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cnzelnummer 10 Pfennige
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Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
Wöchentiiche iluſtrierte Beilage: „Die Gegenwart”, Tagesſpiegel in Bild und Wort
Nachdruck ſämtlicher mit * verſehenen Original=Aufſätze und eigenen Nachrichten nur mit Quellenangabe „Darmſi. Tagbl.” geſtattet.
Nummer 288
Dienstag, den 16. Oltober 1928. 191. Jahrgang
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Heschenk 1ür ale
te insbesondere
nnschten.
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lel. konkurrenuigs
Teilzahlung,
arantie, übe aus
Otnf Bespent M Atehuft Maaſi gemaiiden
w. Lakehurft, 15. Oftober. Am 23.30 Uhr iſt „Graf
Zeppelin” glatt gelandet. Die Zuſchauermenge bricht in
unbeſchreiblichen Jubel aus. Es iſt die größte Zuſchauerzahl,
die Lakehurſt je geſehen hat. Die Zahl der Automobile wird
auf 15—20000 geſchätzt.
der Rückenwind bekommen zu haben, ſo daß es ihm möglich war,
* Die Sturmjahrt uber dem Atlanin. Die Bezwingung der (Elemente mit erhöhter Geſchwindigkeit zu fahren. Die Weterverhältniſſe,
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Die Prü ung beſianden.
ih. 70— 2n Alle Meldungen aus Amerika laſſen erkennen, daß dort auch
ti amtlichen Kreiſen eine gewiſſe Verſtimmung herrſcht, weil
r. Eckener in den kritiſchen 24 Stunden des Sonntag es
ver=
lieden hat, Poſitionsmeldungen zu geben, die ſo klar waren,
aß man ſich ein Bild über die Lage des Schiffes machen konnte.
3as ihn zu dieſer Verſchwiegenheit veranlaßt hat, wird man
nohl erſt nach der Landung erfahren. Sachverſtändige, mit denen
äir geſprochen haben, ſtellen zwei Möglichkeiten in Rechnung:
itweder iſt das Luftſchiff durch die Haparie an der
Stabiliſie=
angsfläche, die auf ſeine Manövrierfähigkeit einwikkte, ſteuerlos
milsworden und vom Wind abgetrieben, oder Dr. Eckener hat ſich
.4, Gehr= aletu ſagt, daß er die erforderliche Reparatur nur bei Rückenwind
eu, ſtatt 30 4 fu Usführen konnte, hat deshalb gedreht und ſich mit abſichtlich
59 zuverl. 0 jehr oder weniger abgedroſſelten Motoren einige Stunden vom
Romſäderſt. 24.4. Zinde treiben laſſen, um inzwiſchen die Reparaturarbeiten an
en Steuerflächen mit einiger Ruhe vornehmen zu können. Seine
urückhaltung würde ſich daraus erklären, daß er mit Rückſicht
af die Familienangehöri en der Fahrtteilnehmer die etwas
der blic 3 hwierige Lage des Luſtſchiffes verheimlichte. Ob das taktiſch
chtig war, ob er nicht klüger gehandelt hätte den Tatbeſtand
arz zu umſchreiben, darüber wird man natürlich hinterher
ver=
hiedener Meinung ſein können. Zu berückſichtigen iſt aber in
eſter Linie die ungeheure Verantwortung, die er für die
Fahrt=
tilnehmer, wie auch für das ganze Werk des Grafen Zeppelin
rug. In Berlin wird jedenfalls behauptet, daß bei Hearſt ein
eheimer Funkſpruch vorgelegen hat, der kurz dahinging: „
Zep=
elin erlebt Steuerbruch, treibt ſeit Samstag ſteuerlos über dem
zean, Reparatur konnte nur notdürftig durchgeführt werden,
nter den Paſſagieren herrſcht größte Nervoſität, an Lebensmit=
Un nur noch Brot, Wein und Kaviar vorhanden‟. Eine
Beſtä=
gung, wieweit dieſe Meldung richtig iſt, haben wir nicht
be=
zmmen können. Die Angaben über die Verpflegungsmöglichkeit
denfalls ſtimmen nicht. Aber es wird wohl zutreffen, daß unter
nem Teil der Fahrtteilnehmer während des Sonntags
vor=
ehmlich der Samstagnacht zum Sonntag, eine ſtarke Nervoſität
eherrſcht hat.
Das Hauptergebnis aber iſt jedenfalls der Beweis, daß Dr.
ckeners berühmte Naſe für das Wetter ſich auch diesmal wieder
ewährt hat. Er war am Tage vor der Abfahrt, wie wir ſchon
us Friedrichshafen wiſſen, der Meinung, daß er eine ſehr ſchwere
eberfahrt haben werde und man deshalb gut täte, den Start
och hinauszuſchieben. Er hat ſich aber dann leider dazu bewegen
iſſen, ſeinen Entſchluß zu ändern. Soweit wir hören, war es
or allem der Hearſt=Vertreter, der Wert darauf legte, daß nun
idlich für das viele amerikaniſche Geld etwas geſchehen müſſe.
ber, auch der preußiſche Innenminiſter Grzeſinſki habe auf Dr.
cener gedrückt, der noch kurz vor der Abfahrt mit ſeinen
Be=
enken nicht zurückgehalten habe, die ihm nachträglich wieder auf=
=ſtiegen ſind. Allerdings wird auch Dr. Eckener, wenn er ſich in
ew York erſt einmal gründlich ausgeſchlafen hat, ſich
nachträg=
ch ſagen, daß er dieſe gefährliche Fahrt nicht zu bedauern hat.
Ferade in amerikaniſchen Kreiſen Berlins iſt es die unbegrenzte
gewunderung über dieſe Leiſtung, die von allen Seiten laut
gird. Prominente Amerikaner haben uns geſagt, daß es ſich
jesmal ja nicht um eine ſportliche Leiſtung gehandelt habe,
ſon=
ern um den Beweis der Verwendungsmöglichkeit des Zeppelins.
Daß der Zeppelin bei gutem Wetter über den Ozean kommen
derde, hätte man ſchon bei der Fahrt von 3. R. 3” geſehen. Die
roße Frage aber ſei geweſen, wieweit auch bei ſchwerem Wetter
as Luftſchiff als vollwertiges Verkehrsmittel brauchbar ſein wäre es nur zu erklärlich, daß der Zeppelin in dieſer kritiſchen
yerde. Die Sturmfahrt des „Graf Zeppelin” habe die
hun=
eſſen, daß der Sturm, in den das Luftſchiff hineingeraten iſt,
m ausgewachſener Orkan geweſen iſt, der auf Schiffen
9 Zentimeter dicke Glasſcheiben durchſchlug,
en großen Ozeanſchiffen Verſpätungen bis zu 24 Stunden
ver=
rſachte, daß aber dieſe gegen die Gewalt des Sturmes durch das
nter ihnen befindliche Waſſer, das die Stöße abfng, geſchützter
aren, während das Zeppelinluftſchiff, frei in der Luft
ſchwe=
end, die ganze Stoßtraft des Windes zu überwinden hatte. Was
m dabei geſchehen, iſt eine ſchwere Havarie an der
Steuer=
äche, befriedigen konnte aber jedenfalls, daß das Luftſchiff
im=
ande war, dieſen Schaden ſelbſt auszubeſſern und, wenn auch
t eine ſtaunenswerte Leiſtung, die gerade bei den
Ameri=
anern in ihrer vollen Bedeutung geſchätzt wird und für die
welt=
em Zeppelin im ſchönſten Sonnenſchein.
Nach nunmehr hier vorliegenden Ergänzungsmeldungen der
daß das merkwürdige Stillſchweigen des Zeppelin am Sonntag
darauf zurückzuführen iſt, daß der Zeppelin ſich über ſeine
Poſi=
tion unklar war, da er von ſtarken Winden zurückgetrieben wurde
hindurch mit abgedroſſelten Motoren fuhr. Bei dieſer Sachlage
Zeit, in der er doch nichts Beſonderes unternehmen konnte, mit
ertprozentige Sicherheit ergeben. Man darf nicht vek= der erneuten Reparatur der beſchädigten linken
Stabiliſierungs=
fläche beſchäftigt geweſen iſt. So iſt der Zeppelin u. a. mit völlig
abgedroſſelten Motoren, d. h. ohne jegliche Eigengeſchwindigkeit,
über die Bermudas hinweggetrieben worden. Eckener hat auf dieſe
Weiſe offenbar Betriebsſtoff ſparen wollen, da er angeſichts der
ſchwierigen Wetterlage in Ungewißheit war, wann er wieder einen
günſtigen Fahrtwind erhalten würde. Die Reparaturen in der
Nacht ſind denn auch mit größerem Erfolg, als bisher
durch=
geführt worden, ſo daß der Zeppelin kurz nach Mitternacht
be=
reits wieder mit voller Motorenkraft fahren konnte, ohne
befürch=
ten zu müſſen, daß durch den Luftdruck der höheren
Geſchwindig=
rit Zeitberluſt, ſeine Fahrt erfolgreich beenden konnte. Das keiten die notdürſtig reparierte Stabiliſierungsfläche erneut
be=
ſchädigt werden könnte. Nachdem der Zeppelin auf dieſe Weiſe
ſeine Geſchwindigkeit wieder gewonnen hatte, war es ihm ſehr
mſpannenden Pläne Dr. Eckeners vermutlich in der Zukunft bald möglich, von ſeinem Standort ſüdlich der Bermudas aus
ehr viel nützlicher ſein wird, als eine reine Spazierfahrt mit direkt Kar Hatteras anzuſteuern. Um dieſe Zeit, d. h. etwa um
2 Uhr amerikaniſcher Zeit, ſcheint der Zeppelin auch endlich wie=
die ſich dann wieder ſehr bald gebeſſert haben, haben dann auch
die Geſchwindigkeit des Zeppelin ſehr bald bis zu 70 Stunden=
Blätter über die Sturmnacht ſcheint es einwandfrei feſtzuſtehen, kilometern geſteigert. Auf dieſe Weiſe iſt es ihm dann auch
mög=
lich geweſen, an der amerikaniſchen Küſte unerwartet früh
ein=
zutreffen. Nach den Berichten von Bord hat Eckener über 30
Stunden hintereinander ſelbſt auf der Brücke geſtanden. Faſt die
und zugleich infolge ſeiner Maſchinenreparatur mehrere Stunden gauze Zeit über iſt der Zeppelin damit beſchäftigt geweſen,
Wetterberichte entgegenzunehmen, die ihn dann in die Lage
ſetz=
ten, ſchlechte Wetterſtellen tunlichſt zu vermeiden. Man darf
an=
nehmen, daß dies geſchehen iſt, um den Zeppelin vor jeder
Hava=
rie und Ueberanſtrengung zu ſchützen. Dr. Eckener, der ja als
beſonders erfahrener Luſtſchifführer gelten kann, hat in dieſer
Steuerung zweifellos wieder ein Meiſterſtück geleiſtet. Die
Paſſa=
giere befanden, ſich während der ganzen Zeit verhältnismäßig
wohl, waren aber offenbar durch das Stampfen des Schiffes
teilweiſe angegriffen. An Bord des Schiffes ſelbſt hat jedenfalls
während der ganzen Fahrt keine beſondere Beſorgnis geherrſcht.
An Nahrungsmitteln hat, wie die Berichte zeigen, kein Mangel
geherrſcht. Auch ſcheint es möglich geweſen zu ſein, ausreichende
Berichte, aber natürlich, nicht ſehr inhaltsreich, nach Amerika
herüberzugeben.
Mit fieberhafter Spannung erwartete die ganze ziviliſierte
Welt die Nachrichten von der Weiterfahrt „Graf Zeppelins‟. Die
Station von Chatham hörte geſtern eine Radiomeldung des „Graf
Zeppelin” ab, nach der das Luftſchiff 1.30 Uhr nachm.
amerika=
niſcher Zeit (7.30 M.E. 3.) 60 Meilen nordöſtlich Bermudas
ſüd=
weſtlichen Kurs nahm, alſo eine Kursänderung vorgenommen
hatte. An Bord ſei alles wohl.
Die Vormittagsſtandmeldungen des „Graf Zeppelin” lauteten
durchweg günſtig und ließen die Hoffnung, daß das Luſtſchiff
die amerikaniſche Küſte noch vor Mittag erreichen werde berechtigt
erſcheinen.
Das Luftſchiff
100 Sremeilen von Kap Hatteras.
Bei der Generaldirektion des Zeppelinbaues in
Friedrichs=
hafen iſt um 14.30 Uhr folgender amerikaniſcher Funkſpruch auf
radiotelegraphiſchem Wege eingegangen: Standort 13 Uhr ME3
100 Seemeilen öſtlich Kap Hatteras, Stimmung und Wetter gut.
Nach einem weiteren Funkſpruch des „Graf Zeppelin” befand
ſich dieſer 8.46 Uhr amerikaniſcher Zeit (14.46 Uhr MEZ) 60
Mei=
len (100 Kilometer) vor Kap Hatteras.
Landung vor Sonnenuntergang.
Um 14.36 Uhr funkte der Zeppelin direkt nach
Lakehurſt, daß die Landung vorausſichtlich vor oder
bei Sonnenuntergang erfolgen werde.
„Graf Zeppelin” von Kap Hatteras geſichtet.
TU. New York, 15. Oktober.
Wie von den amerikaniſchen Marinebehörden um 8.57 Uhr
amerikaniſcher Zeit, d. h. 14.57 Uhr ME.Z, mitgeteilt wird, iſt der
Zeppelin von Kap Hatteras aus um dieſe Zeit zum erſten Male
geſichtet worden. Seine letzte, 8.46 Uhr angegebene Poſition
lautete auf 35,3 nördlich und 74,04 weſtlich.
Der Zeppelin müßte ſomit das amerikaniſche Feſtland gegen
16 Uhr MEZ erreicht haben.
Wie die Radio=Corporation meldet, hat der Tankdampfer
James Maegeen” der Standard Oil Company den Zeppelin um
9.05 Uhr a. 3. (15.05 ME3) 55 Meilen ſüdöſtlich Kap Henry (bei
Stadt Norfolk), Virginia, geſichtet. Dieſe Meldung beſtätigt, daß
ſich der Zeppelmn der amerikaniſchen Küſte bis auf
wenige Kilometer genähert hat. Der angegebene
Standort befindet ſich etwa 500 Kilometer füdlich von New York.
Der Zeppelin ſcheint ſomit den Kurs gewechſelt und jetzt direkten
Kurs auf Lakehurſt genommen zu haben.
„Graf Zeppelin” über dem Feſtland.
„Graf Zeppelin” iſt um 15.45 Uhr MEZ über Cap Charies
im Staate Virginia geſichtet worden. Die Entſernung von dort
bis New York beträgt etwa 450 Kilometer.
„Graf Zeppelin” paſſierte um 16.00 Uhr MC3 Kap Henry und
beſindet ſich damit nunmehr über dem amerikaniſchen
Feſtland.
Seite 2
Dienstag, ben 16 Oftober 1926
Nummer 288
Weitere Funkſprüche von Bord des Luftſchiffs.
Ein Funkſpruch von Bord des „Graf Zeppelin” beſagt:
Ueberflogen Küſtenlinie ſechs Meilen nördlich Cap Charles um
10.10 Uhr (16.10 MEZ). Fliegen Lakehurſt via Waſhington—
Baltimore-Philadelphia, werden etwa 16 Uhr (22 Uhr ME3)
Lakehurſt ankommen.
Der Zeppelin fliegt weiter nordwärts und iſt um 16.54 Uhr
MEZ über Wachapreague (Virginia) geſichtet worden.
Die Geſchwindigkeit des „Graf Zeppelin”
über dem Feſilande.
„Graf Zeppelin” war um 15.45 Uhr über Cap Charles, um
19 Uhr über Baltimore. Die Entfernung von Cap Charles bis
Baltimore beträgt mit Einbeziehung des Umwegs über Hog
Js=
land rund 330 Kilometer. Das Luftſchiff hat alſo auf dieſer
Strecke eine Stundengeſchwindigkeit von über 100 Kilometern
ent=
wickelt.
Gutes Wetter für den Reſt der Sirecke.
TU. Friedrichshafen, 15. Oktober.
Die letzte, Wetterkarte der meteorologiſchen Station des
Luft=
ſchiffbaues „Graf Zeppelin” von Montag nachmittag lautet für
die nächſten 24 Stunden für das Wetter an der amerikaniſchen
Oſtküſte, beſonders für die Strecke von Kap Hatteras bis
Lake=
hurſt, recht günſtig. Eine Drehung des Tiefs nach Oſten brachte
dem „Graf Zeppelin” ſtarke nordweſtliche Winde, die das Schiff
am Sonntag vormittag, das wegen ſeiner defekten Fläche nur
halbe Fahrt machen konnte, aufhielten. Glücklicherweiſe war die
Schiffsleitung meteorologiſch ſehr gut im Bilde und konnte
recht=
zeitig genug noch dem Tiefdruckausläufer ausweichen. Das
Ma=
növer wurde allerdings durch die geringe Eigengeſchwindigkeit
des Schiffes erſchwert. Zurzeit befinden ſich die Ausläufer des
großen Tiefs ſchon öſtlich der Bermudas=Inſeln. „Graf
Zeppe=
lin” hat alſo noch rechtzeitig den ſüdlichen Kurs einſchlagen
können und das Tief vorbeiziehen laſſen. Innerhalb des nun
ent=
ſtandenen Ausläufers eines Hochdruckgebietes, die derartige
Luft=
ſtrömungen ſtets im Gefolge haben, kann das Schiff nun ohne
Schwierigkeiten die Küſte anfahren. In Werftkreiſen hält man
es ſogar für wahrſcheinlich, daß das Luftſchiff von Hatteras, falls
es ſpäter als 15 Uhr MEZ,die Küſte erreichen ſollte, nicht mehr
Kurs nach New York nimmt, ſondern auf direktem Wege
Lake=
hurſt anfahren wird.
Ueber Waſhington.
Das Luftſchiff „Graf Zeppelin” überflog um 12.21 Uhr (18.21
Uhr MEZ) Waſhington. Das Luftſchiff näherte ſich der Stadt
von Oſten und überflog das Kapitol. Der Himmel war bewölkt.
Während Tauſende von den Dächern und aus den Fenſtern nach
Süden Ausſchau nach dem „Graf Zeppelin” hielten, erſchien das
Luftſchiff unerwartet aus dem Oſten. Es hatte Rückenwind. Es
ſteuerte unmittelbar auf das Weiße Haus zu. Seine Manöver
bewältigte es ohne Schwierigkeiten. Der ſilbern glänzende
Rumpf des Schiffes bot einen prächtigen Anblick. Nachdem es
das Geſchäftsviertel gekreuzt hatte, überflog es ziemlich niedrig
das Weiße Haus. Die Dächer wimmelten von Menſchen. Das
Dröhnen der Motore hallte in den von Menſchen erfüllten
Straßen wider. Als das Luftſchiff ſich dem Weißen Haus näherte,
werließ Coolidge ſeinen Arbeitspult, begab ſich vor die Tür und
ſtand dort kurze Zeit faſt unbemerkt unter der dort verſammelten
kleinen Gruppe. Coolidge beobachtete das Luftſchiff mit bloßem
Kopfe minutenlang, dann kehrte er in ſein Arbeitszimmer zurück.
„Graf= Zeppelin” beſchrieb über Waſhington eine große Schleife,
wobei Dutzende von Flugzeugen der Marineſtation das Luftſchiff
begleiteten. Es überflog das Marineamt, den hiſtoriſchen
Poto=
mac=Park, um das Denkmal Waſhingtons herum, richtete ſeinen
Kurs abermals über das Weiße Haus, überflog die Baltimore=
Werft und entſchwand 12.38 Uhr den Blicken der ſchauluſtigen
Menge.
