Einzelnummer 10 Pfennige
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Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
Wöchentliche illuſtrierte Beilage: „Die Gegenwart”, Tagesſpiegel in Bild und Wort
Nachdruck ſämtlicher mit * verſehenen Original=Aufſätze und eigenev Nachrichten nur mit Quellenangabe „Darmſi. Tagbl.” geſtattet.
Nummer 153
Dienstag, den 4. Juni 1929.
192. Jahrgang
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Gewali, wie Krieg, Aufruhr, Streit uſw., erliſcht
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Bant und Darme
Rabatt weg. Bankonio Deutſ
ſtädter und Nationalbant.
deo Engliſchen Kabihenig.
Wer wird in England regieren?
Baldwin zum Rückkrikk entſchloſſen. — Macdonald
Nachfolger Baldwins?
EP. London, 3. Juni.
Das Kabinett hat, wie unſer Londoner Korreſpondent
er=
fährt, beſchloſſen, ſofort zurückzutreten. Dieſe Entſcheidung wurde
nach einſtündiger Beſprechung gefaßt. Am Dienstag morgen wird
ſich Baldwin zum König begeben, um ihm Vortrag zu halten.
Wahrſcheinlich wird er bei dieſer Gelegenheit Macdonald als
ſeinen Nachfolger vorſchlagen. Die amtliche Rücktrittserklärung
wird für Mittwoch erwartet.
*
Seit den heutigen Nachmittagsſtunden belagerte eine große
Menſchenmenge die Downingſtreet und erwartete mit Spannung
die Beſchlüſſe des Kabinettsrates. Baldwin war am Montag
vormittag von ſeinem Landſitz Chequers nach London
zurück=
gekehrt, wo, wie verlautet, Lord Salisbury, Großſiegelbewahrer
und Führer der Regierungspartei im Oberhauſe, mit ihm
kon=
feriert haben ſoll. Eine Beſtätigung hierüber war nicht zu
er=
halten. Sir Samuel Hoare ſoll vor ſeinem Eintritt in
Downing=
ſtreet geäußert haben, er nehme an, daß es wohl das letztemal
ſei. In den Nachmittagsſtunden war bereits die Nachricht
durch=
gedrungen, daß ſämtliche Kabinettsmitglieder während der
Sitzung ihren Rücktritt geben werden. Ob dieſe Nachricht in
dieſer Form den tatſächlichen Verhältniſſen entſpricht, erſcheint
noch zweifelhaft. Immerhin beſteht innerhalb des Kabinetts eine
ſtarke Strömung unter der Führung Churchills, die einen
ſo=
fortigen Rücktritt für richtig und verfaſſungsmäßig gerechtfertigt
hält. Dieſer Gruppe ſteht die Richtung Chamberlain gegenüber,
die noch einmal vor das Parlament treten wollte, um die erſte
Abſtimmung abzuwarten. Maßgebend für dieſe Richtung iſt die
Hoffnung, daß Lloyd George zaudern werde, durch Enthaltung
von der Abſtimmung das Odium auf ſich zu laden, den
So=
zialiſten die Macht in die Hände zu legen. Die Art des weiteren
Vorgehens der Regierung iſt noch Gegenſtand von Erörterungen
innerhalb des Kabinetts. Lloyd George hat die Lage mit Sir
Herbert Samuel und Sir John Simon eingehend erörtert. Eine
Sitzung des liberalen Parteiausſchuſſes wird noch in dieſer
Woche ſtattfinden. — Der Nationalausſchuß der Arbeiterpartei
tritt am Mittwoch zu einer Beſprechung zuſammen, an die ſich
eine gemeinſame Sitzung mit dem Ausſchuß der
parlamentari=
ſchen Arbeiterpartei anſchließen wird.
Chamberlain geht nichk nach Madrid.
Das Foreign Office ließ heute abend offiziell mitteilen, daß
Sir Auſten Chamberlain Kicht nach Madrid reiſen wird, um an
der Tagung des Völkerbundsrates teilzunehmen. Dieſe
Nach=
richt kann als eine Beſtätigung unſerer früheren Meldung
auf=
gefaßt werden, daß die Regierung ſich entſchieden
hat, ſofort zurückzutreten. Bis zum Schluß der
Ka=
binettsſitzung hatte noch Unklarheit darüber geherrſcht, ob Sir
Auſten Chamberlain nach Madrid reiſen werde oder nicht. Die
Abreiſe war urſprünglich für den heutigen Tag feſtgeſetzt. —
Nach der Sitzung in der Downingſtreet kehrte Chamberlain zu
ſeinem Amtsgebäude zurück und hatte eine Beſprechung mit
ſeinen Sekretären. Man erfuhr dann ſeine Entſcheidung, nicht
nach Madrid zu reiſen. Bisher iſt noch kein Beſchluß über die
Vertretung Großbritanniens im Völkerbundsrat gefaßt worden,
doch iſt man in gut unterrichteten Kreiſen der Anſicht, daß der
britiſche Botſchafter in Madrid, Sir Georg Grahame, die
Ver=
tretung Englands im Völkerbundsrat übernehmen könnte, wenn
ein beſonderer Delegierter nicht entſandt werden ſollte.
Die kammende Arbeikerregierung.
Macdonald hat ſeine Kabinettsliſte ungefähr fertiggeſtellt.
Nach den bisherigen Bekanntmachungen wird Snowden
Finanz=
miniſter, Thomas Außenminiſter, Wedgwood Benn Erſter Lord
der Admiralität, Hugh. Dalton Kriegsminiſter, Clynes
Innen=
miniſter, Lord Thompſon Luftſchiffahrtsminiſter, Tom Shaw
Ar=
beitsminiſter, Arthur Geenwood Geſundheitsminiſter, William
Graham Handelsminiſter, Noe Buxton Landwirtſchaftsminiſter,
Sir Trevelyan Unterrichtsminiſter, Lord Oliver
Unterſtaats=
ſekretär für Indien und Sir Oswald Mosley Herzog von
Lan=
cäſter und Vertreter Großbritanniens beim Völkerbund.
Ricklin und Rofſé zu Generalräfen gewählt.
EP. Paris, 3. Juni.
In den Wahlkreiſen Dammerkirch und Kolmar wurden
geſtern Ricklin und Roſſé zu Generalräten des Departements
Oberrhein gewählt. Die beiden waren ſchon am 14. Oktober
letz=
ten Jahres, anläßlich der franzöſiſchen Generalratswahlen
ge=
wählt worden. Ihre Wahl war dann aber vom Staatsrat von
Paris für ungültig erklärt worden. Die geſtrige Wahl hat
die=
jenige vom 14. Oktober vollauf beſtätigt. Ricklin erhielt in
Dam=
merkirch 1203 gegen 1067 Stimmen für den nationaliſtiſchen
Gegenkandidaten, Roſſé in Kolmar 3385 Stimmen.
Endkampf in Paris.
Die gefährliche Markfrage. — Der Widerſtand der
Belgier. — Deutſche Vorſchläge. — Konferenzende
noch in dieſer Woche.
EP. Paris, 3. Juni.
Die Redaktionsarbeiten an dem Bericht der
Sachverſtändigen=
konfernz ſchreiten rüſtig vorwärts. Geſtern iſt der erſte Entwurf
fertiggeſtellt worden, der nunmehr noch einer endgültigen
Ueber=
arbeitung unterzogen werden muß. Die Konferenz könne nun
unter Umſtänden in den allernächſten Tagen zu Ende gehen, wenn
nicht die Frage der belgiſchen Markforderung wachſende
Schwie=
rigkeiten machte. Von belgiſcher Seite ſucht man den Augenblick,
in dem die Konferenz vor der Unterzeichnung des Berichts ſteht
und alles zum Abſchluß drängt, auszunutzen, um auf die deutſche
Regierung einen Druck auszuüben. Dieſem Zweck dient offenbar
der Beſuch des belgiſchen Premierminiſters Jaſpar in Paris.
Wie die anderen alliierten Delegationen ſich zu dieſer belgiſchen
Taktik einſtellen, iſt noch nicht ganz klar. Eine ſchriftliche
Verein=
barung der Gläubigermächte, die belgiſche Forderung zu
unter=
ſtützen, beſteht unſeres Wiſſens nicht. Dagegen hat am
vergan=
genen Freitag zwiſchen den Vertretern der Gläubigerländer eine
Ausſprache über das Markproblem ſtattgefunden, deren Verlauf
in einem Protokoll niedergelegt worden iſt, das offenbar die
Möglichkeit zu allerlei Interpretationskunſtſtücken offen läßt.
Gegenwärtig hat es den Anſchein, als ob ſich mindeſtens die
Franzoſen an den belgiſchen Standpunkt gebunden fühlen.
Da=
gegen haben ſich die Amerikaner und die Japaner völlige Freiheit
bewahrt. Die übrigen Delegationen, alſo die Engländer und die
Italiener, ſcheinen das Beſtreben zu haben, ſich von dem
Proto=
koll loszulöſen. — Sollten alſo die durch die belgiſche
Markfor=
derung verurſachten Hinderniſſe nicht mehr rechtzeitig aus dem
Wege geräumt werden, ſo iſt wieder einmal damit zu rechnen,
daß entweder ein einſtimmiger Konferenzbericht nicht
zuſtande=
kommt, oder daß ein zwar von allen angenommener Bericht von
einem Teil der Delegationen nicht unterzeichnet wird, zum
min=
deſten nicht von der belgiſchen, da Francqui aus der ganzen
An=
gelegenheit eine perſönliche Preſtigefrage gemacht hat.
Die in der franzöſiſchen Preſſe aufgetauchten Nachrichten, daß
offenbar der deutſche Völkerbundsdelegierte v. Schubert bei der
Durchreiſe nach Madrid über die Markfrage verhandeln werde,
iſt, wie wir erfahren, völlig falſch. v. Schubert iſt heute mittag
in Paris eingetroffen und wird bereits heute abend nach Madrid
weiterreiſen. Dagegen wird die deutſche Regierung
wahrſchein=
lich Miniſterialdirektor Ritter beſtellen, um in Berlin
Verhand=
lungen zu führen. — Die deutſche Regierung hat bereits am
Freitag der belgiſchen Regierung Vorſchläge für die
Re=
gelung der Markfrage unterbreiten laſſen, die in den
zu=
ſtändigen Pariſer Konferenzkreiſen als Entgegenkommen,
be=
trachtet werden. Auf alle Fälle rechnet man hier mit dem
Ab=
ſchluß der Konferenz noch vor Ende dieſer Woche, da die
ameri=
kaniſchen Delegierten die Abſicht bekundet haben, am Donnerstag
oder ſpäteſtens am Samstag nach den Vereinigten Staaten
ab=
zureiſen.
Ein Brief dr. Schachts an Owen Young. — Deutſchland
will Belgien enkgegenkommen.
In der belgiſchen Markforderung hat der Vorſitzende der
deutſchen Gruppe Dr. Schacht an den Vorſitzenden des
Sachver=
ſtändigenausſchuſſes Owen Young folgenden Brief gerichtet:
Sehr geehrter Herr Vorſitzender!
In Ergänzung der Unterhaltung, die ich am letzten Samstag
mit Ihnen in der belgiſchen Markfrage gehabt habe, beehre ich
mich, ihnen mitzuteilen, daß die deutſche Regierung bereit iſt,
fol=
gende Maßnahmen zu ergreifen:
1. Unverzüglich ein Pactum de contrahendo mit der
belgi=
ſchen Regierung (ſei es durch Notenwechſel, ſei es durch ein
ge=
meinſames Protokoll) abzuſchließen, wodurch die beiden
Regie=
rungen ſich verpflichten, Verhandlungen auf einer neuen Baſis
aufzunehmen mit dem Ziel einer endgültigen Regelung der
Markfrage.
2. Die Verhandlungen alsbald aufzunehmen und dahin
über=
einzukommen, daß dieſe Verhandlungen abgeſchloſſen werden
ſollten, bevor der neue Repartionsplan von den Regierungen in
Kraft geſetzt wird.
3. Die deutſche Regierung hat Herrn Min.=Direktor Ritter
zu ihrem Sonderbevollmächtigten für dieſe Frage ernannt. Er iſt
bereit, die Verhandlungen alsbald zu eröffnen.
Der weſentliche Inhalt der vorliegenden Punkte iſt dem
bel=
giſchen Geſandten in Berlin mitgeteilt worden, deſſen Antwort
von der deutſchen Regierung erwartet wird.
Die deutſche Regierung hat dieſen Vorſchlag in dem Geiſte
des Entgegenkommens und mit dem feſten Willen gemacht,
die=
ſes Hindernis für die normale Entwicklung der
freundſchaft=
lichen Beziehungen zwiſchen beiden Ländern zu entfernen.
Ich hoffe, daß dieſe Feſtſtellungen alle Mißverſtändniſſe
be=
ſeitigen werden, die hinſichtlich der Stellung der deutſchen
Regie=
rung in der belgiſchen Markfrage beſtehen. Im Hinblick auf dieſe
zutage getretenen Mißverſtändniſſe wäre ich Ihnen kankbar,
wenn Sie den übrigen Mitgliedern des Ausſchuſſes von der
Stel=
lungnahme der deutſchen Regierung, wie ich ſie oben dargelegt
habe, Mitteilung machen würden.
Mit der Verſicherung meiner beſonderen perſönlichen
Hoch=
achtung verbleibe ich Ihr ſehr ergebener
gez. Dr. Hjalmar Schacht.
Der Brief iſt von dem Vorſitzenden ſämtlichen Mitgliedern
des Ausſchuſſes zur Kenntnis gegeben worden.
* Die ſächſiſche Regierungsbildung.
Von unſerem ſtändigen Mitarbeiter.
Dresden, 30. Mai.
Der Tag des Zuſammentritts des Sächſiſchen Landtags, der
am 12. Mai 1929 gewählt wurde, rückt näher und näher. Der
Präſident der bisherigen Volksvertretung hat dafür den 6. Juni
auserwählt, obwohl verfaſſungsmäßig die erſte Sitzung des
neu=
gewählten Parlaments, wenn auch ſpäteſtens, am 30. Tage nach
der Wahl zu ſein braucht. Die relativ raſche Einberufung erklärt
ſich daraus, daß der Etat des laufenden Staatsrechnungsjahres
unbedingt ſobald als möglich erledigt werden muß, zumal im
Herbſt, unmittelbar nach Beendung der Parlamentsferien, die
Vorberatungen für den nächſtjährigen Staatshaushaltsplan
ein=
ſetzen werden. Die erſte Aufgabe, der ſich der ſoeben gewählte
Sächſiſche Landtag zu unterziehen haben wird, beſteht nach der
Verfaſſung in der Kürung eines neuen Miniſterpräſidenten.
Einſt=
weilen haben der bisherige Kabinettschef und ſeine Kollegen ihre
Aemter weitergeführt; aber der Artikel 26 der ſächſiſchen
Landes=
verfaſſung ſchreibt vor, daß nach jeder Neuwahl des Landtags auch
das Geſamtminiſterium neu zu bilden iſt. So wird die
Beſtel=
lung eines neuen Miniſterpräſidenten den offiziellen Rücktritt des
bisherigen zwangsläufig nach ſich ziehen müſſen. Die Ausſichten,
die ſich hier eröffnen, ſind vorerſt noch unbeſtimmt. Da der
Mini=
ſterpräſident nach der Verfaſſung die übrigen Mitglieder des
Geſamtminiſteriums zu ernennen und einen ſeiner Kollegen zum
Stellvertreter zu erklären hat iſt die Auffindung einer geeigneten
Perſönlichkeit nahezu identiſch mit der Bildung einer
regierungs=
fähigen Koalition ſelbſt. Erſt wenn die Parteien ſich über ihr
Zuſammenwirken oder über die Anerkennung einer beſtimmten
Gruppe geeinigt haben, kann an eine Prüfung der
Miniſterpräſi=
dentſchaft herangetreten werden. Die Koalitionsbildung indeſſen
zeigt ſich in Sachſen auch diesmal nicht weniger ſchwierig, als nach
der Novemberwahl von 1926. Zwar ſind es dieſelben Parteien
wie damals, die den Wahlkumpf beſtritten und Abgeordnete
ent=
ſenden, nämlich auf bürgerlicher Seite die Deutſchnationalen, die
Deutſche Volkspartei, die Wirtſchaftspartei, die Demokraten, die
Aufwertungspartei und, wenn ſie in dieſem Zuſammenhang
ge=
nannt werden ſollen, die Altſozialiſten und Nationalſozialiſten
gegnüber Sozialdemokraten und Komuniſten als Vertretern
der international=marxiſtiſchen Richtungen. Aber die
ziffern=
mäßige und perſönliche Zuſammenſetzung der neuen Fraktionen
hat doch Verſchiebungen erfahren, die an eine Rückkehr der alten
Koalition nicht recht glauben laſſen. Den Gruppen von den
Deutſchnationalen bis zu den Altſozialiſten, auf die ſich die noch
amtierende Regierung ſtützen konnte, ſind zuſammengenommen
drei Mandate verloren gegangen, ſo daß ihnen eine Mehrheit
nicht mehr zu Gebote ſteht. Der geſamtbürgerliche Verluſt hat
zu einer Verſtärkung der bisher nur durch zwei Abgeordnete
ver=
treten geweſenen Nationalſozialiſten geführt, die drei Mandate
hinzuzuerobern vermochten. Von den Nationalſozialiſten und
ihrer Stellung zur künftigen Koalition und Regierung wird alſo
alles abhängen, wird es vor allen Dingen abhängen, ob an eine
Wiederholung der Koalition breiteſter Grundlage, die je im
Reiche vorhanden war, gedacht werden kann. Aber die Stellung
der Nationalſozialiſten iſt trotz verſtärkter bürgerlicher
Einwir=
kungen von allen Seiten recht wenig verheißungsvoll. „Wir
haben weder mit dem Bürgertum”, ſo konnte man vor einigen
Tagen im Blatt dieſer Gruppe leſen, „noch mit dem Marxismus
etwas gemein und lehnen daher aus innerem Weſenszwang jede
Gemeinſchaft mit dem einen wie mit dem anderen ab. Wir ſind
Revolutionäre und haben mit dem heutigen Zuſtand und ſeinen
Trägern nichts, aber auch nichts gemein. Aus dieſem unſerem
Weſen ergibt ſich zwangsläufig, daß für uns nie eine wie immer
geartete Koalition, eine Regierungsbeteiligung innerhalb des
heutigen Syſtems in Frage kommt.‟ Das Poſitivum — wenn
man es ſo nennen darf —, das die Nationalſozialiſten dieſen
Ver=
neinungen gegenüberſtellen, beſteht nach ihrem Bekenntnis darin,
daß ſie von Fall zu Fall Mehrheiten erzwingen oder ſtürzen
wollen, je nachdem es ihnen für die Zukunft der nationalen
Freiheit und der ſozialen Gerechtigkeit nötig oder nützlich
er=
ſcheint. Es iſt klar, daß man auf dieſer Grundlage eine
Regie=
rung von einigem Beſtand nicht aufrichten kann, und doch wird
kaum etwas anderes übrig bleiben; denn die vielgerühmte große
Koalition aus Deutſcher Volkspartei, Demokraten und
Sozial=
demokraten, an die mit Rückſicht auf die Einſtellung der
Natio=
nalſozialiſten immer wieder gedacht wird, kann bei dem
Radika=
lismus der ſächſiſchen Sozialdemokratie ernſtlich nicht in
Be=
tracht gezogen werden. Uebrigens würde auch ſie nur über zwei
Stimmen Mehrheit im Landtag verfügen, ſo daß ſie nur allzu
leicht einem Zufall zum Opfer fallen könnte. Die günſtigſte
Lö=
ſung die mithin in Sachſen in der neuen Legislaturperiode
ge=
funden werden könnte, beſtände immer noch in einer bürgerlichen
Regierung bisherigen Gepräges mit Unterſtützung der
National=
ſozialiſten. Würde dieſe neue, aufſtrebende Gruppe der
An=
hängerſchaft Hitlers den Sturz eines ſo gearteten bürgerlichen
Minderheitskabinetts wagen, ſo fiele ihr ſelbſtterſtändlich auch
die Verantwortung vor der Wählerſchaft zu. Und wenn es auch im
einzelnen Falle einer Partei nicht unbedingt zum Nachteil zu
gereichen braucht, die beſtehende Regierung beſeitigt zu haben, ſo
pflegt konſtanter Negativismus im politiſchen Leben auf die
wahlfähigen Maſſen keine vorteilhafte Wirkung auszuüben.
Na=
türlich muß bei dieſer Lage ſehr bald einmal wieder mit
Neu=
wahlen in Sachſen gerechnet werden, und es gibt ſchon heute
Kreiſe, die den Termin der im Herbſt ſtattfindenden
Gemeinde=
verordnetenwahlen dafür als geeignet betrachten. Würde bis
da=
hin eine Regierungsbildung nicht möglich geweſen ſein, was gar
nicht ausgeſchloſſen erſcheint, ſo wäre es auch das beſte, der
Land=
tag löſte ſich wieder auf; denn nur durch ſolche tief einſchneidende
Tatſachen des politiſchen und parlamentariſchen Lebens iſt es
möglich, die Wähler zur Beſinnung zu rufen und ſie von der
Notwendigkeit einer klaren, ſplitterloſen Mehrheitsbildung zu
überzeugen.
Eeite 2
Dienstag, den 4. Juni 1929
Nummer 153
Gine gegemtsoohte Monageaffüte.
Berhaftung eines kſchechoflowakiſchen Kapikäns
in Prag.
Prag, 3. Juni.
Die Prager Militärbehörden kamen am Mittwoch abend durch
einen Zufall auf die Spur einer Spionage, deren Umfang, Größe
und Tragweite Erinnerungen an den Namen Redl hervorruft.
Am Mittwoch, um 11 Uhr abends, wurde im Büro der
tſchechi=
ſchen ſtaatlichen Aerolinie in Prag der mit der Leitung der
Kanz=
lei des Prager Generalſtabs betraute Offizier verhaftet. Der
Name des Offiziers, der im Kapitänsrang ſteht, wird noch
ge=
heimgehalten, wie auch überhaupt der ganze Zwiſchenfall bisher
geheimgehalten wurde und erſt jetzt einige Einzelheiten
durchge=
ſickert ſind. Die „Lidove Noviny” bringt darüber folgende
Ein=
zelheiten: Am Mittwoch nachmittag bemerkte der auf dem
Flug=
platz in Prag dienſttuende Gendarm, daß im Warteraum einer
der Reiſenden eine Aktentaſche vergeſſen hatte. Die Taſche wurde
von dem Gendarmen vorläufig in Verwahrung genommen. Als
der Gendarm die Taſche umdrehte, um nach einer etwaigen
Adreſſe zu ſuchen, bemerkte er, daß im Schloß der Taſche ein
Stück Papier eingeklemmt war, Bruchſtücke des Textes erweckten
das Mißtrauen des Gendarmen, denn es ſchien, daß die
Akten=
taſche Schriftſtücke enthielt, die vom Kriegsminiſterium in Prag
ſtammten.
Die nähere Unterſuchung ergab, daß die Mappe geheime
mili=
täriſche Aufzeichnungen enthielt. Das Flugzeug, deſſen Reiſende
als Verluſtträger in Betracht kamen, ſtartete um 16.45 Uhr mit
dem Ziel Dresden, welches um 17.25 Uhr erreicht wird. Um
18 Uhr wurde der Flugplatz Prag von Dresden angerufen. Es
wurde angefragt, ob im Prager Flugplatz nicht eine Aktentaſche
gefunden worden ſei. Im Auftrage der inzwiſchen von dem Fund
verſtändigten Militärbehörde antwortete der dienſttuende Beamte,
daß die Aktentaſche gefunden worden ſei und dem Eigentümer
in Prag zur Verfügung ſtehe. Hierauf erklärte der Mann am
Dresdener Fernſprecher, er werde die Aktentaſche noch am Abend
in Prag abholen. Die Taſche ſollte beim Portier der Skoda=
Werke in Prag hinterlegt werden. Am Abend bezogen zwei
De=
tektive Poſten in den Skoda=Werken. Um 11 Uhr abends hielt
vor dem Hauptportal ein Auto mit reichsdeutſcher Nummer. Der
Herr, der ausſtieg, betrat das Büro der Fluggeſellſchaft, verlangte
die Aktentaſche und wurde verhaftet. Unterdeſſen verſicherte man
ſich auch des Dresdener Autos. Der Chauffeur erklärte, von dem
ihm unbekaunten Herrn auf der Straße gemietet worden zu ſein
und verlangte das Entgelt für die Reiſe im Betrage von
210 Reichsmark. Vorerſt wurde er allerdings für verhaftet
er=
klärt. Erſt nachdem man den Wagen durchſucht und nichts
Ver=
dächtiges gefunden hatte, wurden Wagen und Lenker freigegeben.
Der Verhaftete war anfangs beſtrebt, ſeiner Reiſe den
An=
ſchein eines Freundſchaftsdienſtes zu geben. Er erklärte, die
Akten=
taſche ſei nicht ſeine eigene, ſie gehöre einem Dresdener
Ge=
ſchäftsfreund, der ihn gebeten habe, die Taſche, die für ihn
Wich=
tiges enthalte, abzuholen. Offiziere des Kriegsminiſteriums
er=
kannten in ihm aber den Kapitän, in deſſen Kanzlei wichtige
mili=
täriſche Dokumente vervielfältigt wurden. Sein Büro befand ſich
außerdem in unmittelbarer Nähe der Räume, in denen die Safes
mit den Mobiliſierungsplänen untergebracht ſind. Es ſcheint, daß
ſich der Kapitän die Schlüſſel dieſer Tveſors verſchafft und ſich auf
Grund von Wachs= oder Seifenabdrücken Nachſchlüſſel
verfer=
tigen ließ. Es wurde feſtgeſtellt, daß ſich der Kapitän im Laufe
der letzten zwei Jahre außerordentlich oft den Montag vormittag
als dienſtfrei ausbat, ebenſo die Vormittage der auf Feiertage
nachfolgenden Tage. Erſt jetzt ſtellte es ſich heraus, daß der
Ka=
pitän an Tagen, wo die Büros früher geſchloſſen werden, aus
den Safes wichtige Geheimdokumente lieh und ſie ins Ausland
brachte. Am Tage ſeiner Rückkehr legte der Kapitän die
entwen=
deten Dokumente wieder unbemerkt an ihre Stelle. Wie lange
ſich der Kapitän als Spion betätigte, iſt bis jetzt noch nicht
feſt=
geſtellt. Feſt ſteht lediglich die Tatſache, daß der Kapitän im Laufe
des Monats Mai im Flugzeug zweimal nach Dresden und
ein=
mal nach Berlin fuhr. Als Motiv der Spionage wird
Gewinn=
ſucht angeführt. Miniſterpräſident Urdzal, der gleichzeitig
Kriegs=
miniſter iſt, ließ ſich ausführlich Bericht erſtatten. Der Kapitän
iſt in Unterſuchungshaft und befindet ſich im Prager
Militär=
gefängnis auf dem Hradſchin.
Ueber die Spionageaffäre, die durch Auffindung einer Mappe
mit wichtigen militäriſchen Dokumenten auf dem Prager Flugplatz
entdeckt wurde, verlautet weiter, daß am Sonntag das Verhör des
verhafteten tſchechoſlowakiſchen Offiziers fortgeſetzt worden iſt. Die
Gattin des verhafteten Stabskapitäns, deſſen Name nicht genannt
werden darf, wurde der Polizeidirektion vorgeführt und ebenfalls
vernommen, um feſtzuſtellen, ob und inwieweit ſie in die Pläne
der ſchone Menſo
als Gegenſtand der bildenden Kunſt.
(Zur internationalen Kunſtausſtellung in Darmſtadt.)
„Findet in Einem die Vielen, emfindet die Vielen wie Einen;
Und ihr habt den Beginn, habet das Ende der Kunſt.”
Goethe
Wir erlebten ſtaunend in der Nachkriegszeit jene „Renaiſſance
des Leibes”, in der wir noch ſtehen. In ihrem Geſamtwillen
er=
ſcheint ſie als Teil der großen modernen Aufbau=Idee. Sagen
wir Syntheſe, ſs wird die Abſicht klarer, den ſie fixiert den
Kom=
plex im Geiſtigen. Und die materiellen Aeußerungen werden zu
Abbildern. Das heftige Intereſſe unſerer Zeit am menſchlichen
Körper projiziert ſich vielgeſtaltig. Ein neues Körpergefühl iſt
lebendig und ſchafft ſich in Sport und Gymnaſtik dynamiſchen
Ausdruck. Mit ihm ſteht ebenſo ſelbſtändig ein neues
Körper=
ideal da, klar umriſſen und von beſtechender Autorität. Der
Kör=
per als Natur=Gegebenes wird dem umformenden Willen
aus=
geliefert. Zahlreiche Methamorphoſen hat er zu durchlaufen, um
ſich mit einem Ideal zu verſchmelzen, das am Ende eines unbe
kannten Weges errichtet iſt Hunderttauſende ſind unterwegs,
von einer Gewalt mächtig angetrieben, die ebenſo geheimnisvoll
iſt als der Urſprung des fernen Zieles. Der Wunſch, ſchön zu
ſein, iſt nicht ausſchließlich der heutigen Epoche reſerviert. Aber
er hat ſich ihr in beſonderer Art verbunden, die zwingt, ihn als
Element der Zeit anzuſprechen. Dieſe ſtarke Sehnſucht durchbricht
romantiſch das Rationelle und Techniſche einer ſo ſachlich
geprie=
ſenen Aera. Schön zu werden und zu ſein heißt einer Generation
die Schöpfung beglückend zu bejahen und ſehr diesſeits ein Stüd
Leben zu einer Vollendung zu führen, die nur der Abglanz eines
Jenſeitigen ſein kann. Die körperliche Schönheit will die Natur=
Entwicklung zu einem Gipfel führen. Ihre materielle
Gebunden=
heit ſtempelt die Manifeſtationen als vergänglich. Aber die Idee
lebt unzerſtörbar, ſtets mit der Gewalt der Auftriebe in ſich.
*
Der Menſch als Gegenſtand der bildenden Kunſt war vielen
Epochen mit herrlicher Selbſtverſtändlichkeit der „ſchöne” Menſch.
Mehr noch: wandte ſich an die Totalität der menſchlichen
Erſchei=
nung ohne die kosmetiſche und modiſche Stiliſierung. Die
Schön=
heit des nackten Körpers wurde oft zum Zentralpunkt der
Form=
geſetze in der Kunſt ebenſo wie das Nackte in der Vorſtellung des
Menſchen primäre Bedeutung hatte. Wie irgend etwas anderes
kann der ſchöne Körper Objekt des Kunſtwerkes werden. Damit
wird dieſes noch nicht Kunſt. Aeſthetiſche Faktoren im Sinne der
Vom Tage.
Bei Lausnitz entgleiſte ein Wagen eines Transportzuges, in
dem ſich die 3. Eskadron des 7. preußiſchen Reiterregiments
be=
fand. Der Wagen mit 6 Mann und 6 Pferden ſtürzte um und
wurde noch 400 Meter weit geſchleift. Vier Mann wurden getötet,
die beiden anderen leicht verletzt.
Der Kommuniſtiſche Parteitag, der vom 9. bis 15.
Juni urſprünglich in Dresden ſtattfinden ſollte, iſt wegen der
Ge=
ſchäftslage des Reichstages nach Berlin verlegt worden. Er
fin=
det nunmehr vom kommenden Sonntag, den 9. Juni, bis
Diens=
tag, den 11. Juni, in Berlin ſtatt.
Der Hauptvorſtand der Deutſchen Demokratiſchen
Partei beſchloß in ſeiner Sitzung am Montag, den
Reichs=
parteitag anfangs Oktober in Heidelberg
abzu=
halten.
Miniſterialdirektor Ritter iſt von der
Reichsregie=
rung zum Unterhändler für die Verhandlungen
mit der belgiſchen Regierung ernannt worden.
Die deutſche Abordnung für die Madrider
Völ=
kerbundstagung mit Staatsſekretär Schubert an der Spitze
traf am Montag mittag in Paris ein und reiſte noch
am Abend weiter.
Bei den Verhandlungen vor der Internationalen
Arbeitskon=
ferenz über die Zwangsarbeit von Eingeborenen kam es zu einem
Zwiſchenfall, als der deutſche Arbeitnehmervertreter Furtwängler
(Allg. Deutſch. Gewerkſchaftsbund) Einzelheiten über die
Zwangs=
arbeit verlas. Er wurde von dem lettiſchen Vizepräſidenten
unter=
brochen, das gehöre nicht zur Sache. Furtwängler verzichtete dann
auf die Fortſetzung ſeiner Rede, die er aber der Preſſe zugänglich
machen werde.
Die griechiſche Kammer und der Senat wählten
den Admiral Konduriotis mit 259 von 309 abgegebenen
Stimmen zum Präſidenten der griechiſchen Republik.
und in die Tätigkeit ihres Mannes eingeweiht war. In der
Woh=
nung des Verhafteten wurde neuerlich eine Hausſuchung
abge=
halten. An dem Fall ſei die raffinierte Art, mit welcher der Spion
ans Werk gegangen iſt, intereſſant. Die Bedeutung der verratenen
Dokumente darf jedoch nicht überſchätzt werden. Auch die
Behaup=
tung, daß die Spionage im Auftrage Deutſchlands erfolgt ſei,
ſei nicht erwieſen. Wie bekannt, befänden ſich in Berlin
Spionage=
zentren einer Reihe von Staaten, und es werde heute
nachge=
forſcht werden, welchen Weg das verratene Material genommen
hat. Der verhaftete Stabskaditän, der zu den ſtreng geheimen
Akten, die in ſchweren Panzerſchränken verwahrt wurden, keinen
Zutritt hatte, verſchaffte ſich Schlüſſel, zu einigen Regiſtrier
ſchränken, die zwar geheims, aber weniger wichtiges Material
enthielten. Die Akten hat er dann über nacht ofenbar
photogra=
phieren laſſen und am nächſten Tage wieder unverſehrt in den
Schrank gelegt. Der Kapitän hat ſeine Spionagetätigkeit ungefähr
zwei Jahre verübt.
füf
Bemuyungen um die Hebung der Landwirtſchaft.
Berlin, 3. Juni.
Wie von zuſtändiger Regierungsſtelle mitgeteilt wird, hat
das Reichskabinett auch in letzter Zeit die Beratungen um die
Ausgeſtaltung eines landwirtſchaftlichen Programms fortgeſetzt.
Für den wichtigſten Artikel der Landwirtſchaft, das Brotgetreide
iſt ein Sachverſtändigen=Ausſchuß eingeſetzt worden, von dem
erwartet wird, daß er nach etwa drei Wochen ſchon beſtimmte
Vorſchläge werde machen können. Der Ausſchuß ſteht unter dem
Vorſitz des Präſidenten Brandes vom Deutſchen
Landwirtſchafts=
rat. Ferner gehören dem Ausſchuß an die früheren
Reichs=
miniſter Dr. Hermes und Schiele, der ehemalige Staatsminiſter
Dr. Fehr (München), Senator Everling (Hamburg) ſowie die
Mitglieder des Reichstages Frau Toni Sender, Schmidt=
Köpe=
nick, Graf zu Stolberg=Wernigerode, Schlack und Oskar Meher.
Berichterſtatter ohne Stimmrecht iſt der Leiter der
landwirt=
ſchaftlichen Forſchungsanſtalt, Dr. Bade. Der Ausſchuß ſollte
bereits am 6. Juni zuſammentreten. Das wird ſich aber
ver=
zögern, ſo daß früheſtens Ende dieſer Woche, wahrſcheinlich aber
erſt in der nächſten Woche, mit dem Beginn dieſer
Ausſchuß=
arbeiten zu rechnen iſt. Auch der Einführung eines
Getreide=
lagerſcheines, wie ihn Dr. Solmßen in Köln empfohlen hat, wird
nachgegangen. Es ſind zunächſt dazu noch drei Fragengruppen
zu klären: Rechtsvorſchriften, techniſche Einzelheiten eines ſolchen
Lagerſcheines und endlich die Einführung einheitlicher
Handels=
klaſſen für Brotgetreide. Das Reichsminiſterium für Ernährung
und Landwirtſchaft hat deswegen bei den Länderregierungen
mehrere Fragebogen in Umlauf geſetzt, deren Beantwortung zum
Teil noch ausſteht. Das gleiche trifft zu auf die angeregten
Ge=
treidelagerräume. Zur Einführung einheitlicher Handelsklaſſen
für Brotgetreide wird es einer Vereinbarung zwiſchen der Land
wirtſchaft und dem Mühlengewerbe bedürfen, während der
Han=
del daran nicht beteiligt zu ſein braucht.
d6=
Dei Mindes Prozeß.
