Einzelnummer 10 Pfennige
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Franfurt a. M. 1304.
Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
Wöchentliche illuſtrierte Beilage: „Die Gegenwart”, Tagesſpiegel in Bild und Wort
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Nummer 129
Freitag, den 10. Mai 1929.
192. Jahrgang
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breit) 2 Reichsmart.Anzeigen von auswärts 40 Reichäpfg.
Finanz=Anzeigen 60 Reſchspfg. 92 mm breite
Reliame=
zelle 3.00 Reichsmark. Alle Preiſe in Reichemark
(t1 Dollar — 420 Markt. — Im Falle höherer
Gewalt, wie Krieg, Aufruhr, Streik uſw., erliſcht
ſede Verpflſchtung auf Erfüllung der
Anzeigen=
auffräge und Leiſiung von Schadenerſatz. Bel
Konlurs oder gerſchtlicher Beltreibung fällt ſeder
Rabatt weg. Banklonio Deutſche Bani und
Darm=
ſädter und Natſonalbank.
Die Aunertent une
Die Lage noch ungeklärk.
Der Youngſche Verkeilungsſchlüſſel.
EP. Paris, 9. Mai.
Die Informationspreſſe bringt heute zum erſtenmal nähere
Angaben über den Verteilungsſchlüſſel, den Owen Young für die
in ſeinem Vermittlungsplan enthaltene Annuität von 2050
Mil=
lionen Goldmark vorgeſchlagen hat. Danach hat er, um die 3
Mil=
liarden Kapitalwert oder die 173 Millionen, jährlich betragende
Differenz zwiſchen ſeinem Kompromiß und den alliierten
Mindeſt=
forderungen vom 17. April auszugleichen, den engliſchen
Sachver=
ſtändigen unter Berufung auf das Syſtem der Balfournote
jede Berechtigung abgeſtritten,
Reparations=
anſprüche der Dominions zu präſentieren. Er hat
den hierfür mit 1 Milliarde Kapitalwert oder 60 Millionen pro
Jahr angeſetzten Betrag vollſtändig geſtrichen. Der
Reparations=
anteil Belgiens wurde von 2 Milliarden auf 1150 Millionen
Kapitalwert oder von 114 auf 64 Millionen pro Jahr
herab=
gefetzt. Unter anderem hat Owen Young jährlich 25 Millionen
geſtrichen, die Belgien als Rückzahlung der von der deutſchen
Be=
ſatzung zurückgelaſſenen Markbeträge gefordert hatte.
Frank=
reichs Reparationsanteil iſt von 8,4 auf 7.1 Milliarden
Kapital=
wert oder von 506 auf 435 Millionen jährlich herabgedrückt
wor=
den. Italien ſoll ſtatt 12—1300 Millionen 900 Millionen bis
1 Milliarde Goldmark erhalten. Die Anteile der kleinen
Gläu=
bigermächte wurden von Young ihrer prozentualen Beteiligung
entſprechend feſtgeſetzt.
Die Lage iſt gegenwärtig noch recht unklar, doch gewinnt man
den Eindruck, daß alle Beteiligten mit einer Einigung auf dem
einen oder anderen Wege rechnen. Die Engländer verharren
zwar nach wie vor auf dem Standpunkt, daß die Konferenz nur
die Aufgabe habe, die deutſche Geſamtſchuld zu beſtimmen oder
einen Verteilungsſchlüſſel feſtzulegen, erklären ſich aber
anderer=
ſeits bereit, an dieſem Prinzip nicht allzu ſtark feſtzuhalten, falls
davon der Erfolg oder der Mißerfolg der Konferenz abhängen
ſollte. Sie würden zu Opfern bereit ſein, die von allen
Beteilig=
ten gleichmäßig getragen werden müßten, aber nicht die Höhe der
von Young aufgeſtellten Ziffern erreichen dürften. — Die
juri=
ſtiſche Einſtellung der engliſchen Delegation wird von den meiſten
franzöſiſchen Blättern abgelehnt.
Dem engliſchen Beiſpiel folgend haben mittlerweile auch die
Belgier ihre Ablehnung der amerikaniſchen Vorſchläge in einer
offiziöſen Note beſtimmter ausgedrückt. Daneben wird neben
der ſtarken Beſchneidung der belgiſchen Forderungen vor allem
gerügt, daß Young die Belgier auf direkte Verhandlungen mit
der deutſchen Regierung verwieſen habe, um die Frage der von
der deutſchen Beſatzung zurückgelaſſenen Markbeſtände zu regeln.
Vor zwei Monaten, ſo wird im Gegenſatz zu einem kürzlich
ver=
öffentlichten offiziöſen Dementi behauptet, ſeien die zwiſchen der
belgiſchen Delegation und Dr. Schacht in dieſer Angelegenheit
ein=
geleiteten Beſprechungen zuſammengebrochen, weil der deutſche
Delegierte im Zuſammenhang damit die Rückgabe der Kreiſe
Eupen und Malmedy an Deutſchland angeregt habe. Man
müſſe ſich wirklich fragen, ob die Amerikaner ein Intereſſe daran
hätten, daß dieſe Frage wieder auflebe und daß auf dieſe Weiſe in
das politiſche Gebäude von Verſailles die erſte Breſche geſchlagen
werde.
Ein angebliches Inkervenkionsgeſuch Youngs
in Waſhingkon.
Wie die Pariſer Ausgabe der „New York Herald Tribune‟
berichtet, ſoll die amerikaniſche Botſchaft in Paris ein Telegramm
an die Regierung in Waſhington gerichtet haben, in dem darauf
hingewieſen werde, daß Owen Youngs Lage gegenwärtig nahezu
hoffnungslos ſei, wenn er nicht einige Zugeſtändniſſe in der
Form einer Verminderung der amerikaniſchen Forderungen
machen könne. Obwohl die amerikaniſche Botſchaft in Paris ſelbſt
nicht mehr tun könne, als Berichte über den Stand der Pariſer
Verhandlungen nach Waſhington zu ſenden, ſo laufe das
Tele=
gramm an die Waſhingtoner Regierung doch auf ein Erſuchen
hinaus, daß Waſhington intervenieren und Owen Young
ermäch=
tigen ſolle, durch eine Verminderung ſeiner eigenen Forderungen
eine Einigungsmöglichkeit zu ſchaffen. — Dieſe Mitteilungen der
„New York Herald Tribune” werden aus Waſhington jedoch
dementiert.
Aus Paris
ſchreibt uns unſer A=Korreſpondent: Die Wirkungen der
Eini=
gung zwiſchen Schacht und Owen Young ſind unabſehbar. Es
beſtätigt ſich, daß die Hauptſchwierigkeit bei den Verhandlungen
aus dem Wege geräumt iſt. Die taktiſche Poſition Deutſchlands
iſt weſentlich beſſer geworden, und in dem Falle, daß die
deut=
ſhen Reſerven den Gläubigermächten jetzt noch zum Vorwand
des Abbruchs der Verhandlungen dienen könnten, was aber
trenig wahrſcheinlich erſcheint, — würde die ganze
Verantwor=
tung für den Mißerfolg auf ſie zurückfallen.
Man hat aber die Empfindung, daß die ſchwierigſten
Debat=
ten nur dem Scheine nach um die deutſchen Reſerven geführt
tverden, daß der eigentliche Kampf vielmehr zwiſchen den
Eläu=
bigernationen um die Verteilung der Summen geht. Dieſer
Kampf iſt ſo heftig entbrannt, daß man ihn nicht mehr
verheim=
lichen kann und der S chein der „alliierten Einheitsfront” leidet
nicht wenig darunter. — Der Streit um die Verteilung des
Er=
trags der deutſchen Zahlungen wird von franzöſiſcher Seite nach
zwei Frenten hin geführt. Erſtens möchte man Amerika,
wenig=
ſiens nachträglich, zu einigen Opfern bewegen, denn nach der
franzöſiſchen Arqumentation iſt es ein unhaltbarer Zuſtand, daß
sſviſchen den Gläubigermächten nur Amerika ſeine Forderungen
nibt reduziert, obwohl die amerikaniſchen Experten gleichzeitig
zur Mäßigung raten. Es iſt aber praktiſch ſehr wenig Ausſicht,
Houngs Vorſchlag.
daß Amerika ſeine Haltung ändern wird, und es iſt bekannt, daß
die Auffaſſung der amerikaniſchen Sachverſtändigen für
Waſhing=
ton in dieſem Punkte nicht maßgebend iſt. — Andererſeits ſind
die Meinungsverſ:hiedenheiten zwiſchen der engliſchen und
fran=
zöſiſ hen Delegation über die Verteilung der deutſchen
Zahlun=
gen ſehr bedeutend. Die Englinder wollen nicht zugeben, da3
an der in Spaa vereinbarten Verteilung der deutſchen
Zahlun=
gen gerüttelt wird und betonen, daß die Aufgabe der Konferenz
nur die Feſtſtellung der deutſchen Zahlungsfähigkeit, war, in
Frankreich iſt man dagegen der Auffaſſung, daß auch die
Vertei=
lung der deutſchen Zahlungen Sache des Comités iſt. Uebrigens
will man in den franzöſiſchen politiſchen Kreiſen die
Benachteili=
gung Englands zugunſten der anderen Gläubiger als eine Folge
des Umſtandes, daß die engliſche Delegation Moreau nicht
reſt=
los unterſtützt hat, darſtellen. In Wirklichkeit entſprang die
etwas verſöhnlichere Haltung der engliſchen Delegation der
Sorge, das vollkommene Ueberwiegen des amerikaniſchen
Ein=
fluſſes zu verhüten. Sie arbeitet mit diplomatiſcher
Geſchicklich=
keit — eine Eigenſchaft, die man den franzöſiſchen Unterhändlern
kaum nachſagen wird — eine Geſchicklichkeit, die ſie leider nicht
immer im Dienſte des Gelingens der Einigung geſtellt hat.
Churchill lehnt den Youngſchen Plan ab.
EP. London, 9. Mai.
Im Unterhaus erklärte heute der Finanzminiſter Churchill
kategoriſch die Vorſchläge Owen Youngs für die Verteilung
der Reparationszahlungen für unannehmbar.
In Beantwortung von Anfragen der Abgeordneten Gretton und
Wedgwood ſagte Churchill, daß die Regierung keine endgültigen
Inſtruktionen an die engliſchen Mitglieder des
Sachverſtändigen=
komitees in Paris geſandt habe. Sie beabſichtige auch nicht, dies
zu tun, ſondern es müſſe dem Sachverſtändigenkomitee überlaſſen
bleiben, eine Entſcheidung in dieſer Frage ſelbſt zu treffen. Wie
dieſe auch immer ausfallen werde, ſo könne ſie doch nicht die Hände
der engliſchen Regierung binden, die völlige Freiheit habe, die
Entſcheidung ihrer Vertreter im Sachverſtändigenkomitee
abzu=
lehnen. Um jedoch Mißverſtändniſſe außerhalb Englands zu
ver=
meiden, ſei es auch wünſchenswert zu ſagen, daß die Vorſchläge,
wie ſie in der Preſſe angekündigt worden ſeien, nach Anſicht der
Regierung unannehmbar wären. Die britiſche Regierung werde
ſich unter keinen Umſtänden damit einverſtanden erklären. Die
Erklärungen Churchills wurden auf den Regierungsbänken mit
lebhaftem Beifall aufgenommen. Der Abgeordnete Wedgwood,
der durch den neuen Verteilungsſchlüſſel einen Verluſt von rund
100 Millionen Pfund für England befürchtet, übertrumpfte die
Regierungserklärung noch mit der Frage, ob Churchill eine
Ga=
rantie geben wolle, daß England unter keinen Umſtänden ſich zu
einem Geſchenk an Frankreich verpflichten werde, ſelbſt wenn
die=
ſes weniger als 100 Millionen Pfund betrage. — Churchill fügte
ſeiner wohlerwogenen Antwort nichts hinzu, und der Sprecher
mußte Wedgwood an weiteren Fragen verhindern. — Am
Vor=
mittag hatte das Kabinett eine zweiſtündige Sitzung abgehalten,
in der, wie verlautet, das Reparationsproblem eingehend
er=
örtert worden iſt.
Länderankräge zu Hilferdings Finanzprojekt.
Berlin, 9. Mai.
Die Beſprechungen mit den Länderfinanzminiſtern über die
neuen Finanzgeſetze der Reichsregierung wurden fortgeſetzt. Wie
wir hören, iſt von den Ländern beantragt worden, einen
Deckungsfonds zu ſchaffen, der den dauernden
Kaſſen=
kalamitäten vorbeugen ſoll. Ein anderer Antrag verlangt ähnliche
ſteuerliche Vergünſtigungen, wie ſie für die neue
Reichsanleihe vorgeſehen ſind, für die Länderanleihen,
mindeſtens eine Befreiung von der Kapitalertragsſteuer. Auch
aus den Kreiſen der Länderminiſter wird aber die Notwendigkeit
betont, dem Reich ſofort zu helfen und durch die notwendigen
Maßregeln für eine Beendigung der Kaſſenmiſere zu ſorgen.
Die deutſch=polniſchen Handelsbeziehungen vor dem
Wirtſchaftsrak in Genf.
w. Genf, 9. Mai.
Im Wirtſchaftsrat wurden heute die deutſch=polniſchen
Handelsvertragsverhandlungen von dem früheren polniſchen
Finanzminiſter Gliwic in die Debatte gezogen. Auf den
geſt=
rigen Appell des früheren holländiſchen Miniſterpräſidenten
Co=
liin zur Ratifizierung des Abkommens über die Aufhebung der
Ein= und Ausfuhrverbote, antwortete Gliwic, er wolle ohne jeden
Hintergedanken lohyal erklären, daß es für ſein Land
außer=
ordentlich ſchwierig ſei, das Abkommen zu ratifizieren.
Die polniſche Ratifikation des Abkommens hätte die Wirkung,
daß der polniſche Markt in weitgehendem Maße den deutſchen
Induſtrieerzeugniſſe ohne deutſche Gegenleiſtung geöffnet würde,
während die polniſche Kohle weiterhin unter dem deutſchen
Ein=
fuhrverbot ſtehen und die landwirtſchaftliche Ausfuhr Polens den
veterinärpolizeilichen Maßnahmen unterworfen bleiben würde.
Dieſe Erklärung veranlaßte Dr. Hermes zu einer
Er=
widerung, in der er erklärte, Deutſchland teile aufrichtig den
Wunſch, baldigſt zu einer Verſtändigung mit Polen zu gelangen.
Es handelt ſich aber nicht nur um landwirtſchaftliche Erzeugniſſe,
ſondern auch um Induſtrieprodukte. Im Gegenſatz zu der
Auf=
faſſung Gliwies glaube er, daß die Ratifikation des Abkommens
über die Aus= und Einfuhrverbote den Wirtſchaftsverhandlungen
der beiden Länder einen ſtarken und wertvollen Impuls geben
könnte, und daher habe Deutſchland auch den Vorſchlag
Polens, dieſes Abkommen zur Grundlage ſeiner wirtſchaftlichen
Verſtändigung zu machen, ſofort angenommen.
Der Wirtſchaftsrat hat heute vormittag ſeine allgemeine
Aus=
ſprache abgeſchloſſen. Er wird bereits morgen abend ſeine zweite
Tagung mit der Annahme verſchiedener Entſchließungen beenden.
Hoover, der neue Skeuermann.
Eine neue Form für die Berechnung der Gefechtsſtärke von
Kriegsſchiffen. — Parität auf niedrigerem Niveau. — Eine
Ver=
beugung vor der Völkerliga.
Von unſerem ſtändigen Berichterſtatter.
A.G.A. New York, Ende April 1929.
Die an dieſer Stelle kürzlich vorausgeſagte amerikaniſche
Ueberraſchung auf dem Gebiete der Kriegsmarine=Abrüſtung
iſt raſch eingetroffen. Sie hat hier mindeſtens ebenſo
eingeſchla=
gen, wie ſeinerzeit des Staatsſekretärs Hughes Bombe auf der
Waſhingtoner Konferenz. Was Waſhington will, was Gibſons
Vorſchläge bezwecken, iſt die Löſung des gordiſchen Knotens durch
Aufſtellung einer neuen Norm für die Bewertung der
ver=
gleichsmäßigen Gefechtsſtärke von Kriegsſchiffen.
Was es von der derzeitigen Genfer Konferenz erhofft, iſt die
Erſchließung eines Weges zur Verringerung
vorhande=
ner oder genehmigter Schiffe. Eine neue Grundlage zur
Bewertung der Schiffs=Kategorien, =klaſſen und =einheiten kann
nur gefunden werden, wenn hinſichtlich wichtiger techniſcher
Fra=
gen Einſtimmigkeit herrſcht. Hierauf abzielende Verhandlungen
können notgedrungenerweiſe nur langſam fortſchreiten, und aus
dieſem Grunde hat die amerikaniſche Regierung zurzeit nicht die
Abſicht, eine Bewegung für eine neue Konferenz der Seemächte
in Fluß zu bringen.
Da der alte Modus der Errechnung relativer
Gefechts=
ſtärken einzig nach der Tonnage, die Nationen dem erſtrebten
Ziele nicht nähergebracht hat, iſt man in Waſhington der Anſicht,
daß die Einberufung einer weiteren Seewehr=
Abrü=
ſtungskonferenz nutzlos wäre, einigte man ſich nicht ſchon
vorher auf eine Formel, die den Diskuſſionen als Grundlage
die=
nen könnte. Allein ſchon aus dieſer Deduktion wird man auch im
Auslande erkennen, daß in Waſhington ein neuer Steuermann am
Ruder iſt. Ein Ingenieur, der erſt ein kräftiges Fundament haben
will, ehe er zu bauen anfängt. Es wird ſich mit der Zeit
heraus=
ſtellen daß ſeine durch Gibſon gemachten Anregungen nur ein
Teil, nur der Anfang einer auf die Förderung des Friedens und
internationaler Verſtändigung gerichteten Politik ſind, die
natür=
lich durchaus nicht altruiſtiſch zu ſein braucht, ſondern vor allem
das „Buſineß” im Auge hat, das amerikaniſche „Buſineß”
natür=
lich, das Geſchäft mit der alten Welt und mit Südamerika.
Mit der Erörterung der Flottenabrüſtung iſt Hoover
lang genug Karuſſell gefahren. Sie hat eine tüchtige Strecke
zurück=
gelegt und iſt nirgends hingelangt. Die Engländer behaupten,
ſie müßten eine große Flotte kleiner Kreuzer zum Schutze ihrer
weitverſtreuten Gebiete und der Waſſerſtraßen des Handels
haben. Die Franzoſen argumentieren, ſie könnten ihre Küſte
und die Mittelmeerverbindungen mit Afrika nur durch ein
ſtar=
kes Aufgebot an Zerſtörern und U=Booten ſchützen. Die
Ver=
einigten Staaten beſtehn — oder beſtanden bisher — auf
einer mächtigen Gruppe ſchwerer Kreuzer mit angeſichts des
Mangels an Kohlen= und Oelniederlagen möglichſt weitem
Aktionsradius, zum Schutze der amerikaniſchen Schiffahrt und der
Ueberſee=Beſitzungen. Die drei großen Flottenmächte haben
ſo=
mit drei verſchiedene Schiffskategorien verlangt, und alle Verſuche,
hieran Abſtriche zu machen, ſind fehlgeſchlagen.
Hoovers Vorſchlag ſucht auf zweierlei Weiſe einen
Ausweg aus der Sackgaſſe. Erſtens ſollen die Nationen zu der
Einſicht gebracht werden, daß die Abwehrmittel zur See
„relativ” ſind, d. h., daß der Bedarf einer jeden von der Größe
der Flotten der Anderen abhängt. Auf dieſer Vorausſetzung
baſiert er — durch Gibſon — ſeine Theſe, daß „der Kriegsgefahr
ebenſo gut durch die Beibehaltung der „relativen” Stärke auf
nied=
rigem, wie auf hohem Niveau begegnet werden könne.‟ Dies
Herangehen an die Frage leuchtet natürlich dem weitaus größten
Teil aller Völker ein, es wird aber auch überall von jenen
zurück=
gewieſen werden, die behaupten, der Bedarf einer Nation an
Ab=
wehrmitteln ſei abſolut, nicht relativ, und die ſich darauf verſteifen,
daß ſchon die jetzige „relative Stärke” in mancher Beziehung
un=
gleich und unfair ſei.
Der zweite Vorſchlag der Amerikaner will letzterem
Argu=
ment damit begegnen, daß er dem ganzen Stärkeverhältnis eine
gewiſſe Elaſtizität gibt. Er iſt bereit, auf den franzöſiſchen Plan
der Beſchränkung der Geſamttonnage einzugehen. Er würde auch,
wie England und Amerika es ſchon früher vorgeſchlagen haben,
der Tonnage einer jeden Schiffskategorie beſtimmte
Gren=
zen ziehen. Aber er würde geſtatten, daß ein gewiſſer Prozentſatz
der Tonnage der kleinen Kreuzer auf die größeren übertragen
würde, im Intereſſe der Vereinigten Staaten, umgekehrt im
In=
tereſſe Englands, oder im Intereſſe Frankreichs von allen
Kreu=
zern auf Tauchboote. Eine weitere Dehnbarkeit ſoll das
Schema dadurch erhalten, daß jedes Schiff einer beſtimmten
Kate=
gorie nach ſeinem individuellen Alter, ſeiner Fahrgeſchwindigkeit,
Panzerung, dem Kaliber ſeiner Geſchütze uſw. bewertet
wer=
den ſoll.
Waſhington ſieht ſich veranlaßt, zu unterſtreichen, daß auf der
derzeitigen Genfer Konferenz die Frage der Flottenparität und
des Stärkeverhältniſſes nicht zur Debatte ſteht, und die
ameri=
kaniſche Regierung betont auch, daß ihre Stellungnahme zu
die=
ſem Punkte unverändert iſt. Was ſie anſtrebt, iſt eine
weſentliche Verringerung der vorhandenen Flottenſtreitkräfte
ohne Beeinträchtigung der amerikaniſch=engliſchen Parität, ohne
Aenderung des auf der Waſhingtoner Konferenz normierten
Stärkeverhältniſſes. Amerikaniſche Flottenſachverſtändige ſind
der Ueberzeugung, daß die Errechnung der Gefechtstüchtigkeit
eines Kriegsſchiffes auf der Grundlage des Geſchützkalibers, der
Schnelligkeit, der Panzerung und des Alters im Verein mit der
Tonnage dem tatſächlichen Werte eines Schiffes weit näher kommt,
als die auf der Baſis der Tonnage allein, und daß die ſo
errech=
nete Gefechtsſtärke der einzig richtige Maßſtab zur Bewertung der
relativen Geſamtflottenſtärke iſt.
Ein wichtiges Moment des allgemeinen Problems iſt die
Be=
wertung ſchneller Paſſagierdampfer, die im
Kriegsfalle mit 15=Zentimeter=Geſchützen beſtückt und als
Hilfs=
kreuzer auf die Jagd nach Kauffahrteiſchiffen gehen können, wie
Freitag, den 10 Mai 1929
Nummer 129
Geite 2
es ja in den erſten Kriegsmonaten der „Kronprinz Wilhelm” der
„Prinz Eitel Friedrich” und andere deutſche Schiffe mit ſo großem
Erfolg getan haben. Vorſitzer Britten vom Marineausſchuſſe
des Repräfentantenhauſes im amerikaniſchen Kongreß, einer der
enragierteſten Großflottenfreunde, erklärte kürzlich, wenn
Bot=
ſchafter Gibſon dieſe Schiffe völlig ignoriere, „laſſe er ſich eine
Gelegenheit für Amerika entgehen und ſpiele, zum koloſſalen
Nach=
teil ſeines eigenen Landes, nur den geriſſenen Diplomaten der
alten Welt in die Hände‟. Er will auch die Flottenſtützpunkte mit
in die Berechnung eingeſtellt ſehen und erblickt in Gibſons
Dar=
legungen „ein vollſtändiges Imſtichlaſſen der bei der letzten
Gen=
fer Konferenz von den amerikaniſchen Delegaten vertretenen
Prin=
zipien und einen neuen Seeſieg der engliſchen Diplomatie‟.
Gibſons Erwähnung „gewiſſer Konzeſſionen” hinſichtlich der
Landſtreitkräfte, die Amerika zu machen in der Lage wäre, wird
in Waſhingtoner Diplomatenkreiſen dahin ausgedeutet, daß die
amerikaniſche Regierung allenfalls bereit wäre,
ihre Vorbehalte gegen die Ausſchließung
aus=
gebildeter Reſerven aus der Berechnung der
Heeresſtärke fallen zu laſſen. England hat ſich ja
bekanntlich ſchon früher mit jeder Berechnung der Heeresſtärke,
auf die die anderen Nationen ſich einigen mögen, einverſtanden
erklärt, und da dieſe Frage auch bei den Vereinigten Staaten von
untergeordneter Bedeutung iſt, dürfte ſich auch Waſhington mit
jeder Entſcheidung — für oder gegen Einbeziehung der
Reſer=
ven — einverſtanden erklären. Bisher haben alle Nationen ohne
allgemeine Wehrpflicht ſich gegen die Ignorierung der Reſerven
bei der Ermittelung der Effektiv=Streitkräfte eines Landes erklärt.
Hoovers Ankündigung durch Gibſon ſollte zumindeſt die Luft
klären und der Unſicherheit in der Seewehr=Abrüſtungsfrage
ein Ende machen. Von Wettrüſten kann man — trotz des
ameri=
kaniſchen Kreuzer=Programms — kaum mehr reden, wenn der
amerikaniſche Präſident der Welt ein Angebot macht, nicht nur
die Kriegsflotten in Zukunft zu verringern, ſondern einen Teil
der vorhandenen Schiffe abzuwracken. Er offeriert ein Programm,
auf das ſich ſogar — wenigſtens für die Zwecke der bevorſtehenden
Wahlen — die Parteien Englands einigen könnten. Und wer
immer im Mai auf den britiſchen Inſeln Sieger ſein mag, der
wird ſich ernſtlich mit Hoovers Ideen zu beſchäftigen haben.
Daß der amerikaniſche Präſident gerade die Genfer
vorberei=
tende Konferenz für ſeine ſenſationelle Darlegung auserkor, iſt
eine Verbeugung vor der Völkerliga, wie ſie vor ein
paar Jahren zu Zeiten des Staatsſekretärs Hughes, der es als
gute Politik betrachtete, den Völkerbund möglichſt prüde zu
behan=
deln, nicht denkbar geweſen wäre. Herr Hoover hat ſeine
Stel=
lungnahme nicht, wie es ihm wohl zugeſtanden hätte, in einer
Note an die führenden Mächte bekannt gegeben, er hat ſeinen
Vertreter vor einer Kommiſſion der Völkerliga ſprechen laſſen
und hat damit die Rolle, die dieſe Vereinigung in internationalen
Angelegenheiten ſpielt, anerkannt. Außerdem hat er ſich
größtenteils zu der ſchon von der erſten vorbereitenden
Konfe=
renz aufgeſtellten Formel bekannt, die damals zwar den Beifall
der dem Bunde angeſchloſſenen kleineren Nationen fand, von den
Vereinigten Staaten ſchließlich aber zurückgewieſen wurde.
All dies läßt auf eine höflichere Haltung gegenüber der Liga,
als man ſie ſeit Jahren in Waſhington beobachten konnte,
ſchlie=
ßen. Natürlich weiß man aus Erfahrung, daß in den Vereinigten
Staaten vielfach das Wort vom Präſidenten, der denkt, und vom
Kongreſſe, der lenkt, Geltung hat. Aber nachdem der amerikaniſche
Senat den Pariſer (Kellogg) Pakt ratifiziert hat, wird man dort
mit den alten Argumenten kaum mehr durchdringen. Ob ſie ſich
nun gegen Amcrikas Beitritt zum Weltgerichtshof wenden oder
gegen weitere Beſchränkung der Seewehr.
