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Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
Wöchentliche illuftrierte Beilage: „Die Gegenwart”, Tagesſpiegel in Bild und Wort
Nachdruck ſämtlicher mit 4 berſehenen Original=Aufſätze und eigenen Nachrichten nur mit Quellenangabe „Darmſi. Tagbl.” geſfattet.
Nummer 196
Mittwoch, den 17. Juli 1929.
192. Jahrgang
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2 mm brelie Zeile im Kreiſe Darmſtadt 25 Reichspfg.
FinanzAn
Kondur” oder gerſchtiſcher Beſteſbung fönt jeder
Rabatt weg. Banſkonto Deutſche Bank und
Dam=
ſtädter und Natſonalbank.
Poincare zum Young=Plan.
Forkſehung der franzöſiſchen
Kammer=
debatte.
EP. Paris, 16. Juli.
Die heutige Kammerſitzung, in der Poincaré ſeine Rede über
das Schuldenratifizierungsproblem fortſetzte, verlief im
Gegen=
ſatz zu den früheren Sitzungen ziemlich lebhaft. Poincaré
nahm ſeine Ausführungen bei den Vorberatungen zu der
Pa=
riſer Sachverſtändigenkonferenz wieder auf. Er betonte, daß der
Dawesplan für Frankreich befriedigend gearbeitet habe, jedoch
habe er den Fehler beſeſſen, daß die Zahl der Annuitäten nicht
beſtimmt geweſen ſei. Frankreis Kriegsſchäden hätten allein über
40 Milliarden Goldmark betragen. Frankreich habe jedoch zu
Be=
ginn der Konferenz nur 37 Milliarden Goldmark, nämlich 23
Mil=
liarden für die Reparationen und 14 Milliarden für die
Schul=
den gefordert. Von Anfang an habe die franzöſiſche Regierung
die gegenwärtige Annuitätenziffer des Dawesplans, nämlich
2½ Milliarden Goldmark, als ein Minimum betrachtet, zu dem
ein angemeſſener Zuſchlag für die Schuldenamortiſierung hätte
hinzutreten müſſen. Durch die Staffelung der deutſchen
Repara=
tionszahlungen entſprechend den alliierten Schuldenzahlungen ſei
eine tatſächliche Verknüpfung zwiſchen Reparationen und
Schul=
den verwirklicht worden.
Der Miniſterpräſident ſetzte dann eigehend den Mechanismus
der internationalen Zahlungsbank auseinander. — Im weiteren
Verläuf der Debatte kam es zu einer
Auseinanderſekzung zwiſchen Poincaré
und Léon Blum.
da Poincars behauptete, der Zufammenbruch der Mark ſei der
Nuhrbeſetzung vorausgegangen, wogegen Léon Blum erklärte, der
Sturz der Mark ſei durch die Ruhrbeſetzung beſchleunigt worden.
Poincaré beteuerte, 1922 ſei er weit von einer Gewaltpolitik
ent=
fernt geweſen. Er ſei ſogar bereit geweſen, die Mark durch ein
Moratorium, allerdings nicht ohne Gegenleiſtungen und
Sicher=
heiten, zu ſtützen. England habe aber dieſen Gedanken abgelehnt.
— Einen ausführlichen Vergleich zwiſchen dem Dawesplan und
dem Youngplan ſchloß der Miniſterpräſident zugunſten des
letz=
teren ab. Vorteilhaft für Frankreich ſei die Verteilung der
un=
geſchützten deutſchen Annuitäten, das Aufhören der
Sachliefe=
rungen, die Aufhebung des Kontrollorganismus des
Dawes=
plans, die Einrichtung einer internationalen Zahlungsbank, die
aus der politiſchen Schuld eine Handelsſchuld mache. Der
Youngplan gebe Frankreich nicht alles, was der Dawesplan
ver=
ſprochen habe= Er gebe Frankreich nicht 1,3 Milliarden Goldmark
wie der Dawesplan, ſichere dafür aber auf 37 Jahre hinaus
un=
bedingt 500 Millionen Goldmark für die Reparationen und
ge=
ſtatte vielleicht demnächſt die Mobiliſierung der deutſchen Schuld.
Der Hauptvorteil für Frankreich ſei aber der tatſächliche
Zuſammenhang zwiſchen Reparationen und Schulden,
der durch den Plan hergeſtellt werde. Im Falle eines
Schulden=
erlaſſes durch die Vereinigten Staaten trete eine Verteilung ein,
die geeignet ſei, Deutſchland zu einer Propaganda für den
Schuldenerlaß zu veranlaſſen.
Hier kam es zu einem erregten
Zwiſchenfall zwiſchen Poincars und Herriok.
da letzterer bemerkte, der Zuſammenhang beſtehe zwar
tatſäch=
lich, aber es ſei noch ſehr die Frage, ob er für Frankreich
vor=
teilhaft ſei. Denn für den Fall, daß Deutſchland ſeine
Zahlun=
gen einſtelle, enthalte der Plan keine Beſtimmung, auf Grund
deren Frankreich die ſeinigen gleichfalls unterbrechen könne.
Wenn die Vereinigten Staaten eine Schuldenermäßigung
zuge=
ſtänden, ſo erhalte Deutſchland davon zwei Drittel, was nicht
gerade zum Vorteil Frankreichs ſei. (Beifall links, lärmende
Unterbrechungen auf der Rechten.) Poincaré entgegnete ſehr
ver=
ärgert mit der Gegenfrage, Herriot ſolle mit Ja oder Nein
be=
antworten, ob Frankreich den Youngplan annehmen oder ab=
Uehnen ſolle. Herriot erwiderte, er habe wohl das Recht, darauf
hinzuweiſen, daß durch die im Youngplan hergeſtellte Ver=
Tnüpfung zwiſchen Reparationen und Schulden wohl Frankreich,
micht aber ſeine Schuldner verpflichtet würden. Poincaré rief
ähm in höchſtem Zorne zu: „Was, ein ehemaliger Miniſterpräſi=
Dent ſagt im Angeſicht Deutſchlands, daß es durch ſeine
Unter=
ſchrift nicht verpflichtet ſei?” (Lebhafter Beifall rechts.) Das
weranlaßte Herriot zu der Parade, er habe kein Wort geſagt, das
als unvorſichtig ausgelegt werden könne, während im Verlauf
Der Debatte von ſeiten des Miniſterpräſidenten ſehr gefährliche
Worte ausgeſprochen worden ſeien.
Poincaré ſchloß den Zwiſchenfall, indem er erklärte, die
Ver=
einigten Staaten würden auf jeden Fall auch in Zukunft eine
Verknüpfung der Schuldenfrage mit den Reparationen ablehnen.
Wenn Deutſchland ſeine Verpflichtungen nicht erfülle, ſo ſei ſich dann an die Regierung mit folgenden Fragen: Sind Sie
Sen. Frankreich würde ein ſchlechtes Geſchäft machen, wenn der rüſten, den Frieden zu ſichern, den allgemeinen
Tinzigen Fall, in dem ausnahmsweiſe eine begrenzte Reviſion in men?. Werden Sie die Räumung des Rheinlan=
Frage kommen könne, nämlich für den Fall, daß die Vereinigten
insgeſamt 138 Milliarden Franken, davon blieben für Frank= nicht möglich. Er fragte, ob die Regierung die Näumung des
reich 42 Milliarden, außerdem die 4 Milliarden Goldmark, die Rheinlandes von der Ausführung des Youngplanes, d. h. der
s bereits von Deutſchland erhalten habe. Zweifellos habe gauzen oder teilweiſen Mobiliſierung des ungeſchützten Teiles
Frankreich dem Frieden ein ſchweres Opfer gebracht. Die
Re=
vierung nehme den Youngplan nur mit Reſignation an, denn die Regierung, daß die Näumung vorgenommen werden könnes
mit deſſen Annahme ſei man weit von den früheren Hoffnungen
mtfernt. Trotzdem ſei das Ergebnis des Youngplanes günſtig
und werde in Amerika ſogar als ein großer Erfolg ſür
Frauk=
eich bezeichnet. Wenn der Plan nicht ratifiziert werde, bleibe
Frankreich habe daher an der allgemeinen Annahme,
des Youngplanes ein Intereſſe.” Zweifellos hänge
die Ausführung des Planes vom guten Willen Deutſchlands ab,
aber alle Nationen ſeien daran intereſſiert und ſelbſt die
Ver=
einigten Staaten, die ſich ſagen müßten, daß die
Zahlungsein=
ſtellung Deutſchlands eine Verminderung der Zahlungsfähigkeit
der Schuldnerſtaaten mit ſich brächte. Die Ausführung des
Youngplanes ſetzte die Ratifizierung der Schuldenabkommen
vor=
aus, denn Amerika wolle von einem Aufſchub bis nach der
Rati=
fizierung des Youngplanes, was zweifellos die beſte Löſung
wäre, nichts wiſſen. Eine bedingte Ratifizierung
der Schuldenabkommen werde von Amerika
ab=
gelehnt.
Der Miniſterpräſident erklärte weiterhin, er habe gegen von
dem Ratifizierungsgeſetz getrennte Vorbehalte nichts
einzuwen=
den. Wenn Frankreich aber nicht ratifiziere, wäre dies eine
ſchlechte Einleitung für die bevorſtehende Regierungskonferenz,
und der Youngplan laufe Gefahr, tot geboren zu werden.
Rati=
fiziere das Parlament dagegen, ſo regele es die internationale
Lage und gebe der Regierung die Kraft, auf der bevorſtehenden Ausland anlegten. Für den nüchternen Beobachter unſeres
internationalen Konferenz die Sache Frankreichs und des
Frie=
dens zu verteidigen, die heute mehr denn je unzertrennlich ſeien.
Die Rede des Miniſterpräſidenten fand im ganzen Hauſe eine
Aufnahme, die, wenn ſie auch keine allzugroße Begeiſterung
er=
zielte, doch zeigte, daß ſich die Atmoſphäre in der
Kam=
mer während der mehrtägigen Erklärungen
Poincarés weſentlich gebeſſert hat und daß die
Ab=
geordneten mehr und mehr die Notwendigkeit der Ratifizierung
einſehen. Sogar ein Teil der Radikalen beteiligte ſich an dem
Beifall.
Das Haus wird heute nachmittag in die Ausſprache eintreten.
Beginn der Ausſprache über die Ralifizierung.
In der Nachmittagsſitzung trat die Kammer in die Ausſprache
über die Ratifizierung ein. Der frühere Präfident der geweſen, der in der Tagespreſſe den Verſuch gemacht hat, die
Reparationskommiſſion, Louis Dubois (Republ.
Dem. Union) hatte einen Vertagungsantrag eingebracht,
den er bamit begründete, daß das Waſhingtoner Abkommen den
von Frankreich für eine gemeinſame Sache gebrachten Blutopfern
nicht Rechnung trage. Er forderte daher die Vertagung der
De=
batte bis zum Abſchluß neuer Verhandlungen, die mit den
Ver=
einigten Staaten eingeleitet werden müßten.
der Miniſterpräſidenk ſtellke die Verkrauensfrage
gegen den Antrag Dubois, worauf das Haus den Antrag mit
304 gegen 239 Stimmen, alſo mit einer Mehrheit von 65
Stim=
men, ablehnte.
Ein Verkagungsankrag Franklin Bonillons.
Nach der Wiederaufnahme der Sitzung ſtellte der
Linksunab=
hängige Franklin Bouillon einen
Vertagungs=
antrag. Da die Ausführung der Schuldenabkommen mit der
Erfüllung des Youngplanes eng verbunden ſei, ſolle die
Ratifi=
zierung der Schuldenabkommen ſolange hinausgezogen werden.
bis ſich Deutſchland und alle Alliierten für die Annahme des
Youngplanes ausgeſprochen hätten. Selbſtverſtändlich ſolle auch
die Bezahlung der am 1. Auguſt fälligen Handelsſchuld an die
Vereinigten Staaten ſolange ausgeſetzt werden.
Außenminiſter Briand
beſteigt darauf die Tribüne zu einer Erwiderung.
Außenminiſter Briand erklärte, daß von 15
Schuldner=
ſtaaten 13 bereits ihre Schuldenabkommen mit
Amerika ratifiziert hätten. Alle dieſe Staaten hätten
vergeblich verſucht, eine Sicherheitsklauſel in ihre Abkommen
hin=
einzuarbeiten.
Briand warnte dann die Kammer, ſich durch die Beredſamkeit
Franklin=Bouillons, die noch unlängſt zu einer völlig
überflüſſi=
gen Demarche in Waſhington Anlaß gegeben habe, zur
Unbe=
ſonnenheit hinreißen zu laſſen.
Franklin Bouillon
ergriff darauf das Wort zu einer kurzen Verteidigung ſeines
Standpunktes,
30g dann aber ſeinen Ankrag zurück,
da er der Regierung keine Ungelegenheiten bereiten und einen
Zeitverluſt verhüten wolle.
Hierauf nahm
der ſozialiſtiſche Führer Léon Blum
das Wort, um den Antrag, der die Ratifizierung der Abkommen
nur im Zuſammenhang mit einer wirklichen Friedenspolitik und
Räumung des Rheinlandes verlangt, zu begründen. Er wandte
Frankreich weiterhin den Vereinigten Staaten gegenüber gebun= entſchloſſen, zu Waſſer und zu Lande abzu=
Youngplan revidiert werden könnte. Aber es gebe nur einen Schiedsgerichtspakt ohne Reſerven
anzuneh=
des anerkennen, die die Folge des Youngplanes ſein ſoll?
Staaten ihre Forderungen ermäßigten. Der Youngplan bringe Ohne Räumung des Rheinlandes ſei die Liquidierung des Krieges
der Annuitäten, abhängig mache. Wenn das der Fall ſei, glaube
Blum gab der Meinung Ausdruck, daß Frankreich
räumenmüſſe, daes ſonſt kein Geld geliehen
be=
komme, denn dann würden ähnliche Verhältniſſe
heraufbe=
man beim Dawesplan, aber man wiſſe, unter welchen Umſtänden, ſchworen, wie bei der Ruhrbeſetzung, wo Frankreich erſt auf den
(Fortſetzung auf Seite 2, Spalte 3.)
* Steuergeheimnis, Offenlegung der
Skeuerliſten?
Von
Steuerſyndikus Dr. Fritz Johs. Vogt, Apolda.
Eine alte Steuerliſt der Sozialdemokraten beſteht darin, daß
ſie fordern, die Steuerliſten ſollen öffentlich ausgelegt werden.
Angeblich ſoll dadurch eine gleichmäßigere Beſteuerung
durchge=
führt werden, weil die Steuerſünder dann ſofort erkannt werden.
Man wird aber den unangenehmen Beigeſchmack nicht ganz los,
daß es ſich nur um die alte Taktik handelt, alle finanziellen
Nöte unſerer Zeit darauf zurückzuführen, daß die deutſchen
Steuerzahler unehrlich ſind. (In dieſem Falle werden die
Partei=
genoſſen als Steuerzahler nicht mitgerechnet, was ſchon nicht
ganz folgerichtig iſt.) Aehnlich war es ja auch mit der letzten
ſteuerfreien Reichsanleihe, die man ſcherzweiſe nicht ganz
un=
richtig „Liebesgabenanleihe” genannt hat. Nach den amtlichen
Preſſemitteilungen war die Kaſſennot des Reichs nur darauf
zurückzuführen, daß die großen Steuerzahler ihre Gelder alle im
Wirtſchaftslebens iſt das eine eigenartige Behauptung geweſen.
Meiſtens ſind die Betriebe froh, wenn ſie ſich Geld vom Ausland
pumpen können, und es wird vorausſichtlich leider noch
Jahr=
zehnte dauern, bis wieder Reſerven vorhanden ſind, die im
Aus=
lang angelegt werden können. Der völlige Mißerfolg dieſer auf
ſo einſeitigen Theorien aufgebauten Anleihe hätte eigentlich viele
Leute belehren können, daß die deutſchen Steuerprobleme nicht ſo
ganz einfach mit gegenſeitigen Beſchuldigungen zu löſen ſind.
Ob es mit der Offenlegung der Steuerliſten nicht auch
ähnlich iſt? Wir müſſen einmal verſuchen, dieſer Frage,
los=
gelöſt von den parteipolitiſchen Tendenzen, rein ſachlich in ihrem
Zuſammenhang nachzugehen. In letzter Zeit iſt es beſonders der
Sozialiſt Keil, Mitglied des Steuerausſchuſſes des Reichstags,
Forderung näher zu begründen, daß die Liſten offengelegt
wer=
den müſſen. Er ſagt, wenn jeder Steuerpflichtige ſeine
Er=
klärungs= und Zahlungspflichten gewiſſenhaft erfülle, ſo könnten
dadurch die Steuerſätze ſich an der Grenze des unbedingt
Not=
wendigen halten, und damit ſei allen Steuerzahlern gedient.
Dieſer Satz iſt unbeſtreitbar richtig, beſonders wenn man nicht
ver=
gißt, hinzuzuſetzen, daß es ebenſo wichtig iſt, die Bewilligung von
Ausgaben in den Parlamenten zu beſchränken. Ob aber die
Offenlegung der Liſten wirklich eine größere Gleichmäßigkeit der
Beſteuerung herbeiführen kann? Wir haben eigentlich andere
Verwaltungsmaßnahmen für dieſen Zweck. Da iſt der amtliche
Buchprüfer, der ſehr eingehend und ſehr ſachkundig die Betriebe
prüft, ob ſie richtig verſteuert haben. Ueberall, wo der amtliche
Buchprüfer geweſen iſt, wird wohl ein Außenſtehender nicht in
der Lage ſein, die Feſtſtellungen zu ergänzen oder zu berichtigen.
Die Offenlegung der Liſten kann alſo nur Klatſch, Zank und
Streit fördern. Vielleicht kann auch für die parteipolitiſche
Pro=
paganda, ſoweit ſie ſich mit Hetzen beſchäftigt, etwas gewonnen
werden. Aber eine ſachliche Berichtigung der Steuererklärungen
wird ſich nicht erzielen laſſen, wenn man an die häßlichen
Eigen=
ſchaften im menſchlichen Charakter, an den Neid und die
Ver=
leumdung appelliert.
Dabei darf man nicht überſehen, daß das Laienelement bei
der Steuerveranlagung längſt mitwirkt. Bei jeder
Einkommen=
ſteuerveranlagung und auch ſonſt bei größeren Steuern wirkt
ein Steuerausſchuß mit, der die perſönlichen und örtlichen
Ver=
hältniſſe kennt und, wenigſtens dort, wo der amtliche Buchprüfer
noch nicht hingekommen iſt, häufig dem Finanzamt Mitteilungen
geben kann, die das Dunkel erleuchten, das manche
Steuer=
pflichtige lieben.
Gegen die Steuerausſchüſſe wird allerdings vorgebracht, daß
ſie zu einſeitig zuſammengeſetzt ſeien. In den Steuerausſchüſſen
ſitzen nicht nur ernannte Mitglieder, ſondern auch ſolche
Mit=
glieder, die von den politiſchen Körperſchaften in der
Gemeinde gewählt ſind. Es wird beanſtandet, daß die
Lohn= und Gehaltsempfänger relativ ſchwach in ihnen
vertreten ſeien. Es muß aber doch fraglich erſcheinen, ob man
die Zuſammenſetzung der Steuerausſchüſſe verbeſſern würde,
wenn man beſtimmen würde, daß nur Lohn= und
Gehalts=
empfänger in ihnen ſitzen dürfen. Ob gerade dieſe nun in allen
Fällen immer die beſte Orts= und Sachkenntnis für die einzelnen
Branchen haben, kann nicht ohne weiteres unterſtellt werden.
„Der Oeffentlichkeit ſoll Gelegenheit gegeben werden, bei
der Nachprüfung der Steuererklärung mitzuwirken.‟ Dieſer Satz
hört ſich ſehr ſchön an. Zur Nachprüfung gehört aber immer
Sachkenntnis, beſonders bei ſo komplizierten Veranlagungen,
wie wir ſie jetzt haben. Es iſt ähnlich ſo wie mit der
Oeffent=
lichkeit aller Gerichtsverhandlungen. Früher, als man glaubte,
die erſte Bürgerpflicht ſei, dem Staat in jeder Beziehung zu
miß=
trauen, hielt man ſolche Einrichtungen für außerordentlich
demo=
kratiſch und fortſchrittlich. Heute wird jeder vernünftige Menſch
ſich ſagen, daß eine ſolche allgemeine Oeffentlichkeit unſinnig iſt
und daß aus ſachlichen Gründen zum Beiſpiel ſelten jemand
auf das Gericht laufen wird, um etwa einem
Eheſcheidungs=
prozeß beizuwohnen. Es wird auch niemand mehr im Ernſt
glauben, daß die Rechtſprechung ſchlechter werden wird, wenn
man ſolche perſönlichen Angelegenheiten nicht vor der breiteſten
Oeffentlichkeit verhandeln würde.
Herr Keil ſchreibt in ſeinem weit verbreiteten Aufſatz: Wer
ſich Reitpferde oder Autos hält oder koſtſpielige Reiſen nach
Luxusbädern macht, wird bei der öffentlichen Kontrolle ſchwerer
durchkommen. Da iſt nun aber wirklich nicht einzuſehen, daß die
jetzigen Steuerausſchüſſe derartige Vorgänge überſehen ſollten.
Ebenſowenig, wie die Oeffentlichkeit der Gerichtsverhandlungen
dazu führt, daß jede Kenntnis, die im Volk verſtreut iſt, für den
Verlauf des Prozeſſes nutzbar gemacht wird, ebenſowenig würde
die Oeffentlichkeit der Liſten in Steuerſachen dazu führen. Das
Rechtsleben wird niemals ohne Kriminalbeamten auskommen
und die Steuerpraxis niemals ohne ſachliche Nachprüfung. Küm=
Mittwoch, den 17. Juli 1929
Nummer 196
Seite 2
mern würde ſich um die Steuerliſten ja doch nur im Regelfalle
der, der aus Neid oder Mißgunſt oder ſonſtigen Gründen
irgend=
welche Nebenzwecke verfolgt.
Das kann auch der Gläubiger ſein. Es geht viel zu weit,
wenn die eifrigen Verteidiger der Offenlegung ſagen, ein
ehr=
licher Mann habe vor ſeinen Gläubigern nichts zu verbergen.
Es gibt unter den Anhängern aller Parteien Leute, die Schulden
machen und die es nicht ohne weiteres wünſchen können, daß
die amtlichen Unterlagen für die Steuererhebung ihren
Gläu=
bigern zugänglich gemacht werden. Das hat mit dem Uebel des
Kreditſchwindels gar nichts zu tun. Wer ſeine Gläubiger
be=
ſchwindeln will, der tut es auch und erſt recht, wenn die Liſten
offengelegt werden. Er braucht ja nur ein zu hohes Einkommen
anzugeben, ausgerechnet aus dem Grunde, um ſeinen Gläubigern
Sand in die Augen zu ſtreuen. Der gewerbsmäßige
Kredit=
ſchwindler würde gerade die Offenlegung der Liſten für ſeine
Zwecke verwerten. Nicht aber würde umgekehrt herbeigeführt
werden, daß hierdurch etwa die ſchlechten Zahlungsſitten in
Deutſchland gebeſſert würden. Es iſt das ſo ähnlich wie mit der
großen Beläſtigung des Deutſchen durch polizeiliche Meldungen
Bei jedem kurzen Aufenthalt in einem Hotel muß zum Beiſpiel
eine Meldung erfolgen. Da dieſe ganz unkontrollierbar iſt, wird
dadurch nur der harmloſe Bürger beläſtigt, während der
Nicht=
harmloſe ſelbſtverſtändlich mit größter Leichtigkeit durch dieſe
Maſche ſchlüpft. So einfach ſind die Rezepte nicht, mit denen
man Schwindel und Verbrechen aus der Welt ſchafft. Dagegen
würde der kleine Mann des gewerblichen Mittelſtandes, der einige
Jahre lang ſchwer zu kämpfen hat, ganz unnötig in Mißkredit
geraten und geſchädigt werden. Das iſt der Mann, der keine
öffentlichen Kaſſen in Anſpruch nimmt, wenn es ihm ſchlecht
geht. Er quält ſich mühſelig, oft Jahre hindurch, bis er wieder
einigen feſten Boden unter den Füßen hat. Wenn er infolge
hohen Zinſendienſtes oder anderer Mißſtände oft Jahre hindurch
nicht mehr verdient als ein Arbeiter und mitunter weniger — was
die Offenlegung der Steuerliſten in ſo manchem Falle zeigen
würde —, muß das wirklich den Gläubigern, dieſes ehrlichen
Mannes auf die Naſe gebunden werden?
Die Unehrlichen werden durch die Offenlegung der
Steuer=
liſten wirklich nicht erſchüttert werden. Es wäre naiv, das
an=
zunehmen. Dieſe Leute haben tauſend Mittel und Wege, ſich
einer gerechten Beſteuerung zu entziehen. Es werden durch
un=
ſere heutige Steuerverwaltung ſtändig viele Steuerſünder
er=
faßt, und der Kreis derjenigen, die ſich dem Steuerſtaate
gegen=
über ſo beſonders ſchlau dünken, wird immer geringer. Die
Mittel, mit denen dieſe Leute gefaßt werden, ſind aber doch
der=
art, daß ſie durch die Offenlegung der Steuerliſten weder
unter=
ſtützt noch verbeſſert werden können.
Und Amerika? Gewiß, in Amerika werden die Liſten
offen=
gelegt. Amerika iſt ein glückliches Land. Ein Ehepaar mit drei
Kindern iſt in Amerika noch ſteuerfrei bei 20000 RM.
Jahres=
einkommen. Der Kreis, der von der Offenlegung der Liſten
betroffen wird, iſt alſo in Amerika viel viel kleiner als bei uns,
wenn es auch dort ſehr viel mehr Millionäre gibt wie hier. Wenn
wir ſo glücklich wären wie Nordamerika, das wir die Beſteuerung
in der Hauptſache auf die Millionäre ſtützen könnten, dann wäre
die Frage der Veröffentlichung der Steuerliſten eine ganz andere.
Der Staatsſekretär, Profeſſor Dr. Popitz hat im Reichstag als
Regierungsvertreter darauf hingewieſen, daß auch die Bloßlegung
der Steuerliſten keine richtigen Steuererklärungen unbedingt
ver=
bürgen könne. Die Erfahrungen beim früheren preußiſchen
Drei=
klaſſen=Steuerſyſtem, wo die Publizität den Ausſchüſſen
gegen=
über beſtand, habe gezeigt, daß unſolide wirtſchaftliche Exiſtenzen
ihr Einkommen höher angaben, weil ſie ihren Kredit ſtützen
wollten. Alſo Kreditſchwindel durch zeitweiſe freiwillige
Mehr=
leiſtung an Sſteuern. Popitz hat weiter erklärt, daß viele Leute
umgekehrt in einfachen, ſoliden, bürgerlichen Verhältniſſen leben,
die überraſchender Weiſe ſehr beachtliche Vermögen und
Ein=
kommen in ihren Erklärungen ausweiſen. Dieſe Leute zeigen
durch ihre ganze Lebenshaltung, daß ſie nicht wünſchen, daß ihr
Reichtum bekannt wird. Wenn die Liſten ausgelegt werden, ſo
werden dieſe Leute, die bis jetzt ſteuerehrlich ſind, vor ſtarke
ſeeliſche Konflikte geſtellt. Die allgemeine Bloßſtellung wird
alſo zum Teil gerade unrichtige Steuererklärungen erſt
ver=
urſachen.
Die Offenlegung der Steuerliſten würde ſich in manchen
Fällen als ein direkter Schlag gegen die Kleinſtädte ausweiſen. Ein
Mann, der etwa 100 000 RM. Einkommen hat, bebt heute bieder
und einfach in einer kleinen Stadt ſehr zum Nutzen der
Steuer=
kraft dieſer Gemeinde. Es ſind ja oft gerade die Leute, die
ein=
fach leben, die zu Vermögen gekommen ſind und Vermögen
feſt=
halten und nicht diejenigen, die auf großem Fuße leben. Dieſe
Leute würden ſich bloßgeſtellt fühlen und würden ſich auch
vielen Unannehmlichkeiten ausgeſetzt ſehen, wenn man ihre
Ver=
hältniſſe einfach aufdeckt. Die ſehr naheliegende Folge wird
ſein, daß ſie in die Großſtadt ziehen, wo ſie weniger auffallen.
Was in der Großſtadt ſich als Senſation austobt, betrifft nur
die ganz Prominenten. In den kleineren Städten würde aber
20 Jaye Hochſchatde,oau in Dünzig.
Die kulturelle Bedeutung der Techniſchen Hochſchule in Danzig.
Von Rolf Wingendorf, Danzig.
25 Jahre ſind am 18. Juli vergangen, ſeit die Techniſche
Hochſchule in Danzig vom deutſchen Kaiſer und König von
Preu=
ßen eröffnet wurde. Nach ſchweren Kämpfen erſt war es möglich
geworden, die Hochſchule für Danzig zu ſichern. Wenn auch 25
Jahre für das Leben einer Hochſchule keinen langen Zeitabſchnitt
bedeuten, wenn auch andere Hochſchulen auf eine viel längere,
fruchtbare Tätigkeit zurückblicken können, ſo hat doch die
Dan=
ziger Techniſche Hochſchule ein Recht darauf, das 25jährige
Jubi=
läum als ein Feſt zu begehen, an dem nicht nur Danzig und die
deutſche Studentenſchaft hier, ſondern das ganze kultuvelle
Deutſchland begeiſtert Anteil nimmt. 25 Jahre Techniſche
Hoch=
ſchule Danzig ſind 25 Jahre deutſcher Kulturgeſchichte, deutſchen
nationalen Ringens in der gefährdeten Oſtmark, und in dieſen
25 Juhren hat keine Hochſchule ſo zu kämpfen gehabt, wie die
Danziger Techniſche Hochſchule.
Nur 10 Jahre friedlicher Entwicklung hat dieſe Hochſchule
erleben dürfen, nur 10 Jahre ungehinderten Aufbaues, dann brach
der Weltkrieg aus, der Lehrer und Studenten zum größten Teil
der wiſſenſchaſtlichen Arbeit entzog, und nach den vier
Kriegs=
jahren begann für die Danziger Hochſchule ein neuer Kampf, der
Kampf um ihre Exiſtenz, um ihr Weiterbeſtehen als deutſcher
Kulturmachtfaktor im Oſten trotz ſtaatlicher Trennung, trotz des
Anſturms der ſlawiſchen Welle und trotz ſchwerer wirtſchaftlicher
Kriſen. Und was in dieſer Zeit an Arbeit geleiſtet worden iſt,
an Arbeit, die nicht nur das Beſtehende erhalten, ſondern vieles
erſt neu aufbauen mußte, das wird die Geſchichte des Deutſchtums
einſt mit goldenen Lettern in ihrem Buch verzeichnen.
Die große Hochſchulkriſe, die Zeit der Umorganiſation des
Lehrweſens an Univerſitäten und Hochſchulen konnte die
Dan=
ziger Techniſche Hochſchule nicht mehr im Rahmen des preußiſchen
Staates mitmachen, ſondern, losgelöſt vom Mutterlande, mußte
ſie alles aus eigener Kraft neu ſchaffen. Als die
Friedensbeſtim=
mungen die Stadt Danzig vom Staate Preußen und vom
Deut=
ſchen Reich losgelöſt hatten, war das Schickſal der Hochſchule
völlig ungeklärt. Die Profeſſoren und Dozenten hatten alle das
Rücktrittsrecht nach Deutſchland offen, um ihre Kräfte dort im
gkademiſchen Beruf im Mutterlande zu gebrauchen. Doch alle
Mitglieder des Lehrkörpers der Danziger Hochſchule ſahen es
als ihre Ehrenpflicht an, auf ihrem Poſten gerade im Augenblick
der Gefahr auszuharren. Dabei war es von vornherein durchaus
Vom Tage.
Die Veröffentlichung des Zwiſchenberichts des
Repa=
rationsagenten ſteht unmittelbar bevor. Wahrſcheinlich erfolgt
die Veröffentlichung am Donnerstag.