Die weitere Vernehmung des Angeklagken Bela Groß
Berlin, 3. Juni.
Im Stinnesprozeß kam es zu Beginn der heutigen Verhandlung
zu einer kleinen Auseinanderſetzung zwiſchen dem Staatsanwalt und
der Verteidigung, als Staatsanwaltsrat Berliner die Aushändigung
der Anklageſchrift an die Sachverſtändigen beantragte. Gegen den
Ein=
ſpruch der Verteidiger Dr. Sandeck und Juſtizrat Davidſon entſprach
der Vorſitzende der Bitte des Staatsanwaltes, da den Sachverſtändigen
das Recht der Einſicht in die Akten ohnehin zuſtehe. — Auf Antrag
des Staatsanwalts beſchloß das Gericht ſodann, die Ladung des
ehe=
maligen Reichskommiſſars für die Ablöſung entwerteter Markanleihen,
Staatsſekretär Heinrici, als Sachverſtändigen, der ſich über das
Ab=
löſungsverfahren äußern ſoll. Heinriei nimmt bereits an der heutigen
Verhandlung teil.
Hierauf wird die Vernehmung des Angeklagten Bela Groß
fort=
geſetzt. Der Angeklagte faßt ſeine an den letzten Verhandlungstagen
gemachten Ausführungen dahin zuſammen, daß nach ſeiner Meinung
wegen ſeiner Beteiligung an dem Anleiheablöfungsgeſchäft gegen ihn
höchſtens eine Ordnungsſtrafe verhängt werden könnte. Da aber die
von ihm veranlaßten Ablöſungsanträge wieder zurückgezogen worden
ſeien, komme auch eine Ordnungsſtrafe nach ſeiner Anſicht nicht in
Be=
tracht. Der Angeklagte beruft ſich im übrigen auf den Reichskommiſſar
Heinzmann, der als Zeuge geladen iſt und ſich zu den Geſchäften des
Angeklagten Groß äußern ſoll. Auf die Frage des Staatsanwalts,
welche Gewinnchancen ſich der Angeklagte aus dem Ablöſungsgeſchäft
verſprochen habe, erklärt Groß, er habe kein materielles Intereſſe an
der Durchführung dieſer Angelegenheit gehabt, ſondern es ſei ihm, wie
er ſchon wiederholt erklärt habe, nur auf eine Geſchäftsverbindung mit
Stinnes angekommen.
Im weiteren Verlauf der Sitzung bekundete Angeklagter Bela
Groß weiter, daß das Anleiheablöſungsgeſetz ſehr ſtarke Mängel
auf=
weiſe. So ſoll es z. B. auf Grund des § 10, Punkt 1, möglich geweſen
ſein, bei ununterbrochenem Anſpruch dieſelben Anleiheſtücke fünfmal
hintereinander anzumelden. Auf Befragen durch den Vorſitzenden gab
der Angeklagte zu, gewußt zu haben, daß die auf den Ablöſungsanträgen
gemachten Angaben unrichtig geweſen ſeien. Auf die Frage des
Staats=
anwalts an den Angeklagten Groß, ob Nothmann ihm mitgeteilt habe,
daß auch Stinnes davon unterrichtet geweſen ſei, daß Neubeſitz als
Alt=
beſitz angemeldet werden ſollte, antwortete der Angeklagte, dies ſei nicht
der Fall geweſen. Bela Groß bekundete weiter, daß er ſich bei
Rechts=
anwalt Schönbrunn=Wien Auskunft über das Riſiko ſeiner
Anleihe=
geſchäfte eingeholt habe. Es ſei ihm daraufhin der Beſcheid geworden,
daß er eine Ordnungsſtrafe riskiere bzw. ſtatt des angemeldeten
Alt=
beſitzes Neubeſitz ohne Ausloſungsrechte erhalten würde. Daß in
ſei=
nem Geſchäft eine ſtrafrechtliche Verfehlung liege, ſei ihm nicht geſagt
worden.
Rechtsanwalt Wygodzinſki ſtellte entgegen einer Behauptung des
An=
geklagten Groß feſt, daß der Angeklagte Hirſch beſtreite, von Groß 500
Mark bekommen zu haben. Bela Groß erklärte auf Befragen durch
Rechtsanwalt Dr. Sandeck, daß er an dem ganzen Geſchäft nichts
ver=
dient habe. Als dann Rechtsanwalt Sandeck nach den pekunjären
Ver=
hältniſſen des Angeklagten Groß während jener Zeit fragte, verweigert
Bela Groß die Beantwortung, weil er dazu ſeiner Anſicht nach nicht
verpflichtet ſei.
Der Angeklagte Schneid, von dem Vorſitzenden nach den von ihm,
Schneid, angefertigten Anleiheverzeichniſſen gefragt, ſtellte entſchieden in
Abrede, daß er die Anleiheſtücke nach Stempeln oder anderen
Merk=
malen geordnet habe. Er ſchilderte dann, wie ihm im Hotel Adlon
von Bankier Bloch=Wien ein Paket Anleihen, das er unter dem Arm
getragen habe, entriſſen worden ſei. Er habe darauf dem Bankier
Bloch eine Ohrfeige verſetzt, doch ſei es ihm nicht gelungen, Bloch das
Verzeichnis wieder abzunehmen. Im übrigen habe er niemals ein
An=
leiheverzeichnis gegeben, auch nicht dem Angeklagten Leo Hirſch. Schneid
gibt weiter an, einem Streit zwiſchen dem Angeklagten Groß und
Bankier Bloch beigewohnt zu haben, in deſſen Verlauf er erfahren habe,
daß bei einer Abrechnung 40 000 RM. gefehlt hätten. Nachher habe ſich
herausgeſtellt, daß Bloch und Groß ſich dieſe Summe geteilt hätten. Es
wäre eine Unwahrheit, wenn Groß behaupte, keine materiellen
Inter=
eſſen an der Sache gehabt zu haben. Seiner, Schneids, Anſicht nach,
hätten Groß nur materielle Beweggründe bei dem Geſchäft geleitet.
Reichswehrmanöver und Geldknappheik.
* Berlin, 3. Juni. (Priv.=Tel.)
Die Abſtriche am Wehretat haben die Reichswehrleitung
ver=
anlaßt, auch in dieſem Jahr wieder verſchiedene größere Manöver
fortfallen zu laſſen, obwohl es von außerordentlicher Bedeutung
für die Kampfkraft der Truppen iſt, daß von Zeit zu Zeit
Uebungen in größeren Verbänden ſtattfinden. In erſter Linie
ind die Unkoſten für die Beförderung der Truppen auf der
Reichsbahn ſehr hoch, dann aber auch die Geländeſchäden, die
trotz aller Vorſicht unvermeidlich ſind. Da aber der Erſatz alter
Waffen und Ausrüſtungsgegenſtände im Augenblick wichtiger iſt
als Manöver ausgedehnten Umfanges, werden dieſe Uebungen
wie auch in vergangenen Jahren ausfallen. Auch die 5. und
7. Diviſion und die 3. Kavalleriediviſion werden auf die
gemein=
ſame Felddienſtübung bei Würzburg verzichten, und infolgedeſſen
wird auch der Beſuch des Reichspräſidenten in Wegfall kommen.
ausdrucksvollen Form müſſen, dazu kommen, um das Werk in
philoſophiſchem Sinne „ſchön” nennen zu können, und es dadurch
der Kunſt einzureihen.
Uns iſt die Vorſtellung eines ägyptiſchen, eines griechiſchen
oder Renaiſſance=Menſchen geläufig. Die Darſtellungen ihrer
nackten Körper haben etwas von der Bedeutung eines Symboles.
Mit ihnen verbinden ſich klar=geprägte Körperideale, die mit dem
geſamten Stil unlösbar verbunden ſind. Die Vor= und
Darſtel=
lung des ſchönen Körpers variiert wie die Form des Stiles. Zu
den verſchiedenen Zeiten hat die Auffaſſung der Körpermaſſe
(Volumen) und ſeiner Stellung (Bewegung) zu verſchiedenen
Typen geführt: Schlanke oder üppige, labile und ſtabile Körper
charakteriſieren große Epochen und nehmen damit Teil an der
Einheit des Stiles. Je wehr die Formen mit optiſchen und
plaſtiſchen Bezeichnungen umſchrieben werden, um ſo leichter
laſſen ſie ſich Maßſtäben unterwerfen. Von ihnen ausſagen,
in=
dem man ihre pſychologiſche Wirkung gibt, verknüpft ſich wohl eng
dem Erleben, erſchwert aber ihre objektive Unterſuchung.
Irgend einen Körpertyp als ſchön bezeichnen, ſetzt ebenſo die
Fähigkeit des Schönheits=Empfindens im Subjekt voraus, wie
es dazu führen muß, das Objekt auf das zu prüfen, was die
ſo=
genannte Schönheit ausmacht. Eigenſchaften beſtimmter
Pro=
vortion ergeben ſich, wenn in das Zufällige Syſtem gebracht
werden ſoll. Alle Epochen eines lebhaften Körper=Intereſſes
ſchufen Proportionslehren und verſuchten, einen Kanon
aufzu=
ſtellen, der zahlenmäßig den Begriff des ſchönen Körpers feſtlegt.
Damit war ſynthetiſch dem Künſtleriſchen vorgearbeitet und der
Beginn der Umformung gegeben, die der Körper bei ſeiner
Dar=
ſtellung in der Kunſt erfährt. Nie ſah — im Sinne eines
photo=
graphiſchen Abbildes — der menſchliche Körper ſo aus, wie ihn
die bildende Kunſt in ihren Werken aufbewahrt. Sie zeigt ihn,
wie man ihn ſich wünſchte. Sie verdichtet die Vorſtellung vom
Körper als Ideal in der plaſtiſchen Idee. Der Künſtler hat die
Rolle eines Traum=Verkörperers für ſeine Mitwelt. Er
trans=
poniert das Natur=Schöne in das Kunſt=Schöne, indem er dabei
den flutenden Vorſtellungen Geſtalt und den ſtummen Wünſchen
Sprache verleiht.
Heute exiſtiert die Photographie, um die menſchliche Geſtalt,
wie ſie wirklich da iſt, feſtzuhalten. Aber immer kann nur
auf=
gezeichnet werden, was lebt und im Sinne des Körper=Ideals
erreicht iſt. Das Vorhandene mag dabei ebenſo wohl Natur=
Gegebenes ſein, wie es erſt Reſultat bewußter Formung
gewor=
den iſt. Als Modell für den Künſtler hängt es von dieſem ab,
ob er die Individualität des Modells in das Werk hinübernimmt
oder ſie im Hinblick auf den Typ umformt. Die Wahl des Modells
bedeutet für die bewußte Geſtaltung einen verpflichtenden Schritt
auf dem Wege zur Form. Ein eigentlich außerkünſtleriſches
Ele=
ment gewinnt Einfluß auf die Kunſt oder: das Kunſtwollen zieht
es als Mithilfe in ſein Bereich.
Die Ausſtellung wird zeigen, ob die Kunſt von heute dem
Menſchen der Zeit hilft, einen Traum zu realiſieren, den er ſo
leidenſchaftlich pflegt. Und ob der Künſtler von heute ſich
be=
rufen fühlt, einem erſehnten Ideal Geſtalt zu verleihen. Das
wird die Frage von dem Connex zwiſchen Zeitſeele und
künſtle=
riſcher Geſtaltung ſtreifen. Und wird ebenſo jene nach der
Zeit=
geltung der bildenden Kunſt überhaupt aufwerfen. In doppeltem
Sinne bedeutet die Ausſtellung ein offenes Tor. Sie kann es
dem Laien ſein als Zugang zur Kunſt, der aus einem heftig
diskutierten Gebiet des heutigen Lebenskreiſes unmittelbar
davor=
geſtellt wird. Sie iſt aber auch dem Künſtler ein Tor, das ſich
ihm nach eben demſelben Gebiet öffnet. Damit wäre Kunß nicht
ſolierte Atelier=Angelegenheit, ſondern eng verbunden mit
ande=
ren Formen des geiſtigen Lebens.
Die von der Intereſſengemeinſchaft fortſchrittlicher Künſtler
Heſſens (Darmſtädter Sezeſſion und Darmſtädter Gruppe)
ver=
anſtaltete Ausſtellung wird Mitte Juni eröffnet. Ihr
einheitlich=
thematiſcher Gedanke hat in den Kreiſen der Künſtler lebhafte
Zu=
ſtimmung und ſtarkes Echo gefunden. Das will viel in einer Zeit
heißen, die etwas müde iſt von Ausſtellungen, deren Hauſſe
beſon=
ders bei den Künſtlern Bedenken erregt. Beſtimmt wird es an dem
lebendigen Intereſſe des Publikums nicht fehlen. Es hieße aber
ganz und gar den Sinn und Zweck der Ausſtellung verkennen, wolle
emand daraus eine moraliſche Frage machen. Der nackte und
ſchöne Menſch iſt exiſtent. Ihn künſtleriſch darſtellen, bedeutet,
einem Stück Natur ethiſchen Ausdruck verleihen. Das Nackte hat
noch nie die Moral bedroht, ſo wenig, wie je ein Meſſer ein Leben
bedrohte. Alles hängt von der Hand ab, die danach greift, von
dem Geiſt, der es erfaßt. Der Verſuch, die kommende Ausſtellung
moraliſch zu werten, wird immer das Zeugnis von der eigenen
Moral ſein.
Die Ausſtellung baſiert mit voller Abſicht auf einer
eindrucks=
vollen Zeitſtrömung. Gewiß ſoll es eine Kunſt=Ausſtellung ſein.
Die mehr als 200 Werke von ca. 90 deutſchen und 60
ausländi=
ſchen Künſtlern (aller europäiſchen Staaten) werden einen
prä=
gnanten Querſchnitt durch das moderne Kunſtſchaffen überhaupt
geben. So hat die Ausſtellung, ganz von dem Thema abgeſehen,
die Bedeutung eines internationalen künſtleriſchen Ereigniſſes.
So wird ſie aufzufaſſen ſein, ſo beanſprucht ſie ihre Würdigung.
Daß ſie ſich thematiſch beſchränkt und Darſtellungen des
menſch=
lichen Körpers gibt, ſchließt ſie an jenen Komplex an, der heute
ſo viele erregt und in ſeinem Banne hält.
Maler Hermagn Keik.
Nummer 153
Dienstag, den 4. Juni 1929
Seite 3
Weikerberakung des Ekals.
Der Reichstag hat ſeine Pfingſtferien reichlich lange
aus=
gedehnt, mit Rückſicht auf den ſozialdemokratiſchen Parteitag. Die
Mehrheit will nun aber den Kommuniſten das gleiche
Entgegen=
kommen nicht beweiſen. Eine Vertagung in der kommenden
Woche wegen des kommuniſtiſchen Parteitages iſt nicht in Ausſicht
genommen, doch ſollen wichtige Abſtimmungen auf beſtimmte
Stunden feſtgelegt werden.
Die kurze Tagung bis zu den Sommerferien wird, wie die
Dinge heute liegen, kaum mehr Schwierigkeiten bieten, da nach
gutem alten Brauch alle wichtigen Probleme, die manche
inner=
politiſchen Erſchütterungen hätten bringen können, auf den Herbſt
vertagt wurden. Die Verabſchiedung des Etats muß wegen des
Ablaufes des Notgeſetzes bis zum 30. Juni erfolgt ſein, und
das wird auch leicht zu machen ſein. An wichtigen Fragen iſt ja
im Etat eigentlich nur die zweite Rate für den
Pan=
zerkreuzer verankert, die aber viel von ihrer Bedeutung
eingebüßt hat, nachdem der ſozialdemokratiſche Parteitag
wenig=
ſtens den Miniſtern die Votierung freigegeben hat. Die Fraktion
ſelbſt wird wahrſcheinlich ſich der Stimme enthalten. Darüber
lag zunächſt viel Ballaſt auf dem Programm: die Geſetzgebung
zur Veredelung der Agrarzölle, die Arbeitsloſenverſicherung, die
bei den ſcharfen Tönen der Sozialdemokraten zu einer Kriſe
hätte führen können. Soweit die geſetzliche Umgeſtaltung in
Frage kommt, ſind aber die beiden Punkte vorſichtshalber
ein=
mal verſchoben worden bis zu einer beſonderen Herbſtſeſſion. Sie
werden alſo im Juni keine Rolle mehr ſpielen. Das Gleiche gil
auch von der Pariſer Konferenz. Obwohl hier die
Deutſchnatio=
nalen ſich Mühe gegeben haben, eine ſofortige Ausſprache über
ihre Interpellation im Plenum zu erzwingen, ſind ſie auch im
Plenum in der Minderheit geblieben. Die Regierung ſtellte ſich
auf den Standpunkt, daß ſie erſt antworten könne, wenn die
Pa=
riſer Verhandlungen abgeſchloſſen ſeien und der endgültige
Be=
richt vorläge. Da aber dann der Reichsaußenminiſter in Madrid
iſt, wird eine Ausſprache in ſeiner Anweſenheit erſt Ende Juni
möglich ſein. Der Kanzler kann ſich auch darauf ſtützen, daß die
deutſche Delegation von Paris aus dringend gebeten hat, von
einer vorzeitigen Reichstagsbeſprechung abzuſehen, die nur
ſcha=
den könne, zumal ja auch noch die belgiſchen Markforderungen zur
Behandlung ſtünden. Zugegeben iſt ja auch, daß die Regierung
jetzt nichts ſagen kann, ehe ſie nicht über alle Einzelheiten
infor=
miert iſt, und auch dann kann ſie zunächſt ſehr wenig ſagen, weil
ſie ſich für die kommenden politiſchen Verhandlungen durch ein
voreiliges Wort in der Oeffentlichkeit nicht feſtlegen kann. Die
Regierungsparteien und auch die Wirtſchaftspartei haben dieſe
Bründe anerkannt. So kann alſo zunächſt die Weiterberatung des
Etats in Ruhe vor ſich gehen, und der Reichstag machte davon
auch bereits am Montag umfaſſenden Gebrauch, indem er ſeine
Eröffnungsſitzung über den Ernährungsetat bis in die ſpäten
Abendſtunden hinein ausdehnte.
Reichskags=Sihungsberichk.
Der Präſident eröffnete die erſte Sitzung des Reichstags nach den
Pfingſtferien, die ſtark beſucht iſt, um 15 Uhr.
Abg. Graf Weſtarp (Dn.) verlangte die ſofortige Beſprechung
des Ergebniſſes der Pariſer Reparationskonferenz.
Präſident Loebe wies darauf hin, daß die Pariſer Konferenz noch
die belgiſche Frage zu erledigen habe und daß der Bericht nicht vor
Ende dieſer Woche zu erwarten ſei.
Abg. von Lindeiner=Wildau (Dn.) bedauerte, daß die
Reichsregierung nicht ſelbſt zu der von Graf Weſtarp angeſchnittenen
Frage Stellung genommen habe. Im Aelteſtenrat habe der
Außen=
miniſter mitteilen laſſen, daß vor der letzten Juniwoche eine Erörterung
der Pariſer Konferenz im Plenum nicht ſtattfinden könne. Mit dieſer
Hinausſchiebung könne der Reichstag ſich unmöglich einverſtanden
er=
klären.
Die Nationalſozialiſten beantragten Herbeirufung des Reichskanzlers.
Abg. Dr. Breitſcheid (Soz.) widerſprach dem Antrag der
Deutſchnationalen. Ghe der Bericht der Pariſer Konferenz vorliegt,
könne man unmöglich darüber beraten. Außerdem ſei doch wiederholt
betont worden, daß die Sachverſtändigen in Paris unabhängig von
politiſchen Einflüſſen verhandelt wätten. (Lachen rechts.)
Nach weiterer Erörterung wurde der nationalſozialiſtiſche Antrag
auf Herbeirufung des Reichskanzlers gegen die Stimmen der
Antrag=
ſteller, der Deutſchnationalen und der Kommuniſten abgelehnt. Mit dem
gleichen Stimmenverhältnis dann auch der deutſchnationale Antrag.
Das Haus ſetzte dann die ſchon mehrmals unterbrochene
zweite Berakung des Haushalts des
Reichs=
ernährungsminiſteriums
fort. Abg. Tantzen (Dem.) äußerte Bedenken gegen die
Subventions=
politik. Seine Partei ſei bereit, die Brotgetreidepreiſe zu erhöhen, aber
nur in einem füd die Geſamtheit erträglichem Umfange. Darüber hinaus
müßten auch die Preiſe der tieriſchen Produkte auf angemeſſener Höhe
gehalten werden.
Abg. Kerſchbaum (D. Bpt.) verlangte größeren Zollſchutz für
Milch und Vieh.
Abg. Meyer=Hannover (Deutſch=Hann.) bedauerte die zahlreichen
Entgleiſungen von Steuerbeamten gegenüber notleidenden Landwirten.
Deutſchland könne inmitten von Hochſchutzzollſyſtemen nicht allein eine
Oaſe des Freihandels bilden.
Abg. Tempfel (Soz.) ſtellte feſt, daß Reich und Länder für die
Landwirtſchaft weit größere Mittel aufwenden, als vor dem Kriege.
Redner forderte für die Zukunft eine ſchärfere Kontrolle der
Verwen=
dung der Mittel.
Abg. Graf Weſtarp (Dntl.) wies darauf hin, daß nach den
Er=
klärungen im Aelteſtenrat die Abſicht beſtehe, die Zollfragen bis zun
September zu verſchieben. Eine ſolche Verſchiebung ſei im Intereſſe
der Landwirtſchaft unmöglich und würde neue Erregung in ihren
Krei=
ſen hervorrufen. Der Redner forderte noch heute eine Erklärung der
Regierung zu dieſer Frage.
Reichsernährungsminiſter Dietrich ſtellte feſt, daß die
Reichs=
vegierung am Samstag nicht beſchloſſen habe, die ganzen agrariſchen
Fragen bis zum September zurückzuſtellen, ſondern zunächſt über die
Frage des Brotgetreides einen Ausſchuß zu hören, der ſoeben konſtituiert
worden ſei. Dieſer Ausſchuß ſoll innerhalb der näcſten drei Wochen
ſeine Arbeiten beenden, damit der Reichstag noch vor ſeinem Aus
einandergehen zu dieſer Frage Stellung nehmen kann. Darüber
hinau=
werden in nächſter Zeit auch die übrigen ſchwebenden Fragen,
insbeſon=
dere das Geſetz über die Schlachthilfe, deſſen Verabſchiedung gleichfalls
noch vor dem Sommer erfolgen ſoll, weiter verfolgt werden. Dagegen
ſoien gewiſſe Dinge, in denen wir vertragspolitiſch gebunden ſind, zur
Zeit nicht ſo gelagert, daß gegenwärtig darüber entſchieden werden
könne. Dieſe Fragen ſollen geprüft werden mit dem großen Programm
der zukünftigen wirtſchaftspolitiſchen Einſtellung, das im Anſchluß an
die Pariſer Verhandlungen geregelt weuden muß. Dieſe Verhandlungen
ſollen dann in einer Sondertagung im September ſtattfinden.
Reichsernährungsminiſter Dietrich teilte noch mit, daß er aus den
Mitteln zur Abſatzförderung 120000 Mark für die Förderung der
Hoch=
ſeefiſcherei und 60 000 RM. für die Heringsfiſcherei zu verwenden
gedenke.
Der kommuniſtiſche Antrag, 5 Millionen RM. für die
Kinderſpei=
ſung einzuſetzen, wurde mit 266:54 Stimmen abgelehnt. Der Etat wird
in der Ausſchußfaſſung angenommen. Eine Reihe von
Ausſchußent=
ſehließungen findet Annahme, darunter eine Entſchließung, die die
Reichsregierung erſucht, der Net der Landwirtſchaft in den
Grenzgebie=
ten im Oſten und Weſten beſendere Beachtung zu ſchenken. Mit
knap=
ter Mehrheit abgelehnt wurde eine Entſchließung der Bauernpartei, die
Reichswinzerkredite 1925 zu ſtreichen. 300 000 RM. werden für die
Unverſtützung der durch die Reorganiſation des landwirtſchaftlichen
Ge=
noſſenſchaftsweſens arbeitslos iverdenden Angeſtellten und Arbeiter zur
Verfügung geſtellt. Der kommuniſtiſche Mißtrauensantrag gegen den
Reichsernährungsminiſter wird gegen die Antragſteller und
National=
ſozialiſten abgelehnt. Das Haus vertagt ſich um 10 Uhr auf Dienstag
3 Uhr: Etat des Wirtſchaftsminiſteriums.
i.ia
Der Stark zum Konkordak.
Die Geheimniskrämerei um das preußiſche Konkordat ſcheint
zu Ende zu gehen. Wenn wir recht unterrichtet ſind, iſt das
preu=
ßiſche Kabinett für Dienstag einberufen, und auf der
Tages=
ordnung ſteht die Zuſtimmung zum Konkordat. Das iſt aber
wohl nur mehr eine Formſache. Nach den bisherigen
Beſpre=
chungen unter den Miniſtern iſt wohl kaum daran zu zweifeln
daß, wenn nicht einſtimmig, ſo doch mit einer überwiegenden
Mehrheit den Abmachungen des Kultusminiſters mit dem
Nun=
tius zugeſtimmt wird. Unmittelbar darauf ſoll dannn der
Ver=
trag dem Staatsrat zugeleitet werden, und das wäre dann auch
der Zeitpunkt für die Veröffentlichung. Jedenfalls trefſen die
Fraktionen alle Vorbereitungen für den parlamentariſchen
End=
kampf um das Konkordat. Währſcheinlich wird dieſe
Auseinander=
ſetzung aber erſt im Herbſt vor ſich gehen. Die Demokraten, die
mit auffallendem Eifer betonen, daß ſie als Fraktion dem
Konkor=
dat gegenüber völlig freie Hand haben, beriefen zum Anfang der
kommenden Woche ihre Fraktion zuſammen und wollen zu dieſer
Sitzung auch Referate von Staatsrechtslehrern über den
inter=
nationalen Charakter der künftigen Bindungen hören. Auch die
volksparteiliche Fraktion wird zu der gleichen Zeit
zuſammen=
kommen, um ihre Stellung zum Konkordat feſtzulegen, die ja
eigentlich nach den Beſchlüſſen der letzten Zentralvorſtandsſitzung
nicht anders als ablehnend ausfallen wird.
* Die Noklöſung.
Das Sparprogramm der Deutſchen Lufthanſa.
Die Deutſche Lufthanſa hat ſich inzwiſchen mit dem
Ge=
danken vertraut machen müſſen, daß ſie im Reichsetat nur etwa
10 Millionen an Subvention erhält, alſo etwa die Hälfte des
ſeitherigen Betrages. Sie mußte daher Leerlauf ausſchalten und
eine Vereinfachung und Umſtellung in ihrem Betrieb
vorneh=
men. Sie tritt jetzt mit ihren neuen Plänen vor die
Oeffent=
lichkeit. Ein poſitives Ergebnis hat das Sparprogramm
für die Lufthanſa gebracht: ſie kann auf längere Sicht
arbeiten, denn in den folgenden drei Jahren werden
Subven=
tionen in Höhe von 16 Millionen zugeſprochen. Sie kann daher
ein Programm aufſtellen, in dem alle Entwicklungsmöglichkeiten
offen bleiben und kann dabei der Sicherheit im Luftverkehr
wei=
tere höchſte Beachtung ſchenken. Es galt für die Lufthanſa,
zu=
nächſt alle die Strecken herauszuſchälen, die ſchon jetzt einigen
Ertrag abwerfen und daher in erſter Linie Ausſicht bieten, in
kurzer Zeit nach rein kaufmänniſchen Geſichtspunkten beflogen
zu werden. Die Berechnung der Subventionen, ſeien ſie von
Staat oder Gemeinden, ſoll umgeſtaltet werden. Die Anzahl der
geflogenen Kilometer bleibt außer Anſatz, vielmehr kommt ein
Tonnen=Kilometer als Maßſtab zur Anwendung, der genau die
wirtſchaftliche Leiſtung jeden Fluges ausdrückt und den
Ueber=
gang zur Wirtſchaftlichkeit des gemiſchtwirtſchaftlichen
Unterneh=
mens — an dem bekanntlich das Reich mit 26 Prozent beteiligt
iſt — vorbereitet.
Drei große Aufgaben hat ſich die Lufthanſa für die nächſten
Jahre geſtellt. Da iſt der außereuropäiſche Verkehr,
der zum erheblichen Teil, ſo in Südamerika, mit deutſchen
Ma=
ſchinen beflogen wird. Auf dem Kontinent reichen die Linien
bereits bis Spanien. Es gilt, das Verbindungsſtück zu ſchaffen
durch die Einſtellung von Ozeanflugzeugen in den regelmäßigen
Verkehrsdienſt. Die Wirtſchaftlichkeit derartiger Linien über den
Ozean iſt an ſich ſchon heute geſichert durch den Transport von
hochwertigen Frachtgütern und von Poſtſachen. Was an dieſen
im täglichen Ueberſeeverkehr abgezweigt werden könnte, iſt genug
um täglich zwei Flugzeuge zu füllen. So glaubt es wenigſtens
die Lufthanſa zu wiſſen, und die Reichspoſt ſoll dieſer Anſicht
zu=
ſtimmen. Aber es fehlen gegenwärtig noch die Flugzeuge, die
kräftig genug ſind, den ſchweren Dienſt über den Ozean zu
verſehen. Eifrig geprobt wird auf dieſem Gebiet. Junkers nutzt
die Erfahrungen des Amerikafluges der „Bremen” aus.
Rohr=
bach erprobt gegenwärtig die „Romar” auf der Oſtſee und die
Dornierwerke werden mit ihrer geheimnisvollen neuen „Do K‟
noch in dieſem Monat in den Wettſtreit eintreten. Zweifellos
werden ſich alsbald verwendungsfähige Hochſeetypen
herausbil=
den. Dazu wird ſich die mit Glückgütern gerade nicht geſegnete
Lufthanſa mit den Schiffahrtsgeſellſchaften in Verbindung ſetzen.
Die zweite Aufgabe erwächſt der Lufthanſa in dem
Ausbau der europäiſchen Luftſtrecken, die für
Han=
del und Wandel wichtig ſind. Das Streckennetz iſt ja bereits
geſchaffen. Wegen der Ungunſt der Verhältniſſe muß allerdings
geduldet werden, daß eine ganze Reihe von Linien von
aus=
ländiſchen Geſellſchaften beflogen wird, während auf anderen
Strecken ein Wechſeldienſt eingerichtet werden mußte. Das kann
natürlich nur ein Notbehelf während der finanziellen Notzeit
ſein. Die Lufthanſa hofft, daß es ihr bald gelingen wird, dieſe
Schwierigkeiten zu beſeitigen und die deutſchen Maſchinen wieder frr
einzuſetzen.
Die Lufthanſa hält daneben den Luftverkehr in Deutſchland
auf den wichtigſten Strecken aufrecht, will auch den
Nachtflug=
verkehr weiter ausbauen, ſoweit das die beſchnittenen
Mittel zulaſſen. In Frage kommen hauptſächlich die Weſtlinie
nach Holland-London und die Oſtlinie nach Königsberg—
Mos=
kau. Aber es wird Schluß gemacht werden, mit den
un=
entablen innerdeutſchen Linien, die meiſt aus
Preſtigegründen aufrecht erhalten wurden. Intereſſant iſt die
Betriebsvervollkommnung der Sicherheitsfaktoren im
Luftver=
kehr. Durch ſorgfältige Auswahl aus den vorhandenen Typen
ſind die Maſchinen durchweg auf einen ſehr hohen Stand
ge=
bracht. Die Maſchinen erfahren außerdem entſprechnd den
tech=
niſchen Fortſchritten eine fortſchreitende Moderniſierung. Von
21 Flugzeugtypen des letzten Jahres ſind jetzt nur noch 10 im
Verkehr, von 19 Motorentypen bleiben nur noch 7 im Betrieb
Auch hier will die Hufthanſa rationaliſieren und Leerlauf
aus=
ſchalten.
*
Von unſerem F.=Korreſpondenten.
Rom, im Mai.
Jawohl ſo heißt es, das neue „Foro Argentina”, das am
Ge=
burtstage von Rom feierlich durch Muſſolini eröffnet wurde,
An der Kreuzung des Corſo Vittorio Emanuele mitten
in der alten Stadt Rom und der zum Tiber und nach
Traſtevere führenden Via di Torre Argentina lag ein großer,
ſtark verrotteter Häuſerblock, der auf den beiden andern Seiten von
dem kleinen Gäßchen des Vicolo San Nicola dei Ceſarini und der
Via del Olmo eingefaßt war. Gegenüber aber an der Via de
Torre Argentina liegt das Teatro Argentina, das vor ungefähr
zweihundert Jahren vom Conte Sforza Ceſarini erbaut wurde
damit nach rund achtzig Jahren dort Roſſini mit ſeiner
Urauf=
führung des „Barbiers von Sevilla” gründlich durchfallen konnte.
Dieſes Thaater heißt aber ebenſo wie die Straße, an der es liegt,
nach dem berühmten Biſchof Burkhard von Straßburg, dem einſt
die weſentlichſten Häuſer in dieſer Gegend gehörten. Johannes
Burkhard aus Argentoratum hatte ſich an dieſem Punkte Roms
ſeinen Palaſt erbaut und die Römer nannten dann die ganz
Gaſſe: Straße vom Straßburger Turm, Via di Torre Argentina.
Und heute bezeichnet man nun das neu ausgegrabene Forum an
dieſer belebten Stelle des Corſo Vittorio Emanuele in
Erinne=
rung an den alten „Episcopus argentinus” als das „Foro
Argen=
tinus”.
Von allen römiſchen Foren iſt dieſer „Straßburger Markt”
ſvohl der reizvollſte. Ob er auch der wertvollſte ſein wird, möger
die geeichten Archäologen entſcheiden. Für den Laien iſt dieſes
Straßburger Forum jedenfalls viel anziehender als der
Maſſen=
betrieb in Antiquitäten, die große Reſterſammlung des Forum
Romanum und des Palatins, wenn man von der landſchaftlichen
Schönheit und der Blütenpracht des Palatins Abſtand nimmt.
Denn dieſes kleine neue Forum mitten im Gewirr der heftig
be=
lebten Straße Roms wirkt wie ein wirklicher Spiegel
vergange=
ner und verſchollener Zeiten. Naiv und niedlich, nicht bombaſtiſch
und lehrhaft wie jene großen Bauten auf den Kaiſerforen, wie
vor allem jene Neuausgrabungen des Forum Auguſtäum. Was
die paar Tempelchen auf dem neuen Foro Argentina bedeuten,
mögen die gelehrten und klugen Herren vom Fach
auseinander=
ſetzen, wenn ſie ſich erſt einmal geeinigt haben werden, welchen
Göttern des antiken Roms die Tempel geweiht waren. Der
netteſte, ein Rundtempel, ſcheint dem Herkules als Heiligtum
ge=
hört zu haben. Dieſer Rundbau, der in ſeiner freundlichen
Ein=
fachheit ſtark an den reizendſten Tempel Roms, an den kleinen
Veſtatempel bei der Bocca della Veritä unten am Tiberknie
ge=
mahnt, war in der Hauptſache bereits vor dem Niederreißen der
alten ihn umgebenden Häuſer bekannt. Man ſah ſchon vorher in
einem der Höfe einen Teil ſeiner Säulen, und es war
urſprüng=
lich beſtimmt, daß bei einer Neubebauung des Terrains dieſer
Tempel wiederum in einem großen Hof in Erſcheinung treten
ſollte. Man wollte alſo ſelbſtverſtändlich dieſes Zeichen des alten
republikaniſchen Roms auch beim Häuſerneubau gebührend
er=
halten und ſchützen. An ein neues Forum aber hat kein Menſch
in jenen Tagen gedacht, als man mit dem Abbruch des
Häuſer=
quadrats begann.
