Darmstädter Tagblatt 1929


03. Januar 1929

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TtT
der
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Nummer 3
Donnerstag, den 3. Januar 1929. 192. Jahrgang

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Parker Silbert unparteiſcher Sachkenner?

ker Leitun

Tel.,zel

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hann
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ergslt.!

Gilberks auffallender Opkimismus.
Pariſer Einflüſſe am Werk.
* Berlin, 2. Jan. (Priv.=Tel.)
Das neue Jahr hat mit einer böſen Ueberraſchung für das
eirtſche Volk begonnen: Parker Gilbert hat ſeinen Reparations=
eticht
veröffentlicht, der zur nicht geringen Ueberraſchung einen
y4imismus atmet, wie ihn ſchärfer betont ſelbſt die Kreiſe um
ſoincaré nicht wünſchen konnten, und das unmittelbar vor dem
uſammentritt der Sachverſtändigen, deren Aufgabe ſein ſoll,
ſe Leiſtungsfähigkeit Deutſchlands zu unterſuchen und das Er=
etnis
dieſes Studiums dann in einem Gutachten niederzulegen.
N Berliner politiſchen Kreiſen, auch innerhalb der Reichsregie=
urg
, war man am Mittwoch vormittag, als der weſentlichſte
nhalt des Berichtes bekannt wurde, über das durch den Repa=
utronsagenten
entworfene Bild der deutſchen Wirtſchafts= und
ſiranzlage auf das peinlichſte überraſcht. Einiges über die An=
hruungen
Parker Gilberts war allerdings in den letzten Tagen
hen durchgeſickert und hatte auch offenbar den Reichskanzler
eranlaßt, in ſeiner Rede bei dem Neujahrsempfang des Reichs=
rüſidenten
darauf hinzuweiſen, daß manche ausländiſchen Be=
dechter
Deutſchland in einem Zuſtand der Blüte ſehen, der nicht
dn Tatſachen entſpreche. Dieſer Hinweis kann ſich nur auf den
icht des Reparationsagenten beziehen, der auffälligerweiſe erſt
m Neujahrstage der Oeffentlichkeit übergeben wurde, obwohl
ſchon vor drei Wochen fix und fertig im Büro des Repara=
onsagenten
vorlag. Es müſſen aber noch
unbekannke Kräfte am Berke
eweſen ſein, die Gilbert dahin gebracht haben, ihn in einigen
unikten nicht unweſentlich abzuändern. Selbſt das jetzt vor=
lesende
, in engliſchem Text gehaltene Exemplar zeigt, daß noch
uch dem Druck eine Seite herausgenommen und durch eine an=
ire
erſetzt worden iſt. Was den Reparationsagenten veranlaßte,
ſorrekturen vorzunehmen, dazu noch in einem Deutſchland un=
en
ſtigen Sinne, läßt ſich nicht ertennen. Feſt, ſteht jedenfalls
in, daß wir es hier mit einem Tendenzbericht zu tun haben, der
ſt an einem geradezu an den Haaren herbeigezogenen Optimis=
rus
aufbaut. Parker Gilbert ſtehen alle deutſchen Quellen zur
herfügung und durch die eigene Anſchauung und durch die enge
uammenarbeit mit den deutſchen Behörden konnte er ſich wie
lin anderer ein Bild von der wirtlichen Lage Deutſchlands
tarhen. Er genoß bisher das Anſehen eines Mannes, der ehr=
Ih beſtrebt war, objektiv und nüchtern zu urteilen und ſich auch
e Wort der Kritik da zu erlauben, wo es nach ſeiner Anſicht
agebracht erſchien, und wenn auch ſeine Anſchauungen nicht
unier mit den unſerigen übereinſtimmten wir erinnern an
te mit dem Reichsfinanzminiſterium ausgetauſchten Denkſchriften
,ſo fiel doch ſein Wort ſtets ins Gewicht. Auf deutſcher Seite
tar man auch ſtändig bemüht, ſich mit ihm auf der gleichen ſach=
lhen
Grundlage auseinanderzuſetzen und Fragen gemeinſchaft=
1h zu klären, in denen man voneinander abweichende Meinun=
en
hatte. Dieſem Bericht aber eine Kritik mit auf den Weg zu
aben, iſt wohl das Schwierigſte, was einem Volkswirt paſſieren
tnn, und zwar deswegen, weil man im Auslande bereits Gil=
trts
Bericht als bare Münze hingenommen hat, wie das Echo,
ach in der amerikaniſchen Preſſe, gezeigt hat, obwohl er voller
ſchiefheiten, wenn nicht geradezu Unwahrheiten iſt, ſo daß der
In ſchein entſtehen könnte, als ſeien wir nicht nur
töllig leiſtungsfähig, ſondern könnten dar=
iber
hinaus auch noch die ſich aus dem Wohl=
fandsindex
ergebenden Leiſtungen tragen. Der
ſeneralagent ſogt auch an einer Stelle ſeines Berichtes, daß aus
im Reichshaushalt der volle im Dawesplan vorgeſehene Betrag
tleiſtet werden könne. Auf einige Teile ſeines Berichtes wird
rari aber ſchon jetzt eingehen müſſen, obwohl die volle Ueber=
ſtzung
noch nicht vorliegt und bis zur Drucklegung des deut=
ihen
Textes noch einige Zeit ins Land gehen wird.
larker Gilberk hak auch diesmal wieder die Finanz=
gebarung
des Reiches unker die Lupe genommen
ind ſpeziell am Finanzausgleich allerlei auszuſetzen gehabt. Wir
ſnd mit ihm infofern durchaus einer Meinung, daß ſich in der
Zerteilung des Steueraufkommens viel ändern läßt und daß
dr allem eine größere Sparſamkeit im Reich, in
ſen Ländern und Gemeinden durchaus amPlatze
ſt. Wir können aber dem Reparationsagenten darin nicht fol=
en
, wenn er vollkommen übergeht, daß wir einen
ſerlorenen Krieg hinter uns haben, der uns
iine ungeheure äußere und innere Verſchul=
jung
gebracht hat, die abgetragen werden muß, der uns
en Heer von Rentenempfängern zurückgelaſſen hat und der
ußerdem unſerer Wirtſchaft ſo ungeheuer geſchadet hat, daß wir
brtlaufend rund 1 Million Arbeitsloſer mit ihren Familien
lurchſchleppen müſſen. Das alles ſtellt höhere Anforderungen
m Länder und Gemeinden, macht es auch erklärlich, warum aus
lieſem Grunde doch nicht ſo geſpart werden kann, wie ſich das
derr Gilbert vorzuſtellen ſcheint. Im übrigen iſt es unſere
bache, wie wir die Steuereingänge verteilen.
er braucht ſich darum ſolange nicht zu kümmern, als der Dawes=

ſan funktioniert.
Deukſchland ſoll zur Goldwährung übergehen.

Säffe Wehnung n Berie Suanfelel.
Sein Hinweis auf den Finanzausgleich und die von ihm
benſo willkürlich geſchätzten Einſparungen tragen ebenſo den
Stempel der Tendenz, wie ſein Vorſchlag, Deutſchland
ſolle ſeine Reichsbanknoten durch Eoldmünzen

erſetzen, da kein grundſätzlicher oder finanzpolitiſcher Grund
dieſem Schritt entgegenſtehe. Wenn man bedenkt, daß es heute
rückgekehrt iſt, dann kann man ſich ungefähr vorſtellen, welchen
Eindruck es draußen machen muß, wenn ſich Herr Gilbert hin=
ſtellt
und behauptet, wir wären ſo reich, daß wir wieder wie in ging das Geſpenſt der Roten Revolution um. In
Friedenszeiten Goldmünzen prägen könnten. Sein Vorſchlag
Inflation noch keineswegs ſoweit zurückliegt, um das Publikum
an der Auffpeicherung von Goldmünzen zu hindern. Zum an=
Teil des Goldes, ſpeziell nach dem Oſten, abfließt, ſo daß letzten
verfügen muß, nicht mehr vorhanden wäre.
Nicht minder tendenziös iſt
Parker Gilberks Berichk über die Ausfuhrziffern.
Auch hier ſcheint ihn das Beſtreben geleitet zu haben, mit aller
Gewalt einen ſteigenden Wohlſtand Deutſchlands herauskon=
ſtruieren
zu wollen, obwohl er ſich ſagen konnte, daß eine Aus=
fuhrſteigerung
ſtets nur dann einſetzt, wenn der Abſatz im In=
lande
nachläßt. Aber auch geſteigerte Ausfuhren ſind angeſichts
unſerer Finanzlage nur wieder mit einer neuen Verſchuldung zweifelt und der Kämpfe ſatt, und die allgemeine Stimmung im
verknüpft, ſo daß nicht recht einzuſehen iſt, wie Herr Gilbert aus
den oft verluſtbringend n Auslandsverkäufen auf eine Beſſerung
unſeres Wohlſtandes ſchließen kann. Dieſer betonte Op=
timismus
, der ſich durch nichts beweiſen läßt und dem ein
ſoeben veröffentlichter Bericht der dem Reich gehörenden Reichs=
Kreditgeſellſchaft gegenüberſteht, der ſchwarz in ſchwarz malt,
muß einen ganz beſonderen Zweck gehabt haben.
Man kann ſich wohl denken, daß Herr Gilbert ſtark in den Ein=
fluß
des ihm bei ſeinen wiederholten Verhandlungen mit den
Gläubigerſtaaten, namentlich mit Frankreich, vorgelegten Ma=
terial
geraten iſt. Er iſt aber dennoch Sachkenner genug, um zu
wiſſen, welche Bewandtnis es mit dem ihm aus den verſchiedenen
Quellen zufließenden Material hat. Es ſieht ſo aus, als ob
namentlich von Paris aus mit den ſtärkſten Mit=
teln
auf ihn eingewirkt worden iſt, das Urteil
der Sachverſtändigen vorwegzunehmen und
einen Bericht herauszugeben, der
durchaus in den Rahmen der franzöfiſchen
Reparakionspolikik hineinpaßt.
hat verleiten laſſen, weiß noch kein Menſch in Deutſchland. An=
geſtellt
werden kann. Weiter liegt aber doch auf der Hand,
ten kann, zu einem Gutachten kommen muß, das
ſtets auf den Bericht Gilberts, als auf einen der erſten Re=
ausdrücklich
feſtſtellt, daß wir auch in Zukunft 2,5 Milliarden
mauert werden.
der Allierken.
New York, 2. Januar.
ausführlich veröffentlicht, jedoch noch nicht kommentiert. Die einen gleichen Vertrag noch nicht abgeſchloſſen hat, ſo iſt nicht
Ueberſchriften deuten jedoch auf den Vorſtoß Parker Gilberts
hin und unterſtreichen die Kritik des Reparationsagenden an
der deutſchen Budgetgeſtaltung. Aus dem Teil des Berichts, der
die Verſchuldung Deutſchlands im In= und Ausland behandelt,
ziehen die Blätter den Schluß, daß Gilbert damit Deutſchlands
Deutſchland ſelbſt aufzubringen, beweiſen wollte.
Gilberts, der nach Waſhington abgereiſt ſei, ſetzt, müſſe erklärt
werden, daß Präſident Coolidge und der künftige
Präſident Hoover unabänderlich gegen jede Strei=
chung
oder Herabſetzung der Kriegsſchulden wandelten Rechtsanſchauungen auch äußerlich in einem neuen
ſeien, auf die Europa anſcheinend hoffe. Außerdem ſeien Coo= Geſetzbuch Ausdruck zu geben. Auch in der Außenpolitik iſt
Vereinigten Staaten an den Beratungen zur Löſung des Re=
parationsproblems
zu geſtatten. Sie ſeien nicht der An= die Frage der Beziehungen zu Rußland und nicht zuletzt die be=
ſicht
, daß die Reparationen und die alliierten reits angedeutete Frage der Geſtaltung der Beziehungen zu
Kriegsſchulden zwei miteinander verbundene
fahre man, daß die Alliierten etwas Endgültiges von den Ver= den ſind.
einigten Staaten wünſchten und hofften, daß Parker Gilbert in
der Lage ſein werde, trotzdem Coolidge und Hoover dagegen
über, daß Amerika bereit ſei, an den Kriegsſchulden nachzulaſſen, wie man das vor einem Jahre noch annehmen mußte. Das Jahr
wenn die Alliierten hierfür als Entſchädigung die alsdann zu 1929 wird man daher in China mit einer gewiſſen Berechtigung
vereinbarende Summe ſofort in Gold bezahlen würden. In als ein Jahr kommenden wirtſchaftlichen Aufſtieges begrüßen kön=
zahlenden
Reparationen möglich ſein werde, unter der Voraus= vielgeprüften Lande eine gewiſſe Zeit des Friedens und des
ſetung, daß Deutſchland ſeierſeits ſofort in Gold bezahlt.

* Chings Schickſalsjahr.
Von unſerem Berichterſtatter.
C. Tientſin, Dezember 1928
Keinem Lande der Welt hat das vergangene Jahr einen
kaum einen Staat gibt, der zur Ausgabe von Goldwünzen zu= größeren Umſchwung gebracht als China. Noch vor einem Jahre
war das Reich der Mitte ein Spielball der Generäle. In vielen
Provinzen herrſchte Hungersnot, und in allen größeren Städten
Schanghai, Kanton und Hankau mußten Aufſtände der roten Ge=
hat
denn auch in Berliner Finanzkreiſen ſchärfſte, werkſchaften mit bewaffneter Fauſt niedergeſchlagen werden, wäh=
Ablehnung erfahren und zwar deshalb, weil die Zeit der rend gleichzeitig im Norden die Schachfigur Japans, Tſchang=
tſolin
, die Hauptſtadt des Reiches beſetzt hielt und der Süden
uneinig unter ſich darum haderte, wer den großen Feldzug gegen
deren muß aber auch damit gerechnet werden, daß ein erheblicher, den Norden zu Ende führen ſollte. Zwiſchen Fenghjuhſiang, dem
chriſtlichen General, und Yenhſiſchan, dem Muſtergouverneur aus
Endes der Goldbeſtand, über den nun einmal die Reichsbank Schanſi, herrſchte tiefſtes Mißtrauen, während gleichzeitig die
Stellung des eben aus Japan zurückgekehrten jugendlichen Ge=
neraliſſimus
, des Napoleons der chineſiſchen Revolution, Tſchi=
angkaiſchek
, überaus ungewiß erſchien, ſo daß man befürch=
tete
, auch der Sieg des Südens über den Norden würde nicht zu
einer Einigung Chinas, ſondern nur zu neuen Kämpfen zwiſchen
den ſiegreichen Generälen führen. Dazu drohte die Intervention
der Japaner und der anderen europäiſchen Mächte, die eine Wie=
derholung
der blutigen Zwiſchenfälle von Hankau, bei denen das
Leben und das Eigentum von Ausländern bedroht war, nicht ge=
ſtattet
haben würden. Die chineſiſche Kaufmannſchaft ſchien ver=
Lande war überaus trübe.
Vergleicht man damit die Lage Chinas am Ende dieſes ereig=
nisreichen
Jahres, ſo iſt man überraſcht, wieviel erreicht worden
iſt. Denn was vor einem Jahr noch als Programm, ja mitunter
nur als Großſprecherei des Südens erſchien, die Einigung ganz
Chinas unter einer Regierung und unter einer Partei, das iſt im
letzten Jahre bis auf kleine Reibereien geglückt. China beſitzt
heute in der Nanking=Regierung wieder eine im ganzen Lande
anerkannte Zentralgewalt, die nur noch eine Art von polizeilicher
Säuberungsaktion durchzuführen hat, und es hat ſich am 10. Ok=
tober
eine neue Verfaſſung gegeben, die dem Wandel der
Verhältniſſe nach außen hin Rechnung trägt. Tſchiangkaiſchek iſt
heute der Staatspräſident Chinas, ſein einſtiger Rivale Feng iſt
ſein Kriegsminiſter, und all die verſchiedenen Richtungen in der
Kuomintang ſind in der Zentralgewalt ſo vertreten, daß ſich zu=
nächſt
einmal niemand über Benachteiligung beſchweren kann.
Das Vertrauen zur Zentralregierung und zur günſtigen Weiter=
entwicklung
der Verhältniſſe in China iſt dementſprechend geſtie=
gen
. Es gibt eigentlich kaum noch jemanden, der den Ausbruch
eines neuen Bürgerkrieges befürchtet, da die ausgleichende
Hand Tſchiangkaiſcheks die Vermeidung neuer Kataſtro=
Warum ſich Herr Gilbert zu dieſem tendenziöſen Optimismus phen garantiert. Ja, auch die Mandſchurei, die praktiſch faſt
zehn Jahre lang vom übrigen China völlig losgelöſt war und als
ſcheinend hat er aber ganz überſehen, daß er ſich ſelbſt den deuk= japaniſche Kolonie angeſehen wurde, hat ſich unter dem Sohne
bar ſchlechteſten Dienſt erwieſen hat. Sein Anſehen als Tſchangtſolins dem Hauptreiche wieder angeſchloſſen und ſich vor=
unparteiiſcher
Sachkenner hat bei uns einen ſo läufig wenigſtens formell der Zentralregierung von Nanking un=
ſtarken
Stoß erlitten, daß es nicht wiederher= terworfen: China iſt alſo tatſächlich wieder geeint.
Dieſem großen inneren Erfolge ſtehen beinahe ebenſo große
daß das Sachverſtändigengremium wenn es in der heutigen Zeit langſamer Vertragsreviſion geradezu mär=
wirklich
unabhängig und unbeeinflußt arbei= chenhaft anmutende Erfolge der neuen chineſiſchen Regierung in
der Außenpolitik gegenüber. Die ungleichen Verträge,
in direktem Gegenſatz zu dem Bericht Gilberts jener Stachel im Fleiſche der chineſiſchen Nation, gelten formal als
ſtehen muß. Daß ſich daraus ernſte Konſequenzen ergeben abgeſchafft, und die für die chineſiſchen Finanzen ſo überaus wich=
müſſen
, kann niemand beſtreiten. Frankreich jedenfalls wird, tige Frage der Zollautonomie iſt in einem Einne gelöſt wor=
den
, der China mit berechtigtem Stolz erfüllen kann. China hat
parationsſachverſtändigen zurückgreifen, weil der Generalagent ſein Selbſtbeſtimmungsrecht wieder. Denn alle Mächte haben ſich
ohne Ausnahme bereit erklärt, dieſen Zuſtand anzuerkennen und
jährlich zahlen können. Daß das eine Unmöglichkeit iſt, weiß mit China auf Grund der neuen Verhältniſſe neue Verträge abzu=
jedes
Kind aber der Weg zur Verſtändigung ſollte hier ver= ſchließen. Und zwar nicht nur die Mächte, die ſich ſchon immer
für die Erfüllung der Forderungen der Nationalchineſen ausge=
ſprochen
haben, ſondern auch diejenigen, die ſich bisher ſtets gegen
Amerika gegen die Herabſekzung der Kriegsſchulden die nationale Bewegung im China wandten: England und Japan.
Ja, England hat ſogar einen neuen Zollvertrag mit China ge=
ſchloſſen
, der einer reſtloſen Bewilligung aller chineſiſchen Forde=
rungen
gleichkommt. Und wenn Japan, das einzige Land, das in
Der Bericht Parker Gilberts wird in den Morgenzeitungen der Frage der Zollerhöhung noch ernſthafte Schwierigkeiten macht,
daran zu zweifeln, daß ſich nun auch Japan über kurz oder lang
mit den neuen Verhältniſſen wird abfinden müſſen, da es ſonſt
in eine hoffnungsloſe Iſolierung hineingerät, die den japaniſchen
Intereſſen in China nur abträglich ſein kann.
Allerdings darf man nicht verkennen, daß noch nicht alle
Fähigkeit, eine etwaige Neparationsanleihe größtenteils in Schwierigkeiten überwunden ſind und daß es noch ein weiter
Weg iſt bis zur völligen Konſolidierung der Verhältniſſe in
China. Große Aufgaben harren noch ihrer Löſung, und die
Schwierigkeiten, die gerade dem wirtſchaftlichen Wiederaufbau des
Dem New York Herald wird aus Waſhington gemeldet: Landes entgegenſtehen, ſind noch recht groß. Die ſtehenden
Trotz der großen Hoffnungen, die Europa auf die Miſſion Parker / Heere, die immer noch da ſind, müſſen demobiliſiert werden,
und die Finanzverwaltung des Landes iſt neu einzurichten. Es
gilt, eine neue Verwaltung zu ſchaffen und den ſtark ge=
lidge
und Hoover feſt entſchloſſen, keine offizielle Teilnahme der noch dieles ungelöſt geblieben. Die Frage der rechtlichen Stellung
der Ausländer, die Frage der Konzeſſionen der größeren Mächte,
Japan harren noch ihrer Löſung und werden noch viel Arbeit und
Probleme ſeien. Von hochſtehenden Perſönlichkeiten er= Geduld koſten, ehe ſie für alle Teile zufriedenſtellend geregelt wor=
Aber wer die Ereigniſſe in China genauer verfolgt hat, wird
nicht daran zweifeln, daß trotz all der Schwierigkeiten die Löſung
ſeien, dies zu erreichen. Sie wünſchten eine klare Auskunft dar= dieſer Probleme nicht mehr ſo unwahrſcheinlich iſt,
dieſem Falle könnte auch mit Deutſchland die Frage geregelt nen, das dem großen chineſiſchen Volke, allen Widerſachern zum
werden, inwieweit ein Nachlaſſen an den von Deutſchland zu Trotz, die Freiheit und die Gewißheit bringen wird, daß dem
Wiederaufbaues bevorſteht.

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Nummer 3

Seite 2

Donnerstag, den 3. Januar 1929

Die Aufnagie M ansiänd.

Verhängnisvolle Wirkung des Gilbertſchen Jahres=

berichts.

Berlin, 2. Januar.
Die in Berlin einlaufenden Kommentare der ausländiſchen
Preſſe zeigen welch verhängnisvolle Wirkung der Jahresbericht
des Reparationsagenten gehabt hat. Uebereinſtimmend
wird der Anſicht Ausdruck gegeben, daß Deutſchland zah=
len
ſolle, denn es könne es nach dem Bericht des Agenten.
Man ſpricht davon, daß nunmehr eigentlich die Arbeit
des Reparations=Ausſchuſſes überholt ſei da
der Reparationsagent die Zahlungsfähigkeit
Deutſchlands einwandfrei feſtgeſtellt habe. Auf
keinen Fall könne nun noch an eine Herabſetzung
der Reparationsraten gedacht werden.

Vom Tag2.
Im preußiſchen Landtag wurde geſtern abend mit
211:126 Stimmen der Deutſchnationalen und Nationalſozialiſten
und 14 Stimmenthaltungen der Deutſchen Fraktion das kom=
muniſtiſche
Mißtrauenspotum gegen die Regie=
rung
abgelehnt. Die Volkspartei hatte keine Karten abge=
geben
. Am 22. Januar tritt der Landtag wieder zuſammen.

Beender Boinſche dreiſe ader Bütter
Undells Hepdralionsberſcht.

Die Nachverhandlungen im Werftarbeiter=
Lohnſtreit, die am Mittwoch im Reichsarbeitsminiſterium
ſtattfanden, ſind ergebnislos verlaufen.

Der Eindruck in London.

EP. London, 2. Januar.
Der ſtarke Eindruck den der Jahresbericht Parker Gilberts
über die deutſche Wirtſchaftslage gemacht hat, hält an, ſo daß die
Londoner Tagespreſſe, die im allgemeinen ein näheres Eingehen
auf außenpolitiſche Probleme zu vermeiden ſucht, ſich veranlaßt
ſieht, längere Berichte über die Aufnahme der Auslaſſungen Gil=
berts
in den verſchiedenen Ländern zu bringen. Die Stimmen
der deutſchen Preſſe und deren Kritik nehmen einen breiten Raum
ein. Jedenfalls, ſo meint der Daily Telegrgph werden die
Unterſuchungen des Komitees kaum etwas zu Tage fördern was
mit dem Bericht Parker Gilberts über das deutſche wirtſchaftliche
Wohlergehen in Widerſpruch ſtehe. Andererſeits wird auch aner=
kannt
, daß die Auffaſſung Gilberts über den deutſchen Wohlſtand
reichlich optimiſtiſch iſt, und man findet es natürlich, wenn von
Deutſchland gegenteilige Auffaſſungen geäußert werden. Immer=
hin
geht die geſamte Meinung dahin, daß Deutſchland in der Lage
ſei Jahreszahlungen in der Höhe von 2½ Milliarden Mark zu
leiſten, die auch von liberalen Blättern ſtark betont wird, wobei
jedoch die wirtſchaftlichen Ausſichten Deutſchlands ſtark übertrieben
werden .Deutſchland, ſo ſchreibt der Evening Standard, werde
in einigen Jahren ein Konkurrent werden, der mächtiger als je
zuvor ſei. England müſſe die Lehre aus dem Bericht ziehen, daß

Anläßlich des Neujahrsfeſtes hat der Herr Reichspräſi=
dent
mit dem Königvon Schweden, dem König von Nor=
wegen
und dem König von Bulgarien, mit dem Präſi=
denten
der Republik China und dem Schah von Per=
ſien
telegraphiſch Glückwünſche gewechſelt.
Wie wir hören, tritt Reichstagspräſident Löbe
eine Auslandsreiſe in die Oſtſeeſtaaten an. Er wird
in Riga. Reval und vorausſichtlich auch in Helſingfors die dorti=
gen
Parlamentspräſidenten und deutſchen Abgeordneten ſowie die
hm naheſtehenden politiſchen Gruppen beſuchen und Vortrage hal=
ten
. Die Rückkehr wird etwa am 12. Januar erfolgen.

es ſeine eigenen Kräfte mehr anſpannen müſſe und daß mehr
Unternehmungsgeiſt mit Bezug auf die ausländiſchen Märkte, wie

um Beiſpiel Rußland und Südafrika, erforderlich ſei. Eine Be=
ſatzungsarmee
könne den Aufſtieg Deutſchlands nicht aufhalten.

Der Star bezeichnet den Bericht als eine außergewöhnliche Dar=
ſtellung
. Wenn Deutſchland wirklich ſo große Fortſchritte gemacht
habe, dann könne dies nur durch große Opfer erreicht worden ſein,
die von anderen Ländern nachgeahmt werden ſollten. Ob der
Augenblick der Veroffentlichung ein günſtiger ſei, müſſe man be=
zweifeln
, und man könne den Grund für die Veröffentlichung im

über die Reparationen ungebührlich zu

Regierung beim Völkerbundsſekretariat zur Regiſtrierung in den
Völkerbundsarchiven und zur Veröffentlichung hinterlegt worden.
Der bulgariſche Kriegsminiſter Wolkow hat
dem bulgariſchen König ſeine Demiſſion überreicht, die
erſt am 10. d. Mts. gleichzeitig mit Wolkows Ernennung
zum Botſchafter in Rom bekanntgegeben wird. Bereits
vor einem halben Jahr war von der engliſchen und franzöſiſchen
Regierung Wolkows Rücktritt gefordert worden, da er als Protek=
tor
der Imro galt.
Im Rahmen der allgemeinen Militärdispoſitionen für das
neue Jahr beſtimmte das polniſche Kriegsminiſte=
rium
50 Offiziere, die ſich nach Frankreich bege=
ben
ſollen, um an den Ausbildungskurſen zur
Führung von Unterſeebooten teilzunehmen.
Die franzöſiſche Regierung hat London amtlich
davon verſtändigt, daß Frankreich ſeine Vertre=
ter
für den Reparationsausſchuß durch die Repko
ernennen laſſen werde.
An Stelle des zurückgetretenen Gouverneurs
von Marokko, Steeg, wurde der bisherige Gouverneur von
Tunis, Lucien Saint, ernannt während der bisherige
Präfekt des Departements Moſel, Manceron, zum Gouverneur
von Tunis ernannt wurde.
Der amerikaniſche Botſchafter in Paris Her=
rick
, iſt auf ſeiner Beſitzung Chagrin Falls bei Clepeland, Ohio.
lebensgefährlich erkrankt.
General Joſé Moncada, der Nachfolger des Präſi=
denten
Diaz, hat offiziell ſein Amt als Präſident der Re=
publik
Nicaragua angetreten. Der Amtsantritt erfolgte in
Anweſenheit aller Mitglieder des diplomatiſchen Korps und des
Parlaments.

Der franzöſiſche Standpunkt: Deutſchland bezahlt
alles.
EP. Paris, 2. Januar.
Vielleicht noch ſchärfer als die Morgenpreſſe ziehen die weit=
aus
reaktionäreren Nachmittagsblätter aus dem Bericht Parker
Gilberts die für den franzöſiſchen Standpunkt günſtigen Schluß=
folgerungen
. So glaubt der Temps der Dawesplan habe ſein
Hauptziel erreicht, die vorgeſehenen Reparationszahlungen und
deren Transfer an die Gläubigermächte zu ſichern. Der Bericht
Parker Gilberts ſtütze den Standpunkt derjenigen, die der Anſicht
ſeien, daß Deutſchland in der Lage ſei, ſeine Verpſlichtungen zu
erfüllen und ſie daher im ganzen Auswaß erfüllen müſſe, das die
Gerechtigkeit erfordere. Mit größter Feſtigkeit müſſe die franzö=
ſiſche
Theſe aufrecht erhalten werden, wonach die deutſchen
Zahlungen mindeſtens die franzöſiſchen Schul=
denzahlungen
an Amerika und England, ſowie
die Wiederaufbaukoſten ausgleichen ſollen. Die

berts freuen, das eine mit der regelmäßigen Schuldenzah=
lung
zu vereinbarende glückliche Entwicklung in Ausſicht ſtelle.
Leider ſei aber zu befürchten, daß Deutſchland aus dem Bericht
Parker Gilberts dieſe ehrliche Folgerung nicht ziehen werde
Man ſehe keine Schuldner vor ſich, die erleichtert ſeien, durch die
Ausſicht, daß ſie ſich durch eine glückliche Entwicklung ihrer Ge=
ſchäfte
freimachen könnten, ſondern Leute, die eifrig ihre Be=
mühungen
darauf konzentrieren, ihre Zahlungen herabzuſetzen
und ſogar die Rechte der Gläubiger zu beſtreiten. Das ſei nicht
ermutigend.

Die Nation Belge betont in der Beſprechung des Parker
Gilbert=Berichtes, es liege nunmehr klar auf der Hand, daß eine
Herabſetzung der deutſchen Jahreszahlungen gar nicht in Frage
komme und daß die Finanzkontrolle nicht aufgehoben werden
dürfe. Wir wären verrückt, ſo ſchließt das Blatt, wenn wir
anders handeln würden.

In Berliner politiſchen Kreiſen wird mit Nachdruck darau
aufmerkſam gemacht, daß der Bericht des Reparationsagenten als
Ausgangspunkt den Tiefſtand der deutſchen Wirtſchaft, nämlich
der Inflationszeit, genommen hat. Die von Gilbert gezeichnete
Kurve könne gerade aus dieſem Grunde nur wenig beweiſen. Es
wäre richtiger geweſen, wenn als Ausgangspunkt das letzte Vor=
kriegsjahr
benutzt worden wäre, aber dieſen Vergleich habe der
Reparationsagent abgelehnt. Auf einem engeren Gebiet habe
Deutſchland heute die gleiche Bevölkerung wie zu Beginn des
Krieges. Es ſei infolgedeſſen unumgänglich notwendig geweſen,
daß das letzte Vorkriegsjahr zu Vergleichszwecken herangezogen
worden wäre. Auf der anderen Seite ſeien Vergleiche mit ande=
ren
Ländern verſucht worden, und hier müſſe die Frage aufge=
worfen
werden, ob die Berechtigung derartiger Vergleiche vorlag,
Die Frage der Beziehung des Kapitalbedarfs zur Kapitalsdeckung
ſei entſcheidend. Das wirkliche Barometer hierfür ſei naturgemäß
der Zinsfuß, und gerade der hohe Zinsfuß in Deutſchland zeige
an, in welchem Mißverhältnis Kapitalbedarf und Kapitaldeckung
zueinander ſtünden. An dieſer Stelle dränge ſich der Vergleich
mit Frankreich auf, das durchaus in der Lage ſei, nicht nur ſeinen
Kapitalbedarf zu decken, ſondern ſogar Kapital auszuführen. In
den früheren Berichten des Reparationsagenten habe nun der Ge=
danke
eine große Rolle geſrielt, daß es der Ausfuhrüberſchuß ſein
müſſe, der die Leiſtungen für die Reparationen zum weſentlichen
Teil aufbringen müſſe. Es ſei nicht nur an uns, mit allen Mit=
teln
die Ausfuhr zu ſteigern, ſondern es ſei ebenſo ſehr Sache der
Empfangsländer, die Grenzen für die Aufnahme von deutſchen
Waren zu öffnen. In dem Bericht ſei ein Appell an die Gläu=
bigerſtaaten
in dieſer Hinſicht nicht enthalten. Gleichzeitig werde
aber in dem Bericht auf die Steigerung der deutſchen Ausfuhr
ſowie auf die Tatſache hingewieſen, daß ſich der Unterſchied zwi= la
ſchen Einfuhr und Ausfuhr immer mehr vermindert habe. Aber ide
was bedeutet die Steigerung der Ausfuhr, wenn auf der einen
Seite immer eine neue Steigerung unſerer Verſchuldung zu ver=
zeichnen
ſei, und wenn wir immer mehr Zinſen für dieſe Verſchul=
dung
aufbringen müßten? Eine weitere Frage lautet: In welcheni
Umfange unſere Ausfuhr Zinſen bringe und in welchem Umfange Me
ſie Verluſte bringe. All= Zahlen müßten mit Hilfe des Waren=
indexes
betrachtet werden. Eine wichtige Frage ſpielt auch die
Frage der Anleih:. In dieſm Bericht ſei auch wieder die Tat=
ſache
beſtätigt, daß Deutſchland auch weiterhin Anleihen brauche,
Es ſei bekannt, daß die dergeſehene Zeit, in der Deutſchland An=
leihen
brauchen würde, von den Sachverſtändigen unterſchätz
worden ſei. Man ging da von der Vorausſetzung aus, daß der
eutſche Wirtſchaftskörper intakt und groß ſei, und daß man nur
das nötige Kapital zu beſchaffen brauche, um den deutſchen Wirt=
ſchaftsapparat
eifolgreich arbeiten zu laſſen.
Dabei ſei aber nicht berückſichtigt worden, in welchem Um=
fange
nach dem Kriege die Umſtellung eines großen Teiles der
Induſtrie habe erfolgen müſſen. Auch hier ſei ein Vergleich mit
anderen Ländern nicht gut möglich, weil in den anderen Ländern,
eine Menge Probleme, die unſere Wirtſchaft belaſteten, fehlten
Kriegsmaterial ſei vor dem Kriege zu einem weſentlichen Teile in
den Vereinigten Staaten hergeſtellt worden, in dem größten Teil
der übrigen Länder ſei die Induſtrie mit der Herſtellung vor
Kriegsmaterial nicht in ſo hohem Maße beſchäftigt worden, wie
in Deutſchland. Infolgedeſſen habe auch keine ſo große Umſtel=
lung
erfolgen müſſen.

Die würkkembergiſche Poſlabfindungsklage gegen
das Reich.

