Darmstädter Tagblatt 1929


16. Mai 1929

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Nummer 135
Donnerstag, den 16. Mai 1929.
192. Jahrgang

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Sor dem abeiten Amerntäftag veo oraf geppeiin

* Mirinchten.

Murt uue Bonnermag fräg.
Die Genehmigung zum Ueberfliegen franzöſiſchen
Gebiels erkeilt.
Friedrichshafen, 15. Mai.
Dr. Eckener teilte heute mittag bei einer Beſprechung der
Lage im Kurgartenhotel den anweſenden Vertretern der Preſſe
mit, daß er ſich nunmehr endgültig entſchloſſen habe,
am Donnerstag früh6Uhr mit dem Graf Zeppelin zur
Fahrtnach Amerika auf=
zuſteigen
. An die Fahrgäſte
iſt die Weiſung ergangen, ſich
bis ½6 Uhr in der Halle ein=
zufinden
. Das Luftſchiff wird
vorausſichtlich direkten Weg über
Frankreich nehmen. Der Graf
Zeppelin wird vorausſichtlich
von Baſel aus Frankreich ent=
weder
in Richtung auf die Loire=
Mündung oder auf Cap Fini=
ſtere
überfliegen. Die Wetter=
lage
auf der ſüdlichen Route
über die Azoren und die Ber=
mudas
iſt, da dort ein ausge=
dehntes
Hochdruckgebiet vorhan=
den
iſt, als ſehr gut zu bezeich=
nen
. Dr. Eckener rechnet damit,
daß die Fahrt etwa 6570 Std.
dauern und das Luftſchiff am
Samstag nachmittag oder abend
in Amerika ankommen wird.
*
Die Agentur Havas ver=
Linie
st
öffentlicht folgende Mitteilung
R
des franzöſiſchen Außenmini=
ſteriums
: Das franzöſiſche
Außenminiſterium iſt vor einer e
Woche von der deutſchen Regie=
rung
mit dem üblichen Antrag
auf Genehmigung des Ueber=
Der
fliegens franzöſiſchen Gebietes
franzöſiſchen Gebietes ſei er=
laubt
in den Stunden des Vormittags, die der Zeit des Abfluges
von Friedrichshafen entſprechen. Selbſtverſtändlich würde keinerlei
Einwendung erhoben werden, wenn ſich dieſe Zeit entſprechend
ändere, falls die Zeit des Abfluges ſelbſt geändert werde. Im
übrigen ſtehe es unter den üblichen Vorbehalten betreffend die
militäriſchen Zonen dem Luftſchiff frei, den Weg einzuſchlagen,
den es nach Lage der atmoſphäriſchen Bedingungen für richtig
halte.
Suſi an Bord.
59 Köpfe reiſen am Donnerstag mit dem Graf Zeppelin
nach Amerika. Der 60. gehört einem Gorilla. Beſſer geſagt einer
Gorilla, denn der Affe iſt eine ſie und der einzige weibliche
Paſſagier an Bord. Suſi freut ſich ſchon auf die Ehre, der erſte
Luftſchiffpaſſagier der großen Affenfamilie zu werden. Zahlreiche
Photographen und Filmoperateure ſind bereits eingetroffen, um
das Kind der hannoverſchen Tierhandlung in Ruhe zu knipſen
oder den denkwürdigen Augenblick auf ihren Film zu bannen.
Die größte Senſation wird jedoch Chicago haben, denn Frau
Gorilla beabſichtigt im dortigen Zoologiſchen Garten abzuſteigen.
Traurig iſt ſie lediglich, daß ihr Gatte ſie nicht begleiten kann.
Er hat zurückbleiben müſſen. Wahrſcheinlich deshalb, weil die
Einwanderungsquote ſchon voll war. Hoffentlich wird es Frau
Gorilla über dem Ozean nicht zu kalt werden. Es war bereits
berichtet, daß die Schiffsleitung mit Kälteeinbrüchen von Norden
her rechnet. Der Grund dafür iſt in der allgemeinen Wetter=
lage
zu ſuchen. Da dem Luftſchiff auf dem kürzeſten Wege über
Irland und Neufundland viele Tiefs, Gegenwinde und Regen
begegnen werden, iſt anzunehmen, daß das Luftſchiff weder dieſen
Weg noch den Kurs der Dampferſtraße, ſondern einen längeren
Weg im Süden wählen wird, vielleicht über Bordeaux, die Azoren,
Bermudas oder über GibraltarFunchal-Bermudas, oder noch
weiter ſüdlich an der Grenze des Nordoſt=Paſſates entlang. Da
bei der letzten Flugſtrecke die Ausſichten auf mitlaufende Winde
am größten ſind, wäre dies der günſtigere, aber auch der längſte
Weg. Hier hätte das Luftſchiff 12000 Kilometer zurückzulegen,
im Gegenſatz zu den 6500 Kilometern der nördlichſten Route.
Vor dem Aufſtieg.
An der Fahrt des Graf Zeppelin nach Lakehurſt, die be=
kanntlich
bis Mittwoch nachmittag verſchoben worden iſt, werden ſich
nach der nunmehr feſtſtehenden Paſſagierliſte 18 Fahrgäſte be=
teiligen
; darunter der Kommandant Clarke von der Flugſtation
Lakehurſt, eine amerikaniſche Dame und mehrere Preſſevertreter.
Die Fahrgaſtliſte weiſt acht Deutſche, fünf Amerikaner, zwei

ehemalige Ruſſen, einen Spanier, einen Engländer und eine vor=
läufig
nur dem Vornamen nach bekannte Amerikanerin auf. In=
tereſſant
iſt übrigens, daß auch Ingenieur Alexander von Kryha,
der Erfinder der bekannten Chiffriermaſchine, zu den Fahrgäſten
des Luftſchiffes zählt. Herr v. Kryha, deſſen Maſchinen in Europa
weitgehend eingeführt ſind, beabſichtigt die Verwertung ſeiner
Erfindung in den Vereinigten Staaten von Amerika mit einer
erſten Finanz= und Fabrikationsgruppe an Ort und Stelle durch=
zuführen
. Gleichzeitig wird er auf der Fahrt des Luftſchiffes,
deſſen Chiffrierdienſt mit den Kryha=Chiffriermaſchinen ſchon auf
der erſten Amerikafahrt getätigt wurde, perſönlich wiſſenſchaftliche
und praktiſche Verſuche mit ſeinen Maſchinen anſtellen.

Großes Inkereſſe an der neuen Ozeanüberquerung.
Im Luftſchiffbau und auf den Straßen der Stadt herrſchte
während des ganzen Tages reges Leben und Treiben. Neben
Schulklaſſen und Wandervereine belebten das Werftgelände
Autos mit Journaliften, Filmleuten und Paſſagieren, die die
neueſten Nachrichten über den bevorſtehenden Start des Luft=
ſchiffes
in Erfahrung bringen wollten. Auch der bekannte Polar=
forſcher
Frithjof Nanſen iſt eingetroffen und hatte mit Dr.
Eckener über die Ergebniſſe der Berliner Beratungen des For=
ſchungsrates
der Aeroarktik über die Polarfahrt des Graf
Zeppelin eine längere Unterredung. An dem Luftſchiff ſelbſt
wurden allenthalben die letzten Vorbereitungen getroffen. Die
Maſchiniſten überprüften nochmals die Motore. Betriebsſtoff
wird eingefüllt und in der Hauptgondel dieſe und jene Reparatur
vorgenommen. Im Laufe des Nachmittags wurde
auch derkleine, drei Jahre alte Gorilla gebracht.
Photographen und Filmleute ſuchten das aus Kamerun ſtam=
mende
Tier, Suſi genannt, mit dem Schiffsrumpf im Hinter=
grund
im Bilde feſtzuhalten.
Vier blinde Paſſagiere in Friedrichshafen
feſtgenommen.
Am Mittwoch morgen wurden auf der Werft des Luftſchiff=
baues
wiederum drei junge Leute entdeckt, die ſich als blinde
Paſſagiere an der Amerikafahrt des Graf Zeppelin beteiligen
wollten. Zwei von ihnen hatten am Tage vorher das Luftſchiff
beſichtigt und ſich abends in die Halle einſchließen laſſen, wäh=
rend
der dritte während der Nacht über den Zaun geklettert war.
Einer der Feſtgenommenen, ein junger Holländer namens G. T.
Kuyſer, der vor einigen Tagen aus Amſterdam nach Friedrichs=
hafen
gekommen war, trug einen Monteuranzug und wollte ſich
beim Abflug in dieſer Kleidung an Bord des Luftſchiffes ſchmug=
geln
. Die beiden anderen ſind junge Deutſche, der 20jährige
Autoſchloſſer Richard Karge aus Bremen und ein 26 Jahre alter
Gerbereiarbeiter aus Murhardt in Württemberg. Die drei unge=
betenen
Gäſte wurden in Haft genommen, da der Luftſchiffbau
nunmehr, wie bereits angekündigt, gegenüber blinden Paſſa=
gieren
von ſeinem Recht zur Stellung eines Strafantrags Ge=
brauch
machen wird. Am Nachmittag wurde ein weiterer blin=
der
Paſſagier, ein 17jähriger Hilfsarbeiter aus Freiburg, in der
Halle entdeckt, als er eben im Begriff war, von oben durch das
Gasſchachtventil in das Luftſchiff hinabzuſteigen. Der junge
Mann hatte ſich mit einer vollſtändigen Wildweſtausrüſtung,
mehreren Meſſern, einer Reitpeitſche, Laſſo und Signalpfeife,
verſehen. Er wurde feſtgenommen, da auch gegen ihn Straf=
antrag
geſtellt werden wird.

Von
D. Dr. M. Schian.
Das deutſche Volk hat immer an einem bemerkenswerten
Mangel an Wirklichkeitsſinn gelitten. Auf dieſem Mangel beruht
auch ſeine geringe Veranlagung für die Politik, die als Kunſt des
Möglichen durch und durch und ganz und gar auf der Kenntnis
und Erkenntnis der Wirklichkeit beruht. So ſtark aber, wie in
den letzten anderthalb Jahrzehnten, iſt der Mangel an Wirklich=
keitsſinn
noch kaum in irgend einer Periode der deutſchen Ge=
ſchichte
hervorgetreten.
Von anderthalb Jahrzehnten rede ich. Ich ſchließe alſo die
Kriegszeit ein. Die ungeheure Nervenſpannung dieſer Jahre
läßt es begreiflich erſcheinen, daß damals für nüchtern=kritiſche
Betrachtung der Wirklichkeit wenig Raum blieb. Die vaterlän=
diſche
Begeiſterung in Millionen deutſcher Herzen war ſolchem
ruhigen Wirklichkeitsſinn natürlich auch nicht günſtig. Aber daß
es daran in dem Maß fehlte, wie es tatſächlich der Fall war,
das war doch nur aus der allgemeinen Volksart zu erklären.
Weiteſte Schichten gaben ſich immer noch einem uferloſen Opti=
mismus
hin, als für jeden, der ſehen wollte, der drohende Unter=
gang
ſich bereits ganz deutlich abzeichnete. Daher dann der raſche
Rückſchlag, die Anklage auf Irreführung und Verheimlichung!
Der Krieg ging zu Ende. Seine Lehren waren wahrhaftig
ernſt genug. Sie mußten gerade das deutſche Volk gründlich aus
allen Himmeln reißen. Aber weit gefehlt: weite Schichten des
Volkes wechſelten wohl die Front, ſchufen ſich eine andere
Ideologie; aber ideologiſch dachten ſie nach wie vor. Unſere Ma=
troſen
glaubten feſt, daß auch die engliſche Flotte die rote Fahne
zeige. Unſere Soldaten waren wenigſtens zum großen Teil davon
überzeugt, daß, ſobald Deutſchland die Waffen niederlege, allge=
meine
Brüderſchaft herrſchen werde. Weite Maſſen glaubten be=
ſtimmt
zu wiſſen, daß es nur eines deutſchen Anfangens bedürfe,
um die feindlichen Mächte zu einem gerechten Frieden zu bringen.
Als der Waffenſtillſtand erbeten wurde, rechneten drei Fünftel
des deutſchen Volkes mit Sicherheit auf Wilſon. Als Wilſon ver=
ſagte
, bauten ſie auf den Völkerbund. Der Friede von Verſailles
ſchien manchem die Augen zu öffnen. In Wirklichkeit ſchloſſen
ſich die Augen ſehr bald wieder. Wie viele haben dieſen entſetz=
lichen
Frieden gar nicht ſo entſetzlich gefunden, weil ſie leichthin
meinten, daß der Beſitz die Folgen tragen werde!
Ja, noch mehr: breite Schichten haben die Niederlage in dem
furchtbaren Krieg in geradezu unbegreiflicher Selbſttäuſchung in
einen Sieg umgedeutet! Ihnen wurden wie das dem Deut=
ſchen
ſo leicht geſchieht die außenpolitiſchen Ereigniſſe klein, die
innenpolitiſchen dagegen rieſengroß und wichtig. Die Abtrennung
weiter Landſtriche, die Beſetzung des Rheinlandes, die Losreißung
Oſtpreußens wurde ihnen unbedeutend gegenüber dem Sturz der
Monarchien und der Aufrichtung der Republik. Wer ſich an die
Zeit vor den Wahlen zur Nationalverſammlung im Januar 1919
zurückerinnert, ſtaunt darüber, in welchem Maß damals die Um=
geſtaltung
der Staatsform als das große, herrliche Ergebnis ge=
feiert
wurde; alles andere trat dahinter zurück. Wir dürfen
ruhig ſagen: die Wirklichkeit trat ganz in den Hintergrund.
Die furchtbare Wirklichkeit des verlorenen Krieges, der verlorenen
politiſchen Machtſtellung (da Macht überhaupt unſittlich ſchien,
war dieſer Verluſt für die ganz echten Ideologen ſogar ein Aktiv=
poſten
!), der vernichteten wirtſchaftlichen Lebenskraft, der Schul=
denhaftung
an die Gegner ſahen viele gar nicht. Wer an dieſe
Dinge erinnerte, wurde als Störenfried betrachtet. Wer ſie gar
für wichtiger als die innerpolitiſchen Wandlungen erklärte, wurde
des groben Mangels an Idealismus bezichtigt.
Beſonders unbegreiflich war, daß dieſer Mangel an Wirk=
lichkeitsſinn
ſich auch auf die finanziellen Fragen ausdehnte.
Freilich war das eine Art notwendiger innerer Konſequenz. War
der Ausgang des Krieges durch die Beſeitigung des alten
Syſtems des Obrigkeitsſtaats, der Monarchien, des Mili=
tarismus
eigentlich ein Sieg geworden, ſo mußte ſich dieſer Sieg
anſcheinend auch wirtſchaftlich auswirken. Daß die Inflation den
Beſitzenden ihr Hab und Gut nahm, war für die Nichtbeſitzenden
natürlich kein Gegenbeweis. Sie wenigſtens wollten auf alle
Fälle die Gewinnenden ſein. Und ſie erreichten tatſächlich, was ſie
vorher nicht hatten erreichen können, zumal in einem ins Breite
gehenden Ausbau der ſozialen Geſetzgebung, beſonders der Ar=
beitsloſenverſicherung
. Aber auch in anderen Beziehungen muß
man feſtſtellen, daß die Wirklichkeit der Verarmung des deutſchen
Volkes unendlich vielen auch nicht entfernt zum Bewußtſein ge=
kommen
iſt. Was iſt ſeit Kriegsende an öffentlichen Gebäuden
gebaut worden! Was iſt in großzügigen und koſtſpieligen kul=
turellen
Reformen ins Werk geſetzt worden! Es war, als fehlten
alle Hemmungen. Daß das parlamentariſche Syſtem, daß die
Rivalität der Parteien dabei mitſprach, iſt klar. Aber möglich
war dies alles doch nur, weil man die Wirklichkeit nicht ſah.
Ob jetztder Umſchwung da iſt? Breitſcheid ſagt, das Waſſer
ſtehe uns bis zum Halſe. Erfahrungen, die uns zur Wirklichkeit
zurückführen ſollten, haben wir haufenweiſe gemacht. Was das
Jahr 1929 bisher gebracht hat, müßte eigentlich auch den roſen=
roteſten
Optimismus vernichten. Die Abrüſtungsverhandlungen
in den Kommiſſionen des Völkerbundes ſind ausſichtslos: Das iſt
jetzt auch für den Blinden klar. In der Minderheitenfrage kommt
der Völkerbund gleichfalls keinen Schritt weiter, weil er nicht
will. Alle Energie konzentriert ſich auf die politiſche Niederhal=
tung
und wirtſchaftliche Ausſaugung Deutſchlands. Die Pariſer
Konferenz wird uns unerhörte Laſten auflegen; kein Menſch weiß,
wie wir ſie tragen ſollen. Die Mittel des Reichs ſind erſchöpft,
Selbſt ein reichlich ſozialdemokratiſch durchſetztes Reichskabinett
ſieht, daß es mit der Arbeitsloſenverſicherung in dieſer Form
nicht weitergehen kann. Sieht unſer Volk jetzt die Lage, wie ſie
iſt? Sind ihm nun die Augen offen für die Wirklichkeit?
Man ſollte es hoffen. Aber in demſelben Augenblick, in dem
die angeführten Tatſachen ihre erſchütternde Sprache zu uns
reden, meldet ſich der Bolſchewismus. Nichts iſt ihm wich=
tiger
als das Recht auf die Straße, nihts notwendiger als der
Kampf gegen die Ordnung. Was denken ſich die Maſſen, die die
Diktatur des Proletariats fordern? Sofern Maſſen überhaupt

Das Luftſchiff verbindet die Konkinenke.

befaßt worden. Das franzöſiſche. Der Amerikaflug des G=af Zeppelin erinnert an die großen Weltverkehrsprobleme, die das
Außenminiſterium hat nach Be= Luftſchiff zu löſen hat. f Zeppelin ſelbſt wird auch nach ſeiner Amerikafahrt wichtigen
fragung der intereſſierten tech= Forſchungs= und Verkehrsauſsaben dienen, während in England und in den Vereinigten Staaten
niſchen Behörden der deutſchen weitere Schiffe gebaut werden, deren Konſtruktion durch die Pionierarbeit des großen deutſchen Er=
finders
ermöglicht wurde. Unſere Karte zeigt die geplanten Routen: A: Der Amerikaflug des
Regierung am 14. Mai geant= Graf Zeppelin, B: Engliſches Projekt: England-Kairo-Kapſtadt mit R. 100 (in Bau).
wortet, daß das Ueberfliegen C: Spaniſches Projekt: Transozeandienſt BarcelonaSüdamerika mit Graf Zeppelin. D: Luft=
franzöſiſchen
Gebietes zu den ſchiffdienſt England Indien mit dem engliſchen Luftſchiff R. 101 (in Bau). B: Projekt der
beantragten Bedingungen ge= internationalen arktiſchen Studiengeſellſchaft: Alaska-Nordpol mit Graf Zeppelin, P: Luftſchiff=
ſtattet
werde. Das Ueberfliegen, dienſt über den Stillen Ozean mit zwei zu bauenden Schiffen der amerikan. Goodyear Zeppelin Co.

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Geite 2

Donn rstag, den 16. Mai 1929

Jummer 135

denken, muß man annehmen, daß ſie durch die Diktatur des Prole=
tariats
das deutſche Elend zu beſeitigen hoffen. Es liegt nach
ihrer Meinung eben wieder nur an der herrſchenden Klaſſe ( ein=
ſchließlich
Sozialdemokratie), wenn die Dinge nicht gut gehen.
Sie ſehen alſo auch jetzt nicht, wie die Dinge liegen. Sie ſind auch
jetzt noch blind gegen die furchtbare Wirklichkeit. Sie glauben
wieder (wie 1918) durch einen Wechſel des innerpolitiſchen Syſtems
eine Verluſtbilanz in eine Gewinnbilanz umwandeln zu können.
Sie ſehen nicht, daß Deutſchlands Wirtſchaft durch Umſtände, die
zu ändern keine deutſche Regierung die Macht hat, geknebelt iſt.
Sie ſehen nicht, daß die Gläubigerſtaaten ihre Forderungen mit
allen Mitteln einzutreiben entſchloſſen ſind. Sie ſehen nicht, daß
die Aufhebung der inneren ſtaatlichen Ordnung Deutſchland ſo=
fort
dem Untergang preisgeben würde. Auch der Teil der Wirt=
ſchaft
, der noch arbeitet, würde lahmgelegt ſein. Und Frankreich
würde ſich mit billigen Vorwänden ſeine Pfänder zu ſichern wiſſen.
Iſt der Mangel an Wirklichkeitsſinn wirklich unaustilgbar?
Kann nichts uns helfen?
Soviel iſt deutlich: raſch geht die Wandlung ſicher nicht. Wir
müſſen nur dahin arbeiten, daß ſie überhaupt Fortſchritte macht.
Unſer Volk muß lernen, die Wirklichkeit ſehen, wie ſie iſt. Davon
hängt ſein Leben ab!

Proletgriſcher Selbſtiſchut ſtakt Rotfronk.
* Berlin, 15. Mai. (Priv.=Tel.)
Im Preußiſchen Landtag iſt von einem kommuniſtiſchen
Abgeordneten beſtätigt worden, daß die Berliner Mai=
Unruhen am 1. Auguſt eine Neuauflage erleben
ſollen. Auch das kommuniſtiſche Zentralblatt in Paris, die
Humanité, hat dieſe Ankündigung gebracht. Die Kampagne
wird jetzt auch von dem kommuniſtiſchen Organ Der Klaſſen=
kampf
der die verbotene Rote Fahne erſetzt, eingeleitet und
es werden die zu treffenden Maßnahmen geſchildert. Es ſoll
nicht nur innerhalb der Sozialdemokratiſchen Partei Zer=
ſetzungsarbeit
geleiſtet werden, Lohnkämpfe ſollen veranlaßt und
Maſſenverſammlungen abgehalten werden. An Stelle des
aufgelöſten Roten Frontkämpferbundes ſoll
ein proletariſcher Selbſtſchutz treten und außer=
dem
eine allgemeine Propaganda für die Wehr=
haftmachung
des revolutionären Proleta=
riats
in die Wege geleitet werden. Schließlich wird noch die
Anwendung illegaler Arbeitsmethoden verlangt, um das Wie=
dererſcheinen
der verbotenen kommuniſtiſchen Parteipreſſe mög=
lich
zu machen. Die Kommuniſten übernehmen jetzt alſo offen die
Verantwortung für die Aktion, die ſie am 1. Auguſt planen, wäh=
rend
ſie in den Maitagen den Rotfrontbund und raſch gewählte
Maikomitees als die Verantwortlichen vorſchoben. Es fragt
ſich allerdings, ob die Länderregierungen bereit ſein werden,
dieſem Treiben ein Ende zu bereiten. In Preußen iſt jedenfalls
verſchiedentlich die Beobachtung gemacht worden, daß die Roten
Frontkämpfer ungeſtört durch die Polizei demonſtrieren konnten.
Da die Kommuniſten mit neuer Zerſetzungsarbeit am Werke
ſind, werden wohl auch am 1. Auguſt die Folgen nicht aus=
bleiben
.

Auf der in der vorigen Woche ſtattgefundenen Länderkon=
ferenz
der Innenminiſter ſind zwar keine Beſchlüſſe gefaßt wor=
den
, doch kam man ſtillſchweigend überein, ſich dem Vorgehen
Preußens anzuſchließen, auf Grund des von dem Reichsinnen=
miniſter
vorgelegten Materials den Roten Frontkämpferbund zu
verbieten. Das iſt auch beinahe überall geſchehen. Braunſchweig
hat ſich geweigert, in der Weiſe vorzugehen, ſo daß ſich der
Reichsinnenminiſter veranlaßt geſehen hat, auf Grund des Ge=
ſetzes
vom 23. 3. 1921 die braunſchweigiſche Landesorganiſation
aufzulöſen. Dieſes Geſetz wendet ſich bekanntlich gegen alle
politiſchen Vereinigungen, die den Charakter militäriſcher Or=
ganiſationen
tragen. Das anhaltiſche Staatsmini=
ſterium
hat nun ebenfalls den Roten Front=
kämpferbund
, der, wie verlautet, ſeine Reichstagung nach
Deſſau verlegen wollte, aufgelöſt. Auf Erſuchen des Reichs=
innenminiſteriums
iſt der Rote Frontkämpferbund,
einſchließlich der Roten Jungfront, durch Verfügung des Olden=
burgiſchen
Staatsminiſteriums vom 14. Mai ab auch für das
Gebiet des Freiſtaates Oldenburg aufgelöſt
worden. Das Vermögen iſt zugunſten des Reiches beſchlag=
nahmt
. Das Verbot iſt nicht zuletzt deshalb erfolgt, weil die
Abſicht beſtand, das Rotfronttreffen zu Pfingſten nach Olden=
burg
zu verlegen.

Der Reichspräſident hat anläßlich des bulgariſchen Un=
abhängigkeitstages
ein Telegramm an den König der Bul=
garen
geſandt.
Der Reichskanzler hat die Reiſe nach Stuttgart zur
Teilnahme an der Jubelfeier der dortigen Tech=
niſchen
Hochſchule angetreten.
Auf Einladung des Komitees für internationale Ausſprache wird
am Dienstag, den 4. Juni 1929, Lord Roberr Cecil in
Berlin über das Thema Abrüſtung ſprechen.
Der deutſche Geſandte in Warſchau, Ulrich
Rauſcher, iſt in Berlin zur Berichterſtattung über laufende
Angelegenheiten eingetroffen, unter denen man wohl die neue
polniſche Hetze wegen der oberſchleſiſchen Vorgänge, die Liquidierungen
deutſcher Güter im Korridor und die Handelsvertragsverhandlungen
verſtehen darf.
Die ſchon ſeit längerer Zeit geplante und angekündigte Entfer=
nung
aller deutſchen Hoheitszeichen und Kunſt=
werke
aus dem Poſener Schloß iſt nach einer Warſchauer
Meldung nunmehr erfolgt.
Die ruſſiſch=amerikaniſche Handelskammer von New York teilt mit, daß
ſie eine Studienreiſe amerikaniſche: Geſchäftsleute vorbereite. In
dem Reiſeplan iſt der Beſuch der wichtigſten ruüſſiſchen Induſtrie= und
Handelszentren vorgeſehen. Die Abordnung reiſt am 15. Juli von
Berlin nach Moskau ab und kehrt am 16. Auguſt von Außland nach
Berlin zurück.
Wie Präſident Portes Gil mitteilt, ſoll man in mexikaniſchen
Regierungskreiſen beabſichrigen alle alkoholi=
ſchen
Getränke, mit Ausnahme von Wein und Bier,
zu verbieten.

Bisher 93 Tote geborgen.

TU. New York, 15. Mai.
Nach einer ſchweren Exploſion in einem Krankenhaus
Clevelands (Ohio) brach ein großer Brand aus, bei dem
bisher 93 Tote und 50 Verwundete geborgen werden komnten.
Zahlreiche Perſonen ſind noch unter den Trümmern verſchüttet.
Die Exploſion, die in dem Röntgen=Laboratorium
entſtand, wurde durch das Platzen mehrerer Sauerſtoff=
flaſchen
noch verſtärkt. Mehrere Angeſtellte wurden weit fort=
geſchleudert
. Die Bergungsarbeiten geſtalten ſich außerordent=
lich
ſchwierig, da andauernd Exploſionem vom Chemikalien noch
erfolgen und Giftgas ſich entwickelt. Die in den oberen Stock=
werken
liegenden Kranken wurden von der Feuerwehr über Lei=
tern
gerettet, während alle im Erdgeſchoß liegenden Inſaſſen der
Exploſion zum Opfer gefallen zu ſein ſcheinen oder verwundet
wurden. Zahlreiche Feuerwehrleute und Krankenhausinſaſſen
haben Vergiftungen durch Gaſe erlitten. Einige Kranke befan=
den
ſich während des Unglücks gerade auf dem Operationstiſch.
Vor dem Krankenhaus ſpielen ſich die herzzerreißendſten Szenen
ab, da die Angehörigen der Kranken Auskunft haben wollen.
Eine größere Anzahl von Inſaſſen war von dem Pflegeperſonal
zunächſt auf das Dach geſchafft worden. Unter den Toten wur=
den
bereits eine Reihe von Opfern der Giftgaſe feſtgeſtellt.

* Berlin, 15. Mai. (Priv.=Tel.)
Die Ankündigung des Reichsernährungsminiſters Dietrich,
die Agrarzölle zu ändern, hat die Sozialdemokraten veranlaßt, in
ihrer Preſſe ſofort eine ſcharfe Attacke zu reiten, um ſich mit großer
Entrüſtung auch gegen irgendeine indirekte Erhöhung der Getreide=
zölle
auszuſprechen. Herr Dr. Dietrich hat ſich darauf veranlaßt
geſehen, im Kabinett über ſeine Pläne allgemein einmal zu be=
richten
. Was er anſtrebt, haben wir bereits früher mitgeteilt:
ſogenannte landwirtſchaftliche Veredelungszölle. Die Frage wird
allerdings erſt am 1. Januar des nächſten Jahres akut, wenn die
Zollnovellen von 1925 und 1927 ablaufen. Der ſozialdemokratiſche
Widerſpruch iſt wohl deshalb auch in erſter Linie taktiſch zu wer=
ten
. Die Frage wird man wahrſcheinlich überhaupt erſt im Herbſt
anſchneiden, weil inzwiſchen dringendere Sorgen als dieſe Um=
geſtaltung
der Zölle auf der Tagesordnung ſtehen und weil dieſe
Frage wahrſcheinlich auch im Zuſammenhang mit dem vom Reichs=
finanzminiſter
wiederholt angekündigten allgemeinen Finanz=
programm
zuſammenberaten werden muß und wird.