Dr. Eckeners Botſchaft an Coolidge.
Die Botſchaft, die Dr. Eckener bei der Ankunft über dem
amerikaniſchen Feſtland an Coolidge gerichtet hat, hat folgenden
Wortlaut:
„Im Augenblick der Ankunft über der amerikaniſchen Küſte
während dieſer neuartigen Ueberquerung des Atlantiſchem
Ozeans durch das Luftſchiff mit Paſſagieren und Poſt von
Deutſchland nach Amerika, auf der wir als Kameraden und
er=
fahrenen Freund Commander Roſendahl bei uns hatten, bitten
der Kommandant und die Mannſchaft des Zeppelin den
Präſi=
denten der Vereinigten Staaten, ihre ganz reſpektvollen Grüße
entgegenzunehmem. gez. Eckener.”
*Die erſte Lehrtagung.
der „Schule der Weisheit”
(7. bis 11. Oktober.)
Von Oscar A. H. Schmitz.
Junere und äußere Umſtände, die parallel laufen, haben
ver=
anlaßt, den Tagungen der Schule der Weisheit einen weſentlich
anderen Charakter zu geben. Als nach dem großen Erfolg
ſeines „Reiſetagebuches” Graf Keyſerling die Schule gründete,
ſah er ſeine Aufgabe darin, in jährlichen Tagungen die großen
Menſchheitsprobleme in Gemeinſchaft mit den bedeutendſten
Denkern unſeres Landes zu behandeln. Die Zahl dieſer
Pro=
bleme iſt notwendig begrenzt. Schon bei der vorletzten Tagung
(1926), die das Problem der Unſterblichkeit behandelte, fragte
man ſich. ob die Themen nicht nun erſchöpft ſeien. Im Anſchluß
an die Tagung 1927 („Menſch und Erde”) vollendete Keyſerling
ſein „Spektrum Europas”, womit er das Metaphyſiſch=
Weltau=
ſchnuliche verließ, um ſieder mehr in der Richtung des „
Reiſe=
tagebuchs” fortzuſchreiten. Gleichzeitig wurde er zu einer
Vor=
tragsreiſe nach Nordamerika geladen, mit dem Erfolg, daß ein
amerikaniſcher Verleger eine Art „Spektrum Amerikas” von ihm
verlangt, und daß nun Vortragsreiſen nach Paläſtina, Aegypten
und Südamerika bevorſtehen. Das alles mußte
notwendiger=
weiſe zu einer Veränderung ſeiner Darmſtädter Wirkſamkeit
füh=
ren. Nach außen iſt ſie Beſchränkung, nach innen Konzentrierung,
Intimiſierung.
Die erſte Lehrtagung fand daher, im geſchloſſenen Kreis der
zählreich erſchienenen Mitglieder ſtatt, und auch nur ſolche waren
zu Vorträgen zugezogen worden. An den vier Vormittagen
ſprach Keyſerling über verſchiedene Themen, zu denen ſeine
ſamerikaniſchen Eindrücke Grundlage und Beiſpiele gaben.
Das Thema des Montagvormittags lautete: „Vom
Durch=
ſchauen des Völkerlebens‟. Dieſes iſt nicht durch kauſale
Betrach=
tung möglich, ſondern nur von dem Sinn her, der ſich im Jetzt
und Hier verkörpert. Beſonders anſchaulich wurde dies am
Bei=
ſpiel des Puritanismus behandelt, der dem Sinne nach heute
noch beſteht, nachdem er inhaltlich ſcheinbar aufgehoben iſt, denn
die rationaliſtiſche, leidenſchaftsloſe Freigabe des Geſchlechtlichen
aus Prinzip iſt nur ein Puritanismus mit verändertem
Vorzei=
chen. Nachmittags ſprach Dr. Olga v. Ungern=Sternberg über
Aſtrologie und Völkerpſychologie, der Verfaſſer dieſes Berichtes über
„Individualität als Sinnbild der Univerſalität” Am Dienstag
ſprach Graf Keyſerling über „Fortſchritt und Verjüngung”. Er
Vom Tage.
In Berlin haben ſich am Abend des vorletzten
Einzeichnungs=
tages 269 000 Wähler für das Volksbegehren gegen den
Panzer=
kreuzer eingetragen.
Der Führer der engli ſchen Arbeiterpartei,
Mac=
donald, iſt, von Prag kommend, in Berlin eingetroffen.
In Straßburg kam es im Verlaufe einer von den
Autono=
miſten einberufenen Wahlverſammlung zu einer Schlägerei
zwiſchen Autonomiſten und Sozialiſten. Als ein ſozialiſtiſcher Redner
das Wort ergreifen wollte, bewarfen ſich die beiden Lager mit Stühlen
und verprügelten ſich mit Stöcken und Stuhlbeinen. Die Polizei räumte
ſchließlich den Saal. Etwa 30 Perſonen wurden leicht verletzt.
Der direkte Telephonverkehr zwiſchen
Waſhing=
ton und Madrid wurde durch ein Geſpräch zwiſchen dem
Präſi=
denten Coolidge und König Alfons eröffnet.
Ein geſtern in Linz veranſtalteter Aufmarſch der Heimwehren
von Oberöſterreich, Niederöſterreich und Steiermark mit insgeſamt 10 000
Mann unter dem Führer Dr. Steidle verlief in der aus dieſem
An=
laß reich geflaggten Stadt unter ſtarker Anteilnahme des Publikums
ohne Zwiſchenfälle. Die Sozialdemokratiſche Partei hatte ſich
der urſprünglich geplanten Gegenkundgebung enthalten. Einige
Kom=
muniſten wurden verhaftet.
Das Vollzugskomitee der Steuben=Geſellſchaft in Amerika
empfahl den Mitgliedern der Geſellſchaft, die Kandidatur
Smiths bei der kommenden Präſidentſchaftswahl zu
unter=
ſtützen.
Die „Sunday Times” kündigt den Rücktritt des
Staats=
ſekretärs für Indien, Lord Birkenhaed, als unmittelbar
be=
vorſtehend an.
Der Präſident des Schweizer Bankvereins Leopold Dubois iſt geſtern
verſchieden. Es darf gerade im gegenwärtigen Augenblich daran
erinnert werden, daß Leopold Dubois, der in ſämtlichen Finanzfragen
des Völkerbundes eine hervorragende Rolle geſpielt hat, einer der erſten
war, der auf praktiſchem Wege zu einer Regelung der Reparationsfrage
zu gelangen verſuchte, die er als ein Abropäiſches Prodlem betrachtete.
Seine Pläne, mit denen er 1922 und 1923 ſchon hervortrat, fanden
da=
mals alleudings weder in Frankreich, und noch weniger bei Lloyd George
in England Anklang.
Weiter wird aus Waſhington gemeldet: „Graf Zeppelin”
hat während mehr als einer halben Stunde über der Stadt
ge=
kreuzt, bevor er in der Richtung nach Lakehurſt weiterflog. Er
überflog u. a. das Weiße Haus, das Marineminiſterium, das
Kapitol und das Waſhington=Denkmal. Der Bevölkerung, die
ſich zu Tauſenden in den Straßen ſtaute, bemächtigte ſich ein
un=
beſchreiblicher Enthuſiasmus. Mit dem Feldſtecher konnte
deut=
lich ein Riß in der Umhüllung geſehen werden, der aber das
Luftſchiff in ſeiner Fortbewegung nicht zu hindern ſchien. Der
Zeppelin flog in 300 Meter Höhe. Der Himmel iſt bewölkt, doch
iſt die Witterung günſtig.
Das Luftſchiff „Graf Zeppelin” erſchien um 20.18 Uhr MEZ
über Wilmington und flog in Richtung Philadelphia weiter.
Dr. Eckener, der geniale Führer des Luftſchiffes „Graf Zeppelin”
bewies die Irrigkeit der Lehre vom ununterbrochenen
Fort=
ſchritt. Das dynamiſche Prinzip verfällt dem Leerlauf. Dann
beginnt eine neue Generation, eine neue Entwicklungslinie von
einem ganz anderen Punkt her. Fruchtbar iſt aber ein ſolcher
Neubeginn nur, wenn er nicht in der Luft ſchwebt, ſondern auf
eine frühere Traditionsſtufe zurückgreift. Darum behandelte der
dritte Vortrag das Thema „Tradition und Fortſchritt”. Was am
Bolſchewismus fruchtbar werden kann, iſt nicht die
traditionsfeind=
liche Theorie des Marxismus, ſondern eine Verwandtſchaft mit
der alten, ruſſiſchen, kollektiviſtiſchen Bauerntradition, die
abge=
brochen war in der Zeit des in Rußland ausſichtsloſen
bürger=
lichen Liberalismus. In Amerika fiel Keyſerling beſonders das
heftige Streben auf, Tradition zu bilden.‟ Das Ueberwiegen des
Lokalgeiſtes (Regionalismus) führt zu einer Erdgebundenheit
und Verwurzelung, die bisher nur der Neger hatte. Darum ſieht
Keyſerling die Zukunft nicht in den puritaniſch=fortſchrittlichen
Staaten des Nordens, ſondern in den viel vitaleren Südſtaaten.
Nachmittags überraſchte Dr. Otto Gmelin durch einen ebenſo
ſachlichen wie humorvollen Vortrag über „Bürgerliche Haltung”
Am letzten Tag wies Keyſerling unter dem Titel „Politiſche
und unpolitiſche Lebenszentrierung” nach, daß in dem neuen
wirtſchaftlichen Zeitalter das Wünſchenswerte nicht länger mit
politiſchen Mitteln zu verwirklichen ſei. Die
Privatwirtſchafts=
intereſſen haben die politiſchen Mittel unmöglich gemacht. Die
daraus entſtandene, ganz neue Lebenshaltung in Amerika nenn:
er Privatismus. Was dort verwirklicht iſt, erzwingt bei uns die
Not, und darum iſt unſer Platz an Amerikas Seite, das uns
immer mehr gerecht wird, je mehr es Frankreichs Verharren im
Machtpolitiſchen ablehnt.
Am Samstag nachmittag errang der junge Dr. Max Clauß,
Herausgeber der „Europäiſchen Revue”, verdienten Erfolg mit
ſeinem Vortrag über „Nationale Konzentrierung als
geiſtespoli=
tiſches Problem” indem er den Reichsgedanken, das A und O
unſerer Politik, mehr vertiefte, als es unſere geſpaltenen
Grup=
pen zu tun pflegen. In ſeinem Schlußwort ſagte Keyſerling, das
Negative des Amerikanismus liege im grundſätzlichen Erſticken
des Schöpferiſchen zugunſten des im Wettbewerb ſchnell
Auswert=
baren. Das Poſitive aber liegt in einer völligen Freiheit von jenen
affektiven Hemmungen, die bei uns das Leben vergiften, Neid,
Gehäſſigkeit, Reſſentiment. Dadurch ſei das mittlere moraliſche
Niveau des Einzelnen durchſchnittlich zurzeit höher als bei uns.
Jeder ſei wohlwollend eingeſtellt.
Der Erfolg der Vorträge und das angeregte abendliche
Zu=
ſammenſein der Mitglieder bewies, daß der neue Gedanke der
„Lehrtagung” fruchtbar iſt und daß ſeine erſte Durchführung
ge=
lungen war.
Nachdem das Luftſchiff
19 Uhr ME3 Baltimore überflogen
hatte, kam es 19.35 Uhr über dem Rennplatz Havre de Grace in
ruhiger Fahrt.
Aus Baltimore wurde gemeldet: Kurz vor 19 Uhr tauchte
der „Graf Zeppelin” am ſüdweſtlichen Horizont aus dem Dunſt
der Ferne auf und überflog bald darauf das Zentrum der Stadt.
wo er von der Menſchenmenge, die die Straßen, Plätze, Balkons
und Dächer beſetzt hielt, mit großem Jubel begrüßt wurde,
Um 20.35 Uhr MEZ erſchien das Luftſchiff
über Philadelphia,
wo es, wie in allen Städten, die es überflog, von der
Bevölke=
rung mit unerhörtem Jubel begrüßt wurde. Sämtliche
Fabrik=
ſirenen heulten, und der Verkehr, auf den Straßen ſtockte für
einige Zeit. Das Luftſchiff nahm darauf Kurs auf New Yort,
Leber New Jork.
Mit dem Augenblick des Eintreffens des Zeppelins über
New York=Stadt ſetzte ein ungeheurer Lärm ein. Sirenen
heul=
ten, Arbeiter liefen aus den Fabriken, die Straßen waren im Nu
ſchwarz von Menſchen, die unter nicht endenwollenden Hurra=
Rufen dem Zeppelin zuriefen. Auch die Sirenen der Schiffe im
Hafen heulten. Die Dächer der Wolkenkratzer konnten die
Men=
ſchenmengen kaum faſſen. Jeder Verkehr auf den Straßen ſtand
buchſtäblich ſtill.
Um 22.03 Uhr MEZ befand ſich das Luftſchiff über dem
rie=
ſigen Häuſermeer New Yorks und kreuzte über den
Wolken=
kratzern der City. Der Jubel der Menſchenmaſſen ſteigerte ſich ins
Ungemeſſene. Der amerikanſiche Rundfunk gab nach der
Mel=
dung über die Ankunft des Luftſchiffs in New York einen
Fun=
ſpruch des „Graf Zeppelin” weiter, in dem dieſer mitteilte, daß
er gegen 23 Uhr MEZ in Lakehurſt zu landen beabſichtige. Nach
einer Rundfahrt über der Stadt zog das Luftſchiff über Long
Island nach Lakehurſt weiter.
Die Landung in Lafehurſt.
Seit 21 Uhr MEZ war man in Lakehurſt empfangsbereit.
Die Tore der großen Luftſchiffhalle wurden geöffnet und die
bier=
hundert Mann der Haltemannſchaft traten an. Nur mit Mühe
konnte der eigentliche Landeplatz freigemacht werden. Die
an=
drängenden ungeheuren Menſchenmaſſen mußten von den
Poli=
zeimannſchaften immer wieder zurückgeſchoben werden. Alle
Zu=
fahrtsſtraßen nach Lakehurſt waren einfach unpaſſierbar. Auch
die Preſſe ſtand erwartungsbereit. Der Himmel iſt bewölkt und
es weht ein leichter ſüdöſtlicher Wind. Um 23 Uhr wird das
Luftſchiff geſichtet, um 23.35 Uhr fallen auf dem Flugplatz die
Haltetaue, um 23,41 Uhr iſt das Luftſchiff verankert. Die
Lau=
dung vollzog ſich glatt. — Gerade als die Dunkelheit
hereinge=
brochen war, ging das Luftſchiff auf 150 Fuß nieder, die Taue
wurden herabgeworfen, die von begeiſterten Männern ergriffen
wurden, um den Haltemannſchaften beim Herabziehen des
Luft=
rieſen zu helfen. Vergeblich verſuchten die Soldaten, die
Zu=
ſchauermaſſen zurückzuhalten, die immer wieder Hochrufe
aus=
brachten, vor allem als ſich kurz vorher Dr. Eckener am
Kabinen=
fenſter gezeigt hatte. Immer wieder ertönten die Rufe: „Hoch
Eckener!‟ Dieſer ſelbſt leitete die Landung. Das Luftſchiff wa
vorher um die Halle herumgefahren, um genau vor der Halle
Halt, zu machen. Um 18.58 Uhr amerikaniſcher Zeit, d. h.,0.58
Uhr MEZ, wurde „Graf Zeppelin” in die Hälle gezogen.
Dr. Eckener war nach der Landung unter nicht
endenwollen=
dem Jubel der herandrängenden Zuſchauermaſſen ein Brief des
amerikaniſchen Präſidentſchaftskandidaten Hoover überreicht
worden, worin die herzlichſten Glückwünſche für den
hervorra=
genden Erfolg des Fluges zum Ausdruck gebracht wurden. Seit
den Wolkenflügen des Grafen Zeppelin ſeien ungeahnte
Fort=
ſchritte auf dem Gebiet der Luftſchiffahrt gemacht worden. Dr.
Eckener, ſo heißt es weiter, habe wieder einmal die Möglichkeit
ſicherer Ueberfliegung des Atlantiſchen Ozeans bewieſen. Der
neue Flug eröffne nicht nur neue Wege für Handel und Verkehn
ſondern beweiſe auch, daß das Luftſchiff für ſchnelle Hilfeleiſtung
für von Kataſtrophen heimgeſuchte Gebiete äußerſt geeignet ſei.
In der Geſchichte der Menſchheit habe Dr. Eckener, und damit
die deutſche Energie, wieder einmal einen großen Erfolg zu
ver=
zeichnen. Hoover gibt dann der Hoffnung Ausdruck, Dr. Eckener
und die tapfere Mannſchaft des Luftſchiffes in Waſhington
per=
ſönlich begrüßen zu können.
Nach der Landung wurden die ausſteigenden Paſſagiere
ebenfalls in herzlicher Weiſe begrüßt, jedoch mußten ſie ſich
ſelbſt=
werſtändlich der Kontrolle der Zollbehörden unterziehen. Die
Paſſagiere haben ſämtlich die Reiſe in beſter Stimmung beendet.
Dem Talismann der Mannſchaft, ihrem kleinen Kanarienvogel, iſt
die Reiſe ebenſogut bekommen.
*Arnold Zweig am Vortragstiſch.
Mit den „Novellen um Claudia” gründete Arnold Zweig
vor dem Kriege ſeinen Ruf als ein auf die pſychologiſche
Fein=
wirkung eingeſtellter Erzähler. Dann wurde es einige Zeit ſtill
um Zweig, bis er mit dem Kriegsroman „Sergeant Griſcha”
wie=
der einen ſtarken Erfolg erzielte.
Auf Einladung der Bücherſtube Bodenheimer erſchien Arnold
Zweig geſtern am Vortragstiſch, um über „Die geiſtigen
Grundlagen von Roman und Drama” zu ſprechen.
Er ging von der Anſchanung des Ariſtoteles aus, nach der die
Fabel der Nerv des Dramas iſt. Handlung und Form müſſen
zuſammenfallen. Die Spannung muß auf die Neugierde des
Hörers verzichten; der Hörer muß empfindungsmäßig miterleben;
ſo bei Shakeſpeare, Kleiſt, Büchner.
Für die Kunſt wird nach Zweigs Anſicht mehr und mehr
das zentrale Gruppen=Erlebnis maßgebend. Die
Demo=
kratie iſt die Erkenntnis des Einzelnen, daß er als Einzelner
un=
möglich iſt. Die Gegenwart lebt in einer Gruppenkultur. Die
Kunſtwerke ſollen dieſe Erkenntnis für den allgemeinen Gebrauch
verarbeiten. Die Funktion der Kunſt iſt die nach innen leuchtende
Erhellung der Menſchen. Die Durchleuchtung kann nur gelingen,
wenn ſich das Licht auf einen einzigen Punkt ſammelt. Der
Dich=
ter muß mit dem Erlebnis der Gruppe ſo verbunden ſein, daß
die Aufgabe, die er dem Helden ſtellt, gewiſſermaßen von dem
Schickſal den Menſchen geſtellt iſt. Das Werk muß die
Geladen=
heit ſeiner Zeit in ſich tragen.
Gern hätte man zu den theoretiſchen Ausführungen Zweig
über dieſe Entwicklung einige Hinweiſe auf die jüngſte Kunſt del
Gegenwart gehört, zumal, da die Gruppen=Theorie nicht
unau=
gefochten iſt. Auf alle Fälle bot der Vortrag eine Fülle von
An=
regungen, denen die Hörer mit lebhaftem Intereſſe folgten. W
Kunſi, Wiſſenſchaft und Leben.
