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Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Morgenzeitang der Landeshauptſtadt
Wöchentliche iAnſtrierte Beilage: „Die Gegenwart”, Tagesſpiegel in Bild und Wort
Nachdruck ſämtlicher mit * verſehenen Original=Auffäße und eigenen Nachrichten mr mit Queſſenangabe „Darmſt. Tagbl.” geſfattet.
Nummer 344 Dienstag, den 11. Dezember 1928. 191. Jahrgang
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Darm=
ſtädter und Nationalbank.
Die Beſprechungen in Lugano.
ifaſſende allgemein=polikiſche Geſpräche. — Der Arkikel 431. — Skreſemann verlangk von Briand und
hamberlain Aufklärung über ihre letzken Reden. — Verſuche, Meinungsverſchiedenheiten zu beſeitigen.
Die erſte Fühlungnahme.
Unkerhaltung zwiſchen Briand und Dr.
Skreſe=
mann.
Die Beſprechungen in Lugano haben bereits am Sonntag
onnen. Darüber erfährt man an deutſchen Stellen noch nichts,
jrend Herr Briand durch ſeine Preſſe bereits eine zielbewußte
paganda treiben läßt. Um einer Vernebelung der
öffent=
n Meinung vorzubeugen, iſt es deshalb notwendig,
wenig=
s einige Feſtſtellungen kurz zu treffen. Der Ausgangspunkt
Unterhaltung vor allem zwiſchen Briand und Dr.
Streſe=
in läßt ſich leicht erraten. Herr Dr. Streſemann hat, bevor
von Berlin abfuhr, die Vertreter der ausländiſchen Preſſe
fangen, und bei dieſer Gelegenheit keine Mördergrube aus
em Herzen gemacht. Er hat zu verſtehen gegeben, daß die
e Rede Briands jenſeits von Gut und Böſe lag, und daß
eswegen Herrn Briand interpellieren werde. Die Franzoſen
en dieſe Senſation brühwarm verſpeiſt und ſelbſtverſtändlich
zeſtens nach Lugano telegraphiert, ſo daß Briand ſchon da=
Kentnis hatte und deshalb ſchleunigſt zu ſeinem alten
Lo=
iofreund kam. Die erſte Unterredung wird wahrſcheinlich mit
r Ausſprache über die Vergangenheit ausgefüllt geweſen ſein.
Streſemann hatte es ſehr leicht, indem er Herrn Briand
ge fauſtdicke Unrichtigkeiten nachwies, vor allem ſoweit die
iſerenz von Thoiry in Frage kommt. Es iſt ja aktenkundig,
die Abmachungen von Thoiry ſich nicht auswirken konnten,
Frankreich auf ein deutſches Angebot ausdrücllich verzichtete
weil ein deutſches Angebot infolgedeſſen überflüſſig war.
dem negativen Ausgang der damaligen Epiſode hat alſo nicht
tſchland, ſondern Frankreich die Schuld. Wir nehmen aber
daß Dr. Streſemann noch weiter gegangen iſt und Herrn
nd nachdrücklich darauf aufmerkſam gemacht hat, daß die
ſetzung dieſer Tonart überhaupt die Möglichkeit jeder wei=
Zuſammenarbeit ausſchließt. Briand wird verſucht haben,
einigen ſchönen Redensarten darüber hinwegzukommen. Das
ihm aber kaum gelingen, dazu iſt die Verſtimmung
deutſcher Seite zu ernſt. Die berufsmäßigen Späher
n feſtgeſtellt, daß Herr Briand nach der Unterredung mit
n ſehr vergnügten Geſicht von dannen gegangen iſt. Das
nichts beſagen, Briand war von jeher ein guter
Schau=
er. Vorläufig wird von allen Parteien noch geleugnet, daß
idwelche greifbaren Ergebniſſe aus den Unterhaltungen in
ino zu erwarten ſind. Wir ſehen auch nicht recht ein, worin
ſeſtehen ſollten, ſolange nicht England und Frankreich in
ten und Taten zu erkennen geben, daß ſie aus der Politik von
rno ſichtbare Folgerungen ziehen wollen. In der letzten Zeit
hat ſich Briand bemüht, die Politik von Locarno rückwärts
evidieren. Dazu wird er bei Deutſchland keinerlei
Gegen=
finden. Wenn er alſo den Verſuch machen ſollte, unſere
immung dazu zu bekommen, daß die Abrüſtungskonferenz
unabſehbare Zeit verſchoben wird, dann wird er ſich damit
i Korb holen. Ebenſo muß er damit rechnen, daß die Genfer
chließung, ſoweit ſie ſich auf die Einſetzung einer Feſtſtel=
Skommiſſion für die Ueberwachung des beſetzten Gebietes
ht, nur eine Formulierung war, um das öffentliche Einge=
)nis eines Scheiterns zu vermeiden, und daß von
Deutſch=
keinerlei Zuſagen über das Jahr 1935 hinaus zu erwarten
Die deutſche Politik liegt darauf feſt, daß ſie in Genf einen
n Verſuch machte, ihren Rechtsanſpruch auf Räumung
durch=
zen. Sie hat dieſe Forderung nicht verwirklichen können;
it aber iſt dieſes Kapitel für uns abgeſchloſſen, jedenfalls
veit, als wir nicht mehr daran denken, für die Zurückziehung
Beſatzung auch nur einen Pfennig zu zahlen.
Aliſch-Franzsſiſche Ausſprache über das
Flokken=
kampromiß.
* Lugano, 10. Dez. (Priv.=Tel.)
Vor Beginn der Ratsſitzung hatten Briand und Chamberlain
rand=Hotel eine einſtündige Unterredung, die ſich ebenſo
die geſtrige Beſprechung Streſemann—Briand auf die aktu=
Politiſchen Fragen Europas erſtreckte. Wir verlautet, iſt dabei
beſonders die künftige franzöſiſch=engliſche
tung in der Frage der
Flottenabrüſtungs=
lerenz zur Sprache gekommen, und man hat ſich auch ſchon
die franzöſiſch=engliſche Antwort auf die
rikaniſche Note über das Flottenkompromiß
Sſprochen. In die Stäbe der franzöſiſchen und der engliſchen
Lation ſind zur Behandlung der Flottenfrage und der Räu=
9Sfrage militäriſche Sachverſtändige, wie der Engländer
Ban und der franzöſiſche Oberſt Requin, eingereiht worden.
Die Staaten der Kleinen Entente, die an der Beratung über
Rebarationsfrage intereſſiert ſind, haben für die Tſchecho=
Atei den neuen Berner Geſandten Firlinger und für
Jugo=
len den ſtändigen Delegierten beim Völkerbund, Fotitſch, nach
ino geſandt.
Chamberlain bei Dr. Skreſemann.
Der engliſche Außenminiſter, Sir Auſten Chamberlain, ſtattete
* nachmittag Reichsaußenminiſter Dr. Streſemann den
ange=
oren Beſuch ab und hatte mit ihm eine anderthalbſtündige
tredung, die den Charakter eines umfaſſenden, allgemeinen
9en Geſprächs trug und den im Augenblick des Jutereſſes
Den politiſchen Fragen galt. Dabei wurde jedoch, wie von
rrichteter Stelle mitgeteilt wird, weder von der Reparations=
frage, noch über die Abrüſtungsfragen geſprochen. Es iſt daher
anzunehmen, daß der tatſächliche Gegenſtand der Unterhaltung die
Erklärung des engliſchen Außenminiſters vor dem Unterhaus
über Artikel 431 des Verſailler Vertrages und die engliſche
Rechts=
auffaſſung über die Räumungsfrage bildete. Die Unterhaltung
der beiden Staatsmänner, die ſich ſeit März dieſes Jahres nicht
mehr geſprochen haben, war, wie weiter erklärt wird, ſehr
freund=
ſchaftlich. Zur Fortſetzung der geſtern und heute
aufgenom=
menen Beſprechungen, über die vereinbarungsgemäß keine
beſon=
deren Mitteilungen ausgegeben wurden, wird
Reichsaußen=
miniſter Dr. Streſemann morgen und übermorgen die beiden
Beſuche Briands und Chamberlains erwidern.
Erklärungen Chamberlains über die
Reparakions=
frage.
Bei einem Empfang der engliſchen Preſſe unterſtrich
Cham=
berlain unter Berufung auf die im Gange befindlichen
Verhand=
lungen zur Einſetzung eines Sachverſtändigenausſchuſſes für die
Reparationsfrage die Notwendigkeit, den Genfer Beſchluß vom
16. September weiter auszubauen. Die Antwort auf die deutſche
Note vom 39. Oktober werde nach den Unterredungen, die in der
letzten Zeit in freundſchaftlichem Geiſte ſich entwickelt hätten, bald
ergehen. Die Reparationsfrage ſei im übrigen mehr eine Frage
der Finanzminiſter als der Außenminiſter. Er hoffe, daß eine
umfaſſende Regelung zuſtandekomme und die Experten bereits in
der nächſten Zeit an die Arbeit gehen könnten. Unmittelbar nach
den Arbeiten des Sachverſtändigenausſchuſſes für die
Repara=
tionsfrage könne man auch die anderen Fragen in Angriff
nehmen. Im übrigen meinte Chamberlain, daß man zur Löſung
einer ſo wichtigen Angelegenheit wie die der Reparationsfrage
die nötige Zeit zur Verfügung haben müſſe, und betonte, daß
eine krankhafte Entwicklung in den europäiſchen Beziehungen
vermieden werden müſſe. Auch Chamberlain erwartet keine
Sen=
ſationen von Lugano und meinte in bezug auf den in deutſchen
Kreiſen herrſchenden Peſſimismus, daß der gleiche Peſſimismus
auch vor der Locarno=Konferenz in Deutſchland geherrſcht habe.
Er, Chamberlain, denke in bezug auf die nötige Klärung der
Atmoſphäre nüchtern aber zuverſichtlich.
Grandis Aufgaben in Lugano.
Der italieniſche Unterſtaatsſekretär Grandi hat im Laufe des
mit Briand, geführt. Ferner war Grandi vormittags beim
Lon=
doner rumäniſchen Geſandten Titulescu. Sodann fand beim
ita=
lieniſchen Generalſekretär des Völkerbundes, Paolucci, ein
Früh=
ſtück ſtatt, an dem Chamberlain, Lady Chamberlain und Grandi
teilnahmen. Anſchließend fand eine längere Ausſprache zwiſchen
Grandi und Chamberlain ſtatt.
Erklärungen Woldemaras” vor ſeiner Abreiſe
nach Lugano.
Kowno, 10. Dezember.
Miniſterpräſident Woldemaras, der am Sonntag nach)
Lu=
gano zur Ratstagung gereiſt iſt, hat vor ſeiner Abreiſe im
Offi=
zierskaſino eine geharniſchte Rede gehalten, in der er gegenüber
den polniſchen Eroberungsabſichten und den Verhandlungen
Armee aufrief, bereit zu ſein, die Freiheit Litauens bis auf den
letzten Blutstropfen zu verteidigen. Die Einſetzung einer Exper= Verhandlungen einzutreten, bei denen der Wilnakonflikt
ausge=
tenkommiſſion in Genf bezeichnete Woldemaras als eine leere
Drohung, da die Vorſchläge einer ſolchen Kommiſſion nach dem
Völkerbundspakt nur mit Zuſtimmung Litauens durchgeführt
werden könnten. Keine Macht könne Litauen zwingen, die
pol=
niſche Hand anzunehmen, an der das Blut der bei dem
räube=
riſchen Einfall Zeligowſkis Gefallenen klebe. Der
Zuſanmen=
kunft in Lugano bringe Litauen keine übertriebenen Hoffnungen
entgegen.
Keine Ausſichken für baldigen Zufammenkrift
der Abrüſtungskommiſſion.
Von gut unterrichteter Seite wird mitgeteilt, daß in den
gegenwärtigen Beſprechungen zwiſchen den Außenminiſtern
Deutſchlands, Englands und Frankreichs die Abrüſtungsfrage
nicht zur Behandlung gelangen werde. Man hält hier den
Zu=
ſammentritt der Vorbereitenden Abrüſtungskommiſſion, der von
der Vollverſammlung des Völkerbundes für Anfang des nächſten
Jahres geſordert worden war, in abſehbarer Zeit nicht für
wahr=
ſcheinlich. Ein Zuſammentritt der Abrüſtungskommiſſion wird
nicht für zweckmäßig erachtet, ſolange nicht Verhandlungen
zwi=
ſchen der engliſchen und franzöſiſchen Regierung in der
Flotten=
abrüſtungsfrage eingeleitet und zum Abſchluß gelangt ſind.
Von engliſcher Seite wird hierbei darauf hingewieſen, daß die
Aufnahme von Verhandlungen mit der amerikaniſchen Regierung
in abſehbarer Zeit möglich ſei. Von den Ergebniſſen dieſer
Ver=
grbeiten des Völkerhundes abhängig gemacht werden.
Lugang und der Ofk=Kenflikt.
Der Völkerbund hat ſich bisher immer geſcheut, im
litauiſch=
polniſchen Streit die Dinge ſo zu nehmen, wie ſie ſind. Man tut
ſo, als ob es ſich um techniſche Gegenſätzlichkeiten handele und
man verſucht darüber hinwegzuſehn, daß die Wilnafrage letzten
Endes ſich nicht auf den Beſitz bzw. den Nichtbeſitz dieſer Stadt
beſchränkt, ſondern daß das ſtaatliche Daſein Litauens evtl. auf
dem Spiele ſtehen kann. Wenn Polen es auch nicht zugibt, ſo
möchte Polen doch Litauen auf Grund hiſtoriſcher und
macht=
politiſcher Erwägungen ſich zum Teil politiſch, zum Teil
wirt=
ſchaftlich einfügen. Polen hat zwar auf den letzten
Jubiläums=
feſten betont, daß es innerhalb der vom Schwerte des Marſchalls
Pilſudſki gezogenen Grenzen konſolidiert ſei. Es iſt auch nicht
recht einzuſehen, daß Polen, das ſowieſo ſchon zu einem guten
Drittel von fremdſtämmiſchen, zum Teil Polen feindſelig
geſinn=
ten Nationalitäten, wie z. B. die Ukrainer, bewohnt wird, noch
Luft verſpüren würde, ſich auch noch Litauen als fremdes Glied
einzuverleiben. Es iſt aber mit Litauen eine eigene Sache. Durch
ganze Jahrhunderte ſeit der Lubliner Union, haben Polen und
Litauen zuſammengehört. Die Oberſchicht in Litauen war
pol=
niſch. In allen polniſchen Freiheitskämpfen haben die damaligen
Litauer ſich als Polen gefühlt und an der Seite Polens
ge=
kämpft. Die Zeiten, als Wilna bzw. Trakai bei Wilna von den
litauiſchen Königen bewohnt wurde, ſind vorüber, und die
kulturelle Tradition blieb zum großen Teil polniſch. Als der
ruſſiſche Generalgouverneur Murawjew im Auftrage der ruſſiſchen
Regierung unter Alexander II. ſeine Strafgerichte hielt, iſt in
Wilna ſehr viel polniſches Blut gefloſſen.
. . . Die Geiftlichkeit, die in Polen einen großen Einfluß
aus=
übt, und die im Wilnagebiet verblieben iſt, iſt Vorkämpferin der
polniſchen Idee. Bis vor zehn Jahren ſchlummerte bei den
breiten Schichten der Litauer das ausgeſprochene
National=
empfinden; es wurde nur von einigen hervorragenden Litauern
gepflegt, die mit großen Schwierigkeiten zu kämpfen hatten, um
dem litauiſchen Volke das eingeſchlummerte Nationalempfinden
zum Bewußtſein zu bringen. In dem damaligen ruſſiſchen Teile
Litauens war es verboten, Schriften in litauiſcher Sprache zu
drucken, es kam hinzu, daß von den etwa zwei Millionen Litauern
drei verſchiedene Dialekte geſprochen wurden, die es galt, in eine
offizielle Einheitsſprache zu ſchmieden.
Die Tatſache iſt aber nicht hinwegzuleugnen, daß Rußland
im Frieden von Moskau ſeine ſouveränen Rechte auch über das
Wilnagebiet an Litauen abtrat. Es iſt für die Polen eine wenig
rühmliche Tatſache, daß der General Shelingowiky gleich nach der
Unterzeichnung des Friedens von Suwalki Wilna überfiel und die
Litauer gewaltſam verdrängte. Alle Proteſte Litauens gegen
dieſen Raubüberfall verhallten ungehört.
Schlichtungskommiſſio=
nen tagten und löſten ſich unverrichteter Dinge wieder auf. Ein
Appell Litauens an das Schiedsgericht im Haag wurde von Polen
nicht angenommen, und endlich ſah ſich die Botſchafterkonferenz
aus Opportunitätsgründen veranlaßt, den Beſitz Wilnas den
Polen zuzuſprechen. Litauen hat dieſen Spruch der
Botſchafter=
konferenz anerkannt. Immer und immer wieder wird in Kowno
Montag eine Reihe von diplomatiſchen Unterredungen, u. a. auch betont, daß Litauen niemals auf ſeine alte hiſtoriſche Hauptſtadt
verzichten könne. In der neuen litquiſchen Verfaſſung iſt zum
großen Unwillen Polens Wilna als die Hauptſtadt Litauens
bezeichnet worden.
Zwiſchen Litauen und Polen ſind die diplomatiſchen
Be=
ziehungen abgebrochen, und bis vor kurzem betrachtete ſich
Litauen als im Kriegszuſtande mit Polen befindlich. Ueber dem
Oſten ſchwebte die Gefahr einer Konflagration, denn es war nicht
ausgeſchloſſen, daß der latente Kriegszuſtand und die
Schar=
mützeln der Grenzivächter wirklich zu einem ernſten
Zuſammen=
ſtoß führen könnten. Dann aber wäre das ſo mühſam erzwungene
Friedensgebäude im Oſten plötzlich in Flammen aufgegangen.
Pilſudſki hat es zugegeben, daß ihm in nachdenklichen
Stun=
den oft der Plan vorgeſchwebt habe, den litauiſch=polniſchen
Knoten durch einen Schwerthieb zu löſen und auf Kowno zu
marſchieren. Unter dem Druck der Verhältniſſe ſahen ſich dann
Pilſukſki und der ſtreitbare litauiſche Miniſterpräſident Profeſſor
über den litauiſch=polniſchen Konflikt in Lugano die litauiſche Woldemaras gezwungen, vor dem Völkerbunde in Genf einen
Händedruck zu wechſeln und das Verſprechen abzugeben, in direkte
ſchaltet bleiben ſollte. Es handelte ſich um Verkehrsfragen, um
Sicherheitsmaßnahmen, um Zollangelegenheiten uſw. Wie
be=
kannt, ſind aber die polniſch=litauiſchen Verhandlungen ſowohl
in Königsberg als auch in Berlin, in Kowno und in Warſchau
erfolglos verlaufen. Man iſt um keinen Schritt weiter gekommen.
Die offizielle litaniſche Zeitung „Lietuvos Aidas” behandelt nun
die Ausſichten des litauiſch=polniſchen Konfliktes vor der
Völker=
bundstagung in Lugano und kommt dabei zu der Feſtſtellung,
daß weder Polen noch Litauen ihren Standpunkt geändert hätten.
Litauen meint, der Völkerbund werde am beſten tun, wenn er
erklären wollte, daß er ſeine Pflicht getan habe, und daß es nun
den beiden Kontrahenten überlaſſe, die beſtehenden Streitfälle mit
der Zeit unter ſich zu löſen. Das aber würde bedeuten, daß man
wiederum im polniſch=litauiſchen Konflikt um keinen Schritt
weiter gekommen iſt, daß alſo alles beim alten bleibt. Da nun
die Erfahrung lehrt, daß der Völkerbund es nur zu gerne
ver=
meidet, durchgreifende Entſcheidungen zu fällen, die zu energiſchen
Handlungen führen müſſen, ſo iſt es nicht ausgeſchloſſen, daß man
ſich in Lugano die litauiſche Theſe zu eigen macht. Man mag
denken, daß, wenn Zeit gewonen ſei, viel gewonnen iſt. Aber
eine ſolche Entſcheidung würde Gefahren in ſich ſchließen, und
kaum zu einer Befriedung des Oſtens führen. Es iſt unmöglich,
den litauiſch=polniſchen Konflikt aus der Welt zu ſchaffen, ohne
Haß man es wagt, eine Löſung der Wilnafrage herbeizuführen.
Das kann aber nur durch einen Machtſpruch erfolgen. So, wvie
handlungen werde ſodann die Weiterführung der Abrüſtungs= die Dinge heute liegen, dürfte dieſer Spruch außerhalb der
For=
derungen der Gerechtigkeit zu Gunſten Polens fallen.
Geite 2
Dienstag, den 11 Dezember 1928
Nummer 344
Oie Grofſnung der 33. halstägung.
Briand eröffnet die Sitzung mit einigen
Begrüßungs=
worlen. — Skreſemann dankt für die Berlegung der
Tagung nach Lugano.
* Lugano, 10. Dez. (Priv.=Tel.)
Heute vormittag wurde die 53. Tagung des
Völkerbunds=
rates in Lugano eröffnet. Es iſt dies die 17. Tagung, die der
Völterbundsrat ſeit ſeiner Gründung außerhalb Genſs abhult.
Von den vorhergehenden 52 Tagungen hat der Völkerbundsrat
36mal in Genf ſelbſt, ſiebenmat in Paris, viermal in London,
zweimal in Brüſſel, einmal in San Sebaſtian, einmal in Rom
und einmal in San Nemo getagt. Die Ralstagung in Lugano
bietet ein Bild größerer Feierlichteit als die gewohnten Sitzungen
in Genf. Von den Hotels und öffentlichen Gebäuden Luganos
flattern die internationalen Fahnen und die Wappen der 22
Schweizer Kantone. Die Eingänge zu den Kurſaalgebäuden, in
denen die Sitzungen ſtattfinden, und die Treppenaufgänge zum
Ratsſaal ſind reich mit Blumen und Grün geſchmückt. Die
Teſſi=
ner. Poliziſten, die den Ordnungsdienſt verſehen, tragen
Gala=
uniform. Ueber dieſem feſtlichen Bild aber hängt eine ſchwere
graue Wolkendecke. Kurz vor 11 Uhr begannen die Delegierten
im Kurſaalgebäude einzutreffen und traten zu einer erſten
nicht=
öffentlichen Sitzung des Völkerbundsrates zuſammen, die ſich
bis ungefähr ½12 Uhr hinzog. Man behandelte in dieſer Sitzung
verſchiedene Perſonalfragen und die Verteilung des
Beratungs=
ſtoffes. Um ½12 Uhr öffnete man die Pforten des
Sitzungs=
ſaales für die Preſſe. Der Ratstiſch zeigte diesmal wieder die
volle Beſetzung: Briand im Präſidentenſtuhl, Chamberlain und
Streſemann ihm zur Seite. Im Zuſchauerraum des Saales, der
mit hübſchen, farbigen Deckenfireſen geſchmückt iſt, ſah man den
italieniſchen Unterſtaatsſekretär Grandi, der gerade von einer
längeren Beſprechung mit Titulescu kam.
Briand eröffnete die Sitzung mit einigen Begrüßungsworten
an Streſemann, Chamberlain und Titulescu, denen es nun
wie=
der erlaubt ſei, ihre wertvolle Mitarbeit dem Rat zu geben.
Chamberlain und Titulescu dankten kurz. Dr. Streſemann
dankte dem Rat und dem Generalſekretariat des Völkerbundes,
daß dieſe ſeine Anregung, nach Lugano zu gehen, ſo bereitwillig
befolgt haben, nachdem ihm die Ratſchläge ſeiner Aerzte es nicht
ermöglicht hätten, an einer Tagung in Genf teilzunehmen.
Briand dankte im Namen des Rates den Luganeſer und Teſſiner
Behörden ſowie der Bevölkerung von Lugano für die
Anſtren=
gungen, die ſie gemacht hätten, um die Schwierigkeiten der
Ver=
legung zu überwinden.
Seine Tagesordnung arbeitete der Rat ſchnell herunter. Der
Bericht über die Mandate, der erſt am 13. November fertiggeſtellt
worden iſt, wird, wie ſchon im vorigen Jahre, auf den März
zu=
rückgeſtellt, um dem Rat Gelegenheit zur Prüfung zu geben. Im
ungariſch=rumäniſchen Optantenſtreit erinnert Briand an den
Ratsbeſchluß vom September, der direkte Verhandlungen
zwi=
ſchen den beiden Partnern empfahl, und teilte mit, daß dieſe
Verhandlungen zwiſchen Ungarn und Rumänten nunmehr
be=
ginnen, ſo daß die Frage für den Rat vorläufig gegenſtandslos
wird. Er wünſchte den Verhandlungen einen guten Verlauf.
Auch die anderen Fragen, die die mehrſtimmige oder einſtimmige
Einholung von Rechtsgutachten des Internationalen
Gerichts=
hofes und die Herabſetzung der Tagungen des Rates von vier
auf drei betreffen, wurden ebenfalls vertagt. Die Sitzung ſchloß
kurz vor 12 Uhr.
Eine Völkerbundsanleihe für das Sgargebiek?
* Lugano, 10. Dez. (Priv.=Tel.)
Iu deutſchen Kreifen iſt man über die nachträgliche
Ein=
fügung des Anleihebegehrens der Regierungskommiſſion des
Saargebietes in das Ratsprogramm ſehr überraſcht. Die
Be=
ſprechungen wegen einer Völkerbundsanleihe für das Saargebiet
ſchweben bereits ſeit einiger Zeit, und die Leitungen der
ſaar=
ländiſchen Parteien haben ſich mit der Aufnahme einer ſolchen
Anleihe auch ſchon einverſtanden erklärt. Die Anweſenheit der
parlamentariſchen Delegation aus dem Saargebiet, die heute in
Lugano eingetroffen iſt, hat in erſter Linie ihren Grund in dem
Anleihebegehren der Regierungskommiſſion des Saargebietes an
Der 60. Geburkstag
ves dredsersoas einfe Labialg
gab, worüber ſchon berichtet wurde, nicht nur der Darmſtädter
Künſtler=Kolonie Anlaß, der Kunſtſchöpfungen Sr. Kgl. Hoheit des
Großherzogs in dankbarem Erinnern an das, was er für Heſſen
und beſonders für Darmſtadt getan hat, zu gedenken. Auch die
Ge=
ſellſchaft Heſſiſcher Bücherfreunde hat den 60. Geburtstag zum
An=
laß genommen, ihres hohen Schutzherrn, dem ſie nicht nur ihre
Gründung und Entſtehung, ſolange ſie beſteht, verdankt, in ihrem
im Druck erſchienenen Jahresbericht zu gedenken. In dieſem
Jahresbericht bringt Exzellenz von Römheld einen längeren
Aufſatz „Großherzog Ernſt Ludwig und die Darmſtädter Künſtler=
Kolonie”, Adalbert Schmidt, Wien, einen Aufſatz über „
Wil=
helm Holzamer und ſein großherzöglicher Mäcen” und Elſe
von Haſe=Koehler einen dritten Aufſatz „Großherzog Ernſt
Ludwig und Max Reger” — drei verſchiedene Gebiete, die nur
einen kleinen Ausſchnitt geben können aus dem, was Heſſen
ſeinem ehemaligen regierenden Fürſten zu verdanken hat, die aber
auch zuſammengenommen — bei weitem nicht erſchöpfend ſein
können.
Wir ſprechen ſicher aus dem Herzen der großen Mehrzahl
unſerer Leſer, der großen Mehrzahl des heſſiſchen Volkes
über=
haupt, wenn wir dieſe Unterlagen und eigenes Erinnern zum
Anlaß nehmen, das ins Gedächtnis zurückzurufen, was das
Heſſenvolk Sr. Kgl. Hoheit dem Großherzog nur auf dem
Ge=
biete der Kunſt und verwandten Beſtrebungen durch viele
Jahr=
zehnte zu danken hat. Wir wollen uns darauf beſchränken, nur
drei Dinge in den Vordergrund zu ſtellen: Die Künſtlerkolonie,
das Großherzögliche Hoftheater, das Heſſiſche Landesmuſeum. Wir
ſind uns ſelbſtverſtändlich dabei bewußt, daß dieſe drei
Schöpfun=
gen bei weitem nicht an alles erinnern, was der Großherzog für
ſein Land und ſein Volk getan hat. Aber dieſe drei Schöpfungen
ſind es wohl, die am ſtärkſten noch im Gegenwartsmenſchen
wur=
zeln, und die immer, in alle Zukunft aufs engſte mit dem Land
Heſſen und ſeinem letzten Fürſten verknüpft ſein werden. Ihnen
verdankt Heſſen, und in erſter Linie Darmſtadt, Ruhm und Ruf,
der weit über die deutſchen Landesgrenzen hinausging und geht,
der einſtmals die Welt aufhorchen ließ, ſoweit ſie überhaupt in
Kunſt und Kultur die Dinge ſah und ſehen mußte, die eine
Volks=
gemeinſchaft, und damit die Menſchheit hebt und vorwärts treibt.
Als die vom Großherzog Ernſt Ludwig gegründete
Darm=
ſtädter Künſtlerkolonie im Jahre 1901 zum erſten Male mit einer
umfaſſenden Ausſtellung an die Oeffentlichkeit trat, gab es eine
Aufhorchen in der Welt. Hier war ein Fürſt, der ſich nicht
ab=
ſchloß in höfiſchen Grenzen, der impulſiv und mit feinem
Verſtänd=
nis ſich nicht nur der Kunſt widmete, ſondern den erſten
prak=
tiſchen Verſuch unternahm, die Kunſt ins Volk hineinzutragen,
ſeinem Volke durch die Kunſt etwas zu geben, das die
leben=
erhaltenden Ideale zum mindeſten ungemein ſtärkte und vertiefte.
Gewiß ſetzt die Kritik ein. Kritik für und wider. Was aber
blieb, feſte Wurzel ſchlug, ſich entwickelte und reich fruchtete, das
war etwas, dem wir auch heute noch auf allen fein veräſtelten
Vom Tage.
Die Reichsregierung hat in Paris und bei der Rheinlandkummifſion
Verwahrung dagegen eingelegt, daß die Beamten der franzöſiſchen
Ge=
heimpolizei (Süreté) im beſetzten Gebiet zu Zwecken der
Juduſtrie=
ſpionage verwendet werden.
Reichspräſident von Hindenburgempfing am Montag den
Reichskommiſſar für die beſetzten Gebiete, Dr.
Frei=
herr Langwert von Simmern.
Der Reichspriſident hat den Miniſterialdirigenten im
Auswärtigen Amt, Dr. Trautmann, zum
Miniſterildirek=
tor ernannt.
In München fand eine große Kundgebung gegen den
deutſchen Einheitsſtaat ſtatt. Ein befonderer „Kampf um
Bayern” betitelter Volksausſchuß hat für Freitag eine neue
Volkskund=
gebung „gegen die neue Berliner Vergewaltigung” einberufen.
Am Samstag kommt vor dem Staatsgerichtshof
die Klage des Reiches gegen die Länder Baden,
Bayern und Württemberg wegen der Ernennung der
Mit=
glieder zum Verwaltungsrat der Reichsbahn zur
Ver=
handlung.
Die Beſchwerden deutſcher Minderheiten in
Oberſchleſien ſollen in Zukunft ſchon in einer Vorinſtanz
behan=
delt werden, ohne direkt vor den Völkerbundsrat zu gelangen, wovon
man ſich ſchnellere Ergebniſſe verſpricht.
Bei dem Volksentſcheid in der Danziger
Verfaſ=
ſungsänderungsfrage wurden nach den amtlichen
Feſtſtellun=
gen insgeſamt abgegeben für Volkswille 58 251 und für
Bür=
gerſchutz 73 284 Stimmen.
Bei der Wahl derchriſtlich=ſozialen Parteileitung
wurde Bundeskanzler Dr. Seipel zum Parteivorſtand
wiedergewählt.
Der neugewählte öſterreichiſche Bundespräſident Miklas hat die
Amtsgeſchäfte übernommen. Dem abtretenden Präſidenten
Dr. Hainiſch wurden, als er das Palais am Ballhausplatz verließ, vom
Publikum große Opationen dargebracht.
Geſtern fand in feierlicher Weiſe die Verteilung der
Nobel=
preiſe in Stockholm ſtatt, zu der die beiden deutſchen
Preis=
träger der Chenie, Prof. Windaus und Prof. Wieland, erſchienen
waven.
Der bekannte Flamenführer Dr. Borms wurde bei einer
Erſatzwahlin Antwerpen mit großer Mehrheit in die Kammer
gewählt.
Die „Humanité” hält nach wie vor daran feſt, daß die „geiſtige
Erkrankung” des Senators Klotz inſofern wit der Affäre
der „Gazette du Franc” zuſammenhänge, als die Banken ſich der
Re=
gierung gegenüber bereit erklärt hätten, die ungedeckten Schecks des
ehe=
maligen MMiniſters abzuſchreiben, wenn die Regierung ſie von der
Kon=
kurrenz der „Gazette du Franc” befreie.
Trotz einer unruhigen Nacht iſt im Befinden desengliſchen
Königs eine leichte Beſſerung eingetreten. Die
Tem=
vergtur iſt gefallen, jedoch bleibt die Beſorgnis beſtehen.
Präſident Coolidge eröffnere die
panamertka=
niſche Konferenz für Ausgleich und
Schiedsgerichts=
barkeit, an der 21 Nationen teilnehmen.
Der neugewählte Präſident Hoover hat der „Waſhington
Poſt” zufolge dem ehemaligen amerikawiſchen Beobachter in der
Repara=
tionskommiſſion, Voyden, den Poſten des Staatsſekretärs
als Nachfolger Kelloggs angeboten. Die Nachricht der
„Waſhington Poſt” iſt bisher von anderer Seite nüht beſtätigt worden.
den Völkerbund, welche Frage noch nachträglich auf die
Tages=
ordnung des Rats geſetzt worden iſt. Es handelt ſich bei dieſer
Anleihe um ein Begehren, für das die ſaarländiſchen Parteien
ſchon ſeit Jahren im Intereſſe einer geſünderen Finanzpolitik des
Saargebiets eingetreten ſind. Der Betrag der Anleihe, für die
das Deutſche Reich vorausſichtlich eine Zuſatzgarantie übernehmen
wird, ſoll ſich auf 250 Millionen Franken belaufen. Der Betrag
ſoll für eiſenbahntechniſche Verbeſſerungen, Neubauten und
andere Anlagen verwendet werden. — Es beſteht die Möglichkeit,
daß die Wiederernennung der Mitglieder der
Regierungskom=
miſſion des Saargebiets, die ebenfalls noch in der Dezembertagung
erfolgen ſollte, auf März vertagt wird, da das Mandat des
ſaar=
ländiſchen Mitgliedes nach der bisherigen Gepflogenheit mit dem
5. Jahr ſeiner Amtstätigkeit abläuft. Die Saarbevölkerung erhebt
Anſpruch, bei der Neuernennung des ſaarländiſchen Mitgliedes
gehört zu werden, was bisher nicht geſchehen iſt, da Deutſchland
zur Zeit der Ernennung des gegenwärtigen Mitgliedes noch nicht
Mitglied des Völkerbundsrats war.
Aiiter 4s4.
Oberhauskeikik an der engherzigen Auslegung de
Arkikels durch Chamberlain.
London, 10. Dezember.
Im Oberhaus eröffnete Lord Parmoor (Arbeiterpartei) ein
Debatte über Artikel 431 des Verſailler Vertrages. Er ſagt
„Die zur damaligen Zeit abgegebenen Erklärungen zeigen, daß d
etwas engherzige Auslegung des Artikels durch Chamberlain nic
die echte Auslegung iſt. Der Artikel bedeutet offenbar eine
Deutſchland gewährten Vorteil. Chamberlain vertritt eine Au
legung, wonach die Räumung erſt fällig werde, wenn Deutſe
land ſeine geſamten Neparationsverpflichtungene
ledigt habe. Man kann unmöglich annehmen, daß d
Staatsmänner, die den Verſailler Vertra
entworfen und gewußt haben, daß der Mindeſtzeitraum f1
die Reparationszahlungen dreißig Jahre betragen würde, an
genommen haben ſollten, daß alles innerhal
der Beſatzungsfriſt, d. h. von 15 Jahren bezahl
werden würde. Die Auslegung, die ich für die richtige halt
iſt die, daß Deutſchland den Beweis erbringen muß, daß es ſei=
Reparationszahlungen regelmäßig leiſtet. Es liegt auf de
Hand, daß die Unterzeichner in Verſailles nick
gewollt haben, daß die Räumung bis zur
ta=
ſächlichen Bezahlung aller Reparationen aufge
ſchobenwerden ſollte. Die 1919 vom Präſidenten Wilſo
Clémenreau und Lloyd George unterzeichnete Erklärung ſte.
dieſe Angelegenheit über jeden Zweifel „klar”, Parmoor beri
ſich weiter auf das Urteil Tardieus und erklärte, die von Char
berlain dem fraglichen Artikel gegebene Auslegung nehme ih
jeden Wert Parmoor ſchloß, er hoffe, daß man ſich über die
Dinge in verſöhnlicher Weiſe einigen werde, andererſeits wä
es am Platze, die Frage dem Haager Schiedsgericht zur En
ſcheidung zu überweiſen. Anſtelle des verhinderten Lord Cuſhe
dun erklärte der Lordkanzler, dieſe Frage ſpiele gegenwärtig
ei=
lebhafte Debatte in den Auseinanderſetzungen zwiſchen Frankrei
und Deutſchland. Die britiſche Regierung ſei beſtrebt, ein Uebe
einkommen zu erzielen, das die baldige Räumung des Rhei
landes ermögliche. Die Regierung ſei beſtrebt, dieſe Frage a
das Gebiet der praktiſchen Politik hinüberzuführen.
Die Londoner Preſſe gegen Chamberlgin.
Mit bemerkenswerter Einmütigkeit betont die London
Sonntagspreſſe, daß Chamberlain in der Frage der Rheinlan
räumung nicht die wirkliche Anſicht der großen Maſſen des br
tiſchen Volkes wiedergibt, mit dem die Außenpolitik der Regi
rung außer Fühlung ſei. — Garvin erklärt: Zehn Jahre na
dem Kriege hat das britiſche Volk als ganzes Volk in eine
von der Regierung Baldwin nicht erkannten Maße dieſe B
ſetzung des Bodens eines Mitgliedes des Völkerbundes dur
die Truppen anderer Mitglieder des Völkerbundes verurteilt. D
Fortdauer der Beſetzung ignoriert vollkommen die Exiſtenz d
Völkerbundsfatzung und des Locarnogeiſtes. Jeder Verſuch, d
Reparationen mit der Rheinlandbeſetzung zu verbinden, wir
ſcheitern. Wenn Briand und Chamberlain gut beraten ſind,
werden ſie verſuchen, Streſemanns Lage nicht ſchwieriger, ſor
dern weniger ſchwierig zu geſtalten. „Sunday Times” iſt
einem Leitartikel Chamberlain gegenüber nicht weniger kritiſe
Die Geſamtpolitik Chamberlains und Briands findet i
„Mancheſter Guardian” eine außerordentlich ſtarke Kritik. De
Blatt ſieht die Fortdauer der Beſetzung des Rheinkandes en
gegen dem Locarnoabkommen als ein Zeichen völlig unberechtig
ten Mißtrauens, von Erniedrigung und Beleidigung gegenübe
Deutſchlands an. Beide Staatsmänner hätten zudem das Red
der Selbſtbeſtimmung ſchwer verletzt, als Briand ſeine faſt kri
geriſche Drohung gegen die Vereinigung Oeſterreichs mit Deutſe
land ausſprach. Die Auslegungen Chamberlains werden a.
ſophiſtiſche Rechtsklaubereien gebrandmarkt. Die Erörterunge
von Lugano müßten zeigen, ob die Mächte, die wegen eine
Fetzens Papier angeblich in den Krieg gezogen wären, nunmel
auch das Protokoll von 1919 und ihre ſonſtigen Verpflichtunge
in Fetzen reißen würden.