24 Stimmen Mehrheit im Reichstag für die Anleihe.
Der Reichsfinanzminiſter Dr. Hilferding hat nun alſo mit
der ſehr beſcheidenen Mehrheit von 24 Stimmen im Reichstag die
verlangte Anleiheermächtigung erhalten. Beſonders ſtolz auf
dieſen Erfolg kann er freilich nicht ſein. Der Reichstag iſt mit
ihm und ſeiner Finanzpolitik ſehr bös umgeſprungen und wenn
die Kritik nicht noch ſchärfer war, ſo hat das der Miniſter dem.
Deutſchnationalen Bang zu verdanken, der anſtatt in dieſem
Falle ſtreng ſachlich zu bleiben, auf das politiſche Gebiet hinüber=
ſprang
und mit allgemeinen Vorwürfen kam, die ſoweit über
das Ziel hinausſchoſſen, daß die anderen Parteien genötigt
waren, eine Abwehr gegen dieſe deutſchnationale Offenſive zu
ergreifen. Infolgedeſſen rückten ſie näher an den Finanzminiſter
heran, als dieſem vielleicht lieb war. Herr Dr. Hergt hat bei
der 3. Leſung verſucht, den ſchlechten Eindruck der Bangſchen
Nede zu verwiſchen, doch iſt ihm das nur teilweiſe gelungen.
Immerhin hatte der bayeriſche Volksparteiler Dr. Leicht wohl
recht, als er ſagte, daß das Anleiheprojekt des Finanzminiſters
im ganzen Hauſe keinen einzigen Freund hätte, daß man ihm
alſo nur zuſtimmen könne aus dem Geſichtswinkel der Notwen=
digkeit
und des kleineren Uebels heraus.
Nur unter dieſen Umſtänden iſt die Mehrheit zuſtande ge=
kommen
, die kümmerlich gewug war, da auch ein Teil der Volis=
partei
die ſchweren Bedenken gegen die Anleihe nicht überwand
und zur Oppoſition überging. Herr Dr. Hilſerding hatte die
Möglichkeit, wenigſtens etwas zu retten, wenn er nun die Zu=
ſagen
gab, die ihm von den anderen Parteien geradezu in den
Mund gelegt wurden. Er hat zwar die Verſicherung abgegeben,
daß dieſe Anleihe eine Ausnahme ſein und bleiben würde, aber
er hat keinerlei bindende Verſprechungen gemacht über das Fi=
nanzprogram
, das jetzt doch kommen muß, wenn mit der An=
leihe
der Anfang zur Beſeitigung der Kaſſen=
nöte
des Reiches gemacht werden ſoll. Gerade hier hat ſich
der Miniſter erneut mit Worten begnügt, wo innen= und außen=
politiſch
ein klares Programm erforderlich geweſen wäre. Aber
er iſt und bleibt der Gefangene ſeiner Partei, die
es nicht wagt, vor ihrem Parteitag Folgerungen zu ziehen, die
wenigſtens ihre Führer als unvermeidlich längſt erkannt haben.
Die große Minderheit, die ſich bei der Abſtimmng zuſammen=
fand
, iſt aber jedenfalls ein Beweis dafür, wie ſtark das im
Reichstag gegen den jetzigen Reichsfinanzminiſter beſtehende
Mißtrauen iſt. Er wird jetzt über den Monatswechſel hinweg=
kommen
, doch iſt es wahrſcheinlich nicht mehr möglich, die An=
leihe
noch in den nächſten 14 Tagen aufzulegen. Vorläufig iſt
als erſter Zeichnungstermin der 4. Juni vorgeſehen. Aber
die Banken haben dem Miniſter einen Ueber=
brückungskredit
zugeſagt, ſo daß er wohl keine
Ultimo=Sorgen mehr hat. Ob das auch für den Quar=
talswechſel
zutrifft, wird mon wohl noch etwas abwarten müſſen,
beſonders ob die Anleihe ein großer Erfolg wird. Darüber gehen
die Meinungen der Sachverſtändigen noch auseinander. Reichs=
bankpräſident
Dr. Schacht hat auf eine Anfrage die Anleihe be=
fürwortet
, weil er glaubt, daß dadurch eine erhebliche Menge
landflüchtigen Kapitals wieder zurückkehren und Deviſen flüſſig
machen wird. Es kann aber nachdenklich ſtimmen, daß die Ban=
ken
nicht wie bei der verunglückten Reinhold=Anleihe die Anleihe
voll übernommen haben, ſondern dem Reiche diesmal nur als
Kommiſſionäre gegenüberſtehen, ſo daß alſo das Reich den Aus=
fall
zu tragen hat, wenn die 500 Millionen nicht voll erreicht
werden.

* Berlin, 15. Mai. (Priv.=Tel.)
Der interfraktionelle Ausſchuß der Regierungsparteien hat
anfangs des Monats die Regierung aufgefordert, Vorſchläge für
die Sanierung der Invalidenverſicherung und der Knappſchafts=
verſicherung
zu unterbreiten. Dabei ſollten die Mehreingänge der
Lohnſteuer Verwendung finden. Am Mittwoch nachmittag hatten
ſich die ſozialpolitiſchen Referenten der Regierungsparteien zu=
ſammengeſunden
, um ſich über die Vorſchläge des Kabinetts zu
unterhalten, die bis zum 15. Mai vorliegen ſollten. Die Regie=
rung
hat es jedoch vorgezogen, alle ſozialpolitiſchen Fragen auf
einen ſpäteren Zeitpunkt zu verſchieben, wobei in erſter Linie auf
die Sozialdemokraten Rückſicht genommen worden iſt, die unmit=
telbar
nach Pfingſten zu ihrem Parteitag zuſammentreten und
denen man durch ſozialpolitiſche Entſcheidungen vorher keine
neuen Schwierigkeiten mehr bereiten will. Die Vorſchläge des
Kabinetts über dieſe Sanierung der Invalidenverſicherung und
der Knappſchaften werden daher erſt anfangs Juni unterbreitet
werden.

* Techniſche Rundſchau.
Von Dr. Hellmut Thomaſius.
In der Entwicklung des neuzeitlichen Lebens liegt es be=
gründet
, daß urplötzlich Gebiete in den Vordergrund des tech=
niſchen
Intereſſes treten, deren Entſtehung uns vorher kaum zum
Bewußtſein kam. Ein derartiges Gebiet, das augenblicklich nach
den mannigfachen Richtungen hin bearbeitet wird, iſt der Lärm
und alles, was damit zuſammenhängt. Aerzte, Phyſiologen,
Juriſten und nicht in letzter Linie die Techniker wenden ihm ſeit
kurzem ihre Aufmerkſamkeit zu. In Amerika iſt man in einer
ganzen Anzahl von Laboratorien und techniſchen Betrieben mit
der Ergründung ſeiner Urſachen und mit der Durchbildung von
Mitteln beſchäftigt, um ihn zu vernichten oder doch wenigſtens
abzudämpfen. Die engliſche Aerzte=Geſellſchaft hat eine beſondere
Kommiſſion zum Studium des Lärms, ſeiner phyſiologiſchen Wir=
kungen
und der Verfahren zu ſeiner Verhütung eingeſetzt. Deutſch=
lands
größte techniſche Vereinigung, der Verein Deutſcher In=
genieure
, hat ſich an einem Preisausſchreiben beteiligt, das die
Bekämpfung des Straßenläums zum Gegenſtand hat. Außerdem
hat ſich noch eine Antilärm=Liga gebildet, der gleichfalls viele
Techniker ſowie Aerzte angehören.

Der Kampf gegen den Lärm iſt alſo auf der ganzen Linie und
in den verſchiedenſten Staaten gleichzeitig entbrannt. Sein Ziel
beſteht darin, der Menſchheit ein ruhiges und von allen ſtörenden
Geräuſchen freies Daſein zu ſchaffen, ohne daß dadurch die Ent=
wicklung
des Verkehrs und der Technik irgendwie gehindert wird.
Das iſt eine ſchwere Aufgabe. Der Verkehr nimmt zu. Die Lei=
ſtungen
der Maſchinen ſteigern ſich ins Ungeahnte. Dabei muß
notgedrungen der Lärm zunehmen. Er muß auch vielſeitiger
werden. Es ſei nur an den Luftverkehr und an die Propeller=
geräuſche
erinnert, die jetzt aus der Höhe auf uns eindringen, in
der es früher ſo ruhig war. Inmitten dieſes ſtändig anſchwellen=
den
Lärms, deſſen Symphonie aus ſo vielen verſchiedenartigen
Inſtrumenten erklingt und deſſen im Fortiſſimo ertönendes Finale
noch garnicht abzuſehen iſt, inmitten dieſes Lärms alſo ſoll der
Menſch ruhig leben, ſchlafen und arbeiten. Er ſoll den geiſtigen
Anforderungen genügen, die gleichfalls immer höher geſchraubt
werden. Dabei läßt ſich an den Maſchinen ſelbſt verhältnismäßig
wenig ändern. Für ihre Durchbildung ſind die Leiſtung und die
Wirtſchaftlichkeit maßgebend. Ob dieſes unter Geräuſch oder ge=
räufchlos
erzielt werden kann, ſteht für die Technik nicht in erſter
Linie. Freilich, man baut geräuſchloſe Schreibmaſchinen und

ähnliches. Dabei iſt der Geſichtspunkt der Abſatzſteigerung maß=
gebend
. Niemand aber wird eine Lokomotive oder eine Spinn=
maſchine
oder eine Stanze zur Bearbeitung von Metallblech nur
deshalb erwerben, weil ſie geräuſchloſer arbeitet. Bei ihnen kommt
es auf Eigenſchaften weſentlich anderer Natur an.
Angeſichts dieſer Sachlage wird man davon abſehen müſſen,
von einer veränderten Bauart unſerer Maſchinen viel zu er=
hoffen
. Wo Leiſtung und Wirtſchaftlichkeit nicht beeinträchtigt
werden, wird man verſuchen, einen geräuſchloſen Gang herbei=
zuführen
. Im übrigen aber muß das Augenmerk in erſter Linie
darauf gerichtet bleiben, unſere Wohnſtätten und unſere Um=
gebung
derart auszugeſtalten, daß der nun einmal nicht vermeid=
bare
Lärm uns nicht erreichen, daß er uns nichts anhaben kann.
Wir ſtehen noch ganz am Anfang der Lärmbekämpfung. Aber
tatſächlich läßt ſich ſchon erkennen, daß die Beſtrebungen bereits
die eben angedeutete Richtung eingeſchlagen haben. Auch einige
ſehr bemerkenswerte Ergebniſſe ſind erzielt worden.
Vor allem handelt es ſich darum, die Frage der ſchalldichten
Wand zu löſen. Verſuche wurden angeſtellt, die Abdichtung gegen
den Lärm mit ähnlichen Mitteln herbeizuführen, wie ſie auch
gegen den Wärmeaustauſch verwendet werden. Die Wand des
Eisſchranks, das mit einer Aſbeſtſchicht umhüllte Dampfrohr wur=
den
zum Vorbild. Doppelte Mauern entſtanden. Der Zwiſchen=
raum
zwiſchen ihnen wurde mit Sägeſpänen, Korkmehl und ähn=
lichem
ausgefüllt. Es hat ſich aber gezeigt, daß ein guter Wärme=
iſolator
durchaus nicht immer ein guter Lärmiſolator zu ſein
braucht. Die Schallwellen verhalten ſich anders als die Wärme=
ſtrahlen
. Ein Stoff, der dieſe zurückwirft, hindert jene noch lange
nicht, ihn zu durchdringen. Es konnte ſogar feſtgeſtellt werden,
daß manche gut bewährte Wärmeiſolatoren geradezu als Schall=
verſtärker
wirken.
Dagegen erwies ſich als vorteilhaft, den hohlen Raum zwiſchen
den beiden Wänden überhaupt nicht auszufüllen. Er iſt mit einer
ruhenden Luftſchicht erfüllt, die den Schall nur in geringem Maße
durchläßt. Die ruhende Luftſchicht iſt auch ein guter Wärme=
iſolator
. Wir haben alſo hier den Fall, daß Iſolation gegen
Wärme ſowohl wie gegen Schall durch das gleiche Mittel herbei=
geführt
werden kann. Der Hohlraum wirkt ſcheinbar als Reſonanz=
boden
. Er wirft den Schall nach der Richtung zurück, aus der er
kam. Im übrigen hat ſich das bei der Gewinnung des Rohr=
zuckers
zurückbleibende ausgelaugte Zuckerrohr als vorzüglicher
Schalldämpfer erwieſen. Bei Verſuchen, durch Doppelwände und
eine Füllung von Zuckerrohr Schalldichtigkeit zu erreichen, hat ſich
ergeben, daß dieſe aufgehoben wird, wenn Metallteile, alſo Nägel
oder Schrauben, durch die Wand hindurchgehen. So klein dieſe

auch ſind, ſo ſehr begünſtigen ſie die Fortleitung des Lärms.
Dadurch wird die Technik vor eine neue Aufgabe geſtellt. Was
man bisher zuſammennagelte oder zuſammenſchraubte, wird in
Zukunft bei der Herſtellung ſchalldichter Räume auf eine andere
Weiſe miteinander verbunden werden müſſen.
Eine ganz beſondere Bedeutung werden dereinſt vielleicht,
ſchwebende Räume erlangen. Berühren ſich Wände und Decken
eines Raums, ſo wird jede von außer her kommende Schallwelle
durch die Wand auf die Decke bzw. den Fußboden übertragen.
Sie gelangt dann nicht nur durch die Luft zu unſerem Gehör=
organ
, ſondern auch vom Fußboden her durch die Knochen unſeres
Körpers. Dieſe leiten als feſte Körper den Schall nach dem Gehör
weiter. Schaltet man alſo dieſe Art der Fortleitung aus, ſo muß
der Lärm geringer werden. Neue Bauarten wurden erprobt, bei
denen der Fußboden nicht mehr unmittelbar mit den Wänden in
Verbindung ſteht, ſondern für ſich aufgehängt iſt. Dadurch wurde
eine überraſchend ſtarke Abdämpfung des Schalls herbeigeführt,
Wenn dann noch die Wände undurchläſſig waren, gelangte man
ſogar zu vollkommener Geräuſchloſigkeit. Freilich iſt es fraglich,
ob man hohe Gebäude durchweg mit hängenden Fußböden oder
gar hängenden Räumen wird ausführen können. Vorerſt aber
werden dieſe wahrſcheinlich in zahlreichen Sonderfällen Ver=
wendung
finden, alſo z. B. für wiſſenſchaftliche Laboratorien, in
denen akuſtiſche Unterſuchungen ausgeführt werden, für Räume
zu muſikaliſchen Studien und ähnlichem.
Sollte ſich der hängende Raum oder der hängende Fußboden
für den Gebrauch der Allgemeinheit nicht eignen, ſo winkt eine
andere Hoffnung. In einzelnen ſtark belebten Straßen unſerer
Großſtädte iſt es bereits ſoweit gekommen, daß man kaum mehr
ein Fenſter öffnen kann. Der hereindringende Lärm ſtört bei der
Arbeit und hindert das gegenſeitige Verſtehen bei Unterhand=
lungen
ſowie das Abhören am Fernſprecher. Viele Menſchen
müſſen deshalb heute ſchon einen großen Teil ihrer Zeit in ge=
ſchloſſenen
Zimmern verbringen. Bei ſeinen Unterſuchungen fand
der Phyſiker Dr. Newſom, daß es für jede Tonhöhe eine be=
ſtimmte
Spiegelform gibt, durch die die Schallwellen vollkommen
zurückgeworfen werden. Hätten die von der Straße herauf=
dringenden
Geräuſche ſtets die gleiche Tonhöhe, ſo müßte es mög=
lich
ſein, eine Fläche zu konſtruieren, die ſie derart zurückwirft,
daß nichts davon in den Raum eindringt. Durch zahlreiche Un=
terſuchungen
hat Dr. Newſom gefunden, daß für Straßengeräuſche
nur ein beſtimmter Tonbereich in Betracht kommt, der kaum je=
mals
nach oben oder unten überſchritten wird. Er verwendet
zwei Glasſpiegel, die über die ganze Breite des Luftraums hin=
wegreichen
, der durch Emporſchieben des Schiebefenſters über dem

[ ][  ][ ]

Nummer 135

Donnerstag, den 16. Mai 1929

EP. Paris, 15. Mai.
Aus franzöſiſcher Quelle verlautet, daß die Diskuſſion über
den von Stamp und Dr. Schacht ausgearbeiteten Generalbericht
im Konferenzplenum erſt nach Pfingſten beginnen werde. Unter
dieſen Umſtänden ſcheint mit einem Abſchluß der Konferenzarbei=
ten
vor Ende dieſes oder Anfang nächſten Monats nicht mehr zu
rechnen zu ſein. Sir Joſuah Stamp iſt heute nach London
abgereiſt.
* Eine wachſende Mutloſigkeit und Ermüdung bildet den
Grundton der heutigen Preſſeberichte über den Stand der Sach=
verſtändigenarbeiten
. Die Abreiſedesengliſchen Dele=
gierten
nach London wird allgemein ſo ausgelegt, daß der
Generalbericht, ſoweit die Mitwirkung des engliſchen Delegierten
in Frage kommt, fertiggeſtellt iſt und daß nunmehr nur noch Dr.
Schacht die letzte Hand an die Vorbehalte und Bemerkungen
Deutſchlands zu legen habe. Man rechnet damit, daß der Bericht
heute den Delegationen zur Prüfung übermittelt werden wird.
Theoretiſch könnte alſo die Diskuſſion im Plenum morgen Don=
nerstag
beginnen, praktiſch wird es jedoch notwendig ſein, die
Rückkehr der verſchiedenen abweſenden Hauptdelegierten
Francqui weilt in Brüſſel, Pirelli in Italien und Stamp in Lon=
don
abzuwarten. Vielfach äußern daher die Blätter die An=
ſicht
, daß der Bericht nicht mehr vor Pfingſten in
Angriff genommen werden dürfte und daß mit
einem Ergebnis der Konferenz kaum noch vor
Ende Mai oder Anfang Juni zu rechnen ſei. Die
Sachverſtändigen werden ſogar beſchuldigt, daß ſie mit der in
letzter Zeit eingetretenen Verſchleppung der Beſprechungen Zeit
hätten gewinnen wollen. Je näher man den belgiſchen Senats=
wahlen
vom 26. Mai und den engliſchen Generalwahlen vom
30. Mai komme, deſto ſchwieriger ſei es, ſich für die Zukunft feſt=
zulegen
. Die Nachrichten aus London, Brüſſel und ſogar aus
Belgrad, ſo ſchreibt das Journal bewieſen, daß eine Dis=
kuſſion
über die Ziffern im Augenblick unmög=
lich
ſei, wenn nicht Owen Young Dr. Schacht erkläre, man müſſe
zu den Zahlen der Gläubiger zurückkehren, um zu einem Ende zu
kommen. Der Matin iſt der Anſicht, daß der Berichttext ein=
ſchließlich
der deutſchen Richtlinien wahrſcheinlich auch von den
franzöſiſchen, italieniſchen und belgiſchen Delegierten gebilligt
werden könne, denn Stamp habe ſich ſicherlich bemüht, einen für
alle annehmbaren Wortlaut vorzulegen. Ganz anders ſei es
dagegen bei der Ziffernfrage. Es handle ſich um 100 Millionen
Goldmark. Jedermann erkläre, man könne den Erfolg des großen
Werkes der europäiſchen Befriedung und der allgemeinen Liqui=
dierung
des Krieges nicht an 100 Millionen ſcheitern laſſen. Aber
man wiſſe zwar, wer die 100 Millionen bekommen ſolle, nicht aber
wer ſie hergeben werde. Auch der Excelſior weiſt auf die in
Konferenzkreiſen und beſonders bei der amerikaniſchen Delegation
herrſchende Ermüdung hin. Owen Young habe lange Beſprechun=
gen
mit Dr. Schacht und Parker Gilbert gehabt. Pierpont
Morgan habe angekündigt, daß er, ganz gleich, wie ſich
die Konferenzarbeiten entwickelten, beſtimmt Anfangnächſter
Woche abreiſen werde. In ihrer Entmutigung wüßten
die Sachverſtändigen nicht, wie ſie aus der Sackgaſſe heraus=
kommen
ſollten. Sicher ſei nur, daß im gegenwärtigen Verhand=
lungsſtadium
niemand die Verantwortungfüreinen
Bruch auf ſich nehmen wolle und daß man daher früher
oder ſpäter zu einer Löſung kommen werde.

EP. Wafhington, 15. Mai.
Wie die Chicago Tribune von zuſtändiger Stelle erfahren
haben will, iſt die Regierung Hoover gegen eine
Beteiligung der Vereinigten Staaten an der
vom Pariſer Sachverſtändigenausſchuß vorge=
ſchlagenen
internationalen Zahlungsbank. Dar=
über
hinaus lehnt die amerikaniſche Regierung eine Teil=
nahme
an jedem Projekt für die Einziehung der
deutſchen Reparationen ab. Dieſe Haltung ſei zum
Teil auf die Berichte zurückzuführen, wonach die alliierten Gläu=
biger
Deutſchlands die Vereinigten Staaten zu einer Reduzierung
ihrer Forderungen veranlaſſen möchten. Die Stellungnahme der
amerikaniſchen Regierung werde die Verhandlungen in Paris
zweifellos erſchweren.

EP. Paris, 15. Mai.
Die belgiſche Regierung lehnt hartnäckig den Youngſchen
Verteilungsplan mit Bezug auf Belgien ab. Der belgiſche Mini=
ſterrat
hat, wie der Temps aus Brüſſel meldet, die Haltung der
belgiſchen Delegierten an der Sachverſtändigenkonferenz einſtim=
mig
und in vollem Umfange gebilligt. Dieſe hatten ſich bekannt=
lich
auf den Standpunkt geſtellt, daß die jüngſten Vorſchläge mit
Bezug auf den belgiſchen Anteil an den Reparationen unannehm=
bar
ſeien. Eine kompetente Perſönlichkeit ſoll dem Korreſponden=
ten
des Blattes erklärt haben, daß Belgien nur das Memorandum
der Alliierten vom 20. April anerkennen könne. Auch wenn alle
anderen Länder eine Verminderung mit Bezug auf den Plan der
Alliierten annehmen würden, würde Belgien an dieſem Plan
unverrückbar feſthalten. Denn dieſer habe bereits das Minimum
feſtgeſetzt, das Belgien fordern müſſe. Wenn ſomit Young wünſche,
daß ſein Plan von Belgien angenommen werde, dann müſſe er
die von ihm vorgeſchlagene Annuität um 50 Millionen Reichsmark
auf 2100 Millionen Reichsmark erhöhen, d. h. um den Betrag,
um den er den belgiſchen Anteil verkürzen möchte. Der Korre=
ſpondent
verſichert ferner, daß die belgiſchen Delegierten auch
gegen die deutſchen Vorſchläge Einſpruch erheben würden. Bel=
gien
könne nicht zugeben, daß die im Dawesplan feſtgeſetzten
Garantien aufgehoben würden und ebenſowenig der Recovery=Akt.

Die Arbeiten an dem von Stamp entworfenen gemeinſchaft=
lichen
Bericht des Sachverſtändigenausſchuſſes ſind zwiſchen den
deutſchen und engliſchen Delegierten in ſtändiger Fühlungnahme
mit den amerikaniſchen Sachverſtändigen in der vergangenen
Nacht ſo weit gefördert worden, daß der Berichtsentwurf heute
nachmittag dem Konferenzvorſitzenden Owen Young zur Weiter=
leitung
an die übrigen Delegationen übergeben werden konnte.
Die Gläubigervertreter ſind für morgen nachmittag um 3 Uhr
zu einer gemeinſamen Sitzung in das Hotel Georges V ein=
berufen
worden, um zu dem Entwurf Stellung zu nehmen.
Der Berichtsentwurf trägt deutlich den Stempel der
Haſt, mit der er offenbar unter dem Druck der bei einigen De=
legierten
in den letzten Tagen zum Ausbruch gekommenen Un=
geduld
fertiggeſtellt worden iſt. Als Grundlage diente der Taxt,
den Young urſprünglich als ſogenannten Mehrheitsbericht aus=
gearbeitet
hatte. Diejenigen Abſchnitte dieſes Mehrheitsberichts,
zu denen die deutſche Delegation ihre Zuſtimmung geben konnte
ſind unverändert geblieben. Wo Dr. Schacht redaktionelle Aen=
derungen
für notwendig erachtete, mußten dieſe in Form von
Deckblättern, Randbemerkungen und Notizen in den bereits vor=
handenen
Text eingeſtreut werden. Andere Punkte, vor allem
die Probleme der 21 letzten Annuitäten und der Höhe des unge=
ſchützten
Annuitätenteils ſind von den deutſchen Sachverſtän=
digen
einſeitig formuliert und in den Bericht eingefügt worden.
Auf dieſe Art ſind ſämtliche deutſchen Richtlinien in den Bericht
hineingelangt. Dagegen lagen die zahlreichen Anhänge, in denen

Fenſterbrett entſteht. Die Spiegel ſind einander zugekehrt, ſo
daß zwiſchen ihnen ein breiter Luftraum bleibt. Beim inneren
iſt die konkave Seite gegen die Straße gerichtet, beim äußeren die
konvexe. Der Krümmungshalbmeſſer iſt bei beiden ein verſchie=
dener
. Die Schallwellen, die von dem einen nicht gefaßt werden,
werden durch den anderen nach außen zurückgeworfen. Die Ver=
wendung
zweier Spiegel ermöglicht, den ganzen Tonbereich des
Straßenläums zu beherrſchen. 75 v. H. des von der Straße kom=
menden
Lärms werden durch dieſe Einrichtung vernichtet.
Die Technik geht alſo nach den verſchiedenſten Richtungen
hin vor, um des immer mehr anwachſenden Lärms Herr zu wer=
den
. Ihre Bemühungen reichen erſt verhältnismäßig kurze Zeit
zurück. Aber das, was bis jetzt geleiſtet wurde, läßt erhoffen,
daß bereits richtige Wege gefunden ſind, um zu dem geſteckten
Ziel zu gelangen.

Neue Techniſche Hochſchulen?
Unter dieſer Ueberſchrift iſt vor einigen Monaten eine kurze,
aber inhaltsreiche Denkſchrift des Vereins Deutſcher Ingenieure
erſchienen. In der Einleitung kämpft ſie gegen die immer kraſſer
werdende Ueberſchätzung des Berechtigungsweſens und gegen die
Verſchulung Deutſchlands, die den höheren Schulen ſelbſt die
Möglichkeit nehme, den Schülernachwuchs ſo zu fördern, daß eine
wirklich auserwählte Mannſchaft zur Hochſchule entlaſſen werde.
Der Zudrang zu den Techniſchen Hochſchulen nun ſei keineswegs
auf den wirklichen Bedarf an akademiſchen Ingenieuren zurück=
zuführen
, ſondern auf eine ungeſunde Ueberſchätzung der akade=
miſchen
Bildung. Er fördere wohl die beängſtigende Zunahme
der Anwärterzahl, dagegen fehle es der Induſtrie ſehr oft an
wirklich hervorragend tüchtigen und brauchbaren Bewerbern.
Daher ſei es Pflicht der großen techniſchen Verufsverbände, die
Oeffentlichkeit über die wahre Sachlage aufzuklären. Bei ſolchen
Umſtänden müſſe man das Bedürfnis nach Neugründung von
Techniſchen Hochſchulen unbedingt verneinen und ebenſo vor einer
Angliederung umfangreicher techniſcher Abteilungen an ſchon be=
ſtehende
Univerſitäten warnen. Die Denkſchrift hält eine Ver=
tagung
dieſer Pläne für geboten bis zu der Zeit, wo Deutſchland
ſich wieder freier finanziell bewegen lann. Dann auch erſt wird
ſich klar überſehen laſſen, wie die Bevölkerungsbewegung und die
Aufklärung über die Ausſichten im Beruf ſich im Beſuch der Tech=
niſchen
Hochſchulen auswirken.
Für die Gegenwart fordert die Denkſchrift etwas ganz ande=
res
. Wir halten es für dringend geboten, ſagt ſie, daß die
Geldmittel, die unbedingt für die Ausbildung der Ingenieure

vorhanden ſein müſſen, konzentriert werden auf den Ausbau der
beſtehenden Hochſchulen und ihre Anpaſſung an die heutigen
Erforderniſſe; denn wir fürchten, daß in der ſo außerordentlich
ſchwierigen finanziellen Lage, in der ſich Deutſchland infolge des
verlorenen Krieges und der Anſprüche der früheren Gegner be=
findet
, nicht einmal für dieſe dringendſten Erforderniſſe aus=
reichende
Geldmittel zur Verfügung geſtellt werden.
Das in der Denkſchrift Geſagte beweiſt der Verein Deutſcher
Ingenieure durch ſtatiſtiſche und zeichneriſche Darſtellungen und
Erläuterungen, die er als Anhang beifügt. In einem zweiten
Anhange ſtellt er eine größere Anzahl von Urteilen führender
Perſönlichkeiten zuſammen, die alle z. T. überaus ſcharf die
Notwendigkeit der Schaffung neuer Techniſcher Hochſchulen rund=
weg
leugnen.
Die Denkſchrift verdankt ihr Entſtehen den Erwägungen tech=
niſcher
Kreiſe, welche ſich durch die von Altona und Kaſſel geheg=
ten
Wünſche nach Errichtung einer Techniſchen Hochſchule beun=
ruhigt
fühlen. Obwohl nun dieſe Beſtrebungen zunächſt nur
Norddeutſchland angehen, ſo würden ſie ſich doch, falls ſie Erfolg
haben ſollten, durch ihre Wirkungen auch in Süddeutſchland be=
merkbar
machen. Die Denkſchrift iſt in erſter Linie für die Ver=
treter
der Technik beſtimmt; es würde aber m. E. nichts ſchaden.
wenn man ſie den höheren Schulen Deutſchlands zuleitete und
dort bei der Berufsberatung der Schüler mitverwendete.
Prof. Dr. Paul Sſymank (Göttingen).

