Darmstädter Tagblatt 1929


29. Januar 1929

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Einzelnummer 10 Pfennige

zmtallgem Erſcheinen vom 1. Januar
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Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
Wöchentliche illuſirierte Beilage: Die Gegenwart, Tagesſpiegel in Bild und Wort
Nachdruck ſämtlicher mit * verſehenen Original=Aufſätze und eigenen Nachrichten nur mit Quellenangabe Darmſt. Tagbl. geſfattet.
Nummer 29
Dienstag, den 29. Januar 1929.
192. Jahrgang

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Konkurs oder gerichtlicher Beltrelbung fäll ſeder
Nabatt weg. Banſkonto Deuſche Bani und Darme
ſädter und Nationalbant.

Mnan Many aderninmt wieoee die Mirherang.

ſie Ankerſtühung für Aman Allah.
hain UNlah gewinnt wieder Anhänger.
* Verlin, 28. Januar. (Priv.=Tel.)
ir ältniſſe in Afghaniſtan ſind vorläufig noch recht un= nennenswerter Erfolg beſchieden geweſen ſein.
0. and niemand weiß, wie ſich die Dinge in den nächſten
illten werden. Im allgemeinen wird gemeldet, daß
Wide Wpllah wieder Anhänger gewonnen habe,
nachm.tag ſilt Unzufriedenheit gegen den Sohn des
rägers im Zunehmen begriffen iſt. Wich=
verau
hi ſtſſüe haben ſich gegen dieſen erklärt, ſich jedoch noch nicht
nann
1üdx Rückkehr Aman Ullahs ausgeſprochen. Aman Ullah
ᛋäl:: eine ſehr lebhafte Tätigkeit bei den ihm ergebenen
wmen faltet, und in engliſchen Kreiſen befürchtet man, daß
üüm Frühjahr einen neuen Feldzug gegen die rebelli=
ine
durchführen wird. Rußland hat bekanntlich Aman
tevende Unterſtützung zugeſagt und die Sowjetbehör=

10 ghaniſchen Grenze angewieſen, Aman Ullah und die
an n Stämme reichlich mit Waffen und mit allem
Ehural zu verſorgen. Das iſt den Engländern natürlich
iſiitlah unangenehm, zumal verſchiedene turkmeniſche
ſhe nördlichen Hindukufch ſich für unabhängig erklärt
teite Verſtändigung mit Sowjetrußland zu ſuchen. Die
wen ung hat neuerdings auch in den Grenzgebieten
its eine rege Tätigkeit entfaltet. Afghaniſtan iſt bisher
ſitztent zwiſchen Rußland und Indien geweſen und ſoll
üli cher Auffaſſung auch bleiben. Es wäre für England
uiſtuen ehm, wenn das bisherige Afghaniſtan in mehrere
VAla würde, weil alle Stämme nicht mehr unter einen
ur bekommen ſind. Dieſe Gefahr ſcheint aber zu be=
S iſt ſehr fraglich, ob es Aman Ullah gelingen wird,
9ü rnzufriedenen Stämme zu unterdrücken, da dieſe wie=
iel
and unterſtützt werden. Wie die einzelnen Stämme
Auſhah ſtehen, iſt noch nicht zu überſehen, und die Mel=
rüber
widerſprechen ſich auch ſtändig. Wichtig iſt zu=
tal
, wie ſich die ruſſiſche Unterſtützung für Aman Ullah
Tei einer Auflöſung des gegenwärtigen Afghaniſtan
ſrausſichtlich in eine engliſche und eine ruſſiſche Ein=
zrfallen
. Die Kämpfe würden vorläufig nicht auf=
hunnliſche
und ruſſiſche Waffen und engliſches und ruſ=
G die Stämme immer Bieder gegeneinander treiben
9e Anhänglichkeit der afghaniſchen Skänme
an Habib Allah
zum größten Teil aus der Tatſache, daß Habib Ullah
Winmme gehört, der urſprünglich in Perſien beheimatet
WrMfshaniſtan noch nicht für voll angeſehen wird. An=
Riler ſei Habib Ullah eine größere Geldſumme man
adl,
4r Millionen afghaniſchen Münzen aus dem Schatz
Ahs in die Hände gefallen, den dieſer letztere angeblich
Fung ſeiner europäiſchen Schulden geſammelt hatte.
Whabe ſich Habib Ullah in den Beſitz der Vorräte des
ESabul geſetzt, ſo daß er zurzeit in Kabul die Lage
WDie Daily Expreß und andere engliſche Zeitungen
Anfitan berichten, iſt
BMlides Rachkhabers von Kabul, Habib Ullah.
Hett
1. der Haupkſtadk käglich zu erwarken.

e Aick miſiſchen Schinwari= und Kurgi=Stämme rücken von

NR0, her gegen Kabul vor, während die Truppen
WMahs ſich unter ſchweren Verluſten auf
e Root zurückziehen. Nach den letzten Informationen
hrx von Kabul ein Miniſterium gebildet, das ſich aus
Des Mohammedzai=Stammes zuſammenſetzt und un=
Müitz von Kabir=Ed=Din, einem Stiefbruder Aman Ul=
Der Stamm der Mohammedzai ſetzt ſich zum größ=
us
Mitgliedern der Königsfamilie der Duranis zu=
TLumfaßt etwa 10 000 Familien von mehr oder weniger

Des iſt noch nicht abzuſehen, welche Bedeutung das neu
2 Aliabinett Habib Ullahs haben wird.
dien betrachtet man die Lage in Af=
als
äußerſt ernſt und verworren, ſo
in diſche Regierung die Ausſtellung von
ach Afghaniſtan verweigert. Der indiſche
ir Sir Dendys Broay hat ſich perſönlich zum Stu=
Surhältniſſe nach Peſchawar begeben. Er erachtet es für
Naß alle britiſchen Untertanen Afghaniſtan verlaſſen.
aſt man jedoch der Anſicht, daß der engliſche Geſandte
Umſtänden in Afghaniſtan bleiben ſoll. Die Verwei=

(ine erhöhte Belaſtung der engliſchen Flugzeuge im nahmen ließ.
NnAM deuten würde.
Jugoſlawien rakifizierk den Kelloggpakt.
Mdgniſche Gefandtſchaft in London teilt mit, daß ſie mit
EP. Belgrad, 28. Januar.
Hem Aufenthaltsort Aman Ullahs, in Verbindung

e Aman Ullah die Unterſtützung der Notabeln und
2 bon wichtigen Stammeshäuptlingen geſichert habe.
Habib Allahs Schreckensherrſchaff.
en letzten Berichten aus Afghaniſtan beſtätigt es ſich,
D luah immer mehr an Macht verliert. Sehr erregt ſind
Leden die er auf die grauſamſte Weiſe vorgegangen
BPiter richtet ſich die Stimmung gegen den indiſchen

Geſandten in Kabul, deſſen Verbleiben nach einem Sturze Habib
Ullahs als völlig unmöglich bezeichnet werden muß. Man macht
ihn mit verantwortlich für die Schreckensherrſchaft des neuen
Königs. Nicht nur die afghaniſchen Mohammedaner, ſondern
auch die Mohammedaner Indiens ſind gegen Habib Ullah. Ueber=
all
wird ganz offen für die Rückehr Aman Ullahs gebetet. Deſſen
Aufruf zum Kampfe gegen den neuen König ſoll bisher kein
Nalionale Bewegung zugunſten Aman Allahs.
Nach einer Reutermeldung aus Bombay gibt das afghaniſche
Konſulat in Bombay offiziell bekannt, daß auf Bitten der Ein=
wohner
von Kandahar und anderer afghaniſcher Städte Aman
Ullah ſich entſchloſſen habe, von neuem die Zügel
der Regierung zu ergreifen und die Königs=
würde
wieder zu übernehmen. Die Meldung, daß
Aman Ullah wieder den afghaniſchen Königsthron beſteigen
will, wird von der Berliner afghaniſchen Geſandtſchaft beſtätigt.
Aman Ullah hat, ſo heißt es, bereits alle organiſatoriſchen Ar=
beiten
in die Hand genommen. Er will auch ſelbſt bald wieder
das Kommando der Truppen übernehmen. Eine große Anzahl
von Stämmen hat Aman Ullah wieder Treue geſchworen. Alle
afghaniſchen Vertretungen im Ausland haben von Aman Ullah
Weiſung erhalten, keinerlei Aufträge von dem Rebellenführer
und Gegenkönig entgegenzunehmen. Allein er, Aman Ullah, ſei
rechtmäßiger König. Nur die Befehle, die von der in Kandahar
neu zu bildenden Regierung kämen, dürften entgegengenommen
werden.
*
Nach ruſſiſchen Meldungen ſollen die Truppen Aman Ullahs
bei ihrem Vorrücken einen Sohn Habib Ullahs gefangen und
ſofort erſchoſſen haben. Die Anhänger Habib Ullahs befänden ſich
bereits auf der Flucht. Bei Darkar ſeien heftige Kämpfe ent=
brannt
.
Die Skandalaffären in Frankreich.
Gdzekke du Franc. Kloh. Pacquemenk.
EP. Paris, 28. Januar.
Da ſich die zuſtändigen Sr(llen, offenbar um den gegen ſie ge=
richteten
Angriffen der Preſſe den Boden zu entziehen, in un=
durchdringliches
Stillſchweigen hüllen, iſt es kaum mehr möglich,
über die weitere Entwicklung der zahlreichen Skandalaffären, die
in den vergangenen Wochen die Spalten der Blätter füllten, noch
etwas Intereſſantes zu erfahren. In der Affäre der Gazette
du Franc wird nach mehrtägiger Pauſe bekannt, daß ein Lehrer,
um die Rolle des Quotidien in dieſem Skandal aufzuklären,
eine Klage gegen den früheren Direktor dieſes Blattes, Dumay,
anhängig gemacht hat. Die royaliſtiſche Liberté ſingt ein be=
wegtes
Klagelied darüber, daß das Geſuch des Grafen de Cour=
ville
auf vorläufige Haftentlaſſung erneut abgelehnt worden iſt
und druckt zum Beweis für die vollkommene Ehrenhaſtigkeit des
Grafen ſogar ein aus Hanoi datiertes Telegramm des Direktors
des Internationalen Arbeitsamts, Albert Thomas, ab. Man
halte den ſiebzigjährigen kranken Grafen, der ſeinem Land im
Kriege große Dienſte erwieſen habe, im Gefängnis, während man
einen Hochſtapler wie Dumay frei herumlaufen laſſe.
Zur Affäre Klotz meint der Intranſigeant in ironiſchen Wen=
dungen
, nachdem man unter großer Mühe drei Sachverſtändige
gefunden habe, um die vom Gericht angeordnete Gegenunter=
ſuchung
des früheren Finanzminiſters auf ſeinen Geiſteszuſtand
vorzunehmen, brauche man nicht mehr zu verzweifeln, ſondern
dürfe hoffen, daß dieſe ſchon ſeit zehn Tagen im Gange befind=
liche
Unterſuchung bis Ende der nächſten Woche abgeſchloſſen wer=
den
könne.
Wie der Paris Soir meldet, ſchmelzen die Aktiven des Ba=
rons
Pacquement immer ſtärker zuſammen. Die von dem Ban=
kier
gegen Darlehen verpfändeten Wertpapiere im Geſamtbetrag
von 20 Millionen Franken ſeien für die Gläubiger vollſtändig
verloren, ſo daß dieſe ſich ſchließlich mit den unbedeutenden Geld=
ſummen
begnügen müßten, die in den Geldſchränken des Ban=

kiers aufgefunden wurden.

Gegen den Bankier Pacquement wird, dem Ami du Peuple‟
zufolge, Klege wegen ſchwindelhaften Bankrotts eingereicht wer=
den
. Die Klage ſtützt ſich darauf, daß Pacquement einem ſeiner
Verwandten für 11 Millionen Franken Wertpapiere zu einem ge=
radezu
lächerlich geringen Preis verkauft hat, nur, um ſo raſch
wie möglich flüſſige Geldmittel zu erhalten. Außerdem hat Pac=
T Ausſtellung von Päſſen wird damit begründet, daß quement bekanntlich für 21 Millionen Franken Wertpapiere, die
ßöMeter allen Umſtänden eine ſtreng neutrale Haltung ge= ſeine Kunden bei ihm hinterlegt hatten, an acht verſchiedene Pa=
n
Vorgängen in Afghaniſtan einnehmen wolle. Außer= riſer Banken verpfändet. Dieſe verſuchten am vorgeſtrigen Sonn=
Eengland beſondere Maßnahmen für den Schutz der tag, den Wertpapierſchatz öffentlich zu verſteigern, was der Unter=
ReS 9. Kinder ergriffen, ſo daß eine weitere Zulaſſung von ſuchungsrichter jedoch verhinderte, der die Wertpapiere beſchlag=

König Alexander hat heute den Kellogg=Pakt, der bekanntlich
auch von Jugoſlawien unterzeichnet worden war, ratifiziert.
Rach den neueſten geſetzlichen Beſtimmungen ſteht der Abſchluß
von internationalen Verträgen dem König zu, ſo daß die heutige
Ratifizierung volle Rechtsgültigkeit beſitzt In diplomatiſchen
Kreiſen hat die raſche Ratifizierung des Paktes durch den König
lebhaftes Aufſehen erregt und wird als ein Beweis für die
Friedensliebe Jugoſlawiens auch unter dem neuen Regime
aufgefaßt

* Engliſche Politik im Januar.
Von unſerem (D=Korreſpondenten.
London, 27. Januar.
Das Intereſſe der öffentlichen Meinung iſt zu Anfang des
neuen Jahres auch in England faſt ausſchließlich von den Er=
eigniſſen
in Afghaniſtan in Anſpruch genommen wor=
den
. Eine Auswirkung dieſer Affäre beſchäftigt hier die Gemüter
im beſonderen: Englands öffentliche Meinung und Preſſe zeigen
ſich beſonders darüber ungehalten und gekränkt, daß man in
Moskau, Berlin, Paris und noch mancherorts mehr hinter den
letzten Vorgängen in Kabul ausgeſprochenermaßen die Regie=
künſte
John Bulls zu ſehen glaubt. Man verteidigt ſich gegen
dieſe Verdächtigungen mit großem Eifer und viel Aufwand
von Beredſamkeit. Die Argumente ſind nicht alle überzeugend.
Aber von welcher Art ſie ſind, ſollte dem kontinentalen Leſer nicht
vorenthalten werden.
Die Anklagen der deutſchen Preſſe, ſagt beiſpielsweiſe die
Nation, ſind für uns nur ſchwer zu verſtehen, denn ſie gehen
von der Vorausſetzung aus, daß ein ſchwaches und geteiltes
Afghaniſtan im Intereſſe Großbritanniens wäre. Das iſt gar
nicht der Fall. Im Gegenteil, für das britiſche Intereſſe iſt es
eſſentiel, daß Afghaniſtan, als ſogenannter Pufferſtaat, ſtets ſtark
und geordnet ſein ſolle.. . ." Und ein anderes, ebenfalls radikal
geſinntes Blatt bemerkt zum gleichen Thema folgendes: Eng=
land
hat, was Afghaniſtan betrifft, nur ein Intereſſe das
iſt die Aufrechterhaltung wirklich friedlicher und freundſchaftlicher
Zuſtände in dieſem gefährlichen Winkel. Während der letzten
Jahre, mit Aman Ullah auf dem Throne, waren die engliſch=
afghaniſchen
Beziehungen freundſchaſtlicher und geſicherter ge=
weſen
, als ſeit urdenklichen Zeiten. Nun aber weiß niemand
mehr, was weiter geſchehen wird. Denn mit den Mullahs als
faktiſchen Regenten wird es an der nord=weſtlichen Grenze Bri=
tiſch
=Indiens vorausſichtlich mehr als eine Gefahr von Miß=
verſtändniſſen
geben. ..."
Das klingt alles ſehr plauſibel. Aber hiermit läßt ſich nur
ſchwer die andere Tatſache in Einklang bringen, daß eine ganze
Reihe von Londoner Blättern gleichzeitig Enthüllungen ver=
öffentlichen
, welche beweiſen ſollen, daß König Aman Ullah im
Jahre 1919 eine förmliche Invaſion in Indien, und damit ver=
bunden
dort eine gewaltſame Niederwerfung des engliſchen Ne=
gimes
verſucht hätte. Glücklicherweiſe meint die engliſche
Preſſe wäre ihm dieſe Abſicht ſeiner Zeit nicht geglückt. Heute
aber habe er die verdiente Strafe erhalten und die Gerechtig=
keit
hat wieder einmal (zu Gunſten John Bulls) herrlich
triumphiert. . ..
Ein anderes außenpolitiſches Problem, das manchem Briten
in den letzten Wochen Unbehagen bereitete, iſt der kürzlich zwi=
ſchen
Deutſchland und Südgfrika abgeſchloſſene
Handelsvertrag. Die Betrachtungen dieſer Mißmutigen
bewegen ſich ungefähr in folgender Richtung: Der Vertrag,
ſagen ſie, verſtößt ganz offenſichtlich gegen das Prinzip, daß ein
britiſches Dominium dem Britiſchen Reiche gegenüber ſtets das
Recht des Erſtbevorzugten zu bewahren hat. Artikel 8 des vor=
liegenden
Vertrages ſtellt, was die handelspolitiſche Bevorzugung
anbelangt, einen fremden Staat (Deutſchland) auf genau die
gleiche Stufe, wie England und alle übrigen Teile des Briti=
ſchen
Imperiums. Und ein Zuſatzprotokoll verpflichtet Südafrika
gar, in Zukunft gewiſſen deutſchen Waren Vorzugstarife einzu=
räumen
, falls ſolche gleichartigen britſchen Waren erteilt werden
ſollten. Bedauerlicherweiſe kann befürchtet werden, daß gewiſſen
Mitgliedern der ſüdafrikaniſchen Regierung dieſer Fall inſofern
gelegen kommt, als er ihnen willkommene Gelegenheit bietet, ihre,
gegen das britiſche Imperium gerichteten Gefühle zu demon=
ſtrieren
. Doch ſollte der Vertrag in nächſter Zukunft im ſüdafri=
kaniſchen
Parlament niedergeſtimmt werden, ſo wird das lediglich
als Oppoſition gegen die erwähnten Antibriten geſchehen, nicht
aber als Reſultat irgendwelcher, von London gegen den Abſchluß
des Vertrages gerichteter Attacken. . . ." So oder anders urteilen
die meiſten Blätter. Der Mißmut der Engländer über die
deutſche Handelskonkurrenz, beſonders wenn dieſe auf britiſches
Territorium übergreift, dürfte begreiflich ſein. Aber es entſpricht
nicht ganz dem vielgeprieſenen britiſchen Prinzip der Freizügig=
keit
des Welthandels, und manches, was hier in letzter Zeit
gegen den Abſchluß des deutſch=ſüdafrikaniſchen Vertrages geſagt
worden war, verriet eine Geiſtesverfaſſung, die etwas an den
kuror britannicum aus der Zeit des Burenkrieges erinnerte. . .
Was die Innenpolitik anbelangt, ſo überſchattet zurzeit das
Problem der kommenden Wahlen alle übrigen Fragen
vollſtändig. Die Konſervativen haben nun in aller Form mit
der Wahlkampagne begonnen und gehen ſehr energiſch und ſie=
gesbewußt
vor. In der letzten Woche hielten drei Prominente
ihrer Partei bedeutſame Werbereden Stanley Baldwin, Neville
Chamberlain und Sir Samuel Hoare. Namentlich Baldwins
Rede kann als der erſte Schuß zur Eröffnung des Wahlkampfes
betrachtet werden. Er widmete ſeine Rede faſt ausſchließlich der
Frage der Nationaliſierung der Induſtrie. Er ſtellte dieſe Bewe=
gung
als die wichtigſte Aufgabe hin, die zurzeit vor der britiſchen
Nation ſtehe. In der Tat: im Verlaufe des letzten Jahres iſt der
Ruf nach der Rationaliſierung der Induſtrie in England über=
aus
populär geworden. Nun hat die Tat zu folgen. Sofern
Baldwin von der Rationaliſierung ſpricht, meint er natürlich
eine Nationalſierung der Induſtrie, wie ſie den Konſervativen
vorſchwebt, d. h. eine gemäßigte und etappenweiſe, und nicht eine
Nationaliſierung, wie ſie im Endreſultat den Sozialiſten wün=
ſchenswert
erſcheint. Daher benutzte Baldwin auch diesmal die
Gelegenheit, um nochmals mit aller Wucht gegen die Oppoſition,
gegen die Pläne der Arbeiterpartei zu wettern. Ich warne das
Land, ſagte er, vor der Gefahr politiſcher Experimente in
einem Augenblick, da ſich dem engliſchen Handel erneut Ausblicke
eines neuen Aufſtieges eröffnen.. .." Vor allem, meinte Bald=
win
, ſolle das engliſche Volk ſich der kataſtrophalen Gefahr be=
wußt
ſein, die dem geſamten Lande aus dem ſozialiſtiſchen Plan
einer Nationaliſierung der Banken erwachſen würde. Das Heil
Englands laſſe ſich daher in zwei Worten zuſammenfaſſen:
Wählt konſervativ!.
Die Krankheit des Königs hat zweifellos, infolge
der durch das geſamte Land gegangenen monarchiſtiſchen Sym=

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Ceite 2

Dienstag, den 29. Januar 1929

Numt

pathiewelle, die Chancen der Konſerbativen etwas beſſer ge=
ſtaltet
, als ſie noch im Herbſt vorigen Jahres geweſen waren.
Aber Anderes, Nachteiligeres hat ſich im Laufe der letzten Wochen
ebenfalls zugetragen. Vor a iem iſt die Zahl der Arbeitsloſen
eineut auf mehr als 100 000 Mann angeſchwollen und hat zur=
zeit
glüclich die ſchwindelnde Ziffer von 1 Million und 500 000
erreicht. Parallel iſt der Außenhandel zurückgegangen, er iſt zu
Anfang dieſes Jahres weit weniger günſtig, als zu Anfang 1928
geweſen. Endlich iſt die wirklich vernünftige und konſtruktive
Maßnahme der konſervativen Regierung, der große Plan der
Steuerentlaſtung (die derating bil!) ſo unklar formuliert und
den Maſſen ſo ungeſchickt präfentiert worden, daß ſie bereits heute
als unpopulär genannt werden kann und ſchwerlich dazu an=
getan
ſein dürfte, die Wahlchancen der Konſervativen zu erhöhen.
Das alles iſt wenig erfreulich, und Stanley Baldwin ſollte eigent=
lich
mit Beſorgnis in die Zukunft ſchauen. Aber es iſt bekannt=
lich
engliſche Art. gerade dann, wenn es einem ſchlecht geht, ſich
ganz beſonders heiter zu gebaren, und mit dieſer Regel hält es
anſcheinend auch der brave Stanley: er raucht ſeelenruhig ſeine
Pfeife, und lächelt. . . .
Der Reichsparkeitag der wirkſchaftsparkei.
Berlin, 28, Januar.
Die Reichspartei des Deutſchen Mittelſtandes trat geſtern im
preußiſchen Landtag unter außerordentlich zahlreicher Beteiligung
aus allen Teilen des Reiches zu ihrem 10, ordentlichen Parteitag
zuſammen. Der Parteivorſitzende, Reichstagsabgeordne=
ter
Drewitz wies auf die wirtſchaftliche Not hin, mit der das
deutſche Volk zu kämpfen habe, und bedauerte, daß Parteizank und
Parteiintereſſen eine Einheitsfront des deutſchen Volkes gegen
alle ſeine Widerſacher im Weſten und Oſten nicht zugelaſſen hat=
ten
. Mit dem Wohlergehen der Nation ſei auch das Wohlergehen
des deutſchen Mittelſtandes unlösbar verknüpft. Das deutſche
Bürgertum müſſe wieder die Grundlage des Staates bilden.
Reichstagsabgeordneter Prof. Dr. Bredt ſprach
über Außen= und Kulturpolitik. Bei den kommenden
Verhandlungen über die Reviſion des Dawesplanes, ſo führte der
Redner aus, verlange die Partei in erſter Linie eine Aufrecht=
erhaltung
des Transferſchutzes, außerdem eine Zurückführung der
Laſten auf ein tragbares Maß. In kultureller und religiöſer Be=
ziehung
bekenne ſich die Partei zum Gedanken der chriſtlichen
Weltanſchauung. In der Außenpolitik wie in der Innenpolitik
gelte die Loſung: Ein geſunder Mittelſtand in einem geſunden
Vaterlande!
In Vertretung des am Erſcheinen verhinderten ſächſiſchen
Finanzminiſters Weber erläuterte dann der Parteivor=
ſitzende
Drewitz kurz die Haltung der Wirtſchaftspartei zur
Finanzpolitik. Er wandte ſich gegen die neuen Steuer=
plane
des Reichsfinanzminiſters Dr. Hilferding
und forderte, die Regierung möge das Steuervereinheitlichungs=
geſetz
zurückziehen und ſtatt deſſen den endgültigen Finanzausgleich
vorlegen, bei dem den Ländern und Gemeinden das Zuſchlagsrecht
zur Einkommenſteuer gegeben werden müſſe. Nur auf dieſe Weiſe
ſei ein Abbau der viel zu hohen Realſteuern möglich.
Sodann ſprach Reichstagsabgeordneter Mollath
über das Thema Wirtſchaft und Sozialpolitik‟. Der
Mittelſtand ſei in den letzten Jahren durch übermächtige groß=
kapitaliſtiſche
Wirtſchaftszuſammenfaſſungen auf das ſchwerſte be=
droht
worden. Der Redner ging in dieſem Zuſammenhang auf
die Ausdehnung der Warenhauskonzerne und der Konſumvereine
ein und polemiſierte auch gegen die Beamtenwirtſchaftsvereine. In
der Sozialpolitik ſei eine Tendenz zur Ueberſpannung der Sozial=
ausgaben
vorhanden. Notwendig ſei vor allem ein Abbau der
Sozialverſicherungsbeiträge.
Nach weiteren Referaten über Mittelſtand und Eigentum,
über Wirtſchaftspartei und Beamtenſchaft über Die Notlage
der Landwirtſchaft und über Die Not der Grenzlande und das
Schickſal der Minderheiten jenſeits der Reichsgrenze ſchloß die
Tagung mit einem Willkommensgruß des Vorſitzenden der Arbeits=
gemeinſchaft
Groß=Berlin, Architekt Strauß, der ein Hoch auf die
Wirtſchaftspartei und ihren Vorſtand ausbrachte. Sodann wurde
die Sitzung des Parteitages auf Montag vertagt.
Geſpannke Finanzlage bei der Reichsbahn.
Berlin, 28. Januar.
In den letzten Tagen fanden unter dem Vorſitz des Reichs=
verkehrsminiſters
von Guérard erneute Ausſprachen zwiſchen
Reichstagsabgeordneten und der Hauptverwaltung der Deutſchen
Reichsbahngeſellſchaft unter ihrem Generaldirektor Dr. Dorp=
müller
über die linterſuchungsergebniſſe des Arbeitsausſchuſſes
zur Prüfung der Betriebsſicherheit der Deutſchen Reichsbahn
ſtatt. Die Beſdrechung der Denkſchrift führte in allen Punkten
zu einem Ergebnis.
Beſonders wurde die in jeder Beziehung ſtark geſpannte
Finanzlage der Reichsbahn betont. Es wurde feſtgeſtellt, daß der
Mangel an Kapitalmitieln der Reichsbahn die Ausführung dring=
licher
Bauten und teilweiſe die Fortentwicklung ihrer techniſchen
Anlagen unmöglich gemacht hat. Die Beſeitigung dieſer mißlichen
Lage, insbeſondere der Schwierigkeiten in der Beſchaffung des
notwendigen Kapitals, wurde im Intereſſe der Stärkung und
Erhaltung der Deutſchen Reichsbahn als die dringendſte Aufgabe
der nächſten Zeit bezcichnet.
Süuongeformtts holz.
* Wenn man der Sache nachgeht, ſo wird man wahrſcheinlick
finben, daß die Werte, die im Holz, oder beſſer: in den unendlich
mannigfaltigen Hölzern, als Stoff für die ſchöne Form liegen,
noch recht wenig ausgeſchöpft ſind. Beim Möbel, an das man zu=
erſt
denkt, wenn von Holzverwendung geſprochen wird, iſt es
immer rein nutzmäßig als Brett und Fläche oder als Stütze ver=
wendet
worden; in ſeinen Formen iſt das Möbel wohl zunächſt
vom alten Holzhausbau abhängig geweſen, ſehr Ead hat dann
aber die Steinarchitektur, freilich als unnatürliche Tochter des
Holzbaues, auf die Möbelformen gewirkt. Die Schönheit des
Holzes kommt zwar auch zur Geltung, aber doch mehr ober=
flächig
(bezeichnend iſt die Fournier=Haut), meiſt aber liegt
neben dem Konſtruktiven der Hauptnachdruck auf dem Schmuck:
maleriſchem, zu dem auch die eingelegte Arbeit gehört, und pla=
ſtiſchem
als Ornament und Figur. Heute iſt das Möbel faſt voll=
ſtändig
techniſche Konſtruktion geworden; ebenſo wie beim Hoch=
bau
das Eiſerne in Platten und Rippen, gleichgültig bei wel=
chem
Material, immer mehr vorherrſcht, iſt auch zwiſchen Möbel
und Easherd kein Weſensunterſchied mehr vorhanden. Die eigene
Schönheit des Holzes kommt höchſtens hie und da bei Klein=
ſtücken
und in den ſogenannten Fournierbildern, bei denen die
Zeichnung des Holzes in ſymmetriſchem Linienſpiel betont wird,
zum Ausdruck.
Selbſt die Meiſter in ſtoffgerechter Behandlung ſchöner Dinge,
Chineſen und Japaner, haben das Holz im Grunde nicht um ſei=
ner
ſelbſt willen, ſondern als geſügiges Material der wichtigeren
Form wegen verwandt. Hier iſt beſonders an das japaniſche,
vielfach aus Holz geſchnitzte Netſuke zu denken, ein ſehr kleines,
knop artigs Gebilde, das ein Hängetäſchchen am breiten Gürtel
der Kleidung feſthielt; man holte wohl manchmal aus der zu=
fälligen
Form des Holzſtückchens das lebendig Plaſtiſche heraus,
ſpielte auch wohl einmal mit dieſer oder jener Eigentümlichleit
der Holzart in fratzenhafter Weiſe, aber die plaſtiſche Form bleibt
doch immer das Weſentliche; die feinen Reize der geglätteten
Oberfläche freilich zeigen, daß man nicht gedankenlos Holz bear=
beitete
. Nur zu reiner Wirkung, in einer Form, die nur dem
Holz entſpricht, kam man in Oſtaſien nicht. Holz wirklich holz=
mäßig
zu verwenden, ſeine innerlichen Schönheiten, den lebens=
vollen
Bau, ſeine Farbe, ſeine Wärme, die weiche Anmut des
Pflanzlichen, den Taſtgenuß, den es der Hand darbietet, das alles
ſcheint merkwürdigerweiſe unſerer techniſchen Zeit vorbehalten zu
ſein. Notwendig zu reiner Wirkung iſt wohl auch das in einem
Stück ohne Reſt Erledigte und die Größe, die ihre immerhin
knapp gezogene Grenze in Stammaß und Wuchsart des Baumes
hat,

vom Tage.

Generaloberſt a. D. Hans v. Pletten, der ehemalige
dienſttuende Generaladjucant und Kommandant des kaiſerlichen Haupt=
quartiers
, iſt im Alrer von 88 Jahren geſtorben.
Seit einigen Tagen weilen mehrere höhere Offiziere des
rumäniſchen Generalſtabes in Warſchau. Angeblich
handelt es ſich um einen Höflichkeitsbeſuch; in politiſchen Kreiſen ver=
lautet
jedoch, daß der Beſuch mit den Verhandlungen über das ruſſi=
ſche
Paktangebot in Zuſammenhang ſtehe.
Der ſüdſlawiſch italieniſche Freundſchaftsver=
trag
vom Jahre 1924 iſt mit dem 27. Januar abgelaufen. Zwi=
ſchen
den beiden Nachbarſtaaten beſteht ein vertragsloſer Zu=
ſtand
. Der jugoflawiſche Geſandte in Rom verhandelt mit Muſſolini
wegen eines neuen Vertrages, an deſſen Zuſtandekommen auch Frank=
reich
und England regen Anteil nehmen.
Der ſüdſlawiſche Handelsminiſter Mazuranitſch
iſt in Paris eingetroffen, um mit dem franzöſiſchen Handelsminiſter
alle beide Länder betreffenden Handelsfragen zu beſprechen und einen
Handelsvertrag zu unterzeichnen.
In Jugoſlawien trat geſtern das neue Strafrecht in
Krafc, das einen verſtärkten Schutz des Herrſchers vor=
ſieht
. Weiter enthält es ſcharfe Beſtimmungen gegen den Kom=
munismus
und den Anarchismus.
Der Große Fasciſtenrat iſt auf Montag, den 25. Febr.,
abends 10 Uhr, einberufen worden.
Der Führer der engliſchen Arbeiterpartei Ram=
ſay
Macdonald iſt an einer Erkälrung ernſtlich erkrankt.
Außenminiſter Chamberlain erklärte im Unterhaus, daß die bri=
tiſche
Regierung den Kelloggpakt ratifizieren
werde, ſobald die Regierungen der Dominions zur Ratifizierung des
Paktes in der Lage ſeien. Von Amerika und England würden zu dem
Kelloggpakt keinerlei Vorbehalte gemacht.

