Einzelnummer 15 Pfennige
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Franfurt a. M. 1304.
Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
Wöchentliche illuſtrierte Beilage: „Die Gegenwart”, Tagesſpiegel in Bild und Wort
Nachdruck ſämtlicher mit * verſehenen Original=Aufſätze und eigenen Nachrichten nur mit Quellenangabe „Darmſt. Tagbl.” geſiattet.
Nummer 1
Dienstag, den 1. Januar 1929.
192. Jahrgang
27 mm breiie Zeile im Kreiſe Darmſiadt 25 Reichspft
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breit / 2 Reichsmark. Anzeigen von auswärts 40 Reiſchspi
Finanz=Anzelgen 60 Reſchepfg. 92 mm breite Rellams
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(4 Dollar — 420 Mark
Strel uſw., erliſcht
Hewali, wie Krieg, Aufruhr.
jede Verpflichtung auf Erfüllung der
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von Schadenerſatz. Bei
aufträge und Leiſt
cher Beſtreibung fäll jeder
Konkurs oder gerit
Nabatt weg. Banſtonto Deutſche Bank und
Darm=
ſtädter und Nationalban.
Dr. Streſemann an die deutſche Jugend.
* Zum Jahresſchluß.
Von
D. Dr. M. Schian.
Ein Appell zur Mikarbeik am Stagk.
„Heran mit allem, was ſich jung fühlt, an den Skaat!”
Berlin, 31. Dezember.
Die Nationalliberale Korreſpondenz verbreitet folgenden
Neujahrswunſch des Reichsaußenminiſters Dr. Streſemann:
„Abweichend von den Gepflogenheiten früherer Jahre, eine
Reihe von Fragen und Forderungen in die Neujahrsbetrahtung
einzubeziehen, möchte ich heute an dieſer Stelle im beſonderen
der deutſchen Jugend gedenken.
Eine der erfreulichſten Erſcheinungen des politiſchen Lebens
iſt das immer ſtärkere, ja ſtürmiſche Hervortreten
jün=
gerer Kräfte, denn es beweiſt, daß eine neue
Gene=
ration ſich mündig fühlt, dem Staate nicht nur
die Hände, ſondern auch eine neue Ideenwelt
anzubieten.
Kann der Staat, können die Parteien darauf verzichten?
Unmöglich. Heran mit allem, was ſich jung fühlt, an den Staat,
hinein damit in die Parteien!
Das wird zu neuen Kämpfen, aber auch zur Klärung
füh=
ren. Es wird hier und da vielleicht ſogar zu heftigen
Zu=
ſammenſtößen kommen, weil der Aufbau der Atersſtufen und
die Verbindung ihrer geiſtigen Welt durch den Krieg geſtört und
Zerriſſen iſt, weil einzelne Kriegsgenerationen völlig dezimiert
ſind und gewaltige Lücken beſtehen, die nun mit einem Male
überſprungen werden müſſen. Je eher, je beſſer! Heran mit
allem, was ſich jung fühlt, an den Staat, hinein
Damit in die Parteien!
Das was die politiſch Jungen — d. h. jene Kräfte, die
wirk=
lich dieſe Bezeichnung verdienen — an dem politiſchem Leben
der Gegenwart beſonders haſſen und darum am erſten än=
Dern wollen, iſt die Entwicklung der Politik zur
nackten Intereſſenvertretung. Wirklicher
Ju=
gend war derStaat niemals
eineVerſicherungs=
anſtalt auf Gegenſeitigkeit. Wahrer Jugend
wird der Staat immer nur die Verkörperung
einer Idee, die Organiſation der nationalen
Volksgemeinſchaft ſein.
Das, was einer der ewig Jungen unter den deutſchen
Dich=
tern, der jung verſtorbene Noralis, in ſeinen Fragmenten
be=
reits vor wehr als hundert Jahren als Ziel des vollkommenen
Menſchen hinſtellte, in ſich ſelbſt ein kleines Volk zu ſein, hat
die politiſche Jugend aller Zeiten auf den Staat und die
Par=
teien dahin übertragen, daß
der Staak ein Volksſtagk und die Barkeien wahre
Bolksparkeien zu ſein hätlen,
d. h. Parteien, die ſich nur als die politiſchen Diener und
Sach=
walter der Volksgeſamtheit fühlen. Als zweites erfreuliches
Zeichen begrüße ich es deshalb, daß der Zentralvorſtand der
Deutſchen Vollspartei auf ſeiner letzten großen Tagung am 23.
und 24. November d. J. in Berlin den Willen der Partei
er=
neut dahin einmütig feſtgelegt hat, keine Intereſſenvertretung
zu werden, ſondern dem Ideal einer wahren Volkspartei
nach=
zueifern. Mit ihrem harten Urteil, aber auch mit ihrem
un=
trüglichen Inſtinkt wird die Jugend in den kommenden Jahren
entſcheiden, ob die D.V.P., auf dem eingeſchlagenen Wege
fort=
geſchritten iſt. Sie wird aber auch mit ihren beſten
ſchöpferi=
ſchen Kräften die Parteien unterſtützen, die ſich als wahre
deutſche Volksparteien erweiſen. Dieſe Erwartung iſt die
Hoff=
nung aller, die von der Notwendigkeit einer aufbauenden, die
willigen Kräfte zuſammenfaſſenden Staatspolitik unabänderlich
durchdrungen find. Die ſchöpferiſche Jugend, die allerdings nicht
an die Kalenderjahre gebunden iſt — es gibt politiſche
Jüng=
linge mit weißem Haar und politiſche Greiſe ohne Glatze —
wird den Staat ewig neu aus der Welt der Ideen ſchaffen, und
zwar immer als nationaler Volksſtaat,
nichk als Klaſſen= und Parkeienſtagk und nichk als
G. m. b. H. zur Wahrung beſimmter Inkereſſen.
Sie hat für die kleinlichen Schmerzen der republikaniſchen
Beſchwerdeſtelle ebenſowenig Verſtändnis wie für jene
Ewig=
geſtrigen, die immer nach rückwärts ſchauen. Der Republik
wer=
den ihre Kräfte in dem Maße zuwachſen, wie ſie ſich zu einem
nationalen Volksſtaat entwickelt.
Dieſe Jugend, immer mehr für ſich zu gewinnen, erſcheint
mir als eine der größten Aufgaben der Deutſchen Volkspartei im
kommenden Jahr. Ihr, dem Deutſchland der Zukunft, Raum und
Entwicklungsmöglichkeiten zu verſchaffen, war ja auch immer
eines der vornehmſten Ziele volksparteilicher Politik. Möge den
wirklich ſchöpferiſchen Kräften nicht nur bei uns, ſondern in allen
Ländern Europas die Wirkungsmöglichkeiten beſchieden ſein, die
ſie verdienen, dann iſt Europa nicht verloren.
Den Jugendkreiſen, die ſchon zu uns gehören, wie allen
Par=
teifreunden in Stadt und Land danke ich heizlichſt für die Treue
und Anhänglichkeit, die ſie auch im vergangenen Jahre den
ge=
meinſamen; politiſchen Zielen bewieſen haben. Wenn wir die
Gedanken der an keinem Intereſſenſtandpunkt gebundenen
Volks=
partei zur Grundlage unſeres Wirkens machen, werden wir als
eine geſchloſſene Front die Schwelle des neuen Jahres und
künf=
tiger Zeiten überſchreiten, neuen und großen Aufgaben entgegen.
Ganz beſonders, danke ich noch für die ungezählten Glück=
und Segenswünſche, die mir im verfloſſenen Jahre ſowohl aus
Anlaß meines 50. Geburtstages wie meiner ſchweren Erkrankung
von nah und fern aus allen Schichten und Kreiſen des Volkes
gez. Dr. Streſemann.”
ausgeſprochen worden ſind.
Kundgebung der Preſſe der Pfalz zur Jahreswende.
Sämtliche pfälziſchen Zeitungen, vereinigt in der
Bezirks=
arbeitsgemeinſchaft der pfälziſchen Preſſe, halten es für ihre
Ge=
wiſſenspflicht, den einmütigen Gefühlen und Stimmungen der
ganzen Bevölkerung der Pfalz durch folgende Kundgebung vor
aller Welt laut Ausdruck zu verleihen:
Zur Jahreswende wiederholt die Pfälzer Bevölkerung als
ihren vordringlichſten Wunſch den Ruf nach
Befreiung vom drückenden Joch einer fremden Beſatzung.
Zehn harte Jahre tragen wir dieſes ſchwere Joch mit Ruhe und
Würde und mit jener bereitwilligen Vaterlandsliebe, der kein
Opfer zu groß iſt. Es war eine Selbſtverſtändlichkeit, daß die
in der elfhundertjährigen Zugehörigkeit der Pfalz zum deutſchen
Vaterlande begründete deutſche Treue, ſich in den letzten zehn
Jahren nationalen Martyriums bei uns Pfälzern als
unerſchüt=
terlich und unüberwindlich und nicht zuletzt als unempfänglich
gegen jegliche fremdländiſche Beeinfluſſung erwieſen hat.
Gegen=
teilige Hoffnungen und Abſichten, die man jenſeits der Vogeſen
mit dem Einzug und der Wirkſamkeit der Beſatzung verknüpft
hat, ſind ſchmählich zuſchanden geworden. Es war eine
gefähr=
lnhe Selbſttäuſchung, die Hochachtung, Ehrfurcht und
Verſöh=
nung eines freien Kulturvolkes mit Gewaltmaßnahmen eines
fremden Militarismus erzwingen zu wollen.
Wie ein Albdruck liegt die Beſatzung auf dem Pfälzer Volk.
Paſt hat es den Glauben an den wahren Frieden und echte
Völkerverſöhnung verloren, ſchier verzweifelt es an der
Gerech=
tigkeit. Allerorts ſpricht mon in ſchönen Worten von Frieden;
wir ſehen aber in unſerer Heimat zehn Jahre nach Kriegsende
immer noch fremde Truppen! Iſt es unſeren ehemaligen
Geg=
nern wirklich ernſt um die Durihführung der Verſtändigung, um
die Erhaltung des Friedens, dann mögen ſie zunächſt das große
Hindernis aus dem Weg räumen: die Beſatzung!
Vom Jahre 1929 erwarten wir die volle Befreiung deutſchen
Bodens ohne beſondere Gegenleiſtungen Deutſchlands
und damit die volle Freiheit für unſere pfälziſche Heimat. Wir
erheben Anſpruch auf dieſe Befreiung. Rechtliche, moraliſche
und politiſche Gründe ſprechen dafür. Als Grenzland im Weſten
unſeres Vaterlandes halten wir Ausſchau, wo Brücken der
Ver=
ſtändigung und Verſöhnung zwiſchen Frankreich und
Deutſch=
land geſchlagen werden können. In dieſem Sinne begrüßten wir
es, daß mit dem Dawesabkommen, dem Vertragswerk von
Locarno, dem Eintritt Deutſchlands in den Völkerbund, ſowie
der Unterzeichnung des Kelloggpaktes eindeutige Tatbeweiſe für
Deutſchlands aufrichtigen Friedenswillen erbracht wurden. Nach
dem Urteil, der Botſchafterkonferenz in Paris hat Deutſchland
zudem vollſtändig abgerüſter und iſt ſeinen Verpflichtungen nach
dem Dawesplan reſtlos nachgekommen. Wozu alſo noch
Beſatzung?
Am 16. Juni 1919 unterzeichneten Wilſon, Clemenceau und
Lloyd George eine Erklärung, worin u. a. zugeſagt wird: „Wenn
Deutſchland zu einem früheren Zeitpunkt Beweiſe von ſeinem
guten Willen und befriedigende Bürgſchaft für die Erfüllung
ſeiner Verpflichtungen gegeben hat, ſo werden die in Betracht
kommenden alliierten und aſſoziierten Mächte bereit ſein, unter
ſich ein Abkommen zur früheren Beendigung der Zeit der
Be=
ſetzung abzuſchließen.‟ Deutſchland hat dieſen guten Willen
be=
wieſen, hat ſeine Verpflichtungen erfüllt; aber wo bleibt die
Einlöſung dieſes Männerwortes?
Artikel 431 des Verſailler Vertrages verſpricht uns: Wenn
Deutſchland vor dem Ablauf des Zeitraumes von 15 Jahren
alle Verpflichtungen erfüllt, welche ihm aus dem gegenwärtigen
Vertrage erwachſen, ſo werden die Beſatzungstruppem ſofort
zu=
rüchgezogen.‟ Deutſchland hat dieſe Verpflichtung bisher trotz
größter Not erfüllt; wo aber bleibt die Vertragstreue der
Gegen=
ſeite?
All dies ſprechen wir heute vor aller Welt offen aus. Als
die berufenen Sprachorgane des Pfälzer Volkes fühlen wir uns
hierzu verpflichtet. Als ſolche richten wir auch
an die geſamte Kulturwelt die ernſte Frage: Wie verträgt
ſich Völkerbund in Genf mit Völkerzwiſt am Rhein,
Selbſt=
beſtimnungsrecht mit Verſklavung in Beſatzungsketten,
Entmilitariſierung mit Fremdmilitariſierung,
Kriegsäch=
tung mit Fortführung der Kriegsbeſatzung?
Den Machtinhabern aller ehemaligen Kriegsgegner rufen
wir zu: Wollt Ihr friedliche deutſche Nachbarſchaft und damit
die Garantie für Eure Sicherheit; wollt Ihr wahre
Völkerver=
ſöhnung, ſo beſeitigt die Zone des Haſſes und der Bitterkeit!
Macht endlich im Jahre 1929 Schluß mit einer Beſetzung, die
Euch nicht zur Ehre und zum Vorteil gereicht, uns aber ſeeliſch
und wirtſchaftlich niederdrückt. Nicht die 70 000 Bajonette am
Rhein, geben Euch die Sicherheit Eurer Grenzem und Eures
Friedens, ſondern der friedliche Sinn einer aus freiem Wollen
zur Verſtändigung bereiten deutſchen Bevölkerung.
Gebt uns am Rhein und in der Pfalz, noch ehe es zu
ſpät iſt, die eines europäiſchen Volkes allein würdige
Freiheit!
Reichsbahn-Rückblick 1928.
Die Deutſche Reichsbahngeſellſchaft veröffentlicht einen
provi=
ſoriſchen Bericht über das abgelaufene Geſchäftsjahr. Darin heißt
es, daß die Einnahmen die Ausgaben nur ſchwer erreichen
wür=
den, da die Auswirkungen der Tariferhöhung durch die
Arbeits=
einſchränkung im Ruhrgebiet zum Teil hinfällig geworden ſeien.
Der Bericht zeichnet im übrigen ein trübes Bild. Neue Anlagen
konnten nur beſchränkt gebaut werden; für Neubauten wurden
trotzdem etwa 262 Millionen Mark verausgabt. An eine
Erweite=
rung des Beſchaffungsprogramms habe nicht gedacht werden
können. Der techniſche Teil des Berichts iſt erfreulicher. Darin
wird mitgeteilt, daß die Höchſtgeſchwindigkeit erhöht und 218
neue Strecken dem Betrieb übergeben wurden. Der
Brennſtoff=
verbrauch iſt zurückgegangen.
In der ernſten Zeit des Ueberganges von einem Jahr in das
andere liegen Erwägungen nahe, die die Geſamthaltung des
Volks betreffen. Solche Erwägungen ſind in weiten Kreiſen nicht
beliebt. Man verweiſt ſie in die Kirchen, am liebſten nur auf die
Bußtage. Und am Bußtag fährt man dann über die Grenze in
ein Land, in dem gerade nicht Bußtag iſt.
Nun, ich will hier keine religiöſen Betrachtungen anſtellen.
Aber wer den Anſpruch erhebt, ein ernſter Menſch zu ſein, der
muß ſich zu Zeiten zu einer Ueberſchau zwingen, die den Dingen
auf den Grund geht. Selbſt die äußeren politiſchen Ereigniſſe
weiſen auf die innere Haltung und Art der Völker hin.
Tauſend=
mal haben wir das Wort gehört: Ein Volk von ſechzig Millionen
kann nicht zugrunde gehen. Das Wort iſt in dieſer Faſſung falſch.
Ein großes Volk kann ſehr wohl zugrunde gehen — nämlich durch
Selbſtauflöſung und innere Zerſetzung. Und wir haben allen
An=
laß, uns unſere Lage einmal unter dieſem Geſichtspunkt
anzu=
ſehen.
Bei Selbſtauflöſung denkt man unwillkürlich zuerſt an
politiſche Auflöſung. Die Gefahr dieſer Auflöſung ſchien
etwa ſeit 1924 überwunden. Vorher war ſie rieſengroß. Iſt ſie
wirklich gebannt? Ich bin der Ueberzeugung, daß das nicht
der Fall iſt. Und zwar habe ich dafür ganz beſtimmte
Anhalts=
punkte. Zunächſt werden unſere alten Feinde, Frankreich voran,
alles tun, um das deutſche Volk in die Selbſtauflöſung zu treiben.
Erfolgverſprechendes Mittel iſt ihnen die Verhängung
wirtſchaft=
licher Not. Die Reparationsverhandlungen wird Frankreich ſo
leiten, daß wir aus dem Elend nicht nur nicht heraus=, ſondern
immer tiefer hineinkommen. Die Notlage ganzer Berufsſtände iſt
im Wachſen. Die Induſtrie weiß in vielen Zweigen nicht mehr,
wie ſie weiterarbeiten ſoll. Die Landwirtſchaft iſt in bitterer
Sorge. Wirtſchaftliche Nöte aber führen leicht zu
Auflöſungs=
erſcheinungen. Man denke an das Ende des Weltkriegs!
Dazu kommt der innere Hader. Es gab auch früher
Auseinanderſetzungen unerquicklicher Art. Aber ſie beherrſchten
doch nicht entfernt in dem Maß das Geſamtbild, wie jetzt. Was
jetzt jedes Jahr, faſt jeder Monat an Streitereien zwiſchen dem
Reich und den Ländern bringt, das iſt kaum noch zu regiſtrieren.
Preußen, Bayern, jetzt auch Baden und Sachſen ſtreiten ſich mit
dem Reich. Der bayeriſche Miniſterpräſident tut Aeußerungen, die
Bayern faſt näher an Oeſterreich als an das Deutſche Reich
heran=
rücken zu wollen fcheinen. Alles ſchreit nach Neuregelung des
Verhältniſſes zwiſchen dem Reich und den Ländern; und
jeder=
mann muß ſich fragen, wie eine ſolche zuſtandekommen ſoll, da
jeder Plan dazu auf erbitterten Widerſtand ſtößt. Das letzte
Er=
eignis aber iſt der peinliche Zwiſchenfall zwiſchen
Staatsgerichts=
hof und Reichsregierung, der gerade vor Weihnachten eintrat.
Unter dem Zeichen inneren Haders ſtehen leider auch die mit
dem Parlamentarismus zuſammenhängenden
Schwierig=
keiten. Wir haben den Parlamentarismus, und da wir uns
wirk=
lich nicht den Luxus leiſten können, alle 10 Jahre eine neue
Ver=
faſſung zu machen, ſo ſind alle Verſtändigen an ſich bereit, mit ihm
und in ſeinem Rahmen zu arbeiten. Aber es zeigt ſich mehr und
mehr, daß er unter deutſchen Verhältniſſen zu Zuſtänden führt,
die das ganze Staatsgefüge erſchüttert, die zudem den letzten
Reſt von innerem Zuſammenhalt der Volksſchichten umbringen.
Wirhabennichts, waswir an die Stelle des
Par=
lamentarismus ſetzen könnten, ohne Reich und
Staaten in den Grundfeſten wanken zu machen;
aber wir ſehen von Jahr zu Jahr klarer, daß
auch dasparlamentariſche Syſtem zur
Selbſtauf=
löſung führt. Darin liegt die geradezu furchtbare Tragik des
deutſchen Schickſals. Daß viele Deutſche das noch nicht begriffen
haben, iſt kein Gegenbeweis.
Zum inneren Hader gehört der Klaſſengegenſatz.
Glaubt jemand, daß er geringer geworden ſei? Der
Kommunis=
mus zog ſich mit ſeinem Panzerkreuzervolksbegehren eine
Nieder=
lage zu. Das bedeutet nicht, daß er ſchwächer geworden iſt; es
be=
ſagt eigentlich nur, daß die Wähler es müde ſind, immerfort zum
Wahllokal zu laufen, und daß ihnen dieſe eine Sache nicht wichtig
genug war. Im übrigen ſehe ich nur, daß die Sozialdemokratie
dauernd in Sorge lebt, daß die Maſſen zum radikaleren
Kommu=
nismus abwandern. Und die regierende Sozialdemokratie pflegt
doch auch ihrerſeits den Klaſſengegenſatz! Wieviel
Unzufrieden=
heit der unteren Klaſſen aber wird nur gerade knapp
nieder=
gehalten durch ſoziale Maßnahmen, die Reich, Länder und
Kom=
munen nur eben gerade zur Not noch leiſten, weil ſie müſſen,
die ſie aber nicht mehr weiter leiſten können, wenn die
wirtſchaft=
lichen Verhältniſſe ſich nicht verſchlimmern ſollten!
Und doch iſt dies alles noch nicht das Ernſteſte. Wer tiefer
in die Volksſeele hineinſieht, der beobachtet, daß die innere
Auf=
löſung noch viel weitere Fortſchritte gemacht hat. Ich denke an
die Auflöſung uralter Ordnungen des ſittlichen
Lebens, wie insbeſondere der Familie. Man braucht kein
Zelot zu ſein, um über den rapiden Rückgang des
Familien=
bewußtſeins, des Familienzuſammenhalts, der Familienkraft zu
trauern. Man braucht kein ſentimentaler Schwärmer zu ſein, um
bei der Feſtſtellung, daß die Erziehung durch die Familie in
un=
zähligen Fällen nur noch ſehr wenig bedeutet, Leid zu empfinden.
Es handelt ſich bei dem Allen wirklich nicht bloß um Werte, wie
Behaglichkeit, Gemütlichkeit, Herzlichkeit — obwohl wir auch dieſe
Dinge in ihrer Bedeutung für die Volksgeſundheit nicht unterſchätzen
ſollten. Es handelt ſich vielmehr zuletzt um das ganze Gefüge
ſitt=
lichen Lebens, in das wir eingeordnet ſind. Gerät dies Gefüge ins
Wanken, dann löſt ſich allmählich das Volk von innen heraus auf.
Es geht jetzt um die Aenderung der Eheſcheidungsgeſetzgebung.
Vielleicht iſt ſie nötig, weil es wirklich keinen Wert hat, zerrüttete
Ehen ohne Hoffnung auf Wiedergeſundung künſtlich
aufrecht=
zuerhalten. Aber wenn die Tatſachen zu ſolcher Aenderung
zwingen, ſo ſind eben dieſe Tatſachen ein Unglück für das Volk.
Daß ſo viele Ehen zerrüttet ſind, iſt ein memento mori für das
ganze Leben des Volkes. Wenn die Auflöſung der Begriffe von
Ehe und Familie aber fortſchreitend noch weit darüber
hinaus=
geht, wenn — etwa im Anſchluß an das vielgeleſene Buch des
amerikaniſchen Richters Lindſey ſo etwas wie die Ermöglichung
Seite 2
Dienstag, den 1. Januar 1929
Nummer 1
einer Kameradſchaftsehe ohne Kinder gefordert wird, ſo ſtaunt
man, wie leichtherzig Werte aufs Spiel geſetzt werden, die einfach
unerſetzbar ſind. Man redet davon, daß die Zeit des
Indivi=
dualismus vorüber ſei. Das iſt Torheit. In ſolchen Vorſchlägen
triumphiert zügelloſer Individualismus, dem das Gefühl für die
Verantwortung gegenüber der Volksgemeinſchaft gänzlich
abhan=
dengekommen iſt.
Anzeichen innerer Auflöſung bietet auch die Entwicklung des
heranwachſenden Geſchlechts. Vor
Verallgemeine=
rungen ſoll man ſich hüten. Ich für mein Teil weiß, daß auch
heute mancher ſehr wackere fleißige und tüchtige junge Mann,
manches ſehr ſolide und eifrige junge Mädchen heranwächſt. Und
den Kampf ums Daſein kämpft mancher junge Menſch heut mit
heißem Ringen. Dennoch — aufs Ganze geſehen — iſt die Gefahr
im Wachſen, daß Einordnung, Selbſtzucht, Willensſtählung, erft
recht Unterordnung, beim heranwachſenden Geſchlecht zu kurz
kommen. Wir wollen keine finſteren Erziehungsmethoden! Aber
wir wollen auch keine Jugend, die alles beſſer weiß, die die Eltern
im günſtigen Falle als notwendige Uebel erträgt, die ſich ſelbſt
oberſtes Geſetz iſt, die nicht mehr lernt, daß der Einzelne ſich ins
Ganze ſchicken muß, die alte geheiligte, ſinnvolle Ordnungen
ab=
ſchüttelt, als ſeien ſie werulos. Kinder, die ſo aufwachſen,
ent=
behren der Stählung ihrer ſittlichen Kraft. Wie ſollen ſie ſich
ſpäter in ihren Beruf einfügen? Wie ſollen ſie begreifen, daß
ſie gegenüber dem Volksganzen Verantwortung tragen?
Aber ich breche ab. Manchmal frage ich mich ſelbſt ſehr
ernſt, ob etwa grämlicher Peſſimismus mich zu ſolchen
Betrach=
tungen führt oder ob wir vielleicht mit vorübergehenden
Er=
ſcheinungen zu rechnen haben, deren Urgründe in den
Erſchütte=
rungen der letzten 1½ Jahrzehnte zu ſuchen ſind: daß Krieg
und Nachkriegszeit Schuld tragen, iſt ohne jeden Zweifel richtig.
Von daher darf man vielleicht wirklich hoffen, daß wieder
ein=
mal eine Wendung eintritt, wenn jene Nachwirkungen fortfallen?
Aber dann müßte jetzt die öffentliche Meinung
mit allem Nachdruck einſetzen und zur
Selbſt=
beſinnung aufrufen. Ich ſehe davon nichts. Wohl aber
glaube ich zu ſehen, daß die öffentliche Meinung mehr und mehr
mit der „neuen” Zeit geht. Daher meine Sorge.
Sorgen äußern hat nur dann Zweck, wenn man dadurch
Willen wecken will. Jahresſchluß ſoll Willen wecken. Unſer
Volk, unſer Volk, dem wir mit unſerem Herzblut gehören
muß geſund werden! Alſo: Willen dazu haben! Willen dazu
wecken! Willen dazu ſtärken!
Der neue Reichsekak.
Hilferding auf der Suche nach deckungen.
* Berlin, 31. Dez. (Priv.=Tel.)
Reichsfinanzminiſter Dr. Hilferding hat im weſentlichen ſeine
Vorſchläge zur Deckung des etwa 600 Millionen betragenden
De=
fizites im Haushaltsplan 1929 fertiggeſtellt. Wahrſcheinlich wird
er ſchon in einer der nächſten Sitzungen des Kabinetts den Etat
zur Beratung ſtellen, ſo daß er dann Ende Januar an den
Reichs=
rat gehen kann.
Der Reichsſinanzminiſter will in erſter Linie auf
dem Wege der Abſtriche an den einzelnen Etats
Ein=
ſparungen vornehmen und ſo den Fehlbetrag auf
300 Millionen verringern. Das bedeutet aber, daß
jedes einzelne Reſſort ſich Einſparungen in nicht unerheblichem
Umfange auferlegen muß. Daß dabei der Sozialetat nicht
unan=
getaſtet bleiben kann, iſt eine Selkſtverſtändlichkeit. Hier zeigen
ſich aber ſchon die erſten Schwierigkeiten, wollen doch die
Sozial=
demokraten unter keinen Umſtänden eine Verringerung der
ſozia=
len Ausgaben zugeſtehen, ſie denken eher noch an eine
Vermeh=
rung. Bei ſeinen Steuervorſchlägen darf Herr Hilferding an den
Maſſenſteuern, die bei einer geringfügigen Erhöhung noch die
größten Einnahmen bringen würden, nicht heran. Seine
Partei=
freunde würden es ihm jedenfalls niemals verzeihen, wenn er die
Lohnſteuerſenkung wieder auslöſchen oder die Umſatzſteuer
er=
höhen würde. Herr Hilferding wird unter dieſen Umſtänden an
die Beſitzſteuern kommen und dabei mit den bürgerlichen
Par=
teien in Konflikt geraten.
Schließlich bleibt aber der Finanzausgleich wohl das
heißeſte Eiſen im ganzen Etat. Würden doch auch bei einem
aus=
balanzierten Etat heftige Kämpfe um die Einnahmeverteilung
unter den Ländern entſtehen. Will man dem, was aus dem
ſozialdemokratiſchen Lager bekannt geworden iſt, Glauben
ſchen=
ken, dann hat Herr Hilferding die Abſicht, die Anteile
der Länderzukürzen, umauf dieſe Weiſeweitere
Einſparungen zu erzielen. Der Verwirklichung derartiger
Pläne werden ſich aber die Länder nicht widerſtandslos beugen.
Alles in allem ſtehen alſo recht intereſſante und lebhafte
De=
batten bevor, für die noch keineswegs der parlamentariſche Boden
durch den Finanzminiſter beackert worden iſt. Er hat aber
be=
reits Beſprechungen mit den Fraktionsführern nach
Verabſchie=
dung des Etats im Kabinett vorgeſehen.
Vom Tage.
Vom 1. Januar an werden in Frankreich entſprechend
einer jüngſt angenommenen Vorlage die Kriegsgerichte
auf=
gehoben und durch Militärgerichte erſetzt, die von
einem Zivilrichter präſidiert werden müſſen.
Die franzöſiſche Kammer hat ben
Geſamthans=
halt mit 470 gegen 110 Stimmen angenommen.
Großbritannien wird in dem neuen
Reparations=
ausſchuß wahrſcheinlich durch Lord Revelſtoke vertreten
ſein. Lord Revelſtoke iſt einer der Direktoren der Bank von England
und Mitarbeiter der Bank Baring u. Co.
Im Staatsdepartement wird mitgeteilt, daß Amerika an der
Abrüſtungskonferenz des Völkerbundes vorausſichtlich
durch Hugh Gibſon und die Admirale Jones und
Long vertreten ſein werde. Ihre Ernennung würde aber erſt offiziell
werden, wenn Präſident Coolidge von ſeinem Ferienaufenthalt nach
Waſhington zurückgekehrt ſein wird.
Der demokratiſche amerikaniſche
Präſident=
ſchaftskandidat Smith wird im April eine
Touriſten=
reiſe nach Europa antreten.
Paraguay hat das von der Verſöhnungskommiſſion
der Panamerikaniſchen Schiedsgerichts=Konferenz ausgearbeitete
Protokoll zur Beilegung des Konflikts mit Bolivien
unter Anregung einiger leichter Abänderungen des Textes
ange=
nommen
Nach Meldungen aus Waſhington hat die amerikaniſche
Regierung demchineſiſchen Geſandten den Entwurf
eines Schiedsgerichtsvertrages übermittelt, der die
Grundlage für die kommenden Verhandlungen bilden ſoll.
Marſchall Tſchangſhueliang wird von Tſchiankaiſchek
zum Verteidigungskommiſſar für den Nordoſten
Chinas ernannt werden.
Anſpruche geſſens gegen das Reich aus
der Eiſenbahnabfindung.
Das Reich haf für den Heſſen noch ſchuldenden
Reſt=
bekrag von rund 213 Millionen Mark ſeit Ende 1923
keine Zinſen mehr gezahlt.
Darmſtadt, 31. Dezember.
Amſtlich wird mitgeteilt: Durch Staatsvertrag vom 30. März
1920 wurde zwiſchen der Reichsregierung und den Regierungen
der Länder Preußen, Bayern, Scchſen, Württemberg, Baden,
Heſſen, Mealenburg=Scwerin und Oldenburg der
Ueber=
gang der Staatseiſenbahnen auf das Reich
ver=
einbart. Nach § 3 des Staatsvertrags hat das Reich den
Län=
dern und damit auch dem Volksſtaat Heſſen für die Lebertragung
des geſamten Eiſenbahnunternehmens eine daſelbſt näher
ge=
regelte Abfindung zu gewähren. Die vom Reich an
Heſſen zu zahlende Abfindungsſumme iſt auf
rund 677 Millionen Mark berechnet. In
Anrech=
nung auf dieſe Summe hatte das Reich heſſiſche Staatsſchulden
in Höhe von rund 464 Millionen Mark zu übernehmen, ſo daß
noch ein Reſtbetrag von rund 213 Millionen
Mark verblieb. Dieſer Reſtbetrag iſt wit 4 v. Hundert zu
verzinſen. Ueber die Tilgung wurde eine nähere Vereinbarung
ausdrücklich vorbehalten. Die jährliche Zinsforderung hieraus
beträgt rund 8,5 Millionen Mark. Mit Rücſicht auf die
zwiſchen=
zeitlich eingetretene Geldentwertung muß eine Neufeſtſetzung
der Abfindungsſumme und damit auch der Zinſen erfolgen.
Entſprechende Verhandlungen ſind ſchon ſeit langem eingeleitet
worden.
Das Reich hat ſeit Ende 1923 keine Zinſen
gezahlt. Es beſtand die Möglichkeit, daß das Reich einer
ſpäteren Geltendmachung der rücſtändigen Zinsanſprüche die
Einrede der Verjährung entgegenſetzt. Heſſen iſt ebenſo wie
die übrigen Eiſenbahnländer beim Reich vorſtellig geworden, um
eine Erklärung zu veranlaſſen, wonach das Reich auf die
Ein=
rede der Verjährung verzichtet. Da die gewünſchte Erklärung
nicht alsbald eintraf, haben Sachſen und Württemberg ſich
in=
zwiſchen veranlaßt geſehen, Klage beim Staatgerichtshof für das
Deutſche Reich zu erheben. Auch die Heſſiſche Regierung hat
die zur Klage=Erhebung erforderlichen Vorbereitungen getroffen,
um nicht Gefahr zu laufen, die rückſtändigen Zinſen zu verlieren.
Sie hat daneben ſelbſtverſtändlich ihre Bemühungen, zu einer
be=
friedigenden Erklärung des Reichs zu gelangen, fortgeſetzt.
Nach=
dem eine ſolche Erklärung des Reichsfinanzminiſters heute
ein=
getroffen iſt, wonach die Intereſſen Heſſens nunmehr völlig
ge=
wahrt erſcheinen, konnte von der Erhebung der Klage abgeſehen
werden. Es werden jetzt die weiteren Verhandlungen
abzu=
warten ſein.
Coudenhove=Kalergis Aufruf zur
pan=
europäiſchen Konferenz.
Die Konferenz ſoll den Krieg lignidieren, Europo
verſöhnen und den europäiſchen Staakenbund
K4
gleichberechtigker Rakionen organiſieren.
Der Präſident der Paneuropäiſchen Union, R. N.
Couden=
hove=Kalergi, veröffentlicht den folgenden Aufruf:
Vor vierzig Jahren traten in Waſhington die Regierungen
aller amerikaniſchen Republiken zur erſten Panamerikaniſchen
Konferenz zuſammen, um ihren Erdteil gemeinſam zu
organi=
ſieren.
Aus dieſer Konferenz, der fünf weitere folgten, ging die
Pan=
amerikaniſche Union hervor. Ihr iſt es zu verdanken, daß,
wäh=
rend Afrika, Aſien und Europa von ſchwerſten Kriegen
heim=
geſucht wurden, Amerika ſeinen Frieden bewahrte.
Noch in den letzten Wochen hat die Panamerikaniſche Union,
als alle anderen Friedensinſtitutionen der Welt verſagten, im
Konflikt zwiſchen Bolivien und Paraguay den amerikaniſchen
Frie=
den gerettet.
Europa ſoll dieſem großen Beiſpiel folgen und, zehn Jahre
nach dem Kriege, die erſte Paneuropäiſche Konferenz einberufen!
Denn in dieſen Jahrzehnt iſt Europa nicht zur Ruhe
ge=
kommen. Die Kanonen ſchweigen — aber der Kampf nimmt
ſeinen Fortgang: ſeine Waffen ſind Haß, Furcht, Unterdrückung,
Rachſucht, Lüge, Verleumdung, Erpreſſung, Mord, Rüſtungen
und Gegenrüſtungen, Bündniſſe und Gegenbündniſſe,
Revolutio=
nen und Gegenrevolutionen.
Der enropäiſche Krieg iſt zu Ende — aber der europäiſche
Friede hat noch nicht begonnen. Zwiſchen der Friedenskonferenz
und der Paneuropäiſchen Konferenz herrſcht politiſcher
Waffen=
ſtillſtand. Ihn in einen wahren Frieden zu verwandeln, iſt die
Aufgabe aller verantwortlichen Europäer.
Die Paneuropäiſche Konferenz ſoll zuſammentreten, um den
Krieg zu liquidieren und Europa zu verſöhnen. Die europäiſchen
Regierungen ſollen den Verſuch wagen, ihren Erdteil politiſch,
wirtſchaftlich und kulturell zu organiſieren.
Zehn Jahre Völkerbund haben den Beweis erbracht, daß dieſe
Inſtitution zur Durchführung dieſer Aufgabe unzulänglich iſt,
daß es neben der Solidarität der Menſchheit auch eine europäiſche
Solidarität gibt und neben den Intereſſen der Menſchheit noch
be=
ſondere europäiſche Intereſſen.
Darum muß der Völkerbund ergänzt werden durch eine
pan=
europäiſche Organiſation, wie er in Amerika ergänzt wird durch
eine panamerikaniſche. Denn die großen enropäiſchen Fragen
ſind nach zehnjähriger Arbeit ungelöſt: Landabrüſtung,
Sicher=
heit, Minderheitsſchutz, Zollabbau. Dieſe Lebensfragen Europas
ſind nur auf europäiſcher Baſis lösbar.
*
Darum appellieren wir an alle europäiſchen Regierungen:
Keine Zeit zu verlieren und noch in dieſem Jahre 1929 die erſte
Paneuropäiſche Konferenz einzuberufen.
Keine Zeit zu verlieren, um auf dieſer Konferenz den
euro=
päiſchen Staatenbund gleichberechtigter Nationen zu organiſieren!
Keine Zeit zu verlieren, um auf dieſer Konferenz den Abbau
der europäiſchen Binnenzölle und den Aufbau eines
paneuropäi=
iſchen Marktes in Angriff zu nehmen!
Die Einberufung dieſer Konferenz liegt am guten Willen
der europäiſchen Völker.
Die Mobiliſierung des guten Willens der Regierungen liegt
in der Hand der Parlamente.
Die Mobiliſierung des guten Willens der Völker liegt in der
Hand der Preſſe.
Von dieſen beiden Mächten ſoll im neuen Jahr die große
Be=
wegung für eine Paneuropäiſche Konferenz ausgehen, die alle
Regierungen und Völker Europas zwingt, ſich zu verſöhnen, zu
einigen und zu retten!
Endgülkige Annahme des Budgets im franzöſiſchen
Parlamenk.
Die Kammer hat Sonntag abend das Budget mit
gering=
fügigen Abänderungen im Text des Senats mit 450 gegen 112
Stimmen angenommen. Der neue Text wurde alsdann vom
Senat ebenfalls, trotz dieſer kleinen Abweichungen, mit 274 gegen
16 Stimmen gebilligt. Das nunmehr endgültig angenommene
Budget für 1929 ſtellt ſich wie folgt: Einnahmen: 45 430 717 348
Francs, Ausgaben: 45 366 130 503 Francs, Ueberſchuß der
Ein=
nahmen: 64586 845 Francs.
Heiagr 1943.
Von Alexander von Gleichen=Rußwurm.
Wer vor ſeiner Zukunft ſteht wie vor einem Spieltiſch und
auf den blinden Zufau harrt, der iſt ein Tor, aber der iſt es auch,
der ſich vor dem Kommenden,bang verkriecht und den Reiz der
Stunde zurückſcheucht vor ungewiß Drohendem, denn immer
be=
antwortet ſich die Frage: „Was iſt die Zukunft für dich?” mit
dem einzigen Wort: „Nichts als du ſelbſt
Wie du den Ereigniſſen gegenüber ſtehſt, ſo wirken ſie auf
dich, ſelbſt jetzt, wo es immer heißt, daß der Einzelne in der
Maſſe verſchwindet. Auch die Angſt vor der Zukunft iſt etwas
Perſönliches, das dem einzelnen anhaftet, ihn ſchreat und
un=
fähig macht, ihm Entſchluß und Tauraft raubt. Aber ſie iſt auch
anſteckend wie eine böſe Krantheit, und dadurch wächſt der
Scha=
den, den ſie anrichtet, ins Unendliche.
In den Reden an die deutſche Nation ſchrieb Johann
Gott=
lieb Fichte: „Die Hoffnung einer beſſeren Zukunft allein iſt das
Element, in dem wir noch atmen können. Aver nur der Traumer
kann dieſe Hoffnung auf etwas anderes gründen, denn auf ein
ſolches, das er ſelbſt für die Entwialung einer Zukunft in die
Gegenwart zu legen verwag.
Nur auf der eigenen, inneren Entwicklung, die unabhängig
von den Freuden und Leiden der Außenwelt vor ſich geht,
be=
ruht ſolches Hoffen. Wenn wir am Jahreswechſel vorwärts
blicken ins Ungewiſſe, haben wir als feſteſte Stütze nur das
eigene Selbſt. Da iſt wohl die Frage am Platze: Können wir
uns darauf verlaſſen, ſind wir gerüſtet für alles, was uns treffen
mag? Je ernſter die Zeit iſt, deſto berechtigter iſt die Frage, und
niemand, ſelbſt nicht der gläubigſte Optimiſt, kann leugnen, daß
politiſch und wirtſchaftlich viel, ja allzu viel Zündſtoff vor uns
aufgehäuft iſt. Es handelt ſich hier nicht darum zu unterſuchen,
ob ſich irgend jemand finden wird, dieſen Zündſtoff in Flammen
zu ſetzen, ſondern nur der Einzelne ſoll veranlaßt ſein, ſich ſelbſt
gegenüber die Frage aufzuwerfen, ob er dem Schickſal tapfer ins
Auge zu ſehen vermag.
Es iſt in den letzten Wochen des alten Jahres ſo etwas wie
Angſt durch die Reihen der Menſchen geſchlichen. War es die
trübe Zeit, der ewig wit Wolken verhangene Himmel, der au
die Nerven fiel? War es die Aufregung des großen
Lohn=
kampfes oder jene der äußeren Politik? War es die
Wirtſchafts=
kriſe, die manches Opfer verlangt und nicht Halt macht vor
Fleiß und Arbeitswillen?
Wir ſind ſo ſehnſuchtsvoll nach Frühling und Sonnenſchein
geworden, daß neben dem offiziellen Feſt der Jahreswende auch
der Naturfeiertag zu einer erneuten inneren Bedeutung kowmt.
Er gibt die hoffnungsfrohe Stimmung, den Mut, den wir
brau=
chen, feſt und ſicher im Leben dazuſtehen. Wenn in der
Neu=
jahrsnacht der Weihnachtsbaum noch einmal angezündet wird
wenn das Wachs leiſe und geheimnisvoll von den Zweigen
herabtropft, gewinnt mancher Wunſch Kraft und Leben
ange=
ſichts des Symbols: Ewiges erneutes Werden durch die Kraft
des Lichtes.
Alles was Poeſie ins Leben bringt und Freude rettet, in
dem ſchweren Kampf der Pflichten iſt heilige, unantaſtbare
Ueberlieferung, wenn ſich auch die Formen ändern, unter denen
es verehrt und gefeiert wird.
Mitten im Streit, im politiſchen Hader, im Vorgefühl
ſchwe=
rer Tage ſteht der Beginn eines neuen Jahres als heller
Licht=
punkt, deſſen Toaſte und Segensſprüche froh in die Zukunft
klingen.
„So ſingen wir, ſo trinken wir
Uns froh hinein ins neue Jahr!”
ſchrieb Hoffmann von Fallersleben, der Lyriker des gemütlichen
Biedermeiertums.
Man ſagt ſich wohl oft, und belegt es mit allerlei
Vernunft=
gründen, daß die Jahreseinteilungen etwas ganz
Unbedeuten=
des und Unweſentliches ſind. Gewiß, die Zeit verginge ebenſo
gleichgültig oder ebenſo intereſſant, wie ſie jeder ergreift und
wie er ſie aufnimmt, wenn man nicht darauf acht hätte, welche
Woche, welcher Monat, welches Jahr „im Kalender ſteht”. Allein
dieſe trockene, vernünftige Philoſophie verliert ſich im Leben
und wer nur irgend Empfindung in ſich trägt, geht immer ganz
anders vom 31. Dezember zum 1. Januar über, als von zwei
anderen, beliebig aufeinander folgenden Tagen. „Es iſt,” ſchreibt
Wilhelm von Humboldt in den Briefen an eine Freudin, „als
wenn der Menſch verſucht, durch die Zeiteinteilungen der
Flüch=
tigkeit der Zeit Einhalt zu tun, wenigſtens ihren
ununterbro=
chenen und ungeſchiedenen Lauf zu unterbrechen.”
Der Menſch ſteht wie auf einer ſchmalen Grenze zwiſchen
Vergangenheit und Zukunft ſtill. Er ſammelt, er faßt in ſeinen
Gedanken den vergangenen Zeitabſchnitt und umſpannt den
folgenden mit neuen Vorſätzen, Hoffnungen und Sorgen. Man
wird ſich vielleicht nicht immer klar darüber, aber man fühlt es
dann unbeſtimmt, nicht die Gegenwart iſt unſer Zweck, ſie bildet
mit der Vergangenheit vereint nur das Mittel, dieſ m Zweck
der verborgenen Zukunft. mutvoll endgegenzuſehen. Es iſt unſer
Glück, aber auch unſere Tragödie, daß wir nicht im Verweilen
unſere Befriedigung finden, ſondern imer die Hände nach
vor=
wärts ſtrecken. das Neue, das Unbekannte zu erhaſchen. Deshalb
liegt in der Sonnenwende und den ihr folgenden Tagen, die uns
zwingen, auf dedem Schriftſtück, jeder Zeitung, jedem
Theater=
zetel eine neue Zahl zu ſehen, auch für den Kulturmenſchen
eine Myſtik, deren Aufdringlichkeit er ſchwer zu entrinnen
ver=
mag.
In dieſem Sinn liegt ſelbſt für den modernſten Menſchen
eine Mahnung in dieſen Tagen des innerlichen Wechſels. Man
wird ſich der Unwiederbringlichkeit jeden Schrittes bewußt, den
man getan und ſteht nun zwiſchen dem Unabänderlichen und
dem Ungewiſſen, ohne einen anderen Stützpunkt zu haben, als
das Vertrauen auf ſich ſelbſt.
„Wenn der Pöbel aller Sorten
Tanzet um die Gold’nen Kälber,
Halte feſt! Du haſt im Leben
Doch am Ende nur dich ſelber.”
In dieſem Gedicht Theodor Storms, das er für ſeine Söhne
geſchrieben, hat jener Wunſch dichteriſchen Ausdruck gefunden,
den ich an die Spitze des Jahres 1929 geſtellt ſehen möchte.
Von dem geſunden Selbſtvertrauen ſcheint mir einiges
ver=
loren zu ſein. Gewiß, es iſt töricht, ſich als Bramarbas
unver=
ſuchter Kräfte zu rühmen. Aber nötig iſt es, auf die eigene
Kraft vertrauend, jeder Gefahr ſich gewachſen zu fühlen. Darin
liegt der Mut des Kulturmenſchen, gleichweit entfernt von
toll=
kühnem Benehmen und feiger Angſt.
Was haben wir vom Reichtum des modernen Tages, von
allen Errungenſchaften und allem Wiſſen, wenn wir beſtändig,
für immer dies alles vielleicht nicht mehr in der nötigen Ruhe
genießen können? Es iſt merkwürdig, daß dieſe Furcht als
Be=
gleiterſcheinung unſerer Zeit auftritt, obwohl der Sport die
Entſchlußfähigkeit kräftigt und die Jugend lehrt, plötzlicher
Ge=
fahr ſtolz und kühn ins Auge zu ſehen.
Es ſcheint den Trägern der Zeit eben mehr jener ſittliche
Mut zu fehlen, der — nach Smiles — die höchſte Stufe der
Menſchlichkeit kennzeichnet, der Mut, gerecht zu ſein und unter
allen Umſtänden ſeine Pflicht zu erfüllen. Ihn zu gewinnen
oder auch nur ſich ſeiner bewußt zu werden, wo er etwa verloren
gegangen ſein ſollte, ſei der Wunſch jedes Einzelnen an dieſem
Jahreswechſel, dann wird von ſelbſt jedes Gefühl von Angſt
und Unſicherheit aus der Menge ſchwinden, was das Jahr auch
bringen möge.
Vielleicht ſteht die Angſt und die Scheu vor der Zukunft, die
uns allen angeboren iſt, mit der Unſicherheit aller Dinge im
Zu=
ſammenhang. Je größer und intenſiver eine Kultur wird, deſto
mehr ſucht ſie das Unmögliche, wirkliche Sicherheit, zu erreichen.
Deshalb das Erſtaunen, das ungehaltene Erkennen, wenn
Brandgeruch die Luft erfüllt und jeder gehalten iſt, trotz der
guten Löſcheinrichtung auch ſelbſt ein wenig für die Sicherheit
des eigenen Hauſes Sorge zu tragen.
Coudeh,
Serungen
Miſche
Ddanf=
an
an=
äh
äh=
i=
Nummer 1
Dienstag, den 1. Januar 1929
Sei
z
Frau Hanau bezichkigk Amard der Erpreſſung. — An
klagen gegen den Chefredakkeur des „Journal”.
EP. Paris, 31. Dezember.
Frau Hanau hat durch ihren Verteidiger heute eine Antwort
auf das Communigué des „Jonrnal” veröffentlichen laſſen. Das
„Journal” hatte bekanntlich behauptet, daß Amard, der Ankläger
von Anquetil, im Namen von Frau Hanau zu ihrem
Chefredak=
teur Mouthon gekommen ſei und dieſem eine Million Franken
angeboten habe, um die gegen Frau Hanau begonnene
Kam=
pagne einzuſtellen. — Frau Hanau läßt nun erklären, daß dieſe
Darſtellung durchaus falſch ſei. Amard ſei im Gegenteil zu ihr
gekommen, habe ſich als Beauftragter der „Rumeur” und des
„Journal” vorgeſtellt und von ihr die bekannten hohen
Geld=
beträge erpreßt. — Geſtützt auf dieſe neue Enthüllung, hat der
Unterſuchungsrichter beſchloſſen, Frau Hanau und Amard zu
konfrontieren, woran ſich eine Vernehmung Mouthons anſchließen
dürfte. Sollte die Darſtellung von Frau Hanau ſich als richtig
erweiſen, dann droht Amard ebenfalls die Verhaftung, wie ſeinem
Kollegen Anquetil. — Bisher ſind in der Affäre acht Perſonen
vernommen worden. Außerdem ſtehen noch drei Perſonen, die
aber vorläufig auf freiem Fuß belaſſen wurden, unter Anklage.