Entgegen Gerüchten in der ausländiſchen Preſſe, Dr. Wirth habe
im Kabinett gegen den Youngplan geſtimmt, wird darauf hingewieſen,
daß das Reichskabinert einſtimmig den Youngplan
als Grundlage für die Beratungen der
Regie=
rungskonferenz angenommen hat.
Nach Beendigung ihrer wirtſchaftlichen Studienreiſe
durch die Union der ſozialiſtiſchen
Sowjetrepubli=
ken trafen der Präſident des Senats Dr. Sahm und Senator Dr.
Kamnitzer in Begleitung von Regierungsrat Burmeiſter wieder in
Danzig ein.
Im Unterhaus erklärte der Finanzſekretär im Kriegsminiſterium
Shinwell auf eine Anfrage, endgültige Weiſungen für die
Räumung des Rheinlandes durch die britiſchen
Truppen könnten erſt erteilt werden, wenn der Räumungsbeſchluß
vorliege. Aber die Maßnahmen, die dann erforderlich ſeien, ſeien
ſchon vom Kriegsminiſterium in einer Beſprechung mit dem
Komman=
deur der britiſchen Rheinlandtruppen geprüft worden.
Ali Achmed Khan, der als Prätendent auf den afghaniſchen
Thron aufgetreten war und ſich anfangs des Jahres zum Emir
von Djellalabad und vor kurzem zum Emir von Kandahar
prokla=
miert hatte, iſt nach Berichten aus Kabul hingerichtet worden.
Achmed Khan war in einem Gefecht Ende Mai dieſes Jahres von
den Streitkräften Habib Ullahs gefangen genommen worden und
wurde jetzt auf Befehl Habib Ullahs hingerichtet, weil er ſich
an=
geblich weigerte, ihm Gefolgſchaft zu leiſten.
Zwiſchen dem britiſchen Geſandten in China und dem Nankinger
Außenminiſter wurde dem diplomatiſchen Mitarbeiter des „Daily
Tele=
graph” zufolge der Entwurf eines neuen engliſch=
chine=
ſiſchen Wirtſchaftsvertrags ausgetauſcht.
Präſident Hoover wird am 24. Juli im Weißen Hauſe die
Ver=
treter der 59 Signatarmächte des Kellvggpaktes
emp=
fangen, um feierlich das Inkrafttreten des Paktes zu verkünden.
In Aegypten wurde zwiſchen der engliſchen Vertretung
in Aden und dem König Yahia vom Yemen ein
Ab=
kommen unterzeichnet, das für die künftige engliſche Politik
in Arabien grundlegende Bedeutung hat.
eine allgemeine gegenſeitige Beſchnüffelung einſetzen. Dort, wo
jeder den Andern kennt, kann man mit ſolchen Methoden die
Steuermoral nicht heben, ſondern es wird ganz im Gegenteil viele
Fälle geben, wo Leute erſt, weil ſie ſich durch die Offenlegung
geniert fühlen, zu Unredlichkeiten übergehen. Wer das
wirt=
ſchaftliche und geſellſchaftliche Leben in kleineren Städten kennt,
wird einſehen, daß man dabei nicht nur an wirklich große
Ein=
kommen zu denken braucht. Die Folge der Offenlegung wird zum
Beiſpiel für alle diejenigen, die ihr Einkommen nicht auf Grund
genauer Buchbeweiſe führen, einfach die ſein, daß ſich ein
Durch=
ſchnitt herausbildet, über den man nicht hinausgeht. Dieſer
Durchſchnitt wird für viele Steuerzahler niedriger ſein, als ihrer
heutigen Veranlagung entſpricht. Schon heute kommen viele
Steuerpflichtige und erklären, der Kollege in der Branche
ver=
ſteuere nur 2 000 RM. Einkommen weniger, warum ſoll ich mehr
verſteuern. Heute ſind die Einreden dadurch ſehr begrenzt, daß
man eben keine offengelegten Liſten hat, in denen man
nachblät=
tern kann.: Man kommt alſo heute mit dem Einwand doch im
allgemeinen durch, daß jeder Fall für ſich behandelt werden
müſſe. Sind aber einmal die Liſten da, ſo werden ſie am
eifrig=
ſten von denjenigen ſtudiert werden, die gern weniger Steuern
zahlen möchten.
Eine ſolche Begründung für Steuereinſprüche iſt aber im
Intereſſe der Steuerverwaltung nicht erwünſcht. Sie iſt auch
aus rein menſchlichen Gründen zu vermeiden, weil dann der
eine gegen die andern ausgeſpielt wird.
Jedenfalls erſcheint es mir ſehr voreilig, anzunehmen, daß
durch die Offenlegung ohne weiteres mehr Sſteuern aufkommen.
Wir würden dadurch jedenfalls einen großen Rückſchlag von der
individuellen Veranlagung zur Durchſchnittsveranlagung
bekom=
men. Die Durchſchnittsveranlagung iſt aber ſtets weniger
er=
giebig als die individuelle. Es gibt beſtimmte praktiſche
Er=
fahrungen, die darauf hinweiſen, daß zum Beiſpiel mancher
Gewerbetreibende, der jetzt nach ſeiner Buchführung verſteuert,
die Buchführung einfach aufgeben wird, weil er aus der Liſte
ſieht, daß er nach Durchſchnittsſätzen weniger zu verſteuern hätte.
Durch ſolche Nebenwirkungen würde aber das ganze, mühſam
aufgebaute deutſche Steuerſyſtem ſtark erſchüttert und die Arbeit
für die Finanzverwaltung keineswegs erleichtert, ſondern
ungemein erſchwert werden.
Man ſollte aus der Steuerpraxis alle Experimente weglaſſen,
die ſich weniger auf ſachliche Einſicht gründen als auf
partei=
politiſche Bedürfniſſe. Finanzſachen eignen ſich nicht ſo ſehr für
politiſche Behandlung. Sie müſſen ſachlich behandelt werden. Die
ſachliche Veranlagung geſchieht aber durch die Steuerverwaltung
und nicht durch die Oeffentlichkeit. Es iſt ſchon am beſten, wenn
es dabei bleibt.
nicht ſicher, ob die Freie Stadt Danzig eine mit reichen Mitteln
neuzeitlich ausgeſtaltete Hochſchule würde übernehmen, können
und ſo fortführen, daß ihre Aufgaben als ſolche voll erfüllt
wer=
den könnten, und daß ſie beſtehen könnte neben ihren
Schweſter=
anſtalten im In= und Auslande, ſelbſt wenn die Zuerkennung
der deutſchen Hochſchule an die deutſche Stadt Danzig von
nie=
mand bezweifelt werden konnte, obgleich die Polen alle
An=
ſtrengungen gemacht haben, bei der Verteilung des deutſchen
Reichseigentums in Danzig die Hochſchule für ſich zu erlangen.
Die führenden Männer der Freien Stadt Danzig jedoch waren,
ideell unterſtützt von der Profeſſorenſchaft der Hochſchule, keinen
Augenblick im Zweifel, daß alles getan werden müſſe, um der
Freien Stadt Danzig die deutſche Hochſchule zu erhalten, in der
ſicheren Zuverſicht, daß dieſe Hochſchule ſelbſt für dieſes kleine
Staatsweſen ſich bezahlt machen werde durch das, was eine
Hoch=
ſchule dem Nährboden zurückgibt, auf dem ſie ſich entwickelt.
Immerhin war es ein Aufatmen und ein Gefühl der Befreiung
von ſchwerem Druck, als der Präſident des Senats, Dr. h. c.
Hein=
rich Sahm, am 28. Juli 1921 im Senat erſchien und die
Mittei=
lung machte: die Hochſchule iſt der Stadt Danzig zugeſprochen,
Profeſſoren und Unterricht bleiben deutſch.
Als die Danziger Hochſchule im Jahre 1904 geſchaffen wurde,
da war für ſie ein reiches Hinterland in Weſt= und Oſtpreußen
vorhanden, aus dem die Studierenden zur Techniſchen Hochſchule
ſtrömten, die ſich in der Entwicklung des Geiſteslebens im
deut=
ſchen Oſten ergänzte mit der Univerſität Königsberg. Heute
ge=
hört ein großer Teil dieſes Hinterlandes, das im ſeiner Art
deutſch geblieben iſt, zu einem fremden Staate, und die
Tech=
niſche Hochſchule in Danzig iſt die einzige Hochſchule, die den
deutſchen Bürgern dieſes Staates offenſteht, da keine Paß= und
Viſumſchranken Danzig von der übrigen Welt trennen. Zu den
Deutſchen aus dem früheren Weſtpreußen kommen noch die
Deut=
ſchen aus dem heute polniſchen oberſchleſiſchen Induſtriegebiet,
aus Poſen, Lodz und dem Bielitzer Gebiet, für die die Danziger
Hochſchule das geiſtige Zentrum, das einzige geiſtige
Ausbil=
dungsinſtitut iſt, deſſen Beſuch für ſie keinerlei Schwierigkeiten
macht. Die Verbindung mit Königsberg und Breslau aber iſt
dieſem Teil des deutſchen Volkstums abgeſchnitten. Zu den
alten Aufgaben der preußiſchen Hochſchule kommen daher für die
Hochſchule des Freiſtaates noch neue.
Ein, wenn auch langſamer und ſorgfältig abzugrenzender
und zu überlegender Ausbau in der Richtung einer Univerſitas
wird nicht ausbleiben können. In dieſer Richtung liegt die
Er=
weiterung der Aufgaben der Fakultät für allgemeine
Wiſſen=
ſchaften durch die Einführung einer Diplomprüfungsordnung
für Phyſik, Mechanik und Mathematik und ſpäter durch die
Er=
richtung einer wiſſenſchaftlichen Prüfungskommiſſion für das höhere
(Fortſetzung von Seite 1, Spalte 2.)
Druck der Bankiers hin die Räumung vorgenommen habe. In
wenigen Monaten müſſe ohnehin die zweite Zone geräumt
wer=
den. Frankreich dürfe die Regierungskonferenz nicht durch die
Weigerung, aus dem Rheinland herauszugehen, auffliegen laſſen,
noch dürfe es allein im beſetzten Gebiet bleiben.
Briand erwiderke
hierauf Blum und erklärte, Blum möge doch die
An=
ſtrengungen, die er für den Frieden gemacht habe, anerkennen, er
habe nicht eine einzige Gelegenheit dazu verſäumt. Seine Politik
ſei die des ganzen Kabinetts geweſen und habe den
Locarno=
vertrag und den Kelloggpakt zur Grundlage gehabt.
Frankreich habe die größten Opfer für den Frieden gebracht.
Endlich beſchreite man den Weg der Hoffnung. Stets habe
Frank=
reich die Formel: Schiedsgerichtsbarkeit,
Sicher=
heit, Abrüſtung vertreten. Frankreich habe, ſich zu den
Neparationsverhandlungen bereit gefunden. Es habe
Verhand=
lungen über die Rheinlandräumung angenommen und prüfe
die Einſehung einer Konkrollkommiſſion für die
enkmilikariſierke Rheinlandzone.
Man könne ſicher ſein, daß die Regierung keine Hinterliſt in den
außenpolitiſchen Fragen erlaube. Sie werde mit dem feſten
Willen zur Regierungskonferenz gehen, für den Frieden
heraus=
zuholen, was herauszuholen ſei. Bei allem, was er ſchon getar
habe, habe er im Rahmen des Verſailler Vertrages bleiben
müſ=
ſen, deſſen Anwendung ſehr ſchwierig ſei. Der Vertrag enthalte
eine Beſtimmung, die beſage, daß Deutſchland die Reparationen
und Schulden decken müſſe, aber im gleichen Vertrag ſtehe ein
anderer Artikel, der Deutſchlands Zahlungsfähigkeit jederzeit in
Frage ſtellen könne. Heute ſei man durch den Youngplan zu
einer vollſtändigen und endgültigen Einvernahme gelangt.
Wenn es dazu notwendig ſei, das Rheinland zu räumen,
ſo ſei dies ein neues Opfer, das Frankreich dem Frieden
bringen müſſe.
Aber dieſes Opfer dürfe nicht ſeinen Zweck verfehlen. Der
Frie=
den könne nicht durch einſeitige Anordnungen Frankreichs geſichert
werden. Für die zweite Rheinlandzone habe die
franzöſiſche Regierung bereits ſeit einigen
Wochen Räumungsmaßnahmen angeordnet. Sie
habe alle ihre Verpflichtungen eingehalten. Als von der
vorzeiti=
gen Räumung die Rede geweſen ſei, hätten ſich drei Männer auf
die Erklärung feſtgelegt, daß ſie ſtattfinden werde, wenn
Deutſch=
land ſeine Verpflichtungen loyal erfülle, um eine vollſtändige und
endgültige Regelung zu erreichen. Um den Youngplan lebendig
zu machen, müßte der Reichstag gewiſſe Geſetze annehmen und
die Parlamente müßten den Youngplan ratifizieren. Er
wieder=
hole: Die franzöſiſche Regierung geht auf die nächſte Konferenz
mit den beſten Abſichten und um den Youngplank zu ratifizieren.
Durch ein allzu raſches Vorgehen ſtelle man aber vielleicht das in
Frage, was man erreichen wollte.
Man könne nicht eine neue Friedensgeſte machen ohne die
erforderlichen Garantien (!).
Geſetzt den Fall, daß die Räumung des Rheinlandes
vorgenom=
men würde und einige Jahre ſpäter würde Deutſchland wünſchen,
ſeinen Verpflichtungen ſich zu entziehen? Wäre dem Frieden mit
einer Geſte Frankreichs dann gedient worden? (Lebhafter
Bei=
fall auf der Rechten und äußerſten Rechten.) Der Frieden hänge
nicht allein von dieſer Konferenz, ſondern von der Einigung aller
Staaten ab. Seit einigen Jahren arbeite er an der Organiſation
einer allgemeinen Friedenspolitik. Dazu habe er in der letzten
Zeit einige wertvolle Zuſtimmungen erhalten. Es ſei
not=
wendig, Europa zu organiſieren, nicht gegen
irgend ein Land, ſondern im Intereſſe des
Frie=
dens. „Ich verſichere Ihnen, daß Frankreich bei der
Regierungs=
konferenz ſeine Verpflichtungen nicht vernachläſſigen wird”, ſchloß
Briand. Die Kammer vertagte ſich dann auf Mittwoch
früh 9 Uhr.
Wieder ein Nokzuchtsverſuch durch einen
Beſakungs=
angehörigen.
Zweibrücken, 16. Juli.
Am Montag nachmittag wurde eine 27 Jahre alte Ehefrau,
die ſich auf dem Heimweg von ihrer Arbeitsſtätte befand, von
einem Angehörigen der Beſatzungsarmee angefallen. Der
Sol=
dat verſuchte die Frau zu vergewaltigen, kam aber nicht zu ſeinem
Ziel, da die Hilferufe der Frau gehört wurden und mehrere
Arbeiter herbeieilten. Der Täter entfloh und konnte bis jetzt
nicht ermittelt werden.
Lehramt in mathematiſch=naturwiſſenſchaftlicher Richtung. Es kann
das ganze Studium in Mathematik, Phyſik, Chemie und
Geo=
logie und Botanik in Danzig abſolviert werden, nachdem noch
eine Profeſſur für Philoſophie und Pädagogik ſeit 1922
begrün=
det iſt. Eine juriſtiſche und eine a. v. Profeſſur für deutſche
Sprache und Literatur und eim Lertorat für Muſik ſind
einge=
richtet.
Aus dieſen Tatſachem ergibt ſich, daß das Freiſtadtgebiet
ſelbſt nur den geringſten Teil an Studierenden für die Hochſchule
ſtellen kann. Eine Statiſtik, die nach der bisher üblichen Form
zwiſchen „Inländern” und „Ausländern” unterſcheidet, hätte
daher ein ganz falſches Bild gegeben. Man hat ſich ſeit dem
Jahre 1920 entſchloſſen, nicht nach der ſtaatlichen Zugehörigkeit,
ſondern nach der Nationalität zu unterſcheiden. Unter den „
Deut=
ſchen” ſind Volksdeutſche, alſo Reichsdeutſche, Deutſchöſterreicher,
Sudetendeutſche, Siebenbürger, Deutſchbalten uſw.
zuſammen=
gefaßt, wobei für die Feſtſtellung der Nationalität die
Zugehörig=
keit zur Deutſchen Studentenſchaft maßgebend iſt. Die „
Dan=
ziger”, die ebenfalls zur Deutſchen Studentenſchaft gehören, ſind
geſondert aufgeführt. Alle übrigen werden als „Andere” geführt.
Von den in Danzig Studierenden ſind nach den letzten Statiſtiken
von den 1650 Studenten (gegenüber etwas über 400 im Jahre
1904) nur etwas über 12 Prozent Danziger, rund 65 Prozent
„Deutſche” und 23 Prozent „Andere‟. Der Prozentſatz der „
An=
deren” der in den Inflationsjahren bis zu 40 Prozent geſtiegen
war, iſt jetzt im Abnehmen begriffen.
Um dem kleinen Freiſtaat die Erhaltung der Hochſchule zu
ermöglichen, mußten die Studierenden mehr als ſonſt üblich zur
Tragung der Laſten herangezogen werden. Den polniſchen
Stu=
denten wurde dieſe Mehrbelaſtung ihrer Studienkoſten bald von
ſtaatlicher Seite zurückvergütet. Für die deutſchen Studierenden
trat eine verdienſwolle Organiſation ein. Die „Geſellſchaft von
Freunden der Danziger Hochſchule”, der hervorragende
Mitglie=
der aus Handel und Induſtrie Deutſchlands und Danzigs
ange=
hören, und die die Mehrkoſten für die Stdenten, d. h. die
Zah=
lung einer Semeſtergebühr, übernahm.
Trotzdem aber hat die Techniſche Hochſchule in Danzig immer
noch mit ſchweren finanziellen Sorgen zu kämpfen, die ihren
Aus=
bau hemmen können. An dem Tage ihres 25jährigen Beſtehens
aber ſollte die geſamte deutſche Bevölkerung in der Erkenntnis
der Bedeutung, die dieſe deutſche Hochſchule im nationalen
Kampfgebiet für das abgetretene, entriſſene Deutſchtum hat, das
Gelöbnis ablegen, nicht nur die Erhaltung, ſondern auch den
Ausbau der Hochſchule als eine Ehrenpflicht anzuſehen, als eine
Schuld, die abzutragen iſt, gegenüber den Brüdern, die an
ge=
fährdetem Poſten ausgeharrt haben als Wächter deutſcher
Kul=
tur und Geiſteswiſſenſchaft im deutſchen Oſtem.
Nummer 196
Mittwoch, den 17. Juli 1929
Seite 2
Der Konflikt im Fernen Oſten.
Mobiliſierung großer Truppenmaſſen
durch die Nanking=Regierung.
EP. London, 16. Juli.
Die Nankingregierung trifft nach den hier eingetroffenen
Berichten aus der Mandſchurei alle Vorbereitungen, um die
chineſiſch=mandſchuriſche Grenze gegen einen ruſſiſchen Einfall
wirkſam verteidigen zu können. Große Truppenmaſſen werden in
aller Eile mobiliſiert und an die Grenze gebracht. 70 Panzer=
Japaniſche Truppen nach Mukden.
EP. Tokio, 16. Juli.
Das japaniſche Kriegsminiſterium hat angeordnet, daß ein
japaniſches Regiment ſofort aus Dairen nach Mukden befördert
wird. Am Montag ſind die erſten japaniſchen Truppenteile in
Mubden eingetroffen zum Schutz des japaniſchen Eiſenbahnnetzes
in der Nordmandſchurei. Im Auftrag des japaniſchen
Kriegs=
miniſteriums hat ſich General Takanagi nach Charbin begeben,
um die politiſchen Verhältniſſe in der Nordmandſchurei zu
ſtudieren.
Volkskommiſſar Karachan,
der das ruſſiſche Ultimatum an China
unterzeichnete.
wagen ſind auf dem Wege nach der Grenze durch Charbin
ge=
kommen. Nach einer halbamtlichen Meldung ſind 5000 Mann
chineſiſche Truppen zum Schutze des öſtlichen Abſchnittes der
chineſiſchen Oſtbahn entſandt worden.
Nach einer Agenturmeldung ſollen 2000 Mann ruſſiſcher
Truppen die mandſchuriſche Grenze bereits überſchritten, ſich
je=
doch bei Annäherung chineſiſcher Streitkräfte wieder
zurückge=
zogen haben. Die Ausweiſungen ruſſiſcher Eiſenbahnbeamter durch
die Chineſen nehmen ihren Fortgang. Heute ſind erneut 45
ruſ=
ſiſche Staatsbürger in Dienſten der oſtchineſiſchen Eiſenbahn
ab=
geſchoben worden.
Die Ueberſetzung des ruſſiſchen Ultimatums ins Chineſiſche
iſt erſt geſtern beendet worden, und man neigt hier zu der
An=
nahme, daß unter dieſen Umſtänden die Ablaufsfriſt des
Ultima=
tums nach Vorſtellungen des chineſiſchen Botſchafters in Moskau
von heute nacht auf morgen verlängert wird.
Eine Konferenz der Moskauer Regierung.
In einer Konferenz der Moskauer Sowjetregierung, auf der
die ruſſiſch=chineſiſche Spannung eingehend beſprochen wurde,
wurde die Abſendung des Ultimatums an China einmütig
ge=
billigt. Eine gütliche Beilegung des Konfliktes wurde als das
zu erſtrebende Ziel hingeſtellt und äußerſte Vorſicht zur
Verhüt=
ung eines Krieges anempfohlen.
Die militäriſche Wache vor der chineſiſchen Botſchaft in
Mos=
kau iſt von der Sowjetregierung verſtärkt worden, um einen
Uebergriff der erregt demonſtrierenden Menge zu verhindern.
Die japaniſche Preſſe gegen die Mekhode der
Nanking-Regierung.
Die Aktion der Nanking=Regierung im Falle der Chineſiſchen
Oſteiſenbahn wird in den Kommentaren der japaniſchen
Tages=
zeitungen einmütig verurteilt. Es wird mehrfach der
Befürch=
tung Ausdruck gegeben, daß es Japan mit der
Südmandſchuri=
ſchen Eiſenbahn nicht anders als Rußland mit der Oſtchineſiſchen
Bahn ergehen dürfte. Während man die Bekämpfung des
Bol=
ſchewismus allgemein als gerechtfertigt empfindet, billigt man
aber keineswegs die Methoden der chineſiſchen Regierung und
er=
hebt gegen Nanking den Vorwurf, erneut für die Störung des
Friedens im Fernen Oſten verantwortlich zu ſein.
Karte der umſtrittenen mandſchuriſchen Eiſenbahnen.
Dr. Wang,
der Außenminiſter der Nanking=
Regierung.
Der neue Leiter der chineſiſchen Oſtbahn.
Wie die chineſiſche Telegraphenagentur mitteilt, wird zum
Leiter der chineſiſchen Oſtbahn an Stelle des ſowjetruſſiſchen
In=
genieurs Jemſchanow, der ehemalige Leiter der chineſiſchen
Oſt=
bahn Boris Oſtoumow ernannt werden, der im Jahre 1924 durch
die ſowjetruſſiſche Herrſchaft von ſeinem Poſten geſtürzt wurde.
In Charbin herrſcht vollkommene Ruhe.
Eine Mikkeilung des chineſiſchen Geſchäftskrägers in
Moskau an die Sowieiregierung.
Nach Meldungen aus Moskau hat der dortige chineſiſche
Ge=
ſchäftsträger dem ruſſiſchen Außenkommiſſariat eine Note
über=
reicht, in der er mitteilt, daß ihm am 14. Juli, 4 Uhr morgens,
die ruſſiſche Note durch einen Beamten des Außenkommiſſariats
übergeben worden ſei. Mit der ſofortigen Ueberſetzung der
ruſſi=
ſchen Note ſei er erſt am 14. Juli, 12 Uhr mittags, fertig geweſen.
Die Note ſei dann telegraphiſch nach Nanking weitergeleitet
wor=
den. Der Regierung in Mukden habe er die Note nicht zuſtellen,
können, weil ihm die Nankingregierung den Verkehr mit
Mar=
ſchall Tſchangſueliang verboten habe. Die Urſchrift der u ſſiſchen,
Note ſei mit der Poſt an die Nanking=Regierung „abgegangen.
* Berliner Kommuniſten demonſtrieren gegen China.
Die Kommuniſtiſche Partei hat endlich wieder einmal eine
Parole gefunden, mit der ſie ihre Mitglieder — zum Teil
wenig=
ſtens — auf die Straße locken kann: „Verteidigt die
Sowjetregie=
ung!” Mit dieſer lendenlahmen Loſung brachte ſie am Montag
abend ein paar hundert Menſchen meiſt Jugendliche, auf die
Beine führte ſie nach der Beuthſtraße vor das chineſiſche Konſulat.
demonſtrieren. Erfreulicherweiſe ging es aber recht harmlos ab.
Die Vorgänge im Fernen Oſten ſcheinen auf die Gemüter der
Kommuniſten in Berlin nicht ſonderlich verhetzend oder erregend
zu wirken. Man hörte ein paarmal die obligaten „Nieder!”=Rufe,
ein Stein flog in ein falſches Zimmer, und damit war die
Kund=
gebung beendet. Im Konſulat befanden ſich keine Beamten mehr,
ſo daß die Demonſtration ſo gut wie unbemerkt verlief. Am
Dienstag abend ſollen neue „Maſſen”=Demonſtrationen ſtattfinden
unter der gleichen Parole, die aber kaum mehr Zulauf haben
wer=
den Die Polizei hat Vorbereitungen getroffen, um Zwiſchenfälle
nach Möglichkeit zu vermeiden.
Der Reichskanzler zur Frage der
Konkrollkommiſſion.
Berlin, 16. Juli.
Mit Beziehung auf die Behauptungen, die noch immer in
einem Teil der franzöſiſchen Preſſe unter Berufung auf die
Gen=
fer Verhandlungen vom September vorigen Jahres über den
Plan der Einſetzung einer beſonderen Kommiſſion für die
demili=
tariſierte Rheinlandzone aufgeſtellt werden, wird uns von dem
Herrn Reichskanzler als dem damaligen Führer der deutſchen
Delegation mitgeteilt, daß er nur die ſchon verſchiedentlich von
amtlicher deutſcher Seite abgegebenen Erklärungen über dieſes
Thema wiederholen könne. Insbeſondere ſtimme er in allen
Punkten den Ausführungen zu, die noch vor wenigen Tagen der
Herr Reichsminiſter des Auswärtigen gegenüber einem Vertreter
der Frankfurter Zeitung gemacht habe. Bei den Verhandlungen
im September habe er in keinem Augenblick einen Zweifel
dar=
über gelaſſen, daß für Deutſchland eine über das Jahr 1935
hinaus tätige Kommiſſion der in Rede ſtehenden Art keinesfalls
in Frage kommen könne. Keine deutſche Regierung würde ſich
finden, die in dieſem Punkte über den Verſailler Vertrag hinaus
Konzeſſionen machen würde. Aus der Haltung der deutſchen
Delegation in der Septembertagung erkläre ſich auch die
Tat=
ſache, daß über die Dauer der Kommiſſion, wie das bei Abſchluß
der Genfer Tagung veröffentlichte Communigué zeigte, keine
Einigung habe erzielt werden können.
Zuverſichk der franzöſiſchen Regierung.
Der engliſch=franzöſiſche Gegenſak. — Briands Pläne.
Von unſerem A=Korreſpondenten.
Paris, 16. Juli.
Die innerpolitiſche Lage iſt etwas ruhiger geworden. Die
Kräfte, die für die Erhaltung der Regierung arbeiten, ſind ſehr
ſtark, und die Lage iſt für die Oppoſition ungünſtig. Die Kammer
hat nicht mehr viel Zeit zur Verfügung, das Programm iſt ſehr
umfangreich; es ſollen täglich drei Sitzungen gehalten werden.
Die Anhänger der Regierung berufen ſich, nach Poincarés
Muſter, auf die komplizierte außenpolitiſche Lage, „das Land
würde eine Regierungskriſe im jetzigen Moment nicht verſtehen”.
Das Argument hat ſchon mehrmals Gehör gefunden. Es ſtand
von vornherein feſt, daß eine Kriſe auch den Rücktritt Briands
bedeuten muß, und das ſcheint den Radikalen doch zu denken
ge=
geben zu haben. Die Abkühlung des Verhältniſſes zwiſchen
Nadikalen und Sozialiſten wird, auf Briands Einfluß
zurück=
geführt. Kurz, die Anhänger der Regierung ſind voller Hoffnung,
die Union nationale in die Ferien herüberretten zu können.
Die Vorbereitung der Konferenz der Regierungen ſcheint
unter ſehr ungünſtigen Umſtänden vor ſich zu gehen. Der
eng=
liſch=franzöſiſche Gegenſatz iſt mit einer Offenheit zutage getreten,
wie man ſie ſeit langem nicht gewohnt war. Die
Meinungsver=
ſchiedenheit über den Ort der Konferenz iſt bedauerlich, das gibt
man auch in Paris zu. Man erklärt aber, nicht nur wegen der
für Frankreich höchſt ungünſtigen politiſchen Atmoſphäre in
Eng=
land nicht nach London gehen zu können, ſondern auch weil die
Abhaltung der Konferenz in London eine entſcheidende
Einfluß=
nahme Englands auf die Reparationsbank und die ganze
Schul=
denregelung bedeuten würde. Und England — darin hat ſelbſt
der Sieg der Arbeiterpartei keinen Wechſel gebracht — iſt der
deutſch=franzöſiſchen Annäherung und einer ſehr weitgehenden
finanziellen und wirtſchaftlichen Zuſammenarbeit in Europa nicht
übertrieben wohl geſinnt. Das ſcheint übrigens auch die Haltung
Macdonalds und Snowdens gegenüber dem Youngplan zu
be=
weiſen. Es iſt alſo verſtändlich, wenn man in Frankreich gegen
die Abhaltung der Konferenz in London und gegen London als
Sitz der Reparationsbank Stellung nimmt, um ſo mehr, da —
wie man behauptet — die internationale Anleihe hauptſächlich in
Paris aufgelegt werden ſoll.
Der paneuropäiſche Gedanke liegt in der Luft. Man erzählt
biel von den Plänen Briands und weiß noch nichts Genaues.
Die franzöſiſche Rechtspreſſe weiß auch nicht mehr als andere
ge=
wöhnliche Sterbliche, aber ſie beeilt ſich, einen Plan, der noch
nicht in präziſen Formen vor die Oeffentlichkeit gebracht wurde,
ſchon zu attakieren. Jedenfalls ſteht feſt, daß der paneuropäiſche
Gedanke zu den Requiſiten des Quai d’Orſay gehört, den man in
England am wenigſten gerne hört. Der Begriff Paneuropa iſt
ſo „ſouple”, ſo elaſtiſch, wie es ſich ein Diplomat nur in ſeinen
ſchönſten Träumen wünſchen kann. Er bedeutet vor allem
wirt=
ſchaftliche Annäherung und vor allem deutſch=franzöſiſche
An=
mäherung. Denn die reſtloſe Verſtändigung zwiſchen Paris und
Berlin muß den Kern von Paneuropa bilden.
* Ich hatk” einen Kameraden ..."
Freiherr von Hünefeld, der Pionier des völkerwerbindenden
Luftverkehrs.
Von James C. Fitzmaurice,
Oberſt des Iriſchen Freiſtaaies.
Was wenigen Toten mit ſo viel Berechtigung nachgerühmt
wwird, ſagen Menſchen in der ganzen Welt von meinem
verſtor=
benen Kameraden: er iſt zu früh geſtorben! Zu früch nicht nur
für uns, ſeine Freunde, und für ſein innig geliebtes Vaterland,
viel zu früh auch für ſeine Aufgabe als Förderer und Pionier
eines internationalen, völkerverbindenden Luftverkehrs. Sein
Leben war bewußt dieſem Ziel, daß die Anerkennung des
Deutſch=
tums in der ganzen Welt fördern ſollte, geweiht. Hünefeld hat
ein Ziel erreicht. Seine Perſönlichkeit und ſeine Flüge haben
viele zu Freunden des Deutſchtums gemacht.