Feſtſtellungen Parker Gilberts ſeien geeignet, jedem Unpartei=
iſchen
zu überzeugen, daß der Dawesplan in weiteſtem Maße der

Neue Fraklion im Heſſiſchen Landtag!

deutſchen Zahlungsfähigkeit Rechnung trage, daß dieſe daher

Willen den beſtehenden Plan nicht ausführen würde. Der
Intranſigeant lieſt aus dem Bericht Parker Gilberts ferner
heraus, daß man Deutſchland nur gegen Garantien
oder Kompenſationen ſeine finanzielle Ak=
tionsfreiheit
wiedergeben dürfe, da das deutſche
Budget zu übertriebenen Ausgaben und Anleihen neige. Die
Liberté findet, daß der Dawesplan für das deutſche Volk ſo=
gar
dann zu ertragen wäre, wenn die Transfergarantie wegfiele
und wenn durch Berückſichtigung des Wohlſtandsindex die Zah=
lungen
noch erhöht würden. Das Fournal des =
bats
bemerkt ironiſch, das deutſche Volk ſolle
ſich über das Neujahrsgeſchenk Parker Gil=

Die Abgeordneten der Deutſchen Volkspartei und der Volks=
recht
=Partei im Heſſiſchen Landtag haben ſich zu einer Mitglieder=
vereinigung
zuſammengeſchloſſen. Damit wird erreicht, daß beide
Gruppen künftig in den Ausſchüſſen und im Aelteſtenrat ihre Be=
lange
beſſer vertreten können, als dies bisher möglich war. Die
Selbſtändigkeit und Bewegungsfreiheit der beiden Parteien wird
durch den Zuſammenſchluß in keiner Weiſe berührt.

Abg. Galm legt ſein Landkagsmaudak nicht nieder.

Darmſtadt, 2. Januar.
Der kommuniſtiſche Landtagsabgeordnete Galm. der mit einer
Anzahl Reichs= und preußiſcher Landtagsabgeordneter aus der
K.P. D. ausgeſchloſſen worden iſt, war von der Zentrale der K.P.D.

zur Niederlegung ſeines Mandats aufgefordert worden. Wie wir

will vielmel

jedoch ?
hr ſeit

Mandat für den Spartakusbund ausüben.

Stuttgart, 2. Jan.
Von zuſtändiger württembergiſcher Seite wird mitgeteilt;
Nach dem Staatsvertrag von 1920 hat das Land Württemberg vom
Reich für die Uebertragung der Verwaltung und des Eigentums
der württembergiſchen Poſten und Telegraphen eine zu 4½ Pro=
zent
verzinsliche Vergütung von 250 Millionen Mark zu bean=
ſpruchen
. Seit 1. Oktober 1923 iſt die Zinszahlung eingeſtellt.
Die ſchon ſeit mehreren Jahren fortgeſetzten Verſuche, das Reich
zu einer angemeſſenen Neuregelung dieſer für Württembergs
Finanzlage außerordentlich ſchwerwiegenden Angelegenheit zu be=
wegen
, ſind ergebnislos geblieben. Da die bisherige hinreichende
Behandlung des Gegenſtands für das Land Württemberg nicht
länger erträglich erſchien, hat ſich das Staatsminiſterium gezwun=
gen
geſehen, das Finanzminiſterium zu ermächtigen, gegen das
Reich Klage beim Staatsgerichtshof zu erheben. Das iſt in den
letzten Tagen geſchehen.

rnehl

UNe

1n

Hanfteriſe MAmerntn.

Wofür die reichen U. S.A. kein Geld haben. Der Niedergang
der amerikaniſchen Bühne. Die Milliardäre tun’s nicht, der
Mittelſtand fehlt!
Von unſerem ſtändigen Berichterſtatter.
(Nachdruck, auch mit Quellenangabe, verboten.)

A.G.A. New York, 17. Dez. 1928.
* Das amerikaniſche Bühnenvolk ſieht trübſeligen Weihnachten
entgegen. Tauſende und Abertauſende von Bühnenangehörigen
die genaue Zahl läßt ſich kaum feſtſtellen ſind engagements=
los
und wanderten heute den verregneten nebel=
grauen
Broadway entlang von einer Agentur
zuranderen. Ihre Suche nach Arbeit war vergebens. Nicht
einmal Ausſicht auf Beſſerung der Lage konnte man ihnen eröff=
nen
. Geſchäftlich iſt die bisherige Saiſon die ſchlechteſte, die man
ſeit Menſchengedenken am New Yorker Rialto erlebt hat. Von
104 feit dem 1. Auguſt veranſtalteten Neuaufführungen haben bis
zum 15. Dezember nicht weniger als 61 geſchloſſen. Letzten Sams=
tag
gaben weitere neun Stücke, die noch nicht einmal ſo lange auf
dem Spielplan geweſen waren, daß die Farben auf den
Bühnendekorationen trocken geworden wären,
den Geiſt auf, und heute ſchloſſen ſich weitere hundert in ihnen be=
ſchäftigt
geweſenen Schauſpieler und Schauſpielerinnen ihren
arbeitſuchenden Kollegen an. Dazu machen weitere fünf Theater=
direktoren
mit zuſammen ungefähr 25 New Yorker Bühnen von
ihrem ihnen laut Vertrag mit der Eguity, der amerikaniſchen
Genoſſenſchaft der Bühnenangehörigen, zuſtehenden Rechte Ge=
brauch
und ſchließen ihre Schauſpielhäuſer, in der Woche vor
Weihnachten. Den Schauſpielern brauchen ſie für dieſe Woche
keine Gage zu zahlen.
Mimen und Theaterunternehmer der älteſten Jahrgänge er=
klären
, ſie ſähen ſich zum erſtenmal in ihrem Leben einer derart
troſtloſen Situation gegenüber. John Golden, der Erfah=
renſten
einer, der das auch bei Ihnen drüben bekannte Stück
Ligthnin herausbrachte, erklärte, ſeiner Anſicht nach ſeien knapp
3000 von den mehr als 10 000 Equity=Mitgliedern beſchäftigt.
Ganz zuverläſſige Ziffern für dieſe Behauptung habe ich nicht,
erklärte er, aber ſoviel weiß ich, daß ſich morgen tauſend Bühnen=
künftler
melden würden, wenn ich ein Stück mit zwanzig Rollen
zu beſetzen hätte. Ich oder irgend ein anderer Theaterunterneh=
mer
. Raufen würden ſie ſich um dieſe zwanzig
Rollen. Die Sachlage iſt geradezu ſchreckenerregend.

Ein Mitglied des Actors Equity Council des Verwal=
tungsrates
der Genoſſenſchaft, ſchätzt die Zahl der engagements=
loſen
Mitglieder auf zwei Drittel des Geſamt=Mitgliederbeſtandes
von 10 700 Perſonen.
Die Equity hat gleichfalls keine genaue Statiſtik über die
Arbeitsloſen, ſie hat jedoch einen guten Ueberblick über die Sach=
lage
, denn ihre Mitglieder müſſen ihre Engagements anmelden
und dürſen nur mit Theaterleitern Kontrakte ſchließen, die ſich mit
den von der Genoſſenſchaft zum Schutze ihrer Mitglieder geſtellten
Bedingungen einverſtanden erklärt haben. Der Actors Fund
die große Hilfsorganiſation der amerikaniſchen Bühnenwelt, ent=
behrt
gleichfalls genauer ziffernmäßiger Unterlagen für die Be=
urteilung
der Lage, aber gerade bei dieſem Verbande kann man
der Statiſtik am eheſten entbehren, wenn es ſich darum handelt,
feſtzuſtellen, wo das Bühnenvölkchen der Schuh drückt.
Herr Golden weiſt darauf hin, daß die Schauſpieler nicht die
einzigen ſind, die unter den ſchlechten Zeiten zu leiden haben.
Wenn am Broadway neun Theater an einem ein=
zigen
Abend die Tore ſchließen, ſagt er, ſo bedeutet
dies auch für die Theaterbeſitzer und die Unternehmer Verlufte,
die raſch ſechs= und ſiebenſtellige Zahlendimenſionen annehmen.
Gründe für die Miſere? Soviel man haben will und von
jeder nur erdenklichen Variation. Die Vorherrſchaft ſogenannter
Sexualproblem=Komödien. Das Uebel der Ein=
trittskarten
=Spekulation. Der Rundfunk, der das
p.t. Publikum ans Haus feſſelt. Die hohen Eintrittspreiſe
namentlich bei den Operetten, Singſpielen, Revuen. Sonder=
barerweiſe
leidet aber gerade die Muſik=Komödie noch am we=
nigſten
unter dem allgemeinen Dalles. Am ſchlimmſten iſt das
Schau= und Luſtſpiel dran. Von den ſeit 1. Auguſt neueröffneten
zwanzig musical somedies ſind noch dreizehn am Leben, von
den 84 Trauer=, Schau= und Luftſpielen dagegen nur noch 30!
Die anderen ſind pleite. Dabei weiſt Wilfred J. Riley, Theater=
rezenſent
des Billboard, einer Fachzeitſchrift, der dieſe Ziffern
zuſammengeſtellt hat, darauf hin, daß die Zahl der diesjährigen
Fehlſchläge noch etwas hinter der des Vorjahres zurückgeblieben
iſt, wenngleich das Theatergeſchäft damals nicht ſo in die Enge
getrieben war wie heuer. Man hörte damals nicht ſo viel Kla=
gen
, nicht ſo viel von ſchlechten Zeiten, wie in dieſer Saiſon.
Der Grund hierfür mag darin zu ſuchen ſein, erklärt Riley,
daß der Prozentſatz wirklich großer Schlager dieſes Jahr erheb=
lich
niedriger iſt als letztes Jahr. Dem vorjährigen Dutzend
ſtehen an diesjährigen Neudarbietungen genau vier gegenüber,
die als Vollerfolge anzuſprechen wären.
Golden ſchreibt die Miſere dem Ueberhandnehmen der
Sexualprobleme behandelnden Stücke und dem mangelnden Zu=
ſammengehen
der Bühnenſchriftſteller mit den Darſtellern und den

Unternehmern zu. Abgeſehen davon, daß ſie untereinander
uneins ſind, vermögen ſie ſich auch nicht zur Abwehr gegen außen=
ſeitige
Faktoren, die das Geſchäft ſchädigen, zuſammenzuſchließen,
wie z. B. unfaire Arbeitergeſetzgebung, ungerechte Beſteuerung
und die Billett=Spekulation. Dazu kommt, daß die Mehrheit der
Amerikaner eher moraliſch als unmoraliſch, die Mehrzahl der jetzt
die Bühne beherrſchenden Stücke, aber eher unmoraliſch als
moraliſch iſt! Wir Amerikaner ſehen auf Anſtand und Sauber=
keit
. Haben wir nicht die Badewanne erfunden?
Die Mehrzahl der heutigen Stücke iſt aber weder anſtändig
noch ſauber, und damit vertreiben wir das Puhlikum aus
den Theatern.
Am ſelben Tage, an dem dieſer Notruf vom New Yorker
Broadway erſcholl, veröffentlichte St. John Ervine, der bekannte
engliſche Kritiker, der zurzeit bei der New Yorker World eine
Gaſtrolle als Theaterrezenſent abſolviert, eine Das Abtöten des
Theaters überſchriebene längere Abhandlung, in der er den
Gründen nachforſcht, aus denen die dieswinterliche Spielzeit all=
gemein
als die ſchlechteſte ſeit Jahrzehnten angeſprochen wird. Er
ſchickt voraus, daß es auch in London ſchon ſeit einem Jahre
nicht viel beſſer iſt, und daß er ſchon im Mai im Weſtend ein Stück
ums andere über die Bretter gehen ſah, von denen keines älter als
eine Woche wurde.
Seine ſicherlich vorurteilsloſen und intereſſanten Schlüſſe laſſen
ſich kurz dahin zuſammenfaſſen: die Hauptſchuld liegt an den
Bühnenleitern ſelbſt, die dem Publikum das Theater dadurch ver=
leiden
, daß ſie ihm keinen wirkſamen Schutz gegen die Auswüchſe
der Spekulation mit Eintrittskarten gewähren.
Entweder liefern die Schauſpielhaus=Beſitzer oder =Pächter (für
die Dauer der Laufbahn eines Stückes) den Agenten die beſten
Sitze direkt aus, oder aber ſie drücken ein Auge zu, wenn deren
Beauftragte ſoundſocftmal hintereinander an der Kaſſe erſcheinen
und ſich die Sitze holen, die ſie dann mit einem Aufſchlag weiter=
verkaufen
.
Man ſchätzt die Zahl der täglich in den Mauern New Yorks
weilenden Gäſte von außerhalb auf rund 100 000 Perſonen. Ein
nicht geringer Teil hiervon kommt nach der Hudſon=Metropole,
um ſich zu amüſieren‟. Dazu gehört der Beſuch eines Theaters.
Dieſe Fremden laſſen ſich von einem Zwiſchenhändler oftmals
phantaſtiſche Preiſe für die Karten zu einem Zugſtück abfordern.
Der Einheimiſche mit vielleicht beſchränkten Mitteln kommt hier
nicht mehr mit.
Und doch rekrutiert ſich das Stammpublikum einer Bühne
vor allem aus dem intellektuell höher ſtehenden Mittelſtand.
Von den Dollar=Milliardären intereſſieren
ſichblutwenigfür die ernſte Schaubühne. Es wäre
abgeſehen von den Opern=Mäcenen der Hochfinanz kaum

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Nummer 3

Donnerstag, den 3. Januar 1929

Geite 3

Ein Verſager.

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frößten 2
ſtellung

zu

im

Bon unſerem =Korreſpondenten.

* Rom, 1. Januar.
Roſſoni, der Vorſitzende des Bundes der fasciſtiſchen Syn=
dieare
, iſt abgebaut worden. Damit ſcheidet aus der vorderſten
Front im Fascismus ein Mann aus, der neben einem organiſato=
niſchen
Talent eine ſehr bedeutende Macht in ſeiner Hand ver=
inigte
. Er wird weiter in der hierarchiſchen Spitzenleitung des
Fascismus verbleiben, weil er im Großen fasciſtiſchen Rat
iren Platz gefunden hat. Aber ſeine Macht iſt gebrochen. Man
arin ihn nur nicht ganz beiſeite ſchieben, weil man ſonſt eingeſte=
dim
müßte, daß das Syſtem des Fascismus einen empfindlichen
Sroß gerade an einer ſeiner vitalſten Stellen erlitten hat. Denn
ſim Fascismus wurde nicht nur zum größeren Ruhme Italiens
irſſchaffen, ſondern wollte mit dem Mittel des Syndikalismus den
Aaſſenkampf beenden. Die Syndikate ſollten zwiſchen Kapital
urd Arbeit jenen friedlichen Ausgleich herbeiführen, der in der
Mitarbeit aller Klaſſen und damit in der Klaſſenharmonie aus=
Amgen ſollte
Man ſchuf das Haputſyndikat der Arbeitgeber, das ſechs Kate=
ſrien
umfaßte, die Kategorien der Landwirtſchaft, der Induſtrie,
s Handels, des Bankweſens, der Transporte zu Lande und der
Transporte zur See. Damit waren die Arbeitgeber unter einen
but gebracht, die der Miniſter der Korporationen, nämlich Muſſo=
ini
ſelbſt, gut überwachen konnte. Dieſes Arbeitgeberſyndikat
tellte ſozuſagen das Kapital an ſich dar.
Die Arbeitnehmer ihrerſeits aber waren nicht in einer ein=
uigen
Vereinigung mit ſechs Untergruppen zuſammengefaßt. Hier
agen techniſche Hemmungen vor, die ſich nicht gleich beſeitigen
ießen. Zwar ſollten genau wie bei den ſechs Arbeitgeberſyndi=
ſen
auch bei den Arbeitnehmern ſechs Syndikate geſchaffen wer=
ſeri
, wozu noch das Syndikat der Intellektuellen, der Geiſtes=
Seiter, treten ſollte, aber ſchon bei den Transportarbeitern zur
Sre war es notwendig, auf dieſe alte Gewerkſchaft Rückſicht zu
tehmen und ſie autonom zu laſſen. Das Ende vom Lied war, daß
ile ſieben Syndikate der Arbeitnehmer nebeneinander beſtanden,
ihrie in einer Hauptgruppe zuſammengefaßt zu ſein, obwohl ſie
ille zuſammen von Roſſoni geleitet wurden. Jedenfalls war es
o nicht gelungen, die Symmetrie zwiſchen der Seite des Kapi=
als
und der der Arbeit rein formal ſchon herzuſtellen. Denn das
Kapital war in einem Geſamtſyndikat geeint, die Arbeiter aber in
ſeSen verſchiedenen, getrennten, nur durch die Perſönlichkeit eines
ſemeinſamen Generalleiters verbundenen Syndikaten zuſammen=
ſe
aßt. Aus dieſer unvollendeten Struktur der Organiſation er=
aSen
ſich bald eine ganze Reihe von Unzuträglichkeiten, und man
an ein, daß in der Form, wie ſich zurzeit der fasciftiſche Syndi=
aäsmus
darſtellte, zweifellos das Problem zwiſchen Kapital und
libeit auf dem Wege der Syndikate noch nicht gelöſt war.
Dazu kam, daß in der Hand eines einzigen Mannes, nämlich
keſſonis, allzu große Machtmittel an Menſchenmaterial und Geld
ereint waren. Roſſoni verfügte ſozuſagen über die rieſigen Ein=
ſacmen
aus den Syndikatsbeiträgen der Arbeiter und wurde
anit zu einer Gefahr, zumal er in etwas auftrumpfender Weiſe
miring, von ſeiner Macht zu reden. Damit war ſein Schickſal
mſchieden. Wenn es nicht die Umorganiſation des Syndikalis=
nues
verlangt hätte, die Machtfülle Roſſonis mußte ihn ſtürzen.
da ß Roſſoni auch das nachgeſagt wurde, was heute wie einſt faſt
ſedem Manne in Italien angehängt wurde, daß er nämlich nicht
ie Geſchicllichkeit im Reichwerden ſein Amt verwaltet habe, das
t ſelbſtverſtändlich. Es ſchien auch darum an der Zeit, daß ihm
ie Ruhe gegönnt wurde, ſich der Wolle vom geſchorenen Schäf=
dert
zu erfreuen. Auch andere wollen leben und eſſen
Aangia, er ißt, ſagt man in Italien, wenn einer es verſteht,
eeinem guten Amt nicht arm zu werden.
Noſſoni alſo geht, und die Theorie des Fascismus muß in
iner ihrer Hauptlehren ein großes Loch ſtopfen. Denn das Syſtem
es Syndikalismus hat bisher verſagt. Es war noch nicht in der
age, einen Ausgleich zwiſchen Arbeit und Kapital herzuſtellen. Es
dar noch nicht einmal im Stande, ſeine Syndikate richtig herzuſtellen.
ntweder iſt die Theorie an ſich nicht ganz richtig oder in der
Fraxis ſind zu viel Theoretiker, die an dem Rieſenapparat ſatt
derden müſſen. Nicht umſonſt läuft gerade jetzt ein heiteres
Vort durch Rom. Man erinnert ſich, daß der letzte Bürgermeiſter
on Mailand Belloni hieß und im Herbſt ganz plötzlich von ſeinem
Foſten verſchwand. Er hatte zu viel und zu dreiſt gegeſſen.
luch Roſſoni gilt als ſtarker Eſſer. Nun fragen die ſchmunzeln=
en
Römer: Wer waren im vorigen Jahrhundert die beſten
Naſiker Italiens? Antwort: Bellini und Roſſini. Und wer
ind jetzt die beſten Eſſer? Belloni und Roſſoni.

Rußland ſchlägt Polen das Inkrafttreken des
Kelogg-Paktes vor.

Moskau, 2. Januar.
Wie verlautet, hat Litwinow dem polniſchen Geſandten in
Moskau eine Note der Sowjetregierung übermittelt mit der
Bitte, ſie nach Warſchau weiterzugeben. In dieſer Note macht
Litwinow Polen den Vorſchlag, den Kellogg=Pakt ganz unab=
hängig
von der Ratifizierung durch andere Staaten durch Unter=
zeichnung
eines Sonderprotokolls zwiſchen Polen und Sowjet=
rußland
in Kraft treten zu laſſen. Das Sonderprotokoll ſoll auf
der Grundlage des Artikels 3 des Kelloggpaktes fußen. Der Vor=
ſchlag
Litwinows iſt inſofern beſonders intereſſant, als er an die
Stelle des von Polen gewünſchten Nicht=Angriffsvertrages zwi=
ſchen
Sowjetrußland einerſeits ſowie Polen und den baltiſchen
Staaten andererſeits den Kellogg=Pakt in Vorſchlag bringt.

Der ruſſiſche Vorſchlag ſoll erſt nach der Rüchkehr des pol=
niſchen
Außenminiſters Zaleſki von ſeinem Weihnachtsurlaub be=
antwortet
werden, ſo daß eine Stellungnahme des Kabinetts
Bartl zurzeit noch nicht vorliegt. Immerhin wird der Vorſchlag,
der in gleicher Form den litauiſchen, lettiſchen und eſtländiſchen
Kabinetten zugegangen iſt, weder als dringend noch als beſonders
praktiſch angeſehen, weil der Kelloggpakt im Laufe von wenigen
Monaten in Kraft treten dürfte und eine unmittelbare Kriegs=
gefahr
für Oſteuropa nicht beſtehe, ſo daß dem ruſſiſchen Vor=
ſchlag
nach Meinung maßgebender Kreiſe nur die Bedeutung
einer pazifiſtiſchen Demonſtration zukäme. Man nimmt daher an,
daß die polniſche Regierung den ruſſiſchen Vorſchlag ablehnen
wwird.

* Der Stellungnahme Polens und Litauens zu dieſem un=
gewöhnlichen
Schritt der Sowjetregierung kann mit umſomehr
Intereſſe entgegengeſehen werden, als, wie in der ruſſiſchen Note
an Polen ausgeführt wird, ſämtliche Verſuche Moskaus, mit
Polen zu einer Regelung des Verhältniſſes der beiden Staaten
zu einander durch den Abſchluß eines Nichtangriffspaktes zu ge=
langen
, in der Tat geſcheitert ſind. Den Schuldigen für dieſe
Entwicklung feſtzuſtellen, iſt nicht leicht. Auf der einen Seite
mögen die ruſſiſchen Angebote, wie auch z. B. der vielbeſprochene
weitgehende Antrag in der Abrüſtungskonferenz, hauptſächlich
von taktiſchen und propagandiſtiſchen Erwägungen geleitet ſein.
Auf der anderen Seite hat aber Polen unzweifelhaft durch
ſein Zögern und Hinausſchieben einer endgültigen Antwort auf
die ruſſiſchen Vorſchläge das Odium auf ſich genommen, daß ihm
an einer Regelung ſeiner Beziehungen zu Rußland gar nichts
gelegen ſei und daß es nach wie vor trachte, die Führung in den
geplanten Vier=Mächteblock der baltiſchen Stoaten zu über=
nehmen
, der eine offene Spitze gegen die Sowjetunion tragen
würde. In ſeiner Andwort an die Sowjetunion wird Polen
nunmehr offen Farbe bekennen müſſen, wie es ſich in Zukunft
nicht nur ſeine Beziehungen zu Rußland, ſondern auch die ge=
ſamte
Entwicklung in Oſteuropa denkt.

England und der Schrikt Rußlands.

Mit geſpanntem Intereſſe verfolgt man in London das
ruſſiſche Angebot an Polen zum Abſchluß eines Vertrages, wel=
cher
die Bedingungen des Kellogg=Paktes für beide Länder ver=
pflichtend
machen ſoll. Ueber die ruſſiſchen Motive beſtehen aller=
hand
Vermutungen, die reichlich mit engliſchen Propagandage=
danken
durchſetzt werden. So erblickt der diplomatiſche Kor=
reſpondent
des Daily Telegraph darin den Verſuch zu einem
Vorſtoß Rußlands, in Waſhington und in der Wallſtreet das
Terrain im Hinblick auf die ruſſiſchen Finanzbedürfniſſe zu ebnen.
Weiter ſieht das Blatt den Vorſchlag als einen Schachzug an,
um den ruſſiſchen Abrüſtungsvorſchlägen einen günſtigen Rahmen
zu geben. Endlich wird als beachtenswert bezeichnet, daß Ru=
mänien
keine Einladung von Rußland erhalten habe. Die
Schwierigkeiten lägen darin, daß Rumänien an dem Status guo
feſthalte, alſo auf der jetzigen Regelung der beſſarabiſchen Frage
beſtehe. Im übrigen werden die Vorſchläge Rußlands in einem
großen Teil der der engliſchen Regierung naheſtehenden Preſſe
faſt gänzlich übergangen. Die liberale Daily News meint je=
doch
, man dürfe die Note Litwinows nicht in den Wind ſchlagen
und das ruſſiſche Angebot an Polen ſei als ein äußerſt ernſt
zu nehmender Vorſchlag zu betrachten.

12

Der Herzog von Ayen unker Anklage geſtellt.

EP. Paris, 2. Jan.
Der mit der Unterſuchung der Affäre der Gazette du Frane
beauftragte Richter hat heute eine neue Perſönlichkeit, den Herzog
von Ayen, unter Anklage wegen Betrugs, Vertrauensmißbrauch
und Mitſchuld geſtellt. Der Herzog, der vorläufig auf freiem
Fuß belaſſen wurde, war in großem Maßſtab an den Unterneh=
mungen
der Frau Hanau als Scheinaktionär beteiligt. In den von
Frau Hanau gegründeten Finanzgeſellſchaften hatte der Herzog
Aktien im Werte von etwa 2 Millionen Franken gezeichnet, aber
niemals übernommen, ſondern ſie unmittelbar nach der Zeichnung
wieder an Frau Hanau zurückgegeben. Ferner war er bei zwei
Finanzgeſellſchaften, darunter der Interpreſſe Mitglied des
Verwaltungsrates. Er will in gutem Glauben gehandelt haben
und beſchuldigt Frau Hanau, daß ſie ſich ſeines Namens bedient
habe, um ihren Opfern Vertrauen einzuflößen. Vorausſichtlich
wird der Unterſuchungsrichter noch weitere Scheinaktionäre zum
Verhör vorladen. Die Vollſtreckung des geſtrigen Beſchluſſes,
den Chefredakteur der Gazette du Franc, Audibert, zu verhaf=
ten
und ins Gefängnislazarett von Fresnes zu verbringen, iſt vor=
läufig
aufgeſchohen worden, angeblich wegen Mangels an ärzt=
lichem
Gefängnisrerſonal.

Die Verhaftung des Agenten Amard, der eine merkwürdige
Vermittlerrolle zwiſchen Frau Hanau, dem Journal und der
Rumeur geſpielt hat, veranlaßt das letztere Blatt, die ſofortige
Freilaſſung ſeines Direktors Anquetil zu fordern und dieſen als
das unſchuldige Opfer eines Betrügers hinzuſtellen. Das Blatt
behauptet, Anquetil ſei in einer ungeheizten, ſchlecht gelüfteten
und finſteren Zelle untergebracht, die an mittelalterliche Gefäng=
niſſe
erinnere. Da er als Lungenkranker aus dem Heeresdienſt
entlaſſen worden ſei, ſchwebe er in größter Gefahr. Das Blatt
deutet ferner an, daß der geheimnisvolle Amard bereits in der
Unterſuchung über die angebliche Fälſchung ungariſcher Renten=
papiere
eine Rolle geſpielt habe und daß er mit Tovbini und
Blumenſtein in Beziehungen geſtanden habe. Der Unterſuchungs=
richter
ließ im Laufe des Nachmiitags eine Hausſuchung in der
Wohnung Amards vornehmen, offenbar um den Verbleib der von
Frau Hanau angeblich für das Journal ausbezahlten eine
Million Franken feſtzuſtellen. Ferner verhärte er den aus Süd=
frankreich
nach Paris zurückgekehrten Redakteur des Journal,
Vidal, ſowie den Rechtsberater der Frau Hanau, Rechtsanwalt
Herſant. Vorausſichtlich wird in dieſen Tagen auch der ehemalige
Direktor des Quotidien‟ Dumay, erneut vorgeladen werden.
Der Chefredakteur der Gazette du Franc, Audibert, wurde einer
Unterſuchung durch drei Gerichtsärzte unterzogen, als deren Er=
gebnis
mitgeteilt wird, daß der Haftbefehl gegen ihn vorläufig
unvollſtreckt bleiben wird.

Die Affäre Klot.

Der mit der Unterſuchung der Affäre Klotz beauftragte Rich=
der
vernahm heute den ehemaligen Finanzkontrolleur Cheyſſon.
Dieſer hatte Klotz 500 000 Franken zum Ankauf von Aktien einer
Kunſtſeidengeſellſchaft übergeben. Klotz kaufte jedoch nur für
20 000 Franken Aktien und behielt die übrigen 480 000 Franken
für ſich. Als Cheyſſon auf Rückzahlung drängte, ſtellte er einen
Scheck und drei Wechſel über die Summe aus. Der Scheck er=
wies
ſich als ungedeckt, während die Wechſel gefälſchte Unter=
ſchriften
trugen. Von den drei Sachverſtändigen, die vom Gericht
beauftragt worden ſind, Klotz erneut auf ſeinen Geiſteszuſtand
zu unterſuchen, haben zwei den Auftrag abgelehnt.

Der Autonomiſtenführer Roſſé, der vor einiger Zeit von
der Kammer auf Grund ſeiner Verurteilung im Kolmarer
Autonomiſtenprozeß ſeines Abgeordnetenmandats für verluſtig
erllärt worden iſt, veröffentlicht im Elſäſſer Kurier einen Auf=
ruf
an ſeine Wähler, in dem er ſich gegen die Verſuche ſeiner
Gegner wendet, den Autonomiſten oder gar den Elſäſſern die
Verantwortung für die ſinnloſe Tat eines überſpannten Men=
ſchen
aufzubürden. Es ſei zu bedauern, daß nach dem Kol=
marer
Prozeß nicht eine allgemeine Amneſtie erlaſſen worden ſei.
Der Aufreizungsfeldzug gehe nicht von den Autonomiſten, ſon=
dern
von ihren Gegnern aus. Die Uebertragung des Roos=
Prozeſſes an das Schwurgericht Naney ſei ein Anſchlag gegen
die Volksjuſtiz. Das Urteil würde vorausſichtlich auf Freiſpruch
gelautet haben. Roſſé ſchließt mit der Aufforderung an die
Wähler, auf dieſe Ausnahmemaßnahmen mit dem Stimmzettel
zu antworten und am 13. Januar als ſeinen Nachfolger einen
Mann zu wählen, deſſen Perſönlichkeit nur als ein Proteſt gegen
die gegneriſchen Machenſchaften wirken könne.

iner zu nennen, der ein ſtrebſames Theaterunternehmen je ſo
urchgreifend finanziert hätte, daß es auf geraume Zeit aller

zeldſorgen überhoben geweſen wäre. Die Oberſchicht findet
nan vornehmlich bei den Uraufführungen der musical come-
jes
die Damen halb unter Orchideen verborgen. Eine, zwei
der drei dieſer farbenprächtigen exotiſchen Blüten genügen ihnen
icht, ſie behängen ſich mit einem halben Tropenwald. Exzeß
in allem, alſo auch im Blumenſchmuck, iſt ihre Loſung, ſagt
Erwine. Von ihnen kann das ernſte Drama keine Unterſtützung
rwarten.
Wir müſſen uns auf die Mittelklaſſe verlaſſen, und wenn
ſieſe dem Theater entfremdet wird, dann wird das Theater ein
tzliches und unrühmliches Ende nehmen. Dann wird in
ervines Worten! die amerikaniſche Bühne auf den Tiefſtand
er engliſchen herabſinken, wird das Schauſpiel zum Zeit=
ſertreib
blöder, mit Orchideen beſteckter Wei=
ter
, ſpitzbäuchiger Aktienmakler, der =tüs und der überan=
nengten
Meſſengerboys werden. Und das Drama wird unter=
ehen
.. .
Wären die Bühnenleiter ſo aufgeweckt, wie ſie uns glauben
nachen wollen, dann würden ſie gigantiſche Anſtrengungen
nachen, den Mittelſtand wieder für ihre Schauſpielhäuſer zu ge=
vinnen
. Aber wie wohl wiſſen wir, daß Bühnenleiter alles andere

Is aufgeweckt ſind! Man ſehe nur, wie ſie ihre Theater in einem
inzigen Stadtteil zuſammendrängen, ſo daß bei dem Verkehrs=

indrang kaum durchzukommen iſt. Selbſt Schafe, ſollte man mei=
een
, haben mehr Initiative als dieſe Leute. Ich glaube wahr=
ſaftig
, es beſteht keine Hoffnung für das Theater, bis es
uiniert iſt.
Man kann den Worten des engliſchen Kritikers nur beipflich=
en
. Wie es erſt werden wird, wenn der Tonfilm weitere Tau=
ende
Schauſpieler um ihr täglich Brot bringt, daran wagt man
gum zu denken.

Frankfurker Muſikbrief.

* Die Weihnachtsgeſchenke des Opernhauſes für Kinder und
ſie für Erwachſene brachten gleichermaßen eine Enttäuſchung. In
Erinnerung an den 150. Geburtstag Clemens von Brentanos
vurde deſſen von E. Ponto nachgearbeitetes Märchen Trill=Trall
und ſeine Brüder als Weihnachtsmärchen einſtudiert. Das mit
nicht allzuviel Liebe vorbereitete Werkchen hat keinerlei Beziehung
um Weihnachtsfeſt und konnte hauptſächlich durch die gefällige
Nuſik W. Czanik’s eines begabten Kapellmeiſters der Oper
gefallen.

Die Neueinſtudierung der Fledermaus unter der Regie
Dr. Wallerſtein’s war eine ſtiliſtiſche Unmöglichkeit. Dieſe genialſte
aller Operetten iſt ein klaſſiſches Werk und verträgt es nicht, als
Revue aufgezogen zu werden. Von dem prachtvollen deutſchen
Humor, der in dieſer Operette ſteckt, war regiemäßig nichts zu ver=
ſpüren
. Man hatte den Eindruck, es ſollte unter allen Umſtänden
etwas Beſonderes gemacht werden. So ergaben ſich Gequält=
heiten
, wie das völlig unverſtändliche Drehen der Lampions bei
Beginn des Walzers im 2. Akt und wie das noch weniger ver=
ſtändliche
, an das Schlußbild von Jonny ſpielt auf erinnernde
Schlußbild mit Ringen und Reifen in der Luft, die in jedem halb=
wegs
natürlich empfindenden Zuſchauer Befremden erwecken
mußten. Ein Regiſſeur, der nur mit dem Kopf und nur mit
Aeußerlichkeiten arbeitet, iſt nicht fähig, ein Werk wie die Fleder=
maus
zu begreifen. Nur der, der am Pult ſaß, Prof. Krauß,
hatte den Nerv für dieſe Muſik. Schon die Quvertüre hatte
einen prachtvollen, ſelbſtverftändlichen Schmiß, der auch im übrigen
nicht verloren ging und der im ſchreienden Gegenſatz zu den Un=
natürlichkeiten
auf der Bühne ſtand. Der Abend konnte einem
den Abſchied von dem nunmehrigen Direktor der Wiener Staats=
oper
ſchon ein bißchen ſchwer machen. Die Aufführung brachte
eine weitere Ueberraſchung durch die darſtelleriſch faſt freie Lei=
ſtung
F. Völker’s als Alfred, der prachtvoll ſang. Bei den ande=
ren
Soliſten hatte man mit Ausnahme vielleicht von H.
Schramm’s Eiſenſtein und R. v. Schenck’s Froſch den Eindruck
des Gehemmten, den man bei der Art der Regieführung ver=
ſtehen
kann.
Von den Gaſtſpielen der Dirigenten, die als Nachfolger Kl.
Nettſtraeter’s in Frage kommen ſollen, hinterließen diejenigen des
Karlsruher Generalmuſikdirektors Krips den ſtärkſten Eindruck.
Er dirigierte ſtilſicher und muſikaliſch überzeugend den Don Juan
und den Fliegenden Holländer. Gaſtſpiele G. Bindernagel’s
als Donna Anna und M. Salvatini’s als Martha in Tiefland
gaben Zeugnis von den ſtarken künſtleriſchen Qualitäten der bei=
den
Künſtlerinnen
Dr. W. Kn.