Wegen der Kunſt und des Kunſtgewerbes begegnen. Es war
im beſten Sinne des Wortes lebensſpendend.
Wir entnehmen im weiteren dem Aufſatz Guſtav von
Röm=
helds dieſe Bruchſtücke: „.. Großherzog Ernſt Ludwig kannte den
hohen Stand der engliſchen Wohnkultur und ihrer neuen
Entwick=
lung in Raum= und Kleinkunſt. Der naheliegende Vergleich mit
Deutſchland muß ſehr zu des Letzteren Ungunſten ausfallen.
Be=
fand ſich doch dieſes Gebiet bei uns ſeit den letzten Jahrzehnten
des vorigen Jahrhunderts teils in einem durch die geiſt= und
verſtändnisloſe Nachahmung der hiſtoriſchen Stile herbeigeführten
Zuſtand der Auflöſung, teils in Anfängen, die nicht zum Licht
der breiten Oeffentlichkeit durchdringen konnten, weil ihnen das
Publikum mit nicht ſelten berichtigter mißtrauiſcher
Zurückhal=
tung gegenübertrat. Hier entſchloß ſich der Großherzog den
Hebel anzuſetzen, und als Ziel ſchwebte ihm vor, daß die Künſtler,
die er berufen würde, mithelfen ſollten, in der deutſchen
ange=
wandten Kunſt, beſonders in der Raumkunſt, neue Formen zu
finden, die von Senſationslüſternheit, Unechtheit und
Unſach=
lichkeit frei, aus unſeren heimatlichen Verhältniſſen und
Be=
dürfniſſen heraus, zu entwickeln wären. Dies durchzuſetzen,
er=
forderte friſchen Mut, der nicht ängſtlich davor zurückſchreckt, den
Fuß auf unbekanntes Land zu ſetzen.
Im Frühjahr 1899 entſprachen dem Ruf des Großherzogs
Ernſt Ludwig als erſte die Maler Hans Chriſtianſen und
Paul Bürck, der Bildhauer Rudolf Beſſelt und der
Archi=
tekt Patriz Huber. Dann folgte Peter Behrens, der ſich
von der Malerei, Flächen= und Buchkunſt bald und mit großem
Erfolg der Architektur zuwandte. Der Auguſt brachte den
Wiener Wagner=Schüler Joſef M. Olbrich, und im Herbſt
ver=
vollſtändigte unſer Landsmann, der Bildhauer Ludwig Habich,
den Kreis der tatfrohen kleinen Künſtlergemeinde. Die Künſtler
erhielten zunächſt proviſoriſche Ateliers, zumeiſt im Prinz=Georg=
Palais am Herrngarten, das nun die großherzögliche
Porzellan=
ſammlung birgt. Doch ſchon bald wurde Olbrich von Großherzog
Ernſt Ludwig mit dem Bau eines Atelierhauſes für die
Kolonie=
mitglieder beauftragt. So entſtand das „Ernſt=Ludwig=Haus”,
an ſchönſter Stelle der Mathildenhöhe. Bei der
Grundſtein=
legung im Frühjahr 1900 ſprach der Großherzog zu ſeinen
Ham=
merſchlägen die Worte: „Mein Heſſenland blühe und in ihm die
Kunſt!. . .
Wer, der ſich nicht durch die politiſchen und wirtſchaftlichen
Umſtellungen den klaren Blick für die Dinge des Lebens rauben
ließ, wird nicht mit uns die freudige und dankende Tatſache
kon=
ſtatieren, daß die Hoffnung dieſer Hammerſchlagworte reiche
Früchte trugen! Daß ſie dieſe Früchte nicht nur ſo lange
trugen, als hinter dieſen Hammerſchlägen die ſtarke und
immer wieder opfernd=fördernde Hand des Großherzogs ſtand?
Wer wird beſtreiten wollen, daß ſie auch nach dem Umſturz
fruchteten? Alle einſichtigen Kreiſe wiſſen heute, daß Darmſtadts
und Heſſens Zukunft zum großen Teil abhängt von der Pflege
der Kunſt in dem Sinne, wie Großherzog Ernſt Ludwig ſeine
Künſtlerkolonie begründete: Mitten ins pulſierende Leben geſtellt,
nicht an Tradition hängend, ſvohl aber auf Gutem aufbauend,
muß die Kunſt, müſſen alle Künſte ſtets neu belebend, Neues
ge=
bärend wirken.
Mit Recht ſagt Exzellenz von Römheld, in der heutigen 3‟
iſt es wohltuend „... zurückzublicken auf jene Zeit, da Großherz!
Ernſt Ludwig mit kühner perſönlicher Initiative eine breite Breſe
in die ſtarre Wand ſchlug, die ſich dem noch unſicheren Weite
ſchreiten der in den erſten Kinderſchuhen ſteckenden neuen ang
wandten Kunſt Deutſchlands entgegenſtellte, und hinzuſchaue
auf die weiteren Jahre, in denen er mit treuer Beharrlichke
allen Hemmungen und Schwierigkeiten zum Trotz, den eing
ſchlagenen Weg bis zum glänzenden Erfolg fortſetzte, zu Nutz u!
Ehre deutſcher Kunſt und Kultur. Darmſtadts weit über Deutſe
lands Grenzen reichender Ruf als Kunſtſtadt rührt her von d
Künſtlerkolonie und damit von Großherzog Ernſt Ludwig. Deſſ
werden ſich die Darmſtädter in Dankbarkeit erinnern, aber au
der Pflicht gedenken, den errungenen Namen zu wahren und I
ſichtbaren Zeugniſſe des Wirkens der Künſtlerkolonie zu acht
und zu pflegen..."
Was Großherzog Ernſt Ludwig als Förderer der Geſang
und Dichtkunſt getan, ein Gebiet, in dem Wilhelm Holzamer, d.
Frühverſtorbene, nur einen kleinen Umſang einnahm, kann hi
nur kurz geſtreift werden. Erinnert auch kann nur werden
das, was Großherzog Ernſt Ludwig an Eigenem gegeben hat.
komponierte und ſchrieb Bühnenwerke, voll tiefen, reinen ſeeliſch
Gehaltes und feiner unaufdringlicher, aber jeden Fühlenden *
faſſenden Aeſthetik. Eng damit zuſammen hängt ſein tatkräftig
Wirken für das damalige Großherzogliche Hoftheater: Wie oft 9
der Großherzog Bühnenproben großer Werke perſönlich beie
wohnt. Wie oft wurde ſein künſtleriſcher Ratſchlag mit beſte
Erfolg angenommen und wie hohe perſönliche Opfer hat er ſie
für ſein Theater gebracht! Auch daran ſoll heute nur danke!
erinnert werden. Von dem Ruhm und künſtleriſchen Ruß 2.
Großherzog Ernſt Ludwig für ſein Theater erneuerte, ging
viele Bühnen Deutſchlands Befruchtendes aus. Die Nachle
kungen halten dieſen Ruf unſeres heutigen Landestheaters 4.
heute noch.
Wilhelm Holzamer gedachte (daran erinnert Abalbe
Schmidt) am Ende ſeines großen Bekenntisbuches des „ei
gleiſten” auch nochmals des Mannes, der zu keiner Zeit O
Glauben an ſeine Kunſt verloren hatte: des Großherzogs Eri
Ludwig. „... Nicht nur dem, was er dem Dichter ſelbſt war, ie
er tat für deſſen Kunſt, ſelbſt als er in der Fremde weilte, iſt. 9
ergreifender Ausdruck verliehen, hier iſt auch dargetan, wis
fürſtliche Herrſcher ſeinem Volke war, wie er lebte in ihm.""
wie dieſes in ihm lebte, Und in der Szene, in der der Betd 2
„Entgleiſten” vor ſeinem Großherzog ſteht — man dentt Nat
kürlich an des Marguis Poſa Audienz bei König Phllee
dankt Holzamers Kunſt ſeinem Fürſten für all das, was ."
gegeben. — Dieſen Dank wiederholen am heutigen Tage a!
wahrhaften Jünger der Kunſt. Was der fürſtliche Mann Ie
Volke geweſen, das bleibt in dieſem lebendig, was er aber für 2
Kunſt getan, das gehört der Welt. Und ſie flicht zum Dant Oalt
ein neues leuchtendes Blatt in ſeinen Ruhmeskranz:"
der wundervolle Meſſe.
Auch das Heſſiſche Landesmuſeum,
[ ← ][ ][ → ]Dienstag, den 11. Dezember 1928
Seite 3
Krieg
jeſchr i Tubuerng.
M
der Konflikk zwiſchen Bolivien und
Paragugy.
ner ſchiebt die Schuld dem Andern zu. —
Kriegs=
ſtimrzung in Bolivien.
Die bolibiſche Regierung veröffentlicht eine amtliche
Ver=
rtbarung über die Grenzzuſammenſtöße zwiſchen boliviſchen
d paroguayiſchen Truppen und ſchiebt die Schuld dem Lande
rraguay zu. Bolivien werde keinem Verſöhnungsverſuch
zu=
nglich ſein, wenn nicht volle Genugtuung für die erlittenen
häden geleiſtet werde. Andererſeits vertritt die Regierung von
rraguay den Standpunkt, daß die Schuld an den boliviſchen
uppen liege, die unbefugterweiſe die Grenze überſchritten
hät=
i. Die Regierung von Paraguay ſei jedoch jederzeit bereit,
en Schiedsſpruch durch eine fremde Macht anzunehmen.
Nach in New York eingetroffenen Meldungen, aus La Paz
n in den geſtern veranſtalteten Demonſtrationen vor dem
Prä=
entenpalais eine ausgeſprochene Kriegsſtimmung Boliviens
Geltung. Der Präſident Siles mahnte in einer Anſprache
die Demonſtranten zur Ruhe und Beſonnenheit, wie ſie gro=
Nationen gezieme. Wenn der Krieg notwendig ſein würde,
irden alle mitgehen. Die Regierung werde unbedingt ihre
licht erfüllen und alles Notwendige tun, um die Befreiung der
biete, die zu Bolivien gehörten, von der paraguayiſchen
Herr=
rft zu erreichen. Auch der Präſident des Kongreſſes verſprach
Unterſtützung des Parlaments in dieſem Sinne. Zu
ähn=
en Kundgebungen kam es auch in verſchiedenen anderen
idten, wie Santa Cruz, Cochabamba uſw. Das auf
Veran=
ung des paragnagiſchen Geſandten in Montevideo erfolgte
rmittlungsangebot, des mexikaniſchen Geſandten in
Monte=
eo als Vorſitzenden des Schiedsgerichts für Grenzſtreitigkeiten
amerikaniſcher Staaten hat die bolivianiſche Regierung
abge=
nt.
Nach Meldungen aus Montevideo ſind bei einem Kampf
ſchen Truppen Boliviens und Paraguays in der Nähe von
nguardia 180 Soldaten getötet und eine noch nicht genau
be=
nte Anzahl verletzt, bzw. gefangen genommen worden. Die
ldung gibt nichts näheres darüber an, wer die Schlacht
ge=
nnen hat. — Aus La Paz wird gemeldet, daß 250 000 Mann
ich den Mobilmachungsbefehl betroffen werden. Die heute
ffnete Panamerikaniſche Konferenz in Waſhington für das
ſiedsgerichtsweſen hat ſofort eine Entſchließung angenommen,
rin gefordert wird, daß der Konflikt zwiſchen Bolivien und
raguay einem Schiedsgericht unterbreitet werden ſoll.
Nicht nur die balkaniſierten Staatengebilde Mitteleuropas
ben ihre Sorgen in den Grenzgebieten. Auch in den
Mittel=
den Südamerikas gibt es einige ähnliche Sorgenkinder. Schon
langer Zeit herrſchen zwiſchen Bolivien und Paraguay
ſte Meinungsverſchiedenheiten über die Grenzlinie. Es
han=
tſich hierbei um das Gebiet El Choco, das von beiden
Staa=
beanſprucht wird. In dieſer Zone, die im Norden des Bohia
zra, einem Nebenfluß des Paraguay, liegt, befindet ſich das
t Wangcardia, das bisher von Bolivien wit Truppen belegt
. Plötzlich iſt nun in der Nacht vom 5. zum 6. Dezember die=
Fort von 300 Mann paraguayiſcher Soldaten überfallen
rden, die das Fort einnahmen und hierbei gleichzeitig den
ßten Teil der bolivianiſchen Garniſon töteten. Es hat ſich
her ein ſtändiger Kampf um dieſe Grenzfeſtung abgeſpielt, der
ſein diplomatiſches Nachſpiel zunächſt darin gefunden hat, daß
dem Geſchäftstrager Paraguays in Bolidien ſeitens des
boli=
vianiſchen Außenminiſters die Päſſe zugeſtellt wurden, und daß
er unter Bewachung über die Grenze gebracht wurde. Parazuay
hat dann mit einer entſprechenden Gegenmaßnahme geantwortet.
Die bolivianiſche Regierung hat inzwiſchen einen Vollzugsrat
eingeſetzt, der Nationalkongreß iſt zu einer Geheimſitzung
einbe=
rufen worden. Die Kriegsdemonſtrationen in Boliviens
Haupt=
ſtadt, La Paz, ſprechen von einer „jubelnden Begeiſterung der
Maſſen” Etwas vorſichtiger und diplomatiſcher hat ſich der
Prä=
ſident Boliviens gegenüber dieſen Demonſtranten verhalten,
in=
dem er in ſeiner Antwort an die Demonſtranten feſtſtellte, daß,
ſofern der Krieg nötig ſein würde, alles mitgehen würde.
Die Karte des „Kriegsgebiets.”
Die Zuſpitzung der längſt latenten Gegenſätze zu einer ſo
akuten Kriſe iſt weſentlich mit zurückzuführen auf die immer noch
nicht bereinigte Tacna=Arica=Angelegenheit. Boliviem iſt
immer=
hin ein Staatengebilde, deſſen territorialer Umfang halb ſo groß
iſt wie der Argentiniens. Infolgedeſſen iſt die gegenwärtige
Ab=
ſchnürung Boliviens von jedem Ausgange zum Meere ein
durch=
aus unnatürlicher Zuſtand. Einen ſolchen Ausgang zum Meere,
und zwar zum Großen Ozean, verlor Bolivien mit dem Abſchluß
des Krieges zwiſchen Chile und Peru. Es iſt bisher Bolivien
nicht möglich geweſen, trotz aller Verſprechungen wieder in den
Beſitz ſeines ehemaligen Hafens Antofagaſta am Pazifik zu
ge=
langen. Die natürliche Folge iſt, daß Bolivien nun einen
an=
deren Ausgang nach dem Oſten ſucht, und zwar nach dem
Para=
guah=Fluß, um über dieſen hinweg ein Ausfalltor über den La
Plata zum Atlantik zu erlangen. Inſofern iſt ſelbſtverſtändlich
auch Argentinien an dieſem Zwiſchenfall in hohem Maße
inter=
eſſiert. Man darf, ſofern die Gegenſätze ſich weiterhin
kriegs=
mäßig zuſpitzen ſollten, ſicher irgend ein Eingreifen von
argen=
tiniſcher Seite erwarten, das ja am La Plata lebenswichtige
Jn=
tereſſen zu verteidigen hat. Schließlich ſind es auch offenſichtlich
wirtſchaftliche Angelegenheiten, um die es ſich im Chaco=Gebiet
handelt. Es ſollen dort nämlich gewaltige Petroleumfelder
feſt=
geſtellt worden ſein, die erſt jüngſt entdeckt wurden. Paraguay
und Bolivien ſind Mitglieder des Völkerbundes und man kann
hoffen, daß trotz der Ablehnung der bisherigen Schiedsangebote
die Angelegenheit ſchließlich doch noch in Güte bereinigt werden
kann, falls ſich der Völkerbund nicht wieder, wie ſchon ſo oft ſeit
ſeinem Beſtehen, als unfähig oder einſeitig intereſſiert erweiſt.
idte und Länder nimmt unſer Landesmuſeum eine
hervor=
ende, vielleicht führende Stellung ein. Es iſt eine
Kultur=
te erſten Ranges geworden. —
Ebenſo befruchtend und von dauerndem Wert ſind
Groß=
ſog Ernſt Ludwigs Beſtrebungen zur Kultivierung vornehmer
hkunft. Durch die Gründung der Ernſt=Ludwig=Preſſe und
Berufung hervorragender Künſtler und Buchdruckfachleute,
auf perſönliche Initiative des Großherzogs zurückzuführen iſt,
nicht nur die Freude am guten Buch, den bibliophilen
Er=
gniſſen der Buchdruckkunſt erheblich geſteigert worden. Die
eugniſſe der Ernſt=Ludwig=Preſſe haben darüber hinaus dem
en Geſchmack an der künſtleriſchen Ausgeſtaltung von
Buchdruck=
u3aiſſen die Wege geebnet und auch ſo befruchtend gewirkt.
Wir ſind, wie geſagt, uns bewußt, daß wir unſeren Leſern
dem Herzen ſprechen, wenn wir den 60. Geburtstag des
Pßherzogs zum Anlaß nehmen, an all dieſe Dinge in bekennt=
II. St.
reudiger Dankbarkeit gern zu erinnern. —
Heſſiſches Landestheater.
Großes Haus. — Montag, den 10. Dezember 1928.
3. Sinfonie=Konz rr.
Wenn ſich ein Künſtler an das Violinkonzert von Johannes
uhms heranwagt, ſo muß er ein Techniker erſten Nanges ſein,
ſo über allen Schwierigkeiten zu ſtehen, daß das Geiſtige
er=
pft wird. Und wenn es noch ein ſo junger Künſtler iſt wie
nund Weyns, dann beweiſt er ſtarken Ghrgeiz, und kühnes
eben. Das Wagnis gelang hervorragend, und Weyns ſpielte
Konzert, das Brahms für Joachim geſchrieben hat, und für
der große Geiger noch mancherlei techniſche Anregungen gab,
ſolcher Beherrſchung, daß der überaus reiche Beifall, den
bkünſtler fand, vollauf berechtigt war. Leider ſtehen mir die
intechniſchen Probleme ſo fern, daß ich die Leiſtung nicht im
Zelnen beurteilen kann, jedenfalls erkbangen alle Paſſagen
) Akkordgriffe ſehr tonrein und klar, dazu war der Ton weich
ſchönklingend, und wenn auch die Geige keinen übermäßig
ßen Ton hergab, ſo war er doch in allen Lagen beſeelt und
in die höchſte Höhe ohne ſtörende Schärfen. War ſo die tech=
9e Wiedergabe des Konzerts, das zu den allerſchwerſten der
umten Literatur gehört, bewundernswert, ſo ſtand ihr der
klrag nicht wach. Mit ſicherem Geſtaltungswillen erſtanden
Sätze, ſchlicht und gefühlswarm, ohne irgend ein
Hervor=
en beſonderer Virtuoſenmanieren oder beſonderer Eitelkeiten,
Vekamentvoll im Schlußſatz, und doch gezügelt, ſo daß eine
iuende Objektivität nicht verloren ging. An einzelnen
Stel=
konnte vielleicht das Soloinſtrument noch etwas mehr
her=
ieken, kleine skorxati konnten ein wenig mehr betont
wer=
beſſenungeachtet war aber gerade die künſtleriſche Leiſtung
Lüders zu bewundern. Denn das Brahms=Konzert ſchließt
barin dem Beethoven=Konzert an, daß bei aller Virtuoſität
Soloſtimme, dieſe doch ſo in das muſikaliſche Gefüge des
denl eingebaut iſt, daß faſt der Eindruck einer Sinfonie ent=
4* Um ſo mehr muß ſich der Soliſt einfügen, das Orcheſter
Bleichberechtigt anerkennen, um ſo mehr muß er zuſammen
dem Orcheſterleiter, und nicht, wie im Virtuoſenkonzert
weer Art, dieſem übergeordnet, das Kunſtwerk geſtalten. Hier
war das Zuſammenwirken des Soliſten mit Dr. Karl Böhm
vorbildlich, und es ſteigerte ſich der Eindruck von dem breiten,
in klarer Architektur aufgebauten erſten Satz über die
liedarti=
gen Variationen des weichen und verklärten Adagio zum Finale,
das rhythmiſch und melodiſch an ungariſche Weiſen erinnert,
eine beſondere Aufmerkſamkeit des Komponiſten ſeinem Freunde
Joachim, dem geborenen Ungarn, gegenüber.
Ob es vorteilhaft war, zwei derart hochromantiſche Werke
wie das Brahms=Konzert und die vierte Sinfonie von Anton
Bruckner zu einem Programm zu vereinen, laſſen wir
dahinge=
ſtellt. Denn wenn auch beide Meiſter einſt durch
Parteileiden=
ſchaften gegeneinander ausgeſpielt wurden, ſo verbindet ſie ſchon
für uns heute die gleiche Zeit, die gleiche Richtung der
Fort=
ſetzung und romantiſchen Geſtaltung der Beethovenſchen
Sinfo=
nieform und das ſeeliſche Aufgehen in einer Romantik, der
Me=
lodie= und Klangſchönheit ebenſo wichtig iſt, wie die
kontra=
punktiſche Verarbeitung von Motiven und Themen. Brahms
bleibt regelmäßig ſpröder, objektiver, bei Bruckner ſtrömt eine
Inbrunſt tiefſter Religioſität, barocker Pracht= und
Schönheits=
liebe, ein zuweilen grandios dramatiſches Pathos. Und ſelbſt in
der vierten, der ſogenannten romantiſchen Sinfonie, die zu den
am leichteſten eingänglichen und liebenswürdigſten des Meiſters
gehört, treten dieſe Eigenſchaften aufs klarſte hervor. Am ſtärkſten
ſind die Unterſchiede des Aufbaues. Brahms läßt regelmäßig
dem erſten Satz in herkömmlicher Weiſe das Hauptgewicht des
ganzen Werkes, und entſpannt nach dem Finale hin, das ſomit
faſt regelmäßig die Rolle des temperamentvollen Ausklingens,
der Rückkehr aus der Problematik zeigt; Bruckner ſteigert gerade
auf den letzten Satz hin, der dann am meiſten kampferfüllt und
entwicklungsbedeutſam iſt. Bei Brahms iſt der Mittelſatz eine
reizvolle Epiſode, bei Bruckner einer der wichtigſten Faktoren der
Weiterentwicklung der Geſamtidee. Darum die ungewöhnliche
Breite des Adagios und der Schlußſätze, die inhaltlich voll
be=
rechtigt iſt, dem wenig vorbereiteten Hörer aber Schwierigkeiten
bereitet, weil die über das ſonſt übliche Maß erhöhte Zahl
ſelb=
ſtändiger Themen nicht leicht überſchaubar, für die Aufnahme
des geiſtigen Gehalts des Werkes ſehr notwendig iſt. Dadurch
iſt die Wirkung ſtark von der Kunſt des Dirigenten zu beſeelen
und formen abhängig. Auch hier zeigte ſich Dr. Böhm als
Diri=
gent hohen Ranges. War auch der erſte Satz nicht ganz mit der
Wärme erfüllt, die er auszuſtrahlen vermag, ſo klang das
däm=
mernde Andante ganz herrlich, das Scherzo kam in feinſter
Klein=
arbeit und Hervorhebung aller der mannigfaltigen Farben und
Stimmen zu vollendeter Darſtellung, und das vieſige Finale
wurde zum Höhepunkt in ſeinen mächtigen Steigeruugen und
Durchführungen. Beide Werke hinterließen ſo tiefen Eindruck,
da das Landestheaterorcheſter mit größter Hingabe ſpielte. Die
beſonderen Auſgaben der Bläſer gaben den hervorragenden
Künſtlern reichlich Gelegenheit, ſoliſtiſch hervorzutreten. Ganz
beſonders ſchön klangen die Holzbläſer, kleine
Intonations=
ſchwankungen bei den Poſaunen ſind wohl darauf
zurückzu=
führen geweſen, daß die geſtrige Wagneroper und die heutige
zweimalige Aufführung der Brucknerſinfonie gerade an dieſe
IInſtrumente ganz außergewöhnliche Anforderungen ſtellten, die
ſich zuweilen auch darin zeigten, daß kleine rhythmiſche
Schwan=
kungen im Zuſammenſpiel vorkamen. Der überaus ſtarke Beifall
nach der Sinfonie zeigte, wie ſehr das Damſtädter Publikum
Vörſtandsſikung des Deutſchen
Skädke=
fäges.
Der Borſtand des Zeutſchen Stäskeigges zur
Neu=
geſtallung des Reices.
Leipzig, 10. Dezember.
Anläßlich der Vorſtandsſitzung des Deutſchen Städtetages gab
der Vorſtand des Städtetages im Rathausſaal der Stadt einen
Preſſe=Empfang, an dem neben einer Reihe deutſcher
Oberbür=
germeiſter zahlreiche Vertreter der mitteldeutſchen Preſſe
teil=
nahmen. Präſident Dr. Mulert begrüßte die Preſſe und dankte
ihr für das Intereſſe, das ſie jederzeit den kommunalen Fragen
entgegengebracht hätte. Die Vorſtandsſitzung habe ſich auch
dies=
mal mit wichtigen Fragen befaßt, die über die rein kommunale
Bedeutung weit hinaus gingen, ſo mit dem Entwurf des
Städtebaugeſetzes. Die deutſchen Städte ſind für eine
ſinn= und planvolle Neugeſtaltung des Reiches,
ſie wollen eine ſtarke Reichsgewalt, eine einfache und
überſichtliche Verwaltung, den Ausbau einer
geſun=
den, dem deutſchen Weſen hiſtoriſch und ſachlich gemäßen
Selbſt=
verwaltung und eine Dezentraliſation der öffentlichen
Verwal=
tung, damit die berechtigten Sonderintereſſen der Stämme und
Kulturkreiſe mit ſchonender Hand gepflegt werden können. Daß
die deutſchen Städte mit ſteigender Beſorgnis die
Kompli=
zierung der öffentlichen Verwaltung und das
Nebeneinanderregieren von Reich und Ländern
betrachten, kann nicht wunder nehmen, denn im Kampf zwiſchen
Reich und Ländern ſind die ſtaatsrechtlich Schwächſten, die
Ge=
meinden, in dauernder Gefahr, unterdrückt zu werden. Die
For=
derung der Kommunen, eine Kommunalabteilung im
Reichs=
miniſterium des Innern zu errichten, iſt nicht überall richtig
ver=
ſtanden worden. Selbſtverſtändlich denken die Kommunen nicht
daran, durch dieſe Abteilung die Zuſtändigkeit der Länder zu
be=
ſchränken; ihre Aufgabe ſoll ausſchließlich in der
Sachverſtän=
digenberatung der Reichsreſſorts liegen und eine zweckmäßige
Dezentraliſation bei der Ausführung der Reichsgeſetze erleichtern.
Der Städtetag begrüßt den Gedanken der
Vereinheit=
lichung des Grund= und Gewerbeſteuerrechtes.
Einheitliche Rechtsgrundlagen ſind für die Steuerpflichtigen und
für die Wirtſchaftsentwicklung wichtig. Aber dieſe
Vereinheit=
lichung muß begleitet ſein von einem bewußten Ausbau der
örtlichen Bewegungsfreiheit, denn die Gemeinden
haben die Aufgabe, die Intereſſen der Geſamtheit in der örtlichen
Inſtanz wahrzunehmen und zu pflegen. Die Gemeinden lehnen
das obligatoriſche Anhörungsrecht der Berufsvertretungen ab; ein
ſolches Recht würde einen Eingriff in die Selbſtverwaltung
be=
deuten. Die Gebäudeentſchuldungsſteuer iſt für die
Wohnungs=
baupolitik der Gemeinden von ausſchlaggebender Bedeutung. Ohne
die Mittel aus dieſer Steuer können die Gemeinden die
Woh=
nungsnot nicht wirkſam bekämpfen. Der Fehlbetrag im
Reichs=
haushalt für 1929 ſtellt in der Frage des Finanzausgleichs das
Reich vor ernſte Entſcheidungen. Selbſtverſtändlich dürfen die
Mehrlaſten des Reiches und der Länder nicht auf die Gemeinden
abgewälzt werden. So iſt es insbeſondere völlig unmöglich, daß
die Gemeinden auf einen feſten Steuerertrag geſetzt und an dem
Mehraufkommen nicht beteiligt werden.
Anklageerhebung gegen den däniſchen Hanpkmann
Lembourn.
Berlin, 10. Dezember.
Gegen den Mitte Juni d. J. wegen Spionage in Deutſchland
verhafteten und gegenwärtig noch im Berliner
Unterſuchungs=
gefängnis befindlichen däniſchen Infanteriehauptmann Harry
Lembourn hat der Oberreichsanwalt in Leipzig Anklage wegen
fortgeſetzten Verrats militäriſcher Geheimniſſe enhoben.
Gleich=
zeitig wird gegen die 23jährige Berliner Stenotypiſtin
Stege=
man, die Nachrichten für ihn beſchafft haben ſoll, Anklage
erho=
ben. Hauptmann Lembourn, der zuletzt bei einem Infanterie=
Regiment in Tondern in Dienſt ſtand, iſt im Nachrichtendienſt
beſonders ausgebildet worden und hat während des Krieges in
der franzöſiſchen Armee gekämpft. Auch nach dem Kriege iſt er
zu Studienzwecken zur franzöſiſchen Armee nach Straßburg und
Metz abkommandiert worden.
durch Michael Balling zum Brucknerſchen Kunſtwerk hin erzogen
wurde, und wie dantbar man ſür die Wiedergabe des
groß=
artigen Werkes war.
F. N.
Kleines Haus. — Montag, den 10. Dezember.
Tanzabend.
* Es war ein intereſſanter, auſklärender Abend, den 7 Damen
und zwei Herren der Tanzgruppe des Landestheaters gaben.
Eine Anzahl guter und perſönlicher Begabungen trat hervor,
deren Weiterbildung ſich wohl lohnen wird. Eine ſolche ſcheint
jedoch dringend notwendig zu ſein, denn der Eindruck des
Un=
reifen, Schulmäßigen wog vor. Die Hoffnung, die Leiterin der
Tanzgruppe heute endlich einmal tanzen zu ſehen, wurde leider
enttäuſcht. Ob und welchen Anteil Claire Eckſtein an dieſem
Abend hat, iſt ungeklärt. Eine tänzeriſche Leitung und
Ausbil=
dung ſcheint von ihr überhaupt nicht auszugehen. Jedenfalls
waren heute alle Auftretenden für ſich ſelbſt allein verantwortlich.
Von dieſen ſchien mir Ilſe Meyer in ihren beiden
Dar=
bietungen bei großer Einfachheit im Auftreten noch unbeholfen,
zu ſachlich und ungelöſt. Gerti Tenner ſieht nett aus und
erwies ſich in Javarie, Catchna, Habanerie als talentvoll. Erika
Brünauer belaſtet ein zu groß und ſchwer gebauter Körper,
dem weibliche Anmut nicht gegeben iſt. In ihrer Studie, dem
ſpaniſchen Tanz und Zweitanz, wurde Temperament und
natür=
licher Humor vermißt. Hannelore Kern beſchäftigt
vor=
wiegend ihre Hände, wodurch etwas Erzwungenes entſteht. Von
den Herren beſitzt Carletto Thieben offenbar großes
Können. Er hat ſtarken Sinn für die Groteske, wirkt aber
gleich=
mäßig und gekünſtelt, wenn er nur Troddel oder verweibte
Männer geſtaltet. Kurt Naue hat eine männlichere Note, ſieht
gut aus, kommt aber vorläufig über Gymnaſtik noch nicht weit
hinaus. In den meiſten indes ſind wertvolle Anlagen erkennbar,
gute Grundlagen gelegt, hoffnungsvolle Ausſichten vorhanden.
Noch waren es eben nur Anfänge und Studien, die gezeigt
wurden: hübſche Bilder, Poſen, pantomimiſche Szenen — keine
Tänze, keine Tanzkunſt.
Anders die Wenigen, die aus unſerem alten Beſtand
über=
nommen wurden: die Schweſtern Reiß und Irene
Schein=
pflug. Hier war Friſche, natürliche, ſolid ausgebildete
Bega=
bung, Können und freies Schalten mit Raum und Luft. Hier
wurde getanzt. Und wie ein Aufatmen ging es durchs Publikum,
als ſich ihre Kräfte regten. Irene Scheinpflug entzückte
ver=
dientermaßen am meiſten.
Die Koſtüme konnten durchweg in ihrer Schlichtheit
ge=
fallen. Am Flügel walteten die Herren Goldſchmidt und
Hayn mit Bravour. Die Tanzgruppe blieb alſo mit wenigen
Ausnahmen immer noch den Beweis ſchuldig, daß ſie tanzen
kann. Im einzelnen gut vorbereitet, ſollte nun die
Zuſammen=
faſſung der aus allen möglichen Schulen Hergekommenen, die
tänzeriſche Führung, die Entfeſſelung der Temperamente
ein=
ſetzen, die Abkehr von aller Künſtelei und Abnormität, die Pflege
friſcher Tanzkunſt, die Entwicklung weiblicher Anmut und
männ=
licher Kraft. Damit würde ſie auch brauchbar für die Oper,
ſvorin ſie vorläufig verſagt. Talente ſind da, Eruſt und Streben
offenſichtlich vorhanden, die Auſaabe ihrer Entfaltung wwird ſich
lohnen.
UR
SGeite 4
Dienstag, den 11. Dezember 1928
Nummer 344
Der Führerwechſel beim Zeukrum.
Siegerialds Niederlage gleichſam eine Niederlage
der chriftlichen Gewverkſchafken. — Mißkrauen
gegen=
über dem neuen Parkeiführer.
* Das Zentrum hat Glück, daß in dem Augenblick, wvo die
Ratsſitzung in Lugano begann, das öffentliche Intereſſe von den
Dingen, die ſich dort vorbereiteten oder wenigſtens vorbereiten
können, ausſchließlich in Anſpruch genommen wird, und daß
deswegen der Führerwechſel im Zentrum nicht das Aufſehen
er=
regt, das ſonſt unvermeidlich wäre. Nach dem, was aus der
Zentrumspreſſe zwiſchen den Zeilen heraus zu leſen iſt, begeguet
der neue Parteiführer doch einiger Skepſis, zumal bei denen, die
ſelbſt gehofft hatten, an die Spitze zu kommen. Es hat ſich dabei
die merkwürdige Gruppierung ergeben, daß Stegerwald und
Wirth, die Jahre hindurch die intimſten Feinde waren, ſich jetzt
gefunden hatten und daß Dr. Wirth mit aller Kraft für die
Kandi=
datur Stegerwalds eintrat in der Erwartung, daß auch er dann
wieder mit nach oben geriſſen würde und ihm der Weg in das
Miniſterium geebnet wäre. Die Niederlage Stegerwalds iſt alſo
gleichzeitig auch eine Niederlage Wirths, die Dr. Wirth ſelbſt ſo
ſtark empfindet, daß er Knall und Fall Köln verlaſſen hat und
eine Rede, die er für Sonntag abend verſprochen hatte, abſagen
ließ. Wenn dieſes Mißvergnügen auch auf Stegerwald ſelbſt
ab=
färbt, dann iſt es unvermeidlich, daß die Gewerkſchaften in einer
kaum noch wohlwollenden Neutralität dem neuen Parteiführer
gegenüberſtehen, obwohl die Zahl der ſtellvertretenden
Vorſitzen=
den um einen vermehrt wurde, ſo daß Stegerwald und Joos
ſtellvertretende Parteivorſitzende geworden ſind. Jubel über die
Löſung findet ſich nirgends, und ſelbſt das offiziöſe Parteiblatt
traut ſich nicht weiter vor, als die Hoffnung auszuſprechen, daß
ſich nun die Partei geſchloſſen hinter den neuen Führer ſtellen
würde — was nicht gerade auf eine übertriebene Zuverſicht
hin=
deutet.
Verkagie Koalikionsbeſprechungen.
In Berlin wird wieder einmal davon geſprochen, daß der
Reichskanzler die Verhandlungen über die Große Koalition
demnächſt erneut aufnehmen tvolle. Wir hegen demgegenüber
ſtarke Zweifel, und glauben, als Quelle dieſer Gerüchte jene
Kreiſe anſehen zu dürfen, die bei einer Umgruppierung des
Ka=
binetts einen oder mehrere Miniſterſeſſel zu erben hoffen.
Tat=
ſächlich hat Müller wegen des ſchlechten politiſchen Wetters die
vor 14 Tagen in Ausſicht genommenen Verhandlungen
abge=
ſagt und ſeither nichts wieder von ſich hören laſſen. Er wird
vermutlich jetzt auch warten wollen, bis der Außenminiſter aus
Lugano zurück ſein wird, alſo bis zur nächſten Woche; und ob
dann noch vor Weihnachten viel zu wollen iſt, ſcheint uns nach
wie dor zweifelhaft. Eine Notwendigkeit zu Verhandlungen
be=
ſteht auch im Augenblick höchſtens noch wegen der Bewilligung
der neuen Steuern. Herr Hilferding hat den ganzen Sommer
Zeit gehabt, zu überlegen, was er eigentlich machen will. Als
der Reichstag beiſammen war, hatte er immer noch keinen feſten
Plan, ind erwägt auch heute nur noch Möglichkeiten. Die
Hoff=
nung, den Etat vor Weihnachten dem Reichstag zugehen zu
laſſen, oder auch nur vollſtändig im Kabinett einzureichen, hat
er wohl längſt aufgegeben. Der Weisheit letzter Schluß iſt auch
hier wieder die Vertagung, ſo daß der Reichstag mit ſeiner Zeit
ſehr ſtark ins Gedränge kommen kann und wird, weil Herr Loebe
Wert darauf legt, den Etat rechtzeitig vor dem 1. April
verab=
ſchiedet zu haben.
Die Zuckerzollerhöhung im Reichsrat genehmnigt.
Der Reichsrat genehmigte heute mittag die Vorlage betreffend die
Zuckerzollerhöhung. Die Vorlage ſieht eine Erhöhung des
Zucker=
zolles von 15 auf 25 Mark für den Doppelzentner
vor. Die ſofortige Erhöhung ſoll jedoch nur ſolange in Kraft bleiben,
wie an der Magdeburger Börſe im Durchſchnitt eines Kalendermonats
die Preisnotiz für Rohzucker nicht über 21 Mark ſteigt. Kommt in
Magdeburg ein anderer Höchſtdurchſchnittspreis zuſtande oder erfolgt
dort einen Monat hindurch überhaupt keine Notierung, ſo tritt
auto=
matiſch eine Ermäßigung des Zollſatzes auf 10 Mark für den
Doppel=
zentner ein. Dieſe Beſtimmungen ſind im Intereſſe der Verbraucher
getroffen, während die Zollerhöhung ſich gegen das ausländiſche
Dum=
ping richtet.
Die Mainzer Berhaftungen.