— Theodor Fontanes Werke geſperrt. Der jüngſte
Sohn des Dichters Theodor Fontane, Friedrich Fontane, in Neu=Ruppin,
ſchreibt in der „Märkiſchen Zeitung”: „Solange unſere Regierung
zögert, die Vorlage zu einem durchaus norwendigen Abgeänderten
III=
heber=Schutzgeſetz vor die Parlamente zu bringen, und ſolange dem deile
ſchen geiſtigen Eigentum keine erweiterten Schutzbeſtimmungen
gewähr=
werden, iſt nach dem Beſchluß der Erben der geſamte Nachlaß Theodde
Fontgnes ſowie das Archib für die Oeffentlichkeit geſperrt, auch iür
künſtleriſche oder wiſſenſchaftliche Unterſuchungen.
Nummer 288
Dienstag, den 16. Oktober 1928
Seite 3
Glückwunſch=Zelegramme.
Glückwunſch=Telegramm Coolidges
an Hindenburg
New York, 15. Oktober.
Präſident Coolidge ſandte anläßlich der glücklichen
Ueber=
fliegung des Ozeans durch das deutſche Luftſchiff „Graf
Zeppe=
lin” an den Reichspräſidenten von Hindenburg ein
Glückwunſch=
telegramm, in dem er betonte, daß der Flug das amerikaniſche
Volk mit Bewunderung erfüllt habe, und daß er ein weiterer
Markſtein in der Entwicklung der amerikaniſch=europäiſchen
Luft=
verbindung bedeute.
Reichspräſident v. Hindenburg an Or Eckener
Reichspräſident v. Hindenburg richtete an Dr. Eckener
folgen=
des Telegramm: „Zur glücklich durchgeführten Ueberfahrt des
„Graf Zeppelin” nach Amerika ſpreche ich Ihnen meine
herzlich=
ſten Glückwünſche aus. Ich verbinde damit den Ausdruck meiner
aufrichtigen Anerkennung für die vorzügliche Leiſtung, die Sie
und die bewährte Mannſchaft des Luftſchiffes unter ſo
ſchwie=
rigen Witterungsverhältniſſen vollbracht haben.” v. Hindenburg,
Reichspräſident.”
Die deutſche Botſchaft an Dr. Eckener.
w. Waſhington, 15. Oktober.
Der deutſche Geſchäftsträger in Waſhington Kiep ſandte an
Dr. Eckener folgendes Telegramm: „Die deutſche Botſchaft
be=
grüßt Sie und alle Mitreiſenden des „Graf Zeppelin” bei der
Annäherung an die amerikaniſche Küſte herzlich und ſendet beſte
Wünſche für glückliche Landung in Lakehurſt.”
Die deutſche Botſchaft ſandte dem Luftſchiffbau
Friedrichs=
hafen gleichfalls die herzlichſten Glückwünſche zur neuen
Groß=
tat eines Zeppelin.
Reichskanzler Müller
richtete an Dr. Eckener folgendes Telegramm: „Zu der ſo
ſehn=
lich erhofſten glücklichen Ankunft des Luftſchiffes „Graf
Zeppe=
lin” in den Vereinigten Staaten von Amerika ſpreche ich Ihnen
und der vortrefflichen Beſatzung des Luftſchiffes die herzlichſten
Glückwünſche aus. Ganz Deutſchland iſt ſtolz darauf, daß Sie
nach Ueberwindung ſo großer Schwierigkeiten Ihr Ziel erreicht
haben und dankbar, daß Sie mit Ihrer Fahrt die Verbindung
zwiſchen dem großen und befreundeten amerikaniſchen Volk und
dem deutſchen Volk enger geknüpft haben. Müller, Reichskanzler.”
Reichsverkehrsminiſier v. Guérard
ſandte folgendes Telegramm: „Beglückwünſche Sie und Ihre
Beſatzung zur ſicheren Ueberquerung des Ozeans. Beſatzung,
Erbauer und Schiff legten aufs neue Zeugnis ab von der Güte
der deutſchen Arbeit. Ihre Fahrt iſt ein wichtiger Beitrag zur
Entwickelung des völkerverbindenden Luftverkehrs. Möge Ihnen
der Erfolg bei der weiteren Verfolgung Ihrer Pläne treu
blei=
ben. v. Guérard, Reichsverkehrsminiſter.”
Reichsaußenminiſier Dr. Streſemann
telegraphierte aus Wiesbaden: „Nehmen Sie zum glücklichen
Flug meine herzlichſten Glückwünſche entgegen. Wie der Bau
des Luftſchiffes nur möglich war, weil Ihr feſter Glaube an das
Gelingen Sie alle Hemmungen und Widerſtände überwinden ließ
und dadurch zum Willen wurde, der ſtets Vorausſetzung jedes
Erfolges iſt, ſo haben Glaube und Wille Sie und Ihre
Mit=
arbeiter dem Sturm, Wetter und Mißgeſchick trotzen laſſen. Ihr
Flug iſt ein Symbol für die, wie wir überzeugt ſind, für alle
Zeiten wieder hergeſtellte enge freundſchaftliche Verbindung mit
dem amerikaniſchen Volk. Reichsaußenminiſter Dr. Streſemann.”
Hauptmann Dr. Köhl
ſandte dem „Graf Zeppelin” zu ſeiner glücklichen Landung
folgen=
des Telegramm: „Graf Zeppelin, du kannſt’s doch beſſer!
Herz=
lichen Glückwunſch! Dr. Köhl.”
Begeiſierung in Friedrichshafen.
Im Verlaufe eines kleinen Feſtaktes in Friedrichshafen
dankte der Generaldirektor des Luftſchiffbaues Graf Zeppelin
Kommerzienrat Colsmann der Preſſe für ihre Mitarbeit, ferner
der Stadt Friedrichshafen, und beſonders herzlich den
Chef=
konſtrukteuren Dr. Dürr und Dr. Ehrle, dem Schöpfer der
May=
bach=Motoren, dem Erforſcher des neuen Blaugaſes, Dr.
Lem=
perts. Am abend brachte die Bevölkerung vor der Luftſchiffwerft
den Mitarbeitern Dr. Eckeners eine große Ovation dar.
*Hochhäuſer aus Eiſenbeton.
Auch ein Beitrag zur Frage des Prager Bauunfalls.
Von Dipl.=Ing. E/ Burchardt.
Unter dem Titel „Warum ſind die amerikaniſchen
Wolken=
kratzer nicht einſturzgefährdet?” iſt in Nr. 284 des „Darmſtädter
Tagblatts” vom 12. Oktober ein Artikel von Guſtav Gleichen
erſchienen, der nicht ohne Erwiderung bleiben kann, da er dazu
angetan iſt, die deutſche Offentlichkeit mit einem Mißtrauen gegen
den Eiſenbetonbau zu erfüllen, das keineswegs am Platze iſt.
Der Verfaſſer jenes Artikels nimmt den Prager Bauunfall
zum Ausgangspunkt ſeiner Ausführungen und macht den
„Betonbau” an ſich für das Unglück verantwortlich.
Abge=
ſehen davon, daß es ſich nicht um einen „Betonbau” ſondern
um einen Eiſenbetonbau handelt — was ein
grundlegen=
der Unterſchied iſt, denn der Eiſenbeton iſt im Gegenſatz zum
Beton auch ein zug= und biegungsfeſtes Material — dürfte es
heute noch völlig verfrüht ſein, aus dem Prager Unfall
irgend=
welche Schlüſſe und Lehren zu ziehen, da ja über die eigentliche
Urſache des Unglücks noch gar keine Unterſuchungen vorliegen.
Wenn irgend eine Folgerung zu ziehen iſt, dann bis heute wohl
nur die, daß bei Eiſenbetonbauten die Güte der
Ausfüh=
rung durch beſondere Maßnahmen ſicherzuſtellen iſt, wie das in
Deutſchland in hohem Maße der Fall iſt. Warten wir alſo
vor=
erſt das Ergebnis der amtlichen Feſtſtellungen ab.
Die Frage, ob man Hochhäuſer in Eiſenbeton ausführen ſoll
oder nicht, iſt heute gar keine techniſche Frage mehr, ſondern
höchſtens eine wirtſchaftliche. Das beweiſt eine ſtattliche
Anzahl von Eiſenbetonhochhäuſern ſowohl in Deutſchland (unter
anderen z. B. „Chilehaus” in Hamburg und „Hanſahof” in
Köln, Wilh.=Marx=Haus in Düſſeldorf), als auch in Amerika.
Zwar behauptet Herr Gleichen, daß in Amerika die Hochhäuſer
durchweg als Eiſenbauten erſtellt würden, doch könnte ihn ein
Blick in die letzten Jahrgänge amerikaniſcher Fachzeitſchriften
eines Beſſeren belehren. Man hat dort Hochhäuſer in
Eiſen=
beton von zehn, zwanzig und mehr Stockwerken ausgeführt,
dar=
unter auch Garagenbauten, die doch erheblichen
Verkehrserſchütte=
rungen ausgeſetzt ſind, und dieſe Bauwerke haben ſich in
jahre=
kangem Betrieb bewährt, ja, in Montevideo hat eine deutſche
Firma ſogar ein Gebäude von 100 Metern Höhe ausgeführt, ohne
daß ſich irgendwelche Nachteile daraus ergeben haben.
Was nun die Frage der Schwingungen anbetrifft, ſo ſcheint
8s Herrn G. völlig unbekannt za ſein, daß man Turbinenfunda=
EEine Rede
des Reichswirtſchaftsminiſters.
Tagung der Deutſchen Volkspartei.
Heidelberg, 15. Oktober.
Am Sonntag, den 14. Oktober, trat die Südweſtdeutſche
Arbeitsgemeinſchaft der Deutſchen Volkspartei, welche die
Wahl=
kreiſe Heſſen=Naſſau, Baden, Heſſen, Pfalz und Württemberg
um=
faßt, zu einer Tagung zuſammen. Rektor E. Landgrebe=
Frankfurt a. M. eröffnete die Verſammlung. Nach Abſendung
eines Begrüßungstelegramms an den Parteiführer Dr.
Streſe=
mann ergriff Reichswirtſchaftsminiſter Dr. Curtius das Wort
zu einer groß angelegten programmatiſchen Rede. Zunächſt ging
der Miniſter auf die in Genf behandelten Fragen der
Außen=
politik ein. Mit Entſchiedenheit wurde eine baldige Löſung der
Reparationsfrage gefordert. Die Reparationsfrage aber iſt letzten
Endes eine politiſche Frage und muß unter politiſche
Geſichts=
punkte geſtellt werden, denn auch die franzöſiſche Wirtſchaft hat
ſtärkſtes Intereſſe an einer baldigen und endgültigen Klärung.
Die Politik von Locarno kann erſt an Erfolg oder Mißerfolg der
Räumungsverhandlungen und endgültigen Löſung der
Repara=
tionsfrage gemeſſen werden.
Dann ging der Referent zu den Fragen der inneren Politik
über. Curtius erörterte dabei zunächſt verſchiedene Möglichkeiten
und Wege der Großen Koalition, die er an ſich als gegeben für
die nächſte Führung der politiſchen Geſchäfte im Reiche und in
Preußen und als Grundlage einer ſtetigen und verſtändigen
Politik der Mitte ſieht. In Preußen freilich wird die Frage der
Großen Koalition für uns von den Grenzen des ſchwebenden
Konkordates abhängig zu machen ſein, während im Reiche die
Frage des Panzerkreuzerbaues unſtreitig hemmt.
Erfreulicher=
weiſe läßt der Parlamentarismus manche Wege zur Abtragung
hier noch vorhandener Unſtimmigkeiten zu.
Nach einer lebhaften Ausſprache wurde folgende
Ent=
ſchließung angenommen:
„Die in der Südweſtdeutſchen Arbeitsgemeinſchaft
zuſammen=
gefaßten Wahlkreiſe, Heſſen=Naſſau, Baden, Heſſen, Pfalz und
Württemberg begrüßen mit großer Freude und Genugtuung die
nach völliger Geſundung erfolgende Rückkehr ihres Führers und
Reichsaußenminiſters Dr. Streſemann in die Leitung der
Außen=
politik und in die Führung der Partei. Die genannten
Wahl=
kreiſe ſtehen in unverbrüchlichem Vertrauen zur Außenpolitik und
zur Parteiführerſchaft Dr. Streſemanns und hoffen, daß es ſeiner
ſeit vielen Jahren immer wieder erneut bewieſenen Energie,
ſtaatsmänniſchen Klugheit und Zielſicherheit gelingen möge, die
großen Fragen der Befreiung des beſetzten Gebietes und der
endgültigen Begrenzung der Reparationslaſten zu löſen, zugleich
aber die Deutſche Volkspartei und die hohen Ideen des deutſchen
Liberalismus neuer Blüte entgegenzuführen.
Mit dem Reichswirtſchaftsminiſter Dr. Curtius ſind die
ſüd=
weſtdeutſchen Wahlkreiſe in vertrauensvoller Zuſammenarbeit
auf den Grundlagen einer durch die Leitſätze der Partei
gekenn=
zeichneten verantwortungsfreudigen Wirtſchaftspolitik verbunden.
Sie ſprechen ſomit auch ihm vollſtes Vertrauen aus.”
Mit einem ſtarken Appell an den nationalen und liberalen
Geiſt der Deutſchen Volkspartei ſchloß hierauf Rektor Landgrebe
die außerordentlich wertvollen und wegweiſenden Verhandlungen.
*Die Reparationsverhandlungen.
Von unſerer Berliner Redaktion.
Die Franzoſen laſſen ſich in ihren Verſuchen, für die
bevor=
ſtehenden Reparationsverhandlungen eine für Frankreich günſtige
Stimmung in der Welt zu ſchaffen, nicht beirren. Sie haben
ge=
merkt, daß ſie mit ihren Meldungen, wonach Deutſchland jede
dem franzöſiſchen Geſchmack entſprechende Entſchädigung zu
zahlen habe, nicht zum Ziele kommen. Jetzt ſtellen ſie die
Be=
hauptung auf, daß man ſich in den diplmatiſchen Verhandlungen
bereits über Tag und Stunde des Zuſammentritts des
Finanz=
ausſchuſſes einig ſei, ebenſo auch über das Beratungsproblem.
Die Sachverſtändigen ſollen danach am 15. November in London
zuſammentreten und ſich über die Feſtſetzung der Endſumme, ihre
Verteilung über die Zeitdauer von einigen dreißig Jahren,
ſo=
wie die Mobiliſierung der Obligationen unterhalten. Die
Fran=
zoſen beabſichtigen alſo wohl, demnächſt ein Trommelfeuer
ein=
etzen zu laſſen, um allen Völkern einzuhämmern, daß Frankreich
nur ein Abkommen akzeptieren könne, das mit den Abmachungen
von London aus dem Jahre 1921 ſich deckt. Poincaré hat das ja
auch vor kurzer Zeit verſucht, iſt aber damit doch hinten
herunter=
gefallen. Soweit wir unterrichtet ſind, iſt es vollkommen verfrüht,
jetzt ſchon die Behauptung aufzuſtellen, wo die Sachverſtändigen
zuſammentreten und welche Marſchrichtung ſie einnehmen
wer=
den. Wahrſcheinlich werden die Sachverſtändigen erſt anfangs
Dezember ſich zuſammenfinden.
mente, für die doch Schwingungs= und Reſonanzerſcheinungen
eine beſonders große Rolle ſpielen, ſchon jahrzehntelang mit
beſtem Erfolg in Eiſenbeton ausführt und daß ſich
Eiſenbeton=
bauten, wenn ſie richtig konſtruiert und ausgeführt werden,
ge=
rade in Erdbebengebieten ſehr gut bewährt haben und daß man
dort, wie z. B. in Griechenland und Japan, immer mehr zum
Eiſenbetonbau übergeht.
Nicht eine veraltete Bauweiſe iſt der Eiſenbetonbau, ſondern
eine recht junge und moderne, und dank ihrer gründlichen
wiſſenſchaftlichen Erfaſſung namentlich durch deutſche
Gelehrte iſt ſie heute befähigt, in bezug auf Güte und
Zu=
verläſſigkeit mit dem Eiſenbau durchaus in Wettbewerb
zu treten. Alle Unfälle von Eiſenbetonbauten ſind nicht auf die
Bauweiſe an ſich zurückzuführen, ſondern auf ſchlechte
Bau=
ausführung, unrichtige Zuſammenſetzung des Betons oder auf
falſche Berechnung und Konſtruktion, weshalb man nur bewährte
Firmen und Fachleute mit ſolchen Bauten beauftragen ſollte.
Daß Herr G. auch im Eiſenbau, dem er ſo ſehr das Wort
redet, nicht allzu bewandert iſt, ſcheint mir daraus hervorzugehen,
daß nach ihm alle Konſtruktionsteile einer beſonderen Prüfung
unterzogen und dann am Bau miteinander „verſchweißt”
werden. Jeder Fachmann weiß, daß, abgeſehen von einigen
neueſten Bauten in Amerika, ſowohl dort als auch bei uns bisher
noch das Nieten das gewöhnliche Verbindungsmittel für alle
eiſernen Baukonſtruktionen iſt. Der Laie kann ſich bei jeder
eiſernen Brücke davon überzeugen. Und was die Prüfung des
Materials anbelangt, ſo entnimmt man auch beim Eiſenbau nur
hier und da einen Probeſtab und prüft nicht den ganzen
Konſtruk=
tionsteil, analog wie man auf jeder ordentlichen
Eiſenbetonbau=
ſtelle laufend Probewürfel und Probebalken herſtellt und auf ihre
Feſtigkeitseigenſchaften hin unterſucht.
Lieder=Abend Müller=Söllner.
Mit Schülern eine Schubert=Feier zu veranſtalten, iſt ein
großes Wagnis. Schubert verlangt nicht nur techniſches Können,
ſondern auch Reife des Vortrages, reſtloſes Aufſpüren von dem,
was hinter den Noten ſteht; das Schubert=Singen gelingt unter
den Berufsſängern nur Wenigen, nur Auserwählten; wie wäre
dies alſo von Schülern möglich! Wenn der geſtrige Abend dieſe
Bedenken nur zum Teil rechtfertigte, ja wenn ſogar da und dort
die Tore der Kunſt ſich öffneten, ſo iſt das ein ſehr großes Lob,
das den Schülern gebührt, mehr noch aber ihrem Lehrer. Herr
Müller=Söllner iſt ſeit Jahren hochgeſchätzt als Geſangs=
„Koma locuta .
Von unſerem K=Korreſpondenten.
Rom, Mitte Oktober.
„Rom hat geſprochen.” Anderthalb Jahrtauſende alt iſt
die=
ſes Wort des Kirchenvaters Auguſtinus. Als er es prägte,
ſtrit=
ten ſich Kirchenkonzile und Synoden um den Begriff der Gnade.
Für den normalen Durchſchnittsleſer der heutigen
Tageszeitun=
gen wird es vermutlich immer noch leichter ſein, ſich über dieſen
Gnadenbegriff klar zu werden, als über die Feinheiten und
Fall=
ſtricke der geſamten Noten und Verhandlungen zur
Abrüſtungs=
frage und die damit zuſammenhängenden Bündniſſe,
Abmachun=
gen, Beſprechungen, Verträge, Klauſeln, Vorberatungen,
Haupt=
beratungen, Kommiſſionsbeſchlüſſe und Zeitungsartikel ſamt
ſen=
ſationellen Indiskretionen. Jetzt hat zu dieſem Wuſt von „
Kom=
pleren” auch Rom ſeine Note geſchickt: Roma locuta, Rom hat
geſprochen. Aber diesmal kann man nicht mit den Worten des
Auguſtinus fortfahren: „Causa finita”, die Sache iſt zu Ende.
Denn dieſe Sache iſt leider noch lange nicht zu Ende, ſelbſt wenn
Rom geſprochen hat. Leider. Denn mit dem Worte allein ſcheint
dieſe Sache nicht mehr beendbar, immer mehr ſieht es aus, als
ſolle das Schwert wieder einmal entſcheiden, wo das Wort nur
verwirrt. Niemand will den Anfang machen, deshalb findet man
auch kein Ende.
