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Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
Wöchentliche illuſtrierte Beilage: „Die Gegenwart”, Tagesſpiegel in Bild und Wort
Nachdruck ſämtlicher mit 4 verſehenen Original=Aufſätze und eigenen Nachrichten nur mit Quellenangabe „Darmſt. Tagbl.” geſfattet.
Nummer 192
Samstag, den 13. Juli 1929.
192. Jahrgang
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Konkurs oder gerichtlichet von Schadenerſatz. Bel
Rabatt weg. Banſkonto D8 Beitreibung fällt ſeder
ſädter und Naeutſche Bank und Darme
Fionalbank.
Ein bedeutſamer Briefwechſel.
Gegen jede franzöſiſche Dauerkonkrolle im Rheinland. — Der Miniſter der beſehken Gebieke an den
Zenkrums=
vorſitzenden. — Frankreich genügend geſicherk. — Zur deutſchen Wehrloſigkeil keine Rechtlofigkeit.
die für jedes moderne Prozeßverfahren unerläßlich ſind. Jeder
neue Organismus könne Frankreich keine höhere Sicherheit ge=
Ein deuricher Horton gegen die „zeite ben als die bisherige Neglung. Der Endimet Lunte deschäl
nur der ſein, daß unſere Rechtsgarantien vermindert würden. Da
Heaangs u. Berſggmelngskommatfſion . Frankreich doch von uns nicht verlangen kann, was nicht recht
* Berlin, 13. Juli. (Priv.=Tel.)
Die recht intenſive franzöſiſche Propaganda der Franzoſen
für die Schaffung einer dauernden Kontrolle im Rheinland auch
nach dem Abzug der Beſatzung hat zu einer bedeutungsvollen
Kundgebung der Reichsregierung geführt, die zwar nach außen
hin die Form eines Schriftwechſels zwiſchen dem Vorſitzenden
der Zentrumspartei, Prälat Kaas, und dem Reichsminiſter für
die beſetzten Gebiete, Dr. Wirth, der ja ebenfalls dem Zentrum
angehört, erhalten hat, die aber tatſächlich nichts anderes als
eine nochmalige Warnung an die Adreſſe der franzöſiſchen
Re=
gierung iſt, nicht die Reparationskonferenz mit der Forderung
nach Dauerkontrolle zu belaſten, weil darauf Deutſchland nur
ein ſcharfes bnbedingtes Nein abgeben kann. Wir ſind uns
kei=
uen Augenblick im Zweifel darüber, daß dieſer Briefwechſel in
Frankreich ungeheueres Aufſehen erregen und die geſamte
fran=
zöſiſche Rechte in eine ſtarke Erregung verſetzen wird. Den dort
entſtehenden Entrüſtungsſturm werden wir ertragen können. Es
iſt doch beſſer, daß unſere Stellungnahme in dieſer Angelegenheit
ceute ſchon eindeutig umriſſen wird, damit Frankreich weiß, daß
es völlig zwecklos iſt, die Kontrollkommiſſion mit der Rhein=
Tandräumung zu verquicken.
*
Der Schriftwechſel zwiſchen dem Vorſitzenden der
Zentrums=
partei, Kags, und dem Miniſter für die beſetzten Gebiete, Dr.
(Wirth, wird nunmehr veröffentlicht.
Der Brief des Prälaten Kaas
läutet:
„Sie werden es verſtehen, wenn ich in meiner Eigenſchaft
als Vorſitzender der Deutſchen Zentrumspartei Ihnen als dem
Reichsminiſter für die beſetzten Gebiete meine Beſorgniſſe mitteile,
über die neuerdings in einem Teil der franzöſiſchen Preſſe
auf=
getauchten Beſtrebungen, den Gedanken der ſogenannten
Com=
miſſion de Conſtatation et de conciliation ungeachtet der
deut=
ſcherſeits mit Einmütigkeit erfolgten Ablehnung als eine
fran=
zöſiſche Forderung auf der kommenden politiſchen Konferenz noch
weiter zu vertreten.
Die Stellungnahme der Deutſchen Zentrumspartei iſt in
die=
ſer Frage klar und endgültig. Bei ihrer innigen Verbundenheit
mit dem Schickſal der weſtlichen Grenzgebiete und in Erkennt=
Inis der ſachlichen und rechtlichen
Unannehmbar=
keit der Sonderkontrollidee wird die Deutſche
Zentrumspartei zu jeder deutſchen
Reichsregie=
rung, die auf den Gedanken einer
permanen=
ten Kontrollkommiſſion eingehen würde, in
ſchärfſte Oppoſi
n treten.
Ihnen ſehr vere ." Herr Kollege, iſt dieſe Sachlage wohl
bekannt. Ich ſetze emmu politiſche Umſicht der Reichsregierung
und in Ihre E iſt be as Vertrauen, daß jedem Verſuch
ent=
gegengetreten wilbſk 2 Souveränität des Reiches in der
entmili=
tariſierten Zone noch weiter zu ſchmälern. Von dieſem
Ver=
trauen zu Ihnen getragen, bitte ich Sie — zuſammen mit den
übrigen Mitgliedern der deutſchen Delegation der
bevorſtehen=
den Konferenz —, nichts unverſucht zu laſſen, um alle, die guten
Willens ſind, von der Verfehltheit und Unannehmbarkeit dieſes
(Planes zu überzeugen und ſie von dem ausſichtsloſen
Verſuch abzuhalten, das beabſichtigte Werk der
Be=
friedung mit einer vertraglich unberechtigten
und ſachlich ſinnloſen Demütigung des
deut=
ſchen, insbeſondere des rheiniſchen Volkes, zu
belaſten. Mit dem Ausdruck aufrichtigſter Verehrung uſw.
gez. Kaas.”
Das Ankworiſchreiben des Miniſters 2r. Wirkh
verweiſt einleitend auf die von Prälat Kaas genannten
franzö=
ſiſchen Ppeſſeäußerungen und weiſt die Behauptung zurück, daß
die Sicherheit Frankreichs bedroht ſei. Die franzöſiſche Preſſe
ſordere ein Dauerkontrolle über die deutſchen Rheinlande, denn
um eine ſolche handle es ſich, wie auch die Worte gewählt werden
nögen. Abgeſehen davon, daß die einſeitige Abrüſtung
Deutſch=
ands
die Sicherheit Frankreichs
in keinem Falle bedrohen könne, ſeien die Beſtimmungen des
Verſailler Vertrages über die entmilitariſierte Zone am Rhein
ſchon jetzt, d. h. nach dem in Kraft befindlichen Vertragsrecht mit
ſinem doppelten Ringwall von Sicherungen für Frankreich
um=
ſeben. Die erſte vertragsrechtliche Sicherung genieße Frankreich
auf Grund des Artikels 213 des Verſailler Vertrages über die
Abrüſtungskontrolle. Das ſogenannte Inveſtigationsverfahren
ſeziehe ſich ja nach dem bekannten Völkerbundsratsbeſchluß vom
11. 12 1926 auch auf die entmilitariſierte Zone, als Teil des
deut=
ſhen Reichsgebietes. Dieſer Beſchluß ſei belanntlich unter
Mit=
virkung Deutſchlands zuſtandegekommen. Vertragsrechtlich habe
der Locarnopakt von 1925 die Beſtimmungen des Verſailler
Ver=
tages einem eingehend organiſierten Schlichtungs= und
Garan=
teſyſtem unterſtellt, das ſo weit gehe, daß unter gewiſſen
Vor=
usſetzungen die Waffen Großbritanniens und Italiens
Frank=
eich zur Verfügung ſtänden. Beiden Sicherheiten Frankreichs
ſt durch ſorgfältigſte Ausbildung von Organismen (
Inveſtiga=
tonskommiſſion, Vergleichskommiſſion) und
Verfahrungsrege=
lngen unter der Obhut des Völkerbundes jede denkbare Gewähr
mfür gegeben, daß ſie im Ernſtfall auch wirklich funktionieren.
Aerdings haben beide auch für Deutſchland Rechtsgarantien,
und billig iſt, ſo kann es auch nicht eine Vermäinderung unſerer
Rechtsgarantien anſtreben, die doch künftigen Schikanen,
Miß=
bräuchen und Bedrückungen gegen uns Tür und Tor öffnen
wür=
den. Schließlich beruhe die Sicherheit im Völkerleben doch auch
auf den geiſtigen Beziehungen, und insbeſondere auf dem
Emp=
finden der Völker, daß ihr Zuſammenleben auf der
unverrück=
baren Grundlage vom Recht und Gerechtigkeit ſtattfindet. Jene
Rechtsgarantien, an denen wir unbedingt feſthalten, beruhen im
weſentlichen auf der moraliſchen Autorität des Völkerbundes,
insbeſondere des Völkerbundsrates. Wir bekennen uns zu dem
Gedanken des Friedens und des Rechtes. Wir halten deshalb
auch feſt an der Verbindung des Völberbundes mit den Aufgaben
der Friedensſicherung im allgemeinen und dann in bezug auf
die entmilitariſierte Zone am Rhein im beſonderen. Die
be=
ſtehenden Dauerregelungen weiſen eine Verbindung mit dem
Völkerbund auf, die wir nicht lockern können. Die dauernde
Neu=
ſchaffung von Sonderorganismen iſt eine Verwäſſerung und
Schwächung des völkerbundlichen Grundgedankens, der die
über=
zeugten Freunde des Völkerbundes nur mit ſtarkem Mißtrauen
gegenüberſtehen können. Beſondere Organiſationen und Gruppen
innerhalb des Völkerbundes oder Sonderausſchüſſe irgendwelcher
Art können einer ſo wichtigen Aufgabe nicht genügen, denen nur
der Völkerbund ſelbſt, infolge ſeiner univerſellen
Zuſammen=
ſetzung und ſeines Strebens nach Unabhängigkeit von
vorüber=
gehenden Konſtellationen bei der Handhäbung der
Friedensord=
nung gewachſen ſein kann.
Die Feſtſtellungs= und Vergleichskommiſſion,
die die franzöſiſche Preſſe propagiert, wäre als ſtändige
Einrich=
tung ein ſtärkſter Einbruch in die moraliſche Autorität des
Völ=
kerbundes in der Aufgabe der Friedensſicherung. Davon
abge=
fehen, würde Deutſchland, das auf die Entwicklung des Rechtes
und der Völkergemeinſchaft vertraut, keinen ausſichtsloſen
Sprung von dem ſicheren Boden der Rechtsordnung in den
un=
ſicheren Strudel von Regelungen machen, die in ſchwierigen
Zei=
ten, da der innere Ausgleich fehlt, nicht beſtehen würden.
Deutſchland kann nicht zu ſeiner Wehrloſigkeit
noch ſeine Rechtsloſigkeit fügen.
Ich wollte hier die großen Geſichtspunkte ſkizzieren, die ſich
der franzöſiſchen Preſſepropaganda in bezug auf eine
Dauerkom=
miſſion für die Rheinlande ohne weiteres ergeben. Ich erwarte
in dem Werk, das zu vollbringen iſt, einen Fortſchritt zum Guten.
Eine Dauerkommiſſion über die Rheinlande wäre indes, wenngleich
vielleicht im Gleiſe der Verbrämungen, ein Schlag gegem
Deutſch=
lands Recht, das mit dem Ruhreinbruch verglichen werden
könnte, und ein Rückſchritt aus der ganzen friedlichen
Entwick=
lung. Daß überdies eine ſolche franzöſiſche Forderung zu den von
Frankreich zu bietenden Gegenleiſtungen im größten
Mißver=
hältnis ſtehen würde, ſpringt in die Augen. Um des Rechtes und
Friedens willen muß und wird eine Forderung, die eine
Dauer=
kommiſſion für die Rheinlande verlangen würde, unſere
aller=
ſchärfſte Ablehnung finden. Daß ich perſönlich in dieſer Hinſicht
meine Pflicht tun werde, brauche ich nicht beſonders zu betonen.
* Unangebrachter Räumungsoptimismus.
Genau wie nach dem Abbruch des paſſiven Widerſtandes im
Ruhrgebiet und den darauf folgenden Monaten und Jahren,
wird auch jetzt wieder ein völlig unangebrachter
Räumungsopti=
mismus im deutſchen Volke Hochgezüchtet. Dauernd tauchen
Nachrichten auf, die von umfangreichen Abmarſchvorbereitungen
der franzöſiſchen Truppen ſprechen. Es werden allerlei
Einzel=
heiten mitgeteilt, denen das unvermeidlise Dementi dann
jedes=
mal auf dem Fuße folgt. Dennoch wird dieſes Spiel fortgeſetzt,
ſo daß tatſächlich in weiten Kreiſen des deutſchen Volkes der
Ein=
druck vorherrſcht, als ſeien die Franzoſen ſehr vernünftige Leute,
die ſchon jetzt daran gingen, ihre Truppen allmählich aus dem
Rheinland zurückzuziehen. Wenn tatſächlich irgendwelche „
Vor=
bereitungen” im Gange ſein ſollten, dann kann es ſich höchſtens
um eine Einſtellung der Beſatzungsbehörden auf die 1930
vertrag=
lich feſtgelegte Räumung der zweiten Zone handeln. Darum
dreht ſich der Kampf aber nicht. Was wir wollen, iſt der völlige
Abmarſch auch des letzten fremden Soldaten von deutſchem
Bo=
den. Daß die Franzoſen aber ſchon heute Pläne für die
Zurück=
ziehung der Truppen aus der dritten Zone ausarbeiten, iſt
bis=
her einigermaßen zuverſichtlich nicht bekannt geworden. Dafür
iſt die Nachricht von einer Denkſchrift über die Beibehaltung von
Garniſonen mit „Polizeicharakter” in dem noch beſetzten Gebiet,
die von der franzöſiſchen Verwaltung ausgearbeitet und nach
Paris geſchickt worden iſt, unwiderſprochen geblieben. Man
ſollte mit dem Unfug, ſchon jetzt aus jedem Umzug eines
fran=
zöſiſchen Unteroffiziers Räumungsvorbereitungen großen Stiles
zu konſtruieren, endlich aufhören.
Die Räumungsvorbereikungen in der zweiten Zone.
Koblenz, 12. Juli.
Das Reichsvermögensamt erhielt ein Schreiben der franzöſiſchen
Kommandantur, worin Anweiſung für den Abtransport von Vorräten,
Wohnungs= und Büroeinrichtungen und ſonſtigem Material der
Be=
ſatzung gegeben wird. Es iſt dies die erſte Mitteilung an eine deutſche
Stelle, aus der ſich erſehen läßt, daß tatſächlich in der Koblenzer Zone
Verbereitungen zur Näumung getroffen werden. Vorräte und
Mate=
ial werden nach der dritten Zone geſthafft. Hierher ſoll demnüchſt auch
eine Anzahl antlicher Beſatzungsſtellen veilegt werden, worauf woh!
die bekannten Forderungen nach Wohnungsgeſtellungen in der dritten
Zone zurückzuführen ſind. Von einer Verſchiebung der Truppen nach
der dritten Zone iſt bisher nichts bekannt.
* Der Konflikt Prag-Budapeitt
Von unſerem Prager H=KorreſpondenZen
Prag, 12. Puli.
So reich geſ” iet die Tſchechoſlowakei mit politiſchen Affdren
bisher geweſen iſt und ſo wenig der Ausgang der meiſten die Fer
Fälle das damit zuſammenhängende aufgeregte Um und Aufmotis.
viert erſcheinen ließen, ſo hat man in Prag dennoch nicht
ge=
zögert, die Verhaftung eines tſchechiſchen Spions auf ungariſchem
Gebiete zum Anlaß einer diplomatiſchen Aktion zu nehmen, deren
Umfang am deutlichſten durch die Feſtſtellung charakteriſiert
er=
ſcheint, daß ſie ſeit Wochenfriſt die tſchechiſche und ungariſche
Oeffentlichkeit in Atem hält. Gewiß, die hochſommerliche Zeit
zwingt die Preſſe häufig zur völligen Erſchöpfung einer
Sen=
ſation — aber hier muß doch die Frage aufgeworfen werden, ob
die ſeit der Verhaftung des Eiſenbahnbeamten Pecha in
Hidas=
nemeti von den tſchechiſchen Zeitungen gepflegte Kommentierung
der Angelegenheit geeignet ſein konnte, die in Prag angeblich
gewünſchte friedliche Beilegung des Konfliktes vorzubereiten.
Wer in dieſen Tagen die Prager Preſſe verfolgte, der konnte ſich
des Eindruckes nicht erwehren, daß die tſchechiſchen Journaliſten
ſamt und ſonders von einer ausgeſprochenen Kriegslüſternheit
erfüllt ſind, die, weil ſie nicht anders kann, ihren Niederſchlag in
einer außerordentlich feindſeligen Stellungnahme und
Stim=
mungsmacherei gegen den ungariſchen Nachbarn findet.
Was iſt eigentlich geſchehen? Der tſchechoſlowakiſche
Eiſen=
bahnangeſtellte Pecha, der in der ungariſchen Grenzſtation
Hidas=
nemeti Dienſt verſah, wird von ungariſchen Detektiven verhaftet,
weil er bei Spionage ertappt werden konnte. Der Feſtgenommene
wird in ein ungariſches Gefängnis geſetzt, und das Verfahren
gegen ihn nimmt ſeinen Anfang. Die Prager Regierung erfährt
von der Verhaftung ihres Landsmannes, proteſtiert dagegen
durch ihren Gefandten in Budapeſt und ſtellt gleichzeitig als
„Repreſſalie” den geſamten Zugsverkehr über die wichtige
Grenz=
ſtation Hidasnemeti nach Ungarn ein. Dieſer Maßnahme, die mit
ſchweren wirtſchaftlichen Schäden für Ungarn verbunden iſt, macht
viel böſes Blut und führt zu einem Aufruf an die ungariſche
Oeffentlichkeit, in Hinkunft die flowakiſchen Tatrabäder zu
boy=
kottieren. Prag erhitzt ſich dieſerwegen immer mehr, wirft
Bu=
dapeſt vor, daß es ſich einer Verletzung des ungariſch=
tſchechi=
ſchen Vertrages inſofern ſchuldig gemacht hätte, als es
unter=
laſſen habe, die Prager Regierung offiziell von der Verhaftung
Pechas zu verſtändigen und fordert endlich in einer
diplomati=
ſchen Note, die ungariſche Regierung möge ſich in Prag wegen
der Feſtnahme des tſchechiſchen Spions entſchuldigen (!) — unter
gleichzeitiger Freilaſſung des Verhafteten. Wohlgemerkt: die
Re=
gierung eines Staates, in welchem ein Angehöriger eines
frem=
den Landes in der Ausübung ſeines Späherdienſtes ertappt wird,
ſoll ihr Bedauern darüber ausſprechen, daß ſie ſich ihrer Haut
wehrt, bzw. die Intereſſen ihres Landes wahrnimmt! Es iſt
be=
greiflich, daß dieſe Forderung Prags in Budapeſt empörte, und
daß ſich Regierung und Oeffentlichkeit darüber einig ſein
muß=
ten, die tſchechiſche Note energiſch zurückzuweiſen.
Wenn zu der Zeit, da dieſe Zeilen in Druck gehen, auch nicht
abgeſehen werden kann, welche Formen der Fall Hidasnemeti
noch annehmen wird, ſo erſcheint es dennoch angebracht, vor einer
Ueberſpannung des Bogens nach beiden Seiten hin zu warnen,
obwohl feſtſteht, daß Ungarn in dieſem Falle das Recht auf ſeiner
Seite hat: Man weiß, daß die Tſchechoſlowakei (ſo, wie alle neuen
Staaten es tun!) an unheilbarer Spionenfurcht leidet; daß ſie
ein ganzes Heer von Spitzeln unterhält, die zum großen Teil
nichts anderes tun, als ſich in öffentlichen Lokalen
herumzu=
treiben oder in Grenzgaſthäuſern mit harmloſen Touriſten ins
Geſpräch zu kommen und dabei ihre Anſichten über die
Tſchecho=
ſlowakei herauszukitzeln verſuchen; und daß ſie gern ein wenig
laut mit dem Säbel raſſelt, wenn ihr hierzu Gelegenheit geboten
wird. Diesmal heißt die Gelegenheit Hidasnemeti, bzw. Pecha.
Es iſt allerdings ſehr daran zu zweifeln, daß die Ungarn, die ein
ſtolzes Volk ſind, vor der drohenden Geſte Prags beſonders
er=
ſchrocken wären. Aber ſie ſind auch ein temperamentvolles Volk,
und ſo blieb es nicht beim Säbelraſſeln auf der einen Seite.
Damit war eine Atmoſphäre geſchaffen, die eine ſchiedlich=
fried=
liche Austragung des Konfliktes ſo gut wie unmöglich machte.
Immer aber, dies ſei wiederholt, bleibt im Falle des Spions
Pecha das Recht auf ungariſcher Seite. Kein Staat wird es ſich
nehmen laſſen, Leute unſchädlich zu machen, die ſeine
Lebens=
intereſſen bedrohen, bzw. ihre Gefährdung herbeizuführen
be=
ſtrebt ſind. Der Eiſenbahner Pecha ſtand im Solde des
tſchechi=
ſchen Ausſpähungsdienſtes. Sollte die ungariſche Regierung etwa
die Nachrichtenabteilung des Prager Verteidigungsminiſteriums
bitten, den Mann zurückzubeordern, weil er ſich verdächtig
ge=
macht und für die Verteidigung der ungariſchen Grenzen im
Falle kriegeriſcher Konflikte wichtige Dokumente an ſich gebracht
hatte? In Prag iſt man allen Ernſtes dieſer Meinung, und das
iſt das Bezeichnende an dem Fall, der in der Tat einzig daſtehend
bezeichnet werden kann. Und dabei iſt gerade in dieſer Hinſicht
die Tſchechoſlowakei außerordentlich ſtark belaſtet, die nicht
ein=
mal, ſondern zwanzig= und vierzigmal ungariſche oder
reichs=
deutſche Staatsbürger auf tſchechoſlowakiſchem Gebiete auf Grund
bloßer Verdachtsmomente in Haft geſetzt hat und auch jetzt
wie=
der, unmittelbar nach der Feſtnahme des der Spionage
ein=
wandfrei überwieſenen Pecha, mehrere Ungarn eingekerkert hat,
die keine andere Schuld haben, als daß ſie Mitglieder einer
volks=
hygieniſchen Organiſation, der ſogenannten Levente, ſind. In
dieſem Zuſammenhang muß auch an das traurige Schickſal jener
drei Bautzener Touriſten erinnert werden, die nunmehr in der
nordböhmiſchen Stadt B.=Leipa ſeit neun Wochen in Haft gehalten
werden. Die drei Sachſen waren anfangs Mai d. J. über die
Grenze nach Böhmen gewandert, hatten ſich in einem Gaſthaus
in Georgswalde an einigen Krügeln „Original=Pilſener” gütlich
getan und waren gutmütig genug geweſen, einem tſchechiſchen
Soldaten im Lokale ein paar Biere zu bezahlen. Es ward ihnen
übel genug gelohnt: der Soldat, der ihnen, da der Alkohol zu
wirken begonnen hatte, eingeſtandenermaßen einen größeren
Geldbetrag entwendet hatte, denunzierte ſie bei der
Ortsgendar=
merie wegen angeblich verſuchter Verleitung zur Deſertion, wo=
Seite 2
Samstag, den 13. Zuli 1929
Nummer 192
rauf ihre Verhaftung und Einlieferung ins Kreisger/B.=Leina
erfolgte. Dort warten die drei, die angeſehene Baye: Zurd‟.
ſind, ſeit mehr als neun Wochen auf den Beginn /Berlayrele
und man erfährt, daß ihre Exiſtenzen durch diange Dalt.
gut wie vernichtet ſind: der eine von ihnen ſeinen Poſle”
verloren, des zweiten Geſchäft iſt, bedingt d” die lange. 4S
weſenheit des Beſitzers, zugrunde gegangen 4d den dritten ""
wartet eine hoffnungslos erkrankte Fraydie gleiche Praße”
Regierung aber, die ſtillſchweigend guthe”, daß auf bloße Zee
dachtsmomente, vage Vermutungen un dehr fragwürdige All
zeigen Angehörige fremder Staaten d. h.: Franzoſen,
Eug=
länder und Italiener hätten ſich in desſchechoſlowakei in keien
Jaue zu beklagen! — monatelang jUnterſuchungshaft gehalten
2 dann wegen Vergehens gegeuirgendeinen der hundert Pa=
Rrarhen des berühmten Geſees zum Schutze der Republik
Sogeurteilt werden dieſe jegierung ſpricht allen Ernſtes
Sucm anderen Staate das Rcht ab, einwandfrei nachgewieſene
Spionage nach internationah Geſetzen zu ahnden! Daß Nei
Hi Ihren ſeltſamen Standpnkt durchzuſetzen, außerdem zu Maß=
Aceu greift, die von inſchneidender wirtſchaftlicher
Bedeu=
ang nach mehreren Seien hin ſind, macht den Fall weder
ein=
facher noch ſympathiſchr!
De deutſch=belgſchen Markverhandlungen beendet.
EP. Brüfſel, 12. Juli.
Sie beutſch=belgiſchen Markverhandlungen ſind geſtern abend in einer
MeArſtundigen Sitzung, an der neben den Delegierten Dr. Ritter und
Surr der ygiſche Außenminiſter Hymans und der deutſche Geſandte
Horſtmann
teilnahmen, beendet worden.
Der.
Außen” belgiſche Miniſterrat nahm heute nachmittag den Bericht des
licher” mimiſters über die Markverhandlungen ente sen. Ein amt=
Mo Bericht beſagt, daß ſich die Verhandlungen ihrer: Ende näherten.
ta” habe Grund zu der Annahme, daß die Abmachungen am
Sams=
g in Brüſſel unterzeichnet würden.
D Wie wir aus gut unterrichteten Kreiſe hören, ſieht das
Ueberein=
kommen 27 Jahreszahlungen vor, die geſtaffelt einen Geſamtbetrag von
300 Millionen Mark ergeben. Was das beſchlagnahmte deutſche
Eigen=
tum betrifft, ſo wird in dem Abkommen feſtgelegt, daß das noch nicht
liquidierte Eigentum nicht mehr verrechnet werden ſoll. Das bereits
liquidierte Eigentum ſoll bei den Jahreszahlungen in Rechnung geſtellt
werden.
Eine Kundgebung des Evangeliſchen Oberkirchenraks
Berlin, 12. Juli.
Der Evangeliſche Oberbirchenrat, die oberſte Kirchenbehörde der
evangeliſchen Kirche der altpreußiſchen Union, veröffentlicht eine
Kund=
gebung an die Gemeinden, in der der Umſtand, daß das Konkordat
ohne gleichzeitige Verabſchiedung eines Vertrages mit der evangeliſchen
Kirche angenommen worden iſt, als eine Verletzung der Parität und
eine Gefährdung des konfeſſionellen Friedens bezeichnet wird. Der
Ober=
kirchenrat weiſt ſodann auf den Beſchluß des Landtags hin, wonach
un=
verzüglich in Verhaudlungen mit der evangeliſchen Kirche einzutreten
ſei, und auf die feierliche Erklärung, mit der das Staatsminiſterium
auf den Boden dieſes Beſchluſſes getreten iſt. Die Verhandlungen ſeien
eröffnet, und der evangeliſche Volksteil erwarte, daß ſie der Bedrückung
der evangeliſchen Kirchen Rechnung tragen, aber eine wirkliche
Sicher=
heft für Fortgang und Ergebnis der Verhandlungen ſei nicht geſchaffen.
Die Kundgebung ſchließt: „Die evangeliſche Kirche muß ihr Recht
be=
halten! Keine Staatsregierung kann ſie als Kirche minderen Rechts
behandeln. Wir vertrauen darauf, daß die evingeliſchen Gemeinden,
ohne ſich in wohlbegreiflicher Erbitterung zu verlieren, in Einmütigkeit
und Entſchloſſenheit den verantwortlichen kirchenfreundlichen Stellen
zur Seite treten.”
Zur Reform der Arbeitsloſenverſicherung.
Berlin, 12. Juli.
Die Sachverſtändigenkommiſſion zur Begutachtung von Fragen der
Arbeitsloſenverſicherung beſchäftigte ſich in ihren beiden erſten
Tagungs=
abſchnitten mitz der berufsüblichen Arbeitsloſigkeit, dem Verhältnis
zwvi=
ſchen Verſicherungsbeiträgen und =leiſtungen, den Begriffen der
Ar=
beitsloſigkeit, Arbeitsfähigkeit und Arbeitswilligkeit, ſowie mit den
Fragen der Höhe und Dauer der Unterſtützung. Da es ſich bisher um
eine erſte Leſung handelte, wurden endgültige Entſchließungen noch
nicht gefaßt. In zwei weiteren Tagungsabſchnitten ſoll die Kommiſſion
bis Ende Juli noch den Perſonenkreis der Arbeitsloſenverſicherung,
verſchiedene kleine Probleme und ſchließlich die finanziellen Fragen noch
einmal in ihrer Geſamtheit erörtern.
Berkagung der Einberuſung des
Organiſations=
komitees?
EP. Paris, 12. Juli.
Ju bolitiſchen Kreiſen verlautete heute abend, daß die Einberufung
des im Youngplan vorgeſehenen Organiſationskomitees, für das von
deutſcher Seite bekanntlich der 15. Juli und als Tagungsort Berlin
vorgeſchlagen worden iſt, in ſtillſchweigendem Einvernehmen wit den
beteiligten Regierungen bis zum Beginn des für Anfang Auguſt in
Ausſicht genommenen Regierungskonferenz vertagt worden iſt.
Vom Tage.
Der Verband ſchleſiſcher Metallinduſtrieller hat
jetzt ebenſo wie die Arbeitnehmer der Abänderung des Spruchs der
Schlichterkammer nach dem Vorſchlag des Reichsarbeitsminiſteriums für
den Lohntarif der Metallinduſtrie Breslaus
zuge=
ſtimmt. Damit iſt der allgemein befürchtete Wirtſchaftskampf
ver=
mieden worden.
Wie der Deutſchnationale Handlungsgehilfenverband mitteilt, iſt der
in dem Tarifſtreit imVerſicherungsgewerbe am 14. Juni
gefällte Schiedsſpruch, der den Angeſtellten eine Erhöhung ihrer
Ge=
hälter um 3 v. H. ab 1. April bringt, vom Reichsarbeitsminiſterium
für verbindlich erklärt worden.
Der Rundfunkkommiſſär, Staatsſekretär a. D. Bredow, erblärte
einem Mitarbeiter der Fachzeitung „Lichtbild=Bühne”, daß die
Fern=
übertragung von Filmen im Nahmen des
Rund=
funks eine Frage der allernächſten Zeit ſei. In einigen Monaten
werde ein einheitliches Syſtem ſoweit gefördert ſein, daß man mit der
Fraktiſchen Arbeit werde beginnen können.
Der ehemalige franzöſiſche Finanzminiſter und Senator Klotz iſt
von der Strafkammee wegen Ausgabe ungedeckter Schecks,
Veruntreu=
ung und Betrugs zu zwei Jahren Gefängnis verurteilt
worden.
Die beiden Weltrebordflieger Mendel und Reinhardt ſind
mit ihrem Flugzeug „Angelano” nach 246½ Stunden glatt gelandet.
Alle Alarmmeldungen über die Mobiliſierung von
fünf Jahrgängen des Reſerve der tſchechoſlowakiſchen
Aumee, die am Freitag vormittag verbreitet wurden, werden in einer
amtlichen Mitteilung des Miniſteriums für nationale Verteidigung als
völlig erfunden und unbegründet erklärt.
Berlin, 12. Juli.
Zur Inkraftſetzung des Young=Planes bezw. zur
Vorberei=
tung der Uebergangsmaßnahmen, die für die Ueberleitung vom
Dawes=Plan zum Young=Plan erforderlich ſind, iſt bekanntlich
eine Reihe von Konferenzen geplant, über die zum Teil bereits
Verhandlungen geführt werden. Den Stand der Verhandlungen
kann man zurzeit wie folgt zuſammenfaſſen:
Geplant ſind theoretiſch drei Konferenzen:
1. Eine Konferenz der Regierungen, die ſich mit
der Inkraftſetzung des Young=Planes und den politiſchen Folgen
dieſer Inkraftſetzung (Rheinlandräumung) beſchäftigen ſoll.
2. Eine Konferenz der Leiter der
Notenban=
ken, die ſich mit der Frage des Statuts der Bank für
inter=
nationale Zahlungen beſchäftigen ſoll und die theoretiſch
gleich=
zeitig mit der Konferenz der Regierungen zur Inkraftſetzung des
Young=Planes ſtattfinden ſollte.
3. Eine „Organiſations”=Kommiſſion zur
Rege=
lung der Ueberleitungsfragen, die ſich mit den Geſetzentwürfen,
wie für die Anpaſſung der deutſchen Geſetzgebung an den Young=
Plan a) bei der Reichsbank. b) bei der Reichsbahn und e) bei
den verpfändeten deutſchen Einkommen befaſſen ſoll.
Die deutſche Regierung hatte vorgeſchlagen, daß dieſe
Kon=
ferenz am 15. Juli ſtattfinden ſollte und hat hierfür ihre
Ver=
treter bereits ernannt. Das Reparationskomitee in Paris hat
jedoch bekanntlich die Ernennung der alliierten Vertreter nicht
vollzogen, weil die engliſche Regierung den Young=Plan noch nicht
angenommen hat.
Die Verhandlungen über die Regierungskonferenz werden
zurzeit ausſchließlich zwiſchen London und Paris geführt, die ſich
jedoch weder in der Frage des Konferenzortes, noch in der Frage
des Programmes für die Regierungskonferenz haben einigen
können. Deutſchland hat ſich hingegen an der Frage des
Konfe=
renzortes als „nichtintereſſiert” erklärt.
Die Verhandlungen, wann die Präſidenten der Notenbanken
zuſammentreten wollen, ſcheinen bisher überhaupt noch nicht
auf=
genommen worden zu ſein, offenbar will man dieſe Frage erſt
entſcheiden, nachdem feſtſteht, wann und wo die Konferenz der
Regierungen ſtattfinden wird.
Die Frage einer Einberufung des ſogenannten
Organiſations=
komitees iſt zurzeit ins Stocken geraten, und zwar infolge der
Er=
klärung der Reparations=Konferenz.
Nachdem hat Herr v. Hoeſch am Donnerstag noch einmal in
Paris den Standpunkt der deutſchen Regierung übermittelt, die
der Anſicht iſt, daß dieſe Konferenz unabhängig von der Konferenz
der Regierungen bereits vorher zuſammentreten müßte. Zurzeit
dürften in dieſer Angelegenheit Verhandlungen zwiſchen Paris
und London ſchweben, die jedoch vor der Entſcheidung über die
Regierungskonferenz kaum zu einem Ergebnis führen dürfte. Es
muß daher damit gerechnet werden, daß der Zuſammentritt des
Organiſationskomitees ſich bis in die erſten Auguſttage verzögern
wird.
Zuſammenfaſſend kann man ſomit feſtſtellen, daß die
Inkraft=
ſetzung des Young=Planes in der Hauptſache durch die
engliſch=
franzöſiſchen Differenzen verzögert wird, während die deutſche
Regierung abwartet, bis dieſe Meinungsverſchiedenheiten
ausge=
tragen worden ſind.
Abſchwellen der Regierungskriſe.
Von unſerem A=Korreſpondenten.
Paris, 12. Juli.
Die Lage der Regierung iſt ein wenig beſſer geworden. Die
Gefahr einer Kriſe iſt zwar noch nicht gebannt, aber es gibt
mehrere Umſtände, die ſich zugunſten der Regierung auswirken.
Zunächſt wird die Frage der Ratifizierung und der
Vorbe=
halte jetzt mit größerer Ruhe betrachtet, und andererſeits will
man innerhalb der linksſtehenden Oppoſition Zeichen der
Un=
einigkeit wahrnehmen. Die Sozialiſten und die Radikalſozialiſten
haben ſich wieder etwas voneinander entfernt; dies ſoll darin
zum Ausdruck kommen, daß die Radikalſozialiſten
den ſozialiſtiſchen Antrag auf ſofortige
Räu=
mung des Rheinlandes nicht mehr intenſiv
unterſtützen. Lediglich aus innerpolitiſchen Gründen, ſo
ſagt man in den den Radikalſozialiſten naheſtehenden Kreiſen.
Die Zeit arbeitet eben gegen die Oppſition, denn nach dem 14.
Juli bleiben die meiſten Politiker nur widerwllig in Paris. Die
Regierung diktiert der Kammer ein wildes Tempo, ſogar am
14. Juli, am Nationalfeſt, welches diesmal mit beſonderem Pomp
begangen werden ſoll, wird die Kammer arbeiten. Die
Atmo=
ſphäre in der Kammer iſt aber deshalb nicht weniger ſchwül.
Die ſtarre Haltung des Quai d’Orſay in der Frage der
Kon=
ferenz der Regierungen hat wohl mancherorts Ueberraſchung
ausgelöſt. Man iſt entſchloſſen, nicht nach London zu gehen,
und es wid hier behauptet, daß es der engliſchen Regierung
unter Hinweis auf die Intereſſen, der nächſten
Völkerbunds=
tagung möglich ſein werde, nachzugeben.
Es ſteht jedenfalls feſt, daß die engliſche Außenpolitik, ohne
den geringſten Uebergang, ihre Einſtellung vollkommen
gewech=
ſelt hat. In den letzten Tagen geſchah zwiſchen Paris und
Lon=
don nichts, was die Annäherung fördern könnte.
Es verlautet hier, daß auf der Konferenz der Regierungen
— man wünſcht, daß ſie ſehr gründlich vorbereitet ſein ſoll,
wäh=
rend bis jetzt in dieſer Hinſicht nicht das geringfte geſchehen iſt —
die Saarfrage nicht angeſchnitten werden ſoll. Man
be=
ruft ſich dabei darauf, daß ſie den Völkerbund angeht und
des=
halb nicht in die Kompetenz der Konferenz der Regierungen
ge=
höre. Dieſes Argument hat aber ſelbſtverſtändlich nur einen
for=
mellen Wert. Kein vernünftiger Franzoſe glaubt daran, daß
die Stimmung im Saargebiet ſich ändern wird, auch begegnet
man nur ſelten der Auffaſſung, daß die Volksabſtimmung
ab=
gewartet werden ſoll. Aber man betont die große wirtſchaftliche
Bedeutung, daß gerade der jetzige Augenblick zu einem
politiſch=
wirtſchaftlichen Tauſchgeſchäft recht ungeeignet ſei. Einer
grund=
ſätzlichen Eiſtellung zu dieſer Frage begegnet man allerdings
nur ſelten.
Die engliſchen Kritiken am Youngplan haben hier einen
äußerſt unangenehmen Eindruck hinterlaſſen.
Die Reichsregierung beobachtet mit geſpannter
Aufmerkſam=
keit den Krieg zwiſchen Macdonald und Poincaré. Bis zur
Stunde ſind irgendwelche Entſcheidungen noch nicht gefallen,
Man nimmt jedoch allgemein an, daß angeſichts der eiſernen
Hart=
näckigkeit Poincarés der engliſche Miniſterpräſident nachgeben
und einen anderen Konferenzort in Vorſchlag bringen wird. Das
Zurückweichen wird ihm ſicherlich nicht leicht werden, da es
ge=
rade die Arbeiterpartei war, die Chamberlain dauernd den
Vor=
wurf machte, daß er ſich im Schlepptau der Franzoſen befinde
und alles mache, was dieſe verlangten. Gibt aber Macdonald
wegen des Konferenzortes nach, dann wird er, und dahin geht der
allgemeine Eindruck, in anderen Fragen umſo unbeugſameren
Willens ſein. Es ſtehen jetzt mehrere Konferenzorte zur
Aus=
wahl: Luzern, Laufanne, Montreux und Baden=Baden, wenn
man ſich der Annahme hingeben will, daß Paris endgültig
er=
ledigt iſt. Poincaré ſoll zu erkennen gegeben haben daß er unter
Umſtänden gegen Baden=Baden nicht einzuwenden habe, aber
dieſer Schwarzwaldort hat nur geringe Ausſichten, weil nämlich
der Termin für die Herbſttagung des Völkerbundes heranrückt.
Am 2. September will der Rat ſeine Arbeit fortſetzen. Unter
die=
ſen Umſtänden dürfte es ſich für die Konferenzteilnehmer
emp=
fehlen, in der Nähe von Genf zu bleiben, wobei aber wieder
ein=
zuſchalten iſt, daß es noch nicht ſicher iſt, ob die Konferenz
über=
haupt am 5. Auguſt ihre Arbeiten beginnen kan. Der Streit
zwiſchen Paris und London um den Tagungsort iſt damit ja
noch nicht erledigt. Es iſt möglich, daß die Konferenzarbeiten ſich
ungewöhnlich in die Länge ziehen, ſo daß ſich die
Reparations=
konferenz mit der Ratstagung vielleicht überſchneiden wird.
Von Dr. Karl Guſtav Bittner, Celle.