Die Geſchichte dieſer „Ausgrabung” hat nämlich einen nicht
ganz humorfreien Beigeſchmack. Man hatte an der
verkehrs=
techniſch „gut geſchnittenen Ecke” zwiſchen Corſo Vittorio
Emanuele und Via di Torre Argentina zwei Gründe zum
Ab=
brechen der alten ſchlechten Häuſer: eine Verbreiterung dieſer ſtark
von Autos befahrenen und ſehr gefährlichen Kreuzung und den
Neubau für ein großes Geſchäftshaus. Der Abbruch der alten
Gebäude, wobei auch die kleine Kirche von San Nicola der
Ceſarini geopfert werden mußte, wurde nur unter der Bedingung
bewilligt, daß die Baugeſellſchaft innerhalb eines gewiſſen
Zeit=
raums — es wurden zwei Jahre genannt — ihren Neubau
been=
det haben würde. Andernfalls war eine ſehr bedeutende Buße
kontraktlich vereinbart. Der Abbruch ging denn auch vor etwa
zwei Jahren in raſender Eile vor ſich. Man riß tatſächlich den
Leuten über ihren Köpfen die Mauern ab. Ein kleineres
Ge=
ſchäft verkaufte ſeinen Ramſch noch aus, als ringsherum bereits
die ganzen Häuſer gefallen waren und nur noch das
Geſchäfts=
lädchen unter ſchützenden Brettern ſeine letzten Waren zwiſchen
Mauerſtaub und Mörtelſchutt an den Mann zu bringen verſuchte
Kurz und gut, die Mauern ſanken, eine wochenlange
Staubwolk=
lag über dieſem Teil des Corſos und Bretterwände verhinderten
dem neugierigen Blick ein Eindringen in die Hintergründe. Dieſ
aber hatten das recht nötig. Denn dem Einreißen folgte kein
Auf=
bauen. Das Geld der Baugeſellſchaft war zerſtoben, vielleicht war
es: nie recht dageweſen. Dafür munbelten bald „eingeweihte
Leute”: man habe im Untergrund der bankerotten Baugeſellſchaft
wertvolle antike Mauerreſte, ja ſogar Tempel entdeckt. Die Römer
lächelten. Denn ſie wußten, daß eine Geſellſchaft, die bauen ſol
und nicht kann, ſich um ihre Konventionalſtrafe am einfachſten
herumdrücken kann, wenn der Staat plötzlich an ihrem Grund
und Boden archäologiſches Intereſſe nimmt und dieſen Boden als
eine „Monumental=Zone” bezeichnet, alſo unter den
Altertums=
ſchutz ſtellt. Dann kann man „leider” nicht mehr bauen, — ſogar
nicht, wenn man Geld hat —, und muß zum Beſten der
Wiſſen=
ſchaft auf das Geſchäft verzichten, das ein großer Neubau geſichert
hätte. Die Konventionalſtrafe aber braucht man dann natürlich
nicht zu zahlen. Im Gegenteil, man wird ſein Gelände ſogar
noch mit gutem Preis los.
Und ſo geſchah’s. Die „gut geſchnittene Ecke” wurde „Zona
monumentale”, und das zukünftige Geſchäftshaus ein Forum.
Alle Beteiligten konnten zufrieden ſein. Nur gab es eine
Zeit=
lang üble Neider, die erklärten, an jener Stelle könne gar nichts
Rechtes aus der antiken Zeit liegen. Erſtens ſeien im Altertum
hier keine ſehr bedeutenden Bauten geweſen, zweitens aber hätten
gerade in dieſer Stadtgegend im Mittelalter ſcheußliche Kalköfen
geſtanden, woran noch ein mittelalterlicher Straßenname gemahnt
habe, und drittens ſeien in dieſen Kalköfen gerade alle jenen
antiken Marmorſäulen oder ſonſtigen Kunſtwerke aus Marmor
verkalkt worden, die man jetzt zu finden hoffe,
Glücklicherweiſe kann man ſagen, daß nur diejenigen verkalkt
waren, die ſolch häßliche Geſchichten erzählten. Denn das neue
Forum des Straßburgers iſt wirklich nett. Es gibt eine Menge
Säulen und ſogar eine wunderhübſch erhaltene Anlage für die
öffentliche Bequemlichkeit, (auf italieniſch=öſterreichiſch „
Kommodi=
tät”), wobei eine lange Reihe von Marmorplatten mit den
charak=
teriſtiſchen Ausſchnitten zum Daraufſetzen einladend erhalten iſt.
Denn nicht nur Tempel haben Ewigkeitswert, ſondern auch andere
nachdenkliche Stätten aus Marmor.
Das Ausland urkeilk!”
Der engliſche Profeſſor Raymond Beazley urteilt über die
Kriegsſchuldfrage:
„Die deutſche Regierung iſt von dem Vorwurf, den Kriet
mit Vorbedacht angezettelt, oder gewollt zu haben,
freizu=
ſprechen.”
*) Verlag Geurg Stilke, Berlin NW. 7. Preis 4,50 Mk.
der offizielle Führer für die „Berliner Feſtſpiele‟. Der „Offizielle
Führer”, herausgegeben durch das Ausſtellungs=, Meſſe= und
Frem=
denverkehrs=Amt der Stadt Berlin, der nunmehr im Dari=Verlag,
Berlin=Halenſee, erſchienen iſt, enthält in ſeinem erſten Teile das
Feſt=
ſpielprogramm, das als definitive Faſſung anzuſprechen iſt und an dem
nennenswerte Aenderungen nicht inehr zu erwarten ſein dürften. Dem
reichilluſtrierten Feſtbuch hat Oberbürgermeiſter Böß einen Geleitſpruch
mit auf den Weg gegeben, in dem es heißt: „. . . Muß ich es
aus=
ſprechen, daß dieſe Feſtſpiele nicht oberflächlichem Vergnügen, ſondern
einzig und allein der Kunſt in ihrem edlen und großen Ziele,
Gemein=
gut Aller zu ſein, dienen ſollen! Eine künſtleriſche Leiſtung erſten
Nanges ſoll unſeren Gäſten aufs neue zeigen, welch hohes kulturelles
Vermögen dem deutſchen Mitgliede der Völkerfamilie zur Pflege und
Förderung der Menſchheit vom Schickſal anvertraut iſt. Inſoweit
werden die „Berliner Feſtſpiele” auch eine ſchöne politiſche Aufaabe
erfüllen.”
Seite 4
Dienstag, den 4. Juni 1929
Nummer 1353
Die glückliche Geburt eine
geſunden Tochter zeigen an
Georg Mörbel und Frau
Regine, geb. Zimmermann.
Darmſtadt, Parcusſtr. 1, I
Nachruf.
Am 1. Juni ſtarb durch einen
Unglücks=
fall unſer lieber Kollege
Herr Dentiſt
Deinz Bacheiß
in Goddelau.
Die Beerdigung findet am 4. Juni,
nachmittags 3 Uhr, auf dem hieſigen
Wald=
friedhof ſtatt. Wir biiten die Kollegen,
dem Verſtorbenen zahlreich die letzte Ehre
erweiſen zu wollen.
Reichsverband Deutſcher Dentiſten e. V.
Großbezirk Heſſen
Faber
I. Vorſitzender.
9445)
Landesgruppe
Starkenburg
Heldmann
I. Vorſitzender.
Infolge eines Unglücksfalles verfchied plötzlich
unſer lieber Klubkamerad
Heinz Jacheiß
Seine Verdienſte als langjähriger Leiter der
Ruderabteilung machen ihn uns unvergeßlich.
Zur Beerdigung verſammeln wir uns heute
nachmittag 3 Uhr auf dem Waldfriedhof.
Darmſtädter Schwimmklub
Jung Deutſchland.
(9429
Todes=Anzeige.
Nach langem ſchweren Leiden verſchied
heute morgen 21, Uhr unſer lieber Vater,
Schwiegervater, Großvater und Urgroßvater
Sezumner Sielger
im nahezu vollendeten 80. Lebensjahre.
In tiefer Trauer:
Familie Steiger.
Darmſtadt, den 2. Juni 1929.
Orangerieſtraße 16.
Die Beerdigung findet Mittwoch, 3. Juni,
nachm. 3 Uhr, auf dem Waldfriedhof ſiatt.
(944
Dankſagung.
(Statt Karten.)
Für die vielen Beweiſe aufrichtiger Teilnahme
bei dem Heimgange unſerer lieben Enſchlafenen
Frau Juſtina Blech
geb. Görnert
ſagen wir herzlichen Dank.
Im Namen der trauernden Hinterbliebenen:
Joſeph Blech
Schuldiener i. R.
Darmſtadt, den 3. Juni 1929.
Unterricht im Zuſchneiden und Schneidern
in den bekannten Abteilungen
Ausbildung im Helbſtanfertigen von
Kleidern, Koſtümen und Mänteln
nach bewährtem Syſtem
Toni Hanau, Meisterin
Eliſabethenſtraße 70, I.
Fernruf 4243.
Mein innigſigeliebter Mann, unſer guter Vater und
Großvater
Herr Auguſt Lennert
Lokomotivführer
wurde am Sonntag, den 2. Juni, durch Gott, von langem
mit Geduld getragenen Leiden, erlöſt.
In tiefer Trauer:
Eliſabeth Lennert, geb. Winkler
Käte Weiſe, geb. Lennert
Hans Weiſe und Enkel.
Die Beerdigung findet Mittwoch, den 5., nachmittags 2 Uhr, auf
dem Waldfriedhof ſiatt.
Von Beileidsbeſuchen bitte freundl. abſehen zu wollen.
Geſtern früh verſchied plötzlich und
uner=
wartet unſer liebes Kind
A
Zemgard Kuchs
In tiefer Trauer:
Adolph Fuchs und Familie.
Darmſtadt, den 3. Juni 1929.
Neue Niederſtr. 5.
Die Beerdigung findet Mittwoch nachmittag
4 Uhr auf dem Waldfriedhof ſtatt
(9455
Todes=Anzeige.
Nach langen, ſchweren Leiden verſchied heute
mein innigſtgeliebter Mann, unſer herzensguter,
treuſorgender Vater, Großvater, Bruder,
Schwa=
ger und Onkel
9
Herr Zeingäle Sung
Kupferſchmiedemeifter und Inſtallatenr
im Alter von 77 Jahren.
Im Namen der Tieftrauernden.
Emma Gans, geb. Herz
und Kinder.
Darmſtadt, Rheinſtraße 47.
Die Beerdigung findet Mittwoch vormittag 11 Uhr
vom Portale des iſraelitiſchen Friedhofes aus ſtatt.
Blumenſpenden und Beileidsbeſuche ſind nicht im
Sinne unſeres teuren Entſchlafenen.
von der Reiſe
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das alles Wörterlernen und Ueben von
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tiſchen Regeln überflüſſig macht, dabei jedoch in
erſtaunlich kurzer Zeit zum Ziele führt, wird am
anſchaulichſten durch den bisherigen Abſatz
illu=
ſtriert: ſeit 1921 wurden
360 Auflagen abgeſetzt
Hunderttaufende haben mit Hilfe der
pſychotech=
niſchen Methode (Erfindung Mertner) nicht nu
eine Sprache, ſondern zum Teil auch zwei, dre
und vier Sprachen ohne den bisher üblichen Zeit=
und Energieaufwand geläufig meiſtern gelernt
ſo daß ſie ſich in allen Sprachen geläufig unter
halten können, perfekte Korreſpondenten geworden
ſind und jede beliebige Lektüre treiben. Dieſ
Spitzenleiſtungen der modernen Methodenforſchun
beruhen im weſentlichen auf planmäßiger
Aus=
wertung einer Anzahl neu entdeckter Geſetze über
Höchſtleiſtungen der Erinnerungskraft
Beſeitigung pſychiſcher Hemmungen ete. Damit
ſich jeder Leſer von der Wahrheit dieſer Angaber
ſelbſt üüberzeugen kann, werden eine genügende
Anzahl neuer Originalwerke für einen
Probe=
unterricht, der zwei volle Wochen= alſo mindeſtens
56 Stunden, währt, koſtenlos zur Verfügung
ge=
ſtellt und jedem Intereſſenten, der den nachſtehend
abgedruckten Anmeldeſchein ausfüllt und einſendet,
poſtfrei zugeſchickt. Ausdrücklich wird erklärt, daß
Zahlungen, ſowie Kauf= oder ſonſtige
Verpflich=
tungen nicht in Betracht kommen. Es handelt
ſich lediglich um eine großzügig durchgeführte
Werbemaßnahme für das pſychotechniſche
Ver=
fahren, das verdient, von jedem Deutſchen und
Deutſchſprechenden kennengelernt zu werden. Auf
dem Anmeldeſchein ſind die Sprachen enthalten
für die der Probeunterricht, zunächſt möglich iſt
man darf allerdings den Unterricht nur für eine
Sprache anmelden.
Anmeldeſchein
An den Aufſtieg=Verlag, Abt. Fernunterricht
München 224, Bavariaring 10.
Ich melde hiermit meine Teilnahme an dem
Probe=Kurſus Engliſch, Franzöſiſch, Italieniſch,
Spaniſch, Tſchechiſch (die gewählte Sprache gefl.
unterſtreichen) in der Vorausſetzung an, daß damit
für mich keinerlei Koſten oder Kaufverpflichtungen
irgendwelcher Art verbunden ſind.
Nach Beendigung des Probeunterrichts, der,
ge=
rechnet vom Tage des Empfangs der Sendung,
zwei volle Wochen währt, werde ich das erhaltene
Material (Erfüllungsort München) wieder an Sie
zurückſenden.
(T.Mch. 180
Name, Beruf:
Ort, Straße (evtl. Poſt);
Nummer 153
Dienstag, den 4. Juni 1929
Seite 5
Deutſche Polizeiwoche in Darmſtadt.
Die erſte Heſſiſche Polizeiwoche.
Geſtern vormittag um 8.30 Uhr wurde im Union=Theater die
Deut=
ſche Polizeiwoche in Darmſtadt — wie Reichsminiſter Severing
ſegte, fälſchlich Heſſiſche Polizeiwoche genannt — eröffnet. Es ſind
etwa 1200—1300 Teilnehmer aus dem ganzen Reich erſchienen. Unter
den geladenen Ehrengäſten befinden ſich auch die Herren
Reichsinnen=
miniſter Severing, Staatspräſident Dr. Adelung, die heſſiſchen Miniſter
Leuſchner, Korell und Kirnberger, der württembergiſche Staatspräſident
Dr. Bolz, Staatsminiſter Dr. Drews=Berlin, Staatsminiſter
Stein=
brecher=Braunſchweig, Regierungspräſident Ehrler=Wiesbaden, der
Leiter der badiſchen Polizei Miniſterialrat Dr. Bark, Landtagspräſident
Delp, Oberbürgermeiſter Mueller=Darmſtadt, die Polizeireferenten der
heſſiſchen Landtagsfraktionen u. v. a. m.
Im Namen der Landeshauptſtadt hieß
Oberbürgermeiſter Mueller
Die Verſammlung herzlichſt willkommen. Er führt unter anderem aus:
Es gereicht mir zur beſonderen Ehre, die Damen und Herren im
Namen unſerer Stadt begrüßen zu dürfen, die ſich zur Erſten heſſiſchen
Polizeiwoche hier eingefunden haben, insbeſondere die Vertreter der
kreien Vereinigung für Kriminal= und Polizeiwiſſenſchaft, die dieſe
Woche veranſtaltet hat. Wie hoch wir die Bedeutung der Veranſtaltung
einzuſchätzen haben, ergibt ſich am deutlichſten aus der Tatſache, daß
eine ganze Anzahl prominenteſter Vertreter unſeres öffentlichen Lebens
in den höchſten Staatsſtellungen ſie für wichtig genug erachtet hat, um
perſönlich zu erſcheinen und bedeutſame Referate ſelbſt zu übernehmen.
Beſonders charakteriſtiſch für die Tagung ſcheint mir aber nicht einmal
o ſehr das Intereſſe der Fachwelt, als dasjenige einer weiteren
Oeffent=
lichkeit, ja ſchlechthin des großen Publikums, zu ſein. Ich bin davon
überzeugt, daß das nicht bloße Neugierde oder gar Senſationsluſt iſt,
fondern daß ſich hier eine höchſt intereſſante und begrüßenswerte
Er=
ſcheinung vollzieht, nämlich eine Umſtellung, eine neue Einſtellung der
Bevölkerung gegenüber der Polizei als Staatseinrichtung. Das
Pu=
blikum empfindet die Polizei nicht mehr als die ihm gegneriſch
gegen=
überſtehende Macht; der Begriff „Polizeiſtagt”, einſt ein Wort von
ſtärkſter kritiſcher Schärfe, hat ſeinen üblen Beigeſchmack verloren. Die
Polizei als ſtaatliche Einrichtung iſt nicht nur mehr Garantin der
öffent=
lichen Ordnung, Ruhe und Sicherheit — durch die Art, wie ſie dieſe ihre
Aufgabe heute erfüllt, beginnt ſie, ſich zur allgemeinen Schutz= und
Ver=
trauensſtelle zu entwickeln. Und es iſt intereſſant, feſtzuſtellen, wie der
Polizeibegriff damit ſeine urſprüngliche Bedeutung wiederbekommt.
Polizei kommt bekanntlich vom griechiſchen Politeia, was in ſeinem
letzten Sinne ſchlechthin den Staat ſelber bedeutet, den Staat nicht als
Gegenſatz zum Volke, ſondern den Staat als Volkseinrichtung, als ein
Geſetz, das ſich das Volk zu ſeinem Schutze ſelber gegeben hat.
Wenn die heſſiſche Polizeiwoche dazu beiträgt, dieſe wohltätige und
ſegensreiche Entwicklung zu fördern, dann hat ſie nach meinem
Dafür=
halten ihre tiefſte und weſentlichſte Aufgabe erfüllt — eine Aufgabe, von
der insbeſondere unſere Städte Nutzen ziehen werden, wo die Probleme
des ſtaatlichen Zuſammenlebens am ſchärfſten und ſchwierigſten geſtellt
ſind. So kann echte Staatsgeſinnung nur wünſchen, daß den
Verhand=
lungen dieſer Woche ein reicher Erfolg beſchieden ſein möge.
Die Eröffnung der Veranſtaltung nahm der heſſiſche
Miniſter des Innern Leuſchner
mit einer längeren Anſprache vor:
Der Miniſter begrüßte die Verſammlung im Namen der Heſſiſchen
Regierung. Insbeſondere hieß er Herrn Reichsminiſter Severing und
Herrn Staatsminiſter Dr. Drews willkommen. Die erſte heſſiſche
Polizei=
woche ſei ein Zeichen für die Beſtrebungen, die heſſiſche Polizei in der
modernſten Weiſe zu ſchulen und zu organiſieren. Ohne die
Errungen=
ſchaften der modernen Technik, wie Kraftwagen, Lichtbild, Fernſprecher,
Funktelegraphie und ohne Kenntniſſe der Wiſſenſchaft ſei eine moderne
Polizei nicht mehr denkbar. Neben dem techniſchen Rüſtzeug komme es
auch auf den Geiſt in der Polizei an. Die Polizei im neuen Staate
müſſe eine Volkspolizei im wahrſten Sinne des Wortes ſein. Als
Ver=
treter des Staates habe gerade der Polizeibeamte im Volksſtaat Heſſen
nicht Vorgeſetzter, ſondern Freund des Publitums zu ſein. Die moderne
Polizei brauche deshalb nicht nur gut ausgebildete Fachleute, ſie brauche
auch ebenſo warmherzigen Menſchen, die ein Gefühl haben für die Nöte
der Bevölkerung. Sie brauche Beamte mit gefeſtigten Charakteren, die
allen Verſuchungen widerſtehen, ſie brauche Menſchen, die nicht allein die
ſtrafende, ſondern vor allen Dingen auch die beratende, und damit
vor=
beugende, fürſorgende und fchützende Gewalt des Staates in allen Fällen
würdig vertreten.
Insgeſamt: Der moderne Polizeibeamte müſſe nicht nur etwas
wiſſen — und es erwachſe für ihn die gar nicht ernſt genug zu
neh=
mende Pflicht, von jeder Gelegenheit zur Aus= und Weiterbildung
nach=
haltigen Gebauch zu machen
Der Polizeibeamte müſſe auch etwas
können und er müſſe auch Perſönlichkeit ſein. Nur wenn
dieſe drei Vorausſetzungen erfüllt ſeien, könne er ſich ſpäter in einer
vorgeſetzten Stellung gegenüber den ihm unterſtellten Beamten wirklich
bewähren und halten.
Weiterhin dankte Miniſter Leuſchner namentlich den Vertretern der
Polizei der anderen Länder, die ſich als Lehrer und Referenten in den
Dienſt der Polizeiwoche geſtellt haben, ſowie der Preſſe für ihre
Mit=
arbeit und erklärte die Veranſtaltung für eröffnet.
Reichsinnenminiſter Severing
ergriff dann das Wort zu ſeinem Referat „Das Reich und die
Polizei der Länder‟. Der Miniſter unterſtrich die Auffaſſung
von dem engen Verwachſenſein zwiſchen Volk und Polizei im neuen
Volksſtaat. Er erklärte dann u. a.: Als ich die Firmierung las „1.
Heſ=
ſiſche Polizeiwoche”, war ich etwas erſchüttert. Aber angeſichts der
Tat=
ſache, daß hier Vertreter der preußiſchen, braunſchweigiſchen,
württem=
bergiſchen, hamburgiſchen, baheriſchen Polizei anweſend ſind, brauche ich
Befürchtungen nicht mehr zu hegen. Wir wollen nicht die
Stammes=
unterſchiede der einzelnen Länder, ſondern die Zuſammengehörigkeit der
deutſchen Volksgenoſſen dokumentieren. Wenn ich als
Reichsinnenmini=
ſter über „Reich und die Polizei der Länder” ſpreche, ſo könnte das ſo
aufgefaßt werden, als wenn ich den Arbeiten der Länderkonferenz
vor=
greifen wollte. Das liegt mir fern, aber ich will auf die Dinge
auf=
merkſam machen, die Reich und Länder in dieſem Augenblick ſtart
inter=
eſſieren.
Der Miniſter gab darauf einen kurzen Rückblick über die Entſtehung
der deutſchen Polizei nach dem Kriege und gemäß dem Diktat der
Entente in bezug auf Stärke, Ausbildung und Ausrüſtung. Das
Be=
ſtreben aller Polizeiminiſter ſei, auch in den ernſteſten Situationen kein
Militär einzuſetzen, ſondern ſtets die Polizei, die ja tagtäglich durch die
Praxis die enge Verbindung mit der Bevölkerung aufrecht erhält. Die
Vorgänge in den Jahren 1919 und 1920 haben die Richtigkeit dieſes
Standpunktes bewieſen. Der Miniſter unterſtreicht den langen
Kampf des Reiches mit der Entente um die Bewaffnung der
Sicherheits=
polizei, um ihr die Waffen zu erhalten, über die ſie heute verfügt.
Wir brauchen eine Zuſammenfaſſung aller polizeilichen Kräfte. Damit
rede ich nicht einer Zentraliſation das Wort, noch nicht! Aber vielleicht
in einem anderen Stadium der Verhandlungen. Für die Berechtigung
der Forderung, die Einſatzmöglichkeiten der Polizei in gewiſſem
Um=
fange zu zentraliſieren, ſpreche ein ganz aktuelles Problem. Der
Mini=
ſter weiſt darauf hin, daß das Verbot des Roten Frontkämpferbundes
durch eine freiwillige Vereinbarung zwiſchen dem Reich und den Ländern
zuſtandegekommen iſt, während frühere Verbote von Organiſationen
ſtets nur auf die einzelnen Länder beſchränkt geweſen ſeien. Wenn die
Länder, wie beim Rotfronwverbot, ſchnell und auf dem Wege freiwilliger
Vereinbarung mit dem Reich eingriffen, dann ſei dieſe Regelung ohne
Aenderung der Geſetze zweifellos erwünſcht. Wenn bei den inneren
Unruhen 1919/1920 auch in den ſogenannten Freikorps
gegenrevolutio=
näre Elemente vorhanden waren, ſo beſtanden aber keine ſo
ausgebrei=
teten Wehrorganiſationen wie heute im Stahlhelm und ſeinen
Unter=
verbänden oder der Kommuniſtiſchen Partei. Gerade deshalb bedarf die
kriminaliſtiſch=politiſche Polizei noch einer ſehr viel beſſeren Erziehung
und Einſtellung auf die Schäden, die durch die Umtriebe der Rechts=
und Linksradikalen unſerem Volke zugefügt werden können. Wir
be=
dürfen der Aufrechterhaltung der feſten Formationen unſerer
Schutz=
polizei und, wenn nötig, ihrer Erſetzung durch jüngere, leiſtungsfähigere
Kräfte. Den deſtruktiven Organiſationen ſtünden heute gedrillte
Ab=
teilungen zur Verfügung. Wenn die Prahlereien der Rechtsradikalen
noch ernſt genommen werden ſollten, müßten ſie ja eines Tages dem
Volke zeigen, daß ſie noch da ſind und ihrer Zweckbeſtimmung gerecht
werden wollen. Der Stahlhelm werde ſein mit großem Tamtam
ange=
bündigtes Volksbegehren, das ſchon ſo oft vertagt worden ſei,
wahr=
ſcheinlich niemals einleiten. Heute bei der verhältnismäßig günſtigen
Konfunktur, deren Störung vom geſamten Volt mit Recht verurteilt
würde, werde, auch der Stahlhelm trotz der häufigen Ankündigung
ge=
wiſſer eifriger Führer keinen Huſarenritt zu unternehmen wagen. Aber
bei einer längeren Kriſenzeit wäre doch ernſthaft mit einem Anſturm
auf das Staatsgebäude zu rechnen. Nach Meldungen hätten ja Stahl=
helm und Nationalſozialiſten Waffenbrüderſchaft geſchloſſen. Genau ſo
töricht, wie das rechtsradikale, ſei das kommuniſtiſche Beginnen.
Revo=
lutionen, die vorher angekündigt werden — wie die Erhebung jetzt
wie=
der zum 1. Auguſt — ſeien keine Rebolutionen. Eine Erſtarkung der
Gefahr von der Kommuniſtiſchen Partei her ſehe ich auch erſt dann,
wenn etwa ein paar Jahre wirtſchaftlichen Niedergangs eintreten. Es
kommt aber darauf an, die ſtaatliche Autorität zu ſtabilſieren, daß, wenn
einmal ein innerer Feind ſich regt, die Machtmittel des Staates ſofort
zur Stelle ſind, daß es dann nicht langer Konferenzen bedarf. Wer mit
der Waffe in der Hand, mit Unterſtützung einer fremden Macht, unſer
Volk, das zehn Jahre nach dem Friedensſchluß noch aus tauſend Wunden
blutet, ins Unglück ſtürzen will, der iſt der innere Feind nach meiner
Meinung, der mit allen ſtaatlichen Machtmitteln bekämpft werden muß.
Wenn man auf den Artikel 48 der Reichsverfaſſung hinweiſt, ſo bin
ich der Meinung, daß man dieſen Artikel nicht allzu oft anwenden darf,
weil man ſonſt die Reichsverfaſſung in Mißkredit bringt und den
Cha=
rakter des Volksſtaates leicht verwiſchen kann in eine Polizei= oder
Militär=Diktatur. Ich möchte daher evtl. einen ſolchen Kampf auf dem
Boden des gemeinen Rechtes zur Durchführung bringen. Einzelheiten
kann man ſelbſtverſtändlich nicht ſagen, aber über den Weg bin ich mir
klar. Im Geſetz über die Durchführung des Friedensvertrages wird
der Reichsregierung die Ermächtigung gegeben, auch dann, wenn
ein=
zelne Länderregierungen nicht vorgehen wollen, die entſprechenden
Maß=
nahmen zu treffen. Im Republikſchutzgeſetz und auch im Vereinsgeſetz
iſt das nicht vorgeſehen. Aber wie die Zuſtändigkeiten in Deutſchland
nun einmal verteilt ſind, erblicke ich die beſte Regelung dieſer Frage in
einer Vereinbarung mit den Ländern, die aber vor dem Eintritt von
Kriſentagen getroffen werden muß.
Der Miniſter gab zum Schluſſe die Anregung, auf dem Wege weiter
zu arbeiten, daß die Polizei, an der Spitze und im Glied, die Stelle ſei,
die man aufſuche, um Rat und Hilfe zu erhalten, damit die Bevölkerung
im Intereſſe des Staates auch in Kriſenzeiten der Bundesgenoſſe der
Polizei bleibe, daß die Bevölkerung im Gefühl der Mitverantwortung
am Volksſtaat unterſtützt und nicht durch „forſche” Polizeimaßnahmen
verprellt werde. Dabei würden Reich und Länder am beeſtn fahren.
(Lebhafter Beifall.)
Gleichſam als Einführung in die erſte Heſſiſche Polizeiwoche gab der
heſſiſche Polizeireferent, Miniſterialrat Dr. Siegert, einen
Ueber=
blick über
die Organiſatien der Heſſiſchen Polizei.
Aus dem großen Gebiet der neuen Polizeiorganiſation verſtand er das
herauszuheben, was in Heſſen infolge der beſonderen polizeilichen
Not=
wendigkeiten und Verhältniſſe eine andere Regelung erfahren hat wie in
den übrigen deutſchen Ländern. Auffallen müſſe in dieſer Beziehung
zu=
nächſt, daß Heſſen ſeine Polizei in weit größerem Umfange verſtaatlicht
habe wie Preußen und andere Länder. Ein weſentlicher Vorzug dieſer
Verſtaatlichung liege darin, daß das Polizeiweſen in allen ſeinen
Ein=
richtungen im ganzen Lande einheitlich geſtaltet und durch die
organi=
ſatoriſche Zuſammenfaſſung aller Kräfte zu einem wertvolleren
Macht=
mittel für den Staat geworden ſei. Die Ausübung der polizeilichen
Tätigkeit ſei ausſchließlich Recht des Staates. Inſoweit die Gemeinden
eine polizeiliche Tätigkeit ſeither ausgeübt hätten, ſei dies nicht aus
eigenem Recht geſchehen, ſondern im Namen und Auftrag des Staates.
Veranlaſſung, den Auftrag gleichſam zurückzunehmen, hätten die
wechſel=
vollen Zeiten gegeben, die wir durchlebten und die eine einheitliche
Hal=
tung und politiſche Linie ſowie eine gewiſſe Ungbhängigkeit der
Be=
amten von örtlichen Einflüſſen im Intereſſe des Staates erheiſchten. Die
dienſtlichen Vorteile der Verſtaatlichung beſtünden weiter in der
Mög=
lichkeit, die Veamten auch außerhalb ihres Dienſtortes zu berwenden
oder ſie zu verſetzen, ſie einheitlich und gleichmäßig auszubilden, ſie zu
entlaſten von rein ſtädtiſchen Aufgaben, wie Zuſtellung von
Steuer=
zetteln, Aufſtellung von Wahlliſten und dergleichen. Als zweiten Punkt
behandelte Redner die Auswirkungen des Friedensvertrages auf die
Ver=
teilung unſerer Polizei. Heſſen ſei mehr wie jedes andere Land in
dieſer Beziehung eingeſchränkt. Ein Drittel von Heſſen ſei beſetztes
Gebiet. Hier dürften nicht mehr wie 700 Polizeibeamte gehalten
wer=
den. Mehr wie ein Drittel des Landes bilde ferner die neutrale Zone,
wo die Zahl der Beamten auf 1500 beſchränkt ſei, und nur ein gan;
kleiner Teil Heſſens, das Gebiet um Gießen, bilde die freie Zone, wo
Heſſen eine unverhältnismäßig große, das örtliche Bedürfnis
über=
ſteigende Zahl von Beamten halten dürfe. Das ungünſtige
Größenver=
hältnis der drei Zonen habe ſich auch bei der Reichswehr zu unſeren
Ungunſten ausgewirkt. Statt der ſeitherigen 10 Regimenter hätten wir
nur noch 1 Bataillon. Der Vortragende beſchäftigte ſich dann eingehend
mit den dienſtlichen und wirtſchaftlichen Verhältniſſen der 1988 neu
ge=
ſchaffenen Einheitspolizei und ihrer Untergruppen:
Bereitſchafts=
polizei, Revierpolizei, Kriminalpolizei,
Ver=
waltungspolizei und Gendarmerie die allgemeines
Intereſſe erweckten. Heſſen geht hier in bewußter Abweichung von dem
preußiſchen Vorbild mitunter andere Wege, und manche ſchwierige, für
die Beamtenſchaft einſchneidende Frage harrt noch der Löſung. Gewiß
wird auch, ſo ſchloß der Vortrag, die Zukunft noch mancherlei Neues
bringen. Aber der große Gedanke einheitlichen Handelns und
einheit=
lichen Ausbaues der Polizei aller deutſchen Länder werde feſtgehalten
werden als ein ungeheurer Erfolg für alle Zeiten, und als ein
bedeu=
tungsvoller Schritt auf dem Wege zum deutſchen Einheitsſtaat. Aber
nicht nur auf die Organiſation, ſondern auch auf den Geiſt der Polizei
komme es an. Auch dieſer befinde ſich im Stadium der Erneuerung. Als
Hüterin des in der Reichsverfaſſung niedergelegten Ideals vom
Volks=
ſtaat müſſe die Polizei zu einer ganz anderen Einſtellung gegenüber den
Volksgenoſſen kommen, als es früher der Fall war. Das
Bevormun=
dungsſyſtem müſſe verſchwinden, die Freiheit und das Selbſtbewußtſein
der Bürger mehr geachtet, ja geradezu gepflegt werden, jede
Beeinträch=
tigung dieſer durch kleinliche und ſchikgnöſe Mittel unterlaſſen und mehr
Wert auf vorbeugende und aufklärende Tätigkeit der Polizei gelegt
wer=
den. Ziehe ſolcher Geiſt als Einheitsgeiſt in die Polizei der deutſchen
Länder ein, dann würden wir nicht bloß über eine treffliche
Polizei=
organiſation verfügen, ſondern über eine vom Vertrauen unſeres Volkes
getragene wahre Volkspolizei.
Das klare und diſzipliniert überſichtliche, in temperamentvollem
Vor=
trag gegebene Referat fand lebhaften Beifall der Verſammlung.
Staatsminiſter Dr. Drews, Berlin,
ſprach über das Thema:
die Grenzen der volizeichen Befugniſſe unfer
beſon=
derer Berückſichligung der ſüddeutſchen Verhälkniſſe.
Der Staatsminiſter entſchuldigte zunächſt ſeine Abweſenheit bei der
Eröffnung der Veranſtaltung, die auf ein Verſehen zurückzuführen ſei.
Er begrüßte als Vorſitzender der Freien Vereinigung für Polizei= und
Kriminalwiſſenſchaft nochmals herzlich die Erſchienenen, insbeſondere
den Herrn Reichsminiſter Severing, und ſtellte auch ſeinerſeits feſt, daß
es ſich nicht um eine Leudespolizeitagung, ſondern um eine Tagung der
deutſchen Polizei handele. Gerade die heutigen Beſtrebungen zur
Vereinheitlichung des Polizeiweſens in Deutſchland laſſen es nicht
an=
gebracht erſcheinen, die Polizeitagungen in Länder zu teilen. In
Wahr=
heit ſeien ja die Teilnehmer auch aus dem ganzen Reich erſchienen.
Der Redner gab dann zunächſt einen intereſſanten hiſtoriſchen
Ueber=
blick über die Entwicklung des Polizeiweſens in den letzten
Jahrhun=
derten. Die Polizeigewalt war immer ein, vielleicht der wichtigſte
Faktor der Staatsgewalt überhaupt. Mit den Staatsumwälzungen
mußten notgedrungen auch ſtarke Umwälzungen der Polizei erfolgen.
