Darmstädter Tagblatt 1929


28. Juni 1929

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Einzelnummer 10 Pfennige

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Nummer 177
Freitag, den 28. Juni 1929.
192. Jahrgang

Dun Bo. Hunt 13es,

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Jetzige Reichsgrenze"
Frühere
Abgetretene Gebiefe.
mBesetztes Gebiet
Saargebiet

Meme!

jamburg
Brenen

Stetin

A.

DANzIG

Föln

Hannover

Munster

Kassel

Grösse, /Einn

Die letzte Sitzung im Spiegelſaal zu Verſailles am 28. Juni. An der Mitte des Tiſches
Lloyd George. Wilſon und Clemenceau.

Zehn Jahre ſind heute vergangen, ſeitdem im
Spiegelſaal zu Verſailles, der einſt die Prokla=
mation
des neuen deutſchen Kaiſerreiches ge=
ſehen
, die Vertreter des zuſammengebrochenen
Deutſchlands jenes Dokument des Haſſes unter=
zeichneten
, das der europäiſchen Geſchichte des
vergangenen Jahrzehntes ſeinen Stempel auf=
gedrückt
. Ein Friedensvertrag, der den Kriegs=
zuſtand
verewigte, ein Friedensvertrag, der das
Recht der Völker mit Füßen trat und der un=
ſägliches
Unheil über die Welt gebracht, Mil=
lionen
Deutſche wurden der Herrſchaft fremder
Völker unterſtellt, und während zu unſerer Ent=
waffnung
Milliardenwerte ſinnlos zerſtört wur=

den, hungerte das deutſche Volk. Was der Krieg
nicht erreicht hatte, ſollte nach Anſicht unſerer
Feinde der Frieden vollenden. In ſeinen Grund=
feſten
war das Reich erſchüttert, aber es brach
nicht auseinander. Man hat uns unterſchätzt,
als man nach München einen beſonderen fran=
zöſiſchen
Geſandten ſchickte, und man hat uns
unterſchätzt, als unter dem Schutze franzöſiſcher
Bajonette am deutſchen Rhein, mit Hochdruck
daran gearbeitet wurde, das Rheinland vom
Reich loszureißen. Zermürbt von den Schrecken
eines 4½jährigen fürchterlichen Krieges, hat das
deutſche Volk die Not der Inflationszeit trotzdem
ertragen und überwunden. Ueberwunden hat es
auch den ſeeliſchen Zuſammenbruch. Trotz der

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770 000
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850 000
60 000
50 00

700 000

Die Grenzen vor und nach Verſailles. Die abgetretenen, abgetrennten und beſetzten Gebiete.

Feſſeln, die uns das Diktat brutaler Sieger
angelegt, hat das deutſche Volk unermüdlich an
ſeinem Wiederaufſtieg gearbeitet. Staunend hat
es die Welt geſehen, und wenn wir heute auf
die beiſpielloſe Leidenszeit zurückblicken, die hin=
ter
uns liegt, ſo dürfen wir die Zuverſicht
hegen, daß der Lebenswille des deutſchen Volkes
ſtark genug iſt, um auch den Gefahren der Zu=

kunft zu begegnen. Endgültig vernichten wollte
der Verſailler Vertrag das Deutſche Reich, aber
die Politik des Haſſes hat Schiffbruch gelitten.
Sinnlos ſind heute ſchon ſo viele Beſtimmungen
jenes Sieger=Diktates geworden, und wenn das
deutſche Volk ſich nicht in Zwietracht ſelbſt zer=
fleiſcht
, wird auch der Tag kommen, an dem die
letzten Feſſeln fallen.
U.

Bilder aus Oeutſchlands trübſten Tagen.

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Seite 2

Freitag, den 28. Juni 1979

Nummer 172

Der Aufruf des Reichspräſidenken
und der Keicseebierang sun 26. Jarn.
An das deutſche Volk!
Der heutige Tag iſt ein Tag der Trauer. Zehn Jahre ſind
verfloſſen, ſeit in Verſailles deutſche Friedensunterhändler ge=
zwungen
waren, ihre Unterſchrift unter eine Urkunde zu ſetzen, die
für alle Freunde des Rechts und eines wahren Friedens eine
bittere Enttäuſchung bedeuteten. Zehn Jahre laſtet der Vertrag
auf allen Schichten des deutſchen Volkes, auf Geiſtesleben und
Wirtſchaft, auf dem Werk des Arbeiters und des Bauern. Es hat
zäher und angeſtrengter Arbeit und einmütigen Zuſammenſtehens
aller Teile des deutſchen Volkes bedurft, um wenigſtens die
ſchwerſten Auswirkungen des Verſailler Vertrages abzuwenden,
die unſer Vaterland in ſeinem Daſein bedrohten und das wirt=
ſchaftliche
Gedeihen ganz Europas in Frage ſtellten.
Deutſchland hat den Vertrag unterzeichnet,
ohne damit anzuerkennen, daß das deutſche Volk
der Urheber des Krieges ſei.
Dieſer Vorwurf läßt unſer Volk nicht zur Ruhe kommen und
ſtört das Vertrauen unter den Nationen. Wir wiſſen uns
eins mit allen Deutſchen in der Zurückweiſung
der Behauptung der alleinigen Schuld Deutſch=
lands
am Kriege und in der feſten Zuverſicht, daß dem Ge=
danken
eines wahren Friedens, der nicht auf Diktaten,
ſondern nur auf der übereinſtimmenden und ehrlichen Ueberzeu=
gung
freier und gleichberechtigter Völker beruhen kann, die Zu=
kunft
gehört.
Berlin, 28. Juni 1929.
Der Reichspräſident: gez. v. Hindenburg.
Die Reichsregierung: gez. Müller,
gez. Streſemann, gez. Gröner, gez. Curtius, gez. Dr. Wirth,
gez. Dr. Schätzel, gez. Wiſſell, gez. Dr. Hilferding, gez. Severing,
gez. Dietrich, gez. v. Guérard, gez. D. h. c. Stegerwald.
*
Ein unbegreiflicher Beſchluß.
Der 28. Juni hätte ein Trauertag werden können und müſſen,
an dem das deutſche Volk aus Anlaß der zehnjährigen Wieder=
kehr
der Unterzeichnung des Verſailler Diktates, ſich über alle
Parteien hinweg zu einer gemeinſamen Willenskundgebung zu=
ſammenfand
. Bis vor wenigen Tagen ſah es auch ſo aus, als
ob wirklich an dieſem Tage alle Parteigegenſätze verſchwinden
würden. Leider hat ſich am letzten Tage das alte Erbübel der
Deutſchen, die Uneinigkeit, durchgeſetzt. Der Verſuch, zu einer
Einheitlichkeit zu kommen, iſt geſcheitert, wobei die Schuld teils
bei den Parteien, teils bei der Regierung liegt. Die Reichs=
regierung
glaubte offenbar, ſich ſtarke Zurückhaltung auferlegen
zu müſſen und ihrer Pflicht genügt zu haben, wenn der Reichs=
präſident
und das Kabinett eine Kundgebung erlaſſen. Das
übrige wollte ſie Aufgabe anderer Organſiationen ſein laſſen,
wobei ſie wohl befürchtet haben mag, daß Heißſporne ihr außen=
politiſche
Schwierigkeiten machen würden. Ob nicht derartige
Bedenken zu beſeitigen waren, wenn die Reichsregierung ſich ſelbſt
an die Spitze einer derartigen öffentlichen Kundgebung ſtellte,
und damit alle Gewähr gegen Entgleiſungen gegeben hätte, wol=
len
wir im Augenblick nicht unterſuchen. Das Kabinett hatte ſich
auf den Standpunkt geſtellt, daß Beamte in amtlicher Eigenſchaft
an ſolchen Kundgebungen nicht teilnehmen dürften, um außen=
politiſche
Peinlichkeiten zu vermeiden. Damit war aber ſelbſt=
verſtändlich
geſagt, daß alle Beamten als Privatperſonen an
ſolchen Kundgebungen teilnehmen durften. Die preußiſche Re=
gierung
dagegen hat dieſen Erlaß der Reichsregierung, bewußt
oder unbewußt, mißverſtanden. Sie iſt noch einen Schritt weiter=
gegangen
, hat den Beamten auch als Privatperſonen die Teil=
nahme
verboten und hat ſogar eine bei der Berliner Univerſität
geplante Kundgebung ausdrücklich unterſagt. Die Wirkung
dieſes ſchroffen Vorgehens kann nicht ausbleiben, und wir fürch=
ten
, daß gerade durch dieſe Schroffheit die innerpolitiſchen Lei=
denſchaften
erſt recht entflammt werden. Jedermann ſieht darin
den maßgebenden ſozialdemokratiſchen Einfluß, der in einer
Trauerkundgebung am 28. Juni nur eine nationaliſtiſche Extra=
tour
erblickt und gar kein Verſtändnis dafür hat, daß es ſich hier
um die ſelbſtverſtändliche Reaktion eines um ſeine Weltſtellung
und um ſeine Friedenshoffnungen, die man ihm gemacht

Baſtien und Baſtienne von Mozark und
Der Mankel von Puccini.
(Zur Opernaufführung der Opernſchule der Städt. Akademie
für Tonkunſt, am Freitag, den 28. Juni 1929.
Das Singſpiel Baſtien und Baſtienne‟ Text von A. Schacht=
ner
, komponiert von W. A. Mozart im Alter von 12 Jahren.
Die erſte Aufführung fand im Jahre 1768 in einem Privatkreiſe
zu Wien ſtatt. Max Kalbeck unterzog das Werk einer Bearbeitung
und in dieſer Geſtalt wird es heute viel gegeben. Hier in Darm=
ſtadt
kam es zum letztenmal vor 5 Jahren unter Generalmuſik=
direktor
Roſenſtocks Leitung im Landestheater zur Aufführung.
Der Text iſt eine Bearbeitung eines franzöſiſchen Vaudevilles
von Madame Favart. Die Handlung ſpielt ſich wie folgt ab:
Baſtienne glaubt, Phyllis habe ihr den geliebten Baſtien ab=
ſpenſtig
gemacht. Der alte Zaubermeiſter Colas, an den ſich Ba=
ſtienne
hilfeſuchend wendet, weiß auch in dieſem Falle einen Rat;
allerdings einen Rat, zu dem es keinerlei Zauberei bedarf. Er
greift zu einem kleinen alten Mittel, indem er Baſtienne dazu be=
ſtimmt
, ſo zu tun, als liebe ſie Damon. Auf die Dauer kann ſie
ſich aber doch nicht genügend verſtellen, und beide werden zuletzt
mit dem Segen von Colas vereint. Das Werk kommt hier
unter der muſikaliſchen Leitung des Städt. Muſikdirektors W.
Schmitt und der Spielleitung des Opernſängers Heinrich Kuhn
zur Aufführung.
Das Werk Der Mantel von Puccini, Dichtung (nach La
Houppelande von Didier Gold) von Guiſeppe Adami, iſt das
erſte der drei Operneinakter Puccinis, zu denen noch gehören:
Schweſter Angelica und der hier im Landestheater zur Auf=
führung
gelangte Einakter Gianni Schicchi. Haben wir bei
Mozart es mit einem harmloſen Singſpiel zu tun, ſo iſt die
Handlung des Einakters Der Mantel ſtärkſte Realiſtik und
Dramatik. Das Werk ſpielt auf einem Schleppkahn vor Paris
in der Gegenwart. Der Schleppkahn liegt vor Paris in einem
Winkel der Seine vor Anker. Sein Herr iſt Marcel, ein rüſtiger
50er, deſſen junge Frau Georgette in den Gehilfen Henry verliebt
iſt. Kurz vor Feierabend ſteigen die Löſcher mit ihrer Laſt
aus dem Innern des Schiffes. Die Vorfreude bald beendeter
Arbeit drückt ſich in Geſang aus. Marcel iſt eiferſüchtig auf ſeine
Frau, die ſich mehr und mehr von ihm zurückzieht. Während
Marcel im Schiffsinnern beſchäftigt iſt, gibt ſie den Löſchern zum
Lohn getaner Arbeit eine Runde Wein. Die Stimmung wächſt
ein Orgelmann erſcheint. Das ganze gipfelt in einem Tanz,

Vom Tage.
Im Reichsinnenminiſterium iſt der Entwurf einer Reichsdienſt=
ſtrafordnung
ausgearbeitet worden, die auch für die Länder Gel=
tung
haben ſoll. Einzelheiten werben noch nicht bekannt gegeben, da
ſich das Reihskabinett erſt in den nächſten Sitzungen mit dem Entwurf
befaſſen wird
Auf Grund der Madrider Vereinbarungen treffen ſich am 3. Juli
in Paris deutſche und polniſche Vertreter zur Beratung
der Liquidationsbeſchwerden. Es ſtehen insgeſamt 700
Fälle zur Beratung, in denen die polniſche Regierung den Grund=
beſitzern
die polniſche Staatszugehörigkeit verfagt hat, um von ihrem
Liquidationsrecht Gebrauch machen zu können.
Gegen das Verbot von Veranſtaltungen am B8. Juni im beſetzten
Gebiet hat der Reichskommiſſar in Koblenz energiſche Vorſtel=
lungen
bei der Interalliierten Rheinlandkommiſ=
ſion
erhoben, weil dadurch die deutſche Verwaltungsfreiheit ein=
geſchränkt
worden ſei.
Die evangeliſche Gemeinde Koblenz hatte zur Würdigung der 10.
Wiederkehr des Tages, an dem das Verſailler Diktat unterſchrieben
werden mußte, zu einem Trauergottesdienſt eingeladen. Nach=
dem
die Rheinlandkommiſſion ein ſtriktes Verbot für Kundgebun=
gen
zum 28 Juni ausgeſprohen hatte, mußte die evangeliſche Ge=
meinde
ihren Trauergottesdienſt untes dem Zwang des Verbotes der
Beſatzung abſagen.
Zwiſchen dem ſächſiſchen Miniſterpräſiſdenten Dr. Bünger und dem
bisherigen Miniſterpräſidenten Dr. Heldt hat eine Ausſprache ſtattge=
funden
, bei der Heldt erklärte, daß er auf Grund des 8 62 der Ge=
ſchäftsordnung
des Landtags die Wahl Dr. Büngers nicht für
rechtsgültig halte. Dr. Bünger hat von dieſer Mitteilung Kennt=
nis
genommen und ſeinerfeits erklärt, daß er dieſe Rechtsauffaſſung
nicht teilen könne.
Miniſterialdirektor Dr. Riter iſt in Brüſſel eingetroffen und hat
die Beſprechungen mit dem belgiſchen Delegierten Gutt über die
Frage der in Belgien ausgegebenen Markbanknoten
wieder aufgenommen.
Der Handelspolitiſche Ausſchuß des Reichstags nahm den Geſetz=
entwurf
über den dentſch=eſtländiſchen Handels=
und Schiffahrtsverdrag mit 15 gegen 6 Stimmen der Deutſch=
nationalen
und Kommuniſten an.
Eine wichtige Entſcheidung wurde von der Vollſitzung der parlamen=
tariſchen
engliſchen Arbeiterpartei getroffen. Es wurde
nämlich beſchloſſen, als Verbindungsglied zwiſchen der Par=
tei
und den Mitgliedern des Kabineits einem beratenden Aus=
ſchuß
zu bilden. Die Mitglieder dieſes Ausſchuſſes, 12 an der Zahl,
ſollen in Kürze durch Wahlzettel gewvählt werden. Ferner kam man da=
hin
überein, die regelmäßigen Zuſammenkünfte der Partei nicht wie bis=
her
wöchentlich, ſondern nur woch wonatlich ſtattfinden zu laſſen.
Wie die Politica aus Soſia meldet, ſind dort am Mittwoch abend
am Boulevard Skobeljew in unmirtelbarer Nähe des ruſſiſchen Denk=
mals
die Mitglieder der Nationalvereinigung Statſcha Dimitri und
Ilis Strikoff von drei Unbekannren durch Revolverſchüſſe nieder
geſchoſſen worden. Die Täter honnten entkemmen.

hatte, betrogenen Volkes handelt. Hätte ſich die Reichs=
regierung
an die Spitze dieſer Bewegung geſtellt, wir ſind feſt
überzeugt, daß der 28. Juni dann ein Tag geworden wäre, der
auch im Auslande wegen der Einheitlichkeit der Willenskund=
gebung
Eindruck gemacht hätte. So aber fürchten wir, daß die
Wirkung die entgegengeſetzte ſein kann.
Der neue ſächſiſche Miniſterpräſidenk.

Dr. jur. h. e. Wilhelm Bünger,
der Juſtizminiſter des früheren Kabinetts Heldt, wurde vom ſäch=
ſiſchen
Landtag zum Miniſterpräſidenten gewählt. Miniſterpräſi=
dent
Bünger iſt 1870 geboren und war bis zu ſeiner Berufung
in das Kabinett Reichsanwalt in Leipzig.

den die Meiſterin mit dem Löſcher, Stockfiſch beginnt. Als
ſie mit Henry, dem 20jährigen, tanzt, fühlt ſie ſich erneut zu ihm
hingezogen. Durch das Erſcheinen Marcels bricht der Tanz jäh
ab. Während ein Liederverkäufer den neueſten Schlager an=
bietet
, erwacht das ſchlechte Gewiſſen Georgettes und es bereitet
ſich langſam die Kataſtrophe vor. Inzwiſchen holt das ſchmutzige
Frettchen ihren Mann, den Maulwurf von der Arbeit ab.
Während Marcel im Innern des Schiffes nach dem Rechten
ſieht, iſt Georgette mit Henry allein. Henry will die Geliebte für
ſich allein gewinnen; ſchon will er zum Meſſer greifen. Nachdem
ſie ein Signal, ein brennendes Zündholz, ausgemacht haben,
verſpricht Henry, in einer Stunde wieder zu kommen. Darauf
erſcheint Marcel. Er weiß, daß ſeine Frau ihn nicht mehr liebt.
Georgette ſucht ihn zu begütigen, ſie wird zutraulich und geht
zum Schlafen voraus. Marcel aber wacht. Er zündet ſich ſeine
Pfeife mit einem Streichholz an; damit lockt er Henry auf den
Kahn. Wie er erſcheint, packt ihn Marcel an der Kehle, erpreßt
ihm das Geſtändnis ſeiner Liebe und erwürgt ihn. Den Er=
mordeten
verbirgt er unter ſeinem alten Mantel, welcher einſt=
mals
bereits als notdürftige Decke für die junge Frau und ihr
inzwiſchen verſtorbenes Kind gedient hot. Dann ruft er ſein
Weib. Schuldbewußt drängt ſie ſich an ihn, ſie will ihm ganz
nahe ſein, ſie will unter ſeinen Mantel. Marcel zieht hohnlachend
den Mantel zurück und vor die Augen der Entſetzten rollt die
Leiche des Geliebten. In ſeiner Brutalität beugt Marcel Geor=
gette
auf das Geſicht des Toten nieder.
Die Muſik untermalt in echt Pucciniſcher Art die äußerſt
ſtarke dramatiſche Handlung. Die Aufführung ſteht unter muſi=
kaliſcher
Leitung von Hofrat Paul Ottenheimer, die Spielleitung
liegt, wie bei Baſtien und Baſtienne in Händen des Opern=
ſängers
Heinrich Kuhn. Sämtliche Mitwirkende ſind Studierende
der Opernſchule der Städt. Akademie. Das Orcheſter ſtellt der
Inſtrumental=Verein (Orcheſter der Städt. Akademie für Ton=
kunſt
), ergänzt durch Mitglieder des Stadtorcheſters.
W. Schmitt.
Mannheimer Feſtkage.
Fideliv.
Die Stadt Mannheim feiert das 150jährige Beſtehen
des Nationaltheaters mit einer Woche feſtlicher Aufführungen und
hat zugleich zwei Prominente aus dem Reiche der Kunſt zu
Ehrenbürgern ernannt: Albert Baſſermann, den Schau=
ſpieler
, und Wilhelm Furtwängler, den Muſiker.

Di Bonspärter gegen ons Hentoront.
Von unſerer Berliner Redaktion.
Die nächſten Tage werden vielleicht ſchon die Entſcheidung
über das preußiſche Konkordat bringen. Am Freitag ſoll der
Staatsrat ſein Gutachten erſtatten. Am gleichen Tage noch will
die Regierung die Vorlage dem Landtag unterbreiten, und möchte
am liebſten die Vorlage in der nächſten Woche durch das Plenum
peitſchen. Ob ihr das gelingt, iſt ſehr zweifelhaft, da die Mehr=
heitsverhältniſſe
auch innerhalb der Regierungsparteien unüber=
ſichtlich
ſind. Die Fraktion der Volkspartei hat am Donnerstag
in vierſtündiger Sitzung einſtimmig beſchloſſen, das Konkordat
abzulehnen. Sie iſt zwar grundſätzlich bereit, an einer Neu=
regelung
des Verhältniſſes zwiſchen Katholiſcher Kirche und
Staat mitzuarbeiten unter der Vorausſetzung, daß dabei der kon=
feſſionelle
Friede geſichert wird. Den Vertrag, ſo wie er jetzt vor=
liegt
, lehnt die Fraktion aus ſachlichen Gründen ab, ganz ab=
geſehen
davon, daß eine gleichwertige vertragliche Bindung mit
der Evang. Kirche fehlt. Die Hoffnungen der Regierungsparteien,
aus den Reihen der Volkspartei Zuzug zu erhalten, ſind alſo
begraben. Es fragt ſich jetzt, ob die Wirtſchaftspartei oder die
Deutſchnationalen bereit ſein werden, Hilfsſtellung für die An=
nahme
des Konkordates zu geben. Die Demokraten beginnen be=
reits
, weich zu werden. Sie erklären ſich ſchon jetzt zufrieden,
wenn der Evang. Kirche beſtimmte Zuſagen gemacht werden,
während die Deutſchnationalen ihre Stellungnahme von der
Gleichzeitigkeit entſprechender Abmachungen mit der Evang. Kirche
abhängig machen. An eine Gleichzeitigkeit iſt aber, nachdem die
preußiſche Regierung bisher alle Verhandlungen mit der Evang,
Kirche abgebrochen hat, überhaupt nicht mehr zu denken.
* Gewerkſchaftliche Nebenregierung.
Die ſozialiſtiſchen Gewerkſchaften glauben, mit Hilfe des
Youngplanes ihren politiſchen Einfluß noch weiter ausdehnen
zu können, als er ohnehin ſchon iſt. Sie haben den Reichsfinanz=
miniſter
Dr. Hilferding ſchriftlich darauf aufmerkſam gemacht,
daß ihre Vertreter an den Pariſer Verhandlungen nicht teil=
genommen
haben, daß es alſo jetzt notwendig ſei, die Gewerk=
ſchaften
bei der Abfaſſung der Ausführungsbeſtimmun=
gen
zum neuen Zahlungsplan heranzuziehen. Mit dieſer
Forderung wollen ſie natürlich nichts anderes als eine Art ge=
werkſchaftliche
Nebenregierung ins Leben rufen. Wir glauben
aber nicht, daß die Reichsregierung den freien Gewerkſchaften bei
der Umwandlung der Geſetzgebung gemäß dem Youngplan einen
über das normale Maß hinausgehenden Einfluß einräumen
wird. Beteiligt werden ſie bei den Ausführungsbeſtimmungen
automatiſch durch ihre Vertreter im Reichstag, der ja ein gewich=
tiges
Wort bei der künftigen Entſcheidung zu ſprechen hat. Eine
Einſchaltung der Gewerkſchaften würde aber natürlich alle ande=
ren
Organiſationen auf den Plan locken, ſo daß die Reichsregie=
rung
dann rieſige Kommiſſionen bilden könnte, in denen alle
Intereſſentengruppen Sitz und Stimme haben wollten, die An=
ſpruch
auf eine beſondere Berückſichtigung ihrer Wünſche zu
haben glaubten. Was dann der Reichstag noch tun ſollte, iſt
nicht recht zu ſehen. Die Gewerkſchaften ſind ſchon bei früheren
Gelegenheiten mit ähnlichen Forderungen gekommen, aber nicht
durchgedrungen, ſo daß man wahrſcheinlich auch über dieſen
Brief zur Tagesordnung übergehen wird.
Der Danziger Volkskag zur Wiederkehr des Tages
von Verſailles.
Danzig, 27. Juni.
Im Volkstag wurde zu Beginn der heutigen Sitzung anläß=
lich
der zehnten Wiederkehr des Tages der Unterzeichnung des
Verſailler Friedensvertrages eine von ſämtlichen deutſchen Par=
teien
, mit Ausnahme der Kommuniſten, unterzeichnete Erklärung
abgegeben, in der es u. a. heißt: Der Friedensvertrag löſte die
faſt rein deutſche Bevölkerung der Freien Stadt Danzig gegen
ihren ausgeſprochenen Willen vom Deutſchen Reiche. Schwere
ſeeliſche und wirtſchaftliche Belaſtungen ſind für unſer Land da=
durch
eingetreten. Aber die Freie Stadt Danzig hat in den ver=
gangenen
zehn Jahren die ihr durch den Vertrag auferlegten
Pflichten loyal erfüllt. Am heutigen Gedenktage ſenden wir dem
deutſchen Volke unſere brüderlichen Grüße, wobei wir feſtſtellen,
daß die nunmehr zehnjährige Trennung die innere und kulturelle
Verbundenheit der Danziger Bevölkerung mit dem deutſchen
Volke in keiner Weiſe hat beeinträchtigen können. Das Haus
nahm dieſe Erklärung ſtehend entgegen und vertagte ſich ſodann
zum Zeichen ſeines Gedenkens um eine Viertelſtunde.

Eine in beſonderem Maße gehobene Stimmung lag daher
über dem feſtlichen Raum des Nationaltheaters, als Wilhelm
Furtwängler, der neue Ehrenbürger, an den Dirigentenpult trat,
um die Feſtaufführung von Beethovens Fidelio zu
leiten. Ein Sturm der Verehrung begrüßte ihn, der während
des Krieges als Nachfolger Bodanzkys vier Jahre lang die
Mannheimer Oper geführt hatte.
Die Wiedergabe des Fidelio unter Furtwänglers Leitung
wuchs zu einem nicht zu überbietenden Höhepunkt der Mann=
heimer
Feſtwoche empor. Seine Perſönlichkeit ſteigerte Orcheſter
und Sänger zu höchſtenLeiſtungen. Die Schönheiten vonBeethovens
Muſik entfalteten ſich zu unvergleichlicher Klarheit und Herrlich=
keit
. Es war ein Werk aus einem Guß. Keine Eigenmächtigkeit,
keine Willkür aus dem Temperament des Dirigenten, ſondern ein
vollſtändiges Aufgehen in Beethovens Muſik, eine dem Kompo=
niſten
congeniale Wiedergabe! In dem idylliſchen Beginn faft
ein leichtes, feines Kammermuſizieren, dann der Aufſtieg in dem
Gefangenenchor, die höchſte dramatiſche Steigerung in der Kerker=
ſzene
, die in der ſich unmittelbar anſchließenden dritten Leonoren=
Ouvertüre ihren herrlichen Ausklang fand, und am Schluſſe noch=
mals
eine Steigerung in dem Hymnus der Gattenliebe! Man
glaubte, Fidelio den ſchon oft gehörten, in dieſer Pracht zum
erſten Male zu erleben! Es feſtigte ſich wieder die Ueberzeugung,
daß Furtwängler in der umfaſſenden Totalität ſeiner Be=
gabung
unter den lebenden Dirigenten doch der hervor=
ragendſte
iſt!
Prächtig ſang Karl Erb=Berlin, der ausgezeichnete Lieder=
interpret
, den Floreſtan, Gertrud Bindernagel= Mann=
heim
folgte ſuggeſtiv dem Stabe Furtwänglers und wurde von
ihm offenſichtlich zu höchſter Ausgabe ihres ſchönen ſtimmlichen
Fundus und edelſter Geſtaltung der Leonore emporgeriſſen.
Wilhelm Fenten ſang den Rocco klangſchön, aber mimiſch
in älteſter Schule; als Marceline ſtand ihm Guſſa Heiken
ſtimmſicher zu Seite.
Der Chor der Gefangenen ſchloß ſich in der von Dr. Richard
Hein geleiteten Inſzenierung der Handlung in harmoniſcher
Bewegtheit an. Die Bühnenbilder des Dr. Eduard Löffler
löſten ſich von der früheren Mannheimer Stiliſierung los, gaben
im erſten Aufzug eine ſchöne, geſchloſſene Wirkung, wurden aber
am Schluſſe zerriſſen und unruhig. Unendlicher Beifall feierte
am Schluſſe die Künſtler und vor allem den Dirigenten, der, wie
es in dem Ehrenbürgerbrief mit Recht heißt, die Seelen Tauſen=
der
über den Alltag erhebt und mit ſeiner Kunſt freudebringend
und menſchenverſöhnend wirkt.
E