Trotz aller Fortſchritte, die durch die moderne Wiſſenſchaft
auf dem Gebiet der Weltanſchauung erreicht worden ſind, trotz
all. der vielen Wandlungen, die unſer Wiſſen und Meinen um
die Dinge der Welt erlitten hat, und immer wieder erleiden wird,
bleibt für die Welt der Erſcheinung, in der wir leben, als
uner=
ſchütterliche Erfahrungstatſache die urewige Polarität von Geiſt
und Materie beſtehen. Mögen wir in beiden unverſöhnliche
Gegner ſehen, die als gutes und böſes Weltprinzip einander
be=
kämpfen, mögen wir ſie moniſtiſch als den Ausfluß eines
ein=
zigen, die Welt regierenden Prinzips auffaſſen; ſie ſind da, dieſe
beiden: Geiſt und Materie ſind da, bedingen einander und wir
ſind nicht in der Lage, uns lebendiges Sein ohne das eine oder
das andere vorzuſtellen.
Geiſt ohne Materie iſt unfähig zu ſchaffen, zu geſtalten,
un=
fähig daher auch, ſein innerſtes Weſen zu verwirklichen. Materie
ohne Geiſt aber iſt tot, ſinnlos, und daher in gleichem Maße ein
unwitklicher, ja endenkbarer Zuſtand, wie der vorher genannte.
Im Leben der menſchlichen Geſellſchaft wirkt ſich die Polarität
vor Geiſt und Materie als die Polarität von Kultur und
Wirtſchaft aus. Zwiſchen dieſen beiden weſentlichen
Fak=
toren menſchlichen Gemeinſchaftslebens muß es zu einem
natur=
gegebenen Ausgleich kommen, wenn der ſoziale Volkskörper
ge=
ſund ſein ſoll. Die Unzulänglichkeit unſerer Zeit beruht zum
größten Teil auf der Tatſache, daß dieſer Ausgleich fehlt. Wohl
bekennt ſich der einzelne zu dem Grundſatz, daß in einem
geſun=
den Körper eine geſunde Seele hauſen muß, aber für den Staat,
für die Geſamtheit bleibt dieſe Erkenntnis Theorie. Die
Men=
ſchen ſind heute entweder Ideologen, d. h. weltfremde
Träu=
mer, die ihr Glück in Wolkenkuckucksheim ſuchen und über ihrer
Träumerei wirtſchaftlich z.igrunde gehen, oder
Materia=
liſten, die über Erwerb und Profit ganz vergeſſen, warum ſie
eigentlich arbeiten.
Viel zu wenig wiſſen die Menſchen um die Polarität von
Kultur und Wirtſchaft. Man müßte es ihnen immer wieder
ſagen: Die Wirtſchaft iſt ſinnlos ohne Kultur als Endzweck, die
Kultur geht zugrunde, wenn ſie ſich nicht auf einer geſunden
Wirtſchaft aufbaut.
Ideologen und Materialiſten entftehen immer dann, wenn
der Zeitgeiſt die Tendenz hat, Einheitliches zu trennen. Und der
Geiſt unſere: Zeit hat immer noch allzuſehr dieſe Tendenz. Wir
trennen durch ein übertrieben naturwiſſenſchaftliches Denken den
Menſchen, der doch gewiß eine gottgewollte Einheit iſt in Leih
und Seele, wobei der, der den Leib erforſcht, nichts von der
Seele wiſſen will, und der Seelenforſcher der mannigfachen
Zu=
ſammenhänge von Leib und Seele oft nicht achtet. Wir trennen
den Beruf von unſerem Menſchentum und wiſſen nicht, daß wir
gerade dadurch beiden ſchaden. Beruf heißt: Berufung. Das,
wozu der Menſch ſich berufen fühlt. So ſollte es wenigſtens ſein.
Aber unſere Zeit fordert Trennung von Geſchäft und Vergnügen,
was gewiß nicht ſo unrecht iſt, wenn man nicht übertreibt. Nur
einmal muß über den Menſchen das Gefühl kommen, daß ſein
Tun und Laſſen ſinnlos iſt. Wer nur arbeitet, um zu verdienen,
wer nur Vergnügen ſucht außerhalb ſeines Berufes, der verliert
ſein Menſchentum — und damit das Gefühl ſinnvollen Lebens.
Denn der Menſch iſt ein Ganzes, das ſich nicht ungeſtraft teilen
läßt.
So muß aus der Teilung des Lebens in ſinnloſe
Geſchäftig=
keit und ſinnloſe Vergnügungsſucht bald ein Ekel vor dem Daſein
erwachſen. So aber entſtehen Ideologen und Materialiſten: Die
einen begreifen die Sinnloſigkeit und ſuchen ihr durch die Flucht
in „höhere” Regionen des „reinen Geiſtes” zu entgehen, die
an=
deren, denen dieſe Sinnloſigkeit vielleicht ebenſo ſtark ins
Be=
wußtſein konimt, verſuchen es, ſich durch intenſive Berufsarbeit
zu betäuben und nehmen die Sinnloſigkeit einfach als etwas
Ge=
gebenes hin, gegen das man ſich nicht auflehnen darf. Denn ſie
haben erkannt, daß jedes unnütze Grübeln darüber nur die der
Wirtſchaft dienſtbar zu machenden Kräfte lahmlegt.
Inſofern haben die Materialiſten auch recht: es iſt ſchädlich,
im Wirtſchaftsleben Betrachtungen über die Sinnloſigkeit des
Daſeins anzuſtellen. Wenn man ſeine ganze Kraft, ſein ganzes
Denken der Wirtſchaft widmet, dann kann man wenigſtens aus
ihr das Mögliche herausholen, während alle Grübelei doch nicht
zum Sinn des Lebens führt, ſondern nur von nütztlicher
Be=
ſchäftigung abhält, was in Zeiten wirtſchaftlicher Kriſen oft zum
materiellen Zuſammenbruch führt.
Aber: beide haben doch unrecht, die Ideologen wie die
Ma=
terialiſten. Sie faſſen beide das Problem beim verkehrten Ende.
Denn nicht darum geht es, die Flucht vor dem Leben und ſeiner
Wirklichkeit zu ergreifen, auch nicht darum, ſich in der Wirklichkeit
vor dem Geiſt zu verbergen, ſondern um eine lebendige
Verbin=
dung deſſen, was in Wahrheit und in der Idee ſchon eine
Ein=
heit iſt. Ueber beide, über Ideologen wie über Materialiſten,
ſchreitet das Leben hinweg. Der Ideologe verhungert, der
Ma=
terialiſt wird einmal doch noch vom Lebensekel erfaßt und in
ſeiner Schaffenskraft gelähmt. Und wenn er ſelbſt nicht, ſo doch
die, die nach ihn: kommen. Wie oft hat es die Geſchichte des
wirtſchaftlichen Aufſtiegs gezeigt, daß geniale Gründer großer
Unternehmen unfähige Nachfolger gefunden haben, denen der
vom Vater oder Großvater erworbene Reichtum in den Händen
zerrann! Nicht etwa, weil ſolche Unt loch zen nur auf der
ein=
maligen Perſönlichkeit d=s Gründersürtel Seitge waren. Sondern
weil im Sohn oder Enkel der Lebensachte,
den der Vater
noch durch härte Arbeit bekämpfen koril
per=
zuut Nachkommen
die Sinnloſigkeir ſeines Tuns ſo furckndar diar vor Augen ſtand,
daß er einfach nicht mehr dagegen kämpfen konnte. Weil der
Gründer eines ſolchen Unternehmens über der großen
wirt=
ſchaftlichen Idee, die ihn trug und erhob, vergaß, daß er damit
nur einer Seite des Menſchentums diente.
Tauſendfach ſind die Fäden, die Kultur und Wirtſchaft
ver=
binden. Nicht nur das Geld iſt es, nicht einmal in der Hauptſache.
Nicht in der Materie laufen dieſe geheimen Fäden zuſammen,
ſondern in der Idee. Eine Wirtſchaft, die bloß auf dem
Ge=
danken des materiellen Profits aufgebaut iſt, wird den Weg
nicht finden können, der Urſprung und Ausgang, Wirtſchaft und
Kultur verbindet. Nur der, der ſich in die Wirtſchaft ſo
hinein=
geſtellt fühlt, daß in ihm das Bewußtſein wächſt und wird; ich
bin ein Glied der werteſchaffenden Gemeinſchaft, wird die
inni=
gen, lebendigen Zuſammenhänge zwiſchen Kultur und Wirtſchaft
auch erfaſſen können.
Nicht der Profit, ſondern das Schaffen neuer Werte ſollte
in der Wirtſchaft das Primäre ſein. Dann auch iſt die
Wirt=
ſchaft ſinnvoll, dann hört die Gefahr auf, daß der
wirtſchaft=
liche Menſch, vom Lebensekel gepackt, zum Ideologen wird.
Hun=
gernde Dichter und geiſtloſe Induſtriekapitäne ſind immer böſe
Zeichen der Zeit. Wohl wird immer der Dichter den
Schwer=
punkt ſeines Lebens im Geiſtigen, der Wirtſchaftende in der
Ma=
terie ſuchen und finden. Aber das, was beide gemeinſam haben
ſollten, iſt das Bewußtſein, wir beide ſchaffen Werte, wir beide
dienen der Heimat, der Nation, der Menſchheit.
Kunſt um der Kunſt willen wird weltfremd, unverſtändlich
und mit der Zeit lächerlich. Wirtſchaft um der Wirtſchaft willen
aber wird gefährlich. Wenn die Wirtſchaft aufhört zu dienen,
dann verſucht ſie zu herrſchen. Und wenn ſie herrſcht, dann wehe
dem Volk, das ihr mit ſeinem ganzen Sein verfallen! Eine
Wirtſchaft, die ſich nicht mehr als dienendes Glied der
Geſamt=
heit ſühlt, die das Band, das Volk und Wirtſchaft verbindet, in
egoiſtiſchem Machtſtreben zerreiſt, muß notwendig nach anderen
Bindungen ſuche, die ihr, nicht dem Volk nützen. Mit anderen
Worten: eine nicht mehr im Volk wurzelnde, von jeder kulturellen
Verpflichtung entbundene Wirtſchaft wird international und
wird, von ausländiſchem Kapital durchſetzt, im Notfall nicht dem
eigenen Volk, ſondern den Mächten dienen, denen ſie ſich
ver=
ſchrieben hai.
ie Geſahr, die einem Volk durch eine ſolche entwurzelte
Wirtſchaft droht, liegt auf der Hand. Es liegt daher im tiefſten
nationalen Intereſſe, die Wirtſchaft mit nur allen möglichen Mit=
Nummer 192
Samstag, den 13. Juli 1929
Seite 3
Es muß rakifiziert werden.
Beginn der Ausſprache am Dienskag.
EP. Paris, 12. Juli.
In der Kammer ſetzte heute vormittag Miniſterpräſident
Poinearé vor faſt leeren Bänken und Tribünen ſeine große Rede durch das die urſprünglich 653 Millionen Pfund betragende
über die Schuldenratifizienung fort. Er beendete den erſten Teil Schuld Frankreichs auf 241 Millionen Pfund, bezw. 223
Mil=
der Rede, in der er das Mellon=Berenger=Abkommen behandelte.
Er betonte erneut, daß die franzöſiſche Regierung ſich bei den Prozent Verzinſung rechne. Wenn das Abkommen auch keine be=
Verhandlungen in Waſhington ſtets bemüht habe, einen
Zuſam=
menhang zwiſchen den Schulden und den Reparationen
herzu=
ſtellen. Er ſchilderte dann eindringlich die Gefahr, die Frankreich
bedrohe, wenn das Parlament die Ratifizierung des Waſhing= eine Ermäßigung der engliſchen Schuld ebenſowenig Ausſicht
toner Abkommens verweigere. In dieſem Falle müßte man ſofort
die 10 Millarden Franken betragende Handelsſchuld bezahlen, einen Natifizierungstert mit eingeſchalteten Vorbehalten ebenſo
ohne daß dadurch an der politiſchen Schuld das geringſte
geän=
dert werde. Dieſe werde vielmehr reſtlos bezahlt werden müſſen, wie die Vereinigten Stagten ablehnen werde.
und zwar ohne die durch das Waſhingtoner Abkommen
einge=
räumten Zahlungsfriſten. Außerdem könne man nicht wiſſen, ob
man nicht einmal die Vereinigten Staaten nötig habe
Anderer=
ſeits bringe die Ratifizierung keine Gefahren für Frankreich mit
ſich, wenn nur Deutſchland ſeine Verpflichtungen aus dem
Young=
plan erfülle. Frankreich habe alſo richtig gehandelt, als es die Poinearé ausgegangenen Ablehnung des Bonar=Law=Planes.
Ratifizierung der Schuldenabkommen hinausgezögert habe, denn Poinearé behauptet, dieſer Plan habe in Wirklichkeit niemals
be=
dieſe Verzögerung habe den Youngplan gebracht. Wie aber wolle
man die Aoungplan=Obligationen auf dem amerikaniſchen Markt lien und insbeſondere von Deutſchland angenommen worden
unterbringen, wenn Frankreich die Schuldenabkommen nicht rati= wäre. Ueberdies würde Deutſchland die darin vorgeſehenen An=
Form. Die franzöſiſche Regierung habe die amerikaniſche
Regie=
rung immer wieder darauf aufmerkſam gemacht, daß eine Ratifi= mehr eingetragen, als der Plan, da dieſer zunächſt ein
vierjäh=
zierung ohne Vorbehalt des Parlaments nicht zu erreichen ſein
werde. Die Vereinigten Staaten hätten aber ſtets derartige
Vor=
behalte abgelehnt, und er ſei überzeugt, daß auch jetzt
irgend=
welche mit dem Ratifizierungsgeſetz verbundene Vorbehalte die Engländern eine Einigung über den Bonar=Law=Plan nicht er=
Ablehnung der Ratifizierung durch die Vereinigten nach ſich zielt worden ſei. Es wäre ſicher beſſer geweſen, aus dem
Bonar=
ziehen würde.
Einen Zwiſchenruf Herriots, daß Vorbehalte doch durchaus Plan zum Erfolg verholfen hätten, anſtatt das Ruhrgebiet zu
in den amerikaniſchen Traditionen lägen, da die Vereinigten beſetzen. Denn dieſe Beſetzung habe nur die Stunde der glück=
Staaten zu zahlreichen Verträgen, ſo noch kürzlich zum Kellogg= lichen Löſung hinausgezögert. (Lebhafter Beifall auf der Linken.)
pakt, Vorbehalte gemacht hätten, ließ der Miniſterpräſident un= Poincars habe früher erklärt, daß er den Bonar=Law=Plan
ab=
beantwortet.
Er ſchlug weiterhin ein
Ratifizierungsverfahren
in der Weiſe vor, daß die Vorbehalte in ein beſonderes, von dem
Natifizierungsgeſetz getrenntes Dolument aufgenommen werden
ſollten. Dadurch werde die Stellung Frankreichs nicht geſchwächt, bräſidenten zu, es ſei leicht, nach der Erledigung eines Planes
Der von den Kammerkommiſſionen angenommene Entwurf, der
Ratifizierungsgeſetz und Vorbehalte in einen einzigen Artikel
vereinige, werde ſeiner Ueberzeugung nach in Waſhington für
unannehmbar bezeichnet werden. Wenn ſeine Regierung geſtürzt das eingetragen haben, was der Dawes=Plan eingebracht habe,
werde, ſo werde es ihrer Nachfolgerin nicht gelingen, eine Rati= und was man von dem Young=Plan erhoffe. Durch die
Ruhr=
fizierung mit Vorbehalten durchzuſetzen. Sie müſſe ſich dann ent= beſetzung hätten die Allierten 3112 Millionen Goldmark erhalten,
weder ſelbſt desavouieren und erneut vor die Kammer treten
oder ſie müſſe durch Dekrete ratifizieren, wenn ſie nicht die zehn die deutſche Oeffentlichkeit ausgeübt worden ſei.
Milliarden bezahlen wolle, was zur Verarmung des Landes und
zur Forderung Englands nach einer gleich hohen Zahlung
füh=
ren würde.
kommen, mit der jedoch die Gefahr verbunden ſei, daß die neuen Poincaré entgegnete, er verwechſle das Deutſchland von 1923
Bedingungen noch unvorteilhafter ausfielen. Er würde daher nicht mit dem Deutſchland von heute. Ein Beweis für die
Aen=
das neue Kabinett nicht um ſein Schickſal beneiden, ganz abge= derung in der deutſchen öffentlichen Meinung ſei, daß Streſemann
ſehen davon, daß das Land die Notwendigkeit einer Regierungs= an die Regierung gekommen ſei.
kriſe nicht einſehen werde, wenn das neue Kabinett nicht die
gleiche Politk betriebe, wie das alte. Somit bleibe nur der Miniſterpräſidenden und der Linken ſo heftig, daß Präſident B
Schluß, ſofort und ohne innenpolitiſche Rückſichten zu ratiffe Bouiſſon die Sitzung auf kurze Zeit vertagte.
zieren.
Darauf wandte ſich der Miniſterpräſident der Erläuterung des
Caillaux—Churchill=Abkommens zu.
ſtehung und Regelung der franzöſiſchen Schulden gegenüber Eng= tereſſe aller Allierten erfolgt.
land, ſtreifte Poincaré wiederholt die Reparationsfrage und die
Schwierigkeiten, die dadurch bereitet worden ſeien. Dieſe
Schwie=
rigkeiten hätten ſchließlich zur Beſetzung des Ruhrgebietes ge= riſer Sachverſtändigenkonferenz und erinnerte an
führt, die ſich für das franzöſiſche Schatzamt als ein gutes Geſchäft die Umſtände, unter denen die franzöſiſchen Sachverſtändigen
er=
erwieſen habe, da ſie 1½ Milliarden Franken eingebracht (lär= nannt worden ſeien. Gegen ½7 Uhr machte ſich eine gewiſſe
Un=
zahlungen begleichen werde.
Poincares Dauerrede.
Die Inkernakionale Handelskammer
zum Young=Plan.
Zwiſchen dem Miniſterpräſidenten und Herriot entſpann ſich
darauf eine längere Auseinanderſetzung über die Frage, warum
bei den Verhandlungen zwiſchen Herriot und Maedonald im
Jahre 1994 die franzöſiſche Forderung auf Anerkennung des
grundſätzlichen Zuſammenhanges zwiſchen Reparationen und
Schulden abgelehnt worden ſei.
Poincaré, gab weiterhin zum Caillaux=Churchillabkommen,
lionen ermäßigt worden ſei, je nachdem man mit 4 oder mit 5
ſondere Sicherungsklaufel enthalte, ſo ſei darin doch der
Grund=
ſatz der Balfournote aufrechterhalten worden.
Der Miniſterpräſident ſchloß mit der Erklärung, daß auf
beſtehe, wie auf die der Vereinigten Staaten, und daß England
Poincaré ging dann
zur Reparationsfrage
über. Dabei kam es mit der Linken zu einer lebhaften
Ausein=
anderſetzung über die Gründe und die Zweckmäßigkeit der von
ſtanden, da er weder von den Vereinigten Staaten, noch von
Ita=
fiziere? Man müſſe alſo ratifizieren, nur frage es ſich, in welcher uuitäten von 2½ Milliarden Goldmark nicht lange auf ſich
genom=
men haben, und ſchließlich habe die Beſetzung des Ruhrgebietes
riges Moratorium vorgeſehen hätte.
Herriot bedauerte in einer Zwiſchenbemerkung, daß mit den
Law=Plan die Gedanken auszuziehen, die ſpäter dem
Dawes=
gelehnt habe, weil dadurch die deutſchen Zahlungen vermindert
worden ſeien. Heute dagegen behaupte er, der Fehlſchlag dieſes
Planes ſei auf die übermäßige Höhe der Annuitäten
zurückzu=
führen. (Lebhafter Beifall auf der Linken und äußerſten Linken.)
Der radikale Abgeordnete Francois Albert rief dem
Miniſter=
triumphierend zu erklären, daß dieſer niemals exiſtiert habe.
h
Der Miniſterpräſident erwidert, die Ablehnung dieſes Planes
habe Frankreich keinen Schaden gebracht, denn er würde niemals 9
d
ganz abgeſehen von der moraliſchen Wirkung, die dadurch auf d.
9
Der Linksunabhängige Varenne fragte darauf den
Mi=
niſterpräſident, ob er, wenn er in dieſer Weiſe von Deutſchland
Eine letzte Möglichkeit ſei die Kündigung der Schuldenab= ſpreche, bereits die nächſte Regierungskonferenz vorbereite, worauf 2
Im weiteren Verlauf wurde die Kontroberſe zwiſchen dem 2
Nach Wiederaufnahme der Sitzung kam Poincaré auf den
paſſiven Widerſtand Deutſchlands im Jahre 1923 zu ſc
ſprechen. Während dieſer Zeit ſei mit Deutſchland jede Verhand= u
Im Verlauf ſeiner ausführlichen Darlegungen über die Ent= lung unmöglich geweſen. Die Beſetzung ſei im gemeinſamen
In=
e
mende Unterbrechungen auf der Linken) und die Veranlaſſung ruhe auf den Bänken der Abgeordneten bemerkbar, was den General Dawes hatten geſtern im Unterhaus eine mehrſtündige
Unrer=
zur Ausarbeitung und Annahme des Dawesplanes gegeben Kammerrräſidenten Bouiſſon veranlaßte Poinears die Verta= redung über die Flotten=Abrüſtungsfrage. Ueber den ſonſtigen Inhalt
habe. (Neue Unterbrechungen auf der Linken.) Sämtliche franzö= gung der Sitzung auf Dienstag vorzuſchlagen. Poinears war der Unterredung wird Stillſchweigen bewahrt. — Offenbar hält
Maedo=
ſiſchen Regierungen hätten ſeit jener Zeit betont, daß Frankreich damit einverſtanden. Der Miniſterpräſident wird ſeine Rede mit Waſhington über dieſe Frage zu ſprechen. Die vorbereitenden
Be=
ſeine Schulden nur nach Naßgabe der deutſchen Reparations= einer Würdigung des Young=Planes am Dienstag zu Ende ſprechungen ſeien jedoch noch nicht weir genug fortgeſchriten, um ſchon
führen.
Amſterdam, 12. Juli.
Nach dem geſtrigen Ruhetag, der einem Beſuch in Rotterdam
gewidmet war, an den ſich ein Abendempfang im königlichen
Schloß in Amſterdam anſchloß, wurden die Verhandlungen der
Internationalen Handelskammer heute fortgeführt. Ueber die
Frage der größeren Zweckmäßigkeit von privaten oder
Staats=
betrieben ſprach u. a. der Amerikaner Julius H. Barnes, der den
Wert der privaten Handels= und Wirtſchaftsbetätigung in den
Vereinigten Staaten mit zahlreichen ſtatiſtiſchen Daten belegte.
— Zu demſelben Thema gab der Direktor der Rheiniſchen
Braun=
kohlen A.=G. Guſtav Brecht, die Erklärung ab, daß die deutſche
Induſtrie den Standpunkt vertrete, der Staat könne wohl eine
Aufſicht ausüben, dürfe ſelbſt aber keinen Betrieb haben. Dieſer
Auffaſſung gab die Verſammlung dann in einer Entſchließung
Ausdruck. — Von mehr fachtechniſchem Intereſſe waren die
Be=
ſprechungen über einen internationalen Zahlungsausgleich.
Für die heute ſtattfindende Vollverſammlung über
internatio=
nalen Zahlungsausgleich und wirtſchaftlichen Nachrichtendienſt,
der man international mit großer Spannung entgegenſah, lag
folgende Reſolution zur Beſchlußfaſſung vor:
„Die Internationale Handelskammer ſtimmt in vollem
Umfang dem Schritt zu, der das große Wirtſchaftsproblem
an=
erkannten Wirtſchaftsſachverſtändigen anvertraut hat. Aus
einer Betrachtung des Young=Plans als einer Einheit hat die
J. H. K. mit großer Befriedigung die Abſicht der
Sachverſtän=
digen erſehen, das Reparationsproblem aus dem Gebiet des
politiſchen Meinungsſtreites herauszunehmen und
wirtſchaft=
liche Formeln zu finden, um zu einer Löſung zu kommen. Die
Kammer drückt die Hoffnung aus, daß über den Young=Plan
bald wohlwollende Erwägungen ſtattfinden mögen und daß
durch das Ergebnis eine endgültige und vollſtändige Regelung
des Problems erreicht werden möge.”
In der Einleitung dieſer Entſchließung wird zunächſt auf die
Empfehlungen der J. H. K. auf dem Kongreß in Rom im Jahre
1923 hingewieſen, die ſich mit den Methoden zur
Wiederherſtel=
lung des Wirtſchaftsfriedens der Welt befaſſen. Die J. H. K. hat
keine Veranlaſſung geſehen, die auf dem Kongreß von Rom
aus=
geſprochenen Empfehlungen zu ändern. Als ſich die Kammer mit
der Reparationsfrage befaßte, hat ſie gewiſſe Grundſätze betont,
auf die man im jetzigen Augenblick mit Nutzen wieder hinweiſen
kann und die in folgender Form ausgeſprochen wurden: „Die
endgültige Regelung der Reparationsfrage iſt eine Vorbedingung
für die dauernde Fortentwicklung der Wirtſchaftskräfte der Welt.
Derartige Maßnahmen — wie ſie getroffen worden ſind — müßten
eine endgültige Regelung mit Sicherheit garantieren. Die
Er=
füllung der Reparationsverpflichtungen genügt allein nicht. Es
iſt außerdem notwendig, daß das Vertrauen wieder hergeſtellt
wird.” — In der Einleitung wird weiter auf den Dawes=Plan
hingewieſen, in deſſen Vorwort es heißt, daß die Sachverſtändigen
an ihre Aufgabe als Geſchäftsleute herangegangen ſeien in dem
Beſtreben, poſitive Ergebniſſe zu erzielen. Es iſt bezeichnend, daß
der Sachverſtändigen=Ausſchuß der Pariſer Konferenz dieſe
Ein=
leitung im Dawes=Bericht mit der Bemerkung zitiert hat, daß
dieſe Einleitung die Einſtellung des Ausſchuſſes wiedergebe,
wo=
bei hinzugefügt wird, daß ſich der Young=Ausſchuß in dieſem Geiſt
der Aufgabe zugewandt habe, das Werk ſeiner Vorgänger zu
er=
gänzen. — Unter Berückſichtigung aller dieſer Umſtände war die
Welt berechtigt zu glauben, daß der Sachverſtändigen=Ausſchuß
von 1929 zu vernünftigen Schlußfolgerungen gelangen würde. Die
J. H. K. hat den Bericht des Sachverſtändigen=Ausſchuſſes in dem
Bewußtſein zur Kenntnis genommen, daß er in ehrlicher Arbeit
aufgeſtellt wurde, daß er auf ſorgfältigem Studium beruht und
daß er die übereinſtimmende Meinung von Männern darſtellt, die
hervorragend befugt ſind, einen derartigen Bericht auszuarbeiten.
Bei der Ausſprache gab Direktor Mendelsſohn eine
Er=
klärung ab, in der er darauf hinwies, daß die Frage, wie auf die
Dauer Zahlungsübertragungen aus, einer ſelbſtändigen
Volks=
wirtſchaft in eine andere vorgenommen werden könnten, für alle
Völker von ſo großer Wichtigkeit ſei, daß fortgeſetzte angeſtrengte
Arbeit aufgewendet werden müßte, um die Erkenntniſſe der
Wiſſenſchaft und die praktiſchen Erfahrungen in dieſer Hinſicht zu
klären und aufeinander anzuwenden. Der Zuſammenhang
zwi=
ſchen Zahlungsübertragungen und Handelsbilanz, auf die
hinge=
wieſen zu haben ein Verdienſt des Dawes=Planes bleibe, ſei der
fortgeſetzten Beachtung der Internationalen Handelskammer zu
empfehlen.
Poincaré ſprach dann von den Vorarbeiten zur Pa= Die engliſch=amerikaniſchenAbrüſtungsbeſprechungen
EP. London, 12. Juli.
Premierminiſter Macdonald und der amerikaniſche Botſchafter
nald an ſeiner Abſicht feſt, perſönlich mit dem Präſidenten Hoover in
heute ein endgültiges Datum für dieſe Reiſe feſtſetzen zu können.
teln dem eigenen Volk zu verbinden. Das mag, rein
wirtſchaft=
lich geſehen, der hemmungsloſen Wirtſchaftsentwicklung Abbruch
tun. Aber was iſt beſſer, die Wirtſchaft hält ſich in nationalen
Greuzen, und dient dem Volk, oder ſie erweitert ſich ins
Gren=
zenloſe und arbeitet gegen die völkiſchen Intereſſen?
Wir Deutſchen haben heute ein Mittel, unſere Wirtſchaft in
der Nation zu verankern. Ein Mittel, das kein Volk der Erde
heute in dieſem Maß beſitzt: Die Not des Vaterlandes.
Dieſe Not, die uns alle zuſammenſchweißen kann, die allein uns
das Recht gibt, rückſichtslos in Einzelintereſſen einzugreifen, die
allein aber jedem Einzelnen immer wieder klar und deutlich die
harte, unſentimentale Tatſache vor Augen ſtellt: Wir haben nichts
aus dem Zuſammenbruch des Weltkrieges gerettet, als die
Hei=
mat und die Gemeinſchaft. Und ohne dieſe beiden iſt jeder
ein=
zelne ein Nichts. Auch heute noch, 10 Jahre nach Verſailles, ſieht
das Ausland nicht nur in der deutſchen Nation, in jedem
ein=
zelnen Deutſchen den Feind. Müſſen wir uns da nicht
zu=
ſammenfinden zu gemeinſamer Arbeit am Wiederaufbaus
Müſ=
ſen wir nicht alles daranſetzen, der Welt zu zeigen, daß wir
Deutſchen Werte zu ſchaffen wiſſen, wie kein zweites Volk, Werte,
deren die Welt bedarf?
Als Konkurrenten ſind wir des Auslands Feinde. Als
Wert=
ſchaffende braucht uns die Welt, wie ſie uns gebraucht hat, ſeit
deutſche Meiſter deutſche Dome bauten. Nur in lebendiger
Ver=
bindung mit der einzigartigen deutſchen Kultur wird die deutſche
Wirtſchaft wieder den Ehrenplatz in der Welt einnehmen können,
um den ſie durch den unglücklichen Ausgang des Weltkrieges
ge=
bracht wurde. Man ſehe doch, wie wenig letzten Endes das
Diktat von Verſailles gegen deutſchen Geiſt, gegen deutſche Kraft,
gegen deutſchen Lebenswillen ausrichten konnte! Sie haben uns
vernichten wollen; und es iſt ihnen gelungen, die deutſche
Wirt=
ſchaft zu zerſtören. Wer hat das Wunder des Wiederaufbaues
bewirkt?. Nicht die armſeligen Bodenſchätze, über die Deutſchland
verfügt. Nicht das in der Inflation zuſammengebrochene deutſche
Kapital. Sondern das deutſche Menſchentum, das mit
unge=
brochener Kraſt aus dem Chaos hervorging. Und dieſes deutſche
Menſchentum, das die Wirtſchaft wieder aufbaute, wurzelt in der
deutſchen Kultur.
Die Hartnäckigkeit unſerer Gegner bei den
Reparationsver=
handlungen beweiſt, daß man uns den wirtſchaftlichen
Wiederauf=
ſtieg neidet, daß man beſtrebt iſt, das Vernichtungswerk von
Ver=
ſailles bis ans bittere Eude durchzuführen. Mit nur
wirtſchaft=
lichen Kräften können wir dieſem Vernichtungswillen, dieſem
Verſklavungswillen auf die Dauer nicht trotzen, wenn nicht unſere
Wirtſchaft ſich ihrer nationalen Verantwortung bewußt bleibt,
wenn nicht der deutſchen Wirtſchaft immer wieder neue lebendige
Kräfte aus der deutſchen Kultur zufließen. Nicht der Ideologe,
aber auch nicht der Materialiſt iſt den Gefahren gewachſen, die
uns von Amerika und von Rußland her drohen. Sondern nur
der deutſche Menſch, der mit beiden Füßen feſt auf dem
heimat=
lichen Boden ſteht und trotzig ſein Haupt zur Sonne hebt.
* Die deutſchen Forſchungsftäkken.
Infolge der No” der Kriegs= und Nachkriegszeit hat die deutſche
wiſſenſchaftliche Forſchung einen inneren Wandel erleht: aus der
Einzel=
forſchung iſt inmer mehr eine zuſammeufaſſende in Form von
Inſtſtuts=
aubeit geworden. Und auf dieſer beruht zu einem großen Teil die
Ent=
wicklung der Zukunft. Was bei ſolchem zuſammenfaſſenden Wirken der
Gelehrten tatſächlich geleiſtet wird, das verſucht Loopold Lehmann
in ſeinem reichhaltigen Buche: „Die deutſchen Forſchungsſtätten” zu
ſchildern. (Berlin W. 50. Verlag für Kulturpolitik. 1929.)
In dieſem Werke wird zum erſtenmal eine großzügige, allgemein
verſtändliche und reich bebilderte Darſtellung von Forſchungsſtätten
gegeben, die in Deutſchland zurzeit tätig ſind. Dabei kommen niht nur
die offiziellen, ſondern auch die privaten und insbeſondere die
indu=
ſtriellen Unternehmuugen ſehr zur Geltung.
Der Verfaſſer hat eine eigenartge und feſſelnde Art der
Dar=
ſtellung, um in die oſt recht derwickelten Zuſammenhänge der
wiſſen=
ſchaftlichen Forſchungsarbeit hineinzuführen und ſie dem Laien
ver=
ſtändlich zu machen. Er ſchildert die verſchiedenartigſten
Forſchungs=
ſtätten induſtriellen und rein wiſſenſchaftlihen Charakters. Er zeigt,
wie im Laboratorium der Berliner Muſen Altertüman der Zukunſt
durch chemiſche Verfahren erhalten werden; er ſtellt die Verſuche der
Inſtitute für Arbeitsphyſiologie und für Hirnſovſchung dar und
be=
hreibt eingehend die Bemühungen der Geodätiſchen Anſtalt um die
Erforſchung der Erdgeſtalt, die Tätigkeit der Landesanſtalt für Waſſer=,
Boden= und Lufthygiene, ſowie die umfangreichen Forſchungen des
In=
ſtituts für Meereskunde. Auch die Telefunkengeſellſchaft, die
Verſuchs=
anſtalt für Luftfahrt und das Inſtitut, für Gärungsgewerbe erfahren
eine ausführliche Behandlung. Mit beſonderer Liebe werden die großen
induſtriellen Forſchungsſtätten geſchildert, die ſich mit der Verflüſſigung
der Kohle, mit der Erzeugung von künſtlicher Seide, mit der
Zucker=
bereitung und der Herſtellung von Zement beſchäftigen.
So ſehr ich das vom Verfaſſer Gebotene auch gnerkenne, ſo muß ich
ihm doch einen Vorwurf machen: durch die Bezeichnung: „Die deutſchen
Forſchungsſtätten” erweck= er dem Anſchein, als ob die ſechzehn
geſchil=
derten tatſächlich alle beutſchen Forſchungsinſtitute ſeien. Von dieſen
ſind übrigens nur drei außerhalb Berlins zu finden. So läuft die
Schrift lezten Endes auf eine Verherrlichung der Berliner
Forſchungs=
lätten hinaus. Veuſchiedene auswärtige, wie das umfangreiche Kieler
Inſtitut für Weltwirtſchaft und Seeverkehr, das mit Necht Weltruf
genießr und zu den größten Sehenswuürdigkeiten auf d iſſenſchaftlichem
Gebiet gehört, werden mit Schwveigen übergangen. Wenn nun auch
Berlin zweifellos die meiſten Forſchungsſtätten beſitzt, ſo darf man doch
n einer Werbeſchrift, die dem Nufe der geſamten deutſchen
Wiſſen=
ſchaft dienen ſoll, keineswogs die Reichshauptſtadt ſo gefliſſentlich in den
Vordergrund rücken. Prof. Dr. Paul Sſymank (Göttingen).
Neue Chöre von Paul Oikenheimer?
Einem Artikel aus der Feder von Profeſſor Dr. Friedrich
toack in der Feſtnummer der „Heſſ. Sängerwarte” entnehmen wir:
Zuerſt als Kapellmeiſter der Darmſtädter Oper tätig, iſt Paul
Ittenheimer ſeit 1½ Jahrzehnten feſt verwachſen im Darmſtädter
MNuſikleben, wo er heute als Lehrer an der Städtiſchen Akademie
ir Tonkunſt (Opernſchule) als Pianiſt und Konzertbegleiter und
als Konzertreferent des „Darmſtädter Tagblatts” eine führende
tellung einnimmt. Und nun mit einem Male beginnt Paul
Ottenheimer Männerchöre zu komponieren, deren erſte Folge, zehn
ompoſitionen, bei Karl Hochſtein, Heidelberg, erſchienen ſind. Ein
Blick in die Partituren belehrt ſofort, daß hier ein Tondichter am
Werk iſt, der Eigenes und Bedeutſames zu ſagen hat. In den
Chören iſt nichts zu finden von der ſüßen Tonſchwelgerei in
her=
ömmlichen weichen Harmonien, in ſanfter, ſentimentaler Melodik,
indererſeits aber auch nichts von gewollter oder gar konſtruierter
Originalität der Moderne, nichts von den Experimenten der ganz
Atonalen. Hier offenbart ſich eine urſprüngliche Begabung, eine
dft faſt herbe Ausdruckskunſt in voller, ungekünſtelter Schlichtheit.
die beiden Landsknechtlieder zum Beiſpiel haben in ihrer
kirchen=
dnartlichen Bindung der Kompoſition etwas, von der Herbheit
ines alten Holzſchnittes. Mächtig wirkt beim Landsknechtgebet
s breit ausladende Schlußfortiſſimo, das den Satz zur
Acht=
timmigkeit erweitert, erſchütternd aber wirkt vor allem die letzte
Zeile des Liedes. Der dröhnende Rhythmus des herben
Lands=
nechttanzes, deſſen Wirkung von Anfang bis zu Ende ſich
unab=
äſſig ſteigert, muß tiefen Eindruck hinterlaſſen. Ebenſo kraftvoll
und mächtig wie die Landsknechtlieder ſind die Texte aus de
Co=
ters „Till Ulenſpiegel” vertont. In den Texten klingt die ganze
Traft der niederländiſchen Volkserhebung gegen die ſpaniſche
(nterdrückung nach und die Kompoſition iſt dem Text gleichwertig.
m „Dichtergrab”, einem feinen poetiſchen Tongedicht, zeigt ſich
ttenheimer als Lyriker von Bedeutung und eigenem Gepräge.
Einem der ſchönſten und empfindungswärmſten Terte, die aus
m Mittelalter überliefert ſind. „Ich bin dein” (Wernher von
egernſee), hat Ottenheimer eine Weiſe zu geben verſtanden, wie
je einfacher und ſchlichter kaum gedacht werden kann. Sie iſt
urchaus eigen, es ſchwingt in ihr ein Ton von einer Innigkeit
ind herbiungfräulichen Zartheit, der bei entſprechender
Ausfüh=
ung tief ergreifen muß. Das luſtige, humorvolle „Leichtſinn”
vird, wenn aufs feinſte ausgearbeitet, unzweifelhaft ſich viele
reunde erwerben und man wird ihm auf den Programmen
unſe=
er Vereine häufig begegnen. Es liegt uns daran, die Sänger auf
Werke Ottenheimers aufmerkſam zu machen, die darum ſo
ohltuend wirken, weil ſie ohne jede Künſtelei in der Richtung
itzuhelfen berufen ſind, die dem Männerchor aus ſeiner etwas
jeßigen Tradition hinaushelfen will zu Aufgaben, deren
künſtle=
iſcher und volkserzieheriſcher Wert über jeden Zweifel erhaben iſt.
Die Uraufführung iſt heute Samstag 8½ Uhr (nicht 9 Uhr)
tädtiſchen Saalbau.
Seite 4
Elſe. MargareiheDie glückliche Geburt eines
prächtigen Mädels zeigen
hocherfreut an
Wilhelm Jahn und Frau
Gretel, geb. Behrens.
Darmſtadt, den 12. Juli 1929. Ihre am Sonntag, den 14. ds. Mis.,
nachmittags 2 Uhr, in der Stadikapelle
ſtattfindende Trauung beehren ſich an=
zuzeigen
Rudolf Beutel und Frau
Lifette, geb. Spieß.
Darmſiadt, Kiesſtraße 71. 1 Baum Birnen zu
vk. Aliceſtr. 26, II.
Nach fünfjähriger Tätigkeit an der med
Universitäts-
klinik. Frankfurt a. M. (Dir Prof. von Bergmann), der
med. Klinik der Charité Berlin (Dir. Geh Rat Prof.