Die ſächſiſche Sozialdemokrakie ſtellk ein neues
Behrprogkamm auf.
Leipzig, 28. Januar.
Die Generalverſammlung des Unterbezirts Groß=Le pzig der
SPD. har am geſtrigen Sountag ihre Generalverſammung in
Lelpzig aogehalien. Es wuroe beſchſloſſen, dem Parteitag der
SPS, ein Wehrprogramm vorzulegen, das dem amtlichen Wehr=
programm
der Parzei widerſpricht und das den folgenden In=
halt
hat:
Die Sozialdemokratie bekämpft jeden Krieg, ob Verteidigung
oder zum Schutze der Neutralität. Sie lehnt darum im kapitali=
ſtiſchen
Staac die Mittel ſür die Wehrma gt ab und kämpft für
die Beſeitigung der Wehrmaht. Sie verlangt ſtändige und
lückenloſe Ueberwachung aller zu Kriegszwecken geeigneten
Werbemittel des Landes durch das Proletariat. Die Aufgabe
der Sozia demorratie iſt die Betonung des Gegenſatzes zwiſchen
dem Proletariat und der Wehrmacht als Machtinſtrument der
Bourgeoiſie zur Niederhaltung des Proletariats. Die SPD. iſt
entſchloſſen, den ſtäreſten Maſſendruck auch in revolunonärer
Form gegen jede deutſche Rezierung anzuwenden, die im Falle
internationaler Streitfäule zum Kriege ſchreitet. Ein nicht zu
verhindernder Weg muß zum Sturz der lap taliſtiſchen Klaſſen=
herrſchaft
ausgenutzt werden. Durch die techniſche Entwialung
iſt der Schwerpuntt der Landesverteidigung in Produition und
Verkehrsweſen gelegt. Der Sturz der Bourgeoiſie und die Ueber=
nahme
der Slaatsmacht, die Beherrſchung der Produktion und
der Verkehrsmittel durch das Proletariat und ihre Verwendung
im proletariſchen Intereſſe ſind die einzige Vorausſetzung dafür,
daß das Proletariat für die Landesverteidigung eintritt. Unbe=
ſchadet
dieſer grundſätzlichen Stellungnahme wiro gefordert: Par=
lamentariſche
Ueberwachung der Reichswehr und Marine und
aller Vertrage, die die Heeresverwaltung und ihre nach zeordne=
ten
Stellen abſchließen, dauernder Kampf und die Heraoſetzung
der Ausgaben für den Wehrhaushalt bis zur völligen Beſeiti=
gung
aller Rüſtungsausgaben, Abſchaffung der Kriegsflotte,
Verbot der Wehrverbände, Aenderung des beſtehenden Rekrutie=
rungsſyſtems
, Einſtellung der körperlich Tauglichen durch Aus=
loſung
auf Grund freiwilliger Meldungen, Entnahme der Offi=
ziere
aus den Mannſchaften, Wahl einer Vertretung durch die
Soldaten zum Schutze ihrer Rechte, Sicherung der ſtaatsbürger=
lichen
Rechte der Soldaten, volle Koalitionsfreiheit und Mitbe=
ſtimmungsrecht
für die Soldaten, Verbot der Verwendung mili=
täriſcher
Kräfte bei Streitfällen zwiſchen Kapital und Arbeit,
parlamentariſche und gewerkſchaftliche Ueberwachung aller Indu=
ſtrien
und ſolcher Einrichtungen, die zu Kriegszwegen eingeſetzt
werden könnten, keine Zuſchüſſe aus öffentlichen Mitteln an die
Staatsinduſtrie, die zu ungeſetzlichen Rüſtungen mißbraucht wer=
den
könnten, keine Zuwendungen für die Luftſchiffahrt.
Dieſe Forderungen werden nach den Ausſührungen des Be=
richterſtatters
, des Reichstagsabgeordneten Graf, in bewußtem
Gegenſatz zur parteiamtlichen Stellungnahme erhoben, ſelbſt auf
die Geſahr, daß wir in Magdeburg im der Minderheit bleiben
und die Sachſen wieder einmal von den Parteipäpſten abgekan=
zelt
werden.

Die allgemein bekannten ruſſiſchen Eleinen Gebrauchsgegen=
ſtände
, aus den Enolligen Auswüchſen der Birke herausgeſchnit=
ten
, erfüllen ſchon in ziemlicher Vollkommenheit unſere Forde=
rungen
und erfreuen uns mit meiſterlicher Behandlung des
Holzes und mit ſtets guter und reizvoller Zweckform, wenn ſie
auch nur ſozuſagen einen Ton ſingen. Bei uns ſind in neuerer
Zeit allerlei Kleingegenſtände aus Holz hergeſtellt worden, die für
das auf knappen Raum und knappes Gelaß geſtellte Wohnleben
gewiß recht wichtig ſind; aber man hat ſie mit Schleiflad über=
ogen
, und ſo kommen ſie als rechte Holzarbeiten nicht in Frage,
Arbeiten auf dem guten Wege ſind dennoch da: Handwerker und
Künſtler haben in und für Holz geformt, meiſt auf der Drehbank
und meiſt in einheimiſchen Hölzern. Die Bereicherung des Ar=
beitsgebietes
durch ausländiſches Holz, beſonders durch die tro=
piſchen
Harthölzer, iſt verhältnismäßig noch wenig ausgenutzt.
In der Tat erhalten wir heute aus den Tropen aller Welt=
teile
wahrhaft herrliche Hölzer; und ihr Liebhaber, oder wie Al=
bert
Schweitzer in ſeinem Afrikabuch ſagt: ein Holznarr zu wer=
den
, iſt wirklich kein Kunſtſtück. Da iſt, um nur einige zu nennen,
das ernſte und würdevolle Makaſſar=Ebenholz von Celebes
ſchwarz mit bräunlicher Streifung; das koſtar vornehme
Schlangenholz (Peratinera guianenſis), rot, mit ſchwarzer Let=
tern
= oder Schlangenhautzeichnung im Längsſchnitt; das prunk=
volle
Holz der Cocoloba grandifolia von Nicaragua, das rot oxi=
diert
und mit der Zeit immer ſchönere und tiefere Töne bekommt;
das Amarantholz von Surinam, das bearbeitet, erſt an der Luft
blauviolett anläuft.
Für die Struktur und die Eigenart des Holzes und um ſeine
Schönheitswerte voll herauszuholen, ſcheint mir im allgemeinen
die runde, auch wohl die ovale Form die gegebene zu ſein; auch
Tafel= und Würfelform können dem Holz gut ſitzen; weniger
ſcheint die willkürlich aſymmetriſche Form geeignet. Es ſteht alſo
die Dreherei bei den Arbeiten in Holz um des Holzes willen des=
halb
an erſter Stelle, weil ihr das Konſtruktive fremd iſt, weil
ſie aus dem Vollen frei bildet und gleichzeitig in ebenſo ſimpler
wie genialer Weiſe mit mathematiſcher Geſetzmäßigkeit ſchafft.
Innerhalb der ſtrengen Grenzen des Handwerks iſt die unendliche
Freiheit der Form; geſetzt iſt der Kreis, frei iſt das Profil.
Streng, klar und anmutig wie die Technik, ſo iſt auch das Holz.
Und nicht nur äußerlich als gewachſene Schönheit wird es zum
Träger der Arbeit, ſondern vor allem formal. Denn aus Stamm=
ſtärke
, Wuchsart und Struktur, aus der Wahl zwiſchen Lang=
und Querholz ergeben ſich meiſt zwingend Abmeſſungen und
Verhältniſſe. Bei den Gegenſtänden des Gebrauchs folgt die
Form im Einzelnen, in Umriß und Gliederung, aus dem Zweck.
Schlichtheit und Zurückhaltung ſind hier beſonders anzuſtreben;
wiederum ſollte die werkmäßige Sachlichkeit nicht zu nüchternen
Uebertreibungen führen. Das Holz hat immer etwas flüſſig Be=

Minnmangen ane Beeſtnnnar
Die Auseinanderſekzung um die Regierun
dung. Die Wirkſchaftsparkei gegen Hif. 4
Zinanzpolikik.

* Berlin, 28. Januar. (
Die burze Pauſe, die durch die Vertagung des
auch in den Regierungsverhandlungen eingetreten
mehr oder minder zugeſpitzten Polemiken in der Parn
genutzt. Dabei kommt vor allem das Zentrum ſchlere
ja auch eine mehr als eigentümliche Politik getriebern
es im vorigen Sommer die ihm angebotenen drei
ablehnte und ſich ausdrücklich mit einem begnügte,
jetzt ſeine Beteiligung an den Regierungsverhandlum=
Verſtärkung ſeines Einfluſſes im Kabinett ashängig
iſt etwas zuviel Taktik. Das Zentrum braucht ſich
zu wundern, wenn dieſe kurvenreiche Politik kritiſiert
leicht iſt es aber gerade deshalb ſo empfindlich, jeden
die Art, wie die Germania auf einige kritiſche B.
zumal der Voſſiſchen Zeitung, antwortet, charakteri=
Uebermaß an Empfindlichkeit, die vielleicht als
ſchlechten Gewiſſens im Zentrum anzuſehen iſt und
den Verhandlungen ſicherlich nicht erleichtert. Wir
daß Reichsernährungsminiſter Dietrich recht behält,
Sonntag dahin ausſprach, vermutlich werde das
auch weiter noch andauern.
Wenig Aufklärung hat der Parte=
Wirtſchaftspartei gebracht, der am Ei
Sonntag in Berlin ſtattfand. Nur inſoweit iſt nach d
Seite hin ein Fortſchritt zu verzeichnen, als die Kre
teivorſitzenden Drewitz an der Finanzpolitik des R
miniſters Hilferding ungewöhnlich ſcharf war und in Ei
nach einer Reichstagsauflöſung wegen der Steuern al
ſcheint demnach nicht, als ob die Regierung auch n-u
Hilfsſtellung bei der Verabſchiedung der Steuergeſe-n
Wirtſchaftspartei zu erwarten hätte. Umſo notwen
wenn man eine Auflöſung vermeiden will und eim!
wegen der neuen Steuern wäre jedenfalls ſehr un=
daß
die Regierungsparteien ſich untereinander zu ein
und eine ſichere Mehrheit für die nun einmal nicht s
den neuen Steuern ſtellen.
Die Demokraten zur Regierungsbildung i
Jena, 28.
In einer Organiſationskonferenz der Deutſchen
ſchen Partei, die geſtern in Jena ſtattfand, erklärte den?
der Demokratiſchen Reichslagsfraktion Dr. Ludwig
Frage der Regierungsbildung im Reich:
Wir haben im Reich tatſächlich die Große Koalt
eine völlige Verkennung des parlamentariſchen Sta=
einzelne
Partcien der jetzigen Regierungskoalition ſ
bunden fühlen. Jede Partei, die in der Regierung
iſt für die Regierung verantwortlich. Selbſtverſtändl.
demokratiſche Reichstagsfraktion in voller Loyalität
arbeiten, daß durch die Umwandlung der Reichsregiern
Regierung in Preußen ein noch engeres Verhältnis
rungsparteien herbeigeführt wird. Aber es muß einn.
Deutlichkeit ausgeſprochen werden, daß es dem parlan
Syſtem nicht förderlich iſt, wenn Miniſter, die ihre Zi
wertvollen Arbeiten begonnen haben, dann plötzlich
Arbeit herausgeriſſen werden. Es muß bei der Regie
dung die Möglichkeit geſchaffen werden, auf die Notw
Durchführung bedeutſamer Arbeiten zeitlich Rückſicht
Dem Gedanken, durch Bildung eines ſtändigen inter
Ausſchuſſes die Arbeiten der Regierungsparteien einh
reibungsloſer zu geſtalten, bringt die demokratiſche
fraktion ſtarke Sympathie entgegen.
Zuuehmende Unſicherkeit ia Chine.
EP. Londvn, 22
Die Reihe der Ueberfälle auf Autobuſſe und Aus=
der
Umgebung Pekings hat ſich durch drei weitere=
mehrt
. Am Sonntag nachmittag wurden auf der Lan.
Tientſin etwa 30 Kilometer öſtlich von Peking ein A=
zwei
Automobile von Räubern überfallen. Ein Ame
ſeine Frau wurden ihrer Wertſachen in Höhe von eiwe=
ſiſchen
Dollars beraubt. Sämtliche anderen Paſſal
meiſt Chineſen wurden vollſtändig ausgeplünder
ber riſſen ihnen ſogar die Kleider vom Leibe. Der
des Amerikaners wurde durch Gewehrſchüſſe nicht u.
beſchädigt. Nach dem Ueberfall verſchwanden die Ban.
feldein.

lebtes, und ſo verbindet es ſich am liebſten, wie mir
der fließenden weicheren Linie.
Für Dinge, die aus freier Hand, ſei es mit Me=
oder
Fräſer in Holz geformt werden, können wohl äh-
linien
wie für das Gedrehte aufgeſtellt werden; Gleich.-
Rhythmus ſind auch hier der Eigenart des Formſtoſf
ſen. In allen Fällen wird man für die Oberflächeia
des Holzes fordern, daß ſie bei zarter Glätte ihm eit
Schutz (z. B. gegen Staub oder Näſſe) gewähre, der
dige Schönheit nicht verdeckt, ſie im Gegenteil oft nL.
kanrn. Allzuviel einwandfreie Mittel zur Erfüllung
derungen haben wir noch nicht, die verſchieden ſich E
Hölzer verlangen auch wieder beſondere Behandlung.
habe beſonders bei den Arbeiten aus farbigen tropiſe.
meiſt an dem alten Hand=Politurverfahren feſtgehalte
Anlaß zu dieſen Ueberlegungen gaben die Holzeil
Profeſſor Th. A. Winde=Dresden im Lichthof des E
werbemuſeums zeigt. Es ſind durchweg ſchöne, mich
zum proſanen Gebrauch beſtimte Einzelſtüde, und es
ihnen beſonders deutlich das Beſtreben zum Ausdrie
des Holzes willen zu formen. Von Hölzern iſt ei.*
faltige Anzahl vertreten, einheimiſche und T
ſind verwendet, und die Formen verbinden ſich
mit den beſonderen Eigenſchaften und Schönheiten
Die reine Drechſlerarbeit überwiegt (aus den angegel
den); aber auch Kaſtenartiges wird gezeigt und frel
das hauptſächlich in flacher, muldenartiger Form
wohl mit dem Meſſer geſchnitten iſt, aber auch gefraß
Neben Schalen und Schälchen ſieht man bei den Ore
große Anzahl hoher Doſen verſchiedenen Ausmaßes
Deckeln, meiſt von gleichem Typ, nämlich zylindriſch E
Rippen in engen Abſtänden. Die Reihung von gleich
iſt gewiß dreh= und holzgemäß, und die hier angen
zeigt Ernſt und Herbe; aber mir ſcheint, daß ſie doe
wenig vom Denken in Eiſen beeinflußt wurde. Wenn.
Strenge etwa dem rauhkräftigen Rüſternholz ane
ſcheint, ſo würde man für das zärtliche Amarantholze
Formgebung wünſchen. Uebrigens gibt bei verſchiede
aus dieſem Holz ein Teil ſtehengebliebenen hellen
eine naturhafte und luſtige Note. In dem eikras
ſcht ar; gemaſerten hellen Zebranoholz iſt ein groß‟
tiſcher Kaſten mit rhythmiſch belebten Wänden geforne.
chem Holz eine ganz flache, große muſchelartige Sche
in der Tat dem Holz nichts von ſeinem naturhaften 7
uten iſt freilich gibt ihrerſeits die Form nur wenis
reizvoll und anmutig, durchaus dem befonderen Be
chend, iſt eine ganz flache, längliche Schale aus ſoe=
(von einer braſiligniſchen Pterocarpus=Art); die Te41

[ ][  ][ ]

Fagung des Reichslandbundes.
und zollpolikiſche Sorderungen. Schaffung
Mänheitsfronk der Landwirke. Skeuer= und
reparalionspolitiſche Enkſchließungen.
Berlin, 28. Januar.
zungei Parallelverſammlungen im Zirkus Buſch und im
srhauſp elhaus hielt heute der Reichslandbund ſeine
ſtiggung ab, die von zahlreichen Teilnehmern aus dem
uht war. In beiden Verſammlungen ſprachen ab=
ie
drei Präſidenten des Bundes, Hepp, Beihge und
D. Schiele. Sie wieſen übereinſtimmend auf die un=
Notlage der Landwirtſchaft hin und auf
für Staat und Volk drohenden Gefahren. Verlangt
Ausdehnung der ſtaatlichen Hilfe als notwendige Er=
morr
Selbſthilfe, eine in erſter Linie auf die Bedürfniſſe
wirtſchaft zugeſchnittene Handels= und Zollpolitik,
echterungen ſowie Erleichterungen des Abſatzes, ferner
huhrng landwirtſchaftlicher Sachverſtändiger zu den neuen
mrsverhandlungen. Betont wurde die Nowvendigkeit der
iner landwirtſchaftlichen Einheitsfront über alle Par=
Hinweg.
Schluß wurden drei Entſchließungen angenom=
ſöw
von den verſchiedenen Rodnern vorgebrachten For=
zoll
=, ſteuer= und reparationspolitiſcher Hinſicht zuſam=
In der ſteuerpolitiſchen Entſchließung
Ticht Steuererhöhung, ſondern Steuer=
tg
iſt das Ziel einer geſunden, der Lage der Landwirt=
ſecht
werdenden Politik. Dieſem Gedanken wird auch
Etewereinheitlichungsgeſetz in der vom Reichsrat verab=
Faſſung nicht gerecht und kann daher von der Land=
icht
angenommen werden. Die ſteuerliche Ent=
ſiſeer
Landwirtſchaft muß zunächſt auf dem Ge=
lückendſten
Steuernot, der Realſteuern und der Ren=
gundſchuld
=Zinſen, der Schullaſten und ähnlicher Be=
Htrgenommen werden. Zu dieſem Zwecke iſt u. a. auch
wrSeitige Verteilung der Reichsſteuerüberweiſungen bis
Uaneinden auf der Grundlage einer ſtärkeren Berück=
der
leiſtungsſchwachen Landgemeinden notwendig.

ir reparationspolitiſchen Entſchließung
eine Stellen von Wichtigkeit. Die Vertreterverſammlung
Mandbundes ſtellt feſt, daß der jüngſte Bericht des
runsagenten den tatſächlichen Verhältniſſen des deutſchen
neswegs gerecht wird. Die Vertreterverſammlung des
Fſopundes iſt der Anſicht, daß auch die verantwortlichen
rutſchlands nicht das Erforderliche zur Aufklärung
wirkliche Lage der deutſchen Wirtſchaft getan haben.
Forre gilt das für die verzweifelte Lage der deutſchen
hichaft. Die Vertreterverſammlung des
Aendbundes gibt einmütig der Anſicht
ſck, daß auf Grund der bisherigen Ge=
ungen
Deutſchlands wie auch ange=
tiner
Leiſtungsfähigkeit eine weitere
esverpflichtung für uns nicht mehr be=
iene
Fronk der Landwirke gegen die neuen
aslagen und Las Skeuervereinheiklichungs=
geſeß
.
u. Reichsausſchuß der deutſchen Landwirtſchaft zuſam=
Eſſenen Spitzenorganifationen haben nach eingehenden
ſen folgenden Beſchluß gefaßt.
Gestſche Landwirtſchaft muß angeſichts ihrer gegenwär=
liegge
ihre ſtärkſten Bedenten gegen die neuen Steuer=
Mzar Deaung des Defizits im Reichshaushalt äußern.
ſiher konnten die Steuern ſeitens der Landwirtſchaft zum
Zei nur durch Eingriffe in die Vermögensſubſtanz ge=
wei
. Die Landwirtſchaſt muß daher die durch Erhöhung
Migens= und Erbſchaftsſteuer entſtehende Neubelaſtung
Muid ſie iſt auch als Urerzeugerin nicht in der Lage, der
im Erhöhung der Bier= und Branntweinſteuer zuzu=
)rEntwurf des Steuervereinheitlichungsgeſetzes birgt
Fiten Faſſung die Gefahr weiterer Steuererhöhungen in
Ayn lehnen daher auch dieſen Entwurf in der vorliegen=
Hug a5. Bei dieſer Gelegenheit muß die Landwirtſchaft
Aſinerlſam machen, daß erhebliche Möglichkeiten zur Ver=
EASer ihr auferlegten Steuerlaſt bisher unausgenutzt ge=
u
. In einer erheblichen Erweiterung des Kreiſes der
blichtigen, insbeſondere auch in der Hinzuziehung der

öffentlichen Betriebe zu Reichs=, Landes und Gemeindeſteuern,
in einer anderweiten, den Lebensnotwendigkeiten der leiſtungs=
ſchwachen
Gemeinden beſſer gerecht werdenden Verteilung der
Reichsüberweiſungen iſt der Weg zur Erreichung dieſes Zieles
u. a. gegeben.
Namens des Reichsausſchuſſes der deutſchen Landwirtſchaft:
Deutſcher Landwirtſchaftsrat, Reichslandbund, Vereinigung der
deutſchen Bauernvereine, Generalverband der deutſchen Raiff=
eiſengenoſſenſchaften
, Reichsverband der deutſchen landwirtſchaft=
lichen
Genoſſenſchaften.
Ein Akkenkak auf Deutſch=Ofkafrika.
England beabſichtigt die Annerion von Deukſch=
Oſtafrikg. Ein deutſcher Schritt beim Völkerbund.
* Berlin, 28. Januar. (Priv.=Tel.)
Die engliſche Regierung hat ſchon ſeit langem das Be=
ſtreben
, den Anteil an den deutſchen Kolonien, die ſie ſich zur
Abrundung ihres eigenen afrikaniſchen Beſitzes in Verſailles zu
ſichern wußte, endgültig ſich anzueignen. Dem ſteht allerdings
im Wege, daß die einzelnen Staaten nicht Eigenrümer der deut=
ſchen
Kolonien ſind, ſondern nur Verwalter des Völkenbundes,
daß ſie alſo nicht die Möglichkeit haben, nach Belieben zu ver=
fahren
. England ſcheint nun aber der Meinung zu ſein, daß über
den Friedensvertrag genügend Gras gewachſen iſt, um den Tat=
beſtand
vergeſſen zu laſſen. Sie hat ſchon im vorigen Jahre eine
Kommiſſion nach Oſtafrika entſandt, die angeblich die Verhältniſſe
ſtudieren ſollte, und aus deren Bericht in Wirklichkeit deutlich
hervorgeht, daß England die Vereinigung Deutſch=
Oſtafrikas mit den umliegenden engliſchen Ko=
lonien
zu einem gemeinſamen Oberkommiſſariat
anſtrebt. Das wäre dann eine verkappte Annexion, die auch
in dieſer Form mit den Beſtimmungen der Völkerbundsſatzung
in ſchroffem Widerſpruch ſteht. Wie wir hören, iſt die Reichsre=
gierung
entſchloſſen, ſich dagegen zur Wehr zu ſetzen. Das Aus=
wärtige
Amt kündigt an, daß es beim Völkerbund entſprechende
Schritte unternehmen wird, um dafür zu ſorgen, daß der status
guo unter allen Umſtänden aufrecht erhalten wird. Deutſchland
iſt ja auch ſeit ſeinem Eintritt in den Völkerbund Mitglied der
Mandatskommiſfion, hat alſo auch unmittelbar die Möglichkeit,
ſeine Anſprüche als Vertragspartner des Völkerbundes und des
Verſailler Vertrages zur Geltung zu bringen. Ohne unſere Zu=
ſtimmung
kann jedenfalls an dem beſtehenden Zuſtand nichts ge=
ändert
werden.
Reichsbankprandent Dr. Schacht in Paris.
* Berlin, 28. Januar. (Priv.=Tel.)
Reichsbankpräſident Dr. Schacht, der längere Zeit krank war,
iſt zu einem Beſuch nach Paris gefahren, der eigentlich geheim
bleiben ſollte, bei der Neugier der Pariſer Preſſe aber ſelbſtver=
ſtändlich
innerhalb weniger Stunden bekannt war und zu zahl=
reichen
Kommentaren Anlaß gab. Ofſiziös wird angedeutet, daß
der Reichskanlpräſident nur die Abſicht habe, dem Präſidenten
der Vank von Frankreich, Moreaux, der vor einiger Zeit in Ber=
lin
Dr. Schacht beſucht hatte, einen Gegenbeſuch abzuſtatten. Das
iſt ſelbſtverſtändlich nur eine Etikette. Der Reichsbanzpräſident
dürfte kaum in ſeiner Cigenſchaft a’s Bankpräſident, ſondern in
ſeiner Cigenſchaft als deutſcher Delegierter gefahren ſein, und
zwar wahrſcheinlich zu dem Zwecke, mit den franzöſiſchen Sach=
verſtändigen
unverkindlich Fühlung zu nehmen und die Möglich=
keiten
abzutaſten, die ſich überhaupt für eine Verſtändigung in der
neuen Sachverſtändigenkommiſſion ergeben.
Salo weiſt chineſiſche Anſchuldigungen zurück.
EP. Genf, 28. Januar.
Der japaniſche Vertreter in der Opiumkommiſſion, Sato,
wies heute in einer Erllärung die Anſchuldigungen des chineſi=
ſchen
Vertreters gegen die japaniſche Armee zurück. Er erklärte,
daß der chineſiſche Vertreter leinen Beweis dafür erbracht habe,
daß die japaniſchen Truppen bei der Expedition nach Schantung
den verbrecheriſchen Oplumhandel begünſtigt hätten. Dieſe Be=
hauptung
ſei geeignet, die Ehre und den Ruf der japaniſchen
Armee zu verletzen, die unanlaſtbar ſeien. Auf die politiſchen
Fragen, die Wang Kinyki angeſchnitten habe, wolle er nicht ein=
gehen
, da dies nicht zur Zuſtändigkeit der Konniſſion gehöre,
deren Aufgabe bediglich die Bekämpfung des Schmuggels mit
Opium fei.

Seite 3
Der Sachverftändigenkonferenz enkgegen
Die Sachverſtändigen der Allierken.
Berlin, 28. Januar.
Angeſichts des bevorſtehenden Zuſammentritts des neuen
Sachverſtändigenkomitees iſt ein Ueberblick über die Perſönlich=
keiten
, aus denen ſich das Komitee zuſammenſetzt, ihre berufliche
Stellung und frühere Tätigkeit am Platze. Was die deutſchen
Mitglieder des Ausſchuſſes anlangt, ſo haben wir ihre Tätigkeit
bereits bei ihrer Ernennung gewürdigt. Die engliſchen
Hauptdelegierten ſind Sir Joſeph Stamp und Lord
John Revelſtoke. Stamp iſt zurzeit Präſident der London Mid=
land
and Scotch Railwais Company. Außerdem iſt er Direktor
zahlreicher Induſtriekonzerne, Mitglied des Verwaltungsrates
der Pank von England und einer der angeſehenſten engliſchen
Statiſtiker und Steuerſpezialiſten. Er gehörte ſchon dem erſten
Sachverſtändigenausſchuß, dem ſogenannten Doweskomitee an.
Lord Revelſtoke iſt Direktor der Bank von England und
Teilhaber der Firma Baring u. Co. Er iſt einer der finanziellen
Ratgeber des engliſchen Kronprinzen. Der erſte der beiden
engliſchen Erſatzmänner, Sir Charles Addis,
iſt Direktor der Bank von England, Direktor der P.O.= Schiffahrts=
geſellſchaft
, Präſident der Hongkong and Shanghai Banking Cor=
poration
und außerdem Mitglied des Generalrates der deutſchen
Reichsbank. Der zweite engliſche Stellvertreter, Sir Baſil
Blackett, war Mitglied der indiſchen Finanz= und Währungs=
kommiſſion
1913 und 1914, gehörte während des Krieges ver=
ſchiedenen
engliſch=franzöſiſchen Finanzmiſſionen in den Ver=
einigten
Staaten an, wurde 1922 als Finanzminiſter in den
Exekutivausſchuß des Generalgouverneurs von Indien berufen,
einen Poſten, den er ſoeben erſt aufgegeben hat.
Frankreich wird vertreten einmal durch Emile
Moreaux, den Gouverneur der Bank von Frankreich, eine
Stellung, die mit der des deutſchen Reichsbankpräſidenten iden=
tiſch
iſt, und durch Jean Parmentier. Parmentier war
Direktor im Finanzminiſterium, Führer der franzöſiſchen Kom=
miſſion
bei den Verhandlungen zur Konſolidierung der fran=
zöſiſch
=engliſchen Kriegsſchulden im Juli und Auguſt 1922 und
Mitglied des erſten Sachverſtändigenausſchuſſes. Erſatzmänner
hat Frankreich nicht ernannt, ebenſowenig wie Italien, das
durch Alberto Pirelli und Fulvio Suvich im Ko=
mitee
vertreten iſt. Pirelli iſt einer der ſührenden italieniſchen
Induſtriellen, ſteht an der Spitze eines großen vertikal aufge=
bauten
Unternehmens, das u. a. Automobilreifen, Seide und
andere Textilien herſtellt und ſeinen Sitz in Mailand hat. Er iſt
Präſident der Internationalen Handelskammer und war u. a.
auch bereits Mitglied des erſten Daweskomitees. Suvich, von
Beruf Rechtsanwalt, war von 1922 bis 1928 Unterſtaatsſekretär
im italieniſchen F.nanzminiſterium und Mitglied der itglieniſchen
Delegation bei den Völkerbundsverhandlungen.
Der eine der belgiſchen Hauptdelegierten,
Bankier Emile Francqui, iſt Vizegouverneur der Société
genéral de bölgique, früherer Finanzminiſter und Mitglied des
Generalrates der deutſchen Reichsbank. Auch er gehörte dem
erſten Daweskomitee an. Der zweite belgiſche Delegierte,
Rechtsanwalt Camille Gutt, iſt Direktor der Socisté
genérale des minerais, war Kabinettschef von Theunis und bis
zur Ernennung zum Sachverſtändigen Mitglied der belgiſchen
Delegation bei der Reparationskomiſſion. Belgiſche Erſatz=
männer
ſind Henri Fabri, Vizepräſident der belgiſchen
Nationalbank und Baron Terlinden, früherer Kabinetts=
chef
im Finanzminiſterium.
Japan läßt ſich im Komitee vertreten durch Ta=
kaſhi
Acki. Direktor der Vank von Japan und Kengo
Mori Präſident der japaniſchen Eas=Kompagnie, Mitglied des
Oberhauſes, Berater der Tolio y Sento, des größten japaniſchen
Elektrizitäts=Unternehmens, früherer Finanzbeirat bei der japa=
niſchen
Botſchaft in London, ferner die Erſatzmänner
Kaichi Goto, Mitglied des Finanzminiſteriums in Tokio und
Hidezane Suzuki, Vizedirektor der Londoner Filiale der
Yokohama Spezi Bank.
Was ſchließlich die Amerikaner betrifft, ſo ſpricht der
Name John Pierpont Morgans, des Chefs des weltum=
ſpannenden
gleichnamigen Bandhauſes, ſchon für ſich. Der zweite
amerikaniſche Delegierte, Owen Young, iſt von Beruf Rechts=
anwalt
und ſtellvertretender Gonverneur der Federal Reſerve=
bank
. Er gehört außerdem dem Direktorium zahlreicher amerika=
niſcher
Unternehmungen an, wie der Bankers=Truſt=Company, der
Dallas=Electric=Company, der Buffalo Electric=Co., der General
Motors Co., der International general lectric Co. Er war
Mitglied von Wilſons zweiter Induſtriekonferenz ſowie Mitglied
des erſten Sachverſtändigenkomitees und früher Generalagent für
die Reparationszahlungen. Erſatzmänner hat Amerika bis=
her
nur einen ernannt, nämlich Thomas Nelſon Perkins,
Rechtsanwalt in Boſton, von 1924 bis 1926 ameriſaniſcher Beob=
achter
bei der Reparationskommiſſion und Vorſitzender des Aus=
legungsſchiedsgerichts
.

5 ſeie Griffe an den gerundeten Schmalſeiten ſind von der
Füim Hand nur eben angedeutet.
eerfläche der Hölzer iſt, ſo weit ich ſehen konnte, überall
4 behandelt; ſie zeigt eine matt ſchimmernde, hie und

9 ben imſtande iſt. Hier handelt ſich’s zwar um Einzel=
ſar
gewöhnlich nicht auf dem Werkeltiſch ſtehen um
e zur Freude von Auge und Hand; aber das eole
7 auch für den Alltagsgebrauch nicht zu gut. V. Zobel.

Heſſiches Landestheaker.
E nes Haus. Montag, den 28. Januar 1929.
WSchubert=Abend des Orumm=Quartetts.
Ei nachgelaſſenen G=Moll=Streichquartett iſt verhältnis=
29 wenig Schubertſche Eigenheit enthalten. Denn wäh=
artzehnjährige
Schulgehilfe damals ſchon als Lieder=

4bumpſe Glätte, die dem Holze nichts nimmt alſo
Nüar, bei der die Holzporen geſchloſſen werden. Für Ge=
Amſtände, die gegen Staub und Griff zu ſchützen ſind,

Art der Behandlung vielleicht nicht üverall genügen,
ravon, daß der Glanz ſehr wohl auch die Holzſchön=

in dem fruchtbarſten Jahr ſeines Lebens ganz eigene
lolgt er in den großen Formen der Sinfonie und
A treu ſeinen Vorbildern, und mit dem ehrfurchts=
Milden der Quartettformen Mozarts und Haydns
M=eles von ihrem Geiſt in dieſe Werke ein. Das Quar=
Hausmuſik, für den eigenen Familiengebrauch im
ert
geſchrieken und in der erſtaunlich kurzen Zeit von
9ar eniſtanden. So kommt es, daß nur an wenigen
D Na: Schubertſche Harmonik hervorleuchtet, daß ſonſt im
2 PSeſonders Mozart, in den beiden letzten Sätzen, deren
Irſonders feſſelt, Haydn Pate geſtanden hat.

tett Opus 165 iſt dagegen ein Werk völliger Reife
UMoll=Sinfonie entſtanden, in der ſich Schubert als
ENN . Wläſerbehandlung erwieſen hatte. Deutlich fühlt mau
L2 urbild des Beethovenſchen Septetts, aber Schubert iſt
hehr einer, der mit Uebernahme einer ähnlichen ſuiten=
m auch geiſtig in ein Abhängigkeitsverhältnis tritt,
in i
Pnire: ſeine inſtrumentale Melodik ganz eigen, ſeine Har=
Eichen Ueberraſchungen gewürzt, und die ſeeliſche Emp=
art ſchwärmeriſch auf= und abwogend, daß die ganze
N i Poeſie eingehüllt iſt. Dabei herrſcht eine köſtliche,
D2 Friſche und eine Klangſchwelgerei, daß man manch=
es
Orcheſter zu hören glaubt. Dieſe Fülle verdanken
Anſtrumente dem Kontrabaß, der Ceſamtllang dem

Umſtand, daß Klarinette, Horn und Fagott mit überaus dank=
baren
Aufgaben betraut werden, und beſonders die beiden erſten
Inſtrumente melodiſch reich bedacht ſind. Herrlich iſt der Phan=
taſiereichtum
der langſamen Einleitungen, prachtvoll die Muſizier=
freudigkeit
der raſcheren Sätze, und die Variationen des Andante
laſſen auch das virtuoſe Clement zu ſeinem Recht kommen.
Die Herren Drumm, Buddenhagen, Sprenger und
Andreae hielten ſich mit Recht in dem G=Moll=Quartett von
allem Pathos und allzu ſubjektivem Geſtalten fern und ließen es
im Stil eines Hausmuſikwerkes durch ſeine unbekümmerte Spiel=
freudigkeit
wirken. Im Oktett wirkte zuerſt das Hinzutreten von
vier Künſtlern für den ganz freien Ausdruck etwas hemmend,
denn ſelbſtverſtändlich konnte eine ſo enge Verbundenheit wie die
der Mitglieder des Streichquartetts nicht ſofort erreicht werden.
Aber raſch regten ſich die Spieler gegenſeitig ſo an, daß nach
kurzem ein ausgezeichnet klangſchönes und ausdrucksvolles Zu=
ſammenwirken
entſtand. Hierbei leiſteten die Bläſer Heynan
(Klarinette), Wiſchert (Fagott) und Zimolong (Horn) ſo=
liſtiſch
wie begleitend Hervorragendes, und auch Herr Kammer=
muſiker
Fricke (Kontrabaß) fügte ſich mit feinem Anpaſſungs=
vermögen
ein. So blieb auch der fünfte Schubertabend an in=
nerem
Wert und äußerem Erfolg nicht gegen die vorange=
F. N.
gangenen Schubert=Konzerte zurück.