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Nummer 172

Freitag, den 28. Juni 1929

Seite 3

Der Panzerkreuzer endgültig angenommen.
Von unſerer Berliner Redaktion.
Das iſt wieder eine gewaltige Tagesordnung, die der Reichs=
tag
ſich für Donnerstag zuſammengebaut hatte. Alles was noch vor
den Ferien erledigt werden ſollte, iſt darauf gepackt worden mit
der unausbleiblichen Folge, daß der Arbeitstag überſchritten
werden muß. Zunächſt aber klappt die Regie nicht: die Druck=
fachen
ſind nicht fertig. Die Kommuniſten erheben infolgedeſſen
Einſpruch gegen die Beratung der Getreidegeſetze, worauf ſich
die Deutſchnationalen mit einem Einſpruch gegen andere Geſetze
revanchieren. Der Reichstag muß daher ſeine Sitzung um eine
Stunde verſchieben, um wenigſtens die geſchäftsordnungsmäßigen
Formalien in Ordnung zu bringen. Dann wird zunächſt der Reſt
des Etats verabſchiedet, wobei der Panzerkreuzer end=
gültig
mit 240:172 Stimmen angenommen wird. Die
Schlußabſtimmung über den Etat wird ausgeſetzt, weil die
Deutſchnationalen befürchten, daß ſpäter das Haus beſchlußun=
fähig
wird und die landwirtſchaftlichen Notgeſetze in der Verſen=
kung
verſchwinden. Der Mißtrauensantrag gegen den
Neichsaußenminiſter wird in einfacher Mehrheit ab=
gelehnt
. Das Sperrgeſetz über die Rechtsſtreitigkeiten
der älteren ſtaatlichen Renten, das ſchon in der zweiten Leſung
eine harte Nuß war, wird mit 260:170 Stimmen angenom=
men
Vorher war ein Antrag, das Geſetz für verfaſſungsändernd
zu bezeichnen, mit den Stimmen der Sozialdemokraten und des
Zentrums abgelehnt worden. Die Mehrheit macht ſich alſo ihre
Interpretationskünſte der Verfaſſung ſehr leicht auf die Gefahr
hin, daß eine ſolche Methode eines Tages gegen ſie ſich auswirkt,
und daß jetzt der Staatsgerichtshof über die Gültigkeit des Ge=
ſetzes
das letzte Wort zu ſagen haben wird.
Inzwiſchen hat ſich aber eine neue Senſation vorbereitet.
Während das Hohe Haus einen erbitterten Kampf über die
Agraranträge austrägt, die endgültig erſt am Freitag verab=
ſchiedet
werden ſollen, hat ſich hinter den Kuliſſen eine über=
raſchende
Verſchiebung herausgeſtellt. Auf der Tagesordnung
ſtand auch die Schlußabſtimmung über das Geſetz zur Verlänge=
rung
des Republikſchutzgeſetzes, zu deſſen Annahme eine quali=
fſizierte
Mehrheit notwendig iſt. In der Zweiten Leſung hat
die Wirtſchaftspartei die erforderlichen Stimmen geſtellt. Jetzt
iſt aber plötzlich die Wirtſchaftspartei gekommen und hat erklärt,
daß in Sachen der Bodenreform (Heimſtättengeſetz) ihr eine nicht
konvenierende Entſchließung angenommen wäre, und daß ſie in=
folgedeſſen
nicht imſtande ſei, der Regierung ihre Stimmen zur
Verlängerung des Republikſchutzgeſetzes zur Ver=
fügung
zu ſtellen. Man hat mit der Wirtſchaftspartei verhandelt,
hat die Abſtimmung ausgeſetzt, ſie iſt aber feſt geblieben, und in
der 9. Abendſtunde ergab ſich das Merkwürdige, daß die Re=
gierungsvorlage
zwar mit 263:166 Stimmen angenommen wurde,
aber nicht die erforderliche Zweidrittelmehrheit auf ſich vereinigen
konnte, alſo abgelehnt war. Der Präſident ſtellte die Tatſache
feſt, die von Nationalſozialiſten, Kommuniſten und Deutſchnatio=
nalen
mit ſtürmiſcher Heiterkeit und Beifall aufgenommen wurde.
Bei den Sozialdemokraten herrſchte peinliches Schweigen, das ſich
ſchließlich in Entrüſtungsrufen gegen die Oppoſition von rechts
und links äußerte und beinahe greifbare Formen gegen die Wirt=
ſchaftspartei
annahm, die für den Mißerfolg verantwortlich ge=
macht
wurde. Es fehlte nicht viel, ſo wäre es zwiſchen Prof.
Bredt, dem Führer der Wirtſchaftspartei, und dem Vorſitzenden
der Sozialdemokraten, Dr. Breitſcheid, zu Handgreiflichkeiten
gekommen. Der Reichsinnenminiſter Severing ſuchte die Situa=
tion
zu retten und wollte für die Regierung eine Erklärung ab=
geben
. Seine Erkläruungen gingen aber in einem derartigen
toüſten Geſchrei und Durcheinander unter, daß der Vizepräſident
die Sitzung unterbrechen mußte. Nach einer viertelſtündigen
Pauſe, die bedrohlich genug ausſah, gelang es dem Präſidenten
Loebe, die Ruhe wieder herzuſtellen, ſo daß Herr Severing an=
kündigen
konnte, die Regierung werde in der Auguſtſitzung eine
neue Vorlage einbringen, um die durch ſoeben gefaßten Beſchluß
entſtandene Lücke zu ſchließen. Zur Beruhigung der Extremen
fügte er hinzu, daß die Regierung im Reich wie in den Ländern
genügend Machtmittel beſäßen, um ſich durchzuſetzen. Das Geſetz
zum Schutze der Republik fällt alſo am 23. Juli. Die Beſchrän=
kungen
der Verſammlungsfreiheit ſind hinfällig. Hinfällig iſt
dann auch der berühmte Kaiſer=Paragraph, wodurch die Reichs=
regierung
das Recht erhielt, dem ehemaligen Kaiſer den Aufent=
halt
in Deutſchland unmöglich zu machen. Wenn alſo nach dem
23. Juli der ehemalige Kaiſer theoretiſch die Möglichkeit hätte,
nach Deutſchland zurückzukehren, ſo wird dieſer Fall praktiſch nicht

eintreten, jedenfalls hat er ſich wiederholt in dieſer Richtung ge=
äußert
. Auch die Holländer werden wohl den Ententeſtaaten
gegenüber bindende Verpflichtungen übernommen haben, den
Kaiſer aus den holländiſchen Grenzen nicht herauszulaſſen.
Aeuniger Heicstag.
* Berlin, 27. Juni. (Prib.=Tel.)
Der Präſident eröffnete die Donnerstagsſitzung uum 10.00 Uhr.
Der Geſetzentwurf üüber die Herkunftsbezeichmung des Hopfens wurde
auf Antrag der Sozialdemokraten dem volkswirtſchaftlichen Ausſchuß
überwieſen. Reichsernährungsminiſter Dietrich hatte ſich in kurzen Bee=
merbungen
für dem Entwurf eingeſſetzt, der eine Beſſerung der Schwie=
rigbeiten
auf dem Hopfemmarkt zum Ziel habe. Die Worlage ſoll in der
Spätzſommeltagung erbedigt werden.
Auf der Tagesordnung ſtanden dann die Anträge zur Getreidefrage,
und zwwar der Geſetzentwurf über die Verpflichtung der Mühlen zur
Vermahlung inländiſchem Getreides, die Evmächtigung der Regierung
zur Inkraftſetzung einer deutſch=franzöſiſchen Vereinbarung über den
Mehlzoll uund die Anträge über Getreide und Futtermirtelzölle. Nach
kurzer Geſchäftsordnungsausſprache wurde dieſer Gegenſtand zurückge=
ſtellt
, wachdem namentlich Sozialdemokraten und Kommurniſten gegen
die Beratung Widerſpruch erhoben hattem, mit der Begründung, daß
die Druckſachen moch wicht vorlägen.
Es folgte die zweite Beratung der Nobelle zur Lex Brüning über die
Verwendung des überſchießenden Teiles der Lohnſtuer für ſozöalle
Zwecke, der Novelle zum Bierſteuergeſetz, über die Verlängerung des
Bvaubontingents, die im Ausſchuß mit Stimmengleichheit abgelehnt wor=
den
war, und der Novelle zum Zuckerſteuergeſetz, die die Steuerfreiheit
des Furterzuckers vorſieht.
Die Abg. Graf Weſtarp (Dntl.) und Höllein (Kom.) erhoben
nunmehr auch gegen dieſe Beratung Einſprch, da die Friſten für die
Verteilung der Druckſachen nicht eingehalten worden ſeien. Der Gegen=
ſtand
wurde von der Tagesordnung abgeſetzt. Als ſich ähnliche Schwie=
rigkeiten
bei der dann folgenden drithen Beratung des Etats ergeben,
beantragt Abg. Leicht (B.V.P.) die Unterbrechung der Sitzung um
zwei Stunden.
Nach kurzer Geſchäftsordnungsdebatte wurde die Sitzung wuf 12 Uhr
vertagt.
Nach Wiedereröffnung der Sitzung beantragta Graf Weſtarp
(Dnatl.), die dritte Beratung des Etats zurückzuſtellen. Die Deutſchnatio=
nalen
könnten über den Etat erſt abſtimmen, wenn die Zollvorlagen er=
ledigt
ſind. Nach längerer Geſchäftsordnungsdebatte wurde der Antrag
Weſtarp abgelehnt und die dritte Beratung des Etats fortgeſetzt.
Beim Etat des Finanzminiſters führte Abg. v. Trohla (Dnatl.)
Beſchwerden über Verfolgungen, denen die dem Stahlhelm angehörenden
Beamten ausgeſetzt ſeien.
Reichsfianzminiſter Dr. Hilferding gab eine Erklärung ab,
wonach ſich die Regierung den Wünſchen der Regierungsparteien au
beamtenpolitiſchem Gebiet mit Rückſicht auf die Etatslage widerſetzt habe.
Von Verbeſſerungen müſſe im gegenwärtigen Zeitpunkt abgeſehen wer=
den
. Auf dem Gebiete des Perſonaletats werde die Hauptaufgabe der
nächſten Jahre ſein, die in dem Abbouverwaltugen entbehrlich werden=
den
Beamten anderweitig unterzubringen. Er hoffe, daß auch Länder
und Gemeinden ihre Mitwirkung dabei nicht verſagen.
Hiermit iſt die Beſprechung ſämtlicher Etats beendet.
Die Etats des Wehrminiſteriums und der Marine wurden in dritter
Veratung angenommen, die 2. Rate für den Panzerkreuzer, über die
nochmals namentlich abgeſtimmt wurde, wurde mit 240 gegen 172 Stim=
men
, bei neun Enthaltungen, angenommen. Die ſozialdemokratiſchen Mi=
niſter
haben im Gegenſatz zu ihrer Fraktion für die Rate geſtimmt.
Beim Reichsernährungsminiſterium wurde ein Antrag angenommen,
zur Förderung der Bewegung der Getreideernte für die erſte Hälfte des
Erntejahres 1929/30 3,75 Millionen Mark in den Etat einzuſetzem. Für
den gleichen Zweck ſollen im Haushalt 1930 7,5 Millionen Mark vorge=
ſehen
werden. Annahme fand auch eine Ausſchußentſchließung, wonach
die Zwiſchenzölle für Schweineſpeck und Schmalz beſeitigt werden ſollc.
Die den Weinbzu betreffenden Anträge verſchiedener Parteien wurden
dem Ausſchuß überwieſen.
Schließlich famd noch eine Ausſchußentſchließung Zuſtimmung, wo=
wach
der Not der landwirtſchaftlichen Bevölkerung in den Grenzgebieten
beſondere Beachtung geſchenkt werden ſoll.
Der Antrag der Regievungsparteien, eine Beihilfa von 6 Millionen
Mark für die Deutſchen Werke in Kiel in den Gtat einzuſetzen, wurde
angenommen.
Beim Haushalt der Kriegslaſten wurde ein Antrag aller Parteſien
genehmigt, wonach das Reich dden Städten und Gemeinden des beſetzten
Gebiets, u. a. Koblenz, Trier, Frankfurt a. M.=Höchſt, diefenigen
Polizeilaſten erſtattet, die dadurch entſtanden, daß eine Verſtaatlichung
der Polizei infolge Einſpuuchs der Alliierten verhäindert wurde.
Damit ſind ſämtliche Einzeletats erledigt. Die Schlußabſtimmung
wurde noch zurückgeſtellt.
Die Mißtrauensanträge gegen den Reichsaußenminiſter wurden in
einfacher Abſtimmung gegen Deutſchnationale, Kommuniſten, National=
ſozialiſten
und Chriſtlich=Nationale Bauernpartei abgelehnt.
Es folgte die 3. Beratung der Sperrgeſetzes für Rechtsſtreitigkeiten
über ältere ſtaatliche Renten.
Abg. v. Lindeiner=Wildau (Dn.) proteſtierte nochmals
gegen das Sperrgeſetz, das die Grundrechte der Verfaſſung verletze.
Der preußiſche Finanzminiſter Höpfker=Aſchoff ſetzte dann
die Haltung Preußens um Sperrgeſetz auseinander. Es handelte ſich
darum, daß die preußiſchen Staatseinnahmen nicht zur Befriedigung
unberechtigter Anſprüche verwandt werden ſollten. Seine Regierung
würde es begrüßen, wern Schiedsgerichte die Anwendung des Geſetzes
nicht hinderten.

Abg. Dr. Wunderlich (D.V.P.) beantragte Wiedereinführung
des Paſſus, daß das Geſetz verfaſſungsändernd ſei.
Der Antrag, Schiedsgerichtliche Verfahren von dem Geſetz auszu=
ſchließen
, wurde mit 245 gegen 173 Stimmen bei 14 Enthaltungen ab=
gelehnt
. Mit ähnlicher Mehrheit auch der Antrag, das Geſetz als ver=
faſſungsändernd
zu erklären. In der Schlußabſtimmung wurde das
Sperrgeſetz mit einfacher Mehrheit, und zwar mit 260 gegen 170 Stim=
men
bei 6 Enthaltungen, angenommen.
Während der Abſtimmungen war im Hauſe bekannt geworden, daß
die Wirtſchaftspartei ihre Zuſtimmung zur Verlängerung des Repu=
blikſchutzgeſetzes
zurückgezogen habe. Die Miniſter Severing und Dr.
Hilferding ſowie Abgeordnete der Regierungsparteien verſuchten unter
höhniſchen Zurufen der Kommuniſten und Nationalſozialiſten, die Füh=
rer
der Wirtſchaftspartei umzuſtimmen.
In einer perſönlichen Bemerkung wies Abg. Gok (Dn.) nach=
träglich
den Vorwurf des Abg. Dr. Hertz zurück, als ob er Intereſſen=
politik
treibe. Ein ſolcher Vorwurf könne nur einem völlig korrupten
Hirn entſpringen. (Großer Lärm links.) Der Abg. Hertz ſe: Mitglied
des Aufſichtsrates der zu ſubventionierenden Deutſchen Werke in Kiel.
(Stürmiſches Hört! Hört! rechts.) In dieſer Eigenſchaft habe er ſicher
ein viel direkteres Intereſſe an der Bewilligung der Beihilfe als er, der
Nedner, an der Ablehnung. Abg Hertz warf dem Abg. Gok erneut vor,
daß er ſeine Eigenſchaft als Direktor einer privaten Werft vor die
Eigenſchaft als Vertreter des deutſchen Volkes geſetzt habe. (Großer
Lärm rechts.) Der Redner erklärte weiter, daß er als Nachfolger des
Miniſters Wiſſell von ſeiner Fraktion in den Aufſichtsrat der reichs=
eigenen
deutſchen Werke in Kiel entſandt worden ſei, und zwar vor drei
Monaten. Er habe bisher nicht einen einzigen Pfennig Entſchädigung
erhalten.
Auf der Tagesordnung ſtand dann die Schlußabſtimmung über die
Verlängerung des Republikſchutzgeſetzes. Präſident Loebe ſchlug vor,
dieſe Abſtimmung bis zur Schlußabſtimmung über den Etat zurück=
zuſtellen
. Abg. Torgler (Komm.) proteſtierte gegen dieſe Zurück=
ſtellung
und erklärte, es ſei ein unglaublicher Kuhhandel im Gange,
um die Wirtſchaftspartei für irgendwelche Zugeſtändniſſe zu kaufen. Mit
den Stimmen der Regierungsparteien wurde die Zurückſtellung der Ab=
ſtimmung
beſchloſſen, von den Kommuniſten und Nationalſozialiſten er=
tönten
darauf minutenlang im Chor ſtürmiſche Rufe: Schiebung!
Es folgte die 2. Beratung des deutſch=eſtniſchen Handelsvertrages.
Der Ausſchuß ſchlägt eine Entſchließung vor, wonach der Reichstag er=
wartet
, daß die Reichsregierung auch weiterhin mit allem Nachdruck
die Intereſſen der geſchädigten Reichsdeutſchen in Eſtland vertritt.
Gegen Deutſchnationale, Kommuniſten und Bauernparteien wurde
der Handelsvertrag in 2. und 3. Beratung mit der Ausſchußentſchlie=
ßung
angenommen.
Das Haus kehrte dann zurück zu den Anträgen über die Getreide=
frage
. Es handelt ſich um den Geſetzentwurf über die Verpflichtung der
Mühlen zur Vermahlung inländiſchen Getreides, die Ermächtigung zur
Inkraftſetzung einer deutſch=franzöſiſchen Vereinbarung über den Mehl=
zoll
und die Anträge über Getreide= und Futtermittelzölle.
Nach lebhafter Debatte wird die Vorlage mit kleinen Aenderungen
in der Ausſchußfaſſung in zweiter Leſung verabſchiedet.
In der Schlußabſtimmung über die Verlängerung des Republik=
ſchutzgeſetzes
kommt es dann zu ſtürmiſchen Zwiſchenfällen. Für die Ver=
längerung
des Geſetzes werden 263 Stimmen, gegen die Verlängerung
166 Stimmen abgegeben. Unter dem Beifallsklatſchen der Kommuniſten,
Deutſchnationalen und Nationalſozialiſten ſtellt Vizepräſident Graefe
feſt, daß die erforderliche Zweidrittelmehrheit nicht erreicht iſt, und daß
das Geſetz abgelehnt ſei.
Reichsinnenminiſter Severing nimmt ſofort das Wort und er=
klärt
, daß durch die Ablehnung eine Lücke entſtanden iſt, die auszufül=
len
angeſichts der Geſamtlage Deutſchlands unerläßlich ſei. Bei Wieder=
zuſammentritt
des Reichstages werde die Regierung eine neue Vorlage
unterbreiten. Von den Kommuniſten und Nationalſozialiſten werden
die Ausführungen des Miniſters mit toſendem Lärm unterbrochen. Zahl=
reiche
Beſchimpfungen werden dem Miniſter zugerufen. Es droht ein
Handgemenge zu entſtehen. Unter ungeheurer Erregung unterbricht
der Vizepräſident Graefe die Sitzung.
Mach Wiedevaufwahme der Sitzung ſetzte der Miniſter ſſeme Aus=
führungen
fort. Das Republikſchutzgeſetz ſei auch eine wirkſame Hand=
haba
zur Sicherung der politiſchen Freiheit der Staatsbürger geweſen,
und ebenſo zur Sicherung des deutſchen Erwerbslebens. Das habe auch
die Wirtſchaftspartei erkonnt. Der Abg. Drewitz der Wirtſchaftspartei
habe ihn ſeinerzeit in ſeiner Eigenſchaft als preußiſcher Miniſter eimmal
erſucht, in dieſſen unruhigen Zeiten für den Schutz des Mittelſtandes zu
ſorgen. (Stürmiſches hört, hört bei der Mehrheit.) Das ſei in jewer
Zeit geweſen, als die Kommuniſten die Lebensmittelzölle für ihre Zwecke
auszumitzen verſuchten. Die Reichsregigrung werde auch künftig dem
Treiben der Kommuniſven und Narionalſozialliſten nicht tatenlos zuſehen.
Im Herbſt werde er eine neue Vorlage unterbreiten. Wenn der Reichs=
vegietueng
uund den Landesregierungen auch dieſe Waffe aus der Hand
geſchlagen worden ſei, ſo ſcien ſie doch nicht machtlos. Die Reichsregie=
rung
werde im Augenblick der Gefahr ſich auf die Waffen der Verfaſſung
beſinnen und auf den Artikel 48 der Verfaſſung zurückkommen. ( Stürmi=
ſcher
Beifall bei den Sozialdemokraten. Großer Lärm bei den Kom=
muwiſtem
.)
Es entſpinnt ſich eine Geſchäftsordnungsdebatte, da die Kommu=
niſten
eine Ausſprache über die Erklärung des Miniſters verlangen. Sie
erreichen das auch, da Vizepräſident Graefe erklärt er habe dem Mi=
niſteir
wußerhalb der Tagesordnung das Wort gegeben.
Entgegen einem vorher angenommenen Antrag des national=
ſozialiſtiſchen
Abgeordneten Dr. Frick, nach 12 Uhr zu einer
Nachtſitzung zuſammenzutreten und die für morgen früh 10 Uhr
vorgeſehenen Abſtimmungen ſofort vorzunehmen, ſetzte der Reichs=
tag
ſeine Beratungen fort. Nach 15ſtündiger Sitzung verabſchie=
dete
er kurz vor 1 Uhr den Etat in dritter Leſung. Die Agrarvor=
lagen
wurden mit kleinen Aenderungen in der Ausſchußfaſſung
gegen die Stimmen der Linken verabſchiedet. Auch die übrigen
noch auf der Tagesordnung ſtehenden kleineren Vorlagen wurden
raſch erledigt, worauf ſich das Haus in die Sommerferien begab.

Von Richard von Schaukal. (GDS.)
Es iſt die höchſte Zeit, laut und deutlich ein kräftiges Wort
zu ſagen wider die Unverſchämtheit, mit der ſich allenthalben eine
Kunſtübung der Oeffentlichkeit aufdrängt, die nichts anderes will
als gemeinſten Sinneskitzel. Bücher und Bilder, Zeichnun=
gen
und Aufſätze, Theaterſtücke und Tanzdarbietungen wett=
eifern
in Unzucht. Der heuchleriſchen Entrüſtung, als wäre
mit dieſer Feſtſtellung eines gefährlichen Unfugs der Freiheit und
der Würde der Kunſt zu nahe getreten, ſei von vornherein in
die freche Fratze geſchlagen: eben der Künſtler muß ſich der
Schändung der Kunſt auf das lebhafteſte widerſetzen, fühlt
er ſich doch dem ratlos=unberatenen Laien gegenüber gewiſſer=
maßen
mitverantwortlich für die ſchwere Schädigung, die Ver=
giftung
der Volksſeele, die jene durchaus unkünſtleriſch geſinn=
ten
Spekulanten und Schwindler ungeſtraft, ja höhnend über
die Wehrloſigkeit ihrer Opfer betreiben zu dürfen meinen. Nicht
aus Muckertum, ſondern aus Anſtandsgefühl, aus Zorn über
Unwahrhaftigkeit und Gemeinheit ergeht dieſer Aufruf an die
ſchlummernde oder zagende Ueberzeugung von der wirklichen
Aufgabe der Kunſt: den Menſchen durch das Göttliche begnadeter
Kraft emporzuheben über das Alltägliche.
Nicht ſittliche Zwecke hat die Kunſt, ſondern künſtleriſche.
Aber das heißt nicht, daß ſie unſittliche verfolgen dürfe.
Es gibt keine außerhalb ihrer ſelbſt gelegene Grenze für die
ſchöpferiſche Allmacht. Dies gilt nicht nur methodiſch, ſondern
auch tatſächlich. Wo aber die einzelne Aeußerung künſtleriſcher
Eigenart notwendigerweiſe Gefühle verletzen muß, die Takt
oder Zucht, Sitte oder Ehrerbietung zu ſchonen gebieten, da
wird ſie ſich in ihrer Vernehmbarkeit ſelbſt beſchränken, Kunſt
hat nicht das Vorrecht, jedermann peinlich ſein
zu dürfen. Und ſie erſtrebt es auch keineswegs. Sie ſucht,
ſtolz wie alle echte Kunſt, nur den ihr gemäßen Widerhall. Sie
will von Befugten erfaßt und gewürdigt ſein, nicht Un=
befugte
, Unzuſtändige verblüffen. Kein echter Künſtler ohne
Sinnlichkeit. Aber wenn ſie über die Stränge ſchlägt, gefällt
er ſich nicht vor den unberufenen Zuſehern. Und in dieſem,
gutgearteten und wohlerzogenen Menſchen nicht erſt auf um=
ſtändliche
Weiſe klarzumachenden Sinne hat in geſunden Zeiten
ſeit je das, was man Kunſtpolizei zu nennen pflegt, ſeines Amtes
gewaltet. So viel von den Gefahren der Kunſt. Hier aber, heute
handelt es ſich mitnichten um Kunſt, ſondern um widerliche Aus=

Goldenes Dokkorjubiläum von Prof. Plank.

Geheimrat Prof. Dr. Max Plank
begeht heute ſein goldenes Doktorjubiläum. (Siehe unſeren geſt=
rigen
Artikel im Feuilleton.)

nützung einer feigen Atmoſphäre ſogenannter Freiheit zu unan=
ſtändiger
Willkür. Seht euch die Leute an, die es als Vorrecht
der Kunſt verkünden, jede Schweinerei zu veröffentlichen! Was
ihnen an der Stirne ſteht, iſt nicht das göttliche Siegel er=
lauchter
Ausnahmegeſchöpfe, ſondern das unverkennbare Brand=
mal
des ſchäbigſten aller Händler: des Händlers mit Erſatzware.

Der moderne Sludenk und ſein Wechſel.
C. K. Eine Statiſtik, die die Wirtſchaftshilfe der deutſchen
Studentenſchaft bei 24500 Studenten, alſo mehr als 809 der
Geſamtſtudentenſchaft, durchgeführt hat, gewährt einen teilweiſe
erſchütternden Einblick in die wirtſchaftliche Lage unſerer Hoch=

ſchuljugend. Danach verfügten faſt 10% über einen Monats=
wechſel
bis 50 RM. und 79 bis 75 RM. Bei dieſen beiden
Gruppen iſt aber zu berückſichtigen, daß in der erſten Gruppe faſt
alle, in der zweiten etwa die Hälfte der Studenten freie Woh=
nung
und Verpflegung hatten. Der Monatswechſel betrug bei
23,40 bis zu 100 RM., bei 17,1½ bis 125 RM., bei 21,5% bis
150 RM. und bei 21,29 über 150 RM. Als Mindeſtwechſel, mit
dem nur die unumgänglichſten Ausgaben im beſcheidenſten Maße
beſtritten werden können, muß je nach der Hochſchule zwiſchen
120 und 150 RM. angenommen werden. Dabei iſt noch nicht das
Mindeſtmaß deſſen erreicht, was der Student als geiſtiger Arbeiter
braucht. 2530% aller Studierenden hatten nicht einmal dieſen
Mindeſtwechſel, mehr als 50% blieben mit ihren Bezügen unter
dem Kulturminimum. 4050% ſind dazu auf Nebenverdienſt
und Werkarbeit angewieſen. Die Aufwendungen für Ernährung
betrugen bei 7,7% bis 30 RM. monatlich, bei 10,89 bis 40 RM.,
bei 16,99 bis 50 RM., bei 18,99 bis 60 RM., bei 15,2% bis
70 RM., bei 30,59 mehr als 70 RM. Trotz der Studentenſpei=
ſung
, durch die ein Mittag= und Abendeſſen für 1,101,30 RM.
gewährt wird, muß man mindeſtens 60 RM. monatlich für aus=
reichende
Ernährung rechnen. 35,48 aller Studierenden können
ſich alſo nicht einmal die notwendige Nahrung beſchaffen. Unter
dieſen Umſtänden iſt es nicht verwunderlich, daß der Bruder
Studio von heute für Bücher, die doch das nötige Handwerks=
zeug
für ſein Studium ſind, nicht viel ausgeben kann. Nach
den Erhebungen konnten ſich 11,49, d. h. 2801 Studenten über=
haupt
keine Bücher kaufen, 14,2¾ oder 3475 wandten bis zu
10 RM. auf, 20,6% gleich 5058 1120 RM., 19,5% gleich 4772
2130 RM., 9,6% gleich 2352 3140 RM., 11,20 gleich 2743
4150 RM., 3,99 gleich 953 5160 RM und 9,69 gleich 2370
Studenten wandten mehr als 60 RM. für Bücher auf. Nun
braucht ein Student nach den beſcheidenſten Berechnungen we=
nigſtens
für 40 RM. Bücher im Semeſter, und daraus ergibt ſich,
daß mehr als die Hälfte aller deutſchen Studierenden ſich nicht
die notwendigſten Lehrbücher anſchaffen konnten. Die beſten
Bücherkäufer ſind nach einer anderen Statiſtik die Mediziner,
Volkswirtſchaftler und Juriſten, während die Land= und Forſt=
wirte
, ſowie die Hoch= und Tiefbauer am wenigſten Bücher kaufen.
Da nach der Hochſchulſtatiſtik etwa 60% aller männlichen Stu=
dierenden
und 50w aller Studentinnen dem Mittelſtande ent=
ſtammen
, ſo kann nur durch eine Hebung der wirtſchaftlichen Ver=
hältniſſe
des Mittelſtandes auch das Studentenelend beſeitigt
werden.