Zur Wiederholung der heſſiſchen Bauernkomödie
Die verborgene Aehnlichkeit.
Von Rudi Wünzer und Peter Wagner.
Warum iſt der Datterich dieſes nach R. M. Meher
genialſte Lokalſtück Deutſchlands beſonders in ſeiner unge=
trübten
Heiterkeit, für die heutige Generation ſo unnachahmbar?
Vielleicht deshalb, weil unſere Generation, die im Weltkrieg
und ſpäter die Tragik bis zur tiefſten Tiefe kennen gelernt hat, die
dunklen tragiſchen Töne mit der Wirklichkeit des Lebens unlösbar
verbunden betrachtet und daher auch auf dem Gebiete des Hei=
teren
die Komödie mit ihrem ſteten Wechſel von Tragiſchem
und Komiſchem als Kunſtform bevorzugt. Auch das heſſiſche
Volksſtück Die verborgene Aehnlichkeit iſt in der Form der
Komödie geſchrieben und bis zum Rande mit Tragik angefüllt.
Da ſteht im Hintergrunde der blutige Schatten des Studenten
Karl Sand dieſer arme reine Jüngling mit den fanatiſchen

Seite 3

vorwiegend die mit dem Hauptteil des Berichts zuſammenhän=
genden
techniſchen Fragen behandelt werden, alſo z. B. die Be=
ſtimmung
über das Sachlieferungsverfahren und das Statut
der Internationalen Zahlungsbank, dem heute Owen Young
übergebenen Entwurf noch nicht bei.
Die Ueberreichung des gemeinſchaftlichen Berichts ſtellt
ſelbſtverſtändlich an ſich noch keinerlei entſcheidende Entwicklung
dar, da der Entwurf ja nur die Baſis für die vorausſichtlich
übermorgen beginnende Diskuſſion im Konferenzplenum bildet.
Denn es iſt immer wieder zu betonen, daß ſich bisher keine ein=
zige
Delegation in bindender Form zu den von Young vorge=
ſchlagenen
Ziffern geäußert hat, wenn auch die Amerikaner, die
Japaner und in weniger deutlicher Form die Italiener ihre
Zuſtimmung zu erkennen gegeben haben. Immerhin iſt man
heute der Entſcheidung einen bedeutenden Schritt näher ge=
kommen
. Der belgiſche Delegierte Francqui iſt heute aus
Brüſſel wieder in Paris eingetroffen. Pirelli und Stamp ſind da=
gegen
noch nicht aus Rom und London zurückgekehrt.

Nachdem in der öffentlichen Abſtimmung die Geſetzentwürfe
zur Vollziehung der Lateranverträge von der Kammer einmütig
genehmigt worden waren, ergab die Geheimabſtimmung Ein=
ſtimmigkeit
über zwei Lateranverträge, während beim dritten
357 Stimmen dafür und zwei dagegen waren. Die Verord=
nung
zur Vollziehung des Konkordats hinſichtlich der Eheſchlie=
ßung
und Verwaltung der Kirchengüter wurde einmütig ge=
nehmigt
. In Erwartung der praktiſchen Erfahrungen und Er=
probung
der Verſöhnungsabkommen iſt die Angelegenheit damit
parlamentariſch und grundſätzlich erledigt.

In der Unterrichtsfrage iſt der Papſt Muſſolini die Antwort
nicht lange ſchuldig geblieben. Wenigſtens wird in dieſem Sinn
im Vatikan eine Rede aufgefaßt, die Pius XI. geſtern an die
Vertreter und Schüler einer höheren chriſtlichen Erziehungs=
anſtalt
von Venedig richtete, als ſie ihn zu ſeinem Prieſterjubi=
läum
beglüchwünſchten. Pius XI. hob die hohe Bedeu=
tung
der chriſtlichen Erziehung für die Kirche
hervor und ſagte, die Kirche lege großen Wert auf
dieſes ihr Recht, das auch eine ſtrikte Pflicht ſei.
Dieſes ihr Recht und dieſe Pflicht gehörten zu ihrer geiſtlichen
Miſſion. In dieſer Angelegenheit ſind wir un=
verſöhnlich
ſagte der Papſt. Das iſt unſere unbe=
dingte
Pflicht. Man ſage uns nicht, wir ſeien ſchwer zu be=
handeln
, denn wir ſind mit Recht unnachgiebig.
Zwiſchen Muſſolini und dem Papſt iſt eine offene Polemik
über die Erziehungsfrage entbrannt. Nach dem heute abend vom
Oſſervatore Romano wiedergegebenen ausführlichen Wortlaut
der geſtrigen Anſprache Pius XI weiſt der Papaſt in ſchärfſter
Form die Ausführungen Muſſolinis zurück. Er betont gegen=
über
den Erklärungen Muſſolinis, daß die Erziehung der
Jugend Aufgabe des fasciſtiſchen Staates ſei, um aus ihr Er=
oberer
zu machen, nachdrücklich, die Erziehung ſei vor allem
und über alles Aufgabe der Kirche, der Familie und der Eltern,
die ganz unerſetzbar ſeien. Der Staat müſſe ſich gewiß um die
Erziehung der Bürger kümmern, aber nur um das zu tun, was
das Individuum und die Familie nicht ſelbſt tue. Wir finden
es nicht für nötig und angebracht, daß der Staat Eroberer und
zur Eroberung erzieht, denn, was man in einem Staate tut,
könnte in der ganzen Welt geſchehen. Wenn alle Staaten zur
Eroberung erzögen, was geſchähe dann? Würde man wohl auf
dieſe Weiſe zur allgemeinen Verſöhnung beitragen? Es ſei
denn, man (Muſſolini) habe ſagen wollen, daß man zur Erobe=
rung
der Wahrheit und Tugend erziehen wolle, womit Wir voll=
ſtändig
einverſtanden ſind. Nicht einverſtanden ſind Wir jedoch
mit allem, was jene Rechte zu unterdrücken, zu ſchmälern und
zu beſtreiten ſucht, die Natur und Gott der Familie und der
Kirche auf dem Gebiete der Erziehung verliehen haben. In die=
ſer
Hinſicht ſind. Wir intranſigent. Gerade um ein größeres
Uebel zu verhindern, haben Wir zu einer beſtimmten Zeit ver=
handelt
und ein Opfer gebracht, als über das Schickſal unſerer
lieben katholiſchen Pfadfinder entſchieden wurde. Damals haben
Wir aber unſeren tiefen Schmerz darüber nicht verhehlt, zu der=
artigen
Opfern gezwungen zu werden. Uns fehlen die mate=
riellen
Mittel, um unſere Unnachgiebigkeit durchzuſetzen. Das
bedauern Wir jedoch nicht, weil Wahrheit und Recht keinerlei
materieller Hilfe bedürfen, ſondern eigene, unüberwindbare und
unwiderſtehliche Kraft beſitzen.

Geſichtszügen, der ſeinen Haß und ſeine Liebe in unverdaute
politiſche Gedanken verſenkte, darüber zum Mörder wurde und
auf dem Schafott zu Mannheim unter dem Seufzen der Männer
und unter dem Weinen der dentſchen Frauen dem Schwerte des
Henkers verfiel. Und dort taucht das bleiche Geſicht ſeines
Opfers auf: Auguſt v. Kotzebue, der Luſtſpieldichter, dem Gene=
rationen
von Theaterbeſuchern Stunden der Heiterkeit und
Rührung verdanken, und der dennoch, von der öffentlichen Mei=
nung
als Bube und Verräter gebrandmarkt, zum Gegenſtande
des allgemeinen Volkshaſſes ward. Tragiſch iſt auch die Hand=
lung
des Stückes. Im 1. Akt ſiegt die mit dem Reichtum ver=
bündete
und durch den ſchläächden Joggel verkörperte Unnatur
und trennt ein Liebespaar, das durch das Geſetz der verbor=
genen
Aehnlichkeit für einander beſtimmt iſt. Eine Hochzeit
ein Feſt der Liebe verwandelt ſich in eine allgemeine Prü=
gelei
, und diejenigen, die Frieden ſtiften wollen, erhalten die
kräftigſten Hiebe. Im 2. Akt erhebt wieder die Unnatur, ver=
körpert
in Madame Klappich, dem Dichter Jaſomir Bäckmilch
und der Darmſtädter Bäckerstochter Luiſe Kahl, ſtolz ihr Haupt
und wird geehrt. Die menſchliche Gerechtigkeit ſetzt ſich in Be=
wegung
und trifft Schuldige und Unſchuldige. Endlich im 3. Akt
dämmert über dem Durcheinander des Lebens ein Lichtſtrahl:
auf dem Höhepunkt der Verzweiflung und am Rande des Selbſt=
mordes
finden ſich die Liebenden. Mitten durch dieſes tragiſche
Gewirre zieht nun der Karneval des Lebens hindurch und biegt
fortwährend das Tragiſche in Heiterkeit und Lachen um: ein
langer Zug komiſcher Volkstypen bewegt ſich vorbei allen
voran der Held Hannes, dem alles im Leben ſchief geht und
der überall hängen bleibt, wo man im Leben nur hängen blei=
ben
kann nur nicht an dem Aepfelbäumchen, an dem er ſich
zum Schluſſe aufzuknüpfen verſucht. Hat dieſes tolle Treiben
einen höheren Sinn? Eine politiſche Tendenz etwa im Hin=
blick
auf die politiſchen Attentate der jüngſten Vergangenheit
lag den Verfaſſern völlig fern. Sie wollten in dieſem bäuriſch=
ſtudentiſchen
Rahmen wieder einmal die Tragik von Adams
Geſchlecht aufzeigen, wonach die Gattung Menſch trotz immer
neuer Hoffnungen ewig dieſelbe bleibt, jede Generation doch
immer wieder dieſelben Torheiten wie die vorhergehende begeht,
und Kains Brudermord hier der politiſche Mord leider
eines der tieftraurigen, aber wahrhaftigen Symbole der Menſch=
heitsgeſchichte
iſt. Sie haben daher ihrer Komödie den Vorſpruch
vorangeſetzt: Ihr liewe Leid, in de gure olde Zeid häwwe ſe
dieſelwe dumme Schdraach gemecht wie heid a, un die gonz
Wäldgeſchichd, wie a die Kotzebuwegeſchichd, is offebor anzich
nor dezu do, daß mir un unſär orme dumme Buwe nix draus
lärne.
Peter Pagnex.

[ ][  ][ ]

Nummer 135

Vonnerstag, den 16. Mai 1929

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[ ][  ][ ]

Nummer 133

Seſte 3

Aus der anndeshaapiftadt.
Darmſtadt, 16. Mai.
Mikarbeiter=Jubiläum in der Berlagsanſtalk
Alexander Koch.
Franz Stanger, literariſcher Redakteur an der Deutſchen
Kunſt und Dekoration, der führenden Zeitſchrift der Verlagsanſtalt
Alexander Koch, blickte am 15. Mai auf eine 25jährige Tätigkeit zurück.
Die hohe Schätzung, deren ſich der Jubilar im Hauſe Alexander Koch
und weit darüber hinaus erfreut, kam in einer Feier zum Ausdruck.
die um 11 Uhr in den blumengeſchmückten Räumen der Verlagsanſtalt
unter Teilnahme des geſamten Perſonals und vieler Gäſte ſtattfand.
In Vertretung des erkrankten Chefs, Hofrat Dr. Alexander Koch, rich=
tete
zunächſt Herr Alexander Koch jr. an den Jubilar warmherzige
Worte der Begrüßung und des Dankes, wobei er beſonders betonte,
daß die treue und keineswegs auf das Redaktionelle beſchränkte Mit=
arbeit
des Jubilars für das Werden des Verlages ſehr viel bedeutet
habe. Er ſprach die Hoffnung aus, daß ſeine wertvolle und von allen
Beteiligten hochgeſchätzte Tätigkeit dem Hauſe noch recht lange zur
Verfügugn ſtehen möchte. Herr Prokuriſt Peſchko hob in einer längeren
Anſprache die vielſeitigen Kenntniſſe und künſtleriſchen Gaben des Ge=
feierten
hervor. Sein Eintreten in das Haus Koch ſei ein Glücksgriff
für beide Teile geweſen; das erweiſe ſich in der prachtvollen Tatkraft
und Rüſtigkeit, in der der Jubilar heute vor uns ſtehe, und es erweiſe
ſich in der Weltſtellung der Deutſchen Kunſt und Dekoration, die unter
Herrn Franz Stangers Mitwirkung erarbeitet worden ſei. Der Redner
überreichte zum Schluſſe eine Schreibtiſchuhr als Spende der Kollegen.
Für die Schriftſteller ſprach Herr Wilhelm Michel, unter beſonderer
Hervorhebung der Eigenſchaften, durch die der Jubilar den literariſchen
Mitarbeitern ein Freund geworden ſei: Takt, unbeſtechliche Urteilsklar=
heit
, beſonnenes, maßvolles Denken, Menſchenkenntnis, Sinn für eigene
und fremde Ehre. Frau Hofrat Koch überreichte als Erinnerungsgabe
des Verlagsleiters deſſen Bild mit einer eigenhändigen, herzlichen Wid=
mung
. Mit Ehrungen und Spenden haben, außer dem Verlag ſelbſt,
eine größere Reihe von Perſönlichkeiten und Körperſchaften an der
Feier teilgenommen; ſo die Buchdruckereien Wittich und Herbert, Herr
Oberbürgermeiſter Mueller, der Buchhändler=Börſenverein ( Ehrenzei=
chen
des Buchhandels), der Hauptverein Deutſcher Tapetenhändler, die
Heſſiſche Induſtrie= und Handelskammer (handgeſchriebene Ehren=
urkunde
), die Kliſcheeanſtalt Meiſenbach, Riffarth u. Co., Mün=
chen
, die Kliſcheeanſtalt Haußmann, die Buchbinderei Böcher, die
Papierfabrik Scheufelen u. a. mehr. Allen dieſen Bezeugungen der
Schätzung und der Freundſchaft dankte Herr Franz Stanger zum
Schluſſe mit herzlichen, tiefbewegten Worten. Es kam in ihnen die tiefe
Genugtuung über das ſchöne, großzügige Verhältnis zum Ausdruck, das
zwiſchen Dr. Alexander Koch und ſeinen Mitarbeitern ſtets geherrſcht
hat, daneben die warme Anerkennung, daß ihm, dem Jubilar, der Ar=
beitsplatz
in der Verlagsanſtalt Koch jede Befriedigung gegeben habe
in dem glücklichen Bewußtſein, für eine hohe Sache wirken zu dürfen.
Techniſche Hochſchule Darmſtadt. Herrn Dr.=Ing. Hermann
Joſef Menges zu Buchſchlag (Heſſen) wurde die venia legendi füir
Mechanik an der Techniſchen Hochſchule Darmſtadt erteilt.

Ernannt wurden: Am 24. April der Kanzleigehilfe Julius
Schmitz in Gießen mit Wirkung vom 1. April 1929 ab zum Kanz=
liſten
beim Tierzuchtinſtitut der Landesuniverſität; am 27. April der
Juſtizinſpektor bei dem Amtsgericht Darmſtadt I Leonhard Paul Kröh
zum Oekonomen bei dem Landgerichtsgefängnis in Darmſtadt, mit Wir=
kung
vom 1. April 1929 an; am 3. Mai der Gerichtsvollzieher bei dem
Amtsgericht Butzbach Karl Herrnbrodt zum Gerichtsvollzieher bei
dem Amtsgericht Laubach, mit Wirkung vom 1. Juni 1929 an.
Miniſterium für Kultus und Bildungsweſen. Erledigt ſind:
Eine Lehrerſtelle für einen evangeliſchen Lehrer an der Volksſchule in
Alsfeld; Dienſtwohnung iſt nicht vorhanden; die Lehrerſtelle für
einen evangeliſchen Lehrer an der Volksſchule in Maulbach, Kreis
Alsfeld; Dienſtwohnung iſt vorhanden und frei.
Techniſche Hochſchule. Durch dienſtliche Abhaltung und den Him=
melfahrtstag
kann Herr Profeſſor Dr. Noack ſeine Vorleſung über No=
bert
Schumann und ebenſo die Redeübungen erſt Donnerstag, den 16.
Mai, beginnen Die ausgefallenen Stunden werden im Juni nach
gehalten.
Schnurrbuſch=Quartett. Der letzte Abend des Schnurrbuſch=
Quartetts konnte aus ſpielplantechniſchen Gründen bisher nicht ſtatt=
finden
und iſt auf Ende des Monats verſchoben. Der genaue Tag wird
noch bekanntgegeben.
Die Turnerſchaft im V. C. Merovingia, Kiesſtraße 78
feiert vom 17. bis 21. Mai ds. Js. ihr 30jähriges Stiftungsfeſt.
Bemerkenswert an der Feſtfolge iſt ein Feſtvortrag des Profeſſor
Rüth von der hieſigen Techniſchen Hochſchule (Alter Herr der
Merovingia) am 17. Mai im Saal 236 der Hochſchule über die
Umbauten am Mainzer Dom, die von Prof. Rüth geleitet wurden.
Es dürfte in Darmſtadt wohl das erſte Mal ſein, daß eine ſtuden=
tiſche
Korporation bei einem Stiftungsfeſt auf dieſe Weiſe vor die
Oeffentlichkeit tritt.
Die internationale Ausſtellung in Darmſtadt Der ſchöne Menſch
in der neuen Kunſt wird außer ihrer thematiſchen Bedeutung, die einer
Schau ausgeſuchter europäiſcher Kunſt haben. Die Namen der aus=
ſtellenden
Künſtler aller Länder laſſen kaum einen von Bedeutung ver=
miſſen
. Es werden gezeigt unter anderen: aus Deutſchland: Beckmann,
Hofer, Kirchner, Otto Müller, Pechſtein, Purrmann, Schlemmer, Bel=
ling
, Fiori, Kolbe, Kolle; Frankreich: Derain, Lhote, Maillol, Son=
verbie
, Ozenfant, Lurcat, Deſpiau; Belgien: Maſereel; Holland: Sluf=
ters
, van Dongen; Spanien: Picaſſo, Manolo, Gargallo, de Togores,
Pruna, Clara; Italien: Chirico, Tozzi, Braneuſi, Campigli; Schweiz;
Roßhard, Giacometti; Oeſterreich: Egger, Huber; Ungarn: Beothy;
Briechenland: Tomras; Tſchechoſlowakei: Kars, Sima; Polen: Kisling;
Rußland: Archipenko, Orloff, Chagall, Kogan; Schweden: Grünewald,
van Dardel; Norwegen: Perkrogh; Japan: Foufita; China: Sanyu.
Insgeſamt werden 150 Künſtler mit zirka 200 Werken vertreten ſein.
Das ſtädtiſche Hallenſchwimmbad Darmſtadt iſt an Werktagen
von 720 Uhr geöffnet. Die Kartenausgabe erfolgt an der Kaſſe des
Hallenſchwimmbades für Heilbäder bis 18½, für Schwimmbäder bis 19,
für Wannen= und Brauſebäder bis 19½ Uhr. Für die Dauer des
Woogs=Badebetriebs bleibt das Hallenbad an
Sonntagen, erſtmals am 19. Mai 1929, geſchloſſen. (Siehe beſ.
Anzeige der Direktion der ſtädtiſchen Betriebe.)

Donnrstag, den 16. Mai 1929

* Orpheum.
Adalbert Steffters Operettentheater eröffnet ſein Gaſtſpiel im
Orpheum mit dem muſikaliſchen Luſtſpiel In der Johannis=
nacht
von Jean Gilbert. Ueber die Mannheimer Erſtaufführung
ſchrieb das dortige Tagblatt u. a.: Wieder einmal einen ungewöhn=
lichen
, einen großen, einen ſehr großen, einen ſenſationellen Erfolg.
Das Haus war randgefüllt. Der Beifall bald nach jeder Szene brau=
ſend
, ſtürmiſch, orkanartig. Kein Wunder auch. Das Jean Gilbert=
Enſemble hat wieder von dem Bau Beſitz ergriffen. Jean Gilbert,
Uſchi Elledt, Fritz Schulz, Max Menſing und Richard Starnburg
die Namen haften feſt im Gedächtnis aus Annemaries, aus Uſchis
Zeiten her. Es war im November des vergangenen Jahres. Da feier=
ten
ſie, da feierte das Enſemble triumphalen Einzug. Da wurden ſie
zu Mannheims Lieblingen. Da ſpielten ſie ſich in die Herzen all derer,
die da ſich unterhalten, die da lachen wollen. Und Lachen verbreiten
iſt ja auch der Zweck dieſes heiteren, lockeren, famoſen Spiels. Wie im
Vorjahre, ſo auch heuer wieder. Auch der Griesgrämige wird für ein
paar Stunden in ſolch munterer Geſellſchaft wieder froh. Er lacht. Er
freut ſich ob dieſer ſchmackhaft=munteren, ſchmackhaft=ſentimentalen,
ſchmackhaft=ſchmalzigen Geſchichte. Gerne durchläuft er ohne jegliches
ernſtere Bedenken all die Irrungen und Wirrungen bis zum guten
Ende. Ob Luſtſpiel, Schwank oder Poſſe, mit Muſik, es iſt eine ſchmack=
haft
=muntere, eine ſchmackhaft=ſentimentale, eine ſchmackhaft=ſchmalzige
Geſchichte, über die man nicht gram werden kann. Daß ſich zum Schluſſe
alles klärt, iſt ja Operetten=, Luſtſpiel= Schwank= oder Poſſenbrauch
wie es euch gefällt . . . Die Muſik plätſchert leicht und leiſe, lieb und
nett . . . Johannisnacht . ."
Aehnlich begeiſtert ſchreiben andere Mannheimer, Weinheimer und
Ludwigshafener Zeitungen.

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Heſſiſches Lanbestheater. Heute, Donnerstag, gelangt Sa=
lome
von Richard Strauß mit Roſe Landwehr in der Titelpartie,
Anna Jacobs, und den Herren: Komregg, Jaeger, Deharde in den an=
deren
Hauptpartien zur Wiederholung. Muſikaliſche Leitung: Dr.
Karl Böhm.
Kulturfilmbühne im Kleinen Haus. Heute, Donners=
tag
, wird der hervorragende Lola Kreutzberg=Film Nuri, der Elefant
der von Publikum und Preſſe mit einmütiger Anerkennung aufgenom=
men
wurde, zum letzten Male um 16 und 20 Uhr vorgeführt.
Die Operette Mamſell Nitouche geht morgen, Freitag, in
neuer Inſzenierung und Ausſtattung erſtmalig in Szene. Die Beſetzung
der Hauptrollen iſt folgende: Major, Graf von Chateau=Gibus: Paul
Maletzki; Coeleſtin: Werner Hinz; Fernand de Champlatreux: Franz
Tibaldi; Loriot, Sergeant: Hans Ney; Theaterdirektor Hugo Keßler;
Deniſe de Flavigny: Sitta Müller=Wiſchin; Oberin: Käthe Gothe; Co=
rinne
, eine Schauſpielerin: Beſſie Hoffart; Pförtnerin: Margarete
Carlſen; ein Regiſſeur: Richard Jürgas. Mitwirkend: die Tanzgruppe.
Die vorkommenden Tänze wurden von Cläre Eckſtein einſtudiert. Die
muſikaliſche Leitung hat Karl Bamberger, die Inſzenierung leitet Re=
nato
Mordo, die Bühnenausſtattung ſtammt von Lothar Schenck von
Trapp. Die Erſtaufführung beginnt um 19.30 Uhr und iſt der Miete D
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Zum 20. Male der Prozeß Mary Dugan‟. Die Sen=
ſationskomödie
Der Prozeß Mary Dugan gelangt, vielfachen Wün=
ſchen
aus dem Publikum entſprechend, in dieſer Spielzeit noch ein letztes
(20.) Mal als Volksvorſtellung zu Preiſen von 14 Mark am Samstag,
den 18. Mai, im Kleinen Haus zur Aufführung. Beginn 20 Uhr. Der
Vorverkauf hat begonnen.
Pfingſtvorſtellungen des Landestheaters. Der
Vorverkauf für die an den beiden Pfingſtfeiertagen im Großen und
Kleinen Haus ſtattfindenden Vorſtellungen beginnt heute. Zur Auf=
führung
gelangen Pfingſtſonntag im Großen Haus unter muſikaliſcher
Leitung von Dr. Karl Böhm die Meiſterſinger, im Kleinen
Haus Mittagswende von Claudel in der Inſzenierung Carl
Eberts. In dieſer Aufführung ſpielt Charlotte Jaeke=Joſt zum erſten
Male die Yſe. Am Pfingſtmontag wird im Großen Haus die Operette
Mamſelle Nitouche in der neuen Infzenierung zum erſten
Male wiederholt, im Kleinen Haus geht an dieſem Tag Figaros
Hochzeit in der Inſzenierung Carl Eberts in Szene.
Generalmuſikdirektor Dr. Böhm wurde auf Grund ſeiner großen
Dirigiererfolge im Frankfurter Opernhaus von der Frankfurter Mu=
ſeumsgeſellſchaft
eingeladen, im nächſten Winter ein Konzert zu diri=
gieren
.