Wie weit die Abrüſtungsverhandlungen gediehen ſind oder
nicht, iſt im Grunde ganz gleichgültig. Man braucht zum
Ver=
ſtändnis der politiſchen Lage nur zu wiſſen, daß keiner der
voll=
bewaffneten Staaten abrüſten will; die unſeligen Verhältniſſe,
die der Zwang von Verſailles geſchaffen hat, geſtatten keine
ein=
fache Löſung. Der Fluch der Sieger iſt es, daß ſie ſich um den
Sieg ſtreiten müſſen. Dieſe drohende Lage wird verſchärft durch
den Zerfall des engliſchen Weltreiches, das die Mündigkeit ſeiner
Kolonien durch ſeine Teilnahme am Weltkrieg heraufbeſchworen
hat, und durch die Verlegung des weltwirtſchaftlichen
Schwer=
gewichts nach Amerika. Der Dollar hat das Pfund erdroſſelt.
Zwei große Weltkonflikte beherrſchen die internationale Lage:
der interkontinentale Kampf um die Ozeane, an dem England,
Amerika und Japan beteiligt ſind, und der europäiſche Kampf
um das Mittelmeer, der zwiſchen der ſtärkſten europäiſchen
Konti=
nentalmacht Frankreich und dem aufſtrebenden Italien
Muſſo=
linis ausgefochten wird. Der bisherige Rivale, England, hat ſich
europäiſch desintereſſiert, weil er alle Kräfte für ſeine
inter=
kontinentale Politik auf dem Ozean braucht und durch die
Ent=
wicklung der Flugtechnik ſein Seeweg über Gibraltar und Suez
nicht mehr allein ausſchlaggebend iſt. Dieſen Schutz will
Eng=
land ſeinem Bundesgenoſſen Frankreich anvertrauen. Die
Be=
herrſchung des Mittelmeers aber ſchließt die Hegemonie über den
Balkan in ſich und die Aufſicht über das nördliche Afrika. Wer
das Mittelmeer hat, hat den Balkan, und wer dieſen beſitzt,
zwingt Mitteleuropa zum Stillhalten, ſolange London und
Paris Brüder ſind. Der große Unbekannte aber im Oſten, durch
den allein eine Veränderung dieſer Zuſtände ermöglicht würde,
iſt ein Faktor, der noch keine zahlenmäßige Wertung beſitzt, und
alſo noch in keine Kalkulation eingeſtellt werden kann. Wäre
Rußland nur Maſſe und nicht auch Idee (gleichgültig ob gut oder
ſchlecht, ob Kraft oder nur Krampf), ſo gäbe es noch ein Drittes
im großen Spiel. Immerhin iſt es möglich, daß dieſer Dritte
ſchließlich ſich freut.
Bei dieſer Konſtellation hat der große Kampf um die
Welt=
meere vielleicht die längere Zeitſpanne nötig, um ſich zu
ent=
wickeln. Dort ſind vorſichtigere Männer im Spiel — (obwohl man
ſeit einiger Zeit bei der ſonſt auf lange Sicht arbeitenden
eng=
liſchen Diplomatie bedenkliche Ermüdungserſcheinungen
beob=
achten kann, die möglicherweiſe zu einem unerwarteten Tempo
und Zuſammenbruch führen können). Um das Mittelmeer
kämpfen mehr Temperament und Neid und auf italieniſcher
Seite auch der Zwang der Zeit. Muſſolini iſt raſch und aktiv, ein
Journaliſt, der mit Tagesereigniſſen mitläuft. Er denkt zwar
manchmal auch in Jahrzehnten, aber er rechnet doch nur mit
wenigen Jahrzehnten, wie er ſelbſt einmal ſagte, mit fünfzig
Jahren. Seine Gegner aber, vor allem ſeine früheren Freunde
in London ſind gewohnt, mit wenigſtens zweimal fünfzig Jahren,
alſo Jahrhunderten als Mindeſtmaß zu kalkulieren. Das iſt beim
Kampf um eine Weltgeltung ein gewaltiger Unterſchied.
Muſſolinis Denken iſt die verſtändlichere, die naivere und
dem „Mann aus dem Volke” auch die einleuchtendere. So iſt
auch die Antwortnote Italiens an Frankreich igehalten. Keine
allzu großen Winkelzüge und Verklauſulierungen. Muſſolini
ſagt einfach: Rüſtung iſt Rüſtung, dabei gibt es keine Unterſchiede
zu Waſſer und zu Lande. Wenn man abrüſten will, muß man
von dem Zuſtande ausgehen wie er heute iſt. Die italieniſche
Abrüſtung muß im Verhältnis zur Geſamtabrüſtung aller andern
Staaten ſtehen, wobei Italien mit der am ſtärkſten bewaffieten
Kontinentalmacht gleichgeſtellt werden muß. Fremde Kontrolle
bei der Abrüſtung wird ausgeſchloſſen.
Dieſe Antwort iſt wenigſtens klar und unzweideutig. Italien
rüſtet ab, wenn Frankreich etc. abrüſten. Italien aber entwaffnet
pädagoge in Darmſtadt und auswärts, und das Leſen ſeiner
Schriften über Geſangskunſt iſt immer wieder anregend und
be=
lehrend. Dieſe Bücher ſind von einem Mann geſchrieben, der in
die Geheimniſſe der Geſangskunſt eingedrungen iſt und der mit
voler Begeiſterung dem Lehrberuf ſich widmet. Die Erfolge
blei=
ben nicht aus. Es ſcheint uns ganz überflüſſig zu ſein, jede
ein=
zelne der geſtrigen Leiſtungen kritiſch zu zerpflücken. Wer kann
überhaupt als Singender von ſich ſagen, daß er nichts mehr zu
lernen habe? Die Hauptſache iſt, daß alle ernſthaft ſtreben und
nach Maßgabe der vorhandenen Mittel vorwärts zu kommen
ſuchen, und dieſes Streben war bei allen vorhanden, auch bei
den Anfängern. Frl. Lieſel Liebeck, Frl. Eliſabeth Creter,
Herr Naberg, befinden ſich alle drei bei beachtlichen Mitteln
in aufſteigender Linie, Frau Guſtel Droll, Frl. Lieſel Boehm,
Frl. Hilde Müller ſind ſchon weiter, namentlich bei Frau Droll
feſſelt die friſche Stimme und Wärme des Vortrages („Raſtloſe
Liebe‟, „Gretchen am Spinnrad”), Herr Kurt Hering hat einen
Baß, der dem jugendlichen Sänger vielleicht noch einmal eine
ſchöne Laufbahn beim Theater verſpricht; Frl. Meta Deutſch
zeigte im Vortrag von „Nachtſtück” mehr noch als in der „
All=
macht” ſehr angenehme und wohlgepflegte Stimmittel. Reizend
in ihrer ungezwungenen Natürlichkeit waren drei Lieder: „
Ge=
heimnis”, „Die junge Schäferin” und „Frühlingsſehnſucht”, die
Frl. Edith Reinhardt mit glockenreiner Stimme und
ſympa=
thiſcher Anmut zum Vortrag zu bringen verſtand, und wer ſo
ſchwere Geſänge wie „An Schwager Kronos” und „Dem
Unend=
lichen” über ſchönes Singen hinaus ſo innerlich zum Vortrag
zu bringen verſteht, wie Herr Matheis das tut, der hat das
Zeug zu einem tüchtigen Sänger und Geſtalter in ſich. Zum
Schluß noch die Ueberraſchung des Abends: ein 17jähriges Mädel
aus Wiesbaden, Frl. Käthe Ruſſart, ſang „Suleikas zweiter
Geſang” und „Die junge Nonne” in einer Weiſe, die aufhorchen
ließ. Ein außergewöhnlich ſchönes Material iſt das, ein
Mezzo=
ſopran, voll Fülle und hell=dunkler Klangpracht, und
über=
raſchende Beſeelung des Vortrages, dazu ſchon ſolch verblüffende
Sicherheit des Auftretens, daß man nur wünſchen kann, daß die
Zukunft das reifen laſſen möge, was die Gegenwart verſpricht.
Frl. Ruſſart muß noch viel lernen, insbeſondere nach der Seite
der Veredelung des Klanges (Forcieren des Tones, namentlich
in der Mittellage führt bei ihr, wie bei manchen ihrer Kolleginnen,
zu gelegentlichem Zutiefſingen), aber hier kündet ſich unſerer
Meinung nach Außergewöhnliches an. Zum Schluß des
gelun=
genen Abends wurde der Lehrer im Kreiſe ſeiner Schüler vom
Publikum lebhaft gefeiert; an dem reichen Beifall nahm auch der
verdienſtvolle Begleiter Herr Dietrich teil.
O.
Seite 4
Dienstag, den 16. Oktober 1928
Nummer 288
ſich erſt dann, wenit Frankreich ſchon ſo viel abgerüſtet hat, daß
es mit Italien gleich ſteht, Und obendrein darf niemand
kon=
trollieren, ob auch wirklich das in Italien geſchieht, was man
von Rom aus als „Abrüſtung” anzeigt. Alſo: Erſt rüſtet ihr
andern ab, dann werden wir es auch tun, aber in unſern
Top=
laſſen wir uns nicht hineinſchauen.
Schließlich hat Muſſolini ganz recht, wenn er auf den
Schmarrn von Abrüſtungstheater nicht hereinfällt. Hätte
Eng=
land ihn nicht plötzlich und in ſchnöder Form im Stich gelaſſen,
ſo würde er heute nicht mit einer gewiſſen Berechtigung ſich
der=
artig äußern können. Italien iſt durch die engliſch=franzöſiſche
Verſtändigung ſchwerer betroffen als die meiſten andern
euro=
päiſchen Staaten. Das „Mandat” Englands an Frankreich zur
Uebernahme der europäiſchen Hegemonie bedroht die italieniſche
Zukunft. In Deutſchland konnten nur diejenigen Leute ſich
ent=
täuſcht fühlen, die als naive Hinterwäldler von London echte
Freundſchaft und von Paris ſelbſtloſe Nachſicht erhofften.
Muſſolini hat aber nicht nur höchſt einfach geantwortet, er
hat die Franzoſen auch ordentlich geärgert. Daß Italien
hin=
ſichtlich der Abrüſtungszahlen mit der ſtärkſten Kontinentalmacht
gleichgeſtellt werden will, hat die Pariſer Preſſe ſehr aufgeregt.
Der „Temps” ſelbſt ſagt in ſeiner belehrenden Art der
römi=
ſchen Schweſter: Man wolle ja Italien ſeine Mittelmeerſtellung
gar nicht beſtreiten, aber Italien ſei in der Verteidigung ſeiner
Intereſſen doch nur auf dieſes Mittelmeer beſchränkt, während
Frankreich uſw. Mit anderen Worten: Du biſt eine
Mittelmeer=
macht, wir ſind eine Weltmacht. So etwas hört man wiederum
in Rom nicht ſehr gern. Die Folge dieſer verſchiedenen
Aus=
einanderſetzungen iſt natürlich eine weitere Verſchlechterung des
„Freundſchaftsverhältniſſes” zwiſchen Rom und Paris.
Kurz und gut: Die Abrüſtungsdebatte trägt zuſammen mit
der franzöſiſch=engliſchen Verſtändigung gerade auch in Italien
ungemein zur „Beruhigung der Gemüter” bei. Wo man auch
hinſieht, überall wird in die Friedensſchalmei geblaſen= und
über=
all klingt dann die Melodie nach Krieg. Die Folge der
franzö=
ſiſchen und engliſchen Politik gegenüber Italien iſt inzwiſchen
ganz, wie erwartet, die geweſen, daß Muſſolini nach Möglichkeit
das Wohlwollen Amerikas ſucht, des natürlichen Gegners jenes
Englands, das ihn verraten und den Franzoſen ausgeliefert
hat. Hier findet man eine beſcheidene Parallele zur deutſchen
Politik, die auch in deutlichem Ausmaß auf Amerikas
Zulunft=
haltung rechnet. Nur iſt trotz ſeiner Entwaffnung Deutſchland
auf lange Sicht in einer günſtigeren Lage gegenüber Frankreich
als Italien. Denn hinter Deutſchland droht immer noch das den
Pariſern ſo unheimliche Rußland, während Italien wirtſchaftlich
ſchwach und moraliſch iſoliert ſeine engliſche Rückendeckung
ein=
gebüßt hat.
Immerhin hat Muſſolini es doch verſtanden, während dieſer
Abrüſtungsdebatte einen kleinen diplomatiſch=politiſchen Erfolg
gegenüber Frankreich gerade in dieſen Tagen zu erringen. Und
zwar in Abeſſinien, der Bergfeſte des nördlichen Afrikas, von
der aus Aegyptem und die franzöſiſche Sahara einmal bedroht
werden könnten. Denn die Königskrönung des Ras Tafari
be=
deutet einen Erfolg für Muſſolini, nachdem der
abeſſiniſcheitalie=
niſche Vertrag unter Dach und Fach gebracht worden war. Es
ſcheint, daß durch den abeſſiniſchen Stoatsſtreich der bisherige
franzöſiſche Einfluß in Abeſſinien verdrängt und der italieniſche
dafür maßgebend werden ſoll. Die Vorgänge im „äußerſten
Winkel” des nahen Orients ſind zwar nicht umſtürzende Taten,
aber immerhin ein kleines Preſtige=Pflaſter auf den vielen
Wun=
den der italieniſchen Politik. Auch oben in Abeſſinien hat Rom
geſprochen. Aber auch dort wird man wohl noch nicht ſagen
können: Die Sache iſt zu Ende.
Die franzöſiſchen Kommunalwahlen
Frankreich und die engliſchen Wahlen.
Die Horan=Affäre.
Von unſerem A=Korreſpondenten.
Paris, 15. Oktober.
Die Kommunalwahlen haben die Aufmerkſamkeit auf die
Innenpolitik gelenkt; man glaubt, durch ihr Ergebnis ein klares
Bild über die politiſche Stimmung der Maſſen zu gewinnen.
Für den Augenblick kommt den Kommunalwahlen alſo eine mehr
theoretiſche Bedeutung zu. Und man muß die Feſtſtellung
wieder=
holen; ſie geben kein wahres Bild über die politiſche Einſtellung
des Landes, denn ſie ſind notwendigerweiſe durch lokale Motive
beeinflußt.
Nichtsdeſtoweniger werden die Wähler Gelegenheit haben,
bis zu einem gewiſſen Grade ein Urteil über die Regierung
ab=
zugeben. Die meiſten führenden Politiker ſtehen auf den
Kandi=
datenliſten, ihre etwaige Niederlage bliebe nicht ohne Bedeutung.
Nach der Abhaltung der Stichwahlen (am 21. Oktober) wird
man alſo über die Volkstümlichkeit der Regierung doch mit etwas
mehr Sicherheit urteilen können.
Denn nur um eine Frage wird noch in der franzöſiſchen
Politik debattiert; man will entſcheiden, ob das weitere
Ver=
bleiben der Regierung von der Mehrheit des Landes gewünſcht
wird oder nicht. In dieſer Frage iſt Frankreich in zwei Lager
geſpalten. Doch das Regierungslager reicht weit in den linken
Flügel der Kammer hinein.
Die Kommunalwahlen könnten der Oppoſition eine moraliſche
Rechtfertigung bringen. Und der Kongreß der Radikalen, welcher
in Angers tagen wird, ſoll zeigen, inwieweit die Oppoſition ſich
organiſieren läßt.
Mit großer Aufmerkſamkeit wird hier der Auftakt der
eng=
liſchen Wahlkampagne verfolgt. Man hofft und wünſcht in Paris
den Sieg der Konſervativen. Die Ausſichten der Parteien ſollen
in der Tat beſcheiden ſein und ein Gleichgewicht zwiſchen den
Konſervativen und der Arbeiterpartei, bei denen die Liberalen
die Zunge der Wage bilden würden, hält man hier für
ausge=
ſchloſſen. Immerhin beunruhigt der Kampf der Parteien die
franzöſiſche Politik, da die engliſche Oppoſition — wie man hier
behauptet — im Bewußtſein ihrer Schwäche in der Innenpolitik,
die Außenpolitik der Konſervativen angreift. . . .
Die Spannung mit Amerika, welche in der Folge der Hearſt=
Horan=Affäre einige Tage eine kritiſche Stimmung der Preſſe
hervorrief, hat — wie vorauszuſehen war — nachgelaſſen. Doch
die Schwankungen der Stimmung infolge von an und für ſich
unbedeutenden perſönlichen Angelegenheiten können über die
Tat=
ſache, daß der Kelloggpakt und der Abrüſtungsgedanke eine
töd=
liche Kriſe durchmachen, nicht hinwegtäuſchen.
Das Ergebnis der Generalratswahlen
in Frankreich.
w. Paris, 15. Oktober.
Das Innenminiſterium veröffentlicht heute mittag folgende
Statiſtik über die Generalratswahlen: Zu vergebende Mandate
1511, vorliegende Ergebniſſe 1270, Stichwahlen in 239 Fällen:
zwei Reſultate ſind nicht beſtätigt worden. Die Mandate verteilen
ſich auf die einzelnen Parteien wie folgt: Rechtsſtehende bisher
99, bis jetzt gewählt 88, Rechtsrepublikaner bisher 259, bis jetzt
gewählt 237, Linksrepublikaner bisher 304, bis jetzt gewählt 243,
Rechtsradikale bisher 150, bis jetzt gewählt 102, Radikale bisher
504, bis jetzt gewählt 451, Sozialrepublikaner bisher 64, bis jetzt
gewählt 55, Sozialiſten bisher 113, bis jetzt gewählt 83,
Kommu=
niſten bisher 18, bis jetzt gewählt 6. Von 85 Senatoren, die ihre
Kandidatur aufgeſtellt hatten, ſind 75 gewählt worden, ſechs ſtehen
zur Stichwahl, vier wurden geſchlagen. Von 184 Abgeordneten,
die ihre Kandidatur aufgeſtellt hatten, wurden 143 gewählt,
26 ſtehen zur Stichwahl, 15 wurden geſchlagen.
Unter ſuchung der verfaſſungsrechtlichen
Stellung der indiſchen Einzelſiaaten.
EP. London, 15. Oktober.
Am heutigen Montag tritt das Komitee zur Unterſuchung
der verfaſſungsrechtlichen Stellung der indiſchen Einzelſtaaten
unter dem Vorſitz von Sir Harcourt Butler erneut zu Sitzungen
in Withehall zuſammen. Seit der Vertggung der Sitzungen Ende
Juli haben die indiſchen Fürſten ihre Pläne durch den engliſchen
Rechtsanwalt Sir Scott ausarbeiten kaſſen, der dafür, wie es
heißt, ein Honorar von 150 000 Pfund Sterling bezieht. In den
letzten Tagen fanden mehrfach Sitzungen der Fürſten unter
Lei=
tung des Maharadſchas von Patiala im Mayfair=Hotel in
Lon=
don ſtatt. Während es bisher die Abſicht der indiſchen Fürſten
war, einen Verfaſſungsvorſchlag der Kommiſſion zu unterbreiten,
haben ſie im Hinblick auf die Anwefenheit der parlamentariſchen
Verfaſſungskommiſſion unter Sir John Simon in Indien davon
Abſtand genommen und werden ſich darauf beſchränken, die
gegen=
wärtigen loſen Beziehungen der Einzelſtaaten zur
Zentralver=
waltung unter beſonderer Berückſichtigung der Stellung der
Für=
ſten gegenüber der Krone zu erörtern.