*
Zu dieſer Mitteilung der Frau Hanau hat der Chefredakteur
des „Journal” dem Unterſuchungsrichter eine Gegenerklärung
geſandt, worin er alle Anſchuldigungen der Frau Hanau be
ſtreitet. Er kenne weder Frau Hauau noch Amard, den er
angeb=
lich zu Frau Hanau geſandt habe, um von ihr eine Million
Franken zu erpreſſen. Wenn Amard ſich tatſächlich bei Frau
Hanau vorgeſtellt habe, ſo habe es ſich um einen Schwindler
ge=
handelt, und Frau Hanau ſei ihrerſeits beſtohlen worden, was ſie
wohl verdient hätte, nachdem ſie ſo zahlreiche franzöſiſche Sparer
beſtohlen habe.
Frau Hanau wurde am Sonntag vormittag, wie vorgefehen,
vom Unterſuchungsrichter neuerdings angehört. Sie verlas ein
längeres Memorandum, worin ſie ihre Beziehungen zu „Rumeur”
und zum „Journal” auseinanderſetzte. Sie beſteht auf ihrer
Behauptung, daß Amard von ihr für die „Rumeur” 150 000 und
für das „Journal” 1 Mill. Franken erpreßt habe. Sie habe auch
gute Gründe dafür, anzunehmen, daß die Beträge, die Amard
bar ausbezahlt worden ſeien und wofür dieſer Quittungen
aus=
ſtellte, Anquetil, dem Direktor des „Rumeur” einerſeits, und
Mouthon, dem Direktor des „Journal”, andererſeits, tatjächlich
ausbezahlt worden feien. Auf die Frage des Richters, ob ſie
ge=
denke, gegen Amard, Anquetil und Mouthon Klage wegen
Er=
preſſung anzuſtrengen, erklärte Frau Hanau, daß ſie ſich dieſe
Möglichkeit einſtweilen noch vorbehalte. — Darauf ſollte Amard
angehört werden. Er traf aber erſt mit zwei Stunden
Ver=
ſpätung gegen mittag ein, als der Richter nicht mehr anweſend
war. Er erſchien dann um 3 Uhr nachmittags und wurde ſofort
mit Frau Hanau konfrontiert. Mouthon hat ſeinerſeits den
Un=
terſuchungsrichter erſucht, ihn Frau Hanau gegenüberzuſtellen,
Anquetil dagegen will mit Amard konfrontiert werden.
Der Fall Amard.
Amard, der dieſer Tage in der Affäre der „Gazette du Franc”
plötzlich in den Vordergrund gerückt iſt, iſt, wie die Zeitungen
melden, türkiſcher Herkunft und hat ſich erſt vor zwei Jahren
naturaliſieren laſſen. Sein urſprünglicher Name iſt Numium
Amar. Er ſoll bereits ſeit Jahren als Werbeagent im Dienſte
der Frau Hanau geſtanden haben, und zwar in Le Mans. Vor
zwei Jahren ſoll er Frau Hanau mit Enthüllungen gedroht haben,
da mehrere Kunden ihn auf den ſchwindelhaften Charakter des
Unternehmens aufmerkſam gemacht hätten. Frau Hanau ſoll es
dann gelungen ſein, zunächſt dieſe unzufriedenen Kunden zu
be=
ſchwichtigen und dann auch Amard, dem ſie ſeither eine monatliche
Sinekure von 800 Frauken ausbezahlen ließ. Als Amard aber
vor einiger Zeit neue Forderungen ſtellte, habe ſie ihn entlaſſen
und er habe Rache geſchworen. Die Meinungsverſchiedenhei
zwiſchen Frau Hanau und Amard beſteht bekanntlich darin, daß
Frau Hanau behauptet, Amard habe im Namen von Anquetil
und Mouthon Gelder erpreßt, während Amard im Gegenteil
be=
hauptet, im Namen von Frau Hanau zur „Rumeur” und zum
„Journal” gegangen zu ſein, um dieſe gegen Belohnung
aufzu=
fordern, die Kampagne gegen die „Gazette du Franc” einzuſtellen.
Die „Humanité” weiſt heute darauf hin, daß, wenn dieſe letzte
Verſion auch zutreffen ſollte, es vom „Journal” unverantwortlich
geweſen ſei, das Beſtechungsmanöver von Frau Hanau nicht
ſo=
fort der Oeffentlichkeit bekannt gegeben zu haben. Die Zeitung
hätte ſich ſomit moraliſch mit den Schwindeleien der Gazette ſoli
dariſiert und auf alle Fälle die öffentliche Meinung, die ſie als
Informationsorgan wahrheitsgetreu zu unterrichten hätte,
irre=
geleitet.
Amard verhaftef.
In der Affäre der „Gazette du Franc” ereignete ſich am
Sonntag gegen Mitternacht ein neuer Theatercoup, indem Amard
verhaftet wurde, und zwar auf Grund der Konfrontierung mit
Frau Hanau, dem Direktor des „Journal”, Mouthon, und noch
zwei Redakteuren des „Journal”. Frau Hanau erklärte, daß ſie
am 28. November der Kaſſe Weiſung gegeben habe, ihr 500 000
Franken in ihr Bureau zu bringen, und am 29. November
wei=
tere 500 000 Franken. Die der Kaſſe ſo entnommene Million ſei
für das „Fournal” beſtimmt geweſen, in deſſen Auftrag Amard
ſich bei ihr vorgeſtellt habe. Am 27. November habe ſie unter
ähnlichen Umſtänden für die „Numeur” der Kaſſe 150 000
Fran=
ken entnehmen laſſen. Es iſt nun von Intereſſe, daß die
Sach=
verſtändigen tatſächlich feſtgeſtellt haben, daß an den
betreffen=
den Tagen die genannten Summen der Kaſſe enmommen
wur=
den. Die Frage iſt nun lediglich die, was mit dieſen Geldern
geſchehen iſt. Frau Hanau behauptet, daß ſie dieſe Beträge
Amard im Automobil ausgehändigt habe, als ſie ſich auf dem
Wege nach einem Reſtaurant befand. Amard habe ihr
wieder=
holt erklärt, das „Journal” werde eine heftige Kampagne gegen
die „Gazette du Franc” eröffnen, wenn ſie die genannten Be
träge nicht bezahle. Nachdem bereits die gerichtliche Unter
ſuchung eröffnet war, habe er weiterhin einen Betrag von
15 Millionen Franken für das „Journal” gefordert, in welchen
Falle die Zeitung das Nötige veranlaſſen werde, um die Affäre
niederzuſchlagen.
Amard, der nun zunächſt angehört wurde, ſtellte in Abrede,
1,150 Millionen Franken von Frau Hanau erhalten zu haben.
Frau Hanau habe ihm lediglich einen Scheck auf eine Bank in
Boulogne geben wollen, allerdings mit der Bemerkung, daß ſich
dort augenblicklich noch nicht der entſprechende Betrag vorfinde.
Sie werde aber das Nötige ſofort veranlaſſen. Unter dieſen
Umſtänden habe er den Scheck abgelehnt. — Frau Hanau
be=
hauptet aber im Gegenteil, daß ſie die genannten Beträge in
Paris in zwei umfangreichen Paketen Amard übergeben habe.
Darauf wurden der Direktor des „Journal”, Mouthon,
ſowie zwei Redakteure des „Journal” angehört. Sie gaben zu,
daß Amard ihnen, angeblich im Auftvag von Frau Hanau, eine
Million Franken angeboten habe, wenn ſie die „Gazette” nicht
angreifen würden. Er habe aber von einem Scheck geſprochen,
der ihm von Frau Hanau zu dieſem Zweck überreicht worden
ſei. Sie hätten ſich dann den Anſchein gegeben, auf die Sache
einzugehen, und Amard erſucht, ihnen dieſen Scheck zu zeigen.
Dies aber lediglich, um ſo in Erfahrung zu bringen, daß Frau
Hanau die Preſſe beſtechen wolle. Amard jedoch, der die Liſt
offenbar gewittert habe, habe ſich geweigert, den Scheck
vorzu=
weiſen und habe auch am folgenden Tage nicht mehr
vorge=
ſprochen.
Es ſtellte ſich nun natürlich die Frage, wohin die von Frau
Hanau tatſächlich ausgezahlte Million gelangt iſt. Der Eindrud
überwog, daß Amard tatſächlich die Million von Frau Hanau
erhalten hat, ſie aber dem „Journal” nicht ausbezahlte und daß
er in dieſer Angelegenheit eine Schwindlerrolle geſpielt habe.
Der Unterſuchungsrichter hat Nachforſchungen über den
Ver=
bleib der Million angeordnet, und, um zu verhindern, daß
Amard in der Zwiſchenzeit dieſe Nachforſchungen ſtören könnte,
geſtern abend noch den Befehl zur Verhaftung von Amard
ge=
geben.
Wie die Sache (wenigſtens jetzt) dargeſtellt wird, hat es der
Anſchein, daß das „Journal” vollſtändig reingewaſchen iſt,
Amard hatte auch behauptet, daß er beim „Journal” auch mit
dem früheren Unterſtaatsſekretär Gaſton Vidal, der Mitarbeiter
am „Journal” iſt, geſprochen habe und daß dieſer ihm die
Zu=
ſage gegeben habe, die Kampagne gegen die „Gazette du
Franc” werde eingeſtellt, wenn Frau Hanau der Zeitut
Million Franken bezahle. Gaſton Vidal, der ſich gegenwärkig in
Nizza befindet, hat dem Unterſuchungsrichter geſtern nacht ein
Telegramm geſandt, worin er mitteilt, daß er heute nach Paris
kommen werde, um ſich gegenüber den Anſchuldigungen Amards
zu verandworten.
„AN
Eine „Enkkäuſchung in der Affäre Fachok.
EP. Paris, 31. Dezember.
In den Büros des Unterſuchungsrichters in der Affäre
Benoit wurde der Brief geöffnet, den der Redakteur der „
Vokls=
ſtimme‟, Thomann (nicht Thomas), poſtlagernd an George
Be=
noit nach Straßburg geſandt hatte. Die Oeffnung des Briefes
brachte allerdings eine Enttäuſchung inſofern, als Thomann
da=
rin nur erklärt, er kenne die Adreſſe von Fachot nicht, glaube
aber, daß Fachot in einiger Zeit nach Mülhauſen kommen werde.
Thomann, der geſtern wieder aufgefunden und verhört
wurde, erklärte, er habe dieſe Auskunft an Benoit erteilt, weil
er glaubte, dieſer ſei ein Leſer oder Abonnent der Volksſtimme.
Er habe natürlich nicht geahnt, zu welchem Zwecke Benoit dieſe
Auskunft von der Redaktion gefordert habe. Er habe geglaubt,
daß Benoit aus irgend einem Grunde an Fachot habe ſchreiben
wollen.
Abbé Haegy in ein Kloſter gegangen?
Aus Kolwar wird gemeldet, daß Abbé Haegy, der vom
Biſchof von Straßburg, Monſ. Ruch, bekanntlich aufgefordert
worden iſt, die Leitung des „Elſäſſer Kurier” zum 1. Januar
niederzulegen, ſich in das Kloſter von St. Marc bei Gebersweiler
zurückgezogen habe, angeblich aus Geſundheitsrückſichten, da
einer ſeiner Arme Lähmungserſcheinungen aufweiſe.
Immer=
hin zweifelt man in anderen Kreiſen noch daran, daß Haegy
tatſächlich die Leitung der ihm unterſtehenden Preſſe aufgegeben
hat, und man weiſt darauf hin, daß Haegy ſchon wiederholt ſich
während einiger Tage zur Erholung nach dem ruhig gelegenen
Kloſter St. Marc zurückgezogen habe. — Eine Delegation hat ſich
zum Biſchof von Straßburg begeben, um von dieſem zu
er=
langen, daß Haegy die Leitung des „Elſäſſer Kurier” während
des Jahres 1929 beibehalten dürfe. — Im übrigen wird
demen=
tiert, daß der Biſchof von Straßburg das Interdikt über Abbé
Hgegy verhängt habe.
Rückkrift des Kabinekks Koroſcheß.
EP. Belgrad, 31. Dezember.
Die Demiſſion der Regierung Koroſchetz, die ſchon ſeit Wochen
erwartet wurde, erfolgte Sonntag mittag. Um die Mittagszeit
erſchien Miniſterpräſident Koroſchetz beim König, bei welcher
Ge=
legenheit er die Demiſſion des Geſamtkabinetts überreichte. Einem
offiziellen Communiqué zufolge wird der König, der ſich von
ſei=
ner Erkrankung noch nicht vollkommen erholt hat, ſeine
Entſchei=
dung erſt in zwei bis drei Tagen treffen.
Die Demiſſion des Kabinetts hat, obwohl ſie ſeit langem
erwartet wurde, in politiſchen Kreiſen dennoch überraſcht, da man
glaubte, ein neuer Miniſterrat werde einen Ausweg aus der Kriſe
ſuchen. Dieſer Miniſterrat hat nicht ſtattgefunden. Der
Finanz=
ausſchuß der Skupſchtina hatte eine Sitzung abhalten wollen, in
der die Diskuſſion über das Unterrichtsbudget fortgeſetzt werden
ſollte. Der demokratiſche Unterrichtsminiſter Grol richtete aber
einen Brief an den Vorſitzenden des Finanzausſchuſſes, in dem er
darauf hinwies, daß, obwohl der Miniſterpräſident die Demiſſion
des Kabinetts noch nicht überreicht hätte, die Regierung ſich
dennoch als in Demiſſion befindlich betrachten müſſe. Er bitte
da=
her um die Vertagung der Sitzung. — Wie verlautet, hat dieſes
Schreiben den Miniſterpräſidenten zur ſofortigen Ueberreichung
der Demiſſion veranlaßt. Ueber
die nächſten Folgen der Demiſſion
ſind die Meinungen geteilt. Vorausſichtlich werden die Führer
der einzelnen parlamentariſchen Parteien befragt werden, und
das größte Intereſſe konzentriert ſich auf die Frage, ob auch der
Führer der Bäuerlich=Demokratiſchen Koalition, der Chef der
Selbſtändigen Demokraten, Pribitſchewitſch, und der Chef der
Raditſchpartei, Macek, zur Audienz berufen werden, und ob ſie
einer etwaigen Berufung Folge leiſten würden. Man hält es im
allgemeinen für ausgeſchloſſen, daß eine Konzentrationsregierung
zuſtandekommen könne. In den Reihen der Radikalen, der
ſlowe=
niſchen Klerikalen und der bosniſchen Mohammedaner hofft man,
daß dieſe drei bisherigen Regierungsparteien ſchließlich die neue
Regierung bilden werden.
Dieſe liegt nicht darin, durch eigene Untätigkeit am
Nieder=
gang des wirtſchaftlichen Lebens mitzuwirken, ſondern in der
inneren Zuverſicht, im Selbſtvertrauen, im Humor eines
geſun=
den Optimismus, der das tödliche Verzweifeln nicht aufkommen
läßt. Nichts iſt ſo ſchlimm, als es von ferne ausſieht, leider
auch nichts ſo ſchön, als wir es erträumen. Aber das Schlimmſte
an allem iſt die vorhergehende Angſt, wie auch das Schönſte die
Hoffnung iſt, die uns roſig umgaukelt.
Der übertriebene Peſſimismus iſt von Uebel, wie der
über=
triebene Optimismus gefährlich wirkt. Und wer die Angſt zu
überwinden vermochte, hat die halbe Schlacht bereits gewonnen.
Das gilt für den Kampf des einzelnen Lebens wie für die
Kämpfe, in denen Intereſſengruppen, Nationen, Völker aufein
ander geraten.
Für dieſen Kampf, der beinem erſpart bleibt, möchte ich das
neue Jahr mit dem Wahlſpruch aus Virgils Aeneis begrüßen
Nun canimis opus, Aenea, nune pestore firmo! („etzt iſt
Mut, Aeneas, dir not, jetzt männliche Faſſung!”)
Blei als Schickſalskünder.
C. K. Gäbe es ein Silveſterſeſt ohne Bleigießen? Der alte
Brauch iſt noch heute ſo feſt unter uns verwurzelt, daß ſich ſogar
die Induſtrie ſeiner in großem Maßſtab bemächtigt hat und uns
die Blei= und Zinkfiguren für das Gießen in ſinnvoller Auf
machung liefert. Die Sitte iſt ſeit altersher in ganz Deutſchland
verbreitet, aber über ihre Herkunft ſind ſich die Gelehrten nicht
einig. Auch eine eingehende Behandlung, die Olbrich dieſem
Brauch in der neueſten Lieferung des grundlegenden, bei Walter
de Cruyter u. Co. in Berlin erſcheinenden „Handwörterbuches
des deutſchen Aberglaubens” zuteil werden läßt, kommt zu keinem
ſicheren Ergebnis. Jacob Grimm hielt das Bleigießen für ein
Vermächtnis aus dem griechiſchen Altertum, und tatſächlich wurde
dem Blei eine gewiſſe Zauberkraft bei den Griechen und Römerr
zugeſchrieben. Man trug Bleiplatten auf dem Körper, die mit
magiſchen Zeichen und Worten beſchrieben waren, und hielt ſich
damit gegen gewiſſe Krankheiten geſchützt. Dieſer Aberglauben
erſcheint auch bei den Germanen und war im Altertum ſehr im
Schwange, aber von einem Schmelzen des Bleies iſt ningends
die Rede, und ſo bringen den Brauch andere Gelehrte mit dem
„Los=Zauber” der Germanen in Zuſammenhang, die in den
ge=
weihten Nächten alle möglichen Orakel bannten. Es ſcheint, als
ob das Bleigießen erſt in der Thomasnacht, am 21. Dezember,
vorgenommen wurde, bis es dann ſchließlich allgemein auf den
Silveſterabend verlegt wurde.
Erhöhte Bedeutung wird dem Bleigießen wancherorts
beige=
meſſen, wenn es durch den Kamm eines Schlüſſels erfolgt, deſſen
Bart ein Kreuz bildet, oder auch durch einen von den Vorfahren
ererbten Schlüſſel, oder aus einem Erblöffel durch einen
Erb=
ſchlüſſel in eine Erbſchüſſel. Aus den Figuren, die das
geſchmol=
zene Blei in kaltem Waſſer bildet, ſucht man ſein Schickſal im
nächſten Jahr zu erraten. Sterne bringen Glück, Kreuze Leiden,
Männchen= oder Sackform Reichtum, Tiere bedeuten Tod. JIſ
der Gießende noch jung, ſo kann man auch auf ſeinen künftigen
Beruf ſchließen. Eine gegoſſene Nadel kündet das Handwerk eines
Schneiders an, ein Nagel das eines Schuſters; baumartige
For=
men deuten auf einen Gärtner, Landmann, Förſter uſw. hin. Vor
allem aber ſucht man aus dem Blei allerlei für eine künftige Ehe
zu erraten. Aus Buchſtaben lieſt man den Anfangsbuchſtaben des
künftigen Freiers heraus, deutet andere Gebilde auf den Stand
des künftigen Gatten. Bildet ſich ein Hammer, ſo bekommt das
Mädchen einen Handwerker zum Mann. Ein Kranz verkündet
Heirat in Jahresfriſt, ein Sarg aber den Tod. Dem Bleigießen
wird in manchen Gegenden noch eine beſondere Zauberkraft
ver=
liehen, indem das Mädchen beim Brunnen Waſſer ſchöpft, mit
dem Rücken zum Brunnen gewendet, dann das ausgelaſſene Blei
hineingießt und während des Gießens durch ein Röhrchen
hinein=
bläſt, bis das Waſſer in der kalten Silveſternacht gefriert. In
Niederöſterreich ſtellen ſich die Burſchen auf ein an den Boden
gezeichnetes Kreuz vor die Tür ihres Mädchens, mit dem Rücken
an die Tür gelehnt, und werfen dann das gegoſſene Blei dreimal
gegen das Tor; dann vergraben ſie es an einem Zaun, an dem
das Mädchen oft vorbeigeht. Aus dem Ton, den das geworfene
Blei hervorruft, und aus der Farbe, die es beim Ausgraben hat,
ſchließen ſie auf Treue oder Untreue der Geliebten. Doch muß
man bei dieſen Handlungen ſehr vorſichtig ſein, denn der Teufel
achtet genau auf jeden der dabei begangenen Fehler und kann
den Irrenden holen. In Oſtpreußen muß man die Schüfſel über
einen Kopf halten und ein anderer muß das Blei hineingießen
Im Mittelalter ſpielte das Bleigießen bei der Verfolgung der
Hexen eine unheimliche Rolle; man wandte dieſes Orakel an, um
herauszubekommen, ob jemand verhext worden ſei, und in dem
grauſigen „Hexenhammer” werden verſchiedene Fälle angeführt,
in denen man durch Bleigießen Frauen teufliſcher Künſte, über
führt haben ſollte und ſie dann ſchrecklichen Martern unterwarf.
Durch Bleigießen wurden auch die Würmer, die die Kinder
plag=
ten, beſchworen. Die Kirche ſah in dem Bleigießen einen
Nach=
klang heidniſcher Zauberei und hat ſtrenge Verbote dagegen
erlaſſen. Aber das nützte nicht viel, denn die ſtimmungsvolle
Sitte hat ſich erhalten und lebt als ſcherzhafter Zeitvertreib am
Silveſterabend fort, wenngleich man keine Hexenkunſt mehr
da=
durch ergründen will und nicht mehr die Tücken des
Gottſeibei=
uns fürchtet, der im Spuk der Silveſternacht beſonders eifrig
auf den Seelenfang ausging.
Profeſſor Eſau=Jena nach Darmſtadt berufen.
Profeſſor Dr. Abraham Eſau, der Direktor des
Techniſch=
thyſikaliſchen Inſtituts der Univerſität Jena, erhielt eine
ehren=
volle Berufung auf den ordentlichen Lehrſtuhl für
Fernmelde=
technik der Techniſchen Hochſchule in Darmſtadt.
Prof. Dr. Eſau iſt als Vorſitzender des Deutſchen
Funk=
techniſchen Verbandes in weiteſten Kreiſen Deutſchlands
be=
kannt. Er gilt als eine der erſten Autoritäten auf dem Gebiete
der Rundfunkmeldetechnik.
Geboren wurde er am 7. Juni 1884 in Thiegenhagen (Weſt
preußen) als Sohn eines Landwirtes. Das Reifezeugnis
er=
warb er ſich auf dem Realgymnaſium 1902 in Danzig. Er be
ſuchte dann bis 1904 die Univerſität Berlin und ſtudierte hier
Mathematik und Phyſik. Darauf beſuchte er von 1904—05 die
Techniſche Hochſchule in Danzig. Dort war er auch Aſſiſtent von
Prof. Max Wien. 1908 promovierte er zum Dr. phil. an der
Univerſität Berlin. Nach ſeiner Militärzeit war er ab 1910
Aſ=
ſiſtent am Phyſikaliſchen Inſtitut an der Univerſität in Halle.
Die Telefunken=Geſellſchaft in Berlin übertrug ihm im Jahre
1912 die Leitung ihres Laboratoriums, wo er auch die Stellung
eines Oberingenieurs bekleidete. Bereits 1913 geht er als
Offi=
zier des Telegraphenbataillons 1 nach Togo und macht dort auch
den Weltkrieg mit. Nach der Uebergabe der Kolonien an den
Feind kommt er in Kriegsgefangenſchaft und wird ſpäter in der
Schweiz interwiert. 1918 kehrte er nach Deutſchland zurück und
unternahm 1922 eine wiſſenſchaftliche Reiſe nach Südamerika.
Seine Berufung an die Univerſität Jena erfolgte im Dezember
1924. Mit Wirkung ab 1. April 1925 wurde ihm die
außer=
ordentliche Profeſſur in der Mathematiſch=naturwiſſenſchaftlichen
Fakultät unter Erteilung eines Lehrauftrages für dechniſche
Phyſik übertragen. Er hat eine Reihe von Arbeiten, beſonders
auf dem Gebiete der drahtloſen Telegraphie und der damit
zu=
ſammenhängenden Grenzgebiete veröffentlicht. Auch iſt er
Mit=
arbeiter am Jahrbuch für drahtloſe Telegraphie und Telephonie.
Meyers Hiſtoriſch=Geographiſcher Kalender für das Jahr 1929. 32.
Jahrgang. 376 Blätter mit 12 erläuterten Sternkarten, 353 Bildern,
vielen Gedenktagen, Sprüchen und Zitaten, einer Jahresüberſicht,
aſtro=
nomiſchen Notizen und Bilderregiſter. Als Abreißkalender eingerichtet,
Preis 4 Mark. Verlag der Bibliogvaphiſches Inſtitut A.=G. in Leipzig.
— In neuer Bearbeitung tritt der bekannte Abreißkalender mit ſeinem
32. Jahrgang vor den Leſer und Beſchauer. Jedem Tag widmet er ein
beſonderes Blatt, und jedes der 353 Blätter weiſt ein charakreriſtiſches,
oft auf den Tag Bezug nehmendes Bild mit kurzer Erläuterung auf,
während jedem Monat eine erläuterte Sternkarte beigegehen iſt=
Seite 4
Dienstag, den 1. Januar 1929
Nummer 1
Die Verlobung ihrer Tochter
Anne=
lieſe mit Herrn Dr. med Karl
E. Schneider beehren ſich anzuzeigen
Meine Verlobung mit Fräulein
Annelieſe Gerbig gebe ich
er=
gebenſt bekannt.
Kreisſchulrat
W. Gerbig und Frau
Käthe, geb. Ihrig
Erbach i. Odw. — Neujahr 1929.
Dr. med.
Karl E. Schneider
Nach langer, ſchwerer Krankheit verſchied heute im 58. Lebensjahre das
Mitglied unſeres Aufſichtsrats und früherer Geſchäftsinhaber unſerer Bank
Her
Hincke
Johanna Georg
Ottmar Guttmann
Verlobie
9)
Darmſtadt
Kirchſir. 8, II.
Neujahr 1929
Sophie Straub
Willi Frags
Verlobte
Darmſiadt
Wilhelmshaven
Pallaswieſenſtr. 86 z. Zt. Darmſiadt
Neujahr 1929.
Esther Jaeger
Rudi Oraf
Verlobte
Darmstadt
Wien
Statt jeder beſonderen Anzeige.
Heute Nacht 2,30 Uhr verſchied plötzlich
und unerwartet infolge eines Schlaganfalles
mein guter Mann, unſer lieber Vater,
Groß=
vater, Schwiegervater, Schwiegerſohn,Bruder,
Schwager und Onkel
Herr
Anton Hißerich
im 71. Lebensjahr.
Im Namen der trauernden Hinterbliebenen:
Hedwig Hißerich, geb. Kroll.
Darmſtadt, Nieder=Ramſtädterſir. 37
Frankfurt a. M, New York, Milwauke=Wis.
Die Beerdigung ſindet am Mittwoch, den 2. Januar,
vormittags 11:½, Uhr, vom Portale des a ten Friedhofes
aus ſtatt.
348
Preußiſcher Generalkonſul a. D.
Durch ſeinen Tod hat unſer Inſtitut einen überaus ſchmerzlichen Verluſt
erlitten. Mehr als 3 Jahrzehnte hat der Heimgegangene ſeine wertvollen Dienſte
unſerer Bank bezw. deren Rechtsvorgängerinnen, zuerſt in ſeiner nordweſtdeutſchen
Heimat, ſpäter in Berlin, gewidmet. Zunächſt als Geſchäftsinhaber der
Nord=
weſtdeutſchen Bank, dann der Deutſchen Nationalbank und der Nationalbank für
Deutſchland, ſchließlich der Darmſtädter und Nationalbank Kommanditgeſellſchaft
auf Aktien, hat er ſich in hervorragendem Maße um die Entwicklung unſeres
In=
ſtituts verdient gemacht. Bei ſeinem aus Geſundheitsrückſichten erfolgten
Aus=
ſcheiden als perſönlich haftender Geſellſchafter im Frühjahr vorigen Jahres trat
er in unſeren Aufſichtsrat über.
Tief erſchüttert ſtehen wir an der Bahre eines Mannes, dem wir nicht nur
als Kollegen, ſondern auch perſönlich in treuer Freundſchaft verbunden waren,
Wir werden ſeinen klugen Rat ſchmerzlich vermiſſen. Sein Name und ſeine
großen Verdienſte um die Bank, der er ſeine hervorragenden Fähigkeiten und ſein
reiches Wiſſen in ſteter und nie verſagender Bereitſchaft zur Verſügung geſtellt
hat, wird bei uns immer unvergeſſen bleiben.
Berlin, den 29. Dezember 1928.
Der Aufſichtsrat und die Geſchäftsinhaber
der Darmſtädter und Nationalbank
Kommanditgeſellſchaft auf Aktien.
TV. 401)
Unſerer werten Kundſchaft,
Freunden und Bekannten
die herzlichſten Glückwünſche
zum Jahreswechſel
Heinrich Schwarz
und Frau
Butter= u. Käſeſpezialgeſchäft
Bleichſtr. 22, früher Grafenſtr. 27.
275
Für die anläßlich unſerer
Ver=
lobung erw eſenen Aufmerkſamkeiten
und Geſchenke danken herzlichſt
Margarete Bellinger
Heinrich Seitz
Weiterſtädterſtr. 55
Gräfenhäuſerſtr. 35
Todes=Anzeige.
Heute Samstag entſchlief ſanft in dem Herrn, nach
kurzem Leiden, mein lieber, guter Mann, unſer
treu=
ſorgender Vater, Großvater, Schwiegervater, Bruder,
Schwager und Onkel, Herr
Friedrich Backes
nach kurz vollendetem 74. Lebensjahre.
Die trauernden Hinierbliebenen:
Frau E. Backes, geb. Stumpf
und Angehörige.
Darmſtadt. Heinheimerſtr. 69, den 29. Dezember 1928.
Die Beerdigung findet Mittwoch, den 2. Januar 1929,
nachm. 3 Uhr auf dem Alten Friedhof Nd.=
Ramſtädter=
ſtraße ſtatt.
(402
Dankſagung.
Für die ſo zahlreichen und herzlichen Beweiſe
aufrichtiger Teilnahme beim Heimgang meines
geliebten Mannes jage ich, zugleich im Namen
meiner Familie, meinen innigſten Dank
Marie Kleinen
geb. Wehprecht
Darmſiadt, 31. Dezember 1928.
(358
Statt Korten.
Für die überaus zahlreichen Geſchenke
und Glückwünſche anläßlich unſerer
Ver=
mählung ſagen herzlichen Dank
Hans Kehl und Frau
Hedwig, geb. Lutz
Darmſiadt
Neumagen
Dankſagung.
Rhönring 18
(Moſel)
Dankſagung.
Allen, die bei Lebzeiten und beſonders
in den Krankheitstagen unſerm lieben
Entſchlafenen
Fried. Dambmann
Gutes erwieſen und auch denen, die
beim Hinſcheiden autrichtig teilnahmen,
ſprechen wir hiermit unſeren herzlichſten
Dank aus.
Die trauernden Hinterbliebenen.
Todes=Anzeige.
Heute Nacht verſchied ſanft nach langem ſchweren,
mit großer Geduld ertragenem Leiden men lieber Mann,
unſer guter, treuſorgender Vater, Schwiegervater,
Groß=
vater, Bruder, Schwager und Onkel
Herr
Chriſtian Heinrich
Wilhelm Obermeier
Hotelbeſitzer
im 71. Lebensjahre.
Im Namen der trauernd Hinterbliebenen:
Frau Marie Obermeier, geb. Rauch.
Lindenfels, Hoiel Auguſte Victoria, 30. Dez. 1928.
Die Beerdigung findet Dienstag, den 1. Januar,
nach=
mittags 3‟/, Uhr ſtatt.
(353
Für die ſo zahlreichen Zeichen der
Teil=
nahme ſage ich von ganzem Herzen meinen
(382
wärmſten Dank.
Arnold Mendelsſohn.
Neue und geſpielte
Gut erhaltener
Kinderwagen
zu verkauf.
Liebig=
ſtraße 55. 3. St.
Dankſagung.
Für die vielen Beweiſe herzlicher Teilnahme
bei dem Heimgange unſeres lieben Entſchlafenen,
des
Herrn
Ludwig Riedlinger
ſagen wir auf dieſem Wege herzlichen Dank.
Befonderen Dank dem Reichsbund der
Kriegs=
beſchädigten und Hinterbliebenen, ſowie der Fa.
Eiſenbau G. Donges für die Niederlegung der
Kränze
Im Namen der trauernden Hinterbliebenen:
Charlotte Riedlinger Wwe. (*
Kleine Anzeigen an und Verkäufe uſw.)
finden durch das Darmſtädter Tagblatt
die weiteſte Verbreitung
Trauergarderoben
werden in einigen Stunden chwarz gefärb
Reingol
Kranichſteinerſtr. 22
liſabethenſtr. 28
Telephon 736
Telephon 736
Marktpaſſage
(93039
Bitte genau auf Firma und Straße zu achten.
Am Mittwoch den 2. Januar
1929, vorm. 10 Uhr, verſteigere ich an
Ort und Stelle im Lokal
Pallaswieſen=
ſtraße 154 folgende Pfänder
zwangs=
weiſe gegen Barzahlung:
5000 kg großſtückiger Pack, 500 kg
Knochen, 5000 kg Druck=Schreib=
Stampf, 10000 kg Bandagen, 7000 kg
gemiſchtes Eiſen, 3000 kg Autodecken
5000 kg Seitenbacken, 2 Schreibmaſch.
(Adler und Ideal B), 1 ſpezifiſche
Wage, 1 Abziehapparat, 1 eich.
Schreib=
tiſch, 1 Schreibtiſchſeſſel, 700 kg
Lum=
pen, 4 Bandſägen mit 4 Motoren, eine
Schärfmaſchine mit Motor, 1
Löt=
apparat (Ideal), 1 Schrenkmaſchine,
elektr. Motor, 12 PS., mit Anlaſſer,
1 Pappenſchneidmaſchine.
(374
Darmſtadt, den 31. Dez. 1928.
Jungermann
Gerichtsvollzieher in Darmſtadt.
Wegen Adreſſe ſofort ausſchneiden und aufbeben! m
Hartnäckige Bein= und Fuß=Leiden
W
Elephantiaſis=Bein,
links, ſeit 8 Jahren
hne Erf. behandelt, Bettruhe ſoweit geheilt
das Bein hatte
durch d. Med.=Methode
unter
Gehverband der Wade 56
mit Kompreſſions=
Um=
fang.
Gehverband.
Nach s wöchente 11 Vor d. Behandlung / 2) Nach 4 Wochen
Halber
ſcher Behandig. ohne beitlägerig mit furcht= weit geheilt ohne
Beti=
ruhe.
baren Schmerzen.
Medialis=
Auch Plattfüße
und jede Art Fußleiden.
werden mit Erfolg behandelt nach über 30jähriger Erfahrung in
Darmſtadt
Hornberger8 Sid og. Heilinſtitut. Baldſraße 49
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Bewäh=
rung meiner Methoden).
(328
erſtklaſſig u. billig.
Pianolager
Nicolaus Berg
Heidelbergerſtr 88.
Stimmungen.
Repa=
raturen. (B20942
HALLOT
eF B4AZ
AUTOVERMIETUNG
KARL RAPPEL
ScHNELL — SICHER — B1 LIG
TAAA
Chron. Bronchialkatarrh, Verſchleimung
der Atmungsorgane u. veraltet. Huſten.
Jahre ſchwer daran gelitten, alle verſ
Mittel waren erfolglos, bis ich ſelbſt
ein Pulver zum Einnehmen erfunden
habe, das mir ſofort geholfen.
Aerztlich empfohl. Tauſende von Dank=
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ſchreiben.
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M4
Hee e
Ret
Lane
LMtrkstte
Auch Sie sollten dies sofort tun, damit Ihnen im
neuen Jahr piemand auf die Hühnerangen treten kann,
Nummer 1.
Dienstag, den 1. Januar 1929
Seite 3
6=
2aß es ein Menſchenjahr werde!
Wie vieles auch ſich wandle,
bleibe ein Menſch und handle!
* Daß es ein Menſchenjahr werde ..
Da ſitzen wir um den brennenden Weihnachtsbaum in der
Silveſterſtunde Heimeligkeit.
Wir ſitzen im verhaltenen, ernſt=fröhlichen Geſpräche: Seele
iſt zu Seele wach in reiner Liebe. So iſt des Jahres letzte,
ſin=
kende Stunde eine rechte Menſchenſtunde. Und wir wiſſen: in all
dem Unſtet=Getaumel und ſchillernden Gewoge dieſer Nacht gibt
es noch vieler ſolcher geruhſamen, wie in einem feinen Dämmer
liegenden Eilande und ſind in ihrer Art lebendig im wilden
Ge=
klinge der Stunden und liegen in einer ſchier myſtiſchen
Ver=
flochtenheit miteinander. So flutet es magiſch mit heimlichen
Kräften von Eiland zu Eiland. Urverwandtes fühlt ſich
mitein=
ander verbunden. Des Dichters Wort wird unter uns lebendig:
„Es kennen ſich viele auf Erden,
die nirgend ſich geſeh’n.
und die doch zu einander
auf heimlichen Brücken geh’n.
Die nächtens aus dunklen Tälern
nach einem Sterne ſchau’n,
die ferne und doch verbunden
am heiligen Tempel bau’n.”
Da, die Glocken!
Erzener Rhythmus bindet — Altes an Neues. Der Alten
Weisheit: „Alles fließt!” ſchwingt wie vom erzenen Chore
ge=
tragen zwiſchen Erde und Himmel.
Wir ſind aufgeſtanden und reichen uns ſtumm die Hände.
Glockenflut ſchwillt zum offenen Fenſter übermächtig herein. So
ſtehen wir und halten uns feſt und warm an den Händen und
ühlen das Wunder des Einsſeins. Des Kreiſes Vater aber ſpricht
ſtark und mit dem Ernſte der prieſterlichen Seele: „Daß es ein
Menſchenjahr werde
und der ganze Kreis ſpricht es, von innen
her gedrangt, kraftvoll und ſchlicht nach. Ja, daß es ein
Menſchenjahr werde!
Melodie aus dem unvergänglichen Evangelium vom guten
Willen, nicht weich und überzartlich tönend, nein, vielmehr im
Erzklang des „Ein feſte Burg iſt unſer Gott!”
Es iſt, als ob Dürers „Ritter, Tod und Teufel”, magiſch
über=
hellt, plötzlich vor eines jeden Seele ſtehe.
Wohlan, das heldiſche Herz bleibe unſeres Lebens pulſende,
gott=lebendige Mitte.
Ja, daß es ein Menſchenjahr werdel das iſt ganz zuerſt ein
Trutzlied. Und ſoll es auch immer ſein! Denn Menſch ſein iſt
immer noch mehr denn je: Kämpfer ſein, aufrecht, würdevoll,
immer voll Adel des Geiſtes und des Herzens! Mag
Unmenſch=
lichkeit gegen uns anbranden, von Feinden außerhalb unſerer
Grenzen und innerhalb des Vaterlandes: Wir wollen Menſchen
bleiben, ſtarke, tapfere, gott=innige! Der letzte Sieg wird doch
unſer ſein! —
Daß es ein Menſchenjahr werde! Bei dir, bei mir, bei jedem
wahren Deutſchen! Jeder ſchreite, ſtreite, wandle, handle, lebe wie
ein Menſch! —
Sprich alſo, du lieber, deutſcher Herzgenoß: „Wenn Schatten
über mich und den Winkel meines Lebens fallen ſollten: ich will
redlich verſuchen, als ein Licht zu ſtehen in allem Dunkel und Licht
mir aus der Höhe herabzuholen im heiligen Ringen der Seele
Fröhlich will ich bleiben in meinem Tiefſten; denn Gott und all
ſeiner Mitſtreiter Macht ſollen dort lebendig bleiben!
Daß dieſes mein neues Jahr ein Menſchenjahr werde, das
heißt auch: Daß ich mein Herz hüten will, daß es nicht allzu ſehr
leide unterm Gejage der Tage im Maſchinengeraſe der Zeit! Ich
will ein Kämpfer um mein Stillſtes und Heiligſtes bleiben, will
mir mein Stücklein Eigenleben immer wieder erobern aus der
unheimlichen Brandung des Daſeins! Schönheit und alle Güter
der inneren Welt ſollen mich ſegnen, den lauſchenden, andächtigen
Menſchen!
Treue will ich halten allem Hohen und Edlen, der Güte, der
Tugend, der Wahrhaftigkeit und Echtheit, Treue halten dem
deutſchen Weſen
Alſo ſprich du, lieber Herzgenoß, und ſprich noch viel mehr
zu dir ſelber was dir am meiſten am Herzen liegt und was du
dir ſelber ſtill ſagen mußt als ein Gelübde!
Jeden Morgen im kommenden Jahre aber laßt uns, die alſo
heimlich Verb
en,
jahr auf. ſtill, ſelbſtverſtändlich, ſtark und lichtvoll, und wir ſind
Helfer dem Ganzen.
Denn alle Liebe und Kraft beweiſen ſich erſt im Alltag, eines
jeden Alltag aber ſoll den Menſchen bereit finden!
Und das ſei der letzte der Gedanken: „Reif werden iſt alles!”
Immer noch wogen die Glocken! Tönen ſie Amen! oder ihr
mächtiges Sursum corda?
Menſchen grüßen das neue Jahr! . . .
Au, eer Tundeshkaplftask.
Darmſtadt, 1. Januar.
Schickſalsſtunde.
* Gewiß, die Mitternachtsſtunde des 31. Dezember iſt eine
Stunde, wie alle anderen. Unaufhaltſam und unbeirrbar durch
Glück oder Unglück, durch Leid oder Freud rückt die Zeit vor, in
ehernem Gleichklang. Kein Weltgeſchehen hält die Zeit auf. Und
doch iſt die Stünde, in der das Jahr ſeinem Ende ſich neigt und
ein neues mit Hoffen und mit Bangen begrüßt wird, eine
Schick=
alsſtunde. Keine iſt wie ſie ausgefüllt mit Hoffen und
Wünſchen, in keiner reichen ſich wie hier Leid und Freud,
ver=
antwortungsvolles Rückwärtsſchauen und hoffendes Bangen,
auch ausgelaſſene Fröhlichkeit die Hand! —
Es iſt beſondere Schickſalsgnade, daß der Menſch Stunden,
auch Jahre bitteren Leides vergeſſen, verwinden kann, leichter
und ſchneller, als ſolche der Freude. In der Schickſalsſtunde der
Jahreswende aber kommt wohl jedem, ein, wenn auch noch ſe
flüchtiges Erinnern an all das Weh, das hinter uns liegt. In
dieſem Rückerinnern allein liegt ja die Kraft, dem Kommenden,
Neuen mit Zuverſicht und mit neuem Hoffen entgegenzutreten.
Das Rückerinnern ſoll aber auch ein Sich=Selbſt=
Rechenſchaft=Geben ſcin! Was haben wir gut, was haben
wir ſchlecht gemacht? Haben wir immer und zu aller Zeit
reſt=
los unſerer Menſchen= und Chriſtenpflicht genügt?
Ach — wohl wenige ſind es, die das von ſich ſelbſt und reinen
Herzens vor ſich ſelbſt ſagen können. Wir leiden wohl noch immer
unter dem Furchtbaren der letzten Jahrzehnte, das unſere
Ein=
ſtellung von Menſch zu Menſch zu ſchwer erſchütterte. Das
Ge=
fühl der Brüderlichkeit, das uns alle umfangen ſollte, iſt noch
zu klein und ſchwach. Und doch kann allein das uns ſtärken,
hel=
fen, all das Schwere der Notzeit zu tragen! —
Selbſtanklage iſt nicht am Platze. Wir ſollen aber aus jedem
Rückſchauen, aus jeder Selbſtprüfung lernen. Und dazu mahnt
die Schickſalsſtunde! —
Dann aber auch ſtarken Herzens auf Gott vertrauen! Dem
Walten unſeres Geſchickes, das wir nicht ſelbſt beſtimmen, können
wir Staubgeborene nicht entgehen, aber wir müſſen uns ſtark und
mit allen Kräften in das Schickſalswalten einfügen. Ohne
Selbſtſucht, niemals bar allumfaſſender Liebe! Sie allein kann
uns zum Ziele führen! —
Die zwölf Schläge der heutigen Mitternachtsſtunde klingen
anders als ſonſt! Eherner, ſchwerer, vielleicht auch freudiger.
Jedenfalls anders! Schickſalkündend! — Wenn die Gläſer
an=
einanderklingen und das ernſte Rückerinnern dem fröhlichen
Zu=
trunk des neuen Jahres gewichen, rufen auch wir unſeren
Leſe=
rinnen und Leſern zu:
*.*
Ein glückbringend neues Jahr!!
Ernannt wurden: am 3. Dez.: der Lehrer an der Volksſchule in
Herbſtein Adolf Etz zum Reallehrer an dem Landgraf=Ludwigs=
Gym=
naſium in Gießen, mit Wirkung vom 1. Dezember an; am 15. Dez.:
der Verſorgungsanwärter Heinrich Fritz aus Darmſtadt zum
Kanzlei=
aſſiſtenten bei der Zentralſtelle für die Landesſtatiſtik, mit Wirkung vom
1. Januar 1929 an; am 17. Dez.: der Kriminalſekretär Johann
Oehlenſchläger zu Offenbach zum Kriminalpolizeimeiſter, mit
Wirkung vom 1. Dezember an; am 20. Dez.: der Amtsgerichtsrat
Heinrich Diehl aus Worms zum Vortragenden Rat bei dem
Miniſte=
rium des Innern mit der Amtsbezeichnung „Miniſterialrat”, mit
Wirkung vom 4. Oktober an; am 21. Dez.: der Kanzleigehilfe Peter
Franz Köhler in Mainz zum Kanzliſten bei dem Kreisamt Mainz,
mit Wirkung vom 1. Dezember an.
Verſetzung in den Ruheſtand: Auf Grund des § 1 des Geſetzes
über die Altersgrenze der Staatsbeamten vom 2. Juli 1923 bzw. 19.
Dezember 1923 in der Faſſung des Geſetzes vom 8. Oktober 1925 (Reg.=
Blatt S. 249) tritt am 1. Januar 1929 in den Nuheſtand der
Ober=
ſtudienrat an der Aufbauſchule in Alzey Hans Rötger.
— Der Neujahrs=Spielplan des Orpheums bringt ein weiteres
Senſations=Gaſtſpiel! — Nachdem das Darmſtädter
Publi=
kum Gelegenheit batte, den genialſten Fangkünſtler unter den
Men=
ſchen, Enrico Raſtelli, kennen zu lernen, ſo bringt der Spielplan am
1. Januar „Die Raſtellis im Reiche der Tiere!” — Es handelt ſich um
die zuletzt mit ſenſationellem Erfolge im Schumann=Theater,
Frank=
furt a. M., gaſtierenden 3 Seelöwen der Geſchwiſter Wallendas, deren
Prrduktion in Darmſtadt großes Aufſehen erregen dürften. — Dieſe
fabelhafte Attraktion ſtellt den Gipfel der Dreſſurkunſt dar. — Des
weiteren enthält der Neujahrs=Spielplan 8 Novitäten des
Großſtädti=
ſchen modernen Varietés. — Die Eintrittspreiſe ſind mäßig gehalten
(nur bis zu 4 Mark). Beachte heutige Anzeige.
— Odenwaldklub. Das Feſt am 12. Januar hat den Zweck, die
ver=
dienten Wanderer zu ehren und Mittel aufzubringen, für die
Wieder=
herſtellung der ſchwerbeſchädigten Ausſichtstürme. Freunde des Klubt
haben eine Tombola reich ausgeſtattet. Als Gewinne locken
Fahr=
räder, Teppiche, Gasherde, andere wertvolle und nützliche Gegenſtände,
ein Wochenende bei Schellhaas in Lichtenberg u. dgl. Der Abend, der
in alter Weiſe Kommers und Bunte Bühne vereint, leitet der 2.
Vor=
ſitzende, Profeſſor Dr. Köſer. Die Feſtanſprache hält der 1.
Vor=
ſitzende, Bürgermeiſter Mueller. Die Wandererauszeichnung hat
der 3. Vorſitzende, Direktor Schrauth, übernommen. Unter den
Künſtlern, die den Abend verſchönen, nennen wir heute nur die Namen
Baumeiſter und Kuhn. Den muſikaliſchen Teil hat man dem
Stadtorcheſter übertragen. Robert Klump ſorgt wie immer
für die ſinnige Ausſchmückung des Feſtſaales am Woogsplatz. An den
bunten Teil ſchließt ſich der Tanz. Es empfiehlt ſich, frühzeitig
Kar=
ten bei Robert Tergmann, Wilhelminenſtraße 9, zu holen. Mitglieder
zahlen 1,25 Mk., Nichtmitglieder 2,50 Mk.
Maria Franke
aus Berlin
Gesangs- und Vortragsmnelsterin
297
jetzt
Klesstr. 127, part. Tel. 186O.
— Ehrenzeichen des Heſſiſchen Sängerbundes. Ab 1. Januar 1929
wird der Heſſiſche Sängerbund verdienten Sängern anſtelle der
Ehren=
urkunde eine neu geſchaffene Ehrennadel verleihen, und zwar Sängern
für 40jährige aktive Sangestätigkeit die Bundesnadel mit ſilbernem
Lorbeerkranz, und für 50jährige Sangestätigkeit die Bundesnadel mit
dem goldenen Lorbeerkranz. Weiter können verdiente Sänger durch
die allgemeine Bundesnadel mit grünem Lorbeerkranz ausgezeichnet
werden. Dieſe letztere Nadel kann von den Vereinen bei der
Bundes=
geſchäftsſtelle bezogen werden.
— Turngemeinde Beſſungen 1865 e. V. Die Vorturnerſchaft weiſt
nochmals auf den am Neujahrstag (1. Januar) ab 7 Uhr ſtattfindenden
Neujahrstanz hin und ladet hierdurch alle Mitglieder und Freunde
herzlichſt ein
Dibchann kernibekaft
ist das beste Erzeugnis, um den Puder festzuhalten,
wobei Sie die Haut ernährt und nicht austrocknet.