Von Deutſchlands Hohen Schulen.

Frankfurt a. M. Die naturwiſſenſchaftliche Fakultät hat den prak=
tiſchen
Arzt Dr. med. Oskar Bernhard in St. Moritz, den Begründer
der modernen Heliotherapie, zum Ehrendoktor der Naturwiſſenſchaften
ernannt.
Marburg. Der Kliniker Eduard Meyer, Profeſſor und Direktor
der Poliklinik, iſt an einemr Herzleiden geſtorben.
Bonn. Die Privatdozenten in der philoſophiſchen Fakultät. Di=
Reinhard Mecke (Phyſik) und Dr. Heinrich Rheinboldt (Chemie) ſind zu
nichtbeamteten a. o. Profeſſoren ernannt worden.

Stuttgart. Rektor und Senat der Techniſchen Hochſchule haben den
Generaldirektor Dr.=Ing. Albert Sommer in Dresden, in Aneikennung
der wertvollen Dienſte auf dem Gebiete des Bauingenieurweſens zum
Ehrenſenator der Württembergiſchen Techniſchen Hochſchule ernannt.
München. Der Privatdozent für Moraltheologie und Sozial=Ethik in
der katholiſch=theologiſchen Fakultät, Dr. Peter Tiſchleder, wurde zum
nichtbeamteten außerordentlichen Profeſſor ebenda ernannt.
Leirzig. Der Direktor des Praktiſch=pädagogiſchen Seminars und
Vorſitzende der Wiſſenſchaftlichen Prüfungskommiſſion, Dr. phil. Ernſt
Boehm, iſt zum ordentlichen Honorarprofeſſor der Didaktik der höheren
Schule in der Philoſophiſchen Fakultät ernannt worden. Der nicht=
beamtete
a. v. Profeſſor Dr. phil. Paul Hermberg hat einen Ruf auf
eine außerordentliche Lehrſtelle in der Wirtſchaftswiſſenſchaftlichen Ab=
teilung
der rechts= und wirtſchaftswiſſenſchaftlichen Fakultät der Uni=
verſität
Jena erhalten.
Bonn: Der Honorarprofeſſor für franzöſiſche Geiſtes= und Geſell=
ſchaftsgeſchichte
Dr. Hermann Platz iſt von der iriſchen Staatsuniver=
ſität
in Dublin zu einer Gaſtvorleſung über die geiſtigen Strömungen
im deutſchen Katholizismus der Nachkriegszeit eingeladen worden.
Der Profeſſor der Mathematik, Dr. Felis Hausdorff, iſt von der
Moskauer Mathematiſchen Geſellſchaft zum Mitglied gewählt worden.
Berlin: Der Pianiſt Edwin Fiſcher iſt nach einem Konzert, das
er wiederum zum Beſten der Studentenhilfe veranſtaltete, von der
rechtswiſſenſchaftlichen Fakultät der Univerſität Köln zum Ehrendoktor
ernannt worden. Im Alter von 75 Jahren verſchied am 20. Dezember
der außerordentliche Profeſſor für innere Medizin, Geh. Medizinalrat
Dr. med. et phil. Carl Poſner. Der Privatdozent und Aſſiſtent
am pflanzenphyſiologiſchen Inſtitut ebenda Dr. Paul Metzner hat
einen Ruf als außerordentlicher Profeſſor für angewandte Botanik an
die Univerſität Tübingen als Nachfolger von Prof. Oehlkers erhalten
und zum 1. März 1929 angenommen.

Jahreskalender Mutter und Kind 1929, herausgegeben von Adele
Schreiber im Hippokrates=Verlag, Stuttgart; mit Schreibraum für das
Tagebuch der Mutter und Sammelmappe, 108 Blätter, zum Teil
farbig, doppelſeitig bedruckt, mit je einem Bild und Text. Format
19X24 Zentimeter. Preis 3 RM.
Der zweite Jahrgang von Adele Schreibers Kalender Mutter und
Kind rechtfertigt die günſtigen Urteile des Vorjahrs, die ihn muſter=
gültig
in Text und Illuſtration, unentbehrlich für Mütter und Er=
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, entzückend und ſehr empfehlenswert, eine wahre Sammlung
von Koſrbarkeiten nannten.

Pipers Kunſtkalender 1929. Mit 54 teils farbigen Tafeln. 1,80 Mk.
R. Piper u. Co., Verlag, München.
Wirklich ein preiswerter und vielſeitiger Kunſtkalender, der uns im
Flug des Jahres mit hervorragenden Kunſtſchöpfungen bekannt macht.
Jedes Wochenbl=i: enzhält auch eine ausführliche Erklärung und Be=
ſchreibung
des dargeſtellten Kunſtwerkes. Anregung zur Weiterbeſchäf=
tigung
mit dieſen Dingen und künſtleriſche Augenfreude wird in hohem
Maße durch dieſen für jeden evſchwinglichen Arndakmißtalender vem
mittelt.

[ ][  ][ ]

Seite 4

Donnerstag, den 3. Januar 1929

Nummer 3

O
O

Statt Karten.

Unſer Willi hat heute ein
Schweſierchen bekommen.
Ludwig Bourgeois u. Frau
Eliſabeth, geb. Saurwein.
Darmſiadt, den 31. Dez. 1928.
Martinſtraße 66.

Elli Nieß
Erich Graß
Dipl.-Ing.
Verlobte
Neujahr 1929
Darmstadt
Düren
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Die glückliche Geburt einer geſunden
Tochter zeigen in dankbarer Freude an
Franz Kaffenberger und Frau
Ria, geb. Kugel.

Dilshofen, den 29. Dezember 1928.

Mit

Nr. 4449
an das Fernſprech=
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angeſchloſſen.
K. von der An
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Strümpfe w. b. an=
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Für die zahlreichen Geſchenke
und Glückwünſche anläßlich unſe=
rer
Vermählung ſagen herzlichen
Dank
Wilhelm Küchler und Frau
Gretel, geb. Dörr.

Für die uns anläßlich unſerer Silbernen
Hochzeit erwieſenen Aufmerkſamkeiten
ſagen wir Allen auf dieſem Wege
unſeren herzlichſten Dank,
Fritz Plößer uebſt Ehefrau

Arheilgerſtraße 57.

Statt beſonderer Anzeige
Nach einem arbeitsreichen Teben verſchied nach
längerem Krankſein meine liebe Mutter, Großmutter,
Schweſter und Tante
Frau
Margatee Schel Swe.
geb. Löſch
im 74, Lebensjahr.
Im Namen der Hinterbliebenen:
Familie Fritz Schmunk
Darmſiadt, Saarbrücken, den 2. Januar 1929.
Mollerftr. 1
Die Beerdigung findet am Freitag, den 4. Januar, nachm. 3 Uhr, von
der Kapelle des alten Friedhofs, Nieder=Ramſtädterſtr., aus ſtatt. (489

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IM

NEUEN TAHRE ERMASSIGTE
PREISE FUR ORTIZONI

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mein lieber Mann, unſer treu=
beſorgter
Vater, Schwiegervater,
Großvater, Bruder, Schwager
und Onkel
Herr
Georg Kies
Eiſenbahnſekretär
im 48. Lebensjahr in Folge Un=
glücksfalls
von uns geriſſen.
In tiefer Trauer:
Anna Kies, geb. Welch
Herm. Grimm und Frau
geb. Kles.
Die Beerdigung findet Freitag,
den 4. Januar, nachm. 3 Uhr,
auf dem Waldfriedyof ſtatt. (*

Todeg=Anzeige.
Schmerzerfüllt machen wir die
traurige Mitteilung, daß unſer gutes
Kind
Mariechen Oiehl
nach kurzem, geduldig ertragenem
Leiden entſchlafen iſt.
Familie Karl Diehl
Familie Jakob Ruths.

Die Beerdigung findet am Freitag,
den 4. Januar um 2 Uhr in As=
bach
ſtatt.

Dankſagung.

Für die vielen Beweiſe herzlicher
Teilnahme und für die zahlreichen
Kranz= und Blumenſpenden bei dem
Heimgang meiner ſanft entſchlafenen,
lieben, guten Tochter

Ottilie

ſage ich allen Verwandten, Freunden
9 und Bekannten, ſowie den Lehrerinnen
der Fortbildungsſchule und Schul=
kameraden
meinen innigſten Dank.
Insbeſondere danke ich dem Herrn
Pfarrer Weigel für ſeine troſtreichen
Worte am Grabe, ſowie Herrn Dr.
Müller und Schweſter Bertha für ihre
große Bemühungen bis in letzter
(477
Stunde.
Frau Ottilie Burger Vwe.
Waſchenbach, den 1, Januar 19:9.

Statt Karten.
Für alle Beweise der Teilnahme
an unserem schmerzlichen Verlust
bitten wir auf diesem Wege herz-
lichsten
Dank sagen zu dürfen. Ins-
besondere
danken wir Herrn Pfarrer
Beringer für seine trostreichen Worte
und der Direktion der Städt. Betriebe
für den ehrenden Nachruf am Grabe.
Im Namen der trauernden Hinterbliebenen:
Marie-Lonise Logel, veh. Chollut.
Darmstadt, den 1. Januar 1922.
(459

Dankſagung.
Für die zahlreichen Beweiſe der Teil=
nahme
und liebevollen Kranzſpenden
bei dem Heimgang unſ. lieben EEnt=
ſchlafenen
, beſonders Herrn Pfarrer
Vogel für ſeine Troſiworte am Grabe
herzlichſien Dank.
Familie F. Helmbold.

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[ ][  ][ ]

Nummer 3

Donnerstag, den 3. Januar 1929

Seite 5

eidern

von

Aus der Landeshaupkſtadk.

Darmſtadt, 3. Januar.

Heſſiſches Landestheater. Heute Donnerskag gelangt Rigo=
bretto
von Verdi unter muſikaliſcher Leitung von Max Rudolf zur
Tufführung. Den Herzog ſingt Cornelius Oevregaard vom Staats=
tHeater
Kaſſel, den Rigoletto Karl Hellgren vom Stadttheater Graz als
(Säſte. In den übrigen Hauptrollen ſind die Damen Käthe Walter,
Marta Liebel und die Herren Theo Herrmann, Ernſt Overlack und
(ugen Vogt beſchäftigt. Die Vorſtellung iſt der Miete C zugeteilt und
leginnt um 19.30 Uhr.
Die Zuſatzmiete IV erhält heute abend im Kleinen Haus die
ſte Wiederholung des zu Silveſter ſo erfolgreich aufgeführten Schwan=
tes
Theo macht alles in der Inſzenierung Günter Haenels.
Die Vorſtellung beginnt um 19.30 Uhr.
Die für Samstag, den 29. Dezember, angeſetzt geweſene Aufführung
ton Beethovens Fidelio findet morgen Freitag, den 4. Januar,
als Vorſtellung der Miete K ſtatt. Muſikaliſche Leitung: Generalmuſik=
lärektor
Dr. Böhm. Die Vorſtellung beginnt um 19.30 Uhr.
Elly Ney, die berühmte deutſche Beethovenſpielerin, iſt die
Soliſtin des vierten Sinfoniekonzerts des Landestheaters, das Montag,
ten 7. Januar ſtattfindet. Zur Aufführung gelangt eine Luſtſpiel=
tarvertüre
von Holenia, die Sinfonie Nr. 1 C=Moll von Wilhelm Peter=
ſen
und das Klavierkonzert in Es=Dur von Beethoven. Dirigent: Gene=
talmuſikdirektor
Dr. Böhm.
Aüda wird zum erſten Male in dieſer Spielzeit Sonntag, den
8. Januar, aufgeführt. Die Alda ſingt Roſe Landwehr, den Nadames
zim erſtenmal Hans Grahl. In den übrigen Hauptrollen ſind die
Damen Jacobs und Rieder und die Herren Herrmann, Komregg, Over=
lck
, Grohm beſchäftigt. Muſikaliſche Leitung: Max Rudolf.
Der Blaue Vogel, das deutſch=ruſſiſche Kabarett, wird mit
t5illig neuem Programm Sonntag, den 6. Januar, nachmittags 16 Uhr
und abends 20 Uhr, ein Gaſtſpiel beginnen, das ſich Montag, den 7.,
und Dienstag, den 8. Januar, fortſetzt. Dieſe vier Vorſtellungen fin=
ten
im Kleinen Haus des Landestheaters ſtatt. Der Vorverkauf hat
legonnen.
Valeska Gert Geſtalten, geſungen, geſprochen, getanzt , dieſer
trtereſſante Abend, an dem die weit über die Grenzen Deutſchlands
lanaus geſchätzte Grotesktänzerin ihre ungemein originellen Darbietun=
ten
vorführt, findet Montag, den 14. Dezember, im Kleinen Haus des
andestheaters ſtatt.
Die Meiſterſinger von Nürnberg in der Neueinſtu=
täerung
und Inſzenierung werden Sonntag, den 13. Januar, zum
e ſten Male wiederholt. Die nächſte Aufführung der neueinſtudierten
Fledermaus iſt für Samstag, 5. Januar, vorgeſehen.
Das Schauſpiel des Landestheaters bereitet gegenwärtig Verneuils
Herr Lamberthier vor. Die Berliner Uraufführung dieſes
Duo=Dramas mit Baſſermann und Lucie Mannheim in den beiden
TTollen war vielleicht die größte Theaterſenſation in dieſer Spielzeit.
Es iſt ein Novum in der Geſchichte des Kammerſpiels, wie hier von
Berneuil ein krimineller Stoff in dialogiſcher Form auf zwei Perſonen
sſtellt, in drei Akten mit ſtändig geſteigerter Spannung zum Drama
SSſtaltet wird. Die beiden Rollen ſpielen Beſſie Hoffart und Haus
Eungbauer. Die Erſtaufführung findet am Samstag, den 5. Januar,
ir der Inſzenierung von Haus Werner Langer im Kleinen Haus ſtatt.
Beginn 19 Uhr.
Theo Herrmann hat ſeinen Liederabend auf Freitag,
teen 11. Januar, verlegt. Er ſingt Lieder von Schubert, Schumann,
vewe und Gretſchaniow. Frau Olga Herrmann begleitet ihn
im Flügel. Die bereits gelöſten Eintrittskarten behalten ihre Gültig=
keit
. Der Vorverkauf für Mieter iſt verlängert bis einſchließlich den
4. Januar d. Js. zu Preiſen von 13 Mark. Ab 5. Januar beginnt
ter allgemeine Vorverkauf.
Sechſtes Akademie=Konzert. Die Reihe der Akademie=Konzerte
ien neuen Jahre beginnt mit einem Liederabend von Roſe
4. andwehr (Heſſiſches Landestheater). Das Konzert wird ſicher all=
gemeinem
Intereſſe dadurch begegnen, daß die Künſtlerin zum erſtenmal
irn Konzertſaal vor das Darmſtädter Publikum tritt, am Flügel unter=
ſtützt
von Generalmuſikdirektor Dr. Karl Böhm. Bieten ſchon dieſe
keeiden Namen eine Gewähr für die künſtleriſche Qualität des Konzertes,
ſ dürfte außerdem noch das Programm beſondere Beachtung finden.
Die beiden Künſtler bieten einen kleinen Querſchnitt durch die Geſangs=
teratur
, anfangend mit Gg. Friedr. Händel und ſchließend mit Wal=
ter
Braunfels. Außerdem kommen Lieder von Franz Schubert, Hügo
Wolf und Richard Strauß zum Vortrag. Karten zu dem au 10. Jan.
m 20 Uhr ſtattfindenden Konzert im Sekretariat der Städtiſchen Aka=
temie
für Tonkunſt, Eliſabethenſtraße 36.
Sein 30jähriges Geſchäftsjubiläum beging am 2. Januar Herr
Seorg Daniel Appfel, Metzgermeiſter, Schloßgaſſe 34.
Der älteſte Bierbrauer Darmſtadts, Herr Johann Wetter=
mann
, Mauerſtraße 17, begeht am 5. Januar ſeinen 75. Geburts=
tag
in körperlicher und geiſtiger Friſche.
Ehrung. Am 1. Januar konnte Herr Willy Höver. Inhaber
tes Hauptbahnhof=Reſtaurants, ſechs treuen Angeſtellten im Namen des
Berbandes der Deutſchen Bahnhofswirte, ein Diplom für treue Dienſt=
zeit
überreichen, welche teils in Darmſtadt, teils in Wittenberg (Bezirk
Salle) und Darmſtadt im Bahnhofs=Reſtaurant tätig waren. Es ſind
dies die Herren Adam Ihrig, Kellner (10 Jahre), Guſtav Held,
Pellner (10 Jahre), Georg Kräll, Kellner (20 Jahre), Donatius
Single, Kellner (10 Jahre), Hermann Pilkenroth, Kellner
5 Jahre), und Frau Maria Kräll, Verkäuferin (5 Jahre).
Gewerbemuſeum. Die Anmeldungen zu dem Kurſus in deut=
ſcher
und lateiniſcher Kunſtſchrift unter Leitung von Herrn Hein=
richſen
aus Offenbach müſſen bis zum 7. Januar erfolgen. Der
Kurſus, der zehn Doppelſtunden umfaßt, kann nur bei genügender Be=
Heſſen. Es wird nochmals und drinslich darauf hingewieſen, daß am Dienſtverpflichtung entlaſſen werden, Anſpruch auf: a) Uebergangs=
Samstag, dem 5. Januar 1929, nachmitags pünktlich um 3 Uhr, im Rat=
ausſal
am Manplatz in Darmſtadt die 4. Generalverſammlung ſtatt=
ſrndet
mit folgendee Tagesordnung: 1. Bericht der Geſchäftsſtelle, 2. Be=
richt
der Kuſſenſtelle, 3. Wahl der Kaſſenprüfer, 4. Bericht der General=
tägung
des Reichsverbandes in Nürnberg, 5. Entlaſtung des Vorſtandes,
rng der Statuten, 9. Anträge, 10. Verſchiedenes. Die Mitglieder wer=
den
hicrmit nochmals aufgeſordert, vollzählig zu erſcheinen.
Volkshochſchule. Der neue Arbeitsplan für die Zeit
Fanuar-März iſt erſchienen. Er iſt zu haben in der Geſchäfts= 4 und weniger als 8 Jahren für die Dauer eines Jahres, von mindeſtens
ſelle der Volkshochſchule, Mathildenplatz 17, beim Verkehrsbureau und ackt und weniger als 12 Jahren für die Dauer von 2 Jahren, von
bei Buchhandlung Saeng, Kirchſtraße 20. Im Arbeitsplan ſind die
Neu beginnen Kurſe in Deutſch (Rechtſchreibung), Franzöſiſch für An=
ſänger
, eine philoſophiſche Vorleſung über Kant, ein Kurſus über
Elektrizität, ein Morſekurſus, Bürgerliches Recht, Wirtſchaftliche
Tagesfragen, ein Kurſus zum Modellieren von Keramik aller Art.
Anmeldungen zum Beſuch der Kurſe ſind umgehend zu richten
an die Geſchäftsſtelle der Volkshochſchule in der Zeit von 91 Uhr und
1519 Uhr.
Von der Weihnachtsfeier der Train=Vereinigung 18 geht uns
berſpäter folgender Bericht zu: Die von der Train= Vereini=
gung
18 im Konkordiaſaal veranſtaltete Veihnachtsfeier war gut
beſucht und nahm einen ausgezeichneten Verlauf. Das geſamte reich=
haltige
Programm, einſchließlich der Muſik, wurde von Vereinsmitglie=
dern
, deren Söhnen und Töchtern und einigen der Vereiwigung ſehr
naheſtehenden Pexſonen beſtritten und fand ugeteilten Beifall. Der
1. Vorſitzende, Kamerad P. Hofmann, verſttnd es, ſeine Feſtanſprache
mit einem lebenden Vilde zu verbinden, das eine Ehrung der gefalle=
nen
Kameraden darſtellte, wolei Kamerad Wilhelm Jahn ſehr erfolgreich
mitwirkte. Eine beſendere Ueberraſchung bildete die Verloſung der zu
dieſem Zwecke von Mitgliedern in dankenswerter Weiſe geſtiſteten
Gaben. Die Prozentzahl der Treffer überſtieg erheblich das bei ſolchen
Gelegenheiten übliche Maß. Den Schluß des Programms bildete der Mannſchaften geltenden Beſtimnungen und in Grenzen ter für Berſetzte
ſehr flott geſpielte Einatter Eine Wehnachtsverlobung mit Hinder= der gleichen Dienſtgrade zuſtändigen Beiräge gewährt, wenn infolge
miſſen. Der ganze Verlauf der Feier bewies, daß in der Train= Ver=
einigung
18 ein friſcher kameradſchnftlicher Geiſt heurſcht, der auch mehr
denn je nötig iſt, da es gilt, im Jahre 1929 das Ehrenmal für die Ge=
fallenen
des Heſſiſchen Trains fervigzuſtellen.
Preußiſch=Süddeutſche Klaffenlotterie. Die letzte Ziehung im
alten Jahre (3. Klaſſe 32./258. Lotterie) hat am 14. und 15. Dezember
ſtattgefunden, wobei die beiden Hauptgewinne von je 100 000 Reichs=
mark
auf Nr. 209 193 in den beiden Abteilungen I und II gefallen ſind. haben. Wird die Zulage zu den Uebergangsgebührniſſen erſt nach der
Das neue Jahr beginnt am 11. und 12. Januar mit der Ziehung der
vierten Klaſſe, in der neben anderen größeren Treffern wieder
zwei Hauptgewinne von je 100 000 Reichsmark zur Ausſpielung kom=
men
. Es wird den Spielern empfohlen, über die verſchiedenen Feier=
tage
die rechtzeitige Erneuerung ihrer Loſe nicht zu verſäumen, zelche
planmäßig ſpäteſtens bis zum 4. Januar, abends 6 Uhr,
bei Verluſt des Anrechts in der zuſtändigen Lotterie=Einnahme erfolgen
muß.

Preſſefeſt 1929
am 5. Januar im Hotel Zur Traube‟.
Sonderfälle geben den Veranſtaltern Veranlaſſung, nochmals
darauf hinzuweiſen, daß ein öffentlicher Verkauf der Eintritts= erinnert, als der Bund der Kinderreichen im Saalbau mit ſeinen zahl=
karten
nicht ſtattfindet. Karten können nur auf Grund der
perſönlichen Einladungen beſtellt bzw. in Empfang ge=
nommen
werden, wie und wo iſt aufder Einladung ver= voll die vielen Kinder, klein und groß, in den feſtlichen Saal herab=
merkt
.
Die auf Grund der Einladung beſtellten Karten können ab
heute vormittag 11 Uhr beim Verkehrsbüro (Ernſt=Ludwigsplatz)
abgeholt werden.
eines genauen Situationsplanes Tiſchbeſtellungen auf=
gegeben
werden, die nach Möglichkeit berückſichtigt werden.
Der Ausſchuß macht nochmals darauf aufmerkſam, daß die des göttlichen Kindes zu deuten wußte, das in den ſorgenreichen Eltern=
trotz
beſten Willens Unterlaſſungen vorgekommen ſein können,
die zu entſchuldigen ebenſo herzlichſt wie dringend gebeten wird.
Wünſche auch in dieſer Hinſicht können noch, wenn auch in be=
ſchränktem
Umfange, vorgebracht werden. (Vorſitzender Red. werden. Dankbar wird ſolche Geſinnung an verantwortungsvoller
M. Streeſe.)
tanz ſowohl, als auch die Preiskrönung der ſchönſten Geſellſchafts=
toiletten
und Koſtüme mit wertvollen Preiſen ausgeſtattet wer=
den
konnten, die in einem beſonderen Raum im Hotel Zur
Traube demnächſt ausgeſtellt werden.

Pol. Hagemann
spielt am 14. Januar
im Städtischen Saalbau
(471)

Karten bei
Konz.-Agentur
W. HESS,
Elisabethenstr.
34. Tel. 815

Verein für das Deutſchtum im Auslanb. Die Männer=
gruppe
Darmſtadr veranſtaltet am Samstag, dem 29. Januar,
in der Otto=Berndt=Halle einen Deutſchen Abend. Im Mittel=
punkt
der Veranſtaltung ſteht die Rede des Reichsminiſters Dr. Külz
über Heimat und Auslandsdeutſchtum. Der Abend wird
derſchönt durch die Mitwirkung des Mozart=Chors, der unter
Leitung des Kapellmeiſters Rehbock die Rede muſikaliſch umrahmen
wiud. Mitglieder und Freunde des V. D.A. werden ſich die Gelegenheit
wickt emlgehen laſſen, den geiſtigen Führer der Volkstumsarheit des
V.D. A. in Darmſtadt zu hören, der zudem als einer der beſten Red=
ner
Deutſchlands bekannt iſt. Alles Nähere werden die Anzeigen mit=
teilen
. Die Frauenorlsgruppe rüſtet in emſiger Arbeit zu ihrem
großen Wohltätigkeitsfeſt, das im Rahmen eines Bunten
Balles am 30. Januar in allen Räumen des Saalbaues ſtattzmdet
und Ruhm und Erfolg der bekannten V. DA.=Feſte weiterträgt.
Der Verein ehemaliger Heffſiſcher Leib=Dragoner feierte Weih=
nachten
am 29. Dezember im Perkeoſagl. Der Vorſitzende des
Vereins gab ſeiner Freude über den guten Beſuch der Veramſtaltung
beſonderen Ausdruck und begrüßte die Anweſenden, beſonders die Herren
Vertreter der Regiments=, Marine und ſonſtigen Vereine. Die Vor=
tragsfolge
, geſchmachvoll zuſammengeſtellt von emem verdienten Kame=
raden
, wickelte ſich, vielen Befall. für das Gebotene auslöſend, pro=
grammäßig
ab. Allen Mitwirkenden ſei an dieſer Stelle für ihr ſchönes
Sriel und Gefallen herzlichſt gedarkt. Fünf, ehrenwerte Kameraden
konnten durch den Verwaltungsausſchuß mit einem Weihnachtsgeſchenk
beſonders bedacht werden. Die erſt vor kurzer Zeit im Druck erſchienene
Kriegsgeſchühte des Leib=Dragoner=Regönents wurde denſelben über=
reiht
und dabei hervorgehoben, daß alle ehemaligen Leib=Dragoner in
den Beſitz des Buches kommen müßten. Der Nikolaus für die Kinder
brachte manch heitere Augenblicke, die Verloſung wickelte ſich raſch ab,
und dann begann der Tanz, der anſcheinend das Wichtigſte war für die
Jugend an dieſem Abend, denn ſehr gedrängt bewegten ſich die Paare
im Kreiſe. Wena noh der feinſinnig zu Gehör gebrachten Muſik ge=
dacht
wird, werden die Teilnehmer zufrieden und noch oft der verlebten
ſchönen Stunden bei der Weihnachtsfeier der 24er ſich erinnern.
Vereinigung früherer Leibgardiſten, Darmſtadt. Die Kameraden
werden auf den heute abend 8.30 Uhr im Vereinslokal bei Sitte (gelber
Saal) ſtattfindenden Leibgardiſtenabend aufmerkſam gemacht. Es wird
auf die diesbezügliche Anzeige in heutiger Nummer verwieſen.
Künſtler=Ehrung. Man ſchreibt uns: Chormeiſter Guſtav Wen=
dorf
, Kammermuſiker am Heſſiſchen Landestheater, wurde vom Ge=
ſangverein
Harmoniekranz laut Urkunde zum Ehren= Chor=
meiſter
ernannt.

Briefkaſten.
Jeder Anfrage iſt die letzie Bezugsqulttung beizufügen. Anonyme Anfragen werden
nicht beantwortet. Die Beantwortung erfolgt ohne Rechtsverbindlichkelt.
G. in B. 1. Das Wehrmachtsverſorgungsgeſetz in der neuen Faſſung
teiligung erfolgen. Der Preis für jeden Teilnehmer beträgt 10 RM. vom 19. September 1925 iſt anzuwenden: Nach 8 1. desſelben haben
Reichsverband bildender Künſtlyr Deutfchlands. Gau Volksſtaat Unteroffiziere und Mannſchaften, die nach Ablauf ihrer 12jährigen
gebührniſſe; b) eine Zulage zu dieſen nach 8 8; e) einen Zwildieuſtſchein
nach 8 10; 4) Kinder=, Frauen= und Teuerungszuſchläge nach 8 14; e) eine
einmalige Uebergangsbeihilfe nach 8 15; 1) eine einmalige Umzugsent=
ſchädigung
nach 8 16.
Die Uebergangsgebührniſſe werden zur Erleichterung des Ueber=
6. Neuwahl des Vorſtandes, 7. Neuwahl der Kunſtkommiſſion, 8. Aende= gangs in den bürgerlichen Beruf gewährt. Den Gebührniſſen wird das
zuletzt zuſtändige ruhegehaltsfähige Dienſteinkommen zugrundegelegt.
Sie betragen ſechs Achtel im erſten, fünf Achtel im zweiten und vier
Achſtel im dritten Jahre und werden bei einer Dienſtzeit von mindeſtens
mindeſtens 12 Jahren für die Dauer von 3. Jahren, vom Beginn der
meiſten der im Oktober begonnenen Kurſe als Fortſetzungen augezeigt. Zahlung ab gewährt. Die Uebergangsgebührniſſe ſind vor der Ent=
laſſung
von Amtswegen feſtzuſtellen.
Die Zulage zu den Uebergangsgebührniſſen dient zur Erleichterung
des Uebergangs in einen nichtbeamteten Beruf. Sie wird gewährt, wenn
der Zivildienſtſchein nicht erteilt worden iſt. Die Zulage beträgt 1000
Mark jährlich und wird nur ſo lange gewährt, als Uebergangsgebührniſſe
zuſtehen. Die Zulage iſt vor der Entlaſſung von Amtswegen feſtzu=
ſtellen
.
Der Zivildienſtſchein iſt auf Antrag bei der Entlaſſung zu erteilen.
Kinder=, Frauen= und Teuerungszuſchläge werden zu den Ueber=
gangsgebührniſſen
in entſprechender Anwendung der Vorſchriften des
Penſionsergänzungsgeſetzes vom 21. Dezember 1920 gewährt. Ebenſo
werden Teuerungszuſchläge zu der Zulage zu den Uebergangsgebühr=
niſſen
gewährt. Auch dieſe Teuerungszuſchläge, wie Kinder= und Frauen=
zuſchläge
, ſind vor der Entlaſſung von Amtswegen feſtzuſtellen.
Die einmalige Uebergangsbeihilfe beträgt bei einer Dienſtzeit von
mindeſtens 4 und weniger als 8 Jahren 500 Mark, von miudeſtens 8 und
weniger als 12 Jahren 1000 Mark, von mindeſtens 12 Jahren 1500 Mark.
Auch dieſe iſt vor der Entlaſſung von Amtswegen feſtzuſtellen.
Eme einmalige Umzugsentſchädigung wird auf Antrag in Höhe der
tatſächlich entſtandenen Koſten nach den für verſetzte Unteroffiziere und
Uebertritts in einen bürgerlichen Beruf inerhalb von 2 Jahren nach
der Entlaſſung ein Umzug ausgeführt wird.
Die Uebergangsgebührniſſe, die Zulage hierzu, ſewie die Kinder=,
Frauen= und Teuerungszuſchläge werden monatlich, bei Ueberweiſung auf
ein Konto vierteljährlich im Voraus gezahlt.
Die Zahlung der laufenden Verſorgungsgebührniſſe beginnt mit dem
Ablauf des Monats, für den Beſoldungsgebührniſſe zuletzt zugeſtanden
Cntlaſſung gewählt, ſo beginnt die Zahlung mit dem Monat, in dem der
Antrag geſtellt iſt.
Auf Antrag ſoll den Unteroffizieren und Mannſchaften, die nicht den
Zivildienſtſchein beſitzen, ein Vorſchuß bis zur vollen Höhe der Ueber=
ganosgebührniſſe
und der Zaoc hierzu gewährt werden wenn es
zur Begründung und Sicherung ihres wirtſchaftlichen Fortkommens
nötig iſt und die nützliche Verwendung gewährleiſtet erſcheint.
2. Den Achzigſten.