Ausbau der Angeſtellkenverſicherung
Von unſerer Berliner Redaktion.
Der Verwaltungsrat der Reichsangeſtelltenverſicherung hat
am Mittwoch eine Sitzung abgehalten, in der er recht intereſſante
Beſchlüſſe über den weiteren Ausbau der Verſicherung gefaßt
hat. Man einigte ſich darauf, die Witwenrente auch der
ſchuldlos geſchiedenen Ehefrau zu zahlen. Weiter
ſoll eine Elternrente eingeführt werden, wenn der
Ver=
ſicherte im weſentlichen den Unterhalt der Eltern aus ſeinem
Verdienſt beſtritten hat. Die Waiſenrente ſoll bis zum
vollendeten 18. Lebensjahr gewährt werden. Bei
frei=
williger Weiterverſicherung ſollen zur Aufrechterhaltung
der Anwartſchaft jährlichnur6 Beiträge notwendig ſein.
Außerdem ſollen beſtimmte Perſonenkredite bei vorübergehenden
Dienſtleiſtungen verſicherungsfrei bleiben. Dieſe Beſchlüſſe
wur=
den auf Grund der inzwiſchen vorgelegten Berichtigung der
ver=
ſicherungstechniſchen Bilanz gefaßt. Es wird nunmehr eine
Vor=
lage des Reichsarbeitsminiſteriums ausgearbeitet werden, in der
dieſe Aenderungen enthalten ſind. Man darf annehmen, daß ſich
im Reichstag glatt eine Mehrheit für dieſe
Verbeſſerungsvor=
ſchläge des Verwaltungsrates der Verſicherungsanſtalt finden
wird.
Vom Tage.
Die Angeſtelltenorganiſationen der Reichsbahn
haben den Tarifvertrag zum 31. Juli 1929 gekündigt, da
die Reichsbahngeſellſchaft es ablehnte, in gütliche Verhandlungen mit
den Verbänden einzutreten.
Auf der Hauptverſammlung der Prinz=Heinrich=Bahngeſellſchaft
teilte der Präſident Jadot mit, daß jetzt eine Einigung über die
Fu=
ſionierung der beiden luxemburgiſchen
Eiſenbahn=
geſellſchaften erzielt worden ſei. Es werde eine neue
Geſell=
ſchaft gegründet werden, die nicht nur ſämtliche Aktiven und Paſſiven
der Prinz=Heinrich=Bahngeſellſchaft, ſondern auch ihre
Grubenkonzeſ=
ſionen für 150 Millionen Franken übernehmen werde.
Der holländiſche Geſandte in Brüſſel hat eine Antwortnote auf die
belgiſche Note bezüglich der Schelde=Frage überreicht. Falls
not=
wendig, ſoll die Angelegenheit dem Internationalen Schiedsgerichtshof
im Haag zur Entſcheidung unterbreitet werden.
Seit dem 1. Mai ſind aus Frankreich im ganzen 28
ruſſi=
ſche Kommuniſten ansgewieſen worden, von denen 16 in
Sowjetorganiſationen beſchäftigr waren. Vier Organiſationen werden
aufgelöſt werden.
Das linksliberale Madrider Blatt El Heraldo iſt wegen
Ver=
öffentlichung einer Nachricht über Meſſerſtechereien in Sevilla ziiſchen
zwei Frauen und einer Ueberſchrift, die als Touriſten abſchreckend
aus=
gelegt wurde, polizeilich am Erſcheinen verhindert und mit
50 000 Peſeten beſtraft worden, obwohl die Veröffentlichung unter der
Zenſur erfolgt war.
Wie aus Waſhington gemeldet wird, hat der amerikaniſche
Flieger=
leutnant Apollo Soucek über dem dortigen Marineflugplatz einen
neuen Höhenrekord aufgeſtellt. Er erreichte mit ſeinem
Flug=
zeug in 45 Minuten die Höhe von 12000 Metern, wobei das Barometer
eine Kälte von 60 Grad Fahrenheit unter Null anzeigte.
Nach Meldungen aus Nanking hat der Hauptvollzugsrat der
Kuo=
mintang die Neuwahl des Staatsrates der Nankingregierung
vorgenom=
men und General Tſchiankaiſchek zum Präſidenten
wiedergewählt.
De Kantonregierung hat das Ultimatum der
Nankingregierung, ſich ihr zu unterwerfen, abgelehnt und
ihre Armee zum Schutze gegen einen Angriff von ſeiten Nankings
mobi=
liſiert. Marſchall Tſchiankaiſchek wird die militäriſchen Operationen
ſelbſt leiten.
Das Zenkrun zur Gasverſorgung Heſſens.
Frankfurt a. M., 9. Mai.
Im Rahmen der diesjährigen Jahreshauptverſammlung der
Kom=
munalpolitiſchen Vereinigung der Deutſchen Zentrumspartei hielten die
Zentrumskommunalpolitiker des Freiſtaates Heſſen eine Sonderſitzung
ab. Die Verſammlung war aus allen Teilen des Heſſenlandes ſtart
beſucht. Der Vorſitzende, Verwaltungsdirektor Reinicke (Offenbach),
eröffnete die Tagung. Nach Begrüßungsanſprachen des heſſiſchen
Finanz=
miniſters Dr. Kirnberger, des Vorſitzenden der Heſſ.
Zentrums=
partei, Reichstagsabgeordneten Dr. Bockius (Mainz), und des erſten
Vorſitzenden, Juſtizrat Mönnig (Köln), hielt Bürgermeiſter Dr.
Anger=
meier (Bensheim) ein Referat über den augenblicklichen Stand der
Gas=
fernverſorgung Heſſens. Nach den ſehr inſtruktiven Ausführungen, die
auf die einzelnen Möglichkeiten eingingen, und die Frage der
Gasbe=
lieferung durch die Ruhrgas A.=G. kritiſch beleuchteten, wurde folgende
Entſchließung angenommen:
„Die Kommunalpolitiſche Vereinigung der Zentrumspartei
des Freiſtaates Heſſen hat ſich in ihrer Tagung in Frankfurt am
9. Mai eingehend mit der aktuellen Frage der Ferngasverſorgung
im heſſiſchen Wirtſchaftsgebiet befaßt. Sie hat gehört, daß zu
Anfang Juni 1929 die Generalverſammlung der Hekoga über
die Annahme des Vertrages entſcheiden ſoll, demzufolge die
He=
koga unter Aufrechterhaltung und Ausbau des Gaswerkes der
Stadt Mainz als lebender Reſerve das im Gebiet der Hekoga
benötigte Gas von der Ruhrgas=A.=G. in Eſſen beziehen ſoll.
dieberzeugt von der ungeheuren Tragweite eines ſolchen
Ver=
trages vermögen die Vertreter der Zentrumsfraktion im heſſiſchen
Landtag, in den Provinzial= und Kreistagen, wie auch in den
Stadt= und Gemeinderäten zu dieſem Vertrag keine endgültige
Stellung zu nehmen, ſolange ihnen weder die Denkſchrift der
He=
koga, noch die wirklichen Unterlagen, Sachverſtändigengutachten
uſw., noch der Vertragsinhalt ſelbſt bekanntgegeben iſt. Die
Kom=
munalpolitiſche Vereinigung erwartet, daß den Vertretern der
heſſiſchen Zentrumspartei in den genannten Parlamenten alsbald
die erforderlichen Unterlagen zur Verfügung
ge=
ſtellt werden, andernfalls nicht damit zu rechnen iſt, daß die
Vertreter der Zentrumspartei in der Generalverſammlung der
Hekoga zu einer Stellungnahme für oder wider den Vertrag
ge=
langen werden. Mit Rückſicht auf die Wichtigkeit der
Angelegen=
heit und die Kürze, der bis zur G.=V. zur Verfügung ſtehenden
Zeit ſoll die Hinausſchiebungdes Termins der G.=V.
befürwortet werden."
Das zweite Referat hielt der Syndikus Dr. Burgbacher (MMainz)
über „Das Steuervereinheitlichungsgeſetz und Gemeinden‟. Er gab den
objektiven Shalt der Geſetzentwürfe wieder und zeichnete die
Stellung=
nahme der Gemeinden und die umgekehrte der Wirtſchaft. Den
Ent=
würfen bönne man trotz aller Bedenken beipflichten unter der
Voraus=
ſetzung, daß das geſamte Finanzausgleichsproblem in Angriff genommen
wird, wobei insbeſondere das Recht eines allgemeinen
Einkommenſteuer=
zuſchlags einerſeits den Weg zu einer Senkung der Realſteuern und
zu=
gleich der kommunalen Haushaltspläne ſchaffen würde und andererſeits
in den Gemeindeparlamenten, da die Einkommenzuſchläge jeden treffen,
zu einer verantwortungsbewußteren Finanzpolitik führen dürfte, als
ſie heute weitgehend feſtgeſtellt werden kann.
Zum Orgelkonzerk von Profeſſor Albert Schweiter
in der Stadtkirche zu Darmſtadt am Freitag, den 10. Mai.
Profeſſor Albert Schweitzer, der am 10. Mai in Darmſtadt ein
Orgelkonzert geben wird, gilt als einer der bedeutendſten Orgelſpieler
der Jetztzeit. Durch ſeinen erſten Orgellehrer, einen Schüler Haupts in
Berlin, wurde er in den Traditionen der gediegenen alten deutſchen
Orgelkunſt erzogen. Durch Karl Maria Widor, bei dem er ſeine
Stu=
dien vollendete, wurde er mit der modernen Orgelkunſt bekannt und
er=
reichte die vollendete Klarheit und Durchſichtigkeit des Spiels, die der
Art dieſes größten noch lebenden Orgelmeiſters — mit über achtzig
Jahren verſieht Widor noch jeden Sonntag den Dienſt an ſeiner Orgel —
eigen iſt.
unternimmt er nur, was durch die Logik des Stückes gefordert wird,
was notwendig iſt. Aber wie wirkt dieſes Notwendige! Wie lebendig
erſteht das Präludium oder die Fuge vor dem Hörer! Schweitzers
Auf=
faſſung iſt weit entfernt von allem ſteifen Klaſſizismus. Seine bis in
die Einzelheiten durchdachte und oft mit lebhafter Entgegenſetzung von
Klangifarben arbeitende Regiſtrierung iſt, weil ſie auf die
Heraus=
arbeitung des Planes des Stückes ausgeht, durch ihre Natürlichkeit und
Wahrheit viel effektvoller als die falſch moderniſierende, die
unzweck=
mäßige Abwechſlung und Klangeffekte bringt.
Schweitzer war einer der erſten, der die falſche Moderniſierung
Bachs, wie ſie um die Jahrhundertwende allgemein aufgekommen war
bekämpfte und die Wirkung bei Bach nicht durch bunte Klangeffekte
ſondern durch die abſolute Plaſtik ſuchte. Eine Fuge Bachs iſt in Muſik
lebendig gewordene Architektur und ſoll als architektoniſches Gebilde in
Tönen vor dem Hörer erſtehen. Mit dieſem Prinzip hat er unter der
jetzigen Organiſtengeneration Schule gemacht. Was er in ſeinem klaſſiſch
gewordenen Werke über J. S. Bach über die Wiedergabe der Werke des
großen Thomaskantors entwickelt, hat er in ſeinem Spiele zur Tat
wer=
den laſſen und dadurch überzeugend gewirkt.
Als Schweitzer 1913 nach Afrika ging, glaubte man, er ſei nun für
die Orgel verloren. Aber das eigens für die Tropen gebaute Klavier
mit Orgelpedal, das der Hitze und der Feuchtigkeit trotzt, erlaubte Albert
Schiveitzer ſeine Technik zu unterhalten und weiterzubilden. Als er nach
Jahren nach Europa zurückkehrte, war er alsbald wieder auf der Orgei
zu Hauſe, und es zeigte ſich, daß die Beſchäftigung mit Bach in der
Ur=
waldeinſamkeit ſeinem Spicle zugute gekommen war. Zwiſchen 1919 und
1923 unternahm er Konzertreiſen in England, Dänemark, Schweden,
Deutſchland, der Schveiz und der Tſchechoflowakei. Gleich nach der
Rückkehr von ſeinem zweiten Aufenthalt in Afrika, 1924—27 unternahm
Albert Schweitzer wieder Konzertreiſen. Im Frühjahr und Frühſommer
1928 weilte er in Holland und England. Jetzt darf er den lang
ge=
hegten Wunſch ausführen, wieder auf einer Reihe ſchöner Orgeln in
Deutſchland zu ſpielen. Karten zu dieſem Konzert ſind zu 3, 2 und 1
RM. in der Muſikalienhandlung Chriſtian Arnold, nur am weißen
Turm, Tel. 1983, erhältlich. Dort auch Studenten= und Schülerkarten
zu 50 Pfg., ſowie Programme mit Erläuterungen Schweitzers zu den
einzelnen vorzutragenden Stücken zu 25 Pfg. Unmittelbar vor dem
Konzert werden noch Karten in der Einhorn=Apotheke gegenüber der
Stadtkirche zu haben ſein.
* Stilleben im Haifiſchmagen. Matroſen eines ſchwediſchen
Schoners hatten auf der Heimreiſe von Ceylon in den dortigen
Gewäſſern einen ungewöhnlich großen Hai, gewiſſermaßen zum
Zeitvertreib, erlegt. Vom Haifiſch ſind für den Seemannsgaumen
bekanntlich nur die Floſſen genießbar. Nachdem dieſe ſolch
löb=
lichem Gebrauche zugeführt worden waren, bekam einer der
Maaten den Einfall, an einem Haifiſch einmal anatomiſche
Stu=
dien zu machen, insbeſondere aber ſeinen Mageninhalt zu
ſtu=
dieren. Das Monſtrum wurde alſo weidgerecht zerlegt, der
Magen aufgeſchnitten, und der hier gemachte Befund iſt nicht
nur aufſchlußreich für den Zoologen und Biologen, ſondern auch
intereſſant für jeden Verfaſſer ſpannender Ueberſeeromane. Man
fand in dem Magen des Hais, der ſcheinbar gerade an ſeinem
Todestage eine überaus reichliche Mahlzeit eingenommen und
noch kaum verdaut hatte, folgende ſchönen Dinge: einen Sarong
(malayiſches Bekleidungsſtück), ein Kiſtenbrett, einen toten Hund,
vier wohlerhaltene Edamer Käſe, rund und rot wie gerade aus
der Molkerei gekommen, etwa ¼ Zentner Fiſche und andere
Meerestiere, ein ſilbernes Nagelpflegeneceſſaire, ein Aktenbündel
(zum größten Teil unleſerlich), eine Muſterpackung mit
Klavier=
hämmern einer Berliner Firma, einen Knäuel Kapok, eine
ver=
roſtete Ankerſpitze, einen Ballen anſcheinend engliſcher Zeitungen,
drei Floſſen und Skelettteile eines ſcheinbar jungen Haifiſches
und eine zwiſchen Ellbogen und Gelenk durchgebiſſene
Menſchen=
hand. Das iſt nicht etwa Seemannslatein, oder eine verfrühte
April= oder Hundstagsmeldung, denn der Kapitän des Schoners
hat das alles fein ſäuberlich in ſein von der Stockholmer
Ree=
derei eingeſehenes Logbuch eingetragen. Mit dem gleichzeitigen
Vermerk, daß ſeine Leute keine Haifiſchfloſſen mehr mögen.
* Der Hund des Präſidenten Harding. Die neueſten Bilder
des amerikaniſchen Präſidenten Hoover ſtellen dieſen mit einem
Hunde dar, der zu den neuen Gäſten des Weißen Hauſes gehört,
wo er die Erinnerungen ſeines Vorgängers finden wird, der
durch ſeine bewundernswerte Treue Berühmtheit erlangt hat.
Dieſer Hund, ein kleiner Foxterrier, gehörte dem ehemaligen
Präſidenten Harding, der bekanntlich eines plötzlichen Todes ſtarb,
Hierauf verfiel das arme Tier in eine tiefe Traurigkeit und Teil=
Aus der Landesharptſtadk.
Darmſtadt, 10. Mai.
Mutkerkag 1929.
Iſt es nicht, als ob wir einem Strauß blühender
Frühlings=
blumen voll leuchtender Farbe und ſüßem Duft gegenüberſtanden,
wenn wir an den Tag der Mutter und der Mutterbotſchaft
ge=
denken? Wie allumfaſſend für klein und groß für hoch und
niedrig, für das ganze Volk, ja für die ganze Welt hat das eine
Wörtchen Wert und Geltung: „Mutter” Wie nach rauhem,
har=
tem Winter die belebende, wärmende Sonne des anſteigenden
Jahres ihre milden Strahlen in tauſendfacher Wirkung der Natur
zu neuem Leben und Gedeihen ſpendet, ſo löſt ſich alle Härte des
Alltags, aller Mißklang in Beruf und Schaffen und Erleben in
dem einen Begriff: „Mutter” In ihm tief verborgen liegr die
geheiligte Quelle nie verſiegender Liebe, neuen Mutes, neuer
Tatkraft durch all die Jahrzehnte unſeres Lebens, wenn wir
längſt die Kinderſchuhe ausgezogen haben, längſt auf eigenen
Füßen ſtehen, längſt eigenen Herd und wiederum Familie beſitzen.
Um wieviel mehr iſt uns die Mutter in Kindheitstagen der
In=
begriff alles menſchlich Guten, ihr Wort von innigſter Bedeutung,
ihr Mahnen von tiefſtem Eindruck, ihr Beiſpiel, ihr Schaffen in
guten und böſen Tagen gleich einem Stern, der uns geleitet durch
unſer ganzes Leben. Wie ein Beſinnen in der ſchnellebigen Gegen=
beſonderen Gedenkens zu weihen, — die eigene Mutter, die
Mut=
ter der eigenen Kinder und die Mütter alle insgeſamt auf dem
weiten Erdenrund damit zu feiern. Es iſt, als gelte es, in aller
n Ringen und Jagen nach
Wirrſal veränd
So gilt der Muttertag ſowohl der Mutter, die längſt
ihre lieben Augen nach aller Treue und Arbeit geſchloſſen und
deren Andenken heute nur noch ein winziges Fleckchen Erde
um=
faßt, wie auch der Mutter, die noch mitten im Schaffen, im
Kreiſe ihrer Kinder als Beſchützerin, an der Seite ihres Mannes
geſchlecht den Weg bereitet.,
Wer wollte ſich da der Feier des Gedenkens, der Anteilnahme
an einem feſtlichen Tage für die Mutter entziehen? Sicherlich
keiner! „Ueber Mutterliebe keine Liebe” ſagt ein Sprichwort,
gleichſam als ein Echo aller Zeiten, oder ein anderes noch beſſer:
„Mutterliebe iſt die beſte Liebe, Gottesliebe die höchſte Liebe‟,
Möchte auch in Darmſtadt die Feier der Mutter am Sonntag, den
12. Mai in Wort und Tat eine würdige Stätte finden.
Zugunſten bedürftiger Mütter wird, an dieſem Tage eine
allgemeine Straßenſammlung von Geldſpenden im ganzen Gebiete
des Volksſtaates Heſſen veranſtaltet Oeffentliche Feiern zur
Ehrung der deutſchen Mutter finden bei freiem Eintrirt in
ſämt=
lichen Räumen des Städtiſchen Saalbaus und des Beſſunger
Orangeriehauſes am Sonntag, den 12. Mai, nachmittags um
3 Uhr, ſtatt.
— Hohes Alter. Amtsobergehilfe i. R. Friedrich Schneider
feiert, heute in geiſtiger und körperlicher Friſche ſeinen 83. Geburtstag.
Herr Schneider diente im Feldart.=Regt. Nr. 25, machte den Feldzug
1870/71 mit, war längere Jahre Präſident der Kampfgenoſſenſchaft,
deren Ehrenpräſident er jetzt iſt. Schneider war 34 Jahre beim
Erb=
ſchaftsſteueramt und der Brandkammer. Dem Jubilar wird es an
Ehrungen nicht fehlen.
— Jubiläum. Am Montag, den 13. d. M., kann Herr Rudolf
Klingelhöfer, Georgenſtraße 9, hier, auf ſeine 40jährige Zugehörigkeit
zur Kaufmannſchaft zurückblicken. Leider befindet ſich Herr Klingelhöfer
in ſchlechter körperlicher und wirtſchaftlicher Lage, da er ſeit 14 Jahren
gänzlich erblindet, ſeit 3 Jahren gelähmt, und ſomit hilflos geworden iſt.
— Eine Sonntagsfeier der Freireligiöſen Gemeinde findet am
12. Mai, vormittags 10.15 Uhr, im Mozartſaale (Schulſtraße) ſtatt.
Prediger Dr. Pick=Mainz ſpricht über: „Braucht der Menſch
Neligion?”, Muſikaliſche und geſangliche Darbietungen verſchönern
die Ferer, zu der jedermann freundlichſt eingeladen iſt. (S. Anzeige.)
— Der Darmſtädter Journaliſten= und Schriftſteller=Verein (E. V.)
hält Montag, den 13. Mai, abends 8.15 Uhr, im Reſtaurant Chriſt
(Kaiſerſaal) ſeine diesjährige ordentliche Hauptverſammlung
mit der ſatzungsmäßigen Tagesordnung ab. Zahlreiches Erſcheinen
der Mitglieder iſt erwünſcht.
Turngemeinde 1846. Die Monats=Verſammlung am kommenden
S.tag, abends 8.30 Uhr, bringt im Rahmen eines Deutſchen Abends
einen bedeutſamen Vortrag über Jahn und die Deutſche Turnerſchaft
als Volksbewegung. Die Mitglieder ſeien darauf aufmerkſam gemacht,
daß dieſe Verſammlung nur ausnahmsweiſe am 2. Samstag des
Mo=
nats ſtattfindet.
Ta Ta
Beschasendata.
Kaß das Gälen!
daeein Khrk ab!
Had sdelst odd wähken
nahmsloſigkeit. Als der Sarg des Präſidenten herabgelaſſen
wurde, ſah man den Hund am Rande der Gruft ſitzen. Frau
Harding bat einen Wächter, das Tierchen auf den Arm zu
nehmen, doch der treue Hund war nicht dazu zu bewegen, die
Stelle zu verlaſſen, ſo ſein guter Herr zur letzten Ruhe beſtatter
war. Tagelang harrte er am Grabe aus. Man mußte ihm das
Freſſen auf den Friedhof bringen, damit er nicht verhungere.
Und doch ſtarb auch er kurze Zeit ſpäter vor Kummer. Im
Augenblick des Dienſtantritts des neuen Präſidenten erinnert die
geſamte amerikaniſche Preſſe an dieſe bewunderungswürdige
Treue.
Ap. „Höchſter Scherwe‟ Geſchichten aus dem alten Höchſt. Von F.
Reuting. 2. Auflage. Verlag von Heinrich Staadt, Wiesbaden.
Der Titel des Buches knüpft an die berühmten Erzeugniſſe der
Höch=
wul se Avg ueuu jas n2 zuvg j916 gun uv anjzolnuvmuvnskagst zeu
wie bei jenen auch hier um Erzeugniſſe der Heimatkunſt handelt „Echt”
wie das Höchſter Porzellan ſind auch dieſe prächtigen Dialektſtücke in
Proſa und Poeſie. Die Verfaſſerin ſagt in einer Abhandlung über
mundartliche Dichtung ſelbſt: „Das Gebiet des Mundart=Dichters iſt
eng begrenzt, wenn er nur der getreue Schilderer der Seele eines
be=
ſtimmten Volksſtammes, der Vertreter eines begrenzten Sprachgebietes
ſein will. Denn die Denk= und Anſchauungsweiſe und, durch beide
be=
dingt, die Ausdrucksweiſe des Volkes nimmt ihre Bilder und Vergleiche
aus der Färbung der umgebenden Luft und Landſchaft, aus den durch
beide geſchaffenen Daſeinsbedingungen. Hier alſo, innerhalb der
Gren=
zen der Wahrhaftigkeit, liegt ſein Gebiet.” Sie ſagt, daß es nicht ihr
Ziel war, die Zahl der Mundartdichter und ihrer vorwiegend zur
Be=
luſtigung geſelliger Kreiſe dienenden Erzeugniſſe zu vermehren. Die
Ehrfurcht vor der Sprache des Volkes verbot ihr, ſie zum Narrenkleid
für uralte Witze und auf ganz anderen Boden gewachſenen Anekdoten
herabzuwürdigen. Die köſtlichen Erzeugniſſe im Höchſter Dialekt
ſchil=
dern Typen aus dem Leben Höchſter Bürgerfamilien, Charakter= und
Sittenbilder, die aus der Volksſeele heraus gefühlt und geſchrieben und
von dem Dialekt untrennbar ſind, den die Verfaſſerin ebenſo wie den
Dialog mit Meiſterſchaft beherrſcht. Dabei vereinigt ſie geſunden Humor
mit Gemüt und läßt gelegentlich auch ihre dichteriſche Phantaſie
mit=
ſpielen, wie in der Geſchichte „Vom heiligen Antoni” und „Es ſpukt”.
Kabinettſtücke volkstümlicher Erzählungskunſt ſind die Stücke „Warum
die Hanne nit geheivat” hot” und „Uff’em Kirchhof” und die gereimten
Scherzgedichte. Der Freund, der der Verfaſſerin des Buches ſagte:
„Ei biſte dann nit recht geſcheit?
Wer wird denn heitzedag noch ſo was kaufe,
Nooch Bicher ſiehſte ſelde noch aans laufe‟,
wird Unrecht behalten; das Buch wird gern und viel geleſen werden wie
übrigens ſchon die zweite Auflage beweiſt. Es bedeutet eine
ſchätzens=
werte und erfreuliche Bereicherung unſerer mundartlichen Literatur.
Nummer 129
Seite 3
Bieftaubenzüchlerverein „Kluh 0380".
Der ſchönſte Abſchnitt in der Vriefraubenzucht iſt wiedergekehrt.
Das iſt die Reiſezeit, welche mit dem Einzug des Frühlings begonnen
hat. Die üblichen Trainingsflüge ſind beendet, und ſchon beginnt die
eigentliche Reiſe, an welcher ſich ebenſo wie im Vorjahre der
Brief=
taubenzüchterverein „Klub 0380” gemeinſam mit der
Reiſevereini=
gung „Südmain” in Sprendlingen und mit dieſer ab Linz a. d. D.
mit einer weit ſtärleren Konkurrenz — mit dem Bund der
Brieftauben=
züichter=Vereinigungen von Frankfurt a. M. und Umgegend — beteiligt.
Den Beſuchern unſerer im Februar d. J. abgehaltenen Brieftauben=
Schau wird noch manche ſchöne Taube in Erinnerung ſein: hier die
blaue oder ſchwarze, dort die gehämmerte oder weiße. Sie alle werden
von nun an wieder ſonntäglich Hunderte von Kilometern mit der Bahn
transportiert nach den verſchiedenen Auflaßplätzen, wie: Ansbach (160
Kilometer) am 12. Mai; Neumarkt (220 Klm.) am 19. Mai; Straubing
(315 Klm.) am 26. Mai; „Paſſau (385 Klm.) am 9. Juni; Linz (450
Klm.) am 23. Juni; St. Pölten (540 Klm.) am 13. Juli; Bruck an der
Leitha (630 Klm.) am 20. Juli, und endlich neu für diefes Jahr
Budapeſt (Ungarn), 820 Klm., am 3. Auguſt. Ihre
Auf=
gabe iſt, in wenigen Stunden die Heimat wieder zu erreichen. Wir
wollen hoffen, daß uns und damit unſeren Tauben der Wettergott auf
allen Flügen hold iſt, was zu einem guten Gelingen von
ausſchlag=
gebender Bedeutung iſt.