Ich erinnere mich noch heute genau an den 26. März 1928,
als die Bremen” auf dem Flugplatz in Baldonel niederging, um
am 13. April nach Amerika zu ſtarten. Seine Inſaſſen waren
völ=
lig fremde Menſchen für mich, noch vor wenigen Jahren unſere
Feinde” mit denen ich das große Experiment auf Leben und
Tod wagte. Aber ich hatte keinen Augenblick der Angſt oder des
Mißtrauens. Hauptmann Köhl war ein Flieger, und die Flieger
der ganzen Welt ähneln ſich in Ausſehen, Gedanken und
Hand=
ltungen. Freiherr von Hünefeld aber war ein wahrhafter
Ariſto=
krat, beſcheiden, zurückhaltend und der ſelbſtloſeſte Kamerad, dem
ich begegnet bin. Bei Ueberlegungen, in Minuten der Gefahr,
galt ſein erſter Gedanke immer den anderen, nie ſich ſelbſt. Ich
habe ihn auf der Fahrt wahrhaft bewundert. Denn nicht wir
Flieger, ſondern er hatte den ſchwerſten Poſten während des
Fluges. Er war, wenn alles mißglückte, verantwortlich für die
Gelder, durch die der Flug zuſtande kam.
Hünefeld hatte dadurch, daß er von Geburt an nur auf dem
rechten, kurzſichtigen Auge ſah, nie ſein Pilotenexamen machen
können, und mußte ſich deshalb völlig auf uns verlaſſen. Wir,
Hauptmann Köhl und ich, löſten uns auf dem Fluge alle drei
Stunden ab. Die drei Stunden aber, die wir nicht am Steuer
verbrachten, waren ebenfalls ganz ausgefüllt mit angeſtrengteſten
Beobachtungen. Zu Gedanken über die Gefahr, in der wir
ſchwebten, hatten wir keine Zeit. Hünefeld aber ſaß während
der ganzen Zeit im Paſſagierraum, zur Untätigkeit verdammt,
urid — wahrſcheinlich — zum Nachdenken über die Möglichkeit,
daß trotz aller exakter Vorbereitungen der Motor ausſetzen könne.
Im der Nacht blieb das Licht aus. Hünefeld ſaß die ganzen
Stun=
den unbeweglich im Dunkeln. ich ſah und hörte nichts von ihm.
Der Flug war zu anſtrengend für Hünefelds kranken Körper,
Ricarda Huch 65 Jahre alt.
Dr. Ricarda Huch,
die große deutſche Dichterin, feiert am 18. Juli ihren 65.
Geburts=
tag. Sie wurde 1864 in Braunſchweig geboren, ſtudierte an der
Univerſität Zürich Philoſophie, war Sekretärin an der Züricher
Stadtbibliothek dann Lehrerin in Bremen. Nachdem ihre erſte
Ehe mit dem Arzt E. Ceconi geſchieden war, heiratete ſie 1907
den Rechtsanwalt Richard Huch. Ihre Erzählungen und Romane,
ihre literarhiſtoriſchen und philoſophiſchen Eſſays, vor allem Die
Romantik” (1898), ihre zeitkritiſchen Betrachtungen, wie
Ent=
perſönlichung” (1921), haben ihren Namen in der ganzen Welt
verbreitet.
der ſich ſchon in Amerika für die zugemuteten Anſtrengungen
rächte. Er aber überwand dieſe Schwächen und Schmerzen, wie
ſein ganzes Leben ein heroiſcher Kampf gegen ſeinen Körper
ge=
weſen iſt. Schon als Knabe hatte er ihn an ſportlicher Betäti=
gung und der Verwirklichung ſeiner Sehnſucht: zu fliegen,
gehin=
dert. Der Krieg brachte ihm die Beinſchüſſe und ein
Magenlei=
den. Alle ſchweren Operationen und Schmerzen aber überſtand
ſein eiſerner Wille, in dew wenigen Jahren, die ihm, wie er
wußte, noch blieben, ſeine Aufgabe zu erfüllen. Und ſein Geiſt
hat über ſeinen Körper geſiegt. Krank zurückgekehrt, ſtand er nur
vom Krankenlager auf, um ſein Pilotenexamen und den großen
Oſtaſienflug zu machen, der mehr ein Verkehrs= als ein
Rekord=
flug war und den er noch in ſeinem letzten „Oſtaſienflug‟=Buch
beſchreiben konnte.
Ich habe ihn nicht mehr wieder geſehen. In ihm betrauere
ich nicht nur den Ozeankameraden, ſondern auch den
ungewöhn=
lichen Menſchen, dem ein faſt übermächtiger Wille zum Sieg über
ſeinen Körper verhalf. Die Kraft dazu aber gab ihm ſeine ſtarke
Vaterlandsliebe, die ihm nicht den Blick über Deutſchlands
Gren=
zen hinaus verengte, ſondern ihn den richtigen Weg für einen
neuen, deutſchen Ruhm finden ließ. Sie war die treibende Kraft
in ſeinem Leben und ihr gehörten ſeine letzten Gedanken und
Verſe am Vorabend der Operation und des Todes:
Du Erde, die mich mütterlich gebar,
Die Ziel und Weſen meines Kämpfens war,
Dir gilt mein Gruß, wenn Gottes Wort befiehlt,
Daß jäh das Band, das mich am Leben hielt,
Zerriſſen flattert und die Nacht fällt ein.
Mein deutſches Land, noch ſterbend denk ich dein.
Kunſt, Wiſſenſchaft und Leben.
Geheimrat Binswanger geſtorben. Der
ehe=
malige Direktor der Univerſitätsnervenklinik Jena, Geheimrat
Profeſſor Dr. Otto Binswanger, iſt in der vorletzten Nacht in
Kreuzlingen bei Konſtanz, wo er ſeit ſeinem Oktober 1919
erfolg=
ten Ausſcheiden aus der Lehrtätigkeit ſeinen Wohnſitz hatte,
ge=
ſtorben. Profeſſor Binswanger war 1850 in Münſterlingen in
der Schweiz geboren.
Zum Tode des Dichters Hugo von Hofmannsthal. Bei dem
Leichenbegängnis ſeines älteſten Sohnes erlitt der Vater, Dichter
Hugo von Hofmannsthal, auf dem Wege zum Friedhof einen
Anfall von Unwohlſein. Er verfiel darauf in Bewußtloſigkeit,
aus der er nicht mehr erwachte. Um 19.10 Uhr iſt er einem
Ge=
hirnſchlag erlegen. Die Bemühungen des Arztes erwieſen ſich
als vergeblich. Hofmannsthal litt ſchon ſeit längerer Zeit an
Arterioſkleroſe, ſo daß ſeine Verwandten beſtrebt waren, jede
Auf=
regung von ihm fernzuhalten.
Taunusſtr. 39, pt. r.
möbl. Manſarden= Eliſabethenſtr. 4, I.
zu vermieten.
Seite 4
Mittwoch, den 17. Zuli 1929
Nummer 196
Woltgeng
In dankbarer Freude zeigen wir die
glückliche Geburt eines kräftigen
Stamm-
halters an Willi Schmitz und Frau
Elisabeth, geb. Oreter.
Darmstadt, den 16. Juli 1929.
Spessartring 2.
Statt beſonderer Anzeige.
Wir haben unſre innig geliebte
Schweſter
Rorn
heute Nacht nach kurzer, ſchwerer
Krank=
heit verloren.
Anna Strecker, Lauterbach i. Oberh.
Friedel Strecker, Darmſiadt
Mathildenſtr. 11.
(11547
Be Einäſcherung findet Donnerstag, den
18. Juli, vormittags 11 Uhr ſtatt.
Für die wohltuenden Beweiſe herzlicher
Anteilnahme während der Krankheit und beim
Tode meiner lieben Schweſter
Hermine Stellwagen
ſage ich hiermit innigen Dank.
Auguſte Stellwagen.
Darmſiadt, im Juli 1929.
Zt. Gervinusſtr. 68.
(11571
Geh. San.-Rat
Briittidar Hertänn
Annastraße 40
hat seine ärztliche Praxis wieder
aufgenommen. (11559b
Vom 16. Juli bis 12. Auguſt
werde ich vertreten durch die Herren:
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Dr. Draudt, Heinrichſtr. 17
Dr. Kautzſch, Riedeſelſtr. 37
Dr. Leydhecker, Heinrichſtr. 23
San.=Rat Dr. Orth, Bismarckſtr. 57
Dr. Schneider, Wenckſtr. 10
Dr. Vidal, Stiftsſtr. 25.
Dr. Schiffer.
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Am Montag, den 15. Juli, abends 8½ Uhr verſchied
nach kurzer Krankheit unerwartet mein über alles geliebter
Gatte, unſer treuſorgender Vater, der
ord. Profeſſor an der techniſchen Hochſchule zu Darmſtadt
M.sg. Geutg w. Nochlet
im eben vollendeten 55. Lebensjahr.
Im Namen der Hinterbliebenen:
Doris Koehler, geb. Rummel
Hellmut Koehler
Irmgard Koebler
Darmſtadt, Herdweg 53.
Die Einäſcherung findet Freitag vormittag um 10½ Uhr, im
Krema=
torium des Waldtriedhofes zu Darmſtadt ſtatt.
Wir bitten von Beileidsbeſuchen abzuſehen.
Statt Karten.
Für die Glückwünſche, Blumen und
Geſchenke anläßlich unſerer ſilbernen
Hochzeit ſagen wir auf dieſem Wege
unſeren herzlichſien Dank.
Karl Schuchmann und Frau
Marg., geb. Schntider.
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Am 15. Juli verſchied im 56. Lebensjahr der
ordentliche Profeſſor des Maſchinenbaues
H.ng. Geelglnhennsocher
Vorſtand der Abteilung für Maſchinenbau.
Seit 1905 gehörte er unſerer Hochſchule zuerſi als Dozent, dann
als außerordentlicher und ordentlicher Profeſſor an; in dieſer langen
Zeit hat er ſeine ganze große Arbeitskraft mit unermüdlicher, bis ins
Kleinſie gehende Pflichttreue in den Dienſi der Hochſchule geſtellt und
ihr als Lehrer und Organiſator in einer Reihe von Amtern wertvollſie
Dienſie geleiſiet.
Sein Tod iſt ein ſchwerer Verluſi für die Hochſchule und auch alle
Kollegen beirauern dieſen geraden, offenen Menſchen unwiederbringlich
verloren zu haben. Sein Andenken wird von uns ſiets in hohen Ehren
gehalten werden.
Darmſtadt, den 16. Juli 1929.
Der Rektor der Techniſchen Hochſchule
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Unterfertigter erfüllt hiermit die traurige Pflicht, ſeine
E.M. E.M., A.H. A.H., A.M. A.M., von dem Ableben ſeines
hochverehrten Ehrenmitgliedes und Verbands=Alten Herrn
Profeſſor Dr.=Ing.
U.2. Noehrel
geziemend in Kenntnis zu ſetzen.
Dir verlieren in dem Verſtorbenen einen der eifrigſten
Förderer unſeres Bundes, dem er ſtets mit Rat und Tat treu
zur Seite ſtand.
Sein Andenken werden wir ſtets hoch in Ehren halten.
(11560
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Nummer 196
Mittwoch, den 12. Juli 1929
Seite 5
Darmſitadi, 12 Juli.
In der Nacht zum Montag verſchied im Alter von 55 Jahren
unerwartet der Inhaber des Lehrſtuhls für Laſthebemaſchinen
und derzeitige Vorſtand der Abteilung für Maſchinenbau an der
hieſigen Techniſchen Hochſchule, Prof. Georg Wilhelm Koehler,
an den Folgen einer Operation. Mit ihm ſcheidet eine markante
Perſönlichkeit aus dem Lehrkörper der Techniſchen Hochſchule, der
er 23 Jahre lang als erfolgreicher Lehrer und pſlichttreuer
Mit=
arbeiter angehört hat.
Prof. Dr.=Ing. Georg W. Koehler war 1874 in Berlin
ge=
boren, wo er das Sophien=Realgymnaſium abſolvierte. 1901
legte er die zweite Staatsprüfung für Maſchinenbau ab, 1902
begann er im Auftrage des Vereins deutſcher Ingenieure in
Karlsruhe eine größere Forſchungsarbeit über Rohrbruchventile.
An dieſe Arbeit ſchloß ſich 1905 eine Diſſertation in Karlsruhe an.
Nachdem er verſchiedentlich in der Induſtrie tätig war, habilitierte
er ſich 1906 an der Techniſchen Hochſchule in Darmſtadt. Er
er=
hielt die venia legendi für das Fach Laſthebemaſchinen und
Förderanlagen für Maſſengüter. Im Mai 1908 wurde er zum
außerordentlichen Profeſſor für Laſthebemaſchinen ernannt, im
Jahre 1911 zum ordentlichen Honorarprofeſſor und im Juli 1920
zum ordentlichen Profeſſor für Laſthebemaſchinen. Kürzlich hat
er im Auftrage der Sowjetregierung in Moskau Vorträge
gehal=
ten über die Beförderung von Maſſengütern, ſpeziell von
Ge=
treide. Nach der Rückkehr von der anſtrengenden Reiſe ſtellte ſich
bei ihm ein Leiden ein, das in wenigen Tagen durch eine
Ver=
kettung unglücklicher Zufälle zu ſeinem frühen Tode geführt.
— Ernannt wurden: am 25. Juni der Kriminalinſpektor Friedr.
Günter zu Darmſtadt zum Kriminaloberinſpektor mit Wirkung vom
1. Juni 1929; am 5. Juli der Gendarmeriehauptwachtmeiſter auf Probe
Wilhelm Becker zu Laubach zum Gendarmeriehauptwachtmeiſter mit
Wirkung vom 1. Juli 1929; am 8. Juli 1929 die
Gendarmeriehaupt=
wachtmeiſter auf Probe Karl Lang zu Darmſtadt und Hugo
Hein=
rich zu Gedern zu Gendarmeriehauptwachtmeiſtern, beide mit
Wir=
kung vom 1. Juli 1929; am 11. Juli Georg Pfeiff aus Keſſelbach
zum Pfleger an der Landes=Heil= und Pflegeanſtalt bei Gießen mit
Wirkung vom 1. Juli 1929.
— Verſetzt wurde am 10. Juli der Förſter Konrad Oeſtreich zu
Feldkrücken in gleicher Dienſteigenſchaft in die Förſterei Ehringshauſen
(Forſtamt Romrod).
— Eine Wiederſehensfeier der Fünfzigjährigen beabſichtigen die
ehemaligen Schülerinnen der hieſigen Mädchen=Mittelſchule. Auskunft
erteilen Frau Kätha Schepp, geb. Pullmann, Soderſtraße 21, Frau Lina
Schlubdibir, geb. Heim, Wendelſtadtſtraße 32, Frau Wilhelmine Graf,
geb. Liſtmann, Erbacherſtraße 109. Monat, Tag und Lokal wird noch
durch Anzeige in dieſer Zeitung bekanntgegeben.
— Verein Frd. junger Mädchen. Im Hauſe des Vereins Frd. jg.
Mädchen, Sandſtraße 24, werden wöchentlich
Jungmädchen=
abende für fremd zugezogene junge Mädchen abgehalten. Sie fanden
bisher Freitags ſtatt, werden aber von dieſer Woche an auf
Don=
nerstag gelegt. Im Sommer werden dieſe Abende alle 14 Tage
abgehalten in Form eines Spazierganges. Hiermit ſeken fremd
zu=
gezogene junge Mädchen aufgefordert, ſich daran zu beteiligen;
Treff=
punkt: Donnerstagabend 8. 15 Uhr Odenwaldbrücke.
Liederbücher mitbringen. Die Hausfrauen, die Hausangeſtellte,
Kinder=
gärtnerinnen, Haustöchter haben, ſeien beſonders darauf aufmerkſam
gemacht.
Ein neus Krankenhaus. Das am Südende des Martinspfades
von Fabrikant Göbel erbaute Herrſchaftshaus, welches nach dem
Ab=
leben des Erbauers an Herrn Geheimrat Emmerling käuflich
über=
ging, wurde nebſt zugehörigem Oekonomiegebäude und anſchließendem
Gartenterrain von dem Frauenorden der göttlichen Vorſehung (
Mut=
terhaus Mainz) käuflich erworben. Das ganze Anweſen iſt zum Zwecke
der Errichtung eines Krankenhauſes für Aufnahme von Frauen und
Kindern, ohne Unterſchied der Konfeſſion, beſtimmt, und wird
voraus=
ſichtlich Anfangs Oktober zum Beziehen fertig ſein. Von der Aufnahme
beiderlei Geſchlechts wurde abgeſehen, um dem von Franziskanern
ge=
leiteten Herz=Jeſuſpital in der Herrmannſtraße keine Konkurrenz zu
machen, das bekanntlich nur Kranke männlichen Geſchlechts, ebenfalls
ohne Unterſchied der Konfeſſion, aufnimmt, und welches in abſehbarer
Zeit ein großes Krankenhaus im von ihm gekauften Teil des Prinz=
Emilgartens errichten wird, zu welchem die Pläne ſchon fertig
vor=
liegen.
— Odenwaldkli b, Ortsgruppe Darmſtadt. Nächſten Sonntag
unter=
nimmt der Klub wieder eine Tour in den Taunus: Hohemark,
Feld=
berg, Oberreifenberg, Schmitten, Anſpach, bekannte und ſchöne Punkte,
werden beſucht. Tiſch= und Bahnkarten ſind bei Herrn Bergmann,
Wilhehlminenſtraße 19, oder ſpäteſtens bis Freitag abend im Klublokal
zu löſen. (Näheres ſiehe Anzeige.)
— Darmſtädter Turnerſänger. Die Singmannſchaften der
Turngemeinde Darmſtadt 1846, Turngemeinde Beſſungen 1865 und
Turngeſellſchaft Darmſtadt 1875 verſammeln ſich am Donnerstag
dieſer Woche, abends 8.30 Uhr, in der Turnhalle am Woogsplatz zur
Hauptprobe für die Maſſenchöre des Bensheimer Gauturnfeſtes.
Alle Turnerſänger vorgen. Singmannſchaften werden beſonders darum
gebeten, pünktlich zu erſcheinen.
— Die Oberheſſen im Feſtzuge. Der Oberheſſen=Verein
macht uns darauf aufmerkſam, daß ſein Feſtwagen — oberheſſiſche
Spinnſtube — in unſerem Bericht über den Feſtzug nicht erwähnt war.
Das iſt nur ſo zu erklären, daß der Wagen den Platz unſeres
Bericht=
erſtatters — gleich wie ein anderer Feſtwagen — nicht paſſiert hat,
Wir tragen darum gerne nach: Der Feſtwagen war geſtellt vom
Ober=
heſſen=Verein Darmſtadt, Nr. 55, „Oberheſſiſche Spinnſtube”, um die
Liebe zur Heimat zu bekunden. Auf dem Wagen war ein
Bauern=
haus (Fachwerk), darin war eine Spinnſtube untergebracht, beſtehend
aus Jugend in echt oberheſſiſchen Trachten an Spinnrädern ſitzend und
ſchöne Volkslieder ſingend, mit Handharmonikabegleitung. Den Giebel
des Häuschens zierte der Spruch „Schön iſt die Jugend bei frohen
Zeiten”. Ueberall wurde der Wagen mit Jubel begrüßt.
— Geſicht und Charakter. Wir machen darauf aufmerkſam, daß
heute Mittwoch abends in der Aula des Realgymnaſiums ein
Ergän=
zungsvortrag des Redners Glaſer aus Frankfurt a. M.
ſtatt=
findet.
(Tätigkeitsbericht der Städtiſchen Feuer= und Rettungswache. Die
Städtiſche Berufsfeuerwehr wurde im Monat Juni 19mal alarmiert,
und zwar zu einem Großfeuer, einem Waldbrand, zwei Mittelfeuern,
zwe: Kleinfeuern, einem Schornſteinbrand und 12 ſonſtigen Fällen. —
Der Sanitätsdienſt erſtreckte ſich auf 142 Transporte; die hierbei
zurück=
gelegte Fahrtſtrecke betrug 1585 Kilometer. Auf der Wache, Kirchſtr. 13
(Fernſprecher 609 und 3500) wurde in ſechs Fällen erſte Hilfe geleiſtet.
Motorraddiebſtahl. Das bereits als geſtohlen gemeldete
Motor=
rad, Marke Imperia, mit dem Kennzeichen VS 6926, konnte bis
jetzt nicht ermittelt werden. Wir nehmen an, daß das Rad an
irgend=
einem Ort, vielleicht in einem Gaſthaus oder auch Privathaus,
irgend=
wie abgeſtellt oder in Pfand gegeben iſt. — Sachdienliche Mittellungen
werden auf Zimmer 26 des Polizeiamts Darmſtadt, Hügelſtraße 31—33,
entgegengenommen.
p. 1. Am 18. Auguſt 1928 fand an der Kreuzung der Straßen
Sprend=
lingen—Offenbach und Götzenhain-Neu=Iſenburg ein Zuſammenſtoß
eines Autos mit einem Motorrade ſtatt. Erhebliche Verletzungen erlitt
der Motorradfahrer; er hatte das Naſenbein gebrochen. Wegen
fahr=
läfſiger Körperverletzung wurde gegen den Autolenker, einen Kaufmann
aus Bremerhaven, der ſeine kranke Frau nach Hauſe zu bringen im
Be=
griffe war, am 2. Mai 1929 auf eine Geldſtrafe von 1000 Mark und
wegen Uebertretung der Verordnung über den Kraftfahrzeugverkehr auf
eine Geldſtrafe von 200 Mark erkannt. Hiergegen richtet ſich die
Be=
rufung des Angeklagten. — Die Fahrläfſigkeit des Angeklagten wurde in
der allzu großen Geſchwindigkeit an unüberſichtlicher Stelle gefunden.
Der Angeklagte beſtreitet, einen Geſchwindigkeitsgrad von 80—90 Km.
gehabt zu haben
Der Verteidiger erachtet nicht für erwieſen, wo und wie der Unfall
ſich zugetragen habe. Sei der Angeklagte ſchuldig, ſo erſcheine doch ſein
Verſchulden im milderen Lichte, weshalb, die Geldſtrafe ermäßigt
wer=
en möge.
Der Staatsanwalt legt Wert darauf, feſtzuſtellen, daß der
Ange=
klagte das Warnungszeichen überſehen, alſo nicht die gebotene Sorgfalt
in ſeiner Fahrt beobachtet habe.
Das Urteil verwirft die Berufung des Angeklagten; ſoweit der
An=
geklagte zu 200 Mark verurteilt iſt, wird das Verfahren zwecks weiterer
Aufklärung abgetrennt.
Rußland, ſeine Baukäkigkeik und ſein Bauprogramm.
Profeſſor Dr.=Ing. A. Kleinlogel hielt für den
Mittelrhei=
niſchen Architekten= und Ingenieur=Verein einen Vortrag über obiges
Thema, in dem er unter anderem folgendes ausführte: Man tut gur —
wenn es ſich um eine Reiſe nach Rußland handelt — ſich von
vornher=
ein von all denjenigen Vorſtellungen freizumachen, die man ſich auf
Grund von Zeitungsnachrichten ſowie an Hand von
Voreingenommen=
heiten von dieſem Lande machte. Es iſt doch alles anders, als
man glaubt. Obgleich Profeſſor Kleinlogel während ſeiner erſten
ſechswöchigen Anweſenheit in Rußland immerhin rund 7000 Kilometer
von Moskau und Leningrad bis zum Aſowſchen Meer und bis Roſtow
a. D. zurückgelegt hat, iſt er der Anſicht, daß man ein ſo gewaltig
großes Land nur ganz allmählich kennen lernen kann. Der
Vortra=
gende ſah daher von irgendwelcher politiſchen Intereſſennahme ab und
berichtete hauptſächlich über die allerdings außerordentlich große und
gut organiſierte Bautätigkeit Rußlands. Die Sowjetunion iſt erſt in
den letzten zwe: Jahren in die Periode der Rekonſtruktion der
Volks=
wirtſchaft und in die Erweiterung der Induſtrialiſierung auf neuer
techniſcher Baſis eingetreten. Die Induſtrialiſierung des
Landes erfordert eine ungeheuere Entwicklung des induſtriellen
Bauweſens. Im abgelaufenen Wirtſchaftsjahr wurden in das ſtehende
Kapital der Induſtrie einſchließlich der elektrotechniſchen Wirtſchaft
1600 Millionen Rubel inveſtiert. In dieſem Jahre ſind für denſelben
Zweck 1970 Millionen und für die Fortſetzung der im Vorjahre
begon=
nenen Bauten rund eine Milliarde Rubel ausgeworfen worden. Das
Zentrale Baukomitee in Rußland hat ein Bauprogramm für 5 Jahre
ausgearbeitet, das innerhalb dieſes Zeitraums eine Ausgabe von 17
Milliarden Rubel für das induſtrielle Bauweſen vorſieht. Zur
Durchführung dieſes Rieſenprogramms benötigt die Sowjetunion
natür=
lich weitgehender ausländiſcher Hilfe. Unter Mitarbeit von
Profeſſor Kleinlogel iſt in Moskau ein „Zentrales Konſultationsbüro
ausländiſcher Berater” gegründet worden, welches aus 12 deutſchen,
hochqualifizierten Ingenieuren beſteht; weitere 100 deutſche
In=
genieure ſind auf die verſchiedenen Bauorganiſationen verteilt. Der
Nedner konnte ſich perſönlich davon überzeugen, mit welcher
Arbeits=
freudigkeit und Energie die Ruſſen an die Verwirklichung ihrer
Bau=
pläne herangetreten ſind; er hat in Moskau, Leningrad, Charkow,
Ro=
ſtow und Iwanowo=Woſſneſenſk zahlreiche Vorträge gehalten und viele
Bauſtellen beſichtigt und ſteht nun mit der ruſſiſchen Regierung bzw.
mit dem Beukomitee beim Oberſten Volkswirtſchaftsrat in ſtändiger
Verbindung, um laufend für die Projektierung und Ausführung
gro=
ßer Bauten tätig zu ſein, zu welchem Zweck er bis auf weiteres jährlich
mindeſtens ſechs Monate in Rußland verbringen wird. Die
vorgezeig=
ten Lichtbilder beſtätigten die Angaben des Redners über die koloſſalen
Ausmaße der ruſſiſchen Induſtriebauten. Es iſt erfreulich, daß es
Pro=
feſſor Kleinlogel gelungen iſt, jetzt ſchon zahlreiche deutſche Ingenieure
zur Mitarbeit heranzuziehen; dank ſeiner Befürwortung ſollen auch
ausgiebig deutſche Maſchinen, Geräte und Vorrichtungen zur
Anwen=
dung gelangen. Es iſt dies um ſo mehr zu begrüßen, als bekanntlich
zur Zeit in Deutſchland die Bautätigkeit ſtark daniederliegt. Im
Gegen=
ſatz dazu ſcheinen tatſächlich in Rußland Baucusführungen von rieſiger
Ausdehnung im Gange zu ſein, von denen man ſich nur dann einen
Begriff machen kann, wenn — wie in dieſem Falle — auf Grund
per=
ſönlicher Eindrücke darüber berichtet wird.
fühlen Sie sich als neuer Mensch. Die erschlafften
Zellen wiederbeleben sich rasch, die
ursprüng-
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Lebensfreude und Schaffenskraft.
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Ueberſchwemmung mit ausländiſchen Erzeugniſſen
des Garkenbaues.
Die Marktlage in Erzeugniſſen des Gemüſe= und Obſtbaues auf
den Großſtadtmärkten wirkt ſich für die Erzeuger nachgerade zur
Kata=
ſtrophe aus. Die Preiſe gehen derart zurück, bei ungenügender
Nach=
rage, daß die deutſchen Treibgemüſekulturen uſw. unmöglich auf ihre
Rechnung kommen können. Große Befürchtungen beſtehen hinſichtlich
der Freilandernte in Gurken, Tomaten und Bohnen. So ſind in der
Zeit vom 25. Juni bis 4. Juli auf dem Wege über den Brenner und
Chiaſſo in München eingetroffen: 1593 Eiſenbahnwaggon Kartoffeln, 916
Eiſenbahnwaggon Tomaten, 726 Eiſenbahnwaggon Gurken und 147
Eiſenbahnwaggon friſche Bohnen."
Was in Zukunft zu erwarten iſt, mag aus einer Mitteilung aus
Köln entnommen werden. Es haben ſich amtliche Stellen der Stadt
Köln im Verein mit rheiniſchen Gemüſe=Importeuren auf Einladung
franzöſiſcher Eiſenbahnverwaltungen auf eine Studienreiſe nach
Süd=
rankreich begeben, um ſich mit franzöſiſchen Ausfuhrintereſſenten zu
ver=
ändigen. In einem Bericht hierzu wird gefagt, daß Intereſſe für die
Organiſierung der Ausfuhr von franzöſiſchem Frühgemüſe nach
Deutſch=
ind zu beſtehen ſcheine. Man will Kartoffeln, Spargel, Erbſen, Bohnen,
Erdbeeren und andere Früchte planmäßig nach Deutſchland ſchaffen, evtl.
auch Geflügel, Eier und Fiſche und hält bei entſprechender Preisſtellung
und Frachtermäßigung ſeitens der franzöſiſchen Eiſenbahnen eine
vorteil=
afte Geſchäftsentwicklung für möglich.
Die deutſche Landwirtſchaft, der Gemüſe=, Obſt=, Garten= und
Wein=
au muß bei einer derartigen Förderung der Einfuhr durch
verant=
vortliche Stellen in kürzeſter Zeit zugrunde gehen. Wo ſind die
inlän=
ſiſchen Stellen, die berufen ſind, gegen eine derartige Erdroſſelung der
ſeutſchen landwirtſchaftlichen Erzeugung nicht nur Stellung zu nehmen,
ondern ſchnellſtens Hilfe zu bringen?
Eine bulgariſche Studiengeſellſchaft in Darmſtadk.
Die Deutſche Akademie in München hatte für geſtern zu einem
geſelligen Abend eingeladen, der der Begrüßung einer bulgariſchen
Studiengeſellſchaft, führenden Perſönlichkeiten des bulgariſchen Geiſtes=
und Wirtſchaftslebens, die ſich zur Zeit auf Einladung der Deutſchen
Akademie in Deutſchland aufhält, gewidmet war. Der vorbereitende
Ausſchuß der Landesgruppe Heſſen der Deutſchen Akademie hatte ſich
der Einladung angeſchloſſen. Der Zweck, den die Deutſche Akademie
mit dieſen Ausländerbeſuchen in Deutſchland verfolgt, iſt der, daß
nam=
hafte Vertreter der ausländiſchen Wiſſenſchaft, Kultur und Wirtſchaf
einen direkten Eindruck davon erhalten ſollen, daß Deutſchlands
Lei=
ſtungen auf allen dieſen Gebieten unvermindert ſind, und daß
Deutſch=
land willens und imſtande iſt, anderen Ländern wertvolle Dienſte für
ihren Aufbau und ihren Fortſchritt zu leiſten. Dabei ſind zunächſt
ſolche Auslandsgebiete ins Auge gefaßt, die geographiſch in näherer
Beziehung zu Deutſchland ſtehen. Nicht nur gut organiſierte
Studien=
beſuche von prominenten Ausländern in Deutſchland, denen naturgemäß
deutſche Gegenbeſuche in den betreffenden Ländern folgen, ſind ein
geeignetes Mittel für die kulturelle Einwirkung Deutſchlands auf das
Ausland, ſondern es iſt auch von großem Wert, geeignete
Perſönlich=
keiten aus dem nichtdeutſchen Ausland in dem Sinne zu unterſtützen,
daß ſie ihre wiſſenſchaftliche Bildung und Schulung auf deutſchen
Lehr=
anſtalten vertiefen können.
