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Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
Wöchentiche iluſtrierte Beilage: „Die Gegenwart”, Tagesſpiegel in Bild und Wort
Nachdruck ſämtlicher mit * verſehenen Original=Aufſätze und eigenen Nachrichten nur mit Queſſenangabe „Darmſt. Tagbl.” geffattet.
Nummer 294
Montag, den 22. Oktober 1928.
191. Jahrgang
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Gewalt, wie Krieg, Aufruhr, Streik uſw., erliſcht
jede Verpflichtiung auf Erfüllung der
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auffräge und Leiſtung von Schadenerſatz. Bei
Konkurs oder gerichtiſcher Beitreibung fällt jeder
Rabatt weg. Bankonto Deutſche Bank und
Darm=
ſädter und Nationalbank.
Die Länder=Konferenz.
Berlin, 21. Oktober. (Priv.=Tel.).
Am Montag vormittag tritt in der Reichskanzlei die
Länder=
konferenz erneut zur Beratung der Frage der Reichsreform
zu=
ſammen. Sie hat inzwiſchen perſonell einige Aenderungen
erfah=
ren. Der Reichskanzler Müller wird den Vorſitz führen, der
Innenminiſter Severing iſt ſein Stellvertreter, die Miniſter von
Guérard und Hilferding ſind ihm beigetreten, auch der
Reichs=
juſtizminiſter Koch wird vorausſichtlich kooptiert werden. Das
ſind Verſchiebungen, die ſich aus dem nach den Wahlen erfolgten
Kabinettswechſel ergeben. Im übrigen findet der Ausſchuß einen
Wuſt von Berichten vor. Zunächſt zwei des preußiſchen
Bericht=
erſtatters, daneben einen aus Württemberg und einen aus
Bayern, von denen der letztere allerdings wohl, nur in ſeinem
allgemeinen Teil fertig geworden iſt, endlich eine ausführliche
Darſtellung aus Sachſen. Das Reichsinnenminiſterium hat zwei
Denkſchriften vorgelegt, das Reichsfinanzminiſterium kommt mit
der Forderung der Steuervereinheitlichung, während vom
Reichs=
juſtizminiſterium ein Expoſé über die Verwaltungsgemeinſchaften
in Deutſchland vorliegt. Der Reichsſparkommiſſar hat eine
ein=
gehende Darſtellung über die bisher vorliegenden Vorſchläge zur
Reichsreform ausgearbeitet, die ſich bereits auf neunzig
belau=
fen. Rechnet man dazu noch Gutachten über die Finanzpolitik,
die beiſpielsweiſe von Preußen eingereicht ſind, dann ergibt ſich,
daß der Ausſchuß Mühe haben wird, ſich, das eigentliche Ziel
durch dieſe Berge von Papier nicht vergraben zu laſſen, und es
beſteht ſchon die Gefahr, daß er ſeine Aufgabe als erſchöpft
an=
ſieht, indem er dieſes Material durcharbeitet. Damit iſt natürlich
nichts gewonnen, es würde nur koſtbare Zeit verloren gehen,
wwenn die einzelnen Vorſchläge auf ihre ſachliche Richtgikeit
durch=
geprüft würden. Die Abſicht der Reichsregierung geht daher
darauf hin, die ſämtlichen Denkſchriften als Material bewerten
zu laſſen und Unterausſchüſſen in die Hand zu geben, die gleich
beſtimmte praktiſche Aufgaben geſtellt bekommen. Darüber ſind
vom Reichsminiſterium des Innern Leitſätze ausgearbeitet, die
vom Kabinett gut geheißen wurden und gewiſſermaßen als
Pro=
gramm für eine ſtraffere Zuſammenfaſſung der ganzen Konferenz
dienen ſollen.
Inzwiſchen hat Preußen die beiden Denkſchriften ſeines
Be=
richterſtatters Dr. Brecht auszugsweiſe veröffentlicht. Sie ſind
gegenüber den mehr föderaliſtiſchen Anſchauungen Bayerns ſtark
unitariſch eingeſtellt, und ähneln in ihrer Grundlage vielfach den
vom Lutherbund ausgearbeiteten Projekten; wenn ſie auch im
einzelnen andere Wege gehen. Sie ſtellen aber in den
Vorder=
grund, daß die doppelte Zentralvegierung in Berlin der größte
Mißſtand iſt. Sie wollen dem abhelfen, indem ſie die preußiſchen
Provinzen als ſelbſtändige Länder reichsunmittelbarer Art
auf=
tun, aber doch die einheitliche Geſetzgebung in der Form aufrecht
erhalten, daß ein „vereinheitlichter Landtag” der preußiſchen
Län=
der beſtehen bleibt, der aus den Einzellandtagen der bisherigen
Provinzen ſich rekrutiert. Im Reichsrat ſoll ein Teil der
preu=
ßiſchen Stimmen von der Reichsregierung unmittelbar orientiert
werden, um dadurch der Reichsregierung eine ſtärkere Stellung
zu geben. Herr Brecht hat ſeine Anſchauungen in zehn
einzel=
men Vorſchlägen erklingen laſſen, die im weſentlichen auf dieſer
Grundlage aufgebaut ſind; wobei aber gleichzeitig vorgeſehen
wird, daß die Juſtizverwaltung auf das Reich übernommen wird.
Eine beſondere Nuance iſt, daß nach dieſem Vorſchlag für jedes
Land oder für mehrere von ihnen als oberſter Vertreter der
Reichsbehörde ein „Reichsoberpräſident” vom Reichspräſidenten
beſtellt wird; eine ſehr unglückliche Wortprägung, die auch der zuſammengeſtellten Erpertenkomitees ausfallen werden.
Verfaſſer ſelbſt lieber durch eine andere Bezeichnung erſetzen
möchte. Auch dieſer Vorſchlag iſt in ſeinen techniſchen
Einzel=
heiten reichlich kompliziert, er will auch wohl mehr einen
Ueber=
gang darſtellen, um den toten Punkt zu überwinden und die
be=
rechtigten Empfindlichkeiten der nichtpreußiſchen Länder zu
ſchonen. Dafür ſoll das Inſtitut der Auftragserteilung geſchaffen
werden, das ein doppeltes Geſicht hat, indem es dem Reich die
Möglichkeit gibt, einen Teil ſeiner Verwaltung auftragsweiſe den
Ländern zu überlaſſen, aber auch umgekehrt das Recht gibt, durch raſcung in Nom ausgelöſt haben. ..
einfaches Reichsgeſetz Verwaltungszweige der Länder auf das
geiſtert, iſt nicht anzunehmen, da ja dann wohl auch die preu= eine Einigung möglich ſein wird. Der dunkle Punkt am
Hori=
ßiſchen Vorſchläge nicht viel mehr als ein theoretiſcher Beitrag
zum Problem der Reichsreform bedeuten.
Ueberführung von Fahnen des alten Heeres
in den Magdeburger Dom.
Magdeburg, 21. Oktober.
Mit einer würdigen ſchlichten Feier wurden heute 73 Fahne
und Standarten des ehemaligen 4. Armeekorps ſowie des 1
16., 18. und 21. Armeekorps im Magdeburger Dom aufgeſtel
Zu dem Feſtakt waren der Chef der Heeresleitung, General de
Infanterie Hehe, der Befehlshaber des Wehrkreiſes 4, Genera
leutnant Woellwarth, ferner der Kommandeur des ehemalige
4. Armeekorps, General Sixt v. Armin, dann der Standortälteſ
von Magdeburg, Inſonterieführer Generalmajor Krantz, ur
viele Offiziere erſchienen. Die Stadt Magdeburg war dure
Oberbürgermeiſter Beims und Bürgermeiſter Dr. Landsber
vertreten. Auch die Regierung und das Oberpräſidium hatte
zahlreiche Vertreter entſandt. Groß war der Anteil der Magd
burger Bevölkerung, die dicht gedrängt den rieſigen Platz un
ſäumte. Nach einem kurzen Gottesdienſt hielt der Befehlshab
des Wehrkreiſes 4, Generalleutnant Woellwarth, eine Anſprach
an die Mannſchaften des jungen Heeres. Das neue deutſch
Heer, führte er u. a. aus, ſei auf den Grundſätzen echten deu
ſchen Soldatentums aufgebaut, klein zwar an Zahl, aber vor
dem Gedanken beſeelt, dem Vaterland zu dienen. Die Anſprac
ſchloß mit einem dreifachen Hurra auf den Herrn
Reichspräſide=
ten, Generalfeldmarſchall von Hindenburg, und das deutſch
Vaterland. Im Remter des Domes übergab dann General
leutnant Woellwarth die Ehrenzeichen in die Obhut der Regie
rung und Regierungspräſident Pohlmann übernahm ſie mit der
Gelöbnis, ſie zu hüten zum Gedächtnis an die große Ver
gangenheit.
Vom Tage.
Die Schweizeriſche Handelskammer, die in Zürich
zu ihrer 101. Tagung zuſammengetreten iſt, hat nach einem Referat
von Direktor Stauffacher=Baſel zugunſten der
Rheinregulie=
rung Stellung genommen und den Bundesrat dringend
er=
ſucht, der Angelegenheit vermehrte Aufmerkſamkeit zu ſchenken, damit
die Bauarbeiten bereits im Frühjahr 1929 begonnen werden.
Geſtern wurde in Anweſenheit von Poincaré der neue
Voge=
ſendurchſtich von Saales eingeweiht, der eine
unmittel=
bere Verbindung zwiſchen Belfort und Zabern ermöglichen wird und
die Strecke Epinal—Straßburg um 40 Kilometer verkürzt.
Heute beginnen in Genf die Tagungen einer Reihe
von Wirtſchaftsausſchüfſen des Völkerbundes, von
denen die wichtigſte die Konferenz für die Beſeitigung der
Doppel=
beſteuerung iſt.
Bei Flottenübungen iſt ein Torpedoboot der
japani=
ſchen Marine mit einem Zerſtörer
zuſammenge=
ſtoßen. Das Terpedoboot iſt ſofort geſunken.
Nach einer Meldung aus dem Haag hat die holländiſche
Re=
gierung beſchloſſen, mit Rückſicht auf das Zunehmen des
Piratenunweſens in den chineſiſchen Gewäſſern
allen holländiſchen Oſtaſiendampfern eine
mili=
täriſche Bedeckung mitzugeben.
Frankreich
und das Reparationsproblem.
Von unſerem A=Korreſpondenten.
Paris, 21. Okt.
Die Pariſer Reiſe Churchills war eine kleine Ueberraſchung
für alle Welt. Und über die Bedeutung der Beſprechungen
zwiſchen ihm, Poincaré und Parker Gilbert gehen noch heute
die Meinungen auseinander. Die Kommentare der franzöſiſchen
Preſſe waren diesmal beſenders konfus, und man fühlte aus
ihnen das Beſtreben, den Gang der kommenden Verhandlungen
im voraus zu beeinfluſſen.
Die Beurteilung, der Rolle Churchills iſt grundverſchieden.
Einerſeits gibt man der Meinung Ausdruck, daß Churchill
zwiſchen Deutſchland und Frankreich vermittelt, anderſeits ſoll —
und zwar nach der Meinung von ſonſt wöhlinformierten Kreiſen
— die Haltung Englands die deutſch=franzöſiſche Annäherung
keineswegs erleichtern.
Das eine ſcheint im voraus ſicher zu ſein, daß von
ameri=
kaniſcher Seite bis auf weiteres keine beſondere Nachgiebigkeit
zu erwarten iſt. Die endgültige Regelung der Reparationsfrage
ſoll aber zum Teil doch auf die Hoffnung, daß Amerika eines
Tages nachgeben wird, baſiert ſein.
Man glaubt in Paris, daß uach der Regelung der
Repara=
tionsfrage eine ſehr weitgehende Annäherung zwiſchen
Frank=
reich und Deutſchland zuſtande kommen wird. In der Tat
wür=
den dann — wenn, wie man in Paris glaubt, ein indirekter
Zu=
ſammenhang zwiſchen deutſchen Zahlungen und interalliierten
SSchulden zuſtande kommen wird — Deutſchland und Frankreich
gemeinſame Intereſſen haben. Aber dieſe Folgerungen der
fran=
zöſiſchen Preſſe ſcheinen uns bis auf weiteres außerordentlich
gewagt.
Der Verzicht Deutſchlands auf die Transferklauſel, die
Rati=
fizierung des Mellon=Bérengerabkommens durch Frankreich, all
das ſind große Worte, die man jetzt gelaſſen ausſpricht. Man
kann noch nicht wiſſen, wie die Verhandlungen des noch nicht
Je enger man aber den Wirkungskreis dieſes Komitees
ge=
ſtalten wird, und je ſtarrer der franzöſiſch=engliſche Standpunkt
— denn man ſpricht hier jetzt über eine prinzipielle Einigung
zwiſchen Paris und London — im voraus feſtgeſetzt werden,
deſto ſchwieriger werden die Verhandlungen. Das klingt wie
ein Gemeinplatz, das kann aber auch ein Urteil über die Pariſer
Reiſe Churchills ſein. Tieſe Reiſe ſoll übrigens die größte Ueber=
In Paris iſt die Grundſtimmung trotz aller Schwierigkeiten,
Reich zu übertragen. Daß Bayern ſich für eine ſolche Löſung be= die bevorſtehen, optimiſtiſch. Man zweifelt, kaum daran, daß
sont ſcheint nur die Haltung Amerikas zu ſein. Und man
be=
hauptet, daß die Beſprechungen zwiſchen Poincaré, Churchill und
Parker Gilbert einen Schritt vorwärts in der Verſtändigung
bedeuten.
Wechſel im ſchweizeriſchen Bundesrat?
EP. Genf, 21. Oktober.
Nach Informationen ſozialiſtiſcher ſchweizeriſcher Blätter wird nach
den Generalratswahlen Bundesrat Motta die bis jetzt in ſeiner Hand
befindliche Leitung der auswärtigen Angelegenheiten der
Bundesregie=
rung niederlegen und das früher von ihm ſchon geleitete Departement
für Finanzen übernehmen. An Stelle Mottas ſoll der frühere
ſchwei=
zeriſche Geſandte in Berlin, Robert Haab, treten. — Die Blätter
bringen dieſen Wechſel im Bundesrat mit der Affäre Roſſi in
Verbin=
dung.
Die Tagung der Deutſchnationalen Partei.
Gedächtnisfeier für Karl Helfferich.
Berlin, 21. Oktober.
Die Deutſchnationale Preſſeſtelle teilt mit:
„Die deutſchnationale Parteivertretung ſetzte am Sonntag,
dem Tage der Zerſtückelung Oberſchleſiens durch das Genfer
Abkommen, ihre am Samstag unterbrochene Ausſprache fort.
Sie wurde durch eine kurze, von Exzellenz Wallraf geleitete, die
Teilnehmer tief bewegende Gedächtnisfeier für Karl Helfferich
eingeleitet. Dabei wurde der Karl Helfferich=Preis an den
dies=
jährigen Preisträger, den Studenten der Rechte Hans Georg
Ribbeck, übergeben. Die daran anſchließende Ausſprache wurde
durch eine groß angelegte Rede des Parteivorſitzenden
Geheim=
rat Hugenberg eröffnet, an die ſich ein Referat Graf Weſtarps
ſchloß. Unter dem tiefen Eindruck beider Reden beſchloß die
Ver=
ſammlung einſtimmig, die Tagung ohne Ausſprache zu ſchließen.”
DieWahlſchlachtam häuslichen Herd
Von unſerem ſtändigen Berichterſtatter.
A. G. A. New York, Anfang Oktober 1928.
Aus dem wirren Durcheinander der Anſichten über den
vor=
ausſichtlichen Ausgang des Wahlkampfes hebt ſich immer ſtärker
der Satz hervor: die diesjährige Präſidentenwahl
der Vereinigten Staaten wird durch die
Stim=
men der Frauen entſchieden werden. Umworben
wie noch nie, ſcheint ſich die Amerikanerin, nach ihrer regen
Be=
teiligung an den Ur= oder Primärwahlen wie an der Anmeldung
ſür die kommende Wahl zu urteilen, plötzlich ihrer politiſchen
Macht bewußt geworden zu ſein. Wem ſie ihre Gunſt zuwenden
und von welchen Erwägungen ſie ſich dabei leiten laſſen wird,
darüber gehen die Meinungen ebenſo weit auseinander wie über
jede andere Frage der im Gang befindlichen Wahlſchlacht.
Die letzte unter Ausſchluß der Frauen vollzogene
Präſidenten=
wahl, 1916, erbrachte ein Geſamtvotum von 18,4 Millionen
Stim=
men. Im Jahre 1919 erhielt die Amerikanerin durch Zuſatz zur
Bundesverfaſſung das Stimmrecht. Die nächſte Nationalwahl,
1920, kam etwas zu früh, um der Neuerung volle Geltung zu
verſchaffen; immerhin ſtieg die Geſamtſtimmenzahl auf 26,5
Mil=
lionen. Auch bei der Wahl 1924 entfaltete das weibliche Votum
noch nicht ſeine volle Stärke. Wenn auch insgeſamt
29 Millionen Stimmzettel in die Wahlurne fielen, ſo beteiligten
ſich, ziemlich zuverläſſigen Erhebungen zufolge, doch nur etliche
38 v. H. aller ſtimmberechtigten Frauen an der Wahl, während
von der Geſamtzahl der Wähler — Männer und Frauen — rund
53 Prozent ihr Bürgerrecht ausübten. Dieſe Ziffer zeigt,
neben=
bei bemerkt, mit kraſſer Deutlichkeit, welch geringes Intereſſe der
Durchſchnitts=Amerikaner von heute der Frage entgegenbringt,
weſſen Händen für die nächſten vier Jahre die Zügel der
Regie=
rung anvertraut werden ſollen. Was nicht immer ſo geweſen iſt,
denn noch im Jahre 1880 beteiligten ſich volle 84 v. H. aller
ſtimmberechtigten Bürger der Vereinigten Staaten an der
Präſi=
dentenwahl! Seitdem iſt der Prozentſatz von einer Wahl zur
anderen — mit nur wenigen Ausnahmen — ſtändig geſunken.
Auch hierin, wie in ſo manchem anderen, dürfte die
dies=
jährige Wahl Wandel ſchaffen. Vielleicht nur vorübergehend,
vielleicht dauernd. Amerika hat rund 60 Millionen
ſtimmberech=
tigte Bürger beiderlei Geſchlechts. Bei der Schärfe, um nicht zu
ſagen Bitterkeit des heurigen Wahlkampfes iſt auf 30 bis
35 Millionen Stimmen zu rechnen, ja manche Sanguiniker
glau=
ben ſogar über die 40. Million hinausgehen zu dürfen, und ſie
ſtützen ihre Prognoſen vor allem auf das Frauenvotum. Welche
Bedeutung die Parteiführer dieſer unbekannten Größe beimeſſen
und wie energiſch ſie beſtrebt ſind, Eroberungen zu machen, geht
am deutlichſten daraus hervor, daß in den beiden großen
Haupt=
quartieren, im republikaniſchen in Waſhington und im
demokra=
tiſchen in New York, die Hälfte der Räume, in denen
Kriegsrat gehalten wird und aus denen ſich wahre Lawinen
ſo=
genannter Kampagne=Literatur in die entfernteſten Winkel des
Landes ergießen, den Frauen für Frauenpropaganda überlaſſen
ſind. Daß aus den beiden reichgeſpickten Kriegskaſſen erhebliche
Beträge zur Gewinnung des weiblichen Votums verwendet
wer=
den, iſt ſelbſtverſtändlich. Und wenn es gelingen ſollte, den
Pro=
zentſatz der Frauen, die von ihrem Stimmrecht Gebrauch machen,
um nur 12 Prozent (von 38 im Jahre 1924 auf 50) zu erhöhen,
dann wird zweifellos in manchen Staaten das weibliche Votum
den Ausſchlag geben, und die Geſamtzahl der Stimmen würde
um mindeſtens 3 Millionen ſteigen. Einer ſolchen Zunahme
gegenüber verſagen alle Kalkulationen der Wahl=Arithmetiker auf
beiden Seiten.
Dieſer Stärke bewußt, ſind die Werberinnen der Parteien
vor allem bemüht, „das Votumherauszubringen”, wie
die landläufige Redensart lautet. Ihre Tätigkeit beſteht darin,
die Frauen erſtens zu veranlaſſen, ſich in die Wählerliſten
ein=
tragen zu laſſen, und zweitens, ſie am Wahltage auch nach den
Stimmplätzen zu ſchaffen. In dieſer Werbearbeit hat die
Ameri=
kanerin von heute einen mächtigen Bundesgenoſſen im
Rund=
funk. Mit 20 Millionen iſt die Zahl der Empfänger, die der
Frau ſelbſt bei der Verrichtung ihrer Hausarbeit
das Anhören der Rede eines Kandidaten, eines Wahlredners,
einer Rednerin ermöglichen, eher zu niedrig als zu hoch gegriffen.
Und die tauſend und abertauſend Briefe, die täglich in den
Funk=
zentralen einlaufen, ſind ſicherlich vollgültige Beweiſe des großen
Intereſſes, das der Politik in allen Schichten der weiblichen
Be=
völkerung des Landes entgegengebracht wird. Zum erſten Male
in der Geſchichte des Landes iſt der Kampfplatz der
Wahl=
ſchlacht an den häuslichen Herd verlegt. Die Politik
hat einen Einfall in das Heim unternommen, und Urahne,
Großmutter, Mutter und Kind debattieren über
Prohibition, Proſperität und die Probleme der Agrarier, über
religiöſe Toleranz, ſtellen Vergleiche an zwiſchen Hoovers
Block=
hütte und Smiths Mietskaſerne als Geburtsſtätte eines
Präſi=
denten und debattieren über die rein menſchlichen Aſpekte der
Kampagne, die ihnen nahe liegen und über die ſie mindeſtens
ebenſo urteilsfähig und urteilsberechtigt ſind wie die Mehrheit
der Männer. M. A. Aylesworth, Präſident der Nationalen
Rundfunk=Geſellſchaft, deren Senderkette etliche 40, bei ganz
be=
ſonderen Anläſſen bis zu 75 große und kleine Zentralen
ange=
ſchloſſen ſind, erklärt, ſeit Beginn des Wahlfeldzuges habe ſich
eine förmliche Revolution in dem brieflich kundgegebenen Begehr
der Hörer vollzogen. Während vordem der allgemeine Wunſch
nach „möglichſt viel Muſik und wenig Gerede” gerichtet war,
ver=
langen heute Millionen Hörer ernſte politiſche Diskuſſionen. Seit
Januar finden Rundfunk=Debatten des Verbandes
ſtimmberech=
tigter Frauen”, allwöchentlich von 27 Sendern mit
ſchätzungs=
weiſe 17 Millionen Hörern verbreitet, ſtatt. Dieſe Debatten, in
denen beide großen Parteien zum Wort kommen, haben bei
Legionen Frauen Anteilnahme an der Politik wachgerufen, und
den Briefen, die aus allen Staaten der nordamerikaniſchen
Repu=
blik eingelaufen ſind, haben ſich ſolche aus Kanada, Kuba, Porto
Rico und Hawaii zugeſellt.
Dies neu erwachte Intereſſe der Frau hat ſich in ſolchen
Staaten, in denen die Anmeldung zur Wahlbeteiligung bereits
zum Teil ſtattgefunden hat, durch außergewöhnlich ſtarke Ein=
Montag den 22. Oktober 1928
Nummer 294
Seite 2
trägung weiblicher Mähler in die Liſten kundgegeben. Auch durch
die mancherorts geradezu phänomenale Beteiligung an den
Uir=
wahlen. Die Ur= oder Primärwahlen bringen nur die
Entſchei=
dung darüber, weſſen Name ſchließlich auf dem Stimmzettel
er=
ſcheinen ſoll, und gerade hierum haben ſich die Frauen bislang
kaum gekümmert, ſie haben die Auswahl den Parteibonzen
über=
laſſen.
Nach der letzten Volkszählung, 1920, belief ſich die Zahl der
im ſtimmberechtigten Alter (vom 21. Lebensjahr aufwärts)
ſtehen=
den Frauen auf 29 483 150. Dieſe Ziffer iſt heute beträchtlich
höher, Allerdings gibt es, namentlich in den Südſtaaten der
nord=
amerikaniſchen Nepublik, gewiſſe Geſetze, die das Stimmrecht
von Landbeſitz, Zahlung einer Wahlſteuer uſw. abhängig
machen, man darf jedoch annehmen, daß im Jahre 1920 rund 20
Millionen ſtimmberechtigter Frauen vorhanden waren. Schätzen
wir die heutige Zahl auch nur um eine Million höher, ſo ergibt
ſich eine Ziffer, die der Mühe der Parteiführer wohl wert iſt.
Man ſchätzt die Geſamtzahl ſtimmberechtigter Bürger auf 57 oder
58 Millionen, alſo faſt die Hälfte hiervon ſind Frauen. Dieſe
gewaltige politiſche Macht mag den Ausgang der Wahl beſtimmen.