Der frühere Staat nahm für ſich in Anſpruch das Recht der vielen
Ge=
walten, alſo des beliebigen Eingriffs in das Privatleben der
Staats=
bürger. Immer waren Beſtrebungen im Gange, dieſe Machtbefugniſſe
des Staats zu beſchränken. Sie ſind ſchließlich in den Verfaſſungen
enger umgrenzt. Im 17. und beſonders im 18. Jahrhundert traten
ſtarke Beſtrebungen zur Reform der Staats= bzw. Polizeigewalt
her=
vor. Nach einem ausgeſchriebenen Rechtsſtandpunkt hatte der Staar
ind ſeine Polizeimacht das Recht, überall da einzugreifen, wo ihm ein
Eingriff nicht durch Geſetze ve=boten war. Die moderneren
Neform=
beſtrebungen wollen dieſen Rechtsgrundſatz dahin ändern, daß die
Polizeigewalt nur da eingreifen kann, wo ein poſitives Geſetz ihr die
Ermächtigung zum Eingreifen gibt. Um dieſe beiden Grundſätze
han=
delt es ſich immer bei Reformbeſtrebungen der polizeilichen
Geſetz=
gebung. Im heutigen Rechtsſtaar iſt es ſo, daß die Staatsgewalt nur
vorgehen darf, ſoweit die Geſetzgebung ihr dazu Macht gibt. Das iſt
natürlich ſehr dehnbar, und ungeſchriebene Gewohnheitsrechte haben
auch heute noch mehr Gültigkeit, als mancher ahnt.
Der Staatsminiſter ging dann eingehender auf die Unterſchiede in
der Ausübung der Polizeigewalt in Preußen, Württemberg, Baden,
Heſſen und Bayern ein. Die Ausführungen auf dieſem Gebiet waren
mehr verwaltungs=interner Natur. Es handelt ſich im weſentlichen
um die verſchiedeneartige Uebung im Erlaß von Polizeiverordnungen
und Polizeiverfügungen. In einigen Ländern iſt die
Polizeiverwal=
tung hier ſelbſtändig, in anderen kann ſie Verfügungen und
Verände=
rungen nur im Anſchluß oder in Verbindung an vorhandene Geſetze
erlaſſen. Immer aber hat die Polize: das Recht, in Momenten der
Gefahr für die allgemeine Sicherheit oder auch für die eines einzelnen
Staatsbürgers in irgend einer Form einzugreifen. (Betreten und
Be=
nutzen von Grundſtücken, Beſchlagnahme von Gegenſtänden u. dgl. m.).
Verſchiedenartig iſt auch noch die Polizeibefugnis in bezug auf
Straf=
verfolgung, für die im weſentlichen die Staatsanwaltſchaft vorhanden
iſt, die ſich allerdings der Polizei bedienen kann und muß.
Aus all dem ergibt ſich die Notwendigkeit einer Vereinheitlichung
der Geſetzgebung und der Organiſation der geſamten Polizeigewalt.
In Preußen iſt man bereits dazu übergegangen, eine Unmenge von
veralteten Polizeiverordnungen und =verfügungen für ungültig zu
er=
klären. Dieſe Beſtrebungen müßten weitergehen. Klare geſetzliche
Be=
ſtimmungen, möglichſt auf ein Mindeſtmaß beſchränkt, müßten
geſchaf=
fen werden, ſowohl im Intereſſe der Polizei ſelbſt wie der
Staatsbür=
ger. Das wird zu erreichen ſein durch die Schaffung eines
Reichs=
verwaltungsgerichts; gleich wie das Reichsgericht Gewähr für eine
ein=
heitliche Handhabung der Zivilrechtsgeſetze gibt. Dahin zu arbeiten,
iſt Pflicht eines jeden, der deutſch fühlt. (Lebhafter Beifall.)
Ueber
Form und Geiſt der modernen Polizei
ſprach der Leiter der Polizeiabteilung des Preußiſchen Miniſteriums
des Innern, Miniſterialdirektor Dr. Klauſener. Der Vortragende
führte etwa das Folgende aus:
Der Geiſt der Polizei gegenüber dem Staate iſt der eindeutigſter
Treue. Die Polizei iſt geworden in der Zeit tiefſter Not. Sie hat in
dieſer Zeit den Staat gehalten und geſtützt und ſie kennt ihm gegenüber
keine Neutralität, ſondern nur ſtärkſte Aktivität. Aus dieſem
Verhält=
nis zum Staate folgt für den Geiſt in der Beamtenſchaft der Stolz auf
ihre Arbeit und ihre wichtigen Funktionen, folgt aber auch die
Ver=
pflichtung, die Polizei auf der größtmöglichen Höhe zu halten in
Or=
ganiſation, Bewaffnung und Ausbildung, damit ſie ihren Zweck erfüllen
kann, der ſicherſte und zuverläſſigſte Schutz des Staates zu ſein. Die
Polizei iſt niemals Staat im Staate geweſen, ſondern immer der zivilen
Regierungsgewalt ein= und untergeordnet. Die Polizei iſt auch niemals
ein ſchwarzes Heer geweſen; ihre Aufgaben ſind völlig andere als die
eines Heeres. Bei ihr gibt es auch keine irgendwie gearteten
Geheim=
niſſe.
Der Geiſt der Polizei gegenüber der Bevölkerung iſt die bewußte
Negation des Polizeiſtaates, wie er in ſeiner häßlichſten Form in der
erſten Hälfte des vorigen Jahrhunderts ſich zeigte. Der Vortragende
legte hier die Entwicklung des Polizeiſtaatsgedankens im Laufe der
letzten Jahrhunderte dar und wies nach, daß ſich ſtarke
Anknüpfungs=
punkte zwiſchen der modernen Polizei und dem Freiheitsgedanken
Fried=
ichs des Großen ergeben, allerdings mit dem Unterſchied, daß der
Po=
lizei heute nicht mehr Untertanen, ſondern freie Staatsbürger
gegen=
überſtehen. Aus einer ſolchen Einſtellung ergibt ſich die Abkehr von
der Polizeiwillkür, von jeder Schikane, von dem Uebermaß an
Polizei=
verordnungen, Polizeiſtrafen und =verboten. Es ergibt ſich auch in
wei=
teſtem Umfange der Gedanke einer Enwolizeilichung auf all den
Ge=
bieten, die noch von der Polizei wahrgenommen werden, die aber in
Wirklichkeit praktiſch bereits Selbſtverwaltungsaufgaben geworden ſind
Der Geiſt innerhalb der Polizei ergibt ſich aus alledem von ſelbſt=
Abſolute Staatsbejahung, Eingliederung der geſamten Polizei unter
den zivilen Vorgeſetzten, an der Spitze den Miniſter des Innern;
Ab=
kehr von dem Militarismus als Militärſpielerei, Rekrutendrill oder
Kaſernenhofton, Anerkennung des Staatsbürgers im Untergebenen;
fozialer Zug in allen Maßnahmen, die ſich auf das Verhältnis der
Un=
tergebenen zum Vorgeſetzten beziehen. Die Regelung hinſichtlich der
Diſziplinarverhältniſſe, Strafen und Löſchung der Strafen, die
Schaf=
fung der Beamtenausſchüſſe und ähnliche Dinge ſind aus dieſem Gebiet
für die Polizeibeamtenſchaft geboren und werden für die geſamte
Beam=
tenſchaft richtunggebend ſein. Eine große Zahl von Anordnungen auf
allen Gebieten iſt Beweis für die Einſtellung des verantwortlichen
Mi=
die ſich durchſetzen muß bis zum letzten Wachtmeiſter.
niſter.
Der Vortragende ſchloß mit der Hoffnung, daß ſich die Polizei eine
neue eigene Tradition ſchaffen möge. Dies kann nur geſchehen, wenn
jeder Beamte der Ehre, aber auch der Größe der Aufgaben, die er im
Rahmen des ganzen Staatsbetriebes zu leiſten hat, täglich ſich innerlich
neu bewußt wird.
Der Nachmittag
war ausgefüllt mit einem hochintereſſanten, ſehr erſchöpfenden Vortrag
des Herrn Regierungsrats Dr. Kayſer=Darmſtadt im Großen Haus
des Heſſiſchen Landestheaters über das Thema:
Polizeiliche Feuer= und Sicherheitsmaßnahmen
in Theakern und Lichkſpieltheakern.
Der Vortrag gab eine Ueberſicht über die in Deurſchland beſtehenden
Vorſchriften in feuerpolizeilicher Hinſicht, insbeſondere die
Spezialvor=
ſchriften in Heſſen, in erſter Linie in Darmſtadt. Dieſe Vorſchriften
und Verordnungen ſind außerordentlich umfangreich und berückſichtigen,
das darf anerkannt werden, jedes Gefahrenmoment, das denkbar iſt.
So zwar, daß man dem Vortragenden reſtlos zuſtimmen kann zu
ſei=
nem Schlußwort: Es wird nie ein Theater= oder Kinobrand mit
ſchlim=
men Folgen in Deutſchland ausbrechen, wenn — alle die
verſtändnis=
vollſt ausgearbeiteten Verordnungen und Verfügungen reſtlos und
rückſichtslos durchgeführt und ſtrengſtens überwacht werden. — Im
weiteren machte der Vortragende noch vielfache Vorſchläge zum
Aus=
bau der Polizeiverordnungen auf dem einſchlägigen Gebiet auf Grund
jahrelanger Erfahrungen,
Im Anſchluß an den Vortrag fand eine eingehende Beſichtigung
des Theaters, vor allem des Bühnenhauſes, mit all ſeinen
komplizier=
ten Anlagen techniſcher Art und vor allem der Sicherheits=, Löſch= und
Alarmvorrichtungen ſtatt. Die letzteren ſind bekanntlich ſeit einiger
Zeit auf den neueſten Stand der techniſchen Errungenſchaft gebracht
worden (automatiſcher Temperaturglarm uſw.).
Die intereſſante Beſichtigung fand freundlichſt Erläuterungen durch
den Referenten und Organe des Theaters.
Empfang durch die Stadk.
Abends waren die Führer der Polizeiwoche von Herrn
Oberbürger=
meiſter Mueller zu einem einfachen Abendeſſen in den Saalbau
geladen. Unter den Gäſten waren die Herren Staatspräſident
Ade=
lung, Staatsminiſter Dr. Drews, Staatspräſident Dr. Bolz u. a.
Oberbürgermeiſter Mueller begrüßte die Gäſte: „Ich freue
mich, die Herren Führer der Deutſchen Polizeiwoche auch einmal im
geſelligen Kreiſe im Namen der Stadt herzlichſt begrüßen zu können
und nach den klugen Reden im Sitzungsſaal nun auch den launigen
Neden der Teller und Gläſer das Wort zu geben. Ich habe immer auf
dem Standpunkt geſtanden, daß es gut iſt, wenn man am gedeckten
Tiſch ſich menſchlich näher zu kommen ſucht. Dieſes Menſchlich=
ſich=
näherkommen iſt ja eins der wichtigſten Probleme der Zeit. Die
Vorurteile von Beſitz und Bildung und die Hemmungen auf der
an=
deren Seite müſſen überwunden werden. Wer heute geſehen hat, wie
im Garten des Herrn Staatspräſidenten ſich die Jugend aller Parteien
ſingend und tanzend zuſammenfand, der mußte erkennen, daß die
Ju=
gend auf dem Wege iſt, trennende Gegenſätze zu überbrücken. Auch
heute vormittag iſt in vielen Vorträgen die Forderung erhoben worden,
ſich gegenſeitig zu achten und zu ſchätzen. Gemeinſam arbeiten an
Volk und Vaterland. Lernen wir das an der Jugend. Verſtand und
Seele müſſen das Wort haben. Dann werden wir uns finden auf ge=
Mit dem
meinſamem Boden der Intereſſen der Volksgemeinſchaft.
Wunſche, daß die Feſtteilnehmer frohe Stunden verleben möchten, ſchloß
der Redner.
Staatsminiſter Dr. Drews ſprach kurz und herzlich den Dank
für die gaſtfreie Einladung aus und wies darauf hin, daß die
Teil=
nehmer der Polizeiwoche durchweg hungrige Jugend ſei. Hungrig nach
Fortbildung, nach geiſtiger Nahrung. Er habe heute Darmſtadt kennen
gelernt als eine jungaufſtrebende Stadt, die emſig beſtrebt iſt, neu
auf=
zubauen. So finden wir uns überall direkt oder ind’rekt mit der
Ju=
gend zuſammen. Das iſt gut ſo und notwendig. Mit ſeinem Dank
verband Redner ein dreifach Hoch auf die gaſtfreie ſchöne Stadt
Darm=
ſtadt.
Später begab man ſich hinunter in den Gartenſaal, um mit den
übrigen Teilnehmern noch ein paar Stunden Unterhaltung be: gutem
Konzert des Stadtorcheſters harmoniſch zu verleben.
Auch hier nahm Oberbürgermeiſter Mueller Gelegenheit,
noch=
mals ſämtliche Kongreßteilnehmr im Namen der Stadt herzlichſt zu
begrüßen und ſie auf die ſchöne Umgebung der Stadt Darmſtadt und
ihre Anlagen aufmerkſam zu machen. Wer Darmſtadt ſich recht
an=
ſieht, wird gewiß einen guten Eindruck mit heimnehmen. Beſonders
mache er noch auf das. Landestheater aufmerkſam, das am Mittwoch
abend — die Teilnehmer beſonders intereſſierend — „Die Verbrecher”
zur Aufführung bringe.
Der Abend verlief auch im letzten Teile ſehr harmoniſch. U. 8.
Seite 6
Dienstag, den 4. Juni 1929
Nummer 153
Aus der Landeshauptſtadt.
Darmſtadt, 4. Juni.
p. Beanſtandung der Wahl des Bürgermeiſters Delp zum 1.
Beige=
ordneten durch das Kreisamt Darmſtadt. Von der Klagſeite in der
anderen Sache war beantragt worden, ſie in der vorliegenden
Sache beizuladen. Nach Artikel 50 des
Verwaltungsrechtspflege=
geſetzes vom 8. Juli 1911 kann das Gericht auf Antrag oder von
Amts=
wogen Dritte, deren Inrereſſe durch die zu erlaſſende Entſcheidung
be=
rührt wird, zur mündlichen Verhandlung beizuladen. Dieſen Antrag hat
das Gericht erſter Inſtanz verworfen. Gegen dieſe Verwerfung iſt
Be=
ſchwerde an das im Inſtanzenweg zunächſt höhere Gericht zuläſſig und
es hat dieſe Beſchwerde aufſchiebende Wirkung. Hiernach hat der
Ver=
waltungsgerichtshof über die Beſchwerde, und zwar endgültig, zu
ent=
ſcheiden.
— Aus dem heſſiſchen Voiksſchuldienſt entlaſſen wurde am 25. Mai
der Lehrer Friedrich Cramer an der Volksſchule zu Mühlheim, Kreis
Offenbech, mit Wirk ing vom 1. Juni 1929 an.
— Heſſiſches Landestheater. Heute Dienstag findet im Kleinen Haus
das mit Spannung erwartete einmalige Gaſtſpiel Max
Pallen=
bergs in der erfolgreichen Komödie „Das große A.B.C.” ſtatt. In
den Hauptrollen ſind außer Max Pallenberg, der die Rolle des „Herrn
Topaze” darſtellt, Blanche Dergan und Robert Garriſon beſchäftigt.
Die Vorſtellung beginnt um 19.30 Uhr.
Im Großen Haus wird heute zum vorläufig letzten Male die
er=
folgreiche Operette „Mamſell Nitouche”, in der Inſzenierung
Renato Mordos unter muſikaliſcher Leitung von Carl Bamberger
ge=
geben. Die Beſetzung iſt die der Erſtaufführung.
Ferdinand Bruckners Schauſpiel „Verbrecher” wird im
Rah=
men der Deutſchen Polizeiwoche am Mittwoch, 5. Juni, zum letztenmal
wiederholt. Die Rolle des Tunichtgut ſpielt Werner Hinz.
Webers romantiſche Oper „Der Freiſchütz” gelangt in der
viel beſprochenen Inſzenierung Arthur Maria Rabenalts und
Wil=
helm Reinkings Donnerstag, den 6. Juni, zur Aufführung.
Auf Grund des regen Publikumsintereſſes und in Erfüllung
viel=
facher Wünſche wird die erfolgreiche Kriminalkomödie „Der Prozeß
Mary Dugan” am Samstag, den 8. Juni, im Kleinen Haus
ein=
malig als Volksvorſtellung zu Preiſen 1—3 Mark wiederholt.
„Othello”, zweifellos die bedeutendſte Schöpfung des ſpäteren
Verdi, gelangt Samstag, den 8. Juni, von Carl Ebert neu inſzeniert,
(Bühnenbilder: Lothar Schenck von Trapp), unter muſikaliſcher Leitung
von Dr. Karl Böhm, nach mehrjähriger Pauſe zur Wiederaufführung.
In den Hauptrollen ſind die Damen von Stoſch, Jacobs und die
Her=
ren Grah:, Komregg, Jaeger beſchäftigt. (Miete E; Beginn 19 Uhr.)
— Der Kirchengeſangverein der Stadtkirche veranſtaltet Sonntag,
den 9. Juni, nachm. 2,30 Uhr, in der Kirche zu Gundernhauſen
unter gütiger Mitwirkung des Herrn Opernſängers Biſchoff (Baß)
und des Herrn Studienrates Borngäſſer (Orgel) ein Kirchenkonzert,
deſſen Reinertrag der Wiederherſtellung der dortigen Kirche zugute
kom=
men ſoll. Die Mitglieder des Chors werden gebeten, ſich zu der letzten
Probe, die Dienstag, den 4. Juni, abends 8 Uhr, im Probelokal
ſtatt=
findet, möglichſt vollzählig einzufinden. Die Abfahrt am 9. Juni
er=
folgt ab Oſtbahnhof 13,50 Uhr. An das Kirchenkonzert ſchließt ſich eine
geſellige Vereinigung an.
— Bücherſtube Alfred Bodenheimer. Die Margret Kranz=
Ausſtellung wird heute eröffnet. Die Beſichtigung der
Ausſtel=
lung, die täglich von 10—19 Uhr geöffnet iſt, iſt unentgeltlich.
— Der Skiklub Darmſtadt=Odenwald. Der Darmſtädter Skiklub
feierte am Samstag abend im Hotel „Zur Traube” den Abſchied von
den winterlichen Sportveranſtaltungen mit ſeinen Mitgliedern und
Freunden durch ein gemütliches Beiſammenſein, verbunden mit
gemein=
ſamem Eſſen und künſtleriſchen Darbietungen. Während des Eſſens
nahm der rührige und allſeits verehrte Vorſitzende des Klubs,
Ober=
regierungsrat Dr. Krebs, Gelegenheit, die Verſammlung in launigen
Worten zu begrüßen und den Charakter der Veranſtaltung humorvoll
zu apoſtrophieren, „Was dem einen ſeine Eule, iſt dem anderen ſeine
Nachtigall‟. Der lange Winter, der vielen eine Eule war, war den
mit Schnee überreich geſegneten Skiſportlern die Nachtigall. Beim
heutigen Abend ſei es ähnlich ſo. Die nicht Erſchienenen ſeien dem
Klubrechner die Eule, die aber da ſind, hätten Nachtigallendaſein, denn
er könne verſprechen, daß der Abend ſehr ſchön werde, zumal in
Wirk=
lichkeit „Nachtigallen” erſchienen ſeien, um mit ihrer Sangeskunſt zu
erfreuen. — Dieſes Verſprechen konnte der Klubvorſitzende tatſächlich
einlöſen. Abgeſehen von der harmoniſchen und angeregten
Unterhal=
tung, wurden Kunſtgenüſſe ſeltenſter Art geboten. Wenn wir nun den
Namen Komregg nennen, der eine Reihe von Arien und Liedern
ſang, durch ſtürmiſchen Beifall zu mehrfachen Zugaben veranlaßt, wird
dieſe Feſtſtellung erwieſen. Dazu kommen ebenfalls ausgezeichnete
Ge=
ſangsvorträge von Frl. Annelieſe Roerig, und Frl. Ellen
Kieß=
ling, beide junge Künſtlerinnen, von deren ſtrebſamem Studium ihre
ganz ausgezeichneten Leiſtungen Beweis gaben. Auch die Tanzkunſt
kam zu ihrem Recht mit Frl. Seriba, einer noch ſehr jugendlichen
Anfängerin zwar, aber als Tänzerin doch wertvolle Qualitäten zeigend.
Ihrer tanzkünſtleriſchen Begabung Stärke ſcheint auf dem Gebiet der
feinen Groteske zu liegen. Der Charleſton, mit dem ſie nach einem
Wiener Walzer und einem ſpaniſchen Tanz ihre Darbietungen beſchloß,
ſtand auf ſehr reſpektabler Höhe, ſowohl was den muſikaliſchen
Rhyth=
mus, wie die Tanzplaſtik betraf. — Ein Feſtball beſchloß die ſchöne
Winterabſchiedsfeier, an der als Ehrengäſte u. a. auch die Herren
Mini=
ſterialrat Dr. Siegert und Regierungsrat Dr. Kayſer teilnahmen.
— Angeſtellten=Kundgebung. Die große Kundgebung der
Ange=
ſtelltenſchaft des G.D.A. am Samstag, den 8. Juni, im Städtiſchen
Saalbau wird einen feſtlichen Rahmen erhalten. Das Drumm=Quartett
wird die Tagung einleiten. Der große Saal iſt feſtlich geſchmückt. Die
Vertreter der Jugendgruppen aus dem Gau Heſſen werden auf der
Galerie Platz nehmen und werden mit ihren Wimpeln ein beſonderes
Bild hineintragen. Herr Max Räſſiger, M.d.R.d.R.W., wird
durch ſeine Ausführungen den Anweſenden einen Einblick in die
So=
zialpolitik geben. Er gehört zu den neuen Führern der
Angeſtellten=
bewegung und zählt zu den temperamentvollſten und geiſtvollſten
Red=
nern der Angeſtelltenſchaft. Die Vertreter der Behörden und Preſſe
werden anweſend ſein, u. a. der Herr Miniſter Korell ſowie Herr
Ober=
bürgermeiſter Mueller. Das Drumm=Quartett wird dieſe Tagung
be=
ſchließen. — Die mit der Tagung verbundene Ausſtellung moderner
Bureaumaſchinen und Einrichtungen wird ſehr reich beſchickr. Sie hat
ſchon jetzt die größte Beachtungen gefunden, da ſich ihr Beſuch lohnen
wird. Ausdrücklich wird noch darauf hingewieſen, daß der Eintritt zu
der Ausſtellung und Kundgebung frei iſt. Alle Kreiſe der Bevöllerung
ſind eingeladen, ebenfalls zum Gartenfeſt am 9. Juni, das die Tagung
beſchließen wird.
— Orpheum — Sommerſpielzeit Direktor Adalbert Steffter. Heute
Dienstag und täglich gelangt die mit großem Beifall aufgenommene
verette „Miß Chocolate‟ (Das braune Tanzgirl) von Bernard
Grün zur Wiedergabe, in der Titelrolle mit Ria Urban vom
Stadt=
theater Mainz. — Als nächſte Operette wird vorbereitet „Eine einzige
Nacht” von Robert Stolz, und dürfte dieſe Aufführung um ſo mehr
intereſſieren, als in derſelben zwei Gäſte auftreten: die Opernſängerin
Paula Kapper vom Staatstheater Stuttgart und der von ſeiner
jeſi=
gen Tätigkeit in beſter Erinnerung ſtehende Buffo Fritz Geiger.
— Deutſch=evangeliſcher Frauenbund, Ortsgruppe Darmſtadt. Die
Jahresverſammlung findet Donnerstag, den 6. Juni, nachm. halb 4 Uhr,
im Gemeindeſaale der Pauluskirche ſtatt. Außer dem geſchäftlichen Teil
erfoglt ein Bericht von Frau Bernbeck „Aus dem Schulungskurſus in
Hannover”, ſowie ein ſolcher der Studienkommiſſion der Ortsgruppe
über das Verbandsthema „Spannung zwiſchen evangeliſchem
Chriſten=
tum und modernem Leben‟. Gäſte ſind willkommen.
Stadtbücherei. Wegen der jährlich notwendigen Reviſion bleibt
die Ausleihe der Stadtbücherei vom 1. Juli bis 4. Auguſt geſchloſſen.
Alle entliehenen Bücher ſind in der Zeit vom 10. Juni bis 30. Juni
zurückzugeben. Der Leſeſaal bleibt wie immer geöffnet.
Vorkrag im Darmſtädker Lehrerverein.
EAm. Im vollbeſetzten großen Hörſaal 326 der Techniſchen
Hoch=
ſchule ſprach am Montag abend — auf einer Reiſe durch Deutſchland
begriffen — Herr Miniſterialrat Fadrus=Wien, der Organiſator
des Schulweſens und Mitglied des Stadtſchulrats in Wien, über
„Die Geſtaltung neuerer pädagogiſcher Ideen im Wiener Schulweſen”.
Vertreter der Behörden, Lehrer und Studierende des
Pädagogi=
ſchen Inſtituts und der Techniſchen Hochſchule folgten mit lebhaftem
Intereſſe den Ausführungen des Referenten, der ſeinen Vortrag mit
einem warmen Bekenntnis zum Anſchlußgedanken begann.
Der Redner ſchilderte zunächſt, im erſten Teil, den Aufbau des
Schulweſens und den Umbau des alten dualiſtiſchen Schulweſens zu
einem von modernem Geiſt erfüllten Schulweſen, in dem Fachleute und
Pädagogen gegenüber den bisher allein herrſchenden Juriſten an die
für ſie in Frage kommenden Stellen berufen würden. Zunächſt kommt
im Aufbau, wie er in Wien zuerſt durchgeführt wurde, die vierjährige
Grundſchule als Heimatſchule, dann eine ebenfalls vierjährige,
inner=
lich differenzierte Hauptſchule, die einheitlich im Aeußeren iſt, aber in
der inneren Gliederung Rückſicht nimmt auf die verſchiedenen
Begabun=
gen, die bei den Kindern in dieſen Schul= und Lebensjahren zutage
treten, und über einen Fachlehrkörper verfügt. Der vierjährige
Unter=
bau der früheren Schulen (Gymnaſien uſw.) entſpricht genau dem
Auf=
bau der Hauptſchule. Aufbauſchulen auf dem Lande und Speziilkurſe
in den Städten führen nebenher ergänzend zur Hochſchulreife. — Im
zweiten Teil ſprach der Redner über den inneren Geiſt, mit dem
dieſer Schulaufbau zu erfüllen war, und gab hierbei einen feſſelnden
Ueberblick über die Pſychologie, die bisher in der Schule führte, und
über die Pſychologie, von der die Wiener Schulreformer ſch führen
ließen. Das Selbſtſuchen, das Schöpferiſche ſoll an die Stelle der alten
Lernſchule treten, eine freiwillige Arbeitsgemeinſchaft mit i nerer
Diſziplin. — Im dritten und letzten Teil wurde die Bildung und
Fortbildung der Lehrer behandelt. Hier faßte ſich der
Vor=
tragende infolge der vorgeſchrittenen Zeit kurz.
Der Vortrag, der einen lebendigen Einblick in die Werkſtatt Wiener
und öſterreichiſcher Schulreformer geſtattete, wurde mit ſtarkem Aeifall
aufgenommen. In der Mittelhalle war zahlreiches Lehr= und
Lern=
material an Büchern und Schriften ausgelegt, das beſonderes
Inter=
eſſe bei den Vortragsbeſuchern auslöſte. Der Vortrag wurde noch durch
eine Reihe von klaren Lichtbildern ergänzt, die auch die Wiener
Für=
ſorge und Wohnbauten beleuchteten.
— Naturheilverein e. V. Der Kurſus über die berühmte und ſchon
auch hier ſo beliebte Vokaltyp=Atmungsmethode mit Stimmbildung,
er=
weitert durch Ernährungs= und Seelenkunde, unter der tüchtigen
Lei=
tung von Frau Maria Gerwig=Heidelberg, hat auch dieſes Mal hier
wieder große Anziehungskraft ausgeübt. Eine anſehnliche Schar
In=
tereſſierender hat ſich zum Anfang eingefunden und ſprachen alte Schüler
Frau Gerwig mit großer Begeiſterung ihren wärmſten Dank aus über
ihre großen Erfolge. Die Methode iſt auch von hieſigen Aerzten und
Behörden lobend anerkannt. — Wie aus den Anzeigen erſichtlich war,
iſt heute abend Fortſetzung des Kurſus Mittwoch und Donnerstag
abend Schluß um 8 Uhr in der Ludwigs=Oberrealſchule. Am Mittwoch
wird Frau Gerwig außer vielen anderen wertvollen Typen, noch über
die neuzeitliche Ernährung nach Dr. med. Bircher=Benner ſprechen,
worauf wir ganz beſonders die ſorgenden Hausmütter aufmerkſam
machen wollen. Der Kurſus im Januar hat ſchon bewieſen, daß die
Methode das hält, was ſie verſpricht, darum ſind die Abende jedem
noch mehr zu empfehlen und auch ein Einzelabend von höchſtem Wert.
Ganz beſonders vor den Ferien und im Sommer, da wir alle mehr
oder weniger an Sauerſtoff leiden und es nun die beſte Zeit iſt,
vorzu=
beugen, um ſich im Winter vor Grippe zu ſchützen.
Spendet nächsten Sonntag dem
APROTKREUÄ-TAG
für das Kinderheim Bingenheim
des Hessischen Roten Kreuzes.
(9465a
Deutſche Kolonialarbeit. Eine Führung in Lichtbildern
kreuz und quer durch die ehemaligen deutſchen Kolonien. Volk
ohne Raum! Man nahm uns die Kolonien, die deutſcher Fleiß und
deutſche Ausdauer zu Muſterbetrieben in faſt allen Gebieten gemacht
hatten. Die Begehrlichkeit der feindlichen Staaten wuchs, je mehr ſie
ihre eigne Unfähigkeit bewieſen. Deutſhland mußte daher das Gebiet
genommen werden, das den Auswandereren zur zweiten Heimat wurde.
So nahm man uns das Recht, das allen anderen Staaten zugeſtanden
wird, unrd machte uns zum Volk ohne Raum. Es muß immer wieder
verlangt werden, daß Deutſchland ſeinen Kolonialbeſitz zurück erhäli.
Wir müſſen im Volke das Intereſſe an den Kolonien wachhalten und
neu wecken! Dies ſoll der Zweck des Lichtbild=Vortrages ſein, der am
Donnerstag, den 6. Juni d. J. (8.30 Uhr im Weißen Saale des Reſt.
Chriſt) ſtattfindet. (Siehe auch heutige Anzeige.)
Vortrag. „Das Ueberſinnliche in der Dichtkunſt”
drei Vorträge über Auguſt Strindberg, Chriſtian Morgenſtern und
Al=
bert Steffen. Der 1. Abend iſt Mittwoch, 5. Juni, 20.15 Uhr, in der
Städt. Akademie für Tonkunſt, Eliſabethenſtraße. Pfarrer in der
Chriſtengemeinſchaft „Arnold Goebel=Frankfurt ſpricht über „Auguſt
Strindberg’s Sehnſucht nach dem Geiſt”. Aus dem Inhalt des
Vor=
trages: Der Dichter und die göttliche Welt. — Die Bedeutung des
Naturalismus. — Strimtwerg’8 Auffaſſung der „menſchlichen Seele‟
Schuld und Unſchuld im Schickſal. — Die Sehnſucht nach Chriſtus. (Vgl.
auch die Anzoige.)
— Volkshochſchule. Am Mittwoch, 5. Juni, ſetzt W. Michelſeine
Vorleſung über „Das Schauſpiel am Heſſiſchen Landestheater”, fort.
und „Die Oga=
Zur Beſprechung kommt „Mittagswende‟,
rows” im Saale 141 der Techniſchen Hochſchule, 20.15 Uhr. — Für
Freitag, den 7. Juni, iſt eine Führung durch die Heſſiſche
Landesbibliothek vorgeſehen. Intereſſenten melden ſich auf
der Geſchäftsſtelle der Volkshochſchule, Mathildenplatz 17.
Sie müſſen entſchieden ſchlanker werden
daher nehmen Sie morgens, mittags und abends 2 Toluba=Kerne,
die fettzehrende, den Anſatz verhindernde, dabei fürs Herz unſchädliche
Stoffe enthalten. Sie erhalten Tolubakerne in Apotheken, (IV.224
Tp. Schwurgericht. Die Tagung beginnr mit der Verhandlung der
vom Reichsgericht zur nochmaligen Verhandlung zurückverwieſenen
Meineidsſache gegen ein Dienſtmädchen. Die urſprüngliche Anklage
lautete auf fahrläſſigen Falſcheid. Die Beſchlußkammer eröffnete das
Verfahren wegen wiſſentlich falſchen Eides. In der Sitzung des
Schwurgerichts vom 31. Oktober 1928 wurde die Angeklagte wegen
Meineides zu 1 Jahr Zuchthaus abzüglich 3 Monaten
Unterſuchungs=
haft verurteilt. Dieſes Urteil hat das Reichsgericht am 5. April 1929
hinſichtlich des Strafausſpruches aufgehoben und die Sache zur
Straf=
feſtſetzung zurückgewieſen, weil zu prüfen ſei, ob der Angeklagten nicht
Strafmilderungsgründe zur Seite ſtünden. Die Angeklagte hat
Unter=
ſuchungshaft vom 30. Juli bis 7. November 1928 verbüßt; ſeir 16. Mai
1929 befindet ſie ſich wieder in Unterſuchungshaft. Der Staatsanwalt
betont die Möglichkeit, daß die Angabe der Wahrheit eine
Strafver=
folgung wegen Erregung öffentlichen Aergerniſſes gegen die Angeklagte
nach ſich ziehen konnte. Der Strafantrag geht auf 9 Monate
Gefäng=
nis unter Anrechnung eines Teiles der Unterſuchungshaft. Der
Ver=
teidiger tritt für die Mindeſtſtrafe ein; die Unterſuchungshaft möge
voll angerechnet und der Haftbefehl aufgehoben werden. Das Urteil
erkennt auf eine Gefängnisſtrafe von 4 Monaten 15 Tagen und
rechnet 3 Monate 15 Tage der Unterſuchungshaft an. Die Aufhebung
des Haftbefehls ſei gerade mit Rückſicht auf die beabſichtigte Heirat der
Angoklagten nicht veranlaßt. Das Urteil iſt rechtskräftig.
13. Gernsbacher Konvenkion der Südwefkdeutſchen
Wingolf=Verbindungen.
Die Südweſtdeutſchen Wingolfsverbindungen zu Darmſtadt,
Frei=
burg, Hohenheim, Heidelberg, Tübingen, Stuttgart und Frankfurt
trafen ſich in dem kleinen Schwarzwaldſtädtchen Gernsbach zur 13.
Gernsbacher Konvention unter dem Vorſitz des Darmſtädter Wingolfs.
Bereits am Vorabend war die Gernsbacher Bürgerſchaft zu einem
Lichtbildervortrag über „Das Deutſchtum in Siebenbürgen” eingeladen
worden. Die Begrüßungskneipe ſtieg am 22. Mai im Hotel „Zum
Löwen”. Ueber 200 Aktive hatten ſich eingefunden und unter den
Alten Herren wurde beſonders herzlich der Generalſekretär des
Deut=
ſchen Wingolfsbundes, Dr. Rodenhauſer, begrüßt.
In der Frühe des nächſten Tages fanden ſich die Teilnehmer in
geſchloſſenem Kreis zu einer ernſten Feier ein. Nach dem gemeinſamen
Feſteſſen ſammelte man ſich dann am Nachmittag zum Feſtzug, der
un=
ter Vorantritt der Stadtkapelle und der Chargierten in vollem Wichs
zunächſt ſeinen Weg zu dem Gefallenendenkmal nahm. Dort ſprach
Herr Pfarrer Oſchmann=Stuttgart Worte des Gedenkens für die
Brii=
der, die durch ihren Tod dem Vaterland das größte Opfer gebracht
haben und damit uns mahnen, auch zu wirken, zu dienen und Opfer
zu bringen für unſer Volk. Nach der Feier ging es zur Stadt zurück
und der Feſtzug marſchierte unter dem Jubel der Bevölkerung durch
die feſtlich geſchmückten Straßen der Stadt. Am Marktplatze dankte
ein Aktiver allen Gernsbachern für die liebenswürdige Aufnahme. Der
Feſtzug löſte ſich auf, und, nachdem ſchnell Stühle, Tiſche und Bänke
herbeigeſchafft waren, fand ein luſtiger Dämmerſchoppen im Freien
ſtatt, bei dem die Stadtkapelle konzertierte.