Reichsbund der Kinderreichen. Auf einem lieblichen figuren=
reichen
Weihnachtsgemälde des Stalles zu Bethlehem iſt im Stile Lud=
wig
Richters im Hintergrunde ein Bcetterzaun gemalt, über den eine
Anzahl neugieriger Kinderköpfchen herunterlugen auf die heilige Fa=
milie
, über ihnen auf dunklem Himmel die lichten Engelſcharen. An
dieſes Bild wurden wir am letzten Sonntag vor Jahresſchluß lebhaft
reichen Familien, Freunden und Mitgliedern zu ſeiner Weihnachtsfeier
verſammelt war und rings von den neuen Galerien herab erwartungs=
ſchauten
; ja ein Blondköpfchen im ſchlichten roten Kleide mit einer
großen vorwitzigen weißen Haarſchleife ſchien jenem Gemälde beſonders
zu gleichen und bleibt uns unvergeſſen. Es war ſehr ſchön!, das
denken und ſagen wohl alle Großen und Kleinen, die mit dabei waren.
Neben der Muſik, der Begrüßung durch Herrn Nübling vom Vor=
Von morgen ab können im Hotel Zur Traube an Hand ſtand, und den Deklamationen ſtand im Mittelpunkt des erſten Teiles
die vortreffliche Rede des Herrn Regierungsrats Knoll, der mit fei=
ner
Einfühlung auf ſeine Umgebung und warmem Empfinden für die
ſozialen Aufgaben der Gegenwart Weihnachten als das Feſt der Armut
Liſte der Einzuladenden erſtmalig aufgeſtellt wurde und daß häuſern der Kinderreichen tröſtliche Freude auslöſen dürfe. Die Quelle
der Volkskraft in deren Familien müſſe von Staat und Wirtſchafr ge=
ſchätzt
und geſtützt werden; die neuen Lebenskräfte für die Zukunft bei=
der
ſollten mit aller nur erdenklichen Gunſt und Fürſorge gefördert
Stelle hier verzeichnet. Als recht geeigneter Vertreter der evangeliſchen
Geſamtgemeinden Darmſtadts wußte Herr Pfarrer Heß, von der
Erfreulicher Weiſe kann mitgeteilt werden, daß der Roulette= Kaplaneigemeinde, mit allem Fährnis und Elend der Altſtadt wohl
vertraut, auf das ſtille Heldentum der Mutter in den kinderreichen
Familien hinzuweiſen, und ſeine Wünſche galten insbeſondere der Wie=
dererſtarkung
der Freude am Muttertum, die im 20. Jahrhundert mehr
und mehr notleidend geworden. Der Männergeſangverein Sängerluſt
unter ſeinem Chormeiſter K. Grim hatte ſich dem feſtlichen Nachmittag
wieder mit mehreren gutgeſungenen anſprechenden Liedern ſehr dan=
kenswert
zur Verfügung geſtellt, und das Jugendorcheſter mit Geigen=
Trio ſowie der gewandte Mundharmonikakünſtler Guſt. Gaubatz=
Offenbech (Karlſtraße 40) wußten das Ihre zur allgemeinen Unterhal=
tung
beſtens vorzutragen. Den zweiten Teil des Abends beſtritt ein
allerliebſtes Weihnachtsſtück Die Zwergenpoſt, für das ſich die ſchon
öfters bewährte Spielleitung von Herrn und Frau Jung ſehr er=
folgreich
eingeſetzt hatte. Die lebenden Bilder und Szenen der über
30 mitwirkenden Kinder erforderten viel Geſchick und Arbeit. Den zahl=
reichen
Gönnern und Freunden des B.d.K. in unſerer hilfswilligen
Stadt Darmſtadt und Umgebung war ſchließlich dank ihrer Spenden
und Opferfreudigkeit wieder eine ſehr hübſche Beſcherung der großen
Kinderſchar gelungen, für die der Vorſtand, an ſeiner Spitze ſchon ſeit
Jahren der rührige Profeſſor Dr. Heußel, Hoffmannſtraße 45,
auch an dieſer Stelle allen gütigen Gebern im vergangenen Jahre ſeinen
herzlichſten Dank abſtattet mit gutem Glückauf ins neue Jahrl! Ueber
allem Geben und Empfangen ſtehe auch im begonnenen Zeitabſchnitt
als ſtille Mahnung aus der Heiligen Schrift (Joh. 15, 5) des Heilands
Wort, deſſen Geburt wir feierten: Ohne mich könnt Ihr nich=s tun!
Das Winterf=ſt 1929, das der Sportverein Darmſtadt
1898 als feſtſtehenden Teil ſeiner alljährlich wiederkehrenden Veran=
ſtaltungen
am Samstag, den 5. Januar, abends 8 Uhr, in den Näumen
der Vereinigten Geſellſchaft durchführt, wird wie ſeine Vorgänger zwei=
fellos
wieder ein ganz hervorragendes geſellſchaftliches Ereignis wer=
den
. Wie in den früheren Jahren, ſo haben auch dieſes Mal nam=
hafteſte
Mitglieder unſeres Landestheaters in liebenswürdigſter und
dankenswerteſter Weiſe ihre Kunſt in den Dienſt dieſes Feſtes geſtellt.
Leider ſind zwar die Herren Baumeiſter und Kuhn, die ihre Mitwir=
kung
urſprünglich in Ausſicht geſtellt hatten, beruflich verhindert. Aber,
da es gelungen iſt, die Herren Theo Herrmann und Hans Ney zu
gewinnen, iſt die Gewähr geboten, daß das im erſten Teil des Feſtes
zur Durchführung gelangende Programm der Bunten Bühne, das
nunmehr von den Damen Käthe Gothe und Paula Kapper ſowie
dem Heldentenor des Landestheaters, Herrn Hans Grahl, und den
Herren Teho Herrmann und Hans Ney beſtritten wird, an Fülle
und Gediegenheit keine Wünſche offen laſſen wird. Die Inſtrumental=
begleitung
hat in liebenswürdiger Weiſe Frl. Waltraude Biſchoff,
die hervorragende Pianiſtin, übernommen. Wenn man noch berückſich=
tigt
, daß der konzertliche Teil des Feſtprogramms und die Ballmuſik
vom Stadtorcheſter unter der perſönlichen Leitung des Herrn
Kapellmeiſters Willi Schlupp ausgeführt wird, ſo darf man die
Vorausſetzungen für eine künſtleriſch hochſtehende Veranſtaltung als
gegeben betrachten. Eine von Gönnern und Mitgliedern des Vereins
reich ausgeſtattete Tombola und der anſchließende Ball werden die Ge=
ſamtveranſtaltung
beſtens vervollſtändigen. (Siehe heutige Anzeige!)
* Die Weihnachtsfeier des Gewerkvereins der Heimarbeiterinnen
verlief auch in dieſem Jahre wieder ſehr ſchön und harmoniſch. Der
Saal des Feierabend, war von den Mitgliedern, ihren Familien und
Freunden dicht beſetzt. Beim Glanze der Chriſtbaumkerzen ſangen alle
das Weihnachtslied Vom Himmel hoch und nach warmen Begrüßungs=
worten
der Vorſitzenden Frau Bierau und einem Weihnachtsgruß
von der Tochter eines Mitgliedes vorgetragen, hielt Herr Pfr. Mül=
ler
eine alle Herzen tief ergreifende Anſprache, die in der Mahnung
gipfelte, daß der Chriſtbaum das ganze Jahr in unſeren Herzen
brennen möge! Nach der feierlichen Ueberreichung der Ehrenbroſche
an vier treue Mitglieder erfreute Fräulein Herber, mit ihrer herr=
lichen
Stimme durch den Geſang von zwei Weihnachtsliedern von Cor=
nelius
, denen ſpäter noch drei weitere, von Fräulein Woog komponierte
und am Klavier begleitete Lieder folgten. Mit dem gemeiaſamen Ge=
ſang
von O du fröhliche ſchloß der erſte Teil der Feier. Nach der
Teepauſe, in der Loſe verkauft und die ſchönen Gewinne bewundert
wurden, kamen heitere Darbietungen aller Art, von großen und kleinen,
männlichen und weiblichen Mitgliedsangehörigen, Kindern und Enkeln
vorgetragen, und von zwei Schülerinnen von Frau Chelius zur
Laute geſungene Lieder ſowie ein entzückendes Gedicht und Bild Weih=
nachten
. Auch zwei Mitglieder der Spielſchar halfen den Abend
verſchönen, deſſen Verlauf wieder zeigte, welch ſchönes Band es iſt,
welches eine auf chriſtlichem Grund geſchloſſene Gemeinſchaft zu ernſter
Arbeit und fröhlichen Feſten vereint. So gingen alle nach kurzem
Schlußwort und =geſang hochbefriedigt nach Hauſe.
Bürgergeſangverein Beſſungen 1863. Weihnachtsfeier.
Eine überaus große Anzahl Freunde und Gönner füllte den großen
Saal der Beſſunger Turnhalle, wollten doch alle ſehen und hören, wie
ſich ihr alter, liebgewonnener Verein nach ſeiner Amſtellung entwickelt
hätte. Pünktlich um 7 Uhr eröffnete der aktive Chor mit Hymne an
die Nacht von Beethoven die Feier. Nach der Begrüßungl durch den
erſten Vorſitzenden ehrte er langjährig verdiente Mitglieder, und zwar
Georg Schäfer für 30jährige aktive Sängertätigkeit, Karl Geher und
Hermann Rittweger für 25jährige Vereinszugehörigkeit. Viele aktive
Sänger konnten für fleißigen Singſtundenbeſuch beſonders geehrt wer=
den
. Für ſeine in der kurzen Zeit dem aktivea Chor geleiſteten nert=
vollen
Dienſte überreichte der Vorſitzende dem neuen Clorleiter Herrn
Gg. Simon die Ehrennadel mit dem Wunſche den Chor auf der
beſchrittenen Bahn weiter zu bilden. Lebhafter Beifall ehrte die Aus=
gezeichneten
. Aus der nunmehr folgenden Vortagsfolge einzelne Dar=
bietungen
herauszugreifen, wäre verfehlt, da alle Mitwirkenden für
den Verein ihr Beſtes gaben.
Ein Poſtkurioſum. Das hieſige Poſtamt hat ein für Sammler
ſehr intereſſantes und wichtiges Poſtkurioſum geſchaffen, das ſo gut wie
einzig daſtehen dürfte. Die Briefe, in erſter Linie wohl Neujahrsgra=
tulationen
, die in der Silveſternacht abgeſtempelt wurden, tragen den
folgenden Stempel: Darmſtadt 89. 1. 39 2139 Uhr‟. Daß
die Poſt die Silbeſternacht benutzt, um ſich derartige hübſche Scherze
zu erlauben, war man bisher von dieſer Behörde nicht gewohnt. Sicher
aber hat ſie damit nicht nur vielen Sammlern von Kurioſitäten eine
große Freude erwieſen.
Lokale Beranſtalkungen.
Die blerunter erſcheinenden Notizen ſind ausſchließlich als Hlnweiſſe auf Anzelgen zu betrachten,
im keinem Falle irgendwie als Beſprechung oder Kritll.
Die Concordia Darmſtadt ſeiert am Sonntag, dem
6. Januar, nachmittags 4 Uhr, im Städtiſchen Saalbau ihr Winterfeſt.
Das Programm, das in den bewährten Händen unſeres Ehrenmitgliedes
Herrn E. Thomas liegt, ſoll wieder ein ausgezaicknetes werden; neben
luſtigen Programmnummern, Solis von Mitgliedern, wird der Ein=
akter
Komödianten aus Liebe von Emil Thomas über die Bretter
gehen. Auch der Chor unter der bewährten Leitung ſeines Dirigenten,
Herrn Muſikdirektors Adam Simmermacher, wird ſein Beſtes hören
ſaſſen, ebenſo wird eire reichhaltige Tombola manches Nützliche dem
Bewinner bringen. Un. 8 Uhr wird der Tenz bei gut beſetztem Oucheſter
für jung und alt begimen. (Siehe Anzeige am Samstag.)

Tageskalender für Donnerstag, den 3. Januar 1929.
Landestheater, Großes Haus, Anfang 19.30 Uhr Ende 22 Uhr,
C 10: Rigoletto. Kleines Haus, Anfang 19.30 Uhr, Ende 22 Uhrz
Zuſatzmiete IV 6: Theo macht alles Orpheum, abends 20,13
Uhr: Geſchw. Wallendas Wunder=Seelöwen. Konzerte: Schloß=
kaffee
, Kaffee Rheingold, Hotel Schmitz, Spaniſche Bodega, Weinhaus
Maxim, Reſtaurant Bender, Stadt Malaga, Rheingauer Weinſtube.
Linovorſtallungen: Union=Theaten, Helia.

[ ][  ][ ]

Seite 6

Donnerstag, den 3. Januar 1929

Nummer 3

Aus Heffen.
De Jahreswende auf den Lande
wurde faßt überall gleich feſtlich begangen. Zwölf dröhnende Glocken=
ſchläge
verkünden ernſt ud gemeſſen vom Kirchturm die Mitternachts=
ſeunde
, beim Ausklingen des letzten Schlages ſetzt das Geläute der
Kirchenglocken em, die harmoniſchen, feierlichen Töne klingen über Berg
und Tal, hinaus in die Stille der Neujahrsnacht, um dem im Schoß der
Ewigkeit verſinkenden Jahr noch einen letzten Scheidegruß zu widmen
und des heraufziehende Jahr würdig zu empfangen. Die erſte der üb=
lichen
Geläutzwiſchenpaufen füllte die hoch oben im Kinchturm von
einer Muſikkapelle geſpielte feierliche Weiſe eines Chorals aus. Das
neue Jahr iſt uns ein Buch mit unbeſchriebenen Seiten, während unter
dem Sgepter des entſchwundenen Jahres wanch bitteres, ſowie erfreu=
liches
unſere Geweinde und ihre Glieder betroffen hat.

Die Noiwenoigien der Eiwbafferung
in der Gemarkung Hahn bei Pfungſiadt.

An. Arheilgen, 2. Jan. Unfug. In der Silbeſternacht, die im
allgemeinen hier ziemlich harmlos verlief, wurde auch allerhand Unfug
getrieben, der leicht üble Folgen haben konnte; ſo wurde an einer
Straßenkreuzug eine Maurergerüſtſtange quer über die Straße gelegt
und waren ſich die Täter ſicher nicht bewußt, welch ein Unglück durch
derartige Streiche herbeigeführt werden kann. Ferner wurden in der
Nähe der Eiſenbahnwerkſtätte an der Straße nach der Londeshauptſtadt
burch Rohlinge einige junge Lindenbäuwe derart mit einem ſcharfen
Inſtrument beſchädigt, daß die Rinde an einigen Stämmchen bis auf
bas Holz abgehauen wurde. An einzelnen weiſt ſogar d.
Einhiebe auf. Hoffentlich gelingt es, die Täter zu ermitteln und kann
ihnen eine exemplariſche Straſe zudiktiert werden.
An. Arfeilgen, 2. Jan. Das verfloſſene Jahr fand durch einen
Altjahrsabendgottesdienſt im hieſigen Gotteshauſe ſeinen Abſchluß. Das
Jahr 1949 wurde durch Choralblaſen des Poſaunenchors nachts 12 Uhr
an der Kinche eingeleitet. Die Neujahrsnacht wurde hier, wie wohl allent=
halben
, in gewohnter Weiſe geſeiert. Für den 13. d3. Mts. plant die
hieſige Orcheſtervereinigung wieder einen heitenen Abend
gegebemenfalls mit nachfolgendem Wiener Ball‟. Die Spar= und
Darlehnskaſſe hält im Monat Januar Mittwochs und Freitags
von 28 Uhr Zahlſtuden ab. Auch werden wieder Heimſparkaſſen
ausgegeben.
E. Wixhaufen, 1. Jan. Am Sonntag hielt der hieſige Turnverein
mit größtem Erfolg im Saale des Gaſthauſes Zur Krone ſeine Weih=
nachtsfeier
ab. Die Veranſtaltung beſtand, außer Chriſtbaumperloſung,
in der Aufführung von einem Luſtſpiel und einem Theaterſtück. Eng=
leins
Erdenfahrt‟. Durch die flotte Einſtudierung und die vortreffliche
Spielweſſe aller Mitſpielenden, beſonders durch die anmitige Spielart
des kleinen Engleins ſteigerte ſich ſtetig das Intereſſe für die Hand=
lungen
auf de: Bühne. Für den in allen ſeinen Teilen gelungenen
Abend dantte daß zahlreich erſchienene Publikum mit reichem Beifall.
Geflügelſchau. Nächſten Sonntag hält der hieſige Geflügelzucht=
derein
im Gaſthaus BZur Tmube die Bezirksgeflügelausſtellung des
Bezirks I ab, die im Herbſte des vergangenen Jahres hier abgehalten
werden ſollte. Bekanntlich war dies nicht möglich wegen der Maul= und
Klauenſeuche, die ſeinerzelt in einem hieſigen Gehöft ausacbvochen war.
Bei der nun ſtattfindenden Ausſtellung wrrd nur erſtklafſiges Material
qusgeſtellr. Daher dürſte ein Beſuch lohnend ſein.
Weiterſtadt, 2. Jan. Konzert (Schubertfeier) des Ge=
fongveveins
Germania. Wir erinnern uns nicht, ſeit langem ein ſchöne=
us
Konzert hier am Platze gehört zu haben, als das oben erwähnte,
ſür das die Zuhörer dem Verein Dank und Anerkennung wiſſen. Die
Leitung lag in den Händen des allbekannten, ſochkundigen Chormeiſters
H. Samper aus Darmſtadt, der ein zweiteiliges Progvamm zuſammen=
geſtellt
hatte, deſſen erſter Teil Schubert allein gewidwet war. Im
Mittelpunkt ſtund der äußerſt intereſſante Vortvag des Herrn Samper
über Schubert, in dem er durch Betonung des Tyagiſchen im Leben die=
ſes
Gottbegnadeten auh das menſchliche Intereſſe der Hörer weckte und
die Herzen für die nachfolgenden Vorträge öffnete. Mit dieſem 1. Teil
des Konzerts wollte der Chormeiſter die ſeltene Eigenſchaft Schubeitſcher
Kunſk, vollstümlich im edelſten Sinne des Wortes zu ſein, in Chören,
Klabierſtücken, Klavierliedern und Quartetten zeigen, die Schubertzſche
Kunſt alſo in den Dienſt edler Volksbildung und zugleich Volksunterhal=
tung
ſtellen, er wollte zeigen, daß man höchſte Ausdruckskuſt ſchaffen
und dabei höchſt volkstümlich bleiben kann. Als Soliſten wirkten
neben dem Chor mit; Frl. E. Reinhardt (Sopran), Frl. Birrenbach
(Klavier), ferner das Streichquartett (Herr Kleinberg, Frl. Finger,
err Cauer und Herr Pfaff), ſämtlich angehende Künſtler aus Darm=
ſtadt
. Die Wiedergabe des Streichquartetts in G=Moll ſowie das
Moment muſioal war einwandfrei, feelenvoll und zeugte davon, daß
die jungen Künſtler ihre Inſtrumente vollkommen beherrſchten. In
Frl. Birmenbach lernten wir eine brillante Klavierſpielerin kenmen, die
mit dem Impromptu m 4s aufwartete: auch die Begleitung der Klavier=
lieder
wurde von ihr tadellos durchgeführt. Frl. Gdith Reinhardt, an=
ſangs
ein wenig befangen, erfreute die Zuhörer durch ihre ſympathiſche
Stimme mit drei Liedern: Ständchen, die junge Schäferin, das Echo,
und verriet mit jedem Lied mehr ihre gute Schule und ihre gewandte
Technik. Die Linie edler volkstümlicher Kunſt Schübertſcher Herkunft
wurde dann im zweiten Teil fortgeſetzt durch ein ſchönes Lied des heute
einſeitig abgelehnten Fr. Abt (Die Nacht) und durch echte Volkslieder
für Männerchor, volkstümliche Klovierlieder und 2 Streichquartette von
Hatzdn. Die Wiedergabe der Männenhöre zeugten von tiefgründiger,
ſachkundiger Ginſtudierung und wurden mit viel Ausdruck wieder=
gegeben
. Für ſämtliche Darbietungen quittierte das dankbare Publikum
durch ſtarken Beifall und hochbefriedigt ſchied mo von dieſer Stätte
reinſten Genuſſes.
J. Griesheim, 9. Jan. Am Freitag, 4. Januar, und Samstag, 5.
Januar, nachmittags von 15 Uhr, finden auf dem hieſigen Truppen=
übungsplatz
Scharfſchießübungen ſtatt. Entſprechend dem Rückgang
der wirtſchaftlichen Konjunktur iſt die Zahl der hieſigen Erwerbsloſen
jetzt auf 40 geſtiegen. Dem Erſuchen des hieſigen Gewerkſchaftskartells,
in Griesheim wieder eine eigene Meldeſtelle zu errichten, wie ſie vor der
Neugliederug des Arbeitsamtes beſtand, damit die Fahrtkoſten nach
Darmſtadt erſpart bleiben, wurde vom Verwaltungsausſchuß des Ar=
beitsamtes
in Darmſtadt nicht emtſprochen. Die Hundeſteuer pro 1239
hat nach den von dem Gemeindevat beſchloſſenen Sätzew die erforderliche
kpeisamtliche Genehmigung gefunden. Hiernach ſind als Gemeindeſteuer
für den erſten Hund 6 Mark, für den zweiten und jeden weiteren Hund
8 Mark mehr zu entrichten. Fällt der Hundebeſitz in die Zeit nach dem
1. Juli, dann werden nur die halben Steuerſätze erhoben. Die
Genevalverſammlung der Turnerſchaft Griesheim e. V. findet am Sonn=
tag
, den 6. Januar d. J., nachmittags 4 Uhr, im Vereinslokal. Zum
Darmſtädter Hof ſtatt. Unſere Mitbürgerin, Frau Chriſtine Kiſſin=
ger
, geb. Nothnagel, Schlußgaſſe 3 hier, kann als erſte ihrer wenigen
noch lebenden Altersgenoſſen aus dem Jahre 1849 am kommenden Don=
nevstag
, 3. Janwar, die Vollendung ihres 80. Lebensjahres in voller
Rüſtigkeit feiern. Möge der hochbetagten Frau noch ein froher Lebens=
abend
bei guter Geſundheit beſchieden ſein.
F. Eberſtadt, 2. Jan. Die Neufahrsnacht iſt hier im allge=
meinen
ruhig verlaufen. Der Silveſter=Gottesdienſt, im dem Pfarrer
Panl eine zu Herzen gechende Predigt hielt, war wie in den vorher=
gehenden
Jahnen außerordentlich ſtark beſucht. Beim Ausgange wur=
den
über 800 Perſonen gezählt. Poſaunenchor und Kirchengeſangverein
trugen zur feierlichen Geſtaltung des Gottesdienſtes wiederum bei. Die
Lieder: Der Herr iſt mein grtreuer Hirt, Ich hebe meine Augen auf
zu den Bergen und Groß iſt der Herr übten, ebenſo wie die ſchönen
Choräle, auf die Gläubigen eime ſtarke Wirkung aus.
F. Eberſtadt, 2. Jan. Goldene Hochzeit. Wie nicht anders
zu erwarten war, wurden dem Ehrenkommandanten der Feuerwehr,
Ludwig Dächert 5, und ſeiner Gattin gelegentlich der Feier ihrer gol=
denen
bochzeit auz allen Kreifen der Bevöllerung und von auswärts
ungezählte Beweiſe herzlicher Vevehrung und Wertſchätzung zuteil. Der
Poſauenchor brachte dem betagten Ehepaar am Sonntag morgen ein
ſhönes Ständchen, im Gottesdienſt in der evang. Kirche feierte Parrer
Paul den Tag dunch eine Anſprache, am Abend brachte ihm die Feuer=
wehr
einen Fackelzug, der Geſangverein Männerquarte’t Harmonie‟
und der evang. Jugendbund je ein ſolennes Ständchen dar, und ſpra=
chen
ihre Glüchwünſche aus. Die Feuerwehr ſchenkte ihrem Ghren=
kommandeten
einen ſchönen Ruheſeſſel. Das Jubelpaar wurde auch.
durch den Herrn Reichspräſidenden von Hindenburg und das heſſiſche
Staatsminiſterium ſchriftlich beglüchwünſcht. Büürgermeiſtr Dr. Uecker
überbmachte perſönlich die herzlichſten Glückwünſche der G=meinde Eber=
ſtadt
und ein Glüchwunſchſchreiben nebſt einer Ehrengabe des Heſſiſchen
Miniſteriums des Innern. Ferner waven unter drn Gratulanten ver=
tretem
: die Vereinsbank Eberſtadt, deven Aufſichnerat Dächert lange
Jahre ſchon angehört, die Landwirtſchaftliche Abſatz= und Bezugs=
genoffenſchaft
und der Obſt= und Gartenbauverein. Die Feier geſtaltete
ſich auf dieſe Weiſe zu einem für das Ehevaar unvergeßlichen Ehnentag.

Die reichlichen Niederſchläge der letzten Zeit verwandelten unſere
Ortsſtraßen, die, mir Ausnahme der Schulſtraße, nicht gepflaſtert, ſon=
dern
nur chauſſiert ſind, in einen rieſigen Moraſt. Beſonders unan=
genehm
fällt auf, daß das Tagwaſſer in den Straßenrinnen an manchen
Stellen überhaur keinen Abfluß hat und große Lachen bildet. Dem
aufmerkſamen Beobachter entgeht es nicht, daß der Grund dieſes ſchlech=
ten
Zuſtandes unſerer Ortsſtraßen das Fehlen einer wirkſamen Ent=
wäſſerung
iſt. Zum Bwecke der Entwäſſerung der Orisſtraßen ſind an
einigen Stellen, gewöhnlich in der Mitte der Straßenzüge, zwiſchen den
Hofreiten hindurch kleine Abflußkanäle geführt, die in ausgegrabene
Gruben in den Gärten endigen. In dieſen Gruben bleibt das Waſſer
ſo lange ſtehen. Eis es verdunſtet; ſind die Gruben gefüllt, dann bleibt
das Waſſer eben auf den Straßen ſtehen. Es ziehen ſich faſt um den
ganzen Ortsrand Gräben, die wahrſcheinlich einſt als Ortsentwäſſerungs=
gräben
angelegt worden ſind, aber längſt ihren Zweck nicht mehr er=
füllen
könmen, weil jie mangels Gefälls nicht umſtande ſind, das Waſſer
auch fortzuführen. Es liegt auf der Hand, daß unter dieſen Umſtän=
den
auch die Keller nicht mehr trocken ſein können, und beſonders im
Frühjahr bei etwas erhöhten Grundwaſſerſtand ſind die Klagen über
das Waſſer in den Kellern an der Tagesordnung.

Aa. Eberſtadt, 2. Jan. Die Weihnachtsfeier des Geſangvereins Ger=
mania
, die am Sonntag vor Neujahr im Bergſträßer Hof ſtattfand,
nahm in allen Teilen einen guten Verlauf. Viel Beifall fand das
Theaterſtück, das wegen ſeiner Weihnach sſtimmung großen Eindruck
hinterließ. Die Mitwirkenden waren voll und ganz auf ihrem Poſten.
Auch die Weihnachtsfeier des Zitherkranzes (Zither= und Mandolinen=
klubs
) wurde zu einem Ereigmis für die Anweſenden. Es zeigte ſich,
daß gerade die Bithermuſik als Hausmuſik dem ſtimmungsvollen Cha=
vakter
einer Weihnachtsfeier ſehr gut gerecht werden kann. Auto=
unfall
. Beim Einbiegen von der Neuen Schwanenſtraße in den
Griesheimerweg geriet ein ſchweres Laſtauto beim Nehmen der Kurve
auf den Fußſteig und blieb in dem aufgeweichten Boden ſtecken. Das
Auto mußte mit Winden wieder flott gemacht werden.
Aa. Pfungſtadt, 2. Jan. Treibjagd. Bei einer in der Gemar=
kug
Crumſtadt abgehaltenen Treibjagd wurden annähernd 150
Haſen zur Strecke gebracht. Krippenſpiel. Im evangeliſchen Ge=
meindehaus
wurde von Mitgliedern der evangeliſchen Jugend am Sonn=
tag
abend das bereits an Weihmachten aufgeführte Krippenſpiel von
Friedrich Lienhard wiederholt. Der Geſangverein Liederkranz hielt
am Sonntag vor Neujahr im Saalbau Vögler einen Familienabend
ab. Viel Intereſſe fanden ſowohl die Männer= als auch die gemiſchten
Chöre, ſowie theatraliſche Darbietungen. Am Sonntag hielt noch der
Waſſerſportverein eine Weihnachtsfeier mit Chriſtbaumverloſung ab.
Aa. Eich bei Pfungſtadt, 2. Jan. Polizeiverordnung. Im
Anſchluß an die Friedhofsordnung der Gemeinde Eich iſt mit Wirkung
vom 1. Januar ab eine Polizeiverordnung in Kraft getreten, die 29 Para=
graphen
umfaßt und Einzelheiten über die Gräber, ihre Unterhaltung,
über Erbbegräbniſſe uſw. vegelt.
Seeheim, 1. Jan. Verſpätet geht uns folgender Bericht über die
kirchliche Weihnachtsfeiern zu: Weihevoll ertönten am
Weihnachtsmorgen vom Kreuzberg aus die weihnachtlichen Klänge des
ev. Poſaunemchors, und bald riefen die Kirchenglocken ins Gotteshaus.
Die erhebende Predigt umrahmten Geſänge des ev. Kinchenchors. Das
innige Liedchen In Bethlehem ein Kindelein ſtimmte die Predigt ein,
in dem frohlockenden Doppelchor mit Orgel Erklinge Lied aus dem
Herzogenbergſchen Weihnachtsoratorium kang ſie aus. Dem muſikali=
ſchen
Höhepunkt dieſes Feſtgottesdienſtes aber bildete der Schlußhymnus,
das alte Te deum laudamus, das der Kirchenchor einſtimmig und
unbegleitet im Wechſel mit der von der Orgel geführten großen Feſt=
gemeinde
ſang. Wie alljährlich fand nachmittags 4 Uhr die Chriſt=
beſper
ſtatt. Aus fünf Schriftleſungen wuchſen geradezu organiſch die
Geſänge des Kirchenchors heraus vom feierlich ſchlichten Tochter Zion
bis zum jubilierenden Erklinge Lied‟. Händel, A. Mendelsſohn, M.
Prätorius, S. Bach und Herzogenberg waren die Komponiſten der ge=
botenen
Lieder. Am 2. Weihnachtstag verſchönte Choralblaſen des
Poſauenchors den Gottesdienſt. Den Ausklang des Weihnachtsfeſtes
bildete endlich am Sonntag zwiſchen den Jahren ein altes Krippen=
ſpiel
der Spielgemeinde der Darmſtädter Pauluskirche. Wieder hatte
ſich dazu um 5 Uhr eine große Gemeinde eingefunden, die andächtig
dem wundervollen Spiel der Darſteller lauſchte. Möchten doch dieſe
Feſttage veichen Weihnachtsſegen ausgeſtrömt haben, etwas von dem
Lichte aus Bethlehems Stall, das auch unſere Herzen erleuchtet im
Alltage des neuen Jahres!
Ak. Nieder=Ramſtadt, 2. Jan. Geſangverein Eintracht.
Am Neujahrsabend gelangte die dreiaktige Operette Das Glücksmädel
von M. Reiwann zum zweitenmale zur Aufführung. Der gut beſetzte
Saal bewies, daß der bei der Erſtaufführung erzielte Erfolg ein nach=
haltiger
war. Das echte Volksſtück wurde bei gleicher Rollenbeſetzung
(nur anſtelle des durch Krankheit verhinderten H. Dieter übernahm in
letzter Stunde Herr A. Thör die Rolle des Buchhalters Salomon), ganz
vortrefflich geſpielt. Sämtliche Mitwirkende, ohne jegliche Ausnahme
taten ihr Beſtes um der Wiederholungsaufführung den gleichen Erfolg
zu verſchaffen. Dir reiche, aber redlich verdiente Beifall bewies, daß
dies in vollem Umfange gelungen war, und ſo konnte am Sch uſſe der
Vorſitzende des Vereins unter lebhafter Zuſtimmung der Zuhörer mit
Recht den Mitwirbendew den Dank für die glänzenden Leiſtungen des
Abends ausſprechen. Ohne Uebertreibung darf man feſtſtellen, daß die
Aufführung an einer ſtädtiſchen Bühne nicht hätte beſſer ſein können.
Die muſikaliſche Leitung hatte wiederum Herr F. Thöt (Klavier) über=
nommen
, der mit Unterſtützung des Herrn W. Stroh (Violine) eine
unübertreffliche Begleitung gab und ſich den Dank des Publikums redlich
mitverdiente. Die Hauptverfammlung des Vereins findet am Sams=
tag
, den 12. d. M., abends 8 Uhr, im Vereinslokal Zur Poſt ( Brei=
dert
) ſtatt. Die Tagesondnung iſt diesmal in anbetracht des bevorſtehen=
den
Jubiläumsfeſtes eine ſehr wichtige. Bei der Straßenkreuzung
DarmſtadtNieder Ramſtadt, unterhalb der Fabrik von Wacker und
Dörr Söhne dahier, rannte in der Frühe des Neujahrsmorgen eine mit
einigen Perſonen beſetzte Autodroſchke gegen einen gußeiſernen Weg=
weiſer
. Der Anprall muß ziemlich heftig geweſen ſein, da der Ständer
direkt abgebrochen iſt. Bedenkliche Verletzungen haben die Inſaſſen nicht
davongetragen, dagegen mußte das ſtark beſchädigte Auto abgeſchleppt
werden. In dem bemachbartew Waſchenbach wurden in den letzten
Tagen einige junge Obſtbäumchen abgebrochen. Die eingeleitete Unter=
ſuchung
wird hoffentlich zur Entdeckung der Täter führen und dieſen
Rohlingen ihr Handwerk legen.
G. Ober=Ramſtadt, 2. Jan. Kirchliches. Am Silveſterabend
fand wie ſeit Jahren um 8 Uhr ein Jahresſchlußgottesdienſt ſtatt, der
eine gefüllte Kirche brachte und dem der Kirchengeſangverein, unter Lei=
tung
des Herrn Hauptlehrer i. R. Würtenberger, durch Liedervorträge
verſchönern half. Herr Pfarrer Wogs hielt eine der Weihe dieſes
Abends beſonders angepaßte Predigt, die von Herzen kam und zu Her=
zen
ging. Daneben wurden die ſttiſtiſchen Jahreszahlen aus dem kirch=
lichen
Leben bekanntgegeben. Am Neujahrsmorgen (1. Januar) fand
um 10 Uhr Hauptgottesdienſt und daran anſchließend Kindergot esdienſt
ſtatt, bei dem der Poſcumenchor unter Leitung des Herrn L. Buß mit=
wirkte
.
G. Ober=Ramſtadt, 2. Jan. Geflügelausſtellung. Am 5.
und 6. Januar 1929 findet im Saalbau Eliſenbad (Suppes) eine Lokal=
ausſtellung
des Vereins für Vogel= und Geflügelzucht Ober=Ramſtadt
ſtatt. Schöne Erfolge hatten die Mitglieder dieſes Vereins bei den dies=
jährigen
größeren Ausſtellungen in Darmſtadt, Eberſtadt und bei der
Provinzialausſtellung in Reichelsheim i. O. Die dort erhalteren Preiſe
und mehrere Ehrenpreiſe bewieſen das unermügliche Vorwärtsſtreben
in allen Zuchtrichtungen. So iſt der Verein heute auf dem beſten Wege,
innerhalb des Bezirks bald eine beſondere Stelle einzunehmen. Weun
nun mit Rückſicht auf die Kaſſenverhältniſſe in dieſem Jahre von einer
größeven allgemeimen Ausſtellung hier Abſtand genommen werden
mußte, wird ſich der Verein bei der vorgenannten lokalen Schau am
5. und 6. Januar um ſo größere Mühe geben, nur das Beſte und
Schönſte zu zeigen und damit alle Beſucher zufrieden zu ſtellen.
Sprechtage beim Kreiswohlfahrtsamt. Ab 1. Januar 1929 wurden
die Sprechtage des Kreiswohlfahrtsamts Darmſtadt, und zwar auch in
Angelegenbeiten der Kriegsbeſchädigtenfürſorge und der Amtsvormund=
ſchaft
auf Denstags und Freitags von 912 Uhr vormittags und 36
Uhr nachmittags feſtgelegt. Mit Rückſicht auf die ſtarke Geſchäfts=
belaſtung
können zu anderen Zeiten Intereſſenten nur in ganz beſon=
ders
dringenden Angelegenheiten vorſprechen. Zur Vermeidung dop=
pelter
Gänge ſeien alle Intereſſenten hierauf beſonders hingewieſen.

Die Ortsentwäfſerung iſt bei der tiefen Lage unſeres Ortes ab.
hängig von der Entwäſſerung der Gemarkung Hahn insgeſamt.
Dieſes Pwblem kann aber nur gelöſt weiden durch Anlage eind
groſzügigen, durchgreifenden Grabennetzes mit Abflußmöglihkuten in
den Landgraben bei der Hebebrücke und Abführung des Waſſers der
Nachtweide in den Faugstaben. Sind die Höhenunterſchiede auch nur
gering, ſo läßt ſich durch vihtige Führung der Gräben doch ein Abfluß
ermöglichen. Um ein Zurückfluten des Waſſers im Landgraben bei
behem Rheinwaſſerſtand zu verhindern, wäre der Einbau einer ein
fachen Schleuſe an der Gemarkungsgrenze nach EichEſchollbrücken zu
erwägen.
Die Anlage des erforderlichen Grabennetzes iſt natürlich nur bei
Durchführung der Feſdhereinigung möglich, w hl dann ohne Rückſäclt
auf die heuuigen Grundſtücke das Graben= und Wegenetz neu angeleg!
und eine neue Crundſtückseinteilung vorgenommen würde.
Die alljährlich wiederkehrenden Klagen über Schädigung unſerer
Landwirtſchaft durch Ueber ſchwemmung und das Auftreten des Waſſer
in den Kellern, ſowie die oben angeführten Mißſtände in der Ortz
entwäſſerung ſollten dem Ortsvorſtand und der Einwohnerſchaft von
Hahn Veranlaſſung geben, ſich mit dieſem Problem eingehend zu be
ſchäftigen.