Walker Elſchner F.
Der frühere Tenorbuffo am Heſſiſchen Landestheater Walter
Elſchner, deſſen ſich die Darmſtädter Theaterfreunde wohl noch
gut erinnern werden, iſt dieſer Tage der Grippe=Seuche in den
Vereinigten Staaten von Amerika erlegen.
Nach ſeinem Weggang von Darmſtadt im Jahre 1920 war er
zunächſt als Regiſſeur der Städtiſchen Oper in Leipzig angeſtellt,
von wo er bald als Oberſpielleiter an die Hamburger Opern=
bühne
ging. Nebenher war er viel in Amſterdam und anderen
holländiſchen Städten als künſtleriſcher Organiſator tätig. Bei
den Bayreuther Feſtſpielen wirkte er ſeit ihrer Wiedereröffnung
im Jahre 1924 regelmäßig als Mime in Rheingold und Sieg=
fried
mit, den er in einer unübertrefflichen, draſtiſch=humorvollen
Weiſe in Geſang und Darſtellung zu charakteriſieren wußte. Man
wird in Bayreuth nicht leicht einen Erſatz für ihn finden.
In den letzten Monaten wirkte Elſchner als Direktor und
Spielleiter und auch als Tenorbuffo bei einer unter muſikaliſcher
Leitung von Generalmuſikdirektor Walter Möricke in Amerika
gaſtierenden norddeutſchen Operngruppe mit. Dort hat ihn nun
mitten in eifriger künſtleriſcher Arbeit der Seuchentod er=

Kunſt. Wiſſenſchaft und Leben.
p. Dr. Rudolf Kuſchar . Der Gattin, deren am 27. November
vrrigen Jahres erfolgtem Tod wir an dieſer Stelle gedachten, iſt der
Gatte am 23. ds. Mrs. raſch gefolgt. Ihn hatte, wie er noch einem
alten Freunde ſchreiben konnte, der ſchwerſte Schlag ſeines Lebens ge=
troffen
. Ein edler Menſch und Künſtler, ſo bekundet die Todesanzeige
mit Recht, iſt mit ihm dahin gegangen. Kuſchar, der als Schriftſteller
unter dem Namen Julius Röwen wirkte, war am 15. April 1855 in
Graz geboren. Nach Beendigung der juriſtiſchen Studien war er in
Steiermark und Kärnten, zuletzt am Bezirksgericht in Graz, tärig, wo
er in Theaterkreiſen eine führende Rolle einnahm. Eine Reihe von
Dialektſtücken hat Kuſchar geſchrieben, auch mit Morre hat er zu=
ſammengesvbeitet
. Wir nennen als die hervorragendſten Werke: Die
Lüge ums Glück, Die Kurzbauer Rosl und den Garg’ſcheid‟. Nach
erfolgter Penſionierung lebte er, abgeſchieden von der ſteiriſchen Groß=
ſtadt
, in Schladming in ſeiner eine herrliche Dachſteinanſicht gewähren=
den
Villa am Wieſenrain. R. i. p.

Zum 100. Geburtstag von Alfreb Brehm. Am 2. Februar, dem
100. Geburtstag von Alfred Brehm, feiern Tauſende von Freunden
und Verehrern dieſes Meiſters der Tierſchilderung das Andenken des
volkstümlichſten deutſchen Tierlebenforſchers, deſſen Werk den ſeltenen
Erfolg hatte, im wahrſten Sinne des Worces deutſches Kulturgut zu
werden. Sein klaſſiſches Tierleben, dem noch heute kein anderes Vole
irgendwie Ebenbürtiges an die Seite zu ſetzen hat, kennt alle Welt.
Nur wenige aber wiſſen bis heute, daß Brehm im Dienſte ſeiner Wiſſen=
ſchaft
der Tierkunde ein Leben voller Kämpfe und Abentener geführt
hat, daß er allein den ſechſten Teil ſeines Lebens in fremden Erdteilen
auf beſchwerlicher Forſcherfahrt verbrachte und Jahre in der Heimar
um Verſtändnis für ſeine Arbeit kämpfen mußte. Das erfahren wir
zum erſten Male aus dem ſoeben im Brehm=Verlag, Berlin, erſchienenen
Brehmbuch mit Beiträgen von Prof. Dr. Heck, dem volkstümlichen
Berliner Zoo=Direktor, Carl W. Neumann, dem Herausgeber des
Reelamſchen Volksbrehm, Dr. A. Heilborn, Dr. h. c. Kleinſchmidt, Alfred
Tſchentſcher und Joh. Tews. Es iſt ein lebendiges, feſſelndes Buch,
das ein umfaſſendes Bild von dem Leben und Schaffen und der Be=
deutung
dieſer eigenen ſtarken Perſönlichkeit gibt. Als der Heraus=
geber
dieſes überaus reich illuſtrierten und vorzüglich ausgeſtatteten
Buches (Preis Ganzleinen Mk. 4,80) zeichner die Brehm Geſellſchaft
e. V., eine Vereinigung unter dem Vorſitz führender Perſönlichkeiten,
die ſich die Aufgabe geſtellt hat, zunächſt die von ihr ins Leben ge=
rufene
Alfred=Brehm=Stiftung zur Sicherung der Lebensverhältniſſe
der betagten Töchter Brehms zu unterſtützen, das Andenken Prehms
zu wahren und in ſeinem Geiſt fortzuarbeiten. Neben dieſer erſten
Veröffentlichung der Brehm=Geſellſchaft erſchien auch eine verkürzte
Volksausgabe unter dem Titel Brehms Leben zum Preiſe von
Mi.

[ ][  ][ ]

Seite 4

Dienstag, den 29. Januar 1929

Tumme

Unser Sonntagsjunge Kurt ist angekommen. Bruno und Lotte Lilienfeld geb. Rothschtld Darmstadt 27. Jan. 1929 Z. Zt. Privatklinik Dr. Wolff und Hottmannstraße 62. Dr. Hoftmann, Riedeselstraße. 1974)

O5
Mariechen Vogt
Fritz Luſt
beehren ſich ihre Verlobung anzuzeigen.

Darmſtadt, im Januar 1929.
Kſesſtraße 45.
Soderſtraße 55.
O6

Statt Karten.

Hertha Niebel
Georg Grünewald
danken auch im Namen ihrer
Eltern herzlichſt für die ihnen
anläßlich ihrer Verlobung er=
wieſenen
Aufmerkſamkeiten.
Lengfeld, Lauterbach, im Jan. 1929. (1969

Am 30 Januar feiert Herr Jacob
Friedrich Klein mit ſeiner Ehe=
frau
Friederike, geb. Funk, Holz=
hofallee
25, das Feſi der (
Silbernen Hochzeit.

Dankſagung.
(Statt Karten.)
Für die vielen Beweiſe herzlicher
Teilnahme, ſowie für die zahlreichen
Kranzſpenden beim Verluſte unſeres
Sohnes und Bruders

Otto

ſagen wir unſeren herzlichen Dank.
Beſonders danken wir den Brüdern
des Herz=Jeſu=Hoſpitals für ihre auf=
ppfernde
Pflege, Herrn Pfarrer Be=
einger
für die tröſtenden Worte am
grabe, Familie A. Weichel für ihren
barmen Nachruf, dem Darmſtädter
Radſportklub und dem Männerquartett
Eintracht für die Kranzniederlegung.
ugez) Familie Wilhelm Keil.

Statt jeder beſonderen Anzeige.
Am 28. d8. Mts., morgens 6 Uhr, entſchlief nach
langem Leiden meine geliebte Frau, unſere gute
Mutter, Großmutter, Schwiegermutter, Schwägerin
und Tante
Hau Aauie Meuer
geb. Kleindienſt
im Alter von 61 Jahren.
Im Namen der trauernden Hinterbliebenen:
Heinrich Möller.
Darmſtadt, Mathildenſtraße 48.
Die Beerdigung findet am Mittwoch, 30. ds. Mts.,
nachmittags 3 Uhr, von der Kapelle des Wald=
friedhofes
aus ſtatt.

Todes=Anzeige.
Gott dem Allmächtigen hat es
gefallen, unſre liebe, gute Mutter,
Schwiegermutter Großmutter
Urgroßmutter, Schweſter u. Tante
Frau
Margarete Löſer
geb. Tag
im Alter von 86 Jahren heute
Morgen 5 Uhr in die Ewigkeit ab=
zurufen
.
Im Namen
aller trauernden Hinterbliebenen:
Ludwig Löſer.
Arheilgen, den 27. Januar 1929.
Die Beerdigung findet am Diens=
tag
, den 29. Januar, 2½ Uhr nach=
mittags
, vom Trauerhauſe, Lud=
wigſtraße
10 aus ſtatt. (2005

Statt beſonderer Anzeige.
Gott dem Allmächtigen hat es gefallen,
meinen innig geliebten Mann, untern heizens=
guten
Vater, Sohn, Bruder, Schwiegerjohn
und Schwager
Briien. Sigeim Kolng!
leitender Arzt des Bürgerhoſpitals Friedberg i. H.
im Alter von 42 Jahren am 26 Januar 1929,
abends 8 Uhr, nach ſchwerer Erkrankung un=
erwartet
und plötzlich zu ſich zu nehmen.
Im Namen der Hinterbliebenen:
1965) Erika Rompf, geb. v. Harimann.
Friedberg i H, Lang=Göns, Darmſiadt.

Nicht vergeſſen, daß
Grippe=
u
. Schwer=
Kranke
oft noch durch
naturgemäße.
heilmac netiſche
Behandlung
vor frühem Tode
bewahrt wurden.
Fr. Hornberger,
Biolog, Heilinſtitut,
Darm tadt,
Waldſtr 49. Tel. 3447.
Sprechſt. 812 Uhr
Beſuche auch aus=
wärts
. (1987h

Wer iſt
Erfinder?
Ang.u. E.86 Gſchſt.

R
(1811a)

Reparaturen
an Sprechapparaten
verden prompt und
bliy aus gefuhrt von
Fachmann. 8la
Mnſikhaus Bund
Suuchurdſtr 2

Allen, die beim Heimgange und
bei der Krankheit meiner lieben
Schweſter ihrer ſo in Liebe gedachten,
ſowie Herrn Pfarrer Rückert und den
Schweſtern für ihren Troſt und
Beiſtand ſagen innigen Dank.
Wilhelm Leißler.
Darmſtadt, den 28. Jan. 1929. (*

Todes=Anzeige.
In der Nacht von Sonntag auf Montag
iſt uns unſere liebe Schweſter, Schwägerin
und Tante
Wilhelmine von Auw
genannt Wittich
durch einen plößzlichen Tod entriſſen worden.
Für die trauernden Hinterbliebenen:
Poſtrat Wittich und Familie.
Die Beerdlgung ſindet am Mittwoch, den 30. Januar,
nachmittags 2 Uhr, vom Trauerhauſe Gonſenheim,
Kreis Mainz, Kaiſerſtraße 49 ab ſiatt. (1977

Berufstät, ruhiges
Fräulein ſucht leer.
heizb. Zimm. Ang.
u. E. 66 Geſchſt. (*

Die in der Gemarkung Lengfeld i.
Odw. gelegenen Grundſtücke
Flur I Nr. 171 Grabgarten) i. Ort 116 qm
Grasgarten)
827 qm
Flur INr. 172 Hofraite im Ort 282 an
werden durch den unterzeichneten Nota=
am
Freitag, den 8. Februar 1929, nach
mittags 3 Uhr, auf der Bürgermeiſterei
in Lengfeld i Odw. meiſtbietend frei=
willig
, öffentlich verſteigert.
Es handelt ſich um ein im Jahre
1924 neuerbautes Haus mit Scheune,
Stallungen und einem großen Garten
das auch als Ruheſitz geeignet iſt.
Dieburg, den 26. Januar 1929.
Lüft, Heſſiſcher Notar.
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Heſſ. Bürgermeiſterei Klein=Rohrheim.
Allendörfer. (1966

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Kl. 2b 60 Stck. 32.39 fn
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Verzeichniſſe ſind auf der Bürgermei=
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Die für den Umbau der
ſtraße BiſchofsheimRüſſels
verlichen Bauarbeiten und Fu=
ſollen
öffentlich vergeben w
zwar:
1. Erdarbeiten ca 3750 cbm.
2. Chauſſierungs= / 800 gra
arbeiten etwa 125800 gin
3. Anfuhr des Stück= und D
etwa 8540 to
Pläne, Angebotsvordruck
dingungen liegen vom 30 St
3. Februar 1923 bei der Pra
ion Starkenburg (Tiefbau),
Neckarſtraße 3, Zimmer 30
offen.
Angebotsformulare ſowie
deren Ausführungsvorſchrift
lange der Vorrat reicht, ge
tung des SelbſtkoſtenPreiſes
hältlich; Verſand nach ausr.
nicht ſtatt.
Die An ebote ſind verſchle.
rei und mit entſprechende=
verſehen
. bis S mst.g. de
1929, vormittags 10 Uhr,
zureichen, woſelbſt die Oeffm
gegenwart der etwa erſchiem
erfolgt.
Darmſtadt, den 26. Januu
Provinzialdtrektion Sic
(T efoau).

Einträge in das Handelse
teilung A: Am 23. Januan
ſichtlich der Firma: Friedr.
Darmſtadt: Geſchaft ſamt F7
Karl Friedrich Kurt Heß.
in Darmſtadt, übergegangen.
mann Philipp Vetter in Da
zum Prokuriſten beſtellt.
Januar 1929 Neueintrag: Kit
triebsſtoffvertrieb. Darmſtäd=
händler
Nuß & Co., Komn-
ſchaft
. Sitz: Darmſtadt. Gse
Dr. Carl Baumann. Kauu
Darmſtadt. Karl Groh. Kcr
Darmſtadt. Leopold Hachenbu=
mann
in Darmſtadt. Rudolf
mann in Gernsheim. Es
Kommanditiſten vorhander
Vertretung der Geſellſchaf;
Zeichnung der Firma ſind F0
ſönlich haftende Geſellſchaf=
ſchaftlich
berechtigt. Die
hat am 1. Januar 1929 bew
Abteilung B: Am 22. J
hinſichtlich der Firma: Leom
Aktiengeſellſchaft. Hauptn.
Köln Zweigniederlaſſung
Durch Beſchluß der Genen
lung vom 17. Dezember 1
Geſellſchaftsvertrag geänder
gleichen Beſchluß iſt die Eu
Grundkapitals um 6 000 00C
mark beſchloſſen worden. Di
iſt durchgeführt. Das Grun
trägt jetzt: 37 200 000. Re
Als nicht eingetragen wird nu
licht: Das Grundkapital iſ
in: a) 295 000 Stück Stamnn.
je 100. Reichsmark und
Stammaktien über je 1000,
mark. b) 2000 Stück Vorzugs

je 100. Reichsmark 2
der neuen auf den Inhaben
Stammaktien zum Nennbet
1000. Reichsmark. die vom
1929 ab an dem Gewinn
erfolgt zum Kurſe von 125
Am 25. Januar 1929 hin
Firma: Darmſtädter und Nat
Kommanditgeſellſchaft aufAni
niederlaſſung Berlin. Zwe‟
ſung Darmſtadt: Die Vr=
Emil Kempe und des Alk
ſind erloſchen.
Darmſtadt, den 26. Janz
Amtsgericht I.
Skamm-u. Breis
Berſteigerun
Donnerstag, den 31. J
Freitag, den 1. Februar I.
um 10 Uhr anfangend, w.
Wirtſchaft von Herrn Il
mann I. zu Lützelbach n.
Holz öffentlich verſteigert:
Stämme: Buche Fm. 3.
9,77: 4. Kl. 25 Stück 27.75: 5
1.36: Eiche Fm. 2. Kl. 14
3 Kl. 10 Stück 6 07: 4. Kl. 2
Eſche Fm. 1. Kl. 1 Stück 42
3 Stück 0.89: 4. Kl. 1 Stück
Fm. 2. Kl. 1 Stück 0,63: L
2b Kl. 1 Stück 0.99: 3a Kl. 1
3b Kl. 1 Stück 1.63: 4b Kl. 1.
Fichten Fm. 1a Kl. 55
1b Kl. 120 Stück 37.49: 2a 5
27.62: 2b Kl. 14 Stück 11-
3 Stück 3,63: 3b Kl.
Weißtanne Fm. 2a Kl. 1
Za Kl. 1 Stück 1.54.
Derbſtangen: Fichten 1. 2
0.90 2. Kl. 13 Stück
3 Stück 0.09 Fm.
Brennholz: Scheiter
10 Eiche. 2 Kiefer. 10 Fich;
Knüppel: 48 Buche.
1 Eſche. 2 Kiefer. 14 We
Fichte. Rm. Reiſerhr
73 Buche 1. Kl.. 17 Eiche
Wellen: 1304 Buche 3
wellen).
Bemerkt wird, daß am
alles Stamm=, am zweiten.
Brennholz zum Ausgebot (O!
unterſtrichene Nummern k0 7.
zum Ausgebot. Herr Förſter 2
zu Steinau erteilt jede AE.
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[ ][  ][ ]

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Darm

Sebruar 1929 in den Ruheſtand: die Lehrer Chriſtian
brim an der Volksſchule zu Bad=Nauheim (Kr. Fried=
Sedrich an der Volksſchule zu Homberg a. d. Ohm
Seinrich Knöll an der Volksſchule zu Eitingshauſen
7. Joſeph Petri an der Volksſchule zu Rhein=Dürk=
Acorms), der Stadtſchulrat bei dem Stadrſchulamt Gießen
ur les, der Rektor Georg Richtſcheid an der Volks=
=Xlgesheim (Kreis Bingen), die Lehrerin im einſtweiligen
i Steinberger zu Mainz.
artstag. Herr Ludwig Ganzert. Weichenſteller i. R.,
ug-raße 25, begeht am 29. Januar ſeinen 80. Geburtstag

= ind geiſtiger Friſche. Gleichzeitig iſt er 55 Jahre Mit=
ſienervereins
Haſſia und der einzige überlebende Mit=
=riegervereins Bickenbach.
ſus Landestheater. Sly verſchoben. Wegen plötz=
n
:ig zweier Hauptdarſteller muß die für Donnerstag
s taufführung der Oper Sly von Wolf=Ferrari ver=
Sen. Die Aufführung iſt nun für Sonntag, den
um 19 Uhr, vorgeſehen (Miete C). Dies hat auch die
der für Sonnrag angeſetzt geweſenen Erſtaufführung des
2 ie Schieber des Ruhms zur Folge. Die Erſt=
es
Werkes wird nun Mittwoch, den 6. Februar, im
en Szene gehen.
rungsänderung. Donnerstag, den 31. Januar,
der angekündigten Erſtaufführung Slh Bruckners
te Verbrecher zur Aufführung. Dieſe Vorſtellung
De F (Darmſtädter Volksbühne) zugeteilt. Die ausge=
glung
Sly wird am Sonntag, den 3. Februaz, für die
19Bolt.
ſen 3. Februar, gelangt im Kletnen Haus ſtatt der Vor=
E=chieber des Ruhms für diefenigen B=Mieter, die keine
a en, die Tote Tanre und andere Begeben=
& Co. KrA/Alufführung.
4tigen Vorſtellung Rigolettv von Verdi gaſtieren
uer vvm Stadttheater Krefeld als Herzog und Joſef
Stadttheater Baſel als Rigoletco. In den übrigen
die Damen Walter, Liebel und die Herren Herrmann
ſchäftigt. Muſikaliſche Leitung: Max Rudolf (Miete A,
t 30 Min.).
fälmbühne im Kleinen Haus. Ueber den
eiße Geheimnis die Rettung der Nobile=
hEisbrecher
Kraſſin ſchreibt die Berliner Preſſe:
Sblatr: . . . Ein hinreißendes Dokument Helden=
Zeit. Filmkurier: . . . ein Meiſterwerk des Tat=
eder
ſollte ſich dieſen Film anfehen. Er iſt anregend
eerhafte Spannung. Der Film iſt jugendfrei und
um 16 Uhr und 20 Uhr zum erſten Male zur Aufführung.
9Auifführungen finden morgen Mittwoch und übermorgen
g-ichfalls um 16 Uhr und 20 Uhr, ſtatr.
brecher von Ferdinand Bruckner gelangen morgen
Inſzenierung Renato Mordos (Bühnenbild: Wilhelm
Wiederholung. Miete B. Beginn 19.30 Uhr.
AArreiſter Erich Riede, vom Landestheater Stuttgart,
Jahren 1925/27 dem Heſſiſchen Landestheater ange=
ſſoeben
von Generalmuſikdirektor Joſef Roſenſtock
s Jahres als perſönlicher muſikaliſcher Aſſiſtent zu
hen künſtleriſchen und finanziellen Bedingungen für
u an die Metropolitanoper in New York verpflichtet.
Aiäer der Volkshochſchule. Dr. Max Wauer ſpricht
n Hörſaal 140 der Techniſchen Hochſchule über Schaffen,
ABDeutung Leſſings, und wird aus Werken des großen
Anfang 20 Uhr. Karten für Mitglieder zu 50 Pfg.,
Ali=der zu 1 Mk. in unſerer Geſchäftsſtelle und am Saal=

H=Süddeutſche Klaſſenlotterie. Die beiden Hauptgewinne
Feichsmark der 4. Klaſſe 32. (258.) Lotrerie fielen in der
Januar ſtattgefundenen Ziehung auf Nr. 390 848 in den
Augen I und II. Die Haupt= und Schlußziehung,
*2-Millionen Reichsmark zur Ausſpielung kommen, beginnt
Mtar. Außer den beiden Prämien von je 500 000 RM.
4rloſung die großen Haupttreffer von zweimal 500 000
Hheimal 300 000, zweimal 200 000, zweimal 100 000 RM.,
nere hohe Gewinne. Im günſtigſten Falle können auf
o: 1 Million RM., auf ein Doppellos 2 Millionen RM.
en. Die Erneuerung der Loſe zu dieſer Hauptklaſſe hat
ärſtens bis zum 1. Februar, abends 6 Uhr, bei
irechts in der zuſtändigen Lotterie=Einnahme zu ge=
Beachtung dieſer Friſt wird dringend empfohlen, da bei
rchfrage über die nicht rechtzeitig erneuerren Loſe ander=
inerden
muß. In einzelnen Lotterie=Einnahmen ſind noch
o zu haben.
Wüi gSfeſt der Darmſtädter Gruppe, 2. Februar, Saal=
OObwohl erſt ein Teil der Einladungen zu unſerem
aſchingsfeſt Kindergarten hinausgegangen
prage zur Koſtümberatung derart lebhaft, daß wir
.Ptelle bekanntgeben wollen, daß außer dem Koſtüm,
Mdm Titel des Feſtes bedingt, auch charakteriſtiſche
Sbielzeug, und beſonders ſolche aus den bekannten
Werr, erwünſcht ſind.
uße Parade eine Faſchings=Senſation erſter Ordnung!
9 am Freitag, den 1. Februar, im Orpheum. Weitere
nierüber folgen.
eyn. Volksvorſtellungen im Herrnfeld=

ur die letzten drei Gaſtſpiele heute Dienstag, ſowie
Dönnerstag gelten ebenfalls die bedeutend ermäßig=
*0 Pfg. bis 2,50 Mark. Die hervorgetretene ſtärkere

Sat zu beſtätigen, daß zurzeit ein erhöhtes Bedürfnis für
2seranſtaltungen mit entſprechenden Preiſen beſteht. Die
5 Herrnfeldſchen Humors und die Gepflegtheit dieſer
Eieten eine Quelle beſter Unterhalcung, welche ſich in
der Beſucher auswirkt. Das Herrnfeld=Gaſtſpiel geht
- (Donnerstag) zu Ende. (Siehe Anzeige.)
Rb! Der Vorverkauf zum Feſt der Komödian=
Amentag im Saalbau beginnt Montag, den 4. Februar.
Mark (Einheitspreis!) ſind erhältlich an der Kaſſe
Dnuſes ſolie bei Theaterfriſeur Willy Hermes (Luiſen=
Aierie Plätze ſind nicht vorgeſehen, da kein Stuhlpro=
ind
, ſondern lediglich eine kurze Revue. Außerdem
vorſtellungen im oberen Saale ſtatt. Hierzu werden
Dei Beginn des Feſtes abgegeben zum Preiſe von 1 Mk.
abeträge (Tanzgebühr uſw.) werden nicht erhoben.

Di Mick, die oft damit verbunden, laſſen immer mehr bei allen
Au Winſch aufkommen, endlich auch auf dieſem Gebiet fort=
i
ins und nachdem die Großwäſcherei Hering, Darmſtadt.
Nie 4 bei fortſchreitender techniſcher Vervollkommnung

Es iſt bekannt von alters her;
Ber ſelbſt waſcht, hat gar oft Malheur
A. Labon ein Liedchen zu ſingen ?! Das Zuhau ewaſchen ſt
Lüalerer für Frauen und Mädchen, die Unanneymlichkeiten

geworden iſt, eudlich die ge ammte Haushaltungs= und
Dieler ſeit Jarzehnten ſich immer bewährten Wäſcherei
Aigein oder wenigſtens waſchen zu laſſen, denn Hering, der
dereifachmann waſcht und bägelt die Wäſche am ſchönſten
und dab=i äußerſt billig. Telephon 394.
(1979a

u. a. folgendes ausführte:
Namens des Kartells der Arbeitgeberverbände Darmſtadt und der
Darmſtädter Induſtriellen=Vereinigung danke ich Ihnen für Ihr Erſchei=
nen
und heiße Sie herzlich willkommen. Ich begrüße insbeſondere den

behörden, der Reichsbahngeſellſchaft, der Heſſiſchen Induſtrie= und Han=
Lelskammer, der Landwirtſchaftskammer, der Handwerkskammer und der
Preſſe, ſowie die Vertreter der beucchbarten und befreundeten Organiſa=
tionen
und zum Schluß die Mitglieder unſeres Kartells.
Unbeſtritten iſt wohl, daß das Jahr 1928 einen Rückgang der Wirt=
ſchaftskonfunktur
gebracht hat. Die Belebung, die im Frühjahr 1927
einſetzte, war in erſter Linie durch die Hebung des Inlandsabſatzes ent=
ſtanden
, die wiederum in der Hauptſache durch die hereinſtrömenden
Auslandskredite an Länder, Gemeinden und Private verurſacht worden
iſt. Das Nachlaſſen der Kapitalzufuhr im Zuſammenhang mit der Stei=
gerung
der Selbſtkoſten infolge Erhöhung der Löhne, der Gehälter,
der Steuern, der ſozialen Laſten, der Bankzinſen, bilden die wahre Ur=
ſache
der rückläufigen Konjunktur.
Der bereits im Herbſt 1927 über die ſaiſonmäßig übliche Aßſchwä=
chung
hinans eingetretene Beſchäftigungsrückgang in der Gütererzeugung
hat ſich während des ganzen Jahres 1928 fortgeſetzt. Das beweiſen deut=
lich
die Zahlen der Hauptunterſtützungsempfänger, die in allen Monaten
des Jahres 1928 über denen des Vorjahres lagen. Mit rund 1 700 000
am 31. 12. 1928 weiſt die Reichsanſtalt für Arbeitsvermittlung und Ar=
beitsloſenberſicherung
einen bisher nie erreichten Höckſtſtand auf.

