, nach denen zwiſchen beiden Staaten
grö=
ßere Friedensbereitſchaft beſtände, ſo daß die akute Kriegsgefahr
beſeitigt zu ſein ſcheint. Der freundlichere Grundton konnte ſich
aber nicht lange behaupten, denn zu Beginn der offiziellen Börſe
wurde man ſchon wieder durch Angebot, beſonders am
Farben=
markt, überraſcht. Das herauskommende Material, obwohl nicht
drängend, fand bei der herrſchenden Order= und Geſchäftsloſigkeit
nur zu weichenden Kurſen Aufnahme. Die Spekulation ſelbſt
zeigte größte Zurückhaltung und hatte Sorgen für den Londoner
Geldmarkt, die ſich, durch weitere Goldverluſte der Bank von
Eng=
land verſtärkt, auch wieder auf eine eventuelle Diskonterhöhung
erſtreckten. Selbſt die Vormittags noch favoriſierten
Schiffahrts=
aktien, für die die Rekordfahrt der „Bremen” anregte, konnten
ihre Höchſtkurſe nicht behaupten. Am Geldmarkt erfuhr der
Tagesgeldſatz eine Erleichterung auf 6½—9 Proz., Monatsgeld
blieb dagegen mit 9½—10½ Proz. geſucht. Warenwechſel ca. 77/6
bis 8 Proz.
Berliner Kursbericht
vom 23. Juli 1929
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Berl,bandels=Geſ. /211.— Elettr. Lieferung 1155.— Polyphonwerke 388.—
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Dresdner Bank 160.— Harpener Bergbau 1145.75 Verein. Glanzſtoff (386.— Cairo
1123.50 Hoeſch Eiſen
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131.625 Verein. Stahlwerkel1 12.875
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Nordd. Lloyd 117.75 Kali Aſchersleben /236.— Agsb.=Nrnb. Maſch./ 88.50
A. E. G.
194.875 jKlöcknerwerke 1109 25 Baſalt Linz
44.
Bahr. Motorenw. 1103.50 Köln=Neueſſ. Bgw. /128. 25 Berl. Karlsr. Ind. 66.625
J. P. Bemberg 304. Ludw. Loewe 192.25 Hirſch Kupfer
138.—
Bergmann Elektr.
MMannesm. Röhr. 1120.375 Hohenlohe=Werke 92. —
Berl. Maſch.=Bau / 82.— Maſch.=Bau=Untn. 54.
Lindes Eismaſch. 164.—
ContiCaoutſchouc 1159.25 MNordd. Wolle
133.75 Herm. Poege
Deutſche Cont. Gas/195.50 Oberſchleſ. Koksw. 1107. — VogelTelegr. Drahtl 77.
Deutſche Erdöl 114.50 Orenſtein & Koppell 90.—
Wanderer=Werke 69.75
Frankfurter Produktenbericht vom 23. Juli. Die Getreidebörſe wies
vor allem für Weizenmehl ein ſtärkeres Anziehem auf, da die
auslän=
diſchen Getreibebörſen allgemein feſt liegen. Nachfrage war jedoch
kaum vorhanden. Es nokierten je 100 Kilogramm: Roggen 22,50—22,75,
Hafer 23, Mais 22,75—23, ſüdd, und niederrhein. Weizewmehl 32,75
bis 41,509, Roggenmehl 30,60—32, Weizenkleie 11,50, Roggenkleie 12,75.
Tendenz: befeſtigt.
Berliner Produktenbericht vom 23. Juli. Die Hauſſe an den
nord=
amerikaniſchen Terminmärkten führte an der heutigen Produktenbörſe
zwar zu einer Befeſtigung der Weizenpreiſe, das Geſchäft bewegte ſich
jedoch weiterhin in ruhigen Behnen. Auf Baſis der zum Teil
beträcht=
lich erhöhten Cifofferten für Auslandsweizen kamen Uwſätze kaum
zu=
ſtande. Für Inlandsweizen waren im Vormittagsverkehr für
Herbſt=
lieferung etwa 4 Mk. höhere Preiſe genannt worden, während Roggen
neuer Ernte nur leichte Preisbeſſerungen verzeichnen konnte. Das
An=
gebot auch in Roggen alter Ernte hat ſich etwas verringert, war jedoch,
gemeſſen an der Nachfrage, ausreichad. Am Lieferungsmarkt war
Weizen in den Herbſtſichten anfangs 4 Mk. feſter. Roggen konnte
ledig=
lich per Oktober 2½ Mk. höher eröffnen. Weizenmehl hatte in den
Vormittagsſtunden bei unveränderten Preiſen kleines Geſchäft, an der
Börſe war die Stimmung ſehr ruhig. Hafer und Gerſte bei
ausreichen=
dem Angebor aber geringer, Kaufluſt ruhig.