[ ][  ][ ]

Seite 4

Die Mainzer Spionage-Affäre.
P. Die aus der franzöſiſchen Zeitung Action Frangaiſe in
Paris in die deutſche Preſſe übergegangene Meldung über den
derzeitigen Stand der Mainzer Spionageaffäre entſpricht nach der
bei der Oberſtaatsanwaltſchaft des franzöſiſchen Milirärgerichts
eingeholten Auskunft bezüglich des Inhalts der auf militäriſche
Spionage lautenden Anklage, nur zum Teil der Wahrheit. Un=
richtig
iſt, daß die Angeklagten in Freiheit ge=
ſetzt
und unbemerkt ins unbeſetzte Gebiet ge=
bracht
worden ſeien. Sämtliche Angeklagte befinden ſich
zurzeit noch in der franzöſiſchen Abteilung des Mainzer Land=
gerichtsgefängniſſes
in Unterſuchungshaft. Ueber den derzeitigen
Stand der Angelegenheit wurde die Auskunft gegeben, daß die
Sache zurzeit der Zuſtändigkeit der franzöſiſchen Militärjuſtiz
des beſetzten Gebietes entzogen ſei. Die Akten befänden ſich in
Händen der franzöſiſchen Regierung in Paris. Ob und in welcher
Nichtung ſich letztere in Verhandlungen mit der deutſchen Regie=
rung
befinde, entzieht ſich der Kenntnis der franzöſiſchen Mili=
tärjuſtiz
in Mainz. Letztere erwarde eine Entſcheidung über den
weiteren Verlauf der Angelegenheit in aller Kürze. Die Mög=
lichkeit
, daß eine Aburteilung der Angeklagten
vor dem franzöſiſchen Militärgericht in Mainz
nicht erfolge und im Wege des Austauſchs eine
Freilaſſung des Angeklagten erfolgen könne,
beſtehe. In dieſem Falle könne von einem Ab=
ſchieben
der Angeklagten ins unbeſetzte Gebiet
durch militärgerichtliche Inſtanzen keine Rede
ſein. Die Angelegenheit werde vielmehr nach jeder Richtung
hin in voller Oeffentlichkeit behandelt. Die in Unterſuchungshaft
befindlichen Angeklagten ſind: 1. der 32jährige Reiſende und
Bankbeamte A. D. Franz Fritſch aus Düſſeldorf, 2. der 54 Verwaltungsoberinſpektor der Reichsvermögensverwal=
tung
in Mainz H. Kratz, 3. der 30jährige Hausverwalter Adam
Schmitt, 4. der 47jährige Heizer Joſef Wocker, 5. der 43 Dolmetſcher Jean Reynders, die letzten vier Genann=
ten
aus Mainz, 6. der 48jährige Kaſernenwärder Johann See=

Freitag, den 28. Juni 1929
gräber aus Weiſenau, 7. der 37jährige Verwaltungsober=
ſekretär
Willi Schmitt, 8. der 48jährige Verwaltungsober=
ſekretär
J. Kohaupt, 9. der 52jährige Verwaltungsaſſiſtent
Wilhelm Klees, die drei Letztgenannten von der Reichsver=
mögensverwaltung
in Koblenz.
Die heſſiſchen Einnahmen und Ausgaben
im Monal Mai.
Die Einnahmen und Ausgaben des Landes Heſſen betrugen
im Monat Mai im ordentlichen Haushalt: Einnahmen an
Steuern 4,364 Millionen, aus der Juſtiz 0,295, Volksbildung und
Kunſt 0,003 Millionen und der übrigen Landesverwaltung 1,242,
zuſammen 5,904 Millionen RM. Den Ueberſchüſſen der Betriebe
ſtehen Zuſchüſſe mit einem Mehr von 0,253 Millionen RM. ge=
genüber
. Die Ausgaben belaufen ſich für Juſtiz auf 0,716 Mill.,
für Volksbildung, Kunſt und Kultus 2,914 Mill., Ruhegehälter
1,261 Mill., ſonſtige Ausgaben 2,323 Mill., zuſammen 7,214 Mill.
Aus dem Schuldendienſt gingen 1,131 Mill. ein, ſo daß die
Geſamtausgaben 6,083 Mill. betragen. Im ordentlichen Haushalt
verbleibt demnach eine Mehrausgabe von 0,462 Mill. RM. Im
außerordentlichen Haushalt ſtehen 2000 RM. Einnahmen 640000
RM. Ausgaben gegenüber. Im Geſamtabſchluß verbleibt nach
dem bisherigen Ergebnis des Rechnungsjahres ein buchmäßiges
Defizit von 10.297 Mill. RM.
Reichsminiſtergeſeh.
Berlin, 27. Juni.
Der Entwurf eines Geſetzes über die Rechtsverhältniſſe des
Reichskanzlers und der Reichsminiſter (Reichsminiſtergeſetz), iſt
heute von der Reichsregierung dem Reichsrat überſandt worden.
Die noch aus der Vorkriegszeit ſtammenden beamtenrechtlichen
Beſtimmungen über die Rechtsverhältniſſe des Reichskanzlers
und der Reichsminiſter werden durch dieſes Geſetz aufgehoben.
Die neuen Vorſchriften ſind mit den Grundſätzen des parlamen=
tariſchen
Syſtems in Einklang gebracht. Der Reichskanzler und
die Reichsminiſter ſind hiernach in Zukunft nicht mehr Reichs=
beamte
im Sinne des Reichsbeamzengeſetzes, ſondern ſie ſtehen
zum Reiche in einem öffentlich=rechtlichen Amtsverhältwis be=
ſonderer
Art. Das Geſetz regelt die geſamten ſtaatsrechtlichen
Verhältniſſe und die Beſoldungs= und Verſorgungsanſprüche der
Reichsminiſter. Sie erhalten in Zukunft, von Ausnahmefällen
abgeſehen, nicht mehr eine Penſion, ſondern nur ein Uebengangs=
geld
für eine gewiſſe Zeit.

Nummer 177

Franzöſiſcher Kabinektsrak über die Reparakions=
und Schuldenfrage.
EP. Paris, 27. Juni.
Die franzöſiſche Regierung hat ſich in einem heute abgehal=
tenen
Kabinettsrat mit der Reparations= und Schuldenfrage er=
neut
beſchäftigt. Obwohl das offizielle Kommunigué dieſe Tat=
ſache
mit keinem Wort erwähnt, können die Nachmittagsblätter
melden, daß die Miniſter bei dieſer Gelegenheit ihre Anſichten
über das Datum, den Ort und das Programm der bevorſtehenden
politiſchen Konferenz zur Durchführung des Youngplanes aus=
getauſcht
haben. Dieſe Frage drängt infolge des geſtrigen
Schrittes der politiſchen Vertreter Englands in Paris, Berlin,
Rom und Brüſſel zu einer Löſung, umſomehr, als heute morgen
hier bekannt geworden iſt, daß die belgiſche Regierung nach Lon=
don
mitgeteilt habe, ſie habe gegen die Wahl der engliſchen
Hauptſtadt für die künftige Reparationskonferenz nichts einzu=
wenden
. Da man ferner zu wiſſen glaubt, daß die deutſche Re=
gierung
mit dem Zuſammentritt der Konferenz in London ein=
verſtanden
ſei was man nach den bitteren Erfahrungen, die die
deutſchen Sachverſtändigen bei den jüngſten Verhandlungen in
Paris, machen mußten, ſogar hier nicht erſtaunlich findet ſo
ſteht die franzöſiſche Regierung mit ihrer Forderung, einen neu=
tralen
Tagungsort zu wählen, ziemlich iſoliert da, und es dürfte
ihr vorausſichtlich recht ſchwer fallen, dieſem Wunſch Gehör zu=
verſchaffen
. Im übrigen iſt man hier nach wie vor der Anſicht,
daß die Konferenz nicht vor dem 15. Auguſt wird beginnen
können.
Ein Zuſammenſtoß zwiſchen Poincaré und Franklin
Bouillon.
Die Ratifizierung der Schulden= und Neparationsabkommen bildete
heute in der Kammer den Gegenſtand einer heftigen Auseinander=
ſetzung
zwiſhen dem Fuhrer der unioniſtiſchen Linken, Franklin Bouil=
lon
, und dem Miniſterpräſidentea Poincaré. Bekanntlich hat Poincaré
im Laufe ſeiner geſtrigen E=klärungen vor den Kommiſſionen ange=
kündigt
, daß er die Vertagung der für Freitag zur Debatte ſtehenden
Interpellationen über die Schuldengbkommen verlange und gegebenen=
falls
die Vertrauensfrage dazu ſtellen werde. Während die Sozialiſten
ſich bereit erklärten, ihre Intespellation zurückzuziehen, wenn der Mi=
niſterpräſident
ſich verpflichte, die Abkommen nucht ohne vorherige Er=
htigung durch das Parlament zu unterzeichnen und die Debatte
über die Ratifizierungsgeſetze ſpäteſtens am 9. Juli zu beginnen, be=
ſtand
Franklin Bouillon auf der Feſtſetzung des Datums für ſeine
Interpellation.

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[ ][  ][ ]

Aus der Landeshaupkftadt.
Darmſtadt, 28. Juni.
Miniſterialdirekkor Uebel
Miniſterialdirektor Philipp Uebel iſt geſtern nacht um 3 Uhr
geſtorben. Am 24. Dezember 1864 zu Dieburg geboren, beſuchte
er die Volksſchule und das Progymnaſium in Dieburg, die
Präparandenanſtalt in Wöllſtein und das Lehrerſeminar in
Bensheim. Von Oſtern 1885 bis Frühjahr 1887 war er Schul=
verwalter
in Vielbrunn, von 1887 bis 1894 Schulverwalter und
Lehrer in Ober=Abtſteinach. Im Herbſt 1894 trat Uebel aus dem
Staatsdienſt aus, um die Aemter ſeines Vaters als Stadt= und
Hoſpitalrechner in Dieburg und der Renteiverwaltung des Frei=
herrn
von Fechenbach=Laudenbach zu Dieburg zu übernehmen.
Vom 22. Februar 1919 bis Ende 1919 war der Verſtorbene
Präſident des Heſſ. Landesſchuldenamtes vom
1. Januar 1920 bis 31. März 1922 Präſident des Heſſiſchen
Landesernährungsamtes und vom 1. April 1922 bis
zu ſeinem Tode Miniſterialdirektor im Miniſterium für Arbeit
und Wirtſchaft und Vorſitzender der Abteilung für
Ernährung und Landwirtſchaft. Uebel war langjäh=
riges
Mitglied des Verwaltungsrates der Fürſorgekaſſe für Ge=
meindebeamte
und langjähriger Präſident des Heſſiſchen Bauern=
vereins
. Dem Heſſiſchen Landtag gehörte er von November
1905 bis Dezember 1924 und dem Reichstag von 1909 bis
1912 als Mitglied an.
Uebel hat ſich große Verdienſte um die Organiſation und
Hebung der heſſiſchen Landwirtſchaft erworben. Unter ſeiner
Leitung wurden die beiden landwirtſchaftlichen Fach=
ſchulen
in Oppenheim und Friedberg weiter ausgebaut, ſowie
die früheren landwirtſchaftlichen Schulen zu Landwirtſchafts=
ämtern
ausgeſtaltet und weſentlich vermehrt. Außerdem ſetzte
ſich Präſident Uebel lebhaft für die Förderung des Weinbaues
und der Weinkontrolle ein, um dadurch die heſſiſchen Weine in
ihrer Qualität zu heben, ihren Abſatz zu fördern, aber ſie auch
gegen Verfälſchungen aller Art zu ſchützen.
Sein ſchnelles und frühes Hinſcheiden wird insbeſondere von
der heſſiſchen Landwirtſchaft und deren ſtaatlichen Einrichtungen
tief bedauert werden. Staatspräſident Dr. Adelung und die
übrigen heſſiſchen Miniſter haben Frau Uebel telegraphiſch ihr
Beileid ausgeſprochen. Miniſter Korell auch im Namen der
Mitarbeiter im Miniſterium für Arbeit und Wirtſchaft.
In den Ruheſtand verſetzt wurde am 19. Juni der Oberſtudien=
rat
an der Oberrealſchule am Friedrichsplatz zu Offenbach Friedrich
Götz auf ſein Nachfuchen vom 1. Juli 1929 ab.
Aus dem heff. Schuldienſt entlaffen wurde am 19. Jumi die Real=
lehrerin
am Lyzeum in Bensheim Minna Abels, geb. Ritter, auf
ihr Nachſuchen mit Wirkung vom 15. Auguſt 1929 ab.
Die Heſſiſche Landesbank Staatsbank in Darmſtadt emp=
fiehlt
im Anzeigenteil ihre reichsmündelſicheren 8proz. Gold= Hypolheken=
pfandbriefe
und Sproz Gold=Schuloverſchreibungen zur Kapitalsanlage.
Heſſiſches Landestheater Darmſtadt. Heute Freitag gelangt die
erfolgreiche Komödie. Aufgang nur für Herrſchaften in
der Inſzenierung Rolf. Abramezyks im Großen Haus zur Wieder=
holung
. In der Rolle der Maria gaſtiert Marianne Mewes vom
Schauſpielhaus Bremen. In den übrigen Hauptrollen: Beſſie Hoffart,
Johanna Blum, Werner Hinz und Walter Klam. Die Vorſtellung be=
ginnt
um 20 Uhr (Miete D, für diejenigen D=Mieter, die Zuſatzmiete IV
haben).
Volksvorſtellung Der Waffenſchmied. Im Klei=
nen
Haus findet morgen die letzte Aufführung von Lortzings Oper
Der Waffenſchmied unter muſikaliſcher Leitung Fritz Bohnes
als Volksvorſtellung ſtatt. In den Hauptrollen die Damen Marie
Kienzl, Martha Liebel, die Herren Heinrich Kuhn, Theo Herrmann,
Cark Ebert=Beyer, Eugen Vogt. Die Vorſtellung iſt gleichzeitig der
Miete T, Gruppe 1 (Nr. 150) zugeteilt.
Das Kamel geht durch das Nadelöhr wird morgen
Samstag noch einmal als Vorſtellung des Bühnenvolksbundes (Miete
K) im Großen Haus in Szene gehen. In den Hauptrollen die Damen
Kitty Stengel, Charlotte Jaeke=Joſt, Käthe Gothe, die Herren Hugo
Keßler, Walter Klam. Beginn 19.30 Uhr.
Intermezzo von Richard Strauß wird Sonntag, den 30.
Juni, als Novität für Darmſtadt zum erſten Male aufgeführt. Muſi=
kaliſche
Leitung: Max Rudolf, Inſzenierung: Renato Mordo, Bühnen=
bilder
: Lothar Schenck v. Trapp. (Miete B.), Beginn 19.30 Uhr.
Die nächſte Wiederholung des amerikaniſchen Senſationsſtückes
Broadway findet Montag, den 1. Juli, im Großen Haus ſtatt.
Beginn 19.30 Uhr. (Miete C.)
Für die beiden Schlußvorſtellungen, Samstag, den 6. Juli:
Fledermaus und Sonntag, den 7. Juli: Die Meiſterſinger von
Nürnberg, können nur ſolche Tauſchkarten angenommen werden, die
bei Sonntags=Opern umgetauſcht worden ſind.
Letzter Heiterer Abend Paula Kapper Guſtav.
Deharde. Das Programm des letzten Heiteren Abends Kapper
Deharde, der Montag, den 1. Juli, im Kleinen Haus um 20 Uhr ſtatt=
findet
, bringt untee anderem Einzelvorträge und Duette aus Bruder
Straubinger‟. Der liebe Auguſtin, Zarewitſch Madame Pom=
padour
uſw. Die Begleitung am Flügel liegt in Händen von Herrn
Kapellmeiſter Hans Simon. Preiſe 13 Mk.
Orpheum. Nur noch drei Tage, heute Freitag, ſowie Samstag
und Sonntag, bleibt die luſtige Revue Schlag auf Schlag auf
dem Spielplan. In raſcher Folge zieht am Beſchauer die reichhaltige
bunte Bilderſerie vorütber, Auge und Ohr erfreuend! Ein launiges
Spiel von Humor und Farbenfreudigkeit, verbunden mit künſtleriſchen
Tanzleiſtungen und artiſtiſchen Spitzendarbietungen erſten Ranges. Viele
Male mußte ſich zum Schluß jeder Vorſtellung der Vorhang under rau=
ſchendem
Beifall heben. (S. Anz.) Die Sommerſpielzeit Adalbert
Steffters wird nach Beendigung des Baſeler Gaſtſpiels ab Diens=
tag
, 2. Juli, mit Jeſſels beliebter Operette Schwanzwaldmädel fort=
geſetzt
. Weitere Mitteilungen folgen.
Geſundheitsturnen. Nachdem am vergangenen Freitag die
Altersriege der Turngemeinde Darmſtadt in der Turnhalle der Turn=
gemeinde
Beſſungen die Uebungen, die ſpeziell für das Alter und für
Ungeübte geeignet ſind, in muſterhafter Weiſe vorführte, iſt die Turn=
gemeinde
Beſſungen dazu übergegangen, dieſes Geſundheitsturnen auch
in ihren Arbeitsplan aufzunehmen. Heute, Freitag, den 28. Juli,
abends 8 Uhr wird die Riege erſtmals turnen. Wer auf ſeine Geſund=
heit
bedacht iſt, ob jung ob alt, ſollte ſich dieſer Niege anſchließen, (S.
beſ. Anzeige.)

Die Waſſerverſorgungsfrage in Darmſtadt.

Erneuerung der Bekriebseinrichkung in der Pumpftakion. Erhöhung des Waſſerpreiſes von 23 auf 30 Pf.
ab 1. Okkober. Gleichmäßige Verkeilung der Deckungskoſten auf Hausbeſitzer und Mieter. Der ſtädliſche
Zuſchuß für die Turngemeinde Darmſtadt 1846 zwecks Klärung der Deckungsfrage zurückgeſtelll.

Oberbürgermeiſter Mueller eröffnete die geſtrige Sitzung um
5.15 Uhr. Die umfangreiche Tagesordnung gab in einzelnen Punkten
Anlaß zu einer ſehr lebhaften und breiten Auseinanderſetzung. Schon
bei Punkt 1 der Erweiterung und Verbeſſerung der Waſſerverſorgungs=
anlagen
wurde lebhaft die Deckungfrage erörtert. Der Waſſerpreis ſoll
zur Deckung der Auslagen ab 1. Oktober von 25 auf 30 Pfennig erhöht
werden. Während von Abg. Haury (D.V.P.) vorgeſchlagen wurde, daß
dieſer Waſſerpreis von all den Nutznießern, alſo vom Hausbeſitzer und
Mietern getragen werde, einer Anſicht, der ſich außer der Sozialdemo=
kratiſchen
Partei alle übrigen Parteien anſchloſſen, wurde von dieſer
vorgeſchlagen, lediglich der Hausbeſitz möge dieſe Erhöhung tragen. Die
Deckungsfrage wurde ſchließlich gemäß dem Antrag Haury erledigt. Eine
weitere lebhafte Debatte entſpann ſich über der Beſchaffung der Mittel
zur Herrichtung eines Sportplatzes am Oſtbahnhof für die Turngemeinde
1846. Der Vorſchlag wurde, da keine Einigung zu erzielen war, zurück=
gezogen
und vertagt, bis in Ausſchußſitzungen die Deckungsfrage ge=
klärt
ſei.
der Sihungsverlauf.
Der Berichterſtatter, Stadtrat Berndt, gab zunächſt ein ausführ=
liches
Gutachten, in dem er die Notwendigkeit der
Erweikerung und Verbeſſerung der Waſſer=
verſorgungsanlagen

begründete. Das Waſſer, das bekanntlich einem Grundſtrom entnommen
wird, iſt ſtark eiſenhaltig, ſo daß eine Enteiſenungsanlage nötig ſt. Vor=
geſehen
war die Anlage von Brunnen auf der ſog. Fürſtenwieſe, die
aber nicht brauchbar erſcheint. Dagegen konnten Brunnen auf einem
Ackergelände nahe Pfungſtadt angelegt werden. Redner verbreitet ſich
über das unappetitliche Ausſehen des Waſſers, wenn plötzlich bei einem
Mehrverbrauch ein höherer Druck in den Leitungen liege. Auch machte
er auf die Schwierigkeiten der Waſſerverſorgung in der Hochzone‟
d. h. bei hochgelegenen Wohnungen, aufmerkſam und bringt hier Ab=
hilfevorſchläge
zur Kenntnis. Schließlich wurde die Deckungsfrage be=
handelt
, wobei der Berichterſtatter einen von Stadtrat Haury geſtellten
Antrag verlieſt, dem zufolge die Verwaltung bei dem Miniſterium für
Arbeit und Wirtſchaft beantragen folle, daß der die Höchſtarenze von
9½ Prozent der Miete überſteigende Betrag des Wafſergeldes auf die
Mieter umgelegt und 5 Pfennig als Rücklage für die Erweiterung des
Waſſerwerks und 2 Pfennig zur Deckung von Verwaltungsausgaben ver=
wendet
werden ſollen. Im einzelnen führte er dann noch folgendes
aus: Es hat ſich gezeigt, daß die Betriebseinrichtungen der Pumpſtation
des ſtädtiſchen Waſſerwerks im Griesheimer Eichwäldchen dem ſteigenden
Waſſerbedarf, insbeſondere für die Höchſtinanſpruchnahme während der
heißen Jahreszeit, nicht mehr genügen, insbeſondere iſt ſchon ſeit län=
gerer
Zeit erwieſen, daß die beiden Hauptzuführungsrohre nach der
Stadt mit Rückſicht auf ihre Dimenſion nicht mehr ausreichend ſind. Auf
Veranlaſſung der Stadtverwaltung hat daher das Stadtratsmitglied,
Herr Geh. Rat Prof. Berndt, ein eingehendes Gutachten über dieſe Ver=
hältniſſe
erſtattet und insbeſondere nachgewieſen, welche Herſtellungen
in nächſter Zeit dringend notwendig ſind. Auf Grund der angeſtellten
Ermittelungen ſchlägt der Berichterſtatter vor, in den Jahren 1929 und
1930 folgende Harſtellungen vorzunehmen: 2) Verlegen einer ſchmiede=
eiſernen
700 m)w=Leitung vom Pumpwerk bis zur Hindenburgſtraße
und Weiterführung bis zur Karl= und Rheinſtraße 900 000 RM., b) Auf=
ſtellung
einer elektriſch betriebenen Vorpumpe und einer ſolchen Druck=
pumpe
, was proviſoriſch im Pumpenkeller geſchehen kann, 70 000 RM.,
e) Herſtellen von fünf neuen großen Brunnen mit Sammelbrunnen für
dieſe 215 000 RM., 4) Aufſtellung einer Enteiſenungsanlage in dem
Raum zwiſchen den beiden Keſſelhäuſern und Herſtellung eines Rein=
waſſerbehälters
von 500 Kubikmeter Inhalt 250 000 RM., fo daß
zunächſt rund 1 500 000 RM. notwendig ſind. Zur Deckung dieſes Be=
trages
ſtehen die vorhandenen Mittel des Erneuerungs= und Werkerwei=
terungsfonds
des Waſſerwerks mit zirka 725000 RM. zur Verfügung,
ſo daß der Reſt mit 775 000 RM. zunächſt aus Anlehensmitteln aufzu=
bringen
wäre.
Zur Beſtreitung des hierdurch notwendig werdenden Zinſendienſtes
und mit Rückſicht auf die weiter noch in den nächſten Jahren notwendig
werdenden Umänderungen und Verbeſſerungen der Betriebseinrichtun=
gen
des Waſſerwerks erſcheint es notwendig, den Waſſerpreis mit Wir=
kung
vom 1. Oktober I. J. ab zu erhöhen.
Der Betriebsausſchuß hat die Notwendigkeit der von dem Bericht=
erſtatter
zur alsbaldigen Ausführung vorgeſchlagenen Maßnahmen ein=
ſtimmig
anerkannt und der Zurberfügungſtellung der erforderlichen
Mittel in Höhe von rund 1 500 000 RM. zugeſtimmt.
Oberbürgermeiſter Mueller dankte dem Herrn Berichterſtatter für ſein
ausgezeichnetes Referat und unterſtrich, daß die Vorlage nicht zurück=
geſtellt
werden könne. Er verwies auf einen Fragebogen, der von
Herrn Dr. Spiegel den=Stadtratsmitgliedern vorgelegt worden iſt.
Dieſe Fragen ſeien aber bereits vor der Vorlage eingehend berückſichtigt
worden.
Stadtrat Walbe (D.V.P.) iſt mit den Ausführungen des Herrn
Berichterſtatters einverſtanden, lediglich die Enteiſungsanlage gebe ihm
zu denken. Wenn mehr Rohre gelegt ſeien, könne eine Enteiſungs=
anlage
vielleicht entbehrt werden, denn eine Viertelmillion ſollte man
in der gegenwärtigen Zeit nicht ausgeben, wenn ſich die Waſſerqualität,
wie vor 20 Jahren, durch billigere Maßnahmen erreichen laſſe.
Stadtrat Ziegs (Soz.) erklärt ſich im allgemeinen mit den Aus=
führungen
des Geh. Nat Berndt einverſtanden, es ſei aber ernſthaft
nachzuprüfen und nach den Ergebniſſen zu handeln, ob ein Dampf= oder
elektriſcher Betrieb im Waſſerwerk ſich eigne. Außerdem ſeien noch
einige kleine Fachfragen zu beachten. Zu den Deckungskoſten ſei zu
bemerken, daß dieſe Koſten von den Hausbeſitzern aufgebracht werden
könnten.
Stadtrat Berndt (Dn.) erklärte zunächſt in Beantwortung der
vorgetragenen Bedenken, auch vor 20 Jahren habe man die trübe
Färbung des Waſſers bereits gehabt. Mit der neuen Rohrleitung
müſſe man eine Enteiſungsanlage anlegen, damit die neue Leitung
nicht verſchmutze. Betreffs Dampfmaſchinen ſei zu bemerken, daß dieſe
jetzt zwau am billigſten arbeiten, daß aber die Geſtehungskoſten für eine
elektriſche Zentrifugalpumpe geringer ſeien, die ja nur als Reſerve
dienen könne. Infolge des großen Waſſerverbrauchs werde Gries=
heim
jetzt ſchon aus zwei Pumpen mit eigenem Waſſer verſorgt. Wenn
einmal die alten Pumpen alle zu erſetzen ſeien, dann müſſe man natür=

lich die Zweckmäßigkeit der Dampf= oder elektriſch betriebenen Pumpen
eingehend erwägen.
Stadtrat Haury (D.V.P.) erklärt, über die Notwendigkeit des
Projektes beſtehe innerhalb des Stadtrates und beim Publikum
wohl keine Meinungsverſchiedenheit, aber die Deckungsfrage ſei
zu beſprechen. Nach Auffaſſung des Herrn Ziegs müſſe ent=
gegen
ſeinem Antrage der Hausbeſitz die Deckung allein tragen. Er
mache darauf aufmerkſam, daß der Hausbeſitz ja ſein Teil tragen werde,
aber auch die anderen Nutznießer müſſen doch die Koſten tragen helfen.
Es gehe nicht an, daß ein Teil (*ſ der Bevölkerung) alle Koſten trage.
Der überlaſtete Hausbeſitz könne nicht dauernd neu belaſtet werden. Er
glaube, daß ſein Vorſchlag auch Verſtändnis bei dem weitaus größten
Teil der Mieter finde. Es gehe nicht an, daß hier ein Unterſchied ge=
macht
werde. Man vergeſſe ganz, daß der Hausbeſitz gerade in der
letzten Zeit ſchon überlaſtet würde. Schon die Steuern ſeien ſehr hoch.
Er erſuche, die Deckungsfrage zurückzuſtellen und ſeinen Antrag beim
Miniſterium für Arbeit und Wirtſchaft vorzulegen. Für jeden Haus=
halt
mache die Belaſtung im Jahre vielleicht 6 Mk. aus. Wenn man
gerecht denke, müſſe man unbedingt ſeinem Antrag, die Deckungsfrage
betreffend, zuſtimmen.
Stadtrat Karcher nimmt Stellung zur Preisgeſtaltung durch
Dampf= oder elektriſche Kraft.
Bürgermeiſter Ritzert glaubt, daß der Strompreis ſo niedrig
angeſetzt werden könnte, daß elektriſcher Betrieb ſich durchaus lohne.
Die Frage werde aber zweckmäßiger Weiſe vorerſt zurückgeſtellt.
Stadtrat Wieſenecker erkennt die Notwendigkeit der Aus=
führung
der Vorlage als Mindeſtforderung an. Zur Deckungsfrage
vertrat er die Anſicht, daß die Koſten von dem Hausbeſitz getragen
werden können.
Stadtrat Haury (D.V.P.) erklärt, es ſei eine Ungerechtigkeit, die
Koſten für eine Verbeſſerung, die der Allgemeinheit zugute komme,
einem Teile einſeitig aufzubürden. Heute habe z. B. kaum ein Mieter
Intereſſe, den Hausbeſitzer von defekten Waſſerleitungen zu benachrich=
tigen
. Es kämen noch mehr Vorlagen, durch die die Allgemeinheit
vor allem auch der Hausbeſitz belaſtet werde. Der Hausbeſitz ſei
überlaſtet, man möge mit immer weiteren Sonderbelaſtungen den
Bogen nicht überſpannen.
Stadtrat Geißner (Ztr.) erklärt, über die Notwendigkeit der
Vorlage ſei man ſich einig, auch die projektierte Enteiſungsanlage ſei
nötig. Die Deckung für die Verbeſſerungen, die der Allgemeinheit zu=
gute
kämen, könne aber nicht dem Hausbeſitz allein übertragen werden.
Hausbeſitz und Mieter hätten dieſelben Vorteile, alſo auch die Pflicht,
gegenſeitig die Koſten zu tragen. Eine gerechte Verteilung auf alle
Schultern müſſe erfolgen.
Stadtrat Kircher (Soz.) erklärt, der Hausbeſitzer könne die
Mehrkoſten tragen. Dieſer Auffaſſung tritt Stadtrat Nover bei.
Stadtrat Walbe betont nochmals ſeinen Standpunkt betr. Ent=
eiſungsanlage
und weiſt auf die hohen Ausgaben hin, die doch von
einer gewiſſen Großzügigkeit zeugen.
Bürgermeiſter Ritzert führt aus: Beſchwerden wegen des Waſſers
habe man von jeher gehabt. Man werde eines Tages doch vor die
Frage der Anſage einer Enteiſungsanlage geſtellt werden. Man könne
an dieſer Sache nicht vorbeigehen, man möge dieſe Anlage gegebenen=
falls
gleich mit anlegen.
Man ſchritt nun zur Abſtimmung über die Voxlage, die einſtinrmig
angenommen wurde. Der Antrag Haury wurde mit 22 gegen 19 Stim=
men
(gegen die Stimmen der Sozialdemokraten) genehmigt.
Die folgenden Vorlagen werden debattelos angenommen, und zwar
die Vorlage, die Ausdehnung des Wirkungskreiſes der Abdeckerei
Darmſtadt auf den Kreis Dieburg betreffend; die Erhöhung der Richt=
ſätze
für die Gewährung von Unterſtützuugen in der Wohlfahrtspflege,
hier Bereitſtellung der Mittel betreffend; die Erhöhung der Löhne der
ſtädtiſchen Arbeiter, hies Bereitſtellung der Mittel betreffend. Die auf
Grund des verbindlich erklärten Schiedsſpruchs des Zentralausſchuſſes
für Arbeitertarifſachen der Gemeinden und Kommunalverbände mit
Wirkung vom 1. April d. J. ab erfolgte Neuregelung der Löhne der
ſtädtiſchen Arbeiter bedingt für das Rechnungsjahr 1929 eine Geſamt=
mehraufwendung
von rund 70 000 Reichsmark. Mittel ſtehen im Vor=
anſchlag
nicht zur Verfügung. Die Mittel werden bewilligt. Weiter
wurden die Vorlagen, die Errichtung eines Anbaues, im Kinderheim
Waldeck betreffend, ſonuie die Errichtung eines Heſſiſchen Städteunfall=
verſicherungsverbandes
betreffend, debattelos genehmigt.
Zur Gezährung eines Zuſchuffes an den Touriſtenverein Die
Naturfreunde zur Deckung des Fehlbetrages der Ausſtellung Rheiniſche
Heimat erklären die Deutſche Volkspartei und die Deutſchnationale
Partei, der Vorlage nicht zuſtimmen zu können. Die Vorlage wird
gegen die Slimmen dieſer beidem Parteien angewommen.
Nunmehr ſtand die Vorlage, betreffend
Herrichkung eines Sporkplaßes am Oſtbahnhof
für die Turngemeinde Darmſtadk 1846.
zur Debatte. Da die Turngemeinde Darmſtadt ihren ſeitherigen Sport=
platz
am Finanzamt infolge Bebauung aufgeben mußte, beabſichtigt ſie,
auf der ihr vom heſſiſchen Staat überlaſſenen Wieſe vor dem Oſtbahn=
hof
einen neuen Sportplatz anzulegen. Mit Rückſicht darauf, daß der
Platz auch von den drei höheren Schulen am Kapellplatz mitbenutzt wer=
den
ſoll, wird im Einvernehwen mit dem Bau=Ausſchuß und dem
Sport=Ausſchuß beantragt, einen ſtädtiſchen Zuſchuß von 40 000 RM.
zu den 70 000 RM. betragenden Geſamtkoſten der Herrichtung des
Platzes zu gewähren. Die vom Finanz=Ausſchuß gewünſchte Berechnung
ergibt, daß eiwe Koſtenerſparnis bei Hinzuziehung ausgeſteuerter Er=
werbsloſer
nicht eintreten würde.
Oberbürgermeiſter Mueller ſchlägt vor, die Deckungskoſten für
die 40 000 Mark vielleicht durch Erhöhung der Gewerbeſteuer vorzu=
nehmen
.
Stadtrat Haury (D.V.P.) erklärt energiſch, einer Erhöhung der
Gewerbeſteuer könne nan unter keinen Umſtänden zuſtimmen. Er be=
dauere
außerordentlich, daß dieſer Vorſchlag überhaupt gemacht werde.
Die Bewilligung der 40 000 Mark, die man im Intereſſe der Turn=
gemeinde
dringend wünſche, könne natürlich nicht mit einer Erhöhung
der Gewerbeſteuer in Zuſammenhang gebracht werden.
Oberbürgermeiſter Mueller ſchlägt vor, die Vorlage eventuell
zurüickzuſtellen.
Stadtrat Wieſenecker (Soz) nimmt nun zu der Vorlage Stel=
lung
und erklärt, man habe ſich hereits im Finanzausſchuß mit der
Frege der Deckung beſhäftigt. Er wies darauf hin, daß Vorſchlägen
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DER D