Die einzigste Creme, die nach jahrelangen Versuchen in
zwei Arten hergestellt wird.
Nr. 1 für fettige Haut
Nr. 2 für trockene Haut
Ein Versuch wird Sie dazu führen keine andere Creme
zu gebrauchen.
Zu haben in allen guten Geschäften, bestimmt bei:
Parfümerie Theodor Frank, Elisabethenstraße 9, Fritz
Müller, Rheinstraße 6.
Generalvertreter für Deutschland: C. Pacand, Kirch-
( Bln 20632
gasse 5, Wiesbaden.
— Der Geſangverein „Haumoniekranz‟ Darmſtadt Beſſungen hielt
ſeine 1. Weihnachtsfeier, die in allen Teilen einen ſchönen Verlauf nahm.
Der 1. Vorſitzende, Herr Ph. Nungeſſer, begrüßte die Erſch enenen und
wies auf die Bedeutung des Weihnachtsfeſtes ſowie die erſt kürzlich
er=
folgte Gründung des Vereins hin. Ein von dem Genannten verfaßter
und von deſſen Tochter mit gutem Pathos vorgetragenen Prolog fand
ungeteilten Beifall. Der Chor, unter Leitung ſeines Chormeiſters Herrn
Guſtav Wendorf vom Heſſ. Landestheater, zeigte ſich trotz des erſt
vier=
wöchigen Beſtehens mit dem Vortvag der Chöre: „Hymue an die Nacht”
von Beethoven, und dem Volkslied „Wem i wüßt” von Pfützner, ſowie
ſeinem Wahlſpruch: „Rein wie Gold, ſtark wie Erz, ſei des deutſchen
Sängers Herz”, auf beachtlicher Höhe. Die ſoliſtiſchen Kräfte des
Ver=
eins fanden ebenfalls mit ihren Vorttägen reichen Beifall. Es ſeien
nur Herr und Frau Wagenbach, Herr und Frau Hartenfels ſowie Herr
K. Horſt genannt, Herr J. Schmitt zeigte ſich als vorzüglicher
Rezi=
tator. In einem beſonderen Ehrungsakt wurde der obengenannte
Chor=
meiſter wegen ſeiner Verdienſte um die Gründung des Vereins und
deſſen vorzüglicher muſikaliſchen Leitung zum Ehrenchormeiſter unter
Ueberreichung einer von dem Vorſitzenden entworſenen und auch
aus=
geführ’en, gerahmten Urkunde ſowie mit einem Gabenkorb geehrt. Der
ſo Geehrte dankte dem Vorſtand und ſeiner treuen Sängerſchar, gelobte
daß ihm ſtete Treue mit ſolch wackeven Männern verbinde und ſprach
den Wunſch aus, daß der Verein auf ſeiner beſchrittenen Bahn fortfahren
und ſich zur vollen Höhe eines gut geſchulten Chores entwickeln möge.
Stakiſtiſches vom Hefſiſchen Sängerbund.
Der Kreis 12 des Deutſchen Sängerbundes, der Heſſiſche Sänger
bund umfaßte Ende Dezember 1928 23. Gaue (einſchl.
Maintalſänger=
bund, mit 70 Vereinen des Speſſart), insgeſamt 600 Vereine mit rund
30 000 Sängern. Die Neuorganiſation des Heſſiſchen Sängerbundes
wurde im Jahre 1928 vollſtändig durchgeführt. Der Bund umfaßte
früher 35 kleinere Verbände und Einzelbunde, die nun in den
erwähn=
ten 23 Gauen zuſammengefaßt ſind.
Das Bundesgebiet wird in 4 Gruppen eingeteilt, und zwar Gruppe
tarkenburg, Gruppe Oberheſſen, Gruppe Rheinheſſen und Gruppe
Speſſart (Maintalſängerbund). Den Gruppen Rheinheſſen und
Ober=
heſſen gehören auch einige preußiſche Vereine an. Als außerordentliche
Mitglieder ſind dem Heſſiſchen Sängerbund 2 ausländiſche Vereine,
und zwar der Beethoven=Chor New York, und Geſangverein Conkordig
Joinville Santa Catharina=Braſilien, angeſchloſſen.
Die 23 Gaue verteilen ſich auf Gruppe Starkenburg 11,
Rhein=
heſſen 7, Oberheſſen 4 und Speſſart (Maintalſängerbund) 1.
Als Bundesvorſitzender ſteht Miniſterialrat Dr. Siegert, Darmſtadt
dem Bund vor. Der Bundesgeſchäftsführer iſt G. F. Roth, Darmſtadt,
Leiter der Geſchäftsſtelle des Heſſiſchen Sängerbundes.
Jede Gruppe wird wiederum von dem jeweiligen Vorſitzenden der
Gruppe im Bundesvorſtand vertreten. Außerdem gehören zum
erwei=
terten Bundesvorſtand die jeweiligen Gauvorſitzenden.
Ehrenmitglieder hat der Bund 1, und zwar Ehrenvorſtandsmitglied
Schulrat Haſſinger, Referent im Miniſterium für Kultus und
Bildungs=
weſen.
Gleich der Bundeseinteilung, iſt auch die Einteilung für den
muſi=
kaliſchen Teil. Es beſteht ein Muſikausſchuß. In muſikaliſcher
Be=
ziehung ſteht dem Bund der Bundeschormeiſter, der Gruppe der
Gruppenchormeiſter und den Gauen der Gauchormeiſter vor, die auch
für die muſikaliſche Entwicklung des Bundes, bzw. der Unterverbände
verantwortlich ſind.
Ständige Anſchriften: für perſönliche Angelegenheiten: Miniſterial
rat Dr. Siegert, Darmſtadt, Hochſtraße 68; für finanzielle
Angelegen=
heiten: Wilh. Bitter, Bundesſchatzmeiſter, Darmſtadt, Luiſenplatz 7:
für alle ſonſtigen Bundesangelegenheiten: (Geſuche, Steuerbefreiung,
Anträge für Staatsehrungen uſw.) ſtets: Geſchäftsſtelle des Heſſ.
Sän=
gerbundes G. F. Roth, Darmſtadt, Beſſungerſtraße 41.
— Die Weihnachtsfeier der Vereinigung früherer Leibgardiſten
hatte ſich eines ſolchen Zuſpruches zu erfreuen, daß der Rummelbräuſaal
die Beſucher kaum aufnehmen konnte. Schon lange vor Beginn der
Feier waren alle Räume überfüllt, und wird der Vorſtand ſich mit dem
Gedanken beſchäftigen müſſen, in Zukunft für ein größeres Lokal zu
ſorgen. Mit an erſter Stelle gilt das ſchöne Feſt der Liebe auch der
Jugend, an ihren glänzenden Augen erſah man die Freude über den
ſtrahlenden Chriſtbaum. Den muſikaliſchen Teil hatte eine Abteilung
des Reichsbundes ehem. Militärmuſiker übernommen, die unter Leitung
ihres tüchtigen Geigenſoliſten Lierſch den Abend mit dem ſchneidigen
Leibgardemarſch von W. G. Hilge eröffnete und auch der
Stim=
mung des Feſtes Rechnung tragend, die Gäſte mit einer Anzahl weiterer
gefälliger Konzertſtücke auf das Angenehmſte unterhielt. In ſeiner
Be=
grüßungsanſprache hob der Vorſitzende Rechtsanwalt Kalbhenn die
Be=
deutung der Weihnachten als Feſt der Liebe hervor, gedachte der ernſten
Kriegszeiten, die uns an den Rand des Abgrundes brachten, vor dem
wir aber durch den deutſchen vaterländiſchen Geiſt bewahrt wurden, ſo
daß wir bei treuem Zuſammenhalten und Ausharren wieder hoffen
dürfen, nachdem wir die zehnjährige Prüfungszeit in echter
Kamerad=
ſchaft mit Opfermut überſtanden haben. Es gilt aber weiter unſere
innere Zerriſſenheit zu beſeitigen und weiter zu kämpfen unter dem
Wahlſpruch: Gott, Ehre, Vaterland! Nicht vergeſſen dürfen wir dabei
unſere hart geprüften Brüder im beſetzten und den abgetrennten
Ge=
bieten, die heiß die Befreiung erſehnen, um gemeinſam mit uns für den
neuen Aufſtieg unſeres Vaterlandes zu ſtreben. Des Redners Hoch auf
das deutſche Vaterland fand begeiſterte Aufnahme. In flotter Weiſe
wickelte ſich nun die ſehr abwechſlungsreiche Vortragsfolge ab. Mit
hübſch geſchulter Stimme, bei guter Veranlagung, erfreute Fräulein
E. Vogelsberger durch zwei Lieder von Reger und Cornelius, ein um
den Verein ſehr verdientes Vorſtandsmitglied verſtand es durch ein
ſinniges „Weihnachtsgedicht”, ſowie einige Dialektdichtungen unſeres
Lokalpoeten R. Schneider zu feſſeln, der bekannte Humoriſt E. Thomas
unterhielt aufs angenehmſte durch ſeine fidelen neuen Coupletſchlager,
während eine Anzahl Rekruten (115er?) verſchiedener Geſtalt im
Drill=
anzuge einige Kaſernenhofübungen mit Geſangsbegleitung unter dem
Beifall der Beſucher ausführten. Die Sehnſucht der Tanzluſtigen konnte
durch den beſchränkten Raum nur mit Mühe erfüllt werden, doch war
der Abend wieder ein voller Erfolg, ſo daß der Vorſitzende mit Recht
allen Mitwickenden, die zum Gelingen des Ganzen beigetragen hatten,
herzlichen Dank ausſprechen konnte.
Sparuhr. Die von der Städtiſchen Sparkaſſe in Darmſtadt an
Weihnachten herausgegebene neue Heimſparbüchſe in Form einer
Spar=
uhr hat bei den Einlegern lebhaften Anklang gefunden. Es wurden
ſchon mehrere Hundert dieſer Sparuhren an Kunden der Sparkaſſe
abge=
geben. — Um möglichſt weiten Kreiſen den Erwerb einer ſolchen
Spar=
uhr zu ermöglichen, wurde der ſeitherige Preis von 6.50 RM. au
4 RM. herabgeſetzt. Zu dieſem Betrag wird an jeden Inhaber
eines Sparbuches eine Sparuhr käuflich abgegeben. Die Einleger, die
bereits Uhren zu einem höheren Preis erworben haben, erhalten den
Differenzbetrag durch Gutſchrift auf ihr Sparbuch zurückvergütet.
Die Sparuhr iſt jederzeit bei der Sparkaſſe zu haben. Nähere
Aus=
kunft wird an den Schaltern der Sparkaſſe jederzeit gerne erteilt.
Cat,8
Dienstag, den 1. Januar 1929
Nummer 1
Deutſches Urgeſtein in der Grabmalskunſt.
Von Architekt Prof. Hugo Eberhardt, Offenbach a. M.
Die Darmſtädker Handelsſchulen.
Ihr Lehrgang und Schulziele.
In Darmſtadt beſtehen: 1. die höhere Handelsſchule, 2. die
ein=
jährige Handelsſchule und 3. die zweijährige Handelsſchule.
Deutſchland iſt nicht allzu reich an Naturſchätzen und Rohſtoffen.
Zu den Köſtlichſten, was unſer deutſcher Boben birgt, gehören unſere
deutſchen Hartgeſteine: der Granit, der Syemt, der Porphyr —
Urge=
ſteine von ungemein feſtem maſſigen Gefüge — Feldſpat, Quarz und
Glimmer im kriſtalliniſch funkelndem Gemengſel von wundervollem fatten
Farbenſpiel in hellen und dunklen Nuancen —, Geſteinsarten, deren
künſtleriſche Schönheit und dauerwertige Koſtbarkeit ſich uns in den
ägyptiſchen Abteilungen der Weltſtadtmuſeen am überzeugendſten vor
Augen ſtellt. Der „ewige Stein” erſchien ſchon den alten Aegyptern
in ſeiner allen klimatiſchen Einflüſſen Trotz bietenden Unverwüſtlichkeit
das gegebene Geſtein zu ſein, wenn es galt, den Gedanken der
Unſterb=
lichkeit zu ſymboliſieren und monumentale über Menſchenleben weit
hin=
ausragende Erinnerungszeichen zu ſchaffen. In dem erſtaunlichen
Material= und Formgefühl, das alle uns überlieferten Zeugen
altägyp=
tiſcher Kunſt offenbaren, wußte der ägyptiſche Künſtler die plaſtiſche
Form auch dieſem ungemein harten und herben, in mächtigen Blöcken
greifbaren Naturſtoffe anzupaſſen. Es iſt als hätte der künſtleriſche
Formgedanken im Reſpekt vor der unnahbaren, man möchte faſt ſagen,
heroiſchen Eigenart des Materials eine beſondere Veredlung gefunden,
eine verhaltene prägnante Stiliſierung, die das Werk vom Menſchlichen
zum Göttlichen, vom Zeitlichen zum Ewigen erhebt.
Dieſes Urgeſtein, das die Anerkennung der Jahrtauſende für ſich hat,
und das ein gütiges Geſchick uns im deutſchen Mittelgebirge —
vor=
nehmlich im Fichtelgebirge, im Odenwald, ferner im Harz, in der
Säch=
ſiſchen Lauſitz, im Rieſengebirge und im Schwarzwald — übermittelt hat,
das Geſtein, das Goethe als den älteſten, feſteſten, tiefſten und
uner=
ſchütterlichſten Sohn der Natur kennzeichnet, iſt, wie man weiß, ſeit
einer Reihe von Jahren Gegenſtand der Brandmarkung in „modernen”
Friedhofsordnungen geworden. Dabei ſind unſere Granite, Porohyre,
Shenite ein nationaler Beſitz von größter volkswirtſchaftlicher
Bedeu=
tung, Tauſende deutſcher Arbeiter ſind mit dieſem Wirtſchaftszweig auf
Gedeih und Verderb verbunden. Den Ausgang dieſer ganz unfaßlichen
Verfemung bildete die vielfach mißverſtandene Auffaſſung einer
Beſtim=
mung, mit der man in München glaubte, einen Waldfriedhof vor
Fremd=
körpern — den polierten Graniten und Sheniten — zu ſchützen.
Es iſt feſtzuſtellen, die Beliebtheit der in ſchärfſtem Hochglanz
polier=
ten ſchwarzfarbenen, oft in unglaublichſten Formen gehaltenen
Grab=
mäler mit kraß herausfallenden vergoldeten Zierſchriften, har das
wun=
dervolle Rohmaterial zu Tode gehetzt. Die vom Publikum gebieteriſch
erhobene Forderung der billigſten Preisſtellung führte zu einer
Indu=
ſtrialifierung des Grabmals, die in geſchmacklicher Beziehung gänzlich
hemmungslos vor dem Schlimmſten in Form und Geſtaltung nicht
zu=
rickſchreckte. Dieſe Dinge mußten bei der verantwortlichen Ohrigkeit
Mißfallen ervegen und ſie zur Abwehr mit der ihr eigenen Spezialwaffe
— dem Paragraphen — herausfordern. Man wollte die
Denkmals=
geſtaltung treffen, man traf aber vielfach das Denkmals material.
Das Urgeſtein des deutſchen Bodens wurde über den romantiſchen
Ge=
danken des deutſchen Waldfriedhofs zum Fremdkörper auf deutſchem
Boden geſtempelt.
Man erinnert ſich der ebenſo romantiſchen Idee, die vor etwa drei
Jahrzehuten den Holzzaun propagierte und den Zaun aus Eiſſen in
Bauſch und Bogen als unſchön aburteilte. Ein in mannigfacher Hinſicht
verdienſtvolles Aufklärungswerichen führte uns in
nacheiferungswürdi=
gem „Beiſpiel” den lobenswerten gutgegliederten Holzzaun vor und als
Abfchreckungsmittel im „Gegenbeiſpiel” einen mit auem Raffinement
unter Hunderten ausgeſuchten übeln verſchnörkelten Eiſenzaun. Alfred
Meſſel ließ es ſich angeſichts dieſer eigenartigen Verfemung des
dauer=
wertigen, Generationen ſeiner Holzbrüder überlebenden Eiſenzaunes
angelegen ſein, in einer Reihe von ſchönen Eiſenzäunen, mit denen er
ſeine Bauten umfriedigte zu zeigen, wie nicht das Material, ſondern die
Form zum Guten oder Schlechten führt.
Bewiſſe Friedhofsbeſtimmungen wenden ſich im Zeitalter der Technik
auch gegen eigenartig materialgemäße beim Granitdenkmal verwandte
techniſche Verfahren. Man zetert gegen die Verwendung des
Sandſtrahl=
gebläſes für Schrift und Ornament, und doch handelt es ſich hier um ein
modernes techniſches Hilfsmittel von größter Bedeutung, das, ſofern es
nur richtigen Gebrauch findet und von Künſtlerhand geführt wird, ganz
außerordentliche künſtleriſche Möglichkeiten eröffnet.
Mon mag die übertriebene unſchöne Hochglanzpolitur, die das
Publikum beim Hartſteindenkmal über alles liebt und fordert,
beanſtan=
den, indes wie das ägyptiſche Kunſtwerk in Granit ſeine Wirkung nicht
zuletzt den pointierenden Glanzſtellen ſeiner blank geglätteten
Ober=
fläche verdankt, ſo darf auch dem deutſchen Granitdenkmal die
künſtle=
riſche Auswertung des durch ſeine Schleiffähigkeit erreichbaren milden
Glanzes, nicht genommen werden. Wie das Grabmal in dem
mnſchel=
löchrigen Kaklſtein einen Teil ſeiner plaſtiſchen Schönheit der maleriſch
bewegten Oberflächenſtruktur berdankt und der Künſtler dieſe lriſche
Eigenart des Rohmaterials ſich bei der künſtleriſchen Konzeption und
formgebenden Geſtaltung zunutze macht, ſo weiſt die gleichmäßig
dicht=
körnige maſſige Struktur, die kaleidoſkopartige Vermengung der
ver=
ſchiedenfarbigſten, in der Geſamtheit einheitlich wirkenden Steinvartikel
direkt auf eine die edle Stetigkeit des Materials hervorhebende
Flächen=
glättung hin. Die Härte dieſer Edelgeſteine fordert einfachen Umriß,
ſeine Widerſtandsfähigkeit gegen Stoß und Druck geſtattet die ſcharfen
Kanten und die kleingliedrige Profilierung des Erzes. Der
Bearbeitungs=
vorgang gebietet in ſeiner ſtrengen zeitraubenden Schwierigkeit den
maßvollſten Formaufwand.
Der Grauit als Erzieher! — Er erlaubt nicht die Geſprächigkeit der
Formen, die der Grabſtein in weicheren weniger ſpröden Geſteinen uns
ſpieleriſch geſtattet, und die uns denſelben am Orte des Schweigens oft
ſo raſch überdrüſſig werden läßt. Wie der Granit in ſeiner
Unverwüſt=
lichkeit über der Zeit ſteht, ſo zwingt ſein zeitloſer Charakter auch den
Künſtler, ſich in ſeiner Formengebung über die Zeit zu ſtellen. Kein
Geſtein eignet ſich ſo wenig wie der Granit zum Träger ſtilimitierender
Geſtaltung. Seine Härte gebietet die große ruhige architektoniſche Linie,
für Tändeleien gibt er ſich nicht her. So kommt das Material gerade
unſerer heutigen Kunſtanſchauung, die allem Spieleriſchen und
Unſach=
lichen abhold iſt, die das Knappe, das beſtimmt Umriſſene, das in ſeiner
Form raſch Erfaßbare liebt, ganz beſonders entgegen.
Dieſe Darlegungem können ſich ſelbſtverſtändlich keinesweges gegen
die von einer Reihe fortſchrittlichſter Friedhofsbehörden erlaſſenen
wohl=
erwogenen Beſtimmungen wenden, deren dankenswertes Ziel es iſt, der
heutigen wirren Unkultur des deutſchen Friedhofs ein Ende zu bereiten
und Ruhe und Ordnung auch den Plätzen der ewigen Ruhe zu ſichern.
Die Bekämpfung der Schnaken.
Kaum ein Sommer vergeht, ohne daß Klagen laut werden über
die Plage, welcher Menſch ud Tier durch Stechmücken und Schnaken
ausgefetzt ſind. Jeder, der mit den Quflgeiſtern in Verührung kommt
und oft neben ſtark juckenden Beulen ſchmerzhafte, ja teils äuferſt
ge=
fährlice Entzündungen davonträyt, ſchimpft über den geſtörten
Natur=
genuß oder die geraubte Nachtruhe und ſagt ſchließlich der elfenhaft
muſizierenden Geiſterſchar den Kampf an. Doch weder der unermüidliche
Fleiß im Wegfangen dieſer zartflügeligen, blutdürſtigen Weſen, noch
das Verſperren von Tür und Fenſter vermag wirkliche Hilfe zu bringen.
Zu groß iſt die Zahl von Schmaken, die täglich aus den in Tümpeln und
Weihern zu tauſenden und abertaufenden umherſchwimnenden
Jungfern=
larven entſchlüpfen, um im Raubzug auf Menſch und Tier ihren uns
ſo unbegreiflichen Daſeinszweck zu erfüllen. Freilich hat man in der
Erkenntnis der Zweckmäßigkeit ſichere Kampfmittel durch Aufgie
haltiger Flüſſigkeiten uſw. auf die Oberfläche ſolch ſtehender Getz
angewandt. Wer kennt aber all die Brutſtätten, die Allmutter Natur
jedem ihrer Weſen bietet, und all die kleinen und kleinſten Waſſerlöcher,
die Wald und Feld bergen? Somit bringt dieſe Art der Bekämpfung
ſchließlich nur einen, wenn auch ſicheren, doch ſehr geringen Teilerfolg.
Weit günſtiger geſtaltet ſich der Kampf, der es auf die befruchteten
Weib=
chen abſieht, ehe ſie zur Ablage ihrer 20 bis 400 Eier in ſolche Gewäſſer
ſchgeiten! Und dieſe Bekämefungsart iſt möglich und leicht
durchführ=
bar! Wie wohl ſchon jeder zur Winterszeit beobachtet hat, ſitzen in
ellern über Kartoffeln, Kohlen und gelagertem Gemüfe an Decken und
Wänden oft unzählige dieſer Inſekten. Das ſind überwinternde, ſaſt
ausnahmslos befruchtete weibliche Schnaken. Während ſich mit Beginn
ter kälteren Jahreszeit, im Oktober und November, alle Stechmicken
und Schnaken zur Ueberwinterung in hohle Bänme, Maus= und
Ka=
ninchenlöcher, Fuchs= und Dachsbaue, Kanäle uſw. geflüchtet haben, dort
aber durch) harten Froſt und ſtarke Näſſe, ſowie duvch unſere
gefieder=
ten Kampfgenoſſen in ihrer Zahl ſtark verringert werden, überwintern
die in den den menſchlichen Behauſungen angeſchloſſenen
Näu=
men Schutz ſuchenden Schnaken gefahrlos und ſicher. Es klingt wie
Hohn, und doch entbehrt es leider nicht der Wahrheit! Noch unmöglicher
erſcheink es aber, wenn ſich die Beſitzer oder Inhaber ſolcher Räume,
trotzdem ſie die läſtigen Folgen mittragen müſſen, dem verſchließen, was
im Intereſſe der Geſſunderhaltung von Menſch und Tier gefordert
wer=
den darf, dem Kampf gegen die geſundheitsſchädigenden Inſekten. Nur
im Hinblick auf die unfere Geſundheit bedrohenden Auswirkungen ſind
doch ſchließlich all die zahlreichen Bekämpfungsarten erdacht worden und
nur in Anſehung der Zweckmäßigkeit in der Bedeutung für die
Volks=
geſundheit haben Reichs=, Landes= und Kommunalbehörden die Führmg
in dieſem Kampfe übernommen.
Die Stadtverwaltung Darmſtadt hat Mannſchaften und
Bekämp=
fungsmittel genügend zur Verfügung, ſo daß jeder Hausbeſitzer, der eine
Verwichtung der Schnaken, wie durch Polizeiverordnung vom 6. Februar
1913 gefordert, perſönlich durchzuführen nicht imſtande iſt, gegen die
Erſtattung geringer Selbſtkoſten ſich dieſer Pflicht in beſter Weiſe
er=
lebigen kann. Außerdem ſteht der Stadt aber durch dieſe
Polizeiver=
ordnung, auf welche alljährlich durch eine Bekanntmachung des
Polizei=
amtes hingewieſen wird, das Recht zu, das Erforderliche bei Säumigkeit
oder Unterlaſſung auf Koſten der Säumigen im Zwangswege
durchzu=
führen. Bis Mitte Februar iſt die günſtige Zeit für den
Vernichtungs=
feldzug. Wende ſich hiernach jeder Hausbeſitzer, falls ihm genügend
ſicher wirkende Mittel fehlen, alsbald an die mit der Bekämpfum der
Schnaken beauftragte ſtädtiſche Dienſtſtelle bei der Direktion der
Be=
triebe (Fernruf 3500) und helfe mit im Kampfe gegen die unſere
Volks=
geſundheit bedrohenden Schädlinge!
— Sängerehrungen. Für 40jährige Sangestätigkeit wurden vom
Heſſiſchen Sängerbund mit dem Ehrenbrief ausgezeichnet (abgeſchloſſen
bis 31. Dezember 1928). Geſangverein Liederkranz Berkach: Chr.
Schaffner, Fr. Kreuzer 3., Math. Burg, Dankel Burg, Ph. Gütlich
und Hch. Krumb. Sängerbund Alzeh: Aug. Kiſſel. Eintracht Alzeh:
Ad. Heil, Jak. Schimbold, Joh. Sonnik. Ohl’ſcher Männerchor Vilbel:
Ldg. Vömel, Jean Baier. Sängervereinigung Rüdesheim: Gg.
Schiebel=
huth. Mozartverein Darmſtadt. Franz Kaiſer. M. G. V. 1859
See=
heim: Chr. Pfeiffer. Sängerbund Bingen: Franz Kaiſer. Krieger=
Geſangverein Bechenheim (Rhh.): Wilh. Sipp, Ph. Förſter, Karl
Wiß=
mann, Joh. Riedel 3., Wenzeslaus Jungbluth, K. Em. Dexheimer, Ph.
Braun, Joh. Rocker, F. W. Dexheimer und Phil. Dexheimer.
Sänger=
bund Griesheim b. D.: Jak. Schmitt 2., Gg. Frank 1. Geſangverein
Klingenberg a. M.: Karl Gernhart, Joſ. Ant. Nicklas.
— Aerztlicher Dienſt. Am Neujahrstag, den 1. Januar, ſind
in Notfällen als Vertreter des Hausarztes folgende Aerzte erreichbar:
Dr. Bönning=Erbacherſtraße 8, Tel. 2020. Dr. Leydhecker=
Heinrichſtr. 23, Tel. 1975. Dr. Nauheim=Landwehrſtr. 14, Tel. 4200.
Feſtnahmen. Bei der Fremdenkontrolle wurde der vom
Amtsge=
richt Mainz zur Strafverbüßung ausgeſchriebene Schloſſer Hugo Köberle,
geb. am 29. Juni 1903 in Augsburg, feſtgenommen und dem
Amts=
gericht zugeführt. — Ein 42jähriger Hutmacher aus Beſſungen, der ſich
in letzter Zeit Frauen und Mädchen im Südoſtviertel der Stadt
un=
ſittlich genähert hat, konnte feſtgenommen und nach Ablegung eines
Ge=
ſtändniſſes wieder auf freien Fuß geſetzt werder.
Bp. Zimmerbrand. Im Wedekindweg (in der Waldkolonie) kamen
in einem Wohnzimmer aufbewahrte Feuerwerkskörper zur Exploſion.
Der im Zimmer aufgeſtellte Chriſtbaum wurde in Mitleidenſchaft
ge=
zogen, Perſonen kamen nicht zu Schaden. Die Feuerwehr war alarmie
konnte aber nach wenigen Minuten, da keine Gefahr mehr beſtand,
wieder abrüchen.
Bp. Verleihung der Rettungsmedaille. Die Verleihung der
Ret=
tungsmedaille wird, wie wir vom Miniſterium des Innern erfahren,
erfolgen, wenn die Medaille und der Vordruck für die
Verleihungs=
urkunde fertiggeſtellt ſind, womit in Kürze zu rechnen ſein wird. Es
liegen bereits eine große Anzahl von Anträgen auf Verleihung der
Me=
daille vor, über die dann entſchieden werden wird. Anträge auf
Ver=
leihung der Rettungsmedaille können jetzt ſchon bei den Kreisämtern
eingereicht werden. Vorausſetzung für die Verleihung der Medaille iſt
in erſter Linie, daß mit der Hilfeleiſtung eine beſonders erhebliche
Le=
nsgefahr für den Retter verbunden war und ein beſonderer Beweis
von Mut, Entſchloſſenheit und Selbſtaufopferung vorliegt. In den
Fäl=
len, in denen die Vorausſetzungen für die Rettungsmedaille nicht
ge=
ei ſind, die Tat aber doch eine beſondere Anerkennung verdient, oder
in Fällen, in denen der Retter einer Geldbelohnung vor der
Rettungs=
medaille den Vorzug gibt, wird eine Geldbelohnung gewährt.
Haben sie schon eine
Sppruhn ?
Preis A Mark
Nähere Auskunft an unseren Einlageschaltern
Städtische Sparkasse Darmstadt,
— Weihnachtsfeier der Singmannſchaft der Turngemeinde 1846. Die
Weihnachtsfeier fand im Kneipſaale des Turnhauſes ſtatt. Bis auſ d.
letzten Platz war der Saal von Mitgliedern ſowie Freunden und Gäſte
beſetzt. Die Feier nahm einen überaus ſchönen Verlauf, die allen
Teil=
nehmern noch lange in angenehmer Erinnerung bleiben dürfte. Schon
die wirkungsvolle Dekoration, die Mitglied Kuhn durch Tannengrün
und kleine Weihnachtsbäumchen mit Kerzen verſehen hergeſtellt hatte,
ſorgten für weihnachtliche Stimmung. Muſikſtücke für Klavier und
Vio=
line wurden in wirkungsvoller Weiſe abwechſelnd von Herrn
Chor=
meiſter Kehr, deſſen Söhnchen, Turner Möſer ſowie dem 1. Sprecher,
Herrn Profeſſor Becker, vorgetragen. Leuchtenden Auges lauſchten
auf=
merkſam die Kinder dem ausgezeichnet dargeſtellten Weihnachtsmärchen
„Das brave Lieſel und die böſe Gretel”. Auch die übrigen Beſucher
hatten ihre Freude an dem ſchönen Spiel. Mehrere Chöre der
Sing=
mannſchaft, in bekonnter ausgezeichneter Art vorgetragen, ſowie die
Baritonſolis von Turner Wundenberg, der mit ſeinem vorzüglichen
Vortrag und ſeiner ſympathiſchen Stimme beſonderen Applaus erntete,
ſtellten den geſanglichen Teil des Programms dar. Der
Weihnachts=
mann, von Turner König dargeſtellt, beſcherte den Kleinen Süßigkeiten
und hatte auch für eine Anzahl der Aelteven Geſchenke zu verteilen.
Auf humoriſtiſchem Gebiete wurden den Beſuchern ganz ausgezeichnete
Darbietungen gebracht. Das heitere Quartett „Der Nachtwächter”, von
vier Sängern ausgeführt, gefiel ſehr. Und erſt Herr Hildebrand mit
ſeinen beſonders guten, humorvollen Vorträgen, bei denen er mit
Zu=
gaben nicht kargte, ließen die Lachmuskeln nicht zur Ruhe kommen.
Zu aller Freude trat auch Frau Lamp auf den Plan, die in ihrer kaum
zu überbietenden Vortragskunſt mehrere humoriſtiſche Vorträge in
Darmſtädter Mundart zu Gehör brachte. Dem verdienſtvollen Leiter
der Singmnnſchaft, Herrn Kehr, wurde ein ſinniges, praktiſches
Ge=
ſchenk überreicht. Den fleißigſten Singſtundenbeſuchern des vergangenen
Jahres wurde in einer ehrenden Anſprache des 1. Obmannes gedacht,
die in ein freudiges dreifaches „Gut Heil” ausklang. Durch eine ſinnige
Einrichtung war dafür geſorgt, daß jedes Mitglied in den Genuß eines
Geſchenkes gelangte. Erſt in früher Morgenſtunde konnte man ſich von
der ſo ausgezeichnet verlaufenen Weihnachtsfeier trennen.
— Die Heilsarmee dankt allen Gebern für die freundliche Mithilfe
zum Weihnachtsfeſte. Wir konnten über 300 Familien und Kindern
eine Freude beveiten. Im Monat Januar gedenken wir einen
Mittags=
tiſch für unbemittelte einzurichten. Wer hilſt uns mit Kochherd,
Koch=
geſchirren, Tellern uſw.? Kartoffeln und ſonſtige Naturalien nehmen wir
dankbar entgegen.
Städt. Saalbau-Restaurant
Empfehle meiven preiswerten Mittag- u. Abendtlsch
Reichhaltige Tageskarte bei anerkannt guter Küche.
(420
— Rummel-Speeialbier — Münchner Löwenbräu (hell) —
— Weihnachtsfeier im Städtiſchen Aſyl für Obdachloſe. Am Heiligen
Abend fand auch im Städtiſchen Afyl für Obdachloſe (Blumenthalſtraße)
eine Weihnachtsfeier für die von der Landſtwaße gekommenen
Wander=
burſchen ſtatt. 67 Wanderer hatten ſich an dieſem Abend zum
Ueber=
nachten eingefunden. Beim brennenden Chriſtbaum wurde das
Abend=
eſſen, das die Küche des Städtiſchen Verſorgungshauſes reichlich und gut
zubereitet hatte, eingenommen. Nach dem gemeinſamen Geſang des
Liedes „O du fröhliche” hielt Herr Betriebsinſpektor Sallweh im Namen
der Stadtverwaltung eine kurze Anſprache. Es wurden dann die
Liebes=
gaben, Tabak, Zigarren, Zigaretten, warme Unterwäſche uſw. verteilt,
und in allen Geſichtern war frohe Weihnachtsſtimmung zu ſehen. Zum
Schluß gab es noch Kaffee und Kuchen, und nach dem Geſang des
Liedes „Stille Nacht” war die Feier gegen 10 Uhr abends zu Ende.
1. Die öffentliche höhere Handelsſchule.
Aufnahmebedingungen: Oberſekundareife oder Reife der
zehnklaſſiſchen Mädchenſchule.
Schulziel: Grundlegende theoretiſche, kaufmänniſch=
wirtſchaft=
liche Ausbildung vor Eintritt in einen kaufmänniſchen, wirtſchaftlichen
oder Beamtenberuf. Durchdringung breiter Volksſchichten mit tieferer
Erkenntnis der betriebs= und volkswirtſchaftlichen Vorgänge.
Schuldauer: Ein Jahr bei wöchentlich 32 Unterrichtsſtunden
vormittags.
Beginn Oſtern, Ferien mit den höheren Schulen am Ort.
Lehrplan:
Deutſch (mit Berückſichtigung wirtſchaftlich orientierter
Schrift=
ſteller) 2 Stunden. Engliſch (Lektüre und Korreſpondenz) 3 Stunden.
Franzöſiſch (Lektüre und Korreſpondenz) 3 Stunden.
Kauf=
männiſche Betriebslehre mit Korreſpondenz 4 Std.
Buchhaltung 3 Stunden. Kaufmänniſches Rechnen
einſchl. politiſcher Arithemetik 4 Stunden.
Wirtſchaftsgeo=
geographie mit Warenkunde 3 Stunden.
Volkswirt=
ſchaftslehre und Wirtſchaftsgeſchichte 2 Stunden.
Staatsbürgerkunde mit Rechtskunde 2 Stunden.
Kurz=
ſchrift 2 Stund. Maſchinenſchreiben 2 Stund. Turnen
2 Stunden.
Auf die Vorbildung wird bei der Auswahl und Geſtaltung des
Lehrſtoffes Rückſicht genommen. Beſichtigungen kaufmänniſcher und
techniſcher Betriebseinrichtungen ſind vorgeſehen; nach Möglichkeit wird
auch eine größere Studienfahrt gemacht.
Schulabſchluß: Schriftliche und mündliche Prüfung, von
deren Ergebnis der erfolgreiche Beſuch mit abhängt. Ausſtellung eines
Abgangszeugniſſes
Berechtigungen: Anrechnung des Handelsſchuljahres auf die
kaufmänniſche Praxis.
Schulgeld: Monatlich RM. 20.— für Schüler aus Darmſtadt,
auswärtige RM. 25.—
Die höhere Handelsſchule Darmſtadt iſt den preußiſchen
Handels=
ſchulen gleichgeſtellt.
2. Die einjährige Handelsſchule.
Aufnahmebedingungen: 1. erfolgreicher Beſuch der
neun=
klaſſigen Volksſchulen (Klaſſe mit erweiterten Schulzielen); 2. 11. Klaſſe
einer zehnklaſſigen höheren Mädchenſchule; 3. Obertertia 11. Klaſſe
einer höheren Lehranſtalt; 4. erfolgreicher Beſuch einer achtklaſſigen
Volksſchule (1. Klaſſe) und mindeſtens 2 Jahre Fortbildungsſchule.
In den Fällen 2 und 3 muß auf Verlangen ein Nachweis
geeig=
neter Vorbildung erbracht werden.
Schulbildung: Theoretiſche, kaufmänniſch=wirtſchaftliche
Aus=
bildung vor Eintritt in die kaufmänniſche Lehre oder den Beginn der
mittleren Beamtenlaufbahn. Für die Mädchenklaſſe ergänzend
Be=
rlickſichtigung der allgemeinen weiblichen Bildungserforderniſſe. Letztes
Ziel für alle: Erreichung allgemeiner Menſchenbildung durch die
Be=
rufsſphäre hindurch.
Schuldauer: 1 Jahr bei wöchentlich 30 Stunden vormittags.
Beginn Oſtern. Bei Austritt vor Abſchluß der Schule iſt der Schüler
zum Beſuch der Berufsſchule genau ſo verpflichtet, als ob die
Handels=
ſchule nicht beſucht worden wäre.
Lehrfächer: Deutſch, Korreſpondenz, Handelskunde, kaufm.
Nechnen, Buchführung, Wirtſchaftsgeographie mit Warenkunde und
Technologie, Bürgerkunde, Kurzſchrift, Schönſchrift, Maſchinenſchrift,
Volkswirtſchaftslehre, Wirtſchaftsgeſchichte (alle Fächer ſind verbindlich).
Berechtigungen: Anrechnung eines Jahres auf die kaufm.
Lehrpraxis, Befreiung von der Berufsſchulpflicht.
Schulgeld: Für Schüler aus Darmſtadt monatlich RM. 12.—,
für alle anderen RM. 20..
tir mi
3. Die zweijährige Handelsſchule.
Aufnahmebedingungen: I. erfolgreicher Beſuch der
achtklaſſigen Volksſchule (1. Klaſſe); 2. III. Klaſſe einer zehnklaſſigen
höheren Mädchenſchule; 3. Untertertia, III. Klaſſe einer höheren
Lehr=
anſtalt bei achtjährigem Beſuch. In den 2. und 3. Fällen muß auf
Verlangen der Nachweis geeigneter Vorbildung erbracht werden.
Schulziel: Theoretiſche, kaufmänniſch=wirtſchaftliche
Ausbil=
dung vor Eintritt in die kaufmänniſche Lehre oder den Beginn der
mittleren Beamtenlaufbahn. Für die Mädchenklaſſe ergänzend
Berück=
ſichtigung der allgemein weiblichen Bildungserforderniſſe. Letztes Ziel
für alle: Erreichung allgemeiner Menſchenbildung durch die
Berufs=
ſphäre hindurch.
Schuldauer: 2 Jahre bei wöchentlich 30 Stunden vormittags.
Beginn Oſtern.
Lehrfächer: Deutſch, Engliſch (beide Fächer mit kaufm.
Korre=
ſpondenz), Handelskunde, kaufm. Rechnen, Buchführung,
Wirtſchafts=
geographie mit Warenkunde und Technologie, Bürgerkunde, Kurzſchrift,
Schönſchrift, Maſchinenſchrift, Volkswirtſchaftslehre, Wirtſchaftsgeſchichte
(alle Fächer ſind verbindlich).
Berechtigungen: Anrechnung eines Jahres auf die
kauf=
männiſche Lehrpraxis, Befreiung von der Berufsſchulpflicht.
Schulabſchluß: Schriftliche und mündliche Prüfungen, nach
deren Beſtehen ein Abgangszeugnis ausgeſtellt wird.
Schulgeld: Für Schüler aus Darmſtadt monatlich RM. 12.—,
für alle anderen RM. 20.—.
— Schloß=Café. Heute abend findet eine große Sildeſter=Feier mit
Tanz ſtatt, morgen von 11—1 Uhr ein Frühkonzert, nahmittags und
abends große Neujahrs=Feſtkonzerte. Wie immer bringt am Mittwoch
das Nachmittags=Konzert ein ausgewähltes Programm, abends 8,15
Uhr: Geſellſchaftsabend. Auf die Veranſtaltungen ſei hierdurch
noch=
mals beſonders aufmerkſam gemacht. ( Näh. ſ. Anz.)
Lokale Beranſtalkungen.
Die hierunter erſcheſnenden Notizen ſind ausſchließlich als Hinwelſe auf Anzelgen zu betrachten.
in keinem Falle irgendwie als Beſprechung oder Kritiſt.
— Im Hotel Prinz Heinrich, Bleichſtraße, findet
Neujahr=
tag abend Konzert mit Tanz ſtatt. Der Beſuch wird beſtens
empfohlen.
Tageskalender für Montag, den 31. Dezember 1928.
Landestheater: Großes Haus: abends 18,30 Uhr. Außer Miete.
„Die Fledermaus”. — Kleines Haus: abds. 19 Uhr Zuſatzmiete VII (7)
„Theo macht alles”. — Orpheum: Geſchloſſen.
Perkeo
Tanz. — Turnhalle Woogsplatz: Silveſterfeier mit Tanz.
— Café Rheingold: Silveſterfeier mit Tanz. — Hotel Poſt
am Hauptbahnhof: Silveſterfeier mit Tanz. — Rheingauer
Weinſtube: Silveſterfeier mit Tanz. — Café Waldesruh
bei Traiſa: Silveſterfeier mit Tanz. — Oberwaldhaus:
Silveſterfeier mit Tanz. — Konzerte: Kaffee Rheingold, Hotel
Schmitz, Spaniſche Bodega, Weinhaus Maxim, Reſt. Bender, Stal
Malaga, Alte Poſt, Reichshof, Perkeo, Ratskeller, Reſt. Bismarckeck,
Darmſt. Hof. — Kinovorſtellungen: Union=Theater, Helia,
Palaſtlichtſpiele.
Tageskalender für Dienstag, den 1. Januar 1929.
Heſſ. Landestheater. Großes Haus: abends 18 Uhr. 4 9.
„Lohengrin”. — Kleines Haus: abends 20 Uhr. F 4. Gruppe 3 und 4
(Darmſt Volksbühne). „Candida”. — Orpheum: abends 8 Uhr:
Die Raſtellis im Reiche der Tiere. — Schloß=Café: vorm. von
—1, nachm. ab 4 Uhr, abds. 8,15 Uhr: Feſtkonzerte. — Hotel Poſt:
Neujahrsfeier. — Konzerte: Kaffee Rheingold, Hotel Schmitz,
Spaniſche Bodega, Weinhaus Maxim, Reſt. Bender, Stadt Malaga,
Alte Poſt, Reichshof, Perkeo, Reſt. Bismarckeck, Darmſt. Hof,
Rummel=
bräu. — Turnhalle Woogsplatz: nachm. 4 Uhr:
Weih=
nachts= und Neujahrsfeier. — Turngemeinde Beſſungen:
abends 7 Uhr Neujahrstanz. — Kinovorſtellungen: Union=
Theater, Helia, Palaſtlichtſpiele. — Konkordiaſaal: nachm.
½4 Uhr: Bahern=Verein, Weihnachtsfeier. —
Mathildenhöh=
ſaal: abends 8,30 Uhr Geſangverein „Frohſinn” Weihnachts= und
Neujahrsfeier. — Ludwigshöhe: ab 4 Uhr Künſtlerkonzert.
Kirchliche Nachrichken.
Edang. Geueinde Traiſa. Silveſter (31. Dezember), abends 8 Uhr:
Jahresſchlußendacht. — Neujahr, 1. Januar, vorm. 10 Uhr:
Haupt=
gettesdienſt.
Nummer 1
Dienstag, den 1. Januar 1929
Seite 7
einz
der
Aus Heſſen.
Die Bokſchaft.
Skizze von Alice Hathaway.
* Ach, dieſes fürchterliche Unglück, und noch dazu dieſe Plötzlichkeit,
mit der es kam.
Jane wußte, daß ſie ihr ganzes Leben lang kein einziges Detail dieſes
grauenvollen Morgens würde vergeſſen können. Es war ihr doch, als
fühle ſie noch Janes Abſchiedsküſſe auf den Lippen, als die ſchreckliche
Nachricht kam.
Plötzlich hatte die Telephonglocke ſchrill geläutet und eine fremde
ſcharfklingende Stimme hatte in die Muſchel gerufen: „Dort Mrs. James
Carrinton? Hier iſt das Metropolhoſpital. Mr. Carrington . . . ein
Un=
fall . .. wir befürchten das Schlimmſte.”
Er war damals ſchon tot geweſen, Jane hatte auch in ihrem Herzen
gewußt, als ſie ihren Bruder angerufen hatte, um ſeine Hilfe zu erbitten,
bevor ſie in blinder Haſt daran ging, ſich zum Ausgehen anzukleiden.
Aber obwohl ſie vom erſten Augenblick an auf das Schrecklichſte
ge=
faßt ſchien, ſo war ſie doch nicht darauf vorbereitet geweſen, ſo
furcht=
bares zu erfahren, wie man es ihr im Hoſpital mitteilte
Er war alſo wirklich tot, war das Opfer eines Straßenunfalles
ge=
worden. Er war ſo ſchrecklich zugerichtet worden, daß man aus Schonung
für die junge Frau ihre Bitte, den Toten ſehen zu dürfen, abſchlug;
ver=
gebens bat und flehte Jane, ſie noch einmal das geliebte Antlitz ſehen
zu laſſen, dann erbarmte ſich die Natur ihrer für eine Weile liebreich
und ließ ſie in eine wohltätige Ohnmacht ſinken.
Als ſie wieder zum Bewußtſein kam, lebte in Janes Seele nur ein
Gedauke, der ihr unaufhörlich als Frage auf die Lippen trat: „Hat Jim
mir gar kein letztes Wort, keine Botſchaft hinterlaſſen?
Sie fragte jeden, der ſich in der Nähe des Schwerverwundeten
auf=
gehalten hatte, Aerzte, Pflegerinnen, ja ſelbſt den Kutſcher des
Kranken=
transportwagens, der den Verunglückten ins Hoſpital gebvacht hatte.
Aber alles und alle gaben ihr dieſelbe Antwort: „Kein Wort, keine Silbe,
nicht die mindeſte Borſchaft.” Aber Jane wollte und wollte ſich wit dieſer
Antwort nicht abfinden.
„Denken Sie doch nach!” flehte ſie fieberhaft erregt.
Aber Jim hatte wirklich nichts geſagt, denn er war zu arg
zu=
gerichtet geweſen, um noch an jemanden, und wäre es auch die eigene
geliebte Frau geweſen, denken zu können.
Die Beſtattungsfeierlichkeiten mit all ihrem aufwühlenden Jammer
ließen das Herz der armen kleinen Witwe völlig kalt. Schier
teilnahms=
los ſaß ſie in ihrem Zimmer, grübelte und ſann. Wie konnte es nur ſein,
dachte ſie, daß er, ihr Geliebter, von ihr gegangen war, ohne ihr ein
Wort des Troſtes zu hinterlaſſen, ohne ein liebevolles Zeichen des
Ab=
ſchieds? Er hatte doch ſtets vorgegeben, ſie ſo heiß zu lieben, und nun
follte er ſie ſo völlig vergeſſen haben?
Dieſe Frage wurde für Jane beinahe zu einer Zwangsvorſtellung,
aus deren Bann ſie ſich wicht befreien konnte.
Die Wochen bergingen und nun waren ſchon faſt zwei Monate
vor=
bei ſeit jenem Tage, an dem Jim ein ſo ſchreckliches Ende gefunden
hatte. Aber der Zuſtand der jungen Frau wollte ſich nicht beſſern. Alles
Zureden der Verwandten und Freunde blieb erfolglos. Jane lebte in
einem apathiſchen Zuſtand dahin, aß und trank kaum und ſchloß ſich von
der Außenwelt völlig ab.
„O mein Liebling,” jammerte ihre Mutter, „womit könnte ich dich
denn nur tröſten?” Schwermüttig ſah Jane ſie an.
„Murter,” ſagte ſie, „der Gedanke will nicht von mir weichen, daß
Jim mir ein letztes liebes Wort hinterlaſſen haben muß. Wir
ver=
götterten ja einander ſo ſehr und ich kann es daher nicht glauben, daß
er meiner vergeſſend ſtarb. Irgendwo muß ich eine Botſchaft von ihm
finden. Vielleicht ſchrieb er noch in ſeinen geſunden Tagen ein
Teſta=
anent und deponierte es auf der kleinen Farm, die ihm gehört und in der
wir unſere Flitterwochen verlebten. Und darum will ich in den nächſten
Dagen dorthin reiſen und mir Gewißheit verſchaffen.”
Kein Widerſpruch und kein Abraten der Mutter konnte Jane von
ihvem Vorſatz abbringen. Ihr Entſchluß war gefaßt, und das einzige
was man erreichen konnte war, daß ſie einwilligte, die gute alte Tante
Nanch mitzunehmen, damit ſich dieſe ihrer auf dem Landgütchen in
Sorgfalt annehme.
Es war an einem ſchönen Junimorgen, da Jane den Zug verließ,
um mit einem kleinen Wagen die Carringtonfavm zu erreichen, auf der
ſie nun längere Zeit leben wollte und wo ſie Beruhigung für ihren
Schmerz zu finden hoffte. Ein Friede, wie ſie ihn ſeit Jims Tode nicht
mehr gekannt hatte, überkam ſie hier im Duft der unendlich vielen
Jasminſträucher, und es ſchien ihr faſt, als wollte dieſer Duft ihren
wilden Schmerz einlullen.