Heſſiſcher Apokheker=Verein.
Der Heſſiſche Apotheber=Verein hielt ſeine Frühjahrs=Hauptvewy
ſammlung in Darmſtadt ab. Sie galt neben einer geſchäftlichen Sitzung,
die berufliche Fragen behandelte, der Feier des neunzigjährigen Be=
ſtehens
des Heſſiſchen Apotheker=Vereins.
Dieſe begann mit einem Feſtkonmers am Abend des 8. Mai, bei
dem Geſangsvorträge, gemeinſame Lieder und Deklamationen wechſel=
ten
und ein eigens für den Tag geſchriebenes kleines Luſtſpiel zur Auf=
führung
kam. Die Muſik ſtellte die Kapelle Weber.
Dieſer Veranſtaltung wohnten Vertreter ſtaatlicher und ſtädtiſcher
Behörden, an der Spitze der Miniſter des Innern, Herr Leuſchner, bei,
der in einer ſehr liebenswürdigen Anſprache dem heſſiſchen Apotheker=
ſtand
, der reſtlos in dem Heſſiſchen Apotheker=Verein zuſammengefaßt
iſt, Glückſwinſch= und Anerkennung ausſprach für ſeine Wirkſamkeit und
die Worte des Vorſitzenden, Herrn Apothekers Scriba=Reinheim, unter=
ſtrich
, der in ſeiner Begrüßungsanſprache betonte, daß der heſſiſche Apo=
thekerſtand
ſich ſtets als ein dienend Glied der Allgemeinheit gefühlt
habe, eine Rolle, die er nie außer acht laſſen werde. Der Miniſter be=
tonte
, daß die Staatsregierung den Apothekerſtand aus dieſem Grunde,
ſoweit es im Rahmen der Allgemeinheit möglich iſt, ſtets fördern werde.
Am Himmelfahrtstag dieſen Tag hatte man gewählt, um auch der
Angeſtelltenſchaft weitgehendſt die Teilnahme zu ermöglichen fand
um 11 Uhr der akademiſche Feſtakt ſtett, zu dem wiederum die Spitzen
ſtaatlicher und ſtädtiſcher Behörden erſchienen waren und an dem außer
den heſſiſchen Apothekern eine große Anzahl der prominenteſten Fach=
genoſſen
der wiſſenſchaftlichen und praktiſchen Pharmazie teilnahmen,
die zum Teil aus weiter Entfernung (Beelin, Breslau, Hamburg, Zittau,
Plauen, auch Stuttgart und Würzburg) herbeigekommen waren. Die
Fcier war ſtimmungsvoll umrahant durch muſikaliſche Vorträge eine3
Künſtlerquartetts; auf einen Prolog, gedichtet von Frau Geheimrat Dr.
Willy Merck, folgten Geſ ngsvortrüge Zweſer Damen der Apothekergeſell=
ſcaft
, der Frau Apotheker Thurn=Mainz und Frl. Sartorius=Altenſtadt.
Nach einer Begrüßungsanſprache des Vorſitzenden ſolgte der feſ=
ſelnde
Vortrag des Axothekers W. Donat, M. d. L., der die Chronik
der letzten vierzig Jahre des Beſtehen3 des Heſſiſchen Apotheker=Vereins
zu dem Feſttag geſchrieben hatte. Der überaus beifällig aufgenom=
uiene
Vortrag behandelte die Aufgaben, die dem Verein während dieſer
Zeit erwailſſen waren, und zeigte, daß viele der Fragen, die faſt von
ſeinem Beginn an ſchtvebten, heute noch ungelöſt ſind. Eine derſelben
aber, und das erwähnre auch der Vorſitzende wit großer Genugtuung,
teht vor der alsbaldigen endgiiltigen Löſung, es iſt die Altersberſor=
gung
des heſſiſchen Axothekerſtandes, die dieſer mit Hilfe ſeiner Apo=
thekerkammer
obligaroriſch in allernächſter Zeit in Tätigkeit treten
laſſen wird. Nu folgten die Glüchwunſchreben in großer Zahl, es ſpra=
chen
18 Herren, für die Regierung Herr Miniſterilrat Dr. Heyl, noch=
mals
auch Bezuig nehmend auf die Worte des Herrn Miniſters vom
Vorabend, und beglückwünſchte den Verein und ſeinen Vorſtand. Für
die Stadt gratulierte Herr Oberbürgermeiſter Mueller, für den Deut=
ſehen
Aporheker=Verein und zugleich auch im Namen des Gauies Würt=
temberg
Herr Apotheker Dr. Schwarz=Stutzgart. Im Namen der Nach=
bargaue
Baden und Heſſen=Naſſau ſprachen die Herren Dr. Lakemeyer
und Quittmann, für Sachſen Herr Apotheker Brückner=Zittau, im
Namen des Spegialitäten=Unternehmens des Deutſchen Apotheker= Ver=
eins
gratulierte Herr Apotheker Friede=Würzburg und im Namen des
Syndikats der Deutſchen Spezialitäten=Unternehmen Herr Apotheker
Dr. Rungc=Hamburg.
Es ſprachen weiter die Vertreter des Verbandes Deutſcher Apothe=
ker
, Herr Apotheker Borner, für die Pharmazeutenſchaft an der Tech=
niſehen
Hochſſchule zu Darmſradt Herr Stud. Feldhofen, für die Hoch=
ſchule
ſelbſt Herr Prof. Dr. Wöhler; für die Aerztekammer gratulierte
der Vorſitzende, Herr Sanitätsrat Dr. Brüning, für die Tierärztekammer
Herr Dr. Ohly, für die Handelskamer deren Syndikus Herr Dr. Schä=
fer
, für das Haus E. Marck ſprach Herr Apotheker Georg Merck, für die
Hageda, Handelsgeſellſchaft deutſcher Apotheker, Verlin, deren Chef=
chemiker
und Direktor Herr Dr. Herzog und deren Aufſichtsratsmitglied
Herr Medizinalrat Dr. Vogt=Butzbach.
Die Pharmazeutiſche Geſellſchaft ſandte ſchriftliche Glüchwünſche, da
eine perſönliche Vertretung unmöglich gelvorden war.
Alle Redner erkannten die Titigkeit des Hefſiſchen Apotheker=Vereins
und ſeines Vorſtandes rühmend an, wünſchten ihm ein gutes Weiter=
beſtehen
und wieſen alle darauf hin, daß der Verein ſtets bemuht ge=
weſen
ſei, die ihm geſt=Ulten Aufgaben zu löſen. U. a. hatte der Herr
Oberbürgermeiſter in fein humoriſtiſcher Waiſe den Verein bereits an
dieſem Tage eingeladen, ſein hundertjähviges Beſtehen auch wieder in
den Mauern Daruſtadts abzuhalten.
Nechdem der Vorſitzende allen liebenswürdigen Rednern, die dem
Verein, dem Vorſtand und ihm liebe Worte des Glückwunſches geſpro=
ihen
hauten, gedankt hatte, ſchloß die wunderbar verlaufene Feier durch;
cinen muſikaliſchen Vortrag. Nach kurger Pauſe reihte ſich ein Feſteſſen
in der Vereinigten Geſellſchaft an, das einen angeregten Verlauf mahm
und bei Cem noch manches ſchöne Wort geſprohen wurde.
Herr Präſident Spcmer, früherer Vorſitzender der Miniſterialabtei,
lung für öffentliche Geſundheitspllege, betonte, daß ſtets zwiſchen Re=
gierung
und dem Verein, der, ehe die Apothekerkammer gegründet
ſwurde, den Stand im Miniſterium vertrat, ein gutes Einvernehmen be=
ſtanden
hube.
Weiter ſprachen neben dem Vorſitzenden, der die Vertreter von
Staat und Stadt begrüßte, Herr Apotheker Dornberger=Gießen auf alle
weiteren Gäſte, Herr Proſeſſor Dr. Eberhard ſproch nohmals namens
des Pharmazeuliſchen Inſtituts an der Techniſchen Hohſchule Gſück=
wünſche
aus, und der Ehrenvorſitzende, Herr Medizinalrat Dr. Bogt,
gedachte in launig=humorvoller Weiſe der Damen.

Warnung. Es wird darüber Klage geführt, daß über den
Bürgerſteig in Toreinfahrten und Hauseingängen ein= oder ausfahrende
Radfahrer häufig jede Vorſicht außer acht laſſen und durch ihr rückſichts=
loſes
Fahren die Sicherheit des Publikums erheblich gefährden. Es be=
ſteht
daher Veranlaſſung, auf die Beſtimmung hinzuweiſen, daß bei
einem derartigen Paſſieren des Bürgerſteigs der Radfahrer nicht nur
ein lautes Glockenzeichen zu geben hat, ſondern namentlich auch langſam
und ſo vorſichtig fahren muß, daß das Fahrrad nötigenfalls auf der
Stelle zum Halten gebracht werden kann. Die Beamten des Polizeiamts
ſind angewieſen, Uebertretungen dieſer Vorſchriften unnachſichtlich zur
Anzeige zu bringen.
Die Reichsbank am Samstag nachmittag geſchlofſen. Nach einer
Bekanntmachung der Reichsbankſtelle im heutigen Anzeigenteil bleiben
im Samstag, den 18. ds. Mts., die Schalter der Reichsbank von 12 Uhr
mittags ab geſchloſſen.
Straßenſperre. Wegen Ausbau der alten Gleisanlagen wird die
Kirchſtraße von der Holzſtraße nach dem Marktplatz vom 21. bis B8.
Mai 1929 für den Auto=, Fuhrwerks= und Radfahrverkehr geſperrt. Die
Umleitung erfolgt durch die Holzſtraße.

LUpWIGSTRASSE 13

DARMSTAPT

LUDWIGSTRASSE 13

[ ][  ][ ]

CeRe 6

Donnerstag, den 16. Mai 1929

Nummer 135

* Fahrl des Hiſtoriſchen Bereins nach Mainz
zur Beſichkigung des neußergerichkeken Doms.
Als der Verein im vorigen Jahr einen Ausflug nach Mainz machte,
wurde die Anſicht geäußert, da wäre für einen Geſchichtsfreund ſo viel
zu ſehen, daß der Verein eigentlich jedes Jahr einmal dahin fahren
müßte. So machten wir unſeren diesjährigen erſten Ausflug wieder
nach Mainz zur Beſichtigung des geretteten Domes. Ueber ihn noch
einige Worte als Einleitung: Faſt neun Jahrhunderte wurde an dem
Dom gebaut. Am Tage der Einweihung unter Erzbiſchof Willigis
1009 brannte er zum erſten Male ab. Es wurde ſofort zum Neubau
geſchritten, der unter Biſchof Bardo 1039 vollendet wurde, aber 1081
wieder vollſtändig niederbrannte. Auch dieſer muß durch einen Brand
Nor gelitten haben. Der weſtliche Teil mit ſeinen drei Türmen wird
erſt von Siegfried III. 1239 eingeweiht. In ihrem urſprünglich
romaniſchen Kern, an den in den folgenden Jahrhunderten ſich Teile
in ſämtlichen Stilen angliedern, iſt die heutige Grundrißgeſtalt des
Domes gegeben. Nach mehreren Bränden, dem letzten bei der Be=
ſchießung
1793, war er unter der franzöſiſchen Herrſchaft eine Ruine und
diente als Stallung. Durch die Bemühungen des damaligen Biſchofs
Colmar wurde er vor dem Undergang gerettet. Es zeigten ſich aber
im Laufe der Jahre ſo viel Schäden, daß erſt in dreijähriger Arbeit und
mit allſeitiger Unterſtützung die gewaltigen Sicherungen ausgeführt
werden konnten, ſo daß der herrliche Dom wieder neu die Jahrhunderre
überdauern kann.
Unter Führung des ausgezeichneten Kenners, des Profeſſors Dr.
Neeb, beſichtigten wir nun hervorragende Teile. Zunächſt den Weſt=
chor
mit ſeiner gewaltigen Architekturwirkung, beſonders dem Aufblick
in die Kuppel. Einen Glanzpunkt bildet hier das prunkvolle Chorgeſtühl
vom Hofſchreiner Frz. A. Hermann von 1767 in herrlichſtem Rokoko,
mit den feinen Umrahmungen der Füllungen und den reich geſchnitzten
Türen. Um den erzbiſchöflichen Thron an der Rückwand die Wappen
der untergeordneten Bistümer, des Domkapitels u. a. Eine andere Stil=
art
, die deutſche Renaiſſance, tritt uns in der Kapitelſtube enr=
gegen
mit einem Meiſterwerk der Holzbildhauerei, den noch erhaltenen
Teilen von Chorſtühlen aus der Zeit des Kurfürſten Daniel
Brendel von Homburg (15531582). Neben den luſtigen Putten
an den Pfeilerſockeln der Rückwand iſt noch beſonders der humorvolle
Schmuck der Sitzlehnen von verſchiedenen Vorwürfen: Greifen, Saty=
ren
, Löwen, Drachen uſw. Auf der Unterſeite ſind abenteuerliche Mas=
ken
. Aus dieſer Zeit (1573) iſt noch der Anbau eines Erkers zu er=
wähnen
, der früher als Wächterſtube bezeichnet wurde, in alten Akten
aber als Kämmerlein des Glöckners aufgeführt wird. Von hier konnte
der Glöckner den Gottesdienſt überwachen und ſeinen Gehilfen das
Zeichen zum Läuten geben. Dann kommt die von dem Dom getrennte,
1137 geweihte Gotthardkapelle. In früheren Jahrhunderten
war ſie die Palaſtkapelle. In ihrer einheitlichen Geſchloſſenheit gibt
ſie als Doppelkapelle, deren Unter= und Obergeſchoß durch eine große
viereckige Oeffnung miteinander verbunden ſind, einen Raumeindruck
von eigentümlich hochmittelalterlicher erdgebunden=myſtiſcher Irratio=
nalität
.
Von dem prächtigen Kreuzgang aus wurde nun der Weſtturm,
auf den im 15. Jahrhundert das gotiſche Stockwerk aufgeſetzt wurde,
beſichtigt und erklärt. Dieſer hatte in gotiſcher Zeit einen ſchweren
ſpitzen Holzhelm erhalten. In dieſen Holzbau ſchlug am 22. Mai 1767
der Blitz ein und zerſtörte die Holzteile. Zum Schutze gegen Feuers=
gefahr
wurden die Weſttürme von dem Sohne des berühmten Würz=
burger
Baumeiſters Balthaſar Neumann, dem geiſtvollen
Jgnaz Michael N., in Stein ausgebaut. Bei dem Ausbau des
Vierungsturms ſchloß er ſich an die gotiſchen Formen des darunter=
liegenden
Uhrſtockwerkes an; eine in künſtleriſcher und techniſcher Hin=
ſicht
ganz hervorragende Leiſtung. Leider konnten die Denkmäler im
Innern nicht mehr beſichtigt werden
Nachdem der Vorſitzende Herrn Profeſſor Dr. Neeb für ſeine treff=
liche
Führung herzlich gedankt hatte, hielten die zahlreichen Teilnehmer
zuſammen mit Mitgliedern des Mainzer Altertumsvereins und Präſi=
denten
Dr. Nees ein gemütliches Zuſammenſein auf der Terraſſe der
Stadthalle mit dem herrlichen Blick auf den Rhein. Anmerkungsweiſe
ſeien diejenigen, die über die Wiederherſtellungsarbeiten weiteres wiſſen
wollen, auf das prachtvolle, mit Bildern geſchmückte Werk von
A. Strempel: Die Rettung des Mainzer Domes, hingewieſen.
K. Noack.
Der Darmſtädter Journaliſten= und Schriftſtellerverein (E. V.)
hielt am Montag abend ſeine diesjährige Hauptverſammlung
unter Leitung ſeines erſten Vorſitzenden, Herrn Geheimen Hofrats
Prof. D. Dr. Arn. E. Berger, im Kaiſerſaal=Reſtaurant ab. Aus
dem von dem erſten Schriftführer, Herrn Oberrechnungsrat Enders
erſtatteten Bericht über das abgelaufene Geſchäftsjahr ergab ſich, daß
der Verein zurzeit 54 ordentliche Mitglieder zählt. Die ſeit einigen
Jahren eingerichteten Literariſchen Abende wurden auch im abgelaufe=
nen
Jahre fortgeführt. Es kamen zu Wort: Herr Dramaturg und
Schauſpieler Dr. Walter Beſt aus Bamberg mit Vorleſung eigener
Dichtungen, Herr Gerichtsreferendar a. D. Hans Walter Wohmann
mit einem Bericht über ſeinen Beſuch der Internationalen Preſſe= Aus=
ſtellung
(Preſſa) in Köln, den er als Abgeſandter des Vereins unter=
nommen
hatte, und Herr Karl Lettenbaur mit dem Vortrage aus
ſeinem im Manuſkript vorliegenden Buche. Luſtiges Leben. Heitere Er=
innerungen
. Außerdem beteiligte ſich der Verein gemeinſam mit einer
Neihe anderer literariſch intereſſierter Vereine an der von der Stadt=
verwaltung
Darmſtadt veranſtalteten 200. Geburtstagsfeier
Leſſings, wobei der erſte Vorſitzende, Herr Geheimerat D. Dr.
Berger, den Feſtvortrag hielt. Weiter folgte der Verein der Ein=
ladung
zu der aus Anlaß des Tages des Buches abgehaltenen
Feier ſowie zu einem Vortrage des Vereinsmitgliedes Herrn Kunſt=
ſchriftſtellers
W. Michel, in der Freien Literariſchen Geſellſchaft über
Die neuen Beziehungen zwiſchen Religion und Dichtung‟. Der eben=
falls
durch Herrn Oberrechnungsrat Enders vorgelegte Kaſſenbericht
ergab, daß die Kaſſe in beſter Ordnung iſt, und daß eine auch in dieſem
Jahre etwas erhöhte Rücklage bei der Städt. Sparkaſſe beſteht. Auf
Herrn Profeſſor Adolf Beyers Antrag wurde dem Vorſtand und
dem Rechner Entlaſtung erteilt und für die gewiſſenhafte Tätigkeit
herzlichſt gedankt. Zwei Mitglieder, Herr Redakteur Max Streeſe
und Fräulein Schriftſtellerin Anna Theiß, gehören nunmehr dem Ver=
ein
25 Jahre an. Die Verſammlung dankte ihnen für die bewieſene
Treue und beglückwünſchte ſie aufs wärmſte für die fernere Zukunft.
Die ſatzungsgemäß vorgenommenen Wahlen des Vorſtandes und des
Schieds= und Ehrengerichts ergaben Wiederwahl nach dem ſeitherigen
Beſtande. Eine Reihe von Anträgen und Anregungen aus der Ver=
ſammlung
wurden in Uebereinſtimmung erledigt und bildeten den
Schluß des harmoniſch verlaufenen Abends.
*v. Abwehr der Einſchleppung der Kirſchfliege. Am 15. Mai
iſt nachſtehendes Verbot in Kraft getreten: Einfuhr von rohen
Kirſchen, die von Kirſchfliegenmaden befallen oder des Befallens
mit ſolchen verdächtig ſind, iſt über die deutſchen Zollgrenzen bis
auf weiteres unterſagt. Rohe Kirſchen dürfen nur mit Urſprungs=
zeugnis
verſehen und mit Zeugnis eines amtlichen Pflanzenſchutz=
ſachverſtändigen
des Urſprungslandes begleitet, nach an der Zoll=
ſtelle
auf Koſten des Verpflichteten vorgenommener Unterſuchung
und Feſtſtellung der Unverdächtigkeit der Sendung eingeführt
werden. Die Sachverſtändigen ernennt die Landesregierung. Die
unmittelbare Durchfuhr von Kirſchen unter Zollüberwachung
iſt geſtattet. Geſtattet iſt die Einfuhr durch Bewohner des Zoll=
grenzbezirks
für den eigenen Bedarf in kleinen Mengen, durch
Reiſende zum eigenen Verbrauch während der Reiſe, geſtattet auch
die Einfuhr von Kirſchen, die von Grundſtücken innerhalb des
Grenzbezirks jenſeits der Zollgrenze ſtammen, die von Wohn= und
Wirtſchaftsgebäuden innerhalb des Grenzbezirkes diesſeits der
Zollgrenze aus bewirtſchaftet werden.
E) Oeffentliche Impftermine werden von Mittwoch, dem 22. d. M.,
ab in der Rundeturmſchule und von Samstag, dem 25. d. M., ab in
der Ohlyſchule ſowie Mornewegſchule abgehalten. (Näheres ſiehe
heutige Bekanntmachung.)
Kunſtnokizen.
Aeber Werte, Künſtler oder Künſtleriſche Veranſtaltungen, deren im Nachffehenden Crwähnung
geſchiebt, behälit ſich die Redakion ihr Urtell vor.
Lichtbilder=Vortrag der Roſenkreuzer= Ge=
meinſchaft
. Es ſei an dieſer Stelle nochmals darauf hingewieſen,
daß die Internationale Roſenkreuzer=Gemeinſchaft heute abend einen
ſehr intereſſanten Lichtbildervortrag im Saale der Loge Sandſtraße 10
veranſtaltet. Herr Ortwin Schaumburg vom Hauptquartier aus Kali=
fornien
ſpricht über: Die Notwendigkeit einer wiſſenſchaftlichen Reli=
gion
. An Hand von Lichtbildern wird hier gezeigt, wie der Menſch
ein aus verſchiedenen Körpern zuſammengeſetztes Weſen iſt und wie die
Religion dazu beiträgt, den Menſchen auf dem Pfade der Entwicklung
vorwärts zu bringen. Auch wird gezeigt, daß das, was wir Tod
nennen, in Wirklichkeit nur eine Verlegung des Bewußtſeins in andere
Daſeinsebenen bedeutet. Der phyſiſche Körper wird nur beiſeite gelegt,
weil er für dieſes Leben unbrauchbar geworden iſt. Die erhabenen
Lehren der Roſenkreuzer geben uns eine logiſche Erklärung und Aus=
legung
der Bibel und eine Erkenntnis, die unſer Bewußtſein in hohem
Maße erweitert. Somit findet Herz und Intellekt volle Befriedigung
auch in bezug auf die geſetzmäßige Ordnung im eltall.

Winke für Balkon= und Fenſterſchmuck.

Ein eigener Garten oder auch nur ein Vorgärtchen iſt für viele
Menſchen heute ſchon etwas faſt Unerreichbares. Das Stadtleben
bringt es mit ſich, daß die meiſten Bewohner von vornherein auf die
Genüſſe eines Gartens verzichten müſſen. Solchen Menſchen vermö=
gen
der Wintergarten, der Balkon oder, wo ſelbſt beides nicht einmal
möglich iſt, die Fenſter einen Erſatz zu bieten. Balkon und Fenſter ge=
währen
, mit den verſchiedenſten Blumen beſetzt, nicht nur dem In=
haber
der Wohnung Freude und Annehmlichkeit fondern gereichen
dem Hauſe, der Straße, ja ſelbſt der ganzen Sradt zur Zierde. Es
erfreuen ſich auch die die Stadt beſuchenden Fremden daran. Darum
iſt ja der Balkon nicht nur Erſatz für den gartenloſen Stadtmenſchen,
ſondern auch der, der ein eignes Stückchen Land beſitzt, will an ſei=
nem
Hauſe gleichfalls Blumen nicht miſſen.
Wo der Balkon fehlt, ſetzt man zwiſchen die Fenſter Blumentöpfe,
je nach Vorliebe Kakteen, Sukkulenten, Blatt= und Blürenpflanzen
u. a. m. Man wähle die Pflanzen jedoch nach Lage der Fenſter, ob
Sonnen= oder Schattenlage und nenne dieſe dem Fachmann, der gern
die paſſenden Pflanzen engeben wird.
Bei Vorhandenſein eines Balkons wird man beſſer tun, die Pflanzen
in eigens hierfür hergerichtete Balkonkäſten zu pflanzen. Das geſchieht
in der Weiſe, daß man die Käſten, die unten am Boden Abzugslöcher
beſitzen, damit ein Verſauern der Erde verhindert wird, mit guter
Blumenerde füllt. Sie ſoll nicht beim Straßenhändler, ſondern beim
Fachmann, deſſen Erde aus verrottetem Dünger beſteht und auch ſonſt
unter Anwendung von Kompoſterde und Kalk uſw. beſonders hergerichtet
iſt, gekauft werden. Eine Schepbenlage auf dem Boden iſt notwendig=
um
gleichmäßigen Waſſerabzug zu bewirken. Die Oberfläche der Erde ſoll
einen Abſtand von einigen Zentimetern vom oberen Rand haben. Mit
Wurzelballen werden nun die Pflanzen, die vorher noch ordentlich ge=
goſſen
wurden, in den Kaſten geſetzt. Es wird ſoviel Erde nachgefüllt,
daß ſie leicht angedrückt, einen Gießrand von etwa 2 Zentimeter Tiefe
freiläßt. Eine kleine Vorratsdüngung von Hornmehl (in den Blumen=
geſchäften
erhältlich), etwa ein Eßlöffel auf einen Kaſten von 60 Zenti=
metern
Länge, iſt zu empfehlen.
Was pflanzen wir? Das iſt nicht allein eine Frage des Geſchmacks
und der Vorliebe für beſtimmte Pflanzen, ſondern auch eine der ge=

e
Dle Wäscherei Hering Dein Diener sei!"

A

Der Rokhenburger Verband akad. Archikekkenvereine
hielt in Rothenburg o. T. unter Leitung ſeines Vorortes
A. A. V. Darmſtadt die Verbandstagung ab.
Am Vorabend fand der Begrüßungsabend ſtatt, wobei
der Verbandsvorſitzende Köthner die Vertreter der Stadt, die
Verbandsvereine, die zum Teil ſehr zahlreich und mit Alten Her=
ren
gekommen waren, begrüßte.
Von den reichsdeutſchen Verbandsvereinen fehlte keiner. Es
waren vertreten Aachen, Berlin. Darmſtadt, Dresden, Hannover
und München. Von den auslandsdeutſchen Verbandsvereinen
konnten leider Brünn und Danzig infolge der ſchwierigen Ver=
hältniſſe
nicht kommen, ſodaß nur Graz, Prag und Wien anweſend
waren.
Am Himmelfahrtstage ſelbſt hielt bei dem akademiſchen Feſt=
akt
im altehrwürdigen Kaiſerſaal des Rathauſes Herr Mag.= Bau=
rat
K. Weber=Frankfurt, vom A. A. V. Darmſtadt. die Feſtrede
über das Thema: Einiges über das neue Bauen.
Der Redner vertrat mit Ueberzeugung und großer Hingabe
die Sache der modernen Baugeſinnung, deren Berechtigung er an
Hand eines reichhaltigen Materials nachwies Seine Ausführung
gipfelte in einem Hinweis auf die Gefahr für die Hochſchulen,
wollten ſie ſich weiterhin dieſen Tatſachen verſchließen.
Das Feſteſſen, der Feſtkommers ſowie der Geſellſchaftsabend
am nächſten Tag nahmen einen harmoniſchen Verlauf und förder=
ten
weſentlich die perſönliche Fühlungnahme unter den einzelnen
Verbandsvereinen. Auch bei dieſen Veranſtaltungen waren Ver=
treter
der Stadt, vor allem Herr Oberbürgermeiſter Dr. Lieber=
mann
, der ſtets das größte Intereſſe für den Verband zeigt, an=
weſend
.
Die vier Vertreterſitzungen waren getragen von dem Geiſte
ernſter Verbandsarbeit. Die Ausführungen der auslandsdeutſchen
Verbandsvereine bewieſen, daß der Verband ſeine kulturelle Auf=
gabe
erfüllt. Ein Vortrag des Vbr, Freiherrn J. v. Meltzer,
A. A. V. Prag, über das Deutſchtum in Prag und deutſche Architek=
tur
in den Sudetenländern, war mit ein Grund, daß Hannover,
der Vorort fürs kommende Verbandsjahr, als nächſten Tagungs=
ort
Prag vorſchlug, was begeiſtert aufgenommen wurde. Die der
Tagung angegliederte Ausſtellung des zahlreich beſchickten Ver=
bandswettbewerbs
gab ein intereſſantes Bild von der Verſchie=
denartigkeit
der Arbeit an den einzelnen Hochſchulen.
Beachten Sie Eines, bevor Sie einen Weg von Wichtigkeit unter-
nehmen
; der ETERNA-Halbsteif wirkt
immer elegant.

OOTO

IV 5416

T

Zur Feier von Siegfried Wagners 60. Geburtstag veranſtalten
der Bayreuther Bund Darmſtadt und der Bahreuther Bund der deut=
ſchen
Jugend am Freitag, 24. Mai, abends 8 Uhr, im Saale des Muſik=
vereins
einen Vortrags= und Geſangsabend, an dem der hier bereits
als Vortragender und Pianiſt geſchätzte Otto Daube aus Leipzig
über das Thema Siegfried Wagner als Menſch und Künſtler ſprechen
wird. Der Vortrag wird durch Darbietungen aus Siegfried Wagners
Werken am Flügel ergänzt werden. Frau Horn=Stoll, Sopran,
ſowie Herr Wilhelm Schmidt aus Mainz, jetzt am Stadttheater in
Göttingen, Bariton, werden außerdem Geſänge von Siegfried Wagner
zu Gehör bringen. Karten für Mitglieder bei der Geſchäftsſtelle Chriſt.
Arnold am Weißen Turm, für Nichtmitglieder bei Konzert=Arnold,
Elifabethenſtraße 28, von heute ab.
Gottesdienſtliche Feier der Proteſtation von Speher am 2. Pfingſt=
feiertag
in Darmſtadt. Die evangeliſchen Gemeindeglieder, die nicht
ſelbſt an der Feier in Speher teilnehmen können, werden darauf auf=
merkſam
gemacht, daß auch in unſeren Darmſtädter Kirchen am
2. Pfingſtfeiertag gemäß der Anordnung der Kirchenbehörde für das
ganze Land Feſtgottesdienſte zur Erinnerung an die Proteſtation ſtatt=
finden
werden. Die Gemeindeglieder werden herzlichſt eingeladen, zahl=
reich
an dieſen beſonderen Gottesdienſten in unſerer Stadt teilzunehmen
und ſo ſich geiſtig mit dem evangeliſchen Deutſchland zu vereinigen, das
zur gleichen Stunde in Speher verſammelt iſt.
Herzſchlag. Am Schloß erlitt geſtern abend der 53 Jahre alte
Oberpoſtſekretär Schneeberger von hier einen Herzſchlag. Von der
Freiw. Sanitätswache ſofort nach dem Stadtkrankenhaus verbracht,
konnte dort nur noch der Tod des Mannes feſtgeſtellt werden.

