Einzelnummer 10 Pfennige
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Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
Wöchentiche iAuſtrierte Beilage: „Die Gegenwart”, Tagesſpiegel in Bild und Wort
Nachdruck ſämtlicher mit * verſehenen Original=Aufſätze und eigenen Nachrichten nur mit Queſſenangabe „Darmſt. Tagbl.” geſiattet.
Nummer 329
191. Jahrgang
Montag, den 26. November 1928.
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Rabatt weg. Bankkonto Deutſche Bank und
Darm=
ſädter und Nationaibank.
November=Stürme.
Skurmfluk in der Eider=Riederung.
Huſum, 25. November.
Bei Erfde und Norderſtapel hat die Sturmflut den
Eider=
bamm an mehreren Stellen durchbrochen. Weite Landſtrecken
ſind überſchwemmt. Zahlreiche Gehöfte ſtehen unter Waſſer.
Infolge des Deichbruches iſt auch der Bahndamm an mehreren
Stellen fortgeſpült worden. Der Zugverkehr mußte eingeſtellt
werden. Er wird über Lübeck umgeleitet. Die
Inſtandſetzungs=
arbeiten am Eiſenbahndamm werden mindeſtens acht Tage in
Anſpruch nehmen. In Karolinenkrug an der Eider ſtürzte die
Lokomotive eines Zuges vom Bahndamm, da dieſer infolge der
Ucberſchwemmungen gelockert worden war. Perſonen ſind nicht
zu Echaden gekommen. Im Laufe des Samstags wurde von
Huſum ein Hilfszug nach dem Hindenburg=Damm gerufen. Dort
hat die Flut an mehreren Stellen des Oberbaues Löcher
ge=
riſſen, die ſchleunigſt wieder gedichtet werden ſollen. Durch
einen 100 Meter breiten Flutſtrom iſt die Halbinſel Elleubogen
von der Mutterinſel getrennt. Gewaltige Waſſermaſſen
über=
fluteten den Bahndamm, der beim alten Rettungshaus zum
Ellenbogen=Leuchtfeuer führt, und riſſen alles mit ſich. Die
In=
ſaſſen des Oſtleuchtfeuers konnten den Leuchtturm nicht
der=
lafſen. Am Hörnumer Bahndamm wurden fünf Bruchſtellen
feſtgeſtellt, durch die gewaltige Waſſermaſſen eindringen, die die
Ländereien und den Spiegel der Stadt unter Waſſer ſetzen. In
Südweſterland ragen die Häuſer wie Inſeln aus dem Waſſer
heraus. Ueberall iſt großer Schaden angerichtet worden.
Schiserer Hiurm über Dänemark. — Biele Schiffe
in Seenok.
Am Samstag wurde Kopenhagen von einem
außerordent=
lich heftigen Südweſtſturm heimgeſucht. Die Fußgänger
konn=
ten nur ſchwer gegen den Sturm ankämpfen. Viele Radfahrer
wurden zu Boden geworfen. Auch wurden 21 Millimeter Regen
gemeſſen. In Jütland war der Sturm wehl am ſchlimmſten.
Von Esbjerg ſind 40 Fährzeuge unterwegs. Man hofft, daß ſie
in Helgoland oder anderen deutſchen Häfen Zuflucht finden
wer=
den. In Esbjerg drang das Waſſer bis in die Häuſer und hat
erheblichen Schaden angerichtet. Auch in Nordby wurde eine
Anzahl Häuſer vom Waſſer eingeſchloſſen und die Bewohner
mußten mit Booten in Sicherheit gebracht werden. Einige
Eiſen=
bahndämme wurden vom Waſſer unterſpült, vier Häuſer vom
Sturm umgeworfen. Eine ganze Anzahl von S.O.S.=Rufen
wurden von Schiffen aufgefangen. Unter den hilfeſuchenden
Schiffen ſcheinen beſonders zwei Dampfer, ein deutſcher und ein
ſchwediſcher, in großer Gefahr zu ſein, da ſie mit gebrochenen
Maſten fahren. Eines dieſer Schiffe iſt in ſinkendem Zuſtand.
— Von Skagen wird gemeldet, daß ſich der Sturm zu legen
be=
ginnt und das Barometer ſteigt.
Schalſchiff „Bommern” im Sinken. — Die Beſahung
Wie wir erfahren, iſt der deutſche Dampfer, der ſich in
ſchwerer Not befindet, das Schulſchiff „Pommern‟. Die „
Pom=
mern” befindet ſich bereits im Sinken. 40 Mann der Beſatzung
konnten bis jetzt gerettet werden. Man hofft, auch die übrigen
40 Mann noch reten zu können. Dem in Not befindlichen Schiffe
ſtehen mehrere Dampfer bei. Ein engliſcher Minenleger, der ſich
auf der Fahrt von Portland nach Devenport befindet, iſt von
der Admiralität beordert worden, gleichfalls Hilfe zu leiſten.
5.9.5.-Ruſe.
Die Funkſtation von Queſſant hat S.OS.=Rufe von drei in
Seenot befindlichen Dampfern aufgefangen. Der erſte Hilferuf
rührte von dem deutſchen Schulſchiff „Pommern” her. Die
Poſition dieſes Schiffes wurde mit 39 Grad 32 Min. nördlicher
Breite und 4 Grad 2 Min. weſtlicher Länge angegeben. Die
bei=
den übrigen Schiffe ſind der engliſche Dampfer „
Coquet=
dale” (Poſition 46 Grad 38 Min. Nord und 6 Grad 46 Min.
Weſt) und der italieniſche Dampfer Goldoni” (Höhe von
Queſſant). Auch der franzöſiſche Dampfer „Admiral Ponty”
(6000 Tonnen) hat einen S.O.S.=Ruf ausgeſandt. Der Dampfer
keilt mit, daß er 30 Meilen von der franzöſiſchen Küſte entfernt
leck geworden ſei. Ein Schlepper iſt von Breſt zur Hilfeleiſtung
ausgelaufen. Der Dampfer „Marcoris” hat durch
Funk=
ſpruch mitgeteilt, daß er um 16.30 Uhr den in Senot befindlichen
Dampfer „Admiral Ponty” erreicht habe und ihm Hilfe leiſte.
Der gleichfalls nach der Unfallſtelle unterwegs befindliche
Damp=
fer „Aquitania” hat darauf ſeinen alten Kurs wieder
einge=
ſchlagen.
Der griechiſche Dampfer „Eugenie” iſt bei Helder
ge=
ſcheitert. Man befürchtet, daß die 25köpfige Beſatzung verloren
iſt. — Der deutſche Dampfer Heinrich Potens” hat ſich
von ſeiner Ankerkette losgeriſſen und treibt in der Nähe von
Scheveningen ab. Der ſchwediſche Dampfer Garn” iſt
eben=
falls bei Helder in Seenot geraten. Es gelang einem
hollän=
diſchen Rettungsboot, an das Schiff heranzukommen. Der
Kapi=
tän weigerte ſich jedoch, ſein Schiff zu verlaſſen und befahl auch
der Beſatzung, an Bord zu bleiben. Nur ein Matroſe, der über
Bord ſprang, wurde von dem Rettungsboot aufgenommen. Die
übrigen 16 Mann der Beſatzung dürften verloren ſein. Der
griechiſche Dämpfer „Virginia”, der von ſeiner Beſatzung
verlaſſen worden war und nach Ausſoge des Kapitäns geſunken
ſein ſollte, wurde von einem portugieſiſchen Schiff in den Hafen
geſchleppt. Der portugieſiſche Kapitän verlangt für den
herren=
los aufgefundenen Dampfer, der eine Erzladung an Bord hat,
ein Bergegeld von 70 000 engliſchen Pfund. R ttungsbooten von
New Brighton gelang es, 23 Mann der Beſatzung des in
See=
not geratenen franzöſiſchen Dampfers „Emile Delmas”
12317 Toynen) zu retten. Man nimmt an, daß nur ein Matroſe
Vom Tage.
Anläßlich der Enthüllung der Schubertbüſte in der
Walhalla hatten ſich am Sonntag zahlreiche Gäſte und
Sänger=
ſchaften aus allen deutſchen Gauen eingefunden. Viele Pevſönlichkeiten
des deutſchen öffentlichen Lebens und zahlreiche Vertreter von Kunſt und
Wiſſenſchaft nahmen an der Feier teil. Der bayeriſche Kultusminiſter
Goldenberger hielt die Feſtanſprache. Nach der Anſprache des
baye=
riſchen Kultusminiſters fiel die Hülle von der Büſte Schuberts. Mit der
Abſingung des Deutſchland=Liedes fand die Feier ihren Abſchluß.
Die Vereine der früheren Truppenteile der ſüdlichen Garniſon
Ber=
lins veranſtalteten am Totenſonntag in der neuen
Ebange=
liſchen Garniſonkirche einen Gedächtnisgottesdienſt
für die auf dem Felde der Ehre gefallenen Kameraden, an dem auch
Reichspräſident v. Hinbeburg in Generalfeldmarſchallsuniform
teil=
nahm.
Der Düſſeldorfer Regierungspräſident
Berge=
mann hat die Abſicht, die Parteien am Montag einzeln zu ſich
zu bitren, um durch dieſe Beſprechungen nach Möglichkeit die
Grundlage zu weiteren Einigungsverhandlungen
im Eiſenkonflikt zu ſchaffen.
Das Reichsarbeitsgericht, das nunmehr die
endgül=
tige Entſcheidung über den Schiedsſpruch für die nordweſtliche
Gruppe fällen wird, iſt beim Reichsgericht errichtet. Den
Vorſitz führt bei ſeinen Verhandlungen ein Senatspräſident des
Reichs=
gerichts. Seine Senate beſtehen, außer dem Vorſitzenden, aus zwei
rich=
terlichen und je einem Beiſitzer der Arbeitgeber und der Arbeitnehmer.
Der Deutſche Republikaniſche Reichsbund hielt am
Sonntag in Berlin ſeine Reichskonferenz ab. Der Vorſitzende,
Oberbürgermeiſter Dr. Luppe=Nürnberg, hieß in ſeiner
Begrüßungs=
anſprache beſonders den Reichsminiſter des Innern Severing
will=
kommen.
Der engliſche Außenminiſter Chamberlain iſt
geſtern, von ſeiner Erholungsreiſe nach Amerika zurückkehrend, mit
ſeinen Familienangehörigen wieder in London eingetroffen. Er
beabſichtigt, ſeine Tätigkeit im Auswärtigen Amt am
Dienstag oder Mittwoch wieder aufzunehmen.
Die Vereinigung der Komitees für europäiſche
Zuſammenarbeit hat ihren Vorſtand gewählt. Zum
Präſidenten wurde der Abgeordnete Emil Borel beſtimmt; von den
übrigen vier Vorſtandsmitgliedern ſind zwei Deutſche, nämlich der
Vize=
präſident Prof. Schücking und der ehemalige Reichstagsabgeordnete Heile
als Generalſekretäre.
Die ſüdſlawiſche Regierung Koroſchetz wird
an=
fangs Dezember zurücktreten, um die Beilegung des
Kon=
flikts zwiſchen den Regierungsparteien und der Väuerlich=Demokratiſchen
Koalition zu ermöglichen.
des Dampfers ertrunken iſt. Wie aus Kapſtadt berichtet wird,
befindet ſich der über 7000 Tonnen große Dampfer „
Carri=
boo” 35 Meilen ſüdweſtlich von Eeaſt=London in ſinkendem
Zu=
ſtand. Die Beſatzung hat bis auf den Kapitän das Schiff
ver=
laſſen und iſt von einem zu Hilfe geeilten Dampfer aufgenommen
worden. Die „Carriboo” war am Freitag abend von Eaſt=London
mit Fracht nach den Vereinigten Staaten ausgelaufen. Das
Schiff iſt in Liverpool beheimatet. Aus Manila wird gemeldet,
daß dort ein Funkſpruch des japaniſchen Dampfers.
Sake=
mari” eingelaufen iſt, wonach ſich dieſer Dampfer 350
Kilo=
meter von der Ppilippiniſchen Küſte entfernt in Seenot befindet.
Der amerikaniſche Kreuzer „Memphis”, der im Hafen von
Ma=
nila ankert, hat Befehl erhalten, dem japaniſchen Schiff zu Hilfe
zu eilen. Durch einen Taifun, der ſeit zwei Tagen über den
Süden und die Mitte der Philippinen hinweggeht, ſind
etwa 200 Häuſer zerſtört worden. Nach den bisher vorliegenden
Nachrichten ſind jedoch keine Menſchenopfer zu beklagen.
Der Skurm über dem Kanal
hält mit unverminderter Stärke an, ſo daß der Schiffsverkehr
zwiſchen Frankreich und England nur ganz unregelmäßig über
Calais durchgeführt werden kann. Der Hafen von
Boulogne=
ſur=Mer iſt mit Fiſcherbooten überfüllt, die vor dem Unwetter
Schutz geſucht haben. Von verſchiedenen Punkten der
franzö=
ſiſchen Nordweſtküſte treffen Nachrichten über vom Unwetter
an=
gerichtete Schäden ein. Aus St. Malo wird gemeldet, daß ein
großer Kutter vom Anker losgeriſſen und gegen die Küſte
ge=
ſchleudert worden iſt. Aus den verſchiedenſten Gegenden
Innen=
frankreichs liegen Nachrichten über Verheerungen vor, die der
Sturm angerichtet hat. Als beſonders beunruhigend wird das
Steigen der Flüſſe bezeichnet. Falls das Wetter nicht raſch
um=
ſchlagen ſollte, dürfte mit Hochwaſſer zu rechnen ſein. Doch
glau=
ben die meteorologiſchen Stationen, mitteilen zu können, daß
be=
reits für morgen ein Witterungsumſchlag zu erwarten iſt.
600 Perſonen in England obdachlos.
Der Sturm über England hat namentlich in Liverpool
ziem=
liche Schäden verurſacht. Hier wurde ein Arbeiter von der
Ge=
walt des Sturmes erfaßt, unter ein Auto geſchleudert und
über=
fahren. Hunderte von Perſonen mußten in den Hoſpitälern
mit Verletzungen verbunden werden. Zweihundert
Telephon=
linien innerhalb Englands und nach dem Kontinent ſind
unter=
brochen. Der Eiſenbahnverkehr kann nur unter größten
Schwie=
rigkeiten aufrecht erhalten werden. Drei Waſſerflugzeuge der
engliſchen Marine, die in Portland Harbour ſtationiert waren,
wurden vom Sturm losgeriſſen und ſanken. Durch die
gewal=
tigen Zerſtörungen in den Hüttenkolonien ſind 600
Per=
ſonen obdachlos geworden.
Die Lohnempfänger der Deutſchen Reichspoft
kündigen den Lohnkarif.
Düſſeldorf, 25 November.
Hier verſammelte ſich am 24. und 25. November der
Haupt=
vorſtand der Deutſchen Poſtgewerkſchaften, um zu den
Lohn=
fragen für das Lohnempfängerperſonal der Deutſchen Reichs=
Poſt Stellung zu nehmen. Der beſtehende Lohntarif nahm einen
ſehr breiten Rahmen in den Beratungen ein. Der Vorſtand
hielt es für nötig, den Lohntarif zum 31. Dezember 1928 zu
kün=
digen, da der ſteigenden Verelendung des Perſonals
entgegen=
getreten werden müſſe. Einſtimmig wurde dann nach
ausgiebi=
ger Ausſprache beſchloſſen, den Lohntarif zu kündigen.
* Verfaſſungsſorgen der Freien.
Stadt Danzig.
Von
Rolf Wingendorf, Danzig.
Faſt genau nachdem die Verfaſſung der Freien Stadt Danzig
acht Jahre in Kraft geweſen iſt, ſind die Beſtrebungen zur
Aeu=
derung dieſer Verfaſſung ſo ſtark geworden, daß ſie ihren
Nieder=
ſchlag in zwei zum Volksentſcheid geſtellten
Verfaſſungsände=
rungsentwürfen gefunden haben. Die beiden Volksbegehren, zu
deren Einbringung die Unterſchriften des zehnten Teiles aller
Stimmberechtigten notwendig war, ſind weit überzeichnet worden.
Schon dadurch iſt das Intereſſe der Bevölkerung an der
Ver=
faſſungsänderung bewieſen. Es wäre aber falſch, wenn man
daraus auf das Einverſtändnis mit den eingebrachten Entwürfen
ſchließen wollte. Das Intereſſe der Bevölkerung gilt in erſter
Linie der Verkleinerung der geſetzgebenden Körperſchaft, des
Volkstages, und der oberſten Regierungsbehörde, des Senats.
Die ſeit Januar dieſes Jahres tätige Regierungskoalition in
Danzig, beſtehend aus Zentrum, Liberalen und
Sozialdemo=
kraten hatte mit Unterſtützung naheſtehender Gruppen im
Volks=
rag einen Antrag auf Verfaſſungsänderung eingebracht, durch den
das bisherige gemiſcht=parlamentariſche Syſtem in ein
voll=
parlamentariſches umgewandelt werden ſoll. Von der Erfüllung
dieſer Forderung hatte die Koalition ihre Zuſtimmung zu einer
von der Geſamtbevölkerung gewünſchten Verkleinerung von
Volkstag und Senat abhängig gemacht.
Nach der bisherigen Verfaſſung beſteht der Senat aus dem
Präſidenten, dem ſtellvertretenden Präſidenten und 20 Senatoren.
Der Präſident und ſieben Senatoren im Hauptamt werden auf je
vier Jahre vom Volkstag gewählt. Der ſtellvertretende Präſident
und 13 Senatoren im Nebenamt werden auf unbeſtimmte Zeit
vom Volkstag gewählt. Die Mitglieder des Senats im
Neben=
amte bedürfen nach Artikel 29 der Verfaſſung zu ihrer
Amts=
führung des Vertrauens des Volkstages und ſind dieſem für ihre
Amtshandlung verantwortlich.
Die Verfaſſung ſtellt damit eine Miſchung zwiſchen einer
Staatsverfafſung und einer Kommunalverfaſſung dar, wobei die
hauptamtlichen Senatoren und der Senatspräſident den
beſol=
deten Stadträten und dem Bürgermeiſter entſprechen. Die
Ver=
faſſungsgeber haben gehofft, durch dieſe Form der Verfaſſung
eine gewiſſe Stetigkeit in die Verwaltung zu bringen und zu
ver=
hindern, daß die Finanzen des Staates mit Penſionszahlungen
zu ſtark belaſtet werden. Die Amtsdauer der hauptamtlichen
Se=
natoren ſollte nach dem erſten Entwurf der Danziger Verfaſſung
12 Jahre betragen, mußte jedoch auf Verlangen des Völkerbundes
als des Garanten der Danziger Verfaſſung auf 4 Jahre
herab=
geſetzt werden.
Die jetzige Regierungskoalition ſteht jedoch auf dem
Stand=
punkt, daß der Vorteil des ſogenannten „gemicht=
parlamentari=
ſſchen Syſtems” wirkungslos gemacht werde durch den Schaden,
der den Staatsgeſchäften, dadurch erwachſe, daß ein Teil des
Senats von einer Regierungskoalition übernommen werden
müſſe, obgleich er unter Umſtänden von der jetzigen Oppoſition
gewählt wurde. Von der Oppoſition iſt gegen eine weitere
Par=
lamentariſierung der Regierung ſcharf Stellung genommen mit
der Begründung, daß dadurch die Regierung zum Spielball der
Parteien werde und daß die Zahl der penſionsberechrigten
Senatoren ungeheuer anwachſe.
Der Regierungsentwurf ſieht außerdem die Verkleinerung
der Zahl der Abgeordneten von 120 auf 72 und der Senatoren
von 22 auf 12 vor. Als weitere Schwierigkeit hat die bisherige
Verfaſſung eine nach Anſicht der Geſamtbevölkerung
unzu=
reichende Berückſichtigung der Intereſſen der
Kommunalverwal=
tung der Stadt Danzig gebracht. In der Verfaſſung iſt folgende
Beſtimmung dafür maßgebend:
„Die Gemeindeangelegenheiten der Stadt Danzig gelten als
Angelegenheiten des Staates und werden von Senat und
Volkstag geleitet. Zur Beſchlußfaſſung über
Gemeinde=
angelegenheiten der Stadt Danzig wird vom Volkstag aus
ſeiner Mitte und aus anderen Angehörigen der Stadt
Dan=
zig eine Stadtbürgerſchaft gewählt.”
Die Verfaſſungsänderung, die die Regierung plant, ſieht eine
teilweiſe Loslöſung der Stadtverwaltung von der
Staatsverwal=
tung vor, behält jedoch grundſätzlich den maßgebenden Einfluß
der Staatsregierung bei.
Es iſt der Regierung nicht gelungen, für ihre
Verfaſſungs=
änderungspläne die notwendige Zweidrittelmehrheit im
Volks=
tag zu erhalten. Infolgedeſſen wurde dieſes Geſetz zum
Gegen=
ſtand eines Volksbegehrens gemacht, dem im nächſten Monat der
Volksentſcheid folgen ſoll. Gleichzeitig wurde von der Oppoſition,
d. h. Deutſchnationalen, Nationalliberalen und Beamtengruppe,
ein anderes Volksbegehren in die Wege geleitet, durch das
eben=
falls eine Verkleinerung von Volkstag und Senat erreicht werden
ſoll, das in noch ſtärkerem Maße eine Loslöſung der
Stadtver=
waltung vom Staate fordert, das aber eine weitere
Parlamen=
tariſierung der Regierung ablehnt. Die Verkleinerung des
Volks=
tages ſoll bis auf 62 Mitglieder und die des Senats bis auf 9
gebracht werden. Die Stadtverordnetenverſammlung ſoll wieder
hergeſtellt werden und ein ſelbſtändiger Stadtrat ſoll gebildet
werden. Beide Entwürfe ſind ſich einig in der Beſtimmung der
Selbſtauflösbarkeit des bisher für vier Jahre unauflösbaren
Volkstages.