Die Teilnehmer an der bulgariſchen Studienreiſe ſind die
Univer=
ſitätsprofeſſoren Iſchirkow, Geo= und Ethnograph; Miniſter a. D.
Danailow Präſident der Deutſch=Bulgariſchen Geſellſchaft,
Ab=
geordneter; Filow Archäologe; Mollow, Medizin;
Chleba=
row Landwirtſchaft, Regierungsſachverſtändiger; Galabow,
Ger=
maniſt; ferner: Ingenieur Boſchkow, Generaldirektor der
Staats=
eiſenbahnen; Bankpräſident Th. Papazow, Vizepräſident der
Han=
delskammer Sofia; Ingenieur Dr. Kantſchew, Generalinſpektor der
Induſtrie beim Handelsminiſterium; Dr. Nikolow, Sekretär der
Handelskammer Burgas; Dr. Schiſchmanow, Schriftſteller,
Ver=
treter der Preſſe. — Als Vertreter der Deutſchen Akademie München
nehmen an der Reiſe teil: ihr geſchäftsführendes Präſidialmitglied
Pro=
feſſor Dr. Paul Rohrbach ſowie Major a. D. Fehn.
Der Beſichtigung von Darmſtadt und Umgebung widmeten unſere
bulgariſchen Gäſte zu unſerer lebhaften Freude nicht weniger als
an=
derthalb Tage. Nach ihrer Ankunft aus Frankfurt a. M. am geſtrigen
Nachmittag wurden zunächſt die großzügigen Anlagen des
Hochſpan=
nungslaboratoriums der Techniſchen Hochſchule eingehend beſichtigt. Der
heutige Mittwoch bringt am Vormittag Beſichtigungen des
Landes=
muſeums ſowie der Firmen E. Merck und Carl Schenck G.m.b.H.
Nach einem Frühſtück, das gemeinſam von der Stadtverwaltung ſowie
der Induſtrie= und Handelskammer Darmſtadt gegeben wird, wird ſich
die bulgariſche Reiſegeſellſchaft nach Rüſſelsheim begeben, wo ſie
ein=
gehende Studien in den Betrieben der Firma Adam Opel A. G. zu
machen gedenkt. Noch am Abend erfolgt die Weiterreiſe nach Koburg.
Der geſtrige Abend ſah die bulgariſchen Herren zu einem von der
Deutſchen Akademie veranſtalteten Bierabend in der Otto=Berndt=Halle
verſammelt Ueber den Verlauf des Abends, an dem etwa 120
promi=
nente Perſönlichkeiten teilnahmen, berichten wir morgen.
Betrügeriſche Wäſchereiſende. In der letzten Zeit iſt es
auf=
gefallen, daß Wäſchereiſende von Gegend zu Gegend ziehen und unter
ſchwindelhaften Angaben ihre Wäſche zu verkaufen verſuchen. In vielen
Fällen überrumpeln dieſe Reiſenden die ahnungsloſen und meiſt
un=
kundigen Hausfrauen und preiſen einmal die Preiswürdigkeit ihrer
Waren an und reden von guten und günſtigen Zahlungsbedingungen,
ohne daß die kaufenden Frauen einen Schein unterſchrieben. Ein
an=
deres Mal geben ſie ſich auch als vom Reichsbund deutſcher
Kriegs=
beſchädigter kommend aus und verſprechen den Kriegerswitwen eine
laufende Erhöhung ihrer Rente, wenn ſie einen ſolchen Kauf
abſchlie=
ßen. In weiteren Fällen haben die Reiſenden die Beſtellſcheine erſt
nach Tätigung des Kaufs ſelbſt ausgefüllt und ſetzen nach Belieben
Stückzahl und Preis auf dieſe Scheine. Es kommt auch vor, daß der
Verkäufer die Beſtellung irgend wohin in Zahlung gegeben hat, und
wenn nun die Beſteller von dieſem Manne eine Auffordeung zum
Be=
zahlen erhalten, müſſen ſie in den meiſten Fällen feſtſtellen, daß ſie
ganz gehörig hereingefallen ſind. In vielen Fällen ſtimmt auch der
verabredete Preis nicht, vielmehr iſt derſelbe meiſtens um 100 Mark
erhöht. — Aus den vorſtehenden Gründen iſt es notwendig, daß die
Polizei= und Gendarmeriebeamten dieſe Reiſenden beſonders ſcharf
beobachten, um derartige Schwindeleien zu unterbinden.
Fahrraddiebſtähle. Am 27. Juni ein Herrenfahrrad (Marke
Dürkopp), Fabriknummer 940 125, ſchwarzer Rahmen, gelbe Felgen,
ſchwarze Schutzbleche, hochgebogene Lenkſtange. — Am 2. Juli ein
Damfahrrad auf dem Tennisplatz am Böllenfalltor (Marke
Bren=
nabor), Fabriknummer unbekannt, ſchwarzer Rahmen, ſchwarze
Fel=
gen, desgleichen Schutzbleche, hochgebogene Lenkſtange, graue
Berei=
fung. — Am 5. Juli aus der Gewerbeſchule Landgraf=Phlipps=Anlage
ein Herrenfahrrad (Marke Blücher), Fabriknummer unbekannt, hat
ſchwarzen Rahmen, gelbe Felgen, ſchwarze Schutzbleche, hochgebogene
Lenkſtange. — Am 8. Juli aus der Torhalle des Hauſes Nieder=
Ram=
ſtädter Straße Nr. 34 ein Herrenfahrrad (Marke Continental),
Fabriknummer 968 135, ſchwarzen Rahmen, gelbe Felgen, engl. Lenker,
rote Bereifung. — Am 8. Juli aus dem Garten der Wirtſchaft zum
Neckartor, Heidelberger Straße Nr. 2, Herrenfahrrad (Marke
Nau=
mann=Germania), Fabriknummer unbekannt, ſchwarzen
Rah=
men, gerade Lenkſtange, rote Gummigriffe, graue Bereifung, Bim=Bam=
Glocke. — Am 9. Juli vor dem Stadtkrankenhaus faſt neues
Damen=
fahrrad (Marke Saalburg), Fabriknummer unbekannt, ſchwarzen
Rahmen, gelbe Felgen, ſchwarze Schutzbleche, hochgebogener Lenker,
ſchw. Handgriffe, elektriſche Beleuchtung. — Am 11. Juli aus dem
Gar=
ten der Reſtauration Bürgerhof in der Eliſabethenſtraße
Herrenfahr=
rad (Marke Rotor), Fabriknummer 11969, ſchwarzen Rahmen,
ge=
rader Lenker mit ſchwarzen Handgriffen, gelbe Felgen, graue
Berei=
fung, elektriſche Beleuchtung. — Am 11. Juli aus dem Keller des
Hau=
ſes Barkhausſtraße Nr. 71 Herrenfahrrad (Marke Matador),
Fabrik=
nummer 1 388 489, ſchwarzen Rahmen mit hellblauen Stern, gelbe
Fel=
gen, rote Bereifung, engliſcher Lenker, Rennſattel. — Am 12. Juli aus
dem Hofe des alten Juſtizgebäudes ein Damenfahrrad (Marſ Ela),
Fabriknummer 186 733, ſchw. Rahmen, gelbe Felgen mit ſchwarzen
Streifen, graue Bereifung, engl. Lenker, ſchwarzen Kettenkaſten. —
Am 12. Juli aus dem Hausflur des Hauſes Jahnſtraße 76 ein
Herren=
rad (Marke Wanderer), ſchw. Rahmen, Drahtbereifung, doppelte
Ueberſetzung, engl. Lenker, Berko=Lichtmaſchine. — Zweckdienliche
Mit=
teilungen irgend welcher Art werden bei dem Polizeiamt, Hügelſtraße
31—33, Zimmer 3, enrgegengenommen. Ausdrückülich raten wir, be:
Ankauf von gebrauchten Fahrrädern die größte Vorſicht walten zu
laſſen.
CEigentümer geſucht. Folgende Fahrräder wurden in
Darm=
ſtadt herrenlos aufgefunden: Herrenfahrrad, Marke Dürkopp (
Renn=
waſchine), Fabriknummer 06 952, blauer Rahmenbau, gelbe Holzfelgen;
Knabenrad, Marke unbekannt, Fabriknummer 440 055; Herrenfahrrad,
Marke Torpedo, Fabriknummer 347 058; Herrenfahrrad, Marke Dixi,
Fabriknummer 221 766. — Eigentumsberechtigte werden gebeten, beim
Polizeiamt, Hügelſtraße Nr. 31—33, Zimmer 26, vorzuſprechen.
CFeſtgenommen. Der von der Staatsanwaltſchaft in Eichſtätt
ſteckbrieflich verfolgte Arbeiter A. St., geb. am 14. Mai 1906 zu
Bam=
derg, wurde hier feſtgenommen und dem zuſtändigen Richter vorgeführt.
Vermißt. Seit 15. Jul: wird der ſieben Jahre alte Schüler
Johann Karl aus Griesheim bei Darmſtadt vermißt.
Beſchrei=
bung: etwa 1,20 Meter groß, ſchmales Geſicht, Sommerſproſſen; trägt
grünlich=geſtreifte Sommerbluſe, graugrüne Mancheſterhoſe, ſchwarze
Schnürſchuhe, graue Halbſtrümpfe mit roten Ringeln. Er war im
Beſitze eines Schulranzen.
Dir Hirmtr orsrhendes Neinen ſind ausfhüsöhich als Hinmife af Andigen m bekradten.
m ſoirm Jale wgendwie als Deiprachung oder Krik.
— Schloß=Kaffee. Auf die heutigen Sonderveranſtaltungen
ſei hierdurch beſonders hingewieſen, die das Schloß=Kaffee=Enſemble
unter Leitung von Kapellmeiſter Curt Fiſcher veranſtaltet und deren
Beſuch einige unterhaltende Stunden verſpricht. (Siehe heutige Anz.)
— Schuls Felſenkeller. Heute Mittwoch, 17. Juli, abends
8 Uhr, findet in Schuls Felſenkeller wiederum ein Künſtlerkonzert ſtatt,
ausgeführt ron einem Enſemble des Stadtorcheſters. (Siehe Anzeige.)
— Herrngarten=Kaffee. Heute abend 8 Uhr veranſtaltet
das Stadtorcheſter unter Leitung ſeines Kapellmeiſters Willy Schlupp
ein großes Konzert nach einem reichhaltigen Programm, welches Werke
der bekannteſten und populärſten Meiſter der Tonkunſt bringt. (Siehe
Anzeige.)
Tageskalender für Mittwoch, den 17. Juli 1929.
inzerte: Schloßkaffee, Hotel Schwitz, Sportplatz=Reſtaurant,
Kaffee Ganßmann. — Schuls Felſenkeller, 20 Uhr: Künſtler=
Konzert. — Herrngartenkaffee, 20 Uhr: Großes Konzert.
— Kinovorſtellungen: Helia, Pallaſt=Lichtſpiele. —
Ma=
thildenhöbe, 10—18 Uhr, Ansſtellung: „Der ſchöne Menſch.
Seite 6
Mittwoch, den 17. Juli1929
Nummer 196
Aus Heſſen.
Sfarkenburg.
F. Eberſtadt, 15. Juli. Wechſel im Pfarramt. In der
Be=
ſetzung der evangeliſchen Pfarrſtellen der Gemeinden Eberſtadr und
Traiſa wird im Laufe des Herbſtes inſofern ein Wechſel eintreten, als
die derzeitigen Inhaber der beiden Stellen ausgetauſcht werden. Pfr.
Paul verläßt Eberſtadt und übernimmt die Verwaltung der evgl.
Pfarrſtelle in Traiſa, Pfr. Weißgerber von Traiſa übernimmt
die Verwaltung der evgl. Pfarrſtelle unſerer Gemeinde. Der Wechſel
wird vorausſichtlich Mitte Oktober vor ſich gehen. — Im geſtrigen
Gortesdienſt verlas Pfarrer Paul einen Hirtenbrief, den der neue
Superintendent für die Provinz Starkenburg, Dr. Müller, an die
ihm anvertrauten Gemeinden gerichtet hat,
Aa. Eberſtadt, 16. Juli. Jubiläum im „Kühlen Grund”
Das bekannte Gaſthaus „Kühler Grund” im Mühltal feiert am
kom=
menden Samstag und Sonntag das denkwürdige Ereignis, daß der
„Kühle Grund” jetzt 50 Jahre in den Händen der Familie Illig iſt.
Das Jubiläum ſoll durch Konzert und Tanz verſchönt werden.
Cp. Pfungſtadt, 16. Juli. Erntezeit. Die Ernte hat hier
be=
gonnen. Auch die erſte Dreſchmaſchine iſt bereits aufgeſtellt. Die
Ernte=
ferien beginnen dagegen erſt am Ende dieſer Woche; ſie dauern drei
Wochen. — Wie die Bürgermeiſterei mitteilt, kann der Bachauswurf des
Modaubaches unentgeltlich abgefahren werden. — Die Beträge für
Waſſerzins und Waſſermeſſermiete vom 1. Vierteljahr 1929 ſind
bis Ende dieſes Monats bei der Stadtkaſſe zu begleichen.
f. Roßdorf, 16. Juli. Frau Elliſabethe Breitwieſer geb. Bernjus,
Beunegaſſe 12, feiert am 19. d. M. in voller köreprlicher und geiſtiger
Friſche ihren 75. Geburtstag. Schwere Schickſalsſchläge ſind der
all=
gemein beliebten Frau Breitwieſer begegnet. Nachdem im Jahre 1905
der Mann verunglückte, verlor Frau Breitwieſer im Weltkriege zwei
Söhne, ferner verunglückte ein weiterer Sohn; ein Sohn iſt noch em
Rannn."
f. Roßdorf, 15. Juli. Abernten von Obſt in der Nähe
elektriſcher Leitungen. Die Bürgermeiſterei weiſt auf
Ver=
anlaſſung der Heſſ. Eiſenbahn A.=G. in einer öffentlichen
Bekannt=
machung darauf hin, daß das Abernten von Obſt von denjenigen
Bäu=
men, welche in unmittelbarer Nähe von Starkſtromleitungen ſtehen, mit
der größten Vorſicht erfolgen muß. Jede Berührung der Leitungen,
auch mit Stangen, Leitern uſw. kann einen Unfall, ſogar mit tödlichem
Ausgang, zur Folge haben. Wenn Leitungen in unmittelbarer Nähe
von Obſtbäumen derart vorbeiführen, daß das Abernten des Obſtes nicht
ohne Gefahren vorgenommen werden kann, ſo hat ſich der Beſitzer
wegen zeitlicher Abſchaltung mit der Heag in Verbindung zu ſetzen.
Ak. Rieder=Ramſtadt, 15. Juli. Gemeinderarsbericht.
Hin=
ſichtlich der Vergebung der Arbeiten betr. Befeſtigung der Stift= und
Schloßgartenſtraße wurden die eröffneten und durch die Bauleitung
ge=
prüften Angebote zur Kenntnis genommen. Intereſſant war die hierbei
zu verzeichnende Submiſſionsblüte. Das geringſte Angebot lautete über
1540 Mk., das teuerſte über 7000 Mk. Nach eingehender Beratung wurde
die Arbeit dem Pflaſterermeiſter M. Seippel=Traifa zum Preiſe von
1900 Mk. übertragen. Bis auf die Pflaſterſteinlieferung werden die
üb=
rigen Materiallieferungen den Wenigſtfordernden übertragen. — Die
weiter zu bauenden vier Häuſer in der Hochſtraße ſollen ſo gebaut
wer=
den, daß zwei Stück oberhalb der Straße und zwei Stück unterhalb der
Straße zu ſtehen kommen. — Ueber die Platzfrage der zu erbauenden
Wohnbaracken entſpann ſich eine längere Debatte. Im allgemeinen neigt
man zu der Anſicht, die Baracken doch noch auf das gemeindliche
Ge=
lände in der Hochſtraße zu ſtellen. Zu einer endgültigen Beſchlußfaſſung
kam man jedoch nicht, da zuvor nochmals eine Beſichtigung des
Gelän=
des ſtattfinden ſoll. — Der Punkt Verkauf des gemeindlichen Bauplatzes
am Ausgang der Hochſtraße nach der Ludwigſtraße zu wurde abgeſetzt.
Es ſoll dies nach Beſichtigung in einer ſpäteren Sitzung erneut
ver=
handelt werden. — Unterhalb der Kilianſtraßenbrücke macht ſich eine
durchgreifende Reinigung des Modaubachbettes notwendig, deren
Aus=
führung beſchloſſen wird. — Die in den letzten Jahren begonnene
Ufer=
mauerbefeſtigung der Modau, der Bachgaſſe entlang, ſoll nunmehr
reſt=
los durchgeführt werden. — Dahingegen wird die Ausführung der
Ufer=
befeſtigung auf der gegenüberliegenden Seite vorerſt zurückgeſtellt, da
ſich nach dem eingeholten Koſtenvoranſchlag der Koſtenaufwand zu hoch
ſtellt und ſich auch ein Teil der Anlieger weigert, einen anteilmäßigen
Beitrag zu leiſten. — Der Bürgermeiſter erſtattet alsdann noch Vericht
über die Sitzung des Modaubachregulierungsverbandes. — Die
An=
regungen des Kreisamts und Miniſteriums über die Feier des
Verfaſ=
ſungstages werden zur Kenntnis genommen. In einer gemeinſamen
Sitzung der in Betracht kommenden Vereinsvorſtände ſoll über die
Aus=
geſtaltung des Programms des Näheren beſchloſſen werden. — Die
Aus=
führung der Grabeinfaſſung des V. Becker auf dem Friedhof wird
bean=
ſtandet und die Verwaltung beauftragt, die Angehörigen zur
ordnungs=
gemäßen Herſtellung zu veranlaſſen. — Hinſichtlich der Iſolierung des
neuen Dieſelmotors wurden bisher Verhandlungen mit der Lieferfirma
Zorn=Berlin geführt, die jetzt zu einem greifbaren Ergebnis führten,
Der Gemeinderat erteilt ſeine Zuſtimmung hierzu. — Das Umpflügen,
Eggen und Einſäen mit Gras des Geländes auf dem neuen Friedhof
ſoll von dem hierfür zuſtändigen Gemeindefuhrunternehmer ausgeführt
werden. — Wegen vorgerückter Tageszeit wurden die Verhandlungen
abgebrochen.
Ak. Nieder=Ramſtadt, 16. Juli. Landwirtſchaftliches. Seit
einigen Tagen macht ſich auf verſchiedenen mit Dickwurz bepflanzten
Grundſtücken ein kleiner Käfer bemerkbar, der ſich offenbar raſch
ver=
mehrt und dann in großen Maſſen die Blätter der Pflanzen abfrißt.
Nach eingezogenen Erkundigungen handelt es ſich jedenfalls um den
ſo=
genannten Schildkäfer. Eine ſachverſtändige Unterſuchung wird in den
nächſten Tagen ſtattfinden. Bekämpfungsmaßnahmen werden dann noch
bekanntgegeben. — Obſt= und Gartenbauverein. Die im
vorigen Jahre verſchobene Jubiläumsausſtellung des Obſt= und
Garten=
bauverbandes für den Kreis Darmſtadt ſoll in dieſem Herbſt beſtimmt
ſtattfinden. Es können ſich an dieſer Ausſtellung ſowohl
Einzelobſtzüch=
ter, als auch die Vereine beteiligen. Die Obſtzüchter mögen bereits jetzt
darauf hinarbeiten, daß ſchöne ausſtellungsfähige Früchte herangezogen
werden.
G. Ober=Ramſtabt, 15. Juli. Geburtstagsfeier der 50=
Jährigen. Einer alten ſchönen Sitte folgend fanden ſich auch in
dieſem Jahre wieder die 50 Jahre alten Schulkameraden zur
gemein=
ſamen Geburtstagsfeier zuſammen, die am geſtrigen Sonntag ſtattfand.
Zu dieſer hatte ſich eine recht, ſtattliche Zahl Kameradinnnen und
Ka=
meraden eingefunden, viele davon auch von auswärts. Eingeleitet wurde
der Tag mit gemeinſamem Kirchgang. In ausgezeichneter Weiſe
ver=
ſtand es Herr Pfarrer Nürnberger, durch ſeine Predigt der Weihe
des Tages den rechten Ausdruck zu verleihen. Nach dem Gottesdienſt
ſuchtem an die Gräber der verſtorbenen Kameraden auf, wo Kränze
zum Zeichen treuen Gedenkens niedergelegt wurden. Nachmittags
tra=
fen ſich alsdann die Teilnehmer im ſchön geſchmückten Saale „Zum
Löwen”. Hier wurden ſie durch Herrn Jakob Kehr herzlichſt bearüßt.
Herr Lehrer Müller gab einen Rückblick über die verfloſſenen Jahre,
der ſchönen Jugendzeit dabei beſonders gedenkend. Weitere Anſprachen
hielten Herr Profeſſor Axt=Darmſtadt, die Herren Pfarrer
Nürn=
berger und Bürgermeiſter Rückert. Nun folgten
Liedervor=
träge, Einzelgeſänge, humoriſtiſche Einlagen und ſonſtige
Unterhaltun=
gen. Eine Tellerſan mlung erbrachte einen anſehnlichen Berrag, der
Herrn Pfarrer Nürnberger zur Beſchaffung einer neuen Taufſchüſſel
zur Verfügung geſtellt wurde und für den dieſer von Herzen dankte.
Nach den gemeinſamen Nachteſſen, das in ſeiner Reichhaltigkeit und
Güte jeden zufriedenſtellte, wurde recht ausgiebig dem Tanze gehuldigt.
So vergingen die Stunden nur allzu ſchnell, und erſt ſpät trennte man
ſich in dem Bewußtſein, wieder einmal einen Tag in ſchönſter Harmonie
an der Stärte der Kindheit verlebt zu haben.
G. Ober=Ramſtadt, 16. Juli. Sommernachtfeſt im
Schwimmbad. Bei herrlichſtem Wetter nahm das am letzten
Sams=
tag von den drei Ober=Ramſtädter Turnvereinen gemeinſam mit der
Schwimmbadgeſellſchaft veranſtaltete Sommernachtfeſt in jeder Hinſicht
einen ſchönen und anregenden Verlauf. Nach einem Werbeumzug durch
die Ortsſtraßen begannen gegen 9 Uhr die Darbietungen in unſerem
ſchönen, mit Lampions geſchmückten Schwimmbad. Sie nahmen mit dem
Aufſchwimmen der Abteilungen ihren Anfang. Der
Begrüßungs=
anſprache des 1. Vorſitzenden der Schwimmbadgeſellſchaft, Herrn
Ober=
poſtſekretär Völſing, folgten Springen von den 4 Sprungbrettern,
Lagenſchwimmen, Kinder=Reigen, Kommandoſchwimmen, Lampion=
Rei=
gen, Muſik= und Geſangsvorträge mehrerer Vereine. Zwei Schwimmer
führten Sprünge vom 6=Meterbrett bei bengaliſchem Feuerwerk aus
und ernteten reichen Beifall. Sehr unterhaltend und ergötzend waren
auch die humoriſtiſchen Darbietungen, wie Wurſtſchnappen für Kinder
und das Abſpringen einer „Familie” in Kleidern, mit Hut und Schirm.
Auch für die leiblichen Genüſſe war gut geſorgt, und manches Glas
„Erbacher=Dunkel” wurde geleert. Die Veranſtaltung zeigte, daß auch die
erſt verhältnismäßig kurze Zeit hier beſtehenden Schwimmabteilungen
ſchon beachtenswerte Leiſtungen vollbringen.
— Höchſt i. O., 16. Juli. Nächſten Sonntag, 21. Juli, nachm. 1½
Uhr, findet Gottesdienſt für Gehörloſe im evangeliſchen
Gemeindehaus dahier ſtatt. Wegen Fahrtausweis wende man ſich an
das hieſige Pfarramt.
Der erſte Gekreideſchnitk.
Wie mit der Ernte im allgemeinen noch ſehr viele alte Gebräuche
zuſammenhängen, ſo auch mit dem Beginn der Ernte, dem erſten
Ge=
treideſchnitt. In verſchiedenen Gegenden will es der alte Brauch, daß
damit an einem beſtimmten Tage in der Woche begonnen wird, in
anderen Gegenden wird vorher ein Gottesdienſt abgehalten, der
Ernte=
bittag, wobei die Landleute jedoch nicht in Feiertagskleidern zur Kirche
kommen. In anderen Cegenden wieder begeben ſich die Landleute bei
dem erſten Getreideſchnitt mit allen Angehörigen im beſten
Sonntags=
ſtaat und in einem würdevollen Aufzug auf die Felder hinaus, wo dann
der Schnitt begonnen wird. In Heſſen und auch in anderen Gegenden
ſollen die erſten Aehren von einem kleinen Mädchen abgeſchnitten
wer=
den, und zwar ſoll es beſonders Segen bringen, wenn das Mädchen ein
Waiſenkind iſt. Da und dort will es die Sitte, daß Landleute, die zum
erſten Schnitt hinausziehen, Bekannten, Freunden und anderen Leuten,
die ihnen begegnen, den Gruß „Gott helfe” zurufen. Die Geräte für
den erſten Schnitt erhalten einen Schmuck durch Feldblumen und grünen
Zweigen. Auch mit den geſchnittenen Aehren wird verſchieden
verfah=
ren. Verſchiedentlich verden dieſe an die Mütze geſteckt; in anderen
Gegenden will es der Brauch, ſie im Hauſe hinter den Spiegel zu ſtecken.
Auch am Scheunentor feſtgenagelte Aehren kann man ſehen. Der alte
Aberglaube von den Korngeiſtern wird beſonders um die Zeit der Ernte
wieder lebendig. Beſonders bekannt im Volksglauben ſind die
Roggen=
muhme und der Roggenwolf. Nach altem Glauben bleibt die
Roggen=
muhme im Korn, bis die letzten Aehren gemäht ſind.
Großer schattiger Garten
Im Ausſchank: Qualitätsbiere, la offene Weine Rheinstr. 50
Teleph. 192 Täglich: Bayer, Schrammel Kapelle
(11584)
Humor
Gesang
Bei ungünſtiger Witterung in den Lokalitäten.
Cd. Michelſtadt, 15. Juli. Der vergangene Sonntag brachte auch
für Michelſtadt wieder einen recht lebhaften Fremdenverkehr.
Verſchie=
dene Vereine und Geſellſchaften hatten Michelſtadt als Ausflugsziel
ge=
wählt und trafen mit Autos, Bahn oder auf Schuſters Rappen hier
ein. Auch im Stadion herrſchte reges Leben; über 2000 Perſonen
ſuchten hier an dieſem Tage Erholung, teils als Zuſchauer, teils
tum=
melten ſie ſich in dem klaren, bei der Hitze des Tages erfriſchenden
Waſſer des Schwimmbades. Dem Kunſtſinn der Bevölkerung und der
in ſtattlicher Zahl zurzeit hier weilenden Kurgäſte trug dann am Abend
das hieſige Kur= und Waldtheater Rechnung, mit der Aufführung des
Senſationsſtückes „Krone und Feſſel” von E. Lux. Man kann dieſe
Aufführung ruhig als Senſation bezeichnen, nicht allein was den
In=
halt des Stückes anbelangt, ſondern auch der Leiſtungen der Künſtler
wegen. Alle gaben ihr Beſtes, einzelne hier zu erwähnen, hieße die
an=
deren zurückſetzen. — Straßenſperre. Seit Montag iſt die
Pro=
vinzialſtraße zwiſchen Zell und Michelſtadt für alle Fahrzeuge geſperrt.
erfriſcht — belebt bei Ohnmachten, Ermübung,
Strapazen, Nerven= unb Gliederſchmerzen.
Ver=
ſtauchungen u. Verrenkungen. Gegen Inſektenſtiche.
Mund= u. Gurgelwaſſer. In Apotheken u. Drogerien
erhältlich. 7 Meliſſen= 3 Muskat=,1 Nelken= 6 Zitronenſchalen=
5 Zimte u. Rosmarinöl,18,14 ksMenibol,600 Weingeiſt.400 Waſſer. —
m. Beerfelden, 16. Juli. Goldenes Ehejubiläum.
Vor=
geſtern begingen Herr Weißbindermeiſter J. Horn und ſeine Gattin
Sophie, geb. Horn, das Feſt der goldenen Hochzeit in guter
körper=
licher und geiſtiger Verfaſſung; daß letzteres noch der Fall iſt, trotz
ſchwerer Schickſalsſchläge auch im Krieg, verdanken die beiden ihrer
immer wieder regen Arbeitsluſt und Betätigung. Die Feier beſtand
in einem kirchlichen Akt nach Schluß des Vormittagsgottesdienſtes und
nachherigen Beiſammenſein im Familienkreiſe; denn die
auswärts=
wohnenden Kinder mit Enkeln des Jubelpaares hatten ſich eingefunden.
Den wackeren Alten wünſcht man allgemein weiteres Wohlergehen.
Cl. Airlenbach, 16. Juli. TragiſchesAbleben. Auf ſeinem
Speicher erhängt hat ſich der hieſige Gaſtwirt B. Eine Kriegsverletzung
machte ihm ſtets zu ſchaffen und dürfte auch der Grund geweſen ſein,
der ihn zum Selbſtmord führte. Er hinterläßt eine Witwe mit einem
Kind. — Bubenſtreiche. Eine Unſitte, vor den Wirtſchaften
aufgeſtellte Motorräder, in Abweſenheit des Beſitzers, zu benutzen,
ſcheint auch hier Schule zu machen. Doch hatren die Jungen keine
große Freude an ihrem Treiben. Die Gendarmerie nahm ſich der Sache
an und erſtattete Anzeige.
Bt. Fürth, 16. Juli. Ein junger Mann von hier fuhr letzten
Sams=
ag mit ſeinem Rad nach dem benachbarten Krumbach in das Bad. Als
er beim Entkleiden war, ſprach ihn ein Mann im blauen Arbeitsanzug
an und bat ihn um Ueberlaſſung ſeines Fahrrades. Er ſagte, er ſei bei
den Telegraphenarbeitern beſchäftigt und wolle ſchnell nach Fürth
fah=
ren, um Draht zu holen. Gutwillig überließ der junge Mann dem
Arbeiter das Rad, auf deſſen Rückkehr er bis heute vergebens wartet.
Darum Vorſicht beim Wegleihen von Gegenſtänden an fremde
Per=
ſonen.
aß
Bullrich-Salz
Seit 190 Jahren unäbortroften gegen alle Verdauungsstörungen,
Magen-
beschwerdlen, Sochhrennen etc. 250 g 0.60, Tsbletten 0.25 u. 1.50. Nur ochi mit
dem Bilde des Erfinders. A. W. & C. W. Buſirich- Berlin WF7.
Groß=Rohrheim, 15. Juli. Ausflug des evangeliſchen
Frauenpereins in die Epileptiſchen=Anſtalt Nieder=
Ramſtadt. Anſtatt des geplanten Rheinausflugs unternahm der
hie=
ſige evangeliſche Frauenverein einen Ausflug nach Nieder=Ramſtadt, der
für die Teilnehmer viel Intereſſantes und Lehrreiches bot. Hier bekam
man einen Einblick, wie für die Aermſten der Armen in fürſorgender
Liebe geſorgt wird, und wie viele von ihnen in den orthopädiſchen
Werk=
ſtätten ſoweit ausgebildet werden, daß ſie ſich ſpäter ihren
Lebensunter=
halt verdienen können. Da es gerade Werktag war, bekam man zu ſehen,
wie hier gearbeitet wird. Beſonders intereſſant war auch ein Vortrag
des Herrn Dr. Georgi über die Einrichtungen der Anſtalt und ihren
Zweck und über die bisher erreichten Erfolge.
Zur
R.
Gesund-
haltung!
Rff
V4689
Friedrich Schaefer, Darmstadt, Ludwigspl. 7, Tel.45
Ci. Zwingenberg, 15. Juli. Roheit eines Autofahrers.
Ein Lehrling aus Frankfurt a. M. fuhr geſtern vormittag auf ſeinem
Fahrrad in Richtung Heidelberg. In der Nähe der Hähnleiner
Halte=
ſtelle wurde er von einem vorüberfahrenden Auto von hinten
angefah=
ren und in den Graben geſchleudert, wo er bewußtlos liegen blieb.