Die angebliche Spionage=Affäre und was dava
Mainz, 10. Dezembe
In dem angeblichen Spionagefall iſt die Vorunterſuchung nock
rollem Gange. Das franzöſiſehe Kriegsgeriht iſt zurzeit mit den
nehmungen der Vechafteten beſchäftgt, die regelmäßig mehrere Stur
in Anſpruch nehmen. Auf Grund der bisherigen Vernehmungen
ſeſtgeſtellt worden ſein, daß der ſogenannte Geheimagent Fritſch,
Offizier a. D. aus Elberfeld, der eigentliche Urheber der angebli
Spionage ſein ſoll. Fritſch ſoll der Stahlhelmorganiſation angehö
Er wurde am Vormittag des 22. November, acht Tage vor der Feſtna
des Oberinſpektors Kratz und der übeigen, im hieſigen
Hauptbah=
ten franzöſiſchen Kriminalbeamten verhaftet. Bei ſeiner Verhaft
ſell er im Beſitze von Dietrichen und außerdem von Papieren gew
ſein, die die Beteiligung des Oberinſpekters Kratz und der anderen ?
hafteten ergeben hätten. Inzwiſchen ſollen Fritſch drei Einbrüche
franzöſiſche Offitierswohnungen nachgewieſen worden ſein. Von
aus der Haft Entlaſſenen hat ſech der Hauswort Schilling ins unbeſ
Gebiet begeben. Am letzten Donnerstag fanden wiedermm eingehe
Vernehmungen der Verhafteten beim Kriegsgericht ſtatt. Dieſe füh
sur Verhaftung des nächſten Unkergebenen des Oberinſpektors K
des Bcamten Dechent, der aber nach einem eingehenden Verhör wi
entlaſſen wurde. Am gleichen Tage, abends gegen 11 Uhr, wurde au
dem der beim Reihsvermögensamt beſchäftigte Dolmetſcher Wilh
Rehnders in ſeiner Wohnung feſtgenommen. In den letzten Ta
weilte ein Beauftragter der deutſchen Regierung, Miniſterialrat Br
aus Berlin, hier, die Vernehmungen in der Sache vornahm und e
gleichzeitig feſtſtellte, inwieivei: die Beſatzungspolizei durch eigenmäe
ges Eindringen in das Bürogebäude des Reichsbermögensamts und
Durehſuchen des Dienſtzimmers und der Akten des Oberinſpektors K
ſich gegen das Hausrecht des Chefs bes Amts, und außerdem der 2
letzung der Hoheitsrechte der deutſchen Behörden ſchuldig gemnacht
Da man im beſetzten Gebiet ſchon öfters bie Erfahrung gemacht 1
wie rigoros die franzöſiſche Sicherheitspolizei auch in den harmloſe
Fällen gleich mit Verhaftungen ron Deutſchen vorgeht, ſteht man a
im vorliegenden Falle der angeblichen „Spionage” ſehr ſkept
gegenüber.
R
Von heute ab.
Leichte Kadallerie
Kriegstage an der galizisch-russischen Front und diese als
Hintergrund für die auch in solcher Zeit nicht schweigende
Liebe. — Hauptrollen: Alfons Fryland. André Mattoni,
Jack Mylong-Münz, Vivian Gibson, Albert Steinrück, Eliza
la Porta, Fritz Kampers und Siegfried Arno.
Aonty, der Wästting
ein neues Monty Banks-Lustspiel in 6 Akten
wieder ein
voller Erfolg
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Das Werden New Vorks und der Untergang der „Titaniel nach
Zusammenstoß mit dem Eisberg.
Emil und Schlemiht
furchtbar
UStig! Menschenfressern
UAPkLOMzs
Nur noch wenige Tage
Der grandiose Lacherfolg:
Millewitsch
nebst erstkl. Ensemble
Der Stolz
der 3. Kompagnie
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Tagen. — Vorher:
Der schöne Wihelm
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Darmſtadt. 11. Dezember.
Erledigt ſind im Kreis Offenbach: Eine Lechrerſtelle für einen et
elüſchen Lohrer an der Volksſchule in Neu=Iſenburg; dem
In=
aber kann das Amt des Rektors übertragen werden. — Eine
Schul=
elle für eine ebangeliſche Lehrerin an der Volksſchule in
Sprend=
ingen. — Eiledigt ſind im Kreis Bingen: Eine Lehrerſtelle für einen
rtholiſchen Lehrer an der Volksſchule in Kempten, Kreis Bingen;
nienſtwohnung iſt vorhanden und frei. — Eine Lehrerſtelle für einen
rtholiſchen Lehrer an der Volksſchule in Gaulsheim, Kreis Bingen,
denſtwohnung iſt vorhanden und wird rechtzeitig frei. — Erledigt iſt
we Stelle für eine katholiſche Handarbeitslehrerin an der Volksſchule in
fodenheim, Kreis Oppenheim.
— Heſſiſches Landestheater. In der heutigen Aufführung von
ſeethovens Fidelio” ſingt Gabriele Englerth vom
Staats=
heater in Wiesbaden als Gaſt die Partie der Leonore. Den
loreſtan ſingt Adolf Jaeger, den Rocco Theo Herrmann, den
ſizarro Johannes Biſchoff den Miniſter Ernſt Overlack. den
Jac=
nino Eugen Vogt, die Marzelline Regina Harre. Muſikaliſche
eitung. Dr. Karl Böhm. Die der Miete 4 zugeteilte
Vor=
ellung beginnt um 191 Uhr.
Morgen, Mittwoch, findet im Großen Haus die Aufführung
on Leſſings Luſtſpiel „Minna von Barnhelm” in der
nſzenierung durch Carl Ebert ſtatt. Die Hauptrollen ſind wie
lgt beſetzt: Minna: Charlotte Joſt=Jaeke: Franziska: Kitty
tengel: Dame in Trauer: Poldi Dorina; Tellheim: Hans Jung=
„uer: Juſt: Paul Maletzki; Werner: Hans Baumeiſter: Wirt:
ichard Jürgas; Riccaut: Bernhard Minetti; Graf Bruchſal:
urt Weſtermann; Feldjäger: Walter Klam. Die Inſzenierung
itet Carl Ebert. Die Bühnenbilder ſtammen von Wilhelm
einking. Die Vorſtellung iſt der Miete E zugeteilt und beginnt
n 19½ Uhr.
Kulturfilmbühne im Kleinen Haus. Im Kleinen
aus gelangt heute, Dienstag, ſowie morgen und übermorgen,
achmittags 16 und abends 20 Uhr, der große Afrikafilm von
olin Roß „Die erwachende Sphinx” zur Vorführung.
Is Beiprogramm wird ein Scherenſchnittfilm „Aſchenputtel” und
n Trickfilm „Ehrlich währt am längſten” gezeigt.
Das Weihnachtsmärchen „Die Himmelsreiſe” in der
aſzenierung Günter Haenels (Bühnenbild: Lothar Schenck von
rapp muſikaliſche Leitung: Erwin Palm), das bei Publikum
id Preſſe mit ſo ungewöhnlichem Erfolg aufgenommen wurde,
ird Donnerstag, den 13., um 15½ Uhr nachmittags zum erſten
ale wiederholt. Die Beſetzung dieſer ſowie aller weiteren
Mär=
envorſtellungen iſt die der Erſtaufführung.
Volksvorſtellung „Prozeß Mary Dugan‟.
Don=
rstag, den 13.. findet die 12. Aufführung des „Prozeß Mary
ugan” als Volksvorſtellung zu halben Preiſen in der Beſetzung
r Erſtaufführung ſtatt.
Drei Pantomimen: „Der Leierkaſten”. „Der arme
uerino”. „Le bocu
rle toit” gelangen, ausgeführt
irch die Tanzgruppe, Freitag, den 14., als Vorſtellung der
iete D zur Wiederholung. Choreographie und Einſtudierung:
läre Eckſtein. Muſikaliſche Leitung: Carl Bamberger und Bert=
Id Goldſchmidt. Bühnenbilder: Wilhelm Reinking.
Die erfolgreiche Neueinſtudierung von Lortzings Oper. Der
laffenſchmied” durch Carl Bamberger und Arthur Maria
abenalt (Bühnenbild: Lothar Schenck von Trapp) gelangt am
amstag, den 15., zur erſten Wiederholung.
„Wie eseuch gefällt” von Shakeſpeare in der
Inſzenie=
ing von Günter Haenel wird in nächſter Zeit wieder in den
pielplan aufgenommen. Walter Klam wird die Rolle des
Or=
ndo ſpielen.
— 80. Geburtstag. Frau Major Freytag, Annaſtraße 31, begeht
ute ihren 80. Geburtstag.
— Jugend=Skikurſe des Skiklubs Darmſtadt—Odenwald. Bei
gün=
gen Schneeverhältniſſen veranſtaltet der Klub auf der Darmſtädter
ki= und Wanderhütte beim Ruheſtein im Schwarzwald, wie alljährlich,
den Weihnachtsferien zwei Skikurſe, die hauptſächlich für die Jugend
eſtimmt ſind. Der erſte dieſer Kurſe wird für Anfänger in der Zeit
zm 26. 12. 1928 bis 1 1. 1929, und der zweite vom 1. 1. 1929 bis
1. 1929 durchgeführt. Beim zweiten Kurſus iſt die Möglichkeit
gege=
n, auch noch langer auf der Hütte zu bleiben. Anläßlich einer
Jugend=
bſammlung des obigen Klubs, welche am 12. 12., abends, im
Reſtau=
nt Sitte, Karlsſtraße, ſtattfindet, wird über die Kurſe nähere
Aus=
uft erteilt und Anmeldungen entgegengenommen. Spätere Anmel
ngen ſind bis ſpäteſtens Samstag, den 15. 12., im Sporthaus
Adel=
nn in eine dort aufliegende Liſte einzutragen, oder ſchriftlich an den
iter der Kurſe, Herrn A. Gießmann, Seitersweg 14, zu richten. Vor=
Sſetzung zur Teilnahme an dieſen Kurſen iſt die Mitgliedſchaft der im
ttenbauverein Darmſtadt zuſammengeſchloſſenen Vereine, Skiklub
rmſtadt und Schvimmklub Jung=Deutſchland Darmſtadt.
— Ein billiger Sport= und Erholungs=Sonderzug geht am 26.
De=
iber, 13.03 Uhr ab Darmſtadt, in die winterliche Zauberpracht
Schweizer Alpenwelt nach Engelberg, am Vierwaldſtätterſee, Davos
2 St. Moritz im Engadin. Anſchließend ganztägige Ausflugsfahrt
der weltberühmten Berninabahn, der höchſten Adhäſionsbahn Euro
2, durch zwei Meter hohe Schneewälle bis faſt zur italieniſchen Grenze.
nſt nur wenigen Bevorzugten zugänglich, ermöglicht der billige
Son=
zug allen dieſe heriliche Fahrt in ein Märchenland von ungeahnter
ſönheit. Der Winterſport lockt in allen Formen, aber auch der Nuhe
n man ſich hingeben. Silveſter wird in den verſchneiten Bergen
ge=
rt. Die Rückkehr erfolgt am 2. Januar. Die ganze Fahrt wird ohne
iſteigen in D=Zugwagen zurückgelegt. Fahrkarten hin und zurück ſind
45, 65 und 75 Mark ſofort beim Verkehrsbüro Darmſtadt zu beſtellen.
rt iſt auch nähere Auskunft zu erhalten. Ein Reiſepaß für die Fahrt
nicht nötig.
— Gartenbauvexein Darmſtadt e. V. Am kommenden Donnerstag
nd findet die letzte Monatsverſammlung vor Jahresſchluß ſtatt. Sie
wegen eines beſonderen Anlaſſes diesmal noch mehr als es bisher
ich geweſen iſt, den Charakter einer Weihnachtsfeier tragen. Die
Dar=
tungen ſind viel umfangreicher, ſo daß ein ſtarker Andrang beſtimmt
erwärten iſt. Daher haben nur Mitglieder und deren Angehörige
tritt. Eine Ausnahme kann jedoch bei ſolchen Gäſten gemacht
wer=
die vorher ſich ſchriftlich als Mitglied anmelden. Näheres über das
ogramm iſt im Anzeigenteil erſichtlich.
— Der Angeſtellte in der Arbeitsloſenverſicherung. Wieviel
Unklar=
beſteht hier noch. Es iſt deshalb notwendig, daß ſich die Angeſtellten
dieſer wichtigen Frage befaſſen. Hierzu bietet ſich den Angeſtellten
e günſtige Gelegenheit, denn der Direktor des Arbeitsamtes Darm=
2t, Herr Jöckel, wird am Donnerstag, den 13. Dezember, abends
15 Uhr, im G.D.A.=Heim, Riegerplatz 3, über dieſes wichtige und
in=
eſſante Thema ſprechen. Gäſte ſind willkommen, insbeſondere werden
ſtellenloſen Angeſtellten auf dieſen Vortrag aufmerkſam gemacht.
* Ein Opfer ihres Berufes. Im Alter von 62 Jahren verſtarb am
mstag, den 8. Dezember, nach kurzem, ſchweren Krankenlager infolge
er Blutvergiftung, die ſie ſich in Ausübung ihres Berufes zugezogen
ke, die langjährige Gemeindeſchweſter der evangeliſchen
Martins=
neinde, Sophie Müller. Die Verſtorbene war über 29 Jahre in der
Irtinsgemeinde tätig und wegen ihres freundlichen und beſcheidenen
ſens allgemein beliebt. Ein Vorbild von Arbeitsfreudigkeit und
Hilfs=
eltſchaft, war ſie bis zuletzt unermüdlich tätig und hat ungezählten
rch ihren Dienſt am Nächſten hat ſie ſich in der (
igliches Denkmal geſetzt. Ihr Andenken wird in Ehren gehalten
Tden. Die Einſegnung findet am Dienstag, den 11. Dezember, um
Uhr nachmittags im Eliſabethenſtift, und daran anſchließend die Be=
Rgung auf dem alten Friedhof ſtatt.
— Der Gabelsberger Stenographenverein 1861 erinnert nochmals
Die heute abend, ſowie Freitag, den 14., und Dienstag, den 18.
De=
ider, in der Ballonſchle beginnenden neuen Anfängerkurſe in Ein=
Iskurzſchrift. Die Unte richtserteilung liegt in Händen erfahrener
2 beſtens bewährter Unterrichtsleiter. Für gewiſſenhafte Ausbildung
*9 Sorge getragen. Der Not der Zeit Rechnung tragend, ſind die
linehmergebühren äußerſt wiedrig gehalten und können in Rateu be=
Aen werden. Auf die Lokalnotiz vom Freitag vergangener Woche
* die Anzeigen des Vereins vom Sonntag uſw. wird Bezug ge
mmen.
Dienstag, den 11. Dezember 1928
Uebergang von der Grundſchule in die höh. Schule.
Die normale Dauer der Grundſchule beträgt 4 Jahre. Doch
können Schüler und Schülerinnen, deren geiſtige und körperliche
Veranlagung und deren Schulleiſtungen erwarten laſſen, daß ſie
ohne Ueberſpannung ihrer Kräfte im Unterricht der Sexta mit
guten Schülern, die den vierjährigen Grundſchullehrgang
durch=
laufen haben, auf die Dauer Schritt halten können, ſchon nach
dem dritten Grundſchuljahr in die Sexta der höheren Schulen
aufgenommen werden. Eltern, die der Anſicht ſind, daß ihre
Kinder dieſe Bedingungen erfüllen, und deshalb von der
Mög=
lichkeit der Abkürzung der Grundſchulzeit Gebrauch
machen wollen, haben einen entſprechenden Antrag ſpäteſtens im
Laufe des Januar ſchriftlich oder mündlich beim Rektor der
Grundſchule zu ſtellen. Das Kreis= oder Stadtſchulamt, dem die
Schulleiter die Anträge mit den nötigen Unterlagen (
Schulzeug=
nis, Gutachten des Grundſchullehrers, ſchulärztl. oder
amtsärzt=
liches Gutachten, ſoweit es erforderlich erſcheint) unterbreiten,
eritſcheidet über ſie ſpäteſtens bis zum 1. März. Dem
Erziehungs=
berechtigten ſteht das Recht der Beſchwerde gegen dieſe
Entſchei=
dung bei dem Kultusminiſterium zu.
DeutſcherPferdeſport=Kalender
Pferdefreunde
verwenden als Weihnachtsgabe
Zinſels Pferdeſport=
Abreiß=Kalender 1920
Deutſcher Sport
in Bild und Wort
Preis RM. 3.80.
Dieſer Kunſikalender erſcheint ſeit vielen Jahren und gibt
in ausgewähiten Bildern und von belannten Fachleuten
geſchriebenen Texten einen Ueberblick über den de zeit gen
Stand von Zucht und Rennen, Turnierſport,
Polo, Jagdreiten uſw.
Zu haben in allen Buchhandlungen, beim Verlag Ed. Zinſel,
Darmſiadt, Riedeſelſir. 39 und in der Geſchäftsſteile des
Darmſtädter Tagblattes.
— Volkshochſchule. Das Märchen mit ſeinen bunten B.ldern und
ſeiner tieferen Weisheit vermag immer wieder die Menſchen in ſeinen
Bann zu ſchlagen. Wer wollte ſich auch dem Glücksgefühl entziehen,
hin=
weggeführt zu werden von der rauhen Wirklichkeit in ein Traumland
der kühnſten Phantaſie, und ſei es auch nur für wenige Stunden. Am
Mittwoch, den 12. Dezember, nachmittags 4 Uhr, iſt im
Mo=
zartſaale, Schulſtraße 8, Gelegenheit, eine luſtige Fahrt ins
Mär=
chenland, zu unternehmen, unter berufener Führung der bekannten
Vortragskünſtlerin Traute Meerwarth=Sebold. Wer mitreiſen
will, groß und klein, ſei herzlichſt eingeladen. Karten für Kinder zu
30 Pfg., für unſere Mitglieder zu 50 Pfg. und für Nichtmitglieder zu
75 Pfg. in der Geſchäftsſtelle der Volkshochſchule, Mathildenplatz 17,
und am Saaleingang.
DAS BÜCHI
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Keyserling. Das Spektrum Europas, Mk 12.—
Mk. 25.—
Poincaré, Memoiren".
Shaw, Wegweiser z. Kapitalismus
Mk. 16.—
und Sozialismus.
Gundolf, Shafespeare Biographie l, Mk. 15.—
Mk. 16.—
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Wells, Die Weltgeschichte, 3 Bd. . Mk. 29.—
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BUCHHANDLUNG
Fernsprecher 220
Elisabethenstraße 5
— Städt. Akademie für Tonkunſt. Es ſei nochmals auf den
Vor=
tragsabend der Schüler der Meiſterklaſſen von Göſta Andreaſſon
am Donnerstag, den 13. d. M., um 20 Uhr, im Gartenſaale des Städt
Saalbaus aufmerkſam gemacht. Das Programm weiſt italieniſche Werke
auf, u. a. die Teufelstrillerſonate von Tartini. Karten zu 50 Pfg. im
Sekretariat der Städt. Akademie, Eliſabethenſtraße 30
— Orpheum. Millowitſch=Gaſtſpiel. Des
unbeſchreib=
lichen Erfolges wegen bleiben die beiden Lachſchlager „Der Stolz der
3. Kompagnie” und „Der ſchöne Wilhelm” noch weiter auf dem
Spiel=
plan, wobei beſonders hervorgehoben wird, daß die Bühnenhandlung
von einer wirkungsvollen, dem urkomiſchen Militärſchlpank angepaßten
Muſik umrahmt wird. Das Gaſtſpiel dauert nur noch einige Tage und
wird nihzt verlängert. Die Preiſ= ſind volkstümlich. (Siehe Anzeige.)
Münchnen Bier H0TTES
Augustinerbräu
bei
Schloßgasse 1.
Seite 5
Ziln im Kleinen Haus.
Colin Roß: „Die erwachende Sphinx”
Das Landestheater und die Heſſiſche Lichtſpiel=A.=G. haben
eine Kulturfilmbühne im Kleinen Haus gegründet, die dem
Kul=
turfilm, dem Lehrſilm, dem wiſſenſchaftlichen und künſtleriſchen
Film eine beſondere Pflegeſtätte bieten ſoll. Nach einem
Märchen=
ſilm mit entzückenden Scherenſchnitten von Lotte Reininger wurde
geſtern als erſtes der Film von Colin Roß „Die erwachende
Spinx” der Preſſe vorgeführt, der in den nächſten Tagen im
Kleinen Haus läuft. Vom Kap bis Kairo ſehen wir eine Fülle
von Bildern, die ohne einen beſonderen Geſichtspunkt zu
verfol=
gen, jeweils das Intereſſanteſte zeigen: Wirtſchaftliche Tatſachen,
Landſchafts= und Tierbilder, Jagd, Kultiſche Feſtlichkeiten der
Schwarzen, dörfliches Leben und moderne afrikaniſche Großſtadt.
Diamantengräberei in Südafrika, Illuſtrationen zur
Kaſten=
ſchranke, die den Schwarzen die Handhabung jeglicher Maſchine
verbietet, Löwenjagd und Goldwäſcherei in Transvaal,
Siſal=
plantagen und Maisernten in Portugieſiſch=Oſtafrika, wo die
ſchwarzen Arbeiter mit Laſtwagen aus den Dörfern geholt
wer=
den und von den Werbern gewiſſermaßen als Lockprämie eine
Frau im Werte von 150 bis 1 Mark als Zugabe bekommen. (Hier
dürfen die Schwarzen zwar die Maſchinen bedienen, werden aber
angekettet, wenn ſie ihren dreijährigen Kontrakt nicht halten
wollen, Zuſtände, durch die die Frage, wie das Erwachen Afrikas
ausſehen wird, einen etwas bedrohlichen Unterton bekommt.) Es
folgen grandioſe Urwaldſzenen, erſtaunliche und packende Bilder
von Giraffen, Zebras, Elefanten, Rieſenſchlangen, der wuchtige
Umriß des Kilimandſcharo, Wälder von Gewürznelken und alte
Paläſte auf Sanſibar, die Quellen des Nils, der Stauſee von
Aſſuan mit den verſunkenen Tempeln und dann nach wenigen
Bildern von Luxor und Karnak als Abſchluß die Pyramiden
und Kairo. — Im Gegenſatz zu den meiſten Lehrfilmen, die zu
viel Text bringen, ließ dieſer Afrikafilm erläuternde oder doch
wenigſtens bezeichnende Hinweiſe vermiſſen. Doch läßt ſich das
wohl mit dem Geſamtcharakter rechtfertigen, der weniger
wiſſen=
ſchaftliche Berichterſtattung, als vielmehr ein origineller und
ſozu=
ſagen journaliſtiſcher Streifzug durch Afrika iſt. Dadurch wird
der Film in ſeiner Weiſe natürlich beſonders anregend und
intereſſant, zumal die Aufnahmen durchweg ſehr geſchickt, gut und
lebendig ſind.
Aus den Darmſtädker Lichtſpielthegtern.
„Helia”.
* Der geſtrige Programmwechſel bringt zwei Amerikanerfilme
von ſehr gutem Durchſchnitt. In dem neunaktigen William Fox=
Film „Titanic” die Stadt der Träume, iſt die furchtbare
Kata=
ſtrophe vom Untergang der „Titanic” nach dem Zuſammenſtoß
mit dem Eisberg filmiſch und in die Handlung hineinverwoben.
Das Einſchneiden dieſer nachkonſtruierten Kataſtrophe mußte
natürlich kitſchig wirken. Im übrigen aber iſt der Film recht gut.
Vor allem die ſehr gute Darſtellung von George OBrien und
Virginia Valli. Den beiden Trägern der Hauptrollen, beide
geben ſchauſpieleriſche Leiſtungen von einer künſtleriſchen Potenz,
die an Amerikaner=Filmen nicht immer zu konſtatieren iſt. Allan
Dwan’s Regie hat einen Rieſenaufwand herangezogen, um die
Handlung ſo intereſſant und abwechſlungsreich wie möglich zu
geſtalten.
Im Mittelpunkt der Handlung ſteht der uneheliche Sohn
eines reichen New Yorker Architekten, der bei armen
Ziegel=
ſchiffern erzogen wurde, mit 19 Jahren beim Untergang der
Ziegelbarck, der ſeinen Pflegeeltern das Leben koſtet, ſich retten
kann, und kaum ans Land geſpült vom Schickſal mitten in die
Tragik ſeines künftigen Lebens — echt amerikaniſch —
hinein=
geworfen wird. Er wird Boxer, Champion, verliebt ſich, lernt
ſeinen richtigen Vater kennen, ohne zu erfahren, daß es ſein
Vater iſt, der ſich gleich ſeiner annimmt und ihn zum berühmten
Architekten macht. Er verlobt ſich, allerdings mit einer anderen.
Die Verlobte macht eine Europareiſe, verliebt ſich auf dem Schiff
wieder in einen anderen, das Schiff, eben die „Titanic”, geht
unter, die Braut gibt ihm den Laufpaß und nach einer furchtbaren
Nacht der Verzweiflung findet er den Weg zu ſeiner erſten Liebe
zurück und damit zu einem gruhſamen Leben und zur
Verwirk=
lichung ſeiner baukünſtleriſchen Pläne: Er will die Stadt der
Titanen bauen. Schlußbild Wolkenkratzer der Zukunft!
Auch der Beifilm „Emil und Schlemihl unter
Menſchenfreſſern” iſt eine echt amerikaniſche Angelegenheit.
Ein grotesker Luſtſpielfilm, der unter ungeheuerem Aufwand
von Material und Menſchen und techniſchen Dingen — ſogar die
Kriegsmarine mimt mit — aufgebaut iſt. Einem Aufwand, der
in keinerlei Verhältnis ſteht zu irgendwelchem Gehalt des Films.
Dieſen Gehalt aber will er auch wohl nicht haben. Es iſt ein
köſtlicher burlesker und grotesker Luſtſpielfilm, der zu
erfriſchen=
dem Lachen reizt, wenn auch eine nachhallende Wirkung ausbleibt
und wenn auch viele Boxkämpfe, Schiffsuntergänge, Löwen,
Kokodile, Kannibalen uſw. uſw. mitwirken. Nebenbei aber bringt
der Film eine große Reihe wunderſchöner Bilder.
— Ortsgewerbeverein und Handwerkervereinigung Darmſtadt. Wir
erinnern hierdurch an unſeren Lichtbildervortrag morgen
abend um 8 Uhr im „Fürſtenſaal” bei Chriſt (Grafenſtraße) über: „Der
Kampf um Nord= und Südpol, Sieg und Tod bei der Erforſchung der
Polargebiete”; Redner iſt der bekannte Forſchungsreiſende, Herr Geologe
H. K. E. Krueger von der hieſigen Techn. Hochſchule. Bei dem mit
Sicherheit zu erwartenden ſtarken Andrang empfiehlt es ſich, pünktlich
zu erſcheinen.
Polizeibericht. Wohnungseinbruch. Am 9. Dezember
1928, zwiſchen 16 und 19 Uhr, drangen bis fetzt noch unbekannte Täter
in eine hieſige Wohnung, deren Inhaber vorübergehend abweſend waren,
ein, erbrachen mit einem etwa 12 Millimeter breiten Brechwerkzeug die
Möbelſtücke und ſonſtigen Behältniſſe und entwendeten Bargeld in Höhe
von zirka 200 RM. — Jugendliche Diebe. In letzter Zeit
wur=
den in Darmſtadt mehrere Verkaufshäuschen gewaltſam erbrochen und
daraus Geld, Zigaretten und Zuckerwaren entwendet. Als Täter konnten
vier Schüler hieſiger Schulen ermittelt werden. Zwei der Schüler
wur=
den am 8. Dezember 1928 dabei überraſcht, als ſie von einem auf der
Straße ſtehenden Auto die Huppe abmachten. Bei ihrer Vernehmung
ſtellte es ſich auch heraus, daß ſie in letzter Zeit fortgeſetzt von
Fahr=
rädern, die kurze Zeit vor den Geſchäften oder an anderen Orten
auf=
geſtellt waren, die elektriſchen Lichtmaſchinen entwendeten und
verkauf=
ten. Ein Teil der Lichtmaſchinen konnte wieder herbeigeſchafft werden.
Am 28. November 1928 oder um dieſe Zeit vvollen die Schüler aus einem
in der Grafenſtraße, gegenüber dem Geſchäft „Ehape” aufgeſtellten Auto
einen Karton mit Schokolade=Nikolauſen entwendet haben. Eine
dies=
bezügliche Anzeige iſt bei der Kriminalpolizei bisher nicht erſtattet
wor=
den. Außer den genannten Diebſtählen konnten den Schülern noch eine
Reihe weiterer Diebſtähle nachgewieſen werden. — Feſtnahmen. Ein
Lehrling, der nach Verübung von Gelddiebſtählen ſeine Lehrſtelle in
Lorſch verlaſſen hatte, wurde hier aufgegriffen.
—
Tageskalender für Dienstag, den 11. Dezember 1928.
Heſſ. Landestheater Großes Haus, Anfang 19½ Uhr, Ende
22½ Uhr, A 7: „Fideliv” — Kleines Haus, Aufang 16 und 20 Uhr:
Der Colin=Roß=Film „Die enwachende Sphinx”. — Orpheum, abds.
20.15 Uhr: Gaſbſpiel Millowitſch „Der Stolz der 3. Kompagnic”,
Konzerte: Schloßkaffee, Kaffee Rheingold, Hotel Schmitz,
Wein=
haus Maxim, Spaniſche Bodega, Zur Stadt Malaga. —
Kinovor=
ſtellungen: Union Theater, Helia.
Seite 6
Dienstag, den 11. Dezember 1928
Nummer 344
Im Feſtſaal der Landesbauſchule, Neckarſtraße, fand geſtern die
Lan=
desausſchußſitzung für Leibesübung ſtatt, an der zahlreiche Führer der
Sport=, und Turnbewegung Darmſtadts und wegen der Bedeutung der
Tagung Staatspräſident Dr. h. c. Adelung perſönlch teilnahm. In
Er=
benntn,s der Tatſache, daß die Pflege der Leibesübungen im Intereſſe
und jum Wohle des deutſchen Volkes hochbedeutend iſt, hatte man in der
Tagesordnung verſchiedene wertvolle Vorträge und Referate vorgeſehen,
die den Vor= und einen Teil des Nachmittags ausfüllten und an die ſich
in ernſter Arbeit und lebhaftem Gedankenaustauſch eine Diskuſſion
anſchloß.
Medizinalrat Dr. Fiſcher als Verſammlungsleiter begrüßte
zu=
nächſt Staatspräſident Dr. Adelung und dankte für das große Intereſſe,
das durch das Erſcheinen des Heirn Staatspräſidenten von ſeiten der
Regierung gezeigt wurde. Weiter begrüßte er in herzlichen Worten die
noch erſchienenen Vertreter der Regierung, Min ſterialrat Glückert und
Schulrat Haſſinger, die anweſenden Landtagsabgeordneten, die
Mitglie=
der des Landesausſchuſſes und die Preſſe. Er wies auf die wichtigen
Probleme hin, die auf dem Gebiete der Pflege der Leibesübungen zu
löfen ſeien, gab ſeiner Freude Ausdruck, daß die Teilnahme an der
Tagung die Hoffnung berechtige, daß in erſprießlicher Arbeit mit dem
Entgegenkommen der Behörden durch gemeinſame Förderung der
Leibes=
übungen der Allgemeinheit gedient werde.
Staatspräſident Dr. Adelung dankte für die herzlichen Worte der
Begrüßung und für die an ihn gerichtete Einladung und brachte ſein
verſtändnisvolles Verbundenſein mit den Beſtrebungen des
Landesaus=
ſchüſſes für Leibesübungen zum Ausdruck. Trotz der Not der Zeit
werde er verſuchen, ſoviel Mittel wie möglich für dieſe Beſtrebungen
flüfſig zu machen. Er bitte aber, bei allen Fragen zu beachten, daß die
Pflege der Leibesübungen eine zwar wichtige, aber doch immer nur eine
Teilaufgabe des Landes iſt, neben der noch viele andere lebenswichtige
Aufgaben der ſtaatlichen Unterſtützung bedürfen. Die Durchführung der
körpererzieheriſchen Aufgaben zum Segen des deutſchen Volkes ſei eben
auf die verſtändnisvolle Mitarbeit der weiteſten Kreiſe angewieſen. Die
Regierung wolle bei dieſen Beſtrebungen fördernd und zuſammenfaſſend
mitwirken. Die durch die Verleihung von Ehrenurkunden b zeugte
An=
erkennung der Regierung für eine Anzahl hervorragender Vertreter der
Beſtrebungen für Leibesübungen ſei keine laute Chrung. Jeder, der im
Dienſte der Körpererziehung wirke, tue es aus einem inneren Drang
heraus, der ſeinen Lohn eigentlich ſchon in ſich trage. Der
Staatspräſi=
dent überreichte nun Ehrenurkunden, die von der Mainzer Preſſe unter
Leitung von Prof. Kleukens kunſtvoll geſchrieben ſind, folgenden
Män=
nern: Herrn Medizinalrat Dr. Karl Friedrich=Darmſtadt für ſeine
langjährigen und vorzüglichen Leiſtungen zur Förderung der
Leibes=
übungen und der Volksgeſundheit in Verein, Gau, Kreis und im ganzen
Deutſchen Schwimmverband. Sein Wirken im Stadtausſchuß, Stadtamt,
Landesbeirat und Landesausſchuß für Leibesübungen ſei ſo zu werten,
daß er alle Schichten des Volkes zuſammenzufaſſen ſuchte, allen den
Segen der Leibesübungen zu erſchließen; Herrn Hochſchulprofeſſor Dr.
Hermann Finger=Darmſtadt, der ein ganzes Leben lang mit klarem
Verſtand und warmem Herzen für die Leibesübungen zum Wohle aller
Schichten unſeres Volkes unerſchſitterlich gearbeitet habe: Herrn
Ober=
reallehrer Peter Luley=Darmſtadt, der in Schule, Hochſchule, Verein,
Turnlehrer= und Lehrerturnverein, bei Lehrgängen, Turnlehrerprüfungen
und den einſchlägigen Arbeiten der Landesturninſpektion erſprießlich
mit=
gearbeitet hat; Herrn Werkhelfer Philipp Wolf=Darmſtadt zum
Zeichen der Anerbennung ſeiner mehr als 30jährigen Förderung der
Leibesübungen in einer langen Reihe leitender Stellungen; Herrn
Kreis=
vorſitzenden Karl Stroh=Offenbach für ſeine mehr als 30jährige
Tä=
tigkeit in leitenden Stellungen als Vereins= und Kreisvorſitzender, als
Bundesvorſtandsmitglied und Mitglied des heſſiſchen Lmdesausſchuſſes;
Herrn Geſchäftsführer Willi Zimmermann=Ofenbach für ſeine
ebenſo langjährige Mitwirkung im Verein, im Bundesvorſtand und in
der Zentralkommifſion für Arbeiterſport und Körperpflege und im
heſſi=
ſchen Landesausſchuß für Leibesübungen; Herrn Buchtruckereibeſitzer
Gcorg Frey=Mainz, der mehr als 40 Jahre in V rein, Bezirk. Gau,
Kreis, im Hauptturnausfchuß der Deutſchen Turnerſchaft und im
heſſi=
ſchen Landesausſchuß und Landesbeirat für Leibesübungen gewirkt hat;
Herrn Auguſt Hanneberger=Mainz=Mombach, der als
Kinderturn=
wart, Vereinsvorſitzender. Gruppenvorſitzender und Vorſitzender des
Ar=
beiterſportkartells Groß=Mainz unermüdlich die Segnungen der
Leibes=
übungen der werktätigen Bevölkerung erſchloſſen hat; Herrn Wilhelm
Will=Gießen, der ſchon über 50 Jahre in Verein, Gau und Deutſcher
Turnerſchaft auf allen Gebieten der Leibesübungen, von der Erkenntnis
ihres hohen Wertes überzeugt, ſeine Hilfe eingeſetzt hat, und endlich
Herrn Karl Schill=Oſthofen für ſeine ebenſo ſelbſtloſe wie gerechte,
kluge Arbeit. Staatspräſident Adelung ſchloß mit dem Ausdruck ſeiner
Freude über die Möglichkeit dieſer Ehrungen und der Hoffnung auf
wei=
tere Mitarbeit aller zum Segen des deutſchen Volkes.
Nachdem Medizinalrat Dr. Fiſcher dem Herrn Staatspräſidenten
den Dank der Geehrten ausgeſprochen hatte, hielt Dr. Sippel, Dozent
an der Deutſchen Hochſchule für Leibeſtübungen, einen Vortrag über
Menſchlum und Körpererziehung.
In ſeinen tiefgründigen Ausführungen zeichnet er unſere Zeit als die
Zeit der „Lebensreform”. Man befinde ſich in einer Kulturkriſe. Die
Re=
form, die Erneuerung unſeres geiſtigen Lebens gehe durch das ganze
Volk. Schon zu Beginn des Jahrhunderts habe die Bewegung der
Ju=
gend einer Neugeſtaltung der traditionellen Auffaſſungen, ſich gegen die
beſtehenden Anſchauungen der Pädagogik geſtemmt. Die Lebensfreude
und lebensfreie Erziehung ſei angeſtrebt worden, man wollte alle Kräfte
entwickeln, nicht den Körper vernachläſſigen und in der Zeit der
Ma=
ſchinen und der Induſtrialiſierung der äußeren Bequemlichkeit verfallen.
Man wolle nicht eingemauert in Sicherheit ſein, ſondern durch freie
Kör=
perſtählung neue Lebensformen fördern. Man denke bei Ausübung der
Leibesübung nicht ſo ſehr an Geſundheit, als vielmehr daran, die
Be=
quemlichkeit abzuſchütteln, das eigene Ich, die eigene Leiſtung in den
Vordergrund zu ſtellen. In dem Begriff Leibesübung liegen tiefe Werte
verborgen, die Sehnſucht nach der natürlichen Freiheit und
Körper=
betätigung, die Sehnſucht nach Erneuerung des Körpers, nach einem
neuen Menſchideal. Die Freude an den eigenen Leiſtungen werde
ge=
hoben und der Ruf nach Reform bedeute die Anleitung des Menſchen
zur Vollbringung eigener Leiſtungen, denn nicht der Rekord, die
Höchſt=
leiſtung, ſondern der Mut zu eigener Tat ſei anzuſtreben und das
Be=
gehrenswerte. Es beſtehe eine Verpflichtung dem Leben gegenüber und
in der eigenen Leiſtung liege der Endzweck, ein ganzer Menſch zu werden.
Der Verſammlungsleiter ſprach dem Vortragenden den Dank der
Verſammlung aus und erteilte dann Schulrat Haſſinger das Wort
zu ſeinem Referat:
Was erwarket der Staak von den Turn= und
Spork=
vereinen?
Seinen intereſſanten Ausführungen entnehmen wir folgendes:
Daß die Turn= und Sportvereine alle mehr oder minder große
For=
derungen an den Staat haben und ihm ſtets ſehr erwartungsvoll
genen=
überſtehen, wiſſen wir ja alle. Aber wie ſteht es mit dem Staat ſelbſt,
d. h. mit den Körperſchaften, die als Regierung oder als Parlament die
Entſcheidung über die als Unterſtützung auszuwerfenden Mittel u
treffen haben? Welche Gegenforderungen hat dieſer Staat an die von
ihm unterſtützten Verbände und Vereine? Oder fragen wir vielmehr:
Hat der Staat überhaupt Gegenforderungen, und wenn ja, welther Art
ſind ſie und wie heißen ſie?
Nehmen wir von dieſen zwei Fragen die erſte vor: Hat der Staat
Gegenforderungen an die von ihm unterſtützten Vereine?
Selbſrverſtändlich erwartet auch der Stagt für ſeine Unterſtützungen
Gegenleiſtungen Und das iſr niht einmal nur ſein Recht, ſondern noch
mehr ſeine Pfliht Erundſätzlich laſſen Sie mich eines feſtſtellen: Ich
halte es für die Pflicht des Staates, daß er allen aus dem Volke
ge=
boyenen und durch das Volk getragenen Beſtrebungen, die der Bildung
des Geiſtes, der Seele oder des Körpers dienen, ſeine Unterſtützung
zu=
teil ſverden laſſen muß, ſthon aus dem Grunde, weil das Volk das
Pri=
märe und der Staat das Sekundäre, weil Staat nur eine Form, Volk
aber der Inhalt iſt, und weil deshalb die Intereſſen des Volkes über
denen des Staates, das Wohl des Volkes über dem des Staates ſteht.