Beide Volksbegehren, für deren Annahme ein Zehntel aller
Stimmberechtigten ſich eintragen mußten, ſind angenommen
worden. Beide kommen am 9. Dezember gemeinſam zur
Abſtim=
mung. Der Senat hat angeordnet, daß jeder Stimmberechtigte
ſeine Stimme nur für einen der beiden Geſetzentwürfe abgebem
darf. Dieſem Beſchluß ſind ſchwierige juriſtiſche Erörterungen
vorausgegangen. Er kommt überraſchend, da man bisher
an=
nahm, daß die Abſtimmung über beide Volksbegehren an
ver=
ſchiedenen Tagen erfolgen würde und daß die Möglichkeit
be=
ſtehen würde, im Falle der Ablehnung des einen, die Stimme
ſür den anderen Volksentſcheid abzugeben. Der Senat iſt jedoch
der Anſicht, daß die Beſtimmungen des einen Entwurfs den
Be=
ſtimmungen des anderen widerſprechen, und hat ſich den deutſchen
Seite 2
Montag den 26. November 1928
Nummer 329
Kommentaren angeſchloſſen, wonach in ſolchem Falle die
Stimm=
abgabe für beide Anträge unzuläſſig iſt.
Soll bei dem Volksentſcheid einer dieſer Entwürfe
Geſetzes=
kräft erlangen, ſo muß er die Stimmen der Hälfte aller
Stimm=
berechtigten, d. h. etwa 107000 von 214000 auf ſich vereinigen.
Das dürfte jedoch nur durch äußerſte Anſpannung aller Kräfte
möglich ſein. Wenn man die bei der letzten Volkstagswahl für
die der Regierung naheſtehenden Gruppen abgegebenen Stimmen
zu ammenrechnet, ſo kommt man im günſtigen Fall auf etwa
90 000 Stimmen. Noch ungünſtiger liegen die Verhältniſſe aber
für den Vorſchlag der Oppoſition. Weite Kreiſe der Bevölkerung
werden ſich vorausſichtlich bei der Abſtimmung ganz zurückhalten,
da ſie ſich weder für den einen, noch für den anderen Vorſchlag
entſcheiden wollen. Kommt eine Aenderung der Verfaſſung nicht
zuſtande, ſo muß ſpäteſtens im Dezember die Neuwahl der
haupt=
amtlichen Senatoren in der alten Form erfolgen und behält für
4 Jahre geſetzliche Gültigkeit.
Peitere Entſchließungen der O.P.p.
Wirkſchaftspolikik.
Berlin, 25. November.
Am Schluß der Ausſprache in der Sitzung des
Zentralvor=
ſtandes der Deutſchen Volkspartei wurde noch eine Entſchließung
zur Wirtſchaftspolitik angenommen, in der es u. a. heißt:
„Der Erkämpfung des Befreiungszieles dient auch die deutſche
Wirtſchaftspolitik. Weltwirtſchaftliche Verflechtung und
National=
wirtſchaft, Förderung des Exports und Pflege des Innenmarktes
ſind keine Gegenſätze. Sie müſſen ſich gegenſeitig ergänzen. Wir
fordern raſche Hilfe gegen die Kriſengefahren der Landwirtſchaft
auf der Grundlage eines umfaſſenden Agrarprogramms. Wir
fordern ferner weitreichenden Schutz des mittelſtändiſchen
Gewer=
bes gegen Aufſaugung, insbeſondere durch wirtſchaftlich nicht zu
rechtfertigende Uebergriffe der öffentlichen Hand. Auf allen
Wirt=
ſchaftsgebieten, aber iſt größtmögliche Erleichterung drückender
Abgaben und Laſten, Pflege der Kapitalbildung zur Befriedigung
unſeres gewaltigen Kapitalbedarfs und planmäßige Förderung
der Spartätigkeit vordringliche Aufgabe. Der Gefahr der
Zer=
ſplitterung, die in der Aufteilung wirtſchaftlicher Zuſtändigkeiten
auf zahlreiche Reichs= und Länderbehörden ſowie autonome
Kör=
ſerſchaften liegt, iſt durch raſche Zuſammenfaſſung und Diſziplin
aller Stellen zu bege nen, um eine einheitliche Wirtſchaftspolitik
zu gewährleiſten." Zur
wurde eine Entſchließung angenommen, in der es u. a. heißt:
Die Deutſche Volkspartei bekennt ſich zu einer entſchiedenen
Sozialpolitik, deren Ziel der Ausgleich der ſozialen Spannungen
unſeres Volkes, die Erhaltung und Förderung der
Volksgeſund=
heit und Volkskraft und die Hebung der wirtſchaftlichen Lage
der Arbeiterſchaft ſein muß. Die Deutſche Volkspartei iſt ſich
bewußt, daß eine erfolgreiche Sozialpolitik nur auf der
Grund=
lage einer geſunden Wirtſchaft getrieben werden kann, daß
des=
halb gute Wirtſchaftspolitik die Vorausſetzung für eine gute
Sozialpolitik iſt. Die Deutſche Volkspartei bekämpft die
Soziali=
ſierung und ähnliche Experimente in Staat und Gemeinde, die
unſere heutige Wirtſchaftsordnung untergraben müſſen. Sie
be=
kämpft eine Lohnpolitik, die ohne Rückſicht auf den Ertrag der
Wirtſchaft das einzige Ziel in einer Erhöhung der Löhne ſieht
und damit Arbeitgeber und Arbeitnehmer in gleicher Weiſe
ſchä=
digt, denn eine ſolche Lohnpolitik muß zur Einſchränkung unſeres
Exportes, zur Verminderung der eigenen Kapitalbildung und zu
ſteigender Arbeitsloſigkeit führen. Eine Lohnpolitik der
Arbeit=
geberſeite, die wirtſchaftlich tragbare Lohnerhöhungen ablehnt,
kann ſelbſtverſtändlich ebenſowenig auf Unterſtützung der
Deut=
ſchen Volkspartei rechnen. Die Deutſche Volkspartei erkennt die
große Bedeutung der Gewerkſchaften und Unternehmerverbände
für die Entwicklung der wirtſchaftlichen und ſozialen Verhältniſſe
an. Sie erwartet aber, daß der Organiſationsgedanke der
Ent=
wicklung der Perſönlichkeit zur höchſten Leiſtung für den Staat
nicht hemmend in den Weg tritt und die Verbände ihrerſeits von
ſtarkem Verantwortungsgefühl gegenüber der Wirtſchaft und dem
Staate durchdrungen ſind. Die Deutſche Volkspartei verlangt
deshalb eine Aenderung des Schlichtungsweſens, die dieſes
viel=
fach verlorengegangene Verantwortungsgefühl bei den
Organi=
ſationen der Arbeitgeber wie der Arbeitnehmer wieder herſtellt.
Alle Beſtrebungen müſſen darauf hinausgehen, in der
Tarif=
politik eine freie Vereinbarung von Kollektivverträgen gegenüber
der bisherigen Schlichtungspraxis in den Vordergrund zu rücken.
Die Deutſche Volkspartei verlangt, daß Reich und Staat nicht
parteiiſch in Wirtſchaftskämpfe eingreifen und dadurch die
Staats=
autorität erſchüttern.
Heſſiſches Landestheaker.
Großes Haus. — Sonntag, den 25. November.
Lohengrin.
Romantiſche Oper von Richard Wagner.
* Das flotte Huſarenſtückchen, dem die Zuendeführung einer
der letzten Lohengrin=Aufführungen verdankt wurde, gab Guſtav
Deharde gewiß die Berechtigung, den Verſuch zu wagen, ſich
auch einmal in der ganzen Rolle vorzuſtellen. Er war aber nicht
gut beraten, dieſen Verſuch auch wirklich zur Ausführung zu
bringen. Es iſt etwas anderes, den Parſifal zu geben, deſſen
Weſentlichſtes auf intelligenter Darſtellung und ſeeliſcher
Er=
faſſung beruht und wo überhaupt der Einzelne hinter dem Werk
zurückſteht; ein anderes, den Lohengrin herauszubringen, der
als ausgeſprochene Opernpartie in erſter Linie geſungen ſein
will, und zwar von einer ſchönen Stimme zündender Wirkung,
die in der faſt ausſchließlich in hoher Lage geſchriebenen Partie
klingendes Material beſitzt. Dieſe unentbehrlichen Eigenſchaften
nennt Herr Deharde nicht ſein eigen. Es kommt erſchwerend für
ihn hinzu, daß die Erinnerung an viele glänzende Vertreter
ge=
rade dieſer Rolle unvergeßlich haftet und Vergleiche nahelegt.
Des Künſtlers heldiſche äußere Erſcheinung war blendend, die
Spannkraft bis zuletzt, die muſikaliſche und darſtelleriſche
Beherr=
v. H.
ſchung hoher Anerkennung wert.
Muſikankengilde Darmſtadt.
Wir hatten Gelegenheit, einer Abendfeier der
Muſikanten=
gilde Darmſtadt am Vorabend des Totenſonntags in der Kirche
am Kapellplatz beizuwohnen. Wer die Ziele dieſer
Jugendbewe=
gung, deren Vater Fritz Jöde iſt, kennt und würdigt, kann ſich
über die Tätigkeit der Muſikantengilde herzlich freuen und fühlt
das Bedürfnis, dieſe Tätigkeit zu fördern und zu unterſtützen,
wo immer Gelegenheit ſich bietet. Da iſt Geiſt der Jugend am
Werk; hier wirkt die Muſik im Dienſte der Jugendgeſinnung und
Jugendgemeinſchaft. Und wir glauben, daß ſolche Muſikpflege,
mit ſolchem Ernſt und ſolch innerer Bereitſchaft betrieben, Früchte
tragen wird, die lebendig bleiben werden fürs ganze Leben. Was
wir am Samstag hörten, war ausſchließlich Muſik alter Meiſter,
die ja in erſter Linie für die geiſtig eingeſtellte Jugend
muſika=
liſches Bildungsgut bietet. Wir wollen es dieſen jungen Leuten
danken, daß ſie mithelfen, faſt verſchüttete Schätze deutſcher
Geiſteskultur wieder zu heben. Welch unerhörte Satzkunſt, welche
Gemütstiefe iſt doch in dieſen kurzen, ein= und mehrſtimmigen
Sätzen, Chorälen, Kanons und Motetten, wie wir ſie am
Sams=
tag von Samuel Scheidt, Martin Agrikola, Arnold von
Aus der Landeshauptſtadt.
Darmſtadt, 26. November.
— Ernannt wurde am 3. November der Juſtizinſpektor bei dem
Amtsgericht Nidda Eduard Baer zum geſchäftsleitenden
Juſtizinſpek=
tor bei dem gleichen Gericht mit Wirkung vom 1. November d. Js. ab.
— Verſetzungen in den Ruheſtand. Am 23. November traten auf
ihr Nachſuchen in den Ruheſtand: der Vorſtand des Landwirtſchaftsamts
zu Reichelsheim i. Odw. Direktor Dr. Ludwig Spahr mit Wirkung
vom 1. März 1929 an, und der Kulturbauoberinſpektor Albert Kunz
zu Lauterbach mit Wirkung vom 1. Februar 1929 an.
— Hohes Alter. Frau Leonhard Trompp Witwe, geb. Wagner,
begeht am 27. d. M. in geiſtiger Friſche ihren 91. Geburtstag.
— Heſſiſches Landestheater. „Die luſtigen Weiber” in der
neuen Inſzenierung Renato Mordos werden am Dienstag, 27. Nov.
als Vorſtellung der Miete A wiederholt. Muſikaliſche Leitung: Max
Rudolf. Beginn 19.30 Uhr.
Mittwoch, 28. Nob., geht Bizets große Oper „Carmen” als
Vor=
ſtellung der Mieten R und M (Volksbühne) und der Miete I Gruppe 3
(Nr. 101—150) unter muſikaliſcher Leitung Carl Bambergers in Szene.
Flotows komiſche Oper „Fatme” hat durch Erkrankung des Herrn
Vogt längere Zeit nicht gegeben werden konnte, erſcheint Freitag, den
30. Nov., als Vorſtellung der Miete I Gruppe 4—8 im Kleinen Haus
wieder auf dem Spielplan.
In der Inſzenierung Arthur Maria Rabenalts und in der
muſika=
liſchen Einſtudierung Carl Bambergers bereitet das Landestheater im
Kleinen Haus eine Neuaufnahme von Lortzings Oper „
Waffen=
ſchmied” vor.
Im Kleinen Haus wird für den Anfang Dezember zur Vorfeier des
am 22. Januar zum 200. Male wiederkehrenden Geburtstags Gotthold
Ephraim Leſſings „Minna von Barnhelm” in einer neuen
In=
ſzenierung durch Carl Ebert vorbereitet.
— Der Mozart=Zyklus des Schnurrbuſch=Quartetts bringt eine Reihe
der hervorragendſten Werke des Meiſters. Unter anderem kommen zu
Gehör: die Streichquartette D=Moll, Es=Dur und G=Dur, das G=Moll=
Streichquintett und das Klarinettenquintett. Außerdem wirkt Hans
Simon im zweiten Abend bei einem Klaviertrio mit. — Der erſte
Abend findet am Dienstag, 27. November, abends 8 Uhr, im Kleinen
Haus ſtatt.
— Der zweite Schubert=Abend des Drumm=Quartetts findet
Mitt=
woch, den 5. Dezember, im Kleinen Haus des Landestheaters ſtatt und
bringt die Klaviertrios des Meiſters.
* Orpheum — Premiere der Röder=Bühnenſchau „Dies und
Das”. Heute Montag, abends 8 Uhr 10 Minuten, iſt die
Erſtaufführung der neuen Rolf=Röder=Bühnenſchau „Dies
und Das‟. Das Enſemble, das, wie ſchon erwähnt, nur durch
einen beſonderen Umſtand (infolge Einreiſeverweigerung nach
Straßburg) von der Leitung des Orpheums verpflichtet werden
konnte, iſt zweifellos das wirklich beſte reiſende deutſche
Unter=
nehyen dieſer Art. — Die großartige Ausſtattung an Koſtümen
und Dekorationen iſt im vorzüglichſten Zuſtand, da das
Unter=
nehmen erſt vor wenigen Monaten ab Berlin auf Tournee
ge=
gangen iſt. An witziger und geiſtreicher Unterhaltung ſteht „Dies
und Das” auf beachtlichem Niveau und kann den hier mit
beſon=
derem Erfolg gezeigten „Schwarz=Revuen” als gleichwertig zur
Seite geſtellt werden. — Als Clou wäre noch „Jackman”, der
geniale Clown (nach der Art „Grock”) zu erwähnen, der zum
erſten Male in Deutſchland auftritt und allein ſchon einen Beſuch
lohnenswert macht. — Das Gaſtſpiel währt nur bis Freitag
und kann nicht verlängert werden, da die Truppe ab 1.
De=
zember an eine erſte ſüddeutſche Bühne engagiert iſt. — Beachten
Sie die heutige Anzeige.
— Der Darmſtädter Journaliſten= und Schriftſtellerverein verfolgt
mit ſeinen „Literariſchen Abenden” die Abſicht, jüngere Schriftſteller
und Dichter, namentlich ſolche von heſſiſcher Herkunft, in die
Oeffentlich=
keit einzuführen oder, ſofern ſie bereits größere Leſerkreiſe für ſich
ge=
wonnen haben, zu deren Erweiterung beizutragen. Dies gilt auch für
den Dichter und Dramaturgen Dr. Walter Beſt, der heute
Mon=
tag, abends 8.15 Uhr, bei Chriſt (Grafenſtraße 18) ausgewählte Proben
aus ſeinen gedruckten und ungedruckten Gedichten und Novellen zum
Vortrag bringen wird. Er ſtammt, obwohl in Mainz geboren, aus
einer in Darmſtadt altanſäſſigen Familie, die noch heute viele Glieder
zählt. Zu dem genußverſprechenden Abend haben neben den
Mitglie=
dern des Vereins auch Gäſte freien Zutritt,
Beſchäftigungs= und Verkaufszeiten an den letzten drei Sonntagen
vor Weihnachten. Auf Grund des § 105b Abſ. 2 der Gewerbeordnung
wird am Sonntag, den 9. Dezember, Sonntag, den 16. Dezember,
Sonn=
tag, den 23. Dezember, für ſämtliche Handelsgewerbezweige das
Offen=
halten der offenen Verkaufsſtellen ſowie die Beſchäftigung von Gehilfen,
Lehrlingen und Arbeitern in der Zeit von 13 bis 18 Uhr geſtattet. Die
Beſchäftigung von Gehilfen, Lehrlingen und Arbeitern bei der
Her=
ſtellung von Back= und Konditoreiwaren iſt auch an dieſen Tagen
ver=
boten.
Sormdtt
gegen Schnupfen
Wirkung frappank
Brück, Hans Leo Haſſler, Adam Gumpelzheimer und
Johann Philipp Krieger hörten. Dieſe herbe, ſtrenge, ſachliche
Sprache der Muſik in ihrer Wahrheit und Klarheit iſt ein Labſal
und man ahnt das Geheimnis der Größe eines Johann
Seba=
tian Bach ſchon in den Werken dieſer Meiſter, deren Schaffen
letzten Endes nichts war, als Wegbereitung für dieſen
Ueber=
menſchen.
Der Ernſt und das Verantwortungsgefühl der jungen Leute
bei der Wiedergabe der Geſänge kann nicht hoch genug gewürdigt
werden. Solche Leiſtungen ſind nur möglich, wo die erſtrebte
Muſikerziehung bereits Wurzel geſchlagen hat, Muſikerziehung
weit über das Techniſche hinaus. Wir wünſchen dieſer jungen
Gilde ein fröhliches Weiterarbeiten und Vorwärtskommen auf
dem beſchrittenen Wege im Sinne der Volkskultur und des
Ge=
meinſchaftsgedankens; wir wünſchen, daß ſolche Muſikantengilden
überall entſtehen, wo günſtiger Nährboden für ſie vorhanden iſt,
und wir wünſchen dann dieſen Gilden einen ebenſo vorzüglichen
und zielbewußten Leiter, wie der Leiter der Darmſtädter Gilde
einer iſt.
O.
Schleſierverein Darmſtadt.
Am Samstag abend fand in der Aula des Realgymnaſiums,
veranſtaltet vom Schleſierverein, eine „Oberſchleſiſche
Feierſtunde” (Dichtung und Muſik) ſtatt, in deren
Mittel=
punkt ein hochintereſſanter Vortrag von Gerhard Penkert
ſtand: „Vom Weſen der modernen oberſchleſiſchen Dichtung”.
Der Vortrag wies darauf hin, wie der Weltkrieg und die
folgen=
den ſchweren Erſchütterungen die äußeren und inneren —
geiſti=
gen — Spannungen der Grenzvölker zur Entladung und damit
zur Klärung gebracht haben. So iſt der dichteriſche Genius des
oberſchleſiſchen Landes an die germaniſch=ſlawiſche Sprachkultur
und Kampfgrenze gebunden. Nach kurzer Würdigung der beiden
ſchleſiſchen Großen: Joſeph von Eichendorff der Sänger
des deutſchen Waldes, und Guſtav Freytag, deſſen Proſa dem
deutſchen Bürgertum galt, kamen die Lebenden zu Wort und
Würdigung. Bei dieſen Jungen iſt alles auf Kampf eingeſtellt,
auf Kampf und Abwehr; die deutſche Oſtmark iſt gefährdet durch
die Polenputſche und den Anſturm des Panſlawismus. Dieſe
aufwühlenden Ereigniſſe der letzten Jahre haben eine Phalanx
deutſcher Herzen an die geiſtige Front gerufen. Daneben hat die
junge oberſchleſiſche Dichtkunſt ſtark religiöſen Einſchlag. Die
Blutmiſchung zwiſchen Germanen und Slawen brachte in den
herben Ernſt des deutſchen Gemütes die Melancholie der
ſlawi=
ſchen Seele, ihre Farbigkeit, Phantaſie und Sinnenfreude, ohne
den deutſchen Geiſt als ſolchen zu verfälſchen. Und nun folgten
die Namen von typiſch oberſchleſiſchen Dichtern — Volksdichtern
in des Wortes weiteſter und tiefſter Bedeutung, von beſten Ver=
Das 14. Deutſche Turnfeſt im Film
bei der Turngeſellſchaft Darmſtadt 1875 ermöglichte es den zahlreichen
Zuſchauern im Mathildenhöhſaal, an dem großen Erlebnis in Köln
im Bilde teilzunehmen. Die beiden Aufführungen am Nachmittag und
Abend waren ſehr gut beſucht, und der Film, deſſen Vorführung die
Firma Catharius übernommen hatte, hinterließ bei den Beſuchern einen
tiefen Eindruck In acht Teile,i wurde in prachtvollen Bildern das
14. Deutſche Turnfeſt gezeigt. Die umfangreichen Vorbereitungen der
Stadt Küln, die ihre großangelegten Platzanlagen zur Verfügung ſtellte
die mit großer Sorgfalt getrofſenen Arbeiten der Ausſchüſſe, herrliche
Bilder vom deutſchen Rhein und der herzliche Empfang der deutſcher
Turner in Köln füllten den erſten Teil des Großfilms. — Dann kan
die Weihe des Jahndenkmals im Beiſein von 200000 Teilnehmern durd
den Oberburgermeiſter von Köln, Dr. Adenauer, der ungeheure Stron
deutſcher Turnerinnen und Tuuner an den Rhein, 3900 Turner, Schvim
merinnen und Schwimmer wurden von Dr. Berger, dem Vorſitzender
der Deutſchen Turnerſchaft, begrüßt, und die Eröffnung des Feſtes er
folgte durch die Uebergabe des Bannors der D.T. an die Feſtſtadt. Ein
drucksvoll war im dritten Teil die Wettkampfarbeit, die ungeheure Be
geiſterung bis zum Letzten auslöſte. Die beiden nächſten Teile umfaß
ten das Turnen der Kreiſe und die Sondervorführungen der Gaue und
Vereine. Den wirkungsvollen Feſtzug ſtellt ein beſonderer Teil dar
Am eindrucksvollſten und gewaltigſten wirkten die beiden letzten Akt
des Großfilms, die den Aufmarſch der Hunderttauſende, die anmutiger
Tänze der Frauen, die Turndarbietungen der Frauen unter Turnwar
Boderſen, dann das Männerturnen, die Siegerehrung und den Abmarſc
jrachten. Der vom Filmausſchuß der Deutſchen Turnerſchaft bearbeitete
faſt 300 Meter lange Großfilm gibt einen Ueberblick über die ſehr ver
ſchiedene Betätigungsart der Deutſchen Turnerſchaft. Der wechſelvoll
und techniſch ausgezeichnete Meiſterfilm iſt geeignet, nicht nur die Er
innerung an das gewaltige Erlebnis in Köln für alle Zeiten feſtzuhal
ten, ſondern darüber hinaus auch eine ſtarke Werbung für den deut
ſ hen Turngedanken im Sinne des Turnvateus Jahn auszuüben. De
Turngeſellſchaft Darmſtad: 1875 iſt es zu danken, daß dieſer Film aue
in Darmſtadt zur Vorführung gelangte und es ſomit einem große=
Kreiſe ermöglicht war — wenn auch nur im Bilde und in Gedanken
ſo doch mit ganzem Herzen — dem erhebenden Deutſchen Turnfeſt i
Köln beizuwohnen.