Jedenfalls wird das diesjährige Wahlergebnis eine politiſche
Legende entweder beſtätigen oder damit aufräumen, d. h. es wird
zeigen, ob tatſächlich ein von den Politikern behauptetes
homo=
genes „Frauenvotum” vorhanden iſt, oder ob ſich die Frauen in
der Politik von denſelben Erſvägungen und Beweggründen leiten
laſſen wie die Männer.
Republikaner haben erklärt, in bezug auf die eine große
„moraliſche” Kampagneſrage der Prohibition könne „ihre Partei
ſich zuverſichtlich auf die Unterſtützung der Frauen aller Klaſſen,
ohne Anſehen ihrer ſonſtigen Parteizugehörigkeit, verlaſſen.”
Dieſe bedingungsloſe Einreihung der weiblichen Wähler in die
Heeresſäule der Kämpfer für „Trockenlegung” des Landes ſtützt
ſich zweifellos darauf, daß in der Alkoholverbots=Bewegung ſeit
Jahren Frauen eine hervorragende Nolle geſpielt haben.
Andererſeits wieder ſind gerade unter den Frauen innerhalb der
republikaniſchen Partei, die Anſpruch auf das „trockene” Votum
erhebt, ſehr viele und einflußreiche, die entſchieden für Widerruf
oder Milderung der Prohibitionsgeſetze eintreten. Letztes Jahr
ſandte der „Nationale Republikanerinnen=Klub” an ſeine
ſämt=
lichen Mitglieder im Lande einen Fragebogen aus. Nur 960
Antwworten liefen ein, und von dieſen ſprachen ſich 853 für eine
Modifizierung des jetzigen Prohibitionsgeſetzes aus, während ſich
107 mit ſeiner derzeitigen Faſſung einverſtanden erklärten. Auch
hat Smith eine erhebliche Gefolgſchaft unter denjenigen die
Pro=
hibition begünſtigenden Frauen, die der Anſicht ſind, daß die
anderen Kampagnefragen die der Prohibition weit überwiegen.
Den Frauen gebricht ferner die den Männern eigene
lang=
jährige Parteilohalität, und nach Anſicht mancher erfahrener
Politiker wird ein ſtärkeres Frauenvotum ein ſtärkeres
„unabhängiges” Votum bedeuten.
Wie immer auch die Wahl ausgehen mag, ob ſie zeigen wird,
daß die Amerikanerin politiſch ſelbſtändig denkt und ſtimmt, oder
ob auch die zu erwartende höhere Stimmenzahl ſich im gleichen
Verhältnis wie früher auf die Parteien verteilen wird,
jeden=
falls bedeutet die diesjährige Kampagne einen Merkſtein in der
politiſchen Geſchichte der Frau. Zum erſten Male iſt ſie —
poli=
tiſch — umworben und zugleich gefürchtet. Aus dem
Mauer=
blümchen der Parteipolitik iſt die vielbegehrte
Schön=
heit des politiſchen Ballſaales geſorden. Aſchenbrödels große
Stunde iſt gekommen.
Stürmiſche Sitzung in der Skupſchtina.
EP. Belgrad, 21. Oktober.
In der Sitzung der Skupſchtina, zu der ſich von der
Oppo=
ſition infolge des Fernbleibens der bäuerlich =demokratiſchen
Koalition nur neun Abgeordnete der Serbiſchen Bauernpartei
eingefunden hatten, kam es zu Sturmſzenen
zwi=
ſchen dieſer geringen Oppoſition und der Negierungsmehrheit.
Ein Abgeordneter der Serbiſchen Bauernpartei interpellierte
die Regierung wegen ihrer nichterfüllten Verſprechungen betr.
die Negelung der Agrarfrage und beſchuldigte den
Miniſterprä=
ſidenten ſowie die Regierung und die Regierungsmehrheit, das
Volk zu belügen und zu betrügen. — Später wurde über den
Handelsvertrag zwiſchen Jugoſlatolen und Albqnuien abgeſtimmt.
Der Präſident verkündete, daß 153 Abgeordnete abgeſtimmt
hät=
ten, davon 147 für und 6 gegen den Geſetzentwurf. Die
Abge=
ordneten der Serbiſchen Bauernpartei proteſtierten dagegen und
erhlärten, daß das Abſtimmngsergebnis gefälſcht ſei. Als der
Präſident errlärte, die Abſtimmng ſei richtig, verließen alle
Abgeordneten der Serbiſchen Bauernportei den Saal, ſo daß
die Srupſchtina ohne Oppoſition blieb.
*Heſſiſches Landestheater.
Großes Haus. — Sonntag, den 21. Oktober.
Tosca.
Muſikdrama nach Sardou, Muſik von Puccini.
Der zeitliche Abſtand vom abgeſchloſſenen Schaffen Puccinis
wirkt je länger deſto günſtiger. Der feminine Nachfolger Verdis
in Italien, oft in Aleinkunſt aufgehend, zeitweiſe zu breiterer
Wirkung wogchſend, zuletzt bedeutungsvoll modernen Bahnen ſich
nähernd, wird in ſteigendem Maße geſchätzt werden, je mehr die
originale Produktioität unſerer Zeit abnimmt. Es geht nicht an,
ihn nur als den Meiſter zauberhaſten Orcheſterklangs zu feiern.
Es wird auch die Selbſtändigkeit ſeiner Erfindung und die nicht
geringe Kraft ſeiner Geſtaltung anerkannt werden müſſen, die
trotz der ſeichten Stoffe und rein äußerlich gefaßter Texte
ledig=
lich in ſeiner Muſik das Mittel fand, eine als immerhin gutes
Theater auf uns wirkende Oper aufzubauen. Aehnlich wie Verdi
geht Puccini dabei nicht vom Drama, nicht vom Orcheſter,
ſon=
dern von den Singſtimmen aus. Er ſchreibt Nollen, und hat
da=
bei die Künſtler und das Publikum auf ſeiner Seite.
Inſonder=
heit das italieniſche. Uns Deutſchen wird freilich eine ſolche
Kunſt, die wiewohl näher gerückt, doch ferner liegt als Verdi,
nie ganz genügen. Aus ihr ſpricht eine anders geartete
Inner=
lichkeit, in ihr ein äußerlich orientiertes muſikaliſches
Ausdrucks=
bedürfnis eine uns fremde Sprache.
Die Aufführung war gut. Sie ſtand unter muſikaliſcher
Lei=
tung von Karl Bamberger, der an der Spitze unſeres
glän=
zend ſpielenden Orcheſters heute ſicherer führte, ohne freilich die
Glut dieſer von Sinnlichkeit geladenen Muſik ganz entfeſſeln zu
können. Hans Grahl ſah man zum erſten Male in der Nolle
des Cavaradoſſi. Die italieniſche Oper iſt nicht des Künſtlers
eigentliches Feld. Er braucht größere Formate, als ſie in der
äußerlichen, aus Süßliche grenzenden Art neuitalieniſcher Helden
gegeben ſind, Mit um ſo größerer Bewunderung muß die packende
Ausgeſtaltung und bravoureuſe ftimmliche Behandlung durch den
vielſeitigen Künſtler anerkannt werden. Noſe Landwehr war
wieder eine in äußerer Erſcheinung und innerer Belebung
hin=
reißende Tosca, mit allen Vorzüigen ihres ſtarken Temperaments
und ihrer Gabe, italieniſche Muſik zum Klingen zu bringen. Der
aus Mannheim für den Searpia geladene Sydney de Vries
beſitzt ſehr ſchönes Material. Ein dunkler Yariton von allerdings
nach unten ſvie nach oben geringem Umfang, aus dem bei
rich=
richtiger Behandlung mehr herauszuholen wäre. Seine wvenig
perſönliche, unfertige Geſtaltung wirkte noch nicht überzengend,
Aus der Landeshauptſtadt.
Darmſtadt, 22. Oktober.
„Achtung! Autoausfahrt”
Der Miniſter des Innern teilt auf eine unter obiger Spitzmarke
von uns gebrgehte Notiz u. a. mit:
Der A. D.A. C. hatte bei dem Reſchsverkehrsminiſterium angeregt,
ein neues Warnungszeichen „Autoausfahrt” einzuführen. Sämtliche zu
der Auregung gehörten Stellen und der Roſchsverkehrsminiſter ſelbſt
haben ſich gegen den Vorſchlag ausgeſprochen, da er den
Durchgangs=
verkehr durch eie Fülle von Beſchen verſuirren und die Ausfahrendem
zur Unvorſichtigkeit verleiten wſirde. Man kam übereinſtimmend zu
der Auffaſſung, daß, wenn auf einem Grundſtüick ein lebhafter
Autover=
kehr ſtattfindet (Ausfahrt von Oieferwagen oder aus einer Garage),
grundſätzlut zu fordern ſei, daß die ausfahrenden Fahrzeuge durch
Per=
ſonen mit voter Flagge angezeigt und der übliche Verkehr hierdurch
ge=
warnt werde. Eine Aneiſung an die Polizei, allgemein das
Anzeigen der Ausfahrt von Kraftfahrzeugen durch Winken mit der roten
Flagge anzuordnen, iſt ſedoch nicht ergangen. Auch ſoweit es ſuh
um Grundſtſicke mit lebk.aftem Kraftfahrzeugverkehr handelt, kann das
vorgeſchlagene Verfahren ſelbſtverſtändlich nicht, ohne daß die
Anord=
nung in Form einer gültigen Polizeiverordnung getroffen wäre,
gefor=
dert werden. Bis dahin muß es jedem Kraftfahrzengbeſitzer zunächſt
ſelbſt überlaſſen bleiſben, auf welche Weiſe er den Vorſchriften der
Kraft=
fahrzengverkehrsordnung (88 18 und 19) genügen will. Die kleinen,
unauffälligen Sehilder zur Warnung der Fußgänger haben
hiermit nichts zu tun. In Frage kommen nur die geforderten
Schilder, die zur Warnung der Benützer der Fahrbahn
ge=
dacht ſind.
Heſſiſches Landestheater. Heute Montag gehen Franz Schuberts
Singſpiele „Der treue Soldat” und „Die
Weiberver=
ſchwörung” erſtmalig in Szene. Mitwirken die Damen: Haure,
Kienzl, Liebel, Ntieder, Stoſch, und die Herren: Ebert=Beher, Grohm,
Herrmann, Jaeger, Ney, Overlock. Die Inſzenierung beſorgt Arthur
eMaria Nabenalt, die muſikaliſche Laltung hat Kapellmeiſter Nudolf.
Die Vorſtellung, die der Zuſatzmiete UII zugeteilt iſt, beginnt um
20 Uhr.
Mittwvoch, den 24. Oktober, geht im Großen Haus „Carmen” in
Szeue. In dieſer Vorſtellung ſingt Herr Grahl zum erſten MMale in
dieſer Spielzeit den Don Joſe, Frau Harre die Miegela und Fräulein
Kiengl die Frasquita. Muſikaliſche Leitung: Kapellmeiſter
Bam=
berger.
Zuſatzmiete IV erhält ausuahmsweiſe Mittwoch, den 94.
Okto=
ber, als zuveite Vorſtellung die Aufführung von „Dame Kobold”,
Beginn: 20 Uhr.
Die nächſte Wiederholung von Flototvs bomiſcher Oper „Fatme‟
in der Inſzenierung Nenato Mordos findet Domerstag, den 25.
Ok=
tober, 19 Uhr (Zuſatzmiete II) im Kleinen Haus ſtatt. Muſikaliſche
Lei=
tung: Kapellmeiſten Nudolf.
Da das Orcheſter des Heſſiſchen Landestheaters für Samstag, den
27. Oktober, zur Mitwirkung bei einem hier ſtattfindenden Konzert
be=
urlaubt wurde, findet an dieſem Tage im Kleinen Haus em
Geſamt=
gaſtſbiel der Frankfurter Operettendivektion Sander=Deſvald ſtatt. Es
gelangt die „Luſtige Witwe” von Lehar mit den Sobiſten, dem
Chor und dem Orcheſter der genannten Direktion zur Aufführung. Die
Vorſtellung findet außer Miete ſtatt und beginnt um 19½ Uhr.
Die „Stumme von Portici”, Oper von Auber, in Szene
geſetzt von Arthur Maria Nabenalt, Cläre Eckſtein und Wilhelm
Rein=
king, gelangt unter der muſikaliſchen Leitung von Kapellmeiſter
Bam=
berger Sonntag, den 28, Okſober, zur erſten diesjährigen Aufführung.
Die Vorſtellung, der Miete I. zugeteilt, beginnt um 20 Uhr.
— Der Verein ehemaliger (leunoren= und Frauenſchüilerinnen
ver=
anſtaltet am Mitmrwch, dem 31. Okrober, einen gemütlichen Teeabend mit
muſikaliſchen Darbietungen Anmeldungen bis Montag, 29. Oktober,
erbeten an Leinberger, Ludwigsplatz 8.
— Friſeurgeſchäft im Hauptbahnhof. Nach dem Beiſpiel vieler
anderer Städte wird jetzt auch im Hauptbabnhof Darmſtadt ein
Friſeur=
geſchäft eingerichtet. Gegenwärtig wird der Friſeurladen, der an die
Süidſeite der großen Vorhalle zu liegen kommt und ſich direkt neben den
Fahrkartenſchaltern befindet, hergeſtellt,
Vom Wochenmarkt Kleinhandel3=Tagespreiſe vom 20. Oktober
1928 für ein Pfund bziv. Stüxk in Neuhzuf.: 1. Gemüſe: Hohlrabi
6—10, gelbe Müben 10—12, rote Müchen 15, weiße Nüben 18—20,
Schwarz=
wurzeln 70—80, Spinat 18—2), Mömiſchkohl 18—20, Notkraut 15—20,
Weiſkraut 10—12, Wirſing 12—15, Grünkohl 18—20, Noſenkohl 40—50,
Staugenbohnen 70, Wachsbohnen 80, Zwiebeln 18—20, Knoblauch 80,
Tomaten 30—40, Feldſalat, Lattig 80—100, Endibienſalat 10—20,
Kopf=
ſalat 15, Salatgurken 10—50, Blumenkohl 20—100, Meerrettich 100 bis
120. — 2. Kartoffeln: Spätkartoffeln 6—7. — 3. Obſt: Pfirſiche
80—45, Tafeläpfel 30—45, Wirtſchaftsäpfel 20—30, Tafelbirnen 90—35,
Wirtſchaftsbirnen 15—20, Zwetſche 25—90), Quitten 45—50, Trauben
45—50, Nüſſe 65—70, Zitronen 10—20, Bauanen 55—65. — 4.
Eſ=
wwaren: Süßrahmbutter 230—210, Landbutter 200—220, Weichkiſe
55—40, Handkiſe 5—6, Eier, friſiche 15—17. — 5. Wild und
Gefliſ=
gel: Hühner 130—170, Tauben 70—90, Haſen 190. — 6. Fleiſch=
und Wurſtwaren: Nindfleiſch, friſch 80—120, Kalbfle ſch 110,
Hammelfleiſch 80, Scweinefleiſch 126—150, Dörrfleiſch 150, Wurſt 70
bis 140, Wurſtfett 60, Schmalz, ausgelaſſen 110.
Dige
führt ab, es wirkt sehr
milde, versuch es, und :
Du bist im Bilde
die Geſamtleiſtung indes beachtenswert. In kleinen Nollen ſind
die Herren Kuhn, Ebert=Beyer Grohm, Wünzer
und Klotz lobend zu erwähnen. Die Schlembachſche
Inſze=
nierung mit den Pilartzſchen Bühnenbildern iſt immer noch
vorbildlich.
v, II.
*„Sl.‟
Deutſche Uraufführung der neuen Oper Wolf=Ferraris in Dresden.
Dieſe neue Oper Wolf=Ferraris gehört zu jener faſt
unüber=
ſehbaren Menge muſikaliſcher Bühnenwerke, deren Text au
Motive Shakeſpeares zurückgeht. Man kennt die Geſtalt des Sly
aus dem Vorſpiel von Der Widerſpenſtigen Zähmung”: Ein
derber Trunkenbold, den die Laune eines großen Herrn während
ſeines Nauſches in gräfliche Kleider ſteckt, ſo daß er ſich beim
Erwachen ſelbſt als großen Herrn findet. Dieſes luſtige Motiv
wurde von dem Textdichter Giovacehino Forzano dem
Libretto dieſer neuen Oper zugrunde gelegt, aber ins Tragiſche
abgeſandelt. Sein Sly iſt nicht der derbe, betrunkene
Keſſel=
flicker, der ſich auf ſeine derbe Art mit der neuen Würde abfindet,
an der Seite eines Pagen in Frauenkleidern als Gattin. Dieſer
neue Slu iſt vielmehr, obwohl als betrunkener Tavernenſänger
eingeführt, ein eiht und tief empfindender Menſch, dem das
Er=
woachen in der prunkvollen Umgebung nur Leiden ſchafft und der
ſich ganz an die ſchöne Frau des Hauſes verliert, die ſich trotz
inneren Widerſtrebens dazu hergegeben hat, im Scherz als ſeine
Gattin aufzutreten. Als er ſie an ſich reißen will, wird vom
Gra=
fen das Gaukelſpiel jäh unterbrochen. Die gräflichen Knechte
packen Sly und bringen ihn in den Schloßkeller, wo der völlig
Verzweifelte ſeinem Leben ein Ende macht.
Die ſtarken Kontraſte dieſes Textbuches (Trinkſzene in der
Taverne, märchenhaftes Erwachen im Schloß, große Liebesſzene
zwiſchen Gräfin und Sly, ſchließlich die Todesſtimmung des
letz=
ten Aktes) hätten ſehr wohl ein muſikaliſches Bild von ſtärkſter
Vielſeitigkeit, von größter Weite des Empfindens ins Leben
rufen können. Aber die innere Spannkraft und die leichtfließende
muſikaliſche Erfindung beſitzt Wolf= Ferrari heute nicht mehr, um
einem ſolchen Wunſch Erfüllung werden zu laſſen. Man wird in
dieſem neuen Werk, als Ganzes genommen, weder die
leidenſchaft=
liche Glut ſeiner veriſtiſchen Oper „Der Schmuck der Madonna”
wie=
derfinden, noch die große Heiterkeit und den entzückend leichten
mu=
ſikaliſchen Fluß einer Partitur wie die ſeiner „Neugierigen Frauen”
Die Prägnanz und zeichneriſche Kraft des muſikaliſchen
Gedan=
kens ſcheint in bedrohlichem Maße verloren gegangen; und ſo iſt
es eine ungleichwertige Partltur geworden, die ihre Publikums=
Sütter lin oder Offenbach?
In Nummer 290 dieſes Blattes gibt Herr Direktor Haupt vom
Ge=
werbemuſeum unter obiger Ueberſchrift einen Bericht über die
Schrift=
ausſtellung, die im Nahmen der Lehr= und Lernmittelſchau anläßlich
der Jubiläumstagung des Heſſiſchen Landes=Lehrervereiny ſtattfand.
Dieſer Bericht kann und darf nicht unwiderſprochen hingenommen
wer=
den, da er ein falſches Bild von der Stellungnahme der beſſiſchen
Lehrerſchaft zur Schriftfrage gibt. Aus dem Artikel muß der Leſer
ent=
nehmen, daß die Mehrheit der Lehrer Heſſens für die Offenbacher
Schrift eintritt, aber aus Rückſicht auf Preußen die Sütterlinſchrift
verlangt. Tatſache iſt, daß die überwiegende Mehrheit der Lehrerſchaft
Heſſens die Einführung der Sütterlinſchrift fordert, aber nicht weil
unſer Nachbarland Preußen dieſe Schrift bereits ſeit einigen Jahren
eingeführt hat, ſondern weil ſie der Ueberzeugung iſt, daß die
Sütterlin=
ſchrift die Anforderungen, die man an eine Schrift für das ſechsjährige
Kind ſtellen muß, voll und ganz erfüllt, und zirar ſowohl in
pädago=
giſcher als auch in künſtleriſcher Hinſicht. Bei den Reformbeſtrebungen
des Schreibunterrichtes kommt es in erſter Linie darauf an, eine
Aus=
gangsſchrift zu ſchaffen, die an die kindliche Auffaſſungs= und
Darſtel=
lungsfähigkeit die geringſten Anforderungen ſtellt, denn der ABC.
Schütze kommt zur Schule einfach in ſeinem Denken, einfach im
Han=
deln; Einfaches muß ihm daher die Schule bieten, einfachen Aufbau des
zu Lernenden, alſo auch eine einfache Schrift, die trotzdem des
Künſt=
leriſchen nicht entbehrt. Das Ziel des modernen Schreibunterrichtes
iſt das Erarbeiten einer perſönlichen Schrift; der Schüler ſoll im
Ver=
laufe der Unterrichtsjahre, aufbauend auf der einfachen Ausgangsſchrift
nach Sütterlin, dieſe Schrift umgeſtalten zu einer künſtleriſchen Schrift,
die ſeiner Eigenart entſpricht. Die Offenbacher Schrift, die durchaus
den Eindruck des Künſtleriſchen erweckt, iſt wegen ihres gekünſtelten
Aufbaues ungeeignet als Ausgangsſchrift für den ABC=Schützen. In
die einzelnen Formen ſind Schwierigkeiten hineingetragen, die die
un=
geübte Hand des Schulanfängers noch nicht zu meiſtern vermag. Bei
der Ofſenbacher Schrift ſind die künſtleriſchen Geſiehtspunkte in den
Vordergrund geſchoben, während bei der Sütterlinſchrift die
pädago=
giſche Eignung an erſter Stelle ſteht.
Die heſſiſche Lehrerſchaft wird ſich bei der bemnächſt zu treffenden
Entſcheidnng uur von fachlichen, ſtreug pädagogiſchen Grundſätzen
lei=
ten laſſen. Nicht die 9iückſicht auf Preußen mit ſeiner bereits
durch=
geführten Schriftreform wird hierbei eine Molle ſpielen, ſondern einzig
und allein der Gedanke: Wie diene ich dem Kinde am beſten? Die
Mehrheit der heſſiſchen Lehrerſchaft ſteht auf dem Standdnukte, daß
dem Kinde und ſeiner Schrift am beſten mit der Sütterlinſchrift
ge=
dient iſt.
Friedrich Melchior.
— Herbſtball der Turngemeinde Beſſungen 1805 am Samstag, den
3. November. Die großen Turnprüfungen, wie Deutſches Turnfeſt,
(Haufeſt uſw. ſind vorüber, und es tritt der lebhafte Wunſch hervor,
unſere große Turnerfamilie auch wieder zu geſellſchaftlichen
Veranſtal=
tungen zuſammenzuführen. Der Veranſtaltungsausſchuß hat eine
ſchöne Sitte früherer Jahre aufgegriffen und will für unſere
tanz=
luſtigen Turnſchtveſtern und Turnbrüder einen ſchönen Herbſtball
ver=
auſtalten. Unſer großer Saal wird ſich bei dieſer Gelegenheit in
töunderbar geſehmückter Weiſe zeigen; ein farbig illuminierter Himmel
im Verein mit einem vorzüglichen Ballorcheſter wird die Ballbeſucher
einige Stunden des Lebens Laſt und Mühe vergeſſen machen. (Alles
Nähere ſiebe Anzeige.)
— Orpheum. Als weitere Neuheit bringt heute Montag „
Tero=
fals Schlierſeer Künſtlerſchar” die wahre Begebenheit aus
dem Leben der 18jährigen Leni Bimshuber, betitelt: „Kuni laßt
aus”. — Bei der guten Darſtellung des durch Waldfried Burggraf
be=
arbeiteten intereſſanten Stoffes dürfte auch dieſes Stück ſeine Zugkraft
nicht verfehlen. Es ſei noch beſonders darauf hingewieſen, daß das
Gaſtſpiel nur noch kurze Zeit währt. — (Anfang 8.15 Uhr.
Der Hauptgewinn nach Darmſtadt gefallen. Bei der Ziehung der
erſten Klaſſe der 32./258. Preußiſch=Sülddeutſchen Klaſſenlotterie, die
am Freitag und Samstag in Berlin ſtattfand, fiel der Hauptgewinn
mit 100 000 Mark auf das Los 219 441 der ſtaatlichen Lotterie=
Einnahme Ohnacker Darmſtadt. — Wie wir in Erfahrung gebracht
haben, wird das Los in Achteln geſpielt, von denen ſechs Achtel nach
Darmſtadt und zwei Achtel nach auswärts verkauft wurden. Es iſt in
ganz kurzer Zeit das zweitemal, daß ein Hauptgewinn nach Heſſen fiel.