Am Abend klang die Konvention in dem feierlichen Kommers, dem
eigentlichen Höhepunkt des Feſtes, aus. 24 Chargierte präſidierten
da=
bei und die Aktiven und Alten Herren boten in ihren bunten Mützen
ein farbenprächtiges Bild. Begeiſtert hallte in Reden das Bekenntnis
zu dem gegenwartserfüllten Wollen des Deutſchen Wingolfbundes wider,
der dafür kämpfen will, daß unſerm Volk das Wiſſen von der
Beden=
tung des Chriſtentums erhalten bleibe, damit es ſo ſeinen innerſten
Lebensnerv nicht abſterben laſſe und mit ihm ſich erhalte allen Feinden
zum Trotz. Unter den Gäſten war auch Herr Bürgermeiſter Menges
erſchienen und hieß alle Teilnehmer in Gernsbach herzlich willkommen
und gab der Hoffnung Ausdruck, daß noch viele, gutbeſuchte
Konven=
tionen in dem ſchönen Murgtalſtädtchen ſtattfinden möchten.
Den Schluß des Kommerſes und damit der ganzen Konvention
bildete der Treuſchwur, in dem alle nach althergebrachter Weiſe dem
Freunde und dem Vaterlande die Treue gelobten.
* Enklaſlungsbeweis bei Berkehrsunfällen.
ungenügende Ueberwachung.
Bei Unfallprozeſſen im Geſchäftskeben ſpielr bekanntlich der nach
BGB. 8 831 mögliche Entlaſtungsbeweis eine große Rolle.
Der Geſchäftsherr, etwa eines Kraftwagenführers, kann nachweiſen,
daß er dieſen mit der gebührenden Sorgfalt ausgewählt hat, er muß
aber auch weiter nachweiſen, daß er die Ausführung der Verrichrungen,
zu denen er beſtellt iſt, mit der gleichen Sorgfalt überwacht hat. Sehr
oft indeſſen ſcheitert der Entlaſtungsbeweis an der Unmöglichkeit,
dieſe Ueberwachung in dem Umfange nachzuweiſen, in dem das
Rechts=
leben dieſe erfordert. Dafür iſt ein Rechtsfall beſonders lehrreich, den
das Oberlandesgericht Darmſtadt am 16. April 1929, in der Sache 1 U.
181/27, entſchieden hat. Verklagt war eine norddeutſche Fabrik, die in
der Maingegend eine Filiale unterhielt. Dieſe ließ einen
Laſtkraft=
wagen fahren und hatte dafür einen Wagenführer angeſtellt. Mit
dieſem Laſtwagen geſchah durch die Unvorſichtigkeit des Fahrers ein
ſchwerer Unfall, und zwar ſteuerte damals, wie auch ſonſt noch öfters,
nicht der wirkliche Wagenführer, ſondern ein Anderer, der eigentlich
für den inneren Bürodienſt angeſtellr war, keinen Führerſchein beſaß,
ſich ſo eine Art Filialleiterſtellung angemaßt und den Mitangeſtellten
ſeinen Willen aufgezwungen hatte. Verſchiedene Perſonen der
Haupt=
leitung kamen regelmäßig etwa jeden Monat einmal zur Ueberwachung
in die Filiale, bemerkten aber nie etwas von dieſer dauernden
Pflicht=
verletzung. Das Oberlandesgericht ſagt hierzu: „Derart ſeltene, wenn
auch unverhoffte Reviſonen genügen nicht. Es hätte einer häufigen,
am beſten einer dauernden Kontrolle durch eine am Filialort anſäßige
Perſon bedurft.” Wie das Oberlandgericht feſtſtellte, hat mangels
aus=
reichender Belehrung durch die Zentrale keiner der Filialangeſtellten
richtig gewußt, in welchem Verhälrnis dieſe einzelnen Angeſtellten
zu=
einander ſtanden, wer die Oberleitung hatte und wer ihr unterſtellt
war. Es fehlte offenbar ſowohl an einer Oberaufſicht über das Werk,
als auch an einer beſonderen Beaufſichtigung des Kraftfahrers und des
Büroangeſtellten, der ſich die Fahrerlaubnis ſelber nahm. Die
Zen=
trale kann ſich alſo wegen mangelhafter Organiſierung der Aufſicht
nicht darauf berufen, daß dieſer Angeſtellte ohne ihr Wiſſen und ohne
ihren Willen den Wagen geſteuerr hat.
Rechtsanwalt E. Langenbach, Darmſtadt.
— Alt=Darmſtadt. Vereinigung für Ortsgeſchichte und Heimatkunde.
Wer von berufener Seite Oſtafrika mit unſerem ehemaligen kolonialen
Beſitz in Wort und Bild kennen lernen will, hat Gelegenheit, dies von
einem hervorragenden Kenner, der lange Jahre im Kolonialdienſt
ſtand, Herrn Gouvernementsſekretär Dietz, einem Sohn unſerer
Stadt, zu hören. Herr Dietz ſpricht Donnerstag abend, 8.30 Uhr, im
Eintracht=Saal (Eliſabethenſtraße 12) über: „Ernſte und heitere
Erinnerungen aus Oſtafrika”, und wird ſeinen Vortrag
durch gute Lichtbilder, Aufnahmen an Ort und Stelle, veranſchaulichen.
Marine=Verein Darmſtadt und Umgebung. Im letzten Satz des
2. Abſatzes des Berihis vom 3. Juni hat ſich ein Irrtum eingeſchlichen
inſofern, als es richtig heißen müßte: „.
„ die beiden erſten ſind
die hem Verein allein noch angehörenden von den noch lebenden
Grün=
dern des Vereins”.
— Rote Flamingos im Zoo. Eine Sehenswürdigkeit, die in
Frank=
furt a. M. ſeit vielen Jahrzehnten nicht mehr gezeigt wurde, iſt eine
ſoeben eingetroffene prachtvolle Kollektion der im Tierhandel
außer=
ordentlich ſeltenen leuchtend roten großen Flamingos aus Kuba. Die
herrlichen Vögel beleben die Stelzvogelwieſen aufs wirkungsvollſte und
bilden einen intereſſanten Gegenſatz zu dem ſeit 1913 hier vorhandenen,
in faſt allen Zoologiſchen Gärten gezeigten weißen äghptiſchen
Fla=
mingo. — Das Gorilla=Baby Toto, der ſog. „Zeppelin=Gorilla”, hat
ſich bis jetzt gut eingewöhnt, und erregt das größte Intereſſe der
Beſucher.
*p. Bezirksſchöffengericht. Geſpannte Beziehungen zwiſchen
Nach=
barn in Biſchofsheim hatten vor dreiviertel Jahren (am
Kirchweihmon=
tag) zu einem ſchweren Auftritt geführt, in deſſen Verlauf ein Hieb
mit einer Hacke geführt wurde. Der Verletzte wurde bewußtlos und
iſt heute noch auf der rechten Seite gelähmt; nach ſeiner Angabe würde
er dauernd invalide bleiben. Der Sachverſtändige ſtellt einen
Hirn=
abſzeß feſt, der langſam ausgeheilt iſt. Es iſt höchwahrſcheinlich mit
einer dauernden Schädigung zu rechnen; eine rechtsſeitige Lähmung
wird, wenn keine Beſſerung eintritt, zurückbleiben. Eine dauernde
Er=
werbsbeſchränkung wird beſtehen bleiben. Der Schlag auf das
Schädel=
dach muß mit ziemlicher Gewalt ausgeführt worden ſein.
Der
Staatsanwalt betont, daß der Tatbeſtand einer ſchweren
Körperver=
letzung mit der Folge einer Lähmung gegeben iſt; von Notwehr könne
ſelbſt nach der Schilderung des einen der Zeugen keine Rede ſein. Eine
erhebliche Sühne für die Tat ſei am Platze. Mildernde Umſtände ſeier,
in der Jugend und Unbeſtraftheit des Angeklagten zu finden.
Bean=
tragt werden 10 Monate Gefängnis. — Der Verteidiger hält nur die
Frage der Notwehr für ausſchlaggebend bei Beurteilung des ganzen
Falles. Der Verletzte ſei in das befriedete Beſitztum des Angeklagten
eingedrungen und ſei der Aufforderung von deſſen Schweſter, ſich zu
entfernen, nicht gefolgt. Gegenüber dieſem rechtswidrigen Zuſtande
habe ſich, zumal bedroht, Angeklagter in Norwehr befunden. Die Wahl
des Mittels ſei durch die Intenſität des Angriffes geboten geweſen.
Das Urteil erkennt auf acht Monate Gefängnis. Das
Gericht hat Notwehr verneint.
Die jungen Gemuſe
gewinnen durch Zuſatz einiger Tropfen MAGGl‟ Würze
ganz beſonders an Wohlgeſchmack.
Man verlange ausdrücklich MAGG/Würze
Nummer 153
Dienstag, den 4. Juni 1929
Ceite 7
aufpvof.
— Alle Linien des am 21. eröffneten Sommerflugdienſtes
dienen auch zur Poſtheförderung. Die Luftpoſt befördert: Im
Inland,
Voſtanweiſungen, Zeitungen (von Verlegern) und gewöhnliche
Pakete, die die Ausdehnung 50 :50 : 100 Zentimeter nicht
über=
ſchreiten und auf den Bahnpoſten als dringend befördert werden,
im Verkehr mit dem Ausland gewöhnliche und eingeſchriebene
Briefſendungen jeder Art, Poſtanweiſungen und Zeitungen (von
Verlegern). Luftpoſtſendungen werden bei allen Poſtanſtalten
an=
genommen und müſſen die Angabe „mit Luftpoſt” tragen. Zettel
zum Aufkleben mit dem Aufdruck „mit Luftpoſt” ſi
d an den
Briefſchaltern erhältlich. Die neben den gewöhnlichen Gebühren
zu entrichtenden Luftpoſtzuſchläge ſind mäßig.
Frei=Gebühren möglichſt durch Luftpoſtwertzeichen entrichten
(an allen Briefſchaltern zu haben)
Sonntags ruht der Flugdienſt.
Es werden von hier aus folgende Bedarfs=
Luftpoſtkarten=
anſchlüſſe gefertigt zu den Flügen:
29 6.30 nach Frankfurt (Main), mit Sendungen nach Frankfurt
Köln.
(Main) und Umgegend. Gießen
Eſſen/Mülheim
mit Durchgang, Rheinland Ruhr=
Flughafen,
gebiet, Weſtfalen. Niederlande,
Erfurt
Belgien, Frankreich Großbritan=
Halle Leipzig.
nien und Irland, Mittel=, Nord=
Schkeuditz) Flugh. und Oſtdeutſchland. Tſchechoſlo=
Berlin,
wakei, Deutſch=Oeſterreich mit
Berlin Zentralflug= Tirol und Vorarlberg. Bayern,
hafen. Salzburg Kärnten,
Württem=
berg. Hohenzollern, Saargebiet,
Elſaß, Lothringen mit
Durch=
gang. Italien, Schweiz, Ungarn.
Balkanländer, Spanien u.
Por=
tugal.
Schweden. Norwegen,
Finnland. Dänemark. „Polen.
Randſtaaten. Rußland. Berlin
und weiter.
Letzte Auflieferungszeit im Poſthauſe Rheinſtraße: an der
Briefannahme 19,00 am Tage vorher für Briefſendungen und in
der Packkammer 18.00 am Tage vorher für Pakete, für
gewöhn=
liche Briefe durch den Pförtner um 5,40 am Tage des Abfluges.
6) 12,15 nach Frankfurt (Main), mit Sendungen nach den vorbe=
Gießen.
Köln.
Eſſen/Mülheim
Flughafen
Dortmund.
Münſter (Weſtf.),
Osnabrück,
Kaſſel.
Hannover,
Bremen.
Hamburg,
Berlin,
Berlin
Zentral=
flughafen.
zeichneten Ländern und Orten
außer nach Württemberg,
Hohen=
zollern, dem Saargebiet, Elſaß=
Lothringen mit Durchgang,
Ita=
lien, Schweiz, Tirol und
Vor=
arlberg.
Letzte Auflieferungszeit im Poſthauſe Rheinſtraße: am
Schal=
ter 1 für Briefſendungen und in der Packkammer für Pakete 11,20.
2) 1545 nach Mannheim
mit Sendungen nach Baden,
Böblingen Flughaf. Rheinpfalz. Rheinheſſen, Saar=
Baden=Baden,
gebiet. Elſaß=Lothringen mit
München,
Durchgang Württemberg, Hohen=
Regensburg.
zollern, Schwaben. Ober= und
Niederbayern, Oberpfalz. Tirol,
Salzburg, Kärnten, Vorarlberg,
Deutſch=Oeſterreich. Schweiz,
Ita=
lien.
Südfrankreich. Ungarn,
Balkanländer.
Letzte Auflieferungszeit im Poſthauſe Rheinſtraße; am
Schal=
ter 1 für Briefſendungen und in der Packkammer für Pakete 14 45.
Soll am Beſtimmungsort am gleichen Tage die
Sen=
dung noch zugeſtellt werden. Eilboten=Zuſtellung nötig (
Ver=
merk auf Sendung uſw., Zahlung der Eilzuſtellgebühr). .
— Evangeliſcher Arbeiter= und Handwerkerverein. Die Mitglieder
werden auf die am Dienstag, den 4. Juni, abends 8.30 Uhr, im
Ver=
einshaus „Feierabend” (Stiftſtraße 51) ſtattfindende
Monatsver=
ſammlung aufmerkſam gemacht. Die Wichtigkeit der Tagesordnung
erfordert vollzähliges Erſcheinen.
— Konzert. Im Wiener=Kronenbräu=Keller
konzer=
tiert heute abend mit einem großen Streichorcheſter Herr W. Schlupp.
Um vielen Wünſchen gerecht zu werden, kommen nur Werke von
klaſſi=
ſchen und modernen Komponiſten zur Aufführung. (Siehe Anzeige.)
Lokale Veranſtalkungen.
— Deutſcher Offizierbund. Donnerstag, den 6. Juni,
8 Uhr, in der „Traube” Herrenabend. Vortrag des Herrn
Regierungs=
baumeiſters, Oberlt. d. R. a. D. Großmann über „Wohnungsnot,
Sied=
lungen, und für Offiziere a. D. geeigneter Wohnungsbau, ſowie über
deſſen Finanzierung‟. Späterhin kurzer Vortrag des Vorſitzenden über
Vorlage von Geſetzen auf Feſtſetzung einer Penſionshöchſtgrenze ſowie
auf Kürzung der Penſionen bei Arbeitseinkommen. Eingeführte Gäſte
herzlichſt willkommen.
Tageskalender für Dienstag, den 4. Juni 1929.
Heſſ. Landestheater, Großes Haus, Anfang 19,30 Uhr, Ende
2 Uhr. 4 25: „Mamſell Nitouche‟
Kleines Haus, Anfang 19.30
Uhr. Ende 22 Uhr: Das große ABC”. — Orpheum abends 20.15
Uhr: „Miß Chokolate”. — Konzerte: Schloßkaffe, Hotel Schmitz,
Sportplatz=Reſtaurant, Kaffee Ganßmann.
Herrngarten=Kaffee,
abends 8 Uhr: Künſtler=Konzert.
Wiener
Kronenbräu=
keller, abends 20 Uhr: Großes Streichkonzert. —
Kinovorſtel=
lungen: Union=Theater, Palaſt=Lichtſpiele.
Der ſechſte Skarkenburger Junglandbundkag
fand am Samstag und Sonntag in Erbach unter ungewöhnlich
zahlreicher Beteiligung ſtatt. Erbach trug an ſeinen Straßen und
Häuſern Feſtſchmuck. Aus der ganzen näheren und weiteren Umgebung
waren die Jungbauern und ihre Führer erſchienen. Am Samstag fand
im Gaſthaus „Zum Eck” die Vertreterverſammlung ſtatt, die
vom Vorſitzenden Funk=Garreshauſen geleitet wurde; die
Landtags=
abgeordneten Dr. Müller und Dr. Kleinkurt, Vertreter der
Provinzen Rheinheſſen und Oberheſſen waren als Ehrengäſte erſchienen.
Die Abgeordneten Dr. Müller und Dr. Kleinkurt hielten Vorträge
über den Ausbau und die Weiterentwicklung der
Junglandbundorgan=
ſation. Nach der Vertreterverſammlung fand ein Fackelzug ſtatt,
an dem ſich viele befreundete Vereine beteiligten. Auch die
Begrüßungs=
feier in der Feſthalle unter den Linden war zahlreich beſucht und nahm
einen ſehr anregenden und animierten Verlauf. — Am Sonntag
folg=
ten nach dem morgendlichen Wecken Umzüge, ſportliche und
volkstüm=
liche Wettkämpfe unter Leitung der Deutſchen Turnerſchaft. Auch auf
dem Schießſtand herrſchte reges Leben. Zahlreich waren die
Teilneh=
mer am Feldgottesdienſt im Heldenhain auf dem Schöllenberg. Der
Feſtzug; der ſich mittags um 1 Uhr durch die Straßen der Stadt
bewegte, hatte unzählige Zuſchauer angelockt. Beſonders fielen
Trach=
ten und Reitergruppen auf, ferner zahlreiche Feſtwagen. Den
Höhe=
punkt der Veranſtaltung bildere eine machtvolle Landbund=
Kund=
gebung auf dem Feſtplatz. Den Abſchluß bildete die
Preisvertei=
lung an die Sieger der volkstümlichen Wetrkämpfe.
F. Eberſtadt, 3. Juni. Reſtaurant Felſenkeller. Wer
jetzt das Mühltal von Eberſtadt aus durshwandert, gewahrt dort, wo
linker Hand ſteile Felswände beginnen, in die Höhe zu ragen, eine
neue, anmutige zur Naſt einladende Gaſtütätte. Von halber Höhe herab
grüßt ſie den Wanderer in ihrem ſchmucken Ausſehen, und idhlliſch
er=
ſcheint ihm das Fleckchen Erde, auf dem ſie ſteht. Von Norden und
Oſten her durch eine hohe Felswand geſchitzt, gewährt die ſchöne
Gaſt=
ſtätte und die ihr vongelagerte Gartenhalle einen herrlichen Ausblick auf
die Reize unſeres Mühltals und die es gen Süden und Oſten
umſäu=
menden Bergeshöhen. Aus dem ehemals unſcheinharen Lokale „Zum
Felſenkeller” hat Herr Karl ONeilly, der frühere Schwanenwirt, durch
Umbau und gründliche Nenevierung dieſe neue Caſtſtätte geſchaffen.
Gberſtadt, das ja gerade in dem letzten Jahre ſich beſonders auf
Ver=
kehrs= und Fremdenwerbung eingeſtellt hat, iſt binnen kurzer Zeit um
ein weitenes ſchönes Lokal bereichert worden. Die Eröffnung der neuen
Näume fand am Samstag ſtatt. An der offiziellen Eröffnungsfeier
nahmen außer dem Bürgermeiſter der Gemeinde Eberſtadt und
Mit=
gliedern der Gemeindevertretung die an dem Bau beteuligt geweſenen
Handwerksmeiſter und viele Fueunde des Bauherrn teil. Herr
Archi=
tekt Möſer=Darmſtadt, deſſen Geſchick ſich auch hier wieder in
beſtem Lichte zeigt, gaß bei der Begrüßung der Gäſte namens der
Fa=
milie OReilly einen Ueberblick über das Geſthaffene, benkte allen
be=
teiligten Firmen für die tadelloſe und gute Arbeit, die geleiſtet worden
iſt, und wunſchte dem Beſitzer im neuen Hauſe die beſten Erfolge.
An=
ſchließend ſprach Herr Bürgermeiſter Dr. Uecker die Glückwünſche
der Gemeinde und Herr Homburg die Glüchwünſche der Firma
Juſtus Hildebrand=Pfungſtadt aus. Schön= Blumenarrangements, die
anläßlich der Eröfſnung abgegeben wurden, ſchmückten die neuen Räume
vornehm aus und trugen zur Hebung der guten Stimmung, die ſich
im Laufe der Feier entwickelte, weſentlich bei. Am Abend fand im
Garten ein Konzert, ausgeführt von der Kapelle „Edelweiß”, ſtatt, das
viele Gäſte zur Beſichtigung der neuen Gaſtſtätte und zum Verweilen
daſelbſt einlud.
Ci. Seeheim, 3. Juni Unfall. Geſtern nachmittag wollte ein
junger Mann aus Jugenheim per Nad in raſchem Tempo um die Ecke
am Rathaus fahren, als im ſelben Moment ein Autobus in
entgegen=
geſetzter Richtung ankam. Der Radfahrer wollte raſch ausweichen und
rannte gegen ein Haus, wobei er den Arm brach.
Bt. Auerbach, 2. Juni, Starker Sonntagsverkehr. Unſer
Lußtkurort erfteute ſih am heutizen Tage wieder eines außerordentlich
ſtarken Fremdenverkehrs. Neben größeren und kleineren Gruppen von
Ausflüglern iſt als zahlenmäßig ſtärkſte Vereinigung die der
Eiſen=
bahner aus Mainz und Wiesbaden anzuführen, die mit 1500 Perſonen
geſtern Auerbach als Ausflugsziel gewählt hatte. — Grleichterung
fur den Autoyerkehr. Nachdem infolge Umbauarbeiten die
vorſpringende Baufluchtlinie zwiſihen dem „Auerbacher Haus” und
„Krone” in eine gerade Linie unmelegt worden iſt, iſt für den
Auto=
mobilverkehr eine größere Ueberſicht gewonnen; dieſer Tage iſt nnu
auch die Fahrbahn an dieſer Stelle verbreitert worden, ſo daß an
die=
ſer Kuwe fur die Automobiliſten zuanche Gefahrenmomente beſeitigt
ſind. — Die hieſige Freiw. Feuerwehr unternahm heute bei racht
zahlreicher Beteiligung einen Ausflug mit Muſik nach Lindenfels um
an der Kreisfeuerwehrtagung teilzunehmen.
— Beginn, der
Lirſchenernte. Während ſchon ausgangs der vergangenen Wocke
vereinzelt die erſten reifen Kirſchem Früheſte der Mark” gepflickt
werden konnten, ſind heute ſchon anſehnliche Mengen bei den hieſigen
Händlern zur Ablieferung gekommen. Di dieſe Frühſorten ſehr voll
hängen, ſind die Früchte gegenüber den anderen Sorten nicht ſo ſtark
entwickelt. Der Markt der hieſigen Obſtvau= und
Verwertungsgenoſſen=
ſchaft wird am Montag, dem 10. Juni, 1 Uhr nachmittags beginnend,
eröffnet werden.
k. Roßdorf, 3. Juni. Submiſſion. Zum Submiſſionstermin
über den Ausbau der Eſchoffſchneiſe im Gemeindelvald waren fünf
An=
gebote eingelaufen, die in ihrem Preis von großem Unterſchied waren.
Das Höchſtangebot betrug 14 575 Mk., das billigſte dagegen 9337 Mk.
Dem Wenigſtfordernden, Pfläſterermeiſter. Ludſvig Meher von hier,
wurde der Zuſchlag erteilt und wird in Kürze mit der Arbeit begonnen
werden.
WSN. Fürth i. O., 3. Juni. Autounfall im Odenwald.
Am Sonntag mittag fuhr auf der Landſtraße zwiſchen Fürth und
Lin=
denfels eine Vierſitzer=Limouſine, als ſie überholt wurde und ihr Fahrer
zu weit nach rechts abbog, gegen einen Baum. Der Kühler des Wagens
wurde zertrümmert. Das Auto geriet in Brand und wurde vollſtändig
ein Raub der Flammen. Die vier Inſaſſen konnten ſich noch rechtzeitig
retten. Das verbrannte Auto gehörte dem Oberingenieur Ferdinand
Ludewig aus Mannheim. Das überholende Auto ſtammt aus Worms
und wurde von einer Dame geführt.
Gauverlungsſingen des Gaues Darmſtfadt kand
im Hefſiſchen Hängerbund.
71.
Ak. Mefſel, 2. Juni.
Das diesjährige Gauwertungsſingen war verbunden mit dem 70 Vereinslubiläum des Geſangvereins „Sängerbund” Meſſel.
Eingeleitet wurde das Feſt durch einen Feſtkommers am Vorabend, dem
wiederum ein Fackelzug der Ortsvereine durch die feſtlich geſchmückten
Ortsſtraßen voranging. Erfreulicherweiſe kann die Feſtſtellung
ge=
macht werden, daß ſich die geſamte Cinwohnerſchaft in den Dienſt der
guten Sache ſtellte. In Ermangelung geeigneter Säle erſtellte der
feſt=
gebende Verein auf dem in unmittelbarer Nähe des Ortes gelegenen
Feſtplatz zwei herrliche Feſtzelte, die Raum genug boten, um die
zahl=
reich erſchienenen Feſtgäſte faſſen zu können. Der Vorſitzende des
Ver=
eins konnte als Gäſte zum Feſtkommers begrüßen den Gauvorſitzenden
Herrn Steuernagel=Nieder=Ramſtadt, den Gauchormeiſter Herrn
Vetter=Pfungſtadt, ſowie den Gauſchriftführer Herrn Faulhaber=
Traiſa. Aus Anlaß des Feſtes konnten eine Reihe Auszeichnungen an
verdienſtvolle Sänger und Mitglieder des Vereins verliehen werden.
Muſikſtücke, Geſangsvorträge, ſowie turneriſche und ſportliche
Auffüh=
rungen trugen zur Verſchönerung der Feier weſentlich bei.
Bei herlichſtem Wetter wurden die an dem Wertungsſingen
teil=
nehmenden Gauvereine, die teilweiſe mit der Bahn, Omnibus oder
Autos eingetroffen waren, mit Muſik abgeholt und in ihre Lokale
ge=
leitet. Kurz nach 9 Uhr konnte alsdann das Wertungsſingen, an dem
ſich 18 Gauvereine beteiligten, ſeinen Anfang nehmen.
Erfreulicher=
weiſe konnten in dieſem Jahre faſt alle dem Gau angehörenden
Ver=
eine auf die Beine gebracht werden. Nur drei waren durch berechtigte
Gründe entſchuldigt. Das Kritikeramt lag in Händen des
Provinzial=
chormeiſters des Heſſ. Sängerbundes Herrn Muſikdirektors Kark
Specht aus Frankfurt a. M. Als Pflichtchor wurde von allen
Ver=
einen geſungen: „Deutſchland, dir mein Vaterland” von Heinrichs.
Außerdem hatte jeder Verein einen Chor nach freier Wahl vorzutragen.
Die Auswahl gerade dieſer Chöre bewies ſchon, daß die Sangeskultur
in dieſem Gau auf einer beachtenswerten Höhe ſteht. Mit Recht konnte
der Kritiker in der allgemeinen Ausſprache betonen, daß der Gau auf
dem beſten Wege ſei, auf geſanglichem Gebiet zu einem der beſten des
Bundes zu werden. Sehr anerkennende Worte fand er für die Pflege
einer guten Ausſprache. In der Reihenfolge, anfangend mit den kleinen
Vereinen, ſangen: 1. Germania=Erzhauſen: 2. Eintracht=Ober=Ramſtadt;
3. Frohſinn=Nieder=Beerbach; 4. Sängerluſt=Traiſa: 5. Harmonie=
Pfung=
ſtadt: 6. Sängerbund=Meſſel; 7. Eintracht=Nieder=Ramſtadt; 8.
Sänger=
luſt=Roßdorf: 9. Männerquartett=Pfungſtadt; 10. Germania=Eberſtadt;
11. Konkordia=Roßdorf; 12. Sängerbund=Griesheim: 13. Germanig=Ob.=
Ramſtadt: 14. Sängervereinigung=Weiterſtadt: 15. die Gruppe der
un=
ter der Leitung des Herrn H. Samper=Darmſtadt ſtehenden Vereine:
Konkordig=Ober=Ramſtadt: Harmonie=Nieder=Ramſtadt; und Germanig=
Weiterſtadt. Ohne dem Kritiker vorgreifen zu wollen, darf man ſagen,
daß im Allgemeinen ſehr gut geſungen wurde, zum Teil ſtanden die
Leiſtungen auf einer geradezu künſtleriſchen Höhe. Der Gauvorſitzende
konnte am Schluſſe des Singens mit Necht von einem erfreulichen
Auf=
ſchwung ſprechen und ermahnte die Gauvereine, ſo fortzufahren, aus der
Kritik zu lernen, das Gute zu bewahren, das Bemängelte beſſer zu
machen ſuchen. Seine Ausführungen ſchloſſen mit den Worten: „Durch
Kritik vorwärts, durch Kritik aufwärts.”
Der Nachmittag geſtaltete ſich zu einer machtvollen
Sängerkund=
gebung. Kurz nach 2 Uhr bewegte ſich durch die Ortsſtraßen ein
mäch=
tiger Feſtzug, an dem ſich alle Gauvereine, Geſangvereine der
Nachbar=
ſchaft und die Ortsvereine recht zahlreich beteiligten. Auf dem
Feſt=
blatz angekommen, nahm zunächſt der Vorſitzende des feſtgebenden
Ver=
eins das Wort zu einer kurzen Begrüßungsanſprache, in der er auch die
Geſchichte des Vereins ſtreifte. Die Feſtjungfrauen beehrten den
Jubel=
verein mit der Ueberreichung eines Fahnennagels, dem ein eigens für
dieſen Zweck geſprochener Feſtprolog voranging. Der Gauvorſitzende,
Herr Bürgermeiſtereiſekretär Steuernagel, ergriff nun das Wort
zu einer allgemeinen Feſtanſprache. Außer den Worten der Begrüßung
entledigte er ſich zunächſt einer Dankespflicht, indem er den Sängern,
den Chormeiſtern, der Ortsverwaltung, der Einwohnerſchaft und allen
Gäſten für die Unterſtützung und rege Anteilnahme dankte. Die übrigen
Ausführungen, die leider für einen großen Teil der Feſtgäſte zufolge der
Unruhe in der Feſthalle verloren gingen, gipfelten in dem Gedanken des
Zuſammenſchluſſes der Sänger in der Organiſation, da der Einzelne
heute bekanntlich allein nichts mehr auszurichten vermöge, ſondern ſich
nur noch geſchloſſene Organiſationen, hinter denen eine geſchloſſene
Maſſe ſtände, durchzuſetzen vermögen. Er ermahnte die Sänger, der
Bundesſache treu zu bleiben, nahm auch Stellung zu den von den
im=
mer noch vorhandenen Zweiflern gehegten Befürchtungen, und ſchloß
mit den Ausführungen, daß die Zahl derer, die dem Bunde noch nicht
angebören, eine immer kleinere werde und daß bald die Zeit komme.
wo ſie nur noch eine verſchwindend geringe ſein wird. Das begeiſtert
aufgenommene. Hoch galt dem deutſchen Liede und dem deutſchen
Männergeſang.
Als Vertreter des Heſſ. Sängerbundes war der Bundesſchatzmeiſter,
Herr Bitter=Darmſtadt, erſchienen. In ſeiner Anſprache übermittelte
er die Grüße des Bundes, beglückwünſchte den Gau zu ſeinen zweifellos
zu verzeichnenden Erfolgen, und ermahnte die Gauvereine, an dem in
ſechs Wochen ſtattfindenden Bundesſängerfeſt in Darmſtadt reſtlos
teil=
zunehmen. Er wies auch noch auf die Bedeutung des Bundesfeſtes hin
und betonte ausdrücklich, daß gerade das Darmſtädter Feſt ein ſolches
von hohem künſtleriſchem Wert ſei.
Der unter der Leitung des Gauchormeiſters, des Ehrenchormeiſters
im Heſſiſchen Sängerbund, Herrn Peter Vetter=Pfungſtadt, von
Sängern aller Gauvereine vorgetragene Maſſenchor „Deutſchland, dir
mein Vaterland” gelang vorzüglich, was um ſo anerkennenswerter war,
als eine Vorprobe nicht ſtattfinden konnte.
Der Gauvorſitzende nahm alsdann noch einige Ehrungen vor. Es
erhielten für 50jährige aktive Sangestätigkeit den Ehrenbrief des
deut=
ſchen Sängerbundes und die goldene Ehrennadel des Heſſ.
Sängerbun=
des: Sänger D. Fiſcher=Traiſa; die ſilberne Ehrennadel für aktive
Sangestätigkeit die Sänger J. Laumann=Meſſel, Poth=Erzhauſen;
das Ehrenabzeichen des Heſſ. Sängerbundes „Für Verdienſte” die
Vor=
ſtandsmitglieder des Geſangvereins Germanig=Erzhauſen, Lotz und
Köhres.
Damit war das Gauwertungsſingen offiziell beendet. Es kann ſich
ruhig den vorausgegangenen würdig anreihen. Es war zweifellos ein
voller Erfolg.
S6CN100PS
wengERé.
—
H.
OUM
Ke
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A
O5
LAOTAC
OMNIOUS
Generalvertretung für Darmstadt und Umgegend: Gebrüder Lutz. A.-G., Darmstadt, Landwehrstraße 38—42, Fernruf 406.
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Dienstag, den 4. Juni 1929
Nummer 153
Heſſiſcher Richterverein.
Zur diesjährigen Hauptverſammlung hatte der Heſſ.
Richter=
verein ſeine Mitglieder nach dem goldenen Mainz berufen, in den
ſchönen Feſtſaal des Kaſinos „Zum Gutenberg”
Der Vorſitzende,
Oberlandesgerichtsrat Dr. Schneider, Darmſtadt, begrüßte den
Vertreter des Juſtizminiſteriums, Herrn Miniſterialrat Dr. von
Eiff, und teilte mit, daß Herr Juſtiz= und Finanzminiſter
Kirn=
berger ſeinem lebhaften Bedauern, am Erſcheinen verhindert zu
ſein, Ausdruck gegeben habe. Herr Min.=Rat Dr. von Eiff ſprach
den Wunſch des Fortdauerns des engen guten Einvernehmens
zwiſchen den Richtern und Staatsanwälten und dem Miniſterium
aus. Der Vorſitzende erſtattete den Bericht über das vergangene
Jahr, gedachte der wichtigſten Vorgänge in der Entwicklung der
deutſchen Rechtspflege und der Verhältniſſe in Heſſen, der
Ergeb=
niſſe des deutſchen Juriſtentages in Salzburg, Herbſt 1928, und
des Programms des deutſchen Richtertages im Herbſt 1929 in
Köln. Zu Ehren der verſtorbenen Mitglieder erhob ſich die
Ver=
ſammlung. Lebhaft gewünſcht wurde die Bereitſtellung größerer
Mittel für die Fortbildung, beſonders für den Beſuch von
Tagun=
gen der Fachverbände und von wiſſenſchaftlichen Veranſtaltungen,
und die Ausſchreibung aller erledigten Stellen von Amtsrichtern,
Landgerichtsräten und Staatsanwälten, ferner die Anhörung des
Richtervereins zu dem demnächſtigen Gutachten des
Sparkommiſ=
ſars angeſichts der vorausſichtlich davon berührten
einſchneiden=
den Fragen der Juſtiz= und Verwaltungsreform und von
Organi=
ſationsänderungen. Der Einführung weiterer Titel für gehobene
Richter= und Staatsanwaltſtellen ſtand die Verſammlung
grund=
ſätzlich und im bewußten Gegenſatz zu der für das hohe Amt des
Richters nicht paſſenden verbreiteten Titelſucht ablehnend
gegen=
über. Dem Vorſitzenden, Rechner und dem Schriftleiter des
Ver=
einsorgans. Heſſiſche Rechtſprechung” wurde Entlaſtung erteilt.