Die Simon=Kommiſſion wurde in Poona ſehr gut empfangen
und wird gemeinſame Sitzungen mit dem Komitee der
geſetz=
gebenden Verſammlung abhalten, deren Einzelheiten am
heu=
tigen Montag erörtert werden. Beſonders intereſſiert in Indien
die Frage, wie ſich die Kommiſſion zu dem Verfaſſungsentwurf
des Pandit Nehru ſtellen wird, der von der Konferenz aller
Par=
teien angenommen wurde und für Indien die Stellung eines
Dominions verlangt. Pandit Nehru ſcheint zunächſt eine
abwar=
tende Haltung einzunehmen, aber ſeine grundſätzliche Abneigung
gegenüber der Simon=Kommiſſion nicht mehr unbedingt aufrecht
erhalten zu wollen.
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Darmſtadt, 16. Oktober.
— Ernannt wurden: Am 23. Auguſt: der geſchäftsleitende
Ober=
juſtizinſpektor bei dem Amtsgericht Offenbach Karl Moxter, zum
Burodirektor bei dem Amtsgericht Offenbach, mit Wirkung vom 1. Aug.
anz am 19. September: der Lehrei an der Volksſchule in Hähnlein,
Kreis Bensheim, Georg Reeg zum Rektor an dieſer Schule, mit
Wir=
kung vom Tage des Dieuſtantritts an: am 20. September: der Lehrer
an der Volksſchule zu Offenbach a. M. Johannes Nebeling, zum
Reallehrer an der Studienanſtalt in Gießen, mit Wirkung vom 1.
Okto=
ber an; am 25. September: der Schulamtsanwärter Wilhelm Reuhl
aus Holzheim, Kreis Gießen, zum Lehrer an der Volksſchule zu
Wor=
felden, Kreis Groß=Gerau, mit Wirkung vom Tage des Dienſtantritts
an; am 28. September: der Landwirtſchaftsaſſeſſor Hellmuth Nau bei
der Landwirtſchaftskammer zu Nidba mit Wirkung vom 1. September an
zum Landwirtſchaftsrat; am 4. Oktober; der Kanzleigehilfe bei, dem
Amtsgericht Darmſtadt I Ludwig Schmidt zum Kanzliſten, mit
Wir=
kung vom 1. Oktober an.
— In den Ruheſtand verſetzt wurde: Am 9. Oktober: der Lehrer in
der Volksſchule zu Schwanheim, Kreis Bensheim, Adam
Oehl=
ſchläger, au ſein Nacſuchen vom 1. November an. — Auf Grund
des Geſetzes über die Altersarenze der Staatsbeamten vom 2. Juli bzuv.
19. Dezember 1923 bziu. 8. Oktober 1925 (Reg.=Bl. S. 509, S. 511 und
249), tritt am 1. Dezember 1928 in den Ruheſtand der
Juſtizoberzacht=
meiſter Philipp Lang in Nieder=Olln.
— Sitzung der Stadtverordnetenverſammlung am Donnerstag,
den 18. Oktober, um 17 Uhr im Rathaus. Es iſt folgende
Tages=
ordnung feſtgeſetzt: 1. Errichtung eines Milchhofes (Berichterſtatter
Stadtv. Metzler). 2. Erhöhung der Subvention für das Stadtorcheſter
(Stadtv. Friedrich). 3. Gebührentarif für die Städtiſche
Rettungs=
wache (Stadtv. Dr. Nöllner). 4. Bäderpreiſe im Hallenſchwimmbad für
die Mitglieder von Krankenkaſſen (Stadtv. Hübner). 5. Erweiterung
der Brunnenanlage auf dem Hauptpumpwerk des Waſſerwerks (Stadtv.
Wieſenecker). 6. Organiſation der Gaswerbe=Abteilung und
Einfüh=
rung der Anmeldepflicht für Gasverbrauchsapparate (Stadtv. Dr.
Berndt). 7. Bewilligung eines Zuſchuſſes für die Jubiläumstagung des
Heſſiſchen Landeslehrervereins (Stadtv. Haury). 8. Mitteilungen.
— Darmſtadt als Kongreßſtadt. Die Verhandlungen, Kongreſſe und
Tagungen für das Jahr 1929 nach Darmſtadt zu ziehen, nehmen weiter
einen günſtigen Verlauf. Neben einer Reihe bereits bekannter
Veran=
ſtaltungen wird der Seſüſche Apothekerverein anläßlich ſeines 90jährigen
Beſtehen3 ſeine Landesverſammlung in Darmſtat abhalten. Auch der
erſte Reichs=Beziuks=Vertretertag des Verbandes Deutſcher
Berufsfeuer=
wehrmänner und die Bezirkstagung des gleichen Verbandes finden hier
ſtatt. Vorausſichtlich wird auch im Mai nächſten Jahres der Verband
Deutſcher Licht= und Waſſerfaclbeamten in Darmſtadt tagen.
— Der Südweſtdeutſche Eſperanto=Verband, der ſeinen Sitz in
Wiesbaden hat, hält am 21. Oktober eine
Vertreterverſamm=
lung in Darmſtadt ab, um neben der Beſprechung des nächſtjährigen
Eſperanto=Kongreſſes in Frankfurt a. M. hauptſächlich darüber zu
verhandeln, wie die Eſperantobewegung, die in der ganzen Welt
an=
wächſt, im Freiſtaate Heſſen und beſonders in Darmſtadt belebt werden
kann. Damen und Herren, die ſich für Eſperanto intereſſieren, wird
im Sitzungsſaal, Kaiſerſaal (Grafenſtraße 18), von 10 Uhr ab
Gelegen=
heit gegeben, ſich über Eſperanto zu informieren. Daſelbſt wird auch
eine kleine Ausſtellung von Eſperanto=Druckſachen gezeigt werden.
— Heſſiſches Landestheater. Heute, Dienstag, wird im Kleinen
Haus für Zuſatzmiete 1 Flotows „Fatme” mit Küthe Walter in der
Titelpartie wiederholt, im Großen Haus Schillers „Don Carlos”
für die Miete P der Darmſtädter Volksbühne gegeben.
Morgen, Mittwoch, gelangt im Großen Haus die „Schwarze
Kammer” von Roters, die am letztem Freitag wegen Erkrankungen
im Perſonal abgeſagt werden mußte, für die Miete B zur Aufführung.
Im Kleinen Haus wird Calderons „Dame Kobold” für
Zu=
ſatzmiete V wiederholt.
Die Miete II des Bühnenvolksbundes erhält als erſte Vorſtellung
dieſer Spielzeit eine Aufführung von Shakeſpeares „Wie es euch
gefällt” am Donnerstag, den 18. Oktober, im Großen Haus.
Die Oper bereitet für Samstag dieſer Woche die Erſtaufführung
zweier Schubert=Opern „Der treue Soldat” und „Die
Wei=
berverſchwörung” vor.
Das Schauſpiel iſt gegenwärtig mit den Proben zu Gerhard
Menzels „Toboggan” beſchäftigt, deſſen Erſtaufführung für
Diens=
tag, den B. Oktober, in Ausſicht genommem iſt.
— Dr. M. Wayer. Wir weiſen hiermit nochmals kurz auf die am
nächſten Donnerstag, den 18. d. M., abends 8½ Uhr, in den Räumen
der Buchhandlung Müller u. Rühle beginnenden Vorträge des Herrn
Dr. Max Wauer hin. Anläßlich des 100. Geburtstages wird der erſte
Abend dem größten rufſiſchen Dichter Leo Tolſtoi gehuidmet ſein.
Kar=
ten für alle 6 Vorträge zum Preiſe von 9 Mk., ſowie Karten für den
Tolſtoi=Vorkrag zum Preiſe von 2 Mk. ſind, ſoweit noch Platz
vorhan=
den, zu haben. (Siehe auch das heutige Jnſerat.)
— Orpheum. Heute Dienstag, 16. Oktober, neuer Spielplan: Erſte
Gaſtvorſtellung der weltbekannten „Schlierſeer Künſtlerſchar” mit dem
populären Komiker Xader Terofal. Es handelt ſich um das
renommier=
teſte Unternehmen dieſer Art, welches auch nach ſeinem Darmſtädter
Gaſtſpiel zu einem ſolchen am das Staatsthegter in Wiesbaden verpflichtet
iſt. Im erſten Zwiſchenakt ſpielen auf die drei Sehlierſeer Buam: der
Schnegg, der Stany und der Bauer, und ſind es künſtleriſche
Leiſtun=
gen, welche dieſe Naturburſchen bringen. (Weiteres ſiehe Anzeige.)
— Die Vereinigung der Freunde des humaniſtiſchen Gymnafiums
beginnt am nächſten Freitag, dem 19. Oktober, ihre
Winter=
veranſtaltungen Gymnaſialdirektor Dr. Heinrich Weinſtock=
Frank=
fürt a. M. wird ſprechen über: „Die Antike und die Aufgabe
unſerer Erziehung”. Dr. Weinſtock iſt neben beachteten
päda=
gogiſchen Einzelarbeiten beſonders bekannt gewovden durch ſeine Schrift
„Antike Bildungsideale‟. Er iſt Mitherausgeber des Unterrichtswerkes
„Palgeſtra Latina”. Aus ſeiner Tätigkeit am Provinzialſchulkollegium
Koblenz wurde er vor einiger Zeit zum Nachfolger Geheimrat Alfred
Bieſes an die Leitung des Kaiſer=Friedrich=Gymnaſiums in Frankfurt
berufen. Die Veranſtaltung findet, wie üblich, im Feſtſaal des Ludwig=
Georg=Gymnaſiums, Karlſtraße 2, ſtatt. Sie beginnt um 8 Uhr.
Bühnenvolksbund. Am Donnerstag iſt die erſte Vorſtellung der
Miete H. Von heute an werden die vorbeſtellten Mietkarten gegen Ge=
Gühr ins Haus zugeſtellt. Die Geſchäftsſtelle verfügt noch über einige
gute Plätze in beiden Mieten. Zugleich machen wir unſere Mitglieder
auf die erſte Filmvorführung der Kulturfilmgemeinde aufmerkſam, der
unſere Mitglieder zugehören. Die Preiſe ſind alſo verbilligt. Auf die
Miete der Filmgemeinde mit beſonders ermäßigtem Preiſem ſei
beſon=
ders hingewieſen.
— Geflügelzuchtverein Darmſtadt e. V. Der Geflügelzuchtverein
Eberſtadt bittet um Beteiligung an feiner am 10. und 11. November
ſtattfindenden allgemeinen Geflügelausſtellung; desgleichen Wishauſen
für ſeine Bezirksſchau. Unſere Mitglieder werden gebeten, die beiden
Schauen zu beſchicken. Hierauf erhielt Herr Pfeffer das Wort zu
ſeinem intereſſanten Vortrag über Steinheimer Bagdetten. An Hand
je eines Zuchtpaares in Weiß und Schwarz brachte er alles Wiſſens= Sauer und ſüß” oder „Die ſterbende Stadt”, das am 3. November ſeine
werte über Abſtammung, Zucht und Verbreitung dieſer ſchönen Tauben= Uraufführung erlebt, hat der muſikaliſche Leiter des Abends, Siegfried
raſſe. Reichen Beifall erntete der Redner am Schluſſe ſeines Vortrags.
Betrefs der neuerdings verfügten vierwöchigen Taubenſperre wäh= May, als Nomponſt einige Beiträge geliefert. In ſeinen Beiſen
Si=
rend der Saatzeit erfolgte an die hieſige Stadtverwaltung eine
Ein=
gabe unter Hinweis auf die durch die Wiſſenſchaft und Fachkreiſe
feſt=
geſtellte Tatſache, daß die Tauben nicht nur keinen Schaden anrichten, Paula Kapper und Guſtav Deharde. Die Aufführung iſt nur für
ſondern in bezug auf Vertilgung von Unkraut, Schnecken uſw. ſogar Mitglieder des Mozartuereins beſtimmt.
von Nutzen für die Landwirtſchaft ſind. Die Stadtverwaltung wird
aus dieſem Grund gebeten, die verfügte vierwöchige Sperre auf 14 Tage
zu vermindern. Zu der am 7.—9. Dezember ſtattfindenden 5. Allgem.
Mittel=Süddeutſchen Geflügelſchau in der früheren großen Exerzierhalle mit nachfolgendem Vortrag.
(Feſthallengelände) ſind nachſtehende Preisrichter gewonnen worden:
Erich Klein, Nußdorf, Prof. Schachtzabel, Chriſt, Falk=Mainz, Stern=
Pohlgöns= Seiy=Rüſſelsheim, Braun=Frankfurt a. M. und Ackermann=
Sprendlingen. Die Käfige werden in der geräumigen, gut belichteten
Halle einreihig aufgeſtellt werden.
m
Seite 5
Dienstag den 16 Oktober 1928
Zus Frage der Errichtung eiger Milchzentrale
in Darmſtadt.
Was hat der Verbraucher zu erwarten?
* Von beſonderer Seite wird uns geſchrieben:
Am Donnerstag dieſer Woche ſoll auf Antrag der
Stadtver=
waltung die Stadtverordnetenverſammlung die Beteiligung der
Stadt an einer zu gründenden Milchhof=G. m. b. H. genehmigen.
Von wiſſenſchaftlicher Seite, von der Stadtverwaltung ſelbſt,
der Landwirtſchaft und Milchhandel iſt in längeren Aufſätzen zu
dieſer Frage Stellung genommen worden.
Wo bleibt die Stimme des Verbrauchers? Desjenigen
Fak=
tors, um deſſen Wohl und Wehe und ſicherlich auch Geldbeutel
es doch geht?
Es iſt nicht ganz leicht, ſich bei den ſich widerſprechenden
An=
ſichten ein klares Bild über die Situation zu verſchaffen.
Herr Profeſſor Dr. Vaubel lehnt die Darmſtädter
Milch=
zentrale aus ſeiner wiſſenſchaftlichen Erkenntnis heraus ab. Der
Vertreter der Landwirtſchaft weiſt die Bedenken gegen die
Paſteu=
riſierung unter Verufung auf eine Reihe von Vertretern, der
Wiſſenſchaft als veraltet und rückſtändig ab. Man darf die
Ueber=
zeugung haben, daß noch viel Waſſer den Rhein hinunterfließt,
oder vielleicht treffender ausgedrückt, noch viel gute, friſche Milch
verexperimentiert wird, bis die Gelehrten ſich über das Für und
Wider einig werden. Mit dieſem Streit iſt der Konſumentenſchaft
nicht gedient.
Die Landwirtſchaft, das muß man ſich bei der Beurteilung
ihrer Ausführungen ſtets vor Augen halten, iſt Großintereſſent,
und wenn ſie ſich mit der Stadt in bezug auf den Milchhof
ge=
einigt hat, ſo deshalb, weil ſie ihren Vorteil dabei findet. Sie
legt vor allen Dingen Wert auf einen ſicheren, zahlungsfähigen
Abnehmer (Milchhof unter Garantie der Stadt) und verſpricht ſich
eine weſentliche Hebung des Milchverbrauchs, ſowie der
Bezah=
lung der Milch nach Qualität.
Vom Konſumentenſtandpunkt muß ſich wohl hier die Frage
aufwerfen: Wird die Milch, die den Milchhof durchläuft, reſtlos
paſteuriſiert oder teilweiſe nur kontrolliert und, falls ſie
einwand=
frei iſt, noch wie ſeither am ſelben Tage in friſchem Zuſtand an
die Verbraucherſchaft abgegeben? Wer trinkt die friſche,
unver=
dorbene Milch, und wer die paſteuriſierte zweitklaſſige?
Der Vertreter der Landwirtſchaft geht bei der Begründung
der Notwendigkeit eines Milchhofs davon aus, daß anläßlich der
Konzeſſionierung des Milchhandels durch die Stadt erhebliche
Mißſtände feſtgeſtellt wurden, und fordert eine ſcharfe Handhabung
der Konzeſſionierung des Milchhandels, damit alle unreellen
Ele=
mente ausgeſchieden werden und auch ſolche Händler, die weder
die Befähigung noch den Willen beſitzen, Milch zweckentſprechend
aufzubewahren und zu vertreiben.
Es wäre vielleicht zweckmäßiger, ſachlicher und für den
Ver=
braucher wiſſenswerter geweſen, wenn dieſer Artikel etwas näher
darauf eingegangen wäre, was die Landwirtſchaft beim Erzeuger,
alſo beim Landwirt, zu tun gedenkt, um von vornherein nur
ſolche Milch, die in friſchem Zuſtand an den Verbraucher
ab=
gegeben werden kann, geliefert zu erhalten. Das iſt nur
an=
gedeutet.
Die Stallbehandlung ſcheint das weſentliche zu ſein, und hier
iſt der Hebel zur Verbeſſerung der Milch in erſter Linie anzuſetzen.
Ein einzelner Schmutzfink in der Händlerſchaft wird ſehr bald
ausgemerzt ſein. Jedenfalls ſtimmen die Angriffe auf den lieben
Anderen bedenklich. Auch entſtehen Zweifel an der Ehrlichkeit des
Willens zur paritätiſchen Zuſammenarbeit mit den Händlern.
Einen Fingerzeig in bezug auf die Klaſſifizierung der Milch
geben die Ausführungen in Nr. 276 des Tagblatts von
autori=
ſierter Seite (Stadtverwaltung).
Auch hier heißt es, daß einwandfreie Rohmilch durch den
Milchhof geliefert wird, und zwar aus ſolchen Ställen, die unter
ärztlicher Kontrolle ſtehen. 2100 landwirtſchaftliche Betriebe
kämen in Frage, die ſelbſtverſtändlich nicht alle unter ärztliche
Kontrolle geſtellt werden können.
Da aller Vorausſicht nach eine große Nachfrage nach nicht
paſteuriſierter, friſcher Milch in der Bevölkerung entſtehen wird,
ſo bietet die Stadt den landwirtſchaftlichen Großbetrieben, den in
der Nähe liegenden Gutshöfen, beim Eingehen der
Milchhof=
ehe eine recht anſehnliche Morgengabe. Was ſagt hierzu der
Kleinbauer?
Die Stadt Darmſtadt iſt in der glücklichen Lage, mitten im
Milchlande zu ſitzen. Die Verteilung beinahe noch kuhwarmer
Milch wird faſt reſtlos in den Vormittagsſtunden durch einen
rüh=
rigen Milchhandel bewerkſtelligt. Iſt es angeſichts dieſer von
kei=
ner Seite beſtrittenen Tatſache nicht ein Wahnſinn, ausnahmslos
paſteuriſieren zu wollen? Wer paſteuriſierte Milch haben will,
kann ſie doch auch heute ſchon im Handel haben. Zur Ausübung
des Milchhandels bedarf es der Konzeſſionserteilung durch die
Stadt. Und wenn ſich bei der ſeinerzeitigen Einführung der
Kon=
zeſſionspflicht Mängel gezeigt haben, nun ſo iſt damals ſchon eine
ſcharfe Ausleſe vorgenommen worden. Die Stadt hat die
Hand=
habe, alle Elemente aus dem Milchhandel zu entfernen, die nicht
hineingehören. Der Milchhandel ſelbſt war es geweſen, der um
die Einführung der Konzeſſionspflicht einkam. Man leſe die
Polizeiberichte nach, und man wird erſtaunt ſein, wie
verhältnis=
mäßig wenig Polizeiſtrafen ſeit der Einführung der
Konzeſſions=
pflicht verhängt worden ſind. Die Beanſtandungen der
Stadt=
verwaltung in bezug auf langen Transport der Milch in der
Stadt, das hier und da notwendig werdende Umfüllen auf der
Straße, das Abfüllen in Flaſchen, ſind ſehr fadenſcheinig und
laſſen ſich auch in anderer Weiſe abſtellen. Der organiſierte
Milch=
handel iſt bereit, ſich noch jeder weitergehenden Kontrolle zu
unterwerfen und auf eigenes Riſiko eine Molkerei mit allen
hygieniſchen Einrichtungen zu erſtellen.