X. Dieburg, 2. Jan. Der Turnverein 1863 zu Dieburg veran=
ſtaltete
ſeine alljährliche Neujahrsfeier, die ſich eines guten Be
ſuches erfreuen durfte. Zu Beginn des Abends begrüßte der erſte Vor
ſitzende, Herr J. Rödler, die Gäſte und Mitglieder des Vereins und
ſprach dann von den Zielen der deutſchen Turnerſchaft, die insbeſonder
in der Erziehung der Jugend gipfeln. Der Jugend war auch ein großer
Teil des abwechſlungsreichen Pvogramms gewidmet und wurde von ihn
beſtritten. Man ſah ſehr ſchöne Vorführungen, von den Mädchen mit
Anmut, von den Turnern mit Diſziplin und Kraft ausgeführt. Die
kleinſten under der Leitung des Turnvaters Treber zeigten Freiübungen
und fließende Freiübungen, die Schüler unter Leitung des Herrn Chrik
führten neuzeitliche Körperſchule vor, ferner Bodemübungen, die Turner
unter Leitung des Herrn Remſpecher Blitzſtabübungen und körpen
bildende Freiübungen und Geräteturnen unter Leitung des Herrn Diſch
mann. Sehr hübſch waren die Volkstänze und rhythmiſchen Tänze der
Schülerinnen und Turnerinnen, von Herrn J. Rödler offenſichtlich mit
viel Hingabe eingeübt, und unterſtützt durch farbenfrohe Koſtüme und
Trachten. Alle Darbietungen fanden reichen Beifall. Zum Schluß des
offiziellen Teils folgte eine Ehrung der Herven Oberinſpektor Valentin
Lämmermann und Joſef Lehmann, denen der Vorſitzende mi
Worten des Dankes die Urkunde für fünfundzwangzigjährige Mitglied=
ſchaft
in der Dieburger Gruppe überreichte. Dem Vorſitzenden danke
dann Herr Remſpecher für ſeine verdienſtliche Arbeit für den Verein.
Darauf beſchloß ein Tanz die wohlgelungene Neujahrsfeier.
r. Babenhauſen, 1. Jan. Ein Gaſüſpel der Süddeutſche
Bühne iſr für unſer Städtchen immer ein Ereignis. Schade, daß der
onntag aßend zu wünſchen übrig ließ. Gegeben wurde vo

Ser Geäfe S MAce Hariche ene u erer dit
wunderſames Apoſtelſpiel mit den zwei Pſeudwapoſteln Petruz
und Johannes. Die Wiedergabe der beiden Stücke durch die Mitglieder
der Südweſtdeutſchen Bühne war eine Gllanzleiſtung. Das Marionetter
theater beſcherte den Zindern nachmittags zwei reizende Weihnachts=
märchen
. Die kleinen Zuſchauer waren von dem künſtleriſchen Spicl
entzückt und begeiſtert.
* Höchſt i. Odw., 1. Jan. Die Kaſiwgeſellſchaft veranſtaltete dieſer
Tage im Saale des Hotels Zur Poſt das diesjährige Winterkonzert,
Soliſten des Abenbs waren Herr Hans Scherer (Baß) und Fräulein
Margot Schmitt (Sopran), beide aus Darmſtadt. Die Vortragsfolg
enthielt Lieder von Sihulert und Schumenn. Arien und Duette voy
Mozart, Loryig und Flotow. Herr Scherer beſitzt einen ſelten volu
minöſen Baß, der in Tieſe und Höhe gleich ausgiebig iſt. Die Stimme
iſt von ausceſprochener ſchwarzer Färbung und erreicht auch die Höhe
mühelo3 und rein. Die Behandlung des prächtigen Materials verrä
eine gute Schulung. Ton der Sthnme und perſönliche Geſtaltungskraff
brachten dem ſympathiſchen Sänger, vorzüiglich bei der Wiedergab=
Mozartſcher Arien uſw., begciſterten Bcifall. Fräulein Schmidt enk
zückte durch ihren lieblichen, glockenhellen Sopran, dem der ſchelmiſche
Ton der gewählten Selogeſänge bsſonters gut lag. Beiden Künſtlern
dankten die äußerſt zahlreich erſchienen Zuhörer durch herzlichen und
lebhaften Beifall. Die Begleitung der Sopranarie und Duette hatte
Herr Studienrat Schreder übernommen, der ſie in einfühlſamer Weiſe
durchführte. Die Firma Klavier=Arnold in Darmſtadt, Eliſabelhen=
ſtraße
28, hatte in liebenswürdiger Weiſe gin Piano von beactenswerter
Klangſchönheit zur Verfigung geſtellt. Nach dem Konzert folgte ein Ball,
der die Toilnehmer in fröhlicher Weihnachtsſtimmung noch lange zu
ſammenhielt.
Michelſtadt, 2. Jan. Der Verein für Leibesübungen
hatte ſein Jahresfeſt in den Räumen des Städtiſchen Saalbaus. Tanz
muſikaliſche und humoriſtiſche Vorträge ſowie die nie fehlende Tom=
bola
verhalfen dazu, die zahlreich erſchienenen Mitglieder und Freunde
des Vereins bis in die frühen Morgenſtunden zuſammenzuhalten. In
dem am Sonntag fälligen Verbandsſpiel hatte die 2. Mannſchaft des
V. f. L. die 1. Mannſchaft des Sportvereins Höchſt i. Odw. im hieſigen
Stadion zu Gaſt und verlor 1:5. Die 1. Jugendmannſchaften der beiden
Vereine lieferten ſich vorher ein Treffen, in dem die hieſige Jugend 2:1
gewinnem konnte.
b. Erbach i. O., 1. Jan. Odenwaldgau der D.T. Turnaus=
ſchuß
und Gauausſchuß des Odenwaldgaues der Deutſchen Turnarſchaft
berieten in einer mehrſtündigen Tagung im Vereinslokal des Turnver=
eins
Erbach, Café Glenz, über die Aufgabew des Gaues und ſeiner
Organiſationen im kommenden Jahre. Militär= und Vete=
ranen
=Verein. Seinen Familienabend hielt der genannte Ver=
ein
vorgeſtern im Saale des Gaſthauſes Zum Adler hier ab. Der
Saal erwies ſich leider zu klein und konnte nicht alle faſſen, ſo daß viele
umkehren mußten. Das Gebotene übertraf alle Erwartungen. Theater=
ſtücke
, die ſehr anſprzchend zum Vortrag kamen, wechſelten mit muſika=
liſchen
und anderen Vorträgen. Zuſammengefaßt: Ein wohlgelungener
Abend, auf den der Verein ſtolz ſein kann. Kirchenwahlen.
Bei den kürzlich ſtattgefundenen Wahlen erhielten die Vertreter für den
Tekanatstag, die Herren Poſtinſpekvor Beck=Erhach und Landwirt Ludwig
Walther=Hgiſterbach Mandate. Deren Stellertueter ſind, die Herren
Schuhmachermeiſter Math. Volk=Erbach und Landwirt Chr. Grenz= Ebers=
berg
. Als weſtliche Abgeordnete des Dekanats Erbach für den Landes=
kirchentag
wurden die Herren Fabrikant Ludwig Arzt=Michelſtadt und
Schulrat Gerbig=Erbach, als geiſtliche Abgeordnete die Herren Dekan
Bernbeck=Hirſchhorn und Pfarrer Dieſtelmann Fürth gewählt.
Hainſtadt, 2. Jan. Vom Schiffsjungen zum Kapitän, ſo lautete
das Thema, über das Herr Kapitän von Senden am vergangenen Sonn=
tag
in der diesjährigen Weihnachtsveranſtaltung des heſigen Krieger=
vereins
im Saale des Gaſthauſes Zum Darmſtädter Hof ſprach. Der
Redner verſtand es, uns in feſſelnder, eindrucksvoller Weiſe einen Ein=
blick
in das Seemannsleben zu geben, das er ſelbſt 42 Jahre lang ge=
führt
hat. Wir ſind ihm all dankbar dafür, daß er uns Leid und
Freud ſeiner Laufbahn in ſo natürlicher Art und mit echtem Seemanns=
humor
ſchilderte und uns damit die Möglichkeit gab, einen Beruf kennen
und ſchätzen zu lernen, von dem wir Landratten uns oft eine ganz falſche
Vorſtellung machen. Wer, wie Herr Kapitän von Senden, die Leiter
vom Schiffsjungen zum Kapitän erklimmen will, der muß mit großer
Liebe an die Arbeit gehen, überall ſeinen Mann ſtellen und ein ſtarkes
Verantwortungsgefühl haben. Den Höhepunkt des Vortrags bildcte die
Schilderung der Erlebniſſe an der afrikaniſchen Küſte nach Ausbruch des
Krieges. Der unglückliche Ausgang des Krieges hatte die Herausgabe
unſerer anſehnlichen Handelsflotte an die feindlichen Länder zur Folge.
Damit zog Not und Elend in die Reihen der Seeleute ein. Für Herrn
Kapitän von Senden bedeutete der Verluſt der Flotte den Abſchluß ſeines
Seemannslebens. Der zweite Teil des Vortrages brachte uns Hand
gut gelungener Lichtbilder u. a. imntereſſante Erzählungen über Leben und
Treiben an Bord des Columbus vom Nordd. Lloyd, dem derzeitig
größten Schiffe der mm wieder Weltgeltung beſitzenden deutſchen
Handelsflotte. Wenn man aus dem Munde des Herrn v. Senden hört,
welche Sicherheitsvorrichtungen heute getroffen ſind, wie zuverläſſia Lei=
tung
und Perſonal des Schiffes arbeiten, wie bequem die Schiffsreiſe
geſtaltet wird und welche körperlichen Genüſſe damit verbunden ſind,
dann ſehnt man ſich danoch, auch einmal eine Seereiſe mochen zu können.
Die Reiſe von Bremen mach Japun, die wir im Geiſte mit dem Colum=
bus
machen durften, brachte uns Schönes und Miſſenswertes aus fer=
nen
Ländern. Reicher Beifall des dicht beſetzten Saales lohnte den Red=
ner
für ſeimen ausgezeichneten Vortrag. Der Leiter der Veranſtaltung,
Kamerad Adam Reulina, klcidete den Donk der Anweſenden in Worte
und gab dem Wunſche Ausdruck, Herrn Kavitän von Sendem noch öfters
m unſerer Mitte begrüßen zu dürſen

[ ][  ][ ]

Nummer 3

Donnerstag, den 3. Januar 1929

Seite 2

Sterbende Zigeuner=Romantik.
Das kommende hefſiſche Zigennergeſek.

Von Staatsanwalt Dr. Hugo Wolf=Mainz.

* Die Zigeuner kommen! Irgend ein herumſtreifender Junge hat
fe in der Ferne erſpäht: raſch, wie ein Lauffeuer, verbreitet ſich die
4 unde durch die umliegenden Straßen und Gaſſen, und Alt und Jung
vekt, ſich dieſen in Städten felten gewordenen, ungewohnten
FAnblick nicht entgehen zu laſſen. Längſt vergeſſene Bilder und Erzäh=
langen
von maleriſchen Lagerfeuern der braunen Pußtaſöhne in dunk=
ect
I m Wald und auf blühender Heide, von ihrem bunten Leben und Trei=
Ahen auf ihren Raſtplätzen, von prunkvollen Hochzeiten gefeierter Zigeu=
rerkönige
bei feurigem Geigenſpiel u. a. m., tauchen in den Erinnerun=
gen
der älteren Zuſchauer auf. Und mit leichtem Gruſeln gedenken ſie
zugleich auch der berüchtigten Künſte der Zigeuner: der Wahrſagerei
urid des Pferdehandels, ſowie ihrem durch nichts zu ſteuerndem Hange
zum Nichtstun, Betteln und Stehlen.
Aber da kommen ſie ſchon! Welch eine Enttäuſchung! Mehr oder
heniger herabgekommene, abgetriebene Gäule ziehen eiligſt unter fort=
urährenden
Peitſchenhieben und harten, unverſtändlichen, aber offenbar
atreibenden Zurufen ihrer braunen, dunkelhaarigen, unſauber und
verwildert ausſehenden, in Lumpen gehüllten Begleiter kleine, leichte
BBohnwagen und =Karren in oft geradezu elendem Zuſtande, deren
ſEmale Fenſteröffnungen häufig genug nur mit Tuchfetzen dürftig ver=
hangt
ſind, während verwahrloſt ausſehende Frauen, die ihre Kleinſten
ir Tachern auf dem Buckel tragen, die Wagen ſchieben helfen oder zu=
ſemmen
mit der heranreifenden Zigeunerjugend und heiſer bellenden
zttigen Kötern lärmend lahme Pferde, widerſpenſtige Tanzbären uſw.
* Muen ke) torwärts treiben. Hinterher und an den Seiten folgt ſchreiend und
Er eie Ar) jhlend die Stadtjugend, und ſchon nach wenigen Augenblicken iſt die
Frans uiß ssranhaſtende Horde wie ein Spuk dem Geſichtskreis der enttäuſchten
Nsbeſond-,/ Fetrachter entſchwunden, um ſich ſpäter irgendwo draußen bei einem
Men grof, keeinen Dörfchen auf wenige Stunden oder Tage häuslich niederzu=
ine
von iy) IEſſen.
Es iſt nur zu wahr: die ehedem ſo vielgerühmte und =beſungene
igeunerromantik liegt im Sterben. Die Zeiten, wo dieſe fahrenden
Geſellen aller Herren Länder die Welt unſtät und ruhelos durchzogen,
ſiud endgültig vorüber. Die ſcharfen Grenzſperren verhindern ſo ziem=
lah
den weiteren Uebertritt ausländiſcher Zigeuner auf deutſches Ge=
bet
, und in der Heimat arbeiten die Polizeibehörden unermüdlich an
herm Aih) ürer gänzlichen Beſeitigung. Die Städte kennen die Zigeuner kaum
Tänz ry uoch, denn der meidet dieſe modernen Steinwüſten, die ihm fremd, un=
kimlich
vorkommen, die ihn beklemmen. Er ſucht die weite Land=
ſraße
, die Heide und den Wald, um dort die Freiheit, die er über alles
Schl
eebt, wenigſtens noch einigermaßen zu finden.
or Palenn
Aber auch das platte Land ſteht heute dem Zigeuner nicht mehr
orſitzende n4 freundlich gegenüber. Der Gendarm wacht, und ſchleuniger traben die
ge Mitgſie= Pferde, gellender erſchallen die antreibenden Rufe, härter knallt die
Peitſche, wenn der Tſchako dieſes ungern geſehenen Hüters der Ord=
ruung
ingendwo ſichtbar wird. Denn nie weiß der Zigeuner, ob er nicht
vegen dem oder jenem kleinen Heu= oder Hühnerdiebſtahl oder Pferde=
lStrug
geſucht wird, er iſt ſtets unſicher, ob er nicht ſchon wieder eine
true, ihm noch unbekannte Polizeiverordnung übertreten hat oder ob
tar ſeine Horde einen ſteckbrieflich geſuchten Schwerverbrecher enthält.
i) mmerwährend hat er ein ſchlechtes Gewiſſen und dauernd iſt er des=
wil
lalb wie auf der Flucht, ruhelos, nie lang raſtend, ſtets die Ferne
ſachend.
Max 2
Wenn indeſſen auch die Stadt den ausſterbenden Zigeuner eigent=
oſteln
Pet
lich nur noch vom Hörenſagen kennt, die Ortſchaften auf dem flachen
Mite
T and wiſſen immer noch ſein Lied zur Genüge zu ſingen. Keine Ge=
Ma
meinde freut ſich, wenn eine ſolche Horde bei ihr lagert, denn das be=
teutet
immer kleine, aber trotzdem peinliche Diebſtähle, Bettelei, Aerger
und Verdruß. Alles atmet erleichtert auf, wenn dieſe ungebetenen
(Häſte wieder weiterziehen, und nur die Dorfjugend bedauert, daß das
ſarbenprächtige Bild einer raſtenden Zigeunerhorde für einige Zeit aus
teem Geſichtskreis ihrer rymantikſuchenden Seelen verſchwunden iſt.
Die dauernde Gefährdung der öffentlichen Ordnung und Sicherheit,
d Dueue täe das Zigeunerunweſen für jedes Land mit ſich bringt, und die fort=
lten
vo währenden Klagen der Landbewohner hierüber förderten in Ermange=
Stimn Erng einheitlicher geſetzlicher Vorſchriften eine Unzahl von Polizei=
uch
die 56 terordnungen der zuſtändigen Lokalbehörden zutage, die dieſem Unfug
teals vem dach Möglichkeit zu ſteuern verſuchten. Unzweifelhaft haben ſie viel
Sutes geſtiftet, denn die früher ſehr große Zigeunerplage iſt in den
letzten beiden Jahrzehnten, insbeſondere während des Weltkrieges, ſtark
zurrückgegangen. Zu einem einheitlichen Schlage gegen das Zigeuner=
tim
kam es jedoch ſeither nicht. Ja, ſelbſt die Länder konnten ſich zu
twrrchgreifendem einheitlichen Vorgehen trotz einer von Bayern ſchon
lang vor dem Kriege gegebenen Anregung nicht enſchließen.
Den Anſtoß zur erneuten Aufgreifung dieſes Problems gab nun
tor einigen Jahren die dazu berufenſte Stelle; die im Juni 1925 in

und

Karlsruhe tagende Polizeifachkonferenz beſchäftigte ſich auch mit der
Frage der einheitlichen Bekämpfung der Zigeunerplage. Sie wählte zu
dieſem Behufe eine Fachkommiſſion, die einen Entwurf zu einer
neuen Vereinbarung der deutſchen Länder über die Bekämpfung der
Zigeunerplage ausarbeitete, der insbeſondere den Erlaß folgender Vor=
ſchriften
empfahl: Verbot des Reiſens in Horden (d. h. Vereinigung
mehrerer Familien oder einzelſtehender Perſonen zu gemeinſamen
Fahrten), beſondere Erlaubnis zum Mitführen von Wohnwagen und
=Karren ſowie von Tieren, für den Beſitz von Schußwaffen und das
Lagern im Freien, und endlich beſondere Meldepflicht bei den Orts=
polizeibehörden
. Leider liegt dieſer recht gute Entwurf zurzeit noch
immer dem aus Regierungsvertretern gebildeten Länderausſchuß zur
Begutachtung vor. Und bei der uns Deutſchen nachgerühmten beſonde=
ren
Gründlichkeit, mit der wir an alle Probleme herangehen, werden
wohl noch etliche Jährlein ins Land ziehen, bis dieſer Ausſchuß endlich
einmal zu einem poſitiven Ergebnis kommt. Erwähnt ſei jedoch, daß
das neu= Reichsſchußwaffengeſetz vom 12. April 1928 den künftigen
Erwerb von Schußwaffen und Munition durch Zigeuner auf legalem
Wege unmöglich macht.
Die Heſſiſche Regierung hat ſich deshalb (nach Bahern) in anerken=
nungswerter
Weiſe zu ſchleunigem ſelbſtändigen Handeln entſchloſſen
und dem Landtag vor kurzem einen Geſetzentwurf zur Bekämpfung des
Zigeunerunweſens (Zigeunergeſetz) zugeleitet. Dieſer Entwurf folgt
im großen und ganzen den Vorſchlägen der im Juni 1925 eingeſetzten
Fachkommiſſion. Darüber hinaus ſchafft er aber weitere weſentliche
Erſchwerungen. So dürfen in Heſſen Zigeuner mit Woynwagen und
=Karren ſowie mit Tieren nur umherziehen, wenn ihnen eine ſchrift=
liche
, jederzeit widerrufliche Erlaubnis von dem zu=
ſtändigen
Kreisamt erteilt worden iſt, in der u. a. ſogar eine beſtimmt
bezeichnete Reiſerichtung vorgeſchrieben werden kann, um ſie ſo entweder
von beſtimmten Landesteilen fernzuhalten oder aber auf dem kürzeſten
Wege über die Grenze zu bringen. Dieſe Erlaubnis darf jedoch nur
denjenigen Zigeunern erteilt werden, die die deutſche Staatsangehörig=
keit
, einen ordnungsmäßigen Wandergewerbeſchein ſie müſſen alſo
ſtets entweder gewerbliche Leiſtungen an= oder Schauſtellungen dar=
bieten
und eine amtliche Beſcheinigung darüber beſitzen, daß ſie er=
kennungsdienſtlich
behandelt worden ſind. Denn von jedem
Zigeuner muß heute ein Fingerabdruck genommen werden, um jederzeit
ſeine Identität einwandfrei feſtſtellen zu können. Namen ſind nämlich
bei Zigeunern wie Schall und Rauch. Als beſonders unzuverläſſig be=
kannte
Zigeuner und Landfahrer können ſomit ducch Verweigerung
dieſer Einreiſeerlaubnis von Heſſen ferngehalten werden. Auch iſt da=
mit
die Möglichkeit gegeben, die Zahl der Zigeuner auf ein erträgliches
Maß zu beſchränken.
Dieſe Erlaubnis zum Durchreiſen heſſiſchen Gebietes kann aus=
nahmsweiſe
auch Staatenloſen gewährt werden, wenn ſie die deutſche
Staatsangehörigkeit durch den Friedensvertrag von Verſailles verloren
haben. Ausländiſche Zigeuner können ſomit heſſiſches Gebiet nur dann
noch betreten, wenn ſie Beſtrafung und ſofortige Ausweiſung als läſtige
Ausländer riskieren wollen.
Beſchwert ſchon dieſe Beſtimmung die Zigeuner überaus, ſo trifft
ſie aber die andere, daß ſie ſchulpflichtige Kinder nur noch in Aus=
nahmefällen
mit ſich führen dürfen, am allermeiſten. Denn nicht nur,
daß ſie ſich behufs Erfüllung dieſer Vorſchrift irgendwo einen auf län=
gere
Zeit berechneten Wohnſitz gründen müſſen, um ihre Kinder daſelbſt
zur Schule zu ſchicken, falls ſie nicht überhaupt aus Elternliebe ganz
ſeßhaft werden wollen; damit wird dem Zigeunertum vor allem der
Nachwuchs genommen. Es iſt nämlich kaum anzunehmen, daß ſo kulti=
vierte
Zigeunerkinder nach achtjährigem Schulbeſuch noch allzu große
Sehnſucht nach der Landſtraße mit ihrem unſtäten Leben haben. Wenn
dieſe Beſtimmung erſt einmal in Deutſchland allgemein rechtens iſt,
dürfte das noch verbliebene Zigeunertum ſehr bald ausgeſtorben ſein.
Den Zigeunern ſind gleichgeſtellt die ſogen. Landfahrer, d. h. die=
jenigen
Perſonen, die, ohne der Raſſe nach Zigeuner zu ſein, den
Zigeunern in ihrer Beſchäftigung und Lebensweiſe ähneln und wie dieſe
planlos im Lande umherziehen, z. B. manche Töpferwarenhändler,
Teſfelflicker Scherenſchleifer uſw.
Endlich ſieht das Heſſiſche Zigeunergeſetz für Zuwiderhandelnde
Haftſtrafen bis zu ſechs Wochen vor, ebenſo die Einziehung der ohne
Erlaubnis mitgeführten Tiere.
Der Geſetzgebungsausſchuß hat leider dieſen Entwurf zunächſt zu=
rückgeſtellt
und die Regierung aufgefordert, Unterlagen über die ſogen.
Zigeunerplage zu beſchaffen. Hoffentlich wartet die Landbevölkerung
nicht allzu lange auf den Erlaß dieſes für ſie recht bedeutungsvollen
Geſetzes, mit dem dann auch die letzten Reſte faſt verklungener Zigeuner=
omantik
wenigſtens in Heſſen endgültig verſchwinden.

Unter=Mofſau, 1. Jan. Am Samstag abend hielt der hieſige
Turnverein (D.T.) in ſeinem Vereinslokal Zum Deutſchen Kaiſer
ſeine diesjährige Weihnochtsfeier in Verbindung mit der Jahnfeier ab.
Im Mittelpunkt der Feier ſtand der Vortrag des Oberturnwarts, Herrn
Behrers Nebeling=Ober=Moſſau, über Turnvater Jahn Freiübungen,
Geräteübungen und Volkstänze folgten in bunter Reihenfolge aufein=
ender
, ſo daß ſich ein Programm echt turneriſchen Geiſtes abwickelte.
Außerdem war eine Tombolaverloſung in das Programm eingelegt.
Dieſe Veranſtaltung verbief, wie die am Sonnlag vorher ſtattgefundene
Theatervorführung des Geſangvereins Eintracht, ſehr intereſſant und
armoniſch.
m. Vom ſüdlichen Odenwald, 2. Jan. Neuſchnee. Nachdem in
der Mitte letzter Woche als Eintagsfliege eine etwa 10 Zentimeter ſtarke
Schneedecke ebenſo raſch zerfloſſen als gefallen war, zeigt de Schneedecke
ton geſtern wieder etwas Halt, ſolchermaßen, daß die Jugend an den
Hängen fröhlich und eifrig dem Rodelſport huldigen kann. Für Ski=
fahrer
reicht die Schneedecke noch nicht aus. Die Silveſternacht ver=
lef
meiſt ruhig, durchweg iſt feſtzuſtellen, daß das Schießen und das
Abbrennen von Feuerwerkskörpern ſehr zurückgegangen ſind; auch das
ſonſtige Leben und Treiben bewegte ſich in ſehr orknungsgemäßen
Bahnen.
Hirſchhorn, 2. Jan. Waſſerſtand des Neckars am
1. Januar: 1,82 Meter; am 2. Januar: 1,61 Meter.
A. Fürth i. O., 2. Jan. Ortsdurchfahrt. Der Gemeinde=
jat
hat beſchloſſen, die Höchſtgeſchwindigkeit der durchfahrenden Autos
auf 15 Km. feſtzuſetzen, da die Hauptſtraße von mehreien wichtigen
Nebenſtvaßen gekreuzt wird, wodurch bei größerer Geſchwindigkeit Un=
ſälle
, wie ſie ſchon mehrmals vorkamen, unvermeidlich ſind. Aus dieſem
Srunde ſoll auch der Ausgang aus der Volksſchule nach der Hauptſtraße
geſchloſſen und ein Seitenausgang nach der Brunnengaſſe neu einge=
gichter
werden. Schulſpeiſung. Auch in dem neuen Jahre ſoll
die Schulſpeiſung, eine ſehr ſegensreiche Einrichtung, weitergeführt wer=
Len. Der auf die Gemeinde entfallende Anteil wird genehmigt.
Bp. Lindenfels, 2. Jan. Ueber dem Odenwald ging heute ſtarker
Schneefall nieder. In den Nachmittagsſtunden betrug bei anhaltendem
Schneefall die Höhe bei Winterkaſten, Neunkirchen 2 Zentimeter, Beer=
felden
, Hirſchhorner Höhe 4 Zentimeter, Wegſchneide, Spreng 3 Zenti=
meter
. Durch den eiſigen Sturmwind iſt der Schnee ſtellenweiſe ſtark
derweht.
Reichenbach i. D., 2. Jan. Zu dem Brandunglück in
Reichenbach. Die bei dem Brand in Reichenbach gefundene ver=
tohlte
Leiche wurde als die des Knechts des Hofes identifiziert. Dieſer
hatte einer Magd mehrfach ſeine Liebe geſtanden, aber keine Erhörung
gefunden. Nachdem er ſchon tagelang mit dem Gedanken umgegangen
war, das Mädchen zu töten und ſich dann der Polizei zu ſtellen nie=
mand
hatte diele Drohung ernſt genommen , verſuchte er einen Ein=
bruch
in die Kammer, wo er die Magd ſchlafend glaubte. Dieſe war
aber am gleichen Abend zu ihren Eltern gegangen und entging ſo dem
Tode. In der gleichen Nacht noch ſteckte der Knecht, dem zum 1. Januar
gekündigt war, das Anweſen an brei Stellen gleichzeitig in Brand. Er
hat ſich dann wahrſcheinlich ſelbſt nicht mehr retten können und iſt in
den Flammen umgekommen. Wie man hört, war er ei:: zäverlafſiger
und guter Arbeiter, dem die verſchmähte Liebe anſcheinend den Verſtand
genommen hatte.
1. Von der B=raſtraße, 2. Jan. Die Unſitte des Silveſterſcharf
ſchießens hat in Weinheim einen ſchweren Unfall zur Folge gehabt. In=
folge
unvorſichtigen Umganges mit Schuswaffen wurde ein 18jähriger
funger Mann in die Lunge geſchoſſm. Wäre der Schiß nur um zwei
Millimeter tiefer eingedrungen, ſp wäre das Herz getroffen worden. Der
Schwerverletzte wurde in das ſtädtiſche Krankenhaus in Weinheim ein=
geliefert
. Gegen den Täter iſt Anzeige erſta tet.
Aa. Bickenbach 2. Jan. Vereinsiubiläum. Der im Jahre
1859 gegründete Männergeſanaverein Bickenbach kann im neuen Jahr
auf ein 70jähriges Beſtehen zurückblichen. Er beabſichtigt, das Jubiläum
feſtlich zu beachen.
Gernsheim, 1. Jan. Wafſerſtand des Rheins, am
31. Dezember 1928: 1,99 Meter, am 1. Janur 1929: 1,97 Meter.

Pm. Hofheim (Ried), 2. Jan. Verſchiedenes. Auch der un=
mittelbar
im Ort gelegene Bahnübergang Nr. 2, an der Nordheimer
Straße, wird nun mit elektriſcher Beleuchtung verſehen. Den Anfang
des Faſchings macht der Turnberein mit einer Damenſitzung am 5. Jan.
Bm. Hofheim (Ried), 2. Jan. Seine diesjährige Weihnachtsfeier
veranſtaltete der hieſige Kleintierzuchtverein im Kaiſerhof‟. Stim=
mungsvolle
Muſik, komiſche Vorträge, Verloſung und Anſprachen bilde=
ten
das Abendprogvamm, welches alle Teilnehmer ſehr befriedigte.
Am Silveſterabend hatte der Arbeiter Geſangverein ſeine Weihnachts=
feier
mit Tanz im Schwarzen Adler, während der Radfahrerverein
Viktoria Blitz im Kaiſerhof einen Silveſterball veranſtaltete. Beide
Veranſtaltungen verliefen ruhig und ohne Zwiſchenfälle. Auch die Neu=
jahrsnacht
verlief verhältnismäßig ſehr ruhig.

z. Büttelborn, 1. Jan. Von der Leiter ſtürzte die Frau
Vatta Witwe, wobei ſie ſich einen Schädelbruch zuzog. Die Schwerver=
letzte
blieb hilflos liegen, bis zufällig ein 3jähriges Enkelkind hinzukam,
das Hilfe holte.
a. Offenbach, 2. Jan. Abgerufene Kriegsteilnehmer.
Am letzten Tage des alten Jahres erwies die Kviegerkameradſchaft
Haſſia zwei Kämpfern aus Deutſchlands ruhmreichen Zeiten die letzte
Ehre. Im Alter von 83 Jahren hatte am 28. Dezember der Mitkampfer
von 1866 und 1870, Portefeuiller Peter Henkel, das Zeitliche geſegnet.
Er hatte im Großh. Heſſiſchen Arbillerie=Korps die Feldzüge von 1866
und 1870 mitgemacht und war 1872 Mitbegründer der hieſigen Krieger=
kameradſchaft
Haſſia. Ein zweites Mitglied verlor die Krieger=
kameradſchaft
in dem Fabrikanten Karl Hecht, einem Teilnehmer des
Weltkrieges. Kamerad Hecht trat im Alter von noch nicht 18 Jahren im
Auguſt 1914 in jugendlicher Begeiſterung als Kriegsfreiwlliger bei der
Feldartilierie ein. Eine ſchwere Verwundung zwang ihn im Januar
1917, aus dem Heere auszuſcheiden. An den Folgen dieſer Verwundung
iſt er am 29. Dezember noch nachträglich für das Vaterlaud geſtorben,
ngchdem er kaum ſeinen eigenen Hausſtand begründet hatte. Die
Haſſia hatte im abgelaufenen Jahre das Hinſcheiden von 13 Mitglie=
dern
zu beklagen. wovon 5 Feldzugsteilnehmer von 1866 und 1870 waren,
während 4 den Feldzug von 1914 bis 1918 mitmachten. Es gehören ihr
nun noch 17 Teilnehmer an den Feldzüigen von 1866 oder 1870 an.

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Frpen= und Erkältmgsſchmerzen.
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Apotheken und Drogerien erhältlich. Hog21s0r

Rheinheſſen.

Ao. Worms, 2. Jan. Der f6. Geburtstag des Herrn Geh.
Kommerzienrat Doerr geſtaltete ſich zu einer großen Ehrung
für kten allgemein beliebten Fabrikherrn, die deutlich die Wertſchätzung
und Beliebtheit, der er ſich zu erfreuen vermag, zeigte. Am Vorabend
bewegte ſich ein Fackelzug des Krieger= und Soldatenvereins, ſowie des
Marinevereins vom Obermarkt zu ſeiner Wohnung, wo die Herren
Major a. D. Rücker, Pick und Müller Anſprachen hielten. Nach Gefangs=
vorträgen
und einer Dankrede des Gefeierten ging der Zug nach den
19 Apoſteln, wo in Anweſenheit des Geehrten noch ein gemütliches
Beiſammenſein ſtattfand. Am Geburtstage ſelbſt kam eine endloſe
Kette von Devuxationen und Gratulanten, von denen nur einige er=
wähnt
ſeien: Oberbürgermeiſter Rahn, Kreisdirektor Wolff. Domprobſt
Daus, Frhr. Cornel. von Hehl, Frhr. Ludwia von Hyl, H. Valcken=
bera
, dann Abordnungen der Stadtverordnetenfraktion der D.V.P, des
Kreisverbandes, der Turngemeinde Worms, der Induſtrie= und Handels=
kammer
, des keufm. Vereins, der Mainzer Handelskammer und der
Kriegerkamevadſchaft Haſſia, namens der Herr Ober=Reg.=Rat Linden=
ſtruth
=Darmſtadt ſprach. Für die heſſiſche Regierung ſandte Miniſter

Kovell Glückwünſche in einem Handſchreiben, ebenſo telegpaphierte R.=A.
Dingeldey namens des Landesverbandes der D.V.P. Arbeits=
markt
. Die letzte Woche des Jahres brachte eine weitere V. rſchlechte=
rung
der Arbeitslage, nachdem die Zuckerrübenkampagne beendet iſt und
in faſt allen Zweigen der Induſtrie Entlaſſungen vorgenommen werden
mußten. Die Zahl der Arbeitſuchenden ſtieg um etwa 17 Prozent auf
etwa 4500 Perſonen. Die Zahl der Unterſtützungsempfänger iſt auf
Stwa 3600 geſtiegen.
z. Eich, 1. Jan. Die Gemeinde beſchafft für alle Verſicherten koſten=
los
Verſicherungsblätter, in denen die Beſtimmungen der
geſamten Sozialverſicherung enthalten ſind. Am 23. Februar, nach=
mittags
2 Uhr, wird die Jagd auf neun Jahre verpachtet. Etwaige
Wildſchäden werden je zur Hälfte von der Gemeinde und Pächter ge=
tragen
.
Oberheſſen.
h. Gießen, 2. Jan. Ein ſchwerer Unfall ereignete ſich auf
dem hieſigen Bahnhof. Der 55jährige Arbeiter Hartung aus der Linden=
gaſſe
kam mit dem Zug um 9,30 Uhr von ſeiner Arbeitsſtätte bei Bude=
rus
Wetzlar. Er ſtürzte die Treppe des Bahnſteiges 6 hinunter und
blieb mit einer Wunde am Hinterkopf bewußtlos liegen. Der herbei=
eilende
Bahnarzt verordnete ſofortige Ueberführung in die chirurgiſche
Klinik, da anſcheinend ein ſchwerer Schädelbruch vorliegt. Der glück=
liche
Gewinner des Hauptgewinns der Gießener Verkehrs=Werbe=
Lotterie, einer Opel=Limouſine, iſt der Oberſchaffner Wende vom Bahn=
hof
Gießen.
h. Butzbach, 2. Jan. Seit drei Generationen iſt das Bürgermeiſter=
amt
in derſelben Familie, und zwar verwaltet in Langenhain= Ziegen=
berg
die Familie Rumpf das Bürgermeiſteramt ſeit faſt 70 Jahren, in
Leihgeſtern die Familie Heß ſeit über 90 Jahven.
h. Lauterbach, 2. Ja. Diebiſche Autofahrer benutzten
das Unglück des Schweinehändlers Schäfer aus Sandlofs. Die Pferde
waren durchgegangen, der Wagen fiel auseinander und zwei wertvolle
Wolldecken blieben auf der Straße liegen. Im ſelben Augenblick kam
ein Auto mit mehreren Inſaſſen, hielt ſtill, nahm die Wolldecken, und
jagte davon.