EUTSCHE GUALITATS-REIEEN

[ ][  ][ ]

Seite 6

Freitag, den 28. Juni 1929

Nummer 177

Slaun den Gelternt zu Aderen Darchen.
ſchon des üfteren zugeſtimmt worden ſei (a. B. bei Bewilligung der
Feſthalle, des Hochſchulſportplatzes uſw.). In lebhafter Erregung
werden nun don der einen zur anderen Seſte Rufe laut, die ſich auf
die Deckungsfrage und auf die Bewilligung von Geldern für Projekte
der Gegenpartei beziehen. Der Oberbürgermeiſter muß ſich verſchiebentlich
durch die Präſidentenſchelle Ruhe verſchaffen.
Dann ma=t Stadtrat Schneider (Dntl.) darauf aufmerkſam, daß
es ſich ja eigentlich nur um einen Betrag von 26 000 Mark handele, da
durch die Beſchäftigung von Arbeisloſen 1314 000 Mark eingeſpart
wurden. Man könne der Turngemeinde entgegenkommen und den Be=
trag
bewilligen und an anderer Stelle wieder einſparen. Es ſei ihm
nerklärlich, wozu man eine Gewerbeſte iererhöhung vornehmen wolle,
die du.h 70 000 Mark einbringe.
Oberbürgermeiſter Mueller erwiderte, en bedauere es lebhaft,
wonn man der Turngemeinde den Betrag richt bewilligen könne. Im
übrigen ſei der Reſerdefonds bereits erſchöpft. Es ergebe ſich jetzt ſchon
unter Einrechnung der zu bewilligenden Ausgaben ein Fehlbetrag von
115 000 Mark.
Zu dieſer Frage whmen weiter noch Stellung Stadtrat Tempel
(Soz.) und Stadtrat Friedrich (Soz.)
Stadtrat Hühner bedauert, daß die Gewerbeſteuer bei Beratung
dieſer Angelegenheit hineingezogen wurde. Man möge doch die Sache
nicht ſo ſchwierig machen und der Turngemeinde entgegenkommen.
Stadtrat Goſenheimer (Dem.) befürwortet die Vorlage, aber
den Verwaltungsvorſchlägen, eine Gewerbeſteuererhöhung vorzunehmen,
könne man nicht folgen. Natürlich dürfe man auch eine Schuldenwirt=
ſchaft
nicht einveißen laſſen, aber dieſen geringfügigen Zuſchuß könue
man wirklich bewilligen, nuan ſtände am Anfang des Etatsjahres und
könne aus anderen Kapiteln, die weniger wichtig ſeien, ſicher die Mittel
füſſig machen.
Stadtrat Geißner (Ztr) meint, die Sache miſſe erſt noch ge=
klärt
werden, man möge dieſen Punkt zunächſt zurückſtellen. Auch er
erklärte, eimen Schuldenbetrieb könne man natürlich nicht gutheißen,
aber die Vorlage, der Turngemeinde einen Zuſchuß zu bewilligen, heiße
man gut.
Oberbürgermeiſter Mueller begrüßt die Anregung, die Deckungs=
frage
nochmals im Finanzausſchuß beraten zu laſſen.
Stzdtrat Kalbfleiſch (DV.P.) wendet ſich ausdrücklich gegen
die Meinung, die ſich etiwr nus der Ausſprache ergeben könnte, daß
man neidiſch ſei auf Sportplätze anderer Organiſationen. Der Sxort
ſei keine Sache irgendeiner Partei, die Politik habe hier vollkommen
zu ſchweigen. Im übrigen glaube er, daß die Mitel auch beſchafft wer=
den
könnten, ohne daß eine Steuererhöhung notwendig werden könnte.
Nachdem Stadtrat Reeſe (Soz.) nochhnals zu der Deckungsfrage
Stellung genommen hatte, fragte Stadtrat Haury (D.V.P.), warum
man gerade für dieſe Gelöbewilligung den Reſerbefonds nicht in An=
ſpruch
genommen habe.
Stadtrat Ziegs ((Soz.) ſchlägt vor, die Vorlage abzuſetzen und in
den Ausſchüſſen erſt wechmals die Deckungsfrage zu behandeln. Es
bliebe ſchließlich nur die Erhöhung der Grund= und Gewerbeſteuer
übrig oder auf der anderen Seite Sparnaßnahme. Wegen der Konſe=
quenzen
könne man zunächſt die Vorlage noch nicht zuſtimmen.
Stadtrat Aßmuth (Soz.) ſtellt feſt, daß ja im Pruzip Einigkeit
beſtehe, daß aber die Deckungsfrage noch behandelt werden müſſe.
Stadtrat Altendorf (OV.P.) betont, daß die Frage deringend
ſei, wan müſſe auf Crledigung der Vorlage beſtehen. Die Dechungs=
frage
möge man auf keinen Fall mit der Bewilligung verkmüpfen. Ge=
wiſſe
Vertflichtungen, die man ſchließlich übernommen habe, müſſe man
auch erfüllen.
Stadtrat Schneider (Dntl.) will ausnahmsweiſe dieſen Betrag
bewilligen.
Der Oberbürgermeiſter zieht nun die Vorlage namens der Stadt=
verlaltung
zurick. Dagenen proteſtiert Stadtrat Altendorf
(DVP.), der nunmehr die Vorlage der Stadtverwaltung als Antrag
ſeiner Partei angeſehen haben vill, und wünſcht, daß eine Abſtimmung
über dieſen Antrag ſtattſindet. Bei der folgenden Abſtimmung wird der
Antrag mit 22 gegen 16 Stimmen abgelehnt.
Im Anſchluß hieran wird von der Stadtverwaltung auch die Vor=
lage
betreffend Herſtelluugen auf dem Sportplatz der Freien Turn=
gemeinde
an der Kranichſteiner Straße zurückgezogen.
Weiter ſteht auf der Tagesordnung
die endgültige Einrichtung der ſtädtiſchen Handelsſchulen.
Mit Zuſtimmung der Stadtverordnetenverſammlung und mit Ge=
nehmigung
des Landesamts für das Bildungsweſen wurde im Jahre
1922 eine ſtädtiſche Handelsſchule, und zwar zunächſt in proviſoriſcher
Weiſe errichtet unter der Vorausſetzung, daß ſich die Schule ſelbſt trage.
Letzteres war ſeither der Fall. Die Schule hat ſich während ihrer kurzen
Dauer gut entwickelt und einen bedeutenden Aufſchwung genommen.
Der Bedürfnisnachweis des Fortbeſtehens kann als erbracht angeſehen
werden. Es iſt deshalb beabſichtigt, die bisherige proviſoriſche ſtädtiſche
Handelsſchule in eine ſtändige Einrichtung umzuwandeln. Der Schul=
vorſtand
, der Schulausſchuß und der Unterausſchuß haben der ſtändigen
Einrichtung zugeſtimmt.
Nachdem zu dieſer Vorlage Stadtrat Schneider (Dntl.) Vericht
erſtattet hatte, erklärte Strdtrat Kalbfleiſch (D.V.P.), daß er der
Vorlage nicht zuſtimmen könne, da ſie eine große finanzielle Mehr=
belaſtung
für die Stadt bedeute. Auch andere Gründe ſtänden der Be=
willigung
dieſer Voxlage entgegen.
Stadtrat Friedrich (Soz.) glaubt, daß im Falle einer Zuſtim=
mung
die Mehrbelaſtung für die Stadt nicht bedeutend werden könne.
Es bedeute ſowieſo eine ſchnere Gefahr, daß der Zudrang zu den höhe=
ren
Schulen um 65 Prozent geſtiegen ſei gegenüber einem Bevölke=
rungszuwacks
von nur 3 Ppozent. In geeigneten Schulen, wie die in
Frage ſtehende ſtädtiſche Handelsſchule, müßte der Wirtſchaft Gelegen=
heit
gegeben ſein, einen geeigneten Nachwuchs heranzuziehen, ohne daß
dieſer Nachwuichs ſich unbedingt verpflichtet fühle, eine höhere Schule zu
beſuchen.
Bei der folgenden Abſtimmung wurde gegen einen Teil der Deut=
ſchen
Volkspartei die Vorlags angenommen.
Unter Punkt Mitteilungen wurde zunächſt ein Antrag des
Stadtrats Schneider (Dntl.) verleſen, wonach der Magiſtrat der
Stadt Wiesbaden erhebliche Erſparniſſe an Wohlfahrtsausgaben da=
durch
erzielt habe, daß er für arbeitsfähige Unterſtützungsempfänger des
Wohlfahrlsamts ſogen. Pflichtarbeit eingeführt habe. Zweck dieſer Maß=
nahme
ſei, feſtzuſtellen, ob die Unterſtützungsempfänger arbeitsfähig,
arbeitsheillig und wirklich arbeitslos ſeien. Es habe ſich ergeben, daß
faſt zwei Drittel der Perſonen, die Unterſtützung beantragt hätten, bei
Zuweiſung von Pflichterbeit ſofort oder nach ganz kurzer Zeit auf die
Unterſtützung verzichtet hätten.
Bürgermeiſter Delp antwortet, daß dieſe Maßnahme in Darmſtad=
bereits
durchgeführt ſei.
Oberburgermeiſter Mueller verlieſt folgende Anfrage des Stadt=
rats
Eugel (Soz): Iſt es richtig, daß zur Fertigſtellung der im Bau be=
findlichen
Neubauwohnungen nur noch 800 (00 Mark zur Verfügung
ſteßen, ſo daß die Gefahr beſteht, daß wegen Fehlens der Mittel das
Bauen eingeſtellt werden müſſe? Der Oberbürgermeiſter erklärte dnzu,
daß Vorſorge getroffen werden müſte zur Beſchaffung weiterer Mittel,
da ſonſt die Mittel bis zum Auguſt verbraucht ſeien.
Stadtrat Engel (Soz.) wies darauf hin, daß dieſe Sache dringend
ſei, da heute 53 RäumungZucteile vorlägen und weitere 35 unmittelbau
bevorſtünden, im übrigen es bekannt ſei, daß die Wohnungsnot in
Darmſtadt ſehr groß ſei.
Stadtrat Ziegs (Soz) bittet um Auskunft, ob eine gemeinnützige
Baugeſellſchaft 1800 000 Mark zum Vauen bereit habe, wie ihm mit=
geteilt
worden ſei. Von der Stadwerwaltung wird ihm Auskunft er=
teilt
, ſobald Informationen eing=zogen ſeien.

Stadtrat Schneider (Ontl.) wünſcht zu wiſſen, wann mit einer
Verwirklichung des Pglgisgartenprojekts zu rechnen ſei.
Der Palaisgarten!
Bürgermeiſter Buxbaum erteilt Auskunft. Das Miniſterium
habe noch keine Entſcheioung getroffen. Nachdem die Bebaung des
Palaisgartens (durch den Tietz=Konzern) abgelehnt worden ſei, ſei dem=
nächſt
mit einer Vorlage des Projekts vor dem Stadtrat zu rechuen. Erſt
wenn die Genehmigung durch das Miniſterium eingetroffen ſei, könne
man ſich über die Deckungsfrage unterhalten und dann einen genauen
Beitpunkt zur Ausführung des Ppojekts beſtimmen. Er habe ſeinerzeit
Antort geben können, da er

Sodlret Helt der Dict inde Fraft zun Selaſee
wie ſich das Verhalten des Stadtoerwaltung bei der Beſchaffung der
Bauhütte der Deutſchen Jugendk aft gegenüber erkläre. Er habe mit
Bürgermeiſter Busbaum wegen dieſer Frage verhandeln wvollen und
habe den Eindruck, daß er ihr nicht wohlwrllend gegenübergetreten ſei.
Es entſpan ſich eine kurze Ausſprache zwiſchen Stadtrat Weſp und
Bürgermeiſter Buxbaum, in de letzterer die Erklärung abgab, die
Frage ſei von ihm in gleicher Weiſe wie alle übrigen vorurteilslos be=
handelt
wvorden.
Zum Schluß proteſtiert Stadtrat Hütſch (Soz.) nochmals gegen
die ſeinerzeitige Auskunftsvertwveigerung des Bürgermeiſters Burbaum
auf die Palaisgartenfrage. In der kurzen Ausſprache weiſt Ober=
bürgermeiſter
Mueller darauf hin, daß Herr Bürgermeiſter Bug=
baum
durch ſein Verſprechen gebunden gewveſen ſei. Weiter, wurde be=
deutet
, daß ja die EutichEidung letzten End=s beim Miniſterium gelegen
hätte, allerdings hätte Birgermiſter Buxlaum ſeine Auskunftsverweige=
rung
motibieren können.
Um 9 Uhr wurde die Silzung von Oberbürgermeiſter Mueller
geſchloſſen. Man trat darauf in die geheime Sitzung ein. Dr. 0.
Kochen iſt keine Kunſt, wenn es die Hausfrau verſteht, ſich die
Clektrizität für ihre Arbeit dienſtbar zu machen. Zahlreich ſind, die
Mittel und Wege hierzu bei einer ausgiebigen Verwendung dieſer uni=
verſalen
Endrgiequelle für Licht, Kraft und Wärme. Der heute abend
um 8 Uhr im Heaghaus, Luiſenſtraß= 1216, ſtattfindende Vortrag von
Frl. Hellwig wird die Hausfrau durch praktifche Vorführung davon
überzeugen, wie einfach und bequeut die Zubereitung von Speiſen durch
den elektriſchen Herd iſt. Ein Hauptvorzug iſt die dauernde gleich=
mäßige
Beheizung, velilhe entſpre hend dem Wärmebedarf genau regu=
lierbar
iſt. Vorteilhaft iſt die gleichzeitige Verwendung des elektriſchen
Heißwaſſerſpeichers. Die ſtändige Bereitſtellung von heißem Waſſer iſt
praktiſch, billig und bequem. Alle für den Haushalt gebräuchlichen
Apparate werden bei dem heutigen Vorrrag im Betrieb gezeigt. Ein
Beſuch kann daher ſehr empfohlen werden, zumal der Eintritt frei iſt.
Orthſcher Männerchor zu Darmſtadt. Anläßlich des 2. Heſiſchen
Sängerbundesfeſtes veranſtaltet der Orthſche Männerchor unter Leitung
ſeines neuen Chormeiſters K. Diether aus Offenbach am Feſtſamstag
(13. Juli), abends 21,15 Uhr, im Kleinen Haus ein Sonderkonzert,
auf das ſchon jetzt hingewieſen ſei. Die Abendſtunde der Orther
wartet mit zwei Namen auf, die auf dem Gebiete des Männerchors un=
umſtrittene
Meiſter ſind: Hugo Kaun und Wilhelm Rinkens. Von Alt=
meiſter
Kaun kommen zuei Chöre zum Vortrag: Hab Sonne im Her=
zen
und Eine Kompagnie Soldaten, von dem aus dem Rheinland
ſtammenden Thüringer Muſikprofeſſor Rinkens ein Zyklus in fünf
Geſängen und der Nachtwandler. Nur ein ganz geſchurlter Chor darf
ſich an ſeſche Werke Hegarſchen Stils heranwagen. Cs ſeien auch be=
ſonders
die Sangesbrüder, die in den Julitagen offenbar zu Tauſenden
in Darmſtadt weilen und die Kauns Hütte ſchon bezwungen haben,
auf dieſes auf hoher Stufe ſtehende Konzert aufmerkſam gemacht.
Verkehrsbüro. Der Sonderzug nach den Alpen und Lugano iſt
auf 29. Juli verſchoben. Die Karten haben Gültigkeit und wird neue
Bekauntmachung erfolgen.
Lokale Veranftallungen.
Die Nurmntr urſtheinenden Notiyen ſind ausſchlieflich als Hinweifte auf Zazeiven w Mckrechten
in reinem Talle igendwſie alt Beſrechung eder Keill.
Verein ehem. 117er, Darmſtadt. Wir bitten unſere Mit=
glieder
, ſich zahlreich an der Kundgebung gegen die Kriegsſchuldlüge am
Samstag, den 29. Juni, zu beteiligen. Abmarſch am Böllenfalltor 8,30
Uhr abends, geſchloſſen ohne Fahne, nach dem Bismarckturm.
Der Deutſche Offizierbund erläßt folgenden Aufruf:
Kameraden der alten Armee und Marine! Die gewaltige Kundgebung
gegen die niederträchtige Kriegsſchuldlüge findet ſtatt am Samstag, den
29. Juni, 9 Uhr, am Bismarckturm, infolge Vereinbarung mit Nachbar=
gruppen
, da am Samstag abend die Höhenfeuer gleichzeitig von Holland
bis Baſel emporlodern ſollen. Treten wir hinter unſern Generaldfeld=
marſchall
, Reichspräſidenten v. Hindenburg, der bei der Einweihung des
Tannenbergdenkmals aller Welt zurief: Die Anklage, daß Deutſchland
fchuld ſei an dieſem größten aller Kriege, weiſen wir, weiſt das deutſche
Volk in allen ſeinen Schichten, einmütig zurück! Deutſche Soldaten an
die Front!
Train=Vereinigung 18. Am Samstag, dem 29. Juni,
findet eine Kundgebuug am Bismarkturm gegen die Kriegsſchuldlüge
ſtatt. Die Kameraden ſammeln ſich 8.15 Uhr abends am Böllenfalltor.
Kriegerverein Darmſtadt. Die Kameraden werden
herzlichſt gebeten, recht zahlreich an der am Samstag, dem 29 d. M.,
auf dem Bisnarckturm ſtattfindenden Kundgebung der vaterländiſchen
Verbände gegen die Kriegsſchuldlüge teilzunehmen. Sammelpunkt am
Röllenfalltor. Daſelbſt Abmarſch um 8.30 Uhr uit Muſik nach dem
Bismarckturm. Vgl. Nachricht der veroinigten Kriegervereine.)
Die Heſſiſchen Leib=Dragoner beteiligen ſich an der
Kundgebung gegen die Kriegsſchuldlige. Zuſammenkunft Samstag, den
29. Juni abends 8,.15 Uhr, Nieder=Namſtädter Straße-Weg zum
Sportplatzreſtaurant. Zur Beteiligung an der Gedenkſteinenthüllung
und Wiederſehensfeier in Butzbach am Sonntag, dem 30. Juni 1929,
treffen ſich die Leib Dragoner im Hauptbahnhof Darmſtadt 7.30 Uhr
vormittags am Brunnen. Sonntagskarte nach Frankfurt löſen, von
da Somtagskarte nach Butzbach. Zahlreiche Beteiligung iſt bereits an=
gemeldet
.
Vereinigung früherer Leibgardiſten Darm=
ſtadt
. Die Vereinigung ſchließt ſich der vom Regimentsverhand ge=
blanten
Kundgebung gegen die Kriegsſchnuldlüge am Samstag, dem
29. Juni, abends 9 Uhr, an. Treffpunkt der Kameraden, ohne Fahne,
um 830 Uhr abends am Böllenfalltor. Um vollzähliges Erſcheinen wird
gebeten
Frauenverein vom Roten Kreuz für Deutſche
über See Mitgliederverſamnelung am Freitag, dem B Juni,
4.30 Uhr nachmittags, im Muſikzimmer des Saalbaues. Vortrag von
Frau von Lidtman über Zueck und Ziel des Vereins. Eintritt frei,
Gäſte villkommen.
Nat.=Soz. Deutſche Arbeiterpartei. Die Mitglieder
und Anhänger der Bowegung treffen ſich am Samstag abend 8,30 Uhr
am Böllenfalltor zur Kundgobung gegen die Kriegsſchuldlüge. An=
ſchließend
gemütliches Beiſammenſein im Reſtaurant Perkeo, Alexan=
derſtraße
.
Deutſchnationale Volkspartei Darmſtadt. Un=
ſere
Mitglieder bitten wir, ſich an der geweinſamen Kundgebung gegen
die Kriegsſchuldlüge zu beteiligen, die worgen Samstag, um 9 Uhr
abends, am Bismauckturm ſtattfindet.
Für die akademiſche Kundgebung gegen die Kriegs=
ſchuldlige
am Freitag, dem 28. Juni, im Städtiſchen Saalbau ſind ſämt=
liche
Eintrittskarten vergriffen.

Vorſandsſäung des Verkehrsvereins.
Der Vorſitzende erſtattet Bericht über die Tätigkeit. Er teilt mit,
daß vom 1. Juli an das Meerbüro Nr. 1, Lloydbüro, Rheinſtraße,
aufgelöſt wird und der Fahrkartenverkauf nur noch im Verkehrs=
büro
ſtattfindet Die vom Heſſiſchen Verkehrsverband heraus=
gebrachte
Reliefkarre Odenwalb und Bergſtraße fin=
det
eine ſehr günſtige Aufnahme und ſoll in den Buch= und Schreib=
materialienhandlungen
zu 1,25 Mk. verkauft werden. Ueber die wei=
tere
Verbreitung dieſes ganz vorzüglichen Propagandawerkes
durde eingehend geſprocken und foll die Propaganda Darmſtadt zmuit
Odeuwald und Vergſtraße vom Heſiſchen Verkehrsverband, Odenwald=
klub
. Verkehrsausſthuß der Bergſtraße, Odenwald=Verkehrsbund und
Neckau=Verkehrsverband energiſch betrieben werden. Darmſtadt ſoll als
Standort für Touren nach und vom Odenwald ganz beſonders be=
tont
werden und wird erwartet, daß dieſe Beſtrebungen in unſerer
Stadt zielbeſpußr uuterſtützt werden. Der illuſtrierte Heſſen=
kalender
wird für nächſtes Jahr wieder mit 110 Anſichten aus dem
ganzen Heſſenlande herausgebracht. Der Kalender eignet ſich auch dor=
züglich
als Weihuachtsgabe für auswärts wohnende Freunde und
Bekaunte.
Das vom Rheiniſhen und Heſſiſhen Verkehrsverband geſchaffene
Rheinpanorama, in dem zum erſten Male Darmſtadt und die
Vergſtraße aufgenommen wurden, iſt wohl das Beſte, wvas über den
Ahein herauskam. Der Rhein von Speyer bis Emmerich iſt in 10 far=
digen
Vogelſchaubildern mit 10 Kartenausſchnitten in ganz vorzüglicher
Art gezeigt, koſtet nur 1 Mk. und wirs ſich viele Freunde erwerben.
Daß dem Verkehrsverein nicht, wie in Ausſicht geſtellt wurde, die
ſtädtiſchen Zeitungskioste verpacſtet wurden, wird ſehr be=
dauert
Die Beſtrebungen Darmſtadt im Blumen= und
Pflanzenſchmuck ſind wieder aufgenommen und wird, wie in
früheren Jahren, auf eine Betätigung der hieſigen Einwohnerſchaft
gerechnet. Zur Prämierung im Herbſt ſtehen zahlreiche Ehrenpreiſe
zur Verfügung Von der Errichtung eines Verkehrsbüros am
Hauptbahnhof muß der Verein vorerſt leider abſehen. Eine leb=
hafte
Debatte wurde wegen der verzögerten Herſtellung des alten
Palaisgartens geführt. Der Vorſtand erwartet, nachdem das
Finanzminiſterium die Bebauung des Palaisgartens wiederholt und end=
gültig
abgelehn hat, daß das von der Stadtverordneten=Verſammlung
beſchloſſene Projekt nun underzüglich ausgeführt wird. Die Fortführung
der elektriſchen Bahn nach der Bergſtraße iſt leider immer noch
nicht geſichert. Es wird immer wieder bedauert, daß die dem Verkehrs=
verein
ſchon 1806 erteilte Konzeſſion damals kurzſichtigerweiſe von
der Stadt nicht ausgeführt wurde. Der Vertreter des Polizeiamts
berichtet über die in Veratumg ſtehende neue Verkehrsordnung,
wobei viele Anregungen gegeben wurden, ganz beſonders, daß endlich
gegen das rückſichtsloſe und geräuſckvolle Fahren der Motorradfahrer
energiſch vorgegangen wird. Die Polizei erwartet, daß ſie von dem
Publikum mehr wie bisher unterſtützt wird und daß derartige Störungen
des Straßenverkehrs durch Angabe der Nummern auf dem Polizeiamt
oder den Rebieren gemeldet werden. Ueber die neuen Rundfahr=
ten
der Heag und den verſchiedenen Wünſchen für die Verbeſſerung
im Straßenbahnverkehr wurden Anträge geſtellt. Ueber die in letzter
Zeit vom Verein erreichten Verkehrsverbeſſerungen, Ausbau des Oſt=
bahnhofes
. Verhandlungen mit dem Finanzamt zur Verbeſſerung der
Verhältniſſe auf den Steuerbüros, über Austauſch von Adreßbüchern,
Straßenbelenchtung, Eingaben an die Stadt und verſchiedene Behörden,
die Propaganda und den Voranſchlag wurde eingehend berichtet. Er=
freulicherweiſe
haben die ſtädtiſche Sparkaſſe, die Darmſtädter Bank und
die Volksbank dem Verein wieder in dieſem Jahre beſondere Beiträge
überwieſen. Die Hauptverſammlung ſindet am Freitag, den
5. Juli, abends 8 Uhr, ſtatt und wird beſondere Bekanntmachung noch
erlaſſen.
S
Polizeibericht. Fahrradmarder am Werk. Am 19. Juni
1329 wurde aus der Torhalle des Stadthauſes ein Herrenfahrrad ge=
ſtohlen
. Beſchreibung: Marke Gritzner, ſchwarzer Rahmen, gelbe Fel=
gen
mit grünen Streifen, ſchwarze Schutzbleche, graue Bereifung. Am
24. Juni 1929 wurde aus dem Hofe der Gewerbeſchule in der Landgraf=
Philipp=Anlage Nr. 6 ein älteres Herrenfahrrad, Marke Opel, Fabrik=
nummer
unbekannt, ſchwarzer Rahnen, graue Bereifung, ſilberbronzierte
Leukſtange und Tretlager, geſtohlen. Am B. Juni 1939 wurde ein
faſt neues Hervenfahrrad, Halbrenner Marke Adler, aus dem Hofe der
Handwerkerſchule, Nieder=Namſtädder Straße 8, geſtohlen. Beſchreibung:
Fabriknummer 746 254, ſcharzer Rahmen mit gelbem Stern, gelbe Fel=
gen
, Lenkſtange mit ſchwarzen Griffen, ſchwarze Schutzbleche, Rennſattel.
Wert 160 Mk. Eigentümer geſucht. Am 18. Juni wurde in
der Techmniſchen Hochſchule Darmſtadt ein Damenſahrad, Marke Opel,
Fabriknummer 965 321, gefunden. Am 20. Juni wurde vor einem
Hauſe in der Bleichſtraße ein ilteres Herrenfahrrad, Marke Feſtino,
Fabriknummer 7 587 gefunden. Am 21. Jui wurde im Hauſe Rhein=
ſtraße
47 ein Herrenfahrrad. Marke Alemannig, Fabriknummer 58000,
gefunden Am 24. Juni wurde in dem Hauſe Schulſtraße 1 ein Herren=
fahrrad
, Marke Chattia, Fabriknummer 24 894, gefunden. Am 24. Juni
wurde ein altes Herrenfahrrad in der Griesheimer Tanne,
Marke unbekannt, Fahriknummer 33 268, gefunden. Aus der
Irrenanſtalt entſprungen. Aus deu Landes=Heil= und
Pflegeanſtalt Philippshoſpital bei Goddelau iſt am 26. Juni eine in
Gundernhauſen geborene A. E. entſprungen. Die E. wurde am glei=
chen
Tage hier aufgegriffen und in die Anſtalt zuruckverbracht. Dieb=
ſtahlvon
Motorfahrrädern. Regelmäßig zur Nachtzeit wer=
den
Motorfahrräder, die vor Gaſthäuſern vorübergehend aufgeſtellt
waren, geſtohlen und an irgendeinem entfernten Ort in der Umgelung
der Stadt wieder abgeſtellt. Durch die polizeilichen Ermittelungen
wurde feſtgeſtellt, daß es ſich in einigen Fällen lediglich um einen groben
Unfug handelte. Wir warnen nachdrücklichſt vor dieſem Unfug und wer=
den
zukünſtig die Täte ihrer Beſtrafung zuführen. Feſtnahmen.
Der Dienſtknecht G. E. wurde wegen eines. Ausſchreibens der A.G.
Groß=Umſtadt wegen Strafverbüßung hier feſtgenommen.

Tageskalender für Freitag, den 28. Juni 1929.
Heſſ. Landestheater, Großes Haus Anfang 20 Uhr, Ende
2 Uhr, D 17. Aufgamg nur für Herrſchaften. Aleines Haus,
Anfang 19.30 Uhr, Ende 21.30 Uhr. Opemſchule der Städt. Akademie
für Vonkunſt: Baſtien und Baſtienne‟ Der Mantel
Orpheum, abends 20.15 Uhr: Revug Schlag auf Schlag‟.
Konzerte: Schloßlaffee, Hotel Schmitz, Kaffee Gonßmann, Sport=
blatz
=Reſtiaurant, Bockshaut. Heaghaus, abends 20 Uhr:
Vortrag Erleichterung der Küchenarbeit. Ausſtellang
Der ſchöne Menſch, Mathilldenhöhe 10 bis 18 Uhr.
Kinovorſtellungen: UnionTheater Pglaſt=Lichtſpiele.
Gottesdienſt der iſraelitiſchen Religionsgemeinde,
Hauptſynagoge (Friedrichſtraße
Wegen Renovierung findet der Goltesdienſt in der kleinen
Synagoge ſtatt.
Freitag, den 28, Juni: Vorabendgottesdienſt 7 Uhr 30 Min.
Samstag, den 29. Juni: Morgengottesdienſt 8 Uhr 30 Min.
Sabbatausgang 9 Uhr 40 Min.
Gottesdienſt an den Wochentagen:
Morgen3 7 Uhr 00 Min. Abends 7 Uhr 15 Min.
Gebetszeiten in der Synagoge der Iſraelitiſchen Religionsgeſellſchaft.
Samstag, den 29. Juni: Vorabend 7 Uhr 50 Min. Morgens
8 Uhr. Nachmittags 5 Uhr. Sabbatausgang 8 Uhr 40 Min.
Wochentags: Morgens 6 Uhr. Abends 8 Uhr 00 Min.