Alle ſind ſich darüber einig, daß das Schlichtungsweſen einer R=form
unterworfen werden muß. Auch wir, die heſſichen Arbeitgebexverbände,
haben bereits hierzu Stellung genommen und entſprechende Vorſchläge
unterbreitet. Möge die kommende Neuregelung des Schlich ungsw ſens
einen Weg bahnen, daß Arbeitgeber und Arbeitnehmer in ihrem ganzen
Fühlen und Denken ſich ſachlich wieder näherkommen. Bei den großen
Aufgaben, die von der Wirtſchaft noch zu erfüllen ſind, ſollte aus Gegen=
ſätzent
wenigſtens das pſhchologiſche Moment der Feindſchaft verſchwinden.
Es iſt doch klar, daß alle Maßnahmen, welche die Erhaltung und die
Entwicklung der Wirtſchaft beeinträchtigen, letzten Endes ſch auch mittel=
bar
gegen die anderen Teile des Volkes auswirken müſſen. Man muß
zu der Erkenntnis kommen, daß nur auf der Grundlage einer geſunden
und rentablen Wirtſchaft die Vorausſetzung für den Wiederaufſtieg aller
gefunden werden kann.
Der Redner endete mit einem Glückauf für 1929 zum Wohle der
Allgemeinheit und der deutſchen Wirtſchaft im beſonderen.
Anſchließend ſprach der Geſchäftsführer der Vereinigung der deur=
ſchen
Arbeitgeberverbände e. V., Berlin, Dr. Erdmann über:

unter dem Druck der mit hohen Zinſen aufgenommenen Schulden, der
Steuern und ſozialen Laſten.
Die Lokomotib= und Waagoninduſtrie leidet ſtark unter Beſchäfti=
gungsloſigkeit
, weil die Reichsbabngeſellſchaft nicht genügend Neuauf=
träge
erteilen kann.
Die Exportinduſtrie, ſoweit ſie nicht auf Spezialgebieten eine gewiſſe
Monopolſtellung beſitzt oder durch Qualitätsatbeit das Ausland über=
trifft
, kämpft dauernd auf dem Weltmarkt mit einer gonzen Reihe von
Induſtrieländern, die einen weſentlichen Voyſprung daduch haben, daß
ihre Induſtrien teils Rohſtoffe zu billigeren Preiſen bezichen, teils er=
heblich
niedrigere Löhne zahlen und den Vorteil günſtigerer Arbeits=
bedingungen
genießen, teils weniger unter öffentlichen Laſten beiden und
ſchließlich billigere Kredite und Kapitalien zur Verfügung haben. Viel=
fach
kann uns das Ausland auf dem Julandswarkt trotz des beſtehenden
Zollſchutzes unterbieten. Ich erwähne nur die Textil=, die Schuh= und
Lederinduſtrie. Ein etwas freundlicheres Bild iſt zu geben von der
iheiiſchen, elekt otechniſchen und Maſchineninduſtrie. Wenn man aus
allen Spezialberichten das Bild der deutſchen Induſtrie überſchaut,
kommt man zu dem Ergebnis, daß die Ausſicht für das Jahr 1929
weiterhin zu ernſten Beſorgniſſem Anlaß gibt.
Die letzten Monate haben ſchwere ſozialpolitiſche Kriſen=
erſcheinungen
gezeigt. Es liegt mir fern, mich heute näher mit
den Einzelheiten der großen Auseinandeiſetzung im Weſten, die Ihnen
ja aiſen zur Genüge aus der Preſſe und aus Flugſchriften bekannt iſt, zu
befaſſen. Eins muß aber geſagt werden, daß die Stellun nahme dr
Jnduſtrie im Intereſſe der Wirtſchaft im allgemeinen und der weſt=
fäliſchen
Eiſeninduſtrie im beſonderen eine dringende Lebensnotwendig=
keit
war. Ferner muß Verwahrung dagegen eingelegt werden, daß ein
in Wahrnehmung allgemeiner Intereſſen aus Gründen rein wirtſchaft=
licher
Notwehr geführter Arbeitskampf als eine Auflehnung gegen den
ſozialen Gedanken, gegen Geſetz und Recht und gegen die Autorität des
Staates mißdeutet wird. Seit der Stabilifierung unſerer Währung hat
die deutſche Wirtſchaft durch die härt ſte Arbeit des deutſchen Volkes eine
geſunde Entwicklung genommen. Aber dieſe Entwicklung iſt auch und
nicht in letzter Linie der Arbeitnehmerſchaft zugute gekommen. Die no=
minellen
Tarifſtundenlöhne der Arbeiter haben in den letzten viereinhalb
Jahren eine Steigerung um etwa 90 Prozent eifahren. Sie ſtehen bei
einem Lehenshaltungsindex von 152 durchſchnittlich 80 Prozent über den
Vorkriegslöhnen. Außerdem iſt die Arbeitszeit erheblich verkürzt wor=
den
. Nach Angabe der Gewerkſchaften arbeiteten im Mai 1324 547
Prozent ihrer Mitglieder mehr als 48 Stunden und 13 Prozent mehr a’s
5.4 Stunden wöchentlich. Im Oktober 1928 arbeiteten dagegen nur 26,2
Prozent mehr als 48 Stunden und 3,4 Prozent mehr als 54 Stunden
in der Woche. Man kann wohl ſagen, daß der größte Teil der Arbeiter=
ſchaft
wieder eine Lebenshaltung gewinnen konnte, die mindeſtens der=
jenigen
der Vorkriegszeit entſpricht.
Alljährlich ſoll die deutſche Wirtſchaft zweieinhalb Milliarden Mark
Reparationen zahlen. Zu den enormen Steuerlaſten treten
ſchätzungsweiſe etwa viereinhalb Milliarden Mark an ſozialen Laſten,
die vor dem Kriege nur 18 Milliarden betragen haben. Litzten Endes
ruhen auf der deutſchen Wirtſchaft an Fimanzbedarf einſchl. Reichsbahn=
und Induſtrieabaaben, ſowie an ſozialen Abgaben zirka 24 Milliarken
Reichsmark jährlich. Hierzu kommen die hohen K=pital= und ſonſtigen
Bankzinſen, die in den Konkurrenzländern nur annähernd die Hälfte be=
tragen
. Dieſe Notlage trifft nicht nur die Induſtrie, ebenſo leiden die
Landwirtſchaft und das Handwerk ſtark unter dieſer Zinſenlaſt. Deshalb
iſt eine beſchleunigte Kad talbildung eine dringende Notwendigkeit für
die Geſamtwirtſchaft. Gelingt dieſe in abſehbarer Zeit nicht, ſo werden
immer mehr Betriebe der Geſamtwirtſchaft erlahmen, wenn nicht ſtill=
legen
müſſen. Wenn wir in unſeren Betriebsunkoſtenaufſtellungen Um=
ſchau
halten, ſo ſtellen wir feſt, daß die ſozialen Belaſtungen gegenüber
1913/14 nicht nur in den Beiträgen für die Kranken=, Unfall=, Alters= und
Invalidenverſicherung, Angeſtelltenverſicherung enorm gewachſen ſind,
ſondern daß wir auch für die Arbeitsloſenverſich=rung immer noch 3
Prozent der krankenkaſſepflichtigen Lohnſummen aufzubringen haben.
Eine im Reichsarbeitsblatt kürzlich veröffentlichte Zuſammenſtellung er=
gibt
, daß die Geſamteinnahme der Reichsanſtalt für Arbeitsvermittlung
im erſten Geſchäftsjahr 828 540 000 RM. betragen haben, denen an Ge=
ſamtausgaben
842 723 000 RM. gegenüberſtehen. Das Stammpermögen
zeigt eine Verminderung um 14.2 Millionen RM. Der wonatliche Auf=
wand
wird in den nächſten Monaten weit über 150 Millionen RM. be=
tragen
, denen monatliche Einnahmen von nur 7080 Millionen RM.
gegenüberſtehen. Bei dieſer Entwicklung wird der Notſtock in aller Kürze
aufgebraucht ſein, und es werden beträchtliche Darlehen des Reiches not=
wendig
werden. Wenn man die Belaſtungen, die auch auf Grund der
Nobelle zur Reichsunfallverſicherung durch die Erweiterung des Kreiſes
der Unfallverſicherung auf den kaumänniſchen und verwaltenden Teil der
gewerblichen Unverehmungen, ſoweit dieſer dem Zweck des verſicherten
Unternehmens dient, eine nicht zu unterſchätzende Vermehrung erfahren
haben, zu dem Aktienkapital oder ſogar zu den erzielten Betricbsüber=
ſchüſſen
in Beziehung ſetzt, ſo kommt ma zu der Ueberzeu ung, daß
dieſe Belaſtungen ſtark überſpannt ſind. Wir Arbeitgeber ſtehen auch
nicht an, weitere Fortſchritte zuzulaſſen, ſobald die Wirtſchaft in der
Lage iſt, ſolche tragen zu können. Zurzeit und in der nächſten Zukunft
iſt die Wirtſchaft hierzu aber nicht ſtark genug. Zunächſt muß einmal die
Regierung uns helfen, daß wir zu einer angemeſſenen Verzinſung des
inbeſtierten Kabitals und zu einer angemeſſenen Kovitalbildung kom=
men
. um aus eigenen Mitteln abgänaige Aktivbeſtände erſetzen zu können.

rungspflicht in der Krankenverſich rung von 3600 Mark auf 6000 Mark,
der alſem Anſchein nach das Reichsarbeitsminifterium nicht ablehnend
gegenüberſteht.
Die A beitsgerichte, die ſeit dem 1. Juli 1927 eingeführt ſind, werden
weſentlich mehr wie erivartet in Anſdruch genommen: dem kann dadurch
abgeholfen werden, daß die b ſtehende teilweiſe Gebühvenfreiheit be=
ſeitigt
wird. Wir müſſen allgemein mit Nachdruck von Staat und Re=
aierung
mehr Zurückhaltung bei ihrer Einflußnahme auf Wirtſchaft und
Sozialpolitik fordern, und wir wollen hoffen, daß dieſer Forderung zu=
kümftia
mehr Rechmung getragen wird. In dem Ausbau der Selbſtver=
waltung
in der Sozialbolitik ſehen wir den richtigen Weg unter der
Vorausſetzung, daß Arbeitgeber und Arbeitnehmer hierbei gleich erech=
igt
mitwirken.

Dieſes Thema und der damit zuſammenhängende Fragenkomplex
ſei beſonders durch den Eiſenbaukonflikt ſtark aktuell geworden, führte
der Referent einleitend aus. Mit dieſen Fragen hingen eng die ſtaats=
pplitiſchen
, die bevölkerungs= und wirtſchaftspolitiſchen Umſchichtungen
zuſammen, die zu beobachten waren. Der Prozeß ſei vielfach noch im
Gange; man ſei bemüht, neue Formen zu finden, und man erörtere
eingehend die zweckmäßigſte Wirrſchafts= und Staatsform. Natürlich
ſei es pſychologiſch verſtändlich, daß dieſe Fragen von allen Seiten er=
örtert
würden, daß man alſo auch von Getverkſchaftsſeite die wünſchens=
werte
Form der Wirtſchaftsſtruktur zu finden bemüht ſei. Von Arbeit=
geberſeite
ſei man von vornherein bemüht, alle Pläne und Gedanken
der Gegenſeite ernſthaft zu prüfen und zu würdigen, um in gegenſeiti=
ger
vertrauensvoller Arbeit die richrigen Wege zu finden. Man wolle
nicht negative Kritik üben, ſondern, wie ja Geh. Rat von Borſig ſchon
ausgeſprochen habe, klare Stellung zu den künftigen ſozialen und wirt=
rverungen
nehmen. Die Arbeitgeberberbände betonten
mit Bewußtſein, daß ſie jede unſachliche und perſönliche Form in Be=
handlung
dieſer Fragen ablehnen. Man könne in einem kurzen Referat
nur in Umriſſen die Forderungen und Wünſche ſtreifen, die zur Zeit
geſtellt würden. Auf dem Hamburger Gewerkſchaftskongreß ſei deut=
lich
zum Ausdruck gekommen, daß man eine Wirtſchaftsdemokratie mit
dem letzten Ziel des Sozialismus erſtrebe. Hierzu ſei zu ſagen, daß
nicht ein Wirtſchaftsſyſtem, das die Maſſe als Trägerin wünſche, er=
ſtrebenswert
und vorteilhaft ſei, ſondern daß nur die Pflege der
Perſönlichkeitswerte, und zwar der Einzelperſönlichkeiten,
auf Arbeitgeber= und Arbeirnehmerſeite, und deren gegenſeitiges Zu=
ſammenarbeiten
der Wirtſchaft dienen könne. Denn Führer könnten
nicht innerhalb der Maſſen ſtehen, ſondern müßten der Maſſe voraus=
eilen
.
Die nun in der nächſten Zeit zu löſenden Aufgaben umfaßten in
der Hanptſache die Komplexe der Sozialverſicherung, der ſozialen Ver=
waltung
, der Schlichtungsreform und der Arbeitszeitregelung. Die
Sozialverſicherung werde als für die Geſundheit, die Siche=
rung
und die Arbeitsfreudigkeit der Arbeitnehmer als durchaus not=
wendig
anerkannt, und von keiner Seite denke man an Abbau der So=
zialverſicherung
; aber man müſſe doch die finanziellen, wirtſchaftlichen
und arbeitsmoraliſchen Seiten genau prüfen. Die finanzielle Tragbar=
keit
der Sozialverſicherung ſei außer Zweifel geſtellt, wenn ſie ſich in
normalen Bahnen bewege. Es liegen aber Anträge auf weſentliche Er=
höhung
vor, und da müſſe man doch die Situacion berückſichtigen, in
der ſich heute und in abſehbaren Jahren die Landesverſicherungsan=
ſtalten
befänden; man komme dann zu dem Reſultat, daß den bedürf=
tigen
Arbeitern unbedingt Unterſtützung gewährt werden müfſe, daß
aber eine Ausnützung der Sozialverſicherung unbedingt im Intereſſe
der Allgemeinheit vermieden werden müſſe. Das gelte beſonders für
die Krankenverſicherung; man habe hier den merkwürdigen Wider=
ſpruch
, daß der Geſundheitszuſtand der Arbeitnehmer nach Feſtſtellun=
gen
der Krankenkaſſen ungünſtiger erſcheine, als er nach der amrlichen
Statiſtik ſei. Die Arbeitgeberverbände hätten bei den Reformvorſchlä=
gen
der Sozialverſicherung offen ihre Anſicht dargetan, und man be=
mühe
ſich, mit dem Allgemeinen Deutſchen Gewerkſchaftsbund, der jene
Forderungen aufgeſtellt habe, einig zu werden. Zu erwähnen ſeien
noch die Tendenzen, die darauf hinzielten, das Geſundheitsweſen in
Deutſchland vollkommen zu ändern dadurch, daß man die mittleren und
kleineren Ortskrankenkaſſen zu beſeitigen oder einzuſchränken beabſich=
rige
, um anſtelle der jetzigen fakultativen obligatoriſche Kaſſenverbände
zu ſchaffen. Die Durchführung dieſer Abſichten hätten einen eigenen
Staat im Staate zur Folge. Man möge nicht, wie es durch die
Zuſammenſetzung des Vorſtandes beabſichtigt ſei, in dem zwei Drittel
Arbeitnehmer und ein Drittel Arbeitgeber vorgeſehen ſeien , eine
einſeitige Bevorzugung von Intereſſengruppen vermeiden und alle
gleichmnäßig berückſichrigen. Die Arbeitgeberverbände betonten aus=
drücklich
, daß ſie die Sozialverſicherung zum Wohle der Arbeitnehmer,
nicht als politiſche Agitation gehandhabt ſehen wollten. Gleiche ver=
ſtändnisvolle
Zuſammenarbeit müſſe man auch in der Arbeitsloſen=
verſicherung
anſtreben. Der Redner ſtreifte dann die prekäre Lage der
Reichsanſtalt und kam auf die Sozialverwaltung zu ſprechen, deren
Reform notwendig ſei. Von Arbeitgeberſeite ſeien konkrete Vorſchläge
gemacht worden, die ebenfalls das gegenſeitige Zuſammenarbeiren als
oberſten Grundſatz härten. Leider wurde von den freien Gewerkſchaften
gegen die Vorſchläge Sturm gelaufen. Der Abänderungsentwurf zu
dem Arbeitsſchutzgeſetz bedeute einen Mittelweg, der zur Klärung der
verwaltungstechniſchen Reform nicht beitrage und gegen das ſich Würt=
temberg
und Bahern ausgeſprochen haben. Es ſei zu hoffen, daß die
Reform der ſozialen Verwaltung, über die das letzte Wort noch nicht
geſprochen ſei, beſſer ausſehen werde.
Bei der Durchführung der Schlichtungsreform müſſe wie ſchon
oben beront worden ſei zunächſt darauf geſehen werden, daß die
Führerqualität auf beiden Seiten weitgehendſt berückſichtigt werde, da=
mit
die Parteien in verſtändnisvoller Arbeit ſich nähergeb acht würden,
und durch ernſte, friedliche Zuſammenarbeit einen ſozialen Frieden er=
reichen
könnten. Der Redner kam nun in großen Zügen auf das
Schlichtungsweſen zu ſprechen, wobei er die Ereigniſſe des
Eiſenkonfliktes beleuchtete. Zur Frage der Arbeitszeitregelung ſei zu
uncerſtreichen, daß die Arbeitgeber den Achtſtundentag anerkennen, daß
aber eine internationale Arbeitszeitregelung abzulehnen ſei. Zum
Schluß betonte der Herr Referent nochmals, daß man auf Arbeitgeber=
ſeite
poſitive praktiſche Gemeinſchaftsarbeit und die ſachliche Löſung
aller aktuellen Fragen dringend wünſche; daß man wiſſe, daß gerade
jetzt der innere Frieden notwendiger ſei, um auch bei den bevorſtehen=
den
großen Auseinanderſetzungen es ſei nur an die Reparations=
frage
und deren Behandlung erinnert für Deurſchland und ſeine
Wirtſchaft und ſomit für das ganze deutſche Volk beſſere Lebensbedin=
gungen
und dann auch einen Wiederaufſtieg Deutſchlands zu erreichen.
Nachdem Direktor May dem Herrn Referenten für ſeine Aus=
führungen
, die von der Verſammlung ſehr beifällig aufgenommen
wurden, gedankt hatte, richtete
Staatspräſident Adelung
folgende kurze Worte an die Verſammlung: Ich danke, auch im
Namen des Miniſters für Arbeit und Wirtſchaft, Herrn Miniſter Korell,
für die freundliche Einladung, der wir ſehr gerne gefolgt ſind. Wir
haben aus den Vorträgen vielerlei Anregungen erfahren. Ich muß
aber betonen, daß ich mit weſentlichen Teilen der Ausführungen nicht
einig gehe. Insbeſondere würde ich wünſchen, daß die Arbeit=
geber
in der Frage der Sozialpolitik nicht nur negative Bekenntniſſe
geben, ſondern poſitiv micarbeiten. Ich bin erfreut, daß der Herr
Neferent ſich im Namen der Arbeitgeber zum Grundſatz des Achtſtun=
dentages
bekennt, bedauere aber, daß er bei den Verhandlungen in
Genf nicht poſitiv gemeinſam mit den Arbeitnehmern dieſen Standpunkt
auch auf internationalem Boden vertritr. Trotzdem danke ich für die
vielen Anregungen, denn es iſt die Aufgabe der Regierung, auf gemein=
ſamem
Boden Arbeitgeber und Arbeitnehmer zuſammenzuführen.
Miniſter Korell gab in kurzen Worten die Begründung der
Stellungnahme Heſſens zum Abſatz 6 des Entwurfs des Arbeitsſchutz=
geſetzes
.
Im Anſchluß an dieſe beiden Vorträge fand ein zwangloſes Bei=
ſammenſein
ſtatt, das den Mitgliedern der Darmſtädter Induſtriellen=
Vereinigung Gelegenheit gab, mit den Vertrerern der Staats= und
Kommunalbehörden ſowie den übrigen Gäſten Fühlung zu nehmen und
in regen Gedankenaustauſch einzutrei

[ ][  ][ ]

Seite 6

Dienstag, den 29 Januar 1929

Einzelhandelsfragen.
Die Hauptgemeinſchaft des D=utſchen Einzelhandels hielt eine
interne Mitgliederverſammlung ab. Zu den vorliegenden, den Einzel=
handel
betreffenden Geſetzentwürfen, Schankſtättengeſetz, Gewerbeord=
nung
, Arbeitsſchutzgeſetz, Berufsausbildungsgeſetz, Handwerksnovelle,
Geſetz über den endgültigen Reichswirtſchaftsrat und insbeſondere
Steuervereinheitlichungsgeſetz wurde Stellung genommen. Ueberein=
ſtimmend
mit den anderen Spitzenverbänden wurde der jetzt im Reichs=
tag
vorliegende Entwurf eines Steuervereinheitlichungsgeſetzes abge=
lehnt
, wobei die grundſätzliche Forderung der Vereinfachung und
Steuerſenkung, insbeſondere auch auf dem Gebiete der Realſteuern,
aufvecht irhalten wurde. U. a. wurde eine Aufhebung der Steuerbefreiung
der Konſumvereine und der Betriebe der öffenclichen Hand verlangt.
Die Mitgliederverſammlung befaßte ſich in Verfolg eines früheren Be=
ſchluſſes
und der Arbeiten des Ausſchuſſes für Mietwirt=
ſchaf
= der Hauptgemeinſchaft abſchließend mit der Frage von
Schutzbeſtimmungen des Ladenmieters im ordenrlichen Necht. Es
wurde beſchloſſen, von den geſetzgebenden Körperſchaften und zuſtän=
digen
Negierungsſtellen die geſetzliche Beſchränkung der Kündigung von
Ladenmietern auf Fälle eines wichtigen Grundes zu fordern. Zur
näheren Beſtimmung des Begriffs wichtiger Grund für dieſen Fall
der Kündigung ſollen beſondere Begriffsmerkmale aufgeſtellt werden.
Die Hauptgemeinſchaft wird demnächſt in dieſem Sinne mit näheren
Vorſchlägen hervortreten. Beſonders eingehend beſchäftigte ſich die
Verſawmlung mit der neuerlichen Entwicklung der ſogenannten Be=
amtenwarenverſorgungs
=Geſellſchaften. Nach eingehender Ausſprache
wurde nachſtehende Entſchließung gefaßr: Die Hauptgemeinſchaft des
Deutſchen Einzelhandels hat ſich in ihrer Mitgliederverſammlung am
24. Januar 1929 mit der Geſchäftsverbindung der Leonhard Tietz A. G.
und des Debewa=Köſter=Michael=Konzerns beſchäftigt. Da die Haupt=
gemeinſchaft
nur Verbände und keine einzelnen Firmen, alſo auch nicht
die Firma Leonhard Tietz zu Mitgliedern hat, beſteht keine Möglich=
keit
zu direkten Schritten gegenüber dieſer Firma. Die Hauprgemein=
ſchaft
hält aber dieſen Zuſammenſchluß für unvereinbar mit der vom
geſamten Einzelhandel vertretenen Auffaſſung von der unlauteren
Konkurrenz der Debewa, die ſich zu Unrecht als eine Beamten= Wirt=
ſchaftsorganiſation
bezeichnet und die Verbraucher durch falſche Fir=
mierung
über ihren geſchäftlichen Charakter irreführt. Das Vorgehen
der Firma Leonhard Tietz bedeutet danach eine Verletzung von Grund=
auffaſſungen
des Berufes und eine Gefährdung des bisherigen Zuſam=
meuwirkens
aller Gruppen des privatwirtſchaftlichen Einzelhandels,
das auch in Zukunft dringend notwendig iſt.
In eingehender Ausſprache wurde im Anſchluß an einen Vortrag
des Herrn Hofmann=Bang (Frankfurt a. M.) das Problem der
Konſumfinanzierung und des Kundenkredits erörtert unter Berück=
ſichtigung
der neueſten Entwicklung dieſer Organiſationen in verſchiede=
nen
Städren des Deutſchen Reichs, namentlich in Königsberg ( Preu=
ßen
). Dieſe Debatte diente der Orientierung der Mitgliedsverbände,
wobei einhellig zum Ausdruck kam, daß eine Regelung dieſer Fragen
nicht Aufgabe der Verbände des Einzelhandels ſein könne.

Aus der Martinsgemeinde. Am kommenden Montag, 4. Febr.,
abends 8 Uhr, findet in unſerer Kirche eine kirchenmuſikaliſche
Abendandacht ſtatt, bei der Werke von Bach und Händel für
Geſang, Violine und Orgel zu Gehör kommen. Der Eintritt iſt frei.
Der Wanderklub Adler 1912 e. V. Darmſtadt hielr ſeine
17. ordentliche Hauptverſammlung im Klubheim ab. Der erſte
Vorſitzende Friedrich Stein erſtattete für das abgelaufene Vereins=
jahr
einen ausführlichen Bericht, aus dem beſonders hervorzuheben iſt,
daß im Klub nach innen und außen Erſprießliches geleiſtet wurde. Es
folgen nun die Berichte der übrigen Vorſtandsmitglieder, anſchließend
der Bericht des Wanderwarts Ludwig Krumb. Er berichtete über
das Wandern und bewies, daß dieſe ſchöne Sportart im W. C.A. gut
gebflegr wird. Herr Krumb, dem es aus geſchäftlichen Gründen leider
nicht mehr möglich iſt, dieſes mühevolle Amt weiter zu bekleiden, hegt
den Wunſch, daß auch im laufenden Jahre die Mitglieder ihrem Sport
treu bleiben mögen. Der erſte Vorſitzende Herr Friedrich Stein wid=
mete
alsdann Worte des Dankes den ſeitherigen Vorſtandsmitgliedern
und Mitgliedern und verleiht dem Wunſche Ausdruck, daß im neuen
Jahre dem W. C.A. weiteres Wachſen, Blühen und Gedeihen beſchieden
ſein möge. Es folgte die Neuwahl, die folgendes Reſultat ergibr:
1. Vorſitzender Friedrich Stein, 2. Vorſitzender Hans Treffert,
Rechner und Kaſſierer Philipp Drach, Schriftführer Karl Scheuer=
mann
, Wanderwart Jakob Stauch, Rechnungsprüfer Chr. Merker
und Ludwig Krumb, Beiſitzer Ludwig v. d. Au.
Der Quartettverein Darmſtadt 1920 hielt ſeine ordentliche Gene=
ralderſammlung
im Vereinslokal Reſtaurant Odeon ab. Der 1. Vor=
ſitzende
, Herr Karl Dittmar, gab über das verfloſſene Vereinsjahr einen
umfaſſenden Bericht und dankte beſonders dem Chormeiſter, Herrn
Kammermuſiker Georg Grim, für ſeine geleiſtere Arbeit. Nach Rech=
nungsablage
des Kaſſierers Herrn Peter Baumgärtner erwies ſich ein
ſehr günſtiger Kafſenbeſtand. Es erfolgte die Entlaſtung des alten
Vorſtandes und die Neuwahl des neuen. Dieſer ſetzt ſich wie folgt
zuſammen: 1. Vorſitzender Karl Dittmar, 2. Vorſitzender Adam Diers,
Kaſſierer Peter Baumgärtner, Schriftführer Willi Eichel, Beiſitzer die
Herren Wilhelm Kahl, Wilhelm Koch, Karl Emig. Nach erfolgter Aus=
ſprache
ſchloß die Generalbverſammlung mit dem Wunſche, daß dem
Quartett ein ferneres Gedeihen beſchieden ſein möchte und es ſich mit
allep Kraft dem deutſchen Liede widme.
Sängerluſt 1849. Im Gartenſaale der Brauerei Zur Krone‟
hielt der Verein ſeine 79. Jahresverſammlung ab die ge=
tragen
war vom Geiſte der Einigkeit und Mitarbeit zum Wohle des
Vereins. Der erſte Vorſitzende Herr Kahrhof eröffnete die Ver=
ſammlung
mit herzlichen Worten der Begrüßung. Aus dem nun fol=
geuden
Jahresberichr, gegeben von Herrn Heinrich Becker, und dem
Kaſſenbericht, gegeben von Herrn Kläden, war wohl Erfreuliches
zu hören, aber auch zu erſehen, wie ſchwer die ungeheueren Abgaben
bei allen Veranſtaltungen auf den Vereinen laſten. Wenn trotzdem
von allen Rednern zum Ausdruck gebracht wurde, das von den Vätern
Ererbte hochzuhalten, ſo iſt das erfreulich und hilft auch über die
Schwere dieſer Zeit hinweg. Daß das Fundament der Sängerluſt
ein gutes iſt, bewies wiederum die Auszeichnung dreier Herren für
40jährige Mitgliedſchaft. Es waren dies die Herren Grothe, Glock
und Schramm. Bei der nun folgenden Vorſtandswahl, die unter
Leitung des Mitgliedes Holzſchuh ſtatsfand, wurden folgende Her=
ren
wieder= bzw. neugewählt: Karl Kahrhof, 1. Vorſitzender, Hch.
Breuer, 2. Vorſitzender, als Beiſitzer die Herren Ad. Schäfer,
Frz. Schad und Karl Weißgerber aktiv und E. Lewecke, J.
Mejer und Leo Schäfer inaktiv. Nach einer kurzen Ausſprache
über die in dieſem Jahre ſtattfindende 80jährige Jubelfeier und über
den am Samstag, den 2. Februar, ſtattfindenden Maskenball ſchloß
Herr Kahrhof mit Worten des Dankes die Verſammlung.
Die Stenographen=Vereinigung Gabelsberger hielt ihre 21.
Jahreshauptverſammlung ab. Der 1. Vorſitzende, Herr
Gerſt, eröffnete die Verſammlung und hieß die Erſchienenen recht herz=
lich
willkommen. Der Jahresbericht des erſten Schriftführers, Herrn
Hch. Böhmann, veranſchaulichte, ſo recht die mühevolle Arbeit des
Vorſtandes, die im abgelaufenen Jahre geleiſtet worden iſt, um die
Liebe zu unſerer Kunſt zu pflegen, die Kurzſchrift immer weiteren
Kreiſen unſeres Volkes zugänglich zu machen und ſo Wegbereiter für
eine Volkskurzſchrift zu ſein. Dieſe überreiche Arbeit wurde aber
reichlich belohnr durch den Aufſchwung, den die Vereinigung im abge=
laufenen
Jahre genommen, und die Erfolge, die ſie im letzten Jahre
erzielt hat. Bei allen Organiſationswettſchreiben ſtand ſie mit an der
Spitze. Hier konnte ſie durch ihre Mitglieder Kräuter Holletſchek
des öfteren in Einheitskurzſchrift die Höchſtleiſtungen erzielen, während
in Gabelsbergeriſcher Stenographie ihre Mitglieder Karl und Heinrich
Böhmann in gewohnter Weiſe dominierten. Als Beweis hierfür ver=
dienr
erwähnt zu werden, daß die Vereinigung ſowohl bei dem Ver=
bandstag
in Mainz, als auch bei dem Bezirkstag in Michelſtadt den
von dem Herrn Staatspräſidenten geſtifteten Ehrenpreis erringen
konnte. Die Kurſe des Vereins haben einen glänzenden Zuſpruch auf=
zuweiſen
, und auch die Mitgliederzahl hat eine ſtarke Zunahme zu
verzeichnen. Die geſellſchaftlichen Veranſtaltungen erfreuten ſich eines
lebhaften Beſuches, die abgehaltenen Wanderungen guter Teilnahme.
Der Rechner, Herr Schantz, erſtatrete den Kaſſenbericht und teilte er=
freulicher
Weiſe mit, daß auch in finanzieller Beziehung eine Auf=
wärtsbewegung
fo zuſtellen iſt, worauf ihm auf Antrag der Kaſſen=
prüfungskommiſſion
Entlaſtung erteilt wurde. Die Vorſtandswahl er=
gab
einſtimmige Wiederwahl des Vorſitzenden ſowie der übrigen Vor=
ſtandsmitglieder
unter Ergänzung dreier ausgeſchiedener Vorſtands=
mitglieder
. Mit einem Appell des Vorſitzenden, auch im kommenden
Jahre der Vereinigung die Treue zu bewahren, ging man zum ge=
ſelligen
Teil über.
Pariſer Leben, übt noch immer die alte Anziehungskraft aus,
fagte Herr K. W. Roſenkranz in ſeinem Lichtbildervortrag im GDA.=
Heim. Der gute Beſuch ſeines Vortrags hatte bewieſen, daß er recht
hatte. Der Redner verſtand es in ganz vorzüglicher Weiſe, die An=
weſenden
zu feſſeln. Humorvoll und witzig ſtattere er ſeine Erklärun=
gen
zu den Bildern aus. Geiſtvoll waren ſeine Ausführungen, wenn
er Bilder zeigte, die mit der Geſchichte oder der Literatur zuſammen=
hingen
. Beſonders auf dem Gebiete der Literatur war er ſehr be=
wandert
. Die zahlreiche Zubörerſchaft, die ſich aus Mitgliedern und
Angehörigen des Gewerkſchaftsbundes der Angeſtellten zuſammenſetzte,
dankre ihm durch herzlichen Beifall.

Nunm

Tp. Zunächſt wird eine rheinheſſiſche Sache verhandelt die vom
Oberlandesgericht hierher vevwieſen iſt. Der Tatbeſtand iſt der fol=
gende
:
Am 13. März 1927 (Sonntag)abends zwiſchen 10 und 11 Uhr,
gingen zwei Perſonen von Düdelsheim nach Büdesheim auf der
Fahrbahn der Straße. Da die Straßenbahn herankam, wichen
ſie dieſer aus, als zu gleicher Zeit ein Mokorrad daherfuhr, das den
einen dieſer Paſſanten anfuhr und verletzte. Der Angeklagte will
wiederholt, als er dieſe Paſſanten wahrnahm, Sigaal gegeben haben;
dieſe hätren ſich umgeſehen und ſeien ruhig weitergegangen. Darauf iſt
der Angeklagte beim Ueberholen nach links ausgebogen, in dieſem
Augenblick wurde der links Gehende von ihnen angefahren, wie der
Angeklagte behauptet, iſt der Verletzte auf der gewölbten Straße in
das Motorrad hineingelaufen, wurde von der Lenkſtange erfaßt und
2 Meter geſchleift.
Das Amtsgericht Bingen hat am 19. Auguſt 1927 den Angeklagten
freigeſprochen, am 3. Dezember 19M7 die Strafkammer in Mainz die
Berufung des Nebenklägers (Verletzten) verworfen. Auf Reviſion des=
ſelben
har das Oberlandesgericht en 30. März 1928 das Mainzer
Urteil aufgehoben und die Sache an die Strafkammer zurückverwieſen.
Am 2. Juni 1928 wurde die Sache wieder in Mainz verhandelt und der Vorkämpfer des Blauen Kreuzes, Oberſi
die Berufung des Verletzten wiederum verworfen. Auf wieder von
ihm erhobene Reviſion hob das Oberlandesgericht am 2. November
1928 wiederum das Urteil auf, verwies aber die Sache zur weiteren
Verhandlung an die hieſige Strafkammer, die nun als ſechſtes Gericht / Geiſteskranke in Heſſen, der die Unterſtützung uu
eine Entſcheidung zu fällen hat.
Der Angefahrene hatte eine Verletzung am Knie und war ſechs Sonntag durch Schülerinnen der Oberklaſſe eine Haus M
Wochen arbeitsunfähig.
Das Motorrad war, wie der Sachverſtändige betont, mit drei genommen. Letzte Woche verſtarb hier Georg Hundsdef
Perſonen ſtark belaſter, und zwar war mit 2 Perſonen gerade das
Hinterrad ſehr ſtark belaſtet. Der ganze Vorfall habe ſich in wenigen arbeiter und Sangesfreunde (Geſangverein Frohſin=
Sekunden abgeſpielt, weshalb die Widerſprüche in den Ausſagen der Geleite.
Zeugen erklärlich ſeien. Gegen beſtehende Vorſchriften habe Ange=
klagter
nicht verſtoßen.
Der Staatsanwalt ſtellt die Entſcheidung in das Ermeſſen des
Gerichts. Der Verteidiger verweiſt darauf, daß bereits drei Tatrichter
den Angeklagten freigeſprochen hätren. Die vom Oberlandesgericht für
notwendig erklärten Feſtſtellungen ſeien durch den vernommenen Sach=
verſtändigen
beſchafft worden. Angeklagter habe eine ſehr ſchwere
Maſchine und ſei nicht zu ſchnell gefahren; auch die Beleuchtung
(elektriſcher Scheinwerfer und Seher) ſei in Ordnung geweſen. Warum
ſeien denn die beiden auf der Fahrbahn und nicht auf dem Bankett ge=
gangen
? Wo liege hier die Fahrläſſigkeit des Angeklagten? Dieſe Frage
ſei zu verneinen. Das Ueberholen des Fußgängers ſei dem Motorrad=
fahrer
freigeſtellt, er habe richtig links überholc.
Das Urteil verwirft die Berufung des Reben=
klägers
.

Wild in Nok!
* Achtung Jäger!. Der jetzige hohe gefrorene Schnee dauert
zu lange! Die Zeit ker größten Not hat für viele Wildarten bereits be=
gonnen
. Das Rehwild verklammt in Folge Nahrungsmittelmangel und
Kälte; beim Schlagen nach Aefung verletzt es ſich die Schalen und Läufe,
es entſthen Entzündungen, die ſein Eingehen herbeiführen können, vor
allem fällt es aber aus dieſen Gründen dem Raubzeug zum Opfer und
auch deswegen, weil es tief im Schnee einbricht, während der Fuchs leich=
ter
über den Schnee hinwegkommt. Vielerorts ſpielen ſich zurzeit
Dramen in unſeven Odenwälder Bergen ab, von deuen die Wenigſten
eine Ahnung haben. Jäger, es gilt jetzt, zu zeigen, daß ihr eurem
Wild beiſteht! Es gilt auch jetzt wie in der Kriegs= und Nachkriegsz it
zu zeigen: der treueſte Freund des Wildes iſt der Mann, der im land=
läufigen
Sinne als der Vertilger des Wildes gilt: der deutſche
Weidmann!
Für Faſanen und Feldhühner ſind Futterſtellen einzurichten. Es
ſollte jedoch nie zu viel Getreide auf einmal hingeworfen werden, damit
ſchädliche Kropfüberfüllungen vermieden werden. Auch iſt das Getreide
wenn möglich nur in Verbindung mit Gſit (dem Abfall an Len Dreſch=
maſchinell
) zu reichen. Das Durchſuchen dieſes Abfalls, das Herausleſen
der guten Körner bewahrt das Wild vor Kropfüberladungen und gibt
ihm erwünſchte Beſchäftigung. Die Haſen, die ebenfalls leicht über
den Schnee hinwegkommen, ſchlagen ſich ſchon ohne menſchliche Hilfe
durch, dagegen muß dem Rehwild ganz energiſch geholfen werden.
Fütterungen, überdachte Raufen, nimmt unſer Odenwälder Rehwld im
allgemeinen erſt damn ſofort an, wenn der Geſamtbeſtand durch regel=
mäßige
Winterfütterug während mehrerer Jahre daran gewöhnt iſt.
Wo dies nicht der Fall iſt, müſſen ſofort mittels Bahnſchlitten Wechſel und
Aeſungsplätze möglichſt ſchneefrei gemacht, die Heide, das beſte Winter=
futter
, muß ſchneefrei geſchlagen, es muß geſorgt werden, daß das Wild
an etwa vorhandene Brombeerhechen ohne Schalenverletzung heran kann.
Jeder Dienſt am Wild wird ſich weidmänniſch lohnen. Wenn geeignete
junge Waldkäume, wie Eſpen und Sträucher vorhanden ſind, müſſen ſi=
gefällt
und an Aeſungsplätzen mit möglichſt ſchneefreiem Zugang geſchafft
werten. Die Forſtämter werden zur Fällung ihre Erlaubnis gehen, hat
doch das Forſtamt Michelſtadt in qnerkennenswerter Weiſe die Fälleing
von Jungeſpen ohne Nutzwert von ſich aus veranlaßt. Auch G’nſter
wird im Winter vom Rehwild noch angenommen und bildet wertvolle
Beigabe.
Jäger, tut alles, um Eurem Wild fetzt beizuſpringen! Ihr ſeid für
die Erbaltung dieſes Eurem weidgerechven Sinn anvertrauden Teil des
Volksgutes moraliſch verantwortlich. Laſſe ſich nicwand nachſagen, daß
er ſein Wild in der Zeit der Not im Stiche gelaſſen hat.