Tageskalender für Donnerstag, den 16. Mai 1929.
Heſſ. Landestheater, Großes Haus, Anfang 20. Uhr, Ende
nach 21.30 Uhr, C 24: Salome‟. Kleines Haus, 16 und 20 Uhr:
Film Nuri der Elefant. Orpheum: Keine Vorſtellung.
Konzerte: Schloßkaffee, Reichshof, Kaffee Ganßmann. Kino=
vorſtellungen
: Unſon=Thegter, Helia.

gebenen Verhältniſſe, denn nicht jede Pflanze iſt für den Balkon, der
Wind und Wetter ausgefetzt iſt, geeignet. Auch iſt die Wahl der Farben,
bei der auch die Farbe der Hauswand in Betracht gezogen werden ſoll,
weſentlich für die Bepflanzung. Auf roter Wand rote oder roſa Blumen
wäre ſchauderhaft. Im allgemeinen gilt der Satz, daß die Farben am
beſten zuſammenklingen, die am entfernteſten vrwandt ſind. Zu Not
gehört grün; wollen wir noch eine zweite Blütenfarbe hinzubringen, dann
am beſten Weiß, zu dunklem Rot auch ein helles Gelb, helles Blau oder
Lila; zu Blau und Lila paßt Gelb. zu recht dunklen Tönen auch helles
Roſa; Weiß am beſten zu dunklem Rot, Blau oder Lila. Will man drei
Farben zuſammenbringen, dann etwa Dunkelrot, Hellblau und Gelb, oder
Dunkelblau, Roſa und Weiß. Unter Umſtänden kann eine Farbe allein
beſonders ſchön wirken. Ebenſo wenig, wie man weiße und hellfarbige
Häuſer mit hellen oder weißen Blumen ſchmückt, ſondern nur mit ſolchen
von leuchtender Farbe, darf man an einer roten Sandſteinfaſſade rote
Blumen anbringen, hier werden zarte, beſonders weiße Blumen am beſten
wirken. Auch die Höhe des Balkons iſt auf das Pflanzenmaterial aus=
ſchlaggebend
, da gewiſſe Pflanzen im Erdgeſchoß und den erſten Stock=
werken
beſſer wirken als an hohen Standorten und umgekehrt.
Bepflanzungsvorſchriften und Beiſpiele, wie man der Schablonen=
haftigkeit
vorbeugt, können hier nicht gegeben werden. Zu ſolchen wird
aber jeder Blumengeſchäftsinhaber oder Gärtner nach Einſichtnahme in
die Lage des Balkons, ſowie nach Anhörung beſonderer Wünſche in der
Lage ſein. Man ſpare auch nie mit den Schlingpflanzen und deren
deckendem Grün, wenn man unſchöne Gitter und Eiſenſtäbe, wie ſie an
alten Balkons noch vielfach anzutreffen ſind, verdecken muß
Pflanze nicht zu früh! So lautet ein Gebot für den Balkonbeſitzer.
Wenn auch das Wetter noch ſo verlockend iſt, eine kalte Nacht kann alles
vernichten. Ganz ungefährlich wird das Wetter erſt von Mitte Mai an.
Zum Schluß ſeien noch einige der bekannteſten und beliebteſten
Pflanzen genannt. Für das Frühjahr: Stiefmütterchen in allen Farben,
Vergißmeinnicht, Goldlack, Bellis; für die Sommermonate: Pelargonien
und Petunien in allen Farben, hängende und ſtehende, Zinnien, Agera=
tum
, Fuchſien, Hortenſien, Tagetes, Aſtern; für den Hochſommer= bis
Herbſtflor: Schlingpflanzen: Efeu, Wilder Wein, Kreſſe, Trichtevwinde,

Provinzialausſchuß.

p. 1. Klage des Bezirksfürſorgeverbandes Darmſtadt (Stadt) gegen
Bezirksfürſorgeverband Groß=Gerau wegen Erſtattung von Unter=
ſtützungskoſten
für Hermine und Robert Stahl. Die Hermine Stahl war in
Klein=Rohrheim aufenthaltlich, als die Unterſtützung notwendig fiel. Der
Beklagte wendet ein, die Verbringung der H. Stahl in die Dienſtſtelle
in Klein=Rohrheim ſei erfolgt, als ſie in Fürſorge geweſen ſei. Deshalb
habe die Gemeinde der Fürſorgeerziehung für die Koſten aufzukommen.
Der Beklagte wird zur Zahlung der geforderten Beträge verurteilt.
2. Klage des Bezirksfürſorgeverbandes Heidelberg=Stadt gegen den
Bezirksfürſorgeverband Heppenheim wegen Erſtattung von Ver=
pflegungskoſten
für Gertrud Graf. Die Sache fällt aus.
3. Beſchwerde der Frau Apotheker Eller Witwe in Darmſtadt gegen
die Entſcheidung des Kreisausſchuſſes Darmſtadt vom 10. Dezember 1928
wegen Umlegung von Gelände in der Gemeinde Eberſtadt. Es han=
delt
ſich um Gelände zwiſchen Waldfriede (Villenkolonie) und Eberſtadt.
Der Einſpruch gegen den Ortsbauplan iſt in dem vorliegenden Verfah=
ren
unzuläſſig. Die Gemeinde erwartet von der Verbindung mit der
Villenkolonie einen weiteren wirtſchaftlichen Aufſchwung. Alle Inter=
eſſenten
haben der Umlegung zugeſtimmt, mit Ausnahme der Be=
ſchwerdeführerin
, die Ausmärkerin iſt. Der Beſitz der letzteren beträgt
334 Morgen. Gegen den Ortsbauplan, der in verſchiedenen Friſten
offengelegen hat, hat die Beſchwerdeführerin einen Einſpruch nicht er=
hoben
. Das Urteil weiſt die Beſchwerde ab. Streitwert: 1000 Mark.
4. Antrag des Kreisamts Offenbach auf Entziehung des der Anna
Irene Keiſer zu Offenbach erteilten Kraftfahrzeugführerſcheins.e Das
Kreisamt beantragt, den Schein auf vier Jahre, bis zur Vollendung
des 25. Lebensjahres zu entziehen. Beim Einfahren in der Fahrſchule
hat die p. Keiſer mit dem Auto einen 83jährigen Mann verletzt und
wurde am 7. Januar 1929 mit 500 Mark Geldſtrafe beſtraft. Der Ver=
treter
der Genannten verweiſt darauf, daß eine Entziehung des Scheins
nur wegen Tatſachen zuläſſig ſei, die nach Erteilung des Scheines ſich
ereignet hätten; hier ſei aber der Unfall während der Ausbildung auf
der Fahrt zur Prüfung erfolgt und die Bewerberin um den Schein ge=
rade
beſonders ſcharf geprüft worden. Die Bewerberin ſoll im Geſchäft
des Vaters, der Autovertreter iſt tätig ſein. Der Vater ſelbſt beſitzt
keinen Führerſchein, die Tochter iſt ſein einziges Kind, ſie ſteht im 20.
Lebensjahre. Der Antrag des Kreisamtes wird abgewieſen.
5. Geſuch des Peter Ruths zu Heppenheim um Erteilung der Er=
laubnis
zum Betrieb einer Schankwirtſchaft im Hauſe Ecke Georgen=
ſtraße
und Jakob=Meher=Straße. Der Geſuchſteller kann wegen eines
jährlich wiederkehrenden Ekzems an der Hand den Tüncherberuf nicht
mehr ausüben. In Heppenheim ſind 28 Schank= und 12 Gaſtwirtſchaften.
Der Stadtrat hat die Bedürfnisfrage verneint. Die Straße iſt noch
nicht völlig ausgebaut. Die Konzeſſion wird erteilt.
6. Klage des Joſef Roß in Offenbach gegen den Beſcheid des Kreis=
amts
Offenbach vom 14. Februar 1929 wegen Nichterteilung eines
Wandergewerbeſcheines. Es liegt ein Verſagungsgrund nach § 57 der
Gewerbeordnung vor. Das Geſuch wird abgewieſen.

p. Handwerksrolle bei der Handwerkskammer. Nach einer am
25. April d. J. erlaſſenen Verordnung hat letztere ein Verzeichnis der
im Bezirk der Kammer ſelbſtändig ein Handwerk als ſtehendes Ge=
werbe
ausübenden Gewerbetreibenden in Form einer Kartei zu führen.
Die letztere iſt nach Gemeinden (Gemeindeverbänden) des Kammer=
bezirks
zu gliedern. Für jeden Gewerbetreibenden iſt eine beſondere
Karte anzulegen.
Dampferexpeditionen des Norddeutſchen Lloyd Bremen. ( Aende=
rungen
ohne vorherige Anzeige vorbehalten.) Nach New York ab
Bremen=Bremerhaven: D. America 15. 5., D. Dresden 16. 5, D. Berlin
22. 5., D. Preſ. Harding 22. 5., D. München 23. 5, D. Republic 25. 5.,
D. Lützow 28. 5., D. Preſ. Rooſevelt 29. 5., D. Columbus 30. 5.
Nach New York ab Southampton: D. Leviathan 14. 5., D. America
16. 5., D. Berlin 23. 5., D. Preſ. Harding 23. 5., D. Preſ. Rooſevelt
30. 5., D. Columbus 31. 5. Nach New York via Halifax ab
Br.=Br. hab.: D. Lützow 28. 5., D. York 25. 6. Nach Boſton ab
Br. h.: D. Karlsruhe 1. 6., D. Karlsruhe 2. 7. Nach Kanada
(Montreal) ab Br.: D. Köln 14. 5., D. Crefeld 4. 6. Nach Phi=
ladelphia
=Baltimore=Norfolk ab Br.: D. Holger 22. 5.
Nach Nordamerika=Weſtküſte ab Br.: M. S. Havel 18. 5.,
M. S. Saale 8. 6., D. Donau 29. 6. Nach Hapanna= Galve=
ſton
ab Br.=Br. hav.: D. Sehdlitz 28. 5. Nach Kuba- NewOr=
leans
ab Br.: D. Riol 28. 5. Nach Mittelbraſilien und
dem La Plata (Paſſagierdampfer) ab Br. hav.: D. Sierra Morena
25. 5., D. Weſer 3. 6., D. Sierra Cordoba 17. 6. Nach Mittel=
braſilien
(Frachtdampfer): D. Eiſenach ab Br. 21. 5., ab Hbg. 24. 5.,
D. Arnfried ab Br. 25. 5., ab Hbg. 28. 5., D. Roland ab Br. 11. 6., ab
Hbg. 14. 6. Nach dem La Plata (Frachtdampfer): D. Berenger
ab Br. 11. 5., ab Hbg. 16. 5., D. Göttingen ab Br. 1. 6., ab Hbg. 6. 6:
Nach Nordbraſilien ab Br.: D. Anatolia ab Br. 25. 5., ab
Hbg. 2. 5. Nach Südamerika (Weſtküſte) durch den Panama=
kanal
ab Br.: D. Aachen 1. 6., durch die Magellan=Str. ab Br. D. Nem=
ſcheid
14. 5. NachWeſtküſte, Zentral= und Mittelamerika
und Mexiko: M. S. Erfurt ab Br. 17. 6. Fruchtfahrt Kanar.
Inſeln ab Bremen: D. Orotava 25. 5., D. Arucas 8. 6. Nach
Oſtaſien: D. Derfflinger ab Hbg. 15. 5., D. Augsburg ab Br. 18. 5.,
ab Hbg. 22. 5., D. Jſar ab Br. 25, 5., am Hamburg 29. 5. D. Schleſien
ab Bremen 1. 6., ab Hamburg 5. 6., D. Saarbrücken ab Bremen 8. 6.,
ab Hamburg 12. 6., D. * ab Bremen 15. 6., ab Hamburg 19. 6., D. 3
ab Bremen 22. 6., ab Hamburg 26. 6. Nach Auſtralien ab Bre=
men
: D. Neckar 3. 6., D. Alſter ab Bremen 6. 7., D. Aller 5. 8. Nach
der Levante ab Bremen ca. 8 Abfahrten im Monat. Nach
Finnland ab Bremen 8täg. Dienſt nach allen Haupthäfen. Nach
Reval ab Bremen: Abfahrren alle 810 Tage. Nach Lenin=
grad
ab Bremen: je nach Bedarf. Nach England ab Bremen
London 34 Abfahrten in der Woche. BremenHull 2 Abfahr=
ten
in der Woche. Bremen-Middlesborough- New=
caſtle
10täg. Bremen-HamburgFrankreich: Abfahrt
Montags von Bremen, Freitags von Hamburg. Nach Afrika,
Kongo=Linie: D. Ingo ab Bremen 9. 5. Goldküſten und Beninlinie:
D. Atto ab Hamburg 28. 5. Geſellſchaftsreiſen: Fjordfahrt
D. Lützow ab Bremerhaven V. 6. Polarfahrt D. Sierra Ventana ab
Bremerhaven 6. 7. 1. Nordkapfahrt D. Lützow ab Bremerhaven 13. 7.
2. Nordkapfahrt D. Sierra Ventana ab Bremerhaven 6. 8. Mitgeteilt
von Anton Fiſcher, Vertreter des Norddeutſchen Lloyd ſeit 1873. Tele=
phon
186, Darmſtadt, Frankfurter Straße 1214.

[ ][  ][ ]

Nummer 135

Aus Heſſen.
Starkenburg.
J. Griesheim, 15. Mai. Am 3., 4. und 5. Auguſt d. J. findet die
50jährige Jubiläumsfeier der hieſigen Gewerbe= und Handwerkervereini=
gung
ſtatt, die mit einer Gewerbeſchau in den Räumen der Friedrich=
Ebert=Schule verbunden iſt. Zur gleichen Zeit veranſtaltet der hieſige
Obſt= und Gartenbauverein eine Obſt= und Gemüſeausſtellung im Saale
des Rheingauer Hofes‟. Die Ausſtellungen ſollen ein Zeugnis von
heimiſchem Fleiß und heimiſcher Geſchicklichkeit abgeben. Die Eintritts=
karten
berechtigen zum Beſuch beider Ausſtellungen. Auch iſt mit den
Veranſtaltungen eine Lotterie verbunden. Es werden 5000 Loſe 4 1Mk.
ausgegeben und ſollen zirka 500 Gewinne gezogen werden. Der erſte
Preis iſt eine wertvolle Schlafzimmereinrichtung. Weiter ſoll an den
Feſttagen eine Prämiierung der Vorgärten und Fenſterdekorationen in
der Neuen Darmſtädter Straße ſtattfinden; es wäre deshalb zu begrü=
ßen
, wenn ſich die Bewohner dieſer Straße rechtzeitig dafür einſtellen
wollten. Zu Reklamezwecken wird ein Plakat benötigt, welches beiden
Vereinen Rechnung trägt und allſeits auffallen und bewundert werden
ſoll. Es wird deshalb gebeten, daß ſämtliche ortsanſäfſigen Techniker
und ſonſtigen Intereſſenten ſich der Mühe unterziehen, ein zugkräftiges
Plakat zu entwerfen. Zur Aneiferung wurde beſchloſſen, drei Preiſe
im Werte von 25, 15 und 10 Mk. für die beſten Entwürfe auszuwerfen.
Letzter Termin für Einreichung der Entwürfe iſt der 1. Juni d. J.
Die hieſigen Marktvereine 13 machen in einer beſonderen Bekannt=
machung
ihre Mitglieder darauf aufmerkſam, daß vom nächſten Freitag
ab der Sondertriebwagen der Reichsbahn nach Frankfurt a. M.=Oſt
wieder verkehrt. Abfahrt in Griesheim 3.30 Uhr früh.
Ak. Nieder=Ramſtadt, 15. Mai. Herr Stellwerksmeiſter Wilhelm
Rückert dahier, der ſchon einige Zeit hindurch an einem unheil=
baren
Leiden erkrankt war, verſchied in einem Alter von 54 Jahren.
Mit ihm ging ein Mann aus der Welt, der ſich allerſeits wahrer Be=
liebtheit
erfreure, der unermüdlich tätig war, in ſeinem Beruf, im Ver=
einsleben
und überall da, wo der Ruf an ihn erging. Nahezu 40 Jahre
hindurch gehörte er dem Geſangverein Harmonie hier an, der im
dem Verſtorbenen nicht nur ein überaus eifriges Mitglied, ſondern
auch einen treuen Sänger und Vorſtandsmitglied verliert. Auch der
Obſt= und Gartenbauverein beklagt in dem Verſtorbenen den Verluſt
eines ſchätzenswerten Verſtandsmitgliedes. Dem leider zu früh Da=
hingeſchiedenen
wird man allerſeits ein treues Gedenken bewahren=
Ober=Klingen, 15. Mai. Unſere Dorfkirche, herrlich auf einem
Hügel gelegen, ſtammt aus dem 15. Jahrhundert. Seit Jahrzehnten
wurde an der Kirche nichts getan, ſo daß ihre Schönheit gar nicht zur
Geltung kam. Nunmehr iſt ſie im Innern ganz erneuert worden. Maler
Velte hat ſie herrlich ausgemalt, auch ein altes Wandgemälde aus dem
Jahre 1420 entdeckt, das aufgearbeitet wird. Am erſten Pfingſtfeiertag
ſoll die Einweihung ſtattfinden, womit zugleich das Jubiläum des 100 Beſtehens der Pfarrei verbunden wird. Alle Freunde einer
ſchönen alten Dorfkirche werden herzlich zu der Feier eingeladen.
Grbach i. Odw., 15.Mai. Vorausſichtlich ſoll von Pfingſt= Sams=
tag
ab die Kraftpoſt ErbachHeppenheim wieder bis Hep=
henheim
durchgeführt werden. Wegen Sperrung der Durchgangsſtraße
FürthHeppenheim mußte ſie 3 Wochen lang ihre Fahrt in Fürth
beenden, was von den Bewohnern der am Kurſe liegenden Orte ſehr
bedauert wurde. Umſomehr wird es jetzt allgemein begrüßt werden,
daß noch vor den Pfingſtfeiertagen die Querverbindung durch den
Odenwald GBergſtraßeMümling-Main) wederhergeſtellt wird.
m. Aus dem Kreiſe Erbach, 15. Mai. Wiſſenſchaftlicher
Kurſus. Schon eine Reihe von Jahren werden unter Leitung der
Herren Dekan Bernbeck in Hirſchhorn, und Schulrat Gerbig=Erbach in
Stockheim oder Erbach wiſſenſchaftliche Kurſe abgehalten, die ſich vor=
nehmlich
mit religiöſen, philoſophiſchen und allerlei in dieſe Gebiete ein=
ſchlägigen
Fragen beſchäftigen. Am 11. und 12. Juni je um ½10 Uhr
beginnend, ſind in Stockheim b. Michelſtadt die diesjährigen Kurſe,
als dritter Veranſtalter iſt Herr Prof, Werner=Friedberg zu nennen.
Für den 1. Tag ſtellt die Heſſiſche Miſſionskonferenz die Redner in
den Herren: Prof. Dr. Ihmels=Leipzig, Paſtor. D. Johannſen=Eſſen
und Prof. Werner=Friedberg. Am zweiten Tag, 12 Juni. referieren
die Herren Prälat D Dr. Diehl=Darmſtadt und Lie Dr. Knevels= Hei=
delberg
. Die Referate des 1. Tages gruppieren ſich um den Begriff
Heidenmiſſion, die Themata des 2. Tages lauten: Luthers kleiner
Katechismus als Volksbuch und das Religiöſe in der modernen welt=
ung‟
Dieſe Tagungen haben ſtets zahlreiche Intereſſenten
verſammelt geſehen und ſo wird auch der diesjährigen Veranſtalrung
ein guter Beſuch ſicher ſein. Krüppelfürſorge. Im Jahr
1998 kamen durch die Krüppelberatungsſtelle 32 Fälle zur Behandlung.
Dieſe Einrichtung beſteht darin, daß den Kreiseinwohnern von Zeit
zu Zeit Gelegenheit geboten iſt, durch koſtenloſen Beſuch der Krüppel=
beratungsſtunde
über ihr Leiden oder das von Verwandten fach=
männiſche
, zuverläſſige Auskunft zu erhalten. Am 29. Mai, vormit=
tags
9 Uhr hält im Kreiskrankenhaus in Erbach der Facharzt Herr
Dr. Kohlſchütter wieder eine unentgeltliche Krüppelberatungsſtunde
ab.
Bb. Bensheim, 15. Mak. Am Samstag tagte die Bezirks= Haupt=
verſammlung
des Deutſchen Buchdruckervereins Kreis III, zu der die
Mitglieder großenteils mit ihren Frauen, recht zahlreich erſchienen
waren. Während die Herren ſich von 2 Uhr, dem Beginn der Tagung
ab, mit gewerblichen, beruflichen und geſchäftlichen Fragen in ernſter
Behandlung befaßten, hatten die Damen eine Fahrt nach Lindenfels
durch den blühenden Frühling unternommen, woſelbſt ſie im Hotel
Viktoria den Kaffee einnahmen. Am Abend nach Schluß der beruf=
lichen
Verhandlungen vereinigte ein vorzügliches Abendeſſen die Gäſte
im Speiſeſaal des Hotels Deutſches Haus, dem ſich der gemütliche Teil
anſchloß. Herr Bürgermeiſter Dr. Angermeier brachte dabei die Grüße
der Stadt und ihrer Verwaltung zum Ausdruck, wihrend der Vor=
ſitzende
Herr Buchdruckereibeſitzer Roether die Gäſte, die Damen und
die Vereinskollegen feierte und nach dem Ernſt der Tagung allen
frohe Stunden der Erhelung wünſchte; er gedachte ſpäter auch noch=
mals
des 60jährigen Berufsiubiläums des Herrn Buchdruckereibe=
ſitzers
Hohmann=Darmſtadt, deſſen Ernennung zum Ehrenmitglied er=
folgt
war und dem er eine künſtleriſch ausgeſtattete Mappe, deren
Inhalt eine Erinnerung in poetiſche: Form war überreichte. Herr
Redakteur R. Beger bewillkommte die Gäſte im Namen der Verlags=
anſtalt
G. Beger G. m. b. H. Herr Hohmann dankte bewegten
Herzens für die Ehrung. Herr Edward Haßloch erfreute die Giſte
durch den Vortrag zahlreichen eignen Dichtungen in Bensheimer
Dialekt. Erſt in früher Morgenſtunde fand die wohlgelungene Tagung
bzw. ihr gemütlicher Teil ihren Abſchluß.
Hirſchhorn, 15. Mai. Waſſerſtand des Neckars am
14. Mai 0,91 Meter, am 15. Mai 0,92 Meter.

Donnerstag, den 16. Mai 1929

Seite 7

2. Haupkverhandlungskag im Saalbau.
Am Dienstag nachmittag machten die Teilnehmer einen Ausflug",
nach Bad=Nauheim und kehrten gegen 11 Uhr abends nach hier zurück.
Am Mittwoch begannen um ½10 Uhr vormittags die weiteren Ver=
handlungen
im großen Saale des Städtiſchen Saalbaues, und wiederum
iſt der Saal bis auf den letzten Platz gefüllt. Auch die meiſten Ehren=
gäſte
und Vertreter der Behörden und Verbände ſind wiederum er=
ſchienen
. Den Vorſitz führte auch am zweiten Verhandlungstag Herr
Rittergutsbeſitzer Dr. Krüger. Die Verhandlungen begannen mit
einem ausführlichen Vortrag des Verbandsdirektors des Verbandes,
Herrn Schraeder aus Perleberg, über:
Wünſche zur Aenderung der Reichsverſicherungsordnung.
Der Referent bedonte die Notwendigkeit einer intenſiven Mitarbeit der
deutſchen Landkrankenkaſſen an der bevorſtehenden Reform der Reichs=
verſicherung
, insbefondere hob er hervor, daß die beſonderen Eigen=
arten
der ländlichen Verhältniſſe und insbeſondere der ländlichen Lohn=
und Arbeitsverhältniſſe weiteſtgehende Berückſichtigung fordern auch in
der ſozialen Geſevgsbung. Der Vortrag fand lebhaften Widerhall, löſte
vor allen Dingen eine eingehende Ausſprache aus, in der ſowohl die
Verſicherten wie auch die Arbeitgeber ihren Standpunkt vertraten. An=
genommen
wurde hierauf folgende Entſchließung:
1. Die Erhaltung der ländlichen Krankenkaſſen, iſt eine Notwen=
digkeit
.
2. Den Krankenkaſſenverbänden iſt die geſetzliche Möglichkeit zu
geben, durch zweckmäßigere Uoberwachung der angeſchloſſenen Kaſſen den
Fortſchritt in der Krankenverſicherung ſicherzuſtellen. Gin notwendiges
Aufſichtsrecht des Staates ſoll dadurch nicht geſchmälert werden.
3. Eine Erweiterung des Perſonenkreiſes der Krankenverſicherung
erſcheint erwunſcht für Sozial= und Kleinventner, ebenſo eine größere
Freiheit für die freiwillige Verſicherung.
Ob und inwieweit die kleinen ländlichen Betriebsinhaber als Pflicht=
verſicherte
den Krankenkaſſen angehören ſollen, bedarf der Unterſuchung.
Die diesjährige Haupwerhandlung des Reichsverbaudes der deutſchen
Landkrankenkaſſen nacht es allen angeſhloſſenen Kaſſen, zur Pflicht,
über dieſe Frage Ermittelungen anzuſtellen und das Ergebwis bald=
möglickhſt
tem Verſtand des Reichstzerbandes zu übermitteln.
4. Ein Leiſtungsausbau erſcheint im Hinblick auf die derzeitige
ſchwere Notlage der Landwirtſchaft nur dann tragbar, wenn Mittel
geſunden werden, die hervorgetretene übermäßige und ungerechtfertigte
Inanſprucknahme und Koſtenbelaſtung der Krankenkaſſen einzudämmen.
5. Mittel und Wege hierzu müſſen gefunden werden, um dann einen
Ausbau in den Regelleiſtungen in der Krankenhauspflege und vor
allem in der Familienhilfe nach den ſozialen Bedürfniſſen vornehmen
zu können.
6. Als beſondere Anträge an den Geſetzgeher werden folgende
Aenderungen der R. V.O. als notwendig bezoichnet:
a) Der 8 B NV.O. erhälr eine Ergänzung dahin, daß die Beiträge
zur Krankenverſicherung ebenſo wie im Konkursverfahren als
bevorzugte Forderungen gelten.

Dreieichenhain, 15. Mai. Wie alljährlich findet am Pfingſt=
ſamstag
, den 18. Mai, wieder eine große fachmänniſche Burgbe=
beleuchtung
mit großem Brillantfeuerwerk ſowie einer
großen pyrotechniſchen Beſchießung der Burgruine ſtatt. Bei un=
günſtiger
Witterung findet die Veranſtaltung 8 Tage ſpäter ſtatt.

Das

Darmſtädter Fahrplanbuch
iſt in allen bekannten Verkaufsſtellen zum Preiſe von
80 Pfegenig
erhältlich.

P. Mörfelden, 15. Mai. Ueberfall. Ein hieſiger, in Frankfurt
beſchäftigter Arbeiter wurde auf dem Heimweg in der Nähe von Mittel=
dick
überfallen. Ein unbekannter Täter riß ihn vom Nade, warf ihn zu
Boden und raubte ihn aus. Nach vollführtem Raubüberfall verſchwand
der Täter unerkannt im Walde. Schwerer Unfall. Schwere
Brandwunden im Geſicht zog ſich der Schuhmacher Löffler von hier zu.
Der Bedauernswerte war an dem Straßenbau bei Mitteldick beſchäftigt,
wo er an der Teerbereitungsmaſchine arbeitete. Bei dieſer Beſchäf=
tigung
ſpritzte ihm flüſſiger Teer ins Geſicht, ſo daß er ſchwerverletzt
ins Krankenhaus nach Frankfurt gebracht werden mußte.
* Groß=Gerau, 15. Mai. Tödlicher Unfall. Der Landwirt
Konrad Graf aus Worfelden, 44 Jahre alt, war heute damit beſchäf=
tigt
, am Bahnhof Groß=Gerau Stämme abzuladen. Bei dem Abladen
der Stämme riß die Rückſicherung an der Hebewinde und die Winde
ſchlug dem Landwirt Graf gegen den Kopf, ſo daß dieſer bewußtlos
zuſammenbrach und ſchwere Verletzungen davontrug. Der herbeigerufene
Arzt Dr. med. Schad legte einen Notverband an. Der Verletzte wurde
dann durch die Sanitätskolonne nach dem Krankenhaus gebracht, wo=
ſelbſt
bereits beim Eintreffen der Tod feſtgeſtellt werden mußte. Der
Verſtorbene hinterläßt eine Witwe und zwei unmündige Kinder.
Lpd. Groß=Gerau, 15. Mai. Nenzeitlicher Gemüſebau.
Beſtrebungen gehen dahin, bei Geinsheim, unweit der Oppenheimer
Ueberfahrt, 300 Morgen fiskaliſches, wenig genutztes Gelände auf Hoch=
kultur
zu bringen und Frühgemüſebau wie auch Freilandbau zu be=
treiben
. Man denkt daran, zwei bis drei holländiſchen Siedlern als
Lehrer Gelände zur Verfügung zu ſtellen.
Gernsheim, 15. Mai. Waſſerſtand des Rheins am
14. Mai 0.19 Meter, am 15. Mai 0,17 Meter.

Die Fragen der ſozialen Geſehgebung.
5) Der § 420 R.V.O erhält folgenden neuen Abſatz 2:
Eines Antrag=3 des Arbeitgebers bedarf es nicht, wenn die
Verſicherung mit ermäßigren Beiträgen unter Fortfall des Kran=
kengeldes
für beſtimmte Arbeitnehmergruppen in einem allge=
mein
verbindlich erklärten Arbeitstarifvertrage (8 2 der Ver=
ordnung
vom 23. 12. 1918) vereinbart iſt und die Vorausſetzun=
gen
der Beitragsermäßigung (Abſ. 1. Ziffer 13) für dieſe
Gruppen durch den allgemein verbindlich erklärten Tarifvertrag
gegeben ſind.
) Im 8 535 R.V.O. ſind zu ſtreichen die Worte vorfätzlich.
Auch der zweite Vortrag behandelte ein heute ſehr aktnelles Thema.
Es lautet:
Irrwege der deutſchen Sozialpolitik? Eine Kritik.
Zum Referenten hatte der Verband einen Führer in der landwirtſchaft=
lichen
Arbeiterbewegung gewonnen, nämlich Herrn Verbandsſekretär
Hofer vom Zentralderband der Landarbeiter. Der Vortragende ſetzte
ſich zunächſt mit den Gegnern unſerer Sozialpolitik auseinander, vor
allem aber met Harz, dem Verfaſſer der Schrift Irrwege der Sozial=
verſicherung
. In überzeugender Weiſe wies Hofer nach, daß die Harz=
ſchen
Vorſchläge, ſtatt einer Sozialverſicherung einen Sparzwang ein=
zuführen
, völlig abwegig ſeien, weil die Wirklichkeiten des Lebens völlig
außer Anſatz geblieben ſeien. Als Arbeitervertreter forderte Hofer mit
allem Nachdruck nicht nur eine Erhaltung, ſondern einen verſtändigen
Um= und Ausbau der deutſchen Krankenverſicherung. Der Vortrag fand
bei der Verſammlung einen derartig ungeteilten Beifall, daß von einer
Ausſprache überhaupt abgeſehen werden konnte; die Verſammlung
ſtellte ſich einmütig hinter die Ausführungen des Vortragenden.
Zum Ort der nächſten Verbandstagung wurde Stettin gewählt.
Meinungsverſchiedenheiten kamen bei der Frage zum Ausdruck, ob
der Neichsverband der deutſchen Landkrankenkaſſen ſich der Internatio=
nalen
Zentralſtelle von Krankenkaſſenverbänden und Hilfsvereinen an=
ſchließen
ſolle. Da die Tragweite eines ſolchen Beitrittes von vielen
Konareßteilnehmern nicht ohne weiteves überſehen werden konnte, fand
ein Vertagungsantrag mit großer Mehrheit Annahme.
Der Vorſitzende fchloß die Tagung mit herzlichen Worten des Dan=
kes
an alle erſchienen=a Gäſte und vor allen Dingen an das gaſtliche
Darmſtadt. Dem Vernehmen nach hat der Vorſtand des Reichsverban=
des
beſchloſſen, als äußeres Zeichen der Dankbarkeit für die gaſtliche
Aufnahme dem Herrn Oberbürgermeiſter einen größeren Geldbetrag
für Wohlfahrtszwecke unſerer Stadt zur Verfügung zu ſtellen.
Am Nachmittag trafen ſich die Kongreßteilnehmer im Oberwaldhaus
und beſuckten ſehr zahlreich die Abendvorſtellung des Landestheaters,
wo der Freiſthütz gur Aufführung gelangte.
Heute erfolgt zum Aöſchluß ein Ausflug nach Heidelberg. Die
Teilnehmer ſind heute früh 7,35 Uhr mit Sonderzug nach Eberbach ge=
fahren
, um vor dort aus mit Motorbooten nach Heidelberg zu gelangen.
Abends kehren die Teilnehmer mit Sonderzug nach Darmſtadt zurück.