Am Sonntag, den 12. Mai, findet der erſte Preisflug ab
Ansbach (160 Kilometer) ſtatt. Zu dieſem Flug werden die Tauben am
Freitag, den 10. Mai, in der Zeit von 19.30 bis 20.30 Uhr, durch die
Mitglieder in unſerem Vereinslokal „Böttingers Brauerei”,
Ludwigs=
platz 8 angeliefert und daſelbſt reiſefertig gemacht, d. h., die Tiuben
erhalten, um die Ankunftszeit feſtſtellen zu können, Gummiringe, iwelche
ihnen durch einen beſonderen Apparat (Ringaufleger) an das Bein
ge=
zogen werden. Beim Eintreffen im heimatlichen Schlag werden den
Tauben dieſe Ringe abgezogen und mittels einer Hülſe in das Innere
der eigens zu dieſem Bwecke konſtruierten Uhr befördert, welche die
Ankunftszeit auf einem Papierſtreifen abdruckt.
Den Intereſſenten iſt ſomit Gelegenheit gegeben, ſich das Beringen
der Tauben zu beſichtigen, um ſich eine Vorſtellung von einem
ſtatt=
findenden Preisflug machen zu können. — Weit intereſſanter iſt wohl
das am Sonntag, den 12. Mai, in der Zeit von 19.30 bis 20.30 Uhr,
ſtattfindende Uhrenöffnen, bei welchem die zurückgekehrten Tauben durch
Wiederherausnahme der Gummiringe feſtgeſtellt werden und die
Flug=
dauer ſowie Fluggeſchwindigkeit ermittelt werden. Intereſſenten
wen=
den ſich ſtets an den älteſten und ſtärkſten Darmſtädter
Brieftauben=
verein „Alub 0380” vertreten durch den 1. Vorſitzenden, Herrn Karl
Schwebel, Barkhausſtraße 35, wo bereitwilligſt über all das, was
Brieftaubenſport und =zucht betrifft, Auskunft erteilt wird.
An die Bevölkerung in Stadt und Land ergeht heute unſer Ruf:
„Schützt unſere Brieftauben”, wenn ſie ſich ermattet und hungrig
irgend=
wo niederlaſſen ſollten, ſei es im Felde oder auf einem fremden
Tau=
benſchlag. Schützt ſie vor den Krallen der Naubvögel im Feld, laßt
ihnen die Freiheit, wenn ſie in Not in einem fremden Schlag
vorüber=
gehend Schutz und Erholung ſuchen; betrachtet ſie als fremdes
Eigen=
tum und bedenkt, daß ſich der einer Unterſchlagung ſchuldig macht, der
die fremden Brieftauben einbehält. Alle mit Aluminiumringen
ver=
ſehenen Tauben ſind Brieftauben, und die den Gummiring tragen,
be=
finden ſich auf Reiſen. Sollte jemand in den Beſitz einer Brieftaube
kommen, ſo wird gebeten, dieſe dem Brieftaubenzüchterverein „Klub
0380” oder dem in jedem Orte beſtehenden Brieftaubenverein zu melden,
welcher ſie dem betreffenden Eigentümer zuſtellt. (Siehe auch geſtrige
Anzeige.)
— Hefſiſches Landestheater. Heute Freitag findet eine Wiederholung
von Puccinis Oper „Manon Lescaut” in der Premievenbeſetzung
ſtatt. (Miete D.)
Im Kleinen Haus gelangt heute das Luſtſpiel „Das Kamel
geht durch das Nadelöhr” zur Wiederholung. Zuſatzmiete V,
Beginn 19.30 Uhr.
Morgen Samstag gaſtiert Martin Kremer vom Staarstheater
Wies=
baden in Flotows Oper „Martha” in der Partie des Lionel.
Muſi=
kaliſche Leitung: Berthold Goldſchmidt. Miete A des
Bühnenvolksbun=
des; Beginn 19.30 Uhr.
Verneuils ſpannungsreiches Schauſpiel „Herr Lamberkhier”
wird nach längerer Pauſe, vielfach geäußerten Wünſchen des Publikums
entſprechend, am Sonntag, den 12. Mai, im Kleinen Haus mit Beſſie
Hoffart und Hans Jungbauer nochmals zur Darſtellung gelangen.
Die Vaudeville=Operette „Mamſelle Nitouche” iſt in
Vor=
bereitung und wird Freitag, den 17. Mai, in der Inſzenierung Nenato
Mordos, ausgeſtattet von Lothar Schenck von Trapp, unter
muſikali=
ſcher Leitung Carl Bambergers zur Erſtaufführung gelangen. In einer
der Hauptrollen wird ſich Werner Hinz, ein neu verpflichtetes Mitglied
des Schauſpielenſembles, vorſtellen. Seine Partnerin wird Sitta
Müller=Wiſchin ſein. Die vorkommenden Tänze werden ausgeführt von
der Tanzgruppe, durch Cläre Eckſtein einſtudiert.
—Kulturfilmbühne im Kleinen Haus. Im Rahmen
der nächſten Dienstag, den 14., Mittwoch, den 15., und Donnerstag,
den 16. Mai, angeſetzten Kulturfilmſerie gelangt im Kleinen Haus der
berühmte Lola Kreutzberg=Film „Nuri, der Elefant” zur
Auf=
führung. Der Name der wagemutigen Expeditionsleiterin Lola
Kreutz=
berg dürfte auch auf das Darmſtädter Publikum wie an allen anderen
Orten, wo der Nuri=Film bisher gezeigt wurde, ſtärkſtes Intereſſe
er=
wecken.
* Elfter Verbandstag des Reichsverbandes der deutſchen
Land=
krankenkaſſen E. V. Der Reichsverband der deutſchen Landkrankenkaſſen
E. V., Sitz Berlin (Geſchäftsſtelle Perleberg), hält ſeine diesjährige elfte
Verbandstagung vom 13.—15. Mai in Darmſtadt ab. Wie wir
erfah=
ren, ſind hierzu zirka 900 Teilnehmer bereits angemeldet. Sämtliche
Veranſtaltungen finden im Städtiſchen Saalbau ſtatt. Am Montag,
13. Mai, finden die internen Verhandlungen der einzelnen Vorſtände
und Ausſchüffe ſtatt. Außerdem hat unſere Stadtverwaltung den
enge=
ren Vorſtand des Verbandes zu einer Stadtrundfahrt und einem
ein=
fachen Frühſtück eingeladen. Am Montag abend findet ein
Begrüßungs=
abend im großen Saal des Städtiſchen Saalhaues ſtatt, an dem hieſige
Künſtler mitwirken. Am Dienstag und Mittwoch finden dann die
offi=
ziellen Hauptverhandlungen ſtatt, und zwar vormittags von 9—14 Uhr.
An den Nachmittagen ſind Ausflüge nach Bad=Nauheim bzw. dem
Oberwaldhaus und Steinbrücker Teich vorgeſehen. Nach Schluß der
Tagung ſoll ein Ausflug mit Sonderzug nach Heidelberg ſtattfinden.
— Geflügelzuchtverein Darmſtadt. Auf die Beſichtigung der
Geflü=
gelfarm von Frau v. Weinberg in Waldorf am 2. Mai wird
hinge=
wieſen. Anmeldungen zum Mitfahren bis zur Monatsverſammlung am
13. Mai. Autofahrt.
p. Aufwertung von Sparguthaben. Die Kreisſparkaſſe
Alzey hat über den Satz von 121 v. H. hinaus zu einem Satze von
mindeſtens 15 v. H. aufzuwerten. Endgültige Feſtſetzung der Höhe des
Satzes bleibt vorbehalten.
Freitag, den 10. Mai 1929
— Petrusgemeinde — Männer=Vereinigung. Herr Pir.
Weiß ſprach in der letzten Monatsverſammlung über den Kleinen
Katechismus Dr. Martin Luthers. Er betont zunächſt die Sch viec
g=
keit, unſerem Geſchlecht mit ſeinem geſchichtsloſen Sinn die tiefe
Be=
deutung zum Bewußtſein zu bringen, welche das Erſcheinen des
Luther=
ſchen Katechismus vor 400 Jahren für unſer Volk gehabt hat; er zeigte
ferner, welch ein reicher Segen durch dieſe Laienbibel über unſer
Vater=
land ſich ergoſſen hat; endlich legte er dar, wie auch heute noch
leben=
dige Kräfte von dieſem wunderbaren Büchlein ausgehen können für
Schule, Familie und Volk. Wenn man jetzt faſt allgemein den
Kate=
chismus anſieht lediglich als ein Schulbuch, ſo muß doch betont werden,
daß er von Luther geſchrieben worden iſt als ein Hausbuch, und daß
er ſich darſtellt als ein Lebensbuch; zugleich iſt er das erſte ebangeliſche
Bekenntnisbuch. — Nach einer kurzen geſchichtlichen Betrachtung über
die Entſtehung des Katechismus wurden von dem Vortragenden die
einzelnen Hauptſtücke in treffender Weiſe kurz gekennzeichnet und dabei
auf die Innerlichkeit des religiöſen Empfindens, die Klarheit der
Lehr=
darſtellung und die Schönheit und Treffſicherheit der Sprache
aufmerk=
ſam gemacht. Es ſollten die „Erklärungen” nur immer ſo
ausdrucks=
voll geſprochen werden, wie es an dieſem Abend geſchehen iſt dann
würde der Lutheriſche Katechismus beſſer verſtanden und mehr
gewür=
digt werden. — Es wurde von dem Redner im Verlaufe ſeiner
Ausfüh=
rungen die Hoffnung ausgeſprochen, daß durch die in den
Verhand=
lungen des letzten Landeskirchentages hervorgetretenen Beſtrebungen
zur Schaffung eines Einheitskatechismus für unſer Land dem
Meiſter=
werk des Reformators ſeine überragende Bedeutung gewahrt bleibe;
ferner, daß der Kleine Katechismus wieder ein rechtes deutſches
Haus=
buch, geſchmückt mit den beſten Bildern alter Meiſter werden möge.
Der Vortragende ſchloß ſeine mit großem Beifall aufgenommenen
Dar=
bietungen mit den einen wunderbaren Lobpreis des Lutheriſchen
Kate=
chismus enthaltenden Worten des Altmeiſters deutſcher
Geſchichtsfor=
ſchung, Leopold von Rankes, in denen der große Gelehrte, der zugleich
ein frommer Mann geweſen iſt, kindlich ſchlicht von dem Katech’smus
ſagt, er bete ihn ſelbſt täglich, ſo ein alter Doktor er auch ſei.
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Bedeutend unter Preis!
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Geschäfts-
haus
Damelliela
Darmstadt Ludwigstr. 15
7995
— Ferienkurſe für Kaufleute. Die Gefahr, daß der praktiſch tätige
des Kaufmanns iſt die Einſeitigkeit. Deswegen ſind alle Beſtrebungen
zu begrüßen, die auf dieſem Gebiet helfen wollen. Ferienkurſe ſind für der wohlverdienten Mittagsraſt fand ſich noch Gelegenheit, den Tag mit
miteinander verbinden und dabei finanziell tragbar ſind. Der
Deutſch=
nationale Handlungsgehilfen=Verband hat in ſeinem Berufsſtändiſchen
Seminar eine Bildungseinrichtung geſchaffen, die während der
Ferien=
zeit Kurſe veranſtaltet. Im Jahre 1929 ſteht die kaufmänniſche Berufs= ſunde Entwicklung unſeres Volkes. Bei aller Undurchſichtigkeit der
geleiſtet in Form von wiſſenſchaftlichen Arbeitswochen und Wochenend= willige Dienerin des Menſchen. Während Gewerbe und Induſtrie, als
lehrgängen über die Gebiete der Volkswirtſchaftslehre, der
kaufmänni=
ſchen Betriabswirtſchaftslehre, des Nechts, der Warenkunde und der
dem Hochſchulwiſſen unter Berückſichtigung praktiſcher Bedürfniſſe für die ausgiebige Verwendung der Elektrizität in Haushalt und Küche ſo
einzelne Gebiete nähern, wirken anerkannte wiſſenſchaftliche Kräfte mit.
Der Gießener Univerſitätsprofeſſor Dr. Auler und der Priatdozent neuen Arbeitsmethoden verbeſſern hierbei ſogar noch die Qualität der
feſſor Dr. Großmann, Profeſſor Dipl.=Ing. Fraſch=Hamburg, Studien= herd mit dem vorzüglichen Brat= und Backofen erwähnt. In der
Som=
direktor Schweiger von der höheren Fachſchule für Textilinduſtrie in merzeit bringen elektriſche Haushaltgeräte große Annehmlichkeiten;
prak=
kräfte zur Verfügung geſtellt. Ein großer Teil der
wirtſchaftswiſſen=
ſchaftlichen Arbeitswochen wird in Hamburg, der alten Kaufmannsſtadt, Aufbewahrung von Lebensmitteln keine Schwierigkeiten, wenn man den
durchgeführt. Betriebsbeſichtigungen, Führungen durch
Exportmuſter=
lager und den Hafen ergänzen die Arbeit. Auskünfte erteilt die
Ge=
ſchäftsſtelle des Deutſchnationalen Handlungsgehilfen=Verbandes,
Ham=
burg 36 oder Darmſtadt, Rheinſtr. 35.
bilder=Vortrag der Firma Perutz „Das Negativ wie es wird, wie es
ſein ſoll und wie es nicht ſein, foll” geſetzt. Dem reichbebilderten Vortrag
war ein geſchickt abgefaßter Text untergelegt, ſo daß die Vereinsmit= Beratungen des Kreistags Darmſtaadt iſt von Intereſſe, daß der Stand
glieder durch Wort und Bild reſtloſe Aufklärung über alle etwa
mög=
lichen Fehler vor und während der Aufnahme und bei der Entwicklung
nahmen, welch= Beiſpiele dafür waren, welch reizvolle Bilder entſtehen,
wenn alle techniſchen Schwierigkeiten glücklich überwunden ſind. Den
Anweſenden wurde erneut klar, daß auch für die Photographie der
Grundſatz gilt, daß die Kunſt nur in Verbindung mit wahrhaftem
Kön=
nen erſt zur eigentlichen Kunſt wird. Der Vortrag hätte verdient einer mieden werden, trotzdem einige Etatspoſitionen etwas reichlicher dotiert
größeren Anzahl Intereſſenten vorgeführt zu werden, es gab eine Menge
zu lernen. Auch der für die nächſte Vereinsverſammlung am 4. Juni
vorgeſehene Vortrag: „Der Werdegang einer Trockenplatte” zur Ver= uns mit: Am Sonntag, den 12. Mai, wird ein Verwaltungs=Sonderzug
fügung geſtellt von der Firma Schering Kahlbaum A.=G., dürfte für alle
Intereſſenten aufſchlußreiche Darbietungen enthalten.
Der kaufmänniſche Skellenmarkk unveränderk.
Die Belaſtung, die der kaufmänniſche Stellenmarkt in den letzten
Monaten durch die Verſchlechterung der Wirtſchaftslage und durch den
Zuſtrom an neuen Arbeitskräften infolge Beendigung der Lehrzeit
er=
fahren hat, iſt im April nicht gewichen. Wie die Kaufmänniſche
Stel=
lenvermittelung des Deutſchnationalen Handlungsgehilfenverbandes
feſtſtellte, meldeten ſich nach dem Quartalsentlaſſungstermin noch
zahl=
reiche Stellenloſe. Auch der Zugang an neu gekündigten Bewerbern
war weiter recht lebhaft. Da andererſeits mit der Wiederbelebung der
Geſchäftstätigkeit nach einem langen und ſtrengen Winter das
Stellen=
angebot im April ſich wieder beſſerte, trat eine weitere Verſchlechterung
der Stellenmarktlage für kaufmänniſhe Angeſtellte im April nicht ein.
Die Zahl der Stellenſuchenden iſt mit 14 271 bei der Stellenvermirtlung
des D. H. V. im April nahezu unverändert geblieben. Dagegen ſtieg die
Zahl der zu bearbeitenden offenen Stellen um ungefähr 5 Prozent
auf 2728.
Kündigungen erfolgten in der Hauptſache im Zuſammenhange mit
Zahlungsſchwierigkeiten, Konkurſen und Betriebsſtillegungen einzelner
Firmen. Der Rückgang der allgemeinen Arbeitsloſigkeit führte zur
Ent=
laſſung von Aushilfskräften bei den Arbeitsämtern. Das Bankgewerbe
ſchritt an verſchiedenen Plätzen zu großen Perſonaleinſchränkungen,
ebenſo die Kieler Werften. Recht ungünſtig iſt im allgemeinen noch
immer die Lage in der Textilinduſtrie. Dagegen zeigten ſich Nahrungs=
und Genußmittelinduſtrien, Chemiſche Induſtrie, Spedition und
Bau=
gewerbe etwas belebter. Im Groß= und Einzelhandel wurden weniger
Kündigungen ausgeſprochen. Das Stellenangebot iſt aber noch immer
gedrückt.
Geſucht waren im April wieder hauptſächlich junge Kräfte mit
guten Kenntniſſen. Leiſtungsfähige Stenotypiſten fehlten wie immer.
Auch für junge Buchhalter für neuzeitliche Syſteme waren vielfach
günſtige Vermittelungsmöglichkeiten vorhanden. Die mit dem Auslande
in Verbindung ſtehenden Firmen zeigten einen ſteigenden Bedarf an
Angeſtellten mit perfekten Kenntniſſen in Fremdſprachen, an denen es
mangelte.
Im April zeigte es ſich erneut, daß der kaufmänniſche Stellenmarkt
durch die Saiſongewerbe (Außenberufe) kaum irgendwie beeinflußt
wird, ſofern nicht ihre beſonders gute Beſchäftigung oder ihr
Danieder=
liegen auf die Lage der übrigen Wirtſchaftszweige ſtark einwirkt, wie
es in dieſem Winter der Fall war. Der ſtarken Abnahme der
allge=
meinen Arbeitsloſigkeit im April ſteht ein völliger Stillſtand auf dem
kaufmänniſchen Stellenmarkt gegenüber. Eine ſpürbare Entlaſtung
wird auf dem Stellenmarkt für Angeſtellte erſt zu erwarten ſein, wenn
der Nückgang der allgemeinen Arbeitsloſigkeit nicht nur auf die
Saiſon=
gewerbe, ſondern auch auf die übrigen Wirtſchaftszweige übergreift.
— Odenwaldklub, Ortsgruppe Darmſtadt. Sonntag, den 12. Mai,
findet die 5. diesjährige Wanderung ſtatt, die von Beerfelden aus über
Rothenberg nach Hirſchhorn geht. Abfahrt Oſtbahnhof 6,13 Uhr.
Sonn=
tagskarte Oſtbahnhof bis Hetzbach. Die Gegend, die durchwandert wird,
iſt mit eine der ſchönſten in unſerem Odenwald. — Am Dienstag, den
14. Mai, abends 8,30 Uhr, hält Herr Oberſtudiendirektor Kiſſinger in
der Aula des Realgymnaſiums einen Lichtbildervortrag über das
Erz=
gebirge. Wir bitten um recht zahlreiches Erſcheinen unſerer Mitglieder
mit ihren Familien. Gäſte ſind willkommen. (S. geſtrige Anz.)
Nachzu=
tragen iſt noch von der Feier der Einweihung des Ehrenmals, daß die
hieſige Ortsgruppe zum Ehrenmal eine Wanderung unternahm die
von Bensheim über Gadernheim, Reichenbach, das Ehrenmal, nach
Auer=
fach führte. An der Einweihungsfeier nahm die Ortsgruppe teil. Bei
dem herrlichen Wanderwetter war es, ganz beſonders mit Rüchſicht auf
die von den Führern, den Herren Flohn und Wehnert, mit großem
Ver=
ſtändnis ausgeſuchten Wegen, eine wunderſchöne Wanderung. Den
bei=
den Führern gebührt herzlicher Dank.
— Wanderklub „Falke 1916‟, Darmſtadt. Auf unſerer 5. Wanderung
führten uns unſere Führer in Begleitung der Damen, und zwar in
recht ſtattlicher Anzahl, von Eberſtadt aus zunächſt zum Frankenſtein,
von wo wir über die im friſchen Grün prangende Bergſtraße einen
wunderbaren Ausblick genoſſen. Von hier aus führte uns der Weg
als=
dann über Ober=Beerbach und Steigerts zum Felsberg. Hatten wir
bisher Gelegenheit, hauptſächlich den herrlichen Wald im neuen Früh=
Kaufmann die Verbindung mit den organiſatoriſchen und ſtofflichen jahrskleide zu bewundern, ſo kamen wir bei dem nun folgenden Abſtieg
Neuerungen ſeines Berufes verliert, iſt heute groß. Der ärgſte Feind über Balkhauſen nach Jugenheim in das eigentliche Gebiet der
Baum=
blüte. Im Gaſthaus „Zum Tannenberg” hielten wir Einkehr, und nach
eine ſolche Aufgabe beſonders geeignet, weil ſie Erholung und Arbeit,” einem kleinen Tänzchen zu beſchließen, zu dem, trotz der großen
Weg=
ſtrecke, noch ziemlich alle aufgelegt waren.
— Die Wohnungsfrage iſt von entſcheidender Bedeutung für die
ge=
bildungsarbeit im Vordergrund der Veranſtaltungen. Dieſe Arbeit wird Löſung dieſer Frage ſehen wir ein Licht: Die Elektrizität als
bereit=
vorherrſchende Arbeitsgebiete des Mannes, ſtets auf Vereinfachung der
Arbeitsmethoden ſinnen, zeigt die Hausfrau nicht das gleiche Verlangen
Technik. Bei beſonders wichtigen Arbeitswochen, die ſich in ihrem Stoff, nach einer Aenderung innerhalb ihres Arbeitsbereiches. Und doch bietet
zahlreiche Mittel und Wege, ſich die Hausarbeit zu erleichtern; dieſe
Dr. Hummel, Handelshochſchule Berlin, der Berliner Univerſitätspro= Arbeit, es ſeien hier nur der Staubſauger, der elektriſch beheizte Koch=
Langenbielau und andere änerkanute Dozenten haben ſich als Vortrags= tiſch und billig iſt die beſtändige Bereitſtellung von heißem Waſſer im
elektriſchen Heiß’vaſſerſpeicher. In den heißen Sommertagen macht die
elektriſchen Kühlſchrank beſitzt, der Speiſen vor dem Verderben ſchützt,
in welchem die Zubereitung von Genuß=Eis und Kaltſpeiſen möglich
iſt. Der heute, Freitag, abend, im Heaghaus ſtattfindende Vortrag von
Frl. Hellwig wird der intereſſierten Hausfrau Gelegenheit bieten, die
— Verein von Freunden der Photographie. Die 966. Vereinsver= Verwendung elektriſcher Geräte im modernen Haushalt kennen und
ſammlung hatte auf ihre Tagesordnung den überaus intereſſanten Licht= ſchätzen zu lernen. Der Beſuch der Veranſtaltung wird daher fehr
empfohlen.
— Kreistag des Kreiſes Darmſtadt. Aus den ſoeben abgeſchloſſenen
der Kreisfinanzen auch in dem abgelaufenen Rechnungsjahr ein guter
geblieben iſt, nachdem er bereits im Jahre 1927, deſſen Endabſchluß
der Negative erhielten. Den Schluß bildeten einige muſtergültige Auf= genehmigt wurde, günſtig abſchloß. In dem neuen Kreisvoranſchlag
1929/30 war es daher möglich, von der zunächſt geplanten Heranziehung
der Kreisgemeinden zu den Koſten der Landes=Heil= und Pflegeanſtalten
abzuſehen. Auch die Kreisſteuern wurden um 50 000 Mk. auf 250 000
Mk. geſenkt. Eine Erhöhung der Kreisumlage konnte ebenfalls
ver=
wurden.
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Freitag den 10. Mai 1929
Numener 129
Aus den Parkeien.
* Die Ortsgruppe Darmſtadt des Hypothekengläubiger=
und Sparerſchutzverbandes (Sparerbund) hielt am
Diens=
tag abend ihre zahlreiche beſuchte diesjährige Mitgliederverſammlung
im Fürſtenſaal ab. Der Vorſitzende Profeſſor Agt gibt zunächſt einen
Ueberblick über das abgelaufene Jahr und betont, daß die letzten
Ent=
ſcheidungen des Staatsgerichtshofes für das Deutſche Reich über die
Verfaſſungswidrigkeit der Wahlrechtsbeſchränkungen Grund zur
Hoff=
nung gäben, daß ſowohl im Preußiſchen Landtag als auch im Reichstag
die politiſche Vertretung des Sparerbundes bald die Anzahl von
Ab=
geordnetenſitzen erhalte, die ihr nach ihrer Stimmenzahl zukomme. Aus
den Ereigniſſen der letzten Zeit weiſt er auf folgende Punkte hin:
1. Daß das Reich bei denſelben Großbanken um Kredit habe betteln
müſſen, denen es in den Abwertungsgeſetzen den völligen Strich ihrer
Schulden geſtattet habe, während die zum Dank enteigneten Sparer dem
Vaterlande ehemals ihr Vermögen bereitwillig zur Verfügung geſtellt
haben; 2., daß das Reich eine innere Anleihe herausgeben will, deren
Bedingungen die der Erzbergerſchen Sparprämienanleihe unſeligen
Gedenkens noch übertreffen und beweiſen, daß es ohne ſolche
Anlockun=
gen keinen Kredit mehr genießt; 3., daß dieſe Anleihe, die den
Kapi=
talismus, beſonders die Neureichen, ſo begünſtigt, von dem
Finanz=
miniſter der Partei herausgebracht wird, die den Kapitalismus
bekämp=
fen will; 4., daß die Regierung Reichsbahnvorzugsaktien verkaufen
will, die eigentlich zur Sicherung der Forderungen der Eiſenb
ihngläu=
biger, der Privaten wie der Länder, dienen ſollen.
Nach dem Bericht und der Entlaſtung des Rechners, der auf ſeinen
Wunſch unter dem Dank der Verſammlung ſein Amt niederlegt, findet
die Vorſtandswahl ſtatt, bei der der 1. und 2. Vorſitzende ihre Aemter
wechſeln. Es wurden gewählt als 1. Vorſitzender Dr. Schnar, als 2.
Vorſitzender Prof. Axt, als Rechner Lehrer i. R. Löw; als Beiſitzer
wurden Frl. A. Walz, Oberſtudiendivektor i. R. Göckel, Schulrat i. N.
Gunderloch, Kaufmann Flath wieder=, die Herren Freſenius und
Krae=
mer neugewählt.
Hierauf hielt Landtagsabgeordneter Staatsanwalt Dr. Wolf=
Mainz einen klaren und feſſelnden Vortrag über das Thema: „Die
Pariſer Verhandlungen und wir” Stürmiſcher Beifall dankte dem
geſchätzten Redner für ſeine begeiſterte und begeiſternden Ausführungen.
In der nachſolgenden Ausſprache wurden noch folgende Punkte
behan=
delt: Verbeſſerung der Sparkaſſenaufwertung auch in Heſſen nach dem
Vorbild von Sachſen, Württemberg, ſelbſt Preußen; Klarſtellung über
die Tilgung der Gemeindeſchulden der Sparkaſſen; die Frage, ob die
Sparkaſſenguthaben noch auf Goldmark oder nur auf Reichsmark
lau=
ten; die Fälligkeit der Aufwertungshypotheken 1932 und ihre
Verzin=
ſung. Hierauf ſchloß der Vorſitzended ie Verſammlung, die allen
Teil=
nehmern eine Fülle von Belehrung und Anregung gegeben hat. A.
— Deutſchnationaler Frauen=Ausſchuß. Nach
län=
gerer Pauſe ſoll am Dienstag, den 14. Mai — nicht, wie ſonſt üblich,
Mittwoch — wieder eine geſellige Zuſammenkunft bei Sitte ſein. Außer
wichtigen Fragen, die beſprochen werden ſollen, wird uns Herr
Stadt=
verordneter Oberre
nrereſſante kommunale
Fragen der Stadt” berichten. Wir bitten ſchon heute, ſich den
Nach=
mittag frei zu halten und vollzählig zu erſcheinen; beſonders auch die
Herren unſerer Ortsgruppe ſind ſehr willkommen.