Und da war ja auch der Roſenſtrauch, den ſie gemeinſam mit Jim
gepflanzt hatte, und er trug nun Hunderte von Blumen, und Jane war
es, als flüſtere jede einzelne ihr zu: „Ich kannte deinen Geliebten und
weiß, wie teuer du ihm warſt. Ich bin eine Botſchaft ſeiner Liobe
an dich.”
Und Jane ſchrieb an ihre Mutter. „Es iſt hier wunderſchön. Ich
fühle mich von Tag zu Tag wohler. Botſchaft von meinem teueren
Jim habe ich ja hier auch leider keine gefunden. Vielleicht war es auch
kindiſch von mir, hier nach einer zu ſuchen. Und doch . . . manchmal will
es mir ſcheinen, daß ich hier großes erfahren werde . . ., daß ich hier
vielleicht eines Tages noch ſehr glücklich ſein werde.”
Wieder vergingen Wochen und Monate. Jane ſchrieb aber noch kein
Wort von Nachhauſekommen. Doch ihre Briefe an ihre Mutter wurden
von Tag zu Tag heiterer und zufried ner; und eines Tages hieß es in
einem Schreiben: „Und ſo werde ich hier vielleicht doch noch meine
Bot=
ſchaft finden.”
Und einige Tage ſpäter kam ein Telegvamm an die alte Frau:
„Mutter, kannſt du zu mir kommen? Ich fürchte vor Glück zu ſterben.”
Janes Mutter eilte zu ihrem Kinde ſo ſchnell ſie nur die ciſernen
Flügel der Bahn tragen wollten. Aber obwohl ſie ihre Ankunft vorher
angezeigt hatte, war nicht Jane ſelber, ſondern nur die alte Tante zur
Begrüßung am Bahnhof erſchienen. Sie führte die Mutter bis zu Janes
Zimmertür und ſagte dort mit fröhlichem Lächeln: „Tritt nur ein, liebe
Schweſter. Jane wird überglücklich ſein, dich zu ſehen. Und ſie hat dir
etwas zu zeigen. Sie nennt es zwar „eine Bovſchaft”, aber ich weiß nur,
daß es das ſchönſte Baby iſt, das ich je ſah. Und es hat dieſelben blauen
Augen wie ſein Vater.”
Aa. Eberſtadt, 29. Dez. Der Arbeitsmarkt im Jahre
1928. Im Jahre 1928 war die Arbeitsmarktlage in Eberſtadt
zeir=
weiſe ſehr angeſpannt. Die höchſte Arbeitsloſenziffer mit rund 340
Er=
werbsloſen wurde Ende Februar feſtgoſtellt. Der niedrigſte
Arbeits=
loſenſtand (mit rund 100 Arbeitsloſen) wurde Ende Juni beobachtet.
Stark amgeſpannt wurde die Arbeitsmarktlage wieder ſeit Dezember
dieſes Jahres. Die Zahl der Arbeitsloſen beträgt gegenwärtig mehr
als 200. Die Gemeinde bemühte ſich, durch Notſtandsarbeiten aller Art
(z. B. Kanaliſation, Straßenrenovierungen) einen Ausgleich zu ſchaffen.
— Schulſtatiſtik. Im Jahre 1928 war die Eberſtädter Volksſchule
vor: rund 900 Kindern beſucht. Neu auſgenommen waren an Oſtern
rund 160 Kinder. Der Schule ſtehen ſeit 1928 zwei Rektoren (Nekto=
Becker und Rektor Storck) vor. Es wurden auch wieder
Schulſpeiſun=
gen durchgeführt.
Eberſtadt, 29. Dez. Zu der am 25. I. Mts. an dieſer Stelle
gebrach=
ten Noliz über „Schadliugsbekämpfung” wird uns folgendes berichtet:
Im Anſchluß an den am 21. I. Mts. hier ſtattgefundenen
Gemarkungs=
rundgang fand eine gutbeſuchte Verſammlung von Obſtbauintereſſenten
ſtatt. Nach einem Lihtbildervortrag über die wichtigſten Schädlinge des
Obſt= und Gartenbaues von dem Vorſitzenden des hieſigen Obſt= und
Gartenbauvereins, Herrn Lehrer Pörtner, beſprach Obſtbauinſpektor
Behne vom Landwirtſchaftskammer=Ausſchuß Darmſtadt die zur Zeit
wichtigſten obſtsaulichen Aufgaben. Ganz beſonders wurde auf eina
ſtärkere Betätigung auf dem Gebiete der Schädlingsbekämpfung
hin=
gewieſen. Es wurde dabei nachdrücklichſt betont, daß es ſo, wie die
Schädlingsbekämpfung bisher geübt wurde, nicht mehr weiter geben
könne, wenn den imrmer mehr auftretenden Krankheiten und tieriſchen
Schädlingen Einhalt geboten werden ſoll. Nach dieſen Ausführungen
war die Verſammlung ohne Viderſpruch der Auffaſſung, daß eine
all=
gemeine und zweckentſprechende Durchführung der S hädlingsbekämpfung
nur von der Gemeinde auf Grund einer diesbezüglichen Verordnung
möglich ſei. Ein Vertrete= der Landwirtſchaft bemerkte dazu, daß er
ſeine grundſätzliche Stellungnahme gegen derartige Verfügungen
revi=
dieren müſſe, da er einſehe, daß eine größere Betätigung in dieſer
Hin=
ſiet notwendig ſei, die ohne weiteres aber niemals erreicht werden
würde. Aus der Verſammlung heraus wurde der Vorſitzende des Obſt=
und Gartenbauvereins erſucht, dieſerhalb bei der Gemeinde vorſtellig zu
werden. Unter Bezugnahme auf die oben erwähnte Notiz kann es ſich
demnach vorerſt noch niht darum handeln, daß Baumbeſitzer, die ihre
Bäume behandelt haben möchten, dieſes bei der Bürgermeiſterei
be=
ſtellen, vielmehr wird ſich demnächſr der Gemeinderat mit dieſer Frage
zu befaſſen haben. Bleibt es den einzelnen Baumbeſitzern wie bisher
uberlaſſen, ſeine Bäume zu behandeln oder nicht, dann wird hier ein
nennenslverter Fortſchritt in dieſer Hinſicht wohl niemals erzielt werden
und die von ſeiten der Landwvirtſchaftskammer dem Kreisobſtbauverband
aur Verfügung geſtellten größeren Baumſpritzen werden zur Benutzung
für Eberſtadt wicht in Be=racht kommen, wenn nicht ein entſprechend
großer Baumbeſtand zur Behandlung ſteht.
Aa. Nieder=Beerbach, 29. Dez. NeuerOmnibus. Seit kurzem
verkehrt auf der Autobuslinie Darmſtadt—Eberſtadt—Mühltal—Nieder=
Bcerbach ein neuer Omnibus, der modernſter Bauart iſt.
— Traffa, 31. Dez. Wie alljährlich, findet heute abend um 8 Uhr
eine Jahresſchlußandacht ſtatt. Die Andgeht wird nach der bekannten
ſchönen Liturgie gehalten, mit Predigt.
G. Ober=Ramſtadt, 29. Dez. Die vom Gemeinderat beſchloſſene
Ge=
meindehundeſteuer für 1929 mit 6.— RM. dro Jahr für jeden Hund
fand die aufſichtsbehördliche Genehmigung.
— Werſau, 29. Des. Am 1. Januar, abends, veranſtaltet im Saale
Trautmann der Sportverein 192) ſeinen Theaterabend. Zur
Auffüh=
rung gelangt das romantiſche Volksſtück von Karl Siber „Das
Köhler=
kind vom Wildbachgrund” in 3 Akten. Ferner geht der luſtige Schwanl
„Bliemchen als Wachsfigur” in einem Akt über die Bretter.
— Lützelbach i. Odw., 29. Dez. Der Präſident des Kriegervereins
Neunkirchen=Lützelbach, Herr Wilhelm Noth, feiert in körperlicher ſowie
geiſtiger Friſche am 2. Januar ſeinen 70. Geburtstag. Für ſeine dauernde
treue Fürſorge, die er ſtets dem Verein in rührigſter Weiſe erwies, wird
ihm zum Dank vom Verein ein Geſchenk überreicht.
Le. Groß=Umſtadt, 29. Dez. Motorpflugführerkurſus.
Zu dem vor Weihnachten zu Ende gegangenen vierwöchigen
Motor=
pflugführerkurſus, der von der Landwirtſchaftskammer für Heſſen und
derjenien für den Regierungsbezirk Wiesbaden in Gemeinſchaft
mi=
den „Deulawerken” zu Seeſen veranſtaltet worden war, ſei noch
ergän=
zend bemerkt, daß die „Deulawerke” in keiner Weiſe am der Lieferung
von Motorpflügen intereſſiert ſind. Es handelt ſich hierbei lediglich
um die Aushildung von Motorpflugführern im Intereſſe der
Landwirt=
ſchaft. Der Unterricht wurde theoretiſch und praktiſch von dem
Perſo=
nal der „Denlawerke” — zwei Diplomingenieuren, einem Obermonteur
und vier Pflugführern — erteilt. Die Bewohner unſerer Stadt zeigten
für die Veranſtaltung in jeder Hinſicht das größte Entgegenkommen.
Die meiſten der 26 Teilnehmer hatten ihr Standquartier in dem als
außerſt gediegen bekannten Gaſthaus „Zur Brücke” (Brückenohl)
aufge=
ſchlagen, deſſen ſelbſtgezogener „Steinkrück” eine ganz beſondere
An=
ziehungskraft ausübte. Lehrer und Schüler waren äußerſt zufrieden
und unſere Stadt hatte Gelegenheit, ihren guten Ruf aufs neue zu
be=
währen.
r. Babenhauſen, 29. Dez. Die öffentliche Gemeinderatsſitz
ung beſchäftigte ſich zunächſt mit der Vergebung der Einfriedigungs
arbeiten an dem neuerbauten Doppelwohnhaus am Speſſartplatz. Die
Zimmerarbeiten erhielt Herr Ph. Monat zum Angebot von 383,80 RM.,
die Schloſſerarbeiten Herr Kolb zu 225 RM. Ein Geſuch der
Süddeut=
ſchen Reklamegeſellſchaft m. b. H., Sitz Darmſtadt, wegen Verwendung
der Anſchlagstafeln wird abgelehnt. Zur Beſetzung der durch die
neu=
erbaute Waſſerleitung erforderlichen Rohrmeiſterſtelle haben ſich 10
Be=
werber gemeldet. Der Monteur Fr. K. Kloos wird durch ſchriftliche,
geheime Abſtimmung mit 9:6 Stimmen gewählt; er übernimmt ab 1.
Januar 1929 ſeinen Dienſt. Von dieſem Zeitpunkt ab iſt auch das
Waſ=
ſergeld, das monatlich durch den Rohrmeiſter erhoben wird, zu dem
früher feſtgelegten Tarifpreis zu zahlen. Die Waſſerleitungskommiſſion
wird in Gemeinſchaft mit einer noch zu berufenem Kommiſſion die Höhe
der Gebühren von Geſchäftsleuten, die einen übernormalen Waſſerbedarf
haben, feſtſetzen. Zwecks Beitreibung von Gemeindeſteuern wird
einſtim=
mig der Beſchluß gefaßt, gegen dem früheren Wirt H. das
Zwangsver=
ſteigerungsverfahren einzuleiten. Das Geſuch zweier früheren
Gemeinde=
bedienſteten um Gewährung einer laufenden monatlichen Unterſtützung
wird abgelehnt. In Beantwortung einer Anfrage des Geſangvereins
„Eintracht” wird erneut beſchloſſen, daß jährlich jedem Geſangverein
die Steuer für eine Vereinsveranſtaltung erlaſſen werkem ſoll. Am Ende
der Sitzung dankt der Vorſitzende dem Gemeinderat für ſeine während
des vergangenen Jahres geleiſtete produktive kommunale Arbeit in 25
ordentlichen und 40 Kommiſſionsſitzungen und ſchließt mit einem
Neu=
jahrswunſche.
b. Erbach i. O., 29. Dez. Bezirksſparkaſſe Erbach. Die
Zinsſätze bei der Kaſſe betragen ab 1. Januar 1929: a) für Hypotheken
und Gemeindeſchuldſcheine 9 Prozent, h) im Konto=Korrentverkehr (Soll)
und Privatſchuldſcheine 9½ Prozent, c) für Spareinlagen bei
ein=
tägiger Kündigung 61” Prozent, bei monatlicher Kündigung und von
7. aufwärts 7½ Prozent, im Konro=Korvent
Beträgen von 3000 9
(Haben) 5 Prozent. Mit dieſer Regelung, die ſämtliche Sollzinſen um
½ Prozent p. a. ermäßigt, hat die Kaſſe der Wirtſchaft des
ausgedehn=
ten Kaſſenbezirks eine, wenn auch nur beſcheidene, ſo doch ſehr anerken=
— Lau3 Entſpannung und Erleichterung gebracht.
Fubenſtreiche Auch jetzt werden, wie in früheren Fällen, an der
Umzäunung der katholiſchen Kirche wieder Beſchädigungen durch
Um=
knicken der eiſernen Gitterſtäbe bemerkt. Beim Verſuch, dieſelben
zurück=
zubiegen, brechen ſie ab, ſo daß das Gitter im Laufe der Zeit ruimiert
wird. Hoffentlich gelingt es den Bcmühungen der Polizei, die
Roh=
linge zu faſſen, um ihnen einen Denkzettel zu verabreſichen. —
Ge=
flügelausſtellung. Der Brieftaubenzuchtverein Erbach, der
dem Verband Deutſcher Brieftaubenzuchtvereine angeſchloſſen iſt,
veran=
ſtaltet am 12. und 13. Januar k. J. eine Geflügelausſtellung größeren
Stils, an der ſich auch Nichtmitglieder beteiligen können. Hoffentlich
finden die idcalen Beſtrebungen des Vereins durch zahlreiche Beteili=
— Der kalten Witterung der letzten
gung gebührende Unterſtützung.
Tage ſind linde Lüfte gefolgt, die in Verbindung mit Regenſchauern
die ſchöne Schneedecke hinweggefegt haben. Der Winterſport iſt daher
vorerſt beendet.
Bn. Hirſchhorn a. N., 29. Deß. An Weihnachten fand die
General=
verſammlung des Kleinkaliberſchützenvereins (K.K.S.) Hirſchhorn im
Gaſthaus „Zur Krone” dahier ſtatt. Nach der Begrüßung des 1.
Vor=
ſitzenden, Herrn Joh. Ludwig Mathes jr., erſtattete der Rechner, Herr
Willi Klump, den Rachnungsabſchluß. Das Ergebnis desſelben
ge=
ſtaltete ſich folgendermaßen: Einnahme 267,84 RM., Ausgabe 169,66
Reichsmark, mithin ein Kaſſenvorrat von 98,18 RM. Wegen dem
herzu=
richtenden, bzw. einem neu an der Hainbrunner Straße zu errichtenden,
beſſer gelegenen Schießſtande wurde eine Kommiſſion ernannt, die evtl.
einen in Frage kommenden Platz ausſuchen ſoll. Hieran ſchloß ſich die
Verſtandswahl. Die ausſcheidenden Mitglieder wurden, mit Ausnahme
des Schriftführers, Herrn Karl Belzner, der ſein Amt niederlegte,
durch Akklamation wiedergewählt. Das Amt eines Schriftführers
über=
nahm noch der Rechner, Herr Willi Klump. Als Sachverwalter wurde
Herr Karl Brettel jr. neu in den Vorſtand gewählt.
— Hirſchhorn a. N., 29. Dez. Waſſerſtand des Neckars
am 29. Dezember 1,87 Meter, am 30. Dezember 2,44 Meter.
Aa. Neckarſteinach, 29. Dez. Neue Omnibuslinie.
Dem=
nächſt ſoll zwiſchen Neckar’teinach und Neckargemünd eine Autobuslinie
errichtet werden. Wie verlautet, wird der Betrieb der Linie in den
Hän=
den der Heidelberger Straßen= und Bergbahn=A. G. liegen.
Bb. Bensheim, 30. Dez. Die erſte dieswinterliche ſtädtiſche
Holz=
verſteigerung, in der Brenn= und Nutzhölzer vom Diſtwikt Niederwald
zum Ausgebot gelangten, erzielte im allgemeinen recht gute Preiſe bei
lebhaftem Bieten ſeitens der zahlreichen Intereſſenten. Es wurden
geboten für je 2 Raummeter: Buchen=Scheitholz 28—36 Mk., Knüppel
17—18 Mk., Stöcke 10—18 Mk., für 50 Wellen 10 Mk., Eichen=Scheit
20—40 Mk., Knüppel 12—20 Mk., Stöcke 8—10 Mk., Lärchen=Scheit 18
Mark, Knuppeſ 10 Mk., Hainbuche=Schdit 27 Mk., Knüppcl 23 Mk. Das
Nutzholz erzielte für Buche je Feſtmeter 3.—5. Klaſſe 40 Mk., Eiche
95 MMk., Lärche 1b—3. Klaſſe 45 Mk., Fichte 1b Klaſſe 44 Mk. Die
Ver=
ſteigerung wurde genehmigt, doch iſt die Abfuhr infolge der
aufgeweich=
ten Zufahrts= und Waldwege vorerſt noch unterſagt.
— Gernsheim a. Rh., 29. Dez. Waſſerſtand des Rheins
am 29. Dezember 0,62 Meter, am 30. Descmber 1.43 Meter.
P Mörfelden, 30. Dez. Um die Erbauung eines Volkshauſes mit
Einrichtungen für Turn= und Sportveranſtaltungen uſw. ſicherzuſtellen,
hat der Gemeinderat beſhloſſen, der Bezirksſparkaſſe in Groß=Gerau
für ein Baudarlehen von 50 000 RM. unter der Bedingung Bürgſchaft
zu leiſten, daß nach Fertigſtellung des Brues auch das von der Gemeinde
verbürgte Baukapital an erſter Stelle als Sicherheitshypothek ins
Grundbuch eingetragen wird, und daß der Gemeinde gegenüber von der
Baugenoſſenſchaft zahlungsfähige Rückbürgen geſtellt werden. Außerdem
marht der Gemeinderat die Bürgſchaft von der Bedingung abhängig,
daß die in dem Volfshauſe zu errichtenden Turn= und
Sporträumlich=
keiten der hieſigen Volksſchule zu Untervichtszwecken zur Verfügung
ge=
ſtellt werden müſſen.
Lpd. Nidda (Oberheſſen), 30. Dez. Ein großer
Gutsver=
kauf in Oberheſſen. Das der Gräflich Solms=Laubachſchen
Ver=
waltung gehörige Hofgut Uthe, das bekanntlich als der beſte Hof der
geſamten Wetterau gilt und etwa 700 Morgen Land umfaßt, iſt in den
letzten Tagen zum Preiſe von einer Million Reichsmark in den Beſitz
des Fabrikanten Winn in Heuchelheim bei Gießen übergegangen. Dem
ſeitherigen Pächter wurden als Abſtand 150 000 RM. gezahlt, ſein
Er=
lös aus totem und lebendem Inventar wird auf 250 000 RM. geſchitzi.
gmmt
9at
Ranoſämrgrogränme.
Frankfurk.
Dienstag, 1. Jan. 12: Morgenfeier, veranſtaltet vom
Wart=
burgverein Frankfurt. 0 13.30: Mittagsſtändchen des Funkorcheſters,
O 15.05: Stunde der Jugend. O 16: Konzert des Funkorcheſters.
O 18.30: Leſeſtunde. Aus der Erzählung „Das Mädchen mit den
Goldaugen” von H. Balzac. Sprecher: Studtmann. o 19.30:
Cello=Konzert. Sonaten von Pijper, A. Tſcherepnin und Debuſſy.
Ausf.: Albert van Doorn (Cello), Erich Itor Kahn (Klavier),
O 20.30: „Neujahrs=Abend” (mu ikaliſch=literariſche Veranſtaltung),
O Anſchl.: Schallplatten. „Erinnern Sie ſich?‟
Skukkgark.
Dienstag, 1. Jan. 11: Freiburg: Kathol. Morgenfeier. Mitw.:
Mſgr. Dr. Gröber, M. Schlager (Klavier), K. Hagenunger (
Har=
monium). Hugo Stoffel (Violine), Th. Kellner (Cello), o 12:
Schloßplatz Stuttgart: Promenadekonzert. O Anſchl.: Schallplatten,
o 14.30: Frauenſtunde. Frau Liebert: Gedanken zum
Jahres=
wechſel. O 15: M. F. Mendelsſohn: Zur Pſychologie des Baſtlers,
heitere Funkgrotesken. O 15.30: Märchen.
7. A. Böhringer.
: Neujahrsbeſuch. Eine heitere mauſikal. Improviſation von
O
C (
truve. Funkorch., Leitung: Fr. Künſtner. O 18.15: Graf v
Reiſchach: Bi’der aus Nordbralilien. O 18. 15: Th. Brandt: Ludwig
Uhland in Wien. O 19.15: Dr. Rüdiger: Das
Auslanddeutſchtun=
im Jahre 1928. O 20: Aus Mozarts Lebenswerk. Einf. Vortrag:
Prof. Nagel. Mitw.: Margarete Olden=Mehlich (Alt), G.
Beer=
wald (Violine), P. Naumann (Flöte), C. Heß (Viola), L. Schuner
(Cello), Philharmon. Orch., Stuttgart (Dirig.: E. Kahn). Quartett
für Flöte, Violine, Viola und Cello. — Ombra felice, Konzertarie
für Alt und Orcheſter. — Adagio für Violine und Orcheſter.
Notturno für vier
Orcheſter. —
Marſch in D=dur für Orcheſter.
O 21.15: „Menuett.” Ein Scherzo aus dem Rokoko von Valerian
Tornius.
Spielleitung: E. Stockinger. Perſ.: Die Marquiſe von
San Gil: Madeleine, ihre Tochter; der Graf Rochefort; ſein Neffe
Pierre Philippe: Der Abbe Claude Abandon; der Diener Jean. Der
Schauplatz iſt das Schloß des Grafen Roche ort an einem
Sommer=
nachmittag des Jahres 1760. O Anſchl.: Operettenmuſik. Mitw.:
Mitw.: Käte Mann, H. Hanus. Funkorch. Strauß: Ouv. „
Wald=
meiſter” — Kalman: Watzer aus „Die Czardasfürſtin”. —
Offen=
bach: Ouv. „Orpheus in der Unterwelt”.
Hirſch: Eine Frau
wie ich! — Gilbert: Ich hab’ ſo Angſt vor den Frauen. — Arnold:
Boſton. — Gellert: Duett: Unter der blühende Linde. — Zeller:
Walzer aus „Der Vogelhändler”
Fall: Heut will einer ſein
Glück bei mir machen. — Arnold: Blues.
Lehar: Mädchen,
v. Mädchen! — Aſcher: Duett aus „Weib im Pürplit”.
Berlin.
Dienstag, 1. Jan. 8.55: Glockenſpiel der Potsdamer
Garniſon=
kirche. 9: Morgenfeier. Anſprache: Pfarrer Hertel, Charlottenburg.
Mitw.: Chor der Erlöſerkirche, Othmar Wolsky (Bariton). o An
ſchl.: Glockengeläut des Doms. o 11.30: Vormittagskonzert.
Koßleck’ſcher Bläſerbund, Leitung: Obermuſikmeiſter Gleue. Golde
Feſtreveille: Nun danket alle Gott. — Mehul: Ouv. „Joſeph
in Aegypten” — Schubert: Moment muſical. — Hackenberger:
Deutſches Gebet. — Eckert: Fackeltanz über Motive aus Wagners
Die Meiſterſinger”. — Hübner: Der ſtolze Reiter, Marſch. — Kling:
ie Perlen. — Strauß: Melodien aus „Die Fledermaus”
Arndt: Gruß an Mecklenburg. O 16: Georg Schnarke: Ein Gana
urch das Berliner Zeughaus. o 16.30: Unterhaltungsmuſik.
Dr. Becces Sinfoniker. 19: Dr. Günther: Nachfolger Adolf
Glaßbrenners im zwanzigſten Jahrhundert. 19.39: W. B. Sachs
und E. Perzina: Von gelehrten Papageien und ihrer Dreſſur.
(Experimentalvortrag mit lebenden Tieren vor dem Mikrophon.)
D 20: Sendeſpiel: „Zigeunerliebe.” Romantiſche Operette in drei
Teilen. Muſik von Fr. Lehar. Leitung: C. Bronsgeeſt. Dirigent:
Seidler=Winkler. Perſ.: Peter Dragotin; Zorika, ſeine Tochter;
Jonel Bolescu; Kaietan. Dimitreanu,
Jolan, Dragotins. Nichte;
-
Sohn des Bürgermeiſters; Joſzi, der Spielmann, Zigeuner; Ilona
Lirt; Bojaren. Bojarinnen; ungariſche
von Köröſhaza; Mihaly, 2
Kavaliere und Offiiere: Damen; der Bürgermeiſter; rumäniſche
und ungariſche Burſchen und Mädchen; Zigeuner; Kellnerinnen;
Dorffugend. 1. Teil: Auf dem Jagdſchloſſe des Bojaren Dragotin
in Rumänien; 2. Teil: In einer Czarda auf dem Gute der Ilona
von Köröſhaza; 3. Teil: Saal auf dem Jagdſchloſſe. O Anſchl.:
Tagesnachrichten.
Deutſche Welle. Dienstag, 1. Jan. Glockenſpiel der Poksdamer
Garnionkirche. O 9: Morgenfeier. Anſprache: Parrer Hertel,
Char=
lottenburg. O Anſchl.: Glockengeläut des Berliner Doms. O 11.30:
Vormittagskonzert. Kosleck’ſcher Bläſerbund, Leitung: Obermuikm.
Gleue. O 13.45: Bildfunkverſuche. 16: G. Schnarke: Ein Gang
durchs Berliner Zeughaus. O 16.30: Unterhaltungsmuſik. Dr.
Becces Sinfoniker. O 19: Dr. Günther: Nachfolger Adolf
Glas=
brenners im 20. Jahrhundert. S 19.30: W. B. Sachs und E.
Perzina: Von gelehrten Papageien und ihrer Dreſſur, (
Experimental=
vortrag mit lebenden Tieren vor dem Mitrophon./ 20: Sendeſpiel:
Zigeunerliebe. Romantiſche Operette in drei Teilen von Franz Lehar.
O Anſchl.: Preſſenachrichten.
Wekkerbericht.
Die Wetterlage geht noch keiner Beſtändigkeit und Beſſerung
ent=
gegen, denn über den britiſchen Inſeln befindet ſich ein Druckfallgebiet,
das auch unſeren Bezirk abermals beeinfluſſen wird. —
Ausſichten für Montag, den 31. Dez. 1928. Unbeſtändiges, wechſelnd
wolkiges Wetter mit zeitweiſen Niederſchlägen, Temperaturen nur wenig
verändert.
Ausſichten für Dienstag, den 1. Januar 1929. Meiſt wolkig mit
gelegentlich vereinzelten Niederſchlägen, Temperaturen um Null und
darunter. —
Hauptſchrittleitung. Rudolf Maup=
Verantwortlich für Polltik und Wirtſchaft: Rudolf Maupe; für Feuilleton, Reich und
Ausland und Heſſiſche Nachrichten: Max Streeſe; für Sport: Dr. Eugen Buhlmant
für den Handel
Dr. C. H. Queiſch für den Schlußdienſt: Andreas Bauer;
„Die Gegenwart‟ Dr. Herbert Nette; für den Inſeratenteil
IIp Kuble: Druck
und Verlag: L. C. Wittich — ſämtlich in Darmſtadt
Für unverlangte Manuſkripte wird Garantte der Rückiendung nict übernommen.
Die heutige Nummer hat 24 Geiten.
NA
DAL!
Von Dr. med. Otto Greither
In unseren 33 Großstadtkilialen sind auch vollwertige Retorm-Nahrungsmittel erhältlich
Hervorragende Erfolge und glänzend bewährt bei
chronischen, noch beeinftußbaren Krankheiten
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II Mch 3820
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Filiale: Darmstadt, Karlstraße 1, Telephon 895
Seite 8
Dienstag, den 1. Januar 1929
Nummer 1
Unſerer werten Kundſchatt,
Freun=
den und Bekannten die
herzlichſten
Glückwünſche
zum
Jahreswechſel!
Gleichzeitig ſagen wir auf
dieſem Wege Allen für die
anläßlich unſerer
Verlobung
ſo zahlreich erwieſenen
Glück=
wünſche und Geichenke
herz=
lichen Dank.
Frau Eliſabeth Heeb, Metzgerei, Hügelſtraße 29
Thomas Wilz, Bäckerei, Luiſenſtraße 30
330
Unserer verehrten Kundschaft
Freunden und Gönnern
wünschen ein
glüokliohes neues Jahr!
—75
Ludwis Kürter
Elisabethenstr. 55
Wilh. Kühler
Har Krechel
Riedeselstraße
Heinrichstr. 113
Telephon 1570.
289
O
eeooeeeoee
Unſeren werten Kunden, Gäſien, Bekannten und Verwandten
die herzichſten Glückwünſche zum neuen Jahre!
Familie Leonhard Haußner
Gaſtwirtſchaft „Zum guten Schoppen” und Kohlenhandlung
Heinrichſtraße 44 Telephon 1291
(347
DocTC
Unſerer werten Kundſchaft, Freunden
und Bekannten ein herzliches
8
ProſitNeujahr!
Familie H. Volz
*
Holz= und Kohlenhandlung
Gervinusſtr. 34 (342) Telefon 2314
Soce6
Meinen werten Gäſien, verehrl.
Kund=
ſchaft, Freunden und Bekannten
herzl. Glückwünſche
zum neuen Jahre!
Frau Joh. Heif, Ww.
Gaſihaus zum Kaiſer Friedrich
Nieder=Ramſtädter Straße 71 335
Oc4
„
0o
Unſerer werten Kundſchaft, allen
Freunden und Bekannten
herzlichſie Glückwünſche
zum neuen Jahr!
Metzgermeiſter Peter Weber e
und Familie
Feldbergſtraße 77 (*) Fernruf 2170
Sot
2o
Die beſien Wünſche zum
Jahreswechſel
meinen werten Gäſten, Freunden und
Bekannten.
Jean Geßner
Thüringer Hof
Unteren werten Gäſten, Freunden.
Bekannten, ein
Proſit Neujahr!
Familie Heinrich Speier
Frank urterſiraße 57. (343
Restaurant
Bismarckeck
Inh. Ph. Dörr, Darmſiadt
Ecke Bismarck= und Wendelſtadtſtraße
Meinen lieben Stammgäſten, Gäſten,
Freunden und Bekannten ein kräftiges
Prosit Neujahr!
Gut bürgerlicher Mittagstiſch.
Reichhaltige, preiswerte Abendkarte.
Silvester und Neujahr
KONZERT.
(339
Meinen werten Kunden, Freunden
und Bekannten
zum Jahreswechſel
die herzlichſten Glück=
und Segenswünſche!
Heinr. Mattheß und Familie
Lebensmittel
Liebfrauenſtr. 58, Ecke Pankratiusſtr.
Telefon 3947
(332
Allen Gäſten, Verwandten und
Bekannten ein
Proſitskeujahr!
Gg. Arnold und Familie
Bismarckſtraße 107. (333
Kühler Grund
im he rlichen Mühltal
von Eberſtadt 25 Minuten
— Autobus=Halteſtelle —
diel Glück
im neuen Jahr!
zz5) Familie Illig
Meiner werten Kundſchaft
die beſten Wünſche
z m neuen Jahr!
Peter Vogel
Ochſen=, Kalbs=, Hammel= u. chweinemetzgerei
Karlſtraße 119
Proſit Neujahr!
Maſchinenſtrickerei
Braunwarth
im Hauſe der Heilsarmee —
Prutt
Nauiase!
Gummibereifung u Uulkaniſieranskall
(el. 848 Waldſtr. 32 kel. 842
Unſerer werten Kundſchaft, Freunden
und Gönnern
die herzlichſten Wünſche
1.
zum Jahreswechſel!
Peter Gräber und Familie G
287
Schweinemetzgerei
Darmſtadt
Schuſtergaſſe 11 G
Unſerer verehrlichen Kundſchaft
Freunden und Gönnern
die herzlichſten Wünſche
zum Jahreswechſel
(20
Kronenbrauerei
Gebrüder Wiener, Darmſtadt.
Meiner werten Kundſchaft, Freunden
und Bekannten die herzlichſten
Glück=und Segenswünſche
zum Jahreswechſel!
Willy Fuchs und Frau
Holzſtraße 2
282
Meiner werten Kundſchaft, Freunden und
Bekannten
die beſien Wünſche zum
neuen Jahre!
Ludwig Roßmann, Metzgermeiſfer
Nieder Ramſtädterſiraße 57b
Allen unſeren lieben Gäſien,
sS
Freunden und Bekannten
(279
die beſten Wünſche
zum Jahreswechſel
Familie Friedrich Kuhrg
Konditorei, Kaffee, Grafenſir. 12
298
Allen Freunden und Bekannten
ſowie unſerer werten Kundſchaft
Familie
Familie
Ludwig Kunz
Hermann Kunz
Metzgermeiſter
Metzgermeiſter
Neujahr 1929
Kaſinoſtraße 15.
(281
Ihrer werten Kundſchaft
Nach=
barſchaft, Freunden und
Be=
kannten, ein herzliches
R
Brofit Neujahr
wünſchen die Bäckermeiſter
Peter Sauer, Schuſtergaſſe 17
Phil. Sauer, Georgenſtraße 13
Heinr. Weber Bechſtraße 2. (
Unseren lieben Stammgästen,
Gästen Freunden und
Bekannten
ein kräftiges
Prosit Heujahr!
Familie Dörr.
Ueber Neujahr guten bürgerl.
Mittagstisch, reichhaltige
preis-
werte Abendkarte.
Ia Ausschankweine, Glas von
40 Pfennig an. (320
Herzlichſten Glückwunſch
zum neuen Jahr!
Familie Grohe
Brauerei zum Erbacher Hof
Telephon 2355.
(323
Unſeren werten Kunden und
Gäſien die herzlichſten
Glückwünſche zum
Neuen Jahre!
Konrad Gräffu Frau
Gaſiwirtſchaft und Metzgerei
Nieder=Ramſiadt. (*
Unſerer werten Kundſchaft und
Bekannten
herzlichen Glück=und
Segenswunſch zum
neuen Jahr!
Frau Peier Hoffarth, Ww.
Eduard Illert und Frau.
Schweinemetzgerei (*) Kaſinoſtraße
20
De
Meiner verehrten Kundſchaft,
Freunden und Bekannten
Unſeren werten Stammgäſten,
Vereinen und Bekannten
die herzlichſten
Glück= u. Segenswünſche
zum neuen Jahre:
K. Heidenreich und Frau
Reſt. Rummelbräu. 276
Meiner werten Kundſchaft
und Nachbarſchaft
ein glückliches und
frohes Neujahr!
Otto Geis u. Familie
Saalbauſtraße
Unſeren werten Kunden, Freunden
und Bekannten zum Jahreswechſel
die herzlichſten
Glückwünſche!
Karl Herrmann und Frau
Maler= und Weißbindermeiſter
Erbacherſtraße 13.
die herzlichſten
Glückwünſche
zum
Jahreswechſel!
Georg Reeg und Frau
Metzgermeiſter • Grafenſiraße
20.
Aa
2e-
Herzliche
Neujahrswünſche
ſende meiner werten Kundſchaft, ſowie
Freunden und Bekannten (283
H
Familie Phil. Maul=
Spenglerei u. Inſtallationsgeſchäft
Weinbergſtraße 3634
Telephon 274.
esssesssnnesessst
* Herzl. Glückwunſch
zum
neuen Jahr!
* Palentin Wagne
* Brauerei zum goldnen Anker.
Lessssetseeles
sessssssst=
e4 e2
ein herzliches
„Glückauf”
Kohlen=Walter
Liebfrauenſtr. 32/34, (278
K
[ ← ][ ][ → ]Nummer 1
Dienstag, den 1. Januar 1929
Allen meinen werten Kunden,
s Freunden und Bekannten ein
glückliches neues
Jahr!
Friedr. Gutfreund
und Frau
Elektr. Anlagen
Wilhelminenſir. 52, Ecke Karlſiraße.
Telephon 962.
2 7
Allen Abonnenten von Weiterſtadt und
Braunshard ein
glückliches
neues Jahr!
Familie Karl Böhm
Weiterſtadt. (338
Meiner werten Kundſchatt
die beſten Glückwünſche
zum
Jahreswechſel!
Familie Hax
Bäckermeiſter. 284
Meiner werten Kundſchatt
alles Gute
im neuen Jahr!
Groß=Tankſtelle
Groß-Garage
H. Walther.
Grafenſtraße Nr. 6.
Sic
Meiner werten Kundſchaft ſowie
296
Freunden und Bekannten ein
glückliches neues Jahr!
Familie Joh. Kani
Sinſaaſ wrſaſt
Ihrer werten Kundſchaft und
verehrlich. Nachbarſchaft ſowie
Freunden und Bekannken ein
Kräftiges Prosit Heujahr
285)
Familie Trietſch
Metzgerei
48 Wendelſtadtſiraße 48
Meinen werten Gäſien, Freunden
und Bekannten
die beſien Glückwünſche
zum neuen Jahre!
Frau Georg Imhof Wwe.
Gaſthaus „Goldener Hirſch”
Sooo
H(nläßlich unſerer Weihnachtsfeier
ſagen wir allen Spendern
un=
ſeren herzlichſien Dank und wünſchen
Ihnen gleichzeitig ein recht trohes
Neues Jahr!
Die Kraftdroſchkenfahrer
Darmſiadt.
ooee
zum neuen Jahr!
Gebrüder Lang
Möbel= Parkett= und Bauſchreinerei
Darmſtadt
Mühlſtraße 26 (240) Teleph 1433
Burg Frankenſtein
Unſeren verehrten Gäſien und
Bekannten ein
Chriſtian Hechler und Frau.
Reſtaurationsbetrieb auch während
des Winters geöffnet.
Vorzügliche Küſche und Getränke
Geheizte Räume.
Autobus=Verbindung der blauen
Linie nach Nieder=Beerbach. — Be
Dunkelheit Weg nach Nieder=
Beer=
bach beleuchtet.
(317
Meiner werten Kundſchaft ſowie
allen Freunden und Bekannten
die herzlichſien
Glück=
wünſche zum neuen Jahre!
Wilhelm Hanſiein und
Familie.
Metzgermeiſter r Rabenauftr. 37
Dart Mtlan a 60.
Darmſiadt
Zementbau, Asphaltierung u.
Terrazzogeſchäft, Teleph. 2614
wünſchen ihrer werten
Kund=
ſchaft Freunden u. Bekannten
ein
glückliches
Neujahr!
A.
Unſerer werten Kundſchaft
herzliche Glückwünſche
zum neuen Jahr!
Wilh. Koch und Frau
Reparatur=Werkſiatt für Auto und Motorrad Spezial=Aluminium=
Dreherei und Schweißerei, Klappacherſtraße 38. Telephon 2527.
Allen werten Gäſien, Freunden
und Bekannten
ein herzliches
„Proſit Neujahr!”
Familie Georg Chriſt
„Kaiſerſaal”
210
Meinen werten Gäſien und Kunden
die beſten Wünſche
zum Neuen Jahre!
Empfehle gleichzeitig zum Silveſier
ff. Weine und Punſche.
Café Greving Georgenſtraße 1.
350
Die
herzlichſien Glückwünſche
zum neuen Jahr!
Georg Heberer
Kelterei, Meſſel
214
Herzlichen Glückwunſch
zum „Neuen Jahre‟
Wilh. Beutler und Frau
Reſtaurant Sodereck (*
Vom Guten das Beſie
wünſcht ſeiner hochverehrten Kundſchaft
in Darmſtadt und dem ſchönen Odenwald
zum Jahreswechſel!
Gleichzeitig danke ich für das mir ſeither
erwſeſene Vertrauen beſtens.
Schlitzer Seifen=Oepot
L. Cöppieus
Darmſiadt, Heidelbergerſtraße 20
Telephon 2853
(319
Unſerer werten Kundſchaft, Freunden
und Bekannten
ein glückliches
geſundes, neues Jahr!
Familie Aug. Baum
Uhrmacher
(291
Roßdörfer=Straße 53 Tel. 2650
Unſerer werten Kundſchaft
Zum Jahreswechſel
die beſten
Glückwünſche!
Albin Schurig und Frau
Spezial=Reparatn=Anſtalt für
315
Au obereifung
Hügelſtr. 89 (Ecke Landgr.=Phil.=Anl.)
Allen werten Gäſten, Freunden und
Bekannten ein herzliches
7
4
ProſitNeujahr
Telefon 3026
Ueber Silveſter und Neujahr
Auserleſene Speiſen und Getränke
1 Inh. Fritz
„Im Haferkaſten omphalus
Gute Konzerte v. Städt. Orcheſter
351) Es ladet freundl ein D. O.
77a.
75
7.
Meinen verehrten Gäſten, Freunden
und Bekannten
(312
ein kräftiges
Proſit Neujahr!
Ph. Bachmann und Frau
Kurh aus, Trautheim
Meiner werten Kundſchaft,
Freunden und Bekannten
wünſcht
ein geſundes,
frohes Neujahr!
Firma
Spedition, Möbeltransport
Darmſtadt : Telephon 3180
Büro:
Weiterſtädterſtraße 35.
2ee"
22
2e.
Wünſche allen meinen Gäſten,
Freunden und Bekannten ein
glückliches
neues Jahr
Familie Mar Goling
Hanauer Hof
Heinheimerſtraße 8.
Unſeren Kunden und Geſchäfts
freunden ein herzliches
Proſit Neujahr!
wünſcht
Jean Leißler und Frau
Metzgerei und Wirtſchaft
(324
Nieder=Ramſtadt.
Unseren werten Gästen, Freunden
und Bekannten wünschen ein
fröhliches Neujahr!
Ernst Schneider u. Frau
Waldschlößchen
Reſtaurant „Stadt Coburg”
Waldſtraße 2
Telephon 3463
Beſtbekanntes Speiſe=Reſtaurant
Mittageſſen von 80. J an
Im Ausſchank die bel. Pfungſtädt. Biere
Unſeren wer en Gäſten, Freunden u.
Bekannten ein herzliches (310
Proſit Neujahr!
Joſef Stochker und Frau
Ve
Herzliches
ProſitNeujahr!
Piano=Berg
Heidelbergerſtraße 88.
(B300
O
Unſerer werten Kundſchaft,
Freunden und Bekannten
die herzlichſten Glückwünſche
zum Neuen Jahr!
Familie Georg Willenbücher
Schreinermeiſier
Herdweg 6. (B301) Telephon 2198.
Baumer Bür0
ZUR KAMONE
Heidelbergerſtraße 38
Allen meinen Gäſien ein
wünſcht
Jakob Metzger und Frau
Silveſter= Abend (299
KONZERT
Wir wünſchen allen unſeren
werten Gäſien und Bekannten
Frau Hoth Witwe (B302
Reſt. zur Kraftsruhe
Darmstaäts ältestes und einziges
Spezialbüro für maschinenschriſtt
Arbeiten und Vervielfältigungen
entbietet seiner Kundschaft,
Ge-
schäftsfreunden und Bekannten
die herzlichsten Neujahrswünsche.
Darmstadt — Rheinstrade
Fernruf 1223
B
Unſerer werten Kundſchaft ſowie
Freunden und Bekannten
ein kräftiges
(322
Proſit Neujahr!
Familien Pfeiffer und Ruths.
Metzgerei, Blumenthalſtraße 51
Ein glückliches
neues Jahr
wünſcht allen
Ludwig Landzeitel u. Frau
Bauſpenglerei u. Inſtallationsgeſchäft
Arh ilg rſtr. 58 (*) Speſſartring 2
Unſerer werten Kundſchaft,
Freunden und Bekannten
herzlichen Glückwunſch
zum neuen Jahre!
Johannes Egner und Frau
Metzgermeiſter
Karlſtraße 46
(318
N Auneeen veten Minen Kenten
und Bekannten
die herzlichſten
Glückwünſche
zum neuen Jahr!
Conſtantin Meß und Frau
Metzgermeiſter (B303) Teleph. 1686
Herzliche Glückwünſche
zum neuen Jahr!
Hans Krauß jr. nebſt Frau
Schneidermeiſter
Tuch= und Maßgeſchäft, Soderfitr. 46.
Meiner werten Kundſchaft, ſowie
allen Bekannten und Gönnern
die beſten Glückwünſche
zum neuen Jahr!
Kolonlalwaren-u. Kartoffelhandlung U
Ph. Germann, Karlſtr. 63/, 846
Ar
Allen Kegelſchweſtern und
Kegel=
brüdern des Verbandes die
herzlichſten Glückwünſche
zum Jahreswechſel!
mit dreifach kräftigem „Gut Holz”
Darmſtädter Keglerverband
Der Vorſtand. (354
Meiner werten Kundſchaft, ſowie allen
Bekannten ein glückliches
*
Neues Jahr
Franz Schmitt Wiw.
Karlsſtr. 55
Lebensmittelgeſchäft.
244
Seehein Bergſtrabe
Herzliche Wünſche
zum neuen Jahr
Hotel Kufnagel
Eröffnung der
Dorfſchänke‟
[ ← ][ ][ → ]Seite 10
Dienstag, den 1. Januar 1929
Nummer 1
Meiner werten Kundſchaft, Freunden
und Bekannten ein
(3.-8
herzliches
Proſit Neujahr!
Familie Jean Geeger
Großhandlung
3 2 Viktoriaſtraße 32
Jad
7o
Fa.
Meiner werten Kundſchaft,
Freunden und Bekannten
herzliche Glückwünſche
zum neuen Jahr!
s Familie Friedr. Schiller 5
Spenglerei und Inſtallationsgeſchäft
Kiesbergſtr. 31 (345) Tel. 2207
Unſeren werten Gäſten, Freunden
und Bekannten wünſchen wir ein
(371
herzliches
Proſit Neujahr
Fr. Henn u. Frau
(Café Henn.
Villenkolonie Eberſtadt. Tel. 497.
Unſerer werten Kundſchaft,
ſowie Bekannten und
Ver=
wandten ein
glückliches
neues Jahr!
Jean Diefenbach & Sohn
G. m. b. H.
Spedition, Möbeltransport u.
Taſikraftwagen=Verkehr
Darmſiadt, Pankratiusſtr. 13.
Prosit Neujahr!
meiner werten Kundſchaft
G. Scharpfenecker
„Schuh-Expreß‟
Beſſungerſtr. 41
Holzſtraße 1
Telephon 3435.
Meiner wert. Kundſchaft, Verwandten,
(405
Freunden und Bekannten
die beſten Wünſche
zum Jahreswechſe!!
Karl Vogt
Spedition, Auto=Transporte
Fuhrgeſchäft
Magdalenenſtr. 15 Telephon 2040
r 2 2444544—3r3e
Meiner verehrten Kundſchaft, Freunden und Bekannten
vielGlück zum Jahreswechſel!
Wilhelm Barth und Familie
Konditorei und Café
Grafenſtr. 27
Telef. 1327
(367
Ta
Ia
Unſeren werten Gäſien, Freunden
und Bekannten wünſchen wir ein
herzliches
(384 O
ProſitNeujahr!
Friedrich Seibert
Gaſihaus zum Löwen. Traiſa.
OG
gesrsses
2 Allen werten Gästen, Freunden
und Bekennten
ein herzliches
(385
PrositNeujahr
Familie Ed. Barth
zum Chausseehaus
Nieder-Ramstadt.
ssssresr
Kf44
Reſtauration
14
„Zum Odeon
Darmſiadt
Marienplatz
Telephon 92
Unſeren lieben Gäſten, Freunden,
Nach=
barn und Gönnern ein
378
herzliches
Proſit Neujahr!
Albert Rouſſel und Frau
Die Herzlichſten
Glück=
wünſche
zum neuen Jahr
ihrer werten Kundſchaft, Freunden
und Bekannten
(372
Wilhelm Schimpfu. Familie
Maß= uno Tuchgeſchäft
Tel. 3600
Traiſa
Unſeren werten Kunden und Gäſten,
ſowie Freunden und Bekannten
2
die herzl. Gluuwünſche
zum Jahreswechſel!
(377
Familie Karl Wagner
Grafenſtr. 8 Telefon 1632 K
Lebensmittel — Frühſtückſtube
Spez. Thüringer u. Obeih. Wurſtwaren
K4
Meiner werten Kundſchaft,
Be=
kannten, Freunden u. Verwandten
die beſten Glückwünſche
zum Jahreswechſel!
Familie Joſef Heeß jun.
Zigarren=Spezialgeſchäft
Ecke Arheilger= und Beckerſtraße
gegenüber Kaupſtraße,
Unſerer verehrten Kundſchaft
die beſten Neujahrsgräße
Uhland & Starch
Möbelwerkſtätte und Innenausbau
Arheilgerſtraße 33
Statt Karien
Allen unſeren verehrten Gäſien,
Freunden u. Gönnern, deren Beſuch
wir auch in dieſem Jahre, wie
bis=
her in gleicher Weiſe mit Aufmerk=
(293
ſamkeit entgegenſehen
Zur Jahreswende
die beſten Wünſche!
Die Direktion
d. Hotels z. goldenen Krone
Jugenheim a. d. B.
Ka
Unſeren werien Kunden und
Bekannten ein herzliches
Proſit Neujahr!
Willke S Co.
Butter,, Käſe:, Eier= und
Fett=
warengroßhandlung (373
Meiner werten Kunden ſowie allen
Freunden und Bekannten
dieherzlichſten Gkückwünſche
zum neuen Jahre!
Familie Fr. Stelz
Tabakwaren=Großhandlung
Eliſabethenſtr. 56 387
2
Herzliche
Neujahrswünsche
sendetselnerwerten
Kund-
schaft sowe Freunden
und Bekannten
Valentin Niebes
Elektr. Installatlons-Geschäft
Telefon 1171
Klesbergstr. 3
2)
Allen Bekannten, Freunden und
Gönnern
die beſten
Glückwünſche
zum neuen Jahre.
Famile W. Hofferberth
g grünen Laub‟
(398
Große Bachgaſſe 16.