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Nummer 127

Freitag, den 28. Juni 1929

Aus Heſſen.
Sfarkenburg.

An. Arheilgen, 27. Juni. Bei dem dieſen Samstag im Gaſthaus
Zum weißen Schwanen anläßlich des 25jährigen Beſtehens
ver hieſigen Sportvereinigung 04, ſtattfindenden Feſt=
kommers
hat die Orcheſtervereinigung ihre Mitwirkung zugeſagt
und werden außerdem namhafte auswärtige Künſtler zur Verſchönerung
dieſer Veranſtaltung beitragen. Hier wurde in dieſen Tagen ein
Eiſenbahnerverein gegründet, und ſchritt man in der 1. ordent=
lichen
Mitgliederverſammlung zur Beratung des vorgelegten Setzung=
entwurfes
, der mit geringen Abänderungen Annahme fand. In der
folgenden Wahl wurden die Herren Hettinger, Kaut, Seibold, Traſer,
Gehbauer und Schmidt zu Vorſtandsmitgliedern gewählt.
O. Erzhauſen, 26. Juni. Die Kohlenkaſſe Erzhauſen hielt ihre Ge=
neralverſammlung
nb. Als erſter Punkt ſtand die Rechnungsablage
1928 29 auf der Tagesordnung. Die Rechnung wurde durch den Rechner
verleſen und durch den Vorſitzenden erläutert. Die Kohlenkaſſe, 1896
gegründet, hat den Zweck der billigen Hausbrandbelieferung für Mit=
glieder
. Der Hausbrand wird zum Selbſtkoſtenpreis abgegeben. Die
Verſammlung war ſchwach beſucht, obſvohl die Kaſſe zurzeit 262 Mit=
glieder
zählt.

Berſuchsbeſichkigungen der Landwirkſchaftskammer
für Heſſen.
Auf dem Verſuchsgut der Landwirtſchaftskammer Windhäuſerhof
finden Beſichtigungen der Sortenanbauverſuche ſtatt, und zwar am
Sonntag, den 30. Juni 1929, und ebenſo am Sonntag, den 7. Juli 1929.
Es beginnt jeweils die erſte Führung vormittag um 9 Uhr, die zweite
Führung nachmittags um 3 Uhr. Je nach Wünſchen von Vereinen
können auch die Verſuche an beſtimmten Wochentagen beſichtigt werden,
und wird in ſolchen Fällen um rechtzeitige Anmeldung an die Ackerhau=
und Grünlandabteilung der Landwirtſchaftskammer für Heſſen, Darm=
ſtadt
, Rheinſtraße 62, erſucht.
Von den verſchiedenen Kulturpflanzen werden je 1520 Sorten in
einem Verſuch geprüft. Da die Verſuche einen guten Stand zeigen, iſt
den Landwirten die Teilnahme an den Beſichtigungen zu empfehlen.
Das Verſuchsgut Windhäuſerhof hat Bahnſtation Elsheim, Strecke
Ingelheim-Jugenheim/Rhh. (Selztalbahn). Außerdem geht ab Mainz
Hauptbahnhof ein Omnibus (Halteſtelle Eſſenheim und Elsheim). Das
Verſuchsgut iſt ſowohl von Eſſenheim als auch von Elsheim aus in 20
Minuten erreichbar. Zu den Beſichtigungen ladet die Landwirtſchafts=
kammer
für Heſſen alle Intereſſenten höflichſt ein.

J. Griesheim, 28. Juni. Am Mittwoch, 26. Juni d. J., beging
unſer geſchätzter Mitbürger Johannes Gerhard 8. und ſſeine Ehe=
frau
Katharine, geb. Löw, das ſiltene Feſt der Goldenen Hoch=
zeit
. Herr Gerhard, der erſt vorige Woche ſein 83. Lebensjahr zu=
rückgelegt
hat, erfreut ſich trotz ſeines hohen Alters noch einer ſehr
guten korperlichen zu

landwirtſchaftlichen Beruf äußerſt tätig. Seine 70 Jahre alte Ehe=
frau
iſt ebenfalls körperlich und geiſtig noch vollſt indig wohlauf. Dem
Jubelpaara wurde an ihrem Jubeltage ein Glückwunſchſchreiben des
Herrn Reichspräſidenten nebſt einer Geldſpende von 25 RM. durch
die Bürgermeiſterei überreicht. In der Nacht von Sonntag auf Mon=
tag
wurden von Rohlingen ungefahr 50 Meder Umzäunumg der Platz=
anlage
der Freien Turnerſchaft zerſtört. Der Umfang dir Zerſtörung
läßt auf die Täterſchaft mehrerer Perſonen ſchließen. Der Verdacht
richtet ſich auf Auswärtige. Die Polizei iſt mit der Ermittlung der
Täter befaßt. Der nächſte Sonntag ſteht wieder im Zeichen der
Geſangswettſtreite. Während ſich die Sängervereinigung Germania
zum Geſangswettſtreit nach Cppertshauſen begibt, beteiligt ſich der

Geſangverein Liedertafel an ciner gleichen Veranſtalvung in Nieder=
Saulheim. Da beide Vereine auf einer ſehr beachtlichen Höhe ſtehen,

darf man vorausſetzen, daß ſie ihren ſeithe igen Siegerpreiſen mihrere
neue hinzufügen werden.

Cp. Pfungſtadt, 27. Juni. Wohltätigkeitskonzerte. Die
Arbeiterwohlfahrt veranſtaltet zuſahmen. mit dem hieſigen Bewerk=
ſchaftskartell
am kommenden Samstag und Sonntag zwei Wohltätig=
keitskonzerte
, die im Walde neben einem Sportplatz abgehalten werden
ſollen. Verſteigerungen. Am Donnerstag dieſer Woche findet
ſowehl eine Brennholz= als auch eine Heugrasverſteigerung ſtatt. Bei
der Brennholzverſteigerung gelangen 30 Meter Kiefernholz und 340
Stick Wellen zur Verſteigerung. Bei der Heugrasverſteigerung dreht
es ſich um die Heugrasernte von rund 100 Morgen Wieſen. Die
Volksbank Pfungſtadt hält am Dienstag, den 2. Juli, im Goldenen
Lamm eine außerordentliche Beneraüverſammlung ab. Auf der Tages=
ordnung
ſtehen neben Aufwertungsfragen Ergänzungswahl des Vor=
ſtandes
und Aufſichtsrates.
Cp. Hahn bei Pfungſtadt, 27. Juni. Der letzte Altveteran
geſtorben. Urgroßvater Ludwig Caſpari, der letzte Altveteran
von 1870/71, iſt nach längerem Leiden im Alter von 78 Jahren geſtorben.
Caſpari hate den 70er Krieg als Freiwilliger mitgemacht.

Magenbeschwerden
( Sodbrennen)

F. Eberſtadt, 27. Juni. Stenographiſches Bezirksfeſt.
Der Vorſtand des hieſigen Stenographenvereins Gabelsberger hat in
ſeiner letzten Sitzung befchloſſen, das Jubiläum des 25jährigen Beſtehens
des Kurzſchrift=Vezirks Darmſradt, welches im nächſten Jahre zuſammen
mit dem Jubiläum des 25jährigen Beſtehens des Stenographen=Vereins
Eberſtadt am 5., 6. und 7. Juli hierorts gefeiert werden ſoll, als Wald=
feſt
auszugeſtalten. Mit dem Feſte wird ein Jubiläumswettſchreiben
und vorausſichtlich eine große ſtenogradhiſche Ausſtellung verbunden
werden. Geſangswettſtreit. Am kommenden Sonntag wird
ſich der Geſangverein Männerquartett Harmonie auf einen Gefangs=
wertſtreit
nach Weiterſtadt, der Gefangverein Germania, auf einen
Gefangswettſtreit nach Cppertshauſen begeben. Gemeinderats=
ſitzung
. Am Freitag, den 23. Juni, abends 8 Uhr beginnend, findet
im Rathausſaale eine öffentliche Gemeinderatsſitzung ſtatt. Auf der
Tagesordnung ſteht die Beratung des Gemeindevoranſchlags und des
Voranſehlags des Gemeinde=Waſſerwerk3 für das Rechnungsjahr 1929
ſowie die Feſtſetzung der Steuerausſchlagſätze.
Aa. Eberſtadt, 27. Juni. Die Kirſchenernte iſt in vollem
Gange. Gegenwärtig iſt die Zeit der Einmachkirſchen gekommen,
ſodaß faſt in allen Haushaltungen Kirſchen einſteriliſiert werden. Die
meiſten hier geernteten Kirſchen kommen nach Darmſtadt bzw. Frankfurt
auf den Markt. Die Frühzüge der Straßenbahn ſind ſtets gut mir
Marktkörben beſtanden. Vereinzelt kamen auch dieſes Jahr Kirſchen=
diebſtähle
vor, doch iſt die Feldpolize; eifrig tätig und hat ſchon
viele Diebſtähle durch ihre Wachfamkeit vereiteln können. Vor=
feier
zum Gauturnfeſt. Am kommenden Sonntag findet be=
reits
die Vorfeier zum Gaururnfeſt des Main=Riedgaues, das hier vom
6. bis 8. Juli ſtattfindet, ſtatt. Der feſtgebende Ortsverein, die Turn=
geſellſchaft
e. V., hat nämlich einen gemeinſamen Kirchgang beſchloſſen.
Nach dem Gottesdienſt zieht der Verein geſchloſſen auf den Friedhof,
um in einer ſchlichten Feier am Heldendenkmal, wo Pfarer Paul ſpre=
chen
wird, ſeiner Toten und Gefallenen zu gedenken. Danach wird
die Gedenktafel für den im Herbſt vergangenen Jahres geſtorbenen
Turnleiter Ludwig Kern, die der Verein am Grabe Kerns angebracht
hat, enthüllt und übergeben werden.
I: Eberſtadt, 27. Juni Die Turngeſellſchaft ehrt ihre
Gefallenen. Anläßlich des 44. Gauturnfeſtes des Main=Rodgaues
des Südweſtdeutſchen Turnverbandes (Allgem. Deutſcher Turnerbund),
das am 6., 7. und 8. Juli 1929 hierorrs ſtattfindet, hat es der feſtor=
bereitende
Verein, die Turngeſellſchaft E. V., von vornherein für eine
ſelbſtverſtändliche Pfliht gehalten, ihrer im Kriege gefallenen und ſonſt
verſtorbenen Mitglieder durch eine würdige Feier zu gedenken. Da die
Veranſtaltung einer ſol=hen Feier an den eigentlichen Feſttagen aus ver=
ſchiedenen
Gründen unkunlich erſ=hien, wurde beſchloſſen, die Feier am
Sonntag vor dem Feſt, alſo am nähſten Sonntag, abzuhalten. Nach,
einem gemeinſamen Kirchgang am Vormittag wwird ſich der Verein mit
ſeiner Fahne zum Gefallenen=Denkmal auf dem Friedhof begeben. Dort=
ſelbſt
Gedächtnisfeier mit Kranzniederlegung, wobei Herr Pfarrer
Paul die Anſprache halten und der Poſaunenchor mitwirken wird.
Anſchließend wiro der von der Turngeſellſchaft ihrem im Vor=
jahre
verſtorbenen, verdienſtvollen Turnwart Ludwig Kern geſtiftete,
an deſſen Grabſtätte angebrachte Erinnerungstafel geweiht werden. Hier
wird die Spielmannſ haft des Vereins witwirken. Die Mitglieder der
Turngeſellſchaft verſammeln ſich am Sonntag vormittag pünktlich um
9 Uhr im Vereinslokal (Bergſtrüßer Hof).
Cp. Bickenbach, 27. Juni. Verkehrsunfall. In der Nähe
unſeres Ortes geriet ein Perſonenwagen von der Fahrbahn ab und
in den Straßengraben. Im gleichen Augenblick kam von hinten ein
Motorradfahrer des Weges daher und fuhr auf das Auto auf. Glück=
licherweiſe
kamen alle Beteiligten mit leichteren Verletzungen davon.
Das Auto mußte abgeſchleppt werden.

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Nieder=Ramſtadt, 27. Juni. Zu dem Bericht zu dem 25jährigen
Jubiläum der Freiwvilligen Sanitäts=Kolonne vom Noten Kreuz Nieder=
Ramſtadt iſt noch nachzutragen: Am Sonntag vormittag fand außer der
Totenehrung auf dem Friedhof auh ein Kirchgang der bei der Begrü=
ßung
der auswärtigen Kolonnen abkömmlichen Mitglieder ſtatt. Die
ankommenden Kolonnen, darunter die Darmſtädter Hauprkolonne, welche
zu Fuß mit klingendem Spiel von Darmſtadt durch den Wald marſchie=
rend
einzog, wurden in dem feſtlich geſchmückten Ort empfangen und in
ihre Standquartiere geleiret. Um 311 Uhr vormittags fand dann eine
Beſichtigung der Anſtalt für Epileptiſ he und der Krüppellehrlings
Anſtalt ſtatt. Der ärztliche Leiter der Anſtalt, Herr Dr. med. Georgi,
hielt vor dem Betreten der Anſtaltshäuſer einen ſehr intereſſanten Vor=
trag
üiber das Entſtehen der Anſtalt, di= Unterhaltung und die Fürſorge
der Schutzbefohlenen, Behandlung ihrer Krankheiten und die Verwen=
dungsmöglichkeiten
. Die um 2 Uhr nachmittags Eeginnende Uebung im
Steinbruch hatte, wie berichtet, zum Uebungsgedanken eine Exproſion im
Keſſelhaus, wodurch eine Anzahl Arbeiter verbrannt und verſchüttet
wurden. Durch die alarmierten Kolonnen wurden die Verletzten raſd
geborgen, verbunden und auf den vorhandenen Rollwagen, welche ſchnell
mit behelfsmäßigen Federungen verſehen worden waren, in bereitgeſtellte
Güterſvagen verladen. Auch die letzteren werden mit improviſierten
Jederungen nach 2 verſchiedenen Syſtemen hevgerichtet. Nach Beendi=
gung
dieſer Uebung folgte unjer Vorantritt der Spielleute der Darm=
ſtädter
Kolonne ein Umzug durch die geſchmückten Ortsſtraßen, wobei an
den Kriegerdenkmälern von 1870/71 und 1914/18 der Zug auf das Kom=
mando
des Herrn Hauptmann a. D. Lotheißen Halt machte und der
gefallenen Brüder in würdiger Weiſe gedacht wurde. Die Spieileute
ſpielten dazu je einen Vers des Liedes: Ich hatt einen Kameraden
Nach; beendetem Umzug ging es in das Feſtlokal. Dort begrüßte der
Kolonnenführer, Herr Wamboldt, die Erſchienenen, insbeſondere
das Vorſtandsmitglied des Heſſ. Landesvereins vom Roten Kreuz, zu=
gleich
Ehrenvorſitzenden des Verbandes Heſſ. Freiwilliger Sanilätskolon=
nen
vom Roten Kreuz, Herrn Haupyann a. D. Lotheißen, ferner den
Inſpekteur der Heſſ. Sanitätskolonnen der Proving Starkenburg, Herrn
Dr. med. Simmet, ſowie die zahlreichen auswärtigen Kolonnen und die
Einwohnerſchaft. Der Heſſ. Landesverbanb vom Roten Kreuz ließ durch
Hauptmann Lotheißen eine Ehrenurkunde überreichen, in der in
kurzen, ſchlichten Worten der Gründung der Kolonne, ihres Wirkens in
den erſten 25 Jahren und ihres Begründers, des Kameraden Chriſt
Wambold ehrend gedacht und für alle Zeiten feſtgehalten wird.
Außerdem wurden der Kolonne Nieder=Ramſtadt noch zwei beſonders
wertvolle Geſchenke überreicht, und zwar von der Zweigkolonne Merck
ſchon am Sonntag abend ein ſchön ausgeſtatteter Verbandkaſten mit
reichem Inhalt und von der Kolonne Darmſtadt am Sonntag ein großer
Verbandkaſten mit 6 ausziehbaren Etagen. Reicher Beifall wurde den
Spendern für dieſe Gaben gezollt. Im Anſchluß daran hielt Herr
Dr. med. Simmet eine Kritik üben die Uebung ab, in welcher er ſich
ſehr lobend ausſprach und insbeſondere das ruhige und ſichere Arbeiten
aller Kolonnenmitglieder hervorhob. Möge die Kolonne auch ferner
zum Segen ihrer Gemeinde blühen, wachſen und gedeihen.
G. Ober=Ramſtadt, 27. Juni. Oeffentliche Impfung. Die
diesjährige öffentliche Impfung findet am Freitag, den 28. Juni, in der
Schießbergſchule ſtatt, und zwar nachmittags 2½ Uhr für die Schulkinder
(Wiederimpflinge) und um 3 Uhr für die Erſt=Impflinge.

Seite 7

Tagung des Heſſ. Sparkaſſen= und Giroverbandes.
Einweihung des neuen Sparkafſengebäudes in Lauterbach.
In Lauterbach fand am Dienstag die Hauptverſammlung des Heſſi=
ſchen
Sparkaſſen= und Giroverbandes ſtatt. Der Vorſitzende, Juſtizrat
Dr. Reh, erſtattete nach kurzen Begrüßungsworten den Geſchäftsbericht,
in dem feſtgeſtellt wird, daß die fortſchreitende innere und äußere Stär=
kung
der Sparkaſſen auch im Jahre 1928 angehalten hat. Auch ſind in
1928 die Spareinlagen weiter gewachſen. Sie betrugen Ende 1928
166 674 000 Mk. gegen 114 752 000 Mk. im Jahre 1927. Somit iſt ein
Zuwachs von 51 922 000 Mk. feſtzuſtellen. Bemerkenswert iſt weiter, daß
die Sparkaſſen ſich mehr und mehr der Ausgabe langfriſtiger Darlehen
zugewendet haben. Der Förderung des Wohnungsbaues haben ſich
die Sparkaſſen im verfloſſenen Jahre beſonders gewidmet. Insgeſamt
betrugen die für Wohnungsbauzwecke gewährten Darlehen zirka 27 Mill.
Mark. Sehr rege war auch die Tätigkeit der Sparkaſſen auf dem Ge=
biete
der Lebensverſicherung. Zuſammenfaſſend kann geſagt werden, daß
die Entwicklung der heſſiſchen Sparkaſſen im vergangenen Jahr befrie=
digend
geweſen iſt. Im Anſchluß an die Erſtattung des Geſchäftsberichts
hielt Direktor Seipp einen Vortrag über Die Geldwährung‟. Er hob
beſonders hervor, daß der Youngplan unſere finanziellen Verpflichtun=
gen
endlich geklärt habe, ſo daß wir uns danach einſtellen könnten. Wei=
ter
folgte noch ein Vortrag über das neue Sparkaſſengeſetz, der für die
Teilnehmer der Tagung von Intereſſe war. Im Anſchluß an die
Tagung fand die Einweihung des neuen Lauterbacher Sparkaſſengebäu=
des
ſtatt, deſſen kaſſentechniſche Einrichtung unter den Bezirksſparkaſſen
des Heſſenlandes ſeinesgleichen ſucht.
G. Ober=Ramſtadt, 27. Juni Jugendtag 1929. Der dies=
jährige
Jugendtag ſtand im Zeichen des Wanderns‟. Leider machte der
Weitergott die vorgeſehene Ausführung des Programms nicht ganz
durchführbar. Der Treffvunkt Ludwigseiche mußte auf direktem Wege
erreicht werden. Das tat aber dem Frohſinn keinen Abbruch. Herziges
Lachen und friſche Lieder ertönten trotz der Junikühle aus frohem Kin=
dermunde
auf dem ganzen Wege und gaben einen wurdigen Aufkakt zu
den kommenden Spielen. Und ſie gaben ihr Beſtes, die Großen und
die Kleinen. Welcher Eifer leuchteke doch aus den Augen, wenn ſie in
behendem Spiel ihre Kräfte maßen und der Beifall der erſchicnenen
Eltern ihre Mühe lohnte. Aber nicht nur die Reigen der Mädchen, auch
die turneriſchen U=bungen der Knaben zeugten von Fleiß und Hingabie
für die Sache, und gern wurde ein Lauf mit Kleiderwechſel als wohl=
tuender
Zwiſchenakt begrüßt. Hervorgehoben ſeien noch zwei Märchen=
ſpiele
der Klaſſe I. Welche Arbei; von Lehrern und Schülern war hier
geleiſtet und mit welcher Luſt entledigten ſich die Darſteller der ihnen
geſtellten Aufgaben! Jugend und Spiel ermunterte nicht nur die Kin=
der
, ſondern erweckte auch in den Herzen der Eltern lebhafte Erinnerun=
gen
an die ſihönen Tage der Kindheit, Erinnerungen, die ſchon in der
Anſtrache des Lehrers Müller ihren Ausdruck fanden.
9berheſſen.
v. Friedberg, 27. Juni. Rathenau=Feier. Eine eindrucks=
volle
Rathenau=Feier veranſtaltete geſtern abend in Bad=Nauheim der
hieſige Kreisverein der Deutſchen Demokratiſchen Partei. Die Gedächt=
nisrede
auf Walter Rathenau hielt Rechtsanwalt Dr. Krämer von hier.
v. Bad=Nauheim, 27. Juni. Kolonial=Ehrenburg. Von
hier weilenden Kolonialdeutſchen wurde kurz nach dem Weltkrieg der
Gedanke propagiert, in Erinnerung an Deutſchlands koloniale Tätigkeit
hier ein deutſches Kolonialdenkmal zu errichten, und zwar in Geſtalt
einer oſtafrikaniſchen Veſte und in Verbindung mit einem umfaſſenden
Kolonialmuſeum. Für letzteres war von einem ehemaligen Oſtafrikaner,
Oberſtleutnant Fomk, bereits eine wertvolle oſtafrikaniſche Sammlung
zur Verfügung geſtellt worden, die längere Zeit hier ausgeſtellt war
und ſtarke Beachtung fand. Die Stadt, die ſich bewußt war, daß die
geplante koloniale Saalburg ein ſtarker Anziehungspunkt für unſer
Bad werden könne, ſtellte auf einſtimmigen Stadtverordnetenbeſchluß
geeignetes Gelände am Lichtenberg, einem Taunusausläufer, zur Ver=
fügung
. Ein eingetragener Verein, Kolonial=Ehrenburg, mit dem
Sitz in Bad=Nauheim, wurde gegrundet, dem in größerer Zahl ſchon
korporative Mitglieder, Stifter, Einzelmitglieder und Freunde ange=
hörten
, dem auch Mittel reichlich zufloſſen, die zunächſt dazu verwandt
werden ſollten, den Gedanken der Kolonial=Ehrenburg als eines Reichs=
Kolonialdenkmals allenthalben im Reiche zu propagieren. Leider ver=
ſchlang
die Inflation die bereits aufgebrachten Geldbeträge, und ſeit=
dem
ruhte die Tätigkeit des Vereins. Erſt jetzt hat eine Mitgliederver=
ſammlung
beſchloſſen, die Vereinstätigkeit langſam wieder aufleben zu
laſſen, damit, wenn in beſſeren wirtſchaftlichen Zeiten der Plan des
Kolonial=Ehrenmals einmal zur Ausführung kommt, die Badeſtadt ihren
Erſtanſpruch auf die Kolonial=Ehrenburg auch mit Recht behaupten kann.
Der Verein will zunächſt damit beginnen, im ganzen Reich für den
Plan zu werben und vor allem die größeren Kolonialverbände, wie Ko=
lonialgeſellſchaft
, Bund für koloniale Erneuerung, Kolonialkriegerdank
uſw., für den Gedanken zu begeiſtern. Denn es liegt auf der Hand,
daß von einer Kommune heute und wohl auch in nächſter Zeit eine der=
artige
ideelle Anlage, ſo ſchön und verkehrswerbend ſie auch ſein mag,
nicht geſchaffen werden kann, ſondern nur von intereſſierten Verbänden
und opferfreudigen Einzelperſonen im ganzen Reiche. Die Pläne für
die Kolonial=Ehrenburg waren ſeinerzeit ſchon ausgearbeitet und fanden
auch Geſtaltung in einem Modell, das viel beachtet wurde.
h. Gießen, 25. Juni. Der BienenſtockalsBrutapparat.
Drei Tage vor dem Ausſchlüpfen der Küchen verließ im dem Dorfe Tiefen=
bach
die treuloſe Henne des Hauptlehvers Kirchhoff das Meſt und gab das
Brutgeſchäft auf. Kurz entſchloſſen ſtellte Kirchhoff die Eier in den
Honigraum eines ſeiner Birmenſtöcke, denn das umter dem Abſperrgitter
wohnende Volk ſollte durch die natürliche Wärme die Brutwärme er=
ſetzen
. Der Imker hatte ſich nicht getäuſcht. Denn ſchon am nächſten Tage
begann es im Bienenkorbe zu piepen und bald ſchlüpften die munterem
Tierchen aus dem Ei. Die Brut war gerettet.
h. Vom Vogelsberg, 27. Juni. Eine erfreuliche Beſſerung iſt in der
Lage der Induſtrie unſeres Gebirges eingetreten. Die Holzinduſtrie
iſt vollbeſchäftigt, auch die Baſaltſtein= und Sandſteininduſtrie hat reich=
lich
Aufträge erhalten, ſo daß die meiſten Arbeitsloſen Beſchäftigung
gefunden haben
h. Hungen, 27. Juni. Einer der älteſten Einwohner unſerer Gegend,
der Landwirt Hch. Karl Hublitz im nahen Trais=Horloff, konnte ſeinen
86. Geburtstag begehen. Der Jubilar hatte 46 Jahre das dortige
Gemeinderechneramt inne, das ſeit 75 Jahren von der Familie Hublitz
bekleidet wird.

d dae
Hüttedpanzet
Cf deee

SIPKENS

DIE
WELTMARKE
BÜRGT FÜR
OUALITATI
VI.230)

[ ][  ][ ]

Seite 8

Freitag, den 28. Juni 1929

Nummer 177

Darmſiadt
Parkusſtr. 8

Statt Karten!
Wilhelm Cohn
Grete Cohn, geb. Roſenzweig
Vermählte

Frankſurt a. M.
Fichardſtr. 35

Trauung: Sonntag, den 30. Juni 1929, Hotel Ullmann,
*
Frankfurt a. M., Bethmannſtraße

Ihre Vermählung
geben bekannt
Otto Bley und Frau
Klara, geb. Sußner
Darmstadt
Herderstraße 15
Die kirchliche Trauung findet am
29. Juni, nachmittags 2 Uhr in der
Pauluskirche statt

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Gicht- auen=
matismus
-Tee v.
Dr. Zinsser & Co.
seit 30 Jahren vor-
züglich
bewährt.
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Dr. Zinsser 2 Co.
Lelpzig 19
2000
Aner-
kemusen
66

TLAN6

Ergänzung der Todesanzeige vom 27. Juni 1929.
Am 24. d. Mts. verſchied, unſere liebe Mutter und
(10592
Großmutter
Hophie Freifrau v. Gall,
geb. v. Muralt, Exz.
im 83. Lebensjahre.
Die trauernden Hinterbliebenen,
ſowie Freiherr und Freifrau Moritz v. Gall,
Liſelotte Freiin v. Gall.
Frankenſteinſtr. 68.
Die Einäſcherung fand in aller Stille ſtatt.

Todes=Anzeige.
Am 27. Juni verſchied nach kurzem Leiden
im Städt Krankenhaus mein herzensguter
Mann, mein lieber Vater, unſer guter
Bruder, Schwager und Onkel
Herr Bäckermeiſter
Diheinn enmeriih
Darmſtadi, den 27. Juni 1929.
Die trauernden Hinierbliebenen:
Käichen Emmerich, geb. Gilch,
Willy Emmerich
Joh. Georg Emmerich, Gr.=Umſtadt,
H. Emmerich, Ober=Rechnungsrat,
Minnie Emmerich, geb. Ackermann.
Die Beerdigung findet am Samstag,
den 29 Jum, nachmittags 3 Uhr, auf dem
Waldfriedhof ſtatt. (10603

Freie Bäckerinnung Darmſtadt
Nachruf.
Am 27. Juni ſtarb unſer langjähriges Mitglſed
Kollege
Sithelm Unmerich
im Alter von 24 Jahren.
Durch ſein offenes ruhiges Weſen war er uns allen
ein guter Freund der ſteis die Intereſſen unſerer
Innung unterſiützte. Er ruhe in Frieden.
Die Beerdigung findet Samstag, den 29. Junſ,
nachm. 3 Uhr ſtatt, und bitten wir um zahlreiche Be=
teillgung
.
Der Vorſtand.
10627
Fr. Sproß, Obermeiſter.

Todes=Anzeige.

Nachruf.

Nach arbeitsreichem Leben verſchied am 25. ds. Mts.
nach kurzer Krankheit mein treuer Mitarbeiter und unſer
hochverehrter Seniorchef
Herr
Müti eeifnner Erurbe
Sein lauterer Charakter und ſein liebenswürdiges Weſen
war uns ſiets ein leuchtendes Vorbild und verlieren wir
in dem lieben Entſchlafenen einen ſiets treuen Freund
und Berater, ſowie gerechten Arbeitgeber Sein Andenken
wird uns unvergeßlich bleiben.
Ludwig Höhner
und das Perſonal der Firma Heinrich Grimm
(10626
Darmſiadt, 27. Juni 1929

Nach kurzem Teiden entſchlief unſer lieber
Vater und Großvater

(Sirma Heinrich Grimm)
Darmſtadt, den 23. Juni 1929.
(10618
Im Geiſenſee 41

Frieda Müller, geb. Groebe,
Kurt Müller
Gerhard Miller.