Kraus) und der inneren Abteilung des Darmstädter
stadtkrankenhauses (leit Arzt: Med.-Rat Dr. Schlippe)
nabe ich mich als
Facharzt für innere Krankheiten
in Darmstadt niedergelassen.
Dr. med. SiegFried Blach
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3
08
oooooeeog oooooooeo
oooeooot
beehren ſich anzuzeigen
Elfriede Molius
Willi Klein
Silberne Hochzeit. Am Sonntag,
den 14. Juli feiert Herr Anton Klo;
und Ehefrau Gertrude, geb. Daniel,
Dorndiel, das Feſt ihrer ſilbernen Hochzeit.
Dem Jubelpaar die herzlichſtenGlück=
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wünſche!
Gerichtsaſſeſſor
Darmſiadt, den 14. Juli 1929
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Hermine Müller
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grüßen als Verlobte. (B.11428
Darmstadt, 12. Juli 1928.
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Uhre Vermählung geben bekannt:
Regierungsrat
Dr. jur Willy Wißmann
Wie Wißmann, geb. Schenck
Darmstadt, den 13. Juli 1920.
Dankfagung.
Für die ſo zahlreichen Beweiſe inniger
Teilnahme und die vielen, werivollen
Blumen=und Kranzſpenden beim
Heim=
gang unſerer allzuſrüh Entſchlafenen
ſagen wir auf dieſem Wege Allen
unſeren aufrichtigſten Dank. Ganz
be=
ſonders danken wir Herrn Pfarrer
Mangold für die troſtreichen Worte
am Grabe.
Wilhelm Laubach
und Tochter.
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Dankſagung.
Für die zahlreichen Beweiſe
herzlicher Teilnahme beim
Heim=
gang unſrer lieben Entſchlafenen
ſagen wir innigſten Dank.
Be=
ſonders danken wir Herrn Lic.
zur Nieden für ſeine troſtreiche
Grabrede, Schweſter Marie
für ihre aufopfernde Pflege und
den Stammgäſten für ihre
Kranzſpende.
Karl Weinehl und Kinder.
Für die vielen Beweiſe
herz=
licher Teilnahme bei dem uns
betroffenen ſchweren Verluſte
danken herzlichſt
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Nummer 192
Gamstag, den 13. Juli 1929
Seite 5
Erſter Tag.
Der erſte Tag des großen Feſtes, an deſſen Vorbereitung viele
Köpfe und viele Hände Monate hindurch gearbeitet haben, iſt vorüber.
Ungezählte Tauſende von Sängern und von Freunden der Sangeskunſt
weilen in dieſen Tagen in Darmſtadts Mauern, um der Kunſt teilhaft
zu werden und frohen Feſtes ſich zu erfreuen. Darmſtadt und ſeine
Bürgerſchaft wird, wie ſo oft ſchon, ſeine Gaſtfreundſchaft beweiſen,
und es darf mit Vertrauen vorausgeſetzt werden, daß die vielen
Tau=
ſende von Gäſten ſich in Darmſtadt wohlfühlen, daß ſie beſte Eindrücke
von hier mit in ihre Heimat zurücknehmen.
Ein Willkommengruß an die Feſtbeſucher und bedeutſame Aufſätze
aus berufener Feder, iſt in dieſer Ausgabe unſeres Blattes beigefügten
Sondernummer enthalten. Ebenſo eine Würdigung des Profeſſors
Ar=
nold Mendelsſohn, deſſen künſtleriſche Tätigkeit in den
Mittel=
punkt des zweiten Heſſiſchen Sängerbundesfeſtes geſtellt wurde.
Das äußere Zeichen der Herzlichkeit und des freudigen Willkomms,
mit dem die Beſucher des Sängerfeſtes von Darmſtadts Bürgerſchaft
aufgenommen werden, ſpiegelt ſich wider in dem Feſtſchmuck der Straßen.
In erſter Linie iſt es ſelbſtverſtändlich die Rheinſtraße, als
repräſen=
tative Eingangspforte zur Stadt, die hübſchen und reichen Feſtſchmuck
angelegt hat. Daneben aber haben die Bewohner faſt aller Stadtteile
Häuſer und Straßen, zum mindeſten mit Fahnen, vielfach auch mit
Gir=
landen und Inſchriften, geſchmückt, beſonders natürlich die Straßen,
die der große Feſtzug am Sonntag paſſieren wird. Wenn der
Geſamt=
ſchmuck der Straßen Darmſtadts vielleicht hie und da zu wünſchen übrig
läßt, ſoweit das heute ſchon zu überſehen iſt, ſo liegt das wohl einer=
Gits daran, daß viele noch mit dem Anbringen von Girlandenſchmuck
wirückhalten, um ihn für den Sonntag, als Hauptfeſttag, friſch zu
er=
halten. Andererſeits aber auch wohl — ähnlich wie in Wien — an der
immer noch ungewöhnlich ſchweren wirtſchaftlichen Lage, die vielen die
Ausgaben für reicheren Feſtſchmuck unmöglich macht. Hier muß der
gute Wille für die Tat genommen werden, irgendeinen Zweifel an die
Herzlichkeit und die Mitfreude zu ſetzen, wäre eine Verkennung.
Die Ausſchmückung des Luiſenplatzes mit der Ludwigsſäule lag in
den Händen des Bauausſchuſſes, der auch den künſtleriſchen Entwurf für
den Schmuckplan lieferte. Von der Säule herab wehen lange Fahnen,
der ganze Balkon iſt eingefaßt mit Glühlampen. An den vier Ecken der
Ludwigsſäule ſind Pilonen errichtet, die mit Blumen und Pflanzen
gekrönt ſind und bei Dunkelheit beleuchtet werden. Der ganze Sockel
des Denkmals iſt ebenfalls mit Blumen und Pflanzen reich geſchmückt.
Zwiſchen den Eckpilonen ſtehen kleinere Pfoſten, die ebenfalls
Blumen=
ſchmuck tragen und abends im Glanz der Glühbirnen farbig erſtrahlen.
Die Säule trägt an vier Seiten abwechſelnd die Wappen des heſſiſchen
und deutſchen Sängerbundes, ebenfalls bei Dunkelheit ſtrahlend
erleuch=
tet. Beſonders in der Dunkelheit iſt der Schmuck des Wahrzeichens von
Darmſtadt wieder außerordentlich eindrucksvoll. An der Herſtellung
waren beteiligt die Firmen Keil, die auch die geſamte
Feſtplatzbeleuch=
tung ausführte, W. Kläden, Peter Schweizer, Erbes und die
Gärtnervereinigung.
Die beiden Olbrich=Brunnen wurden in ihren Waſſerſpendern
eben=
falls wirkſam abgeändert und die Fontänen durch die Heag mit
Be=
leuchtungsanlagen verſehen.
Fahnen wehen überall, zum mindeſten Fähnchen und Flaggen.
Be=
ſonders reich iſt wieder Fahnenſchmuck vor der Feſthalle. Die
künſt=
leriſchen Anlagen der Stadt haben vielfach neuen Blumenſchmuck
erhal=
ten, ſind auf jeden Fall ſauber und anſprechend hergerichtet worden.
In einer geſchmackvollen Schaufenſterdekoration nimmt die Fa.
Ju=
welier Ludwig Schmidt Bezug auf das Sängerfeſt. In künſtleriſchen
Silberrahmen ſind die Bildniſſe des Vorſitzenden, Miniſterialrat Dr.
Siegert, des Gauvorſitzenden Roth und Richard Wagners
aus=
geſtellt. Dazu eine Gruppe geſchmackvoller Kelche und ſonſtiger zu
Ehrenpreiſen geeigneter Silbergegenſtände.
Lautſprecher (von der Fa. Sander u. Co. erſtellt) werden in der
großen Feſthalle das Eröffnungskonzert und die Anſprachen auch den
zurückſitzenden Beſuchern vermitteln. Lautſprecher ſind auch im
Oran=
geriegarten angebracht, um die große Kundgebung ſprachlich und
geſang=
lich den Tauſenden zu vermitteln, die nicht in unmittelbarer Nähe der
Darbietungen ſtehen können.
Die Tribünen, die für den Ehrenausſchuß und die Ehrengäſte vor
der Hochſchule errichtet wurden, ſind von der
Gärtnervereini=
gung mit Blumen und Pflanzen geſchmückt.
Die Mendelsſohn=Ehrung,
die geſtern abend in der Feſthalle ſtattfand, bildete einen wirkungsvollen
Auftakt zum Sängerfeſt. Schon lang vor Beginn war die Feſthalle
überfüllt, die ſich wiederum im Schmuck der vielfarbigen Fahnen, der
Girlanden und Blumen ungemein feſtlich präſentiert. Vor dem Podium
war zu Ehren von Arnold Mendelsſohn ein Gipsabguß der
großen Büſte aufgeſtellt, die Prof. Robert Cauer im letzten Jahr
nach dem Meiſter gefertigt hat. Das Werk iſt bei dieſer Gelegenheit
zum erſtenmal der Oeffentlichkeit zugänglich geworden, und ein beſſerer
Anlaß war dafür kaum zu finden. Die überlebensgroße Büſte gibt ohne
alles Pathos, aber mit tiefſtem Ausdruck die menſchliche Erſcheinung
Mendelsſohns. Ein ſeit langen Jahren beſtehender naher Verkehr hat
es dem Bildhauer ermöglicht, mehr zu geben als bloß die äußeren Züge
des Dargeſtellten. Dieſe Büſte iſt für alle Freunde des Komponiſten
und für Darmſtadt ein koſtbarer Beſitz. Vielleicht gibt das Sängerfeſt
den Anlaß, ſie in dauernder Ausführung an geeigneter Stelle
aufzu=
ſtellen.
Das Eröffnungskonzert begann mit dem Meiſterſinger=Vorſpiel von
Richard Wagner, das unter der künſtleriſch überlegenen Leitung von
Kavellmeiſter Friedrich Rehbock vom Landestheater=Orcheſter
pracht=
voll gefdielt wurde. Das war die rechte Eröffnungsmuſik für das Feſt,
trotz des großen Raumes war die Wirkung überaus ſtark, auch die
fei=
nen lyriſchen Teile verloren nicht ihre Wirkung, und in den Klängen
Wagners ſchwebte an alle die Mahnung heran: „Ehrt Eure deutſchen
Neiſter!” Und nun kam unſer Arnold Mendelsſohn zu Wort. Zwei
der gewaltigſten Chöre aus ſeiner Vertonung von Goethes Pandora,
unter Rehbocks Leitung vom Mozart=Verein geſungen, der ſo oft
Küui=
der der Kompoſitionen Mendelsſohns war, gaben ein bedeutſames Bild
des Komponiſten. Charaktervoller Ausdruck, herbe Kraft und vornehme
Form wirken neben dem feingeſchliffenen Geiſt und dem tiefen
Empfin=
den ſtets wieder wie eine neue Offenbarung. In ſprühendem
Tempe=
rament beginnt der Hänmmerchortanz, den Hauptſatz mehrfach
refrain=
artig wiederholend Ausdrucksſtarke Zwiſchenſütze, kleinerem Chor und
einem Soloquartett anvertraut, fügen ſich ein. Ganz vorzüglich war die
Ausführung, denn ſelbſt das Soloquartett, als deſſen Führer wir
Konzertſänger Franz Müller erkannten, vermochte ſich klanglich
ausge=
zeichnet in dem großen Raum zu behaupten. Nicht minder wertvoll iſt
der Chor der Krieger, der in ein Solo des Prometheus ausklingt, das
wirkungsvoll vom Chorbaß beſetzt war. Wer dieſe Kompoſitionen kennt
der verſteht, warum Arnold Mendelsſohn immer wieder zu Goethes
Dichtung zurückkehrt, und erkennt, daß Mendelsſohn es wagen darf,
den gedankenſchweren und ſchon an ſich wie Muſik klingenden Worten
des Dichterfürſten ſeine Töne beizugeſellen. Als ſich der begeiſterte
Bei=
fall gelegt hatte, ergriff der Bundesvorſitzende, Miniſterialrat Dr.
Siegert, das Work und ehrte den anweſenden Komponiſten mit
fol=
gender Anſprache:
Still und beſcheiden lebt und wirkt in Darmſtadts Mauern ſeit mehr
als 35 Jahren ein Mann, dem das Deutſche Muſikleben im Konzertſaal,
in Kirche, Schule und Haus unendlich viel verdankt — der Meiſter, der
ſoeben durch zwei herrliche Chöre aus ſeiner Pandora zu uns geſprochen
hat —, unſer Arnold Mendelsſohn. Wir alle kennen ihn als
hervor=
ragenden Tonſchöpfer, vorzüglichen Muſiker und nicht zuletzt als einen
Menſchen von ſelten edler Geſinnung und lauterem Charakter. Ueberall
in Deutſchland und auch jenſeits der Grenzen haben ſeine Werke hohe
Anerkennung, hat ſeine Perſon die größte Verehrung gefunden.
Wie=
derholt haben wir in der Preſſe von großen Erfolgen und wahren
Triumphen geleſen. Die Akademie der Künſte in Berlin hat
Mendels=
ſohn zu ihrem Mitglied ernannt. Gamz beſonders nahm ſich der
be=
ruihmte Thomaschor in Leipzig, den vor 200 Jahren kein Geringerer
als Joh. Seb. Bach ſelbſt geleitet hat, mit großer Begeiſterung ſeiner
Werke an. Ihm wurde auch eine größere Zahl von Motetten gewid=
met. Von der ergiebigen Betätigung Arnold Mendelsſohns auf dem
Gebiete der Kammermuſie, von ſeinen Opern „Elſi, die reine Magd”
und „Bärenhäuter” will ich hier nicht reden. Wir feiern
Mendels=
ſohn im Rahmen unſeres 2. Bundesfeſtes in erſter Linie als Komponiſt
von Chören Beſonders freudige Aufnahme fand ſeine herrliche
Kirchen= und Schulmuſik in der Form des gemiſchten Chores, aber auch
der deutſehe Männerchor fand in ihm einen eifrigen Förderer und
wür=
digen Regräſentanten. Mit dem ſentimentalen Liedertafelſtil hat er als
einer der erſten Kcmnponiſten gebrochen und weſentlich dazu
beigetra=
gen, den deutſchen Männergefang aus dem Banne dieſer falſchen
Ge=
ſchmacksrichtung zu erlöſen. Die wertvollſte Gabe hat er durch
Ver=
tonung von Goethes Pandora geſchenkt — ein Chorwerk großen
For=
mats —, geiſtvolle Gedanken gepaart mit tiefen Empfindungen, wie ſie
ſo ganz dem Weſen des Meiſters entſprechen. — Die Männerchorliteratur
Geſitzt aber no.h vieles andere aus de: Feder Arnold Mendelsſohns, was
größte Beachtung derdient. — Erſt vor acht Tagen, auf der Nürnberger
Sängerwoche, durfte ich Zeuge ſein, welche begeiſterte Aufnahme drei
von ihm in jüngſter Zeit bearbeitete Volkslieder bei den berufenen
Ver=
tretern der deutſchen Sängerwelt und den übrigen Zuhörern gefunden
haben, ganz reizende Tonſchöpfungen im ſchlichten Gewande
volkstüm=
lichen Liedes, trotzdem ihrem Geiſt nah völlig modern anmutend, ganz
ausgezeichnet vorgetragen von einem Verein aus dem kleinen Meerholz
bei Schlühtern. Zu unſere: freudigen Ueberraſchung ſind Dirigent und
Vorſtandsmitglieder dieſes Vereins heute anweſend, um ihre
Dankbar=
keit und Wertſchätzung dem Komponiſten perſönlich zum Ausdruck zu
bringen.
So dürfen die deutſchen Sänger ſich freuen, einen Arnold
Mendels=
ſohn zu beſitzen — und ſpeziell wir in Heſſen, daß er in unſerer Mitte
lebt.
Hochgeehrter Herr Profeſſor! Aus ſolchen Gedanken heraus hat der
Heſſiſche Sängerbund beſchloſſen, ſein 2. Bundesſeſt mit Ihrer von uns
ſo hochgeſchätzten Perſönlichkeit dadureh aufs engſte zu verbinden, daß
die Fahnen der Bundesvereine im Feſtzug mit einer Plakette geſchmickt
werhen, die ihr Bildnis trägt. So ſoll die große Verehrung, die wir
für Sie im Herzen tragen, auch ſichtbaren Ausdruck finden. Nicht nur
Meiſterſingertöne, auch Meiſterſingerworte klingen mir heute im Ohr;
Ehrt Eure deutſchen Meiſter,
Dann bannt Ihr gute Geiſter.”
Dem begeiſterten Jubel, der dieſen Worten folgte, und den
per=
ſönlichen Begrüßungen Mendelsſohns durch den Staatspröſidenten,
den Oberbürgermeiſter und leitende Perſönlichkeiten des Heſſiſchen
Sän=
gerbundes ſchloß ſich Mendeisſohns Feſtgeſang „Einmal nur in
unſe=
rem Leben, was auch ſonſt begegnen mag, iſt das höchſte Glück
gege=
ben, einmal feiert ſolchen Tag!” an. Er wurde ausgeführt von den etwa
1400 Sängern des Gaues Darmſtadt unter der Leitung des
Gauchor=
meiſters Wilhelm Etzold. Hier ſiſt es Mendelsſohn gelungen, in
einer Rondoform, die dem vorgenannten Hämmerchortanz aus Pandora
nicht unähnlih iſt, ein Werk zu ſchaffen von volkstümlicher und dock
vornehmſter Ausdruckskraft und von einer feſtlichen, glänzenden und
zugleich ſchlichten Wirkung, die ſelten in dieſem Maße in der
Chorlite=
ratur erreicht wird. Das bechbedeutſame Werk ſollte in der Literatur
feſtliche Kompoſitionen mit en erſter Stelle genannt werden. Trotz
der Shwierigkeit, einen ſolchen Maſſenchor einheitlich vorzubereiten
und bei der Aufführung in einem Guß darzubieten, war die
Ausfüh=
rung ausgezeichnet zum Ruhme Etzolds, des Feſtdirigenten, und all der
einzelnen Vereinsleirer, die in ſelbſtloſer Weiſe die Vorarbeit geleiſtet
hatten. Nochmals wurde Arnold Mendelsſohn und ſein Werk mit
Bei=
fall überſchuttet, dann betrat der Vorſitzende des Gaues Darmſtadt,
G. F. Roth, die Rednertvibüne und übergab das vom Gan
Darm=
ſtadt vorbereitete Feſt mit folgenden Worten dem Vorſitzenden des
Sängerbundes:
Meine ſehr geehrten Damen und Herren!
Monatelange, anſtrengende Arbeit liegt hinter uns. Heute iſt der
Tag gebommen, an dem die Darmſtädter Sängerſchaft die Vorarbeiten
für das 2. Bundesfeſt als beendet betrachten kann. Ich hoffe und
wünſche, daß unſer Bundesfeſt, das ich hiermit unſerem allverehrten
Bundesvorſitzenden übergebe, in ſchönſter Harmonie verläuft, zum Wohle
unſeres Bundes und zum Wohle des deutſchen Liedes.
Die Darmſtädter Sängerſchaft heißt hiermit alle Sangesbrüder und
Sangesfreunde aus nah und fern auf das herzlichſte willkommen.
Es folgte die Begrüßungsanſprache von Herrn Dr. Siegert, der
ſchon mit lebhaftem Jubel empfangem wurde.
Hochzuverehrender Herr Staatspräſident!
Gleichwie Ihr Herr Vorgänger im Amt, Herr Präſident Ulrich, der
heſſiſchen Sängerbewegung wohlwollend und fördernd
gegenübergeſtan=
den hat, ſo dürfen wir heute auch Ihnen danken für das große Intereſſe,
das Sie dem Volksgeſang als Mittel der geiſtigen und ſittlichen
Ertüch=
tigung entgegenbringen. Mögen die Stunden, die Sie mit uns im
Reiche der Sangeskunſt verleben, Sie auch davon überzeugen, daß hier
eine Atmoſphäre von Freundſchaft und Brüderlichkeit herrſcht, die,
wie es in einem Liede heißt, hoch über Welt und Zeit uns hebt und
ge=
eignet iſt, über alle Gegenſätze des Lebens hinaus jene
Volksgemein=
ſchaft anzubahnen, die von allen ehrlichen Vaterlandsfreunden als
Vor=
bedingung für die Auferſtehung unſeres Volkes angeſehen wird.
Meine ſehr geehrten Damen und Herren, liebwerte Sangesbrüder!
Freudigen Herzens darf ich Sie alle zum Feſt willkommen heißen. Ich
begrüße die Herren Miniſter und Vertreter der oberſten Staatsbehörde
— den Herrn Präſidenten des Landtags. Ich begrüße die Herren
Ver=
treter der Reichsbehörden. Ich begrüße den Herrn Oberbürgermeiſter
der Feſtſtadt und die Herren Vertreter der ſtädtiſchen Behörden. Ich
begrüße die Herren Vertreter der Berufsſtände: Landwirtſchaft,
Hand=
werk, Handel und Induſtrie, die Herren Vertreter der Preſſe, die
Her=
ren Vertreter des Arbeiterſängerbundes, die Herren Vertreter der
be=
nachbarten Sängerkreiſe Frankfurt und Naſſau und unſere Herren
Ehrengäſte im übrigen. Sie ſehen aus der großen Zahl der von mir
be=
ſonders hervorgehobenen Perſönlichkeiten, die namentlich aufzuführen,
die Zeit verbietet, daß der Heſſiſche Sängerbund auf ein gutes
Einver=
nehmen mit den Behörden und allen Ständen der Bevölkerung größten
Wert legt. — Sängerfeſte ſind volkstümliche Feſte. So hoffen wir denn,
daß die Tage unſeres 2. Bundesfeſtes zu einem Miterleben für die
ge=
ſamte Bevölkerung werden. — In der Durchführung dieſes Feſtes haben
unſere Darmſtädter Sänger ein gewaltiges Maß von Arbeit geleiſtet
und große perſönliche Opfer gebracht. Die Spannung, die auf ihnen
laſtet, hat ihren Höhepunkt erreicht. Jetzt wird es ſich zeigen, ob
un=
ſere eigenen Erwartungen und diejenigen der Feſtbeſucher in Erfüllung
gehen. Wie dem auch ſei, liebe Freunde, wir können unſere gemeinſame
Arbeit getroſt der öffentlichen Kritik übergeben, denn ſie iſt geſchehen im
Zuge der begeiſterſten Hingabe für
„Sangeskunſt, Heimat und Vaterland”
Nun ergriff Staatspräſident Adelung das Wort:
Zu Tauſenden kommen die tätigen Glieder des Heſſiſchen
Sängerbundes nach Darmſtadt, um die zweite große Tagung
ihres Bundes feſtlich zu begehen. Herzlich iſt der Willkommgruß der
Bevölkerung, ind ebenſo herzlich ſind die Wünſche, die die
Regie=
rung des Volksſtaates Ihrer Volksbewegung und Ihrem
Volksfeſt entgegenbringt. Sangesſache iſt Volksſache,
Singfreude iſt Volksfreude. Denn das Lied, ſo ſehr es dem
Ein=
zelnen auch Ausdruck der Freude, des Schmerzes, der Sehnſucht iſt,
zwingt die Menſchen zur Gemeinſchaft und wird ein
Ausdruck für die Gefühle dieſer Gemeinſchaft. Mannigfaltig ſind die
Formen ſolchen gemeinſchaftlichen Singens. Dort aber, wo die
Gemeinſchaft gelockert iſt, verſtummt gar leicht auch der
ge=
meinſame Geſang. Wenn das deutſche Haus liederleer würde, ſo wären
ihm damit große Gemütswerte entſchwunden, und wenn die dörfliche
Gemeinſchaft das Band des Liedes nicht mehr hätte, wie es vielleicht
einſt in der Spinnſtube gewoben wurde, ſo würde das eine
Ver=
bdung des Zuſammenlebens bedeuten.
Manches ſcheint Schickſal zu werden. Es wachſen die
Maſſen, deren Arbeit ſo ſehr auf das Techniſche, das Rationelle
eingeſtellt iſt, daß ſie die Stimmen des Gemüts zu übertönen droht.
Da entſtehen den Sängervereinigungen aller Richtungen die großen
Aufgaben, an denen auch der dem Volksganzen verpflichtete Staat
nicht vorübergehen kann und darf. Lied, Wort und Werkzeug
müſſen gleichberechtigte Diener unſeres Geiſtes
ſein.
Das Wollen des Sängers gilt aber der
Geſamt=
heit des Volkes. Es iſt ein ſtärkendes Bewußtſein in unſerer
Zeit, daß Volk und Nation die Bindung im gemeinſamen
Lied trotz aller ſonſtigen Trennung nicht verlorea haben. Wahrhaft
ſtaatsmänniſch war, die Tat unſeres verewigten erſten
Reichs=
präſidenten, der das „Lied der Deutſchen” der geſamten
Nation zu eigen gab, ein Zeichen unzerſtörbaren Zuſammenhaltes
unſeres Volkes. Die Hymne der Nation iſt erwachſen aus langem,
ſchmerzlichem Einigungskampf. Eine Hymne der Völker aber —
als Ausdruck der Verbundenheit aller Kulrurnationen —, die
hinüber=
tönt über alle Grenzen und Fernen, und die in allen Zungen der Welt
gern und freudig erklingt, harrt noch der Erſtehung.
Noch klingen in die Feſte unſerer heſſiſchen Heimat hinein die
Manöverſchüſſe der fremden Beſatzungsarmee. Wir
erſehnen Töne des Friedens und der Freiheit, die die Völker erheben
und verbinden.
Unſere Arbeit wird von der Hoffnung getragen, daß dieſe
Dis=
harmonien im Völkerleben bald verſchwinden, daß
in Freiheit, der keine wie auch immer benannte Feſſeln auferlegt
wer=
den, das deutſche Lied überall im deutſchen Land ertönen kann. Nur
ſo werden die Vorausſetzungen geſchaffen, die die
Mannigfaltig=
keit der Völker einſt zuſammenklingen läßt im Chore der
Einheit aller Menſchen, in einen Hymnus an die Freude, wie
er machtvoll=prophetiſch in Schiller-Beethovens Weihegeſang erklingt.
Einheit in der Mannigfaltigkeit! Wie die Idee der
menſchlichen Verpflichtung nicht leben und nicht ſich verwirklichen kann
ohne das Selbſtbeſtimmungsrecht der Völker, ſo ſchließt auch der
ge=
ſunde nationale Gedanke eine gewiſſe Mannigfaltigkeit in ſich.
Für einen, dem größeren Nationalen eingeordneren
heimatlichen Gedanken ſind auch Sie als Sänger im Heſſengau
gewichtige Träger. Ihre jetzige Veranſtaltung iſt der Ehrung eines der
Träger unſeres heſſiſchen Büchnerpreiſes beſtimmt, der
Ehrung für Profeſſor Mendelsſohn, eines Meiſters der Töne, der ſich
um das deutſche Lied unvergängliche Verdienſte erworben hat. Die
Kräfte, die der Nation aus ihren Landſchaften zuſtrömen,
müſſen ihr zum Segen der Geſamtheit erhalten bleiben. Wie im
Konzert der Völker, ſo gehören auch im Chor der
Nation die Einzelſtimmen an den richtigen Platz
ge=
ſtellt. Das iſt die Ordnung, die allein die Harmonie verbürgt.
Bis in die kleinſten Gemeinſchaften hinab, ohne deren geſunde Form
die übergeordnete Geſamtheit nicht lebenskräftig bleibt, muß dieſes
Harmoniegeſetz angewandt werden. Wenn die Harmonien der großen
Verbände geſtört werden, dann wird
Verantwortungs=
bewußtſein von unten her den Weg zur Geſundung finden.
Geſunde Glieder müſſen den geſunden Körper ſichern.
Das iſt der Wunſch der Heſſiſchen Regierung für Ihre
Sängervereini=
gung und für das Feſt, das Sie nun beginnen! Ein herzliches Glückauf!
Auch die Worte des Staatspräſidenten fanden lebhaften Widerhall
bei den Zuhörern, worauf Oberbürgermeiſter Mueller im Namen
der Stadt ſeinen Wünſchen für das Gelingen des Feſtes Ausdruck
verlieh.
Die heſſiſche Landeshauptſtadt grüßt dem Heſſiſchen Sängerbund!
Sie hat die Arme weit geöffnet, um alle die Hunderte und Tauſende
brüderlich zu empfangen, die gekowen ſind, um Künder zu ſein ber
Macht und der Schönheit des deutſchen Liedes! Seid uns aufs
herz=
lichſte willkommen, Ihr Sänger aus dem deutſchen Weſten!
Wie wundervoll iſt der Gedanke, das große Bumdesfeſt einzuleiten
mit einer Huldigung vor unſerem großen Mitbürger Arnold
Mendels=
ſohn, dem genialen Schöpfer ſo mancher edlen Perle aus dem deutſchen
Volksliederſchatz! Mit dem greiſen Meiſter ehrt Ihr Euch ſelbſt durch
dieſen weihevollen Akt!
Wie glücklich darf unſere Generation ſich ſchätzen, daß ſie die hohe
Bedeutung des Volksliedes wieder erkannt hat als die Quelle alles
Scho=
nen. Nichts iſt tiefer im Weſen des Menſchen verwurzelt, als die Muſik.
Nichts erhebt und erſchüttert ihn mehr, als die Macht der Töne.
Nir=
gendwo kommt aber auch der deutſche Gedanke, das vaterländiſche
Be=
wißtſein, das heimatliche Empfinden ſtärker und erſchütternder zum
Ausdruck, als im Volkslied. Das Volkslied iſt ganz und gar das, was
es begrifflich ausdrückt: Das Lied des Volkes — das Lied, das aus dem
Volke ſelbſt herausgewachſen iſt, aus ſeinen Sitten und Gewohnheiten,
aus ſeiner Eigenart, aus Männerſvolz und Frauenehre, aus Luſt und
Leid und Liebe. Es iſt die volltommenſte und erſchöpfendſte
Offen=
barung der Seele. Im Volkslied ringt die Seele nach Ausdruck, die
Seele, die mit dem Intellekt nichts zu tun hat, die aber auch nichts
weni=
ger iſt als etwa Sentimentalität; die das Spiegelbild iſt des
Charak=
ters eines Volkes, ſeines Imemlebens, ſeiner ſiltlichen Kräfte. Unſere
Sänger ſind die Dolmetſcher der deutſchen Seele! Möge Ihre
Darm=
ſtädter Bundestagung ein Markſtein ſein auf dem Wege unſerer
weite=
ren kulturellen und nationalen Auſwärtsentickelung! Von dieſem
Wunſche aufs biefſte durchdruggen, gebe ich den Grüßen unſerer Stadt
nochmals freudigſten Ausdeuck mir einem heißlichen Glück auf!
Hatte ſo der Oberbürgermeiſter der Bedeutung des Volksliedes mit
beredten Worten gedacht, ſo ſang nun der große Chor zwei unbegleitete
Volkslieder. Man hatte dazu ein vor faſt 100 Jahren in Groß=Bieberau
aufgezeichnetes Lied gewählk, das der Darſtädter Chormeiſter Karl
Grim ſchlicht, aber doch in bewegter Süimmführung geſetzt hat. Mit
Silchows „Die drei Röſelein” wurde auch Grims Liebesklage
ausgezeich=
net ausgeführt, der Maſſenchor klang wie ein einheitlich geſchulter
Ver=
ein, und Wilhelm Etzold zeigte ſich wiederholt als Meiſter des
Volks=
liedvortrags, er folgte von Strophe zu Strophe dem Text mit
entſpve=
chendem Ausdruck, ohne jedoch der Gefahr zu unterliegen, gekünſtelt
oder rheatraliſch zu wirken. Gerade die Volkslieder, die trotz der ſtarken
Beſetzung in ſchlicht 4ſtimmögem Satz geſungen wurden, ganz tonrein
gelangen, ganz beſonders an don leiſen Stellen herrlich klangen, fanden
bei den Hörern ſtärkſte Gegenliebe. Der herrliche Klang bewies, wie
überflüſſig es iſt, Silcher für ſtrrke Chöre beſonders mehrſtimmig zu
bearbeiten, wie dies neuerdings häufig geſchieht.
Danach vereinigten ſich Chor und Blasorcheſter unter Wilhelm
Etzolds Leitung zur Wiedergabe der großen Chorkantate „Triumph des
deutſchen Liedes” von L. Gellert auf ein Gedicht von Fr. Stoltze. In
drei großen Teilen wird die umfangreiche Dichtung wiedergegeben, deren
erſter in rauſchender Feſtlichkeit machtvoll geſteigert iſt, durch
Wieder=
kehr ſeines Hauptſatzes dreiteilige Form deutlich wahrend. Der große
zweite Satz beginnt mit den Worten „Die Welt ſoweit die Liebe trägt”,
die ebenfalls den Teil umſchließen, der in mehrere, faſt ſelbſtändig
neben=
einanderſtehende, mehr lyriſche Epiſoden zerfällt. Hier kommt es zu
intimeren Wirkungen, zuweilen ſchweigt das Orcheſter und läßt den Chor
2 Capella ſingen. Der dritte Teil wirkt als lebhafterer Nachſatz „Heran,
heran, von Nord und Süd” und ſteigert ſich wirkungsvoll zu
pathe=
tiſchem, hymnenartigen Schluß. In allen Teilen wechſelt breit
ange=
legter akkordiſcher Satz mit kontrapunktiſchem Stil, der Schlußſatz
ent=
hält ſogar bei. Sein Purpur wallt wie Morgenbrand” ein vollſtändiges
Fugato. Der Komponiſt beweiſt in dieſem Werk hervorragendes Können
und große Geſtaltungskraft, indeſſen erweiſt ſich die allzu große
Aus=
dehnung der Dichtung als nicht günſtig für die geſchloſſene Wirkung des
Werkes, das auch harmoniſch faſt mehr Schwierigkeiten aufwies, als ſie
für einen derartigen Maſſenchor überwindbar ſind. So war es trotz der
vorzüglichen Einſtudierung und der künſtleriſch ausgezeichneten Leitung
Etzolds nicht zu vermeiden, daß einige Stellen weniger klar im Klang
waren, und daß in den Höhepunkten die Sänger etwas höher
intonier=
ten als die Blasinſtrumente.
Zum Schluß erklang das Altniederländiſche Dankgebet in der
Be=
arbeitung für Chor und Orcheſter von Eduard Kremſer. Leiſe ſingt ein
Teil des Männerchors die erſte Strophe, die zweite ſteigert ſich unter
Beteiligung aller Sänger, noch überſtrahlt durch die dritte, bei der
mehrere Hundert heller Knabenſtimmen hinzutreten, ſo daß der Ruf
„Herr mach’ uns frei” wie ein überwältigender Notſchrei klang. Die tiefe
Wirkung des ſchlichten, großenteils einſtimmigen Geſangs zeigte ſich, als
die Tauſende von Zuhörern die Wiederholung verlangten und in
ein=
mütiger Ergriffenheit ſtehend der Bitte der letzten Strophe nochmals
lauſchten. So beaann das Feſt mit gewaltigen Eindrücken, denen die
fol=
genden Tage noch viel Ebenbürtiges zur Seite ſtellen ſollen.
— Sängerveteran. Der frühere Bundesſchatzmeiſter des Maintal=
Sängerbundes, Max Stüber aus Offenbach, der bei der Grüindung
des Heſſiſchen Sängerbundes in hevvorragender Weiſe beteiligt war,
hat es ſich trotz ſeiner 83 Jahre nicht nehmen laſſen, zu der Eröffnung
des Heſſiſchen Sängerbundesfeſtes noch Darmſtadt zu kommen, um das
Feſt im Kreiſe der Sangesfreunde mitzuerleben.
Seite 6
Samstag, den 13. Juſi4929
Nummer 192
Darmſtadt, 13 Juli.
2. Heſſiſches Sängerbundesfeſt Darmſtadk.
12.—15. Juli 1929.
Der Tag der Treſe wird der dritte Feſttag genannt. Er hat
zwei Höhepunkte: die Vaterländiſhe Kundgebung im
Orangeriegarten und die Heldeneyrung im Feſtzug. Der Tag
hebt an mit einer Kundgebung des Gaues Dieburg auf dem
Parade=
platz um 7.30 Uhr. 8 Uhr begunnen die Feſtgottesdienſte in der
Paulus=
kirche und in der St. Laudwigskirche. Kiuchliche Geſänge (Wormſer
Wännergeſangverein und Mainzer Männerquartett Frauenlob) erhöhen
die Weihe des Gottesdienſtes. Das Befenntnis der 20 000 des
Heſſi=
ſchen Sängerbundes zu Volk und Vaterland hat eine würdige Stätte
im Orangeriegarten. Um 9,30 Uhr erhebt der Bundeschormeiſter
ſei=
nen Stab, und das Heer ſeines Sänger läßt Preislieder zu
Deutſch=
lands Ehre ertönen. In die Welt der Klänge tritt das Feſtwort des
Bundesvorſitzenden Miniſterialrat Dr. Siegert und des
Ehrenvor=
ſtandsmitgliedes Schulrat Haſſinger. Die Veranſtaltung dürfte das,
große Vorbild des Wiener Sängerfeſtes an Würde und Weihe erreichen.”
Das große Ercinnis des Nachuuttags iſt der Feſtzug. Gründlich
vor=
bereitet, künſtleriſch geleitet, mit 41 Feſtwagen ausgeſtattet, wird er
ſich bemühen, ſeine Vorgänger zu übertreffen. Um 13,30 Uhr ſetzt ſich
der Zug in Bewegung. Er geht durch die Karlſtraße, Wittmannſtraße,
Bruchwieſenſtraße, Herdweg, Nieder=Ramſtädter Straße, Kapellplatz,
Schulſtraße, Ludwvigſtraße, Marktplatz, Schloßgraben, Alexanderſtraße,
Heinheimerſtraße, Liebfrauenſtraße, Pankratiusſtraße, Hochſchulſtraße,
Paradeplatz, Rheinſtraße. Die Helden des Weltkrieges ehren „Halt und
Schweigen”, von einer Fliegerhombe geboten; 18.30 Uhr findet in der
Feſthalle das Gaukonzert II ſtatt, zu dem ſich Gruppe Main=Speſſart
und Gau Bingen vereinen. Größtes Intereſſe findet das Kaun=Konzert,
dargeboten vom Sängerchor des Turnvereins Offenbach und der „
Har=
monie” MainzKoſthoim unter Mitwirkung des Landestheateronheſters.
Mit Spannung ſieht man der Uraufführung „Des Steigers” entgegen,
eines gewaltigen Werkes für Männerchor, Altſolo, Frauenchor und
großes Orch=ſter. So ſchließt der Feſtſonntag mit einer bedeutſamen
muſikaliſchen Leiſtung. — In die Reihe der Sonderzüge, die am
Sonn=
tag verkehren, ſind noch aufzunehmen: Sonderzug 3514 Pfungſtadt ab
13,08, Darmſtadt an 13,27, Nackzug 946 Darmſtadt ab 18,48, Pfungſtadt
an 19,8.
Das Sonderkonzert Nr. 12 des Männergeſangsereins
„Liedertafel” Weiſenau, das in der Turnhalle ſtattfinden ſollte,
fällt aus. Die Karten können bei Otro Titze, Eliſabethenßraße 4,
umgetauſcht werden.
*
Zur Bewältigung des ſtarken Verkehrs beim Sängerfeſt hat die
Reichsbahndirektion Mainz umfaſſende Maßnahmen getroffen. Es
ver=
kehren folgende Züge:
Am 18. Juli:
Richtung Odenwald: Es verkehren: Nachzug 7,30; Erbach ab 15,22,
Darmſtadt an 16,53. T. 729/738 als Dampfzüge.
Nichtung Darmſtadt—Aſchaffenburg: T. 686 verkehrt als Dampfzug.
Nichtung Darmſtadt—Worms: Es verkehren: Sonderzug 1308. Worms
Gernsheim zum Anſchluß an Lpz. 4757. Worms ab 1533,
Gernsheim an 15,55, ab 16.00, Darmſtadt an 16,59 Uhr. — T.
9844/53, 9848, 50, 2803 als Dampfzüge.
Richtung Darmſtadt—Mainz: Es verkehrt: Sonderzug 1296 Mainz—
Darmſtadt. Mainz ab 1703, Darmſtadt an 17,44 Uhr. Hält in
Mainz=Süd und Guſtavsburg.
Nichtung Frankfurt (M.)—Heidelberg: Es verkehren: Sonderzug 1355
Wetzlar-Darmſtadt. Darmſtadt an 16,51. Vorzug 942
Frank=
furt.Darmſtadt. Frkft. ab 1638 Darmſtadt an 1707, ohne Halt
unterwegs. — Vorzug 957 Bensheim-Darmſtadt. Bensheim ab
1702, Darmſtadt an 17.45 Uhr. — Vorzug 970 Darmſtadt—
Bens=
heim. Darmſtadt ab 23,25, Bensheim an 0,01 Uhr.
Am 14. Juli:
Richtung Odenwald: Es verkehren: Vorzug 722 Erbach-Darmſtadt.