Amerikaniſche Kabelnachrichken.
Es notierten nach Meldungen aus Chicago am 23. Juli:
Getreide. Weizen: Juli 138½, Sept. 142½, Dez. 150½;
Mais: Juli 102½, Sept. 104½, Dez. 98; Hafer: Sept. 48½,
Dez. 52½; Roggen: Juli 105½, Sept. 108½, Dez. 114½.
Schmalz: Juli 12,05, Sept. 12,20, Okt. 12,40, Dez. 12,45.
Fleiſch. Rippen: Juli 13,25, Sept. 13,62½; Speck, loko 13,25,
leichte Schweine 11,50 bis 12,15, ſchwere Schweine 10,65 bis 11,50;
Schweinezufuhren: Chicago 28000, im Weſten 110000.
Baumwolle: Juli 18,/46, Oktober 18,83.
Es notierten nach Meldungen aus NewYork am 23. Julis
Getreide. Weizen: Rotwinter 153½, Hartwinter 153; Mais,
neu angek. Ernte 1167; Mehl, ſpring wheat clears 7,00—7,60;
Fracht: nach England 1,6—2,0 Schilling, nach dem Kontinent
8 bis 9 Cents.
Schmalz: Prima Weſtern, loko 12,75; Talg, extra, loſe 7½.
Kakao. Tendenz: kaum ſtetig; Umſätze in Lots: 45: Loko:
10½; Juli 10,60, Auguſt 10,61, September 10,77, Oktober 10,84,
November 10,69, Dezember 10,54; Januar 1930: 10,57, Februar
10,61, März 10,67.
Kleine Wirkſchaftsnachrichken.
Wie das Acht=Uhr=Abendblatt” aus Dortmund meldet hat
Herr Robert Hoeſch nicht nur ſeine ſämtlichen Aemter im
Stahl=
werk niedergelegt ſondern iſt ſogar unter vorläufige
Vormund=
ſchaft geſtellt worden.
Die Saarhütten erzeugten im Juni d. J. 188 147 Tonnen
Roheiſen gegen 186 373 Tonnen im Vormonat. Die
Stahlerzeu=
gung betrug dagegen 190 803 Tonnen gegen 187 353 Tonnen im
Mai.
Der Bürgerausſchuß von Baden=Baden hat am 23. Juli den
Stadt=
rat bevollmächtigt, die Stadt an einer geplanten Auslandsanleihe der
Badiſchen Girozentrale mit dem Geſamtbetrage von 2 212000 RM. zu
beteiligen. Sollte dieſe Anleihe nicht zuſtande kommen, ſo ſoll der
Be=
trag bei ſich bietender Gelegenheit zu den beſtmöglichen Bedingungen
aufgenommen werden.
Die Eſſigſäureſteuer beträgt vom 1. Auguſt 1929 ab bis auf
weite=
res für in Anuechnung auf das Betriebsrecht oder Hilfsbetriebsrecht
ab=
gefertigte Eſſigſäure 54,30 RM., für andere Eſſigſäure ſowvie für
Eſſig=
ſäure, die aus dem Auslande eingeführt wird, 81,45 RM. für 100 Kg.
waſſerfreier Säure.
In der Nähe de: Ortſchaft O’Briens Bridge in der Grafſchaft
Clare fand in Gegenwart des Präſidenten Cosgrabe die formelle
Oeff=
nung der iriſchen Sperrſchleuſen des von der deutſchen Firma Siemens
gebauten großen Waſſerkraftwerkes am Shannon=Fluß ſtatt.