— Frauenausſchuß der Deutſchen Volkspartei.
Wir weiſen nochmals auf die heute, Freitag, den 10. Mai, abends 8 Uhr,
im Muſikſaal des Städtiſchen Saalbaues (1. Stock) ſtattfindende
Sitz=
ung der Frauengruppe hin, bei der Oberſtleutnant a. D. Schenck
einen Lichtbildervortrag über „Das deutſche Danzig” halten wird. Da
der Vortrag äußerſt intereſſant zu werden verſpricht, bitten wir unſere
Freundinnen um zahlreichen Beſuch.
— Nationale Arbeiter=Vereinigung Darmſtadt.
Die nächſte Mirgliederverſammlung findet am Samstag, den 11. Mai,
abends 8 Uhr, im Saal der Stadt Coburg, Waldſtraße (nicht Sitte),
ſtatt. Nach Erledigung der geſchäftlichen Angelegenheiten wird Herr
Oberſtleutnant a. D. Schenck einen Lichtbildervortrag über „Das deutſche
Danzig” halten.
— Die Volkshochſchule Darmſtadt plant für die Zeit nach Pfingſten
einen Fachkurſus über „Werkſtoffkunde” abzuhalten. Die Vorträge
brin=
gen für dieſes Semeſter ſoviel aus der Wiſſenſchaft von Stahl, wie neben
dem Ingenieur auch der gebildete Facharbeiter wiſſen ſollte.
Ferner=
dürfte das Thema für jeden, der nicht nur am Motor beiſpielsweiſe.
ſondern auch am Bauſtoff intereſſiert iſt, zu empfehlen ſein. Näheres
ſowie Anmeldung in der Geſchäftsſtelle, Mathildenplatz 17.
— Turngemeinde Darmſtadt 1846 — Wanderabteilung. Den
Auf=
takt des Wanderjahres 1929 bildete die erſte Wanderung unter
be=
währter Führung mit dem Endziel Schwedenſäule am 5. Mai 1929. Der
Zug brachte uns bis Stockſtadt a. Rh., von wo aus es zum Teil auf
Damm= ſowie auf Waldwegen nach dem Kühkopf zuging. Strahlende
Frühlingsſonne, ſowie das junge Grün des Waldes ließen bald frohe
Wanderſtimmung aufkommen. Ueber den Altrhein geſetzt, hielten wir
alsbald Frühlingsraſt und weiter ging es nach der Erfelder Fähre.
Dort war der Sammelplatz aller Turnvereine des Rhein=Main=Gaues
der DT., welche ſich recht zahlreich an der an dieſem Tage
ſtattfinden=
den Frühjahrsgauwanderung beteiligten. Gemeinſam ging es nun am
Ufer des Altrheins entlang, als wir nach kurzer Zeit unſer Endziel, die
Schwedenſäule, erreichten. Nach verſchiedenen Anſprachen ſeitens der
Ganvertreter, ſowie des Vorſitzenden des Turnvereins Erfelden folgten
einige turneriſche Spiele. Nur allzu früh mußte man den Rückmarſch
nach Erfelden antreten, von wo aus uns die Bahn nach Hauſe brachte.
Man trennte ſich in dem Bewußtſein, einen herrlichen Wandertag
ver=
bracht zu haben.
— Die Wander=Abteilung der Kaufmänniſchen Stenographen=
Gefell=
ſchaft unternimmt am kommenden Sonntag, den 12. Mai, ihre 4.
Wan=
derung: Abfahrt vom Hauptbahnhof nach Weinheim a. d. B. Von hier
aus führt der Weg zur Burg Windeck Wachenburg, Fuchs=Mühle,
Bir=
kenauer Tal, Hirſchkopf zurück nach Weinheim. Es ſind
Sonntagsrück=
fahrkarten nach Weinheim zu löſen. Die Marſchzeit beträgt vier
Stun=
den. Gäſte ſind auf den Wanderungen ſtets willkommen. Führer: Max
Neufang und Peter Heiligenthal.
— Der Gabelsberger Stenographen=Verein 1861 (Ballonſchule)
teilt mit, daß am Freitag, den 10 und Dienstag, den 14. Mai, 8 Uhr
abends, neue Anfängerkurſe in Reichskurzſchrift in den
Unter=
richtsräumen Ballonſchule am Ballonplatz beginnen. Die Kurſe
ſtehen unter Leitung geprüfter Kurzſchriftlehrer. Anmeldungen in den.
erſten Stunden und in der Geſchäftsſtelle in der Ballonſchule von 8.00
bis 9.30 Uhr abends.
Tageskalender für Freitag, den 10. Mai 1929.
Heſſ. Landestheater, Großes Haus, Anfang 19,30 Uhr, Ende
22 Uhr, D 28: „Manon Lescaut”. — Kleines Haus, Anfang 19.30 Uhr,
Ende 22 Uhr, Zuſatzmiete V: „Das Kamel geht durch das Nadelöhr”,
— Orpheum, abends 20,15 Uhr: „Ich küſſe Ihre Hand, Madame‟,
— Konzerte: Schloßkaffee, Neichshof, Hotel Schmitz, Kaffee
Ganß=
mann, Kaffee Monopol. — Stadtkirche abends 20 Uhr:
Orgel=
konzert, Albert Schweitzer. — Städt. Saalbau, abends 20 Uhr:
Oeffentlicher Vortrag der Deutſchen Friedensgeſellſchaft. — Städi.
Akademie für Tonkunſt, Eliſabethenſtr., abends 20,15 Uhr:
Oeffentlicher Vortrag der Chriſtengemeinſchaft. —
Kinovorſtel=
lungen: Union=Theater, Helia, Palaſt=Lichtſpiele.
Gottesdienſt der iſraelitiſchen Religionsgemeinde,
Hauptſynagoge (Friebrichſtraße)
Freitag, den 10. Mai: Vorabendgottesdienſt 7 Uhr 30 Min.
Samslag, den 11. Mai: Morgengottesdienſt 8 Uhr 30 Min —
Sabbatausgang 8 Uhr 55 Min.
Cottesdienſt an den Wochentagen:
Morgen3 7 Uhr 00 Min. — Abends 8 Uhr 55 Min.
Gebetszeiten der Synagoge der Iſraelitiſchen Religionsgeſellſchaft.
Samstag, den 11 Mai: 2. Tag Rauſch Chaudeſch Jjar,
Vorabend 7 Uhr 25 Min. — Morgens 8 Uhr. — Nachmittags 5 Uhr.
— Sabbatausgang 8 Uhr 55 Min.
Wochentags: Morgens 6 Uhr. — Abends 7 Uhr 30 Min, und
mit Nacht.
Skarkenburg.
An. Arheilgen, 8. Mai. Wie man von einigen Orten der
Nachbar=
ſchaft lieſt, werden dort wie in früheren Jahren an ſchönen Sonntagen
auf freien Plätzen von den örtlichen Orcheſtern wieder die ſo ſehr
be=
liebten Platzkonzerte veranſtaltet. Auch hier erfreute ſchon öfters
die eine oder andere Muſikvereinigung die Einwohnerſchaft durch ſolche
Veranſtaltungen. Das große Intereſſe, das dieſe Promenadekonzerte
fanden, beweiſt die große Zahl der jeweiligen Zuhörer. Vielleicht
könn=
ten auch im Laufe dieſes Sommers an verſchiedenen Stellen, um allen
Ortsteilen den Genuß zu ermöglichen, ſolche Platzkonzerte gegeben
wer=
den. — Zur Eintragung in eine Liſte werden gegenwärtig die
evangeli=
ſchen Einwohner unſeres Ortes aufgefordert. Es gilt zur Teilnahme an
der Pfingſtfahrt nach Speher zur Vierhundertjahrfeier der
Reformation. Es werden Sonntagsfahrkarten ausgegeben und
Selbſt=
verpflegung wegen des Maſſenandranges empfohlen. Selbſtverſtändlich
können auch Nichtmitglieder eines kirchlichen Vereins an der Fahrt
teil=
nehmen. Am 12. d. M. werden die Liſten geſchloſſen. — Das Ehepaar
Ludwig Fiſcher und Frau, geb. Spalt, hier, Feldbergſtr. 10, feiert am
23. d. M. ſeine Diamantene Hochzeit. Fiſcher, der lange Jahre
in der Merckſchen Fabrik tätig war, ſteht im 84. Lebensjahr und ſtammt
aus Nieder=Beerbach, während ſeine Frau im 81. Lebensjahre ſteht und
eine geborene Seeheimerin iſt. An Ehrungen und Geſchenken wird es
dem Ehepaare ſicherlich nicht fehlen.
An. Arheilgen, 9. Mai. Wiederum planen eine Reihe junger Leute
eine Auswanderung nach Amerika. Hoffentlich finden ſie dort
das erhoffte Glück! — Der hieſige Arbeiter=Turn= und Sportverein
ver=
anſtaltet am Sonntag im Gaſthauſe „Zum goldenen Löwen” ein
Schau=
turnen, bei dem die für das Bundesfeſt in Nürnberg vorgeſchriebenen
Feſtfreiübungen und Bundesjugendtänze gezeigt werden. Geräteturnen
ſowie Volkstänze und =Geſänge werden das Programm vervollſtändigen.
— In der Dienstag Nacht wurde dem Sohn einer Witwe ein ganz neues
Fahrrad aus der Behauſung geſtohlen. Hoffentlich gelingt es, den Dieb
zu faſſen!
O. Erzhauſen, 8. Mai. Die Turn= und Sportgemeinde
Erzhauſen hat vom Samstag zum Sonntag eine Maiwanderung
unter=
nommen, und zwar nach Pfaffenbeerfurth und Umgegend, unter
ſtar=
ker Beteiligung. Nicht weniger als 52 Mitglieder hatten ſich
ange=
ſchloſſen. Die Turnbrüder von Pfaffenbeerfurth hatten für ein gutes
Quartier geſorgt und die Gäſte ſchon am Bahnhof mit der bekannten
Muſikkapelle „Bund” abgeholt. Im Vereinslokal der
Pfaffenbeer=
further wurde mit vereinten Kräften und unter vorzüglicher
Beteili=
gung der Turnerinnen von Fränkiſch=Crumbach in wahrhaft deutſcher
Art ein herrlicher Turnabend verlebt. Beſonders angenehm wurde
empfunden, daß auch das Ortsoberhaupt anweſend war. Die
Erzhäu=
ſer Turner ſind von der überaus großen Gaſtfreundſchaft und dem
angenehm freundlichen Weſen der Einwohnerſchaft des herrlichen
Oden=
walddörfchens villkommen überraſcht
J. Griesheim, 9. Mai. Am Sonntag, 12. Mai d. J., abends
8½ Uhr, findet im Saale „Zum Darmſtädter Hof” hier ein
Gemeinde=
abend der Evangeliſchen Jugend=Vereinigung ſtatt. Zur Aufführung
gelangt die Tragödie „Zriny” von Theodor Körner. „Zriny” iſt ein
Trauerſpiel, das um ſeines hohen dichteriſchen und ſittlichen Gehaltes
wvillen faſt in allen Fortbildungs= und höheren Schulen geleſen wird
und alt und jung begeiſtert. Die jugendlichen Darſteller haben ſich in
unermüdlichen Proben alle Mühe gegeben, um der Gemeinde einen
er=
hebenden Abend bereiten zu können. Da mit einem großen Zuſpruch zu
reihnen iſt, wird am Sonntag nach Pfingſten wahrſcheinlich eine
Wieder=
holung der Aufführung erfolgen. — Unſere Mitbürgerin Frau Witwe
Dorothea Weingärtner, geb. Nothnagel, vollendete am Himmelfahrtstag
ihr 80. Lebensjahr in vollkommener geiſtiger und körperlicher Friſche.
Möge der alten Frau, die ſich nach dem frühzeitigen Tode ihres Mannes
redlich und ehrlich durchs Leben ſchlug, noch ein ſonniger Lebensabend
im Kreiſe ihrer Kinder und Enkel beſchieden ſein. — Die Verrechnung
der noch ausſtehenden Gutſcheine über Mietunterſtützung hat bis
ſpäte=
ſtens 15. d. M. bei der Gemeindekaſſe bzw. Untererhebſtelle zu erfolgen.
Verſpätete Vorlagen bleiben unberückſichtigt. — Die hieſige Ortsgruppe
des Reichsbundes der Kriegsbeſchädigten hatte für den 15. und 16.
Juni d. J. die Abhaltung ihres 10jährigen Stiftungsfeſtes geplant.
Da jedoch im Laufe des Sommers noch zwei weitere Feſte hier
ſtatt=
finden ſollen, hat die Ortsgruppe beſchloſſen, das Stiftungsfeſt in dieſem
Jahre nicht abzuhalten, ſondern dasſelbe auf einen ſpäteren Zeitpunkt
(vielleicht auf nächſtes Jahr) zu verſchieben.
Man iſt nur ſo alt, wie man ausſieht
deshalb benutze man „Exlepäng” Gibt grauen Haaren die
Jugendfarbe wieder. Färbt nach und nach. Vollſtändig unſchädlich.
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SO. 131, Muskauerſtraße 9.
(TV.3365
F. Eberſtadt, 8. Mai. Stenograpbiſches. Auf der am
Samstag in Dieburg anläßlich des 24. Bezirkstages des Kurzſchrift=
Bezirks Darmſtadt ſtattgefundenen Bezirksvertreter=Verſammlung wies
der Bezirksvorſitzende, Peter Heißt=Eberſtadt, darauf hin, daß der
nächſtjährige 25. Bezirkstag in Eberſtadt, dem Sitze des Bezirks,
ſtatt=
findet. Vorgeſehen für dieſe Jubiläumstagung ſind der 31. Mai und
1 Juni 1930. Der hieſige Stenographenverein verbindet mit dieſer
Tagung die Feier ſeines 25jährigen Beſtehens. — Gauturnfeſt
des Main=Rodgaues am 6., 7. und 8. Juli. Anläßlich des
Gauturnfeſtes werden Turner aus dem Gaugebiet in großer Zahl
be=
reits am Feſtſamstag in Eberſtadt eintreffen. Für ſie werden
Quar=
tiere benötigt. Mitglieder des Wohnungsausſchuſſes werden in Kürze
ſich erlauben, bei der Einwohnerſchaft wegen Bereitſtellung von
Quar=
tieren vorzuſprechen. Die hieſige Turngeſellſchaft richtet an die
Ein=
wohnerſchaft die herzliche Bitte, ihr hierbei nach Möglichkeit behilflich
zu ſein. Es liegt nicht nur im Intereſſe der Turngeſellſchaft
ſämt=
liche Gäſte in Privatquartieren unterzubringen, ſondern es gilt auch,
die Gaſtfreundſchaft Eberſtadts aufs neue zu beweiſen und den Ruf
der Gemeinde in dieſer Beziehung hochzuhalten. Halte deshalb
nie=
mand zurück, Quartiere zur Verfügung zu ſtellen. Dies wird ſich auch
bei gutem Willen bei den durch die Wohnungsnot beſchränkten
Raum=
verhältniſſen ermöglichen laſſen, umſomehr, als es ſich nur darum
handelt, den Gäſten für die eine Nacht vom Samstag auf Sonntag
eine Schlafgelegenheit zu bieten. Die Turngeſellſchaft legt darauf
ganz beſonders Wert und wird für jede Hilfe, die ihr hierbei
ge=
währt wird, der Einwohnerſchaft Dank wiſſen.
Aa. Eberſtadt, 9. Mai. Mai=Andachten. In der hieſigen
katholiſchen Kirche finden auch in dieſem Jahre die herkömmlichen Mai=
Andachten ſtatt. — Muttertag und Kinderreiche. Die hieſige
Ortsgruppe des Bundes der Kinderreichen wird am kommenden
Mutter=
tag (12. Mai) zu Gunſten der Muttertagbeſtrebungen einen Blumentag
veranſtalten. Am Samstag abend hält die Ortsgruppe der Kinderreichen
im Gaſthaus „Zur Roſe” einen Familienabend ab.
( Pfungſtadt, 8. Mai. Sonntagsrückfahrten nach
Darmſtadt werden von jetzt ab auf der hieſigen Station
ausge=
geben. Der Preis beträgt für die 3. Klaſſe 50 Pfg. und für die 2.
Klaſſe 70 Pfg. — Die evgl. Gemeinde Pfungſtadt feierte den Jahrestag
der Einweihung des evgl. Gemeindehauſes durch einen gut verlaufenen
Familienabend, damit verbunden war die Feier des fünfjährigen
Beſtehens des evgl. Männervereins. Die Feier beſtand aus geſanglichen
und muſikaliſchen Darbietungen, ſowie aus der Zuſammenkunft.
Genehmigte Verſteigerungen. Die Verſteigerungen der
Bohnenſtangen (vom 30. April) und des Stammholzes (vom 2. Mai)
ſind durch die Gemeinde genehmigt worden. Die Abfuhrſcheine können
daher bereits in Empfang genommen werden.
O Pfungſtadt, 8. Mai. Die letzte
Brennholzverſtei=
gerung aus dem Gemeindewald ergab einen Geſamterlös von etwas
über 6000 RM. Die Durchſchnittspreiſe für einen Raummeter waren:
15 RM. für Scheitholz, 11 RM. für Knüppelholz, 5,50 RM. für
Stockholz und 15 Mark für hundert Wellen. Dem Vernehmen nach
finden in Kürze noch zwei weitere Verſteigerungen ſtatt. — Der Obſt=
und Gartenbauverein in Pfungſtadt beabſichtigt, demnächſt
eine gemeinſame Beſpritzung der Obſtbäume durchzuführen.
Anmel=
dungen haben bis zum 10. Mai zu erfolgen. — Die Freiwillige=
und Pflichtfeuerwehr Pfungſtadt halten am kommenden
Sonn=
tag, den 12. Mai, eine Uebung ab, bei der ſämtliche Mannſchaften
an=
zutreten haben
* Hahn bei Pfungſ..d1, 8. Mai. Am verfloſſenen Samstag abend
konnte die au3 ußlihen Gründen öfters zurückgeſtellre Schnbertfeien
ſtattfinden. Der Männergeſangverein „Sängerluſt” und die
Eingmann=
ſchaft des bieſigen Reichsbanners hatten gemeinſam ein reichhaltiges
Programm aufgeſtellr. Eine Reihe herrlicher Lieder des großen
Mei=
ſters wurden von den beiden Chorvereinigungen gut bewältigt. Sie
zeigten dem muſikliebenden Teil unſerer Einwvohnerſchaft, daß die
Schubertſchen Chöre zum beſten Muſikſchatz unſeres Volkes gezählt
wer=
den müſſen, daß ſie abe= auch ſchwere Anforderungen an die Dirigenten
und Sänger ſtellen. Als Soliſt für die Feier war Herr Ludwig Seitz
(Tewor) gewonnen worden, der für alle ſeine klaſſiſchem Darbietungen
reichen Beifall erntete. Bis in die höclſſten Lagen bleibt ſeine große
Stimme edel und verrät hierdurch die Schule des Meiſters Theo Heuſer.
Den in das Programn eingeſchobenen Vortrag über Franz Schubert
hielt Herr Lehrer Willi Becker, der kurz und treffend, das zu wiſſen
Nötigſte bot.
G. Ober=Ramſtadt, 9. Mai. Das im Vorjahre wegen des 50jährigen
Jubiläumsfeſtes ausgefallene Sommerfeſt des Turnvereins Ober=
Nam=
ſtadt 1877 wird dieſes Jahr am Sonntag, den 30. Juni, bei der
Turn=
halle (Wehrſtraße) wieder abgehalten. Ein reichhaltiges Programm
und ausgezeichnete Konzertmuſik wird, wie immer, auch diesmal jedem
Beſucher beſte Unterhaltung bieten.
* Groß=Zimmern, 8. Mai. Am Samstag wurde durch Beſichtigung
der ſogenannten Gundernhäuſer Lettlöcher durch die Baukommiſſion der
Gemeinde unter Führung des Bürgermeiſters, Herrn H. Brüchen, und
Arras, dieſes Gehölz dafüir auserſehen und von dem Gemeindevorſtand
auf Antrag anerkannt. Es wird oft die Bedeutung unſerer Vogelwelt
für Landwirtſikaft und Garten zu gering eingeſ hätzt. Mag die obige
Tat zur Nachdenklichkeit und Anerkennung hinführen und ihren
Aus=
druck im Schutze des Bebietes durch die Einwohnerſchaft finden. Groß=
Zimmern darf ſvolz ſein, auch im Bereiche des Dier= und Vogelſchuitzes
furtſchritblich und vorbildlich zu wirken.
r. Babenhauſen, 8. Mai. Werbevortragfür den V. D. A.
Der V. D. A. marſchiert wieder auf. Diesmal gilt es, die Jugend
für die Ziele und Beſtrebungen des Vereins für das Deutſchtim im
Ausland zu begeiſtern. Eine hohe Aufgabe, zu deren Löſung man
bewährte Führer braucht. Einen ſolchen ſandte uns der
Hauptvor=
ſtand am Dienstagvormittag in der Perſon des warmherzigen
Freun=
des unſerer Jugend, in Herrn Oberſtudiendirektor Kiſfinger=
Darmſtadt. Vor über 400 Kindern von hie= und der ganzen Umgebung
ſprach er über deutſches Volksrum. Wie lauſchten doch die Jungen und
Mädels ſeinen einfach=ſchlichten und drum ſo leichtverſtändlichen
Wor=
ten. Das war keine trockene Geſchichts= oder Geographieſtunde. Eine
Feierſtunde war es. Wie ſchlicht, gar oft ergreifend erzählt der Redner,
der die Worte ſo trefflich meiſtert. Wie beſcheiden berichtet er von
ſei=
nen eigenen Fronterlebniſſen im fernen Oſten, von ſeinen
Verwun=
dungen als Landſturmoffizier, der in wärmſter Fühlung ſteht mit
ſei=
nen wackeren Landſturmleuten aus dem Odenwald. Mit welcher Liebe
erzählt er von den Deutſchen in Polen, von der Weihnachtszeit in
Mitau, von Kurland, das unſerm Odenwald ſo ſehr gleicht, von Riga,
Klagenfurth und Villach. Dann wieder von ſeinen vielen
Wander=
fahrten auf den Spuren treuliebenden Deurſchtums und von ſeinen
Ferienwanderungen als treudeutſcher Pkonier. Die Kinder hören
aber auch von der Gehäſſigkeit der Letten, dem unvergeſſenen
Treu=
bruch der „Katzelmacher”, dem bitteren Leid der Südtiroler und dem
Kampf der Deutſchböhmen um Erhaltung ihres Deutſchtums. Seine
Worte, durchglüht von tiefſter Heimatliebe, packen die Kinder und
finden ihren Widerhall in dem Geſang des Deutſchlandliedes, das
mächtig den weiten Saal durchbrauſt.
Bz. Reinheim, 8. Mgi. Freiwillige Feuerwehr. Durch
Nücktritt des erſten Kommandanten. Heinrich Spörl war die hieſige
Feuerwehr gezwungen, ein= außevordentliche Verſammlung abzuhalten.
Dieſelbe fand am Samstag, den 4. Mai, im Gaſthaus „Zur alten Poſt”
ſtatt. Heinrich Spörl gehörte iiber 25 Jahre der Wehr an und war 16
Jahre erſte: Kommandant. Seirdem er die Wehr kommandierte, hatte
er ſie zur hohen Blüte gebrahr. Auf vielſejüſigen Wunſch, die Stelle
als erſter Kommandant zu behalten, lehnte er wegen ſeinem Alter ab.
Die Wehr ernannte ihn deshalb zu ihrem Ehrenkommandanten. An
ſeine Stelle wurde der ſeitherige zweite Kommandant, Johannes Lutz,
gewählt. Lutz war immer auf ſeinem Poſten, und man hofft, daß
die Wehr unter ſeiner Führung ſich noch zu höherer Blüte
empor=
ſchvingt. Denn die Fenerwohr iſt ein Verein für die Allgemeinheir, und
wäre zu hoffen, daß ſi.h noch neue Mitglieder anſchließen. Da doch die
Landwirtſchaft ſo oft am meiſten intereſſiert iſt, ſo wäre zu wünſchen,
daß ſich auch noch mamher Landwirt als Mitglied in die Reihen der
Wehr ſtellen wird.
Al. Höchſt i. Odw., 8. Mai. Aus dem Gemeinderat. Der
Antrag Konrad Schnellbacher Wwe. um Ablenkung des
Regenwaſſer=
laufes von ihrem Grundſtück ſoll durch Anlegung einer Goſſe auf der
linken Seite der Bahnhofſtraße von dem Wohnhaus Oppenheimer bis
zum Anweſen Schnellbacher ſeine Erledigung finden. — Der Errichtung
einer Mauer an dem Dorfbach von Joh. Mark auf eigene Koſten wurde
zugeſtimmt. — Bezüglich eines Schreibens des Lehrers Raitz, betr.
Stei=
gerung ſeiner Wohnungsmiete, beharrt der Gemeinderat auf ſeinem
früheren Beſchluß. — Die Einführung einer Schülerverſicherung ſowie
ein Antrag des Ortsgewerbevereins um Bewilligung einer
Garantie=
fumme für ſeine Gewerbeſchau mußten zurückgeſtellt werden. — Die
aus=
geſteuerten Arbeitsloſen ſollen vorläufig durch die noch vorhandenen,
Ar=
beiten beſchäftigt werden, bis Koſtenberechnungen von einigen größeren
Arbeiten aufgeſtellt ſind. — In geheimer Sitzung ſetzte der Ortsorſtand
ſeine Beratungen fort. — Unfall. Bei der hieſigen Holzwarenfabrik
Gebr. Weigel wurde einem jungen Mann die rechte Hand von der Säge
abgeſchnitten. — Das Konzert des Männergeſangvereins Höchſt i. O.,
unter Leitung ſeines Dirigenten Herrn Chormeiſter Wilh. Herbert=
Darmſtadt, im Saale des Gaſthauſes „Zur Burg Breuberg” erfreute ſich
ſehr guten Beſuches. Frau Konzertſängerin Suſanne Horn=Stoll=
Darm=
ſtadt (Sopran) entzückte durch vortreffliche ſtimmliche und dramatiſche,
ſicher geformte Wiedergabe von Liedern von Mozart, Brahms und
Strauß. Herr Kammermuſiker Willi Horn=Darmſtadt, Mitglied des
Lan=
destheaterorcheſters, brachte meiſterhaft auf der Bratſche vorgetragene
Konzertſtücke zu Gehör. Der jugendliche Pianiſt, Herr Willi Herbert=
Darmſtadt, erfreute mit anſprechenden Klaviervorträgen, die von hoher
Auffaſſungsgabe zeugten. Die Klavierbegleitung zu den Liedern bzw.
Muſikvorträgen des Künſtlerehepaares Horn=Stoll hatte Fräulein
Eli=
fabeth Klauß, Lehrerin an der Städt. Akademie Darmſtadt, übernommen
und lag in beſten Händen.
Ay. Könia i. Odw., 8. Mai. Am Sonntag abend verſammelte
ſich der beſtbekannte Geſangverein „Liederkranz” König, um ſein
Mit=
glied Herrn Dr. med. Zimper hier anläßlich ſeines 25jährigen
Ehe=
jubiläums durch ein Ständchen zu ehren. Die an den Jubilar und
ſeine Gemahlin gerichteten beglückwünſchenden Worte des 1.
Vorſitzen=
den waren von drei edel und klangſchön vorgetragenen, poeſievoll
ange=
paßten Chören umrahmt. Für die Ehrung dankte der
Silberbräu=
tigam in treffenden Worten. — Hohes Alter. Am verfloſſenen
Samstag feierte Herr Aug. Kraft, hier, ſeinen 80. Geburtstag. Dem
Jubilar, der an dem Feldzug 1870/71 teilnahm, wurden zahlreiche
Ehrungen zuteil. — Am Mittwoch vergangener Woche rettete der Sohn
Adam des hieſigen Kaufmanns Georg Müller, der zufällig in Mainz
anweſend war, in der Nähe der Stadthalle, ein beim Spielen in den
Rhein gefallenes Kind vom Tode des Ertrinkens, indem er von einem
Dampfer entſchloſſen mit Bekleidung in die Fluten ſprang.