Er=
bach ab 1009, Darmſtadt an 11,58 Uhr. — Nachzug 727
Darm=
ſtadt=Oſt-Wiebelsbach. Darmſtadt=Oſt ab 19,25, Wiebelsbach an
206 Uhr.
Nichtung Darmſtadt—Aſchaffenburg. Es verkehren: Lp. 4708/625
zwi=
ſchen Babenhauſen und Darmſtadt wie an Werktagen. — T. 686
Darmſtadt—Babenhauſen als Dampfzug.
Richtung Darmſtadt—Worms: Es verkehren: Sonderzug 2823. Worms
ab 1108, Darmſtadt an 12,31. — Nachzug 2842 Darmſtadt ab
19,50, Worms an 21,05. — T. 2844/53, 2848/50 /2803 als Dampfzüge.
Richtung Darmſtadt-Mainz. Es verkehren: Sonderzug 1297
Darm=
ſtadtMain= Darmſtadt ab 0.10, Mainz an 051. Hält in
Guſtavs=
burg und Mainz=Süd.— Vorzug 636. Mainz ab 7,52. Darmſtadt an
846. Hält auf Unterwegsſtationen. — Vorzug 651. Darmſtadt
ab 2,90, Mainz an 21.14. Hält auf Unterwegsſtationen.
Michtung Frankfurt (M.)—Heidelberg. Es verkehren: Sonderzug 1356
Darmſtadt—Wetzlar. Darmſtadt ab 23,14. Iſenburg durch 23,36.
BedarfsNachzug 926 Frankfurt ab 12,02, Darmſtadt an 13,10 Uhr,
— Vorzug 924. Frankfurt ab 7,45, Darmſtadt an 8,23, hält in
Iſenburg, Buchſchlag, Langen. — Nachzug 971. Darmſtadt ab
B35, Frankfurt an 0,93, hält auf allen Unterwegsſtationen. —
Vorzug 941. Weinheim ab 12,.18. Darmſtadt an 13,22. — Vorzug
946. Darmſtadt ab 1829, Weinheim an 19,43 Uhr.
Am 15. Juli:
Bedarfs=Sonderzug 1322. Darmſtadt—Seeheim. Darmſtadt ab 15,50,
Seeheim an 16,19.
Bedarfs=Sonderzug 1323. Seeheim-Darmſtadt. Seeheim ab 17,58,
Darmſtadt an 1834 Uhr.
Beide Bedarfszüge fahren nur, wenn ſich mindeſtens 380 Teilnehmer
gemeldet haben.
— Turngeſellſchaft Darmſtadt 1275 (D.T.). Am Sonntag, dem 14.
Juli, beteiligt ſich der Verein an dem Feſtzug des Heſſiſchen
Sänger=
bundesfeſtes. Wir bitten alle Mitglieder, ſich zahlreich an dieſem
Feſt=
zug zu beieiligen. Die Darmſtädter Turnvereine ſtellen einen
Feſt=
wagen — Jahnvagen — und es iſt daher Pflicht eines jeden Mitgliedes,
dieſen Jahnwagen zu begleiten. Die aktihen Abteilungen — Turner,
Sportler und Turnerinnen — gehen im Turnanzug Turnerinnen
blaues Turnkleid). Die inaktiven Mitglieder möglichſt im blauen Anzug
mit Mütze Sammelpunkt 12,15 Uhr Turnhaus Dieburger Straße,
Ab=
marſch bünktlich 191. Uhr zum Feſtwagen und Aufſtellblatz
Heinrich=
ſtraße—Karlſtraße. Wir hoffen, daß ſich alle Mitglieder an dieſer
Kund=
gebung für den deutſchen Männergeſang beteiligen.
— Konzert mit Tanz findt Samstag und Sonntag abend im
Hotel Prinz Heinrich (Garten) ſtatt.
Bluntentag
zum Beſten der hifsbebürftigen Halbwaiſen der Stadt Darmſtadt.
Immer wieder finden ſich erfreulicherweiſe ſorgende Menſchen die
bereit ſind, Leid und Not anderer zu lindern. Mit an erſter Stelle
in ber Arbeit zum Wohle Hilfsbedürſtiger, ſteht der Heſſiſche Fechtverein
„Waiſenſchutz”, deſſemn Zueigverein Darmſtadt ſich der Liebesarbeit
mit beſonderem Erfolge unterzieht. Der kommende Sonntag, der der
Tag der Heſſiſchen Sänger ſein wird, wird zugleich der diesjährige
Blumentag des Fechtvereins
ſein. Zarte Kinderhände werden überall auf den Straßen Blumen
feil=
bieten, deren Ertrag den hilfsbedürftigen Halbwaiſen
Darmſtadts zugute kommen ſoll.
Es ergeht die herzliche Bitte an jedermann, über all dem Jubel des
großartigen Säugerfeſtes nicht jene armen Kinder zu vergeſſen, denen
ein bitteres Geſchick frühzeitig den ſorgenden Vater oder die liebevolle
Mutter entriſſen hat. Gewiß, mütterlicher Otſermut und fürſorgende
Liebe können nicht durch Geld oder Geldeswert ausgeglichen werden.
Aber das Schickſal der Pfleg=befohlenen des Fechtvereins iſt wahrlich
bitter genug, als haß nicht jeder ſich verpflichtet fühlen müßte, die
Ar=
keit des „Waiſenſchutz” zu fürdern. Sind uach Vater und Mutter
un=
erſetzlich, bleibt den aumen Kindern auch der Mutter große Liebe oder
des Vaters bangende Sorgen für immer voreuthalten, ſo ſollen ſie doch
eines kennen lernen: die Nächſtenliebe. Sie ſollen es ſpüren, daß
trotz der materialiſtiſchen Zeit noch nicht jene ausgeſtorben ſind, die dem
Worte dienen: „Liebe Deiunen Nächſten wie Dich ſelbſt.”
Und ſo iſt audz nicht daran zu zweifeln, daß der kommende
Blumen=
tag ein reiches Ergebnis zeitigen wird. Die Elternſchaft
Darm=
ſtadts aber wird gebeten, ihre dazu geeigneten Kinder zum Verkauf
kon Blumen zur Verfügung zu ſtellen. 300 Kinder werden gebraucht!
Am Samstag nachmittag findet um 4 Uh= im Heſſiſchen Hof eine
Vor=
beſprechung ſtatt, zu der ſich die freiwillig meldenden Kinder einfinden
wvollen. (Näheres iſt aus dem Anzeigenteil zu erſehen.) An alle aber
ergeht der Ruf:
Vergeßt die Halbwaiſen nicht!
Der zehnke Verfaſſungskag in Heſſen.
Die zehnte Wiederkehr des Werfaſſugsbages in Heſſen und der
Be=
ſchluß des Landlags, dar den Verfaſſungstag zum geſetzlichen Geierdag
für Heſſen erhoben hat, berleihen der diesjährigen Feier bes 11. Auguſt
beſondere Bedeutung. Der Verfaſſungstag wird im ganzen Land den
Charatter eines wirklichen Volksfeiertages tragen, an dom
ſich die breiteſten Schichten der Bevöllenung beteiligen werden.
Flaggen=
ſchmuck, Feſtzug, Anſprachen, ſportliche Wettkämpfe, geſangliche und
nuſibaliſche Darbietungem und Kinderſpiele werden üüberall in Heſſen dem
Feſtag ihr Gepräge geben.
In Darmſtadt wird der 11. Auguſt von der Heſſiſchen
Regie=
rung und der Stadtwverwalltung in gemeinſamer Feier begangen. Bei
dann vom Darbietungen des Stadtorcheſtars umd Volkschors umrahmten
akademiſchen Feſtakt, der diesmal wegen Reparazurarbeiſten des
Großen Hauuſes des Landestheaters im Städtiſchen Saallbau um 11½ Uhr
ſtattfindet, hielt Staatspräſident Dr. Adelung ſelbſt die Feſtrede.
Der Nachmittag iſt für die Volksfeier vongeſehen. Sie ſpielt
ſich auf dem weiten Raum des alten Exerzierplatzes am Bahnhof ab.
Das Feſtgelände, das Tauſenden von Beſuchern Platz bieteh, iſt rings
von Reichsflaggen umſäumt. Sportliche Wettkämpfe und
Son=
dervorführungen ſämtlicher an das Stadtamt für Leibesübungen
ange=
ſchloſſenon Vereine, des Arbeiter=Sportkantells uund der Schutzpolizei
wer=
den im reicher und ſchneller Abwechſlung den Nachmittag ausfüllen. Dabei
werden von der Reichsregienung zum Verfaſſungstag geſtüftete Plaketten
ausgekämpft. Die Damſtädter Sängerſchaft wird auf dem Feſtplatz
Maſſenhöre vortragen. Das Stadtorcheſter konzertiert und begleitet
nnufikaliſch die gymmaſtiſchen Uebungen. Auch Bollstänza und
Kinder=
ſpiele — dieſe auf einem beſonderen Platz und unter fachmänniſcher
Obhut — ſind vongeſehen. Das Nachmittagsprogramm dauert von 15 bis
kurz nach 18 Uhr.
Am Abend bleibt der Feſtplatz geöffnet. In der gnoßen Feſthalle
fhndet Tanz ſtatt. Der Tag ſchließt mit einem Feuerwerk, das
nach 20 Uhr auf dem Feſtblatz abgebrannt wird.
— Ernannt wurden: Am 1. Juli: der Gendarmeriehaustwachtmeiſter
auf Probe Daniel Dörr zu Spendlingen, Kreis Offenbach, zum
Gen=
darmeriehauptwachtmeiſter, mit Wirkung vom 1. Juli 1929; am 8.
Juli=
der außerordentliche Profeſſor an der Univerſität Marburg Dr. Kurt
Glaſer aus Marburg, mit Wirkung vom 1. Oktober 1999 an zum
ordentlichen Profeſſor für romaniſche Philologie an der
Landesuniver=
ſität Gießen; am 9. Juli: der Lehrer Friedrich Jung zu Neu=
Iſen=
burg, Kreis Offenbach, zum Rektor an der Volksſchule zu Neu=
Iſen=
burg, Kreis Offenbach, mit Wirkung vom Tage des Dienſtantritts ab.
— In den Ruheſtand verſetzt wurden: Am 3. Juli; der Lehrer an
der Volksſchule zu Gaulshein, Kr. Bingen, Peter Mauer auf ſein
Nachſuchen vom 1. Oktober 1929 an; am 8. Juli: der Lehrer an der
Volksſchule zu Steinheim, Kr. Gießen, Philipp Berſch auf ſein
Nach=
ſuchen vom 1. Auguſt 1929 an. Auf Grund des 8 1 des Geſetzes über die
Altersgrenze der Staatsbeamten vom 2. Juli 1923 bzw. 19. Dezember
1923 in der Faſſung des Geſetze3 vom 8. Oktober 1925 (Reg.=Bl. S. 249)
tritt am 1. Auguſt 1929 in den Ruheſtand: der Lehrer Philipp Rupp
an der Volksſchule zu Eſſelborn, Kreis Alzeh, der Lehrer Franz
Ellert an der Volksſchule zu Nack, Kreis Alzey, der Lehrer Adam
Geiß an der Volksſchule zu Offenbach, der Lehrer Karl Reuning
an der Volksſchule zu Friedberg.
— Erledigt iſt: Eine Lehrerſtelle für einen ebangeliſchen Lehrer
an der Volksſchule zu Etzen=Geſäß, Kreis Erbach; Dienſtwohnung
iſt vorhanden.
— Schloßmuſeum Das Shloßmuſeum iſt nunmehr auch
Sams=
tags geöffnet. Es finden bis auf weiteres Führungen ſtatt:
Sonntag, vormittags um 11 und 11.30 Uhr, und an fämtlichen
Wochen=
tagen vorm, 11 und 11.30 Uhr und nahmittags 3 und 3.30 Uhr.
— Der ſchüne Menſch in der neuen Kunſt, Mathildenhöhe,
Darm=
ſtadt 1923. Es ſind mehrere im Katalog ſchon aufgenommene Werke
neu (ingetroffen; ein weiblicher Akt, Oelgemälde von Othon Coubine,
Paris; zwei kleine Terrakotten von Henri Laurent, Paris; zwei
mittel=
große Terrgkotten des Spaniers Manolo aus Paris. Die drei erſteren
Werke fanden Platz im erſten Sagle, die audeuen beiden im Saal 2. —
Verhandlungen über ſehs Ankänfe ſind im Gange. Am 24. Juni
be=
ſichtigte der Reichskunſthuart Dr. Nedslob die Ausſtellung eingehend
und ſchied mit einem ſo ſtarken Eindruck, daß er ein erneutes Kommen
in Ausſicht ſtellte. Am 6. Juli keſuchte uus Geheiuerat Juſti, Direktor
der Verliner Nationalgalevie, der aus Paris, wo er von unſerer
Aus=
ſtellung gehört hatte, hier eintzaf.
„„I.
Auf Zinzendorfs Spuren in der Veleral.
Unter dieſer Deviſe muhte der Hiſtoriſche Verein ſeine dritte Fahrt
in dieſem Sommer. Die Mitgleder beteiligten ſich daran um ſo lieber
in großer Zahl, da ſeit einem Menſchenalter kein Ausflug mehr auf die
Ronneburg ſtattgefunden hatte. In Egelsbach erreichten wir ſchon
das Iſenburger Land, fuhren dann von Hanau aus mit Kraftwagen
nach der Nonneburg. Hier wurden wir von unſerem liebenswürdigen
Führer, Herrn Lehrer Heuſohn von Lorbach, empfangen, der
be=
tanntlich eingehende Forſchungen über Zinzendorf im der Wetterau
ge=
madſt hat. An dieſer Stelle ſoll zunächſt nur einiges über die Geſchichte
der Burg folgen, über Zinzendorf ſoll danu ſpäter im Zuſamnenhang
berichtet werden.
Die erſte Burganlage iſt alt, hier ſaßen ſchon vor 1258 die Herren
von Hohenlohe=Brauneck; ſeit 1313 mainziſch, belehnte
Erz=
biſchof Diter von Iſenburg ſeinen Bruder damit, 1484 kam ſie an die
Birſteiner 1725 endlich an die Wächtersbacher Linie, 1816 unter heſſiſche
Hoheit. Vor allem iſt der gewaltige Beugfried, in ſeinem unteren Teil
aus dem 14. Jahrhundert, in dem obeven aus dem 16. Jahrhundert
und von einer Kuppel geſchma=wvoll gekröut, bemerkenswert. Er bietet
einen prächtigen Nundblick über die Wetterau. Dann kommt der Palas
mit ſeinem gotiſchen Erter und dem mit ſpätgotiſchem Sterngewölbe
überſpannten Ritterſaal, deſſen Decke vor einer einzigen Säule
getra=
gen wird. Die anderen weſentlichen Tele der Burg, beſonders ein
ent=
zuckender Erker, ſind erſt im 16. Jahrhundert entſtanden. Umgeben von
Graben und mit di ſtem Buſchuve=k beſtandenen Wällen, macht die Burg
mit ihren trutzigen Mauern, ihren eiſenbeſchlagenen Toren, ihrem
mäch=
tigen Vergfried noch ganz den Findruck wie vor Jahrhunderten,
Nach dem Mittageſſen in Vonhauſen hielt Herr Lehrer Heuſohn
einen trefflichen Vortrag über Zinzendorf. Graf Nikolaus Ludwig v. Z.,
der Begründer der evangeliſchen Brüdergemeinde, wurde bekanntlich
aus Sachſen 1736 wegen ſeiner „Neuerungen” ausgewieſen. Da er ſchon
vorher zu den Inſpirierten in Himbach und Marienborn Beziehungen
hatte und durch ſeine Frau nöt dem Büdinger Grafenhauſe verwandt
war, zog er am 13. Juni 1736 mit ſeinen Begleitern auf der
Ronne=
burg ein. Hier fand ſich ſeit dem 17. Jahrhundert eine bunt
zuſammen=
gewürfelte Schaz aus aller Herren Ländern zuſamnen. Z. fing nun
ſofort an, innere Miſſion zu treiben. Eine Schule wurde eingerichtet,
Sing= und Betſtunden abgehalten, und überall wurde auf Verbeſſerung
der Sitten hingewakt. Sein unruhiger Geiſt ſuchte jedoch bald wieber
nach Neuerungen, er ging nach Livland und überließ die Arbeit auf der
Ronneburg ſeiner Gemahlin. Dieſe hevvorragende Frau ging ganz im
Dienſte der Nächſtenliebe auf, konnte jedoch nach dem Weggang ihres
Gemahls dieſes Geſindels nicht Herr werden, das ſich immer
wider=
ſtenſtiger benahm, und ſie wurde von der Burg verwieſen. Sie wandte
ſich nach Linoheim und von da nach Frankfurt. Als 3. anfangs
No=
vember 1736 zurückkam, mietete er von dem Grafen Iſſenburg=Meerholz
das Schloß zu Marienborn und hielt eine große Synode ab, die
die weitere Wirkſamkeſt der Brüdergemeinde vegelte. Von 1738—1750
erſtand eine höhere Schule, um Jünglinge für die Zwecke der
Brüdep=
gemeinde auszubilden. Ergiehungsanſtaltzen ſchloſſen ſich an, die manchmal
5—600 Zöglinge hattm. Bald folgte eine rege Bautätigkeit und man
ſchloß 1738 einen Vertrag mit der Büdinger Regierung, wonach ſich
40 bis 50 Famlien in Herrnhaag anſiedeln durften, bald wohnten
hier 1000 Anſiedler. Doch entſtunden Zwiſtigkeiten, die Büidinger
Hand=
werker beſchwerten ſich u. a. Schließlich wurde am 12. Februar 1750
die ganze Brüdergemeinde ausgelvieſen. So endete durch die
turzſich=
tige Politik der Büdinger Geafen dieſes ſegensreiche, hoffnungsvolle
Unternehmen.
Wir beſichtigten hierauf die großartigen Bauten und Anlagen,
ſo=
wie den Herrnhuter Friebyof. Am Ende der Wanderung angelangt,
dankte der Verſtand zuletzt Herrn Lehrer Heuſohn für die treffliche
Führung und den anregenden Vortrag. Der von ſchönem Wetter
be=
gunſtigte Ausflug wird allen noch lange in guter Erinnerung bleiben.
K. Nogck.
— Hiſtoriſcher Verein. Füir den Mitteldeutſchen Architekten= und
Ingenienr=Verein hält Profeſſor Dr. Ing. Kleinlogel am Dienstag, dem
16. d. M., im Saal 326 der Techniſchen Hochſchule einen Vortrag über
„Rußlands Bautätigkeit und Bauprogramm‟. Der Hiſtoriſche Verein
iſt zu dieſem Vortuag in liebenswürdiger Weiſe eingeladen worden;
die Mitglieder werden gebeten, den Vortrag zahlreich zu beſuchen.
— Orpheum. Sommerſpielzeit Direktor Adalbert Steffter. Heute
Samstag und morgen Somntag ſind die zwei l ten
Operettenauffüh=
rungen und gelangt die Operette „Die Frau ohne Kuß” von Walter
Kalle zur Wiedergabe, womit die diesjährige Sommerſpielzeit unter
Leitung von Direktor Steffter ihr Ende erreicht. Die Hauptvollen ſind
beſetzt mit Aia Urban, Gmik Aman, Fritz Daurer, Hans Gmons, Fritz
Petzold und Viktor Schmibt. Negie hat Direktor Steffter, die
muſika=
liſche Leitung Kapellmeiſter Otto Beſag.
— Die Auszahlung der laufenden Zufatzrenten, für nicht im
Er=
werbsleben ſtehende Schwerkriegsbeſchädigte, Kriegshinterbliebene,
Alt=
remtner und Altrentnerinnen erfolgt am Montag, dem 15. Juli 1929,
vormittags von 8—12 Uhe, dunch die Stadtkaſſe.
— Der Hauptgewinn in der Preußiſch=Süddeutſchen Klaffenlotterie.
Die geſtern begonnene Ziehung zur vierten Klaſſe der 33. (B9.)
Preu=
ßiſch=Süddeutſchen Klaſſenlotterie brachte gleich in den erſten Stundem
die von allen Losinhabern erwartete Senſation: Der Hauptgewinn in
Höhe von 100 000 Mark wurde gezogen und fiel auf die Nummer 162 834.
Das ſiegreiche Los wird in der erſten Abtelung in Schwerin in
Mecklenbung, in der zweiten in Magbeburg, beide in Achteln,
ge=
ſpielt. Die Ziehung der übrigen Gewinne dauert noch bis morgen.
Bildkarten der Deutſchen Reichspoſt. Wie ſchon ſeit einigen
Jah=
ren die Deutſche Neichsbahn, hat in dieſem Jahre auch die
Reichs=
poſt in dem „Deutſchen Reichspoſt=Kalender” ein Propagandawerk
her=
ausgegeben. Der Kalender zeigt in Text und Bildern die vielſeitigen
Zweige und techniſchen Einrichtungen des Poſtbetriebes. Nach den
Bildern hat die Reichspoſt mehrere Reihen von Anſichtskarten
herſtel=
len laſſen. Bei den uns vorliegenden Karten wird gezeigt: eine
Kraft=
poſt auf der Fahrt im Taunus und auf dem Belchen in Baden, ein
Förderband im Bahnhofspoſtamt in Offenbach (Main), das Beladen
eines Poſtflugzeuges im Kölner Flughafen, die Poſtſchließfachanlage in
Mülheim (Nuhr) und die Telgrammzuſprechabteilung beim
Haupt=
telegraphenamt in Berlin.
Verſende kein Geld in gewöhnlichen oder eingeſchriebenen
Brie=
fen!. Immer wieder läßt ſich das Publikum dazu verleiten, bares Geld
oder Wertſachen in gewöhnlichen oder eingeſchriebenen Brieſen zu
ver=
ſenden. Es bietet hierdurch ungetreun Elementen innerhalb und
außerhalb der Poſtbeamtenſchaft Anrei und Gelegenheit, ſich auf eine
verhältnismäßig bequeme und leichte Weiſe Geld zu verſchaffen. Den
Schaden trägt in der Regel der Asſender; denn wird der Geldinhalt
der Briefe entwendet, ſo erhält er bei geköhnlichen Briefen überhaupt
keinen und bei eingeſchriobenen Brieſe nur dann Erſatz, wenn der
ganze Brief, alſo der Brief mitſamt dem Geldinhalt, in Verluſt
ge=
raten iſt. Wird der Einſchreibbrief dagegen nur ſeines Wertinhalts
beraubt, ſo zahlt die Deutſche Reſchspoſt nach den Veſtimmungen des
Poſtgeſetzes keinen Erſatz. Darum verſende kein Geld in gewöhnlichen
oder eingeſchriebenen Briefen! Die einzig richtige Art. Geld zu
ver=
ſchicken, iſt die mit Poſtanweiſung, Zahlkarte oder Geldbrief.
Arterien=
verkalkung
Erweiterung und Brüchigkeit
der Adern, nebſt allen
läſ=
tigen, gefährlichen und
ſchmerzhaften
Folgerſchei=
nungen dieſes Leidens
wer=
den gemildert bzw. verhütet
bei rechtzeitiger Anwendung
von Pfarrer Heumauns
Aderin=Tabletten. Nachdem
40. Lebensjahr ſollte
jeder=
mann jährlich eine Kur mit
1 oder 2. Packungen Aderin
machen.
Aderin
Nr. 6 Packung M. 4.50
Magenleiden
und Verdauungsbeſchwerden
aller Art, wie Aufſtoßen,
Blähungen, Brechreiz,
Sod=
brennen, Appettmangeluſw.
laſſen ſich mit Pfarrer
Heu=
mann’s Nervogaſtrol=
Tablet=
ten faſt ſtets prompt
beſei=
tigen oder mildern. Bei
Magen= und Darmſchwäche
wurden häufig
ausgezeich=
nete Erfolge erzielt.
Nervo=
gaſtrol ſollte in keinem
Haus=
halt fehlen.
Hervogastrol
Nr. 48 Packung M. 4.—
Nervoſität
Nervenſchwäche,
Nerven=
leiden, ſind niemals durch
ein Nervenreizmittel oder
ein reines Nährpräparat zu
bannen, wenn nicht
gleich=
zeitig für eine weitgehende
Beruhigung der überreizten
Nerven Sorge getragenwird.
Pfarrer Heumanns
Nerven=
pillen wirken beruhigend und
kräftigend.
Hervenpillen
Nr. 47 Packung M. 4.—
Pfarrer
Erkältung, Grippe
Gegen alle Katarrhe der
oberen Atmungswege, Hals=
Mandelentzündung,
Heiſer=
keit u. Huſtenreiz wendet
man mit beſtem Erfolg
Pfarrer Heumanns
Thymo=
malt=Paſtillen an. Sie ſind
der beſte Schutz gegen
An=
ſteckung u. wirk. zugleich
ſchmerzlindernd u.
entzün=
dungswidrig. In keinem
Haushalt ſollten ſie fehlen!
Thymomalt-Tabletten
Heumann Nr. 65 Packung M. 2,50
Perſtopfung
Stuhlträgheit und deren
Be=
gleiterſcheinung, wie
Haut=
unreinigkeit, Pickel, Miteſſer
verſchwinden bei Anwendg.
der Pfarrer Heumannſchen
Balſamiſchen Pillen faſt
re=
gelmäßig ſchon nach kurzer
Zeit. „Die Balſamiſchen
Pil=
len ſind kein Hilfsmittel,
ſon=
dern ein wirkliches Heilmittel
bei träger Verdauung.
Balsamische Pillen
Nr. 13 Packung M. 3.50
Offene Füße
Krampfadergeſchwüre
In vielen Fällen langjährig
erfolglos behandelter
Bein=
leiden hat ſich Pfarrer
Heu=
manns Pedi=Heilſalbe
be=
währt. Ihre Beſtandteile
ſaugen die abgeſonderte
Wundflüſſigkeit auf,
ver=
hüten Zerſetzung, Eiterung
und weitere Abſonderung u.
erzielen dadurch Trocknung
der Wunde u. Bildung einer
neuen Hautſchicht. Schmerz
u. Juckreiz laſſen raſch nach,
Pedi-Heilsalbe
Nr. 51 Packung M. 4.—
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NV. 256
Nummer 192
Samstag, den 13. Zuli 1929
Seite 7
300-Jahr=Feier des Ludwig=Georgs=Gymnaſiums.
Die Einladuugen zu der Dyeihundertjahrfeier des Ludwig=Georgs=
Gymnaſiums ſind jetzt verſandt worden. Damit uſt nun auch das
Pro=
gramm endgültig feſtgelegt. Am Samstag, dem 31. Auguſt, findet die
erſte Hauptverſammlung des neugegründeten „Vereins Ludwig=Georgs=
Gymnaſium” ſtatt, und am Abend um 8 Uhr ein Begrüßungsabend im
Saalbau. Der Hauptfeſttag, der 1. September, wird um 9,30 Uhr durch
Feſtgottesdienſte eingeleitet. Der katholiſche Gottesdienſt findet in der
Ludwigskirche, der edangeliſche in der Pauluskirche ſtatt, hier hält
Prä=
lat D. Dr. Wilhelm Diehl, ein ehemaliger Schüler der Anſtalt, die
Predigt. Dann ſehließt ſich um 11,15 Uhr ein Feſtakt im Großen Haus
des Landestheaters an; für das gruppenweiſe Eſſen der einzelnen
Jahr=
gänge iſt die Zeit von 1,30 Uhr ab vorgeſehen; um 6 Uhr beginnt die
Aufführung der „Vögel” des Ariſpophanes im Großen Haus des
Lan=
destheaters durch Schüler der Anſtalt. Für den Abend iſt ein um 8,30
Uhr beginnendes zuangloſes Beiſammenſchin in der Vereinigten
Geſell=
ſchaft vorgeſehen. Am Montag, dem 2. September, findet auf dem
Hochſchulſportplatz eine Turn= und Sportſchau von 9,30 bis 11 Uhr
ſtatt. Die übrige Zeit bis um 5 Uhr iſt dem zwangloſen Beſuch
Darm=
ſtädter Sehenswürdigkeiten (Landesmuſeum, Städtiſches Muſeum,
Lan=
desbibliothek, Liebigmuſeum) eingeräumt, um 3 Uhr findet eine
Füh=
rung durch die Ausſtellung „Der ſchöne Menſch” in dem
Ausſtellungs=
gebäude auf der Mathildenhöhe und um 5 Uhr ein Abſchiedstrunk auf
dem Oberwaldhaus ſtatt. In der Schule ſelbſt werden Werke lebender
und verſtorbener Lehrer und Schüler der Darmſtädter Eymnaſien
aus=
geſtellt ſowie Schulerinnerungen „Aus früheren Schultagen‟. Die
Teil=
nehmerkarten für ehemalige Schüler und Lehrer werden als
Haupt=
karten, und für Söhne, Brüder und Damen als Beikarten ausgegeben.
Die Hauptkarten berechtigen zur Teilnahme am Begrüßungsobend, an
deu akademiſchen Feier, der Theate=aufführung, an der Turn= und
Sportſchau, zum Eintritt der beiden Ausſtellungen in der Schule, ſowie
zum Empfang der beiden Feſtſchriften: der etwa 120 Seiten ſtarken
Ge=
fchichte der Anſtalt und der etwa 400 Seiten ſtarken Sammlung de=
Schüilererinnerungen „Unter der Diltheykaſtanie‟. Die Beikarten
be=
rechtigen zur Teilnahme am Begrüßumgsabend, zum Eintritt auf den
Sportplatz, zu den Ausſtellungen in der Schule, zur Löſung einer
Ein=
trittskarte für die akademiſche Feier und, ſoweit Plätze noch verfügbar
ſind, für die Theateraufführung, ſowie zum Bezug der Geſchichte der
Anſtalt und der Diltheykaſtanie zu Vorzugspreiſen. In Verbindung
mit dem Feſtaßzeichen gewähren beide Karten teils freien, teils
ver=
billigten Eintritt zu den übrigen obengenannten Ausſtellungen.
So=
veit die noch lebenden Schüiler der Anſtalt ermittelt werden konnten,
haben ſie die Einladungskarte erhalten. Sollte jemand überſehen worden
ſein, ſo wird gebeten, die Anſchrift dem Ludwig=Georgs=Gymnaſium,
Darmſtadt, Har’ſtraße 2, mitzuteilen. Geldſendungen für die Feſtkarten
uſw. werden ebenſo wie die für den Verein beſtinumten am
zweckmäßig=
ſten auf das Poſrſchecktmto Prof. Dr. H. Maſſing, Frankfurt a, M.,
69 914, eingezahlt oder überwieſen.
Wichlige Aenderungen des Einkommenſtenergeſetzes
p. Als Ausgaben bei Bücher führenden Steuerpflichtigen erſcheinen
in § 15, Nr. 4, die Beträge, die zurd Beſeitigung eines Verluſtes
verwen=
dat werden, der in den beiden unmittelbar
vorangegan=
genen Steuerabſchnitten nach den Eygebniſſen der
Buchfuh=
rung entſtanden iſt, der ſog. Verluſtvortrag. Ob und in welcher
Höhe ein Verluſt gegeben iſt, beſtimmt ſich nach den Vorſchriften über die
Ermittlung des Einkommens.
§ 56, der von den beſonderen wirtſchaftlichen Verhältniſſen handelt,
die die Leiſtungsfähigkeit des Steuerpflichtigen weſentlich beeinträchtigen
und die Ermäßigung oder Erlaß der Einkommenſteuer nach ſich ziehen
können, erhält nachſtehenden Zuſatz: „Eine Ermäßigung oder ein Erlaß
der Einkommenſteuer kann auch dann eintreten, wenn der
Steuerpflich=
tige in dem vorangegangenen Steuerabſchnitte kein
Einkommen bezogen und den Lebensunterhalt im
weſentlichen aus ſeinem Vermögen, insbeſondere
aus Erfparniſſen gedeckt hat."
§ 88 erhält die Faſſung: „Ueberſteigt das geſamte Einkommen eines
Pflichtigen nach dem Abzug des ſteuerfreien Einkommenteils, abeu vor
Abſetzung der Ermäßigungen nach dem Familienſtande, nicht den Betrag
von 800) Mark und beſteht es entweder aus Einkünften, die nach
§§ 69, 83 dem Steuerabzugunterlegen haben, oder aus
ſolchen Einkünften und aus ſonſtigen Einkommen
bis zu 500 Reichsmark, ſo findet eine Veranlagung
nicht ſtatt.”
Ueberſteigt aber in dem vorgenannten Falle das ſonſtige
Einkom=
uen 500 Mark, ſo ſinde: ein= Veranlagung nur für das
ſon=
ſtige Einkommen ſtatt. Hierbei dürfen Ausgaben nach §s 15
bis 17 inſoweit nicht geltend gemacht werden, als ſie mit dem
Arbeits=
lohn in wirtzſchaftlichem Zuſamnenhange ſtehen oder durch Erhöhung der
Abgeltung der Werbungskoſten oder Sonderleiſtungen bereits nach § 77
Nr. 2 berückſichtigt ſind. Die im § 52 vorgeſehenen Beträge dürfen von
dem ſonſtigen Einkommen nur inſoweit abgeſetzt werden, als ſie den bei
der Lohnſteuer bereits berückſichtigten Betrag überſteigen.
§ 92 lauter: „Ueberſteigt das geſamte Einkommen eines
Steuerpflich=
tigen nach Abzug des ſteuerfreien Einkommenteils, aber vor Abſetzung
der Ermäßigungen nach dem Familienſtande, den Betrag von 8000
Neichsmark, ſo werden auch die Einkünfte veranlagt, die dem
Steuer=
abzuge vom Arbeitslohn oder vom Kapitalertrag unterlegen haben.”
Die Vorſchrift in 8 56, Abſ. 3, ſindet erſtmalig für das Kalenderjahr
1929 in den Fällen des § 93 Anwendung. Bei Veranlagungen für die
im Kalenderjahre 1929 endenden Steuerabſchnitte dürfen nur die zur
Beſeitigung eines Verluſtes des unmirtelbar
vorange=
gangenen Steuerabſchnitts verwendeten Beträge
abgezogen werden. Unter Steuerpflichtigen, die Bücher führen, ſind
ſolche zu verſtehen, die Handelsbücher nach den Vorſchriften des
Han=
delsgeſetzbuch3 zu führen verpflichtet ſind, oder ohne dazu verpflichtet
zu ſein, ſolche Handelsbücher ratſächlich führen; des weiteren ſolche
Steuerpflichtige, die über den Betrieb der Land= und
Forſt=
wirtſchaft ordnungsmäßig den Reinertrag nachweiſende Bücher
füh=
ven, wenn dieſe letzteren alle geſchäftlichen Vorgänge des Betriebs, nach
beſtimmten Grundſätzen geordnet, mit ihrem Geldwert in Erſcheinung
bringen und auf Grund einer jährlichen Inventur die Aenderung der
einzelnen Beſtandteile des im Betrieb aufgelegten Vermögens Carſtellen,
Tageskalender für Samstag, den 13. Juli 1929.
Oepheum, 20.15 Uhr abends: „Die Frqu ohne Kuß”, —
Kinv=
vorſtellungen: Helia= und Palaſt=Lichtſpiele. — 2.
Heſſi=
ſches Sängerbundesfeſt 18.00 Uhr: Fahneneinzug; 19.00
Uhr: Kundgeblumgem auf öffentlichen Plätzen. Concordiaſaal, 16.30
Uhr: Sonderkonzert 1. Rummelbräuſaal, 19.45 Uhr:
Sonderbon=
gert 2: 21.00 Uhr: Sonderkonzert 3. Städt. Saalbau, 19.00 Uhr:
Sonderkonzert 4: 20.30 Uhr: Sonderkonzert 5 Kleines Haus des
Landestheaters, 18.45 Uhr: Sonderbonzert 6; 20.00 Uhr:
Sonderkon=
zert 7; 21.15 Uhr: Sonderkonzert 8. Otto=Berndt=Halle, 19.00 Uhr:
Sonderkonzert 9; 2.00 Uhr: Sonderbonzert 10; 21.15 Uhr:
Sonder=
konzert 11. Turnhalle am Woogsplatz, 19.00 Uhr: Sonderkongert 12;
20.15 Uhr: Sonderkonzert 13. ). Mathildenhöhfaal, 20.00 Uhr: Sonder=
Eonzert 14; 21.00 Uhr: Sonderkonzert 15. Feſthalle, 21.00 Uhr:
Gaukonzert 1. — Feſtplatz: Bierzelte Gg. Reiß: Konzert. W. Ort:
Konzert. Wiener Kronenbräu=Zelt: Konzert. Gebr. Hammellbacher:
Konzert. — Konzerte: Schloßkaffee, Hotel Schmitz, Kaffee
Ganß=
mann, Sportplatz=Reſtaurant, Reſt. z. Schieferſtein, Reſt. z. Schwanen,
Hotel Poſt, Reſt. Woldſchlößchen, Hotel Prinz Heinrich.
Ausflugfahrken mit Poſtkraftwagen.
Die Beſellſchaftsfahiten der Deutſchen Reichspoſt mit den neuzeitlichen
Ausflugwagen haben auch dieſes Jahr großen Anklang gefunden; ſie
werden fortgeſetzt.
Die Nachmittagsfahrt am Mittwoch, dem 17. Juſi, führt die
Teil=
nehmer nach dem lieblichen Lichtenberg wit einſtündigem Auſenthalt,
dann weiter durch das Tal der Gerſprenz über Reichelsheim nach
Linden=
fels, wo ein weiterer Aufenrhalt vorgeſehen iſt. Heimwärts geht der
Weg über Neunkirchen durch das ſchöne Modautal.
Die Tagesfahrt am Sonntag, dem 21. Juli, führt der Bergſtraße
entlang nach Heidelberg, weiter über Neckargemiind und Sinsheim nach
dem herrlich gelegenen Wimpfen am Neckar, wo mit Wagenfahrt nach
Kochendorf zur Beſichtigung der Salzbergwerke ein dreiſtündiger
Auf=
enthalt vorgeſehen iſt. Zurück nehmen wir den Weg am Neckar
ent=
lang nach Eberbach und weiter über Beerfelden, Michelſtadt, Spreng.
Am Mittwoch, dem 24. Juli, folgt die allgemein beliebte Fahrt
durch den Odenwald über Lindenfels, Fürth, Zotzenbach, Stallenkandel,
Gorxheimer Tal, Weinheim, der Bergſtraße entlang nach Darmſtadt
zurück.
Die Tagesfahrt am Sonntag, dem 28. Juli, bringt die Teilnehmer
über Oppenheim, quer dunch Rheinheſſen noch den ſchönen Solbädern
Kreuznach und Münſter am Stein. Hier iſt genügend Aufenthalt, um
den Rheingrafenſtein oder die Ebernburg zu beſuchen oder die Salinen=
und Kuranlagen beider Bäder zu beſichtigen. Der Rückweg geht über
das romantiſche Nahetal über Bingen und Mainz.
Die Fahrten ſind ſorgfältig zuſammengeſtellt, ihre Führung liegt, in
ſicheren Händen; ſie verſprechen ungetrübten Genuß.
Ausflug=Sonderzug nach Klingenberg, Milkenberg,
Amorbach und Walldürn.
Wer noch im Zweifel iſt, wohin er am Sonntag, dem 14. Juli d. J.,
einen Ausflug unternehmen ſoll, der benutze den Ausflugſonderzug der
Reichsbahndirektion Mainz nach den landſchaftlih reizvollen Punkten
Klingencerg, Miltenberg, Amorbah und Walldürn, wo er für billiges
Geld einen ſchönen Tag verleben wird. Der Zug fährt 6,22 Uhr in
Wiesbaden ab und hält zum Ein= und Ausſteigen auf der Hin= und
Rückfahrt auf den Stationen Mainz Hbf., Groß=Gerau, Darmſtadt Hbf.,
Dieburg, Babenhauſen (Heſſen). Die in den Bahnhöfen, Verkehrsbüros
und Reiſeburos aufgehängeen Plakate ergeben das Nähere.
Neue Verbindungen mit Würkkemberg, Bayern
und Oeſterreich.
(Mitgeteilt von der Induſtrie, und Handelskammer Darmſtadt.)
Für die diesjährige Hauptreiſezeit vom 15. Juni bis zum 15.
Sep=
tember beſteht eine zeitlich beſonders günſtige Nachwittagsverbindung
von Bayern über Stuttgart nach Darmſtadt. Der Zug, der, von Wien
kommend, dort ab 7.15, Salzburg ais D 38 13,12 verläßt, fährt in
München ab 15,44 und trifft als D 338 19,20 in Stuatgart ein.
