Darmstädter Tagblatt 1929


10. Juni 1929

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Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
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Nummer 159
Montag, den 10. Juni 1929.
192. Jahrgang

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und Nationalbant.

Das Kabinekk der außenpolikiſchen
Akkivikäk.
Zu Macdonalds Amksankrikk.
* London, 9. Juni. (Priv.=Tel.)
Mit der offiziellen Amtsübernahme der arbeiterparteilichen
Regierung tritt in England innen= wie außenpolitiſch eine
weſentliche Aenderung ein, und zwar iſt dieſe Aenderung nicht
lediglich bedingt durch den Uebergang der Macht von einer kon=
ſervativen
auf eine ſozialiſtiſche Regierung, ſondern ſie wird vor
allem gekennzeichnet ſein durch die Ablöſung einer Regierungs=
periode
der vollſtändigen Inaktivität durch eine neue Politik der
aktiven Handlung. Die Beurteilung der neuen Regierung und
die Dauer ihrer Amtszeit werden zwar im weſentlichen abhängig
ſein von ihren innerpolitiſchen Erfolgen, ſo dem Ausmaß, in dem
ſie die Arbeitsloſigkeit vermindern kann, den Budgetfragen, der
Wahlrechtsreform und anderen Dingen. Aber daneben wird doch
auch die Außenpolitik für die Bewertung der Leiſtungen eine
größere Rolle ſpielen, als das ſonſt in England üblich iſt, da die
Gefahren der außenpolitiſchen Inaktivität Englands heute doch
viel weiteren Kreiſen gegenwärtig ſind als früher. Dies er=
ſcheint
inſofern weſentlich, als die Regierung für ihre außenpoli=
tiſchen
Fragen einer ſehr weiten Gefolgſchaft außerhalb der
eigenen Reihen ſicher ſein kann. Das während der Wahlen be=
kannt
gegebene Programm der Arbeiterpartei ſtimmt ſehr weit=
gehend
mit dem der Liberalen und ſelbſt der Konſervativen über=
ein
. Der Unterſchied gegenüber den Konſervativen liegt mehr im
Tempo, als im Programm, während die Liberalen auch hierin
der Arbeiterpartei ſehr weitgehend folgen dürften.
Dieſes außenpolitiſche Programm der zweiten Regierung
Ramſay Macdonalds iſt gekennzeichnet durch zwei völlig ver=
ſchiedene
Aufgaben, erſtens durch den Ausgleich mit den Ver=
einigten
Staaten und zweitens durch die Förderung der allge=
meinen
Abrüſtung. Mit dieſen beiden Fragen iſt aber untrennbar
verbunden die See= und Landabrüſtung, die Umſtellung der bis=
herigen
kontinentalen Politik von einer einſeitigen Begünſtigung
Frankreichs zu einer gleichmäßigen Behandlung aller Staaten,
die Wiederherſtellung einer aktiven engliſchen Politik im Völker=
bund
und Internationalen Arbeitsamt. Für die Behandlung all
dieſer Fragen wird der Geſichtspunkt maßgebend ſein, wie das
erſtrebte Ziel am beſten erreicht werden kann. Das bedingt eine
Zuſammenarbeit zumindeſt mit den wichtigeren europäiſchen
Staaten, vorwiegend aber mit Frankreich und Deutſchland. Die
Chamberlainſche franzoſenfreundliche Politik kann danach nicht
etwa durch eine deutſchfreundliche erſetzt werden, ſelbſt wenn die
Arbeiterpartei das wünſchte, was ſicherlich nicht der Fall iſt. Das
muß man ſich vergegenwärtigen, um nicht übertriebene Erwar=
tungen
in eine in ihren Grundzügen günſtige Wendung der eng=
liſchen
Außenpolitik zu ſetzen. Die Erfolge dieſer engliſchen Akti=
vität
werden für Deutſchland um ſo günſtiger ſein, je weniger
man durch einen Druck eine Umkehr von der bisherigen, in vieler
Hinſicht untragbaren Haltung Englands zu beſchleunigen ſucht.
Die engliſche Regierung, und mit ihr weite Teile des engliſchen
Volbes, haben ein Intereſſe daran, von ſich aus eine grundlegende
Wendung in den wichtigen internationalen Fragen herbeizu=
führen
. In dieſen Beſtrebungen ſollten ſie weder übermäßig ge=
ſtützt
, noch geſtört werden, da die Einmiſchung von beiden Seiten
den Erfolg nur beeinträchtigen könnte.
Die günſtigen Erwartungen, die man unter Beachtung aller
notwendigen Vorſicht hegen kann, könnten ernſtlich gefährdet wer=
den
durch einen vorzeitigen Sturz und eine neue Unterbrechung
dieſer außenpolitiſchen Ausgleichsarbeit. Ihr Wert wird zumeiſt
darin liegen, daß ſich in verhältnismäßig kurzer Zeit zeigen wird,
inwieweit England heute noch in der Lage iſt, durch eine Ab=
kehr
von ſeiner bisherigen Politik ſeinen kontinentalen Einfluß
zu verſtärken. Es iſt keineswegs ſicher und auch keineswegs wahr=
ſcheinlich
, daß man auf franzöſiſcher Seite mit der ſtarken Gefolg=
ſchaft
der Vaſallenſtaaten hinter ſich ohne weiteres dieſen Beſtre=
bungen
nachgibt; viel eher iſt anzunehmen, daß man dieſen Be=
ſtrebungen
überall Hinderniſſe in den Weg zu legen ſuchen wird,
um, wenn das nicht helfen ſollte, es ſchließlich auch auf den
offenen Zwiſt ankommen zu laſſen. Macdvnald wird ſich jeden=
falls
klar ſein müſſen, daß die Verwirklichung ſeines außenpoli=
tiſchen
Programms ſehr großen Schwierigkeiten von dem Lande
ausgeſetzt iſt, das noch immer als der wahre Freund Englands
gilt. Deutſchland ſteht in der Mitte. Jede Aktivität Fer engli=
ſchen
Außenpolitik im Sinne des Ausgleiches muß ihm erwünſcht
ſein. Ihr Ergebnis wird man aber nicht nur mit Intereſſe und
innerer Anteilnahme verfolgen, ſondern aus der Ueberzeugung
heraus, daß es ſich jetzt allmählich um einen der letzten Verſuche
handeln muß, in den ſchwebenden großen außenpolitiſchen Fragen
zu einem Ausgleich zu kommen. Klarheit über ein Gelingen oder
ein Mißlingen dieſer Beſtrebungen iſt bald notwendig. Für
Deutſchland wird es heute, zehn Jahre nach Kriegsbeendigung,
allmählich Zeit, zu wiſſen, wie es in der Welt ſteht.
Prozeßbeginn gegen den Aukonomiſten Roos
in Befanzyn.
Am Montag wird in Beſangon die Berufsverhandlung ge=
gen
den Autonomiſten Dr. Roos beginnen. Der aus der zweiten
Hälfte des 18. Jahrhunderts ſtammende Juſtizpalaſt iſt zu dieſem
Zwecke beſonders hergerichtet worden. Man hat für die zu er=
wartenden
zahlreichen Preſſevertreter beſondere Räume geſchaf=
fen
und Telegraphen= und Telephonanſchlüſſe hergeſtellt.
In Colmar iſt geſtern die erſte Nummer eines Blattes er=
ſchienen
, das während des ganzen Prozeſſes in deutſcher Sprache
herausgegeben werden ſoll, um über den Verlauf der Verhand=
lung
zu berichten. In der jetzt veröffentlichten Nummer iſt ein
Artikel des Angellagten Dr. Roos enthalten, in dem er gegen die
Verweiſung des Prozeſſes vor das Schwurgericht in Beſangon
proteſtiert. Die Tendenz des Prozeſſes ſei, die elſäſſiſche Bewe=
gung
aufzuhalten und ihr den Todesſtoß zu verſetzen. Denn die
Regierung könne, und wolle ſich nicht dazu entſchließen, e eine
konſtruktive Politik zu betreiben und die von den Elſäſſern ver=
langten
Reformen zu gewähren. Er, Roos, hoffe auf einen Frei=
ſpruch
, aber er werde auch eine Verurteilung mit Würde tragen.

Vom Tage.

Das am Samstag früh in Hannover eingetroffene Luftſchiff von
Raab=Katzenſtein, das an einem Ankermſt auf dem Flugplatz befeſtigt
war, wurde am Sonntag morgen gegen 9 Uhr bei einem ſtarken Sturm
von einer Böe erfaßt und vollſtändig zerſtört. Ka=
bine
und Motor ſind heil geblieben.
Wie die Chicago Tribune aus New York meldet, werden in ame=
vikaniſchen
Finanzkreiſen bereits die Ausſichten für die Emiſſion
deutſcher Reparationsbonds in den Vercinigten Staaten
erörtert. Man ſei allgemein der Anſicht, daß bei der herrſchenden
Kreditknappheit eine Emiſſion in der nächſten Zeit nur bei Gewährung
eines außerordentlich hohen Zinsſatzes möglich ſein werde. Ein ab=
ſchließendes
Urteil halte man jedoch nicht für möglich, da man eine
Meinungsäußerung des Bankhauſes Morgan u. Cie. abwarten müſſe.
In Ellmington (Nordkaroliua) ſtürzte ein Flugzeug ab.
Drei Perſonen, darunter der Präſident der Panamerikaniſchen Luft=
verkehrsunion
, kamen ums Leben. Bei Maryland, wurden gleutfalls
drei Perſonen beim Abſturz eines Militärflugzeuges
getötet
In Toulouſe nahm der Luftverkehrsminiſter Laurent=
Eynac die Parade über ein Fliegerregiment ab. Dabei ſtießen
zwei Flugzeuge zuſammen und ſtürzten ab. Die Pilo=
ten
beider Apparate wurden getötet.

Die Tagung des Völkerbundsrakes.
EP. Madrid, 9. Juni.
Der Sonntag vor der Tagung des Völkerbundsrates, der
ſonſt immer zu erſten Beſprechungen benutzt zu werden pflegt,
iſt in Madrid durchaus ruhig verlaufen. Die Delegationen haben
entweder Ausflüge nach Toledo und dem Escorial gemacht oder
ſind, wie Briand und auch Staatsſekretär von Schubert, beim
Stierkampf geweſen. Dr. Streſemann unternahm eine kurze
Ausfahrt zum Madrider Golfplatz, nachdem er am Nachmittag
im Königlichen Palaſt ſeine Karte abgegeben hatte, und hat im
übrigen in ſeinem Hotel während des ganzen Tages gearbeitet.
Die ungewohnte Feiertags= und Ausflugsſtimmung wird
noch dadurch unterſtrichen, daß man in den Kreiſen der fran=
zöſiſchen
Delegation nur zögernd auf das Thema der Rhein=
landräumung
eingeht, deren Behandlung nach Abſchluß der
Reparationsverhandlungen für Madrid zu erwarten iſt. Man
weiſt franzöſiſcherſeits darauf hin, daß es im Augenblick verfrüht
wäre, über die Rheinlandräumung zu ſprechen, ſolange man über
die Abſichten der engliſchen Regierung noch nicht unterrichtet ſei.
Das Problem könne nur in Gemeinſchaft mit England behandelt
werden, aber bisher habe Macdonalds neues Kabinett ſeine Hal=
tung
zu der Frage noch nicht geklärt. Vorläufig ſei es am beſten,
abzuwarten, zumindeſt bis die angekündigte Reiſe Lord Par=
moors
nach Madrid erfolgt ſei.
Die erſte Ratsſitzung iſt auf Montag vormittag 11 Uhr an=
geſetzt
. Ihre Tagesordnung enthält neben der ungariſchen
Optantenfrage verſchiedene Verwaltungsfragen.
Um die Rheinlandräumung.
Zur Frage der Privatbeſprechungen zwiſchen Dr. Streſemann
und Briand über die vorzeitige Rheinlandräumung meldet Havas
aus Madrid: Nichts gebe Anlaß zu der Annahme, daß der Reichs=
außenminiſter
beabſichtige, politiſche Beſprechungen mit Briand
anzuknüpfen, die mit der Tagesordnung der Ratstagung nichts
zu tun hätten. Großbritannien habe in Madrid nur einen vor=
läufigen
Vertreter, der noch nicht in der Lage ſei, an derartigen
Beſprechungen teilzunehmen. Unter dieſen Umſtänden und um
jede falſche Auslegung der gleichzeitigen Anweſenheit Briands
und Streſemanns in Madrid zu vermeiden, müſſe feſtgeſtellt wer=
den
, daß der Vertreter Frankreichs im Völkerbundsrate ſich nicht
zu politiſchen Beſprechungen werde hergeben können, die ohne
Zuſammenhang mit der Tagesordnung des Rates ſeien. Das
Echo de Paris fügt dieſer Havas=Note die Bemerkung hinzu:
Anderen Nachrichten zufolge werde es Briand trotz dieſer halb=
amtlichen
Mitteilung nicht vermeiden, in eine allgemeine Aus=
ſprache
in das für die Rheinlandräumung einzuſchlagende Ver=
fahren
einzutreten. Daß Briand ſich keineswegs durch den parla=
mentariſchen
Umſchwung in London behindert fühlt, politiſche
Entſcheidungen in Paris zu treffen, beweiſt am beſten ſeine Hart=
näckigkeit
gegenüber dem Londoner Minderheitenbericht, die einer
Sabotage des Rechts der Minderheiten gleichkommt.
Eine Enkſchließung des Parkeikages der Deutſchen
Volksparkei Düſſeldorf-Oft.
Düſſeldorf, 9. Juni.
Auf dem Parteitage des Wahlkreiſes Düſſeldorf=Oſt der D.V.P.
wurde nach Vorträgen des Reichswirtſchaftsminiſters a. D. Dr. Scholz
über Die Reichspolitik der D.V.P. und des Vorſitzenden der Land=
tagsfraktion
der D.V.P. über Die Preußenpolitik der D.V.P. eine
Entſchließung angenommen, in der u. a. geſagt wird, daß die Reichs=
regierung
auf der kommenden politiſchen Tributkonfrenz die Sicherſtellung
alsbaldiger reſtloſer Rheinlandräumung und gleichzeitiger Räumung des
Saargebietes zur Vorbedingung jeglichen finanziellen Uebereinkommens
machen ſolle. Der Parteitag erkläre, daß eine etwaige erneute Schaf=
fung
eines dauernden Feſtſtellungs= und Verſöhnungs=Ausſchuſſes für
die entmilitariſierte Rheinlandzone für Deutſchland unannehmbar ſei.
Er erinnere daran, daß die äußerſte Grenze unſerer Zugeſtändniſſe
von der Reichsregierung in wiederholten Verlautbarungen zeitlich auf
den 10. Januar 1935 und räumlich auf die noch beſetzte Rheinlandzone
feſtgelegt worden ſei.
Der Parteſtag vertraue darauf, daß die Reichstagsfraktion auf
Grund des Sparprogrammes ihre Bemühungen zur Sanierung der
Reichsfinanzen und Vermittlung des unerträglichen Steuerdrucks mit
aller Kraft fortſetzen werde. Insbeſondere fordere er die Durchführung
der Reform der Arbeitsloſenverſicherung unter ſchärfſter Ablehnung einer
Beitragserhöhung oder ſonſtiger Mehrbelaſtung der Wirtſchaft noch vor
der Sommerpauſe des Reichstags.
Von der Preußenfraktion werde verlangt, daß ſie die Mitarbeit in
der Preußiſchen Regierung mit allem Ernſt anſtrebe, eine Mitverant=
wortung
aber nur dann übernehme, wenn ihr der ihr gebührende Ein=
fluß
innerhalb der Regierung eingeräumt werde. In der Frage des
Konkordats vertraue der Parteitag, daß die Partei keiner Bindung zu=
ſtimme
, die über die gefaßten Richtlinien des Zentralvorſtandes der
Partei hinausgehe. Insbefondere werde erwartet, daß keinem Konkordat
zugeſtimmt werde, wenn nicht gelegentlich ein entſprechender Vertrag
mit der evangeliſchen Kirche ſichergeſtellt ſei.

* Spionage im Prager Generalſtab.
Der Fall des Kapitäns Falout. Verrat tſchechiſcher Mobili=
ſations
= und Rüſtungspläne.
Von unſerem E=Korreſpondenten.
Prag, 7. Juni.
Senſation in Prag und darüber hinaus: im tſchechiſchen
Generalſtab hat ſeit Jahr und Tag ein Offizier Kopien zahl=
reicher
ſogenannter Reſervatinſtruktionen an ſich gebracht und ſie
einer feindlichen Macht in die Hände geſpielt. In dieſem Fall iſt
Deutſchland die feindliche Macht. Begreiflich alſo, daß die Kom=
mentare
der tſchechiſchen Preſſe aufgeregter und mit fetteren
Schlagzeilen verſehen ſind, als bei früheren Anläſſen ähnlicher
Natur, die, weil ſie entweder nur nach Budapeſt hinüberſpiel=
ten
oder ſozuſagen prominente tſchechoſlowakiſche Politiker in
einer etwas ſchiefen Beleuchtung zeigten, erheblich knapper be=
handelt
, ſozuſagen gedämpft und als unausbleibliche Folgen der
großen weltpolitiſchen Umſchichtung des letzten Jahrzehnts hin=
geſtellt
wurden. Nichtsdeſtoweniger boten die ans Licht gekom=
menen
Spionageaffären der Tſchechoſlowakei Veranlaſſung zur
Organiſierung eines Ueberwachungsdienſtes, der aber, wie ſich
gezeigt hat, poſitive Ergebniſſe nicht zu verzeichnen hatte. Seine
Erfolge beſtanden in der Feſtnahme einiger harmloſer Hauſierer
im Manövergebiet, in der Sicherſtellung der Teilnehmer an ſo=
genannten
Studenten= oder Jugendlagern (die deswegen ge=
fährlich
erſchienen, weil reichsdeutſche Jungens dabei waren)
oder aber in der Feſtſtellung, daß einige Sudetendeutſche Mit=
glieder
reichsdeutſcher Vereine ſeien. Wenn auch die meiſten
dieſer Landesverratsaffären im Sand verliefen, ſo hat den=
noch
die Spionenriecherei der Tſchechen ein paar junge Leute
dem Kerker ausgeliefert, die keine andere Schuld hatten, als daß
ſie als ſudetendeutſche Nationalſozialiſten an einer feldmäßigen
Uebung ihrer Parteifreunde jenſeits der Grenze teilnahmen.
Gewiß, es mag für die Herrſchaften in Prag das Bewußtſein
nicht angenehm ſein, daß ein erheblicher Teil des tſchechoſlo=
wakiſchen
Volkes es iſt die Bevölkerung der ſudetendeutſchen
Randgebiete allen Grenzſteinen zum Trotz eng verbunden
geblieben iſt dem Deutfchen Reich und an feinem Schickſal nicht
minder Anteil nimmt als der Sachſe, Preuße und Bayer;aber
letzten Endes darf dieſe Erſcheinung nicht wunder nehmen, ſo=
lange
, die tſchechoſlowakiſche Heimat den Sudetendeutſchen
wie die Mauern eines Gefängniſſes umſchließen, ſolange er in
ſeinen ſtaatsbürgerlichen Rechten gegenüber den Tſchechen ſo
augenfällig verkürzt bleibt. Diesmal hat ein geſchickterer De=
tektiv
als die Organe des tſchechiſchen Ausſpähungs= und Ueber=
wachungsdienſtes
, der Zufall, zur Aufdeckung einer wirklichen
Spionageaffäre geführt.
Im Warteraum des Flugplatzes in Kbel bei Prag findet
ein Gendarm eine Aktentaſche, die ein Fluggaſt zurückgelaſſen
hat. Es ergibt ſich, daß die Mappe ſtreng reſervate militäriſche
Aufzeichnungen enthält, und es wird feſtgeſtellt, daß der Ver=
luſtträger
nur unter den mit dem Dresdener Flugzeug aufge=
ſtiegenen
Reiſenden zu ſuchen iſt. Ob er ſich melden wird? Er
tut es. Um die ſechſte Abendſtunde telephoniert er von Dres=
den
aus un: erſucht um Hinterlegung der Taſche beim Portier;
um elf Uhr nachts fährt ein Auto vor. Direkt aus Dresden.
Ihm entſteigt ein Herr, der, da er in der Portierskanzlei die
Taſche in Empfang nehmen will, von den zwei ihn erwartenden
Detektiven feſtgenommen wird. Es iſt, wie ſich herausſtellt, der
Kapikän Jaroslaus Falout, Leiter der Kanzleien des Prager
Generalſtabs.
Das Ergebnis der Unterſuchung ruft Beſtürzung hervor:
Falout hat ſeit langem vertrauliche und geheime Dokumente und
militäriſche Pläne an einen ausländiſchen Intereſſenten nach
Dresden verkauft; er iſt im Laufe des Monats Mai im Flug=
zeug
zweimal nach Dresden und einmal nach Berlin gefahren
und er hat, wie feſtgeſtellt wird, an den Tagen, an denen die
Büros im Prager Generalſtab früher geſchloſſen wurden, frei=
willige
Ueberſtunden geleiſtet. Jeder Zweifel iſt ausgeſchloſſen.
Zwar: die Mobiliſierungspläne, die Aufzeichnungen über Tanks,
Flugzeuge und Minenwerfer liegen unbeſchadet in den Safes
des Generalſtabes; aber es gibt heute bekanntlich ein ſchnelles
photographiſches Verfahren, das den Diebſtahl von Dokumenten
überflüſſig macht. . . . Das weiß man in Prag, und deshalb iſt
die Verwirrung groß.
Dieſes alſo iſt der Spion: ehemaliger Verpflegungsunter=
offizier
in Oeſterreich, nach dem Umſturz von der tſchechiſchen
Armee übernommen, zum Offizier ernannt, 1929 zum Kapitän
befördert, ſpäter Adjutant des Generalinſpektors, endlich Leiter
in den Kanzleien des Generalſtabs. Bis dahin kämpfte er mit
Geldſorgen, zahlt aber eines Tages alle ſeine Schulden ab und
gibt mit vollen Händen Geld aus. Seinen vorgeſetzten Behörden
fällt dieſer Umſchwung auf; ſie haben ſeit geraumer Zeit ein
größeres Augenmerk auf Falout gehabt aber ſeine Entlar=
vung
als Spion bleibt dem Zufall überlaſſen.
Es iſt begreiflich, daß in der an innerpolitiſchen Geſcheh=
niſſen
armen Sommerzeit die tſchechiſche Preſſe den Fall Fa=
lout
als eine Affäre größten Stils hinſtellt, die an die Spio=
nage
des Oberſten Redl erinnere; aber damit überſchätzt ſie die
Bedeutung der Angelegenheit, die nichts anderes iſt als eine
gar nicht ſo beſondere Beſtätigung der Tatſache, daß trotz Völ=
kerbund
, Abrüſtungsgeflunker und Kelloggpakt in der Tſchecho=
ſlowakei
genau ſo wie in den anderen Siegerſtaaten fieberhaft
an der Vervollkommnung des militäriſchen Apparates gearbeitet
wird; es iſt natürlich, daß Deutſchland, deſſen Entwaffnung faſt
reſtlos durchgeführt wurde, daran intereſſiert iſt, Einblick in die
Aufrüſtungspläne ſeines unmittelbaren Nachbarn zu bekommen.
Es folgt dabei dem Geſetz einer Vorſicht, die immerhin ange=
zeigt
erſcheint angeſichts der Wichtigkeit, die von den einzelnen
Staatsweſen der ſogenannten Nachkriegsſpionage und ihrem
Ausbau beigemeſſen wird. Daß Deutſchland damit keine impe=
rialiſtiſchen
Abſichten verfolgen kann, iſt ebenſo gewiß, wie die
Tatſache, daß gerade in der ſyſtematiſchen Aufrüſtung einzelner
Staaten der Keim zu kriegeriſchen Konflikten gelegt wird. Von
dieſem Geſichtspunkt aus wird das Aufſehen erklärlich, das die
Entlarvung des Kapitäns Falout nicht nur im Prager General=
ſtah
hervorgerufen hat.