Rundfunkprogramme.
Frankfurk.
Donnerstag, 3. Jan. 6.30: Gymnaſtik. O 12.30: Mittags=
konzert
des Funkorcheſters. O 15.05: Kaſſel: Stunde der Jugend.
Berufsberater Fahnenbrock: Berufslaufbahnen im Baugewerbe.
15.55: Hausfrauenſtunde. Fini Pfannes: Die Konſumentin zur
Konſumentin. o 16.35: Stuttgart: Konzert des Fun orcheſters.
6 18.10: Leſeſtunde. Aus der Novelle. Die Sanfte von F. M.
Doſtoiewſki. Sprecher: E. Gläſer. 18.30: Kaſſel: Vortrag.
O 19: Engliſche Literaturproben. O 19.15: Engliſch. O 20.15: Der
Winter (muſikaliſch=literariſche Veranſtaltung). O 21.15: Kammer=
muſik
=Konzert. O Anſchl.: Vorführung einer Kino=Orgel.

Skuttgark.

Donnerstag, 3. Jan. 10.30: Schallplatten. O 12.15: Schall=
platten
. O 15.45: Plauderei über Blumenpflege. o 16.15: Nach=
mittagskonzert
. Mitw.: Maria Hendrichs (Sopran). Funkorcheſter.
O 18.15: Dr. Paul, Königsberg: Vom Werden und Weſen des
Staates. O 18.45: Freiburg: Aerztevortrag: Ueber das Verjüngungs=
problem
. O 19.15: Konzert des Funkorch. Blon: Bülow=Marſch,
Weyler: Serenade. Kloſe: Lieb Väterchen Ländler.
Translateur: Hochzeitszug in Liliput. O 19.45: Karlsruhe: Berufs=
berater
Gurk: Berufe, für welche mittlere Reife bzw. Unterſekunda
Vorausſetzung ſind. O 20.15: Die Marquiſe von Arcis. Schau=
ſpiel
in fünf Aufzügen nach Diderot von C. Sternheim. Perſ.:
Der Marquis von Arcis: Die Marquiſe von Pommeraye; Hortenſe
Duquernoy; Henriette Duquernoy; Haushofmeiſter der Marquiſe.
Paris 1750. O Anſchl.: Muſik auf Gaſſen, Höfen und Landſtraßen.
Schallplattenimproviſation von C. Struve. O Anſchl.: Nachrichten.

Donnerstag, 3. Jan. 12.33: Für den Landwirt. o 15.30:
Dr. Hermanns: Zum 100. Geburtstag des Phrologen Konrad
Duden. & 16: Dr. Berger: Der Künſtler im Alltag. (Bildende
Rünſtier. O 16.30: Konzert. Hilde Elgers (Violine), Joh. Strauß
(Klauier) Godfried Zeelander (Cello). O 17.30: Unterhaltungsmuſik.
Hauns Heinrich Dransmanns Orcheſter. O 18.30: Ob.=Ing. Hart=
mann
: Techniſcher Rückblick auf 1928. Energiegewinnung und Ueber=
traguſie
. Nohſtoffe. Heizung und Beleuchtung. Bauweſen.
D 19: M. Marſchalk: Einführung zu der nachf. Uebertragung.
S 19.30: Städt. Oper Charlottenburg: Othello. Oper in vier
Akten. Muſik von G. Verdi. Dirig.: G. Sebaſtian. Perſ.: Othello,
Mohr, Befehlshaber der venezianiſchen Flotte: C. M. Oehmann;
Jago, Fähnrich: H. Reinmar; Caſſio, Hauptmann: G. Röd’n;
Rodrigo, ein edler Venezianer: H. Steier; Lodovico, Geſandter
der Republik Venedig: A. Baumann; Montano, der Vorgänger
Otheilos in der Staithalterei von Cypern: G. Vöge: Desdemona,
Othellos Ge iin: Lotte Lehmann; Emilia, Jagos Gattin: Ruch
Berglund; Soldaten und Seeleute der Republik Venedig; Edel=
damen
und venezianiſche Nobili; Cyproiten beiderlei Geſchlechts;
griechiſche, dalmatiniſche und albaneſiſche Krieger; ein Schanlwirt;
Volk uſw. Ort der Handlung: Eine Hafenſtadt der Inſel Cypern.
Zeit: Ende des 15. Jahrhunderts. Während einer Pauſe:
Tagesnachrichten. Danach: Tanzmuſik. Kapelle Daſos Bela.
Deutſche Welle. Donnerstag, 3. Jan. 10.15: Berlin: Nach=
richten
. O 12.30: Reichsſtädtebund. O 13.30: Ber in: Nachrichten.
6 13.45: Bidfunkverſuche. O 14.30: Koch, Spielhagen: Reiſen und
Abenteuer: Meine Veſuvbeſteigung. 15: Min.=Rat Prof. Dr.
Ottendorf: Die Neuordnung der Ausbi dung der Turn= und Sport=
lehrerin
an den höheren Schulen Preußens. o 15.30: Wetten
und Börſe. 6 15.40: William Wauer: Das folg ame Kind. o 16:
Dr. med. Laura Turnau: Erziehungsberatung. O 16.30: Ber in:
Unterhaltungsmuik. Hanns Heinrich Dransmann=Orcheſter. o 17.30:
F. C. Badendieck: Die Kulturlandſchaft der Südmark. o 18: H.
Bormann: Deutſche Stammesdichtung. O 18.30: Georg Hausdorf:
Das Schaufenſter früher und heute. O 19.30: Berlin: Städt. Oper
Charlottenburg: Othello. Oper in vier Akten von Verdi.
Während eier Pauſe: Preſſenachrichten. O Danach: Tanzmuſik.
tapeile Dajos Bela.

Welkerbericht.

Das Hochdruckgebiet, das ſich von den britiſchen Inſeln bis nach
Skandinavien erſtreckt, läßt es in Verbindung mit dem ſüdlichen Tief
zur weiteren Zufuhr kalter Nordoſtluft kommen. Während des geſtri=
gen
Tages lagen die Temperaturen unter dem Gefrierpunkt und das
Minimum lag in der vergangenen Nacht noch um 1 Grad tiefer als in
der vorletzten. Da wir zunächſt im Kaltluftbereich bleiben, ſo halten
ſich die Temperaturen weiterhin unter Null. Auch der Witterungs=
charakter
dürfte ſich wenig ändern, ſo daß fernerhin vereinzelte Schnee=
ſchauer
nicht ausgeſchloſſen ſind.
Ausſichten für Donnerstag, den 3. Januar: Wolkig, auch ſtellenweiſe
aufheiternd, Temperaturen unter Null. Keine oder nur vereinzelte
Schneeſchauer.
Ausſichten für Freitag, den 4. Januar: Wenig Aenderung der Wet=
terlage
.

Feld=
berg

Taunus Waſſ.
Kuppe Feld=
berg

Echwarz
wald. Zug=
ſpitze
Aſten Fahier Fich=
ſtelberg
Schnee=
koppe
Wete wolkig Schneel Nebel Schne wolki Nebel Schnee Temperatur ((C) 8 12 13 8 11 14 Wind NNO NN0 NO. GSO. NO, GRS. O, Niederſchlag mm gef. 2 Schneedecke (cm) 14 90 140 32 93 103

Hauptſchriftleitung Rudolf Maup.

Verantwortlich für Polttik und Wirtſchaft: Rudolf Maupe, für Feuilleion, Reich und
Ausland und Seſſiſche Nachrichten: Max Streele; für Sport: Dr. Eugen Buhlmann;
für den Handel: Dr. C. H. Quetſch für den Schlußdienſt: Andreas Bauer; für
Die Gegenwart, Dr. Herbert Nette; für den Inſeratentell: Willy Kuble: Druck
und Verlag C. C. Wiitich ſämtlich in Darmſtadt
Für unverlangte Manuſtripte wird Garantie der Kückiendung ni ri übernommen.

Die heutige Nummer ha: 12 Seiten.

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Seite 8

Donnerstag, den 3 Januar 1929

Nummer 3

Neuer Welkerfolg der deutſchen Chemie
Der Entdecker des künſtlichen Blutfarbſtoffes.

Geheimrat Prof. Dr. phil. et med. Hans Fiſcher
hat es in 17jähriger Arbeit fertiggebracht, den
Blutfarbſtoff des Menſchen künſtlich herzuſtellen.
Die wiſſenſchaftlichen und praktiſch=mediziniſchen
Folgen dieſer hervorragenden Entdeckung ſind
noch gar nicht abzuſehen. Geheimrat Fiſcher
wurde am 27. Juli 1881 als Sohn eines Groß=
induſtriellen
in Höchſt am Main geboren, war
von 1912 bis 1921 in München. Innsbruck und
Wien Univerſitatsprofeſſor und iſt ſeit 1921
ordentlicher Profeſſor der Chemie und Direktor
des Chemiſchen Inſtituts an der Techniſchen
Hochſchule in München.

Die Internationale Konferenz
über die modernen Kriegsmethoden

und den Schutz der Zivilbevölkerung findet vom 4. bis
6. Januar in Frankfurt am Main ſtatt. Eine große
Anzahl hervorragender Gelehrter und Militärs aus
vielen Ländern wird zu dieſer Konferenz erwartet,
dem Ehrenkomitee haben ſich Frauen und Männer
von höchſtem internationalen Ruf angeſchloſſen. Als
Redner haben ſich bedeutende Wiſſenſchaftler der ver=
ſchiedenſten
Länder zur Verfügung geſtellt, darunter
der franzöſiſche Phyſiker Profeſſor Paul Langevin,
Dr. Gertrud Woker=Schweiz, Hauptmann Brunskog=
Schweden, Prof. Cartney=England, Dr. Saſek= Tſche=
choſlowakei
und der bekannte franzöſiſche Wirtſchafts=
politiker
Francis Delaiſi. Die Redner werden alle
Fragen des modernen Krieges von den verſchiedenſten
Seiten her beleuchten, die Frage des Schutzes der
Zivilbevölkerung behandeln und ſchließlich das Ab=
rüſtungsproblem
als ſolches einem eingehenden Stu=
dium
unterziehen. Die Vorträge finden ſtatt im
Handwerkerhaus, Braubachſtr. 18, vormittags 9,30
bis 12.30 Uhr, und nachmittags 14 bis 17,30 Uhr. Der
Eintritt zu allen Vorträgen iſt unentgeltlich, ebenſo
zu den Abendverſammlungen am Samstag, den
5. Januar, im Saalbau Junghofſtr. 3, und am Sonn=
tag
, den 6. Januar in der Loge Carl am Mozart=
platz
, abends 20 Uhr. Die Konferenz iſt vorbereitet
von der internationalen Frauenliga für Frieden und
Freiheit. Näheres durch Frau Thea Wolff, Frank=
furt
a. M., Gärtnerweg 58. Anſchließend finden
Kundgebungen ſtatt in Mainz am 7. Januar, in
Offenbach am 8. Januar und in Darmſtadt am 9. Ja=
nuar
, Mittwoch, abends 20 Uhr im Gardenſaal des
Städtiſchen Saalbaues.

Tödlicher Unfall in der Silveſternacht.
Frankfurt a. M. Bei der Silveſterfeier in
der Familie des Invaliden Franz Hohn in der Rohr=
bachſtraße
wollte der aus Würzburg gebürtige 25jähr.
Feinmechaniker Ludwig Kehl einen Revolver auf
ſeine Schußfähigkeit unterſuchen. Dabei entlud ſich
die Waffe und die Kugel traf die 21 Jahre alte
F.ieda Kaufmann aus der Mainzer Landſtraße, die
ſofort tot zuſammenbrach.

Großfeuer durch vorſätzliche Brandſtiftung
in der Silveſternacht.

Ba. Wiesbaden=Igſtadt. In der Silveſter=
nacht
1927 wurde die Wiesbadener Berufsfeuerwehr
nach Frauenſtein alarmiert, woſelbſt ein Großfeuer
ausgebrochen war. In der Silveſternacht 1928 wütete
wiederum ein Großfeuer, diesmal in Igſtadt. Nach
21 Uhr war dort in der Scheune des Landwirts Franz
Heinrich Stemmler Feuer ausgebrochen. Der Eigen=
tümer
, der das Anweſen erſt im letzten Jahr erwor=
ben
hat, war etwa eine halbe Stunde vor dem Brand
von Wiesbaden gekommen. Die im Obergeſchoß des
Wohnhauſes Stemmler wohnende Frau Becht hörte
den Beſitzer kurz darauf in der Richtung nach der
Scheune gehen und bald darauf wieder nach dem
Wohnhaus zurückkehren. Durch das Kniſtern in der
Scheune aufmerbſam geworden, ſah Frau Becht gleich
darauf Flammen aus der Scheune emporlodern und
ſchlug Feuerlärm. Die vor kurzem neugegründete
Freiwillige Feuerwehr Jgſtadt war alsbald zur Stelle
und umfaßte zunächſt die in einem Häuſerblock lie=
gende
Brandſtelle mit vier Schlauchleitungen, die an
das Waſſerleitungsnetz angeſchloſſen wurden. Da das
Wohnhaus und die Scheune, in der das Feuer aus=
gebrochen
, direkt einandergebaut waren und beide Ge=
bäude
nur aus Fachwerk beſtanden, griff der Brand
ſehr ſchnell auf das Wohnhaus über, das jcdoch durch
das entſchloſſene Vorgehen der Ortswehr bis auf Be=
ſchädigungen
an Dach und Giebelwand erhalten wer=
den
konnte. Um 21,21 Uhr wurde die Berufsfeuer=
wehr
Wiesbaden um Hilfe erſucht, die infolge Neu=
einteilung
der Wehren von Groß=Wiesbaden ſofort
die in Wiesbaden=Bierſtadt ſtationierte Motorſpritze
alarmirte. Letztere wird von der Freiwilligen Feuer=
wehr
Wiesbaden=Bierſtadt bedient und traf bald am
Brandplatz ein. Unter Vornahme von weiteren drei
Schlauchleitungen, die von der Motorſpritze gſpeiſt
wurden, war das Feuer nach einſtündiger Tätigkeit
auf ſeinen Herd beſchränkt. Die Wehr Wiesbaden=
Bierſtadt kehrte vor 24 Uhr nach ihren Ausgangs=
punkt
zurück, während eine verſtärkte Brandwache der
Ortswehr noch bis 10 Uhr vormittags am Neujahrs=
tag
auf der Brandſtelle zurückblieb Ein Kom=
mando
der Wiesbadener Schutzpolizei und der Leiter
der Berufsſeuerwehr waren auch bald an dem
Brandplatz erſchienen. Von dieſen wurde Franz
Heinrich Stemmler ſchon während der Löſcharbeiten
in ein Kreuzverhör genommen, worauf er eingeſtand,
den Brand angelegt zu haben.

Verbrecherſchlacht in der Ankerwelt Berlins.

Der Schauplatz des Verbrecherkrieges, die Gaſtwirtſchaft Armelin in der Breslauer Straße,
nach den Kämpfen.

Waffenſtillſtandsverhandlungen in der
Berliner Unkerwell.

* Während die Berliner Krminalpolizei ifrig nach
den Urhebern der blutigen Straßenſchlacht am Schle=
ſiſchen
Bahnhof forſcht und dabei auch einigen Er=
folg
zu verzeichnen hat, ſind unter den beteiligten
Kreiſen Waffenſtillſtandsverhandlungen angebahnt
worden. In einem Lokal am Oſtbahnhof kam dieſe
Ausſprache zuſtande, nachdem vopher ein Briefwechſel
zwiſchen den Parteien die Verhandlungen vorbereitet
hatte. Schon äußerliche war zu erkennen, daß da
große Dinge im Gange waren. In der ſonſt ſo
ſtillen Straße gingen Trupps von Mewſchen auf und
ab, von denen man wußte, daß ſie den ſich bekämpfen=
den
Vereinen angehörten. Auch die Poliza war ver=
treten
, die aber keinen Anlaß zum Einſchreiten fand.

Bald wurden die Verhandlungen ergebnislos abge=
brochen
. Die Delegierten des Vereins Immer treu,
die gerade mit der Polizei nichts zu tun hatten, er=
hoben
gegen die Hamburger Zimmerleute ſchwere
Vorwürfe, indem ſie natürlich für ſich in Anſpruch
nahmen, daß es ſich bei ihnen mr um Notwehr ge=
handelt
habe. Für ihre verhafteten 21 Mitglieder
haben ſie einen der angeſehenſten Berliner Vertendi=
ger
zum Rechtsſchutz gewonnen, dem ſie erklärten, daß
die Streitigkeiten ſchon ſeit mehr als 2 Jahren hin
und her gingen. Der Anlaß ſei das provozierende
Auftreten der Hamburger Ziwmerleute auf den
Rummelplätzen, die bisher das ureigenſte Revier der
Verbrecherwelt waren. Schon in der nächſten Zeit
ſoll die Verhandlung gegen die verhafteten Urheber
der Straßenſchlacht ſtattfinden, wobei die Polizei zum
Schutze der Angeklagten, Zeugen und Zuſchauer wahr=
ſcheinlich
wieder in Kompagnien antreten kann.

Suwele easoergiiang in Tulnomg.

Duisburg. Im Stadtteil Vanheimerort an der
Ecke Gärtnerſtraße bewerkte man in den Abend=
ſtunden
des Neujahrstages ſtavken Gasgeruch. Als
die Feuerwehr gerufen wurde, fand man in dem
Hauſe Gärtnerſtraße 36 einen Arbeiter mit ſeinen
zwei Kindern von vier und zehn Jahren bereits tot
auf, während in den Nachbarhäuſern zahlreiche mehr
oder weniger ſchwer an Gasvergiftung erkrankte Per=
ſonen
feſtgeſtellt wurden, die in das Krankenhaus
eingeliefert wurden. Im ganzen ſind ungefähr 17
Perſonen erkrankt, von denen zwei noch nach der
Einlieferung ins Krankenhaus eine Frau und ein
Kind geſtorben ſind, ſo daß ſich die Zahl der
Todesopfer auf fünf erhöht hat. In dem Zuge der
Gärtnerſtraße liegt die Ferngasleitung, und es iſt noch
nicht feſtgeſtellt, ob ein Vertilbruch der Gasleitung
oder ein Bruch der Gasleirung ſelbſt das Heraus=
ſtrömen
des Gaſes in die Häuſer der Gärtnerſtraße
veranlaßt hat. Von der Polizei ſind fünf Häuſer
der Gärtnerſtraße von den Anwohnerm geräumt
worden.

Duisburg. Die Zahl der Toten bei der Gas=
kataſtrophe
in der Gärtnerſtraße hat ſich bisher nicht
erhöht, und es ſchwebt auch keiner der an Vergiftung
Erkrankten in Lebensgefahr. Bisher hat ſich übrigens
nicht einwandfrei feſtſtellen laſſen, ob das Unglück auf
einen Bruch der Gasleitung oder auf das Undicht=
werden
eines Ventils zurückzuführen iſt. Einige An=
wohner
der Gärtnerſtraße hatten ſchon im Laufe des
Tages einen leichten Gasgeruch wahrgenowmen, der
ſich gegen abend verſtärkte. Sie alarmierten deshalb
die Feuerwehr. Dieſe fand die Wohnung des Ar=
beiters
Weinand verſchloſſen. Sie verſchaffte ſich
Eingang in die Wohnung und fand ihn, ſeine 13jähr.
Tochter Marie tot, ſein dveijähriges Töchterchen Anna

und ſeine Schwägerin in tiefer Bewußtloſigkeit auf.
Die beiden letzteren ſtarben wenige Stunden nach
ihrem Auffinden. Die Häuſer Gärtnerſtraße Nr. 38,
39 und 41 wurden geräumt. Ihre Bewohner waren
faſt ausnahmslos durch das der Leitung entſtrömte
Gas erheblich erkrankt. Insgeſamt ſind ſiebzehn Per=
ſonen
, fünf Männer, vier Frauen und acht Kinder
Krankenhäuſern zugeführt worden.
Zurzeit iſt man mit umfangreichen Ausſchachtungs=
arbeiten
beſchäftigt, um zu der ſchadhaften Rohr=
leitungsſtelle
zu gelangen.
Die Gaskataſtrophe in der Gärtnerſtraße Nr. 38
hat entgegen den erſten Erwartungen noch ein wei=
teres
Todesopfer gefordert. Mittwoch vormittag
gegen 11 Uhr ſtarb im Marien=Hoſpital der 19 Jahre
alte Franz Weinand. Damit erhöht ſich die Zahl der
Todesopfer auf fünf, ſämtlich Mitglieder der Fa=
milie
Weinand. Die Nachbarhäuſer konnten bereits
Mittwoch früh wieder bezogen werden, nachdem eine
genaue Unterſuchung ergeben hatte, daß ihre Keller
und Wohnräume gasfrei ſind. Seit den frühen Mor=
genſtunden
ſind die Vertreter der Behörden mit der
Unterſuchutng der Kataſtrophe beſchäftigt. Viele Neu=
gierige
umlagern das Unglückshaus. Durch die Aus=
ſchachtungsarbeiten
iſt der ſchadhafte Teil der Lei=
tung
bloßgelegt worden. Man gewahrt einen Riß
in der Schweißſtelle des Gasrohres. Zu erwähnen
iſt noch, daß die Familie Weinand von einem äußerſt
harten Geſchick betroffen wurde. Die Ehefrau Wei=
nand
ſtarb in der Weihnachtswoche und wurde erſt
am Samstag zu Grabe getragen. Die Schweſter der
Verſtorbenen, ein Fräulein Leigner, war aus Danzig
herbeigeeilt, um Mutterſtelle bei den verwaiſten Kin=
dern
zu vertreten. Sie, der Ehemann Weinand und
drei ſeiner Kinder haben nun auf dieſe ſchreckliche
Weiſe ihr Leben eingebüßt.

Kampf mit Zigeunern.
Beverungen. Zu einem böſen Zuſammenſtoß,
bei dem auch das Meſſer eine Rolle ſpielte, kam es
zwiſchen Zigeunern und hieſigen jungen Leuten. Letz=
tere
wurden in der Weſerſtraße von den brounen
Geſellen angegriffen und ſchwer mißhandelt. Ein
junger Mann erhielt dabei im Handgemenge einen
Meſſerſtich in die Bruſt. Auf die Alavmrufe der
Angegriffenen kam Hilfe herbei und auch die Polizei
erſchien auf dem Plan. Die Zigeuner wurden am
Weſerufer in die Enge getrieben. Um ſich der Ver=
haftung
zu entziehen, ſprangen ſie in die Weſer und
durchſchwammen ſie trotz der bitteren Kälte. Am
anderen Ufer entbamen ſie unerkannt. Die am dies=
ſeitigen
Ufer ſtehenden Wagen mit ihren Frauen
ließen ſie im Stich. Die aufgeregten Zigeunerweiber
bedrohten am andern Tag einen Mann, von dem ſie
annahmen, daß er bei der Verfolgung geweſen ſei,
mit Knüppeln. Dieſer Vorfall zeigt erneut daß die
Zigeuner nicht nur zu einer Landplage, ſondern auch
zu einer Gefahr werden können.
Schwere Bluttat im Taunus.
Oberhöchſtadt. Der 17 Jahre alte Heinrich
Schott aus Cronberg iſt am Neujahrstage auf dem
Wege zwiſchen Oberhöchſtadt und Niederurſel von
dem 21 Jahre alten Schloſſer Philipp Wolf aus Ober=
höchſtadt
erſchoſſen worden. Schott, der Sohn des Be=
ſitzers
des Hotels Schützenhof in Cvonberg, wollte
einen Streit zwiſchen Wolf und zwei jungen Mäd=
chen
aus Oberhöchſtadt ſchlichten, worauf Wolf einen
Revolver zog und Schott durch einen Schuß in den
Hals niederſtreckte. Der Tod tvat nach wenigen Mi=
nuten
ein. Der Täter iſt noch Dienstag abend in
Oberhöchſtadt verhaftet worden.

Blutige Silveſternacht in Buer=Erle.
Gelſenkirchen. Im Stadtteil Buer=Erle
ſpielten ſich in der Silveſternacht dvei Bluttaten ab,
die zwei Todesopfer forderten. Eine Perſon wurde
ſchwer verletzt. Im erſten Fall handelt es ſich um
Familienſtreitigkeiten, die zwiſchen drei Brüdern der
einen Familie und einem jungen Burſchen einer an=
deren
Familie mit dem Meſſer ausgetragen wurde.
Die drei Brüder überfielen den 16jährigen Burſchen
auf der Straße und verſetzten ihm mehrere Meſſer=
ſtiche
. Er wurde ſpäter von einem ſeiner Angehöri=
gen
tot aufgefunden. Die Täter ſind feſtgenommen
worden. Die zweite Blutdat ereignete ſich in der
Silveſterunacht in der Wohnung einer Bergmannsfa=
milie
, wo als ungebetene Gäſte 2 junge Bergleute er=
ſchienen
. Sie wurden ſchließlich mit dem Meſſer aus
der Wohnung gedrängt. Dabei wurde einer der bei=
den
Bergleute getötet. In der Silbeſternacht wurde
ſchließlich ein Bergmann auf der Straße mit ſchweren
Stichverletzungen aufgefunden. Er liegt im Kranken=
haus
im bedenklichen Zuſtand darnieder

Exploſion beim Pulvermiſchen.
Mannheim. Am Silbeſtertage trugen hier
zwei Brüder im Alter von 21 und 25 Jahren bei
einer Exploſion beim Pulvermiſchen ſchwere Ver=
brennungen
davon und mußten ins Krankenhaus ge=
bracht
werden.

Amundſens Flaſchenpoft eine Fälſchung.
Oslo. Wie von zuſtändiger Stelle feſtgeſtellt
wurde, iſt die in Finmarken angetriebene letzte
Flaſchenpoſt Amundſens, die, wie bereits berichtet,
von vornherein ſtark angezweifelt wurde, eine Fäl=
ſchung
.

100. Geburtskag des Sprachforſchers

Dem Andenken des Altmeiſters deutſcher
Rechtſchreibung.

Konrad Duden.
der bekannte deutſche Sprachforſcher wurde vor
hundert Jahren, am 3. Januar 1829. auf Gut
Boſſigt bei Weſel geboren. Er war von 1876 bis
1905 Gymnaſialdirektor in Hersfeld und ſtarb
am 1. Auguſt 1911. Sein Orthographiſches
Wörterbuch der deutſchen Sprache hat zahlreiche
Auflagen erlebt, gilt noch heute als beſtes Nach=
ſchlagewerk
für die Rechtſchreibung und hat
den Namen ſeines Verfaſſers zu einem Begriff
gemacht.

Die Reiſepläne des Graf Zeppelin.

waren
illie
Maris
We.
Tſiert
Preſe
mund
fiund

Friedrichshafen. Dr. Eckener hat ſich zu
einem amerikaniſchen Preſſevertreter über ſeine Plän=
für
das Jahr 1929 geäußert. Danach iſt nach Ab=
ſchluß
der von der D.V.L. geforderten weiteren
Verſuchsfahrten vorausſichtlich im März wieder mit
einer großen Reiſe des Luftſchiffes zu rechnen, die
ewentuell über das Mittelmeer nach Aegypten und
Paläſtina führen ſoll. Die engliſche Regirung hat
bereits den Ankermaſt in Port Said für eine Zwi=
ſchenlandung
des Graf Zeppelin zur Verfügung ge=
ſtellt
. Die große Weltreiſe, die Dr. Eckener bekannt=
lich
ſeit langer Zeit geplant hat, wird dann voraus=
ſichtlich
im Hochſowmer angetreten werden. Sie ſoll
quer über Sibirien, deſſen Hochgebirge am Südende
des Baikalſees paſſiert werden, zunächſt nach Tokio
führen, wo vovausſichtlich durch Lieferungen von
Amerika her, ein Brenngas= und Brennſtofflager ein=
gerichtet
wird. Von Tokio geht die Fahrt dann vor=
ausſichtlich
über San Diego (Kalifornien) und Lake=
hurſt
nach Friedrichshafen zurück. Alle Vorbereitungen
für dieſe größte Fahrt, die ein Lufdſchiff bisher unter=
nommen
hat, werden ſchon jetzt getroffen. Dr. Eckener
will auf die Weltreiſe eine Reihe von Paſſagieren
und vor allen Dingen große Mengen Poſt mitnehmen.
Daneben ſchweben die Verhandlungen mit der Werft=
leitung
über die Geſtaltung des bis zum Jahre 1930
zu bouenden neuen Zeppelinluftſchiffes, das den
Graf Zeppelin nicht nur an Größe, ſondern viel=
leicht
auch hinſichtlich der Zahl der einzubauenden
Motoren erheblich übertreffen ſoll. Eine defmitive
Entſcheidung hinſichtlich der Maſchinenanlage iſt noch
nicht gefallen, doch iſt u. a. der Plan aufgetaucht, den
neuen Zeppelin mit zehn Motoren anſtelle der bis=
herigen
fünf auszurüſten. Vorausſichtlich im näch=
ſten
Monat wird mit dem Abriß der alten fogenann=
ten
Ringbauhalle in Friedrichshafen begonnen wer=
den
, die zwiſchen dem Verwaltungsgebäude und der
mittleren der drei Hallen liegt. An ihrer Stelle wird
die neue große Werfthalle errichtet, die fünfzig Meter
breit, 46 Meter hoch und 250 Meter lang ſein wird.

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gn. An

Maskierte Räuber überfallen die Stationskaſſe
in Lvevenich.

Köln. Auf die Stationskaſſe in Loevenich bei
Köln wurde in der Syveſternacht von zwei mas=
kierten
Männern ein Raubüberfall ausgeführt.
Nähere Einzelheiten waren bis zur Stunde weder
bei der Kriminalpolizei noch bei der Reichsbahndirek=
tion
zu erfahren.

500 Kilogramm Dynamit explodiert.
Berlin. Wie die Abendblätter aus Stochholm
berichten, ereignete ſich Mittwoch früh in Gränges=
berg
eine ſchwere Exploſion. Bei der Aktiengeſellſchaft

Expreß Dynamit explodierten zirka 500 Kilo Dyna=
mit
, durch die das Fabrikgebäude völlig zerſtört
wurde. Zwei Arbeiter wurden getötet.

Starkes Unwetter in Mittel=Italien.
Rom. In Mittel=Italien regnet es ſeit zwei
Tagen unabläſſig, während in Norditalien Schnee
gefallen iſt. Ueber Pifa ging ein außerordentlich hef=
tiges
Gewitter nieder, bei dem große Hagelkörner
fielen und unzählige Fenſter zertrüwmert wurden.
Die Dichte der Hagelkörner am Boden erreichte eine
Höhe von mehr als zehn Zentimeter. Während des
Gewitters, das zwei Stunden dauerte, war auch der
Straßenverkehr teilweiſe unterbrochen, da die elek=
triſche
Zentrale durch einen Blitzſchlag beſchädigt
wurde. Auch in den Lagerraum einer Fabrik ſchlug
der Blitz ein.

Auf einem Scheiterhaufen verbrannt.

New York. Ein barbariſcher Fall von Lynch=
juſtiz
ereignete ſich am Dienstag in Jackſon (Miſſ.).
Ein Neger hatte einen Farmer ermordet und deſſen
18jährige Tochter vergewaltigt. Die Farmer der Um=
gebung
machten ſich darauf, mit Gewehren und Meſ=
ſern
bewaffnct, auf die Jagd nach dem entflohenen
Mörder. Es gelang ihnen, unterſtützt von ihren
Frauen, den Neger einzufangen. Dann wurde dieſer
auf einen Scheiterhaufen gebunden, der mit Benzin
übergoſſen und angezündet wurde. Edwa 3000 Per=
ſonen
, die zum Teil mit den Automobilen aus weiter
Umgebung herantelephoniert worden waren, wohnten
dem Lynchakt bei.

Ein japaniſches Schiff mit 31 Mann Beſatzung
geſunken.

Tokio. In der Nähe von Hokkaido iſt ein ja=
paniſches
Handelsſchiff mit 31 Mann Beſatzung ge=
ſunken
. Die Urſache des Schiffsundterganges ic
nicht bekannt.

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Nummer 3

Donnerstag, den 3. Januar 1929

Seite 9

Geſchichken aus aller Welt.
Die Mär von St. Nikolaus und der kleinen Tillie.
Eine Weihnachts=Ente.
F(aga) New York. Vor einigen Tagen machte eine über=
u
=s pärhetiſche Geſchichte die Runde durch die amerikaniſche
Breſſe. Die Geſchice von der lieben kleinen Tillie Oacley, die
ſn Aufregung daruber, daß ſie erfahren mußte, es gebe keinen
Santa Claus, keinen Weihnachrsmann, ſchwer erkrantt ſei,
Ealie, ſo hieß es, ſei die neunjährige Tochter eines kleinen
Bächters in der Tabakgegend um Pavis im Tabakſtaate Kentudy.
Elare weltkluge Schultameradin habe ihr erzählt, die Geſchichte
un dem guten Knecht Ruprecht ſei barer Schwindel. Dieſe bös=
vlllige
Zerſtörung ihrer herrlichſten Illuſion habe ſie dermaßen
ic=eriert, daß ſie ſchließlich erkrankt ſei und man den Doktor habe
ſeken müſſen. Nur wer die Abneigung der Kentuckyer Gebirg=
er
gegen alles, was Wiſſenſchaft heißt, kennt, wird verſtehen,
ve trank Tillie geweſen ſein muß, daß ſich die Eltern ſchließlich
ſasu verſtanden, den Arzt zu Rate zu ziehen.
Die rührende Geſchichte wurde den Zeitungen und den gro=
ſerr
Nachrichten=Agenturen von einem Landtorreſpondenten eini=
er
Kentuayer Lokalblättchen zugeſtellt. Um die Weihnachts=
eit
, wenn ſogar die hartgeſottenſten Zeitungsredakteure die Ge=
natskiſte
aufmachen und ihren Leſern gern etwas menſchlich
üHrendes vorſetzen, findet eine ſolche ſtory die weiteſte Ver=
ſreitung
. Hunderte und Aberhunderte von Zeitungen in den
8 reinigten Staaten und Kanada druckten ſie nach. Und kaum
ſarte der Kreislauf begonnen, da kamen auch ſchon Briefe, Tele=
ſramme
, ſogar Luftpoſtbriefe nach dem amerikaniſchen Paris, in
ſernen die kleine Tillie Oakley aufgemuntert wurde, guten Muts
zu ſein, denn es gebe wirklich einen Weihnachtsmann, der ihrer
m Chriſtfeſt ſicher nicht vergeſſen werde. Ein, zwei Tage ſpäter
paren 125 Briefe und Depeſchen und mehr als ein Dutzend an
Eſllie adreſſierte Pakete eingelaufen, und der Poſtmeiſter von
ßeris begann ſich nach Tillie umzutun. Aber auch andere Leute
ſegannen ſich für das kranke Tabakpflanzerstöchterlein zu inter=
ſſ
eren, unter ihnen der reguläre Korreſpondent der Aſſociierten
Br eſſe, die die Geſchichte gleichfalls an die ihr angeſchloſſenen
urd eintauſend Zeitungen weitergegeben hatte.
Der Preſſemann machte ſich auf die Strümpfe und ſuchte
ämtliche Tabakfarmen in der Umgegend von Paris ab. Ver=
ehens
. Er fand wohl einige Oakleys und einige Tillies, aber
eine Tillie Oalley. Es wag eine ſolche geben, es mag auch
inen Sankt Nikolaus geben, aber vorläufig iſt dem Sucher die
Feſtſtellung des Vorhandenſeins der beiden Geſtalten nicht ge=
ungen
.
Poſtmeiſter Wilmot von Paris weiß nicht, was er mit den
Brketen, Briefen und Telegrammen anfangen ſoll, die aus fünf=
ehm
verſchiedenen Staaten der amerikaniſchen Union, zum Teil
us Kanada, eingelaufen ſind, und die mit jeder Poſt neuen Zu=
bachs
erhalten. Denn die meiſten nennen als Abſender lediglich
Santa Claus. Wenn die arme kranke Tillie nicht innerhalb
ehn Tagen gefunden werden kann, geht der ganze Weihnachts=
egen
nach Waſhington in die Rumpelkammer der Abteilung für
unbeſtellbare Poſt. Armer Nikolaus!