Was iſt es denn, was in allen Aufrufen, Kundgebungen,
Werbeſchriften und Werbereden der Turn= und Sportvereine verſprochen
wird? Ich nenne hier nur einiges: Geſundheit, Körperſchulung,
Tat=
kraft, Unter= und Einordnung, Selbſtvertrauen, Lebensfreude,
harmo=
niſche Lebensgeſtaltung, Heranbildung zur Perſönlichkeit uſw., Werte
alſo, die bei Erfaſſung größerer Volksſchſchten wirklich Auswirkungen
von im beſten Sinne ſozial hygieniſcher und ſozial=ethiſcher Art zur
Folge haben müſſen, Werte, die ein aufwärtsſtrebendes Volk unter allen
Umſtänden braucht.
Der Geſamtkomplex von Turnen und Sport hat aber ſeine Träger,
und dieſe Träger ſind die Vereine. Ich ſage nicht einmal, daß es von
ihnen abhänge, ob die Verſprechungen, die ſwis uns von Turnen und
Sport machen, verwirklicht werden können, denn die Leibesübungen
tragen in ſich ſelbſt ſchon eine ſolche ſtarke körper= und ſeellenbildende
Kraft, daß ſie immer ihre guten Wirkungen in dieſer Richtung haben
werden, aber ſüher iſt ebenſe gewiß, daß die Vereine als Träger der
Turn= und Sportbewegung dieſe ſelbſttätige Wirkung ſehr ſtark günſtig
oder ungünſtig beeinfluſſen können und werden.
Im Grunde erwartet der Staat von den von Ihnen geführten
Ver=
einen und Verbänden nuchts anderes, als was Sie von ihnen erwarten.
Sie geſratten wir wohl, daß ich auf einige dieſer Erwartungen — oder
wir können auch umgekehrt ſagen: Verſprechungen — etwas näher
eingehe. Der Staat hat in ſeinen Schulen nur beſchränkte Möglichkeiten
für die Auswertung der Leibesübungen. Man könnte die Zahl der
Turn= und Spielſtunden verdoppeln oder verdreifachen, es bliebe eben
doch immer beſtehen, daß die Zeit, die ihm im Geſamtlebensalter der
zu beeinfluſſenden Menſchen zugemeſſen iſt, doch nur ſehr kurz iſt. Vom
6. bis zum 14. Lebensjahr in der großen Mehrzahl der Fälle, etwas
günſtiger bei den Schülern der höheren Lehranſtalten, eben bis zum
18. Jahre. Eine Erweiterung hat der Stoat durch die Einführung der
Pflichteilnahme an den rurneriſchen und ſportlichen Lehrgängen der
Techniſchen Hochſchule und der Landesuniverſität für die Studierenden
geſchaffen. Trotzdem bleibt beſtehen, daß einmal die Dauer der
Beein=
fluſſung ſehr beſchränkt iſt, und daß zum auderen das höchſt wichtige
und faſt allein ausſchlaggebende Moment der freien Selbſttätigkeit fehlt.
Dieſes für Turnen und Sport lebensnotwendige Moment wird durch
die freien Vereine hereingetragen, und das iſt ihre beſondere Stärke
und der Grund für ihre beſten Wirkungsmöglichkeiten. Sie arbeiten
mit einer Jugend, die freiwillig kommt, und der freiwillig kommt,
bringt eben aus freiem Entſchluß einen Willen mit. Die Einfluß= und
Wirkungsmöglichkeiten — beſonders in etbiſcher Beziehung — ſind bei
ben Turn= und Sportvereinen weitaus größer und ſtärker, als ſie ſelbſt
beim beſten Turnunterricht in den Schulen ſein können.
Das aber ſchafft — was wohl ebenfalls unbeſtritten bleiht — große
und beſendere Verpflichtungen für die Vereine. Man könnte ſagen:
Im Sport — ich verſtehe darunter im folgenden alle Arten der
Leibes=
üibungen überhaupt — im Sport liegt das Gute dicht neben dem
Schlech=
ten, das Gefährlühe dicht neben dem Nützlichen. Es dürfte einleuchten,
wenn man nicht ſchlechthin ſagt: „Treibt Sport” oder „Fördert den
Sport”, ſondern wenn man verlangt: „Treibt Sport in der richtigen
Weiſe”, „Jördert den Sport, wo er die Menſchen fürdert!“
Hier ſetzen die Forderungen des Staates ein. Ich möchte ſie etwa
ſo formulieren: Ihr Turn= und Sportvercine, ihr habt das anerkannte
Ausübungsrecht für alle Arten von Leibesübungen — nicht das
allei=
nige vielleicht, aber das ſtärkſte —, in dieſes Recht ſoll euch niemand
ein=
greifen, darin ſollt ihr ſo frei ſein, wie man zur freudigen Durchführung
einer Sache frei ſein muß — abar, wenn ihr wollt, daß der Staat an
euch Intereſſe nimmt, daß er enre Beſtrebyrgen fördert und unterſtützt,
dann ſorgt dafür, daß der körperliche und charakteriſtiſche, der geiſtige und
ſeeſiſche Nutzen für ihre Mitglieder ſo groß wie möglich, der Schaden
dagegen ſo klein wie möglich ſei, denn der Nutzen eurer Mitglieder iſt
der Nutzen eures Volkes, und dieſes Volk, dem ihr nutzt oder ſchnder,
iſt der Träger unſeres Staates.
Man könnte dasſelbe auch ſo ſagen: Die tägliche Frage, die ſich die
führenden Männer in der Turn= und Sportbeivegung — und hier
herunter bis zu den Funktionären der kleinſten Vereine — vorzulegen
haben, iſt die: Sind wir gerüſtet, die Jugend, die ſich zu uns drängt
und die von uns geführt ſein will, im Sinne der körperlichen und aber
vor allem auch der charakterlichen Höherentwickelung zu führen? — Mis
der ehrlich begründeten Bejahung dieſer Frage treten die Turn= und
Sportvereine dem Staate und der Oeffentlichkeit gegenüber aus dem
Rahmen der privaten Organiſationen heraus und werden zum Faktyr
öffentlüchen Lebens. Ihre Ziele werden Vollsziele, denn das Volk wird
in ſeiner Geſamtheit um ſo lebenskräftiger und tüchtiger, je geſüinder
ſeine einzelnen Teile an Leib und Seele ſind.
Wo bei ſolken, in unſerem Sinne produktiven Vereinen, die
Hem=
mungen und Beeinträchtigungen allein im Finanziellen liegen, iſt es
Sa he und Pflicht der Deffentlichkeit und ihrer amtlichen Stellen, nach
Mögli=hkeit helfend einzugreifen; wo aber die Schwierigkeiten auf deellem
Gebiet liegen, da iſt die Oeffentlichkeit an der Exiſtenz ſolcher Vereine
völlig unintereſſiert. Der Sport fordert, daß Ler dem Volke dienende
Turn= oder Sportverein ſozial ſei, und daß er die ſoziale Geſinnung
pflege. Vereine, die ſehon von vornherein exkluſiv ſind und ihre
Aiit=
glieder nur aus der einen beſrimmten Vermögens= oder Standes= oder
gar Vorbildungsklaſſe auswählen, ſind nicht ſozial; für das Volk in
ſei=
ner Geſam=heit und mit ihm für den ſozialen Volksſtaat bedeuten ſie
keine Lebensnotwendigkeit. Der Sport verlangt von ſeinen Trägern
Ritterlichkeit, anſtändiges Betragen, kameradſchaftlichen Geiſt. Sie wiſſen,
daß es damit nicht zum beſten ſteht. Das überſpitzte Kampfmoment hat die
ſportliche Gegnerſchaft oft zur perſönhichen oder beſſer noch: zur
verein=
lichen Feindſchaft umgebogen. Ich habe mich ſehr gefreut über die
kräf=
tigen Worte, die Herr Dr. Diem vor wenigen Wochen zu dieſem Thema
fand, und jeder von uns — nehme ich an — wird ſich gefreut haben
über die ſcharfen Maßnahmen, die eine Deutſche Sportbehörde
gegen=
über den Amh=Sportlern in der deutſchen oiympiſchen Fußballmannſchmft
angewandt hat. Aber was bei uns den anderen recht iſt, muß uns in
den eigenen Reihen billig ſein.
Grundſatz mnuß eben ſein: Der Sport diene der Geſundheit, er
diene dem guten Einvernehmen zwiſchen allen Volksſchichten, er diene
der Heranbildung willensſtarker, lebensfroher, gerecht und ſozial
denken=
der Perſönlichkeiten, und die Tuen= und Sportvereine jeder Art mögen
ihm die Pflegeſtätten ſein, in denen er ſeinem Dienſt am Volke gerecht
werden kenn. Denn das iſt die Erwartung des Staates, daß die jungen
Menſchen, die ſich in den Turn= und Sportvereien zuſammenſcharen,
zu geſunden, lebensfrohen, tatkräftigen, verantwortungsbewußten und
charaktervollen Kerlen werden, die wiſſen, wo ihr Platz im Volke ift,
und die dem Staate dienen, weil ſie dem Volke dienon wollen.
Von dieſem Willen und von der Intenſität dieſer Beſtrebungen i.
den Turn= und Sportvereinen wird allezeit das öffentliche, das kon
munale wie das ſtaatliche Intereſſe beeinflußt werden. Denn die Ju
gend iſt das beſte Vermögen des Volkes, und der Volksſtaat wird
freudi=
alle im Rahmen ſeiner Möglihkeiten unterſtützen, die bereit ſind, ihn
bei ſeinem Streben und ſeinen Bemühungen nach Geſundung und gei
ſtiger und ſeeliſcher Stärkung ſeiner Jugend zu helfen. In dieſer
Sinne iſt die Arbeit der gut geleiteten und ſportlich und erzieheriſd
einſt arbeitenden Turn= und Sportvereine ein Teil des kulturellen
Ar=
beitsprogramms von Volk, Staat und Natſon. MMögen ſichdeutſches Tu
nen und deutſcher Sport immer ſtärker zu Helfern unſerer teilweiſe ſtar.
entwurzelten Jugend entwickeln, mögen ſie ihr in gut geleiteten Ver
einen Erzieher, Helfer und Fuhrer ſein zu Geſundheit, zu Lebensfrende
zu Energie im Geiſtigen, Seeliſchen und Körperlichen, und vor allen
eur Wohlanſtändigkeit und Geſinnung des Handelns.
So werden die Turn= und Sportvereine ihrem Volke, ihrem Staat=
und nicht zuletzt ſich ſelbſt am beſten dienen.
Oberſtudiendirektor Lautenſchläger forderte
einen Landeskurnrak für Hefſen
und ſtellte zu dieſer Forderung folgende Leitſätze auf: 1. Bei der unge
heuren Bedeutung, die gine planmäßige Pflege der Leibesübungen für
unfere geſamte Jugend — Knaben und Mädchen — und damit für die Zu
kunft unſeres Vaterlandes hat, muß eine amtliche Hauptſtelle für
Leibes=
libungen — als Erſatz für das eingegangene Amt eines Landesturn
inſpektors — ſobald als möglich geſchaffen werden. Die Verwaltung die
ſer Stelle im Nebenamt iſt nicht angängig. 2. Der Leiter dieſer Bera
tungsſtelle, der „Landesturnrat”, iſt dem Miniſterium für Kultus un
Bildungsweſen unmittelbar unterſtellt und dient ihm als ſachkundiger
Verater und fachmänniſcher Mitarbeiter in allen Fragen, die die körper
liche Ausbildurng der Schuljugend in Heſſen betreffen. 3. Seine Recht
und Pfliehten werden durch eine Dienſtanweifung geregelt; ſie ſind in
wveſentlichen die gleichen, wie ſie früher dem Landesturminſpektor
zuſtan=
den. Sie müſſen aber — den Forderungen der Gegenwart und der
geſamten Entwickelung der Leibesübungen entſprechend — ergänzt und
er eitert werden. 4. Der Landesturnrat führt die Oberaufſicht ibe
alte öffentlichen Turnanſtalten und ſonſtigen Uebungsſtätten, die den
Betrieß der Leibesübungen dienen. Er unterſtüivt durch Anregunger
aller Art und durch fachmänniſche Beratung die örtlichen Behörden in
der Anlage, Ausgeſtaltung und Vermehrung der Turnhallen, Spielpläße
Sportplätze, Schwimm= und Badeſtätten, Eisbahien uſie 5. Er übe
wwacht die Durchführung aller von der oberſten Schulbehörde angeord
neten Maßnahmen, die das Schulturnen (im weiteſten Sinne) betreffen
6. Er hat das Recht, den Turnunterricht in allen Schulen des
Lande=
zu beſuchen, um durch Lehre und Beiſpiel die Pflege der körperlichen
Uebungen im Sinne des Lehrplans zu fördern. 7. Er ſorgt für bie ſadl
gemöße Aus= und Weiterbildung der Turnlehrer und Turnlehrerinner
indem er möglichſt viele und vielſeitige Lehrgänge — nichſt nur in der
Landeshauptſtadt — veranſtaltet und leijet. 8. Bei der ſtaatlichen Prü
fung der Tnrn= und Schwimmlehrer(innen) iſt ſeine Mitwirkung von
beſonderer Bedeutung. Er verwalter die Aktenſammlung und die Büäle
rei der Turnlehrerbildungsanſtalt. 9. Er regelt die Durchführung tur
nerifcher und ſportlicher Veranſtaltungen, wenn weitere Kreiſe der Shul=
jugend in Betracht kommen (eichsjugendwettkämpfe, Bannerkäm
Städtawettſpiele und dergleichen), indem er die nötigen Richtlinien
Ausführungsbeſtimmungen entwirft und rechtzäitig veröffentlicht. 10.
wirkt durch Wort und Schrift darauf hin, daß die Oeffentlichteit im
mehr über den Wert und die Bedeutung aller körperlichen Ausbild
aufgeklärt und belehrt und zur tätigen Mitarbeit herangezogen" w
11. Es iſt zu erwägen, ob der Landesturnrat auch die körperliche 9
und Weiterbildung der ſchulentlaſſenen Jugend fördernd beeinflu
und der Landesbeirat für Leibesübungen eine wichtige und verdienſtt
Nolle als Vermittlungsſtelle ſpielen. 12. Es iſt dringend zu wunſe
daß der Landesturnrat die Tätigkeit aller Leibesübungen treiber
Verbände und Vereine nach Mköglichkeit durch Rat und Tat unterſt
Nach Erledigung des Referats wurde die Vormitragöſitzung
ſchloſſen
In der Sitzung am Nachmittag erſtattete Dr. Friedrich Be
über die Tätigk uit des Landesbeirats, der die praktiſche Arbeit
Landesausſchuſſes für Leibesübungen zu leiſten hat. Dabei
begrüß=
die enge Zuſammenarbeit mit der Regierung. „Wir erſtreben”, ſo fü
er aus, „die Bildung einer fachmänniſch geleiteten Zentralſtelle
Leikesübungen‟. Die bisher vom Staate zur Verfügung geſtellten
träge zur Unterſtützung von Leibesübung treibenden Vereinen und
Abhaltung von Kurſen zur Ausbildung von Führern waren nicht
reichend. Es muß energiſch gefordert werden, daß höhere Beträge
Verfügung geſtellt werden. Es iſt zu wünſchen, daß möglichſt siel Ae
als Sportärzte tätig ſein können, aber auch nur dann, wenn ſie
nötige Erfahrung durch eigenes Erleben beſitzen, um ein Urteil uber
Eignung zu einer Leibesübung uſw. abgeben zu können. Anzuſtreber
auch die Möglichkeit der allgemeien Durehbildung aller Fortbildur
ſchulpflichtigen, da deren Erfaſſung durch die Vereine unzureichend 1
ben muß. Der Landesbeirat hat auch Richtlinien auf Anregung
Regierung zur Ehrung durch den Staatspräſidenten ausgearbeitet.
Landesbeirat hat bisher ſchon mitgearbeitet bei der Ausarbeitung
Plaufragen, und hat ſich zum Ziel geſetzt, bei der Regierung dahin
wirken, die Bemeinden anzöhalten, bei allen Spielplatzfragen, dem
von Turnhallen uſw. Fachmänner durch den Landesbeirat zuzuziehen,
zuſtreben iſt die Anerkennung der Gemeinmiitzigkeit der Tätigkeit
Turn= und Sportvereine. Auch bei der Geſetzgebung wird der Lan
beirat mitberaten müſſen. Herr Dr. Friedrich wunſcht, daß möglichſt
Anregungen und Wünſche im Landesausſchuß und Landesbeirat vo
braiht werden möchten. Der Landesbeirat iſt jederzeit bereit, erfor
lichenfalls zuſemmenzutreten und zu aufgeworfenen Fragen Stell
zu nehmen, wie er es auch ſeither ſchon getan hat, wenn die Re
rung ein Anliegen hatte. Dis bisher Geleiſtete ſei nur ein Anfe
Das Erreichte ſei dem guten Einvernehmen mit der Regierung zu 1
ken, und hier ſpreche der Landesausſchuß Herrn Schulrat Haſſinger
ſenderen Dauk aus.
Oberreallehrer Luley ſprach dann über die Frage der Au
bildung der Turnlehrer, ein Thema, das wir wiederholt
handelten. Die Ferderungen, die hier geſtellt werden müſſen, ſind
folgenden Leitſätzen niedergelegt:
1. Die Mannigfaltigkeit der Ausbildung der Turnlehrer in den
zelnen Ländern des Rei hes iſt zu beſeitigen. Ein einheitlich t
und ausgebildeter Turnlehrerſtand muß geſ haffen werden.
2. Das von Vayern und der Reichsholſchule erreichte Vorbild tſte
auf die anderen Länder zu übertragen und höchſtens ein ande
wiſſenſchaftliches Fac) zuzulaſſen.
2. In Keſſen ſind die ſeitherigen Prüfungen für hauptamtliche Tu
lehrer(innen) aufzuheben.
4. Die zukünftigen Turnlehrer(innen) für Heſſen erhalten ihre A
bildung in Munchen oder einer anderen ähnlichen Ausbil n
ſtätte, da Heſſen nicht imſtande iſt, eine den Aufgaben entſpreche
Landesturnanſtalt zu errichten
5. Die hauptamtlichen Turnlehrerſtellen ſind zu vermehren.
9klaſſige Lehranſtalt benötigt einen den übrigen Lehrkräften ſei
Anſtalt entſprecſend vor= und auszebildeten Fachturnlehrer; größ
Anſtalten entſprechend mehr.
6. Die dann noch zu verteilenden Srunden der körperlichen Erziehr
durfen nur von hierzu befähigten Lehrern anderer Difziplinen
teilt werden, die in beſonderen Kurfen dazu herangebildet w
den ſind.
7. Die Ausbildung der Turnlehrerinnen hat in ähnlicher Weiſe
erfolgen wie die der Turnlehrer.
Für die Forderungen bezüglich der Fortbildungsfchu
frage ſtellte Oberreallehrer Luley folgende Leitſütze auf:
1. Die aus der Volksſchule entlaſſene Jugend benötigt zu einer m
malen körperlichen, geiſtigen und ſeeliſchen Entwicklung einen ple
mäßigen Unterricht in de Leibesübungen.
2. Maß und Art der Leibesübungen müſſen der Enwwicklungsperie
und den einzelnen Berufen Ne=hnung tragen.
3. Dem Staat erwächſt die ernſte Aufgabe, die Leibesübungen in 4
Fortbildungs= und Falſſchulen einzuführen und für Unterrih
ſtätten und Uebungsleiter zu ſorgen.
4. Bis zur endgültigen Regelung dieſer Frage in obigem Sinne ſi
die Leibesübungen treibenden Verbände, die ſich mit der ſch
entlaſſenen Jugend beſonders beſchäftigen, durch Staatsmittel
unterſtützen, um geeignete Kräfte nt der Körpererziehung betrau
zu können.
5. In größeren Städten iſt, wie z. B. in Baden, alsbald mit der E
führung der Leibesübungen in den Fortbildungs= und Fachſchul
zu beginnen.
Werkhelfer Wolf behandelte die Turn=, Spiel= und Sportplatzfra
Es ſind heute noch lange nittt genug Spielplätze vorhanden. In d
Städten und auf dem Lande muß für angemeſſene Plätze geforgt wer.e
Staat und Gemeinde müſſen hier mirhelfen in finanzieller Beziehnt
und in der Bereitſtellung des notwendigen Geländes. Aufgabe 1
Landesbeirats wird es ſein, aufklärend zu wirken.
In der nun folgenden Ausſprache wurße lebhafte Klage dariil
geführt, daß der Staat der Pflege der Leibesübungen zu enge Schre
ken ziehe und auf alle mögliche Weiſe Nadelſtühpolitik treibe. Es
doch ein mittelalterlicher Zuſtand, daß man heute noch ſämtliche Spo
veranſtaltungen der Polizei anmelden muß. Es wurde gefordert, d
nan die Sportveranſtaltungen und insbeſondere die Jugendfeſte ſteu”
frei laſſe. Zur Erreichung dieſes Zieles wird eine Eingabe an das heiſiſ
Geſamtminiſterium empfohlen. Wan hofft auch, dunch eine weitere Ei
gabe die ſtraffreie Möglichkeit von Spielen während des ganzen Sor
tags zu erreichen. Die Aufhebung des Spielverbots am Palmſonnk
und Karfreitag wird gefordert. Die bisher von Heſſen geübte ſtatiſti/
Erhebung iſt lückenhaft und unrichtig. Der Landesheirat ſoll die an 1
Gemeinden zu richtenden Fragen vorbereiten. Es wurde weiter dard
gedrängt, daß im Landtag ein Ausſchuß für Leibesübungen gebild
wird.
Mit den Wahlen, die den bisherigen Vorſtand im Amte ließen, fa
dieſe Tagung des Landesausſchuſſes, der ausſchließlich die Aufgabe A
Anregungen und Wünſche vorzubringen und zu beſprechen, ihr Ende.
Schwurgerichl.
p. 1. Die Ehefrau P. ſteht unter der Anklage des Meineibs, den
als Zeugi aur 4. Mai d. J. vor dem Amtsgericht I geleiſtet haben 18
Gegen einen Möbeltransporteur war ein Ermittelungsverfahr
wegen Diebſtahls eines Ofens eingeleitet worden. Der des Diebſtah
Beſchuldigte behauptete, daß die jetzige Angeklagte ihm den Ofen &.
Entgelt für ihrer Mutter geleiſtete Arbeit überlaſſen habe. Die Ang
klagte iſt geſtändig, die Unwahrheit beſchwvoren zu haben.
Der Staatsauwalt betont, daß gegen die Beeidigung der jeßig.
Angeklagten zur Herbeiführung eier wahrheitsgemäßen Ausſage *
hebliche Bedenken beſtänden, der Strafmilderungsgrund des 8
Ziffer 1 St G.B. liegs vor Der Antrag geht auf 7 Monate Geſängie'
Der Verteidiger hältz nicht für ausgeſchloſſen, daß die Angeklagte d.
Sache nicht richtig verſtanden habe. Das Urteil erkennt auf 6 Mona
Gefängnis.
2. Wegen Meineids war vom Shwurgerickt im Mai d. J. ein.?"
geklagter zur Strafe von 1 Jaßr. Zuchthaus mit den Nebenſtracfen be
urteilt werden. Auf vom Verteidiger erfolgte Revſſion wurde diel
Urteil hinſichtlich des Strafmaßes aufgehoken und die Sache zue weit
ren Verhandlung zurüickverlvieſen.
Der Staatsanwalt beautragt unter Anwondung des 8 157 Zſſer
St. G. B. eine Gefängnisſtrafe von 7 Monaten. Der Verteidiger halt 2
Mindeſtſtrafe von 4½ Monaten Gefängnis für eine ausreihende Sügl.
und bittet, den Angeklagten der bedingten Begnadigung zu empfehlet
Das Urteil erkennt auf 6 Monate Gefängnis; es iſt rechtskrol ”
Lokale Veranſialtungen.
Die bierunter erſcheinenden Notigen ſnd ansſchlicklich als Hinwelfe auf Antelee W MeMide."
in leinem Fallie irgendwie als Beſprechung oder Keint.
Deutſchorden. Samstag, den 15. Dezember, Gbends Rii.
ſieben Uhr: Weihnachten der Ordensknappen in Treufn."
Vorſpruch des Hausvaters — Das Julfeſt der allen Germanen ſſite”
Neinicke) — Jeſus Chriſtus geſtern und heute und derfelbe in Gcwißt”
(Ordensbruder Hübner) — Die frohe Botſchaft des Erzengels Gäp.”
(Weihnachtsoratorium) — Orgelſpel mit Piolinbegleitung (littr.
Sumel und Sofmann) — Knecht Auwpmschs.
Nummei 344
Dienstag, den 11. Dezember 1928
Geite 7
Alt=Darmſtadt. Vereinigung für Ortsgeſchichte
Herr Apotheker Ramdohr ſprach über das Apothekenweſen vom
us. bis 2. Jahrhundert, unter beſonderer Berückſichtigung der
Darm=
u ſtädter Verhältniſſe. Der geſchätzte Redner, der im vergangenen Jahre
y mn gleicher Stelle über Heilkunde und Apotheken im Altertum ſpras
verbreitete ſich diesmal mehr über die Apotheken und ihre Geheimniſſe.
Herr Namdohr führte u. a. aus: Einige der erſten Apotheken waren
in Trier, Konſtanz. Hamburg, Münſter, Würzburg, Augsburg,
Speyer uſtv. Obwvohl Darmſtadt vor bald 600 Jahren Stadtrecht
er=
bielt, kam es damals noch lange nicht in den Beſitz einer Apotheke. Das
Städtehen war damals noch viel zu klein, um einen Apotheker zu
nähren. Bis in das 13. und 14. Jahrhundert gaben die Aerzte die von
ihnen verordneten, ſehr einfachen Medikamente und Allerweltsmittel
ſelber ab. Mönch= und Kloſterbrüder befaßten ſich mit dem Sammeln
beilkräftiger Kräuter, aus deuen Latwerge, Theriake und Salben
zu=
bereitet uurden Im 14. Eis 15. Jahrhundert fertigten die Apolheken
nicht allein Arzueſen an und ſammelten Kräuter, ſondern waren auch
onſt in der Hilfeleiſtung der niedrigen Medizin tätig, vor allem hatten
je das Priuileg für Abgabe der Klyſtiere, die ſie ſelbſt ausführten.
uun. Sein Veidienſt iſt es, die Temiſchen Heilmittel dem Dro jenſchatz
ugeführt zu haben. Naudem ſo die Chemig in den Apotheken ihre
Sflanzſtätte gefunden, fing uan nach und nach an, dieſe Wiſſenſchaft auf
ſen deutſchen Eotſchulen zu lehren und auch chemiſche Laboratorien zu
rrichten. Trotzdem berihten Chroniſten, daß im 17. Jahrhundert noch
jie Medizin der Anſicht war, „daß die höchſte Arzenei für ben Menſchen
us dem Körper von einem jungen, eines gewaltſamen Todes gauz
riſch verſtorbenen, noch unbegrabenen Menſchen ſei, damit ſie noch alle
Prinoipia actira” enthielt‟. Das Deſtillat von ihm, wie auch die
ge=
ulberte Hirnſchale war gut gegen ſchhvere Not, den Schlag(anfall), die
Licht, Schlafſucht, gegen Mutterbeſchwerden, gut auch zum Schwitzen
mnd auch dem Gifte zu widerſtehen. Ein Sprüchlein hierüber beſagt:
Der Meuſch das Ebenbild, welches Gott iſt angenehm. Hat 24 Stick
ur Anznei bequem”, oder einige andere Verſe, die lauten:
Von Mark, wie auch vom Oel, aus Beinen deſiliert / Die ſchlimme
ſodagra heilſam vertrieben wird. / Die Hirnſchal praepariert, ein
5erupel an Gewicht, Vertreibt die ſchwere Not, oder das
Kinder=
ſcht. So man vom Menſchenhaar ein Waſſer brennen tut, / Mit
jonig dann vermiſcht, zum Haarwuchs iſt es gut. Extrakt von
Menſchen=
all getröpfelt in die Ohren, / Dem Tauben hilffts, ob ſie gleich waren ſo
eboren. Der Ohrenſchmalz ſtellt i Trunk die Kolikſchmerzen ein,
ir macht die Schrunden und die Wunden ziemlich klein. / Der nüchterne
speichel kann die böfen Biſſe heylen / Von Schlangen, Hunden auch,
och muß man ſich ſehr eilen.”
Müt dieſen und anderen launigen Verſen aus der alten Zeit gab
er Redner ein Bild von der Weltanſchauung vergangener Tage. Aus
iner alten Apothekentare vom Jahre 1577 mußten unter anderem in
iner Apotheke vorrätig ſei: Einige 60 verſchnedene Wurzeln, 100
ver=
hiedene Samen, 20 Blüten, eine große Menge Blätter, Kräuter, 20
erſchiedene aromatiſche deſt. Wäſſer, ferner eine große Menge
Partienlae animalium” (Teile von Lebeweſen). Ferner getrocknete
Hirn=
kale, Menſchenfett (ganz beſonders wirkſom war das des armen
Sün=
ers), Talg vom Hammel, von Ochſen und Ziege, vom Hirſch und der
Nücke, vom Dachs, vom Fuchs, Murmeltier, vom Bären uſw. Weiter
erbreitete ſich der Redner über die gebräuchlichen Heilmittel in der
uten alten Zeit, über den Apotheker und ſeine Ausbildung, und kam
on da aus auf die Darnnſtädter Apotheken zu ſprechen.
Die erſten Anfänge einer Darmſtädter Apotheke waren im Hauſe
es Landgrafen, die von einer Apothekerin bedient wurde. In einem
spitauh, das der Landgraf ſeinem Vater und deſſen zweiter Frau,
sſtonore von Württemberg, in der Stadtkinche errichten ließ, lautet die
inſchrift: „Den Kranken war ſie Hulf und Troſt, / Durch Apothek ſie
iel erlöſt, / Gott wird ihr geben reichen Lohn, / Die Ewigkeit und
wige Wonn.”
1369 wurden für die Hofapotheke reſp. Hausapotheke die erſten
Ein=
echungsgegenſtände aus Frankfurt bezogen.
1522 wird die erſte Stadtapothek erwähnt, die gleichfalls Lieferantin
17 Hofes war. Von Anfaug bis faſr Ende des 17. Jahrhunderts war
und Heimatkunde — 259. Veranſtaltung.
die Stadtapotheke in einem Laden im Rathaus untergebracht. Eine
Poſition in den Stadtreihmungen lautet: „Für den Apothekerladen im
Rathaus (1625) 25 Bulden.” Im 17. Jahrhundert, als die Peſt
Darm=
ſtadt heimſuchte und andere ſchzuvere Epidemien in Darmſtadt ausbrachen,
ſuchte des Stadtapotheker um Erlaubnis noch, Roten Wein, jebenfalls
Jigelheimer, verkaufen zu dürfen. Da die Stadt aber eigene
Negie=
weine führte, wurde das Geſuch mit der Begründung abgelehnt, „daß
die Kranken in Zukuuft den roten Wein vom Zapfmeiſter, dem ſtädt.
Küfermeiſter, verzapft bekommen ſellten”
1654 wurde die zwveite Stadtapotheke eröffnct; ſie lag am
Schloß=
graben, dem jetzigen Jakobſchen Haufe, das heute noch das Symbol, den
Engel, trügt. Dieſe ging 163 an Jac. Fricdt. Merck aus Schweinfurt
über. 75 Jahre ſpäter, im Jahre 1730, wurde die Ernichtung einer
duitten Stadtapotheke, der Hirſchapotheke, die damals am Marktplatz,
heutiges Haus Rothſchild, ſtand, genehmigt.
Da Darmſtadt um 1700 etwa 3000 Eindvohner hatte und ſich der
Hauptverkehr am Markt abſpielte, iſt es erklärlich, daß die vier
Apo=
thelen faſt ſteinwurfsweit, diht gedrängt zuſammenlagen. Es iſt faſt
verwunderlich, daß ſie alle Lebensmöglichkeſt hatten. Allerdings waren
in jener Zeit die Apotheken ohne jegliche Konkurrenz, ſie verkauften
Gewürze aller Art, Drogiſten gab es noch nicht. Außerdem betrieben
ſie uebenher Ackerbau und auch Viehzucht, hielten Kühe, Schafe und
Schſveine uſw.
An Hand der Originalakten kam der Redner dann auf den
inter=
eſſanten Scneineprozeß des Apothekers Weiß aus dem Jahre 1740 zu
ſprechen. Die Gerichtsderhandlungen gingen hin und her. Die Moog
des Apothekers Weiß hatte ſich herrenlos auf dem Marktplatz
herum=
getrieben und ein kleines Kind buckſtäblich gefreſſen. Nachdem noch
der ſtädtiſche Schweinehirt zuungunſten von Weiß ausgeſagt hatte und
nach einwandfreien Ausſagen anderer Zeugen feſtgeſtellt war, daß die
Weißſche Moog noch blutige Pfoten und eine blutge Schnauze gehabt
hätte, was jedoch die Magd von Weiß auf das energiſchſte in Abrede
ſtellte, ihre Sau ſei es nicht geweſen, wurde der Bürgermeiſter, der
ebenfalls den Vorfall vom Rathausfenſter beobachtet hatte, als Zeuge
vernommen. Es wurde feſtgeſtellt, daß die Moog ſich den ganzen Tag
auf bem Markt herumtreibe, Zwetſchenkörbe umſtieße und den Inhalt
auffräße. Zum zweiten Male geladen, läßt Weiß ſagen, daß er und auch
ſeine Magd nicht kamen und er ſich höheren Orts beſchweren, und an
einem Ort, wo Schelme und Diebe ſtänden, würde er nicht erſcheinen.
Nach längeren Verhandlungen kam folgende Verfügung:
Ludwig. „Liebe Getreuen! Wir haben uns referieren laſſen, daß
Ihr wegen des am lezten abgewichenen Michgelismarktages durch ein
Schwein verunglückten Kindes halber ausführlich beifolgende under
heu=
tigem Datum berichtet habt. Nachdem ſich nunmehro durch die
mehr=
fachen dieſer Sache Segen abgehörten Zeugen ganz klärlich ergeben, daß
verunglücktes Kind auch dwch des hieſigen Apothekers Weiß Schwein
getötet worden, mithin gnüdigſt vevordnet, daß ſolches Schwein nebſt
deſſen 9 Jungen durch den Waſenmeiſter umgebracht und aus dem
Wege geräumt werden ſolle. So befehlen wir Euch hiermit gnädigſt,
daß ihr ſolches ohnnachſiuhtlich befolgen, anbei auch genau acht geben laßt.
Vorſtehendes Darmſtadt uſw. 1a commisione.”
Es gab noch allerlei lange Hin= und Herverhandlungen, und nach
eitva 6 Jahren, ſeitdem ſich der Unglücksfall ereignet hatte, ging vom
Landorafen an das Oberamt eine Verfüigung mit der Ueberſchrift „
Be=
ſonders gute Freund=”, daß Apotheker Weiß jetzt angehalten würde,
ver executive zu bezahlen. Hier enden die Akten. Es iſt anzunehmen,
daß Weiß jetzt bezahlt hat. Mit allerlei intereſſanten Rezepten und
wei=
teren wertvollen kulturgeſchichtlichea Mitteilungen aus der Geſchichte der
Apothelen und mit einem Gedächtnis an unſeren größten Chemiker und
Sohn uuſerer Staot. Juſtus von Liebig, klang der wertvolle und
dauk=
bar zuſammengetragene Vortrag aus.
Mit Dankesworten für den wertvollen kulturgeſchichtlichen Beitrag
und die damit verbundenen Heimaterinnerungen ſchloß der Vorſitzende,
Herr Philipp Weber, die Verſammlung, die ſich eines guten Beſuches
erfreute.
Nächſte Veranſtaltung, „Alt=Darmſtädter” Weihnachtsfeier, nur für
Mitglieder und Angehörige, wozu noch befondere Cinladung ergeht.
Zeulſcher Svork in Bild und Mark.
Unter dieſem Titel erſcheint zum ſiebenten Male der Deutſche
Pferdeſport=Kalender (1929), herausgegeben von
Hofphoto=
graph Eduard Zinſel=Darmſtadt. Dieſer ebenſo vornehme wie
bild=
lich und textlich intereſſant und feſſelnd ausgeſtattete Abreißkalender
zeichnet ſich wieder, und zwar diesmal beſonders durch ausgezeichneten
Druck und techniſch vollendet wiedergegebene Illuſtrationen, durchweg
von Eduard Zinſel ſelbſt bei allen Gelegenheiten des Pferdeſports und
der Pferdezucht aufgenommen, aus.
Grundſätzlich geht dieſer Kalender nach ſeinem Inhalt weit über
den Rahmen eines Kalendariums, das hier nur Beigabe iſt, hinaus. Er
gibt im Text eine ausgezeichnete Ueberſicht über die pferdeſportlichen
und pferdezüchteriſchen Ereigniſſe des letzten Jahres aus den Jedern
bekannter und berühmter Sportfachleute und Zichter. Der Herausgeber
hat in dieſem Jahre ſeinen 70. Geburtstag gefeiert.
Anläßlich dieſer Etappe eines wertvollen und reich bewegten Lebens
geziemt es ſich, des Geburtstagskindes zu gedenken, das in den Kreiſen
der Züchterwelt und des Neitſports ſo viele Sympathien beſitzt. Gibt
es doch kaum eine Turnierreiterin oder einen Turnierreiter, der von
Papa Zinſel in ſchönen oder in kritiſchen Situationen nicht auf die
Platte gebracht worden iſt. Die Photographierkunſt von Zinſel, die
man heute als vorbildlich bezeichnen darf, iſt das Ergebnis
jahrzehnte=
langer Mühen und jahrzehntelanger Erfahrungen. Zinſel darf als
Vor=
bild für einen guten Sportphotographen gelten. Er iſt den Problemen,
die die Wiedergabe des Pferdes in der Bewegung immer wieder ſtellt,
gewachſen, im Gegenſatz zu vielen ſeiner Kollegen, die auf dieſem Gebiet
nicht vorwärts kommen, weil ſie zu ſchlechte Apparate haben, kein Licht
in ihre Bilder zu bringen vermögen und immer noch zu Dutzenden
Bilder anfertigen, die weder hippologiſchen noch künſtleriſchen Wert
haben. Sie photographieren tauſend Nichtigkeiten und laſſen die guten
Momente unbenutzt, kommen zu ſchwer darauf in welcher Situation und
Stellung das Pferd aufzunehmen iſt. Wir ſtehen in der
Pferdephoto=
graphie leider ein ganzes Stück hinter anderen Ländern. Mit Herrn
Zinſel ſind es nur wenige Photographen in Deutſchland, die auf dem
Gebiet der Wiedergabe von Pferden wirklich Gutes liefern. Herr Z. hat
ſich beſonders auch durch ſeine Reproduktion von Vollblutpferden einen
Namen gemacht. Wirklich gutes Photographieren von Pferden wird
immer eine Kunſt ſein, deren Frichte erſt nach langen Erfahrungen
reifen.
Der Kalender iſt beim Herausgeber ſelbſt und in allen
Buchhand=
lungen zu beziehen.
Brieffaſten.
Jeder Anfrage iſf die letzte Bezugsquſttung beizufügen. Anonpme Anfragen werden
nicht beantwortet. Die Beantwortung erfolgt ohne Rechteverbindlichlelt.
H. in K. In derlei Fragen müſſen wir aus grundſätzlichen
Er=
wägungen eine Empfehlung in beſtimmter Richtung ablehnen.
J. K. Darmſtadt. Ohne Einſicht in die Entſcheidung des
Miet=
einigungsamtes iſt die gewünſchte Auskunft nicht möglich.
P. S. Die Geſchäfte haben am 2. Dezember geſchloſſen.
Wilhelm. Die amerikaniſche Zeit iſt ſechs Stunden hinter der
unſerigen zurück.
L. Sch. Sie finden dieſe Angaben im Conti=Atlas.
K. 100. Wir würden unter dieſen Umſtänden raten, perſönlich
vorſtellig zu werden.
A. M. i. W. Wenden Sie ſich an die Landesverſicherungsanſtalt
(Präſident Dr. h. c. Neumann).