— Schubertfeier der Eleonorenſchule. Am Samstag nachmitta
hielt, etwas unglinſtig, um die Turnhalle ſo zu füllen, wie es die gute
Darbietungen wirklich verdient hätten, die Elconorenſchule ihre Feie
zum Gedächtnis des großen Tonſetzers Franz Schubert ab. Die Schul
iſt in der Lage, aus eigenen Kräften eine reiche muſikaliſche Vortrags
folge zu bringen. Der Schülerinnen=Chor brachte zuerſt den Sa
„Heilig” aus der Deutſchen Meſſe V. Dieſes Chorwerk ſtellt ziemlick
Anforderungen, denen die friſchen und jungen Stimmen gerecht wurder
Beſſer gelang das von einem gut geſchulten Teilchor geſungene „An di
Nacht‟ Zu ſchönem Aufblühen kam der Chor in den beiden Lieder
„Am Brunnen vor dem Tore” (a Capella) und „Heidenröslein” (m
Klavier), die auch von den S=hülerinnen mit Freude geſungen ſurdet
Als ſchone Gegenüiberſtellung wurde noch die Original=Kompoſition de
beiden Lieder von zwei Schülerinnen, Emmi Kippel und Lisbeih Becke
geſungen. Dieſe beiden verdienen durch ihr ſchönes und tapferes Singe
ein beſonderes Lob. Die Inſtrumentalabteilung der Eleonorenſchule i
nicht groß, es klingt aber durh ihr Muſizieren ein friſcher Strich. Da
„Ständchen” hätte allerdings ein etwas lebhaſteres Tempo vertrager
Die „Deutſchen Tänze” und der „Militärmarſch Nr. 3” wurden flo
geſpielt. Um die muſikaliſche Leitung hatte ſich Oberreallehrer Schäff
verdient gemacht. Als Soliſten hatten ſich Fräulein Cramer und Hei
Otto Schäfer bereitwilligft zur Verfügung geſtellt. Wir hatten ſcho
öfters Gelegenheit, die ſchöne, warme Stimme Fräulein Cramers z
hören. „Gretchen am Spinnrad” bracht= ſie mit tiefem Gefühl un
Ausdruck. Das bewegke „Auf dem Waſſer zu ſingen” „Ganymed” un
„Lachen und Weinen” verdienten den eifrigen und herzlichen Beifa
der dankbaren Zuhörer. Otto Schäfer war ein gut abgeſtimmter, tat
voller Begleiter. Die Feſtrede hielt Dr. Grebert. Der Erlös der Feie
war zur Ausgeſtaltung des Kindergarten3 der Eleonorenſchule beſtimm
— Rentner — Achtung! Das Rentnerverſorgungsgeſetz ſteht all
Vorausſicht nach, demnächſt im Reichstag zur Verhandlung. Die Reic
vegierung muß ſich endlich nach langem Zögern dazu entſchließen, daf=
Sorge zu tragen, daß die alten, erwerbsunfähigen Rentner, die de
Deutſchen Reiche ihre Erſparniſſe geopfert und damit ihre Altersverſo
gung verloren haben, aus der ebenſo unzulänglichen wie beſchämend
öffentlichen Fürſorge herausgenommen und auf eine ihrer früher
Lebensſtellung würdige Weiſe von Nor geſchützt werden. Die Ortsgrup
Darmſtadt des Deutſchen Rentnerbundes hat ſich deshalb entſchloſſen, a
Dienstag, den 4. Dezember, die Leiterin der Geſchäftsſtelle der Bunde
zentrale in einer öffentlichen Verſammlung über das Rentnerverſo
gungsgeſetz zu Worte kommen zu laſſen. Um außerdem unſeren M.
gliedern eine freie Ausſprache in engerem Kreife zu ermöglichen,
Dienstag, den 27. November, eine Verſammlung vorausgehen, an d
teilzunehmen unſere Mitglieder ſicher nicht verſäumen werden.
— Chineſiſche Kunſt. Auf der Tagung, die das Oſtaſiatiſche
Inſtit=
in Frankfurt im vorigen Jahr veranſtaltete, bildete einen Höhepun
der Vortrag von Emil Preetorius über die chineſiſch
Malerei. Der Künſtler, von deſſen Hand wir ſo viele feinſinni=
Zeichnungen beſitzen, iſt durch ſeine perſönliche Veranlagung beſonde
befähigt, die Einſtellung des Oſtaſiaten zur Erſcheinung der Welt
verſtehen. Seine hohe Kultur macht ihn zu einem der erſten
Interpret=
dieſer für uns fremdartigen Kunſt. Der Vortrag, in dem er am Do
nerstag, den 29. ds. Mts., chineſiſche und abendländiſche Kunſt in Ve
gleich ſtellen wird, darf daher in ungewöhnlichem Maße auf das Intere
derer rechnen, die an der Auswirkung geiſtiger Mächte in unſerer Ze
Anteil nehmen. Der Vortrag wird durch das Heſſiſche Gewerbemuſeu
veranſtaltet, findet aber in dem Saal 326 der Techniſchen Hochſchul
abends 8½ Uhr, ſtatt. Eintrittskarten zu 1 RM. ſind im Verkehrsbü
erhältlich.
kündern oberſchleſiſcher Weſensart: Hertha Pohl E. Gre
bowſki, R. Kurpiun und Paul Kania. Ihr Feld iſt
erſter Linie der Roman und die Novelle. Die dramatiſche Die
tung wird in Oberſchleſien vor allem von H. Dominik ur
R. Fitzek vertreten. Arnold Zweig (er ſprach in Darmſta
jüngſt über „Die geiſtigen Grundlagen von Roman und Drama
wurde gewürdigt: Dr. W. Meridies und P. Barſc
M. Hermann (die Träger des Eichendorff=Kreiſes), Williba
Köhler, Eliſe Draub, Konrad Schmidt das ſind 1
markanteſten Namen, mit deren Werken ſich der Vortragende k
ſchäftigte und für die er in beredten Worten Freunde war
Reicher Beifall dankte ihm und auch Herrn Paprotny d
Proben oberſchleſiſcher Lyrik von Schmidt, Draub, Pohl, Köhl
Hermann und Grabowſki zum Vortrag brachte.
Muſikaliſche Umrahmung dieſes Vortrages bildeten Komp
ſitionen des „Oberſchleſiers” Arnold Mendelsſohn, von de
Frau Langner=Jäger mit großer Stimme „Portum i
veni” das Brauſende aus dem „Hohenlied” und den graziöſ
„Tanz unter der Linde” in ſehr anſprechender Weiſe zum Vt
trag brachte; ſie wurde in beſter Weiſe begleitet von Carl Die
rich, dem die Ehre zuteil ward, für Herrn Mendelsſohn, L.
ſeine „Moderne Suite” Opus 79 (köſtliche Kleinkunſt und dr
große Kunſt) wegen Unwohlſeins nicht ſelbſt ſpielen konnte, a.
Vertreter eingeſprungen; er hat ſeine Aufgabe in ausgezeie
neter Weiſe gelöſt. Außerdem ſang Herr A. Gruß (Tenor) de
Schumannſche Lieder auf Eichendorffſche Texte und ſchloß n
dem „Heimweh” von H. Wolf. Seine ſympathiſche, leichtſt:
mende Tenorſtimme war den Liedern voll gewachſen und 1
Sänger kann ſtolz auf den geſpendeten Beifall ſein. Der Abe.
war wohlgelungen, hatte aber einen Fehler, den Darmſtad
O
Veranſtaltungen häufig haben — es war zu lang.
Kunſt, Wiſſenſchaft und Leben.
* Geheimer Medizinalrat Profeſſor Dr. Ka
Sudhoff an der Univerſität Leipzig vollendet am 26. Nobe:
ber 1928 ſein 75. Lebensjahr. Durch ſeine wahrhaft gigantiſ“
Lebensarbeit, vor allem in der Medizingeſchichte, erfreut ſich Sr
hoff unbeſtritten internationaler Anerkennung, und ſein Nau
wirkt zur höchſten Ehre deutſcher Wiſſenſchaft. Es wird kar
Gelehrte geben, die an ihrem 75. Geburtstag eine ſo unvermi
derte Arbeitskraft voll körperlicher und geiſtiger Leiſtungsfähigt
beſitzen. In unerreichbarer Weiſe hat er u. a. die Fragen *
Echtheit der Schriften des Theophraſtus von Hohenheim, T
Grundlagen, der Bedeutung, der Auswirkung Paracelſiſch
Ideen und praktiſcher Leiſtungen gelöſt. Von den 15 großen ur
fangreichen Bänden der Paracelſus=Werke iſt kürzlich der X.
Band erſchienen.
Nummer 329
Montag, den 26. November 1928
Seite 3
Ein trüber, regenſchwerer Tag iſt zur Neige gegangen.
Toten=
ſonntag! Der Tag, an dem die Lebenden ihrer lieben Verſtorbenen
gedenken. Trauernd liuteten die Glocken den Tag ein, der nicht in
nutzloſem Schmerz und Klagen über den unerbittlichen Tod, ſondern von
Tauſenden und Abertauſenden in Dankbarkeit und treuer Erinnerung an
die Entſchlafenen verbracht wurde. Auch der unabläſſig ſtrömende Regen
hinderte nicht, daß, wie alljährlich, deutſche Frauen und Männer den
Waldfriedhof auffuhten, um an der Totengedenkfeier teilzunehmen.
Ein langer, ſtiller Zug, in ihm auch Miniſter Korell, bewegte ſich
vom Hauptportal d’s Friedhofs unter den Klängen einer Trauermuſit
auf den Ihrenfriedhof der Gefallenen. Der Gau Darmſtadt im
Heſſi=
ſchen Sängerbund, die Darmſtädter Turnerſchaft, das Reichsbanner, der
Reichsbund der Kriegsbeſchädigten, der Volkschor Darmſtade, die
Reichs=
vereinigung ehemaliger Kriegsgefangener, das Männerquartetr Weſtend
und der Reichsbund jüdiſcher Frontſoldaten nahmen mit umflorten
Fahnen an der erhebenden Feier teil. Nach einem ernſten Choral, den
das Stadt=Orcheſter unter Leitung ſeines Dirigenten, Herrn
Schlupp, vortrug, und ergreifenden Chorgeſängen der Vereinigten
Männergefangvereine und des Volkshors hielt in der lautloſen Stille
Herr
inger:
der Leiter der Zentralſtelle zur Förderung der VolksEildung und
Jugendpflege, folgende erhebeude und troſtreiche Gedächtnisrede:
Erde gleißt auf Erden
Erde türmt auf Erden
in Gold und Pracht;
Schloß, Burg, Stein;
Erde wird Erde,
Erde ſpricht zu Erde:
Alles wird mein.
bevor es gedacht;
Nun ſtehen wir Lebenden wieder an den Gräbern unſerer lieben
Toten und dünken uns — ſoweit wir noch in der Kraft unſerer guten
Jahre leben — ſo fern dem eigenen Grab, und ſind ihm vielleicht doch ſo
nahe wie unſer Fuß heute nihe an den vertrauten und den fremden
Grabeshügelu ſteht.
Weißt du denn, Menſch, ob es nicht zum letzten Male iſt, daß du
deinem Freund und Bruder die Hand reichſt, daß du deinem Kinde übers
Haar ſtreichſt, daß du Weib deinem Manne, du Mann deinem Weibe
tren und helfend zur Seite ſtehen kannſt? Weißt du denn, Menſch, ob
du das böſe Wort, das du heute ſprichſt, je noch einmal wirſt gut machen
können, ob du dir nicht morgen ſchon in ticſſter Anklage gegen dich
ſelbſt an die Bruſt ſchlagen und den Herrn über Leben und Tod um
eine Minute Friſt für den Gekränkcen bitten wirſt, damit du noch gut
machen könnteſt, was du ihnn angetan haſt? Weißt du denn, ob nicht
der Spruch des Dihters gerade heute, und beſonders heute, für dich g
fegt iſt: O lieb, ſolang du lieben kannſt! O lieb, ſolang du lieben magſt!
Die Stunde konmmt, die Stunde kommt, wo dm an Gräbern ſtehſt und
klagſt! — Nein, du weißt es nicht, Bruder Menſch, und wohl dir, daß
du es nicht weißt, aber wenn du dir gur willſt, dann lebe, als ob du es
wüßteſt.
Ein Tännlein grünet wo, wer weiß, im Walde,
Ein Roſenſtrauch, wer ſſagt, in welchem Garten?
Sie ſind erleſen ſchon, denk es, o Secle,
auf deinen: Grab zu wurzeln und zu wachſen.
Zwei ſchwarze Rößlein weiden auf der Wieſe,
ſie kehren heim zur Stadt in muntern Sprüngen.
„Sie werden ſchrittweis gehn mit deiner Leiche;
vielleicht, viellcicht noch eh an ihren Hufen
das Eiſen lo3 wird, das ich blitzen ſehe!
Ihr Leidtragenden und Trauernden! Eime kleine Schar ſind wir
hier in dem großen Chor der Leiötragenden und Trauernden dieſes
ſpäten Herbſttages. Die Natur hat ihr Beſtes gegeben und hat das,
was ſterblich war, wieder zu ſich genommen, auf daß aus dem
Geſterbe=
nen neues Leben werde. Was uns bleibt, iſt das Gedenken, geboren
aus der Liebe zu den Lebenden und der Ehrfurchs vor den
Hingeſchiede=
nen Für eine kurz= Stunde haben wi= uns aus dem Sturm des Tages
gelöſt und ſind in den Hof des Friedens getreten. Es wud uns in
kei=
nem Augenblick unſeres irdiſchen Lebens dieſer Friede beſchieden ſein,
der uns dereinſt hier erwartet, denn jeder von uns wird kämpfen müſſen,
ſolange er lebt; aber ſollten wir niht hier etwas von dem Willen zum
Frieden mit hinausnehmen in unſeren Lebenskampf? Sollten wir uns
nicht heute und hier aufs neue erinnern, wie ſehr in jedem unſerer
Brider und Schveſtern — gleichwvie in uns — die Sehnſucht nach
Friede, nach Verſtehen und Liebe lebt? Sollten nielt hier unſer Wille
und unſere Kraft geſtärkt werden, Wille und Kraft, einander zu helfen,
cinander zu dienen, einander zu verſtehen, Leid und Kummer, Sorgen
und Schmenz von den andern fernzuhalten, ſoweit es in unſerer
menſch=
lichen Macht liegt? Wo anders ſollten wir beſſer zu Liebe und Friede
gemahnt werden als hier mitten unter denen, die den Frieden gefunden
und Die von der Liebe beweint werden?
Glauben wir doch nicht, daß das Glück des Menſchen von den
großen Geſchehniſſen und Begebenheiten kommt, nein, das Glück des
Menſchen wird von den kleinen Freuden genährt, es wächſt unter den
herzwarmen Tropfen der Freude beſſer als unter dem Platzregen des
Zuſalls. Wie viel Tropfen Freude haſt du Bruder, haſt dn Schweſter
in das Herz deiner Lieben geträufelt, wieviele Körner des Leides haſt
dn von ihrer Seele abgeleſen? Du haſt ſie nicht gezählt, du weißt nicht,
ob es viele ode: wenig waren, aber war es nicht vielleicht auch ſo, daß
deine Hände ſpröde im Geben und daß dein Sinn verhärtet war? Weißt
du wenigſtens, wie viel Lcid und Kummer und Schmerß du in die Seele
deiner Menſchenbrüder gelegt haſt? Wie ſie neben dir verdurſtet und
berhungert ſind aus Mangel an Liebe und Verſtehen? Und wie du ihnen
vielleicht hätteſt helfen können mit einem einzigen Wort, mit einer ein=
zigen kleinen Tat? Was vermag es den Menſchen zu nützen, wenn ſie
höher und höher ſreigen durch Technik, durch Zidiliſation, durch
ver=
mehrte Chancen des G=vinns, wenn ſie doßei imer ärmer werden au
gegenſeitiger Ließe, wenn am Wege dieſes teihniſehen Triumphzuges
die geopferten Seelen liegen, wenn wir nicht Kraft und Willen haben,
den Suchenden und Irrenden, den Trauernden und Bedürftigen, denen,
die krank ſino nach ein wenig Freude und Liebe, zu helfen?
Wir rufen mit Recht nach ſozialer Gerechtigkeit, wie fordern mit
Raiht, daß die ſozialen Unterfcſiede nicht zuglcich zu einem Mehr oder
einem Weniger an menſchliher Wertſchätzung werden, aber wollen wir
uns nicht auch ſelbſt zur Geröhtigkeit gegen die aufrufen, die unſeren
Lebensweg begleiten, die mit uns im Kampfe ſtehen, ja, auch gegen die,
die das Schichſal zu unſeren Gegnern gemaht hat? Warum lehrt uns
ſo oft erſt der Tod eines Menſchen deſſen Wert erkennen? Warum zeigt
euch, Vater oder Mutter, erſt der Tod eures Kindes, warum zeigt euck),
Sohn oder Tohter, erſt der Tod eurer Eltern, was ihr verſäumt, was
ihr zu nenig geian, was ihr dem Lebenden ſchuldig geblieben ſeid und
was ihr ihm noch an Liebe hättet geben können? Laſſet euch von den
Toten lehren, daß ihr beizeiten den Mund zum freundlichen Wort, das
Herz zur verſtehenden Liebe und die Hand zur guten Tit öffnen müßt.
Arme und bedauernswerte Menſchen, die ſich am Grabe ihrer Liebſten
ſelbſt unter die Anklage der Verſäumnis ſtellen müſſen!
Licbe Freunde, ſo wollen wir an den Gräbern unſerer Toten der
Lebenden gedenken, wollen aus der Chrfurcht vor den Toten die Liebe zu
den Lebenden lernen. Würde nicht die Erde reich geſegnet ſein, wenn
ihre Menſchen von jedem Gang zu den Gräbern um ein wenig reicher
an Liebe, um ein wenig mehr geſtärft in guten Willen zum Frieden
untereinander zurückkehrten? Welchen beſſeren Dank könnten wir den
Toten ſagen als den: Ihr habt uns den Frieden gelehrt, ihr habt uns
gelehrt, daß Menſch Bruber und Schnveſter heißt, mit denen uns einſt
der gleiche Raſen in Frieden und Ruhe decken wird. Welch beſſeren
Dank könnte dns Volk ſeinen Toten ſagen als den: Euer Werk iſt unſer
Werk, euer Streben ſoll unſer Streben werden, die Sorgen, die eure
Sorgen waren, ſollen auch unſere Sorgen werden, denn ihr hobt den
Frieden und wir leben den Kampf um den Frieden; der Kampf, den
ihr um Glück und Wohlergehen deutſcher Jugend führtet, er ſoll unſer
Kampf ſein, denn leben heißt, ſich) verandrörtlich fühlen für das Gute
und Gerechte.
Liebe Freunde, wer gedächte nicht bei dieſem Dank beſonders der
unzähligen Toten, die mit ihren Leibern deckten, was ihnen heilig war,
die die Arme ausbreiteten und ſich den Leib zerſtürken ließen, um zu
ſchützen, was ſ hutzbedurftig war? Zehn Jahre ſind nun gerade
hin=
gegangen, als die letzten fielen, wie lange wird es noch dauern, bis
die letzten ausgelitten haben? Wird es heilige Saat ſein, die wir da
gelät haben? Werden in uns und unſeren Kindern die Früchte reifen,
nah denen jene Männer die Hände ausgsſtreckt haben? Werden wir den
Frieden in uns tragen, wie wir unſeren Glauben, wie wir unſere Liebe
zu Vater und Mutter, zu Weib und Kid in uns tragen als eine
un=
erſchritterliche Geſinnung? Wi= wollen darum beten und darum kämpfen,
denn der Friede der Völker iſ: der Friede der Menſchen. Wehe denen,
die dazu nicht guten Willens ſind! Wir vollen als Vermächtnis jener
edlen Toten, die im Kampfe fielen, die Liebe zum Frieden in uns
auf=
nehmen. Friede, Liebe, Verſtehen und gegenſeitige Hilfsbereitſchaft
unter allen Gliedern unſeres Volkes, und Friede unter den Menſchen,
das ſei das Gelöbnis, das wir an der Stätte des Friedens unſeren
Toten geben. Und wenn wir ſtark ſind in dicſem Glauben, wein wir
ihn eindflanzen in die Herzen dere=, die auf uns hören und für die wir
verantwortlich ſind, dann werden wir den edelſten Teil unſerer
Menſchen=
aufgabe hier auf Erden geleiſtet haben, dann wird uns nicht ſchrecken,
daß guch ir dereinſt zurück zur Erde niſſen, daß auch wir eingehen
miiſſen in das Reich des Todes, denn dieſes Reich, das ein Teil vom
Reich des Lebens iſt, wird für uns das Reich des Friedens ſein.