PLp. Michelſtadt i. O., 9. Mai. Eine Radrennbahn im
Odenwald. Im Stadion wird gegenwärtig durch Verbreiterung der
Laufbahn eine Radrennbahn geſchaffen. Bereits an Pfingſten ſollen die
erſten radſportlichen Veranſtaltungen ſtattfinden. — Diamantene
Hochzeit. Das Ehepaar Phil. Enſinger und Frau Marie, geb.
Kör=
ner, konnte in geiſtiger und körperlicher Rüſtigkeit das Feſt der
Diaman=
tenen Hochzeit begehen.
b. Erbach, 9. Mai. Jagdglück. Seine Erlaucht Graf Konrad
zu Erbach erlegte am Dienstag in ſeinem Eigenrevier Reichenberg einen
kapitalen Auerhahn. Weidmannsheil! —
Brennholzverſteige=
rung. Aus dem Walde der Kirchengemeinde Erbach anfallendes
Prennholz kommt am Samstag, den 11. Mai, nachmittags, im
evange=
liſchen Gemeindehaus zur Verſteigerung.
Kilometer
Grösste
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Bütgermeiſterverſammlung des Kreiſes Bensheim.
8.. Auf beſondere Einladung des Kreisamts fand am 6. Mai für
das Jahr 1929 im ſchönen Jugenheim im Gaſthaus „Zum Tannenberg”
die zweite Bürgermeiſterverſammlung des Kreiſes ſtatt. Bei Eröffnung
der Sitzung durch Herrn Kreisdirektor Reinhart wurde feſtgeſtellt,
daß ſämtliche Bürgermeiſtereien der Landgemeinden vertreten waren.
Die Herren Bürgermeiſter Dr. Angermeier und Beigeordneter Krenkel
waren, einem alten ſchönen Brauch folgend, als Vertreter der Stadt
Bensheim erſchienen und bekundeten damit nicht nur ihr Intereſſe an
der Verſammlung, ſondern auch das gute Einvernehmen zwiſchen
Stadt=
verwaltung und den Herren Gemeindevertretern. Der Vorſitzende,
Kreisdirektor Reinhart, begrüßte die Erſchienenen auf das Herzlichſte.
Sein Gruß galt beſonders den beiden Herren der Stadtverwaltung, dem
neugewählten Bürgermeiſter Becker von Bickenbach und dem erſchienenen
Altbürgermeiſter Hill in Seeheim, der es ſich bei keiner Sitzung nehmen
läßt, in ſeinem alten und liebgewordenen Kollegenkreiſe einige vergnügte
Stunden zu verleben. Im Laufe der Verſammlung fand ſich auch
Alt=
bürgermeiſter Loos=Alsbach ein, ebenfalls allſeits auf das herzlichſte
be=
grüßt. „Herr Kreisdirektor Reinhart gedachte vor Eintritt in die
Tages=
ordnung in ehrenden Worten des inzwiſchen verſtorbenen Herrn
Bür=
germeiſters Hennemann zu Bickenbach. Die Anweſenden hatten ſich zu
Ehren des Verſtorbenen von ihren Sitzen erhoben. Während der
Sitz=
ung entbot Bürgermeiſter Embach=Wattenheim der Kreisverwaltung und
ſeinen Kollegen telephoniſch die beſten Wünſche. Bürgermeiſter Embach
wuar wegen ſchwerer Erkrankung verhindert, der Sitzung perſönlich
bei=
zuwohnen.
Die reichhaltige Tagesordnung, die für die Oeffentlichkeit nicht von
Intereſſe war — es handelte ſich um intime Verwaltungsangelegenheiten
— wurde programmäßig erledigt. Die hervorgerufenen Debatten
zeig=
ten die Nützlichkeit und Zweckmäßigkeit der wiederkehrenden
Bürger=
meiſterverſammlungen. Die gegenſeitigen Ausſprachen zwiſchen der
Ver=
waltung und den Gemeindevertretern bewirken ein harmoniſches
Zu=
ſammenarbeiten, erleichtern die heute auf dem Verwaltungsgebiete
ge=
wiß nicht leichte Arbeit und fördern ein gedeihliches Wirken. Die
ſach=
gemäße Behandlung der Tagesordnung ließ die Vormittagsſtunden raſch
vorüberziehen. Den Schluß der Verſammlung bildete ein gemeinſames
Mittageſſen, um dann nach getaner Arbeit auch noch einige Stunden
vergniigt zuſammen zu verbringen. Die Beſprechung über den
geplan=
ten Ausflug nach Wimpfen zeigte, daß das Vergnügungskomitee das
Richtige getroffen hatte. Bietet doch die alte freie Reichsſtadt in ihrer
herrlichen Lage etwas ganz Beſonderes. — Wenn auch gegen 5 Uhr
das Gros die Heimreiſe antrat, ſo hielt doch noch eine ſtramme Nachhut
die Stellung am Tannenberg, wohl um auch einmal Jugenheims milde
Maiennachtluft zu genießen. Die Herren Nachzügler ſollen auch wirklich
auf ihre Rechnung gekommen ſein. Nochmals allſeits: Auf frohes
Wiederſehen am Neckar.
Bb. Bensheim, 8. Mai. Alljährlich zur Frühjahrszeit finden die
Haupt=Geſellenprüfungen ſtatt und auch in dieſem Jahre
unterzögen ſich der Prüfung vor dem Prüfungsausſchuß des
Ortsge=
werbevereins 52 Prüflinge, während weitere 34 Lehrlinge durch die
Innungen geprüft wurden. Am Sonntag vormittag 11 Uhr
verſam=
melten ſich alsdann die Prüflinge nebſt einer größeren Zahl geladener
Gäſte zu ener beſonderen Feier der Ueberreichung der Geſellenbriefe,
an die nunmehr dem Lehrlingsſtand Entwachſenen, die um 11 Uhr
durch den Vorſitzenden des Prüfungsausſchuſſes, Rektor Eiſenhardt
von der hieſigen Gewerbeſchule, der größten derartigen Fachſchule
Heſſens, eröffner wurde. Derſelbe begrüßte die Vertreter der ſtaatlichen
und ſtädtiſchen Behörden in den Perſonen des Kreisdirektors Reinhart
und Bürgermeiſter Dr. Angermeier, den Vertreter der
Handwerkskam=
mer Syndikus Dr. Kollbach, des Schulweſens Kreisſchulrat Kremer,
die Lehrer, Lehrherrn, Eltern und Angehörige der Prüflinge, ſowie
dieſe ſelbſt und ermahnte die Letzteren, mit dem Eintritt in den
Ge=
ſellenſtand ſich der Aufgabs und der Pflichten bewußt zu ſein, die ihrer
im Handwerk harren. Es folgte eine Reihe von Anſprachen durch den
Kreisdirektor, Dr. Kollbach, Bürgermeiſter Dr. Angermeier,
Kreis=
ſchulrat Kremer und Rektor Eiſenhardt, in denen allen neben herzlichen
Wünſchen zugleich tiefe Mahnworte durchklingen, mitzuwirken, dem
Handwerk, das in der Jetztzeit einen ſchweren Stand einnimmt, durch
Fleiß, Anſtand, Qualitätsarbeit und nicht zum mindeſten durch einen
notwendigen Zuſammenſchluß, das alte Anſehen zu bewahren.
Da=
rauf wurden die Geſellenbriefe an die Jung=Geſellen und =Geſellinnen
verteilt: Seitens der Innungen wurden als Lehrlinge freigeſprochen:
19 Bäcker, 5 Metzger, 1 Schneider und 9 Schneiderinnen. Die 52 vom
Prüfungsausſchuß geprüften Lehrlinge waren 16 Maler und Tüncher,
1 Dachdecker, 2 Glafer; 5 Zimmerleute, 2 Steinhauer, 3 Schreiner, 1
Maſchinenfchloſſer, 6 Bauſchloſſer, 1 Autoſchlofſer, 1 Schriftſetzer, 1
Buchdrucker, 1 Elektrotechniker, 4 Friſeure, 1 Frifeuſe, 1 Putzmacherin,
6 Weißnäherinnen, die die Prüfungen mit den Noten „ſehr gut” „gut”
und „beſtanden” erledigten. 2 Prüflinge hatten die Geſellenbriefe ſchon
früher erhalten. Die recht eindrucksvolle Feier der Uebergabe der
Ge=
ſellenbriefe nahm um 12 Uhr ihr Ende.
ba. Lorſch, 8. Mai. Am kommenden Sonntag findet von 11½ bis
13. Uhr auf dem hieſigen Marktplatz ein Standk onzert der
Schwetzinger Stadtkapelle, die auf einen Ausflug hierher kommt, ſtatt.
Ein muſikaliſcher Genuß ſtehr in Ausſicht. In gleicher Weiſe hat auch
der hieſige Verein für Heimatpflege vorgeſehen, im Laufe des
Som=
mers an Sonn= und Feiertagen auf dem Marktplatz und am
Krieger=
denkmal mittags ſogenannte Promenadenkonzerte zu veranſtalten.
So=
viel bis jetzt bekannt, ſoll ſchon am Himmelfahrtstage das erſte dieſer
Konzerte auf dem Marktplatz ſtattfinden. — Viel iſt ſchon von unſerem
Kriegerdenkmal geſprochen und geſchrieben worden. Die
Vor=
arbeiten ſchreiten rüſtig vorwärts. Nur bezüglich der Platzfrage iſt
man ſich bis jetzt noch nicht im Klaren. Während man ſich ſeither mit
dem Gedanken trug, das Ehrenmal im ehemaligen Kloſterhof zur
Aufſtellung zu bringen, ſcheinen die diesbezüglichen Verhandlungen zu
keinem günſtigen Reſultat gekommen zu ſein, denn man iſt zur Zeit
auf der Suche nach einem anderen geeigneten Platze. Die Erbauung
ſcheint ſich alſo doch noch etwas in die Länge zu ziehen, trotzdem ſich
die zuſtändigen Behörden und Vereine in jeder Beziehung eifrigſt
be=
mühen, Alles zu tun, daß unſer Ort endlich auch einmal in den Beſitz
eines würdigen Ehrenmals für unſere Gefallenen kommt. Dafür iſt
man umſo eifriger damit beſchäftigt, dem vorhandenen alten
Krieger=
denkmal ein würdiges Ausſehen zu verleihen. Die im vorigen Jahre
hergerichtete Anlage erſtrahlt ſchon im ſchönſten Grün und
weißge=
ſtrichene Bänke laden zum Sitzen ein. — Die alten
Kloſteran=
lagen befinden ſich zur Zeit in einem Zuſtand, der dieſer Stätte
ab=
ſolur unwürdig iſt. Die Ausgrabungen ruhen zur Zeit vollſtändig,
wohl deswegen, weil die nötigen Mittel hierzu fehlen. Es wäre ſehr
angebracht, daß die alten Zuſtände wieder hergeſtellt würden, denn ſo
iſt eine Beſichtigung des Kloſters nicht zu empfehlen und jeder
Be=
ſucher wird einen denkbar ungünſtigen Eindruck von Lorſch mitnehmen.
g. Gernsheim, 8. Mai. Kritikſingen. Der vergangene
Sonn=
tag brachte anläßlich des Kritikſingens in unſerem Städtchen reges Leben
und Treiben. In zwei Sälen, und zwar im Feſthaus von Philipp Bopp
und im Roſengartenpalaſt von Valentin Eſſelbach ſtritten ſich friedlich
22 Geſangvereine in dem Vortrag von je einem Chor und einem
Volks=
lied. Es wurden durchweg gute Sachen zu Gehör gebracht. Als Kritiker
waren gewonnen und anweſend die Herren Kapellmeiſter Naumann=
Mainz und Muſikdirektor Döbert=Bensheim. Nach Beendigung des
Singens fand anſchließend eine Kritik in Anweſenheit der Dirigenten
und Vereinsvorſitzenden durch die Kritiker ſtatt. Mittlerweile hatte ſich
eine große Menſchenmaſſe auf dem Stadthausplatz verſammelt, um
Augenzeuge der Kundgebung für das „Deutſche Lied” zu ſein. Aus
Hunderten von Männerkehlen klangen unter der Leitung des
Gauchor=
meiſters Fiſcher=Darmſtadt alsdann drei Maſſenchöre hinaus in den
ſchönen Maienſonntag. Vom Balkon des Stadthauſes aus begrüßte in
herzlichen Worten Herr Bürgermeiſter Hoffmann im Namen der
Ge=
meinde die erſchienenen Gäſte und Sänger. Herr Gauvorſitzender Alles=
Groß=Gerau und Herr Bundesvorſitzender Miniſterialrat Dr. Siegert=
Darmſtadt ſprachen in markanten Worten zu lauſchenden Maſſe, die
kräf=
tigen Beifall zollte. Den Abſchluß des Tages bildete ein Tanzvergnügen.
in den beiden obengenannten Feſtſälen. — Um einen ſchönen
Platz reicher iſt nunmehr unſer Städtchen geworden. Es iſt dies
der dem Gaſthaus „Zum Anker” (Eigentümer Martin Weiprecht)
gegen=
überliegende ſogenannte „Martinsplatz‟. Daß aus einer Wüſtenei ein
ſo nettes Plätzchen geſchaffen wurde, iſt in erſter Linie dem hieſigen
Verkehrsverein unter der rührigen Leitung des Herrn Martin Lokowitz
zu verdanken. — Der Voranſchlag der Gemeinde Klein=Rohrheim
iſt ſeitens des Gemeinderates nach den von der Verwaltung gemachten
Anſätzen in Einnahme und Ausgabe angenommen worden. Der
Ge=
meindeumlagenbedarf, zu dem auch die Ausmärker herangezogen werden,
beziffert ſich genau wie im Vorjahre auf 6295 RM. Der Voranſchlag iſt
zurzeit auf dem Dienſtzimmer des Bürgermeiſters zur öffentlichen
Ein=
ſicht ausgelegt. — Kommenden Sonntag findet in Gegenwart geladener
Gäſte die Einweihung des nunmehr fertiggeſtellten Leichenhauſes
ſtatt. — Beim Standesamt Gernsheim wurden im Monat April I.
J. in die Standesregiſter eingetragen: 15 Geburten, 6 Eheſchließungen
und 6 Sterbefälle.
V 319-23
beseitigt im Nu
allen Schmufz
an Türen und Wänden
* Crumſtadt i. Rieb, 9. Mai. Am vergangenen Montag ſtarb dahier
im Alter von 60. Jahren der ſeit vielen Jahren in hieſiger Gemeinde
tätige praktiſche Arzt, Dr. Ahpberg. Er erfreute ſich nicht nur als
Arzt, ſondern auch als Menſch allgemeiner Wertſchätzung und beſaß im
hohen Maße das Vertrauen der Kranken, die er behandelte, und deren
Dank er mit in das Grab nimmt. In der Gemeinde Crumſtadt iſt das
Bedauern allgemein, daß der unerbittliche Tod nunmehr auch dieſen
vortrefflichen Menſchen von ſeinem Arbeitsfeld weggerufen hat. Have
pia anima!
a. Offenbach, 7. Mai. Klärungsverſuche zum
Haus=
haltsplan. Der Haushaltsplan für 1929 ging ſchon am 2. März
den Stadtverordneten zu, und es iſt immer noch keine Klärung erfolgt,
wie er verabſchiedet werden ſoll. Die Parteien zögern diesmal länger
als ſonſt, ihre Stellungnahme bekannt zu geben, und die Beratungen
in den Fachausſchüſſen und auch in dem maßgebenden Finanzausſchuß
gingen über unverbindliche Beſprechungen eigentlich nicht hinaus. Es
beſteht jedoch Ausſicht, daß die Erſparnisanträge der vereinigten
bür=
gerlichen Fraktion (rund 450 000 RM. Abſtriche) eine Mehrheit finden.
Aus der Filialſteuer, die allein keine Gegner im Stadtrat hat, werden
etwa 50 000 RM. erhofft. Die Einlage zum Erneuerungsfonds des
Gaswerks glaubt man unbedenklich um 100 000 und diejenige des
Elek=
trizitätswerkes um 200 000 RM. kürzen zu können. Weitere 200000
RM. wird die Grundſteuer liefern müſſen. Eine weitere Verbeſſerung
des Haushaltsplanes liegt darin, daß man die Wohnungsmieten in
ſtädtiſchen Häuſern, die ſeit 1925 errichtet ſind, endlich mehr dem
Geſtehungswerte angepaßt und für Zweizimmerwohnungen monatlich
um 4,25, für Dreizimmerwohnungen durchſchnittlich um 5,30 und für
Vierzimmerwohnungen um rund 10,— RM. erhöht hat. Damit iſt
die Einträglichkeitsgrenze dieſer Häuſer natürlich immer noch nicht
er=
reicht. Trotz dieſer Abänderungen und Verbeſſerungen bleibt im
Vor=
anſchlag für 1929 immer noch ein Fehlbetrag von mehr als einer
Mil=
lion zu decken, und die Mitglieder des Stadtrates werden ſich bis zum
16. Mai ſchlüſſig werden müſſen, ob ſie einen Haushaltsplan mit einem
ſolch hohen Unterſchuß — das ſtädtiſche Vermögen von 50 Millionen
RM. iſt bereits auch wieder mit 33 Millionen Schulden belaſtet —
zuſtimmen wollen und können. Bei dieſer Lage der ſtädtiſchen
Finan=
zen iſt es gewiß unverſtändlich, daß der ſtädtiſche Beamtenausſchuß
Verſuche macht, die im Ausſchuß abgelehnte Ueberprüfung des
Stel=
lenplanes — die Beſoldungsordnung der ſtädtiſchen Beamten geht
bekanntlich weit über die Landesregelung hinaus und die neuen
For=
derungen des Beamtenausſchuſſes hätten die Stadtkaſſe jährlich mit
weiteren 75 000 RM. belaſtet — durch Verhandlungen mit der
Stadt=
verwaltung „zur Beſeitigung von Härten” wieder in Fluß zu bringen.
Rheinheſſen.
Ah. Guntersblum, 8. Mai. Die Braut in den Rhein
ge=
worfen. Ein furchtbarer Mord hat ſich in den Abendſtunden des
erſten Maiſonntages, wie erſt jetzt mit voller Sicherheit bekannt wird,
bei Guntersblum zugetragen. Der Fährmann Frette hörte plötzlich vom
Rhein gellende Hilferufe, und dann blieb es ſtill. Eine männliche
Perſon ſah man davonſpringen — der Rhein hatte ſein Opfer
verſchlun=
gen. Das furchtbare Verbrechen, denn um ein ſolches handelt es ſich,
hat bald ſeine Aufklärung gefunden und der Mörder ſitzt im
Oppen=
heimer Amtsgerichtsgefängnis hinter Schloß und Riegel. Es handelt ſich
um den 23jährigen Konr. Seibert aus Hamm (Rheinheſſen), der auf
der Arbeitsſtätte bei ſeinen Kollegen ſich noch groß machte mit der
Feſt=
ſtellung, er habe ſein Mädchen „weggeſchafft‟. Der Polizei wurde ſofort
Mitteilung davon gemacht, und ſie nahm den Verbrecher in der
elter=
lichen Wohnung feſt. Er hat ſeine Braut, die 23jährige Barbara
Bräunig aus Heßloch (Rhh.), die ſich in anderen Umſtänden befand,
am Sonntagabend bei Guntersblum in den Rhein geworfen, wo ſie
er=
trunken iſt. Ihre Leiche konnte noch nicht geländet werden. Es iſt
an=
zunehmen, daß Seibert das Mädchen auf dem Spaziergang zunächſt
er=
droſſelt und dann in den Rhein geworfen hat. Für das unmenſchliche
Empfinden des Mörders ſpricht noch, daß das Mädchen ſeinetwillen aus
ihrem Elternhaus verſtoßen worden und zu ihm geflohen war.
z. Ginsheim, 4. Mai. Zwecks Errjchtung gines
Strand=
bades auf der Rabeninſei nahm der Gemeinderat eine Beſichtigung
an Ort und Stelle vor, und nun ſoll an der Rheinſeite der Inſel eine
Badeanlage geſchaffen werden, und zwar für Kinder, Erwachſene,
Shwimmer und Nichtſchwimmer.
Oberheſſen.
Bp. Bad=Nauheim, 9. Mai. Feſtnahme einesBetrügerg
Ein ſtellenloſer Kaufmann aus Darmſtadt, der ſich hier und in Friedberg
durch Ausſtellen von falſchen Wechſeln Zech= und Darlehensſchwindeleien
zuſchulden kommen ließ, wurde in Friedberg feſtgenommen.
v. Gießen, 8. Mai. Sanitätskolonnenweſen. Erſtmalig
wurde hier eine Führerprüfung für Angehörige der
Freiwilli=
gen Sanitätskolonne vom Roten Kreuz abgehalten, deren Beſtehen ſeit
dieſem Jahre auch in Heſſen Vorbedingung für die Anwartſchaft zu den
Führerſtellen in den Sanitätskolonnen iſt. Vier Prüflinge beſtanden
das Examen als Zugführer, 17 die Prüfung für Gruppenführer. Der
Prüfungskommiſſion gehörten an: Hauptmann 2. I. s. Lotheißen=
Darm=
ſtadt als Vertreter des HeſſiſchenLandesvereins vom Roten Kreuz und
San tätsrat Dr. Hahn=Bad=Nauheim als Provinzialinſpekteur der
oberheſſiſchen Kolonnen.
— Gießen, 9. Mai. Schwerer Verkehrsunfall. Am
Him=
melfahrtstage ereignete ſich auf der Landſtraße zwiſchen Klein= und
Großen=Linden ein Autounfall, bei dem ein von Frankfurt nach Klein=
Linden zu Verwandten fahrender Motorradfahrer von dem ihm
ent=
gegenkommenden Auto der Firma Zoellor aus Kirchgöns geſtreift nurde.
Der Motorradfahrer, ein Handlungsgehilfe Veit, ſowie die auf dem
Sozius mitfahrende Sophie Butz, beide aus Frankfurt a. M.,
wur=
den vom Motorrad geworfen. Veit erlitt ſchwere Verletzungen am Kopf
und Frl. Butz einen Bluterguß im Kopf ſowie ſchwere Fußverletzungen.
Die beiden Verletzten wurden nach der Chirurgiſchen Klinik verbracht.
Die Schuldfrage iſt noch nicht geklärt.
Rundfunk=Programme.
Frankfurt.
Freitag, 10. Mai. 12.15: Schallplatten. Aus Operetten. 15.05:
Jugendſtunde. Mittelſchullehrer Hering: Eine Plauderei über das
Auto. o 16.35: Hausfrauen=Nachmittag des Frankfurter
Hausfrauen=
vereins. U. a.: Gartenbauinſp. Lange: Balkon= und Fenſterſchmuck.
O 17.35: Köln: Konzert des Funkorch. O 18.30: L. Marcuſe: Die
große europäiſche Literatur im zwanzigſten Jahrhundert. „Marcel
Prouſt — Miquel Unamuno.” 18.45: Stunde des
Südweſt=
deutſchen Radio=Clubs. o 19.05: Stenograph. Fortbildungskurſus.
O 19.25: Paul Ernſt lieſt aus eigenen Werken. O 19.55:
Fort=
ſchritte in Wiſſenſchaft und Technik. O 20.10: Film=Wochenſchau.
O 20.15: Konzert des Funkorch.: Eine Stunde Walzer. Strauß: Du
und du. — Suppe: Glücks=Walzer. — Waldteufel: Mein Traum.
— Strauß: Bei uns z‟ Haus. — Gungl: Hydropathen. —
Wald=
teufel: Die Braut. — Strauß: Wo die Zitronen blühn. 21.15:
Kaſſel: Kammermuſik. Rubinſtein: Quintett für Flöte, Klarinette
Horn, Fagott, Klavier. — Graener: Trio für Violine, Violoncell
und Klavier. — Spohr: Septett für Klavier, Flöte. Klarinette,
Horn, Fagott, Violine und Violoncell. Ausf.: Heinz Weller (Flöte),
Fr. Lindau (Klarinette), Herm. Dreke (Fagott), K. Rheinländer
(Horn), Rud. Nienſtedt (Violine), M. Trobiſch (Cello), B. Bodart
(Klavier).
Königswuſterbauſen.
Deutſche Welle. Freitag, 10. Maj. 12: Prof. Dr. Lampe und
Frhr. von Autenried: Indien. Anpflanzungen und Siedlungen im
Indo=Malayiſchen Archipel. O 12.30: Mitteilungen des Verbandes
der Preuß, Landgemeinden. 12.55: Nauener Zeit. o 14.30:
Kinderlieder. e 15: Landesſchulrat Dr. Schwarz: Die veränderte
Geſtalt der deutſchen Schule. O 15.30: Wetter, Börſe. O 15.40:
Frauenſtunde. Dr. med Lotte Schütz: Einiges über den Begriff der
Eugenik. 16: Stadt. Med.=Rat Prof. Dr. von Drigalſki: Die
hygieniſche Forderung an das Schulhaus. o 16.30: Prof. Dr.
Mersmann: Einführung in Sonate und Sinfonie. O 17: Berlins
Konzert. Ausf.: Alice Schäfer=Kuzitzky (Sopran), Marga Henatſch
FFlügel). e 18: Dr. Kuhn: Kunſt und Wirtſchaft. 18.30: Engliſch
für Fortgeſchr. O 18.55: Prof. Dr. Hoffmann: Der Balkan nach
dem Weltkriege. O 19.20: Wiſſenſchaftl. Vortrag für Zahnärzte.
O 20: F. Stöſſinger: Der Intellektuelle und der Arbeiter. O 20.30:
Von Bruder Straubinger” bis zur Goldenen Meiſterin”. Werke
von Edm. Eysler. Funkorch. Dirig.: Der Komponiſt. Mitw.: Roſy
Werainz und Rudolf Sulzer O 22.45: Bildfunk.
Hauptſchriftleltung: Rudolf Mauve
Verantwortlch für Polliik und Wirtſchaft: Rudolf Maupe; für Feuilleton, Reich und
Ausland und Heſſiſche Nachrichten: Max Streeſe; für Sport: Dr. Eugen Buhlmann;
für den Handel: Dr. C. H. Quetſch; für den Schlußdienſt: Andreas Bauer; für
„Die Gegenwart”: Dr. Herbert Nette; für den Inſeratenteil: Willp Kuhle; Druck
und Verlag: L. C. Wittich — ſämtlich in Darmſtadt
Fär unverlangte Manuſkripte wird Garantie der Rückſendung nicht übernommen.
Die heutige Nummer hat 14 Geiten
Seite 6
Freitag, den 10. Mai 1929
Nummer 129
Gefährliche Anſitten und ſchlechte
Angewohn=
heiten bei dem Kraftfahrzeugverkehr.
Von Provinzialdirektor a. D. Dr. Fey=Darmſtadt.
Seit längerer Zeit beſchäftige ich mich mit der Frage, wie den
immer mehr durch den Kraftfahrzeugverkehr ſich häufenden Unfällen
einigermaßen entgegengewirkt werden, ſowie dem Leben und der
Ge=
ſundheit jedes Straßenbenutzers ein größerer Schutz gewährt werden
könne. Ich habe mich zunächſt bemüht, durch Bearbeitung eines Buches
„über das neue Straßenverkehrsrecht” in die
maßgeben=
den juriſtiſchen und techniſchen Vorſchriften, ſowie in den Inhalt und
die Tragweite gerichtlicher Erkenntniſſe einen Einblick zu gewinnen. Aus
Anlaß der Reichsunfallverhütungswoche war ich beſtrebt,
im Intereſſe der Bewahrung der Allgemeinheit vor Schaden, durch
meh=
rere Abhandlungen eine Verbeſſerung der Verkehrsſitten
bei dem Straßenverkehr herbeizuführen. (Vgl. Darmſtädter Tagbl. Nr.