C. Th. S. Wird jeden Samstag im Anzeigenteil durch das
Polizei=
amt veröffentlicht.
D. W. Wenden Sie ſich in ſchriftlicher Anfrage an das Kreisamt
Groß=Gerau.
C. W. Es Lürfte ſich empfehlen, beim Kreisamt Darmſtadt
vor=
ſtellig zu werden.
Nr. 100. An das Heſſiſche Miniſterium des Innern.
A. Sch. D. Wenden Sie ſich an die Zeppelin=Bau G. m. b. H.,
Friedrichshafen.
10. Wenden Sie ſich an Infanterieregiment 15 in Gießen.
E. R. D. Antwort auf die Anfrage vom 4. Dezember wolle am
Schalter unſerer Geſchäftsſtelle abgeholt werden.
s Aauben &ie wohl,
welche Freude Sie einem OVERSTOLL-Raucher bereiten,
wenn Sie ihm die gewohnte Marke in schönen
Weihnachts-Ausstattung auf den Gaben-Tisch leßen!
Er wird es dankbar empfinden, dass Sie beim
Einkauf seine versönlichen Wünsche beachtet haben-
Und sollte der Beschenkte auch noch keinOVERSTOID
Raucher sein, so können Sie ihm doch ruhte
Over-
stolz beben, denn diese Marke ist die meistgerauchte
Zigarette Deutschlands sie hat sich das Vortrauen
unzähliger Raucher erworben und wird daher als
Weih-
nachts-Geschenk überall willkommen sein.O
She Weihnachtspackung kostet 5M4k,
sie enthält 100 OTERSIOLZ-Zigaretten, für die Packung
wird also kein Preisaufschlag berechnet-
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902
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Dienstag den 11. Dezember 1928
Nummer 344
19
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De=
zember 1928, nachmittags 3 Uhr, in der
St. Eliſabethentirche.
Weinet nich an meinem Grabe,
Gönnet mir die ewige Ruh’.
Denkt, was ich gelitten habe,
Eh’ ich ſchloß die Augen zu.
Todes=Anzeige.
Allen Verwandten und Bekannten die
traurige Mitteilung, daß heute Nacht 421/, Uhr
meine liebe Frau, unſere gute Pflegemutter
Für die uns anläß ich unſerer
Ber=
mählung erwieſenen
Aufmerkſam=
keiten danken herzlichſt
Leo Menges und Frau
Wilhelmine, geb. Fllert
Seitersweg 10
Dankſagung.
Für die vielen Beweiſe
herzlicher Teilnahme an
un=
ſerm großen Verluſie ſagen
wir herzlichen Dank.
Ludwig Reeg, Pfarreri. R.
Fanny Mühl.
Wiesbaden u. Darmſtadt,
den 10. Dezember 1928.
20013
Dankſagung.
Für die vielen Beweiſe herzlicher
Teilnahme bei dem Hinſcheiden
unſeres lieben Entſchlafenen danken
wir herzlichſt. Insbeſondere danken
wir Herrn Pfarrer Frank für die
troſtreichen Worte, dem Geſangverein
Liederkranz für den erhebenden
Trauergeſang, dem Ortsvorſtand,
den F ldgeſchworenen und dem Obſt=
und Gartenbauverein für die
Kranz=
niederlegung und tröſtenden Worte.
Im Namen der trauernden Hinterbliebenen:
Magdalene Lantelme.
Wembach, den 10. Dez. 1928. (20028
geb. Pflug
im Alter von nicht ganz 60 Jahren in die
Ewigkeit abgerufen wurde,
Im Namen der trauernden Hinterbliebenen:
Familie Peter Elzer.
Darmſtadt, Alsfeld, Wiesbaden,
Dillenburg, Hauſen, Welling, Mahen
und Bieſelbach, den 10. Dez. 1928.
Die Beerdigung findet Donnerstag, den
13. Dezember, nachmittags 3 Uhr, von der
Kapelle des alten Friedhofes aus ſtatt. (*
Statt jeder beſonderen Anzeige.
Todes=Anzeige.
Verwandten, Freunden und Bekannten die
trau=
rige M.tteilung, daß unſere lebe, gute Schweſter,
Couſine, Tante, Großtante und Urgroßtante.
Fräulein Bertha Walther
nach kurzem ſchweren Leiden, infol e einer
Lungen=
ent ündurg, im Alter von 79 Jahren geſtern abend am
9. Dezember 1928 um 6 Uhr janft entſchlafen iſt.
Im Namen der trauernden Hinterbliebenen:
Luiſe Walther
Eliſabeth Silz, geb. Walther.
Darmſtadt, den 10. Dezember 1928,
(20020
Wil elminenſtraße 13.
Die Beerdigung findet Mittwoch nachmittag 2½ Uhr
auf dem alten Friedhof an der Nied. Ramſtädterſtraße
ſtatt.
Von Beileidsbeſuchen bittet man abſehen zu wollen.
Statt beſonderer Anzeige.
Am Sonntag abend entſchlief ſanft im Alter von
76 Jahren mein lieber Mann, unſer treuer Vater,
Schwiegervater und Großvater
Rechnungsrat.
Die trauernden Hinterbliebenen:
Eva Triebenſtein, geb. Pfeiff
Marie Mainz, geb. Triebenſiein
Eliſabeth Wendhauſen, geb. Triebenſtein
Dr med Reinhard Triebenſtein, Oberarzt
Willtz Mainz, Rektor
Heinrich Wendhauſen, Studienrat
und 2 Enkelkinder.
Darmſtadt, Frankfurt a. M., Berlin, Klettwitz,
den 10. Dezember 1928.
Die Einäſcherung ſindet Mittwoch, nachmittags 2½ Uhr, auf dem
Waldfriedhof ſtatt.
Wir bitten von Beileidsbeſuchen abzuſehen. (20040
DIF FRAU
v. Dr. med. H Pau
mit 7. Abb. dunge
Inhalt: Periode, El
Ge chlechtst ieb,
Krankh, Abweich.
o. natürl. Geſchlecht
empf., Schwange
ſchaft, Verhüt ur
Unterbrechung, W
chenbett. Pflege
Säu l, Proſttt., E.
ſchlecht3trankheiter
Wechſeljahre. Pre
4 ℳ geb. 5 ℳ u.
Porto. R Oſchman
Konſtinz 136.
II .Ka 164041
Sprech-
Apparate
Platten
Bahl ngserleicht.
H. Pullman
Saal Jauſtraße 27,
Trockener
Ramſtädterſtr. 19.
Sprech-Apparal
aufbequeme Teilzb
BAUMERT
Erbacherſtr 1 Tel.43
167069
Dankſagung.
Für die vielen Beweiſe
herz=
licher Teilnahme beim Heimgange
unſeres lieben Entſchlafenen ſagen
wir auf dieſem Wege unſeren
auf=
richtigen Dank.
Die Hinterbliebenen:
Familie Georg Friedrich III.
Familie Wily. Friedrich II.
Brensbach, 10. Dezember 1928. (20082
Trauergarderoben
werden in einigen Stunden chwarz gefärbt
liſabethenſtr. 28
Kranichſteinerſtr. 23
Telephon 738
Telephon 736
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71.
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Heute nachmittag entſchlief ſanft nach
langem ſchweren Leiden, infolge eines
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anfalls, meine liebe Frau, unſere gute, treue
Mutter
Frau
Suſtel Bernhard
geb Rhode.
Im Namen der trauernden Hinterbliebenen:
Karl Bernhard, Rechnungsdirektor
Karl Bernhard, aand. Jur. et Ter, pol.
Gertrud Bernhard.
Darmſiadt, den 9. Dezember 1928.
Büchnerſtraße 19.
Die Beerdigung findet am 12. Dezember 1928,
nach=
mittags 3 Uhr, von der Kapelle des alten Frledhofs aus
ſtatt.
Von Beileidsbeſuchen bitten wir abzuſehen.
Statt Karten.
Dankſagung.
Dankſagung.
Für die vielen Beweiſe herzlicher Teilnahme bei
dem Heimgang unſerer lieben Mutter,
Schwieger=
mutter und Großmutter
Frau Oorothea Kilian
geb. Kredel
dankt herzlichſt
3m Namen der trauernden Hinterbliebenen:
F. Kilian.
Traiſa, den 10. Dezember 1928.
Für die vielen wohltuenden Beweiſe
herz=
licher Teilnahme anläßlich des Hinſcheidens
meines geliebten Mannes, unſeres treuſorgenden,
guten Vaters, Bruders, Schwagers und Onkels
Aibert Sölter
ſagen wir, insbeſondere Herrn Pfarrer Wags
für die troſtreichen Worte am Grabe, der
Direktion, den Angeſiellten und den Arbeitern
der Fa. Röhr=Auto=A.=G., ſowie allen Bekannten
unſeren herzlichſien Dank.
Die tieftrauernden Hinterbliebenen.
Ober=Ramſtadt, den 10. Dezember 1928.
Dankſagung.
Für die vielen Beweiſe herzlicher Teilnahme bei dem
Heimgange unſeres unvergeßlichen Entſchlafenen
Herrn Gemeinderechner
Steinmann
ſagen wir unſeren herzlichſten Dank.
Im Namen der trauernden Hinterbliebenen:
Frau Eliſabetha Steinmann Vwe.
20026
Gras=Ellenbach, den 8. Dezember 1928.
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[ ← ][ ][ → ] Starkenburg.
Ay. Arbeilgen, 9. Dez. Eine Beratungsſtumde der
Säuglings=
ſorge finder Dinestag, nachmittags 3 Uhr, in der Kleinkinderſchule
— Geſtern wurde der auch i Kreiſen der Landeshauptſtadt
be=
nte Malermeiſter Jakob Reichert unter ſtalker Beteiligung von ſeiten
rer Berufskollegen, Mitgliedern des Ortsgelverbewereins und des
Ge=
avereins „Liederzweig” zu Grabe getragen. — Im Obſt= und
„rtewbauverein wird durch die Firma Goos u. Koenemann
hſten Samstag ein Lichtbildevvortrag über Anpflanzung von Gärten
anſtaltet, auf den alle Intereſſenten jetzt ſchon hingewieſen ſeien.
J. Griesheim, 10. Dez. Gemeinderatsbericht. In der letz=
Gemeinderatsſitzung wurden nur einige beſonders dringliche
Bau=
ſche erledigt, und zwar handelt es ſich in erſter Linie um die
Bau=
iche der Herren Georg Hannemann und Jakob Rühl 1. Deſelben
zſichtigen, in der profektierten Straße zwiſchen Wolfsweg und Fried=
„Ebertſtraße Neubauten zu errichten. Für dieſe neue Straße iſt die
ne Bauweiſe vorgeſehen. Nach den Bauplänen können aber die
Be=
rungen des Ortsbauſtatuts nicht erfüllt werden. Der Gemeinderat iſt,
ſich nur eine kleine Abweichung ergibt, mit der Befreiung der
Bau=
en von § 2 des 1. Nachtrags zur Ortsbauſatzung einverſtanden.
ter leg ein Geſuch des Herrn Wilhelm Gärtner vor. Diefer will
n Nebenbau errichten, bann aber infolge Platzmangels dem Bau nicht
erforderliche Frontbreite von 5 Metern geben. Er wird nach einem
jekt des Hochbauamts von § 24 des Ortsbauſtatuts befreit. Herr
n Kunz beabſichtigt, auf einem Nebenbau ſeiner Hofreite einen Stock
eine Wohnung zu errichten, wozu, da die Hofreite außerhalb des
zbauplans gelegen iſt, beſondere Genehmigung benötigt wird, die
andslos erteilt wurde. Die Umzäunung des Gartens des Poſtamtes
durch eine Betonmauer erſetzt werden. Der Gemeinderat erteilte
Erlaubnis, daß dieſe Mauer, abweichend von der projektierten
Stra=
luchtlinie, auf der ſeitherigen Fluchtlinie errichtet werden kann.
F. Eberſtadt, 10. Dez. Kirchliche Wahlen. Am nächſten Sonn=
(3. Advent) hat die hieſige Kirchengemeindevertretung die Wahlen
ohl zum Dekanatstag des Dekanats Eberſtadt, als auch zum
Landes=
entag vorzunehmn. Sie finden am Schluſſe des
Vormittagsgottes=
ſtes in der Kirche ſtatt. Für den Dekanatstag ſind aus der
te der Kirchengemeindevertretung drei weltliche Abgeordnete und eine
prechende Zahl Stellvertreter zu wählen. Die Wahl erfolgt auf die
er von 6 Jahren. Für den Landeskirchentag ſind vier
Wahl=
chläge von den vier verſchiedenen birchlichen Richtungen aufgeſtellt
den. Die Stimmzettel hierzu und die Grundſätze der einzelnen
Rich=
en werden den Mitgliedern der Kirchengemeindevertretung vor der
AI ausgehändigt werden.
4a. Eberſtadt, 9. Dez. Zunahmeder Erwerbsloſen. Die
der Arbeitsloſen in Eberſtadt iſt auf nohezu 200 geſtiegen. Unter
n beſinden ſich rund 10 Kriſenbetreute. Immerhin iſt die Zahl der
eitsloſen in dieſem Jahre noch nicht ſo groß wie zu der gleichen Zeit
Vorjahres. Man rechnet damit, daß zu den Holzhauerarbeiten, die
ieſen Tagen begonnen haben, Erwerbsloſe hinzugezogen werden.
Aa. Eberſtadt, 9. Dez. Theaterbeſuchder Schulkinder.
Samstag nachmittag beſuchten mehrere Schulklaſſen der hieſigen
sſchule unter Führung ihrer Lehrer und Lehrerinnen das
Landes=
ter, wo die Erſtaufführung des diesjährigen Weihwachtsmärchens
Himmelsreiſe” ſtattfand.
Ak. Nieder=Ramſtadt, 10. Dez. Sterbekaſſe. Die
Mitglieder=
immlung war verhältnismäßig gut beſucht. Es waren 64
ſtimm=
htigte Mitglieder anweſend. Der Antrag Ott, anſtelle der bisheri=
Begleichung der geſamten Beerdigungskoſten einen feſten Betrag an
begeld auszuzahlen, verfiel der Ablehnung. Nach längerer Debatte
de ſchließlich ein Antrag angenommen, der den Vorſtand ermächtigt,
den bisherigen Schreinermeiſtern zu verhandeln wegen der
Beliefe=
mit Särgen. Es verbleibt ſomit alles beim alten. — Baſar des
gel. Frauenvereins. Der Frauenverein hatte mit ſeiner
Veranſtal=
einen vollen Erfolg. Schon nachmittags ſetzte ein rieſiger Verk hr
an dem ſich auch einige auswärtige Frauenvereine beteiligten. Die
Verkauf geſtellten Gegenſtände fanden guten Abſatz, ſo daß mit
nn der Abendſtunden ſchon ausverkauft war. Die Nachmitta
s=
en wurden verſchönert durch Muſikvorträge des Poſaunenchors der
gel. Gemeinſchaft hier. Außerordentlich zahlreich beſucht war die
idveranſtaltung. Der Saal war gedrängt voll. Die Leiſtungen der
Inen Mitwirkenden waren durchweg gute zu nennen.
1. Ober=Ramſtadt. 10. Dez. Wandergewerkeſcheine,
Reiſclegiti=
mskarten uſw. verlieren bekanntlich mit dem 31. Dezember ihre
igkeit. Sie müſſen, falls der ſeitherige Inhaber ſolche Ausweiſe
im kommenden Jahre benötigt, für 1929 neu beantragt werden.
Antrag iſt unter Vorlage eines Lichtbildes aus neueſter Zeit bei
Bürgermeiſterei zu ſtellen. Mit Rückſicht darauf, daß ſich die
An=
gegen Ende des Monats Dezember ſtark häufen, wird den
Inter=
en empfohlen, die Erneuerungsanträge jetzt ſchon zu ſtellen,
da=
ie rechtzeitig wieder in den Beſitz der Ausweiſe für das Jahr 1929
gen.
Roßdorf, 8. Dez. Das Kirchenkonzert, das der
Frauen=
n und die Jugendvereine zur Feier ihrer Jahresfeſte der Gemeinde
erſten Advent boten, wurde von der Madrigalvereinigung
Darm=
unter der Leitung von Prof. Dr. Noack ausgeführt. Die
Vortrags=
hatte im erſten Teil („Von Not und Tod”) nach dem Präludium
=Moll von Joh. Seb. Bach vier tiefernſte Chöre von Händl,
Noſen=
er, Schütz, Kiel (Gebet in Todesnot, Sehnſucht nach dem Himmel,
dem 73. Pſalm, Die mit Tränen ſäen). Der zweite Teil („,Aus der
nts= und Weihnachtszeit”) brachte in 11 Nummern Perlen der
Kir=
nuſik von Bach (Paſtorale in E=Dur), Eccard, Prätorius Loewe,
elius, Sweelinck und mehrere Volksweiſen. Der Chor, 14 Stimmen
ſang unter der feinen Leitung ſeines Meiſters dieſe vier=, ſechs=,
immigen Lieder in wundervoller Reinheit und Klarheit aus tiefſtem
hl und Gemüt, ſo daß wir eine Stunde muſikaliſcher Andacht
erleb=
wie wohl noch nie in unſerer Kirche. Beſonders fein war die
Steige=
der Advents= und Weihnachtsſtimmung geſtaltet, die im lieblichen
dulci fubilo”, im wonnigen „Wechſelgeſang zur Weihnachtsfeier”
najeſtätiſchen Chorſatz mit Sopranſolo „Die Könige” und mit dem
tigen „Hodie Chriſtus natus eſt” ihren krönenden Abſchluß fand.
Dr. Noack wußte durch kurze, klar eingeſtreute Erläuterungen
und Weiſe der Lieder den Hörern verſtändlich zu machen. Die
e Kirche, die bei ihrer guten Orgel und Akuſtik für Konzerte ſehr
net iſt, war bis auf den letzten Platz gefüllt, das Programm
aus=
uft. Der Reinertrag (für den Fonds zur Wiederherſtellung der
ſe) ergab eine erhebliche Summe. Dankbar werden wir dieſes
er=
iden Abends gedenken.
v. Klein=Umſtadt, 9. Dez. Handballſpiel. Geſtern nachmittag
5 Uhr ſpielte unſere Handballmannſchaft gegen diejenige aus
Habitz=
auf dortigem Platz ein Freundſchaftsſpiel. Der Spielplatz war
in Anbetracht der ungünſtigen Jahreszeit recht gut i Ordnung. Es
zeigte ſich beſonders in der zweiten Halbzeit ein recht mertes Spiel. Das
beſſere Zuſammenſpielen und die Wurfſicherheit der Klein=Umſtädter
ließen ſie mit 4:0 gewinnen. — Der Geſangberein „Sängerluſt” blickt
im nächſten Jahre auf ein 65jähriges Beſtehen zurück. Dieſes Jubiläum
ſoll am 1., 2. und 3. Jumi feſtlich b. gangen werden, und zwar verbunden
mit Weihe einer zweiten, neuen Fahne. Eie Hausſammlung zur
Be=
ſchaffung derſelben zeigt einen recht netten Betrag. Die Einladungen
zum Sangerfeſt 1929 werden dieſer Tage an die Brudervereing
ver=
ſandt werden.
Ln. Groß=Umſtadt, 10. Dez. Viehzählung. Bei der am 1.
De=
zember ds. Js. ſtattgehabten Viehzählung wurden folgende Zahlen
fiſt=
geſtellt: Pferde 217 (1927: 222), Rindvieh 847 (862), Schafe 20 (6),
Schweine 916 (1030), Ziegen 276 (321), Geflügel 5179 (5236),
Bienen=
völker 79 (36), Hunde 230 Stück. Auffallend iſt der Rückgang an Ziegen.
Die Zahl der Bienenvölker hat ſich trotz der ungünſtigen Honigjahre
mehr als verdoppelt. — Die Landwirtſchaftskammer für Heſſen führt
am 11. Dezember, vormittags 10 Uhr, und am 12. Dezember,
nachmit=
tags 2 Uhr, auf dem Gelände des Muſter= und Verſuchsgutes für Obſt=,
Gemüſe= und Weinbau in Groß=Umſtadt einen Bohlens=Gartentraktator
vor. Es iſt dies eine Motorhackmaſchine, die ſowohl zum Hacken wie
auch zum Grubbern und Häufeln geeignet iſt. —
Weihnachts=
lotterie. Die Groß=Umſtädter Geſchäftswelt veranſtaltet eine
Weih=
nachtslotterie. Der erſte Hauptgewinn beſteht in einem Schlafzimmer
(eiche). Sämtliche Gewinne ſind in den Geſchäftsräumen der Firma
Heinrich Eldracher, Bismarckſtr. 14, ausgeſtellt. — Die
Schubertgedenk=
feier der hieſigen Oberrcalſchule iſt auf Dienstag, den 18. Dezember,
feſtgeſetzt. Die öffentliche Feier zu Ehren Schuberts findet am gleichen
Tage, abends, ſtatt.
* Lengfeld (Odw.), 9. Dez. Ueberfall auf einen Förſter.
Im Heubacher Wald wurde ein Förſter von zwei Männern überfallen
und ſchwer mißhandelt. Vermutlich handelt es ſich um einen Racheakt.
Bisher konnten die Täter nicht ermittelt werden.
Ai. Vielbrunn, 8. Dez. Kriegsgräberfürſorge. Ein
wei=
terer Beweis des dankbaren, ehrenden Gedenkens, das man in unſerer
Gemeinde unſeren und nicht zuletzt den in fremder Erde ruhenden
Kriegs=
helden bewahrt, iſt das Ergebnis der dieſer Tage hier erfolgten
Samm=
lung für die Kriegsgräberfürſorge, die 85,90 Mark erbrachte. Es iſt dies
um fo anerkennenswerter, da das vor wenigen Wochen erſt eingeweihte
Kriegerdenkmal größtenteils ebenfalls durch freiwillige Gaben der
Ge=
meindeglieder zuſtande kam.
b. Erbach i. O., 8. Dez. Ortsgewerbeverein Erbach.
Der Ortsgewerbeverein Etbach, der in ſteter Arbeit die wirtſchaftliche
Lage ſeiner Mitglieder zu heben und zu beſſern verſucht, hat für die
nächſte Zeit folgende Veranſtaltungen ausgeſchrieben: Einen Kurſus für
Einheitsſtenographie. Anmeldung muß bis ſpäteſtens 22. Dezember d.
J. erfolgen. Einen Buchführungskurſus. Anmeldung zum gleichen
Zeit=
punkt. Außerdem ſollen zwei bis drei Vortragsabende ü er
Jahres=
abſchlüſſe als Vorbereitung für die Steuereiklärungen ſtattfinden. De
Leſeabende konnten bis fetzt, mangels eines geeigneten Lokals noch nicht
beginnen. — Radſport. Iniereſſante Darbietungen auf
radſport=
lichem Gebiet verſpricht uns der Radfahrerverein 1900 (BDR.), der am
zweiten Weihnachtsfeiertag ſein Jahresfeſt mit Ball abhält. Er hat
da=
zu den Deutſchen Meiſter im 2er Kunſtfahren ſowie den
Landesverbands=
meiſter im 1er Kunſtfahren verpflichtet. Ein der Radballſpiel findet
zwiſchen Frankfurt und Michelſtadt ſtatt.
Bn. Hirſchhorn, 8. Dez. Gemeinderatsſitzung. Vor
Ein=
tritt in die Tagesordnung wurde das an Stelle des verſtorbenen Emanuel
Bambeiger gewählte Gemeinderatsmitglied Johann Edelmann aus
Jgelsbach verpflichtet und in ſein Amt eingewicſen. — Für das Jahr
1929 wird die Gemeindehundeſteuer in der gleichen Höhe feſtgeſetzt, wie
ſolche ſeither beſtanden hat, nämlich 6 RM. für jeden Hund. — Für das
von Karl Liſcher=Hirſchhoin eingereichte Geſuch um Erteilung der
Wrt=
ſchaftskonzeſſion mit Berechtigung zur Beherbergung von Perſonen auf
einem ſchwimmenden Boothauſe auf dem Neckar wird von ſeiten des
Ge=
meindevorſtandes die Bedürfnisfrage bejaht. — Von einer Aufwertung
der Feuereimer= und Einzugsgelder der in der Zeit vom 1. Januar
1918 bis 15. Juni 1922 aufgenommenen Ortsbürger wird Abſtand
ge=
nommen. Bezüglich der nach dem 15. Juni 1922 bis zum Ende der
In=
flationszeit von den aufgenommenen Ortsbürgern bezahlten Feuereimer=
und Einzugsgelder bleibt es wegen Aufwertung bei dem bereits gefaßten
Gemeinderatsbeſchluß beſtehen. Die nach dem Gemeinde atsb ſchluß
vom 7. Juni ds. Js. mit Errichtung der Aufwertung ihrer Feuereimer=
und Einzugsgelder noch rückſtändigen Ortsbürger ſollen nochmals zur
Zahlung dieſer Beträge aufgefordert werden und wird ihnen hierzu
eine letztmalige Friſt bis 1. Januar 1929 bewilligt.
— Hirſchhorn, 10. Dez. Waſſerſtand des Neckars am
9. Dezember 1,08 Meter, am 10. Dezember 1,04 Meter.
i. Von der Bergſtraße, 10. Dez. Ein Geſchäftsmann, der in
Wein=
heim einen Lebensmittel= und Gemüſehandel betreibt, wurde wegen
fort=
geſetzter Butterfälſchung durch die Weinheimer Gendarmerie
feſtgenom=
men und in das Bezirksgefängnis nach Mannheim in Unterſuchungshaft
abgeliefert.
* Auerbach, 9. Dez. Gewerbliches. Der Gewerbeverein,
ſeit einem Jahr wieder im Aufleben begriffen, hielt am vergangenen
Mittwoch ſeine Dezemberverſammlung im „Auerbacher Schloßbergkeller”
ab. Anſchließend an den Bericht des erſten Vorſitzenden über den
Landesverbandstag in Offenbach entſpann ſich eine rege Ausſprache über
die Kranken= und Altersverſorgung der ſelbſtändigen Handwerksmeiſter.
Schon feit Jahren erſtreben die Angehörigen des Handwerkerſtandes
Fürſorgeeinrichtungen für den ſelbſtändigen Gewerbetreibenden in
ver=
bindlicher Form, um den Berufsangehörigen in Fällen von Krankheit
und der Erwerbsbeſchränktheit oder =unfähigkeit infolge des Alters
wirt=
ſchaftlichen Beiſtand zu leiſten. In der Januarverſammlung ſoll im
An=
ſchluß an zwei einſchlägige Referate die Stellungnahme feſtgelegt werden,
wie von der Handwerkskammer dieſe ſozialen Fürſorgemaßnahmen
ge=
fordert werden ſollen. In der Ausſprache über Fragen des heimiſchen
Wirtſchaftslebens, gab Herr Bürgermeiſter Blickensdörfer, der den
Be=
langen des Gewerbeſtandes großes Verſtändnis entgegenbringt, die
er=
forderlichen Auskünfte. Er legte der Verſammlung den Entwurf einer
geplanten Orientierungs= und Werbetafel vor. Die für die Reklame=
Seite 9
felder vorgeſehenen Emailleſchilder hielt man für unzweckmäßig und
wünſcht deren Ausführung in Holz oder Blech; obendrein wurde der
un=
vollſtandige Ortsplan in dem Entwurf gerugt. Von den Anweſenden
er=
klärten 17, daß ſie von der Werbetafel für Reklame Gebrauch machen
werden. In einem Zirkular ſoll bei den übrigen Mitgliedern des
Orts=
gewerbevereins noch geworben werden. Die Schwimmbadangelegenheit
wurde in Anbetracht ihrer Bedeutung für den heimiſchen Verkehr ause
giebig behandelt. In dieſem Zuſammenhang wurde auch hervorgehoben,
daß die Gemeindeverwaltung den Ausbau des Fü ſtenlagers, als ener
verkehrswerbenden Anlage, erſtreben ſoll. Auch wurde beſchloſſen, ein
langjähriges Beſtreben der hieſigen Gas= und Elektrizitätsinſtallateure
zu unterſtützen, worin dieſe dem „Gruppengaswerk Bergſtraße”
gegen=
über hinſichtlich der Hausiſtallationen mehr Entgegenkommen fordern.
Die terminmäßige Verſammlung im Februar ſoll zu eincm
Familien=
abend ausgeſtaltet werden, in deſſen Mittelpunkt ein Lichtbildervortrag
des Herrn Dr. Kollbach ſtehen ſoll.
W. Heppenheim a. d. B., 10. Dez. Unfall. Ein von hier
ſtam=
mender, Mjahriger Arbeiter, der in Groß=Sachſen beſchäftigt iſt, wurde
auf der Landſtraße von einem Laſtauto überfahren und ſo ſchwer verletzt,
daß er ins Krankenhaus überführt werden mußte. — Evangeliſche
Gemeinde. Der Weihnachtsverkaufstag der evangeliſchen Gemeinde
erfreute ſich eines großen Zuſpruchs, ſo daß man m.t dem Erfolg vollauf
zufrieden iſt. Die niedlichen Kinderreigen, welche von den Kindern des
Kindergartens vorgeführt wurden, fanden an beiden Nachmitlags volle
Bewunderung. Die Abendveranſtaltungen wurden verſchönert durch
Volkstänze und Gefangsdarbietungen von den beiden Abteilungen des
Jugendbundes, ſowie durch die muſikaliſchen Darbietungen des
Bläſer=
chors. — Amtstage des Kreisamts. Die nächſten auswärtigen
Amtstage des hieſigen Kreisamtes finden am Dienstag, den 11. D:zember,
im Bürgermeiſterbüro von Mörlenbach und am 13. Dezember,
nachmit=
tags 2.30 Uhr, im Rathaus in Hirſchhorn ſtatt. — Verkehrs= und
Verſchönerungsverein Heppenheim. In letzter Zeit
konnte der hieſige Verkehrs= und Verſchönerungsverein in der Stadt
wie=
der verſchiedene Neuerungen treffen. Beſonders zu erwähnen iſt die
An=
lage eines Steinbrunnens in der Marktſtraße. —
Landwirtſchafts=
amt Heppenheim. Das Landwirtſchaftsamt hält in nächſter Zeit
in verſchiedenen Gemeinden Vorträge, welche Futterfragen, Ta esfragen
aus der Grünlandwirtſchaft, Fragen der Milchfütterung, der
Rindvich=
zucht uſw., behandeln. In Gras=Ellenbach und Bonsweiher finden die
Vorträge am 9., in Seidenbach, am 11., in Bensheim am 12., in
Erlen=
bach am 12., in Schwanheim am 14., in Hammelbach und Kirſchhaufen.
am 15., in Auerbach und Hartenrod am 16., und in Mittershauſen am
18. Dezember ſtatt.
— Gernsheim, 10. Dez. Waſſerſtand des Rheins am
9. Dezember 1,09 Meter, am 10. Dezember 0,94 Meter.
z. Groß=Gerau, 8. Dez. Die Arbeiten für die
Waſſerverſor=
gungsanlage „Gerauer Land” marhen gute Fortſchritte. Das
Pumpwerk iſt fertiggeſtellt. Der Waſſerturm iſt begonnen, der größte
Teil des Ortsrohrnetzes in Groß=Gerau iſt veriegt.
** Rüfſelsheim, 9. Dez. In einer der letzten Nächte wurde auf dem
Bauterrain des Mainzer Waſſerwerkes Schönauer Hof in eine
Baracken=
kandine eingebrochen. Die Diebe erbeuteten Lebenswittel, Spirituoſen,
Rauchwaren und einen größeren Geldbetrag. — Aus dem Stadtpark
wurden mehrere ſeit kurzem dort angepflanzte ausländiſche Edelfichten
entwendet. Als Dieb wurde ein elfjähriger Junge ermittelt, der die
Bäumchen als Weihnachtsbäume verkaufte.
* Rüffelsh=im, 10. Dez. Die ſeit der Umwandlung der Opalwerke
in eine Aktiengeſellſchaft kurſierenden Gerüchte betr. Kündigung der
geſamten Angeſtellten ſind vollſtändig aus der Luft gegriffen. An Ork
und Stelle iſt jedenfalls von cinem de artigen Vorhaben der Firma
wichts bekannt. — Ein Opfer der Unſitte des unorſchriftsmäßigen
Fahrens wäre beinahe ein Einfahrer der Opelwerke geworden. Von einer
Probefahrt auf der Rennbahn zurückkommend, bog er vorſchriftsmäßig
in die Friedrich=Ebert Straße ein, wo ihm im ſilben Augenblick auf der
linken Straßenſeite ein Pferdefuhrwerk entgegenkam. Beide Fahrzeuge
ſtreiften ſich, und wur de: Umſicht des Krafowogenführers, der ſeinen
Wagen im letzten Augenblick herumriß, iſt es zu verdanken, daß es noch
ohne ernſte Folgen abging.
z. Raunheim, 8. Dez. Bautätigkeit. Infolge der Erwerbung
eines zirka 10 Morgen großen Baukomplexes war die Gemeinde in der
Lnge, durch Abgabe von verbilligten Plätzen die Bautätgkeit zu fü dern.
So konnten 17 neue Wohnhäuſer erſtellt und mehrere Häuſer umgebaut
bzw. aufgeſtockt werden.
** Biſchofsheim, 10. Dez. Noch gut abgelaufen iſt ein am
Ortsaus=
gang erfolgter Zuſammenſtoß zweier Laſtwagen. Die beiden Fahrer
kamen mit dem Schrecken davon, während die Fahrzeuge nur leicht
be=
ſchädigt wurden.
Rheinheſſen.
* Oppenheim, 9. Dez. Ein Fehlbetrag von 10 000 Mark
in der Bahnkaſſe. In der Bahnkaſſe in Oppenheim wurde ein
Fehlbetrag von 9—10 000 Mark entdeckt. Der mit der Kaſſenführung
betraute Bahninſpektor wurde vorläufig ſeines Dienſtes enthoben. Die
Staatsanwaltſchaft iſt mit den nötigen Feſtſtellungen beſchäftigt.
k. Nieder=Saulheim, 7. Dez. Straßenbau. Die Anwohner der
Glockengaſſe haben dem Beſchluß des Gemeinderats, dieſe Straße nur
untes her Bedingung pflaſtern zu laſſen, wenn die Anwohner die Koſten
für Aushub, An= und Abfuhr von Material zu tragen bereit ſind,
zu=
geſtimmt. Mit den Arbeiten wird nunmehr begonnen.
Ah. Bingen a. Rh., 8. Dez. Berliner Gäſte. Hier fand die
zweitägige Tagung des Lokomoti=Ausſchuſſes des
Reichsbahnzentral=
amtes Verlin ſtatt. Die Gäſte beſichtigten bei dieſer Gelegenheit das
Weingut der Stadt Bingen und wurde ihnen eine Probe aller Binge=
Gewächſe gereicht; namens der Stadt hieß Beigeordneter Neg.=Rat Dr.
Sieglitz die Tagungsteilnehmer willkommen. Dieſe ſtatteten nachher
noch dem Binger Heinmrmuſeum einen Beſuch ab und beſichtigten die
Binger Sehenswürdigkeiten.
h. Friedberg, 9. Dez. Einen Saatgutmarkt, verbunden mit
einem Vortragskurſus veranſtaltet die Landwirtſchaftskammer
und der Verein „Ehemaliger Friedberger Landwirtſchaftsſchüler” am
12. Dezember in unſerer Stadt.
h. Gießen, 9. Dez. „Gießen im Licht”. Die Werbewoche hat
geſtern abend bei feenhafter Beleuchtung der Hauptgeſchäftsſtraßen, der
wichtigſtin Plätze und Gebäude einen vielverſprechenden Anfang
genom=
men. Dichtgedrängte Menſchenmaſſen wogten in den Verkehrs= und
Ge=
ſchäftsſtraßen. Heute herrſchte ein überaus ſtarker Eiſenbahn= und
Omnibusve kehr. Aus allen Teilen Oberheſſens und dem Lahntal trafem
Schau= und Kaufluſtige in ganzen Scharen ein. Sämtlicho
Veranſtaltun=
gen erfreuten ſich eines guten Beſuches, ſo das Stadttheater, das
Licht=
ſpielhaus, das Orgelkonzert in der Stadtkirche, das Militä konzert in
der Liebigshöhe und der Dichterabend in der Neuen Aula. Gdoßen
Bei=
fall fand die wunderbare Eingangspforte am Seltersweg.
ist es noch nicht zu spät. Wenn Sie
jetzt die Erneuerung des alten Oles
und die Reinigung des
Kurbelgehäu-
ses vornehmen, dann schützen Sie
sich vor Schaden und vermeiden
un=
nötige Reparaturkosten. Nehmen Sie
zum Olwechsel immer das bewährte
Sle erhalten,Standard Motor Oil überall in Deutschland bei mehr
els 18000 durch nebonstehendes Schild gekennzeichnete Depots
Seite 10
Acht Jahre Zuchthaus wegen Totſchlags.
Koblenz. Vor dem hieſigen Schwurgericht
hatte ſich die Haushälterin Alma Ulrich zu
verant=
worten, weil ſie am 18. Mai d. J. den Studienaſſeſſor
Geora Becker in ſeiner Wohnung erſchoſſen hat. Die
Angeklagte, die ein bewegtes Leben hinter ſich hat,
kam angeblich beim Rückzug der deutſchen Truppen
im Jahre 1918 nach Eſſen, ſpäter kam ſie nach Koblenz,
nahm hier verſchiedene falſche Namen an und lernte
auf der Straße den Studienaſſeſſor kennen. Sie
er=
zählte Becker, daß ſie eine verarmte Adelige ſei und
ihre Eltern in Odeſſa ein Gut beſeſſen hätten. Zur
Regelung von Erbſchaftsangelegenheiten gab Becker
ihr einen größeren Geldbetrag für die Reſe nach
Rußland, den ſie aber in Berlin durchgebracht hat.
Als Becker, der der Angeklagten die Heirat
ver=
ſprochen hatte, feſtſtellen mußte, daß er betrogen war,
löſte er das Verhältnis. Die Angeklagte fuhr
darauf=
hin nach Boppard und beſuchte Becker in ſeiner
Woh=
nung zu einer Unterredung, und als dieſe ergebnislos
verlief, ſchoß ſie ihn nieder. Wenige Tage ſpäter
ſtarb Becker an den Folgen der ſchweren
Schußver=
letzungen. Die Angeklagte war geſtändig und
ent=
ſchuldigte ſich damit, daß ſie in größter Erregung
ge=
handelt habe. Das Gericht erkannte auf Totſchlag und
verhängte eine Zuchthausſtrafe von acht Jahren, mit
den üblichen Nebenſtrafen.
Einſturz der neuen Siegbrücke bei Trvisdorf.
Siegburg. Am Samstag abend ſtürzte
plötz=
lich die im Neubau befindliche Siegbrücke, die zur
neuen Autoſtraße Köln—Frankfurt a. M. gehört, aus
bisher unbekannter Urſache zuſammen. Es handelt
ſich um eine Betonbrücke aus zwei größeren Bogen.
Der eine Bogen überbrückt die Sieg, der zweite
Bo=
gen ein Vorflutgelände. Da Tag und Nacht an der
Brücke gearbeitet wurde, ſind mehrere Arbeiter
ver=
unglückt. Nach den bisher vorliegenden Meldungen
iſt ein Arbeiter ums Leben gekommen, der noch
ver=
mißt wird. Weitere fünf Arbeiter wurden ſchwer
ver=
letzt. Die erſte Hilfe leiftete die Fabrikfeuerwehr der
Manſtädt=Werke in Troisdorf, die die Nacht über an
der Unfallſtelle mit Pechfackeln Bergungsarbeiten
vor=
nahm.