Im Fallen der Blätter, im Sterben der Natur, im Gedenken an
die Toten, an unſere gesrferten Brüder werden wir dann ſprechen
können:
Tod, ich will dir ohne Zagen
in die ſtrengen Alugen ſehn,
die wie ferne Rätſelſterne
über allem Leben ſtehn;
wvill die blaſſer, kühlen. Hünde
und den Mund, der swig ſchweigt,
mutig ſchauen, bis mein Grauen
vor dem tiefen Frieden weickt;
daß ich an die grinen Hügel,
wio die weißen Kreuze ſrehn,
ſtill mag treten, um zu beten
wie eint Kind vorm Schlafengehn.
Zahlreiche Kränze wurden von den einzelnen Körperſchaften an der
letzten Ruheſtätte der Gefallenen niedergelegt. Nach einem erhebenden
Chorgl und von den Vereinigten MMännergeſangvereinen und dem
Ar=
beitergeſangderein Weſtend zu Gehör gebraclzen Geſängen wurden auch
die Grabſtütten der fremden Gefallenen aufgeſiaht und ſie durch
Kranz=
niederlegungen geehrt. Noch lauge naich der Totenfeier zitterte der tiefe
Ernſt der Stunde in den Herzen aller nach.
*
Miſtbei Rheu. ia, Bſchias, Derenſchuß.
Fpen= und Erkältungsſchmerzen.—
Darmelitergeiſt Amol iſt in allen
Apstheken und Drogerien erhältlich.
Aogt1d4
ißliethek.
Neue Erwerbungen (Auswahl), vom 26. November an auf 14 Tage
zur Anſicht im Leſeſaal aufgeſtellt.
The Cambridge Hiſtory of India. 3. Cambridge 1928;
Engel, E., Was bleibt? Die Weltliteratur. Leipzig 1928;
Ergeb=
niſſe der inneren Medizin und Kinderheilkunde. 34. Berlin 1928;
Das Friedenswerk der Kirche in den letzten drei Jahrhunderten.
1598—1917. Bd. 1: Die Friedensvermittlungen und Schiedsſprüche des
Vatikans bis zum Weltkriege 1917. Berlin 1927; Jeſſen, O., Die
Straße von Gibraltar. Berlin 1927; Kemal Paſcha. Die neue
Türkei. (Band 2): Die nationale Revolution 1920—1927. Leiszig 1928:
Mayer, A. L., Gotik in Spanien. Leipzig 1923; Müller, J.,
Grundriß der deutſchen Statiſtik. Bd. 4: Deutſche Kulturſtatiſtik. Jena
1928; Poincaré, R. Memoiren. Bd. 2: Der Ausbruch der
Kata=
ſtrophe 1913—1914. Dresden 1928; Porter, A. K., Romaniſche
Plaſtik in Spanien. Bd. 1., 2. München 1928; Scheidemann,
Ph., Memoiren eines Sozialdemokraten. Bd. 1., 2. Dresden 1922;
Veröffentlichungen der Neuen Bachgeſellſchaft. 29, 1. Heinrich
Schüitz, Muſikaliſche Exequien. Leipzig 1928. — Zeitſchriften:
Jahrbuch für Kunſtwiſſenſchaft. 1927. Leipzig 1927;
Jahres=
bericht über Hals=, Naſen= und Ohrenheilkunde. 4—5. 1925. 1926.
Berlin 1927—1928; Monatshefte Süddeutſche. 25, 1. Oktober
1927—September 1928. München; Stimmen der Zeit. 115.
Frei=
burg i. B. 1928: Studien und Kritiken, theologiſche. 100. 1927/28,
Gotha 1927/28; Zeitſchrift für Biologie. 87. N. F. 69. München
1928; Zeitſchrift für analytiſche Chemie. 74. München 1928;
Jahrbuch für Morphologie und mikroſkopiſche Anatomie. 1. Abt.
59. Leipzig 1928: Zeitſchrift für angewandte Pfychologie.
Bei=
hefte 41—43. Leipzig 1928; Zeitſchrift für Tierzüchtung und
Züchtungsbiologie. 11. Berl. 1928; Zeitſchrift für deutſchen
Zivil=
prozeß. 53. Berlin 1928; Zeitſchrift, deutſche, für die geſ.
ge=
richtliche Medizin. 11. Berlin 1928. — Vom 10. Dezember an verleihbar.
Vormerkungen werden im Lefeſacle entgegengenommen.
— Neuerwerbungen der Stadtbücherei (außer Romanen und
Er=
zählungen): Hermann Frh. von Eckardſtein, Lebenserinnerungen
und politiſche Denkwürdigkeiten. Zwei Bände. 65 Bd. 130/131:
Her=
mann Frh. von Eckardſtein. Die Iſolierung Deutſchlands (3. Bd.
der Lebenserinnerungen). 65 Bd. 132; C. Malone. Das neue
China und ſeine ſozialen Kämpfe. Mit hiſtoriſch=politiſcher Einleitung
von Furtwängler. 1928. 25 Fn 130; Meiſter der deutſchen
Muſik in ihren Briefen. Herausgegeben von H. Brandt. 19288.
35 Km W; Fritz Knapp, Mainfranken. Bamberg—Würzburg—
Aſchaf=
fenburg. Eine fränkiſche Kunſtgeſchichte. Mit Abbildungen. 1928.
55 Kg;, Walter Hege und Wilhelm Pinder. Der Bamberger Dom
und ſeine Bildwerke. 1927. 35 Kg; Ottmar Rutz, Menſchheitstypen
und Kunſt. 1921. 20 Ps; Fritz Gieſe Pſychotechnik. 1928. 45 Ps;
Arno Marx, Hamſter Filz. Tiergeſchichten. Mit Abbildungen. 1 Dz;
John Clauſen, Handelskorreſpondenz in deutſcher und engliſcher
Sprache. 1922/23. 1. Teil: Engliſch=Deutſch. 25 Eh 14. 2. Teil:
Deutſch=Engliſch. 25 Eh 15: Ed. Hahn=Eſchenagucia
Han=
delskorreſpondenz in deutſcher und ſpaniſcher Sprache. 1923. 1. Teil:
Spaniſch=Deutſch. 25 Eh 24. 2. Teil: Deutſch=Spaniſch. 25 Eh 25;
C. M. Sauer und H. Ruppert, Spaniſche
Konverſationsgram=
matik. Mit Schlüſſel. 55 S 285/286: T. G. G. Valette
Nieder=
ländiſche Konverſationsgrammatik. Mit Schlüſſel. 55 S 155; Ernſt
Wrede, Taſchenwörterbuch der ſchwediſchen und deutſchen Sprache.
2. Teil: Deutſch=Schwediſch. 55 S 231.
— Die heffiſchen Beamten zum Penſionsalter. Die im Heſſiſchen
Beamtenbund zuſammengeſchloſſenen Beamtenorganiſationen aller
Rich=
tungen haben eine Eingabe an die Staatsregierung und an den
Land=
tag gerichtet, in der ſie darum erſuchen, daß die bisherigen
Beſtim=
mungen des heſſiſchen Beamtenabbaugeſetzes aufrecht erhalten bleiben
mögen, ſo daß alſo Beamte beim 65. Lebensjahr in den Ruheſtand
treten müfſen. Die Eingabe richtet ſich namentlich gegen einen Antrag
der Aufwertungspartei (Volksrechtpartei), in dem gegen die zwangsweiſe
Penſionierung bei Erreichung des 65. Lebensjahres Stellung genommen
wird.
— Ludwigsoberrealſchule und Freunde der Darmſtädtr
Realanſtal=
ten veranſtalten am Sonntag, dem 2. Dezember, abends 8 Uhr, im
Saalbau aus Anlaß des 100. Todestages des großen Meiſters Franz
Schübert eine gemeinſame Gedenkfeier. Unter der bewährten Leitung
des Herin Oberreallehrers Pfaff ſind Schülerchor und Schülerorcheſter,
verſtärkt durch Mitglieder der Vereinigung, beſtrebt, die Feier würdig
zu geſtalten und dadurch Schuberts volkstümliches Schaffen zu ehren.
Durch die Mitwirkung der Herren Dr. Stiefenhofer und Wilhelm
Peterſen, die in liebenswürdiger Weiſe ihr reifes Können in den Dienſt
der Sache ſtellten, wird auch Scubert als Meiſter des deutſchen
Kunſt=
liedes gefeiert. Der Reinertrag des Abends ſoll für den Erwerb eines
Landheims verwandt werden; daher iſt ein reger Beſuch aus weiten
Kreiſen der Bevölkerung erwünſcht. Numerierte Karten zu 50 Pf. und
1 Mk., ſowie Feſtfolgen ſind bein Hausmeiſter, bei den Schüilern und
ar. der Abendkaſſe zu erwerben. Es embfiehlt ſich, Karten im
Vorver=
kauf zu beſorgen. Der Honzertflügel von Steiniray u. Sons, Hamburg=
New York, ſolvie das Harmonium werden von der Firma Klavier=
Airnold, Clifabethenfrraße 28, zur Verfügung geſtellt. Nach der Feier
lädt die Vereinigung alle geſchhätzten Beſucher des Konzerts zum
gemüit=
lichen Abſchluß in den kleinen Saal des Saalbaues. (Vergleihe auh
die morgige Anzeige.)
— Folgen einer Spritztour. Nach Geſchäftsſchluß hatten am
Sams=
tag drei in einer Autolverkſtätte beſchäftigte junge Leute ein Motorrad
mit Beiwagen — einem Polizeibeamten gehörig — zu einer Spritztour
verwendet. An der Straße nach Eberſtadt kollidierten ſie wit einem
Fuhrwerk und fuhren in den Straßengraben. Der eine Mitfahrer, ein
37jähriger Volontär, erlitt eine Gehirnerſchüitterung und mußte durch
die Freiwillige Sanitätsſoache in das Stadtkrankenhaus verbracht
wer=
den Der Fahrer und der dritte Teilnehmer kamen ohne Verletzungen
davon.
„Lederköpfe‟
* Blutig ohne Blut, grauenhaft ohne Grauen!
„Das Drama ſchreiben iſt: einen Gedanken zu Ende denken.
— Rede ſtachelt Widerrede — neue Funde reizt jeder Eatz — das
Ja überſpringt ſein Nein zu vollerem Ja — die Steigerung iſt
von maßloſem Schwung — und auf den Schlüſſen bläht ſich
ge=
formter Geiſt wie die Hände Gottes über ſeiner Weltſchöpfung.”
So kennzeichnete Georg Kaiſer vor einigen Jahren das
Weſen des Dramatikers. „Die Lederköpfe” ſein jüngſtes
Schauſpiel, deſſen Uraufführung das Neue Theater in
Frankfurt zum 50. Geburtstag des Dichters am Samstag
brachte, entſpricht dieſer Auffaſſung.
Kaiſer ächtet den Krieg, ächtet den Abſolutismus. Der
Baſi=
leus hat ſeine Tochter dem Führer zur Frau verſprochen, der die
feindliche Stadt erobern wird. Der Feldhauptmann verſtümmelt
grauenhaft ſein Antlitz, gewinnt als angeblich Verſtümmelter
das Vertrauen des Feindes und ſpielt die Stadt in die Hände
des Baſileus. Um das Grauen der Königstochter zu überwinden,
hüllt der Verſtümmelte ſein Geſicht in eine Lederkappe. „Der
Krieg zerſtört, was menſchlich iſt, wie mein Geſicht verſtümmelt
iſt”: ein Lederkopf. Dies die Symbolik!
Wie der Feldhauptmann verſtümmelt iſt, will der Baſileus
die meuternde Truppe verſtümmeln laſſen; er will ein „Volk von
Lederköpfen” ſchaffen! Doch in der Tochter und dem
Feldhaupt=
mann bricht das menſchliche Gefühl durch. Aufruhr ſtürzt den
Baſileus. Was der Krieg zerſtört hat, ſoll wieder aufgebaut
werden.
Das Drama iſt ein Denkſpiel ſondergleichen. In
knappe=
ſter Rede und Gegenrede ſteigert ſich der Baſileus zum
Abſolu=
tiſten ſchärfſter Prägnanz. Wenn er noch ein Menſch wäre, würde
man von Cäſaren=Wahnſinn ſprechen. So aber iſt er nur
eis=
kalte Denkmaſchine von Georg Kaiſerſcher Konſtruktion. Die
Kon=
ſtruktion iſt zu überſpannt, als daß ſie noch zu menſchlicher
Mög=
lichkeit eine Beziehung hätte. Man bleibt kalt. Darum iſt das
Schauſpiel: blutig ohne Blut, grauenhaft ohne Grauen!
Der Beifall — mäßig und nicht unbeſtritten — galt im
weſentlichen der Darſtellung, die unter der Leitung von Direktor
Arthur Hellmer den Stil Kaiſers in ausgezeichneter
Einfüh=
lung traf.
Fritz Valk — als Gaſt aus Darmſtadt — ließ die
Denk=
maſchine des Baſileus mit imponierender Sicherheit ſpielen,
Friſch im Ton war der Truppführer des Franz Maſſareck,
charakteriſtiſch S. Nürnberger und Theo Lingen als
Hauptleute. Der Tochter des Baſileus gab Elſa Tiedemann
die gleichmäßige Schönheit ihrer Erſcheinung.
Hellmers Neues Theater iſt ſeinerzeit mit den „Bürgern von
Calais” entſcheidend für Kaiſer eingetreten. Es war daher auch
in erſter Linie berufen, den 50. Geburtstag des Dichters mit der
Uraufführung ſeines jüngſten Werkes zu begehen.
II.
„Oktobertag”
Mildere Töne ſchlägt Kaiſer in dem Schauſpiel „
Oktober=
tag” an, das die Darmſtädter Bühne im vergangenen
Frühjahr herausbrachte und geſtern in teilwveiſe neuer Beſetzung
wiederholte. Auch hier eine gedachte Handlung, konſtruiert um
die Frage: wer iſt der Vater des Kindes: derjenige, den die
Mutter in der Einbildung ſich vorſtellt, oder derjenige, den ſie
in Wirklichkeit in den Armen hält? Schein und Wirklichkeit gehen
ineinander über. Die Suggeſtion bleibt Sieger.
Die ſichere Technik Kaiſers ſchafft Spannungen, die in Atem
verfetzen. Ueber dies hinaus war die geſtrige Aufführung von
einer inneren Lebendigkeit erfüllt, die der früheren Beſetzung
nicht zu eigen war.
Träger der ſtarken Wirkung war in erſter Linie Kitty
Sten=
gel. In dem Uebergang von Mädchen zu Mutter gab ſie eine
„Catherine” von bezaubernder Herzlichkeit. Wie ſie den gedachten
Geliebten in ſchlichter Selbſtverſtändlichkeit begrüßte, wie ſie die
ſeltſamen und doch ſo glückſeligen Erlebniſſe des Oktobertages
ſchilderte, wie ſie von dem Glauben an ihr Glück und ihre Liebe
trotz der furchtbaren Wirklichkeit nicht laſſen wollte, dies alles
ſpielte Kitty Stengel ſo überzeugend, ſo ſtark im Gefühl, daß
man aus den Konſtruktionen Kaiſers in eine Realität
bluterfüll=
ten Lebens gehoben wurde.
Bizarre Linien umreißen die Geſtalt des unbewußten
Lieb=
habers Jean=Marc. Hans Jungbauer war bemüht, ſie nach
Möglichkeit auszufüllen. Dem Schlächtergeſellen, der die
tatſäch=
liche Vaterſchaft für ſich in Anſpruch nimmt, gab Hermann
Gal=
linger die aufbrauſende Robuſtheit der zwiſchen Schüchternheit
und Erpreſſung ſchwankenden, ſich unterdrückt fühlenden Kreatur.
Den Vater Catherines ſpielte Hans Baumeiſter, ihre
Erzieherin Käthe Gothe mit ſicherem Takt.
Unter der Spielleitung von Hans Werner Langer zeigte
die Aufführung eine hervorragende Eindringlichkeit und
Ge=
ſchloſſenheit.
Ein Darmſtädter Schubert=Abend. — Cäcilienverein: Verdis
Requiem.
Im Rahmen, der zahlreichen Schubertfeiern, die der Bund für
Volksbildung in den einzelnen Stadtteilen veranſtaltet, wurde ein Abend
in Ginnheim von Dr. Kulz, J. du Meuil und Frl. Biſchoff —
ſämtlich aus Darmſtadt — beſtritten. Derartige Vorträge, wie ſie Dr. Kulz
über Schubert hielt, verlangen von dem Vortragenden eine nicht jedem
gegebene Art der Einſtellung auf die in ihrem Denken und Fühlen faſt
primitiven Zuhörer. Mit techniſch=muſikaliſchen Begriffen läßt ſich nicht
operieren, es ſei denn, daß ſie im einzelnen erklärt werden. Das
Publi=
kum derartiger Vorträge will auch keine geiſtreichen Ausführungen, es
will mit den ihm zur Verfügung ſtehenden verſtandes, und insbeſondere
gefühlsmäßigen Mitteln gepackt und ſo zum Verſtändnis geführt
wer=
den. Daß es Dr. Kulz — mit Ausnahme vielleicht des zu
ſchwer verſtändlichen einleitenden muſikhiſtoriſchen Teils — derſtand,
dieſen Anforderungen gerecht zu werden, gab ſeinem Vortrag den Wert.
Mit einer ſachlichen Wärme ſchilderte er das Leben des Komponiſten,
erhöhte das Intereſſe durch das Vorführen von Lichtbildern und vermied
vor allem den Fehler, Schubert als den ſentimentalen
Dreimäderlhaus=
helden hinzuſtellen, als der er leider in vielen Hirnen noch ſpukt.
Hof=
fentlich räumt das Schubertjahr mit dieſer unerguicklichen Auffaſſung
einigermaßen auf. — Frl. du Menil ſang mit angenehm klingender
Stimme „Gute Nacht”. „Die Krähe” und den „Lindenbaum” Frl.
Biſchoff begleitete gewandt und zeigte ſich in dem F Moll=Imprompti
als beachtliche Technikerin. Ein weniger häufiger Gebrauch des Pedals
würde den Eindruck erhöht haben. — Die andächtige Zuhöverſchar dankte
allen, beſonders Dr. Kulz, mit ehrlich empfundenem Beifall.
Der Cäeilien= und Rühlſche Geſangverein gaben am Buß= und
Bet=
tag Verdis Requiem. Die Aufführung des prächtigen Werkes unter
Kl. Nettſtraeter ließ die weiter fortſchreitende geſangliche und
klangliche Kultur des Chors erkennen, wenn auch das Requiem nicht
die Anforderungen wie etwa die Missa solemnis an den Chor ſtellt.
Unter den Soliſten ſtanden die Damen Mia Peltenburg und Jlona
Durigo mit tiefinnerlichen Leiſtungen an erſter Stelle. Es folgte der
geſchmacvoll ſingende, aber im Stimmklang nicht ſehr reizvolle Tenor
van Telder, und ſchließlich der Baß H. Scheys, deſſen ſchöne
Stimme über eine mehr äußerliche Art der Auffaſſung nicht
hinweg=
täuſchen konnte.
D. W. Kn.
Die Götter dürſten. Von A. France. Unter den zahlreichen
Werken des großen franzöſiſchen Dichters iſt dieſer Roman ohne Zweifel
die beſte und künſtleriſch reifſte Arbeit. Aus der Fülle der
abenteuer=
lichen Dämonengeſtalten, die der Strudel der großen Revolution für
einen kurzen Augenblick ins grelle Nampenlicht der Weltgeſchichte
ſchleuderte, um ſie dann im Blutrauſch der Guillotine zu erſticken,
greift Anatole France ein paar charakteriſtiſche Typen heraus, deren
Schickſale er im Rahmen der großen Geſchehniſſe jener Umſturzperiode
des Schreckens und der Verwirrung mit meiſterhafter Sicherheit und
unerreichter pſychologiſcher Vertiefung ſcharf und prägnant darſtellt.
Nur wenige Bücher vermögen den Leſer menſchlich ſo zu ergreifen und
zu feſſeln wie dieſes. Die uns vorliegende deutſche Ausgabe, von Fr
von Oppeln Bronikowski meiſterhaft überſetzt, iſt in einem künſtlerif
entzüickenden Halblederband zum Preiſe von nur Mk. 2,65 als erſte
Ve=
öffentlichung der neubegründeten Leſer=Vereinigung des Gutenberg=Ve
lages, Hamburg 1, erſchienen. Wir können jed
odernen Weltliteratur. Namen wie Fedor von Zobelt:
Selma Lagerlöf, Anatole France, Edgar Wallace, Karl zu Eulenbu=
und Korfiz Holm bürgen dafür, daß der Verlag wirklich etwas Gutcs
bringt.
Seite 4
Moniag, den 26. November 1928
Nummer 319
Bezirksſchäfengerichl.
p. Der ledige, 1899 in Pfungſtadt geborene und daſelbſt
wohn=
hafte Nechtskonulent G. C. ſteht wegen Untreue in Tateinheit mit
Unterſchlagung vor Gericht; er iſt im Jahre 1920 wegen
Un=
terſchlagung mit 1 Jahr Gefängnis beſtraft.