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Montag, den 10. Juni 1929

Geite 2

Generalverſammlung des Landesverbandes
des Heſſiſchen Einzelhandels in Darmſtadt.

Geſtern hielt der Landesverband des Heſſiſchen Einzelhandels im
Fürſtenſaal in Darmſtadt ſeine diesjährige Verbandstagung ab.
Der ſtellvertretende Landesvorſitzende, Horn=Gießen, eröffnet die
Tagung und begrißt die Verſammlung. E; gab in herzlichen Worten
dem Bedauern Ausdruck, daß der Landesvorſitzende, Herr Kalbfuß=
Darmſtadt, durch eine plötzlich eingetretene Erkrankung verhindert ſei,
die Verhandlungen perſönlich zu leiten, und wünſchte im Namen des Ver=
bandes
ſeinem verehrten Vorſitzenden baldigſte Geneſung. E weiſt darauf
hin, daß mit Rückſicht auf die wirtſchaftliche Lage die diesjährige Haupt=
verſammlung
in engſtem Nahmen veranſtaltet werde, und begrüßte
die erſchienenen Gäſte und die Herren Dr. Roeſener=Darmſtadt für die
Induſtrie= und Handelskammer und Dr. Folz=Berlin für die Haupt=
gemeinſchaft
des Deutſchen Einzelhandels, Direktor Steinel=Karlsruhe
für die Landeszentrale des Badiſchen Einzelhandels, Syndikus May=
Neuſtadt für den Handelsſchutzverband der Pfalz ſowie die Vertreter
der Preſſe.
Einzelhandelstages und bedauerte ebenfalls die Abweſenheit des Herrn
Kalbfuß, dem er baldige Wiederherſtellung wünſchte und erhoffte den
beſten Erfolg der Verhandlungen.
Nunmehr nahm Dr. Folz das Wort zu ſeinem Neferat
Neuzeitliche Probleme des deutſchen Einzelhandels.
Im Vordergrunde ſtehe heute die Frage der Konſumfinanzierung,
ſieren laſſe. Die Anfänge, die bis in das Jahr 1926 zurückreichen,
baſſeren auf den Erfahrungen, die Amerika auf dieſem Gebiet gemacht Weiſe der Wanderlager= und Hauſierhandel übenlentrimmt. Auf dem
zierungsunternehmungen nur noch die Kundenkredit G. m. b. H. der
zelhandels beſtehen geblieben ſind. Es war feſtzuſtellen, daß die neu=
artigen
Beſtrebungen die einmütige Ablehnung der nichtbeteiligten
Kaufmannskreiſe fanden, da grundſätzlich das Beſtreben nach Barzah=
lung
aufrecht erhalten werden müſſe. In neuerer Zeit jedoch zogen lichen Vertretungen. Die Zuſammenarbeit mit den Behörden iſt auch
einige Unternehmungen die Nutzanwendung aus dieſem Vorgehen, ſo
unfeßt nur eine beſchränkte Zahl von Firmen, die auf dem Weg über Tatſache ergibt um ſo mehr für jeden Einzelhändler als Lebensnotwen=
die
Kreditgeſellſchaft pro Firma einen (Kredit=) Umſatz von ca. 50 000
Mark erzielen konnten. In letzter Zeit hat ſich nunmehr die Kcedit=
gemeinſchaft
Berliner Spezialgeſchäfte konſtituiert, der 29 Firmen ange=
hören
. Die Käufer haben dort bei Kreditkäufen 10 Prozent Anzahlung
zu leiſten, der Reſt wird in Höhe von 75 Prozent von der zu dieſem
Zweck gegründeten Betriebskredit G. m. b. H. diskontiert und mit den
verbleibenden 25 Prozent von dort eingezogen. Bei Nichtzahlung ſei=
tens
der Käuferſchaft hat die betreffende Firma den noch ausſtehenden
diskontierten Betrag an die Betriebskredit G. m. b. H. zurückzuzahlen,
ſo daß für dieſe ein Riſiko nur dann beſteht, wenn eine Firma in Zah=
lungsſchwierigkeiten
gerät. Um Verluſte durch ſchwindelhafte Käufer
zu verhindern, wurde die Schutzgemeinſchaft der Abſatzfinanzierung
(Schufa) gegründet, die auf Anfrage über die weitaus größte Zahl der lung um 1 Uhr geſchloſſen.
Kreditſuchenden eingehendſte Auskunft erteilt; in Berlin werden zurzeit
täglich ca. 1000 Auskünfte gegeben. Die ſeitherigen Erfahrungen der
Kreditgemeinſchaft haben gezeigt, daß vorerſt kein weſentlicher Teil der
Kaufkraft den Geſchäften neu zugeführt wird.
Es wirft ſich nun die Frage auf: Wie iſt dem Einzelhandel in
ſeiner zweifellos beſtehenden Kreditnot zu helfen?. Der Vortragende
ſieht den einzigen Weg in der Waren= und Kreditgenoſſenſchaft. Auch
hier iſt zurzeit nur ein Anfanngsſtadium feſtzuſtellen. Er weiſt darauf
hin, daß gerade der heſſiſche Landesvorſitzende, Herr Kalbfuß, mit an
erſter Stelle ſteht hinſichtlich des Zuſammengehens mit den Genoſſen=
ſchaften
. Beſprechungen mit dem Deutſchen Genoſſenſchaftsverband zum
Zweck der Erhöhung der Ausnutzungsmöglichkeiten haben bereits ſtatt=
gefunden
, durch Fragebogen ſollen die erforderlichen Unterlagen ge=
ſchaffen
werden. Die nächſte Tagung des Deutſchen Genoſſenſchafts=
verbandes
ſoll die Deviſe Einzelhandel führen.
Das weitere Hauptziel jedes Einzelhändlers muß die Erhöhung der
Rentabilität ſein, die vor allem zu erreichen iſt durch eine Vereinfachung
der Betriebsführung und eine anzuſtrebende Minderung der Laſten.
Anſchließend verbreitet ſich der Referent eingehend über die Frage der
ſozialen Laſten und der Arbeitsſchutzgeſetzgebung. Die verſchiedentlich bands des heſſiſchen Ei. handels geſtern abend in den hübſch mit
propagierte Gründung von Innungskrankenkaſſen begegnet zurzeit noch
außerordentlicher Schwierigkeiten und ſtößt vor allem auf die Gegner=
ſchaft
der Gewerkſchaften. Die Nationaliſierungsbeſtrebungen haben
ſich in erſter Linie zu konzentrieren auf die Gebiete des Verkaufs, der

Werbung und der Organiſation. Hinſichtlich der Verkaufsrationali=
ſierung
hat die ſeit 2 Jahren beſtehende Verkaufsberatungsabteilung
der Hauptgemeinſchaft ſchon hervorragende Erfolge zu verzeichnen. Nach
weiteren Ausführungen über dieſe Punkte beſchließt der Referent ſeine
mit lebhafter Zuſtimmung aufgenommenen Ausführungen.
Der Geſchäftsführer des Verbandes, Dr. Moeßner=Darmſtadt,
erſtattet nunmehr den
Geſchäftsbericht über das Jahr 1928.
Auf organiſatoriſchem Gebiet iſt im letzten Jahr die höchſt erfreu=
liche
Tatſache des Anſchluſſes der rheinheſſiſchen Einzelhandelsvereine
zu konſtatieren, ſo daß der Landesverband nunmehr 26 Vereine umfaßt.
Auf wirtſchaftlichem Gebiet iſt das Jahr 1928 hinter den gehegten
Erwartungen zurückgeblieben. Konkurſe, Geſchäftsaufgaben, Arbeits=
loſigkeit
, ſchlechte Preiſe Erhöhung der finanziellen Laſten waren nicht
dazu angetan, die Geſchäftsergebniſſe zu erhöhen. In teilweiſe ſehr
Direktor Steinel übermittelte die Grüße des Süddeutſchen unangenehmer Auswirkung hat ſich das heſſiſche Gewerbeſteuergeſetz
gezeigt, ſo daß dringend eine Reichsregelung durch das nunmehr ſchon
2 Jahre zur Beratung ſtehende Steuervereinheitlichungsgeſetz zu wün=
ſchen
wäre; in der derzeitigen Faſſung wird dieſes Geſetz jedoch von
dem Einzelhandel unbedingt abgelehnt. Auf dem Gebiet des unlauteren
Wettbewerbs iſt mit lebhafter Befriedigung feſtzuſtellen, daß für Heſſen
hinſichtlich der Ausverkäufe eine einheitliche Regelung erzielt werden
konnte. Trotzdem erweiſt ſich jedoch mit immer größerer Notwendig=
die
ſich vorerſt als ein Verſuch zur Belebung der Kaufkraft charakteri= keit, daß eine Verſchärfung der geſetzlichen Beſtimmungen betr. den
Wettbewerb erforderlich iſt. Dies um ſo mehr, als in ſchädigenſter
hat. Im Laufe der praktiſchen Durchführungen in Deutſchland hat ſich Gebiete der Arbeitszeit= und Albeitsſchutzregelung muß der Einzel=
jedoch
herausgeſtellt, daß die Verhältniſſe in den beiden Ländern derart handel zurzeit noch ſehr peſſimiſtiſch in die Zukunft blicken. Die Natio=
verſchieden
gelagert ſind, daß von den urſprünglich gegründeten Finan= naliſſerungsbeſtrebungen werden von den Landesverband in tatkräf=
tigſter
Weiſe unterſtützt; ſo iſt u. a. für den Herbſt dieſes Jahres die
Firma Tietz und die Finanzierungsgeſellſchaft des Königsberger Ein= Abhaltung eines Verkaufsberatungskurſes geplant. Die Selbſthilfe=
einrichtungen
des Landesverbandes auf dem Gebiete der Glasver=
ſicherung
und des Inkaſſoweſens haben ſich in hervorragender Weiſe
weiter bewährt. Anerkannte Erfolge ſind zu verzeichnen auf den Ge=
bieten
des Tarifweſens, der Vertragsabſchlüſſe und der arbeitsgericht=
z
. B. die Debewa, die allerdings für ſich den Vorteil in Anſpruch neh= im abgelaufenen Jahr eine überaus erfreuliche und erſprießliche ge=
men
kann, daß die bei ihr Kredit ſuchenden Kreiſe ſich auf beſtimmte weſen. Ein Ausblick auf das Jahr 1929 bringt dem obiektiven Beur=
Käufergrupten beſchränken. Auch das Königsberger Kreditunternehmen teiler das Ergebnis, daß nach den bis jetzt abgelaufenen Monaten ein
teilweiſe ſehr erheblicher Rückgang gegen 1928 feſtzuſtellen iſt. Dieſe
digkeit ſtraffſten Zuſammenſchluß in den Organiſationen.
Die Ausführungen des Referenten finden allſeitigen Beifall der
Verſammlung.
Der Vorſitzende ägt unter einmütigſter Zuſtimmung der ganzen
Verſammlung Herrn Kalbfuß=Darmſtadt erneut für das Amt des
1. Vorſitzenden vor. Die Wahl wird einſtimmig genehmigt; das Ergeb=
nis
ſoll nach der Verſammlung Herrn Kalbfuß mitgeteilt werden. Herr
Horn ſpricht bei dieſer Gelegenheit dem Landesvorſitzenden die herzliche
Anerkennung für die von dieſem geleiſtete unermüdliche Arbeit im In=
tereſſe
des Einzelhandels aus.
Nachdem durch Herrn Becker=Darmſtadt der Kaſſenbericht er=
ſtattet
und dieſer einſtimmig genehmigt wurde, wird die Hauptverſamm=
Am Nachmittag fand die
Generalverſammlung des Glasverſicherungsvereins
des heſſiſchen Einzelhandels
ſtatt. Der Geſchäftsführer Dr. Moeßner=Darmſtadt erſtattete ein=
gehenden
Bericht über das abgelaufene Geſchäftsjahr und weiſt auf den
erfreulichen Mitgliederzuwachs des Vereins hin. Die Bilanz, die Ge=
winn
= und Verluſtrechnung, ſowie die Beitragsleiſtungen für 1929
werden einſtimmig genehmigt. Der Vorſtand wird in ſeiner ſeitherigen
Zuſammenſetzung einſtimmig wiedergewählt. Nach weiteren intereſſanten
Ausführungen wird die Verſammlung um 4 Uhr geſchloſſen.
Ein Begrüßungsabend
vereinigte auf Einladun S Darmſtädter Ortsvereins des Landesver=
friſchem
Grün geſchmückten oberen Näumen der Vereinigten Geſellſchaft
eine große Zahl von Mitgliedern mit ihren Damen zu einigen geſelligen
und vergnügten Sturden. Ein reichhaltiges und vielſeitiges Unter=
haltungsprogramm
, bei dem u. a. prominente Künſtler vom Heſſiſchen

Nummer 159
Landestheater mitwirkten und deſſen Zuſammenſtellung in den bewähr=
ten
Händen des Herrn Siegfried May lag, der zu den einzelnen Dar=
bietungen
auch die fein angepaßte Begleitung am Flügel übernommen
hatte, trug jedem Geſchmack Rechnung. Herr Intendanzrat Baumeiſter
erfreute die Zuhörer mit ausgezeichn ten Rezitationen und humo=
riſtiſchen
Vorträgen, unſere beliebte Kürſtlerin Fräulein Käthe Gothe
in ihrem unverwüſtlichen Humor trug einige Schlager vor, Fräulein
Scheinpflug und Herr Mack brachten einige originelle und
hübſche Tänze. Sämtliche Künſtler des Heſſiſchen Landestheaters ern=
teten
ſtürmiſchen Beifall. Fräulein Tilly Amelung (Schülerin der
Geſangsſchule Bögel) brachte mit ihrer vollen, ſchönen und geſchulten
Stimme einige Lieder zu Gehör, die lebhaften Beifall fanden. Als
Ueberraſchung anderer Art waren zwei Künſtler aus Frankfurt ge=
wonnen
, und zwar der Zauberer Harris Deffin, der einige verbluf=
fende
Kunſtſtücke zeigte, und Fräulein Fanny Aßmann, eine tem=
peramentvolle
Parodiſtin, die in kurzer Zeit eine ganze Reihe Con=
fectionsverwandlungen
vornahm. Die Gäſte wurden durch das aus=
gezeichnete
Programm aufs beſte unterhalten und blieben nach deſſen
Schluß noch einige vergnügte Stunden bei Tanz und geſelliger Unter=
haltung
zuſammen.
Sonderfahrt vom Mitkelrhein nach Bremen- Bremer-
haven
-Norderney-Helgoland und Hamburg.
Die Reichsbahndirektion Mainz wird in der Zeit vom 29. Juni
bis 4. Jul: 1929 eine Sonderfahrt von Darmſtadt nach Bremerhaven
Norddeich-NordernehHelgoland und zurück über Hamburg veran=
ſtalten
. Am 29. Juni erfolgt die Abfahrt über Mainz
WiesbadenKöln=Mülheim-Düſſeldorf-Münſter (Wf.)Osnabrick.
Sie wird ſo feſtgelegt werden, daß die Reiſeteilnehmer mit Anſch =
zügen
die Abfahrts= und Einſteigeſtationen des Sonderzuges aus der
Richtung Heidelberg, Mannheim, Babenhauſen, Wiebelsbach, Frankfurt
a. M. Ludwigshafen a. Rh., Alzey und Bingen a. Rh. bei der Hin=
und Rückfahrt erreichen. In Eſſen wird ein ausreichender Verpfle=
gungsaufenthalt
vorgeſehen. Am gleichen Tage um 18.57 Uhr erfolgt
die Ankunft in Bremen, wo gute Hotels und Verpflegung auf die
Reiſeteilnehmer warten. Für den 30. Juni iſt ein Abſtecher nach Bre=
merhaven
und zurück zur Beſichtigung des Hafens und eines modernen
Ueberſeedampfers vorgeſehen. Am gleichen Tage wird die Weiterfahrt
nach Norddeich und von hier aus die Fahrt mit Sonderdampfer nach
Norderney erfoigen. Die Uebernachtung in Bremen vom 29. auf 30.
Juni und die Uebernachtungen in Norderney vom 30. Juni auf 1. Juli
und vom 1. auf 2. Juli werden vom Norddeutſchen Lloyd vorbereitet.
Die Fahrt mit einem Sonderdampfer des Norddeutſchen Lloyd von
Norderney nach Helgoland wird am Dienstag, den 2. Juli, ausgeführt
werden. Nach entſprechendem Aufenthalt in Helg land ſoll am gleichen
Tage die Weiterfahrt nach Hamburg erfolgen. Die Uebernachtungen
in Hamburg werden von dem Fremdenverkehrsverein Hamburg geregelt
werden. Für Mittwoch, den 3. Juli, iſt eine große Stadtrundf Irt in
Geſellſchaftskraftwagen, eine große Hafenrundfahrt durch die Häfen Ham=
burgs
, Beſichtigung eines Ueberſeedampfers, Beſichtigung des Elbtunnels,
und die Fahrt mit Geſellſchaftkraftwagen zur Beſichtigung des Tierparts
Hagenbeck in Stellingen geplant. Der Donnerstag, 4. Juli, iſt für
die Rückfahrt über KaſſelFrankfurt beſtimmt, die ſo erfolgt, daß alle
Teilnehmer zu guter Abendzeit wieder in der Heimat ſind. Durch die
Vermeidung anſtrengender Nachtfahrt, durch die vorzügliche Verpflegung
und Unterkunft iſt allen Teilnehmern die Gewähr für einige genuß=
reiche
Tage ohne großen Aufwand an Geldmitteln gegeben. Es iſt not=
wendig
, daß beizeiten ein Ueberblick über die Teilnehmerzahl ermöglicht
wird. Alle diejenigen, die beabſichtigen, an der Fahrt teilzunehmen,
wollen deshalb unverbindlich, zunächſt auf einer Poſtkarte, ſpäteſtens
bis zum 12. Juni d. Js., dem Verkehrsbureau der Reichsbahndirektion
Mainz in Mainz Mitteilung von dieſer Abſicht machen. Näheres,
insbeſondere ein ausführliches Programm, wird rechtzeitig bekannt=
gegeben
werden.

Hefſiſches Landestheater. Othello von Verdi wird in der
erfolgreichen Neuinſzenierung und Einſtudierung morgen Dienstag,
19 Uhr, im Großen Haus erſtmalig mit der Premierenbeſetzung (Hans
Grahl, Anny von Stoſch, Hans Kommregg, Anna Jacobs, Adolf Jaeger)
wiederholt.
Broadway, das meiſt geſpielte Senſationsſtück des letzten
Jahres, kommt Mittwoch, den 12. Juni, 19½ Uhr, im Großen Haus
zum erſten Male zur Aufführung. Mitwirkende: die Damen: Rüggold,
Hoffarth, Gothe, Blum, und die Herren: Hinz, Valk, Maletzki, Minetti,
Baumeiſter, Gallinger Keßler, Jungbauer. Inſzenierung: Günter
Haenel und Wilhelm Reinking.
Die ſchöne Galathee, Operette von Suppe, wird in neuer
Bearbeitung von Edwin Denby am Sonntag, den 16. Juni, erſtmalig
zur Aufführung gelangen. Im Rahmen der Schönen Calathee findet
eine Modenſchau mit freundlicher Unterſtützung erſter Darmſtädter Fir=
men
ſtatt. Vorher gelangen Kreneks burleske Operette Schwer=
gewicht
und Saties Pantomi e Parade erſtmalig zur Auffüh=
rung
. Muſikaliſche Leitung des Abends: Max Rudolf; Inſzenierung:
Arthur Maria Rabenalt und Wilhelm Reinking; Choreographie: Cläre
Eckſtein.

Großes Haus. Sonntag, den 9. Junf.