Am 25. Juni verſchied im 56. Lebensjahre der
Profeſſor für Philoſophie an der Techniſchen Hochſchule
Darmſiadt

27 Jahre wirkte er an unſerer Hochſchule, hoch=
geſchätzt
von allen Kollegen, die ihm näher ſianden.
Seinen Hörern war er ein treuer Führer und in den
Herzen vieler Schüler wird er in dankbarem Gedenken
weiterleben.

Die Techniſche Hochſchule wird ſein Andenken ſiets
in Ehren halten.
Darmſtadt, den 27. Juni 1929.
Der Rektor der Techniſchen Hochſchule
Rau.
10648

Dankſagung.
(Statt Karten)
Für die vielen Beweiſe herzlicher Teilnahme und die
Blumenſpenden beim Heimgange unſeres lieben Ent=
ſchlatenen
ſagen wir herzlichen Dank.
(10596
Im Namen der trauernden Hinterbliebenen:
Hede Diefenbach
geb. Lade.

Vier geſpielke
Mauds
dar. 2 erſte Marken
billigſt.
Große
Auswahl in neuen
Pianos. Nur beſte
Fabrikate. (B10565
10 Jahre Garantie.

Nachruf.
Am 25. Juni verſtarb in Darmſiadt

langjähriger Dozent für Philoſophie an der Volkshoch=
ſchule
Darmſtadt. Seine zahlreichen Hörer gedenken
in tiefer Dankbarkeit der anregenden Stunden, in
denen dieſer hervorragende Lehrer und Redner die
Gedankenſyſteme der großen Denker aller Zeiten mit
plaſtiſcher Anſchaulichkeit vor ihnen erſiehen ließ. Mit
feinſinnigem Verſtändnis für alles Schöpferiſche im
Reiche des Geiſtes verband er eine die Herzen mit=
reißende
Darſiellungskraft, die in dem Hörer den Sinn
für die großen Zuſammenhänge des Geiſteslebens
weckte. Wir ſpürten aus ſeinen Worten die Macht des
Irrationalen, vor dem er ſich beugte und das er immer
wieder als das Geſtaltende im Weltgeſchehen aus
der Enge der Alltäglichkeit heraushob. Volksbildung
war für ihn eine Herzensangelegenheit. Der Volksbildung
im weiteſten Sinne, der Zuſammenfaſſung aller Volks=
ſchichten
in menſchenverſöhnender, volkverſöhnender
Geiſtigkeit galt ſeine Lebensarbeit, deren allzufrühes
Ende wir ſchmerzlich betrauern.
Der Vorſiand
der Volkshochſchule Darmſiadt
Jacob.

Darmſtadi, Mainz.
Lichtenbergftr. 18.

Nicolaus Berg,
Heidelbergerſtr. 88
(Telephon 126).

Allen lieben Freunden und Bekannten,
welche zu. unſerem
Goldenen Ehejubiläum
in ſo liebevoller Weiſe unſerer gedachten, ſprechen
wir hiermit unſeren herzlichſten Dank aus.
Wilh. Schneider u. Frau Marie, geb. Weber
Darmſtadt, Kiesſtraße 92.

Gott dem Allmächtigen hat es gefallen, meinen treubesorgten
Gatten, unseren herzensguten Vater, Großſ- und Schwiegervater,
Bruder, Schwager und Onkel
Herrn Ministerialdirektor
Philipp Uebel II.
heute morgen 3 Uhr, nach längerem, geduldig ertragenem Leiden,
öfters versehen mit den heiligen Sterbesakramenten, im Alter von
64 Jahren, zu sich in die Ewigkeit abzurufen.

Herr Guſtav Kanzler und ſeine
Ehefrau, Darmſtadt, Schulſtraße 12,
feiern heute da8 Feſt der
Silberhochzeit.
Gute Geſundheit bis zur Goldenen! zosor
mmeR
prossen
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auch in d. hartnäckigſt. Fällen, werden in
einigen Tagen unter Garantie durch das
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Parf. Fr. Tillmann. Eliſabethenſtraße 21.
Mit Obermeyers HedizinalWerba-Jeife
habe ich bei

Dieburg, Darmstadt, Oberlaudenbach, Mainz
den 27. Juni 1929.
Im Namen der trauernden Hinterbliebenen:
Klara Uebel, geb. Heußlein.

einen raschen Erfolg
erzielt. Dies bezeugt auch
Herr P. M. Lachmann in Kobylin,
in dem er schreibt: Well Ihre
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die nassen Flechten binnen 14 Tagen geheit haf und
jetzt eine ganz klare Hant vorhanden ist, sagen ich
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TV 3809

[ ][  ][ ]

Nummer 172

Freitag, den 28. Juni 1929

Seite 9

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A T Tot AMark [ ][  ][ ]

Nummer 177

Freitag, den 28. Juni 1929

Geite 11

Reich und Ausland.
der 48. Deutſche Aerzkekag in Eſſen.
Eſſen. Der 48. Deutſche Aerztetag wurde
ßeſterm hier von dem 1. Vorſitzenden des Deutſchen
Aerzvevereinsbundes, Geh. Sanitätsrat Dr. h. c.
Staurder, mit einer progvawmatiſchen Rede eröffnet,
in der er zunächſt die Bereitwillbigkeit der deut=
ſchen
Aerzteſchaft betonte, an den zur Hebung der
Volksgeſundheit notwendigen Aufgaben der öffent=
lichen
Fürſorge zur Verhütung der Volkskrankheiten
mitzuarbeiten. Der Redner betonte dabei, daß die
individuelle Fürſorge am Krankenbett nach wie vor
unentbehrlich bleibe, und daß guch die beſte hygie=
niſche
Betreuung auf dem Wege der öffentlichen)
Fürſorge niemals die ſelbſtloſe Tätigkeit des ein=
zelnen
ppaktiſchen Arztes übceflüſſig machen oder er=
ſetzen
könne. Samitätsrat Stauder wies dann dar=
auf
hin, daß im Geſchäftshaus des Deutſchen Aerzte=
vereinsbundes
Vertrquensmänner aller bedeutenden
Werztegruppen, ſo der Hochſchullehrer, der Medizi=
walbeamten
, der Aerztebammern, der Fürſorgeärzte,
der Kranbenhausärzte, der praktiſchen und der Fach=
ärzte
ſitzen. Der Deutſche Aerztetag ſei das Sprach=
vohr
des geeinigten Aerzteſtandes für die Oeffent=
lichkeit
und richte im dieſer Eigemſchaft ermeut am
Reichstag und Reichsregierung das dringende Er=
ſuchen
, die zur Miſtarbeit an dem Geſamtaufgaben
der Volksgeſundheit bereiden Aerzte zu dieſer Müit=
arbeit
heranzuziehen und die ſchon ſeit langem ge=
forderte
Reichsärztekammer, mit dem Recht der Selbſt=
verwaltng
des freien Aerzteſtandes, zu ſchaffen. Zu
den Fragen der Sozialverſicherung vor allem werde
man den Arzt hören müſſen, weil er mit ſeiner
gonzen Tätigkeit in die Sozialgeſetzgebung als um=
entbehrliches
Glied eingegliedert iſt und weil die
Sozialgeſetzgebung der letztem fünf Jahrzehnte den
ärztlichen Stand, ſo wie er heute iſt, nach Zahl und
Wert geformt und geſchaffen habe. Gegenüber der
Kritik an der Sozialverſicherung ſtellte ſich der Vor=
tragende
auf den Standpunkt, daß die Sozialver=
ſicherung
nötig ſei und trotz wancher Fehler im Auf=
bau
ſich bewährt habe. Darum müſſe die Ausſprache
über dieſe Frage mit einem Bekenntmis zum Wert
und zur Bedeutung des Gedankens der deutſchen
Sozilalverſicherung beginnen. Zu fürchten ſei, daß der
Staat und die Verſicherungsträger ſich allzuſehr eine
Verbeſſerung verſprechen von Eingriffen in das per=
ſönliche
Verhältnis zwiſchen Arzt und Kranken. Der
Gedanke eines Kontrollrechts des von der Kaſſe an=
geſtellten
Vertrquensarztes bei der Geſtaltung des
Heilplanes und der Feſtſtellung der Diagnoſe durch
den behandelnden Arzt ſci abzulehnen, drüche er doch
den behandelnden Arzt ſchließlich auf die Stufe des
Subalternbeamten herab.

Tragödie in einem Erfurter Bankiershaus.
Erfurt. Die Inhaber des Banbgeſchäftes
Aro Ullmann, die Zwillingsbrüder Arno und
Benno Ullmann, Frau Aro Ullwann und die un=
verheiratete
Schweſter der beiden Brüder wurden
geſtern in der der Fomilie gehörenden Villa durch
Leuchtgas vergiftet tot aufgefunden. Es ſcheint
Salbſtmord vorzubiegen. Von geſchäftlichen Schwie=
vigkeiten
, die einen verzweifelten Gnrſchluß veran=
laßt
haben können, iſt nichts bekannt. Eime Prüfung
der Geſchäftsbücher iſt eingeleitet.
Das Gift im Bierglas.
Meiningen. Das Schwurngericht vewurrteilte
den Nachtwächter Karl Scharfenberg, der a einem
Skatabend dem Rechnungsführer Reißig ein unmit=
telbar
tödlich wirkendes Gift in das Bierglas ge=
ſchüttet
hatte, wegen vorſätzlichen Mordes zum Tode.
Rieſenbrand.
Helſängfors. In Forſſakoping ſind ein
Hotel, ein Gewerkſchaftshaus, drei Wohwhäuſer, die
Feuerwehrſtation, W. Automobile und eine große
Menge Benzin einer verheerenden Feuersbrumſt zum
Opfer gefallen. Man vermutet, daß die Kataſtrophe
auf Brandſtiftung zurückzuführen iſt.
Sieben Jahre lethargiſcher Schlaf.
Moskau. Im Krankenhaus für chroniſche
Kvanke iſt ein junges Mädchen, eine gewiſſe Lit=
jagina
, wach ſiebenjährigem lethavgiſchem Schlaf er=
wacht
. Die ganze Zeit iſt ſie künſtlich genährt wor=
den
. Ihre erſten Worte, die ſie mit ſchwacher Stimme
beim Erwachen flüſterte, waren der Wunſch, man
möge ihr Kartoffiln geben. Dem Erwachen gimg ein
bohes Fieber vovaus.
Verhaftung franzöſiſcher Mädchenhändler.
Paris. Hier wurden zwei Mädchenhändler
verhaftet, Alfred Thébeul und der Schweizer Marco
Schenardi. Die beiden weilten häufig in Frankreich
und haben anſcheinend einen ſchwunghaften Handel
mit ihrer Ware nach Spanien, Südomerika und
Konada betrieben. Thébault war ſeinerzeit ein
Mitzglied der berüchtigten Räuberbande Bonnot und
war im Jahre 1919 wach Verbüßung einer mehrjäh=
rigen
Zuchthausſtrafe aus einem Strafbataillon in
Angouléme nach Spanien geflohen, wo er bald in
Madrid als Barmann auftauchte und ſich einen fal=
ſchen
Paß verſchaffte. In ſeinem Notizbuch fand man
zahlreiche Wdreſſen ſſeiner Opfer. Schemardi betrieb
in Konada ein Vergnügungshous und bekam ſeine
Ware von Thébeult geliefert. Bei den beiden fand
man wußer größeren Geldbeträgen auch die Kleider
und Schmuckſachen einer Frau, die ſich vor ihrer
Einſchifflng im letzten Augenblick aus ihrer Gewalt
befreit hatte.
Verbrechertum in Chicago.
Die Polizei von Chioago iſt auf der Jagd nach
Baby Face‟. Willie Doody, trotz ſeines harmloſen
Namens iſt Baby Face ein ſehr gefährlicher Ver=
brecher
, der in den letzten Tagen drei Poliziſten
erſchoſſen und mehrere andere ſchwer verletzt hat.
Bei ſeinem letzten Raub hat er 1100 Dollar er=
beutet
. Die Polizeibehörde hat Anweiſung gegeben,
Doody ſofort zu erſchießen, ſobald ein Poliziſt ſeiner
anſichtig wird. Doody ſoll, wie es heißt, dauernd ein
Fläſchchen Nitroglycerin bei ſich tragen, um jeden im
die Luft zu ſprengen, der ſich an ihm vergreift.
Der Kampf gegen die Korruption bei der Poli=
zei
von Chicago, der ſeit langem, amſcheinend mit
ziemlich geringem Erfolg, geführt wird, erfährt durch
eine ſenſationelle Verhaftung eine intereſſonte Be=
beuchtung
. Der Aſſiſtent des Staatsanwalts, Nobert
E. Blackwood, wurde von drei Perſonen mit Be=
ſtimmtheit
als der Mann erkannt, der ihnen unter
Bedrohung mit einem Revolver 1000 Dollar raubte.
Der Prozeß gegen Blackwood ſoll bereits in aller
Kürze ſtattfinden.

Kosmiſche Zahlen im Berliner Verkehr.

Srassen-Bahn

Aa gKEE 9

Jährlich zurückgelegte Strecken den
Berliner städtischen Verkehrsmitte)
Entfernung Erde Sonne
149 000000 km.

(MBE D O
AK Mf 36 5 7 Autobus
DO

O
4a 5I
oche-nWUnterarandt 5

1928: 280 000 000 km-

Die Berliner Verkehrsſtatiſtik für 1928
weiſt gigantiſche Zahlen auf. Allein die ſtädtiſchen Verkehrsmittel (alſo ohne Stadtbahn) beför=
derten
1928 ebenſoviel Menſchen, wie die Bevolkerung der ganzen Erde zählt, nämlich rund 1800
Millionen. Der Perſonalbeſtand betrug rund 26 000 Menſchen, eine Zahl, die einem Viertel der
geſamten deutſchen Reichswehr gleichkommt. Es ſtand ein Wagenpark von 5300 Wagen zur Ver=
fügung
mit etwa 360 000 Plätzen, auf denen es ſich die geſamte Einwohnerſchaft einer Großſtadt
vie Nürnberg zu gleicher Zeit bequem machen könnte. Weitere Zahlen können unſerer graphiſchen
Darſtellung entnommen werden.

Täglich
zurückgelegte Streckender
Berl.stöct. Verkehrsmittel-!

720 000 km
(Bmal rund un den Aauafer)

Der Trauerzug mit dem Sarg in den Straßen Londons.
Der kürzlich verſtorbene General der Heilsarmee William Bramwell Booth wurde in London
feierlich zur letzten Ruhe beſtattet. Zehntauſende ſeiner Anhänger folgten dem Sarge, um dem
toten Führer das Geleit zu geben.

Streikunruhen im Hafen von Athen.

Ungelöſchte Waren im Hafen Viräus

Selbſtmordverſuch im Reichstagsgebäude.
Berlin. Wegen längerer Arbeitsloſigkeit ver=
ſuchte
ſich vorgeſtern nachmittag im Reichstags=
gebäude
ein 28jähriger Berliner Kaufmann mit einer
Raſierklinge die Pulsadem zu öffnen. Ein Polizei=
beamter
legte dem Lebensmüden eimen Notverband
an und brachte ihn zum Polizeirevier, von wo er
von Angehörigen abgeholt wurde.

Exploſion in einer Gummifabrik.
Preßburg. In der Gummifabrik der Firma
Hoermes in der Segnergaſſe wurden geſtem früh
durch eine Exploſion von Bemzoldämpfen ſieben junge
Arbeiterinnen getötet und zehn teils ſchwer verletzt.
Der durch die Exploſion entſtandene Brand konnte
von der Feuerwehr nach 2½ſtündigen Bemühungen
durch Sand gelöſcht werden.

Die Nachforſchungen nach der
Numancia.
Madrid. Die Nachforſchungen nach dem mit
dem Flugzeug Numancia verſchollenen Trons=
ozeanflieger
Franco und ſeinen Gefährten werden
von einer großen Reihe ſpaniſcher engliſcher, fron=
zöſiſcher
, italimiſcher ud portugieſiſcher Schiffe fort=
geſetzt
. Die Flieger hatten außer dem für drei Tage
ausreichenden Proviant 30 Brötchen, mehrere Ther=
mosflaſchen
mit Kaffee uud Milch, einen Korb mit
Eiern und andere Lebensmittel am Bord, ſo daß
ſie für 14 Tage verſorgt waren, ebenſo gemügend
Trinkwaſſer; außerdem können ſie das Waſſer aus
den Kühlern im Notfalle verwenden. Der Kapitäm
des in Gübraltar eingetroffenem emgliſchen Dampfers
Greldon erklärt, die Meldung, wonach er die
Nachricht ausgeſandt habe, er habe bei den Azorem
Flugzeugtrümmer bemerkt, ſei unrichtig. Er habe
vielmehr die Nachricht geſandt, daß er am Morgen
des 22. Juni 90 Meilen öſtlich von der Azorem=
Inſel Sanda Maria das Geräuſch eines Flugzeug=
motors
gehört habe.
Ein neuer Ozeanflug.
Naw York. Die Flieger William und Yanceyz,
die kürzlich wit dem Flugzeug Grüine Flamme‟
einen verunglückten Start zu einem Ozeanflug um=
verwahmen
, haben ein meues Flugzeug ewworbem,
das ſie auf den Namen Pfadfinder vauuften. Sie
haben ſich wit dem Apparat von Rooſeveltfielld nach
Old Orchard begeben, wo ſie geeignetes Wetter ab=
warten
wollen, um einen direkven Flug nach Rom
anzutreten.
Die Suche nach dem däniſchen Schulſchiff
Kjobenhaven.
Kopenhagen. Die Oſtaſiatiſche Compagmie
in Kopenhagen teilt mit, daß ſie von Kapitän Chri=
ſtenſen
, der mit dem Motorſchiff Mexiko die amd=
arktiſchen
Gewäſſer nach dem verſchwundenen Fümf=
maſt
=Schmlſchiff Kjobenhaven abſucht, Delegrawme
erhalten hat, die beſtätigten, daß die Inſellgruppe
Triſtan da Cunha am 21. Januar ein Segelſchiff
beobachtet habe, das der Nordweſtſeite der Inſel
zutrieb. Das Schiff hatte Rahen an vier Maſten,
aber der Beſammaſt war abgebrochen, und das hi=
tere
Schiff lag tief im Waſſer. Der Segler führte
nur kleine Segel. Die Bewohner der Inſel wagten
es micht, in ihren kleinen Segelwuchbooten an das
Schiff hevanzugehen, das nach Süden albtrieb uud im
Debel verſchwand. Kapitän Chriſtenſen berichvet,
daß er die in der Nähe gelegenen Inſeln Inacceſſible
und Nüghtingale ohne Ergebnis beſucht hat und mach
Triſtan da Cunha zuvüchgekehrt iſt. Hier hat er zu=
ſammem
mit Bewohnern der Inſel die Küſte abge=
ſucht
, ohne jedoch ingendwelche Wrackſtücke zu fin=
den
. Es kann hiernach als ſicher gelten, daß die Kjo=
benhoven
, die Inſel Triſtan da Cumha am
21. Januar vermtlich in havariertem Zuſtand paſ=
ſiert
hat. Doch läßt ſich aus dieſer Datſache kein
Schluß auf das Schickſal des Schiffes und ſeiwer Be=
ſatzung
ziehen.
Schiffbruch Paul Müllers.
New York. Die abenteuerliche Reiſe des Deut=
ſchem
Paul Müller, der im einem winzigen Boot
allein die Reiſſe von Hamburg nach Wew York undter=
nahm
ud dabei, wie erinnerlich, trotz vieler gefähr=
licher
Abenteuer glücklich in Florida das amerika=
niſche
Feſtland erreichte, hat, wenm die neueſten aus
Charleston im Südkarolina kowmenden Nachrichtem
zutreffen, nun doch noch, ehe New Vork erreicht
war, mit einem Schiffbruch geendet. Paul Müllev
ſoll auf der Fahrt nach New York kurz hintereinam=
der
in zwei ſchwere Stürme gevaten ſein, in deren
Verlauf ſeine ſämtlichen Segel zerfetzt wurden. In
der Nähe von Johns Island ſah er ſchließlich keine
andere Möglichkeit, alls ſchwimmend die Rettuung zu
verſuchen. Ehe er das Boot verließ, ſteckte er es in
Brand, um Hilfe herbeizurufen, und ſchwamm der
Küſte zu. Eim Deutſchamerikaner namens Fritz
Strobel fuhr im Ruderboot himas, und es gelang
ihm, Müller aufzufiſchen.
Eiſenbahnunglück bei Riga.
Riga. Am Mittwoch abend ſtießen in der
Nähe der Station Saſſenhof bei Riga zwei voll=
beſetzte
Perſonenzüge in voller Fahrt zuſammem.
Das Unglück forderte vier Todesopfer, darumter drei
Eiſenbahmſchaffner. 17 Fahrgäſte wurdem verletzt,
davon ſieben ſchwer. Zwei Gepäckwagen und eim
Poſtwagen wurden völlig zertrümmert. Die Lokomo=
tiven
und ein Perſonenwagen wurden ſchwer be=
ſchädigt
. Die Lokomotivführer blieben unverletzt. Die
Schuld an dem Unglück ſoll den Fahrdiemſtleiter vom
Thovensberg treffen, der die in entgegengeſetzter
Richtung fahrenden Züge auf ein Gleis leitete.
Frankreichs bekannkeſter Luſtſpiel=
dichter
geſtorben.

Georges Courteline,
der große franzöſiſche Satiriker, iſt 69jährig in
Paris geſtorben. Seine Theaterſtücke, in denen
er das Leben der franzöſiſchen Kleinbürger ver=
ſpottet
, vor allem ſeine Komodie Bourbou=
roche
, ſind in der ganzen Welt berühmt. Dem
Dichter, der Mitglied der Akademie Goncourt
war, mußten in den letzten Jahren beide Beine
amputiert werden. An den Folgen der letzten
Operation iſt er nunmehr geſtorben.

[ ][  ][ ]

Seite 12

Freitag, den 28. Juni 1929

Nummer 177

Thrannen, Frauen und Heroen.
Die berühmten Staatsſtreiche der Weltgeſchichte.

Zuſammengeſtellt von H. Windiſch.

Copyright Greiner u. Co., Berlin NW. 6.

TP.

Ein verhängnisvoller Königsmord.
Einer der erſten Könige des alten Rom, Servius Tullius,
hatte ſeine beiden Töchter mit den Söhnen des Tarquinius ver=
vermählt
, die ſelbſt nach der Krone trachteten. Nachdem einer
von dieſen durch den beſonders ehrgeizigen und beſonders brü=
derlichen
Bruder Lucius durch Gift aus dem Wege geräumt war,
erſchien der Mörder eines Tages auf dem Senat im königlichen
Schmucke. Und zwar zu einer Zeit, in der die Freunde des
Königs außerhalb der Stadt und der größte Teil des Volkes mit
der Ernte beſchäftigt war. Der König, hiervon benachrichtigt,
eilte in den Senat und ſtellte den Tarquinius zornentbrannt zur
Rede, wie er es wagen dürfe, mit dieſem Zeichen einer königlichen
Würde ſich zu zeigen. Statt aller Antwort ergriff der junge kräf=
tige
Tarquinius den königlichen Greis, faßte ihn um den Leib
und ſtürzte ihn die Treppe der Kurie hinab. Als ſich der Un=
glückliche
blutend und entkräftigt, mit Hilfe einiger Freunde
weiterſchleppen wollte, ſchickte ihm Tarquinius ein paar Mörder
nach, die ſeinem Leben ein Ende machten. Tullia, die Gattin des
Tarquinius und Tochter des Ermordeten, fuhr hocherfreut auf
ihrem Wagen nach dem Markt, um ihren Gemahl als König zu
begrüßen. Ja, ſo ſehr ſoll dieſe Tochter in ihrer verblendeten
Herrſchſucht die Natur verleugnet haben, daß ſie, nach Hauſe
zurückehrend, mit ihrem Geſpann über den Leichnam des Vaters
triumphierend hinwegfuhr.
Aber ſo, wie ſich der neue König durch dieſen Staatsſtreich
widerrechtlich in den Beſitz der Krone geſetzt hatte, ſo ſollte auch
ſein Herrſchertum durch einen Staatsſtreich enden.
Es war im vierundzwanzigſten Jahre ſeiner Regierung,
anno 511 v. Chr. Tarquinius wollte gerade ſeinen Palaſt verlaſſen,
als ſich ein fremdes, altes Weib einfand, und ihm neun Bücher
zum Kauf anbot, in welche die Sibylle oder Seherin von Cumä
ihre Sprüche niedergelegt hatte. Da ſie aber einen ſeiner An=
ſicht
nach zu hohen Preis forderte, wies er ſie ab. Die Ate aber
verbrannte vor ſeinen Augen drei der Bücher und bot die übrigen
ſechs zum nämlichen Preiſe an. Tarquinius verlachte ſie und hielt
ſie für verrückt. Da verbrannte ſie noch drei und forderte für die
letzten drei abermals den urſprünglichen Preis. Nun erſt wurde
der König auf das Ungewöhnliche der Sache aufmerkſam und
kaufte die Bücher an. Dieſe ſibylliniſchen Bücher ließ der König
auf dem Kapitol aufſtellen und dauernd von zwei Männern be=
wachen
. Aus dieſen Werken holte man ſich ſpäter Rat in ſchweren
Zeiten des Krieges, der Peſtilenz und der Teuerung. Und dieſe
Bücher wurden auch der Grund zum Sturze des Königs.
Tarquinius hatte einen ungeratenen Sohn, Sextus geheißen,
der zur Zeit, da ſein Vater Ardea in Latium belagerte, die Gattin
eines vornehmen Römers, die edle Lukretia, verführte und entehrte.
Lukretia wollte die ihr angetane Schmach nicht überleben.
Nachdem ſie von ihrem Vater und ihrem Gemahl zärtlich Ab=
ſchied
genommen, erſtach ſie ſich mit einem Dolche. Ein Freund
ihres Mannes, Junius Brutus, hob den Dolch auf und ſchwur mit
dem betrübten Gatten furchtbare Rache. Er verſammelte das
Volk und entflammte durch den Anblick der Leiche der Lukretia
die Menge zur höchſten Wut. Man beſchloß, Tarquinius und
ſeine Familie für immer aus Rom zu verbannen und eine neue
republikaniſche Verfaſſung einzuführen.

Der Tag des Umſturzes aber war in den ſibylliniſchen
Büchern genau verzeichnet. Vielleicht hätte man ohne dieſe mit
dem Staatsſtreich noch gezögert und dem ſiegreich heimkehrenden
Tarquinius wäre es vielleicht noch gelungen, die Unruhen zu
unterdrücken. So aber ſah man die Aufzeichnung als einen hei=
ligen
Befehl an, der befolgt werden müſſe. Als der König heim=
kehrte
, fand er bereits die Tore der Stadt Rom geſchloſſen. Auch
als er zu ſeinem Heere in das Lager zurückkehrte, war auch hier
bereits alles gegen den höchſten Kriegsherrn aufgeſtachelt, ſo daß
er ſich nur noch durch eiligſte Flucht retten konnte.
Seine Schlöffer und ſonſtigen Privateigentümer wurden trotz=
langer
Verhandlungen mit dem Staate nicht wieder herausge=
geben
, ja alle Freunde des Königshauſes wurden ohne Anſehen
der Perſon hingerichtet. Man arbeitete eben früher gründlich!
Der König von Münſter.
In und vor der Schenke Jan Bockolds in Münſter war am
25. Juni 1534 ein buntes Getriebe. Landsknechte, Bürger und
ſonſtige kriegeriſchen Geſellen disputierten eifrig auf dem Markte,
an dem die Wirtſchaft lag. Da begannen in dieſes Geſchwätz
hinein die Glocken der Kirchen zu läuten. Ein Beichenzug be=
wegte
ſich dem Dome zu: Jan Matthieſen, der Bäcker aus Leiden
und kommuniſtiſche Kommandant der Stadt, wurde zu Grabe ge=
tragen
.
In einer Ecke des Platzes ſtanden zwei Männer abſeits der
Menge. Der eine ein Soldat aus dem Heere Sickingens und der
andere ein Magiſter aus dem Münſterländiſchen.
Was bedeutet dieſes Gedränge, Alter? fragte der fremde
Krieger.
Sie begraben einen Mann, der bisher nur Elend über uns
brachte! Es iſt das Haupt der Wiedertäufer, und die nennen ihn
den Propheten!
Was iſt ein Wiedertäufer?
Wiedertäufer ſind Menſchen, die die Taufe des Kindes ab=
geſchafft
haben und die Einwilligung des Täuflings der Taufe
voranſetzen. Das ließe man ſich wohl noch gefallen, aber denkt
nur, ſie haben dazu die Gütergemeinſchaft eingeführt und die
Vielweiberei!. Dieſer Matthieſen ließ alle erſchlagen, die nicht
ſeiner Lehre folgten! Es iſt gut, daß er dahin iſt! Er fiel geſtern
bei einem Ausfalle aus der Stadt gegen die Biſchöflichen!
Als der Zug an den beiden vorüberkam, fragte der Soldat
wieder: Wer iſt dieſes prächtige und bildſchöne Weib, das dem
Sarge folgts Und hinter ihr die beiden finſteren Männers
Die Frau iſt die Witwe Matthieſens, ein ſinnliches Menſch,
das durch ſeine ſodomitiſche Treuloſigkeit dieſer Bande ein rechtes
Vorbild iſt. Der Mann rechts hinter ihr iſt Jan Bockold, der
Schenkwirt und Adjutant des Toten. Ein verlogener Schwär=
mer
. Neben ihm, dieſer Hagere, der Scharfrichter Knipperdolling,
ein Vieh von einem Kerl!
Der Leichenzug war inzwiſchen vor dem Dome angelangt und
verſchwand langſam in dem düſteren Portale. Als die Leichen=
feier
längſt vorüber war, befanden ſich nur noch Jan Bockold und
die ſchöne Witwe Katharina Matthieſen in der Kirche. Die Au=
gen
des Schenkwirtes taſteten die Reize der vor ihm im Hoch=

chore ſitzenden Frau ab. Dieſe ſchien in tiefen Schmerz verſunken.
Es ſchien aber wohl nur ſo, denn als ſie die Arme Jans um
ihren feſten Nacken fühlte, ſchlug ſie ihre großen Augen verführe=
riſch
auf.
Der Domplatz war voller Menſchen. Bockold ſchwang ſich auf
das Dach einer Sänfte und ſprach zum Volk, das ja jetzt ohne
Führer war.
Mir iſt es längſt offenbart, ſo begann er, daß unſer
lieber Bruder Matthieſen dieſen Märtyrer=Tod ſterben mußte und
ich deſſen Witwe ehelichen. Aber es ward mir auch die Kunde,
ich ſolle an ſeiner Statt als Euer König Johann von Leyden
die Regierung übernehmen. Zwölf Richter, dergleichen einſt in
Jsrgel geweſen, ſollen mir zur Seite ſtehen. Ein jeder möge ſo
viel Weiber nehmen, als er wolle. Der Befehl des himmliſchen
Vaters an mich lautet: ich würde den ganzen Erdteil beherrſchen
und den Stuhl Davids wieder aufrichten!
Ein nicht endenwollender Jubel umtönte den kühnen Redner,
der in ſcheinheiliger Demut niederkniete und Gott dankte.
Am Tage hierauf ſah man Bockhold in königlichen Gewän=
dern
durch die Straßen ſchreiten, begleitet von einem großen und
prächtigen Gefolge, unter dieſen auch ein paar Jünglinge zu
Pferde, die ihm Krone, Bibel und Schwert nachtrugen.
König Johann ſandte achtundzwanzig Apoſtel aus, um
allen übrigen Städten der Erde die gleichen Verfaſſungen teil=
haftig
werden zu laſſen.
Inzwiſchen zogen die Belagerer, denen ſich noch die Trup=
pen
des Landgrafen von Heſſen zugeſellt hatten, ihren Gürtel
immer enger um Münſter. Die Lebensmittel der Stadt gingen
zur Neige, und König Johann begann um ſeine Krone zu zittern.
Auch des Königs vierzehn Frauen, die alle in einem Schloß=
flügel
untergebracht waren, begannen zu vebellieren. Eine war
eiferſüchtig auf die andere, alle von der Hohlheit der Lehre ihres
Königs überzeugt. Dazu geſellte ſich, im Anblick des baldigen
Endes dieſes Königreiches ein Verlangen, möglichſt noch viele
Schätze aus der königlichen Schatzkammer zuſammenzuſcharren.
Um alſo ihr ſpäteres Leben zu ſichern, wählten die vereinigten
Frauen eines Abends eine aus ihrer Mitte, um mit dem Könige
darüber zu verhandeln.
Jan Bockold ſaß gerade finſter ſinnend in ſeinem Arbeits=
zimmer
, als die Abgeſandte eintrat. Sofort warf er ſeine Bücher
zur Seite und zog die leiſe Widerſtrebende auf ſeinen Schoß. Er
war ein ſchöner Mann, erſt ſechsundzwanzig Jahre alt, dabei
beredt, wie ſelten jemand. All ihre Anfragen gingen in ſeinen
Liebesbeteuerungen unter.
Aber als die Unkluge nach dem Eintritte des Kanzlers Kroh=
ling
meinte, ſie könne doch nicht glauben, daß Gott ſo viele
Leute Hungers ſterben laſſe, während ſein König im Ueberfluß
lebe, ſprang der ehemalige Schenkwirt auf, ließ ſie in Ketten
legen, hielt ein feierliches Gericht über die Arme, enthauptete ſie
am anderen Tage auf öffentlichem Markte und tanzte ſingend
mit dem ganzen Volke um ihren Leichnam.
Dieſe Tat beſchleunigte ſein Ende. Denn noch am Abend
dieſes Tages, es war der 24. Juni 1535, genau ein Jahr nach
ſeiner ſelbſtherrlichen Königskrönung, ſchlich Katharina Matthie=
ſen
heimlich in das Lager des Biſchofs und zeigte den Feinden
eine Stelle der Stadtmauer, die leicht erſtiegen werden konnte.
In der Nacht drang das Belagerungsheer in die Stadt ein. Die
Wiedertäufer leiſteten tapfer Widerſtand, wurden aber doch über=
wältigt
. Der König, der Scharfrichter Knipperdolling und der
Kanzler wurden gefangen genommen. In vielen Städten ſtellte
man ſie den Verhöhnungen des Volkes zur Schau und richtete
ſie zuletzt grauſam hin. Ihre Körper wurden in eiſerne Käfige
gebracht und dieſe im Turm der Lambertikirche zu Münſter auf=
gehängt
. Mein Großvater erzählte, ſie noch hängen geſehen zu
haben. Sie verſchwanden erſt bei dem Umbau der Kirche im
Jahre 1887.