Es iſt eine große Reihe nach der Anklage durch Cr. geſchädigter
Perſonen (erwa 40), meiſt aus Pfungſtadt, geladen. Ein größerer Teil
der Zeugen kann erſt am Nachmittag vernommen werden.
Die nötigen Kenntniſſe will ſich Cr. gelegentlich ſeiner
Beſchäfti=
gung bei der Zweigſtelle Frankfurt a. M. des Reichsausgleichsamts
an=
geeignet halen, wo er Ende Mai 1924 ausſchied.
Die Leute kamen zu ihm und beauftragten ihn mit Einziehung von
Ausſtänden. Die Gebühren berechnete er nach der
Rechtsanwaltsgebüh=
renordnung, und zwar nahm er die Hälfte dieſer Gebühren. Er führte
Handakten, aber keine Bücher. Vom erſten für den Auftraggeber
ein=
gegangenen Gelder pflegte er ſeine Gebühren zu entnehmen. Seine
Ver=
mögenslage war derart, daß er eigentlich mit nichts angefangen hat.
Aufwand will ee nicht getrieben haben; er beſtreitet entſchieden, geſpielt
zu haben.
Eine Witwe in Pfungſtadt erteilte dem Angeklagten am 6. Oktober
1926 Generalvollmacht, die im April 1927 erloſch. Zu dieſer Witwe trat
C. dann erneut in geſchäftliche Beziehungen und ließ ſich von ihr die
ihr zuſtehenden Hausverkaufsanſprüche abtreten, dies namentlich zu
dem Zweck, um ſie gegen drängende Gläubiger durch dieſe Abtretung
zu ſichern. Der Witwe gab er dagegen von ihm ausgeſtellte
Depot=
wechſel. Der Hauserwerber machte für Miete und Steuern
Gegen=
anſprüche. C. teilte ihm mit, daß nur an ihn (C.) zu zahlen ſei, was
auch geſchah. C. vertrat daneben aber auch Gläubiger der Witwe, für
die er tätig wurde. Der Witwe gegenüber betonte er ſchriftlich, er habe
ein öffentliches Inkaſſoinſtitut. Die Witwe wurde mißtrauiſch, als ſie
hörte, daß C. eine Unterſchlagung begangen haben ſolle. Am 16. Juni
1928 verbot C. der Witwe das Haus ſeiner Mutter.
Aus der Beweisaufnahme geht hervor, daß die Witwe natürlich
von Wechſeln gar nichts verſtand; C. ſagte ihr, auf die Depotwechſel
könne ſie ſich Geld verſchaffen, dieſe ſeien Sicherheit und ſo gut wie
Geld. Der Witwe ſchrieb C. viele Briefe, deren Ton ſich aber mit der
Zeit änderte. Hatte er ſie zunächſt noch mit „Gnädige Frau”
ange=
redet, ſchrieb er ſpäter, in einen anderen Ton verfallend, von ihren
Krokodilstränen. Abrechnung hat die Witwe bis heute nicht erhalten.
In einem weiteren Falle hat C. zwei verſchiedene
Koſtenrechnun=
gen dem Auftraggeber ausgeſtellt, der ſein Guthaben ausgezahlt haben
wollte.
In zahlreichen Fällen hat er ſchließlich die Gelder an die
Auftrag=
geber nicht abgeliefert, ſolche für ſich behalten oder, wie er ſagt, ſie in
ſen Geſchäft geſteckt.
Der Vorſitzende weiſt darauf hin, daß die Straftaten gegebenenfalls
unter dem Geſichtspunkte des Betrugs zu würdigen ſind.
Der Staatsanwalt betont, Angeklagter habe nur in ſeinem eigenen
Intereſſe gearbeitet. Untreue und Unterſchlagung in Tateinheit lägen
vor; im Falle der Witwe liege auch Betrug vor. Kleine Leute habe
An=
geklagter beſonders hereingelegt. Der Strafantrag geht auf drei Jahre
Gefängnis unter Aberkennung der bürgerlichen Ehrenrechte auf drei
Jahre. — Der Verteidiger weiſt darauf hin, daß auf den Angeklagten
nicht der ſtrenge Maßſtab des Anwalts gelegt werden könne.
Ange=
klagter habe, ohne ſich einen Vorſchuß geben zu laſſen, die Intereſſen
der Auftraggeber wahrgenommen. Angeklagter habe unkorrekt und
bummelig gehandelt, aber er habe ſich nicht ſtrafbar gemacht.
Gegebe=
nenfalls müſſe das Gericht zu einem weſentlich milderen Urteil kommen.
Das Urteil lautet auf 1 Jahr 3 Monate Gefängnis; drei
Monate ſind durch die Unterſuchungshaft verbüßt. Das Gericht hat
nur Betrug und Unterſchlagung, aber keine Untreue als vorliegend
angenommen.
— Das zweite Konzert des Muſikvereins am Dienstag, dem 4.
Dezem=
ber, im Großen Haus des Landeskheaters bringt die ſeit langer Zeit
hier nicht aufgeführte unſterbliche „Schöpfung” von Joſ. Haydn in ganz
beſonders ſorgfältiger Neueinſtudierung und mit hervorragenden
Soli=
ſten. Die Leitung hat Generalmuſikdirektor Dr. Böhm. Die
Solo=
partien liegen in den Händen von Frau Giſela Derpſch=Kraack, Köln,
Frau Aga Zeh=Landzettel, Darmſtadt, Herrn Eyvind Laholm,
Wies=
baden und Herrn Emerich Albert Weill, Frankfurt a. M. Der Chor des
Muſikvereins iſt dunh den Chor des Landestheaters verſtärkt.
Oeffent=
liche Hauptprobe am Montag, dem 3. Dezember. Der Kartenverkauf
bei Klavier=Arnold, Eliſabethenſtraße 28, beginnt am Montag, dem
26. November. (Näheres ſiehe heutige Anzeige.) Am Montag, dem
26. November, 20 Uhr, findet torausſichtlich letzte Chorprobe vor der
öffentlichen Hauptprobe gemeinſam mit dem Chor des Landestheaters
ſtatt. Die aktiven Mitglieder werden gebeten, hierzu unbedingt
voll=
zählig zu erſcheinen.
— Laßt eure Anwartſchaft in der Angeſtelltenverſicherung nicht
ver=
fallen. Vom Ortsausſchuß Darmſtadt der Vertrauensleute für die
R.f.A. wird mitgeteilt: Alle Anwartſchaften m der
Angeſtelltenverſiche=
rung gelten bis einſchließlich 1925 als aufrechterhalten ohne Rückſicht
darauf, ob für einzelne Jahre zu wenig Beiträge oder kein Beitrag
entrichtet wurde. Exſt vom Jahre 1926 on greifen die allgemeinen
Vorſchriften Platz, nach denen der Verſicherte vom 2. bis 11.
Kalender=
jahre ſeiner Verſicherung jährlich mindeſteus 8, vom 12. Kalenderjahre
an jührlich mindeſten3 4 Beitragsmonate zur Erhaltung der
Anwart=
ſchaft nachweiſen muß. Die Nachzahlungsfriſt für freiwillige Beiträge
für das Jahr 1926 endet mit dem 31. Dezember 1928. Jeder
berufs=
fähige Verſicherte, der von 1913 bis Ende 1925 mindeſtens 4 Pflicht
beitragsmonate nachweiſen kann, hat bis zum Schluſſe des Jahres 1928
noch die Möglichkeit, ſeine Verſicherung wieder aufleben zu laſſen. Wer
im Jahre 1916 oder ſpäter in die Angeſtelltenverſicherung eingetreten
iſt, muß für 1926 acht Beitragsmonate nachweiſen. Für die bereits 1913
bis 1915 eingetretenen Verſicherten genügen für 1926 4 Beitragsmonate.
Freiwillige Beiträge ſind für die Zeit vom 1. April 1928 an in der dem
jeweiligen Einkommen entſprechenden Gehaltsklaſſe, mindeſtens aber in
Klaſſe B zu entrichten. In Klaſſe B können Beiträge nur von ſolchen
Verſicherten geleiſtet werden, die ohne Einkommen ſind, oder deren
Ein=
kommen im Monat den Betrag von 100 RM. nicht überſteigt. Für die
Zeit vor dem 1. April 1928 ſind freiwillige Beiträge mindeſtens in der
Gehaltsklaſſe zu entrichten, die dem Durchſchmitt der letzten 4
Pflicht=
beiträge entſpricht oder am nächſten kommt. In einer niedrigeren
Beitragsklaſſe iſt die freiwillige Weiterverſicherung für dieſe Zeit dann
zuläſſig, wenn dieſe Gehaltsklaſſe dem Einkommen des Verſicherten
ent=
ſpricht. Es iſt nicht ratſam, die Entrichtung freiwilliger Beiträge bis
zum letztzuläſſigen Zeitpunkt aufzuſchieben. Denn regelmäßig iſt nach
Eintritt des Verſicherungsfalles die Nachentrichtung freiwilliger Beiträge
unzuläfſig. Jeder freiwillig Verſicherte regele daher möglichſt laufend,
wenigſtens aber bis zum Schluſſe des Kalenderjahres, ſeine Verſicherung.
Die zur Aufreilterhaltung der Anwartſchaft erforderlichen Beiträge für
arbeitsloſe Verſichert= ſind nach 8 29 des Geſetzes über
Arbeitsvermitt=
lung und Arbeitsloſenverſicherung vom 16. Juli 1927 während des
Bezugs der Hauptunterſtützung vom Arbeitsamt in Klaſſe B zu
ent=
richten
— Ermäßigte Gebühren für Bildtelegraphie mit Oeſterreich. Die
Reichspoſt übermittelt im bildtelegraphiſchen Verkehr mit Oeſterreich
jetzt zu der unverändert, gebliebenen Gebühr von 8 RM. eine
Bild=
fläche von achtmal 10 Zentimeter, ſtatt wie bisher viermal 10
Zenti=
meter, und berechret jeden weiteren Zentimeter Bildhöhe mit 1 RM.
ſtatt 2 RM. Ein Bild von der Größe der Bildtrommel (19X10
Zenti=
meter) würde demrach 19 RM. koſten. Die Gebühren für einen Abzug
(2 RM.) und jede zweite und weitere Ausfertigung (4 RM.) bleiben
unverändert, ebenſo wie die Vorausſetzungen für eine Ermäßigung der
Gebühren für Bildtelegramme an Zeitungen, Zeitſchriften uſw. Die
in der Zeit von 21—8 Uhr eingelieferten Bildtelegramme genießen auch
weiterhin eine Ermäßigung um 20 v. H.
— Darmſtädter Wochenmarkt=Kleinhandels=Tagespreiſe vom 24. Nov.
(je Pfund bzw. Stück in Pfg.): Gemüſe: Kohlrabi 6—10,
Erdkohl=
raben 12—15, Gelbe Rüben 10—12, Rote Rüben 15, Weiße Rüben 12
bis 15, Schwarzwurzeln 40—60, Spinat 15—20, Rotkraut 15—20,
Weiß=
kraut 10—12, Wirſing 12—15, Grünkohl 15—20, Roſenkohl 30—35,
Zwie=
beln 15—18. Knoblauch 80, Tomaten 30—80, Feldſalat, Lattig 60—100,
Endivienſalat 10—15, Salatgurken 70—80, Blumenkohl 20—120, Rettich
5—20, Meerrettich 80—100; Kartoffeln 6—7; — Obſt: Tafeläpfel 30
bis 45, Wirtſchaftsäpfel 20—30, Tafelbirnen 20—35, Wirtſchaftsbirnen
15—20, Nüſſe 45—55, Apfelſinen 20—30, Zitronen 10—20, Bananen 40
bis 55: — Eßwaren: Süßrahmbutter 240—250, Landbutter 200
bis 220 Weichkäſe 35—40, Handkäſe 5—15, Eier, friſche 12—18; — Wild
und Geflügel: Gänſe 140—160, Hühner 120—130, Tauben 70—90,
— Schlägerei und Meſſerſtecherei. In der Altſtadt kam es in der
Nacht zum Sonntag zu einer Schlägerei, in deren Verlauf zwei Männer
durch Stichwunden verletzt wurden. Die Rettungswache legte
Notver=
bände gn.
Tageskalender für Montag, den 26. November 1988.
Landestheater Großes Haus: Keine Vorſtellung. — Kleines
Haus: Keine Vorſtellung. — Orpheum, abends 20,15 Uhr: „Dies
und das”. — Konzerte: Schloß=Kaffee, Kaffee Rheingold, Hotel
Schmitz, Reſtaurant Bender, Spaniſche Bodega Weinhaus Maxim,
Sportplatzkaffee, Kaffee Haſſia. — Städt. Saalbau, abends
2 Uhr: 4. Akademie=Konzert. Paul Bender ſingt Schubert=Lieder. —
Kinovorſteilungen: Union Theater, Helia.
Zum (iſenbahnbau Bensheim— Lindenfels.
*Ag. Linbenfels, 24. Nov. Wenn man heute verſchiedene
Eiſenbahn=
fahrplanbücher oder den neuen Continental=Atlas für Kraftfahrer
Deutſchlands, 4. Auflage (Hannover), zur Hand nimmt, ſtößt man
un=
willkürlich auf die Strecke Bensheim—Lindenfels. Und wenn man dann
den neuen Schienenſtrang auf dieſer Linie ſich anſieht, kann kein Zweifel
mehr aufkommen an der ſchon wirklich beſtehenden Eiſenbahnlinie. Die
Einheimiſchen wiſſen ja, daß die Bahn noch nicht läuft; ſie wiſſen es —
ſchon bald 60 Jahre lang! Der D=Zug=Reiſende aber, der von Berlin,
Hamburg uſw in Bensheim zum Umſteigen eingetroffen iſt, wird zum
erſtenmal enttäuſcht, wenn ihm die Gepäckträger erklären, daß die
be=
queme Eiſenbahnfahrt aufgehört hat und er nunmehr die Wahl hat
zwiſchen einem teueren Luxusauto oder dem Sammelwagen der
Reuhs=
kraftpoſt, in dem er die Bekanntſchaft der Käſe= Eier= oder
Butter=
weiber machen kann. Wohl oder übel wird die Benutzung des
Reichs=
poſtkraftwagens vorgezogen, um direkten Anſchluß nach Lindenfels zu
bekommen — umhüllt von dem köſtlich diskreten Duft unſerer
Oden=
walderzeugniſſe, aber auch von dem Geſtank des manchmal ſehr
ſchlech=
ten Betriebsſtoffes. Zuſammengepfercht bis zu 80 Perſonen in einem
Wagen geht nun die Gebirgsfahrt los auf der wundervollen Srraße
Bensheim—Lindenfels, die ſich doch bitte die neue Provinzialverwaltung
im Freiſtaat Heſſen in dieſen Tagen einmal anſehen möge. Man hat in
dieſen Tagen das Gefühl gehabt, über einen Kartoffelacker zu fahren, ſo
ſanft ging es! Die neue Methode der Straßenwärter, Raſen und
aller=
möglichen Dreck auf die ausgefahrenen Straßen zu werfen, laſſen den
Gedanken aufkommen, als ob ein Methuſalem ſein Arbeitsgebiet hier
im Odenwald aufgeſchlagen hätte. Das muß man aber doch der
Rreis=
ſtraßenverwaltung des Kreiſes Bensheim nachſagen, daß bei
Ausbeſſe=
rungen, Neueindeckungen uſw. möglichſt nur Felſenkies genommen
wurde, der ja überall zu haben iſt. Die Kraftwagenführer haben
zur=
zeit nicht mehr ihren anvertrauten Wagen in der Gewalt, und wenn
etwas paſſiert, wer iſt verantwortlich? Bei der alten Poſtkutſche mit
3 bis 4 Stunden Fahrzeit nach Bensheim oder zurück ließen ſich die
be=
kannten, geduldigen Odenwälder noch derartiges gefallen. Die große
Geduld wird nun bald ein Ende nehmen. Noch einmal ſind die Augen
des Landes auf die Arbeiten des Landtages gerichtet. Mit jedem Tag
wird jetzt die Zeitung genau verfolgt, da man weiß, daß die Regierung
noch einmal ein Obergutachten über die Erſtellung einer
Bahnverbin=
dung von Bensheim nach Lindenfels vom 27. September 1928 hat
ein=
reichen laſſen.
Die Vorverhandlungen im Landtag haben bereits in den
Kom=
miſſionen eingeſetzt. Die Vorlage unſerer Abgeordneten Roß,
Hein=
ſtadt, Glaſer und Genoſſen iſt offenbar noch nicht verhandelt worden;
man hat wenigſtens noch nichts davon geleſen. Die Dringlichkeit des
Antrages iſt ohne weiteres zugelaſſen. Es iſt bekannt, daß für das ſchon
ſeit Jahrzehnten erſtrebte Bahnbauprojekt Bensheim-Lindenfels ſchon
eine Reihe von Projekten ausgearbeitet worden ſind. Die hiervon
ent=
ſtandenen Koſten würden ausreichen, ſchon eine Teilſtrecke vornehmen zu
können. Die Gemeinden und der Kreis haben bisher die anteilmäßigen
Koſten bezahlt. Der frühere Gedanke, die Linie normalſpurig
auszu=
führen, damit auch der Güterverkehr voll und ganz in unſerem
induſtrie=
reichen Gebiet zu ſeinem Recht und zur Garantie für die
Exiſtenzmög=
lichkeit der geſamten Anlage eingetreten wäre, mußte leider aufgegeben
werden, weil die Ausführung einer Normalbahn an der hohen
Koſten=
frage endgültig geſcheitert iſt. Man hat alſo dieſe Baſis verlaſſen
müſſen und iſt nun ſoweit gekommen, daß man anſtelle einer früheren
Nebenbahn die Herſtellung einer ſchmalſpurigen 1=Meter=Spur und
elektriſch zu betreibenden Bahn, alſo einer ſtraßenbahnmäßigen
Verbin=
dung von Bensheim nach Lindenfels, bauen will. Es werden hierzu
in der Hauptſache die Straßen benützt werden (die neue Provinzialver=
Kurſus für Genoſſenſchaftsweſen.
Eröffnungsſeier in der Univerſikät Frankfurk a. M.
Frankfurt a. M., 25. November.
Die Genoſſenſchaften des Mittelrheins halten gemeinſam mit der
Wirtſchafts= und ſozialwiſſenſchaftlichen Fakultät der Frankfurter
Uni=
verſität vom 25. November bis 1. Dezember einen Kurſus für das
Ge=
noſſenſchaftsweſen ab, zu dem über 250 Teilnehmer gemeldet ſind. In
einer ſehr ſtark beſuchten Eröffnungsfeier in der Aula der Univerſität
am Sonntag vormittag wurde durch den Dekan der Fakultät der Kurſus
eröffnet. Es ſei der erſte Genoſſenſchaftskurſus, der mit der Feier in
der Univerſität beginne und der die genoſſenſchaftliche
Erziehungs=
arbeit den Mitgliedern und der Oeffentlichkeit in dieſer Form nahe
bringen ſoll. Es folgten Begrüßungsanſprachen des Rektors der
Uni=
verſität, Geheimrat Heimberger, der Vertreter der Behörden, der
Be=
rufsſtände und der Banken. Profeſſor Frankenberg dankte beſonders
dem Vertreter des Negierungspräſidenten, Dr. Mathuſius, dem
Prä=
ſidenten der Frankfurter Oberpoſtdirektion, den Profeſſoren Dr. Arndt,
Dr. Stein und den übrigen Dozenten als wiſſenſchaftlichen Leitern
des Kurſus. Bei der Ueberbringung der Wünſche der Univerſität wies
Nektor Heimberger den Vorwurf zurück, daß die Univerſitäten
welt=
fremd ſeien. Im Gegenteil verſuchten die Univerſitäten heute mit allen
Volksſchichten in Beziehung zu kommen.
Profeſſor Dr. Stein=Berlin behandelte ſodann das Thema „
In=
halt und Aufgabe genoſſenſchaftlicher Erziehungsarbeit”. Schon früh,
ſo führte der Redner u. a. aus, bildete ſich ein genoſſenſchaftliches
Be=
amtentum, aber Krieg und Inflation hatten in die Tradition der
früheren Ausbildung eine verderbliche Breſche geſchlagen und daher
ſei heute die genoſſenſchaftliche Arbeit vor größere Aufgaben als je
geſtellt. Es müſſe das genoſſenſchaftliche Beamtentum geſchaffen werden
für Warengenoſſenſchaften, ebenſo wie für Kreditgenoſſenſchaften.
Da=
neben ſei der Ausbildung von Aufſichtsräten und Mitgliedern erneute
Aufmerkſamkeit zu widmen. Da die Warengenoſſenſchaften in erſter
Linie kaufmänniſche Unternehmungen ſeien, können für beide
Genoſſen=
ſchaften einheitliche Lehrgänge geſchaffen werden. Dieſe ſeien dreiſtufig
aufzubauen: Elementarunterricht für alle in genoſſenſchaftlicher Arbeit
ſtehenden, ſodann Fortbildungslehrgänge, den 3. Kurſus habe man für
diejenigen zu halten, die den Generalſtab des Genoſſenſchaftsweſens
bilden follen.
Den Abſchluß des Eröffnungstages bildete ein wertvolles Referat
von Profeſſor Dr. Gerloff über Gegenwartsfragen deutſcher
Finanz=
wiſſenſchaft. Am Montag abend wird Profeſſor Stein über Handwerk
und Genoſſenſchaften ſprechen.
Nur echt mit dem
Namenszug
Geſchäftliches.