Der Roſenkavalier
Komödie von Hoffmannsthal, Muſik von Rich. Strauß.
Die Partie des Barons Ochs wird bei uns abwechſelnd vom
Baßbuffo und erſten Baſſiſten gegeben mit zwei vortrefflichen
Leiſtungen, die durch die Verſchiedenheit der ſtimmlichen und
künſtleriſchen Begabungen zwei von Grund aus verſchiedene
Auffaſſungen zur Folge haben. Die Beſetzung durch den ſeriöſen
Baß wie ſie z. B. in Wien durch Mayr ihren idealen Ver=
treter
fand hat den Vorteil einer Charakter=Veredelung für
ſich, wobei die ſympathiſchen Züge des gemeinen Genießers faſt
verſchwinden. Der Baßbuffo, der hierauf keineswegs verzichten
kann, ſteht, die muſikaliſche Illuſtration draſtiſch ausdeutend,
als Gegenſatz zur Marſchallin und zum Liebespaar mit ſchär=
ferer
Wirkung im Drama.
Welche Auffaſſung der Abſicht der Schöpfer mehr entſpricht,
bleibt eine offene Frage wohl eine Verſchmelzung beider.
Für uns werden jedenfalls zwei Löſungen gewonnen, die, ohne
einen Vergleich zuzulaſſen, beide im höchſten Maße intereſſant
ſind. In der heutigen Aufführung zur Vorfeier von Richard
Straußens 65. Geburtstag war die Rolle dem erſten Baß an=
vertraut
. Theo Herrmann iſt Wiener. Für ein Stück von
ſo ausgeſprochen öſterreichiſchem Kolorit hat das mehr als nur
äußere Bedeutung. Es iſt ja nicht der Dialekt allein, der mit
urſprünglicher Echtheit beherrſcht wird, es iſt die Wiener Luft,
die aus dem ganzen Gehaben mit unnachahmlichem Reize weht.
Hier fühlte ſich der Künſtler zu Hauſe. Zug um Zug ſitzt reif
und fertig; das Ganze wirkt als ein perſönlich geſtaltetes Lebens=
bild
wie ſelbſtverſtändlich. Seiner Darſtellung liegt eine nicht
aus Routine gewonnene, ſondern intuitiv erfühlte Auffaſſung
zugrunde, die den täppiſchen Kavalier, den pfiffigen Landbaron
in dem Sinne zeichnet, daß die gutmütige, reſtlich vornehme Ge=
ſinnung
über alle Manieren den Sieg behält.
Die geſangliche Ausführung der unerhört ſchwierigen Partie
war bewundernswert, mit vielen Feinheiten ausgeſtattet, zu
ſtarker Wirkung geſteigert. Eine prachtvolle Leiſtung. Die
Sophie ſang aushilfsweiſe Elſe Blank aus Karlsruhe mit
größer Sicherheit, ſchönem Material und trefflichem Können.
Hans Hoefflin war mit fabelhafter Vielſeitigkeit in letzter
Stunde gleich für zwei Rollen, die des Sängers und des Fani=
nalſchen
Haushofmeiſters, für die verhinderten Herren Jäger
und Grohm in dankenswerter Weiſe eingeſprungen. v. H.

Das Gerücht.
(Frankfurter Uraufführung.)
Ein Krieg ſpielt ſich auf der Bühne ab.
Nicht ſein äußeres Geſchehen, nicht ſeine Schlachten! Aber
ſeine innere Entſtehung und die Verſchlingung der Fäden, die
ihn beendigen!

Eine Kapitaliſten=Gruppe in London" hat ein Intereſſe
daran, daß zwei ferne Balkan=Länder, an deren Ausbeutung
ſie beteiligt iſt, in Krieg gegeneinander geraten. Auf daß ſie
ihnen nicht nur Kriegsmaterial liefern, ſondern auch ihre indu=
ſtrielle
Ausbeutung gewinnreicher geſtalten kann! Sie verbrei=
tet
das Gerücht der eine Staat wolle den anderen an=
greifen
. Das Gerücht verdichtet ſich ſo ſehr, daß aus ihm eine
Tatſache wird. England und Frankreich gewähren der einen
Partei freundwillige Unterſtützung. Der Frieden bringt ihnen
reichen, dauernden Nutzen auf Koſten der beiden armen Klein=
ſtaaten
, die ihr Blut geopfert haben, und den Großen für die
Zukunft finanziell verſklavt ſind.
Der Gedanke an Amerika als den finanziellen Sieger im
Weltkrieg liegt heute nahe! Aber der Engländer C. K. Munro
will in ſeinem Zeitſtüch Das Gerücht kein beſtimmtes
Land treffen: England und Frankreich ſind nur als Beiſpiel
großer moderner Staaten gebraucht. Jeder Staat, der reich
genug iſt, um Unternehmungen in kleineren Ländern zu finan=
zieren
, könnte ähnlich handeln."
Aber: die Notwendigkeit der dramatiſchen Entwicklung iſt
nicht dargetan. Halbe Wahrheiten werden als ganze ausge=
geben
. Die Schlußfolgerungen ſind für den ruhigen Betrachter
nicht zwingend.
Immerhin: ein ſpannendes Stück! Techniſch geſchickt
gearbeitet! Die Balkan=Schenke, in der man das Gerücht förm=
lich
wachſen ſieht, die Kämpfe im Miniſterium in London zwi=
ſchen
dem Miniſter, der Induſtrie und den Gewerkſchaften, die
Friedens=Verhandlungen mit den hintergründigen Intereſſe=
Gegenſätzen, lauter Dinge, die das Intereſſe der Zeit be=
rühren
!
Dies alles in einer wirkungsvollen Inſzenierung des
Frankfurter Schauſpielhauſes durch Fritz Peter
Buch. Die Szenen ſind zu ſtarken Eindrücken herausgearbeitet.
Film, Lautſprecher und Jazzmuſik ſpielen mit und geben das
Tempo der Zeit.
Franz Schneider, Toni Impekoven, Robert
Taube, Alexander Engels treten unter den vielen Kriegs=
beteiligten
darſtelleriſch hervor.
Das Gerücht The Rumor wurde im verfloſſenen
Winter im Londoner Court=Theater dauernd gegeben. Man
möchte ihm in Paris und New York den gleichen Erfolg wün=
ſchen
!
Z.

Orphenm.
Der Inhalt der am Samstag mit großem Erfolg aufge=
führten
Robert Stolzſchen Operette Eine einzige Nacht
iſt ſchnell erzählt: Da iſt ein junges Wiener Madel, Maler=
modell
, das ſeinen Maler liebt; das kommt gewiß auch ſonſt
häufig vor; daß das Modell aber, um dem geliebten Maler in
der Karriere nicht hinderlich zu ſein, ihn verläßt, das kommt
nur in Operetten vor, zum Beiſpiel in der einzigen Nacht.
Das Modell nimmt alſo Abſchied vom Geliebten, aber dann
kein Gift, ſondern zieht vor, eine gefeierte ruſſiſche‟ Tänzerin
zu werden, und wird als ſolche ganz natürlich von einem Für=
ſten
unglücklich geliebt. Eine Freundin aus früheren Modell=

tagen beſucht ſie, teilt ihr mit, daß ihr verlaſſener Geliebter aus
Liebeskummer nichts geworden ſei als ein Bummler; ſie
beſchließt, ihn aufzuſuchen, was im zweiten Akt auch geſchieht,
und wer nun glaubt, daß dieſe einzige Nacht für die beiden
ſchön verläuft, hat ganz recht. Sie gefällt ihnen ſogar ſo gut,
daß ſie im dritten Akt beſchließen, es nicht bei dieſer einzigen
Nacht bewenden zu laſſen, ſondern ſich zu heiraten. Der un=
glücklich
liebende Fürſt benimmt ſich gar nicht unglücklich, ſon=
dern
recht vernünftig, was ja auch in ſolchem Falle überhaupt
das vernünftigſte iſt. Das wär’s; um dieſe, wie man ſieht,
ergreifend tiefe Handlung gruppieren ſich noch verſchiedene klei=
nere
Handlungen, weil bei jedem Operetten=Enſemble auch ein
jugendlicher Komiker und eine Soubrette engagiert zu ſein
pflegen.
Die Muſik von Robert Stolz iſt gar nicht übel, vor allen
Dingen iſt ſie geſchmackvoll, und wenn auch kein Schlager vor=
kommt
, wie Mädi, du ſüßes Mädi oder gar die Salome‟,
die dem Komponiſten ſeinerzeit zu einem Bankkonto verhalfen,
ſo hört man dieſen gut klingenden und liebenswürdigen Melo=
dien
gerne zu, zumal wenn ſie ſo exakt und diskret wieder=
gegeben
werden, wie es unter der Leitung des anſcheinend be=
gabten
Kapellmeiſters Eugen Mürl im Orpheum der Fall iſt.
Paula Kapper als Tänzerin Kolorewna iſt, wie immer, durch
ihren ſchönen Geſang und ihr vornehmes Spiel Mittelpunkt
des Intereſſes und wurde auch am Samstag beſonders herzlich
gefeiert. Ihr zur Seite ſtanden Fritz Geiger als Tiermaler
Schöbel, ein ganz glänzender Tänzer und lieber Kerl; ſein
Tanzduett mit ſeinem Gſchpuſi Daiſy Gruber (Frl. Ria Ur=
ban
) zündete mit Recht. Frl. Urban bringt Leben auf die
Bühne und hat richtiges Operettenblut; die Koloraturen, die
andere in der Kehle haben, hat ſie in den Beinen, und ſo wirk=
ten
ihre verſchiedenen Geſangs= und Tanznummern, deren es
in der Operette mehrere gibt, außerordentlich.
Es berührt angenehm, daß auch die kleineren und kleinſten
Rollen ſehr gut beſetzt ſind. Hugo Manzoni, der Tenor der
Operette, hat eine ſehr ſympathiſche Stimme und ebenſolches
Spiel und wird, ſicher auch in ganz großen Partien ſeinen
Mann ſtellen. Die Herren Daurer (Fürſt Severin), Aman
(Vetter Magnus), Petzold (Maler Knox) und Emons
(Kellner), die Damen Neidhardt (Kellnerin) und Wal=
dow
(Zofe) das war eine Geſamtbeſetzung, die auch verwöhn=
ten
Anſprüchen gerecht wurde.
Direktor Steffters Regie erſtrebte und erreichte ein
tadelloſes und flottes Zuſammenſpiel, doppelt anerkennenswert
bei den räumlichen Hinderniſſen der Bühne im Orpheum. Glei=
ches
Lob gebührt den hübſchen Bildern, die Georg Ranzow
und Emil Fink zu danken ſind. Fritz Petzold hat die Tänze
mit den Soliſten und den Beinen von ſechs niedlichen Girls
ganz famos einſtudiert. Ausſtattung und Wiedergabe der Ope=
rette
ſind ſo gelungen, daß es ſich lohnt, ſie ſich im Orpheum,
deſſen Aufenthaltsraum gegen früher ſich ſehr verſchönert hat,
anzuhören.
O.

Chores in Nr. 156 ds. Blattes (Freitag, 7. Juni) iſt der Name
der Vereinigung verdruckt. Es muß heißen Dorngcher
Sprech=Chox.

[ ][  ][ ]

Nummer 159

Montag, den 10. Juni 1929

Seite 3

61. Perbandstag des Verbandes der Erwerbs=
und Wirtſchaftsgenoſſenſchaften im Polksſtaat Heſſen.

Kelſterbach a. M., 8. Juni.
Die erſte Verſammlung des 61. Verbandstages, der zugleich auch
die 5. Tagung der Arbeitsgemeinſchaft der Heſſiſchen Kreditgenoſſenſchaf=
ten
iſt, fand Samstag nachmittag in Kelſterbach ſtatt. Es kamen zu=
nächſt
die Regularien zur Erledigung. Verbandsdirektor Weiler=
Darmſtadt begrüßie die anweſenden Teilnehmer. Nach endgültiger Feſt=
ſetzung
der Tagesovdnung nahm die Verſammlung den Prüfungsbericht
des Verbandsrechners für 1928/29 enigegen und erteilte dem Verbands=
direktor
einſtimmig Entlaſtung. Der Voranſchlag 1929/30
fand die Zuſtimmung der Anweſenden. Hierauf erſtattete Verbands=
direktor
Weiler das einleitende Referat mit dem Thema;
Wie löſen wir die genofſenſchaftlichen Aufgaben der Gegenwark?
Der Vortragende ging aus von einer vergleſchenden Betrachtung zwi=
ſchen
den Bilanzen und Umſatziffern der Vorkriegs= und Nachinflations=
zeit
, aus denen ſſelbſt unter Berückſichtigung der Indexzahl eine bemer=
kenswerte
Entwickelung feſtzuſtellen ſei. Habe der Aufbau der Aktiv=
ſeite
infolge der außerordentlichen Geldnachfrage keine, allzu großen
Schlvierigkeiten geboten, ſo ſei der Aufbau der Paſſivſeite im weſent=
lichen
aus eigener Kraft vollzogen, woran die genoſſenſchaftlichen Zentral=
Kredſitinſtitute weſentlichen Anteil genommen hätten. Abgeſehen von
tüchtigen und umſichtigen Männern in der Geſchäiſtsleitung der Ge=
noſſenſchaft
, abgeſehen von allen Bemühungen, Kunden und Geſchäfts=
freunde
zu werben, müßte geſagt werden, daß an dieſer Aufwärts=
entwickelung
auch ideelle Kräfte mitgewirkt hätten, welche der genoſſen=
ſchaftlichen
Bewegung günſtig waren. Der Gedanke des Zuſammen=
ſchluſſes
zur Selbſthilfeorganiſation, ſei infolge der dem Mittelſtande
durch die Inflation zugefügten Kapitalverluſte in ſtärkſtem Maße ge=
fördert
worden. Das gehe ſchon aus der Zuſammenſetzung der Paſſiv=
ſeite
der Bilanz hervor, wo Mitglieder und ſonſtige Geſchäftsfreunde
aus dem Mittelſtand Spar= und kurzfriſtüige Gelder angelegt hätten.
Der Aufbau dürfe im weſentlichen als vollendet gelten, ſo daß mit dem
ganzen Ernſt, den uns die Verantwortung für die anvertrauten hun=
derte
Millionen Mark deutſchen Sparkapitals auferlege, an die Siche=
rung
des Erreichten herangegangen werden müſſe; einzelne Fälle ge=
noſſenſchaftlicher
Zuſammenbrüche wären zurückzuführen auf Veralit=
wortungsloſigkeit
und Größenwahn, ſie belaſteten die genoſſenſchaftliche
Wirtſchaftsform als ſolche keineswegs. Sie legten aber der Verbands=
leitung
die Verpflichtung auf, ſo ſcharf wie irgend möglich überall nach
dem Rechten zu ſehen. Der Vortragende wandte ſich dann insbeſondere
dem Kreditgeſchäft zu, das in raſcheſtem Tempo, entſprechend
dem Aufbau der deutſchen Wirtſchaft, wvieder gewachſen ſei. Gerade im
Kreditgeſchäft müßten die Genoſſenſchaften ſtärkſte Konſolidierungspolitik
betreiben im Himblick auf die kriſenhaften Erſchütterungen, die der deut=
ſchen
Wirtſchaft auch in der Zukunft nicht evſpart bleiben wüuben. Die
Kreditpolitik müſſe beſtimmt werden durch das Streben nach Geſund=
erhaltung
der Genoſſenſchaft auf der einen und den Dienſt an den Mit=
gliedern
auf der anderen Seite. Liquidität ſei das Gebot der Stunde.
Die Genoſſenſchaften könnten, wenn die Reichsbank längere Zeit die
Kredite ſtark beſchneide, nicht gegen den Strom ſchwimmen und ihrer=
ſeits
ohne Krediteinſchränkung weiterarbeiten. Neue Kredite könnten
daher nur gegeben werden aus Rückflüſſen von alten, während neue
Zugänge flüſſiger Miltel zur Erhöhung der Liquidität dienen müßten.
Die Ueberwachung des Kreditgeſchäftes ſei die zurzeit wichligſte Auf=
gobe
der Vorſtände; namentlich Ueberſchreitungen und nicht voll ge=
deckte
oder gar blanko gegebene Kcedite müßten ſtändig ermittelt und
kontrolliert werden. Die Umwandlung hypothekariſch geſicherter Bank=
kredite
in feſte Amortiſationshypotheken könne in vielen Fällen Erleich=
terung
bringen. Perſönliche Kreditverhandlungen mit den Mitgliedern
tären jeder anderen Form vorzuziehen; denn die Genoſſenſchaft ſei
nicht ein rückſichtsloſer Gläubiger, der kalt über Exiſtenzen hinweg=
ſchreite
, ſondern ſie wolle der Freund und Verater ihrer Mitglieder
ſein, deshalb liege der Schwerpunkt in der mündlichen Beratung jodes
einzelnen Falles im Vorſtandszimmer und im Kontor des Kunden. Ein
Schema dürfe es da nicht geben. Der Kunde müſſe merken, daß ſeine
Sougen auch die des Vorſtandes ſeien, der ihm die ſchwierige Aufgabe
einer Konſolidierung der Verhältniſſe erleichtern will. Der Wieber=
aufbau
der Genoſſenſchaften ſei unter engſter Anlehnung an die berufs=
ſtändiſchen
Intereſſenvertretungen des Handwerks und Gewerbes, der
Innungen und der kaufmänniſchen Bemfsorgamiſctionen durchgeführt.
Deren Forderung nach geordneter Buchführung und richtiger Vor= und
Nachkalkulation gerade im Handwerk müßten die Genoſſenſchaften im
eigenſten Intereſſe auf das energiſchſte unterſtützen. Abgeſehen von
der Emreichung richtiger Bilanzen müßten die Bücher der Kunden vor
allen Dingen in Ordnung ſein, damit die immer mehr erfolgende Ab=
tretung
von Außenſtänden wirkſam nachgeprüft werden könne. Die
Exiſtenz der Kreditgenoſſenſchaften liege nichnt in der Höhe der Debitoren
und der aus dieſem Geſchäft fließenden Zinſen und Probiſionen, nein,
ſie beruhe, auf lange Sicht geſehen, im Wohlergehen der Kreditnehmer.
Dieſes Ziel erfordere den ganzen genoſſenſchaftlichen Idealismus, ein
Ziel, dem auch wiederum die berufsſtändiſchen Organiſationen zuſtreben.
Das Inſtrument der genoſſenſchaftlichen Kveditorganiſation müſſe ſchlag=
fertig
und geſund erhalten werden. Das lege die Pflicht nach größter
Ligzidität und ausreichender Rentabilität auf. Es ſeien neben offenen
auch ſtille Reſerven zu bilden, damit im Konto=Korrent=Geſchäft liegende
Niſiken einen Ausgleich fänden. Dann könnten die Genoſſenſchaften
immer ihrer Aufgabe gerecht werden, treue Berater und Sachverwalter
der ihnen anvertrauten Kreiſe zu ſein.
Im Anſchluß daran erſtattete Verbandsveviſor Schneider den
Reviſionsbericht,
Ger die bei Kredit= und Warengenoſſenſchaften gemachten Feſtſtellungen
behandelte, ſoweit allgemein intereſſierende Punkte in Frage kamen.
Die Zeit ſei angetan zu kritiſchſter Selbſtbetrachtung. Die Tätigkeit der
Vorſtände ſei im allgemeinen als zuverläſſig und erfolgreich zu bezeich=
nen
. Wo dies hin und wieder nicht der Fall geweſen wäre, ſei der
Veuband im Bewußtſein ſeiner Verantnortung eingeſchritten. Der
Aufſichtsrat habe ſeine Aufgabe als witberatendes und beſchließendes
Organ im weſentlichen erfüllt, dagegen ſei eine Ausdehnung ſeiner Re=
viſionstätigkeit
nach wie vor zu fördern. Die aus der Statiſtik für 1928
ſih ergebenden Ziffern zeigten, daß verſchiedene Genoſſenſchaften noch
immer das Weſen des Bankkredits völlig verkannt und nicht den Wert
einer ausreichenden Liquidität ſchätzen gelernt haben. Es ſei auf eine
richtige Gliederung der Bilanz hinzuarbeiten, etwa in der Weiſe, daß
7080 Prozent des Betriebskapitals als fremde Gelder, als Spar= oder
Konto=Korrent=Einlagen hereinzunehmen ſeien, daß andererſeits höch=
ſtens
7075 Prozent der Betriebsmittel im Kreditgeſchäft Verwendung
finden dürften. Zur Verſtärkung der Eigenkapitalbildung müßten die
Einzahlungsraten auf den Geſchäftsanteil erhöht werden. Bilanz=