Das Projelt des Milchhofes ſoll eine halbe Million Mark
koſten. Bis er ſteht, wird er wohl noch eine anſehnliche Summe
mehr koſten. Erfahrungsgemäß werden die Voranſchläge nicht
eingehalten. Die zu gründende G. m. b. H. ſieht zwei
Geſchäfts=
führer vor. Was an ſonſtigem Perſonal erforderlich ſein wird,
iſt nicht zu überſehen. Und das alles, um die reichlich fließende
friſche Milch, die zu nahezu 70 Prozent höchſtens einen Weg von
10 bis 20 Kilometern vom Stall bis zur Stadt zurückzulegen hat,
einem Verfahren zu unterziehen, über deſſen Zweckmäßigkeit noch
leidenſchaftlich diſputiert wird und das zur Folge hat, daß die
Milch 24 Stunden ſpäter den Verbraucher erreicht, der ſie dann
ſchnell verwenden muß, um nicht der Geprellte zu ſein. Glaubt
jemand im Ernſte, daß die ſeitherigen Milchpreiſe durch das
Ein=
ſchieben des Milchhofes zwiſchen Erzeuger und Händlerſchaft
ge=
ſenkt oder nur gehalten werden können? Glaubt jemand im
Ernſte, daß eine Steigerung des Umſatzes nach der
Paſteuriſie=
rung der Milch eintreten wird? Hat man an die Möglichkeit
ge=
dacht, daß der Verbraucher eines ſchönen Tages nicht mehr
mit=
macht? Die Konſumenten einer Stadt, die inmitten des
Erzeuger=
landes liegt, werden ſchon Wege finden, um an die beliebte und
eingebürgerte friſche Milch heranzukommen.
Wie ſtellen ſich die milchverarbeitenden Berufe zu dieſer
Frage? Die Bäcker, die Konditoren?
Nächdem die Stadtverwaltung das Konzeſſionsrecht im
Milchhandel ausübt, durch den beabſichtigten Milchhofzwang die
eine Seite des Handels, den Einkauf nach freiem Ermeſſen,
unterbindet, ſchreibt ſie an die Herren Stadtverordneten: „Der
Milchhandel ſoll ſelbſtverſtändlich nicht ausgeſchaltet, auch in
ſeiner Beweglichkeit nicht behindert werden. Er wird für die
Folge vor dem Riſiko des Ueberſtandes von Milch und der
Ver=
arbeitung derſelben, ebenſo vor Verluſt durch Sauermilch
be=
wahrt, da er täglich genau auf den Liter diejenige Milchmenge
aus dem Milchhof beziehen kann, die er zur Bedienung ſeiner
Kundſchaft benötigt.” Sonſt nichts. Das mutet wie Hohn an,
und bei objektiver Betrachtung der Sachlage iſt die Befürchtung
des Milchhandels, es drehe ſich um eine Machtfrage, berechtigt.
Heute ſind es die Milchhändler, wer morgen? Die Stadt ſollte
doch im Hinblick auf die traurige Verfaſſung ihres Budgets daran
denken, ihren Aufgabenkreis zu verringern, nicht zu erweitern.
Das Unternehmen des Milchhofes iſt ein gewagtes Experiment.
Wirtſchaftlich und ſozial, aber auch die Geſundheit gefährdend.
Letz=
teres im Hinblick darauf, daß es durchaus im Bereich des
Mög=
lichen liegt, daß ein ganzes Tagesquantum des Verbrauchs durch
Unachtſamkeit und Fahrläſſigkeit des Perſonals verdorben werden
kann. Die Folgen werden dann ungleich ſchwerer ſich auswirken,
als wenn eine einzelne Kanne in nicht ganz einwandfreiem
Zu=
ſtand in den Handel kommt.
Deshalb: Verbaucher, die Augen auf, ſolange es noch
Zeit iſt!
Veisanen vie Hief
sich die Winter-Ausgabe des
— Mozart=Verein. Zu dem Schelmenſpiel von Arno Egelaſa
klingen das Studentenlied „Darmſtadt, ſchöne Muſenſtadt” und die
Schelmenlieder „Da verſagt dein Radio” und „Das ſchönſte an dem
Mann iſt die Krawatte”; die ſcmiſſige Muſik gewinnt im Vontrag durch
— Deutſcher See=Verein, Outsgruppe Darmſtadt. Heute abend um
8 Uhr bei Sitte (Karlſtraße 15) Jahreshauptverſammlung
— Muſikverein. Das zweite diesjährige Konzert bringt Haydns
unſterbliche „Schöpfung‟. Die Proben dazu beginnen heute
Diens=
tag, abends 8 Uhr, im Vereinshaus, (Steinſtraße 24) für Damen,
näch=
ſten Freitag=für Herren. Damen und Herren, die ſich als Gäſte an
der Aufführung beteiligen wollen, ſind herzlich willkommen. Sie
wer=
den gebeten, ſich zu den Proben einzufinden.
— Baſler Miſſion. Am Donnerstag, dem 18. Oktober,
ſoll wieder die jährliche Tagung der hieſigen Gruppe des Baſler
Frauenmiſſionsbundes ſtattfinden, dieſes Mal im Beiſein
ton Herrn Miſſionsimſpektor Pfarrer Witſchi aus Baſel. Nachmittags
3 Uhr gemitliches Beiſamnenſein im großen Saale der Stadtmiſſion,
Mühlſtraße 24. (Tee und Gebäck 30 Pf.) Gäſte willkommen. Abends
8 Uhr Vortrag von Gerrn Miſſionsinſpektor Witſchi in der geheizten
Stadtkapelle. Jedermann iſt herzlich eingeladen.
— Kulturfilmgemeinde. Was wir durch den Verſailler Vertrag in
Kamerun verloren haben, iſt allbekannt. Daß aber große Teile unſerer
ehemaligen Kolouie jetzt wieder unter deutſchem Einfluß ſtehen und von
deutſchen Pflanzungsgeſellſchaften bewirtſchaftet werden — und zwar
Gebiete von der Größe des Freiſtaates Heſſen — das wiſſen leider nur
die wenigſten Deutſchen. Sie ſollten aber wiſſen, wie unſere Pflanzer
dort aubeiten, wie Land und Leute ausſehen, wie man dort lebt und
ſchafft. Davon will der Film erzählen, der heute abend um
20 Uhr als erſte Sonderveranſtaltung gezeigt wird, und zwar im
Saalbau, worruf wir nochmals beſonders hinweiſen.
— Im Dienſte der Nächſtenliebe. Eine angenehme Ueberraſchung
wurde den Inſaſſen des Städtiſchen Krankenhauſes am Sonntag
vor=
mittag durch ein hübſches Morgenkonzert zuteil. Die Geſangs= und
Muſikabteilung der hieſigen Polizeikeamten hatte ſich mit dem
Reichs=
bund ehemaliger Militärmuſiker vereinigt, um den zahlreichen Leidenden
wie auch den Warteperſonal in ſeinem nicht immer leichten Dienſt eine
angenehme Abwechſlung durch eine Geiſt und Gemüt anregende
Er=
holungsſtunde zu bieten. Die beiden je 30 Mitglieder ſtarken
Vereini=
gungen brachten unter Leitung der Herren Oberrcallehrer Lambert und
Obermuſikmeiſter i. R. Rühlemann abwechſelnd eine Reihe anregender
Geſangs= und Muſikvortröge, die allen einen erſichtlichen Genuß
berei=
teten, zu Gehör, ſo daß die Vortragenden mit dankbarer Anerkennung
der Leitung und dem befriedigenden Gedanken ſcheiden konnten, durch
ein kleines Opfer einer großen Zahl von Mitmenſchen große Freude
be=
reitet zu haben.
Sind Hämorrhoiden heitbar
Ja und nein! Wenn ein Hämorrhoidenkranker dieſes wi
lich ernſte Leiden vernachläſſigt, wird es ihm immer größere Qu
bereiten. Die anfangs unbedeutenden Knoten am Darm wachſ
ſie wandern in den Darm hinein und platzen ſchließlich auf. Dar
beſteht die Gefahr, daß Blutgerinſel in die Blutbahnen komm
und dort zu ſehr gefährlichen Verſtopfungen führen. Es kom
hinzu, daß die Schmerzen, das Brennen und das Jucken
erkrankten Teile immer unerträglicher werden und den Kranke
körperlich und ſeeliſch zugrunde richten. Schließlich bleibt de
berzweifelten Patienten nur noch übrig, ſich auf dem Wege de
Operation unſichere Heilung zu verſchaffen.
Muß das ſein? In den meiſten Fällen: Nein! Denn
Hämorrhoiden, rechtzeitig als ſolche erkannt und ſachgemäß
be=
handelt, können mit großer Ausſicht auf Erfolg auch ohne
Ope=
ration beſeitigt werden. Neben peinlicher Sauberkeit muß eine
geeignete Salbe zur Anwendung kommen, die die Knoten zum
Schrumpfen bringt, die Schmerzen lindert, die Entzündungen
beſeitigt. Die bewährte Humidon=Salbe verbindet alle dieſe
Eigenſchaften in hervorragendem Maße. Schon nach ganz kurzer
Anwendung läßt das Jucken und Brennen nach. Damit iſt ſchon
biel gewonnen; denn fällt der Juckreiz fort, ſo verringert ſich auch
die Gefahr weitergetragener Infektionen. Nun erſt kann der
Heilungsprozeß beginnen. Die Humidon=Salbe wird ſeit Jahren
auch in verzweifelten Fällen gebraucht, und unzählige Kranke
bezeugen, daß ſie faſt Wunderdienſte geleiſtet hat.
Aber die Humidon=Kur iſt keine Wunderkur, ſondern das
Reſultat einer wiſſenſchaftlich wohldurchdachten Arbeit. In dieſer
Salbe ſind alle Stoffe vereint, die dieſe tückiſche Krankheit
erfolg=
reich zu bekämpfen geeignet ſind. Die Humidon=Geſellſchaft will
überzeugen und nicht überreden. Sie ſchickt deshalb jedem
um=
ſonſt eine ausreichende Probe Humidon nebſt ärztlicher
Aufklä=
rungsſchrift über Hämorrhoidenleiden. Dieſen koſtenloſen
Ver=
ſuch iſt jeder ſeiner Geſundheit ſchuldig, und die Humidon=
Geſell=
ſchaft iſt überzeugt davon, daß jeder Verſuch ein voller
Er=
folg wird. Alſo ſchreiben Sie ſofort, ehe Sie es vergeſſen, nach
Probe und Broſchüre an die Humidon=Geſellſchaft m. b. H.,
Berlin W 8, Block 233.
(TV 108
Verſand erfolgt durch die Apoetheke „Zum weißen Kreuz”,
Berlin. Verkauf durch Apotheken.
Seite 6
Dienstag den 16 Oktober 1928
Nummer 288
255. Veranſtaltung.
Diesmal hatte ſich der Kreis zu einem Literariſchen Abend
zuſammengefunden. Herr Schauſpieler Eduard Göbel, entwarf ein
Bild des bekannten Delmenhorſter Malers Arthur Fitger (1840—
1909). Der durch kraftvolle Bildlichkeit, die aus ſeinen Dichtungen
aus=
ſtrahlen, bekannte Schriftſteller iſt auch hier in Darmſtadt kein
Un=
bekannter. „Die Hexe”, ein Stück voll düſteren Zeitkolorits, ſpielten
die Meininger mit dauerndem Erfolg. Seine Gedichte „Fahrendes
Volk” haben ſich ebenfalls eine Leſergemeinde erobert. Ebenſo ſeine
epiſchen Dichtungen, die voll gefälliger Form ſind. In der ihm
beſon=
ders feinen Art rezitierte im Anſchluß an ſeine Ausführungen Herr
Göbel Fitgers „Meiſterdieb” in einer ſolch meiſterhaften Form, daß die
gefeſtigte Eigenart Fitgers ſtark zum Ausdruck kam und daß dieſe feine
Dichtung für jeden der Zuhörer ein beſonderes Erlebnis wurde. Mit
reichem Beifall dankte die zahlreiche Zuhörerſchaft für den dargebotenen
Genuß, dem ſich noch herzliche Dankesworte des Vorſitzenden anſchloſfen.
Im zweiten Teil des Abends gedachte der Vorſitzende Herr Philipp
Weber noch einmal rückſchauend der Darmſtädter Muſikwoche und
gab bei dieſer Gelegenheit einen kurzen hiſtoriſchen Rückblick über die
Bedeutung Darmſtadts als Muſikſtadt. Er führte unter anderem aus,
daß Frau Muſika zu allen Zeiten hier einen Ehrenplatz gefunden habe;
daß die Anfänge von Kirchenmuſiken bereits bis, in die Zeiten des
Landgrafen Ludwig Vl. (1631—1678) zurückreichen. Im Mittelpunkte
des damaligen muſikaliſchen Lebens ſtand der berühmte Kapellmeiſter
Wolfgang Karl Briegel, deſſen Hauptziel es war, in allen Heſſen=
Darmſtädtiſchen Städten eine allſonntägliche, zur Verwendung
kom=
mende Kirchenmuſik (Kantate) einzuführen, wobei Inſtrumentalmuſik
und auch Vokalmuſik eine Stätte haben ſollte. 1677 erſchien: „Herrn
Pfarrers Johann Samuel Kriegsmanns Evangeliſches Hoſianna in
geiſtlichen Liedern, aus den gewöhnlichen Sonn= und fürnehmſten Feſt=
Tags Evangelien erſchallend . . . geſetzt durch W. C. Briegeln” (
Frank=
furt, 1677). Briegel wendet ſich in ſeiner Vorrede an „die Wohledeln,
Beſten, Edlen, Großachtbaren, wohlweiſen und fürſichtigen Herrn
Stadtſchultheißen, Bürgermeiſter und Rathsverwandte der ſämtlichen
löblichen, Fürſtlichen Heſſen=Darmſtädtiſchen Städte‟. Unter Landgraf
Ernſt Ludwig (1678—1739) war eine beſondere Blütezeit der Muſike in
unſerer Stadt. Unter Briegels Nachfolger, Kapellmeiſter Chriſtoph
Graupuer (1709—1761) wurde hier eifrig muſiziert. Die hieſige
Landes=
bibliothek bewahrt die Partituren und Einzelſtimmen etwa 1300 ſolcher
Kirchenmuſiken (Kantaten), ſämtlich von der Hand Graupners. Ferner
beſitzt ſie 15 Jahrgänge gedruckte „Texte zur Kirchenmuſik, wie ſolche
in der Hochfürſtlichen Schloß=Capelle zu Darmſtadt muſieiert werden”.
Die Texte ſind von dem Pfarrer Johann Konrad Lichtenberg verfaßt,
der 1716—1729 Pfarrer in Neunkirchen, 1729—1745 Pfarrer in Ober=
Ramſtadt und 1749—1751 Stadtprediger und Superintendent in
Darm=
ſtadt war. Profeſſor Willibald Nagel gab in den „Sammelbänden der
internationalen Muſikgeſellſchaft (10. Jahrgang) die erſte quellenmäßige
Darſtellung über das Leben Chriſtoph Graupners, der ohne Zweifel
zu den Sternen erſter Größe gehört, die Darmſtadt in den Annalen
ſeiner Geſchichte, inſonderheit ſeiner Muſikgeſchichte, verzeichnen darf
und dem Zeitgenoſſen Bach gleichſtellen kann. Weiter gedachte der
Redner der großen Muſikfeſte, die früher Darmſtadt ſchon feiern durfte.
Das erſte Mittelrheiniſche Muſikfeſt wurde vom 31. Auguſt bis 2. Sept.
1856 hier gefeiert und fand im alten Zeughaus ſtatt. Es hatte weit
über 4000 Beſucher. An der Spitze des Zentralkomitees ſtand der als
Muſik= und Kunſtfreund weithin bekannte General=Staatsprokurator
Emmerling. Die muſikaliſche Leitung lag in den Händen der
Hof=
kapellmeiſter Schindelmeißer und Hofmuſikdirektor Mangold.
Perſön=
lichkeiten, wie B. Leiſinger=Stuttgart, Frl. Ch. Diehl=Frankfurt,
Hof=
ſänger Grill=Darmſtadt, Jul. Stockhauſen, Opernſänger aus Paris,
Violinvirtuoſe Henry Virteums, Pianiſt Pauer=London, Harfenſpieler
Krieger=Stuttgart u. a. wirkten mit. Ein 700 Mann ſtarker Chor
unter Mangolds Leitung half das Feſt verſchönern. Das 6.
Mittel=
rheiniſche Muſikfeſt vom 26.—28. September 1868 unter C. A.
Man=
golds Leitung fand wiederum in unſeren Mauern ſtatt, ebenſo das
12. im Jahre 1894 vom 8.—9. Juli, das unter der Leitung des
Kapell=
meiſters Willem de Haan ſtand, der noch manchem in guter Erinnerung
iſt. Otto Roquette berichtet aus ſeiner Darmſtädter Zeit (1869—1896),
„die ganze Atmoſphäre der Reſidenz war muſikdurchtränkt. Bald konnte
man in die Mozartſche, bald in die Beethovenſche, bald in die
Wagner=
ſche Tonfkut mit Ohr und Seele eintauchen”. An manchen Namen von
Nuf und Klang, wie Abt Vogler, Karl Maria von Weber, Meherbeer,
Eßlair, Iffland, die Händel, Schröder, Seydelmann uſw., die der
Muſik=
geſchichte unſerer Stadt angehören, erinnerte der Redner. Er ſchloß
mit der Mahnung, trotz Radio und Grammophon, die eben unſere Zeit
beherrſchen, weit mehr der Frau Muſika Herz und Haus zu öffnen.
Nächſter Vortragsabend am 25. Oktober; es ſpricht Herr
Dr. Diery über Rückblicke auf Darmſtadts älteſte Vergangenheit.
Erna Hickler hat die Zubereitung der Rohkoſt perſönlich im Sanatorium Dienſt traf in Begleitung eines Kriminalbeamten im Kraftwagen
ſo=
des Herrn Dr. Bircher=Benner, Zürich, erlernt und iſt infolge längerer fort an dem Awoſen Frankfurter Straße 78 ein. Hinter der
Eingangs=
praktiſcher Betätigung auf dieſem Gebiete der Ernährung in der Lage, türe des betreffenden Hauſes lagen eige männliche und eine weibliche
allen Intereſſenten dieſe neueſte Ernährungsweiſe zu erklären. (Siehe Perſon in einer großen Blutlache. Die weibliche Perſon gab noch
Anzeige.)
wurde in eine Wohnung in der Heidelberger Straße, mittels Nach= die einen Schuß in die linke Schläfe hatte, war bereits tot. Bei der
ſchlüſſels von bis jetzt unbebannten Tätern eingebrochem und Anzüge, erſteren Perſon handelt es ſich um den 25 Jahre alten Schutzpolizeiwacht=
Goldrändern, in einem goldbraunen Lederetui, eine braune Nappahand= vat gehörenden Mauſerpiſtole ſeiner Vraut, der 22 Jahre alten
Eliſa=
taſche runde Form mit geradem, lederüberzogenem Bügel, Aufziehklappe bethe Kraft, deren Eltern im gleichen Hauſe wohnen, zwei Schüſſe in
mit Goldperlchen und roten Perlen verziert, zehn alte Einmarkſtücke, den Kopf beigebracht und die Waffe dann gegen ſich ſelbſt gerichtet.
An=
ein Vulkanfibrekoffer und ſonſtige Gegenſtände geſtohlen. Zum Ein= haltspunkte dafür, ob die Braut des Schneider mit der Tat einverſtanden
pachen benutztew die Täter außer dem Koffer noch einen Karton, auf war, liegen nicht vor, da das ſchwer verletzte Mädchen noch nicht
ver=
deſſen Deckel ſich ein Bild, zwei Kinder und eine Laterna magica dar= nehmungsfähig iſt.