Bp. Provinzialausſchuß. Der Klage des Bezirksfürſorgeverbandes
Erbach gegen den Bezirksfürſorgeverband Heppenheim wegen
Erſtat=
tung von Pflegekoſten, für die Marie Schaab in Birkenau wurde
ſtatt=
gegeben. Desgleichen der Klage des Bezirksfürſorgeverbandes
Frank=
furt gegen den Landesfürſorgeverband Heſſen wegen Erſatz von
Unter=
haltungskoſten für Ludwig Wenner zu Darmſtadt und der Klage des
Bezirksfürſorgeverbandes Iſerlohn=Land gegen den
Bezirksfürſorgever=
band Offenbach=Stadt wegen Erſatz von Pflegekoſten für Klara
Colom=
bet. Abgelehut wurde die Klage des Bezirksfürſorgeverbandes Erbach
gegen den Bezirksfürſorgeverband Dieburg wegen verweigerter
Ueber=
nahme von Unterſtützungskoſten für den Löb Nen aus Ober=Klingen.
Genehmigt wurde das Geſuch des Johann Georg Hirſchmann zu
Offen=
bach um Erteilung der Erlaubnis zum Betrieb einer Schankwirtſchaft
mit Branntweinausſchank im Hauſe Leſſingſtraße 25, und die Klage
des Heinrich Felſing zu Lampertheim gegen den Beſcheid des
Kreis=
amtes Bensheim vom 30. Juli 1928 wegen Nichterteilung eines
Wander=
gewerbeſcheins für ſeinen Sohn Georg wurde anerkannt und der Schein
erteilt.
Tageskalender für Montag, den 22. Oktober 1928.
Heſſ. Landestheater Großes Haus: Keine Vorſtellung. —
Kleines Haus, Anfang 20 Uhr, Ende 32 Uhr, Zuſatzmiete VII (3):
Der treue Soldat”, hierauf „Die Weiberverſchſvörung”.
Orpheum, abends 8 Uhr: „Kuni laßt aus!” — Konzeute:
Schloßkaffee, Kaffee Rheingold, Hotel Schmitz, Reſt. Bender,
Rhein=
gauer Weinſtube, Weinhaus Maxim, Kaffee Haſſia, Sportplatzkaffee.
— Städt. Saalbau, abends 20 Uhr: Erſtes Akademie=Konzert.
— Kinovorſtellungen: Helia, Palaſtlichtſpiele, Neſidenztheater,
wirkung einigen raffiniert geſtalteten Höhepunkten verdanken
wird. Ausgeſprochen ſchwach iſt der erſte Akt, die Szene in der
Taverne. Offenbar wollte hier Wolſ=Ferrari den tragiſchen
Aus=
gang des ganzen ſchon muſikaliſch vorbereiten und unterdrückt
alſo alle jene lärmende Freudigkeit, die hier als Milieuſchilderung
unerläßlich wäre. Wenn es aber in dieſer Szene wirklich einmal
zu einem Ausbruch des Humors kommt, ſo wirkt er muſikaliſch
unnatürlich und krampfig. Kaum zu erklären iſt auch die Art, in
der Wolſ=Ferrari hier ſeinen Helden ein Bänkelſängerlied
vor=
ſingen läßt. So unheimlich beſchwert und ohne jeden friſchen
Zug. So bringt erſt der zwveite Atk einen kräftigen muſikaliſchen
Aufſchwung und damit zugleich den Erfolg des Werkes. Die ſehr
delikate Muſik beim Erwachen Slys im gräflichen Schloß, die
kleinen, leicht hingetupften Chöre und ſchließlich auch die große
Szene zwiſchen Gräfin und Sly mit dem ſie krönenden Duett.
Das ſind Stücke urſprünglicher Empfindung und ſtets wirkſamer
Opernmuſik im beſten Sinne des Wortes. Schade, daß danach der
dritte Akt wieder muſikaliſch abfällt, trotz einiger ſtarker
muſika=
liſcher Akzente. Die tiefe Tragik des Menſchen, der durch einen
ſchlimmen Scherz ſehend geworden iſt und ſein ihm nun wertlos
erſcheinendes Daſein wegwirft, hat Wolſ=Ferrari nicht in Tönen
zu faſſen vermocht.
Die Dresdener Staatsoper, die ſich ja ſchon oſt für Wolf=
Ferrari wärmſtens eingeſetzt hat, tat auch in dieſem Falle alles
Erdenkliche, um den Erfolg des neuen Werkes möglichſt
nachhal=
tig zu geſtalten. Fritz Buſch am Pult ſorgte für ſtarkes
muſi=
kaliſches Tempo der Aufführung, dem Otto Ehrhardt die
Regie ſeiner Inſzenierung anzupaſſen wußte. Ueber jedes Lob
erhaben war Curt Tauchers Leiſtung in der Vertretung der
Titelrolle des Werkes. Kein Zweifel: in dieſem außerordentlichen
Künſtler, bei dem ſich höchſte ſchauſpieleriſche Beweglichkeit mit
ſeltenſter muſikaliſcher Intelliganz und üppigſter Stimmpracht
vereinigen, hat die deutſche Opernbühne ihren führenden
Helden=
tenor zu erblicken. Neben ihm traten in führenden Rollen Maria
Najdl (Gräfin), Ludwig Ermold (John Plake) und Paul
Schöffler (Graf) bemerkenswert hervor. Das Publikum
zeigte ſich vom zweiten Akt an ſehr für das neue Werk
eingenom=
men und rief den Komponiſten und ſeine Helfer wiederholt vor
den Vorhang.
Dr. Adolf Aber.
Helene Chriſtaller: „Gebeimniſſe des Oebens; Friedrich Meinhardß,
A.=G., Baſel, 1.— NM.
Tina Truoy=Saluz: Das Lied, Friedrich Neinhardt, A.=G., Verlaß=
Baſel, 1.— NM.
Grich Auauſt Mauer: Plammen; Adolf Luſer, Verlaa, Berlim M. 24
5.50 WAl4.
Nummer 294
Montag, den 22. Oitober 1928
Seite 3
Die Oktoberſitzung der Familiengeſchichtlichen
Vereinigung.
In ihr hielt Stadtbibliothekar Noack als Ausklang zur Feier des
100. Geburtstages Wilhelms von Ploennies im „Gaſthaus
zum goldenen Ladeſtock”, wie der „Prinz Karl” im „KAnopf”
heißt, einen Vortrag „Zur Geſchichte der Familie von
Ploennies‟. Er führte etwa folgendes aus: Die Anfänge der
Familie verlieren ſich im Dämmer der Säge, die Luiſe von Ploennies
und ihr Sohn Wilhelm beſungen haben. Die Familie ſoll von Plön
ſtammen, was, wie die redenden Wappen, eine Verſinnbildlichung des
Namens Ploennies ſein ſoll. Daran iſt natürlich
ſprachenwiſſen=
ſchaftlich gar nicht zu denken. Der Name iſt von Apollonius
ab=
zuleiten, wie Tönies von Antonius, Börries von Liborius u. a. m.,
und zwar ſtammt er nicht wie dieſe von dem Heiligen Apollonius, da
dieſer in Deutſchland kaum verehrt wurde, ſondern iſt dem im
Mittel=
alter weitverbreiteten Abenteurer= und Liebesroman, dem Apollonius
von Thrus entnommen, der im Deutſchen Volksbuch gleichen Namens
bearbeitet, neben dem Fortunatus und Herzog Ernſt auf Meſſen und
Märkten noch im vorigen Jahrhundert verkauft wurde.
Der Erſte, der in das helle Licht der deutſchen Reichsgeſchichte
her=
austritt, iſt der ſpätere Bürgermeiſter der Freien Reichsſtadt Lübeck,
Hermann Ploennies; er wurde 1522 Natsherr und ſpielte in
dem Kampfe gegen Chriſtian II. von Dänemark eine große
Nolle. Lübeck ſandte Guſtav Waſa gegen den Dänenkönig eine
Flotte unter dem Befehl von Bomhover und Hermann
Ploen=
nies zu Hilfe. Im Verein mit dem ſchwediſchen Admiral
Flem=
ming waren ſie ſiegreich gegen den däniſchen Admiral Severin
Norby; ihnen wurde auch die von den Dänen beſetzte Hauptſtadt
Stockholm zur Uebergabe an Guſtav Waſa ausgeliefert. Im Jahre
1529 wurde er zum Bürgermeiſter neben ſeinem Kollegen Dr. Brömſe
gewählt. Sie, vertraten die kaiſerliche konſervative Partei gegenüber
der Demokratie unter Jürgen Wullenweber. Als dieſer die
Oberhand erlangt hatte, mußten ſie fliehen. In der Frühe des
Kar=
ſamstags floh Ploennies in Mönchskleidung nach Schönberg zum
Kaiſer und von da weiter nach Münſter. Im nächſten Jahre 1532
wuurde er von Kaiſer Karl V. wegen ſeiner Verdienſte um die
kaiſerliche Sache in den Neichsritterſtand erhoben. Aus der Tatſache,
daß er nach Münſter geflohen, vermutete der Vortragende, daß dieſe
Stadt ſeine Heimat ſei. Das Städtiſche Archiv in Münſter
be=
ſtätigte es. Seine Eltern waren Willibrandt Pl., wahrſcheinlich
der Bürgermeiſter, 1503—1518, und Metta Lyrmans. Hermann
von Pl. ſtarb 1533 zu Münſter und liegt daſelbſt unter dem Hochaltar
begraben.
Mit Georg Friedrich, Reichsritter und Edler von
Ploennies, kam die Familie nach Heſſen. Er war 1708 zu Weſel
geboren, verheiratee ſich 1744 mit Albertine, Tochter des Gräflich
Erbachſchen Geh. Rats A. Fr. von Pfreundt. Nachdem er ſich von
ſeinem Amt als Reichskammergerichtadvokat in Wetzlar zur Ruhe
ge=
ſetzt hatte, zog er ſich in die Heimat ſeiner Frau nach Michelſtadr
zu=
rück. Deſſen Sohn, Philipp Karl Wilhelm von Pl., geboren
1749, war Erbachiſcher Oberforſtmeiſter in Erbach, verheiratete ſich 1788
mit Charlotte Chriſtine, der Tochter des
Superinten=
denten Cleveſahl zu Amorbach, geſtorben 1802 zu Erbach.
Auf ihn und ſeinen Vater hat ſein Enkel Wilhelm in reizendes
humo=
riſtiſches Gedicht verfaßt. In dem Erbacher Silhouetten=Buch des
Malers Wendt befindet ſich ein hübſcher Scherenſchnitt von ihm.
Sein drittes Kind war Auguſt von Ploennies, geboren zu
Er=
bach am 18. Mai 1876. Er wurde zu Amorbach bei ſeinem Großvater
Clebeſahl erzogen. Als er nach Darmſtadt aufs Gymnaſium kam, foll
ſein Ranzen in den Plan des Kölner Doms gepackt geweſen ſein (vol.
Profeſſor Dr. Eck, in der Heſſiſchen Chonik 1919). Er war zuerſt
Leibarzt des Grafen von Erbach=Erbach, ſchlug dann eine Berufung
als ordentlicher Profeſſor der allgemeinen Heilkunde zu Freiburg i. Br.
aus und nahm eine ſolche an die obere Medizinalbehörde in Darmſtadt
als Medizinalrat und Hofarzt an. Er verheiratete ſich 1894 mit Luiſe,
der Tochter des Obermedizinalrats Dr. Phil. Achilles Leisler zu
Hanau, die bei ihrem Großvater, dem Medizinalrat und Leibarzt
Dr. von Wedekind in Darmſtadt erzogen war. Sie war eine
bekannte, äußerſt fruchtbare Dichterin, namentlich ihre Nachdichtungen
engliſcher Lyriker gehören heute noch zu den beſten. Sie war mit
Freiligrath, L. Uhland, der öfter bei ihr zu Beſuch war, und
König Ludwig I. von Bayern innig befreundet und verkehrte
mit faſt allen Dichtern ihrer Zeit. Ihr zweites Kind war Marie,
geboren, 1826, verheiratet 1845 mit dem Germaniſten und heſſiſchen
Sagenforſcher Dr. J. W. Wolf (1817—1854), Ihr drittes Kind iſt
unſer Wilhelm von Ploennies, geboren am 7. September 1828,
geſtor=
ben am 21. Auguſt 1871. In ihm vereinigten ſich ſämtliche Anlagen
ſeiner Voreltern. — Eine lebhafte Ausſprache ſchloß ſich an. Dabei gab
Oberbürgermeiſter Schäfer, wohl der letzte noch lebende Kamerad
von Wilhelm von Ploennies, feſſelnde Erinnerungen von dieſem zum
Beſten.
— Freunde der Darmſtädter Realanſtalten. Am nächſten
Donners=
tag, dem 25. Oktober, abends 8 Uhr, ſpricht Herr Studienrat Dr. Grimm
im Feſtſacle der Ludwig3=Oberrealſchule (Kapellplatz) über ſeine Reiſe
nach Spanien (mit Lichtbildern). Der Vortvagende bringt eine große
Zahl Lichtbilder von Land und Leuten Spaniens, das heute vielen
Deutſchen zur zueiten Heimat wurde. Wir würden es dankbar begrüßen,
wenn die Elternſchafe der Ludwigs=Oberrealſchule und unſere Mitglieder
mit ihren Angehörigen ſich rege an der erſten Winterveranſtaltung
beteiligten.
— Für Pilzſammler. In der Zeit der Pilzernte werden alljährlich
zahlreiche ſchwvere, zum Teil tödliche Erkrankungen durch den Genuß
giftiger Pilze verurſacht, die in den meiſten Fällen jelbſt geſammelt
ſind. Dr es allgemeine Erkennungsmerkmale für die Giftigkeit von
Pilzen nicht gibt und gerade eine wirkſame Behandlung der
Erkran=
kungen infolge Genuſſes des gefährlichſten Pilzes (des
Knollenblätter=
ſchwammes) bisher unbekannt iſt, kann jedem Pilzſammler nicht
drin=
gend genug empfohlen werden, zu Genußzwecken nur Pilzarten zu
ver=
wenden, die als zueifellos ungiftig gelten können. Einen Ueberblick
uiber die wichtigſten genießbaren und giftigen Pilze in
gemeinverſtänd=
licher Darſtellung zu geben, hat ſich auch das Neichsgeſundheitsrmt
ver=
aulaßt geſehen. Das ſoeben in neuer, erheblich erweiterter Auflage bei
Julius Spriuger, Berlin W 9. Linkſtraße B/24, in Form eines
Büch=
leins erſchienene Pilzmerkblatt iſt unter Mitwirkung des Botaniſchen
Muſeum3 in Berlin=Dahlem und der Deutſchen Geſellſchaft ſür
Pilz=
kunde bearbeitet. Es werden darin 63 Pilzarten beſchrieben, 57 davon
ſind farbig in ½——½ natürlicher Größe abgebildet. Auch finden ſich in
dem Büchlein zahlreiche praktiſch bewährte Belehrungen über das
Sam=
meln von Pilzen und die Behandlung von Pilzvergiftungen bis zum
Eintreffen des Arztes. Das Pilzmerkblatt kann durch den Buchhandel
bezogen werden. Um über die in Deutſchland beobachteten
Pilzvergif=
tungen genan unterrichtet zu ſein und auf Grund des geſamten
Mate=
rials die Bevölkerung wirkſamer aufklären zu können, hat die Deutſche
Geſellſchaft für Pilzkunde eine Kommiſſion von Aerzten und
Pilzfach=
männern gebildet. Ausführliche und möglicſt ſofortige Mitteilungen
über vorkommende Vergiftungen werden an Sanitälsrat Profeſſor
Dr. Welsmann in Pelkum bei Hamm (Weſtfalen) erbeten.
Insbeſon=
dere werden die behandelnden Aerzte und Lrankenhäuſer um Berichte
erſucht, die für die Beurteilung des Verlaufs der Erkrankungen und
ihrer Behandlnug alles Wiſſenswerte enthalten.
Briefkaſien.
A. 1.: Der Steuerabzug vom Kapitalertrag erfaßt nicht ſämtliche
Einkünfte aus Kapitalvermögen, ſondern uur einen geringen Teil
davon. Der Kreis der abzugspflichtigen Kapitalerträge iſt durch 8 83
Einkommenſteuergeſetzes gegeutber dem früheren Nechtszuſtand mit
Wirkung vom 1. September 1925 ab in einigen Punkten
geändert.
Der Steuerabzug beſchränkt ſich auf die in 8 83 des Geſetzes
aufge=
führten Kabitalerträge:
1. Dividenden, Zinſen, Ausbeuten und ſonſtihe Gewinne, welche
ent=
fallen auf Aktien, Kuse, Genußf eine ſowie auf Anteile an der
Reichs=
baut, an Kolonialgefellſchaften, an bergbautreibenden Vereinigungen,
welche die Rechte einer juriſtiſchen Perſon haben, und an
Genoſſenſchaf=
ten, ſofern bei letzteren die Zinſen je Märtglied und Jahr 10 Mark
über=
ſteigen: 2. Einkuufte aus der Leteiligung an einem Handelsgewerbe als
ſtiller Geſellſchafter; 3. Zinſen aus Anleihen, die in öffentlichen
Schuld=
buhern eingetragen oder über die Teilſchuldverſchreibungen ausgegeben
ſind, venn die Eintragung in öffenilihen Schuldbüchern oder die
Aus=
gabe von Teilſchuldverſchreibungen nach Einführung der Rentenmark
(13. November 1923) erfolgt iſt, oder wenn es ſich um wertbeſtändige
An=
leihen handelt. — Hiernach iſt die Sparkaſſe nicht berechtigt, 10 Prozent
des Zinſenertrags einzubehalten. Dagegen gehören nach 8 37 Eint. St. G.
zu den Einkunften aus Kaptalvermögen, die zu verſteuern ſind:
Zinſen aus Kapitalforderungen jeder Art einſchließlich der Zinſen aus
Einlagen und Guthaben bei Sparkaſſen, Bauken und anderen
Kredit=
anſtalten.
Das Kapitalvermögen unterliegt der Vermögensſteuer. Die
Vermögensſterer wird b=i unbeſchränkt Steuerplichtigen nicht erhoben,
wenn das abgerundete Vermögen 5000 Reichsmark niht überſteigt. Die
Einlommenſteuer wird nicht feſtgeſetzt, wenn die Einnahmen des
Steuer=
glichtigen weniger als 1300 Reühsmark im Jahre betragen=
Pas Heſſen.
Sparen — Rationaliſierung.
Zeitgemäße Gedanken zum Weltſpartag.
In Wiutſchaft und Technik, Staat und Verwaltung, überall iſt in ſtraße, das Schutzgerüſt eingeſtürzt und mehrere Menſchen unter ſeinen
den letzten Jahren viel von „Rationaliſierung” die Rede. Mag das Trümmern begraben habe. Tatſächlich war das von einer Flörsheimer
unter dem Zwang der Verhältniſſe in der Gütererzeugung und =ver= Umſturz gebracht worden. Das fallende Gerüſt hatte die elektriſche
teilung ſchärfſte Selbſtbeſinnung auf planmäßiges Vorgehen Platz ge= Hochleitung der Straßenbahn und mehrere elektriſche Laternen
herab=
griffen hat, und erfreuliche Fortſchritte in dieſer Hinſicht auch bereits geriſſen und auf der gegenüberliegenden Straßenſeite zwei große
Schei=
erzielt ſind. Gewiß hat es auch vor dem Kriege ſchon die „Rationali= ben des Kreisamtes und zwei Schaufenſterſcheiben ſowie
Ausſtellungs=
ſierung” gegeben. (Man war auch damals beſtrebt, mit möglichſt ge= möbel der Firma Trautmann u. Becker zertrümmert. Sofort wurde
ringen Unkoſten die Gütererzeugung und =verteilung durchzuführen.) die Zuleitung des elektriſchen Stromes an der Unfallſtelle ausgeſchaltet
Das Neue daran iſt aber, daß dieſe Gedankengänge ganz bewußt und und in Gegenwart des Provinzialdirektors Geh. Rat Dr. Uſinger,
Bür=
planmäßig in weiteſte Kreiſe gedrungen ſind und heute einen un= germeiſters Dr. Ehrhard, Beigeordneten Maurer, Polizeidirektors
gleich ſtärkeren Einfluß als früher auf die Wirtſchaft ausüben. Der Wohmann, Straßenbahndirektors Harpf unter Leitung Branddirektors
Gedanke der Nationaliſierung iſt aber nicht auf dieſes engere Gebiet Noehl und des Brandinſpektors Leiſchner mit den
Aufräumungsarbei=
beſchränkt geblieben, man hat bald mit Recht erkannt, daß eine ſolche ten begonnen. In kurzer Zeit hatte die Berufs= und Freiwillige Feuer=
Einſtellung des Menſchen: nämlich Planmäßigkeit und Ueberlegung in wehr die Gerüſtmaſſen entfernt. Es beſtätigte ſich glücklicherweiſe nicht,
allem und Erreichung der Ziele mit dem geringſten Aufwand an Kraft, daß Menſchen unter den Trümmern lagen. Wie ein Wunder war im
Zeit und Geld, ein unerläßlicher Grundſatz für ſeine ganze Lebens= Augenblick des Umſturzes die ſonſt um dieſe Zeit belebte Straße,
ver=
führung werden mußte. So iſt denn unter dem Einfluß dieſer Strö= urſacht durch einen kurz vorher niedergegangenen Platzregen, vollſtändig
mungen unverſehens auch wieder ein Wort in das Geſichtsfeld des frei von Paſſanten.
Gegenwartsmenſchen getreten, das eine Zeitlang unberechtigterweiſe den
Beigeſchmack etwas Veralteten und nicht mehr Zeitgemäßen hatte: das Aufregung gelegt, als plötzlich ein heller Feuerſchein in der
Sparen. Sparen bedeutet rationelles Handeln in jeder Hinſicht. Das Nichtung des Südbahnhofs den Ausbruch eines Feuers anzeigte. Gleich
Zurücklegen von Geld iſt hierbei zunächſt nicht einmal das Wichtigſte, darauf lief auch ſchon die Meldung eines Großfeuers ein, das im Bofe
ſondern ergibt ſich zwangsläufig als Erfolg einer umſichtigen voraus= der früheren Garniſon=Waſchanſtalt in der
Dagobert=
dem gleichen Einkommen durch ſein wirtſchaftliches Verhalten viel mehr. Firmen benutzt wurde, ſtand in hellen Flammen. Die Berufsfeuerwehr
hat und danach handelt. So verſtanden iſt der Spargedanke ein durch= früheren Schuhfabrik von Eichbaum am Frauenlobplatz,
gabe habe, die Menſchen gegen die dringendſten Wechſelfälle des Lebens einen hölzernen Luftſchacht über ſämtliche drei Stockwerke bis zu dem
zu ſchützen. Wer ſo denkt, der verfällt in den Fehler, von der Allge= Dachgeſchoß ausbreitete. Mit großer Mühe gelang es, den im ritten
ſem Zwang liegt gleichzeitig ein tiefer Sinn, da er den ſtändigen An= Dachgeſchoß wurde ein Raub der Flammen.
trieb zu wirtſchaftlichem und gleichzeitig kulturellem Fortſchritt in ſich
birgt.
und Ausbau der Wirtſchaft und damit der Stand unſerer Guteroer= in Bewegung geſetzt, dabei von Paſſanten erwiſcht und der Polizei zur
Kredit kann aber nur gegeben werden, wenn zuvor Kapital gebildet iſt, warten.
d. h. wenn geſpart wird. Falſch iſt es, dabei zu denken, daß kleine
Geld=
beträge hierbei keine Rolle ſpielen könnten. Solange ſie zerſplittert in
der Hand des einzelnen Menſchen ſind, iſt dies richtig. „Was können garten. Von zuverläſſiger Seite wird bekannt, daß der hieſige
Reb=
dazu beiſpielsweiſe ſchon meine 50 Mark beitragen?” mag mancher
denken. Auch dieſe kleinen und kleinſten Sparbeträge werden zu einer
ungeheuren wirtſchaftlichen Macht, wenn ſie ſich vereinigen. So ſind
bis jetzt nahezu 7 Milliarden Sparkapitalien bei den öffentlichen Spar= es bei der ſeitherigem Anlage der Fall iſt — ſondern man plant eine
kaſſen aufgebracht worden, die der Kleinwirtſchaft, dem Wohnungsbau
als dringend verlangte Kredite zugeführt wurden.
Wenn dieſe vertiefte Auffaſſung des Sparens und die Erkenntnis
gut wird — und das iſt der Zweck des Weltſpartages —, dann Der Vorführung wohnte als Regierungsvertreter Miinſterialrat Becker
haben.
Drokl krssten,Grippe, Heiserkeit halt:
Fecleß
hilfsbereit! A.
(Rkeile:
Schachtel Mk. 3.-nur in Apolheken u. Drogerien
F. Eberſtadt, 18. Okt. Volkshochſchulkurſus. Der hieſige
Ortsausſchuß für Volksbildung und Jugendpflege beginnt ſeine
Win=
tertätigkeit am Mittwoch, den 31. Oktober, mit einem
volkswirtſchaft=
lichen Kurſus. Der Neferent, Dr. Baſſelli=Darmſtadt, wird das
Thema „Grundprobleme der Volkswirtſchaft”
behan=
deln. Der Vortragszyklus umfaßt acht Abende, für die jeweils der
Mittwoch einer Woche vorgeſehen iſt, und findet im unteren Saale
(links) der Georgenſchule ſtatt. Hörerkarten zum Preiſe von 2 Mark
ſind bei Rektor Becker (Mühltal 51) und am Eröffnungstag im
Hör=
ſaal erhältlich. Der Hörſaal iſt geheizt und mit bequemer
Sitzgelegen=
heit ausgeſtattet.