Ohne ſich an den Vorfall zu ſtören, fuhr das Auto weiter. Erſt am
Nachmittag wurde man auf den Verunglückten aufmerkſam und ſorgte
für ſeine Rückfahrt mit der Bahn nach Frankfurt — Verkehrs=
und Verſchönerungsverein. In der Generalverſammlung
wurde der ſeitherige Vorſtand wiedergewählt und als Erſatz für
aus=
geſchiedene Mitglieder traten die Herren Lehrer Engel, Jakob
Schnei=
der, Heinrich Arnold und Philipp März in den Vorſtand ein. Mit der
Anfertigung eines neuen Proſpektes wurde Herr Poſtſekretär i. R.
Fritz und zu ſeiner Unterſtützung die Herren Juſtizinſpektor Peppler
und Bankdirektor Stuckert betraut. Die Gemeindeverwaltung ſoll
er=
ſucht werden, der Anlage eines Fußſteiges vom Hauſe des Herrn
Satt=
lermeiſters Schneider ab in nördlicher Richtung, vielleicht ſogar in der
Alsbacher Straße, zum Schutze gegen die Autoplage näher zu treten.
Beſonders gerügt wurde der ſchlechte Zuſtand der Straße Obertor und
des Hohlgrabens, deren Herſtellung beſondere Aufmerkſamkeit zu
ſchen=
ken ſei.
W. Heppenheim a. b. B., 16. Juli. Konzert. Am Sonntag
nach=
mittag fand im Parkhotel „Halber Mond” ein Gartenkonzert ſtatt, das
ſehr gut beſucht war. Außer der Muſikkapelle, die mehrere
Kompoſitio=
nen alter und neuer Meiſter in künſtleriſcher Ausführung zum Vortrag
brachte, erfreute noch eine Truppe der bekannten Königſeer
Bauern=
bühne die Anweſenden mit Volksliedern, Jodlern, Schuhplattlern,
Volks=
tänzen, Wiener Liedern uſw. Auch die Abendveranſtaltung, der ſich ein
Tanz anſchloß, war gut beſucht und die Leiſtungen der Königſeer
Bauerntruppe fanden großen Anklang. —
Gemeindefinanz=
ſtatiſtik. Der Viertelsjahresausweis über die Einnahmen und
Aus=
gaben des Gemeindeverbands (Kreis Heppenheim) für die Zeit vom
1. April bis 30. Juni 1929 gibt bekannt, daß die Iſt=Einnahmen 269 088
RM. und die Ausgaben 300 531 RM. betragen. Hiernach ergibt ſich ein
Fehlbetrag von 31 443 RM., der ſich unter Zurechnung des Defizits aus
dem Vorjahre mit 22 392 RM. per 1. Juli 1929 auf zuſammen 53 835
MM. berechnet. Die Jahres=Soll=Einnahme iſt mit 1 304 095 RM.
vor=
geſehen, ſo daß die vierteljährige Iſt=Einnahme gegenüber dem
Voran=
ſchlag um 56 936 RM. zurückbleibt.
Ca. Lorſch, 15. Juli. Ein internationaler Zuſammenſtoß
ereig=
nete ſich geſtern abend an der berüchtigten Ecke am Rathaus. Ein
italie=
niſcher Chauffeur hatte das Auto ſeiner franzöſiſchen Herrſchaft von
Paris nach Frankfurt a. M. zu bringen. Am Rathaus ſtieß er mit
einer die Straße kreuzenden Radfahrerin, der Anna Maſſoth von hier
zuſammen und warf dieſe vom Rade. Während dieſe nur leichte
Verletzungen erlitt, wurde ihr Fahrrad ſchwer beſchädigt, da der
Auto=
fahrer ein Ausländer war, und eine ſtrafrechtliche Verfolgung und
Geltendmachung von Schadenserſatzanſprüchen mit Schwierigkeiten
ver=
bunden geweſen wäre, wurde derſelbe feſtgenommen und heute dem
hieſigen Amtsgericht zur Aburteilung vorgeführt. Nach Zahlung der
ihm auferlegten Strafe von 20 RM. und Berichtigung des entſtandenen
Schadens wurde er wieder entlaſſen und konnte ſeine Fahrt fortſetzen.
— Die Bezirksſparkaſſe Lorſch hielt dieſer Tage im
Spar=
kaſſengebäude ihr diesjährige Mitgliederverſammlung ab. Der
derzei=
tige ſtellvertretende Direktor, Herr Lorbacher, begrüßte die Erſchienenen,
beſonders den Vertreter der Regierung, Herrn Kreisdirektor Reinhart,
ſowie den ſtellvertretenden Vorſitzenden des Heſſiſchen Sparkaſſen= und
Giroverbands, Herrn Direktor Seip, von der Heſſiſchen Girozentrale,
gedachte ferner in ehrenden Worten des ſeit der letzten
Mtgliederver=
ſammlung verſtorbenen Direktors Herrn Oberamtsrichter Joſt, ſowie
des langjährigen Agenten in Viernheim, Herrn Jöſt. Die
Verſammel=
ten ehrten das Gedenken der Verſtorbenen durch Erheben von ihren
Sitzen. Alsdann ſchritt man zur Tagesordnung, und zwar zur
Prü=
fung der Jahresrechnung für 1928 und Genehmigung der Bilanz.
Er=
freulicherweiſe konnte auch im abgelaufenen Geſchäftsjahre eine
fort=
ſchreitende Entwicklung der Kaſſe feſtgeſtellt werden, weiſt doch der
Ge=
ſamtumſatz die Summe von 12395 119 RM. auf, gegenüber 9 269 145
RM. im Vorjahre, alſo 3 Millionen RM. mehr. Der Reingewinn im
abgelaufenen Geſchäftsjahre betrug 18 992,33 RM. und wurde mit
allſeitiger Zuſtimmung voll und ganz der Rücklage zugeführt.
8. Lampertheim, 15. Juli. Tod durch Ertrinken. Nachdem
der Altrhein am Freitag ſein zweites diesjähr’ges Opfer gefordert
hatte, iſt ihm das dritte geſtern gefolgt. Wiederum iſt es ein junger
Menſch von auswärts. Der 17jährige Philipp Ohl aus Bürſtadt wollte
ein Bad nehmen und verſchwand, obwohl er ein guter Schwimmer ſein
ſollte plötzlich in der Tiefe. Hilfe war bei der Belebtheit auf dem
Strome und am Ufer ſofort zur Stelle, jedoch konnte er nur als Leiche
geborgen werden. — Autounfall: Auf der Straße nach Bürſtadt
platzten am Sonntag an einem Perſonenauto die Reifen beider
Hinter=
räder, ſo daß dasſelbe ins Schleudern geriet und ſich überſchlug. Wie
durch ein Wunder kamen die 8 Inſaſſen ohne ernſtliche Verletzungen
davon. — Funddiebſtahl: Am Samstag verlor auf ſeinem
Dienſtgang ein hieſiger Poſtbote eine Brieftaſche mit 140.— RM.
Dienſt=
geldern, zu deren Erſatz er verpflichtet geweſen wäre. Ein 14jähriger
Schuljunge fand dieſelbe und fragte einen in der Nähe der Fundſtelle
an einer Wirtſchaft haltenden Bierfuhrmann, ob er dieſlebe verloren
habe, der ſie ſtillſchweigend an ſich nahm. Als nachmittags der Junge
in der hieſigen Zeitung las, daß ein Poſtbote dieſes Geld verloren habe,
begab er ſich zum Poſtamt und meldete den Vorgang. Raſch wurde in
der angegebenen Wirtſchaft nachgefragt, wer der hieſige Bierfuhrmann
geweſen ſei und die Polizei benachrichtigt, die denſelben im Augenblick,
als er gerade am Polizeiamt vorbeifuhr, feſtnehmen und ihm die
Brieftaſche mit dem Geld abnehmen konnte.
Ck. Groß=Gerau, 16. Juli. Sprechſtunden der
Bürger=
meiſterei. Während der Ferienzeit bis zum 10. Auguſt, finden die
Sprechſtunden der Bürgermeiſterei nur am Montag und Freitag
vor=
mittag, und am Mittwoch nachmittag ſtatt. — Die
Rathenau=
ſtraße wurde durch Beſchluß des Gemeinderates für öffentlich erklärt.
— Für den Durchgangsverkehr geſperrt wurden heute
in=
folge der Kanaliſationsarbeiten die Sandböhl= und die Schulſtraße. —
Altertumsfunde. In Verbindung mit den letzten
Kanaliſations=
arbeiten wurden in Groß=Gerau wieder eine ganze Reihe
Altertums=
funde gemacht, die ſämtlich an unſeren Heimatforſcher W. H. Diehl zur
Ablieferung gelangten und im neuen Heimatmuſeum untergebracht
wer=
den ſollen. U. a. wurden gefunden, das ſtark verroſtete Bruchſtück eines
zweiſchneidigen Schwertes, ein kleines weißes ſpätmittelalterliches
Ge=
fäß, eine Mainzer Kupfermünze von 1766, und ein Tonbecher. Bei
den Waſſerleitungsarbeiten hinter der Zuckerfabrik, auf dem Wege
zwi=
ſchen der Nauheimer Chauſſee und dem Schießplatz, wurde eine
ſchwarz=
graue Schüſſel von zirka 33 Zentimeter Durchmeſſer und zirka 16
Zenti=
meter Höhe, welche mit Leichenbrand gefüllt war, aufgefunden, von den
Arbeitern aber achtlos zur Seite geworfen. Ein Kenner, der die
Schüſ=
ſel liegen ſah, die Teile beiſeite legte und unſerem Heimatforſcher den
Fund gleich meldete, rettete das intereſſante Stück. Es handelt ſich um
ein vorgeſchichtliches Kinderbrandgrab. Auch aus der Umgebung gingen
dem Heimatforſcher mehrere neue Funde zu. In Geinsheim wurde bei
den Kanaliſationsarbeiten ein mittelalterliches Gefäß gefunden, in
Wallerſtädten ein menſchliches Skelett. In Büttelborn wurden in der
Frongartenſtraße, auf dem Plon und auf der Oſtſeite des Rathauſes
insgeſamt ſechs Gräber mit Skeletten freigelegt. Hier ſoll es ſich um
Peſtleichen aus dem Jahre 1635 handeln. — Vandaliſtiſche
Zer=
ſtörungswut hat in der Umgebung Groß=Geraus die Weiden= und
Haſelnußblüten arg heimgeſucht. Jetzt hat das Kreisamt Groß=Gerau
eine Verordnung erlaſſen, nach der Verſtöße dieſer Art ſchwer beſtraft
werden ſollen. Mit der Zuſtimmung des Kreisausſchuſſes wird das
Ab=
reißen und Ausſchneiden von Weiden= oder Haſelnußblüten verboten.
Zuwiderhandlungen werden mit Geldſtrafen bis zu 150 Mark oder mit
Haft bis zu 15 Tagen beſtraft. Dieſe Verordnung iſt am 13. d. M. in
Kraft getreten.
Rheinheſſen.
* Mainz, 16. Juli. Chronik. Etwa 35 amerikaniſche Pädagogen
unter Führung des Zentralinſtitutes für Erziehung und Unterricht in
Berlin trafen in Mainz ein, um das Pädagogiſche Inſtitut Mainz bei
der Techniſchen Hochſchule Darmſtadt zu beſichtigen und ſeine
Lehr=
methoden zu ſtudieren. Nach einem Begrüßungsabend im Holländiſchen
Hof, bei dem Miniſterialrat Hoffmann für die heſſiſche Regierung,
Bürgermeiſter Hiemenz für die Stadt Mainz und Direktor
Feld=
mann im Namen des Inſtituts die Gäſte begrüßte, beſuchten die Gäſte
am anderen Morgen die Vorleſungen und Uebungen des Inſtituts in
der Neutorſchule und im Realgymnaſium und zeigten ſich befriedigt
über die Arbeitsmethoden und über die Einrichtungen, welche Heſſen
fur Ausbildung der Volksſchullehrer in Mainz getroffen hat. Im
kur=
fürſtlichen Schloß wurde nach Beſichtigung der Prunkräume eine
Be=
ſprechung über die heſſiſche Lehrerbildung unter Leitung des
Inſtituts=
direktors veranſtaltet. Ein Kommers im Verein mit den Dozenten und
den Studierenden des Mainzer Inſtituts bildete den Abſchluß des
Main=
zer Beſuches der amerikaniſchen Dozenten. — Die Mainzer
Frei=
willige Feuerwehr feierte am Sonntag ihr 80jähriges Beſtehen
mit einer wohlangelegten und exakt durchgeführten Uebung und einer
ſchönen akademiſchen Feier im großen Saal der Stadthalle, bei der
Oberbürgermeiſter Dr. Külb die herzlichſten Glückwünſche der Stadt
überbrachte. — Ein noch gut abgegangenes Autounglück ereignete
ſich abends auf der Straßenbrücke. Beim Ueberholen verlor der Lenker
eines Lieferautos einer Mainz=Kaſteler Firma die Herrſchaft über den
Wagen und fuhr mit voller Wucht gegen das Brückengeländer, das
teil=
weiſe abbrach, doch blieb das Auto glücklicherweiſe an einem
ſtehen=
gebliebenen eiſernen Pfoſten hängen und entging auf dieſe Weiſe dem
Abſturz in die Tiefe. Durch Glasſplitter wurde das Kind des Lenkers
im Geſicht erheblich verletzt. Das Auto wurde ſtark beſchädigt und
mußte abgeſchleppt werden.
Oberheſſen.
— Friedberg, 16. Juli. Seinen 70. Geburtstag feiert Mittwoch, den
17. Juli, unſer Zeitungsträger Georg Lang, Friedberg, Haagſtr. 281
in körperlicher und geiſtiger Friſche.
Nummer 196
Mittwoch, den 17. Juli 1929
Seite 7
Die ſchwimmende Stadt. / Deutſchlands größter Ozeandampfer.
Die Konkurrenz um das „Blaue Band des Ozeans”.
Wiederum ſind die Augen der ganzen Welt auf Deutſchland
gerichtet. Der neueſte, ſchuellſte und größte Dampfer der neu
errichteten deutſchen Handelsflotte hat geſtern ſeine erſte
Ozean=
fahrt nach Amerika angetreten, um mit dieſer in den ſtändigen
Paſſagierdienſt Bremen—New York—Bremen einrangiert zu
werden. Wir laſſen den Bericht unſeres Redaktionsmitgliedes
über die Feier und den Beginn der Jungfernfahrt weiter unten
folgen. Einen Begriff von der Größe, der Ausſtattung und den
techniſchen Einrichtungen des neuen Rieſendampfers, der in
Wahrheit eine ſchwimmende Luxusſtadt darſtellt — die Zahl der
Lichter, die abends in elektriſchen Birnen aufglühen, iſt die gleiche
wie die Geſamtzahl in der Stadt Oldenburg — dürften die
nach=
ſtehenden
ſtaliſtiſchen Angaben und Bergleichszahlen
geben:
Die „Bremen” beſitzt eine Länge von etwas mehr als 280
Meter, eine Breite von etwas mehr als 30 Meter und eine
Seiten=
tiefe an der niedrigſten Stelle mittelſchiffs bis zum Hauptdeck
von etwa 16½ Meter.
Die „Bremen” iſt mit drei Ankern ausgerüſtet. Jeder dieſer
Anker iſt etwa 15 000 Kilo ſchwer, über 5,5 Meter hoch und in
der Schulterhöhe 4 Meter breit. Die Ankerketten ſind aus
Pud=
deleiſen hergeſtellt. Jede Kette
hat eine Länge von 600 Meter
und wiegt 129000 Kilo. Der
Durchmeſſer des Ketteneiſens
beträgt 100 Millimeter. Anker
und Ketten des Dampfers haben
das anſehnliche Gewicht von
432 000 Kilo. — Zur
Aus=
ſtattung des Dampfers „
Bre=
men” hat der Norddeutſche
Lloyd Künſtler und Architekten
herangezogen, deren Ruf für
eine erſtklaſſige Ausführung der
ihnen übertragenen Arbeiten
bürgt. So wurden die
Haupt=
räume 1. Klaſſe nach den
Ent=
würfen des bekannten
Düſſel=
dorfer Architekten Prof. F. A.
Breuhaus ausgeführt. Die
Staatszimmergruppen ſtatteten
Prof. Bruno Paul, der
Direktor der Berliner
Kunſt=
gewerbeſchule, ferner Prof.
Karl Wach=Düſſeldorf und
der Bremer Architekt Carl
Rotermund aus. Das
Son=
nendeck=Reſtaurant mit
Emp=
fangsraum wurde von dem
Bremer Architekten Dr.=Ing.
Paul Hoffmann ausgeführt.
Die Geſellſchaftsräume der 2.
Klaſſe hat Dr. h. c. Rudolf
Akexander Schröder=
Bremen entworfen, der auch das
Rauchzimmer der 1. Klaſſe und
den anſchließenden Wintergar= Geſtern trat Deutſchlands neueſt
ten ausſtattete.
Atlantiſchen Ozean an. Auf d
Der dekorative Schmuck wie ſchnellſte Ueberquerung des Oze
Bilder, Gobelins, Plaſtiken,
Moſaiken, Teppiche, Malereien
zſw., iſt erſten deutſchen Künſtlern in Auftrag gegeben worden.
Für den Schiffsrumpf des D. „Bremen” wurden rund 25
Millionen Kilogramm Stahlbleche und Profile verwendet. 3½
bis 4 Millionen Nieten gelangten zur Verarbeitung.
Als beſondere Neuerung iſt auf D. „Bremen” eine
Flugzeugſtarteinrichtung
vorgeſehen, die auf der Decke des Sonnendeck=Reſtaurants
zwi=
ſchen den beiden Schornſteinen eingebaut iſt. Dort wird auch
bas dazugehörige Flugzeug aufgeſtellt. Dieſe Einrichtung dient
in erſter Linie dazu, um Expreßpoſt etwa 1000 Kilometer vor
bem Endhafen abzuſenden, ſo daß ſie etwa einen Tag früher als
ber Dampfer am Beſtimmungsort eintrifft.
Die Führung des D. „Bremen” iſt dem Kapitän L.
Ziegen=
bein, früher 1. Offizier auf dem D. „Columbus” und ſpäter
Kapitän auf D. ,Berlin” des Norddeutſchen Lloyd, übertragen
worden.
Der D. „Bremen” ſoll über eine Geſchwindigkeit verfügen,
Hie es ihm geſtattet, von Bremen nach New York in ſechs Tagen
eund von den Kanalhäfen nach dem gleichen Ziel in fünf Tagen
zu fahren.
Die Klaſſen=Einteilung.
Das Schiff iſt eingerichtet zur Beförderung von Paſſagieren
in vier verſchiedenen Klaſſen, und zwar einer 1. Klaſſe, einer
2. Klaſſe, einer dritten Kajüte für Touriſten und einer 3. Klaſſe.
In der 1. Klaſſe werden 600 Paſſagiere befördert. Durch
ein=
gebaute Pullmannbetten laſſen ſich die
unterbringungsmöglich=
ſeiten noch auf 800 Perſonen erweitern. In der 2. Klaſſe können
500 Paſſagiere aufgenommen werden; in der dritten Kajüte für
Touriſten 300 Paſſagiere. unter Hinzuziehung von
Räumlich=
leiten der 2. Klaſſe laſſen ſich dieſe Unterbringungsmöglichkeiten
um 200 Perſonen vermehren, ſo daß die dritte Kafüte unter
Umſtänden 500 Perſonen Platz bietet. Die 3. Klaſſe iſt für die
Aufnahme von 600 Paſſagieren eingerichtet.
Die 1=Klaſſe=Kabinen ſind, entſprechend den
Ge=
wohnheiten und Anſprüchen der auf ſolchen Luxusſchiffen
reiſen=
den Paſſagiere mit dem denkbar größten Komfort ausgeſtattet.
Hierbei iſt aber jeder überflüſſige Luxus vermieden und das
Hauptgewicht darauf gelegt worden, daß bei den 1.=Klaſſe=Kabinen
alles denkbar bequem, unter möglichſter Naumausnutzung und
aus edlem, den ſtarken Angriffen des Seeklimas gewachſenem
Material hergeſtellt und eingerichtet iſt. Es haben beiſpielsweiſe
in der 1. Klaſſe 180 Zimmer Privatbad und Kloſett, 100 Zimmer
Brivatbrauſe und Kloſett, 40 Zimmer Privatkloſett allein.
Oberhalb des letzten Kammerdecks 1. Klaſſe iſt das große
Hauptpromenadendeck für dieſe Klaſſe angeordnet. Es iſt in
ſeinem hinteren Teil für die 2.=Klaſſe=Paſſagiere reſerviert. Das
bauptpromenadendeck der 1. Klaſſe iſt vollſtändig mit
großen Glasfenſtern eingeſchloſſen, ſo daß der Reiſende vor
etwaigen Unbilden der Witterung völlig geſchützt iſt. Der
vor=
dere Teil des Promenadendecks iſt als Wintergarten
aus=
gebildet, ohne aber in dieſer Anordnung den Verkehr der
Paſſa=
giere rund um das Promenadendeck zu ſtören. Nach hinten zu
ſchließt ſich der Reihenfolge nach an: zunächſt das vordere
Haupt=
treppenhaus, dann die Halle 1. Klaſſe, die mit ihren gewaltigen
Ausmaßen 300 Paſſagieren bequem Zlatz gewährt, danach die
ſogenannte Ladenſtraße, die in vornehmſter Aufmachung
wertvolle Verkaufsgegenſtände für die Reiſenden darbietet; ferner
Bibliothek und Schreibzimmer, hinteres Treppenhaus
1. Klaſſe und ganz hinten der Ballſaal, der vormittags in
erſter Linie für ruhebedürftige Reiſende als Aufenthalt,
nach=
mittags für Kinovorführungen und abends dem Tanz dient.
Durch die auf dem D. „Bremen” eingeführte neuartige
Ret=
tungsboot=Einrichtung iſt hier ein geräumiges Reck geſchaffen, auf
dem ſich nicht nur die Reiſenden aller Klaſſen im Falle der Not
verſammeln können, um ſich dann in denkbar bequemſter Weiſe in
die Boote einzuſchiffen, ſondern es iſt hier auch eine große,
ge=
räumige, ungeſchützte Promenade entſtanden, die von allen
denen bevorzugt werden dürfte, die bei ſchönem Wetter gern den
freien Himmel über ſich haben und ihren Körper durch
ſtunden=
lange Spaziergänge in Uebung erhalten wollen.
Die Reiſenden der 2. Klaſſe ſind in Kammern von 1, 2,
3 und 4 Perſonen untergebracht. Die Einrichtung dieſer
Kam=
mern entſpricht etwa der der bisherigen 1. Klaſſe. Elegante
Fayence=Waſchtiſche mit laufendem kalten und warmen
Friſch=
waſſer ſind vorgeſehen; ferner Nachttiſche an den Betten, eine
Kommode für jedes Zimmer. Die Oberbetten ſind größtenteils
als ganz unter die Decke klappbare Pullmannbetten, wie bisher
in der 1. Klaſſe, vorgeſehen.
Es ſtehen den Paſſagieren dieſer Klaſſe ein Speiſeſaal, ein
Rauchſalon, ein Damenſalon, eine große und geräumige Halle,
ein Kinderſpielzimmer ſowie eine Turnhalle zur Verfügung.
Die beiden Rivalen: „Mauretania” (England) und „Bremen” (Deutſchland).
„Mauretania” innehat.
Als ein beſonders bemerkenswerter Fortſchritt in der
Ein=
richtung der Paſſagierdampfer muß hervorgehoben werden, daß
im Gegenſatz zu wohl faſt allen Paſſagierdampfern in der
Nord=
atlantikfahrt auf D. „Bremen” zum erſten Male die geſamte
3. Klaſſe und die dritte Kajüte für Touriſten oberhalb
des Schottendecks eingebaut worden ſind und ferner, daß auch
ein großer Teil dieſer Kammern im mittleren Schiffsraum
unter=
gebracht iſt. Dieſe Tatſache gewinnt um ſo mehr an Bedeutung,
wenn man bedenkt, daß bei den bisherigen Schiffen ſelbſt auch
die 2. Klaſſe größtenteils im Hinterſchiff und dann noch zwei
Decks tiefer, als es bei D. „Bremen” der Fall iſt, untergebracht
wurde. Die Verbeſſerung dieſer Einrichtung wird naturgemäß
gerade von den Paſſagieren der unteren Klaſſen als ein
erheb=
licher Fortſchritt im ſozialen Sinne dankbar begrüßt werden.
Die 3. Klaſſe weiſt zudem noch inſofern eine bedeutende
Ver=
beſſerung auf, als die Unterbringung der Paſſagiere in Kammern
zu 2, 3 und 4 Reiſenden erfolgt. Jede Kammer iſt mit 1—2 weiß
emaillierten Waſchbecken mit laufendem kalten und
war=
men Friſchwaſſer verſehen.
Im Vorderſchiff des O. Bremen” ſind große,
zweckent=
ſprechende Räume zur Aufnahme von Automobilen in
größerer Anzahl und ſonſtiger wertvoller Ladung vorhanden.
Der Proviantverbrauch
für eine Rundreiſe Bremen—New York—Bremen des D. „
Bre=
men” ſtellt ſich bei voller Beſetzung des Schiffes auf: 985 Zentner
Fleiſch, Wurſtwaren, Paſteten, 280 Zentner Fiſche, Schaltiere und
ähnliches, 350 Zentner Geflügel aller Art, 80 Zentner Brot und
Pumpernickel, dazu 440 Zentner Mehl, aus dem an Bord in
elektriſch geheizten Oefen Brot und Gebäck hergeſtellt wird. Der
errechnete Kaffeeverbrauch ſtellt ſich auf ungefähr 43 Zentner,
außerdem ſind 3 Zentner Tee und 6 Zentner Schokolade und
Kakao erforderlich. Vorrätig ſind weiter zu halten: 17500 Liter
Milch, 2000 Liter Sahne, 140 Zentner Butter, 20 Zentner Schmalz,
90 000 Eier, 40 Zentner Salz, 15000 Flaſchen Wein aller Art,
15 000 Flaſchen Mineralwaſſer. 300 Hektoliter Bier, 18000
Zigar=
ren, 120 000 Zigaretten uſw. uſw.
Auf dem oberen Hallendeck, und zwar zwiſchen den beiden
weitgeſtellten Schornſteinen, befindet ſich das Sonnendeck=
Reſtau=
rant mit einem davor beſindlichen Empfangsraum und den
dahinterliegenden beſonderen Wirtſchaftsräumen. Dieſes
Re=
ſtaurant dient in erſter Linie ſolchen Paſſagieren, diedie
Ueber=
fahrt ohne feſte Verpflegung machen und ſich die Speiſen nach
eigenem Belieben, natürlich gegen entſprechende Bezahlung,
aus=
wählen wollen.
Beſonderer Wert iſt bei den Einrichtungen des Schiffes auf
beſte Ventilation aller Räumlichkeiten gelegt worden. Das gleiche
gilt für die Toiletten ſowie für ſämtliche Anlagen, die der
görper=
pflege dienen.
In der erſten Klaſſe ſind außer zahlreichen Zimmern mit
Privatbad auch zahlreiche Kabinen mit anſchließendem Brauſebad
und eigener Toilette vorhanden. Im übrigen iſt eine große
Anzahl von Wannen= und Brauſebädern für die
Fahr=
gäſte aller Klaſſen ſowie auch für die Beſatzung vorgeſehen.
Erkrankte Paſſagiere und Angehörige der Beſatzung werden
in den großen Hoſpitälern, die nach dem neueſten Stande
der Wiſſenſchaft ausgeſtattet ſind, untergebracht und dort durch
ein gut geſchultes Aerzte= und Pflegeperſonal behandelt.
D. „Bremen” beſitzt vier Schrauben, von denen jede in
Bronze aus einem Stück gegoſſen iſt und 17 Tonnen — 17000
Kilo wiegt. Das Geſamtgewicht der vier Schrauben beträgt ſomit
68 000 Kilo.
Den Paſſagieren der 1. Klaſſe wird ein komfortabel
eingerich=
tetes Schwimmbad zur Verfügung ſtehen, dem mediziniſche
Bäder angeſchloſſen ſind. Das Schwimmbad befindet ſich in dem
großen Raum zwiſchen den beiden Hauptkeſſelgruppen.
Die Sicherheitseinrichtungen
entſprechen dem neueſten Stande der Technik. Das Schiff hat
einen von vorn bis hinten durchlaufenden Loppelboden und iſt
durch 14 waſſerdichte Querſchotte in 15 waſſerdichte Abteilungen
eingeteilt. Die Schwimmfähigkeit iſt danach berechnet, daß ſelbſt
im Falle des Vollaufens von zwei benachbarten waſſerdichten
Abteilungen das Schiff nicht untergehen kann. Der hinterſte
Teil des Schiffes bleibt ſogar ſchwimmfähig, wenn drei
benach=
barte Abteilungen voll Waſſer laufen, während das am meiſten
gefährdete Vorſchiff ſeine Schwimmfähigkeit noch behält, wenn
ſogar die erſten vier waſſerdicht abſchließenden Abteilungen voll
Waſſer laufen ſollten. Auch würde in einem ſolchen Falle das
Fortbewegungsvermögen des Schiffes kaum in Mitleidenſchaft
gezogen werden.
Trotz dieſer denkbar beſten Sicherheitseinrichtungen iſt auch
beſonderer Wert auf die Ausrüſtung des D. „Bremen”, mit
großen, unſinkbaren Rettungsbooten gelegt worden. Sämtliche
Boote haben Motorantrieb. Der Motor, der waſſerdicht gekapſelt
iſt, arbeitet auch dann, wenn das Boot voll Waſſer iſt. Das
Faſſungsvermögen der Boote (je Boot 145 Perſonen) iſt ſo groß,
daß alle Paſſagiere und die Beſatzung bequem in ihnen Platz
finden können. Sämtliche Boote können gleichzeitig in denkbar
kürzeſter Zeit zu Waſſer gelaſſen werden. Ihre Aufſtellung auf
dem Bootsdeck erfolgt nach einem neuartigen Syſtem (Welin=
Maclachlan=Syſtem), das ihr ſchnelles und ſicheres
Zuwaſſer=
laſſen gewährleiſtet.
Erſtmalig wird auf D. „Bremen” neben einer umfangreichen
Schaumfeuerlöſchanlage ſowie einer großen Anzahl von
Hand=
feuerlöſchapparaten und Feuerlöſchpumpen, die allein ca. 1300
Kubikmeter Waſſer pro Stunde fördern können, eine große
Koh=
lenſäurefeuerlöſchanlage eingebaut werden, welche die
lebens=
wichtigſten Räume des Schiffes, vor allem aber auch die große
Keſſelanlage ſchützen ſoll.
Die übrigen Sicherheitseinrichtungen, insbeſondere auch die
Alarmanlagen, die Einrichtungen für drahtloſe Telegraphie,
fer=
ner die navigatoriſchen Hilfsmittel, wie
Unterwaſſerſchalſignal=
emt fänger, Radiopeiler und alle ſonſtigen Betriebs= und
Navi=
gationsanlagen ſind in gleicher Weiſe den allerneueſten
Errungen=
ſchaften der Technik entſprechend ausgeſtattet.
Die geſamte Beſatzung wird im Sicherheitsdienſt beſonders
geſchult.
Sport= und Turneinrichtungen.
Die Fahrgäſte werden auf dem Schnelldampfer Bremen”
während der Seereiſe u. a. ausgiebig Gelegenheit zur Pflege
neu=
zeitlicher Körperkultur haben. Das Sonnendeck erſcheint infolge
ſeiner beiſpielloſen Größe zur Ausübung aller Sportarten
be=
ſonders geeignet. Die Sportanlagen werden, in der 1. Klaſſe
durch ein komfortabel eingerichtetes Schwimmbad nebſt
angeſchloſ=
ſenen mediziniſchen Bädern, durch eine geräumige Turnhalle, die
mit allen erdenklichen Geräten und medico=mechaniſchen
Appa=
raten, ſowie ferner auch durch einen Schießſtand und eine
Kegel=
bahn unterſchieden. Auch die 2. Klaſſe erhält einen Turnſaal, der
zeitweilig den Reiſenden in der dritten Kafüte für Touriſten zur
Verfügung geſtellt werden ſoll.