Eine lebhafte Erörterung entſpann ſich über eine Reihe von
Fragen auf dem Gebiete der neuen Beſoldungsordnung und des
Stellenplans in der der Herr Vertreter des Miniſteriums
wie=
derholt zu Auskünften und wichtigen Aufklärungen das Wort
nahm. Von dem Bearbeiter der Verſicherungsangelegenheiten,
Herrn Amtsgerichtsrat Dr. Kräll, Offenbach, wurde lebhafte
Wer=
bung für die günſtigen Verſicherungsgelegenheiten, beſonders für
die neu in Ausſicht zu nehmende kollektive Sterbegeldverſicherung
empfohlen
Nach Begrüßungsworten des Herrn Landgerichtspräſidenten
Dr. Jungk, Mainz. gab Herr Oberlandesgerichtsrat Dr. Mayer,
Darmſtadt, anläßlich des diesjährigen 50. Jubiläums der
Reichs=
juſtizgeſetze von 1879 einen feſſelnden kurzen Rückblick auf dieſen
Markſtein der deutſchen Rechtsentwicklung und Einheit. Die
end=
gültige Stellungnahme zu der ſchon bei der vorjährigen
Ver=
ſammlung grundſätzlich freudig begrüßten Uebertragung der
ge=
ſamten Juſtizpflege auf das Reich wurde dem Kölner Richtertag
vorbehalten.
Bei dem folgenden gemeinſamen Eſſen in den gepflegten
Räumen des Kaſinos erinnerte der Vorſitzende an die vor dreißig
Jahren durch die Notlage und das drohende Abgleiten der
Stel=
lung der Richter von der früheren Höhe veranlaßte Gründung des
Heſſiſchen Richtervereins als erſten derartigen deutſchen
Standes=
vereins mit dem Ausblick auf erfreuliche Anzeichen eines
Wieder=
aufſtiegs. Ein Glückwunſchtelegramm des Herrn Miniſters
Kirn=
berger fand freudigen Widerhall. Die Mitglieder vereinte dann
noch ein gemütliches Beiſammenſein auf der herrlichen
Rhein=
terraſſe der Stadtballe.
Aa. Wolfskehlen, 3. Juni. Tödlicher Unfall. Auf dem
Wege von Goddelau, wo er praktizierte, nach Darmſtadt, kam der
Den=
tiſt Heinz Zacheiß mit ſeinem Motorrad in der Nähe von Wolfskehlen
ſo unglücklich zu Fall, daß er bewußtlos von der Sanitätskolonne nach
Darmſtadt in ein Krankenhaus überführt werden mußte. Zacheiß ſtarb
bald darauf an den erlittenen Verletzungen. Er war 26 Jahre alt.
9. Verkrekerkag der Gewerkſchaft Heſſiſcher
Gemeindebeamken.
h. Gießen, 2. Juni. Die Gewerkſchaft hefſifcher
Ge=
meindebeamten hielt geſtern und heute unter ſehr ſtarker
Be=
teiligung aus den drei Provinzen ihren 9. Vertretertag ab. Der
ge=
ſchäftsführende Vorſitzende Zſchech=Offenbach begrüßte die zahlreichen
Ehrengäſte. Er wies auf die gegenwärtigen Verhandlungen in Paris
hin, die auch für die Beamtenſchaft nicht bedeutungslos ſei und ſprach
unter lebhaftem Beifall die Hoffnung auf eine baldige Erlöfung der
Brüder im beſetzten Gebiete aus. Grüße hatten die befreundeten
Ver=
bände aus Bayern, Thüringen, Württemberg, Oldenburg und Sachſen
überfandt. Entſchuldigt waren Staatspräſident Dr. Adelung, die
Mini=
ſter Leuſchner und Kirnberger. Von den Ehrengäſten wurden
An=
prachen gehalten: Oberbürgermeiſter Dr. Keller überbrachte die Grüße
der Stadt Gießen und des heſſiſchen Städtetages; Oberregierungsrat
Braun ſprach namens der Kreis= und Provinzialverwaltung;
Abgeord=
neter Hamann von der kommuniſtiſchen Partei hielt eine lange Rede
über Beamtenrecht und Gleichſtellung der Gemeindebeamten mit den
Staatsbeamten. Abgeordneter Dr. Leuchtgens vom Landbund weiß die
Bedeutung der Beamten für Gemeinde und Staat zu würdigen.
Zen=
trumsabgeordneter Weckler=Rockenberg betont, daß das neue
Beamten=
geſetz noch weiter geſchliffen und gefeilt werden müſſe: Dr. Richard vom
Deutſchen Beamtenbund, und Verbandsdirektor Ehrmann=Berlin, ſowie
Dr. Claß=Darmſtadt überbringen die Wünſche ihrer Verbände. Der
Vorſitzende Zſchech=Offenbach hielt hierauf einen längeren Vortrag über
den Geſchäftsbericht 1928/29. Er zeigt ein erfreuliches Bild innerhalb
der Organiſation und Verwaltung. Der Verbandsrechner Schmidt
ver=
las den Kaſſenbericht, die Geſamteinnahmen betrugen 131 955 Mark,
dar=
unter Mitgliederbeiträge 126 364 Mark. Die Geſamtausgaben beliefen
ſich auf 130 454 Mark. Für Wohlfahrtsveranſtaltungen wurden 97 943
Mark verausgabt. In einer einſtimmig gefaßten Entſchließung
wird der weitere Ausbau des heſſiſchen Gemeindebeamtengeſetzes zum
Schutze für die Erhaltung des Berufs=Beamtentums in ſeinem
ſtaats=
rechtlichen Begriff gefordert.
Die Tagung fand heute in der Neuen Aula des Uniberſitätsgebändes
Fortſetzung und Abſchluß. Der Vorſitzende Zſchech begrüßte die
erſchie=
nenen Ehrengäſte: Miniſter Leuſchner, Landtagspräſidenten Delp.
Regie=
rungsrat Braun und die Abg. Widmann, Schmehl und Dr. Niepoth,
die ihrerſeits Begrüßungsworte an die Vertreterverſammlung richteten
Miniſter Leuſchner kündigt weitere Ausführungsbeſtimmungen zum
neuen Gemeindebeamtengeſetz an, er erkennt die Bedeutung der
Organi=
ſation, ihre Zufammenarbeit mit der Regierung und die Arbeit der
Be=
amten im Dienſt des Volkes an. Hieran ſchloſſen ſich zwei Vorträge.
Gefchäftsführer Reck ſprach über Beamtenpolitiſche Fragen der
Gegen=
wart” und Profeſſor Dr. Bergſträßer=Frankfurt über „Die Verfaſſung
als Grundlage des Staats= und Bürgerrechtes.
Am geſtrigen Abend veranſtaltete die Ortsgruppe Gießen in den
Räumen des Geſellſchaftshauſes einen Begrüßungsabend für die
aus=
wärtigen Vertreter.
Ci. Jugenheim a. b. B., 3. Juni. Selbſtmord. Im
Erholungs=
heim „Zur Poſt” erhängte ſich im Abort an der Türklinke ein Kurgaſt.
Kummer über die ſchwere Erkrankung ſeiner Frau und über einen
mißratenen Sohn ſollen die Tat verurſacht haben. Ein Totenauto aus
Mainz überführte die Leiche heute vormittag in die Heimat.
Rüſſelsheim, 3. Juni. Wilhelm von Opel zieht fich
zurück. Der bisherige Seniorchef der Opelwerke, Geheimrat
Wilhelm von Opel, hat ſich, Blättermeldungen zufolge, aus der
Betriebsleitung zurückgezogen und die Generaldirektion der
Rüſ=
ſelsheimer Werke ſeinem Sohne Fritz von Opel übertragen.
Geheimrat von Opel hat ſeinen Wohnſitz von Rüſſelsheim nach
Wiesbaden verlegt.
* Grundſteinlegung des Skudenkenhauſes in Gießen.
h. Gießen, 2. Juni. Ein hochbedeutſames Ereignis
für unſere Univerſitätsſtadt bildete heute die feierliche
Grundſteinlegung des Studentenhauſes. Unter den
Ehrengäſten befanden ſich Staatspräſident Dr. Adelung, Miniſter
Leufch=
ner, Landtagspräſident Delp, Miniſterialrat Löhlein, Oberbürgermeiſter
Dr. Keller, Major Lüters, Geheimrat Prof. Dr. Behaghel, der Senior
der Dozentenſchaft u. a. m. Die Studentenſchaft verſammelte ſich mit
Fahnen und in vollem Wichs an der Univerſität und zog von hier zur
Höhe des Seltersberges, wo der Neubau im Entſtehen begriffen iſt. Eine
rieſige Menſchenmenge hatte ſich hier eingefunden, um dem feierlichen
Akte beizuwohnen.
Der Vorſitzende der Gießener Studentenhilfe, Prof. Dr. Eger,
er=
öffnete mit herzlichen Begrüßungsworten die Feier und dankte allen
Förderern des großen Werkes: dem Reich und Reichstag, der
Wirt=
ſchaftshilfe deutſcher Studenten in Dresden, dem heſſiſchen
Staatspräſi=
denten, der Regierung und dem Landtag, der Stadt Gießen und ihrem
Oberbürgermeiſter, die den Grund und Boden geſchenkt hat, der
Provin=
zialverwaltung für Oberheſſen, ſowie allen Gebern aus Privatkreiſen.
Auch die Gießener Studentenſchaft wolle durch freiwillige Spenden zur
Vollendung des Werkes beitragen. Viele Studenten haben als Arbeiter
mit Hand angelegt zum Bau, und ſo das Vorbild der Kriegsteilnehmer
nachgeahmt. Zu dem Gedanken der Selbſthilfe komme der Gedanke der
Gemeinſchaft aller Studenten. Tüchtigen jungen Studenten, die in
wirt=
ſchaftlicher Bedrängnis ſtünden, folle das Heim ihr Studium
ermög=
lichen helfen.
Staatspräſident Dr. Adelung hebt den feſten Willen des deutſchen
Volkes hervor, ſeinen Hochſtand in Wiſſenfchaft und Kultur trotz aller
Nöte der Nachkriegszeit in der Welt wahren und ausbauen zu wollen.
Auch das heutige Studentenhaus ſolle dieſer Not begegnen und den
Glauben an unſere Zukunft ſtärken. Die Gießener Studentenſchaft möge
an dieſer Freiſtatt der Wiſſenſchaft eins werden im Schaffen und
Streben.
Univerſitätsrektor Prof. Dr. Herzog feiert den Vater des
Gedan=
kens zur Schaffung eines Studentenhauſes, Prof. Dr. Eger, den
Studentenvater, der nach dem Krieg ſofort die Hilfe für die
zurückkeh=
renden Studenten einleitete und trotz aller Schwierigkeiten der Notzeit
mit Zuverſicht das Werk vollendete, denn die Studentenhäuſer hätten
eine große ſoziale und ethiſche Bedeutung. Den Geiſt der Kameradſchaft
und Einigkeit ſollen alle künftigen Beamten und Führer des Volkes von
hier aus ins Vaterland tragen.
Oberbürgermeiſter Dr. Keller betont, daß das neue Werk dazu
bei=
tragen werde, daß die Landesuniverſität in der deutſchen Geiſteswelt
ihren Namen erhalten werde. Seit drei Jahrhunderten ſeien
Univerſi=
tät und Stadt innig miteinander verbunden. Das neue Haus bedeute
einen weiteren Ausbau der Univerſität, deren Anziehungskraft es
er=
höhen werde.
Der Vorſitzende der Gießener Studentenfchaft, Stud. jur. Klaus,
ſprach herzliche Dankesworte aller Studenten für die Erbauung des
Werkes mit dem Gelöbnis, daß ſie auch weiterhin mit ihrer Hände
Arbeit am Werke mitarbeiten wollten. — Hierauf erfolgte die
Einmaue=
rung der Kapſel mit den Urkunden uſw. in den Grundſtein, und daran
ſchloſſen ſich die üblichen drei Hammerſchläge der Ehrengäſte und Ver
treter: Staatspräſident Dr. Adelung, Landtagspräſident Delp,
Uni=
verſitätsrektor Dr. Herzog, Oberbürgermeiſter Dr. Keller, Dr.
Till=
manns=Dresden, Geheimrat Dr. Behaghel, Prof. Dr. Eger, Architekt
Schmidt und Bauunternehmer Weimer. Muſikſtücke der hieſigen
Regi=
mentskapelle umrahmten die erhebende Feier.
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Geite 9
2.
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und die Eiszellen.
Von einem gelegentlichen Mitarbeiter wird uns geſchrieben:
H. H. Leningrad, im Mai.
Die ſeit über Jahresfriſt als verſchollen
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glaubte Beſatzung des deutſchen Fiſchdampfers
„Scharnhorſt” wird, wie das deutſche
Generalkon=
ſulat in Leningrad mitteilt, auf der im Eismeer
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legenen ſowjetruſſiſchen Inſel Sſolowetzk
feſtgehal=
ten. Das geſamte Material über die grundloſe
Ge=
fangennahme und Verſchickung der Deutſchen in
dieſen ſchrecklichen Verbannungsort, der mit dem
Begriff Entſetzen und Grauen untrennbar
verbun=
den iſt, wurde bereits dem Auswärtigen Amt
über=
geben.
Der unvergleichlich härteſte Verbannungsort Sowjetrußlands
iſt die im Eismeer, nördlich von Archangelſk gelegene Inſel
Sſolo=
wetzk. Abgeſehen von den unerträglichen klimatiſchen
Verhält=
niſſen iſt hier vor allem die Behandlung der Gefangenen eine
niederträchtige und grauſame. Durch allerhand graſſierende
Krank=
heiten, wie Skorbut, Tuberkeln, Malaria, Typhus u. a., und an
den Folgen von Hunger, Kälte und ſeeliſcher Depreſſion ſterben
die Gefangenen hier maſſenweiſe. Keiner kümmert ſich um ſie
ihr Verſchwinden wird in der Außenwelt niemandem bekannt.
Außerdem wird das Leben der Verbannten auf dieſer Inſel noch
durch anſtrengende phyſiſche Arbeiten, wie z. B. Kanälegraben,
Ein= und Ausladen von Eiſenbahngut, Holzfällen in Moräſten
und Sümpfen uſw. erſchwert. Anfang des Jahres 1928
befan=
den ſich auf der Sſolowetzk=Infel etwa 10 000 Verbannte.
Seit=
dem iſt dieſe Zahl, trotz der großen Sterblichkeit unter ihnen (bis
zu 60 Prozent), infolge immer neuer und neuer Nachtransporte,
in keiner Weiſe kleiner geworden, ſondern eher bedeutend
ge=
ſtiegen.
Ein mir gut bekannter Kommuniſt, der als Oppoſitioneller
zwei Jahre in Sſolowetzk zubringen mußte, erzählte mir einige
Strafmethoden, die wegen ihrer teufliſch=durchdachten Grauſamkeit
an die chineſiſchen Foltern des Mittelalters erinnern. Eines der
beliebteſten „Mittel zur Beſtrafung Widerſpenſtiger” iſt die
ſoge=
nannte „Dunkelkammer”. In dieſer Kammer herrſcht außer
gänz=
licher Dunkelheit noch — erheblicher Luftmangel: ſämtliche
Oeff=
nungen dieſer Kammer werden ſorgfältig verſtopft, und das Opfer
wird in dieſem Verließ ſolange feſtgehalten, bis es einer
Ohn=
macht nahe iſt. Es wird dann an die Luft gebracht, doch nachdem
es ſich erholt hat, dieſer Prozedur immer wieder unterzogen.
Auch das Füttern mit Salz=Heringen gehört in Sſolowetzk zu
den gern angewandten Strafmethoden. Morgens, mittags und
abends bekommen die Gefangenen nichts weiter vorgeſetzt, als
nur Heringe. . . . Obwohl den Aermſten die Folgen dieſes
ſalzigen Gerichts nicht unbekannt ſind, ſo treibt ſie doch der
Hunger regelmäßig dazu, von den ſchön zubereiteten Fiſchen zu
eſſen. Bereits nach Tagesfriſt tritt ein brennender Durſt ein —
die Nacht vergeht unter ſchrecklichen Qualen, und am nächſten
Morgen trinken ſie gierig
Heringslake, die ihnen unter
teufliſchem Lächeln von den Peinigern gereicht wird.
„Waſſer! Waſſer!” — ſchreien ſie, dem Wahnſinn nahe, und
ſind dann gerne bereit, alles von ihnen verlangte willenlos
aus=
zuführen. . . .
Oft werden die Gefangenen im Winter, kaum mit der
Unter=
wäſche bekleidet, zur Arbeit getrieben. Die ſich dagegen
Sträu=
benden ſperrt man, quaſi zur Abhärtung, auf viele Stunden in
die ſogenannte „Eiszelle‟. Dieſe Zelle, in der ebenfalls
vollſtän=
dige Dunkelheit herrſcht, und die weder Bänke noch Stühle be=
ſitzt, wird unter Waſſer geſetzt. Die zu förmlichen Eisklumpen
gefrorenen „Delinquenten” holt man ſchließlich heraus, um ſie als
Schwerkranke ins „Lazarett” einzuliefern. In dieſem
Kranken=
hauſe von Sſolowetzk ſtarben im Winter 1928 von 1400 kranken
Gefangenen nicht weniger als 1040.
Indeſſen auch für die warwe Jahreszeit haben die
Kerker=
meiſter Foltern erſonnen, die kaum glaubhaft erſcheinen. Die zu
beſtrafenden Gefangenen werden gänzlich entkleidet, zuerſt
ſorg=
fältig mit Fett eingerieben und dann — in der größten
Sonnen=
glut, im Freien an einen Baum gebunden. Dieſe Methode nennt
man in Sſolowetzk „den Mücken vorgeſetzt” werden. Die Opfer
müſſen viele Stunden in dieſer ſchrecklichen Lage verharren und
werden erſt gegen Abend, nachdem ſie vom Kopf bis zu den
Füßen von Fliegen, Mücken und anderen Inſekten halb
zer=
freſſen ſind, wieder befreit. Schlagen mit Gewehrkolben und
ähn=
liche Brutalitäten ſind auf der Sſolowetzk=Inſel gewöhnliche
Er=
ſcheinungen und werden von den Mitgefangenen kaum weiter
beachtet.
Etwas erträglicher iſt das Leben der Verbannten im
eigent=
lichen Sibirien. Aber auch ihre Lage iſt eine ſehr ſchwere. Die
Gefangenen müſſen hier in kleinen, ſchmutzigen Dörfern leben,
die oft 700 bis 1000 Kilometer von der nächſten Eiſenbahnſtation
entfernt ſind. Die Bezirke Narym und Turuchan ſind bereits
über=
füllt, ſo daß die in letzter Zeit Verbannten meiſtens weiter nach
Oſt=Sibiren verſchickt werden mußten. Aeußerlich können dieſe
Opfer der Sowjetjuſtiz ziemlich frei leben — ſie müſſen ſich nur
mehrere Male in der Woche bei der örtlichen Polizei melden.
Aber materiell iſt ihre Lage eine fürchterliche. Selten kommt es
vor, daß die Gefangenen bei den Bauern Arbeit finden; der
Mangel an Nahrungsmitteln macht längeres Verweilen an einem
Orte faſt unmöglich, und ſo erhalten ſie meiſt Befehl, in noch
entlegenere Orte überzuſiedeln. Jeder Verbannte erhält eine
monatliche „Subſidie” von 3 Rubeln. Dieſe lächerlich geringe
Summe reicht nur ſoweit, um ſich in den erſten Tagen des
Monats Brot zu kaufen. In den übrigen Tagen wird gehungert
oder — gebettelt. Nach ungefährer Berechnung gibt es zurzeit
in Sibirien nicht weniger als 100 000 Verbannte. Unter ihnen
wimmelt es natürlich auch von Spionen und Spitzeln, die für ein
Butterbrot der Tſcheka dienen, indem ſie unüberlegte Worte und
Geſpräche ihrer Mitgefangenen hinterbringen und dadurch die
ohnedies ſchwere Lage ihrer Opfer noch um ein Bedeutendes
ver=
ſchlechtern.
Die moraliſche Depreſſion und die geiſtige Verfaſſung der
Verſchickten läßt ſich nicht beſchreiben. Briefe und Zeitungen
erreichen nur ſelten den Beſtimmungsort. Die Gefangenen wiſſen
oft monatelang nicht, was in der „übrigen Welt” vor ſich geht.
Das einzige Mittel, ſeine Lage zu verbeſſern, iſt — zu erkranken.
In dieſem Falle wird der Gefangene nach dem nächſtgelegenen
„Lazarett” verbracht, wo er wenigſtens Ausſicht hat, etwas
wie ein Bett und leidliche Beköſtigung zu erhalten. Doch dieſer
rettende Ausweg kommt nur für wirklich Schwerkranke in Frage.
Meiſtens betrachtet die Tſcheka Erkrankungen als „böswillige
Konterrevolution” und geſtattet nicht den Abtransport nach einem
Krankenhaus. Die jeweilige Ueberführung von einem Orte nach
dem andern, die oft tage= und wochenlang dauert, erfolgt mit
Hilfe beſonderer Wagenkarawanen. Jeder Widerſtand unterwegs,
der geringſte Ungehorſam der Gefangenen, wird mit ſchweren
Strafen geahndet. Die Macht liegt in Sibirien gänzlich in den
Händen der vollkommen ungebildeten und verrohten Tſchekiſten,
die mit den Unglücklichen tun und laſſen können, was ihnen
beliebt.
Gewöhnlich werden die nach Sibirien Verbannten auf die
Dauer von 5 bis 10 Jahren verſchickt. Nach Abüßung der Strafe
darf der Gefangene aber nicht nach Moskau oder Petersburg
zu=
rück, er erhält nur die Möglichkeit, ſich an einem menſchenleeren
Orte Sowjetrußlands, natürlich unter ſtändiger Aufſicht der
Tſcheka, anzufiedeln und Landwirtſchaft zu betreiben. Denn in
den Staats2yörden oder in privaten Unternehmungen findet er
dann nur ſehr ſchwer eine Anſtellung. Die Verbannten der
Sow=
jets gehören, ebenſo wie einſt diejenigen des Zarismus, den
ver=
ſchiedenſten ſozialen Schichten an: man findet unter ihnen viele
Angehörige der Intelligenz, hauptſächlich Geiſtliche, Kaufleute,
Gelehrte, Schriftſteller, Studenten, aber auch ſehr viele Bauern,
Arbeiter und ſchließlich manchen wegen krimineller Delikte
ver=
ſchickten Verbrecher oder Banditen. Vor den Augen der Tſcheka, der
Hüterin der Ordnung und Ruhe in Sibirien, ſind ſie alle gleich
gefährlich und gleicher Behandlung wert.
Geſchäftliches.
Sicherlich haben Sie von Ihren Freunden und Bekannten ſchon von
dem enorm billigen Verkauf der Firma J. Rehfeld, Ludwigſtraße 15,
gehört. Die Firma kaufte gemeinſchaftlich mit einer befreundeten Firma
das geſamte Warenlager einer in Zahlungsſchwierigkeiten geratenen
Wäſchefabrik außergewöhnlich billig.
— Stickereien. Spitzen,
Damen=
wäſche, Herren= und Kinderwäſche, Frottierwäſche, Bettdamaſte,
Halb=
leinen, Hemdentuche, Schürzen, Kopfkiſſen uſw. — Kommen Sie ſofort
und nützen Sie die außergewöhnlich billige Kaufgelegenheit, es wird
Ihnen ganz Außergewöhnliches geboten.
Die Ziehung der Eiſenacher Geldlotterie zum Beſten des Thüringe=
Muſeums zu Eiſenach findet am 13. und 14. Juni ſtatt. Die Lotterie
bietet eine ausſichtsreiche Gelegenheit, für eine kleine Ausgabe bei der
jetzigen Geldknappheit einen hoch willkommenen Geldgewinn zu erreichen.
Das Los koſtet nur 1 Mark und ſind ſolche in den Verkaufsſtellen
zu haben, die in der Annonce angegeben ſind. Die Hauptgewinne ſind
10 000 und 2000 Mark. Alle Gewinne werden bar ohne jeden Abzug
ausgezahlt. Gleichzeitig unterſtützt jeder Losabnehmer mit der Ausſicht
auf einen Gewinn das Thüringer Muſeum.
Zum ſparſamen, tropfenweiſen Gebrauch von Maggi’s Würze dient
bekanntlich der kleine Spritzkorken (Würzeſparer) auf dem Maggi=
Fläſchchen. Sollte dieſer einmal, was ja vorkommen kann, verſtopft ſein,
ſpüle man ihn einfach mit heißem Waſſer durch, und im Augenblick
iſt er wieder gebrauchsfertig.
Frankfurt.
Dienstag, 4. Juni. 13.30: Schallplatten. O 15.05:
Jugend=
tunde: Für Frankfurt: Rektor Ferd. Hürten: Groß= und Klein=
Stein=
heim.
Für, Kaſſel: Mittelſchullehrer Hansli: Felsberg,
Alten=
burg, Heiligenberg. 8 17: Konzert des Funkorch.: Klaſſiſche Walzer
und Werke von Weber, (Geſangseinlagen). O 18.30: Pfarrer
Taes=
ler: Die drei Sucher in der pharſaliſchen Nacht in Goethes
„Fauſt I!”, zweiter Akt. O 18.50: Kaſſel: Dr. Brauer: Gärung
und Gärungsgewerbe. o 19.10: Stadtmedizinalrat Dr. Oxenius:
Die Bekämpfung der Tuberkuloſe in Frankfurt a. M. 0 19.30:
H. S. v. Heiſter: Der Tonfilm und wir. 0 19.55: Schach. 0 20.15:
Mona Vanna. Drama von Maurice Maeterlinck. o Anſchl.:
Schall=
platten: Operetten=Abend mit Hans Heinz Bollmann (Tenor).
Königswuſterhauſen.
Deutſche Welle. Dienstag, 4. Jun. 12: Franzöſiſch für Schüler.
12.25: Wetter für die Landwirtſchaft. 12.30: Prof. Dr.
Schoenichen: Biologie. O 12.55: Nauener Zeit. 15: William
Wauer: Jugendbaſtelſtunde: Wir bauen eine Handpreſſe für
Lino=
leumſchnitte. e 15.30: Wetter, Börſe. o 15.40: Frauenſtunde:
Aenne Bickerich: Bedeutung und Wert des häuslichen Muſizierens.
O 16: Rektor Schütte: Schülerwandern im Geiſte der Arbeitsſchule.
16.30: Dr. Hofer: Muſikbeiſpiele zur Geſchichte der italieniſchen
Barockoper im 17. Jahrhundert. o 17: Leipzig: Konzert der Kapelle
Agunte, Dresden. o 18: Prof. Dr. Mersmann: Muſikverſtehen:
Volksliederanalnſen. O 18.30: Franzöſiſch für Fortgeſchr. 18.55:
Ob.=Reg.=Rat Paetſch: Verkehrsprobleme in der Stadt und auf
dem Lande. o 19.20: Dr. Schultze=Pfgelzer: Der
Gegenwarts=
menſch und die Druckerſchwärze. 0 20: Sendeſpiel: „Wo die Lerche
ſingt”. Operette in drei Teilen von Franz Lehar. O Anſchl.: Preſſe=
Umſchau des Drahtloſen Dienſtes.
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[ ← ][ ][ → ]Seite 10
Dienstag, den 4. Juni 1929
Nummer 153
Reich und Ausland.
Tauſendjahrfeier der Stadt Meißen.
Meißen. Hatte der Samstag in den Straßen
Meißens ſchon ein reges Leben erſtehen laſſen, ſo
brachte der Sonntag, der zweite Tag der
Tauſend=
jahrfeier, einen Verkehr und ein Gedränge auf allen
Plätzen und Gaſſen der Stadt, wie es in der
Ge=
ſchichte Meißens wohl einzig daſtehen dürfte. Alle,
die aus Meißen ſelbſt und aus der näheren und
weiteren Umgebung Meißens herbeigeeilt waren, um
den Feſtzug zu ſehen, kamen voll auf ihre Koſten. In
80 Vildern rollte vor den Zuſchauern noch einmal die
tauſendjährige Geſchichte Meißens ab. Es erſchienen
noch einmal die Mannen Heinrichs I., die erſten
Markgrafen von Meißen und zahlreiche Typen der
mittelalterlichen Stadt. Die Repräſentanten des
Meißens der Reformation zeigten ſich. Dann leitete
der Zug langſam auf die neue Zeit über. Johann
Friedrich Böttger tauchte auf mit ſeinen Tiegeln und
Retorten. Fridericianiſche Soldaten marſchierten
vorüber. Die Poſtkutſche rumpelte ſchwerfällig
hin=
terdrein. Lützows wilde Jäger eskortierten den alten
Geheimrat von Goethe. Den Meißener Jägern in
ihren ſchmucken grünen Uniformen folgten die
In=
nungen Meißens im ſtolzen Zuge.
D=Zug Berlin—München überfährt ein Auto.
Der Berlin=Münchener D=Zug überfuhr bei der
Station Kieritzſch, zwiſchen Leipzig und Altenburg,
ein mit zwei Perſonen beſetztes Automobil. Das Auto
wollte — anſcheinend bei offener Schranke — den
Bahnübergang noch paſſieren, wurde aber von dem
Zuge erfaßt und etwa 50 Meter mitgeſchleift. Dabei
explodierte der Benzintank und der Wagen geriet in
Brand. Von den Inſaſſen erlitt der Rittergutsbeſitzer
von Stockheim aus Zeben ſo ſchwere Verletzungen,
daß er bald nach dem Unfall ſtarb, der Führer des
Wagens, Mühlenbeſitzer Schwarzberger aus Zeben
wurde ſchwer verletzt. Der Zug ſetzte mit über
ein=
ſtündiger Verſpätung ſeine Fahrt fort, doch mußte in
Plauen die Maſchine ausgewechſelt werden, da auch
ſie bei dem Zuſammenſtoß beſchädigt worden war.
Schwerer Autvunfall einer Fußballmannſchaft.
Sämtliche Fußballſpieler verletzt, darunter einer
ſchwer.
Schifferſtadt (Pfalz). Am Sonntag mittag
kurz vor 12 Uhr geriet das mit einer
Fußballmann=
ſchaft der Deutſchen Jugendkraft beſetzte Laſtauto der
Brauerei Aurelius Lang in Speyer auf der Fahrt
nach Dannſtadt zwiſchen hier und Speher am
ſoge=
nannten Kleinen Land in den Straßengraben und
überſchlug ſich. Die Inſaſſen, die alle auf eiſernen
Gartenſtühlen ſaßen, wurden herausgeſchleudert, ſo
daß ſich ein wüſter Knäuel von eiſernen Stühlen und
Menſchenleibern bildete. Sämtliche Fußballſpieler
wurden verletzt, einer von ihnen ſchwer. Der
Un=
glückswagen wurde vollſtändig zertrümmert. Ein aus
entgegengeſetzter Richtung kommender Kraftwagen
nahm ſich der Verunglückten an und brachte ſie ins
Krankenhaus nach Speher. Die Gendarmerie von
Schifferſtadt iſt mit der Aufklärung des Unglücksfalles
eifrig beſchäftigt.
Wieder ein Kraftwagen vom Zuge zertrümmert.
Nürnberg. Auf der Ueberfahrt der
Bahn=
ſtrecke zwiſchen Siegelsdorf und Hagenbüchach wurde
am Samstag abend gegen 8½ Uhr ein mit 8
Per=
onen beſetzter Laſtkraftwagen von einem
Nahper=
ſonenzug erfaßt und zertrümmert. Sieben Perſonen
konnten ſich durch Abſpringen retten. Ein Inſaſſe
wurde getötet.
Mit dem Auto gegen das Schulhaus.
Bayreuth. Beim Nehmen einer ſcharfen Kurve
iſt am Sonntag nachmittag in Wüſtenelbitz ein
Laſt=
auto der hieſigen Tapetenfabrik, das mit 17
Fußball=
ſpielern beſetzt war, aus der Fahrbahn geraten. Es
ſtieß in voller Fahrt gegen das Schulhaus und wurde
zertrümmert. Sieben Perſonen wurden ſehr ſchwer
verletzt, zwei von ihnen mußten in Münchberg in das
Lazarett übergeführt werden, da ſie nicht
transport=
fähig waren. Die 5 übrigen Verletzten wurden in
bedenklichem Zuſtande ins Bayreuther Krankenhaus
eingeliefert.
Ein Ehepaar vom umſtürzenden Fuhrwerk
getötet.
Marburg. In Cappel bei Marburg ſchlug aus
bisher unbekannter Urſache das ſchwerbeladene
Holz=
fuhrwerk des 32jährigen Landwirts Ludwig Damm
aus Cappel um und begrub ihn und ſeine Ehefrau
unter ſich. Mich Hilfe von vorbeifahrenden
Auto=
mobiliſten konnte die Frau nur noch als Leiche unter
dem Wagen hervorgezogen werden, während der
Mann ſo ſchwere Verletzungen erlitt, daß er kurz nach
ſeiner Einlieferung in die Marburger Klinik ſtarb.
Die Verunglückten hinterlaſſen zwei Kinder im Alter
von 10 und 12 Jahren. Man vermutet, daß durch das
Scheuen der Pferde der Wagen umſchlug.
Schweres Brandunglück im Kreiſe Coſel.
Vier Perſonen verbrannt.
Breslau. In der Nacht zum Samstag brach
in dem benachbarten Wiegſchütz auf dem Grundſtück
des Fleiſchermeiſters Pajonczyk ein Feuer aus, das
mit raſender Geſchwindigkeit um ſich griff. Im
Dach=
geſchoß des Hauſes wohnte der Maurer Joſef
Pa=
jonczyk, ein Bruder des Hausbeſitzers, mit ſeiner
iebenköpfigen Familie, von der vier Perſonen
in den Flammen umgekommen ſind. Die Familie
ſchlief, und erwachte erſt, als die Wohnung bereits
vollkommen in Flammen ſtand und ein Entweichen
nicht mehr möglich war. Die Frau des Maurers
ſprang aus dem Fenſter, ebenſo konnte der Mann
ſein jüngſtes Kind über eine Leiter ins Freie
hin=
ausretten. Nur mit Mühe gelang es dem Manne,
die Wohnung durch das Fenſter zu verlaſſen. Die
übrigen Bewohner, die 54jährige Marie Pajonczyk
und drei Kinder im Alter von 16, 6 und 2½ Jahren
wurden von dem zuſammenſtürzenden Hausgiebel
verſchüttet und ſind verbrannt. Die Leichen konnten
nach ſtundenlangen Bergungsarbeiten in vollkommen
verkohltem Zuſtande geborgen werden.
Unglück auf der Grube „Stadt Görlitz”.
24 Verletzte.
Kohlfurt. Auf dem Braunkohlenbergwerk
„Stadt Görlitz” iſt am Montag früh auf der
Gruben=
bahn ein von einer Lokomotive gezogener
Perſonen=
wagen auf einen vollen Kohlenzug aufgefahren.
24 Perſonen wurden verletzt, davon fünf ſchwer.
Unter den ſchwerer Verletzten befindet ſich auch
Berg=
werksdirektor Strangfeld. Lebensgefahr beſteht
bis=
her bei keinem der Verletzten. Ueber die Urſache des
Anfalls wird die Unterſuchung noch Klarheit ergeben.
Zum Jahreskag der Skagerrak=Schlacht.
Reichsmarineſoldaten an den Gräbern der Gefallenen in Wilhelmshaven.
Alljährlich am Tage der Seeſchlacht im Skagarrak, die den letzten großen Sieg der deutſchen Flotte
im Weltkriege darſtellt, finden ſich in Wilhelmshaven an den Gräbern der Gefallenen viele Beſucher
zu einer Stunde des ſtillen Gedenkens ein. Unſer Bild zeigt Marineangehörige an den Gräbern.
Zeſtliche Beleuchkung des Bakikans.
Der Dom von St. Peter im Licht.
Als Ausdruck der Befreiung des Vatikans über den Abſchluß des Lateranvertrages erglänzt die
Peterskirche im Lichte von unzähligen Glühlampen.
Einweihung des Mauſoleums für Sunjakſen.
Die große Freitreppe zum Sunjatſen=Mauſoleum in Nanking.
Für den toten Sunjatſen (1863—1925), den Führer der chineſiſchen Revolution von 1911, iſt ein
großzügiges Mauſoleum auf dem Purpurhügel in Nanking errichtet worden. Sunjatſen hat als
erſter Präſident der ſüdchineſiſchen Republik den Grundſtein zu Chinas nationaler Befreiung
ge=
legt. Das Mauſoleum ſoll für China zugleich Erinnerung und Mahnung zur Weiterarbeit an dem
von ihm begonnenen Werk bedeuten.