Bb. Bensheim, 18. Okt. Anläßlich der großen Tagung der
Deut=
ſchen Landwirtſchaftsgeſellſchaft in Heidelberg werden verſchiedene
Stu=
dienausflüge unternommen, und führte einer derſelben eine größere
Anzahl Herren und Damen nach Heppenheim und Bensheim, um
ins=
beſondere unſere vorbildlichen Weinberge und Rebanlagen, ſoweit ſie
ſtadteigen oder der Domäne zugehörig ſind, zu beſichtigen. Von
Heppen=
heim kommend, allwo man den Rebmuttergarten beſichtigt hatte und
woſelbſt eine Anzahl dem Weinbau dienender moderner Geräte in
praxi vorgeführt wurden, trafen die Teilnehmer hierſelbſt mittels
Poſt=
auto ein und beſichtigten zuerſt den Domanialweinberg am Hohberg.
In Heppenheim hatte Herr Oberſtudiendirektor Fuhr=Oppenheim, der
Leiter der dortigen Weinbauſchule, die Führung übernommen, während
Herr Oberinſpektor Willig die vorgeführten Geräte demonſtrierte und
deren Anwendung und Zweckdienlichkeit erläuterte. Die Führung durch
die hieſigen Dvmanialweinberge leitete der Direktor der Domänen, Herr
Domänenrat Mader=Mainz unter Aſſiſtenz des hieſigen
Domänenver=
walters Herrn Johannes Hillenbrand. Die ſehr intereſſante
Beſichti=
gung ließ erkennen, mit welcher Sorgfalt man die Pflege der
Wein=
berge betreibt in der Erkenntnis, daß letzten Endes der Erfolg nicht
ausbleibt. Das zeigte ſich auch hier. Die Weinberge ſtehen prächtig
da, wenn auch der Behang teilſweiſe infolge der Hagelwetterſchäden
in der Zeit des Blütenanſatzes ſehr gelitten hat. Die Domäne wird
mit dem Herbſten ihrer Kreſzenzen erſt im Laufe dieſer Woche
be=
ginnen. Der Domäne gehören rund 40 Morgen, davon liegen etwa
9 Morgen in Jugenheim, 9—10 Morgen ſind Schönberger
Herrnwin=
gert der Reſt verteilt ſich auf die Bensheimer Lagen Kalkgaſſe (a.
3 Morgen), Streichling und Hohberg, ſowie Heppenheimer Steinkopf.
Die Stadtverwaltung Bensheim hat ſich die Domanialweinberge zum
Vorbild genommen, baut und pflegt ihren zirka 20 Morgen
umfaſſen=
den Weinbergbeſitz in derſelben muſtergültigen Art und Weiſe mit
allerbeſtem Erfolg. Nach der Beſichtigung wurde das Mittageſſen im
„Deuſchen Haus” eingenommen, mit deſſen Verpflegung man beſtens
zufriedengeſtellt wurde. Es ſchloß ſich eine Weinprobe an, bei welcher
die Weine der Stadt Bensheim und der Domäne von den
Weinkundi=
gen als ganz vorzüglich anerkannt wurden. Herr Bürgermeiſter Dr.
Angermeier begrüßte dabei die Gäſte mit freundlichen Worten
und gab die nötigen Erklärungen zu den Proben der Stadt, während
Herr Domänenrat Mader die Eigenſchaften der Domänenweine
er=
läuterte. Die Stimmung wurde ſehr bald gehoben, wozu muſikaliſche
Darbietungen des Herrn Dr. A. Zahn beitrugen, welcher bei dieſer
Gelegenheit auch ſeinen neueſten Feſtmarſch vortrug, den er den
Bre=
men=Fliegern und dem Luftſchiff „Graf Zeppelin”, gewidmet hat:
niemand ſoll verwehren, euch Helden brav und treu, daß ihr die Luft
bezwingt und ſolchen Sieg erringt! Wir laſſen uns nicht knechten!
Wir ſind in unſern Rechten! Hoch ſtrebe Deutſchlands Flug bis zum das, „ohne Phantaſterei, kernig und ſchlicht, Heldenſinn in Alltag und
letzten Atemzug!” Manch frohes Wort wurde noch geſprochen, und
auch ein Herr Richard Ilnitzky trug ein ſehr launiges Weinlied
Rückfahrt nach Bensheim bzw. Auerbach anzutreten.
H. Von der Bergſtraße, 18. Okt. Spätleſe. Wegen der
einſetzen=
den Nachtfröſte beginnt jetzt auch die Gräflich Berckheimſche Verwaltung
in Weinheim mit der Leſe der Edeltrauben. Heute und morgen werden
die Rieslingtrauben in den beſten Lagen des Weinheimer Edelweinbaues
abgeerntet, ebenſo auch in der Gemarkung Leutershauſen. Die
Moſt=
gewichte ſind höher als je im letzten Jahrzehnt. Der „Neue” wird in
den Wirtſchaften ver Schoppen zu 1 Mark, Edelwein zu 1.30 und 140 dung von Menſchen und Menſchengemeinſchaften in Dorf, Stadt und
Mark verzapft. Wahrhaftig, ein netter Preis!
Eine Nacht der Anruße.
Die Stadt Mainz hatte vom Samstag auf Sonntag eine
unruhige und aufregende Nacht. Kurz vor 8 Uhr abends verbreitete
ſich das Gerücht in der Stadt, daß an dem Neubau des Finanzamtes,
direkt neben dem neuen Bau des Telegraphenamtes, in der Schiller=
Wort durch ſeinen reichlichen Gebrauch etwas von ſeiner Zugkraft ver= Firma errichtete und ſchlecht verankerte 12—15 Meter hohe Schutzgerüſt
loren haben, die Tatſache ſelbſt bleibt beſtehen, daß heute mehr denn je in der Länge von 20—25 Meter durch einen kräftigen Windſtoß zum
Kaum hatte ſich bei der angeſammelten großen Menſchenmenge die
ſchauenden Wirtſchaftsführung. Der Sparer holt ohne große Mühe aus ſtraße entſtanden war. Ein großer Lagerſchuppen, der von mehreren
heraus als der, der in den Tag hinein lebt. Der Sparer von heute iſt mußte ſich darauf beſchränken, die Nachbargebäude vor einem
Ueber=
alles andere als ein unfroher oder auch geldgieriger Menſch, dem es nur greifen des Feuers zu ſchützen. Der Schuppen nebſt Inhalt wurde ein
darauf ankommt, möglichſt viel „Geld auf die hohe Kante zu legen”. Naub der Flammen. — Die Wehr war nach getaner Arbeit kaum auf
ſondern ein lebensfroher und kluger Menſch, der ſeinen Vorteil erkannt, der Feuerwache eingerückt, als wiederum Feueralarm ertönte. In der
aus moderner, ein durchaus fruchtbarer Gedanke. Man hört oft den in der mehrere Firmen ihre Niederlaſſungen haben, war im Keller=
Einwand gegen das Sparen, daß die ſoziale Geſetzgebung ja die Auf= geſchoß Feuer ausgebrochen, das ſich mit raſender Schnelligkeit durch
meinheit zu viel zu erwarten. Ihre Hilfe kann immer nur ergänzend. Stock wohnenden Hausmeiſter und deſſen kleines Kind zu retten,
wäh=
gewährt werden, während die geſunde Selbſthilfe des Einzelnen im rend ſich die Frau in der Entbindungsanſtalt, in Sicherheit befand.
Vordergrund zu ſtehen hat, und zu ihr iſt in erſter Linie das Sparen Dem energiſchen Eingreifen der Berufsfeuerwehr unter Leitung des
zu rechnen. Keinem Menſchen kann auf die Dauer und in größerem Brandinſpektors Leiſchner gelang es, dem raſenden Element Einhalt
Umfang die Sorge und Verantwortung abgenommen werden. In die= zu gebieten und einen Teil des Innern des Gebäudes zu retten. Das
In der Zwiſchenzeit wurde durch den Feuermelder im
Weiher=
garten der Ausbruch eines Brandes gemeldet. Sofort rückte ein zwei=
Das Sparen hat aber noch eine allgemeinwirtſchaftliche Seite. Es ter Löſchzug nach dem vermeintlichen Brandherd aus. Es erwies ſich
iſt die Vorbedingung und Grundlage jeder Kapitalbildung. Der Auf= aber daß wiederum ein Nachtſchwärmer mißbräuchlich den Feuermelder
ſorgung ſind ſchlechthin abhängig von einer ausreichenden Kapitgbil= Anzeige übergeben worden war. Außer den Koſten des Ausrückens in
dung, dem geſteigerten Zufluß ausreichenden und billigen Kredits. Höhe von 85 Mark hat der Täter noch eine höhere Geldſtrafe zu er=
W. Heppenheim a. d. B., 20. Okt. Staatlicher
Rebmutter=
muttergarten im nächſter Zeit weſentlich vergrößert werden ſoll. Die
hierzu notwendigen Grunſtücke werden käuflich erworben. Bei der
Neu=
anlage handelt es ſich nicht darum, ein gutes Holz zu erzielen — wie
ausgeſprochene auf den Ertrag eingeſtellte Anlage und erhofft guten
Erfolg. — Die Beteiligung bei der Vorführung von Weinbaugeräten
im hieſigen Rebmuttergarten war aus den Schichten der
weinbautreiben=
ſeiner Bedeutung für die Allgemeinheit immer mehr zum Allgemein= den Bevölkerung der Bergſtraße und des Rheingaues beſonders ſtalk.
wird auch der diesjährige vierte Weltſpartag Erfolg zu verzeichnen bei, wie auch noch hervorragende Perſönlichkeiten des badiſchen
Wein=
baues und kommunaler Behörden. Leiter der Vorführung war Direktor
Fuhr, der Erläuterungen über die Entſtehung und Ausgeſtaltung des
Rebmuttergartens gab. Landwirtſchaftslehrer Dr. Millich übernahm die
Führung durch die aufgeſtellten Maſchinen und Apparate, die der,
An=
weſenden in den Nebanlagen praktiſch vorgeführt wurden, und
allge=
meinen Anklang fanden. Durch die Vorführung der Weinbaugeräte
hofft man das Intereſſe am Weinbau gefördert und ſo dazu beigetragen
zu haben, daß der Weinbau wieder zur Blüte gelangt. —
Amts=
niederlegung. Nachdem Herr Prof. Dr. Zilch mit Nückſicht auf
ſein Alter und auf ſeine geſchwächte Geſundheit die Leitung der Höheren
Mädchenſchule dahier niedergelegt hat, hat das heſſiſche
Kultusmini=
ſterium den Oberſtudiendirektor Beiſinger von der hieſigen
Oberreal=
ſchule nebenamtlich mit der Leitung betraut. — Mandolivenklub.
Am Sonntag feiert der erſte Heppenheimer Mandolinenklub ſein 15jähr.
Stiftungsfeſt. Aus dieſem Anlaß veranſtaltet der Verein ein großes
Mandolinenkonzert, bei dem das Mandolinenorcheſter Mandolinata,
Mannheim, mitwirken wird. Dem geſanglichen Teil, der für die
Teil=
nehmer eine angenehme Abwechſlung bedeutet, übernimmt Frl. Eliſabeth
Müller aus Heppenheim. Den einzelnen Muſikvorträgen ſchließt ſich
Tanz an, damit auch dem Tanzluſtigen Rechnung getragen wird.
S. Lampertheim, 20. Okt. Schutzhundeprüfung. Die
ver=
gangenen Sonntag abgehaltene Prüfung von Polizei= und Schutzhundem
erbrachte ganz vorzügliche Reſultate. Für „Dobermänner” erhielten
Walter Hartmann aus Mannheim mit 185 und Friedrich Alberſtadt aus
Lampertheim mit 148 Punkten, die Noten „Sehr gut‟. Die gleiche
Bewertung wunde den deutſchen Schäferhunden des Ludwig Rupp mit
185, Heinrich Hoch mit 160 und Friedrich Krämer mit 143 Punkten
zuerkannt; letztere Züchter ſind alle von hier. —
Grumpenver=
wiegung. Dieſer Tage wurden die Grumpen der hieſigen
Tabak=
pflanzer verwogen. Da ſich die Landwirte mehr dem Spargelbau
zu=
gewendet haben, ſo wurde dieſes Jahr nur faſt die Hälfte Tabak gegen
früher angepflanzt. Infolgedeſſem kamen auch nur ea. 35 Ztr. Grumpen
zur Verwiegung für die pro Pfund 25—40 Pfg. bezahlt wurden.
A. Schlierbach, 19. Okt. Waldankauf der Gemeinde. Nach
längerem Verhandlungem iſt es gelungen, beſonders dank der intenſiven
Tätigkeit des Herrn Bürgermeiſters Appel in dieſer Sache, mit der
Güterverwaltung der Freiherr von Fechenbach’ſchen Liegenſchaſten in
Dieburg handelseinig zu werden. Es handelt ſich bei dem Kaufobjekt
um ungefähr 26 Morgen meiſt jüngerer Laub= und Nadelwald, der in
hieſiger Gemarkung liegt und unmittelbar an den Gemeindewald
an=
ſtößt. Da letzterer für die Gemeinde ſeither nicht genügte, lag eine
Erwerbung des herrſchaftlichen Waldes im Gemeindeintereſfe. Die
Kaufſumme beträgt 14 000 RM., die in bar bezahlt werden muß. Die
Beſchaffung des Geldes dürfte keine großen Schwierigkeiten bieten. Wie
man hört, beabſichtigt die Fechenbach’ſche Güterverwaltung, auch die
anderen Liegenſchaften in unſerer Gemarkung ſowie im ganzen Tal
abzuſetzen. Es kommem kleinere Waldſtücke, Aecker und Wieſen in
Betracht. — Preisſturz der Nüſſe. Da es in unſerer Gegend
wenig Nüſſe gab, wurden die erſten mit 45—50 MM. pro Zentner
ge=
handelt. Seit Anfang dieſer Woche ſind die Preiſe auf 30—35 RM.
gefallen, und die Landwirte wartem nun vergebens auf die Käufer, die
ihnen die hohen Preiſe botzem, nun aber die Nüſſe nicht abnehmen
wollen. Da man zum Nüſſetrocknen nicht mehr eingerichtet iſt, beſteht
nun die Gefahr, daß die Nüſſe verderben, da ſie ungedörrt ſehr gern
ſchimmeln und keimen.
* Affolterbach, 18. Okt. Evangeliſche Spielſchar. Die
evangeliſchen Jugendbünde der Gemeinde Affolterbach haben in der
vergangenen Woche hier und in den Filialen Wahlen und Scharbach
ſtark beſuchte Veranſtaltungen gehalten. Es kamen zur Darſtellung
zwei Lebensſpiele von je drei Bildern von Guſt. Bremer: „Unſeres
Herrgotts Puppentheater” und „Der Stärkſte‟. Mit erſtaunlicher
Sicherheit hatten ſich Buben und Mädchen in ihre Rollen hineingelebt.
In plaſtiſchen Bildern ſtand vor den Zuſchauern im erſten Spiel die
Wandlung von oberflächlichen, mit dem Leben tändelnden Menſchen,
zu Menſchen ernſter, innerlicher Lebensauffaſſung. Das mehr einem
Märchenſpiel gleichende zweite Spiel zeigte in anſchaulicher Handlung
„O Deutſchland hoch in Ehren!. Flieg auf, die Bahn iſt freil Und die ſymboliſchen Geſtalten Geld Leichtſinn, Sorge, Gottvertrauen im
Ningen um die Seele des Menſchen. Im Mittelpunkt der
Veranſtal=
tungen ſtand Gerhard Heines heldiſches Spiel „Der Glum”, ein Spiel,
Not” aufzeigt. In kraftvoller Darſtellung ſchauen wir Kampf und Sieg
unſerer Altvordern gegenüber der landfreſſenden See und den
räube=
vor. Nach der Probe wurde mittels Poſtauto die Fahrt nach Auerbach riſchen Dänen. Glum, der Held des Spieles, zeigt, wie man freien
in das dortige Fürſtenlager angetreten, das den Gäſten gezeigt wurde. Gehorſam und demütige Selbſtaufgabe zu üben fähig wird. Darum
Darauf nahm man im Hotel Weigold den Kaffee ein, um alsdann die reißt er die Geſippen mit, ſie einend und zur Freiheit führend. Mit
Hingabe und Liebe haben ſich die jungen Spieler auch in dieſes
ſchwie=
rige Spiel eingelebt und es ſtark und wuchtig zur Darſtellung gebracht.
Es iſt der ernſte Wunſch der jungen Spielſchar, daß dieſe Art von
„Theaterſpielen” in Stadt und Land mehr und mehr Nachahmung
findet. Das wäre ihnen dann nicht nur neuer Anſporn zu neuer
Ar=
beit, ſondern auch Freude, zu wiſſen, daß ſie auf dem rechten Wege
ſino mit gleichgeſinnten Brüdern und Schweſtern zur inneren Geſun=
Volk beizutragen.
Geite 4
Montag, den 22. Oktober 19286
Nummer 294
Ag. Lindenfels, 19. Okt. Stadion=Modell. Der Gedanke, in
unſerem ſchönen Lindenfels neben dem Schwimmbad auch eine
muſter=
gultige und neuzeitliche Sportanlage zu ſchaffen, hat erfreulicher Weiſe
in letzter Zeit wieder erhebliche Fortſchritte gemacht und iſt auf dem
beſten Wege, Gemeingut der ganzen Einwohnerſchaft zu werden. Mit
viel Fleiß iſt man daran gegangen, ein maßſtäbliches Modell der ganzen
Anlage zu ſchaffen, um auf dieſe Weiſe jedem Gelegenheit zu geben, ſich
ein objektives Urteil ſelbſt bilden zu können. Das Modell iſt jetzt fertig
geworden (Größe 1,20 mal 2 Meter) und wird am kommenden Sonntag
im Rathausſaal durch unſeren Bürgermeiſter Schnellbacher dem
Ge=
meinderat und den maßgeblichen Vertretern hieſiger Körperſchaften
ge=
zeigt und mit ihnen beraten werden. Gegen ein geringes Entgelt ſteht
anſchließend (von 13 Uhr ab) das Modell allen Intereſſenten zur
Be=
ſichtigung offen. Herr Bürgermeiſter Schnellbacher, der der Sache
durch=
aus wohlwollend gegenüßerſteht, wird ſicherlich die erforderliche Tatkraft
zur Weiterführurg des großzügigen Planes finden, der zweifellos für
unſer Städtchen neue Werbekraft ausüben würde. Der Mitarbeit
wei=
teſter Kreiſe der Bevölkerung kann er verſichert ſein. Wenn friſcher
Wagemut, jugendliche Begeiſterung und Verantwortungsfreudigkeit
zu=
ſammenwirken, dann wird ſicherlich das Werk ſehr bald einer
Verwirk=
lichung entgegengehen. Das Bewußtſein, an einer Arbeit mitgewirkt zu
haben, die ähnlich wie die Herbergsbewegung der Belebung und
Er=
haltung unſerer Volkskraft dient, und die alle Kreiſe unſeres Volkes
umfaßt und eint, iſt des Schweißes der Edlen wahrlich wert! Am
An=
fang aber iſt die Tat! — Sonntag und Montag wird als eine
der letzten Kirchweihen hier in Lindenfels im Odenwald das
Kirch=
waihfeſt gefeiert. Es lohnt ſich, für dieſe Tage eine Wanderung oder
Wanderfahrt nach Lindenfels anzuſetzen. Das Landſchaftsbild iſt bei
nur wenigen Sonnenſtrahlen fetzt in der Herbſtfärbung entzückend, im
Rathausſaal iſt ein Stadion=Modell zu ſehen, der Lindenfelſer Bazar
hat ſeine Schaufenſter gelegentlich der Reichsporzellanwoche prachtvoll
de=
koriert und zum Schaufenſter=Wettbewerb angemeldet und ſchließlich
haben die Hotels und Gaſthäuſer ſich für die vielen zu erwartenden
aus=
wärtigen Gäſte beſtens gerichtet.
II. Birkenau, 20. Okt. Beigeordnetenwahl. Nachdem die
Wahlperiode unſeres ſeitherigen Beigeordneten, Herrn Gärtner Sachs,
nunmehr abgelaufem iſt, findet am Sonntag, den 11. November d. J.,
die Wahl eines ſolchen ſtatt. Die Wählerliſte liegt bereits zu jedermanns
Einſicht auf dem Rathauſe offen. Die verſchiedenen Parteien haben zu
der Wahl noch keine Stellung genommen. — Steuerbeſprechtag.
Das Finanzamt Fürth wird am Dienstag, den 23. ds. Mts., auf dem
hieſigem Rathauſe wieder einen Steuerbeſprechtag abhalten. Reflektanten
haben dies vorher auf der Bürgermeiſterei anzumeldem.
a. Langen, 18. Okt. Zwei hieſige Anlieger hatten gegen die Stadt
Klage erhoben, weil ſie nochmals zu Straßenherſtellungskoſten
heran=
gezogen werden ſollten. Die beiden Grundſtücksbeſitzer hatten ihre
Bei=
träge im Jahre 1913 an die Stadt entrichtet. Die Stadt legte die
Gel=
der bei der Sparkaſſe auf den Namen der Pflichtigen verzinslich an.
Durch die Inflation ſind die beiden Einlagen natürlich auch entwertet,
und weil die Sparbücher mit den Straßenbaukoſten auf den Namen der
beiden Grundſtücksbeſitzer lauten, glaubte die Stadt von den beiden
An=
liegern nochmalige Zahlung verlangen zu können. Der Kreisausſchuß
Offenbach wies den Anſpruch der Stadt geſtern ab, ſo daß die beiden
Zahlenden von 1913 nicht nochmals zu zahlen brauchen.
Ah. Aus Rheinheſſen, 19. Okt. Die Weinleſe im Gang.
Allenthalben hat im Laufe dieſer Woche die allgemeine Weinleſe
be=
gonnen. In einzelnen Weinbaugemarkungen begann der Herbſt ſchon
in der Vorwoche; andererſeits gibt es wiederum auch
Weinbaugemein=
den, die den Leſebeginn noch etwas hinausſchieben. Die Binger
Wein=
bergsbeſitzer ſind darin übereingekommen, vor dem 22. Oktober nicht
mit dem Leſen zu beginnen: in Nieder=Saulheim wurde der
Herbſt=
beginn erſt auf den 24. Oktober feſtgeſetzt. Der Gemeinderat in
Arms=
heim geſtattete vom letzten Montag ab die Ausleſe der faulen
Trau=
ben, nährend der Zeitpunkt der allgemeinen Leſe noch nicht feſtgeſetzt
wurde. Die bisher bekannt gewordenen Moſtgewichte betragen 70—90
Grad nach Oechsle. Das Herbſtgeſchäft war bis jetzt überall ruhig;
der Handel verhält ſich zurückhaltend. Bei ſtattgefundenen Verkäufen
bezahlte man in Guntersblum für das Viertel (8 Liter) Traubenmaiſche
5,90 Mk.; in Weſthofen ging der Preis für das Viertel von 6 Mk. auf
5,30 Mk. zurück. In Dienheim erzielte die Eiche (64 Liter) Moſt 50—56
Mark, in Oppenheim wurden um 55 Mk. angelegt. Der Zentner
Trau=
ben wurde in Nieder=Ingelheim zu 32 Mk. frei Geld verkauft.