Die Javaſche Bank hat mit ſofortiger Wirkung den Diskontſatz um
1 Prozent auf 5½ Prozent erhöht.
Deviſenmarkt
vom 23. Juli 1929
1 Pap. Peſo VRe Rit
1.759/ 1.763 ſelſingfors
Italien Canada 1 canad. Doll. 4.174/ 4.18 Fapan 1 Yen 1.936 1.94 Jugoſlawien 1 äghpt. 2 20.36 20.90 Kopenhagen Konſtantinope 1 türk. 2 2.018 2.02 Liſſabon London 1 S.Stg. 20.339 20.37‟ Oslo New York 1 Dollar 4.190 4. 198 Paris Rio de Janeiro 1 Milreis 0.49 0.49‟ Prag Uruguah 1 Goldpeſo 4.11 4.124 Riga Amſterdam 100 Gulden 168.11 168.45 Schweiz lthen 100 Drachm. 5.41 5.43 Sofia Brüſſel 100 Belga 58.23 58.35 Spanien M Bukareſt
100 Lei 2.485 2.489 Stockholm Budapeſt 100 Pengö 73.04 73.18 Callinn (Eſtl.) Danzig 100 Gulden 81.33 81.49 Wien
WährungGeld
100 finn. Mk.
100 Lire
100 Dinar
100 Kronen
100 Escudos
100 Kronen
100 Francs
100 Tſch. Kr.
100 Lats
100 Franken
100 Leva
100 Peſetas
100 Kronen
100 eſtl. Kr.
00 Schillingl59.015
0.528
R1.915
7.355
111.70
18.78
11.68
16.42
12.40
80.60
80.61
3.022
61.09
12.31
11.59
Brief
10.548
21.955
7.359
111.92
18.22
111.s0
16-46
12.42
80.76
80.77
3.038
61.21
112.53
111.s1
9.135
Onarwant, Koumanongefraſche
Frankfurter Kursbericht vom 23. Juli 1929.
6% Dtſche. Reichs=/
anl. v. 27... . . . / 87.25
6% Baden
Frei=
ſtaat v. 27 ..... / 73.75
6% Bayern
Frei=
ſtaat v. 27 ..... 72
% Heſſen
Volks=
ſtaat v. 28. .... 87.5
6% Preuß.
Staats=
anl. v. 28... . . . 91.4
6‟ Sachſen
Frei=
ſtaat v. 27....
126
ThüringerFrei=
ſtaat v. 27 .. . . . ! 80.5
Dtſche. Anl.
Auslo=
ſungsſch. + /.
Ablöſungsanl. . . 51.05
Ttſche. Anl.
Ablö=
ſungsſch. (Neub.)/ 9.5
Dtſche.
Schutzge=
bietsanleihe. . .. 495
8% Bad.=Bad. v. 26/ 88.5
6% Berlin v. 24.
8% Darmſtadt v. 261 87.5
v. 28/ 87.5
720 Frkf. a. M. v.281 84
8% Mainz v. 26...
8% Mannh. v. 26. 89
8% Nürnberg v. 26
Dt. Komm.
Sam=
mel=Ablöſ.=Anl.
+ Ausl. Ser. I
* „ Ser.II/ 64.75
8% Berl. Syp.=Bk./ 97
8% Frlf. Shp.Bk. 97
4½ %. Lia. Pfbr./ 75
8½ „ PfbrBk.. 97
(½ Z. Lia.Fffrl 78.1
8% Heſſ. Landesbk.
4½½ Heſſ. Lds. Hp.
Bk.=Liaid. Pfbr..
8% Kom.
Landes=
bank Darmſtadt.
8% Mein. Hyp.Bk
4½% Lig. Pfbr
3% Pfätz. Hyp. Bk.
8% Preuß. Ztr.=
Stadtſchaft.
8% Rhein. Hyp.=B
½% „ Lig.Pfbr
8% Rhein.=Weſtf.=
Bd.=Credit ... .
80 Südd. Bod.-
Cred.=Bank ..."
8% Württ. Hyp.=B
6% Daimler Benz
von 27......."
%o Klöckner=Werke
Berlin v. 26.. . .
725 Mainkrw. v. 26.
7% Ver. Stahlwke
mit Opt. v. 26..
18% VoigtckHäffner
von 20 ........"
—
J. G. Farben Bonds
28..........!
—
5 % Bosn. L. E. B.)
v. 1914 .... ..."
4:.% Oſt.
Schatz=
anw. v. 1914 ...
4% Oſt. Goldrentel
4½/,%o Rum. Gold
von 1913.
4% Türk. Admin.
4½ „ 1.Badgad
4½ „ Zollanl.