Reiſende nach dem Bezirk Darmſtadt benützen zur Weiterfahrt den 19,30
abgehenden Eilzug E 10/218 bis Heidelberg, an 21,28. Weiterfahrt mit
Zug 1999, ab 21,34, an Frieorichsfeld 21,46; hier Uebergang auf den
beſchleunigt geführten Perſonenzug 999, ab 21,52, an Heppenheim 22,20,
an Bensheim 22,26, an Darmſtadt H. 22 49. Dieſe Verbindung
bietet in bezug auf ihre Fahrzeiten beſondere Vorteile, da ſie bei einer
Abfahrt in München zu verhältmismäßig ſpäter Stunde durchaus
gün=
ſtige Ankunftszeiten an den Stationen unſeres Bezirks aufweiſt. Die
Nachmittagsverbinduny München—Darmſtadt über Würzburg, München
ab 16,20 mit D 87, Aſchaffenburg am B.10 mit D 55, ermöglicht erſt
eine Ankunft in Darmſtadt um 0,27 mit Zug 665 (Werktags
Trieb=
jragen, an Sonn= und Feiertagen Dampfzug).
In umgekehrter Rihtung beſteht eine ähnlich günſtige neue
Ver=
bindung nach München und darüber hinaus nicht, wohl aber iſt für den
ganzen Fahrplanabſchnitt ein= neue Frühverbindung aus dem Bezirk
Darmſtadt nach Stuttgart geſchaffen, und zwar unter Bemitzung des
be=
ſchleunigt geführten Perſonenzuges 998, Darmſtadt H. ab 6,49,
Bensheim ab 7,12, Hepenheim ab 7,19, Friedrichsfeld an 7,45;
Weiter=
fahrt nach Umſteigen 7,54 nach Heidelberg, an 8,07. Hier wird der neue
Eilzug 247, ab 8,13, erreicht, der in Stuttgark 10 33 eintrifft.
Ein Anſchluß in Nichtung München—Oeſterreich beſteht hier nicht, da
der Gegenzug des oben angeführten D 38/338, D 337/37, Sturtgart
be=
reits 9,43 verlaſſen hat.
Die neuen Verbindungen ſtellen gegenüber dem bisherigen Zuſtand
zweifellos Verbeſſerungen da—; indeſſen bleibt zu bedauern, daß ſie für
unſerm Bezirk nur auf dem Wege mehrmaligen Umſteigens praktiſch
benutzbar ſind. In verſtändnisvoller Zuſammenarbeit mit einer
größe=
ren Anzahl von Shweſterkammern hat die Induſtrie= und
Handels=
kammer Darmſtadt S hritte in die Wege geleitet, um die beſonders ſchnell
geführten Verbindungen mit München und nach Oeſterreich hinein
weſentlich zu vervollkommnen derart, daß neue durchgehende
Züge geſchaffen werden, die eine Abfahrt in Darmſtadt zu
günſti=
ger Morgenſtunde, etwa 7,30, und eine Ankunft in umgekehrter
Rich=
tung etwa 22,15 ermöglichen. Die neuen Züge ſollen zwiſchen
Frank=
furt und Stuttgart gleickzeitig dazu benützt werden, die noch recht
mangelhaften Nachtverbidungen zwiſchen den Hanſeſtädten und
Stutt=
gart durchgreifend zu verbeſſern.
* Bezitksſchöffengericht.
p. 1. Es ſoll gegen Wilh. Dietz von Dietzenbach wegen ſchwerer
Urkundenſälſchung verhandelt werden; er iſt nicht erſchienen. Ein
er=
ſchienener Zeuge teilt mit, er ſei zur Fremdenlegion gegangen, wie
man in Dietzenbach herumſprehe. Es ergeht Haftbefehl, da der
An=
geklagte am 29. Juni ordnungsmäßig geloden wurde.
2. Wegen Urkundenfälſchung hat ſich eine Frau von Mörfelden zu
verantworten. Nach der Anklage ſoll ſie einen Lehrvertrag fälſchlich
angefertigt und mit dem Namen des Ehemanns als des Vormundes
des minderjährigen Lehrlings vewehen haben; der Lehrvertrag wurde
dem Vormundſhaftsgeriht, Amts ericht Groß=Gerau, eingereicht. Die
Angeklagte beſtreitet die Tat und verſteht nicht, warum man ſie für die
Schreiberin der Namen halte. Es wird dem entgegengehalten, daß der
Verdecht auf ſie gefallen fei, weil ſie im Hauſe das Regiment führe.
Der Schriftſachverſtändige, ein Re hnungsrat in Frankfurt a. M., iſt
auf Grund der Schriftproben, die ihm vorlagen, bezüglich der
Schreib=
weiſe des Zunamens der Angeklagten, daß mit hoher
Wahrſcheinlich=
keit die Angeklagte den Zunamen geſchrieben hat und der Vorname
von deitter Seite geſchrieben oder mit verſtellter Schrift nahgefahren
ſt. Der Stoatsanwalt beantcagt — der als Zeuge geladene Ehemann
der Angeklagten iſt niht erſhimen — Abſetzung des Termins, um
ge=
gebenenfalls nach § 153 der Strafprozeßo=)iung zu verfahren. (
Ein=
ſtellung des Verfahrens) Die Sache wird abgeſetzt.
3. Ein Arbeiter von Bürſtadt iſt angeklagt, einen Beſtellſchein
wegen eines Bildes gefälſcht und ſich weiter des Betrugs ſchuldig
ge=
macht zu haben; er gibt die Tat zu und will in Nor gehandelt haben.
Urteil: 2 Monate Gefängnis.
Brieſtaſten.
Jader Anfrage iſ die ſetzte Dezugéauittung beizufügen. Anonyme Aufrogen werden
nicht beantwortet. Die Beantwortung erfolgt ohne Rechtsverbindlichkeit.
O. B. E. 1926. Antwort ſtand in Nummer 180 vom 1. Juli.
An die keutes.
(Mitgeteilt von der Deutſchen Geſellſchaft für
Schaden=
verhütung e. V. Munchen.)
In Deutſchland iſt heute mit Recht ſehr viel von Not und
Armut die Rede. Es geht wieder um den Pfennig. Dennoch
ziehen wir daraus in vielem nicht die notwendigen Folgen. So
leben große Teile des Volkes in wichtigen
Wirtſchaftsangelegen=
heiten nur zu ſehr in den Tag hinein. Damit wird natürlich kein
Aufſtieg erreicht. Wie mangelhaft betreuen wir zum Beiſpiel nur
unſere Sach= und Lebenswerte (Haus und Hof, Gerät und
Ware, Leben und Geſundheit und Arbeitskraft uſw.). So ſtieg
bei einer bekannten namhaften deutſchen Verſicherungsgeſellſchaft
im Jahre 1928 die Schadenvergütung der Sachſchäden gegenüber
der Friedenszeit um 3 50 Prozent. Das ſind erſchreckende
An=
zeichen eines unfaßbaren Zerſtörungswillens einerſeits und einer
unbegreiflichen Gleichgültigkeit andererſeits. Nicht weniger ſchlimm
liegen die Verhältniſſe auf dem Gebiete der
Sozialverſiche=
rung, die im Jahre 1913 einen Geſamtaufwand von 1,370
Mil=
liarden RM. erforderte, während ſich derſelbe im Jahre 1928 auf
4,255 Milliarden RM. belief, was ca. 40 Prozent der
Geſamt=
einnahme des ordentlichen Reichshaushalts entſpricht. Wer ſoll
das auf die Dauer bezahlen können? Hier kann doch nur
gründ=
liche Umkehr und vor allem reſtloſe Beſchützung unſerer beſten
Güter die Wendung zum Beſſeren bringen. Das Wort
Volks=
vermögen darf doch nicht zum Poſſenſpiel werden. Weit davon
ſind wir allerdings nicht mehr entfernt, denn große Teile aller
Schichten und Stände ertrinken förmlich in einem Wuſt von
Ge=
dankenloſigkeit, Leichtſinn. Unachtſamkeit, Gleichgültigkeit und
Rückſichtsloſigkeit, wie einige Fälle aus neueſter Zeit wieder
be=
weiſen. So war der Preſſe jungſt folgende Unglucksmeldung zu
entnehmen:
Am 12. Juni d. J. brannte in M. das geſamte
landwirt=
ſchaftliche Anweſen des St. nieder weil ein Dienſtknecht einen
brennenden Zigarrenſtummel achtlos weggeworfen hatte.
Ge=
ſamtſchaden RM. 100 000.—
Iſt dieſer Fall nicht ein Schulbeiſpiel bodenloſen Leichtſinns?
Tauſendmal wurde ſchon in Wort und Schrift auf das Gefährliche
derartigen Unterfangens hingewieſen und dennoch gibt es immer
wieder welche, die Stall und Stadel mit dem Wirtshaus
ver=
wechſeln, ja ſogar in pulverdürren Waldungen ihren
Glimm=
ſtengel ſchnullen müſſen. Derartige Frevler haben in der Regel
keine Ahnung, daß Grund und Boden und was darauf ſteht heute
mit die letzten Reſerven unſeres Volksvermögens ſind. Doch was
ſchert ſolche Leute der Begriff Volksvermogen. Ihre Denkfaulheit
iſt eben unbegrenzt. Daher Unglück über Unglück. Gibt es denn
noch etwas Wahnwitzigeres als in einem Stall oder Stadel zu
rauchen und brennenden Zigarren= oder Zigarettenreſt achtlos
wegzuwerfen. Allerorts müht man ſich der Wirtſchaftsnot wegen
ab, Schäden zu verhüten, Vorſichtsmaßregeln zu erlaſſen, das Volk
aufzuklären und zur Ordnung zu erziehen und irgendwo verurſacht
ein einziger Kerl aus blöder Denkfaulheit einen Sachſchaden von
100 000 RM. Das grenzt ans Unfaßbare. Es iſt, als ob an ſolchen
ſtumpfſinnigen Menſchen alles Schwere unſerer Zeit abprallen
würde. Man bedenke: 100 000 RM. Brandſchaden zu einer Zeit,
wo ſich andere die Füße wund laufen müſſen, um einige hundert
Mark Kredit zu erhalten. Was hätte mit dieſem Gelde
Erſprieß=
liches geſchafft werden können! Es wäre zum Beiſpiel die
Hin=
gabe mehrerer Hypotheken möglich geweſen. Wie ſchwer iſt es
heute, ſolche Darlehen zu bekommen! So müſſen dieſe Gelder
ſinnlos dem Wiederaufbau und der Nachſchaffung verkohlter Werte
nachgeworfen werden. Das iſt frivolſte
Verſchleude=
rung des Volksvermögens, denn die
Brandentſchädigun=
gen ſind auch Teile des deutſchen Geſamtbeſitzes, weshalb es
Un=
ſinn iſt, immer wieder und wieder ſich mit dem Gedanken zu
tröſten: Die Verſicherung kommt ja für den Schaden auf. Wer iſt
denn die Verſicherung? Doch nur die Prämienzahler. Ihre
Beiträge ſind Spargut, alſo Volksvermögen. Darum liegt es am
einzelnen, hier mitzuhelfen und alles gefahrliche Zündeln
fort=
an ſelbſt zu unterlaſſen und es auch bei anderen nicht
ſtillſchwei=
gend zu dulden. Rund 7 5 Prozent aller Brände beruhen auf
Selbſtverſchulden was in Deutſchland einem jährlichen
Schaden von ca. 300 Millionen gleichkommt. Darum achtet auf
Feuer und Licht hütet insbeſondere die Kinder, haltet Oefen,
Kamine und elektriſche Leitungen uſw. in Ordnung, kurzum, übt
Schadenverhütung! Ein anderer Fall:
Der etwa 40 Jahre alte Landwirt L. befand ſich mit ſeinem
Knecht während eines Gewitters auf dem Felde. Beide waren
am Heimgehen. L. trug ſeine Senſe über der Schulter. Da
fuhr ein Blitzſtrahl nieder und tötete L. Der Knecht wurde
nur betäubt."
Auch hier wieder das alte Lied. Wie oft wurde ſchon hingewieſen,
während eines Gewitters Metallgegenſtände nicht zu tragen,
ſon=
dern auf den Boden zu legen und ſich möglichſt weit davon zu
ent=
fernen, bis das Gewitter vorübergegangen iſt. Der Zeitverluſt
lohnt ſich reichlich! Doch immer wieder geht man über ſolche
Rat=
ſchläge lächelnd und witzelnd hinweg.Hier bezahlte L. ſeine
Gleich=
gültigkeit und Sorgloſigkeit mit dem Leben. Und die Folgen?
Die Familie entbehrt nun des Ernährers und Führers, Kummer
und Sorgen ziehen ein, Hoffnungen und Pläne werden über den
Haufen geworfen, alles nimmt einen anderen Verlauf uſw.
Ver=
trägt ſich das mit unſerer harten Zeit ? Sicher nicht.
Heute heißt es für den einzelnen, mit allen Mitteln dem
Un=
glück aus dem Wege zu gehen, um an Leib und Leben
nicht Schaden zu erleiden und wirtſchaftlich keinen Rückſchlag
zu bekommen. Je mehr der einzelne dieſen Grundſatz befolgt,
deſto mehr iſt es um die geſamte Volkswirtſchaft gut beſtellt.
Der=
zeit iſt jede geſunde, produktive Arbeitskraft in Deutſchland
ſozu=
ſagen gezählt, denn der Kapitalswert des einzelnen iſt
gegen=
wärtig und zukünftig viel größer als vor dem Kriege, da wir
be=
kanntlich ſeinerzeit im Gelde ſchwammen, wahrend es heute
Spa=
ren und Aufbauen heißt. In Deutſchland werden jährlich zirka
25 000 Menſchen durch Unfälle aller Art getötet und zirka
15 000 Perſonen begehen Selbſtmord. Das ſind ungeheuere
Ver=
luſte an Menſchenwerten und Volkskapital und gleichzeitig wird
die Volkswirtſchaft noch obendrein mit einem Rieſenheer von
Krüppeln belaſtet! Wie ſoll ſich ein geſchlagenes, verarmtes
Volk auf die Dauer einen derartigen Raubbau leiſten können?
Auch hier muß es Sache des einzelnen ſein, die Lebenswerte um
jeden Preis zu ſchonen. Wie ſehr ſich in dieſer Hinſicht
insbeſon=
dere leichtfertige Autler Motorradfahrer und Radler, Fußgänger,
Fuhrleute uſw. an die Bruſt klopfen dürfen, braucht angeſichts der
rapid wachſenden Verkehrsunfälle nicht betont zu werden. Aber
auch Arbeiter und Unternehmer müſſen wiſſen, was ſie zu tun
haben, um endlich einmal der Rieſenzahl von
Betriebs=
unfällen (jährlich über eine Million) mit Erfolg zu ſteuern.
Auch eine Abnahme der häuslichen und Kinderunfälle
iſt dringend geboten. Jede Handlung und jeder Griff müſſen
be=
wußt überlegt ſein, denn durch die Unfälle aller Art werden in
Deutſchland jährlich Werte in Höhe von ca. 5 Milliarden RM.
zer=
ſtört. Rettet hiervon nur die Hälfte, und wir haben wieder Geld!
Inſofern liegt es alſo auch an Dir, allen Leichtſinn und alle
Rückſichtsloſigkeit zu meiden und bei anderen auf jede mögliche
Weiſe zu bekämpfen! Es kehre ſomit jeder vor ſeiner Türe.
Lokale Berauftaltnngen.
Der vrsrinenden Neczhyen ſind ausfhäeßiich alt Hinmeife auf Ansdieen
Die
in leinem Jade igendwie als Beiprichung oder Kritſt.
— Wienen Kronenbräukeller. Wie man uns mitteilt,
iſt es dem Inhaber des Wiener Kronenbräukellers, Hans Tod, gelungen,
die preisgekrönte Neu=Iſenburger Feuerwehrrapelle, die am Feſtzuge
teil=
nimmt, nach Auflöſung des Zuges bis 11 Uhr abends im Wiener
Kro=
nenbräukeller zu Konzert bei freiem Eintritt zu verpflichten. (Siehe
Anzeige.)
Fäir alle die
ieh Saeffeh, die
Sie gelbst waschen,
HAA
SElFENFLOCKE
SÜNL-TCHTTCESELL.SCHAETFAISSAAOSEEIRA
Seite 8
Eamstag, den 13. Juli 1929
Nummer 192
— Arheilgen, 12. Juli. Einbruchsdiebſtahl. Bei einem
Lehrer in Arheilgen wurde ein Einbruchsdiebſtahl verübt. Dem Täter
fiel ein Trauring, ein Paar ſchwarze Stiefel, ein Paar braune
Halb=
ſchuhe mit hellen Ledereinſätzen ſowie ein Scheckheft der Beamtenbank
Darmſtadt (Kontonummer 6926) in die Hände. Sachdienliche
Mitteilun=
gen nimmt das Polizeiamt Darmſtadt, Hügelſtraße, entgegen.
By. Egelsbach, 12. Juli. Freitod. Ein alter Mdann namens
Hch. Knöß machte ſeinem Leben durch Erhängen ein Ende. — Hohes
Alter. Herr Salomon Reiß 2 beging in dieſer Woche ſeinen 83.
Ge=
burtstag. — Meiſterprüfung. Die Meiſterprüüfung beſtanden mit
Erfolg die Herren: Heinrich Gaubatz, Friſeumeiſter; „Adom Avemarie,
Zimermeiſter; Jakob Hartmann, Spengbevmeiſter; Anton Schlapp,
Schſoſſevmeiſter; Hch. Schlapp, Spenglermeiſter und Chriſtian Wuvm,
Schmiedem üiſſter. — Feſtnahme. Feſtgeinommen wurde hier ein
ge=
tuiſſer Richaud Brachkamp, der in Darmſtadt ei Herrenfahryad geſtohlen
haben ſoll.
J. Griesheim, 12. Juli. Die hieſige Hebamme Frau Margarete
Keller iſt nach 34jähriger Tätigkeit in hieſiger Gemeinde am 10. Juſi
6. J. in den wohlverdienten Ruheſtand getreten. — Die abgeiderte
Friethofsordnung nabſt Polizeiverordnung für die Gemeinde Griesheim,
die in der Gemeunderatsſitzung vom 4. Juſi d. J. die Genehmigung
ge=
funden haben, liegt in der Zeit vom 12. bis einſchl. 18. Juli d. J. auf
der Bürgermeiſterei, Zimmer 5, während der Dienſtſtundem offen
Ei=
wendiungon ſind während dieſer Friſt bei Vermeidung des Ausſchluſſes
daſelbſt vorzubringen. — Der Radfahrer=Verein „Conus” beteiligt ſich
am kommenden Sonntag am Bundesfeſt in Evb uuheim, und zwar am
Preiskorſo, Kunſt= und Schulreigen. — Das 25jährige Jubiläumsfeſt der
Freſen Turnerſchaft Griesheim, verbunden mit dem Beziuksfeſt des 1.
Be=
ziuks, nahm einen in jeder Beziehung günſtigem Verbauf, wenn es auch
vom Wetter nicht ſonderlich begünſtigt war. Der impoſante Feſtzug
be=
ſüand aus über 2500 Teilnehmern. Ein eigenartiges Gepräge gaben dam
Feſtzug Lie zu einer einzigen, 350 Mann ſtarken Gruppe
zuſawmen=
gezogenen Spielleute der Bereine, die nach der Freiwillägen Feuerwehr
an der Spitze des Zuges marſchierten, ohne das Spiel zu rühren, was
Bkauntlich im beſotzten Gebiet verboten iſt, auf dem Fetzplatz aber
er=
mubt war. Die auswärtigen Vereine waren über den herzlichen
Emp=
mug und die gaſtliche Aufnahme in den Privatquartieren voll und ganz
befrieſigt. Den Schluß am Monrng abend bildete ein großes Bvillant=
Feuerwerk. Wie mon hört, mußten die Mitglieder der Arbeiter=
Sama=
riter=Kolonne während des Feſtes in nicht wewiger als 128 Fällen in
Täligkeit treten.
Aa. Eberſtadt, 11. Juli. Klubtour. Die 9. Wanderung der
hie=
ſigen Ortsgruppe des Odenwaldklubs führt am kommenden Sonntag
nach Oppenheim. Der Marſch geht über Pfungſtadt.
Cp. Pfungſtadt, 12. Juli. Jugendkundgebung. Die
ſozia=
liſtiſche Arbeiterjugend ſüdlich des Mains hält am kommenden
Sonn=
tagvormittag hier eine größere Jugendkundgebung ab, bei der Dr.
Mie=
rendorff=Darmſtadt ſprechen wird. — Arbeitsmarkt. Die Lage
auf dem Arbeitsmarkt hat ſich ſowohl hier als auch in den
Nachbar=
orten Eſchollbrücken und Hahn etwas gebeſſert. Insgeſamt beträgt die
Zahl der Erwerbsloſen aber immer noch rund 150 Perſonen, darunter
über 60 weibliche Perſonen. Der Kriſenunterſtützung unterliegen rund
60 Perſonen. — Der Gemeinderat iſt gegenwärtig mit der
Be=
ratung des Voranſchlags für 1929 beſchäftigt. Von allen Parteien wird
der Standpunkt vertreten, eine ſparſame und geordnete Wirtſchaftspolitik
zu treiben. Zur Beratung ſtehen auch die Voranſchläge für das
Elektri=
zitäts= und Waſſerwerk. — Ziegenankauf. Dieſer Tage hat das
Landratsamt Eſſen hier einen ganzen Waggon Ziegen, Bock= und
Mut=
terlämmer, angekauft. Die Tiere ſollen zu Anfang kommender Woche
zur Verladung kommen. Dies iſt ein erneuter Beweis für das gute
Material aus der hieſigen Ziegenzucht. — Der Weidenäckerdamm
iſt zwiſchen der 2. und 7. Gewann Neurott am Samstag für den
Fuhr=
werksverkehr geſperrt.
G. Ober=Ramſtadt, 12. Juli. Feuerwehrübung. Morgen
Samstag abend findet die vierte planmäßige Feuerwehrübung ſtatt.
Die Mannſchaften der Freiwilligen und Pflichtfeuerwehr haben hierzu
pünktlich am Rathaus zu erſcheinen.
Straßenbericht für Heſſen
für die Woche vom 14. bis 20. Juli 1929.
(Mitgeteilt vom Heſſiſchen Automobil=Club.)
Hauptdurchgangsſtraßen in Heſſen.
Darmſtadt—Mainz (Ortsdurchfahrt Groß=Gerau) vom 7. 5. bis auf
weiteres geſperrt. Umleitung in Groß=Gerau durch die Kirchgarten=
und Schützenſtraße.
Groß=Gerau—Mörfelden (Ortsdurchfahrt Groß=Gerau,
Frankfurter=
ſtraße) vom 26. 6. bis 16. 7. geſperrt. Umleitung: Klein=Gerau—
Wor=
felden-Nikolauspforte.
Dieburg—Babenhauſen—Aſchaffenburg (Ortsdurchfahrt Altheim)
vom 1. 7. bis 16. 7. geſperrt. Umleitung über Münſter.
Dornheim—Wolfskehlen, Km. 5,24—7,6, vom 28. 6. bis 28. 7.
ge=
ſperrt. Umleitung: Büttelborn-Griesheim.
Darmſtadt—Roßdorf, Km. 2,89—8,1, vom 4. 7. bis 11. 8. geſperrt.
Umleitung: Nieder=Ramſtadt—Ober=Ramſtadt.
Alle Ortsdurchfahrten Darmſtadt am 14. 7. von 13 bis 17 Uhr
an=
läßlich des Feſtzuges des Heſſiſchen Sängerbundesfeſtes geſperrt.
Um=
leitung innerhalb der Stadt, die ausreichend kenntlich gemacht iſt.
Ortsdurchfahrt (Hauptſtraße in Brensbach) iſt gemäß
Polizeiverord=
nung vom 24. Mai die Höchſtgeſchwindigkeit für Laſtkraftwagen über
5,5 To. Geſamtgewicht auf 12 Km. feſtgeſetzt, während die Eiergaſſe in
Brensbach zwiſchen Haupt= und Höchſterſtraße für den
Durchgangsver=
kehr mit Kraftfahrzeugen aller Art, mit Ausnahme von Motorrädern
geſperrt iſt.
Zell i. O.—Michelſtadt i. O., Km. 43,5—448,074, vom 15. 7. bis 25.
8. geſperrt. Umleitung: Langen=Brombach—Rehbach—Steinbach.
Friedberg—Frankfurt zwiſchen Friedberg und Ober=Wöllſtadt vom
13. 5. ab bis auf weiteres geſperrt. Umleitung: Fauerbach=
Brucsen=
brücken—Nieder=Wöllſtadt.
Büdingen—Gelnhauſen (Km. 61,4—65,9) vom 7. 6. bis auf weiteres
geſperrt. Umleitung: Lorbach-Alt= und Neu=Wiedermus,
Hütten=
geſäß-Nieder=Gründau nach Rothenbergen-Lieblos—Hain=Gründau und
umgekehrt.
Nidda=Ranſtadt vom 28. 5. bis auf weiteres geſperrt. Umleitung:
Nidda-Dauernheim—Ranſtadt.
Lauterbach—Angersbach vom 26. 6. bis auf weiteres geſperrt.
Um=
leitung: Eiſenbach—Rudlos.
Gießen—Marburg von Stadtgrenze Gießen bis Km. 2,0 vom 1. 7.
bis auf weiteres geſperrt. Umleitung: Wieſeck—Alten=Buſeck-
Daubrin=
gen-Lollar.
Sonſtige Straßen in Heſſen.
Sprendlingen-Buchſchlag vom 26. November 1928 bis auf
weite=
res geſperrt. Umleitung nach Bahnhof Buchſchlag—Sprendlingen über
die forſtfiskaliſche Waldſtrecke zum Forſthaus Mitteldick.
Biſchofsheim—Rüſſelsheim wegen Herſtellungsarbeiten an der Brücke
am Bahnhof Biſchofsheim vom 10. 6. bis 20. 7. geſperrt. Umleitung:
Hof=Schönau.
Appenheim-Nieder=Hilbersheim vom 1. Mai bis auf weiteres
ge=
ſperrt. Umleitung: Aſpisheim—Ober=Hilbersheim.
Deckendorf—Schadenbach vom 11. 4. bis auf weiteres geſperrt.
Um=
leitung: Homberg—Rüddingshauſen.
Ortsdurchfahrt Aſſenheim im Straßenzug Nieder=Wöllſtadt—
Bön=
ſtadt vom 11. 4. bis auf weiteres geſperrt. Umleitung: Bruchenbrücken.
Gießen—Reiskirchen von Km. 9 bis Reiskirchen vom 22. 5. bis auf
weiteres geſperrt. Umleitung: Lich—Grünberg.
Oſſenheimerkreuz—Aſſenheim vom 21. 6. bis auf weiteres geſperrt.
Umleitung über Bruchenbrücken.
Berſtadt—Wölfersheim vom 26. 6. bis auf weiteres geſperrt.
Um=
leitung: Wohnbach.
Selters—Stockheim (Ortsdurchfahrt Selters) vom 25. 6. bis auf
weiteres geſperrt. Umleitung: Bleichenbach—Stockheim.
Staden—Ni=der=Mockſtadt vom 24. 6. bis auf weiteres geſperrt.
Umleitung: Leidhecken—Blofeld-—Dauernheim—Ober=Mockſtadt.
Vilbel—Maſſenheim vom 3. 4. bis auf weiteres geſperrt.
Alsfeld—Schwabenrod (Ortsdurchfahrt Alsfeld) vom 8. Juli bis auf
weiteres geſperrt. Umleitung: Leuſel.
Gemäß Polizeiverordnung vom 15. 6. iſt die Wetterbrücke an dem
Weg nach der Riedmühle zu Griedel für Laſtkraftwagen im
Geſamt=
gewicht von mehr als 7 Tonnen geſperrt. Alle übrigen Laſtkraftwagen
dürfen dieſe Brücke mit keiner höheren Geſchwindigkeit als 10
Kilo=
meter in der Stunde befahren.
Cp. Pfungſtadt, 12. Juli. Die Volksbank hielt dieſer Tage
im „Goldenen Lamm” eine außerordentliche Generalverſammlung ab,
die ſich u. a. mit der Aufwertung der früheren Spareinlagen
beſchäf=
tigte. Es wurde erklärt, daß die für die Aufwertung in Betracht
kom=
menden Einlagen nach der Goldmarkberechnung etwa 125 000 Mark bei
rund 300 Einlegern betragen. Der Aufwertungsſtock betrug bei der
Goldmarkeröffnungsbilanz im Jahre 1924 1394 Mk. und erhöhte ſich
durch Zuwendungen aus den Reingewinnen, durch die Umſtellung
vor=
handener Vorkriegspfandbriefe und die Wiedereintragung der früheren
Hypotheken auf rund 8000 RM. am Schluß des vergangenen Jahres
als Umſtellungsreſerve. Bei der ſich an die Beratungen anſchließenden
Abſtimmung wurde die Aufwertung mit 33 gegen 19 Stimmen
abge=
lehnt. Die Reſerven ſollen mit Rückſicht auf die ſchwere wirtſchaftliche
Lage geſtärkt werden. Es wurde der Verwaltung der Bank nahegelegt,
beſonders bedürftigen bzw. älteren Spareinlegern, die durch die
Ent=
wertung ihrer Erſparniſſe beſonders hart betroffen wurden, nach
Mög=
lichkeit entgegenzukommen. Ueber die Verwendung der genannten 8000
Mk. Umſtellungsreſerven wird, die ordentliche Generalverſammlung
Be=
ſchluß faſſen. Anſtelle des aus Geſundheitsrückſichten ausgetretenen
Vor=
ſtandsmitglieds Georg Kramer wurde der ſeitherige Angeſtellte Lndwig
Voltz gewählt. Als Erſatzmann für den verſtorbenen Fabrikanten
Steinmetz tritt für den Reſt der Wahlperiode Georg Kramer in den
Aufſichtsrat ein.
Ak. Nieder=Ramſtadt, 12. Juli. Geſangverein „Eintracht”
Der Verein beteiligt ſich am 2. Heſſ. Bundesſängerfeſt in Darmſtadt.
Die Fahnenabordnung nimmt mit dem Vereinsbanner an dem Einzug
der Fahnen teil und tritt zu dieſem Zweck am Samstag abend
ſpäte=
ſtens um 6 Uhr am Hauptbahnhof Darmſtadt an. Bei der großen
Sän=
gerkundgebung im Orangeriegarten am Sonntag vormittag verſammeln
ſich die Sänger um 9.30 Uhr vor dem Sängereingang. Nachmittags
1.45 Uhr treten die Sänger zum Feſtzuge an, und zwar in der
Wilhel=
minenſtraße, Ecke Sandſtraße, woſelbſt auch der von dem Verein
ge=
ſtellte Feſtwagen. Das Wandern iſt des Müllers Luſt” zu ſtehen hat.
Im Feſtzug marſchieren die Sänger unmittelbar hinter dem eigenen
Feſtwagen.
Mainz, 12. Juli. Chronik. Ein Mädchen, das um die
Mittags=
zeit einen Spaziergang in den Gonſenheimer Wald unternahm, iſt von
einem Manne im Walde angepackt und als es ſich wehrte, körperilch
mißhandelt worden. Der Unbekannte hat ihm auch einen Geldbetrag
von 50 RM. abgenommen. Er wird beſchrieben: etwa 36 Jahre alt,
1,75 bis ,180 Meter groß, trug dunkelblauen Anzug und war ohne Hut.
Er iſt bartlos, hat dunkle Augen, gute Zähne, braune Geſichtsfarbe und
ſpricht hochdeutſch. Sachdienliche Mitteilungen nimmt die Mainzer
Kriminalpolizei entgegen. — Bei einem Mainzer Konditoreibeſitzer
er=
ſchien ein Unbekannter in der Kleidung eines Paters, der ſich als
Pro=
feſſor aus Bonn ausgab, und bat um einen größeren Geldbetrag, da
er ſeine Reiſe nach Bonn antreten müſſe. Bei dieſer Gelegenheit hat
er ſich auf Mainzer Geiſtliche als Bürgen berufen. Die Nachforſchungen
haben ergeben, daß der Konditoreibeſitzer einem Betrüger zum Opfer
ge=
fallen iſt. — Ein Fuhrmann, der auf ſeinem Laſtfuhrwerk Holz, das
weit nach hinten hinausragte, geladen hatte, ſtreifte damit in der
Römer=
ſtraße ein auf dem Bürgerſteig gehendes Kind, das ſchwer verletzt wurde.
— Die Fahrraddiebe ſind immer noch eifrig am Werk. In der letzten
Zeit wurden nicht weniger als 13 Fahrräder geſtohlen.
v. Bad=Nauheim, 10. Juli. Vom Stadthauſe. Der Stadtrat
erklärte ſich in ſeiner letzten Sitzung damit einverſtanden, daß die Stadt
Bad=Nauheim dem Verſicherungsverband heſſiſcher Gemeinden beitritt,
den der heſſiſche Miniſter für Arbeit und Wirtſchaft durch Verordnung
vom 21. Juni 1929 zwecks Durchführung der Unfallverſicherung in den
Gemeindebetrieben gegründet hat. Für Ausbau und Herſtellung, ſowie
für Kanaliſation von Straßen oder Straßenteilen in den Neubaubezirken
wurden insgeſamt 67 600 Mark bewilligt. Auf Anregung und mit
Finanzierung beteiligter Krankenkaſſen ſoll das ſtädtiſche
Konitzky=
ſtift bedeutend erweitert werden. Es handelt ſich um ein
Millionen=
projekt, das die Bettenzahl des bekannten ſozialen Heims um 100
ver=
mehren würde. Die Angelegenheit ſcheint noch nicht in allen
Einzel=
heiten geklärt zu ſein, denn der Punkt „bauliche Erweiterung des
Konitzkyſtiftes” mußte von der Tagesordnung abgeſetzt und vertagt
werden.
Nachrichten des Standesamts Darmſtadt.
Sterbefälle: Am 5. Inli: Karoline Pauline Wilhelmine Weinehl
geb. Gille, 55 J., Heidelberger Str. 88; Stadüverſoaltungsoberinſpektor
Ludwig Wolpert, 34 J., Soderſtr. 93. Am 6. Juli: Töpfer, Karl Slane,
41 J., Saalbauſtr. 28. Am 5. Juli: Katharina Benz geb. Eiſenhöfer,
45 J., Birkhausſtr. 3. Am 6. Juri: Maria Magdalene Louiſe Schäfer
geb. Engelter, 51 J., Gutenbergſtr. 41; Henriette Sander geb.
Neu=
burger, 55 J., Saalbauſtr. 76; Agnes Biedert, geb. Möllinger, 79 J.,
Landskronſtraße 79; Stadtamtmann Georg Philipp Hopp, 63 J.,
Hei=
denreſchſtr. 29. Am 7. Jrli: Lehrerin i. R. Hermine Stelllagen, 71 J.,
Karlſtr. 85. Am 8. Juli: Weichenſteller i. N. Martin Kohr, 74 J.,
Lagerhausſtr. 20; Landwirt Johannes Klenk, 68 J., Groß=Bieberau,
hier Erbacher Str. 25. Am 9. Iuli: Sckanſpieler Adolf Juda, 72 J.,
Hermannſtr. 6; Karoline Laubach geb. Feldmann, 52 J., von
Gries=
heim, hier, Lagerhausſtr. 24; Chemiker Wilhelm Karl Büchner, 52 J.,
von Eberſtadt, hier Grafenſtr. 9. Am 1. Juli: Volontär Kurt Marin,
22 J., Lanygaſſ 51. Am 10. Juli: Gliſe Eliſabeth Müller geb.
Kem=
pias, 53 J., Hügeiſtr. 15; Annelieſe KinZinger, 2 J., Hochſtr. 4. Am
11. Jul:: Schloſſermciſter Johaunes Gräb, 62 J., Heidelbergerſtr. 110;
Barbara Schmidt geb. Koh, 57 J., Lauteſchlägerſtr. 46.
Evangeliſche Gemeinden.
7. Sonntag nach Trinitatis (14. Juli).
Stadtkirche. Wegen Bauarbeiten geſchloſſen.
Stadtkapelle. Samstag, 13. Juli, abends 8½ Uhr: Andacht. —
Sonntag, 14. Juli, vorm. 8 Uhr: Hauptgottesdienſt. Pfarrer Wagner.
— Vorm. 9 Uhr: Chriſtenlehre für die Kaplaneigemeinde. Pfarrer Heß.
— Vorm. 10 Uhr: Hauptgottesdienſt mit Feier des heiligen Abendmahls.
Pfarrer Lautenſchläger. — Der Kindergottesdienſt hat Ferien.
Schloßkirche. Vorm. 9 Uhr: Chriſtenlehre. Dekan Zimmermann. —
Vorm. 10 Uhr: Hauptgottesdienſt. Dekan Zimmermann. — Vorm.
11½ Uhr: Kindergottesdienſt. Dekan Zimmermann. — Abends 6 Uhr:
Abendgottesdienſt. Pfarrer Vogel.
Konfirmandenſaal im Schloß. Dienstag, 16. Juli, abends 8 Uhr:
Mädchenvereinigung der Schloßgemeinde. — Mittwoch, 17. Juli, und
Samstag, 20. Juli, nachm. 2—4 Uhr: HandarbeitsſcSile der
Stadtge=
meinde. — Samstag, 20. Juli, abends 8 Uhr: Jugendvereinigung der
Stadtgemeinde, Poſaunenchor.
Gemeindehaus (Kiesſtraße 17). Sonntag, 14. Juli, vorm. 11½ Uhr:
Kindergottesdienſt der Stadtkirche. Pfarrer Lautenſchläger. — Abends
8 Uhr: Jugendvereinigung der Stadtgemeinde. — Montag, 15. Juli,
abends 8 Uhr: Jugendbund der Lukasgemeinde (ältere Abteilung). —
Dienstag, 16. Juli, abends 8 Uhr: Jugendvereinigung der
Stadtge=
meinde. — Mädchenvereinigung der Reformationsgemeinde (jüngere
Abteilung). — Mittwoch, 17. Juli, nachm. 2—4 Uhr: Jungſchar der
Stadtgemeinde. — Abends 8 Uhr: Jugendbund der Markusgemeinde
(ältere Abteilung). — Mädchenvereinigung der Reformationsgemeinde
(ältere Abteilung). — Donnerstag, 18. Juli, abends 8 Uhr:
Jugendver=
einigung der Stadtgemeinde. — Jugendbund der Lukasgemeinde (jüng.
Abteilung). — Freitag, 19. Juli, abends 6½ Uhr: Jugendvereinigung
der Stadtgemeinde, Sportplatz. — Abends 8 Uhr: Jugendbund der
Markusgemeinde (jüngere Abteilung). — Jugendbund der
Kaplanei=
gemeinde.
Feierabend (Stiftsſtraße 51). Mittwoch, 17. Juli, abends 8 Uhr:
Bibelſtunde. Pfarrer Köhler.
Walderholungsſtätte am Beſſunger Forſthaus. Sonntag, 14. Juli,
vorm. 11½ Uhr: Kindergottesdienſt. Pfarrer Heß.
Amtshandlungen an Auswärtigen: Landeskirchenrat D. Waitz.
Kraukenpflege durch Digkonen: „Hauptſtation im Diakonenheim,
Heidelbergerſtraße 21. Fernſprecker 2883.
Evang. Wohlfahrtsdienſt. Gemeindehaus, Kiesſtraße 17.
Sprech=
ſtuuden vormittags von 10—12 Uhr. Fernſprecher 2379.
Gemeindeamt für kirchliche Steuerangelegenheiten: „Gemeindehaus,
Kiesſtraße 17, Vorderhaus, 1 Treppe. Geſchäftsſtunden vorm. von 8 bis
12 Uhr und nachm. von 3—6 Uhr. Fernſpre=her 2379
Martinskirche. Vorm. 7½ Uhr: Frühgottesdienſt. Pfarrer
Be=
ringer. — Vorm. 8½ Uhr: Chriſtenlehre für die Martinsgemeinde=Oſt,
2. Abteilung, in der Kirche. Pfarrer Köhler; für die Martinsgemeinde=
Weſt, 1. und 2. Abteilung, im Gemeindehaus. Landeskirchenrat D. Waitz.
— Vorm. 10 Uhr: Hauptgottesdienſt. Landeskirchenrat D. Waitz. —
Vorm. 11 Uhr: Kindergottesdienſt für die Martinsgemeinde=Oſt, Pfarrer
Köhler. — Freitag, 19. Juli, abends 8 Uhr: Bibelbeſprechſtunde im
Martinsſtift.
Martinsgemeinde (Verſammlungen). Dienstag, den 16. Juli, abds.
3 Uhr, im Gemeindehaus: Jugendvereinigung. — Donnerstag, den 18.
Juli, abends 8 Uhr, im Martinsſtift: Mädchenvereinigung=Oſt; im
Ge=
meindehaus: Mädchenvereinigung Weſt; Mauerſtr. 5: Poſaunenchor. —
Freitag, den 19. Juli, abends 8 Uhr im Gemeindehaus:
Jugendvereini=
gung (ältere Abteilung).
Johanneskirche. Vorm. 10 Uhr: Hauptgottesdienſt mit heiligem
Abendmahl und Vorbereitung. Pfarrer Marx.