Weiter=
hin ſpurden bezahlt für das Viertel Traubenmaiſche in Oſtoofen ( Mk.,
ebenfalls auch in Alsheim 6 Mark. — Von
Portugieſermoſt=
preiſen iſt noch zu berichten, daß in Alsheim für das Stück (1200
Liter) 1000—1050 Mk., in Dalheim um 900 Mk. bezahlt wurden. Der
Zentner Trauben koſtete in Stadecken 31 Mk., das Viertel (8 Liter)
Maiſche in Ludwigshöhe bei Oppenheim 5,20 Mk. — Aeltere Weine
gingen im Binger Hinterland ab, wobei für die 1200 Liter 1927er
Weiß=
wein Ockenheim 1150—1250 Mk., Aſpisheim 950—1000 Mk.,
Dromers=
heim 1000—1050 Mk. angelegt wurden.
r. Bad=Nauheim, 19. Okt. Eine beachtenswerte
kommu=
nalpolitiſche Tat. Um einer gewiſſen „traditionellem Riwalität”,
die anſcheinend zwiſchem Bad=Nauheim und der nahen Kreisſtadt
Fried=
berg beſteht, zu begegnen, will unſer Bürgermeiſter Dr. Ahl durch freie
offene Ausſprachen zwiſchen beiden Stadtverwaltungen es dahin führen,
daß die etwaigen Gegenſätze nicht verewigt, ſondern aus der Welt
ge=
ſchafft werden. Darüber hinaus ſchlägt Dr. Ahl die Schaffung eines
beſonderen Ausſchuſſes vor, der ſich aus Mitgliedern beider
Stadtver=
waltungen und beider Stadtparlamente zuſammenſetzt und die Aufgabe
hat, die gemeinſamem kommunalpolitiſchen Aufgaben beider Städte, wie
Beſeitigung des Klärbeckenſtreites, die Löſung der Schlachthoffrage und
die Neuregelung der Gasverſorgung uſw., verantwortungsbewußt zu
beraten und jeder niederreißenden Kritik entgegenzutreten. Die Schaffung
des gemeinſamen Ausſchuſſes iſt mit ziemlicher Sicherheit zu erwarten,
da auch die Friedberger Stadtverwaltung von dem Willen zur
Zuſammen=
arbeit beſeelt iſt und weiß, daß bei der heutigen wirtſchaftlichem Lage
manche der großen kommmalpolitiſchen Zukunftsaufgaben nur
gemein=
ſam gelöſt werden können. Die Anregungen unſeres rührigen
Bürger=
meiſters Dr. Ahl ſind eine kommunalpolitiſche Tat und verdienen größte
Beachtung. — Eine rege Tätigkeit entfaltet hier die vor 15 Jahren
ge=
gründete Abteilung der deutſchen Kolonialgeſellſchaft. Durch
ihre Vorträge hat ſie es auch in den letzten Jahren verſtanden, den
kolonialen Gedanben in breiteſten Kreiſen der Bevölkerung wach zu
halten. Auch mit dem erſten dieswinterlichem Lichtbildervortrag, den
Major a. D. Rothenberg (Karlsruhe) über den Kampf um Tſingtau 1914
hielt, hatte die Abteilung wieder einem ſtarken Erfolg.
400jäzrige Reformationsfeier
und Neueinweihung der reſtaurierten
Kirche in Oberwiddersheim.
Schon lange beſtand in der Gemeinde Oberwiddersheim der Wunſch,
das alte Kirchlein, das um 1200 erbaut war, einer gründlichen
Reno=
vierung zu unterziehen. Der Krieg und die nachfolgende Zeit
wirt=
ſchaftlicher Not machten die Durchführung des Planes unmöglich. Im
Frühjahr 1928 entſchloß man ſich endlich, an die Ausführungen
heran=
zutreten, auf Grund der Vorſchläge des Denkmalpflegers Geh. Rat
Walbe und des Hochbauamts Büdingen, Baurat Frey. Die Arbeiten,
die ſich zum Teil viel größer erwieſen, als vorher angenommen werden
konnte, wurde mit großem Eifer und raſtloſer Tätigkeit von ſeiten
des Hochbauamtes, des Bauführers Bauſekretär Kranz, ſowie der
Hand=
werkermeiſter ausgeführt, galt es doch, das Kirchlein bis zum 7. Okt.,
dem Tag der Einführung der Reformation, fertigzuſtellen. Was zuerſt
faſt unmöglich ſchien, iſt glänzend gelungen.
Bei ſtrahlendem, ſchönem Wetter begaben ſich die Feſtteilnehmer
durch den feſtlich geſchmückten Ort zu dem Kirchlein, das auf
Berges=
höhe liegt und weit im Lande ſichtbar iſt. Herr Superintendent
Ober=
kirchenrat Wagner hielt die Weiherede, der Ortspfarrer die Predigt, der
die Inſchriften der neu geſtifteten drei Glocken zu Grunde gelegt waren.
Herr Dekan Seriba überbrachte die Wünſche des Dekanats nebſt zwei
Opfertellern. Ein gemiſchter Chor verſchönte die Feier mit mehreren
Liedern.
Der Nachmittag war der Gedächtnisfeier und Einführung der
Re=
formation gewidmet. Am Sonntag nach Michaelis 1528 wurde
Ma=
giſter Pankratius Chelius, dem ſpäter noch Sohn und Enkel im
Pfarr=
amt folgten (1528—1633), als erſter evangeliſcher Pfarrer in
Oberwid=
dersheim eingeführt. Herr Pfarrer Dr. Chelius aus Dillenburg, ein
Nachkomme des Pankratius, hielt die Feſtpredigt, Herr Prälat D. Dr.
Diehl einen Vortrag über die Einführung der Reformation in
Ober=
widdersheim, dem die Feſtverſammlung mit großem Intereſſe folgte.
Herr Pfarrer Kornmann überreichte dann eine von der Gemeinde
Rod=
heim geſtiftete Altarbibel. Hierauf folgte Verleſung der Urkunde, in
Kochſchrift geſchrieben von Fritz Chelius=Darmſtadt, die dann in den
Altar eingemauert wurde. Mit zwei Chorälen, die der Männerchor
Oberwiddersheim vortrug, endete die erhebende Feier.
Das Kirchlein wurde mit reichen Gaben bedacht. Außer der
ſchönen Orgel, erbaut von Nikolaus und Förſter in Lich, wurde von
der Gemeinde und den angeſchloſſenen Gemeinden und einzelnen
Glie=
dern derſelben geſtiftet: 2 Altarbehänge (Entwürfe von Prof. R. Koch=
Offenbach und ausgeführt in der Paramentik daſelbſt), ein Kronleuchter,
vier Liedertafeln, ein Klingelbeutel. Der Altar wurde von der Familie
Belzer geſtiftet. Den ſchönſten Schmuck erhielt jedoch der Chor durch
die reiche Stiftung der Familie Chelius, an der ſich über 70 Perſonen
Eeteiligt hatten. Dieſelbe hatte am 6. Oktober eine Familientagung in
Bad Salzhauſen, und waren 60 Perſonen aus allen Teilen
Deutſch=
lands erſchienen, um mit der Gemeinde die Einweihung des Kirchleins
zu feiern, in dem ſchon ihre Vorfahren amtiert und zu dem ſie mit
Freude und Begeiſterung ihre Gaben gebracht hatten. Es wurden
ge=
ſtiftet: 6 Chorfenſter (die Malereien wurden ausgeführt von Maler
Fahrenbruch=Frankfurt a. M.) 2 Vaſen, ein Kruzifix (modelliert von
Bildhauer Stock=Frankfurt a. M.), ein kleines Kruzifix für die Sakriſtei,
ein Altarbehang, ein Teppich, ein Leſepult, zwei Altardecken. Die
Ent=
würfe ſtammen von Profeſſor R. Koch=Offenbach und wurden außer
dem Altarbehang von elf Familiengliedern gearbeitet bzw. geſchnitzt.
Der Chor des Kirchleins mit den von Kunſtmaler Kienzle aufgedeckten
Renaiſſancemalereien im Deckengewölbe, die Symbole der vier
Evan=
geliſten darſtellend, erhielt durch die Stiftung eine reiche Ausſtattung
und ein wundervolles einheitliches Gepräge, was die anweſenden
Künſt=
ler beſonders hervorhoben.
Nach dem Nachmittagsgottesdienſt fand am Kriegerdenkmal vor
der Kirche eine ſchlichte, aber erhebende Feier für die im Krieg
Gefal=
lenen der Familie Chelius und der Gemeinde Oberwiddersheim ſtatt.
Herr Pfarrer Alsdorf, der mit Frau geb. Chelius und Sohn den Krieg
in nächſter Nähe erlebt hatte, ſchilderte die bangen Tage; ſchilderte,
wie tapfer die Frauen ſeiner kleinen Gemeinde ihr Letztes gaben, 20000
durchziehende deutſche Soldaten zu ſtärken, daß keiner ohne warme
Speiſe blieb; wie tapfer die Mannſchaften, die prachtvollen Söhne
Deutſchlands, in den Krieg zogen und mit ihren Leibern die Grenze
ſchützten. Mit dem Lied. „Ich hatt’ einen Kameraden” endete die
er=
greifende Feier. Nach der Feier vereinte ein gemütliches
Kaffeeſtünd=
chen die Gemeinde und Gäſte. Nach den Reden des Herrn Prälaten
D. Dr. Diehl, des Ortspfarrers und des Reedereidirektors Chelius
folg=
ten noch manche fröhliche, launige. Mandolinen= und Lautenchor ſowie
die beiden Männerchöre des Ortes gaben ihr Beſtes. Den Schluß der
Feier bildete ein Feſtſpiel von Schriftſteller Fritz H. Chelius=Stettin:
„Der Gottesſtreiter”, in deſſen Mittelpunkt der Mag. Pankratius
Chelius ſtand. Es wurde von jungen Leuten aus der Gemeinde
Ober=
widdersheim zur Aufführung gebracht und erntete reichen Beifall.
Ganz beſonders verdienen hervorgehoben zu werden die beiden Herren
Lehrer Alles und Ganß, die ſich ſowohl um die Einſtudierung des
Feſt=
ſpiels ſowie um die ſchönen muſikaliſchen Vorträge verdient gemacht
haben. Mit voller Befriedigung trennten ſich alle, die den ſchönen
Feſttag mit erleben durften. Sie werden noch lange des Tages
geden=
ken. Das Kirchlein aber wird eine der ſchönſten Dorfkirchen Oberheſſens
geworden ſein, ein zur Sehenswürdigkeit gewordenes Gotteshaus.
Rundfunk=Programme.
Frankfurt.
Montag, 22. Okt. 6.30: Gymnaſtik. 13: Funkorch.:
Mittags=
ſtändchen. O 15.05: Jugendſtunde. Lehrer Fr. Voigt: Fahrt durch
die Rokitnoſümpfe: Wolfsjagd in ruſſiſcher Steppe. 16.35:
Funk=
orch.: Konzert. Mitw.: Anne Lönholdt (Sopran), Wagner:
Vor=
ſpiel „Triſtan und Jſolde” — Strauß: Suite aus „Der Bürger als
Edelmann”; Allerſeelen; Du meines Herzens Krönelein; All' meine
Gedanken. — Humperdinck: Fant. aus „Die Königslinder”. —
Strauß: Roſenkavalier=Walzer. o 18.10: Leſeſtunde. Aus dem
Roman „Jvanhoe” von W. Scott. O 18.30: H. Schomburgk:
Filmſorgen in Afrika, O 19: Studienrat Liebmann: Die Frankfurter
Verwaltungsakademie. O 19.30: Engliſche Literaturproben. o 19.45:
Engliſcher Sprachunterricht. 20.15: Sinfonie=Konzert. Tartini:
Konzert für Violoncello und Orcheſter in D=dur. Mitw.: Rudolf
Hindemith (Violoncello). & 21.15: Novellen=Vortrag. o Anſchl.:
Schallplattenkonzert. „Erinnern Sie ſich?"
Stuttgart.
Montag, 22. Oit. 10.30: Schallplatten. e 12.30:
Schall=
platten. 6 13: Frankfurt: Funkorch.: Mittagsſtändchen. Mitw.:
Anne Lönholdt (Sopran). O 18.15: Liſa Mar: Warum Atmung und
Gymnaſtik für den modernen Menſchen? O 18.45: Baſtelſtunde.
19.45: Eugen Aidinger: Ueber den heutigen Stand der
Rundfunk=
technik. S 20.15: Frankfurt: Sinfoniekonzert. Soliſt: Rud.
Hinde=
mith (Violoncello). 8 21.15: Frankfurt: Novellenvortrag.
Inten=
dant Prof. Ebert. 22.15: Freiburg: Muſikal. Seltenheiten.
Mitw.: Eva Goldbach (Sopran), Ad. Gerlach (Bariton), Nel Ueter
(Violine) Frau Witer (Violine), Reinh. Kuhrt (Klarinette), Kapell=
Anſchl.: Nachrichten.
Berlin.
Montag, 22. Okt. 15.30: Vizepräſidentin Adele Schreiber, M.
d. R.: Eine weltumfaſſende Frauenbewegung. S 16: Ingenieur
Boehmer: Techniſche Wochenplauderei. 6 16.30: „Wunderſame
Ge=
ſchichten vom Onkel Kollmann” von K. Martens. Geleſen vom
Autor. O 17: Harmoniun.=Konzert. Fritz Wenneis. o 17.30:
Violin=Vorträge. Prof. Jaroſy, Paris (Violine). Flügel: Seidler=
Winkler. O 18.30: Engliſch für Anfänger. O 19: Georg Broſt, M.
d. RWR.: Möglichkeiten und Grenzen der Selbſtverwaltung in der
deutſchen Sozialpolitik. O 19.25: Prof. Dr. phil. et med. Deſſoir:
Einführung in die moderne Pſychologie. (Die drei Grundgeſtalten
der Pſychologie.) 20: Abendunterhaltung. „Partie verſpielt”
(„Zwei Proleten bereiſen die Welt”), Funknovelle von Gerh. Pohl.
Perſ.: Der Erzähler, Rich. Winter (alias Albert Warnierke), Marcel
Leibovici, zwei Neger, Paſſanten. o 21: Muſik der Gegenwart.
Einf. Worte: Dr. Leichtentritt. Jemnitz: Drei Bagatellen. (Flügel:
Johs. Strauß.) — Kodaly: Serenade für zwei Violinen und
Bratſche. (Prof. Deman (1. Violine), E. Kornſand (2. Violine), K.
Reitz (Bratſche). — Koſa: Drei Bagatellen (Johs Strauß). O 21.40:
Vortrag wird bekanntgegeben. O. Anſchl.: Tagesnachrichten. O.
Da=
nach: Tanzmuſik. Homocord=Tanz=Orcheſter.
Deutſche Welle. Montag, 22. Okt. 10.15: Berlin: Nachrichten.
12: Engliſch für Schüler. 0 13.30: Berlin: Nachrichten. O 14.30:
Märchen und Geſchichten: „Die tanzenden Zahlen” von Guſt. Goes.
O 15.30: Wetter und Börſe. 6 15.40: Gerda Simons: Die
Lebens=
geſtaltung der Frau: Mein Kleinkrieg. 16: Franzöſiſch (
kultur=
kundlich=literariſche Stunde). O 16.30: Alois Melichar: Einführung
in die moderne Muſik: Strawinſki. 6 17: Berlin:
Harmonium=
konzert und Violinſolis. 6 18: Dr. Privat: Hans Caroſſa. 6 18.30:
Engliſch für Anfänger. O 18.55: Oberförſter Nachtigall: Die
Forſt=
wirtſchaft im Harz. O 19.20: Min.=Rat Horſtmann:
Werkmeiſter=
lehrgang. O 20: Berlin: Abendunterhaltung. „Partie verſpielt”.
(Zwei Proleten bereiſen die Welt.) Funknovelle von Gerh. Pohl.
O 21: Muſik der Gegenwark. Mitw.: Joh. Strauß (Flügel), Prof.
Deman, E. Kornſand (Violine), K. Reitz (Bratſche). Einf. Worte:
Dr. Leichentritt. G 21.40: Vortrag. O. Anſchl.: Preſſenachrichten.
O Danach: Tanzmuſik. (Homocord=Tanz=Orch.)
Wetterbericht.
* Gießen, 21. Oktober.
Eine weitere Warmluftſtaffel, die Deutſchland überflutete, brachte
abermalige Erwärmung und vielfach Niederſchläge. Mit dem
Vor=
dringen ozeaniſcher Luftmaſſen, die aus höheren Breiten ſtammen,
wer=
den die Temperaturen zunächſt wieder etwas zurückgehen. Dabei bleibt
der Witterungscharakter weiterhin veränderlich und Niederſchläge
tre=
ten noch auf.
Ausſichten für Montag, den 22. Oktober: Wechſelnd wolkig mit
Auf=
heiterung, wieder etwas friſcher, noch zeitweiſe Niederſchläge,
ſüd=
weſtliche bis weſtliche Winde.
Ausſichten für Dienstag, den 23. Oktober: Zeitweiſe bewölkt,
Tempera=
turen ſchwankend, nur vereinzelte Niederſchläge.
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Die heutige Nummer hat 8 Geiten.
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In tiefer Trauer:
Luiſe Eidmann, geb. Glock
Ludwig Eidmann
Anne=Marie Eidmann.
Darmſtadt, den 2u1. Oktober 1928
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Die Beerdigung findet Dienstag nachmittag 3 Uhr auf
dem Friedhof an der Nieder=Ramſtädterſtraße ſtatt.
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Nummer 294
Montag, den 22 Oklober 1928
Seite 5
Zur Perſchmelzung
von Rot=Weiß und V.f. R.
„Einigkeit macht ſtark!” In der richtigen Erkenntnis
dieſes Wortes haben ſich vor kurzem wenige Vertreter des
Ver=
eins für Leibesübungen „Rot=Weiß” 1922, ſowie des
Vereins für Raſenſpiele 1912 mit dem Ziele
zuſam=
mengefunden, durch einen Zuſammenſchluß der genannten
Ver=
eine in Darmſtadt eine neue Sportgroßmacht erſtehen, zu laſſen.
Beide Vereine haben in den letzten Jahren einen ungeahnten
Auf=
ſchwung genommen. Der V.f.L. „Rot=Weiß” ſtellte nicht nur
ſeine große Sportplatzanlage an der Rheinallee fertig, ſondern es
gelang auch gleichzeitig ſeinen aufſtrebenden Handballern und
Waſſerballern, in dieſem Jahre die Ligawürde zu erringen,
wäh=
rend die Schwimmer und Leichtathleten zahlreiche Erfolge an die
Farben des Vereins heften konnten. Die erſt im vorigen Jahre
gegründete Fußballabteilung hat ſich ebenfalls ſchon
verhältnis=
mäßig gut eingeführt.
Der Verein für Raſenſpiele, der in Darmſtadt au
eine traditionsreiche Vergangenheit zurückblicken kann (war er
doch in früheren Jahren einer der ſpielſtärkſten Fußballvereine in
Darmſtadt), hat, nachdem er vorübergehend in die A=Klaſſe
ab=
ſteigen mußte, wieder einen Aufſchwung genommen, den man
ihm kaum zugetraut hätte. Es gelang ſeiner jungen, talentierten
Fußballmannſchaft, überlegen die A=Meiſterſchaft und damit
ebenfalls die Ligawürde zu erringen. Dieſe Leiſtung war um ſo
mehr anzuerkennen, da der V.f.R. ſeit einem Jahre keinen eigenen
Platz und keine Trainingsgelegenheit beſitzt.
Nach Lage der Sache mußte ein Zuſammenſchluß beider
Ver=
eine von außerordentlicher Bedeutung ſein. Rot=Weiß konnte auf
dieſe Weiſe auch im Fußballſport in die Ligaklaſſe aufrücken,
während der V.f.R. durch den Vorteil des Platzes und durch die
wiedererlangte Trainingsgelegenheit eine weitere
Aufwärtsent=
wicklung ſeiner Ligamannſchaft zu erwarten hat. Nicht vergeſſen
darf man, daß die Oeffentlichkeit, insbeſondere Stadt, Staat und
Preſſe, dem großen Verein eine weitgehendere Aufmerkſamkeit
widmen wird, als einem kleinen.
In der Erkenntnis dieſer Vorteile und von dem Willen
be=
ſeelt, durch gemeinſame Arbeit dem Sport zu dienen und die
kör=
perliche Ertüchtigung der Jugend zu fördern, nahmen die
Vor=
beſprechungen der Vertreter einen ſchnellen Abſchluß.
Es kam in allen Punkten zu einer Einigung. Um die
Tradi=
tion der beiden Vereine zu wahren, einigte man ſich auf den
Namen „Rot=Weiß, V. f. R.‟ Darmſtadt e. V. unter
Bei=
fügung der Kennbezeichnung: Verein für
Leibesübun=
gen. Aus Zweckmäßigkeitsgründen behielt man die Abzeichen
und Farben des V. f. L. Rot=Weiß bei, da dieſe in allen
Verbän=
den, beſonders im Deutſchen Schwimmverband eingeführt ſind.
Im übrigen ſoll die Vereinigung alle Rechte und Pflichten der
alten Vereine übernehmen.
Die am Samstag, den 20. Oktober, im Fürſtenſaal
gleich=
zeitig ſtattgefundenen Generalverſammlungen beider Vereine
ſtimmten dieſer Regelung zu, ſo daß hiermit die geplante Fuſion
zur Tatſache wurde. Möge der Rot=Weiß, V. f. R. diejenige
Entwicklung nehmen, welche die weitſchauenden Führer ſich von
der Fuſion verſprachen.
Der neue Verein verfügt in Darmſtadt über die
vielſei=
tigſte Sporttätigkeit. Er betreibt folgende Arten von
Leibesübungen: Fußball, Handball, Leichtathletik, Schwimmen,
Waſſerball, Paddeln, Boxen, Schwerathletik, Gymnaſtik,
Frauen=
turnen und Wandern. Zur Ausübung des Sportes ſteht ihm
das große Sportplatzgelände an der Rheinallee zur Verfügung
mit zwei Spielfeldern, einer 400=Meter=Laufbahn, Weit= und
Hochſprunganlagen, ſowie Umkleide=, Duſch= und
Waſchgelegen=
heiten. Die Schwimmer und Waſſerballer arbeiten im Woog und
im Städtiſchen Hallenbad, während die Paddler in einem hübſch
gelegenen Bootshaus in Stockſtadt ſtationiert ſind. Ferner ſind
zwei Turnhallen zur Pflege von Gymnaſtik, Schwerathletik, Boxen
und Frauenturnen für einige Abende in der Woche gemietet.
Not=Weiß, V.f. R. ſtellt insgeſamt 17 Mannſchaften:
7 Handball=, 7 Fußball= und 3 Waſſerballmannſchaften, von denen
drei, nämlich die 1. Handball=, 1. Fußball= und 1.
Waſſerball=
mannſchaft, der Ligaklaſſe angehören. In Anbetracht deſſen, daß
es ſich durchweg um junge, aber talentierte Spieler handelt, kann
man in ſportlicher Beziehung zukünftig mit einem erfolgreichen
Abſchneiden rechnen. Rot=Weiß, V. f. R. lehnt es jedoch ab,
ſich allein auf Höchſtleiſtungen zu ſpezialiſieren, die nur
den Senſationshunger befriedigen, vielmehr ſoll in erſter Linie
die vielſeitige Körperausbildung gefördert werden. Eine
beſon=
dere Aufmerkſamkeit will der Verein ſeiner großen
Jugendabtei=
lung widmen. Zu dieſem Zwecke iſt die Anſtellung eines
Sport=
lehrers, dem alle Uebungszweige unterſtehen, geplant. Hoffen
wir, daß die rot=weißen Farben ſowohl in der Oeffentlichkeit als
auch bei den Behörden diejenige Beachtung finden werden, die
ihnen zukommen.
Leichtathletik.
Herbſtwaldlauf von „Rot=Weiß”=R.f.R. Darmſtadt.
„Rot=Weiß‟ Darmſtadt veranſtaltete am geſtrigen Sonntag
in Verbindung mit ſeinem Handball=Liga=Spiel gegen den
Po=
lizeiſportverein Darmſtadt ſeinen diesjährigen Herbſtwaldlauf.
Die leichtathletiſche Veranſtaltung ſelbſt ſtand unter keinem
gün=
ſtigen Stern. Die Meldungen waren derart mäßig eingegangen,
daß ſich der veranſtaltende Verein ſchon mit dem Gedanken trug,
den Waldlauf ausfallen zu laſſen. Die große Begeiſterung, die für
den Lauf bei den Vereinen herrſchte, die die diesjährigen
Früh=
jahrswaldläufe mitmachten, war verflogen. Von den großen
aus=
wärtigen Vereinen war niemand am Start, ſelbſt die nicht, die
über das nötige Läufermaterial verfügen, und die damals ihre
Teilnahme verſprochen hatten. So blieb denn der Lauf in der
A=Klaſſe ein harter Zweikampf zwiſchen Sportverein 98 und
„Rot=Weiß”. In der B= und C=Klaſſe hatten nur V.f.L.
Mann=
heim=Neckarau, 1. Deutſche Hota=Frankfurt und der unermüdliche
Schwimmklub=Wiesbaden gemeldet. Die Klaſſe der
Nichtver=
bandsvereine war mit 3 Mannſchaften und einer Reihe
Einzel=
läufer leidlich beſetzt.
Die Jugendklaſſe des Waldlaufes verdient eine beſondere
Be=
achtung. Sie war ebenfalls ein Zweikampf, hier aber zwiſchen
dem Polizeiſportverein Darmſtadt und „Rot=Weiß”. Hätte der
Pol. Sp. V. nicht eine 2. Mannſchaft und eine Anzahl ſeiner
Ju=
gend mitgebracht, ſo hätte dieſe Konkurrenz einen ganz kläglichen
Verlauf genommen. Wo bleibt das Ergebnis der Jugendarbeit
in den Vereinen? Iſt der Sport bald ganz auf Spiel,
Punkte=
jagd und Senſationen eingeſtellt? Es ſcheint ſo, denn wie
man=
cher Verein erntet äußerliche Lorbeeren durch die Taktik und
Raf=
fineſſe ſeiner Spieler, wo aber nützliche und aufbauende Arbeit
an der Geſundheit ſeiner Mitglieder verlangt wird, da verſagt er.