ſtellend, befand.
Diebſtahl. Vom Pächter des Herrngartencafés wird, das
Ab=
handenkommen von 6 Gartenſtühlen, Marke „Naether”, gemeldet.
Feſtnahme. Ein 26 Jahre alter Händler von hier wurde wegen
fortgeſetzten Betrugs und Unterſchlagung feſtgenommen und dem
Amts=
gericht I Darmſtadt vorgeführt.
am 15. Oktober 1938 obdachlos meldete, war im Beſitze eines Traurings, phonvirtnoſe vorſtellen. Herr Matthias Weber wird den Gäſten
Ein=
den er am gleichen Tage auf dem Wege von Eberſtadt nach Darmſtadt lagen mit einem Original=Jazz=Band.Quh=ſter (Saxophon, Souſaphon,
geſtellt. Eigentümer wollen ſich auf Zimmer 3 melden.
Mit der Geſchichte unſerer Vaterſtadt eng verknüpft, beging eine
der älteſten Vereinigungen, die Metzger=Innung, am Sonntag
unter ſehr reger Teilnahme die Feier ihres 50jährigen Beſtehens. Zur
Akademiſchen Feier in der hübſch geſchmückten Otto=Berndt=
Halle hatten ſich zahlreiche Ehrengäſte von nah und fern eingefunden.
In der Feſtanſprache griff der Syndikus der Handwerkskammer, Dr.
Kollbach, zunächſt auf die vor 25 Jahren ausgeſprochenen
Hoff=
nungen zurück, die ſich im allgemeinen erfüllt haben, ſo daß die
In=
nung mit Stolz auf ihre Tätigkeit zurückblicken, aber auch voller
Ver=
trauen in die Zukunft blicken kann.
Die noch lebenden Gründer der Innung werden hierauf in einer
Anſprache des Innungsmeiſters Mayer zu Ehrenmitgliedern
ernannt und mit einem Diplom ausgezeichnet. Als Jüngſter”
dieſer Ehrenmitglieder ſpricht der jetzt 78 Jahre alte, auch als
Lokal=
dichter bekannte Louis Geiſt ſeinen Dank aus. Die Reihe der
Glück=
wünſchenden eröffnet dann Bürgermeiſter Mueller im Namen der
Stadt Darmſtadt mit folgender Anſprache:
Ich freue mich, daß gerade mir die Aufgabe zugefallen iſt, der
Darmſtädter Metzger=Innung zu ihrem 50jährigen Jubiläum die
herz=
lichſten Glückwünſche der Stadtverwaltung zu überbringen. Längſt ſind
die Begründer der Innung zu ihren Vätern verſammelt. Und allezeit
werden wir ihrer in Ehren gedenken. In Ehren wollen wir aber auch
der Leiſtungen der Innung gedenken, die ſie in der allerſchlimmſten
Zeit ihrer Geſchichte, in den Kriegs= und Nachkriegsjahren, vollbracht
hat. Und wenn auch die Verhältniſſe nicht mehr die normalen ſind,
wie ſie vor dem Kriege geherrſcht haben, ſo hat doch der Metzger unter
neuen, tüchtigen, umſichtigen Führern ſich wieder eine Stellung
er=
kämpft, mit der er im Großen und Ganzen zufrieden ſein kann.
Mei=
nen ſchon ausgeſprochenen Glückwünſchen aber will ich heute den
Aus=
druck hoher Befriedigung darüber hinzufügen, daß die Beziehungen
zwiſchen Innung und Stadt ſtets — und nicht zuletzt in jener
ſchwie=
rigen Zeit — die denkbar beſten geweſen ſind. Für Ihre Treue ſei
Ihnen darum heute auch unſer Dank geſagt. Möchte dieſes enge
und vertrauensvolle Verhältnis auch künftig unſere amtlichen
Be=
ziehungen beherrſchen und möchte der Metzgerſtand auch in den
kom=
menden Zeiten ſich in Freud und Leid bewähren als das angeſehene,
wichtige und leiſtungsfähige Handwerk, das unſerer Stadt ſtets zur
Zierde gereicht hat.
Weiter überbrachten Glückwünſche Ehrenſenator Fabrikant Nohl,
Stadtſchulrat Löſch, Ehrenobermeiſter Schnell=Kaſſel, Obermeiſter
Klein=Mannheim und Schrebel=Mainz.
Nachmittags 4 Uhr fand in dem neuhergeſtellten Saalbauſaal ein
Jubiläums=Feſteſſen ſtatt, an dem etwa 350 Ehrengäſte und
Mitglieder der Innung mit ihren Familien teilnahmen und Tiſchreden
durch Ehrenſenator Nohl auf den Vorſtand, Ehrenobermeiſter Schnell=
Kaſſel auf die Frauen, Schulrat Löſch auf die Jugend und
Veterinär=
rat Dr. Bauſch auf die Innung geſprochen wurden. Die Feſtmuſik
wurde wieder durch das Orcheſter des Reichsbundes ehemaliger Militär=
Mitglied Vogt gab noch die zahlreich von allen Seiten eingelaufenen
ſchriftlichen und telegraphiſchen Glückwünſche bekannt. Schon kurz nach
6 Uhr konnte der gemütliche Teil mit einem Konzertſtück des
gutbeſetzten Orcheſters ſeinen Anfang nehmen, dem ſich alsbald unſere
allbeliebte Käte Gothe vom Landestheater unter Aſſiſtenz des
Herrn Siegfried May mit ihren urwüchſigen, fidelen Vorträgen unter trotz vielfachen Vorhalts er Unwahrheiten und gewundenen Ausreden
allgemeinem Beifall anſchloß. Ein bis lange nach Mitternacht
an=
dauernder Ball krönte die Feier, die in ihrem Geſamtverlauf ein
weiteres würdiges Erinnerungsblatt in der Geſchichte der Innung
bilden dürfte.
Mordverſuch und Selbſtmord. Der Polizeibericht meldet hierzu
noch: Am 15. Oktoher 19B8, um 0,2) Uhr, wurde durch einen Hausbewoh=
—— Rohkoſtkurſus. In Anbetracht des allgemeinen Intereſſes, das die ner des Hauſes Frankfurter Straße Nr. 78 dem Polizeiamt telephoniſch
Rohkoſtküche in der Ausſtellung „Ernährung und Wirtſchaft” erweckt mitgeteilt, daß in nächſſter Nähe drei Schüſſe gefallen ſeien. Er bat
da=
hat, hat ſich die Leiterin derſelben, Frau Erna Hickler entſchloſſen, her um Entſendung des Ueberfallkommandos. Das auf dem Polizeiamt
Kurſe zwecks Enlernens der Zubereitung der Rohkoſt einzurichten. Frau ſtationierte Ueberſallkomnando unter Führung des Kommiſſars vom
Lebenszeichen von ſich, weshalb ſie unverzüglich durch die Rettugswache
Einbruchsdiebſtahl. In der Zeit vom 13. bis 14. Oktober 1928 nach dem Stadtkrankenhaus verbracht wurde. Die männlichs Perſon,
Schmuckſachen, eim kleines Zeißopernglas mit dunkelbraunem Leder und meiſter Ludwig Schneider aus Darmſtadt. Er hatte mit einer ihm pri=
Lokale Veranſtaltungen.
Die hierunter erſcheinenden Notizen ſind ausſchließlich als Hinweiſe auf Anzeigen zu betrachten.
im keinem Falle irgendwſe als Beſprechung oder Kriſt=
— Mittwochs=Konzerte im Reichshof. In dem
mor=
gigen Konzert wird es an Ueberraſchungen nicht fehlen. Außer einem
Sichergeſtellter Trauring. Ein Arbeiter aus Schönberg, der ſich dem Charakler angepaßten Programm wird Herr Veith ſich als
Xylo=
gefunden haben will. Der Ring trägt den Stempel 333 M.B und iſt Jazz=Trompete uſw.) kredenzen. Auch einer wirklich guten Jazz=
Band=
mit U.A. 5. 2. 20 grabiert. Derſelbe iſt bei der Kriminalpolizei ſicher= Muſik kann eine gewiſſe künſtleriſche Einſtellung des Orcheſters nicht
ab=
geſprochen werden. Der Beſuch lohnt ſich. (Siehe Inſerat)
*Bezirksſchöffengericht.
Dienſtunregelmäßigkeiten in Hähnlein.
p. Die unerquicklichen Verhältniſſe in der kleinen Gemeinde, die auch
trotz der Wiederwahl des Bürgermeiſters norh nichr zu völligem Abſchluß
gekommen zu ſein ſchemen, haben die Strafgerichte ſchon zu
wieder=
holten Malen beſchäftigt.
Geſtern ſtand der Landwirt Val. Götz 5. von Hähnlein vor den
Schranken des Gerichts wegen Urkundenfälſchung und Unterſchlagung.
Götz war zuerſt ſeit 1905 ſtaatlichen Untererheber, dann wurde er
Rechner des Konſum= und Kreditvereins Hühnlein, im Jahre 1922
Ge=
meinderechner und zugleih Rechner des Land= und
Fanggrabenderban=
des. In allen dieſen Eigenſchaften legt ihm die Anklage Verfehlungen
zur Laſt. Er erklärt ſich nichtſchuldig, die ſtattgehabte Reviſion vermöge
er, weil nicht richtig, nicht anzuerkennen. Für 12 000 Mark Belege ſeien
verſchwunden, ſie hätten ſich erſt im verfloſſenen Jahre auf dem
Bürger=
meiſtereibüro wieder aufgefunden. Als Rechner habe er drei Kaſſen
geführt: 1. die Gemeindekaſſe und die Kaſſe des Lande und
Fanggraben=
verbandes; 2. die Kaſſe als Untererheber; 3. die Kaſſe für den Konſum=
und Kreditverein Hähnlein. Gelder des Konſum= und Kreditvereins habe
er aus der Kaſſe nicht genomen, ſich aber rechneriſch dieſem geſchuldete
Beträge belaſtet.
Bei Auszahlungen aus her Gemeindekaſſe ſei es vorgekommen, daß
ohne vorherige Anweiſung Gelder ausbezahlt und erſt ſpäter
die Anweiſungen ihm zugegangen ſeien, oder auch nicht zugegangen ſeien.
Für den Land= und Fagggrabenverhand hätten Gelder überhaupt erſt
ausgezahlt werden dürſen, nachdem das Kulturbauamt die Anweiſung
zur Auszahlung erkeilt gehabt habe.
Bezuglich eines Prolongationswechſſels der Geſchäftsverbindung des
Konſum= und Kreditvereins hatz Angeklagter, wie er zugibt, einmal für
den Direktor der Genoſſenſchaft die Wechſſelunterſchrift mit deſſen Namen
geleiſtet. Die Buchführung des Vereins wurde vom Vorſtand
kon=
trolliert, ſie war aber nicht in Ordnung. In den Büchern ſtanden
be=
reits bezahlte Poſten noch offen.
Im Jahre 1926 hat Rechnungsrat Zeunges die G=meindekaſſe mit
Kreisſekretär Meher revidiert, und im Anſchluß daran wurde die Kaſſe
des Land= und Fanggrabenverbandes einer Reviſion unterzogen. Die
Gemeindekaſſe hatte ein Defizit von etwa 1800 Mark. Es herrſchte ein
großes Durcheinander, wie es Nechnungsrat Zeunges im ſeiner 50jährigen
Dienſtführung noch nicht vorgekonmen war.
Im Jahre 1924 wurden Gemeindekaſſe und Untererhebſtelle, die
in einer Kaſſe damals noch zuſammenliefen, revidiert. In beiden
waren Fehlbeträge. Die jährlichen Neviſionen der Untererhebſtelle
ſei=
tens des Finanzamts Zwingenberg ergahen keine enheblichen
Vean=
ſtandungen.
Die Reviſion der Gemeindekaſſe im Jahre 1926 ergab ſehr ſtarke
Unregelnäßigkeiten, eine Abhebung bei der Landesbank war gar nicht
gebucht. Man konnte der Buchführung des Angeklagten keinen
Glau=
ben mehr ſchenken. Das Tagebuch wurde nicht pünktlich und regelmäßig
mehr geführt. Im Land= und Fanggrabenderband fehlten die Belege.
Bei der alle zwdei Jahre ſtattfindenden Reviſion ſeitens der
Land=
muſiker unter Muſikmeiſter Weber in ſchneidiger Weiſe durchgeführt, wirtſchaftlichen Genoſſenſchaftsverbandes beim Honſum= und Kreditverein
fiel das ſtarke Anwachſen der Außenſtände auf, die als noch beſtehend
bezeichnet wurden. Eine weitere Reviſion im Verein bezog ſich auf die
Einholung der Kontokorrentanerkenntniſſe und die Bilanzaufſtellung.
In der Beweisaufnahme wurde am geſtrigen Nachmittag
fortgefah=
ren. Der mit der Unterſuchung betraute Kriminalkommiſſav fand, daß
begegnete, obwohl ihm gerade (aran gelegen war, den objektiven
Sachverhalt zu ermitteln; dabei ging er durchaus vorſichtig vor.
Der Tieſbauunternehmer Heß=Heidelberg bekundet als Zeuge, daß
meiſtenteils in der Kaſſe des Land= und Fanggrabenverbandes kein Geld
geweſen ſei.
Der Pfarrer von Hähnlein war beſtrebt, Frieden zu ſtiften, fand
aber bei den ſtreitenden Teilen nicht das getvüinſchte Verſtändmis. Er
und ſeine Familie wurden ſchwer verfolgt und durch den Schmutz
ge=
zogen. Mit ſeier (des Pfarrers) Zuſtimmung wurde, wie dieſer
be=
kundet, dem Angeklagten das Amt als Kirchenrechner entzogen. Bei den
Behörde beſtand die Ueberzeugung, wie der Pfarrer bekundet, daß keine
Unterſchlagung auf ſeiten des Rechners vorliege. Dieſe Ueberzeugung
beſtand aber nur ſo lange, als die kreisamtliche Neviſion nicht beendet
war. Dies bezeugt ausdrücklich Rechnungsrat Zeunges.
Das Gericht verkündet Beſchluß dahin, daß von Beeidigung des
Zeugen Burgermeiſter Seib abzuſehen ſei.
Der Staatsanwalt beantragt wegen Amtsunterſchlagung nach 88 350,
351 St.G.B., Urkundenfälſchung und Untreue eine
Geſamtgefingnis=
ſtrafe von 1 Jahr 8 Monaten. Der Verteidiger ſieht Milderungsumſtände
in der geſchäftlichen Ueberlaſtung des Angeklagten. Eine Vereicherung
an den unterſchlagenen Summen ſei nicht feſtgeſtellt. Buchmäßig ſeim
wohl Fehlbeträge in nicht unerheblichem Umfange nachgewieſen, aber
damit ſeien keine Unterſchlagungen feſtgeſtellt. Inſoweit müſſe wohl
Freiſprechung eintreten. Ein Mitſchuldiger beſtehe in der Perſon des
Bürgermeiſters, des Vorgeſetzten des Angeklagten. Die Tat des
Ange=
klagten müſſe deshalb in mnilderem Lichte erſcheinen.
Die Verhandlung wird auf Mittuoch, 17. Oktober, vormittags 9 Uhr,
vertagt.
— Preußiſch=Süddeutſche Klafſenlotterie. Am Freitag und Samstag.
dem 13. und 20. d. M., beginnt die 32. (258.) Preußiſch Siiddeutſche
Klaſſenlotterie mit der Ziehung der 1. Klaſſe. Der Verkauf der Loſe ſt
ſehr flott. Mit Sicherheit kann daher angenommen werden, daß auch
dieſe Lotterie bis zur Ziehung der 1. Klaſſe ausverkauft ſein wird. Wer
noch mitſpielen will, tut daher gut daran, ſich möglichſt umgehend ein
Los zu ſichern, bzw. das ſeitherige zu erneuern, ſoweit dasſelbe noch
ver=
fügbar iſt, denn die Friſt, bis zu der den alten Spielern die ſeitherigen
Loſe aufgehoben werden müſſen, iſt bereits verſtrichen. Daß der alte
Lospreis für die jetzt beginnende Lotterie noch bleibt, dürfte allgemein
bekannt ſein.
* Unfälle. Im Dornheimer Weg wurden ein Händler und ſeine
Frau ron einem Motorradfahrer überfahren. — In der Dieburger
Straße (Mathildenhöhſaal) erlitt ein älterer Herr einen Schlaganfall.
— Beim Ueberſpringen eines Grabens auf der Marienhöhe erlitt eine
junge Dame einen Oberſchenkelbruch. Sämtliche Verletzten wurden von
der Sanitätswache, Saalbauſtraße, Telephon 400, in das
Stadtkranken=
haus verbracht.
Tageskalender für Dienstag, den 16. Oktober 1928.
Heſſ. Landestheater, Großes Haus, Anfang 19½ Uhr, Ende
nach 22½ Uhr, R 1: „Don Carlos”. — Kleines Haus, Anfang 20 Uhr,
Ende gegen 22 Uhr Zuſatzmiete I (2): „Fatme‟. — Orpheum,
abends 20.15 Uhr: „Die drei Dorfheiligen”. — Konzerte:
Schloß=
kaffee, Kaffee Rheingold, Hotel Schmitz, Reſtaurant Bender, Weinhaus
Maxim, Kaffee Haſſia, Sportplatzkaffee. — Städt. Saalbau,
abends 20 Uhr: Erſte Sonderveranſtaltung der Kulturfilm=Gemeinde.
— Kinovorſtellungen: Helia, Palaſt=Lichtſpiele, Reſidenz
Theater.
Hierzu gehört auch die elektriſche Beleuchtung der Haushalträume, wie
Keller, Boden, Waſchküche. Wenn die Hausfrau nur will, wird ſie
auch bald dort, wo ſie nicht im eigenen Hauſe wohnt, die elektriſche,
alſo gefahrloſe Beleuchtung dieſer Räume erreichen — denn die Koſien
find gering. Warum ſollen gerade ſolche Räume, deren Betreten
mit offenem Licht verboten iſi, ohne elektriſche Beleuchtung ſein?
Rat und Auskunft in allen Beleuchtungsfragen erteilen koſtenlos die Osram=Verkauféſtellen,
das Elektrizitätswerk und ſonſtige Elektrofachgeſchäfte.
Zin 14884
[ ← ][ ][ → ]Nummer 266
Diens ag bei: 16 Oktober 1928
Seiter7
Die Wiedereinweihang des Mainzer Domes
Empfang des Nuntius Pacelli. — Auffahrt nach dem Dom. — Fackelzug der
katholiſchen Verene. — Serenade vor den Ehrengäſien.
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C.S. Mainz feiert in dieſen Tagen die Wiederherſtellung des
Mainzer Domes, jenes wundervollen Bauwerks am deutſchen Rhein,
das von Biſchof Willigis vor nunmehr bald 1000 Jahren erbaut,
getreu=
lich die wechſelvollen Schickſale der altehrwürdigen aurea moguntia
widerſpiegelt. Der Dom kann auf eine reiche Geſchichte zurückblicken,
fünfmal von Bränden heimgeſucht, wurde er immer wieder aufgebaut.
Auch ſonſt hatte der Dom durch Krieg, Invaſion und ſonſtige
ſchädi=
gende Einflüſſe ſehr zu leiden. Aber immer wieder erſtand er im alten
Glanze. Im Februar des Jahres 1926 war der Mainzer Dom wegen
Einſturzgefahr geſchloſſen worden, nachdem ſchon im Jahre 1925 die
Wiederherſtellungsarbeiten begonnen hatten. Nach mühevoller Arbeit
konnten jetzt die Wiederherſtellungsarbeiten größtenteils vollendet
wer=
den. Eines der bedeutendſten Baudenkmäler der Vergangenheit iſt
nun=
mehr durch die Sicherungsarbeiten vor dem Untergang bewahrt
wor=
den. Grund genug, um dieſes Ereignis in den Tagen vom 15. bis
17. Oktober in Mainz feierlichſt zu begehen. Die Stadt Mainz hat ihr
Feſttagsgewand angezogen. Ueberall grüßten Flaggen, Wimpel und
Girlanden. Der Dom ſelbſt iſt mit Flaggen und Wimpeln überſät.