beſchönigungen ſeien überall abzulehnen, wobei auf die Strafbeſtim=
uungen
des 8 147 G. G. verwieſen werden müſſe. Oberſter Grundſatz
für die Kreditpolitik miiſſe die eigene Leiſtungsfähigkeit ſein, die ſich
aus der täglichen Ermittelung des finanziellen Status ergäbe. Der
Nahmen für die Kreditpolitik der Genoſſenſchaften ſei geſpannt durch
die Feſtſetzung der Höchſtkreditgrenze, die noch zu häufig überſchritten
werde, und die moraliſche Verpflichtung, den Mittelſtandskredit zu
pflegen. Bei Effektentermingeſchäften ſeien unbedingt 25 Prozent Ein=
ſchuß
zu verlangen. Die Leiſtungsfähigkeit der Genoſſenſchaft därfe
nicht nach der Höhe der Dividende, ſondern nach ihrer Zinspolitik beur=
teilt
werden. Wie im Handwerk Voc= und Nachkalkulation noch drin=
gend
des Ausbaues bedürften, ſo ſei auch im Bankgewerbe die laufende
Prüfung der Nentabilität unter Berückſichtigung der Unkoſten viel ſtär=
ker
durchzuführen. Nicht nach Ablauf von 6 oder 12 Monaten, ſondern
monatlich ſei die Gewiun= und Eufolgsrechnung für den internen Ge=
krauch
der Genoſſenſchaft aufzuſtellen.
Die Verhältniſſe bei den Warengenoſſenſchaften lägen ſo, daß das
Verhältnis zwiſchen Anlage= und Betriebskapital nicht beſonders gün=
ſtig
ſei, da beide ungefähr dieſelbe Höhe aufzuweiſen hätten. Auch ſei
der finanzielle Stand der Warembetriebe hinſichtlich der Liquidität nicht
günſtig, da vielfahl die laufenden Schulden keine Deckung in den Aus=
ſtänden
fanden. Die Tendenz einer Erhöhung der Warenlager unter
Bcanſpruchung von Bankkredit ſei vorherrſchend, während gerabe das
Umgekehrte richtiger wäre. Befriedigend allein ſei das Verhälinis des
Umſatzes zur Durchſchnittshöhe des Warenlagers mit einem 67fachen
Umſchlag pro Jahr. Auch für die Warengenoſſenſchaften muß die Pa=
role
ſein: einerſeits Verſtärkung der Eigenkapitalbaſis, andererſeits
Erhöhung der Zahlungsbereitſchaft. Hinſichtlich der Tätigkeit der Ver=
waltungsorgane
gelte feſt dasſelbe wie für die Nreditgenoſſenſchaften.
Auch in den Warengenoſſenſchaften ſei die Moderniſierung der Buch=
führungsmethoden
durchzuführen.
Dann ſprach Glaſermeiſter Werner=Darmſtadt, Vorſitzender des
Weſtdeutſchen Glaſermeiſterverbandes und Aufſichtsratsmitglied der
Darmſtädter Volksbank, über
Kalkulatoriſches.
Inwieweit dieſes Thema mit den Tendenzen des heutigen Verbauds=
tages
zu tun habe, gehe ſchon aus den letzten Ausführungen des Ver=
bandsreviſors
hervor. Gerade auf dem Gebiete der handwerklichen Kal=
kulation
ſeien die Schwierigkeiten bekanntlich größer als die Kalkulation
des nur Waren verkaufenden und nicht erzeugenden Kaufmanns. Die
ſprunghafte Enwickelung der letzten Jahre ſei auf die Bildung der
Materialpreiſe nicht ohme Einfluß geblieben, ſo daß die Konjunktur=
ſchwankungen
ohne weiteres auf die Geſtellungskoſten abfärbten. Mit
den Arbeitslöhnen und gerade im Baugewerbe ſtehe es damit noch
ſchlimmer. Heute gehöre eine alljährlich wiederkehrende Erhöhung des
Stundenlohnes um 5 Pf. zu den Selbſtverſtändlichkeiten, während in
der Vorkriegszeit einmal errechnete Sätze für eine längere Zeitſpanne
Gultigkeit hatten. Der denkende Handwerker ſei infolgedeſſen zur
dauernden Ueberwachung ſeines Betriebes gezwungen, die natürlich
nur an Hand einer geordneten Buchführung möglich ſei. Leider gebe
es noch eine außerordentlich große Zahl von Handwerkern, die auf ge=
regelte
Buchführung keinen oder nur ſehr geringen Wert legten. Die
Beſtrebungen, in fachtechniſchen Kurſen den jungen Handwerkern die
Grundlagen für eine richtige Kalkulation zu geben, müßten das größte
Intereſſe finden. Heute, wo oftmals die realen Sicherheiten bei Herein=
nahme
von Krediten nicht mehr in ausreichendem Maße zur Verfügung
ſtänden, rücke der Perſonalkredit wieder in den Vordergrund. Da ſei
es wichtig, daß ordnungsgemäß geführte Büicher, die ein geſundes Wach=
ſen
des Geſchäfts erkennen ließen, vorgelegt werden könnten. Nur
durch Herbeiführung geordneter Verhältmſſe in Buchführung und Kal=
kulation
könnten die Auswirkungen einer das erträgliche Maß über=
ſchreitenden
Steuerbelaſtung einerſeits und einer verkaunten und au=
fechtbaren
Preispolitik andererſeits beurteilt und belegt werden.
Im Anſchluß an die drei Referate verbreitete ſich Herr Banbdirel=
tor
Bredenbreuker, Leiter der Genoſſenſchaftsabteilung der Dres=
dener
Bank imn Frankfurt a. M., über die derzeitige wirtſchaftliche Lage
unter beſonderer Berückſichtigung der Verhältniſſe am deutſchen Katzital=
markt
.
Die Ausführungen fanden ſtärkſtes Intereſſe.
Der bisherige Verbandsvorſtand wurde einſtimmig für 1 Jahr wieder=
gewählt
, und zwar: Direktor Weiler=Darmſtadt zum Verbands=
direktor
, Direktor Raiß=Groß=Gerau zum ſtellvertretenden Verbands=
direktor
, Herr Juſtus Weber=Darmſtadt zum ſtellvertretenden Ver=
bandsdirektor
. Nach der Neuwahl der Rechnungsprüfungskommiſſion
für 1929/30 und der Wahl der Vertreter zum Deutſchen Genoſſenſchafts=
tag
in Stuttgart wurde als Ort für den 1930 ſtattfindenden Verbands=
tag
Groß=Gerau beſtimmt.
Auf Antrag des Verbandsdirektors beſchloß der Verbandstag gegen
2 Stimmen, eine Kreditgenoſſenſchaft wegen Verſtoßes gegen 8 11 der
Verbandsfatzung aus dem Verbande auszuſchließen.
Unter Punkt, Mitteilungen und Anfragen wurde zu den Referaten
der drei Redner Stellung genommen, außerdem gelangten verſchiedene
intereſſierende Fragen aus der Praxis zur Verhandlung.
Ein Begrüßungsabend in Kelſterbach
fand anläßlich des Verbandstages im großen Saal des Reſtaurants
Zum grünen Baum ſtatt. Die Mitglieder waren mit ihren Damen
erſchienen, und gerade weil auch die Damen, die ja ſtets die leuchtenden
Sterne im feſtlich geſchmückten Saale ſind und einer Feſtveranſtaltung
durch ihre Anweſenheit erſt die rechte Note geben, ſo zahl=
reich
anweſend waren, achtete man nicht auf den drohend
dunklen Himmel, die ſchweren Gewitter und ſtarken Regengüſſe, die
über das ſchöne Kelſterbach niedergingen. Es herrſchte bald
fröhlichſte, echt rhein=mainiſche Stimmung, die durch den ſprühenden
Humor des ausgezeichneten Rezitators Herrn Eberhard=Mainz

Ganz allmählich ſind die Leute davon abgegangen, ihr
ebenſo wird man eines Tages nicht mehr
Prot ſeibit zu backen, daran denken, zu Hauſe zu waſchen, denn
das Zuhauſe=Waſchen iſt eine Quälerei für Frauen und Mädchen und
obendrein teuerer, außerdem für die Wäſche ſchädlich, denn es iſt er=
wieſen
, daß die Wäſchebehandlung in einer fachmänniſch geleiteten
Wäſcherei viel ſchonender iſt. Wie fürs Brot dem Bäcker, ſo vertraue
man ſich bezüglich der Wäſche der ſeit 78 ſich immer bewährten Groß=
wäſcherei
und Bügelanſtalt Hering an. Dieſer bekannte Wäſcherei=
rachmann
wäſcht und bügelt am beſten und gewährleiſtet eine längere
(5689a
Lebensdauer der Wäſche. (Jahnſtr. 4, Teleph. 3949.)

immer noch geſteigert wurde. Herr Madler=Mainz erfreute durch
einige vorzügliche Geſangsvorträge. Während des Abends wurden
herzliche Begrüßungsworte geſprochen von Herrn Laun, Vorſitzender
des Aufſichtsrats der Sparkaſſe Kelſterbach, von Bürgermeiſter Hardt=
Kelſterbach und von Verbandsdirektor Dr. Lang=Berlin. Weitere Anſpra=
chen
hielten u. a. Bürgermeiſter Dr. Lüdeck e=Groß=Gerau und Direktor
Raiß=Groß=Gerau. Unter den Klängen des von dem Dirigenten
Kühn=Kelſterbach geleiteten Muſikvereins Frankfurt=Niederrad, der
auch einige ausgezeichnete Konzertſtück= zu Gehör brachte, blieb man bei
gemeinſamen Geſängen, bei Tanz und geſelliger Unterhaltung einige
vergnügte Stunden zuſammen.
Geſtern wurde die Tagung der Erwerbs= und Wirtſchafts=
genoſſenſchaften
fortgeſetzt. Es wurde von Verbandsdirektor Weiler=
Darmſtadt der Jahresbericht erſtattet und zwei Referate über. Die
Finanzwirtſchaft von Reich, Ländern und Gemeinden unter Berückſich=
tigung
des Reparationsproblems und Die Genoſſenſchaft ein unent=
behrliches
Glied in der deutſchen Volkswirtſchaft gehalten. Wir kom=
men
auf dieſe Referate noch zurück.

Muſikaliſche Veranſtalkung im Gefängnis.
Nichts iſt verkehrter als die Anſchauung, daß die Gefängniſſe eine
Welt für ſich ſeien, die die Menſchen in der Freiheit wenig angehe;
die Strafrechtspflege und mit ihr der Strafvollzug ſind ein organiſcher
Beſtandteil unſeres geſamten Staats= und Volkslebens; was an ihnen
verfehlt wird, muß ſich an der Geſamtheit rächen. Die Strafanſtalten
mögen noch ſo feſt ummauert ſein, unabläſſig ergießt ſich aus ihnen ein
Menſchenſtrom in das Leben zuvück, der jährlich Hunderttauſende um=
faßt
. Wie dieſe Menſchen das Gefängnis verlaſſen, geht uns alle an,
und wie für alle anderen ſtaatlichen Einrichtungen trägt auch für den
Strafvollzug ein jeder Staatsbürger einen Teil der Verantwortung.
Mit dieſen Gedanten leitet der tatkräftigſte Förderer des modernen
Strafvollzugs, der jetzige Reichsgerichtspräſident Dr. Bumke, ſein Hand=
buch
des deutſchen Gefängnisweſens ein. Wie weit ſind wir noch von
dieſen Einſichten entfernt? Man denke nur an die unendlichen Schwie=
rigkeiten
, die entlaſſenen Strafgefangenen bei der Suche nach einer Ar=
beitsſtelle
bereitet werden. Und doch beginnt, wenn auch langſam und
zögernd, ein Umſchwung der Anſchauungen.
Der Gedanke, den Verurteilten für die Allgemeinheit zurückzugewin=
nen
und ſo dem Verbrechen entgegenzuwirken, hat die Odee ſtarrer Ver=
geltung
im Strafrecht und Strafvollzug zurückgedrängt. Es wird als
unzulänglich erkannt, den Gefangenen ſeine Strafe abſitzen zu laſſen;
man verſucht durch Unterricht, nützliche Arbeit u. a., vor allem durch den
Strafvollzug in Stufen, ſeinen Willen zu ſtärken und ihn für ein ge=
ordnetes
Leben nach der Entlaſſung tauglich zu machen. Als ein wert=
volles
Mittel geiſtiger und ſeeliſcher Hebung wird auch die Muſik gewer=
tet
. Sie lockert und löſt ſeeliſche Verkrampfungen, die den Gefangenen
in Trotz oder müder Gleichgültigkeit jeder Einwirkung unzugänglich
machen. Der Zweck der Gefangenenchöre, der muſikaliſchen Darbietungen
in Gefängniſſen und dergleichen mehr iſt keineswegs, den Ernſt des
Strafvollzugs zu beeinträchtigen und die Strafanſtalten zu Vergnü=
gungsſtätten
zu machen, die Abſicht iſt vielmehr, mitzuhelfen am Werke
der Erziehung der Erziehbaren. Darüber hinaus ſollen derartige Ver=
anſtaltungen
in die Eintönigkeit des Gefängnislebens, die den Willen
lähmt, ein wenig Fteude bringen auch ein Heilfaktor für ſeeliſch
Aranke.
Von dieſer Einſtellung aus betrachtet, dienten die Mitglieder des
Heſſiſchen Landestheaters einer ſchönen Aufgabe, als ſie
ſich am vergangenen Sonntag, dem Beiſpiel der Akademie für Tonkunſt
folgend, für eine muſikaliſche Veranſtaltung im hieſigen Landgerichts=
gefängnis
zur Verfügung ſtellten. Es liegt nicht im Sinne dar Ver=
anſtaltung
und ſicherlich auch nicht im Sinne der Künſtler, ihre Dar=
bietungen
kritiſch abzuwägen. Die Rezitationen von Kurt Weſtermann,
die von Frau Baumeiſter=Jacobs, von Frau Anni von Stoſch und von
Franz Tibaldi geſungenen Lieder und nicht zuletzt die Darbietungen
von Konzertmeiſter Drumm und Kapellmeiſter Rudolph ſchufen eine für
die Gefangenen und für die Künſtler unvergeßliche Stunde diefen Er=
lebens
. Allen Mitwirkenden und vor allem dem um das Zuſtandekom=
men
des Konzertes ſo verdienten Intendanzzat Baumeiſter ſei nochmals
herzlicher Dank geſagt. Hoffen wir, daß ihre ſo warmherzige und ver=
ſtändnisvolle
Mitarbeit an den Aufgaben, die wir oben ſkizzierten, auch
andere zu gleichem Tun aneifere.

Kein Aufſchwung am kaufmänniſchen Stellenmarkk.
Auch der Mai brachte keine Aenderung auf dem kaufmänniſchen
Stellenmarkt. Die ſeit Oktober vorigen Jahres ſtändig geſtiegene
Stellenloſigkeit hat jetzt ungefähr den Stand von Anfang 1927,
vor Einſetzen der günſtigen Wirtſchaftskonjunktur, erreicht. Der
Rückgang der allgemeinen Arbeitsloſigkeit ſcheint ſich ſomit in der
Hauptſache auf die Saiſonberufe zu beſchränken, die den kauf=
männiſchen
Stellenmarkt wenig berühren. Die Zahl der zum
Monats= und Quartalsende bzw. zu noch ſpäteren Terminen aus=
geſprochenen
Kündigungen überſteigt noch immer die entſprechende
Zahl des Vorjahres. In der Textilinduſtrie iſt die Lage über=
wiegend
recht ungünſtig. Die Schuhinduſtrie neigt erneut zur
Verſchlechterung. Die Beſchäftigung in der Metallinduſtrie iſt un=
einheitlich
. Betriebsſtillegungen, auftretende Zahlungsſchwierig=
keiten
und Konkurſe waren wieder recht zahlreich.
Eine leichte Beſſerung des Stellenmarktes zeigte ſich in Nord=
weſtdeutſchland
durch gute Beſchäftigung in Spedition und Schiff=
fahrt
. Speditionsangeſtellte waren lebhaft verlangt, ebenſo Ver=
käufer
für Lebensmittel und Eiſenwaren.
Das Stellenangebot kam wieder hauptſächlich jungen Kräften
zugute. Es war insgeſamt im Mai nur geringfügig höher als im
Vormonat. Die Zahl der bei der Stellenvermittlung des Deutſch=
nationalen
Handlungsgehilfen=Verbandes vorliegenden offenen
Poſten betrug im Mai 2807 gegen 2728 im April. Der Bedarf an
Korreſpondenten und Kontoriſten mit guten Fremdſprachenkennt=
niſſen
hält an. Junge Buchhaltungskräfte für neuzeitliche Buch=
haltungsſyſteme
wurden viel verlangt. Aeltere Buchhalter konnten
in größerer Zahl in Aushilfsſtellungen, vereinzelt in Dauerſtel=
lungen
bei mittleren und kleineren Handels= und Gewerbebetrie=
ben
untergebracht werden. Der Mangel an tüchtigen jungen
Stenotypiſten iſt unverändert. Auch Verkäufer für den Einzel=
handel
(Lebensmittel, Feinkoſt, Herrenkonfektion uſw.) fehlen in
verſchiedenen Städten; beſonders ſolche mit Kenntniſſen im Deko=
rieren
und Lackſchriftſchreiben. Das Angebot an Reiſendenſtellen
iſt nach wie vor recht umfangreich, meiſt handelt es ſich aber um
ſchlechte Proviſionsſtellungen bei ganz ungenügend fundierten
Vertriebsunternehmungen.

Tageskalender für Montag, den 10. Juni 1929.
Heſſ. Landestheater, Großes Haus: Keine Vorſtellung
Kleines Haus: Keine Vorſtellung. Orpheum, abends 20,15 Uhr:
Eine einzige Nacht. Konzerte: Schloßkaffee, Hotel Schmitz,
Sportplatz=Reſtaurant, Kaffee Ganßmann. Kinovorſtellun=
gen
: Union=Theater, Palaſt=Lichtſpiele.

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Alle die Errungenschaften des Fortschritts,
um deren langsame Einführung die Nutz-
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längst die Merkmale der Daimler-Benz Kon-
struktionen
, erprobt, in die Serienherstellung
übernommen und in der Praxis bewährt.

GAGGENAU
MBADEN

[ ][  ][ ]

9. Sau= und Heſſiſcher Angeſtelltentag der G. O. A.

Forkſetung des Gaukages.
FAm. Die am Saustag abgebrochenen Verhandlungen des Gau=
tages
wurden am Sonntag vormittag gegen 9½ Uhr fortgeſetzt. Ju=
folge
der noch ſtärkeyen Beteiligung mußten die Perhandlungen aus
dem Gartenſaal in den großen Saal verlegt werden. Die Leitung des
Gautages lag wiederum in den bewährten Händen des wiedergewähl=
ten
Vorſtehers, Herrn Neubert, der vornehmlich die Neuangekom=
menen
herzlich begrüßte.
Zur Beratung ſtanden zunächſt verſchiedene Anträge. In der Nähe
von Wiesbaden ſoll auf einem von der Ortsoruppe Wiesbaden erworbe=
nen
Grundſtück ein Jugendheim für die Jugendgruppe des Gaues er=
richtet
werden. Der Antrag fand einſtimmige Annahme. Ein weiterer
Antrag bezweckte die Verbeſſerung der Organiſation durch die Ein=
richtung
von Schulungs= und Arbeitstagungen in den Bezirken. Nach
lebhafter Ausſprache wurde einſtimmig beſehloſſen, den Antrag nach
ſeiner ſachlichen Seite hin anzunehmen, wegen der Aufbringung der
Mittel ſich aber an den Bund zu wenden. Weitere Anträge befaßten
ſich n. a. mit dem 5=Uhr=Ladenſchluß am Heiligen Abend, mit Satzungs=
fragen
, mit der Erweiterung der Altershilfe, mit der Geſtaltung der
Kundgebungen an den Gautagen, ferner mit dem weiteren Ausbau
des Taunusheims.
Zum nächſten Punkt der Tagesordnung, Stellungnahme zu Bun=
des
= und Berufsfragen, ſprach der Gaugeſchäftsführer, Herr Geß=
ner
, zu drei Entſchließungen, die dem Gautag vorgelegt wur=
den
. Die erſte Eutſchließung verlangt auf Grund der günſtigen Finanz=
lage
der Angeſtelltenverſicherung eine Erhöhung der Lei=
ſtungen
ohne gleichzeitige Erhöhung der Beiträge. Die zweite Ent=
ſchließung
befaßt ſich mit der Einführuag eines Arbeitsſchutz=
geſetzes
und verlangt die Sicherung der achtſtündigen Arbeitszeit,
die Sicherung der vollſtändigen Sonntagsruhe, die Verankerung des
freien Samstag=Nachmittags und den ſ=Uhr=Ladenſchluß, an den Tagen
vor den drei hohen Feſttagen den 5=Uhr=Ladenſchluß. Die dritte Ent=
ſchließung
behandelt die Not der älteren Angeſtellten und
verlangt für die äilteren Angeſtellten den geſetzlichen Einſtellungszwang.
Die Entſchließung bedauert, daß bei der Beſetzung der leitenden Stellen
der Arbeitsämter vielfach politiſche Geſichtspunkte maßgebend waren,
und fordert eine Sonderregelung der Erwerbsloſenunter=
ſtützung
für die Angeſtellten, denen ein maßgebender Einfluß auf
die Angeſtelltenvermittlung der öffentlichen Arbeitsämter geſichert wer=
den
muß. Schließlich ſpricht ſich die dritte Entſchließung gegen das Ver=
langen
beſtimmter Kreiſe aus, die Erwerbsloſenunterſtützung nur im
Falle der Bedürftigkeit zu zahlen, und erwartet, daß der Reichstag eine
Erhöhung des Beitrages für die Erwerbsloſenunterſtüitzung ablehnt,
da weitere Belsſtungen bei der außerordentlich ungünſtigen wirtſchaft=
lichen
Lage der Angeſtellten von dieſen nicht getragen werden können,
Die drei Entſchließungen wurden ohne Ausſprache von der Ver=
ſammlung
einſtimmig angenommen.
Der letzte Punkt der Tagesordnung betraf die Wahl des
Tagungsortes für die nächſte Gautagung. Es bewarben ſich
hierum die Ortsgruppen Mainz, Eſchwege und andere. Die Feſtſetzung
des Tagungsortes wurde dem Gauvorſtand überlaſſen; Mainz ſoll
dann gewählt werden, wenn im nächſten Sommer, wie zu erhoffen iſt,
das beſetzte Gebiet geräumt iſt. Gegen 712 Uhr konnte der Gauvor=
ſteher
mit herzlichſtem Dank an alle Erſchienenen die ſo fruchtbringend
und einmütig verlaufene Arbeitstagung mit einem Hoch auf den G.D.A.
ſchließen.
Sondertagungen.
Am Frühnachmittag fanden im Saalbau und ſeinen Nebenräumen
drei Sondertagungen ſtatt. Zuniichſt kamen die Frauen zuſammen,
um ein ſehr feſſelndes Referat von Frau Riegl=Berlin, Mitglied
des Bundesvorſtandes des G.DA., über Die Stellung der
Frau in der Berufsorganiſation entgegenzunehmen. Die
Referentin ſprach über die Gleichberechtigung von Mann und Frau
und forderte größere Aktivität der Frauen, die von ſich heraus ſelbſt
zur praktiſſchen Mitarbeit kommen müßten.
Auch die Jugend trat über Mittag zu einer Sondertagung zu=
ſammen
, in der Lieder geſungen und verſchiedene die Jugend berüh=
rende
Fragen Eeſprochen wurden.

Schließlich fand noch eine Sondertagung der Reiſenden und
Vertreter ſtatt, in der der Obmann für den Gau Heſſen einen Be=
richt
aus der Tätigkeit des G.D.A. in der Fachgruppe der Reiſenden
erſtattete. Dieſe Fachgruppe vertritt die ſpeziellen Belange der Reiſen=
den
und nimmt ſich ihrer insbeſondere in bezug auf die Fürſorge bei
ihrer Reiſetätigkeit an. Erleichterungen des Reiſeverkehrs, Steuer=
fragen
und Bildungsarbeit wurden beraten. Die Beſprechung von Or=
ganiſationsfragen
und Wahlen beſchloß dieſe Sondertagung, die, wie
die der anderen beiden Gruppen, ſehr anregend verlief.
Das Gartenfeſt.
Den gemütlichen und harmoniſchen Abſchluß des ganzen Gautages
machte ein groß angelegtes Garteufeſt im ſchönen Saalbaugarten, das
von jung und alt ſehr rege beſucht war und vom Wettergott (wenigſtens
am Nachmittag, dem wir beiwohnen konnten) nicht ſo, wie befürchtet, ge=
ſtört
wurde. Das flotte Feſtkonzert führte die beliebte Kapelle Weber
aus, deren liebenswürdiger und zugleich energiſcher Dirigent, Herr
Matthias Weber, unermidlich die ſtürmiſch verlangten Zugaben ge=
währte
. Für die Kleinen und Kleinſten war ein richtiges Kinderfeſt
arrangiert, mit allem, was dazu gehört, wie Gfelreſten, Kaſperltheater,
Eierlaufen, Topfſchlagen und allen möglichen Vergnügungen. Ein Tanz
bei den Klängen einer beſonderen Tanzkapelle (4 Herven der Kapelle
Weber) im farbenfrohen Gartenſaal ſchloß ſich an, und abends fand
das Gartenfeſt ſeine Fortſetzung. Nach dem hierfür aufgeſtellten Son=
derprogramm
Feſtkonzert, bunte Bühne, Illumination des Gar=
tens
uſw. wird es ſicherlich ſehr ſchön geweſen und ebenſo vergnüg=
lich
verlaufen ſein, wie der erſte Teil des Feſtes am Nachmittag. Jeden=
fiells
haben die G. D.A=er bewieſen, daß ſie nicht nur arbeiten und in
ſchönſter Einmütigkeit beraten und beſchließen, ſondern daß ſie auch
harmlos frohe Feſte miteinander und ihren Gäſtem feiern können.
So wird der 9. Gau= und Angeſtelltentag ſicherlich allen Teil=
nehmern
in ſchöner Erinnerung bleiben. Nebenher hat er ebenſo ſicher
auch bei den auswärtigen Teilnehmern ſeine Werbekraft für das ſchöne
Darmſtadt als Tagungsort erwieſen.