Unſerer werten Kundſchaft,
ſowieFreunden und Bekannten
Friedr. Matthes und Familie
Saalbauſtr. 61
Metzgerei
A
Der werten Kundſchaft, allen
Ver=
wandten, Freunden und Bekannten
die beſten Wünſche
zum Jahreswechſel
Famiie Sakob Lautenſchläger
Metzgerei
Kranichſteinerſtraße 13 (886
Unſerer werten Kundſchaft, Freunden
und Bekannten
369
die beſien Glückwünſche
zum neuen Jahr!
Fam. Philipp Scheerer, Metzgermeiſter.
Meiner hochverehrten
Kundschaft, Nachbarschatt
Freunden und Bekannten
Uh
Ein glütcklicges neues Jahr!
PhllIpp Küster
Darmstadt, Bessungerstr. 29
Ao
Ochsen- und Schweinemelzgerei
B 369
Leaegegeggsenegegeseeseet
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Freunden und Gönnern
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Prosit Neujahr!
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herzliche Glückwünſche
zum neuen Jahr!
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Dienstag, den 1. Januar 1929
Geite 11
Mi Digenin Buſch ins nene Sügr.
Ach, wie viel iſt noch verborgen,
was man immer noch nicht weiß!
gr. In den letzten Stunden des Jahres müßte man eigentlich
ſeinen Wilhelm Buſch zur Hand nehmen. Denn:
Hinter jedem neuen Hügel
dehnt ſich die Unendlichkeit.
Und vom Gipfel eines ſolchen Hügels läuten uns auch die
Sil=
veſterglocken. Es iſt noch ein ganz ſtrammer Buckel, den wir
zrviſchen Weihnacht und Neujahr zu erklimmen haben. Aber wer
ginge widerwillig, wer zaghaft an dieſen letzten Hügel heran, von
dem aus wir doch dem abziehenden Jahre ſo ſchön Abſchied
zu=
winken können? Mit leichtem Herzen eilen wir drum den Hügel
hinan. Neugierig, welche Ausſchau ſich uns bieten wird; voll
Freude im Herzen, dem alten Jahr mit ſeinen Sorgen,
Ent=
ſäuſchungen, Reibereien und Quängeleien bald entronnen zu ſein.
Oenn:
Behabte Schmerzen,
die hab’ ich gern.
Wohl denkt ſo mancher an Schweres, Bitteres, an Herzleid und
Entſagen zurück, das ihm das ſcheidende Jahr gebracht hat, wohl
rägſt auch du mit Wilhelm Buſch:
„.. wie das geſchehen,
und warum dir das geſchah?
Aber immer wieder durchſtrömt uns die Neujahrsbotſchaft mit
riſchem Lebensmut. Wir ſtehen philoſophierend mit Wilhelm
Buſch vor der Hügelkette der Wochen:
Ach, wie viel iſt doch verborgen,
was man immer noch nicht weiß.
weil er ſich in dem Glauben wiegt,
daß er was auf den Buckel kriegt,
und hofft ſo, gewappnet und gefeit, den Kampf mit dem neuen
Jahr ſiegesſtolz aufnehmen zu können. Laſſen wir uns und
unſrem lieben Nächſten dieſen Glauben, rauben wir ihm dieſe
Illuſion wenigſtens nicht in der Silveſternacht. Denn ſchon
hinter dem nächſten Hügel wartet ſicherlich ein ſchwarzer Tag, an
dem „der Lehrer es gut meint” und „an dem die Gabe geſpendet
wird‟. Die Schläge fallen dann allerdings nicht da, wo du das
Buch unter die Jacke geknöpft haſt, ſondern
mehr unten wo die Jacke endet,
und du denkſt mit Schaudern zurück an die vielen Schläge des
alten Jahres und erwarteſt bang im Weiterſchreiten die
Xommenden:
Ach, daß der Menſch ſo häufig irrt,
und nie recht weiß, was kommen wird.
Laſſen wir drum den Menſchen nun mal in ſeinem frohen
Silveſterhoffen. Gönnen wir es ihm, wenn er in roſigſter
Stim=
mung an ſeinem Stammtiſch vor ſeinem Glaſe Punſch ſitzt, ſeine
Berliner verzehrt, behaglich ſein Pfeifchen raucht oder wenn er
wvohl gar im Schlafrock bei ſeinen heimiſchen Penaten ſich zu
Gaſte läd und wie Tobias Knopp in ſeinen Filzpantoffeln durch
die behaglich erwärmte Stube ſeiner Junggeſellenherrſchaft
ſchlurft — laſſen wir ihm dieſes philoſophiſche Hinausträumen in
unerforſchte Weiten. Denn iſt er mal ein Stück Wegs im neuen
Jahr gewandert, wird er wohl auch bald mit Frau Urſchel ſeufzen
und bangen:
O komm, du ſchöner Mai!
Komm ſchnell und lindre unſre Not,
der du die Krippe füllſt;
wenn ich und meine Kuh erſt tot,
dann komme, wann du willſt.
Wir wünſchen dem Hageſtolzen jetzt ſchon, daß ihm der Mai
dann auch die andere Not lindern möge:
Denn die Zeit entfliehet ſchnell,
alſo Knopp, vermähle dich!
und gar bald:
Tritt ohne Frage
Nur der pure Kopf zutage.
Gegen dieſe Einſicht — ſollte ſie einem Junggeſellen im Jahre
1929 dämmern — hilft nur ein probates Mittel, das zwar
Wil=
helm Buſch nicht ſelbſt erprobt hat, dem aber „ein Gott gab,
zu ſagen, was andere leiden”
Dieſes iſt ja fürchterlich.
alſo Knopp vermähle dich!
„Denn es ſteigert noch die Luſt, wenn man immer ſagt, du
mußt!”
Jedem Brautpaare, das beim Klang der
Silveſter=
glocken auf eine frohe Vereinigung der liebenden Seelen anſtößt,
raten wir, ſich erſt mal umzuſehen. Hinter ihnen werden die
Liebesleutchen ihren lieben Freund Buſch erblicken, wie er
ſchelmiſch ſein Glas erhebt, dem glücklichen Paare, das ſich herzt
und küßt.
Erſt nur flüchtig und zivil,
dann mit Andacht und Gefühl —
in die Augen ſchaut und ihnen nach Philoſophenart die
wohlge=
meinten Worte auf ihren Wanderpſad mitgibt:
Kinder, ſeid ihr denn bei Sinnen?
Ueberlegt euch das Kapitel!
Ohne die gehör’gen Mittel
oll man keinen Krieg beginnen.
Denn Krieg wird es ſein. Im Leben und in der Ehe. Mann
und Frau müſſen ſich erſt zuſammenraufen. Da gibt es
Schram=
men und Beulen. Dann etwa, wenn der junge Ehemann mal
nach langer Zeit wieder zu ſeinem Stammtiſch geht, ſpät —
viel=
leicht für ſeine übernommenen Jungeſellenbegriffe auch früh —
nach Hauſe kommt und ſich vergebens abrackert, in ſeine Haustüre
zu kommen. Denn:
Schwierig, aus verſchiedenen Gründen,
iſt das Schlüſſelloch zu finden
oder aber, wenn nach Ablauf des erſten Probejahrs das befehlende
Machtwort ſeiner Gattin:
Halte mal das Kind indeſſen
ihm keinem Zweifel läßt, wer im Hauſe die Hoſen an hat.
Denn als Ehemann kann man ſagen,
muß man viel Verdruß ertragen.
Aber dafür hat man es dann auch wieder ſchön. Zum
Bei=
ſpiel: wenn man mit der Familie im Sommer durch das Feld
geht, wenn „ſanft errötend Frau Ottilie eine Doppelähre findet”,
die ja nach alter Sage ein Doppelglück verkündet. Wenn dann
Vater Franz ſcheu zur Seite blickt und ſtöhnt:
Zwei zu fünf, das wäre viel.
Kinder, ſpricht er, aber heute
iſt es ungewöhnlich ſchwül.
Denn wie ſagt doch Wilhelm Buſch mal an einer andern Stelle?
Vater werden iſt nicht ſchwer,
Vater ſein, dagegen ſehr.
Dieſe alte Wahrheit wird indeſſen die jungen Ehegatten auch
heute noch nicht hindern, ihren Herzenswunſch nach einem
Spröß=
ling den ſilveſterlichen Sternen anzuvertrauen:
Denn man iſt ja von Natur kein Engel,
vielmehr ein Welt= und Menſchenkind,
und rings umher iſt ein Gedrängel
von ſolchen, die dasſelbe ſind.
Und ein ſolches Welt= und Menſchenkind war auch unſer
Wilhelm Buſch. Seine Weisheit kann uns gerade im Unglück ein
lindernder Balſam, eine kräftigende Wegzehrung werden auf
unſerer Wanderung von dem freien Silveſterhügel über die
vielen Buckel und durch die vielen noch uneingeſehenen Täler des
Jahres 1929 hinüber zu der Unendlichkeit. Denn:
Wie dunkel iſt der Lebenspfad,
den wir zu wandeln pflegen. —
„Wieviel Verdruß werden uns außer den hochgeſchätzten
Frauen 1929 auch die ſonſtigen Vorgeſetzten machen” und wie
manchmal werden wir es hienieden wiſſen, wenn wir unzufrieden.
Wie oft werden wir ſehen:
.... daß der Schlechte
das kriegt, was ich gern ſelber möchte —
und wie manchmal werden wir uns, genau wie der Stoffel in
Buſch’s Gedicht „Daneben”, mit dem Beile ausgerechnet in die
große Zehe treffen. „In aller Eile.” Mögen wir dann aber
auch die Schlußfolgerung ziehen und den böſen Schickſalsſchlag
mit Buſch’s wohlgemeinten Worten ertragen:
Ohne jedes Schmerzgewimmer
nur mit Ruh, mit einer feſten,
ſprach er: ja ich ſag” es immer,
nebenzu trifft man am beſten.
So komm denn, lieber alter Wilhelm Buſch! Du wackerer
Menſchenfreund! Reiche uns in der Silveſternacht beim Klang
der Glocken den Becher deines weltweiſen Humors, wir wollen
als Trinkſpruch, als deiner Weisheit letzten Schluß, deine
köſt=
lichen Worte gläubig hinnehmen:
Drum lebe mäßig, denke Aug!
Wer nichts gebraucht, der hat genug!
Und wenn dann das neue Jahr gut anfängt und wir am
Morgen des 2. Januar, verkatert und ergeben, als erſten Gang
den zum Finanzamt antreten, dann klinge in unſerem
werk=
tätigen Herzen dein menſchenfreundliches Troſtwort:
Kurz, abgeſehn vom Steuerzahlen,
läßt ſich das Glück nicht ſchöner malen.
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Reich und Ausland.
Jubiläum.
Hochheim am Main. Am 1. Januar ſind
Jahre verfloſſen, ſeit Herr Direktor Albrecht
urmmel dem Vorſtand der Aelteſten Rheiniſchen
ſeitkellerei A.=G. vorm. Burgeff u. Co. angehört,
ſe heute im 92ſten Geſchäftsjahr ſteht. Im ganzen
Herr Hummel im und für das Haus Burgeff
Jahren tätig.
Drei Perſonen vergiftet.
Zwei davon bereits tot.
Ba. Wiesbaden. Ein ſchweres Unglück iſt
den letzten Tagen des alten Jahres über eine
fachtete Familie hereingebrochen. Im Hauſe
See=
benſtraße 16, in dem der verſtorbene, hier noch
wergeſſene ſeriöſe Baſſiſt Guſtav Schwegler vom
ſtaatstheater lange Jahre gewohnt hatte, wurde
uchmittags ein ſeit etwa 30 Jahren in einem
hie=
gen Induſtriewerk angeſtellter Monteur H., deſſen
fartin und eine 10 Jahre alte Nichte vergiftet
auf=
efunden. Der Mann und das Kind waren bereits
ot, die Ehefrau wurde in ſehr bedenklichem Zuſtand
m 15.43 Uhr von der Sanitätswache ins Städtiſche
trankenhaus gefahren. Der Vater des
Schulmäd=
eens, der in Biebrich wohnt, war am Sonntag
nach=
rütag nach Wiesbaden gekommen, da ihn ſowohl
(s ſeine Gattin unerklärliche, trübe Vorahnungen
älten. Er fand die Wohnungstür bei ſeinen
Ver=
andten verſchloſſen, der Schlüſſel ſteckte von innen.
ſachdem man die Tür mit einem Dietrich geöffnet,
ſth der bedauernswerte Vater, der in Biebrich in
inem großen Induſtriewerk gleichfalls eine geachtete
ſtellung einnimmt, ſein Kind tot daliegen, das ſeit
freitag zum Beſuch bei Onkel und Tante war.
An=
ſheinend haben die drei Perſonen beim Nachtmahl
m Samstag von einer Speiſe genoſſen, die
verdor=
en war, und ſo zur Vergiftung führte. U. a.
wur=
en eingemachte Stachelbeeven vorgefunden und von
er Polizei beſchlagnahmt. Die Anteilnahme an dem
raurigen Schickſal der allgemein beliebten und
geach=
tu Familie H. iſt groß.
die Wechſelbetrügereien der Kölner
Autvmobil=
firma.
Köln. Zu den Wechſelfälſchungen wird weiter
emeldet: Es handelt ſich um die
Automobilverkaufs=
irma Mertlich u. Grün, deren alleiniger Inhaber
btüin nach dem Ausſcheiden Mertlichs ſeinen
Buch=
ater Schreiner zu den Fälſchungen veranlaßt hat.
bnin war Vertreter der Automobilfabrik Citroen
nd galt als einer der erſten und befähigſten
Auto=
er käufer Deutſchlands. Er lebte auf ſehr großem
zuße und ſoll jährlich etwa 80 000 Mark verbraucht
aSen, wobei eine Frau eine große Rolle geſpielt
aben foll, trotzdem Grün verheiratet iſt. Die
Be=
rügereien begannen vor etwa vier Monaten und
vurden in etwa 70 bis 80 Fällen durch gefälſchte
Laufverträge und gefälſchte Anzahlungs= und
Ra=
ſeizahlungswechſel auf dieſe Verträge durchgeführt.
buptleidtragende iſt eine Frankfurter Automobil=
Finanzierungsbank, die um etwa 400 000 Mank
ge=
cädigt ſein ſoll; auch eine hieſige G=
mäldeverkaufs=
telle ſoll durch Grün auf Grund gefälſchter Wechſel
in eine größere Summe betrogen worden ſein.
Schwere Bluttat.
Trier. Bei einem Streit in einer Wirtſchaft
n Steinweg (Kreis Wadern) verletzte der 22jährige
Zerwardy ſeinen Gegner, den gleichaltrigen
Groß=
nann, durch mehrere Meſſerſtiche lebensgefährlich.
Der 57jährige Vater des Großmann, der den Täter
verfolgte, wurde von dieſem durch mehrere Stiche ins
Herz getötet. Er hinterläßt ſieben Kinder. Der
Mörder wurde verhaftet.
Eine Dame der Berliner Geſellſchaft
verſchwunden.
Berlin. Die „Nachtausgabe” meldet: In der
Berliner Geſellſchaft erregt das plötzliche und
uner=
blärliche Verſchwinden einer ſehr bekannten Dame,
der Gattin eines Berliner Großkaufmanns,
berech=
tigtes Aufſehen. Die Frau des Großhändlers Jgnatz
Thomann, der in Dahlem eine eigene Villa beſitzt, iſt
aus ihrer Wohnung ſeit Freitag ſſpurlos
verſchwun=
den. Da der Ehemann annimmt, daß ſeine Frau
möglicherweiſe Hand an ſich gelegt hat, erſtattete er
Anzeige bei der Vermißten=Zentrale des Berliner
Polizeipräſidiums.
Denkmal für ein ſiegreiches deutſches
Alympig=Pferd.
Ein Standbild des Olympiaſiegers
„Draufgänger II‟
wurde im Berliner Tatterſall des Weſtens
ent=
hüllt. Die ſchöne Statuette iſt eine Schöpfung
des bekannten Bildhauers Willibald Fritſch und
Sieg „Draufgängers” in den olympiſchen
Sprung=
konkurrenzen des Jahres 1928 denken.
Dienstag, den 1. Januar 1929
Winkerſpork in den Dolomiken.
Eishockey=Match in Cortina d’Ampezz=
In Cortina d’Ampezzo, dem 1200 Meter hoch liegenden beliebten Hauptort der Südtiroler
Dolo=
miten, herrſcht regſtes Sportleben. Unſer Bild ſtellt eine ſpannende Begegnung von Eishockey=
Mannſchaften auf dem ſchönen Hockeyplatz des Ampezzotales dar.
Neuer feuerſicherer Gükerwagen.
Der Ganzmetall=Güterwagen der Linie New York — Chicago
ſtellt den neueſten Typ im Waggonbau dar. Er iſt ganz aus Stahl hergeſtellt und gilt als
voll=
kommen feuerfeſt. Die Laſten befinden ſich in einer Reihe von neun Behältern, die einzeln
ge=
laden und entladen werden können. Hierdurch iſt die Feuerſicherheit der Fracht noch mehr erhöht.
Neuſchnee im Schwarzwald.
Der Rhein führt Hochwaſſer.
Freiburg. Der Sonntag hat dem ſüdlichen
Schwarzwald nach dem Tauwetter der letzten Tage
erneuten Schncefall gebracht. Es ſind bis zu zehn
Zentimeter Neuſchnee gefallen, während es im Tale
ziemlich heftig geregnet hat. Da die Temperatur
er=
heblich über dem Nullpunkt liegt, iſt mit einem
wei=
teren Anſteigen der Waſſerläufe zu rechnen. Der
Oberrhein iſt in den letzten zwei Tagen bereits
an=
nähernd um 50 Zentimeter geſtiegen. Die
Waſſer=
läufe des ſüdlichen Schwarzwaldes führen ihm
weiter=
hin große Waſſermengen zu. — In den Fluten der
hochgehenden Dreiſam iſt in Freiburg ein achtjähriger
Junge ertrunken. Die Leiche konnte noch nicht
ge=
borgen werden.
Ein Siebzehnjähriger begeht Selbſtmord
auf hypnotiſchen Befehl.
Kaſſel. Ein furchtbares Verbrechen iſt von der
Kaſſeler Kriminalpolizei aufgedeckt worden. Durch
den hypnotiſchen Einfluß eines noch unbekannten
Mannes wurde ein 17jähriger Lehrling aus Kaſſel
zum Selbſtmord getrieben. Am Hciligen Abend hatte
ſich in der Nähe des Mindener Bahnhofes ein 17
jäh=
riger junger Mann aus Kaſſel vor den
Hannover=
ſchen D=Zug geworfen. Es handelt ſich um einen
17jährigen Klempnerlehrling Thomas Nowotny, der
bei ſeinem Vater wohnte. Von einem Freunde, der
im Beſitz ſtarker hypnotiſcher Kräfte ſein ſoll, wurde
er durch einen ſugerrierten Befehl zum Selbſtmord
getrieben.
Von Einbrechern angeſchoſſen.
Leipzig. Geſtern abend, in der 7. Stunde,
verſuchten Einbrecher in eine Wohnung des Hauſes
Wilhelmſtraße 48 einzudringen. Dabei wurden die
Wohnungsinhaber — ein Ehepaar —, die ſich zur
Wehr ſetzten, von den Tätern angeſchoſſen und ſchwer
verletzt. Der Ehemann erhielt einen Schulter= und die
Ehefrau einen Bauchſchuß. Die Einbrecher ergriffen
die Flucht und ließen die Piſtole, die ihnen der
Ehe=
mann entriſſen hatte, am Tatort zurück. Ein ſtärkeres
Polizeiaufgebot ſuchte die Gegend vergeblich nach
ihnen ab. Das Ehepaar wurde ins Krankenhaus
ge=
bracht.
Schneeſchmelze in den Vogeſen.
Ueberſchwemmungsgefahr der Saar.
Saarbrücken. Infolge der Schneeſchmelze
in den Vogeſen iſt die Saar ſtark geſtiegen. Auch die
Blies iſt über die Ufer getreten. Das Bliestal
bie=
tet den Anblick eines weiten Sees.
Eine Spinnerei niedergebrannt.
Warſchau. Wie aus Lodz berichtet wird, iſt
dort am Samstag in den Morgenſtunden die
große Spinnerei an der Samenhofſtraße vollkommen
niedergebrannt. Weder das zweiſtöckige Fabrikgebäude,
noch die Maſchinen konnten gerettet werden.
110 Fiſcher auf einer Eisſcholle
ab=
gekrieben und verſchollen.
Reval. Auf dem Peipus=See im Oſten Eſtlands
ſpielte ſich eine furchtbare Fiſchertragödie ab. 160
Fiſcher ſind auf einer großen Eisſcholle durch ſtarken
Wind mit allen ihren Netzen in den offenen Peipus=
See abgetrieben worden. Mit größter Mühe iſt es
gelungen, 50 Fiſcher zu vetten, während die übrigen
110 als verſchollen zu betrachten ſind. Es iſt zu
befürchten, daß ſie ſämtlich ertrunken ſind. Die
eſt=
niſche Regierung beabſichtigt, die Suche nach den
Verſchollenen mit Flugzeugen aufzunehmen. Die
Rettungsaktion ſtößt auf ſtarke Schwierigkeiten, da
die vorhandenen Schiffe ſehr klein ſind, ſo daß ſie das
Eis nicht paſſieren können.
Die Fiſchertragödie auf dem Peipus=See.
Im Laufe des Samstags iſt es gelungen, von den
verſchollenen Fiſchern noch 27 zu retten. 88 Fiſcher
werden noch vermißt. Es muß angenommen werden,
daß ſie zum ruſſiſchen Ufer abgetrieben wurden. Am
Samstag wurden eſtländiſche Militärflugzeuge zur
Verſorgung der Abgetriebenen mit Kleidung und
Nahrung ausgeſandt. Das eſtländiſche Kabinett
be=
faßte ſich am Samstag mit Maßnahmen zur
be=
ſchleunigten Hilfeleiſtung.
Ein franzöſiſcher Luxusdampfer in Flammen
aufgegangen.
Paris. Wie aus Marſeille gemeldet wird,
wurde der ſchönſte Dampfer der Meſſagero=
Mari=
time. „Paul Lecat”, der den Dienſt nach dem
Fernen Oſten verſah. am Sonntag ein Raub der
Flammen. Die 150 Mann der Bordbeſatzung
konnten gerettet werden.
Das Feuer an Bord des „Paul Lecat” konnte
nach Meldungen aus Marſeille bis zum Abend
noch nicht gelöſcht werden. Das Schiff brennt in
ſeiner ganzen Ausdehnung lichterloh und gilt
als gänzlich verlorn. Es iſt beabſichtigt, den
Dampfer nach Löſchung des Feuers in das offene
Meer zu ſchleppen und ihn dort zu verſenken.
Bei den Löſcharbeiten wurden zwei
Feuerwehr=
leute verletzt
Der Dampfer galt als der beſte
franzöſiſche Oſtaſien=Dampfer.
Taifun auf dem Stillen Ozean. — Schiffe in Not.
Tokio. Auf dem Stillen Ozean tobt,
be=
ſonders in Höhe der Hafenſtadt Yokohama, ein
ſchwerer Taifun, der, wie man allgemein
an=
nimmt von den Philippinen her nach Norden
gewandert iſt. Alle japaniſchen Funkſtationen
fangen unaufhörlich Notrufe von auf hoher See
bfindlichen Schiffen auf. Vier chineſiſche Schiffe.
die ſich auf dem Wege von Vancouver nach
Yoko=
hama befinden, ſollen in das Taifungebiet
gera=
ten ſein und ſich in ſchwerer Seenot befinden.
Für die nächſten Tage erwartet man die volle
Stärke des Taifuns an den japaniſchen Küſten.
Geite 13
Schwere Schlägerei in einer Berliner
Gaſtwirtſchaft.
Ein Toter, ſechs Schwerverletzte.
Berlin. Am Samstag abend entſtand aus
bisher unbekannter Urſache in einer Gaſtwirtſchaft in
der Breslauer Straße ein Streit, der raſch in
Tät=
lichkeiten zwiſchen den Gäſten, unter denen ſich
mehrere Zimmerleute befanden, ausartete. Eine
Per=
ſon wurde getötet, ſechs weitere Perſonen erlitten ſo
ſchwere Verletzungen, daß ſie Krankenhäuſern
zuge=
führt werden mußten.
Ueber die wüſte Schlägerei, die ſich in der Nacht
zum Sonntag am Schleſiſchen Bahnhof in Berlin
zwiſchen Mitgliedern der Vereins „Immer treu” und
Zimmerleuten abgeſpielt hat, wird berichtet: Die
Mit=
glieder des Vereins „Immer treu” ſind vielfach
Leute, die vorbeſtraft ſind oder mit dem Geſetz ſonſt
in Konflikt ſtehen. Am Samstag abend hatten die
Zimmerleute in ihrem Stammlokal eine
Verſamm=
lung einberufen. Gegen 23 Uhr erſchienen plötzlich
acht bis zehn elegant gekleidete Männer, die zum Teil
Zylinder, Lackſchuhe, Smokings und andere
Geſell=
ſchaftskleidung trugen und dem Verein „Immer
treu” angehörten und griffen die Zimmerleute an.
Alsbald entſtand eine allgemeine Schlägerei; als
die Polizei und das Ueberfallkommando erſchienen,
waren die Angreifer ſchon aus dem Lokal
verſchwun=
den. Eine Stunde ſpäter brach der Tumult von neuem
los und nahm noch ärgere Formen an. Zu dieſer
Zeit kamen noch vier Zimmerleute, die auch ihr
Vereinslokal aufſuchen wollten und von dem
Vor=
angegangenen keine Ahnung hatten. Die Mitglieder
des Vereins „Immer treu” drangen auf ſie ein. Auf
die Hilferufe der Bedrängten kamen ihnen ihre
Kol=
legen zur Hilfe. Die Angreifer zogen Piſtolen und
ſchoſſen in das Lokal. Hierbei wurde ein
Zimmer=
mann ſo ſchwer getroffen, daß er auf dem Transport
in das Krankenhaus ſtarb. Während der Kampf noch
tobte, fuhren etwa 30 bis 40 Autodroſchken vor, denen
Veveinsfreunde der Angreifer entſtiegen und ſich
ſo=
fort auf die Zimmerleute ſtürzten. Nur wit Mühe
gelang es dem verſtärkten Ueberfallbommando und
zahlreichen Schupo= und Kriminalbeamten, der
Aus=
ſchreitung endlich ein Ende zu machen. Die Angreifer
und ihre Anhänger waren beim Eintreffen der
Be=
amten ſchnell in ihren Autos davongefahren. Drei
der Zimmerleute liegen im Krankenhaus mit Schuß=
und Stichverletzungen in bedenklichem Zuſtand
dar=
nieder. — Die Veranlaſſung zu dem Kampf ſoll darin
zu ſuchen fein, daß zwei Vereinsleute am Tage vorher
von Hamburger Zimmerleuten auf der Straße
ange=
rempelt wurden. — Mit Rückſicht auf die Schwere des
Ueberfalles hat der Polizeipräſident beſonders ſtrenge
Maßnahmen angeordnet.
Dynamitüberfall auf ein Poſtamt.
Breslau. In der Nacht zum Sonntag drangen
Diebe, in das Poſtamt Kattern—Breslau ein,
ſpveng=
ten den Geldſchrank mit Dynamit auseiander und
raubten das darin befindliche Bargeld. Den
Ein=
brechern fielen etwa 15 000 Mark in die Hände. Die
Wertzeichen ließen ſie unberührt. Von den Tätern
fehlt bisher jede Spur.
Zwei Arbeiter vom Starkſtrom getötet.
Gloggnitz (Niederöſterreich). Beim Aufſtellen
einer Antennenleitung ſind hier zwei Arbeiter
da=
durch getötet worden, daß der Antennendraht mit
einer in der Nähe befindlichen Starbſtromleitung in
Berührung kam.
Ein Motor=Hilfskutter in die Luft geſprengt.
London. Der Motor=Hilfskutter „Klara
G.” wurde am Sonntag auf dem Dock von
New=
port durch eine Exploſion des Benzintanks in die
Luft geſprengt. Der einzige Mann an Bord, ein
67jähriger Arbeiter, wurde durch die Exploſion
an Land geworfen und mit Brandwunden und
anderen Verletzungen ins Hoſpital gebracht.
Wolfsplage an der polniſch—litauiſchen Grenze.
Eine ſechzigjährige Frau zerrifſen.
Warſchau. Wie aus Wilna gemeldet wird, iſt
am Freitag in der Nähe des Dorfes Woloſzeyzna eine
ſechzigjährige Bettlerin von Wölfen überfallen und
zerriſſen worden. Wenige Tage zuvor wurde an der
polniſch=litauiſchen Grenze ein Pferdedieb ebenfalls
von Wölfen gefreſſen.
Beleuchkefe Wegweiſer auf der
Landſtraße.
Wegweiſer mit elektriſcher Beleuchtung
wurden auf den Autoſtraßn von Thüringen
er=
richtet. Hoffentlich findet die praktiſche Neuerung
auch in den anderen deutſchen Ländern
Nach=
ahmer. Dann dürfte das bei Nachtfahrten
un=
vermeidliche läſtige Abſtoppen der Autos vor den
Weggabelungn endlich aufhören.
Nummer 4
Dienstag, den 1. Januar 1929
Seite 14
Stand der Handball=Verbandsſpiele in der Gruppe Heſſen
nach dem 23 Dezember 1928.
Sp.=V. 98 Pol.Darmſtad/ / Franrfurt F. Sp.B. w
Schwanh 5. S.V
Frankfurt Pol.
Butzbach Not Weiß
Darmſtad Aicers
offenbach Arheilgen w
Franrſurt V.f.R.
Friedbere Ricte
ew.I u. ber!) Tore Punkte Sport=Verein
98 Darmſtadt — 8:5 (4:2)
30. Dez. 28 1:2(
16. Dez. 29 9:5 (6:1)
18. Nov. 28 8:2 (4:2)
16. Sept.28 :1 (9:1)
14.Ott. 28 11:4 (6:2)
e. Sept.28. 6:1 4:1) 13:3 6:1
9. Dez. 28 19. Aug. 28. 22:3 (:3)
9.Sept. 28) 11 0 4 124:48 22:8 II. Polizei
Darmſtadt 5:4 6:1
26. Ang. 28. — 4:5(1:2)
18. Nov. 28 1o:1 (6:0/t
28. Oit. 28 20:1
14. Okt.28 B. n. ang
23. Dez. 28 6:1 68:0 Ricknang 10:0 (
21. Oft. 26 16. Dez. 28 16. Sept. 28/= 16:10
2. Sept.28 ſ20:0 (
2. Dez. 28 15 1 2 145:44 30:5 I. F.=Sp. 3.
Frankfurt a. M. 3:2 (2:1
21. Okt. 28 9:96:5.
9. Sept. 28 — 2.1
30 Dez.28 5:3 68:0)
23. Dez. 28 19. Aug. 28 16.6( 3:0 (1:0)I.
25. Nov. 28 aicknang!
20 Aug. 28 5:2
14. Okt. 28 2:04
Ro. Sept. 2 13 2 1 68:45 28:4 u. V. f. R.
Schwanheim 2:0(
1o Aug. 28 3:3(
12.Aug. 28. — 7:1 5:00
2. Dez.28 10:1 5.0)
2l. Okt. 2 2:1 (:1
23. D7z.28 9 1 66:47 19:9 TV. H.=S.=,B
Frankfurt 4:7 2:4
9. Dez 23 3:4
2 Sept. 28 — 7:0 (1:0
4. Nob.28 5:2 42:0)
23. Sept. 28 5:3 (4:3
28. Okt. 28 7:1 68:0
16. Dez.26 7
— 1 8 56: 76 Bin u Polizei
Butzbach 4:7 (1:2)
7. Okt. 28 4:3
23. Sept.28 1:3 (1:2)
28. Okt. 28 (
2:6
6. Sept. 28 7:2
R6 Aug. 28 m 1:3(
9. Dez. 28 740
II.Nob. 28 9:2 8:2
9. Sept. 28 5:2
12 Aug. 28 0 13 156:102 8:26 m. Not=Weiß
Darmſtadt 2:3 2:1) .5(
23. Dez.=8 12 Aug. 28 7:2 01:0
16. Sept. 28 3:4 2:4
7. Okt. 28 1:20:10
11.Nu.28 4:3
30. Sept.2 — 6:0 (2:0
3.0
18. Nov. 28 30. Dnz. 28 3:10
19. Aug. 28
8
— 9 56:59 17: 19 v. Kickers
Offenbach 3:0
7. Okt. 28 9.4(
2 Sept. 29 17
9Aug. 28 3:2(
I. Sept. 281 2:4 (2:1)
2. Sept. 28 m 3:0 (1:0
23. Dez.-8 * 10 23:45 8:22 eur Arheilgen 4:3 (1:2)
28. Okt. 28 2:7 6.3
R. Sept. 28. 12aAug. 2 7720
18. Nob. 29 6:5
ö. Aug. 28. 2:20
o. Sept.28 — 2:2
R3. Sept. 28 3:0‟
7. Oft. 28 6 10 45:91 14:23 UI. Boſt
Frankfurt 3:4 (1:2)
9. Dez. 28 3:90
K6 Aug. 28 3:5 (1:1)
1.8. Dez. 28 2:
23. Okt. 28 20.2
25 Nov. 28 1:2
2. Dez. 28 — 12:4
I6. Sept.29 1 u —
35:80 4:24 X. B.f.R.
Friedberg 4:7 /1:3)
R3. Sept. 286 1:40
60. Sept.28 1.:5 (1:4
21. Lkt. 28 6:3(
16. Dez28 3:5
14. Okt. 28 4:2 8:0)
9. Dez. 28 — 2 0 6 23:62 4:12 XI.
Die Vorenkſcheidung im Bezirk
Mamn Heiſtn.
* Im Bezirk Main=Heſſen iſt geſtern die Vorentſcheidung in
der Meiſterſchaftsfrage gefallen. Der Tabellenerſte in der
Ab=
teilung I, der Polizeiſportverein, mußte ſich dem größeren
Können der auch heute noch nach unſerer Meinung beſten
Hand=
ballmannſchaft — das geſtrige Spiel hat es bewieſen — beugen.
Erfreulich die Tatſache, daß wir hier in Darmſtadt zwei weit
über dem Durchſchnitt ſtehende Handballmannſchaften haben,
beinahe tragiſch der Umſtand, daß ſie beſtimmt waren, einem
lachenden Dritten, dem Fußballſportverein Frankfurt, der immer
mit knappſten Ergebniſſen ſeinen Sieg erringen konnte, den Weg
zu bahnen. Man betrachte ſich einmal die Torverhältniſſe der
obenſtehenden Tabelle. Darin liegt der wahre Schlüſſel des
Könnens der Mannſchaften, nicht in den erzielten Punkten, bei
denen das „Glück” vielfach den Ausſchlag gab und geben mußte.
Nach Verluſtpunkten gerechnet rangiert nun der F. Sp. V.
Frank=
furt mit einem Punkt vor dem Polizeiſportverein Darmſtadt.
Dieſen Vorſprung wird der F. Sp.V. vorausſichtlich halten
kön=
nen, da er nur noch leichtere Gegner zu bezwingen haben wird.
Es iſt alſo denkbar und möglich, daß die Meiſterſchaft nach
Frankfurt wandert.
Gruppe A — Main/Heſſen:
S. V. Darmſtadt 98—Pol. S. V. Darmſtadt . r 8:5
F. S. V. Frankfurt—V. f. R. Schwanheim . . 2:1
Rot=Weiß Darmſtadt—Sp. Vg. Arheilgen . . 6:0
Sporkverein Darmſtadk 1898 —
Polizei=
ſporkverein Darmſtadt 8:5 (4:2).
Muſtergülkiges Berhalten der 3000 Zuſchauer.
Wenn man ſich die Aufgabe ſtellt, mit dem Haupteindruck
des Spieles den Spielbericht zu beginnen, ſo iſt man vor die
Wahl geſtellt, ob man dem ſtaunenerregenden Tempo des
Kamp=
fes, der dauernd wechſelnde Kampſphaſen ſchuf, den Vorrang
ge=
ben will vor der Tatſache, daß auch dieſes Treffen wieder
uner=
hört ſcharf und hart durchgeführt wurde. Nur dadurch, daß im
geſtrigen Spiel ein unbedingt regelſicherer, energiſcher und keinen
Augenblick die Herrſchaft über die Spieler verlierender
Schieds=
richter in Herrn Pöthmann=Barmen zur Verfügung ſtand, darf
die Tatſache regiſtriert werden, daß das Spiel in halbwegs
erträglichem Rahmen zur Abwicklung kam. So wird man das
Spiel im Gedächtnis behalten als eines jener ſportlichen
Erleb=
niſſe, in dem ſportliche Energie Spielleiſtungen ſchuf, wie man ſie
nur höchſtſelten zu ſehen bekommt. Die hervorſtechendſte
Eigen=
ſchaft des Lokaltreffens, die mörderiſche Schnelligkeit, iſt ſchon
erwähnt. Keinen Augenblick ließ dieſes Tempo nach, obwohl man
für die zweite Halbzeit mit einem Nachlaſſen der
Leiſtungsfähig=
keit in dieſer Beziehung rechnen mußte. War alſo die ſportliche
Kondition beider Mannſchaften kaum zu übertreffen, ſo war das
Spiel auch in ſpieltechniſcher Hinſicht weit über Durchſchnitt. Trotz
der aufmerkſamen Deckung der beiderſeitigen Hintermannſchaften
kombinierten die Stürmerlinien der 98er und der Poliziſten, daß
es eine Pracht war. Stach dabei auf ſeiten der Polizeileute deren
raſcher Start und totſicheres Fangvermögen beſonders hervor,
ſo war es auf der Gegenſeite mehr die ideenreiche, ſtändig
wech=
felnde Art des Aufbauſpieles, das die Begeiſterung der Maſſen
hervorrief. Was letzten Endes den Ausſchlag gab, daß ſich ein
Großkampf entwickelte, war das Ungewiſſe des Spielausganges.
Der Kampf, der zuerſt nach einem ſicheren Sieg der 98er
aus=
ſah — das Spiel ſtand kurz vor Halbzeit 4:1 — wurde
ent=
nervend, als es den Poliziſten dann gegen die nur mit zehn
Mann ſpielenden 98er gelang, die Partie auf Remis zu ſtellen.
Der dann einſetzende Endkampf brachte lange keine Entſcheidung,
bis endlich in den Schlußminuten eine deutliche Ueberlegenheit
der 98er deren verdienten Endſieg ergab.
Die weniger ſchönen Seiten des Spieles ſeien nur kurz
ge=
ſtreift. Die Sporrvereinsmannſchaft ſpielte zweifellos härter als
im Vorſpiel. Regelwidrig war allerdings nur das Spiel des
Mittelläufers, deſſen unſaubere und ſonſt ganz ungewohnte
Bein=
apbeit den berechtigten Platzverweis dieſes Spielers notwendig
machte, ſo daß die 98er von der 15. Minute ab zahlenmäßig
ge=
ſchwächt waren. Die Polizeielf wandte in der Decklung ihre
be=
kannte Methode an, ohne allerdings bei der aufmerkſamen
Be=
obachtung des Schiedsrichters die Ausreifung zum Erfolg
ver=
zeichnen zu können. Erſt als bei dem Stand 4:4 die Poliziſten auf
Sieg ſpielten, waren unſportliche Handlungen auf ihrer Seite zu
verzeichnen. Dies koſtete ſie in der Mitte der 2. Hälfte und
ſpä=
terhin beim Stand von 6:5 je einen Spieler, die auf Geheiß des
Schiedsrichters vorzeitig die Kabine aufſuchen mußten.
Um mit der ſportlichen Kritik der Siegermannſchaft zu
be=
ginnen, ſo konnten wir mit Freude feſtſtellen, daß endlich wieder
einmal eine einheitliche Leiſtung geboten wurde. Die
Hinterwann=
ſchaft, in der der verletzte Reuter durch Wehr erſetzt war, ſpielte
aufopfernd. Es glückte natürlich nicht alles, zumal die
Heraus=
ſtellung des Mittelläufers eine Umbeſetzung notwendig machte,
da Wehr dann Mittelläufer und Fiedler Verteidiger ſpielte. Der
dadurch verſtändliche Mangel an gegenſeitigem Verſtändnis
konnte jedoch meiſt durch reſtloſen Eifer wett gemacht werden. Im
Sturm kombinierte man — auch mit vier Mann — gut und
ſicher. Werner und Hennemann leiteten die Angriffe ein, Freund
leiſtete als Flügelſtürmer das Beſte und ſämtliche Stürmer
ſchoſſen fleißig und gut, am ſicherſten zweiſellos Fuchs. Henß im
Tor war zuverläſſig.
Die Polizei hatte in Bordt einen glänzenden Schlußmann.
Von der übrigen Hintermannſchaft waren die Verteidiger viel
erfolgreicher als die Läufer, die für die Stürmer der 98er
un=
ſchwer zu überwinden waren. Groß war das Polizeiſtürmerſpiel,
obwohl Jans nicht ſpielte. Das Wurfvermögen war allerdings
ſchwächer als bei den 98ern, ein Umſtand, der uns für den
Aus=
gang des Spieles ausſchlaggebend erſchien. Schliffer war
aller=
dings auch in wurftechniſcher Hinſicht ſehr gut.
Spielverlauf: Die Polizei geht zuerſt durch Bombenwurf von
Heddäus in Führung, um ſich jedoch bald in die Defenſive
ge=
drängt zu ſehen. Innerhalb zehn Minuten ſkoren die 98er
drei=
mal (durch Fuchs und Freund). Selbſt mit zehn Mann ſpielend
gelang ihnen raffiniert durch Fuchs Nr. 4; die Polizei holt durch
Strafwurf Schliffers auf 4:2 auf. Nach Halbzeit ſtellt die Polizei
ſchnell auf 4:4. Die 98er gehen dann wieder in Führung, doch
wiederum holt der Gegner auf. Nach dem Platzverweis eines
Polizeiſpielers ſah der Kampf der zahlenmäßig wieder gleichen
Mannſchaften die 98er langſam in Vorteil kommen; Hennemann
holt wiederum für den Altmeiſter einen Torvorſprung heraus.
Als durch die weitere Hinausſtellung eines Polizeiſpielers die
Ueberlegenheit des Platzbeſitzers ſich ſteigerte, erhöhen Freund
und Hennemann auf 8:5.
Dreitauſend Zuſchauer kargten nicht mit Beifall. Die
Platz=
ordnung, die — im Gegenſatz zu dem Spiel auf dem
Exerzier=
platz — nahezu unſichtbar organiſiert war, hatte keine Mühe, die
Zuſchauer in muſtergültiger Ordnung zu halten. Daß Herr
Pöth=
mann auf dem Spielfeld für eine ausreichende Diſziplin ſorgte,
war ſein großes, perſönliches Verdienſt.
Rof-Weiß, V. f. R. — Sp. Bg. Arheilgen 6:0.
Rot=Weiß, V. f. R. konnte ſich für die Niederlage im
Vor=
ſpiel (5:4) ziemlich deutlich revanchieren. Das Reſultat hätte bei
einer taktiſch richtigeren Spielweiſe doppelt ſo hoch ausfallen
können. Aber Rot=Weiß zeigte gegen die erſatzgeſchwächten
Vor=
ſtädter, beſonders in der erſten Halbzeit, ein außerordentlich
ſchlechtes Spiel. Man kann doch gegen einen Gegner wie
Arheil=
gen nicht dieſelbe Taktik anwenden wie gegen eine
Meiſtermann=
ſchaft. Am letzten Sonntag gegen Sportverein 98 war es z. B.
richtig, die Läuferreihe zurückzuziehen und defenſiv zu ſpielen,
aber gegen Arheilgen mußte die Läuferreihe offenſiv arbeiten
und den Sturm unterſtützen. Selbſt nachdem das Spiel bereits
3:0 ſtand und man erkannte, daß dieſer Sturm der Arheilger kein
Tor dem guten Rot=Weiß=Torwächter in das Netz jagen würde,
hielt ſich die Darmſtädter Läuferreihe in übernervöſer Angſt mehr
am eigenen Strafraum auf, als den Sturm zu unterſtützen. Erſt
am Schluſſe erkannte man die Fehler. Alſo in Zukunft mehr
Ueberlegung! Der Darmſtädter Sturm ſpielte erſtmals mit einem
neuen Linksaußen, Lehr, einem jungen, talentierten Stürmer.
Er wurde leider, obwohl er ſich glänzend freiſtellte, ſelten
be=
dient, ſo daß man ſich kein abſchließendes Urteil erlauben kann.
In punkto Fansvermögen und Freiſtellen iſt er jedoch beſſer als
ſein Vorgänger auf dieſem Poſten. Die übrigen Stürmer waren
auf der Höhe. Nur Bitſch hatte man ſchon beſſer geſehen. Sein
letztes Tor bewies, daß er ſchießen kann. Er ſollte ſich deshald
mehr zutrauen.
Die Arheilger mußten ſtark erſatzgeſchwächt antreten, da
meh=
rere ihrer Beſten disqualifiziert ſind. Ihr Ehrgeiz, ehrenvoll
ab=
zuſchneiden, ließ ſie jedoch mit einer Kraft und Energie kämpfen,
die bewundernswert war. Sie waren im Feldſpiel beſſer als der
Sieger und drückten, dank der oben erwähnten falſchen Taktik
der Rot=Weißen, oft minutenlang. Ihr ſchwacher Sturm konnte
ſich jedoch gegen die bekannte Darmſtädter Hintermannſchaft nicht
durchſetzen. Der beſte Mann der Arheilger war der Mittelläufer
Sturmfels, der unter den 22 Spielern als der beſte hervorſtach.
Mit dieſem Mittelläufer hätte Rot=Weiß, V. f. R. zweiſtellig
ge=
wonnen. Arheilgen hätte zumindeſtens das Ehrentor verdient.
Das Spiel ſelbſt war nicht unintereſſant. Es wurde eifrig
geſchoſſen. Die Torerfolge des Rot=Weiß, V. f. R. wurden,
ab=
geſehen von zwei Strafwürfen, durch wunderſchöne Kombination
und Schußvermögen erzielt. Ein Beweis, daß der Sturm kann,
wenn er will. — Die Zuſchauerzahl war verhältnismäßig gering.
Der Schiedsrichter leitete das Spiel korrekt.
IIy
AM eie Bhneeiſche Uakssatimeiſterſchaft
25B. München und Sp. Bg. Fürkh ſpielen im
Vorſpiel 1:1.
Das erſte Vorſpiel um die Handball=Meiſterſchaft des Bezirks
Bayern ſah am Sonntag in Munchen die beiden Gruppenmeiſter
Spvg. Fürth und Deutſcher S.=V. München im Kampf. Da dieſes
Spiel vor dem Fußballtreffen Teutonia München gegen Schwaben
Augsburg ausgetragen wurde, war natürlich die Zuſchauermenge
ſehr groß. 8000 Zuſchauer folgien auch dem Handballtreffen mit
ſtarker Anteilnahme. Der Kampf war durchweg offen und fand
mit dem Ergebnis von 1:1 (Halbzeit 1:1) einen gerechten
Aus=
gang. Trotz der ſchlechten Bodenverhältniſſe wurden von beiden
Mannſchaften vorzügliche Leiſtungen gezeigt. Fürih wurde
da=
durch etwas gehandicapt, daß ſein linker Verteidiger Rott in der
erſten Halbzeit eine Verletzung erlitt, die ihn für die Folge ſo
ſtark benachteiligte, daß er nur noch ſelten wärllich aktiv in das
Spiel eingreifen konnte. Die beiden Treffer des Kampfes fielen
bereits in der erſten Halbzeit. München ging in der achten
Minute durch ſeinen Linksaußen in Führung, fünf Minuten
ſpäter glich Fürth durch ſeinen Mittelſtürmer Knoll aus.
Um die Meiſterſchaft von Würkkemberg-Baden.
Die Stuttgarter Kickers werden Meiſter.
Im Kampf um die Handball=Meiſterſchaft von Württemberg
Baden iſt die Entſcheidung gefallen. Die Stuttgarter Kickers
konnten den Pol.=Spv. Freiburg auch im Rückſpiel in Freiburg
ſchlagen, und damit fiel ihnen die Meiſterſchaft endgültig zu. Die
Kickers hatten diesmal allerdings weſentlich ſchwerer als im
Vor=
ſpiel zu kämpfen, um zum Siege zu kommen. Nur knapp ſiel
ihnen mit 3:2 (Halbzeit 3:1) Treffern der Sieg zu. Die Schwaben
waren in der erſten Halbzeit klar überlegen. Freiburg erzielte
zwar durch Gläſer den Führungstreffer, aber die Kickers holten
ſich dann bald durch den vorzüglichen Linksaußen Stump nicht
nur den Ausgleich, ſondern auch noch zwei weitere Treffer. Nach
der Pauſe drückten die Freiburger Poliziſten ſtark auf das Tempo.
Sie wurden auch überlegen, kamen aber vorerſt zu keinem Erfolg,
da ſie ſich alle Chancen durch Ueberkombination verdarben. Das
Treffen nahm auch an Härte zu und überſchritt in dieſer
Be=
ziehung oft die Grenzen des Erlaubten. Der Kickers=Läufer Hack
mußte vom Platz geſtellt werden. Kurz vor Schluß konnte dann
Krauſe noch einen Strafwurf für Freibung zum zweiten Gegentor
verwandeln.
Handball=Ergebniſſe.
Süddeutſchland.
Verbandsſpiele.
Gruppe B — Main/Heſſen:
F. S. V. Mainz 05—Pol. S. V. Worms
.. 4:1.
Wormatia Worms-Pol. S. V. Wiesbaden . . . . 2.
Wiesbadener S. C.—Hakoah Wiesbaden . . . . . 0:5
Gruppe Rhein:
Neulußheim—S. V. Waldhof
„
Phönix Mannheim—Mannheimer T.G. . . . . . . 3.
Pfalz Ludwigshafen—Maunheim 08.
... 2:
V. f. N. Mannheim-Pol. S. V. Mannheim . . . . 6:4
Gruppe Württemberg:
V. f. B. Stuttgart—Sportfr. Eßlingen .
8:0
* *
Um die württ.=badiſche Bezirksmeiſterſchaft.
In Freiburg: Pol. S.V. Freiburg—Stuttgarter Kickers . . 2:3
Um die bayeriſche Bezirksmeiſterſchaft.
In München: D. S. V. München—Sp. Vg. Fürth . :
1:
4:2
Städteſpiel Nürnberg—Fürth .. . . . . ...
Um den Spengler=Pokal ſtehen ſich in Davos im Eishockey der
Ber=
liner Schlittſchuhklub (bislang ſchon zweimal Sieger) und Cambridge
im Endſpiel gegenüber.