Berufswahl. Auf den heute Dienstag abend in der Aula der
Ludwigs=Oberrealſchule (Kapellſtraße 5) ſtattfindenden Vortrag des
Leiters der Berufsberatung Darmſtadt, Herrn Verw.=Inſpektor Schor=
lemmer
, über das Thema: Warum Berufsberatung, ſei
nochmals hingewieſen. Anſchließend findet ein Lichtbildervortrag:
Soll ich den kaufmänniſchen Beruf ergreifen? ſtatt. Die Schüler, die
an Oſtern aus der Schule entlaſſen werden, und deren Eltern, ſind
freundlichſt eingeladen. Es ſei noch beſonders darauf hingewieſen, daß
der Eintrict vollſtändig frei iſt.
Bezirksverein Martinsviertel. Die Hauptverſammlung
des Vereins findet Mittwoch, den 30. Januar, abends 8 Uhr, in der
Reſtauration Nagel (Mauerſtraße 34) ſtatt.
Iſraelitifcher Gemeindeverein. Auf die heute abend 8.30 Uhr im
Fürſtenſaal ſtattfindende Verſammlung (Vortrag des Herrn
Nabbiner Dr. Bienheim) wird nochmals hingewieſen. Sämtliche Ge=
meindemitglieder
ſind herzlich willkommen. (S. Anzeige.)

Lokale Veranfkalkungen.

Die hierunier erſcheinenden Notlzen ſind ausſchließlich als Hinweiſe auf Anzeigen zu beirachten,
in keinem Falle irgendwie ale Beſprechung oder Kritk.
Geſangverein Einigkeit Darmſtadt= Beſſun=
gen
. Unter dem Motto: Js auch die Fasnocht diesmol frieh, zur
Einigkeit do gehn ma hie, findet am Faſtnachtsſamsrag, den 9. Febr.,
in den Räumen des Chauſſeehauſes unſer Maskenball ſtatt. Die Ein=
trittspreiſe
ſind ſo gehalten, daß ſie jedem den Beſuch erlauben. Eine
gutbeſetzte Ballmuſik und die bekannte Stimmung verbürgen einen
guten Beſuch. Näheres durch Anzeige und Plakate.
Skimmen aus dem Leſerkreiſe.
(Für die Veröffentlichungen unter dieſer Ueberſchrift übernimmt die Redaktion keinerlei Ver.
antwortung; für ſie bleißt auf Grund des 5 21 Abſ. 2 des Preſſegeſetzes in vollem Umfange
der Einſender verantwortlich.) Einſendungen, die nicht verwendet werden, lönnen nich
zurückge andi, die Ablebnung nicht begründet werden.
In dem Häuſergeviert Roßdörfer=, Beck=, Soder= Inſelſtraße
ſcheint ein Menſch zu wohnen, der alle Katzen vergiftet. Auch
mir iſt mein gutes Tier auf dieſe Art genommen worden. Nach vier=
tägigem
qualvollen Leiden iſt es eingegangen, wobei ich immer nur
wünſchen konnte, daß der Rohling das mir anzuſehen und anzuhören
gehabt hätte.
Nun aber die Rechtsfrage! Iſt eine Katze, die ich füttere, nicht
auch ein Wertgegenſtand wie ein Hund ganz abgeſehen davon, daß
mir etwas genommen wird, woran mein Herz hängt ; und könnte
ich den Täter nicht wegen Sachbeſchädigung, vereint mit Tierquälerei,
belangen?
Im übrigen bitre ich jeden Tierfreund, mir behilflich zu ſein, dieſen
Menſchen ausfindig zu machen.

Tageskalender für Dienstag, den 29. Januar 1929.
Landestheater, Großes Haus, Anfang 19½ Uhr, Ende 22 Uhr,
A 11: Rigoletto. Kleines Haus, Anfang 16 und 20 Uhr, Film:
Das weiße Gehefmnis Drpheum abends 20,15 Uhr, Herrn=
feld
=Gaſtſpi l: Berlin bei Nacht. Konzerte: Schloß=Kaffee,
Kaffee Rheingold, Hotel Schmitz, Spaniſche Bodega, Weinhaus
Maxim. Kinovorſtellungen: UnionTheater, Helia.

Nokzeit der Vögel.

handlung. Daß übrigens Schulbuben ebenfalls alles
da Flügel hat, ſcheint auch zu den Gepflogenheiten in Re
gehören.

Man ſchreibt uns: Zu dem Aitikel Notzeit der =
des
Darmſtädter Tagblattes möchte ich mir einige Worte
in Griesheim b. D. ſind Futterplätze für Vögel errichtet
um die armen, hungrigen Vögel zu fangen. Neben dem 5.
ſchon ſeit längerer Zeit eine Futterſtelle errichtet. Hier
einen Burſchen an, der die Vögel von der Straße aus ab:
Eine Anzeige bei dem Tierſchutz= und dem Vogelſchutzve-;
ſtadt hat wenigſtens erreicht, daß einer ermittelt wurde,
fähr 60 Singvögel hatte. Er belieferte davon eine Dar=
An. Arheilgen, 28. Jan. Am 24. ds. Mts. waren es.)
Knobelsdorf, verſtarb. Aus dieſem Anlaß veranſtalte=!
Blaukreuzverein geſtern abend im Gemeindehauſe unte
des Poſaunenchors eine Gedächtnisfeier. Der Hilfs
der öffentlichen und privaten Irrenfürſorge bezweckt,
nehmen. Auch die kleinſte Gabe wird mit herzlichſtem Ei
war lange Jahre bei der Firma Merck tätig und gaben
J. Griesheim, 28. Jan. Gemeinderatsbernh
Sport= und F ſtplatzangelegenheit wurde der Gemeindetes
17. Dezember 1928 aufgehoben. Der Gemeinderat iſt grur
einverſtanden, daß der Turnerſchaft e. V. zu Griesheim
im Gemeindewald (Diſtrikt Dürrer Kopf) käuflich abgu
ſoll. Der Pleis ſoll jekoch evſt ſpäter feſtgeſetzt werden:
ſchaft ſoll inzwiſchen vrſuchen, für einen Sportplatz Gelät
walde Diſtrikt Acht Morgen) zu erhalten, welches dann
meindewaldgelände im Diſtrikt Dürrer Kopf einzutauſct
ter wurden die Anlage eines Spielplatzes, für die hie
Diſtrikt Dürrer Kopf beſchloſſen. Eine Abforſtung die
jedoch vorerſt unterbleiben. Der Straße zwiſchen
Fridrich Ebelt Straße, von der Beſſunger Straße bis zu
wurde zu Ehren des großen Dichters der Name Sckill-/
legt. Hugo Löblein, hier, hat um Erteilung der Konzi

trieb einer Kaffeewirtſchaft ohne Branntweinausſchank irr
dorferſtraße 23 nachgeſucht. Die Bedürfnisfrage wurde
Ankauf von Straßengelände nelen der elektriſchen Straß=
Fliedrich=Ebert=Straße bis zur Sckillerſtraße, zum Prris
Quadratmeter wurde beſchloſſen. Für die in die Straße f
und Sträucher ſollen b=züglich der Vergütung die von
ſchaftskammer beim Ankauf kes Bahnhofgeländes der Ke
Richtlinien platzareifen. Das Geſuch des Heinrich Kraft 21,
währung einer Vergütung für die Herſtellung einer neuen
die durch die Abgabe dieſes Geländes bedingt wird, wur
quenzgründen abgelehnt. Der Landwirtſchaftlichen Ec
ſtadt wurde ein fährlicher Beitrag von 25 Mk. bewilligt:
die Teilnahme zweier Beamter an einem AusbildungsEn
werkſchaft Heſſ. Gemeindebeamten entſtandenen KurſusE.),
von 90 Mark wurden auf die Gemeinde übernommen.
legung der Waſſerleitung in die neu angelegte SchillerſtrF
erforderlichen Mittel in Höhe von 4000 Mark auf die A
übernommen; mit dem mit der evana. Kirchengemeinde
Vertrag über die Einlegung der Waſſerleitumg in den
iſt der Gem inderat einverſtanden. Dem Gemeinderat
gebnis der Weidenſubmiſſion zur Kenmtnis gebracht. Die
gebung wurde zwecks Einholung von Erkundigungen z
Auf Anregung des Kreiswoblfahrtsamts Darmſtadt be
meinderat, die Hälfte der Koſten für Gewäkrung einer
Ausſtattungsbeihilfe, für hieſige hilfsbedürftige Konfirmnr
ſeither üblichen Rahmen auf die Gemeind=kaſſe zu übr
Ausſuchung der Kinder ſoll durch die Wohlfahrtskommiſſi.
Dem Gemeinderat wurde von einer Vrrfügung des Kr=
ſtadt
vom 17. Januar 13. Js., betr. die uneinbringlichen
Ausſtände der Gemeinde Griesheim zur Henntnis gbrazt
Verfügung wurde die Höhe der zu liquidierenden und n.
den Poſten beanſtandet, insbeſondere gilt dies für ki.
Hausmieten. Da es ſich bei den Mietausfällen nicht um
gehende Erſcheinung handelt, ſondern um eine Tatſach=,
erneut feſtgeſtellt wird, erſcheint der Hausbeſitz der Gemeu
Grade unrentabel, wesbalb das Kreisamt der Gemeinde de
Folgerungen anempfiehlt.
42. Eberſtadt, 28. Jan. Unfälle. Ein hieſiger
ſtürzte infolge der Glätte ſo unglücklich hin, daß er einnl
bruch davontrug. Außerdem fiel eine Frau hin und t1
bruch davon. Auszahlung der Renten. Die Sr
Unfallrenten für den Monat Februar weiden am Freitag, 51
am Poſtſchalter in der Zeit von 8 bis 12 Uhr und von *
ausgezahlt.
F. Eberſtadt, 28. Jan. Turnverein=Damen
renſitzung. Die Fuhrleit foahrn iu Stormgalopp
unſern Eſelskopp. Die aroße Damen= und Hernenſitzm=
vereins
1876 e. V. führte am Samstag abend ein ſo ſtatil-)
Volk in den Schwanenſaal, daß es für den hohen nätrißi
des Plinzen Karneval eine Freude war, von ſeiner vor 2i
geſchlagenen Hochburg aus zu reſidieven. Der Saal war
und farbenfreudig geſchmückt, daß Grillen und Sorgen ſS.
treten gebannt wurken. Die Muſikkapelle Hinze=Dar
Möglichſtes. Gleich als erſten ſpielte ſie einen ſo mitreiß
marſch, daß der Reſt alles irdiſchen Mißbehagens gerad.
geblaſen war. Um 8.11 Uhr begann die Veranſtaltung m.
des Elfer=Rats. Salomon der Weiſe begrüßte mit
Schwung ſeine Narrenſchar aus dem Luftkurort Eberſta=
ſeinen
Bürgermeiſſter Dr. Uecker offiziell vertreten m.
lingen des Abends war vor allem der glücklichen Regie S
ben, denn er hatte die Hauptarbeit, die die Vorbereitung
leiſten. Seine ſehr geſchickte und ſchlagfertige Zepterfin
deutlich ſeine durch jahrelange Hervſchaft im Elferrat ge‟
fahrungen und ſeinen guten, beneidenswerten Humor. Der=
als
Muſter eine der jetzt auch in Gberſtadt zur Aufſtellum
Litfaßſäulen, von wo aus unſere beſten einheimiſchen Kar.d
Heinrich Haack, Ludwig Bauer (dem wir zugleich die
Foſtnachtslieder verdankten), Peter Geißler, Ernſt 2.
Katzenmeier, Valentin Meidinger, aber auch d:4
aus Darmſtadt die Narren Gerfelder, Schäfer m.
ihre humorſprühenden Büttreden vom Stapel ließen. E!
Eberſtadt, der Blumenſchauwettbewerb, Faſelſtall und Gſe‟
mehrfach die Probleme, zu denen in kritiſchſter Weiſe Se-
men
wurde. Aber auch viele andere Vorgänge in der Ger
kräftig durch die Hechel gezogen. Alle Büttredner erhal.2
Tuſchs, Beifall und Auszeichnungen. Zwiſchendurch trr:
echten Eberſtädter Tillergirls auf. Temperament un2
war bei ihnen Trumpf. Donnerwetter ja: ſo etwas wan
nicht dageweſen. Für das Gebotene wurden ſie und ihr Au‟
Meidinger ebenfalls belohnt. Sehenswerte Leiſtungem
Turnriege, die ſich in Form einer Akrobatengruppe prod
ulkig nahm ſich der Boxkampf mit einem ſchwarzen Bu=*
er konnte natürlich vor dem Forum der Eberſtädter Zu
ſtehen. Die künſtleriſche Höhe des Abends lag bei der
unſerer Landestheaterbühne, Fräulein Paula Kapper=
Kranz der vielen Darbietungen durch ſchöne in den Rahmr
paſſende Lieder eine feine, vornehme Note einflocht. Jh
Weſen, ihre entzüchende und ſüßen Wohllaut bergende S
das Auditorium in ihren Bann und fordrte zu mehr
heraus. Jubelnder Beifall ward ihr darob zuteil. Georc
ihr Partner am Flügel, unterzog ſich glänzend ſeiner 2
auch überall da, wo ſeine Mitwirkung erforderlich war=
lich
geſungene Lieder, denen meiſt gewürzter lokaler Sio
lag, ſchlugen die Brücke von der einen zur anderen Proo.

und ſteigerten die Freude, beſonders als beim letzten 2l
ſchunkelt wurde und die Stimmung hoch ging. Erſt ſan
ternacht leitete die Veranſtaltung, die zweifellos das Be
alledem, was auf karnevaliſtiſchem Gebiete in Gberſtadt
wurde, zum fröhlichen Tanz über, der bis zum frühen ?
4a. Nieder=Beerbach, 28. Jan. Holzverſteile
Gemeinde hält am Donnerstag, den 31. Januar, vormſnack
Nutz= und Brennholzverſteigerung ab. Das Holz ſtammt e
orten Aulſtatt, Forſtbühl und Rödern. Das Holz mil
Stelle verſteigert. Die Zuſammenkunft der Steigener h0.
gang an der Straße Nieder=Beerbach-Ober=Beerbach me

[ ][  ][ ]

r 29

Dienstag, den 29. Januar 1929

Seite 7

zar Schornſteinfegerzwangsinnung für Heſſen
BP. Mainz, 28. Januar.
emrant Zum Bürgerhof hielt die Schornſteinfegerzwangs=
ſa
Fſtn ihre Innungs Generalverſammlung unter dem Vorſtz
r Karpfinger Darmſtadt ab. Der Tagung wohnten ein
Kreisamtes Daumſtalt und Oberinſpktor Hild von der
. Aufſichtsbehörden bei. Obermeiſter Karpfincer gedechte
Borten zunächſt der duich den Tod ausgeſchiedenen Mit=
ſiunki
=Groß=Umſtadt, Faatz Oppenheim, Kolb und Schaub,
SAngehörigen wird aus Ler Sterbekaſſe eine Unterſtüzung
u wwvie für die verſtolbene Frau des Bezirksſchornſteinfeger=
eSampertheim
. Dem Geſchäftsbericht iſt zu (ntnehmen, daß
Mire Jahr wohl Lohnerhöhungen für die Geſellen brachte,
SBebührenerhöhung durch die Behörten abgel hnt wurde.
Eweben Verhandlungen über Vermehrung der K hrbeziuke.
treudet ſich dagegen unter dem Hinweis auf den Kreis Gr.4 bereits die Unrentabilität der Kehröezirksvermehrung ge=
Hervorgehoben wurde, daß im Kreiſe Oppenheim, wie
uen Jahren der Fall war, den Kaminfegermeiſtern die ge=
n
Thau übertagen wurke, in Anerkennung, daß die Kamin=
ienen
Fachleute hierzu ſind. Es wird der Erwartung Aus=
daß
man mit der Verallgemeinerung, den Kaminfe ern
ſh=u wieder zu übertragen, ſich befaßt. Weiter fand Erwäh=
eenwärtig
wieder, und zwar auf die Dauer von 12 Sonn=
uarmſtadt
. Gießen und Mainz Fachkurſe abgehalten werden,
Prüfungserforderniſſen, wie Konſtruktion der Heiz= und
en und Heiztheorien, den feuerpolizeilichen Vorſchriften,
wünen des Feuerſchutzes, des Feuerlöſchweſens und den
zy befaſſen. Der Vorſitzende wendet ſich ſchließlich gegen
nucthluggen in der Tagespr ſſe, der Feuerwehrzeitung und der
tᛋeiwung, die eine Ve kennung des ſchweren Kaminfegerberufs
d haſſ nbericht und Bericht über die Sterbekaſſe wird in Ord=
ſGut
und dem Rechner Gredt=Oſthofen Entlaſtung erteilt.
ſ)pfinger ehrt den Bezirksſchornſteinfegermciſter Joſ. Sei=
B9vrau, für 25jährige Mitglietſchaft bei der Zwangsinnung
Mdarch U berreichung einer Ehrenu=kunde. Stzungsgemäß
Abermiſter Karpfinger, Faatz (Nierſtein), Platter. Döuicht
ſegatz und Keller lehnten eine Wiederwahl ab. An ihrer
in Ecke t=Darmſtadt und Keil=Gießen gewählt, die übrigen
ſtin werden wiedergewählt. Nach der Vorſtandswahl berich=
itende
des Bezirksverbandes, Straub=Offenbach, über den
tergungsv=rein und den Obermeiſtertag in Halle. Anträge
longen über Neueinteilung von K.hrbezirken in den Kreiſen
leim und Worms. Die Beratung wurde zurückaeſtellt.
ch lan die Tagung hielt Oberingenieur J. Hähne Frankfurt
erieur Darmſtädter=Darmſtadt für die Keſſelüberrachung
löhſen=Naſſau über ein neues Verfahren des Keſſelaus ren=
ſäruckkeſſel
) und heiztechniſche Fragen einen Vortrag, der
e fand.
ünſrdt, 28. Jan. Wandererehrungsfeſt des Oden=
f
. Am Samstag abend konnte endlich, nachdem am 8.
ſat beſonderem Grunde die Feier verſchoben worden war,
geienwaldklub ſein 5. Wandererehrungsfeſt im Saale Zum
men begehen. Die Ortsgruppe darf mit Stolz auf die
ihres Beſtehens zurückblicken, in denen ſie ſich mehr als
lätglieder erworben har. Zur Freude konnte man feſt=
te
beſonders die wanderluſtige, frohe Jugend ſehr ſtark
.Der Vorſitzende, Herr Lehrer Schäfer, begrüßte nach
etücken des von ihm geleiteten Poſaunenchors die große
cauig. Sodann gedachte er zweier jetzt verſtorbener Wan=
mitherrn
Oberſtaatsanwalt, Rudi Wünzers, dei ſie ja alle
n91kebten, und des Herrn Med.=Rat Dr. Dannenberger aus
att: ja der Pate der hieſigen Ortsgruppe war und ſie gerne
ein ſugsſuche beehrte. Eine eigene Mandolinenabreilung, ein
zbein gemiſchter Chor ſorgten für einen recht unterhalten=
bend
. Heitere Vorträge in Darmſtädter Mundart, die
Wanderberichterſtatterin, ein Bauerntanz, ein Wander=
u
ein Baritonſolo waren geſchickt eingelegt. Herr Ober=
richnere
im Namen des Haupausſchuſſes 4 Jugendliche und
Gm t dem Goldenen aus. 17 davon durfte er bei fünf=
Frchnung den Wanderſtab übergeben. Die muntere Oden=
als
blieb noch einige Stunden beim gemütlichen Tanze bei=
rſ
. B. Jan. Belohnung. Die Täter, die in der Nacht
3.. Dezember 1928 22 funge Obſtbäume an der Provinzial=
y
Tannenboum niedergebrochen haben, konnten leider bis
c8 meſtellt werden. Um ihre Ermittlung zu beſchleunigen,
ydrr. Provinzialdirektion Starkenburg 100 Mark Belohnung
Wtrckdienliche Angaben, die zur Feſtſtellung der Täter geeig=
OAhen a kie polizeilichen Organe gerichtet werden.
AEnuffen, 28. Jan. Brand. Am Sonntag abend um 9 Uhr
i Maſchnenhalle der Erziehungsanſtalt Aumühle‟ Feuer
Aßehhieſige Feuerwehr nach einigen Minuten an der Brand=
mE
fand die Halle, in der landwirtſchaftliche Maſch nen unter=
404 chon in Flammen. Nach einiger, in der Kälte ſehr an=
W darbeit, war das Feuer bald auf ſeinen Herd beſchränkt.
1 (ſeits ſteht, beſtand keine Gefahr für ein Ucbergreifen des
Mi andere G=bäude. Die Maſchinen hatte man bis auf eine
t Tchaffen können. Nach einer guten Stunde Löſcharbeit
werwehrleute die Brandſtätte verlaſſen. Die Urſache des
ech ſucht geklärt.
GEhx. O., 28. Jan. Bobſleighrennen des Ver=
cle
ns Erbach. Unerwarteter Erfokg. Tau=
hBeſuchern
. Großen Arklang fand das geſtern vom
hrsſy veranſtaltete zweite Bobrennen. Die Bahn die alte
rße , die von der Elsbacher Höhe in ſteilem Fall 1300
Luhhu Tale führt, befand ſich durch die günſtigen Schreeverhält=
uv
den durch den Verein erfolgten Ausbau in tadelloſem
I2 Vorſichtsmaßregeln zur Verhütung von Unglücksfällen,
Am auf der gefährlichen Rennbahn immerhin rechnen mußte,
Arhlldlicher Weiſe getroffen. Die Durchführung des Rennens

Dänden Seiner Erlaucht des Er grafen, des Vorſitzenden der
Wien. Außerdem arbeiteten Herr Bürgermeiſter Dengler und
EMr ges Vorſtandes des Verkehrsvereins mit. Die Organiſation
M Beziehung einwandfrei und wurde die ganze Veranſtaltung,
mcNon, dem verſpäteten Beginn, ohne den es nun einmal nicht
4u. reibungslos und in ſchnelſter Reihenfolge erledigt. Das
Mu=es leider durch ſein undiſzipliniertes Verhalten, daß es
Veranſtaltungen noch nicht genügend erzogen iſt. B=ſon=
Ahatte ſich eine faſt undurchdringliche Menſchenmenge zu=
u
, die alle auf die Stoppuhren ſehen wollten und den Ziel=
chnehin
nicht leichte Arbeit noch mehr erſchwerten. So
hinur kommen, daß ein Bob, der das Ziel im 60 Kilometer=
3 baſſiert hatte, in die Menſchenmenge hineingeriet und
WWelletzungen, darunter ſolche nicht merheblicher Natur, ver=
*, B8eranſtaltung hatte zwiſchen 2 und 3000 Beſucher auf die
ea-, bei unſeren Verhältniſſen ein Beweis, daß fir die
Wwſltungen im Odenwald regſtes Intereſſe b=ſteht. Die Er=
Son erſchaſt hatte den Fahrern wertvolle Ehrenpreiſe in über=
hrahl
zur Verfügung geſtellt, damit den Verein und ſeine
en wirkſam unterſtützend. Dem Starter hatten ſich 18 Bob=
Ancſt Scchſermannſcha ten, zur Verfügung geſtellt, von denen
Bäufen Start und Ziel paſſierten und ſo die Bedingungen
tiſeewerb erfüllten. Ein Fahrzeug ſchied durch Sturz, das
Kufenbruch aus. Die Reſultate ſind folgende: 1. G=org

SSek.; 2. Jakob Müller 83½; 3. Karl Nöttger 85 Sk.;
WAuſter 88 Sek. 5. Erasmus Angele 88 Sek.: 6. Geora Ewa d
Karl Echmucker 90½ Sck., 8. Michel H=tzbach 91 Sck.; 9.
arntky 92 Sek. 10. Georg Schöpp 94½ Sck.; 11. Wilhelm
Sek.; 12. Wilhelm Heilmann 97½ Sek.; 13. Fritz Dex=
Ert.; 14. Fritz Hiſbner 102 Sck.; 15. Auguſt Stellwag 104
euiſt Volk 111 Sek. Die Leiſtungen der beſten Fahrer, die
Araklometer hergnreicken, ſind beſonders bachtlich.

Amſtellung der Landwirtſchaft im hohen Pogelsberg.

Sas ciile Seitt ſest!

Die Ernteergebniſſe der letzren Jahre in den Gemeinden des hohen
Vogelsberges haben nach der Meinung der Sachverſtändigen die Auf=
faſſung
gezeitigt, daß die bisherigen Wirtſchaftsformen in dieſen
Gebieten verlaſſen werden müſſen, unter Uebergang zu einem
anderen Wirtſchaftsſyſtem.
Der Miniſter für Arbeit und Wirkſchaft Korell
hat alsbald nach Uebernahme des Miniſteriums für Arbeit und Wirt=
ſchaft
, in dem auch die Belange der Landwirtſchaft vertreten ſind, dieſen
Gedanken aufgegriffen, und ſeine Beamten beaufrragt, die Unterlagen
für eine Vorlage an den Landtag zu ſchaffen, die den Bedürfniſſen der
Vogelsberg=Gemeinden unter Berückſichtigung der jetzigen Wirtſchafts=
verhältniſſe
gerecht wird. Bereits im Frühjahr vorigen Jahres wurde
gelegentlich einer Beſprechung in Hartmannshain dieſer Gedanke den
landwirtſchaftlichen Vertretern bekannt gegeben; der Miniſter hat je=
doch
damals ausdrücklich zugeſagt, daß vor Einbringung der Vorlage
den anſäſſigen Landwirren Gelegenheit gegeben werden ſollte, ſich über
die Abſichten der Regierung zu informieren und Kenntnis von den
Grundzügen der Regierungsvorlage zu erhalten. Zu dieſer Beſprechung
hatte Miniſter Korell auf Samstag, den 26. Januar, nach
Hartmannshain eingeladen, um die Grundzüge der beabſichtig=
ten
Vorlage auseinanderzuſetzen. In der überaus gut beſuchten Ver=
ſammlung
begrüßte der Miniſter zunächſt die Anweſenden; Zahlreiche
Landwirte und Bürgermeiſter der beteiligten Gemeinden, die Kreis=
direktoren
von Lauterbach und Schotren, Kreisſchulrat Kinkel, die ober=
heſſiſchen
Landtagsabgeordneten Joſt, Maurer, Niepoth und Weckler,
den Generaldirektor der Landwirtſchaftskammer Dr. Hamann, Vertre=
ter
von örtlichen Feldbereinigungsämtern, Kulturbau= und Landwirt=
ſchafts
= und Forſtämtern, den Vertrerer der Riedeſelſchen Gutsverwal=
tung
, und beſonders den Lehrer Steinmann, der ſich ſchon längere
Zeit um den hohen Vogelsberg bemüht hat, ſowie den ehemaligen
Landforſtmeiſter Staatsrat Weber=Conradsdorf. Der Miniſter ſtellte
dann die mit ihm erſchienenen Beamten ſeines Miniſteriums, Mini=
ſterialdirektor
Uebel, ſowie die Miniſterialräte Becker, Heyl und
Bauer vor ferner Miniſterialrat Guntrum von der Forſtabrei=
lung
. Darauf erteilte er dem
Miniſterialraf Bauer
das Wort zu einem erläuternden Vortrag. Der Redner führte u. a.
aus: Durch verſchiedene Zeitungen ſei die Nachricht gegangen, daß der
alte Generalkulturplan für den oberen Vogelsberg wieder aufgegriffen
werden ſollte. Das ſtimme inſofern nicht, als die vorzuſchlagende Art
der Betriebsumſtellung von ganz anderen Grundſätzen ausgeht, als
dies bei dem früheren Generalkulturplan der Fall war. Es ſei auch
niche vorgeſehen, wie das Wort Generalkulturplan den Anſchein er=
wecken
könnte, die ganze im oberen Vogelsberg liegende (über 400 Meter
über dem Meere) landwirtſchaftlich genutzte Fläche mit etwa über
100 000 Morgen uniform umzuſtellen; vielmehr ſoll die betriebswirt=
ſchaftliche
Umſtellung den örtlichen wirtſchaftlichen, klimatiſchen und
Bodenverhältniſſen allmählich angepaßt werden unter Berückſichtigung
der derzeirigen Arbeiter= und Geldverhältniſſe.
Welches ſind die Erfahrungen, die eine Aenderung der
Betriebsweiſe bedingen?
Gegeben ſind die klimatiſchen und Bodenverhältniſſe, die ſich nicht
ändern laſſen. Die Wirtſchaftsweiſe muß deshalb dieſen Verhältniſſen
Nechnung tragen. Auf Grund 2jähriger Durchſchnittsergebniſſe in
verſchiedenen Wetterſtationen des oberen Vogelsbergs betrugen die
Niederſchläge 9001026 Millimeter, im Durchſchnitt der Jahre 1924
bis 1927 ſogar 10251200 Millimeter, in den letzten Jahren ſomir im
Durchſchnitt 18 Prozent mehr als in den vorhergehenden Jahren. Die
Wetterau verzeichnet demgegenüber nur 579 Millimeter, ſo daß alſo im
oberen Vogelsberg rund die doppelte Menge an Niederſchlägen
fällt. Hierbei iſt noch zu beachten, daß die größte Menge der Nieder=
ſchläge
in den Monaten Mai bis September, alſo gerade während der
Wachstumszeit, niedergehen und verhältnismäßig am meiſten in der
Zeir von Auguſt bis September, nämlich 21 Prozent gegenüber den
auf zwei Monate entfallenden Durchſchnitt von 16,6 Prozent. Alſo
gerade in der Zeit der Getreideernte iſt im Durch=
ſchnitt
mit vielen Niederſchlägen zu rechnen, wodurch
die Ernte ſehr häufig ſowohl der Menge wie auch der Güte nach ſtark
geſchädigt wird. Auch der Beginn der Beſtellarbeiten kann in den hohen
Lagen erſt ab Mitte April vorgenommen werden, während dies bei=
ſpielsweiſe
in der Wetrerau ſchon Anfang März geſchehen kann und
das Ende der Wachstumszeit im oberen Vogelsberg iſt bereits Mitte
Oktober erreicht, während ſie in der Wetterau bis Ende Oktober
Anfang und Mitte Nevember dauert. Dadurch iſt die Wachs=
tumszei
: im oberen Vogelsberg ſtark gekürzt, und
es kann nicht wundern, wenn infolgedeſſen die Aecker, insbeſondere die
Getreideerträge, ſowohl der Menge wie auch der Güte nach weſentlich
niederer ſind. Im Gegenſatz dazu ſind die Erzeugungskoſten
dadurch erhöht, daß infolge der Zuſammendrängung der Arbei=
ten
ein höherer Bedarf an Arbeitskräften erforderlich iſt, und die Be=
ſtellungs
= und Pflegearbeiten durch die ungünſtige Witterung ſchwieri=
ger
ſind. Auch ſind die Auswitterungsſchäden dort größer und die
ungünſtigen Wachsrumsbedingungen erfordern höhere Saatmengen.
Die Auswirkungen all dieſer ungünſtigen Verhältniſſe zeigen ſich in
den Erträgen. Nach der Ermittelung von 16 Erhebungsbezirken
beträgt der Durchſchnittsertrag bei Getreide im Mittel von ſieben
Jahren nur 1011 Doppelzentner je Hektar gegenüber dem Geſamt=
durchſchnitr
von Oberheſſen mit 1519 Doppelzentner je Hektar. Da=
gegen
ſind die Erträge der Grünlandſchaften ebenſo hoch, teilweiſe ſo=
gar
noch höher als in der Wetterau mit geringeren Niederſchlags=
mengen
, da das Grünland größere Niederſchlagsmen=
gen
nicht nur gut verträgt, ſondern geradezu for=
dert
, und die Güte des Vogelsbergsheues iſt allgemein anerkannt.
Daraus folgt notgedrungen, daß bei der Ausnützung der
landwirtſchaftlich benutzten Fläche im oberen Vogelsberg
der Hauptwert auf das Grünland zu legen iſt, wie dies ja
auch in klimatiſch ähnlichen Gebieten, wie zum Beiſpiel im
Allgäu, der Fall iſt.
Die Heugewinnung leidet allerdings ebenfalls häufig unter
den vielen Niederſchlägen und erforderr deshalb vermehrte Arbeit, ja