Rheinheſſen.
Oppenheim, 15. Mai. Gaſtwirtstagung. In der alten
Reichsſtadt Oppenheim finden ſich vom 26. bis 28. Mai die Gaſtwirte
des Rhein=Mainiſchen Gaſtwirteverbandes und die Vertreter der Gaſt=
wirteverbände
aus allen Teilen Deutſchlands zu der Jahrestagung des
Rhein=Mainiſchen Verbandes zuſammen. Der erſte Tag bringt Sitzungen
des Vorſtandes und findet am Abend am Rhein in einem Kommers
ſeinen Abſchluß. Der zweite Tag bringt die öffentliche Tagung und der
dritte Tag vor allem Beſuche der Oppenheimer Weinkeller. Mit der
Tagung iſt eine Reihe Ausſtellungen von Lieferanten des Gaſtwirte=
gewerbes
verbunden. Die Oppenheimer Gaſtwirte haben Vorſorge ge=
troffen
, daß die Tagung ein würdigen Rahmen erhält.
4d. Oppenheim, 15. Mai. Durch den Kreistag des Kreiſes
Oppenheim wurde nach kurzer Beratung der Voranſchlag für das
Rechnungsjahr 1929 gegen 3 Stimmen der Freien Bauernſchaft an=
genommen
.
Aberheſſen.
Gießen, 15. Mai. Zwölf Jahre Zuchthaus für einen
gewerbsmäßigen Geldſchrankknacker. Vor der hieſigen
Großen Strafkammer hatte ſich geſtern der polniſche Staatsangehörige
Anton Zalubſki zu verantworten. Er hatte Anfang September 1925
mit einigen anderen Verbrechern einen Einbruch in das Gebäude der
Allgemeinen Ortskrankenkaſſe Gießen verübt, dabei einen Kaſſenſchrank
aufgebrochen und daraus einen Betrag von 12000 Mark erbeutet. Lange
Zeit hatte man von den ſchweren Jungen keine Spur, bis es ſchließlich
gelang, Zalubſki nach einem neuen Krankenkaſſeneinbruch in Magdeburg
zu verhaften. Für ſein Einbruchsgaſtſpiel in Gießen erhielt er im ver=
gangenen
Jahre von der Gießener Strafkammer zwei Jahre Zuchthaus.
Dieſe Strafe erſchien ihm aber zu hoch, ſo daß er Berufung einlegte.
Der Staatsanwaltſchaft erſchien dieſe Strafe jedoch zu gering, ſo daß
auch ihrerſeits Berufung eingelegt wurde. Während der weiteren Un=
terſuchung
gelang es dann Zalubſki, in äußerſt raffinierter Weiſe aus
dem Gefängnis zu entfliehen und ſich lange Zeit herumzutreiben, bis er
Ende des vergangenen Jahres wieder eingefangen werden konnte, nach=
dem
er mittlerweile ſich erneut als gewerbsmäßiger Geldſchranknacker
betätigt hatte. Wegen mehrerer ſchwerer Einbrüche wurde er zunächſt
von der Strafkammer in Würzburg zu 6 Jahren Zuchthaus veurteilt,
und die Große Strafkammer in Deſſau erkannte gegen ihn auf 4 Jahre
Zuchthaus wegen ähnlicher Delikte, und in der geſtrigen Sitzung vor
der Gießener Strafkammer wurde das erſtinſtanzliche Urteil von zwei
Jahren Zuchthaus auf 3 Jahre Zuchthaus erhöht. Aus dieſen Einzel=
ſtrafen
wurde eine Geſamtſtrafe von 12 Jahren und 2 Wochen Zucht=
haus
gebildet, außerdem wurden Zalubſki die bürgerlichen Ehrenrechte
auf 5 Jahre aberkannt und die Polizeiaufſicht für zuläſſig erklärt.
Bad.Nauheim, 15. Mai. Ueber die Pfingſtfeiertage vom 18.
bis einſchließlich 22. Mai werden ſogenannte Pfingſtkurkarten
zum Preiſe von 5. RM. ausgegeben. Dieſe Karten berechtigen zum
freien Beſuche des Kurhauſes und der Konzerte des ſtaatlichen Kur=
orcheſters
. Die Kurkarten gelten auch zur Benutzung der Kurmittek
für die angogobene Zeit gegen Entrichtung der hierfür beſonders feſt=
geſetzten
Gebühren.

Länder- und Frädtewappen afler Brdteike w Gald: and 8utrodrueK DNBRBVDB UB RÜRMARK •RAUEHERB
KURMARKMANNER!
1eleteifth TULIT!

CiGARETTEN

Was Ihr rauchek,lese ich aus Guren Mienzr.
Soriel aber stehet fest:
die Tröhlichen unler Such aind memne Ceſolgschaß.
Sie Freude der unvergleichlichen
Cigarckfe
KURMIHRK
SPEZMLMAZEDONENMISCHUNG

A4r Repräserteiten seuskraf für Getétenfe und he, te,, der Kalskr 4a d. Cen prißti geh Fordera Sie RtuR M47K-MMhfaCkuN0. Hola Petsontroltog

[ ][  ][ ]

Unſere Helga hat ein Brüderchen
bekommen.
In dankbarer Freude
Reichsbahn=Ing. Robert Spohr
und Frau Leni, geb. Sitzler
z. Zt. Städt. Krankenhaus.
Die glückliche Geburt unseres Stamm-
halters
zeigen in dankbarer Freude an
Hanne Schlicker, geb. Schmitt
Dr. Max Schlicker.
Köln-Dellbrück
Berg-Gladbacherstr. 1139.

Statt beſonderer Anzeige.

Heute früh entſchlief ſanft nach kurzem ſchweren
Leiden mein innigſtgeliebter Mann, unſer lieber
Vater, Großvater, Bruder, Schwager und Onkel
Kaguft Drinn
Eiſenbahn=Aſſiſtent i. R.
Im Namen der trauernden Hinterbliebenen:
Karoline Orth, geb. Stohr.
Darmſtadt, den 15. Mai 1929.
Waldſtraße 15.
Die Beerdigung findet am Freitag, den 17. Mai, nach=
nittags
3½ Uhr, von der Kapelle des Waldfriedhofes
aus ſtatt.
Es wird höflichſt gebeten, von Beileidsbeſuchen Abſtand
zu nehmen.

Für die zahlreichen Beweiſe aufrichtiger Teil=
nahme
beim Heimgange unſerer lieben Mutter
Frau Eleonore Glock Pwe.
ſagen wir unſeren herzlichſten Dank. Beſonderen
Dank Herrn Pfarrer Krämer für ſeine überaus
troſtreichen Worte am Grabe und der hieſigen
Gemeindeſchweſter für ihre liebevolle Pflege.
Im Namen der trauernden Hinterbliebenen:
Karl Glock.
Groß=Bieberau, den 15. Mai 1929. (8404

Brennabor6 25
Limouſine, wie neu,
ehr preisw. (8257b
Donges & Wieſt.

Statt Karten.

Dr. Jur. Hans Hermann Bernbeck.
Rechtsanwalt
Annemarie Bernbeck
geb. Rexroth
Vermählte
Neunkirchen
Michelſtadt
Saar
Odenwald
16. Mai 1929.


OAllAIIEIN

Todes=Anzeige.
(Statt jeder beſonderen Anzeige.)
Gott dem Allmächtigen hat es gefallen, meinen
lieben Gatten, unſeren guten Pater, Großvater, Schwie=
gervater
und Onkel
Jarod Juchter .
Oberpoſtſchaffner i. R.
im Alter von 23 Jahren ſufolge eines Schlaganfalls zu
ſich zu rufen.
Im Namen der trauernden Hinterbliebenen:
Frau Katharina Büchler, geb. Scior.
Brensbach, Babenhauſen, Reichelsheim, Neckarfteinach,
den 15. Mai 1929.
Die Beiſetzung findet am Freitag, den 17. Mai, nach=
mittags
3½ Uhr ſiatt.
(8433

Csprlch: Felfs)

Schon seit 30Jahren kommen EVFFES
BANANEN nach Europa. In Deutsch-
land
haben Sie bisher nur Bananen
gekauft, jetzt müssen Sie FVFFES BA-
MNANEN verlangen.
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drelßlgjährlger Erfahrung stets von ta-
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Beschaffenhelt. Spezialdamp-
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Waggons verladen und erhalten in Spe-
zialräurnen
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Sie, reich an Nährwert und mit vorzüg-
lichem
Aroma - jeden Tag frisch zu
ihrem Händler,

Dankſagung.
Für die vielen Beweiſe herzlicher Teilnahme bei
dem Heimgange unſerer lieben Entſchlafenen
Fräulein Luiſe Geiß
ſagen wir Allen unſeren herzlichen Dank. Beſonders
danken wir Herrn Pfarrer Kleberger, für die troſt=
reichen
Worte und den Barmherzigen Schweſtern für
ihren gütigen Beiſtand.
Im Namen der Hinterbliebenen:

Ludwig Steinius.

Darmſtadt, den 15. Mai 1929.

IHbs 830r

Dufenzd rüte
Neuheiten reich sortiert
Da kein Laden bekannt billigste Preise

Daut
Samz
10 Ludwgstraße 10
im Hause Nietschmann


(420 2.

Zdeal.
meine Freundin.
Anf 20 J., kathol.,
muſik., v. nett. Auß.,
froh. u. heit. Weſen
ſ. ſptl (eig. Auto),
in beſt. finanz. Lg.,
ſuche ich ein. Herrn
(Akadem.) z. bald.
Heirat. Frdl. Zuſchr.
erb. u. C. 1 a. Gſt.*

Gebr. Chaiſelongue
und Biedermeierſofa
bill. zu vk. K. Roth.
Magdalenenſtr. 11.

40des-Anzeige.
Heute vormittag verſchied nach
langem ſchweren Leiden, mein
lieber Mann, unſer guter Vater,
Sohn, Bruder, Schwiegerſohn,
Schwager und Onkel
Seorg Maſt
im 34, Lebensjahre,
In tiefer Trauer:
Martha Kraft u. Kinder
Familie Fried. Kraft
Familie Wilh. Gries.
Darmſtadt, den 15. Mai 1929.
Die Beerdigung findet am Frei=
tag
, 17. Mai, nachmittags 3 Uhr,
auf dem Waldfriedhof ſtatt. (8434

Elegante Damenhüte
in allen Preislagen
Frauenhüte ſtets vorrätig.
Anna Bersch
Schnchardſtraße 13. (84011

Zutter=
karkoffeln

billig abzug. (8403
Frankfurterſtr. 85.

1 Zündapp=
Motorrad, wie neu.
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Donnerstag, den 16. Mai 1929

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verdingungsordnung
alsbald öffentlich
vergeben werden.
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Nr. 25 der unterzeichneten Direktion,
Frankfurter/raße 100, I., bis Samstag,
den 25. Mai, erhältlich, woſelbſt auch
die Angebotsunterlagen eingeſehen wer=
den
können.
Angebote ſind bis Dienstag, den
28. Mai 1929, 10 Uhr, hierher einzu=
reichen
.
Darmſtadt, den 15. Mai 1929. (st8407
Direktion der ſtädtiſchen Betriebe.

Das ſtädtiſche
Hallenſchwimmbad Darmſtadt
iſt an Werktagen von 720 Uhr geöffnet.
Kaſſenſchluß:
für Heilbäder 18½, Uhr,
für Schwimmbäder 19 Uhr,
für Wannen= und Brauſebäder 191/, Uhr.
An Sonntagen bleibt das Hallen=
ſchwimmbad
für die Dauer des Woogs=
Badebetriebs, erſtmals am 19. Mai 1929.
(st8408
geſchloſſen.
Direktion der ſtädtiſchen Betriebe.

Am Donnerstag, den 16. Mai
1929, vormittags 10 Uhr, werden auf
dem Finanzamt, Alexanderſtraße 22
(ehem. Inf.=Kaſerne), Zimmer 8, meiſt=
bietend
gegen Barzahlung verſteigert:
1 größerer Poſten Herren=, Da=
men
= und Kinderſchuhe,
2 Füllfederhalter. (8201b
Darmſtadt, den 13. Mai 1929.
Finanzamt Darmſtadt=Stadt.
(Vollſtreckungsſtelle.)

Am Freitag, den 17. Mai 1929,
vorm. 10 Uhr, ſollen in meinem Ver=
ſteigerungslokal
Bleichſtraße 40 fol=
gende
Pfänder zwangsweiſe gegen Bar=
zahlung
verſteigert werden, insbeſondere:
1 Fahrrad, 1 Warenſchrank, 1 Kaſſen=
ſchrank
, 1 Schreibmaſchine, 1 Sofa
540 Zigaretten, 1 Raſierſtuhl, 2 Waſch.
becken, 1 Rolle Linoleum, 1 Linoleum=
teppich
, 1 Nähmaſchine u. a. m.
Ferner im Anſchluß hieran auf
Grund des B.G.B. und des H. G.B. ſo=
wie
auf Koſten und Gefahr derer, die
es angeht:
1 Bauerntiſchchen, 1 rundes Tiſchchen,
1 Teppich, 1 Bücherſchrank, 1 Bettſtelle
mit Sprungrahmen, 1 Serviertiſchchen,
2 Oelgemälde, 3 Glasbilder, 2 Kohlen=
kaſten
, 1 Paket Galerieſtangen, eine
Säule, 2 Decken, 1 Marmorwärm=
platte
.
(8428
Darmſtadt, den 15. Mai 1929.
Jungermann
Gerichtsvollzieher in Darmſtadt.
Büro: Eliſabethenſtraße 23, II.

3376

Am Freitag, den 17. Mai 1929,
nachmittags 3 Uhr, verſteigere ich in
meinem Verſteigerungslokale, hier Hügel=
ſtraße
27, verſchiedene Gegenſtände
öffentlich zwangsweiſe gegen Barzahlung.
Borausſichtlich beſtimmt ver=
ſteigert
wird:
1 Schreibmaſchine (.Adler), 1 Bücher=
ſchrank
, 1 Schreibtiſch, 2 Lautſprecher,
1 Klavier, 1 Ladenthefe, 1 Ladenſchrank.
Hieran an Ort und Stelle, hier, Holz=
hof
=Allee 27, nachm. 4 Uhr:
1 Kreisſchere.
Hieran an Ort und Stelle, hier, Hei=
delbergerſtr
. 35, nachm. 5 Uhr:
1 Klublampe, 1 Büfett, 1 Kredenz,
Velourteppiche.
(8430
Darmſtadt, den 16. Mai 1929.
Portner
Gerichtsvollzieher in Darmſtadt.

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Nummer 135

Domerstag, den 16. Mai 1923

Seite 11

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Sporkverein Darmſtadt 1898 Bikkoria Urberach.
Mit dem Treffen der 98er gegen Viktoria Urberach, das am Pfingſt=
ſonntag
in Darmſtadt zum Austrag gelangt, beenden die Einheimiſchen
die Kreisligaverbandsſpiele der laufenden Saiſon. Es ſpricht für die
Hartnäckigkeit dieſer Runde, daß erſt dieſer letzte Kampf die Entſchei=
dung
der Meiſterſchaftsfrage bringen wird. Bis zum letzten Kampf iſt
dieſe Meiſterſchaftsfrage offen und ſie bleibt dies auch weiterhin, falls
es den Gäſten gelingen ſollte, die 98er zu beſiegen. Die 98er benötigen
allerdings nur noch ein, einzigen Punkt, um ſich endgültig Meiſter des
Kreiſes Starkenburg nennen zu können. Während alſo den Sport=
vereinlern
ein Unentſchieden im letzten Verbandsſpiel genügt, würde
eine Niederlage nach der regulären Beendigung der Verbandsſpiele zur
Normierung des Meiſters ein Ausſcheidungsſpiel zwiſchen der Darm=
ſtädter
Mannſchaft und dem FV. Sprendlingen nötig machen. Irgend=
ein
anderer Verein kann die Darmſtädter unmöglich mehr einholen.
In dem bevorſtehenden, höchſt bedeutungsvollen Treffen ſteht den
98ern ein Gegner gegenüber, der ihnen in der diesjährigen Verbands=
runde
die höchſte Niederlage beigebracht hat. Im Vorſpiel in Urberach
mußten die Darmſtädter eine 5:1=Niederlage einſtecken; dieſes Reſultat,
das in kraſſem Mißverhältnis zu den übrigen, von den 98ern gezeitigten
Reſultaten ſteht die in den 21 Verbandsſpielen hingenommenen zwei
weiteren Niederlagen waren knapper Natur läßt die Spieltüchtigkeit
der Gäſte am beſten erkennen, wie dies auch aus ihrem Tabellenſtand
hervorgeht. Viktoria Urberach, das nur einen Verluſtpunkt mehr als
FV. Sprendlingen aufzuweiſen hat, und demgemäß den dritten Tabellen=
platz
einnimmt, verfügt über eine äußerſt kräftige Mannſchaft, deren
Spielkultur, wohl durch die Tätigkeit eines Sportlehrers, den Durch=
ſchnitt
der übrigen Kreisligamannſchaften überragt. Es wird alſo aller
Anſtrengung bedürfen, wenn die Meiſterſchaft von den Einheimiſchen
unter Dach und Fach gebracht werden ſoll. Trotz der Bedeutung des
Spieles wird dieſes ebenſo wie es bei dem Vorſpiel in Urberach der
Fall war in einer ſportlich einwandfreien Weiſe zum Austrag ge=
langen
.
Vor dem um 3 Uhr beginnenden Ligaſpiel ſpielt die Ligaerſatz=
mannſchaft
von Urberach gegen die zweite Mannſchaft der 98er, die an
Stelle der während der Pfingſttage auf einer Schwarzwaldreiſe befind=
lichen
einheimiſchen Ligaerſatzmannſchaft das Spiel übernommen hat.
Kraftſpork.
Am letzten Samstag weilte die erſte Mannſchaft des Kraftſport=
vereins
Deutſche Eiche Roßdorf in Pfungſtadt, um gegen die dortige
erſte Mannſchaft des Sportvereins Siegfried einen Freundſchaftskampf
im Ringen auszutragen. Roßdorf konnte ſich diesmal für die beim Vor=
kampf
in Roßdorf erlittene Niederlage 11:9 glänzend revanchieren, und
ſiegte einwandfrei 17:3, wobei im Halbſchwergewicht Roßdorf infolge
kleiner Differenzen dieſe drei Punkte an Pfungſtadt abtrat.
Der Verlauf der Kämpfe war folgender: Im Fliegen und Bantam=
gewichte
konnte Pfungſtadt keinen geeigneten Gegner gegenüberſtellen
und wurden Schumann (Heinrich) und Breitwieſer kampflos Sieger, im
Federgewicht erledigte Ahl (R.) ſeinen Gegner Fay (Pf.) ſchon nach 4.44
Minuten, im Leichtgewicht ſiegte Menzer (R.) gegen Weber (Pf.) in
8.22 Min. im Mittelgewicht erzielte Schumann, A. (R.) gegen Cröß=
mann
(Pf.) einen einwandfreien Punktſieg, im Schwergewicht konnte
Moter (R.) nach 8.33 Minuten gegen den 30 Pfund ſchwereren Nun=
geſſer
=Pfungſtadt triumphieren.
Im Halbſchwergewicht verſchenkte Schumann (Conrad) den Kampf
an Schwarz=Pfungſtadt infolge kleiner Differenzen nach 2.45 Minuten.
Schanz, Polizei Darmſtadt, leitete die Kämpfe einwandfrei.

Schwimmen.
S.C. Wiesbaden 1911 gegen Jung=Deutſchland im Damenklubkampf
am Freitag abend 8 Uhr.
Die Hallenſaiſon beſchließen in dieſſem Jahre die Damen des Darm=
ſtädter
Schwimmklubs Jung=Deutſchlaud mit einem Klubkampf gegen
die Damen des bekannten S C. Wiesbaden 1911. Da beide Vereine die
beſten Damenmannſchaften im Rhein=Maingebiet ihr eigen nennen,
dürfte dieſer Kampf zu einem itereſſanten ſportlichen Ereignis wer=
den
Die erſte Begegnung der beiderſeitigen Damen fand im Januar
vorigen Jahres ſtatt und wurde damals, getrennt für Damen und Ju=
gend
duvchgeführt, von Jung=Deutſchland knapp gewonnen. Der dies=
jährige
Kampf wird allerdings ohne dieſe Trennung durchgeführt wer=
den
und ſetzt ſich zuſammen aus einer Lagenſtaffel 3 mal 100 Meter,
einer Freiſtilſtaffel 6 mal 50 Meter und einer Bruſtſtaffel 50, 100, 50,
100, 50, 100 Meter. Da man augenblichlich über das Kräfteverhältnis
der beiden Damenmannſchaften nicht genau unterrichtet iſt, wird der
Kampf vollkommen offen ſein, ſo daß eine Vorausſage ſehr ſchwer iſt.
Ein Beſuch der Veranſtaltung, die durch interne Rennen umrahmt wird,
dürfte daher zu empfehlen ſein.
Eine neue Höchſtleiſtung Kronfelds im Langſtrecken=
Segelflag.
Der Segelflieger Kronfeld, der am Mältwoch um 10,37 Uhr zu
einenn Langſtreckenflug auf der Bergkuppe gegenüber dem Buck=
berge
in der Bauernſchaft Bergeshögede (in der Nähe von Rieſen=
berck
) geſtarter war, iſt nah etwa 5½ſründigem Fluge in der Nähe von
Dctmold gelandet. Gegen 4½ Uhr wurde der Segelflieger über der
Swedenſchanze bei Bielefeld geſichtet. Der bisherige Langſtrecken=
rekord
von 72 Kilometern war damit ſchon gebrochen. Kronfeld dürfte
damit ſeinen Flug über die Strecke von 100 Kilometern Luftlinie aus=
gedehnt
hoben.

Geſchäftliches.
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bekannte Spezialhaus für Chafalla=Fußbekleidung ſtellte ſich uns
am Samstag, den 11. Mai, Rheinſtraße 6, neben dem U. T. in einem
neuen Frühjahrskleide vor. Das neue Lokal ſtellt gleichzeitig eine erheb=
liche
Geſchäftserweiterung dar, die der zunehmenden Nachfrage nach den
weltbekannten Chaſalla=Erzeugniſſen entſpricht.

Deutſche Touriſten in London und Schottland.
In dieſem Jahre wird ein großes deutſches Touriſtenſchiff die Themſe
hinauffahren und vor Greenwich ankern. Es iſt das 14000 Brutto=
Regiſtertonnen große Motorſchiff Monte Olivia der Hamburg= Süd=
amerikaniſchen
Dampfſchiffahrts=Geſellſchaft, das in der Zeit vom
22. Juni bis 1. Juli eine Geſellſchaftsfahrt nach London und Schott=
land
unternimmt. Je nach der Unterbringung an Bord ſind die Fahr=
preiſe
geſtaffelt. Sie beginnen bei 150. MM. Der Aufenthalt in Lon=
don
iſt auf drei Tage berechnet, damit die Reiſeteilnehmer genügend
Gelegenheit haben, die vielen Sehenswürdigkeiten dieſer Rieſenſtadt zu
beſichtigen. Außerdem wird ein Ausflug nach Windſor und der Iſle of
Wight unternommen, der lieblichen Inſel an Englands Südküſte. Nach
Beendigung des Londoner Aufenthalts fährt die Monte Olivia nord=
wärts
und ankert am übernächſten Morgen vor Leith, der Hafenſtadt
in Firth of Forth. Von hier aus begeben ſich die Touriſten nach Gdin=
burgh
. Anſchließend an den Beſuch von Edinburgh wird ein Ausflug
nach den maleriſchen Seen des ſchottiſchen Hochlandes unternommen.
Proſpekte ſind erhältlich bei der Generalagentur Otto Hirſch, Mainz,
Bauhofſtraße 12, Tel. 2 und 838.

hundfunk-Progranme.
Frankfurt.
Donnerstag, 16. Mai. 12.30: Schallplatten. Kammermuſik.
O 15.05: Kaſſel: Jugendſtunde. Mittelſchullehrer Rückert: Das
Konrädchen Erzählung von Heinr. Ruppel. O 16.35: Konzert des
Funkorcheſters. Smetana: Hochzeits=Szenen, Suite. Lieder.
Die Moldau ſinfon. Dichtung. Ouv. zu Das Geheimnis
Rezitativ und Arie der Marie aus Die verkaufte Braut: End=
lich
allein! Wie fremd und tot iſt alles umher. Fantaſie aus
Dalibor Ouv. zu Die verkaufte Braut, Mitw.: Joſeſine
Kemp (Sopran). 18.10: Leſeſtunde. Aus dem Roman Die
andere Seite von A. Kubin. o 18.30: Nur Kaſſel: E. K. Baum=
gart
: Blick in die Welt. o 18.45: Kaſſel: Vortrag. 0 19.05:
Nao Hius, ein niederdeutſches Trauerſpiel in fünf Aufzügen von
Ed. Schoneweg. Vortrag und Vorleſung von Rektor Wehrhan:
O 20.15: Amerikaniſche Tragödie. Hörſpiel von Fr. W. Biſchoff,
O Anſchl.: Vortragsſtunde Hans Reimann.
Königswuſterbaufen.
Deutſche Welle. Donnerstag, 16. Mai. 12: Geh. Baurat Lerche:
Leiten und Speichern der Energien. o 12.30: Mitteilungen des
Reichsſtädtebundes. O 12.55: Nauener Zeit. o 13.45: Bildfunk.
14.30: Kinderſtunde: Käte Graber: Schnurren und Schwänke,
O 15: Stud.=Dir. Dr. Grabert und Stud.=Rat Dr. Hartig: Zur
praktiſchen Durchführung der preußiſchen Richtlinien an höheren
Schulen. O 15.30: Wetter und Börſe. O 15.40: Frauenſtunde:
Dr. Gertrud Haupt: Frieda Schanz zum 70. Geburtstage. O 16:
Erziehungsberatung: Dr. Eliſabeth Blochmann: Spiel und Arbeit
im Leben des Kleinkindes e 16.30: C. Guido K. Brand:
Die Frühvollendeten. Erna Feld (Rezitation). O 17: Berlin:
Kammermuſik. Brunier=Quartett. 18: Dr. Leibl: Steine ſprechen.
Deutſche Kulturleiſtung in Prag. O 18.30: Spaniſch für Fort=
geſchrittene
. O 18.55: Major a. D. Mayer=Schalburg: Was bringt
die Wanderausſtellung der D. L. G. in München dem Landwirt?
O 19.20: Poſtrat Dr. Wagner: Der Kaufmann und die Ge=
bühren
der Reichspoſt. 20: Stadthalle Magdeburg: Salomo.
Oratorium in drei Teilen von Händel. Soliſten: A. Merz=Turner,
Herm. Schey. Chor: Magdeburger Lehrer=Geſ.=Verein. O Während
einer Pauſe: Bildfunk. O Danach: Tanzmuſik. Kapelle Gerh.
Hoffmann.

Welkerbericht.
Bereits in den geſtrigen Nachmittagsſtunden hat warme Luft der
britiſchen Störung unſeren Bezirk erreicht und zu ſtärkerer Bewölkung,
ſolvie vereinzelten, kaum nennenswerten Niederſchlägen geführt. Die
Störung bewegt ſich langſam über der Nordſee weiter und füllt ſich auf.
Infolgedeſſen ruft ſie keinen wefentlichen Einfluß mehr auf unſere
Wetterlage hervor. Aus Weſten zufließende Luft bringt noch zeitweiſe
Bewölkung mit ſich, ſonſt herrſcht vielfach aufheiterndes Wetter, und
Niederſchläge ſind kaum mehr zu erwarten.
Ausſichten für Donnerstag, den 16. Mai: Wechſelnde Bewölkung mit
Aufheiterung, ohne weſentliche Temperaturänderung, meiſt trocken.
Ausſichten für Freitag, den 17. Mai: Vorwiegend trockenes, teils
heiteres, teils wolßiges Wetter.

Hauptſchriftleitung: Rudolf Mauve
Verantworfſich für Pollttk und Wirtſchaft: Rudolf Mauve; für Feuilleton, Reich und
Ausland und Heſſiſche Nachrichten: Max Streeſe; für Sport: Dr. Eugen Buhlmann;
für den Handel: Dr. C. H. Queiſch; für den Schlußdienſt: Andreas Bauer; für
Die Gegenwart: Dr. Herbert Nette; für den Inſeratenteil: Willp Kuhle; Druck
und Verlag: Z. C. Wittich ſämtlich in Darmſtadt
Für unverlangte Manuſkripte wird Garantie der Rückſendung nicht übernommen.