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Nummer 177

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Seite 14

Freitag, den 28. Juni 1929

Nummer 172

Sport, Spiel und Turnen.

Bortande jür beatſchen Bafferban
Meiſterſchaft.
Poſeidon Köln - Jung=Deukſchland.
Sonntag vormittag 11.30 Uhr.
Poſeidon Köln, der Gegner Jung=Deutſchlands im Vorrunden=
ſpiel
um die deutſche Waſſerballmeiſterſchaft am Sonntag vormittag
11.30 Uhr im Großen Woog, iſt in Deutſchland ein ſehr bekannter
Schwimmverein und zählt beſonders in Weſtdeutſchland ſeit Jahren zu
der Spitzengruppe. Bekannte Schwimmer, wie Vierkötter, Traiß, Lam=
bertz
, Haas und viele andere mehr ſind aus dem Verein hervorgegangen,
und manche deutſche und weſtdeutſche Meiſterſchaft haben dieſe Leute
ſehon nach Köln gebracht. Die Waſſerballmannſchaft der Kölner iſt auch
ſchon lange ein gefürchteter Gegner und hat ſchon vielen guten Gegnern
große Kämpfe geliefert. Man iſt daher ſehr geſpannt, wie dieſe Mann=
ſchaft
am kommenden Sonntag gegen Jung=Deutſchland abſchneiden
wird, denn die Darmſtädter haben auch in der letzten Zeit ſehr gute
Ergebniſſe erzielen können. Es wird daher zu einem großen Kampfe
kommen, zumal beide Mannſchaften über ſehr ſchnelle Schwimmer ver=
fügen
.
Es kann daher jedem Freund des Waſſerballſports ein Beſuch des
Spieles nur empfohlen werden, weil aller Vorausſicht nach in den
nächſten Wochen kein großes Spiel mehr in Darmſtadt ſtattfinden wird.
Wir verweiſen nochmals auf die Vorverkaufsſtelle bei L. B. Müller,
Schulſtraße 14.
Fußball.
der Schwedenköker Hofmann erhält die Staals=
plakette
.
Anläßlich des Spieles von Arſenal Kairo in Dresden gegen
den mitteldeutſchen Meiſter Dresdener S

plakette überreicht. Das Spiel des D.S.C. gegen die Aegypter
wurde vor 15 000 Zuſchauern ausgetragen. Die Aegypter zeigten
eine verblüffende Schnelligkeit und eine ſehr hübſche Technik, aber
gegen die Bombenſchüſſe eines Richard Hofmann war wieder ein=
mal
kein Kraut gewachſen, und ſo mußten ſich die Gäſte, in deren
Reihen Farbige aller Farbengrade mitwirken, ſchließlich eine 1:3

Rot=Weiß, V. f. R.
Kommenden Sonntag begibt ſich die Ligaelf des Rot=Weiß, V. f. R.
anläßlich des ſtattfindenden Jugendwerbetags nach Eberſtadt, um dort
gegen die 1. Mannſchaft der Germania ein Werbeſpiel auszutragen.
Germania Eberſtadt, ein alter Bekannter der Darmſtädter aus den
A=Klaſſenſpielen, iſt heute wieder eine ſehr ſpielſtarke Mannſchaft und
hat es ſich hier ganz gut getroffen, daß gerade Rot=Weiß, V. f. R., in
Eberſtadt ſpielt, denn nach all den ſchweren Verbandsſpielen damals in
der A=Klaſſe werden beide Mannſchaften es ſich nicht nehmen laſſen, die=
ſesmal
, wo es um das Anſehen des Fußballſportes geht, ein wirkliches
Werbeſpiel vorzuführen. Vor dem Fußballſpiel findet das Handball=
ſpiel
der 1. Jugendmannſchaften zwiſchen Sportverein 98 und Rot=Weiß,
V. f. R., ſtatt. Die Liga kleidet ſich bei Löffler um und fährt mit der
Straßenbahn direkt auf den Platz. Alle anderen Mannſchaften ſind.
infolge des Spielverbots ſpielfrei, während ſich die Jugendmannſchaften
ebenfalls an Werbeſpielen beteiligen.

Billard. Das heute im Billard=Kaſino, Alexanderſtraße 12, Darm=
ſtadt
, ſtattfindende Billard=Turnier gibt allen hieſigen Billardſpielern
Gelegenheit, hohe Kunſt des Billardſpiels zu ſehen. Herrn Haubl wird
es nicht ſo leicht ſein, den hervorragenden Mannheimer Amateurmeiſter
zu beſiegen.

Hochſchulwetkkampf Frankfurk gegen
Oütmftadt.
4. Tag: Leichkakhlekik.
Die Frankfurter Mannſchaft bricht den Hochſchulrekord!
Die Wettkämpfe beginnen mit einem Rekordverſuch der
Fvankfurter in der 10X100=Meter=Staffel. Es gelingt ihnen, den bis=
herigen
Deutſchen Hochſchulvekord um 7/⁄₁₀ Sebunden zu drücken. Die
Staffel wurde gelaufen in der Zeit von 1:50,3 in folgender Aufſtellung:
Heßbrügge, Kraft, Stein, Balbotte, Röder Hopfenmüller, Glückſtein,
Eldraher, Metzner, Salz.
In der nun folgenden Doppelten olympiſchen Staffel reißt die
Daumftädter Mdannſchaft mach hartem Ringen den Sieg an ſich. Zunächſt
Diegt Framäfurt vorne und bleibt in Führung bis zum fünften Wechſel.
In der nun folgenden 800=Meter=Streche holt Davmſtadt auf und läßt
Franbfurt himter ſich. In der jetzt folgenden 200=Meter=Streche üüberholt
Frankfurt wieder, und es ſcheint, als ob der Sieg ſchon für Franbfurt
entſchieden ſſei, doch gelingt es dem Darmſtädter Hemmerich, im einem
glänzenden Lauf Fvonkfurt 200 Meter vor dem Ziel aufzuholen und
den Sieg für Darmſtadt zu ſichern.
Die gelaufenen Zeiten ſind: Frankfurt 7:36,4, Darmſtadt 7:34,1.
Freitag, 5. Tag der Sportwoche: Handballwettſpiel.
Auf den Ausgang dieſes Spieles darf man geſpannt Fein, zumal bei
den letzten Austragungen um die Kreismeiſterſchaften Darmſtadtz von
Frankfurt 3:2 geſchlagen wurde.
Beginn des Spieles: 18 Uhr. Eintritt frei.
Bei Angabe der Siegar=Punktzahlem iſt uuns eim Gehler unterlaufen.
Ein Sieg zählt 2:0 (nicht 2:1); ein Unentſchieden 1:1.
Tennis.
Die Tennis=Wektkämpfe in Wimbledon.
MoldenhauerPrenn ſiegreich.
Die Donnerstag=Tenniskämpfe brachten eine Senſation mit
der Niederlage der engliſchen Favoritin Betty Nuthall gegen ihre
Landsmännin Frau Michell. Betty Nuthall wurde 6:3, 6:3 ge=
ſchlagen
. Moldenhauer und Prenn gelang es in der erſten
Runde im Herren=Doppelſpiel, die ſtarke engliſche Kombination
Chamberlain-Harriſon 6:4, 8:10, 6:3, 3:6, 6:2 zu ſchlagen. Frau
Kleinſchroth und die ungariſche Baronin Kehrling beſiegten die
Engländer David und Horne 6:0, 6:0, 6:2. Die Japaner Ohta
und Miki mußten in der zweiten Runde im Herren=Doppelſpiel
von Horne und Hepburn eine Niederlage mit 7:5, 6:3, 7:5 hin=
nehmen
.
Geſchäftliches.

größtem Intereſſe erwartet! Bedeuten doch die ſo traditionell gewor=
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zur Neubeſchaffung weißer Waren aller Art und zur Auffüllung der
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der Weißen Woche recht oft und überzeugen Sie ſich von den täg=
lichen
Neuauslagen. Wer Geld ſparen will, gehe ſofort zu J. Reh=
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Frankfurt.
Freitag, 28. Juni. 12.15: Schallplatten. O 15.05: Jugend=
ſtunde
. Mittelſchullehrer Rößler: Es iſt ein Tag bis zur Erzielung
von Höchſtleiſtungen. O 15.35: Gemüſe= und Obſtpreiſe der Frank=
furter
Markthalle. o 16.35: Hausfrauen=Nachmittag, veranſtaltet
vom Frankfurter Hausfrauenverein. Von der Kochtante: Eis= und
Fruchtſpeiſen. O 17.15: Dr. Lotte Fink: Was muß die berufstätige
Frau wiſſen, um ſich geſund zu erhalten? o 17.45: Stuttgarts
Konzert des Funkorch. O 18: Aus dem Memoirenwerk Vierzig
Jahre aus dem Leben eines Toten‟ o 18.30: F. v. Artus: Die
Sünde wider das Tier. O 18.50: J. Altmeier: Schickſalsſtunde in
Verſailles. Als Zeuge bei der Friedensunterzeichnung vor 10 Jahren.
O 19.10: Reichsminiſter a. D. Giesberts: Hilfsaktion zur Rettung
des Kölner Domes. o 19.30: Fortſchritte in Wiſſenſchaft und Technik.
O 19.50: Film=Wochenſchau. O 20: Berlin: 1919 28. Juni 1929.
Beethoven: Ouv. Leonore‟. Bach: Konzert für zwei Violinen
und Orcheſter. Der Verſailler Friedensvertrag Vortrag von
Gehemmrat Prof. Dr. Oncken, Prof. für neue Geſchichte an der
Unwerſität Berlin. Brahms: Vierte Sinfonie in E=moll. Ausf.:
Konzertm. Maurits van den Berg und Konzertm. Olaf Walter
Gundvaldſen (Violine), das Berliner Funkorch. Leitung: Prof. v.
Schillings. O 22: Opern=Konzert. Ausf.: Cav. Salvatore Salvati,
Mailand (Tenor), das Funkorch. Leitung: Kapellm. Merten.
Königswuſterbauſen.
Deutſche Welle. Freitag, 28. Finf. 5,50: Wetter für Land=
wirte
. O 12: v. Baſewitz: Pilgerfahrten nach Mekka. O 12.25:
Wetter für Landwirte. O 12.30: Mitteilungen des Verbandes Preuß.
Landgemeinden. o 12.55: Nauener Zeit. o 14.30: Kinderlieder.
Bunte Tänze und Spiele. o 15: Dr. Oppler: Orthodontie und
Beruf. O 15.30: Wetter und Börſe. O 15.40: Dr. Ilſe Reicke: Die
Ergebniſſe des Kongreſſes des Weltbundes für Frauenſtimmrecht.
O 16: Rektor Cantzer: Buch und Kind (Volksſchule). o 16.30:
Prof. Dr. Mersmann: Muſikverſtehen. Einführung m Sonate und
Symphonie. O 17: Leipzig: Konzert des Leipz. Funkorch. O 18:
Min.=Dir. Dr. Poſſe: Staatliche Exportpflege in Deutſchland.
0 18.30: Engliſch für Fortgeſchrittene. o 19: Staatsſekretär a. D.
Prof. Dr. Müller: 10 Jahre Verſailler Vertrag. o 19.55: Wetter
für Landwirte. 20: Sonderveranſtaltung. Sonate F=moll. Von
Joh. Brahms. H. Mahlke (Viola) und Rud. Schmidt (Flügel).
O 20.30: Aus Opern. Meyerbeer: Hymne aus Der Prophet.
Wagner: Gebet aus Rienzi; Gralserzählung aus Lohengrin,
Aler. Kirchner (Tenor), M. Nahrath (Flügel). O 21: Unterhaltungs=
muſik
der Kapelle Marek Weber. Boieldieu: Ouv. Der Kalif von
Bagdad‟. Catalani: Loreley (Tanz der Undine) Wagner:
Walthers Preislied aus Die Meiſterſinger von Nürnberg‟.
Gounod: Fantaſie aus Margarethe‟. Grieg: Aus Peer Gynt,
Ligini: Ballett egyptien.

Weikerbericht.

Die Verlagerung des weſtlichen Hochdruckgebiets nach dem Feſtland
hin geht nur langſam vor ſich. Stärkerer Luftdruckanſtieg über Süd=
ſkandinavien
deutet darauf hin, daß ſein Kern nördlich von uns zu lie=
gen
kommt. Somit hält die aus ihm ausſtrömende Kaltluftzufuhr noch
etwas an, was ſich an den Temperaturen bemerkbar machen wird. Auch
der Himmel wird zunächſt noch Bewölkung zeigen, und vereinzelt ſind
leichte Regenſchauer nicht ausgeſchloſſen.
Ausſichten für Freitag, den 28. Juni: Wechſelnd wolkig mit zeitweifer
Aufheiterung, noch verhältnismäßig kühl, ganz vereinzelt leichte Re=
genſchauer
nicht ausgeſchloſſen.
Ausſichten für Samstag, den 29. Juni: Teils wolkig, teils heiter, etwas
wärmer, meiſt trocken.
Hauptſchriftleitung: Rudolf Mauve
Verantwortlich für Politik und Wiriſchaft: Rudolf Mauve; für Feuilleton, Reich und
Ausland und Heſſiſche Nachrichten: Max Streeſe; für Sport: Dr. Eugen Buhlmann;
für den Handel: Dr. C. H. Quetſch; für den Schlußdienſt: J. V.: Dr. Eugen Buhlmann;
für Die Gegenwart: Dr. Herbert Neite; für den Inſeratenteil: Willy Kuble;
Druck und Verlag: L. C. Wittſch ſämtlich in Darmſtadt
Für unverlangte Manuſktripte wird Garantie der Rückſendung nich t übernommen.
Die heutige Nummer hat 20 Geiten.

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Seite 16

Freitag, den 28. Juni 1929

Nummer 177

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Nur noch bis Sonntag:
Die Ehe von Dr. Jan de Jelde
Zum ersten Mal bedient sich der Wissenschattler des lebenden
Bildes, um durch alltägliche Beispiele zu beweisen, daß die
für eine glückliche Ehe die Vorraussetzung bildenden seelischen
Harmonien durch körperliche Vorgänge bedingt sind. Dann
aber spricht aus ihm noch der sehende und fühlende, warm-
herzige
Mensch und Freund, dessen Rat keiner zu hören
versäumen sollte.
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[ ][  ][ ]

Nummer 127

Freitag, den 28. Juni

* Der deuiſche Karkoffelmarkk im Juni.
Die Preisberichtſtelle beim deutſchen Landwirtſchaftsrat gab die am
15. Mai bei der deutſchen Landwirtſchaft lagernden Kartoffelbeſtände
mit 5 654 000 To. (Vorjahr 3 380 000 To.) und die zum Verkauf zur Ver=
fügung
ſtehende Menge mit 1073 000 To. (Vorjahr 488 000 To.) an.
Damit war auch ſtatiſtiſch feſtgelegt, daß noch ungewöhnlich große Men=
gen
zur Verwertung bereit ſtanden. Da der Stand der Frühkartoffei=
kulturen
im In= und Ausland allmählich keine Zweifel darüber ließ,
daß die Frühkartoffelernte trotz des verſpäteten Pflanzens keinerlei Ver=
zögerung
erleiden würde, ſetzte das Rennen um den Abſatz bereits Ende
Mai mit aller Kraft ein. So ſehen wir zu Monatsbeginn, wie der
deutſche Kartoffelmarkt ſich immer weiter in ein ſcheinbar unentwirr=
bares
Chaos verſtrickt. Die Bahnhöfe ſind mit teilweiſe auch noch
minderwertiger Ware verſtopft, der Abſatz ſtockt und die Preiſe geben
täglich nach. Schleuderpreiſe 1,50 RM. für den Zentner Induſtrie
frachtfrei weſtdeutſche Station ſind keine Seltenheit verwirren die
Lage noch mehr und keiner kann ſich aus der Entwicklung der Lage ein
Bild mehr machen. Bis dann, immerhin doch überraſchend, die Ret=
tung
kommt. Es iſt die Selbſthilfe der Landwirtſchaft der Erzeuger=
gebiete
, die den Hebel anſetzt, und zwar richtig an den Zufuhren.
Mecklenburg geht voran und läßt verkünden, daß es ſeine Kartoffeln
nur mehr gegen Abnahme und Bezahlung auf der Verſandſtation ab=
zugeben
hat. In dieſes Zurückdämmen der Zufuhren kommt dann auf
einmal die Nachfrage aus dem Weſten, wie ein ſcheinbarer Zufall, der
aber doch auf der Sorge um das Halten gewiſſer Vorräte baſiert. Die
Preiſe gehen wieder in die Höhe und es ſcheint, als ob die Abſatznot
ein für allemal für den Reſt des Wirtſchaftsjahres begraben ſein würde.
Es ſollte jedoch anders kommen. Sehr bald wieder ſetzte die Nachfrage
aus und die Lage wurde von Tag zu Tag ſchleppender. Nicht nur der
Wettbewerb der täglich auf die Märkte in größerer Zahl kommenden
ausländiſchen Frühkartoffeln, ſondern vor allem auch die den Kartoffel=
verbrauch
einſchränkende warme Witterung und die Rieſenmengen billi=
gen
Gemüſes ſchränkten die Nachfrage immer mehr ein. Die Preiſe
gaben daher wieder nach und haben heute einen Stand erreicht, der bei
Induſtrie um 2 RM. unter dem Stande des Vorjahres liegt. Gegen
Monatsende kann man den Markt alter Kartoffeln für Süd= und auch
ſchon für Weſtdeutſchland als beendet betrachten. Die Frühkartoffeln
halten ihren Einzug. Unſtreitig hat Italien im Berichtsmonat den deut=
ſchen
Frühkartoffelmarkt beherrſcht. Die nur kleinen Mengen aus
Spanien und Frankreich kommen nicht in Betracht. Um ein kleines
Bild von den italieniſchen Zufuhren zu geben, ſeien die bis heute vor=
liegenden
Zahlen der Waggons genannt, die über den Brenner nach
Deutſchland kamen. Vom 29. Mai bis 3. Juni 438 Waggons, vom 4.
bis 9. Juni 792 Waggons und vom 10.18. Juni nur noch 434 Wag=
gons
. Dieſe Zahlen ſind ſymptomatiſch für die Marktlage dieſer Kar=
toffeln
. Obwohl die Aufnahme dieſer Ware nicht einheitlich war, ſo
kann Italien doch zufrieden ſein. Die größeren Ankünfte vom 4.9,
Juni hatten die Preiſe etwas raſch zurückgehen laſſen. Deshalb ſchränkte
in der Folgezeit Italien ſeine Ankünfte bedeutend ein und konnte ſich
auf dieſe Weiſe eine bedeutend ſtetigere Marktlage, die ſich auch in den
Preiſen durchſetzte, erzielen. Die Beſchaffenheit der italieniſchen Ware
zeigt eine geradezu beſtechende Beſchaffenheit, eine Arbeit des Natio=
nalen
Ausfuhrinſtituts, ſo daß es die erſt gegen Monatsende heraus=
kommenden
andren Herkünfte es gegenüber Italien ſchwer haben wer=
den
, ſolange Italien noch am Markt ſein kann. Jedenfalls hat Italien
auf dieſe Weiſe erreicht, daß um das Monatsende der Preis für italie=
niſche
weiße Sorten um 1 RM. höher als in derſelben Zeit des Vorjah=
res
ſtand. Man ſetze hierzu nun die Preiſe für deutſche Ware alter
Ernte im Vergleich. In der vorletzten Juniwoche kamen dann die erſten
belgiſchen Waggons nach Deutſchland, und wurden zu einem Preis von
9 RM. den Zentner verkauft. Die Ware zeigte nicht gerade ein ſchönes
Ausſehen und war ſcheinbar zu früh geerntet. In Weſtdeutſchland wur=
den
zur gleichen Zeit, wie in Belgien und auch in Holland, das jedoch
ſeine erſten Kartoffeln bisher im Lande hielt, die erſten Frühkartoffeln
geerntet. Straelen verſteigerte dieſe Kartoffeln ſofort, während die erſte
deutſche Frühkartoffelverſteigerung in Kaarſt am 26. Juni abge=
halten
wird, um nicht wegen zu kleiner Mengen den großen
Verſteigerungsapparat laufen zu laſſen. Auf den anderen deutſchen
Märkten war es mehr oder weniger ruhig. Der Futterkartoffelmarkt
konnte bei den billigen Preiſen noch einige Mengen abſetzen. Sogar
der Fabrikkartoffelmarkt fing wieder vorübergehend an. Das kam
daher, weil von ſeiten des Futtermittemarktes wegen der billigen Roh=
ſtoffvreiſe
Verarbeitungsaufträge an die Flockenfabriken gegeben wurden.
Dieſe Flocken will man bis zum nächſten Jahre liegen laſſen und hofft,
gute Preiſe dafür zu erzielen. Gegen Monatsende wurden je Zentner
loſe ab jeweiliger Station bezahlt: im Oſten Induſtrie 1,801.90 RM.,
in Mitteldeutſchland Induſtrie 2220 RM., im Weſten Induſtrie 2.50
bis 2,70 RM.; in Italien 2540 Lire und in Belgien 6065 belgiſche
Franes.
Wiriſchaftliche Rundſchae.
Deutſcher Binnenſchiffohrtstag 1929. In der Feſtſitzung der 60.
erdentlichen Hauptverſammlung des Zentral=Vereins für deutſche
Binnenſchiffahrt e. V. ſprach Profeſſor Dr. K. Thieß=Köln übber Die
Stellung der Binnenſchiffahrt in der deutſchen Volkswirtſchaft der Gegen=
wark
und Zukunft‟. Den heutigen Stand der techniſchen Durchbildung
der deutſchen Binnenſchiffahrt behandelte Dr=Ing. Hubert Engels, Pro=
feſſor
an der Techniſchen Hochſchnle Dresden. Abſchließend hob Pro=
feſſor
Engels hervor, daß nur die poſitive Einſtellung der Schiffahrt=
treibenden
zum techniſchen Fortſchritt ein erſprießliches Zuſammen=
arbeiten
mit dem Ingenieur herbeiſüihren und damit die techniſche Durch=
bildung
der Binnenſechiffahrr fördern könne. Die Forderung dieſer Zu=
ſammenarbeit
entſpringe der Erkenntnis, daß wir leben müſſen und
deshalb Schiffahrt uns nottue.
Kokswerke und chemiſche Fabriken A.G., Berlin. Gegonüber dem
Vervaltungsvorſhlag, aus dem Reingewinn von 8,18 Mill. RM. eine
Dieidende von 7 (i. V. 6) Prozent zu verteilen und 2,35 Mill. RM.
auf neue Ne=hnung vorzutragen, beantragte eine Minderheit die Aus=
ſchittung
von 8 Prozent Diodende. Dieſer Antrag wurde mit
57 945 200 RM. gegen 342 400 RM. Aktien abgelehnt und der Abſchluß
mit gleichem Stimmverhältnis angeno umen.
Werner u. Mertz A.=G., Mainz, 12 Prozent Dividende. Die Ge=
ſellſchaft
, die im Vorjahre durch die Angliederung von Urbin die Haupt=
produktion
von verarbeitetem Wachs (Schuhwichſe uſw.) beſtreitet,
ſchließt 1928 mit einem Fabrikationsgewinn von 6395 Mill. RM. gegen=
über
4726 Mill. RM. Unkoſten. Nach 887 673 RM. Abſchreibungen und
Ueberweiſung an die auf 10 Prozent des Aktienkapitals gebrachte Re=
ſerve
von 167 317 RM. verbleibendem Reingewinn von 838 223 RM.
werden 12 Prozent Dividende auf 5 Mill. RM. Aktienkapital verteilt / 6% Bahern Frei=
und 50 000 (56 000) RM. neu vorgetragen. Die Generalverſammlung
genehmigte den Abſchluß. Die Bilanz zeigt Kreditoren mit 2.139 Mill.
RM. gegenüber =256 (alles in Mill, RM.) Debitoren, 1792 Waren,
0 725 Kaſſe, Bankguthaben, Wechſel und Schecks, 0.33 Grundſtücke, 0.837
Gebäude, 0.27 Fabrikeinrichtungen und 0.1 Fuhr= und Waggonpark, 6o Sachſen Frei=
Ueber den Verlauf des letzten und des neuen Geſchäftsjahres werden
leider keine Mitteilungen gemacht.
Hermann Wronker A.=G., Frankfurt a. M. Die Geſellſchaft be=
richtet
von der vollzogenen Angliederung der beiden Geſchäfte Kaufhaus
Hanſa in Frankfurt a. M. und Warenhaus Zum Strauß in Nürn=
verg
, wozu die Erhöhung des Aktienkapitals von 3,3 auf 6 Mill. RM.
durchgeführt wurde. Der Reingewinn aus 1928 einſchließlich Vortrag
aus 1927 in Höhe von 143 553 RM. beläuft ſich auf 640 117 (409 462)
ſtM., aus dem 8 Prozent Dividende verteilt und 132 044 RM. auf neue / Dtſche. Schutzge=
Rechnung vorgetragen werden ſollen. Die Bilanz weiſt im weſentlichen
bedeutend geſteigerte Konten auf. So ſtieg das Inmobilienkonto auf
alles in Mill. RM.) 7,027 (0,121), Mobilien auf 1,306 (0,279), Beteili=
gungen
ermäßigten ſich auf 3,186 (6,062), Außenſtände ſind mit 0,646 4% Berlin v. 24...
0,349), Warenvorräte mit 7,605 (4,316) angegeben. Auf der anderen / 8% Darmſtadt. v.26
Seite betragen bei einem von 2,7 auf 6 Mill. RM. erhöhten Aktien=
kapital
und dem gleichfalls von 0,136 auf 1,2 Mill. RM. heraufgeſetzten
Reſervefonds Hypotheken 2,628 (0,056), Bankſchulden 17711 (4,185),
Warenſchulden 3,032 (0), Buchſchulden einſchließlich Steuerrücklagen 8% Nürnberg v. 20
,464 (4,358) Mill. RM. Der Bruttogewinn iſt von 5,463 auf 9,689
Mill. RM. angewachſen.
Metallnokierungen.
Die Berliner Metallnotierungen vom 27. Juni 1929 ſtellten ſich für
Elektrolytkupfer 170.75 MM., Originalhüttenaluminium 190.00 RM., ( 4½%- Lig- Pfbr.
desgl. im Walzem oder Drahtbarren 194.00 MM., Reinwickel 350.00 MM.,
Antimon Regulus 68.0072.00 RM., Feinſilber 71.7573.50 RM.