Mohrenwäſche.
* (k) London. Vor etwa zwei Monaten trat der Süd=
b
ikaner Gerrie Bouwer eine Automobil=Rekordfahrt
Eniro-Kapſtadt an. Kurz nach der Abfahrt aus Kairo
urdeckte Bouwer im Hinterteil ſeines Wagens verſteckt einen
eisdlichen, ſchwarzen Negerjungen, der ſo nett engliſch
prach und ſo geweckte Antworten gab, daß Bouwer an dieſem
Keinden Paſſagier Gefallen, fand und ihn endgültig auf die
Friſe mitnahm.
Nach genau vierzig Tagen traf Bouwer in Kapſtadt ein, mit
gaten Hurras von Freunden und Reportern empfangen. Die
Spotographen ſtanden bereits mit gezücktem Apparat, um den
frikaniſchen Jüngling, von dem die Kunde ſich ſchon lange vor=
er
durch das Kabel verbreitet hatte, im Bilde feſtzuhalten. Wer
eſchreibt das Erſtaunen aller Anweſenden, als ſtatt ſeiner eine
reizende junge Dame in untadeliger weißer Hautfarbe
em Gefährt entſtieg?
Es war die Gattin des Rekordfahrers, die auf ſeine Fahrt
ritzunehmen Bouwer ſich ſtandhaft geweigert hatte, und die ihn
um doch mittels ihrer liſtigen Verkleidung hatte begleiten dür=
er
. An einem ſüdägyptiſchen See hatte ſich Bouwer dieſe Liſt
mhüllt, als er den vermeintlichen ſchwarzen Boy energiſch auf=
or
derte, ſich endlich einmal zu waſchen. Bei dieſer nur wider=
villig
unternommenen Wäſche war das urſprüngliche Weiß und
ſie kleine raffinierte Mrs. Bouwer zum Vorſchein gekommen.
Hätte ich ihre Hilfe, unterwegs nicht gehabt, ſo erklärte
Zouwer ſeinen Freunden und den Zeitungsleuten, ſo wäre es
nir nicht möglich geweſen, meine Fahrt in der jetzt erreichten
ſickordzeit zurückzulegen.
Der Reiter Frankreichs verklagt den Staak.
Paris. Orleans kann einpacken! Der Name der Jungfrau,
ſe dem König von Frankreich Land und Krone rettete, ſcheint zu ver=
laſſen
vor dem Ruhm des Bürgers Periſot de Rupt aus Lille, der
lichts Geringeres behauptet, als daß er durch die Erfindung des Tanks
er eigentliche Urheber des franzöſiſchen Sieges im Weltkriege geweſen
ei. Dieſer Sieg Frankreichs iſt aber bekanntlich ebenſo umſtritten
vie der Name des Erfinders des Tanks. Periſot de Rupt aus Lille
ümmert ſich jedoch darum herzlich wenig und verlangt jetzt vom fran=
öſtſchen
Staat 15 Millionen Francs für ſeine Leiſtung. Man iſt eben
eir den Tagen der Jeanne d’Ares etwas materialiſtiſcher geworden.
Wes Geiſtes Kind der Bürger de Rupt iſt, davon zeugt im übrigen
er Brief, den er ſeiner Forderung, die inzwiſchen in Form einer Zivil=
lage
bei dem zuſtändigen Gericht erhoben wurde beilegte. Darin heißt
s u. a.: Meine Erfindung hat den Krieg entſchieden. Daher verdankt
frankreich es mir, daß es den Weltkrieg gewann. Ich habe mich bisher
ill verhalten und immer gehofft, der ſiegreiche Staat werde ſich an den
ſche ii rinnern, dem er Dank ſchuldet. Aber jetzt will ich nicht mehr länger
MI parten und ſehe mich gezwungen, meine Anſprüche gerichtlich einzu=
uch
M lagen. Was wäre aus Frankreich, was aus der europäiſchen Ziviliſation
ſeworden, wenn ich nicht den Tank erfunden hätte?!"
Ja, da kann man halt nix machen.
Das Winkerheer.
(ri.) Kopenhagen. Ein neues Mittel zur Bekämpfung der
rbeitsloſigkeit iſt in Dänemark entdeckt worden. Fand da kürzlich in
ſexenhagen die Einſtellung neuer Rekruten ſtatt. Bei einem Regiment
ollten ſich auf einem beſtimmten Tag 100 Mann ſtellen. Zur feſt=
eſetzten
Stunde erſchienen aber 200, die man auch alleſamt prompt
jahm. Und des Rätſels Löſung?. Nun, etwa nicht übergroßer Patrio=
ismus
war es, der die Hundert veranlaßt hatte, ſich freiwillig zu ſtellen;
beit gefehlt: die Hundert waren vielmehr ſeit längerer Zeit arbeits=
os
und hatten damit zu rechnen, daß ſie den Winter über hätten
rieren müſſen; und da ſie doch in abſehbarer Zeit hätten dienen müſſen,
pandten ſie ſich an die Militärbehörden mit der Bitte, bereits jetzt ihrer
Vehrpflicht genügen zu dürfen, welcher Bitte denn auch entſprochen
wurde.
Es iſt dies fürwahr ein Mittel zur Behebung der Arbeitsloſigkeit,
uf das ſich die Erfinder ein Patent für die ganze Welt geben laſſen

ſollten, in der es trotz allen Abrüſtungsreden ja noch genug Länder mit
ebligatoriſcher Wehrpflicht bei gleichzeitiger Arbeitsloſigkeit gibt. Ein
farkes Winterheer, ein ſchwaches Sommerheer! Zwei Fliegen würde
man damit auf einmal ſchlagen: einmal würden die Ausgaben für die
Unterſtützung der erfahrungsgemäß im Winter größeren Zahl von
A beitsloſen zurückgehen, zum anderen aber wäre ein Teil der Arbeits=
bſen
den Winter über vor Kälte und Hunger geſchützt.

Sport, Spiel und Turnen.

Die Führer der Deutſchen Turnerſchaft
zum Jahreswechſel.
1928 war ein bewegkes Jahr für die 9. T.
14. Deutſches Turnfeſt in Köln, Vollendung der Deutſchen
Turnſchule am Sportforum, Einzug Fr. L. Jahn in die Walhalla.
1929 enkbehrk großer Feſtlichkeiken.
des Mitgliederſtandes Ergänzung der Führerſchaft, Erfüllung mit land, von den beiden änderen Nachkriegsolympiaden in Antwerpen
die treue Arbeit geſegnet ſein und ihren Lohn finden möge.
Dr. Oskar Berger, 1. Vorſitzender.

und gelernt haben, wollen wir in ſtiller, aber deſto nachdrück=
licherer
Arbeit unſerer Vereine, Gaue und Kreiſe und insbeſon=
tut
. Aber wir wollen vor allem nie vergeſſen, daß die Arbeit am
Leibe niemals um ihrer ſelbſt willen allein getan werden darf. Ihr würdigen olympiſchen Spiele verlaſſen. Daß wir =Amerika, jene Sport=
Ziel muß immer der ganze deutſche Menſch ſein und nicht er allein
und abgeſondert, ſondern der einzelne immer in ſeiner Verbun=
kes
, ſeiner ſelbſt bewußtes und ſtolzes einiges Volk zu ſchaffen,
das war Jahns Sehnſucht. Es muß immer auch letzter Wille der
Deutſchen Turnerſchaft ſein.
Edmund Neuendorff, 2. Vorſitzender.
Jahr 1928 zurückblicken, brachte es ihr doch in dem Deutſchen andere Plätze wertvolle Punkte errangen. Erlebte man an jenem
Turnfeſt in Köln eine Kraftprobe erſten Ranges, die ſie wunder=
voll
beſtanden hat Solche Feſte haben aber nur dann zumal
in der heutigen Zeit, eine ſittliche Berechtigung, wenn ſie nicht
nur eine vorübergehende Erfriſchung und Erhebung der Teil= ſchneiden der deutſchen Schwimmer nicht ganz zufrieden. Wie bei den
nehmer bedeuten, ſondern weithin nachwirken für die Förderung
Jahr 1929 gewidmet ſein.
Dominicus, 3. Vorſitzender der D. T.
Köln zu einem Höhepunkt des turneriſchen Erlebens führte und
das der D. T. auch von außen die Anerkennung ihrer Arbeit
der Vervollkommnung unſerer turneriſchen Uebungsformen und
der Vertiefung unſerer geſamten Arbeit dienen.
Lehrgänge durchführen kann, ſoll an dieſer Arbeit einen weſent=
lichen
Anteil haben durch Ausbildung der Führer auf allen Ge=
bieten
unſeres deutſchen Turnens. Die Durchführung dieſer Ge=
meinſchaftsarbeit
der Turnſchule iſt nur dann möglich und wird
nur dann den erwünſchten Erfolg haben, wenn alle Kreiſe der
D. T. ſich dafür einſetzen und an ihrem Aufbau und Ausbau fleißig
mitarbeiten.
So möge das Jahr 1929 ein Jahr ſtiller, fruchtbringender
Arbeit in der D. T. den Kreiſen, Gauen und Vereinen werden.
Ins neue Jahr mit friſchem Mut,
Als neuer Menſch zu neuen Dingen
Laß alte Sorgen, ſie tun nicht gut.
Es gilt die neuen zu bezwingen!
Schill. Kaſſenwart.

Germania Ober=Roden Rol-Weiß, V. ſ. R.
Zum erſten Verbandsſpiele im neuen Jahre begibt ſich die Liga
ſowie Reſervemannſchaft des Rot=Weiß V.f.R, nach Ober=Roden. Nach
den damaligen Vorkommniſſen in Darmſtadt bei dem Vorſpiel gegen die
Darmſtädter einen ſchweren Gang, aber jedenfalls nicht ausſichtslos,
denn beide Mannſchaften beſitzen ſo ziemlich die gleiche Spielſtärke. Was
auf der einen Seite an Technik und Ballbehandlung vorhanden iſt,
erſetzt die Gegenſeite durch Eifer und wuchtige Spielweiſe. Germania=
Ober=Roden wird ſich bei dieſem Spiele ſehr in acht nehmen müſſen, daß
nicht wieder ähnliche Dinge wie im Vorſpiel paſſieren. Die Behörde
hat ſicherlich dem Spiele einen wetterfeſten Schiedsrichter beſtimmt und
wird außerdem ſelbſt vertreten ſein. Das Spiel findet nachmittags 2.30
Uhr ſtatt. Vorher treffen ſich die Erſatzmannſchaften beider Vereine,
FC. Union Zußballverein Sprendlingen.
Am kommenden Sonntag tritt Union nun ebenfalls in die Ver=
bandsrückrunde
ein. Union war in der Vorrunde von einem ſehr
unglücklichen Stern begleitet. Die meiſten Spiele mußten die Beſſunger
außerhalb Darmſtadts Mauern austragen, ſo daß manchmal der nötige
Nückhalt fehlte und daher die einheimiſche Elf nicht den richtigen Kampf=
geiſt
aufbrachte. Während der Rückrunde muß Union nur noch zwei=
mal
auswärts ſpielen, ſo daß ſchon allein dieſer Umſtand ein großes
Vertrauen rechtfertigt. Sprendlingen iſt zur Zeit ein ernſter Meiſter=
ſchaftsbewerber
und ſomit Konkurrent des Sportvereins 1898 Darmſtadt.
In letzter Zeit kämpfte die Sprendlinger Elf nicht mehr ſo wie zu An=
fang
der Verbandsſpiele. Sie mußte ſich daher gefallen laſſen, daß
Darmſtadt 98 und Walldorf ſich den Vorrang der Tabelle ſicherten. Auf
keinen Fall wird dieſe Elf ohne den nötigen Ernſt auf der Rennbahn
antreten, denn für ſie iſt nunmehr jeder Punkt von großer Bedeutung,
wenn dieſer Verein nicht weniger ins Hintertreffen kommen will.
Union hat im Spiel gegen SpV. Darmſtadt bewieſen, daß es kein
leicht zu nehmender Verein iſt, was Sprendlingen wohl bewußt iſt.
Andererſeits iſt es für die Beſſunger Elf unbedingt erforderlich, Punkte
zu erhalten, um nicht einem eventuellen Abſtieg entgegenzueilen. Schon
allein dieſer Grund genügt, um der Elf. die Pflicht zu einem großen
fairen Kampfe aufzuerlegen. Die nötigen ſpieleriſchen Kenntniſſe ſind
dieſer Mannſchaft zuzuſprechen, auch iſt ſich die Elf des Ernſtes ihrer
Lage bewußt, ſo daß auch ſie für einen erſtklaſſigen Kampf garantieren
wird. Durch einen eventuellen Sieg der Einheimiſchen würde dem
hieſigen Sportverein der Weg zur Meiſterſchaft geebnet, ſo daß auch
dieſer Umſtand die große Wichtigkeit des obigen Treffens ſicherſtellt.
Auf alle Fälle wird es bei den Spielen der beiderſeitigen Liga= und
Liggerſatzmannſchaften zu einem ſehr intereſſanten Spiele kommen, ſo
daß ſich der Beſuch der Treffen für jedermann lohnen wird. Der Be=
ginn
der Spiele iſt für Ligamannſchaften um 2 Uhr 30 Min. und für
Reſervemannſchaften um 12 Uhr 45 Min. Da Sportverein 98 am kom=
menden
Sonntag ſpielfrei iſt, und außerdem das obige Treffen mit
einen Ausſchlag für die Meiſterſchaft im Kreiſe Starkenburg geben
kann, ſo iſt ein Maſſenbeſuch auf dem Sportplatz an der Heidelberger
Straße zu erwarten.
Leichkakhletik.
Eine Schnitzeljagd des Sportvereins 1898 Darmſtadt.
Am erſten Tage des neuen Jahres trafen ſich die Leichtathleten des
Vereins im Jagdſchloß Kranichſtein, um von dieſer traditionellen
Stätte aus das neue Leichtathletikjahr mit einer fröhlichen Jagd nach
zwei Füchſen an=ulaufen! Mit dieſer Jagd durch den winterlichen
Wald hatten nicht nur die beutehungrige Meute, ſondern auch die vielen
Spaziergänger gar oft ein jeweils anteiliges Vergnügen: die Meute
bei der Verfolgung auf der fintenreichen Fährte, die lachenden Zu=
ſchauer
beſonders in den prickelnden Momenten, wo die Füchſe unmit=
telbar
über den Häuptern ihrer Verfolger in den Wipfeln hoher Fich=
ten
oder hinter ſchützenden Bäumen, Brücken und Hecken dem eifrigen
Treiben zuſahen! Wenn auch die Füchſe nach anderthalbſtündiger
Jagd nicht gefangen werden konnten, ſo freuten ſich doch anſchließend
die Verfolger und Verfolgten gleichermaßen zuſammen mit den zahl=
reich
erſchienenen Damen und Herren des Vereins noch einige Stunden
bei gemütlichem Zuſammenſein in den gaſtlichen Räumen des alten
Jagdſchloſſes.

Deukſchlands Schwimmſpork im Jahre

Von Karl Wilhelm Leyerzapf.
Das Jahr der 9. olympiſchen Spiele, der Olympiade von Amſter=
dam
, gehört der Vergangenheit an. Das Jahr 1928, das von den ſport=
treibenden
Völkern der Erde mit ſo großer Spannung erwartet wurde,
ſollten doch zum erſten Male wieder zehn Jahre nach dem größten
Völkerringen ſämtliche Nationen der Erde, die heute den Sport in
ſeinen reinen Zielen als eine Lebensnotwendigkeit anſehen, in fried=
um
ſo reicher wird es ſein an Mühe und Arbeit um die Erhaltung lichem Wettkampfe in Hollands Metropole zuſammentreffen. Deutſch=
echt
Jahnſchem Opferſinn bis in den kleinſten Verein hinein. Gott 1920 und in Paris 1924 unker dem Druck jenes Verſailler Friedens von
ſei Dank wird in Kreiſen und Gauen entſchloſſen und unver= 1919 berſtoßen, war wieder da nach 16jähriger Abweſenheit, und das
droſſen gewirkt und gearbeitet. So iſt mein Neujahrswunſch, daß gab jenen Kämpfen um den olympiſchen Sieg im Lande der Tulpen
das erhöhte Intereſſe, das ihnen allenthalben entgegengebracht wurde.
Es iſt viel in den letzten Monaten in Wort und Schrift über Amſter=
dam
geſagt worden; heute, wo man die Dinge ruhiger anſieht als in
den erſten Tagen und Wochen danach, ſoll es nicht nur meine Aufgabe
d ſein, einen kurzen Rückblick auf die Olympiade, ſondern auch auf den
Aufregungen gebracht. Was wir an Erfahrungen dabei gemacht deutſchen Schwimmſport während des ganzen letzten Jahres zu werfen.
Mit Genugtuung kann der deutſche Sport auf dieſes Jahr zurück=
blicken
, denn zwei Erfolge von größter Bedeutung wurden eprungen
dere auch unſerer Deutſchen Turnſchule auswerten. Es ſoll dem nicht nur für den deutſchen Sport, ſondern für unſer geſamtes deut=
Sinn unſeres Bundes gemäß zuerſt Arbeit am Leibe ſein. Wir ſches Vaterland. Einmal trat Deutſchland durch ſeine Teilnahme an
wollen ſie ſo frei und natürlich, ſo hart und mutvoll, ſo erdhaft der Olympiade wieder mit ſämtlichen Nationen der Erde in ſportlichen
und perſönlich geſtalten, wie ſie den Menſchen unſerer Zeit not Verkehr, und zweitens konnte es nach herrlichen Kämpfen gegen 45 Völ=
ker
mit dem zweiten Platz im Geſamtklaſſement das Land jener denk=
nation
von heute, nicht ſchlagen konnten, war wohl jedem, der den
denheit mit der Gemeinſchaft Volk. Mitzuhelfen ein feines, ſtar= Sport einigermaßen kennt, klarz daß wir aber in ſo eindrucksvoller
Weiſe einen glänzenden zweiten Platz in der Geſamtbewertung er=
ringen
konnten, darüber hat ſich wohl jeder Deutſche, ob er die Kämpfe
ſelbſt mit erlebte oder nicht, ehrlich gefreut.
Einen nicht unerheblichen Anteil an dem erwähnten zweiten Platz
haben Deutſchlands Schwimmerinnen und Schwimmer, die durch zwei
Die Deutſche Turnerſchaft kann mit Stolz und Freude auf das Goldmedaillen, einen zweiten und einen dritten Sieg, ferner durch viele
9. Auguſt mit dem großartigen Sieg der deutſchen Waſſerballmannſchaft
die größte Ueberraſchung und den bedeutendſten Erfolg für Deutſchland,
ſo war man auf der anderen Seite mit dem einen oder anderen Ab=
anderen
Sportarten auch, beſonders bei den Leichtathleten, zeigle es ſich
der Sache der Deutſchen Turnerſchaft. Dieſer Arbeit muß jetzt das im Lager der Schwimmer ebenfalls ſehr deutlich, daß unſeren Kämp=
fern
im gegebenen Augenblick die Nervenkraft die aber hierbei von
ausſchlaggebender Bedeutung iſt fehlte. Wir haben viel gelerut in
Amſterdam; wir haben erſt dort und nicht vorher geſehen, wo uns der
Nach dem Jahn=Jahr 1928, das im Deutſchen Turnfeſt in Schuh drückt, und wir werden die geſammelten Erfahrungen bei der
nächſten Olympiade ſehr gut anwenden können. So lehrte uns Amſter=
dam
am deutlichſten, daß wir in der ſchnellſten aller Schwumuarten, im
brachte, ſoll das kommende Jahr wieder mehr der Belebung und Craſulſchwimmen, noch weiter zurück ſind, als wir vorher dachten, daß
wir in den Sprungkonkurrenzen, unſerer einſtigen Domäne, von ben
allerdings nicht ganz reinen amerikaniſchen Amateuren giatt überflügelt
Unſere Deutſche Turnſchule, die nun im eigenen Heim ihre worden ſind. Was nützen uns all unſere ſchönen Rekordleiſtungen,
wenn ſie bei derartigen Kämpfen nicht erreicht werden? Doch genug da=
von
. Wir wiſſen jetzt, wo wir am ſtärkſten zu arbeiten haben und wer=
den
danach ſchon handeln. Wir haben genug Talente, die bei richtiger
Behandlung auch im Crawlſchwimmen den Anſchluß an die Weltklaſſe
finden werden, und wir haben genug Leute, die das nächſtemal das er=
reichen
können, was einem Rademacher zu erlangen nicht vergönnt war.
Gerade Rademachers Niederlage kam vielen, beſonders Uneingeweihten,
vollkommen überraſchend. Doch es zeigte ſich in Amſterdam und auch.
jetzt auf der Japanreiſe des Magdeburgers, daß Tſuruta heute tatſäch=
lich
der Beſſere iſt, da Rademacher auf der Olympiade das beſte Rennen
C. Steding, ſtellvertr. Oberturnwart der 9. T. ſeines Lebens ſchwamm. Er hatte eben das Pech, 1920 und 1924 um
zwei ſichere Weltmeiſterſchaften gebracht worden zu ſein.
Was den Herren nicht gelang, vollbrachten die Damen, die durch
den überlegenen Sieg von Fräulein Schrader und den guten 3. Platz
der leider nicht ganz disponierten Meiſterin Frl. Mühe im 200 Meter=
Bruſtſchwimmen ſogar zweimal in einem Rennen die deutſche Flagge
auf den Siegesmaſt brachten. Sonſt erging es den Damen nicht viel
beſſer als den Herren. Konnten ſie im 100 Meter=Freiſtilſchwimmen
mit der Teilnahme von Fräulein Lehmann im Endlauf einen Achtungs=
erfolg
erringen, ſo war bei dem männlichen Geſchlecht unſer Rücken=
meiſter
Küpprs der erſte Europäer, der hinter drei Amerikanern und
einem Japaner auf dem 5. Platz landete. Trotzdem enttäuſchte der Weſt=
deutſche
etwas in Amſterdam, da er nach ſeinen glänzenden Rekord=
leiſtungen
kurz darauf und in den letzten Wochen für den 3. Platz güt
war. Den Springern und Springerinnen gelang es zwar, ihre führende
Stellung in Europa zu wahren, aber dem Sternenbanner konnten ſie
niemals gefährlich werden. Ganz trübe ſah es im Freiſtilſchwimmen
aus, da wir auf dieſem wichtigſten aller Gebiete gar keine Rolle zu
ſpielen vermochten, und ſelbſt die ſonſt guten Staffeln der Herren und
Damen bereiteten eine große Enttäuſchung. Gerade in der 4X200 m=
Staffel für Herren müſſen wir ſehr auf der Hut ſein, um in Europa
nicht von der Spitze verdrängt zu werden. Trotzdem können wir mit
unſeren Kämpfern zufrieden ſein, denn der ganz überraſchende, wunder=
bare
Sieg unſerer Waſſerballmannſchaft, auf den ich ſpäter noch zurück=
kommen
werde, merzte manche Niederlage wieder aus; war es doch der
erſte Mannſchaftsſieg, den Deutſchlands Schwimmer je auf einer Olym=
piade
bis jetzt erringen konnten.
Wie war nun die Entwicklung des deutſchen Schwimmſports im
letzten Jahre überhaupt?. Bei einem gründlichen Rückblick machen wir
genau wie voriges Jahr die erfreuliche Feſtſtellung, daß das zu Ende
gegangene Jahr einen weiteren Fortſchritt brachte. Die Leiſtungskurve
bewegt ſich ſtetig nach oben, und wir können hoffen, daß in einigen
Jahren der Anſchluß in den Diſziplinen, in denen er heute noch nicht
da iſt, gefunden iſt. Die Rekordtabelle hat manche Auffriſchung erfah=
ren
, die ſehr zu begrüßen war. Der Verkehr mit dem Ausland war
wiederum ein ſehr reger und bewies durch gute Leiſtungen, daß er nicht
nur dem deutſchen Sport, ſondern dem geſamten Vaterland nur dienlich
ſein kann.
Auf die einzelnen Schwimmarten und deren Hauptvertreter näher
einzugehen, dürfte im Rahmen dieſes Artikels zu weit führen und auch
des Intereſſes des nicht fachkundigen Publikums entbehren. Man kennt
ja heute einigermaßen die hervorragenden Könner des Schwimmſports
und weiß auch ungefähr Beſcheid über ihre Leiſtungen und über ihr
Verhältnis zueinander. Betrachtet man den deutſchen Schwimmſport
dieſes Jahres von einer höheren Warte aus, ſo erkennt man deutlich,
daß ſich der Schwerpunkt des Schwimmſports innerhalb Deutſchlands
noch mehr in Magdeburg befindet als früher. Wer wie ich Gelegenheit
hatte, im Juli den Meiſterſchaftskämpfen im Grunewaldſtadion beizu=
wohnen
, wird durch die ausgezeichneten Leiſtungen der Magdeburges
Damen und Herren vollkommen von dieſer Tatſache überzeugt ſein.
Unbeſtändig wie immer war Köln, während Breslau, Berlin und Leip=
zig
ihrer Tradition treu blieben. Im Süden nimmt Jungdeutſch=
land
=Darmſtadt vor Göppingen und München eine führende
Stellung ein.
Ueber die Entwicklung des Waſſerballſports kann man natürlich
durch den Sieg in Amſterdam nur Erfreuliches berichten. Wußte man
zwar vorher durch die knappen Niederlagen gegen Frankreich, den Welt=
meiſter
von 1924, durch die Siege über Belgien, Holland, die Tſchecho=
ſlowakei
, daß wir auf der Olympiade eine gute Rolle ſpielen konnten,
ſo hätte doch niemand an einen Endſieg zu glauben gewagt. Nach hart
erkämpften Siegen über Belgien mit 5:3 und über England mit 8:5
gelang dann unſeren wackeren Kämpen: E. Rademacher: Cordes, Gunſt;
Benecke; J. Rademacher, Bähre und Amann, im Endſpiel der große
Wurf: die für unbeſiegbar geltenden Ungarn nach Verlängerung mit
5:2 glatt zu ſchlagen.
In der Deutſchen Meiſterſchaft zeigte ſich diesmal wieder Hellas=
Magdeburg ſeinem hartnäckigen Rivalen, Waſſerfreunde=Hannover,
überlegen. Dieſen beiden folgten wiederum als nächſtbeſte Mannſchaf=
ten
: Jungdeutſchland=Darmſtadt, Magdeburg 96, Bayern 07 Nürnberg,
Sparta Köln, Weißenſee 96, Sportfreunde Barmen u. a. m.
Hoffen wir wieder, wie zu Beginn eines jeden neuen Jahres, auch
1929 eine weſtere vorwärts ſchreitende Entwicklung des deutſchen
Schwimmſports zu erleben.
Eishockey in St. Moritz. Auf der St. Moritzer Eisbahn ſpielte am
Mittwoch die Eishyckeymannſchaft der Univerſität Oxford gegen den
Wiener Eislaufverein. Wien gewann mit 9:4 (1:2, 4:2, 4:0). Das vor=
geſehene
Spiel der Univerſität Cambridge gegen SC. Rieſſerſee entfiel,
da die Süddeutſchen ihr Baſtſpiel in St. Moritz abgeſagt hatten.

[ ][  ][ ]

Die deutſche Ernke 1928.
Die Erwartungen auf einen befriedigenden Ausfall der deutſchen
Ernte haben ſich nach den nunmehr vorliegenden Ergebniſſen der amt=
lichen
Ernteberichterſtattung im allgemeinen für die wichtigſten Frucht=
arten
erfüllt. Nach den endgültigen Ernteſchätzungen ergeben ſich für das
Reich im ganzen folgende Geſamterträge in Tauſend Tonnen:

1928
1927
Winterroggen
8401 6 738
Sommerroggen . .
121
3 462
Winterweizen . . .
2979
392
Sommerweizen . . . . ..
301
Winterſpelz
168
138

460
399
Wintergerſte . . ..... .....
2 887
2 339
Sommergerſte . . . ......
Hafer
6 996
6 347

646
Gemenge aus Getreide aller Art . ..
565
Erbſen aller Art
133
131

Speiſebohnen .
18
.....
11
Ackerbohnen . . . ......
151
123
Wicken . .. . . ...
45
53
Lupinen
53
61
Gemenge aus Hülfenfrüchten ohne Getreide
58
Gemenge aus Hülſenfrüchten mit Getreide
219
Frühkartoffeln .
2 727
2701
Spätkartoffeln . . .
38 542 34 849
Zuckerrüben . . . . ....
11011 10 854
Nunkelrüben . . . . ..
22 644 24 339
Kohlrüben . . . . .....
7992 6 836
583
549
Mohrrüben . . .. ......
Weißkohl
821 1022

Naps und Rübſen . . . . . ...
38
24
Klee
7984 9682
-
Luzerne . . .
1488 1 786

Bewäſſerungswieſen . . . . ...
1835 2028
Andere Wieſen .
18 878 21 911
Hiernach ſtellt ſich das diesjährige Ernteergebnis an Brotgetreide
um rund 2,29 Millionen To. 22,4 v. H. höher als im Vorjahre; an
Noggen wurden 1,69 Millionem To. 24,7 v. H., an Weizen einſchließ=
lich
Winterſpelz 600 000 To. 17,7 v. H. mehr geerntet. Das Mehr=

ergebnis an Kartoffeln beträgt im ganzen 3,72 Millionen To. (9,9 v.
H.). Mit dieſer Ertragsſteigerung iſt bei Getreide und Kartoffeln auch
eine bedeutende Qualitätsbeſſerung verbunden. Geringer iſt die Er=
höhung
des Ernteertrages an Zuckerrüben, die im ganzen nur eine grö=
ßere
Erntemenge von 156 607 To. 1,4 v. H. aufweiſen. An Runkel=
rüben
iſt ein Rückgang um 1,74 Millionen To. (7,2 v. H.) zu verzeichnen.
Beim Heu bleiben die diesjährigen Schätzungen um 5,2 Millionen To.
(14,8 v. H.) gegenüber dem Vorfahre zurück, darunter an Wieſenheu um
3,25 Millionen To. 13,6 v. H., an Kleeheu um 1,7 Millionen To.
17,5 v. H., und an Luzerneheu um 300 000 To. 16,7 v. H. Als
Folge der geringen Heuernte iſt in verſchiedenen Gegenden Deutſchlands
bereits eine Futtermittelknappheit eingetreten.
Wirkſchaftliche Rundſchan.
Gläubigerverfammlung der Union=Lederwerke vorm. Philippi in
Bürgel bei Offenbach a. M. In der am Samstag in Frankfurt abge=
haltenen
Gläubigerverſammlung wurde ein Gläubigerausſchuß gewählt,
der ſich für die Entſcheidung eines Moratoriums bis 1. Juli 1929 ent=
ſchließen
ſoll. Man verſucht, das Unternehmen weiterzuführen unter
gleichzeitiger Sanierung der jetzigen G.m.b.H.
Bankgeſchäft Edgar Herz, Oberlahnſtein a. Rh. Die Firma teilt
mit, daß ſie die Liquidation beabſichtigt. Die Aktiven würden die Paſ=
ſiven
nicht unbedeutend überſteigen, ſo daß die Gläubiger volle Befrie=
digung
zu erwarten hätten.
Th. Faßhold u. Co., Mannheim. Ueber das Vermögen des Bank=
hauſes
Th. Faßhold u. Co., Mannheim, Inhaber Thomas Faßhold,
iſt das Vergleichsverfahren zur Abwendung des Konkurſes eröffnet wvor=
den
. Vorgeſchlagen wird für die nicht bevorrechtigten Gläubiger eine
Quote von 33 Prozent, für die Gläubiger nach § 7a des Depotgeſetzes
ein Vorrechthaben von 60 Prozent. Es iſt anzunehmen, daß zur Durch=
führung
des Vergleichs die nötige Majorität erreicht wird.
Elektrizitäts A. G. vorm. Lahmeyer u. Co., Frankfurt. Der ſchon
im letzten Jahresbericht erwähnte Bauauftrag für die Untere Iller=
Waſſerkraftwerke im Werte von etwa 16 Millionen RM. iſt jetzt endgül=
tig
perfekt geworden. Die Geſellſchaft hat weiterhin die Geſamtbau=
leitung
für die erſte Stufe des Schluchſeewerkes erhalten. Der Gegen=
wert
dieſes Auftrages dürfte ſich auf etwa 3035 Millioren belaufen.
Induſtrie= und Handelsbörſen Stuttgart im Jahre 1929. Als Börſen=
tage
für das Jahr 1929 wurden beſtimmt: 16. Januar, 6. und 20. Febr.,
6. und 20. März, 3. und 17. April, 1. und 15. Mai, 5. und 19. Juni,
3. und 17. Juli, 14. Aug., 11. und 25. Sept., 9. und 23. Oktober, 13. und
27. November, 11. und 18. Dezember. Die Mitgliederverſammlung
wurde auf den 6. Februar anberaumt.
Geffürel beteiligt ſich an der Oberbayeriſchen Ueberland=Zentrale.
Wie wir erfahren, hat die Geſellſchaft für elektriſche Unternehmungen
vor kurzer Zeit mehr als 10 Prozent des Aktienkapitals der Oberbaye=
riſchen
Ueberlandzentrale A. G., München (7 686 400 RM. Aktienkapital)
erworben. Damit finden die in letzter Zeit an der Berliner Börſe be=
obachteten
Käufe in Aktien dieſer Geſellſchaft ihre Erklärung.