Die Johanneskirche iſt wochentags von 7—7 Uhr zu ſtiller Andacht
geöffnet.
Paul=Gerhardt=Haus (Gemeindehaus der Waldkolonie). Samstag,
13. Juli, abends 8 Uhr: Chriſtenlehre. — Sonntag, 14. Juli,
vor=
mittags 10 Uhr: Hauptgottesdienſt. Pfarraſſiſtent Georgi. — Vorm.
11½ Uhr: Kindergottesdienſt. — Dienstag, 16. Juli, abends 8 Uhr:
Helferſitzung. — Donnerstag, 18. Juli, abends 8½ Uhr: Aelterenkreis
der Mädchen.
Beſſunger Kirche (Petrusgemeinde). Vorm. 8 Uhr:
Hauptgottes=
dienſt. Pfarraſſiſtent Lic. zur Nieden. — Kindergottesdienſt und
Chri=
ſtenlehren fallen während der Ferien aus.
Veranſtaltungen: Sonntag, 14. Juli, abends 8½ Uhr:
Ver=
einsabend der Jugendvereinigung. — Montag, 15. Juli, abends 8½ Uhr:
Kleiner Kreis der Jugendvereinigung: Mittwoch, 17. Juli, abends 8.15
Uhr: Knappengruppe der Jugendvereinigung. — Freitag, 19. Juli, abends
8½ Uhr: Turnen der Jugendvereinigung. — Samstag, 20. Juli,
nach=
mittags 3 Uhr: Jungſchar. — Abends halb 8 Uhr: Singekreis.
Panluskirche. Vorm. 8 Uhr: Feſtgottesdienſt anläßlich des zweiten
Heſſiſchen Sängerbundfeſtes unter Mitwirkung des Wormſer
Männer=
geſangvereins. Pfarrer Rückert. — Vorm. 10 Uhr: Hauptgottesdienſt.
Pfarrer Rückert. — Der Kindergottesdienſt hat Ferien.
Veranſtaltungen: Sonntag, 14. Juli, abends 8 Uhr:
Jugend=
vereinigung. — Montag, 15. Juli, abends 8 Uhr: Jugendbund. —
Samstag, 20. Juli, abends 8 Uhr: Turnen.
Stiftskirche. Vorm. 10 Uhr: Hauptgottesdienſt. Pfarrer Waldeck.
— Vorm. 11½ Uhr: Kindergottesdienſt. — Evang. Sonntagsverein:
Nachm. 4—7 Uhr: Vereinsſtunden. — Donnerstag, den 18. Juli, abends
8 Uhr: Betſtunde.
Stadtmifſion (Mühlſtr. 24). Sonntag, vorm. 9 Uhr: Gebetsſtunde.
Nachm. 3½ Uhr: Bibelſtunde, Lehrer Spamer. — Montag, nachm.
4 Uhr: Miſſionsarbeitsſtunde. — Abends 8½ Uhr: Kriegerdankbund.
— Dienstag, nachm. 4 Uhr: Frauenbibelſtunde. — Abends 8½ Uhr=
Blaukreuz=Bibelſtunde. Prediger Semmel. — Mittwoch, abends 8½
Uhr: Gemiſchter Chor. — Donnerstag, Freitag und Samstag, abends
8½ Uhr: Blaukreuzſtunden. Munzinger. — Die Bibelſtunde in
Beſ=
ſungen fällt bis 16. Auguſt aus. — Samstag, abends 6—7 Uhr:
Eiſen=
bahner=Vereinigung.
Jugendbund für E. C. (Mühlſtr. 24). Sonntag: Teilnahme am
Jahresfeſt in Roßdorf, in der Kirche. Prediger Semmel und Nöll.
Dienstag, abends 8½ Uhr: Mädchenkreis. — Mittwoch, abends 8½ Uhr:
Freundeskreis für junge Männer. — Donnerstag, abends 8 Uhr:
Ge=
betsſtunde für junge Männer.
Chriſtlicher Verein funger Männer e. V. (Alexanderſtr. 22.
Infan=
terie=Kaſerne. Hof links). Sonntag: Tageswanderung an die
Berg=
ſtraße. Abfahrt 6 Uhr Hauptbahnhof. — Montag, abends 8½ Uhr:
Familienbibelſtunde. — Dienstag, abends 8 Uhr: Spiel und Sport. —
Mittwoch, abends 8½ Uhr: Jungmännerbibelſtunde. — Donnerstag,
abends 8 Uhr: Jung=C.=Heimabend.
Die Chriſtengemeinſchaft (in der Städt. Akademie für Tonkunſt,
Eliſabethenſtraße.): Sonntag, den 14. Juli, vorm. 10 Uhr:
Menſchen=
weihehandlung mit Predigt.
Sonſtige Gemeinſchaften.
Gemeinde gläubig getaufter Chriſten (Baptiſten), Mauerſtraße 17.
Sonntag, den 14. Juli, vorm. 10 Uhr: Gottesdienſt. Um 11 Uhr:
Sonn=
tagsſchule. Nachm. um 4 Uhr: Predigt. — Mittwoch, den 17. Juli:
abends 8½ Uhr: Bibel= und Gebetsſtunde. (Prediger N. Rudnitzky.) Zu
allen Verſammlungen jedermann freundlichſt eingeladen.
Möttlinger Freundeskreis: Montag, den 15. Juli, abends 8.30 Uhr,
im Feierabend, Stiftsſtr. 51: Bibelſtunde. Jedermann freundlichſt
ein=
geladen.
Chriſtliche Gemeinſchaft Darmſtadt (Mollerſtraße 40). Sonntag, den
14. Juli, vorm. 9,30 Uhr: Andacht. Nachm. 3 Uhr: Jugendbund; abds.
8 Uhr: Evangeliumsverkündigung. — Mittwoch, abends 8,15 Uhr:
Bibel=
ſtunde. Jedermann herzlich eingeladen.
Chriſtlich wiſſenſchaftliche Vereinigung (Chriſtian Science Society)
Aula der Landesbauſchule, Neckarſtr. 3. Gottesdienſte jeden Sonntag,
vorm. 10 Uhr, und jeden erſten Mittvoch im Monat; abends 8,15 Uhr=
Chriſtliche Verſammlung, Zimmerſtraße 4. Sonntag, vorm. 11.15
Uhr: Sonntagsſchile. Nachm. 4.30 Uhr: Wortverkündigung. —
Mitt=
woch, abends 8.15 Uhr: Gebetſtunde. — Freitag, abends 8.15 Uhr:
Wort=
betrachtung. Jedermann herzlich eingeladen.
Evangeliſche Gemeinſchaft, Eliſabethenſtr. 44. Sonntag, vormittags
10 Uhr: Predigt; vorm. 11 Uhr: Kindergottesdienſt; abends 8 Uhr:
Vortrag (Unſer Sonntag); Montag abends 8,15 Uhr: Jugendbund;
Dienstag abends 8,15 Uhr: Singſtunde; Mittwoch, nachmittags 3 Uhr:
Mädchenbund; 5 Uhr: Knabenbund; abends 8 Uhr:
Frauenmiſſions=
verein; Donnerstag, abends 8,30 Uhr: Bibelſtunde. Jedermann herzlich
eingeladen! Prediger Paul Schanz.
Neuapoſtoliſche Gemeinde Darmſtadt I (Hindenburgſtraße, ehem.
Kaſino): Sonntag, den 14. Juli, vorm. 9½ Uhr, nachm. 4 Uhr, und
Mittwoch, den 17. Juli, abends 8½ Uhr: Gottesdienſt.
Neuapoſtoliſche Gemeinde Darmſtadt II (Bismarckſtraße 54).
Sonn=
tag, den 14. Juli, vorm. 9½ Uhr, nachm. 4 Uhr, und Mittwoch, den 17.
Uhr, abends 8½ Uhr: Gottesdienſt.
Freunde und Gönner herzlich willkommen.
Auswärtige Gemeinden.
Evangeliſche Kirche zu Eberſtadt. Sontag, den 14. Juli, 8,45 Uhr:
Chriſtenlehre der Knaben. 9,30 Uhr: Gottesdienſt. 11 Uhr:
Kinder=
gottesdienſt. — Montag, 20 Uhr: Poſaunenchor. — Dienstag, 19.30
Uhr: Mädchenvereinigung. — Mittiuoch, 20 Uhr: Kirchengeſangverein.
— Freitag, 19,30 Uhr: Wartburgverein.
In der Provinzialpflege=Anſtalt Gottesdienſt 13,30 Uhr.
Evangeliſche Kirche Erzhauſen. (7. Sonntag nach Trinitatis.)
Vorm. 9 Uhr: Chriſtenlehre für die männliche und weibliche Jugend.
10 Uhr: Gottesdienſt. 11 Uhr: Kindergottesdienſt. 8 Uhr abends:
Mädchenvereinigung. Dienstag: Mädchenvereinigung (jüngere Abteilg.).
Samstag: Jungmannſchaft.
Evang. Gemeinde Traifa. Sonntag, vorm. 9,30 Uhr:
Hauptgottes=
dienſt. Nachmittags beſuchen die Chriſtenlehrpflüchtigen das
Eliſabethen=
ſtift. Abfahrt 13,55 Uhr Bahnhof, Fahrkarte bis Oſtbahnhof. (Die
Kin=
dergottesdienſte fallen nus.) — Montag: E. J. G. Mädchenabend. —
Mitt=
woch: E.JG. Jungenabend. — Donnerstag: Tonzgruppe, Treffen
um 8.15 Uhr am Nathaus.
Evang. Gemeinde Roßdorf. Sonntag, vorm. 9,30 Uhr:
Gottes=
dienſt. — Mittwoch: Jugendbund Wartburg. — Donnerstag:
Jumg=
mädchenverein.
Evangeliſche Kirche in Nieder=Ramſtadt. Sonntag, den 14. Juli:
Vormittags halb 10 Uhr: Hauptgottesdienſt; vormittags halb 11 Uhrf
Chriſtenlehre; Montag: Jugendvereinigung; Dienstag: Kirchenchor;
Mittwoch: Jungmädchenverein.
Evangeliſche Kirche Ober=Ramſtadt. Sonntag, den 14. Juli: 9,50
Uhr: Gottesdienſt. Kirchgang der Fünfzigjährigen. 10,30 Uhr:
Kinder=
gottesdienſt. Montag: Jugendverein. Mittwoch: Kirchenchor.
Don=
nerstag: Poſaunenchor. Freitag: Mädchenverein. Samstag:
Jugend=
verein.
Neuapoſtoliſche Gemeinde Arheilgen (Alte Darmſtädter Str. 14):
Sonntag, den 14. Juli, nachm. 4 Uhr, und Donnerstag, den 18. Juli,
abends 8.30 Uhr: Gottesdienſt.
Neuapoſtoliſche Gemeinde Griesheim (Groß=Gerauer Str. 3):
Sonn=
tag, den 14. Juli, nachm. 4 Uhr, und Donnerstag, den 18. Juli,
abends 3.30 Uhr: Gottesdienſt.
Neuapoſtoliſche Gemeinde Eberſtadt (Weingartenſtraße 35):
Sonn=
tag, den 14. Juli, nachm. 4 Uhr, und Donnerstag, den 18. Juli,
abends 8.30 Uhr: Gottesdienſt.
Neuapoſtoliſche Gemeinde Nieder=Ramſtadt (Bahnhofſtraße 25):
Sonntag, den 14. Juli, nachm. 4 Uhr, und Donnerstag, den 18. Juli,
abends 8.30 Uhr: Gottesdienſt.
Neuapoſtoliſche Geneinde Roßdorf (Dieburger Straße Nr. 22):
Sonntag, den 14. Juli, nachm. 4 Uhr, und Donnerstag, den 18. Juli,
abends 8.30 Uhr: Gottesdienſt.
Freunde und Gönner herzlich willkommen.
Katholiſcher Gottesdien ſt.
St. Liebfrauenkirche (Klapvacherſtr. 44), Samstag, um 17 und um
20 Uhr: Gelegenheit zur hl. Beichte. Sonntag, vorm von 6 Uhr an:
Gelegenheit zur hl. Beichte. Um 7 Uhr: Frühmeſſe mit Austeilung der
hl. Kommunion vor und in der hl. Meſſe. Um 9,30 Uhr: Hochamt und
Predigt. Vorher Austeilung der hl. Kommunion. Nachm. um 14,30 Uhr:
Andacht. — Werktags: hl. Meſſe um 7 Uhr. — Montag und Freitag,
abends 8 Uhr: Jugendverſammlung, Hermannſtraße 43.
Martinskapelle (Ecke Herdweg und Bruchwieſenſtraße). An allen
Sonn= und Feiertagen 8 Uhr hl. Meſſe und Predigt. Um 7.45 Uhr
Beichtgelegenheit. Vor und in der hl. Meſſe Austeilung der hl.
Kom=
munion.
Nummer 192
Samstag, den 13. Zuli 1929
Seite 9
Harrow — die Schule großer Engländer.
Von George Popoff.
London, im Juli.
Inmitten der wieſenreichen Grafſchaft Middleſer, nicht weit
von London, erhebt ſich ein maleriſcher Hügel, von deſſen Gipfel
aus man weit ins liebliche, grüne engliſche Land hineinſchauen
kann. Der Hügel trägt einige Dutzend alter, in reichem
Laub=
werk verſteckter Häuſer, die ein kleines Städtchen bilden. Das
Ganze iſt aber — eine Schule; im Bunde mit Eton — die beſte
Knabenſchule Englands: Harrow! Oder genauer: Harrow=
on=
the=Hill Harrow=auf=der=Höhe. Es iſt die Schule, von der eine
ſchier unüberſichtliche Anzahl großer Engländer hervorgegangen
iſt, vor allem jene aus dem liberalen Lager, während aus Eton
mehr die reaktionären, großen Tories zu kommen pflegen.
Manchmal wird Harrow ſcherzweiſe gar „die Schule der
Premierminiſter” genannt. Denn nicht weniger als ſechs britiſche
Premiers haben hier die Schulbank gedrükt und zwar: Perſeval,
Goderich, Lord Peel, Lord Aberdeen, Lord Palmerſton und
Stan=
ley Baldwin. Winſton Churchill, Amery und mehrere andere
Mitglieder des verfloſſenen Kabinetts ſind gleichfalls „Old
Har=
rovians” geweſen. Doch auch die neue „Arbeiter”=Regierung hat
einige Harrow=Boys aufzuweiſen, und zwar — den
Landwirt=
ſchaftsminiſter Buxton und den Miniſter für Volksaufklärung
Trevelyan. Außer den genannten Staatsmännern ſind aber noch
unzählige Dichter, Denker, Wiſſenſchaftler, Militär uſw., wie Lord
Sreucer, Byron, Lord Shaftesbury, Marquis Haſtings,
Sheri=
dan, Rodney, John Galsworthy und viele andere große
Englän=
der in dieſer einzigartigen Lehranſtalt zu Männern
herangewach=
ſen und mit dem nötigen Wiſſen (und der hohen Kunſt des
Fuß=
ball=Spielens .. .) auf ihren Lebensweg ausgeſtattet worden.
Wie alles Engliſche, iſt natürlich auch Harrow — uralt. Die
Geſchichte der Stadt Harrow geht bis zum Jahre 767 zurück,
und ſi wird bereits 823 im Zuſammenhang mit den Erzbiſchöfen
von Canterbury erwähnt, (ohne die bekanntlich nie etwas wirklich
„Uralt=Engliſches” vor ſich gegangen iſt). Dieſe Herren hielten
in Harrow von etwa 823 bis 1545 gelegentliche Sommerreſidenz.
Die eigentliche Harrow=Hyſtorie, begann aber erſt im Jahre 1571,
da ein reicher Edelmann namens John Lyon von der damals
re=
gierenden Queen Elizabeth ein Lehen auf Harrow erwirkte. Der
ſchöne Hügel wurde ihm — laut einer feierlichen „Royal
Char=
ter” — überlaſſen, auf daß er hier eine „Grammar School” für
Knaben errichte. Die Schule wurde ausſchließlich auf Koſten des
ſeligen Mr. John Lyon erbaut. Er gab ſeiner Gründung
reich=
liche Dukaten mit auf den Weg, viel weiſe Ratſchläge und das
ſchöne Motto „Donorum Dei Dispensatio Eidelis”.
Harrow iſt heute eine der reichſten Schulen Englands. Aber
der Staat hat zu ihrem Unterhalt nie einen roten Pfennig
bei=
geſteuert. Die Schule beſteht ausſchließlich von freiwilligen Gaben
ehemaliger Zöglinge und Erzieher und deren Angehörigen. Wo
anders iſt derartiges möglich ... Viele Burſchen werden gratis
erzogen. Umſo mehr müſſen allerdings die übrigen zahlen —
etwa 5000 Mark pro Jahr. Aber das Leben, das die Buben hier
führen, iſt ein Paradies, und Abneigung gegenüber der Schule
oder ähnliche „kontinentale‟ Gefühle ſind hier völlig unbekannt.
Ulkig iſt die Altagstracht der Harrowianer: ein ganz flacher und
breiter Strohhut, der tief im Geſicht, faſt auf der Naſe getragen
und am Hinterkopf mit einem Gummiband gehalten wird; dazu
breite graue „Oxfordhoſen”; und ſchließlich — ein Frack! Es
wirkt grotesk. Aber das iſt Harrow, und daher — nicht lachen,
bitte ...
Das engliſche Erziehungsſyſtem (ſofern von einem
folchen überhaupt die Rede ſein kann) iſt überaus einfach. Die
praktiſche Verwirklichung geht aber auf zwei ſehr wichtige
Vor=
ausſetzungen zurück: 1. auf das ſtets reichlich fließende, gute
eng=
liſche Geld und 2. auf die beſondere, ſpieleriſch=philoſophiſche
Lebensweisheit der Engländer. Beides iſt für andere nicht ſo
einfach erreichbar und daher — unſere Schwierigkeit, es England
in dieſem Punkte gleichzutun. Der gegenwärtige Head=Maſter
von Harrow, Dr. Cyril Norwood, iſt nicht nur ein ganz
wundervoller, tief und großzügig denkender Menſch, ſondern auch
eine anerkannte Autorität unter den Jugenderziehern Englands,
und ſein Wort ſollte überall, wo das Problem der
Jugend=
erziehung geſtellt iſt, Beachtung finden. Er entwirft etwa
fol=
gendes Bild vom engliſchen Erziehungsſyſtem im allgemeinen
und ſeiner eigenen Anſtalt im beſonderen:
„In Harrow werden zurzeit etwa 700 Knaben erzogen. Sie
ſind in etwa 15 Häuſern, zu je 30 bis 50 Zöglingen untergebracht,
wo ſie eine Gemeinſchaft bilden. An der Spitze eines jeden Hauſes
ſteht ein Houſe=Maſter, der ein Freund und Berater ſeiner
Zög=
linge ſein ſoll. Geht alles gut, ſo bilden Zöglinge und Erzieher
jedes Hauſes etwas wie eine große Familie. Die Erziehung iſt
ſtreng klaſſiſch, aber wird allmählich durch Aufnahme fremder
Sprachen und moderner Fächer erweitert. Die Ggner des
eng=
liſchen Schulſyſtems ſagen, daß die engliſchen Schulen das exakte
Wiſſen vernachläſſigen und aus dem körperlichen Spiele einen
Fetiſch gemacht hätten. Aber diejenigen, die uns wohlwollen,
erkennen den Wert körperlicher Spiele im Aufbauprozeß des
menſchlichen Charakters voll an. Wir mühen uns darum, die
nötige Mitte, d. h. eine vernünftige Balance zwiſchen Sport und
Wiſſen zu finden. Der Sport iſt ein moraliſches Fundament
erſter Ordnung und ſchier unerſetzlich im Entwickeln körperlicher
Geſundheit und einer gewiſſen harmoniſchen Kraft und Anmut
im heranwachſenden Menſchen. Wir lehren die Jünglinge ſich
ſelbſt regieren, ſich beherrſchen und ſich ſtets ihrer Pflicht
be=
wußt ſein. Das iſt unſer ganzes „Syſtem”. Bis dato hat es ſich
nicht übel bewährt. . ."
Kurz vor Abgang der Abiturienten gibt es eine
Schul=
feier, die in Harrow „Speech Day” heißt. Durch die Liedens=
würdigkeit Dr. Norwoods war es dem Verfaſſer ermöglicht
worden, dem diesjährigen Speech Day von Harrow beizuwohnen.
Auf der Hauptſtraße von Harrow (die mitten durch die Schule
geht) drängt ſich eine feſtlich gekleidete Menge, beſtehend aus
Er=
ziehern, Zöglingen und deren Anverwandten. Die Erzieher
er=
ſcheinen im Talar und mit dem flachen Barett auf dem Haupte.
Die Damen tragen helle, feſtliche Sommertoiletten. Während die
Harrow=Boys heute Strohhut und Pluderhoſen abgelegt und
ſich nun in Frack, geſtreifte Hoſen, graue Weſte und
Zylinder=
hüte geworfen haben. Väter, Brüder und Freunde der Zöglinge
ſind ähnlich gekleidet. In Kürze, wie ſchon ſo oft in England
erlebt, iſt auch Harrows „Speech Day” — ein Feſt der
Zylinder=
hüte. Manche der Schüler, namentlich die älteren, tragen eine
derartig gewählte Eleganz zur Schau, daß man, von hier aus
geſehen, die ſprichwörtliche „Smartneß” der Engländer noch um
einiges beſſer verſteht. Die ganz kleinen Knirpſe ſehen in ihren
rieſenhaften Zylinderhüten über alle Maßen drollig aus. Aber
wer denkt an Lachen — angeſichts der Wichtigkeit und Sicherheit,
mit der ſie ſich benehmen...
„Speech Room” iſt ein großes Auditorium, an deſſen
Längs=
ſeite jetzt mehrere hundert Schüler aufgeſtellt ſind, während ihnen
gegenüber im Halbkreiſe etwa 1000 Gäſte Platz genommen haben.
In der Mitte — der Head=Maſter Dr. Cyril Norwood im prächtig
roten, mit Hermelin verzierten Talar. Zu ſeiner Rechten — der
Erzbiſchof von Canterbury, zu ſeiner Linken — Lord Hamilton,
einer der älteſten Harrowianer. Zuerſt werden Preiſe für braves
Lernen verteilt. (Obwohl Fußball=Spielen anerkannter Maßen
als viel wichtiger gilt.) Dann hält der Head=Maſter eine
Be=
grüßungsanſprache — im leicht ironiſierenden Ton des
vor=
nehmen Engländers. Schließlich wird Theater geſpielt, zuerſt
— Anatole France’s „La comsdie de celui aui spousa uns
femme muette” in erſtaunlich gutem Franzöſiſch und hierauf
eine Szene aus Shakeſpeares „Heinrich IV.” — in allerdings
noch weſentlich beſſerem Engliſch. Das Schönſte jedoch ſind die
Schul=Geſänge, die die Feier abſchließen. Auf Schul=
Sin=
gen legt man in Harrow — nächſt Fußball — beſonderen Wert.
Sie ſind in der Tat wundervoll und erzählen alle ohne
Aus=
nahme ſchrullige und amüſante Dinge aus der Geſchichte
Har=
rows und aus dem Alltagsleben ſeiner ausgelaſſenen 700
Zög=
linge. ..
Laut bricht es los mit dem luſtigen Begrüßungslied „Cheer,
boys, cheer”; im nächſten wird erzählt wie „Queen Elizabeth
sat one day, watching her mariners rich and gav .. .” und die
Gründung Harrows gut hieß; munter gehts mit einem Cricket=
Lied weiter „So hol So ho! May the eourtiers sing, Honour
and life for Willow the King!” ein Kleiner, ein Allerjüngſter
ſingt dann ein ſchüchternes, aber reizendes Solo vom erſten
Schultage „Eive hundred faces, and all so strange. . .": bis
ſchließlich auch die im Saale anweſenden alten Herren aufſtehen
und das eigentliche Lied der Schule (ein Fußball=Lied natürlich),
Harrows „Nationalhymne” anſtimmen: „Forty vears on, when
afar and asunder parted are those who are singing to-day . .
Der Refrain iſt der Fußballer=Ruf „Follow upl Follow up!”
Sie ſingen es alle aus voller Bruſt und gemeinſam — der
win=
zige, 10jährige Bub mit dem breiten, flachen Schülerkragen und
der greiſe, würdevolle Erzbiſchof von Canterbury in fürſtlichem
Ornat: das feine Lied von Harrow=auf=der=Höhe, wo das Leben
ſo ſchön und herlich iſt, wo man ſo gut Fußball ſpielen lernt und
wo man durch dieſe Methode ſo trefflich darauf vorbereitet wird
— einſt das Britiſche Weltreich zu regieren.
Erfolgreiche Startverſuche
von Dornier „Vo X‟.
Rorſchach, 12. Juli.
Das zwölfmotorige Do X” der Dornier=Metallbauten A.=G.
iſt am Freitag früh in Altenrhein zum erſtenmal zu Waſſer
ge=
bracht worden. Die rieſige, in der großen Montagehalle über Eck
liegende Maſchine war von den Trägern, auf denen ſie bisher
ruhte, ein Stück in die Höhe gewunden worden, und nach
Entfer=
nung der Stützen wurde eine auf Schienen laufende Fahrbühne
unter die Mitte des 42 Meter langen Schiffsrumpfes geſchoben,
auf der die „Do X” dann zunächſt ſeitlich aus der Montagehalle
hinaus auf das angrenzende Flugfeld und von hier nach
entſpre=
chender Drehung auf Schienen hinaus zum Ufer gebracht wurde.
Unter allgemeiner Spannung der Werftleitung und der
Beleg=
ſchaft glitt dann in den frühen Morgenſtunden das größte
Flug=
zeug der Welt langſam, aber ſicher ins Waſſer.
Mit der an Bord befindlichen Kompreſſor=Anlage wurden
dann nacheinander die 12 Motoren mit ihrer Geſamtleiſtung von
6300 P8 angeworfen, und unter dem Winken der Werft=
Angeſtell=
ten und der ſich raſch an den Ufern von Altenrhein und Rohrſchach
angeſammelten Schauluſtigen begann die „Do X” zunächſt mit
Rollverſuchen auf dem Bodenſee, wobei auch verſchiedene Manöver
auf dem Waſſer durchgeführt wurden, die ſich hauptſächlich auf
die Feſtſtellung der Wendigkeit des Flugſchiffes bezogen.
Dr. Dornier hatte bereits am Donnerstag die Anweiſung
er=
teilt, am Freitag früh mit den erſten Probeflügen zu beginnen.
Er ſelbſt war am Morgen mit einem Stab von Mitarbeitern nach
Altenrhein gefahren und beobachtete von einem Motorboot aus
den Stapellauf der „Do X‟. Bei herrlichſtem Sonnenſchein gingen
die Rollverſuche von ſtatten, die die außerordentlich gute
Manöv=
rierfähigkeit des Dornier=Flugzeuges vor Augen führte. Die
Kur=
ven, die die „Do 4” zog, waren enger, als man es ſelbſt bei dem
ſehr gut manövrierenden Dornier=Wal gewohnt iſt. Manchmal
hatte es den Eindruck, als ob die „Do X” buchſtäblich auf der
Stelle drehte. Dann begann um 9.40 der erſte Start. Unter dem
Donner ſeiner zwölf Motoren raſte das Flugſchiff mit rieſiger
Bugwelle über das Waſſer dahin, geſpannt verfolgt von den
Konſtrukteuren und der Werftleitung, die mit Stoppuhren das
Abheben von der Waſſerfläche regiſtrierten. In der erſtaunlich
kurzen Zeit von 30 Sekunden hob ſich der im Sonnenſchein ſilbern
glänzende Rieſenvogel unter dem Jubelruf der an den Ufern
Stehenden ein Stück in die Luft, um dann nach kurzer Zeit wieder
glatt auf das Waſſer hinabzugehen. In wenigen Minuten folgte
hintereinander noch ein zweiter und dann ein dritter Start der
jedesmal das gleiche Kunſtſtückergebnis hatte. Auf ausdrückliche
Anweiſung von Dr. Dornier ſollte zunächſt nur das Abheben des
Flugſchiffes vom Waſſer verſucht, aber noch nicht ein eigentlicher
Flug durchgeführt werden, da vorerſt die Motoren ſich einlaufen
und die Steuerorgane uſw. ſich einſpielen ſollen.
Als nach Beendigung der drei Startverſuche die „Do K” von
einem Motorboot gezogen wieder in die kleine. Bucht an der
Werft von Altenrhein einlief, wurde ſie von den Tauſenden, die
ſich inzwiſchen an den Ufern angeſammelt hatten, und von den
Inſaſſen der das Flugſchiff umkreiſenden Motorboote mit
ſtürmi=
ſchen Hochrufen begrüßt, und Dr. Dornier konnte von allen Seiten
Glückwünſche zu dieſem Erfolg entgegennehmen. Im Laufe des
Tages werden nun an Hand der bei den Verſuchen an Bord
be=
findlichen Inſtrumente die Ergebniſſe der erſten Starts
ausge=
wertet und von ihnen wird es abhängen, wann dann der erſte
eigentliche Probeflug beginnen wird, bei dem Dr. Dornier ſich an
Bord des Flugſchiffes befinden wird, um ſelbſt den Poſten des
Kapitäns zu übernehmen.
Bisher ausgezeichnete Ergebniſſe.
Die Unterſuchung der Motoren und der Inſtrumente des
Dornier=Flugſchiffes „Do K”, die nach der Rückkehr in die
Werft=
halle vorgenommen wurde, hatte außerordentlich
zu=
friedenſtellende Ergebniſſe. Man kann ſchon jetzt
ſagen, daß das Flugſchiff bei dieſen erſten Verſuchen den
Erwar=
tungen ſeines Konſtrukteurs und der Werftleitung voll entſprochen
hat. Chefpilot Wagner äußerte ſich nach der Rückkehr nach
Altenrhein ganz begeiſtert über die Eigenſchaften der Maſchine.
die trotz ihrer rieſigen Ausmaße willig und ſelbſtverſtändlich auf
jeden Steuerausſchlag reagiert habe und mit der ſich
ausgezeich=
net manövrieren laſſe. Wagner hat bekanntlich nicht weniger als
80 Weltrekorde mit Dornier=Waſſerflugzeugen aufgeſtellt. Dr.
Dornier hat für die Beſatzung der Maſchine und für die an
den Verſuchen beteiligten Werftangehörigen nach der Aufregung
und der fieberhaften Arbeit der letzten Stunden den Samstag als
Ruhetag beſtimmt. Am Montag ſollen dann die Verſuche
mit der „Do K” erneut aufgenommen werden.
Geſchäftliches.
Das ſeit 20 Jahrem Geſtehende Uhrem=, Gold= umb
Gtlden=
waren=Spezialgeſchäft Auguſt Baum hat ſeime
Ge=
ſchäftsräume nach dem Ladenlokal Roßdörfer Straße 49 werlegt.
Herr Baum, welchelr als tüchtiger, ziellbewußtev Fachmamm beſtens
be=
bamnt iſt, wird auch fevmenhin ſeiantim geſchäftlichen Prinzip „Vom Gutem
das Beſte” m allen Preislagen treur bleiben. Wir wümnſchen Germn
Baum zu ſeinem neuen Untemehmen nur das Beſte.
Ein winziger Apparat brackt Rieſenplakate! Wie
iſt das möglich? Mun, der Flieger, der vorgeſtern die Namen Perſil umd
iMi in Rieſenlettern an den Horizont mallte, beſitzt einen Eleinen
Appa=
rat, der in der Sckunde 8000 Kubikmeter Rauch entwickelt, uund damit
ſchreiſbt er in 4000 Meter Höhe Buchſtoben von 7000 Meter Länge und
1500 Meter Höhe. Das, wias für dem Wllakatdwucker die großem Alaſſchinene
ſind, iſt für den Himmelſchreiber der kleine Raucherzeuger, der durch
ſeine ſinwreiche Konſtruktion billige Rauchplabate fabniziert. So
erſtaun=
lich die Eimfachheit und Wirkung dieſer Rauchſchrift iſt, ſo erſtaunlich iſt
auch die Wirkung des Fabrikatzes iMli, deſſen Name imn Verbindung mit
Perfil am Gimmel pramgt. ili hat die beſondere, wertvolle Gügenſchaft,
raſch und gründlich die fettigſten Gegenſtände blitzſauber zu machen und
hat ſich deshalb im Sturm die Herzen der Hausfranuen erobert, die iMi
beim täglicken Geſchirraßwaſchen und Reinigen der humderte Hausgeräte
als einzig daſtheinde Arbeitserleichterung preiſen.
Frankfurt.
Deutſche Welle. Sonnabend, 13. Juli. 12: Künſtleriſche
Dar=
bietungen für die Schule: Muſiker auf Reiſen. Irene Reichel (
Ge=
ſang), H. Raue (Violine), G. W. Neumann (Cello), H. Wegner
(Klavier), B. K. Graef (Sprecher). o 15: B. K. Graef:
Sprech=
technik. 6 15.40: Helene Wulff: Allerhand Sommergetränke. 0 16:
Min=Dir. Trendelenburg: Der Vertrag zwiſchen Preußen und
der Kurie. 6 16.30: Reichsgerichtsrat Dr. Mende: Die
wohl=
erworbenen Rechte der Beamten. O 17: Hamburg: Violinkonzert
des Konzertmeiſters Volkmar Skalak. 0 18: S. Aufhäuſer, M. d. R.:
Lebenswelt und Ideologie des modernen Angeſtellten. o 18.30:
Franzöſiſch für Anf. o 18.55: Prof. Dr. Deegener: Zoologiſche
Beobachtungen m der Umgebung von Berlin. 19.20: Dr. Herz:
Theatererinnerungen eies alten Mannes. 20: Berlm:
Blas=
orcheſterkonzert des Adolf Becker=Orch. Mitw.: „The Songſters”.
Danach: Tanzmuſik, Kapelle Erich Alberti. — Pauſe: Bildfunk.
Königswuſierhauſen.
Samstag, 13. Juli. 13.15: Schallplatten: Buntes Programm.
O 15.05: Aus dem deutſchen Liederkranz. Dieſterwegſchule,
Ginn=
heim. Mädchenchor. Leitung: Lehrer Jung. 16.15: Konzert des
Funkorch. Leitung: Kapellmeiſter Merten. Mitw.: Johannes. Willy
(Bariton) 18.10: Aus dem Roman „Rot und Schwarz” von
Stendhal. o 18.30: Arbeiterſekretär Misbach: Was will die Stunde
des Arbeiters? o 19: Saalbau Darmſtadt: Konzert des Chors
der Städt. Muſikhochſchule Mainz: Alte deutſche Muſik: Mahn:
Chriſt iſt erſtanden”. — Orlando di Laſſo: „Sancta Maria”
Doppelkanon, vierſtimmig. — Haßler: „Cantate Domino”. — Der
Herr iſt meine Stärke”, aus der „Symphonige ſacrae‟. — Haßler:
Mem Lieb will mit mir kriegen”. — Eccard: Hans und Grete.
— Romantiſche deutſche Muſik: Pfitzner: Frauenchöre „Robert,
Schumann”. — Moderne deutſche Muſik: Hindemith: „Ein Jäger,
aus Kurpfalz, der reitet durch den grünen Wald”, Frau Muſica.
Leitung: Dir. Rosbaud. 6 20: Dr. Kahn: Metallveredlung. 0 20.30:
Saalbau Darmſtadt: Konzert der Vereinigten Männerchöre.
Lieder=
zweig Darmſtadt. — Germania Crumſtadt. — Sängerbund
Gries=
heim. — Männergeſangverein Groß=Zimmern. —
Mänergeſang=
verein Reinheim im Odenwald. — Sängerluſt Spachbrücken. —
Sän=
gerluſt Arheilgen (ca. 200 Sänger). (Anläßlich des Zweiten Heſſiſchen
Sängerbundesfeſtes). Kämpf: „Der Wagen rollt”. — Ottenheimer:
Zwei alte Söldnerlieder: Landsknechtsgebet; Landsknechtstanz. —
Ottenheimer: Dichtergrab: „Ich bin dein”; Leichtſinn: Lied der
Geuſen; Ulenſpiegels Lied: Die Muſik kommt. 21: Heiterer
Abend Senff=Georgi. Mitw.: Funkorch. 0 22.30: Konzert des
Rheiniſchen Kornettquartetts. Mitw.: Joſeph Gareis. o Anſchl.:
Tanzmuſik. Leitung: Mathyas Seiber.
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Nur beim Fachmann
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Beendet das lange Stehen am Herd an heißen Tagen mit Quäker
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Fülle wichtiger Aufbaustoffe, die nicht dick machen. Verlangen
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Gut=
schein für schwerversilbertes Besteck.
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Obstsuppe mit Rapidflocken (für
4 Personen); In 1½ Liter Obstsaft 75 g
Quäker Rapidflocken 5 Minuten kochen,
das Obst hineingeben, heiß oder kalt
über gerösteten Semmelbröckchen
an=
richten.
Billiger Auflauf (für 4 Personen):
300 g Quäker Rapidflocken in 1 Liter
Wasser mit 100 g Zucker und etwas
Zitronenschale 5 Minuten kochen;
aus=
kühlen, 2 bis 5 Eigelb und den
ge=
schlagenen Schnee hineingeben, in
aus=
gebutterter Form backen.
Seite 10
Reich und Ausland.
Die Urſache des Flugzeug=Abſturzes auf dem
Rebſtock.
Frankfurt a. M. Zu dem Abſturz des
Sporöflugzeuges wuf dem hieſigen Flugplatz, bei
bem Hauptmann Müller den Tod fand und der
Pillot Möhlqu ſchwer verletzt wurde, erfahren wir
von eimer maßgebenden Perſönlichkeit des
Flug=
platzes folgendes: Die von den beiden
verunglück=
ven Pillotem benutzte Maſchine hatte burz vorher
einen Platzflug gemacht, woben die Steuerorgane,
der Motor uſw. vollkommen im Ordnung waven.
Die verunglüickte Sportmaſchine beſaß
Doppelſteue=
wung — ähnlich wie bei Schulmaſchinen — ſo daß
jeder der Inſaſſen bei der Steuerung mitwürkte. Die
Urſache für den Abſturz, bzw. dafür, daß das
Flug=
geuug ims Trudeln kam, iſt auf einen Steuerfehler
ſſeitens der Pilloten zurückzuführen.
Tödlich verunglückt.
Fronhauſen. Zwiſchen Odenhauſen und
Fronchauſen fuhr im der Mittagszeit ein
Motorrad=
fahrer gegn ein Laſtauto. Durch den Zuſammenprall
erbitt der Motorrodfahrer einen ſchweren
Schädel=
bruch, ſo daß zwei der herbeigerufenen Aerzte ſeine
Ueberführung in die Chirurgiſche Klinik nach Gießen
anordneten. Kurz nach der Einlieferung berſtarb
der Verunglückte, deſſen Namen man noch nicht
feſt=
ſtellen konnte.
Großfeuer in Stadtroda.
Erfurt. Geſtern früh explodierte in der
Wictvofobrik Gebrüder Glaſer in Stadtroda, im
ſo=
geruannten Sppitzrqum ein Sauerſtoffapparat, wobei
ein Schloſſermeiſter ſchwere Brondtwurnden erlitt. Im
Ou ſtand der ganze Betrieb in Flammen. Die
Feuevwehr mußte ſich auf die Rettung der
bewach=
barten Häuſer beſchränken. Die Fabrik iſt
vollſtän=
dig wiedergebrannt. Der Schadem beläuft ſich
ſchät=
gungsweiſe auf wahezu zwei Millionem Mark.
Das Bootsunglück auf der Oftſee.
Swinemünde. Das verunglückte Segelboot,
das, wie berichtet, geſtern vormittag von einem
glugzeug in der Höhe von Deep geſichtet wurde,
ſiſt, wie jetzt nach einer Blättermeldung einwandfrei
Heſtſteht, das dem Gaſtwirt Schlechter auf Koſerow
gehörige Boot, deſſen Inſaſſen vermißt werden. Es
beſteht demmach kein Zweifel mehr, daß alle fünf
Badegäſte, die ſich auf dem Boot befanden, den Tod
in der Oſtſee gefunden haben.
Der Gartzer Brückeneinſturz vor Gericht.
Gartz. Wegen des vor zwei Jahren erfolgten
Einſturzes der Gartzer Oderbrücke, bei dem mehrere
Menſchen ums Leben Eawen, iſt, wie die
Juſtz=
preſſeſtelle des Stettiner Landgerichts mmitteilt, jetzt
das Hauptverfahren gegen den Direktor der
Ber=
liner Baugeſellſchaft, den beitemden Ingemeur und
zwei Betonmeiſter der Firma eröffnet wordem. Die
Hauptverhandllung findet vorausſichtlich im
Septem=
ber dieſes Jahres ſtant.
Abgeſtürzt.