Zum Einſturz der im Neubau befindlichen Brücke
über die Sieg erfährt der Vertreter der Telegraphen=
Union weiter, daß es ſich bei dem als tot gemeldeten
Arbeiter um einen 22jährigen Mann aus Oberkaſſel
bei Bonn handelt. Die Leiche konnte unter den
Trüm=
mern bisher noch nicht gefunden werden. Die Brücke
war 400 Meter lang und 20 Meter hoch. Sie brach
in ihrem mittleren Stützpunkt zuſawmen und riß
beide Bogen mit. Die Zahl der Verletzten konnte noch
nicht eiwwandfrei feſtgeſtellt werden, doch ſoll die
Mel=
dung, daß weitere fünf Arbeiter ſchver verletzt
wur=
den, nicht zutreffen.
Autvunfall.
Koburg. Während eines Schneetreibens fuhr
geſtern nacht ein hieſiges Auto, das ſich auf der
Heim=
fahrt von Sonneberg befand, dicht vor Koburg an
einen Baum und wurde zertrümmert. Von den vier
Inſaſſen wuiden zwei hieſige ſtädtiſche Beamte ins
Landkrankenhaus eingeliefert, einer von ihnen hat
einen ſchweren Schädelbruch davongetragen. Die
üb=
rigen Infaſſen, darunter der Beſitzer des Autos, ſind
weniger ſchwer verletzt. Unſichtigkeit des Weges dürfte
die Urſache des Unfalles ſein.
Plüſchow wohlbehalten.
Berlin. Wie aus Nev York berichtet wird,
iſt Günther Plüſchow, der „Flieger von Tſingtau”,
der auf einem Flug von Argentinien nach dem
Feuer=
land überfällig war, wohlbehalten mit ſeiner
Ma=
ſchine in Santiago (Chile) eingetroffen. Er will
an=
fangs nächſter Woche mit der wiſſenſchaftlichem
Erkun=
dung der Berge, Kanäle und Inſeln Feuerlands
be=
ginnen.
Eine ſächſiſche Abgeordnete vom D=Zug getötet.
Berlin. Wie Berliner Blätter aus Leipzig
be=
richten, mußte am Samstag abend der Perſonenzug
Leipzig—Dresden aus techniſchen Gründen vor der
Station Borsdorf halten. Die ſozialiſtiſche
Landtags=
abgeordnete Frau Schilling=Leipzig ſtieg in der
An=
nahme aus, der Zug ſei ſchon in der Station. Im
gleichen Augenblick kam auf dem Nebengleis der
D=Zug Dresden—Leipzig herangebrauſt. Frau
Schil=
ling wurde von dem Zug erfaßt und auf der Stelle
getötet.
Der neue Fahrradautomat in Berlin
ſoll den Fahrraddieben das Handwerk legen. Es
haben verſchiedene Behörden in Berlin an den
Ein=
gängen zu ihren Büroräumen Automaten für
Fahr=
räder und Motorräder, angebracht. Nach Einwurf
eines Zehn=Pfennig=Stückes kann man ſein Rad
an=
betten.
Dienstag der 11 Dezembei 1928
Ruinen der ausgebrannten Autos in der Berliner Phönix=Großgarage.
Eine große Anzahl von Perſonen= und Laſtautos iſt beim Brand der Großgarage „Phönix” ein
Raub der Flammen geworden. Das Feuer breitete ſich ſo raſch aus, daß es nicht mehr möglich
war, die Wagen in Sicherheit zu bringen.
Die Bananendampfer auf dem Magdalenenſtrom
und in allen Häfen Kolumbiens liegen ſtill, da die Arbeiter der Bananenplantagen und
Bananen=
transporte in Streik getreten ſind. Die Verwertung der Bananenernte hat einen kataſtrophalen
Schaden genommen. Dabei ſind Kaffee und Bananen die beiden Hauptausfuhrartikel Kolumbiens
Tierfiguren als Eisbrecher.
Schön und praktiſch.
Eine ſteinerne Kuh als Eisbrecher
an der Saale=Brücke in der Nähe der Ruine
Giebichen=
ſtein bei Halle dient zum Schutze und Schmucke der
Brücke. Die ſchöne Plaſtik iſt ein Werk des Profeſſors
Marcks in Giebichenſtein.
Zwei Motorradfahrer tödlich verunglückt.
Glogau. In der Nähe des Dorfes
Kreidel=
witz ſtürzten die beiden Motorradfahrer Glogowſki
und Kahl vom Motorrad ſo unglücklich, daß
Glo=
gowſki auf der Stelle tot war. Kahl wurde ſo ſchwer
verletzt, daß er kurz nach ſeiner Einlieferung ins
Krankenhaus ebenfalls verſtarb.
Von einem Kraftwagen überfahren.
Saaz in Böhmen. Der 47 Jahre alte Pfarrer
von Liebeſchitz, Dr. Puhl, wurde von einem
Kraft=
wagen, deſſen Lichter abgeblendet waren, überfahren.
Das Auto erfaßte den Pfarrer mit einem Kotflügel
und ſchleuderte ihn auf die Straße, ſo daß er einen
Schädelbruch erlitt und ſofort tot war. Der Wagen
fuhr ſodann gegen einen Baum und ſtürzte in den
Straßengraben.
Von Banditen überfallen.
Paris. Banditen drangen in der Nacht zum
Montag in ein einſames Haus bei Avrilly ein, das
von einem alten Ehepaar bewohnt wurde. Sie töteten
die Frau durch Meſſerſtiche und verletzten den Mann
ſchwer, als dieſer ſich weigerte, den Ort anzugeben, an
dem er ſein Geld verborgen hatte. Sie bearbeiteten
den Mann ſolange, bis er ſein Geld herausgab. Die
Banditen ſind unerkanpt entflohen.
Ausſtellung der indiſchen Regierung auf der
Leipziger Meſſe.
Unter den großen Auslandsausſtellungen auf der
Leipziger Frühjahrsmeſſe 1929 wird diesmal wieder
eine umfangreiche offizielle Ausſtellung der indiſchen
Regierung ſein, die in der Hauptſache ſolgende
Warengruppen umfaſſen wird: Baumwolle,
Baum=
wollwaren, Jute, Oelfamen, Gummi, Spezereien,
Reis und andere Landesprodukte, Mineralien,
Pflan=
zenöle, Seidentextilwaren, Baumwolltextilwaren,
Le=
derwaren, Häute und Felle, kunſtgewerbliche
Erzeug=
niſſe, Teppiche, Sportartikel, Spielwaren,
Kokus=
nußmatten, konſervierte und präparierte Waren, Tee,
Kaffee, Pflanzenfiber, Glaswaren uſw.
Schwerer Unfall beim Bau des Kraftwerkes
am Dnjepr.
Kowno. Wie aus Moskau berichtet wird, hat
ſich beim Bau des Kraftwerkes am Dnjepr ein ſchverer
Unfall ereignet. Bei den Schachtarbeiten erfolgte ein
Erdrutſch, wobei zwei Arbeiter getötet und viele
ver=
letzt wurden.
125. Geburtskag von Heckor Berlioz.
Dem Andenken des großen Tondichters.
der Schöpfer der modernen „Programmuſik”
wurde vor 125 Jahren, am 11. Dezember 180
geboren. Er ſtarb als der führende franzöſiſche
Komponiſt ſeiner Zeit 1869 in Paris. Seine
Phantaſtiſche Symphonie, ſeine „Romeo und
Julia”=, ſeine Benvenuto Cellini=Muſik
un=
ſein „Fauſt”=Oratorium ſpielen im Konzertſpiel
plan der Gegenwart noch eine große Rolle.
Ein=
deutſche Geſamtausgabe ſeiner Werke iſt 190
erſchienen.
DD. Bremen. Die Alai=Expedition, die kü
lich von ihrer Forſchungsreiſe aus dem Alai= u
Pamirgebiet nach Deutſchland zurückgekehrt iſt,
ha=
die Aufgabe, die genannten Gebiete Turkeſtans
wiſſ=
ſchaftlich zu erforſchen. Die Löſung dieſer Aufgabe
der Expedition trotz großer Schwierigkeiten in
herv=
ragendem Maße gelungen. Die deutſchen Teilnehm
reiſten im Mai 1928 zu Schiff nach Leningrad u
dann mit der Eiſenbahn über Moskau, Orenbur
Taſchkant und Andiſchan, im ſüdöſtlichen Ruſſiſch=Zu
keſtan. Mit Laſtauto ging es nach der Stadt Oſch, de
Ausgangspunkt der großen Karawanenſtraße ne
Kaſchga in Chineſiſch=Turkeſtan, die auch für die Ext
dition Sammelpunkt und Etappenhauptort wurde. 2
Expedition hatte die Aufgaben, ein Hochgebirgsgeb
zu erforſchen, in das wegen der großen Geländeſchw
rigkeiten noch niemals ein Europäer eingedrung
war. Am großen Alaital begannen die Forſchunge
Die Karawane machte dann in einer Steinwüſte, u
doch wunderſchönen Gegend, an dem faſt 4000
Me=
hohen, abflußloſen, großen blauen See Kara H
Halt. Der Zoologe Reinig und der Sprachforſch
Lenz zogen jeder für ſich zu monatelangem Alleinſe
nach Süden und Südweſten in tiefergelegene Täle
Die Bergſteiger und der Geologe ſtiegen von Sü
weſten her auf die Höhen des Tvans=Alai. Daz
wurde der Forſchungsſchwerpunkt nach Südweſten.
das Tanimas=Gebiet, verlegt, von wo der
Anſchl=
an die 1913 erforſchten Gebiete erreicht wurde. 2
Forſchungsergebniſſe ſind außerordentlich groß. De
der vorzüglichen Hochgebirgserfahrungen wurde jed
Hindernis gemeiſtert. Nur die reißenden Flüſſe bra
ten mehrere Teilnehmer in die ernſte Gefahr desC
trinkens und des Zerſchellens an den Uferfelſen. A
dieſeWeiſe erlitt Dr. Borchers erhebliche Verletzungi
Die Bergſteiger Allwein und Schneider, Wien,
erob=
ten den höchſten Gipfel Rußlands, den Pic Lenin (b
her Pic Kaufmann), der mit ſeinen 7200 Metern 2
zweithöchſte bisher von Menſchen erreichte Gipfelput
iſt. Allerdings erlitten auch ſie zum Teil vecht ſchwe
Erfrierungen. Alle Verletzten ſind jetzt aber wiet
völlig hergeſtellt. Von den deutſchen Expeditionste
nehmern wurden ferner ſieben Berge zwiſchen 60
und 7000 Meter und rund 30 Gipfel zwiſchen 50
und 6000 Metern erklomrmen.
Daß der zweitlängſte Gletſcher der Welt (Poll
gebiete ausgenommen), etwa 70 Kilometer lang, eu
deckt wurde, war Glück; aber ſeine völlige Begehu=
und Erforſchung, einſchließlich der meiſten Seite
gletſcher und Paßübergänge, das war wannhaft
Arbeiten der deutſchen und ruſſiſchen Bergſteiger u.
Kartographen. In unermüdlichem Fleiß haben 2
Finſterwalder, ſeine Gehilfen und die ihn unterſtütze
den vier deutſchen Bergſteiger in einem Zeitraum v.
drci Monaten ein Hochgebirgsgebiet von der Grö
Nord= und Südtirols, völliges Neuland, photograu
metriſch aufgenommen, ſo daß danach eine genaue St
zialkarte gezeichnet werden kann, eine ganz gewaltz,
Leiſtung, die alles bisherige in den Schatten ſtell
Prof. Bjelgjew berechnete für die Kartenlage m
Hilfe von Fernrohr und Funkempfänger (Zeitzeiche
aſtronomiſche Punkte.
Dr. Noth hat eine geologiſche Karte des groß
Gebiets entworfen und auch den geologiſchen Anſchly
an von Klebelsbergs Feſtſtellungen von 1913 gefu
den. Reinig hat 12000 Hummeln und andere Inſ
ten geſammelt. Auch die Sammlungen und Tic
experimente Gorbunows ſind von hoher wiſſenſcha
licher Bedeutung. Bei den Berg=Tadſchiken, eine
nach Raſſe und Sprache dem europäiſchem nahe ve
wandten Volke, weilt zurzeit noch Dr.. Lenz u.
nimmt auf den modernſten Apparaten Proben ihr
Sprache auf. Prof., Tſcherbakow und Dr. Zimme
mann, und überhaupt alle Expeditionsteilnehmer we
den noch viel Arbeit daheim haben, bis ſie die reich
Ergebniſſe ihrer Forſchungstätigkeit völlig ause
wertet haben.
Nicht vergeſſen ſei auch die von einer großen r!
ſiſchen Filmgeſellſchaft entſandte Kinoabteilung. D
Expeditionsfilm wird im Laufe des Januars zu
erſten Male in Berlin gezeigt werden und damn ſei
Rundreiſe durch Deutſchland antreten.
Das Zuſammenarbeiten zwiſchen allen Te
wehmern, deutſchen wie ruſſiſchen, war außerorder
lich harmoniſch. Es war ein reſtloſes Füreinande
eintreten. Beachtlich iſt ferner das große Forſchung
intereſſe und die Bereitſtellung erheblicher ſtaatlich
Geldmittel in Rußland. Die Pflege ſolcher Unte
nehmungen ſollte auch für uns Deutſche eine ſelb
verſtändliche Pflicht ſein. Denn wenig Dinge ſi.
zurzeit mehr geeignet, das deutſche Anſehen und d.
moraliſchen Kredit Deutſchlands in der Welt zu ſt
ken, und ſomit zu Deutſchlands Wiederaufſtieg
b=
zutragen. Erfolge, wie ſie die Alai=Expedition heit
bringt, müſſen der ganzen Welt Achtung abringe
Die Heimat darf auf ſolche Männer und ihre Tat
ſtolz ſein.
Ein Paſſagierdampfer auf Grund geraten.
Liverpool. Der Paſſagierdampfer „Celtie
von der White=Star=Schiffahrtsgeſellſchaft, der v.
New York nach Liverpool unterwegs war, wo
geſtern nachmittag eintreffen ſollte, meldete um 5.
Uhr durch Funkſpruch, er ſei vor Roches Point, a
Eingang zur Reede von Queenstown in Südirlan
auf Grund geraten. Ein Schlepper wurde ihm
Hilfe geſandt. Gewöhnlich geht der Paſſagierdampf
an einer Stelle bei Roches Point vor Anker, wvo mi
tels Booten Paſſagiere und Poſt ausgebootet, bzw.
Bord befördert werden. Bis 9 Uhr war man o9
weitere Nachricht von der „Celtic” geblieben.
Nach letzten Meldungen hält ſich der Dampf
„Celtic” in ſenkrechter Lage. Das Meer iſt zienlli
ruhig. Die Fahrgäſte können ohne Gefahr dur
Boote an Land befördert werden.
Ein Rettungsboot eines deutſchen Dampfers
angetrieben.
Amſterdam. Am Sonntag wurde das Re
tungsboot des deutſchen Dampfers „Renate” an O.
holländiſchen Küſte angeſpült. Man nimmt an, de
die Mannſchaft dieſes Bootes in den letzten Stürme
ertrunken iſt.
Flugzeugabſturz in Kalifornien.
Song Beach (Kalifornien). Bei Long Beau
ſtürzte am Sonntag abend ein mit drei Perſonen R.
ſetztes Flugzeug aus einer Höhe von tauſend Meter
ab. Alle drei Inſaſſen fanden den Tod.
Lummer 10
Darmſtädter Tagblatt / Heſſiſche Neueſie Nachrichten
11. Dezember 1928
„Vom Zeikungsweſen und Zeitungsleſen.”
Neulich ſah ich eine ſeltſame Art, eine Zeitung zu leſen. Ein
inger Mann, anſcheinend ein Kaufmannsangeſtellter, fuhr mit
em Fahrrad morgens durch eine ſtille Straße und las in einem
ſeitungsblatt, das er in der einen Hand hielt, während er mit
er anderen das Rad lenkte. Ab und zu flog ein Blick von dem
„ſſelnden Sportbericht über die Straße, ob kein Hindernis drohe.
Das Bild iſt für heutige Zeitungsleſer bezeichnend. In der
iſenbahn, in der Elektriſchen, auf der Straße durchblättert man
aſch die noch druckfeuchte Zeitung, der Blick raſt von einer
Ueber=
brift zur anderen, hopſt über eine Stelle Text und haftet kurz
ufder einen oder anderen Schlagzeile. Wenn ſie Erregendes
kün=
en, dann findet auch der darunter ſtehende Text Beachtung. Für
janche iſt nur der Sportteil da, für andere nur die Gegend unter
em Strich, der dritte findet nur Gefallen an der Politik, viele
ſchen nichts als die Senſation in irgendeiner Geſtalt. In dieſem
alle wird alles flüchtig zur Kenntnis genommen und das Blatt
ann irgendwo liegen gelaſſen.
Aber es gibt auch noch einen kleinen Kreis von Leſern, der
in Blatt ſtudiert, und oft ſehr kritiſch, ſogar ſo kritiſch, daß immer
was auszuſetzen iſt. Dieſe Leute ſind treue Anhanger ihres
lattes, ſind Jahre hindurch abonniert und werden ſehr
empfind=
ch. wenn die Zeitung nicht pünktlich zur gewohnten Stunde
er=
heint oder einmal etwas bringt, was nicht ganz mit ihren
An=
chten übereinſtimmt oder ihre Wünſche trifft. Aber ſie leſen
enigſtens. Den außenpolitiſchen Leitartikel und das feinſinnige
ſſay unter dem Strich hält dagegen der flüchtige Leſer für
über=
uſſig, da ihn allein der ſpannende Gerichtsbericht oder die
Schil=
erung eines entſcheidenden Boxkampfes feſſelt. Er vergißt, daß
e Zeitung allen etwas geben ſoll, daß viele allein durch die
Zei=
ing mit dem Strom der Gedanken und des Geſchehens in der
ſelt verbunden werden. Mancher bekommt kaum ein Buch in die
and, und das einzige Gedruckte, was er lieſt, iſt ſeine Zeitung.
Zwiſchen den genannten Kategorien von Leſern gibt es
ſelbſt=
erſtändlich noch viele Abſtufungen. Manche Leute wollen ſogar
berhaupt keine Zeitung leſen. Sie ſind entweder gleichgültig oder
ehaupten, die Zeitung ſei oberflächlich. Dieſer Vorwurf iſt aber
in gegenüber der deutſchen Preſſe vollkommen unbegründet.
rbeiten dod, faſr ſämmtliche bedeutenden Wiſſenſchaftler. Dichter
nd Schriftſteller heute gelegentlich oder dauernd bei
Tageszeitun=
n mit. Wie mancher bekannte und geid
us dem Journaliſtenberuf hervorgegangen. Philoſophen von
ſeltruf entwickeln ihre Gedanken in Zeitungsartikeln, und es
id nicht die ſchlechteſten Köpfe, die unſere Zeitungen redigieren.
o manches feine Wort verhallt nur deshalb, weil es nicht unter
m Geleite der Autorität eines Leinen= oder Ganzledereinbandes
die Welt tritt, ſondern auf ſchlichtem Zeitungspapier gedruckt
ſchlichten Lettern. Hierin erweiſt man der Preſſe noch zu wenig
chtung, wo man doch ſonſt immer geneigt iſt, das Wort von der
zuen Großmacht im Munde zu führen. Und dabei ſind die
Vor=
ellungen von dieſer Macht eigentlich recht unklar. Wie ſie
ent=
anden iſt, was ſie überhaupt iſt, warum ſie eine Macht ſein
inn, wie ſie die Macht ausübt und welche Mittel ihr dabei zu
ebote ſtehen, das zu unterſuchen muß jeden feſſeln. Dr. Hans
raub hat es unternommen, in ſeinem Buche „Vom
Zeitungs=
eſen und Zeitungsleſen‟ Es iſt im Dünnhaupt=Verlag zu Deſſau
ſchienen und gibt Aufſchluß über die Geſchichte der deutſchen
freſſe und ihren Einfluß auf das kulturelle Leben. Das
An=
igenweſen und die Grundzüge der Verlagskoſtenrechnung werden
argelegt, ebenſo die Tätigkeit des Journaliſten und ſeine
Aus=
ildung und Stellung. Beſonders wertvoll ſind die
Ausführun=
en über die techniſche Seite des Zeitungsweſens, die Druck= und
ervielfältigungsarten.
Wer das Buch lieſt, dem eröffnet ſich der Einblick in eine
eitverzweigte und bis ins Einzelne durchdachte und
bewunderns=
erte Organiſation. Er wird das Zeitungsblatt dann als ein
ſtemvolles Kunſtwerk betrachten und nicht ungehalten ſein,
ſon=
rn ſachverſtändige Ueberlegungen anſtellen, wenn das Blatt ſich
nmal verſpätet oder an einer ſeiner Erwartungen vorbeigeht.
as Buch iſt knapp und umfaſſend geſchrieben, dabei klar und für
dermann zu leſen.
G.
*Schubert=Literatur.
Aus der Hochflut der Literatur des Schubert=Jahres ſind noch als
ſonders empfehlenswert anzuſprechen:
Schuberts Liederzyklen: „Die ſchöne Müllerin”, „
Winter=
iſe” und „Schwanengeſang”. In verkleinerter Nachbildung der
Ori=
nalausgaben herausgegeben von Heinrich Kralik (Verlag Steyrermühl,
ten). Der Herausgeber hat in einem köſtlch=temperament= und
ge=
hlvoll geſchriebenen Vorwort ſich ſehr ausführlich über Schubert und
n Lied ausgeſprochen. Das handliche Buch bringt dann die köſtlichen
ederzyklen mit zwar kleinem, doch gut beſerlichen Noten= und Dixtdruck.
Franz Schuberts Liederkreis, „Die ſchöne Mullerin”
n Franz Valentin Damian (Leipzig, Breitkopf u. Härtel) iſt ein
um=
ngreiches und liebevolles Eingehen auf Schuberts Schaffen überhaupt
d ſeine Lieder im beſonderen, in Verbindung mit einer Würdigung
S Dichters Wilhelm Müller, deſſen Todestag ſich am 30. September 27
m hundertſtenmale jährte. Ein köſtliches Buch, ein Denkmal deutſchen
eſens!
Herbert Eulenberg ſchließt die Reihe mit einem ſehr guten
Uch „Schübert und die Frauen” (Avglun=Verlag Hellerqu. Mit
Bildtafeln in Tiefdruck. In Leinen RM. 9,50). Perſönlichſtes
Be=
ſintnis des Dichters zu Schubert, zugleich Bekenntnis einer
Perſönlich=
tr. Keine Biographie im üblichen Sinne, kein Roman um Schubert,
ndern Schubert mitten im Leben. In jedem Kapitel ſteht Schubert
ner Frau gegenüber: der zarten Komteſſe, der nüchternen Thereſe
rob, der ſtill liebenden Joſefine Fröhlich. Was die Schubertlücher
iſt nur andeuten, hat Eulenberg zu geſtalten gereizt: Schubert und die
kauen. Den nach Liebe ſich Sehnenden zeichnet er ſo lebendig, ihn,
ſen Schickſal es immer war, zu verzichten, dem es nicht gegeben war,
Eauen zu feſſeln oder gar zu erobern. Rührend erſteht das Bild des
Omponiſten, aus deſſen Liedern die große Liebe ſpricht, der aber nicht
* ſich ſelbſt werbew kann. Mit ſeinen Seufzern, ſeinem Tränen,
ſei=
m Hoffen, ſeinem Jubel erringen ſich andere Liebeslohn. Schubert,
* Mittler der Liebe — von ihm ſpricht dieſes erſte Buch der Frauen
v Schubert.
Federers letztes Buch.
Von D. Dr. M. Schian.
beinrich Federer iſt am 29. April 1928 in Zürich geſtorben. Ich
lbe an dieſer Stelle mehrfach über ſeine Schöpfungen berichtet. Daß
jetzt das letzte Mal ſein foll, geht mir ſelbſt nahe. Ich habe Federer
Gt perſönlich gebannt und weiß auch von ſeinem Leben nur, was er
den „Am Fenſter” betitelten Jugenderinnerungen (erſchienen 1927)
10 un. dem jetzt vorliegenden Nachlaßband „Aus jungen Tagen” (Grote=
Eblag, Berlin, geb. 5.— Mk.) berichtet hat. Aber ich habe von Jahr
Jahr, wenn ich wieder einen neuen Band aus ſeiner Feder las, ein
iier engeres und näheres Verhältnis zu ihm gewonnen; ich, der
Eichsdeutſche, zu ihm, dem Schweizerdeutſchen; ich, der Evangeliſche,
ihm, dem Katholiken. Und gerade die zuletzt erſchſenenen Bände,
ſe die „Wander= und Wundergeſchichten aus dem Süden” und die
Sgenderinnerungen” haben es mir in ganz beſonderem Maße
ange=
ſe. Welche innere Wärme! Welche Schlichtheit und doch auch Tiefe
* Gemüts! Welche reife Abgeklärtheit! Welche Feinheit der Sprache!
EEiches Verſtehen der Menſchen ganz von innen heraus! Aber auch die
heren großen Nomane, vor allem „Das Mätteli=Seppi”, ſind wunder=
” Federer verrät uns jetzt, daß das Mätteli=Seppi im Dorf Sach=
.” im Kanton Obwalden „wirklich und wahrhaftig exiſtiert hat,
wie es im Buche ſteht, und hat dort ſeine Seide gewoben und
eii und Kirchengeſchichte geſponnen und Dorf und Kindheit und alle
hen Fragen der Kinderſeele darein.” Auf dieſe Geſtalt kann man
2N das Eigenſchaftswort anwenden, das Federer zuweilen gebraucht
das man ſonſt nirgends mehr findet als in den Winkeln der
Aweiz: das Wort „urchig”.
4ad nun liegt Federers Nachlaß vor mir, Bruchſtücke zu einer Fort=
Stih der Jugenderinn rungen. Dazu einige andere Schriftſätze;
er unbollendet. Prachtvoll iſt der Aufſatz: „Die große deutſche
Per. So neunt er unſere ſchöne, tiefe, heilige Mutterſprache.
SEuuſch” — ſo ſagt Federer — „iſt beinahe noch wie ein Urwald,
Nhk und geheimnisvoll, ſo ohne großen Durchgang und doch tauſend=
Wc Einen Hymnus auf die deutſche Sprache ſingt Federer in die=
ſem Aufſatz, Federer, der „die große deutſche Orgel” ſelber ſo herrlich
zu ſpielen verſtand.
Im übrigen bietet der Band einige Kapitel aus der Bubenzeit
Federers, mit lebendigen Schilderungen aus dem Dovfleben in
Sach=
ſeln, wie aus dem Leben in „Kollegi” in Sarnen und auf dem
Gym=
naſium. Den Beſchluß machen einige Gedichte, die als „Frühe
Ge=
dichte” bezeichnet ſind. Ich glauje freilich, daß Federer auf dieſe
Ge=
dichte nicht viel Gewicht gelet haben würde. Im Vorwort iſt das
letzte Fragment eines Gedichtes mitgeteilt, das man auf dem verlaſſenen
Schreibtiſch gefunden hat. Es iſt eine Vorahnung ſeines Sterbens und
Leidens:
Ueber ſieben Bäche geht es,
Herz, mein Herz, zu dir,
Und mit ſieben Winden weht es
Rauh entgegen mir.
Doch dann wird an deinem Pförtchen
Alles gut und ſtill,
Wenn ich harre mit dem Wörtchen:
Herr, tu‟ auf, ich will.
So bietet dieſer Band „Aus jungen Tagen” einige Stücke von
wun=
dervoller Vollendung und Geſtaltung; daneben aber Bruchſtücke,
Un=
vollendetes noch Werdendes. Es iſt ganz richtig ſo. Wir ſpüren
ge=
rade bei dieſem letzten Stück den Schmerz darüber, daß dies Leben
eines rechten Dichters zu Ende gegangen iſt. Ein Schweizerdichter war
er, aber ein deutſcher Schweizerdichter,
Die Union Deutſche Verlagsgeſellſchaft
Stutt=
gart legt wie alljährlich wertvolle und erleſene Jugendſchriften
vor. Da iſt zunächſt das „Kränzchen”, das illuſtrierte
Madchen=
jahrbuch, das ſchon in 40. Folge erſcheint und trotz reichhaltigem
Inhalt und vielen Illuſtrationen zum billigen Preis von 4 Mark
pro Band abgegeben wird. Die Kränzchen=Bibliothek iſt ſo
be=
kannt, daß zu ihrem Lobe kaum weiteres geſagt werden braucht,
als daß tatſächlich eine Reihe der Erzählerinnen des Kränzchens
ini der Gunſt der deutſchen Backfiſche bis zum Grade
ſchwarme=
riſcher Verehrung emporgeſtiegen ſind. Auch die äußere
Auf=
machung dieſes und der nachfolgenden Bücher läßt ſie zu
Geſchenk=
zwecken beſonders gut geeignet erſcheinen.
Das Gegenſtück zum illuſtrierten Mädchenjahrbuch iſt „Der
gute Kamerad”, das illuſtrierte Knabenjahrbuch, das bereits
42 Jahre: erſcheint. Hier iſt eine Fülle von Unterhaltungsſtoff
mit einer ebenſo großen Fülle von Belehrendem vereinigt. Auch
dieſes Buch iſt überreich illuſtriert und bietet in ſeinem Inhalt
eine unerſchöpfliche Quelle von Anregungen für unſere Jungen.
In einer ſehr hübſchen Aufmachung und mit ſehr feinen
Illu=
ſtrationen von Leo Bauer gibt der gleiche Verlag „Wilhelm
Hauffs Märchen” heraus, neu durchgeſehen von Karl
Hob=
recker. In ſchönem großen Druck durfte gerade dieſes
Märchen=
buch vielfa chauf dem Weihnachtstiſch erſcheinen.
Im gleichen Verlag erſcheint für die Kleinſten das
Märchen=
bilderbuch „Die goldene Nuß”. Textlich mit den
Illuſtratio=
nen von zwölf teils mehrfarbigen Bildern von Ernſt Kutzer.
Ein ſehr hübſches Weihnachtsbuch für die Kleinen.
Wie alljährlich bringt auch der Verlag Gerhard Stalling,
Oldenburg, wieder eine ganze Reihe neuer und hübſcher
Bilder=
bücher auf den Weihnachtsmarkt. Da iſt zunächſt die „Hiſtorie
von Reinecke Fuchs”, neu erzählt von Willi Veſper, mit
ſehr hübſchen farbigen Vollbildern und Zeichnungen von Prof.
F. W. Kleukens, Darmſtadt. Kleukens als Illuſtrator und
namentlich als Tiermaler iſt bekannt. Wenn dieſer Künſtler
einem Werke ſeinen Namen leiht, bietet das Gewahr für
vor=
zügliche Qualität.
Auch Willi Veſpers „Tiermärchen aus aller
Welt”, zu dem Willi Harwerth, Offenbach, die farbigen
Vollbilder und Zeichnungen lieferte, eignen ſich ſehr gut als
Ge=
ſchenkwerk. Die Tiermärchen ſind gut geſchrieben und die
Illu=
ſtrationen dem kindlichen Gemüt und Verſtandnis gut angepaßt.
Die Auswahl der Märchen bürgt auch für erzieheriſche Wirkung.
„Däumelinchen”, im gleichen Verlag erſchienen, iſt ganz
entzuckend von Elſe Wenz=Vietor mit farbigen Vollbildern
und Textilluſtrationen geſchmückt. Die Artikelſchrift dieſes
hüb=
ſchen Marchenbuches kommt dem neuen Schreibunterricht vielfach
entgegen.
Die gleiche Künſtlerin hat ihre feine und doch eindringliche
Kunſt, die ſtarke Liebe zur Natur atmet, dem hübſchen Bilderbuch
„Grunbart, das Moosmannchen” von Albert Sixtus
geliehen.
„Der Puppenmeiſter” iſt ein ſelten auf dem deutſhen
Büchermarkt erſcheinendes Märchen von Kathlen Colville.
Hildegard Weinitſchke hat zu dieſem hübſchen Buch ebenſo
hübſche Bilder und Zeichnungen geliefert, die vielfach köſtlichen
Humor und derbe Komik zeigen.
„Die luſtige Tierſchau” iſt auch im äußeren Rahmen
eigenartig geſtaltet. Dieſes Büchlein iſt beſonders für die ganz
Kleinen. Die Illuſtrationen, die Karl Rohr, München, zu ſeinen
eigenen Reimen gegeben hat, ſprechen ſehr eindringlich zum
kind=
lichen Gemüt, weil der Hauntwert auf groteske Geſtaltung und
lebendige Farbigkeit gelegt iſt.
Auch Dasluſtige Kaſperlbuch”, zu dem Albert
Six=
tus die Verſe und Helmut Skarbina die Bilder lieferte iſt
ein echtes und rechtes Märchenbilderbuch. Das gleiche darf geſagt
werden von „Der kleine ſchwarze Sambo”, eine luſtige
Negergeſchichte von Helene Bannermann, die ebenfalls
Hel=
mut Skarbina lebendig illuſtriert hat. — Helmut
Skar=
bina hat auch zu dem ſehr luſtigen Hundebilderbuch „
Möps=
chen hat Zahnſchmerzen” ganz köſtliche Bilder geliefert,
die den Verſen von Karlheinz Ohlendorff trefflich angepaßt ſind.
Als letztes der Reihe ſei das „Märlein von den drei
Schneiderlein” empfohlen. Die Verſe ſind von Anna Böhm
und die Bilder von Richard Schaupp. Sämtliche vorgenannten
Bücher ſind auf kräftigem Papier gedruckt, die Bilder, auch
ein=
zeln geſehen, ein köſtlicher Schmuck.
X
Der Verlag Hegel & Schade, Leipzig, hat ebenfalls eine
Anzahl hübſcher Bilderbücher herausgebracht, von denen uns
vor=
liegen: „Ein froher Kindertag”, „O ihr Affen” und
Die Zwergeiſenbahn” „Ein froher Kindertag” bringt
Bilder von Otto Schubert und kurze friſche Verſe von Herbert
Roth. „O ihr Affen” iſt von Reinhold Hanſche ſehr luſtig
illuſtriert, von wem die Verſe ſtammen, wird nicht verraten, und
„Die Zwergeiſenbahn” iſt wiederum von Albert Sixtus und
von Ernſt Kutzer ſehr farbenfreudig und lebendig illuſtriert.
*
„Ein neues Bilderbuch mit manchem ſchönen Spruch. Drin ſteh’n viel
Handwerksleut”, das macht den Kindern Freud.” Bilder von Robert
Buchſtein. Verſe von Dr. Otto Martin. Buchverlag Erich Spandel,
Nürnberg. Preis 3,20 Mk.
Was die beiden Verfaſſer hier den Kindern bieten, das iſt ſſchon
da=
rum aus. gezeichnet, weil es äußerſt geſchickte Belehrung mit Unterhaltung
verknüpft und doch immer dem kindlichen Verſtändnis nahe bleibt. Das
Bilderbuch führt in eine Reihe von Handwerksberufen ein und zeigt in
Bild und Wort, wie die Tätigkeit dieſer Berufe iſt. Es bringt dem
kleinen Leſer die Arbeit von Schneider, Schuſter, Schreiner, Gärtner,
Schlotfeger, Schmied, Konditor uſw. nahe. Auf der einen Seite finden
ſich immer die Handwerksleute ſelbſt, auf der anderen ihr Gerät, das
alles von launigen Verſen begleitet und in friſchen lebendigen Bildern
feſtgehalten iſt. Das Buch iſt eines von denen, die eine Aufgabe
erfül=
len können.
Des Kindes erſtes Rechenbuch. Von A. Gerlach mit Zeichnungen
von Th. Herrmann. 21.—23. Tauſend. 5. Auflage. 119 Seiten.
Gebunde: Mk. 1.60. Verlag von Quelle u. Meyer in Leipzig.
Ein Vuch für Kinder, kindertümlich, fröhlich und lebenswahr, ſo
recht mit Luſt und Liebe geſchaffen. Der erſte Teil beſteht nur aus
kleinen Vildchen, die die Kinder durch mannigfaltige Gruppierungen
ihrer Objekte zum Zählen, Zuſammenrechnen und Wegzählen anreizen.
Dabei ſind mannigfaltige Szenen aus dem Kinderleben und aus unſeren
Märchen in kindlicher Weiſe ganz einfach und verſtändlich dargeſtellt.
So können die Kinder wirklich im Spiel rechnen lernen.
* Wilhem Buſch, Humoriſtiſcher Hausſchatz, Oktav=Ausgabe, 2 Bände in
Ganzleinen 25 RM. (Baſſermannſche Verlagsbuchhandlumg München.)
In einer Zeit, die das Lachen etwas verlernt hat, bringt der
Ver=
lag Baſſermann, München, die Werke unſeres Klaſſikes des Humors im
neuem Gewande heraus. Zum erſten Male erſcheinen die Werke Wilhelm
Buſchs in einer neuen handlichen 2bändigen Oktav=Ausgabe. Ueberflüſſig
über Wilhelm Buſch noch etwas zu ſagen. Wohl jeder Diutſche kennt den
lachenden Philofophen, wohl jedem von uns hat er ſchon über eine trübe
Srunde hinweggeholfen. Die Werke Wilhelm Buſchs gehören zu denen,
nach denen wir immer wieder einmal greifen, auch wimn wir nur eine
Viertelſtunde Zeit übrig haben. Wohl allgemein wird es daher begrüßt
werden, daß die unhandliche bisherige Quart=Ausgabe jetzt erſetzt wird
durch eine handliche Oktav=Ausgabe, die in der bekannten guten
Aus=
ſtattung nicht hinter der früheren Ausgabe eurückbleibt. Seht recht oft
hinein, ſo werdet ihr den Sinn für Humor nie verlieren.
Erich Bockemühl: Die unvergängliche Weihnacht. Adolf Klein
Verlag, Leipzig. Preis 2 Mark.
hat es geſchrieben, ein Menſch, der mit empfindſamem Herzen
ab=
ſeits von Haſt und Gier der Welt reines, verborgenes Glück zu
erleben vermag in der Natur und zwiſchen einfachen Menſchen.
In ſeiner ſchlichten Frömmigkeit kann er immer wieder den
gan=
zen Zauber der deutſchen Weihnacht tief empfinden. Er lauſcht
dem leiſen Raunen des winterlichen Waldes und erfährt mit
kindlich gläubiger Seele das Friedvoll=Beglückende der heiligen
Zeit. Schilderungen, die Schneeluft und Tannenduft atmen.
Be=
trachtungen voll gläubiger Zuverſicht wechſeln mit kleinen
Erzäh=
lungen aus den Weihnachtstagen. Der Dichter entdeckt den
un=
ſchuldvollen Reiz kindlicher Weihnachtsſpiele und
Weihnachts=
lieder, er ſchildert einſame Menſchen, die in hilfereicher Güte am
Feſt der Liebe in das Leben anderer Einſamer einen Strahl des
Glücks werfen, der wieder wärmend in ihr Herz zurückfällt. Alles
iſt voll zartem Mitfühlen geſchrieben und in Worten „wie
macht=
voll jubelnd brauſender Choral und leiſes ſüßes Klingen ſeliger
G.
Schalmeien”.
Politik, Wirtſchaft, Soziologie
* Weltmächte der Gegenwart, von Wilhelm Pfeifer. Verlag
Friedrich Brandſtetter, Leipzig. 576 Seiten, mit 22 Tafeln und
6 Kartenſtizzen.
Am. Das Werk bildet den 4. Teil der von A. W. Grube
heraus=
gegebenen „Charakterbilder aus der Geſchichte und Sage”, die in 37.