Exploſion einer italieniſchen Fabrik für
Induſtrieöle.
Rom. Nach dem „Popolo di Roma” wurden in
Pavia bei einer Exploſion in einer Fabrik für
In=
duſtrieöle ſechs Arbeiter zum Teil ſchwer verletzt.
Zwei Arbeiter werden noch vermißt.
Die Opfer des Erdbebens in Perſien.
Teheran. Nach einer offiziellen Mitteilung
der Regierung ſind bei dem letzten Erdbeben in
Per=
ſien im ganzen 3253 Perſonen getötet und 1121
ver=
letzt worden. 21 Dörfer wurden zerſtört und 6542
Haustiere kamen ums Leben.
Ein Senſakionsprozeß vor dem Wiener
Schwurgericht.
Wien. Am Dienstag beginnt vor dem Wiener
Schwurgericht der Prozeß gegen den 49jährigen
ehe=
maligen Rittmeiſter Baron Felis Gartner, der am
23. November v. J. im Wiener Großen Konzertſaal
während eines Konzerts des Violinvirtuoſen Vaſa
Prihoda, die 35jährige ägyptiſche Prinzeſſin Dſchidſchi
Mouheb, Tochter des ehemaligen ägyptiſchen
Finanz=
miniſter Mouheb=Paſcha, mit mehreren
Revolver=
ſchüſſen ermordet hat. Baron Gartner iſt der Sohn
eines Feldmarſchallleutnants der k. u. k. Armee und
diente bis zum Zuſammenbruch als aktiver Offizier.
Nach dem Umſturz ließ ſich Gartner in allerhand
Ge=
ſchäfte ein und verſuchte ſein Glück ſowohl beim
Spiel=
tiſch als auch namentlich bei reichen Frauen.
Nach=
dem er das Vermögen ſeiner erſten Gattin, der
Toch=
ter eines bekannten Wiener Schneiders, durchgebracht
hatte, ließ er ſich von dieſer Frau ſcheiden und trat
in Wien in Beziehung zu der Witwe eines engliſchen
Petroleum=Großinduſtriellen, einer in Wien
leben=
den Engländerin, die er bewog, ihn zu heiraten und
ſeine Schulden zu bezahlen. Baron Gartner
unter=
nahm mit dieſer Frau eine Hochzeitsreiſe nach Monte
Carlo und ließ nach ſeiner Rückkehr die Engländerin
einfach ſitzen. Er hatte mittlerweile die
Bekannt=
ſchaft der Aegypterin Dſchidſchi Mouheb gemacht, die
er für ſehr reich hielt. Die Aegypterin, eine in der
Wiener Geſellſchaft durch ihre Schönheit und ihren
fabelhaften Schmuck bekannte Dame, ließ ſich mit dem
ehemaligen Rittmeiſter in Beziehungen ein, die ihr
Verehrer zum Anlaß immer neuer Geldforderungen
nahm. Die ägyptiſche Prinzeſſin ſtellte den Rittmeiſter
im Verlauf einer mehrere Monate währenden
Be=
kanntſchaft insgeſamt 10 000 Schilling zur Verfügung.
Dann wollte ſie ſich von dem Rittmeiſter zurückziehen,
zumal da ihr Vater, ein ſtrenggläubiger
Mohamme=
daner, unter keinen Umſtänden eine Eheſchließung
mit Baron Gartner zulaſſen wollte. Die zweite Frau
Gartners hatte inzwiſchen die Scheidungsklage gegen
ihn eingebracht. Der Baron geriet über die
Aus=
ſichtsloſigkeit ſeiner Bemühungen, eine reiche Partie
zu machen, in maßloſe Wut. Möglich iſt es auch, daß
der alternde Mann tatſächlich, wie er nach dem
Morde angab, von Eiferſuchtsgefühlen gegen einen
Aegypter geplagt wurde, deſſen Bekanntſchaft Dſchidſchi
Mouheb gemacht hatte, und der als Bewerber um
die ſchöne und reiche Aegypterin auftrat. Am Abend
des B. November verſuchte Gartner telephoniſch ein
letztes Mal, eine Unterredung mit ſeiner Freundin
herbeizuführen, die ihm verweigert wurde. Er kaufte
ſich einen Logenſitz zu dem Konzert des
Violinvirtu=
oſen Vaſa Prihoda, welches, wie er wußte, auch
Dſchidſchi beſuchen wollte. Während einer Pauſe
ſtürzte Gartner der Aegypterin nach und ſtellte ſie
im Veſtibül. Sie wies ſeine Bitte um eine
Unter=
redung ſchroff ab. Gartner zog einen Revolver und
gab mehvere Schüſſe auf die ägyptiſche Prinzeſſin ab,
die ſie auf der Stelle töteten. Dann ließ er ſich von
Saaldienern und einigen Konzertbeſuchern
wider=
ſtandslos feſtnehmen. Die Staatsanwaltſchaft erhebt
gegen Baron Gartner die Anklage wegen des
Ver=
brechens des Meuchelmordes. Zur Verhandlung ſind
37 Zeugen und eine Reihe von pſychiatriſchen
Sach=
verſtändigen geladen. Die Verhandlung wurde auf
fünf Tage anberaumt. Das Intereſſe der Wiener
Oeffentlichkeit für dieſen Prozeß iſt überaus groß.
Großfeuer in Neukölln.
Berlin. In den frühen Morgenſtunden des
Montags brach in der Automaten= und
Maſchinen=
fabrik Sielaff in Neukölln am Stichkanal ein Feuer
aus, das allmählich einen ſolchen Umfang annahm,
daß gegen 5 Uhr früh 10 Feuerlöſchzüge mit ſieben
B.= und 5 C.=Rohren ſowie einem Feuerlöſchboot an
der Löſchung des Brandes unter Leitung des
Ober=
branddirektors Gempp arbeiteten. Der Brand konnte
gegen 63 Uhr auf ſeinen Herd beſchränkt werden.
— Das Feuer in der Maſchinenfabrik war im
Mon=
tageraum ausgebrochen, wo eine Feilbank in Brand
geraten war. Von dort aus breitete ſich das Feuer
mit ungewöhnlicher Schnelligkeit aus und vernichtete
nach und nach auch die geſamte Inneneinrichtung. Der
Betrieb, der rund 500 Arbeiter beſchäftigt, mußte
geſchloſſen werden. Die Feuerwehr hat eine
Brand=
wache zurückgelaſſen, da das Feuer an einzelnen
Stellen immer wieder aufflackerte. Die Urſache des
Brandes iſt noch nicht ermittelt.
Bombenanſchlag auf das Oldenburger
Landesfinanzamt.
Oldenburg. In der letzten Nacht wurde kurz
vor 3 Uhr auf das Landesfinanzamt ein
Bombenan=
ſchlag verübt. Die Sprengwirkung war ſo ſtark, daß
ſämtliche Fenſter des Landesfinanzamtes auf der
Seite zur Lambertikirche vollkommen zertrümmert
wurden. Auch in der gegenüberliegenden Kirche iſt
eine große Anzahl Fenſter geſprungen, ebenſo iſt im
Gebäude der Landesſparkaſſe, das etwa 50 Meter von
der Sprengſtelle entfernt liegt, kaum ein Fenſter ganz
geblieben. Im Gebäude des Finanzamts ſind
außer=
dem an der Sprengſeite ſämtliche Türen eingedrückt
und aus den Riegeln geriſſen worden. Die Bombe
war außen am Gebäude ziemlich tief angebracht.
Ver=
wendet wurde eine Bombe mit Zeitzündung. Alles
deutet darauf hin, daß es ſich um ein gut vorbereitetes
Attentat handelt. Motiv und Täter ſind noch nicht
bekannt.
Straßenbahnunglück in Prag.
Prag. Ein ſchweres Straßenbahnunglück
er=
eignete ſich am Montag vormittag in der Vorſtadt
Ziskov dadurch, daß auf einer abſchüſſigen Strecke
ein Triebwagen der Straßenbahn an einer Halteſtelle
gegen den Anhänger eines vorausfahrenden
Straßen=
bahnzuges aufprallte. Die Plattform des Anhängers
wurde eingedrückt und ſämtliche Fenſterſcheiben
zer=
trümmert. 16 Perſonen wurden verletzt, darunter
fünf ſchwer. Nach Angabe von Augenzeugen hat der
Führer des Triebwagens ſein Fahrzeug, das ins
Gleiten gekommen war, trotz rechtzeitigen Gebrauchs
von Bremſe und Sandſtreuer nicht aufzuhalten
ver=
mocht.
Der Amokläufer von Chicago tot aufgefunden.
Chicago. Der Amokläufer, der — wie gemeldet
— zwei Polizeibeamte erſchoſſen und vier
Zivilper=
ſonen ſchwer verwundet hat und aus ſeinem von der
Polizei belagerten Haus entkam, wurde in einer
Vor=
ſtadt auf einem Bahngeleiſe tot aufgefunden. Dem
Polizeibericht zufolge hat ſich der Geiſtesgeſtörte von
einem Eiſenbahnzug überfahren laſſen. Wie jetzt
feſt=
geſtellt wurde, handelt es ſich um einen amerikaniſchen
Kriegsveteranen namens Ferdinand Preuß, der im
Weltkriege gasvergiftet und verwundet worden wan,
Nummer 153
Dienstag, den 4. Juni 1929
Geite 11
Sport, Spiel und Turnen.
Sporkwerbewoche des Rok=Weiß, B.ſ. R.
Fußball: Rok=Weiß — Sp. Bg. Arheilgen (eiga).
Am Mittwoch, den 5. Juni, dem zweiten Haupttage der
Sportwoche, abends 6. 30
Uhr, findet ein Fußballſpiel zwi=
zu den ſtärkſten Mannſchaften der Kreisliga. Vor zwei Jahren
gelang ihnen ſogar die Meiſterſchaft und der Aufſtieg zur
Bezirks=
liga. Wenn ſie in dieſer Klaſſe auch nur eine kurze Gaſtrolle
ſpielten und jetzt wieder den bitteren Abſtieg antreten müſſen, ſe
haben doch auch wieder die Reſultate aus der ſogenannten „Beo=
Runde
bewieſen, daß in den Arheilgern immer noch eine ſtarke
Kampfkraft wohnt. Die Rot=Weißen haben alſo keinen ſchlechten
Griff getan, als ſie die Vorſtädter zu einem Mittwochabend=Spiel
im Rahmen der Sportwoche verpflichteten. Das Spiel iſt auch
in=
ſofern intereſſant, als es Aufſchluß über die Spielſtärke gibt, welche
die Arheilger in der nächſten Verbandsperiode der Kreisliga
auf=
zuweiſen haben.
Vor dem Spiel der Ligamannſchaften treten um
5.30 Uhr die 1. Schülermannſchaften des Rot=Weiß,
V. f. R., und des Polizeiſportvereins Darmſtadt zu
einem Fußballſpiel an.
Am Dienstag, den 4. Juni, iſt folgendes Programm
vorgeſehen: 6 Uhr: Handball: Rot=Weiß (Ligaerſatz) —
Polizei
Darmſtadt (Ligaerſatz). 7 Uhr: Handball: Rot=Weiß, 2. Jugend
Rot=Weiß, komb. Paddler= und Schwimmerjugend. 7 Uhr:
Fußball: Rot=Weiß, 2. Jugend — Sportverein 98, 2. Jugend.
R
Nakionales Schwimmfeſt in Zeik.
Der erſte Tag.
Die erſte größere Veranſtaltung der Freiwaſſerſchwimmzeit,
das verbandsoffene Schwimmfeſt des SV. Zeitz, nahm bei ſeiner
hervorragenden Beſetzung einen vielverſprechenden Anfang. Am
erſten Tage holte ſich Freiſtilmeiſter Schubert=Breslau überlegen
die 200 Meter gegen Schrader=Hildesheim. Der Kölner Budig
be=
hauptete ſich im 100=Meter=Bruſtſchwimmen ſicher gegen Sietas=
Hamburg. Reni Erkens ſpielte im 10=Meter=Damenfreiſtil die
der nach Kampf über Bachmann=Leipzig ſiegreich. Im Waſſerball
unterlag Germania 87 Berlin gegen die Leipziger Poſeidonen nach
intereſſantem Spiel mit 1:4. Ergebniſſe:
2. Freiſtilſtaffel 3 mal 100 Meter: 1. Hellas Magdeburg 3 21,7
Min. 2. Magdeburg 96 3.26,2 Min. 3. Berlin 89 3.26,4 Min.
1. Bruſtſchwimmen 100 Meter: 1. Budig=Köln 1.19 Min 2 Si
tas=Hamburg 1.21,1 Min. 3. Schwarz=Göppingen und Beſoke=
Breslau 1.21,2 Min.
2. Rückenſchwimmen 100 Meter: 1. Deutſch=Breslau 1.11,2 Min.
2. Prüfer=Jena 1,19 Min
1. Freiſtilſchwimmen 200 Meter: 1 Schubert=Breslau 2,24 Min.
Schrader=Hildesheim 2,28 Min.
Bruſtſtaffel 4 mal 200 Meter: ASV. Breslau im Alleingang.
2. Freiſtilſchwimmen 100 Meter: 1. Schrader=Hildesheim 1.04,8
Min. 2. Bachmann=Leipzig 1.05,2 Min. 3. Schweitzer=
Magde=
burg 1.05,3 Min.
100=Meter=Damenfreiſtilſchwimmen: 1. Reni Erkens=Oberhauſen
„15,8 Min
Schönemann=Dresden 1,22 Min.
Waſſerball: Poſeidon Leipzig — Germania Berlin 4:1 (2:1).
Ueberraſchungen am zweiten Tage.
Am zweiten Tage des Zeitzer Schwimmfeſtes gab es
verſchie=
dene Ueberraſchungen. So konnte Budig=Köln im 200=Meter=
Bruſtſchwimmen nur auf den vierten Platz kommen. Der junge
Göppinger Schwarz beendete das Rennen in der ausgezeichneten
Zeit von 2.56,6 Minuten, nach Kampf gegen Sietas=Hamburg.
Im 100=Meter=Freiſtil mußte der deutſche Meiſter Schubert=
Breslau von dem Kölner Derichs, der auch über 400 Meter
ſieg=
reich blieb, eine Niederlage hinnehmen. Ausgezeichnet in Form
war Küppers, der mit 1 11.7 Minuten auf der 50=Meter=Bahn
noch eine relativ beſſere Leiſtung bot als letzthin in Halle. Das
Waſſerballſpiel ſah die Waſſerfreunde mit 5:1 (1:0) gegen
Magde=
burg 96 ſiegreich.
Waſſerball.
SV. Frankfurk - Jung=Deutſchland
Mittwoch abend 8 Uhr.
Sein zweites Waſſerballſpiel um die Gaumeiſterſchaft
beſtrei=
tet der Darmſtadter SC. Jung=Deutſchland gegen ſeinen Gegner
vom vorigen Freitag, den Schwimmverein Frankfurt. Die
Frank=
furter die am Freitag den Darmſtädtern unterlagen, werden
ſicherlich bemüht ſein, diesmal noch harteren Widerſtand zu leiſten,
ſo daß mit einem ſpannenden Kampf zu rechnen iſt. Jung=
Deutſch=
land, das dieſe Spiele als gutes Vortraining für die ſchweren
Spiele des Sommers benutzt, wird in kompletter Aufſtellung
die=
ſes Spiel beſtreiten, ſo daß man ſeit langer Zeit wieder einmal
den ſüddeutſchen Meiſter in Tätigkeit ſehen wird.
Ein Beſuch des
Spieles, das am Mittwoch abend 8 Uhr im Woog ſtattfinden wird,
kann bei niedrigen Eintrittspreiſen nur empfohlen werden.
Die Ausſchreibungen mit allen näheren Angaben ſind durch
den Vorſitzenden des Feldbergfeſt=Ausſchuſſes Philipp Röbig,
Frankfurt a. M.=Rödelheim, Kalkentalſtraße 4, zu beziehen
Die Wettkampfe ſind reichsoffen für alle Vereine der
U
. Das Feldbergfeſt wird von Zehntauſenden beſucht. An den
Wettkämpfen nehmen regelmäßig, etwa 1500—1800 Turner aus
dem 9. und den angrenzenden Kreiſen teil.
Der Berg ſelbſt iſt von den Taunusorten Königſtein Cronberg
und Oberurſel auf guten Wegen zu Fuß in etwa 1½ bis 2
Stun=
den erreichbar. Außerdem findet von dieſen Orten aus auch ein
regelmäßiger Autobusverkehr ſtatt.
Zenntg.
Borokra ſchlägt Cochek.
Unter rieſiger Anteilnahme des Publikums ging am Sonntag
nachmittag im Roland Garrots=Stadion zu Paris die Schlußrunde
des Dameneinzelſpiels zwiſchen der Titelverteidigerin Helen Wills
Die 8000-Meker=Staffel des Akademiſchen
Spork=
klunbs Darmſtadt.
Gewinner des Tagblatt=Wanderpreiſes.
Turnen.
Feldbergfeſt 1929.
Das althergebrachte Feldbergfeſt auf dem Großen Feldberg
im Taunus wird in dieſem Jahre am 15. und 16. Juni abgehalten.
Die Ausſchreibung der Wettkampfe iſt erfolgt. Es findet ein Vier
zwei Klaſſen und
Tur=
kampf für Männer, Jugendliche, Aeltere
nerinnen ſtatt in den Uebungen: Lauf, Weitſprung, Hochſprung,
Stoß und ferner einer Pflichtfreiübung.
Außerdem finden Mannſchaftskämpfe ſtatt um das
Völſungen=
horn nach Art des Vereinsmehrkampfes der D.2. in den
Uebun=
gen: 100=Meter=Lauf, Weitſprung, Kugelſtoß, Schleuderball=
Weit=
ferner um den
Emanuel=
wurf und 4X100=Meter=Pendelſtaf
Schmuck=Gedächtnis=Schild: 5X100=Meter=Pendelſtaffel, um den
Jahn=Schild: 5X100=Meter=Pendelſtaffel, und um den Brunhilde=
child: 4X75=Meter=Pendelſtaffel für Turnerinnen.
Spiel war etwas ungenau. Dennoch beherrſchte ſie jederzeit
dituation und ſicherte ſich mit 6:3, 6:4 abermals die Meiſterſchaft.
Im zweiten Vorſchlußrundenſpiel der Herren wurde der Gegner
für Lacoſte im Finale ermittelt. Nicht Cochet, ſondern der
flie=
gende Baske Jean Borotra iſt zur allgemeinen Ueberraſchung der
Widerſacher Lacoſtes im Finale. In einem von Anfang bis zum
Ende feſſelnden Fünfſatzkampf rang Borotra den gefürchteten
Cochet nieder: 6:3, 5:7. 7:
5:7, 6:4. Im Troſtrundenturnier
konnte ſich überraſchenderweiſe der Pforzheimer Wetzel durchſetzen.
Der Süddeutſche behielt in der Schlußrunde mit 5:7, 6:2, 6:3 über
den zur guten zweiten Klaſſe zählenden Franzoſen George die
Oberhand.
Heſſen=Naſſ. Schießſporkkarkell, Gau Main=Taunus.
Am Sonntag führte der Gau Main=Taunus ſein
Eröffnungs=
ſchießen auf den herrlich an der Iſenburger Landſtraße nahe
Frank=
furt gelegenen Schießſtänden durch. Landſchaftlich betrachtet iſt
dieſe Anlage eine der ſchönſten in ganz Deutſchland. Während der
Veranſtaltung herrſchte reges Leben auf den Schießſtänden. Die
Beteiligung war ſehr zahlreich und die Gauſchützen lieferten ſich
ein ſauberes Treffen. Hierzu hatten das Deutſche Sportkartell
ſo=
wie die Univerſität Frankfurt a. M. je eine Ehrengabe geſtiftet.
Die Ehrengabe der Univerſität ging als Wanderpreis. Erſtmalig
konnte er von dem Sportverein Griesheim=Elektron mit 427,45
Ringen bei Anwendung der Ausgleichtabelle 1 erworben werden.
Durch Aufſtellung der Ausgleichtabelle ſind die Ergebniſſe bei
An=
wendung verſchiedener Viſierungen auf eine Formel gebracht, was
den Vorzug hat, daß jeder Sportſchütze entſprechend ſeiner
Seh=
ſcharfe ſich irgend einer Viſierung bedienen kann, ohne dabei
be=
nachteiligt zu werden. Auch Vorteile ſind ausgeſchloſſen, da die
ſeither gemachten Erfahrungen entſprechend verwertet worden ſind.
Auch der Einzelwettkampf lag unter denſelben Bedingungen.
Einige Reſultate ſeien genannt
Dr. Badendiek 114,35. 2. Gilles 114. 3. Unger 113. 4.
Dör=
ſam E. 111. 5. Günther 98,25.
6 Flohr 95. 7. Droemann 94,8.
Dörſam H. 91 Ringe. Eine prächtige Ehrenſcheibe wurde von
Fritz Unger erworben. Ferner erwarben ſich die Herren
Droe=
mann und Gilles die ſilberne, Günther die bronzene Ehrennadel
des Deutſchen Sportkartells, Abt. K.K.S. E.V.
Wekkerbericht.
Witterungsausſichten für Dienstag, den 4. Juni 1929.
Wechſelnd wolkiges Wetter mit Aufheiterung, Temperaturen
wenig verändert, ſtrichweiſe etwas Regen.
Witterungsausſichten für Mittwoch, den 5. Juni 1929.
Teils wolkiges, teils aufheiterndes Wetter und langſame Er=
wärmung.
Hauptſchriftlettung Rudolf Mauve
Veranwwortlich für Polliik und Wirtſchaft: Rudolf
uve; für Feuilleton, Reich ur
Ausland und Heſſiſche Nachrichten: Max Streeſe;
ort: Dr. Eugen Bublmann;
für den Handel: Dr. C. H. Quetſch; für den Schlußdienſf: Andreas Bauer:
en Inſeratentell: Willp Kuhle: Druck
„Die Gegenwart‟: Dr. Herbert Neite; für
ſämtlich in Darmſtadt
und Verlag: L. C. Wittich
Für unverlangte Manuſtripte wird Garantie der Rückſendung nicht übernommen
Bagerische
Beamten-
wersicherunss Anstalt
V. a. G. in München, Dachauerstraße 9
Bilanz für 31. Dezember 1928.
Aktiva:
RM.
1. Grundbesitz . . . . . . . . . . . . . . . . . 1187 100.—
2. Hypotheken . . . . . . . . . . . . . . . . . 8814 611.69
3. Wertpapiere . . . . . . . . . . . . . . . . 489 982.75
4. Darlehen auf Policen . . . . . . . . . . . . 239 767.—
5. Beteiligungen an-anderen Unternehmungen . . 176 000.—
6. Kurztristige Darlehen gegen Sicherheiten . . . 386 315.—
7. Guthaben bei Banken.
.. . . . . 169 048.79
8. Rückständige Zinsen und Mieten . . . . . . . 209 476.97
9. Außenstände aus dem Gescbättsjahr . . . . . 108 914.82
10. Kassenbestand . .
.. . . . . . . 22322.46
11. Inventar und Drucksachen . . . . . . . . . 7
1
12. Sonstige Aktiva . . . . . . . . . . . . ..
2400.—
Gesamtbetrag: 11805 940.48
Passiva:
1. Prämienreserven.
.. . . . . . . . . . 6988010.—
2. Sparguthaben der Mitglieder ...
1794 326.—
3. Reserven tür schwebende Versicherungställe".
8116.20
4. Gewinnreserven der Versicherten . . . . . . 514 610.—
5. Rücklage für Verwaltungskosten . . . . . . . 90 330.80
6. Sonstige Reserven und Rücklagen . . . . . . 889 722.—
7. Sonstige Passiva . . . . . . . . . . . . . . . 394 089.99
8. Gewinn . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1 126 735.49
Gesamtbetrag: 11805 940.48
Verwendung des Ueberschusses:
1. An die Sicherheitsrücklage
. . 250 000.—
2. An de Gewinnreserve der Versicherten . . . 750 000.—
15 000.—
3. An die Kriegsrücklage . ..
4. An die Rücklage für die Untallzusatzversicherung 40000.—
71 735.49
5. Vortrag aut neue Rechnung . .
..
Zusammen: 1126 735.49
Die im Jahre 1929 an die Versicherten zur Ausschüttung
gelangenden Gewinnanteile betragen in Prozenten des
Jahresbeitrages:
9 %₈ tür die Versicherungen des Zugangsjahres 1927
10
1926
11,5."
1925
*
1924
13 %0 n
München, den 3. Jun 1929.
Die Direktion.
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Der Ausweis der Reichsbank.
Der Ausweis der Reichsbank vom 31. Mai zeigt in der
Ultimo=Woche ein Anwachſen der geſamten Kapitalanlage der
Bank in Wechſeln und Schecks, Reichsſchatzwechſeln, Lombards und
Effekten um 640,7 Millionen auf 3352,5 Millionen RM. Im
ein=
zelnen ſind die Beſtände an Wechſeln und Schecks um 456,6
Millio=
nen auf 2860,0 Millionen RM., die Beſtände an
Reichsſchatzwech=
ſeln um 26,5 Millionen RM. auf 144,8 Millionen und die
Lom=
bardbeſtände um 157,6 Millionen auf 254,8 Millionen RM.
an=
gewachſen.
— An Reichsbanknoten und Rentenbankſcheinen
zuſam=
men ſind 656,3 Millionen RM. neu in den Verkehr abgefloſſen,
und zwar hat ſich der Umlauf an Reichsbanknoten um 600,2
Mil=
lionen auf 4606,4 Millionen RM., derjenige an
Rentenbankſchei=
nen um 56,1 Millionen auf 490,8 Millionen RM. erhöht.
Dem=
gemäß iſt der Beſtand der Reichsbank an Rentenbankſcheinen auf
7.1 Millionen RM. zurückgegangen. Die fremden (
Helder zeigen
mit 628,2 Millionen eine Abnahme um 14,2 Millionen RM.
Die Beſtände an Gold und deckungsfähigen Deviſen haben ſich
insgeſamt um 152,6 Millionen auf 2063,7 Millionen RM. erhöht.
Die Zunahme entfällt auf Beſtände an deckungsfähigen Deviſen,
welche um 152,7 Millionen auf 299,1 Millionen RM. angewachſer
ſind, wahrend ſich die Goldbeſtande geringfügig um 67 000 RM.
für Abgaben an die goldverarbeitende Induſtrie auf 1764,5
Mil=
lionen RM. vermindert haben. — Die Deckung der umlaufenden
Noten durch Gold allein ſtellte ſich auf 38,3 Prozent gegen 44,0
Prozent in der Vorwoche, diejenige durch Gold und deckungsfähige
Deviſen auf 44,8 Prozent gegen 47,7 Prozent in der Vorwoche.
ſchreibt uns unſer Mitarbeiter: Man erwartet, daß die Beruhigung der
Lage durch den Verlauf der Verhandlungen in Paris und die
Erleichte=
rung der Geldmarktverhältniſſe zu einer Belebung des Holzgeſchäftes
führen werden. In den letzten Tagen ſind leichte Anſätze einer Hebung
des Abſatzes bereits erkennbar. Vor allem wird es darauf ankommen,
ob für den Baumarkt die erforderlichen Beträge zur Verfügung ſtehen
werden. Es liegen wieder Nachfragen nach Balken und Kanthölzern,
die bald zu liefern ſind, vor. Allerdings iſt das Angebot der Sägewerke,
die Bauholz einſchneiden wollen, lebhafter geworden, nachdem die
Pro=
duktionen von Tiſchlerholz beendet ſind und man ſich nunmehr zum
Einſchnitt des geringwertigen Rohholzes wendet. Auf der Verdingung
von Eiſenbahnwerkſtättenhölzern, die vor wenigen Tagen in Berlin
ſtattfand, wurden Angebote zu Schleuderpreiſen in geringem Umfang
eingereicht; die vernünftige Kalkulation ſcheint wiederum die Oberhand
erhalten zu haben. Auch war der Andrang von Sägewerksbeſitzern, die
Lieferungen von Bauhölzern übernehmen ſollten, nicht mehr ſo
bedeu=
tend, wie bei den vorangegangenen Verdingungen. Neuerdings hat ſich
auch in den Kreiſen des rheiniſchen und weſtfäliſchen Holzhandels
grö=
ßere Kaufluſt eingeſtellt; die Angebote in amerikaniſchen Hölzern
wer=
den nicht mehr ſo drückend empfunden, es gelang namentlich den
oſt=
deutſchen Sägewerken, Abſchlüſſe in Stammware aus den neuen
Ein=
ſchnitten mit weſtdeutſchen Platzholzhandlungen zu tätigen. Die Preiſe
lagen etwa 8 v. H. unter den vorjährigen. Auch nach Hamburg wurden
einige Partien guter Stammkiefer mit etwa 70 v. H. 1. Kl. zu Preiſen
von 130 bis 132 Mark je Kubikmeter, frei Kahn Hamburg, verkauft.
Die Abladungen von Rohſtammblöcken aus Polen und Sowjet=Rußland
nach Deutſchlnad ſind nunmehr für 1929 beendet. Die Geſamtzufuhr
bleibt erheblich hinter der vorjährigen zurück. Die Nachfrage nach
blan=
ken, aſtreinen Seitenbrettern hat ſich weſentlich belebt, mehrere Verkäufe
nach Köln, Herford und Bielefeld wurden bekannt. Nordiſche
Hobel=
dielen wurden verlangt, die Hobelwerke ſind einigermaßen befriedigend
beſchäftigt.
Die neue Heſſiſche Landes=Kommunalbank — Girozentrale.
Der längſt erwartete Zuſammenſchluß der Heſſiſchen Girozentrale
mit der Kommunal=Landesbank in Darmſtadt wurde am Montag
vom Heſſiſchen Sparkaſſen= und Giroverband bei einer Tagung in
Bingen beſchloſſen. Die Entwürfe des abzuſchließenden
Verſchmel=
zungsvertrages und die Satzungen des künftigen
Gemeinſchafts=
inſtitutes wurden genehmigt. Die Gemeinſchaftsbank wird den
Namen „Heſſiſche Landeskommunalbank — Girozentrale.
Darm=
ſtadt” führen.
Gebr. Lutz A.=G., Darmſtadt. Auf Aktionäranfrage erklärt die
Verwaltung, daß die ſchwierige Lage der geſamten Maſchineninduſtrie
auch die Geſellſchaft betreffe. Im abgelaufenen Jahre konnte nicht die
gewünſchte Beſchäftigung erreicht werden. Die Lagervorräte ſeien ſchwer
abſetzbar. Man habe einige Maſchinen nach dem Auslande verkauft
und ſtehe wegen Verkaufs der Vorräte an neuen Lokomobilen in
Unter=
handlung. Der Inlandsabſatz ſtocke faſt vollſtändig. Die vor Monaten
aufgenommene Erzeugung von Apparaten für Wärmewirtſchaft, könne
das Ergebnis 1928/1929 noch nicht günſtig beeinfluſſen. Das
Geſchäfts=
jahr werde nicht mit einem Gewinn abſchließen, doch ſei es möglich
ge=
weſen, den Betrieb unter liquiden Verhältniſſen weiterzuführen. Man
verfüge noch über ein Reichsbankguthaben und ſei weiterhin ernſtlich
bemüht, zur Entlaſtung einen Teil des Grundbeſitzes abzuſtoßen.
Mannheimer Produktenbörſe. Bei weiterer Zurückhaltung des
Konſums verkehrte die Börſe in ruhiger Haltung. Im Cif=Geſchäft
lagen Angebote vor in Weizen per Mai=Juni=Verſch. in holl. Gulden
per 100 Kilogramm eif Rotterdam: In Manitoba III zu 11,20;
Mani=
toba IV zu 10,85; Auſtral zu 11,40; Canſas II zu 10,25; Baruſſo 79
Kilo 10,10 und Roſafé 79 Kilo zu 10,15. — Im Waggongeſchäft nannte
man im nichtoffiziellen Verkehr gegen 12½ Uhr in Reichsmark, per
100 Kilo, waggonfrei Mannheim: Weizen inl. 23,75—24,00; ausl. 23,50
bis 26,00; Roggen inl. 21,75—22,00; ausl. 21,50—21,75; Hafer inl. 20,
bis 22,50; ausl. 20,25—21,50; Braugerſte geſtrichen; Futtergerſte 19
bis 21,50; Mais mit Sack 20,25; ſüdd. Weizenmehl, Spezial Null, mit
32,00; Roggenmehl mit 28,00—32,00; Weizenkleie, feine, mit 11,75;
Bier=
treber mit Sack 18,75—19,50.
Frankfurter Produktenbericht vom 3. Juni. Die Frankfurter Ge
treidebörſe lag ruhig. Die Preiſe waren im allgemeinen etwas nied
riger. Es notierten je 500 K
Weizen 23; Roggen 21,25—21,50
Sommergerſte 23; Hafer 22—22,25; Mais 19,75; Weizenmehl ſüdd. 31,50
bis 32; dito niederrhein. 31,25—31,50; Roggenmehl 27,75—28,50;
Weizenkleie 11,25; Roggenkleie 12: Erbſen 33—50; Linſen 40—110;
Heu 12—12,50; Weizen= und Roggenſtroh drahtgepr. 5,25—5,50; dito
gebündelt 5,00; Treber 18,50.
Frankfurter Eiermarkt. Bei ruhigem Geſchäft notierten:
Bulga=
riſche 8,25 bis 8,5; Holländiſche 8,5 bis 11,5; Südſlawiſche 3 bis 3,25;
Polniſche 6,5 bis 7; Ruſſiſche 7,25 bis 8,5; Däniſche 9,5 bis 12; Belg.. 9,75 bis 10,25; Franzöſiſche 9,5 bis 10; Rumäniſche 8 bis 8,25:
Schleſiſche 9,75 bis 10,5; Baheriſche 9 bis 9,75; Norddeutſche 9,5 bis
10 Pfg. per Stück. (Auslandseier unverzollt ab Grenzſtation,
Inlands=
eier ab Station.)
Biehmärkke.
Mannheimer Viehmarkt vom 3. Juni. Dem heutigen
Großvieh=
markt waren zugefahren und wurden die 50 Kg. Lebendgewicht je nach
Klaſſe in Reichsmark gehandelt: 153 Ochſen 36—61; 131 Bullen 40—54;
286 Kühe 16—52; 309 Färſen 52—62; 798 Kälber 52—84; 13 Schafe 55
bis 58; 2981 Schweine 58—76; 7 Ziegen 10—24. Marktverlauf: Mit
Großvieh, gute Ware geſucht, geringe Ware langſam geräumt; mit
Kälbern lebhaft, ausverkauft; mit Schweinen ruhig, langſam geräumt,
kleiner Ueberſtand.
Frankfurter Viehmarkt vom 3. Juni. Zum Großviehmarkt waren
1175 Rinder, darunter 240 Ochſen, 70 Bullen, 546 Kühe, 319 Färſen,
ferner 641 Kälber, 76 Schafe und 4580 Schweine aufgetrieben. Der
Auftrieb war um etwa 100 Rinder, 50 Kälber und 450 Schweine
gerin=
ger. Die Preiſe zogen dagegen für Rinder um 2, für Schweine um
3—4, für Kälber um 0,5 RM. an. Rinder rege, ausverkauft, Schweine
rege, zum Schluß ſtark abflauend, geringer Ueberſtand. Schwere und
fette Schweine ſchlecht verkäuflich. Kälber rege, geräumt. Schafe nicht
notiert. Je 50 Kg.: Ochſen: 1. 61—63; 2a) 56—60; b1) 48—55:
Bullen: a) 54—58; b) 49—53; Kühe: a) 45—50; b) 40—44: c) 35
bis 39; d) 28—34; Färſen: a) 60—63; b) 55—59; c) 49—54;
Käl=
ber: a) — b) 80—83; c) 72—79; d) 58—71; Schafe: —; Schweine:
—; b) 72—74; c) 73—76; d) 73—76; e) 70—72. —
Fleiſchgroßhandels=
breiſe: Ochſenfleiſch 1. 95—100; dito 2. 80—95; Bullenfleiſch 85—90
Kuhfleiſch 2. 50—65; 3. 40—50; Schweinefleiſch 1. 90—95. Gefrierfleiſch
Rindfleiſch) Vorderviertel 56; dito Hinterviertel 62. Geſchäftsgang des
Fleiſchgroßmarktes; ruhig.