Ul.ZUngarn 1213
96.9
84.5
93.5
82.5
97
74.5
91
95.5
Nos
96.5
97.5
37.25
84.25
92.25
121.25
7.55
Ungarn 1914, 24.75
Goldr..
Aktien.
Allg. Dt. Creditanſt.
Br. f. Brauinduſtr.
Berl. Handelsgeſ.
Comm. u. Privatb.
Darmſt. u. Nt.=Br.
Deutſche Bank ..."
„Eff.=u. Wechſel=
....."
bank
Vereinsbank".
Diskonto=Geſellſch.
Dresdener Bank ..
Frankf. Bank.
„ Hhp.=Br.
Pfdbr.=Bk. . . . .
Gotha. Grundkr. B.
Mein. Hyp.=Bank
Mitteld. Creditbk..
Nürnb. Vereinsbr:
Oſt. Creditanſtalt.
Pfälz. Hyp.=Bank,
Reichsbank=Ant. . .
Rhein. Creditbr. . .
„ Hyp.=Banr ...
Südd. Bod.=Fr. Bk.
Wiener Bantverein
A..G. ſ. Verkehrswl=
Dt. Eiſenb.=Geſ... =
7% Dt. Reichsbahn
Vorzge. ......."
Hapag ..........!."
Nordd. Lloyd ....!
Schantung=Eiſenb.
Südd. Eiſenb.=Geſ.
Accum= Verlin. . . .
Adlerw. (v. Kleher,
6% AEG. Borzug
52
126
156
183. 25
276
170
124
154.75
160
104
140
140
128
150
31
136.25
313
121.2:
148
160
13
140.75
147.25
Rnt.
117
42.6
97.75
97.75
AEG. Stamm. . . . 1194.75
Baſt Nürnberg .. . /204
Bergm. El. Werkel
Brown Boveri & Ciel137
Brüning & Sohn../ 98
Buderus Eiſen ...! 75
Eement Heidelberg/1.33.5
Karlſtadt/1.85.5
Chem. Werke Albert.
Chade .. . . . . . . . . . /421
Daimler=Benz ....! 52
Dt. Atl.=Telegr.. . . 111.5
Eiſenh. Berlin
Erdöl ..."
Gold-u. Silb.=Anſtalt. /155
„ Linoleumwerk. /302
Eichbaum, Brauer.
Elektr. Vicht u. Kraft/298
„ Liefer.-Geſ.1156
Eſchv. Bergwerk „/201
Eßlinger Maſchinen
Ettlinger Spinnerei/215
F. G. Furbenindſtr. 1224.
Feinmeh. (Fetter).
Felt. & Guilleaum.
Frkft. Gas .. . . . . . 1126
Ho ......"
Beiling & Cie .....! 40.75
Gelſenk. Bergwer//1.38.5
Gef. elektr.
Un=
ternehmungen.
Goldſchmidt Th. . .! 75
Gritzner Maſchinen/ 6
Grün & Bilfinger .1177
dafenmühle Frkft. 130
Hammerſen (O3n.)
Harpener Bergbau
Henninger, gempf./470
Hilpert Armaturfb. /400
Hindrichs=Aufferm.
Hirſch Kupfer .. . . 138
Hochtief Eſſen ...
Holzmann, Phil. ..
Holzverk.=Induſtrie
Zlſe Bergb. Stamm
Genüſſe
Junghans Stamm
Kali Aſchers leben.
„ Salzdetfurth
„ Weſteregeln".
Kammgarnſpinn . 142
Karſtadt, N.. . . . . .
Klein, Schanzl. . .
Klöcknerwerke ...
Kraftw. Alt=Württ.
Lahmeyer E Co...
Lech, Augsburg ...
Löwenbr. Münch. . 285
Lüdenſcheid Metall
Lutz Gebr Darmſt.
Mainkr.=W. Höchſt.
Mainz. Akt.=Br.. . .
Mannesm. Röhren 120
Mansfeld. Bergb..
Mars=Werke .....
Metallgeſ. FranIft.
Miag. Mühlenbau.
Monte catiniMaild.
Motoren fb. Darmſt.
Reckarſ. Fahrzeug..
Nicolag, Hofbr. .. .
Oberbedarl .. . ..."
Oſterr. Alpine Mo.
Otavi Minen ...
Beters Union Frlf
Phönis Bergbau..
Reiniger, Gebb.. . . /105
R).Braunkohlen
„ Elektr. Stamm
Stahlwerke . . .