Falſtaff=Reſtaurant und Weinſtuben, Frankfurt a. M.,
Gallusanlage 2, neben Rumpelmayer. Es handelt ſich hier um elegant
ausgeſtattete Reſtaurationsräume, welche untereinander verbunden und
zur Abhaltung einzelner Geſellſchaften ſowie Hochzeiten ganz beſonders
in Betracht zu ziehen ſind. Dem Leſer unſeres Blattes, der ſicherlich
die Stadt Frankfurt a. M. für die Weihnachtseinkäufe aufſucht,
empfeh=
len wir einen Beſuch des Falſtaff=Reſtaurants, da er hier neben
aus=
gewählten Speiſen einen vorzüglichen Wein ſowie, Bier, Kaffee uſw.
be=
kommt, alſo jeder Geſchmacksrichtung Rechnung getragen iſt.
Hauptſchriftleitung. Rudolf Maupe
Verantwortlich für Pollik und Wiriſchaft: Rudolf Mauve; für Feullleion, Reich und
Ausland und Heſſiſche Nachrichten: Max Streeſe: für Sport: Dr. cugen Butzlmann,
für den Handel: Dr. C. 8. Quetſch; für den Schlußdienſt: Andreas Bauer; für
„Die Gegenwart”: Dr. Herbert Neite; für den Inſeratentel: Willp Kuhle: Drue
und Verlag: C. C. Wlitich — ſämtilich in Darmſtad”
Für unverlangte Manuſkripte wird Garantie der Rückſendung nicht Übernommen.
Die heutige Nummer hat 8 Seiten.
waltung für die ſeitherige Kreisſtraße wird dieſe Genehmigung wohr.
nicht verſagen), das ganze Baugelände iſt vorgeſchrieben, und mit ganz
bedeutend geringeren Koſten kann an die Arbeit gegangen werden. Dieſe
neue Bahn wird ſich in der Hauptſache mit ihrem Perſonenverkehr und
Stückgutverkehr einzurichten haben. Nun iſt ja dazu eine gute
Unter=
lage zu geben, wenn die Poſtverwaltung mit dem Perſonenverkehr vom
Jahre 1928 bis jetzt ſchon eine Abrechnung halten wollte. Nach
mut=
maßlichen Schätzungen ſind bis jetzt ſchon mehr als 100 000 (
hundert=
tauſend) Perſonen befördert worden. Und wieviel Tauſend Gäſte haben
die Privatkraftwagen ſchon befördert? Lindenfels, das Reiſeziel vieler
Wanderer und erholungsbedürftiger Gäſte kann ſich erſt dann
ent=
wickeln, wenn eine elektriſche Bahn da iſt, die auch einem ſtarken
Reiſe=
oder Ausflugsverkehr gewachſen iſt. Der beſchränkte Platz im
Kraft=
wagen kann das nicht erſetzen; heute ſchon nicht und ſpäter gleich gar
nicht. Wer nur einigermaßen Einblick in die deutſche Jugendbewegung
nehmen will, wer den Reiſeverkehr in den letzten Jahren verfolgt hat —
und wer nur einmal den guten, ehrlichen Willen aufbringen will, ſich
den Verkehr im Lautertal im Hochbetrieb anſehen zu wollen, der kann
gar nicht über ſeine Eindrücke hinwegkommen: hier muß eine Bahn
gebaut werden! Und wenn jetzt erſt unſer ſchönes Lindenfels, die „Perle
des Odenwaldes”, zu einem Weltbad erhoben wird, iſt dann überhaupt
noch der Gedanke möglich, daß dahin keine Bahn gebaut werden darf?
Es muß der Stadt Darmſtadt überlaſſen bleiben, ebenfalls eine
Linien=
führung durch das Modautal anzuſtreben. Von Gadernheim ab
ver=
binden ſich beide Bahnen, ohne ſich gegenſeitig Konkurrenz zu machen,
auf einem Schienenſtrang nach Lindenfels. Von dem Arbeitsausſchuß
für den Bahnbau Bensheim-Lindenfels iſt eine ſchon lang vorbereitete
Satzung des Gemeindeverbandes, der Kreisſtadt Bensheim und
neuer=
dings der Stadt Worms dem Miniſterium mit vorgelegt worden.
ar=
nach will di ſer Verband das erforderliche Kapital für den Bau der
elektriſchen Bahn neben der zu erwartenden Beihilfe durch Aufnahme
eines Darlehens durch den Verband aufbringen. Ferner wird aus der
produktiven Erwerbsloſenfürſorge neben dem verlorenen Zuſchuß ein
weiteres größeres Darlehen zu erhalten ſein. Es iſt auf alle Fälle
um=
gerecht, wenn man die ſeitherigen Beförderungsziffern im
Perſonen=
verkehr nur zugrunde legt. Es iſt wohl richtig, daß man nur nach den
Unterlagen, die der Verkehr bisher gebracht hat, rechnen kann. Bei
einem elektriſchen Bahnverkehr mit Polſter= und Holzklaſſe iſt der
lom=
mende, zahlenmäßig zu errechnende Geſamtumſatz ohne Zweifel ein ganz
bedeutend höherer. Und den Bedürfniſſen auf der Linie Benshein —
dem Knotenpunkt von Süden, Weſten und Norden nach Lindenfels —
kann nur eine neuzeitlich gebaute Bahn, eine elektriſche Bahn, voll und
ganz Rechnung tragen. Die Beteiligung der Gemeinden, des Kreiſes,
der Stadt Worms und der übrigen Intereſſenten an der Garantie für
die Zinſen und Amortiſation des vorſorglich hoch veranſchlagten
Bau=
kapitals iſt vertraglich geregelt. Es bleibt alſo noch die Frage offen,
wie ſich die Reſidenzſtadt Darmſtadt im „richtigen Licht”, nicht allein im
ſchönen „Heag=Licht” jetzt vor Torſchluß zeigen wird. Der Landtag
wird mit überwiegender Mehrheit ſein Licht leuchten laſſen! Nur noch
einige Wochen ſind Zeit zu Beſprechungen, die allerdings überflüſſig
ſein ſollten. Wenn der bekannte alte Methuſalemer nicht mehr das
Wort ergreift, iſt die Bahnſache geſichert! Die Bergſtraße, der
Oden=
wald, das blühende Lautertal und unſere Odenwaldkurorte Lindenfels
und Neunkirchen ſind gerettet! Hohe Heſſiſche Regierung! Die Augen
der Odenwaldbewohner ſind in dieſen Wochen auf Ihre Mithilfe
ge=
richtet. Enttäuſchen Sie nicht noch einmal. Geben Sie endlich dem
be=
rechtigten Verlangen zur Erſchließung des vorderen und mittleren
Odenwaldes Ihre Zuſage. Es liegt im Intereſſe unſeres Odenwaldes
unſeres Heimatlandes, unſeres Heſſenlandes!
Rundfunk=Programme.
Frankfurt.
Montag, 26. Nov. 6.30: Gymnaſtik. O 13: Schallplattenkonzert.
Ruſſiſche Muſik. 8 15.05: Jugendſtunde. Fr. Voigt: Tigerjagden
in den indiſchen Dſchungeln. 16.35: Konzert. Funkorcheſter,
Operettenmuſik. Mitw.: Jenö Nador (Tenor). Fall: Quv. „Die
geſchiedene Frau‟. — Kalman: Königswalzer aus „Der kleie
König”. — Strauß: Potp. „Frühlingsluft”. — Lehar: Vorſpiel
zu „Eva”. — Straus: Reigen=Walzer aus „Mein junger Herr”. —
Geſang. — Lehar: Potp. Die gelbe Jacke‟ 18.10: Aus dem
Roman „Jvanhoe” von W. Scott. 0 18.30: Dr. Schürer: Im
Lande der drei Orthodoxien. — 19: Robert Walter: Seltſame
Geſchichten aus China. 8 19.30: Engliſche Literatur. 8 19.45:
Engliſch. O 20.15: Stuttgart: „Roſamunde von Cypern.‟ Drama von
Helmine Chezy. Muſik von Franz Schubert. Anſchl.; Schallplatten,
Stuttgart.
Montag, 26. Nov. 10.30: Schallplatten. 12.30:
Schall=
platten. O 16.35: Frankfurt: Operettenmuſik. Muſikal. Leitung:
Kapellm. Merten. Mitw.: Jenö Nador (Tenor). o 18.15: Prof.
Dr. Verweyen: Pythagoras und ſeine Schule der Weisheit. 6 18.45:
Baſtelſtunde. 6 19.15: Freiburg: A. Gürteler, Berlin: Betriebsräte
als Träger der Arbeitsgemeinſchaft zwiſchen Kapital und Arbeit.
O 20.15: Roſamunde. Eine romantiſche Erzählung. Muſik von
Fr. Schubert. Muſikal. Leitung: E. Kahn. Mitw.: Roſy Sontheimer=
Prins. Der Madrigalchor des Südfunks. Anſchl.: Romantiker.
Mitw.: Marga Muff=Stenz (Rezitation), Philharmon. Orcheſter,
Stuttgart. Leitung: W. Hahn. Mendelsſohn= Ouv. zu „Ruy
Blas”. — Hölderlin: Lied der Liebe: Die Jugend; Hälfte des
Lebens; Hyperions Schickſalslied. — Brentano: Frühlingsſchrei eines
Knechtes. — Novalis: Aus „Hymnen an die Nacht”. — Schumann:
Ouv. zu „Manfred‟. — Uhland: Das Schloß am Meer. —
Eichen=
dorff: Geiſtliche Lieder. — Naturlieder. — Weber: Ouv. zu
„Oberon”. . Anſchl.: Funkorcheſter: Schlager. Leitung: C. Struve,
6 Anſchl.: Nachrichten.
Berlin.
Montag, 26. Nov. 15.30: Chriſta Nieſel=Leſſenthin: Iſt das
Alt=
werden wirklich ſo ſchwer? 6 16: Jugenieur Boehmer: Techniſche
Wochenplauderei. 0 16.30: Werke von Guſtav J. Mraczek. Ausf.*
Eliſabeth Ohlhoff (Sopran), Deman=Quartett, Flügel: der
Kom=
poniſt. 6 17.30: „Die Künſtler‟. Eine Novelle von Wſiewoloft
Garſchin. Geleſen von J. Burg. 0 18.30: Engliſch für Anfänger.
S 19: Staatsſekretär z. D. Frhr. v. Rheinbaben: Die Reviſion des
Dawes=Planes in ihren weltpolitiſchen und weltfinanziellen
Zu=
ſammenhängen. O 19.25: Prof. Dr. phil. et med. Deſſoir: Einführung
in die moderne Pſychologie. (Die Aſſoziation der Vorſtellungen,
O 20: Ernſt Glaeſer lieſt aus ſeinem Roman „Jahrgang 1902‟.
Ein=
führung: E. Franzen. 6 20.30: Internationaler Programmaustauſch
Orcheſterkonzert. Dirigent: Dr. H. Unger, Berliner Funkorcheſter.
Mozart: Les petits riens. — Mendelsſohn: Konzert für Violine mit
Orcheſter E=moll. — Wagner: Vorſpiel und Liebestod aus „Triſtan
und Jſolde‟. Mitw.: M. Roſtal (Violine). Anſchl.:
Tagesnach=
richten. O Danach: Tanzmuſik. Kapelle Gerhard, Hoffmann.
Deutſche Welle. Montag, 26. Nov. 10.15: Berlin: Nachrichten
12: Engliſch für Schüler. o 12.25: Hauptmann a. D. Meyer
Fortſchritte der Luftfahrt, ein Gang durch die Jla. 0 13.30
Berlin: Nachrichten. O 14.30: Märchen und Geſchichten. Münhhauſen.
Geſchichten. O 15.30: Wetter und Börſe. 6 15.40: Gerda Simons
Die Lebensgeſtaltung der Frau. Ehe und Beruf.) e 16: Franzöſiſck
(kulturkundlich=literariſche Stunde). O 16.30: Berlin: Konzert des
Demann=Quartetts. 17.30: Dr. Herrmann: Die Geologie Deutſch
lands. O 18: Stud.=Rat Dr. Bülow: Schubert im Roman und in der
Novelle. O 18.30: Engliſch für Anfänger. o 18.55: Domänenpächte!
Zickermann: Praktiſche Winke für die Schweinezucht und =Maſt
8 19.20: Min.=Rat Horſtmann: Werkmeiſterlehrgang: Mechanik und
Feſtigkeitslehre. 6 20: Berlin: Jahrgang 1902. Einf.: E. Franzen
Vorleſungen: E. Glaeſer. o 20.30: Internationaler
Programm=
austauſch. Orcheſterkonzert. Dirigent: Dr. Unger. Berliner Funk
orcheſter. Mitw.: M. Roſtal (Violine). Anſchl.: Preſſenachrichten
Danach: Tanzmuſik. Kavele Ge hard Hofrmann.
AAOlO
Nur beim Pachmann
C. Boßler & Co G. m b H
Ernst-Ludwigstiaße 14
Telephon 2140 (16308a
Wekterberichl.
Noch immer hat die Wirbeltätigkeit ihr Ende nicht erreicht. 2
Witterung Deutſchlands liegt fortgeſetzt im Bereich der Störung
die den veränderlichen Witterungscharakter hervorrufen.
Ausſichten für Montag, den 26. November 1928: Unter lebhaft
um Weſt drehenden Winden unbeſtändiges, wechſelnd wolkiges Wet
mit Regenſchauern, ohne weſentliche Temperaturänderung.
Ausſichten für Dienstag, den 27. November 1928: Noch keine ſtah
Wetterlage wahrſcheinlich.
Nummer 329
Montag, den 26 November 1928
Geite 5
(in verregneter Sportſonntag.
Die Fußball=Verbandsſpiele
in Süddeutſchland.
Zahlreiche Spielausfälle und -abbrüche.
Wenn man nicht wüßte, wie troſtlos das Wetter am
Sonn=
tag war, dann würde man es durch einen Blick auf die Fußball=
Reſultatliſten erfahren. Ueber 50 Prozent Spielausfälle und
=abbrüche im ſüddeutſchen Fußball, dann muß allerdings das
Wetter ſchon ſehr ſchlecht geweſen ſein. In den Gruppen Saar
und Heſſen konnte nicht ein einziges Spiel zu Ende geführt
werden. In Heſſen wurde aber wenigſtens das 3:1=Spiel
zwi=
ſchen Langen und Höchſt gewertet, da Höchſt den Abbruch durch
Verzicht herbeiführte. Am Main kamen von fünf angeſetzten
Spielen zwei zur Durchführung. Beim Spiel in Hanau zwiſchen
30/94 und der Frankfurter Eintracht verzichtete Hanau beim
Stande von 4:0 für die Frankfurter auf die Weiterführung. Zu
neuem Leben iſt der Tabellenletzte Viktoria Aſchaffenburg
er=
wacht, der diesmal Fechenheim 6:1 ſchlug. Auch Fechenheims
Schickſal ſcheint beſiegelt, die Abſtiegsgefahr wird nicht mehr zu
Heſeitigen ſein. — Von ſtärkſter Bedeutung war das
Zuſammen=
treffen der beiden alten Meiſtermannſchaften 1. F. C. Nürnberg
und Sp. Vg. Fürth in der Gruppe Nordbayern. Trotz
ſtrö=
menden Regens kamen 25 000 Zuſchauer, um den „Club” mit
3:0 (3:0) ſiegen zu ſehen. Die Nürnberger ſtehen jetzt wieder
mit den Fürthern punktgleich an der Tabellenſpitze, und es iſt
ticht ausgeſchloſſen, daß erſt ein beſonderer Entſcheidungskampf
den Gruppenmeiſter bringen muß. In Südbayern ſetzte ſich
Bayern München durch einen 4:2=Sieg über Teutonia München
an die Tabellenſpitze, von der es ſich auch nicht mehr verdrängen
laſſen wird. Nach der Niederlage, die ſich der Tabellenzweite der
Bruppe Rhein, V. f. R. Mannheim, am Sonntag holte, muß
28 als ausgeſchloſſen erſcheinen, daß dem V. f. L. Neckarau noch
die Meiſterſchaft zu nehmen iſt. — In Baden wurde nicht
geſpielt.
Verbandsſpiele.
Gruppe Nordbayern:
3:0
1. F. C. Nürnberg—Sp. Vg. Fürth ..
Gruppe Südbayern:
Bayern München—Teutonia München . .
. 4:2
D. S. V. München—Schwaben Ulm . . . . .. 4:1
Schwaben Augsburg—Jahn Regensburg . 4:1
Gruppe Württemberg:
Stuttgarter Kickers—V. f. B. Stuttgart : z r 7 r 2:2
V. f. R. Heilbronn—Stuttgarter S. C.. 8:1
Gruppe Rhein:
Ludwigshafen 03—V. f. R. Mannheim
2:0
Phönix Ludwigshafen—Pfalz Ludwigsh. (abgebr.) 2:1
Gruppe Saar:
„ z 0:0
Kreuznach 02—F. C. Pirmaſens.
V. f. R. Pirmaſens—Boruſſia Neunkirchen .. 1:0
Gruppe Main:
Viktoria Aſchaffenburg—Fechenheim 03 . 6:1
Sp. Vg. Hanau 60/94—Eintracht Frankfurt : .. 0:4
Gruppe Heſſen:
1. F. C. Langen 03—Höchſt 01 . . . 3:1
Geſellſchaftsſpiele.
4:1
F. C. Birkenfeld-Karlsruher F. V..
Süddeutſche Mannſchaften auf Reiſen.
S. C. 03 Kaſſel—Wormatia Worms (abgebr.) . . . 1:3
.. 1:0
Boruſſia Fulda—F. S. V. Mainz 05 .
der Sonnkag in der Gruppe Heſſen.
In der Gruppe Heſſen waren nur zwei Spiele angeſetzt, aber
auch dieſe beiden Treffen konnten nicht zu Ende geführt werden.
Das Treffen Arheilgen gegen Haſſia Bingen wurde ſofort
abge=
ſagt, als ſich herausſtellte, daß ein Spielen nicht möglich ſei, und
in Langen kam es beim Treffen der Platzherren gegen die
Sport=
gemeinde Höchſt Mitte der zweiten Halbzeit zum Abbruch. Langen
Tag 3:1 in Führung, und da der Abbruch durch einen Verzicht
des Höchſter Spielführers veranlaßt wunde, konnte Langen
wenigſtens die beiden Punkte einſtreichen.
F.=C. 03 Langen — S.=G. Höchſt 3:1 (1:1).
Ein Wormakia-Sieg in Kaſſel.
SC. 03 Kaſſel—Wormatia Worms 1:3 (1:2) abgebrochen.
Der Heſſenmeiſter Wormatia Worms ſtellte ſich am Sonntag
auch einmal in Kaſſel, und zwar im Spiel gegen den im Bezirk
Heſſen/Hannover der Weſtdeutſchen Spielvereinigung führenden
S.C. 03 Kaſſel, vor. Trotz des denkbar ungünſtigen Wetters
und trotz der miſerablen Platzverhältniſſe nahm die Begegnung
einen ſpannenden Verlauf. Die in ſtärkſter Aufſtellung antretende
Wormatia präſentierte ſich den Kaſſelanern als eine Mannſchaft
von ſeltener Ausgeglichenheit. Schnelligkeit, präziſes Flachſpiel
und große Durchſchlagskraft der Stürmer waren die
Hauptvor=
züge der Gäſte. Als ein beſonders gefährlicher Durchbrenner
mit großem Schußvermögen entpuppte ſich der Stürmer Winkler.
Die Kaſſelaner hatten augenſcheinlich einen ſchlechten Tag.
Viel=
leicht war es aber auch ſo, daß die Qualität der Gegner kein
beſſeres Spiel der Platzherren zuließ. Der S.C. 03 wurde faſt
ſtändig in die Verteidigung gedrängt. Mciſt waren ſieben Mann
im Strafraum, um den gefährlichen Anſturm der Wormaten zu
hemmen.
Durch Philipp und Winkler holte ſich Worms in der erſten
Halbzeit zwei ſchöne Treffer, während Kaſſel nur zu einem
Er=
folg kam. Nach dem Wechſel legten die Einheimiſchen mit
großem Eifer los, aber die überlegene Spielweiſe der Gäſte
zwang ſie ſchon bald wieder in die Verteidigung. Winkler ſchoß
noch ein drittes Tor, dann wurde der Kampf 25 Minuten vor
dem regulären Ende abgebrochen, da es in Strömen regnete.
Bei den 300 Zuſchauern, die trotz des unſicheren Wetters
ge=
kommen waren, hinterließen die Gäſte den denkbar beſten
Eindruck.
Bornſſig Zuldg-5.5.B. 05 Mainz 1:0 abgebrochen.
Nur 20 Minuten Spiel.
Borufſia Fulda, eine der führenden Mannſchaften des
Be=
zirks Heſſen/Hännover im Weſtdeutſchen Spielverband, hatte
ſich für den Totenſonntag den F. S. V. 05 Mainz verſchrieben.
Leider mußte der Kampf, der in Fulda ein ſtarkes Intereſſe
ge=
funden hatte, ſchon nach 20 Minuten abgebrochen werden, da die
Platz= und Witterungsvechältniſſe Einhalt geboten. Eine
wirk=
liche Entfaltung ihrer Kräfte war beiden Mannſchaften nicht
möglich, es kann daher auch keine Kritik am Können und den
Leiſtungen der Mannſchaften geübt werden. In der kurzen
Spieldauer konnte man immerhin feſtſtellen, daß die Gäſte über
ein beachtliches Konnen verfügen. Den einzigen Treffer ſchoſſen
aber die Einheimiſchen. Der Torſchütze hieß Enders. — Wie
das Trefſen bei einer vollſtändigen Durchführung ausgegangen
wäre, läßt ſich ſchwer ſagen.
Handball.
5. 5.-V. Frankfurk — Rol=Weiß Darmſtadt 3:0 (1:0).
Rot=Weiß mußte in Frankfurt von dem derzeitigen
Tabellen=
zweiten, wie erwartet, eine Niederlage hinnehmen, die allerdings
als ſehr ehrenvoll angeſprochen werden muß, wenn auch den
Darmſtädtern durch reichliches Pech das Ehrentor verſagt blieb.