55 und Nr. 60 von 1929.)
Auf dieſe Veröffentlichungen ſind mir, nicht nur aus der hieſigen,
zu Fuß gehenden Einwohnerſchaft, ſondern insbeſondere
auch aus Automobiliſtenkreiſen, z. B. dem
Starken=
burger Automobilklub, zuſtimmende Aeußerungen mitgeteilt
worden, die mir den Weg der öffentlichen Erörterung der
Mißſtände auf dieſem Gebiete für recht zweckmäßig
er=
ſcheinen laſſen. Hier, wo die Sicherheit und das Wohl des Einzelnen,
ſowie ſein Rechtskreis, ſo empfindlich berührt werden, kann der „Preffe‟
die Aufgabe, Hüterin und Bewahrerin des Publikums vor Gefahren
und Schützerin ſeiner Rechte zu ſein, gar nicht genug
erleich=
tert werden, was namentlich auch dadurch geſchieht, daß das
Publi=
kum dabei ſelbſt mithilft. Deshalb möge nach jedem Unfalle jeder, dem
er begegnet iſt, ſei es ein Fußgänger, ein Kraftfahrer oder ſonſtiger
Be=
nutzer der Straße, der Preſſe eine ſachgemäße Mitteilung
machen:
Jeder lerne vom Anderen, jeder ſuche aber auch
den Anderen durch Belehrung vor Gefahren zu
be=
wahren und überlaſſedies nicht allein derPolizei!
Man ſcheue nicht die mit Benachrichtigung der Preſſe verbundene
Mühe und Arbeit, es handelt ſich hier um einen Dienſt an der
All=
gemeinheit auf dieſem neuen, vielen noch ſo unbekannten Gebiete.
Deshalb will ich auch ſelbſt dem nachkommen und mit einem
Bei=
ſpiel aus der Praxis meinerſeits den Anfang machten.
Ich ſchildere daher den Hergang eines Autounfalles, der mir in
Darmſtadt zugeſtoßen iſt, damit gleichzeitig hieraus eine Lehre zur
Ver=
hütung ähnlicher Fälle gezogen werden kann.
Auf der Autohalteſtelle des Ernſt=Ludwigsplatzes nahm ich vor
kur=
zem abends ein Mietauto, um von da durch die Alexanderſtraße nach
der Mathildenhöhe zu fahren. Es war eine geſchloſſene Droſchke. Der
Führer ſchlug die Straße zwiſchen Schloßgraben und Paradeplatz nach dem
Theaterplatz ein und fuhr auf der rechten Seite der Fahrbahn. An der
Stelle dieſer Straße, die in einer nach dem Schloßgraben zu offenen
Kurve liegt, kam uns vom Theaterplatz her ein anderes Auto entgegen, das,
anſtatt ſcharf rechts zu bleiben, bei dem Einfahren in die Kurve ſich
mehr nach links wendete. Ich dachte ſofort, „hoffentlich wird das gut
abgehen”, als in demſelben Moment ſchon ein ſtarker Stoß und heftiger
Krach erfolgte. Ich fiel mit dem Kopfe gegen die vordere Scheibe und
dann auf den Boden des Autos. Das Auto blieb an dem Randſtein des
am Schloßgraben herziehenden Fußſteiges ſtehen, der linke vordere
Kot=
flügel des Autos war vollſtändig zuſammengedrückt und in die Höhe
gebogen. Für mich lief der Zuſammenprall, abgeſehen von einer
un=
bedeutenden Kontuſion, glücklich ab.
Was iſt aus dieſem Vorkommnis für eine Lehre zu ziehen?
Ich ging am nächſten Vormittag dieſerhalb an die Unfallſtelle. Die
Straße macht dort (etwa wo der Fußweg über den Paradeplatz
ein=
mündet) eine Biegung nach der Rheinſtraße zu. Die Kurve ſcheint,
wenn man ſie im Vergleich zur ganzen Straße ſieht, an ſich gar keinen
gefährlichen Eindruck zu machen, ſie bildet einen nach dem Schloßgraben
zu offenen ſtumtfen Winkel. Dennoch kann dieſe Kurve leicht gefähr=
lich werden. Wenn der Autoführer, der vom Theaterplatz her in ſie
ein=
fährt, ſich nicht ſcharf rechts hält und zu viel links ſteuert, wird er
ſchon durch das Gewicht des Autos von der rechten Fahrbahnſeite
ab=
getrieben. Kommt ihm dann in der Kurve ein Auto von der Rheinſtraße
her auf der anderen Fahrbahnſeite entgegen, ſo iſt nicht genügend Platz,
um vorbeizukommen, vorhanden. Solche ſtumpfwinkeligen
Kurven, deren Drehpunkt meiſt unüberſichtlich iſt,
erſcheinen mir gefährlicher, wie die rechtwinkeligen. Sie erfordern in
jedem Falle beſondere Vorſicht. Ich beobachtete nun die vom
Theater=
platz kommenden Autos. Da mußte ich leider wahrnehmen, daß faſt
kein einziges ſich ſcharf rechts hielt, daß ſie vielmehr faſt alle
nach links durch die Kurve fuhren, alſo die Kurve
ſchnitten. Nur die Radfahrer, die dort paſſierten, das muß ich
lobend erwähnen, fuhren meiſt auf der rechten Fahrbahnſeite, nahe dem
Randſtein entlang. Ich ging nach dieſer Beobachtung weiter bis zur
vorderen Schloßbrücke, um zu ſehen, wie dort, in der rechtwinkeligen
Kurve der Straße, vom Markt nach der Rheinſtraße gefahren würde.
Hier faſt dasſelbe Bild! Die meiſten Autos ſchnitten die Kurve, oft
derartig ſcharf links, daß kaum 1 Meter Raum bis zum Fußſteig blieb.
Was folgt hieraus?
Das Schneiden der Kurven iſt faſt zur Gewohnheit der
Auto=
führer geworden.
Dieſe Gewohnheit iſt aber nicht nur gefährlich,
ſondern auch geſetzwidrig.
Die Reichs=Kraftfahrzeugverordnung vom 16. März
1928 lautet in 8 21:
„Der Führer hat mit ſeinem Kraftfahrzeuge,
ſoweit nicht beſondere umſtände entgegenſtehen,
die rechte Seite des Weges einzuhalten . . . . Langſam
fahrende Kraftfahrzeuge haben innerhalb
ge=
ſchlofſener Ortsteile die äußerſte rechte Seite
einzu=
halten. Bei dem Durchfahren von ſcharfen oder
unüberſichtlichen Wegekrümmungen iſt, ſtets die rechte
Seite einzuhalten.”
Das geſchilderte Schneiden der Kurven ſteht demgemäß mit
vor=
ſtehender geſetzlichen Vorſchrift durchaus im Widerſpruch. Es muß aber
auch gemäß 8 18 Abſ. 1 der Kraftfahrzeugverordnung verlangt werden,
daß bei dem Einfahren in die Kurve die Geſchwindigkeit verlangſamt
wird. Die Beſtimmung lautet:
„Die Fahrgeſchwindigkeit iſt ſo einzurichten,
daß der Führer in der Lage bleibt, ſeinen
Ver=
pflichtungen Genüge zu leiſten.”
Wenn der Führer in die Kurve richtig und vorſichtig, ſich ſcharf an
der äußeren Fahrbahnſeite haltend, einfährt, ſo wird dies gleichzeitig
ohne weiteres auch zur Minderung der Fahrgeſchwindigkeit führen.
Es iſt an der Zeit, daß mit der oben getadelten Gewohnheit vieler
Führer von Kraftfahrzeugen gebrochen wird. Manche Führer ſcheinen
ſogar das Schneiden der Kurven, namentlich auch außerhalb der Orte,
für erlaubt zu halten. Allerdings iſt außerhalb der Orte bei großer
Geſchwindigkeit das Ausfahren der Kurven techniſch deshalb
ſchwierig, weil der Wagen leicht dabei ins Schleudern gerät. Deshalb
glauben die Führer ſich zum Schneiden der Kurven berechtigt. Dieſe
techniſche Erwägung befreit aber keinesfalls von der Einhaltung der
geſetzlichen Vorſchrift und dieſe verlangt, daß, gerade auch aus
techniſchen Gründen, eben zu ihrer Befolgung langſam gefahren wird:
Die Freigabe der Geſchwindigkeit außerhalb der Orte iſt kein
Freibrief auf das Durchraſen der Kurven!
Was ungeſetzlich und leichtfertig, einmal zur Gewohnheit geworden
iſt, in 99 Fällen gut abgeht, reißt aber dann plötzlich den Menſchen ins
Unglück. Deshalb widerſtehe man den Anfängen zu
ſolchem Verhalten.
Von beſonderem Intereſſe iſt in dieſer Frage ein neueres
Er=
kenntnis des hayeriſchen Oberlandesgerichts in
München.
Das Gericht erklärte den Einwand des Kraftfahrzeugführers, „es
habe die Kurve, in der der Zuſammenſtoß vorkam, aus techniſchen
Grün=
den ſchneiden müſſen”, für ganz unzuläſſig, dazu ſei er durch nichts
ge=
nötigt geweſen, vielmehr hätte das Geſetz (8 18 Abſ. 1 der K. V.O.) ihm
die Verpflichtung auferlegt, in der Kurve ſein raſches Fahren
einzu=
ſtellen und langfam zu fahren. Das Urteil fährt dann (wörtlich) fort:
„Wenn in Kraftfahrerkreiſen die gegenteilige Uebung (d. i. das
Schneiden der Kurven) beſteht, ſo iſt dies keine berechtigte
Gepflogen=
heit, ſondern eine geſetzwidrige Unſitte. Eine ſolche
kann niemals Unerlaubtes zu Erlaubtem machen. Der
Kraftfahrzeug=
führer durfte die Befolgung der geſetzlichen Vorſchrift nicht
unter=
laſſen, weil ſie mit Unbequemlichkeiten oder mit Verzögerung ſeiner
Fahrt verknüpft war, ſelbſt nicht, wenn er die Vorſchrift für
unzweck=
mäßig hielt. Der Kraftfahrer darf nicht ſein vermeintlich beſſeres
Urteil an die Stelle der Vorſchrift ſetzen.”
Welche Lehre iſt nun aus dem, oben von mir beſchriebenen
Auto=
zuſammenſtoß und den von mir infolge davon beobachteten
tatſäch=
lichen Fahrgepflogenheiten zu ziehen?
1. Alle Kraftwagenführer ſollten ſich angewöhnen, bei allen
weſent=
lichen Straßenkurven immer und jederzeit die Geſchwindigkeit
entſprechend zu mäßigen und die Kurve zu jeder Zeit und
im=
mer auszufahren, ſie ſollten dies alſo auch tun, wenn kein Fahrzeug
entgegenkommt; ſie ſollten das Schneiden der Kurven in allen
Fäl=
len, innerhalb und außerhalb der Städte und Orte
ſtrengſtens unterlaſſen.
Aus der jetzigen Unſitte wird leicht eine, im Falle der Gefahr nicht
zu meiſternde Gewohnheit. Kein Führer ſollte auch für einen anderen
Führer ein ſchlechtes Beiſpiel geben.
2. An nicht ungefährlichen Kurven (ich rechne namentlich die
ſtumpf=
winkligen hierzu) ſollten auf beiden Einfahrſeiten etwa 30 Meter vor
Einfahrt in die Kurve entſprechende Warnungszeichen aufgeſtellt
werden. Man wende nicht ein, das verſchandele das Stadtbild: Leben
und Geſundheit, grade Glieder ſtehen höher!
3. Durch die Kurven hindurch teile man die Fahrbahn mit einer Reiye
weißer Steine in eine rechte und in eine linke Hälfte. Dies gilt
haupt=
ſächlich für die Straßen in der Stadt, namentlich alſo für die beiden von
mir erwähnten Kurven.
Es gibt noch weitere Mittel, um in dieſer Hinſicht ſichernd zu
wir=
ken (Verkehrsinſel, beweglicher Abweisblock uſw.). Da aber hier doch
eine baldmöglichſte Abhilfe erwünſcht iſt, ſo iſt wohl das
ein=
fachſte und billigſte Mittel auch das zunächſt beſte! Die Frage, wie
außer=
dem an ſolchen Stellen durch die Straßenanlage, insbeſondere durch
ge=
wiſſe Verbreiterungen, noch abgeholfen werden kann, iſt eine techniſche,
deren Löſung den Bauſachverſtändigen zukommt.
Nun möchte ich nicht ſchließen, ohne noch eine Kleinigkeit, die
aller=
dings angeſichts der größeren hier ſchwebenden Fragen nebenſächlich
er=
ſcheint, zu erwähnen. Es iſt mir aufgefallen, daß in vielen Autos,
namentlich auch in Mietautos, neuerdings feſte, von der Decke
nieder=
hängende Schlaufen, innen neben den Türen, fehlen. Iſt dieſer Mangel
auf größtmöglichſte Verbilligung der Autos zurückzuführen? Zur
Ver=
hütung oder einer Abſchwächung eines Sturzes vom Sitzpolſter und
gegen die vordere Scheibe, finde ich das Feſthalten an ſolchen Schlaufen
in manchen Fällen doch recht ratſam.
Ich hoffe, daß auch meine heutigen Ausführungen dazu dienen,
den Leſer von neuem zu überzeugen, daß für die Führer von
Kraft=
fahrzeugen nicht nur genaueſte Kenntnis der geſetzlichen Vorſchriften,
ondern auch ſtrenge Selbſtbeherrſchung und, wie ich früher ſchon
betont habe, Vorſicht und Umſicht erforderlich ſind!
Wefterberichk.
Die über Mitteleuropa ziehende Störung hat unter
Gewittertätig=
keit wieder Abkühlung gebracht. Von Weſten her ſteigt der Luftdruck
kräftig an, ſo daß zunächſt die Bewölkung wieder zurückgehen wird und
eine Beſſerung eintritt. Dabei wird es tagsüber wieder wärmer, nachts
bleibt es jedoch kühl.
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wiesen, daß er einer der größten Regisseure ist.
Griffith hat hier eine ganz älltägliche Angelegenheit
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Seite 8
Freitag, den 10. Mai 1929
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Ihre am Samstag, den 11. Mai 1929,
nachm. 1:/, Uhr, in der Stadt=Kapelle
ſtattfindende Trauung zeigen an
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Herrn Adam Krämer
Lehrer i. R.
nach ſchwerem Leiden im Alter von 65 Jahren zu ſich
zu rufen.
Die trauernden Hinterbliebenen.
Traſſa, den 9. Mai 1929.
Die Beerdigung findet Sonntag, den 12. Mai,
nach=
mittags „3 Uhr, vom Trauerhauſe aus ſiatt.
Blumenſpenden ſind nicht im Sinne des Entſchlafenen.
Von Beileidsbeſuchen wolle man bitte abſehen.
vvenn Ule WülsTen, weiche
enormen Vorteile Ihnen die
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bringt, dann würden Sie
wahrschein-
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Weshalb quäleh Sie sich noch mit der Handwäscherei?
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abzurufen
Für die trauernden Hinterbliebenen:
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Darmſtadt, den 9. Mai 1929.
Beſſungerſtr. 38.
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R
K
Seite 10
Freitag den 10. Mai 1929
Nummer 129
Reich und Ausland.
Mie
Jantunf.
Luftſchiffverbindung
Kalfaener-Hhanaf Mien.
Waſhington. Eine Gruppe amerikaniſcher
Bankfirmen iſt an die Regierung mit dem Plan
her=
angetreten, eine Luftſchiffverbindung zwiſchen
Kali=
fornien und den Hawaii=Inſeln (2400 Meilen)
ein=
zurichten. Es ſollen zu dieſem Bwecke vier
Nieſen=
luftſchiffe von je 6½ Millionen Kubikfuß Inhalt, alſo
doppelt ſo viel wie „Graf Zeppelin” bei der Goodtear
Bepbelin=Geſellſchaft in Akro beſtellt werden. Dieſe
Schiffe ſollen 60 bis 100 Paſſagiere und 10 bis 20
Tonnen Poſt und Stückgut beſördern. Die
Durch=
führung des Planes hängt davon ab, ob die
ameri=
kaniſche Regierung der Luftſchiff inie eine
Unter=
ſtützung gewährt und die Poſtbeförderung geſtattet.
Unter Umſtänden ſoll der Luftſchiffverkehr ſpäter nach
Tokio, Südamerika und Europa ausgedehnt werden.
Die an dem Plan intereſſierten Luftverkehrs=
Sach=
verſtändigen haben erklärt, ſie wollten zunächſt das
Ergebnis des Fluges „Rund um die Welt” abwarten.
das das Luftſchiff „Graf Zeppelin” demnächſt
unter=
nehmen ſoll.
Das Autvunglück in der Braubachſtraße.
Das dritte Todesopfer.
Frankfurt a. M. Wie wir erfahren, iſt der
Kaufmann Hermann Rings, der bei dem
Zuſammen=
ſtoß zwiſchen einem Auto und einem Motorrad Ecke
Braubachſtraße—D)mſtraße in dem Auto ſaß und
verletzt wurde, in einem hieſigen Krankenzaus
ge=
ſtorben. Damit hat dieſer Unfall das dritte
Todes=
opfer gefordert.
Schweres Flugzeugunglück bei Kaſſel.
Das auf dem Flug von Prag nach Rotterdam
be=
findliche Flugzeug der Tſchechoflowakiſchen
Luftver=
kehrsgeſellſchaft mißte geſtern in der Nähe von
Eiter=
hagen, etwa 20 Kilometer ſüdöſtlich von Kaſſel, eine
Zwiſchenlandung vornehmen. Dabei wurde die
Ma=
ſchine zerſtört. Der Kaufmann Franz Peters aus
Münſter, der Führer des Flugzeuges, Leitſep=Prag,
und der Bordmonteur Holik=Prag kamen ums Leben.
Beobachtung der totalen Sonnenfinſternis
am 9. Mai.
Hamburg. Die von der Hamburger
Stern=
warte nach den Philippinnen entſandte Expedition
meldet von der Inſel Cebu, daß die geſtrige totale
Sonnenfinſternis bei wolkenloſem, aber etwas
dun=
ſtigem Himmel gut zu beobachten war, und daß eine
größere Anzahl von photographiſchen Aufnahmen der
Sonneneorona gemacht wurden.
Ein Eſſener Flieger in Wien tödlich abgeſtürzt.
Wien. Auf dem Flugfeld in Aſpern hat ſich ein
tödlicher Unfall ereignet. Das Todesopfer iſt der
Flugzeugführer Wilhelm Meio aus Eſſen, der von
den Deutſchen Phöniswerken in Düſſeldorf die
Sport=
maſchine D. 1444 mit der Eiſenbahn nach Wien
ge=
brachte hatte, um ſie hier vorzuführen. Meio hatte
bereits mehrere Probeflüge ducchgeführt. Mittwoch
abend zeigte er abermals verſchiedene tollkühne
Flug=
kunſtſtücke. Als ſich das Flugzeug etwa in 20 Meter
Höhe über der Erdoberfläche befand, ſahen die
Zu=
ſchauer, wie Meio aus dem Flugzeug ſenkrecht zu
Boden ſtürzte, wo er als zerſchmetterte Leiche
auf=
gefunden wurde. Das Flugzeug, das einige
Augen=
blicke ſpäter abſtürzte, iſt vollkommen zertrümmert.
Die Augenzeugen gaben an, daß der Abſturz erfolgte,
als der Flieger während des Fluges von Sturzflug
zum Rückenflug übergehen wollte. Es wurde
feſt=
geſtellt, daß die Anſchnallgurte geriſſen waren,
wo=
durch der Todesſturz des Flugzeugführers erfolgt
ſein mußte.
58 Wohnhäuſer eingeäſchert.
Budapeſt. In der Gemeinde Megtzaſo bei
Szerenes (Komitat Lemplen) fing am Donnerstag
mittag der Rauchfang eines Wohnhauſes Feuer, das
von dem herrſchenden heftigen Sturm begünſtigt, raſch
um ſich griff. Dem Brand fielen in kurzer Zeit 58
Wohnhäuſer mit ſämtlichen Nebengebäuden zum
Opfer. Am Nachmittag gelang es den vereinten
Kräften aller Feuerwehren der Umgebung, die
wei=
tere Ausdehnung des Brandes zu verhindern. Zwei
Perſonen erlitten ſchwere Nauchvergiſtungen, zwei
andere wurden ſchwer verletzt.
Erſchießung eines Einbrechers.
Baſel. Ein Einbrecher, der in der Nacht zum
Dienstag in Bürich einen Einbruchsdiebſtahl verübt
und dabei etwa 1000 Franken entwendet hatte, konnte
in Baſel ermittelt werden. Als ihn die Polizei
feſt=
nehmen wollte, bedrohte er die Beamten mit dem
Revolber, worauf er von einem Poliziſten durch
einen Revolverſchuß tödlich verletzt wurde.
Die 500=Jahrfeier für Jeanne d’Arc in Orléaus.
Paris. Am Mittwoch begannen in Orléans die
Jubiläumsfeſtlichkeiten für Jeanne dAre.
Staats=
präſident Doumergue begab ſich in Begleitung des
engliſchen Botſchafters Tyrell, des
Miniſterpräſiden=
ten Poinearé, des Kriegsminiſters Painlebé, des
Unterrichtsminiſters Marraud ſowie des
Senats=
präſidenten und des Vizepräſidenten der Kammer
nach Oléans. Um zehn Uhr fand in der Kalhedrale
eine große Kirchenfeierlichkeit ſtatt, worauf ſich ein
Feſtzug nach dem alten Fort begab.
Verunglückte Bergleute.
Oslo. In einer norwegiſchen Grube wurden
brei Arbeiter durch einen herabſtürzenden
Geſteins=
block im Gewicht von etwa 9 Tonnen getötet.
Geheimrat Stimming mauert die Urne in den Grundſtein ein.
Die Grundſteinlegung zu der Rieſenſchleuſe bei Bremerhaven geſtaltete ſich zu einem feierlichen
Akt aller an der deutſchen Schiffahrt intereſſierten Kreiſe. Geheimrat Stimming, der
Generaldirek=
tor des Norddeutſchen Lloyd, mauerte eigenhändig die Urne mit der Gründungsurkunde in den
Grundſtein ein.
Von der Allgemeinen Wafferſporkausſkellung in Poksdam.
Ein unſinkbares Paddelboot
wurde auf der Allgemeinen Waſſerſportausſtellung in Potsdam vorgeführt. Das Boot iſt nach dem
Prinzip des Eskimokajaks gebaut. Der Fahrer iſt waſſerdicht in das Boot eingebunden und kann
ſich beim Kentern mühelos wieder aufrichten. Das Boot iſt ſo leicht, daß es bequem von einer
Dame auf der Schulter getragen werden kann. Unſer Bild zeigt das Boot beim Wiederaufrichten
nach dem Kentern, links unten vor Beginn der Fahrt.
Eigenarkiges Manöverunglück in Amerika.
Zwei Rieſentanks ſtoßen aufeinander.
Zwei mächtige Tanks — wahre Ungeheuer der Neuzeit — fuhren bei einer Gefechtsübung in
Ame=
rika infolge falſcher Steuerung aufeinander. Nur unter Einſatz von techniſchen Truppen gelang es,
die beiden Ungetüme, die ſich ineinander gleichſam verbiſſen hatten, voneinander zu trennen. Die
Mannſchaft der beiden Tanks kam mit leichteren Verletzungen davon. Doch die fürchterlichen
Kriegs=
maſchinen ſelbſt haben großen Schaden erlitten.
(p) Stambul. Der Wunſch, ſich zu
moderni=
ſieren, bringt in der Türkei neben vielen
Fortſchrit=
ten auch mancherlei Torheiten zum Vorſchein. Dahin
gehören die Schönheitskonkurrenzen. Die Türkin, die
ſich noch vor wenigen Jahren entehrte, wenn ſie einem
Fremden mit unverhülltem Geſicht entgegentrat, wird
dadurch in die Verſuchung gebracht, nicht nur ihr
Antlitz bloßzuſtellen. Denn die Entwicklung ſchreitet
ſchnell. Als im vorigen Jahre der Verſuch zum
erſten Male gemacht wurde, da meldeten ſich nur
einige Kinokaſſenmädel zur Konkurrenz, von denen
keine einzige türkiſchen Blutes war. Jetzt iſt das
ganz anders!
Es gibt augenblicklich gleich zwei
Schönheitskon=
kurrenzen, davon eine für die ſchönſten und
ſchneidig=
ſten Männer. Ueber dieſen Verſuch, unter den
Män=
nern der Vürkei Narzißnaturen zu züchten, wollen
wir hinweggehen, er iſt zu geſchmacklos. Die andere,
die weibliche Schönheitskonkurrenz, hat die
ange=
ſehene Zeitung „Republique” veranſtaltet. Und zwar
in der Form, daß die Bewerberinnen ihre Bilder
einſenden, und daß dann die Leſer die Schönſte mit
Stimmenmehrheit wählen. Den Anreiz zur
Kandi=
datur auf die größte Schönheit ſchafft die Zeitung
mit dem Verſprechen, ſämtliche Bewerberinnen nach
Beendigung der Konkurrenz „ganz wie echte
Film=
ſtars” zu filmen. Ja, wenn das nicht ziehen würde!
Unter den Bedingungen für den Wettbewerb iſt aber
auch geſagt, daß nicht nur das Geſicht, ſondern auch
die Geſtalt entſcheidend ſei. Bislang ſind die Bilder
von 50 Bewerberinnen veröffentlicht, darunter waren
38 Türkinnen, die noch vor wenigen Jahren den
Schleier trugen und die ſich heute faſt im
Evas=
koſtüm von Preſſephotographen für die Oeffentlichkeit
knipſen ließen. Man lernt am Goldenen Horn ſehr
ſchnell um: Eine Bewerberin iſt 13 (dreizehn) Jahre
alt — der Schleier iſt wirklich gründlich überwunden.
Eine gefährliche Tänzerin.
Auf dem Pariſer Boulevard Poiſſonniere hat
dieſer Tage ein Eiferſuchtsdrama ſich zugetragen, das
die Welt der internationalen Vergnügungsſtätten
vom Montmartre zum Hintergrund hat. Der Tänzev
Torrini hat auf ſeinen Partner Young Franeis,
einem früheren Boxer, ſieben Revolverſchüſſe
abge=
geben und ihn mit drei Schüſſen ſchwer verletzt.
Young Franeis war früher mit Fräulein Maryſe,
einer bildhübſchen Erſcheinung, aufgetreten, ſpäter
heten die beiden Torrini noch als Tanzpartner
auf=
genommen und traten auf dem Montmartre in einem
„Valfe dAmour” auf. Young Franeis glaubte ſich
von Marhyſe mehr und mehr zugunſten von Torrink
vernachläfſigt — grundlos, wie dieſe jetzt angibt. Auf
dem Bouletbard iſt es dann zu dem Zuſammeaſtoß
gekommen. Young Franeis entdeckte Maryſe in
Ge=
ſellſchaft von Torrini vor einem Café. Young Franeis
verſuchte angeblich, ſich unter ein Auto zu werfen,
ſtürzte ſchließlich auf Maryſe, und Torrini ſchoß in
blinder Wut, um Maryſe zu beſchützen. — De:
Zu=
ſtand von Young Franeis, der operiert wurde, iſt
ſehr ernſt. Torrini wurde verhaftet. Die Schönheit
der Maryſe ſcheint ſehr gefährlich zu ſein. Vor gwei
Jahren hat ein Liebhaber von ihr Selbſtmord
ver=
übt. Schon früher hat ſie ſich von zwei Partnern
trennen müſſen, da es bei ihnen fonſt ebenfiulls zu
einem Eiferſuchtsdrama gekommen wäre.