Füſſen. Zwei Herren und eine Dame, die in
Neſſelwämgle in Tiroll in der Sommerfriſche
weil=
ten, verfehlten bei eimem Aufſtieg auf die Kölle=
Spitze dem Weg. In der Dunkelheit geriet einer
der Touriſten, ein Herr Heuler aus Heillbromn, auuf
der Suche mach einem Abſtieg an einem Abgrund
ud ſtürzte mehrere hundert Meter tief ob. Seine
Gefährten wagten ſich darauf wicht weiter und
näch=
tigten im den Felſen. Am andeven Morgem wurden
ſie von einer Rettumgsexpedition geborgen. Der
Abgeſtürzte wurde mit zerſchmettertem Gliedern im
Nordweſtbar vor aufgefunden.
Liebestragödie im Tal von Sagana.
Imnsbruck. Mittwoch abend wurden, wie
die Bozener fasciſtiſche „Alpenzeitung” melbet, in
einem Zimer des Gaſthwuſes „Due Spade””, im
Caldomazzo, im Tal vont Sagama, die Leichen von
gwei jugen Ausflüiglem ſaufgefunden, eimes 25
Jahve allten Mannes aus Coveggio und eines 24 Mädchens aus Paris, wohnhaft im Capri.
Der junge Mamn hatte das Mädchem zuerſt mit
einem Revolver getötzet umd ſich dann ſellbſt imn die
rechte Schläfe geſchoſſen. Die Beweggründe der Tat
ſind moch wicht aufgeklärt.
Zum furchkbaren U-Book=Unglück
an der engliſchen Küſte.
Das engliſche U=Boot „H. 47” vor ſeiner letzten
Ausfahrt.
Der Zuſammenſtoß zweier engliſcher U=Boote an
der engliſchen Weſtküſte hat 25 Todesopfer
ge=
koſtet. Das U=Boot, das 1918 in Dienſt geſtellt
wurde, liegt 115 Meter tief auf dem
Meeres=
grunde. Flugzeuggeſchwader und mehrere
Kriegs=
ſchiffe ſind an der Unglücksſtelle eingetroffen,
doch dürfte die Bergung auf ſehr große
Schwie=
rigkeiten ſtoßen.
Samstag, den 13. Juli 1929
Ein Freiherr u. Skein=Muſeum in Bad Naſſau.
Das Geburtshaus des Freiherrn vom Stein in Naſſau.
In Bad Naſſau a. d. Lahn, dem Geburtsort des großen deutſchen Staatsmannes und
Reforma=
tors Frhr. v. Stein wurde ein Stein=Erinnerungsbund gegründet, der es ſich zur Aufgabe gemacht
hat, eine nationale Erinnerungsſtätte im Geburtshaus des Freiherrn zu ſchaffen. Bücher und
Schriftſtücke Steins ſollen dort ausgeſtellt und der Nachwelt als Zeugnis vom Wirken des großen
Staatsmannes überliefert werden.
Rufſiſcher Europa=Rundflug.
Die ruſſiſchen Flieger nach der Landung in Berlin=Tempelhof.
Im Flughafen Berlin=Tempelhof landete das erſte in Rußland gebaute dreimotorige Flugzeug,
das einen Rundflug über Europa angetreten hat. Bekannte Vertreter der ruſſiſchen Luftfahrt und
Preſſe befanden ſich an Bord. Unſer Bild zeigt von links nach rechts: Sarſar, Hauptinſpektor der
zuſſiſchen zivilen Luftflotte (im Lederrock), Präſident Kſandroff von der ruſſiſchen
Luftverkehrs=
geſellſchaft Dobroyet, Ing. Pogodin und den Piloten Gromoff, den Führer des Sowjet=Flugzeuges,
im Geſpräch mit Dir. Davidoff bei der erſten Stärkung auf deutſchem Boden.
* Rettung zweier Sportpaddler durch ein
Flugzeug.
W. F. Wilhelmshaven. Zwei Offiziere
der zurzeit im Schillig, eimer Küiſtembefeſtigung an
der Außen=Jade, ſtationierten Marime=Artillerie=
Abteilumg, hatten ſich mit eimem Paddelboot auf die
Jade begeben. Weit ab von Land kenterte das Boot,
und die beiden Paddler gewieten in der ſporken
Strömung in eine ermſte Lage. Eim
Mavinebeobach=
dumgspoſten hatte von Land aus den Unfall
ge=
ſehen. Von Schillig aus wurde die Fluugſtaviom auf
Norderney benachrichtigt und um Hilfe gebeten. In
Nordermey ſtartete darquufhin ſogleich das Junkers=
Fluugzeug D 148, dem es auch gelang, die beiden
Schiffbrüchigen zu entdecken uund die inzwiſſchen von
Horumerſiel ausgebaufemen Fiſcherboote am dieſſe
Stelle zu dirigieren. Nach anderthallbſtündigem
Tvei=
ben wurde eimer der Pgddler von einem Boot, der
andere von dem Glugzeug ſellbſt geborgen und an
Land gebracht.
Die Landung des Flugzeuges „Sverige‟
in Grönland.
Kopenhagen. Nach den letzten Meldumgem
von Grönland erfolgve die Waſſerung der
ſchwedi=
ſchen Ozeonflieger bei Arſuk (Weſtküſte Grönlands)
Donmerstag morgen gegem 2 Uhr (GdEZ). Es
beſtä=
tigt ſich, daß die Flieger auf dem letzten Teil des
Weges, beſonders von Julignehaab bis Jvigtut,
äußerſt ungünſtige Wetterverhältniſſe antrafen, die
einemn Weiterflug, unmöglich machven. Bei der
Waſſe=
rung ging das Flugzeug ſchräg vieder, ſſo daß eina
Tragfläche unter Waſſer geriet. Infolge des flachen
Waſſerſtandes geriet die Aaſchine auf Grund, blieb
jedoch unbeſchädigt. Die Flieger ſchoſſen nun
mech=
rere Leuchtvaketen ab, die von einem Schiff der
Kryolith=Minen=Geſellſchaft beobachtet wurden, das
den Fliegern zu Hilfe cillte und ſie a Land brachte.
Später wurde auch das Flugzeug von einem
Fahr=
zeug abgeholt. Die Flieger wollten noch am
Don=
nerstag eine Uebevholung und Machprüfung der
Maſchine vornehmen, uum möglichſt bald dem Flug
nach Amerika fortzuſetzen. Der Plan, noch am
Donnerstag abend weiterzufliegen, wurde jedoch
auf=
gegebben. Dagegen ſoll der Start erfolgen, ſobald die
Wetterverhältniſſe dies zulaſſen.
Furchtbare Brandkataſtrophe.
Zwölf Todesopfer.
London. Vorgeſtern abend ereignete ſich bei
Gillingham (Kent) eim furchtbares Unglüick, bei dem
neun Seekadetten den Tod fanden. Für eine
Vorfüh=
vung der Feuerwehr war wus Holz umd Leinwand
ein Geriſt aufgerichtet wonden, das ein Haus
dar=
ſtellte. An dieſem kümſtlichen Haus ſollten
verſchie=
dene Retrungsmethoden gezeigt werden. Im Innern
des Haufes befamden ſich neum Seebadettem, die die
zu rettenden Bewohner des Hauſes darſtellten.
Plötz=
lich geriet der Bra in Brand ud ſtürzte in
Flom=
men gehüllt zuſammen. Alle neum Kadettem Gamen im
Gen Flommen um. Hunderta von Zuſchauern
wohn=
ten der Tragödie bei. Bisher wunden acht Leichen
geborgen.
London. Wie aus Gillimgham gemeldet wird,
ſind wußer den meun Seebodetten noch drei weitere
Perſonen dem geſtwigem Bvand zum Opfer gefallen.
Nur bei zwei Leichen war die Feſtſtellung der
Per=
ſönlichkeit möglich, da die übrigen Eis zur
Unkennt=
lichkeit emtſtellt ſind.
Verkannte Wertantiquitäten, die ein Vermögen
einbringen.
Paris. Der Pariſer Anviqmitätenhändler
Carré hat vier antike Bronzevaſen, die in der
Ge=
gend von Metz bei Erdavbeiten geſunden wordem
waren, für 650 000 Fvonken an das Britiſche
Mu=
ſeuvm in London verbauft. Die Vaſen, die
ſchätzungs=
weiſe aus dem 5. Jahrhundert v. Chr. ſtammen,
dürften griechiſche Arbeit darſtellen. Sie ſind von
größer Schönheit und wunderbar erhalten. Als ſie
nach ihrer Ausgvabung in Metz das erſtemal den
Beſitzer wechſelten, bewertete man ſie zuſommen mit
... . 2000 Fronken.
Flugzeugabſturz.
Eger. In ummittelbarer Nähe des Egerer
Flugplatzes ſtürzte ein Flugſchüler, der mit eimem
Schulflugzeug eiwen Uebungsflug untinnommen
hatte, ab umd erlitt ſchwere Schädelbrüche und
an=
dere Verletzungen, denen er bald danach erlag.
Der Rauſchgiftſchmuggel.
Paris. Das „Journal”, meldet aus
Mül=
hauſen, daß die an den afghamiſchen Geſandten
ge=
richtete Heroin=Sendung von den Chemüſchen
Wer=
ken Roesler in Niedermorſchweiler herrühte. Der
Beſitzer des Werkes hat dem Korveſpondenten des
Blattes erblärt, daß die Sendung unter
Beoſach=
tung aller maßgebenden Exportbeſtimmungen
aus=
geführt wvorden ſei. Die Kiſten ſeien angeblich für
den Orient beſtimmt geweſen und nach Antwerpen
verfrachtet worden. Wie ſie als diplomatiſches
Ge=
päck nach Paris gekowmen ſeien, ſei völlig
unwer=
ſtändlich.
Eiſenbahnunglück bei Merzig.
30 Verlehte.
Saarbrücken. Am Freitag mittag
ereig=
nete ſich im Bahnhof Merzig ein ſchweres
Eiſenbahnunglück. Ein von Trier kommender
Güterzug fuhr auf einen fahrtbereiten
Perſonen=
zug, der ſtark beſetzt war, auf. Durch den
An=
prall wurde die Güterzugslokomotive in den
letzten Wagen des Perſonenzuges
hineingeſcho=
ben. Der Wagen wurde zum größten Teil
zer=
trümmert. Die Zahl der Verletzten beträgt
etwa 30. Der Heizer der Güterzugslokomotive
wurde durch ausſtrömenden Waſſerdampf ſchwer
verbrüht. Da im Bahnhof zurzeit Umbauten an
einer Unterführung vorgenommen werden, hatte
man den Güterzug von Gleis 1 auf Gleis 3
umrangieren müſſen. Dabei fuhr er auf den noch
auf Gleis 3 haltenden Perſonenzug, der um 9.50
Uhr nach Saarbrücken abfahren ſollte, auf.
Entgleiſung des D=Zuges München—Eiſenach.
Eiſemach. Der D=Zug München—
Schwein=
furt—Eiſemach, der um 1.26 Uhr in Eiſenach
eintref=
fen ſollte, iſt uumm 23.47 Uhr, bei der Einfahrt im die
Weichen der Station Mellrichſtadt vollſtändig
entgleiſt. Der D=Zug hatte allerdings nur zwei
Per=
ſonenwagen und war wit 15 Perſonen nur ſchwach
beſetzt. Es wurde glücklicherweiſe niemand verletzt.
Der Maceralſchaden iſt beträchtlich. Die Reiſendem
komnten wit den nächſten fahrplonmäßigen Zügem
die Fahrt weiter fortſetzen.
Ein zweites Eiſenbahnunglück bei Krakau.
Warſchau. Bei Jasle, im Weſtgallizien,
ereig=
nete ſich am Donnerstag eim Eiſenbahnuumglück.
In=
folge einer zu raſchen Fahrtgeſchwimdigkeit im einer
ſcharfen Kuvve entgleiſte ein Güterzug, wobei die
Lokomotive und 20 Wagen zertrümmert wurden.
Dor Lokowotivführer und ſein Gehillfe wurden unter
den Trümmern begroben ud konnten nicht wehr
lebend geborgen werden. Wie durch ein Wunder
bomen drei Giſenbahnbeambe, die ſich im dem Wagen
dicht hinter der Lobomobiſbe befanden, ohme jeden
Schaden davon, obwohl der Wagen gleichfalls
ger=
trümmert wurde. In den letzten zehn Dagen iſt dies
bereits die zweite Zugkataſtrophe auf dieſer Streche.
Ein Unterſuchungsausſchuß der Krakauer Eiſembachn=
Direktion iſt kurz mach der Kataſtrophe an der
Un=
glücksſtelle eingetroffen.
„Gangſter” in Paris.
Paris. Die Pariſer Polizei hat zwei
qmeri=
baniſche „Gangſter” ausgehoben, die das Felld ihren
Tätigkeit nach Europa vevlegen wollten. Als
Gang=
ſter bezeichnet man in Ameriha die Määitglieder der
Verbrecherwelt, die m Bondenfomm Waubüüberfälle
betreiben und ſich vielfach auch auuf dem
Alkohol=
ſchmuggel verlegt haben. Die beiden in Pavis
ver=
hafteten Gangſters, Mac Sherry und Wicvor Luſtig,
alias Miller aus Tabor in Böhmem, waren aus
Chieago gekommen, wo ſie, wie ſie ſagen, der
be=
rüchtigten Bonde des bebannten Soarface Al
Ca=
pone angehört haben. In Amerika iſt ſhnen der
Boden zu heiß geworden, nicht etwa wegem der
Po=
lizei, ſondern weil ſie die Rache anderer Bamditem
fürchteten, wit denen ſie ſich überworfen hatven. Bei
den beiden Verhafteten, die in einem ellegantem
Ho=
tel des Place de UGtoile wohnten, fand man ein
Ar=
ſenal von falſchen Päſſen, Platten für die
Herſtel=
lung von falſchen Dollarmoten uſw. In Europa
wollten ſie einen ganz großen Coup inſzewieren, umd
zwar wollten ſie in Prag als Bankiers aus Amerita
gefälſchte amerikaniſche Wertpapiere in großem
Um=
famg an den Mann bringen. Davor hat nun die
Pa=
riſer Polizei die Prager bewahrt. Die Verhaftung
der beiden Gangſters war erfolgt, nachdem ſie ſich
durch ihre großen Geldausgaben auf dem
Mont=
martre verdächtig gemacht hatten. Die zwei
Ameri=
kaner konnten ihr Erſtaunen übber das raſche
Ar=
beiten der europäiſchen Polizei wicht verbergen und
meinten, in Ameriha ſei die Polizei im Vergleich
dazu den Verbrechem gegewüber direkt hilflos.
Große Ueberſchwemmungsſchäden in
Wladi=
kawkas.
Kowno. Wie aus Moskau gemeldet wwird, iſt
nach einem Wolkenbruch und großem Sturm der
Fluß Terek aus ſeinen Ufem getreten. Insbeſondeve
wurde die Stadt Wladikaſbas heimgeſucht, wo die
Ueberſchwemmung große Verheerungen angerichtet
hat. Die Telephon= und Telegvaphenwerbindung mit
Tüflis iſt uunterbrochen. Ebenfalls iſt die gruſiniſche
Heerſtraße an vielen Stellen unterbrochen.
Cakherine Tingley †
Catherine Tingley,
die Begründerin und Leiterin der „Univerſalen
Brüderſchaft” einer Gegenbewegung der „
Theo=
ſophiſchen Geſellſchaft”, iſt im Alter von 77
Jah=
fen an den Folgen eines Autounfalles
verſtor=
ben. 1900 errichtete ſie in Voint Lama (
Kali=
fornien), das internationale Theoſophiſche
Haupt=
quartier. Ein Netz von Schulen und
Organi=
ſationsſtellen wirbt auf der ganzen Welt für
ihre Lehie, die „Mitleid. Brüderlichkeit und
ſelbſtloſe Dienſtleiſtung” fordert,
Nummer 192
Samstag, den 13. Juli 1929
Seite 11
U
OLr ont inr Aie vitt
Davis=Pokalſchlußrunde gegen England.
deutſchand fähret nai dem 1. Lug 2.0.
Prenn und Moldenhauer gewinnen ihr Einzel.
Berlin, 12. Juli. (Drahtber.)
Im Endkampf der Europazone um den Davispokal iſt Deutſchland
auf der Siegesſtraße” Unſere Matadoren Prenn und Moldenhauer
haben bei dem am Freitag auf den Rot=Weiß=Plätzen in Berlin
begon=
nenen Kampf gegen England die erſten Einzelſpiele gewonnen,
Deutſch=
land führt 2:0 und braucht alſo aus den noch ausſtehenden drei Spielen
lediglich einen Punkt, um den Geſamtſieg ſicherzuſtellen. Die Hoffnung
auf dieſen Geſamtſieg, der ein wirklich praktiſcher Erfolg des deutſchen
Tennis wäre, iſt jetzt nicht mehr unbegründet. Nachdem der gefährliche
Auſtin am erſten Tage geſchlagen wurde, kann man mit einiger
Sicher=
heit annehmen, daß Moldenhauer am Sonntag auch mit Gregory fertig
werden wird. Ein zweites Eiſen im Feuer iſt die Chance, daß Prenn,
der am Freitag Gregory bezwang, am Sonntag das Beiſpiel
Molden=
hauers nachahmen kann und den jungen Engländer H. W. Auſtin, der
in Wimbledon unter den „letzten Vier” war, ſchlägt. Für das Doppel
am Samstag ſieht man allerdings auch jetzt noch keine Chance. Wenn
nicht alles trügt, wird das Ergebnis am Samstagabend 2:1 und am
Sonntag 3:2, vielleicht aber auch 4:1 für Deutſchland lauten.
Trotz des frühen Beginns der Spiele am Freitagnachmittag war
auf dem Hauptplatz von Rot=Weiß doch eine Zuſchauermenge von 4000
Köpfen verſammelt. Man ſah die Berliner Tennisgemeinde vollzählig,
man ſah aber auch prominente Vertreter der Behörden, der Literatur,
des Theaters und der Diplomatie, darunter auch die Botſchafter von
England und Frankreich. Bei drückender Schwüle nahm
das Treffen Prenn gegen Dr. Gregory
ſeinen Anfang. Trotz Doppelfehlers brachte Prenn das erſte Spiel an
ſich. Beide Spieler zeigtä zunächſt eine ſtarke Nervoſität und erreichten
ihre gute Trainingsform nicht. Nach einem 4:3 im erſten Satz forcierte
der Deutſche das Tempo, er holte ſich das achte und neunte Spiel ohne
Ballverluſt und ſtellte nach genau 23 Minuten den erſten Satz mit 6:3
Prenn.
ſicher. Faſt genau den gleichen Verlauf wie der erſte, zeigte der zweite
Satz. Nachdem Prenn eine 4:3=Führung erlangt hatte, forcierte er
wieder das Tempo und holte ſich auch den zweiten Satz 6:3. Nachdem
ſich der Deutſche bis dahin im allgemeinen auf die Verteidigung
be=
ſchränkt hatte, ging er nun in lebhaftem Spiel ans Netz und lag ſchnell
3:0 in Führung. Im Bewußtſein der großen Gefahr riß ſich Gregory
noch einmal zuſammen und ſtellte das Spiel auf 4:1. Prenn
vergrö=
ßerte ſeinen Vorſprung auf 5:1. Mit einigen letzten Kanonenſchlägen
holte Gregory noch einmal einen Punkt, dann gewann aber Prenn mit
den Fehlern ſeines Gegners das letzte Spiel und ſtellte damit ſeinen
Sieg 6:3, 6:3, 6:2 ſicher.
Ebenſo überraſchend wie Prenn gewann auch
Moldenhauer gegen H. W. Auſtin.
Der junge engliſche Meiſter, der in Wimbledon Leute wie Brugnon,
Hunter und von Kehrling beſiegt hatte, war eine Klaſſe ſchlechter als
der Deutſche. Moldenhauer begann ſchlecht. Er verlor mit einem
Dop=
pelfehler ſeinen Aufſchlag und dann auch zwei Spiele an Auſtin. Dann
aber holte er ſich hintereinander drei Spiele. Auſtin erzielt den
Gleich=
ſtand und kam nach einem 4:3 für Moldenhauer, noch einmal gleich.
Dann riß aber der Deutſche nach hartem Kampf das neunte Spiel an
ſich und mit einem flachwegrutſchenden Ball ſicherte er ſich 6:4 den
erſten Satz. Im zweiten übernahm der Engländer 1:0 die Führung.
Moldenhauer gewann dann aber hintereinander vier Spiele. Auſtin
holte noch ein Spiel auf, war aber dann der überlegenen
Placierungs=
kunſt des Deutſchen nicht mehr gewachſen und mußte auch den zweiten
Satz 6:2 an Moldenhauer abgeben. Nach einer 2:0=Führung von
Mol=
denhauer im dritten Satz riß der Engländer alle Kräfte zuſammen, er
gewann drei Spiele, führte 3:2 und war mit ſeinen Kräften am Ende.
Unter dem Jubel der Zuſchauer zog der Deutſche nun unwiderſtehlich
davon und holte ſich mit einem 6:3 den dritten Satz. 6:4, 6:2, 6:8
ſiegte Moldenhauer und ſicherte damit Deutſchland den überaus
wert=
vollen zweiten Punkt.
Moldenhauer.
Davis=Pokal=Inkerzonenfinale in Berlin?
Vorausgeſetzt den Fall, daß Deutfchland das Schlußrundenſpiel der
europäiſchen Davis=Pokal=Zone gegen England gewinnt, wird acht Tage
ſpäter auch die Begegnung der beiden Zonenſieger Deutſchland
und Amerika in der Reichshauptſtadt vor ſich gehen. Urſprünglich
war das Treffen der beiden Zonenſieger für die Tage vom 19. bis 21.
Juli nach Paris vorgeſehen, die Amerikaner haben es aber in höchſt
lohaler Weiſe ihrem Gegner überlaſſen, den Austragungsort zu
beſtim=
men. Wenn Moldenhauer und Prenn das Kunſtſtück fertig bringen
ſollten, die Engländer zu ſchlagen, werden die amerikaniſchen Davis=
Pokalſpieler noch am Sonntagabend von Paris aus die Reiſe nach
Ber=
lin antreten. Alliſon und van Ryn weilen am Woche gende in Barceloua
bei einem Wettſtreit mit Spanien und würden von dort aus direkt nach
Berlin kommen, um ſich hier mit Tilden, Hunter, Lott und Henneſſy
zu treffen.
Schwimmen.
Süddeukſche Schwimm-Meiſterſchaften in Ulm d. 9.
Die Meiſterſchaften der ſüddeutſchen Schwimmer am 13. und 14. 7.
in Ulm haben mit 35 Vereinen und 225 Meldungen eine Rekordbeſetzung
erhalten. Auffallend ſtark iſt die Beteiligung bei den Damen und den
Vereinen ohne Winterbad. Bei den Meiſterſchaftei konzentriert ſich
das Intereſſe anſcheinend mehr auf die Titel der Einzelkämpfe, denn
die 1. Seniorenſtaffeln ſind nur von Göppingen und V. F.V. S. München
beſetzt worden. Ueberhaupt werden die Göppinger erneut ihre führende
Stellung im ſüddeutſchen Schwimmſport unter Beweis ſtellen können.
Die Siege in den erſten Staffeln über 4X100 Meter=Lagen, 4X200
Meter=Freiſtil und 10X50 Meter=Freiſtil ſind ihnen kaum zu nehmen.
Auch bei den Einzelkämpfen wird Göppingen den Löwenanteil der
Er=
folge an ſich reißen. Ueber 100, 200 und 400 Meter=Freiſtil ſtellt
Göp=
pingen in Balk und Neitzel ernſthafteſte Anwärter. Nur über 100 Meter
können Dex=München und der Titelverteidiger Vogt=Heidelberg für den
Sieg noch in Frage kommen, da der ſchnellſte Süddeutſche, Maus=
Offen=
bach, nicht gemeldet hat. In den längeren Strecken iſt durch das Fehlen
von Berges=Darmſtadr der Sieg den Göppinger Vertretern nicht zu
nehmen. Auch die Bruſtmeiſterſchaft wird durch Schwarz nach Göppin=
gen fallen, wenn er auch in ſeinem Klubkameraden Fauſt, dem Ulmer
Koppen und Wunſch=Karlsruhe recht ernſte Gegner hat. Die Seiten=
Meiſterſchaft wird der Mainzer Watrin erfolgreich verteidigen können,
dagegen ſollte die Rücken=Meiſterſchaft nach den bisher gezeigten
Lei=
ſtungen der Heidelberger Frank gegen Schult=Nürnberg gewinnen. Im
Springen liegt die Spitze bei den Münchenern Niedl und Blank, da
Scheck=Stuttgart nicht am Start. Den Vereinsmehrkampf ſollte VfvS.=
München durch ſeinen beſſeren Taucher gegen München 99 gewinnen.
Die Damenmeiſterſchaften bringen erſtmals ſeit Jahren wörbliche
Kämpfe. Im Springen wird Frl. Jordon=Mürmbeug üüberlegene
Sie=
gerin werden. Ob aber in den Staffeln die Mümchener Schwimmerinnen
ihre bisherige Ueberlegenheit halten können, iſt mehr als zweifelhaft.
Ebenſo ſollten die Einzelmeiſterſchaften dieſes Mal micht alle mach
Mün=
chen fallen. Bei den Meiſtevſchaftskämpfen der Vereime ohwe
Winter=
bad werden die Verdreter von Mginz und Worms wohl die ſtärlſten
Gegner abgeben könmen. Große Felder der 2. Senioren bvingen offene
Kämpfe. Erfreulich iſt aber die Feſtſtellung, daß hien meute Mamem
auf=
tauchen, die in der Jugendklaſſe einen guten Klang hatten und die
durchaus in der Lage ſind, die Leiſtungen der Meiſterſchaftsanwärteer zu
erreiſchen.
Darmſtädter Hochſchul=Meiſterſchaften.
Die diesjährigen Darmſtädter Hochſchulmeiſterſchaften im
Schwim=
men zeitigten folgende Ergebniſſe:
50 Meter Bruſtſchwimmen für Studentinnen: 1. Frl. Merlau, Beit: 45,3
Sek.; 2. Frl. Schenck 58,6 Sek.
50 Meter Freiſtil für Studentinnen: 1. Frl. Fuhr, Zeit: 46,3 Sek.; 2.
Frl. Merlau 47,2 Sek.
100 Meter Bruſtſchwimmen für Stubenten: 1. Karl Schäfer, „Haſſo=
Boruſſia”, Zeit: 1:27,5; 2. Georg Schäfer, „Haſſo=Boruſſia”, 1:34,6;
3. Alkers, „Markomannia”, 1:48.
100 Meter Seite für Studenten: 1. Petry, „Friſia”, Zeit: 1:36; 2.
Pa=
pajanis, A. S. C., 1:27,6; 3. Kahn, „Rhenania”, 1:30.
100 Meter Rücken für Studenten: 1. Engelhardt, A. S. C., Beit: 1:28,83
2. Buſch, „Cheruskia”, 1:38,1; 3. Hubmann A. S. C., 1:44,2.
100 Meter Freiſtil für Studenten: 1. Heinz Mindner, „Gothia”, Zeit:
1:12,5; 2. Kloſtermann, „Rhenania”, 1:13; 3. Papajanis, A. S.C.,
1:15.
300 Meter Freiſtil für Stubenten: 1. Heinz Mindner, „Gothia”, Zeit:
4:54,4; 2. Papajanis, A. S.C., 4:58,6.
5X50=Meter=Bruſtſtaffel für Korporationen (Wanderpreis ber
Studen=
tenſchaft), Gewinner 1928: Landsmannſchaft Haſſo=Boruſſia. 1.
Lands=
mannſchaft „Haſſo=Boruſſia”, Zeit: 2:05,2; 2. Burſchenſchaft „Friſia”
2:14,2.
4X50=Meter=Lagenſtaffel für Korporationen: 1. Korps Rhenania”
Zeit: 2:43,8; 2. Burſchenſchaft „Friſia” 2:47,1; 3. Landsmannſchaft
„Haſſo=Boruſſia” 2:55.
3X50=Meter=Lagenſtaffel für Verbände: 1. Deutſche Burſchenſchaften,
Zeit: 2:53,1; 2. Akad. Sportklub 3:01,6; 3. S. C. 3:03,8.
5X50=Meter=Freiſtilſtaffel für Verbände: 1. Darmſtädter
Burſchenſchaf=
ten, Zeit: 2:57; 2. S. C. 2:59,6; 3. A. S. C. 8:12,1.
Die Fußballmannſchaft der Hochſchule tritt Samstag, den 13. Juli,
gegen „Starkenburgia” Heppenheim in Heppenheim an.
Handball.
Pol. Sp. V. Darmſtadt (Damen) — Sp.V. Wiesbaben (Damen).
Am Sonntag vormittag 11 Uhr ſpielt die Damenabteilung gegen
die Damen von Sportverein Wiesbaden. Das Vorſpiel ging in
Wies=
baden 3:2 verloren. Vielleicht gelingt hier die Revanche. Alle anderen
Mannſchaften ſind ſpielfrei. Der Nordeingang zum Polizeiplatz iſt
wäh=
rend des Sängerfeſtes geſchloſſen.
A. S. C. Darmſtabt—Aufbauſchule Bensheim 2:16 (1:0).
Die Aufbauſchule Bensheim verſtand es, zu ihrem erſten Sieg (12:2)
gegen den A. S. C. geſtern auf dem Hochſchulſportplatz einen zweiten
hin=
zuzufügen. Die Mannſchaft der Aufbauſchule war ihrem Gegner um
Klaſſen überlegen, was aus dem hohen Siege klar hervorgeht. Es
iſt dies um ſo höher zu bewerten, da die Akademiker den Aufbauſchülern
an Körperkraft und Alter weit überlegen ſind.
Wekkerbericht.
Beim Weiterzug des nördlichen Druckfallgebietes haben ſeine
Rand=
ſtörungen Einfluß auf die Witterung Deutſchlands gewonnen. So kam
es in den heutigen Morgenſtunden außer ſtärkerer Bewölkung im
weſt=
lichen Deutſchland zu ſtrichweiſen Niederſchlägen. Das Fallgebiet dürfte
durch die ihr folgenden etwas kühleren Luftmaſſen bei uns noch zu
Be=
wölkung führen, die von gewitterdrohenden Erſcheinungen begleitet ſein
wird. Ueber Irland ſcheint erneut hoher Luftdruck zur Entwicklung zu
kommen, ſo daß die vorübergehend ſich auswirkenden Randſtörungen
wieder durch anſteigenden Luftdruck ausgeglichen werden. Die
Tem=
peraturen erfahren zwar leichte Schwankungen, jedoch bleibt es im
gan=
zen warm.;
Ausſichten für Samstag, den 13. Juli: Weiterhin teils wolkig, teils
auf=
heiternd aufkommende Gewitterneigung, warm.
Ausſichten für Sonntag, den 14. Juli: Warmes Wetter, zeitweiſe
be=
wölkt, in der Hauptſache trocken.
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Eamstag, den 13. Juli
Nummer 192
DarmſtädrerCagbtatt,
Zuſion Preuß. Hypokheken=Ackienbank — Preuß.
Pfandbriefbank beſchloſſen.
In den Generalverſammlungen der Preußiſchen Hypotheken=Actien=
Bank und der Preußiſchen Pfandbrief=Bank wurde die Fuſion
ein=
ſtimmig genehmigt und die Erhöhung des Aktienkapitals der
Pfand=
brief=Bank um 4 auf 25 Mill. RM. beſchloſſen. Bekanntlich erhalten
die Aktionäre der Hypothekenbank für je 400 RM. je 300 RM.
Pfand=
briefbank=Aktien. Es iſt Vorſorge getroffen worden, daß die Aktionäre
auf Wunſch ſofort lieferbare Aktien erhalten. Die frühere ſchwediſche
Großaktionärsgruppe (Schwoedentruſt) wird in Zukunft über etwa 25
Prozent des Aktienkapitals der Pfandbrief=Bank verfügen; ſie hat ſich
bereit erklärt, den über die 25 Prozent hinausgehenden Betrag an
Aktien wieder zur Verfügung zu ſtellen, wofür ſie 7proz. ſteuerfreie
Goldpfandbriefe zum Kurſe von 96 Proz. erhält, wobei für die
Hypo=
thekenbank=Aktien ein Kurs von 180 Prozent zugrunde gelegt iſt. Auf
Wunſch können auch die Aktionäre von dieſem Angebot Gebrauch machen.
Die Verwaltung bezeichnete dies als nicht beſonders vorteilhaft, da man
beim börſenmäßigen Umtauſch Pfandbriefe mit höherer Rendite
er=
halten könnte. Außer dem Schwedentruſt haben auch andere
Groß=
aktionäre Aktien zur Verfügung geſtellt,, ſo daß es möglich geweſen
iſt, eine Kapitalerhöhung um nur 4 Mill., anſtatt 9 Mill. RM.
vorzu=
nehmen. Die Fuſion erfolge nicht nur aus
Rationaliſierungsbeſtrebun=
gen heraus, ſondern auch aus volkswirtſchaftlichen Gründen. Auch ſei
das Kapital der Hypothekenbank im Verhältnis zum Umlauf an
Schuld=
verſchreibungen zu groß, und es ſei ungewiß, ob man auch in Zukunft
die Dividende in der bisherigen Form aufrechterhalten könne, da die
Unkoſten weiter ſteigende Tendenz aufwieſen. Außer den Herren aus
dem Aufſichtsrat der Hypothekenbank wurden neu gewählt Bankier
Friedländer (London), Dr. Friedrichs (Deutſche Bau= und Bodenbank)
und Dr. Jeidels (Berliner Handelsgeſellſchaft).
Wirkſchaftliche Rundſchau.
Konkursnachrichten aus dem Oberlandesgerichtsbezirk Darmſtadt.
Neue Verfahren. Offenbach a. M.: Möbelzentrale Guſtav Hein
in Neu=Iſenburg. Af. 25. 7., GlV. 10. 7., Prft. 21, 8., GlV. 10. 7.;
Zigarrenhdl. Julius Schneider. Af. 25. 7., Prft. 21. 8.; Fa. Georg
Feuerbach, Alleininh. Georg Peter Feuerbach, Fourage= und
Lebens=
mittelhandlung. Af. 26. 7., Prft. 21. 8. — Wöllſtein:
Manufaktur=
warenkleinhdl. Max Glas in Fürfeld. Af. 29. 8., GlV. u. Prft. 12. 9.
— Bad=Nauheim: Fa. Induſtrie=Bedarf Hermann Herz, bzw. Hermann
Herz perſönlich. Af. 21. 7., GlV. u. Prft. 24. 7. — Mainz: Heinrich
Wendelin (genannt Friedrich Eckel), Inh. e. Autoreparaturwerkſtatt.
Af. 20. 7., GlV. u. Prft. 27. 7. — Schlitz: Fa. Conrad Römer. Af.
10. 7., GWV. u. Prft. 19. 7. — Beendete Konkurſe. Bensheim:
Kfm. Fritz Niedernhöfer. — Offenbach a. M.: Fa. Strumpfhaus Roſetta
Ehrig u. Taetzner, Inh. Ludwig Ehrig und Fritz Taetzner. — Höchſt:
Verſt. Jettchen Kahn in Hetſchbach. — Neue
Vergleichsver=
fahren. Offenbach: Fa. M. Stern, Inh. Willy Heſſenberger,
Kon=
fektionsgeſchäft. VerglT. 14. 8.; Fa. Guſtav Boehm, Seifenfabrik, Inh.
Theodor Boehm und Fritz Boehm. VerglT. 21. 8. — Mainz: Kfm.
Joſef Baumgarten, Inh. e. Herrenkleiderfabrik. VerglT. 27. 7.
Aufgehobene Vergleichsverfahren. Friedberg: Kfm.
Sally Wolf, Inh. d. Frankfurter Bluſenhauſes. — Offenbach: Fa.
Kopf u. Schönfeld, Lederwarenfabrik; Margarete Frick, Zigarren=,
Tabak= u. Spirituoſenhändlerin. — Bensheim: Schreinermſtr. Alexander
Beck.
Reichsmünzprägungen im Juni. Die Tätigkeit der deutſchen
Münz=
ſtätten beſchränkte ſich im Monat Juni auf die Ausprägung von 2847 690
RM. Fünfmarkſtücken, 660 900 RM. Dreimarkſtücken aus Silber, 357 203
RM. 50=Pfennigſtücken aus Nickel, 71082 10=Pfennigſtücken aus
Alu=
minium=Bronce und 14 998 RM. 1=Pfennigſtücken aus Kupfer. Der
Ge=
ſamtumlauf deutſcher Reichsmünzen ſtellt ſich am Ende des Monats
Juni unter Berückſichtigung der wieder eingezogenen Beträge auf
267 789 8445 RM. Fünfmarkſtücke, 155 908 088 RM. Dreimarkſtücke,
199 972 820 RM. Zweimarkſtücke und 292 530 224 RM. Einmarkſtücke
aus Silber, 6: 489 234 RM. 50=Pfennigſtücke aus Nickel, 78 422 152
RM. 50=Pfennigſtücke, 60 047 138 RM. 10=Pfennigſtücke und 27 680 450
RM. 5=Pfennigſtücke aus Aluminiumbronce ſowie 4 999 482 RM.
2=Pfennigſtücke und 3 621 334 RM. 1=Pfennigſtücke aus Kupfer.
11 Milliarden Lebensbeſtand. Der Verband deutſcher
Lebensverſiche=
rungsgeſellſchaften gibt folgende Zahlen aus dem Geſchäftsverlauf der
Uhm angeſchloffenen privaten Lebensverſicherungsgeſellſchaften in der Zeit
vom 1. April bis 31. Mai 1929 bekannt (44 inländiſche Geſellſchaften):
In der großen Lebensverſicherung 2 Millionen Verſicherungsſcheine über
9,4 Milliarden RM. Verſicherungsſme. In der kleinen
Lebensver=
ſicherung 3,8 Willionen Verſicherungsſcheine üüber 1,5 Milliardem RM.,
zufammen 5,9 Millionen Scheine über 10,95 Milliarden RSN. Die
Durchſchnittsſume für den Verſicherungsſchein in der großen
Lebens=
berſicherumg betvug 4 575,50 RM., in der Hleinen Oebensverſicherung
396,45 RöM. Die Geſamtpräwieneimnachme belief ſich Eis zum Ende der
Berichtszeit (5 Monate) auf 223 938 Millionen RM. Die zur Deckung
der Verpflichtumgen beſtimmten Kapitalanlagen (Hyporheken,
Wert=
papiere, Darlehem, Grondbeſſitz uſw.) betrugen bei ſämtlichen
umterſuch=
ten 44 Geſellſchaften m Ende der Berichtszeit 11,22 Milliarden MMM.
Der deutſche Stickſtoffdüngerverkauf in Dänemark. Der Verkauf des
von der Norsk Hydro Kvaelſtof A. S. hevgeſtellten Salpeters in
Däne=
mark lag bisher in den Känden der däniſchen Aktien=Geſellſchaft Norge
Salpeter. Im Zuſanrmenhang mit der Intereſſennahme der J. G.
Farbeninduſtrie an der Norsk Hydro hat auch eine Marktregelung
ſtatt=
gefunden, die ſich auch auf Dänemark erſtreckt. Dementſprechend hat das
däniſche Verkaufskontor der Norsk Hydro auch den Handel mit deutſchem
Stickſtoffdünger übernommen, unter gleichzeitiger Abänderung des
bis=
herigen Namens Norge Salpeter in „Verkaufskontor der Norsk Hydro
in Dänemark Al. G.”.
Mekallnokierungen.
Die Berliner Metallnotierungen vom 12. Juli 1929 ſtelltem ſich für
Elebtvolytkupfer ſwuf 170.75 RM., Originalhüitremaluminium 190 RM.,
desgl. in Wolzen oder Drahtbarren 194 RMM., Reimmickel 350 RMM.,
Andimom Regulus 65—69 RM., Feinſilber 71.75—78.50 RMM.
Die Berliner Metall=Termine vom 12. Juli 1929 ſtellten ſich für
Kapfer: Januar bis Jumi 140.75 (140.75), Juli 139.50 (139.50),
Auguſt 139.25 (139.75), Seſptember bis November 140.50 (141.00),
Dezem=
ber 440,75 (140.75). Tendenz: ſchwach. — Für Blei: Sanutar und
Febbruar 45.25 (45.50), März bis Juni 45.50 (45.50), Juli 45.00 (45.25),
Augurſt 45.00 (45.00), September 45.00 (45.25), Oktober 45.25 (45.50),
November 45.00 (45.50), Dezember 45.25 (4.50). — Für Zimk: Januar
bis März 50.00 (50.50), April uund Man 50.00 (50.75), Juni 50.00 (51.00),
Juli und Buguſt 49.00 (50.50), September 49.75 (50.50), Oktober bis
Dezember 50.00 (50.50). — Die erſten Zahlen bedeutem Geld, die in
Klammern Brief.
Amerikaniſche Kabelnachrichken.