Deutſcher Meiſter im Zweierbob wurde in Oberhof der Bob
Huber=
tus III. (A. Anna=Trott) in 5.46 Min. vor 10 Mitbewerbern.
In Paris ſpielte der Berliner Abteilungsmeiſter Tennis=Boruſſia
überlegen gegen Racing Club de France mit 5:1, während Young Boys
Bern dem Club Francais mit 1:2 unterlag.
In Hamburg ſchlug Hein Müller abermals den deutſchen Exmeiſter
Hans Breitenſträter klar n. P.
Nummer 1
Dienstag, den 1. Januar 1929
Seite 15
2:4
0,5
12
2:2
7414
Die ZußbälnanprMrden Grasgen
Iind deeiber.
Die Teilnehmer an den Meiſter= und Troſtrunden.
Abſteigende.
Rund 530 Kämpfe waren bei den diesjährigen ſüddeutſchen
Neiſterſchaftsſpielen in den acht Gruppen zu erledigen. Dieſe
530 Spiele ſind bis auf drei nun glücklich abſolviert und von
den drei noch ausſtehenden Verbandsſpielen hat lediglich das
Viederholungstreffen SV. 05 Saarbrückem gegen Saar 05
Saar=
brücken einige Bedeutung, da es noch für die Frage nach den
Troſtrundenteilnehmern der Gruppe Saar Bedeutung hat. Auch
die angeſtrebten Ergebniſſe der Punktekämpfe ſtehen feſt. Alle
act Meiſter und alle Abſtiegsjandikaten ſind ermittelt.
Außer=
dem ſtehen bis auf wenige Ausnahmen auch die Teilnehmer an
den Troſtrunden, d. h. den Tabellenzweiten= und =dritten=
Run=
den feſt.
Die acht Gruppenmeiſter ſind
1. F. C. Nürnberg — Gruppe Nordbayern,
Bayern München — Gruppe Südbayern,
Gerwania Brötzingen — Gruppe Württemberg,
Karlsruher Fußbaulverein — Gruppe Baden,
V. f. L. Neckarau — Gruppe Rhein,
Boruſſia Neunkirchen — Gruppe Saar,
Eintracht Frankfurt — Gruppe Main,
Wormatig Worms — Gruppe Heſſen.
Von dieſen acht Mannſchaften nahmen vier auch im Vor
jahre die Gruppenmeiſterſchaft ein, und zwar Bayern München,
Karlsruher F.V., Eintracht Frankfurt, Wormatia Worms. Aber
auich von den übrigen vier Mannſchaften ſind drei keine
Neu=
linge bei den ſüddeutſchen Schlußſpielen, nämlich 1. F.C.
Nürn=
berg, V. f. L. Neckarau und Boruſſia Neunkirchen. Ein Neulinz
ſt lediglich der Echwabenmeiſter Germania Brötzingen.
Die Troſtrundenteilnehmer.
Für die Troſtrunde Südoſt qugliſizierten ſich die
nach=
falgenden Tabellenzweiten bzw. =dritten: Sp.Vg. Fürth, A. SV.
Pürnberg (Nordbayern), Stuttgarter Kickers, V. f. B.
Stutt=
gart (Württemberg), Freiburger F.C. und Phönix Karlsruhe
(Baden). Hinzu kommen noch zwei Vertreter Südbayerns, die
allerdings erſt unter Wacker München, München 1860 und
Schnaben Augsburg in beſonderen Entſcheidungsſpielen
ermit=
tlt werden müſſen, da dieſe drei Mannſchaften mit gleicher
Funltzahl die zweite bzw. dritte Tabellenſtelle beſetzen.
An der Troſtrunde Nordweſt werden teilnehmen:
7=S. V. Frankfurt, Union Niederrad (Gruppe Main), Mainz 05,
V. f. L. Neu=Iſenburg (Heſſen), S.V. Walthof, V. f. R.
Mann=
heim (Rhein). Außerdem noch zwei Mannſchaften der Gruppe
Gaar, die evtl. in Entſcheidungsſpielen, zwiſchen F.C. Jdar,
F.C. Pirmaſens und Saar 05 Saarbrücken ermittelt werden
müſſen.
Von den Troſtrundenteilnehmern hat die größte Zahl der
Rannſchaften ſchon im Vorjahre die Troſtrunden beſtritten.
Die Abſteigenden
ſchem in allen Gruppen feſt. Den bitteren Gang in die
Kreis=
l=ga müſſen antreten: Franken Nürnberg (Nordbayern),
Schwa=
hen Ulm (Südbayern), Stuttgarter S.C. (Württemberg), F. V.
Offenburg (Baden), Ludwigshafen 03, Pfalz Ludwigshafen
Rhein), S.V. 05 Saarbrücken, Kreuznach (2 (Saar), Sp.Vg.
Arheilgen, S.G. 01 Höchſt (Heſſen), Fechenheim 03, Viktoria
Pſchaffenburg, Hanau 60/94 (Main). Dafür ſteigt in jeder
Gruppe ein Kreismeiſter auf.
Die füddenkſchen Zußball=Berbands
Bieie.
Die letzken Gruppenmeiſter ermiktelt.
Süddeutſchlands acht Gruppenmeiſter ſtehen nun ſämtlich
eſt. Am 30. Dezember konnten die beiden noch fehlenden Meiſter
ermittelt werden. Am Rhein holte ſich der V. f. L. Neckarau
uirch einen 3:1=Sieg über Mundenheim die noch zur Meifterſchaft
ehlenden Punkte, und an der Saar fiel der Titel an die
Bo=
uſſia Neunkirchen. Die Boruſſen verloren zwar ihr letztes Spiel
Pirmaſens gegen den V. f. R. 0:3 (0:0), da aber der gefähr
lichſte Rivale der Boruſſen, der F. C. Pirmaſens, ſich in
Kreuz=
nach die Ueberraſchung eines 0:0=Spieles leiſtete, behielten die
Boruſſen einen Vorſprung von einem Punkt, und der reichte
ge=
fade, um die Meiſterſchaft ſicherzuſtellen.
Die acht Gruppenmeiſter
je am nächſten Sonntag den Endkampf um die ſüddeutſche
Neiſterſchaft aufnehmen, heißen alſo: 1. F. C. Nürnberg (
Nord=
dayern), Bayern München (Südbayern), Germania Brötzingen
(Württemberg), Karlsruher F. V. (Baden), V. f. L. Neckarau
Rhein), Boruſſia Neunkirchen (Saar), Eintracht Frankfurt
(Main) und Wormatia Worms (Heſſen).
Auch bei der Ermittlung der Teilnehmer für die Troſtrunden
ſind einige weitere Entſcheidungen gefallen. Am Main
qualifi=
ierten ſich F. S. V. Frankfurt und Union Niederrad durch Siege
iber Offenbacher Kickers bzw. Harau 93 für die Troſtrunde.
Da=
gegen wurden in Südbayern durch den 4:1=Sieg von Schwaben
Augsburg über Teutonia München Entſcheidungsſpiele
notwen=
dig, da nun Wacker München, 1860 München und Schwaben
Augsburg mit gleicher Punktzahl die zweite Tabellenſtelle
ein=
nehmen. Das erſte Entſcheidungsſpiel ſteigt bereits am
Neu=
jahrstag im Ulmer Stadion zwiſchen Augsburg und Wacker
Mün=
chen. — Auch an der Saar werden unter Umſtänden
Entſchei=
dungsſpiele notwendig ſein, um die Teilnehmer an der
Troſt=
runde zu ermitteln. Sollte nämlich Saar 05 das
Wiederholungs=
ſpiel gegen S. V. 05 gewinnen, dann ſtehen auch hier drei
Mann=
ſchaften, nämlich F. C. Pirmafens, F. C. Idar und Saar 05
punktgleich an zweiter Stelle.
Verbandsſpiele.
Gruppe Südbayern:
1:1
F. V. Würzburg 04—F. C. Bayreuth
Teutonia München—Schwaben Augsburg . . . .. 1:4
Gruppe Württemberg:
Stuttgarter Kickers—V. f. R. Heilbronn .
Sportfreunde Stuttgart—S. C. Stuttgart .
Gruppe Baden:
S. C. Freiburg—F. V. Offenburg . .
Gruppe Rhein:
Sp. Vg. Mundenheim—V. f. L. Neckarau .
7.
1:2
7:1
1:3
Gruppe Saar:
S. V. 05 Saarbrücken—S. C. Saar 05 Saarbr. (abg.)
.
Kreuznach 02—F. C. Pirmaſens.
V. f. R. Pirmaſens-Boruſſia Neunkirchen . . .
2:2
0:0
3:0
Gruppe Main:
6:0
F. S. V. Frankfurt—Offenbacher Kickers".
2:0
Union Niederrad — F. C. Hanau 1893.
Bermania Bieber—Rot=Weiß Frankfurt 7:1.
Gruppe Heſſen:
Sp. Vg. Arheilgen—Wormatia Worms
2:3
S. V. Wiesbaden—V. f. L. Neu=Iſenburg . 2:1
Gefellſchaftsſpiele.
Eintracht Frankſurt—Sp. Vg. Fürth . .
2:2
1. F. C. Nürnberg—Sparta Prag . . + 3:2 (1:0)
Phönix Karlsruhe—Vienna Wien .. . . 0:*
Die erſten Eneſpiel-Termine.
Die Endkämpfe um die Süddeutſche Fußballmeiſterſchaft
nehmen am 6, Januar ihren Anfang. Da am gleichen Tage in
Nürnberg das Spiel Niederöſterreich gegen Süddeutſchland
ſtatt=
findet und der nordbayeriſche Meiſter 1. F.C. Nürnberg für
die=
ſes Spiel Kräfte abgeben muß, bleibt der „Klub” am 6. Januar
ſpielfrei. Angeſetzt wurden bislang für den 6. Januar die
bei=
den nachſtehenden Treffen:
In Frankfurt/Main: Eintracht — Germania Brötzingen.
In München: Bayern München — Karlsruher F.V.
Die Betbandsſpiele in der Grupye Heſſen.
Die Ausbeute an Verbandsſpielen wird auch in der Grupde
Heſſen immer magerer, es ſtehen nur noch einige unbedeutende
Treffen aus. Auch der geſtrige 2:1=Sieg des S.V. Wiesbaden
konnte dem V.f.L. Iſenburg nicht mehr gefährlich werden, die
Frankfurter Vorſtädter halten den dritten Platz ſicher. Der neue
und abermalige Heſſenmeiſter fuhr mit viel Erſatz nach Arheilgen
und holte ſich von der dortigen Spielvereinigung einen knappen
2:3=Sieg.
S. V. Wiesbaden—V.f. L. Neu=Iſenburg 2:1 (1:1).
Das letzte Verbandsſpiel in der Gruppe Heſſen in
Wies=
baden zeigte die beiden Gegner weit unter ihrer gewohnten
Form. Iſenburg, das mit Erſatz für ſeinen linken Läufer H
Waider antrat, kam in der 22. Minute durch Selbſttor des
Wies=
badener Verteidigers Rauch zum Führungstor. In der 30.
Mi=
nute glich der Mittelläufer der Einheimiſchen, Maurer, aus
Kurz vor der Pauſe verließ Iſenburgs linker Verteidiger
ver=
letzt das Feld, ſo daß die Gäſte während der zweiten Halbzeit
mit nur 15 Mann kämpften. So kam Wieskaden in der 12.
Mi=
nute nach Wiederbeginn lillig zum Siegestreffen durch den
Mittelſtiicmer Schnitter. Iſenburg vermochte den Kampf mit
10 Mann offen zu halten. Im weiteren Verlaufe des Spiels
wies der Unparteiiſche Fritz=Oggersheim, der ſchon beſſere Tage
hatte, den Rechtsaußen von Wiesbaden, Scholz, wegen
Tätlich=
keit vom Platze. Iſenburg erzwang noch einige Ecken, am
Re=
ſultat ſelbſt änderte ſich nichts mehr. 1500 Zuſchauer.
Sp. Vgg. Arheilgen—Wormatia Worms 2:3 (0:2).
Wormatia war durch zahlreichen Erſatz außerordentlich
ge=
ſchwächt, ſo daß Arheilgen etwa drei Viertel des Spiels
über=
legen geſtalten konnte. Die Einheimiſ hen vermochten dieſe
Ueber=
legenheit indeſſen nicht in Toren zum Ausdruck zu bringen.
Worms war in dieſer Hinſicht glücklicher. 5 Minuten nach
Spielbeginn brachte der Halbrechte der Gäſte ſeinen Verein in
Führung und erzielte auch kurz vor dem Wechſel den zw iten
Treffer. Nach der Paufe wurde die Ueberlegenheit der
Platz=
beſitzer noch ſtärker. Kurz hintereinander konnte auch Bauer durdt
zwvei ſchöne Tore den Ausgleich herbeiführen. Doch das Glüick
war den Gäſten wieder hold, als der rechte Wormſer Läufer kurz
dor Schluß einen Strafſtoß zum Siegestreffer verwandeln
konnte. Der Kajapf ſtand unter der ſehr guten Leitung des
Mannheimer Schiedsrichters Freiländer.
Gruppenmeiſter: Wormatia Worms; Zweiter: F. S. V. Mainz 05,
Dritter: V. f. L. Neu=Iſenburg. Die letzten beiden ſteigen ab.
Die Berbandsſpiele in der Gruppe Main.
Die letzten Entſcheidungen gefallen.
Die letzten Verbandsſpiele in der Gruppe Main haben
zu=
gleich auch die letzten Entſcheidungen gebracht. Nach der Er
mittelung des Meiſters und der Abſteigenden waren noch die
Teilnehmer für die Troſtrunde feſtzuſtellen. Als Bewerber für
die beiden Poſten galten noch vier Vereine, nämlich F. S.V.
Frankfurt, Union Niederrad, Offenbacher Kickers und Hanau 9.3.
F. S. V. Frankfurt und Union Niederrad konnten ſich durch glatte
Siege für die Troſtrunde qualifizieren. Der Fußballſportverein
fertigte die Offenbacher Kickers überlegen 6:0 (2:0) ab, und
Union Niederrad blieb im Kampfe gegen Hanau 93 2:0 (1:0
Sieger. Im dritten Meiſterſchaftsſpiel des Tages holte ſich Rot=
Weiß Frankfurt in Bieber eine überraſchend hohe Schlappe von
1:7 (1:3) Treffern. — Im Freundſchaftsſpiel unterlag der neue
Gruppenmeiſter Eintracht Frankfurt gegen die Sp.Vgg. Fürth
0:2 (0:1). Auf beiden Seiten waren die Leiſtungen mäßig.
Union Niederrad—F.C. 93 Hanau 2:0 (1:0).
3500 Zuſchauer hatten einen harten Kampf um die
Qualifi=
kation für die Troſtrunde erwartet. Nun ſurde der Kampf
zwar hart, aber mit der Ebenbürtigkeit der Gegner war es
nichts. Hanau 93 enttäuſchte ſtark und unterlag glatt. Die
Gäſtemannſchaft konnte von Glück ſagen, daß auch Niederrad
nicht in ſeiner beſten Form ſpielie. Die Platzherren waren
während der erſten Halbzeit ſtark überlegen. Hanau kam
wäh=
rend dieſer Spielphaſe kaum aus ſeiner Hälfte heraus. Tros
dem fiel nur ein Treffer. Stork flankte in der 30. Minute zu
Leichter, und dieſer ſchoß das Führungstor. Nach der Pauſe
wurde der Kampf offener. Union ließ nach und Hanau kam
dadurch auf. Trotzdem konnte aber Niederrad in der 38.
Mi=
nute durch Leichter, der eine Flanke von Lindner verwandelte,
noch ein zweites Tor erzwingen. Das reizloſe und klaſſenarnn
Spiel wurde von Tröſchel=Fürth gut geleitet.
F. S. V. Frankfurt—Offenbacher Kickers 6:0 (2:0).
Daß dieſes Spiel eine entſcheidende Bedeutung hatte, bewies
auch die Zuſchauermenge. 7000 Perſonen ſtellten ſich ein, um
einen lebhaften Anteil an den Geſchehniſſen auf dem Spielfeld
zu nehmen. Der F. S.V. ſicherte ſich die Teilnahme an der
Troſtrunde durch einen überraſchend hohen Sieg. Mit 6:0 (2:0)
Treffern wurden die ſonſt ſo gefährlichen Kickers geſchlagen. Das
Hauptverdienſt am Erfolg hat der Norweger Brettville, der als
Mittelſtürmer Hervorragendes leiſtete und alle vier Treffer ſchoß.
Die beiden anderen Treffer ſchoß der andere Skandinavier in
der F.S. V.=Elf, der Schwede Wijk. Bis zur Halbzeit hatten
Brettville und Wijk je ein Tor gebucht. Bald nach dem Wechſel
war dann wieder Wijk erfolgreich, und die reſtlichen drei Tore
ſ hoß Brettville in den letzten 12 Minuten. Offenbach hatte eins
ſchwache Hintermannſchaft, und auch die beiden Vorderreihen
zeigten nichts Beſonderes. Bei Frankfurt war der Sturm am
beſten aufgelegt. — Fuchs=Saarbrücken war als Schiedsrichter
recht gut.
Gruppe Main:
1. Eintracht Frankfurt .
2. F. S. V. Frankfurt
3. Union Niederrad .
4. Offenbacher Kickers
5. 1. F. C. Hanau 93.
6. Germania Bieber
7. Rot=Weiß Frankſurt
8. F. Vg. Fechenheim 03
9. Viktoria Aſchaffenburg
10. Sp. Vg. Hanau 60/94.
23 27:0 18 „ 18 18 34:30 3:13 18 42: 22:14 * 18 37: 18 34:26 18 28:63 10:2 18 19:‟ 5:31 18 13:67 5:31
Gruppenmeiſter: Eintracht Frankfurt; Zweiter: F. S. V.
Frank=
furt; Dritter: Union Niederrad. Die drei Letzten ſteigen ab.
Die Bürkher Kleeblätter in Frankfurk ſiegreich.
Sie ſchlagen „Eintracht” 2:0 (1:0).
Die Sp.Vg. Fürth „zieht” immer. In Frankfurt kamen am
Sonntag trotz regendrohender Witterung und trotz der Tat ache,
daß in Bornheim und Niederrad gleichzeitig zwei entſcheidende
Meiſterſchaftsſpiele ſtattfanden, über 6000 Sportbegeiſterte zum
Riederwaldplatz, um die Fürther ſpielen zu ſehen. Die Maſſen
wurden allerdings enttäuſcht, denn Spiel und Mannſchaften
boten nichts Beſonderes. Nur ſelten ſah man ein planvolles,
gutes Spiel. Meiſt war der Kampf zerriſſen und wenig
begei=
ſternd. Die Frankfurter mußten mit zahlreichem Erſatz
antre=
ten. Man vermißte bei ihnen Schütz, Schaller, Kiſſinger und
Mantek. Dagegen fehlte bei Fürth von der erſten Garnitur nur
Kraus 1, nachdem Auer 2 in der zweiten Halbzeit durch den
alten Internationalen Franz erſetzt wurde. Der 2:0 (1:0)=Sieg
der Fürther war den Leiſtungen nach verdient, nicht aber dem
Spielverlauf nach. Der Spielverlauf ſah beide Mannſchaften
wechſelnd im Angriff. Die größere Zahl der Torchancen hatte
ſogar die Eintracht, deren Sturm aber zu unproduktiv ſpielte
An den Leiſtungen gemeſſen aber war der Sieg der Fürther
ver=
dient, da ſie die beſſere Geſamtleiſtung zeigten. Sie waren ihrem
Gegner vor allem auch in taktiſeher Beziehung überlegen. Die
beiden Erfolge für die Bayern fielen jeweils in der Mitte der
beiden Halbzeiten durch Frank bzw. Franz.
Bienna Wien ſiegt in Karlsruhe.
Phönix unterliegt den Wiener Profis 0:5 (0:1).
In Karlsruhe kam es am Sonntag zu einem wirklichen Leh”. Der Kampf ſtand allerdings unter äußerſt ungünſtigen
äußeren Umſtänden. Es regnete in Strömen. Trotzdem kamen
aber gut 5000 Zuſchauer, um die vielgerühmten Gäſte von der
Donau zu ſehen. Die Maſſen wurden nicht enttäuſcht. Es war
zu bedauern, daß ſich Phönix in dieſem Spiel als etwas zu
ſchwache Mannſchaft erwies und außerdem einen ſchwachen Tag
hatte. Aber dennoch ſah man ein Spiel, das ganz hervorragende
Momente und ſo ſchöne Leiſtungen brachte, wie man ſie in der
badiſchen Metropole lange nicht mehr geſehen hat. Von dieſen
Wiener Profis war tarſächlich zu lernen. Vorbildliches ſah man
von ihnen an Spielkultur, an Ballbehandlung und taktiſchem
Vermögen. Ihr 5:0=(1:0=)Sieg war denn auch vollkommen
ver=
dient.
Die Wiener Elf hinterließ einen ganz ausgezeichneten
Ein=
druck. Trotz der ungünſtigen Bodenverhältniſſe beherrſchte ſie mit
ſpieleriſcher Leichtigkeit den Ball. Täuſchungsvermögen,
Ballbe=
handlung und Kopfſpiel, ſowie die enorme Schnelligkeit der
Wie=
ner riſſen die Zuſchauer immer wieder zur Begeiſterung hin.
Die Kombination war zu jeder Zeit flach und haargenau jedoch
ließen die Stürmer vor der Pauſe die Schußkraft vermiſſen, ſie
tändelten zuviel im Strafraum des Gegners herum. Eine
ſpun=
derbare Partie lieferte Rainer als linker Verteidiger, auch der
rechte Läufer Machu war hewvorragend. Der Mittelläufer
Hof=
mann, ſtach durch wunderbares Stellungsſpiel und blendende
Kopfhalltechnik hervor. Auch im Sturm klappte es ausgezeichnet
Beſonders die beiden Flügel fielen durch große Schnelligkeit auf.
Das Fehlen von Gſchweidl und Blum machte ſich kaum
bemerk=
bar. — Von der Phönix=Mannſchaft muß lediglich die
aufmerk=
ſame Arbeit des Torwartes Riedle, der im Verein mit dem linken
Verteidiger Hennhöfer eine höhere Niederlage verhinderte,
her=
vorgehobenſwerden. Vereinzelt kam auch der Rechtsaußen
Schäff=
ner zur Geltung. — Schiedsrichter Delank=Mannheim leitete das
ſchöne Spiel ſehr gut.
Rehraus in Südbayern.
Teutonia München — Schwaben Augsburg 1:4 (0:2).
Das einzige Verbandsſpiel in Südbayern war inſofern von
großer Bedeutung, als Schwaben Augsburg bei einem Siege über
die Münchener Teutonen noch mit in die Entſcheidung um den
zweiten und dritten Tabellenplatz eingreifen, mit Wacker und
1860 alſo punktgleich werden konnte. Dieſer Fall iſt durch den
heutigen, in jeder Hinſicht verdienten Sieg eingetreten.
Augs=
burg wird am Neujahrstag gegen Wacker=München im Ulmer
Stadion antreten, der Sieger aus dieſem Spiel iſt Zweiter der
ſüdbayeriſchen Bezirksliga, während der Unterlegene am 6. Jan.
in München gegen den S.=V. 1860 München zum
Entſcheidungs=
kampf um den dritten Platz anzutreten hat. — Beide
Mann=
ſchaften beſtritten das Spiel in ſtärkſter Aufſtellung. Die
Mün=
chener Teutonen lieferten das ſchwächſte Spiel in dieſer Saiſon
und hatten gegen die gut disponierten Augsburger wenig zu
be=
ſtellen. Die Gäſte gingen ſchon in der 9. Minute durch Wittmann
in Führung, und in der 15. Minute erhöhte der Halbrechte
Eil=
berger auf 2:0. Auch in der Folgezeit lagen die Schwaben in
Front, und die Teutonen konnten froh ſein, daß ſie nicht noch
weitere Tore hinmehmen mußten. Schon in der 30. Sekunde der
zweiten Halbzeit erhöhte der Augsburger Mittelläufer Kraus
auf 3:0. Nach ſieben Minuten konnte der Mittelſtürmer der
Münchener, Wallner, das Ehrentor erzielen. Augsburg wurde
jetzt ſehr unſicher. Teutonia war nun 10 Minuten lang ſtark im
Angriff, der Sturm verſagte aber vor dem gegneriſchen Tor
kataſtrophal. Außerdem erwies ſich Niederhöfer im Schwabentor
als ein Meiſter ſeines Faches. In der letzten Viertelſtunde
über=
nahm Augsburg wieder das Kommando und kam eine Minute
vor Schluß durch Kopfball von Wittmann zum vierten Tor. Dem
von Weſp=Frankfurt gut geleiteten Treffen wohnten 8000
Zu=
ſchauer bei.
uh”
Der „Gluu, ſchlägt Sparka Prag.
Die Tſchechen werden in Nürnberg 3:2 (1:0) bezwungen.
Wie vor einigen Wochen Wiener Berufsſpieler im Kampf
gegen die Spog. Fürth, ſo mußten am letzten Sonntag des Jahres
tſchechiſche Profis beim Spiel gegen den 1. F.=C. Nürnberg in der
Fußballhochburg des deutſchen Südens erkennen, daß auch die
deutſchen Amateure einen recht guten und erfolgreichen Fußball.
pielen. Mit 3:2 (Halbzeit 1:0) Treffern wurde die tſchechiſche
Altmeiſterelf Sparta Prag vom 1. F.=C. Nürnberg geſchlagen. Der
Sieg des Clubs war durchaus verdient. Er hätte noch klarer
ausfallen können, wäre Stuhlfauth beſſer auf dem Poſten
ge=
zeſen. Der ſonſt ſo verläßliche Internationale ließ zwei haltbare
Bälle paſſierne. Im übrigen lockte der Kampf die Nürnberg—
Fürther Fußballfreunde natürlich wieder in hellen Scharen
her=
bei. 18000 Menſchen wurden Zeuge des hochwertigen
mitreißen=
den Kampfes.
Wie es kam.. . .
Die erſten Phaſen des Kampfes verliefen ziemlich harmlos,
Beide Mannſchaften hatten einige Torchancen, die ſie aber nicht
auswerten konnten. Bei durchweg ausgeglichenem Spiel kam
dann der Club im Anſchluß an ſeine vierte Ecke durch einen
über=
raſchenden Schuß von Schmidt 2 zum Führungstreffer, den d
Seite 16
Dienstag, den 1. Januar 1929
Nummer 1
auch bis zur Pauſe behalten konnte. Nach dem Wechſel drängten
die Tſchechen für eine Weile lang ſehr ſtark. Sie warſen alle
Kraft in den Angriff und erreichten auch innerhalb acht Minuten
durch ihren famoſen Linksaußen nicht nur den Ausgleich,
ſon=
dern auch das Führungstor. Nun wurden aber auch die
Nürn=
berger wieder mobil. Sie drängten ſtark nach vorn, zogen ſelbſt
die Verteidiger über die Mittellinie hinaus und eröffneten ein
wahres Torbombardement. Zunächſt wurde aber reichlich nervös
und unplac ert geſchoſſen. Glänzende Torgelegenheiten fielen aus.
Endlich fiel dann aber durch Schmidt 2, der eine ſaubere
Vor=
lage Reimanns famos aufnahm und verwandelte, der längſt
ver=
diente Ausgleich. Damit begnügte ſich jedoch der Club nicht. Unter
der lebhaften Anteilnahme der Maſſen drängte er weiter auf den
Sieg hin, der ihm auch noch zufallen ſollte. Sechs Minuten vor
Schluß fiel er den Nürnbergern, im Anſchluß an die ſiebente Ecke
durch einen feinen Kopfball Hornauers in den Schoß.
Warum es ſo kam. . . . .
Die Tſchechen ſtellten eine ſehr gute Elf. Jeder einzelne
Mann leiſtete an Ballbehandlung Vorbildliches, jeder Maxn zeigte
eine bemerkenswerte Körperbeherrſchung, eine wieſelartige
Schnel=
ligkeit und eine äußerſt kultivierte Ballbehandlung. In dieſen
Punkten waren die Leute der Sparta den Nürnbergern unbedingt
überlegen. Die Prager hätten auch zum Siege kommen können,
wäre ihr Spiel zweckmäßiger geweſen. Die ſünf ausgezeichneten
Stürmer der Tſchechen hatten es ſich aber in den Kopf geſetzt,
jeden Ball ins Tor tragen zu wollen, ſie ſpielten zu ſehr in die
Breite, hielten den Ball zu lange und mußten deshalb ſcheitern.
In Hofmann ſtellten ſie einen Tormann, von dem ſelbſt ein
Stuhl=
fauth noch einiges lernen könnte. Punger und Perner waren
einwandfreie Verteidiger. In der Läuferreihe waren die Außen
ſehr ſtabil und nützlich. Dagegen gefiel der alte Meiſterſpieler
Kada in der Mitte weniger. Er ſpielte endweder nur für die
Ab=
wehr oder für den Angriff, verband aber ſelten beides. Der
Sturm kombinierte flüſſig, aber, wie bereits geſagt, zu ſehr in die
Breite, außerdem zeigte er zu wenig Schußvermögen.
Die Nürnberger Elf, die nun innerhalb einer Woche
das dritte ſchwere Spiel vor ſich hatte, zeigte wieder eine
präch=
tige Leiſtung, und ſie gewann auch dank ihres rationelleren Spiels
und ihrer großen Angriffsfreude verdient. Stuhlfauth hielt ſich
bei den beiden Erfolgen des Gegners im Felde auf, hielt dafür
aber andere Bälle ausgezeichnet. Lindner und Kalb zeigten in der
Läuferreihe, ebenſo ausgezeichnete Arbeit wie die beiden
Ver=
teidiger Kugler und Popp. Schwächer war Geiger. Im Angriff
waren die beiden Außen Reinmann und Weiß beſonders
gefähr=
lich. Auch Wieder war wieder famos. Dagegen ſpielten
Hor=
nauer und Schmidt 2 etwas zu weich und unentſchloſſen. Ruoff=
Bern leitete das Spiel ausgezeichnet.
Aus Mitkeldeutſchlands Gauen.
In der Gaumeiſterſchaft von Nordweſtſachſen dürfte
um Sonntag eine entſcheidende Wendung eingetreten ſein. V. f. B.
Leipzig ließ ſich vom Wacker mit 2:4 ſchlagen und ebnete ſomit
der Fortuna den Weg, die mit 1:0 gegen T. u. B. gewann.
For=
tung iſt jetzt klar in Front. — Oſtſachſen hatte ein Städteſpiel
Dresden gegen Stettin, das die Einheimiſchen mit 3:0 an ſich
brachten. Auch in Weſtſachſen gab es Privatſpiele. Meerane
1907 hatte den Dresdener S.=C. zu Beſuch, der mit einem klaren
5:2 Sieg nach Hauſe zurückkehrte. — Der Saalegau brachte
einen zu erwartenden Sieg der Boruſſia Halle über den erſatz
geſchwächten V. f. L. 96. Im Mittelelbgau büßte Cricket=
Viktoria Magdeburg einen wichtigen Punkt mit 0:0 gegen S.=S.
Magdeburg ein. Das Spiel der Preußen fiel aus, dagegen war
Fortuna mit 5:1 über Staßfurt ſiegreich. Fortuna ſteht damit jetzt
am günſtigſten. In den übrgien Gauen fanden leine
Meiſter=
ſchaftsſpiele ſtatt, da das Tauwetter zum größten Teil
unzuläng=
liche Platzverhältniſſe geſchaffen hat. Wenn allerdings nicht balt
wieder voller Meiſterſchaftsbetrieb einſetzen kann, dürfte die
Ter=
minnot unausbleiblich ſein.
Ergebniſſe.
Nordweſtſachſen: V. f. B. Leipzig — Wacker Leipzig
2:4: Fortuna Lepzig — T. u. B. Leipzig 1:0; Sportfreunde
Leipzig — Arminia Leipzig 2:2; Viktoria Leipzig —
Markran=
ſtädt 0:4; Olymp./Germ. Leipzig — Spvg. Leipzig 1:4.
Oſtſachſen: Städteſpiel: Dresden — Stettin 3:0; Meißen 08
— Sportluſt Zwickau 9:2. — Weſtſachſen: Meerane 07 —
Dresdener S.=C. 2:5. — Mittelelbgau: Sport/Spiel —
Crick./Vikt. Magdeburg 0:0; S.=C. 1900 Magdeburg —
Feuer=
wehr Magdeburg 3:2; Fortuna Magdeburg — Staßfurt 09 5:1.
Saalegau: Boruſſia Halle — V. f. L. 96 4:2.
Die Berliner Vereine ſcheinen zurzeit ganz unberechenbar
zu ſein. Hertha konnte — allerdings in einem Privatſpiel —
gegen Minerva wieder nur zu einem Unentſchieden kommen.
Norden=Nordweſt verlor — ebenfalls in einem Privatſpiel —
gegen Südſtern 4:2. Viktoria hate Beſuch aus Dresden von
Guts Muts und konnte mit 4:3 einen ſchönen Erfolg über die
ſpielſtarken Sachſen erringen. Die drei Verbandsſpiele des
Tages waren ziemlich belanglos.
Ergebniſſe:
Hertha/B. S. C.—Minerva Berlin 2:2 Geſ.=Spiel. Südſterr
Berlin-Norden=Nordweſt Berlin 4:2. Adlershofer B.C.—1. F.C.
Neukölln 2:3. Weißenſee 1900—Berliner S.V. 92 4:2. Alem
Haſelhorſt—B.V. Luckenwalde 1:4. Viktoria Berlin—Guts
Muts Dresden 4:3.
6
Norddeutſche Zußball=Ausbeute.
Hauptergebnis des norddeutſchen Fußballs war das Derby
zwiſchen Hamburger S.V. und Holſtein Kiel. Der deutſche
Mei=
ſter, in weſentlich beſſerer Form, konnte die Holſteiner Rivalen
mit 5:1 nach Hauſe ſchicken und die Hegemonie behaupten.
Altona 93 ſpielte in Ottenſen und gewann, mit 5:3, St. Pauli
Sport gab Viktoria ſogar mit 7:3 das Nachſehen. — Ein
inter=
eſſantes Spiel zweier alter Rivalen gab es auch in Hannover
zwiſchen den beiden „Eintracht”=Namensvettern aus Hannover
und Braunſchweig. Die Hannoveraner behielten mit 4:2 das
beſſere Ende für ſich. Braunſchweig ſelbſt hatte nur ein Spiel,
das Leu gegen Hannover 97 gewinnen konnte. In Bremen war
die Ausbeute ziemlich gering.
Ergebniſſe:
Hamburg: Hamburger S. V.—Holſtein Kiel 5:1. F.C.
Otten=
ſen—Altona 93 3:5. Viktoria Hamburg—St. Pauli Hamburg
3:7. Eimsbüttel—Rothenburgsort 3:0. Sperber Hamburg—
Concordia 3:2.
Hann./Braunſchweig: Eintracht Hannover—Eintracht Braun
ſchweig 4:2. Leu Braunſchweig-Hannover 97 3:1. Sp. Vag.
Hildesheim-Hannover 96 1:2. Arminia Hannover—Concordia
Hildesheim 9:3. Werder Hannoder-Linden 09 3:3.
Bremen: Bremer S V.—Komet Bremen 4:2. Union Bremen
A.B. T. S. Bremen 3:3. Werder Bremen—F.C.
Woltmers=
hauſen 7:3.
Nach ſeinen Spielen in Heilbronn Worms und Krefeld ſetzte
der D.F. C. Prag, der ſich reichlich viel zugemutet hat, ſeine Reiſe
nach dem Oſten fort und beſuchte am Sonntag in Danzig eine
Stadtelf, die er nach überlegener Spielführung mit 10:3 ſchlagen
konnte. Prag ſpielt Neujahr in Königsberg gegen V. f. B.
Ergebniſſe: Städteſpiel: Danzig — D. F. C. Prag 3:10.
Fußballmeiſterſchaftskämpfe in Heſſen=Hannover.
Der geſtrige letzte Kampf im alten Jahr brachte, für die
Meiſterſchaft von Heſſen/Hannover ſchwerwiegende Ergebniſſe.
In der Südgruppe ſiegte der Bezirksmeiſter Kurheſſen=
Kaſſel mit 2:0 (1:0) über Hermannia und dürfte damit bis zu
dem nunmehr mit Sicherheit zu erwartenden Entſcheidungsſpiel
gegen Boxuſſia Fulda das ſchwerſte Bollwerk aus dem Weg
ge=
räumt haben. Die beiden noch ausſtehend enSpiele gegen Sport
Kaſſel und Kurheſſen Marburg dürften auf Grund der
derzei=
tigen Form dieſer Mannſchaften gewonnen werden. Der Sieg
der Kurheſſen war in dieſem Treffen abſolut ſicher. Sie zeigten
die reifere, geſchloſſenere und techniſch beſſere Leiſtung. —
Bo=
ruſſia Fulda ſiegte 13:3 über Germania Marburg. Der Sturm
der Platzbeſitzer war beſonders gut aufgelegt und ſtellte bis
zur Pauſe das Ergebnis auf 5:0. Ein leichtſinniges Aufrücken
der Verteidigung verhalf dann den Marburgern zu den drei
Er=
folgen. Sport verlor, trotz verſtärkter Mannſchaft überraſchend
5:2 gegen Kurheſſen=Marburg und dürfte damit ebenſo wie
Ger=
mania Marburg dem Abſtieg verfallen ſein.
In der Nordgruppe überraſchte wiederum Göttingen 05
mit einem 5:1=Sieg über Spielverein Kaſſel, ſo daß die bisher
noch vorhandenen Meiſterſchaftsausſichten der Kaſſelaner
nun=
mehr endgültig begraben ſind. Der Sieg der Göttinger war
nach dem Spielverlauf in dieſer Höhe nicht ganz verdient, de
ihnen enangelndes Verſtändnis in des Spielvereins Verteidigung
und das völlige Verſagen des Kaſſeler Torhüters zu den meiſten
Erfolgen verhalf. Lachender Dritter iſt der S.C. 03 Kaſſel, dem
nunmehr mit vier Punkten die Nordgruppenmeiſterſchaft nicht
mehr zu nehmen iſt.
Nach der Weihnachts=Unterbrechung konnten die weſtdeutſchen
Meiſterſchaftsſpiele am Sonntag wieder ein Stück vorwärts
ge=
bracht werden. Im Berg.=Märkiſchen Bezirk konnte Fortuna
Düſ=
ſeldorf den FC. Solingen 8:0 abfertigen, gleichzeitig gewann aber
auch der Tabellenführer Eller 04 9:2 gegen Gerresheim. In der
zweiten Gruppe trafen die beiden Spitzenvereine Ratingen 04 und
V.f.L. Benrath aufeinander: Ratingen entſchied das Duell 4:1 für
ſich und übernimmt ſomit die Führung
In der A=Gruppe des
Rheinbezirks büßte der Spitzenreiter SC. 03 Düren im 2:2 gegen
Blau=Weiß einen Punkt ein, ſo daß Köln=Sülz nach dem 3:0=Sieg
über Bonner FV. wieder aufrückt. Die zweite Gruppe brachte
keine Aenderung, da ſowohl Boruſſia M.=Gladbach wie V.f.?
Köln erfolgreich waren, wogegen allerdings Mülheim gegen TV.
60 Bonn verlor. — Im Ruhrbezirk mußten beide Konkurrenten
der erſten Gruppe je einen Punkt abgeben. Schwarz=Weiß im 1:
gen Union Gelſenkirchen. MBV. Linden im 3:3 gegen Eſſener
SV. 99, während in der zweiten Gruppe Schalke 04 durch ein
Un=
entſchieden 3:3 gegen Germania Herne überraſchte. — Der
Nieder=
rheinbezirk brachte neue Komplikationen. Union Krefeld und
Duisburg 89 ſpielten 0:0; dadurch hat Oberhauſen den Vorteil
und auch der Altmeiſter Duisburger SV. bekommt wieder
Hoff=
nungen. In Gruppe 2 ſetzte der Meidericher SV. ſeinen
Sieges=
zug durch ein 4:3 über Hamborn 07 fort, dagegen mußte der
bisherige Tabellenführer Homberger SV. einen Punkt in
Hoch=
feld beim 7
3. 08 Duisburg laſſen. Hier liegt Meiderich in beſter
Poſition. — Weſtfalen brachte Favoritenſiege von Bielefeld 06/07
Arminia und Hammer Sp.Vg., ſowie in der anderen Gruppe von
Boruſſia Rheine und V.f.L. Osnabrück.
Ergebniſſe.
Berg.=Märk. Bezirk: Fortuna Düſſeldorf — Solingen 95 8:0.
Eller 04 — Gerresheim 08 9:2. Sp. u. Sp.Vg. Barmen —
Düſſel=
dorf 99 1:2. Ratingen 04 —
V.f.L. Benrath 4:1. Rheinbezirk:
ner FV. — Sp.Vg. Köln=Sülz 07 0:3. Berg.=Gladbach — Köl=
BC. 3:3. SC. Alsdorf — Odenkirchen 07 5:2 Eintracht M.=
Gladbach — Rheydter Sp. V. 0:2. Blau=Weiß Köln
Düren 03
Jugend Düren — Alemannia Aachen 1:1. TV. 60 Bonn
Mülheim 06 3:2. SC. Aachen — Rhenania Köln 0:4.
Boruſſia
M.=Gladbach — Viktoria Rhe
dt 4:0. V.f.R. Köln — Dürener
v.V. 5:1.
C.f.R. Köln — SV. Dohr 1:1. Ruhrbezirk: Union
Gelſenkirchen — Schwarz=Weiß Eſſen 1:1. Preußen Bochum
Preußen Eſſen 2:0. Eſſen 99 — MBV. Linden 3:3. Erle 08
V.f.B.=Almannia Dortmund 3:2. Dortmund 95 — BV.
Alten=
eſſen 2
Germania Herne — Schalke 04 3:3. Sportfr. Eſſen
Gelſenkirchen 07 2:1. Weſtfalenbezirk: Bielefeld 06/07 — Hamm 09
6:1. Union Herford — Arminia Bielefeld 1:6 Sp.Vg. Hamm
Osnabrück 06 3:0. Boruſſia Rheine — Osnabrück 08 2:0. V.f.!
Osnabrück — Münſter 08 2:1. Greven 0.
Sp.Vg. Herten 2:
Weſtf. Scherlebeck — Sparta Nordhorn 2:2. Niederrheinbezirk:
Union Krefeld — Duisburg 99 0:0. SC. Oſterfeld
— Meide
rich 06 0:3. V.f.v. B. Ruhrort — V.f.B. Speldorf 1:0. Duisburg
Sp.Vg. Homberg 1:1. Union Hamborn — SC. Sterkrade 2
Meidericher Sp.V. — Hamborn 07 4:3. Heſſen=Hannover=Bezirk
p.V. Kaſſel — Göttingen 05 1:5. Kurheſſen Marburg — Sport
Kaſſel 5:
Boruſſia Fulda — Germania Marburg 13:2.
Her=
mannia Kaſſel — Kurheſſen Kaſſel 0:2.
In der Vorrunde um die Meiſterſchaft von Mittelſchleſien.
die nach dem Lokalſyſtem entſchieden wird, gab es eine
Ueber=
raſchung mit dem Ausſcheiden der Breslauer Sportfreunde, die
mit 3:4 gegen Bregau Brieg unterlagen. S. C. 08 Breslau und
S. S. C. Oels haben ſich durch ihre Siege für die Endrunde am
6. Januar qualifiziert. — In Oberſchleſien gab es eine
Ent=
ſcheidung. Beuthen 09 wurde durch einen 2:1=Sieg über
Raſen=
ſport Gleiwitz Meiſter.
FC. Union 1913 e. V. — Einkracht Darmſtadt 8:0
Da Union erſt am kommenden Sonntag gegen Sprendlingen auf
eigenem Platze in die Verbandsrückrunde eintritt, ſo konnte am geſtrigen
Sonntag obiges Freundſchaftstreffen ſtattfinden. Beide Mannſchaften
ſtellten ſich dem Schiedsrichter in den z. Zt. beſten Aufſtellungen. Sofort
nach Beginn entwickelte ſich ein flottes Spiel, das Union im Vorteile
ſah. Man merkte einen tatſächlichen Klaſſenunterſchied und mußte
daher feſtſtellen, daß Eintracht leider z. Zt. nicht der Gegner iſt, den
dieſelbe Elf einſt abgab. Union gewann trotz leichten Spiels verdient
8:0 (Halbzeit 4:0). Hervorzuheben iſt vor allen Dingen die durchaus
faire Spielweife beider Mannſchaften, die dem Schiedsrichter das
Amtieren ſehr leicht machten.
— Die Reſervemannſchaft Unions fuhr
nach Eſchollbrücken, um ein Privatſpiel gegen die dortige Germania
auszutragen. Eſchollbrücken ſtellt eine ſehr junge Mannſchaft ins Feld,
die aber gegen die Darmſtädter Elf wenig auszurichten hatte. Auch die
Beſſunger Erſatzliga konnte hoch 9:1 gewinnen. Hier lag Eſchollbrücken
die erſten 15 Minuten in Führung, hatte aber dann nicht mehr viel zu
beſtellen.
Spielvereinigung 1921-Büttelborn 9:1 (5:1).
2. Mannſchaften beider Vereine 7:1 für Darmſtadt.
1. Jgd.=Mannſchaft gegen Bornheim 2:1 für Darmſtadt.
Turnen.
Main=Rhein=Gau Deutſche Turnerſchaft.
Ehrung verdienſtvoller Turner.
Der 9. Kreis (Mittelrhein) Deutſche Turnerſchaft ehrte die
Verdienſte des Frauenturnwartes Ludwig Schwarz der
Turn=
geſellſchaft Darmſtadt durch Verleihung des Ehrenbriefes. Lange
Jahre hat Schwarz im Vorſtande ſeines Vereins gewirkt und
ſtand als Vorturner und Männerturnwart an der Spitze der
altiven Turnmannſchaft. Er war es, der 1912 durch Gründung
einer Turnerinnen=Abteilung in der Turngeſellſchaft für das
Frauenturnen ſich bahnbrechend einſetzte, und heute noch
unter=
ſteht dieſe Abteilung ſeiner Leitung. Was Schwarz in ſeiner 37 Mitgliedſchaft in der Turngeſellſchaft Darmſtadt und
ſo=
mit für Gau, Kreis und D. T. in unermüdlicher Arbeit geleiſtet
hat zum Segen und Wohle der Jugend, verdient hohe
Aner=
kennung. — Für beſondere Verdienſte im Verein verlieh der
Main=Rhein=Gau dem Turner Friedrich Bender 8. im
Turn=
verein Nieder=Ramſtadt den Gau=Ehrenbrief.
hanoban in der Heutichen kartertchen.
Meiſterklaſſe: Nauheim — Arheilgen 0:5.
Man war in Nauheim auf das Antreten der
Wundermann=
ſchaft Arheilgen mit Recht geſpannt. Hatten es die Arheilger doch
fertig gebracht, in vier Jahren durch die Meiſterſchaft von der C
zur Meiſterklaſſe aufzuſteigen und in dieſem Jahre ungeſchlagen
dazuſtehen. Als Nauheim ohne Sünner und Ackermann im Sturme
antrat, wußte man, daß Arheilgen glatt gewinnen würde.
Trotz=
dem hielt ſich Nauheim gut und verlor nur 0:5. Das Spiel, das
leider verregnet war, brachte trotzdem entſprechende Leiſtungen
Beſonders Arheilgen fand reiche Anerkennung und rechtfertigte
voll und ganz ſeinen guten Ruf. Intereſſanter wäre allerdings
geweſen, wie Nauheim als Tabellenzweiter in vollzähliger
Be=
ſetzung auf ſeinem Platze gegen Arheilgen ſpielt — Die
Hänge=
partie Eberſtadt gegen Nauheim hat lediglich die Bedeutung, daß
es Eberſtadt durch einen Sieg gelingen wird, den dritten Platz
zu erringen. Die Tabelle im neueſten Stande:
Meiſterklaſſe Gruppe 2 — 10 5:23 0 Beſſungen 9 5 OO 37:28 19 Bensheim 26:19 Walldorf 4 1 22:18 Bickenbach 9 23:26 Tgd. 1846 7 3 1 3 21:24 Neu=Iſenburg 8 1 1 6 16:30 3
Turngemeinde Darmſtadt 1846—Turnverein Bensheim 4:5 (2:1)=
Das geſtrige Spiel hat der Platzverein verdient gewonnen,
Bensheim ſpielte überaus flink, und die Durhbrüche ſeines
Sturmes hätten für die Turngemeinde oftmals gefährlich werden
können, wenn nicht nur ein Stürmer, ſondern mehrere hätten
wirkungsvoller ſchießen können. So kam es, daß manche günſtige
Gelegenheit nicht ausgenutzt wurde. Darmſtadt hat ſich nach
einer kurzen Schwächeperiode, die ſich zu Anfang der
Pflicht=
ſpielreihe unangenehm bemerkbar machte, wieder erholt und
kann in der jetzigen Aufſtellung mit Ruhe den letzten Spielen
dieſer Spielreihe entgegenſehen.
Darmſtadt hatte Anwurf. Sein Angriff wurde eine Beute
der Beusheimer Verteidigung. Im Gegenangriff fiel zu aller
Ueberraſchung ſchon in der zweiten Minute das erſte Tor für
Bensheim. Darmſtadt ſuchte nun mit aller Macht auszugleichen
und Bensheim ſeinen Vorſprung zu vergrößern. Erſt in der
21. Minute gelaug Darmſtadt der Ausgleich, und kurz vor der
Pauſe konnten die 18:6er ihr zweites Tor buchen.
Nach Seitenwechſel gelang — wiederum in der zweiten
Ri=
nute — Bensheim der Ausgleich, und kurz darauf konnte es mit
dem dritten Tor in Führung gehen. Damit war jedoch
keines=
wegs der Kampfgeiſt der 1846er vermindert. Im Gegenteil.
Trotz ſtärkſter Abwehr Bensheims konnte Darmſtadt in der
7. Minute gleichziehen und nach weiteren fünf Minuten ſein
diertes Tor erzielen. Bis zum Schluß ſuchten beide
Mann=
ſchaften in außerordentlich flinkem Spiel zu weiteren Erfoigen
zu kommen, doch gelang dies keiner der Parteien mehr.
Ein flottes Spiel, das den Platzverein leicht überlegen ſah.