Ozeanflugpläne.
NewYork. Kapitän Lyon, der Pilot der
„Southern Croß”, hat die ihm zugeſchriebene Abſicht,
einen zwiſchenlandungsloſen Weltflug zu machen, in
Abrede geſtellt. Immerhin blant er im Sommer
einen Ozeanflug von Boſton nach Crotzdon bei
Lon=
don und zurück. Dem Flug Boſton-London ſoll ein
zwiſchenlandungsloſer Flug von Paſſadena in
Kali=
fornien nach Boſton vorausgehen. Außer aus Lyon
wird die Beſatzung des Flugzeugs noch aus Kapitän
Lancaſter und dem Flieger Keith Miller beſtehen.
Letzterer hat im vergangenen Jahr in dem
Leicht=
flugzeug „Red Roſe” den Flug Crohzdon-Auſtralien
ausgeführt. — Wie Oberſt Eaſterwood dieſer Tage
dem Präſidenten Hoover mitteilte, hat er in Italien
mit Muſſolini eine Beſprechung wegen des Flugs
Rom—Amerika gehabt. Bekanntlich ſind für einen
Flug von Nom nach Dallgs in Texas mit einer
Zwiſchenlandung in New York immer noch B000
Dollar ausgeſchrieben. Bis jetzt ſoll je eine
Bewer=
bung für dieſen Preis aus Deutſchland und aus
Italien vorliegen.
Der ſparſame Magiſtrat von Konſtantinopel.
(h) Stambul. Was ſollte man nur mit dem
alten Plunder der alten Epoche beginnen?. Mit den
15 000 Hausnummer=, 8000 Straßen=, 5000 Automobil=
und 3800 Bootsſchildern aus Emaille, die nach der
Einführung der lateiniſchen Schriſt in der ganzen
Türkei gegen neue eingetauſcht werden mußten.
Dieſes gewichtige Problem beſchäftigte die
ehrwür=
digen Stadwäter von Konſtantinopel nach der
er=
gebnislos verlaufenen Auktion, auf der die
Emaille=
täfelchen an die meiſtbietenden Intereſſenten
ver=
ſteigert werden ſollten. Es meldeten ſich leider nicht
nur keine meiſtbietenden, ſondern überhaupt keine
Kunſtſammler, und eigenartigerweiſe blieben der
Ver=
ſteigerung ſelbſt die Altwarenhändler fern. Da war
guter Rat teuer. Endlich wartete einer nach
lang=
wierigen Debatten mit der epochalen Idee auf, man
möge die Schilder in das Meer verſenken. Dieſer
Magiſtratsbeſchluß ſollte mit Begeiſterung
angenom=
men werden, da fiel es aber einem anderen
Stadt=
verordneten ein, daß dieſes Verſenkungsmanöver
lei=
der Geld koſten würde. Und dieſe Ausgabe könne ſich
die Stadt nicht leiſten. Die ſparſamen Herren von
Konſtantinopel ſahen dies ein und verwarfen den
netten Gedanken. Eigentlich ſchade: auf dieſe Weiſe
hätte man für hiſtoriſche Funde kommender
Genera=
tionen vorgeſorgt! Vielleicht kommen aber die
Meer=
forſcher des 21. Jahrhunderts doch noch auf ihre
Rechnung, denn der Magiſtrat beſchloß, die veraltten
Schilder dem zu ſchenken, der die Unkoſten der
Ver=
ſentung mit übernimmt. Ob ſich ein derartiger
„Lokalpatriot” findet?!
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Marginet 1.8
Freitag, den 10. Mai 1929
Seite 11
Iueo. Hundant am Hinnerfahetsing.
Neckarau geſchlagen!
Die Ausſichten des VfL. Neckarau, zweiter ſüddeutſcher
Ver=
treter für die deutſche Fußballmeiſterſchaft zu werden, haben ſich
wieder verſchlechtert, denn die Mannſchaft, die am Sonntag noch
in München den auffehenerregenden Sieg über Bayern München
erringen konnte, wurde am Himmelfahrtstage auf eigenem Platze
von der Eintracht Frankfurt verdient mit 1:2 (1:0) Treffern
ge=
ſchlagen. Für die Beſetzung des zweiten Tabellenplatzes iſt es
jetzt entſcheidend, wie Neckarau und Bayern München in ihren
Spielen gegen den 1. FC. Nürnberg abſchneiden werden. Die
Tabelle der Meiſterrunde weiſt folgendes Bild auf:
ſonſt gab es im Süden noch eine Anzahl von Privat= und
Pokal=
ſpielen, die vielfach intereſſante, zum Teil auch überraſchend hohe
Ergebniſfe brachten. Die Ergebniſſe:
Nunde der Meiſter.
In Neckarau: VfL. Neckarau — Eintracht Frankfurt . 1:2 (1:0)
Troſtrunde Südoſt.
In Stuttgart: VfB. Stuttgart — ASV. Nürnberg . 6:2 (2:1)
Um den Beo=Pokal.
Germania Bieber — Haſſia Bingen . . . . 3:5
FV. 93 Hanau — SV. Wiesbaden . . . . 2:2
Um den Weſtmark=Pokal.
FV. Saarbrücken — Sportfreunde Saarbrücken 0:0
Geſellſchaftsſpiele.
FC. Mühlburg — Rot=Weiß Frankfurt . .: 1:0
3:2
FC. Freiburg — Germania Brötzingen
3:3
Sp. Vg. Freiburg — FC. Villingen
1:10
SSV. Roſenheim — Wacker München
8:1
München 1860 — MSV. München
Stadtelf Baden=Baden — Karlsruher FV. 1:7
P.f.2. Necarau verlierk gegen Einkracht Frankfurk
Die 10 000 Zuſchauer, die am Donnerstag in Neckarau zum
Platz an der Altriper Fähre kamen, hatten dieſe Enttäuſchung
kgum erwartet. Um ſo veniger, als die Zeilfelder=Elf noch am
letzten Sonntag in München gegen die „Bayern” einen großen
Sieg erfochten hatten und umſoweniger, als Neckarau das
Vor=
ſpiel in Frankfurt gegen die Eintracht 4:2 gewonnen hatte. Aber
es erwies ſich wieder einmal, daß die Eintracht neuerdings
wie=
der in großer Fahrt iſt und daß eine gut disponierte Eintracht
zu den gefährlichſten und beſten Mannſchaften Süddeutſchlands
zählt. Die Eintracht war techniſch und taktiſch glatt überlegen.
Während man bei ihr ein ſehr ſchönes Zuſammenarbeiten der
einzelnen Mannſchaftsteile und ſehr feine Kombinationszüge ſah,
bot Neckarau vornehmlich Einzelaktionen. Der gefährlichſte Mann
der Einheimiſchen, der große Goalgetter Zeilfelder, wurde von
den Frankfurtern gut abgedeckt. Schon in der erſten Halbzeit
hatte die Eintracht mehr vom Spiel. Aber Neckarau war
glück=
licher und konnte durch Strehl in Führung gehen. Nach der
Pauſe dominierten die Gäſte ſtändig, ſie konnten auch im
An=
ſchluß an zwei Strafſtöße den verdienten Sieg für ſich buchen.
V.ſ.B. Skukkgart — A.5.P. Nürnberg 6:2 (2:1).
Die V.f.B.=Mannſchaft hatte weitere Leute aus der
Jugend=
mannſchaft in ihren Reihen, die ſich gut bewährten. In der
zweiten Halbzeit hatte die Elf ſofort nach Beginn eine ganz
große Viertelſtunde, die 3 Treffer brachte und den Sieg
ſicher=
ſtellte. In dieſer Zeit ſpielte die Elf geradezu beſtechend. Der
Ball wanderte wie am Schnürchen von Mann zu Mann.
Be=
ſonders hervor tat ſich die vorzügliche Verteidigung, aber auch
die Läuferreihe war durchaus auf der Höhe. Im Sturm glänzten
die beiden wendigen Flügel. Die Nürnberger kamen bei der
glänzenden Form der Gaſtgeber nicht zum Zuge. Die Elf ſpielte
ohne jeden Zuſammenhang und verlegte ſich mehr auf
Einzel=
leiſtungen, die aber bei dem guten Schlußtrio der
Bewegungs=
ſpieler von vornherein wenig Ausſicht auf Erfolg hatten. Auch
die Nürnberger hatten in der ſoliden Verteidigung ihre Stärke.
Dagegen fiel die Läuferreihe vollkommen aus. Im Sturm
waren die Gebrüder Scherm auf dem rechten Flügel weitaus am
beſten. Der Linskaußen Lang wurde beim Stande von 5:2 von
dem umſichtigen und energiſchen Schiedsrichter Hannewald=
Frankfurt a. M. vom Felde verwieſen (Tätlichkeit!). 2000
Zu=
ſchauer.
Endſpiele in Weſtdeutſchland.
Der Vorrundenkampf beendet.
Die Qualifikationskämpfe für die eigentliche Endrunde um
die Weſtdeutſche Fußballmeiſterſchaft ſind jetzt bis auf ein —
ziemlich belangloſes Spiel beendet. Für die Schlußrunde haben
ſich aus der Gruppe Nord Schalke 04 und Meidericher
Spiel=
verein, aus der Gruppe Süd Boruſſia M.=Gladbach und Fortung
Düſſeldorf qualifiziert. Leer ausgegangen ſind die
Bezirks=
meiſter Sp.Vg. Herten (Weſtfalen), Hüſten 09 (Südweſtfalen),
F. V. Neuendorf (Mittelrhein) und Kaſſel 03 (Heſſen=Hannover).
Die Tabellen weiſen nach Schluß der Vorrundenkämpfe folgenden
Stand auf: Gruppe Nord: 1. Schalke 04 6:0 Punkte. 2.
Meide=
richer Sp.V. 4:2 Punkte. 3. Sp.Vg. Herten 2:4 Punkte. 4. Hüſten
09 0:6 Punkte. — Gruppe Süd: 1. Fortuna Düſſeldorf 5:1 P.
2. Boruſſia M.=Gladbach 3:1 P. 3.. F.V. Neuendorf 2:4 Punkte.
4. Kaſſel 03 0:4 Punkte. Es ſteht alſo nur noch das Spiel
Bo=
ruſſia M.=Gladbach gegen Kaſſel 03 aus, das am Sonntag
aus=
getragen wird. An dieſem Tag kommt auch das erſte Spiel der
Endrunde zwiſchen Schalke 04 und Fortuna Düſſeldorf zur
Ab=
wicklung. — Der Himmelfahrtstag brachte im Düſſeldorfer
Rhein=
ſtadion noch ein Vorrundenſpiel:
Fortung Düſſeldorf — Boruſſia M.=Gladbach 2:2.
Germanig Bieber-Hafſig Bingen 3:5 (1:1).
Einen überraſchenden Ausgang nahm das Spiel in der
Gruppe I um den Beo=Pokal in Bieber. Wider Erwarten mußten
ſich die Germanen verdient geſchlagen bekennen und büßten
da=
durch zwei wertvolle Punkte ein. Die Urſache liegt in dem
gänz=
lichen Verſagen der eingeſtellten beiden Erſatzleute. Bereits in
der erſten Hälfte diktierten die Gäſte mit dem Winde im Rücken
die Geſchehniſſe auf dem Spielfelde und gingen auch in der
16. Minute durch ein von Kühnle erzieltes prächtiges Tor in
Führung. Durch einen etwas harten, aber gerechten Elfmeter
erzwang Bieber noch vor der Pauſe den Ausgleich. In der
zwei=
ten Hälfte hatte Bieber etwas mehr vom Spiel und konnte auch
einen Eckball durch Kopfſtoß verwandeln. Ein weiterer Elfmeter
ſtellte das Ergebnis auf 3:1 für Bieber. Jetzt gingen die Gäſte
zu einem famoſen Endſpurt über. Innerhalb kurzer Zeit kamen
ſie durch Groß und Hees zum Ausgleich. Die Bieberer
Hinter=
manſchaft wurde jetzt nervös. Die Gäſte nützten zwei Fehler der
Verteidigung geſchickt aus und kamen durch Groß und Kühnle
zu zwei weiteren Treffern, die den Sieg ſicherſtellten. Das Spiel
war hart und zeitweiſe ſogar unfair.
Fußball=Länderkampf Frenkreich — England 1:4.
Vor 25 000 Zuſchauern wurde am Himmelfahrtstage im Stade
de Colombes bei Paris der Fußball=Länderkampf England —
Frankreich durchgeführt. Die britiſchen Profeſſionals konnten
zwar die franzöſiſchen Amateure glatt 4:1 (Halbzeit 1:0) Treffern
ſchlagen. Dennoch boten ſie aber eine Enttäuſchung, da ſie ohne
Zuſammenhang, ohne beſonders aufregende Leiſtungen und
ziemlich luſtlos ſpielten. Die Franzoſen zeigten großen Eifer
und ſetzten den zum Teil guten Einzelaktionen der Briten hacten
Widerſtand entgegen.
Englands Fußballe Meiſter in der Schweiz.
Young Fellows Zürich ſpielte am Himmelfahrtstage gegen
den neuen engliſchen Fußballmeiſter Sheffield Wednesday. Die
britiſchen Profis ſchoſſen bei überlegenem Spiel in der erſten
Halbzeit drei Tore, beſchränkten ſich aber in der Folge darauf,
die Schweizer zu keinem Gegentreffer kommen zu laſſen und
ſelbſt ein ſchönes Feldſpiel zu zeigen. Offenbarungen brachte das
Spiel gerade nicht.
5. C. Union 1913 e.B. — Germ. 9berroden 1:0 (1:0)
Nach Ablauf der Wartezeit ſtellten ſich dem Schiedsrichter,
einem Herrn Feth aus Sandhofen, die beiderſeitigen
Mann=
ſchaften in den zurzeit ſtärkſten Aufſtellungen; bei Union ſah man
daher die gleiche Vertretung wie am Vorſonntage gegen Not=
Weiß V.f.R. Mit Anſtoß entwickelt ſich ſofort ein ſehr flottes
Spiel. Beide Parteien arbeiteten ſehr ſchöne Torgelegenheiten
heraus. Die Torſchüſſe des Oberrodener Sturms wurden eine
Beute des Darmſtädter Hüters. Bei Union nutzte man nicht alle
herausgearbeiteten Torchancen aus, insbeſondere Bopp hatte
heute ein großes Pech. Es gelang den Einheimiſchen, in der
26. Minute in Führung zu gehen. Oberroden legte von da ab
noch einen größeren Eifer an den Tag und hatte Union große
Arbeit zu leiſten, um einer Niederlage zu entgehen. In der
2. Halbzeit hatten die Beſſunger mehrmals Gelegenheit, ihren
Sieg zu erhöhen, aber auch hier blieb der Erfolg aus. In den
letzten 20 Minuten raffte Oberroden ſich nochmals auf, um
wenig=
ſtens noch einmal Unentſchieden herauszuholen, aber dies blieb
der Elf verſagt. Man trennte ſich daher mit dem knappen Sieg
der Beſſunger 1:0.
Oberroden ſtellte eine ſehr flinke und ſchußkräftige Elf ins
Feld. Verlegt ſich dieſe Mannſchaft noch etwas auf techniſches
Spiel, ſo wird ſie unbedingt im neuen Verbandsjahr manchem
Verein das Nachſehen geben und unter den Spitzenreitern zu
ſuchen ſein. Union zeigte heute innerhalb des Sturmes nicht im
geringſten die Leiſtungen vom Vorſonntage, obwohl auch hier
nicht ſchlecht geſpielt wurde. Es ſei den Spielern nochmals ins
Gedächtnis gerufen, nicht nur Zuſammenſpiel und techniſches
Können entſcheidet, ſondern mit führend iſt ein kräftiger Torſchuß.
Die Beſſunger Reſerveelf war mit ihrem Gegner nicht ſo
gnädig, ſondern brachte ihm eine 5:1=Niederlage bei. Das
Ne=
ſultat kennzeichnet zur Genüge, daß Unions Erſatzliga gut bei der
Sache war. Hervorzuheben iſt bei beiden Spielen die gezeigie
Fairneß. Die Juniorenmannſchaft gewann gegen die 1. Jgd. 3:0.
Handhall.
Polizei Darmſtadt-Polizei Butzbach 9:1 (5:0).
Auch das letzte Verbandsſpiel iſt von der Polizei Darmſtadt
ſiegreich unter Dach gebracht worden. Gleich zu Beginn
ent=
wickelte ſich ein flüſſiges Spiel, das die Darmſtädter dauernd im
Vorteil ließ. Die Butzbacher haben ſehr an Spielſtärke
zugenom=
men. Wenn ſie auch in dieſem Jahr die Liga verlaſſen, ſo
wer=
den ſie bei dieſer Spielſtärke das nächſte Mal beſtimmt wieder
aufrücken. Die Mannſchaft iſt ſehr flink und hat auch ein gutes
Zuſammenſpiel. Das Spiel mußte auf dem Trainingsfeld
aus=
getragen werden. Trotzdem ſpielten die Darmſtädter Poliziſten
zufriedenſtellend. Die Tore für Darmſtadt ſchoſſen: Koch 4,
Schliffer 3, Jans und Huber je 1. Dieſes Spiel war das letzte
Training für das am kommenden Sonntag um 4 Uhr
ſtattfin=
dende Vorrundenſpiel um die Deutſche Meiſterſchaft. Der
Schiedsrichter, ein Herr vom Sportverein Wiesbaden, leitete
zufriedenſtellend.
Die 2. Mannſchaft verlor gegen Mainz 05 4:5.
Damen Groß=Gerau-Polizei Darmſtadk 0:4.
Die Damenhandballabteilung der Polizei trat erſtmalig an
die Oeffentlichkeit und konnte von Groß=Gerau mit einem Sieg
nach Hauſe kommen. Die Damen der Polizei ſpielten von
An=
fang bis zum Schluß überlegen. Groß=Gerau hatte noch großes
Elück, ſonſt wäre die Niederlage noch größer geweſen.
Berliner Hockey-Meiſterſchaft.
Das erſte Entſcheidungsſpiel.
Im Kampf um die Brandenburgiſche Hockey=Meiſterſchaft
führte am Himmelfahrtstage den Berliner H.C. und den
Bei=
liner S. V. 92 zuſammen. Das mit großer Spannung erwartete
Treffen brachte ein unentſchiedenes Ergebnis von 1:1 (Halbzeit
1:1). Der BHC. überraſchte angenehm, obwohl, er ohne Dr.
Landmann, ſeinem ausgezeichneten Mittelſtürmer, antreten
mußte. BHC. ging durch eine Strafecke in Führung, der BSV.
92 erzielte durch einen Alleingang von Boche den Ausgleich).
Beim Spiel machte ſich der ſandige Boden ſehr ſtörend
be=
merkbar.
G. P. Blaſchkes letzte Fahrt geſtaltete ſich zu einer
impoſan=
ten Trauerfeier, an der am Donnerstag in Kiel ſich eine
unüber=
ſehbare Trauergemeinde eingefunden hatte.
In dem Fußballſtädteſpiel Bern—Köln ſiegten die
Schwei=
zer 2:1 (1:1).
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Nummer 129
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Lacoſte und 6089 Zuſchauer bei Blauweiß.
Der Franzoſe ſchlägt Dr. Landmann und Froitzheim ſicher.
Das erſte Gaſtſpiel des famoſen franzöſiſchen Tennisſpielers
Rene Lacoſte in der Reichshauptſtadt brachte dem Blauweiß=Klub
den größten Publikumserfolg ſeit Beſtehen der neuen Anlage.
Schon zu den Vormittagsſpielen hatten ſich etwa 2000 Zuſchauer
eingefunden, die bei warmem Wetter Zeugen ſportlich wertvoller
Kämpfe wurden.
Zuerſt ſchlug die franzöſiſche Meiſterin, Frau Mathieu, mit
6:4, 6:1 Frau von Recnizek. Nur im erſten Satz konnte die
Ber=
linerin ihrer Gegnerin, die ungemein ſicher ſpielte, einigen
Widerſtand entgegenſetzen. Dann ſchlug Lacoſte nach ſchönem
Spiel Dr. Landmann 6:2, 6:4. Landmann ſchien das
Grundlinien=
ſpiel von Lacoſte ſehr zuzuſagen. Er lieferte ſeinem großen
Widerſacher einen Kampf, deſſen Qualitäten das Ergebnis nicht
ganz erkennen läßt. Kuhlmann beſiegte den unter Form
ſpielen=
den Franzoſen Bouſſus 6:3, 6:3. Du Plaix bezwang den ſich
tapfer wehrenden. H. Heidenreich 5:7, 6:3, 6:2.
Die Nachmittagsſpiele leitete der Kampf zwiſchen Lacoſte und
Altmeiſter Froitzheim ein. Auf dem zum erſten Male
überfüll=
ten Stadionplatz ſiegte Lacoſte mit 6:2, 2:6, 6:1. Dem
Wies=
badener gelang es durch kluges Spiel, dem 21 Jahre jüngeren
Franzoſen den zweiten Satz mit 6:2 abzunehmen. Von dieſen
Anſtrengungen infolge des Altersunterſchiedes ermattet, gab
Froitzheim die nächſten vier Spiele im dritten Satz punktlos ab.
Nach dem 4:1, 5:1, endete dieſer Satz mit 6:1 zu Gunſten des
Franzoſen.
Gegen die großen Kämpfe Lacoſtes verblaßten die übrigen
Begegnungen. Nach einer Pauſe, in der Fiſher=O’Conell gegen
Lorenz=Dr. Deſſart 7:5 ſpielten, traten Lacoſte=Bouſſus gegen
Lorenz=Dr. Deſſart an. Erwartungsgemäß ſiegten die Franzoſen
6:4, 6:2. Bei den Deutſchen war Dr. Deſſart der Beſſere. Du
Plaix gewann auch ſein zweites Einzelſpiel gegen Frentz=
Ham=
burg 6:1, 6:4. Den Beſchluß machten Frau Mathieu=Bouſſus
und Frau von Reenizek=Kuhlmann. Auch hier gab es einen
franzöſiſchen Sieg mit 6:2, 6:1. — Damit war der größte Tag in
der Geſchichte des Berliner Tennisſportes vorüber.
Heidelberger Tenniskurnier.
Das Heidelberger Tennisturnier hat quantitativ wie
quali=
tativ eine ausnezeichnete Befetzung erhalten. Trotz des
ungün=
ſtigen Wetters gab es bereits am erſten Tage ſpannende Kämpfe.
Ergebniſſe: Herreneinzel um die Meiſterſchaft von Baden:
1 Runde: Dr. Buß — v. Knop. 6:1, 6:1; Hildebrand —
Mann 6:1, 6:0; Latour — Kirchgäßner 6:2, 8:2; Weihe — Friy
6:2, 6:1; Reinbel — Waldeck 7:5, 6:3; Kloper — Baudendiſtel
6:0, 6:2. — 2. Runde: Dr. Buß — Salmony 6:2, 7:5:
Goſe=
ſeich — Reinbel 6:4, 6:4. — Dameneinzel ohne Vorgabe:
Grä=
fin Bredow — Frl Janſa 6:1, 6:1; Frl. Krahwinkel — Frl.
Prakheiſer 6:1, 6:1; Frl. Herbſt — Frl. Winter 6:2, 6:1;
Herren=
doppel ohne Vorgabe: Fuchs/Goſewich — Kirchgäßner/Eliſſen
6:4, 6:1; Dr. Buß/Latour — Mann/Polack 6:0, 6:3,
Waldeck/Sal=
mony — Hildebrand/Schweiher 6:2, 3:6. — Gemiſchtes Doppel
ohne Vorgabe: Frl Fuß/Latour — Frl. Chriſtian/v. Knop 6:1,
G:4; Frl. Gilting/Henzler — Frl. Herbſt/Buß 1:6, 3:6; Gräſin
Bredow/Reinbel — Frl. Krahwinkel/Fuchs 4:6, 2:6.
Tennis- und Eisklub.
Auf dem Internationalen Tennisturnier in Wiesbaden,
ſvelches vom 2. bis 6. Mai ſtattfand, haben auch Darmſtädter
Spieler ſich ausgezeichnet und folgende Preiſe errungen: Damen=
Einzel, Klaſſe B, 3. Preis: Frl. M. Pfotenhauer. — Herren=
Einzel, Klaſſe B, 2. Preis: Hans Kleinlogel. — Herren=Doppel,
Klaſſe B, 1. Preis: Werner=Kleinlogel. — Gemiſchtes Doppel,
Claſſe B, 3. Preis: Frl. Fiſcher=Werner.
Wiesbadener Aukomobilkurnier.
Der Auftakt.
Mit einer Sternfahrt, dem Schönheitswettbewerb und der
Geſchicklichkeitsprüfung wurde das Internationale Wiesbavener
Automobilturnier am Mittwoch bzw. Donnerstag eingeleitet.
Von den 21 zur Sternfahrt gemeldeten Teilnehmern trafen
am Mittwoch 15 in Wiesbaden ein. Mercedes=Benz triumphierte
hier; denn die erſten fünf Plätze fielen, an dieſes Fabrikat.
Prinz zu Leiningen, der an der Südküſte von Spanien geſtartet
war und 1911 Kilometer Luftlinie zurücklegte (Straßenweg ca.
2100 Kilometer), wurde Erſter vor dem Berliner Hirthe (1910
Kilometer). Dritter wurde der bekannte Journaliſt Siegfried
Dverſchlag, der in Varna am Schwarzen Meer geſtartet war.
Die Eatfernung, die Doerſchlag zurückgelegt hat, betrug 1861
Kilometer Luftlinie.
Der Schönheitswettbewerb. am Himmelfahrtstagmorgen hatte
eine Rekordzahl von über 400 Wagen aller Gattungen vereinigt.
Die Preisrichter hatten keine leichte Arbeit, handelte es ſich doch
faſt durchweg um Qualitätswagen mit kaum merkbarem
Unter=
ſ hied. Die Wertung wurde nach dem äußeren Geſamteindruck,
Farbe, Zweckmäßigkeit und Inneneinrichtung, bei wenigen
Karoſſerien auch die Preiswürdigkeit, vorgenommen. Insgeſamt
kamen 83 erſte, 87 zweite und 96 dritte Preiſe zur Verteilung.
Am ſtärkſten vertreten waren zahlenmäßig die deutſchen Marken.
Neben den erſten, zweiten und dritten Preiſen wurden noch
ſolche mit beſonderer Auszeichnung verteilt. Den Vogel ſchoſſen
hier Vercedes=Benz, Horch, Iſotta Fraſchini, Rolls Roys,
Ca=
dillae, Brennabor, Adler, Hanomag, Opel, Stöwer, Citroen,
Simpſon Supra uſw. uſw. ab.
Am Nachmittag erfolgte dann die Geſchicklichkeitsprüfung,
die in dieſem Jahre beſonders, komplizierte Aufgaben an die
Fahrer ſtellte. Am ſchneidigſten bewältigte der bekannte
Renn=
fahrer Kappler=Gernsbach auf Simſon Supra die Hinderniſſe.
Allerdings gelang auch ihm eine völlig freie Durchführung nicht.
Beide Wettbewerbe wurden flott abgewickelt, die Organiſation
ließ in dieſer Beziehung keine Wünſche offen Beanſtandet und
ſcharf gerügt werden muß dagegen die direkt unwürdige
Behand=
lung der Preſſe ſeitens einer Anzahl von Funktionären.
Fortgeſetzt wird das Turnier am Freitag mit einer
Ballon=
verfolgung, während das Rennen „Rund um den Neroberg” am
Sonntag den Abſchluß des Turniers bildet. Hierzu haben
übrigens in letzter Stunde noch einige bekannte Fahrer ihre
Nennung abgegeben, ſo u. a. Gömöri=Frankfurt, Kappler=Gerns=
Lach, Stumpff=Mainz und Merck=Darmſtadt.