Riebeck Montan ..
Boeder Ok. Darmk
120.5
62.5
232.5
392
238.5
99
84
105,
220
133.5
124.5
54.5
53
145
120
103.75
149
125.5
132.5
112.5
Rütgerswerke ... .
Sachtleben A. G..
Schöfferhof=Bind.
Schramm Lackfabr.
Schriftg. Stempel
Schuckert Elektr.. .
Schwarz Storchen.
Siem. Glasinduſtr.
Siemens & Halste.
Strohſtoff. Ver.. . .
Südd. Immobilien
Zucker=AG.
Svenska Tändſticks
Tellus Bergbau...
Thür. Lief.=Geſ..
Tucher=Brauerei..
Unterfr. Krs.=
Elef=
tr.=Verſ. .
..
Beithwerke .
Ver, f. Chem. Ind.
„ Gummifabrik
Berlin=Frankf
Laurahütte..
„ Stahlwerke..
„ Ultramarin ..
Zellſt. Berlin
Vogtländ. Maſchin
Voigt & Haeffner..
Wayß & Freytag..
Wege lin Rußfabrit
Werger Brauerei..
Fellſtoff. Aſchaffbg.
„ Memel. . . . .
Waldhof ...
Allianz u. Stuttg.
Berſicherung ...
Frkft. Allg. Berſ.=0
Frankona Rück= u.
Mitv. .. . . . ..
ann h. Ber ſich. . .
201.5
300
102
122.75
163
154.5
151
108
80
220
99.75
117
193
154.25
146.5
235
230
899
Aa
125
Nummer 203
Mittwoch, den 24. Juli 1929
Seite 11
din dent in der Wagt.
60)
Roman von Max Brand.
Deutſche Rechte bei Th. Knaur Nachf., Berlin W. 50.
(Nachdruck verboten.)
Aber Mac Strann hatte ſeinen ſchweren Bulldoggkopf auf
die Bruſt geneigt, und während er in die Ebene hinauslauſchte,
ſchob ſich ſein plumpes Kinn weiter und weiter vor. Er gab keine
Antwort
„Gott, gib mir Kraft, bis zum Ende auszuharren!” bat
Haw=Haw Langley voll begehrlicher Verzweiflung. „Gott, laß
mich ſehn, wie das Ding ausgeht. Gott, laß mich dabei ſein,
wenn ſie miteinander kämpfen. Einer von den beiden muß
ſicher um die Ecke gehen — vielleicht alle beide —, niemals hat
einer noch ſo was miterlebt.”
Der Regen ſchlug um und das Zentrum des Unwetters rollte
in die Ferne. Für kurze Zeit konnten ſie weit über die in große
Schatten gehüllten Berge ſehen, und aus dem Herz der öden
Landſchaft kam das Pfeifen zu ihnen herauf und machte ſie
zittern. Es war jetzt ſo laut und ſo in der Nähe, daß die beiden
wie auf Verabredung den Kopf herumwarfen und einander
an=
ſtarrten. Dann wendeten ſie haſtig den Blick weg, als habe ſie
das, was jeder von ihnen im Antlitz des anderen ſah, erſchreckt.
Es war keine ſinnloſe Kette von Tönen, was ſie hörten, ſondern
ein ſteigendes jauchzendes Lied verzückten Triumphs. Es wehte
gellend mit dem Wind heran — es ſchnitt ihnen ins Geſicht wie
der eiskalte Regen, es brannte ſich ihnen mit Eiſeskälte auf die
Stirn.
Und nun erblickte Haw=Haw Langley auf dem Kamm des
nächſten Hügels eine verſchwommene Geſtalt, einen Mann zu
Pferd, vor dem etwas herlief. Sie kamen raſch heran.
„Der verdammte Wolf hat uns ausfindig gemacht”, ſchrie
Haw=Haw Langley kreiſchend. „O Gott, du Allmächtiger, ſelbſt
wenn wir fliegen wollten, käm' der Wolf hinter uns her und
riß uns vom Sattel. Mac, rettet mich! Haltet mir den Wolf
vom Leib.”
Er krallte ſich am Arm ſeines Gefährten feſt, aber Mac
Strann ſtieß ihn ſo heftig zurück, daß Haw=Haw beinah vom
Sattel geſtürzt wäre.