Die Abfahrl.
„Der goldene Pfeil des Ozeans.”
* Bremerhaven hatte am Dienstag ſeinen großen Tag.
Zehn=
tauſende waren herbeigeeilt, um ja nicht den Augenblick der
Ab=
fahrt des 46 000=Tonnen=Dampfers „Bremen” nach „drüben” zu
verpaſſen. Wer aus den engen Straßen des Hafenviertels auf
den Columbus=Quai kam, ſah vor ſich das rieſige Schiff liegen.
Von ſeinem Vormaſt flatterte bereits der Abſchiedswimpel, der
„blaue Peter” genannt, der die unmittelbar bevorſtehende Abreiſe
anzeigt. Bis in die Vormittagsſtunden hinein waren noch
Mannſchaft und Hilfsarbeiter damit beſchäftigt, die notwendigen
Vorräte an Bord zu transportieren, die Oeltanks zu füllen und
Ladung zu übernehmen. Aber gegen 11 Uhr was alles fertig und
die erſten Scharen der Schauluſtigen konnten bereits das Schiff
bewundern, das in jeder Beziehung fix und fertig war. Immer
wieder war man überraſcht durch die gefällige Raumkunſt, die
rieſigen Lecks und die geſamte Art, wie das Schiff eingerichtet iſt,
und ſtets zeigte ſich neue Befriedigung darüber, wie
außerordent=
lich reichhaltig das Schiff für die Gäſte eingerichtet iſt, ob man
über das Sonnendeck=Reſtaurant ging, den Ball= und Theaterſaal
bewunderte, ob man das Schwimmbad auf ſeine Tauglichkeit
unterſuchte oder kontrollierte, wie die Touriſten der 3. Klaſſe
untergebracht ſind, überall zeigt ſich das Bild eines reichen und
gediegenen Komforts, der noch das übertrifft, was die Engländer
und Amerikaner auf ihren Schiffen zu bieten gewohnt ſind.
Es dauerte wohl ein paar Stunden, bis die Einſchiffung der
Paſſagiere beendet war. Ein gut Teil Engländer und Amerikanen
unter ihnen, die ſich mit den Einrichtungen der „Bremen”
ver=
traut machten und im Geſpräch überall die Meinung vertraten,
daß der Dampfer mühelos das „Blaue Band” für ſich
gewin=
nen werde. Schon war auch ein neuer Name für das Schiff in
aller Munde: „Der goldene Pfeil des Ozeans”
Die Leitung des Norddeutſchen Lloyd iſt allerdings nicht ſo
feſt davon überzeugt, daß das Schiff ſozuſagen auf Anhieb das
Blaue Band erwerben wird. Auch Motore, und ſeien es ſelbſt
die beſtkonſtruierten, haben Launen und Tücken und müſſen ſich
zunächſt einmal erſt für ihre Arbeit einſpielen. Daher iſt es noch
nicht ganz heraus, ob ſchon die erſte Fahrt einen Sieg mitbringen
wird. Zudem ſoll es gar nicht die Aufgabe des Schiffes ſein,
das ſchnellſte Beförderungsmittel über den Ozean darzuſtellen,
vielmehr will man das ſicherſte Schiff und die bequemſte
Reiſe=
gelegenheit konſtruiert haben. Der Bewunderer dieſer großen
deutſchen Leiſtung auf dem Gebiete des Schiffbaues iſt allerdings
der Anſicht, daß die „Bremen” auch der ſchnellſte Dampfer ſeim
kann.
Gegen 6 Uhr wurde die Lebendigkeit im Hafen, wenn
über=
haupt möglich, noch vermehrt. Von allen Dampfern und
Bar=
kaſſen, die ſich in der Nähe befanden, erklangen die Sirenen und
Dampfpfeifen. Langſam ſetzte ſich die „Bremen” nach einem
letzten Ruf der Schiffsſirene in Bewegung, einen mächtigen
Waſſerwirbel hinter ſich zurücklaſſend, urplötzlich erklang zu der
Melodie der Bwbkapelle, dem traditionellen „Muß i denn, muß i
denn zum Städtele hinaus”, vom Hafen aus das
Deutſchland=
lied auf.
Möge die „Bremen‟ Deutſchlands glückhaftes Schiff werden!
Seite 8
Mittwoch, den 17. Juli 1929
Nummer 196
Beich und Ausland.
Reichstagung der Bankbeamten.
Unter ſehr zahlreicher Beteiligung wurde in
Ham=
burg die diesjährige ordentliche Hauptverſammlung
des Deutſchen Bankbeamten=Vereins, geleitet von
Wendel=Frankfurt a. M., abgehalten; 599
Gliederun=
gen waren vertreten. Der vom Vorſitzenden
Fürſten=
berg gegebene Tätigkeitsbericht für die verfloſſene
Geſchäftsperiode brachte u. a. umfangreiches
Ma=
terial über die Lage des Bankgewerbes, ſowie über
die Endwicklung der Neutralen Penſionskaſſe und der
Organiſation. Dieſe hat — bei einer ungefähren
Ge=
ſamtzahl von 75 000 kaufmänniſch tätigen Angeſtellten.
— gegenwärtig über 38 500 Mitglieder. Von 2687
kaufmänniſchen Betriebsvertretungs=Mitgliedern
ge=
hören 69 Prozent (1861) dem Bankbeamten=Verein
an, während der freigewerkſchaftliche Verband mit
knapp 9 Prozent beteiligt iſt. Von den
kaufmänni=
ſchen Betriebsratsmitgliedern in den Aufſichtsräten
der Bankinſtitute entfallen auf den Verein 65, d. h.
91½ Prozent. — Der von dem Leitungsmitglied
Iden vorgetragene Kaſſenbericht zeigte für die
Tätig=
keits=Periode einen Ueberſchuß von über 333 000
Mark. — Miniſterialdirektor. Dr. Grieſer vom
Reichsarbeitsminiſterium hielt einen ſehr beifällig
aufgenommenen Vortrag über das Thema: „Iſt die
Sozialpolitik ein Irrweg?” Hierzu und zur Lage der
älteren Angeſtellten, zum Reichstarif, zur
Mieter=
ſchutzgeſetzgebung und für ei Wohnheimſtättengeſetz
wurden entſprechende Entſchließungen angenommen.
— Die nächſte Hauptverſamlung findet 1931 in
Dresden ſtatt.
Tödlich verunglückt.
Bingerbrück. In einem hieſigen
Lokomotiv=
ſchuppen iſt ein Bahnarbeiter aus dem benachbarten
Gau=Algesheim ſchwer verunglückt. Der Arbeiter
war mit dem Reinigen einer Lokomotie beſchäftigt,
die plötzlich zurücklief und den Mann gegen einen
Pfeiler drückte. Er erlitt hierbei ſo furchtbare
Quetſchungen, daß er bereits kurz nach ſeiner
Gin=
lieferung ins Krankenhaus ſtarb.
Schweres Autvunglück.
Bad Ems. Hier ereignete ſich ein ſchwerer
Auto=
umfall. Ein Vierſitzer kam in ſchneller Fahrt eine
Straße hinabgefahren. Der Führer vevlor die
Herr=
ſchaft über das Fahrzeug, das mit voller Wucht
gegen einen Baum ramnte. Der Führer wurde mit
lebensgefährlichen Verletzungen in ein Krankenhaus
gebracht. Der Wagen wurde vollſtändig zertrühmmert.
Aus dem Zuge geſprungen und ſchwer verletzt.
Kaſſel. Am Montag mittag burz vor 1 Uhr
ſtürzte der 13jährige Sohn eines Klempnermeiſters
aus dem fahrenden D=Zug 29 und zog ſich hierbei
lebensgefährliche Verletzungen zu. Der allein
rei=
ſende Knabe hatte den D=Zug in Holzminden
be=
ſtiegen i der irrtümlichen Annahme, daß der Zug
in Stadtoldendorf anhalte. Bei der Durchfahrt durch
den Bahnhof Stadtoldendorf hat dann anſcheinend
der beſtürzte Knabe den Zug verlaſſen wollen und
iſt hierbei am Ende des Bahnſteiges auf die Schienen
gefallen. Der bedauernswerte Junge wurde in
ſchwerverletztem Zuſtande in das Städtiſche
Kran=
kenhaus eingeliefert.
Mißglückter Raubüberfall.
Das Ueberfallkommando wurde am
Montagnach=
mittag nach dem Hauſe Weſerſtraße 47 in Neukölln
gerufen. Dorr waren zwei junge Burſchen in die
Wohnung einer Mieterin eingedrngen, waren über
die Frau hergefallen und hatten verſucht, ſie zu
nebeln und dann in einen Kleiderſchrank zu ſperren.
Ungeachtet der Drohungen ſchrie die Ueberfallene
laut um Hilfe. Hausbewohner alarmierten die
Poli=
gei. Die beiden Einbrecher ließen darauf von ihrem
Opfer ab und rannten davon. Da ſich vor dem Hauſe
auf die Hilferufe hin bereits eine große
Menſchen=
menge angeſammelt hatte, fahen ſie den Ausgang
verſperrt, machten kehrt, rannten die Tveppe himauf
und verſchwanden. Die Polizeibeamten mußten
ſchließlich die Durchſuchung des Hauſes ergebnislos
abbrechen. Offenbar ſind die jugendlichen Verbrecher
über die Dächer der Nachbarhäuſer entkommen
Folgenſchwere Exploſion eines Reklameballons.
Auſſig. Wie erſt jetzt bekannt wird, ging vor
kurzem eine Reklameballon in der Nähe von Schwaz
nieder, der, wie ſich ſpäter herausſtellte, mit
Explo=
ſivgas gefüllt war. Nachts gegen 10 Uhr gingen
mehrere Arbeiter vom Schacht nach Hauſe und
fan=
den den Ballon. Einer von ihnen kom mit der
bren=
nenden Fahrradlampe dem Ballon zu nahe, worauf
ſich das ausſtrömende Gas entzündete. Durch die
ent=
ſtandene Stichflamme wurden fümf Perſonen ſchwer
verletzt. Zwei von ihnen liegen in hoffnungsloſem
Zuſtande im Krankenhaus. Gegen den Beſitzer iſt
Strafanzeige erſtattet worden.
Reichswehrmanöver in Döberik.
Das abgeffürzke volniſche Ozeanflugzeug.
Das polniſche Ozeanflugzeug und ſeine Piloten Kubala und Idzidowſki.
Schwere Brandkataſtrophen in aller Welt
Schätzung auf mehrere hunderttauſend Mark
be=
laufen. Die außerordentlich großen Kork= und
Grogiener am Haurfärter Kohlenvorräte ſchwelen noch ſtark und verbreiten
ſtarken Qualm.
Brand in einer Eiſenbahnwerkſtätte.
Eilgüterbahnhof.
Oldenburg. In der Oldenburgiſchen
Eiſen=
bahnwerkſtätte brach am Montag in den Abend=
Ggroße Lagerſchuppen niedergebrannl. ſtunden ern Großfeuer aus. Der Brand entſtand
in einem großen Holzſchuppen, in welchem repa=
Zehnſtündige Löſcharbeik. — Rehrere raturbedürftige Wagen ſtanden, und griff bald
auf einen weiteren Schuppen und ſpäter auf eine
maſſive Wagenhalle über. In der Halle lagerten
Zeuerwehrleute verletzl.
Vorräte an Oel und Lackfarben, die zum großen
Frankfurt a. M., 16. Juli.
Heute nacht gegen 2 Uhr brach im
Gallus=
viertel in dem Gebäudeviereck, das gebildet wird
von den Linien der Eiſenbahn, der Hafenſtraße
und der verlängerten Niddaſtraße, aus bisher
noch nicht geklärter Urſache ein Brand aus dem
das ganze Viereck zum Opfer fiel. Nieder=
Nordſeefiſcherei und Ulrich Strobel gehören.
Die Feuerwehr hatte unter ſtarkem
Waſſer=
mangel zu leiden und mußte ſich darauf
beſchrän=
ken, ein Uebergreifen des Brandes auf die
gro=
ßen Lagerhäuſer der Firma Altſchüler & Co. zu
verhindern.
Zu dem Großfeuer erfahren wir folgende
Einzelheiten: „Beim Eintreffen der Feuerwehr
ſtanden bereits einige Lagerſchuppen in
Flam=
men, und die Löſcharbeiten geſtalteten ſich trotz
großter Anſtrengungen, wegen der herrſchenden
Gluthitze die der Brand entwickelte,
außer=
ordentlich ſchwierig. Es konnte nicht verhindert
werden, daß ſich der Brand auf ſechs
Lagerſchup=
pen ausdehnte und dieſe zum Teil vollkommen
vernichtete. Mehrere Feuerwehrleute erlitten
Brandverletzungen und Stauchungen. Ein
Feuerwehrmann mußte dem Krankenhaus
zuge=
führt werden. Wahrend des Brandes ereigneten
ſich mehrere Exploſionen von Sauerſtoff=Flaſchen
und Oel= und Benzinvorräten. Von den
nieder=
gebrannten Lagerſchuppen gehören zwei der
Firma Hartmann Schulze, die in großen
Men=
gen Glaswaren aller Art aufgeſpeichert hatte.
Reiche Nahrung fand das Feuer in den von der
Firma Müller & Sinnig gelagerten Kohlen= und
Brikettvorräten. Auch zwei Waggon Kleinholz
verbrannten. Den größten Schaden richtete das
Feuer in einer weiteren Lagerhalle an. Hier
verbrannten Mineralole, Benzinvorräte, Benzol,
Nähmaſchinen, Motorräder, Klaviere, eine große
Menge von Nahrungsmitteln aller Art und
Toiletteartikel. Nicht minder verheerend hauſte
das Feuer im Lagerſchuppen der Firma
Bur=
meiſter &. Weiß, wo Papiervorräte, Torfballen
und verſchiedene Iſolationsmaſſen dem Brand
zum Opfer fielen.
Das Feuer, an deſſen Bekämpfung ſämtliche
Löſchzüge der Frankfurter Feuerwehr ſich
betei=
ligten, war nach zehnſtündiger Dauer noch nicht
gelöſcht. Eine ſtarke Brandwache war noch in
den Mittagsſtunden an der Arbeit, um ein
noch=
maliges Aufflackern des Brandes zu verhindern.
Die Brandſtäte ſelbſt bietet einen wüſten Anblick.
Die betroffenen ſechs großen Wellblech=
Lager=
ſchuppen ſind vollkommen zuſammengeſtürzt, und
die verbrannten Warenvorräte bilden einen
gro=
ßen Trümmerhaufen.
Zu dem Großfeuer im Gallusviertel erfahren
wir noch, daß es den großen Anſtrengungen der
Frankfurter Feuerwehr erſt gegen 6 Uhr
mor=
gens gelang, den Brand auf ſeinen Herd zu
be=
ſchränken. Von dem Feuer erfaßt wurde eine
Fläche von über 5000 Quadratmetern, auf der
ſich verſchiedene Fabriken, Lagerhallen und Lager
befinden. Die auf dieſem Areal ſtehenden
Ge=
bäude ſind faſt völlig niedergebrannt, ebenſo die
ausgedehnten Warenvorräte. Am ſchlimmſten
mitgenommen wurde der Betrieb der Firma
Burmeiſter, Weiß, Bilger (Kühlanlagen) und
derjenige der Firma Hartmann & Schulze (
Ta=
felglasfabrik), die vollkommen vernichtet
wur=
den, während die Betriebe der Firmen Ulrich
Strobel (Spedition) und der Nordſeefiſcherei
ſtark gelitten haben. Die Urſache des Brandes
konnte einwandfrei noch nicht feſtgeſtellt werden.
Man vermutet Selbſtentzündung des großen
Korklagers der Firma Burmeiſter, Weiß, Bilger,
doch iſt es nicht ausgeſchloſſen, daß der Brand
auch durch die Exploſion mehrerer Benzinfäſſer
hervorgerufen worden iſt. Der Sachſchaden iſt
ziemlich hoch und dürfte ſich nach vorſichtiger
Teil gerettet werden konnten. Einige
Sauer=
ſtoff=Flaſchen, die dort ebenfalls untergebracht
waren, explodierten. Die Holzhalle brannte
voll=
ſtändig nieder. Etwa 40 Wagen ſind
mitver=
brannt. Die in dem Nordflugel der
Maſchinen=
halle untergebrachten Büroräume konnten vor
dem Feuer bewahrt bleiben.
Zum Grubenbrand auf Zeche „Katharina”.
Eſſen. Nach außerordentlich mühevollen
langwierigen Räumungsarbeiten iſt es am
Dienstag vormittag endlich gelungen, die vier
Opfer des Grubenbrandes auf Zeche „Katharina”
in Kray zu bergen. Auch der Grubenbrand
konnte inzwiſchen abgedämmt werden.
Großfeuer im Bezirk Köln.
Lindlar. Geſtern nachmittag entzündete
ſich während des Schützenfeſtes in dem
benach=
barten Böhl Pulver im Schuppen eines
Bauern=
hofes. Die große Stichflamme ergriff das
nahe=
bei lagernde Heu. In wenigen Minuten ſtanden
zwei Ställe, ein weiterer Schuppen und zwei
Wohnhäuſer in hellen Flammen. Dem günſtigen
Wind iſt es zu verdanken, daß das Feuer nicht
auf weitere benachbarte Scheunen übergriff. Ein
Schießmeiſter wurde durch die Flammen
lebens=
gefährlich verletzt.
Großfeuer in Le Havre.
Paris. In einem Lagerſchuppen der Firma
Warndt in Le Havre, in dem 300
Baumwoll=
ballen, 86 Fäſſer Oel, einige Fäſſer Kognak 40
Fäſſer Benzin und zahlreiche Autoreifen
aufge=
ſpeichert waren, brach Großfeuer aus. Der Brand
wurde durch einen ſtarken Südweſtwind
begün=
ſtigt und legte bald das ganze Gebäude nieder.
Auch das Warenlager wurde eine Beute der
Flammen. Das Nachbargebäude, in dem ſich die
Amtsräume der Staatseiſenbahn befanden,
wurde ebenfalls in Aſche gelegt. Der Schaden
beläuft ſich auf mehrere Millionen Franken.
Feuer in einer mechaniſchen Weberei.
Brüſſel. Am Montag nachmittag brach
in einer mechaniſchen Weberei in einer ſehr
be=
lebten Vorſtadt Brüſſels ein gewaltiger Brand
aus. Der Brand ergiff im Nu die verſchiedenen
Abteilungen des Betriebes, und zwar beſonders
die Spitzenherſtellungsabteilung. Auch die
Nach=
bargebäude waren ernſtlich gefährdet und
muß=
ten geräumt werden. Der Schaden geht in die
Millionen Franken.
Ein Bauernhof in Flammen.
Tondern. Ein Bauernhof bei Soldrup
wurde geſtern mit allem Inventar eingeäſchert.
Durch Funkenflug fing auch das Haus eines
Malers Feuer und brannte ebenfalls nieder.
Die Feuerwehren hatten Mühe, weitere Anweſen
vor den Flammen zu ſchützen. Der Brand iſt
vermutlich durch Selbſtentzündung von friſchem
Kleeheu entſtanden.
Brand im Hafenbezirk von Philadelphia.
Philadelphia. Auf dem Pier des
hie=
ſigen Hafens brach ein Feuer aus, das einen
lagernde Ammoniakvorräte ergriff. Es erfolgte
eine Reihe von Exploſionen. Faſt die geſamte
Feuerwehr von Philadelphia und die
Feuerlöſch=
boote mußten aufgeboten werden, um den Brand
geſchätzt.
Exploſionsunglück in einer indiſchen
Feuerwerksfabrik.
Madras. Bei einer Exploſion in einer
Fabrik zur Herſtellung von Feuerwerkskörpern
wurden ſechs Perſonen getötet, während drei
ſchwer verletzt wurden.
Reichswehrminiſter Groener (in Zivil) mit
Stabsoffizieren.
In Döberitz begannen in Gegenwart des
Reichs=
wehrminiſters und mehrerer ausländiſcher Gäſte
die Sommermanöver der Reichswehr. Unſer Bild
zeigt den Reichswehrminiſter mit einem
ſchwedi=
ſchen Offizier und Stabsoffizieren der 3. Diviſion
bei der Beobachtung der Gefechtsübungen.
Sprengunglück.
Linz. In den Granitwerken Gemeinde Wien
bei Mauthauſen ſpaltete ſich am Montag nachmittag
beim Bearbeiten eines 90 Tonnen ſchweren
Fels=
blockes dieſer unverſehens in drei Teile, von denen
der eine im Gewichte von 25 Tonnen gegen den
Arbeitsplatz abrollte und zwei der dort beſchäftigten
vier Arbeiter unter ſich begrub und zermalmte. Den
anderen beiden Arbeitern gelang es, ſich im letzten
Augenblick durch raſches Beiſeiteſpringen in
Sicher=
heit zu bringen.
Bisher 425 Tote bei Trapezunt.
London. Die Zahl der bei den
Ueberſchwem=
mungen in der Gegend von Trapezunt ums Leben
gekommenen Perſonen hat ſich nach Konſtantinopeler
Meldungen auf 425 erhöht. Das Schickſal von zehn
Dörfern ſteht noch nicht mit Sicherheit feſt, da die
Rettungskolonnen bisher nicht in der Lage waren
ſie zu erreichen. Man fürchtet, daß ſie vollſtändig
unter Waſſer ſtehen, und Menſchen und Tiere ums
Leben gekommen ſind.
Einfkurz zweier Geſchäffs=
New York. Wie aus Montgomerh in Mabama
gemeldet wird, ſind dort zwei große dreiſtöckige
Ge=
ſchäftshäuſer eingeſtürzt.
Wie weiter gemeldet wird, lagen die beiden
ein=
geſtürzten Häuſer an der Hauptſtraße. Sie gehörten
zu den älteſten Gebäuden der Stadt und beherbergten
ein Schuhgeſchäft mit 25 Angeſtellten und ein
Warenhaus mit über 100 Angeſtellten. Nach dem
Einſturz eilte jeder verfügbare Arzt ſowie die
ge=
ſamte Feuerwehr und Polizei an die Unfallſtelle.
Hunderte von Zivilperſonen leiſteten bei dem
Ret=
tungswerk Beiſtand. Nach dem Einſturz herrſchte
eine unbeſchreibliche Verwirrung, die durch die
Schreie der Verletzten noch erhöht wurde.
Bei dem Einſturzunglück der beiden Häuſer wurden
nach den letzten Feſtſtellungen zwei Perſonen ködlich
und eine Perſon leichter verletzt. Die überraſchend
geringen Verluſte ſind darauf zurückzuführen, daß
der Einſturz während der Mittagspauſe erfolgte,
als die meiſten Angeſtellten abweſend waren.
Ein 1000jähriges Boot im Mvor gefunden.
Schwerin. Auf der Feldmark des zwiſchen
Schwerin und Ludwigsluſt in Mecklenburg
gelege=
nen Dorfes Fahrbinde wurde von dem Gutsbeſitzer
Güßmar ein guterhaltenes uraltes Boot aus dem
Moor zutage gefördert. Es iſt etwa 4 Meter lang
und aus einem einzigen Eichenſtamm ausgehauen.
Das Holz iſt durch die jahrhundertelange Einwirkung
der Moorſäure ſchwarz gefärbt. In der Mitte ſind
in die Bordwände rechteckige Einſchnitte
hineinge=
hauen. Anſcheinend ſind hier Planben eingepackt
geweſen, die den Einbaum mit ſeinen Auslegern
verbanden. Da der Fund unter dem über einen
Meter tiefen recht feſten Moorboden auf dem
dar=
under liegenden Mineralboden ruhte, muß das Alter
des Einbaumes auf mindeſtens 1000 Jahre geſchätzt
werden.
Schweres Eiſenbahnunglück in Mähren.
Prag. Auf der Eiſenbahnſtation Schuſlawitz bei
Gaya in Mähren auf der Strecke Brünn—
Tren=
canſka und Tepla ſtieß am Montag nachmittag ein
Schnellzug mit einem Gegenzug zuſammen. Die
Lokomotien beider Züge ſchoben ſich ineinander.
Drei Wagen entgleiſten. Ein Pullmamn=Wagen und
ein Dienſtwagen wurden teilweiſe zertrümmert.
Bis=
her zählt man etwa 20 Schwerverletzte. Eingelheiten
ſind bisher noch nicht bekannt. Derſelbe Schnellzug
hatte kurz vorher ſchon ein Unglück zu verzeichnen,
und zwar überfuhr er ein Fuhrwerk. Der Kutſcher
wurde in Stücke geriſſen.
Nach einer Blättermeldung iſt das
Eiſenbahn=
unglück in Mähren auf der Strecke Brümn-Teplitz
auf falſche Weichenſtellung zurückzuführen. Amtlich
werden 41 Leichtverletzte berichtet. Tote und
Schwer=
verletzte ſeien nicht zu beblagen.
Die Ueberführung Idzikowſkis.
Paris. Das polniſche Schulſchiff „Iſkra”
iſt geſtern nachmittag in Horta auf den Azoren
eingetroffen. An Bord befanden ſich Major
Kubala und die Leiche des verunglückten
Ober=
ſten Idzikowſki. Kubala, der noch einen Verband
um den Kopf trägt, konnte die Journaliſten
nicht empfangen. Der Sarg Idzikowſkis iſt auf
dem Vorderdeck aufgebahrt und mit der
polni=
ſchen Flagge bedeckt. Die Matroſen des
Schul=
ſchiffes halten die Ehrenwache.
Schweres Autounglück in Honduras.
Elf Tote.
Tegucigalpa (Honduras). Ein
Laſtkraft=
wagen, der zahlreiche junge Mädchen von einem
Aus=
flug nach Hauſe beförderte, ſtürzte in einen 300
Meter tiefen Abgrund. Elf Mädchen wurden getötet,
22 ſchwer verletzt.
Eine ſiebenköpfige Familie mit dem Auto
im Fluß ertrunken.
NewYork. In der Nähe von St. Louis wurde
ein am Ufer des Pinoak=Creek haltendes Automobil
durch einen plötzlichen Wolkenbruch in den Fluß
geſchwemmt. Sämtliche Inſaſſen, eine ſiebenköpfige
Familie, ertranken.
Zehn Tage in der Luft.
Die amerikaniſchen Flieger Reinhardt
und Mandell
haben mit einem mehr als zehntägigen Flug
(246 Stunden) einen neuen Dauerflugrekord
aufgeſtellt, mit dem ſie den erſt kürzlich
aufge=
ſtellten Rekord um faſt 50 Stunden überboten.
Der Betriebsſtoff wurde während des Fluges
von einem anderen Flugzeug aus übernommen.
Nummer 196
Mittwoch, den 17. Juli 1929
Seite 9
Spoln, Shler und Tarnen,
Süddeukſcher Berbandskag in Mannheim
Am 20. und 21. Juli hält der Süddeutſche Fußball= und
Leichtathle=
tikverband in Mannheim ſeinen diesjährigen Verbandstag
ab. Wie ſchon ſtets, ſo erwartet die große Oeffentlichkeit auch in
die=
ſem Jahre einſchneidende Aenderungen, ſetzt die Maſſe der Vereine
mehr oder weniger große Hoffnungen auf die Durchdringung der
vor=
gelegten Anträge, kurz und gut: der bewußte „Markſtein in der
Ge=
ſchichte des Verbandes” ſteht wieder einmal da. Sind die Erwartungen
aber auch berechtigt?
Will man dieſe Frage beantworten, ſo muß man zunächſt einmal
die zum Verbandstag eingebrachten Anträge ſtudieren. Ihre Zahl iſt
recht erheblich; unter den vielen findet man auch einige, die
verſpre=
chen, innerhalb des Verbandes neuen Gedanken zum Durchbruch zu
verhelfen. Aber vor die Annahme haben die Satzungen bekanntlich erſt
die Abſtimmung geſtellt, und oft bleibt bei der unterſchiedlichen
Ein=
ſtellung der Abſtimmenden der Wunſch des Antragſtellers eben nur
ein Wunſch. Immerhin darf man aber doch in dieſem Jahre mit der
Annahme einer ganzen Reihe bedeutſamer Anträge rechnen, ſo daß
dem diesjährigen Verbandstag ganz ſicher eine beſondere Bedeutung
zukommen wird. Es würde zu weit führen, an dieſer Stelle ſämtliche
vorliegenden Anträge zu beſprechen, aber ſchon eine Auswahl der
wich=
tigeren erläutert genügend die Wichtigkeit der zur Beratung ſtehenden
Tagesprogramms.
Als einer der wichtigſten Anträge erſcheint der unter dem Punkt
Satzungsänderungen ſtehende Antrag des Verbandsvorſtandes auf
Aenderung in der Zuſammenſetzung der Behörden. Der
Verbands=
vorſtand bringt hier eine recht erhebliche Abweichung von dem
bisheri=
gen Zuſtand in Vorſchlag, indem er weitgehendſt auf die Bedürfniſſe
der Leichtathletik eingeht. Wohl ſieht der Antrag den Vertreter der
Leichtathleten nicht mehr in ſeiner Eigenſchaft als „4. Vorſitzender” im
Verbandsvorſtand, da man ſich jetzt mit drei Vorſitzenden begnügen will,
dafür will man aber den Vertreter der Leichtathleten in ſeiner
Eigen=
ſchaft als Vorſitzender des neuzubildenden Verbands=Leichtathletik=
Aus=
ſchufſes in den Verbandsvorſtand dirigieren. Gbenſo ſoll der bisher
(ls „3. Vorſitzender” fungierende Vorſitzende des Verbands=
Jugend=
ausſchuſſes nunmehr in ſeiner Eigenſchaft als Jugendobmann dem
Ver=
bandsvorſtand angehören, während die Stelle des 3. Vorſitzenden reine
Verbandsvorſtands=Angelegenheit bleibt. Der Vorſitzende des
Ver=
bands=Handball= und Spielausſchuſſes bleibt in ſeiner bisherigen
Eigen=
ſchaft Mitglied des Verbandsvorſtandes. Zweifellos birgt dieſe
Neue=
rung inſofern einen Vorteil in ſich, als Leichtathletik= und Jugend=
Vorſitzende ſich nunmehr ausſchließlich ihren Reſſorts widmen können
und von bisherigen Repräſentatons= und anderen Pflichten im
Ver=
bandsvorſtand befreit ſind. Gleich bedeutſam in dieſem Zuſammenhang
iſt auch die Schaffung des Verbands=Leichtathletikausſchuſſes, der
weſent=
lich erweitert werden ſoll. Die bisherigen vier Bezirksſportwarte ſollen
durch acht Gruppenſportwarte erſetzt werden, die dann auch Mitglied
des Verbands=Landesausſchuſſes werden. Sinngemäß iſt auch für den
Handball die gleiche Umwandlung vorgeſehen. Es iſt in dieſem
Zu=
ſammenhange beſtimmt mit Perſonenänderungen bzw. mit dem
Ein=
treten neuer Leute in den Verbandsvorſtand zu rechnen. Alles in
allem aber zeigt dieſer Antrag des Verbandsvorſtandes, daß man die
jetzige Form der Zuſammenarbeit von Fußball und Leichtathletik
in=
nerhalb des Verbandes doch nicht für richtig hält. Es ſteht zu
erwar=
ten, daß auf dem neuen Wege auch für die Leichtathleten Fortſchritte
allgemeiner Natur eintreten.