Bald nach Beginn ging Walldorf in Führung. Der geſchwächte
Sturm hatte dann noch verſchiedene gute Chancen; doch es
man=
gelte an ſicherem Schußvermögen, ſo daß kein Tor erzielt werden
konnte. Kurz vor Halbzeit ſchoß Bickenbach durch Strafwurf ſein
Tor. Bald nach der Pauſe holte Walldorf ein Tor auf und ſtellte
kurz vor Schluß das dem Spielverlauf gerechte Ergebnis von 3:
her. Auch dieſes Spiel war ſcharf. Avemarie=Wolfskehlen gefie
gut. Er griff gleich von Anfang ſcharf durch und verhinderte die
vorausgeahnte Härte. Zur Mannſchaftskritik: Walldorfs
Hinter=
mannſchaft war überragend und zeichnet für den Sieg
verantwort=
lich. Sie war in der Lage, dem gefährlichen Bickenbacher Siurme
ſtandzuhalten. Bickenbachs Hintermannſchaft war ſchon beſſer.
G1: Auerbach I — Heppenheim II 1:1.
Sehr gut geleitet, brachte das Spiel dem Platzverein den
feh=
lent
ur
n
Sieg. Doch Auerbachs Hintermannſchaft war auf der Höhe. Beim
Platzverein hatte man im Sturme ſchon beſſere Leiſtungen geſehen.
Jugend: Eberſtadt — Pfungſtadt 8:1.
Die körperliche Ueberlegenheit gab den Hauptausſchlag.
Rürnberg konkra Fürth.
Nürnberg gewinnt das Turner=Städteſpiel 4:2 (2:2).
Das 6. Turner=Städteſpiel im Handball zwiſchen Nürnberg und
Fürth brachte den erſten Erfolg. Vorher war Fürth viermal
ſiegreich geweſen, während ein Spiel unentſchieden endete. Der
erſte Nürnberger Erfolg war auch ein verdienter, denn die
Pianuſchaft war weſentlich eifriger und machte die etwas beſſere
Technik des Gegners mehr als wett. Der Kampf ſtand bei der
Pauſe mit 2:: Treffern noch unentſchieden. Nach dem Wechſel
konnte dann Nürnberg durch zwei ſchöne Treffer den Sieg an
ſich reißen.
Eishocken um den Sprngtei-Polat
IM Yudos.
Berlin und Cambridge im Endſpiel.
Die letzte Vorentſcheidung bei den Eishockeywettſpielen um
den Spengler=Pokal fiel am Sonntag zwiſchen dem Berliner
Schlittſchuhklub und dem Mailänder Eishoaeyklub. Das Spiel
bedeutete ein Ereignis für Davos, und ſo umlagerten Tauſende
das Kampffeld. Die Italiener, die in ihren Spielen gegen
Pa=
riſer Canadians und Oxford eine ausgezeichnete Form an den
Tag gelegt hatten, gaben für die Deutſchen einen überraſchend
ſchweren Gegner ab, und lang war der Ausgang des Treffens
ungewiß. Unter der ausgezeichneten Führung ihres Kapitäns
Bancarelli gaben die Mailänder einen durchaus ebenbürtigen
Gegner ab, und da beide Hintermannſchaften in der Abwehr
glänzten, endeten die beiden erſten Spielzeiten torlos. Den
un=
geſtümen Angriffen der immer wieder vorwärts drängenden
Berliner war dann endlich durch Jaemicke im letzten Spiel
abſchnitt der erſte Erfolg beſchieden. Kurz darauf ließ Röner
wiederum unter großem Beifall der Menge den zweiten Treffer
folgen. Bei dem Stande von 2:0 für Berlin trennten ſich die
hartnäckigen Rivalen nach hervorragendem Spiel.
Durch den Sieg über den Mailänder Eishockeyklub hat ſich
der zweimalige Pokalſieger, Berliner Schlittſchuhklub, die
Teil=
nahmeberechtigung am Endſpiel gegen Cambridge erkämpft.
Um den dritten Platz treten Mailand und Rießerſee an.
Beide Spielen finden am Montag ſtatt.
Die Junioren des Berliner Schlittſchuhklubs verloren nach
intereſſantem Spielverlauf knapp mit 3:4 gegen die Junioren
von Davos, während die erſte Mannſchaft von Davos
unent=
ſcheiden 3:3 11:4, 3:1) gegen die Pariſer Canadians ſpielte.
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31. Dezember 1928
Zlluſtrierte Wochenbeilage
Nummer 83
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Silveſter.
Von Georg Grabenhorſt.
Es gibt in jedem Jahre verſchiedene mehr oder weniger
offi=
zielle Gelegenheiten, ſeine perſönlichen Verhältniſſe, wenn nicht
zu ordnen, ſo doch einmal zu überſchlagen, gleichſam aufzurechnen,
abzuſtimmen und eine kleine Bilanz des Herzen zu ziehen, wie
ſie auch ausfallen mag. Der Geburtstag iſt eine ſolche, der
allge=
meine Buß= und Bettag ſollte eine zweite ſein, und von den
übrigen ſcheint mir die bedeutendſte Silveſter.
Ich ſage, daß es „Gelegenheiten” ſind, und möchte damit
betonen, daß ſie einmal zu nichts verpflichten, und daß ich
anderer=
ſeits das größte Berſtändnis dafür habe, wenn jemand meint,
dieſe Gelegenheiten unter allen Umſtänden verpaſſen zu ſollen,
da ſie unſer Gemüt unnötig beſchweren. Ich laſſe indeſſen
dahin=
geſtellt, ob es ſehr zweckmäßig iſt, denn ich habe gefunden, daß
ſich unſere ſeeliſchen Abrechnungen auf ſolche Weiſe nur
auf=
ſchieben laſſen, aufſchieben noch dazu für einen Cermin, der in
der Regel jeder offiziellen Würde oder Feierlichkeit entbehrt
und nichts mehr werden kann, als ein gewöhnlicher, nur ganz
beſonders gründlicher moraliſcher Katzenjammer. Alſo ſcheint es
mir ſchon praktiſcher, die feſtlich-lyriſche Stimmung der „
beſon=
deren Gelegenheiten” zu benutzen, und ich habe mich im Laufe
der Jahre an Silveſter gewöhnt, als meinen General=Neviſions=
und =Verrechnungstag.
Meine Freunde im Geiſte, unſer Leben wäre eine
ausge=
macht banale und triſte Angelegenheit, wenn wir es nicht
ver=
ſtünden, uns Illuſionen zu machen, Illuſionen und Sdeale, wenn
wir nicht freiwillig darangingen, uns Aufgaben zu ſuchen,
Pflich=
ten, Verantwortlichkeiten und ſtillſchweigende Geſetze, nach
denn wir handeln, die wir erfüllen und übertreten oder
vernach=
läſſigen können, die aber da ſind, unbedingt, und unſere geſamte
Vorſtellungswelt begründen und verteidigen. Ein Übriges und
meiner Anſicht nach Weſentliches, Nicht=zu=Unterſchätzendes,
be=
ſteht darin, unſere ſolchermaßen moraliſch, ethiſch und wie ſonſt
fixierte Exiſtenz unter die Oekonomie eines guten Geſchmacks zu
ſtellen. Darunter verſtehe ich beiſpielsweiſe, daß man ſich, um
über das gewöhnliche und das beſſere Ich nachzudenken, Silveſter
dazu auswählt, wo es Heringsſalat, Krapfen und Punſch gibt,
und man ohnehin nach innen gewandt und gerührt iſt.
Wenn die Leute fortgegangen ſind, ſitzt man noch ſo in
ſeinem Kanapee, ſchöpft ſich noch einmal das Glas voll, ſtreckt
die Beine lang, blinzelt über ſeine Pumps hinweg und denkt:
Alſo, mal wieder ein Jahr hinter uns gebracht! Ein Jahr, das
ſind 365 Cage und ebenſoviele Nächte. Die Nächte haſt du
eo ipso verſchlafen oder verbummelt, und was haſt du mit den
Cagen angefangen? Geld verdient, lumpiges Geld, tägliches
Brot. Haſt deinen Bauch gefüllt. Und ſonſt? Iſt ſonſt noch etwas
übriggeblieben? Sonſt etwas gefüllt? Etwas, was nicht
Brot=
kaſten und nicht Bauch iſt? Das Leben iſt doch ſchließlich keine
Konſervenfabrik? Oder iſt es doch? Freunde haſt du gehabt, ein
halbes Dutzend. Freunde? Nun, wie man ſo ſagt. Alſo ſchön,
gute Bekannte. Nette Leute, beſonders heute, wo ihr Sekt
ge=
trunken habt. Aber was kann man verlangen? Von den nötigen
Gefühlen ganz zu ſchweigen, hat man denn überhaupt noch Seit
für richtige Freundſchaften? Und gar auswärtige, mit
Korre=
ſpondenz, Logierbeſuch und ſo weiter? Großväterluxus!
Man hat ſeine Berufskollegen, die notwendige
Gemein=
ſchaft der Intereſſen, ſeinen Klub vielleicht noch, und damit
holla! Man hat ſeine Frau, ſeine Freundin, ſeine vier Wände.
hier und da einmal ein kleines Feſt, ein Bachanal zu zweien und
en masse, mit Koſtüm und ohne, man hat ſein
Cheaterabonne=
ment, ſeine Konzerte, ſeine drei oder vier Vorträge, im übrigen
ſeine Innenſteuer=Limouſine, ſeinen Sommerurlaub an der See,
ſeinen Kredit auf der Bank, ſeine Schneider= und
Schuſterrech=
nungen, ſeine Dienſtboten, ſeinen Hauswirt, ſeinen Schornſtein=
Das
glückbringende Silveſterblei.
Von Alfred Carl Brieger.
Es iſt eine heikle Geſchichte, in ein Mädchen verliebt zu ſein,
das einen reichen Vater hat; man kann ſie zu ſchwer von der
AAufrichtigkeit ſeiner Geſinnung überzeugen.
Meiſt hat ſie vorher ſchon eine ſtattliche Reihe von
Be=
werbern mit langen Geſichtern nach Hauſe geſchickt. Von denen
hat natürlich jeder hoch und heilig geſchworen, die edle
Wahr=
haftigkeit ſeiner Empfindungen ließe ſich einfach nicht mehr
über=
bieten; aber die ausgeteilten Körbe ſprechen dafür, daß ſie es
keinem geglaubt hat.
Doch ich war nun einmal in ein reiches Mädchen verliebt, ſo
ehrlich und warmherzig verliebt, daß ich mir zuſchwor, mir müßte.
es ungeachtet aller Korbe gelingen, den Weg zu ihrem Herzen
zu finden. Natürlich hatte ich dieſen Schwur ſchon geleiſtet,
be=
vor ich Gelegenheit bekam, ihr ſelbſt auch nur das Geringſte
zu ſchwören.
Dabei durfte ich mir ſchmeicheln, manchen Vorteil für mich
ins Creffen führen zu können, um Ellen zu gewinnen. Einmal
ging es mir wirklich nicht ſo ſchlecht, daß ich der unwillkommenen
Kategorie der Mitgiftjäger zugerechnet werden mußte, und dann
hatte ihr Vater, der alte Kommerzienrat, viel für mich übrig.
Damit allein hatte ich es natürlich noch längſt nicht geſchafft.
Bomüht hatte ich mich zwar nach beſten Kräften, im Sommer
auf dem Cennisplatz, im Winter im Ballſaalz ich wurde denn auch
ſtets freundlich begrüßt, wohl auch ein wenig bevorzugt —
gleich-
zeitig aber wurde ich auf Herz und Nieren geprüft. Das Ende
feger und ſeine Einkommenſteuerveranlagung — Ceufel, man
hat genug um die Ohren, um ſich noch beſondere Gedanken
dar=
über zu ſparen.
Genug? 364 Cage iſt man der Anſicht, daß es mehr als
genug iſt. Der 365. iſt Silveſter, und wenn, wie geſagt, der Sekt
ausgetrunken und die Gäſte verſchwunden ſind, wenn man dann
o uno solo in ſeinem Kanapee ſitzt und ſich ſeine Pumpsſpitzen
betrachtet — nun, dann beginnt der merkwürdige, immer wieder
erſchütternde Prozeß, daß ſich die bisherige Anſicht plötzlich in
ihr Gegenteil verkehrt, daß wir die Summe der 364 Cage und
Nächte auf einmal in ein jämmerliches Zuwenig oder Nichts
zu=
ſammenſchrumpfen ſehen. Von all jenem „Mehr=als=Genug
bleibt nicht die Spur. Unſere zahlloſen Geſchäfte und
Beſchäfti=
gungen, die uns 364 Cage und womöglich Nächte in Atem
gehal=
ten, die uns gehetzt, gelockt, enttäuſcht und begeiſtert haben, die
uns ein ganzes Leben gekoſtet, ein unwiderruflich entſchwundenes
Jahr mit tauſend ſchlummernden Möglichkeiten, die wir
unge=
weckt ließen — auf einmal erſcheinen uns alle jene Cätigkeiten,
Erfolge und Schwierigkeiten, die da hinter uns liegen, erbärmlich
klein und bedeutungslos, unwichtig, überflüſſig, ſchal und
viel=
leicht ſogar ganz und gar ſinnlos. Ach, wir haben ſchlecht
ge=
wuchert mit dem Pfunde, das uns gegeben ward, mit dem
Pfunde des Herzens! Wo ſind unſere Freunde, denen wir echte
und wahre Freundſchaft hielten, wo ſind die Widerſacher, denen
wir verziehen haben? Wo, frage ich, ſind die Cage, die wir
ganz rein und ohne Sehl aus Gottes Hand empfingen, wo ſind
ſie geblieben, wie haben wir ſie verpraßt mit Nichtigkeiten und
Arger, mit Bosheit und Mißverſtand, mit Geldgeſchäften und
Corheiten? O, über die Crägheit unſerer Herzen! Wo ſind die
Seſte, die auf uns gewartet haben, die klemen lautloſen Feſte
der Seele, die Feierſtunden des kleinſten Cuns, der Muße und der
Beſinnlichkeit, des Liebhabens und der Freude am Einfachen, ja,
am Gewöhnlichen, wo ſind die ſtillen Abende daheim . . . im
Fa=
milienkreiſe, über den Kinderbettchen, am Flügel und über den
Werken der großen Dichter? Verpaßt, verſäumt. O, über unſer
ewiges „Beſchäftigtſein”, unſer „Keine=Seit=haben” unſere
fürchterliche Gleichgültigkeit!
Einmal werden wir den letzten endgültigen
Sil=
veſter vor uns haben, und wenn wir uns dann noch einmal
mühſam umblicken nach irgendetwas hinter uns, nach einem
Leben, das nicht nur heruntergelebt wurde, wie man einen Film
herunterdreht, ſondern das erlebt wurde, dankbar und liebevoll
in der kleinſten Außerung, im beſcheidenſten Gefühl ſeiner Fügung
und ſeines Geheimniſſes — ſo könnte uns die Erkenntnis zum
letztenmal erſchüttern, daß wir „keine Seit” hatten zu dieſem
unſerem eigentlichen, wahrhaftigen Leben, daß wir
uns die Seit nicht nahmen dazu, und dann wäre allerdings
nichts mehr wiedergutzumachen! Heute aber, meine Freunde, iſt
noch Seit! Und damit hinein denn ins neue Jahr: Wir wollen
es untereinander mit einem Verſprechen beginnen!
Ein
unheimliches Silveſtererlebnis.
Von Oscar A. H. Schmitz.
Ich war mehrere Cage vor Silveſter in eine Stadt
ge=
kommen, wo ich einige Seit verweilen wollte. Als ich meine
An=
kunft den Bekannten am Celephon meldete, bat mich eine
be=
freundete Dame, ſie und ihre Cochter zum Nachmittagstee zu
beſuchen; wir einigten uns auf den 51. Dezember. Ich traf die
beiden Damen allein und fand ſie in einer erwas bedrückten
Stimmung, die zu verbergen ihnen nicht ganz gelang.
„Sie haben gewiß heute abend etwas recht Luſtiges vor?”
fragte die Mutter.
Als ich verneinte und erklärte, daß ich nur irgendwo
nacht=
mahlen und dann den Abend zu Hauſe verbringen wolle, blickten
ſich beide Damen zögernd an, und dann fragte die Altere etwas
ſcheu, ob es mir wohl nicht zu langweilig ſei, mit ihnen den Abend
im Familienkreis zu verbringen, es käme noch ihre andere Cochter
mit ihrem achtjährigen Cöchterchen Ilka, das zum erſten Male
an Silveſter aufbleiben dürfe. Etwas Angenehmeres konnte mir
in dieſem Augenblick nicht widerfahren, denn, wenn ich dem
Silveſtertrubel auch die Einſamkeit vorziehe, ſo verbringe ich
doch ein ſolches Seſt noch lieber im Familienkreis, beſonders mit
Kindern.
Die kleine Ilka, ein lebhaftes, ſchwarzäugiges Kind, ließ mit
ihrer Mama nicht lange auf ſich warten. Auf meine Frage, ob
ſie denn wirklich ſo lange wach bleiben könne, traf mich tiefe
Verachtung. Das war doch ſelbſtverſtändlich, aber nach Ciſch
ſah es anders aus. Ich beobachtete, wie die Kleine tapfer gegen
die Müdigkeit ankämpfte und ſich offenbar am meiſten vor dem
Gaſt ſchämte, vor dem ſie ſich vorher gerühmt hatte. Ich fand
daher den rettenden Vorſchlag, ſie ſolle doch, was auch viele
Großen nach dem Eſſen täten, ein wenig ſchlafen, ich würde ſie
ganz gewiß rechtzeitig wecken, damit ſie das Bleigießen nicht
verſäume. Dieſer Vorſchlag wurde ſchüchtern angenommen.
Kaum war das lebhafte Kind, das uns bisher ſehr erheitert
hatte, hinausgebracht worden, als ich wieder jene gedrückte
Neujahr
Mit heimlicher Weile ein Engelein leiſe
mit roligen Füßen die Erde betritt.
So nahet der Morgen. Jauchzt ihm, ihr
Frommen,
Ein heilig Willkommen, ein heilig
Will-
kommen,
Herz, jauchze du mit!
In ihm leis begonnen, der Monde und
Sonnen
An blauen Gezelten des Himmels bewegt.
Du, Vater, du rate, du lenke und wende;
Herr, dir in die Hände lei Anfang und
Ende,
Sei alles gelest!
Mörike.
(0
Stimmung fühlte, die über den Damen lag, und nun keilten ſie mir
die Urſache mit. Der junge Sohn des Hauſes, der mir
wohl=
bekannt war, weilte in einem Nachbarland; er ſchreibe von dort
ſehr niedergeſchlagene Briefe, ſei aber trotzdem zu Weihnachten
nicht gekommen, und erſt heute habe er telegraphiert, daß man
ihn auch zu Silveſter nicht erwarten dürfe. Offenbar lag da
irgendetwas vor, was der Junge verſchwieg und was die Seinen
nun ſehr beunruhigte. Sie ſeien mir aufrichtig dankbar, daß ich
ihnen half, dieſen Abend herumzubringen. Wenn es nicht des
6
Kindes wegen wäre, das ſich ſchon ſeit Wochen auf das
Auf=
bleiben freute, würden ſie vorgezogen haben, früh zu Bett zu
gehen. So hatte ich denn, als Gaſt, den fehlenden Sohn zu
ver=
treten.
Die kleine Ilka erſchien ſchon vor 11 Uhr wieder an der
Cür. Sie hatte ausgeſchlafen und brachte wieder eine muntere
Stimmung mit. Wir begannen nun die üblichen Silveſterſpiele,
und als es gegen Mitternacht ging, begann das Bleigießen. Su
dieſem Sweck hatte die Cochter des Hauſes in einer
Spielwaren=
handlung eigens dafür hergeſtellte Bleikugeln beſorgt. Während
ſie in einem Löffel über der Spiritusflamme ſchmolzen, konnte
man aus jeder irgendeinen ſymboliſchen Gegenſtand
heraus=
ziehen, etwa einen Anker, ein Herz oder dergleichen. Dabei lag
ein Settel mit einem Verschen, das dem Empfänger mehr oder
weniger Glück für das Jahr verſprach. Um ſo peinlicher wirkte
es, als ich aus der ſchmelzenden Bleikugel einen Gegenſtand
her=
auszog, der ſich als Piſtole erwies, und einen Settel, den wir
vergeblich hin= und herwandten: er war leer.
Ich löſte das verſtimmte Schweigen dadurch, daß ich erklärte,
nicht abergläubiſch zu ſein, indeſſen ſei es doch ein ſehr ſchlechter
Scherz, daß dergleichen in Spielwarenhandlungen verkauft werde.
Ein Glück, daß es mich, und nicht eine reizbare Frau getroffen
habe. Ich verabſchiedete mich bald nach Mitternacht. Die
Damen waren ſehr niedergeſchlagen, ſo daß ich am andern
Mor=
gen gleich anrief und ihnen verſicherte, daß mich, den einzig
Be=
troffenen, die Sache wirklich nicht beunruhige. Catſächlich kann
ich mir nicht vorſtellen, daß ich in irgendeiner Lage mit
geſun=
den Sinnen die Waffe gegen mich richten würde. Eine Kugel
aus dem Hinterhalt aber trifft einen nicht von ungefähr. Das
iſt Schickſal, das man hinnehmen muß, und gewiß nicht die ärgſte
Form des Codes.
Ich habe die Damen während meines Aufenthaltes noch
öfters geſehen und hatte den Eindruck, daß jene Verſtimmung
von ihnen gewichen war. Ich vermutete, daß ſie auch keinen
Grund mehr zur Sorge um den Sohn hatten.
Nach wenigen Monaten, als ich längſt nach Hauſe
zurück=
gekehrt war, erhielt ich einen Brief mit Crauerrand, auf dem
ich ſofort die Handſchrift der Cochter erkannte. Sie teilte mir in
tiefem Schmerz mit, daß ſich ihr Bruder, deſſen Stelle ich in
der Silveſternacht eingenommen, inzwiſchen erſchoſſen habe.
Für die genaue Wahrheit dieſes Erlebniſſes kann ich mich
verbürgen.
K
Hfmmffmfmrfkrmfkif
Ke
dieſes Examens war anſcheinend noch nicht abzuſehen; jedem
Verſuch zu ernſter, vertraulich bekennender Ausſprache wich Ellen
mit erſtaunlicher Geſchicklichkeit lächelnd aus.
Das Jahr neigte ſich bald ſeinem Ende zu und ich erhielt
nach meiner Erwartung eine Einladung des Kommerzienrats zu
ſeinem Silveſterball.
Sie wiſſen ſich von jedem Aberglauben frei, meine
Herr=
ſchaften? Sie lächeln über die Leutchen, die ſchwarzen Katzen
aus=
weichen, dafür aber ſchmunzeln, wenn ihnen ein Schornſteinfeger
begegnet? Warum legen Sie dann ſo großen Wert darauf, voll
ausgelaſſener Sröhlichkeit ins neue Jahr hinüberzutanzen?
Na alſo — ſehen Sie —, genau ſo abergläubiſch bin ich auch,
die Neujahrsnacht iſt nun einmal für mich vorbeſtimmend fürs
ganze kommende Jahr. Unverlobt die erſte Stunde des jungen
Jahres zu begrüßen, wäre für mich gleichbedeutend mit
zwölf=
monatigem Aufſchub geweſen — alſo mußte mir der erſehnte
Sieg auf dieſem Silveſterball unter allen Umſtänden zufallen.
Ahnlich entſchloſſen äußerte ich mich auch zu meinem Intimus
Max. Er iſt ein anſtändiger Kerl und aufrichtiger Freund, hat
aber eine ausgeprägte Neigung zu ſpöttelnder Skepſis..
„Optimiſt!” war alles, was er mir erwiderte — aber der
jroniſche Confall dieſes einen Wortes mußte zum Widerſpruch
reizen.
„Du wirſt es erleben!” vermaß ich mich voller Energie.
„Abwarten, alter Junge. ...
„Ich ſchaffs, verlaß dich darauf!”. Er verließ ſich, wie ſein
Mienenſpiel deutlich bewies, durchaus nicht darauf, und ich tat
es, ehrlich geſagt, ebenfalls nicht. Aber eine Woche blieb mit
noch bis zu dem Ball —, und damit blieben mir auch ſieben Cag
hoffnungsvoller Erwartung.
Die
Silveſterſcherze ſtellen ſich vor.
Die mehr oder weniger derbwitzigen Ulkgegenſtände, knarrend,
ſappernd, pfeifend, quietſchend, im Aeußeren irgendeinen
komi=
ſhen Ueberraſchungseffekt bergend, gehören ſchon lange bei uns
ſr Jahreswende wie der bunte Kranz zum Erntefeſt. Das Necht,
ch ſelbſt und den lieben Nächſten einmal gründlich zum beſten zu
hben, treibt in der Neujahrsnacht ſeine reichſten Blüten.
*
„Sehen Sie dieſe Karten hier, mein Herr” ſagt die
Ver=
huferin des großen Scherzartikelgeſchäfts. „Sie haben das
prmale Ausſehen wohlgenährter Ekarté=Karten, nichts
Be=
ſinderes iſt daran zu merken. Und nun paſſen Sie auf!” Mit
ſchelnder Miene macht ſie huſch, huſch, öffnet das Spiel, und die
farten ſind jetzt dreimal ſo klein.
Wollen Sie nicht eines von dieſen Schokoladenplätzchen
neh=
nen?” Mit lächelnder Miene bietet ſie ſie mir an. Schon will
ch uuf das koſtenlos Angebotene mit Wolluſt ſtürzen, da hält
ſe mich noch im letzten Moment zurück.
„Nein, das nicht, denn das Nizinusöl, das in dieſen
Pra=
inen verſteckt iſt, übt eine andere Wirkung . . . In dem anderen
ſier iſt Moſtrich, in dem dritten Eſſig. Wenn Sie dieſe
Bonbon=
chachtel ihren Gäſten anbieten, ſind Sie ſie los. Nehmen wir
n, Sie haben Ihre Gläubiger zu Silveſter eingeladen.”
Dabei ſteckt die teufliſche Sülle in echteſter Schokoladenhülle.
ſch höre ein Fenſter zerbrechen. Es klingt vom Schaufenſter her.
„Das iſt eine ſchöne Beſcherung für Sie”, meine ich
gefühl=
oll. Die Verkäuferin hat ſich nicht einmal umgedreht. „Das iſt
ur ein Apparat, der das Serbrechen einer Scheibe vortäuſcht.
Er beſteht aus ſieben Meſſingtäfelchen, Sie können ihn in der
Weſtentaſche kragen!”
„Was iſt denn das, Fräulein, es ſchneit ja hier im Lokal?”
Beruhigend klärt ſie mich auf. „Dieſen Schnee habe ich durch
ne kleine weiße Pille erzeugt, die ich unbemerkt auf die glim=
mende Sigarette gelegt habe. In einer halben Minute iſt jeder
Naum voller Schneeflocken. Das iſt ein chemiſcher Scherz!”
Auf dem Ball trug der gute Max ſelbſtverſtändlich von
An=
fang an eine aufreizend ſkeptiſche Miene zur Schau, ſo oft er
mich zu faſſen bekam. Ich tat als ſähe ich das nicht, und dachte
mir im Stillen: Wer zuletzt lacht . . . . ."
Leider ſaß ich bei der Cafel nicht in Ellens Nähe; ſie hatte
Rückſichten auf Geſchäftsfreunde ihres Vaters zu nehmen.
Da=
für hatte man Max mir gegenüber placiert. Es gelang ihm aber
nicht, mir durch ſein impertinentes Lächeln den Appetit zu
ver=
derben; ich tat der erleſenen Küche des Gaſtgebers alle Ehre an.
Beim Canz gewann ich dann das verlorene Cerrain
ver=
heißungsvoll wieder. Es iſt doch etwas Beſonderes um die
ſelt=
ſam gelöſte Silveſterſtimmung; wie kein zweiter eignet ſich dieſer
Abend zu elegiſchen Nückblicken und optimiſtiſchen
Sukunfts=
betrachtungen, und mit klopfendem Herzen konnte ich erkennen,
daß Ellen meinen Worken verſunken lauſchte und zuweilen einen
großen, forſchenden Blick über mich hingleiten ließ.
Bis elf Uhr wurde getanzt; dann drehte man im Saal ſoviel
Lampen aus, daß jenes geheimnisvolle Helldunkel herrſchte, auf
das man ungern verzichten wird, wenn man zur zukunftdeutenden
Handlung des Bleigießens ſchreitet.
Gießen Sie nicht auch Blei, meine Herrſchaften, trotzdem
es eigentlich ein etwas kindliches Vergnügen iſt? Man macht
eben mit, aus Anhänglichkeit an den alten, hübſchen Brauch.
ſtimmt doch, nicht wahr? . .."
Es wurden alſo Spiritusbrenner und Schüſſeln mit Waſſer
aufgeſtellt und die ſinnbildliche Silveſterſitte trat in ihre Nechte.
Den Anfang machte der alte Kommerzienrat, und was er goß,
war natürlich ein praller Geldſack. Das Netteſte an der ganzen
Geſchichte, ihr Hauptwitz, iſt ja eben, daß man ſich unter den
kurioſen Metallſtücken, die man aus der Schüſſel fiſcht, mit ein
„Haben Sie Sahlungen zu leiſten, mein Herr? Da nehmen
Sie bitte dieſen Prima=Wechſel.” Ich betrachte ihn näher. Er
beſteht aus weißem Gummi mit originalem Aufdruck.
„Den können Sie prolongieren ſo oft Sie wollen. . . Hier
haben Sie einen Bleiſtift, mein Herr, mit dem können Sie ſich
alles notieren, was Sie ſehen!” Ich nehme den Stift und will
auf den Wechſel eine märchenhafte Siffer für mein Gut ſchreiben,
aber ich will nur, denn der Stift will nicht. Der Vexierſtift hat
eine Spitze, die prompt verſchwindet, wenn ſie arbeiten ſoll.
Das iſt nur eine kleine Ausleſe der Späße, die teils alt, teile
neu der Silveſter 1928 herzaubern wird. Eine Unmenge anderer
ſind erſonnen, mit denen ſich das ganze Volk in das neue Jahr
hinüberamüſiert. Da gibt es noch die merkwürdigſten Dinge.
Eine Villa, eine ganze Menagerie, ein Ding, das ſich „Luſtige
Schneeballſchlacht” nennt, Würfelbecher, Dominoſteine,
Flaſchen=
korken. Sie alle werden an einem Sünder angeſteckt und regnen
dann allerlei kleine Scherze aus Papier oder Blech. Sehr
nied=
lich ſind die Streichholzſchachteln, darinnen anſcheinend
richtig=
gehende Streichhölzer ſind. Will man aber eins davon anſtecken,
ſo brennt es nicht, oder die ganze Streichholzſchachtel fällt
aus=
einander. Ganze Ciſchlampen gibt es, auf deren hübſchem buntem
Schirm 12 Knallbonbons im Kreiſe befeſtigt ſind. Der Suß iſt
eine Bonbonniere. Neben der Kaffeetaſſe liegt natürlich ein
Löffel. Steckt man ihn aber in die warme Flüſſigkeit, ſo bricht
er in der Mitte ab. Ein Fingerring iſt mit einem kleinen Ballon
verbunden, der in der Handfläche verſteckt wird. Drückt man
darauf, ſo ſpritzt der Ning eine Flüſſigkeit von ſich, Parfüm
oder ſo etwas.
Sum Silveſterſpaß gehört vielfach das gegenſeitige Sich=
Anſchwärzen, man kriegt beiſpielsweiſe ein Fernrohr in die Hand,
drückt es, um beſſer ſehen zu können, feſt ans Auge, und ſchon
ſitzt ein ſchwarzer Kreis im Geſicht; oder da iſt eine ſcheinbar
un=
ſchuldige Schachtel — im Nu hat man die Hände voll Nuß.
Drollig ſind Laubfröſche und Heupferde, die nach einer Weile
ruhigen Verharrens plötzlich mit einem kühnen Satz irgendwo
ins Blaue hineinhüpfen.
Aus den zahlreichen „quietſchenden” Gegenſtänden ließe ſich
ein — ganzes groteskes Orcheſter zuſammenſtellen: quiekende
Herzen, Puppen, Ciere, Sigarren, Sigaretten, ſogar
Schoko=
ladentafeln ſind da, die Cöne von ſich geben; und viel, viel mehr,
von denen ſich der menſchliche Verſtand in Normalzeiten nichts
träumen läßt.
Die zwölf Rauhnachte
im deutſchen Volksglauben.
Von Dr. A. Dreyer.
Um keinen Abſchnitt des weiten Jahrringes ranken ſich die
abenteuerlichen Vorſtellungen und ſeltſamen Meinungen des
Volkes ſo dicht und üppig empor als um die 12 Nauh- oder
Nauchnächte (die Seit von der Chriſtnacht bis Dreikönig). Ihr
Name wurzelt in der frommen Gepflogenheit des ländlichen
Hausvaters, Haus und Stall in der letzten dieſer Nächte (am
Vorabend vor Dreikönig) zum Schutz wider böſe feindliche
Mächte „auszuräuchern”. In Oberdeutſchland heißen die
Nauh=
nächte auch „Gebnächte”. Herumziehende arme Leute wurden
gerade um dieſe Seit reicher als ſonſt mit Gaben bedacht.
bißchen Phantaſie immer das vorſtellen kann, was man am
ſehn=
lichſten erhofft oder für das Paſſendſte hält — nicht wahr, ſo iſt
es doch. . . ."
Es wurden dann noch verſchiedene Geldſäcke gegoſſen,
Ehe=
männer bekamen Pantoffel, die dazugehörigen Frauen Perlen,
Ohrgehänge und Kolliers, alle unverheirateten jungen Mädchen
Brautkränze und Ninge. Wenigſtens war die umſtehende
Mehr=
heit immer der Anſicht, daß es Geldbeutel, Pantoffel, Perlen
oder Ninge wären.
Mir aber blieb es vorbehalten, einen Sturm der
Begei=
ſterung zu entfachen, als die Neihe an mich gekommen war. Was
ich nämlich neben einigen undefinierbaren Metallfragmenten aus
dem Waſſer holte, war ein Ning von ſo erſtaunlich gelungener
Form, daß mich die ganze Geſellſchaft im Handumdrehen fürs
kommende Jahr unter die Haube gebracht hatte. Sogar Max
erklärte überraſcht, eine andere Deutung wäre ausgeſchloſſen.
Können Sie ſich aber das Hallo vorſtellen, das entſtand, als
auch Ellen kurz nach mir einen faſt ebenſo formvollendeten Ning
bekam? Und können Sie ſich die vielſagenden Blicke aller näheren
Bekannten ausmalen, weil gerade ich es war, der für Ellen den
Ning aus dem Waſſer zog? Wir Herren erſparten den Damen
den für manikürte Finger nicht zuträglichen Handgriff, und
ſelbſt=
verſtändlich leiſtete ich Ellen dieſen Dienſt.
Mit ſtürmiſchem Herzklopfen durfte ich entdecken, daß Ellen
den Scherzworten, die ihr von allen Seiten zuflogen, gar keine
Beachtung ſchenkte, ſondern daß ſie das kleine Stückchen
blitzen=
den Metalls mit träumeriſchen, ſehnſüchtig in eine roſenrote
Serne ſchweifenden Blicken in der Hand wog. .. !
Das Bleigießen war noch vor zwölf Uhr beendet, wir
konn=
ten noch ein wenig Canzen, bevor das junge Jahr bewillkommnet
In den „Swölften” iſt den Geiſtern beſondere Gewalt über
die Menſchen verliehen. Hoch in den Lüften reitet Wodan auf
einem großen Schimmel und führt — als altgermaniſcher
Coten=
gott — die abgeſchiedenen Seelen im Sturmgebraus mit ſich fort.
Dem geſpenſtigen Suge ſchreitet der getreue Eckart voraus und
ruft warnend: „Aus dem Weg, aus dem Weg, daß niemand
was geſcheh!!”. Wer der wilden Jagd begegnet, muß ſich auf der
Straße, den Fahrgeleiſen entlang, zu Boden werfen, ſonſt wird
er mitgeriſſen.
Mit Wodan (in manchen Gegenden auch getrennt von dieſem)
zieht Frau Holle oder Perchta. Bald erſcheint ſie als lichte
Göttin, welche die Felder mit Fruchtbarkeit ſegnet, bald als
teuf=
liſche Unholdin, die allerlei ſchlimmen Schabernack verübt. Aber
auch andere Spukgeſtalten treiben in den Nauhnächten,
nament=
lich in der Chriſtnacht und in der Perchtennacht (am Vorabend
des Dreikönigtages), ihr ſchreckliches Unweſen: Hexen, Cruden,
Werwölfe, feurige Drachen uſw. In den öſterreichiſchen
Alpen=
ländern hauſt um dieſe Seit der gefürchtete Ohneweigl, ein
Ge=
ſpenſt, das ſich dem nächtlichen Wanderer auf die Bruſt ſetzt und
ihn tot drückt.
Die Nauhnächte (hauptſächlich die Chriſtnacht, Silveſter= und
Dreikönigsnacht) durften auch nicht durch Arbeit entweiht
wer=
den. In dieſen Seiten durfte nichts „rund gehen” (d. h. es durfte
nicht geſponnen und gefahren werden), das rächte ſich ſonſt durch
Krankheit am Vieh des Hausherrn. Der Flachs mußte am
Nocken bleiben, ſonſt kommen die Swerge und ſpinnen ihn ab,
oder es geraten die Motten ins Garn. Eggen und Pflüge
dür=
fen nicht im Freien ſtehen bleiben, ſonſt verbirgt ſich der wilde
Jäger mit ſeinen Hunden darunter. Wer in den Swölften den
Saun bekleidet (d. 1. Wäſche zum Crocknen aufhängt), wird ſelber
bald den Friedhof bekleiden.
Die Swölften gelten auch als Los= oder Lößtage, an welchen
der Menſch nicht nur die Witterung des kommenden Jahres,
ſondern auch ſein eigenes künftiges Schickſal erfahren könne.
Jeder dieſer Cage verſinnbildet einen Monat, der 1. den
Ja=
nuar, der 2. den Februar, uſw. Das Wetter ſchreibt man mit
Kreide auf den Cürpfoſten oder mit Bleiſtift oder Cinte in den
Kalender, und zwar durch einen Kreis. Iſt der ganze Cag ſchön,
ſo bleibt der Kreis unausgefüllt, andernfalls füllt man den
gan=
zen Kreis oder einen Ceil desſelben aus. Auch Swiebel= und
Nußſchalen weisſagen die Witterung des nächſten Jahres.
Was man in einer der zwölf Nauhnächte träumt, das geht in
einem der kommenden zwölf Monate in Erfüllung.
Das Orakel wird um dieſe Seit von niemand eifriger befragt,
als von den heiratsluſtigen Mädchen und Burſchen, namentlich in
der Chomasnacht (21. Dezember), die ebenfalls als „Losnacht
betrachtet wird. Am Abend des Chomastages tritt des
Mäd=
chen den Strohſack mit den Worten
„Strohſack ich tritt dich,
Heiliger Chomas ich bitt” dich,
Daß mir heut” abend erſchein”
Der Herzallerliebſte mein.”
In Mitteldeutſchland ſät das Mädchen in der Silveſternacht
vor dem Schlafengehen Hafer und Lein vor das Bett und ſpricht:
„Ich ſäe Hafer und Lein.
Daß mir der Liebſte erſchein”.
Wenn ihr im Craume kein Mann erſcheint, wird ſie eine
alte Jungfer.
An vielen Orten iſt der Hühnerſtall das Eheſtandsorakel. Um
Mitternacht klopft das Mädchen an denſelben. Wenn der Hahn
kräht, ſteht ſie im nächſten Jahr vor dem Craualtar. Wenn ein
Burſche dies tut, muß eine Henne gackern. Dem jungen Freier
prophezeit auch ein von einem Holzhaufen gezogenes Scheit, ob
er eine brave oder böſe Frau bekomme. Daher klagt der
Ehe=
mann über ſeine böſe Sieben: „Ich hab” ein aſtig’s Scheit
erwiſcht.*
Das Blei= und Eiergießen in der Chriſt= und Silveſternacht,
das Schuhwerfen am Chomasabend — was anderes ſind ſie als
kindlich naive Fragen an das Schickſal? Gerade in den
Nauh=
nächten bricht das Beſtreben des Volkes deutlich hervor, den
Schleier der Sukunft ein wenig zu lüften. Frevelhafte Neugier,
gepaart mit törichtem Aberglauben, lauert in der mitternächtigen
Stunde auf dem Sriedhof, in der Meinung, daß da die Coten
des nächſten Jahres prozeſſionsweiſe einherſchreiten. Am
Neu=
jahrstag ſpielt die erſte Begegnung eine große Nolle. Ein
kleines Mädchen bringt Glück für das kommende Jahr, ein
altes Weib bedeutet Unglück, desgleichen eine Katze, ein Hund
weisſagt nahen Cod.
Auf ſolche abergläubiſche Vorſtellungen geht auch das Glück=
und Heilwünſchen um dieſe Seit zurück, nicht bloß zu Neujahr
und am Silveſterabend, ſondern auch am Cage der unſchuldigen
Kinder, am 28. Dezember (das „Pfeffern” oder „Aufkindeln”)
Das Chriſtkindl= und Sternſingen zu Weihnacht und an
Drei=
könig ſchwindet immer mehr. Dieſe herumziehenden Sänger
wiſſen für den Hausvater und ſeine Familie allerlei gute Wünſche,
die beſten aber für ſich ſelbſt. So ſagen ſie u. a.: „Freudenreiches
langes Leben, geſundbleiben, gerne=geben.”
wurde — und in dieſer kurzen Seit wagte ich den entſcheidenden
Sturm, und dieſer Sturm gelang, gelang dank der hilfreichen
Sauberkraft der beiden glitzernden Metalldingerchen viel
mühe=
loſer, als ich in meinen kühnſten Cräumen zu hoffen gewagt hatte.
Aber nicht wahr, meine Herrſchaften, ſie wiſſen wohl ſelbſt,
warum — gibt es wohl ein junges Mädel mit warmem Herzen,
das ſich beim Bleigießen am Silveſterabend nicht voll junger
Sehnſucht einen Ning oder einen Brautkranz wünſcht, und wenn
ſie zehnmal einen reichen Vater hat?
Der alte Kommerzienrat übrigens, dem wir uns noch vor
Mitternacht amvertrauten, ſtrahlte hochbefriedigt über das ganze
Geſicht — nun konnte er doch beim Zuſammenklingen der
Punſch=
gläſer, beim Läuten der Glocken und Knattern der Naketen,
dieſer altvertrauten, durch die geöffneten Fenſter hereinflutenden
Silveſterſinfonie, die Verlobung bekanntgeben und den erſten
Crinkſpruch auf unſer Sukunftsglück ausbringen.
Sobald er mich ſpäter allein erwiſchen konnte, ſchlängelte ſich
natürlich Max heran.
„Na, Glück haſt du aber mit den beiden Ningen gehabt,
alter Freund!” bemerkte er, mir gönnerhaft auf die Schultern
klopfend.
„Und ob, Maxe!” erwiderte ich trocken. „Daß ich heute
vormittag faſt ſechzig Stückchen Blei verbraucht habe, bis ich
glücklich zwei Dinger zuſtande gebracht hatte, die ſo etwas wie
Ninge vorſtellten, das war noch das wenigſte — aber ſie heute
abend im gleichen Moment in die Schüſſel zu eskamotieren,
wäh=
rend ich ſie mit dem anderen Blei ſchon wieder herausfiſchte, das
war allerdings weniger einfach. Da habe ich wirklich Glück
gehabt — ohne die magiſche Beleuchtung hätte ich es vielleicht
gar nicht geſchafft.”
Marci panis.
Von Per Schwenzen.
Der heilige Marcus war nicht ſo heilig, daß ſeine Sunge die
ſüße Mandelatzung verſchmäht hätte — Brot des Marcus,
Marei panis, Marzipan. Womit wir den ſüßen terminns
technieus ethymologiſch erklärt hatten. Daß er aus Mandeln
und Sucker beſteht und daß Schweine daraus gemacht werden,
wiſſen wir Chriſten, und Heiden verdienen dieſe Herrlichkeit nicht.
„Marzipan” und „Porzellan” haben mehr als den graziöſen
Klangnamen gemein, man möchte angeſichts eines niedlichen
Marzipanſchweinchens geradezu von eßbarem Porzellan ſprechen.
Das Wort Marzipan hat etwas Spieleriſches, und wüßte man
nicht, daß es ſich um ein Genußmittel handelt, man könnte auf
einen Märchenprinzen tippen. Es hat alle Eigenſchaften einer
richtigen Koſtbarkeit: lüß und ſüdlich, von zartem Luft, liegt es
ſchwer wie verſchlucktes Gold im Magen des Maßloſen, es
wird gefälſcht wie Münzen und Banknoten, wird ſtatt aus
Man=
deln aus gewäſſerten Pfirſichlernen hergeſtellt, in dieſem Falle
heißt es Pereipan und feiert unter dieſem Namen Criumphe der
Volkstümlichkeit, trotzdem es ſich zum Marzipan verhält wie
der faſche Prinz zum echten. Ja, Marzipan iſt eine ariſtokratiſche,
eine patriziſche Sache. Die Cürme der Hanſaſtadt Lübecke ſind
licher öfter in Marzipan als in Metall geſtanzt worden. Lübeck
und Königsberg, die beiden ſeeüberragenden Städte, ſind die
Herkunftsſtätten unſeres Mandelbrotes, und unwillkürlich hat
man bei der Mutterſchaft ſolch altehrwürdiger Patriarchin wie
der Hanſe das Gefühl, unſer ſüßes Kind müßte ſchon von den
Kaufſtänden der Nürnberger Pfefferſäcke, der Lübiſchen Koggen
an fremder Küſte, ja ſchon vom Schmauchtiſch des räuchigen
Nitterſaales über gebrochene Lanzen und Herzen lächeln, in der
ſchneeweißen Linken ein Glas mit ſüßem Malvaſier, in der nicht
minder weißen Rechten ein ſüfflant grinſendes Marzipanſchwein
haltend...
Dies alles könnte in einem Schäfergedicht von Arno Holz,
aber nicht im 14. bis 17. Jahrhundert ſich ſolchergeſtalt verhalten
haben. Marzipan iſt eine Errungenſchaft des letzten
Jahrhun=
derts, wobei nicht in Abrede geſtellt werden ſoll, daß irgend ein
ſeliger Suckerbäcker irgendwo früher mal Mandeln und Sucker
mengte. nur dürfte das früher ſchon aus dem Grunde ſchwer
ge=
weſen ſein, weil es keine ſo weiße ſchimmernde Naffinade gab
wie heute, im Gegenteil iſt die ganze Zuckerinduſtrie mit ihrem
weltwirtſchaftlichen Ausbau neuerer Prägung. Bedenkt man,
daß Marzipan bis Mitte der ſiebziger Jahre nur in Konditoreien
in kleinen Mengen hergeſtellt wurde, ſo ſtaunt man nicht weniger
angeſichts moderner gewaltiger Induſtrien, die heute pro Cag
100 Hentner Marzipanmaſſe herſtellen.
Wer die Marotte und die Aöglichkeit hat, des öfteren
größere Werke zu beſichtigen, der kennt eine Gefühlsordnung,
die ich mit Fabrikpſuchoſe bezeichnen möchte, eine Art
lampen=
fiebriger Neugierde, hinter die Geheimniſſe des täglichen Lebens
zu kommen, zu erfahren, wieviel Pferdekräfte etwa zur
Her=
ſtellung eines Kragenknopfes erforderlich ſind und wieſo eine
Maſchine tauſend Cafeln Schokolade in der Stunde verpacken
kunn. Das Weſentliche ſolcher Pſychoſe iſt die erhöhte innere
Alarmbereitſchaft, die Gefaßtheit auf jede Niederträchtigkeit
hin=
ſichtlich Geruch und Geräuſch. Wer zum Beiſpiel in eine
Keſſel=
ſchmiede geht, tut gut, ſeine Ohren ſo lange beim Portier in
Verwahrung zu geben, und wer gar eine Selluloſefabrik
beſich=
tigen will, ſoll ſich vorher einen Stockſchnupfen mit
Garantie=
verſchluß zulegen. Aichts von alledem widerfuhr mir beim
Be=
ſuch der größten Berliner Marzipanproduktion.
Der Neſtor der deutſchen, das iſt gleichzeitig der Welt=
Marzipaninduſtrie, führt mich durch die weiten,
maſchinendurch=
halten Säle, die meine kummergewohnten Sinne mit den
Wohl=
gerüchen der Cropen, Arabiens und des ſüdlichen Kontinents
ſtreicheln. Saal A — eine Wolke Kakaoduft ſchlägt mir
ent=
gegen, braun und nahrhaft. So etwa muß es im Negerhimmel
riechen. Saal B — aus vielen Connen ſteigt betäubender Duft
des Chilehonigs auf, die Meng= und Rührmaſchinen ſummen wie
alle Bienenſchwärme Südamerikas. Der Findige merkt bereits,
daß es ſich um eine Pfeffer= und Honigkuchenbäckerei handelt,
und demzufolge walzt, klappert, dampft und ſtöhnt das
Mannig=
falt der Maſchinerien, magere Stahlarme, wellenförmige
Miſch=
meſſer im braunen Ceig herum, genug, mir ein Knuſperhäuschen
von zwei Stockwerken nebſt Autogarage zu bauen. Das ganze
macht einen appetitlich=gigantiſchen Eindruck. Mehlſtaub fällt
wie Neif in der Frühlingsnacht. Hier befinden wir uns in dem
analog zur Vorhölle gebildeten Vorparadies. Was ſich dann
tut, iſt bereits die Vollendung, es tut ſich nämlich die ſchwere
Eiſentüre auf, und ich trete in die Werkſtatt ein, Abteilung 1a,
Marzipanl Sol Mandeln, Mandeln, nichts als Mandelnl In
großen Körben, unzählige Sentner, ſtehen die koſtbaren Kerne
herum, entſchalt, aber noch nicht gehäutet. Der ſüße Geruch
hat etwas Betäubendes. Der freundliche Leiter der Fabriſe
zeigt und erklärt mir den Werdegang der Maſſe, die ich in
großen, kreiſenden Keſſeln am anderen Ende des Saales erblicke.