Frankfurt a. M., 3. Juni.
Die Feſtigkeit der Börſe beſtand auch zu Beginn der neuen Woche
Die Schwierigkeiten Belgiens können an dem einheitlichen Ergebnis
der Pariſer Konferenz nichts mehr ändern. Maßgebend war vor allem
die teilweiſe ſchon beobachtete Erleichterung am Geldmarkt und die
Unwahrſcheinlichkeit einer deutſchen Diskonterhöhung, was ſich aus dem
erwarteten Reichsbankausweis wohl ſchließen läßt. Die anſehnliche
Kursbeſſerung der deutſchen Werte an der New Yorker Börſe ſtimmte
günſtig. Vor allem aber glaubt man, daß die Großbanken an einer
Kursbefeſtigung zum Zwecke zurückgeſtellter Kapitaltransaktionen
er=
hebliches Intereſſe haben. So war die Aufwärtsbewegung, allerdings
unter Bevorzugung des Montan= und Chemiemarktes, wieder
allge=
mein. Die Anfangsgewinne betrugen durchſchnittlich 1—2½ Proz., die
ſich raſch aber nach Feſtſetzung der erſten Kurſe nochmals 1—1,5 Proz.
erhöhen konnten. Von Montanwerten erreichten Harpener eine
Kurs=
beſſerung von 3, Mannesmann 2,5, Rheinbraun 1,5, Rheinſtahl 2,75,
Stahlverein 1 Prozent. Farbenaktie 2 Proz. freundlicher. Auch
Auto=
mobilwerte gebeſſert, ſo Kleyer um 1, Daimler um 2 Proz. Kaliwerte
ruhiger und etwa 2 Proz. feſter. Am Elektromarkt holten A. E. G. 3,
Siemens 1,5, Schuckert, ausſchließlich Dividende, 2 Proz. auf. Von
Schiffahrtswerten Hapag 2,25, Nordd. Lloyd 2 Prozent höher.
Zell=
ſtoffwerte bis 2,5 Prozent, A.G. Verkehrsweſen 3,5 Prozent höher
Reichsbankanteile ruhiger, bei 1prozentiger Kursſteigerung. Renten
waren ſtiller, aber gleichfalls allgemein etwas feſter. Der
Börſenver=
lauf blieb ziemlich lebhaft und neigte nach vorübergehenden
Schwan=
kungen weiterhin zur Feſtigkeit. Tagesgeld etwas leichter und 8 Proz.
Monatsgeld für erſte Adreſſe 9,5, zweite Adreſſe 10,5 Prozent. Am
Deviſenmarkt iſt keine nennenswerte Veränderung zu verzeichnen.
Pfunde—Mark 20.34½, Dollar—Mark 4.19.45, London-New York
4 84.93.
An der Abendbörſe war die Stimmung freundlich, und in
Spezialwerten konnten ſich, nach einer vorübergehenden Abſchwächung,
wieder Beſſerungen durchſetzen. Das Geſchäft konzentrierte ſich
aus=
ſchließlich nur auf Montanwerte und Farben. In Schuckert und
Sie=
mens und vereinzelten anderen Werten kam Material heraus, doch
wurde dies ohne Verluſte leicht untergebracht. Gegenüber dem
Ber=
liner Schluß traten Erhöhungen bis zu 1,75 Prozent ein.
Mannes=
mann auf die Dividendenreduzierung leicht gedrückt. Im Verlaufe
gaben die Kurſe auf Realiſationen eine Kleinigkeit nach.
Berlin, 3. Juni.
Die Tendenz zu Beginn der neuen Woche war durchaus freundlich.
Bereits am Vormittag beobachtete man ſtärkeres Intereſſe, und an der
Vorbörſe gingen die Kurſe mehrere Prozente höher. Der Beginn der
Börſe war zwar nicht ganz ſo feſt wie die Vorbörſe, doch ergaben ſich
1—3prozentige Beſſerungen gegen Samstagſchluß. Spezialwerte, deren
Kreis ſich wieder erweitert hat, konnten Gewinne von 3—8 Prozenr
buchen. Man glaubt, daß trotz des noch beſtehenden Widerſtandes
Bel=
giens doch in Kürze die endgültige Einigung erfolgen wird. Anregend
wirkte die Abnahme der Konkurſe im Mai und die wiederum feſte
Hal=
tung der deutſchen Anleihen an der New Yorker Börſe. An
verſchie=
denen Märkten beobachtete man Käufe des Auslandes. Die
Speku=
lation ſchritt zu Deckungen und zu Meinungskäufen. Vereinzelt waren
auch Glattſtellungen zu beobachten, die das Kursniveau aber nicht
be=
einflußten. Lebhaft waren Farben, Montane, R.W.E., A. E. G.
Spä=
ter wurde es wieder etwas ruhiger, doch konnten ſich die erhöhten
Kurſe behaupten.
3. 6.
1. 6‟
1. 6
1a3.
A. E. G.......
gsb.=Nürnb. Maſch
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Bergn
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Berl. Karlsruhe Ind..
and.=Geſ. ..
Braunkohl. =Brikett,
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77.
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Hanſa Dampfſch. . . .
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Harpener .. . . . ....
Hemoor Zement . ."
28 33. rke ..
henlohe Rr 35 Kahla Porzellan 83 d. Kali Aſchersleben:) 46.50 R a83.5 Salzdetfurths). 40
7 35. Weſteregeln 2). 30.50 Lindes Eismaſch. . . 172 Loewe & Co... . . . 203.* 164.5 56.— Rne R 8., OO 50 lan 125. 160. 183. Liederlauſitzer Kohl 141.25 51.50 53.5 Tordd. Lloyd ...... 118.50 120.75 T...... 92 66. Polyp
56.— 119.25
36. 50 tgers
.. 166= ſichſenwerke .. . ." 625 256.50 59.50 Siemens Glas. .. . . r. Glanzſtoff...." 13. 3.58 230. Ver. Stahlwerke . . . 99.—
IO edter Porzell 46. — 82.50 Landerer Werke. . . Dr 9 1231, Ziſſner Metal 128.50 144.- 148.50 Wittener Gußſtahl. 49. 278.— 280.—
32.5(
99.50
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89
W
8
144.
95.
W7.—
08.50
141
R9S4
130.2
50.—
) Die 3 Kaliwerte verſtehen ſich exkl. Bezugsrecht.
Zelſingfors. .
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Srag ......."
dapeſt .. ."
Sofia ......"
Holland .. ...
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Kopenhagen..
Stockholm. . .
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Buenos
New York....
Belgien.. . . . . 58.23
68.37 88 71 A. iss. Fapan ......" .855/ 1.859 11.* Rio de Janeire .497 0.49 1.6 11. goſlawien. 7.363 7.37 7383 112.03 2.25 114
01 sortngal. . . . 18.78 8.82 3 20.3. 362) 20.319 Athen ......" 5.435 5.44 1.75 1.76( 1.75 1.75 Konſtantinopel 2.018/ 2.022 1.84 4. 191 4.1995 4. 1900 .14 Kanada . . . . ." 4.158 4. 186 1.156 58.35 58.22 8.34 Uruguay .. . . . 4.066 4.07= 4.066
16.41:
58.7
81.:*
8.
5.425/ 5.435
1.9
4.1
4.074
Amerikaniſche Kabelnachrichken.
* New York, 3. Juni. (Priv.=Tel.)
Kaffee: Auf Grund enttäuſchender braſilianiſcher Meldungen
er=
folgten Liquidationen und Abgaben des Handels. Deckungen und
An=
ſchaffungen für lokale und braſilianiſche Rechnung führten ſpäter zu
einer Erholung der Preiſe.
Baumwolle: Der Markt nahm heute einen recht feſten Verlauf
auf die beſſeren Liverpooler Kabel und die ungünſtigen
Wetterprog=
noſen, ſowie die Feſtigkeit der Effekten= und Getreidebörſen. Nach
vor=
übergehenden Gewinnmitnahmen kam es erneut zu einer Befeſtigung
auf Deckungen der Baiſſiers und Käufe des Handels angeſichts der
un=
günſtiger lautenden Felderſtandsberichte
Es notierten nach Meldungen aus Chicago am 3. Juni:
Getreide: Weizen, Juli 103½, Sept. 108, Dez. 113: Mais,
Juli 85½, Sept. 87, Dez. 82½; Hafer, Juli 42½, Sept. 42½, Dez.
44); Roggen, Juli 80, Sept. 83½, Dez. 87.
Schmalz: Juli 11,775, Sept. 12,16, Okt. 12,225, Dez. 12,80.
Fleiſch: Rippen, Juli 12,80, Sept. 13: Speck, loco 13,1251
leichte Schweine 10,65—11,10, ſchwere Schweine 10,10—10,75;
Schweinezufuhren Chicago 45 000, im Weſten 100 000.
Chicago Baumwolle: Juli 18,55, Okt. 18,58.
Es notierten nach Meldungen aus NewYork am 3. Juni:
Getreide: Weizen, Rotwinter 124½, Hartwinter 114½; Mais
neu ang. Ernte 95½; Mehl ſpr. wheat clears 5—5,25; Getr.
Fracht nach England 1,9—2,6 sh, nach dem Kontinent 11—13 C.
Schmalz: Prima Weſtern loco 12,40; Talg, extra loſe 778.
2
Metaunorielungen.
Die Berliner Metalltermine vom 3. Juni ſtellten ſich für Kupfer=
Januar, Februar, März, April, Mai 143,50 (144), Juni 138 (140), Juli
139 (141), Auguſt 140 (141,50), September 142,50 (143), Oktober 143
(143,75), November, Dezember 143,50 (143,75). Tendenz: ſtetig. Für
Blei: Januar, Februar, März 46,75 (47), April 47 (47), Mai 47
(47,50) Juni 45,50 (46,50), Juli 46,50 (46,75), Auguſt 46,50 (46,50),
September 46,50 (46,75), Oktober, November, Dezember 46,75 (47)
Tendenz: ruhig. Für Zink: Januar, Februar, März, April 51,50
(52,50), Mai 51,50 (52,50), Junj 50 (53), Juli 51 (53), Auguſt 51 (52,75)
September 51,50 (52,50), Oktober 51,75 (52,25), November 51,50 (52,50),
Dezember 51 (53). Tendenz: ruhig. — Die erſten Zahlen bedeuten Geld,
die in Klammern beigefügten Brief.
Kleine Wirkſchaftsnachrichken.
Die Zahl der in Deutſchland beſtehenden Genoſſenſchaften ſtieg im
Mai durch 179 Neugründungen gegenüber 100 Auflöſungen und fünf
Konkurſen auf 52 656. Unter den Neugründungen führen die
landwirt=
ſchaftlichen Verwertungsgenoſſenſchaften und eine Gruppe (20) neuartiger
„Kaufkraft=Sparkaſſen”, die einen eigenen Verband gründeten.
Ein bedeutendes Unternehmen von Weltgeltung auf dem Gebiete
der Kältetechnik, die Firma Geſellſchaft für Lindes Eismaſchinen in
Wiesbaden, kann in dieſem Jahre auf ein 50jähriges Beſtehen
zurück=
blicken. Karl von Linde, der Begründer der heutigen Kältetechnik, hat
die Firma 1879 ins Leben gerufen.
Die Verwaltungen der Frankfurter Verkehrs= und Hotel=Betriebs=
A.=G. in Frankfurt a. M. und der Hotel Diſch A.=G. in Köln a. Rh.,
die ſeit langem durch freundſchaftliche Beziehungen verbunden ſind,
haben beſchloſſen, ihren Aktionären in der demnächſt einzuberufenden
Generalverſammlung eine Verſchmelzung vorzuſchlagen.
Im Zuſammenhang mit der Neueinrichtung einer
Hypotheken=
abteilung hat die Badiſche Girozentrale eine Firmenänderung in
Ba=
diſche kommunale Landesbank, Girozentrale Mannheim, öffentliche Bank
und Pfandbriefanſtalt, vorgenommen.
An dem baldigen Zuſtandekommen einer Konvention= und
Kontin=
gentierungsabſprache zwiſchen den nieder= und mittelrheiniſchen
Müh=
len, unter Einbeziehung der Frankfurter Mühlen, dürfte nicht mehr zu
zweifeln ſein. Lediglich durch die Krankheit eines führenden
Verhand=
lungspartners haben ſich die Schlußverhandlungen etwas verzögert.
Die Lage auf dem deutſch=oberſchleſiſchen Kohlen= und Koksmarkt
war trotz der Jahreszeit für die deutſch=oberſchleſiſche Kohleninduſtrie
noch immer günſtig. Die Nachfrage nach Hausbrandſorten (Nuß 1a
und b) iſt allerdings, der Saiſon entſprechend, zurückgegangen. Alle
übrigen Sortimente aber wurden rege gefragt, der Bedarf an
Stein=
kohle konnte ſogar nicht voll gedeckt werden.
In den letzten Tagen fanden im Reichsarbeitsminiſterium
Ver=
handlungen mit einem Vertreter der öſterreichiſchen Regierung über
einen neuen Vertrag auf dem Gebiete der Sozialverſicherung ſtatt. Der
Vertrag ſoll das bisherige Abkommen vom 8. Januar 1926 dem jetzigen
Stande der Geſetzgebung auf beiden Seiten anpaſſen und zugleich auf
neue Gebiete ausdehnen.
In der Zeit vom 1. bis 19. Mai (14 Arbeitstage) belief ſich die
Kohlenförderung in Oſtoberſchleſien auf 1488 632 Tonnen, d. ſ. im
arbeitstäglichen Durchſchnitt 106 330 Tonnen gegen 109 870 Tonnen
im April.
In Brüſſeler Börſenkreiſen verlautet, daß die engliſche Courtaulds
Kunſtſeidengeſellſchaft der Celaneſe ein Fuſionsangebot gemacht habe.
Gleichzeitig wird bekannt, daß auch von ſeiten der Imperial Chemical
der Celaneſe Vorſchläge gemacht wurden über ein neues Verfahren zur
gemeinſamen Herſtellung von Acetat=Faſer.
KaMie che
anl. v. 27....
Baden Frei
ſtagt v. 27 ...
6% Bahern Frei
ſtaat v. 27.
20 Heſſen Volks
v. 28...
ſtge
euß.
Staats=
nl. v. 28....."
Sachſen
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ſtaat v. 27...
hüringer
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ſtaa: v. 27.....
Diche. Anl.
Auslo=
ngsſch. + 1/,
Ablöſungsan”.
Dtſche. Anl.
Ablö=
ungsſch. (Neub.)
Diche. Schurge
bietsanleihe. . . ."
2% Bad.=Bad. v. 26
6% Berlin v. 24.
8% Darmſtadi v. 2
7% Fril. a. M. v.2
2 Mainz v. 26...
Mannh. v. 26
8% Nürnber . 1 2
Di. Komm.
Sam=
mel=Ablö ſ.-Anl.
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Ser. I.
8% Ber Syp.=Bl.
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4.8
88
82
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49.5
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38
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8% Kom. Landes=
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8% Südd. Bod.=
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8% Württ. Hyp.=B.
Daimler Benz
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erlin v. 26.
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7% Ver. Stahlwke
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% VoigtckHäffner
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v. 1914......."
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1.Badgal
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4, Füngarn 1913
Frankfurter Kursbericht vom 3. Juni 1929.
4½/,% Ungarn 1914/ 24 85 Goldr.4½ 22.5 — Aktien. 94 Ig. Dt. Creditanſt. Z B2 Brauinduſtr. 97.5 Berl. Handelsgeſ 227.25 741 nm. u. Privatb. 87.5 97.5 Darmſt. u. Nt.=Bk. 270 Deutſche Bank .. 166.5 97.5 ff.-u. Wechſel= 126.5 97.75 bant".
mi ferei Diskonto=Geſellſch. 156.25 97.5 Dresdener Bank .. „5 Frankf. Bank.... . 1 98.5 Hyp.=Bk. 137.5 977.75
Pfdbr.=Bt. 1:
5 Gotha. Grundkr. B 1: .=Bank
Mein. 123.5 tteld. C
reditbk..
M. 89.5 Nürnb. Vereinsbk., Creditanſtalt. 33.75 Pfälz. Hyp.=Ban1. 143-, 82.5 k=Ant. .
Reichst 323 Rhein. Creditbl 91 Hyp.=Bank ... 155 Südd. Bod.=Cr. Wiener Banlverein 131. 138 A.=G. „ Verkehrsn 32 Dt. Eiſenb.=Geſ.
% Dt. Reichsbahr Vorzge .. ... 34 124 *
lohd .. . 116.5 Schantung=Eiſ Südd Eiſenb.=Geſ./123 17 Accum. Berlin. . .. 55 2 Adlerw. (v. Kleher) — % AEG. Vorzug 92.75 5 94
AEG. Stamm. . . .
Baſt Nürnberg ...
Bergm. El. Werke
BrownBroverickCie
Brüning & Sohn..
Buderus Etſen ...
Cement Heibelbere
Kariſtadt
Chem. WerleAlbert.
Chade ..........".
Daimler=Benz..."
. Dt. Atl.=Telegr.. . .
Eiſenh. Berlin.
„ Erdöl
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Gold= u. Silb.=Anſtalt.
„ Linoleumwerk.
chbaum. Brauer.
Elektr. Lich u. Kraft
iefer.-Ge
Eſchw. Bergwer
aſchinen
Fßlinger?
Ettlinger Spinnere
. G. Farbenindſtr.
Feinmech. (Jette
Fel 1. & Gnilleaum
Frkft. Gas .......
bol ........
Beiling & Cie
Zelſen B
Ge
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Un=
ternehmungen ..
Boldſchmidt Th. .
Gritzner Maſchinen
Grün & Bulfinger.
dafenmühle Frif!. 11.30
Hammerſen (O8n.
Harpener Bergbau
Henninger, Kempf. 4
Hilpert Armaturfb.
Hindrichs=Aufferm
Hirich Kupfer ...""
196.75
138.5
105
74
137.5
64
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118
122
169
349
30)
226
43
225
258.25
86.25
146
130
139
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86.9
165
148.5
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Hochtief Eſſen ...."
Holzmann, Phil. ..
Holzverk.=Induſtrie
Flſe Bergb. Stamn
Genü
Junghans Stamm
Kali Aſchers leben.
Salzdetfurth
Weſteregeln
Kammgarnſpinn
Karſtadt, N. . . . . ..
Klein, Schanzl. . ..
Klöcknerwerke .. ."
Kraftw. Alt=Wür
Lahmeyer & Co.
Lech, Augsburg
Löwenbr. Münch.
Züdenſcheid Metal/
Lus Gebr. Darmſt.
Maintr.=W. Höchſt.
Mainz. Akt.=Br.. .
Nannesm. Röh
Mansfeld. Bergb..
Mars=Werſe ...
Metallgeſ. Franift.
Miag. Mühlenbau
MontecatiniMailo,
Motoren fb. Darmſt.
Reckar). Fahrzeug.
Nicolay, Hofbr...!
Oberbedarf .. . ."
Oſterr. Alpine Mo
Otavi Minen ...
Beters Union Fr 1.1124
Phönir Bergbau./ 97.5
Reiniger, Gebb... . 11
Rh. Braunkohlen . 303
Elektr. Stamm /163
Stahlwerke. . 14131
Riebeck Montan".
Roeder Gb. Darmſt 1112.5
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B.
68
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212.5
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17.
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90
128
135.5
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Rütgerswerke ...."
Sachtleben A. G..
Schöfferhof=Bind..
Schramm Lackfa
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Schucker: Elektr.
darz Storchen.
Glasinduſt=
Siemens & Halske.
Strohſtof ſ. Ver.
Südd. Immobilien
Zucker=2
Svenska Tändſticks
Tellu=Bergbau.
Thür. Lie ..Geſ..
Tucher=Brauere:..
Unterfr. Krs.=Elek
rr.=Ver
Beithwerke .
Ver. . Chem.
Gummifabr
Berlin=Fran
Laurahütte
„ Stahlwerte
Ultramarin".
Zellſt. Berlin
Vogtländ. Maſchin.
Voigt & Haeffner.
Bayß & Freyta
Wegelin Rußfab=
Werger Brauerei..
Zellſtoff. Aſchaffbg.
Memel. . . . .
Waldho ..
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16
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102.5
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211
116
113
256
Allianz u. Stuttg.
Verſicherung .. .
Frkft. Allg. Verſ.=C
Frankona Rück= u.
Mitv. . . . .
Mannh. Berſich. ..
24.
957
Nummer 153
Dienstag, den 4. Juni 1929
Seite 13
Palast-
Lichtspiele
Nur noch heute:
HBG
Rgend ImAa
eine vorbildliche Harmonie von Frühlings-Landschaft, Volksleben und
Volkstypen
AA
A6
Adam und Eia
mit Reinhold Schünzel, „sogar fast liebenswert” sagt der „Volksfreund”
TV. 9465
Beginn 3½ Uhr
Bis einschl. Mittwoch:
Die Todeskurve v. Hillburg Rock
Reiter der Nacht
2 Sensationstilme — jeder auf seinem Gebiet — die Beachtung verdienen.
Beginn 3½ Uhr
N ORPHEUM
5. Sommerspielzelt Abends
Dir. Adalbert Steitter
815
4
Heute u. Täglich /
2
14
9
Die
G/Jazz-
Operette
mit Ria Urban
Sin der Titelrolle
9447 vom Stadttheater Mainz
Preise von 1.00 an Karten bei
Hugo de Waal, Rheinstr. 14.
Horfkgaftek oäfe
Heute Dienstag, den 4. Juni,
abends 8 Uhr
DP.
Kansher Hoider
Stadtorchester (St9468
Deutsche Blinden-Kunst
Städtischer Saalbau
Mittwoch, den 5. Juni, abends 8 Uhr
KONZERIT
des erblindeten Künstlerpaares
Ellen Probst u. Gustav Probst
(Geige)
(Sopran)
Am Flügel: Musikdr. Hans A. Hayn.
Werke von Viotti, J. Havdn. Hause
R. Strauß. Schumann, Brahms u s. w.
Karten und Programme an der Abendkasse.
Regste Beteiligung erbitten
*)
Die Konzertgeber.
Mitglieder des Reichsdeuischen Blinden-Verbandes e. V
Konzertflügel: Steinway & Sons von Piano
haus Karl Arnold & Sohn, Elisabethenstr. 2
Grodes Prühlingsnachtfest
mit Illumination
findet am Samstag, den 8. Juni, auf dem
Neuen Schießhaus
ſtatt. Tanzen frei. Gute Getränke, (9439b
Mittwoch, 5. Juni, 20½ Uhr, in der
Städt Akad. f. Tonkunſt, Eliſabethenſtr.
t
Oeffentlicher Portrag
Arnold Goebel, Frankfurt, Pfatrer in
der Chriſtengemeinſchaft.
Deutſche Kolonialarbeit!
Eine Führung in Bildern kreuz und quer
durch die ehemaligen deutſchen Kolonien,
Donnerstag, 6. Juni, abends 8,30 Uhr, im
Weißen Saale des Reſt. Chriſt, Grafenſtr.
Eintritt freil
Jungdeutſcher Orden e. V.
(9437
Bruderſchaft Darmſtadt.
ſchule Klara Bögel
inſelſtraße 15.
Wiederbeginn des Unterrichts
vom 1. Juni ab.
„Beſucht dasRheinbad Stockſtadt”
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Hessen zugelassenen Kraftfahrzeuge jeder Art nach dem Stand
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„Paßt auf!” warnte ihn Strann mit einer Beſorgnis, die
ungeheuchelt war, „der beißt Euch den Kopf ab.”
Aber Barry kümmerte ſich nicht darum. Gleichmütig dem
bösartigen Gebiß den Rüchen zukehrend, zog er dem Gaul die
Zügel über den Kopf. Der Wallach ſtellte ein Ohr auf und dann
das andere, und dann drängte er ſeine Schnauze liebkoſend gegen
Barrys Schulter.
Die Verſammlung quittierte darüber mit einer reichen Spende
erſtaunter Flüche.
ſchlug Barry vor, ſeine ſanften Augen auf Jerry Strann gerichtet.
„Well” knurrte der. „Soll ich doch verdammt ſein!“
Dann fügte er gelaſſener hinzu: „Gemacht! Haltet Ihr ihm
den Kopf, dafür verpflichte ich mich, daß ich das Bieſt reiten
werde, ohne die Zügel anzufaſſen. Soll’s gelten?”
Barry ſtimmte mit einem traumverlorenen Nicken zu. Seine
ſchlanken Finger liebkoſten die ſamtene Schnauze des Wallachs,
und er redete dem Tier mit halblauter Stimme zu — Worte ohne
Sinn vielleicht, wie ſie Mütter gebrauchen, um ihre weinenden
Kinder zur Ruhe zu bringen. Als Jerry Strann den Fuß in
den Steigbügel ſetzte und die Zügel mit den Händen faßte, ſchien
das ſchwarze Pferd in ſich zuſammenzukriechen. Ein Schauer
lief über das Fell. Es war ein unerfreulicher Anblick, wie bei
einem Hund, der ſich vor der aufgehobenen Peitſche duckt. Es
war ſogar noch ſchlimmer, es wirkte wie der Abſcheu eines
Man=
nes, der aus Verſehen ein unreines Tier angefaßt hat. Keiner er, „aber einmal iſt keinmal. Mit dem Gaul habe ich noch nich!
der Umſtehenden wagte einen Laut. Jedes Grinſen war von
den Geſichtern wie weggewiſcht. Jerry Strann ſchwang ſich mit
giner müheloſen Bewegung in den Sattel.
Und da ſaß er und probierte die Steigbügel. Es erwies fich,
daß ſie ihm um ein paar Zoll zu kurz waren; aber er weigerte
ſich, ſie längerſchnallen zu laſſen. Er faßte die Reitpeitſche feſter
und drückte ſich den Hut in die Stirn.
„Laß ihn los!” ſchrie er. „Heiii!”
Der ſchrille Ruf gellte die Straße entlang, und das Echo gab
ihn bellend von Wand zu Wand zurück. Eine Sekunde verging.
Das Pferd rührte ſich nicht vom Fleck. Es ſtand mit wildem
Zittern, die flammenden Augen auf ſeinen Herrn gerichtet. Barry
hob die Hand.
Und dann geſchah es! Wie wenn eine bis zum äußerſten
ge=
bogene Feder in die alte Lage zurückſpringt, ſchwirrte der Rappe
herum wie ein Kreiſel, und Strann rutſchte wie ein Sack auf die
linke Seite hinüber. Bevor er ſich wieder zurechtſetzen konnte,
war der Wallach davongeſchoſſen wie ein Pfeil. Die Fahrt ging
nicht weit — kaum ſo weit wie die Breite der Straße betrug, dann
gewaltiges Hindernis zu nehmen, und landete ſteifbeinig mit
einem Ruck, der einen ſchon beim Zuſehen ſeekrank machen konnte.
Schließlich wirbelte er wieder wie ein wahnſinniger Kreiſel
her=
um und ſchoß den Weg zurück, den er gekommen war. Und Jerry
Strann zog aus Leibeskräften an den Zügeln — trotz allem, was
er verſprochen hatte —, aber die kurzen Steigbügel behinderten
ihn, und bei aller Aufmerkſamkeit hatte das plötzliche Losſchnellen
des Pferdes ihn überrumpelt. Als der Wallach auf ſteifen Beinen
landete, wurde Jerry nach vorne geſchleudert und ſein linker Fuß
verlor den Halt im Steigbügel. Dann kam das wirbelnde
Dre=
hen, und Jerry flog aus dem Sattel. Es war ein ſauber
durch=
geführter Trick. Er überſchlug ſich in der Luft und plumpſte in
den Staub, wo er am dickſten war. Der Wallach lief zu ſeinem
Herrn zurück, ſchnellte mit der ihm eigenen Katzenhaftigkeit
her=
um und beobachtete mit aufgerichteten Ohren, wie Strann ſich
langſam aus dem Staub zuſammenklaubte.
Kein lautes Auflachen, kein einziger Hurraruf begrüßte das
„Ich werde ihm den Kopf feſthalten, bis Ihr im Sattel ſeid”, Ereignis. Nicht ein Geſicht von denen, die dem zurückkehrenden
Strann entgegenſtarrten, verzog ſich auch nur zum leiſeſten
Lä=
cheln. Der dicke OBrien hatte von der Tür ſeiner Kneipe aus
alles mit angeſehen; jetzt legte er einem Mann, der neben ihm
ſtand, die Hand auf die Schulter und flüſterte ihm ins Ohr: „Es
wird Krach geben, Billy! Einen immenſen Radau gibt’s! Macht
dich auf die Socken und hole Fatty Matthews — ſie haben ihn
neulich zum Konſtabler gemacht — und bring’ ihn her ſo raſch
wie möglich! Mach’ trab!"
Der Mann ließ ſich noch die Zeit, einen letzten Blick auf Jerry
zu werfen, und eilte dann ſchleunigſt die Straße hinunter.
Es gilt als beſonders fein, auch dort oben, wenn ein Mann
das Spiel verliert und doch dazu lächeln kann, aber das Lächeln,
mit dem Jerry Strann langſam zu ihnen zurückkam, tat ſeinem
Anhang förmlich weh.
„Jeder fliegt gelegentlich mal in den Dreck!” philoſophierte
das letzte Wort geſprochen!“
Barry wandte ſich ihm zu. Wenn auf ſeinem Geſicht auch vur
ein Anflug von Spott zu finden geweſen wäre, ſo wären wohl
auf der Stelle die Revolver in Aktion getreten. Aber es war wie
vorher. Die großen braunen Augen ſchienen eher um
Entſchuldi=
gung zu bitten.
„Von zweimal verſuchen war eigentlich nicht die Rede”,
be=
merkte er.
„Dann werden wir jetzt darüber reden”, ſagte Strann.
Einer war unter den Zuſchauern, der ſchon zu alt war, um
für gefährlich zu gelten, und deshalb war er der einzige, der es
ſich herausnehmen konnte, mit Strann ein offenes Wort zu reden.
Das war der dicke OBrien.
„Jerry”, ſagte er, „Mann, du haſt ſelbſt geſagt, was das
Spiel ſein ſoll, und du haſt verloren. Kalkuliere, du willſt dir
nicht nachſagen laſſen, daß du nicht ehrlich verlieren kannſt. Keiner
ſpielt zweimal um denſelben Einſatz
Jerry Stranns ſonſt lichtbraune Augen waren grau vor Wut,
als ſein Blick von OBrien zu den Umſtehenden und von ihnen
ſtieg er in einem jähen Sprung hoch in die Luft, als habe er ein zu Satan und von Satan zu deſſen ſanftmütigem Herrn hinüber=
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ſchweiften. Nirgends verriet ihm ein trotziger Blick oder ein
ver=
ächtliches Zucken um die Mundwinkel eine willkommene
Gelegen=
heit, ſeiner Galle Luft zu machen. Er ſtand eine Weile in
un=
ſchlüſſiger Wut, dann war ſein beſſeres Selbſt Sieger in dem
wilden inneren Kampf geblieben.
„Kommt alle mit rein!” ſchrie er. „Wir werden einen ſaufen
und den ganzen Kram vergeſſen.”
Gewitterwolken.
O’Brien drängte ſich dicht an Barry heran. „Nachbar”.
ſagte er haſtig, „Ihr ſeid jetzt gut davongekommen. Mann, wenn
Ihr bloß wüßtet, in was Ihr da beinahe hineingeraten wäret!
Die Hölle iſt ein Kinderſpiel dagegen! Ich ſag’s Euch, Mann,
jetzt kleitert ſchleunigſt auf Eueren Gaul und gebt ihm die
Peit=
ſche, bis ihr Brownsville ein tüchtiges Stück im Rücken habt, und
wenn Ihr für einen guten Rat Verwendung habt, dann ſag’ ich
Euch, Ihr wagt Euch in Zukunft beſſer nicht mal einen
Tag=
marſch weit an die Drei B.s heran.
Die milden braunen Augen öffneten ſich erſtaunt.
„Ich kann ſo viele Menſchen nicht ausſtehen”, murmelte
Barry vor ſich hin.
„Mann,” grinſte der Schankwirt, „Bubi, du haſt mehr Grütze
im Kopf, als du ſelbſt noch weißt. Mach’, daß du dich trollſt.”
Und er machte kehrt, um ſich den Leuten anzuſchließen, die
in ſeine Kneipe ſtrömten. Aber Jerry Strann hatte außen an
der Tür haltgemacht. Er ſpähte aufmerkſam umher und ſah, wie
Barry unſchlüſſig unter den Nachzüglern herumſtand.
„Na, kommt Ihr nicht?” rief er.
„Ich habe ne Verabredung”, antwortete die ſamtige Stimme.
„Ihr habt hier auch ine Verabredung”, entgegnete Strann
ſpöttiſch. „Verſtanden?!”
Der andere zögerte und ſeufzte dann tief auf. „Denke, ich
werde bleiben,” murmelte er und ging in den Schankraum. Jerry
Strann lächelte, das peinliche Lächeln, das ſeine ſämtlichen Zähne
zeigte. Als Barry an ihm vorbeiſchritt, ſagte er ſanft: „Ich ſeh
ſchon, wir beide werden miteinander keinen Krach haben”, und
hob die Hand, um den anderen, der kleiner war als er, auf die
Schulter zu klopfen. Seltſam genug verfehlte die Hand ihr Ziel,
denn Barry ſchnellte blitzgleich zur Seite, wie ein Wolf ſich vor
einem ſtürzenden Aſt zur Seite ſchnellt. Es war kaum zu ſehen,
es erforderte bei ihm kein plötzliches gewaltſames Anſpannen der
Muskeln, ſondern geſchah ſo ſacht und gleitend, daß es faſt
un=
bemerkbar blieb, aber Stranns Hand plumpſte in die leere Luft.
„Ihr ſeid fix, Mann”, meinte er, „wenn Ihr ſo fix mit den
Händen ſeid wie mit den Beinen ...
Barry blieb ſtehen, und ſeine melancholiſchen braunen Augen
ruhten voll auf Stranns Geſicht.
„Verdammt”, ſchnarrte der und drehte ſich auf dem Abſatz
herum. „Was zu trinken her!” kommandierte er am Schanktiſch.
Hinten im Raum ſchrie einer auf. Man hörte ein Knurren.
„Großer Gott, ein Wolf!” kreiſchte einer.
(Fortſetzung folgt.)
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Aufforderung zur Zeichnung
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72o Anleihe des Deutschen Reiches von1929
Wie bereits durch die Preſſe bekannt gegeben, wird die Zeichnungsfriſt auf
die obige Anleihe
bis zum 8. Juni ds. Is. einschließlich
verlängert. Der Zahlungstermin für die erſte Rate von 40%, deren Fälligkeit nach den
bis=
herigen Beſtimmungen auf den 8. Juni ds. Js. feſtgeſetzt war, iſt auf den 12. Juni d8. Js,
ver=
legt worden. Die übrigen Zahlungstermine — weitere 309½ bis zum 5. Juli ds. Js. und
reſt=
liche 300 bis zum 5, Auguſt ds. Js. — bleiben unverändert, Jederzeitige Vollzahlung ſowie
frühere Einzahlung der Raten ſind nach wie vor zuläſſig.
Der Zeichnungspreis beträgt gemäß den früher veröffentlichten Zeichnungsbedingungen
992/0
unter Verrechnung von Stückzinſen
Die Anleihe iſt befreit von
1. der Bermögensſteuer
2. der Erbſchaftsſteuer, ſoweit es ſich um vom Erblaſſer ſelbſtgezeichnete Anleihen
handelt.
der Einkommenſteuer bezüglich der Zinſen und ſonſtigen Erträgniſſe.
4. Ein Steuerabzug vom Kapitalertrag findet nicht ſtatt.
Zeichnungen können außer bei der Reichsbank bei allen Banken, Bankiers, Sparkaſſen
und Kreditgenoſſenſchaften angebracht werden. Im übrigen finden die Bedingungen der
Zeich=
nungsaufforderung vom 17. Mai 1929 Anwendung.
Berlin, den 31. Mai 1929
Der Reichsminiſter der Finanzen
Dr. Hilferding.
(V,9418