Auf=
lage von Wilhelm Pfeifer und Hans Wary neu bearbeitet und fortgeführt
worden ſind. Der vierte Teil, Weltnnächte der Gegewart, den Wilhelm
Pfeifer weiterführte und zu dem Paul Hartmann, den anſprechenden
Buchſchmuck und Einband beſorgte, ſtellt, der volkshümlichen Schilderung
in den früheren Teilen (Vorchriſtliche Zeit, Mittelalter und Neuzeit)
folgend, in gleicher Weiſe die Geſchehniſſe in der Weltpolitik, die zum
Weltkrieg trieben, dar. Die großen Abſchnitte der Bücher —
Grund=
legung, Wachstum und Feindſchaft, das Deutſche Reich, Imperialismus
und Weltwende — leiten einen jetzten Teil, „Der Weltkrieg”, ein, der in
knapp gehaltenen Zügen unter Hervorhebung aller weſentlichen
Ereig=
niſſe und der entſcheidenden Zuſammenhänge den Ablauf der 51
Friegs=
mongte in meiſterhafter Weiſe zuſcumenfaßt. Der Vorzug dieſer
volks=
tümlichen, prägnanten und doch erſchöpfenden Geſchichtsſchreibung beſteht
darin, daß ſie dem gebildeten Leſer, der ſich durch die Flut der
erſchiene=
nen Geſchichts= und Memoirenwerke nicht hindurcharbeiten kann, aber
doch einen Ueberblick über das hiſtoriſch Gewordene verſchaffen will, die
Möglichkeit hierzu gibt. In der Art der Darſtellung des gebotenen
Stoffes iſt neben einer durchaus ſachlichen Einſtellung
vornehm=
lich die Ausmaſung einzelner Epiſoden zu vermerken, die mittels
der Einfügung von Tagebuchauszügen, Briefen und
Perſönlich=
keitsſchilderungen den Stoff noch anſchnulicher geſtaltet. Wer dieſen
ſo lebendig geſchriebenen Band durchſtudiert hat, iſt über die
große Politik der letzten fünfundſiebzig Jahre in den Hauptzügen
unter=
rühtet. Wie England, die Vereinigteu Staaten von Nordamerika und
Rußland zu Weltmächten werden, in deren Kreis nach den drei
ſieg=
reichen Kriegen das Deutſche Rezch, Kolonial= und Seegeltung heiſchend,
eintritt, bildet den Inhalt hochintereſſanter Kapitel des Buches. Die
Afrika=Politik Englande, die kriegeriſchen Verwickelungen im fernen
Oſten und die kolonialen Unternehmungen Frankreichs drängen zur
Weltenwende hin, deren Angelpunkte in der wirtſchaftlichen
Machtentfal=
tung Deutſchlands und der Einkreiſungspolitik König Eduards liegen,
während der Panſlawismus und Frankreichs Streben nach Vergeltung
des „Unrechtes” von 1871 nur als treibende Kräfte zweiter Linie zu
werten ſind; die Staatskunſt König Ediards griff, wie der Verfaſſer
weiterhin ausführt, über Europa hinaus, und die Abkommen mit Japan,
mit Frankreich über Marokko wie mit Rußland über Perſien und die
Beſprechungen mit Viktor Emannel III. brachten überall Friede und
Freunde, nur Deutſchland und der Zweibund blieben davon
ausgeſchloſ=
ſen. Die in dem Werke Pfeifers torbildlich zuſcmmengefaßte, ehrlich
und nüchtern geſehene Darſtellung des Weltkrieges, enthält zwei
Ab=
ſchnitte, die ihres hochbedeutſamen Inhalts halber beſondere Erwähnung
ſinden müſſen. Einmal der Abſchnitt über Wilſon, der den verſtorbenen
Präſidenten mit aller Deutlichkeit als den kalten Selbſtgerechten
kenn=
zeichnet, der einen kalten Gelehrtenhochmur anit einem Denken und einem
Temperament verband, das langſcm, nicht intellektuell und wenig
an=
paſſungsfähig war. Ueber europäiſche Verhältniſſe ſchlecht unterrichtet,
vom ewigen Frieden als ſeinem Ideal ſchwärmend, kämpfte Wilſon nur
für das „Nacht” der Amerikaner, daher hierfür, z. B. in Mexiho, auch
bereit, die ärgſten Ge valtmittel anzuwenden. Der andere Abſchnitt iſt
der feindlichen, ſo ungeheuer geſchickten und wirkſamen Propaganda
gewidmet, die zar dem eigenen Propaganda=Miniſtermrm Northcliffes
gipfelte. Eine Propaganda, die ſo raffiniert war, daß wir gar nicht
merkten, daß, wie und von wem wir beeinflußt wurden! — Das äußerſt
leſenswerte Werk iſt außer mit verſchiedenen Karten mit Bildern aller
Perſönlichkeiten ausgeſtattet, die vor dem Weltkriege und in ihm in der
Politik eine große Rolle ſpielten.
H. W. W.
Das Kulturleben der Griechen und Römer in ſeiner
Entwick=
lung. Von Theodor Birt. Verlag Quelle u. Meyer, Leipzig.
464 Seiten, mit 20 Tafeln.
Aw. Der Verfaſſer der als ausgezeichneter Kenner der Antike
gilt und insbeſondere die Literatur über Rom und Griechenland
mit wertvollen wiſſenſchaftlichen und mit feſſelnden literariſchen
Erzeugniſſen ſeiner Feder bereichert bat, ſchenkt uns mit der
vor=
liegenden Neuerſcheinung ein Werk, das den Leſer mitten
hinein=
führt in das Kulturleben der Hellenen und Romer, ſeine
Höhe=
punkte ſchildert und vor den Kennzeichen der Entartung nicht
Halt macht. In knapp gehaltenen, doch inbaltsreichen Abſchnitten
entwickelt ſich die Kultur der Griechen aus den primitiven
An=
fängen bis zu dem Weltgriechentum, das — militäriſch ſchwach,
entmilitariſiert, nur Sport und Gymnaſtik treibend! — dem
An=
prall der römiſchen Macht kläglich erlag. Und Roms Kultur
ſelbſt, die „auf dem märchenhaft durch alle Zeiten leuchtenden
Goldgrund römiſchen Kaiſertums ſtand”, wie Birt ſchreibt, war
eine Fortſetzung der hochgetriebenen griechiſchen Kultur. Von der
Hochkultur der Römer, deren Dekadenz ſich hauptſächlich nur in
der Hauptſtadt ſelbſt auswirkte, zeugen heute noch prangende
Pa=
läſte und Kirchenkuppeln während die Griechenſtädte nur noch
Schatten ihrer einſtigen Größe ſind. Ehrfurcht gebührt
Griechen=
land und Dank, denn in Hellas entſtand zuerſt die Humanität.
So ſchreibt ſchon ein Römer, Plinius, mit deſſen Worten, zugleich
den Dank unſerer Zeit ausdrückend, das Werk abſchließt. Der
Wert des ausgezeichneten Buches wird noch erhöht durch
zahl=
reiche, als Anhang gebrachte Anmerkungen ein Verzeichnis mit
vielen Stichworten und 20 Tafeln, die antike Kunſtwerke in ſehr
guter Wiedergabe enthalten. Auch der äußeren Ausſtattung des
empfehlenswerten Buches hat der Verlag alle Sorgfalt zugewandt.
Vereins= und Verſammlungsrecht. Bearbeitet und herausgegeben von
Dr., Martin Rieckenberg.
Mit dem Vereins= und Verſammlungsrecht erſcheint ein Buch, das
in ſeiner Art einzig daſteht. Es iſt berufen, in jeder Vereinsbibliother
ſeinen Platz zu finden, für jedes Vorſtandsmitglied ein unentbehrliches
Handbuch zu werden. Ueber jede Frage, die auf geſetzlichem Gebiete
an einen Vereinsleiter herantreten kann, gibt das Buch Auskunft; mag
es ſich um das Vereinsrecht und Verſammlungsrecht in ſtaatlicher,
bür=
gerlich=rechtlicher, ſtrafrechtlicher oder ſteuerlicher Nichtung handeln. Alle
geſetzlichen Beſtimmungen ſind nach dem neueſten Stand der
Geſetz=
gebung angeführt, ſoweit notwendig erläutert und mit höchlſtrichterlichen
Entſcheidungen verſehen worden.
Nummer 10
Max Scheler: Die Stellung des Menſchen im Kosmos. Verlag 9.
Reichl, Darmſtadt.)
Mit dem jüngſt verſtorbenen Mag Scheler iſt ohne Zweifel der
be=
deutendſte Metaphyſiker unſerer Zeit von uns gegangen. Wenn aub
alle, die ihm geiſtige Förderung verdankten und ihn gekannt haben, ſein
frühes Ende beklagen, ſo kann man doch wicht behaupten, daß ſein Werk
ein Torſo geblieben ſei. Der Schüler des Phänomenologen Huſſerl iſt
jahrelang ein katholiſcher Philoſoph geweſen, hat ſich dann der Kirdie
mehr und mehr entfremdet und fchließlich aus dieſen Widerſprüchen
herausgefunden in einer Philoſophie des Geiſtes, die für unſere Zeit,
deren führende Geiſter wieder aus dem Rationalismus und
Materialis=
mus dir vergangenen Jahunderte herausgefunden haben, ohne ſich aber
der autoritativen Geiſtlehre der Kirche wieder beugen zu können,
ge=
radezu kakoniſch zu nennen iſt.
„Die Stellung des Menſchen im Kosmos” iſt die Ausarbeitung eines
Vortrags, mit dem Scheler auf der „Tagung der Schule der Weisheit”
in Darmſtadt 1926 die Zuhörer geradezu erſchüttert hat. Zugleich iſt
das Blichlein eine Zuſammenfaſſung der Ideen ſeiner Anthropologie,
die er zuar unvollende: hinterlaſſen hat, aber doch hinreichend gefördert,
daß ſie demnächſt erſcheinen ſoll. Das Buch iſt zwar nicht leiht zu leſen,
eie Getentden ſätie des Auleieden dihe Wuneſchic ſunei.
Die Stellung des Menſchen iſt beſtimmt durch ſein Verhältnis zum
Tier auf der einen, zum Göttlichen auf der anderen Seite. Die Maſſe
man Seele nenut. Die kirchlich=religiöſen Kreiſe dagegen ſprechen dem
Tier die Zeele ab und ſehen das für den Menſchen Weſentliche in ſeiner
Scele. Scheler ſchreibt nun zwar ebenfalls dem Tier Intelligenz und
Seele zu, erkennt aler doch einen weſenhaften Unterſchied des Menſchen
an, und zuuar im Geiſt. Für das Tier iſt die Welt nur Widerſtand gegen
ſeinen Trieb. Dieſen Widerſtand erlebt es ſeeliſch und überwindet es
intelligent, aber die Welt wird ihm nicht zum ſo ſeienden
Gegen=
ſtand. Dieſe Fähigkeit, Dinge zu unterſcheiden, und das eigene Jch,
als Ding unter Dingen, in ſeinem Scſein zu ſehen, das vermag nur der
Menſch. Um das aber zu künnen, bedarf er eines Standpunktes, den
es in der Natur nicht nibt, der außerhalb ihrer, oberhalb ſeiner
tieri=
ſchen Natur liegt, das iſt der Beiſk. Der Kirchengläubige nun
vergegen=
ſtändlicht auch dieſen, und zwar in Gott, und ſo iſt es zunächſſt tatſäckhlich
das Religiöſe, was den Menſchen am ſichtbarſten vom Tier unterſcheidet.
Die Weiterentwicklung geht indeſſen dahin, daß der Menſch ſich ſelbſt als
Verwirklichung des Geiſtes erfaßt, ſich bewußt, jenſeits von Gottloſigkeit
und Hindgottesſchaft, mit ſeinem geiſtigen Weſen identifiziert, nicht
aber Hegeliſch intellektuell, ſondern triebhaft aktiv, mit vollem Einſatz
ſeiner Perfon. Das menſchliche Herz iſt der einzige Ort der
Gott=
werdung.
OZcar A. H. Schmitz.
* Glaube und Wirklichkeit, von Friedrich Gogarten. Verlegt bei
Eugen Diederichs in Jena. 195 Seiten.
Am. Der Verfaſſer hat zu den religiöſen Problemen der Zeit, zu
denen in erſter Linie die Frage gehört, ob die Kirche an ihrem
Wende=
punkte den richtigen Weg finden wird, in mehreren grundlegenden
Schriften („Ich glaube an den dreieinigen Gott”, „Illuſionen”. „Die
religiöſe Entſcheidung und „Von Glauben und Offenbarung”) eine
richtungweiſende Stellung genommen, und hat weiterhin ausgewählte
Predigten von Martin Luther herausgegeben. Das nun vorliegende
neueſte Werk des Verfaſſers: „Glaube und Wirklichkeit”, ſteht unter
dem Hauptblickpunkt: die Kirche an einem entſcheidenden Wendepunkt.
Die einzelnen Abſchnitte der Bücher ſind ſchon früher, u. a. in
ver=
ſchiedenen Zeitſchriften zerſtreut, als geſchloſſene Aufſätze erſchienen;
daher kommt es, daß nun das Buch, das dieſe Aufſätze zuſammenfaßt,
in dieſer abſchnittsweiſe abgeſchloſſenen Form dem Leſer leicht
ver=
ſtändlich iſt. Der Verfaſſer ſagt von ſich ſelbſt, daß ſeine theologiſchen
Gedanken zu der heute üblichen Theologie und zu dem heutigen Denken
überhaupt in ſtarker Gegenſätzlichkeit ſtehen. Aber dieſe
Gegenſätzlich=
keit läuft ſich nicht im unfruchtbar Kritiſchen feſt, ſondern weiſt Wege
zur poſitiven Arbeit, Wege, die geeignet ſind, die Kirche aus ihrer
gei=
ſtigen Not, die zugleich auch) die geiſtige Not unſerer Zeit bedeutet,
Literatur und Kunſi
herauszuführen. Gogarten geht in der Ginleitung davon aus, daß die
große Kriſis, in der ſich der chriſtliche Glaube heute befindet, allgemein
anerkannte Tatſache iſt, daß hingegen die Urſachen dieſer Kriſis nicht
allgemein erkannt ſind und daß die Kirche heute vor die Entſcheidung
geſtellt iſt, ob ſie weiter an der von ihr ſo lange gepflegten Gläubigkeit
feſthalten und dann mit ihr und der modernen Geiſtigkeit, von der dieſe
Gläubigkeit trotz aller gelegentlichen „chriſtlichen” Färbung nur eine
Modifikation iſt, zugrunde geht. Oder ob die Kirche dieſer Gläubigkeit,
die nur die Angelegenheit eines brivat und in vom Staat garantierten
Ordnungen geſichert lebenden Bürgers oder eines ſich von „dieſer Welt”
zurückziehenden Mönches oder Myſtikers ſein kann, entſchloſſen den
kucken kehrt und ſich in ſtrenger theologiſcher Arbeit zu einem neuen
Verſtändnis des Glaubens, ie es die Bibel und die Reformation
haben, hindurcharbeitet. Die Stunde für die Auseinanderſetzung
zwi=
ſchen dem Proteſtantismus und dem modernen Geiſt ift gekommen. Der
Verfaſſer prägt ſcharf aus, wie in der einſeitig vom „Ich” her gedachten
Beherrſchung der Dinge alle Inſtitutionen und Funktionen des
menſch=
lichen Lebens, Ehe und Schule, Kirche und Staat, Wiſſenſchaft und
Wirtſchaft vom Subjekt, vom „Ich” aus gedacht ſind und wie gegen ein
folches Denken nichts hilft, als daß ſein Irrtum, die Sünde dieſes
fal=
ſchen Anſpruchs des „Ich” erkannt wird und die Augen für das „Du”
geöffnet werden. In mit zwingender Logik und in tiefer Erkenntnis
aufgebauten Sätzen kommt Gogarten, im erſten Teil ſeines Buches den
Proteſtantismus, die Kirche und den Glauben der Wirklichkeit
gegen=
überſetzend, zu dem Ergebnis, daß Jeſus die Wirklichkeit des Menſchen
ſo zeigt, wie ſie ſein ſoll. Sie foll das ſein, was er iſt: Dienſt am
Nächſten. Und von ihm wird das ganze Maß deſſen klar, was es in
unſerer Welt der maßloſen Herrſchgier bedeutet, dem Nächſten zu dienen.
Der zweite Teil gibt eine Unterſuchung über das Wort Gottes und
ſeine Beziehung zur Predigt wie über Bibel und Kirche. Die Kirche
ſoll nicht Herrſcherin und Beſitzerin ſein, ſondern Dienerin am Worte
Gottes, und das iſt der einzige wirkliche Unterſchied, der die Kirche von
der Welt trennt, daß die Kirche auf das Wort Gottes hört, das ihr und
der Welt geſagt iſt, das beide, Kirche und Welt, in gleicher Weiſe nötig
haben. — Das Buch iſt ein Bekenntnisbuch und wird zu einem
Erleb=
nis für jeden, der es zu durchdringen trachtet.
Aus Münchens ſchwerſter Zeit. Erinnerungen aus dem
Mün=
chener Hauptbahnhof während der Revolutions= und Rätezeit von
Reichsbahnoberrat Max Siegert in Ingolſtadt. Mit 14
Abbil=
dungen von Originalurkunden. gr. 8. (156 Seiten.) In Umſchlag
geheftet und beſchnitten Mk. 4.—. Verlagsanſtalt vorm. G. J.
Manz in Regensburg. — Da es heuer und im kommenden
Früh=
jahre zehn Jahre werden, ſeitdem ſich im Münchener
Hauptbahn=
hofe ſo viele wichtige Ereigniſſe abgewickelt haben, die bisher in
ihrem Umfange in der Allgemeinheit nie ganz bekannt geworden
ſind, hat der in weiten Kreiſen als „Oberbahnverwalter Siegert”
bekannte damalige Vorſtand des Münchener Hauptbahnhofes ſeine
Erinnerungen aus jener Zeit herausgegeben. Er hebt beſonders
hervor, daß damals an die perſönlichen Eigenſchaften und an die
Nerven jedes Einzelnen die höchſten Anforderungen geſtellt
wur=
den, betont auch die große Anhänglichkeit und Treue, die ihm
ge=
halten wurde und faßt dies alles im Schlußſatze in das hohe Lob
zuſammen: „Alle Hochachtung vor ſolchen Eiſenbahnern!“
Bildende Kunff, Theater, Muſik
Die Kunſt der Renaiſſance in Deutſchland, den Nieberlanden, Frankreich,
England. Von Guſtav Glück. Im Propyläen=Verlag, Berlin.
Die Namen Dürer, Grünewald und Holbein allein würden genügen,
dieſem neuen Band der Propyläen=Kunſtgeſchichte das ganz beſondere
Intereſſe, ſelbſt des breiteſten Publikums, zu ſichern. Iſt doch dieſes 16.
Jahrhundert die ſtolzeſte Epoche der ganzen deutſchen Kunſtgeſchichte.
Wie unendlich vielſeitig, ja univerſal iſt die Tätigkeit Dürers. Wir
lie=
ben ihn, ob er nun Herbes oder Anmutiges, Ungeſtümes oder Zartes
zu ſagen hat. Dieſe Gewalt der Perſönlichkeit ſpricht faſt noch
deut=
licher aus dem zweiten großen deutſchen Renaiſſance=Künſtler, Matthias
Grünewald. Seine wenigen Werke, beſonders der Iſenheimer=Altar,
gehören zu den eindrucksvollſten Bildern, die je gemalt wurden. Neben
11. Dezember 1928
dieſen beiden ſteht Holbein — mit einer bewundernswert leichten 4
herrſchung des Formalen bei aller Wirklichkeitstreue. Hans Baldur
Dürers Freund, iſt ein bedeutſamer Koloriſt von kräftiger Sinnlichke
Altdorfer ein liebenswürdiger Märchenerzähler, Cranach ein leidenſcha
licher, höchſt perſönlicher Künſtler. Auch die Niederlande haben im
Jahrhundert eine Anzahl von nennenswerten Künſtlern aufzuweiſen,
den eigenwilligen Hieronymus Boſch, mit phantaſtiſchen Bildern vol
Spuk und Geſpenſtern und Pieter Bruegel, den glänzenden
Schilde=
des Volksſebens. — Die Bildhauerei der Renaiſſance iſt eine Zeit hol
Blüte. Losgelöſt von der mittelalterlichen Gebundenheit ſchaffen
Veit Stoß, Adam Krafft, Peter Viſcher, Tilman Riemenſchneider u
Altäre, Grabmäler, Einzelfiguren von großer Schönheit, edlem Schwu
und techniſcher Vollendung. So iſt denn dieſer Band der Propylä
Kunſtgeſchichte mit ſeinen etwa 600 Illuſtrationen mehr als ein kur
geſchichtlich intereſſantes Kompendium, nämlich ein Schatzkäſtlein „
deutſcher Art und Kunſt”.
* Von Adalbert bis Zilzer. Geſammelte Theateranekdoten v
Max Ehrlich (Eden=Verlag, Berlin W. 62).
Es ſind unterhaltende Geſchichten aus dem Theaterlek
und von ihnen ſelbſt erzählte Erlebniſſe der Künſtler, die der Verf
ſer in dieſem Buche mit großem Sammeleifer zuſammengetrag
hat. Wir begegnen hier mehr als 60 Künſtlern und Künſtler
nen
Bühnenleben mit ſeinen Leiden und Freuden, ſeinem Humor u
der aus Zufälligkeiten des Künſtlerlebens heraus geborenen er
ſten und heiteren Situationen, die im Leben der Künſtler oft e
entſcheidende Rolle geſpielt haben. Wir ſehen, daß das luſt
Bühnenvölkchen nicht nur die Kunſt, ſondern auch das Lebenr
ſeiner heiteren Seite auffaßt und mit glücklichem Humor ſich ül
alle kritiſchen Situationen hinwegzuſetzen weiß. Das Buch iſt du
zahlreiche Porträts von Künſtlern und Künſtlerinnen, darun
ſolche von Max Reinhardt. Max Pallenberg, Paul Wegener, Pe
Morgan, Max Ehrlich, Käthe Dorſch, Fritzi Maſſary Grete M.
heim und anderen hervorragenden Vertretern und Vertreterinn
der Kunſt in verſchiedenen Rollen und Lebensaltern bereiche
Biographiſche=, Geſchichtliche= und Reiſewerke
Goethes Vater. Sein Leben nach Tagebüchern und Zeitberichten. V
Dr. Rudolf Glaſer. 330 Seiten mit 12 Kupferdrucktfeln.
Leinen 10 Mk., in Halbleder 12 Mk. Verlag von Quelle u. Met
in Leipzig.
Dieſe erſte umfaſſende Biographie Johann Kaſpar Goethes bedeu
eine Ueberraſchung in der Goetheliteratur. Zum erſtenmal wird u
hier der ſeltſame Lebenslauf von Goethes Vatcr gezeichnet, der von 1
Forſchung bisher allzu ſtiefmütterlich behandelt wurde. Einem gli
lichen Umſtand iſt es zu danken, daß Rudolf Glaſer in einem ſeither 1
beachtet gebliebenen Manuſkrixt von Kaſpar Goethes eigener Hand d
Schlüſſel entdeckte, der uns ſein überaus reiches Innenleben und ſein
wahren Charakter erſchließt. Das Buch iſt ein meuſchliches Dokumer
das zeigt, wie eigenartig ſich die Lebensbahn dieſes Mannes geſtalt
hat, der zum Wegbereiter unſeres größten Dichters berufen war. A
ergreifende Echilderung eines Menſchenſchickſals ſollte das Buch zu eine
echten deutſchen Hausbuch werden.
— „Die großen Kataſtrophen” Nach Berichten von
Augenzeuge=
nacherzählt von Eugen Szatmari. Mit 8 ſeltenen Abbildungen. Ve
lag R. Piper u. Co., München. Kart. Mk. 5,50, Leinen Mk. 7
Augenzeugenſchilderungen großer Senſationen ſind, packender a
die meiſten Romane und oft mutet eine ſachliche Darſtellung pyar
taſtiſcher und unwahrſcheinlicher an, als alle gedanklichen Konſtruktioner
In dem vorliegenden Buch wird der Leſer durch die Geſchichte de
großen Kataſtrophen geführt und in 19 ausführlichen Einzeldarſtellunge
werden dieſe jeden in Atem haltenden Geſchehniſſe von dem Erdbebe
in Liſſabon (1755) bis zur Ueberſchwemmung des Miſſiſſippi (1
berichtet.
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Nummer 344
Dienstag den 11. Dezember 1928
Seite 13
Opolt, Shiet und Tarnen.
Fußball im Kreis Skarkenburg.
wei Ueberraſchungen am 9. Dezember. — Die Spitzengruppe
verdichtet ſich.
zermania 03 Pfungſtadt—Sportverein 98 Darmſtadt 1:6 (1:4)
wortverein Münſter—Polizei Darmſtadt 2:6 (0:2)
portverein Mörfelden—Germania Oberroden 3:1 (2:1)
aſſia Dieburg—Viktoria Urberach (Privatſpiel) 3:4 (2:3)
Die Ergebniſſe dieſes Sonntags laſſen aufhorchen. Einen 6:1 des Sportvereins 98 in Pfungſtadt hätten ſich auch die größ=
Darmſtädter Optimiſten nicht träumen laſſen. Sportverein
te das Glück, die Pfungſtädter, die an ſich ſchon ſeit langem
Sorgen um die Mannſchaftsaufſtellung haben, mit noch weit
ſächerer Sturmreihe als gedacht anzutreffen, und ſo war das
el ſchon von vornherein gewonnen. Der Kampf wurde im
zen ganzen einwandfrei, ausgetragen und hatte auch einen
en Unparteiiſchen. Sportverein 98 hat ſich nun einwandfrei
Tabellenführung errungen, hatte dazu aber noch das Glück,
ihm ein unbequemer Rivale wieder etwas abgeſchüttelt wurde.
Darmſtädter Polizei brachte nämlich das Kunſtſtück fertig, in
nſter glatt mit 6:2 zu gewinnen. Gegenüber dieſem Ergebnis
t ſogar das Pfungſtädter Ergebnis zurück. Man braucht nur
bisherigen Ergebniſſe miteinander zu vergleichen, um zu
er=
ten, wie ſtark im Fußball oft alle Möglichkeiten über den
Hau=
geworfen werden. Durch dieſen Sieg hat ſich nun wieder die
izei in den Vordergrund geſchoben, während Münſter etwas
ickbleibt. Als etwa normal darf der Erfolg Mörfeldens über
Germanen aus Oberroden angeſprochen werden.
Der neue Tabellenſtand:
Spiele gew. un. verl. Tore Pkt.
rtverein 98 Darmſtadt
toria Walldorf
ballverein Sprendlingen
izei Darmſtadt
toria Urberach
rtverein Münſter
rtverein Mörfelden
mania 03 Pfungſtadt
mania Oberroden
on Darmſtadt
on Wixhauſen
Weiß/V. f. R. Darmſtadt 10
30:19
29:16
26:20
25:19
28:16
25:21
16:16
25:31
11:19
16:26
18:28
16:34
Wenn nicht alles täuſcht, dürfte die Tabelle in der kommen=
Woche wieder eine kleine Umänderung erfahren, da einesteils
ungen der Kreis=Spruchkammere ſtattgefunden haben, zum
eren gegen ein früheres Urteil dem Vernehmen nach Berufung
n Verbandsgericht eingereicht wurde. Wir werden zur
ge=
enen Zeit darauf zurückkommen.
Kraftſpork.
ſeten=Verein „Vorwärts” Groß=Zimmern—Athl. Sportvereinig. 1888
Mainz 12:8.
Der letzte Sonntag brachte wieder große Creigniſſe des
Ahtleten=
eins „Vorwärts” Groß=Zimmern. Die „Verwärtsmannen” ſowie
di=
einzer” kämpften mit eiſerner Energie um die Kreismeiſterſchaft.
Zte Groß=Zimmern mit 4 Mann Erſatz antieten und waren die
Aus=
m keine guten, ſo iſt es nur dem tapferen Siegeswillen eines jeden
Maunſckaft zu verdanken, daß ſie Mainz mit einem Reſultat ven
abfertigen konnten
Der Athleten=Verein „Vorwärts” Groß=Zimmern iſt ſomit
Kreis=
ter im Ringen der Obecliga des 2. Kreiſes im D.A S.V. von 189:.
rückt in die Grurpenkämpie auf.
Die Kämpfe ſelbſt nahmen einen einwandfreien, guten Verlauf und
iten unter der Leſtung des Herrn Lotz=Dieburg korrelt durihgeführr
den.
Im Fliegengewicht konnte Mainz keinen Vertreter ſtellen und
Poth=
ß=Zimmern wurde kampfſos Sieger 3:0
Im Baatamgewicht ſteht Weier=Groß=Zimmern auf venlorenem
tn und mußte ſogar durch Selbſtverſchulden in der 9. Minute eine
derlage Ainnehmerr 3
Im Federgewicht Weidner=Groß=Zimmern—Schunk=Mainz. Zwei
kampferprobte techniſche Ringer. Jeſoch hatte Schunk etwas
Ringer=
glück und konn e ſich nach 20 Minuten ein kleines Punktplus ſichern 3:5.
Im Leichtgeticht liefert Schönig=Groß=Zimmern gegen Kaſper=
Mainz einen ſchönen Kampf. Schönig war 2 Punkte vor, mußte ſich
jedoh in der 14. Minute eine Niederlage gefallen iaſſen 3:8:
Im Leichtmittelgewicht wurde Krauß=Groß=Zimmern kampflos
Sie=
ger 6:8.
Im Schwermittelgewicht konnte Fröhlich Groß=Zimmern gegen Quick=
Mainz gut gefallen und ſiegte nach 10 Minuten 9:8.
Im Schwergewicht bringt Bernhard=Groß=Zimmern die
Eutſchei=
dung, indem er ſeinen Gegner Eichblatt=Mainz ſchon in der 5. Minute
auf ſeine Europaſchultern brachte. Eichblatt hatte im Vorkampf, wie
ſchen ertvähnt wurde, ſich ſeine Europaſchultern geſchont, und hier hat
e2 Bernhard quittiert.
Somit iſt Groß=Zimmern Sieger 12:8.
Das Luftſchiff „Graf Zeppelin” iſt Inhaber des Diſtanzweltrekords
mit 6384,500 Kilometer.
Mit 13:0 gewann die Hockeymannſchaft der Univerſität Köln in
Rouen gegen eine dortige Stadtmannſchaft.
Saupnchriitletfüng. Rupoif Maupr
Verantworſiich für Polltik und Wiriſchaft: Rudolf Maupe: für Feuilleten, Neich und
Ausland und Heſſiſche Nachrichten: Max Streeſe; für Sport: Dr. Eugen Buhimann;
für den Handel: Dr. C. H. Quetſch; für den Schlußbienſt: Andreas Beuer; für
„Die Gegenwart”: Dr. Herbert Neite; für den Inſeratenteil: Willp Kuhle; Drug
und Verlag: L. C. Wittich — ſämtlich in Darmſtadt
Für unverlangte Manuſkrivte wird Garaniſe der Rückſendung aicht Übememmen.
Anoſantgrogenmie.
Frankfurk.
Dienstag, 11. Dez. 6.30: Gymnaſtik. o 13.30: Funkorch.:
Mittagsſtändchen. O 15.05: Jugendſtunde, Lehrer K. Stricker:
Das Eichhörnchen. Der Habicht. 16.35: Stuttgart: Funkorch.:
Konzert. O 18.10: Kaſſel: W. Eggert: Dichtung der Stadt. 8 18.30:
Funkhochſchule. Gertrud Maas: Geſundheitsfürſorge und
Familien=
fürſorge. S 19: Frankfurter Opernhaus: „Aida”, Oper von Verdi.
Stuftgatk.
Dienstag, 11. Dez. 10.30: Schallplatten. 12.30: Scha.piatten.
S 13.30: Nachrichten. O. Anſchl.: Schallplatten. 15.45:
Frauen=
ſtunde. Meta Dieſtel: Weihnachtslieder mit unſeren Kindern.
8 16.35: Konzert. Zum 125. Geburtstag von Hector Berlioz. Mitw.;
Margarete Wetter. Funkorch. O 18: Nachrichten ſüdd. Funkvereine.
6 18.15: Prof. Beutel: Die Sonne. O 18.45: Prof. Nagel: Zum 125.
Geburtstag von Hector Berlioz. o 19.15: Gerichtspräſident Dr.
Cruſen, Danzig: Die Verfaſſung Danzigs (Zur Danziger
Aus=
ſtellung in Stuttgart). 19.45: Guſtav Moſhack: Mein Freund
will nach Amerika auswandern. 20.15: Funkreportage: Beſuch
bei der Stuttgarter Feuerwache. Reporter: Fred Höger. o Anſchl.:
Johannisfeuer. Schauſpiel in vier Aufzügen von Herm. Sudermann.
Spielleitung: E. Stockinger. Perſ.: Vogelreuter, Gutsbeſitzer; ſeine
Frau; Trude, beider Tochter; Georg von Hartvig, Baumeiſter,
Vogelreuters Neffe; Marike, genannt Heimchen, Pflegetochter in
Vogelreuters Haus; die Weſzkalene: Haffke, Hilfsprediger: Plötz,
Inſpektor; die Mamſell; eine Dienſtmagd. Zeit der Handlung:
Ende der achtziger Jahre. Ort: Das in Preußiſch=Litauen
ge=
legene Gut Vogelreuters. O Anſchl.: Nachrichten. O Anſchl.:
Mann=
hein: Spätkonzert. Ausf.: Sofie Selzmann (Klavier). Ledtner:
Märchen m G=moll und F=moll. — Skriabin: Zwei Etuden in Fis=
und Ges=dur: Poem; Deſir, Caroſſe danſee. — Feinberg: Prelude;
Fantaſie. — Strawinsky: Serenade; Hymne; Romanze:
Rondo=
lette; Cadenza. — Vogel: Etude=Toccata. — Prokofieff: Marſch
aus der Oper „Die Liebe zu den Orangen”.
Berlin.
den Landwirt. o 15.30: Prof.
Dienstag, 11. Dez. 12.3
Dr. Marcuſe: Der Sternhimmel im Monat Dezember. 16:
Bücher=
ſtunde. S 16.30: „Die Falſchmünzer”, Roman von Andre Gide.
Einl. Worte: Fritz Landsberger. o 17: Harmonium=Vorträge. Fritz
Ohrmann. o 15.30: Unterhaltungsmuſik. Artur Guttmanns
Sin=
foniker. O 19: Dr. Grabowsky: Der Stand der Balkan=Frage,
S 19.30: Prof. Dr. Wegener: Die Polarforſchung. (Der Kampf um
den Nordpol. O 20: Abendunterhaltung. Mitw.: Lore Braun, P.
Graetz. O 20.50: Muſik der Gegenwart. Einl. Worte: Rud. Kaſtner.
Bentzon: Variazioni interrotti (Erſtaufführung). Konzertm. Maurits
van den Berg (Violine), W. Fiala (Viola), Konzertm. J. Berger
(Violoncello), Herm. Schrader (Klarinette) und W. Ruff (Fagott).
21.30: Der Journaliſt ſpricht. Am Mikrophon: H. Taſiemka,
2. Anſchl.: Preſſe=Umſchau des Drahtloſen Dienſtes. Anſchl.;
Tagesnachrichten.
Deutſche Welle. Dienstag, 11. Dez. 10.15: Nachr. 6 12:
Franzö=
ſiſch für Schüler. o 13.30: Berlin: Nachrichten. S 15:
Jugend=
baſtelſtunde. E. Drechſler: Wir bauen einen Verſtärker. o 15.30:
Wetter und Börſe. o 15.40: Frauenſtunde. Carola Herſel: Etwas
vom Schenken. 6 16: Dr. Prwat: Die pädagogiſche Provinz und
die deutſche Dichtung von Herder bis Lienhard. S 16.30: Leipzig:
Bunter muſikaliſcher Nachmittag, 17.30: Prof. Dr. Baſchin:
O 20: Konzert. Leoncavallo: Prolog aus „Bajazzo‟. — Senaro:
„Te quiero morena” (Ich liebe dich, du Braune) aus „Truſt de los
Tenoris” Celeſtino Sarobe (Bariton) von der Mailänder Scala.
— Beethoven: Variationen über das Thema „Bei Männern, welche
Liebe fühlen” — Schumann: Drei Stücke im Volkston. Gregor
Piatigorsky (Cello). — Baskiſches Lied. Volkslied. — Tirindelli:
A te — Ate (Für dich, für dich). — Verdi: Arie aus „La
Traviata‟. — Samartini: Sonate. — Rachmanfnow: Vokaliſe,
ſchl.: Aus der Kaiſer=Wilhelm=Gedächtniskirche: Orgelmuſik. Prof,
Heitmann. Werke von Pachelbel, Murſchhäuſer, Buxtehude Brahms,
Prätorius, Bach. O Anſchl.: Preſſenachrichten. S 22.45:
Bildfunk=
ders Käuasmſt
verſuche des
Welkerbericht.
Das Islandtief hat beträchſtlich an Ausdehnung gewonnen und im
Weſten bereits ſtärkeren Barometerfall verurſacht. Während faſt in ganz
Deutſchland die Temperaturen noch weiter geſunken ſind und heute
mor=
gen faſt überall unter Null lagen, hat die Islandſtörung über den
briti=
ſchen Inſeln eine weitere Erwärmung von 4—6 Grad gebracht. Die
warmen Luftmaſſen an der Vorderſeite werden auch in unſerem Gebiet
einen Temperatur= und Witterungsumſchlag herbeiführen. Dabei treten
die Niederſchläge, die beim Aufgleiten der warmen Luftmaſſen an den
vorgelagerten kalten entſtehen, zunächſt vielfach in Form von Schnee auf.
Ansſichten für Dienstag, den 11. D=zember: Abnahme des Nachtfroſtes
und Uebergang zu milderem, meiſt bedecktem Wetter mit
Nieder=
ſchlägen, anfänglich als Schnee, ſpäter in Regen übergehend.
Ausſichten für Mittwoch, den 12. Dezember: Unter wechſelnder
Bewöi=
kung noch zeitweiſe Niederſchläge, Temperaturen über Null.
berg
Taunus Waſſ.=
Kupp= Feld=
berg
Schwarz=
wald Zug=
ſpitze Kahler
Aſten Fich= Schnee=
ſtelberg) koppe Wetter klar bedeckt bedeckt Nebel Nebei wolkig Temperatur (”C. — —3 —8 Wind SO, SS0, OSO, 2= 0s0, Niederſchlag mm) Schneedecke (cm) 54 72
Die heutige Nummer hat 16 Seiten.
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1. der Kiosk am Schloß,
2, der Kiosk an der Poſt,
3. der Kiosk am Ständehaus.
der Kiosk an der Hochſchule,
2. der Kiosk am Ballonplatz,
6, der Kiosk am Rheintor,
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Nummer 344
Dienstag, den 11. Dezbr.
Reichsmünzenprägung im November. Die Tätigkeit der deutſchen
Münzſtätten beſchränkte ſich im November 1928 auf die Ausprägung von:
10 537 875 RM. ſilberne Fünf=Reichsmarkſtücke, 3 330 136 RM. Fünfzig=
Reichspfennigſtücke aus Nickel und 37 044 RM. Ein=Reichspfennigſtücke
aus Kupfer. Unter Berückſichtigung der wieder eingezogenen
Münz=
beträge verbleibt am Ende des Monats November folgender Beſtand an
deutſchen Scheidemünzen: 218 662610 RM. Fünf=Reichsmarkſtücke,
153 674 556 RM. Drei=Reichsmarkſtcke, 199 981 142 RM. Zwei=
Reichs=
markſtücke und 233 01 955 RM. Ein=Reichsmarkſtücke aus Silber;
weiter=
hin 54 897 615 RM. Fünfzig=Reichspfennigſtücke aus Nickel; ſowie
8852 631 RM.; Fünfzig=Reichspfennigſtücke, 57 183 364 RM. Zehn=Pfg.=
Stücke und N 680894 RM. Fünf=Reichspfennigſtücke aus
Aluminium=
bronze; ſchließlich 4 999 660 RM. Zwei=Reichspfennigſtücke und 3 380 417
RM. Ein=Reichspfennigſtücke aus Kupfer.