Die heutige Nummer hat 18 Seiten.

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[ ][  ][ ]

Rummer 135

A

Donnerstag, den 16. Maf

der Häglwertsverbano im Apkil.
A Produktenverbnnd. Das Halözeuggeſchäft hat ſich ſowohl im
Inlande wie auch im Auslande auf der gleſchen Höhe gehalten wie
Monat März. In Formeiſen iſt eine gewiſſe Belebung des Inlands=
geſchäftes
feſtzuſtellen inſofern, als die Abrufe beſſer eingingen und auch
eine Reihe von neuen Abſchlüſſen zuſtande kam. Trotzdem iſt die Geſamt=
menge
der Aprilverkäufe niedriger als zur gleichen Zeit in den varauf=
gegangenen
Jahren. Die für das Ausland verfügbaren Mengen konnten
ohne größere Preisveränderungen abgeſetzt werden. In Oberbauſtoffen
war die Beſchäftigung der Werke in der Berichtszeit mit Rückſicht auf
die Auftragsrückſtände, die noch ven der Froſtveriode herrührten, und
infolge neuer, aus dem Auslande hereingenommener Beſtellungen ver=
hältnismäßig
gut.
Stabeiſenverband. Die Kauftätigkeit im Inlandsgeſchift hat ſich in
Dieſem Monat etwas gehoben. Auch im Eingang der Anrufe iſt eine
kleine Beſſerung zu verzeihnen. Wie in den beiden Vorwonaten lag
der Auslandsmarkt verhältnismäßig ruhig. Die Preiſe ſind leicht ge=
wichen
. Der vorliegende Auftcagsbeſtand an Auslandsbeſtellungen und
der Aprilterſand ſind befriedigend. Bandeiſenvereinigung. Die gegen
Ende des Vormonats eingetretene leicht= Belebung des Geſchäfts hat an=
gehalten
. Der Auftragseingang iſt beſſer gewarden, das Auslandsgeſchäft
trau ruhig.
Grobblechverband. Aus dem Inlande konnten in der Berichtszeit
nene Aufträge und Abſchlüſſe nur im geringen Umſange gebucht werden.
Auh der Eingang an Spezifikationen iſt ſchleppend. Dagegen hat das
Ausland weitere Aufträge gebucht. Für Schiffbaumaterial war der Spe=
zifikationseingang
beſſer. Die Preiſe haben eine Aenderung nicht
erfahren.

Wirkſchaftliche Rundſchau.

Aufſichtsratsſitzung der J. G. Farbeninduſtrie. In der geſtern in
Ludwigshafen a. Nh. abgehaltenen Aufſichtsratsſitzung der J. G. Farben=
indnſtrie
, Alktiengeſellſchaft, Frankfurt a. M., wurde der Abſchluß für
das Jahr 1928 vorgelegt. Danach ſoll der auf den 22. Juni d. J. nach;
Frankfurt a. M. einzuberufenden G.V. eine Dividende von 12 (i. V. 12)
Prozenk vorgeſchlagen werden. Nach 71 776 528 (74 741 809) RM. Ab=
ſihreibungen
beträgt der Reingewinn 118 458 169 (100 812 133) RM. Aus
dem Mehrgehinn gegen das Vorjahr werden 11 708 644 RM. der Re=
ſerve
, die damit auf 200 Millionen anwächſt, und 6600 C00 RM., einem
Unterſtützungsfonds für penſionierte Angeſtellte zugewieſen. Einſchließ=
lich
des aus dem Vorjahre übernommenen Vortrages von 4 426 777 RM.
werden 5 463 375 RM. auf neue Rechnung vorgetragen. Das Geſchäfts=
jahr
1929 hat bisher eine befriedigende Entwickelung genommen.
Maſchinenfabrik Badenia Weinheim, vorm. Wm. Platz Söhne, A. G.
Nachdem die Firma im April das Vergleichsverfahren beantragt hatte,
gibt ſie nunmehr ihre vorausſühtliche Liquidation bekannt. Danach be=
tragen
die Aktiren 1,556 Mill. RM., abzüglich 1,214 Mill. RM Hypo=
theken
und Uebereigrungen und 0,194 Mill. RM. bevorrechtigte For=
derungen
, ſo daß für die Maſſe 146 000 RMM. verblcüiben. Demgegenüber
belaufen ſich die Paſſiven auf 37300 RM. Die Erklärungsfriſt der
Gläubiger läuft bis zum 21. Mai. Danach ſoll ein Liquidatr und ein
Gläurbiger=Ausſchuß von drei Perſonen beſtellt werden. Aus dem Erlös
ſollen die Gläubiger nach dem Anteil ihrer Forderungen befriedigt wer=
den
, bei Vollauszahlung der Außenſtände bis 100 NMM.
Ludwigshafener Walzmühlen A. G., Ludwigshafen. In der G.V.
wurden die Anträge der Verwaltung einſtimmig genehmigt und die
Dividende auf 8 (10) Prozent auf 4 Millionen St.A. und wieder 6 Pro=
zent
auf 600 000 RMM. Vorzugs Aktien feſtgeſetzt.
Schering=Kahlbaum A.G. Berlin. Der Bruttogewinn beträgt
8,24 Millionen RM., die Abſchreibungen 2.06 Mill. RM (1,.94),
der Reingewinn 6,19 Mill. RM. (4,65 Mill. RM.). 14 Prozent
Dividende gelangen auf das 26,83 Mill. RM. betragende Aktien=
kapital
zur Ausſchüttung (9,6 Prozent auf 25 Mill. RM.) und
2,26 Mill. RM. (2,15) werden auf neue Rechnung vorgetragen.
Die erſt nach Abſchluß des Geſchäftsjahres der Geſellſchaft zuge=
floſſenen
Beträge aus dem in Amerika beſchlagnahmten Vermögen
haben bei dem vorſtehenden Abſchluß keine Berückſichtigung ge=
funden
.
Mannesmannröhren=Werke. Die Mannesmannröhren=Werke in
Düſſeldorf bringen bekanntlich über das Geſchäftsjahr 1928 eine Divi=
dende
von 7 Prozent gegen 8 Prozent im Vorjahre in Vorſchlag. Die
Gründe für die Dividendenreduktion ſind neben der höheren Belaſtung
durch Steuern und ſoziale Abgaben auch in den niedrigeren Durch=
ſchnittserlöſen
zu ſuchen. Der Auslandsabſatz war 1928 größer als im
Vorjahre, was ſich aber im Erträgnis nicht entſprechend auswirken
konnte, da die Auslandspreiſe unter den inländiſchen liegen. Auch die
Ausfälle während der Ausſperrung im Ruhrgebiet ſind zu berückſich=
tigen
. Zu den bereits mitgeteilten Abſchlußziffern iſt noch zu bemerken,
daß der Rohgewinn 34,49 Mill. RM. gegen 33,54 Mill. RM. im Vor=
jahre
betrug.
Hochtief A. G. für Hoch= ud Tiefbau, vorm. Gebr. Helfmann A. G.,
Eſſen. Der A.R. Ecſchloß der GV. aur 20. Juni für 1928 aus einem
ucch 627 253 (605 132) RSM. Albſchreibungen verbleibenden Reingewinn
von 664 621 (538 210) RM. erwartungsgemäß eine Dividende von 7 (6)
Prozent vorzuſchlagen. Auf neue Nechnnug werden 31 522 (23 836) RM.
vorgetragen.
Demerag, Donau=Main=Rhein=Schiffahrts=Akt.=Geſ., in Nürnberg.
Die ordentlahe Hauptverſammlung genehmigte die vorgelegte Bilanz
nebſt Gewinn= und Verluſtrechnung für das Geſchäftsjahr 1928. Nach
Abſchreibungen in Höhe von 39 212 (29 497) RM., ſowie Abzug des
vorjährigen Verluſtortrages in Höhe von 26 695 NM. verbleibt ein
Reingewinn von 10 635 RM. Hiervon werden 7690 RM. dem Reſerve=
fonds
zugewieſen, der Reſtbetrag von 3085 RM. auf neue Rechnung
vorgetvagen. Vorſtand und Aufſichrsrat wurde Entlaſtung ertgilt. Neu
in den Aufſihtsrat ge vählt wurde Kommerzienrat Karl Preſſer= Frank=
furt
a. M.
Keine franzöſiſchen Käufe deutſcher Kaliaktien. Lucien Vailly, Auf=
ſichntsratsmitglied
der Kaligruben St. Théreſe, wendet ſich in der Agence
economique et financiere gegen die franzöſiſche Kapitalbeteiligung an
deutſchen Kaligruben. Es ſei eine nationale Pflicht, das franzöſiſche
Kapital daran zu hindern, ſih in die demtſchen Kaligruben zu ver=
irren
. Die glſäfſiſchen Gruben notierten zuſammen 20 Milliarden Fr.,
die deutſchen Gruben 12 bis 15 Milliarden. Im Jahre 1929 würden die
elſäfſiſchen Gruben dank der beſſeren Qualität ihrer Salze faſt ebenſo=
viel
verdienen wie die deutſchen Gruben, obwohl die elſäſſiſche Ausbeute
nur ein Drittel gut ſei. Im Jahre 1940 werden die elſäſſiſchen Gruben
faſt ebenſoviel Salze wie die deutſcen Gruben mit einem doppolten
Geſvinn fördern. Vom deutſchen Geſichtspunkt aus muß dieſer Pole=
mik
gegenüber betont werden, daß ein Eindringen ausländiſchen Ka=
pitals
in die deutſche Kallinduſtrie, deren techmiſthe und wirtſchaftliche
Beſſerung gerade in den letzten Jahren ſtarke Fortſchritte gemacht hat,
a.s ziemlich unerivünſcht bezeichnet wird. Auch bie Zukunftshoffnung
der Franzoſen, der deutſchen Konkurvenz den Nang abzulaufen, wird
ſich angeſihts der ſtetig verſtärkten Rationaliſierung der deutſehen An=
lagen
kaum erfüllen.
Produktenberichte.
Frankfurter Produktenbericht vom 15. Mai. Am Produktenmarkt
konnte das Mehlgeſchäft eine Belebung erfahven, während Brotgetreide
äußerſt ruhig und Futtermittel ſogar etwas abgeſchwäht lagen. Der
Geſchäftsumfang iſt nach wie vor der gleiche. Weizen 24, Roggen 22,75,
Sommergerſte 23,75, Hafes 23,2523,50, Mais 2121,50, Weizemmehl
3232,25, niederrhein. 31,75, Noggenmehl 29,7530,50, Weizenkleie 12
bis 12,25, Roogenkleie 13.
Berliner Produktenbörſe vom 15. Mai. Die Produktenbörſe er=
öffnete
in ruhiger Haltung. Die Auslandsmeldungen lauteten wenig
einheitlich, denn während von den nordamerikaniſchen Termimwbörſen
Preisſteigerungen gemeldet wurden, wieſen die argentiniſchen Getreide=
märkte
eine ſchwähere Tendenz auf. Auf dem ermäßigten Preisniveau
für Plataweizen kam es daraufhin in Weſtdeutſchland und Holland im
Laufe des Vormittags zu größeren Umſätzen, ſo daß die billigſten Plata=
exporteure
, als Livexpool höhere Notierungen derzeichnete, ihre Offer=
ten
zurückzogen. Manitobaweizen blieb auf dem erhöhten Preisniveau
ahne Intereſſe. Vom Inlande iſt Wcizen zur Kahnverladung eher
reichlicher angeboten. Waggonmaterial war ziemlich ſpärlich vorhanden.
Die Preiſe vermochten ſich zu behaupten, dagegen war Noggen, der
namentlich an der Küſte ſtärker angeboten wird, nur auf um 1 Mark
ermäßigten Preisnioeau unterzubringen. Die ſcharfe Konkurrenz pol=
niſchen
Noggens verhindert jegliches Exportgeſchäft des deutſchen Pro=
duktes
. Am Lieferungsmarkt ſetzte Mqiweizen 1 Mark höher ein. Die
ſpüteren Sichten und Roggen wieſen Preisrückgänge auf. Am Mehl=
markt
hält ſich das Geſſchäft weiter in engſten Grenzen. Für Hafer be=
willigte
der Konſum nur zögernd die hohen Forderungen. Vereinzelt
kommt es zu Umſätzen für Exportzwede. Gerſte ſtill.

Frankfurker und Berliner Effektenbörſe.
Frankfurt a. M., 15. Mai.
Die heutige Börſe war wieder ſchwächer, da die ſtark angeſpannten
Geldmauktverhältniſſe weiter verſtimmten. Die Spckulation zeigte da=
her
ſehr wenig Unterehmungsluſt und ſchritt, nachdem ſie geſtern
abend verſhiedentſich Ruckkäufe vorgenoumen hatte, zu erneuten Ab=
gaben
, die jedoch kein größeres Ausmaß annahmen, ſo daß die Verluſte
gegenuber der geſtrigen Abendbörſe nicht beſonders groß waren. Etwas
ſtärker angeboten waren am Kalimarkt Salzdetfurth mit minus 5 Pro=
zent
. Auch Glanzſtoffwerte gaben 5 Prozent nach. Im großen und gan=
zen
waren die Umſätze äußerſt beſcheiden, und bei der beſtehenden Luſt=
loſigkeit
und Zuruickhaltung ſtagnierte das Geſchäft hauptſächlich an den
Nebenmärkten faſt vollkommen. Auslandsorders fehlten auch heute wie=
der
faſt ganz. Am Farbenmarkt eröffneten J. G. Farben 3 Pvozent
niedriger, da der Beſchluß in der heutigen Generalverſammlung, wonach
eine Dividende von 12 Prozent ausgeſchüttet werden ſoll, verſhimmte,
weil verſchiedentlich mit 13 Prezent gerechnet worden war. Am Elektro=
markt
waren die Umſätze ebenfalls ſehr beſcheiden. Montanwerte und
Bauken hatten ebenfalls kaum Umſätze zu verzcichnen. In Nachwirkung
ber Dieidendenreduzierung bei Wayß u. Freytag von 10 auf 8 Prozent
erſchienen für dieſes Papier an der Maklertafel Minu=Minus=Zeichen,
Umſätze waren aber keine zu verzeichnen, man konnte nur einen Taxe=
kurs
von 110 Prozent hören, was einem ungefähren Verluſt von 13½
Prozent gegenüber der geſtrigen Abendbörſe entſpricht. Renten ſtill.
Auch im Verlaufe blieb die Börſe faſt völlig lebles. Bei der anhalten=
den
Luſtloſigkeit gaben die Kurſe erneut Ens zu 1½ Prozent nach. A. G. G.
waren dagegen enas gefragt und leiht gebeſſert. Schuckert bis 2 Pro=
zent
niedriger. Am eldytarkt war Tagesgeld mit 8½4 Prozent weiter
geſucht. Am Deviſenmarkt nannte man Mark gegen Dollar 4,2120,
gegen Pfunde 20,441, London-Kabel 485,10, Paris 124,13, Mailand
92,58, Madrid 34,20 und Holland 12,06¾. Die Mark lag weiter feſt.
Bei ſehr ruhigem Geſchäft war die Abendbörſe überwiegend
freundlicher unter Bevorzugung des Eloktro= und Farbenmarktes. Im
Verlaufe traten Kursbeſſerungen von ½½ Prozent ein. Das Geſchäft
Elieb aber gering. Sonderbewegungen waren nicht zu bemerken. Die
Nachbörſe hlieb ruhig.
Berlin, 15. Mai.
Nah einem unſicheren und faſt völliy geſchäftslsſen Vormittags=
verkehr
eröffnete auch die heutige Börſe in luſtloſer und durchweg ſchwä=
cherer
Haltung. Das Geſchäft hatte einen ſehr geringen Umfang, da
die Spekulation wenig Neigung zeigte, vor den Feiertagen neue Enga=
gements
einzugehen, weil die Geldmarktlage und Paris vorläufig noch
zur Zurückhaltung mahnen. Die Börſe nahm an faſt allen Märkten
Glattſtellungen vor, ſo daß die erſten Kurſe 1 bis 3 Prozent im Durch=
ſchwitt
verloren. Nur in A. E.G. beobachtete man wieder Auslandskäufe,
ſo daß der Kurs ſich gut behaupten konnte. Die Pariſer Verhanſdlun=
gen
haben noch immer kein poſitites Ergebnis gebracht auch in der
uvorgigen Vollſitzung dürfte es noch zu keinem Abſehluß bemimen , und
die Beſprechungen werden ſich allem Anſchein nach wohl auch noch nach
den Feiertagen fortſetzen. Der Ultimo macht der Börſe ſchon heute
größere Sorgen. Das die Börſe heute vor allem bewegene Moment
war die Aufſichtsratsſitzung der J. G. Farbeninduſtrie. Obwohl der
größte Teil der Börſe ſeit jangem wit eſitter unveränderten Dividende
von 12 Prozent gerahnet hatte, rief doch die Beſtätigung dieſer An=
nahme
eine ſtärkere Verſtimmung he=vor. Die Abſchlußziffern konnten
ebenfalls keine Anregung bieten. Farben waren daraufhin über 3 Pro=
zent
niedriger angoboten. Nach den erſten Kurſen konnten ſich Farben
bei etwas lebhafteren Umſützen leicht erholen, während der überwiegende
Teil der Papiere um 1 bis 2 Prozent weiter zurückging.

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Amerikaniſche Kabelnachrichten.
* New York, 15. Mai. (Prib.=Tel.)
Baumwolle: Der Markt eröffnete in abgeſchwärchler Haltung auf die
ermäßigten Liversooler Habel und die günſtigeren Wetterberichte. Spä=
ter
erfolgte eine Beſſerung der Preiſe, als der Wochenwetterbericht
herauskam uind Wallſtreet= und Kommiſſionsfirmen Käufe tätigten.
Gegen Schluß ſehlug die Tendenz erneut um.
Zucker: Deckungen und vereinzelte Käufe der Kommiſſionäre, durch
die ſtetigen Lendone: Kabel verurſacht, bewirkten heute ein Anziehen
der Preiſe Im Verlaufe erfolgte jedoch ſpüter ein neuerlicher Preis=
einbruch
, da das Angebot allgemein wurde.
Kaffee: Der Maike cröffnete mit höheren Preiſen, da die Spekula=
tion
und der Handel zu. Deckungen ſchritten. Im Verlaufe beobachtete
man Liquidationen, und auch Kommiſſionäre ſchritten verſchiedentlich
zu Verkäufen.
Es notierten nach Meldungen aus Chicago am 15. Mai:
Getreide. Weizen: Mai 105, Juli 109, Sept. 1127, Dez.
1177; Mai: Mai 85½, Juli 88½4, Sept. 90½, Dez. 84½; Hafer:
Mai 47½, Juli 45, Sept. 43½; Roggen: Mai 87½, Juli 88½,
Sept. 9158.
Schmalz: Mai 11,57½, Juli 11,50, Sept. 12,12½, Oktober
12,27½.
Fleiſch. Rippen: Mai 12,25, Juli 12,77½, September 13,25;
Speck, loko 12,75; leichte Schweine 10,15 bis 11,30, ſchwere
Schweine 10,35 bis 11,00; Schweinezufuhren: Chicago 16 000,
im Weſten 95 000.
Baumwolle: Mai und Juli 18,68.
Es notierten nach Meldungen aus New York am 15. Mai:
Getreide. Weizen: Rotwinter 128, Hartwinter 118; Mais,
neu angek. Ernte 98,75; Mehl, ſpring wheat clears 5,10 bis
5,60; Getreidefracht: nach England 1,6 bis 2,0 Schilling, nach
dem Kontinent 1012 Cents.
Schmalz: Prima Weſtern, loko 12,76: Talg, extra, loſe 8.
Kakao. Tendenz: ſtramm; Umſätze in Lots: 366: Loko:
10½: Mai 10,13, Juni 10,23, Juli 10,40, Auguſt 10,53, September
10,63, Oktober 10,74, November 10,78.

Metallnokierungen.

5 15. 5. 14. 5. 172.0 153. Hirſch Kupfer . Augsb.=Nüinb. Maſch )/ 75.50 75.25 Höſch Eiſen 11675 48. 48. Hohenlohe Werke 89. 207 50 le05. Kahla Porzellan 81. Berl. Karlsruhe Ind/ 55.50 55.25 Kali Aſchersleben 229.50 209. 1206. Salzdetfurt 374.5) Weſteregeln 235.50 178.75 477. ) Lindes Eismaſch. 189.50 255. 12. 3.25 2. Loewe FCo. 234. 159. (359. Lingel Schuh 48. 151.50 1150.75 Mannesmannmö 113.50 154.25 1153.50 Niederlauſitzer 138.50 49. 49. Nordd. Lloyd 109. 901, 445.50 1435. 88. 104.75 135.75 412. (406. 90. 38.50 5. 126. 47.

deviſenmerkk.

Kelſingfors. . .
Wien. . .. . .
Prag.....
Budapeſt..
Sofia ..."
Kolland
Cslo ...
Koxenhagen..
Stockholm .
London ..
Buenos Aires
New York ..."
Belgien ..

14 15. 5. 14 6. 15. Geld Brie Geld/Brief Geld Brief Geld i 10.583 10.603 10.574 10.598 Italien .. .. 22.05 22.09 22.033 59.17 59.29 59. 125/59. 245 Paris ..." 16.45 6.49 6.445 12.463 12.483 12.453 12.473 Schweiz .. 81.10581.26: 81.04 73 36 73.50 3. 32 13.46 Spanien. 59.93 60.05 9.71 3.042 3.048 3.04. 3.048 Danzig .. 81.63 81.79 81.55 169.32 169.66 29.15/169.49 Japan. . . . . . . 1.887 1 891 1.878 112.28 112.50 12.16 112.38 Riode Janeir= 0.49950.5015 112.26 112.48 12. 16 1 12.38 Jugoſlawien". 7.407 7.421 112.50/112.72 112.40 12 62 Portugal. . . . 18.30 9.94 20.434/20.47- 0.413 20.453 Athen ......" 5.455 5. 465 5.455 1.770/ 1.774 1.769 1.77. Konſtantinpel 2041 2.045 2.045 4.2120 4.220 4. 208 4. 2165 Kanada .. ..." 4.186 4 194 4.183 58.475, 58.59 158.405l53.525 Uruguay .. 4.0- 4.10- 4.116

87.50
104.
135.75
907,
36.
75.
125.
47.

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22.075
6.485
1.20
19.83
1.71
1.882
.499 0.501
7.407/ 7.421
8.88 18.92
5.465
2.049
4. 191
4.124

Die Berliner Metallnotierungen vom 15. Mai 1929 ſtell en ſich für
Elektrolytkupfer 171.25 RM., Originalhüttenaluminium 190 PM., des=
gleichen
in Walzen oder Drahtbarren 194 MM., Reinnickel 30 RM.,
Antimon Regulus 7681 RM., Feinſilber 74.7576.50 NM.
Kleine Wirtſchaftsnachrichten.
Die deutſche Rohzink=Produktion einſchließlich Zinkſtaub betrug, wie
der Geſamtausſchuß zur Wahrung der Intereſſen der deutſchen Metall=
wirtſchaft
, Berlin, auf Grund der Berechnungen des ſtatiſtiſchen Büros
der Metallgeſellſchaft, Frankfurt a. M., mitteilt, im Monat April d. J.
8673 To. gegen 8657 To. im Monat März 1929.
Wenn auch der Verſand an Zement im April mit 816 000 To. nicht
unerheblich über der 678 000 To. betragenden Abſatzziffer des gleichen
Vorjahrsmonats lag, konnte doch der durch die langanhaltende Kälte
des erſten Vierteljahres verurſachte Verluſt erſt zu einem geringen
Teile ausgeglichen werden.
Das Geſchäft in der Wormſer Lederinduſtrie hat ſeit Oſtern unter
dem Einfluß der wärmeren Witterung merklich angezogen. Die Be=
triebe
arbeiten zurzeit voll, der Verſand hat entſprechend zugenommen.
Man hofft, daß der flotte Geſchäftsgang anhalten wird.
In einer nichtöffentlichen Sitzung ſtimmte die Frankfurter Stadt=
verordnetenverſammlung
einem von dem Magiſtrat vorgeſchlagenen
Vertrage mit dem Fuld=Konzern zu. Nach dieſem Vertrage iſt ſicher=
geſtellt
, daß die Fuld=Werke mit allen ihren Unternehmungen auch in
Zukunft in Frankfurt a. M. verbleiben.
Die däniſche Fordgeſellſchaft veröffentlicht die Einladung zur Zeich=
nung
von 2 Millionen Kr. Aktien, die am Freitag bei der Landmanns=
bank
und der Privatbank ſtattfindet. Der Zeichnungskurs beträgt 103½
Prozent. Die Aktien werden zur Zeichnung in Stücken zu 100, 200,
500, 1000, 2000 und 5000 Kronen aufgelegt.
Die letzten Zahlen der britiſchen Eiſen= und Stahlproduktion zeigen
eine fortgeſetzte Steigerung der Erzeugungsziffern. Die Produktion
von Rohſtahl und Stahlguß ſtieg im April 1929 auf 809 000 To. gegen
643 000 To. im gleichen Monat des Vorjahres und die Produktion von
Roheiſen betrug 611 000 To. gegen 563 000 To. im April 1928.
Die Warſchauer Preſſe weiß zu berichten, daß bei der polniſchen
Regierung die Abſicht beſtehen ſoll, die Ausfuhrzölle auf Weizen, Gerſte
und Hafer abzuſchaffen.
Die ſoeben veröffentlichten Ziffern des Schweizer Außenhandels im
Monat April 1929 zeigen eine Umſatzſteigerung von 405,3 Mill. im
März auf 420,4 Mill. An dieſer Steigerung iſt jedoch nur die Ein=
fuhr
beteiligt, die gegenüber dem Vormonat ſich um 17,9 Mill. auf
243,4 Mill. erhöhte. Die Ausfuhr hat dagegen eine Abſchwächung um
2,9 Mill. auf 177 Millionen erfahren. Der Paſſivſaldo der Handels=
bilanz
beträgt für April 67,2 Mill.
Die ſeit langem gehenden Verhandlungen zwiſchen der Britiſh In=
ternational
Talking Company und zwei anderen amerikaniſchen Geſell=
ſchaften
ſowie der Film=Werke Staaken und der Deruſſa wegen Zuſam=
menarbeit
im Ton=, Bild= und Sprechfilm ſind abgeſchloſſen worden.
Die vom amerikaniſchen Handelsminiſterium veröffentlichte Außen=
handelsbilanz
für April weiſt eine Ausfuhr in Höhe von 447 Mill.
Dollar auf gegen 364 136 000 Dollar im gleichen Monat des Vorjahres,
während die Einfuhr mit 409 Mill. bzw. 346 136 000 ausgewieſen wird.

Frankfurter Kursbericht vom 15. Mai 1929.

6% Dtſche. Reichs-
anl. v. 27......"
% Baden Frei=
ſtaat
v. 27.....
6% Bahern Frei=
ſtaat
v. 27.....
*0 Heſſen Volks=
ſtaat
v. 28.....
6% Preuß. Staats=
anl
. v. 28......!
6% Sachſen Frei=
ſtaat
v. 27....."
7%6 ThüringerFrei=
ſtaat
v. 27....."
Diiche. Anl. Auslo=
jungsſch
. + 1½=
Ablöſungsan!. .
Dtſche. An:. Ablö=
ungsſch
. (Neub.)

Diſche. Schutzge=
bietsanleihe
. . ..
8% Bad.=Bad.v. 26
6% Berlin v. 24...
8% Darmſtadt v. 26
890 v.P
7% Frti. a. M. v. 26
8% Mainz v. 26...
8½ Mannh. v. 26.
8% Nürnber / 1 26
2i. Komm. Sam=
mel
=Ablöſ.=Anl.
* Ausl. Ser. 1
* Ser.II
8½ Ber Hhp.=Bk.
8% Frkf. Hyp.Bk.
4½2 Lig. Pfbr.
5 D PfbrBk..
4½%- Lia.Pfbr

87.4

78

88.5
28.5
84

49.55
66.75
97.5
97.5
72.75
98
74

8% Heſſ. Landesbk.
4½½ Heſ.2d3. Hp.
Bk.=Ligid. Pfbr.
8% Kom. Landes=
banf
Darmſtadt.
8% Mein. Hyp. Bk.
4½
Lig. Pfbr.
8% Pfälz. Hyp.Bk.
8% Preuß. Ztr.=
Stadt ſchaft. .
18% Rhein. Hyp.=Bk
4½% Lig.Pfbr.
18 Rhein.=Weſtf.=
Bd.=Cred 1.....
8% Südd. Bod.=
Cred.=Ban 1 ....
8% Württ. Hyp.=B
6% Daimler Benz
von 27..... ..."
8% Klöckner=Werkel
Berlin v. 26....
70 Mainkrw. v. 26.
7% Ver. Stahlwi
mit Opt. v. 26.
18% VoigtckHäffner
von 26 ... ... ..
F. G. Farben Bonds
28...
..
5 % Bosn. L. E. B.
v. 1914 ........
4/.% Oſt. Schatz=
anw
. v. 1914 ...
4%0 Oſt. Goldrente
4:/,% Rum. Gold
von 1913 ... ..."
4% Türk. Admin.
4% 1.Badgad
47
Zöllanl.
4/,Büngarn 191

97.25
86

Aff

97.5
97.75
721.
97.5
98.5
97.75

128:).

16.