F. Eberſtadt, 8. Juni. Heugras=Verſteigerung. Die
Heugrasernte auf den Gemeindewieſen (Weinwegwieſen. Wieſe im
Woog, im der Hirtenbach und Mühlwieſen) gelangt am Montag, dem
10. Juni, öffentlich meiſtbietend an Ort und Stelle zur Verſteigerung.
Holzabfuhr aus dem Gemeindewalb. Die Bürger=
meiſterei
weiſt darauf hin, daß das im Walde noch lagernde Nutz= und
Brennholz his ſpäteſtens 15. Junt abgefahren werden muß.
G. Ober=Ramſtadt, 7. Juni. Mietunterſtützung. Wie die
Bürgermeiſterei bekannr gibt, können hilfsbedürftige Perſonen, welche
die durch die Sondergebäudeſteuer bedingte Mieterhöhung nicht tragen
und eine entſprechende Wohnungsänderung nicht vornehmen können,
Anträge auf ſogen. Mietunterſtützung jeweils vormittags von 1012
Uhr bei der Bürgermeiſterei ſtellen, wobei der Staatsſteuerzettel für
1929 ud der Gemeindeſteuerzettel 1928 rorzulegen ſind.
O. Münſter bei Dieburg, 8. Juni. Altbürgermeiſter Haus
geſtorben. Im Alter von 62 Jahren iſt nach längerem Leiden der
hieſige Altbürgermeiſter Johann Matthias Haus geſtorben.
Der goldene Mittelweg ist keine leere Redensart.
ETERMA-Halbsteif nicht hart, nicht weich trägt
sich wirklich am besten.

V5416

HALBSTEAR

Die heutige Nummer hat 8 Geiten.

Sommerkur für
Merwenkranke
und Nervös-Erschöpfte. Spezialkuranstalt Hofheim
im Taunus bei Frankfurt em Main. Prosp. durch (1. 586C
Son.-Hal Dr. H. Schulze-Kahleyss, Nervenarzt

Rundfunk=Programme.
Frankfurt.
Montag, 10. Juni. 12.30: Schallplatten. O 15.05: Jugend=
ſtunde
. O 16.35: Konzert des Funkorch. Mitw.: G. Groß (Bariton),
Emmy Fleuron (Refrain=Geſang). O 18.10: Aus dem Roman Old
Bob, der Hund von Kennymoor von Olivant. Sprecher: O. W.
Studtmann. 18.40: Bürgermeiſter a. D. Heßlein, Berlin= Lichter=
felde
: Oeffentliche Meinung und Beamtenſchaft. 19: Dr. Jancke:
Max Scheler, ſeine Perſönlichkeit, Entwicklung und ſein letztes Welt=
bild
. O 19.20: Fr. Saurmann: Rheinſchiffahrts=Polizeiordnung,
Berufs=Schiffahrt und Waſſerſport. 19.40: Engliſche Literatur=
proben
. O 19.50: Engliſcher Sprachunterricht. O 20.15: Geſangs=
Konzert Herbert Heyner. Mitw.: E. Kahn (Klavier), Funkorch.
Keiſer: Suite von Tanzſtücken aus Opern. Geſänge der engliſchen
Lauteniſten: Attey: On a time. Campion: Follow heur famt.
Jones: Beauty ſat baching. Attey: Sweet waſche Virgin’s ſong.
Bartlett: Whither Runneth my ſweet heart. Campion: The
cypreß eurtain of the night. Bartlett: When from my love.
Purcell: Drei Stücke für Streichorcheſter. Purcell: Muſic ſhall
vour cares beguile; Ah! How pleaſant tis to love: J attempt
from loves ſickneß. O 21.15: Kaſſel: Nordiſche Muſik. Ausf.:
C. Oevregaard (Tenor), Rud. Nienſtedt (Violine) A. Trobiſch
(Violoncell), E. Bodart (Klavier). 0 Anſchl.: Schallplatten: Märſche
und Walzer.
Königswuſierhauſen.
Deutſche Welle. Montag, 10. Jun. 5.50: Wetter für die Land=
wirtſchaft
. 12: Engliſch für Schüler. O 12.25: Wetter für die
Landwirtſchaft. O 12.30: Stadtarzt Dr. Franzmeyer: Was hältſt
Du vom Wandern? Was ſagt der Arzt dazu? 6 12.55: Nauener
Zeit. o 14.30;Kinderſtunde: Märchen und Geſchichten: Sommer=
kinderſtuben
von Max Wingler. S 15: Spaniſch ( kulturkundlich=
literariſche
Stunde). 15.30: Wetter und Börſe. 6 15.40:
Frauenſtunde: Margarete Weinberg: Soll man ein Kind adop=
tieren
: 6 16: Franzöſiſch (literariſche Stundel. 6 16.30: Dr. Hofer:
Die franzöſiſche und die deutſche Oper im 17. Jahrhundert. o 17:
Berlin. Nachmittagskonzert. Kavelle Emil Rooſz. O 18: G. Foerſter:
Neue Strömungen in der Philoſophie. S 18.30: Engliſch f. Anf.
0 18.55: Dr. Fritzſche: Wie heben wir die Erträge in unſeren
Binnengewäſſern. 19.20: Dr. Landau: Deutſche Geſelligkeit.
0 19.55: Wetter für die Landwirtſchaft. 20: Muſika= Anek=
doten
. Geleſen von Th. Loos. 6 20.30: Internationaler Programm=
austauſch
: Orcheſterkonzert. Berliner Funkorch. Mitw.: Frieda Lei=
der
(Sopran), Emanuel Feuermann CCello). Danach: Tanzmuſik
der Kapelle O. Kermbach. Pauſe: Bildfunk.

Weiterberichk.

Ein flacher Tiefdruckwirbel liegt heute morgen über der Oſtſee. An
ſeiner Rückſeite werden polare Luftmaſſen nach Deutſchland transpor=
tiert
, die zunächſt das Wetter noch etwas unbeſtändig geſtalten und
einen leichten Temperaturrückgang veranlaſſen. Da jedoch im Weſten
der Luftdruck erheblich anſteigt, ſo iſt ſpäter mit einer Veſſerung der
Wetterlage zu rechnen.
Ausſichten für Montag, den 10. Juni: Wechſelnd wolkig mit zeit=
weiſer
Aufbeiterung, nach anfänglich leichtem Temperaturrück=
gang
wieder wärmer, nur noch ganz vereinzelte Regenſchauer.
Ausſichten für Dienstag, den 11. Juni: Teils wolkig, teils heiter,
Temperaturen wenig verändert, meiſt trocken.
Hauptſchriftleitung: Rudolf Maupe
Verantwortlich für Pollik und Wirtſchaft: Rudolf Mauve; für Feullleton, Reich und
Ausland und Heſſiſche Nachrichten: Max Streeſe; für Sport: Dr. Cugen Buhlmann;
für den Handel: Dr. C. H. Queiſch; für den Schlußdienſi: Andreat Bauer; für
Die Gegenwart: Dr. Herbert Neite; für den Inſeratenteil: Willy Kuhle: Drnc
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[ ][  ][ ]

Nummer 159

Montag, den 10. Juni 1929

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10. Gaufrauenkurnen des Main=Rhein=
Gaues 2. T. in Rieder=Ramſtadt.
Nieder=Ramſtadt ſollte mit dem geſtrigen Tage einen beſon=
deren
Feſttag erleben, aber es ſchien, daß die Nieder=Romſtädter,
beſonders der Turnverein, es wit dem Wettergott verdorben
hätten, der ihnen nicht das ſonſt ſo begehrte ſchöne Feſtwetter
zuteil werden ließ.
Der Feſtvorabend verſammelte eine zahlveiche, dankbare Zu=
ſchauermenge
zu einem wirkungsvollen
Bühnen= und Schauturnen,
das der Feſtfolge nach mit einem wirkungsvoll zum Vortrag
gebrachten Muſitſtück der Mufitvereinigung Thöt=Cquer=Zapf
eröffnet wurde. Die Begrüßung von ſeiten des feſtgebenden
Vereins erfolgte durch den 1. Vorſitzenden, Turner Körner,
der insbeſondere den Dank an die geſamte Einwohnerſchaft, die
reſtlos ohne Unterſchied der Partei ſich für das Gelingen des
Feſtes einſetzte, abſtattete. Gquvertreter Roth übernahm das
Feſt im Namen der Gauleitung und unterſtrich in ſeinen Worten
befonders den Zweck und das Ziel des Deutſchen Frauenturnens,
daß gerade heute das Frauenturnen, wie wan klar erkannt habe,
mit zu einem Hauptbeſtandteil unſerer Volkserziehung als ideales
Streben zu einer Volksgemeinſchaft geworden ſei. In den Dienſt
der Turnſache ſtellte ſich der Männergeſangverein Eintracht,
under Leitung des Chormeiſters Herrn Kehr, der mit zwei
prachtvoll zu Gehör gebrachten Chören: Deutſchland, dir mein
Vaterland und Die Veſper ſich dankbare Zuhörer erwarb. Im
Namen der Gemeinde begrüßte Bürgermeiſter Jährling die
Turnerinnen und Feſtgäſte zum 10. Gaufrauenturnen und
wünſchte dieſem einen echt turneriſchen, fröhlichen Verlauf. Die
Ehrung verſchiedener Turnveteranen des Turnvereins Nieder=
Ramſtadt ſowie des ſeitherigen Gauvertreters Jakob=Birkenau
des Odenwald=Jahn=Gaues, der nunmehr mit dem Main= Rhein=
gau
verſchmolzen iſt, durch Ueberreichung des Kreis= bzw. Gau=
Ehrenbriefes, beſchloß den erſten Teil der Feſtfolge.
Es begann nunmehr die turneriſche Arbeit, die ſich in ihrer
Geſamtgeſtaltung ſehr raſch abwickelte und einen Einblick in das
heutige Frauenturnen, das, im vier Abſchnitte geteilt, wirkungs=
voll
unter der Leitung des Gau=Fachwartes für das Frauentur=
nen
, Turnoberlehrer Klenk=Bensheim, zur Darſtellung ge=
bracht
wurde. Den Auftakt zu den Vorführungen brachte ein
Lied im Umzug, worin zum Ausdruck gebracht wurde, wie das
ganze Streben der Gemeinſchaft der D. T. dem Vaterlande gilt.
Verdiefen ſollte der von den Turnerinnen des Turnvereins Bens=
heim
gezeigte Gruppentanz Wogen und Walzen in die Freude
und Frauenart der Turnerinnen.

Gymnaſtik im Feſtkleide.

Wie die Verbundenheit in der D.T. bei gemeinſamen Ver=
anſtaltungen
erlebt wird, kam ſichtbar und eindrucksvoll zum
Ausdruck durch die Vorführung einer Freiübungsgruppe der
Turnerinnen von Heppenheim, die noch weiterhin den Stand
der Frauenkörperſchule verkörperten. Wie zur Körperſchulung die
Keule in den Dienſt des Turnens geſtellt wird, zeigten die Tur=
nerinnen
der Turngemeinde Beſſungen, die in ihren Vorfüh=
rungen
auch nicht den kleinſten Verſager zu verzeichnen hatten,
wie auch die Turnkleidung den Turnerinnen fein, ſäuberlich an=
gepaßt
war. Daß im deutſchen Frquenturnen keine Erſtarrung
in irgend einem Syſtem gekannt wird und Gutes ſowie Freud=
volles
in die Arbeit geſtellt wird, gelang durch die Vorführung
der Turngemeinde Darmſtadt 1846 zur Darſtellung. Es war
eine Beſeelung der Form, zum Ausdruck in der Bewegung. Wie
das weibliche Geſchlecht zum Lebenskampf unſerer Zeit neben
der körperlichen Durcharbeitung auch eine Stählung des Willens
und Selbſtvertrauens braucht, zeigte der dritte Teil der Feſtfolge
unter der Ueberſchrift

Willensſchulung im Leiſtungsturnen,

und zwar ohne und am Gerät, ſowie Wettkampf in Spielform,
das die Turngeſellſchaft Darmſtadt 1875 und die Turngemeinde
Egelsbach in ganz vorzüglicher Weiſe zur Schau brachten. Mit
zum Xähepznkt des Feſtvorabends wurden einige Vorführungen
im vieTen Abſchnitt der Feſtfolge unter der Bezeichnung

Fröhlicher Ausklang in Spiel und Tanz.
Der Tanz, der in der turneriſchen Arbeit kaum fehlem darf
und auch dieſe nicht mehr ohne ihn zu denken iſt, ſpült alle =
digkeitsgefühle
hinweg und verſchafft eine Stimmung, die trotz
aller vorangegangener angeſtrengter Arbeit alle mit neuer
Spannkraft erfüllt. Dieſes Gebiet der Leibesübung zu zeigen
war die Aufgabe der Turngemeinde Darmſtadt 1846 ſowie des
Turnvereins Goddelau, die mit großem Beifall aufgenommen
wurde. Ein ſehr ſchweres Gebiet ſind unzweifelhaft Tänze, bei
denen mehr als Bewegung ſchlechthin nötig iſt, ſondern es gilt
auch, Tanzformen in groteske Bewegungen zu geſtalten, in denen
Darſtellung und Seelenzuſtände körperlich zum Ausdruck gebracht
werden. Daß auf dieſem Gebiete ſchwer zu arbeiten iſt ob=
wohl
es als leichter, beſchwingter Humor ausſieht , bewieſen
die Tänze der Turngemeinde Darmſtadt Tanz der Bettelleute‟
und des Turnvereins Bensheim Die ſieben Schwaben, die mit
großer Beifallsbezeugung aufgenommen wurden und ſich die
beiden zur Wiederholung verſtehen mußten. Einem feinfühlenden
Muſikverſtändigen, der mit beſonderer Routine alle Vorführun=
gen
muſikaliſch begleitete, war in Turner Guſtav Spatz ( Turn=
geſellſchaft
Darmſtadt 1875) gefunden worden. Nach dem Schluß=
wort
des als Anſagers der Feſtfolge fungierenden Turners
Keller klang der harmoniſch verlaufende Abend mit dem Ge=
lübde
zu Volk und Vaterland, erfüllt vom Streben der D.T. zur
Volksgemeinſchaft, mit dem begeiſtert aufgenommenen dreifachen
Gut Heil aus. Am
Feſtſonntag,
vormittags pünktlich halb neun Uhr, trat eine ſtattliche Turne=
rinnenzahl
auf den grünen Wieſenplan zum Wettkampfe an, der
mit einer

Feier= und Weiheſtunde
begonnen wurde. Nach einer vom Poſqunenchor Nieder= Ram=
ſtadt
, unter Leitung des Herrn E. Doerr ſtehend, vorgetragenen
Motette und dem gemeinſamen Geſang Großer Gott wir loben
dich ergriff Gauvertreter Roth das Wort. Ausgehend von dem
Morgen, der beſonders zur Einhehr mahne, und dem Verbunden=
ſein
mit der Erde, die Richtſchnur gebend zum bevorſtehenden
Wettkampfe ſei, ſchilderte er beſonders den Lebenslauf der Frau.
Wie das Turnen Frohſinn und Entſchloſſenheit bringe zur werk=
tätigen
Arbeit, ſo ſollte auch die Feierſtunde die geiſtige Kraft
geben, gleichſam Rüſtzeug zum Mingem um die Siegespalme.
Nach dem Abſingen des Liedes Ein Ruf iſt erklungen begaben
ſich die einzelnen Riegen zur ernſten Arbeit, die, abgeſehen von
einem kleinen Regenſchauer, keine Unterbrechung erlitt, ſich rei=
bungslos
und glatt abwickelte, ſo daß um halb 12 Uhr der Wett=
kampf
als beendet gelten konnte. Heller Sonnenſchein lachte vom
Himmel, als ſich die Turnerinnen, Turner und die Ortsvereine
zum
Feſtzug
begaben, der über 3000 Beteiligte aufweiſen konnte und ſich durch
verſchiedene Ortsſtraßen unter dem Jubel der Bevölkerung nach
dem Feſtplatze bewegte. Ein harmoniſches Bild, die Fahnen=
gruppe
an der Spitze, der im ſchmucken Feſtkleid die Turnerinnen
des Gaues folgten. Auf dem Feſtplatz angelangt, ließ der Gau=
wart
zu verſchiedenen Volkstänzen Kreiſe bildem und nach dem
Takte der Muſik wurden jene exakt ausgeführt. Eine glückliche
Löſung der Befehlsübergabe brachte die Anbringung einer Laut=
ſprechanlage
durch die Firma Genton=Darmſtadt, Ballonplatz 6.
Turnſpiele und Keulenübungen vervollſtändigten das weitere
turneriſche Programm. Den Höhepunkt des Feſtes bildeten die
allgem,einen Freiübungen, die beifällig von der zu einigen
Tauſenden zählenden Zuſchauermenge aufgenommen wurden.
Die Siegerliſte folgt.
Sporkwerbewoche des Rol-Weiß, B.ſ.R.
Handball.
Rot=Weiß, V. f. R. Mannheim 07 2:4 (1:1).
Fußball.
Rot=Weiß, V. f. R. Polizei=Sportverein ( Verbands=
ſpiel
) 4:3 (1:3) (!).
Der letzte Tag der Werbe=Woche brachte bei guter Witterung
eine ziemlich zahlreiche Zuſchauermenge auf die Beine, um ſo
dem Abſchluß der Sport=Woche ein würdiges Geſicht zu geben.
Pünktlich um 3 Uhr begann das Handballtreffen zwiſchen
Rot=Weiß, V. f. R., Mannheim 07
unter der vorzüglichen Leitung des Herrn Dr. Grünewald. Es
entwickelte ſich ein prächtiges Spiel auf beiden Seiten. Am An=
fang
ſah es aus, als würden die Rot=Weißen ihren Gegner glatt
überfahren, man hatte ſich jedoch in den Mannheimern gründlich
getäuſcht. Nachdem Rot=Weiß durch Rettig in Führung ging, ge=
lang
es dem Gegner, noch vor der Pauſe auszugleichen. Die
2. Hälfte war nicht minder intereſſant, denn jetzt erſt liefen die
Mannheimer zu einer guten Form auf, was dem Spielausgang
den Ausſchlag gab. Wohl hatte Rot=Weiß vier= bis fünfmal das
Pech, daß der Ball an die Latte ging, aber auf der anderen
Seite brachte der ſchnelle Angriff der Gäſte das Darmſtädter Tor
immer in Gefahr. Während Rot=Weiß den Führungstreffer der
Gäſte wieder einholen konnte, brachten es dieſelben fertig, durch
zwei wundervolle Tore das Endergebnis herzuſtellen. Mannheim
konnte in allen Teilen gefallen. Der beſte Mann iſt jedoch der
Torwächter, welcher durch ſein gutes Stellungsſpiel und Fang=
vermögen
einen Rieſenanteil an dem Erfolg hatte. Bei Rot=Weiß
klappte es trotz der drei Erſatzleute ganz leidlich, nur muß ſich
der Sturm ein ſchnelles Abſpielen der Bälle angewöhnen.
*
Die Senſation des Tages war unſtreitbar das Lokaltreffen
der Fußballer
Rol-Weiß, V. ſ. R., Polizei=Sporkverein.
Dem Schiedsrichter, Herrn Keudel=Ludwigshafen, ſtellten ſich
die Mannſchaften um ½5 Uhr. Polizei in ſtärkſter Aufſtellung,
Rot=Weiß mit drei Erſatzleuten. Von Beginn an findet ſich die
Polizei gut zuſammen und kann ſchon in der 3. Minute in Füh=
rung
gehen. Bei Rot=Weiß will nichts klappen, und iſt das Spiel
viel zu aufgeregt. Erſt als Ganß in der 18. Minute den Aus=
gleich
erzielt, wird das Spiel ruhiger, aber immer noch nicht ſo,
daß man der Mannſchaft gegen dieſen Gegner evtl. Chancen ge=
ben
könnte. Bis Halbzeit kann die Polizei noch zwei Tore vor=
legen
, während Rot=Weiß leer ausgeht. Mit dem Stand 3:1 für
Polizei werden die Seiten gewechſelt. Mit dem Antritt wird
Rot=Weiß zuſehends beſſer. Dies ſteigert ſich noch, als Müller
den Mittelläuferpoſten einnimmt und ſeinen Sturm mit Vor=
lagen
überhäuft. Die Polizei kann ſonſt nicht mehr gefährlich
werden, und als Vogelmann ein Tor aufholte, war die Mann=
ſchaft
nicht mehr zu halten und legte einen Kampfgeiſt an den
Tag, welchen man ſo oft bei der Mannſchaft vermißt. Bei leich=
ter
Ueberlegenheit erzielte Vogelmann den Ausgleich, und fünf
Minuten vor Schluß iſt es derſelbe Spieler, welcher ſeinem Ver=
ein
mit einem placierten Schuß Sieg und Punkte bringt. Unter
toſendem Jubel der Zuſchauer verläßt Rot=Weiß als verdienter
Sieger den Platz. Die Mannſchaft war trotz der geſchwächten
Aufſtellung gut beſetzt, nur dauerte es eine ganze Halbzeit, bis
ſich die Spieler verſtanden. Die Polizeimannſchaft iſt immer noch
die alte, gefährliche Mannſchaft. Die Mannſchaft hatte allerdings
das Pech, in den Rot=Weißen eine Mannſchaft zu finden, deren ſchwerſten Gegner abgeben, den Deutſchland in dieſem Jahr
Siegeswillen, hauptſächlich in der zweiten Hälfte, nicht zu über=
treffen
war. Der Schiedsrichter war nicht ſchlecht, hätte aber in
ligen Fällen energiſcher eingreifen müſſen.
Das Spiel der Erſatzliga gegen Spielvgg. Arheilgen mußte
ausfallen, da Arheilgen nicht erſchien.