Frankfurker und Berliner Effektenbörſe.
Frankfurt a. M., 27. Juni.
Im Vormittagsverkehr war das Geſchäft zunächſt ſehr ruhig. Die
Spekulation verſchanzte ſich daher hinter einer großen Zurückhaltung
und bekundete eher Abgabeneigung. Als ſich aber die Befürchtungen
nicht bewahrheiteten und ein unveränderter Satz gemeldet wurde, ſchlug
die Stimmung um und nahm ein freundliches Ausſehen an. Ferner
wirkte der ſehr feſte Schluß der geſtrigen New Yorker Börſe und ver=
ſchiedene
Anzeichen einer Geldmarkterleichterung vorteilhaft. Im Vor=
dergrunde
ſtanden wieder Montanwerte, hier ſchritten rheiniſche Inter=
eſſenten
zu erneuten Käufen. Autowerte leicht gedrückt. Die Erfin=
dung
des künſtlichen Gerbſtofmittels durch die J. G. Farben=
geſellſchaft
und die Verſtändigung in der Stickſtoffinduſtrie hatten
für dieſen Markt recht rege Nachfrage zur Folge. J. G. Farben eröff=
neten
1½ Prozent, Scheideanſtalt 2 Prozent, Rütgerswerke 1½ Prozent
und Deutſche Erdöl 1 Prozent feſter.
Nach den erſten Kurſen erfuhr die Tendenz eine weitere Befeſtigung
Doch wurde das Geſchäft hiernach ſtiller, und die Kurſe gaben ihre
weiteren Gewinne wieder her. Doch wurde das Anfangsniveau kaum
unterſchritten. Aber auch Gewinnmitnahmen ſpielten hier eine gewiſſe
Nolle. Die Tendenz blieb freundlich. Am Geldmarkt war der Satz
für Tagesgeld mit 8 Prozent unverändert. Am Deviſenmarkt lag das
Pfund international feſt. Auch die Mark konnte ſich wieder etwas er=
holen
. Man nannte Mark gegen Dollar 4.1942, gegen Pfunde 20.3425,
Paris 123.96, Mailand 92.68, Madrid 34.25, Holland 12.07/8, London=
Kabel 4.8485.
Die Abendbörſe blieb nahezu geſchäftslos, und bei ſich eher noch
verſtärkender Zurückhaltung der Kuliſſe und anhaltender Orderloſig=
keit
waren die Kurſe meiſt knapp behauptet. Geringfügig anziehen
konnten Klöckner, Mannesmann und J. G. Farben. Glanzſtoff da=
gegen
angeboten und erneut 3 Prozent ſchwächer. Im Freiverkehr
nannte man J. G. Chemie=Baſel mit 2293230 Prozent. Auch im
Verlaufe blieb die Umſatztätigkeit minimal. Renten vernachläſſigt.
Berlin, 27. Juni.
Bis zum Bekanntwerden der Tatſache, daß die Bank von England
heute ihren Diskontſatz unverändert gelaſſen hat, konnte man vormit=
tags
eine etwas ſtärkere Zurückhaltung bei der Spekulation bemerken.
Trotz der 100 Millionen Mark Goldverluſte der letzten Zeit hat ſich
London nicht für eine Diskontveränderung entſchieden, und es iſt zu
hoffen, daß das Zuſammenarbeiten der führenden Goldnotenbanken
einen anderen Weg als den einer Diskonterhöhung finden wird, um
dieſe Goldverluſte in Zukunft zu vermeiden bzw. auszugleichen. Ebenſo
wie man bei uns nach dem Zinstermin mit rückgängigen Sätzen rechnet,
hofft man auch international mit einer Erleichterung der Geldmarkt=
lage
. Für den morgigen Zahltag wurde wohl auch rechtzeitig Vorſorge
getroffen, ſo daß Schwierigkeiten in dieſer Hinſicht kaum zu erwarten
ſind. Zu Beginn des offiziellen Verkehrs war zwar der Ordereingang
bei den Banken wieder nicht ſehr umfangreich, für Spezialwerte erhielt
ſich aber Intereſſe. Allerdings wanderte die Spekulation vom Mon=
tanmarkt
etwas auf den Elektro= und Farbenmarkt ab. Man ſprach
ſon Käufen einer Großbank, die bereits geſtern durch einen optimiſtiſch
geſtimmten Monatsbericht aufgefallen war. Für J. G. Farben regten
außer dem wohl noch nie zum Abſchluß gekommenen Stickſtoffverhandlun=
gen
, die erſt durch die Kommentare der Preſſe in das richtige Licht ge=
ſetzt
worden ſind. So war die Stimmung durchaus freundlich. Größere
Kursveränderungen traten aber nur vereinzelt ein. Nach den erſten
Notierungen erfuhr die Tendenz zunächſt eine weitere Befeſtigung. Die
Tauſchoperationen der Spekulation (Elektrowerte und Farben gegen
Montane) hielten aber an, ſo daß die Kursentwicklung ſpäter nicht ein=
eitlich
zu nennen war.

Brodukkenberichke.

N. E. G...
Augsb.=Nürnb. Maſch
Baſalt ..
Beramann. . .
Berl. Karlsruhe Ind.
Berl. Hand.=Geſ.
Braunkohl. Briletts
Bremer=Wolle.....
Danatbank. . . . . . . .
Deutſche Bank....
Diskontogeſellſchaft.
Dresdner Bank. . . ."
Deutſche Maſchinen
Deutiche Erdöl .....!
Deutſche Petroleum
Dynamit Nobel. . . .
Cleftr. Lieferung. ...
J. G. Farben... . ."
Gelſenk. Berg.....
Geſ. f. elektr. Untern.
San. Maſch.=Egeſt. . .
danſa Dampfſch. . . .
Kapag.

26. 6. 1 27. 6.
192. 191 Hirſch Aupfer 26. 6. 27. 6.
131. 931 Höſch Eiſen ........" 132.25 1341 28.50 48.50 Hohenlohe Werke" 95.75 95.75 220. 1221. Kahla Porzellan 78.25 801 6o. 60,75 Kalt Aſcherslel 242. 243.50 221.25 223.50 Salzdetfurkhr). 411. /411. 156.25 158. Weſteregelt 252. 250.50 181. 180. Lindes Eismaſch. 168. 168. 276. 278. L. Loewe & Co 205.50 208. 171 171.25 Lingel Schuh. 50. 50. 156. 156. MannesmannRöhrer 122.75 123.50 162. 162.50 Niederlauſitzer Kohlel 142.50 142.50 50.25 51 Nordd. Llohd 113. 114. 117.50 1119, Orenſtein. 88
424.25 91. 62. Polhphon". 437. 118. 118.50 Rütgerswerke 88.50 90. 158. 159. Sachffenwerke 107. 108. 2a0. 1242. Siemens Glas 125. 126.50 180. 181. Ver. Glanzſtoff 449. 438.50 2e2.75 224. Ver. Stahlwerke . . ..! 103.75 104. 45. 45. Voliſiedter Porzellan 37. 37. 157. 157.75. Wanderer Werke. .. 90. 89. 121. 122. Wiſſner Metall .....! Aff 128.75 147.50
Hemoor Zement ...1 270. 1269.25 148.50 Wittener Gußſtahl. 51. 51.

*) Tie 3 Kalin erte verſtehen ſich exkl. Bezugsrecht.

Devifenmarkk.

Celſingſors..
Wien ......."
Prag ......."
Budapeſt..."
Soſia ....."
Solland ...."
Tslo ......."
Kopenhagen.
Stockholm. . . .
London.....
Buenos Aires
New York..."
B elgien....

26. 6.
Celd Brief
10.526 10.E56
56.25 59.07
12.426 12.446
73.09 73.23
2.027 3,033
168.35 168.6
111.87111.,89
111.67 11.89
112.36 112.58
20 ,323 20.363
1.757 1.761
4.1825 4.2005
58.205 58.325

27. 6.
Geld Brief
10.537 10.557
59.945 59.065
12.418 12.4361
73.09 78.23
3.027 3.033
168.30/168.64
111.67111.890
11.e6 111.881
12.26 112.54
20.322 20.362
1.757 1.76
4.192 4. 200
18.215 58.331

Italien ...."."
Paris ......
Schweiz ....
Spgnien ...."
Danzig ......
Japan ....."
Rio de Janeiro
Jugoſlawien.
Portugal. . ..
Athen ......
Konſtantinope
Kanada.. . .."
Uruguay ..

Mannheimer Produktenbericht vom 27. Juni. Für an Seehäfen
disponiblen Weizen beſteht infolge der bevorſtehenden Zollerhöhung
großes Intereſſe. Die Stimmung iſt feſt. Im Waggongeſchäft nannte
man im nichtoffiziellen Verkehr in Reichsmark per 100 Kg. waggonfrei
Mannheim: Weizen ausl. 2527,25, Roggen inl. 22,7523, ausl. 23,
Hafer inl. 22,5023, ausl. 2121,50, Braugerſte geſtrichen, Futtergerſte
2021, Mais mit Sack 20,5020,75, ſüdd. Weizenmehl Spezial. Null
33,50, ſüdd. Weizenauszugsmehl 37,50, ſüdd. Brotmehl 25,5, ſüdd. Rog=
genmehl
2932, Kleie 1010,25, Biertreber 16,5018.
Frankfurter Produktenbericht vom 27. Juni. Der Frankfurter
Produktenmarkt verkehrte in ſtetiger Haltung. Die Grundſtimmung
wvar feſt, in Erwartung einer baldigen Einigung in der Frage der
Zwiſchenzölle. Das Inlandsangebot von Brotgetreide hält ſich weiter
in engſten Grenzen. Die Preiſe waren zumeiſt etwas feſter. Weizen
24.25, Roggen 22.25, Sommergerſte für Brauzwecke 23, Hafer 22, Mais
für Futterzwecke 20.5020.75, Weizenmehl 33,50, dito niederrheiniſch
33.25, Roggenmehl 29.5030.50, Weizenkleie /10, Roggenkleie 11.25.
Allgemeine Tendenz: ſtetig.
Die Berliner Produktennotierungen vom 27. Juni 1929 ſtellten ſich
für: Weizen, märk. 224225, Tendenz ſehr feſt; Roggen 194196, Ten=
denz
: feſt; Futtergerſte 176182, Tendenz; ruhig; Hafer, märk. 178
bis 188, Tendenz: feſt; Weizenmehl 26.2530.00, Tend.: feſt; Rog=
gemmehl
26.7529.00, Tend.: feſt; Weizenklcie 11.5011.75, Tendenz:
behauptet; Noggenkleie 11.5011.75, Tendenz: Gehauptet; Viktoria=
erbſen
4048, kl. Speiſeerbſen 2834, Futtererbſen 2123, Peluſchkem
2526, Ackerbohnen 2123, Wickim 2730, Lupinen: ſlau 18.5019.50,
gelb 27.5029.50 Rapskuchen 18.50, Leinkuchen 21.3021.60, Trocken=
ſchnitzel
10.50, Sojaſchrot 18.8019.40, Kartoffelflocken 15.8016.40.

Biehmärkte.

Mannheimer Kleinviehmarkt vom 27. Inni. Zum heutigen Klein=
viehmarkt
waren zugetrieben und wurden die 50 Kg. Lebendgewicht je
nach Klaſſe in Reichsmark gehandelt: 51 Kälber 5878, 32 Schafe 55
bis 57, 57 Schweine 8185, 638 Ferkel und Läufer, Ferkel bis 4 Wochen
3036, über 4 Wochen 3846, Läufer 5260, 3 Ziegen 1024. Markt=
verlauf
: Mit Großvieh ruhig, langſam geräumt; mit Schweinen ruhig;
mit Ferkeln und Läufern lebhaft.
Frankfurter Kleinviehmarkt vom 27. Juni. Aufgetrieben waren:
1 Kuh, 1098 Kälber, 139 Schafe und 765 Schweine. Der Auftrieb war
um 418 Kälber und 18 Schafe größer, jedoch um 2550 Schweine geringeß
als zum letzten Großviehmarkt. Die Preiſe waren bei Kälbern unver=
ändert
. S hweine gaben um 1 Mark nach. Marktverlauf: Schweine
mittelmäßig, ausverkauft; Kälber und Schafe ruhig, geräumt. Preiſe
pro Zentner Lebendgewicht: Kälber b) 7679, c) 7075, d) 6069,
Schafe , Schweine b) 7982, c) 8184, d)8184, e) 7881. Fleiſch=
großhandelspreiſe
: Ochſenfleiſch 1) 90100, 2) 8090, Bullenfleiſch 92
bis 96, Kuhfleiſch 2) 6575, 3) 4060, Kalbfleiſch 2) 95110, Schweine=
fleiſch
1) 95105, Gefrierfleiſch (Rindfleiſch), Vorderviertel 56, Hinter=
viertel
65. Geſchäftsgang ſchleppend.
Amerikaniſche Kabelnachrichien.
Es notierten nach Meldungen aus Chicago am 27. Juni:
Getreide. Weizen: Juli 111½, Sept. 116½, Dez. 121½: Mais:
Juli 917, Sept. 93½, Dez. 90½; Hafer: Juli 43½, Sept. 437,
Dez. 46; Roggen: Juli 86½, Sept. 91, Dez. 95½.
Schmalz: Juli 1182½, Sept. 12,17½, Okt. 12,32½, Dez.
12,37½.
Fleiſch. Rippen: Juli 13,40, Sept. 13,75: Speck, loko 13,75;
leichte Schweine 10,50 bis 11,10, ſchwere Schweine 10,40 bis 10,85;
Schweinezufuhren: Chicago 27 000, im Weſten 85 000.
Baumwolle: Juli 18/40, Oktober 18,55.
Es notierten nach Meldungen aus NewYork am 27. Juni:
Getreide. Weizen: Rotwinter 137½, Hartwinter 123½;
Mais, neu angek. Ernte 103½; Mehl, ſpring wheat clears 5,60
bis 5,96: Fracht: nach England 1,6 bis 2,0 Schilling, nach dem
Kontinent 10 Cents.
Schmalz: Prima Weſtern, loko 12,55; Talg, extra, loſe 7.
Kleine Wirtſchaftsnachrichken.
Die in London verſteigerten 760 000 Pfund Sterling ſüdafri=
kaniſchen
Goldes wurden vom freien Handel aufgenommen, und
zwar der größte Teil für Deutſchland beſtimmt. Die Bank von
England erwarb von dieſem Betrage nichts. Wie man annimmt,
geht auch das geſtern von der Bank von England verkaufte Gold
nach Deutſchland. Die Bank von England verkaufte 1 873 718
Pfund Sterling.
Wie bekanntgegeben wird, iſt in der belgiſchen Zündholzindu=
ſtrie
ein neuer Zuſammenſchluß zuſtande gekommen, und zwar
handelt es ſich um eine Verſchmelzung der La Suedoiſe S. A.
Brüſſel S. A. Belga Match Ninove S. A. Sapia Societe Auxilaire
pour IInduſtrie Allumettiere, Brüſſel, mit der Belgia Match
Faktories Ltd. Fabriques Belges d’Allumettes S. A. in Bruſſel.
Die Compagnie induſtrielle du Liege (Cil) hat ein Abkommen
mit der ſpaniſchen Regierung getroffen, das eine umfaſſende Rege=
lung
der Korkerzeugung und des Korkvertriebes in Spanien vor=
ſieht
. Praktiſch kommt dieſes Abkommen einer Kontrolle der ſpä=
niſchen
Korkerzeuger gleich.
Der Präſident der Ford Motor Company, Edſel Ford, der
in dieſen Tagen von einer längeren Inſpektionsreiſe zu den aus=
ländiſchen
Niederlaſſungen der Geſellſchaft zurückkehrte, erklärte,
daß die engliſche Ford=Geſellſchaft in Kürze jährlich 50 000 Fahr=
zeuge
herſtellen würde und daß man für das nächſte Jahr eine
Produktion von 200 000 Wagen in Ausſicht genommen habe.

Frankfurter Kursbericht vom 27. Juni 1920.

6%0 Dtſche. Reichs=,
anl. v. 27,
60 Baden Frei=
ſtaat
v. 47.
ſtagt v. 27 .....
% Heiſſen Volks=
ſtaat
v. 28.....
6% Preuß. Staats=
anl
. v. 28..
ſtagt v. 27..
120 ThüringerFrei=
ſtaat
v. 27.
Dtſche. Anl. Auslo=
jungsſch
. * (
Ablöſungsanl. .
Ttſche. Anl. Ablö=
ungsſch
. (Neub.
bietsanleihe,
%0 Bad.=Bad.v. 26
Ae
720 Fikf. a. M. b.24
8% Mainz v. 26..
8½ Mannh. v. 20
Dt. Komm. Eam=
mel
=Ablöſ.-Anl.
* Ausl. Ser.
. Ser.I
B2 Verl. Lyp.=Bt.
% Frkf. Hhp. Bk..
% PfbrBk.
4 ½%,- Lia. Pfbr.

87.25
74.5
77
87.5
91.4
79.5
50.8
10.2
4.9

84.5
87.5

92.

49
64.5
M.S
97.5
75.3
R
7811,

2 Heſi. Landesbk.
4½% Heſ.Sd3. Hp
Bk.=Ligid. Pſbr.
8% Kom. Landes=
bant
Darmſtadt.
88 Mein.Hyp.B
4½% Lig. Pfbr.
8% Pfälz.Hhp.Bk
8% Preuß. Ztr.,
Stadtſchaft. .
8% Rhein. Hhp.=B
4½% Lig.Pfbr
8% Nhein.=Weſtf.=
Bv.=Credit .....
8% Südd. Bod.=
Cred.=Bank ...
8% Württ. Hyp.=B
6% Daimler Benz
von 27.......
8% Klöckner=Werke
Berlin v. 26...
7%0 Mainlrw. v. 26.
7%0 Ver. Stahlwke
mit Opt. v. 26. , / 81.3
8% BoigtckHäffner
von 20 ...."

J. G. Farben Bonds

. ."
5% Bosn. L. E. B.
v. 1914 I.
,%0 Oſt. Schatz=
anw
. v. 1914
42 Oſt: Goldrent
4½/,26 Rum. Gold
von 1913
4% Türk. Admin.
4% 1.Badgadl
Zollanl.
420
411. %üngarn 1913

97.25 /4½
84.5 4

74.75

94
82.5
97.5
75
97.5
97.5
97.n5
79.
97.5
98.5
97.75

72.5
A
80
91.25
134.5

Ungarn 1914
Goldr.

Aktien.

33

34.5
29.5

6.25

Allg. Dt. Creditanſt. 127.75
Bk. f. Brauinduſtr
Berl. Handelsgeſ.
Comm. u. Privatb. /186
Darmſt. u. Nt.=Bk.
Deutſche Bank..
Eff.=u. Wechſel=
bank

Vereinsban!.
Diskonto=Geſellſch. /157
Dresdener Bank 163.5
Franff. Bank.
Hyp.=Bk.
Pfdbr.=Bk. ... .
Gotha. Grundkr. B
Mein. Hyp.=Bant. /123
Mitteld. Creditbk.
Nürnb. Vereinsbr
Oſt. Creditanſtalt.
Pfälz. Hyp.=Bank
Reichsbank=Ant.
Nhein. Creditbr..
Hyp.=Bank ..
Südd. Bod.-Cr. Bk.
Wiener Banwerein
A.G. f. Vertehrswv
Dt. Eiſenb.=Geſ...
7% Dt. Reichsbahl
Vorzge.
Hapag ......"
Nordd, Lloyo ....!"
Schantung=Eiſenb
Südd. Eiſenb.=Gei.
Accum= Berlin....
Adlerw. (v. Kleher)
6% AEG. Vorzug

25.1
23,2

173
278
171.5
126.5
10.
104
139.75
141

15.)
30.8
135.5
3.35
122
150
168

154.75
169
86
122.75
114,
125

49.5
95.25

AEG. Stamm. . . .
Baſt Nürnberg
Bergm. El. Werle/220
Broun BroverickCie
Brüning & Sohn..
Buderus Eiſen .../ 75.5
Eement Heidelberg/137.5
Karlſtadt/179
Chem. WerkeAlbert./ 64
Chade ......."
Daimler=Benz ....! 53
Dt. Atl.=Telegr.. . . 1115
Eiſenh. Berlin.
Erdöl .......
Golb= u. Silb.=Anſtalt.
Linoleumwert. /317.5
Eichbaum, Brauer.
Elektr. Licht u. Kraf1/219.5
Liefer.=Ge
Sſchw. Bergwerk.
Eßlinger Maſchinen
EEttlinger Spinnereil215
F. G. Furbenindſtr.
Feinmech. (Fetter).
Felt. & Guilleaum.
Frift. Gas ....... /125
Hof.........
Geiling & Cie ...."
Gelſenk. Bergwer!
Gef. f. elektr. Un=
ternehmungen
..
Goldſchmidt Th. .
Gritner Maſchinen
Grun e Bilfinger /173.5
oafenmühle Frtit. 1130
Hammerſen (O3n. //134.75
Harpener Bergbau
Henninger, gempf. /489
Hilpert Armaturfb.) 95.5
Hindrichs=Aufferm. 92

191.25
138
100
119
162.75
300
198.25
41.5
41/,
es
71.25

76.1

Hochtief Oſſen
Holzmann, Phil. . .
Holzverk.=Induſtrie
Ziſe Bergb. Stamm
Genüſſe
Funghans Stamm
Kali Aſchers leben .
Salzdetfurth.
Weſteregeln.,
Kammgarnſpinn .
Karſtadt, ..... ..
Klein, Schanzl.
Klöcknerwerke ...."
Kraftw. Alt=Württ.
Lahmeher E Co..
Lech, Augsburg ..
Löwenbr. Münch..
Lüdenſcheid Metall
Lutz Gebr Darmſt.
Maintr.=W. Höchſt.
Mainz. Aft.=Br....
Mannesm. Rohren
Mansfeld. Bergb..
Mars=Werte .....! 77
Metallgeſ. Franuft.
Miag. Mühlenbau.!.
Montecatin(Maild.
Motoren f0. Darmſt.
Reckarſ. Fahrzeug..
Nicolay, Hofbr. . . .
Oberbedarſ ......
Oſterr. Alpine Mo.
Otav Minen ...../ 70
Beters Union Frkf. 127
Phöni= Bergbau. / 99
Reiniger, Gebb.. . . 1104.5
R). Braunkohlen
Elektr. Stamm /152
Stahlwerke ..
Riebeck Montan.
Roeder Gb. Darmſt 1115.5

Ve
113
219.5
120
73.5
243
251.5
158
194
111
83
171
285

06.25
230
123.5
120.5
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Seite 18

Freitag, den 28 Juni 1929

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Nummer 122

din Srman der Nant

Freitag, den 28. Juni 1929

Seite 19

37)

Roman von Max Brand.
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(Nachdruck verboten.)

Er hörte es leiſe von drinnen an der Tür kratzen. Es wieder=
holte
ſich. Schließlich ſtand er auf und öffnete die Tür. Der
rieſige zottige Hund drängte ſich durch die Oeffnung und glitt
an ihm vorbei. Es überraſchte Byrne, das Tier ſich hinweg=
ſtehlen
zu ſehen, als ob Barry ſelbſt ſchon gegangen ſei. Er rief
das Tier an. Die einzige Antwort war, daß der Hund ihm
lautlos die Zähne wies. Byrne blieb wie angewurzelt ſtehen.
Der große Hund war lautlos verſchwunden, und Byrne ſchloß
die Tür, ohne einen Blick ins Zimmer zu werfen. Er hatte eine
beſeſſene, närriſche Angſt davor.
Mit einem Male ſchien die Stille, die ringsum herrſchte,
voller drohender Vorbedeutung zu ſein. Die Bilder, die ſein
Hirn bevölkert hatten, waren verflogen. Er empfand nur eines:
geſpannteſte Erwartung. Als die Türe ſich plötzlich geräuſchlos
in ihren Angeln drehte, war er anſcheinend ſchon darauf vor=
bereitet
. Er ſprang auf. Vor ihm ſtand Dan Barry. Dan
ſchloß die Tür und glitt in der Richtung, in der der Hund ver=
ſchwunden
war. Er hatte das Zimmer beinah ſchon verlaſſen,
als Byrne endlich Worte fand.
Miſter Barry! rief er.
Der Mann ſtutzte.
Miſter Barry! wiederholte Byrne.
Dan Barry wandte ſich um. Es erinnerte an die Art, wie
der Wolfshund ſich umgedreht hatte, um Byrne die Zähne zu
zeigen. Eine raſche Bewegung. In ſeinen Augen blitzte es
drohend auf.
Miſter Barry, wollen Sie uns verlaſſen?
Ich geh hinaus.
Und kommen Sie zurück?
Ich weiß nicht.
Doktor Byrnes Herz war einen Augenblick lang von trium=
phierender
Freude erfüllt. Am liebſten hätte er laut heraus=
gejubelt
, aber da erinnerte er ſich daran, wie das Mädchen zer=
brochen
, mit hängendem Kopf, die Treppe hinaufgeſtiegen war,
und er beſchloß, alles zu tun, was in ſeinen Kräften ſtand, um
den Fremden auf der Ranch zurückzuhalten. Selbſt wenn es

ihm vergönnt geweſen wäre, hundert Jahre alt zu werden, hätte
Nandall Byrne keine edlere Tat tun können, als das, was er jetzt
verſuchte. Er ſchritt durchs Zimmer und vertrat Barry den Weg.
Wenn Sie jetzt gehen, ſagte er ernſten Tones, ſo werden
Sie furchtbaren Schmerz über dieſes Haus bringen."
Ein Strahl des Zornes zuckte in Barrys Augen auf.
Joe Cumberland ſchläft, antwortete er. Wenn er auf=
wacht
, wir er ſich viel kräftiger fühlen. Er braucht mich nicht
mehr.
Er iſt nicht der einzige, der Sie braucht. Seine Tochter hat
Ihr Kommen mit großer Ungeduld erwartet.
Barrys ſcharfer Blick begann zu flackern. Er ſah von Byrne
hinweg. Möchte ganz gern bleiben, murmelte er vor ſich
hin, aber ich muß weg.
Sie hörten beide einen dumpfen Ruf aus dem Zimmer.
Das iſt Joe Cumberland, ſagte Byrne, Sie ſehen, er
ſchläft nicht.
Barrys Stirn umwölkte ſich. Er wandte ſich düſteren Geſichts
der Tür zu, aus der er gekommen war.
S kann ſein, 8 iſt beſſer, ich bleibe.
Aber noch ehe er einen Schritt gemacht hatte, hörte Byrne
leiſe aus weiter Ferne den Schrei der Wildgänſe, dieſen ſelt=
ſamen
, disharmoniſchen und doch ſo muſikaliſchen Ruf, den der
Wind über ungezählte Meilen trug. Auf Barry wirkte es wie
die Berührung eines Zauberſtabes. Er wirbelte auf dem Abſatz
herum.
Und doch muß ich weg, wiederholte er.
Und trotzdem gab ihm Byrne den Weg zur Tür nicht frei.
Es erſorderte mehr Mut als alles, was Byrne in ſeinem Leben
bisher unternommen hatte. Der Schweiß lief in großen Strömen
an ihm herab, als Barry auf ihn zukam. Und jeder Tropfen
Blut wich aus ſeinem Geſicht, als er in Barrys Augen ſah
Augen, in denen jetzt ein unheimlicher gelber Schimmer aufzuckte.
Nein, ſagte Byrne heißer, Sie dürfen nicht gehen. Hören
Sie doch! Der alte Cumberland ruft nach Ihnen! Iſt Ihnen
denn das ganz gleichgültig? Wenn das ſo wichtig iſt, was Sie
jetzt da hinaus ins Dunkle treibt, kann ichs dann nicht für
Sie tun?
Nachbar, ſagte Barrys ſanfte Stimme, geht beiſeite,
Ich habe keine Zeit. Man braucht mich draußen.
Randall Byrne ſtraffte jeden Muskel in dem verzweifelten
Entſchluß, den Fremden von der Türe zurückzuſtoßen, und trotz=
dem
geſchah das Seltſame, daß er gegen ſeinen Willen zur Seite
trat. Er ſah, wie Barry aus der Tür ſchlüpfte.

Dan! Wo biſt du? rief es wieder aus Cumberlands Zim=
mer
. Diesmal lauter.
Da gab es keinen Ausweg, er ſelbſt mußte ſich entſchließen,
ins Zimmer zu gehen im Notfall den Alten anzulügen. Man
konnte ihm ſagen, Dan Barry ſei nur für einen Augenblick vor
die Tür gegangen und werde ſogleich wieder zurück ſein. Viel=
leicht
genügte dieſe Notlüge, bis der Alte wieder eingeſchlum=
mert
war. Am anderen Morgen würde er freilich herausfinden,
daß man ihn getäuſcht hatte. Aber daran wollte Byrne jetzt nicht
denken. Es war genug mit den Sorgen des Angenblicks.
Einen Augenblick zögerte er noch, die Hand auf der Tür=
klinke
, dann ermannte er ſich, öffnete und trat ein. Joe Cumber=
land
hatte ſich aufgerichtet. Er ſaß auf dem Rand ſeines Lagers.
Eine Spur von Farbe war in ſeinem Geſicht, es ſchien Byrnes
ungläubigen Augen, als ſei er etwas weniger abgezehrt, und das
Feuer, das in den Augen des alten Ranchers brannte, hatte ge=
wiß
nicht mehr den unheimlichen, unirdiſchen Glanz.
Wo iſt Dan? rief er.
Kann ich irgend etwas für Sie tun? verſuchte Byrne der
Frage auszuweichen. Brauchen Sie etwas? Kann ich Ihnen
etwas bringen?
Ihn! antwortete der Alte gereizten Tones. Verdammt
noch mal, ich brauche Dan! Wo iſt er? Er war hier. Im
Schlafe habe ich ihn neben mir geſpürt. Wo iſt er?
Er iſt bloß für einen Augenblick hinausgegangen, erklärte
Byrne, er wird ſofort wieder zurück ſein.
Hinausgegangen? Hinausgegangen? wiederholte der
Alte ſchleppend. Plötzlich richtete ſich ſeine dürre Geſtalt zu ihrer
ganzen Höhe auf.
Doktor, Ihr lügt! Wo iſt er hin?
Doktor Byrne wurde unvermutet von ſeinen Gefühlen über=
wältigt
.
Zum Teufel iſt er gefahren! platzte er heraus, dem Wind
und den wilden Gänſen nach! Weiß der Teufel, wo er hin iſt.
Als wäre ein Stichwort gefallen, knallte draußen ein Schuß.
Ein wildes dämoniſches Geheul des Schmerzes und der Wut
folgte, und dann kam ein Schrei, der ſo furchtbar war, daß Doktor
Byrne das Gefühl hatte, er werde noch auf dem Totenbette ſich
an dieſen Schrei erinnern müſſen.
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