Der Waldlauf ſelbſt verlief glatt und reibungslos. Infolge
der geringen Meldungen wurde der 3=Klm.=Lauf der Jugend mit
dem der Nichtverbandsvereine ausgetragen. Desgleichen
ſtar=
teten die Läuſer der A=Klaſſe mit denen der B= und C=Klaſſe über
5 Kilometer. Der Weg führte über die Bahnrunde, die
Gries=
heimer Chauſſee entlang, durch die Darmſtädter „Tanne” und
wieder zurück auf den Platz, wo vor dem Einlauf in das Ziel
no cheine Runde der Bahn zu durchlaufen war.
Ergebniſſe.
Klaſſe 1: Verbandsvereine A=Klaſſe. Einzellauf: 1.
Engel=
hard=Sp. V. 98 Darmſtadt. 3. Lindner=Sp.V. 98. 4. A. Blind=
„Rot=Weiß‟ Darmſtadt. — Mannſchaftslauf: 1. Sp.V.
98 Darmſtadt A=Mannſchaft. 2. „Rot=Weiß”. 3. Sp.V. 98
B=Mannſchaft.
Klafſe 2: Verbandsvereine B= und C=Klaſſe: Einzellauf:
1. W. Abel=V.f. L. Neckarau. 2. H. Ferger=Schwimmklub
Wies=
baden. 3. W. Schairer=V.f.L. Neckarau. —
Mannſchafts=
lauf: 1. V.f.L. Neckarau. 2. Schwimmklub Wiesbaden,
3. 1. Deutſche Hota=Frankfurt.
Klaſſe 3: Jugend für Verbandsvereine. Einzellauf: 1. Luft=
Pol. Sp. V. Darmſtadt. 2. Stahl=Pol. Sp. V. 3. Holl=Pol. Sp. V.
— Mannſchaftslauf: 1. Pol. Sp. V. Darmſtadt. 2. Rot=
Weiß Darmſtadt. 3. Pol./Sp.V. Darmſtadt B=Mannſchaft.
Klaſſe 3a: Nichtverbandsvereine. Einzellauf: 1. P. Hönig=
Birkenau. 2. K. Mohr=Griesheim a. M. 3. B. Hanſtein=Nied.=
Ramſtadt. — Mannſchaftslauf: 1. Sp.V. 98
Darm=
ſtadt (Boxer). 2. Deutſche Jugendkraft Darmſtadt. 3. „Rot=
Weiß‟ Darmſtadt (Schwimmer).
Schwimmen.
Gauftaffeltag in Offenbach.
Erfolge von Jung=Deutſchland und Rot=Weiß.
Traditionsgemäß fand geſtern im Offenbacher Hallenbad der
Gcuſtaffeltag des Gaues 1 im Kreiſe 5 des deutſchen
Schwimm=
verbandes ſtatt, der nun ſchon ſeit Jahren im Herbſt die beſten
Schwimmer und Schwimmerinnen Darmſtadts, Frankfurts und
Offenbachs vereinigt. Von den Knaben und Mädchen bis zu
den beſten Senioren kommen ſie, um in ſpannenden Kämpfen
ihre Kräfte miteinander zu meſſen. Der Gedanke dieſes
Staffel=
tages iſt ſehr gut, ſieht man doch bei den Staffelkämpfen mit
mehreren Teilnehmern am beſten, welche Arbeit in den Vereinen
auf breiter Grundlage geleiſtet worden iſt. Leider bietet jedoch
die kleine Offenbacher Halle nicht den rechten Maßſtab, da die
auswärtigen Schwimmer, die an größere Hallen gewöhnt ſind,
offenſichtlich durch die vielen Wenden, durch die Hitze in dieſem
kleinen Bad und durch den hohem Wellenſchlag benachteiligt ſind.
Dieſe Beobachtung konnte man geſtern bei vielen Darmſtädtern
machen, und aus dieſem Grunde ſind auch die Niederlagen zu
erklären, die die Seniorenmannſchaft von Jung=Deutſchland in
den Staffeln über 10mal 50 Meter, 4mal 100 Meter und 4mal
200 Meter gegen die gute Mannſchaft von Moenus Offenbach
einſtecken mußten. Offenbach beſitzt heute mit Maus, den
Ge=
brüdern Grützner und Becher eine Vierermannſchaft, die im
eigenen Bade ſehr ſchwer zu ſchlagen iſt. Dagegen ſchnitten die
anderen Darmſtädter, die Damen, Mädchen, Junioren=, Jugend=
und Knabenſchwimmer von Jung=Deutſchland und die
Damen=
jugend und Knaben von Rot=Weiß ſehr gut ab. Die
Darmſtäd=
ter Vereine können mit ihrem Abſchneiden ſehr zufrieden ſein,
konnten ſie doch von 14 Staffeln 7 gewinnen. Davon entfallen
auf Jung=Deutſchland 5 und auf Rot=Weiß 2, während Jung=
Deutſchland noch fünfmal auf dem zweiten Platz landete. Um
auf einer einwandfreien Bahn einmal reguläre Ergebniſſe zu
bekommen, werden die Offenbacher Moenanem in nächſter Zeit
nach Darmſtadt kommen, um in denſelben Staffeln wie geſtern
gegen Jung=Deutſchland anzutreten. Alles in allem kann man
mit der geſtrigen Veranſtaltung, die bei guter Organiſation
glatt abgewickelt wurde, ſehr zufrieden ſein, zeigte ſie doch eine
ſchöne Leiftungsſteigerung im unſerem Gau.
Die genauten Ergebniſſe, Bahnlänge 13,50 Meter, Drehwende.
1. Freiſtilſtaffel, 10mal 4 Bahnen: 1. Moenuns 5:35,5: 2. Jung=
Deutſchland 5:36,8: 3. E.F. S. C. 5:40,8.
2. Knabenfreiſtilſtaffel, 4mal 4 Bahnen: 1. Rot=Weiß 2:44,8
(Luley 2., Schneider, Baumer 1., Reſch); 2. Jung=Deutſchland
2:45,4; 3. Offenbach 96 2:53,3.
3. Mädchenbruſtſtaffel, 3mal 4 Bahnen: 1. Jung=Deutſchland
2:34,3 (Wöbke, Staedel, Gebauer); 2. Hawau 1912 2:36.
4. Jugendbruſtſtaffel, 3mal 8 Bahnen: 1. Jung=Deutſchland
4:36,6 (Gebauer, Moll, Schwartz); 2. Moenus 4:54,3.
5. Juniorfreiſtilſtaffel, 3mal 8 Bahnen: 1. Jung=Deutſchland
3:59 (Göth, Bach, Brandis); 2. E. F. S. C. 4:06,2.
6. Jugendfreiſtilſtaffel, 4mal 8 Bahnen: 1. Offenbach 96 5:22,2;
2. Jung=Deutſchland 5:28,2: 4. Rot=Weiß 5:46.
7. 1. Seniorſtaffel, 4mal 8 Bahnen: 1. Moenus 4:51,2 (
Grütz=
ner, Grützner, Becher, Maus); 2. Jung=Deutſchland 5:03,1
(Richter, Gils, Kloſtermann, Berges). Berges nicht mehr
ausgegeben.
8. Damenjugendbruſtſtaffel, 3mal 8 Bahnen: 1. Rot=Weiß
5:40,8 (Schellhgas 2., Bußmann, Frickel); Moenus mit 5:34,8
Diſtanziert,
9. Knabenlagenſtaffel, 3mal 4 Bahnen: 1. Jung=Deutſchland
2:17 (Hermes, Heyne, Kaiſer); 2. Moenus 2:35,5.
10. Damenlagenſtaffel, 3mal 8 Bahnen: 1. Jung=Deutſchland
5:11,8 (H. Weicker, L. Müller, E. Wallhäuſer); 2. Offenbach
96 5:14,4.
11. Jugendfreiſtilſtaffel, 4mal 14 Bahnen: 1. Offenbach 96 10,19;
2. Rot=Weiß 10,52.
12. 2. Freiſtilſtaffel, 3mal 14 Bahnen: 1. Offenbach 96 7:27,5:
2. Moenus 7:41: 3. Jung=Deutſchland 7:52.
13. 1. Seniorſtaffel, 4mal 14 Bahnen: 1. Moenus 9:25,5 (
Grütz=
ner, Grützner, Becher, Maus); 2. Jung=Deutſchland (
Orle=
mann, Kloſtermann, Gils, Berges.)
Kegeln.
Jahreshauptverſammlung des Darmſtädter Keglerverbandes.
Im Fürſtenſaale des Kaiſerſaales fand geſtern die Jahres=
Hauptverſammlung des Darmſtädter Keglerverbandes ſtatt. Der
1. Vorſitzende, Kegelbruder Thümmel, begrüßte die Verſammlung
mit herzlichen Worten. Nach Verleſung des Protokolls über die
letzte Hauptverſammlung durch den 2. Schriftführer, Kegelbruder
Seibert, erſtattete Kegelbruder Reichert als 1. Schriftführer den
Jahresbericht. Aus demſelben war zu entnehmen, daß das
ab=
gelaufene Jahr ein arbeitsreiches war und Erfolge die Arbeit
krönte. Der Mitgliederſtand iſt im weſentlichen erhalten
ge=
blieben. Der Verband umfaßt 23 Klubs einſchließlich 2
Frauen=
klubs mit einer Geſamtmitgliederzahl von 227. Den Sportbericht
erſtattete Kegelbruder Schönefeld. Er konnte über zahlreiche
Er=
folge auf ſpörtlichem Gebiete berichten. Nicht zuletzt ſind die
Er=
folge einer regelrechten Trainingsarbeit zu verdanken. Der erſte
Vorſitzende, Kegelbruder Thümmel, gedachte im Anſchluß an den
Sportbericht der Verdienſte von Schönefeld in ſeiner
mehr=
jährigen Tätigkeit und bedauerte deſſen Scheiden von hier. Als
Anerkennung überreichte er ihm die ſilberne Ehrennadel des
Verbandes und eine Ehrenurkunde. Es wurde ſodann der
be=
ſonderen Verdienſte des 1. Schriftführers, Kegelbruder Reichert,
gedacht, dem ebenfalls die ſilberne Ehrennadel überreicht wurde.
Die Verbandsmeiſterin, Kegelſchweſter Frau Wilbert, wurde
durch Ueberreichung einer Ehrenurkunde und einer Medaille
ge=
ehrt. Die Kaſſenberichte ergaben geordnete Verhältniſſe und
ſchloſſen mit einem Ueberſchuſſe von 194,75 Mark ab. Die
Ver=
ſammlung erteilte dem Vorſtande nach ſeiner Berichterſtattung
Entlaſtung.
Die Vorſtandswahl ergab folgendes Ergebnis: 1.
Vorſitzen=
der: Thümmel. 2. Vorſitzender: Schinnerl. 1. Schriftführer:
Seibert. 2. Schriftführer: Bach. Kaſſierer: Heldmann.
Sport=
wart: Reichert. Vorſitzender des Vergnügungsausſchuſſes:
Schin=
nerl. Preſſewart: Reichert.
Nach der Vorſtandswahl gab der 1. Vorſitzende einen kurzen
Bericht über die beabſichtigte freiwillige Sterbegeldverſicherung
des deutſchen Keglerbundes und empfahl den Beitritt, unter
dem Hinweis, daß dei Einzeichnungsliſten demnächſt zur
Vertei=
lung gelangen.
Im Anſchluß daran wurde der aus dem Kampf um den
Hans=Borne=Wanderpokal als Sieger hervorgegangene Klub. D.
K. K. 1911 — B.V. durch Ueberreichung des Silbernen Pokals
geehrt.
Bannerweihe: Durch Opferſinn von Kegelſchſveſtern
und Kegelbrüdern iſt es gelungen, die Mittel für ein Banner zu
erhalten. Die Anfertigung wurde der Firma Frankenberger in
Aſchaffenburg übertragen. Die Weihe dieſes Banners findet am
1. Dezember 1928 in dem großen Saale der Turnhalle am
Woogs=
platz ſtatt. Der Vergnügungsausſchuß iſt bemüht, eine
eindrucks=
volle Feier mit auserwähltem Programm auszuarbeiten.
Zahl=
reiche Einladungen ſind dazu ergangen, insbeſondere auch an die
Verbände des ſüddeutſchen Gaues. Die Feier ſchließt mit einem
Feſtball. Anſchließend findet eine Sportwoche im Bürgerverein
ſtatt, die am 9. Dezember mit Siegerehrung endet.
Kraftſport.
Sportclub „Eiche 01” Hanau-Kraftſportverein Darmſtadt 1910
12:8.
Ausgerechnet gegen den Tabellenletzten mußten die mit
reichlich Erſatz antretenden „Zehner” ihre erſte Niederlage
hin=
nehmen. Ein unſicherer Kampfrichter und Hanauer Publikum
geſtalteten den Aufenthalt nicht beſonders angenehm. Für
Darmſtadt ſiegten Borowski, Schwarz und Keitel; auf der
Gegenſeite Stütz, Grasmück, Nelde und Schultheis.
Verant=
wortlich zeichnete Lotz, Dieburg.
Radfahren.
Eine Radfernfahrt „Rund durch Deutſchland” 1929.
Eine große Radfernfahrt nach dem Muſter der „Tour de France‟
und ähnlicher Straßenrennen hat dem deutſchen Berufsradſport
bis=
her noch gefehlt. Die Einführung einer ſolchen Fahrt durch
Deutſch=
land in größtem Stil wird aber auf Beſchluß des „Jbus” (
Induſtrie=
ring für Berufsfahrer=Straßenrennen) im nächſten Jahr erfolgen. Als
Termin iſt die Zeit vom 21. April bis 12. Mai 1929 vorgeſehen. Die
Fahrt ſoll eine Strecke von 2500 Kilometer umfaſſen. Start und Ziel
befinden ſich in Berlin. Die erſte Etappe läuft am 21. April von
Ber=
lin über Frankfurt a. d. Oder nach Glogau. Nach einem Ruhetag am
22. April gehts am 23. weiter von Glogau über Liegnitz, Görlitz nach
Dresden. Wieder folgt ein Ruhetag vor der dritten Etappe am 25. 4.,
deren Weg von Dresden über Chemnitz, Leipzig, Weimar nach Erfurt
geht. Dann iſt wieder Ruhe bis Sonntag, 29. April, wo es von
Er=
furt über Gotha, Eiſenach, Fulda nach Schweinfurt geht. Der 30. April
bringt die fünfte Etappe von Schweinfurt, über Bamberg, Nürnberg
und Ingolſtadt nach München. Am 3. Mai wird die ſechſte Etappe von
München über Augsburg und Ulm nach Stuttgart gefahren. Die nächſte
Etappe am 5. Mai bringt die Fahrer von Stuttgart über Heidelberg
und Darmſtadt nach Frankfurt am Main. Der 7. Mai ſieht die
achte Etappe von Frankfurt über Gießen, Marburg, Kaſſel, Hameln
nach Hannover. Am 9. Mai geht es von Hannover nach Hamburg,
und die letzte Etappe bringt die Deutſchlandfahrer von Hamburg
wie=
der nach dem Ausgangspunkt Berlim gurück.
Seite 6
Nummer 294
Montag, den 22. Oktober 1928
Fußball.
Die Nunktekämpfe in Süddeutſchland.
Neue Ueberraſchungen.
Bei den ſüddeutſchen Gruppen=Meiſterſchaftskämpfen muß
ſcheinbar jeder Sonntag ſeine beſonderen Ueberraſchungen
brin=
gen. Auch der 21. Oktober machte davon keine Ausnahme. In
der Gruppe Nordbayern konnte der 1. FC. Nürnberg beim
Doppelſpiel im Nürnberger Stadion vor 15 000 Zuſchauern gegen
den VfNt. Fürth nur ein 1:1 erzielen. Die Sp.Vg. Fürth erinnerte
dagegen in ihrem Treffen gegen den ASV. Nürnberg an ihre
Glanzzeiten und ſiegte glatt 4:1. Fürth und Club ſind jetzt
wie=
der punktgleich. In Südbayern ſteht nach Verluſtpunkten
gerech=
net jetzt „Bayern” am günſtigſten. Während Bayern nämlich am
Sonntag gegen Jahn Regensburg 2:0 ſiegte, ſpielten Schwaben
Augsburg und Wacker München 2:2. Die beiden zurzeit
gefähr=
lichſten Konkurrenten büßten alſo jeder einen Punkt ein. In
Baden hat Phönix Karlsruhe ſeine führende Poſition nicht nur
verteidigt, Phönix konnte ſeinen Vorſprung vor dem Karlsruher
FV. ſogar noch vergrößern. Phönix ſpielte zwar gegen den
Frei=
burger FC. ſelbſt nur 2:2, dafür verlor aber der KFV. in
Frei=
burg gegen SC. 0:1. Württembergs führende Mannſchaften,
Germania Brötzingen und Stuttgarter Kickers, ſtehen, nach
Ver=
luſtpunkten gerechnet, wieder gleich. Brötzingen konnte nämlich
gegen die Stuttgarter Sportfreunde nur ein 2:2 erreichen,
wäh=
rend die Kickers über Birkenfeld 7:0 erfolgreich blieben. Eine
Rieſenüberraſchung gab es in der Gruppe Rhein: Phönix
Lud=
wigshafen konnte dem führenden VfL. Neckarau mit 2:1 die erſte
Niederlage beibringen. Waldhof, das Mundenheim 6:0 abfertigte,
ſteht jetzt nur noch einen Punkt hinter Neckarau. An der Saar
erlitten die Pirmaſenſer Mannſchaften neue Niederlagen. Saar 05
übernahm durch ein 6:2 über VfR. Pirmaſens die
Tabellen=
führung. Unerwartet hohe Favoritenſiege gab es am Main.
FSV. Frankfurt erinnerte bei ſeinem 9:1=Spiel in Fechenheim an
ſeine beſten Zeiten, und auch die führende Eintracht war in
Hoch=
form, als ſie Viktoria Aſchaffenburg 7:1 ſchlug. Rot=Weiß
Frank=
furt geht weiter zurück: diesmal gab es eine 1:3=Niederlage gegen
Hanau 93 auf eigenem Platz. Normale Ergebniſſe brachte die
Bruppe Heſſen. Die ungeſchlagene Wormatia Worms ſiegte in
Mainz 3:1, Iſenburg ſchlug Höchſt 5:0 und ſteht jetzt allein auf
dem 2. Platz.
Verbandsſpiele.
1:4.
Nordbayern: ASV. Nürnberg — Sp.Vg. Fürth .
VfR. Fürth — 1. FC. Nürnberg
1:1.
3:1.
Bayern Hof — Franken Nürnberg
1:2.
(Züdbayern: Teutonia München — DSV. München
2:0.
Bayern München — Jahn München
Schwaben Augsburg — Wacker München . 2:2.
7:0.
Württembg.: Stuttgarter Kickers — FC. Birkenfeld
Germania Brötzingen — Sportfr. Stuttgart 2:2.
1:2.
Stuttgarter SC. — Union Böckingen
2:3.
VfR. Heilbronn — VfB. Stuttgart
2:2.
Phönix Karlsruhe — FC. Freiburg";
Baden:
1:0.
Freiburger SC. — Karlsruher FV.
5:2.
FV. 04 Raſtatt — FV. Offenburg
Phönix Ludwigshafen — VfL. Neckarau • 2:1.
Rhein:
6:0.
EV. Waldhof — Sp.Vg. Mundenheim
7:1.
Mannheim 08 — Pfalz Ludwigshafen
Ludſvigshafen 03 — Sp.Vg. Sandhofen . = 1:2.
FV. Saarbrücken — SV. 05 Saarbrücken . 2:0.
Saar:
FC. Pirmaſens — Boruſſia Neunkirchen . 1:3.
Saar 05 Saarbrücken — VfR. Pirmaſens . 6:2.
3:5.
Hanau 60/94 — Offenbacher Kickers.
Main:
Germania Bieber — Union Niederrad . . 2:1.
Eintracht Frankf. — Viktoria Aſchaffenburg 7:1.
Rot=Weiß Frankfurt — 1. FC. Hanau 93 . 1:3.
F.Vg. Fechenheim 03 — FSV. Frankfurt . 1:9.
3:1.
Haſſia Bingen — FC. Langen 03
Heffen:
S.Gem. Höchſt 01 — VfL. Neu=Iſenburg . 0:5.
2:1.
SV. Wiesbaden — Alemannia Worms
1:3.
FSV. Mainz 05 — Wormatia Worms
Die Perbandsſpiele in der Grupge Heſſen.
Normale Ergebniſſe.
Die Punktekämpfe der Gruppe Heſſen brachten am 21.
Of=
tober durchweg die ertarteten Ergebniſſe. Wormatia Worms
behauptete weiter ungeſchlagen die Tabellenführung, da es ihr
gelang, in Mainz über den erſatzgeſchwächten FSV. 05 3:1 ſiegreich
zu bleiben. An der zweiten Stelle ſteht jetzt Iſenburg allein,
da die bisher punktglei ken Mannſchaften von Mainz 05 und
Alemannia Worms Niederlagen erlitten. Alemannia Worms
wurde vom SV. Wiesbaden auf deſſen Platz knapp 2:1
geſchla=
gen. Iſenburg ſiegte in Höchſt hoch 5:0. Haſſia Bingen
über=
flügelte Langen, da es ihm zu Hauſe gelang, Langen 3:1
abzu=
fertigen.
SV. Wiesbaden—Alemannia Worms 2:1.
Nach einer ſchwachen Viertelſtunde, in der es den
Aleman=
uen nach drei Minuten im Anſchluß an einen Strafſtoß gelang.
durch ihren Mittelſtürmer Chriſt überraſchend in Führung zu
gehen, lieferte die Wiesbadener Elf ein ausgezeichnetes Spiel.
Nur die beiden Halbſtürmer blieben ſchwach, ſonſt hätte der Sieg
höher ausfallen können. In der 27. Minute gelang durch den
Halblinken Ries der Ausgleich und zwei Minuten nach der
Pauſe konnte der Mittelläuſer Maurer durch einen wuchtigen
Fernſchuß den ſiegbringenden Treffer buchen. Alemannia, das
an einer mäßigen Läuferreihe krankt, mußte in der zweiten
Halb=
zeit auf den ſchon vorher verletzten Kiemel verzichten.
Schieds=
richter Paulus=Saarbrücken behielt den ſcharfen Kampf zwar in
der Hand, traf aber zahlreiche Fehlentſcheidungen. 1500
Zu=
ſchauer. 7:3 Ecken für Wiesbaden.
SG. Höchſt—VfL. Neu=Iſenburg 0.5.
Es war ein ziemlich einſeitiges Spiel. Die Platzherren
leiſteten den Gäſten nur wenig Widerſtand, und ſo konnten die
Iſenburger eine faſt ſtändige Feldüberlegenheit aufweiſen. Schon
bei der Pauſe lagen die Gäſte nach zwei Treffern von S. Waider
und einem Tor von Dörner 3:0 in Führung. Nach dem Wechſel
waren Eck und Hans Waider noch je einmal erfolgreich. Das
ſehr fair durchgeführte Spiel ſtand unter guter Leitung.
Haſſia Bingen—FC. 03 Langen 3:1 (1:0).
Das Spiel der Gäſte überzengte nicht. Langen ſtellte eine
Mannſchaft, die zwar recht eifrig war, aber ſelten zu einheitlichen
Aktionen kam und nur ein mangelhaftes Zuſammenſpiel
auf=
wies. Bingens Sieg war auf Grund der beſſeren Leiſtungen
vollauf verdient. Nur der ſehr gute Torwart von Langen, der
der bei weitem beſte Mann, ſeiner Elf war, verhinderte eine
höhere Niederläge der Gäſte. Bingen ging in der erſten
Halb=
zeit durch einen von Kett eingeköpften Eckball in Führung. Acht
Minuten nach der Pauſe erhöhte Groß auf 2:0. Eine
Leicht=
ſinnigkeit der Haſſia=Verteidigung verhalf dann Langen zum
Ehrentor, jedoch kennte Bingen fünf Minuten vor Schluß wieder
die alte Tordifferenz herſtellen. Höhn=Mannheim war ein guter
S Liedsrichter.
FSV. 05 Mainz—Wormatia Worms 1:3.
Die Bodenverhältniſſe ließen bei dieſem Spiel ſehr zu
wün=
ſchen übrig, beeinträchtigten aber das Spiel beider Mannſchaften.