At. Gobdelau, 28. Jan. Beerdigung des Med.=Rats Dr.
Dannenberger. Am Samstag nachmittag, um 3 Uhr, fand unter
überaus großer Bereiligung von nah und fern die Beerdigung des
langjährigen Oberarztes Dr. Dannenberger auf dem Friedhof des
Philippshoſpitals ſtatt. Herr Pfarrer Hegy von Crumſtadt hob in
ſeiner Trauerrede hervor, daß der Dahingegangene ſich nicht nur die
gewiſſenhafte Pflege ſeiner Kranken zur Pflicht machte, die er mit Necht
auf das Genaueſte auch von ſeinen Untergebenen verlangte, daß er in
allem ſtrenge und gerecht war, aber auch ein Herz hatte für alle die,
deren Not er erkannt hatte, und ſie dann zur ſeinigen machte. Herr
Direktor Schneider legte im Namen der Anſtalt einen Kranz nieder und
widmere dem Verſtorbenen Worte der Anerkennung und des Lobes für
ſeine über 20jährige Tätigkeit als Arzt, der durch ſeine treue Pflicht=
erfüllung
allen verbildlich geweſen ſei. Es folgten Kranzniederlegungen
der Aerztevereinigung der Heilanſtalten, einer akademiſchen Verbin=
dung
und des Pflegeperſonals des Philippshoſpitals ſowie der Kran=
ken
der dem Verſtorbenen unterſtellten Abreilung. Zum Schluſſe
ſprach der Vorſitzende des Odenwaldklubs Goddelau, die Ortsgruppe
verliere in dem Verſtorbenen den Gründer und langjährigen Vor=
ſitzenden
, der ſich als echter deutſcher Mann, eifriger Wanderer und

häufig kann trotz der großen Bemühungen das Grummet überhaupt
nicht eingebracht werden.
Das tägliche Herbeiſchaffen des Grünfutters bei Stallhaltung erfor=
dert
einen nicht unweſentlichen täglichen Aufwand an menſchlichen und
tieriſchen Arbeitskräften. Dieſe Schwierigkeiten können durch die Ein=
führung
des Weidebetriebs bedeutend vermindert werden, da in dieſem
halle nur das Winterfutter zu ernten iſt und man infolge verminderter
Arbeit die gegenüber der Stallhaltung kleineren Mengen eher bei günſti=
ger
Witterung nach Hauſe bringen kann. Hand in Hand damit hätte
eine Verbeſſerung eines Teiles der Wieſen zu erfolgen, von denen durch=
ſchnittlich
etwa ein Drittel in einem ſchlechten Zuſtand iſt und ſtatt guter
Futtergläſer und Futterkräuter Unkräuter und Sauergräſer trägt. Durch
Verbeſſerung dieſer Wieſen kann inſofern ebenfalls Arbeit geſpart wer=
den
, als man dieſelben ertragsfähiger macht und infolgedeſſen mit bei=
nahe
der gleichen Aubeit größere Mengen einbringen kann.
Der Weidebetrieb bietet aber außerdem noch ganz außer=
ordentliche
Vorteile.
Mehr als die Hälfte der Milchkühe iſt infolge der andauernden Stall=
haltung
von Jugend auf tuberkulös; dadurch nicht ſo lange gebrauchs=
fähig
und weniger leiſtungsfähig. Die Tukerkuloſe dürfte bei dem Rind=
vieh
im allgemeinen den größten Schaden verurſachen, und es iſt deshalb
mit allen Mitteln danach zu ſtveben, die Tiere geſund zu erhalten. Dies
kann nur erreicht werden durch Aufzucht der Jungtiere auf der Weide
und duich Einführung des Weideganges auch für Milchtiere. Die Jung=
tiere
werden dadurch außerdem gängiger, die Knochen ſtärker, die Mus=
keln
ſtraffer, Lunge und Herz leiſtungsfähiger, das Wachstum beſſer und
die Tiere infolgedeſſen wertvoller. Die Milchtiere bleiben geſünder, er=
halten
beſſer verkauliches, nährſtoffreiches Futter und können infolgedeſ=
ſen
mehr leiſten. Alle dieſe Vorteile können erreicht werden, ohne allzu
großen Geldaufwpand. Wird damit noch Leiſtungszucht veubunden, die
Tiere mit viel und fettreicher Milch ausgeſucht und weiter gezüchtet, ſo
kann der obere Vogelsberg zu einem guten Zuchtgebiet ſich entwickeln mit
guter Ausſicht auf eine Rente der Betriebe, ein Ziel, das wert iſt, mit
zäher Bauernenergie verfolgt zu werden. Um der Landwirtſchaft zu
zeigen, wie ſich die geplanten Maßnahmen in der Praxis auswirken
werden, ſollen Beiſpielswirtſchaften ins Leben gerufen wer=
den
, die Grünland= und Viehwirtſchaft nach den Plänen der Vorlage
führen ſollen.
Eine mehrſtündige rege Ausſprache
ſchloß ſich an. Zunächſt erläuterte Miniſterialrat Becker kurz die
Vorlage, die dem Landtag unterbreitet wird. Darin werden zur
Wirtſchaftsumſtellung für etwa 45 Gemeinden des hohen Vogelsberg
jährlich 100 000 Mauk angefordert, mit denen jeweils 3 Gemeinden umge=
ſtellt
werden können. Die Bewilligungen müſſen ſich insgeſamt alſo auf
15 Jahre erſtrecken. Als einmalige Forderung für die Schaffung der
Beiſpielwirtſchaſten ſind 50 000 Mark vorgeſehen. Ueber Fragen der
Feldbereinigung referierte kurz Miniſterialvat Hehl. Es ſoll
ſchneller und billiger gearbeitet werden mit dem Ziel, größere zuſammen=
hängende
Flächen an Weide= und Wieſengelände zu gewinnen. Aus
der eigentlichen Ausſprache, an der ſich etwa 25 Redner beteiligven, ſind
folgende Redner hervorzuheben: Abg. Joſt=Bermutshain dankte dem
Miniſter für ſein Erſcheinen im hohen Vogelsberg und gab ſeiner Freude
beſonderen Ausdruck, daß die Negierung im Gegenſatz zu vorkriegs=
zeitlichen
Gepflogenheiten die durch die Umſtellung betroffene land=
wirtſchaftliche
Bevölkerung über ihre Wünſche und Anſichten befrage und
mit ihr die Pläne erörtere. Der Retner bekundete auch ſein volles Ein=
verſtändnis
mit dem von der Regierung vorgeſehenen ſchrittweiſen Vor=
gehen
in der Umſtellung. Bürgermeiſter Heitzenröder (Ober=Moos)
ſetzte ſich aus eigener Erfahrung unbedingt für den Uebergang zur
Weidewirtſchaft ein. Es könne nicht genua Weideland angeleat werden.
Zur Frage der Viebqualität bemerkte er: Man müſſe im Bogelsberg von
der gewöhnlichen Viehbaltung zur Viehzucht, der Leiſtungszucht,
kommen. Landwirt Fiſcher=Sichenhauſen ketonte, daß das im Jahre
1924 noch beſtehende Mißtraen gegen die Pläne der Regierung jetzt
völlig gewichen ſei und einem vollen Vertrauen Platz gemacht hobe. In
begeiſterten Ausführungen trat Abg. Weckler nach der Feſtſtellung,
daß Regierung und Landtag nur ihre Pflicht für den hohen Vogelsberg
erfüllten, für Rationaliſierung der Landwirtſchaft und das landwirt=
ſchaftliche
Bildungsweſen ein. Er forderte das Vertrauen der Bevölke=
rung
zur Regierung bei den ſchweren Problemen der Umſtellung, ins=
beſondere
müßten die Beiſvielswirtſchaften ſo geführt werden, daß der
Fortſchritt aus eigener Wirtſchaftskraft augenfällig werde. Von Re=
gierungsſeite
wurde hierzu auf die geplante ſorgfältige Aus=
wahl
der Beiſpielswirtſchaften: geſunde Betriebe, Bech=
führung
, Kontrolle uſw. hingewieſen. Nachdem noch Bürgermeiſter
Pfannſtiel=Bermutshain die Pläne der Regievung begrüßt hatte,
gab Dircktor Hamann=Darmſtadt intereſſante Details aus den prak=
tiſchen
Erfahrungen, die wan auf dem Landwirtſchaftskammergut Selgen=
hof
gewonnen hat. Der Kartoffel= und Rübenbau wird dort jetzt völlig
eingeſtellt und zum reinen Weidebetrieh übergegangen. Staatzrak
Weber=Conradsdorf wies in launigen Worten auf den Wandel der
Zeiten hin unter Schilderung der Kämpfe, die es im Jahre 1905 um den
Generalkulturplan in Oberbeſſen gegeben habe. Abg. Dr. Niepoth
ſtellte den guten Willen der Regierung und des Landtags zur beſonderen
Hilfe für den hoben Vogelsberg, die in der Umſtellung der Ackerwirt=
ſchaft
auf W=idewirtſchaft beſtehe, feſt und erbat den gleichen guten Wil=
len
von der Bevölkerung. Er hält einen höheren Etatspoſten für die
Feldbereinigung für unbedingt notwendig.
In ſeinem Schlußwort
betonte Miniſter Korell nochmals, wie ſehr ihm dies ſchöne aber
arme Land mit ſeiner intelligenten, zähen und ſtolzen Bevölkerung ans
Herz gewachſen ſei. Bei gegenſeitigem Vertrauen, wie es heute wieder=
holt
zum Ausdruck gebracht worden ſei, werde ſich ein Weg aus der
Wirtſchaftsnot finden laſſen. Mit der Hauptarbeit könne jetzt begonnen
werden. Das geplante Werk bedürfe noch einiger Ergänzungen, die auf
dem Gebiet der Verwertung der Milchprodukte und der von dem Abg.
Maurer in der Debatte angeregten Markwerbeſſerung lägen. Auch
Möglichkeiten der Arbeitsbeſchaffung induſtrieller Art müßten erwogen
werden. Hier ſei das letzte Wort noch nicht geſprochen. Mit dem
Wunſch, daß die allſeits gebilligten Pläne der Regierung dem hohen
Vogelsberg beſſere Zeiten bringen möchten, ſchloß der Miniſter mit dem
Ausdruck voller Befrietigung über den Verlauf der Ausſprache und nach
einem Hoch auf die Zukunft des Heſſenlandes und Deutſchlands, die an
Anregungen und Ergebniſſen reiche Verſammlung.

erfahrener, gewiſſenhafter Führer die Liebe und Achtung im geſamten
Odenwaldklub erworben habe. Er ſpendete dem lieben Freunde einen
Gruß vom deutſchen Walde. Auch der Odenwaldklub Fürth ließ einen
Kranz niederlegen.
Gernsheim, 28. Jan. Waſſerſtand des Rheins am
M. Januar: 0,65 Meter; am 28. Januar: 0,66 Meter.
Hirſchhorn, 28. Jan. Waſſerſtand des Neckaks am
R. Januar: 0,81 Meter: am 28. Januar: 0,70 Meter.
h. Lich, 27. Jan, Kleinbahnidyll auf der Butzbach
Licher Bahn. Der Zugführer ſaß mit zwei Fahrgäſten, die nach
ihrem benachbarten Heimatdorf fahren wollten, in der Bahnhofswirt=
ſchaft
bei einem guten Schoppen. Die Reiſenden fühlten ſich in der Ob=
hut
des Zugführers ſicher, achreten nicht auf den bedenklichen Stand
des Uhrzeigers und tranken immer noch eins. Aber ſie hatten die
Nechnung ohne die Pünktlichkeit des Maſchinenführers gemacht. Als
man felbdritt die Wirtſchaft verließ, dampfte das Züglein ſchnaubend
davon. Kurz entſchloſſen ſprang der Zugführer auf das Fahrrad des
einen Fahrgaſtes und jagte dem Ausreißer nach. In Nieder=Beſſingen
konnte der Schnellzug von ſeinem Führer eingeholt und glücklich nach
Lich gebracht werden.

Am billigsten und bequemsten werden fade Suppen, schwache Fleischbrühe,
Soßen, Salate und Gemüse im Geschmack gekräftigt und verfeinert durch
Zusatz wenigen Tropfen
MAGGI Würze

[ ][  ][ ]

Seite 8

Dienstag, den 29. Januar 1929

Nun

Heute: Der Emelka-Jubiläu
TALLRSOT

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Klelnes Haus


Marschall Vorwärts: Otto Gebühr.
Vortührungsdauer 174 Stunden.
Als Lehrkilm und künstlerisch anerkannt.
Jugendliche haben Zutritt.
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usw. Platzvergünstigung.
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Verstärktes Orchester.
Beginn 3½ Uhr.

Heuke,
morgen und Donnerstag
16 und 20 Uhr:
Sa
deiße
SCleltnile
(Elsbrecher Krassin)
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Die Flüge Tschuchnowski’s und Ba-
buschkin’s
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Märchenfilm, und
Mit dem Aotorrad
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Jugendliche zahlen nachmittags
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und Bergrennen auf dem Obernt
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TV.2001) Elntrittsprelse: 0.50, 0.75

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Heute Dienstag, sowie Mittwoch,
Donnerstag. Vieltachen Wünschen
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erfolg des Winters:
Berlin bei Nacht

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Donnerstag, den 31. Januar/
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seiner Vorpostenstellung im rheinigen
westfälischen Industriegebiet, zuglele-
vor
den Toren eines neu erschlossele
ausgiebigen Kohlenzentrums, ist erNe
unentbohrllcher
Mittler
zwischen Erzeuger und Verbrauche

Wirksamstes Anzelgenblaß
am ganzen unteren
Niederrhein

[ ][  ][ ]

Dienstag, den 29. Januar 1929

Seite 9

Der Her

den 31.

se: 0.50, 41

Fen

8

zier: Amerika. Der Hexenmord von New York
Pennſylvanien. Das Zauberbuch.
ſiecen ſtändigen Berichterſtatter.
ck, auch mit Quellenangabe, verboten.)
A.G.4. New York, Mitte Januar.
richt der Stadt York in Pennſylvanien iſt der
Prozeß in der Geſchichte der Vereinigten Staa=
ohn
Blymyer (ſprich Bleimeier), 28 Jahre alt,
eilſſn Entwialung eines Zehnjährigen, aus dem
uten und, da er es verſtanden, ſich ein Jahr lang
mitjentziehen, ſchließlich als entlaſſen protokolliert
ſüGeſetz in dieſem Staate der Wälder William
Yxenbeſchwörer und Taugenichts,
wo ir Leben. Zuſammen mit den Farmerſöhnen
and Wilbert G. Heß, 18 Jahre alt, die er als
tchay-men, iſt er des Raubmordes an dem Landwirt
Rihtexer in der Ortſchaſt Nord Hopewell, neunzehn
göf angeklagt . .
Phn ber im Jahre des Heils 1928 vernahmen Nach=
ſeußw
r, der, ſeitdem ihn ſeine Frau aus Gott weiß
1 serlaſſen hatte und nach einem ihr gehörigen
ſd/ci, der Nähe überſiedelt war, mutterſeelenallein
mhauſte, das unaufhörliche Wiehern eines
ſis Der Bauer kennt den Ton, mit dem ſein Vieh
ßil (hrngrig iſt. Rehmehers Mauleſel ſchreit ſag=
hrz
Hunger haben. lnd da ſie wußlen, daß der
jelße wergaß, ſchloſſen ſie aus des Tieres Klage, daß
Fy müſſe‟.
f. ſaſt ausſchließlich von Nachkommen jener Pie=
ſikternid
anderen Sekten bewohnt, die mit Johann
ſſt ſw. gegen Ende des 17. Jahrhunderts aus deut=
müxü
ergekommen waren und mit ihrem Fleiß, ihrer
y einen ſtarken Hang zum Ueberſinnlichen mit=
ſtärSie
glaubten ebenſo feſt an das Wort der Hei=
ſtünan
Sterndeuterei. Sie zogen dor der Ausſaat
pAyrate. Sie trugen Anhängſel, d. h. Amulette,
Hlix! Stücke Pergamentpapier, Steinchen, Metallſtück=
nitzſſeZei
myſtiſchen Zeichen graviert oder bekritzelt
Aninuten auf den Schutz dieſer Talismane vor
Sci+ ind Gebrechen, vor böſen Geiſtern Beſeſſen=
let
felskünſten. Es gab Leute unter ihnen, die
2nonen Beſeſſenen durch Handauflegen, durch
hie, andere wunderwirkende Mittel Geſundheit
naicdergeben konnten. Sie glaubten vor allem an
te-
mAberglauben
ſpukt noch heutigen Tags ein gut
ien der Pennſylvania Dutch, wie ſie mit einer
niſtüeng des Wortes Deutſch noch heute genannt wer=
Alun eigentlich holländiſch heißt. Da der alte
alss du verſchrien war, wollte anfangs keiner ſeiner
ſchtſttas Geſchrei ſeines Mauleſels kümmern; ſchließ=
aaßt
ſich ein paar Beherzte auf Rehmeyer ſaß
LAhratlichkeit verbrannte Leiche auf einem Stuhl in
e, Allilnn auch Wohnzimmer geweſen war, an Händen
eiet, einen Strick feſt um den Hals geſchlungen,
hämpar ihm eingeſchlagen".
hüſae Unterſuchung ergab, daß Rehmeyer und
PSreu.t getrieben hatten. Blymyer wurde verhaftet.
UAmms John W. Dice (ſprich Deiß), ein Wunder=
ſſnckl
ins Gefängnis geſteckt worden war, weil er
1ybheuers ſehend zu machen, wußte, daß
A8 ymyers Freunde waren. Man nahm auch ſie
ush aft. Stundenlang unterzog Staatsanwalt
HAnuin ſie einem ſtrengen Verhör, und ſchließlich
ARt, ſdaß er Rehmeyer bei dem Verſuch ermordet
HAIHexenknoten, d. h. eine Haarlocke, zu entreißen,
ſehEn Scheune acht Fuß tief im Boden vergraben
DEauberbann zu brechen, den der Hex Rehmeyer
indc ganze Nachbarſchaſt ausübte.
cttte ſchon ſeine Richtigkeit mit dem Hexenbann.
euüchlerre Sammlung der geheimnisvollen und un=
Eie uind Heilmittel für Menſch und Tier, mit vielen
ArMMrift und Wirkſamkeit in der Heilung von Krank=

ſie im Jahre 1820 zum erſten Male in den Vereinigen Staaten
gedruckt wurden. Als Verleger iſt George Hohman, Harrisburg
(Pennſylpanien), als Drucker T. F. Scheffer, ebenda, genannt,
das Erſcheinungsjahr iſt 1856.
Und auf dem erſten Blatt: Wer immer dies Buch bei ſich
trägt (es ſei bemerkt, daß das Buch in engliſcher Sprache gedruckt
iſt), der iſt gefeit von allen Feinden, ſichtbaren und unſichtbaren;
wer immer dies Buch bei ſich hat, kann nicht ſterben ohne den
heiligen Leib Jeſu Chriſti, noch im Waſſer ertrinken, noch im
Feuer verbrennen, noch kann ein ungerechtes Urteil über ihn ver=
hängt
werden. So helfe mir. Dann folgen drei Kreuze, dann
drei Seiten Zeugniſſe von geheilten Patienten, und darunter
die Bemerkung des Verſaſſers: Wenn irgendeiner der vorgenann=
ten
Zeugen, die von mir und meiner Frau mit Gottes Hilfe ge=
heilt
worden ſind, es wagt, mich einen Lügner zu nennen und be=
ſtreitet
, daß er von uns geheilt worden iſt, dann werde ich, wenn
dies überhaupt möglich iſt, ihn zwingen, ſein Zeugnis vor einem
Friedensrichter zu wiederholen. Und weiter: Dies Werk ent=
ſtammt
zum Teil einem von Zigeunern veröffentlichten Buche,
zum andern Teil Geheimſchriften und iſt mit vieler Müh und Be=
ſchwer
vom Verfaſſer, John George Hohman, zu verſchiedenen
Zeiten aus allen Weltteilen zuſammengetragen. Ich wollte es
nicht veröffentlichen, und auch meine Frau war dagegen, aber
mein Mitleid mit meinen leidenden Mitmenſchen war zu groß . . ."
uſw. . . . außerdem bin ich ein armer Mann in bedürftigen Ver=
hältniſſen
, und es wird mir eine Hilfe ſein, wenn ich mir mit dem
Verkauf meiner Bücher etwas Geld verſchaffen kann."
Dieſem geſchäftsphilantropiſchen Geſtändnis folgen etliche
einhundert Seiten der wunderbarſten Heilmittel für Menſch und
Tier. Wie man ſich vom Tiß eines tollen Hundes heilt, wie man
das Vieh veranlaßt, ſelbſt von der Weide zurückzukommen,
wie man gutes Bier braut, wie man Hyſterie durch Auflegen
der Hand aufs Herz und Herſagen eines Zauberſpruches kuriert,
wie man Schwindſucht dadurch heilt, daß man vor Sonnenauf=
gang
ein Ei hart kocht, mit einer Nadel drei kleine Löcher in die
Schale bohrt, es auf einen Ameiſenhaufen aber es müſſen große
Ameiſen fein legt, und wie man dann ſofort Erleichterung
ſpürt, ſobald die Inſekten das Ei aufgefreſſen haben. Wer Wür=
mer
hat, ſpricht eine Zauberformel, wer von einem andern ver=
leumdet
worden iſt, zieht ſein Hemd aus, kehrt es von innen nach
außen, ſtreicht mit beiden Daumen an den Rippen entlang und
wirft damit die Verleumdung von ſich ab und zurück auf den
Verleumder Wer einen treuen Hund haben will, der miſche ein
paar Tropfen ſeines Blutes in des Hundes Futter und laſſe es
ihn freſſen. Wer das rechte Auge eines Wolfs im rechten Rock=
ärmel
trägt, iſt gefeit vor jeder Verletzung. Wer von einem ande=
ren
eine Gefälligkeit haben will, der trage etwas Fünffingergras
bei ſich, und der andere wird dem Anliegen nicht widerſtehen
können. Und wer ſich vor böſen Menſchen ſchützen will, der ſpreche
den Spruch: Dullir, ix, ur. Ja, du kommſt nicht über Pontius,
denn Pontius ſteht über Pilatus. Selbſt Warzen vertreibt man
durch Einreiben mit gebratenen Hühnerfüßen, die dann vergraben
werden müſſen.
Ein ſolches wertvolles Buch beſaß der alte Rehmeyer.
Seinem Zauberlehrling Blymyer hatte er zuweilen Einblick in
des menſchenfreundlichen Hohman einzigartiges Werk gegeben.
Hatte ihn auch ſonſt in Hexerei unterrichtet. Als der Lehrling den
Entſchluß faßte, ſeines Meiſters Hexenbann, der in der Nachbar=
ſchaft
ſo viel Unheil angerichtet, vor allem ihn ſelber behert
hatte, zu brechen, verſchaffte er ſich ſpät abends Zutritt zu Reh=
meyers
Haus, unter dem Vorgeben, das Zaubeibuch borgen zu
wollen. Blymyer und die beiden Jungen überwältigten Reh=
meher
trotz heroiſcher Gegenwehr, feſſelten ihn, ſchlugen ihn mit
einem Holzſcheit bewußtlos, erdroſſelten ihn mit dem Strick, über=
goſſen
dann ſeine Kleider mit Petroleum und zündeten ſie an,
utie men Blinden mit den Tränen eines nachdem ſie das Haus nach Geld und Wertſachen durchſucht und
auch ein paar Dollar gefunden hatten. Dann ſetzten ſie auch noch
das Haus in Brand. Das Feuer ging aber von ſelber aus. Ob
ſie Rehmeher auch die Harlocke abgeſchnitten haben, ſteht noch
nicht feſt; ein in dem ſeit drei Tagen im Gang befindlichen
Prozeſſe vernommener Gerichtsarzt hat auf dem Zeugenſtand
erklärt, es ſeien an der Leiche noch Anzeichen bemerkbar, die dar=
auf
ſchließen laſſen, daß dies geſchehen ſei.
Der junge Heß war gern mitgegangen, als Blymyer ihn auf=
forderte
, dem alten Hex die Zauberkraft zu nehmen, denn Bly=
myer
hatte aus dem Jenſeits erfahren, daß Reh=
fa
h. alles in dem Zauberbuche Der lang ver= meyer auch über die Familie Heß einen Zauberbann verhängt,
ſie hext hatte, und die Heßleute hatten ihm dafür ſorgar zehn
Dollar gegeben. Irgend jemand mußte ſchließlich ſchuld daran
ſein, daß den Heß das Pſerd erkrankte, das Vieh krepierte, die
Müzum großen Teil nie veröffentlicht wurden, bis Hühner geſtohlen wurden, die Ernte mißriet, daß man ihnen eine

jahrelang benützte Wegkürzung guerfeldein verſperrte, und daß
ſie allerlei anderes unverſchuldetes Ungemach zu erdulden hatten.
Nachdem ſein Sohn des Mordes angeklagt war, erklärte Vater
Heß: Blymyer hat mich davon überzeugt, daß er einen Hexen=
bann
zu brechen vermag, und ich gab ihm zehn Dollar dafür, daß
er uns davon befreien ſollte. Er wollte allerdings fünfzig Dollar
haben."
Das Gericht und der Staatsanwalt in York haben ſich alle
Mühe gegeben, alle Zauberkünſte und Hexerei dem Mordprozeß
fernzuhalten und bei Blymyer, der zuerſt allein vor die Schran=
ken
gerufen wurde, einzig auf die Anklage des Raubmordes zu
prozeſſieren. Aber der Hex tauchte doch in der Verhandlung
auf, als ein Bruder des jungen Heß auf dem Zeugenſtand er=
klärte
, Blymher ſei zwei Tage nach dem Mord zu ihm gekommen
und habe ihm geſagt: Den Hex hab’ ich gekriegt.
Schreiben wir wirklich das Jahr 1929 nach Chriſti Geburt?
Wider Erwarten ging dieſer Prozeß ſchon am dritten Tage
zu Ende. Der Spruch der Geſchworenen lautete auf ſchuldig
des Mordes im erſten Grade‟. Dem Richter wurde gleichzeitig
empfohlen, nicht auf Todesſtrafe, ſondern auf lebenslängliche
Einkerkerung zu erkennen. Und ſo geſchah’s.

Franffurk.
Dienstag, 29. Jan. 6.30: Gymnaſtik. 13.30: Schallplatten.
Quvertüren Fantaſien und Potpourris, 2 15.05: Konrektor Trus=
heim
: Wie un ere Heimat entſtanden iſt: Der Vogelsberg. 16.35:
Aus der Erzählung Das Mädchen mit den Goldaugen von H.
Balzac. O. 17: Konzert des Rund unkorch.: Operetten. Leitung:
Kapellmeiſter Merten. Mitw.: Eliabeth Friedrich Sopran. o 18.35:
Kaſel: Mathi de Meißel: Ratſchläge für Mutter und Kind. 0 18.45:
Dr. med. Martin, Bad Nauhei: Aberglaube in Geſundheitspflege
und Krankenbehandlung. 6 19.15: Dr. Lempertz, Köln: Weſen der
Gotik. 6 19.45: Aug. Zmmer: Hei=eres in Oberheſiſcher Mundart.
0 20.15: Stuttgart: Volkstümiches Orcheſterkonzert. o Anſchl.:
Dichtung und Mu ik amerikanicher Neger. O Darauf: Schallplatten:
Eine Stunde Kabarett.
Skukigark.
Dienstag, 29. Jan. 10.30: Schallplatten. O 12.15: Schall=
platten
O 13.45: Schallplatten. O 16: Frau Dr. Sänger: Von
der Seele des Kindes und ihrer Entwicklung durch Spielen o 16.30:
Briefmarienkunde für die Jugend o 17: Franffurt: Opereiten.
Leitung: R. Merten, Mitw.: Eliabeth Friedrich (Sopran, e 18.45:
Freiburg: Prof, Dr. Lampe: Arbeitskämpfe und Wirtſchaftstheorie.
6 19.15: Geh. Reg.=Rat Cleinow: Deutſche Splitter in Zeniral=
aſien
O 19.45: Prof. Beutel: Der Mars und ſeine Monde. 0 20.15:
Populäres Konzert. Philharmon Orcheſter Dirig.: Efrem Kurtz.
Soliſt: G. Beerwald (Violinel. Weber: Aufforderung zum Tanz.
Rimſki=Korſakoff: Konzertfantaie über ein ruſſ, Thema. Roiſini:
Ouv. Wilhelm Tell. Flotow: Ouv. Aleſſandro Stradella.
Donietti: Ouv. Die Regimentstochter. Boieldieu: Lup
Die weiße Dame‟, 8 Anſchl.: Frankfurt: Dichtung und Muſik
amerikaniſcher Neger,
Berlin.
Dienstag, 29. Jan. 1:3.: Fa: den Landwirt. O 15.30: Alice
Schalet, Wien: An indiſchen Fürſtenhöfen. 16: Stunde mit
Büchern. S 16.30: Unterhaltungsmuſik. Orgeſter Hannsheinrich
Drausmann. 6 18.40: Dr. Roſcher: Deutſchland in der Weltwirt=
ſchaft
. 6 19: Porf. Dr. Jaſtrow: Das Entſtehen der Weltwirtſchaft
uid das Hineinwachſen Deutſchlands. O 19.39: Miniſterialdireftor
Dr.=Ing. Craemer: Draht= und Funk=Telegraphie über Land und
Meer. 8 25: Abendunterhaltung. Ber iner Funkorch., Dirig.: M.
Roth. B=r.iner Funſchor, Leitung: Prof. H. Rüdel. Silcher: Wohin
mit der Freud‟ Das ſchlaue Mädchen. Abendſtändchen, Volks=
weiſe
. Zelter: Meiſter und Geſell. Der verlaſſene Liebhaber.
Volksweiſe. Kahn: Schlummerlied Der Jäger aus Kurp alz.
Volksweiſe Stange: Maiied. Lortzing: Ouv. Der Waffen=
ſchmied
, Flotow: Fantaſie aus Martha‟. Goldmart: Vor=
ſpiel
zum 3 Aft Heimchen am Herd Strauß: Fledermaus=
Quadrille: Wiener Kinder. O 21: Fred Antoine Angermayer. Einf.
Worte: Herm. Kaſack. Anſchl.: Szenen aus einem unveröffentlichten
Drama 6 21.30: Der Journaliſt ſpricht. O Anſchl.: Preſſe=Umſchau
des Drahtloſen Dienſtes.
Hauptichriftleitung. Rudolf Mauv.
Veranwertlich für Poltik und Wirtſchaft: Rudelf Mauve; für Feuilleion, Reich und
Ausland und Heſſche Nachrichten: Mar Streeſe; für Sport: Dr. Eugen Buhlmann;
für den Handel: Dr. C. 6. Queiſch für den Schlußdienſt: Andreas Bauer; für
Die Gegenwart: Dr. Herbert Nette; ür den Inſeratentel: Wilis Kuble: Druck
und Verlag: E.C. Wlitich ſämtlich in Darmſfadt
Für unverlangte Manuſſerivte wird Garantte der Rückiendung n. rt übernommen.
Die heutige Nummer hat 14 Geiten

dauert unser großer Austerkauf

eRem Inventux
eidsr und Dienstag nächster
TORe, 4. und 5. Februar 1922,
geschlossen!

Jetzt ists höchste Zeit,
daß Sie zu uns kormnen.