Es notierten nach Meldungen aus Chicago am 12. Juli:
Getreide. Weizen: Juli 123½, Sept. 128½, Dez. 134½: Mais:
Juli 94½, Sept. 97½, Dez. 93½; Hafer: Juli 45½, Sept. 46%,
Dez. 49½; Roggen: Juli 95½, Sept. 100, Dez. 104¾4.
Schmalz: Juli 12,25, Sept. 12,47½, Okt. 12,60, Dez. 12,67½.
Fleiſch. Rippen: Juli 13,25, Sept. 13,65: Speck, loko 13,50;
beichte Schweine 11,75—12,20; ſchwere Schweine 11,25—12,00;
Schweinezufuhren: Chicago 19 000, im Weſten 75 000.
Baumwolle: Juli 18,12, Oktober 18,33.
Es notierten nach Meldungen aus NewYork am 12. Juli:
Getreide. Weizen: Rotwinter 150½, Hartwinter 138½; Mais,
neu angek. Ernte 105½; Mehl, ſpring wheat clears 5,70—6,10;
Fracht: nach England 1,6—2,0 Schilling, nach dem Kontinent
8 bis 9 Cents.
Schmalz: Prima Weſtern, loko 13,00; Talg, extra, loſe 7½.
Kakao. Tendenz: ſtetig; Umſätze in Lots: 128; Loko: 107;
Juli 10,58, Auguſt 10,54, September 10,68, Oktober 10,78,
No=
vember 10,61, Dezember 10,/47; Januar 1930: 10.48, März 10,62.
Baumwolle: Tendenz im allgemeinen ſtetig, bei luſtloſem
Ge=
ſchäft: Angebot klein.
Kaffee: Tendenz leicht gedrückt auf ermäßigte braſilianiſche
Forderungen und lokale Abgaben.
Zucker: Tendenz auf europäiſche Käufe behauptet=
Frankfurker und Berliner Effekklenbörſe.
Frankfurt a. M., 12. Juli.
Zum Wochenſchluß war die Börſe wieder von einer größeren
Luſt=
loſigkeit und Zurückhaltung beherrſcht. Anregungen lagen kaum vor,
und der feſte geſtrige Schluß der New=Yorker Börſe, die weitere
Ab=
nahme der Arbeitsloſigkeit im Reiche, ſowie die immerhin flüſſigen
Geldmarktverhältniſſe, die durch ziemlich ſtarken Zufluß von
Auslands=
geldern hervorgerufen wurden, fand nur geringe Beachtung, da die
ſonſt zur Geſchäftsbelebung beitragenden Orders wieder faſt vollkommen
fehlten. Das Geſchäft bewegte ſich in den engſten Grenzen Gegenüber
der geſtrigenAbendbörſe war die Kursgeſtaltung keine einheitliche; die
Ver=
luſte und Gewinne hielten ſich in beſcheidenem Rahmen. Nur für
Montanwerte beſtand einiges Intereſſe. Rheinſtahl, Klöckner, Buderus
und Gelſenkirchen lagen leicht gebeſſert, während Mannesmann und
Phönix — letztere traten geſtern abend beſonders hervor — auf
Ge=
winnmitnahmen eher angeboten waren. Sehr ſtark gedrückt eröffneten
Salzdetfurth mit minus 4½ Prozent. Elektrowerte waren bei meiſt
gut behaupteten Kurſen etwas geſucht.
Auch im Verlaufe war das Geſchäft belanglos. Abgaben bewirkten
ein allgemeines Nachgeben der Kurſe um ca. 1 Prozent für faſt alle
Werte. Zum Schluß konnte das Geſchäft auf Wochenſchlußdeckungen
in Spezialwerten etwas lebhaftere Formen annehmen, ſo daß das
An=
fangsniveau zumeiſt wieder erreicht werden konnte, mit Ausnahme von
Danatbank plus 3 Prozent, ſowie einigen Elektro= und Montanpapieren,
die bis zu 1 Prozent höher lagen. Am Geldmarkt war Tagesgeld mit
8 Prozent unverändert. — Am Deviſenmarkt lag das Pfund
internatio=
nal ſchwach. Man nannte Mark gegen Dollar 4.1978, gegen Pfunde
2.368, London=Kabel 4.8505, Mailand 92.76, Madrid 33.45, Holland
12.07¾.
Die Abendbörſe zeigte kleines Geſchäft in Montan= und
Elektro=
werten, wo man überwiegend Kursſteigerungen verzeichnen konnte.
Mannesmann ½ Phönix 34, Stahlverein ½, Schuckert ¾ Prozent
ge=
beſſert. Auch Farbeninduſtrie leicht erhöht. Banken bröckelten dagegen
weiter um 1. Prozent ab. Am variablen Markt zogen vereinzelt
Che=
wiſche Induſtrie und Wahß u. Freytag je ½ Prozent an.
Berlin, 12. Juli.
Auch zum Wochenſchluß zeigte der heutige Vormittagsverkehr
ziem=
lich freundliche Tendenz. Beſondere Anregungen lagen zwar nicht vor,
doch verwies man auf die Auslaſſungen ſin der geſtrigen G.V. der
Glanzſtoff, die ſich u. a. einerſeits mit dem Rekordabſatz des Konzerns,
idererſeits wit dem ihrer Meinung nach unbegründeten Kursrückgang
der Aktien in des letztem Zeit beſchäftigten. Auch die Aßnahme der
Ar=
beitsloſigkeit um 3 Prozent im Juni, die Berichte von der höheren
Roh=
eiſengewinnung im vorigen Monat und der leichte Rückgang der New
Yorker Börſenkredite — man hatte eher noch mit anſteigenden Ziffern
gerechnet — mußten freundlich ſtimmen. Zu Beginn der Börſe machte
ſich die Orderloſigkeit auff den meiſten Märkten aber wieder ſtärker
fühl=
bar. Nach den erſten Kurfen wurde das Geſchäft ſehr ſtill. Seibſt
Montanwerte konnten ihre Anfangsgewinne nicht voll behaupten, nur
Spenska zogen erneut um 1½ Mk. und B.M.W. auf Deckungen
vor=
übergehend um 5 Progent an. Später ging eine gewiſſe Verſtimmung
von der ſchwächeren Haltung des engliſchen Pfundes aus und man
ver=
wies auf die erneuten Goldabgaben Englands, diesmal an Frankreich
(zirka 150 000 Pfund). Noch ſtärker beeinflußt wurde die Börſe aber
von einem plötzlichen Rückgang der Reichsbank=Anteile auf 316 Prozent
nach 321½ Proz. Nach 1 Uhr wurde es wieder am Montan= und
Kali=
markt etwas lebhafter bei Kursbeſſerungen von 1 bis 2 Prozent.
11. 7. 112. 7.
11. 7. 1 12. 7.
A. E. G.....
195.— 1193.75 Hirſch Kupfer ..... . 140.— 1140.—
Augsb.=Nürnb. Maſch.
87.50 Höſch Eiſen .. . . . . . . 139.3751139.75
46.— 46.— Hohenlohe Werke ..
95.5 96.50
Baſalt ..
79.— 81.
226.— 1223.50 Kahla Porzellan,
Bergmann.
59.25 59.75 Kali Aſchersleben”
Berl. Karlsruhe
238. — 1242.—
217.75 1215.50 „ Salzdetfurth‟). 1405.— 1402.—
Berl. Hand.=Geſ.
160.— 1162.—
246. — 1246.—
Weſteregeln
Braunkohl. Brike
175. — 1174.50 Lindes Eismaſch.
Bremer=Wolle.
168 — 1165.50
278.25 1277.50 2. Loewe & Co...... 1204.5 1202.—
Danatbank ..
172.5 1173.— / Lingel Schuh. . . . . . . / 51.75 1 51. —
Deutſche Bank.
158.— 1158.— MannesmannRöhren / 125. — 1124.75
Diskontogeſellſche
Tresdner Bank.
161.5 160.75 Niederlauſitzer Kohle 1144.— 1144.—
Maſchinenb.=Untern. 51.25 53.— Nordd. Lloyzd ...."
115.8751115.625
117.875/119.— Orenſtein.. ..
90.5
Deutſche Erdöl".
91.—
61.— / Polyphon ..
61.—
415.75 1416.—
Deutſche Petroleum
110.8751108.— Rütgerswerke
Dynamit Nobel.
87.75 1 88.—
156.— 1155.25 Sachſenwerke".
klektr. Lieferung
107.25 1107.50
233.— (231.— Siemens Glas.
J. G. Farben.
125. — 1126.—
139.25 1140.— Ver. Glanzſtoff
Gelſenk. Berg
414.— 1419.
217. — 1215.— Ver. Stahlwerke
Geſ. f. elektr.
109.25 1111.25
44.5 45.50 Volfſtedter Porzellan/ 37.—
Han. Maſch.-
37.—
164. — 1168.— Wanderer Werke...
80. — 79.—
Hanſa Dampfſe
—
Wiſſner Metall".
123.75
Hapag.
126.25 1127.—
149.— 1149.— Wittener Gußſtahl".
Karpener
53.—
Hemoor
Die 3 Kaliwerte verſtehen ſich exkl. Bezugsrecht.
Devifenmarkk.
Selſingfors..
Wien......"
Prag ... . . ..
Budapeſt ...
Soſia ..
Solland.
Lslo ......"
Kopenhagen.
Stodholm. . .
London ...
Buenos Aires.
New York...
Belgien..... .!
Produktenberichke.
Frankfurter Produktenbericht vom 12. Juli. Der hieſige
Produkten=
markt verkehrte zum Wochenſchluß trotz der wieder feſteren
Auslands=
meldungen in ſehr ſtiller Haltung. Das Angebot von
Inlandsbrot=
getreide — und hier namentlich Roggen — iſt weiter groß, bei ganz
geringer Nachfrage. Die immer noch ſehr hohen Preisforderungen der
Provinz ſind ſchwer zu erzielen. Das Geſchäft bewegte ſich in den
denk=
bar engſten Grenzen. Die Preiſe wurden wie folgt feſtgeſetzt: Weizen
26.50, Roggen 23.25—23.50, Hafer, inl., 23.50, Mais für Futterzwecke
21.75, Weizenmehl, ſüdd. und niederrhein. 38.50—38.75, beide Sorten
Parität Frankfurt a. M., Roggenmehl 31—32, Weizenkleie 12, Roggen= 13 Mark für 100 Kg.
Frankfurter Butternotierungen vom 12. Juli. Das Geſchäft war
ziemlich flau. Bei nachgebenden Preiſen war genügend Angebot
vor=
handen, dem aber nur wenig Nachfrage gegenüberſtand. Der Abſatz
unterlag Stockungen. Es waren folgende Norierungen zu hören:
Holländiſche Butter 1 Faß (50 Kg.) 186 RM., ½ Faß 188 RM. und in
Halbpfundſtücken 190 RM.
Frankfurter Obſt= und Gemüſemarkt vom 12. Juli. Das Angebot
von Kirſchen und Heidelbeeren war ſehr ſtark, doch Nachfrage jedoch
auch befriedigend. Die Preiſe neigten nach unten. Zum Teil waren
Ueberſtände zu verzeichnen. Erdbeeren waren nur noch in geringen
Mengen vorhanden. Reife Stachelbeeren konnten nur ſchwer verkauft
werden. Die Preiſe waren hierfür ſtark gefallen. Starkes Angebot
konnte noch in italieniſchen Aprikoſen, und Pfirſichen und Birnen
feſt=
geſtellt werden. — In Gemüſen war das Angebot ebenfalls ſehr ſtark,
insbeſondere in Gurken, Salat, Blumenkohl, Karotten und Kohlrabi.
Die Nachfrage nach dieſen Artikeln war nicht befriedigend. Der
Ver=
kauf ging daher nur ſchleppend von ſtatten. Nur Bohnen waren gut
verkäuflich. Die Preiſe waren im allgemeinen rückläufig. In Gurken
herrſchte Ueberangebot; der Abſatz war aus dieſem Grunde ſehr
ſchwie=
rig. Die Marktlage war deshalb bis zum Schluſſe hier unbefriedigend.
Berliner Produktenbericht vom 12. Juli. Die Tendenz des
Produk=
tenmarktes wird gegewwärtg durch ſtärkſte Unſicherheit gekennzeichnet,
Sowohl ſan den überſeeiſchen Terminmärkten, als auch hier, erfolgt im
Laufe des Tages des öfteren ein völliger Tendenzwechſel, ſo daß die
Umternehmungsluſt ſich allgemein in engen Grenzen hält. Während im
heurtigen Wormittagsverkehr die feſteren Schlußmeldungen von den
word=
cweribaniſchemn Tevminbörſen ziemlich umbeachver blieben, zumal die
Cif=
offerten für Plataweizen eher niedriger lauteten, ſetzte ſich bei
Börſen=
beginn, mamentlich für Weizen, eine Befeſtigung durch, die vom
Liefe=
vungsmarkt ausging. Waizen ſetzte 3 bis 4 RM. feſter ein, wozu das
mur mäßige Angebor in prompter Waggonware beitrug. Zudem iſt ſeit
einigen Tagen Polen als Käufer für deutſchen Weizen im Markt.
Rog=
gen wird weiter ziemlich dringlich offericrt und iſt ſchwer
unterzu=
bringen. Am Liefevungsmarkt zeigte ſich für dieſe Brotzfrucht einige
Deckungsngchfrage, da von den heute beſichtigten 420 Tonnen Roggen
wiederum 210 Tonnen wegen unbefriedigender Qualität nicht
kontrakt=
lich lieferbar warem. Es ergaben ſich Preisgewinne bis 1½ MM. Mehl
hat weiter ſtilles Geſchäft, Roggenmehl iſt veichlich angeboten. Von
Hafer ſteht gewigend Material zur Verfügung, die Eigner zeigen ſich
jedoch zu Preiskonzeſſionen nicht geneigt. Gerſte ſtill; die erſten
Muſter=
ſorten von meuer Wintergerſte zeigen micht immer befriedigende Oualität.
Kleine Wirtſchaftsnachrichken.
Die Beſtrebungen der Zuckeriduſtrie, zu feſten Preisabwachungen
zu kommen, habem kürzlich zu der Billdnung einer Preiskonvemtion
ge=
führr, die ſämtliche Raffineriem Deutſſchland und etwa 98 Prozent der
geſamten Inlands=Zuckerinduſtrie umfaſſen ſoll. Es iſt eine Drei=
Männerkommiſſion gebilldet worden, die die Aufgabe hat, zu prüffen,
in welcher Weſiſſe die beſtehenden Vereinbarungen zu erweitern ſind.
In der Hartſteiwinduſtrie des Weſterwaldgebietes küündet ſich
wie=
derum eine bedrohliche Abſatzkriſe an, die ihren Ausdruck in
Stillegumgs=
anzeigen eimer Reihe füührender Betriebe an den zuſtändigen
Regie=
rungspräſidenten, wie auch in der Einführung von Kurzarbeit ſeitens
anderer Steinbruchbetriebe findet.
Die Reemtsma=A.=G. in Altona=Bahrenfeld wwird auf Grrnd des
G.=V.=Beſchluſſes vom 8 Juni 1929 zum Zwecke der Umwamdlung in
eine G. m. b. H. mit 30 Mill. RM. Kapital aufgelöſt. Wie bekount wird,
ſollen die Aktionäre, die ſich an der Reemtsma=Zigarettenfabriben=
G.m. b. H. nicht beteiligt haben, ihre Aktien wach Eintragung der G.m. b.H.
in das Handelsregiſter zum Kurſe von 320 Prozent in bar eiwgelöſt
erhalten.
Die Preisind=xziffer der „Metallwirtſchaft” ſtellte ſich am 10. Juſi
auf 124,8, gegen 124,5 am 3. Juli (Durchſchnitt 1909—1913 — 100), ſtieg
alſo um 0,2 Prozent.
Wie der D. H. V. mitteilt, iſt der im dem Tarifſtreit des
Ver=
ſicherungsgewerbes vom 14. Juni unter dem Vorſitz des
Reuhsgerichts=
rats Dr. Königsbenger gefällte Schiedsſpruch, der den Angeſtellten eine
Erhöhung ihrer Gehälter um 3 v. H. ab 1. April d. J. bringt, vom
Reichsarbeitsimniſterium für verbindlich erklärt worden.
Die Zeichwungen auf in Holland aufgelegte 30 000 Stammaktien zu
mom. 500 Schweizerfranken der Internahonalen Geſellſchaft für
chemi=
ſche Unternehmuingen, Baſel, ſind voll zugeteilt worden.
Vom 24. bis 27. Juni tagte in Paris der Internationale Kongreß
zur Normaliſſation der Automobile. An dieſem Kongreß nahmen
Deutſchland, Frankreich, Itallien, Polen, Rumänien und die
Tſchechoſlo=
wakei teil. In vielen Punbten kam eiwe Verſtändigung zuſtande.
Die Verwaltung der Forces Motrices de la Truyére hat zwecks
An=
ſchaffung von elektromechaniſchem Material üüber Reparationskonto ein
Wbkommen mit dem franzöſiſchen Schatzamt abgeſchloſſen, das der
Geſell=
ſchaft Vorſchüſſe zu einem billigen Zinsfuß bis zum Betrag von 14
Mil=
lionen RM. ſichert.
Die Société Algérienne de Navigation pour DAfrique du Nord in
Abgier, die bereits zwei Transportſchiffe von 5250 Tonnen im
Deutzſch=
land beſtellt hat, hat ſoeben einen weiterem Auftrag über
Repavations=
konto den Howaldt=Werken in Kiel für einen Dampfer von 5600 Tonnen
erteilt.
alsane, Kommanentgefeaſcha
Frankfurter Kursbericht vom 12. Juli 1929.
6% Dtſche.
Reichs=
anl. v. 27......
6% Baden
Frei=
ſtaat v. 27.....
6% Bayern
Frei=
ſtaat v. 27 ....."
2 Heſſen
Volks=
ſtaat v. 28....
6% Preuß.
Staats=
anl. v. 28....."
6% Sachſen
Frei=
ſtaat v. 27...."
72
ThüringerFrei=
ſtaat v. 27.....
Dtſche. Anl.
Auslo=
jungsſch. + 1.
Ablöſungsanl. . .
Dtſche. Anl.
Ablö=
jungsſch. (Neub.
Dtſche.
Schutzge=
bietsanleihe. . . .
2% Bad.=Bad. v. 26
6% Berlin v. 24...
8% Darmſtadt v. 26
v. 2
720 Frkf. a. M. v.26
8% Mainz v. 26..
O Mannh. v. 26
8% Nürnberg v. 26
Tt. Komm.
Sam=
mel=Ablöſ.=Anl.
* Ausl. Ser.
* . Ser.!
8½ Berl. Hyp.=Bk.
8½ Frkf. Hyv.Bk..
4½%r -Lia. Pfbr.
8% „ PfbrBk.
4½%x; Lig: Pfbr
87.25
74
7
87.5
91.4
0.5
50.75
10
87.5
87.5
84
87
90
49.25
64.5
97
97
75.1
97
78.5
8% Heſſ. Landesbk.
4½½ Heſſ. 2bs. Hp.
Bk.=Ligid. Pfbr..
80 Kom.
Landes=
bank Darmſtadt.
8% Mein. Hhp.Bk.
4½% Lig. Pfbr
Pfälz. Hyp. Bk.
8% Preuß. Ztr.-
Stadtſchaft.
8% Rhein. Hyp.=Bk
4½% - Lig.Pfbr.
8% Rhein.=Weſtf.=
Bd.=redit ... . .
8% Südd. Bod.=
Cred.=Bank ....
8% Württ. Hyp.=B.
—
6% Daimler Benz
von 27... . ...."
8% Klöckner=Werke
Berlin v. 26....
7% Mainlrw.v. 26
7% Ver. Stahlwke
mit Opt. v. 26.
8% VoigtckHäffner
von 26 ......."
J. G. Farben Bonds
28........."
5% Bosn. L. E. B.
v. 1914 .......
4:/,% Oſt.
Schatz=
anw. v. 1914 ..
4% Oſt. Goldrentel
41ſ.% Rum. Goldl
von 1913 ......"
4½ Türk. Admin.
42 „ 1.Badgad
4% „ Zollanl.
4:1.Xungarn 1913:
96.9
84.5
93.5
82.5
97
74.5
97
95.5
97
79.05
96.5
97.5
97.25
73.5
32
83.75
92.5
124.5
32
34.25
7.65
U/,% Ungarn 1914/
Goldr..
4%
Aktien.
Allg. Dt. Creditanſt.
Bk. f. Brauinduſtr.
Berl. Handelsgeſ.
Comm. u. Privatb
Darmſt. u. Nt.=Bk.
Deutſche Bank .."
„ Eff.=u.
Wechſel=
bank .. . . . .. . .
Vereinsbant ..
Diskonto=Geſellſch
Dresdener Bank",
Frankf. Bank. .
„ Hyp.=Br..
Pfdbr.=Bk..
Gotha. Grundkr.
Mein. Hyp.=Bank.
Mitteld. Creditbk.
Nürnb. Vereinsbk
Oſt. Creditanſtalt.
Pfälz. Hyp.=Bank.
Reichsbank=Ant. .
Nhein. Creditbr. .
„ Hyp.=Bank ..
Südd. Bod.-r. B
Wiener Bandverei
A..G. f. Verkehrs
Dt. Eiſenb.=Geſ..
7%0 Dt. Reichsbahn
Vorzge. .......
Hapag ..........
Nordd. Lloyd .....
Schantung=Eiſenb.
Südd. Eiſenb.=Geſ.
Accum. Berlin. . . .
Adlerw. (v. Kleyer
6% NEB. Borzug
5X
126.25
159
214
183:
277.5
172.5
125
157.75
161
104
139.75
140
1.30.25
123
150
31
135.25
317
121.5
148
160
13
144
149.25
115
4
50
90.25
96.25
AEG. Stamm. . . .
Baſt Nürnberg ...
Bergm. El. Werke
Brown BroverickCie
Brüning & Sohn.
Buderus Eiſen ..."
Eement Heidelberg
Karlſtadt/183
Chem. WerkeAlbert.
Chade ... . . . . . . . . 423
Daimler=Benz..."
Dt. Atl.=Telegr. . . .
„ Eiſenh. Berlin.
„ Erdöl .......
Gold= u. Silb.=Anſtalt. / 157.5
„ Linoleumwerk.
Eichbaum, Brauer.
Elektr. Licht u. Kraft1215.5
Liefer.=Geſ.
Eſchw. Bergwerk
Eßlinger Maſchinen
EEttlinger Spinnereil215
F. G. Furbenindſtr. /231.5
Feinmeh. (Fetter).
Felt. & Guillenum.
Frkft. Gas .......!
„Hof ........
Geiling & Cie ..
Gelſenk. Bergwer!!.
Geſ. f elektr.
Un=
ternehmungen ..
Goldſchmidt Th. ..
Gritzner Maſchinen
Grün & Bilfinger.
Dafenmühle Frkft.
Hammerſen (O8n.)
Harpener Bergbau
Henninger, KLempf.
Hilpert Armaturfé
Hindrichs=Aufferm.
birch kupfer ... . 133
194
205
138
135.5
68
55.5
117
119
314
—
198
40
139
125
71.5
41.5
139:I.
75.9
71
175
130
171
98
Hochtief Eſſen ....
Holzmann, Phil..
Holzverk.=Induſtrie
zlſe Bergb. Stamm
Genüſſe
Funghans Stamm
Kali Aſchers leben.
„ Salzdetfurth.
Weſteregeln.
Kammgarnſpinn
Karſtadt, 9. .. . . . .
Klein, Schanzl. . . .
Klöcknerwerke .. . .
Kraftw. Alt=Württ.
Lahmeyer & Co..
Lech, Augsburg ...
Vowenbr. Münch..
Lüdenſcheid Metalll
Bus Gebr Darmſt.
Mainkr.=W. Höchſt. /105.75
Mainz. Akt.=Br.. . .
Mannesm. Röhren
Mansfeld. Bergb..
Mars=Werte ....."
Metallgeſ. Franift
Miag. Mühlenbau.
Montecatini Maild.
Motoren fb. Darmſt
Reckarſ. Fahrzeug..
Nicolag, Hofbr. . . .
Oberbedarl ... ...
Oſterr. Alpine Mo.
Otavi Minen ....."
Beters Union Frki
Phönie Bergbau.
Reiniger, Gebb.. . . 1105
R). Braunkohlen . 301.75
Eleftr. Stamm /151.5
„ Stahlwerke...
Riebek Montan ..
Roeder 8b. Darmſt.
101:1.
111
88
216.5
120.5
61
240
400
248
145
189.5
84
170
285
230
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119
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Aa
205
125
Nummer 192
Samstag, den 13. Juli 1929
Seite 13
din srst in der Nagt.
Roman von Max Brand.
Deutſche Rechte bei Th. Knaur Nachf., Berlin W. 50.
50)
(Nachdruck verboten.)
Es dauerte nur einen Augenblick — den entſcheidenden
Augenblick in dieſem ſtillen, zähen Kampf —, dann drehte ſich das
gewaltige Tier langſam zu ihr um, ſah ihr ins Geſicht, glitt mit
einem langen Schritt dichter an ſie heran. Seine kalte feuchte
Naſe berührte die Hand, die ſich krampfhaft an der Seitenlehne
ihres Stuhles feſthielt. Dies war ihr die willkommene
Gelegen=
heit, ihre ſtarre Haltung aufzugeben. Langſam ſtreckte ſie die
Hand aus und legte ſie leicht auf Black Barts Kopf. Er zuckte
zurück, er fletſchte ſeine langen Zähne. Aengſtlich und zaudernd
flatterte ihre Hand einen Augenblick in leerer Luft. Aber dann
ſchob ſich der lange Kopf wieder näher zu ihr heran, ſehr
vor=
ſichtig. Wieder berührte ſie ihn, und da das Tier diesmal ſtill
hielt, ließ ſie ihre Fingerſpitzen langſam über das dichte Fell zu
den Ohren hingleiten. Black Bart antwortete mit einem
brum=
menden Laut, der dem Schnurren einer großen Katze glich. Und
dann legte er ſich hin und bettete ſeinen Kopf auf ihre Füße.
Das war der Sieg!
Im trunkenen Gefühl ihrer Macht vermochte ſie es, die Hand
vom Geſicht zu nehmen, den Kopf zu heben und einen ſcheinbar
achtloſen Blick über Dan Barry gleiten zu laſſen. Sie begegnete
einem drohenden Glühen in ſeinen Augen. Zorn! — Aber
wenig=
ſtens war es keine Gleichgültigkeit.
Er ſtand auf und glitt in ſeiner geräuſchloſen Art hinter ſie,
aber im nächſten Augenblick erſchien er auf der anderen Seite
neben ihr und ergriff ihre Finger, die leblos auf der
Seiten=
lehne des Stuhles lagen. Er hielt dieſe Finger feſt, die weiß
und kühl in ſeinen ſonnengebräunten Händen lagen, und
be=
trachtete ſie lange und nachdenklich, als ſuche er nach dem
Geheim=
nis, das dieſer Hand Macht über den Halbwolf gegeben hatte.
Für Kate Cumberland war es ein ſeltſames Gefühl, es war ihr,
als rühre ſie an den Hebel eines Schaltbretts, wo jede kleinſte
Bewegung eine fürchterliche elektriſche Entladung entfeſſeln
konnte. Was würde nun geſchehen?
Es geſchah nichts. Ihre Finger wurden freigegeben. Dan
Barry trat einen Schritt zurück. Mit gekreuzten Armen ſtand
er da uind ſtarrte in das Feuer. Jetzt kam eine überwältigende
Schwäche über ſie. Sie wagte es nicht mehr länger, in ſeiner
Nähe zu bleiben. Sie ſtand auf und ging ins Eßzimmer hinüber.
„Bring’ jetzt das Frühſtück herein, Wung”, befahl ſie dem
chineſiſchen Koch, und gleich darauf ertönte der Gong.
Noch ehe ſeine langen Schwingungen verhallt waren, hatten
ſich die Gäſte um den Tiſch verſammelt. Der geräuſchvolle
Diſtriktskonſtabler war der erſte. Er riß lärmend einen Stuhl
unter dem Tiſch hervor und ließ ſich mit einem erwartungsvollen
Grunzen darauf nieder.
„Morgen, Dan!” ſagte er, und wetzte ſein Meſſer. „Höre
Ihr reitet heute früh. Könnten ein Stück zuſammen reiten
Nicht wahr?”
Dan Barry betrachtete grübelnd das Tiſchtuch. Es dauerte
einen Augenblick, ehe er Antwort gab.
„Ich bleibe noch hier”, ſagte er ſchließlich leiſe. „Mein Ritt
iſt aufgeſchoben.”
Dreiunddreißigftes Kapitel.
Doktor Byrne ſpricht aus, was wahr iſt.
An dieſem Tag, an dem alles mit Nebel verhängt war und
das Licht ſo trübe, daß weder Haus noch Baum, noch Menſch
einen Schatten warfen, war kein Ort düſterer als Joe
Cumber=
lands Zimmer, und wie ein Abbild des Herbſtes war auch das
Geſichr des Alten, deſſen mattes Gelb die Nähe des Todes
anzu=
kündigen ſchien. Neben ſeinem Bett ſaß Doktor Randall Byrne,
die Finger auf den Puls des Alten gepreßt und zählte die
Schläge.
Als er das Fieberthermometer wieder entfernte, das er dem
Alten zwiſchen die Lippen geſchoben hatte, begann Joe
Cumber=
land zu ſprechen. Die Augen hielt er dabei geſchloſſen. Selbſt
die Lider zu heben, ſchien für ihn eine Anſtrengung, die
über=
menſchliche Energie beanſpruchte.
„Kein Fieber heute, Doc?”
„Sie fühlen ſich ein bißchen beſſer?” fragte Byrne.
„Ich fühle eigentlich gar nichts, aber mir iſt nicht heiß; könnte
eher ſagen einigermaßen kalt.”
Doktor Byrne blickte mit einem Stirnrunzeln auf das
Ther=
mometer, das er in der Hand hielt, und ſchüttelte dann das
Queckſilber zurück.
„Nein,” gab er zu, „Fieber iſt nicht vorhanden.”
Joe Cumberland öffnete die Augen ein bißchen und ſchielte
zu Byrne hinauf:
„Sie ſind nicht zufrieden, Doc?”
Doktor Byrne gehörte der erbarmungsloſen, modernen
Schule an, deren Glaubensſatz es iſt, den Patienten reſtlos über
ſeinen Zuſtand aufzuklären.
„Ich bin keineswegs zufrieden”, ſagte er.
„Hm—m—m”, murmelte der Kranke. „Und was iſt denn
nicht in Ordnung?”
„Ihr Puls iſt ungleichmäßig und ſchwach.”
„Kann ſein, habe mich einigermaßen ſchwach gefühlt, ſeit ich
Dan geſtern abend zum letzenmal geſehen habe. Aber Kate hat
mir eine Neuigkeit erzählt, die mich wieder auf die Beine bringen
wird! Sie hat’s fertiggebracht, Dan hier zu halten! Denken
Sie nur, junger Mann!”
„Ich denke ſchon dran”, antwortete der Doktor kühl. „Ihre
letzte Unterredung mit ihm hat Sie beinahe das Leben gekoſtet.
Wenn Sie ihn wieder bei ſich ſehen, ſo weiſe ich alle
Verant=
wortung für die Folgen von mir. An dem Tag, als er hier
ankam, haben Sie ſich allerdings ſofort beſſer gefühlt — ich muß
zugeben, daß es wenigſtens den Anſchein hatte, als ginge es
Ihnen ſeeliſch und körperlich beſſer, aber die Sache konnte
natür=
lich nicht dauern. Es wirkte auf Sie lediglich wie eine Art
Reiz=
mittel, und nachdem der erſte Einfluß vorbei war, hatte es Sie
in um ſo ſchlimmerer Verfaſſung zurückgelaſſen. Miſter
Cum=
berland, Sie dürfen Dan Barry nicht mehr ſehen.”
Aber Joe Cumberland lachte lang und leiſe.
„Das iſt das Leben nicht wert!“
„Ich kann nicht mehr tun, als Ihnen einen Rat geben”
ſagte der Doktor mit derſelben Reſerviertheit wie früher. „Ich
kann Ihnen keine Befehle erteilen.”
„Sie nehmen’s ein bißchen krumm, Doc? Nicht wahr?”
fragte der Alte. „Well, ich weiß doch, daß es ohnedies bald mit
mir zu Ende geht. Du lieber Himmel, Mann, ich ſpür’ es ja
ſelbſt, wie ich anfange niederzubrennen wie eine Lampe, in
der kein Oel mehr iſt. Ich kann’s förmlich ſpüren, wie’s gerade
noch ein paarmal aufflackert, eh’ es ganz verliſcht. Aber hör’n
Sie mal, Doc —” er faßte den Doktor mit einer langen knochigen
krallengleichen Hand am Rockaufſchlag und zog ihn zu ſich nieder;
tiefer Ernſt lag in ſeinen Augen. — „Solange muß ich noch
leben, bis ich die beiden Hand in Hand hier vor mir ſtehen ſehe.”
Trotz des dämmerigen Lichtes war zu ſehen, wie der Doktor
die Farbe wechſelte. Er fuhr ſich langſam mit der Hand über
die Stirn.
„Sie erwarten, das zu erleben?”
„Ich erwarte gar nichts, ich hoffe nur darauf.”
Etwas Bitteres ſtieg Byrne in die Kehle.
„Die beiden würden ein ſeltſames Paar zuſammen abgeben,”
ſagte er, „wenn ſie heiraten. Aber ſie werden nicht heiraten.”
„Ha!” rief Cumberland und richtete ſich haſtig auf. Der
Ellbogen, auf den er ſich ſtützte, zitterte. „Was ſoll das heißen?”
„Legen Sie ſich nieder!” befahl der Doktor und drückte den
Alten wieder ſanft in ſeine Kiſſen zurück.
„Aber was wollen Sie damit ſagen?”
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Darmſtadt, den 11. Juli 1929.
Heſſ. Eiſenbahn=Aktiengeſellſchaft
Darmſtadt.
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fährt regelmäß.
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chentlich durch den
Kreis Dieburg.
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bach, Heppenheim u.
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Held, Karlſtr. 24
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Frühbir=
nen zu verkaufen.
Zu erfragen in der
Geſchäftsſtelle.
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Geschäftsverlegung
Eröffnung am 13. Juli
Teile der gefl. Einwohnerschaft Darmstadts und Umgebung
hierdurch mit, daß ich mein
Herren- und Damen-Friseurgeschäft
von Elisabethenstraße 2 nach
Rheinstraße 26
verlegt habe. — Mein eitrigstes Bestreben ist, meine werte
Kundschaft sowie meine werte Nachbarschaft aufs reellste
und prompteste zu bedienen.
Ich empfehle mich in Bublkopfpflege und la Herren-
Bedienung mit allem neuzeitlichen Komfort.
lch danke für das mir seither entgegengebrachte Vertrauen
und bitte gütigst dasselbe auch aut mein neues Geschätt
übertragen zu wollen.
Hochachtungsvoll
Gustau Limpert, Friseurmeister.
11430)
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Haushaltungs= und Fortbildungsſchule)
Otto Sachsſtr. 5 Karlsruhe (Baden),
Ecke Mathyſtraße.
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Gründliche Unterweiſung in der
Haus=
wirtſchaft und in Handarbeiten, ſowie
Weiterbildung in Schulfächern.
Jahres=
kurſe in 2 Klaſſen: Klaſſe A. für 14 bis
17jährige, Klaſſe B für junge Mädchen
über 17 Jahre.
Am 16. September beginnen in
beiden Klaſſen Jahreskurſe, in Klaſſe B
uch ein Halbjahreskurs.
Satzung und Auskunft gegen
Ein=
ſendung von 30 Pfg. durch die
An=
taltsleitung.
(11410b
Badiſcher Frauenverein
vom Roten Kreuz Karlsruhe
(Landesvor ſtand).
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Aus den Amtsverkündigungen des Kreisamts
Darmſtadt und den Bekanntmachungen des
Polizeiamts Darmſtadt.
Gefunden: 1 Aktenmappe, 1
Porte=
monnaie mit Inhalt, 1 hellgrauer
Her=
renhut, 2 Stücke Stoff, 1 Turnerkranz,
Herrenfahrrad, 1 Hundehalsband, 1
Kinderſchuh, 1 goldener Kneifer. 1 Paar
graue Handſchuhe, 1 goldene Brille mit
Horneinfaſſung. 1 Zwicker 1 leeres
Vortemonnaie, 1 Doublé=Armband, 1
Frauenkopftuch, 4 Bund Schlüſſel. —
Zugeflogen: 1 Kanarienvogel. —
Zuge=
aufen: 1 kleiner ſchwarzer Hund.
Wir machen wiederholt darauf
auf=
merkſam, daß auch noch Fundgegenſtände
vorhanden ſind, die in früheren
Be=
kanntmachungen verzeichnet ſind.
Inter=
eſſenten können die Fundgegenſtände
während der Büroſtunden auf Zim. 1
beſichtigen.
Betr. Gruppenwaſſerverſorgung
Offenbach=Weſt.
Arbeitsvergebung.
Für die Gruppenwaſſerverſorgung
Offenbach=Weſt ſollen folgende Arbeiten
zur Errichtung eines Wohnhauſes in
Dietzenbach in öffentlichem Wettbewerb
vergeben werden:
Los I. Erd= und Maurerarbeiten.
135 cbm. Erdaushub, 40 cbm.
Stampfbeton, 66 cbm.
Back=
ſteinmauerwerk 140 qm. ½
Stein ſtarke Wände, 85 qm.
Betondecken u. dergl.
Los II. Steinmetzarbeiten.
5 cbm. Kunſtſteine.
Los III. Zimmerarbeiten.
13 cbm. Tannenholz, 715 Ifdm.
Holz abzubinden, 2 Treppen,
Geſimſe.
Los IV. Dachdeckerarbeiten.
160 qm. Biberſchwanzdach, 25
Ifdm. Firſt und Grate.
Los V. Spenglerarbeiten.
36 Ifdm. Zinkkandel, 10 m.
Abfallrohr und dergl.
Zeichnungen und Bedingungen liegen
auf dem Kulturbauamt Darmſtadt,
Bleichſtraße 1, zur Einſicht offen.
An=
gebotsunterlagen werden daſelbſt,
ſo=
ange der Vorrat reicht, zum Preiſe von
0.50 RM. je Los abgegeben.
Angebote ſind in verſchloſſenem
Um=
ſchlag mit entſprechender Aufſchrift bis
zum Montag, den 22. Juli 1929, 10½
Uhr, beim Kulturbauamt Darmſtadt
ab=
zugeben, wo ſie in Gegenwart der
er=
ſchienenen Bieter geöffnet werden.
Darmſtadt, den 10. Juli 1929. (11439
Heſſ. Kulturbauamt Darmſtadt.
Zwangsverſteigerung.
Die nachſtehend bezeichneten Grundſtücke, die zur Zeit
der Eintragung des Verſteigerungsvermerks auf den Namen
des Schloſſers Auguſt Friedrich Wilhelm Alt, der
Auguſte Alt und der Marie Antoinette Alt, ſämtlich in
Darmſtadt zu je ½, im Grundbuch eingetragen waren, ſollen
Freitag, den 6. September 1929, vormittags 9 Uhr,
durch das unterzeichnete Gericht an Gerichtsſtelle Zimmer 219
verſteigert werden.
Die Verſteigerung erfolgt zum Zwecke der Aufhebung
der Gemeinſchaft.
Der Verſteigerungsvermerk iſt am 13. Juni 1929 in
das Grundbuch eingetragen worden.
Inſoweit Rechte zur Zeit der Eintragung des
Verſteige=
rungsvermerks aus dem Grundbuche nicht erſichtlich waren,
ſind ſie ſpäteſtens im Verſteigerungstermin vor der
Auffor=
verung zur Abgabe von Geboten bei dem unterzeichneten
Gericht anzumelden und, wenn der Gläubiger widerſpricht,
glaubhaft zu machen, widrigenfalls ſie bei der Feſtſtellung
des geringſten Gebots nicht berückſichtigt und bei der
Ver=
teilung des Verſteigerungserlöſes den übrigen Rechten
nach=
geſetzt werden.
Diejenigen, welche ein der Verſteigerung
entgegenſtehen=
des Recht haben, werden aufgefordert, vor der Erteilung des
Zuſchlags die Aufhebung oder einſtweilige Einſtellung des
Verfahrens herbeizuführen, widrigenfalls für das Recht
der Verſteigerungserlös an die Stelle des verſteigerten Gegen=
(11406a
ſtandes tritt.
Darmſtadt, den 27. Juni 1929.
Heſſiſches Amtsgericht I.
Bezeichnung der Grundſtücke:
Grundbuch für Darmſtadt, Bezirk II, Band I, Blatt 6
Betrag der
Nr. Flur Nr. Kulturart u. Gewayn qm Schätzung
1 II 327 Grabgarten Diebur=
184 2 000 RM.
gerſtraße
2 II 328 Hofreite Nr. 16 daſelbſt 228 12000 RM.
G