Von den Anträgen aus den Kreiſen der Vereine nimmt der des
Fußballſportvereins Frankfurt ebenfalls im gewiſſen Sinne Bezug auf
den Verbandsvorſtand. Die Frankfurter fordern für den
Verbands=
vorſtand eine Amtszeit von zwei Jahren. Zweifellos kann eine ſolche
Gepflogenheit für jeden zweiten Verbandstag eine große Entlaſtung
bringen, da viel Zeit für andere Aufgaben gewonnen wird. — Mit der
Aenderung des Verhältniſſes zum D.F.B. befaßt ſich eine ganze Reihe
von Anträgen. Der VfR. Mannheim fordert neben den delegierten
V. V.=Mitgliedern eine Vertretung des Verbandes durch vier
Vereins=
vertreter, während der SV. 98 Darmſtadt dieſes Verfahren bei
An=
nahme auch auf die DSB. ausgedehnt wiſſen will. Um von
vornher=
ein die Vertreter mit beſtimmten Richtlinien zu dieſen Tagungen
ent=
ſenden zu können, werden Beſprechungen mit dem V.V. und
Aelteſten=
rat vor den DFB.= bzw. DSB.=Tagungen gefordert. Antragſteller
hier=
zu iſt der FC. Bayern München, der ebenfalls die Aufhebung der
Spiel=
ſperre gegen Berufsſpielermannſchaften fordert. Es iſt damit zu
rech=
nen, daß alle dieſe vier Anträge ſozuſagen im ganzen angenommen
werden. (Beim DFB. ſollte natürlich trotzdem alles beim alten bleiben.)
Wie frühere Verbandstage ſo ſoll auch der diesjährige ſich wieder
einmal mehr mit dem Kapitel Spielſyſtem beſchäftigen Ob es dazu
überhaupt kommt, iſt fehr fraglich. Die Bezirksliga hat ſich in einer
Vorbeſprechung bereits gegen eine Aufrollung dieſer Frage
ausge=
ſprochen, und da die unteren Klaſſen nicht ſonderlich an einer
Aende=
rung intereſſiert ſind, ſo iſt zu erwarten, daß eine Zweidrittelmehrheit
für die Behandlung dieſer Frage nicht zuſtandekommt. Die als
Grenz=
regulierung anzuſehenden Wünſche unter dieſer Rubrik könnten ſehr
wohl auch bei Ablehnung der Spielſyſtembehandlung erledigt werden;
leider iſt aber nach den Erfahrungen früherer Jahre damit zu rechnen,
daß infolge einer allzu ſchematiſchen Behandlung ſolcher Fälle auch
berechtigte Wünſche unter den Tiſch ſallen, ſofern man es nicht
vor=
zieht, ſie einer Kommiſſion zu überweiſen. — Zuſtimmung ohne große
Hemmungen ſollte dagegen der das Handball=Spielfyſtem betreffende
Antrag des SV 98 Darmſtadt finden, der Feſtſetzung des Spielſyſtems
durch den Verbandstag (und nicht mehr durch den Verbandsſpielwart)
fordert. Sehr umſtrittene Anträge ſcheinen die dre: zu ſein, welche ſich
mit der Unfall=Unterſtützung, der Einnahmenteilung und dem Paß= und
Lichtbildzwang für Aktive beſchäftigen. Auch der vom FC. 08
Mann=
heim eingebrachte Antrag auf Aufhebung der Proteſte für die
Bezirks=
liga fällt unter dieſe Kategorie. Gerade um die Unfallkaſſe ſollte es
zu erbitterten Kämpfen kommen. Die Bezirksliga hat durch den
SV. 1860 München hierzu einen Antrag eingebracht. Zu bedauern iſt
nur, daß dieſer Vorſchlag nicht ſchon vorher weiteren Kreiſen
zu=
gängig gemacht wurde, denn das Problem Unfallkaſſe iſt ein weit
ſchwereres, als vielfach angenommen wird. Es darf bezweifelt werden,
daß bei Einſatz der gleichen Mittel etwas Beſſeres geboten werden
kann, als von der beſtehenden Zuſchußkaſſe. — Die vorgeſchlagene
Ein=
nahmeteilung hat ſchon innerhalb der Bezirksliga nur wenige
Verfechter gefunden, es ſcheint alſo, als ob ſie der Ablehnung verfallen
würde. Auch für die Wiedereinführung der Proteſte wird ſich kaum
eine Mehrheit finden. Beachtung verdient auch der Antrag der
Saarvereine „ausgeſprochenen Raſenſportverbänden den
Ab=
ſchluß von Städteſpielen bei Beteiligung des Verbandes mit einem
Min=
deſtmaß zu geſtatten‟. Der Antrag iſt gut, wird aber beſtimmt ſcharfe
Gegnerſchaft aus V.V.=Kreiſen finden, da man hier noch allzuſehr an
der Zentraliſation des Verbandes feſthält und neue Wege (größere
Selbſtſtändigkeit der Bezirke!) nicht gehen will. Einmal da, wird der
Antrag aber auch nach Ablehnung ſicher in jedem Jahre wieder neu
erſcheinen.
Das ſind ſo die Probleme, welche den Mannheimer
Verbands=
tag beſchäftlgen ſollen. Man ſieht, Stoff genug, nicht nur um den Tag
zu füllen, ſondern auch, um poſitive Arbeit zu leiſten. Denn viele
der Anträge könnten bei richtiger Nutzanwendung neues Leben
inner=
halb des Verbandes wecken. Es bleibt alſo nur zu hoffen, daß ſich das
ſüddeutſche Fußballparlament ſeiner Aufgabe gewachſen zeigt und mit
ſeiner Arbeit den Mannheimer Verbandstag tatſächlich zum „
Mark=
ſtein” im Verbandsleben ſtempelt.
Davispokalkampf Deutſchland —A.5.A.
Inkerzonenfinale vom 19. bis 21. Juli in Berlin.
Es iſt in dieſen Tagen in den Zeitungen faſt der ganzen Welt in
mehr oder minder breiten Ausführungen darauf hingewieſen worden,
wie überraſchend und groß der Erfolg des deutſchen Tennisſports, der
Sieg in der Europazone des Davispokals geweſen iſt. Es war ein
großer Erfolg, ein Erfolg, der in ſeiner Bedeutung wächſt, wenn wan
an die untergeordnete Rolle denkt, die das deutſche Tennis im
inier=
nationalen Sportbetrieb der Nachkriegsjahre geſpielt hat. Der Erfolg
ſoll aber nicht die Köpfe verdrehen. Gewiß, unſer Tennis hat an
Stärke gewonnen und wir beſitzen endlich wieder eimige Spieler und
Spielerinnen, die bei den internationalen Turnieren etwas zu beſtellen
hoben. Aber noch bleibt uns viel Arbeit. Noch trennt ein gutes Stück
Weg uns von den Gipfeln, auf denen die Spitzenkönner Frankreihs
und der Vereinigten Staaten von Nordamerika ſtehen. Aber viellei,ht
kommt auch der deutzſche Tennisſport noch dahin.
Abſchluß der Erfolgsſerie.
Mit dem Siege über England und mit dem Gewinn der
Euvopa=
zone durfte nach menſchlichem Ermeſſen auch unſere diesjährige ſtolze
Erfolgsſerie in den Davispokalſpielen abgeſchloſſen ſein. Unſere
Ver=
tveter haben Spanien 4:1, Italien 3:2, die Tſchechoſlowakei 4:1 und
im Finale der europäiſchen Zone dann auh England 3:2 geſchlagen.
Man ſieht es an den Gegnern, daß der Weg unſerer Vertreter nicht
leicht war. Mit dieſer Kette von Siegen dürfen wir zufrieden ſein,
ein Mehr zu erwarten, mit einem Sieg über Amerika zu rechnen, wäre
töricht. Man darf nicht vergeſſen, daß Amerika lange Jahre hindurch
Gewinner des Davispokals war und erſt vor wenigen Jahren durch, die
Franzoſen von ſeiner Spitzenſtellung verdrängt wurde. Aber auch
heute ſind die Amerikaner noch nicht weſentlich ſchlechter als die
Fran=
zoſen mit ihrer Elite Cochet, Lacoſte, Borotra und Brugnon. Die
Amerikaner haben, nochdem das Können des Tennis=Phänomens
Til=
den nochgelaſſen hat, in den Lott, Henneſſy, Alliſſon und van Ryn
einen Nacktuuchs bekommen, der vielleicht ſchon bald dazu befähigt ſein
wird, die Franzoſen wieder aus dem Beſitz des Davispokals zu
ver=
drängen.
Die Mannſchaften.
Deutſchland ſtützte ſich wieder auf die bewährte Vertretung
Prenn, Moldenhauer, Dr. Landmann und Dr. Kleinſchroth.
Wahr=
ſcheinlich wird auch wieder in der gleichen Aufſtellung wie gegen
Eng=
land geſpielt, d. h. Moldenhauer und Prenn übernehmen beſtimt die
Einzel, Dr. Landmann und Dr. Kleinſchroth wahrſcheinlich wieder das
Doppel, bei dem wir doch ohnehin nicht die geringſte Chance beſitzen,
denn die Amerikaner ſtellen in dieſem Doppel das Siegerpaar
von Wimbledon, Alliſſonſpan Ryn. Wenn ſich uns eine Chance bietet,
zu ein oder zwei Punbcen zu kommen, dann nur in den Einzelſpielen
gegen die zweiten amerikaniſchen Vertreter. Die Amerikaner bieten in
den Einzelſpielen zur allgemeinen Uoberraſhung nicht den Nachwuchs,
ſondern die alten Kämpen Tilden und Franeis Hunter auf. Tilden
wird auch heute noch niche weder von Prenn noch von Moldenhauer zu
ſchlagen ſein. Büßte Tilden auf den Rot=Weiß=Plätzen in Berlin, auch
nur einen Punkt ein, dann wäre das eine Senſation, der dann unter
Umſtänden die noch größere eines deutſchen Geſamtſieges folgen könnte.
Aber wir wollen doch nicht allzu optimiſtiſch ſein. Dagegen iſt es
durchaus möglich, daß Francis Hunter, der ſchon einmal auf den Rot=
Weiß=Plätzen die Bitterniſſe einer Niederlage koſten mußte, von
Prenn, vielleicht ſogar auch von Moldenhauer geſchlagen wird.
Aus=
geſchloſſen iſt es auch nicht, daß die Amerikaner in den letzten Tagen
noch einmal ihre Dispoſitionen ändern und an Stelle von Hunter einen
der jüngeren Spieler ſtellen.
Die Berliner Tennisgemeinde, die in dieſem Jahre ſchon manchen
großen Tag hatte, wird einen neuen haben.
Der deutſche Hochſchulmeiſter München in Darmſtadk.
Morgen findet auf dem Hochſchulſportplatz ein Fußballwettſpiel
zwiſchen den Mannſchaften der Techniſchen Hochſchulen von München und
Darmſtadt ſtatt.
München geivann bekanntlich am letzten Sonntag überlegen mit 8:1
Toren die Deutſche Hochſchulmeiſterſchaft gegen Univerſität Hamburg.
Da die Techniſche Hochſchule Darmſtadt in dieſem Semeſter auch
über eine ſehr ſpielſtarke Mannſchaft verfügt, die unter anderem am
letzten Donnerstag, gegen die komplette Ligamannſchaft von Mainz 05
ein ehrenvolles 4:5 erzielte, verſpricht das Spiel intereſſant zu werden.
Die Mannſchaften.
München:
Brendel
(Mannheim)
Grübmeier Dickel Botzong Irion 2. Chriſt Beyling Fürſt Link Schwarz Darmſtadt:
Irion 1. Das Spiel findet Donnerstag, abends 6,30 Uhr, auf dem Hochſchul= ſportplatz ſtatt.
Um den füddenkſchen Handballpokal.
Das Endſpiel um den ſüddeutſchen Handballpokal findet, wie
be=
reits gemeldet, am 28. Juli im Odenwaldſtädtchen Erbach zwiſchen
dem 1. FC. Nürnberg und dem Sportverein 98 Darmſtadt ſtatt. Der
Beginn des Spieles iſt jetzt auf vormittags 10.30 Uhr vorverlegt
wor=
den. Das Spiel wird im Rahmen des Eulbacher Marktes abgehalten.
Der Eulbacher Markt iſt ein jahrhundertealtes traditionsreiches
Oden=
wälder Volksfeſt, das unter anderem auch Rennen der bäuerlichen
Reitervereine bringt und alljährlich Tauſende von Beſuchern nach dem
Odenwaldſtädtchen lockt. Das Handballſpiel findet alſo gute
Propa=
gandamöglichkeiten.
Kampf um die Bezirksliga.
Vor dem Abſchlaß. — Hochſoinmerüberraſchungen.
VfR. Kauſerslaukern und S. Geſ. Rohrbach ſteigen auf.
Es iſt eine recht betrübliche Tatſache, daß die Aufſtiegsſpiele, die
Kämpfe, die für manchen Verein doch wichtig erſcheinen, ſich bis in die
„Hundstage” hineinziehen müſſen. Auch hier tritt, wie in der
Bezirks=
liga, die allzu ſtarke Beſetzung der Gruppen kraß in Erſcheinung. Wann
ſoll nun ein Verein überhaupt zur verdienten Ruhepauſe kommen?
Man ſollte doch endlich von verbandswegen eine Norm finden, die auch
den Vereinen eine gewiſſe Ruhepauſe gönnt (die allerdings ſtrikte
ein=
zuhalten wäre). Wenn, dann kann man gerade hier von Ueberſpieltſein
reden, die Ueberraſchungen während der „Aufſtiegsſpielſaiſon”
be=
weiſen dies.
In der Gruppe Württemberg hat nun der 1. FC. Pforzheim
ſein letztes Spiel (nach ſeiner Meinung), allerdings gegen Eßlingen
anſtelle Münſters hinter ſich. Auch hier beweiſt ein 6:0 Sieg der
Pforz=
heimer überlegenes Können. Es bleibt nun abzuwarten, wie die
Be=
hörde weiter über den Fall befinden wird. Jedenfalls muß man hier
einem Verein gerecht werden, der ſich auf Grund ſeiner großen
Ueber=
legenheit die Bezirksligaangehörigkeit unbedingt verdient hat. Man
darf auf den endgültigen Spruch der Behörden geſpannt ſein. — Nun
hat es in der Gruppe Saar der VfR. Kaiſerslautern doch geſchafft. Die
Saarkreiſe ſind ins Hintertreffen geraten. Der vergangene Sonntag
brachte die Entſcheidung. Völklingen mußte ſich in Kaiſerslautern dem
VfR. 2:5 beugen, während Oberſtein erneut ſeinen Formrückgang unter
Beweis ſtellte. Zu Hauſe gegen den VfB. Dillingen 1:4 zu unterliegen,
iſt für die Oberſteiner, die man eigentlich in Front erwartete,
be=
ſchämend. Jedenfalls hat der VfR. Kaiſerslautern die größte
Beſtän=
digkeit bewieſen und in den Aufſtiegskämpfen kaum enttäuſcht. Sein
Debut im Spätjahr in der Gruppe Saar verſpricht recht intereſſant zu
wverden. — Eine gewaltige Ueberraſchung gab es in der Gruppe
Rhein. Der Favorit Phönix Mannheim, der im Vorſpiel den FV.
Frankenthal mit nicht weniger als 6:1 geſchlagen nach Hauſe ſchickte,
er=
litt in Frankenthal eine 1:5 Niederlage, dazu in ſeinem entſcheidenden
Treffen. Damit hat der FV. Frankenthal für die F. Geſ. Rohrbach die
Bahn frei gemacht, d. h., der Aufſtieg kann den Leuten aus dem
Neckar=
kreis nicht mehr gefährdet werden, und damit hat ſich eine Mannſchaft
Geltung verſchafft, von der man es kaum erwartete. Wie ſich der
Neu=
ling im Spätjahr in der Bezirksliga hält, iſt eine andere Frage; wir
ſind ſchon ſo oft in ſolchen Dingen Lüge geſtraft worden, und enthalten
uns alſo vorläufig jeglicher Mutmaßung. — In der Gruppe
Nord=
bayern fiel das Spiel Hof—Fürth infolge Abſage der Fürther, die
in Hof anzutreten hatten, aus. Das Spiel hatte ohnedies keine
Bedeu=
tung mehr für den Aufſtieg.
Darmſtadt oder Worms?
Das iſt die Frage der kommenden Tage, die Frage, die man ſich in
der Gruppe Heſſen vorlegt. Zwei ſtarke Mannſchaften ſtehen ſich am
28. Juli in Darmſtadt gegenüber. Darmſtadt hat ein Plus, auf eigenem
Platze ſpielen zu können; vielleicht gibt das den Ausſchlag für den
durchaus offenen Kampf. — Mit dieſer Entſcheidung wären dann
ſämt=
liche Aufſtiegsberechtigten ermittelt, und wir werden in der nächſten
Zeit Gelegenheit finden, die Glücklichen, wie es der Sommerzeit
ent=
ſpricht, Revue paſſieren zu laſſen. Unſere Hoffnung geht dahin, daß die
Aufſteigenden in der Bezirksliga keine Enttäuſchungen erleben mögen,
daß ſie ſich voll und ganz ihrer großen Aufgabe bewußt ſind, die ſie ſich
ſelbſt geſtellt haben. Die Saiſon iſt vorbei, es lebe die neue!
In Zahlen.
Gruppe Rhein: 1. F.Geſ. Rohrbach 5:3; 2. Phönix Mannheim 4:4;
3. FV. Frankenthal 3:5 Punkte.
Gruppe Saar: 1. VfR. Kaiſerslautern 10:4; 2. Sp.Vg. Oberſtein 8:8;
3. SV. Völklingen 7:9; 4. B.V. Zweibrücken 6:8; 5. VfB.
Dil=
lingen 7:9 Punkte.
Rundfunk=Programme.
Frankfurt.
Mittwoch, 17. Juli. 13.15: Schallplatten: Buntes Programm.
O 15.05: Frau Meerwarth=Sebold, Darmſtadt: Geſchichten von
Guſtav Freytag, O. Hauſer und G. A. Becker. O 16.15: Konzert
des Funkorch. O 18.10: Bücherſtunde. 6 18.30: Darmſtadt:
Führung durch die Ausſtellung „Der Schöne Menſch in der
neuen Kunſt” 19.05: Pfarrer Taesler: Das Geſpenſt der
Sorge in Goethes Fauſt II. O 19.25: Vortrag. O 19.45: Franzöſiſche
Literaturproben. 19.55: Franzöſiſcher Sprachunterricht. O 20.15:
Senckenbergviertelſtunde: Prof. Dr. Richter: Aktuelle
Naturwiſſen=
ſchaft. O 20.30: Sinfonie=Konzert. Joh. Seb. Bach:
Klavierkon=
zert in D=moll. — Höffer: Klavierkonzert. Muſikal. Leitung:
Kapellmeiſter Merten. O 21.30: Literariſche Veranſtaltung:
Doſto=
jewsky: Aus dem Roman „Der Spieler”. — Morus: Amerikaniſche
Komödie. — Zola: Aus dem Roman „Das Geld”. Sprecher:
Lothar Rewalt vom Frankf. Schauſpielhaus.
Königswuſterhauſen.
Deutſche Welle. Mittwoch, 17. Juli. 10: Dr. Hajek:
Ent=
ſtehung der deutſchen Schriftſprache. O 10.35: Mitteil, des
Reichs=
ſtädtebundes. O 12: Schallplatten. o 15.40: Gräfin Keyſerlingk:
Meine Eidrücke auf der Internationalen Landfrauenkonferenz m
London. O 16: Dr. Manz: Eindrücke von deutſchen
Auslands=
ſchulen i Bulgarien. O 16.30: Dr. Pieper: Gottfried Auguſt
Bür=
ger, ein ſtridbergiſcher Dichter. o 17: Hamburg: Märchenmuſik
des Norag=Orch. o 18: Ober=Reg.=Rat Dr. Benecke:
Selbſtver=
waltung und öffentliche Meinung. S 18.30: Hans v. Hülſen:
Beſuch m Sparta. o 18.55: B. K. Graef: Die phyſikaliſchen und
phyſiologiſchen Grundlagen des Singens und Sprechens. O 19.20:
Prof. Dr. Deegener: Zoologiſche Beobachtungen in der Umgebung
von Berlm. O 20: Berlin: Wovon man ſpricht. O 20.30: Der
heiteke Mittwoch: Eulenſpiegeleien‟ S Danach: Berlin:
Tanz=
muſik. Hans Schindler und ſein Orch — Vauſe: Bildfunk
Weikerbericht.
Ausſichten für Mittwoch, den 17. Juli: Noch heiter, heiß und trocken.
Ausſichten für Donnerstag, den 18. Juli: Uebergang zu wolkigem
Wet=
ter mit Neigung zu Gewitterſtörungen, ſchwül.
Hauptſchriftlettung: Rudolf Maupe
Verantwortlich für Polltik und Wirtſchaft: Rudoif Maupe; für Feullleton, Reich und
Ausland und Heſſiſche Nachrichten: Max Streeſe; für Sport: Dr. Eugen Buhlmann;
für den Handel: Dr. C. H. Quetſch; für den Schlußdienſt: J. V.: Dr. Eugen Buhlmann;
für „Die Gegenwart”: Dr. Herbert Nette; für den Inſeratenteil: Willp Kuhle;
Druck und Verlag: L. C. Wittich — ſämtlich in Darmſtadt
Für unverlangte Manuſkripte wird Garantie der Rückſendung nich t übernommen.
Die heutige Nummer hat 12 Geiten.
besonders weich und beouem
farbecht u- leicht zu reinigen
DARMSTADT
Ludwigstraße 13
Ludwigstraße 13
Nummer 196
Mittwoch, den 17. Juli
Juhresokanzen min Geidinn.
Von Eduard Butzmann, Berlin.
Die vergleichsweiſe Verfolgung der Handelsbilanzen des
vergange=
nen Jahres mit denen des Vorjahres hat bisher keinerlei überraſchende
Ergebniſſe gezeitigt. Es ſind zwar innerhalb der einzeinen
Induſtrie=
zweige Verſchiebungen eingetreten, jedoch iſt das Geſamtergebnis bei der
Zuſammenſtellung von etwa 2500 Aktiengeſellſchaften nahezu
unver=
ändert geblieben. Wie im Vorjahre, haben die Banken am
rentabel=
ſten gearbeitet, denn ſie konnten, im Durchſchnitt für 250 Banken
be=
rechnet, eine Dividende von 9,1 Prozent verteilen, alſo eine
Gewinn=
ausſchüttung vornehmen, wie ſie von keinem anderen Induſtrie= und
Gewerbezweig erreichbar war. An zweiter Stelle ſtehen die
Aktien=
geſellſchaften, die im engeren Sinne in der Textilinduſtrie
zuſammen=
gefaßt werden. Sie verteilten eine Durchſchnittsdividende von 8,3
Pro=
zent für das laufende Geſchäftsjahr und weiſen damit dem Vorjahr
gegenüber einen Rückgang auf. Von 215 ſtatiſtiſch erfaßten
Geſell=
ſchaften haben nur 115 zur Verteilung einer Dividende ſchreiten können,
während für 1927 von dieſen Geſellſchaften noch 131 ihre Aktionäre
be=
denken durften.
Verhältnismäßig günſtig lagen dir Verhältniſſe auch in der
Bau=
induſtrie, wobei die mit großen In= und Auslandsaufträgen gut
be=
dachte Tiefbauinduſtrie beſonders vorteilhaft witgewirkt hat. Hier
verteilten 49 Geſellſchaften durchſchnittlich eine Dividende von 7,9
Pro=
zent, die zwar dem Vorjahre gegenüber einen kleinen Rückgang
dar=
ſtellt, aber dafür hat ſich die Zahl der beteiligten Geſellſchaften erhöht.
Während im Vorjahre noch 20 Geſellſchaften ihren Gowin nicht für
ausreichend erachteten, um eine Dividende auszuſchütten, nahmen
dies=
ynal nur 18 Geſellſchaften von einer Gewinnausſchittung Abſtand.
An=
dererſeits haben ſich aber die Geſellſchaften vermehrt, die mit
Verluſt=
abſchlüſſen aufwarten mußten, und zwar von 4 auf 7.
Dichtauf folgt dann die chemiſche Induſtrie Deutſchlands, von
wel=
cher 216 Bilanzen dieſer Betrachtung zugrunde liegen. Von ihnen
haben 167 das letzte Geſchäftsjahr mit einem Gewinn abgeſchloſſen, aus
dem aber nur 121 Geſellſchaften eine Gewinnverteilung vornahmen.
Betrug bei ihnen noch im Verjahre die Durchſchnittsdividende 6.3
Pro=
zent, ſo konnte dieſe nunmehr auf 7,8 Prozent geſteigert, alſo
weſent=
lich erhöht werden. Daran ſchließen ſich dann woh die Gummi= und
Aſbeſtindnſtrie, die elektrotechniſche und optſche Induſtrie und
ſchließ=
lich die Genußmittelinduſtrie, bei denen die durchſchnittliche Dividende
ſimmerhin ſich noch über 7 Prozent bewegte. Alle übrigen
Induſtrie=
zweige blieben hinter dieſem Ergebnis zurück, konnten ihre Aktionäre
alſo in Anbetracht der zeitgemäßen hohen Zinsſätze nur ſehr
umzu=
reichend bedenken.
Am ſchlechteſten ſchnitt die Fiſcherei in Vevbindung müt der Land=
und Forſtwirtſchaft ab, aus welchem Gebiete nur 6 Bilanzen vorliegen.
Sie zeigen zwar ausnahmslos Gewinnergebniſſe, aber ebenſo wie im
Vorjahre reichten dieſe Gewinne nur bei zwei Geſellſchaften zur
Ver=
teilung einer Dividende, die duvchſchnittlich 2,3 Prozent des
Aktien=
kapitals ergab. Auch die Grundſtücks=, Terrain= und
Siedlungsgeſell=
ſchaften, über die 244 Bilanzen vorliegen, konnten zwar eine Beſſerung
erzielen. Aber der Umſtand, daß nur 36 eine Dividende verteilten, die
einen Durchſchnittsſatz von 2,7 Prozent ergeben, beweiſt die ſehr ſchwache
Lage dieſes Gewerbes. Immerhin hat die Zahl der eine Dividende
ausſchüttenden Geſellſchaften um 6 zugenommen und die
Durchſchnitts=
dividende eine Erhöhung um ½ Prozent erfahren, was nicht unerwähnt
bleiben ſoll.
Etwas beſſer erveiſt ſich der Erfolg bei den 44 Aktiengeſellſchaften
aus der Möbelinduſtrie und Holzbearbeſtung. Von ihnen ſchloſſen
zwar 34 das letzte Geſchäftsjahr. mit einem Gewinn ab, aber nur bei
11 Geſellſchaften reichte dies zur Abführung eines Gewinnanteils an
die Anteilseigner. Im Durchſchnitt gelangten aber nur 3,4 Prozent
des Aktienkapitals zur Ausſchüttung, was gegenüber dem Verjahre
einen Rückgang von 07=Prozent ergibt. Faſt ebenſo ungünſtig hat die
Bekleidungsindnſtrie äbgeſchnitten. Sie weiſt bei 31 Bilanzen nur 11
mit Dividendenverteilung aus. Dementſprechend iſt natürlich auch die
Durchſchnittsdividende mit 3,9 Prozent außerordentlich gering bemeſſen.
In allen übligen Induſtriezweigen bewegten ſich die
Gewinnergeb=
niſſe in der Mitte zwiſchen den vorſtehend behandelten Gruppen. Unter
ihnen zeigt jedoch die Shuh= und Lederinduſtrie einen Rückgang der
Be=
triebe, die ihre Aktionäre berückſichtigen konnten. Sonſt iſt überall
eine Steigerung der Zahl der Unternehmen eingetreten, die Gewvinne
ausſchütteten. Am bedeutendſten erwies dieſe Steigerung ſich bei der
Maſchineninduſtrie, die diesmal für 59 Geſellſchaften eine
Gewinn=
verteilung vornahm. Ebenſo wieſen die Vervielſältigungsgewerbe, die
Metallinduſtrie und die Induſtrie der Steine und Erden Beſſerungen
auf. Ausnahmslos haben ſie jedoch weſentliche Veränderungen in der
Errechnung der Durchſchnittsdividende nicht herbeiführen können.
Bei Betrachtung und Erwägung der angeführten Zahlen muß
berückſichtigt werden, daß die Ergebniſſe einer Zeit entſtammen, in der
noch eine gute Konjunkturpcriode nachwirkte. Für das laufende
Ge=
ſchäftsjahr kann mit einer Beſſerumg der Bilanzergebniſſe kaum
ge=
rechnet werden, weangleich nicht verkannt werden ſoll, daß die günſtigere
Geſtaltung des Exports die Ausfälle auf dem Inlandsmarkt für viele
Unternehmungen und für manche Induſtriezweige wettmachen wird.
Wirkſchaftliche Rundſchau.
Aus der Waggonbauinduſtrie. Von beſonderer Seite wird
mit=
geteilt, daß die Verhandlungen zum Zwecke des Abſchluſſes einer
In=
tereſſengemeinſchaft zwiſchen den dvei Gruppen des Waggonbaues
ledig=
lich eine vorübergehende Unterbrechung erfahren haben, keineswegs
da=
gegen gänzlich eingeſtellt worden ſind. Es ſind weitere Beratungen
notwendig, die ſich auf die Verteilung der Produktion der drei
Grup=
pen und ebenſo hinſichtlich eines im Rahmen der Intereſſengemeinſchaft
erforderlichen Kapitalaustauſches beziehen, deren Erledigung ſich
voraus=
ſichtlich noch längere Zeit hinziehen wird. In den Grundſätzen iſt ein
Einverſtändnis mit dem Endziel bereits erreichſt worden, daß zum
Zwecke der in der Waggonbauinduſteie immer noch weiter erforderlichen
Rationaliſierung weitere Zuſammenfaſſungen der Produktion durch
Stillegung von Teilbstrieben erfolgen müſſen. Es wird für die
er=
zvähnten Gruppen dabei nach wie vor der alie Phan behandelt, daß die
beiden Fabriken des Düſſeldorfer Eiſenbahnbedarfs ſowohl als auch die
Waggonfabrik vorm. Herbrand in Köln ſtillzulegen ſein werden
zu=
gunſten der Uebertragung ber Produktion auf die Gruppe Gebr.
Schon=
dorff in Duſſeldorf.
Baldur Pianofortefabrik A.G., Frankfurt a. M. Die G.V. dieſer
bekanntlich in Konkurs befindlichen Geſellſchaft, in der nur ein
Aktio=
tionär vertreten war, genehmigte die durch den Konkursverwalter
er=
folgte Uebertragung des Geſchäftsbetriebs, der Vorräte, Halb= und
Fertigfabrikate, der Potente, Gebrauchsmuſter und Warenzeichen der
Baldur A.G. auf die Philipps A.G., Frankfurt a. M. Gleichzeitig
wurde ein Vertrag genehmigt, wonach ſämtliche Firmenrechte der
Geſell=
ſchaft auf die Philips A.G. übergehen. Dieſer zweite Vertrag war
notwendig, da die Firmenrechte nicht in die Konkursmaſſe fallen. Die
Pihilipps A.G. wird, die Fabrikate der Baldur A.G. unter deren
Warenzeichen herſtellen.
Inbetriebnahme der Waſſergasſchweißwerke A.G., Worms.
Nach=
dem das zum Konzern der Mannesmann=Nöhrenwerke A. G. gehörende
Waſſergasſchweißwerk ſchon ſeit zwei Jahren ſtilliegt, ſoll das Werk
von Mannesmann wieder in Betrieb geſetzt werden. Es ſei
beabſich=
tigt, die Herſtellung von Stahlhäuſern aufzunehmen, zu weſchem Zwecke
in dem Wormſer Werk 300 Arbeiter beſchäftigt werden ſollen.
Mannes=
mann ſoll für das Ausland einen Auftrag auf Lieferung von 6000
Stahlbauten vorliegen haben.
Metallnokierungen.
Frankfurker und Berliner Effekkenbörſe.
Frankfurt a. M., 16. Juli.