Die Ergebniſſe der Geſchicklichkeitsprüfung
am Himmelfahrtstag ſind folgende: 1Fritz Kappler=Gernsbach
Freitag, den 10. Mai 1929
auf Simſon Supra 91 Punkte; 2. Fritz Stauffer=Ludwigshafen
auf Dixi 92 Punkte; 3. Otto Glöckler=Frankfurt am Main auf
Hanomag 1:4 Punkte; 4. Lenhardt=Eſſen auf Chrysler 116 P.;
5. Wirg=Neuwien auf Opel 127 Punkte; 6. Vorſauer=Wiesbaden
auf Stower 129 Puukte; 7. Andreae=Frankfurt am Main auſ
Hauomag 139 Punkte; 8 Alfred Hirthe=Berlin auf Mercedes=
Benz 130 Punkte.
Goldener Kranz des Rürburgrings.
Paetzold vor Zündorf.
Die am Himmelfahrtstag auf dem Nürburgring abgehaltene
motorradſportliche Veranſtaltung „Goldener Kranz des
Nürburg=
rings” benannt, ging unter ungünſtigen Witterungsverhältniſſen
vor ſich. Strömender Regen und dichter Nebel ſtellte an die
Be=
werber die höchſten Anforderungen. In drei Vorläufen wurden
die Teilnehmer für den Endkampf ermittelt, der über zehn
Run=
den zu je acht Kilometer führte. Es gab ein ungemein
ſpannen=
des Rennen zwiſchen den beiden Kölnern Pgetzold auf Sunbeam
und Zündorf auf DKW., das erſterer mit knapp ſichtbarem
Vor=
ſprung. mit Reifenſtärke, zu ſeinen Gunſten entſchied. —
Ergeb=
nis: Goldener Kranz des Nürburgrings 80 Km. Endlauf:
1 Paetzold=Köln auf Sunbeam 51,32 Minuten: 2. Zündorf=Köln
auf DKW. (Reifenſtärke zurück); 3. Kiemel=Waldſee auf UT/Jap
51,/44 Min.; 4. Karpſtein auf AJS. 56,59 Min.
Großkgzisfiag auf der Opelbahn am Sonnkag.
Die Wichtigkeit der Veranſtaltungen auf der Opelbahn für
den Motorſporttreibenden allgemein, dann aber auch für die
er=
zeugende Induſtrie iſt in allen Kreiſen bekannt und geläufig. Die
Bedeutung dieſes Sportes auf der Opelbahn haben gerade auch
die beiden größten motorſporttreibenden Verbandsgruppen
unſe=
res Bezirkes, der Allgemeine Deutſche Automobil=Club, Gau 3a,
Heſſen und Heſſen=Naſſau, und der Deutſche Motoradfahrer=
Ver=
band, Landesgruppe Heſſen, Heſſen=Naſſau (FMC.) erkannt.
Trotz der ſchweren Zeit und trotz der ungünſtigen
wirtſchaft=
lichen Lage wurde aber auch ſeitens der intereſſierten Kreiſe die
Bedeutung der Opelbahnrennen klar erkannt, was am allerbeſten
die zahlreichen Anfragen auf die Rekordmeldeziffer beweiſen.
Ueber 70 der bekannteſten Rennfahrer von Deutſchland,
Frank=
reich, Italien, Belgien und Hollano, werden am 12. Mai ab 2 Uhr
nachmittags um den Siegerkranz kämpfen. Das Rennen wird in
6 Klaſſen gefahren, in ſechs beſonderen Läufen durchgeführt. Die
Rudelſtarts der einzelnen Felder, bei denen oft bis 30 Maſchinen
auf der Bahn im Kampf liegen, werden ein belebtes, intereſſantes
und ſpannendes Bild bieten. Eine große Anzahl wertvoller
Preiſe ſind ausgeſetzt. Fahrer wie Soenius, Vertua, der
Ita=
liener, im Revanchekampf mit Pätzold=Köln, Zündorf=Köln,
Wey=
res=Aachen, Elsner=Charlottenburg, Weidemann=Hannover,
Kür=
ten=Düſſeldorf, Möritz=München, Dobler=Stuttgart, Frentzen=Köln
und viele andere mehr; Fahrer, die im Motorradſport bekannt
ſind, bieten am ſicherſten Gewähr dafür, daß ein wirklicher Sport
erzielt wird. Die gute Beſetzung der einzelnen Klaſſen gilt nicht
zuletzt auch für die Seitenwagenklaſſen, die in zwei Kategorien
gefahren werden, der eine Lauf mit Maſchinen bis 600 ccm. und
der zweite mit Maſchinen bis 1000 ccm.
Seitens der Veranſtalter iſt alles in die Wege geleitet, um
den großen Andrang zur Opelbahn glatt abzuwickeln; Extra=
Züge, Omnibuſſe und Pendelverkehr zwiſchen Rennbahn und
Bahnhof Rüſſelsheim werden die Lage bemeiſtern. Fahrzeuge,
wie Wagen, Motorräder und Fahrräder können mit auf die Bahn
genommen und auf bewachten und unbewachten Parkplätzen
auf=
geſtet werden. Zwei große Lautſprecheranlagen und außerdem
eine überſichtlich aufgeſtellte Zeitentafel werden das Publikum
an allen Stellen der Bahn über den Ausgang der einzelnen
Ren=
nen ſofort orientieren. Das Rennen beginnt pünktlich um 2 Uhr.
Bereits am Vormittag findet das Training ſtatt. Das Ende des
Rennens dürfte etwa um 6 Uhr ſein. Auch für bequemen
Ab=
transport iſt geſorgt.
Fechlen.
Mannſchafkskämpfe im Florektfechken.
Gau Frankfurt gewinnt gegen Gaugruppe Heſſen mit 21:15 Siegen.
Die Beſten von Frankfurt waren Glück=TG. Eintracht mit
5 Siegen; Rotfuß=TG. Bornheim mit 4 Siegen; Römer=
Teu=
tonia mit 4 Siegen; die Beſten der Gaugruppe Heſſen: Schuchardt=
Marburg mit 4 Siegen; Pfeffer=Nauheim mit 4 Siegen und
Mulſch=Wetzlar mit 3 Siegen.
Gau Frankfurt — Tv. St. Johann Saarbrücken 8:8 Siege.
Die beſten Frankfurter: Sachs=Tv. 60 3 Siege; Rotfuß=TG.
Bornheim 2 Siege; Glück=TG. Eintracht 2 Siege; die beſten
Saarbrücker: Reelinger 3 Siege, Goſchler 3 Siege.
Meiſterſchaften der Hochſchulen.
Auf den Plätzen des Pol.=SV. Berlin kamen am
Himmel=
fahrtstage Vorrundenkämpfe zu den Deutſchen Hochſchul=
Meiſter=
ſchaften im Fußball, Handball und Hockey zur Durchführung. Im
Fußball beſiegte die Univerſität Hamburg die Techniſche
Hoch=
ſchule Dresden 2:0, die Univerſität Berlin erzwang gegen die
Univerſität Königsberg mit 3:2 Treffern erſt in der letzten
Minute die Entſcheidung. — Im Handball beſiegte die
Univer=
ſität Kiel die Univerſität Königsberg 7:2; Univerſität Berlin
ſchlug die Techniſche Hochſchule Dresden 6:5. Dresden legte wegen
einer angeblich falſchen Schiedsrichter=Entſcheidung Proteſt ein. —
Im Hockey kam es nur zu einem Spiel, da die Univerſität
Leip=
zig der Univerſität Berlin den Sieg kampflos überließ.
Uni=
verſität Hamburg fertigte die Univerſität Königsberg nach
Ver=
längerung 4:3 ab.
Gordon-Benekk=Ausſcheidung in Amerika.
Für das diesjährige Freiluftballonwettfliegen um den
Gor=
don=Benett=Pokal, das am 1. Oktober in St. Louis unter deutſcher
Beteiligung vor ſich geht, veranſtaltete der amerikaniſche
Luft=
fahrtverband einen Ausſcheidungswettbewerb zur Ermittlung
ſei=
ner Vertreter. Die Witterungsverhältwiſſe für den in Pittsburg
geſtarteten Ausſcheidungsflug waren ſo günſtig wie ſeit langen
Jahren nicht mehr, ſodaß faſt durchweg ſehr weite Diſtanzen
zurück=
gelegt wurden. Sieger blieb der Marine=Ballon 2, der in 42,18
Stunden 1450 Kilometer zurücklegte. Der Führer des Ballons,
Lt. Schloſſer, war anſcheinend nicht auf eine ſo lange Flugdauer
vorbereitet; denn er hatte während 36 Stunden keinerlei Nahrung
zu ſich genommen.
Eröffnung der Grunnewald=Bahn.
Als letzte der Berliner Rennbahnen eröffnete nun auch Grunewald
ſeine Tore. Es war ſozuſagen eine zweite Premiere; denn die
Eröff=
nungsrennen am 28. April mußten bekanntlich wegen Bauarbeiten nach
Hoppegarten verlegt werden. Die immer wieder imponierende
pracht=
volle Anlage auf der Vollblutkampfſtätte im Weſten Berlins war, trotz
des regendrohenden Wetters, dicht bevölkert, obgleich die ſportliche Seite
nicht allzu viel verſprach. Gleich im einleitenden Rennen ſtellte ſich
O. Schmidt im Sattel vor, natürlich lebhaft begrüßt; doch an
Kon=
dition fehlt es ihm noch. So mußte er bei ſeinem erſten Ritt auf dem
Weinbergſchen Simonides mit ſieben Pfund Uebergewicht in den Sattel
ſteigen, und gerade um dieſe Differenz wurde er von dem Hanielſchen
Eminenz geſchlagen. Der mit 2800 Mark ausgeſtattete Preis von
Stein=
eck vereinte ſechs Vertreter der beſten Ausgleichsklaſſe am Start.
Mei=
ſterpolier bewies hier unter Grabſch eine großartige Form durch einen
überlegenen Sieg gegen Liederkranz, der gerade im Ziel Silo für das
zweite Geld abfangen konnte, nachdem dieſer Hengſt in ſcharfer Fahrt
bis in die Gerade geführt hatte. Eine ausgezeichnete Leiſtung
voll=
brachte der dreijährige Planländer im Preis von Schweinert.
Plan=
länder gab ſeinen Gegnern einen Berg von Gewicht und ſiegte dennoch
leicht, womit er ſeinen vierten Sieg in dieſem Jahre feierte. Auch
Cſam=
pas, der den Preis von Jeſchkendorf überlegen vor Prellſtein einbrachte,
holte ſich damit ein drittes Rennen in der jungen Saiſon.
Rennen zu Grunewald.
Preis von Kalzig; 3500 Mk., 1400 Meter: 1. R. Haniels Eminenz
(O. Schmidt), 2. Simonides, 3. Moeve. Ferner liefen: Lefels, Lea,
Note Nelke, Wiesbaden, Mach voran. Tot. 90, Pl. 15, 11, 18:10. 1½
bis 1 Lg.
Preis von Pläswitz: 3500 Mk., 1200 Meter: 1. Frhr. S. A. von
Oppenheims Mynheer (Varga), 2. Kaltſchale, 3. Komm voran. Ferner
liefen: Grasnelke. Tor. 12, Pl. 11, 18:10. 1½—1 Lg.
Preis von Steineck; 8200 Mk., 1800 Meter: 1. M. Böhms
Meiſter=
polier (Grabſch), 2. Liederkranz, 3. Silo. Ferner: Avee Dieux, Faro,
Adiantum. Tot. 36, Pl. 16, 16:10. 2½ Lg.—Hals.
Preis von Schweinert; 4100 Mk., 1600 Meter: 1. K. Krahmers
Flamländer (Korb), 2. Karaber, 3. Mach voran. Ferner: Mont Dore,
Kurmärker, Tramontana. Tot, 50, Pl. 31, 22:10. ½—2½ Lg.
Preis von Jeſchkendorf; 5500 Mk., 2000 Meter: 1. W. Scharrs
Cſampas (Blume), 2. Prellſtein, 3. Landeshauptmann. Ferner:
Pa=
lamedes. Tot. 28, Pl. 14, 13:10. 2½—1½ Lg.
Verloſungs=Rennen; 6000 Mk., 1600 Meter: 1. W. Thiedes
Mara=
vedis (Lewicki), 2. Oreſtes, 3. Kadewitt. Ferner: Tarnhelm, Coriolan,
Orfando, Felſenſpitze, Faive Nature. Tot. 27, Pl. 12, 14, 19:10. ¼—2
Längen.
Preis von Brunſchwig; 3500 Mk., 1400 Meter: 1. H. Ahrens Vaſall
(Saidik), 2. Varasdin, 3. Olymp. Ferner: Prünas, Othello, Norge,
Rinaldo, Angulimala, Allerweltsmädel, Cäſarea, Roſenherzog, Octava,
Condja, Tannkönig. Tot. 80, Pl. 28, 49, 82:10. 1½—1 Lg.
Rennen zu Hamburg=Großborſtel.
Bahrenfelder=Rennen; 3500 Mk., 2000 Meter: 1. M. Böhms
Löwen=
herz II (Printen), 2. Vardar, 3. Skalde. Ferner liefen: Felix eſto,
Prince of Thule. Tot. 45, Pl. 32, 34:10. ½—2 Lg.
Heideroſe=Rennen; 3000 Mk., 1000 Meter: 1. O. Bluemfeld und
R. Samſons Goldoni (Haynes), 2. Preußenſtolz, 3. Trebonius. F.:
Ofterdingen, Portländer, Saarburg. Tot. 22, Pl. 18, 27:10. 4—34 L.
Frühjahrs=Rennen; 3500 Mk., 1400 Meter: 1. E. G. Butzkes Fürſt
Emmo (Haynes), 2. Arioveſt, 3. Hector. Ferner: Hünfeld. Tot. 23,
Pl. 13, 13:10. 1½—2½ Lg.
Borſteler=Ausgleich; 6000 Mk., 1400 Meter: 1. Major Frhr. E. von
Lotzbecks Transgeſſor (Huguenin), 2. Curacao, 3. Waldmeiſter.
Fer=
ner: Perlenfiſcher, Rohrſpatz, Offenſive, Runkler. Tot. 61, Pl. 17, 19,
14:10. 2—2½ Lg.
Verloſungs=Rennen; 4500 Mk., 1600 Meter: 1. B. C. Hehe und
H. Rodewalds Hirmondo, (Wagenknecht), 2. Manlius, 3. Olivera.
Ferner: Latona. Tot. 99, Pl. 22, 12:10. 5.—34 Lg.
Mai=Rennen; 3000 Mk., 1200 Meter: 1. Frau Ch. Butzkes Reichstag
(Haynes), 2. Mumm, 3. Trianon. Ferner: Friedrichshafen, All’s
Well, Wendelin, Schnell da, Nymphenburg, Cemma, Elegie. Tot. 42,
Pl. 15, 27, 15:10. Hals-Kopf.
Winterhuder=Ausgleich; 3500 Mk., 1600 Meter: 1. B. C. Hehe und
H. Rodewalds Geo (Eicke), 2. Brillant, 3. Hochalp. Ferner: Semper
idem, Attilla, Irmgard. Tot. 138, Pl. 44, 23:10. ½—½ Lg.
Rennen zu Mannheim.
Lindenhof=Rennen; 3000 Mk., 1200 Meter: 1. A. Daubs Leubelfing
(Matz), 2. Numantia, 3. Patguli. Ferner: Moſſuk. Tot. 24, Pl. 16,
14:10. Kopf—1½ Lg.
Feldberg=Hürdenrennen; 3000 Mk., 2800 Meter: 1. J. Kirchoffers
Turned up (Regier), 2. Countryſide, 3. Florimel. Ferner: Songe
d: OrMilan III. Tot. 21, Pl. 12, 13:10. 3—3 Lg.
Schluchſee=Rennen; 3000 Mk., 1450 Meter: 1. J. Sechſers Dollar
(Goebel), 2. Miſſion, 3. Heilige Johanna. Ferner: Luſtgarten. Tot.
24, Pl. 10, 10:10. ½—1 Lg.
Rheingold=Pokal, Ehrenpreis und 5400 Mk., 3400 Meter: 1. A. und
J. Pfaffs Hofgräfin (Pfeiffer), 2. Grenzſchutz, 3. Kabalia. Ferner:
Marcheſa, Goldener Frjeden, Raps. Tot. 46, Pl. 21, 20:10. 3—2 Lg.
Roſengarten=Preis; Ehrenpreis und 4300 Mk., 1600 Meter: A.
Daubs Pour le merite (Narr), 2. Bardenland, 3. Toskana. Ferner=
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puziner (Regier), 2. Patriotin, 3. Mydear. Ferner: Falkner,
Schar=
fenberg, Mylady. Tot. 18, Pl. 15, 33:10. 2—1½ Lg
Der Präſident des Automobilelubs von Deutſchland, Graf
Arnim=Muskau, iſt, nachdem er dieſen Poſten 5 Jahre inne hatte,
zurückgetreten.
Als Nachfolger Bergers, des Vorſitzenden der Deutſchen
Turnerſchaft, wird der ſächſiſche Kreisvertreter Thiemer=Dresden
genannt.
Abgebrochen wegen Regens wurden die Bahnrennen in
Hannover, wo ſich Möller in großer Form zeigte. Die
Rad=
rennen in Krefeld verregneten ganz, während man in
Frank=
furt nur einen Lauf austragen konnte, den Chriſtmann vor
Schäfer, Huppert, Börtgen und Sawall 2. gewann.
Das Rugby=Städteſpiel Frankfurt—Offenbach wurde mit
29:3 von der Frankfurter Mannſchaft gewonnen.
Im Hockey=Städteſpiel Frankfurt—Mannheim blieb die
Frankfurter Vertretung mit 6:0 ſiegreich.
Oeſterreichiſcher Tennismeiſter wurde wieder der Franzoſe
Cochet, der im Endſpiel den Wiener Mateika in vier Sätzen
bezwang.
In Stettin war Dederichs ſchneller als Olbötter, Roſellen
und Thomas.
Geſchäfliches.
Zum Reinigen ſtark beſchmutzter Hände eignet ſich das bekannte
Putz=
mittel Wim ganz vorzüglich. Hartnäckige Flecken von Oel, Ruß, Farbe
ſw. entfernt Vim ſpielend, ohne die Haut anzugreifen. Es iſt
über=
flüſſig, noch Seife hinzuzunehmen, da Vim hiervon einen großen
Pro=
entſatz enthält. Hausfrauen und Werktätige verwenden Vim vielfach
zum Händereinigen.
I, IMd1eg
[ ← ][ ][ → ]Nummer 129
Eeite 13
Tanz um Talaann.
Roman von Werner Scheff.
33)
(Nachdruck verboten.)
„Nein, aber ich hab' die ganze Nacht kein Auge geſchloſſen.
Mußte immerfort über dich nachdenken. Biſt du eigentlich
ober=
flächlich, Suſanne, oder haſt du eine ſo entſetzliche Lebensklugheit
in dir, daß du über das alles hinwegkommen willſt? Ich bitte
dich, du machſt vier Menſchen unglücklich!”
„Höchſtens drei. Die zweite Frau unter uns vieren wird
nichts merken.”
„Du täuſchſt dich. Nicolai wird kein guter Ehemann ſein.
Und es wird nicht lange dauern, da bereuſt du deine
niederträch=
tige Logik.”
„Ich verſichere dir noch einmal, daß ich mich auf die gediegene
Ruhe freue, die ich bei Manfred finden werde. Und überhaupt —‟
Suſanne nahm den Kopf der blonden Marlene zwiſchen ihre
Hände. „Weißt du, Marlene, ich will dir ein Geheimnis
ver=
raten: Ich bin ja gar nicht verheiratet! Und ein zweites
Geheim=
nis: Mir iſt nicht zumute, als ſollte ich heute heiraten!“
„Du biſt . . . du biſt verrückt!” ſtammelte Marlene. Und es
war gut, datz Clärchen ins Zimmer trippelte und das
Zuſammen=
ſein der beiden Mädchen ſtörte.
So vernünftig Suſanne an ihrem Hochzeitsmorgen Gedanken
und Gefühle zu ordnen vermochte, ſo wenig glückte dies ihrem
künftigen Ehemann. Ihm oblag die Abwicklung des
Tagespro=
gramms, eingeſchloſſen Beſorgung von Vermählungsanzeigen,
Quartier für die nächſten Tage, Blumenbeſchaffung und was
ſonſt zu einer noch ſo beſcheidenen Hochzeitsfeier gehört. Lieſe
verſagte, und Rittinghaus dirigierte perſönlich einen Koch und
zwei Lohndiener, denen er jedes Beſteck und jeden Teller in die
Hand drücken mußte. Er war aufgebracht, hatte große Eile und
lief dazwiſchen immerfort ans Telephon.
Als Guſtl Mayreder bei ihm eintrat, mußte der glauben, der
Dichter Rittinghaus ſei reif für ein Tollhaus. Es war das Werk
Sufannes, daß die beiden Männer ſich am Tage nach ihrem
ge=
ſtörten Boxkampf die Hand zur Verſöhnung reichten. Und als
der „Abendkurier” eine Erklärung brachte, der Verfaſſer des
geſt=
rigen Artikels wünſche zu betonen, daß nicht etwa Herr Guſtl
Mayreder der Held jener verhängnisvollen Motorradtour
ge=
weſen ſei, war der Tenor einfältig genug, den Zwiſchenfall für
erledigt zu halten.
Freitag, den 10. Mai 1929
Suſanne verlangte von Rittinghaus, Mayreder müſſe ſein
Treuzeuge ſein. Für ſie war Dr. Leonhardt auserſehen. Guſtl
hatte den Schmerz überwunden, nicht der Glückliche zu ſein, der
Suſanne heimführte. Eine kleine Wiener Soubrette, die für eine
erkrankte Kollegin eingeſprungen war, tröſtete ihn über ſein
Unglück.
Rittinghaus hatte eine Menge Neuigkeiten zu berichten. Sein
Bruder aus Frankfurt am Main konnte nicht kommen; ebenſo
Suſannes Bruder, der erſt in ein paar Wochen das junge Paar
zu beſuchen gedachte. Die Geſchichte mit dem Standesbeamten
ging noch immer nicht in Ordnung, weil ſich preußiſche Behörden
überhaupt nie zufriedengäben. Sein Vertrag wegen Pachtung
des Theaters der Fünfhundert ſei ſo gut wie perfekt. Die
Lohn=
diener ſähen aus wie zwei Verbrecher, denen man kein Silber
anbertrauen könne. Ob man wohl für das Frühſtück auf den
Geheimrat und ſeine Schweſter rechnen dürfe? Aber die ſchwerſte
all ſeiner Sorgen verheimlichte Manfred, denn ſie gehörte nicht
zu den Dingen, von denen man erzählen durfte.
Cavery nämlich hatte verſprochen, heute früh eine weitere
Zahlung von zehntauſend Mark für die Speſen zu leiſten. Allein
Cavery kam nicht. Rittinghaus ſchwitzte Blut. Er wußte zwar,
daß die zweihunderttauſend Mark, die Suſanne von unbekannter
Seite als Mitgift erhielt, richtig erlegt waren, aber bis zum
Ver=
laſſen des Standesamtes beſaß Cavery kein Verfügungsrecht über
die Summe
Vor dem Backſteingebäude, in deſſen Parterreräumen das
Standesamt lag, hatte Rittinghaus eine kurze Unterhaltung mit
Brennecke. Er ſchärfte dem Chauffeur ein, darauf zu halten, daß
die beiden jungen Damen pünktlich um dreiviertel zwölf die
Fahrt anträten. Neben Brennecke lag ein beſcheidener Strauß
Roſen, den der Lenker des Autos ſeiner künftigen Gebieterin
überreichen wollte.
Rittinghaus begab ſich zu dem Standesbeamten, einem etwas
ſteifen Herrn im Bratenrock, mit dem er überraſchend ſchnell fertig
wurde. Es ſtellte ſich heraus, daß die Bedenken des Mächtigen,
der zwei Menſchen fürs Leben zuſammentun ſollte, auf einem
kleinen Irrtum beruhten. Vollkommen beruhigt, ein vergnügtes
Schmunzeln auf den Lippen, ſtieß Rittinghaus im Vorraum
wie=
der zu Mayreder. „Es geht alles nach Wunſch. Ungefähr in
die=
ſer Minute müſſen Suſanne und Fräulein Beck das Auto
be=
ſteigen. In längſtens einer Viertelſtunde ſind ſie hier. Wir
wollen ſie draußen erwarten.”
Sie traten auf die Straße und begannen vor dem
Amtsge=
bäude auf= und niederzuſchreiten. Bald darauf traf mit
gewohn=
ter Pünktlichkeit Dr. Leonhard ein. Rittinghaus zog von Zeit
zu Zeit ſeine Uhr. Endlich tauchte der Wagen auf. Rittinghaus
war Marlene beim Ausſteigen behilflich. As er ſich aber
vor=
beugte, um nach der Hand ſeiner Braut zu greifen, faßte er ins
Leere ..."
„Wo iſt Suſanne,” fragte als erſter Dr. Leonhardt.
„Fort . .. verſchwunden!” ſtotterte das blonde Ding. „Ich
. . . ich kann wirklich nichts dafür!“
„So ſprechen Sie doch!” rief der Dramatiker. „Warum iſt
Suſanne nicht mitgefahren?”
„Sie iſt ja mitgefahren!” kam es kläglich zurück. Aber ich
kann Ihnen doch nicht hier auf der Straße erzählen, was ich
er=
lebt habe. Jedenfalls hat ſie mir verſprochen, in einer
Viertel=
ſtunde hier zu ſein.”
Es fiel Rittinghaus ſchwer, die Fülle von Fragen, die ſeine
Seele bedrängten, noch für ein paar Minuten zurückzuhalten.
Als man aber in dem nüchternen Zimmer ſtand, in dem ſich die
Paare vor der Trauung zu verſammeln pflegten, ſchob ihn Dr.
Leonhardt mit ſanfter Energie von Marlene fort. Ihm gelang
es, das erſchrockene Mädchen zu einer vernünftigen Erklärung zu
veranlaſſen.
„Es ging alles glatt bis dorthin, wo die Nürnberger Straße
die Tauentzienſtraße ſchneidet. Da war an der Verkehrsampel
gerade rotes Licht. Wir mußten halten. Ich gucke eben nach rechts
rüber, weil mich ein Plakat intereſſiert, da packt plötzlich
Su=
ſanne meinen Arm. Liebe Marlene, ich ſteige hier aus . . . du
fährſt allein weiter! Sage Manfred, ich ſei in längſtens einer
Viertelſtunde auf dem Standesamt! Und ſchon ſchlüpft ſie hinaus,
iſt hinter einem Möbelwagen verſchwunden. Brennecke hatte von
dem allem nichts gemerkt. Als das grüne Licht aufflammte, fuhr
er weiter.”
Rittinghaus legte die Fingerſpitzen an ſeine hämmernden
Schläfe. Dr Leonhard und Mayreder tauſchten einen
fragen=
den Blick. Marlene ſank erſchöpft auf eine Bank.
„Was iſt da zu tun? Wir müſſen warten!” entſchied ver
Rechtsanwalt. „Suſanne iſt ein vernünftiger Menſch. Sie wird
ihr Verſprechen halten.”
„Und wenn ſie nicht kommt?” Rittinghaus' Augen rollten wie
die eines Irrſinnigen.
So nah dem Ziel fand er ein neues Hindernis, und eine
Ahnung ſagte ihm, daß es das entſcheidende ſei. Er verwünſchte
ſich ſelbſt und ſein Geſchick. War es ihm nicht als Junggeſellen
gut genug gegangen? Und das Abenteuer mit Cavery . . .
Wahn=
witz! Beſaß er denn eine Garantie dafür, daß ihn dieſer
ver=
ſchmitzte Exote nicht im letzten Augenblick betrog?
(Fortſetzung folgt.)
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