Nochmals verbilligte Breigel

[ ][  ][ ]

Seite 10

Dienstag, den 29. Januar 1939

Kälke und Schnee in ganz Deutſchland.
Berlin. Aus allen Teilen Deutſchlands werden
ſtarke Schneefälle gemeldet, beſonders aus Weſt=,
Mittel= und Norddeutſchland, wo die Schneehöhe
durchweg 30 Zentimeter erreicht hat. Vom Brocken
werden 188 Zentimeter und von der Zugſpitze 162
Zentimeter Schnee gemeldet. Gleichzeitig hat auch
große Kälte eingeſetzt, ſo in Schleſien mit minus
14 Grad Celſius, in München minus 9 Grad und
in Berlin zeigte das Thermometer in den Morgen=
ſtunden
des Montags minus 4 Grad Celſius.
Es iſt mit einer allmählichen Aufheiterung und
wärmerem Wetter zu rechnen, dem aber ſofort ein
Kälteſturz folgen wird. Der Zugverkehr hatte
unter den Schneeverwehungen weniger zu leiden.
wenn auch vereinzelt Verſpätungen gemeldet wurde.
So hatte dies auf die Abwicklung des Geſamtverkehrs
nur unweſintliche Bedeutung. In Berlin hat der
ſtarke Schneefall große Verkehrshinderniſſe mit ſich
gebracht. Die Straßenreinigung hat beſondere Maß=
nahmen
getroffen. Die 300 Schneepflüge (50 Kraft=
ſchneepflüge
und 260 beſpannte) ſind ununterbrochen
in Betrieb. Die Kraftfahrer, Kutſcher und Geſpanne
werden von Zit zu Zeit abgelöſt. Die Anzahl der
Hilfsarbeiter iſt auf 7200 erhöht worden, ſo daß zur
Zeit mit Einſchluß der Stammarbeiter ſowvie der
Führer und Begleiter der Schneepflüge und der
Kutſcher der Abfuhrwagen insgeſamt rund 11500
Mann bei der ſtädtiſchen Straßenreinigung tätig
find. Sämtliche Verbehrsſtraßen Berlins ſind ſeit
Beginn des jetzt noch anhaltenden Schneefalls drei
bis viermal vom Schnee freigemacht worden. Auch
ein großer Teil der Nebenſtraßen konnte zwiſchen=
durch
mit Schneepflügen bearbeitet werden.
Schwere Unfälle beim Winterſport.
Berlin. Wie die Montagspoſt ergänzend
berichtet, hatte der Winterſportbetrieb in der Um=
gegend
Berlins am Sonntag eine Rekordzahl von
Unglücksfällen zur Folge. In die Berliner Kranken=
häuſer
wurden über 100 Pevſonen eingeliefert, aber
nur die Schwerverletzten, die beſonders ſchwere
Brüche erlitten im ganzen 37 wurden in den
Kliniken zurückbehalten. Die übrigen wurden mit
Verbänden in ihre Wohnungen überführt. Ein töd=
licher
Unglücksfall ereignete ſich auf dem Weißen See.
Dort brach ein noch unbekannter Mann mit ſeinem
Schlitten ein und ging unter. Ein 16. Jahre alter
Gärtnergehilfe, der dem Ertrunkenen nachſprang, er=
litt
erhebliche Verletzungen und mußte ins Kran=
kenhaus
gebracht werden. Die meiſten Rodelunfälle,
die vor allem auf den völlig ungevegelten Betrieb
und auf die Vereiſung der Bahnen zurückzuführen
ſind, ereigneten ſich in den Müggelbergen und im
Grunewald.
Große Verkehrsſtörungen durch den Schnee
in Italien.
Mailand. Die Telephon= und Telegraphender=
bindungen
ſowie der Straß n= und Autobusverkehr
in Oberitalien ſind noch immer durch Schnee und
Kälte geſtört. In der Umgebung von Belluno liegt
der Schnee ſo hoch, daß der Verkehr nur durch
Schlitten aufrecht erhalten werden kann. Infolge
Unterbrechungen der elektriſchen Leitungen wurden in
Treviſo ſämtliche Fabriken ſtillgelegt. Bei Sabata
(B.Uuno) ſtürzte eine größe Lawine ab, die die
Straße verſchüttete. In Vicenza wurden faſt alle
eleltriſchen Hockſpannungsleitungen vom Schneeſturm
zerriſſen. In Iſtrien ſind mehrere Eiſenbahnſtrecken
vom Schnee vollſtändig blochiert, der bei Erdeli die
Höhe von vier Metern erreicht.
Vom 20. Kind glücklich entbunden.
Betzlar. Hier wurde die Eh frau des For=
mers
Rehn im Kranknhaus von ihrem 20. Kinde,
einem Mädchen, glücklich entbunden. Mutter und
Kind befinden ſich wohl. Von dieſer zahlreichen Kin=
derſchar
ſind die meiſten am Leben, einige bereits ver=
heiratet
.
Feuer im Gefängnis.
Ba. Wiesbaden. In der Nacht auf Samstag
geriet im Hofe des Landgerichtsgefängniſſ.s in der
Albrech ſtraße ein Geräteſchuppen in Brand. Die
Feuerwehr wurde um 2,27 Uhr durch den am Ge=
richtsgefängnis
befindlichen Feuermelder von Paſ=
ſanten
alarmiert. Ein kompletter Löſchzug mit fünf
Schlauchleitungen zu 52 Zentimeter bekämpfte den
Brand. Die Feuerwehr war bis gegen 4 Uhr mor=
gens
mit Löſchen beſchäftigt. In dom langgeſtreckten,
ſehr geräumigen Schuppen überwinterte die große
Kak eenſammlung und ſonſtige Ziergewvächſe des An=
ſtaltsleiters
, der als botaniſcher Züchter bekannt iſt.
Virmutlich ſind durch Ueberheizung der Oefen im
Schuppen glühende Funken herausgeſprüht, die den
Schuppen in Brand geſetzt haben. Goldfiſche und
andere Zierfiſche ſind in dem kochend gewordenen
Waſſer ihrer Behälter geradezu geſotten worden.
Der Schaden, der an Pflanzen, Aquarien uſw. ent=
ſtanden
iſt, wird auf 4000 RM. geſchätzt. Auch ſind
Arb itsgeräte der Gefangenen im Schuppen unter=
gebracht
, der ſelbſt ebenfalls ſtarr beſchädigt iſt,
verbrannt.
Großfeuer im Archiv der A.E.G.
Berlin. Am Sonntag morgen kam in einem
Krſtenlager der A.chive der A.E.G. ein Großfeuer
zum Ausbruch, das ſehr an Ausdehnung gevann.
Als die Feuerwehr an der Brandſtelle ankam, ſtand
dort im zweiten und dritten Stock ſchon ein großes
Lager von Kiſten mit Papier und Büchern in Flam=
men
. Die Löſcharbeiten waren durch große Qualm=
entwicklung
äußerſt erſchwert, doch gelang es ſchli ß=
lich
, das Feuer einzukreiſen und dadurch die angren=
zenden
Betriebe, die gefährdet waren, zu ſichern.
Ein Brandmeiſter verunglückte bei der Löſchung und
mußte von der Feuerwehr nach ſeiner Wohnung ge=
ſchafft
werden. Der Schaden ſoll, weil die Archwe
zum großen Teil vernichtet worden ſind, erhoblich
ſein. Die Geſellſchaft teilt mit, daß er durch Verſiche=
rung
gedeckt iſt.
Der Breslauer Doppelmord aufgeklärt.
Breslau. Der am 19. Januar unter Mordver=
dacht
verhaftete ſtellungsloſe Kellner Breuer hat jetzt
eingeſtanden, in der Gaſtwirtſchaft Großer die beiden
Viehhändler gemeinſam mit dem früheren Bureau=
gehilfen
Vieluf ermordet und beraubt zu haben.
440 Marr fielen den beiden Raubmördern in die
Hände. Vieluf wird von der Polizei ſchon wegen
einer anderen Straftat geſucht. Im Februar 1928
hatte er einen Raubüberfall auf das Leihhaus
Schleſien unter Verwendung einer Schußwaffe ver=
übt
, war aber dabei überraſcht und kampfunfähig
gemacht worden. Er war dann auch aus der Unter=
ſuchungshaft
geflüchtet und konnte ſeitdem nicht ge=
faßt
werden.

Eröffnung der Grüuen Woche‟

Neuartiger Raupenſchlepper für Forſtzwecke mit verſtellbarer Spurweite.

Modernſter elektriſcher Melkapparat.

Die kleinſken Reiker des großen Reikkurniers.

Eine ſchwere Bluttat in Oberſchleſien.
Gleiwitz. In der Nacht vom Sonntag zum
Montag ereignete ſich in einem Gaſthaus in Zie=
mientzitz
eine ſchwere Bluttat. Der 22jährige Schnei=
der
Kowollek, der mit einer Anzahl junger Leute um
den Schanktiſch ſtand, zog plötzlich eine Piſtole aus
der Taſche und ſchoß damit um ſich. Ein 26jähriger
Arbeiter wurde durch einen Halsſchuß tödlich verletzt.
Zwei weitere Arbeiter mußten ſchwevverletzt in das
Städtiſche Krankenhaus in Gleiwitz eingeliefert wer=
den
. Einem anderen Arbeiter wurde der linke Dau=
men
abgeſchoſſen. Der Täter wurde feſtgenowmen.
Ueber die Urſache der Tat beſteht Unclarheit. Man
nimmt jedoch an, daß Streitigbeiten, die der Täter
mit den Leuten in der Silveſternacht hatte, die Ur=
ſache
ſind.
40 000 Mark Diebesgut gefunden.
Ein Kommando der Bochumer Kriminalpolizei
grub in dem Ort Bögge am Ufer der Seicke einen
Betrag von 40 000 RM., beſtehend aus Zehn=,
Zwanzig= und Fühafzigmarkſcheinen, aus, der in
Einmachgläſern vergraben war und einen Teil der
250 000 Mark Lohngelder bildet, die wie berichtet,
vor einigen Tagen auf Zeche Königsborn, bei
Bochum von dem Zechenoberwachtmeiſter Dünich aus
dem Treſor der Zeche entwendet wurden. Einer der
unter dem Verdacht dev Mittäterſchaft v rhafteten
beiden Brüder Söhle hatte geſtanden, daß er auf An=
weiſung
des flüchtigen Dünich dieſen Teil des ge=
raubten
Geldes vergraben hobe. Dieſe Angobe hat
ſich nun als richtig herausgeſtellt. Die beiden Brü=
der
Söhle leugnen nach wie vor, an der Tat ſelbſt
beteiligt geweſen zu ſein.
Zu dem Bottroper Poſtraub.
Bortrop. Durch die weitere Vernehmung des
am Samstag bei dem Dynamitattentat auf das Bot=
troper
Poſtamt feſtgenommenen Poſträubers Hertel
hat ſich herausgeſtellt, daß Hertel von der Polizei
bereits ſeit längerem wegen vieler ſchwerer Einbrüche
in Oberſchleſien geſucht wird. Hertel iſt mit einem
gewiſſen Soyka aus dem Zuchthaus Groß=Strelitz
ausgebrochen. Nach dieſer Zeit wurden in vielen
oberſchleſiſchen Städten wie Oppaln, Beuthen, Glei=
witz
und Breslau zahlreiche Einbvüche verübt, bei
denen immer Dynamit in Sprengkapſeln zur Oeff=
nung
der Räume verwendet wurde. Die Einbrecher
hatten ſich die Sprengkapſeln aus dem Pulverlager
eines Werkes bei Oppeln ebenfalls bei einem Ein=
bruch
zu verſchaffen gewußt. In den Monaten No=
bember
und Dezember machten die Verbrecher das
Ruhrgebiet, beſonders die Umgegend von Bottrop
durch gefährliche Einbrüche unſicher. So iſt auch nach=
gewieſen
, daß Sohka mit Hertel den Einbruch in der
Lugges=Mühle ausgeführt hat. Durch das Verhör
des Hertel iſt die Spur auf die übrigen Verbrecher
gelenkt worden, ſo daß die Kriminalpolizei ihrer bald
habhaft werden wird.

Konditormeiſter Philipp Schmid als Lohengrin.
Der Konditormeiſter Philipp Schmid in Thann=
hauſen
(Schwaben) debütierte am Ulmer Stadt=
theater
als Lohengrin. Sein Erfolg war ſo
groß, daß er ſich entſchloſſen hat, dem Konditor=
handwerk
zu entſagen und ſich ganz dem Berufe
als Opernſänger zu widmen. Selbſtverſtändlich
genoß der Sänger ſchon ſeit längerer Zeit eine
gute Ausbildung.

Wie werde ich beri

Herbert Kraſemann und Bubi Glahn,
die beiden jüngſten und kleinſten Teilnehmer der Kinder=Quadrille auf dem Berliner Reit= und
Fahrturnier, ſtehen an Mut und Geſchicklichkeit ihren größeren Reiterkameraden nicht nach.

Exploſion in einem chineſiſchen

Ueber 100 Bergarbeiter vermißt.
London. In einem der ſüdmandſchuriſchen Giſen=
bahn
gehörigen Bergweik in Yentai hat ſich nach
Meldungen aus Mukden eine ſchwere Exploſion er=
eignet
. Drei japaniſche und hundert chineſiſche Berg=
arbeiter
werden vermißt.
Aus der Backſtube auf die Bühne.

* London. Wie werde ich übe=
oder
Was habe ich anzuſtellen, O
prompt in alle Gazetten kommt?
dieſes Rezept und namentlich die M
ſchönen Geſchlechts auf dem Kontäe
ſicher unſäglichen Dank ſchulden, wau
und ſofort und ohne das Geringſte Eu
beſagte Rezept mitteile. Alſo, bitte.
Damen! Wollen Sie über Nacht
ſo haben ſie folgendes zu tun: S
zunächſt mal mit zwei Männern g
dem einen öffentlich, mit dem andern
ſorgen Sie dafür, daß dr Tag der
dem offiziellen Bräutigam) möglia!
und daß auch ſonſt alles zur Hochz
lich hergerichtet wird: Hochzeitsſchad
fern Hunderte von Gäſten und En
kirchliche Trauung! Iſt alles ſo ue
reden Sie mit dem (offiziellen) Bru
ſich mit ihm in der Kirche treffen 4
die Stunde der T.auung, ſo laſſern
Gäſte getroſt eine längere Weile u
kommt der dramatiſche Knalleffekt,
weniger Minuten berühmt, zum will
thema aller ſenſationslüſt rnen Gaz
fahren in einem Auto vor dir Ki=
von
ihrem geheimen Bräutigi=
Kirche nur auf einen Sprung,
ungeduldig Wartenden zu eröffnen
nicht dieſen nehmen wollten, dar
B. ſſeren beſonnen hätten und d
X. nun Mr. Z. heiraten würder=
ſauſen
Sie mit dem B.äutigam 2
ſonifizierten Zeitungsſenſation glein,
Verblüffung hinderlaſſend. Den E0
Reporter..
Nun muß ich allerdings zugebe
zept nicht von mir erfunden word.
wie alles Verblüffend=Einfache, aus
zur Zeit wird es mit beſonderer
dieſem Lande, in England angav.
ſich über alle Maßen wirkungsvoll.
ſtäblich keine Woche mehr, daß nich
eine Miß Smith, Miß Brown oder 29
zu glorreicher Berühmtheit gelangt-
hieß
Miß Lily Hunt‟. Dieſe in
inſofern beſonders raffiniert, als ſie.
kühlütberlegten Theatercoup von i.
recht anſehnliche Mitgift auszahlem!
ging, alle koſtbareren Hockz itsgeſchr
ihre Flucht mit dem Bräutigam
Auto vornahm, das dem Bräutiga
Auch hintepließ ſie einen Zettel Eel
man nicht nach ihrer neu n Adreſſ.
da ſie eine Weile ungeſtört zu ſein
gute Mama Hunt, als ſie all das E
ſchlug die Hände über dem Kopf zuß
den Reportern völlig ve ſtört: Un=
alles
zum Hochzeitsſchmaus fix u?
richtet! Alle Gäſte waren natürlicht
war im erſten Augenblick um das
beſorgt. Aber nun bin ich ruhig, E
Lilychen in Sichelheit und glücklic.
Simplieitas. Und ob Lily glückh:
inn halb weniger Minuten brrühn=
Name ſteht, nebſt Bild, in allen Ge=
es ihr paſſen, ſo kann ſie ſofort in 3
Londoner Varieté ein Engagemen
100 guten engliſchen Pfund wöchen!
Das iſt, meine Damen, das ange
über Nacht berühmt zu wrden un.?
zuverſichtlichen Hoffnung Ausdruck
ſere kontinentalen fungen Mädcher
beſchämen laſſen und es den engliſe
niſchen Schönen bald nachtun werde
Wieder ein britiſcher Dampfe‟
London. Wie die amerikans;
meldet, hat ſie Notſignale von
Dampfer Silvermaplt erhalten.
ſeine Poſition mit etwa 780 Nc
Boſton an. Nähere Einzelheiten 1
Silvermaple iſt ein Dampfer von
London regiſtriert. Sie war voR
New York unterwegs.
14 Leichen des Grubenunglin
Virginia geborgem
London. Nach den letzten
Kingſton in Weſtvirginia ſind vom
Exploſion in der Pocahontos=Gruh=
Bergarbeitern bisher 14 Leichen E
gebracht worden. Man glaubt, oe
16 weitere in dem Schacht befinden
Großfeuer in einer ſpaniſche?
Paris. Wie aus Valencia ber
am Sonntag nachmittag in der De‟
Vallon=Argod Großfeuer aus, das T
der Baulickkeiten zerſtörte. Der S
twa dreieinhalb Millionen Man
hundert Awbeiter ſind aubeitslos Ve

[ ][  ][ ]

B9

Dienstag, den 29. Januar 1929

Geite 11

Sport, Spiel und Turnen.

taliſche Eislaufegeiſterſchaften.
Die Kämpfe in Titiſee.
ag der großen eisſportlichen Veranſtaltung in
Fchönem Sonnenſchein und tadelloſen Cisverhält=
Da nach langem Ein und Her die beiden Oeſter=
und Reiter nun doch noch am Freitag abend ein=
itt
auch der internationale Charakter der Kämpfe
5 n. Die Vormittagskämpfe wurden von den bei=
zrie
den Münchner Läufern beherrſcht. Eine Ueber=
e
Sieg des bayeriſchen Meiſters Sandtner in der
Ureter Me ſterſchaft, wo Vollſteöt nur den ſünften
Atennte. Die internationalen Läufe waren den
Yyrtürlich nicht zu nehmen. Die Südweſtdeutſche
irterſchaft wurde bereits entſchieden. Der Stutt=
uunnn
die 500 und 1000 und belegte im 3000 Meter
urten Platz und wurde damit Geſamtſieger. Die
Sigen zunächſt ihre Pflichtübungen. Bei den
hi er Münchener Meier=Laß ergo in Führung, bei
iytſich eine gleichwertige Spitzengruppe mit Well=
roß
=Triberg und Zettner Wangen gekildet. Am
es einen leichten Schneefall, aber das Programm
ſſart durchgeführt werden. Daß trotz des Schnee=
Sie deutſche 5000 Meter Meiſterſchaft nicht nur
,Fondern ſogar in einer hervorragenden Zeit, die
Zuriden ſchlechter iſt, als ſein eigener Rekord, ge=
tiDdas
beſte Zeugnis aus. Bei beſſeren Eisverhält=
kielleicht
einen neuen deutſchen Rekord gelaufen.
Deutſche Meiſterſchaft.
Sandtner=München 52,6 Sek.; 2. Barwa=V.D.E.
Atek; 3. Donaubauer=München 52,9 Sek.; 4. Mül=
E V. 54: 5. Vollſtedt=Altona 54,2 Sek.
Vollſtedt=Altona 935,6 Min.; 2. Donaubauer
B. Müller 10.19,5 Min.; 4. Barwa=Berlin 10.35,5.
Südweſtdeutſche Meiſterſchaft.
MAau=Stuttgart 59,3 Sek.: 2. Rieger=Schwenningen
13 Quadtländer=Schwenningen 1.12,1 Min.
Bau=Stuttgart 2.10,4 Min.; 2. Rieger= Schwennin=
m
.; 3. Quadtländer=Schwenningen 2.19,3 Min.
Quadtländer Schwenningen 6.43,1 Min.; 2. Rie=
hningen
7 06,7 Min.; 3. Rau=Stuttgart 7 36,4 Min.
be: Günther Rau=Stuttgart; 2. Rieger= Schwennin=
utländer
=Schwenningen.
Rahmen=Laufe.
huslaufen 3000 Meter: 1. Donaubauer=München
2. Sandtner=München 5.54 Min.; 3. Richter=
1S. 6.051 Min.; 4. Wolniak=Altona 6 21,4 Min.
* enivrenlaufen 500 Meter: 1. Otto Polatſchek=
SF.; 2. Reiter=Wien 51,6 Sek. (Vollſtedt zurückge=
zu
rodt erkrankt).
8 Junivrenlaufen 500 Meter: 1. Reiter 51 Sek.;
tr 52,4 Sek.; 3. Müller 53,3 Sek.; 4. Sandtner
Juniprenlaufen 1500 Meter: 1 Reiter 2.50,1
türer 2.51,4 Min.; 3. Sandtner 2,55,2 Min.
4 der Eisſchnellaufmeiſterſchaften in Titiſee.
ur. Vollſtedt=Altuna deutſcher Meiſter.
deutſcher Rekord über 10 000 Meter.
Tag der deutſchen Eisſchnellaufmeiſterſchaften
beſtem Wetter= und tadelloſen Eisvevhältniſſen
isten Sport. Die Kämpfe ſelbſt wurden pro=
gerwickelt
. Die deutſche Meiſterſchaft holte ſich er=

Sieg in neuer deutſcher Rekordzeit für die 10000 Meter konnte
er die bisherige von dem Verliner Mayke gehaltene Höchſtleiſtung
von 19.36,4 Min. auf 19.21,4 Min herabdrücken. Leber 1500 Meter
wurde der Berliner Kurt Müller Erſter in 2.45,5 Min. vor Do=
naukauer
=München. Den Verbands=Neulings auf gewann der
Berliner Barwa ſicher in 1.51,4 Min. für 1000 Meter. Im inter=
nationalen
Seniorenlaufen über 5000 Meter waren die beiden
Oeſterreicher wieder unter ſich. Polatſchek lief ſpielend die glän=
zende
Zeit von 9.15,1 Min, alſo zirka 18 Sekunden ſchneller als
der deutſchke Rekord. Im Junioren=Kunſtlaufen ſiegte der Ber=
liner
Wellmann, der ſchon bei den Pflichtübungen in Front lag.
Bei den Senioren fiel der Sieg an den Münchener Maier=
Labergo, der ſich ebenfalls bei den Pflichtübungen einen Vor=
ſprung
herausgearkeitet hatte. Die Eishockeyſpele brachten
zwei ſchöne Begegnungen. Im erſten Treffen gelang es dem
S C. Titiſee durch die hervorragende Arbeit des Torhürters, das
Spel gegen die 2. Mannſchaft des akademiſchen Eishockeyelubs
Zürich unentſchieden zu halten. Der S.C. 1880 Frankfurt ge=
wann
am Nachmittag gegen die gleiche Züricher Mannſchaft mit
3:0 dank ſeiner beſſeren Kombination und der hevvorragenden
Leiſtung ſeines Spielführers von Biſſing.
Die Ergebniſſe.
Deutſche Eisſchnellaufmeiſterſchaften.
1500 Meter: 1. Müller=Berliner SC. 2,45 Min.; 2. Donau=
bauer
=München 2.46,7 Min.; 3. Vollſtedt=Altona 3. 47,8 Min.;
4. Sandtner=München 2.50,3 Min.
19 000 Meter: 1. Arthur Vollſtedt Altona 19.31,4 Min. (neuer
deutſcher Rekord); 2. Müller=Berliner S.C. 20.03,6 Min.;
3. Donaukauer=München 21.09,3 Min.
Geſamtergebnis: 1. und deutſcher Meiſter: Arthur Vollſtedt= Al=
tona
; 2. Donaubauer=München; 3. Kurt Müller=Berlin.
Die übrigen Kämpfe.
Verbands=Neulingslaufen 1000 Meter: 1. Barwa=Berlin 1.51,4
Min.; 2. Wolniak=Altona 1 55 3 Min.
Internationales Seniorenlaufen 5000 Meter: 1. Polatſchek=Wien
9.15,1 Min.; 2. Reiter=Wien 9.40,1 Min.
Eishockey: S.C. 80 Frankfurt am Main Zürich II 3:0 (0:0,
1:0, 2:0); S.C. Titiſee Zürich II 0:0.
Juniorenkunſtlaufen: 1. Wellmann=Berlin.
Seniorenkunſtlaufen: 1. Maier=Labergo=München.

Schießſpork.

Saalpreisſchießen der Schützengeſellſchaft 1883 Michelſtadt.
Am Sonntag abend fand in den Drei Haſen in Michelſtadt
die Preisverteilung des von der Schützengeſellſchaft 1883 e. V.
Michelſtadt veranſtalteren Saalpreisſchießens ſtatt. Die Ver=
anſtaltung
erfreute ſich eines guten Beſuches, auch auswärtige
Schützenbrüder waren erſchienen. Nach einem mit Humor durch=
würzten
Prolog geſprochen von Frau Karl Bauer, begrüßte der
Oberſchützenmeiſter Herr Studienrat Dr. Völker die Erſchienenen
und ging dann zur Preisverteilung über. Die Beteiligung an
dem Saalpreisſchießen war ſehr rege und kamen bei jeder Scheibe
25 bis 30 Preiſe zur Verteilung. Nachſtehend die erſten zehn
Preiſe jeder Scheibe:
1. Feſtſcheibe Michelſtadt. 1. Preis H. Heger=Michelſtadt.
2. Preis Frau Schwöbel=Michelſtadt. 3. Preis Heinrich Büchner=
Habitzheim. 4, Preis W. Emmerich=Groß=Umſtadt. 5. Preis H.
Illig=Michelſtadt. 6. Preis Friedrich Schmucker=Ober=Moſſau.
Preis Arras=Ober=Moſſau. 8. Preis Ganß=Groß=Umſtadt.
9. Preis Friedr. Braun=Michelſtadt. 10. Preis Lutz=Nied.=Klingen.
2. Feſtſcheibe Odenwald. 1. Preis H. Illig=Michelſtadt. 2. Pr.
Egly=Stockheim. 3 Preis K. Bayer=Michelſtadt. 4. Preis W.
Friedlein=Michelſtadt. 5. Preis Hch. Reubold=Michelſtadt. 6. Preis
Hultſch=Groß=Umſtadt. 7 Preis Gottlieb Schmucker=Ober=Moſſau.
8. Preis Duchang=Aſchaffenburg. 9. Preis Lutz=Nieder=Klingen.
10. Preis Büchner=Habitzheim.
3. Meiſterſcheibe. 1. Preis Arras=Ober=Moſſau 2 Preis
Friedrich Schmucker=Ober=Moſſau. 3. Preis Oswald Duchang=
Aſchaffenburg. 4 Preis Egly=Stockheim. * Preis Hch. Reubold=
Michelſtadt. 6 Preis Gottlieb Schmucker=Ober=Moſſau. 7. Preis
W. Friedlein=Michelſtadt. 8. Preis H Illig=Michelſtadt. 9. Preis
wviederum Arthur Vollſtedt=Altona. Mit einem Joſ. Duchang=Aſchaffenburg. 10. Preis K. Bayer=Michelſtadt.

Waſſerball.
Rot-Weiß, V.f. R. S.0. Jungdeutſchland (Eiga).
Am kommenden Donnerstag abends ½9 Uhr. fin=
det
im Städtiſchen Hallenbad das erſte Verbandswaſſerballſpiel
der Winterrunde ſtatt. Dasſelbe iſt inſofern von beſonderer Be=
deutung
, als hier in Darmſtadt zum erſten Male die zwei Darm=
ſtädter
Lokalrivalen zuſammentreffen: Jungdeutſchland der ſüd=
deutſche
Meiſter, und Rot=Weiß, der vorjährige 4=Meiſter und
Liganeuling.
Der Ausgang dieſes Spieles iſt nichts zweifelhaft. Ein Sieg
des jungen A=Meiſters über den routinierten ſüddeutſchen Meiſter
würde eine Senſation bedeuten. Trotzdem dürfte gerade dieſes
Spiel in den Darmſtädter Waſſerſportkreiſen großes Intereſſe aus=
löſen
, denn das Zuſammentreffen der beiden Lokalrivalen hat
ſchon von jeher eine gewiſſe Spannung hervorgerufen.
Die Rot=Weißen beginnen das neue Jahr mit dieſem Spiel.
Seit zwei Monaten ſtehen ſie unter dem Training des bekannten
früheren Repräſentativen Greiner, der die Mannſchaft tüchtig im
Schliff hat Trotzdem wird es für ſie ſchwer halten, ein ehrenvoll
niedriges Reſultat zu erzielen. Bei einem Freundſchaftsſpiel in
Erbach, das im Sommer vorigen Jahres ſtattfand, unterlag Rot=
Weiß 7:1. Wie das Stärkeverhältnis in der Halle iſt, wird das
Spiel am Donnerstag entſcheiden.
Wir kommen auf die Mannſchaftsaufſtellungen noch zurück.

Maizbezirksmeiſterſchaft der Amgleurborer.
Die Zwiſchenrunde.
Nach der in Frankfurt a. M. zur Durchführung gekommenen
Zwiſchenrunde haben ſich für die Endkämpfe um die Mainbezirks=
meiſterſchaft
des ſüdweſtdeutſchen Amateurboxverbandes folgende
Teilnehmer qualifiziert, und zwar Willand=FSV. Frankfurt
(Fliegengewicht), Mitzel=Mainz und Erler=BTG. Frankf. a. M.
(Federgewicht) Bleul=FSV. Frankfurt ſowie Eckert=Mainz
(Weltergewicht) und der Rüſſelsheimer Zimmer (Mittelgewicht).
Die vor gut beſetztem Hauſe flott durchgeführten Begegnungen
hatten folgende Ergebniſſe:
Meiſterſchaftskämpfe.
Fliegengewicht. Willand=FSV. Frankfurt wird kampflos Sieger,
da ſein Gegner Kratzenberger=Wiesbaden Uebergewicht brachte.
Federgewicht. Mitzel=Mainz ſchlägt Feckler=Rüſſelsheim nach
ſpannendem Kampf knapp nach Punkten. Erler=BTG. Frank=
furt
a. M. wird kampflos Sieger, da Brand=Wiesbaden in=
folge
Erkrankung nicht antreten konnte.
Weltergewicht. Eckert=Mainz ſchlägt Heß=Darmſtadt SV. 98
nach Punkten. Bleul=FSV. Frankfurt ſchlägt Zickwolf= Offen=
bach
nach Punkten.
Mittelgewicht. Zimmer=BC. Rüſſelsheim ſchlägt, Rauſchmann=
FSV. Frankfurt nach Punkten.
Einlagekämpfe.
Fliegengewicht. Willand=FSV. Frankfurt ſchlägt Kratzenberger=
Wiesbaden nach Punkten.
Jugend=Fliegengewicht. Fiſcher=BTG. Frankfurt ſchlägt Brand=
Offenbacher BC. nach Punkten
Jugend=Weltergewicht. Stein=BTG. Frankfurt ſchlägt Muth=
Sparta Frankfurt nach Punkten.

Welkerberichl.

Der hohe Druck über der Biskaya hat ſich in nordöſtlicher Richtung
nach dem Feſtland hin ausgebreitet. Infolgedeſſen iſt in Frankreich
ſtärkerer Temperaturfall eingetreten, ſo daß die Werte über 10 Grad
unter Null lagen. Im Norden dagegen zeigt ſich eine Tiefdruckrinne,
die ſich bis über Dänemark erſtreckt, wodurch dorr der Froſt keine wei=
tere
Verſchärfung erfahren hat. Unter ihrem Einfluß dürfte es mehr
zur Zufuhr pzeaniſcher Luftmaſſen kommen, die beim Auftreten ſtär=
kerer
Bewölkung zur geringen Erwärmung führen werden. Der Froſt
hält trotzdem zunächſt noch an; gelegentliche Schneefälle treten dabei
auf.
Ausſichten für Dienstag, den 29. Januar: Meiſt wolkig bis bedeckt, noch
Froſt, teils gleichbleibend, reils abſchwächend, zeitweife Schneefälle.
Ausſichten für Mittwoch, den 30. Januar: Veränderliches Wetter mit
wechſelnder Bewölkung; Temperaturen ſchwankend, ſtrichweiſe Nie=
derſchläge
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[ ][  ][ ]

Zer deutſche Kaßengander
imn Beieitder und liee Saute 1920.

Die Einfuhr Deutſchlands betrug im Dezember 1928 im reinen
Warenverkehr 1100,9 Mill. RM., die Ausfuhr ohne Reparationsſach=
lieferungen
978,4 Mill. RM. Der Einfuhrüberſchuß belänft ſich ſonach
auf 1225 Mill. RM. Gegenüber dem Vormonat iſt die Einfuhr um
72,5 Mill. RM. gefunken. Dieſer Rückgang verteilt ſich auf alle Waren=
gruppen
. Die Ausfuhr iſt gegenüber dem Vormonat um 38,6 Mill. RM.
höber ausgowieſen. Dieſe Zall läßt aber nicht ohne weiteres auf die
tatſächliche Entwicklung der Ausfuhr ſchließen, da, wie ſchon im Bericht
über das Außenhandelsergebnis im vorigen Monat dargelegt worden
iſt, die Novemberausfuhr nicht vollſtändig erfaßt werden konnte. In
Wirklichkeit dürſte die Ausfuhr im Dezember niedriger geweſen ſein als
im November. Das Statiſpiſche Reichsamt hat jetzt den Verſuch gemacht,
die bei dem Ueberging von der alten zur neuen Erhebungsmethode
vorübergehend wirkſamen Einflüſſe rechneriſch auszuſchalten. Auf dieſe
Wciſe hat es eine Berechnung der deutſchen Handelsbilanz im ganzen
Jahre 1928 vorgenommen und iſt dabei zu einem Einfuhrüberſchuß von
1,858 Milliarden Neichsmark gegenüber einem Einfuhrüberſchuß im
Jahre 1927 von 3,425 Milliarden Reichsmark gekommen.

Vom Holzmarkt

ſchreibt uns unſer Mitarbeiter: Die G=ſchäftslage iſt weiter undurchſich=
tig
. Die Beſtellungen der Möbeltiſchlereien gehen nur ſchl ppend ein,
auch vom Baumarkt werden Aufträge in nur geringem Umfang erteilt,
die Oeffnung der Grenzen gegen Polen hat begreiflicherweiſe die Ver=
kaufsluſt
der polniſchen Holzlieferer ſtarkk angeregt, es liegen größere
Angebote, freilich meiſt in getingerer Qualität vor. Die Preiſe für dieſe
häufig minderwertige Ware ſind ſehr niedrig, ſie drücken, wenn es ſich
auch um kaum unterzubringendes Maderial handelt, ſtark auf den Markt.
Neuerdings beginnen einige mitteldeutſche Firmen auf Angebote der
Sägewerke in friſchen Einſchnitten einzugehen, vorläuſig ſind Abſchlüſſe
noch nicht getätigt worden. Aber Vorbereitungen ſind erfolgt und Be=
ſicht
gung vereinbart worden. Klar iſt freilich, daß alle in Frage kom=
menden
Wiederverkäufer nicht an den Einkauf der Mengen denk n, die
1928 den Gegenſtand von Abſchlüſſen in den Winter= und Früyjahrs=
uonaten
bildeten. Man wird die Mengen und Preiſe ſehr vo ſichtig be=
meſſen
, man wird vorziehen, lieber im Herbſt, ſofern ſich das Geſchäft
gebeſſert haben ſollte, die Läger von neuem anzufüllen. Auch am Hobel=
dielenmarkt
war das Geſchäft ſchleppend, die Werke ſind zwar noch be=
ſchäftigt
, aber es fehlt an Aufträgen auf weitere Sicht. Das Geſchäft in
blauen aſtreinen Seitenbrettern litt unter dem mangelnden Angebot.
Die Umſätze wären andernfalls ſehr lebhaft geweſen. Eine weſtdeutſche
Firma kaufte eine größere Partie angeblauder 20 Millimeter ſta ker
Seitenbretter zu einem Preiſe von etwa 68 Mark je Kubikmeter frei
Waggon deutſch=polniſcher Grenze bei Bentſchen, ohne deutſchen Zoll.
Vor einigen Tagen fand in Oſterode ein lebhaft beſuchter Rohholzver=
kaufstermin
ſtatt, in dem die Preiſe weſentlich niedriger als 1923 waren,
ſie lagen zwiſchen 28 und 45 Mark. Zu dieſem hohen Preis wurden nur
etwa 200 Feſtmeter Hölzer verkauft. Das Erlengeſchäft hat ſich belebt.

Wirkſchaftliche Rundſchau.