„Pfoten weg, Mann!” grollte Mac Strann. „Wenn Ihr
einen anrührt, iſt’s einem zumut, wie wenn was Totes einen
anfaßt. Drei Schritt vom Leib!”
Haw=Haw Langley ſetzte ſich mühſam wieder in ſeinem
Sattel zurecht, denn das Lederzeug war vom Regen ſchlüpfrig
geworden. Schwarze Bosheit verzerrte ſein Geſicht.
„Werdet nicht mehr lang: Zeit haben, die Leute
herumzu=
kommandieren und Euch an ihnen zu vergreifen. Er kommt —
und bald! Mac, ich möcht’ gar zu gern dableiben — möcht”
wiſſen, wie’s ausgeht . . Er hielt inne und ſeine
Geier=
augen muſterten eindringlich Mac Stranns Geſicht.
Der Regen, der erneut herniederſtrömte, verwiſchte die
Ge=
ſtalt des herankommenden Reiters. Gleich darauf ſchrillte ihnen
aus nächſter Nähe das Pfeifen in die Ohren. Es war, als ob
der pfeifende Reiter von der Stelle weggezaubert worden wäre,
wo eben der Regen eine Silhouette verſchluckt hatte und in ihrer
unmittelbaren Nähe wieder Geſtalt angenommen hätte. Mac
Strann zuckte zuſammen und drängte ſich an die Mauer, er
ſtraffte die Schultern und packte die Kolben ſeiner Revolver.
Aber Haw=Haw Langley warf einen erſchreckten Blick nach rechts
und links. Sein Kopf fuhrwerkte in komiſchen vogelartigen
Be=
wegungen hin und her, und dann beugte er ſich mit einem
Auf=
heulen der Verzweiflung über ſeinen Sattelknopf, ſetzte dem
Gaul die Sporen ein und verſchwand im Regen.
Neununddreißigſtes Kapitel.
Der Arroyo.
Faſt im gleichen Augenblick war er auch ſchon hinter den
wallenden Regenvorhängen verſchwunden. Mac Strann hielt
allein in den Ruinen.
Es iſt ein merkwürdiger Umſtand, daß in Zeiten der Gefahr
ein Kind hinreichend iſt, um einem ſtarken Mann neuen Mut
einzuflößen. In kritiſchen Augenblicken ſtellt ſich eine
wunder=
bare innere Gemeinſchaft zwiſchen zwei Menſchen ein, ſelbſt wenn
ſie ſonſt nicht zueinander paſſen. Und als Haw=Haw Langley
in der grauen Näſſe draußen verſchwunden war, fühlte ſich Mac
Strann plötzlich nicht allein, ſonderbar einſam und nackt, von
dieſem Augenblick an ſchien das Brüllen und Rauſchen des
Regens ettvas Feindſeliges und Drohendes zu bekommen.
Niemals in ſeinem Leben hatte er vor irgendeinem lebenden
Weſen Furcht gehabt, aber jetzt fühlte er eine merkwürdige
Leere in der Magengegend und ſein Herzſchlag flatterte unſtet
wie ein Vogel. Er wünſchte ſich weit weg.
Mit einem klaren Himmel über dem Kopf — ja, das wäre
eine ganz andere Sache geweſen —, aber Gott hatte dieſen Tag
ſo geſchaffen. Die ganze Erde ſchien nur eine Szenerie für ſeinen
Tod, deshalb nur peitſchte der Regen mit ſolcher Wut den Boden.
Er blickte hinunter. Nach ſeinem Tode würde der Wind immer
noch dieſe ſchmutzigen Pfützen in Schaum verwandeln. Jawohl,
um ihn herum würde alles noch ſo ſein, wie es in dieſem
Augen=
blicke war. Er war dann dahin, aber der Himmel und die
emp=
findungsloſe Erde blieben unverändert zurück. Plötzliche Sehn=
ſucht befiel ihn nach ſeiner Hütte in den Bergen hinten, wo der
Kaffeekeſſel über dem Feuer ſang — dem guten, warmen, gelben
Feuer, das zwiſchen den Steinen der Herdſtelle rauchte. Und
die koſtbaren Felle, die auf ihren Spannbreitern an der Wand
der Hütte lehnten, um zu trocknen — mit einemmal kam das
alles überwältigend in ſeine Erinnerung zurück.
Warum war er bloß hier, wenn er weit weg, dort oben,
hätte ſein ſollen, damit beſchäftigt, ſein Dach gegen den
gießen=
den Regen abzudichten. Nein, dort oben regnete es ſicher nicht.