Boxabend im Fürſtenſaal.
Erſter Aſchaffenburger Boxklub Rot=Weiß, V. f. R., 6:6.
Die junge Box=Abteilung des Rot=Weiß, V. f. R., hatte mit
ihrem erſten Kampfabend im vollbeſetzten Fürſtenſaal am Sams=
tag
abend einen guten Werbeerfolg. Im Einzelkampf boxten
zwei Schüler des Vereins, Fritz Staudt und A. Kuhn, im
Papiergewicht nach annehmbaren Leiſtungen unentſchieden. In
einem Einladungskampf ſtanden ſich dann Dürr, Rot=Weiß, und
Leiſt, Heſſ. Polizei=Sportverein Darmſtadt, im Gemiſchtgewicht
gegenüber. Dürr hatte gegen den fünf Pfund ſchwereren Poli=
ziſten
, der mit guter Linksarbeit aufwartete, nie eine Chance,
hielt ſich aber tapfer über die drei Runden. Der zweite Ein=
ladungskampf
ſah Beſt, Rot=Weiß, und Adam Leiſt, Heſſ. Pol.=
Spv., als Gegner im Weltergewicht. Leiſt griff ſtürmiſch an und
landete zahlloſe Genickſchläge, die ihm zwei Verwarnungen ein=
trugen
. Beſt lag meiſt in der Verteidigung und ging beim Löſen
aus dem Clinch nicht nach, ſich dadurch um ein Unentſchieden
bringend. Leiſt Punktſieger.
Die nun folgenden Kämpfe gegen Aſchaffenburg brachten
folgende Ergebniſſe:
Fliegengewicht: Keller, A. Steingäſſer, D. Keller ſammelte in
der erſten Runde gegen den oft in Doppeldeckung gehenden
Steingäſſer ſoviel Punkte, daß letzterer trotz lebhafter An=
griffe
nicht mehr ganz aufholen konnte. Keller knapper Punkt=
ſieger
.
Bantamgewicht: Schwarz, A. Kuhn, D. Die Punkte fielen
kampflos an Aſchaffenburg, da Kuhn auswärts beruflich =
tig
iſt und zu ſpät eintraf.
Federgewicht: Lauckhardt, A. Bork, D. Bork ſchien gut trai=
niert
, hatte jederzeit Oberwaſſer und zwang durch ſyſtema=
tiſche
Arbeit ſeinen Gegner in der 2. Runde zur Aufgabe.
Sieger: Bork durch techn. k. o.
Leichtgewicht: Dieſter, A. Schmitt, D. Nach ſchnellem, tech=
niſch
hochſtehenden Kampf ſchlug Schmitt ſeinen 4 Pfund
ſchwereren Gegner, der eine bedeutend größere Reichweite
hatte, in der zweiten Runde aus. Vielleicht ſieht man
Schmitt einmal mit einem noch ſtärkeren Gegner im Ring?
Mittelgewicht: Schuck, A. Walther, D. Der Kampf beider
war unſchön, da der Aſchaffenburger dauernd den Nahkampf
ſuchte. Walther, deſſen Stärke die Diſtanz iſt, fiel auf Schucks
Taktik herein und verlor nach Punkten.
Gemiſchtgewicht: Dahlem, A. Köhler, D. Köhler hatte nach
anfänglich ausgeglichenem Kampf gegen ſeinen 12 Pfund (!)
ſchwereren Gegner das Heft jederzeit in der Hand und brachte
nach einer Reihe guter Kinntreffer ſeinen Gegner, der ſich
den Daumen verletzte, in der zweiten Runde zur Aufgabe.
Sieger: Köhler durch techn. k. o.
Im Hauptkampf des Abends begegneten ſich Auguſt Kern,
Frankfurt a. M., deutſcher Meiſter 1928, im D. A. S. V. 1891,
und Sprenker, Rüſſelsheim a. M., dritter in der deutſchen Mei=
ſterſchaft
1928, im Bantamgewicht. Sprenker verſuchte von vorn=
herein
, gegen den Meiſter möglichſt günſtig abzuſchneiden, ſo daß
ſich in allen fünf Runden ein heftiger Schlagwechſel ergibt und
viel mit Schwingern gearbeitet wurde. Von Technik wurde, mit
Ausnahme guter Deckung und blitzſchnell ſich folgender Schläge,
nichts gezeigt. Sieger: Sprenker durch Aufgabe Kerns wegen
Kieferverletzung. Lediglich das Tempo des Kampfes konnte
imponieren.
Herr Weckbach vom veranſtaltenden Verein darf mit dem
Abend zufrieden ſein. Daß die Handſchuhe erſt beim fünften
Kampf ausgeloſt wurden und auch von da an erſt ein Schwamm
für die Kämpfer auftauchte, ſowie daß der Boden im Ring viel
zu glatt war, ſind kleine Schönheitsfehler, die bei der nächſten
Veranſtaltung ſicher vermieden werden.
Waſſerball.
1. Frankfurker 5. C. Jung=deukſchland.
Ihren Fortgang nehmen die Waſſerballſpiele um die Gau=
meiſterſchaft
am Dienstag abend 8 Uhr mit dem Spiel der bei=
den
Tabellen=Erſten, Jung=Deutſchland gegen den 1. Frankfur=
ter
S.C. Dieſes Sriel dürfte die Frage nach dem Gaumeiſter
ſchon löſen, da außer dieſen beiden Vereinen kein anderer mehr
für den erſten Platz in Frage kommt. Das Spiel verſpricht da=
her
ſehr intereſſant zu werden, da die Darmſtädter bemüht ſein
werden, ohne Punktverluſt Meiſter zu werden. Auf der anderen
Seite werden die Frankfurter große Anſtrengungen machen, zu
Punkten zu kommen, da der Zweite der Gaumeiſterſchaft die
Berechtigung hat, in einer Runde der Zweiten weiter um die
ſüddeutſche Meiſterſchaft mitzuſpielen. Unter dieſen Voraus=
ſetzungen
wird es zwiſchen den kompletten Mannſchaften beider
Vereine zu einem ſpannenden Kampf kommen, deſſen Beſuch
ſehr zu empfehlen iſt.
Turngemeinde 46 Turnverein Arheilgen 5:1
Am letzten Samstag trafen ſich obige Mannſchaften zwecks
einem Freundſchaftsſpiel auf dem Arheikger Mühlchen. Beide
Mannſchaften traten mit Erſatz an. Die Darmſtädter beherrſchten
das Spiel von Anfang bis zu Ende. Die Tore fielen in regel=
mäßigen
Abſtänden durch Volk, Fink und Schneider 2. Verdient
kam Arheilgen zum Ehrentor, da der Darmſtädter Torwart
ſeinen Platz verließ, der Angriff fehl ging, und ſo
konnte Spengler=Arheilgen durch Fernſchuß das Ehrentor buchen.
Schiedsrichter Fink=Arheilgen konnte befriedigen,

Schwedens Fußball=Elf fertigte in Stockholm Holland über=
legen
mit 6:2 Toren ab und dürfte in 14 Tagen in Köln den
hatte.
Der Davispokal=Kampf UngarnHolland in Budapeſt mußte
wegen Regens abgebrochen werden. Der Kampf ſteht 2:2 und
twird am Montag fortgeſetzt.
Mit 4:3 gewonnen wurde in Berlin der Damen=Tennis=
Länderkampf DeutſchlandAmerika.

[ ][  ][ ]

Geite 6

Rummer 159

Darmſtadk und Berlin im Endſpiel.
Polizei Darmſtadt Polizei Hamburg 8:4 (5:1).
Das Vorſchlußſpiel um die Handballmeiſterſchaft der D. S. B.
zwiſchen den Polizeivereinen von Darmſtadt und Hamburg fand in
Worms ſtatt und war von 3000 Zuſchauern beſucht. In einem
großen Spiele ſiegten die Darmſtädter verdient. Das Ergebnis
iſt zu deutlich, als daß es täuſchen könnte. Schon die erſte Hälfte
ſah die Heſſen in einer ausgezeichneten Form. Ihr Spiel war
ausgeklügelt, überlegt und durchdacht. In dieſer Zeit wurde
Hamburg tatſächlich überfahren, und nur großem Eifer in der
zweiten Hälfte haben die Norddeutſchen die günſtigere Geſtal=
tung
des Ergebniſſes zu danken. Die Erwartungen, die man auf
die norddeutſche Mannſchaft geſetzt hatte, wurden nicht erfüllt.
Die Elf hatte, nur in ihrem Torwart Voß, dem Mittelläufer
Schmahl, der wegen wahrſcheinlicher Schiedsrichterbeleidigung
den Platz verlaſſen mußte, dem Läufer Soyka und dem Stürmer
Grudnick, der alle vier Tore ſchoß, die beſten Leute. Durch den
Platzverweis des Mittelläufers verlor die Mannſchaft moraliſch
ihren Halt, und auch das Publkium nahm kein großes Intereſſe
mehr.
Darmſtadt war in allen Teilen gut beſetzt, und die Elf darf
mit Recht auf ihr Abſchneiden als zweiter ſüddeutſcher Vertreter
ſtolz ſein. Hat ſie ſich doch die Teilnahmeberechtigung zum End=
ſpiel
um die D.S.V.=Meiſterſchaft erkämpft. Die Elf
hatte im Sturm in Jans und Huber ihre Beſten. Koch war auch
ſehr gut, wurde aber wenig bedient. Schliffer hatte einen aus=
geſucht
ſchwachen Tag. Otto war der Beſte der Läuferreihe,
Walter überragend in der Verteidigung, und Bordt gut und
ſicher im Tor. Schiedsrichter Pöthmann leitete das Spiel
korrekt.
In den erſten beiden Minuten ſtellten Koch und Huber das
Ergebnis auf 2:0. In der 10. Minute fiel durch Jans der dritte
Treffer. Der Hamburger Sturmführer Grudnick buchte dann den
erſten Gegentreffer, dem bis zur Pauſe ein Doppelhänder von
Jans und durch Bohl zwei Tore folgten, die den Halbzeitſtand
von 5:1 ergaben. Nach der Pauſe wendete ſich zunächſt das
Blatt. Hamburg kam durch ſeinen Sturmführer zu zwei Gegen=
toren
, und damit zum Stande von 5:3. Für Darmſtadt ſah es
jetzt ſehr gefährlich aus. Die Mannſchaft riß ſich aber dann zu=
ſammen
und buchte durch Schliffer einen weiteren Treffer. Koch
und Huber erhöhten auf 8:3, und damit war das Spiel endgül=
tig
gewonnen, wenn auch Hamburg durch den Mittelſtürmer noch
zu einem weiteren Tore kam.
Sporiverein Darmſtadk 1898 im Saargebiek.
Die Sportvereine des Saargebiets, die bei den beſonderen
politiſchen Verhältniſſen des Saarlandes im weſentlichen darauf
angewieſen ſind, den ſportlichen Verkehr unter ſich ſelbſt zu
pflegen, ſind doppelt dankbar für jeden Wettſpielabſchluß mit
deutſchen Vereinen. So konnte es auch nicht ausbleiben, daß die
98er ſchon bei ihrem erſten Spiel in Saarlouis die beſte Auf=
nahme
fanden. Nicht nur die Spielvereinigung Soarlouis, der
ſpielſtärtſte Handballverein des Saargebietes und daher auch
Saarmeiſter, bereitete einen überaus herzlichen Empfang, ſon=
dern
auch insbeſondere die Stadtverwaltung, die die Sportwerbe=
woche
, innerhalb deren das Spiel ſtattfand, ſelbſt organiſiert und
ſinanziert hatte. Der Sportverein wünſcht anderen Stadt=
gemeinden
und uns ſelbſt einen Bürgermeiſter, der im ſelben
Maße Wert und Bedeutung des Sportes erkennt und dieſem Er=
kenntnis
gemäß handelt. Ein Rieſennelkenſtrauß, vor dem Spiel
von dem Bürgermeiſter den Darmſtädtern mit Worten höchſter
Anerkennung überreicht, bildete den Auftakt des Spiels gegen
die Spielvereinigung Saarlouis, das 7:2 ge=
wonnen
wurde.
Das Spiel ſelbſt war von der erſten bis zur letzten Minute
durchaus fair, ſo daß die erſtrebte Propagandawirkung erreicht
worden ſein dürfte. Saarlouis ſtellte eine gut durchgebildete
Mannſchaft, die jedoch ohne große Wettſpielpraxis für ſchwere
Spiele der beſſeren Technik der 98er nicht ganz gewachſen war.
reihe und die linke Sturmſeite. Großer Eifer der geſamten Elf
brachte es zuwege, daß der Kampf ſtets offen war. Die 98er und beſonders Erfelden legte trotz ſeiner körperlichen Unterlegen=
waren
durch drei Umſtände benachteiligt. Da Papſt und Fuchs
deren Poſten; eine nennenswerte Schwächung der Spielſtärke
hatte dies allerdings nicht zur Folge. Ungünſüger wirkte ſich waren ſie ihrem Gegner glatt überlegen. Doch das forſche Spiel
die merkwürdige Regelauffaſſung des Schiedsrichters eines
Herrn aus Hagen aus, der nicht weniger als 4 einwandfrei
erzielte Tore den Darmſtädtern nicht anerkannte. Der mißlichſte
Umſtand war jedoch die Beſchaffenheit des Platzes harter allem das laute Rufen beider Parteien und die Vorwürfe im
nen heftigen Gewitterregen mit Pfützen überſät. Nur ſchwer
konnte auf dieſem Gelände die Darmſtädter Mannſchaft in Fahrt
legen; dann ſing jedoch die Kombination der 98er an zu klappen den ſie anfangs aber nicht anbringen konnten. Erfelden berfügt
und damit ſtand der Sieg feſt. Noch vor Halbzeit kamen Freund,
Delp, Fiedler und Hennemann zu Erfolgen, während der Gegner
auf einen Deckungsfehler hin durch ſeinen Mittelſtürmer nur
einmal den Darmſtädter Torwart ſchlagen konnte. (Halbzeit 4:1.)
Die Platzverhältniſſe brachten es mit ſich, daß die 98er ſich in der
zweiten Hälfte eine gewiſſe Reſerve auferlegten. Wohl holte man doch ſagen, daß Wolfskehlen die reiſere Mannſchaft iſt und
ſtalten die Darmſtädter trotz verhaltener Spielweiſe bis zum
Schluß das Spiel leicht überlegen. Drei Tore von Werner, Roßdorf wurde recht hart durchgeführt, und der Sieg der Gerus=
Hennemann und Fiedler ſchaffen den überzeugenden Endſieg.
Nicht minder herzlich und vom Geiſte ſportlicher Kamerad=
ſchaft
getragen war der Empfang in Neunkirchen. Der Iſt ein Angriff gut vorgetragen, ſo muß ein blitzſchneller und
Boruſſen=Vorſitzende überreichte den Darmſtädtern ein
charakteriſtiſches Bild aus Neunkirchen, die dortigen weltberühm=
ten
Stummwerke darſtellend. Auch dieſes, das zweite und letzte
Spiel der Reiſe gegen den Tabellenzweiten der
Saargruppe, ging gewonnen, und zwar mit 8:5. In noch lange nicht zur Ausnützung dieſes Umſtandes führen, und
der erſten Hälfte führten die Darmſtädter ein hervorragendes
Spiel vor. Aufmerkſamſte Deckung von ſeiten der Hinvermann= an die verkehrte Adreſſe geroten, es dann bitter bereuen müſſen.
ſchaft und vorbildliches Zuſpiel und Freiſtellen der Stürmer be=
wirkten
, daß die Neunkirchener Boruſſen in dieſer Hälfte nicht
aufkamen, ſich vielmehr durch die 98er den Spielverlauf diktieren
laſſen mußten. In gleichmäßigen Abſtänden waren die Darm=
ſtädter
erfolgreich, ſo daß mit 6:0 Toren die Plätze gewechſelt
wurden. Gänzlich andersartig war der Veraluf der zweiten
Spielhälfte. Die Ermüdung durch das Spiel des Vortages und
durch die Reiſeſtrapazen zuſammen mit den großen Platzverhält=
niſſen
ließen den Elan der Darmſtädter Mannſchaft, die übrigens
in der gleichen Aufſtellung wie in Saarlouis ſpielte, erlahmen.
Das Niveau der Leiſtungen der 98er in dieſer Spielphaſe ſank
beträchtlich unter die ſonſtige Durchſchnittsform. In gleichem
Maße wie die Darmſtädter im ihrem Können nachließen, wurden
die Boruſſen beſſer, die dann hauptſächlich im Sturm gute Lei=
ſtungen
zeigten und ganz plötzlich ein Wurfvermögen demon=
ſtrierten
, das in der erſten Hälfte vollſtändig vermißt worden
war. Für den Darmſtädter Sieg brauchte man allerdings nie
bange zu ſein. Wehr, der auch in dieſem Spiel Mittelſtürmer
ſpielte, war wohl in dieſem Treffen der beſte Mann auf dem
leiter dieſes Spieles aus Sulzboch war korrekt und genau. für die unentgeltlich zur Verfügung geſtellten Quartiere, der
Zuſammengefaßt darf geſagt werden, daß die Saarreiſe den
98ern vollkommen geglückt iſt, und daß durch ſie das Anſehen
Darmſtädter Handballkönnens wieder einmal verſtärkt wurde.

Moniag den 10. Juni 1929

Jugend, Sporkverein Darmſtadt 1898.
Ia Jugend Rot=Weiß, 1. Jugend, 5:2.
Ib Jugend Fußballſportverein Frankfurt, 1. Jug., 7:1.
IIa/IIb Jugend Groß=Gerau, 1. Jugend, 6:2.
IIIa Jugend Fußballſportverein Frankfurt, 2. Jug., 8:2.
Tam. Beſſungen-Polizeiſporkverein Frankfurk a. M.
7:6 (3:2).
Was keiner vorausſah, iſt zur Tatſache geworden. Es gelang
den Einheimiſchen nach ſchönem Spiel, die die Kreisklaſſe ver=
tretenden
Frankfurter zu ſchlagen. Trotz des Erſatzes der in der
Gaumannſchaft in Heidelberg geſtellten drei Polizeiſpieler, zeig=
ten
die Gäſte ein Spiel, das als formvollendet anzuſprechen iſt.
Die Zuſchauer folgten mit großem Intereſſe dem jederzeit anſtän=
dig
durchgeführten Treffen. Das Spiel begann mit einem Ab=
taſten
auf beiderſeitige Schwächen, das die Beſſunger ſtets in
Torfront zeigte, ſelbſt das immer wieder ausgleichende Torver=
hältnis
zeigte auf die Hieſigen keinen Einfluß. Schon gleich nach
Beginn legten die Sieger einen großen Eifer zutage, der ſie auch
bald in Führung brachte. Durch ein Mißverſtändnis in der Ver=
teidigung
gelang den Poliziſten der Ausgleich, die nach kurzer
Zeit aber wieder zwei Tore ſich gefallen laſſen mußten, denen
ſie bis zur Halbzeit noch einen Gegentreffer entgegenſetzen konn=
ten
. Nach Wiederbeginn erhöhte Beſſungen auf 5:2, doch mußte
es ſich dann wieder den Ausgleich gefallen laſſen. Ein ſchöner
Doppelhänder des R.=A. ſah den Platzbeſitzer erneut in Führung,
dem kurz darauf aber wieder ein Gegentreffer folgte. Jeder
rechnete mit dieſem unentſchiedenen Reſultat, als eine Minute
vor Schluß der L.=A. nach ſchöner vorausgegangener Kombination
das Siegestor einwarf. Beſſungen gefiel in allen Teilen, be=
ſonders
der Sturm zeigte gutes Zuſammenſpiel. Der Tormann
war auf der Höhe, die Bälle waren für ihn unhaltbar. Die Ver=
teidigung
und Läuferreihe zeigte, wie immer, ihr gewohntes
Spiel. Die Gäſte hielten das, was man von ihnen ſich ver=
ſprach
, den Erſatz konnte man ihnen nicht anmerken.
Auch der Nachwuchs der Vorſtädter zeigte ſich von der beſten
Seite, die Wolfskehler Jugend mußte mit nicht weniger als
10:1 Toren Federn laſſen.
T.- u. Hp. B. Braunshardk, 1. Sp.-B. Bikkoria
Griesheim, 1., 8:3.
Viktorias 1. Handballelf weilte am geſtrigen Sonntag bei
den Braunshardtern zu Gaſt und mußte, wie ſchon ſo viele an=
dere
Mannſchaften, erfahren, daß es ſehr ſchwer iſt, dieſen bei=
zukommen
. Die Platzmannſchaft hatte für zwei ihrer beſten Er=
ſatz
einſtellen müſſen. Die Leiſtungen der Braunshardter Mann=
ſchaft
können aus dem verdient erzielten Reſultat heraus gewür=
digt
werden. Viktoria war im Feldſpiel auch gut, jedoch haperte
es mitunter im Fangen und auch im Schießen ganz beſonders
bedenklich.
Handball=Ergebniſſe.
Vorſchlußrunde um die Deutſche‟.
Pol. S. V. Darmſtadt Pol.=S.V. Hamburg . . 8:4 (5:1)
Turnier in Freiburg.
S.C. Freiburg Stuttgarter S.C.
7:4
Polizei Freiburg Freiburger S.C.
.. . 10:4
Polizei Freiburg Freiburger S.C.
8:3
S.C. Stuttgart Freiburger F.C. .
. 5:3

Um den Auf=bzw. Abſtieg.