Das Spielfeld ſelbſt war durch den unaufhörlichen Regen kaum
beſpielbar, ſo daß man eigentlich den Schiedsrichter nicht
begrei=
fen konnte, der das Spiel unter Umſtänden durchführen ließ,
die mit der Geſundheit der Spieler direkt Raubbau trieben.
(Seine Kollegen vom Fußball waren einſichtiger und ließen die
Spiele, die ſich an das Handballſpiel anſchließen ſollten,
aus=
fallen.) Das Spiel ſelbſt verlief ſehr aufgeregt. Gleich zu Beginn
kommt Hörr gut durch, doch der naſſe Ball gleitet ihm aus den
Fingern. Frankfurt drückt ſeinerſeits ſtark, doch kann es nur
Strafwürfe erzielen. Einen ſolchen kann Leonhard eine Minute
vor Halbzeit zum Führungstor verwerten. In der zweiten
Halbzeit drückt Rot=Weiß zuerſt ſehr ſtark, doch Irion kann mit
Glück und Geſchick alle Gefahr bannen. So ſcheint das Spiel 1:0
auszugehen, als F.=S.=V. aus dem Gedränge heraus zum
zwei=
ten Tor kommt, dem gleich darauf durch eine kraſſe
Fehlentſchei=
dung des Schiedsrichters (Löffel ſtand beim Schluß weit im
Kreis und wurde nicht mehr angegriffen) das dritte folgte. Nach
Wiederanpfiff noch ein kurzes Feldſpiel, und der Schlußpfiff des
Schiedsrichters erlöſt die Spieler von den Strapazen.
Polizeiſpotkv. Worms 1.-2.5. C. Darmſtadt 1. 7:3.
Auch in dieſem Spiel kam es zum Abbruch, da dieſer aber
durch einen Verzicht des Höchſter Spielführers herbeigeführt
wurde, kamen die Punkte doch zur Verteilung. Langen war der
glückliche Gewinner. Die Einheimiſchen lagen 3:1 in Führung,
als der Kampf in der zweiten Halbzeit abgebrochen wurde.
Dietzel hatte in der zehnten Minute das Führungstor für
Langen geſchoſſen. In der 25. Minute führte der Höchſter
Links=
außen mit einem Alleingang den Ausgleich herbei. Kurz nach der
Dalbzeit erreichte Langen durch ein Selbſttor des Gegners erneut
die Führung. Als kurz darauf der Höchſter Topwart einen Ball
mit dem Fuße abwehren wollte, verfehlte er den Ball, und das
war das dritte Tor für die Gaſtgeber,
Wormatia Worms .
Mainz 05
V. f. L. Neu=Iſenburg
S.=V. Wiesbaden . .
Alemannia Worms
F.=C. 03 Langen
Haſſia Bingen
S.=G. Höchſt 01.
Sp.=Vg. Arheilger
Zu einem Freundſchaftsſpiel hatte ſich geſtern vormittag der
Akademiſche Sportklub die Bezirksligamannſchaft des
Polizei=
ſportvereins Worms verpflichtet, die in ſtärkſter Aufſtellung mit
Geißler
Gunkel
Spieß
Böhm
Götz
Heß
Brehm
Galm
Dietz
Gollaſch Mayer
antrat. Für die junge A. S.C.=Mannſchaft, die damit in dieſem
Semeſter ihr erſtes Spiel lieferte, konnte es ſich natürlich bei der
bekannten Spielſtärke ihres Gegners von vornherein nur darum
handeln, ein möglichſt ehrenvolles Reſultat herauszuholen. Bei
ſtrömendem Regen und eiſigem Wind entwickelte ſich ein ſchnelles
und außerordentlich faires Spiel. Beide Mannſchaften wurden
in der Entfaltung ihres Könnens durch den glatten Boden ſtark
behindert; die körperlich ſchwereren Poliziſten vielleicht noch etwas
mehr als die leichten und flinken Studenten. Dadurch wurde die
techniſche Ueberlegenheit der Wormſer ausgeglichen, ſo daß das
Spiel einen durchaus offenen Verlauf nahm. In der erſten
Halb=
zeit legte Worms, mit dem Wind als Bundesgenoſſen, 4 Tore
vor, in der zweiten Spielhälfte kam der A.S.C.=Sturm, der die
Triebkraft des Windes mit Weitſchüſſen ausnützte, zu 8 Toren,
die vielleicht mit etwas Glück zuſtande kamen, aber dennoch dem
Spielverlauf nach nicht unverdient waren. Der ſchußgewaltige
Dietz konnte für ſeine Farben noch dreimal erfolgreich ſein, ſo
daß man ſich mit obigem Ergebnis nach ſpannendem Spiel, aus
dem die Akademiker viel gelernt haben dürften, trennte. Der
Schiedsrichter Eſchenfelder aus Griesheim konnte ſehr gut
ge=
fallen.
Handball=Ergebniſſe.
Süddeutſchland.
Verbandsſpiele.
Gruppe Nordbayern:
Nürnberger S. C.—Pol. S. V. Nürnberg . . . . 13:2
Sp. Vg. Fürth—Pfeil Nürnberg ....
8:0
Franken Nürnberg—F. C. Nürnberg . . 0:13
Gruppe Südbayern:
D. S. V. München—F. V. Ulm 94 . . 9:0
V. f. R. Heidenheim—A. S. V. München . . . 0:7
Schwaben Ulm—S. V. 1860 München .. 2:6
Gruppe Württemberg:
Stuttgarter Kickers—Sportfreunde Tübingen . . . 9:1
T. V. Gablenberg—Normannia Gmünd . . 4:4
Gruppe Rhein:
F. V. Frankenthal—Mannheimer T. G.. . 1:1
Gruppe Saar, Abteilung I:
Pol. S. V. Trier—S. V 05 Trier ... 4:2
Gruppe A — Main/Heſſen:
F. S. V. Frankfurt—Rot=Weiß Darmſtadt . . 3:0
Poſt S. V. Frankfurt-Kickers Offenbach . 1:2
Radfahren.
Sporkverkrekerfihung des Bundes Deutſcher
Radfahrer.
Die Erfurter Beſchlüſſe treten in Kraft.
Der Bund Deutſcher Radfahrer hatte die Sportvertreter
ſeiner Gaue nach Leipzig geladen, um mit dieſen in erſter Linie
die Neugeſtaltung des Amateur=Radſports nach den Erfurter
Beſchlüſſen zu beſprechen. Neben den Gauſportwarten wohnten
auch viele Induſtrievertreter der Sitzung bei. Sie betonten, daß
ſie lediglich in ihrer Eigenſchaft als Bundesmitglieder gekommen
ſeien. Der Sportausſchuß hatte es in dieſer Verſammlung ſeh:
ſchwer, da er einer ſehr großen und allgemeinen Oppoſition
gegenüberſtand. Man wehrte ſich hartnäckig dagegen, daß mit
dem 1. Januar 1929 die geplanten Aenderungen in Kraft treten
ſollen. Der Sportausſchuß=Vorſitzende Eggert=Berlin unterband
jedoch alle oppoſitionellen Erhebungen mit dem Hinweis, daß
die heutige Tagung keine beſchließende Vollmacht habe, ſondern
lediglich zu beratenden Zwecken einberufen worden ſei. Da die
Oppoſition alſo keinen Mut hatte, die Beſchlüſſe des Erfurter
Bundestages umzuſtößen bzw. ihr Inkrafttreten
hinauszuſchie=
ben, bleibt es dabei, daß mit dem 1. Januar das Erfurter
Pro=
gramm in Tätigkeit tritt. Eggert gab die Erklärung ab, daß es
verboten ſei, die Eigennamen folgender Firmen zu führen:
Opel, Diamant, Mifa, Goericke, Dürkopp, Semper und Meiſter.
Kraftſport.
Um die Deutſche Meiſterſchaft im Mannſchaftsringen.
A. C. Pirmaſens—A. S.V. Kreuznach 8:11.
Der Pirmaſenſer Volksgarten war am Samstag abend der
Sckauplatz des erſten Ganges um die Deutſche Meiſterſchaft im
Mannſchaftsringen. A.S. V. Kreuznach konnte im erſten Gang
über die erſatzgeſchwächten Pirmaſenſer mit 11:8 Punkten die
Oberhand behalten. Der A.C. Pirmaſens hatte auf die
Mit=
wirkung drei ſeiner ausſichtsreichſten Ringer verzichten müſſen,
rodurch naturgemäß auch die Kämpfe litten. Die ſchönſten
Kämpfe des Tages gab es im Bantam=, Leicht= und
Leichtmittel=
gewicht. Die übrigen Treffen wurden ſehr hart durchgeführt, das
der Schwergewichte zum Teil ſogar unfair, wobei ſich beſonders
der Krenznacher Müller durch unſchöne Zurufe ſehr unſportlich
benahm. Der Kampfrichter Steputat=Berlin leitete keineswegs
zur Zufriedenheit. Er machte taktiſche Fehler, indem er die
Pirmaſenſer Ninger verwarnte, die Kreuznacher dagegen ohne
Verwarnung ließ. Dadurch wurde das Publikum, welches in
Stärke von 2000 erſchienen war, laut und nahm Partei gegen
den Kampfleiter. Die Einzelergebniſſe:
Fliegengewicht: R. Zehmer (K.) legte Triem (P.), der nur
ſchſuach Widerſtand leiſtete, nach 2 Minuten auf beide Schultern.
Bantam: Schütz (K.)—Alt (P.). Zwei gleichwertige Gegner,
die ſich in wechſelnden Angriffen und Paraden ein ſpannendes
Treffen lieferten. Sieger Alt nach Punkten.
Federgewicht: L. Zehmer (K.) der deutſche Meiſter, zwingt
Gehring (P.) bald in die Verteidigung und erringt, ſchließlich
einen Schulterſieg.
Leichtgewicht: Baruch (K.)—Haber (P.). Wiederholte
Matten=
flucht Baruchs kann ſeine Schulterniederlage in der 10. Minute
nicht verhindern.
Leichtmittelgewicht: Bräun (K.)—Hauck (P.). Bräuns
über=
legene Technik führte nach 4½ Minuten zu dem erwarteten
Schulterſieg.
Schwermittelgewicht: Siewert (K.)—Pogoniatz (P.).
Sie=
wert mußte ſchon in der 2. Minute zu Boden und wurde in der
6. Minute trotz hartnäckigen Widerſtands auf beide Schultern
gelegt.
härteſten, mitunter die Grenzen des Erlaubten überſchreitend
Kampfes, bei dem beide Ringer abwechſelnd zu Boden muſſe
Sieger nach Punkten: Müller,
Seite 6
Montag, den 26 November 1928
Nummer 329
Süddeutſche Leichtathletik=Tagung.
Das Problen der „Breiienarbeit”. — Die Termine
für das Jahr 1929.
Der Leichtathletikausſchuß des Süddeutſchen Fußball= und
Leichtathletik=Verbandes trat am Samstag und Sonntag in
Frankfurt a. M. zu ſeiner erſten Sitzung nach der Neuordnung
der Dinge auf dem Kiſſinger Verbandstag zuſammen. Die
Lei=
tung der Verſammlung hatte Verbandsſportwart Miller=
Nürn=
berg; ihm zur Seite ſtanden der Vertreter der Leichtathletik im
Verbandsvorſtand, Ritzen=Ulm, ſowie der dritte Vorſitzende des
Verbandes, Schindel=Worms. Hinzugezogen waren ferner der
Frquenſportwart Vahlberg=Stuttgart ſowie die
Bezirksſport=
dvarte Hall=München für Bayern, Klein=Karlsruhe für
Württem=
berg-Baden, Niſt=Ludwisghafen für den Bezirk Rhein—Saar
und Schröder=Frankfurt ſür den Bezirk Main—Heſſen. Schließlich
wohnten auch noch der Handballvertreter Becker=Wiesbaden und
Kreisſportwart Leunig=Frankfurt a. M. der Verſammlung bei.
Die Beratungen erſtreckten ſich zunächſt und in der
Haupt=
ſache auf das neue Problem der Arbeit in die Breite. Nachdem
ſich die deutſche Leichtathletik in den letzten Jahren faſt
aus=
ſchließlich der Arbeit an der Spitzenleiſtung zugewandt hatte,
will man jetzt neue Wege gehen, man will mehr in die Breite
und in die Tiefe dringen. Die Ausbildungsarbeit ſoll ſich nicht
mehr in der Hauptſache auf eine kleine Schar von Spitzenkönnern,
ſondern auf die breite Maſſe erſtrecken. Zu dieſer Arbeit iſt in
erſter Linie ein zahlreicher und gut ausgebildeter Stamm von
Lehrkräften notwendig. Dieſe Schulkräfte werden in einer Reihe
von Kurſen herangezogen. Zentrum der Kursarbeit iſt für
Süd=
deutſchland das Verbands=Jugendheim in Ettlingen, mit dem
Verbandsſportlehrer Brechenmacher. Hier fanden und finden
zahlreiche Kurſe für Uebungsleiter, Vereins= und
Gruppenſport=
warte, für Männer und Frauen auf den Gebieten der
Leicht=
athletik, des Fußballs und des Handballs ſtatt. Außerdem wird
der Verbandsſportlehrer guch noch das Verbandsgebiet bereiſen,
um Kurſe, ähnlich dem vor kurzem bei den Stuttgarter Kickers
durchgeführten, abzuhalten. Die Bezirksſportlehrer werden in
ähnlicher Weiſe beſchäftigt. Ihr Programm wurde in Frankfurt
feſtgelegt. Die Arbeit der Sportlehrer iſt bereits ſeit einiger Zeit
ſlüſſig im Gänge. Die „Arbeit in die Breite” wird aber noch
an anderen Stellen eingeſetzt. Man will zukünftig bei allen
Mei=
ſterſchaftskämpfen ſechs, ſtatt wie bisher drei, Siegerpreiſe geben,
die Vereinskämpfe und Klubkämpfe ſollen ſtärker gepflegt, die
Vorgabewettbewerbe auch auf alle Mittelſtrecken, auf die Würfe
und Sprünge ausgedehnt werden. Ferner ſollen die
Großſtaffel=
läufe ausgebaut und mehr als bislang gewürdigt werden. Die
Alte=Herren=Wettbewerbe müſſen nicht nur bei den
Meiſter=
ſchaftskämpfen, ſondern bei allen Veranſtaltungen der
Leicht=
athletik zur Regel gemacht werden, und zwar in Form eines
Dreikampfes, zuſammengeſetzt aus 100=Meter=Lauf, Sprung und
Wurf. Die Mannſchaftswettbewerbe ſollen über den Speerwurf
hinaus auch auf Stoßen, Lauf und Sprung ausgedehnt werden.
Den kleinen Vereinen wird die ſtärkere Beachtung von
Uebungs=
waldläufen und Schnitzeljagden empfohlen. Die Anfänger= und
Jugendwettbewerbe ſollen nicht nur mehr auf dem Papier
ſtehen, ſie müſſen auch in größerem Ausmaße wirklich zur
Durch=
führung kommen. Man beabſichtigt weiter, die Lehrerſchaft in
ſtärkerem Maße für die Arbeit des Verbandes zu intereſſieren.
Demnächſt wird in Ettlingen ein beſonderer Kurſus für die
Lehrerſchaft ſtattfinden. Für die Jugend erden beſondere
Maß=
nahmen ergriffen. Freier Eintritt für Jugendliche, beſonders für
ſolche Jugendliche, die im Beſitz des Sportabzeichens ſind, bei
allen Veranſtaltungen im Fußball, Handball und in der
Leicht=
athletik wird befürwortet. Mit der Beſchaffung von neuen
Uebungsmöglichkeiten ſollen ſich alle Stellen intenſid befaſſen. Sie
ſollen mit den verſchiedenen Behörden Verhandlungen
anknütp=
fen, ſtändige Beziehungen pflegen und ſich auch mit der
Heran=
ſchaffung, Gzw. Flüſſigmachung von Eeldmitteln beſchäftigen.
Die Vereinsmannſchafts= und Mehrkämpfe finden im
jäch=
ſten Jahre einheitlich für alle Verbandsvereine am 23. Juni ſtatt.
Sie follen außer einer Staffel acht Einzelwettbewerbe umfaſſen.
Es ird dabei eine Einteilung in drei Klaſſen vorgenommen,
die Klaſſe A muß zu jeder Uebung fünf Mann ſtellen, die
Klaſſe B iſt für drei Mann und die Klaſſe C für einen Mann
pro Uebung verpflichtet. Jeder Teilnehmer darf, abgeſehen von
der Staffel, nur zwei Uebungen beſtreiten. Vereine der A=Klaſſe
werden alſo zu dieſen Wettbewerben mindeſtens 20 Mann
ſtel=
ken müſſen. Dieſe Kämpfe werden übrigens als ſüddeutſche
Ver=
einsmeiſterſchaft gewertet. — Die Frankfurter Sitzung erörterte
auch ausführlich die Frauenſportfragen und traf eine
Reihe von Maßnahmen, die der Förderung des Frauenſports
dienen ſollen. Man will den Frauenſport nicht fallen laſſen,
ſon=
dern im Gegenteil weiter ſtark beachten. Neuartig wird die
Be=
tätigung der Frau als Uebungsleiterin ſein. Neuartig ſind auch
die Vereinsführerkurſe. Major Hell hat in München mit
einem ſolchen Lehrgang bereits den beſten Erfolg gehabt. In
dieſen Vereinsführerkurſen ſill man Kräfte für die Mitarbeit im
Verein als Schriftführer, Repräſentanten uſw. heranziehen.
Ein weiterer wichtiger Punkt der Tagung war die
Be=
ſprechung der Erfahrungen, die man in Süddeutſchland mit der
Vereinigung von Fußball und Leichtathletik gemacht hat. Dieſe
Erfahrungen ſind, abgeſehen vom Bezirk Main—Heſſen, wo
aller=
dings einige Fehler gemacht wurden, in allen Bezirken durchaus
gut und erfreulich geweſen. Bei Beachtung und Vermeidung
aller Fehlerquellen dürfte das Verhältnis zwiſchen Fußball und
Leichtathletik auch dort, wo es bislang noch etwas zu wünſchen
übrig ließ, ein harmoniſches werden.
Die Leichtathleten wünſchen Fußballſpielverbote
an den Tagen, an denen die Großſtaffeln, die
Vereinsmehr=
kämpfe, die Gruppen= und Verbandsmeiſterſchaften durchgeführt
werden, ferner auch am Jugendtag.
Die Termine für die nächfte Leichtathletik=S iſon
wurden wie folgt feſtgeſetzt:
Deutſche Frauenmeiſterſchaften am 20. und 21. Juli 1929 im
Frankfurter Stadion;
Süddeutſche Einzelmeiſterſchaften am 29. und 30. Juni 1929 in
Mannheim;
Süddeutſche Zehnkampfmeiſterſchaften am 1. September 1929 in
Worms.
Süddeutſche Waldlaufmeiſterſchaften am 14. April 1929 in
Heil=
bronn;
Süddeutſche Meiſterſchaften im 50=Kilometer=Gehen und 25=
Kilo=
meter=Laufen am 22. September 1929 in München.
Bezirksmeiſterſchaften finden im nächſten Jahre nicht mehr
ſtatt, dafür aber Meiſterſchaften der Gruppen, entſprechend der
Einteilung des Verbands. Kreismeiſterſchaften müſſen,
Gau=
meiſterſchaften können durchgeſührt werden. Sämtliche
beid=
armigen Wettbewerbe fallen bei den zukünftigen Meiſterſchaften
weg, dafür werden neu eingelegt ein 80=Meter=Hürdenlauf für
Frauen und ein Dreikampf für alte Herren, beſtehend aus 100=
Meter=Lauf, Weitſprung und Kugelſtoßen.
Hallenſportfeſte ſwurden für das ſüddeutſche Verbandsgebiet
wie folgt genehmigt: 23. Februar Stuttgart; 2. März Frankfurt
am Man; 3. März Nürnberg.
Das für den 6. Januar von der Reichsausſchuß=Ortsgruppe
geplante Hallenſportfeſt in Frankfurt a. M. kann unter
Mit=
wirkung der Deutſchen Sportbehörde nur dann ſtattfinden, wenn
es ſich um lokal beſetzte Wettbewerbe handelt. Werden aber die
Wettbewerbe international ausgeſchrieben, dann muß ſich die
D:S.B. an die Erklärung der Deutſchen Turnerſchaft halten,
wo=
mit dieſe gemeinſame Starts von Turnern und Leichtathleten bei
nationalen und internationalen Veranſtaltungen unterſagte
Wenn die D. T. ihren Standpunkt ändert, dann wird das auch
die D.S.B. tun, und der Süddeutſche Verband wird ſich den
Entſchließungen der D.SB. anpaſſen.
AONC.=Hauptverſamanlung.
Biederwahl des Vorſtandes. — Noch einmal die
Flaggenfrage.
Die 26. Hauptverſammlung des A. D.A. C. nahm am Sonntag
vormittag im Leipziger Zentraltheater ihren Anfang. Bei der
Wichtigkeit der Tagesordnung waren ſämtliche 29 Gaue
vertre=
ten. Nachdem Präſtdent Fritz=München die Anweſenden begrüßt
hatte, entbot Stadtbaurat Köters=Leipzig den Willkommengruß
der Stadt Leipzig. Vor Eintritt in die Tagesordnung wurde
noch eine Ehrung hervorragender Landsleute vorgenommen. Die
goldene A. D.A. C.=Nadel mit Brillanten erhielt Dr.=Ing. h. c.