Die Berge waren nicht ſo ungaſtlich. Ihre ragenden Gipfel
wehr=
ten die unwetterſchwangeren Wolken ab. Nur dieſe Ebene, dieſe
niedrigen Hügel waren der Platz der Verdammnis.
Er warf ſein Pferd herum, ſetzte die Sporen ein und mit
geſenktem Kopf dem ſalvenartig praſſelnden Unwetter Trotz
bietend, jagte er davon — entgegengeſetzt der Richtung, in der
Haw=Haw Langley verſchwunden war. Sein Kurs ging gerade,
wie ein Vogel fliegt, nach der Seite, wo in den fernen Bergen
ſeine Hütte lag
Von Zeit zu Zeit klatſchten die Hufe ſeines ſchweren Gauls
in eine mächtige Pfütze und ſandten einen Schauer ſchmutzigen
Waſſers empor, das knatternd auf ſeinen Regenmantel fiel und
ſein Geſicht peitſchte wie feindliche Hände. Alles ſchien verbündet
zu ſein, um ihn nicht entrinnen zu laſſen.
Indeſſen verhalf ihm die Flucht zu einem wohltuenden
Ge=
fühl des Aufatmens und der Sicherheit. Er mäßigte den Schritt
ſeines Pferdes zu einem gleichmäßigeren Galopp und ſtatt
blind=
lings weiter zu jagen, blinzelte er in den Regen hinaus, um den
größeren Pfützen aus dem Wege zu gehen.
Das Unwetter ließ vorübergehend nach, es wurde etwas
heller und er erhaſchte einen Blick auf die freundlichen,
ſchutzver=
heißenden Berge ringsherum. Er ſteuerte auf ſie zu, da traf von
rückwärts her ein ſchrilles Pfeifen ſeine Ohven. Augenblicklich
brachte er ſein Pferd zum Stehen und horchte, während ihm
das Herz im Halſe hämmerte. Es war doch unmöglich, daß der
Kerl trotz des Regens ſeinen Spuren gefolgt ſein konnte. Wenn
der Werwolf fähig war, auch auf einer Ebene, die vom Waſſer
überſchwemmt war, eine Spur zu wittern, dann konnten die
bei=
den immerhin ebenſogut ſich Haw=Haw Langley an die Ferſen
geheftet haben. Es beſtand doch kein Grund, gerade ihm zu folgen.
Das Pfeifen? Nun, ſchön. Der Pfeiſer war weit, weit
weg, wo das Unwetter am dickſten war, und es war nur
irgend=
einem Zufallsſpiel des Echos zu verdanken, daß der Ton gegen
den Wind heraufgetragen wurde. Und trotzalledem blieb er mit
ſtraff angezogenen Zügeln ſtehen und lauſchte aus Leibeskräften.
(Fortſetzung folgt.)
1a Rheinh. runde Tomaten Pfd.40
zum Roheſſen
Ia Mainzer Salat=Gurken 15-50
2 Mainzer Erbſen 3 Pfd. 50 8
12 Mainzer Bohnen 3 Pfd. 50 8.
Mainzer Endivien=Salat St 25 2
Riefenköpfe
empfiehlt
Alug. Stilling, Hochſtr. 4.
Freundinnen
fin=
den angen.
Ferien=
aufenthalt in ruh.
Tahnſtadtch. Volle
riv. Penſ. tägl. 4ℳ
Nuſchr erb. u. 3.107
a. d. Geſchäftsſt. (*
Neigungsehe!
(Seb. Witwe. Anfg
(D, ſtattl. Erſch., m.
ſch. 3=3.=Wohn., w.
einen ſolid. Herrn.
mrittl. Beamt. oder
beſſ. Handw., kenn.
za lernen zw. ſpät.
Heirat. Ang. unter
3— 106 Geſchaftsſt.
Torn., geb. Dame,
ep., lebensfr., jug
u. muſik., mit ſch.
WSohn., etw. Verm.
u. Eink., ſucht nur
b. alleinſt. Herrn
ſich. Poſit. bis 60
zw. gem. Spaz.
Reiſe u.
Gedanken=
anst. Heirat nicht
arsgeſchl. Ann. zw.
Gefl. Ang. u. 3. 120
d. Geſchäftsſt. (
Bäckerer
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