Mainz zeigte gutes Feldſpiel, aber kein Schußvermögen. Trotz
ihrer Feldüberlegenheit gingen, die Platzherren in der erſten
Halbzeit leer aus. Dagegen konnte Worms durch Müller, der
ein Mißverſtändnis der Mainzer Hintermannſchaft geſchickt
aus=
wertete, in der 18. Minute die Führung übernehmen. In der
zlveiten Halbzeit kam Wormatia beſſer in Schwung. L. Müller
ſchoß in der neunten Minute nach einem Alleingang das zweite
Tor. Derſelbe Stürmer erhöhte in der 32. Minute auf 3:0,
nach=
dem kurz vorher der Mainzer Verteidiger Dreisbach
ausgeſchie=
den war. Funf Minuten ſpäter konnte dann Lipponer einen
Elfmeter zum Ehrentor für Mainz verwandeln. Wormatias
Sieg war verdient, da die Mannſchaft weſentlich geſchloſſener
ſpielte. Liſt=Stuttgart leitete den von 8000 Zuſchauern beſuchten
Kampf gut.
Union Darmſtadt — SV. 98 Darmſtadt 4:3
Viktoria Urberach — VfR. Darmſtadt . . . 5:1 (3:0)
Polizei=SV. Darmſtadt — FV. Sprendlingen z 1:3 (1:2)
Germania Oberroden — Viktoria Walldorf . 2:0 (2:0)
Germania Pfungſtadt — Sportverein Münſter, 3:1
A=Klaſſe:
Viktoria Griesheim — Eintracht Darmſtadt . . 1:0
Germania Eberſtadt — Sportverein Weiterſtadt . 0:1.
V.f. R. — Piktoria Urberäch 1:5.
Zu dieſem Spiel mußten die Raſenſpieler erſatzgeſchwächt
antreten, ſo daß man ſich ſchon im voraus keine ſonderlich große
Hoffnung machen konnte. Das Reſultat entſpricht durchaus nicht
dem Spielverlauf, denn hatte Urberach in der erſten Hälfte etwas
mehr vom Spiel, ſo konnten die Darmſtädter die zweite Hälfte
drückend überlegen ſein, und nur etwas Pech und ungenaues
Schußvermögen ließen die Darmſtädter zu keinem größeren
Er=
folg kommen, während auf der Gegenſeite man in ſeinen wenigen
Aktionen viel Glück hatte und dadurch überraſchend gut
abſchnei=
den konnte. Beide Mannſchaften befleißigten ſich, ein ſpannendes,
faires Spiel vorzuführen, was für den Schiedsrichter (mit ſeiner
bequemen Spielweiſe) ein großer Vorteil war. Dies war der
letzte Auftakt der Raſenſpieler, und hoffen wir alle, daß der neue
Verein Rot=Weiß, V.f.R., die Mannſchaft ſo zu geſtalten weiß,
daß Erfolge erzielt werden können. Das erſte Debut der
Ver=
einigten findet in 14 Tagen hier gegen Mörfelden ſtatt, worauf
man heute ſchon begreiflicherweiſe mit großer Spannung warret.
Blau=Weiß Jugenheim 1.—Rot=Weiß, V. f. R. 1:7.
Das heute in Jugenheim zum Austrag gekommene Spiel
zwiſchen Blau=Weiß Jugenheim und der alten Rot=Weiß=
Mann=
ſchaft konnte Rot=Weiß mit 7:1 zu ſeinen Gunſten entſcheiden.
Zu bemerken iſt noch, daß Rot=Weiß V. f. R. von jetzt ab in der
B=Klaſſe außer Konkurrenz ſpielt, ſo daß dieſe „Punkte” auf den
offiziellen keinen Einfluß mehr haben.
F. C. Union Darmſtadt — Sp. P. 98 4:3 (3:2).
Man hatte den Unioniſten nach ihrem bisherigen Abſchneiden
in der diesjährigen Verbandsrunde wohl kaum einen Sieg gegen
die 98er zugetraut: Daß er trotzdem zur Wahrheit wurde, iſt um
ſo überraſchender, weil der Sieg verdient war. Selbſt wenn man
berückſichtigt, daß der Platz an der Heidelberger Straße jeder
Gäſtemannſchaft gewiſſe Nachteile bereitet, ſo kann dies das
Ge=
ſamtbild des geſtrigen Spieles nicht verwiſchen. Der Platzverein
verfügte im geſtrigen Spiel über eine weitaus rationellere
Spiel=
weiſe als die Sportvereinsmannſchaft. Insbeſondere konnte der
geſamte Unionſturm gefallen, und zwar durch ſeine weiten
Steil=
vorlagen, durch plötzlichen Flankenwechſel und durch
Entſchloſſen=
heit vor dem gegneriſchen Tor. Es war kein Zufall, daß ſo das
Angriffsquintett der Beſſunger, das in Mühlbach als
Mittel=
ſtürmer ſeinen beſten Mann hatte, vier Tore ſchoß. Gemeſſen an
der Zahl der Torchancen war dieſe Torausbeute gerecht. Weniger
konnte die Hintermannſchaft der Union überzeugen; der große
Eifer dieſes Mannſchaftsteiles machte jedoch manchen techniſchen
Mangel wett. Gut war hier Rückert als linker Verteidiger. Wenn
die Mannſchaftsleiſtung in den weiteren Spielen dieſelbe bleibt,
werden die Unioniſten zweifellos in Bälde ihren Tabellenſtand
weſentlich verbeſſert haben.
Bei den 98ern machte ſich eine ſtarke Unausgeglichenheit der
einzelnen Teile des Mannſchaftsgefüges nachteilig bemerkbar.
Man hatte zuerſt in der Verteidigung ſichtlich Mühe, ſich dem
halbhohen Spiele des Gegners und den Tücken des Bodens
an=
zupaſſen. So hatte der gegneriſche Sturm in kurzer Zeit 3 Tore
erzielt. Als es dann beſſer wurde, begingen die Läufer den
Feh=
ler, zu defenſiv zu ſpielen, ſo daß der Druck nach vorn
vollkom=
men fehlte. Dies mußte wiederm die Entfaltungsmöglichkeit des
Sturmes ſchwächen. Es war alſo ein ziemlich ſchwaches Spiel,
das die Sportvereinler lieferten. Viel trug dazu auch wohl der
Umſtand bei, daß man es mit einem viel ſtärkeren Gegner zu tun
hatte, als man vermutete.
Der Schiedsrichter, ein Herr aus Frankenthal, war dem Spiel
ein objektiver Leiter; er verſtand es, auch dieſen Lokalkampf in
erträglichen Grenzen des ſportlichen Anſtandes zu halten. Der
Spielverlauf war zu Beginn ſenſationell. Union war gleich
ge=
fährlich und konnte nach wenigen Minuten durch Mühlbach in
Führung gehen. Wohl holte Geyer, der einen Strafſtoß von
Müllmerſtadt durch Kopfball verwandelte, den Vorſprung ſofort
wieder auf. Union drängte weiter und erzielt ebenfalls durch
Kopfball und durch Verwandeln einer Flanke in ſchneller
Reihen=
folge den zweiten und dritten Treffer. Noch vor der Pauſe ſkort
Geher zum zweiten Male für die 98er. Die zweite Halbzeit brachte
weſentlich ſchlechtere Leiſtungen. Union erreicht bei einem
gefähr=
lichen Gedränge im gegneriſchen Strafraum durch den
Links=
außen ſein viertes Tor. Erſt kurz vor dem Abpfiff fällt ein
weite=
rer Gegentreffer für die 98er durch Frey.
Sportverein 98 Ligaerſatz — Union Ligaerſatz . 2:1.
1. Jugend — 1. Jugend Pfungſtadt, dort
2:0
2. Schüler — 3. Schüler Sportverein 98 „ . . 3:0
Alle anderen Spiele fielen der ungünſtigen Witterung zum Opfer.
FC. Eintracht — Viktoria Griesheim 0:1 (0:0).
Eintracht verlor in Griesheim ſehr knapp mit vorſtehendem
Reſultat. Auch in dieſem Spiel war abermals wieder das
Schmerzenskind der Sturm, welcher nicht einer ſeiner vielen
Chancen auszunützen verſtand. Sonſt hielt ſich die geſamte
Mannſchaft ſehr gut, beſonders Gebhardt im Tor hatte endlich
wieder einmal einen Glanztag, nur hätte er das eine Tor
un=
bedingt halten müſſen. Zahn ſpielte beſonders gut, er war in
der erſten Spielhälfte einfach nicht zu ſchlagen. Griesheim ſpielte
ſehr eifrig. Der linke Verteidiger war der beſte Mann in der
Mannſchaft. Das Spiel verlief ziemlich ausgeglichen und wickelte
ſich größtenteils in der Mitte des Spielfeldes ab. Das Siegestor
für Griesheim fiel eine Viertelſtunde vor Schluß. Eintracht konnte
trotz aller Bemühungen nicht mehr ausgleichen. Ein Unentſchieden
wäre dem Spielverlauf nach am gerechteſten geweſen. Der
Schiedsrichter leitete ſehr gut, gab aber einen einwandfreien
Hand=Elfmeter für Eintracht nicht.
Die beiden 2. Mannſchaften trennten ſich mit einem 5:2=Sieg
für Griesheim=
Deutſchlands Hockenſieg
in Kopenhagen.
Dänemark wird mit 5:2 (2:0) geſchlagen.
Der erſte Hockeyländerkampf dieſer Saiſon, dem die Aufgabé
zuteil war, das etwas ungünſtige Bild vom Olympiſchen
Hockey=
turnier zu verwiſchen, ſtellte Deutſchland am Sonntag in
Kopen=
hagen einen neuen Gegner gegenüber, mit dem wir bisher noch
keine Länderſpiele ausgetragen hatten. Wohl hatten norddeutſche
Mannſchaften ſchon gegen Dänen geſpielt und meiſt gewonnen,
aber als offizielles Länderſpiel war dieſe Begegnung in
Kopen=
hagen die erſte. Sie fand in Kopenhagen vor 1500 Zuſchauern
ſtatt und brachte Deutſchland den zwar erwarteten, aber doch
nicht ohne Kampf zu erringenden Sieg. Obwohl der ſchwere
und glatte Boden eine genaue Kombination erſchwerte, gab es
von deutſcher Seite ein techniſch hochwertiges Spiel, das
beſon=
ders den Mittelläufer Theo Haag in Hochform ſah. Er ſchoß
allein drei Tore. Der Sieg mußte gegen die ſpielſtarken Dänem
hart erkämpft werden. Obwohl Deutſchland bei der Pauſe 2:0
führte, ließen ſich die Dänen nicht entmutigen und glichen ſogar
aus, ſo daß erſt der letzte Teil des Spiels die Entſcheidung
brachte.
Der Spielverlauf.
Deutſchland kam mit der vorgeſehenen Mannſchaft: Brunner
(Leipziger SC.); Lieckfeldt (Harveſtehude), Wöltje (DHC.
Han=
nover); Irmer (Club zur Vahr Bremen), Theo Haag (SC. 80
Frankfurt), Zander (Berl. SV. 92); Horn (HC. Heidelberg),
Koller (Berl, HC.), Boche, Scherbarth (Berl. SV. 92), Kemmer
(SC. 80 Frankfurt). Die Mannſchaft brauchte nur wenige
Miunten, um ſich mit dem ungünſtigen glatten Boden
abzufin=
den, der das Zuſpiel natürlich ſtark beeinflußte. Schnell im
Schwung, erzwang ſie ſchon in der dritten Minute eine
Straf=
ecke, die Theo Haag zum erſten Tor einſchoß. Dänemark wurde
nun auch beſſer und geſtaltete das Spiel ſehr abwechſlungsreich.
Trotzdem kam der däniſche Sturm ſelten zur Entfaltung, da die
Angriffe gewöhnlich bei der Läuferreihe hängen blieben. Nach
Auslaſſung einiger Torgelegenheiten konnte Scherbarth in der
20. Minute ein zweites Tor einſchlagen, mit dem ſich das
Halb=
zeitergebnis auf 2:0 ſtellte.
Gleich mit dem Wiederbeginn legten die Dänen ein
unge=
mein ſcharfes Tempo vor und hatten nun zehn Minuten lang
eine Sturm= und Drangperiode, in der das deutſche Tor
mehr=
fach in Gefahr war. Die Erfolge der eifrigen Dänen ließen ſich
dann auch nicht vermeiden. Im Anſchluß an eine lange Ecke
machte ſich der Mittelſtürmer, E. Huſted, frei und holte mit
ſcharfem Schlag ein Tor auf. Schon wenig ſpäter brach die
rechte däniſche Flanke durch und der Rechtsaußen konnte mit
einem glücklichen Schlag, den Brunner paſſieren ließ, ausgleichen.
Jetzt war für Deutſchland der Moment gekommen, alles Können
reſtlos einzuſetzen. In vorbildlicher Kombination ſchaffte ſich
der deutſche Innenſturm vor, mit dem Ergebnis, daß Boche
er=
neut Deutſchland in Führung brachte. Auch im weiteren
Ver=
lauf des Spieles behielt Deutſchland immer mehr vom Kampf,
obwohl auch die Dänen mit ihrem gefährlichen linken Flügel
ſehr oft gefährliche Situationen zu ſchaffen verſtanden. Aber der
Kampf war bereits entſchieden. Theo Haag führte auf einen
blitzſchnellen Freiſchlag das vierte Tor her und verwandelte
dann kurz vor dem Abpfiff eine Strafecke zum fünften Treffer.
Die deutſche Elf war ſehr gut.
Einen Verſager hatte die Mannſchaft nicht, vielmehr waren
alle elf Spieler auf dem Poſten. Ein Sonderlob für ſeine
über=
ragende Leiſtung gebührt Theo Haag, der geiſtiger Führer der
Mannſchaft war. Irmer hatte einen ſchweren Stand gegen die
linke däniſche Seite. Im Sturm bemerkte man viel Innenſpiel,
das dank des guten Verſtändniſſes zwiſchen Boche und ſeinen
Nebenleuten Erfolg brachte. Bei den Dänen war der Torwart
der beſte Mann, der in der zweiten Halbzeit eine Reihe von
ſchweren Schüſſen zu meiſtern hatte. Läufer und Stürmer waren
nicht ſchnell genug, um ſich gegen das überlegene Spiel der
Deut=
ſchen durchſetzen zu können. Sehr gut arbeitete die Verteidigung.
Im Allgemeinen fehlte es den Dänen noch an techniſcher Reife.
Motorſport.
Der letzte Lauf zur deutſchen Motorrad=
Straßen=
meiſterſchaft.
Rundſtreckenrennen bei Königsbrück.
Soenius=Köln auf BMW. fährt die ſchnellſte Zeit des Tages.
Der Kampf um die Deutſche Motorrad=Straßenmeiſterſchaft 1928
erreichte mit dem letzten Rennen, das auf einer 10 Kilometer langen
Strecke bei Königsbrück ausgetragen wurde, ſein Ende. Die
veranſtal=
tende Landesgruppe des DMV. Sachſen hatte für eine gute
Organi=
ſation geſorgt, und da das Wetter nichts zu wünſchen übrig ließ,
nah=
men die Rennen einen ungetrübten Verlauf. Leider hatte es aber
vor=
her einen bedauerlichen Unfall gegeben. Der Dresdener Bocktenk ſtürzte
beim Training ſo ſchwer, daß ihm das linke Bein bis zum Knie
ab=
geriſſen wurde. Trotz der komplizierten Verletzung hoffen die Aerzte,
Bocktenk am Leben erhalten zu können.
Der letzte Mannſchaftslauf führte über 200 Kilometer, die zehn
Kilometer lange Strecke war alſo zwanzigmal abzufahren. In den
fünf Kategorien ſtellten ſich insgeſamt 32 Fahrer dem Starter, die
klaſ=
ſenweiſe in Abſtänden von einer Minute, zuerſt die ſchweren, dann die
leichten Maſchinen, auf die Reiſe geſchickt wurden. Die intereſſanteſten
Kämpfe ſpielten ſich in der 500er Klaſſe ab. Hier hatte zunächſt Soenius=
Köln die Spitze vor Zündorf (DKW.) und Stegmann=Neuölsnitz (D.=
KW.). Dann ging Stegmann vorübergehend in Führung, wurde aber
bald wieder von Soenius abgelöſt, der das Nennen knapp gegen
Zün=
dorf und Stegmann gewann. Soenius fuhr mit 101.1
Stundenkilo=
meter die ſchnellſte Zeit des Tages; die ſchnellſte Runde wurde für
Steg=
mann mit 109,3 Kilometer gezeitet.
Die beiden kleinſten Klaſſen ſahen die Marke „DKW.” in Front,
In der 350er Kategorie fuhr der Kölner Pätzold (Sunbeam) einen
überlegenen Sieg heraus, während in der ſchwerſten Klaſſe Schott=
Ber=
lin auf BMW. ſiegreich blieb.
Meiſterſchaftsläufe über je 200 Kilometer.
bis 175 ccm: 1. Geiß=Pforzheim auf DKW. 2:10.18 Std. (89,3
Durch=
ſchnitt); 2. Friedrich=Chemnitz auf DKW. 2:15.26 Std. — Drei
geſtartet, einer am Ziel.
bis 250 ccm: 1. Sprung=Zſchopau auf DKW. 2:11.49 Std. (88,3
Durch=
ſchnitt); 2. Winkler=Chemnitz auf DKW. 2:21.53 Std. — Zwei
geſtartet, zwei am Ziel.
bis 350 ccm: 1. Pätzold=Köln auf Sunbeam 2:09.08 Std. (90 Kilometer
Durchſchnitt); 2. Frentzen=Köln auf UT. 2:14.55 Std.; 3. Ernſt=
Breslau auf AJS. 2:16.22 Std. — 14 geſtartet, ſieben am Ziel.
bis 500 ccm: 1. Soenius=Köln auf BMW. 1:55.08 Std. (101,1
Stunden=
klm.), ſchnellſte Zeit des Tages; 2. Zündorf=Köln auf DKW.
1:55.40 Std. 3. Stegmann=Neuölsnitz auf DKW. 1:56.03 Std.
Zehn am Start, ſechs am Ziel.
über 500 ccm: 1. Schott=Berlin auf BMW. 2:05.10 Std. (93 Stundenz
kilometer). Drei geſtartet, einer am Ziel.
Offene Rennen über je 120 Kilometer.
bis 250 ccm: 1. Markweg=Freiberg auf DKW. 1:30.44 Std., 2. von
Kappherr=Dresden auf Dunelt 1:36.21 Std.
bis 350 ccm: 1. M. Neuber=Neukirchen auf AJS. 1:21.52 Std., 2. E.
Sonneck=Dresden auf AJS. 1:21.50 Std.
bis 500 ccm: 1. Trepte=Liebſtadt auf AJS. 1:21.17 Std., 2. Hentſchke=
Senftenberg auf BMW. 1:30.40 Std.
über 500 ccm: 1. Zaſpel=Freiberg auf Viktoria 1:19.39 Std., A. Hempel
Dresden auf AJS. 1:20.20 Std.
Nummer 294
Montag, den 22. Oktober 1928
Geite 7
Handball.
Zußballſportverein Frankfurt — Sportverein1898
3:2 (2:1).
Vom Sportverein 98 geht uns folgende Darſtellung zu:
Wenn je ein Spiel durch einſeitige
Fehlentſcheidun=
gen eines energiſch ſein wollenden Schiedsrichters zu=
(unſten einer Partei entſchieden wurde, dann war das bei
obigem der Fall, und der eindeutig ſtark Benachteiligte war der
Sportverein 1898 Darmſtadt. Der Schiedsrichter, ein Herr
Mar=
fuart aus Eßlingen bei Stuttgart, zerpfiff das flotte Spiel
voll=
ſtändig; er leiſtete ſich derart kraſſe Fehlentſcheidungen, daß man
hm einen guten Willen nicht mehr zubilligen kann. In dieſer
Nichtung bewegten ſich auch die Aeußerungen eines anweſenden,
naßgebenden Behördemitgliedes; dies ſei nur erwähnt, um dem
Verdacht einer einſeitigen Veurteilung entgegenzutreten.
Wie=
diele Angriffe des Darmſtädter Sturmes, und nur des
Darm=
jädter Sturmes, brachte ſein völlig unangebrachtes Pfeifen zum
Ttillſtand! Wie oft ahndete er die regelrechteſte Abwehr der
Darmſtädter Hintermannſchaft mit völlig unberechtigten
Straf=
vürfen, derart, daß die Verteidiger und Läufer nicht mehr
an=
ugreifen wagten! Erbeſtrafte eine Härte im Spiel
die beiderſeits nicht vorhanden war. Mit dieſer
vernichtenden Kritik des Schiedsrichters iſt eigentlich ſchon eine
Fritik des ganzen Spieles gegeben. Es war belvundernswert,
vie trotz aller dieſer widrigen Umſtände, zumal noch auf einem
Platze, den fußhoher Schlamm bedeckte, ein derart ſchnelles und
lnſſiges Spiel, wenn au=h nur zeitweiſe, möglich war. Auf der
inen Zeite der Rieſeneifer der kompletten Fußballvereinself,
auf der anderen die reifere Spielkultur der 98er, deren flüſſiges
Spiel entweder im Schlamm ſtecken blieb, oder, wie oben erwähnt,
der Pfeiſe des Schiedsri kters zum Opfer ſiel. Die Frankfurter
Mannſchaft leiſtete Ungeheures: beſonders Jrion im gegneriſchen
Tore war nicht zu ſchlanen. Demgegenüber war das Spiel der
Darmſtädter auf geſohnier Höhe, ſoweit man überhaupt bei
der=
artigen Mißverhältniſſen (Boden, Schiedsrichter!) von Höhe
ceden kann. Unbedinate Anerkennung verdienen der Eifer der
Jeſamtmannſchaft, mit dem ſie immer und immer wieder ihre
Angriffe nach vorne trug, und die Ruhe, mit der ſie all das viele
Inrecht über ſich ergehen ließ.
Noch einiges zum Spiele ſelbſt: In den erſten 15 Minuten
ſeiderſeits ein Höllentempo. „Jede Partei ſucht das erſte Tor zu
rzielen. Bombenſchuſſe von Fuchs, Allvohn und Fiedler macht
Frion in hervorragender Weiſe unſchädlich. Ebenſo arbeitet
ein Gegenuber, Trautwein, doch hat er leichtere Arbeit zu
ver=
ihten In der 14. Minute geht Frankfurt in Führung; ein
Pfoſtenſchuß prallt von Trautwein ab ins eigene Tor. 4
Minu=
en ſpäter fällt der Ausgleich durch Fuchs, der einen der vielen
aſchen Kombinationszüge des Darmſtädter Sturms durch
un=
ſaltbaren Flachſchuß abſchließt. Wieder einige Minuten ſpäter
ſelingt es dem Frankfurter Rechtsaußen durch tuchtigen
Hoch=
burf, das Führungstor zu erzielen. Halbzeit 2:1 für Frankfurt.
Kach Halbzeit fällt vom Anſpiel weg für Darmſtadt der erneute
lusgleich durch Freund, der einen Prachtſchuß, für Irion nicht
rreichbar, hoch in die Ecke placiert. Der Kampf wogt auf und
b. Darmſtadt hat weit mehr vom Spiel als Frankfurt, iſt aber
om Pech oder vom Schiedsrichter verfolgt. Ein typiſches
Bei=
diel: Werner, allein auf weiter Flur, nur noch Irion vor ſich,
ekommt von rückwärts eine weite Vorlage; er bückt ſich, um den
or ihm in den Schlamm gefallenen Ball aufzunehmen und
un=
ehindert ins Tor zu ſetzen. Da pfeift der Schiedsrichter wegen
ngeblichen „Fußes” ab. Der nachfolgende Freiwurf für
Fuß=
allſportverein bringt dieſen wieder aus einer ſeiner vielen
eiklen Situationen. 3 Minuten ſpäter kann der gegneriſche
albrechte einen ſeiner gefährlichen Rückhänder anbringen.
portverein 1898 muß ſich, 3.2 geſchlagen bekennen, wenn auch
öllig unverdient Dies ater!
Untere Handballmannſchaften des Sportvereins 98.
Liggerſatzmannſchaft — Ligaerſatz Mainz 05 . . . 7:0.
1a Jugend — 1. Jugend Griesheim
„. 15:0.
1b Jugend — 1. Jugend Germania Babenhauſen . . 9:1.
2a Jugend — 3a Jugend
.. . 6:2.
2b Jugend — 1. Jugend Arheilgen 0:3.
1. Schüler — 1. Schüler Mainz 05 „ 1:0.
Rot=Weiß, P. f. R. — Polizei=Sportverein
Darmſtadt 1:6.