Karl Benz=Mannheim, Dr.=Ing. h. c. Ludwig Dürr=
Friedrichs=
hafen und Dr.=Jng. h. c. Hugo Eckener=Friedrichshafen, ebenfalls
in Verbindung mit der Ehrenmitgliedſchaft. Hierauf trat man
in die Beſprechung des gedruckt vorliegenden
Jahresberich=
tes ein. Präſident Fritz machte einige ergänzende
Ausführun=
gen zum Geſchäftsbericht und wies vor allen Dingen auf die
äußerſt erfolgreiche Entwicklung hin, die der Klub im
verfloſſe=
nen Jahre genommen habe. Während der Jahresbericht ohne
jede Debatte angenommen wurde, entſpann ſich über den
Rechen=
ſchaftsbericht, den Reuther=Aachen erſtattete, eine allzu reichliche
Debatte, die ſich mehr und mehr in Kleinigkeiten und
Kleinlich=
keiten verlor. Daß aus den Reihen der Mitglieder nicht mit
Un=
recht das viel zu ſpäte Erſcheinen des Kaſſenberichtes — einen
Tag vor der Verſammlung — beanſtandet worden war, geht am
deutlichſten daraus hervor, daß vom Präſidialreviſor Neuther
bereits ein Antrag vorlag, die Hauptverſammlung des A. D.A.C.
immer erſt im Januar abzuhalten. Daß man ſich überhaupt mit
der Speſenfrage, der ehrenamtlich tätigen Vereinsbeamten
be=
faßte und hierfür ſehr viel Zeit opferte, drohte das Niveau der
Tagung bedenklich herabzudrücken. Immerhin war man ſich
darüber vollkommen klar geworden, daß die ganze Entwicklung
des A.D.A. C. die Umgeſtaltung vom reinen Klub zum
Wirt=
ſchaftsverband mit ſich bringt, ſo daß die ehrenamtlichen Poſten
in hauptamtliche Stellen umgewandelt werden müſſen. Aus den
Reihen der Mitglieder wurde weiterhin der Wunſch
ausgeſpro=
chen, allen Mitgliedern einen genauen Jahres= einſchließlich
Rechenſchaftsbericht, zugänglich zu machen und nicht nur den
Mitgliedern des Verwaltungsrates. Die von Noelle=Hamburg
hiergegen geäußerten Bedenken gipfelten in der Befürchtung, daß
auf dieſe Weiſe Konkurrenzverbände allzuſehr Einblick in die
Ab=
ſichten und Pläne des A. D.A.C. erhielten, was der
Weiterentwick=
lung des Klubs unter Umſtänden ſehr hinderlich ſein könnte.
Damit war die Ausſprache über den Rechenſchaftsbericht erledigt.
Die Entlaſtung und Wiederwahl der ausſcheidenden Vorſtands=
und Ausſchußmitglieder erfolgte einſtimmig. Ohne Mittagspauſe
gingen die Verhandlungen weiter. Der wichtigſte Punkt: die
Flaggenfrage, wurde vorweggenommen. Daß ſich hierüber
eine mehrſtündige Ausſprache ergeben würde, die das Für und
Wider mehr als ergiebig behandelte, war vorauszuſehen.
Schließ=
lich fand die Debatte ihren Abſchluß mit der Abſtimmung von
nachfolgendem Dringlichkeitsantrag, den der Gau Ila (
Ham=
burg) eingebracht hatte: „Die A.D.A. C.=Hauptverſammlung zu
Leipzig legt mit aller Entſchiedenheit dagegen Verwahrung ein,
daß von politiſchen Parteien verſchiedener Richtungen ſowohl
durch die Preſſe als auch direkt durch Herantreten an den
A. D.A. C. neuerdings wiederum verſucht wird, die Klubfarben
des A.D.A. C., die dieſer ſeit 25 Jahren führt, in den
bedauer=
lichen politiſchen Flaggenſtreit hineinzuziehen. Die
Hauptver=
ſammlung iſt nicht gewillt, ſich die Verbanosfarben durch
Ein=
miſchung von fremden Stellen nehmen zu laſſen und gibt zu
dieſer Willensäußerung folgende Erklärung ab: Nachdem der
A. D.A. C. auf ſeiner Hauptverſammlung in Bremen im vorigen
Jahre einmütig beſchloſſen hatte, die ſeit 25 Jahren geführten
Farben ſchwarz=weiß=rot nicht aus Gründen der Politik, ſondern
aus Gründen der Tradition beizubehalten, andererſeits aber
for=
mal beſchloſſen hat, daß auf allen offiziellen Veranſtaltungen die
offiziellen ſchwarz=rot=goldenen Reichsfarben geſührt werden,
ebenſo, wie auf allen offiziellen Veranſtaltungen die
Leitungs=
wagen neben dem Klubwimpel die Reichsarben zu führen haben,
ſteht die Hauptverſammlung auf dem Standpunkt, daß auch heute
von einem Wechſel der Klubfarben, ganz gleich unter welchem
Druck derſelbe erfolgen ſollte, nicht die Rede ſein kann. Die
Mit=
glieder des A.D.A.C. ſind ſtaatsbejahende Bürger aus allen
Schichten und Teilen des deutſchen Vaterlandes, die den
offiziel=
len Farben des Reiches ihre Anerkennung nicht verſagen, aber
auch andererſeits das Recht für ſich in Anſpruch nehmen, aus
traditionellen Gründen ihre Klubfarben beizubehalten. Der
A. D.A. C. ſteht auf dem Standpunkt, daß er mit der Bremer
Ent=
ſchließung dem Reich gegeben hat, was des Reiches iſt, und dem
Klub, was dem Klub gebührt.” Bei der Abſtimmung waren
von 242 anweſenden Stimmen drei nicht abgegeben worden. 165
ſtimmten für den Antrag, 73 dagegen, eine Stimme war
ungül=
tig. Der Antrag wurde alſo angenommen.
Zum Schluß wurde folgende Reſolution angenommen: „1.
Der Reichsverkehrsminiſter wird gebeten, bei den internationalen
Verhandlungen über den internationalen Führerſchein dahin
wirken zu wollen, daß der nationale Führerſchein gleichzeitig als
internationaler Führerſchein ailt; 2. bei den Ländern dafür
ein=
treten zu wollen, daß die Gebühr für die Ausſtellung des
inter=
nationalen Führerſcheins ſobald als möglich auf die
Vorkriegs=
ſätze zurückgeführt und einheitlich feſtgeſetzt wird; 3. das
um=
ſtändlich, zeitraubende und durch bielfältige
Gebühren übermäßig teure Verfahren der
Er=
teilung des deutſchen Führerſcheins grundlegend
zu vereinheitlichen und zu verbilligen.
Leichtathletik.
Waldlauf.
Die Techniſche Hochſchule veranſtaltete am Samstag
nachmit=
tag ihren Herbſtwaldlauf über drei Kilometer, zu dem die
Darm=
ſtädter Waldlauf=Mannſchaften eingeladen waren. Die
Ver=
anſtaltung ſollte lediglich über den Trainingsſtand unſerer
Darm=
ſtädter Waldläufer Aufſchluß geben. Hierbei zeigte ſich die
Wald=
läuferſchar des Sportvereins 1898 in beſtem Licht. Jerlich,
Spb. 98, legte die 3=Kilometer=Strecke in 9:44,8 Minuten zurück,
vor Gaß, A.S.C., in 9:53,2 Minuten und den Sportvereinlern
Lindner und Engelhardt 2. in 10:02, bzw. 10,04. Im
Mann=
ſchaftslaufen für Sechſermannſchaften ſiegte ſchließlich der
Spb. 98 mit 46 Punkten, vor der A. T. V. Alemannia mit 115 Pkt.,
dem A. S.C. mit 149 Pkt., dem Pol.=Spp. mit 151 Pkt. und dem
Spv. 98 2. mit 152 Pkt. Die Vierer=Mannſchaft des Korps
„Obotritia” ſiegte vor der D. B. „Markomannia”.
Jubiläum eines deutſchen Skivekerans.
Am 1. Dezember feiert Profeſſor Kohlhepp in
Frei=
burg, der Gründer des Skiklubs Schwarzwald, Schöpfer des
deutſchen Skilaufs und Leiter des Deutſchen Skiverbandes, ſeinen
70. Geburtstag. Franz Kohlhepp war es, der Mitte der
neun=
ziger Jahre als erſten deutſchen Verein den Skiklub
Schwarz=
wald ins Leben rief, dem er dann 27 Jahre Leiter war. Der
Jubilar führte den Skilauf unermüdlich über die erſten Anfänge
in die glänzende Entwicklung des erſten Jahrzehntes hinüber,
ſchuf die erſte Zuſammenfaſſung im Deutſchen Skiverband und
geſtaltete dieſen lebenskräftig aus. „Skipapa” Kohlhepp iſt über
den Schwarzwald hinaus einer der Veteranen des deutſchen
Winterſports.
Hockeg.
Großer Erfolg des H. C. Heidelberg.
Ein 3:3 gegen den Berliner H. C.
Berlin hatte am Sonntag einige Hockeyſpiele von Bedeutun
von denen das wichtigſte in Dahlem auf dem Platz des B. H.
vor ſich ging. Zwei bisher noch ungeſchlagene Mannſchaften tr
fen aufeinander: der Berliner H. C. und der ſüddeutſche Spitze
klub H. C. Heidelberg. Ungeſchlagen, wie ſie waren, blieben
auch, denn das Spiel endete 3:3. Die junge ſüddeutſche Elf f
durch ihre hervorragende Technik auf, und Brück in der Verlir
Läuferreihe mußte alles aufbieten, um den gefährlichen recht
Heidelberger Flügel Horn-Zapp zu halten. Durch Verſag
der B.H.C.=Verteidigung kamen die Gäſte bis zur Pauſe zu eir
2:0=Führung. Nach Wiederbeginn drehte Berlin mächtig a
und der Erfolg waren drei Tore, womit alſo der B. H. C. bere
im Vorteil lag und den Sieg ſicher zu haben ſchien. Kurz t
Schluß aber war es Hans Haußmann, der eine ſeiner gefür
teten Strafecken verwandelte und damit das 3:3 herſtellte.
Ein zweites großes Spiel führte den Berliner S. V. 921
dem D. H. C. Hannover zuſammen. Das Spiel litt ſehr un
dem naſſen Platz. Der B. S. V. 92 gewann mit 3:1, nachdem
dei Halbzeit ſchon 2:0 geführt hatte.
Süddeutſcher Hockenſieg in Leipzig.
T. V. 57 Sachſenhauſen—V.f.B. Leipzig 4:2 (1:2).
Eine der führenden ſüddeuiſchen Hockeymannſchaften,
T.V. 57 Sachſenhauſen, machte am Wochenende einen Abſtec
nach Mitteldeurſchland und traf am Samstag auf den V.f
Leipzig. Die Frankfurter waren mit 4:2 erfolgreich und erre
gen ſo einen beachtlichen Erfolg, der erſt in der zweiten Hg
zeit errungen wurde, da die erſte Spielhälfte 2:1 für Leip
endete. V.f.B legte 2 Tore vor, ehe Sachſenhauſen ſich e
geſpielt hatte und drängen konnte. Der Erfolg war ein t
Ulrich durch Verwandeln einer Strafecke erzieltes Tor bis
Pauſe. In der zweiten Spielhälfte dominierte Frankfurt
die abſolut beſſere Elf. Nachdem der Linksaußen Koch a
geglichen hatte und ein Schuß von Aufderheiden gegen den P
ſten prallte, war Aufderheiden mit einem dritten Tor erft
reich und Cuntz konnte anſchließend, noch ein viertes Tor
zielen.
Pferdeſport.
Der Kanpf un das Championat zu Ende.
W. Hauſer und Oblt. v. Götz neben Otto Schmidt.
Während Otto Schmidt als Champion der deutſchen Fl.
rennreiter ſchon vor Beendigung der Saiſon ziemlich ſicher
ſtand, blieb der Kampſ bei den Hindernis= und Herrenreitern
zum letzten Renntag, der am Sonntag in Neuß abgewie
wurde, ungewiß. Der Ungar W. Hauſer konnte ſeinen k.
den Vorſprung am letzten Tage behaupten und damit zum 2
ten Male in ununterbrochener Reihenfolge das Champior
der deutſchen Hindernisreiter gewinnen. Ein ert
angebrochenes Schluſſelbein durch einen neuen Sturz berau
den Ungarn der Chance, den von O. Kühl 1913 und Martin Oe
1925 aufgeſtellten Rekord von 64 Siegesritten zu ſchlagen.
Hauſer brachte aus 217 Ritten 63 Siege mit. Der Ungar iſt
Reiter mit viel Ueberlegung, mit einer leichten Hand, ausgeze
net durch ein ſtarkes Finifh. Der mit der großen Leiſtung
61 Siegen auf 213 Ritten an zweiter Stelle ſtehende H. B.
mark war ihm ein würdiger Gegner. Bismark iſt mehr Dr
gänger, ſeine Hauptſtärke, iſt die Unterſtützung ſchon mi
Pferde. An dritter Stelle kommt mit 23 Erfolgen W. Wolff
vielleicht im nächſten Jahre mit der Routine ſich auch noch
feinere Kunſt des Reitens aneignen wird. A. Stolpe war
19 Erfolgen meiſt in Weſtdeutſchland tätig, bemerkenswert
ſein Sieg auf Bandola im Großen Preis von Karlshorſt.
Weſt= und Süddeutſchland betätigte ſich H. Weber, mit dem
folg, daß er es auf 18 Siege brachte. Je 17 Siege hatten We
Heuer und R. Derſchug ſowie A. Machan. Bis zu fünf Sie
erangen dann noch: H. Kukulies 15, J. Pinter 14, H. Müſchen
H. Beer, E. Eichhorn, W. Franzke und F. Broda jr. je 12
Schwikowski 11, J. Stangl, K. Schuller und G. Schatz je 1
Edler, H. Zachmann und F. Lüder je 9, B. Wurſt, E. Groba
F. Baſtel und H. Lewicki je 7, B. Klotz, F. Kuhnke und K. 2
je 6, C. Seiferth, H. Ackermann, G. Moritz, W. Kurzawa un
Kränzlein je 5 Siege.
Das Championat der deutſchen Herrenrei
fiel zum erſtenmal an den Oblt. v. Götz, der von 140 R
39 zu Siegen geſtaltete. Wenn nicht alles täuſcht, iſt der 2
leutnant eine eminente Begabung, ein Reiter mit viel Ueber
der mit Kopf und einer feinen Hand ſowie genauer Berecht
ſeine Pferde ſteuert. Was ihm fehlt, iſt eigentlich nur ein
tiges Finiſh. A. v. Borcke, der Champion der beiden le
Jahre hat einen Kampf gegen ſein zunehmendes Körperge!
zu führen. Herr v. Borcke kann kaum noch unter 70. Kg. re
und wenn er dennoch aus 130 Ritten 36 Siege nach Hauſe bri
ſo ſpricht das umſo mehr für ſein reiterliches Können.
Au=
beſitzt eine außerordentlich feine Hand als Reiter. Durch e
Handbruch war Herr W. Schnitzer in der Mitte des Ja
gehandicapt, aber dennoch brachte er es auf 32 Siege. Mil
Ritten war Schnitzer der meiſtbeſchäftigte deutſche Herkenr
Ohne ſeinen Unfall hätte er Oblt. v. Götz im Kampf um
Championat leicht gefährlich werden können. Die vierte E
nimmt mit 23 Siegen Oblt. v. Reibnitz ein, der ein gutes
hatte. Auf 21 Siege brachte es W. Röder, der faſt ausſchlie
im Oſten des Reiches in den Sattel ſtieg. Oblt. Wimmer
ſich den größten Teil ſeiner 18 Erfolge in der Provinz. B!
fünf Siegen hatten dann noch: Frhr. v. Egloffſtein, K. S
kuß, H. E. Quaſt, Obtl. v. Metzſch je. 10, Lt. v. Imhoff 8,
mann Baumgärtner und O. Wennmohs je 7, Lt. Merk un
v. Horn je 6.
Rennen zu Neuß.
1. Brüche=Jagdrennen. 2500 Mark, 3000 Meter: 1. A.
Pfaffs Hofgräfin (Kuhnke); 2. Eleſine; 3. Quedlinor. F
Brotverdiener, Apache, Octa. Tot.: 152, Pl.: 37, 20:10. 27=
1½ Lg.
2. Sankt Georg=Jagdrennen. 2500 Mark, 3200 Meter:
Muckels Larodoſta (Machan); 2. Pers; 3. Ortwin. Ferner:
nir, Traben, Blümliſalp. Tot.: 82, Pl.: 29, 19:10. 6—2 29
3. Forſthaus=Jagdrennen. 3000 Mark, 3700 Meter:
Lauers Mail (Broda); 2.+ Lohgerber; 2.+ Sirolko. Fe
Harriett, Timgad, Goldat, Ingham, Orma, Prophet, Oſtf
Mulatte. Tot.: 173, Pl.: 33, 61, 17:10. 5—tot.
4. Hubertus=Hürdenrennen. 3000 Mark, 3000 Meter: I.
Röslers Marcellus (Pinter); 2. Uranus; 3. Jronie. Fe
Mercey, Scotch, Whisky. Tot.: 13, Pl.: 12, 16:10. 8—4 2½=
5. Hochwald=Jagdrennen. 2500 Mark, 3200 Meter: I. *
u. Herm. Baumgärtners Natalie (F. Broda); 2. Mutterld
Mozart. Ferner: Staffelei, Anitra, Grafſchaft, Tonkunſt, Le
Die Zuverſicht, Markſtein. Tot.: 47, Pl.: 15, 17, 15:10. 10—
6. Horrido=Jagdrennen. 3500 Mark, 4000 Meter: *
Weiß Vögelchen (Kuhnke); 1.+ M., Walters Montezuma
chan); 3. Helleſpont. Ferner: Jugendliebe, Leiſtung, Larche,
benton, Wingolf, Le Printemps, Rambla. To.: 16/54, Pl.
21, 16:10; tot-Weile.
7. Halali=Hürdenrennen. 2500 Mark. 3000 Meter”
Schneiders Nina (Glitſch); 2. Lydia; 3. Doktor. Ferner: 2
Rari, Wilhelm Tell, Merkur, Beliſaire, Orla, Arkadig. 2a
Pl.: 27, 21. 25:10. 6—3 Lg.
Lasierte Küchen
Speisezimmer
Schlafzimmer
Einzelmöbel aller Art
Grafenstraße 4
Verkaut im hinteren Hot (19098
Nummer 329
Montag, den 26. November 1926
Geite 7
Schwimmen.
Deutſche Schwimmer in Brüſſel.
Olympia=Siegerin Braun ſchwimmt Weltrekord.
Der erſte Tag des vom Cercle de natation Bruxelles
ver=
anſtalteten Wettſchwimmens mit internationaler Beſetzung ging
vor ausverkauftem Hauſe vor ſich. Der gaſtgebende Verein hatte
eine Reihe der beſten Schwimmer und Schwimmerinnen aus
Frankreich, Deutſchland und Holland verpflichtet. Die beſte
Leiſtung des Abends bot die holländiſche Olympia=Siegerin
Braun, die im 200=Meter=Rückenſchwimmen mit 2,59,2 Minuten
einen neuen Weltrekord aufſtellte. Die bisherige Höchſtleiſtung
gehörte ſeti dem 9. Februar 1924 der Amerikanerin Sibyll Bauer.
Im 200=Meter=Damenfreiſtil traf Bräulein Braun mit der
deut=
ſchen Rekordſchwimmerin Reni Erkens=Oberhauſen zuſammen.
Auich hier ſiegte die Holländerin ganz überlegen, in der neuen
holländiſchen Rekordzeit von 2,47,8 Minuten, die zufällig auch
dem von der Deutſchen gehaltenen Rekord gleichkommt. Fräulein
Erkens endete mit 2,56,2 Minuten auf dem zweiten Platz. Der
Kölner Derichs konnte ſich im 100=Meter=Freiſtilſchwimmen nicht
zur Geltung bringen. Er lag im zweiten Lauf zwar bis zur
erſten Wende in Front, fiel dann aber mehr und mehr zurück.
Der Franzoſe Vandeplanke ſchwamm das Rennen in der neuen
franzöſiſchen Rekordzeit von 2,25,4 Minuten, vor ſeinem
Lands=
mann Taris. Padou=Tourcoing, der Gewinner des erſten Laufes,
wurde in 2,33,4 Minuten Dritter, vor Derichs, der 2,36,4 Min.
benötigte. Küppers=Vierſen hatte im Rückenſchwimmen keine
ebenbürtigen Gegner und gewann unangefochten in 1,12,2
Minu=
ten vor dem belgiſchen Meiſter Guerard Blitz. E. Günther=
Gel=
ſenkirchen wurde in 1,15,4 Min. Dritter vor dem Holländer De
Haas und Skamper=Köln. In einem Schauſpringen konnten
neben dem Kölner Plumans noch Lenormand=Paris und dan der
Veen=Holland gefallen.
Sporknenigkeiten in Kürze.
In Berlin gefrann beim Gefallenen=Gedächtnis=Schwimmen
Schubert=Breslau das 200=Meter=Freiſtilſchwimmen in 2:26,6
Minuten vor Eckſtein=Leipzig. Auch die 100 Meter fielen an den
Bieslauer in 1:04,2 Minuten vor Dahlem=Breslau.
Der Tennis=Clubkampf Berlin-Paris endete mit 3:3
un=
entſchieden. Brugnon ſchlug Moldenhauer und Prenn
unter=
lag Borotra.
Willi Hannemann, der deutſche Reichstennistrainer, ſoll für
die nächſte Saiſon vom Münchener Lawn=Tennisturnierklub als
Trainer verpflichtet werden.
Bertazzolo hat vom italieniſchen Boxverband wegen der
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gelegenheit Haymann=Bertazzolo, keine Lizenz mehr erhalten.
Dem deutſchen Boxſport und beſonders Haymann iſt damit eine
Genugtuung gegeben worden.
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Ludwig Fuchs und Frau.
Frida Böitcher, geb. Fuchs,
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Im Namen der trauernden Hinterbliebenen:
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