Frankfurter Produktenbericht vom 2. Januar. Das Geſchäft war
klein. Die ſchwächeren Auslandsnotierungen drückten auf den Markt,
ſo daß die Händler nur im Bedarfsfalle zu Käufen ſchritten. Weizen
wurde etwas niedriger notiert. Die Preiſe wurdem wie folgt feſtgeſetzt:
Weizen 22,90; Roggen 22,50; Sommergerſte 23,7524; Hafer inl. 22,75
bis B; Mais für Futterzwecke 22; Weizenmehl 32,5032,75; niederrh.
3232,25; Noggenmehl 232530; Weizenkleie 13,7513,85; Roggen=
kleie
14,2514,50; Erbſen 3562; Linſen 65105; Heu, 12,5013,25;
Weizenſtvoh, drahtgepr. 4,504,75; gebündelt 44,25; Treber 20,50
bis 20,75.
Amtliche Notierungen für Speiſekartoffeln vom 2. Jan. zu Frank=
furt
a. M. Es notierten je 50 Kilo Induſtrie hieſiger Gegend 3,20 Mk.
Tendenz: ruhig.
Diehmärkke.
Groß=Gerauer Ferkelmarkt vom 2. Januar. Auftrieb: 334 Stück.
Ferkel koſteten 1828 Mark das Stück, Springer 3147 Mark. Einleger
wären nicht vorhanden. Es fand Ausverkauf ſtatt. Der nächſte Ferkel=
markt
findet am Mittwoch, den 9. Januar, vormittags 9 Uhr, auf dem
Marktplatz ſtatt.
Mainzer Viehmarkt vom 2. Januar. Der Auftrieb auf dem Groß=
viehmarkt
war heute ſehr gering. Doch ging das Geſchäft lebhaft von
ſtatten. Es waren 180 Stück weniger angetrieben als auf dem Vormarkt.
Die Preiſe zogen bei Ochſen, Bullen und Kühen 12 Mark an. In
kurzer Zeit war ausverkauft. Der Kälbermarkt brachte 197 Stück
weniger wie auf dem Vormarkt. Bei unveränderten Preiſen wurde raſch
geräumt. Auf dem Schweinemarkt war das Angebot größer wie die
Nachfrage. Es waren 123 Stück mehr zugetrieben, als im der vorigen
Woche. Das Geſchäft blieb mäßig belebt. Die Preiſe erfuhren keine
Veränderung gegen den Vormarkt und wurde langſam geräumt. Ange=
trieben
waren: 320 Ochſen, 4 Bullen, 356 Kühe oder Färſen, 210 Käl=
ber
und 943 Schweine. Im einzelnen wurden pro 50 Kilo Lebendgewicht
je nach Qualität folgende Preiſe erzielt: Ochſen 5056; 4550; Bullen
3343; Kühe 4045; 3440; 2834; 1824; Färſen 4756; Kälber
6070; 5060; Schweine 7378; 7678 und 7880 Mark.
Frankfurter Großviehmarkt vom 2. Januar. Aufgetrieben waren:
1444 Rinder, darunter 417 Ochſen, 62 Bullen, 574 Kühe, 386 Färſen,
404 Kälber, 61 Schafe, 2509 Schweine. Die Preiſe gaben bei Schwei=
nen
um 12 Mark nach. Marktverlauf: Rinder ſchleppend. Ueberſtand;
Schweine ſchleppend, großer Ueberſtand; Kälber und Schafe, ruhig, ge=
räumt
; Maſtkälber über Notiz. Preiſe für 1 Zentner Lebendgewicht:
Ochſen: a) 1. 5255, 2. 4751, b)1. 4246; Bullen: a) 4750,
b) 4346; Kühe: a) 4045, b) 3339, c) 2832, d) 2227; Fär=
ſen
: a) 5356, b) 4752, e) 4046: Kälber: b) 7276, c) 6571,
d) 5664: Schweine: a) 7578, b) 7679, c) 7679, d) 7680,
e) 7476. Fleiſcharoßhandelspreiſe: Ochſenfleiſch 1. 9095, 2. 8030;
Bullenfleiſch 8093: Kuhfleiſch 2. 5060, 3. 3050; Kalbfleiſch 2. 100
bis 110, Hammelfleiſch 9095, Schweinefleiſch 1. 95105; Gefrierfleiſch
Porderviertel 52, Hinterviertel 50.

Frankfurker und Berliner Effektenbörſe.
Frankfurt a. M., 2. Januar.
Am erſten Börſentag im neuem Jahve machte ſich eine größere Zu=
rückhaltung
bemerkbar, die Grundſtimmung blieb jedoch freundlich, da
ungünſtige Meldungen kaum beachtet wurden. Der peſſimiſtiſch gehal=
tene
Jahresbericht der Düſſeldorfer Handelskammer und die weitere
Konjunkturabſchwächung, die im Bericht der Dresdner Bank zum Aus=
druck
kam, traten faſt vollkommen in den Hintergrund. Dagegen fand der
feſte Schluß der Vew Yorker Börſe vom 31. Dezember, und die glatte
Ueberwindung des Zahltages eine günſtige Beurteilung. Der Jahres=
bericht
des Reparationsagenten Parker Gilberts wurde mit Stillſchwei=
gen
aufgenommen, ſo daß eine Auswirkung nach irgend einer Seite
ſchlecht feſtzuſtellen war. Der weiter knappe Ordereingang drückte da=
gegen
auf die Stimmung, ſo daß ſich die Spekulation ſtark reſerviert
verhielt und nur zögernd zu Neuengagements ſchritt. Das Geſchäft
war daher verhältnismäßig klein und beſchränkte ſich nur auf bevorzugte
Werte, die jedoch vecht lebhaft gehandelt wurden. Gegenüber den
Schlußkurſen vom Montag überwogen die Kurserholungen und gingen
durchſchnittlich bis 1,5 Prozent. Im Vordergrund des Intereſſes ſtan=
den
Chadeaktien mit plus 4 Mark. Auch Kupferwerte waren weiter
verlangt und konnten erneut etwas anziehen. Sonſt beſtand noch Nach=
frage
nach Siemens mit plus 1,5 Prozent. Schuckert blieben gut be=
hauptet
, während Geffürel 1,5 Prozent niedriger eröffneten Am
Farbenmarkt waren J. G. Farben mit plus 1 Prozent etwas reger ver=
langt
. Auch Scheideanſtalt konnten bei vermehrtem Intereſſe 2 Prozent
gelwinnen.
Im Verlaufe zeigte die Börſe ein weiter freundliches Ausſehen und
es konnten ſich auf allen Märkten erneute Kursbeſſerungen bis zirka 1,5
Prozent durchſetzen. Das Geſchäft war im großen und ganzen minimal,
nur favoriſierte Werte ſtanden weiter im Vordergrunde und wurden
auch lebhafter gefragt. Rheiniſche Braunkohlen, die anfangs ſchwächer
lagen, konnten nach lebhafterem Geſchäft 7,5 Prozent anziehen. Auch
für Otavi und Scheideanſtalt erhielt ſich das Intereſſe. Am Geldmarkt
trat wieder für Tagesgeld mit 6 Prozent eine Entſpannung ein. Am
Deviſenwarkt lag die Mark international ſchwach. Mark gegen Dollar
4.930; gegen Pfunde 20,3875; London-Kabel 4,8530; Paris 124,07;
Madrid 29.76; Mailand 92,70; Holland 1207‟/g.
Die Abendbörſe war ſehr ruhig, jedoch gut gehalten. Be=
achtung
fanden Bankaktien unter Bevorzugung der Commerzbank, wo
die bekannten Erweiterungstransaktionen anregten. Daneben waren
Zellſtoffwerte, beſonders Waldhof= und Rheinbraun=Aktien, geſucht. Far=
ben
unverändert. Am Rentenmarkt zogen Türken auf die bevorſtehen=
den
Couponeinlöſung etwa 0,5 Prozent an. Der Börſenverlauf blieb
ſtill und ohne weſentliche Kursveränderungen.
Berli, 2. Januar.
Im Gegenſatz zum vorbörslichen Freiverkehr, der eine durchaus ge=
haltene
und eher freundliche Tendenz zu zeigen ſchen, eröffnete die erſte
Börſe im neuen Jahr nicht einheitlich und überwiegend leicht abge=
ſchwächt
. Nach Feſtſetzung der erſten Kurſe belebte ſich das Geſchäft all=
gemein
und die Tendenz konnte ſich, ausgehend von einigen Spezial=
werten
, recht kräftig befeſtigen.
Der Verlauf der Börſe ſtand weiter im Zeichen der Spezial=
bewegungen
. Von Elektrowerten behielten RWE. die Führung, die auf
Auslandskäufe, man ſprach jedoch auch von einer Intereſſennahme der
öffentlichen Hand, gegen die Anfangsnotiz bis acht Pwozent anziehen
konnten. Die Börſe ſchloß ruhig, aber freundlich, wenn auch die Hächſt=
kurſe
nicht immer aufrecht erhalten blieben. Gefragt b’s zum offiziellen
Schluß blieben RWE. und Rheinbraunkohlen. Nachbörslich konnten ſich
die Schlußkurſe gut behaupten.

29 12 129. 12 2. 1. A. E. G. 196 19475 Hirſch Anpfer 139. 142. Augsb.=Nürnb. ? 92.75 94. Höſch Eiſen . 132.75 1245 Baſalt". 60.125 Hohenlohe Werke. 9. 76.75 Beramann 237.5 234.5 Kahla Porzellan .. 113,5 113.75 Berl. Karlsruhe 71.- Kali Aſchersleben .. 294. 295. Berl. Hand.= 247.5 248. Salzdetfurth . . 529.5 5325 Braunkohl. B 168. 167. Weſteregeln 298. 1297.75 Breier=Wolle 225.5 225.5 Lindes Eismaſch. . 169. 1170. Danatbank 293. 293. 12. Loewe & Co. 245. 246.5 Deutſche Bank 171.75 172.5 Lingel Schuh 41. 42. Diskontogeſ. 165.5 167.5 Mannesmann Röhre 133.875 132 625 Dresdner Ban 171.75 172.875 Niederlauſitzer K 161. 163.5 Deutſche Maſchk 45.75 45.25 Nordd. Lloyd 136. 125 137. Deutſche ( 137. 136.5 Orenſtein . . 101. 100 25 Deutſche Betr 88. 88. Polyphon 462. 459. Dynamit Nobel 127. 124 75 Rütgerswerke 106. 105.875 Elektr. Lieferung 184.875 184. Sachſenwerke 132.5 132. J. G. Farben 269.5 266.25 Siemens Glas 139 5 140 Gelſenk. Berg. 123.5 125.75 Ver. Glanzſtoff 540. 539. Geſ. f. elektr. Unt 270. 1266.25 Ver. Stahlwerke 92.625 93.5 Han. Maſch.=Egef 46.5 50. Volkſtedter Porzellan 59. 59. Hanſa Dampfſch. 175. 173. WWanderer Werke .. 116. 118.5 Hapag 140.875 141. Wiſſner Metall. 156.75 144. Harpner 138. 136.5 Wittener Gußſtahl 46.5 45. Hemoor Zement 280. 1279.

Helſingfors.
Wien...
Prag ..
Budapeſt ...
Sofia ..
Hol and ..
Oslo .......
Kopenhagen..
Stockholm".
London".
Buenos Aires
New York .."
Belgien..

29. 12.
Geld /Brief
10.545 10.56

159.07
12.43
73 14
3.029
168.54

59.19
12.45
73.28
2.035
68 88

111.95 112.16
112.04 112.26
112.34 112.56
f20.36 120.40
1.763/ 1.767
4. 1935 4.2015
58 39 156.51

1.
Geld Brief
1o. 531/10.571
59.14 59.26
12.435/12 45.51
73. 18 73.32
3.029/ 3.035
163.63/168.97 Italien ....
Paris .......
Schweiz ..."
Spanien ..
Danzig
Japan. 111.96/1 12.10
112.04
112 32/112 5 112.261 Rio de Janeiro
Fugollawien".
Portugal. . .. . 20.367 20.407 Athen 4. 198:
58 385 1.763/ 1 767
a 20651
58.5051 Konſtantinpel
Kanada ..
Uruguay 29. 12. 2. Gelt Brief Geld Brief 21.955 1.99 21.965 21.005 16.40: 16.441 16.415 6.455 80.85 1.01 80 .865 31 025 68.4 68.55 68.49 68.53 81.42 8 1.58 81.42 81.58 1.928 1.932 1.929 1.933 0.49 0.500 0.499 .501 7.383 7.397 7.38 7.396 18.57 18.61 18.5 18.62 5 425 5.435 5.42 5.435 2 068 2.072 2.068 072 4.184 4 192 4.185 4.191 4.27 4 284 4.276 4.284

Mekallnokierungen.
Die Berliner Metalltermine vom 2. Januar 1929 ſtellten ſich für
Kupfer: Januar, Februar 146 (149,50), März 146 (148), April 145
(148), Mai 145,50 (148), Juni 145 (148), Juli 145 (147,50), Auguſt 144
(147), September 145 (146,75), Oktober, November, Dezember 145 (147).
Tendenz: luſtlos. Für Blei: Januar, Febvuar 44,50 (45,25), März.
April, Mai 44,75 (45,50), Jum 44,25 (45,50), Juli, Auguſt 44,75 (45,50),
September 45,25 (45,50), Oktober, November 45,25 (45,75), Dezember
45,75 (46). Tendenz: luſtlos. Für Zink: Januar, Februar, März,
April, Mai, Juni, Juli, Auguſt, September, Oktober. November 52,75
(53,75). Tendenz: luſtlos. Die erſten Zahlen bedeuten Geld, die in
Klammern beigefügten Brief.
Amerikaniſche Kabelnachrichken.
* Chikago, 2. Januar. (Priv.=Tel.)
Weizen: Anfangs ſetzten ſich die Preisrückgänge auf die private
Schätzung des verkäuflichen Weltüberſchuſſes mit 2300 Millionen Buſh.
fort. Später erfolgten Käufe in Mai=Ware mit einer Erholung.
Mais: Zunächſt lag der Markt ſtetig auf die beſſeren ſüdweſtlichen
und Liverpooler Marktberichte. Nach einem Tendenzwechſel ſchloß der
Markt bis auf ³8 Cts. unter der letzten Notierung.
Roggen: Die Preiſe unterlagen heute mehrfachen aber gering=
fügigen
Schwankungen. Die anfänglichen Gewinne gingen zum Teil
wieder verloren.
Hafer: Nach ſtetiger Haltung zogen die Preiſe gegen Schluß etwas
an, da das inländiſche Angebot klein war.
* New Vork, 2. Januar. (Prib.=Tel.)
Baumwolle: Anſchaffungen des Handels ſtanden erhebliche Liquf=
dationen
füdl. Firmen entgegen, ſo daß die Kurſe ziemlich verloren.
Zucker: Anfangs erfolgten Abgaben für europäiſche und kubaniſche
Rechnung, ſpäter trat dann eine Erhobung ein auf Anſchaffungen.
Es notierten nach Meldungen aus Chicago am 2. Jan.:
Getreide: Weizen, März 116½, Mai 119, Juli 120½: Mais,
März 87½, Mai 90½, Juli 42½; Hafer, März 47½, Mai 48½,
Juli 46½; Roggen, März 105½, Mai 106½, Juli 105½.
Fette: Schmalz, Jan. 11,65, Febr. 11,775, März 11,925, Mai
12,15; Rippen, Jan. 11,80, Mai 12,525; Speck loco 11,75; leichte
Schweine 8,609,25, ſchwere Schweine 89; Schweinezufuhren
Chicago 33 000, im Weſten 140 000.
Chicagoer Baumwolle: Jan. 19,23, März 19,20.
Es notierten nach Meldungen aus NewYork am 2. Jan.:
Getreide: Weizen, Rotwinter 152½, Hartwinter 130½; Mais
neu angek. Ernte 103; Mehl ſpr. wheat clears 5,609,90; Fracht
nach England 23, nach dem Kontinent 16.
Schmalz: Pvma Weſtern loco 12,40; Talg extra loſe 9.
Kakao: Tendenz kaum ſtetig, Umſatz in lots 136, loco 10,
Januar 9,84, Februar 9,91, März 10,05, April 10,16, Mai 10,32.
Kleine Wiriſchaftsnachrichken.
Vom Röhrenverband wird uns mitgeteilt: Das Inlandsgeſchäft,
das während des Novembers im Zeichen der Lohnſtreitigkeiten im rhei=
niſch
=weſtfäliſchen Bezirk geſtanden hatte, zeigte in deren Nachwirkungen
auch noch im Berichtsmonat ein unbefriedigendes Bild. Der Auftrags=
eingang
ließ ſowohl in Gas= und Siederöhren wie auch in Qualitäts=
und Muffenröhren zu wünſchen übrig.
Nachdem ein erheblicher Teil der noch im Beſitz der J.G. Farben=
induſtrie
vorhanden geweſenen Bonds entſprechend den früheren Mit=
teilungen
durch ein Bankenkonſortium unter Führung der Deutſchen
Bank verkauft worden iſt, iſt nunmehr auch, wie wie hören, der Reſt
dieſer Bonds zur feſten Anlage untergebracht worden.
Nach Mitteilung des Statiſtiſchen Reichsamtes wurden im Dezember
1928 durch den Reichsanzeiger 624 (im November 674) neue Konkurſe
ohne die wegen Maſſemangels abgelehnten Anträge auf Konkurseröff=
nung
und 252 (282) eröffnete Vergleichsverfahren bekanntgegeben.
In der geſtrigen Sitzung des Frankfurter Börſenvorſtandes, Ab=
teilung
Wertpapierbörſe, wurde Herr Oskar Franklin Oppenheimer
zum Vorſitzenden und damit auch gleichzeitig zum Vorſitzenden des Ge=
ſamtbörſenvorſtandes
, ſowie Herr Otto Hauck zum ſtellvertretenden
Vorſitzenden des Börſenvorſtandes, Abteilung Wertpapierbörſe, ein=
ſtimmig
wiedergewählt.
Das vom Staat Heſſen gemeinſam mit der Stadt Frankfurt a. M.
errichtete Schwelkraftwerk Wölfersheim iſt nunmehr vollendet. Die
Baukoſten betragen zirka 16 Millionen Mark. Das Werk, das der in=
tenſiveren
Ausnutzung der Kohlenvorkommen bei Wölfersheim dient,
ſoll etwa 1000 Tonnen Rohkohlen täglich verarbeiten. Die Inbetrieb=
nahme
erfolgt Ende Januar.
Der Ertrag der Schaumweinſteuer im Jahre 1927 betrug im Staat
Heſſen in den Hauptzollämtern Darmſtadt 1257 Mark, Offenbach a. M.
10 337 Mark, Gießen 373 Mark, Mainz 2 311 548 Mark, Worms 272927
Mark und Bingen 84 057 Mark.
Die Umſätze im Terminverkehr an der Berliner Metallbörſe ſtellten
ſich im Dezember für Kupfer auf 1090 (im November 1160) To., für Blei
auf 830 (1440) To. und für Zink auf 325 (700) To.
Im Inlandgeſchäft für die Erzeugniſſe der Drahtverfeinerungs=
induſtrie
macht ſich, der Jahreszeit entſprechend, ein verſtärkter Auf=
tragseingang
bemerkbar. Die Preiſe blieben unverändert. Wie weit
ſich die durch den Eiſenſchiedsſpruch bedingte Lohnerhöhung in den
Selbſtkoſten der Drahtinduſtrie bemerkbar machen wird, muß noch ab=
gewartet
werden.

Biei

Iagen
Alie
wiid

auf.
ar ſo.

2 vol
Selben
Fluffer
mit
Käieſen

1i0

ur

uiseit

Frankfurter Kursbericht vom 2. Januar 1929.

Dtſche. Reichs=
leibe
von 1927
Baden Frei=
jat
von 1927.
ay Freiſtaat
in 1927......
Sachſen Frei=
von
1927..
Thüringer Frei=
4t von 1927.

Dtſche. Anl. Auslo=
ſungsſch
. +=
Ablöſungsanleih
Dtſche. Anl. Ablö=
ungsſch
. (Neub.)

Dtſche. Schusge=
bietsanleihe
. ..

80 Bad.-Bad. v. 20
6% Berlin v. 24..
8% Darmſtadt v. 26
7% Frrf. a. M. v. 26
7% Mainz v. 26..
8O Mannh. v. 26.
82 Nürnberc v. 26

8% Berl. Hyp.;B1
6% Frkf. Hyp.Bk..
8% Pfbr.,
8% Heſt. Landesb!
82
8%
7% Kom. Landes=
bank
Darmſtadt.

825 Mein. byv.B!
8% Pfälz. Hyp.Bk.
8% Breuß. Ctr.-
8X Stadtſchaft. . .

87.5

78.5

79.4

84.5

53.35
15.1

RZé
Rd

87.5
90.5

93

97.5
97.5
97.5
97.25
88
85

93.8
85
81.5
98
97.5

7

8O Rhein. Hyp.=Bk
8% Rhein.=Weſtf=
Bd.=Credit...."
80 Südd. Bod.-
Cred.=Bank ..."
8% Württ. Hyp.=B.

Dt. Komm. Sam=
mel
=Ablöſ.=Anl.
* Ausl. Ser.
*
Ser, II

3% Daimler Benz
von 27.... ...
80 Klöckner=Werke
Berlin v. 26...
70 Mainkrw. v. 26
7% Ver. Stahlwke
mit Opt. v. 26..
8% VoigtckHäffner
von 26 .. .."

9.5
97.5

98
94.8

51.75
66.25

74.75

85
86.5
93

6% Bosn. L. E. B.
v. 1914 ........
4:/,% Oſt. Schatz=
anw
. v. 1914 ...
4½ Oſt. Goldrente
4:/.% Rum. Gold
von 1913 ....."
4%0 Türk. Admin. .
4% 1.Badgad
4%
Zollanl.
, % 1913 Ungarn
4:/.% 1914
4½ Ung. Goldr

39

Aktien.

Allg. Dt. Creditanſt.
Bk. f. Brauinduſtr.
Berl. Handelsgeſ.
Comm. u. Privats

39.25
331/.

20.5

11.5

141.5
184.75
247.25
Af

Darmſt. u. Nt.=Bk.
Deutſche Bank ...
Eff.=u. Wechſel=
bank
.. ..."
Vereinsbank ..
Diskonto=Geſellſch.
Dresdener Bank ..
Frankf. Bank.....
Hyv.=Bk. .
Pfdbr.=Bk...
Gotha. Grundkr. B
Mein. Hyp.=Ban1.
Metallbank . . .
Mitteld Creditbk.
Nürnb. Vereinsbk
Oſt. Creditanſtalt.
Pfälz. Hyp.=Bank.
Reichsbanf=Ant.
Rhein. Creditbr.
Hyp.=Bank ..."
Südd. Bod.=Cr. Bk.
Wiener Banwerein

294
172.5

125
104.5
168
172.5
115
143.25
152
144
139.25
145
215.75
160
34.5
160
337
128
215

A.=G. f. Berkehrsw
Dt. Eiſenb.=Geſ...
7% Dt. Reichsbahn
Vorzge. .
Hapag.
Nordd. Lloyd .. .."
Schantung=Eiſenb.
Südd Eiſenb.=Geſ.

Accum. Berlin. .
Adlerw. (v. Kleher
6% AEG Vorzug
5%
AEG. Stamm

Baſt Nürberg . ..
Bergm. El. Werke
BrownBroverickCie
Brüning & Sohr..

1471,

71
90
137.5
126

86.5
92.75
92
195
1227
36
155
120.5

Buderus Eiſen

Eement Heidelbere
Karlſtadt
Chem. Werke Albert
Fabrik Milch

Daimler=Benz.
Dt. Atl.=Telegr. . .
Eiſenh Berlin.
Erdöl
Gold= u. Silb.=Anſtalt.
Linoleumwerf.

Eichbaum, Brauer
Elektr. Licht u. Kraft
Liefer.-Geſ.
Eſchw. Bergwerk
Eßlinger Maſchinen
Ettlinger Spinnerei

Faber, Joh., Bleiſt.
F. G. Farbenindſtr.
Felt. & Guilleaum.
Feinmech. (Fetter).
Frkft. Gas ......."
Hof

Beiling & Cie. ..."
Gelſen1. Bergwerl
Gef. f elektr. Un=
ternehmungen
..
Goldſchmidt Th. .
Gritzner Maſchinen
Grün & Bilfinger.
Dafenmühle Frkft.
Hammerſen (O8n.
Harpener Bergbau
Henninger, Kempf.
Hilpert Armaturfb.
Hindrichs=Aufferm
Hirſch Kupfer ...."
Hochtief Eſſen ...."
Holmann, Bhil. ..

138
175
81

76
85

189
351

315
251
183
202
48.5
225

268

92.75
144.5
88
68
125

117
178
133

187
89
112
140

140.75

Holzverk.=Induſtrie

Flie Bergb. Stamm
Genüſſe
Jung hans Stamm
Kalt Aſchersleben
Salzdetfurtb
Weſteregeln
Kammgarnſpinn
Karſtadt, R.. . .. .
Klein Schanzl .. .
Klöcknerwerke ..
Kraftw Alt=Württ

Lahmeyer & Co..
Lech Augsburg.
Löwenbr. Münch.
Lüdenſcheid Metall
Lutz Gebr. Darmſt.

Main lr. -2 Höchſt
Mainz. Aft.=Br.. . .
Mannesm Röhren
Mansfeld. Bergb.
Mars=Werke ....
Metallgef. Frankft.
Miag. Mühlenbau
Motoren fb. Darmſt.

Reckar). Fahrzeug..
Nicolay. Hofbr ..

Oberbedauf... . .."
Oſterr. AlpineMon.
Otavt Minen ..

Beters Union Fr1.
Phönt;Bergbau..
Reintger. Gebb...
Rb Braunkohlen".
Glettr. Stamm/180.75
Stahlwerke
Riebeck Montan
Roeder Gb. Darmſt
Rütgerswerke ... .1105

98.5

237
118
83.25
295
535.5
296

237
110

91

Af.
116
325
108.5

123
260
131.25
117.25
102.5
201
140
58

28
163.5

111
1425

69.5
105.5
90.25
113

140
152.5
125

Schachtleben A.G.)
Schöfferhof=Bind..
Schramm Lackfabr.
Schriftg. Stempel .
Schucker Eleftr.
Schwarz Storchen.
Siem Glasinduſtr.
Siemens & Halsfe.
Südd. Immobilien
Zucker=AG
Strohſtoff. Ber.

Tellué Bergbau.
Thür. Lief.=Geſ..
Tucher=Brauerei.

Anterfr. Krs.- Glel=
tr
.=Ver).

Beithwerie
Ber. f. Cbem. Ind.
Gummifabr:t
Berlin=Fran?
Laurahütte.
Stahlwerſe
Ultramarin.
Zellſt. Berlin.
Vogtländ. Maſchin
Voigt & Haeſmer

Wanß & Freytag.
Wegelin Rußfabrik
Werger Brauerei.

Zellſtoff. Aſcha iſbg.
Memel. . . . . .
Waldhof

Jaa
374
128
125
261
179.5

158
258
119.75
109.5
153

111

58

82
70.5
92.5
155
126.5
74

Ze
138
Rr

209
138
R.

Alltanz u. Stuttg.
Berſicherung .. . 254
Frkft. Allg. Berſ.-G/1013
Frankona Rück- u.
Mitv. . . . . . . . . . 1140
Mernf. Berls. ..1153

[ ][  ][ ]

Nummer 3

Ein Abenteurer von Ehre.

Donnerstag, den 3. Januar 1929

Seite 11

Roman von Max Uebelhör.
(Nachdruck verboten.)

Kommen Sie mit, gnädige Frau, ſagte Hohlander mit er=
zuugen
rühiger, mit jatter Siimme; tounnen Sie mit nach
Rr.
Und er eilte weiter nach oben, hinter ihm im Zickzack Frau
m. Malizahn, jetzt ein voutommen loſe hin und her hupfender

Sie waren im dritten Stockwerk angelangt, in dem Miß
zairoe mit ihrer Geſeuſchaftsoame, der ſtiuen, unperſönlichen,
mwiſchten Miß Parror, eine hubſche Dreizimmerſlucht be=
kute
, die einen eigenen Eingang hatte.
Vor dieſer Türe ſtanden Narl, der Portier, er ließ ratlos
m großen Kopf, die ſtarken, langen Arme hängen, und Anna,
13 dem beiden engliſchen Penſionsgäſten zugeteilte Dienſtmäd=
an
, gleich rallos auch ſie, aber auf dem ſcharfen, zu früh in der
z1ai verblühten Geſicht der Ausdruck intenſiver Spannung, und
rt Händen, die erregt an dem kotetten Schrzchen zerrten und
zpl len.
Kaum hatte Frau von Maltzahn Atem geſchöpft, ſo berich=
te
ſie weiter, jetzt in klagendem, gekränktem Ton:
Ach, Herr Hohlander, hier ſteht ja die Anna, ſie bringt wie
nDen Tee und all die anderen Sachen, Sie wiſſen ja, daß die
hiden Damen nach engliſcher Sitte frühſtückten, Eier, Toaſt,
chenken, Marmelade, nein, ſie können ſich bei wir nicht be=
üſen
... ja, ich bin ja gleich zu Ende, Herr Hohlander, niemand
an antwortet auf das Klopfen der Anna, ſie glaubt, die beiden
Amien ſchlafen noch, und ſo geht ſie wieder, geſtern abend war
Fa auch ſehr ſpät geworden. Sie geht, Herr Hohlander, es

175 zehn, es wird elf, ſie klingeln nicht nach dem Frühſtück,
ſil eßlich gehe ich ſelbſt, ich klingle und klopfe, niemand macht
af- Ich ſchiche zum Karl hinunter, hier ſteht er ja, der Karl,
eſagt, ſie könnten auf keinen Fall ausgegangen ſein; außerdem
wor elf Uhr ein Dienſtmann gekommen und habe den großen
anen Koffer geholt, ach Gottchen, was iſt nur dies mit dem
2 Jan, oſfer wieder, jetzt fällt es mir erſt ein, daß die beiden Damen
4: Maz ) uf von dieſem Koffer ja gar wichts ſagten, wozu ſchicken ſie
Mai 94 beſen Koffer weg ...."
In dieſem Tone ging es noch eine Weile, und als Frau von
hurtzahn zu Ende war, fing ſie von vorne wieder an.
Inzwiſchen hatte Hohlander das gleiche getan wie die ande=
m
er hatte geklopft und geklingelt, und mit dem gleichen nega=
mm
Erfolg.

Anna ſagte er jetzt leiſe und mit nicht mehr verſtellter,
mit ſehr bleicher Stimme, Anna, eilen Sie zu Bernotat, dem
Kaſſenſchranigeſchäft in der Behrenſtraße, eine Empfehlung von
mir, er ſelbſt oder ſein Werkmeiſter ſollen raſcheſtens kommen.
Gnadige Frau, ich werde ſoſort einen Schutzmann holen, ich
fürchte, hier ſtimmt etwas nicht.
Gottchen, ach Gottchen, ein Schutzmann bei mir .. . Herr
Hohlander, Sie werden wich doch nicht allein hier laſſen?
Aber Hohlander war ſchon verſchwunden, diesmal benutzte
er den Aufzug, und er kam mit dem Aufzug auch ſehr raſch wie=
der
in Begleitung eines Schutzmannes; eine kalte, faſt eiſige
Klarheit war auf einmal in ihm.

Kin zerwagen
(7615a
aller Art, ueuest- biodelle eingetroften. Es ist Inr Vorteil.
wenn Sie unsere Wagen besichtigen und die Preise hören.
1. Donges & Wiest, Elisabethenstraße 25½

Und als der Schutzmann da war, da erſt atmeten alle zum
erſtemmal wieder auf, die Frau von Maltzahn und die Mehr=
zahl
ihrer Penſionäre, die ſich nach und nach eingeſtellt hatten,
Anna, das Dienſtmädchen, und die anderen Dienſtboten, Karl,
der Portier ſelbſt Hohlander verſpürte eine Art von Erleich=
terung
.
Derart groß iſt eben die Macht der Uniform, ſie repräſen=
tiert
den Staat, dieſe gewaltige, hoch und unerreichbar über dem
einzelnen ſtehende Organiſation, der Schutz der Bedrängten und
die Bürgſchaft und Gewißheit, daß mehr als das dem einzelnen
Mögliche getan wird, daß alles ſeinen regelmäßigen, vorher ſchon
unendliche Male ſtattgehabten Lauf zu nehmen hat.
Ja, ſelbſt Hohlander verſpürte eine Erleichterung, und dies
wollte ſchon viel ſagen, da er wirklich kein Normalbürger, ſon=
dern
ein im Denken ſchrankenloſer Individualiſt war, da er
jahrelang in Ländern gelebt hatte, in denen der Staat weniger,
der einzelne unendlich wehr und die Uniform faſt gar nichts
galten, in denen die Uniform nur das Symbol der Dienſtbarkeit
war, ohne beſondere Würde, ohne dieſe Aura des Reſpektes oder
gar der Majeſtät.
Aber ſehr raſch, während Hohlander den Verlauf eines um=
ſtändlichen
Frage= und Antwortſpieles hören mußte, gewann in
ihm der Individualiſt die Oberhand, mit Zweifel, Mißſchätzung
und ſchließlich einer ſtillen Wut im Herzen beſah er ſich dieſen
Schutzmann, um zugleich zu überlegen, wie man am ſchnellſten
die maſſive Tür ſprengen könne; der Schloſſer kam ja immer
noch nicht.
Wenn er die lange Zwinge ſeines Stockes unten, von der
Schwelle aus, als Hebel gebrauchen würde ....

Aber da dachte er nicht länger, ſondern er ſah nur noch:
er ſah dort, wo die Türe und der Boden ſich beruhrten, er ſah
zwiſchen dem hellen Lack der Türe und dem ſpiegelnden Partett
des Bodens ein dundles Kügelchen, das langſam hervorroute,
hinter ſich eine dünne Bahn ziehend.
Das ᛋtügelchen ſchwoll an, jetzt hielt es vor einer Spalte im
Parkett inne, es zitterte ein wenig, es konnte nicht mehr weiter,
es breitete ſich aus und wurde zu einem kleinen, flachen Flecken.
Und je breiter und flacher dieſer Flecken wurde, um ſo heller
wurde er auch ſeine wirkliche Farbe war rot.
Das Rot des Blutes.
Mord und Entführung.
Schutzmann, ſagte Hohlander ganz leiſe, indem er den
Aermel des Uniformierten faßte, Schutzmann, was iſt das?
Und er wies mit ſtarr geſtreatem Arm und Finger zu
Boden, auf dieſen Flecken.
Der Schutzmann klappte ſein dickes Notizbuch zu, barg es
ſorgfältig in ſeiner Uniform, bückte ſich, tippte mit einem Finger
in dieſen breiten Flecken, richtete ſich wieder auf und ſagte mit
ebenfalls ſehr blaſſer Stimme:
Ferechter Jott, det is Blut ..
Es folgten eine kurze, tote Pauſe, dann ein raſches Durchein=
ander
, ſinn= und zwecklos.
Denn umſonſt rannten zuerſt Hohlander, dann der Portier
Karl und als dritter der Schutzmann gegen die maſſive Türe, ſie
gab nicht nach; ebenfalls ohne Zweck tat Frau von Maltzahn das
Bequemſte, nämlich in Ohnmacht fallen; umſonſt ſprangen Anna
und ein anderes Dienſtmädchen wie aufgeſcheuchte Hühner hin
und her; und umſonſt waren all die haſtigen Ratſchläge der ſich
auf der breiten Treppe ſtauenden Penſionsgäſte, ein nutzloſer,
verwirrender Chor.
Nichts wurde mit all dem erreicht.
Der Flecken aber wurde größer und größer, er war jetzt
ſchon ein längliches Opal, der Spalte des Parketts entlang, er
ſuchte dieſe Spalte zu überfließen.
Als ob alle nur ein Hirn hätten, ſo kamen ſie nun alle
plötzlich wieder zur Beſinnung; es war Hohlander, der jetzt das
Notwendige in die Hand nahm, und das erſte war, von dieſer
Etage aus mehrfach zu velephonieren, an das Kaſſenſchrankge=
ſchäft
, an die nächſte Polizeiwache, an das Ueberfallkommando.
Wenige Minuten ſpäter bahnten ſich durch die Gaffer Män=
ner
mit und ohne Uniform den Weg, unter ihnen auch ein
Schloſſer und ein Polizeikommiſſar.
(Fortſetzung folgt.)

7o

Lungenkeanke!
Täuſcht Euch nicht!
Die Spmptome: Huſien, Nachtſchweib, Siechen uſw. duiben
Leine Selbſſtänſchung. Rechtzeitiger Kampf dagegen iſt
rettende Hilfe. NYHPHOSAN: bringt dieſe Hilfe. Merzte,
die ihn verordnen, bezengen dies durch ausführliche Gut=
achten
. Ueberraſchend iſt die Grieickhterung, die ſofort ein=
tritt
. preis der Ziaſche M. 3.50, Perubonbens R. .30.
Erbäulich in allen Apothelen
AUlleinherſteller: Nymphoſan A.=G., München 38/0 160

N
mi
WEIBLICH

V

er Auſtrags

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