Die von manchem Optimiſten erhoffte Revanche iſt den
kot=Weißen nicht gelungen. Nachdem feſtſtand, daß Rot=Weiß
7. f. R. ohne Förſter und Schulz antrat und auch Bitſch ſich
in=
ilge ſeiner Verletzung größte Schonung auferlegen mußte, war
n einen Sieg nicht mehr zu denken. Die Niederlage wäre aber
rutz dieſer Nackteile nicht 1:6 ausgefallen, wenn die Platzbeſitzer
iht wieder einen ihrer Beſten infolge Verletzung verloren
ätten und ſaſt die ganze Spielzeit, nur mit 10 Mann hätten
urchführen müſſen. Rettig wurde, am Boden liegend,
urch einen Tritt an den Kopf verletzt und mußte
eſpußtlos vom Platze getragen werden. Gott ſei Dank erwvies
ih die Verletzung nicht als eine Gehirnerſchütterung, ſodaß die
erbeigerufene Sanitätswache nur vorübergehend einzugreifen
rauchte. Für Förſter ſpielte Merz in der Verteidigung. Sein
roßer Eifer war anzuerkennen, er konnte jedoch Förſter nicht
ollwertig erſetzen. Not=Weiß V. f. R. ſpielte mit großer
Hin=
abe. Angefeuert durch das zahlreiche Publikum, vollbrachte
var mancher Spieler Glanzleiſtungen, die Poliziſten waren
doch nicht zu ſchlagen; ſie ließen den Rot=Weißſturm nicht zum
huſſe kommen. Allerdings hatten ſie auch durch das ſchlechte
uſpiel der Platzbeſitzer, die ſich manche Chance verdarben, leichte
rbeit. Das Spiel ſelbſt war aufregend und ſpannend und im
elde durchaus offen. Rot=Weiß V. f. R. hielt das Reſultat
ſuige Zeit 1:0. Nachdem Rettig verletzt war, ſtürmten die
Poli=
ſten mit 6 Mann und erzieltem durch dieſe Ueberlegenheit
nach=
nander 5 Tore. Zehn Minuten vor Schluß kamen die
Platz=
eſitzer zum verdienten Ehrentor. Ein verwandelter 13 Meter=
Jurf wurde wegen Formfehler nicht gegeben.
Während des Spieles trafen die Waldläufer des
gleich=
itig ausgetragenen Herbſtwaldlaufes ein, was ſtörend und
ab=
nikend wirkte. Der Start hätte ſo erfolgen müſſen, daß die
äufer vor dem Spiel oder während der Pauſe eingetroffen
ſären. — Die Jugend= und Schüler=Handballmannſchaften des
lot=Weiß V f. R waren ſpielfrei. Die zweite aktive Mannſchaft
rat gegen eine komb. Paddler= und Schwimmermannſchaft an
ud gewann nach verteiltem Spiel durch ihre beſſere
Stürmer=
iſtungen 5:0.
Der Schiedsrichter, ein Herr aus Kaiſerslautern, war
reich=
chkleinlich, ängſtlich und nervös, aber gerecht.
Handball=Ergebniſſe.
Süddeutſchland.
Verbandsſpiele.
ruppe A. Main=Heſſen:
F. S.V. Frankfurt — S.V. Darmſtadt 98
3:2.
Pol. S. V. Darmſtadt — Rot=Weiß Darmſtadt
6:1.
V.f.B. Friedberg — S. S.V. Frankfurt
„ 1:6.
V.f.R. Schwanheim — Sp.Vg. Arheilgen . . . . 10:1.
ruppe B Main=Heſſen:
Pol. S. V. Worms — Wiesbadener S.C. . .. . 6:0.
Wormatia Worms — F. S.V. Mainz 05
. 2:0.
Germania Wiesbaden — S.V. Wiesbaden , z 0:10.
Pol.S.V. Wiesbaden — Mainz=Kaſtel 06 12:2.
Gruppe Nordbayern:
Bar Kochba Nürnberg — Pol. S.V. Nürnberg . s 5:5.
Franken Nürnberg — S.V. 27 Nürnberg . .
4:3.
Sp. Vg. Fürth — Nürnberger S.C. . . 7:1.
Gruppe Südbayern:
D. S. V. München — S. V. 1860 München . . 4:1.
Jahn München — V.f.R. Heidenheim . . 1:1.
F. V. Ulm 94 — Schwaben Ulm . . . . 3:1.
Gruppe Württemberg:
Normannia Gmund — Stuttgarter Kickers = 0:10.
Sp.R. Reutlingen — V.f.B. Stuttgart . .. „ 8:1.
Gruppe Saar, Abteilg. 2:
Boruſſia Neunkirchen — Phönix Kaiſerslautern . . 14:0.
Meiſterklaſſe.
Auch am zweiten Spielſonntag zeigte Sprendlingen eine ſehr
gute Leiſtung durch ſeinen einwandfreien Sieg mit 6:2 über
Eberſtadt. Die Vorſchau ſagte ſchon, daß der große Platz leicht
zum Verhängnis werden kann, und man darf geſpannt ſein, wie
die anderen ſpäter abſchneiden. Für Eberſtadt iſt es
verwunder=
lich, da ſich beide Mannſchaften ſchon jahrelang kennen. Schuld
an der hohen Niederlage war der Umſtand, daß Sprendlingen
gegen Schluß der erſten Hälfte raſch drei Tore ſchießen konnte.
Von Anfang an war das Spiel nämlich ausgeglichen. Dann
ſtand es 2:1 für Sprendlingen und nun ließ ſich Eberſtadt mit
drei Toren überraſchen, ſo daß die Halbzeit bereits ein Ergebnis
von 5:1 ſah und ein Sieg für Sprendlingen ſchon ſicher ſtand.
In der zweiten Hälfte raffte ſich Eberſtadt auf und zeigte auch
ein gleichwertiges Spiel. Für jede Seite wurde noch ein Tor
erzielt und Sprendlingen hatte 6:2 geſiegt. Ueber das Spiel
ſelbſt iſt zu ſagen, daß Sprendlingen nicht auf die faulen
Mätz=
chen Eberſtadts einging und ſich dadurch ein Lob verdiente. —
Arheilgen iſt weiter in Front! Es ſiegte in Wolfskehlen klar
mit 5:0. Als Arheilgen den Platz betrat und Wolfsdehlen mit
drei Erſatzleuten kam, für die Beſten, konnte man den Ausgang
ſchon vorausſehen. Trotzdem hielt ſich Wolfskehlen gut und
wäre auch zu Toren gekommen, wenn Arheilgens Tormann
nicht ſo gut geweſen wäre. Wegen Verletzung mußte ein
Wolfs=
kehler ausſcheiden. Arheilgens Sturm überzeugte durch fünf
ſchöne Tore. — Neu=Iſenburg — Bensheim 2:4. — Das
Finanz=
amt in Darmſtadt erlebte ſchon wieder eine rieſige
Ueber=
raſchung. Die Turngemeinde verlor gegen Bickenbach 2:5. Von
jeder Partei mußten 2 Spieler vom Platze; das Spiel war hart.
Die größte Ueberraſchung aber kommt aus Groß=Gerau, wo
Nauheim 3:2 ſiegte. Von Anfang an verteiltes Spiel, bis
Nau=
heim, zweimal am Kreiſe freiſtehend ſchießt und auch zwei Tore
erzielt; eine gute Leiſtung wegen der ſonſt guten Groß=Gerauer
Verteidigung. In der zweiten Hälfte aber ein ganz anderes
Bild. Groß=Gerau drückt wäichtig, belagert vegelrecht das
Nau=
heimer Tor; doch durch die zahlenmäßig ſtarke Verteidigung der
Nauheimer war einfach nicht durchzukommen. Alle Bälle, die
doch aufs Tor gingen, hielt Nauheims Torhüter, der auch für
den glücklichen Sieg verantwortlich zeichnet. Beſſungen konnte
ſeinen ſchweren Gang nach Walldorf mit 3:2 ſiegreich geſtalten.
Tgde. Darmſtadt 1. — Tv. Bickenbach 1. 2:5 (2:3).
Zum fälligen Verbandsſpiel der Meiſterklaſſe trafen ſich
obige Mannſchaften auf dem Platz am Finanzamt. Bereits
in der erſten Minute gehr Tv. Bickenbach durch Strafwurf in
Führung. In der zwölften Minute läuft der Darmſtädter
Halbrechte frei und ſchießt unbehindert das Ausgleichstor.
Wiederum legt Bickenbach ein Tor vor. Noch einmal holt
Darm=
ſtadt den Ausgleich, aber in der letzten Minute der erſten
Halb=
zeit ſchießt der Bichenbacher Mittelſtürmer Nr. 3. Die bereits in
der erſten Halbzeit gezeigte Ueberlegenheit der Gäſte wird in der
zweiten Halbzeit noch drückender. Ein 13=Meter=Wurf des
Halb=
linken bringt das vierte Tor für Bickenbach. Darmſtadt hat
ebenfalls Gelegenheit, durch 13 Meter ein Tor aufzuholen, der
Ball wird jedoch gehalten. Im Gegenvorſtoß fällt das fünfte
Tor für Bickenbach. Bis zum Schluß gelingt keiner Partei ein
Torerfolg mehr, ſo daß das Spiel mit einem verdienten 5:2=Sieg
für Bickenbach endigt.
Tv. Walldorf 1. — Tgde. Beſſungen 1. 2:3 (1:1.)
Tief hängende Wolken, hoch hängende Trauben, trotz Regen
leidliche Stimmung während der Fahrt nach Walldorf waren
die äußeren Kennzeichen, wenn es auch im Innern der Beſſunger
Handballer mehr wie gemiſcht ausſah. Es wird wohl allen
An=
hängern des Handballſports innerhalb unſeres Gaues kein
Ge=
heimnis ſein, daß Walldorf mit zu den ſpielſtärkſten Gegnern
gehört. Wenn auch der Dabellenſtand etwas anderes
auszu=
drücken ſcheint, ſo wird die Tatſache beſtehen bleiben, daß Punkte
in Walldorf erkämpft ſein wollen. Den Beſſungern war das
Glück demnach gut geſinnt. Der Sieg war verdient.
Walldorfs Mannſchaft äußerſt flink, mit einem glänzenden
Zuſammenſpiel, großer Eifer, aber durchhalten. Beſſungens
Hintermannſchaft, wie in den letzten Spielen, immer ſtabil, aber
aufgeregt. Die Außenläufer gut, der Mittelläufer weniger
be=
friedigend. Im Sturm dürfte der Wechſel von den beiden
lin=
ken Spielern eine größere Durchſchlagskraft hervorbringen. Sonſt
zeigte die Mannſchaft wirklich ſehr gutes, iſt auch in
kamerad=
ſchaftlicher Beziehung, dem erſten Grundſatz im Turnen und
Sport, glänzend. Bei Beſtändigkeit ſollten weitere Siege kaum
ausbleiben. Schiedsrichter einwandfrei und energiſch.
2. Mannſchaft gegen Tv. Langen 3:5. Langen körperlich
überlegen, ſonſt beide Mannſchaften gut.
Jugend gegen Tv. Sprendlingen 1:1. Eine wirklich
annehm=
bare Leiſtung der ſehr erſatzgeſchwächten B. Leider nur
Freund=
ſchaftsſpiel, da der Pfeifenmann nicht erſchienen war.
Gaugruppenklaſſe.
Tſchft. Griesheim — Tv. Groß=Umſtadt 6:1.
Beide Mannſchaften zeigten den wenigen Zuſchauern ein
recht ſchönes, ſehr anſtändiges Spiel, das baum den Charakter
eines Punkteſpieles trug. Daß die alte, erfahrenere Mannſchaft
aus Griesheim gewann, iſt an der Ordnung. Sie gewinnt
im=
mer mehr an Beſtändigkeit und der Sturm verſtand ſich
wenig=
ſtens in der erſten Halbzeit tadellos. Allerdings iſt noch eine
große Schußunſicherheit feſtzuſtellen, was in den kommenden
Spielen unbedingt beſeitigt werden muß. Der Gegner von Gr.=
Umſtadt hat ſeit dem Vorjahre ſchon viel gelernt und lieferte in
der zweiten Hälfte den Griesheimern ein faſt ebenbürtiges Spiel.
Der Sturm allerdings iſt noch nicht einheitlich und konnte kaum
den Griesheimern gefährlich werden. Immerhin hat ſich die gut
veranlagte Mannſchaft der Groß=Umſtädter ſehr zu ihren
Gun=
ſten verändert und hinterließ in Griesheim einen guten
Geſamt=
eindruck. Schiedsrichter Hartmann (Seeheim) wie immer
rechſt gut.
Jugendklaſſe: Tſchft. Griesheim — Tv. Büttelborn 7:0.
A.=Klaſſe.
Worfelden 1. — Griesheim 2. 12:1. Die Gäſte erſchienen
nur mit 9 Mann; für das Spiel ſelbſt ſpricht das Ergebnis. —
Pfungſtadts Zweite ſpielte in Egelsbach und konnte ein
Unent=
ſchieden (2:2) mit nach Hauſe bringen. Egelsbach ſcheint
nach=
gelaſſen zu haben. Seeheim—Tgſ. Darmſtadt 2:5.
Tv. Seeheim 1. — Tgſ. 1875 Darmſtadt 1. 2:5 (2:2). (A=Klaſſe.)
In der erſten Viertelſtunde iſt Seeheim überlegen und konnte
zweimal erfolgreich einſenden. Bis zur Halbzeit jedoch kommt
Darmſtadt gut auf und mit 2:2 Toren geht es in die Pauſe. Nach
der Kalbzeit iſt Darmſtadt immer tonangebend: 3 weitere Tore
ſtellen den Sieg ſicher,
B=Klaſſe.
Zwingenberg — Bensheim 2:0 (1:0). Der Platzverein
konnte das ganze Spiel überlegen geſtalten und es wäre
zahlen=
mäßig noch höher ausgefallen, wenn Bensheims Verteidigung
nicht ſo gut geweſen wäre. Roßdorf 1. — Tgſ. Darmſtadt 2.
13:1. Der Sieger war nicht nur körperlich, ſondern auch techniſch
überlegen. Bis Halbzeit hieß es ſchon 4:0. Kurz vor Schluß
ſchoſſen die Darmſtädter ihr Ehrentor, das wegen der
Aufopfe=
rung verdient war. Arheilgen 2. — Tgde. Darmſtadt 2. 2:5.
Wallerſtädten 1. — Gernsheim 1. 7:2. Von Anfang ſpielten beide
Parteien gleich auf Sieg und bei der körperlichen Ueberlegenheit
des Gaſtes ahnte man nicht, daß das Spiel dieſen Ausgang
neh=
men würde. Wallerſtädten erſetzte aber das Fehlende durch Eifer
und Technik, ſo daß das Ergebnis gerechtfertigt iſt.
C=Klaſſe.
Die Eiſenbahner Erſte ſoll in Heppenheim 2:4 verloren
haben, während die Zweite daheim gegen Gernsheims 2. bei
flottem und anſtändigem Spiele 5:1 ſiegte.
Jugend: Pfungſtadt — Auerbach 1:1; Wallerſtädten —
Wolfskehlen 1:4: Tgſ. Darmſtadt — Arheilgen 0:12;
Sprendlin=
gen — Beſſungen 1:0.
Tgf. 1875 3. — Urberach 1. 0:6. (C=Klaſſe.)
Darmſtadt ſpielt mit nur acht Mann, wodurch obige
Nieder=
lage erklärlich iſt.
Die Jugendmannſchaft der Tgſ. 1875 wurde von den flinken
Arheilgern 0:12 überfahren.
Boxen.
Amateurboxkämpfe in Wiesbaden.
Der Wiesbadener Boxclub hatte mit ſeinem erſten
Kampf=
abend einen vollen Erfolg. Den ca. 400 Zuſchauern wurde im
Paulinenſchlößchen zeitweiſe erſtklaſſiger Sport geboten. Eine
ganz ausgezeichnete Figur machte wieder der Wiesbadener
Leichtgewichtler Zündorf, der ſeinen Gegner, Röder
(Sparta Frankfurt), überlegen nach Punkten abfertigte. Im
Halbſchwergewicht zwang Meier=Singen den Offenbacher
Ri kel in der dritten Runde zur Aufgabe. Eine beachtenswerte
Formverbeſſerung wies der Darmſtädter
Schwergewicht=
ler Trumpfheller auf, der dem Koblenzer Koch derart zuſetzte,
daß der Ningrichter bereits in der zweiten Runde den Kampf
zugunſten des Darmſtädters abbrach. Willand (Frankfurter TV.)
ſtellte ſeine aute Form erneut unter Beweis, indem er den
Wies=
badener Stadtmeiſter im Fliegengewicht Kratzenberg
knapp. aber ſicher nach Punkten abfertigte. Die übrigen
Rahmen=
kämpfe brachten folgende Ergebniſſe:
Papiergewicht: Dolfer=Wiesbaden gegen Blos=Mainz
un=
entſchieden. Neugebauer=Wiesbaden ſchlägt Rügner=Darmſtadt
überlegen nach Punkten.
Miſchgewicht: „Mitzel=Mainz ſchlägt den unter einer alten
Verletzung leidenden Frankfurter TV. 60er Langmann überlegen
nach Punkten. Zimmermann=Rüſſelsheim ſiegr über den
Neu=
ling Bächli=Singen haushoch nach Punkten.
Federgewicht: Erler (Bockenheimer Tamd.) ſchlägt Brand I.=
Wiesbaden klar nach Punkten.
Weltergewicht: Eckert=Mainz ſiegt über Zickwolf=Offenbach
nach Punkten.
Pferdeſport.
Gladiatoren=Rennen im Grunewald.
Oleander ſiegt nach ſenfationellem Verlauf.
Nun hat Oleander nach dem Hoppegarten=Jubiläumspreis, den
Großen Preiſen von Wien und Berlin auch das Gladiatoren=Rennen
an ſich bringen können und ſeine Ausnahmeklaſſe unter den deutſchen
Vollblütern aufs neue beſtätigt. Unter ungünſtigen gewichtlichen
Be=
dingungen zog der Heros der deutſchen Vollblutzucht in den Kampf.
Die Umſtände, unter denen dieſer Sieg errungen wurde, ſtempeln das
Gladiatoren=Rennen 1928 zu einem ſenſationellen Ereignis in des
Wortes wahrſter Bedeutung. Der trübe, regneriſche Tag konnte die
Tauſende nicht abhalten, den Weg nach dem Weſten einzuſchlagen; doch
war es nicht der Rieſenbeſuch des Vorjahres, als Oleander im gleichen
Rennen über Serapis nach Kampf triumphierte. Das Geläuf war
ſchwer und ſtellte damit das erſte, nicht zu unterſchätzende Handicap für
Oleander dar, der die 2800 Meter unter einer abſolut hohen Bürde
abſolvieren mußte. Für die 41000 Mark wurden ſchließlich noch alle
zehn im Rennen verbliebenen Pferde geſattelt, die ſich im Führing
einer letzten Muſterung unterziehen laſſen mußten. Von Oleanders
Pariſer Verletzung war nichts mehr zu ſehen. Der Hengſt präſentierte
ſich friſcher denn je, dann fielen weiter Aditja, der mächtige Ferro und
der trockene und drahtige Serapis vorteilhaft auf. Im kurzen Galopp
ging es zum 2400 Meter=Start, und ſchon wenige Schritte weiter gab
es ein allgemeines Ab über die Bahn. Melkat behauptete bis kurz vor
den Tribünen die Spitze, mußte dann aber Ferro paſſieren laſſen, der
in ſo windender Fahrt führte, daß ſich um den Bogen nach der Tribüne
das Feld weit auseinanderzieht. Melkat, Geranium, Aditja, Lampos
und Avee Dieux blieben auf den vorderen Plätzen, und den Schluß
machte Aurelius hinter Oleander und Serapis. In der Gegenſeite bis
zum Stallbogen hinauf änderte ſich an der Placierung nichts. Nur
Aditja und Lampos rückten etwas auf. Nach dem Stallbogen
verſchwin=
der Geranium aus der Spitzengrupe, während Serapis und Oleander
ihren Platz ſchnell verbeſſern. Hinter Ferro, Melkat, Aditja und
Lam=
pos, zuſammen mit Seripas, biegt Oleander in die Gerade. Hier macht
ſich Ferro auf mehrere Längen frei, während der Oppenheimer an der
Innenſeite neben Serapis feſtſitzt. Außen marſchiert Aditia, Melkat
und Lampos folgen geſchlagen zurück. Endlich hat Varga mit Oleander
freie Bahn, aber Ferro liegt Mitte der Geraden noch vier Längen vor
dem Favoriten. Schon beginnen Rufe „Der Favorit geſchlagen” laut
zu werden, doch Varga und der treu auf jede Aufforderung reagierende
Oleander gaben das Spiel noch nicht verloren. Bald iſt Aditja
er=
reicht und überholt, dann zeigt Ferro Zeichen von Ermüdung. Immer
mehr ſchiebt ſich Oleander heran. Die Erregung der Maſſen iſt auf
dem Siedepunkt angelangt. Das Publikum raſt vor Begeiſterung. Eine
halbe Länge, ein Kopf ſind es noch, die Oleander vom Sieg trennen,
und ganz kurz vor dem Ziel hat er es geſchafft. Oleander hat den um
acht Pfund begünſtigten Derbyſieger von 1926 um einen Kopf
geſchla=
gen. Eine Länge dahinter endet Aditja vor Serapis, Avec Dieux und
dem aufgelöſten Reſt mit Lampos an der Spitze. Der Beifall über
den großartigen Verlauf des Endkampfes findet kein Ende, wobei auch
Bleuler und Ferro ihren Teil abbekommen. Die Zeit des Rennens von
3:16.1 Min. entſpricht dem tiefen Geläufe. Wie wir hören, wird
Ole=
ander auch im nächſten Jahre noch im Training bleiben. Eine echte
Publikumsnummer ſtand mit dem Verloſungsrennen an. Der Zufall
wollte es, daß wie im Vorjahre Marivedis ſiegreich blieb. Das
Glücks=
los befand ſich im Beſitze einer Beſucherin des erſten Platzes, die
freude=
ſtrahlend die 1500 RM. in Empfang nahm.
Preis von Seddin; 3000 Mark, 1000 Meter: 1. Alb. Schlaefkes
Moſſuk (O. Schmidt), 2. Gaſſenjunge, 3. Burggraf. Ferner liefen:
Neuer Ulſter, Chikoi, Edu, Dias, Aſter, Orchilla, Roxane, Lea. Tot.
25, Pl. 14, 39, 33:10. ½ Lg.—Hals.
Preis der Rehbrücke; 4100 Mark, 1200 Meter: 1. O. Blumenfeld
und R. Samſons Ferrara (Viſek), 2. Laetitia, 3. Araber. Ferner:
Reichstag, Fürſt Emmo, Aſſuan, Maraviglia, Heimatliebe,
Friedrichs=
hafen, Tanit, City, Eisbraut, Aeolus. Tot. 195, Pl. 37, 62, 47:10.
½—½ Lg.
Preis von Saarmund: 4100 Mark, 1600 Meter: 1. G. Butzkes
Sem=
per idem (Dreißig), 2. Iſlam, 3. Pallas. Ferner: Hartſchier,
Sigel=
gahela, Lago, Sandoval, Finſterahorn, Burgwart, Burgbrohl, Runkler,
Mignon. Tot. 68, Pl. 23, 21, 34:10. Kopf—1 Lg.
Preis von Nowawes: 4100 Mark, 1400 Meter: 1. A. u. C. v.
Wein=
bergs Fides (Otto Schmidt), 2. Tiber, 3. Hauptmann. Ferner: Kanz=
GladiatorenRennen; 41000 Mark, 3800 Meter: 1. Frhr. S. A
von Oppenheims Oleander (L. Varga), 2. R. Haniels Ferro (Bleuler
3. Aditja (Huguenin), 4. Serapis, 5. Avee Dieux. F.: Aurelius, Lam
pos, Geranium, Normanne, Melkart. Tot. 17, Pl. 12. 17, 21:10. Ko.
bis 1—4 Lg.
Verlofungs=Rennen; 6000 Mark, 1600 Meter: 1. W. Thiedes Ma
rabedis (Lewicki), 2. Florian, 3. Hörſelberg. Ferner: Mumm, Groſe
Nom, Feinsliebchen, Tarnhelm, Meye, Kataſtrophal, Griff, Graziell
Tot. 112, Pl. 31, 2, 40:10. 1—2 Lg.
Preis von Kartzow; 3000 Mark, 1800 Meter; 1. Geſtüt Raven
bergs Bundestreue (O. Schmidt), 2. Gilgameſch, 3. Pjotr. Ferner
Eisläufer, Mydear, Ferne, Pagode, Oreſtes, Chriſtinchen, Nutria, Har
Thoma, Morgenſtern, Erinnerung. Tot. 135, Pl. 36, 24, 20:10. 11
Lg.—Kopf.
Seite 8
Freunde d. Darmſt. Realanſtalten
Donnerstag, den 25 Oktober, abds. 8 Uhr,
ſpricht im Feſtſaal der
Ludwigsoberreal=
ſchule (Kapellplatz
Herr Studienrat Dr. Grimm über:
Spanien (mit Lichtbildern)
Unkoſtenbeitrag erwünſcht.
(*2 493
Wir bitten die Elternſchaft der Schule und
unſere Mitglieder um rege Beteiligung.
Der 1. Vorsitzende
Studienaſſeſſor Hanns Kraft.
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