Wolfskehlen Erfelden 6:1 (1:1).
Gernsheim Roßdorf 5:4 (3:3).
Worfelden Seeheim.
Wolfskehlens Sieg wurde keinesfalls ſo leicht errungen, wie
Gefallen konnte von dem Platzverein insbeſondere die Läufer= das Ergebnis ſagt. Beide Parteien nahmen das Spiel ſehr ernſt
heit einen vorbildlichen Eifer an den Tag, ähnlich wie Walldorf
nicht mit von der Partie waren, ſpielten Spiegel und Wehr auf bei ſeinem Endſpiel gegen Arheilgen. In Wolfskehlens Mann=
ſchaft
ſtanden faſt durchweg prächtige Geſtalten und im Spiele
der Erfelder brachte ſie anfangs gänzlich aus dem Konzept.
Eine Mannſchaftskritik iſt deshalb om Platze, weil verſchiedene
Mängel aufgetreten ſind, die leicht behoben werden können. Vor
Schlackenboden, durch einen kurz vor Spielbeginn niedergegange= Spiele, die doch in die Spielerſitzung gehören! Wolfskehlen übte
zu wenig das Flügelſpiel, wo doch beide Außen zuverläſſig
waren, und vor dem Tore hätte es ſo keine Zuſammenballung
kommen. Die erſten fünfzehy Minuten ſind die Saarleute über= gegeben, zumal die Stürmer über einen ſaftigen Schuß verfügen,
durchweg über kleine Leute und muß dieſem Umſtande mehr
Rechnung tragen. Wie ſehr die Spieler durch ihren Eifer gefähr=
lich
ſind, beweiſt der Stand von 1:1 bis zehn Minuten nach der
Pauſe. Das hohe Zuſpiel muß fortfallen, denn wie oft ſchnappte
der körperlich größere Gegner den Ball weg. Zum Schluſſe muß
Saarlouis durch Strafwurf ein Tor auf (4:2), doch dann ge= das Zeug in ſich hat, bei einiger Verbeſſerung einen zu beachten=
den
Gegner abzugeben. Die Begegnung Gernsheim gegen
heimer iſt als ſehr glücklich zu bezeichnen. Beide Parteien hielten
ſich ſo ziemlich die Waage, und allein das zögernde und unge=
naue
Werfen der Roßdörfer verhalf dem Gegner zum Siege.
genauer Schuß ihn beſchließen. Aber hieran haperte es bei
Roßdorf, ſo daß faſt jedesmal dem Gegner Gelegenheit geboten
war, im letzten Augenblick erfolgreich abzuwehren. Wenn der
Schiedsrichter ungerm Spieler vom Platze verweiſt, ſo darf das
die Spieler ſollen ſich vor Augen halten, daß, wenn ſie einmal
Freundſchaftsſpiele:
Sprendlingen 1. Tgſ. Offenbach 1. 9:2 (6:0).
Sprendlingen Jgd. Tgſ. Offenbach Jgd. 5:7.
Pfungſtadt Jgd. Arheilgen Jgd. 3:1.

Kraftſpork.

Gau=Meiſterſchafken des Gaues 9denwald

in Fürkh i. 9.
Die Schwerathletikabteilung des Heſſiſchen Polizeiſportvereins,
e. V., Darmſtadt erringt fünf 1. Preiſe, fünf 2. Preiſe, einen
4. Preis und einen 5. Preis.
Das Gaufeſt war trotz des ſchlechten Wetters am Vormittag
gut beſucht. Die Poliziſten waren durchweg in Form und zeigten
Platze; ihm glückten auch 3 wohlplacierte Torwürfe. Der Spiel= gute Leiſtungen. Herzlichen Dank dem Athletikverein Fürth i. O.
gleiche Dank auch den Quartiergebern, die es an nichts fehlen
ließen. Die Gaumeiſterſchaft errang: Fliegengewicht: W. Hahl,
Federgewicht: Gg. Schanz, Schwermittelgewicht: J. Krauß,
Schwergewicht: J. Lißfeldt, Stemmen: K. Feldmann.

Kabſauten.
Michelſtadt Gaumeiſter im Zweier= und Dreier= Rad=
ballſpiel
. Erbach Gaumeiſter im Einer= 1. Zweier=
Kunſtfahren. Darmſtädker Bicycleclub 1883 Sieger
im Jugendreigen.
Das Saalſportfeſt des Darmſtädter Bichcleclubs 1883, ver=
bunden
mit der Austragung der Meiſterſchaften des Gaues 70
Heſſen=Darmſtadt B. D. R., war ein Beweis, daß auch der Rad=
ſport
nicht nur nach wie vor vollkommen auf der Höhe iſt, ſon=
dern
daß ſogar bedeutende Fortſchritte zu verzeichnen ſind.
Nach einer Anſprache des Vorſitzenden des D. B. C. 83, Herrn
Thümmel, wurde von dem Veranſtalter ein flotter Begrüßungs=
reigen
vorgeführt. Das Vorſpiel um die Gaumeiſterſchaft im
Zweier=Radballſpiel, Michelſtadt III Velocipedclub Darm=
ſtadt
I endete 3:1 zugunſten von Michelſtadt.
Im Wettbewerb im Sechſer=Jugendreigen um den Wander=
preis
des Darmſtädter Tagblatts wurde von allen drei Bewer=
bern
dem Darmſtädter Bichcleclub und der 1. und 2. Mann=
ſchaft
des Radf.=Vereins Erbenheim ſehr ſchneidig gefahren,
ſo daß der D. B. C. 83 ſeinen Sieg wohl in erſter Linie ſeiner
größeren Uebungszahl zu verdanken hat.
Im zweiten Radball=Vorſpiel ſiegte die 3. Mannſchaft von
Michelſtadt gegen die 2. desſelben Vereins 3:2, nachdem das
Spiel bei Halbzeit 2:0 für Michelſtadt 2. geſtanden hatte.
Ein ſehr ſchöner Sechſer=Damenreigen des feſtgebenden Ver=
eins
fand bei den Anweſenden lebhafteſten Beifall.
Die Leiſtungen des Gaumeiſters im Einer=Kunſtfahren:
Gaulrapp=Erbach berechtigen zu großen Hoffnungen. Ganz her=
vorragend
waren die Uebungen des achtjährigen Kunſtfahrers
Rehberger=Zeilsheim, in dem der zukünftige Bundesmeiſter zu
ſtecken ſcheint. Im Endſpiel um die Meiſterſchaft im Zweier=
Radballſpiel ſiegte Michelſtadt 1. gegen Michelſtadt 3. 11:5. Bei
Halbzeit (4:4) ſah es faſt aus, als ſollte die erſte Mannſchaft der
dritten unterliegen. Jedenfalls wird ſich die erſte Mannſchaft
vor der außerordentlich flinken dritten, wenn dieſe erſt einmal
auch bis zum Schluß die nötige Ruhe bewahren kann, noch ſehr
in acht nehmen müſſen. Die Gaumeiſter im Zweier= Kunſt=
fahren
Gaulrapp-Kolmer (Erbach) haben die beſten Ausſichten,
auch bei den Kreismeiſterſchaften ehrenvoll abzuſchneiden.
Lebhafteſten Beifall fand, der ſehr ſchneidig gefahrene Stab=
ſchmuckreigen
des D. B. C. 83. Die Meiſterſchaft im Dreier=
Nadballſpiel errang Michelſtadts 1. gegen Michelſtadts 2. mit
5:1 Toren.
Auf die vom Gauvorſitzenden, Herrn K. Frahnert, vorge=
nommene
Preisverteilung, wobei der kleine Kunſtfahrer beſon=
ders
geehrt wurde, folgte der übliche Feſtball.
Ergebniſſe.
Zweier=Radballſpiel: 1. Michelſtadt I. (Schmelz, Wöber), Gau=
meiſter
; 2. Michelſtadt III. (Breimer, Kiefer).
Dreier=Radballſpiel: 1. Michelſtadt I. (Schmelz, Wöber, Volk)
Gaumeiſter: 2. Michelſtadt II. (Breimer, Kiefer, Hamburger).
Einer=Kunſtfahren: Gaulrapp=Erbach, Gaumeiſter, 167,8 P.
Zweier=Kunſtfahren: Gaulrapp-Kolmer (Erbach), Gaumeiſter,
210,4 P.
Sechſer=Jugendreigen: 1. Darmſtädter Bichcle=Club 1883 8,399
P., 2. Radf.=Verein Erbenheim I. 8,116 P., 3. Radf.=Verein
Erbenheim II. 7,886 P.
(Siegermannſchaft: G. Reeg, Knörzer, W. Reeg, Häusler,
Eckert, Schulze; Fahrwart: Adam Rühl.)

Moldenhauer holt den ſiegbringenden Punkt heraus.

Nach dem Sieg der italieniſchen Vertreter im Doppelſpiel
war die Spannung auf den Ausgang des Davis=Pokalkampfes
zwiſchen Italien und Deutſchland in Hamburg bis zum Siede=
punkt
geſtiegen. Die Erwartungen, die man an einen deutſchen
Endſieg geknüpft hatte, wurden erfüllt. Allerdings ſtand es lange
auf des Meſſers Schneide; denn Landmann mußte gegen de Mor=
purgo
6:4, 6:0, 7:5 ſchnell klein beigeben und Moldenhauer ver=
mochte
ſich erſt nach fünf ſchweren Sätzen 6:3, 3:6, 5:7, 6:4, 6:3
über de Stefani hinwegzuſetzen.
Im Kampf de Morpurgo/Dr. Landmann gibt das Ergebnis
den Spielverlauf nicht ganz wieder. Der Italiener mußte recht
ſchwer kämpfen. Im dritten Satz führte Landmann bereits mit
5:3. Schließlich mußte er aber doch in dem, hauptſächlich von der
Grundlinie aus geführten Kampf beigeben. Die Partie ſtand
nunmehr 2:2.
Im letzten Spiel zwiſchen Moldenhauerſde Stefani ſetzte der
Italiener alles daran, um den Endſieg ſicherzuſtellen. Den erſten
Satz gewann der Deutſche. Die beiden nächſten brachte der Ita=
liener
überlegen an ſich. Im vierten Satz hatte de Stefani nach
dem Stande von 3:3 Pech. Moldenhauer konnte dieſen und dann
auch den nächſten gegen ſeinen erſchöpften Gegner gewinnen und
damit das Endreſultat zugunſten Deutſchlands entſcheiden. Die
Begeiſterung der etwa 3000 Zuſchauer war natürlich ſehr groß.
Zum erſten Male in der Geſchichte der Davispokalſpiele hat
ſich Deutſchland bis zur Vorſchlußrunde durchgerungen. Hier iſt
die Tſchechoſlowakei, alſo Menzel. Jan Kozeluh und Macenauer,
unſer Gegner. Die Spiele der Vorſchlußrunde müſſen bis zum
23. Juli erledigt ſein. In der unteren Hälfte ſtehen England
und Ungarn in der Vorſchlußrunde. Der Kampf Deutſchland
Tſchechoflowakei geht an einem noch nicht genau feſtgeſetzten Ter=
min
, wahrſcheinlich aber vom 21. bis 23. Juni, in Prag
vor ſich.
Schießſpork.
Südweſtdeutſcher Sportverband für Kleinkaliberſchießen e. V.,
Gau Otzberg.
Auf den ſchönen, unweit der Bahnſtation gelegenen Schieß=
ſtänden
des Schützenvereins Lengfeld wurde am Sonntag, den
9. Juni, das Gauſchießen des Gaues Otzberg ausgetragen. Das
trübe, regneriſche Wetter des Vormittags konnte die Schützen
wicht abhalten, in ſtattlicher Anzahl zu erſcheinen. Dank tadel=
los
arbeitender Schießaufſicht und Standbedienng wickte ſich das
1. Gauſchießeu ſehr flott ab, wie auch andererſeits die ſportlichen
Erfolge einen weſentlichem Fortſchritt gegenüber dem Vorjahr
erkennen laſſen.
Die ſilberne Ehrennadel des Verbandes erſchoſſen die Schützen
Vonderheid, Hahn, Lutz, Seibert, Jakob Walter, Gg. Karl Wal=
ter
, Heuß, Metzler, Klotz, Sennert und Scheid aus Lengfeld;
Otto Metzler, Hch. Metzler, Delp, Schmidt und Jungſchütze Leh=
mann
aus Reinheim; Schröder und Dintelmann aus Spach=
brücken
, Adam Lutz, Willems und Röttger aus Nieder=Klingen
und Itzel aus Wiebelsbach; die bronzene Ehrennadel die Schützen
Ohl aus Wiebelsbach, Geiß, Otto Lutz, Friedrich, Köhler, Kohl=
bacher
, Heiß. Hiltermann, Buntſchuh, Graf und Hofmann aus
Lengfeld; Ph. Schmidt, Göttmann, Gugel, Vonderſchmidt und
Dörr aus Reinheim; Koch, Wolf und Grünewald aus Nieder=
Klingen; Ph. Spalt aus Spachbrücken und Schüßler aus Ueberau.

[ ][  ][ ]

Nummer 159

Montag, den 10. Juni 1929

Seite 7

Gadoatt.
Vor 35 000 Zuſchauern ſchlägk im Duisburger Skadion
Weſtdeukſchland die ſüddeutſche Zußballelf 5:2 (3:1).
Als Süddeutſchland zu Beginn der vergangenen Woche ſeine
erſte Mannſchaftsaufſtellung bekannt gab, rechnete man allgemein
mit einem hohen Siege dieſer Mannſchaft über den Weſten. Auch
als ſpäter Umſtellungen erfolgten, blieb man noch immer ſieges=
gewiß
. Um ſo ſtärker iſt die Ueberraſchung. Weſtdeutſchland hat
im Duisburger Stadion vor 35 000 Zuſchauern einen 5:2=Sieg
errungen, der für die Spielſtärke des ſüddeutſchen Verbandes, für
das Preſtige des ſüddeutſchen Fußballes wirklich unerfreulich
iſt. Die ſüddeutſche Mannſchaft war keineswegs eine beliebige,
ſie wies auf allen Reihen bekannte und zuverläſſige Namen auf
und wurde doch hoch geſchlagen. Nach dieſer neuen Ueberraſchung
durch den Weſten wird man gut tun, in Zukunft den weſtdeut=
ſchen
Fußball etwas ernſter zu nehmen.

Weihe des Jugendheimes.
Der Fußballkampf SüdWeſt bildete den ſportlichen Höhe=
punkt
der Feierlichkeiten, die anläßlich der Weihe des neuen weſt=
deutſchen
Verbands=Jugendheimes, einer muſtergültigen Einrich=
tung
, ſtattfanden. Die Feierlichkeiten wurden am Samstag abend
mit einem Stern=Fackelzug zum Duisburger Stadttheater ein=
geleitet
. Sonntag vormittag ſtieg die offizielle Feier, bei der ſich
der D.F.B. durch Linnemann, die D.S.B. durch Rechtsanwalt
Lang vertreten ließ. Am Nachmittag hielten 8000 Sportler, meiſt
Jugendliche, im Dreß ihren Einmarſch in das Jugendheim.
Dann begannen die ſportlichen Wettkämpfe, von denen der Fuß=
ballkampf
im nahegelegenen Stadion 35 000 Sportbegeiſterte aus
allen Städten und Dörfern von Niederrhein und Ruhr an ſich
gezogen hatte.
Aus dem Spielverlauf.

Zur allgemeinen Ueberraſchung zeigten ſich die Weſtdeutſchen
ſchon in der erſten Halbzeit den Gegnern ziemlich ebenbürtig.
Selbſt techniſch, in der Ballbehandlung und in der Ballführung,
im Stellungsſpiel und im Spielaufbau, zeigten ſich keine weſent=
lichen
Differenzen. Der ſehr eifrig ſpielende Weſten war ſogar
leicht überlegen. Trotzdem ging aber der Süden in der ſechſten
Minute durch einen Bombenſchuß von Brettville in Führung. In
der 12. Minute kam der Weſten durch den Halbrechten Graffers
zum Ausgleich, und bei anhaltender leichter Ueberlegenheit gab
es bis zum Wechſel noch zwei weitere Treffer für den Weſten, die
beide von dem Duisburger Linksaußen Sackenheim 2 geſchoſſen
wurden. Nach der Pauſe trat ein Umſchwung ein. Der Süden
ſetzte jetzt mehr Dampf auf, lief zu einer beſſeren Form auf und
wurde auch überlegen. Aber alle Bemühungen ſcheiterten an dem
großen Können der weſtdeutſchen Hintermannſchaft Buchloh
SchröderWeber. Weſt kam ſogar durch Berkele in der 17. Mi=
nute
zu einem vierten und wenig ſpäter durch Verwandlung eines
von Lindner verſchuldeten Elfmeters zu einem fünften Treffer.
Hornauer holte in der 23. Minute ein Tor auf, alle weiteren Be=
mühungen
des Südens blieben aber trotz anhaltender Ueber=
legenheit
vergeblich. Ganz groß hielt der weſtdeutſche Torhüter
Buchloh, der Bombenſchüſſe von Brettville und Hornauer un=
ſchädlich
machte und ſogar einen Elfmeter von Hagen abwehrte.

Kritiſches.
Bei der ſüddeutſchen Elf war Kreß im Tor unſicher. Popp in
der Verteidigung arbeitete beſſer als der etwas enttäuſchende
Hagen. Der beſte Mann der Läuferreihe war Knöpfle, Heidkamp,
der in der zweiten Halbzeit wegen einer Armverletzung vorüber=
gehend
durch Eſchenlohr erſetzt werden mußte, bewies als Mittel=
läufer
zu wenig Ueberſicht. Im Sturm gefielen Reinmann- Hor=
nauer
und der Mittelſtürmer Brettville gut, die linke Seite Wie=
der
Weiß war zu langſam. Die friſch und auch techniſch gut
ſpielende weſtdeutſche Elf hatte, wie bereits geſagt, ein hervor=
ragendes
Schlußdreieck. In der Läuferreihe überragte der rechte
Läufer Schlöſſer (Barmen). Im Sturm war die linke Seite
Sackenheim-Berkele ausgezeichnet, gefallen konnte auch der
Halbrechte Graffers. Bertram=Hamburg leitete das Spiel be=
friedigend
.

Vorrundenſpiele um die Deutſche Meiſterſchaft.
In Gleiwitz: Preußen ZaborzeHertha/Berlin. S.C. 1:8 (0:7)
In Königsberg: V. f. B. Königsb.Breslauer S. C. 08 1:2 (0:1)
Repräſentativſpiel.
In Duisburg: Weſtdeutſchland Süddeutſchland . 5:2 (3:1)
Süddeutſchland.
Troſtrunde Südoſt.
In München: S. V. 1860 MünchenV. f. B. Stuttgart 2:0 (2:0)
Aufſtiegsſpiele.
Gruppe Main: Germ. Niederrodenbach-Kickers/V. Mühlh. 1:0
4:1
Griesheim 02 V. f. B. Friedberg .."
Gruppe Heſſen: Germania Wiesbaden Olympia Worms 2:2
Gruppe Rhein: F. Geſ. Rohrbach Phönix Mannheim. 2:4
Gruppe Saar: S.V Völklingen V. f. B. Zweibrücken 3:0
.. 4:1
V. f. R. Kaiſerslautern Sp.Vg. Oberſtein
. 4:1
Gruppe Baden: Frankonia Karlsruhe F.V. Kehl
Gruppe Württemb.: 1. F.C. PforzheimF.V. Zuffenhauſen 5:2
Um den Beo=Pokal.
4:1
Gruppe I: Pfalz Ludwigshafen Arheilgen 04 .
2:2
Mannheim 08 Sp.Vg. Hanau 60/94 . .
. . 8:0
Germania Bieber Kreuznach 02
Gruppe II: Ludwigshafen 03 F.C. Pirmaſens . . . . 6:2
Gruppe III: Kickers Offenbach S.V. Wiesbaden . . . 6:2
Rot=Weiß Frankfurt Phönix Ludwigsh. (abgebr.) 0:3
Hanau 93 Sp.Vg. Sandhofen .. . . . . . . 10:2
Bayeriſche Privat=Pokalrunde.
Schwaben Ulm Jahn Regensburg .. . . . . 2:5
Um den Weſtmark=Pokal.
S. V. 05 Saarbrücken Sportfr. Saarbrücken . .. 1:1
Geſellſchaftsſpiele.
.. 1:3
Städteſpiel Saarlouis Köln
S. V. Frankfurt V.f.L. Neckarau (Samst., abgebr.) 1:0
3:4
Oaſſia Bingen Germ. Brötzingen (Samstag)
Phönix Karlsruhe V. f. R. Mannheim (Samstag) 3:4
V. f. R. Heilbronn Guts Muts Dresden (Samstag) 1:1
Vormatia Worms Pfalz Ludwigshafen (Samstag) 8:1
4:0
Stuttgarter Kickers Guts Muts Dresden . .
0:1
intracht Frankfurt Sp.Vg. Fürth . . .
2:3
. *
IIm 94 Schwaben Augsburg
Sp.Vg. Mundenheim Union Böckingen .. . . . 3:1
F. V. Raſtatt 04 V. f. R. Mannheim . . . . 0:6
0:1
Freiburger F.C. Concordia Baſel (Samstag) .
S. C. Freiburg Racing Club Straßburg (Samstag) 2:1
.. . . 2:2
S.C. Freiburg Concordia Baſel".
Turnierſieger: Concordia Baſel.
Süddeutſche Mannſchaften auf Reiſen.
Wacker Halle Karlsruher F. V. (Samstag) . . . . 3:4
1:5
Wacker Leipzig Karlsruher F. V.
B. V. Alteneſſen Saar 05 Saarbrücken (Samstag) 4:2
2:3
Stadt=Elf Münſter Saar 05 Saarbrücken
0:2
Favorit Halle A. S.V. Nürnberg . . .
Brandenburg Dresden Bayern Hof z7 7 2:3

Berlin.
Pokalſpiele.
Spandauer S. V. Hellas 04 Berlin 6:0. Wedding Blau=
Weiß Berlin 3:5. Wacker 04 Tegel Eintracht Miersdorf 8:1.
Tennis/Boruſſia Berlin Polizei Berlin 1:3. Union Ober=
ſchöneweide
Südſtern Berlin 1:2. B.V. Luckenwalde Oſt
1910 Berlin 2:0. Spandauer S.C. Spandauer B.C. 3:1. Ber=
liner
S.V. 92 V. f. B. Hermsdorf 2:3. Halley Concordia Ber=
lin
Kickers 2:0. Tasmania Neukölln Alemannia Haſelhorſt
1:3. Ullſtein S.C. Charlottenburg 3:0. Minerva Berlin
Corſo Berlin 5:0. Union Potsdam V. f. B. Pankow 2:6.
1. F. C. Neukölln Viktoria Berlin 0:3. Weißenſee 1900 Rapid
Berlin 4:3. Lichtenberger B.C. Alemannia Berlin 3:2.
Weſtdeutſchland.
Um die dritte Vertreterſtelle.
Schwarz=Weiß Eſſen Fortuna Düſſeldorf . . . . 0:1
Weitere Spiele.
B.V. Alteneſſen Saar 05 Saarbrücken 4:2. Stadt=Elf
Münſter Saar 05 Saarbrücken 2:3. Blau=Weiß Köln
Bonner F. V. 3:2. Schwarz=Weiß Barmen Köln=Sülz 07 3:3.
B. V. 04 Düſſeldorf S.S. M.=Gladbach 1:7. Ratingen 04
Turu Düſſeldorf 3:8.
Mitteldeutſchland.
Nordweſtſachſen: Wacker Leipzig Karlsruher F.V. 1:5.
Fortuna Leipzig Sportfreunde Halle 3:2. Sp.Vg. Leipzig
Sturm Chemnitz 5:5. Oſtſachfen: Dresdener S.C. Sp.Vg
Dresden (Samstag) 5:1. Brandenburg Dresden Bayern Hoſ
2: 3. Saalegau: Wacker Halle Karlsruher F. V. (Samstag)
3:4. Favorit Halle A.S.V. Nürnberg 0:2. Mittelſachſen:
Chemnitzer B.C. Polizei Chemnitz (Samstag) 2:4. Wacker
Chemnitz Preußen Chemnitz 2:6. V. f. L. Harthau Chem=
nitzer
B.C. 1:3.
Norddeutſchland.
Um den zweiten Platz.
Hannover 96 Holſtein Kiel 1:4.
Baltenverband.
Preußen Stettin V. f. B. Stettin 2:4. Greif Stettin
Viktoria Stargard 0:2.