4½/,% Ungarn 19141 24:/,
4½ ,Goldr..

Aktien.

Allg. Dt. Creditanſt.
Bk. f. Brauinduſtr
Berl. Handelsgeſ.
Comm. u. Privatb
Darmſt. u. Nt.=Bk.
Deutſche Bank
Eff.-u. Wechſel
bank .. .. ..
Vereinsbank .
Diskonto=Geſellich
Dresdener Bank ..
Frankf. Bank . . . ."
Hyp.=Bk. ..
Pfdbr.=Bt...
Gotha. Grundkr. B.
Mein. Hyp.=Bank.
Mitteld. Creditbk..
Nürnb. Vereinsbk
Oſt. Creditanſtalt.
Pfälz. Hyp.=Ban1,
Reichsbank=Ant. . .
Rhein. Creditbk. .
Hyp.=Bank ...
Südd. Bod.-Cr. Bk.
Wiener Banwerein
A..G. . Verkehrsw
Dt. Eiſenb.=Geſ.
7% Dt. Reichsbahn
Vorzge ... .. .."
Hapag ........"
Nordd. Lloyd ..
Schantung=Eiſenb.
Südd. Eiſenb.=Geſ

Accum. Berlin.
Adlerw. (v. Kleger)/ 43
6% AEG. Vorzugl 87

123.25
159
180.5
255
159
132
102.75
151
153.5
104.5
134.5
137

299.75
123.25
143
163
131,
150
157

68.75

AEG. Stamm. . . .
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138
107
143.5
180.5
66
425.6
52

...1108.75
181
30.
242
87.5
134
132
77.25
125.5
209.5
80.5
79.6
166
130
129.25
83.25

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Flſe Bergb. Stamm
Genüſſe
Junghans Stamm
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Kammgarnſpinn
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Klöcknerwerke ..."
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Mansfeld. Bergb.
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Motorenfb. Darmſt.
Reckar). Fahrzeug..
Nicolay, Hofbr... .
Oberbedarf .. . . .."
Oſterr. Alpine Mo.
Otavi Minen ...."
Peters Union Fr..i.
Phönir Bergbau..
Reiniger, Gebb.. ..
Rh. Braunkohlen .
Elektr. Stamm
Stahliverke ..
Riebeck Montan ..
Roeder G5. Darmſt.

91
108.75
90
210.5
116.5
226
373
231
207
95
98.5
165.75
285

108
227
111.75

81

64
115.25
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Spenska Tändſticks/427
Tellu =Bergbau. . . 1118
Thür. Lie ſ.=Gef.. .1101:).
Tucher=Brauerei..
Unterfr. Krs.= Elel=
tr
.=Ver . .. . . . . 103.5
Veithwerke ... . . . 21
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Bayß & Freytag.
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Werger Brauerei. 1205
Zellſtoff. Aſchaffbg. 178
Memel. . . . . . 134
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[ ][  ][ ]

Nummer 135

Donnerstag, den 16. Mai 1929

Seite 13

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Seite 14

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Nummer 135

Donnerstag, den 16. Mai 1929

Geite 15

Reich und Ausland.

Eine Luftverbindung zwiſchen Berlin
und Bukareſt.
Anläßlich der Großen internationalen Luftfahrt=
ausſtellung
in Berlin (IT.A) im Herbſt 1928, welche
auch von rumäniſchen Fachleuten ſtark beſucht wurde,
wurde in den zuſtändigen Kreiſen die Möglichkeit
deutſch=rumäniſcher Luftverkehrs=Beziehungen be=
ſprochen
. Die Tatſache nun, daß infolge Beilegung
der durch den Krieg zwiſchen beiden Nationen ent=
ſtandenen
Mißhelligkeiten aus der Welt geſchafft
wurden und die früher beſtandenen engen Be=
ziehungen
wieder angeknüpft wurden, läßt die Hoff=
nung
aufkommen, daß der Güteraustauſch der beiden
Länder unter günſtigen Bedingungen wieder auf=
blühen
wird. Wo ein ſtarkes wirtſchaftliches Band
ſich knüpft, ſo äußert ſich Herr W. Angermund in
einem bemerkenswerten Aufſatz, dem wir die An=
regung
zur Behandlung des vorliegenden Themas
verdanken, da kann auch das jüngſte Schnellver=
kehrsmittel
, der Luftverkehr, nicht fehlen‟. Durch
eine Verſtändigung mit Deutſchland würden nicht
allein die Mittel zur Ausgeſtaltung der Luftverkehrs=
wege
im Innern Rumäniens gefördert werden, ſon=
dern
es müßte in Anbetracht der Wichtigkeit dieſes
Landes für Verkehr und Tranſit in internationaler
Hinſicht weit mehr geſchehen, um ſo mehr, als für
eine intenſidere Betätigung durch die Luft Raum
und Möglichkeit gegeben ſind. Deutſchland und Ru=
mänien
, Berlin und Bukareſt durch die Luft zu ver=
binden
, dürfte den Wünſchen der zuſtändigen Stellen
und Organiſationen in beiden Ländern begegnen.
Die flugtechniſche Frage iſt denkbar einfach zu löſen,
in kürzeſter Zeit könnte durch Zuſammenwirken von
Deutſchland, der Tſchechoſlowakei und Rumänien der
Flugweg Berlin, Prag, Kaſchau, Kronſtadt, Bukareſt
erſchloſſen werden. Eine Fortführung nach Konſtan=
tinopel
über Konſtanza oder von Bukareſt auf dem
Landwege über Bulgarien wäre ohne weiteres mög=
lich
. Sehr erwägenswert für ſpäter ſind ferner die
Luftverkehrswege von Budapeſt über Kronſtadt nach
Bukareſt und von Bukareſt über Galatz=Czernowitz
nach Warſchau. Herr Angermund drückt die Hoff=
nung
aus, daß ſich die von ihm entwickelten Luft=
verkehrspläne
bald verwirklichen werden, und daß
der Tag nicht mehr fern ſein möge, an welchem ſich
rumäniſche und deutſche Luftexperten offiziell zuſam=
menfinden
, um über die Lufterbindung Berlin- Bu=
kareſt
zu beraten.
Das Berliner Relativitätshaus.
Einſtein verzichtet.
Die Affäre des Ehrengeſchenkes der Stadt Berlin
an Profeſſor Einſtein hat jetzt eine überraſchende
Wendung angenommen. Einſtein hat dem Oberbür=
germeiſter
in einem Schreiben mitgeteilt, daß er auf
die ihm zugedachte Gabe verzichtet. Sicher ein Schritt,
der nicht mehr überraſchen kann, denn was ſich in
der Vorgeſchichte des Hauſes oder Grundſtückes, das
Herrn Einſtein geſchenkt werden ſollte, ereignet hat,
iſt nicht mehr als ein Poſſenſpiel geweſen. Aber
kein gutes. Erſt ſchenkt der Magiſtrat Berlin dem
Gelehrten ein Haus, über das er noch gar kein Ver=
fügungsrecht
beſitzt, dann ein anderes Grundſtück,
dem von der Landſeite eine Scheune vorgelagert iſt,
während von der Waſſerſeite kein Zugang beſteht,
und ſchließlich beabſichtigt er Profeſſor Einſtein ein
Stück Boden zu ſchenken, für das die Mittel zum
Ankauf noch gar nicht bewilligt ſind. Dort wäre dem
Forſcher dann die Möglichkeit gegeben, ſich ſelbſt ein
Häuschen zu errichten. Dieſem Durcheinander der
amtlichen Berliner Stellen hat nun Profeſſor Ein=
ſtein
ein Ende bereitet, in dem Schreiben drückt er
klar ſeinen Verzicht aus. Auf das Grundſtück und
auf das Haus, das, wie ſeine eigene Lehre beweiſt,
auch nur relativ war.
Auf der Flucht erſchoſſen.
Hamburg. Polizeibeamte überraſchten in den
frühen Morgenſtunden drei Einbrecher auf dem
Neuen Steinweg bei einem Schaukaſteneinbruch.
Während einer ſofort feſtgenommen werden konnte,
ergriffen die beiden anderen die Flucht. Nach wie=
derholter
Aufforderung zum Stehenbleiben, gab
einer der Beamten einen Schuß ab, durch den einer
der Fliehenden, der auf der Flucht eine goldene Uhr
mit Kette weggeworfen hatte, ſo ſchwer verletzt
wurde, daß er nach der Einlieferung ins Kranken=
haus
verſtarb. Der dritte Einbrecher entkam.
Schwediſche Gebräuche in den
Maiennächken.
Stockholm. Wer das ſchöne Schwedenland
im Mai beſuchen konnte, wird ſich mit beſonderer
Freude der eigenartig ſchönen Gebräuche des nordi=
ſchen
Volkes erinnern. Der Mai hat ja wohl in
allen mitteleuropäiſchen Ländern ſeinen Kult, in den
katholiſchen Ländern zum Beiſpiel iſt es die Marien=
minne
, die unbewußt durch einen blumengeſchmückten
Marienalter in allen Kirchen, vor dem die Gläu=
bigen
allabendlich mehr weltlich klingende Lieder
ſingen, der erblühenden Natur huldigt. In Schweden
aber lodern in den Maiennächten von Schonnen bis
heraus nach Lappland die Scheiterhaufen, die den
Frühling, den Sommer, willkommen heißen ſollen.
Bis in uralte Zeiten germaniſcher Vorgeſchichte reicht
der Brauch zurück. Mag er nun ein Opfer für den
Sonnengott geweſen ſein, oder ſollten die Feuer=
brände
die Geſpenſter der Hexennacht vertreiben: die
Wahrzeichen des Lenzbeginnes ſind durch die Jahr=
tauſende
hindurch gleich geblieben. Noch immer
ſpringt man in den ländlichen Gegenden durch die
praſſelnden Gluten dieſer Feuer, noch ziehen in den
entlegenen Gebirgsdörfern der Maigraf und die
Maibraut durch die Ortſchaft und kämpfen gegen
das in Eisbärfelle eingehüllte Ungetüm, das den
Winter verkörpert. Rote Flammengarben zeigen
ſich im ganzen Lande am nächtlichen Himmel, und
weithin ſchallen Hunderte von friſchen Knabenſtim=
men
: Wie herrlich nun die Maienſonne lacht . . ."
Am übermütigſten ſind wohl in den erſten Maien=
nächten
die Studenten der Univerſität Upſala. Das
ganze Städtchen ſteht in den erſten Maitagen im
Zeichen eines leuchtenden Naturfeſtes. Um die alte
Vaſa=Burg wogt es dann von weißen Studenten=
mützen
beiderlei Geſchlechts, und der Uebermut der
Träger kennt kaum noch Grenzen. Aber auch die
alten und älteſten Semeſter holen ihre Mützen wie=
der
hervor und werden wieder jung in der Feier um
den erblühenden Mai, denn vorbei iſt die lange und
ſtrenge Eiszeit, die ſich ja gerade in Schweden be=
ſonders
austobt. In den diesjährigen Frühlings=
nächten
ſollen allerdings die Feiernden noch gefroren
haben und kalter Regen, mit Schneeflocken vermiſcht,
ſoll Wermut in den Freudenbecher gegoſſen haben.

Die Wallfahrtskirche in Altötting (Bayern)
iſt alljährlich zur Pfingſtzeit das Ziel vieler Tauſender, die vor dem uralten, juwelengeſchmückten
Marienbildnis ihre Andacht verrichten wollen. In der Kirche, die aus dem 8. Jahrhundert ſtammt,
werden die Herzen vieler bayeriſchen Fürſten aufbewahrt. In der Stiftskirche zu Altötting iſt der
Genral Tilly, der bayeriſche Heerführer des Dreißigjährigen Krieges beigeſetzt Unſer Bild
zeigt im Vordergrund die Wallfahrtskirche, im Hintergrund die Stiftskirche.

Die rieſige Menſchenmaſſe bei der Eröffnung der Ausſtellung in Sevillck.

Das Waſſerflugzeug D. 1282 nach dem Abſturz.
Das Waſſerflugzeug D 1282 der Seeflugverſuchsanſtalt Norderney verunglückte an der Nordſee=
küſte
. Die Piloten wurden durch ein deutſches Kriegsſchiff gerettet.

Zehntauſende im Ehrenhof der ibero=amerikaniſchen Ausſtellung.
Die Eröffnung der ibero=amerikaniſchen Ausſtellung in Sevilla glich einem Nationalfeſt der ibero=
lateiniſchen
Raſſe. Unſer Bild zeigt einen Ausſchnitt der ungeheueren Menge, die dem Prunkakt
beiwohnte.

Flugzeugabſturz über der Nordſee.

Feſtnahme der Hamburger Revolverhelden.
Hamburg. Wie gemeldet wird, gelang es der
Hamburger Polizei, die Männer zu verhaften, die
Revolverſchüſſe auf einen Hamburger Autobus ab=
gegeben
haben. Angeblich haben ſie keinen räuberi=
ſchen
Ueberfall geplant, ſondern, wie ſie behaupten,
einen alten, aus dem Kriege ſtammenden Revolver
ausprobieren wollen. Bekanntlich iſt in der Nacht
vorher, ein ähnlicher Ueberfall auf einen Straßen=
bahnzug
in Wandsbeck verübt worden. Bisher haben
ſich jedoch, entgegen den Vermutungen, keine Anhalts=
punkte
dafür ergeben, daß die Feſtgenommenen auch
an dieſem erſten Attentat beteiligt waren.
Erdſtöße im Erzgebirge.
Plauen i. V. Geſtern vormittag 9.55 Uhr,
10.10 und 11.00 Uhr wurden in Klingenthal, Falken=
ſtein
und Muldenberg verſchiedene Erdſtöße wahr=
genommen
, die von unterirdiſchem Nollen begleitet
waren.

Beim Skatſpiel getötet.
Chemnitz. In einer Chemnitzer Schankwirt=
ſchaft
wurde bei einem zwiſchen drei Skatſpielern
entbrannten Streit einer von dieſen, ein 46jähriger
Hilfsſchaffner, von einem Bierglas ſo unglücklich ge=
gen
den Kopf getroffen, daß ihm die Scherben die
Halsſchlagader durchſchnitten und eine tödliche Ver=
Ulutung verurſachten. Der Schuldige, ein kaufmän=
niſcher
Vertreter von 37 Jahren, wurde verhaftet.
Maſſenvergiftungen.
Prag. Die Blätter veröffentlichten Nachrich=
ten
über Maſſenvergiftungen bei einem Artillerie=
Negiment in Neuhäuſl in der Slovakei. Es ſollen
76 Perſonen erkrankt ſein. Nach einer
amtlichen Mitteilung handelt es ſich lediglich um
leichte Vergiftungsfälle, die ſich bereits nach kurzer
Zeit beſſerten. Die Erkrankungen ſind auf Genuß
von Hackbraten und Kartoffelſalat zurückzuführen.

Eröffnung der Jahresſchau Deutſcher
Arbeit in dresden.
Zum 8. Male öffnet am 15. Mai die Jahresſchau
Deutſcher Arbeit in Dresden die Pforten zu ihren
alljährlichen Ausſtellungen, die ſich von Jahr zu Jahr
wachſender Beliebtheit erfreuen. Ueber 10 Millionen
Beſucher aus aller Herren Länder haben die ſeit
1922 ſtattfindenden Ausſtellungen der Jahresſchau
geſehen und die Preſſe der ganzen Welt hat ſich mit
ihnen beſchäftigt. Es war insbeſondere die große
Ausſtellung des Vorjahres Die techniſche Stadt
in deren Mittelpunkt die Leitung der Jahresſchau
ein vielerörtertes Problem, das erſte Kugelhaus der
Welt, ſtellte, die weit über Deutſchlands Grenzen
hinaus Aufſehen und Intereſſe erregte. Wollte die
Techniſche Stadt den Beſucher in die Geheimniſſe
techniſchen Lebens einführen, ihn vertraut machen
mit raffinierteſten techniſchen Neuerungen und ihm
zeigen, wie er ſich durch richtiges Verſtändnis tech=
niſcher
Vorgänge dieſe Neuerungen zunutze machen
kann, ſo hat ſich die Leitung der Jahresſchau für ihre
diesjährige Ausſtellung Reiſen und Wandern die
Aufgabe geſtellt, einen eindrucksvollen Nachweis dar=
über
zu erbringen, wie außerordentlich mannigfaltig
innerhalb der Grenzen Deutſchlands die Möglichkei=
ten
für Vergnügungsreiſen, Wandertouren und Er=
holungsaufenthalte
ſind. Sie will den Deutſchen ver=
anlaſſen
, mehr in ſeiner Heimat zu reiſen und gleich=
zeitig
dem Ausländer zeigen, was Deutſchland an
Sehenswürdigkeiten bietet und zu ihrem Beſuche an=
regen
; ſie will und das iſt wohl ihre vornehmſte
Aufgabe dazu dienen, den Fremdenverkehr in
den deutſchen Städten, Bädern, Kurorten und Er=
holungsſtätten
, in den deutſchen Bergen, am deut=
ſchen
Meere und wo überall ein Reiſeziel ſich bietet,
zu beleben. Nicht etwa, daß der Deutſche nur in
Deutſchland reifen und das Ausland meiden ſoll
Auslandsreiſen ſind ſelbſtverſtändlich zu Bildungs=
zwecken
und auch aus anderen Gründen notwendig.
Aber die Ausſtellung will dem Beſucher vor Augen
halten, daß ſeine Bildung mit der Kenntnis der deut=
ſchen
Heimat beginnen muß, und daß wahre Bil=
dung
mit einſeitiger, in eine gewiſſe Mißachtung
Deutſchlands ausartender Auslandsſchwärmerei nichts
zu tun hat. Im Mittelpunkt der Ausſtellung ſteht
denn auch die Gruppe Die deutſche Heimat. Alle
deutſchen Länder bringen hier ihre Landſchaften,
Reiſeziele und Reiſewege, ihre Schönheiten und
Sehenswürdigkeiten, ihre Erholungsſtätten, Bäder
und Kurorte in prächtigen Bildern, Reliefs, Dio=
ramen
und Modellen zur Darſtellung. In der zwei=
ten
Hauptgruppe der Ausſtellung iſt den großen= Or=
ganiſationen
des Wanderns aller Art Gelegenheit
gegeben worden, mit Selbſtdarſtellungen vor die
Oeffentlichkeit zu treten. Sie zeigen ihre Geſchichte,
ihre Arbeit, ihre Leiſtungen und ihre Ziele. An
Hand anſchaulicher Tafeln und Apparate wird der
Nachweis geführt, daß Wandern den Stoffwechſel
ſteigert, die Atmungsfähigkeit übt, den Blutkreislauf
fördert, den Haemoglobingehalt des Blutes erhöht,
die Haut abhärtet, das Wachstum erhöht, die Ner=
ven
ſtärkt, die Sinnesorgane ſchult, kurz, daß das
Wandern von unſchätzbarem Wert für die Geſundheit
des Menſchen iſt. Beſonderem Intereſſe dürfte die
vom Reichsverband für deutſche Jugendherbergen
errichtete Muſterherberge begegnen. Dieſe, ein Holz=
bau
mit flachem Dach für Beherbergung von ſechzig
Jugendwanderern, enthält zwei Tagesräume, die
durch Entfernung einer Schiebetür in einen Saal
zuſammengezogen werden können, ferner eine nach
modernſten Grundſätzen ausgeſtattete Küche, eine
Selbſtkocherküche, Duſchräume, Schlafräume mit ver=
ſchiedenen
Ausſtattungen, Waſchräume für Jungen
und Mädels, Leſezimmer uſw.
Die dritte Hauptgruppe Die Reiſe zeigt Sinn
und Zweck des Reiſens. Hier wird dem Beſucher
veranſchaulicht, wie das Reiſen zur geiſtigen Er=
holung
wird, die Bildung fördert, neue Kenntniſſe
vermittelt und wie es dem körperlichen Wohlbefin=
den
und der Wiederherſtellung der Geſundheit zugute
kommt.
Ein breiter Raum iſt den Reiſewegen gewidmet.
Die Lufthanſa gibt einen Ueberblick über ihr Strecken=
netz
, zahlreiche Schiffahrtsgeſellſchaften bringen Kar=
ten
ihres Verkehrsgebiets und Modelle ihrer Schiffs=
typen
. Auch Reichspoſt und Reichsbahn fehlen nicht.
Erſtere zeigt in einer Sonderſchau Vergangenheit
und Neuzeit ihrer Perſonenbeförderungsmittel und
Karten ihres Verkehrsnetzes, während die Reichs=
bahn
, das noch immer wichtigſte und hauptſächlichſte
Verkehrsinſtitut, u. a. vor allem die Sicherheit des
Reiſens mit der Eiſenbahn betont und modernſte
Stellwerk= und Blockanlagen, Bremsvorrichtungen
und ſonſtige Sicherungsmaßnahmen zeigt und erläu=
tern
läßt.
Ein Motorrad verurſacht einen Brand.
Plauen i. V. In Altmannsgrün rannte ein
Schloſſer mit ſeinem Motorrad gegen eine Scheune.
Das Motorrad explodierte und ſetzte die Scheune in
Brand, die ſamt den angrenzenden Schuppen und
Stallgebäuden eingeäſchert wurde.
Ein Expreßzug überrennt ein Auto.
London. Mit einer Geſchwindigkeit von über
80 Kilometern überrannte der bekannte Expreßzug
der Fliegende Schottländer in der Nähe von Edin=
burgh
einen Laſtkraftwagen, der beim Herannahen
des Zuges im Begriffe war, einen Bahnübergang
zu überqueren. Der Wagen wurde von dem Zug
ergriffen und vollſtändig zertrümmert. Der Chauf=
feur
konnte nur noch als Leiche geborgen werden. Die
Lokomotive des Fliegenden Schottländers erlitt
einige unbedeutende Beſchädigungen. Nach dreiſtün=
diger
Unterbrechung konnte die Strecke für den Ver=
kehr
wieder freigegeben werden.
Schwerer Automobilunfall des Madrider
chileniſchen Botſchafters.
Cordoba. Ein Automobil, in dem der chile=
niſche
Botſchafter in Madrid, Rodriguez Mendoza,
mit ſeiner Gattin und einer Kammerfrau von Se=
villa
nach Cordoba fuhr, überſchlug ſich bei La Car=
lota
. Alle drei Infaſſen wurden ſchwer verletzt. Sie
wurden in eine Klinik in Cordoba übergeführt.
Ein indiſches Dorf niedergebrannt.
Bombay. In der im Vaſallenſtaat Baroda
gelegenen Ortſchaft Vavol ſind am Dienstag morgen
150 Häuſer und etwa 40 Strohhütten durch Feuer
zerſtört worden. Ueber 100 Familien ſind obdachlos.
Der Schaden wird auf 26 000 Pfund geſchätzt. Die
Behörden vermuten, daß das Feuer auf Brandſtif=
tung
zurückzuführen iſt. Zwei Perſonen ſind bereits
verhaftet worden.

[ ][  ][ ]

Seite 16

Janz um Talaann.
Roman von Werner Scheff.
(Nachdruck verboten.)
38)
Da ſtand ein Menſch, groß und breit wie ein Felſen, mit
einem jungen, braungebrannten Geſicht, gekleidet wie einer aus
der Schar der Begüterten. Der Rieſe verbeugte ſich unbeholfen.
Herr Ingenieur Nicolai?
Nein. Ich bin nur ſein Freund.
Pardon .." ich warte ſchon ſeit einer Stunde, weil der
Portier behauptet, der Herr Ingenieur käme heute nachmittag
von ſeiner Reiſe zurück.
Das ſtimmt, aber es kann gegen vier Uhr werden, bis er zur
Stelle iſt.
Der Fremde verriet einige Verlegenheit.
Darf ich vielleicht wiſſen, in welcher Angelegenheit Sie mei=
nen
Freund zu ſprechen wünſchen? Es wäre nicht ausgeſchloſſen,
daß ich die Sache für ihn erledigen kann. Bitte, treten Sie ein!
Mein Name iſt Schmidt . . . Pedro Schmidt.
Kroß murmelte nun auch ſeinen Namen und führte den
Fremden in das Zimmer, in dem Nicolai zu arbeiten pflegte.
Es fiel ihm auf, wie ſich der Hüne überall umſah, wie er beſon=
ders
dem Schreibtiſch ungewöhnliche Aufmerkſamkeit ſchenkte.
Suchte er dort etwas?
Sie ſind alſo tatſächlich mit Herrn Nicolai ſo befreundet,
daß Sie ſelbſt über Dinge Beſcheid wiſſen, die man gewöhnlich
anderen Menſchen nicht anvertraut?
Ma= könnte von einer beinahe brüderlichen Freundſchaft
ſprechen. Kroß ſchob dem Beſucher Nicolais Zigarrenkiſte hin.
Nein, danke, ich rauche nicht!. Ich trinke auch keinen Alkohol.
Sie müſſen wiſſen, ich bin ein Naturmenſch ich bin, wenn Sie
es ſo nennen wollen, mit dem Rindvieh augewachſen!
Der Rittmeiſter mußte ſich das Lachen verbeißen. Warum
aber, Herr Schmidt, dieſe Eile? Sie könnten Nicolai morgen
früh in ſeinem Büro ſprechen. Denn es handelt ſich doch wohl
um eine Berufsangelegenheit?

Donnerstag, den 16. Mai 1920
Der junge Mann lächelte geheinisvoll. Sie täuſchen ſich,
Herr .. .! Verzeihen Sie, aber wie war doch Ihr Name? Ich
habe ihn vorhin nicht verſtanden.
Harald von Kroß.
Kroß . . . Ah dann gehören Sie ja zu den engeren Be=
kannten
des Geheimrat Lindemanns? Natürlich ich habe
Ihren Namen ſchon oft gehört!

SſchongJtaan
i6 llunuden!

Ohne Vorbereitung,
ohne Wasser
schnell duftig- lok-
keres
Haar durch:

Schwarzkopt
Trocken-Schgumpon
die bewährte Trocken-Haarwäsche

Ein Schlüſſel klirrt. . .
Darf ich fragen, von wem?"
Von der Perſon, die mich zu Herrn Nicolai ſchickt. Sie
wiſſen, er iſt verlobt mit einer Nichte Lindemanns. Könnten
Sie, Herr von Kroß, mir darüber Auskunft geben, ob er ſeine
Braut ehrlich liebt?
Wie dürfen Sie daran zweifeln! Hätte er ſich ſonſt mit
der jungen Dame verlobt? Ich begreife übrigens nicht, in
welchem Zuſammenhang dieſe Frage mit Ihrem Erſcheinen. . ."
Bitte. . ., nur etwas Geduld! Sie glauben alſo, der arme
Herr Nicolai liebt Henny?. Was werden Sie nun dazu ſagen,
wenn ich Ihnen verſichere, daß Henny ihn nicht liebt?

Nummer 135
Das wäre allerdings eine Neuigkeit! Jck möchte aber doch
bezweifeln, Herr Schmidt, ob Sie zu einem ſolchen Preisgeben
der Gefühle Fräulein von Plancks legitimiert ſind.
Sie irren! Denn hier ..., hier halte ich meine Legitimation
in Händen. Pedro Schmidt ſchwenkte triumphierend einen
Brief. Ich bin der Jugendfreund Fräulein Hennys. Noch
mehr als das ich darf mich ſchon ſeit faſt zwei Jahren ihren
Bräutigam nennen!"
Dem Rittmeiſter ſchwindelte. Auf alles andere war er
gefaßt geweſen nur nicht auf dieſe überraſchende Wendung!
Meine Eltern ſind vor etwa dreißig Jahren nach Argen=
tinien
ausgewandert. Ich bin auf unſerer Beſitzung bei La
Rioja zur Welt gekommen. Mein Vater und meine Mutter
hielten immer darauf, daß ich innerlich ein guter Deutſcher blieb.
Als ich etwa fünfzehn Jahre alt war, kauften die Plancks ein
heruntergewirtſchaftetes ſpaniſches Gut in unſerer Nachbarſchaft.
Henny war damals ein kleines Mädel. Wir ſpielten zuſammen,
und als wir älter wurden, da waren wir füreinander beſtimmt.
Herr von Planck aber verlangte, ich müſſe vorher meinen Doktor
in Heidelberg machen. Vater iſt im allgemeinen ein Gegner des
Studiums; ihm ſind ſeine Rinder lieber als Bücher. Aber
ſchließlich war es mir wichtiger, unſerem Nachbar ein willkom=
mener
Schwiegerſohn zu ſein; außerdem wollte ich die Heimat
meiner Eltern kennenlernen. Ich ſtudierte alſo ſeit anderthalb
Jahren in Deutſchland. Und Henny iſt eigentlich nach Europa
gekommen, weil ſie mich wiederſehen wollte.
Na, können Sie mir nicht noch mehr von Ihrer Geſchichte
verraten?"
Ich ſchäme mich, es Ihnen einzugeſtehen. Immerhin iſt
es mir lieber, ich kann mich Ihnen anvertrauen, als daß ich es
Herrn Ingenieur Nicolai erzählen müßte. Henny hat ſich hier
plötzlich in Ihren Freund verliebt; hat ſich eingebildet; ſie müſſe
ſeine Frau werden. Sie können ſich vorſtellen, wie mich die
Nachricht von der bevorſtehenden Verlobung traf! Das war doch
Irrſinn konnte doch nicht ernſt gemeint ſein!
Kroß mußte die Augen ſchließen, ſonſt hätte dem Manne,
der mit dem Rindvieh aufgewachſen war, ſein Blick verraten,
wie er die Anſicht hinnahm, die Pedro Schmidt eben äußerte.
Schluß folgt.

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