Die Dividendenfrage bei Harpen und Gelfenkirchen. Zu den Börſen=
gerlchten
, die eineste ls mit einer definitiven Dividendenloſigkeit, an=
dererſeits
mit der Möglichk ſit einer 4proz. Gewinnausſchüttung rechnen,
hört man aus rheiniſchen Verwaltungskreiſen, der Harpener Bergbau
A. G., daß man auch im gegewwärtigen Zeitpunkt es für ziemlich ſicher
hält, daß eine Dividende bei Harpen nicht zur Verjeilung gelangt.
Bei der Gelſenkirchener Vergwerks=A. G. ſei dagegen mit ziemlicher
Sicherheit mit einer Dividendenausſchüittung in Vorjahrshöhe (8 Pro=
zent
) zu rechnen.
Frankfurter Genoſſenſchaftsbank e. G. m. b. H., Frankfurt a. M.
Die Entwicklung hat im Jahre 1928 eine ruhige und aufwärts=
ſtrebende
Linie gezeigt. Die Bilanzſumme erhöhte ſich von 14.30
auf 19.50 Mill. RM., der Mitgliederbeſtand von ca. 4000 auf
4600, die Geſchäftsanteil=Guthaben ſtiegen auf 2 (1.40) Mill. RM.
Die Kontokorrent= und Spareinlagen ſind Ende 1928 auf rund
16 (11.8) Mill. RM., die Debitoren auf 12.50 (9.20) Mill. RM.
angewachſen. Die Liquidität iſt gut, da die Beſtände an Kaſſa
Bankguthaben, Wechſeln und Effekten Ende 1928 5.30 (4.20) Mill.
RM. betrugen, während ſich die Geſamtgarantiemittel auf 6.50
Mill. RM. belaufen.
Hanſabank Bingen. Die Bilanzſumme der Hanſabank hat ſich
im Jahre 1928 rund 300 000 RM. auf 1 337 000 RM. erhöht. Der
Wechſelbeſtand iſt um 20 000 RM. größer als im Vorjahre. Der

Umſatz hat ſich um 1 Million RM. auf 26 Millionen RM. geſtei=
gert
. Es wurde ein Reingewinn von 25 598 RM. erzielt. Mit

den Heimſparkaſſenkonten, die in ſtarker Zunahme begriffen ſind,
wurden gute Erfahrungen gemacht. Die Mitgliederzahl im letz=
ten
Jahre hat ſich auf 405 erhöht.

Metallnokierungen.

Die Berliner Metallnotierungen vom 28. Januar ſtellten ſich für
Elektrolytkupfer, prompt eif Hamburg, Bremen oder Rotterdam ( No=
tierung
der Vercinigung für die deutſche Elektrolytkupfernotiz) 161,50
RM. Die Notierungen der Kommiſſion des Berliner Metallbörſen=
vorſtandes
(die Preiſe verſtehen ſich ab Lager Deutſchland für prompte
Lieferung und Bezahlung) ſtellten ſich für Original Hüttenaluminium,
9899 Prozent, in Blöcken, Walzen oder Drah=barren 190 MM., des=
gleichen
in Walzen oder Drahtbarren 194 RM. Reinnickel, 9899
Prozent, 350 RM. Antimon Regulus 7882 RM., Feinſilber (1 Kg.
fein) 77,2579 RM.

Amerikaniſche Kabelnachrichten.

* Chicago, 28. Jan. (Prw.=Tel.)
Roggen: Die Preiſe gaben heute bis zu 1½ Cts. nach auf die ge=
ringe
ausländiſche Nachfrage, ſchützende Schneefälle in Teilen von
Kauſas.
Hafer verlief ebenfalls ſchwärher auf Abgaben nordweſtlicher Häuſer
und reichliche Zufuhren an den Binnenplätzen bei enttäuſchender Loko=
nachfrage
.
Weizen: Nach ſtetiger Eröffnung kam eine ſchwache Tendenz zum
Durhbruch auf ausländiſche Abgaben und die S wäche Liverpools.
Außerdem verſtimmte die Größe der ſchwimmenden Weizenmenge und
die Erwartung verſtärkten argentiwiſchen Exportes. Nach vorübergehen=
der
Erholung wurde die Haltung erneut ſchwach.
Mais: Lebhafte Kauftätigkeit führte anfangs zu einer Aufwärts=
beivegung
der Preiſe, zumal die argentiniſchen Meldungen anregten.
Die Baiſſiers zogen ſich vom Markt zurück. Gegen Schluß kam es aber
zu ſcharfen Abgaben, ſodaß der Markt bis zu 1¾ Cts. miedriger ſchloß.
* New York, 28. Jan. (Priv.=Tel.)
Kaffee: Auf Deckungen des Handels und europäiſcher Firmen an=
geſichts
der feſten braſilianiſchen Kabel war der Markt zunächſt befeſtigt.
Im Verlaufe kam es zu Liquidationen für braſilianiſche Rechnung.
Es notierten nach Meldungen aus Chicago am 28. Jan.:
Getreide: Weizen, März 123½, Mai 126½, Juli 128½: Mais,
März 97½, Mai 100½, Juli 102½; Hafer, März, Mai 53½, Juli
50½; Roggen, März 108, Mai 109½, Juli 108½
Fette: Schmalz, Jan. 12. Fébruar 1205, März 1210, Mai
12,40; Rippen, Januar 12,80, Mai 13,75, Juli 13,875; Speck loco
12,875; leichte Schweine 8,909,50, ſchwere Schweine 99,50;
Schweinezufuhren Chicago 30 000, im Weſten 90 000.
Chicagoer Baumwolle, März 19,36, Mai 19,40.
Es notierten nach Meldungen aus NewYork am 28. Jan.:
Getreide: Weizen, Rotwinter 16h, Hartwinter 138; Mais neu
ang. Ernte 112½; Mehl ſpr. wheat clears 5,806,10; Fracht
nach England 1,62,9, nach dem Kontinent 1314.
Schmalz: Prima Weſtern loco 12,75; Talg extra loſe 9.

Kakao: Tendenz feſt, Umſatz in lots 258, loco 10½, Februar
10,16, März 10 23, April 10,37, Mai 10,50, Juni 10,61, Juli 10,71,
September 10,92, Oktober 10,97. De ember 10,79.

Zucker: Anfangs kam es hier zu Deckungen des Handels, während
kubauſiſche Firmen Abgaben vornahmen. Später erfolgten dann erneut
Deckungen mit einer Crholung der Preiſe.

Frankfurker und Berliner Effektenbörſe.

Frankfurt a. M., 28. Januar.
Zu Beginn der neuen Woche machte ſich inſolge des heutigen
Prämienerklärungstages eine große Zurückhaltung bemerkbar. Die
Spekulation kam verſchiedentlich mit Prämienware an den Markt, ſo daß
Rückgänge gegenüber den Schlußurſen vom Samstag bis zu 4 Prozent
eintraten. Das Angebot war im allgemeinen nicht beſonders groß, doch
führten ſchon geringe Abgaben bei der Aufnahmeunluſt des Marktes zu
dieſen Abſchlägen. Der ſchwache Verlauf der New Yorker Börſe vom
Samstag, die Geſamtausſperrung in den ſächſiſch=thüringiſchen Webereien
und die infolge Abſatzmangels eingeführten Feierſchichten im Ruhrberg=
bau
drückten auf die Stimmung, und waren vor allem maßgebend für
die ſchwache Verfaſſung der Börſe. Im Verlaufe nahmen die Ultimo=
glattſtellungen
weiter größeres Ausmaß an, ſo daß bei verſchiedenen
Werten ganz erhebliche Kurseinbrüche eintraten. Der verhälntismäßig
leichte Geldmarkt konnte auf der anderen Seite keine Anvegung bieten.
Nach den erſten Kurſen blieb die Haltung ſchwach, die Abgaben wur=
den
jedoch geringer, ſo daß die Kurſe meiſt behauptet blieben, oder nur
noch ganz geringe Rückgänge zu verzeichnen hatten. Das Geſchäft war
fehr klein und nur für Montanaktien machte ſich Nachfrage geltend, die
auch verſchiedentlich Gewinne verzeichnen konnten. Angeblich= Rheiniſch=
Käufe ſollen hier zur Geſchäftsbelebung geführt haben. Es wurden mei=
ſtens
nur noch Abſchlüſſe per Ultimo Fehruar vor enommen. Am Geld=
markt
war Tagesgeld zu 4 Prozent unverändert. Geld über Ultimo 7 25
bis 825 Prozent. Am Deviſenmarkt nannte man: Mark gegen Dollar
4 2097½; gegen Pfunde 20 406; London-Kabel 4,8490; Paris 124,06;
Madrid 29 69: Mailand 92.64; Holland 12 09½
An der Abendbhörſe war das Geſchäft außerordentlich ſtill.
Da jedoch keine neuen Abgaben vorgenommen wurden, waren die Kurſe,
welche per Ultimo Februar galten, was bei einem Vergleich gegen den
Berliner Schluß berückſichtigt werden muß, im allgemeinen gut be=
hauptet
. Die aus New York gemeldete feſtere Anfangstendenz bor eine
gewiſſe Anregung. J.G. Farben und Zellſtoff Waldhof konnten ſich
auf einige Deckungskäufe etwas erholen. Renten lagen umſatzlos.

Berlin, 28. Januar.
Bei nur ſchleppend in Gang kommendem Geſchäft eröffnete die Börſe
am heutigen Wochenbeginn in überwiegend ſchwächerer Heltung. Bei
den minimalen Umſätzen und der allgemeinen Geſchäft unluſt drückte die
herauskommende Prämienware verhältnismäßig ſterk auf die Kurſe.
Die ang ſichts des Ultimos außerordentlich leichte Geldlage wirkte nur
unweſentlich entgegen. Auch aus der Liquidation kam noch etwas Mate=
rial
an den Markt, das von den Großbanken nur zu ermäßigten Kurſen
Aufnahme fand. Die Provinz und die Bokenkundſchaft nalm ebenf lls
noch Realiſationen vor, die größeres Ausmaß allerdings nicht erreichten.
Das Ausland hielt ſich heute vollkommen zurück und, da die litzte New
Yorker Börſe einen recht unſicheren Verlauf zeigte, fehlte es auch an den
Anregungen, die in den letzten Togen der Börſe einen gewiſſen Im u’s
gegeben hatten. Nach Feſtſetzung der erſten Kurſe konnte ſich die Ten=
denz
nach Erledigung der Realiſationen leicht befeſtigen. Der Arivat=
diskont
blieb mit 5.5 Plozent für beide Sichten unv rändert. Die Ten=
denz
blieb bis zum offiziellen Börſenſchluß lnſtlos. Man wollte von
einer neuen Erkronkung des Reichsqußenminiſters und wiß rdem von
den Zahlungsſchwierigkeiten einer allerdings recht unbeſeu enden Privat=
bankfirma
wiſſen. Auf Deckungen lagen die Schlußkurſe etwas über
den letzten Kurſen. Nachbörslich war die Tendenz unverändert.

26 1 3. 1 26. 1 N. E. G. . 178 175.25 Hirſch Knpfer 139. Augsb.=Nürnb. Maſch 89.5 89. Höſch Eiſen. 124. Baſalt .. v7. 56.125 Hohenlohe Werke. 73.5 Beramann. 221. 215. Kahla Porzellan 114.75 Berl. Karlsruhe 67.12 66.25 Kali Aſchersleben 283.5 Berl. Hand.=Geſ. 230.5 228. Salzdetfurth so8 Braunkohl. B 163.5 163.75 Weſteregeln 290 5 Bremer=Wolle 2095 210. Lindes Eismaſch. 168.5 Danatbank 280.5 281. L. Loewe & Co. Deutiche Bank 170.5 170. Lingel Schuh 48.875 Diskontogeſ 165 25 165. Mannesme 130. Dresdner Ban 170.5 1705 Niederlauſitz 158.25 Deutſche Maſch 53.125 53.75 Nordd. Ll 127.3751 Deutſche Erdö 135. 133. Orenſtein 95.5 Deutſche Betrole 82. Polyphon 426. Dynamit Nobel 120.625 120 Rütgerswerke 100. Elektr. Lieferung 172.5 168.5 Sachſenwerke 25. J G. Farben 2r 8.5 256. Siemens Glas 12 25 I Gelſenk. Bere 135. 130. Ver. Glanzſtof 485.75 Gef. f. eleftr. Unter 246.75 244.75 Ver. Stahlwerke 99.5 Han. Maſch.=E eſt 47.125 47.- Bolkſtedter Porzellau 525 Hanſa Dampfſch. 164.5 164.5 Wanderer Werke 104.25 Hapag". 131. 128.5 Wiſſner Metall. Harpener 135.25 133.75 Wittener Gußſtahl 39. Hemoor Zement . . 273.n5 269.5

8.
129.75
123 75
74.
114 25
277.5
510.
2a5.
169.5
229.
48.75
129.25
161.
126.
95.
422
100.
124.
142.5
479.5
99.5
52.
104.
146.5
37.5

Deviſenmarkk.

Helſingfors...
Wien.
Prag
Budapeſt
Sofia
Holland
Oslo......
Kopenhagen.
Stockholm
London".
Buenos Aires
New York
Belgien

28. I.
Geld Brie
0.579 10.599
9.11 f59.23
12.447/12.467
73 30 (73.44
3.034/ 2.04
168.63 168 97
112.09 112 31
12.18 112 40
112 42112.64
20.396 20.436
1.774 1.778
4.2065 4.214:
58 44 58.56

Italien ..
Paris ......"
Schweiz ..."
Spanien ...
Danzig ...."
Japan . . .."
Riode Janeir=
Fugollawien
Portugal. ..
Athen
Lonſtantinpel
Kanada".
Truguay

26. 1. / 28 I.
Geld Brief /Geld. /Brief
22.02 22.085122.015 22.055
6.435 16.477/16 435 16.475
80.985 81.04 80 96 181 02
68.60 68.825 68.68 68. 92
81.535 81.694181 535 /81.695

908 1 91
0 502/ 0.505
7 383 7.390
18.58 18.6.
5 435 5.440
2 056 2.063
4 195 4 204
306/ 4 310

1.906 1 910
0.5015 0.5035

7.385
.98
5. 435
2.05.

4 31

7.3 99
18.52
3.445
2.057

4 190 4.202

Mannheimer Produktenbericht vom 8. Januar. Die
bekundete ſtetige Haltung; der Weizenmehlpreis hat w.
Man verlangte für die 100 Kilo waggonfrei Mannheim
Reichsmark: Weizenmehl inländ. 24,2524,50, desgl. c
28,50, Roggen inländ. 23,2523,75, Hafer inländ. 23,25
badiſlche, württembergiſche und fränkiſche 25,2525,7
heſſiſche 2626,75, Futtergerſte 20,5022,50, Mais mit
deutſches Weizenmehl Spezial Null 34,25, ſüdd. Roge
Ausmahlung 30,5032,50, Kleie 1414,25.
Frankfurter Produktenbericht vom 28. Januam
furter Getreidebörſe lag behauptet. Mais gab um
während Weizenmehl. ſüdd., dto. niedrhein. und M
25 Pfg. höher notiert waren. Es notierten je 100
Weizen 24 Roggen 23.50 Sommergerſte 24 502
bis 24. Mais 23.5023.75. Weizenmehl ſüdd. 33.
niederrhein. 33.2533.75. Roggenmehl 3131.5C
14.25. Roggenkleie 15. Erbſen 3562. Linſen 701
13.50, Weizen= und Roggenſtroh drahtgevreßt 4.50
delt 44.50. Treber 20.5020.75. Die Tenden;
toffelbörſe war ruhig. Es notierten Induſtrie he
3.40 RM. je 50 Kilogramm.
Schwache Rohhäutemärkte. Am Rohhäutemarkk.
wärtsbewegung auf den letzten Verſteigerungen
ſtimmung war äußerſt vorſichtig. Wie auf den Vo
wegten ſich die Preiſe für Großviehhäute bis 12 Prue
bis 10 Prozent nach unten. Nur die Verſteigerung:
21. Januar brachte für Kalbfelle wieder meiſt letztee
für Schaffelle wurden allgemein letzte Preiſe erzie

Viehmärkke.

Mannheimer Viehmarktbericht vom 28. Januar.
Viehmarkt waren angetrieben und wurden die 50 Kil.
je nach Klaſſe gehandelt: 180 Ochſen 3056, 137 Far:
Ochſen 1850, 325 Färſen 3657, 678 Kälber 4475,
46, 3 Ziegen 1024, 3026 Schweine 6076, 115 Arbeitstx:
84 Schlachtpferde 50130 Mark pro Stück. Marktver
bern mittelmäßig, geräume; mit Schweinen ruhig, I.
Arbeitspferden ruhig, mit Schlachtpferden ruhig.
Frankfurter Schlachtviehmarkt vom 28. Januar. D
heutigen Hauptmarktes beſtand aus 1300 Rindern, Laru=
42 Bullen, 599 Kühen, 380 Färſen, ferner 498 Kälbern,
5100 Schweinen. Verglichen mit dem Auftrieb des Haupttd
gangenen Woche waren 105 Rinder, 67 Kälber und 6)
angetrieben, während 338 Schweine mehr zum Verkauf ſ.
wurden pro Zntner Lebendgewicht: Ochſen: a1) 525
b) 4146; Bullen: a) 5153; b) 4750; Kühe: a) 41
c) 3135: d) 2530; Fürſen: a) 5256; b) 4751; c)

E) 7075: c) 6569; d) 5834; Schife nichſt notiert;
bis 74; b) 7274; c) 7375: d) 7375: e) 7075. 9
eine Mark und Kälber bis drei Mark teuerer, Schweing
zwei Mark billiger. Marktverlauf: Rinder ruhig, nar
Schweine ſchlepbend, Ucberſtand, Kälber und Schafe ruhſe
Fleiſchgroßmarkt: Ochſenfleiſch 1. 8893: 2. 8086; Bul.
Kuhfleiſch 2. 5060; 3. 3550; Kallfleiſch 2 85100.
bis 102; Schweineflciſch 1. 9595; Gefrierfleiſch, Rimf
viertel, zollftei 52, verzollt 65, Hinterviertel 58 bzw. 76.

Kleine Wirkichaftsnachrichten

1.324

Der Magiſtrat der Stadt Berlin hat die Ber
Angebot für eine Anleihe der Berliner Städtiſche
werke A. G. vertagt
Ein unter Führung der Allgemeinen Deutſchen
Leipzig, ſtehendes Bankenkonſortium, das auch die n
von Gebr. Arnhold=Dresden geführten Gruppe zufar)
in den nächſten Tagen 10 Mill. RM. 8proz., ab
Leipziger Stadtanleihe zu 93½ Prozent zur Zeichu
Wie wir erfahren, hat das Konſortium die Anleihe
feſt abgeſchloſſen.
Die amerikaniſche Anleihe des Provinzialver It
ver wurde geſtern in New York zu 94½ Prozent
tufgelegt.
Die Einfuhr Norwegens betrug im Jahre 1928
die Ausfuhr 682 Mill. Kr. Der Einfuhrüberſchuß;
331 Mill. gegenüber 306 Mill. Kr. im Vorjahr.
Die bereits angekündigte Zuſammenlegung de
pfälziſchen Häuteauktionen in eine gemeinſame El
Zentralauktion iſt nunmehr laut D.H.D. zur Tat
Zum erſtenmal wird am 15. Februar das pfälziſ
dem badiſchen zuſammen in Karlsruhe verkauft w.
Im Jahre 1928 ſtellte ſich der belgiſche Amne
folgt: Einfuhr 31 564 240 000 Franken gegen 29 13
ken im Jahre 1927 Ausfuhr 30 145 421 000 Fran=
26 696 624 000 Franken im Vorjahr. Der Einfuhrükk)
demnach für 1928 1 418 819 000 Franken gegenüb=
Franken im Vorjahre.
Nachdem der franzöſiſche Senat das neue Abks)
Banque de UAfrique occidentale francaiſe genehr=
das
Inſtitut nunmehr das Kapital von 6 auf 35
erhöhen.
Ueber die Lage der ſchweizeriſchen Käſeindis
kannt, daß die Hoffnungen auf vermehrten Käſeab
lebteres Geſchäft ſich immer noch nicht erfüllt habe,
beſtände ſind andauernd ſehr groß.

Frankfurter Kursbericht vom 28. Januar 1929.

6%0 Diſche. Reichs,
anl. v. 27
6% Baden Frei=
ſtaat
v. 27
60 Bahern Frei=
ſtaat
v. 27
80 Heſſen Volks=
ſtaat
v. 28.
6% Preuß. Staats=
anl
. v. 28
6 Sachſen Frei=
ſtaat
v. 27
7% ThüringerFrei=
ſtaat
v. 27

Dtſche. Anl. Auslo=
ſungsſch
.
Ablöſungsanl.
Dtſche. Anl. Ablö=
ſungsſch
. (Neub.)

Otſche. Schutzge=
bietsanleihe
. . ..

3½ Bad.=Bad. v. 26
% Berlin v. 24..
8 Darmſtadt v. 26
v.28
%o Frri. a. M. v. 26
82 Mainz v. 26.
O Mannh. v. 26
8% Nürnberg v. 26

87.3
79.5
79.25
90.1

80
84.75

53.6
14.02

4½% Heſſ. 2ds. Hp.
Bk.=Ligid. Pfbr.
8% Kom. Landes=
bank
Darmſtadt
8% Mein. Hyp. Bk.
Lig. Pfbr.
8% Pfälz. Hyp.Bk.
8% Preuß. Ztr.=
Stadtſchaft.
18% Rhein. Hyv.=B
4½% Lig. Pfbr.
8% Rhein.=Weſtf.=
Bd.=Credit . . . .
8% Südd. Bob.=
Creb.=Bank".
8% Württ. Hyp.=B.

95

92
92
87

92
95

Di. Komm. Sam=
mel
=Ablöf.=Anl.
* Ausl. Ser. I
Ser,I

8% Ber.. Hyp.=Bk.
8 Frkf. Hyv. Bk.
4½%, Lia.Pfbr.
8%0 Pfb.Bk.
4½%, Lig. Pfbr.

51
KS

97.5
97.5

97.5

30 Heſſ. Landesbk.

%o Daimler Benz
von 27..
8% Klöckner=Werke
Berlin v. 26.
O Mainkrw. v. 2
% Ver. Stahlwke
mit Opt. v. 26.
8% VoigtcHäffne=
von
26

3. G. Farben Bonds
v. 28.

5 % Bosn. L. E. B.
v. 1914
4/.% Oſt. Schatz
anw. v. 1914
4% Oſt. Goldrente
4:/,% Rum. Gold
von 1913
4%0 Türk Admin.
49
1.Badgad
Zollanl.
4½.% Ungarn 1913

97.25 141/,% Ungarn 1914/ 27.25
Goldr..

93.9
98

n
97.75

97.5
98.5

75.5

885

85.25
92.5

36.25
38

19.15

Altien.

Allg. Dt. Creditanſt.
Bk. f. Brauinduſtr.
Berl. Handelsgeſ.
Comm. u. Privatb.
Darmſt. u. Nt.=Bk.
Deutſche Bank ...
Eff.=u. Wechſel=
bank


Vereinsbank ..
Distonto=Geſellſch
Dresdener Banl .."
Frankf. Bank
Hyp.=Bk.
Pfdbr.=Bk. ....
Gotha. Grundfr. B./
Mein. Hyp.=Bank.
Mitteld. Creditbk.
Nürnb. Vereinsvk.
Oſt. Creditanſtalt
Pfälz. Hyp.=Bank.
Reichsbank=Ant
Rhein. Creditbk.
Hyp.=Bank . ..
Südd. Bod.=Cr. Bk.
Wiener Bankverein

A.-G. ſ. Verfehrsw
Dt. Eiſenb.=Geſ.
2o Dt. Reichsbahn
Vorzge.
Hapag
Nordd. Llohd ....
Schantung=Eiſenb.
Südd. Eiſenb.=Gef.

24.5

Accum. Berlin.
Adlerw. (v. Kleher)
6% AEG. Vorzug

139
171.5

198
281
169.5

125
104
164.5
16J.5
114
147.25
15.5.5
14:
141
204
160
34.75
159
318.5
124.75
214.5

14.75

168

91
23
26

122

60
86.5
86

AEG. Stamm. . .
Baſt Nürnberg
Bergm. Ei. Werke
Brown BroverickCie
Brüning & Sohn..
Buderus Eiſen ...
Tement Heidelberg
Karlſtadt
Chem. WerleAlbert.
Chade.

Daimler=Benz
Dt. Atl.=Telegr. . . .
Eiſenh. Berlin
Erdöl
Gold= u.
ſcheide=Anſt
Linoleumwerk.
Eichbaum, Brauer.
Elektr. Licht u. Kraft!
Liefer.=Geſ.
Eſchw. Bergwer
Eßlinger Maſchinen
Ettlinger Spinnereil=
J. G Farbenindſtr.
Feinmech. (Fetter).
Felt. & Guilleaun
Frkft. Gas

Hof
Geiling ECie.
Gelſenk. Bergwerk
Geſ. f. elektr. Un=
ternehmungen

Goldſchmidt Th.
Gritzner Maſchinen
Grün & Bülfinger.
Hafenmühle Frkft.
Hammerſen (O3n.)
Harpener Bergbau
Henninger, Kempf.
Hilpert Armaturfb
Hindrichs=Aufferm.
Hirſch Kupfer ....

G3.
216.2
215.75
152
121
83.75
134
79
101
473
133
130.5

333
311
216.
63
203
45
12.
256

139.5
89
123

68.3
175

131.5

175
R.a
108
137

Hochtief Eſſen ....
Holzmann, Phil. ..
Holzverk.=Induſtrie
Flſe Bergb. Stamm
Genüſſe
Junghans Stamm
ali Aſchersleben.
Salzdetfurth
Weſteregeln
Kammgarnſpinn
Karſtadt, N. ..
Klein, Schanzl. . . .
Klöcknerwerke
Kraftw. Alt=Württ.
Lahmeyer & Co.
Leh. Augsburg ..
Löwenbr. Münch..
Lüdenſcheid Metal!
Lutz Gebr. Darmſt.
Mainkr.=W. Höchſt
Mainz. Akt.=Br. . .
Mannesm Röhren
Mansfeld. Bergb..
Mars=Werfe
Metallgeſ. Frankft.
Miag. Mühlenbau.
MontecatiniMaile
Motorenfb. Darm
Neckar). Fahrzeug
Nicolay, Hofbr .
Oberbedar;
Oſterr. Alpine Mo.
Otavi Minen
Beters Union Frkf.)
Phönir Bergbau

101
31
96.75
217
114.5
78
278.75
512
285

Rütgerst
Sichtlebe-
Schöfferni
Schramm
Schriftg.
Schuckern
Schwarz
Siem 9
Siemenss
Stroyſto
Südd. F

116
300.5

einiger, Gebb.
Rh. Braunkohlen
Elektr. Stamm
Stahlwerke ..
Riebeck Montan.
Roeder Gb. Darmſt

Soenska
Tellus E)
Thür. 2
Tucher.V‟
Unterfr.
tr.=Ve

101.5
9..25

Veithwen
Ver. f. C*
Gu x:
Ber
Lauz
Sta!
ultw
Zeind
Vogtländ:
Boigt *
Bayß &
Wegelin
Werger Z
u e
MeV=
Wa ).

Alltanz
Verſick 7

126

Frift. 9.
Frankonc.
Mitv.
Mannh. 2

[ ][  ][ ]

29

Dienstag, den 29. Jonuar 1929

Seite 13

Abenteurer von Ehre.
Roman von Max Uebelhör.
(Nachdruck verboten.)
l der Maſſenpſychoſe wandte dieſer Mann mit ge=

ſrr, in dem eine Landung deutſcher Armeen in Eng=
häort
und deren Folgen geſchildert wurden; alles
brannten und ſengten dieſe Horden im Film nie=
uss
des Arbeiters, die Hütte des Bauern, die Villa
anden, das Schloß des Reichen, und als Heldin des
Fchönes, junges, engliſches Mädchen, das ſich in
afmachung, alſo faſt nact, und höchſt heroiſch lieber
Stock in den Tod ſtürzte, als lebendig in die Härde
mit dem Kolben einſchlagenden Soldateska deutſcher
Imllen.
ſy genialer Hetzer und Volksvergifter war der Herzog
t allen Mitteln kämpfte dieſer Mann, ein Fanatiker
3Zee, gegen ſeine Gegner, er verleumdete ſie, er zieh
1e landsverrates, und ſar es eine paziſiſtiſche, eine
hinende Verſammlung, da lachte er ſie als Diskuſſions=
f
inem dröhnenden, aus einem von ſtarken Säften
wörper vullanartig hevvorbrechenden Lachen platt
4rt war der Herzog von Berwick, Albions popu=
ſty
. old Berry der alte Verry ſurde er koſend
e: auch Berry, our duke Berry, unſer Herzog.
o5lander rußte noch mehr.
fize, daß ſeine Imperial Leaque jetzt immer noch
cleiche Schwäche hatte, daß ſie nämlich jetzt immer
chließlich nur auf den beiden Augen ihres Hauptes
enen des Herzogs.
in Gebirgsſtrom war dieſer Mann hervorgebrochen,
ſein außerordentlicher Erfolg hatte es bis jetzt noch
ei Organiſierung der ihm anhängenden Maſſen kom=
ruch
ſchien er nicht derjenige zu ſein, der begabte
ſt end Helfer vertrug.
tem Wort: war dieſer Mann erledigt, dann war es
öpfung vermutlich ebenfalls aus.
Huger und inniger verflochten als hier waren wohl
rſönliche und prinzipielle Momente und Faktoren."
hrry hieß der Herzog bei den Maſſen, populäre
Beirlichten die Taten des nationalen, hundertprozen=
Berry nur vom Old Berry oder von unſerem
t: die Rede, faſt nie von ſeiner Liga, und fiel der

Herzog, dann mit ihm dieſer Old Berry, und erſt recht ſeine
Schöpſung.
Den Herzog aber, wenn notwendig zu Fall zu bringen, da=
vor
ſchreckte Hohlander nicht einen Augenblick zurück.
Nicht deshalb, weil dem Herzog mit Gleichem vergolten
würde, ſchreckte Hehlander vor dieſer Idee nicht zurück, ſondern
weil hier der Zweck jedes Mittel heiligte, weil es ſich hier um
einen ſicherlich hochbegabten, aber eben doch um einen wildge=
wordenen
Bullen handelte, der Europa als den für ihn be=
ſtimmten
Porzellanladen zu betrachten ſchien.

Wie zwei ungeheure Schlachttürme wurden da zwei mäch=
tige
Völker von dunklen Kräften gegeneinandergeſchoben, die
ganze wiſſende Welt hielt vor Schrecken und wie gelähmt den
Atem an, dieſer wildegewordene Brite ſchob aber nicht nur,
ſondern er ſtieß mit elementarer, aus den letzten Tiefen ſeiner
Raſſe kommender Wucht.
Er aber, Hohlander, er, ein einzelner, und nicht einmal ein
Mächtiger dieſer Erde, ſondern bis jetzt einer der Ohnmächtisſten,
nämlich ein oppoſitioneller deutſcher Literat, er hatte nur die
Hand mit einem Stück Papier zu heben, und dieſer grauenhafte,
über der ganzen europäiſchen Welt laſtende Spuk würde ver=
ſchwinden
.

Nun, er würde gegebenenfalls ſeine Hand erheben, bei
Gott!
Vorausgeſetzt, daß ich das Papier habe, ſagte ſich da Hoh=
lander
auf einmal ſehr trocken, und damit waren die gewaltigen
Viſionen vorderhand erledigt.
Es galt zu handeln, es galt vor allem, hier zu liquidieren.
Dieſer ſtarke Kaffee war zwar nur eine Maßnahme auf ein
beſtimmtes Ziel hin, zugleich aber war er eine Warnung ge=
weſen
, wie ſie ernſthafter nicht gedacht werden konnte; beim
nächſten Male konnte es zur radilalen Einſchläferung kommen,
zu einer ſolchen, aus der es kein Erwachen mehr gibt.
Er mußte alſo verſchwinden.
Doch was wurde mit Miſtreß Blomm?
Sie war die einzige, die wußte, wo jene Beweiſe für die
Rechtmäßigkeit ihrer Ehe und damit für die Bigamie des Her=
zogs
von Berwick verſteckt waren, ſie war eine ſchwache Frau,
die ſich dieſe Beweiſe vielleicht doch noch herauspreſſen ließ, be=
droht
war ſie ja ſchwer genug ſie mußte vorderhand auch
verſchwinden.
Doch Hohlander, den ſie ja nicht kannte, und dem ſie miß=
trauen
mußte, hatte nur ein Mittel, um ſie zum Verſchwinden
zu veranlaſſen: er mußte ihr mit der Enthüllung des Geheim=
niſſes
, und damit mit der Bloßſtellung des Herzogs von Berwickh
drehen; dieſen liebte ſie allem Anſchein nach immer noch, denn
ſonſt hätte ſie in aller Oeffentlichkeit ihre Rechte geltend ge=
macht
. Ihm zuliebe ertrug ſie dieſe Bedrohungen, verzichtete ſie
vermutlich darauf, zuſammen mit ihrer einzigen Tochter zu
leben.
Und Kathleen?
Hohlanders Geſicht heiterte ſich auf, mehr denn je war er
davon überzeugt, daß ſie noch lebte.
Ohne Zweifel war ſie nach dem Stammſchloß der Berwick,
nach dieſem Iverelyde verſchleppt worden, ſehr wahrſcheinlich
wußte ſie nicht alles von der Tragödie ihrer Eltern; dieſe un=
glückliche
Geſellſchafterin hatte aber alles gewußt, und deshalb
war ſie von dieſer Beſtie auch in ſo grauenvoller Weiſe beſeitigt
worden.
Dann dieſer Kindervers...
Was die 45 bedeutete, das wußte Hohlander nun auch,
mit dieſer Zahl war im Grundriß des Schloſſes Iverelyde ein
kleines Gemach bezeichnet.
A horse’s jump, when the King has died eines Pferdes
Sprung, wenn der König geſtorben iſt nun, hier war nur der
Pferdeſprung noch unklar, denn das Sterben des Königs, des
ſiebten Eduard, war ja eingetreten, und mit dieſem Geſchehen
war für Miſtreß Blomm vermutlich der Augenblick gegeben ge=
weſen
, ſich wieder in den Beſitz der Dokumente zu ſetzen doch
man war ihr zuvorgekommen, man überwachte, man bedrohte ſie.
(Fortſetzung folgt.)

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