Die heutige Börſe verkehrte in luſtloſer Haltung. Das Geſchäft
bewegte ſich in engen Grenzen, da Anregungen nicht vorlagen. Auch
fehlten heute wieder Orders, ſo daß die Spekulation auf ſich ſelbſt
an=
gewieſen war, und daher kamen nur in einigen Werten etwas größere
Umſätze zuſtande. Verſtimmend wirkte die Verknappung von Tagesgeld
und das Anziehen des Geldſatzes an der geſtrigen New Yorker Börſe,
Die Grundſtiumung war aber deſſen ungeachtet nicht unfreundlich, da
ſich das Intereſſe für Monanwerte erhielt und der Börſe eine nicht au
verachtende Widerſtandskraft gab. Gegenüher der geſtrige
Abend=
börſe war die Kursgeſtaltung nicht einheitlich, doch überwogen zumeiſt
Beſſerungen. Stärker vernachläſſigt eröffneten Glanzſtoffaktien mit
minns 5 Prozent, Deutſche Linoleum mit minus 4 Prozent und am
Kalimarkt Salzdetfurth mit minus 3 Prozent. Am Elektromarkt war
die Umſatztätigkeit ſehr beſcheiden. A. E.G. waren noch etwas gefragt,
bei aber nur gehaltenem Kurs. Felten konnte etwas anziehen.
Sie=
zens gaben 1½ Prozent und Elektriſche Lieferungen auf ſtarkes
Reali=
ſationsbebürfnis 2½ Prozent nach. Am Chemiemarkt büßten J. G.
Farben 1½ Prozent ein. Bauunternehmungen bis 1½ Prozent
ab=
geſchwächt. Montanwevte lagen durchweg lebhafter und geſucht und
bis zu 1 Prozent feſter.
Im Verlaufe ſtagnierte das Geſchäft faſt vollkommen,
Veränderun=
gen waren kaum zu verzeichnen. Nur Reichsbank weiter ſtark angeboten
und erneut 2 Prozent wiedriger. Montanwerte gaben von dem
an=
fangs erzielten Gewinne meiſt um Bruchteile eines Prozentes her. Am
Geldmarkt war Tagesgeld mit 8½ Pvoßent underändert. Am
Deviſen=
markt nannte man Mark gegen Dollar 4,1985, gegen London 2,364,
London-Kabel 4,8500, Paris 123,89, Mailand 92,76, Madrid 33,40,
Holland 12,07¾.
An der Abendbörſe beſtand wieder Jutereſſe für Montanwerte,
die ekva ¼ Prozent über den Schlußkurſen lagen. Auch der
Farben=
markt war um ½ Prozent erhöht, ſowie Elektrowerte under
Bovor=
zugung von AE.G. gleichfalls leicht gebeſſert. Die Geſamtumſätze
hielten ſich in beſcheidenſtem Rahmen. Von Zellſtoffwverten Waldhof
2 Prozent höher. Am Rentenmarkt ſind Serbenanleihe gut gehalten,
jedoch faſt ohne Umſatz. Der Börſenverlauf blieb ſehr ſtill. Zu
Kurs=
veränderungen kam es nicht mehr.
Frankfurter Börſe. Vom 22. Juli ab ſind die von den Aktien der
Werger=Brauerei A. G., Worms, abgeſtempelten Aktien lieferbar. Vom
gleſchen Tage ab wird die Notiz der Aktien der Brauereigeſelbſchaft
Eichbaum vorm. Hofmann eingeſtellt. — Die Notierung der
Papier=
pfandbriefe der Norddeutſchen Grund=Crodit=Bank in Weimar, Ser. 6,
8 und 9, wird mit Wirkung bom 17. Juli ab eingeſtellt.
Berlin, 16. Juli.
Wie ſchwer es iſt, das Börſengeſchäft wieder in einen geregelten
Gang zu bringen, war heute beſonders gut erkennbar. Die
Beteili=
gung des Publikums iſt immer noch zu gering, und die ſicherlich
inrer=
eſſierten Börſenkreiſe können die Krankheit der Umſatzloſigkeit allein
uichſt heilen. Auch fehlte es ebenfalls wieder an anregenden
Momen=
ten, ſo daß das Geſchäft auch von dieſer Stelle keinen Antrieb bekam.
Im Gegenteil, die ſchwöchere geſtrige New Yorker Börſe mit ihren bis
auf 12 Prozent anziehenden Tagesgeldſätzen und die nach unten
gerich=
tete Pfundbewegung mahnten zur Zurückhaltung. Auf faſt allen
Märk=
ten waren 1—2prozentige Kursrückgämge feſtzuſtellen, und beſonders
Rcichsbankanteile, in denen ein Baiſſevorſtoß einſetzte, verloren zirka
3 Prozent.
Produkkenberichte.
15. 7. 16. 7. 15. 7. 116. 7. 196.25 1196.25 Hirſch Kupfer .. 140.25 Augsb.=Nürnb. Maſch.) 87.125/ 89.— / Höſch Eiſen ...." 140.625 45.25 46.— Hohenlohe Werke 96.25 225.50 1225.— Kahla Porzellan 80.— Berl. Karlsruhe Ind.,/ 60.25 61.75 4 Kali Aſchersleben” 242.—* 215.— 1214.50 Salzdetfurth‟ 403.— „ Weſteregeln •) 246. — 176. 176. Lindes Eismaſch. 166 — 280.125/280. 125/ L. Loewe & Co.... 203.25 173. — 1172.25 Lingel Schuh. . 51.75 Diskontogeſellſchaft. . / 157.50 1157.— MannesmannRöhren 126.— 161.25 1161.— Niederlauſitzer Kohle 145.— Maſchinenb.=Untern. / 56.50 56.— Nordd. Lloyd 116.25 93. — 415.— 87.625 110. 124.— 419.25 115.125 37.— 79.25 53.50 A. E. G.....
Baſalt .......
Bergmann.
Berl. Hand.=Geſ.
Braunkohl. • Brikettsl 163.— 1162.—
Bremer=Wolle..
Tanatbank. . .
Deutſche Bank..
Tresdner Bank.
119.8751119.8751 Orenſtein.
Teutſche Erdöl
Teutſche Petroleum./ 61.—
61.— Polyphon".
107.75 1107.25 Rütgerswerke
Dynamit Nobel.
157.— 1154.75 Sachſenwerke
Fleftr. Lieferung.
J. G. Farben.
231.— 1230.— Siemens Glas.
Gelſenk. Berg.
141.6751141.50 Ver. Glanzſtoff
Gef. f. elektr. Untern.) 216.— 1214.— Ver. Stahlwerke
45.— 45.6251 Volkſtedter Porzellan
Han. Maſch.=Egeſt. .
169.— 1169.— Wanderer Werke.,
Hanſa Dampfſch.
Hapag .."
123.75 1123.75 Wiſſner Metall ..
150.25 (150.— .Wittener Gußſtahl.
Karpener
—
1191.—
Eemoor Zement .
*) Die 3 Kaliwerte verſtehen ſich exkl. Bezugsrecht.
Kelſingfors..
Wien ......."
Prag ...."
Budapeſt
Eofia ..
Kolland
Lslo ...."
Kopenhagen.
Stockholm. . .
London ... . .."
Buenos Aires
New York...
Belgien....."
15. 7.
18.
Geld /Brie // Geld
21.925 21.96521.93
16.41516 455116.42
80.645 80.805 80.64
60.80 60.92
81.32 181.48
1.9091 1.91:
0.4975 0.499.
7.365
18.75
5.415
2.023
4.170
4.036
7.37‟
18.79
5.425
2.02
4.17
60.76
181.32
1.217
0.497
7.367
18.75
5.415
2.018
4.170
4.044 4.076
Frankfurter Produktenbericht vom 16. Juli. Die weiter ſtark
er=
höhten Auslandsnotierungen ließen den Frankfurter Produktenmarkt
auch heute wieder in feſter Haltung verkehren. Weizen wurde infolge
Materialmangels ausgeſetzt. Roggen dagegen angeboten und ½ Mark
niedriger. Auch Mehle und Mais ſetzten ihre Preisſteigerung fort.
Futtermittel vernachläſſigt. Es notierten: Roggen 22,75, Hafer inl.
23 25—23,50, Mais für Futterzwecke 23,25, ſüdd. und niederrhein.
Weizenmehl 39—41,25, Roggenmehl 31,25—32, Weizenkleie 11,75—12,
Roggenkleie 13. Tendenz: feſt.
Amerikaniſche Kabelnachrichken.
Baumwolle: Tendenz zunächſt befeſtigt auf lokale und Liverpooler
Käufe, ſpäter leicht abgeſchwächt, Schluß erholt.
Zucker: Zunächſt leicht anziehend auf Käufe des Handels. Nach
vor=
übergehenden Glattſtellungen zum Schluß erholt.
Kaffee: Grmäßigt broſiligniſche Kabel und Werkäufe bewirkten ein
Nachgeben der Preiſe.
Es notierten nach Meldungen aus Chicago am 16. Juli:
Getreide: Weizen, Juli 136½, Sept. 140½, Dez. 146½; Mais,
Juli 92½, Sept. 102½, Dez. 95½; Hafer, Juli 47½, Sept. 48,50,
Dez. 5138; Roggen, Juli 108½, Sept. 111½, Dez. 116½.
Schmalz: Juli 12,30, Sept. 12,525, Okt. 12,625, Dez. 12,70.
Fleiſch: Rippen, Juli 13,25, Sept. 13,65: Speck, loco 13,50;
leichte Schweine 11,75—12,40, ſchwere Schweine 11,15—11,95;
Schweinezufuhren Chicago 25 000, im Weſten 110 000.
Chicago Baumwolle: Juli 17,96, Oktober 18,35.
Es notierten nach Meldungen aus NewYork am 16. Juli:
Getreide: Weizen, Rotwinter 160½, Hartwinter 150½; Mais
neu ang. Ernte 116½: Mehl ſpr. wheat clears 6.10—6,85; Getr.
Fracht nach England 1,6—2 sh, nach dem Kontinent 8—9 C.
Schmalz: Prima Weſtern loco 13; Talg, extra loſe 7½4.
Kakav: Tendenz unregelmäßig, Umſätze in lots 82, Loco 16½,
Juli, Auguſt 10.58, September 10.72, Oktober 10.81, November
10.76, Dezember 10.52, Januar 1930 10.56, März 11.
Viehmärkke.
139.50
96.75
81.
238.50
399.—
243.—
165. —
202.50
51.875
126.—
145.—
116.625
93.875
410.—
87.—
110.25
125. —
409. —
116.50
37.—
1.—
127.50 1127.50
53.50
7.
Brief
21.97
16.46
80.80
0.88
81.48
1.921
9.499
7.377
18.72
5.425
2.022
4. 178
4.084
Mainzer Viehmarktbericht vom 16. Juli. Aufgetrieben waren 37
Ochſen, 21 Bullen, 776 Kühe oder Färſen, 11 Schafe, 370 Hälber, 1017
Schweine. Der Marktterlauf war ſehleppend, Ueberſtand. Je nach
Qualität wurden pro 50 Kg. Lebendgewicht folgende Preiſe bezahlt:
Ochſen 58—62, 50—54, Bullen 38—48, Kühe 45—50, 35—44, 32—34, 20
Eis 23, Färſen 48—62, Kälber 58—70, 48—58, Schweine 80—87, 82—26,
87—90.
Kleine Wirkſchaftsnachrichten.
Der Zementabſatz betrug im Juni 836000 To. gegen 849 000 To.
im Mai. Der Rückgang dürfte ein Zeichen dafür ſein, daß der
Beſchäf=
tigungsgrad des Baugewerbes im laufenden Jahre beſonders früh
nach=
zulaſſen beginnt.
Die Verhandlungen zur Konſtituierung des Einheitsverbandes der
ländlichen Genoſſenſchaften ſind in ein entſcheidendes Stadium
getre=
ten und man kann damit rechnen, daß ſie im Laufe dieſer Woche
tat=
ſächlich zum Abſchluß kommen.
Die Damenkonfektions=Engrosfirma Zehra u. Roth=Berlin,
Kro=
nenſtraße 53, hat mit erheblichen Paſſiven ihre Zahlungen eingeſtellt
und ihre Gläubiger zum Donnerstag zuſammenberufen.
„Die Süddeutſche Zinkblechhändlervereinigung, Sitz. Frankfurt am
Main, hat ihre Preiſe mit Wirkung vom 16. Juli um rund 2,25
Pro=
zent ermäßigt, nachdem erſt am 9. Juli eine Erhöhung um ca. 2 Proz.
voxangegangen war.
Die im Gewerkſchaftsbund der Angeſtellten organiſierten Betriebs=
und Angeſtelltenräte der J.G. Farbeninduſtrie A. G. vereimigen ſich zu
einer zweitägigen Arbeitstagung am 20. und 21. Juli d. Js. in
Wies=
baden.
Die in Konkurs geratene Baldur=Pianofortefabrik in Frankfurt
a. M. geht mit Genehmigung durch den Konkursrichter an die
Phi=
lipps A. G., Frankfurt a. M., über, die außer dem geſamten
Geſchäfts=
betrieb auch die dazu gehörigen Werte einſchließlich Patente,
Gebrauchs=
muſter, Warenzeichen uſw. der Baldur A. G. übernimmr.
Die Lage in der Pirmaſenſer Schuhinduſtrie hat ſich in der letzten
Woche kaum verändert. In der Schuhinduſtrie war der
Beſchäftigungs=
grad nicht einheitlich. Die Neueinſtellungen glichen ſich mit den
Ent=
laſſungen aus. Die Nachfrage beim Arbeitsamt nach Facharbeitern
beſteht jedoch weiter, was als ein gutes Zeichen anzuſehen iſt.
Die Volksbank Zweibrücken, e.G.m.b.H., mußte das
Vergleichsver=
fahren einleiten. Es ſteht zu erwarten, daß die Einleger nicht Ledroht
werden. Beſondere Verhältniſſe brachten es mit ſich, daß nach der
Stabiliſierung verſchiedene größere, für eine Genoſſenſchaft an ſich
un=
geeignete Kreditgeſchäfte das Inſtitut in ſtarke Liquidität brachten.
Der Wirtſchaftsverband der deutſchen Uhreninduſtrie veröffentlicht
eine Erklärung, nach welcher er mit Zuſtimmung des Verbandes
deut=
ſcher Uhrengroſſiſten auf die Durchführung des ſeit 1. Januar d. Js.
eingeführten Treurabattes von 10 Prozent im Verkehr mit der
deut=
ſchen Großuhreninduſtrie und dem deutſchen Uhrenhandel beim Bezug
von Großuhren verzichtet.
Aus Johannisburg wird gemeldet, daß zur Ausbeutung
kupfererz=
haltiger Minen die South Weſt Copper Co. neu gegründet wurde. Der
durchſchnittliche Erzgehalt der Funde wird auf 12 Prozent geſchätzt.
Man hat bereits Anlagen errichtet, die 100 To. Erz verarbeiten künnen,
Man erwartet, daß der wirtſchaftliche Betrieb im Oktober
aufgenom=
men werden kann.
Unaloant, Komwänongefeafche
Frankfurter Kursbericht vom 16. Juli 1929.
6% Dtſche.
Reichs=
anl. v. 27.... ..
6% Baden
Frei=
ſtaat v. 27....."
6% Bahern
Frei=
ſtaat v. 27 .....
22 Heſſen
Bolks=
ſtaat v. 28....."
6% Preuß.
Staats=
anl. v. 28......"
6% Sachſen
Frei=
ſtaat v. 27.....
7%
ThüringerFrei=
ſtaat v. 27....."
Die Berliner Metallnotierungen vom 16. Juli ſtellten ſich für
Elek=
trolytrupfer 170,75 RM., Original Hüttenaluminium 190 MM.,
des=
gleichen in Walzen oder Drahtbarven 194 MM., Reinnickel 350 MM.,
Antimon Regulus 64—68 MM., Feinſilber 72—73,75 MM.
Die Berliner Metalltermine vom 16. Juli ſtellten ſich für Kupfer:
Januar 139,75 (140), Februar, März, April, Mai 139,75 (140,25), Juni
140 (140), Juli 137 (140), Auguſt 138 (139), September 139 (139,75),
Ok=
tober 139,75 (139,75), November, Dezember 139,75 (140). Tendenz ſſchwach.
Für Blei: Januar, Februar 45,25 (45,50), März 45,25 (45,75), April
45,25 (45,50), Mai 45,25 (45,75), Juni 45,50 (45,75), Juli 44,75 (45,50),
Auguſt 44,75 (45,25), September, Oktober, November Dezember 45
(45,50). Tendenz: ruhig. Für Zink: Januar, Februar, März. April,
Mai, Juni 49,50 (50,50), Juli, Auguſt 49 (50,50), September, Oktober,
November, Dezember 49,50 (50,50). Tendenz: luſtlos. — Die erſten
Bahlen bedeuten Geld, die in Hllamem beigefügten Brief.
Dtſche. Anl.
Auslo=
ſungsſch. + .‟/,
Ablöſungsanl. .
Dtſche. Anl.
Ablö=
ſungsſch. (Neub.)
Dtſche.
Schutzge=
bietsanleihe. . . .
8% Bad.,Bad.v. 26
6% Berlin v. 24...
8% Darmſtadt v. 26
8‟
v. 28
7% Frkf. a. M. v. 20
8% Mainz v. 26...
8% Mannh. v. 26
8% Nürnberg v. 26
Dt. Komm.
Sam=
mel=Ablöſ.-Anl.
+ Ausl. Ser.
* „ Ser.II
Ber l. Hhp.=Bk.
Frkf. Hhv.Bk.
4½ % Lia. Pfbr.
8F „ BfhrBk.,
1½ Fr Lia.Pfbr
87.25
73
77
87.5
91.4
80.5
50.9
9.9
5.025
89
88
84
87.25
89
49.55
64.5
97
97
75.15
9i
78.5
33 Heſſ. Landesbk.
4½½ Heſſ.2bs. Hp.
Bk.=Ligid. Pfbr..
8% Kom.
Landes=
bank Darmſtadt.
82 Mein. Shp. Bk.
4½0 „ Lig. Pfbr.
8% Pfälz. Hyp. Bk.
8% Preuß. Ztr.-
Stadtſchaft. .
8% Rhein. Hyp.=Bl
Lia. Pfbr.
4½
8% Rhein.=Weſtf.-
Bd.=Credit ... . .
8% Südd. Bod.=
Cred.=Bank ...
8½ Württ. Hyp.=B.
6% Daimler Benz
von 27..
3% Klöckner=Werke
Berlin v. 26....
%⁄ Mainkrw. v. 26.
% Ver. Stahlwke
mit Opt. v. 26..
8% VoigtckHäffner!
von 26 ... . . ..."
—
J. G. Farben Bondsl
28..... ....."
5 % Bosn. 2. E. B.
v. 1914 ........
4:/.% Oſt.
Schatz=
anw. v. 1914 ...
4% Oſt. Goldrente
4/,% Rum. Gold
von 1913 ... ...
4½ Türk. Admin. .
4½ „ 1.Badgad
4X „ Zollanl.
Ul. Zunacm 1913
96.9
84.5
78.5
93.5
82.5
9
74.5
97
95.5
79
96.5
97.5
97.25
73.5
91
84
123
7.75
4ſ,% Ungarn 1914, 25
„ Goldr..
42
Aktien.
Allg. Dt. Creditanſt.
Bk. f. Brauinduſtr.
Berl. Handelsgeſ.
Comm. u. Privatb.
Darmſt. u. Nt.=Bk.
Deutſche Bank ..
Eff.=u.
Wechſel=
bank .. . . . .. . .
Vereinsbank.
Diskonto=Geſeliſch
Dresdener Bank".
Frankf. Bank. . . .
„ Hyp.=Bk. ....
Pfdbr.=Bk.. . .
Gotha. Grundkr. B
Mein. Hyp.=Bank.
Mitteld. Creditbk..
Nürnb. Vereinsbk;
Oſt. Creditanſtalt.
Pfälz. Hyp.=Bank,
Reichsbank=Ant. . .
Rhein. Creditbr. ..
„ Hyp.=Bank ...
Südd. Bod.-Cr. Bk.
Wiener Banwerein
A.=G. ſ. Berkehrsn
Dt. Eiſenb.=Geſ..
7% Dt. Reichsbahn
Vorzge. .
Hapag ..
Nordd. Lloyd ....
Schantung=Eiſenb.
Südd. Eiſenb.=Geſ.
—
Accum Berlin. . ..
Adlerw. (v. Kleyer)
6% AEG. Borzug
52
126.25
157
184.5
278
172.25
125
157.75
161
104
139.5
139.75
130
128
150
31
1135
114.5
121.5
147
161
13
144
149
88
122.75
116
122
49.5
96.5
96.5
AEG. Stamm. . . . 1195.25
Baſt Nürnberg .."
Bergm. El. Werke
Brown BroverickCie
Brüning & Sohn..
Buderus Eiſen ..
Eement Heidelberg
Karlſtadt
Chem. WerkeAlbert.
Chade .... .."
Daimler=Benz...
Dt. Atl.=Telegr.. . .
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„Erdöl .......!
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Ettlinger Spinnerei
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Feinmech. (Fetter),
Felt. & Guilleaum.
Frkft. Gas ... .. . . 128
„Hof „.......
Beiling & Cie ....
Gelſenk. Bergwer//140.75
Geſ. f . elektr.
Un=
ternehmungen . .
Goldſchmidt Th. ..
Gritzner Maſchinen
Grün & Bulfinger .
dafenmühle Frrft.
Hammerſen (O8n.)
Harpener Bergbau!
Henninger, Kempf. 170
Hilpert Armaturfb.
Hindrichs=Aufferm.
Hirch Lupfer .. .. 139
205
137
77.5
35.5
188
68.5
430.75
54.5
116
157.5
309
212
198
40
215
231.1
40.75
77.5
70
130
100
Hochtief Eſſen ....
Holzmann, Phil. . .
Holzverk.=Induſtrie
zlſe Bergb. Stamm/215
Genüſſ
Funghans Stamm
Kali Aſchers leben.
„ Salzbetfurth
Weſteregeln
Kammgarnſpinn".
Karſtadt, R.. .
Klein, Schanzl.
Klöcknerwerke ....
Kraftw. Alt=Württ.
Lahmeyer & Co.. .1171.5
Lech, Augsburg ..
Vöwenbr. Münch..
Lüdenſcheid Metall
Lutz Gebr Darmſt.
Mainkr.=W. Höchſt.
Mainz. Akt.=Br.. . .
Mannesm. Röhren
Mansfelo. Bergb..
Mars=Werke .....
Metallgeſ. Frankft.
Miag. Mühlenbau.
MontecatiniMaild,
Motoren fb. Darmſt.
Neckarſ. Fahrzeug..
Nicolay, Hofbr. . . .
Oberbedari .... ..
Oſterr. Alpine Mo.
Otavi Minen ....."
Beters Union Fref.
Phönte Bergbau. /107.9
Reiniger, Gebb....
Rh. Braunkohlen".
„ Elektr. Stamm
„ Stahlwerke. . .
Riebeck Montan ..
Kosder Sb.Dacnf.414
101
88
120.25
62
240
403
243
143
189.75
115
84.5
105.6
286
105*I.
224
26.75
136
0
126
123.75
54.5
53
92.5
119.5
105
151.5
131.5
143.75
Rütgerswerke .. .
Sachtleben A. G...
Schöfferhof=Bind
Schramm Lackfabr.
Schriftg. Stempel".
Schuckert Elettr..
Schwarz Storchen.
Siem. Glasinduſtr.
Siemens & Halste.
Strohſtoff. Ver.. ..
Südd. Immobilien
„ Zucker=AG
Soenska Tändſtick
Telius Bergbau...
Thür. Lief.=Geſ.,
Tucher=Brauerei..
Anterfr. Krs.=
Elei=
tr.=Verſ. ..
Veithwerke ....."
Ver. f. Chem. Ind.
Gummifabrik
Berlin=Frank
„ Laurahütte
„ Stahlwerke..
„ Ultramarin".
„ Zellſt. Berlin.
Vogtländ. Maſchin.
Voigt & Haeffner..
Bayß & Freytag.
Wegelin Rußfabri
Werger Brauerei..
Zellſtoff. Aſchaffbg.
Memel. . . . . .
Waldho ...
Alltanz u. Stuttg.
Verſicherung ...
Frkft Allg. Berſ.=G
Frankona Rück= u.
Mitv. . . . . . ..
Mam h.Verſch. .
88
201.25
301
103.5
121.5
235
164
394
119
150
421
115
101
153
103
77.5
78.5
70.5
116.25
152
109
80
220
99
120
195
161
146
233
890
205
[ ← ][ ][ → ]Nummer 196
Mittwoch, den 17. Zuli 1929
din srntin der Nagt.
54)
Roman von Max Brand.
Deutſche Rechte bei Th. Knaur Nachf., Berlin W. 50.
(Nachdruck verboten.)
Es war gerade genau eine Stunde vergangen, ſeit zwiſchen
ihnen ein Wort gewechſelt worden war, trotzdem erklärte jetzt
Haw=Haw Langley, als gäbe er Antwort auf eine Bemerkung
ſeines Gegenübers: „Er hat zuviel über euch gehört, Mac, der
iſt kein ſolcher Narr, daß er nach Elkhead kommt.”
„Er hat noch keine Zeit gehabt”, antwortete der Rieſe.
„Keine Zeit gehabt? Die ganzen Tage über?”
„Warte, bis der Hund wieder auf den Beinen iſt. Er wird
dem Hund nach Elkhead folgen.”
„Du lieber Himmel, Mac, die Fährte iſt längſt ausgewaſchen.
Der Wind neulich hätte allein genügt, um jede Fährte zu
zer=
ſtören, wenn ſie nicht gerade ein Laſtwagen hinterlaſſen hat.”
„Kein Regen wird für dieſe Sorte Hund die Fährte
aus=
waſchen”, ſagte Mac Strann gelaſſen.
„Well,” knurrte Haw=Haw, „ich muß verdammt bald machen,
daß ich nach Haus komme. Ich kann mich nicht im Geld wälzen
wie Ihr, Mac.”
Der andere würdigte ihn keiner Antwort, ſondern ließ ſeine
Augen unintereſſiert durch den Raum wandern, und da ſein Kopf
dabei nach der anderen Seite gerichtet war, erlaubte ſich Haw=
Haw Langley eine verächtliche Grimaſſe.
„Wenn ich noch genügend Geld hätt,” ſagte er, „könnten wir
noch einen trinken.”
„Ich trinke nicht”, antwortete der Rieſe einſilbig.
„Dann werd’ ich aufſtehn und ſehn, ob ich bei Pale Annie‟
nicht inen Schluck gratis bekommen kann. 8 wär’ ſowieſo Zeit,
daß er ſich zu ner Spur von Mildtätigkeit aufrafft.‟ Damit
ent=
faltete er ſeine übermäßig langen Gliedmaßen und ſtelzte durch
die Menge an den Schanktiſch. Er beugte ſich hinüber und flüſterte
Pale Annie vertraulich etwas ins Ohr.
„Nachbar, ich hab' hier in der Bude lange Zeit mir den Staub
runtergeſpült und hab’ nie was extra dafür gehabt. Mir iſt ſo
trocken im Hals, Annie.”
Pale Annie betrachtete ihn mit dem Ausdruck tiefer
Miß=
billigung.
„Werter Freund,” ſagte er feierlich, „das Saufen iſt die
Wur=
zel alles Uebels. Ich habe den beſſeren Teil erwählt und ſtille
Seite 11
meinen Durſt mit Waſſer. Da drüben in der Ecke ſteht das Faß,
und ein Schöpflöffel liegt handlich dabei. Keine Urſache zu
danken.”
„Ich hab” gar nicht gedankt”, ſagte Haw=Haw Langley
wütend. „Verdammter Geizknochen, ſage ich.”
Die berühmte Filmschauspielerin Gorinne Griffith
äußert sich nach einem Versuch mit Taky:
„Nach vrielen
Hiß-
erfolgen versuchte ich
es mit TAKF. leb
war erstaunt, wie
rascb TAKT Härchen
und Haarflaum von
Armen. Beinen und
Nacken entfernt, wie
angenehm parfüniert
es ist und wie
spar-
sam im Gebrauch leb
bin begeistert!“
TAKT kommt ale
eremeartige Paste
ge-
brauchsfertig aus der
Tube und wirkt. auf
die Haut aufgetragen.
in wenigen Hinuten.
Die Parfümierung ist
angenehm und
über-
tritfe alles bisher
Da-
gewesene. Dabei bleibt
die Creme weich dis
zum letzten Rest. Jede
Dame, die einmal
ei-
nen Versuch mit TAKF
gemacht hat, bleibt ihm
treu u. wird nichts
an-
deres mehr verwenden.
T AKY ist in ailen einschlägigen Geschäften erhältlich zum Preise von
M. 2.50 pro Tube. jeder Tube ist ein Garantieschein beigefügt.
General-
vertretung für Deutschland: A. Bornstein & Co., Berlin W 62
Pale Annies lange Hand langte verſtohlen nach einer leeren
Flaſche, deren Hals ſie liebevoll umfaßte.
„Ich hab’ nicht genau verſtanden, was ihr ſagtet, Nachbar”,
meinte er mit großer Höflichkeit und beugte ſich über den
Schank=
tiſch — um ſeinen Gaſt in Schlagweite zu bekommen.
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TTAolatät
„Ich werd’s euch ſpäter ſagen” bemerkte Haw=Haw
Lang=
ley verdroſſen und kehrte dem Schanktiſch den Rücken.
Gerade in dieſem Augenblick ſchoben ſich zwei
Neuankömm=
linge neben ihn. Sie kamen friſch vom Gebirge herunter, wo ſie
monatelang beſchäftigt geweſen waren, und hatten einen
ent=
ſprechend konzentrierten Durſt mitgebracht, an deſſen Beſeitigung
ſie an dieſem Abend ſchon erheblich gearbeitet haben mußten.
Haw=Haw Langley warf einen Blick auf ſie, ſtieß einen Seufzer
der Erleichterung aus und zog ſofort ſeinen Tabak und
Zigaret=
tenpapier aus der Taſche. Im Begriff, ſich ſelbſt eine Zigarette
zu rollen, machte er eine Kunſtpauſe und bot den Tabak und das
Papier dem nächſten der beiden hin.
„Rauchen?” fragte er.
In den Bergen oben kann einer vieles verſtehen, gewiß aber
verſteht er es nicht, ein freundſchaftliches Anerbieten abzulehnen.
Es bringt ihn in Verlegenheit, wenn man ihm ewas anbietet,
aber er weiß nicht, wie er der Sache aus dem Wege gehen kann;
deshalb fühlt er ſich nicht mehr wohl in ſeiner Haut, bis er ſich
revanchiert hat.
„Klar!” ſagte der Mann und griff nach dem Tabak und nach
dem Papier. „Danke.”
Er ließ heimlich ſeine eigene, eben friſch angezündete
Ziga=
rette fallen und trat darauf, während er ſich eine andere aus
Haw=Haws Tabak drehte. Dabei ſtarrte er den neuen Gefährten
mit tiefer Unraſt an. Schließlich ſagte er:
„nen Schluck?”
„Jetzt gerade nicht”, ſagte Haw=Haw nachläſſig.
„Man kanm imer noch einen vertragen” proteſtierte ſein
Gegenüber. Die Gelegenheit, ſich zu revanchieren, drohte ihm zu
endgleiten, und er wurde dringlich.
„Na alſo gut”, ſagte How=Haw. „Grade noch einen Tropfen.”
Und damit füllte er ein Glas bis zum Rand, ſchwenkte es
gvaziös gegen die beiden, ohne einen Tropfen zu verſchütten, und
leerte es auf einen Zug.
„Schon lang in der Stadt?” fragte er.
„Nicht lang genug, um n bißchen Aktion zu finden”,
ant=
wortete der andere.
Ein Glanz bam in Langleys Augen: „Ihr ſeid nicht die
einzigen”, ſogte er zu ſeinem neuen Freund. „Hier in der Stadt
iſt einer, der ſagt, ſie ſtellen hier herum nicht zwei Manm auf die
Beine, die ihm zu mem bißchen richtiger Mtion verhelfen
könnten.”
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