Bad=Nauheim, 9. Juni. (Eig. Drahtbericht.)

Der Bezirk Main=Heſſen hielt ſeine diesjährige Tagung in
Bad=Nauheim ab. Von den rund 400 Vereinen des Bezirks
waren 158 mit 1092 Stimmen vertreten. Der Geſchäftsbericht,
den der Bezirksvorſitzende Herth=Offenbach gab, zeigte, daß auch
im Bezirk Main=Heſſen eine ſtetige Fortentwicklung des Fußball=
ſportes
zu verzeichnen iſt. Von befonderem Intereſſe war die
Mitteilung des Vorſitzenden, daß verſchiedene Städteſpiele in
Vorbereitung ſind, von denen bis jetzt die Begegnung Frank=
furt
Stuttgart, die erſtmalig in dieſem Jahre in Stutt=
gart
auf dem V. f. B.=Platz vor ſich gehen wird, bereits abge=
ſchloſſen
wurde. Der Geſchäftsbericht des Vorſtandes fand
einſtimmige Anmahme, wie man auch dem Vorſtand einſtimmig
Entlaſtung erteilte. Die Wahl ergab die Wiederwahl des
Vorſtandes in ſeiner alten Zuſammenſetzung unter Führung
von Herth=Offenbach als Bezirksvorſitzenden. Von den verſchie=
denen
Anträgen, die geſtellt waren, ſind vor allem die hervorzi=
heben
, die auf eine Vergrößerung des Bezirks hinziel=
ten
. Es wurde eine Reſolution angenommen, die dem Verbands=
tag
vorgelegt werden ſoll und nach der die Bezirkstagung wünſcht,
daß V. f. L. Neu=Iſenburg und 1. F. C. Langen dem Bezirk Main=
Heſſen zugeteilt werden ſollen. Sehr ausführlich beſchäftigte
man ſich auch mit der Verbreiterung des Sports, ins=
beſondere
der des Fußballſportes in den Schulen. Auch hier
wurden die Wünſche der Vereinsvertreter in einer Reſolution
niedergelegt. Der Antrag des F. S.V. Mainz 05, der verlangt,
daß die Handballmannſchaften von Polizeiſportvereinen ihren
Meiſter in einer getrennten Runde ermitteln ſollen, wurde in
Würdigung der Verdienſte, die ſich die Polizeiſportvereine bei
der Ausbreitung des Handballſportes erworben haben, abge=
lehnt
. Angenommen wurde dagegen der Antrag des F. S.V.
Frankfurt, den Verbandsvorſtand auf zwei Jahre
zu wählen. Zuſammengefaßt ergab ſich das Bild, daß man im
Bezirk Main=Heſſen gewillt iſt, in gemeinſchaftlicher Zuſammen=
arbeit
zwiſchen Bezirksvorſtand und Vereinen weiterhin die ſport=
liche
Bewegung zu fördern und zu vertiefen.

Anläßlich der Feier ſeines 25jährigen Beſtehens führte der Verband
randenburgiſche: Athletik=Vereine den traditionellen Vierverbände=
ampf
der Leichtathleten im Deutſchen Stadion zu Verlin=Grunewald
trch. Zu den beſten Athleten aus Berlin, Süd=, Weſt= und Mittel=
eutſchland
geſellten ſich einige Vertreter des Nordens, die in den Lauf=
tübewerben
außer Konkurrenz ſtarteten. 7000 Zuſchauer kamen zum
eutſchen Stadion, wo ſie intereſſante Kämpfe erlebten. Leider ließ die
urchfuhrung der Veranſtaltung etwas zu wünſchen übrig. Vor Be=
inn
der eigentlichen leichtathietiſchen Wettbewerbe ſah man zu viel
orführungen verſchiedenſter Art, die ſo viel Zeit in Anſpruch nahmen,
1 nachher die Wettkämpfe förmlich heruntergejagt werden mußten.
an konnte ſchließlich den Ereigmiſſen kaum noch folgen. Die Lei=
ungen
der Athleten waren in Anbetracht des ſtarken Windes und der
ihem Saiſon zum Teil reiht gut. Es gab auch manche Ueberraſchung,
die eine, daß Süddeutſchland ſehr ſchlecht abſchnitt und nur Letzter
erden kennte. Der Sieg fiel wieder einmal an Berlin, das ſomit als
inziger von den teilnehmenden Verbänden zweimal in der Siegerliſte
eht. Berlin erreichte 45 Prnkte vor Weſtdeutſchland mit 37, Mittel=
eutſchland
mit 36 und Süddeutſchland mit 34 Punkten.
Am intereſſanteſten waren die beiden Staffeln. In der 4 mal 100.
keter=Staffel führte Süddeuiſchland bis zum letzten Wechſel; dieſer
ar aber zwiſthen Metzger umd Metzner ſo ſchwach, daß Berlin glatt
ſorbciziehen konnte. In der Olympiſehen Staffel holte Vöcher für Ber=
einen
beträchtlichen Vorſprung heraus, aber Stortz machte dieſe
ifferenz als zweiter mittelbeutſcher Mann nicht nur wett, er lief viel=
iehr
noch einen ſo ſtarken Vorſprung heraus, daß Büchner und Geer=
ug
den Sieg faſt müihelos ſicherſtellen konnten.
Sehr ſchön war der Kampf über die kurze Sprintſtrecke. Mit kaum
ahrnehmbarem Vorſprung ſiegte ſchließlich Jonackh=Hannover vor dem
emaligen Frankfurter Geerling. Ueber 200 Mefer war Helmuth
rnig in großer Form; er ſiegte in der guten Zeit von 21,2 Sek.
anz überlegen vor Stortz, der zur allgemeinen Ueberraſchung aud
och Wichmann auf den dritten Platz verweiſen konnte. Gute Lei=
ungen
boten auch Büchner über 400 Meter, Troßbach im 110= Meter=
dürdenlaufen
und Helber 1. über die 50/0 Meter. Helber und Uebler
Lugelſtoßen) waren die beiden einzigen Einzelſieger des Südens.
Es gab auch einen neuen deutſchen Rekord. Allevdings in
nem Rahmenwettbewerb. Die Frauen von Brandenburg=Berlin
irchliefen die 10 mal 100=Meter=Staffel in der neuen deutſchen Beſt=
eit
von 2:08,4 Minuten. In einem Handballſpiel BerlinAachen
eigten ſich die Vertreter der Reichshauptſtadt mit 12:4 (Halbzeit 3:2,
reſfern überlegen.
Die Ergebnifſe:
3 Berlin, S Süddeutſchland, W Weſtdeutſchland, M Mittel.
deutſchland, N Norddeutſchland.)
100 Meter: 1. Jonath=N. 10,7 Sek., 2. Geerling=M. Handbreite,
Borgmeyer=W. doppelte Handbreite, 4. Schlößke 2.=B. 10,8 Sek.,
Metzner=S. 10,9 Sek.
200 Meter: 1. Körnig=B. 21,2 Sck., 2. Stortz=M. 21,5 Sek., 3. Dr.
Lichmann=S. 217 Ser., 4. Sthüller=W. 21,9 Sek.

400 Meter: 1. Büchner=M. 49,2 Sek., 2. Krebs=N. 50,2 Sek.,
3. Kiſters=W. 50,4 Sek., 4. Neumann=S. 50,6 Sek., 5. Cornelius=B.
52 Sekunden.
800 Meter: 1. Müller=B. 1:58,1 Min., 2. Kaufmann=N. 1:58,3 Min.,
3. Kohlert=W. 2:04,1 Min., 4. Jordan=S., 5. Zimmermann=M.
1500 Meter: 1. Voltze=N. 4:03,4 Min., 2. Buſch=W. 4:05 Min.,
3. Schilgen=S. 4:06.3 Min., 4. Neu=B. 4:06,9 Min., 5. Spangenberg.=M.
4:07,5 Minuten.

5000 Meter: 1. Helber 1.=S. 15:24,4 Min., 2. Petri=N. 15:25,9 Min.,
3. Kohn=B. 15:33 Min., 4. Kilp=W. 15:40,5 Min., 6. Harvmann=M.
17:03,6 Minuten.
110 Meter Hürden: 1. Troßbach=B. 15 Sek., 2. Steinhardt=S. 15,2
Sekunden, 3. Stöckmann=W. 16,2 Sek., 4. Schiller=M. 17 Sek.
Hochſprung: 1. Ladowig=B. 1,81 Meter, 2. Benneder=S. und Buſch=
W. je 1,74 Meter, 4. Hartmann=M. 1,69 Meter.
Weitſprung: 1. Dobermann=W. 6,93 Meter, 2. Barth=S. 6,92Meter,
3. Meier=B. 6,89 Mter, 4. Stortz=M. 6,60 Meter.
Stabhochſprung: 1. Wegener=M. 3,70 Meter, 2. Klatt=B. 3,60 Meter,
3. Braun=S. und Baltes=W. je 3,50 Meter.
Kugelſtoßen: 1. Uebler=S. 14,04 Meter, 2. Seraidaris=M. 13,75
Meter, 3. Weiß=B. 12.89 Meter, 4. Werrg=W. 12.78 Meter.
Diskuswerfen: 1. Hoffmeiſter=W. 42,28 Meter, 2. Hänchen=B. 36,53
Meter, 3. Seraidaris=M. 37,73 Meter, 4. Schauffele=S. 36,53 Meter.
Speerwerfen: 1. Schnackertz=W. 55,67 Meter, 2. Weimann=M. 53,57
Meter, 3. Weiß=B. 52,99 Meter, 4. Abel=S. 46,51 Meter.
4 mal 100 Meter: 1. Berlin 41,5 Sek., 2. Süddeutſchland (Salz, Dr.
Wichmann, Metzner, Metzger) 41,7 Sek., 3. Weſtdeutſchland 41,7 Sek.,
Bruſtbreite zurück, 4 Mitteldeutſchland 43,1 Sek.
Olympiſche Staffel: 1. Mitteldeutſchland 3:20,5 Min., 2. Berlin
3:20,7 Min., 3. Weſtdeutſchland 3:24 Min., 4. Süddeutſchland 3:29.7
Minuten.
Gefamtergebnis: 1. Berlin 45 Punkte, 2. Weſtdeutſchland 37 Punkte,
3. Mitteldeutſchland 36 Punkte, 4. Süddeutſchland 34 Punkte,

Rahmenwettbewerbe.
10 mal 100 Meter=Staffel für Frauen: 1. Brandenburg=Berlin 2:08,4
Min. (neuer deutſcher Rckord), 2. S. C. Charlotenburg 2:11 Min.
Handball=Städteſpiel: BerkinAachen 12:4 (Halbzeit 3:2).

1. Kinder=Rennen: 2800 Mark, 1000 Meter: 1. Frau J. Opels
Eidora (Narr), 2. Duſche, 3. Fortunatus; ferner Eifer, Vorbote, Delphi.
Tot.: 17, Pl.: 11, 11:10. ½½ Lg.
2. Vogelsberg=Jagdrennen: 2800 Mark, 3200 Meter: 1. P. Buſchen=
dorfs
Kätherl III, 2. Countryſide, 3. Capland; ferner My Lord, Alls
Well, Lohgerber, Ueberläufer, Deluſio. Tot.: 50, Pl.: 19, 38, 23:10.
1½¾ Lg.
3. Preis von Hamburg: 2800 Mark, 1200 Meter: 1. Frau J. v.
Opels Cocktail (Narr), 2. Fiſchermädel, 3. Honeska; ferner Grimm, Lu=
ſana
, Redopp, Takata. Trot.: 16, Pl.: 11, 11, 11:10. 5ſ.¾ Lg.
4. Forſthaus=Jagdrennen: 3000 Mark, 3600 Meter: 1. S. Schmitts
Johannisfeuer (Regier), 2. Glärniſch, 3. Aviator; ferner Strumen,
Mühelos. Tot.: 29 Pl.: 12, 12:10. 512 Lg.
5. Preis vom Erlenhof: Ehrenpreis und 5000 Mark, 200 Meter:
1. Pour le merite (Narr), 2. Pompeius, 3. Hoffnung II; ferner Etrurie,
Nemrod, Hilf dir ſelbſt. Tot.: 21, Pl.: 17, 93:10. 2½¾ Lg.
6. Grüneburg=Jagdrennen: Ehrenpreis und 4500 Mark, 4000 Meter:
1. E. Stratmanns Grenzſchutz (Weber), 2. Snob, 3. Bandola; ferner
Kabalia. Tot.: 17, Pl.: 12, 13:10.
7. Preis vom Römer: 2800 Mark, 1400 Meter: 1. J. Indens Heru=
ler
(H. Schmidt), 2. Sans Atout, 3. Geralca; ferner Bonbonniere,
Lagina, Chivico, Gaffel, Polyhymnia, Winska, Martell, Brombeere,
Heilige Johanna. Tot.: 31, Pl.: 16, 20, 14:10. 1½¾ Lg.

Seit Jahren bekundet das Reichsoberhaupt reges Juteceſſe für große
Pferdeturniere und Vollblutrennen, die er dann des öfteren ſelbſt be=
ſucht
. Das ſind dann große Tage für den hippiſchen Sport. Im Jahre
1926 rief der Union=Club das Hindenburgrennen ins Leben, deſſen
Entſcheidung der Reichspräſident bisher ſtets beiwohnte. Dabei hat er
es nie unterlaſſen, ſich über alles, was mit den Vorgängen auf dem
grünen Naſen zufammenhängt, zu unterrichten. Das Beſondere am
diesjährigen Hindenburgtag, der vom Wetter begünſtigt war, kam nicht
allein in dem Rieſenbeſuch treffend zum Ausdruck. Im Wageraum und
Führerring herrſchten feierliches Schwarz und der hohe Hutz vor. Mit
gewohnter Pünktlichkeit traf kurz vor vier Uhr der Wagen des Reichs=
präſidenten
auf der Rennbahn ein, wo er an der Stufe der Mitglieder=
tribüne
hielt. Zur Begrüßung hatten ſich der Vorſitzende der Oberſten
Behörde, Landesſtallmeiſter a. D. von Götzen, Graf L. Weſtphalen, Graf
Arnim Muskau und andere führende Perſönlichkeiten im deutſchen
Rennbetrieb eingefunden. Inzwiſchen ſaßen die Jockeys im Führ=Ring
auf. Das mit 27 000 Mark ausgeſtattete wertvollſte Handicap des deut=
ſchen
Turfs vereinte elf Vertreter ſehr guter Klaſſe am Meilenſtart.
Mit dem Hochſchnellen der Bänder war Löwenherz II an der Spitze
vor Altenbergers Gerani und einem dichten Rudel, das Trinelli beſchloß.
In der Geraden kam Löwenherz II vor Varda, Altenberg, Gral, Focken=
bach
einhergebrauſt. Hier ſtieß Altenberg vor. Dann flog auf der
Außenſeite Sankt Robert dem Ziel entgegen und der Vierjährige ſetzte
ſich unter dem talentierten Jockey Printzen knapp aber ſicher gegen
Löwenherz II durch. Der Reichspräſident, dem mehrfach ſtürmiſche
Ovationen dargebracht wurden, überreichte Beſitzer und Trainer ſowie
allen Reitern nach dem Rennen eigenhändig die ihnen zugedachten Erin=
nerungsgaben
. Das klaſſiſche Ereignis des Tages, das Stutenderby,
wurde zu einem großen Erfolg für das Hauptgeſtüt Altefeld, deſſen Ver=
treterinnen
Valladolid und Antonia im Vordertreffen einkamen.
1. Himmelblau=Rennen: 3300 Mark, 1600 Meter: 1. M. J. Oppen=
heimers
Anteſignano (Grabſch), 2. Leitſtern, 3. Quos ego; ferner Hünfeld,
Dias, Dogmatiker, Spengali, Shalimar, Hako, Momos, Anskar, Stein=
feld
, Ledum, Mach voran. Tot.: 27, Pl.: 14, 15, 17:10. Kopf2½ Lg.
2. Melanie=Rennen: 3900 Mark, 1200 Meter: 1. A. u. C. v. Wein=
bergs
Mangrove (O. Schmidt), 2. Putz, 3. Bentheim. Tot.: 10:10.
24 Lg.
3. Hindenburg=Rennen: 27 000 Mark, 1600 Meter: 1. M. Böhms
St. Robert (Printen), 2. Altenberg, 3. Löwenherz II; ferner Fockenbach,
Geranium, Farinell:, Felix eſto, Vardar, Avanti, Signora, Gral. Tot.:
57, Pl.: 45, 31, 27:10. Hals1½ Lg.
4. Preis der Diana: 27 000 Mark, 2000 Meter: 1. Hauptgeſtüt Alte=
felds
Antonia (Huguenin), 2. Valladolid, 3. Atalante; ferner Quellen=
dorf
, Friderun, Geſolei, Arabella, Dido, Laute, Ausnahme. Tot.: 42,
Pl.: 20, 93, 17:10. 11½ Lg.
5. Silbernes Pferd: Ehrenpreis und 6500 Mark, 2600 Meter:
1. R. Eichbergs Avee Dieux (Blume), 2. Liederkranz, 3. Gero; ferner
Bellac, Faro, La Margna, Anton, Dorn II, Munin, Tarnſchild, Irrlicht,
Ordonno. Tot.: 25, Pl.: 15, 20, 25:10. 1 Lg.Hals.
6. Note=Rennen: 2800 Mark, 1800 Meter: 1. Graf C. A. Wuthenaus
Truſt (Ludwig), 2. Caro Bube, 3. Elegie; ferner Theokrit, Kasbek, Groſa,
Felſenſpitze, Vineta, Meſſala. Tot.: 41, Pl.: 16, 19, 30:10. 1½ Lg.
7. Edderitz=Rennen: 3300 Mark, 1000 Meter: 1. H. Ahrens Kriegs=
ſpiel
(Kreuz), 2. Tell, 3. Römerin; ferner Roderich, Ebbo, Sachſe.
Tot.: 2, Pl.: 14, 16:10. 1½1 Lg.
Aleanders neuer Triumph in Wien.
Kanterſieg im Großen Preis von Oeſterreich.
Zum zweiten Male iſt Freiherrn S. A. v. Oppenheim und ſeinem
Trainer G. Arnull der große Wurf im Großen Preis von Oeſterreich
geglückt. Oleander, das Spitzenpferd der deutſchen Vollblutzucht, konnte
diesmal in Wien noch eindrucksvoller ſiegen als vor zwölf Monaten.
Trotz einer Bürde von 64,5 Kilo war er ſeinen ſieben Gegnern in dem
Augenblick, in dem Jockey L. Varga ernſt machte, trumhoch überlegen,
und mit einem Vorſprung von zehn Längen paſſierte der famoſe Fünf=
jährige
beifallsumrauſcht im Kanter das Ziel.
Der äußere Rahmen paßte ſich würdig dem großen Ereignis an.
Auf der Tribüne war die Wiener Geſellſchaft mit dem Bundespräſiden=
ten
, zahlreichen Miniſtern und dem diplomatiſchen Korps an der Spitze
verſammelt. Schon beim Aufgalopp zum 2400=Meter=Start lenkte der
kraftſtrotzende Oleander alle Blicke auf ſich. Der Ablauf glückte auf
Anhieb, und ſofort ſchoß Ibieus in Front, um im Intereſſe ſeines
Stallgefährten Lavina ein ſcharfes Tempo vorzulegen. Dicht hinter
den Führenden galoppierte Hund, während Audax und Oleander zu=
nächſt
ins Hintertreffen geraten waren. Oleander hatte inzwiſchen
langſam an Boden gutgemacht und in der Diſtanz Anſchluß gefunden.
Nun erſt gab Varga dem Brunus=Sohn den Kopf frei und mit wenigen
raumgreifenden Schritten flog er an den noch vor ihm liegenden Geg=
nern
vorbei. Zehn Längen trennten Oleander im Ziel von ſeinen Geg=
nern
. Der vierjährige Hund ſicherte ſich ſchließlich das zweite Geld
vor Lavina und Ibiues. Erſt dann kam Audax als Fünfter ein. Selbſt
die ſtarke Fauſt eines G. Jamek hatte den Weinberger nicht nach vorne
zu bringen vermocht. Der Fervor=Sohn war jedenfalls noch beſſer als
der ſchwer enttäuſchende Franzoſe Caſtel Sardo, der nie im Bild. wax.

[ ][  ]

Seite 8

Montag, den 10. Juni 1929

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