Die Zuckerzollerhöhung vom Reichsrat angenommen. Der
Reichs=
rat nahm in ſeiner öffentlichen Vollſitzung vom Montag mittag die
Vor=
lage über die Zuckerzollerhöhung an. Die Vorlage ſieht eine Erhöhung
des Zuckerzolles von 15 auf 25 Mark für den Doppelzentner vor. Die
Zollerhöhung ſoll jedoch nur ſo lange in Kraft bleiben, wie an der
Magdeburger Börſe im Durchſchnitt eines Kalendermonats die
Preis=
notiz für Rohzucker nicht über 21 Mark ſteigt.
Der Geſchäftsbericht der Hanomag. Die zum Röchling=Konzern
ge=
hörende Hannoverſche Maſchinenbau A.=G. vorm. Georg Egeſtorff,
Han=
nover, legt ihren Bericht für das am 30. Juni 1928 beendete
Geſchäfts=
jahr vor. Es ergibt ſich ein Verluſt von 5 096 622 RM. nach einem
vorjährigen Reingewinn von 291 431 RM. Der Generalverſammlung
am 20. Dezember wird vorgeſchlagen, die bei einem Aktienkapital von
14 466 600 RM. mit 6 465 086 RM. dotierte geſetzliche Rücklage zur
Til=
gung des Verluſtes auf 1 368 463 Mill. RM. zu vermindern. Im neuen
Jahre ſeien nennenswerte Aufträge nicht hereingekommen. Die
vor=
liegenden Orders ſichern eine mäßige Beſchäftigung bis zum Frühjahr.
Betriebseinſchränkungen in einem oberheſſiſchen Induſtriewerk. Die
Chamotte=Fabrik Scheidhauer u. Gießing in Mainzlar bei Gießen hat
geſtern ihren Graphitſteinbruchbetrieb bei Daubringen ſtillgelegt und
die Belegſchaft entlaſſen. Der Grund zu dieſer Maßnahme iſt in den
Nückwirkungen des Arbeitskampfes im Ruhrgebiet zu ſehen, der auf die
Materiallieferungen des Unternehmens von ſtarkem Einfluß war. Im
Hinblick auf die wirtſchaftlichen Schwierigkeiten der Gegenwart hat das
Unternehmen kürzlich ſchon eine Anzahl Arbeiter entlaſſen müſſen und
Kurzarbeit eingeführt.
Die Leipziger Meßmieten im Frühjahr 1929. Die beim Rat der
Stadt Leipzig beſtehende Schiedsſtelle für Meßſachen, die aus
Ver=
tretern der Vermieter ſowie der Ausſteller (Mieter) paritätiſch
zuſam=
mengeſetzt iſt, hat in ihrer letzten Sitzung die Mietpreiſe für die
Früh=
jahrsmeſſe 1929 feſtgeſetzt; ſie betragen in Meßhäuſern der Sonderklaſſe
32.50 RM., Klaſſe 1 26.25, Klaſſe 2 22.90, Klaſſe 3 19.35 und auf der
Freifläche 8.75 pro Quadratmeter. Für diefenigen Firmen der
tech=
niſchen Meſſe, die ſich nur an den Frühjahrsmeſſen beteiligen, beträgt
der Preis in der Sonderklaſſe 56.75 RM., Klaſſe 1 44 25, Klaäſſe 2 38.50,
Klaſſe 3 32.80 und auf der Freifläche 14.75 RM. pro Quadratmeter.
Die Berliner Metallnotierungen vom 10. Dezember ſtellten ſich für
Elektrolytkupfer, prompt eif Hamburg, Bremen oder Rotterdam (
Nodie=
rung der Vereinigung für die Eliktrolytkupfernotiz) 151,50 RM. — Die
Notierungen der Kommiſſion des Berliner Metallbörſenvorſtandes (die
Preiſe verſtehen ſich ab Lager in Deutſchland) für prompte Lieferung
und Bezahlung) ſtellten ſich für Originalhüttenaluminium, 98= bis 99proz.,
in Blöcken, Walz= oder Drahtbarren 190 RM., desgl. in Walz= oder
Drahtbarren 99proz. 194 RM.; Reinnickel, 98= bis 99proz. 350 RM.,
An=
timon Regulus 84—87 RM., Feinſilber (1 Kilogramm fein) 78.00 bis
79.50 RM.
Die Verliner Metalltermine vom 10. Dezember ſtellten ſich für
Kupfer: Januar 136.50 (137.50), Februar 136.50 (137.75), März
136.75 (137.25), April 137.00 (137.25) Mai und Juni 137.25 (137.50), Juli
und Auguſt 137.25 (137.75), September 137.50 (137.75), Oktober und
November 137.50 (138.00), Dezember 136.75 (137.50). Tendenz: ſtill.
Für Blei: Januar 42.50 (43.50), Februar und März 42.75 (43.25),
April 43.00 (43.25), Mai und Juni 43.00 (43.50), Juli bis Oktober 43.25
(43.50) Nobember 43.25 (43.75), Dezember 42.50 (43.50). Tendenz: ruhig.
— Für Zink: Januar und Februar 52,75 (53.50), März und April
53.00 (53.50), Mai und Juni 52.75 (53.25), Juli 52.75 (53.50), Auguſt bis
Oktober 53.00 (53.75), November 53.00 (54.00), Dezember 52.00 (54.00).
Tendenz: ſtill. Die erſten Zahlen bedeuten Geld, die in Klammern Brief.
Die Metallnotierungen an der Londoner Börſe vom 10. Dezember
ſtellten ſich für Kupfer: (Tendenz: unregelmäßig) Standard per
Kaſſe 68½/ᛋ—68½, drei Monate 68½—68 zs, Settl. Preis 68½, Elektro=
Iyr 7434—75½, beſt ſelected 7234—74, ſtrong fheets 98, Elektrowirebars
75½; für Zinn: (Tendenz: unvegelmäßig) Standard per Kaſſe 225½
bis 225¾, drei Monate 223½—22334, Settl. Preis 225½; Banka (inoff.)
226, Straits (inoff.) 22534; für Blei: (Tendenz: feſt) ausländ. prompr
und Settl. Preis 21½, entf. Sichten 211/4e; für Zink: (Tendenz:
unregelmäßig) gewöhnl. prompt und Settl. Preis 26½, entf. Sichten
26½. — Inoffizielle Notierungen: Aluminium für Inland
95, für Ausland 100; Antimon Reg., engl. Erzeug.Preis 59½—60, chineſ.
per 36½—36½; Queckſilber 22½—2234, Platin 15½, Wolframerz 19,
Nickel für Inland und Ausland 175, Weißblech 18½, Kupferlſuphat 26½
bis 27, Clevland Gußeiſen Nr. 3 66.
Maunheimer Produktenbericht vom 10. Dezember. Die Tendenz
war ruhig bei behaupteten Preiſen. Feſt lagen nur Mais und
Futter=
mittel. Weizenmehl um weitere 25 Pfg. ermäßigt. Man verlangte für
die 100 Kilo ohne Sack waggonfrei Mannheim in RM.: Weizen inl.
23.50, ausl. 26.25—28, Roggen inl. 22.50, Hafer inl. 22—23.25, ausl.
23.25—24, Braugerſte, badiſche, heſſiſche und württembergiſche 25—25.50,
pfälziſche 26—26.50, Futtergerſte 20—22, Mais mit Sack 22.75—23, ſüdd.
Weizenmehl (Spezial Null) 32, ſüdd. Roggenmehl je nach Ausmahlung
29.50—32, Kleie 13.75.
Frankfurter Produktenbericht vom 10. Dezember. Die Frankfurter
Getreidebörſe lag ruhig. Die Preiſe waren unverändert, nur
Weizen=
mehl gab um 25 Pfg. nach. Es notierten je 100 Kilo: Weizen 22.75,
Roggen 22, Sommergerſte 23.75—24, Hafer 22.75—23.25, Mais 22.25,
Weizenmehl 32.50—33, Roggenmehl 29.25—30, Weizenkleie 13.75—13.85,
Roggenkleie 14.25—14.50, Erbſen 35—62, Linſen 65—105, Heu 12—13,
Weizen= und Roggenſtroh, drahtgepreßt 4.50, dito geb. 4, Treber 20.50
bis 20.75. — An der Kartoffelbörſe war die Tendenz ſehr ruhig. Es
notierten Induſtrie hieſiger Gegend 3.10.
Berliner Produktenbericht vom 10. Dezember. Die die Vorwoche
beherrſchende Ruhe überträgt ſich auch wieder zu Wochenbeginn auf
den Berliner Getreidehandel. Vom Inland waren genügend
Weizen=
offerten abgegeben, doch beſtand wenig Kaufintereſſe. Die ſchwach
ver=
ſorgten Mühlen ſind wegen der ſchwierigen Lage im Mehlgeſchäft
vor=
ſichtig. Im Lieferungshandel waren die erſten Kurſe unverändert.
Auch die Umſätze in Roggen halten ſich in engen Grenzen. Einige
Be=
gleichungen für laufenden Monat ließen Dezember etwas ſchwächer
er=
öffnen, im übrigen waren aber die Notierungen behauptet. Hafer wird
mehr angeboten, als zu verkaufen iſt. Gerſte und Mais ſtill, Mehl für
den hieſigen Konſum ohne Umſatz.
Mannheimer Vieh= und Pferdemarkt vom 10. Dezember. Zum
heu=
tigen Viehmarkt waren zugeführt und wurden die 50 Kilo
Lebend=
gewicht je nach Klaſſe gehandelt: 183 Ochſen, 34—57; 133 Bullen, 32—51;
259 Kühe, 18—50; 326 Färſen, 38—58; 604 Kälber, 50—78: 50 Schafe,
45—47; 3390 Schweine, 62—80; 9 Ziegen, 12—24; 162 Arbeitspferde,
pro Stück 800—1600 Mk.; 76 Schlachtpferde, pro Stück 20—100 Mk.
Marktverlauf: Mit Großvieh und Kälbern lebhaft, geräumt; Schweine
mittelmäßig, geräumt; Arbeits= und Schlachtpferde ruhig. Nächſter
Pferdemarkt Donnerstag, den 27. Dezember.
Frankfurter Viehmarkt vom 10. Dezember. Aufgetrieben waren
1642 Rinder, darunter 320 Ochſen, 90 Bullen, 746 Kühe, 486 Färſen,
544 Kälber, 250 Schafe und 5180 Schweine. Der Auftrieb war um 209
Rinder größer und um 3 Kälber, 36 Schafe und 348 Schweine geringer
als am letzten Montag. Die Preiſe erlitten bei Rindern keine
Ver=
änderung, Kälber notierten 4—6 Mark höher, ebenſo Schweine um
1—2 Mark. Marktverlauf: Rinder ruhig, geringer Ueberſtand, Schweine
rubig, geringer Ueberſtand, Kälber und Schafe ruhig, ausverkauft.
Preiſe für 1 Zentner Lebendgewicht: Ochſen a1 53—57, d2 48—52, 51
42—47, Bullen a 48—51, b 42—47, Kühe a 42—46, b 35—41, C 30—34,
22—28, Färſen a 54—57, b 48—53, C 42—47, Kälber b 68—73, c 62—67,
d 54—62, Schweine a 74—77, b 75—78, c 67—78, d 76—78, e 70—73.
Fleiſchgroßhandelspreiſe: Ochſenfleiſch I 85—93, II 75—85, Bullenfleiſch
78—83, Kuhfleiſch II 58—68, Kuhfleiſch III 33—50, Kalbfleiſch II 90—100,
Hammelfleiſch 90—98, Schweinefleiſch 1 90—96, Gefrierfleiſch (Nindfleiſch)
Vorderviertel 52, Hinterviertel 58, Geſchäftsgang ſchleppend. Der
Schweinemarkt am 24. Dezember fällt aus, am 27. Dezember Schweine=
und Fleiſchgroßmarkt, am 28. Dezember Hauptmarkt für Kleinvieh und
Fleiſchgroßmarkt, am 31. Dezember Hauptmarkt (Großvieh),
Neben=
markt für Schweine, Kleinvieh und Fleiſchgroßmarkt. Ab 3. Januar
1929 finden die Märkte wie bisher ſtatt.
Frankfurt a. M., 10. Dezember.
Die Börſe eröffnete zum Wochenbeginn weiter in ſchwacher Hiltung.
Die ungünſtigen Meldungen aus New York, ſewie das Fehſen von
größeren Kaufaufträgen veranlaßten die Spekulauon zu größeren
Ab=
gaben. Immerhin blieb der geſamte Geſchäftsumfang erheblich geringer
al3 zum Wochenende. Gegenüber der außerordentlich ſchwachen
Spät=
nadbörſe vom Samstag, an der beſenders große Abgaben aus Berlin
beobachtet tvurden, zeigten die Kurſe zum Teil eine kleine Erholung,
blieben aber im allgemeinen nicht unerheblich hinter dem
Samstags=
ſchluß zurück. Gegen dieſen bedeuteten die Eröffnungskurſe von
Reichs=
bank und Bergmann Verluſte von 7—8 Prozent, bei den Elektrowerten
etwa 3 Prozent. Auch der Montanmarkt lag auf die Ausführungen in
der G.V. von Klöckner über die ſchweren Belaſtungen des Bergbaues
unter ſtarkem Druck. Farben ſetzten et as über den tiefen
Nachbörſeu=
kurſen am Samstag ein, lagen aber dann recht ſhvankend.
Schiffahrts=
werte blieben weiterhin vernachläſſigt, auch Zellſtofflverte waren um gut
2. Prozent ſchwächer. Adlerwerke, in denen ein Kurseinbruch bis auf
S4 Brief erfolgt war, ſtellten ſih wieder auf 90 G. Holzverkohlung 1½,
Süidzucker, Wayß u. Freytag und N.S.U. nur geringfügig ſÜpächer.
Im weiteren Verlaufe blieb die Börſe unruhig, ohne daß es zu einer
weſentlühen Geſchäftsbelebung gekommen wäre. Der Rentenmarkt war
ſchwächer. Debiſen waren unverändert, der Dollar 4,1965, Tagesgeld
7 Prozent.
Nach dem an der Mittagsnachhörſe nochmals einſetzenden
Farben=
kursſturz ſteigerten an der Abendbörſe Deckungen den Kurs um üiher
3 Prozent. Das Gefchäft beſchränkte ſich ſonſt nur auf die Hauptwerte
des Elektromarktes und einige Spezialpapiere. Schuckert waren etwa
1,75 Prezent erholt. Im übrigen um ½—1 Prozent fiſſter. Banken
und Schiffe lagen bei geringfugigen Erhöhungen freundliher.
Montan=
werte weiterhin ſtill, Nenten ohne Umſatz. Im einzelnen nannte man:
Commerzbank 192. Danatbank 280,5, Deutſhe Dank 170½, Ilſe Bergbau
235, A. EG. 193, Zidennſtalt 190, Clektr. Licht u. Kraft 254,75,
Far=
ben 264½, Lahmeher 179,5, Schuckert 255,5, Siemens u. Halske 424,
Deutſch= Linoleum 343,75, Neichsbank 330,25.
Berlin, 10. Dez.
Am heutigen Wochenbeginn hatte die Börſe bei Eröffnung des
offi=
ziellen Verkehrs ein weſentlich beruhigteres Ausſehen bei im Gegenſatz
zu der flauen Haltung des vorbörslichen Verkehrs etwas freundlicherer
Tendenz. Nach Feſtſetzung der erſten Kurſe ſchwächte ſich auf
Spekulationen die Tendenz allgemein ab. Da von faſt allen
aus=
ländiſchen Börſenplätzen einheitlich matte Tendenzmeldungen vorlagen
und man außerdem auch Zwangsverkäufe beobachtet haben wollte, hielt
die ſchwache Haltung bis zum offiziellen Börſenſchluß an.
Bemerkens=
wvert iſt, daß das Ausland keinerlei Verkaufsaufträge erteilt hatte. Die
Schlußkurſe ſtellen durchweg die tiefſten Tageskurſe dar. Nachbörslich
ſetzte ſich die Abſchwächung fort.
197.— 10 12
191 625 Hirſch Kupfer. . 8. 12.
ſ44o 10. 12.
137 Augsb.=Nürnb. Ma 98.5 99. — Höſch Eiſen
127.6251124.— Bafalt. 64.75 63.5 Kohenlohe Werke. 86.5 82.5 Bergmann 242.5 2325 Kahla Porzellan . . 120.— 118 5 Berl. Karlsruhe Ind. 71.75 Kali Aſchersleben . . 284.— 280.— Berl. Hand.=Geſ. 288.— 233.— Salzdetfurth .. 506 5 Bo3.5 Braunkohl. Briketts 165.75 163.5 We” eregeln 287.— 281.— Bremer=Wolle. 223.— 223.— Lindes Eismaſch. . . 173.— 172.— Danatbank . . 294.— 291.25 L. Loewe & Co. ſe48.75 22—— Deutſche Bank. 152.25 170.— Lingel Schuh. 47.25 45.75 Diskontogeſ. . 161.75 161.— Mannesmann Rölren 12375 121.75 Dresdner Bank 171.5 171.75 Niederlauſitzer Kohle 156 25 157 5 Deutſche Maſchinen. 47.5 46.75 ordd. Loyd.
140.— 138.5 Deutſche Erdöl" 138.25 136.25 Orenſtein 102. 101.5 Deutſche Petroleum 87.— 87.— Polyphon 460.25 452.— Dynamit Nobel. 128.75 124.5 Rütgerswerke 1194.87! 103.5 Elektr. Lieferung
J. G. Farben. 185.5 182.75
273. (264 125 Sachſentverke.
Siemens Glas H139.— 132.75
159.— Gelſenk. Berg. 122.5 118.75 Ver. Glanzſtoff 550.25 545.— G. f. elektr. Untern. 271.5 268.— Ver. Stahlwerke 92.5 91.25 Han. Maſch.=Egeſt. 46.5 45.625 Volkſtedter Porzella 59.— 58.25 HanſaDampfſch. 180.25 178.— Wanderer Werke . . 14.5 112.25 Hapag. 142.5 140.— Wiſſner Metall 159.5 158.— Harpner. 134.75 1132.— Wittener Gußſtahl. 48.— 48.— Hemoor Zement . . 275.5 275.75
I.
Helſingfors..
Wien. . .
Prag
Budapeſt
Sofia.
Holland
Oslo ..
Kopenhagen.
Stockholm.
London.
Buenos Aire
Netv York ...
Belgien. . . . ..
* Chicago, 10. Dez (Priv.=Tel.)
Weizen: Der Markt nahm einen durchweg ſchwächeren Verlauf auf
größere Zufuhren und günſtige Wetterberichte. Die Golfverſchiffungen
waren erheblich kleiner, als erwartet.
Mais: Die Tendenz wurde beſtimmt durch erhebliche Zufuhren,
ſchwächere Meldungen von den ſüdweſtlichen Märkten und niedrigere
Kabel aus Liverpool und Buenos Aires, während die Exportnachfrage
enttäuſchte.
Roggen: Weſtliche Häuſer nahmen in März= und Mai=Ware
Ab=
gaben vor. Die Exportnachfrage war nur gering, wodurch die Preiſe
nachgaben.
Hafer: Der Markt ſtand unter dem Einfluß des guten Wetters und
der erheblichen Dezember=Anlieferungen.
* New York, 10. Dez. (Priv.=Tel.)
Baumwolle: Die Preisſchwankungen hielten ſich in engen Grenzen
Anfänglich erfolgten weitere Liquidationen auf die am Samstag be
kannt gewordene baiſſegünſtige Ernteſchätzung und die ſchwächeren
ausländiſchen Kabel. Auf dem ermäßigten Preisniveau wurden dann
Käufe des Handels und Rückkäufe beobachtet.
Kaffee: Die Preiſe zogen heute weiter an, da Deckungen erfolgten
und auch die europäiſchen Firmen zu Käufen ſchritten. Gegen Schluf
ſetzten teilweiſe Realiſationen ein.
Zucker: Am Rohzuckerterminmarkt war das Geſchäft klein.
Zu=
nächſt erfolgten Deckungen per Dezember=Termin. Vereinzelt wurden
dann Liquidationen vorgenommen und der Handel tätigte mehrmals
Käufe in Lokoware gegen Abgaben in entfernteren Terminen.
Es notierten nach Meldungen aus Chicago am 10. Dez.
Getreide. Weizen: Dez. 114½4, März 118½, Mai 120½
Mais: Dez. 22½, März 85½, Mai 883;, Hafer: Dez. 47½, März
47½, Mai 4734; Roggen: Dez. 39½, März 102½, Mai 10478.
Schmalz: Dez. 10,95, Jan. 11,55, März 11,80, Mai 1205
Fleiſch. Rippen: Dez. 10,40, Jan. 10,65; Speck, loko 1050
leichte Schweine 8,25 bis 8,70, ſchwere Schweine 8,48, bis 8,75.
Schweinezufuhren: Chicago 65 000, im Weſten 205 000.
Baumwolle: Dezember 19,80, Januar 19/07.
Es notierten nach Meldungen aus NewYork am 10. Dez.
Getreide. Weizen: Rotwinter 155½, Hartvinter 131¾
Mais, neu ang. Ernte 96½; Mehl, ſpring wheat clears 5,75 bis
6,00; Fracht: nach England 3—4 Schilling, nach dem Kontinen
16 Cents.
Schmalz. Prima Weſtern, loko 11,70; Talg, extra, loſe 9½
Kakao. Tendenz: feſt; Umſatz in Lots: 132: Loko 10½
Dezember 10,25, Januar 10,35, Februar 10/44, März 10,59
April 10,72. Mai 10,85, Juni 10,94, Juli 11,03, Auguſt —,
Sep=
tember 11,25.
Kleine Wiriſchaftsnachrichten.
Bei der am 10. Dezember ſtattgefundenen Wahl zum Frankfurter
Börſenvorſtand wurden wiedergewählt die Herren: Moritz v. Metzker,
Direktor Hermann Malz, Moritz Feibel, Emanuel Fürth, Walter
Mel=
ber, Direktor L. Deutſch und Otto Hirſch.
In Berlin laut gewordene Gerüchte, daß die General Motors
u. Co. zum 1. 3. 1929 die Opel A.=G. übernimmt, werden von der
Ver=
waltung von Opel als „haltloſe Kombination” bezeichnet.
Die Generalverfammlung der Zellſtoff=Fabrik Mannheim=Waldhof
genehmigte einſtimmig die Erhöhung des Kapitals um 10,7 Mill. RM.,
und zwar durch Ausgabe von 1000 Stück auf den Namen lautende
7prozentige kumulative zu 115 Prozent rückzahlbare Vorzugsaktien
Lit. A mit Gfachem Stimmrecht über je 70 RM. und 100 000 RM. auf
den Inhaber lautende Stammaktien über je 100 RM.
In einer Entſchließung halten die Direktoren der ſchwediſchen,
nor=
wegiſchen und däniſchen Notenbank es für wünſchenswert, daß die
nor=
diſche Münzkonvention in bezug auf Goldmünzen möglichſt bald wieder
voll in Kraft trete. Die Frage der Banknoteneinlöſung in Goldmünzen
oder in Goldbarren ſei für eine endgültige Löfung im Augenblick noch
nicht reif.
Die deutſchen Produzenten werden auf der am 13. Dezember
ſtatt=
findenden Quartalsſitzung der Internationalen Rohſtahlgemeinſchaft
wahrſcheinlich für das erſte Quartal 1929 eine Erhöhung der ihnen
zu=
ſtehenden Produktionsquote verlangen mit der Begründung, daß nach
den Vertragsbeſtimmungen die Entſchädigungen für
Produllionsaus=
fälle infolge von Arbeitsſtreitigkeiten auf einen beſtimmten Betrag
be=
ſchränkt ſeien.
Wie aus Brüſſel gemeldet wird, verlautet aus gut unterrichteter
Quelle, daß die Erdölbohrungen in der Provinz Hainaut in der Nähe
von La Louviere von Erfolg gekrönt waren. Spezialiſten verſchiedener
Nationalität ſind der Meinung, daß es ſich um ein wichtiges
Petroleum=
feld handelt. Es iſt beabſichtigt, Bohrungen auf 1000 und 1200 Meter
mit gewaltigen, von deutſchen Spezialfirmen gelieferten Bohrmaſchinen
vorzunehmen.
Wie aus Paris gedrahtet wird, ſind die Verhandlungen zwiſchen
den franzöſiſchen, belgiſchen und luxemburgiſchen Roheiſenwerken wegen
Verlängerung des am 31. Januar 1929 ablaufenden
Gemeinſchaftsver=
trages um zwei Jahre noch im Gange. Eine Einigung wurde bisher
nicht erzielt, da die Franzoſen eine Quotenerhöhung um 8 Prozent
fordern.
Von der Schweizeriſchen Kreditanſtalt und der Eidgenöſſiſchen
Bank A.=G. wurde die Zulaſſung der 19,8 Mill. RM. Aktien Lit. A der
Frankfurter Allgemeinen Verſicherungs=Geſellſchaft, Frankfurt a. M., zur
Züricher Börſe beantragt. Die erſte Notiz ſoll am 12. ds. Ms. erfolgen.
Frankfurter Kursbericht vom 10. Dezember 1928.
6% Dtſche.
Reichs=
anleibe von 192
6% Baden
Frei=
ſtaat von 1927..
6% Bay, Freiſtaat
von 1927 ..
6% Sachſen
Frei=
ſtaat von 1927..
7%
ThüringerFrei=
ſtaat von 1927.
Dtſche. Anl.
Auslo=
ſungsſch. +
Ablöſungsanleih.
Dtſche. Anl.
Ablö=
ſungsfch. (Neub.
Dtſche.
Schutzge=
bietsanleihe. . . .
8% Bad.=Bad. v. 26
60 Berlin v. 24...
8% Darmſtadt v. 26
Frkf. a.M. v. 26
7% Mainz v. 26..
80 Mannh. v. 26.
8% Nürnberg v. 2
8% Berl. Hyp.;B1.
6% Frkf. Hyp. Bk.
Pfbr.,
88 Heſſ. Landesb
7%6 Kom.
Landes=
bank Darmſtadt.
Mein. Hyp. Bk.
80 Pfälz. Hyp.Bk.
8% Preuß. Ctr.=
Stadtſchaft. . .
87.5
78.25
79.3
83.25
52.65
14.5
6.02
94.5
79
93.5
86.75
92.5
94
97.5
97.5
97.5
97.25
89
85
93.8
84.75
81
98
97
80 Rhein. Hyp.=B!
8% Rhein.=Weſtf=
Bd.=Credit ... . .
80 Südd. Bod.-
Cred.=Bank ....
3% Württ. Hyp.=B.
Dt. Komm.
Sam=
mel=Ablöſ.=Anl.
+ Ausl. Ser. I
*
Ser, II
6% Daimler Benz
von 27.... .."
8% Klöckner=Werke
Berlin v. 26.. .
7% Mainkrwv.v. 26.
7% Ver. Stahlwke
mit Opt. v. 26.
8% VoigtckHäffner
von 26 .. .."
6% Bosn. L. E. B.
v. 1914 ......."
41/.% Oſt.
Schatz=
anw. v. 1914 ..
4%0 Oſt. Goldrente
4/,%0 Rum. Gold
von 1913.
4% Türt. Admin.
4
1.Badgad
4Oſe
Jollanl.
41/,% 1913 Ungarn
41/,%1914 „
425 Ung. Goldr
Aktien
Allg. Dt. Creditanſt.
Bk. f. Brauinduſtr.
Berl. Handelsgeſ.
Comm. u. Privatb.
97.75
97.5
98
51:
66.25
92.5
86.5
94
40.25
32.25
138
282.75
191
Darmſt. u. Nt.=Bk.
Deutſche Bank ..
Eff.-u.
Wechſel=
bank .. . . . . .."
Vereinsbank .
Diskonto=Geſellſch.
Dresdener Bank ..
Frankf. Bank.. . . .
„ Hhp.=Bk.
„ Pfdbr.=Bk.. ...
Gotha. Grundkr. B.
Mein. Hyp.=Bank.
Metallbank. .
Mitteld. Credithk.
Nürnb. Vereinsbk
Oſt. Creditanſtalt.
Pfälz. Hyp.=Ban 1.
Reichsbank=Ant. . .
Rhein. Creditbk. . .
„ Hyp.=Bank
Südd. Bob.=Cr. Bk.
Wiener Banlverein
A.=G. f. Verkehrsn
Dt. Eiſenb.=Geſ...
7% Dt. Reichsbahn
Vorzge. ....
Hapag
Nordd. Lloyd ....
Schantung=Eiſenb.
Südd. Eiſenb.=Gef
Nccum. Berlin.
Adlerw. (v. Kleher
6% AEG Vorzug
5%
AEG. Stamm 190½,
Baſt Nürnber
Bergm. El. Werke/229.5
Brown BroverickCie
Brünina & Gohn..
290
170.25
126
101
161.1
170.25
117.5
148.75
153
33
139
213
160
34.55
160
327
125.25
213
179
167.75
91.75
141
38
22.5
90
89.5
154
A
Buderus Eiſen
Eemen Seidebergl
Karlſtad
Chem.Werke Albert
Fabrik Milch
Daimler=Benz ..."
Dt. Atl.-Telegr.. . .
„ Eiſenh Berlin.
Erdöl
Golb= u. Silb.
ſcheide=Anſtalt. /190
Linoleumwerk. 1346.5
Eichbaum, Brauer /315
Elektr. Licht u. Kraft/251
Liefer.=Geſ.
Eſchw. Bergwerk 1201
Eßlinger Maſchinen! 56
Faber, Joh., Bleiſt.
J. G. Farbenindſtr. 261.5
Felt. & Guilleaum.
Feinmech. (Jetter)./ 95
Frkft. Gas......"
Hof ..
Ettlinger Spinnereil225 Maintr.=W Höchſt
91
Beiling E Cie. .... / 65
Gelſenk. Bergwerk/119.5
Geſ. elektr.
Un=
ternehmungen.
Goldſchmidt Th.
Gritzner Maſchinen /119.75
Grün & Bilfinger. 473
Hafenmühle Frkft. 1134
Hammerſen Osn.
Harpener Bergbau/131
Henninger, Kempf. 1183
Hilpert Armaturfb.) 89
Hindrichs=Aufferm. 103
Hirſch Kupfer ... . 138
Hochtief Eſſen .. . . /104
Solmam, Bhil. .1136
135
75
n9
82.75
Holzverk.=Induſtrie/ 93
Flſe Bergb. Stamml233
„ Genüſſe/116.5
Jung hans Stamm
Kali Aſchersleben
Salzdetfurtb.
Weſteregeln".
Kammgarnſpinn .
Karſtadt, R..
Klein Schanz. ...
Klöcknerwverke ..."
Kraftw. Alt=Württ
Lahmeyer & Co.
Lech Augsburg ..
Löwenbr. Münch..
Lüdenſcheid Metal!
Lutz Gebr. Darmſt
Mainz. Akt.=Br.. . .
Mannesm Röhren
Mansfeld. Bergb.
Mars=Werke
Metallgeſ. Frankft.
Miag. Mühlenbau
Motorenfb. Darmſt.
Reckar). Fahrzeug.
Nicolay. Hofbr ..
2berbedar
98 Oſterr. AlpineMon.
Otavi Minen.
Beteis Union Fr!.
Phöni;Bergbau
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110
102.5
194.5
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108
8075
73
155
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135
138
202
143
82
1025
230
Nummer 344
Dienstag den 11. Dezember 1928
Geite 15
Naß sarlornnn Jrz
Roman von Paul Hain.
Copyright 1925 by Verlag Oskar Meiſter, Werdau.
(Nachdruck verboten.)
Einige Tage ſpäter war die Augenblickskriſe überwunden,
Streikgefahr war beſeitigt — das Geſchäft ging ſeinen alten,
heren Gang. Jeder atmete auf. Die Arbeit drängte nicht mehr
ſtark, verteilte ſich wieder mehr, man konnte hier und da
aus=
hen. In dieſer Zeit geſchah es, daß Wittegaſt Hanni
nahe=
gte, einmal für einige Tage auszuſpannen, ſie hatte ſich das
rdient. Hanni war ganz überraſcht. Ihre Ferienzeit war noch
nge nicht heran — trotzdem, ſie fühlte ſelbſt, ihren Nerven
wür=
n einige Tage der Ruhe gut tun.
„Beſuchen Sie Ihre Frau Mutter — wenn Sie wollen,”
einte Wittegaſt herzlich, „ſie wird ſich gewiß freuen. Und die
ine Reiſe können Sie ſich ſchon leiſten. — Ich habe Ihnen zum
ſten eine Zulage zugedacht — es iſt ja wieder mal Zeit.”
Hanni wußte nicht, was ſie im Augenblick darauf antworten
Ite. O ja — eine Zulage konnte ſie ſchon gebrauchen. Hugo
ißte ja doch ſeine Schuld abzahlen. Und die Mutter auf einige
ge beſuchen — ſehen, wie es ihr ging — ja, auch das hätte ſie
izlich gern getan. Zögernd antwortete ſie nun:
„Sie ſind ſo gütig, Herr Wittegaſt —
„Nicht doch. Ich habe nur das Gefühl, daß Sie ſelbſt eine
ine Auffriſchung nötig haben. Bis zu Ihren Ferien iſt es ja
ch eine Weile hin, und gerade jetzt iſt wieder einmal die größte
beit vorbei. Alſo würde es ganz gut paſſen.”
Da lachte Hanni leiſe auf.
„Dann — nehme ich Ihren Vorſchlag gerne an, Herr
Witte=
t,” ſagte ſie hell.
„Na alſo — iſt auch das vernünftigſte, was Sie tun können,
äulein Bergmann. Uebrigens — hm —
Er ſtockte ein bißchen, bevor er fortfuhr:
„Ich habe natürlich keine Veranlaſſung, mich in Ihre
Pri=
verhältniſſe zu miſchen, aber — hm — ſollten Sie vielleicht —
ankheiten koſten mauchmal viel Geld — in finanzieller
Be=
ngnis ſein — ſo vertrauen Sie ſich mir ruhig an. Ich helfe
nen natürlich gerne aus.”
Hanni wurde ernſt. Ein feines Zittern war in ihr. Aber ſie
wang es mutig.
„Ich — ich danke Ihnen herzlich, Herr Wittegaſt, für —
ren guten Willen. Ich weiß wohl, daß Sie es gut mit mir
nen. Aber — ich glaube nicht, daß es nötig ſein wird, Ihre
Güte in Anſpruch zu nehmen. Wir — wir haben ja einige
Er=
ſparniſſe gehabt — und der Aufenthalt meiner Mutter, die ganze
Behandlung — das alles iſt im voraus bezahlt worden.”
„Ach ſo —, nun, ich denke, Sie mißverſtehen mich nicht,
Fräu=
lein Bergmann. Ich dränge Ihnen natürlich nichts auf, — aber
es können immer unvorhergeſehene Zwiſchenfälle und
Kompli=
kationen kommen, nicht wahr? Da ſollten Sie doch wiſſen, daß
jemand Ihnen gerne beiſpringt —
Er reichte ihr die Hand mit herzlichem Druck.
„Alſo gute Fahrt, und erholen Sie ſich die paar Tage gut.
UInd Ihrer Frau Mutter empfehlen Sie mich bitte
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IV.6295
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und Erkälfungen
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„Sehr gern, Herr Wittegaſt.”
Am Abend traf ſie ſich mit Hugo und teilte ihm mit, daß ſie
auf einige Tage Urlaub bekommen habe, um ihre Mutter zu
be=
ſuchen. Er freute ſich nicht weniger darüber als ſie, aber in der
Art ſeiner Unterhaltung war eine Nervoſität, die ihm ſonſt nicht
eigen war. Wäre Hanni nicht ſelbſt ſo lebhaft und freudig
be=
wegt geweſen, ſo hätte ihr das wohl auffallen müſſen. Er redete
mit einer betonten Lebhaftigkeit und die kleinen, verſtohlenen
Zärtlichkeiten, mit denen er Hanni bedachte, waren ſeltſam heftig
in ihrer Verhaltenheit.
Es war ſchon ſpät, als ſie Abſchied voneinander nahmen.
Am nächſten Vormittag fuhr Hanni ab. Sie hatte ihrer
Mutter nicht von ihrem Kommen geſchrieben und war voll
Froh=
gefühls ob der Ueberraſchung, die ſie ihr mit dem unerwarteten
Beſuch bereiten würde.
Drei wundervolle Tage ſollte ſie erleben.
Frau Bergmann war ſchon ſo weit hergeſtellt, daß ſie längere
Spaziergänge unternehmen konnte, wiewohl ſie noch unter
ſorg=
fältiger ärztlicher Kontrolle ſtand. Hanni genoß dieſe
Erholungs=
tage mit vollen Zügen, und ihre Mutter war glücklich, ſie um
ſich zu haben. Wieviel gab es doch da zu erzählen. Hanni mußte
ein langes und breites berichten, wie es in Berlin ausfah, wie
es im Geſchäft ſtand und was Hugo alles zu tun hatte. Und ſie
tat es mit froh gelöſter Zunge, mit einer Munterkeit des
Her=
zens, die anſteckend war, und Frau Bergmann bekam beinahe
ſchon Sehnſucht nach ihrer kleinen Berliner Wohnung und den
mannigfaltigen Erregungen des großen Lebens. Aber es war
natürlich noch nicht daran zu denken, daß ſie heimkehrte. Das
mochte immerhin noch viele Wochen dauern. Als ſie am dritten
Tage Hanni zum Bahnhof begleitete, ſagte ſie:
„Wie gerne würde ich mit dir Ihren, Mädel! Du ahnſt gar
nicht, wie ich mich danach ſehne, wieder zu Hauſe zu ſein.”
Hanni lachte ſie aus.
„Aber Mama — du biſt ja hier viel beſſer aufgehoben. Und
überhaupt jetzt im Sommer — ach, wie gerne würde ich bei dir
bleiben —
Frau Bergmann lächelte.
„Ich machte mir wohl zuviel Sorgen um dich. Ich denke
manchmal, daß du mich brauchen könnteſt, daß ich dir —
irgend=
wie — beiſtehen müßte. Aber nun, da ich dich ſo friſch und froh
ſehe —
Hanni ſagte: „Da merkſt du eben, daß es ganz gut eine
Weile ohne dich geht, Ma —
Frau Bergmann ſeufzte ein wenig.
„Nun ja — eine Mutter ſorgt ſich eben immer mehr als
nötig iſt.”
„Ach, Mama — ich freue mich ja auch, wenn ich dich erſt
wieder um mich haben werde! Ganz gewiß. Glaubſt du, ich
fühle nicht, wie leer unſere Wohnung ohne dich iſt? Ein Glück,
daß ich noch — Hugo habe.”
Sie errötete.
„Ja — der!” ſagte Frau Bergmann. Auf den kannſt du
auch ſtolz ſein. Grüße ihn nur recht, recht herzlich von mir.”
Dann fuhr der Zug in den kleinen Bahnhof ein. Hanni ſtieg
ein — Frau Bergmann knüllte ſchon das kleine Spitzentuch in
der Hand — und ehe man ſich’s verſah, glitt der Zug, der hier
keinen langen Aufenthalt hatte, wieder hinaus, und das weiße
Tüchlein winkte ihm flatternden Abſchiedsgruß nach. —
Um dieſe Zeit war es, daß Hugo Wendler das Privatbüro
des Bankdirektors Düwel verließ und mit taumelnden Schritten
an die friſche Luft trat. Unfähig, irgendetwas anderes zu denken
als „Schickſal — dummes, blödes Schickſal”, und etwas anderes
um ſich zu ſehen als graue Schatten, trotz der ſonneflimmernden
Helligkeit in den Straßen und der lockenden, raſchelnden
Bunt=
heit der Kleider, die ſomerlich=leicht an ihm vorüberflatterten.
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Kupon 16
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[ ← ][ ]Geite 16
Dienstag den 11 Dezember 1928
Nummer 344
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