Suerſt wird die Mandel abgebrüht, d. h. ſie wird zur
Ent=
ſchalung in dieſem Rieſenſieb in einen Keſſel heißen Waſſers
geſenkt. Die Kerne laufen dann durch die Gummiwalze, wobei
die braunen Häute wegplatzen. Die weißen, weichen
Mandel=
herzen werden jetzt körbeweiſe in große Mühlen geſchüttet, die
gemahlene Maſſe, ähnlich wie der Kuchenteig, von ſtählernen
Hebeln in kreiſenden Keſſeln durchgeknetet. Dann wird die weiche
Maſſo mit Sucker zuſammen in einem anderen Keſſel vermengt,
nochmals geknetet und jetzt „abgeröſtet‟. Der Ceig wandert
hierbei in einen Keſſel, der, ähnlich wie andere Sauberinſtrumente,
mit einem doppelten Boden verſehen iſt, in dem heißer Dampf
eine ſtarke Hitze entwickelt. So erwärmt und nochmals
durch=
gewalkt, hat die Subſtanz den vollkommenen Grad der
Köſtlich=
keit erreicht und wird in Holzkiſten geſpeichert. Der Verſand
geht in alle Welt, und je nach der Gediegenheit des weiteren
Verarbeitens wird der edle Stoff durch größeren oder kleineren
Suſatz von Sucker und Streckmitteln mehr oder weniger entwertet.
An Ort und Stelle aber war höchſt lehrreich und appetitanregend
zu ſehn, wie eine Spitzeninduſtrie Schweine, ſämtliche Gemüſe,
Herzen und ſonſtigen netten eßbaren Firlefanz verfertigt. „Sehen
Sie hier,” lagte mein Begleiter, der Neſtor der Mandelkunſt,
„diele Kartoffeln, Mohrrüben, Birnen und Corten mit
Stadt=
wappen und Engeln, das iſt Lübecker Marzipan, nur leicht
ab=
geröſtet. Die Hauptſache beim „Lübecker” Marzipan iſt, daß
möglichſt keine einzige bittere Mandel in die Maſſe gerät. Die
„Königsberger” Manier hat darin mehr Lebensweisheit, ſie tut,
wie den Cropfen Wermut in den Lebenskelch, 10 Prozent bittere
Mandeln ins Gemiſch, dem eenen ſin Uhl, dem annern ſin
Nach=
tiglall... An langen Ciſchen wird geknetet, geformt, ein
Künſtler modelliert Birnen und andere Früchte, Mädchen preſſen
die kleinen Marzipanbrote und =Früchte in Schwefelformen aus.
Herzen werden aus gewalzter Maſſe ausgeſtanzt. Das
Groß=
artigſte aber iſt die Schweineſtanzmaſchine. Ein reizendes
Mäd=
chen ſitzt vor einem Apparat, der mit Marzipan gefült iſt und
ſtampft mit einom Hebeldruck ein komplettes Schweinchen nach
dem andern. Die Arbeit der Nächſten beſteht darin, die Ohren
zu putzen, die als einziger Geburtsfehler ungenau ſind. Von
Hand zu Hand wandert die Neugeburt weiter, wird roſa bemalt,
hinten und vorne, bekommt ein rola Lächeln um die Schnauze
und ſtellt ſich in Neih und Glied eines Regiments auf, das
pein=
lich im Karree geordnet, zum Packraum abmarſchiert.
An langen Ciſchen weiße Schürzen, vor weißen Schürzen
buntes Spielzeug, Erdbeeren, Kirſchen, Gurken, Würſte,
Schin=
ken, und alles aus Marzipan. Da wird geputzt und gepinſeltt
Mit leuchtenden Farben, blank und giftfrei werden alle die
luſtigen Modelle bearbeitet. Die Kartoffelninduſtrie wälzt Kugeln
in Kakao. In leuchtendem Bunt ſtrahlen die Ciſche, auf denen
die kandierten Früchte gebreitet liegen, die auf Herzen von
Königsberg zierlich geordnet werden, Ananas in duftiger AMenge
wird in das ſchimmernde Weiß geknetet, der ſchwere Laib in
füſſige Schokolade getaucht, Cortenaufbauten von
handwerk=
licher Pracht mit Früchten und Figuren entſtehen.
„Das iſt noch gar nichts”, ließ mein freundlicher Führer
ver=
nehmen. „Crotzdem ich dabei war, als die erſten Kartoffeln auf
Stricknadeln geſpießt am Gas geröſtet wurden, was haben wir
nicht in glücklichen Seiten für Dinge geſchaffen! Früher als die
Mäzene ihre Künſtler noch liebten, da griff die Hand noch geiſtig
formend in die Maſſe. Damals modellierte ich im Auftrag
Joſeph Kainz in Marzipan, an einem Ciſch ſitzend und auf
aus=
drückliche Order Schnitzel mit Bratkartoffeln verzehrend. Die
Arbeit hätte jedem Panoptikum Ehre gemacht. Oder um einmal
Amerikas marzipaniſche Kunſt zu erwähnen: Als der Negerboxer
Johnſon den Weltmeiſter Jim Jeffries ausgeknockt hatte,
dedi=
zierten ihm ſeine Anbeter eine Koloſſaltorte. Auf der Weltkugel
lag weiß und ausgeknockt der marzipanerne Jim, ſchwarz und
ſiegreich ſtand der ſchokoladene John. Seitdem aber hat das
Marzipan wieder aufgeholt, denn bekanntlich ſind weder Dempley
noch Cunney von Schokolade...
„Und woher ſtammen dieſe furchtbar vielen Mandeln?"
„Aus Italien, Spanien und Marokko. Aus Spanien die beſten,
aus Italien die meiſten, aus Marokko die wilden Mandeln.”
Nichtig, in Marokko leben Wilde. Da erntet vermutlich
das herbe Königsberg leine bitteren 10 Prozent. Ich für mein
Ceil bin für Lübeck. Ich will 10 Prozent Süßigkeit in meine
Corte backen. Es werden die guten Freunde ſchon kommen, und
ein paar bittere dawilchen ſtecken..
Teffofgrges des Niſel en1 Nunmis f7:
z iſt nicht ſchwer!
Panne, Kanne, Wanne, Tanne, Hanne.
Vorſetz=Rätſel.
Emma, Irma. Norma, Engel, Nagel, K gel, Lappland, Eiland, Island,
Note, Ente, Nichte, Beifall. Reinfall, Unfall, Degen, Eugen, Regen.
„Einen kleinen Bruder”.
Rebns.
Die kleinen Ziffern deuten an, der wievielte Buchſtabe der im
Felde ſtehenden größeren Ziffer beziehungsweiſe des Zeichens „Mal”
zu nehmen iſt; es ergibt ſich:
„Eisblumen”.
Nummer 291.
Aufgabe 423.
Friedrich Köhnlein in Nürnberg.
(Deutſches Wochenſchach 1904.)
A
O
—5
O
Weiß zieht und ſetzt in fünf Zügen matt.
Brüfſtellung: Beiß; Kbl Te3 I.b2 Se7 g2 Ba3 b4 o3 42 14 h4 (y;
Schwarz: K84 Te5 Id7 Ba6 b3 b6 o4 48 et 15 h5 (1): 53.
Heute zur Abwechſlung einen netten Fünfzüger! Um das Auffinden der Löſun
zu erleichtern, weiſen wir darauf hin, daß Weiß über die Drohung Kb1—e1—d1
—g1—12 mit nachfolgendem Tg 3kr verftigt.
Aufgabe 424.
Dr. J. J. D. Keefe in Sydneh.
(1. Preis, Melbourne Leader, 1903.)
Beiß: F15 Da4 8d7 e7 Bb6 c2 r6 (5:
Schwarz: Kd6 Ta8 8a5 Ba8b4 44 (.
Matt in zwei Zügen.
Druck u. Verlag: 9 C. Wittichſche Hofbuckduucker.i Rheinſtr 23 — Verant wortlichf d N=dation: Dr 5 Nette. Femſhr 1 954—B02 Ale Rechte vorbebatten Nachdrick verb — Kliſchres: F. Haufmam, alle im Darmtaht.
[ ← ][ ][ → ] Sooche, nu weern mer alſo ſoweit, mit dem verzwickte,
ver=
gwackte, vermortſte un verkoriſte, lauſiche Johrsang Neunzeh=
Hunnerdachtunzwänzich. Die paar Srund, wos uns noch
Gefeu=
chaft leiſte darf, des alte Johr, wärrn ſchließlich aach noch
erum=
geh, ohne daß de Himmel ei ſeult; un ich ſag mr, ſin mer iwwer
De Hund kumme, tumme mer aach iwwer de Schwanz
Un wer alſo noch e bische was uff ſich halie dhur, un wer
„iwwes e Kerl is” wie die Owwerheſſer ſage, un wer noch
feſt=
hellt, an der alten Väderſidde, der wärd ſich alſo for=en zimfdiche
Bunſch ſorje, oder=en Gliehwei”, odder ward ſich e Bummeranze=
Söhlche aſetze, um damit, wann’s ſo in de Neijohrsnacht uff
welf zu geht, daß er dann ärchend was antialkoholiſches bei de
Hand hott, wann’s gilt „Proſt Neijohr” zu ruffe, un „Viel Glick”
ein „ditto mit Soos”, un was mer halt ſo rifft, in dem Fall.
Wer beſunners neiſchierich veralagt is, der wärd ſich gar
rnit Zauwerei befaſſe, un wärd en alte Oleileffel obfern, ooder in
Die Stern, in die Kadde, odder in de Kaffeeſatz gucke, weil er ſich
eibilde dhut, ’s Schickſal weer ſo freundlich, un gebt=em e paau
Zeiche, aus dene raus er ſähe kennt, was=em im nechſte Johr
alles zuſtößt an Glick und Unglick. — No ich will dodegääche nig
ſage, wann aaner ſchließlich die ganz Zauwerei in de
Neijohrs=
macht for däßnmmt, was es is, nemlich als en Unſinn, der wr
wveiders kaan Wert hott, als daß mer emok driwwer lache dhut
uin im iwwriche mix druff gibt.
Awwer mir machts ſo de Eindruck als wann’s die Menſche
an unſerm uffgekleerte Zeitalter mit nix ernſter nemme dhete,
als wie mit de Zauwerei un was domit zuſammehenkt, un ſo=
Buſage famillionär dezu geheert, wie beiſpielsmeeßich de
Awer=
glacwe, un s Wohrſoge, un was dergleiche Unſinn, Unfug un
ſträfliche Hookes=Bookes mehr is. Un wann ſelbſt de Graf
Raiſerling noch dra glaawe dhut, ich verſeenlich halts for=en
uff=
geleechte Schwindel, un mir kenne nor die Leit laad=dhu, die we
fſich mit ihrm Awerglaawe in allerhand Schwierichkeide
be=
gäwwe, indem ſe zum Beiſpiel, wann=en e ſchwazz Katz iwwern
ähk laafe dhut, umdrehe, un en ganz annern Wähk ei’ſchlage,
Vun mir aus kenne mir ſchwazze Katze ſäckzionsweis iwwern
Wähk laafe, däß macht mir nix aus, un ich färcht ſe net, ſundern
geh ſeelenruhich fierbaß. Un ob mir unnerwähls e Herd Schoof
„zur Rechten” odder „zur Linken” begäächend, do hob ich aach
noch nix druff gäwwe, däß bleibt jedem Schoof iwwerloſſe.
Dohärngääche kenn ich Jäger, alſo wann dene e alt Fraache
iwwern Wähk laaft, dann is=en die ganz Jagd verſaut, un
ſie peife ihrm Hundelche un ſtiwwele ins nechſtbeſte Wärtshaus,
ſchimbfe große Häufe, un ſchvenke ihrn Zorn de Gorjel nunner,
Un wann ſe ſchiefgelade haamkumme, dann miſſe mir arme alte
Weiwer dra ſchuld ſei. Jawohl, grad die Herrn Weidmenner,
die awerglaiwiche, däß ſin mer die Richdiche ...."
Annere nemme Aſtoß an e Zahl dreizeh un ſage, däß weer
eUglickszahl. Un wann die gar zu dreizehnt um de Diſch ſitze
do krieje ſe die Gichdern un wärrn weiß, wie e jung Kätzche am
Bauch, indem daß jeder glaabt, jetzt mißts e Unglick gäwwe, un
es mißt gans vun=en am Diſch ſtärwe. Als ob die annern, wo
am Diſch ſitze, net aach ſtärwe miſſe, dann ſoviel ich waaß, is
däß e alt Mode, daß mir all emol ſtärwe miſſe. Un was is im
Grund genumme debei, wann dreizehn am Diſch ſitze? Do is
heechſtens ganer zuviel, ſunſt weern’s zwelfe, odder aaner
zu=
wenich, ſunſt weern’s värrzeh, un weider gornix.
Un ſo is es aach mit dem Wahrſageſchwindel. Ich hab
bei=
ſpielsmeßich aach emol wiſſe wolle, wies im nechſte Johr
aus=
ſieht, un ich hab mer ſage loſſe, mer kennt ausm Kaffeeſatz
wohrſage un die Zukumft erausläſe. Ich hab alſo lang vor
Nei=
johr agefange, un hab mein Kaffeeſatz geſammelt, un in de
Neijohrsnacht, wo ich ſozufage en ganze Weſchzuwwer voll
Kaffeeſatz beiennanner gehatt hatt, do hab ich mich hiegeſetzt, un
hab ſtundelang in den Kaffeeſatz geſtiert, awwer ich hab, nix
drinn endecke kenne, däß wo aach endfärnt ausgeſähe hett, als
obs wahrſageriche Wörder gewäſe weern, ſundern es is immer
bloß Kaffeeſatz gebliwwe. Un ich bin doch ſchließlich aach net die
Dimmſt; un do ſoll ärchend e hergeloffe Weibsbild aus em
Kaffeeſatz die Zukumft erausläſe kenne? — Alles Schwindel!
Noch annere, die ſage aus de Kadde wohr. No un
ſpaſſes=
halwer bin ich vor lange Johrn aach emol zu ſo=ere Kaddſchlegern
gange. Herr du meines Läwens, hott die do e dräckich Kadd
aus ihrm ausgefranzte Unnerrock eraus gezoge, un hott e Zeid
geſchwätzt, vum Herzbub, un de Schibbedam, unm Kreizaß, daß
kaa Sau draus is kumme. Awwer däre hab ich noochher wahr
geſagt, un hab zu=er geſagt, wiſſe Se was, ſacht=ich, Sie ſin mit
Reſchbäckt zu ſage, e Dräabehle, ſunſt dhete ſe net Kadde im die
Hand nemme, wo ich noch net emol mit de Kluft agreife dhu
ſundern ſunſt dhete Se liewer Ihne Ihr Möwel abſtaawe, uff
dene de Dräck vun de letzte zehe Johr noch liggt, anſtatts Kadde
zu miſche, un de Leit ebbes uffzubinne, un wann Se glaawe,
ich dehr Ihne was bezahle for den Schwindel, dann ſin ſe
ſchief=
gewickelt. So hab ich däre wohrgeſagt, un hab mich bis in mei
Seel enei geſchemt, daß ich iwwerhaubt hiegange bin.
Annern ſage ſogar aus de Hand wohr; däß ſin erſt die Rich
diche! — s ganziche, was mir ſo ganer aus weine Hand
wohr=
ſage kennt, däß weer, daß=er im nechſte Moment en dicke Backe
kreecht; awwer ich bin der Iwwerzeichung, dodruff dhet den ſei
verloge Handwerk net bringe, un er weer jedenfalls im Ernſtfall
ſehr erſtaunt, wann=em mei fimf Finger im Geſicht ſitze dhete.
Wie geſagt, ich gäb uff den ganze Schwindel nix, un wann
de Graf Kaiſerling zehemol devo iwwerzoge is, daß es
dad=
ſächlich Leit gäwwe dhut, die wo zauwern kennde. — Ich loß
mer die Boſſe aach gindsdichſtensfalls nor in de Neijohrsnacht
gefalle, wo ſe meintswääche zur allgemeine Erheiderung bei
drage kenne.
Däß haaßt, was mich bedrifft, ſo wärr=ich aach diß Johr
widder allgans dehgam ſitze, ohne Zauwerei. Dann Eiladunge
krief ich gottlob laa, un aus dem ſogenannte Silväſterbummel
mach ich mer nix; mir is es iwwerhaubt nooch „Bummel” aach
gornet zumut. Un ich ſäh gach net ei, daß ich mer, dem neie
Johr zu Ehrn mei Kaboddche eidreiwe loſſe ſoll, wo’s kaum
noch Modiſtinne gibt, die wo aam gans mache kenne. Un
annere Leit de Hut eidreiwe? —
—Ach, ich hab in
meim Läwe ſchun ſoviel Leit de Hut eigedriwwe, daß mer’s
wärklich kaan Spaß mehr macht. Bidde, ſimmbolich nadierlich,
nor ſimmbolich!...
Wie geſagt, ich bleib uff Neijohr ſchee dehaam. En Reſt
„Stoltenkamb” is noch in de Flaſch, der wärd grad noch zu=eme
Bunſch reiche! — Ohne Zucker un ohne Waſſer — däß ſim die
beſte Binſch, hott de Unkel Bräſig geſagt. Jawoll. Un mei erſtes
Glas, däß dink ich „uffdäß, was wir liewen!“ —
Nem=
lich dodebei kann ſich jeder denke, was=er will. Un däß is des
beſte bei=eme Trinkſpruch. Do kann jeder mit aſtoße, aanerlat
wie er eddigäddiert is, ob „ſchwazz=weiß=rot” odder „
ſchwazz=
rot=gold” — alſo mei erſtes Glas gilt unſerm liewe
Vader=
land! —
Des zweide Glas?
Alſo ſagt mir, was ihr wollt, des zweide Glas gilt unſere
Dode. — Die Dode ſolle läwe! — Un wann ich däß ſag, ſo
mecht ich do dorchaus kaan ſchlechte Witz mache, odder e äbſch
Wortſpielerei. Sundern ich maan däß, meim Naduräll gemeß
ganz im ernſt. Dann ich glaab, mer kann de Dode (un de
Läwende!) nis Beſſeres winſche, als wie däß, daß ſe noch läwe,
aach wenn ſe dod ſind. Und däßhalb winſch ich uns alle, daß
mir ärchendwas hinnerloſſe, was uns iwwerläwe dhut; etwas
was noch lebt, un weiderwärke dhut, aach wann mir emol
netmehr do ſin. Un däß brauche kaa Kinner un Enkel zu ſei,
kaa Buch und kaa Kunſtwärk wo unſern Name weiderläwe läßt
wann mer valleicht mit unſere Knoche bereits Niß erunner
wärfe dhut. Naa, e gud Wort, odder gar e gud Tad, die wärd
weiderwirke, ohne daß mer’s wiſſe; un ſichert uns e freundlich
Gedächtnis bei e paar liewe Menſche.
Alſo in dem Sinn drink ich, un ſag: Die Dode ſolle läwe!..
Un des dritte Glas? —
Deß dritte Glas, däß gild dem neie Johr! — Ach, was wärd
mer alles vun dem erhoffe un winſche! — Däß geht uff kae
Kuhhaut! — Wann’s nor die Hälft vun dem wahr mache will
was mer vun=em erhofft, do mißt’s ſchun e groß Glicksjahr ſei
Ich will däßhalb dene viele Winſch kaan neie zufieche. Awwer
ich will uns äbbes winſche, zu dem mir allmitnanner mehr
beidrage kenne, als wie däß arme, wunſchgeplagte Johr.
Ich will darum winſche, daß däß neie Johr uns net bloß
e Johr älter macht, ſundern um e voll un rund Jahr jinger!
— Jinger in de Baa, jinger im Kobb, jinger in die Aage um
for allem: jinger im Härz!
Dodezu kann allerdings des neie Johr net viel dhu.
Awwer mir ſälwer! — Wolle mer’s alſo verſuche, s kimmt
bloß uff e Brob a — —. In dieſem Sinn; Alles Gude!
Bienche Bimmbernell,
Poſtſchkribbdumm: Iwwer die Weihnachtsfeierdääck
will ich noochdräglich kaa Wort mehr verliern, dann wer was
zu eſſe un zu drinte dehaam hatt, der konnt mit dem Wädder
noch ei verſtanne ſei; im Iwwriche h ſich, wie jeder ſähe
konnt, der großſpuriche Winter, iwwer d.— Feierdag, in ſei
ſemt=
liche Beſtanddeile uffgeleeſt, wie die Buoder in de Sunn,
nem=
lich in — Waſſer. Was jedenfalls widder Grund un Urſach
war, den ſtädriſche Modohrſpritzwage aus em Stall zu locke, un
zu ſpritze, wie im Hochſummer, korz vor=eme Gewidder. Awwer
der gude Petrus hott doch gefähe, daß unſer ſtädtiſches
Reini=
chungswäſe bei allem gude Wille, mit dem Maddſch in de Stadt
net allaans ganich wärd, un hott=em gääche awend mit ſeine
Spritzvorrichdung dermaße unner die Arm gegriffe, daß unſer
lieb Städche am dritte Feierdag morjend ausgeſähe hott, wie e
Kummfermandin, korz vorm Eiſſäächne. — Laadgedho hawwe
mer allerdings die Preisſchiefahrer un ſo; dann die ſin mit
ihrm Winderſportgerät vermutlich in e klaa Sindflut gerade,
un konnte demgemäß ſinge: „Der Schie ſtreicht durch die Wällen,
Fridolien”. — Hoffentlich hatte ſich die, wo net ſchwimme konnte,
e Stobbekiſſe mitgenumme, odder hatte ſich e paar Ochſeblooſe im
de Azug mondiert, wie der muſikaliſche Klohn draus im Orfeum.
Ach ja, daß ich’s net vergäß, in unſerm leichtgeſchirzte
Muſe=
tempel war ich jo gach, un ich muß ſage, der Diräckter Fink hott
uns do e Weihnachtsbrogramm beſcheert gehatt, wie mer ſich’s
großſtädtiſcher kaum noch denke kann; als aa Nummer groß
ardicher wie die anner. Nadierlich am großordichſte der
welt=
beriehmte Ballſpieler Raſtelli. Deiwel aach, den zu
angga=
ſchiern, däß mag den Fink e ſchee Stang Geld gekoſt hawwe,
Awwer er war’s aach wert! Dann was der macht, däß is ſo,
daß mer wärklich doch widder an Zauwerei glaawe kennt. Un
kaan Schwindel! Die Bäll ſin net bräbarriert, wie valleicht
mancher denke kennt, ſundern er macht erſt ſei Kunſtſticker mit
un dann ſchnickt er ſe ins Pubbligumm, un wer ſich aan fengt
därf en behalte. Mir is gach ganer wädder die Nas geſurrt
Awwer wie ich dehaam en Kochleffel ins Maul genumme hab
un wollt den Ball ballanzſiern, un zu gleicher Zeit mit dem
Schierhocke un de Kohleſchibb ſchonggliern, do hotts allerhand
Unglicker debei gäwwe.
Iwwrichens, den Raſtelli, den hett ſich unſer Herr Owwer
owwer anggaſchiern ſolle, der hett=em die ſchwierichſte Sache
widder in die Ballangs gebracht, do kann=er Gift druff nemme.
Un wann=er ſchlau gewäſe weer, unſer Herr Owwerowwer, dann
hett=er ſich aach noch den famoſe Rächenkinſtler geſichert (er
hett=
en jo zum Amtmann mache kenne!). Jedenfalls, hett=em der en
Gemeindevora’ſchlag uffgeſtellt, wie Schnitz; den hett=em kag
Stadtrat noochgerächent, falls die iwwerhaubt rächne kenne ...
Ich kann mein letzte Addickel for diß Johr net ſchließe, ohne
noch emol mein Dank zu ſage. Vor allem alle hoche un höchſte
Behörde for die giediche Mitwirkung, dann was weer ich ohne
die — ferner all dene, die wo aach diß Johr widder innerhalk
un außerhalb der Mauern Ilions druff enei geſindicht, un mir
Stoff un Areechung gäwwe hawwe, mein Semft dezu zu gäwwe.
Schließlich un endlich dank ich all dene, wo mich aach am
Weihnachte widder mit gude Winſch „un ſo” bedacht hawwe;
be=
funners awwer dank ich dem „alde Heiner” for den Feſtmarſch
„Hoch Darmſtadt” den wo er mir zu Ehrn kommboniert
un gewidmet un unnern Weihnachtsbaum geleecht hott. Ferner
dank ich de „Briffeleſchierde Schitzegeſellſchaft Darmſtadt vun anno
1533 for die 16 Mack un dem Stammdiſch beim „Sitte” for die
7 Mack for unſer Niewergall=Denkmal.
Im Iwwriche mecht ich bemärke, daß en „Neijohrsempfang”
bei mir net ſtattfinne dhut. Un de Herr Adelung wärds
end=
ſchuldiche, daß ich net zu ſeim kumm; ich mach mer nix aus
ſo=eme iwwerläbte Eddigäddekram
Der zeitgemäße Haushalt.
Der Seifenball aus kleinen Seifenreſten.
In jedem Haushalt ſammeln ſich im Laufe der Zeit kleine Reſte
von Toiletten= und Küchenſeife, die, wenn die Wäſche im Hauſe
gewaſchen wird, meiſt in den Waſchkeſſel wandern, um dort mit
zu verkochen. Eine beſſere Verwendung erzielt man jedoch,
wenn wan die geſammelten Seifenſtückchen mit ſoviel Waſſer
aufſetzt, daß die nur knapp davon bedeckt ſind, worauf man ſie
unter öfterem Rühren auf kleiner Flamme vollſtändig
zer=
kochen läßt. In eine Obertaſſe gegoſſen, läßt man die
Maſſ=
nur ſoweit erſtarren, daß ſie noch etwas weich iſt, um ſie dann
mit den Händen zu einem Ball zu formen, den man, vollkommen
ausgetroanet, wieder von neuem in Gebrauch nimmt.
Fleckig gewordenes Dauerobſt zu verwerten.
Wenn beim wöchentlichen Durchprüfen der Winterobſtvorräte
Aepfel oder Birnen Flecke aufweiſen, dann ſollte man ſie mit
Zitronenſchale und Zimt zum Kochen aufſetzen und entweder
aus ihnen Kompott, eine Obſtſuppe, oder, mit Grütze oder Sago
verkocht, eine Obſtgrütze herſtellen, die man mit Süßſtofflöſung,
ſowie je nach Wunſch mit geriebener bitterer Mandel, Vanille=,
Arrak= oder Rumeſſenz, Apfelſinen= oder Zitronenſchale gewürzt,
mit einer Vanille= oder Mandelſoße als ſtets willkommenen
Nachtiſch ſerviert.
Entfernt von Zeit zu Zeit den „Kahm” von
den ſaure Gurken=, Sauerkraut= und
Tomaten=
vorräten. Alle jene Hausfrauen, die ſich einen Vorrat von
obengenannten Winterkonſerven angelegt haben, ſollten nicht
vergeſſen, dieſe von Zeit zu Zeit auf „Kahm” zu unterſuchen,
dieſen abzuheben und dafür zu ſorgen, daß das Einmachgut
ſtändig von der Lake bedeckt wird. Ein obenauf gelegtes Mull=
oder Leinenſäckchen, wit Senfkörnern gefüllt, verhütet die
Schimmelbildung auf den eingelegten Konſerven, die ihre fernere
Haltbarbeit ſtark beeinträchtigt.
Eine Blumenkohlſoße, die bei längerem
Stehen nicht wieder dünn wird. Faſt jede
Haus=
frau wird ſchon die unangenehme Erfahrung gemacht haben, daf
Blumenkohl= und Kohlrabigemüſe, wenn es längere Zeit ſteht,
reſp. deren Soße wieder dünnflüſſig wird, ein Uebelſtand, der
namentlich dann beſonders unangenehm von der Hausfrau
emp=
funden wird, wenn durch verſpätetes Eintreffen des Hausherrn
oder der Gäſte ein längeres Stehenbleiben und Warmhalten
unvermeidlich iſt. — Wenn man nun die Blumenkohlſoße ohne
Ei bereitet, d. h. das Kochwaſſer abgekühlt mit Mehl verquirlt
ununterbrochen auf dem Feuer rührt und an Stelle des Eies 1
Eß=
löffel Mayonnaiſe darunter rührt und in bekannter Weiſe mit
Salz, Zitronenſaft, wenig Zucker und friſcher Butter „
ab=
ſchmeckt”, ſo erhält man eine ſchöne, glatte dickſämige „
halt=
bare” Butterſoße.
Gemüſeſuppe von getrockneter Julienne.
50 Gramm getrocknete Julienne weiche man über Nacht in
kal=
tem Waſſer ein, um ſie abgetropft, in heißer Pfanne mit Butter
oder Margarine zu durchdünſten. Mit 3—1 Liter heißem
Waſ=
ſer aufgefüllt, laſſe man ſie dann mit etwas Salz langſam
kochen, bis ſie gar iſt. Mit Ei und Mehl abgezogen, ſchmecke
man die Suppe mit Salz und friſcher Butter, evtl. mit wenig
geriebener Muskatnuß ab, die aber nicht „vorſchmecken” darf.
Speiſe=Zettel.
Dienstag: Gefüllte Krautwickel. — Mittwoch: Weiße
Bohnen mit Möhren und gek. Schwarzfleiſch. —
Donners=
tag: Schwäbiſche Leberſpatzen mit Sauerkraut. — Freitag:
Gebackener Seelachs mit Anchovisſoße. — Samstag: Linſen
mit Backpflaumen und Bratwurſt.
„Mein Teller iſt ganz feucht .. ."
„Sei doch ruhig, das iſt doch ſchon die
Rif
(The Humoriſk.)
Wie ſie es anſieht. Klein=Lieschen iſt von der Mutter beſtraft
wor=
den, weil ſie eins von ihren Spielſachen zerbrochen hat. Sie weint
herzzerbrechend, als gerade der Vater hinzukommt und das
tränenüber=
ſtrömte Geſichtchen ſieht. „Was gibt’s denn, Lieschen?” fragt er,
„Nichts”, ſagt Lieschen ſchluchzend. — „Aber du wirſt doch wegen nichts
nicht weinen” beharrt der Vater, „es muß doch etwas ſein.” „Wenn
du denn alles wiſſen mußt — ich habe einen Krach mit deiner Frau
gehabt.
Wolle und Pelz.
„Einen Pelzmantel muß man haben!“
Das war in den letzten Jahren das
Argu=
ment, mit dem jede Dame auch den
ſchüch=
ternſten Proteſt des Gatten und nicht
un=
berechtigten Hinweis auf die
Anſchaffungs=
koſten zurückwies. Es war vielleicht kein ſehr
logiſches Argument — aben da in jeder
Dis=
kuſſion weniger die Logik als der Bruſtton
der Ueberzeugung den Ausſchlag gibt, wird
es wohl in den meiſten Fällen Erfolg gehabt
haben; zumal ja auch die Koſten immer
geringer werden, weil die kluge
Pelzindu=
ſtrie mangels erſchwinglicher, alſo
verkäuf=
licher, Edelpelze ſolche aus allerlei „
Blend=
werk” zu ſchaffen wußte, bei dem meiſtens
das gute Kaninchen, der flinke Haſe und die
freundliche Ziege Paten ſtanden. Nun war
auf einmal der Pelz keine Koſtbarkeit mehr
— alſo auch kein Gegenſtand, der der Dame
das köſtliche Gefühl des Beneidetwerdens
einbringen konnte. Und damit büßte er viel
ein; man „mußte” ihn nicht mehr haben,
man konnte ihn ſogar ganz bequem haben.
Gewiß, die Unterſchiede zwiſchen echtem, echt
imitiertem und imitiertem Pelz bleiben; aber
ſie waren nur für Kenner wirklich
augen=
fällig — Pelz war kein Luxus mehr, ſondern
ein zweckmäßiges Kleidungsſtück.
Zweckmäßi=
ges Kleidungsſtück? Die Mode hat
inzwi=
ſchen zu bemerken geruht, daß Pelze
eigent=
lich gar nicht ſo zweckmäßig ſind! Sie
wer=
den naß und unanſehnlich, wenn man beim
vormittägigen Gang durch die Geſchäfte in
den Regen kommt, ihr Haar neigt zu leicht
dazu, zu brechen . . . . Alſo auf einmal
waren Gründe genug da, den Pelz mehr als
eine Sache des Nachmittags anzuſehen und
für den Vormittag einen neuen Schlager zu
erfinden: den wollenen Mantel mit
Pelz=
beſatz und Pelzfutter!
Man könnte ſagen, daß dieſe Idee nicht
ganz neu iſt; die Herrenwelt trägt ja ſtets
den wärmenden Pelz unter wollener
Außen=
ſeite. Aber man würde fehlgehen, wollte
man daraus ſchließen, der Damenmantel ſei
nur eine Nachahmung dieſes Gedankens.
Einige Formen mögen vielleicht ſtark
ange=
lehnt ſein, ſolche nämlich, die für Sport und
Reiſe beſtimmt ſind. Sie zeigen die Grund=
Das tragt das Kind
beim Spielen?
Wer das richtige Verſtändnis für Kinder hat,
wird ihnen zum Spielen nur ſolche Sachen
an=
ziehen, die einen gelegentlichen Puff vertragen
können. Mütter ſparen ſich dadurch viel Aerger,
und die Kinder bewahren ſich vor unnützem
Kum=
mer, denn ein verdorbenes, unachtſam behandeltes
Kleidchen kann für beide — für Mutter und Kind,
eine Quelle unliebſamſter Auseinanderſetzungen
ſein. . . . . Und ſchließlich — Kinder ſind keine
Zierpuppen; man ſoll ſie tüchtig tummeln und
austoben laſſen, ohne Rückſicht auf das, was ſie
anhaben. Die Anzüge der Jungens machen den
Müttern meiſt weniger Kopfzerbrechen als die
Kleidung der Mädels. Knabenanzüge ſind weniger
dem Wechſel der Mode unterworfen; die reizenden,
recht jungensmäßigen Kittelanzüge z. B., die aus
Woll= oder Waſchſtoffen, oder auch aus dem
prakti=
ſchen Waſchſamt gearbeitet werden, waren, ſind
und bleiben modern. Die Kleider der kleinen
Mäd=
chen dagegen lehnen ſich immer mehr oder weniger
der Erwachſenenkleidung an und wechſeln mit ihr.
Aber nicht von den Schul= und den
Feſtkleid=
chen wollen wir heute ſprechen, wir wollen
viel=
mehr das betrachten, was das Kind beim Spielen
trägt. Da gibt es Schürzen und Spielkleidchen
bzw. Spielhöschen — Schürzchen für diejenigen
kleinen Damen, die ihrer Mama in ihrer
Hoſen=
rolle wenig gefallen wollen, und die ungemein
praktiſchen Spielhöschen für die anderen. Die
Spielhöschen vereinen Kleid und Schürze, das
heißt, man trägt ſie ohne Kleidchen, direkt über der
Wäſche; und da ſolch ein Spielhöschen ſtets aus
einem waſchbaren Material gearbeitet iſt, erübrigt
e8 ſich vollkommen, darüber noch ein Schürzchen zu
Ein hübſches Schürzchen.
Ohne Schürzchen darf Mamas Liebling nicht
ſpielen und herumtoben, denn ſonſt würden
ſeine Kittelchen und Anzüge gar zu ſchnell ihre
Friſche und Schönheit einbüßen.
Das niedliche Schürzchen auf unſerer kleinen
Skizze iſt aus einem dauerhaften bedruckten
Kattun gearbeitet, die Schnittform iſt reizend
und dabei ſo einfach, daß jede Mama ſolch ein
nettes Modellchen ganz leicht ſelbſt herſtellen
kann.
form des zweireihigen, gürtelloſen
Herren=
ſportpelzes, werden auch in kraftvollen
ge=
muſterten engliſchen Stoffen gearbeitet, —
aber der breite Reverskragen iſt
ſchwung=
voller, weiblicher, die runden, mit dem
Kra=
gen harmonierenden Manſchetten würde kein
Herr tragen, und auch der ganze Fall des
zweireihigen, auf drei Knopfpaare geſchloſ.
ſenen Mantels mit dem breit abgeſteppten
unteren Rand iſt damenhaft betont. (C.) Bei
dieſen Modellen bilden Pelzfutter und Ober
ſtoff natürlich immer eine feſt verbundene
Einheit, weil ſie ja für die beſonderen Zwecke
des Sports und der Reiſe im Winter
ge=
ſchaffen wurden. Bei Stadtmänteln der
gleichen Tendenz kann man den gleichen Weg
gehen, kann aber das Pelzfutter auch als
Ding an ſich geſtalten; es wird für ſich ge
arbeitet und im Bedarfsfalle eingeknöpft, ſo
daß man den Mantel in ſeiner wärmenden
Wirkung der Witterung anpaſſen kann. Mau
wählt dann auch weniger ſportliche Stoffe,
die ruhiger und darum noch eleganter
wir=
ken, und betont im Schnitt ganz und gar
das Damenhafte, das für die augenblickliche
Mode tonangebend iſt. „Damenhaft”
be=
deutet augenblicklich wieder Unterſtreichung
der zweigeteilten Silhouette und dezente
An=
wendung garnierender Effekte. Säumchen
und Bieſen ſind dabei Trumpf. Sie ziehen
ſich am Rand des übergeſchlagenen
Vorder=
teils des Mantels entlang, der ganz gerade
geſchnitten iſt und nur durch einen paſſenden
Ledergürtel ein wenig eingehalten wird; ſie
beleben das Vorderteil, indem ſie ziemlich
dicht an der Mitte des Armlochs angeſetzt,
unter dem Gürtel hindurch bis dahin laufen,
wo eigentlich Taſchen ſein müßten — die
man aber hier fortläßt — und ſie markieren
ſchließlich den Aermelaufſchlag. In ihrer
ſparſamen Verwendung wirken ſie ſehr
vor=
nehm als Kontraſt zur ſchrägen
Rippenſtel=
lung des Diagonalwollſtoffes! (A.) Mäntel
aus glattem Velours de laine wieder
ver=
zichten auch noch auf den Gürtel und erſetzen
ihn durch ſehr aparte, unterhalb der Taille
liegende wagerechte und rückwärts durch
Ueberſchneidung betonte Bieſengruppen, von
denen ſich, ebenfalls im Rücken, eine
Bieſen=
gruppe über das Unterteil des Mantels zum
Saum zieht. Auch der Mantel aus Pelz
und Wolle hat eben teil an der Modetendenz
betonter Rückenlinien! (B.)
Und noch
ein nettes Spielſchürzchen.
Wenn das Kind ein neues Schürzchen haben
muß, wird die Mutter ſelbſt zu Schere und
Nadel greifen; es iſt ja ſelbſt für eine im Nähen
ungeübte Hand eine Kleinigkeit, ſolch ein kleines
Modell herzuſtellen. Eine möglichſt große Taſche
ſollte jede Kinderſchürze haben, denn Kinder
finden immer unglaublich viel intereſſante
Dinge, die ſie ins Täſchchen verſtauen müſſen,
um ſie Mama und Papa aufs neue zu zeigen.
AS
9
S
tragen. Man arbeitet ſie aus Leinen, aus Satin,
aus Muſſelin und aus Waſchſamt; dieſe niedlichen
winzigen Modellchen, und garniert ſie einfach und
achlich, aber geſchmackvoll mit abſtechenden
Blen=
den oder mit einer harmloſen, ſchnell und mühelos
herzuſtellenden Stickerei. Die Formen ſind
natür=
lich verſchieden, und verſchieden ſind auch die
Ver=
ſchlußmöglichkeiten. Es gibt Spielhöschen, die,
durchgehend geſchnitten, nur unten im Schritt mit
Knöpfen oder Druckknöpfen zuſammengehalten
werden; andere wieder zeigen Achſelſchluß, und
wieder andere den gerade durchgehenden
Rücken=
ſchluß, der viellcicht von allen der praktiſchſte iſt. —
Sehr beliebt iſt auch das einfache Hängerkleidchen,
das durch ein Pumphöschen aus gleichem Material
vervollſtändigt wird; es ſieht ſehr niedlich aus,
wenn unter dem ſehr kurzen Röckchen ein paſſendes
Höschen hervorlugt.
Außerordentlich reich iſt natürlich die Zahl der
Schürzen; es gibt allerliebſte Modelle, die das
ganze Kleidchen decken; ſie ſind weitaus praktiſcher
als die Achſelträgerſchürzen, bei denen die Träger
unentwegt von den Schultern rutſchen und bei
denen die Knöpfe ſtändig in Gefahr ſind,
abzu=
platzen. Man wählt heute ſowohl die
Kleider=
ſchürze mit dem Rückenſchluß wie die ſehr
prakti=
ſche Schlupfſchürze, die überhaupt keinen
Knopf=
oder Druckknopfſchluß zeigt, in die das Kind
ent=
weder durch den Ausſchnitt hineinſchlüpft oder die
an den Seiten von Schleifchen zuſammengehalten
wird. An Stoffen — es kommen natürlich nur
waſchbare und waſchechte Stoffe in Frage — gibt
es allerlei Hübſches, Einfarbiges und Gemuſtertes;
beſonders aber die Schürzen, die aus zwei Stoffen
kombiniert ſind, ſehen ſehr niedlich aus.
Zu allen Modellen ſind Lyon=Schnitte
er=
hältlich.
A. K
Nummer 1
Dienstag, den 1. Januar 1929
Seite 23
Ein Abenteurer von Ehre.
Roman von Max Uebelhör.
Gere,
bolen ge.
Aurbeitet.
ſchwung=
dem arg
bürde kei
al des
oſ=
(Nachdruck verboten.)
Hohlander fuhr ſich mit der Hand über die hohe, von
vol=
ſmm, elſdas gelodiem, dundlem Haar beſchattete Stirn — träumie
traumte er nochs
Oder hatte er nicht eben gewünſcht, dieſer zähe, kluge, für
2eurſchrands tindlich=groteste Außenpolitik viel zu kluge
„Tonarch möge auf dieſe oder jeie Weiſe abberufen werden,
geichviel wie, aber je ſchneller, um ſo beſſer für den Frieden
von ganz Europa?
Hohlander faltete das Blatt wieder zuſammen, zahlte und
9.n.
Er wollte der erſte ſein, der Kathleen dieſe Nachricht
über=
lringen wurde, das junge Mädchen las faſt nie eine Zeitung,
ſie hatte ſich ſchon daran gewöhnt, von ihm über alles
unterrich=
ut zu werden, was für ſie von Intereſſe ſein konnte.
Sie las übrigens auch nicht ſeine Wochenſchrift, nein, was
ir dieſer ſtand, würde das naive Menſcheneind doch nicht
ver=
ſiehen, dieſe klugen, viel zu klugen Dinge paßten für Kathleen
nicht, und war Hohlander, wie in letzter Zeit, immer häufiger
ſchlechter Laune, dann ſagte er ſich, daß Kathleen zu gut für ſeine
„Fackel” ſei ...
Er ging raſch, es war bei ihm wie bei allen Menſchen der
vbegreifliche Wunſch lebendig, als erſter eine immerhin wichtige
Meldung überbringen zu können; dieſer derart lebhafte Wunſch,
daß man ihn ſelbſt dann hegt, wenn die Botſchaft eine böſe iſt
unid damit das Ueberbringen für den Boten ſogar fatal ſein
knnn.
Nun, Kathleen hatte zu dem Herrſcher ihres Landes gewiß
leine näheren oder wärmeren Beziehungen.
Und ſchon überlegte Hohlander in ſeinem Kopf den
Nekro=
log, den er dieſem Monarchen ſchreiben würde, gute Gedanken
frömtem in Fülle auf ihn ein, dann aber verfinſterte ſich ſein
5 ausdrucksvolles, markantes Geſicht; wie in der letzten Zeit
Genfalls immer öfter, ſtieg ihm die Frage auf, was ein noch ſo
guiter Artikel nützen könne — nichts würde er nützen; all das,
was er und ſeine oppoſitionellen Geſinnungsgenoſſen ſchrieben,
war ja nur Gekräuſel auf dem mächtig und unbekümmert
da=
hinfließenden Strom des Lebens, war beſtenfalls gute polemiſche
Literatur.
„Literatur” — und um ihn herum dies volle, ſaftige
Treiben ...."
Die von ihm bewohnte Penſion lag in einem hohen, wit
ge=
auenem Stein, Stuck, Email, Gold und Marmor prunkenden
Zinshaus der Charlottenſtraße, ein für das, jüngere Berlin
lei=
der bennzeichnendes Gebäude, die Faſſade und der Toreingang
iejenigen eines Renaiſſancepalaſtes, das Treppenhaus das eines
Schloſſes, und nur die kleinen, ſparſamen Zimmer im Innern
nd dieſe ſchmalen, dunklen Gänge ehrlich, nur ſie für dieſe Be=
wohner beſtimmt, die nicht gewappnet auf ſchweren Roſſen
an=
geritten oder, von gepuderten Lakalen bedient, aufgefahren,
ſon=
dern ganz einfach zu Fuß oder mit dem ſehr demokratiſchen, ſehr
modernen Taxi kamen, gute Bürger des begonnenen zwanzigſten
Jahrhunderts im weichen oder ſteifen Hut, manchmal auch mit
dem Zylinder, aber keiner ein prineipe, ein Marquis oder ein
Herzog, ſondern jeder ein ganz alltäglicher Maier, Müller, Cohn
oder ſonſt wie.
Ungewöhnlich aber war heute das aufgeregte, nervöſe Leben
im Treppenhaus dieſes Gebäudes, deſſen erſter und zweiter
Stock von über den Mittag geſchloſſenen Läden und Bureaus
und deſſen drei anderen Stockwerke vom der vornehmen Penſion
der Frau von Maltzahn innegehabt wurden.
Auf der großen Treppe ſchon, einer ſtarren,
marmorverklei=
deten und bis zur zweiten Etage führenden Jakobsleiter,
ſtan=
den und geſtikulierten einige Gäſte der Penſion, der uniformierte
Liftboy und Junge für alles, Franz, ſprang ohne erſichtlichen
Grund Stufen auf und ab und tat äußerſt wichtig, und der
Por=
tier war überhaupt nicht zu ſehen, weder er noch ſeine Frau, die
den kräftigen, ſtrotzenden Manw manchmal vertrat, ein ſtilles,
duldendes Weſen, und das runde Geſicht bleich gleich einem
fah=
len Vollmond zwiſchen den weißen Gardinen des Logenfenſters.
Kurz, hier war eine Atmoſphäre des Außergewöhnlichen,
und dieſe war um ſo eindrucksvoller, als es draußen klarer und
nüchterner Mitag und dies hier das parvenühafte Treppenhaus
eines der üblichſten Gebäude der klarſten, nüchternſten aller
Stadte Europas war.
„Franz, komm her!” rief Hohlander dem Jungen, der
wie=
der einmal nach oben rannte, zu; „wozu der Lärm und die
Rennerei?
Der Junge blickte auf und kam raſch, auf dem offenen
Ge=
ſicht die Gier, demjenigen, den es am meiſten angehen muß,
end=
lich Wichtiges mitteilen zu können.
„Ach, Herr Doktor ... endlich ſind Sie da! Aber ich ſelbſt
weiß ja nichts ... die gnädige Frau ſagte mir, ich ſolle Sie ſo
ſchnell als möglich herbeibringen, aber wo? ... die Miß
Man=
roe iſt anſcheinend nicht mehr hier, Herr Doktor, und ihre
Geſell=
ſchafterin auch nicht... auf jeden Fall machen ſie nicht auf ....
aber der Portier, der iſt droben, und er ſagt, die beiden
Eng=
liſchen hätten heute das Haus beſtimmt noch nicht verlaſſen, er
ſchwört. . .
Hohlander achtete nicht länger der haſtig vorgeſtoßenen Sätze,
ſondern rannte ſchnell die Treppe hinauf, ſo ſehr erregt, daß er
niemanden grüßte, daß er vergaß, den bequemen Aufſtieg zu
be=
nutzen.
Auf dem zweiten Treppenabſatz hätte er faſt eine kleine,
rundliche, ganz in ſchwarze Seide gekleidete Dame überworfen,
die, mit der Hand das Geländer haltend und an den an der
Schnur ſpringenden Ball erinnernd, die Treppe hinuntereilte,
Schrecken und Ratloſigkeit auf dem runden, von fadem Blond
umrahmten Geſicht, auf dem ſonſt nichts als die traditionelle
Angſt der Inhaberinnen beſſerer Penſionen um Mißbrauch der
Steckkontakte und um ähnliche geheime Schädigungen ſeitens der
leider unvermeidlichen Gäſte lag.
Jetzt hielt ſie ſich mit beiden Händen am Geländer feſt, und
aus den erſchrockenen Augen ſprach die Erleichterung, gerade
dieſen ihrer Gäſte endlich gefunden zu haben.
„Verzeihung, gnädige Frau, aber ..."
„Gottchen, o du mein Gottchen, wie bin ich froh, daß Sie
es ſind! Ach, Herr Hohlander, welches Unglück, welche
Kata=
ſtrophe, und niemand iſt da, der mir hilft! Sie mahen nicht
auf, Herr Hohlander, die Miß Kathleen nicht und auch ihre
Geſellſchafterin nicht, und doch müſſen beide noch da ſein, ſie
haben ja wicht einmal gefrühſtückt, ſie ſind auch nicht
ausgegan=
gen, nur den großen gelben Koffer haben ſie holen laſſen, der
Portier hat es geſehen, den Dienſtmann und den Koffer. Ach du
mein Gottchen,du mein Gottchen!“
Auf das ſtark ſlawiſche Geſicht mit den betonten
Backen=
knochen legte ſich jetzt tiefes, echtes Mitleid mit ſich ſelbſt, mit
ihren eigenen Nöten, dann bedeckte ſie dieſes Geſicht mit dicken
Patſchhändchen, ſie wurde zu einem kleinen, greiſen, grauenhaft
verängſtigten Mädchen; all die ſonſt mit erhobenenem, in den
Nacken geworfenen Kopf zur Schau getragene Würde war dahin,
alles war dahin, das Bewußtſein, von gutem Adel und die
Witwe eines Majors zu ſein, war dahin, hier ſtand nur ein
Menſchlein mit ſeiner Not und Angſt.
(Fortſetzung folgt.)
Kurhaus Wiesbaden.
Maskenalle Touu
Wken den 2. Jnuans I. Maskenhall
metag, den 19. Januar: 11. Maskentdan
Samslag, den 23. Januar: 144. Maskendän
Samnstag, den 2. Februar: . Maskendan
O
BEISEA
Samstag, den 9. Februar:
16. Februar bis 4. März. Hamburg
Dem Frühling entigegen, London — Portugal — Marocco —
1a-Riviera.
ibraltar-Granada-Bar
rz. Algerien-Oasen-Tunis
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