Die Stadt iſt in fieberhafter Aufregung, erwartet man doch den
Ver=
treter des Papſtes, Nuntius Pacelli, in Mainz.
Von Frankfurt a. M. kommend, fuhr gegen ½5 Uhr der Zug mit
dem Sonderwagen des apöſtoliſchen Nuntius Pacelli unter dem
Feſtgeläute der katholiſchen Kirchen im Mainzer Hauptbahnhof ein.
Der Mainzer Biſchof Dr. Ludwig Maria Hugo war ihm bis
Frank=
ſurt entgegengefahren. In den in geſchmackvoller Weiſe mit Palmen
und Lorbeerbäumen und den Flaggen des Reiches, des Landes und des
Papftes ausgeſchmückten Räumen des Warteſaals erſter Klaſſe fand der
weltliche Empfang des hohen Kirchenfürſten ſtatt. Im
Namen des Staatspräſidenten Adelung, der heſſiſchen Regierung, der
Provinzialdirektion Rheinheſſen begrüßte Provinzialdirektor Geheimrat
Dr. Uſinger Seine Exzellenz den apoſtoliſchen Nuntius Pacelli, der
als Vertreter des Papſtes an den Feierlichkeiten bei der
Wiederein=
weihung der altehrwürdigen Mainzer Kathedrale teilnimmt.
Nun=
tius Pacelli, in dem farbenprächtigen Ornat ſeines hohen Standes,
ſprach ſeinen verbindlichſten Dank für die herzlichen Begrüßungsworte
aus. Er freue ſich, das Land Heſſen kennen zu lernen, und
über=
mittelte dem Land Heſſen und ſeinen Bewohnern ſeine herzlichſten
Glück= und Segenswünſche. Es folgte die Vorſtellung der höchſten
ſtaatlichen und ſtädtiſchen Behörden. Man bemerkte u. a.
Oberbürger=
meiſter Dr. Külb. Provinzialdirektor Dr. Uſinger, Bürgermeiſter
Hiemenz, den heſſiſchen Geſandten in Berlin Rechtsanwalt Nuß,
die Dekane der Diözeſe Mainz, Prälat May, Dombaumeiſter Becker
u. a. mehr. Auf dem Bahnhofsplatz hatten mittlerweile die
Fahnen=
abordnungen der katholiſchen Vereine und der katholiſchen
Studenten=
verbindungen Aufſtellung genommen. Als der Nuntius erſchien, wurde
von den aufgeſtellten Kapellen das Papſtlied „Den Gruß laßt
erſchallen dem ewigen Rom” intoniert. Die
Fahnenabord=
nungen fuhren dann an dem Nuntius vorbei und ihm voraus nach dem
Dom. Auf allen Straßen und Plätzen bildete die katholiſche Mainzer
Schuljugend Spalier, dahinter in dichten Maſſen die Mainzer
Bevöl=
kerung. Hundert und aber hundert kleine rot=weiße Fähnchen winkten
dem Nuntius begeiſtert zu. Auf dem Liebfrauenplatz am Dom
ange=
kommen, fuhren die Autos in weitem Bogen auf und ließen den Herrn
Nuntius am Liebfrauenportal auffahren.
Ueber den beiden Haupteingängen waren die Inſignien der
Biſchofswürde — Krummſtab und Hut — ein Kreuz und das Mainzer
Nad angebracht. Hier fand der kirchliche Empfang ſtatt, zu dem
ſich eine Reihe von Biſchöfen und die hohe Geiſtlichkeit eingefunden
hat=
ten. Die anweſenden Biſchöfe, Erzbiſchof von Freiburg, die Biſchöfe
von Mainz, Limburg, Speher, Fulda, Trier und Rottenburg wurden
von dem Nuntius durch Kuß auf die Wange begrüßt. Dann hielt der
Biſchof von Mainz eine Anſprache, in der er den Vertreter des Papſtes
bei der Wiedereinweihung des wiederhergeſtellten Domes begrüßte und
ausführte, daß neben den Stellen in Berlin, Darmſtadt, Mainz, die die
Domreuovierung ſo lebhaft gefördert hätten, dem Vertreter des Heiligen
Vaters ein beſonderer Dank gebühre. Biſchof Dr. Ludwig Maria Hugo
toies dann weiter auf die Verdienſte des Biſchofs Colmar vor 100
Jah=
ren hin, die er ſich beſonders um die Rettung des damals gleichfalls ſehr
gefährdeten Domes erwarb. Weiter kam er auf die hohen Verdienſte
der Mainzer Biſchöfe Willigis, Bardo und Ketteler zu ſprechen und
gelobte, in den Fußtapfen dieſer großen Männer zu wandeln. Nach
Eintritt in den Dom erteilte dann Generalvikar Mayer dem Dom
die erſte Weihe. Es ging dann in ernſtem Zug durch das Mittelſchiff
zum Hochaltar, wo Generalvikar Mayer nach dem feierlichen Ritus
der katholiſchen Kirche zelebrierte und wo danach Nuntius Pacelli
die Oration zum heiligen Martinus ſang und dann den päpſtlichen
Segen erteilte. Hierauf fuhr Nuntius Pacelli bei hereinbrechender
Dämmerung über den mit dichten Menſchenmaſſen umlagerten
Lieb=
frauenplatz, den Markt und das Höfchen nach dem Biſchöflichen Palais.
Alle Häuſer um den Dom waren reich mit Flaggen und Girlanden
ge=
ſchmückt. Ein maleriſches Bild, als die elektriſchen Lampen
aufflamm=
ten und der ganze Markt und das Höfchen in herrlicher Illumination
dalagen. Später wurden dann in der Seminarkirche die
Heiligen=
reliquien für die weihenden Altäre ausgeſetzt und gegen ½7 Uhr in
feierlicher Reliquien=Prozeſſion nach dem Dom getragen. Abends war
in allen Kirchen der Stadt und der Diözeſe Mainz Feſtgeläute.
Abends gegen 20 Uhr bewegte ſich durch die Hauptſtraßen der
Stadt der große Fackelzug der katholiſchen Vereine nach dem Theater
platz, wo die feierliche Serenade vor den Ehrengäſten ſtattfand.
Selten hat wohl die altehrwürdige Moguntia ein ſolches
Schau=
ſpiel erlebt. Ueber eine halbe Stunde dauerte der Einzug des Fackel=
und Lampionzuges der katholiſchen Vereine. Auf dem Gutenbergplatz,
vor dem Theater, ein herrliches, undergeßliches Bild. Im Vordergrund
des ſtattliche Gutenbergdenkmal, im Hiutergrund das wuchtige Maſſiv
des Weſtturmes des Domes im magiſchen Lichte von vielen
Schein=
werfern. Gleich einer in den Himmel emporſtrebenden lichten Flamme
erſcheint der Mainzer Dom, das koſtbare Kleinod des Reiches, in dem
dunklen Abendhimmel. Zehntauſende von Zuſchauern ſtanden
dicht=
gedrängt bis zun Höfhen und die Ludwigsſtraße hinauf bis zum
Schillerplatz. Alle Häuſer waren feſtlich Aluminiert. Die Ehrengäſte
haiten ſich im Veſtibül des Theaters eingefunden. Man bemerkte, außer
den beim Empfang ſchon Genannten, den Miniſter für die beſetzten
Ge=
biete, v. Guérard, Stanspräſident Adelung und Miniſter Kirnberger.
Den Reigen der Anſprachen eröffnete Oberbürgermeiſter Dr. Külb,
der u. a. erklärte, „Moguntias ſchönſte Zier, der altehrwüirdige Dom,
hat ſeine Pforten wieder geöffnet. Seiner Glocken harmoniſcher Schall
kündet wieder der Menſchheit Freud und Leid, und die feierlichen
Klänge des Tedeums burchbrauſen von neuem zu Gottes Ehr und Preis
ſeine wuchtige Halle. Feierſtimmung liegt über der feſtlih geſchmückten
Stadt, und aufrichtige, helle Freude glänzt aus den ſtrahlenden Augen
ihrer Bewohner. Neu gefeſtigt und geſichert wird den Gläubigen ihr
langentbehrtes Gotteshaus zurückgegeben. Die heimatliche Erde aber
ziert das herrliche Bauwerk, hoffentlich für ewige Zeiten, weiter, das
ſeit Jahrhunderten der Goldenen Stadt zum vornehmſten Wahrzeichen
geworden war. Die geſamte Vevölkerung von Mainz, ohne Unterſchied
der Weltanſchauung, iſt ſich der Größe des Erlebniſſes bewußt und blickt
freudigen, dankbaren Herzens auf zu ihrem wiedererſtandenen Dom.
Zum erſten Male weilt Se. Exzellenz der Apoſtoliſche Nuntius in der
alten Biſchofsſtadt, die in der Geſchichte des Chriſtentums im
geſchickt=
lichen Deutſchland von altersher eine hervorragende Rolle geſpielt hat.
Auf Shritt und Tritt umweht jeden, der die Stadt durhwandert, der
große Geiſt der Weltgeſchichte. Unſeren hohen Ehrengäſten in dieſer
Sprache wohl vertraut, und ich zweifle deshalb keinen Augenblick, daß
auch ſie in ihrem Wirken unſer Goldenes Mainz nicht vergeſſen werden.
Unſere hohen Ehrengäſte, an ihrer Spitze Se. Exzellenz der Hochwündige
Nuntius, leben hoch!”
Danach ſprach für die katholiſchen Vereine der Stadt Mainz
Land=
gerichtspräſident a. D. Nees. Fanfaren von der Theaterterraſſe
kün=
digten die Rede des päpſtlichen Nuntius Pacelli an. Er gab ſeiner
Freude Ausdruck über den herzlichen Empfang und überbrachte dem
ſchönen heſſiſchen Land und ſeinen Bewohnern die herzlichſten Grüße
Sr. Heiligkeit des Papſtes. Er kam darauf auf die beſondere Eigenart
des rheiniſchen Volkes zu ſprechen, um dann weiter auf die Bedeutung
des Tages an althiſtoriſcher, denkwürdiger Stätte, wo einſt Gutenberg
gewirkt hat, einzugehen. In der gelungenen Wiederherſtellung des
Mainzer Domes ſehe er ein glückverheißendes Omen für Stadt und
Reich. Die Feier habe ihm bewieſen, daß die katholiſche Jugend ſich
ihren ſtarken Glauben erhalten habe. Er faßte ſeine Ausführungen
da=
hin zuſammen, daß er in der gewaltigen Beteiligung an der Feier ein
unverbrüchliches Zeichen der Treue zu Papſt und Kirche ſehe. — Die
Feier fand ihren würdigen Abſchluß durch den Vortrag von Beethovens
„Die Himmel rühmen des Ewigen Ehre”, durch 600 Sänger der
Ver=
einigten katholiſchen Kirchenchöre von Mainz.
Ungeheurer Jubel brach aus, als dann noch durch Lautſprecher die
glückliche Landung des „Graf, Zeppelin” verkündet wurde und
Oberbürgermeiſter Dr. Külb das hiſtoriſche Ereignis als Zeichen des
auferſtehenden deutſchen Genius hinſtellte. Nur langſam zerſtreute ſich
die freudig bewegte Menge.
Das M. E. R.=Bureau.
Man ſchreibt uns: Es ſcheint an der Zeit, daß ſich die
Oeffent=
lichkeit einmal eingehend mit dem Mitteleuropäiſchen Reiſebureau
be=
ſchäftigt. Am Mitteleuropäiſchen Reiſebureau iſt die Reichsbahn und
unſere großen Reedereien beteiligt. Man wird alſo veranlaßt, das
Mitteleuropäiſche Reiſebureau für ein Inſtitut anzuſehen, das deutſche
Intereſſen in erſter Linie zu vertreten hat.
Daraufhin ſehe man ſich einmal das Heft Nr. 10 vom Oktober 1928
an. Das Titelbild iſt Budapeſt, Seite 1 ganzſeitiges Bild von Sorrent
nach Amalfi, Seiten 5. 6, 7, 8 Spanien, Seite 9 Budapeſt und Seiten
9, 10, 11 Auſtralien, Seiten 12, 13, 14, 15, 16 Italien, Seite 17 Paris,
von Seite 18—22 Schweiz. Der Reſt ſind Anzeigen. In dem ganzen
Heft beſchäftigen ſich 21/. Seiten mit Deutſchland.
Wir haben ſo viel Organiſationen, die ſich mit deutſcher
Verkehrs=
förderung befaſſen. Wir haben den Allgemeinen Deutſchen
Bäderver=
band, die Reichsarbeitsgemeinſchaft für Verkehrsförderung, an deren
Spitze jetzt Reichsverkehrsminiſter a. D. Dr. Krohne ſteht, wir haben
die Organiſationen der Hotels und Gaſtwirte, auch die Reichsbahn hat
in der Neichszentrale für deutſche Verkehrswerbung eine Organiſation,
die dieſelben Zwecke verfolgt. Wie iſt es da möglich, daß ein offiziöſes
Büro es wagen darf, ein ſolches Heft herauszugeben — und es iſt nicht
das erſte dieſer Art —, das ſich ſichtlich bemüht, dem Ausland das
deutſche Geld zuzuführen. Wir klagen über die bedauerliche Lage aller
Bäder und Orte, die auf Fremdenverkehr eingeſtellt ſind. Kann man
ſich wundern, wenn in dieſer Weiſe von offiziöſer Seite, die doch wohl
obendrein noch aus ſtaatlichen Mitteln unterſtützt wird, die Geſchäfte
des Auslandes beſorgt werden!
Aus Heſſen.
Starfenbürg.
An. Arheilgen, 15. Okt. Gemeinderatsbericht. In der
letzten Gemeinderatsſitzung wurde die Herſtellung eines Kanals in der
Jahnſtraßze dem Maurermeiſter Phlipp Ruhl als dem
Wenigſtfordern=
den übertragen. — Die Auſwertung eines Vorkriegsdarlihens in Höhe
von 170 00 Mark wurde genehmigt und wird die Aufwertungsſumme
in Höhe von 26 000 Mk. vom 1. Januar ds. Js. mit 5 Prozent
ver=
zimſt. Desgleichen fand die Aufwertung eines Darlehens für das
Ge=
meindehaus in der Mühlſtraße Genehmigung. — Die Genehmigung
einer Vorrangseinräumung wird gutgeheißen. — Die Uebernayme einer
Bürgſchaft auf die Gemeinde findet Genehmigung. — Dem Ooſt= und
Gartenbauverein werden, zu ſeinem 30jährigen Jubiläumsfeſte 50 Mk.
als Jubiläumsgabe bewilligt. — Das Geſuch der Freiwilligen
Sanitäts=
kolonne um Befreiung von der Vergnügungsſteuer bei ſeiner nächſten
Samsdag ſtattfindenden Veranſtaltung wird genehmigt. — Die
Verpach=
tung der Gemeindegrundſtücke fand Annahme. — Es folgte eine ſehr
ausgedehnte geheime Sitzung. — Geſtern feierte Fra Philppine Fleck,
geb. Gräf, ihren 80. Geburtstag. — Dienstag, den 16. d2. Mts., findet
nachmittags von 3 bis 4 Uhr in der Kleinkinderſchule eine
Bera=
tungsſtunde der Säuglingsfürſage ſtatt. — Gegenwärtig herrſchem
hier unter den Kindern, Maſern, Scharlach und Diphtherie.
Bis jetzt iſt ein Sterbefall zu verzeichnen. Hoffentlich nehmen die
Er=
krankungen keinen weiteren bösartigen Verlauf. — Das Einhalten
der Tauben zum Schutz der Saaten wurde auf weitere 14 Tage
angeordnet. — Die von dem Ausſchuß für Arbeiter=
Wohl=
fahrt eingerichteten Nähkurſe werden von Frau Anna Schmitz
ge=
leitet und beginnen dieſelben am 16. ds. Mts. Sie finden in zwei
Abteilungen: Dienstags und Donnerstags, ſowie Mittwochs und
Frei=
dags ſtatt. Der Unterricht findet im Schulhauſe in der Gute
Garten=
ſtpaße ſtatt.
F. Eberſtadt, 15. Okt. 30 Jahre D.H.V. Die Ortsgruppe
Eber=
ſtadt des Deutſchnationalem Handlungsgehilfenverbandes feierte am
Samstag abend im Saale „Zum Darmſtädter Hof” (Laun) in würdiger
Weiſe ihren 30. Gründungstag. Mit dem Marſch von Holzmann:
„Feuert los” und der Ouvertüre: „Kalif von Bagdad” wurde die Feier
eröffnet. Der Vertrauensmann, Jakob Dächert, begrüßte die Gäſte,
be=
ſonders den Gauvorſteher, Kollegen Auerbach, und Kreisvorſteher,
Kollegen Zimmermann, von Frankfurt a. M., und andere Gäſte
auswärtiger Ortsgruppen, gedachte der Gründer, auf die die Ortsgruppe
am heutigen Tage in Dankbarkeit und mit Stolz herabblicke. Fräulein
Berta Weber ſprach einen ſinnigen Vorſpruch, der zur Einigkeit im
Berufsſtande ermahnte. Unſer junger einheimiſcher Künſtler, Herr
Smith, erfreute die Gäſte durch ein Violinkonzert, der „Ballade et
Polonaiſe” von Vieuxtemps, bei dem der Künſtler auf gewohnter Höhe
dominierte und das ſchöne Werk im Zauber zarteſter Klangwirkungen
erblühen ließ. Im übrigen gab ein gutes Orcheſter dem
Programm=
einen ausgezeichneten Rahmen. Auch unſer Sänger, Herr Karl
Schmidt, wirkte mit und ließ ſeine ſchöne Stimme vernehmen. Einen
ganz beſonderen Genuß bot der bekannte Heimatdichter Georg Heß aus
Leihgeſtern mit ſeinen eigenen Dichtungen in oberheiſiſcher Mundart.
Herr Heß verſtand es meiſterhaft, den oberheſſiſchen Bauerntypus
ziel=
ſicher aus eigenem Erleben ſich einzuverleiben, und ihm wuchtige Form
und Ausdruck zu geben. Man verſpürte mmittelbar die tiefe
Seelen=
verwandtſchaft des Dichters mit dem Völkchen aus den Dörfern ſeiner
Wetterauer Heimat, und den Tropfen geſunden Blutes, der allein ein
ſo entſchloſſenes Eindringen in ihr Leben und Wirben und eine ſo
ein=
fache, aber doch ſtraffe Geſtaltenverkörperung ermöglicht. Der lebhafte
Beifall zeigte, wie empfänglich und dankbar das Publikum für den
ge=
botenen und ſeltenen Genuß war. Im Verlaufe des Abends gedachte
auch der Gauvorſteher, Kollege Auerbach, der Gründer der
Orts=
gruppe, von denen fünf noch am Leben ſind, nämlich: Jakob Dächert 2.,
Ludwig Dächert, Ludwig Müller, Georg Rettig und Adom Rettig, und
dankte ihnen für die Treue, die ſie dem Verband bewahrt haben. In
ſeinen weiteren Ausführungen ging Redner auf die Entwicklung
und heutige Machtſtellung des Deutſchnationalen
Handlungsgehilfenver=
bandes näher ein, der in 1700 Ortsgruppen 340 000 Mitglieder
umſchließt, und damit die mächtigſte Berufsgewerkſchaft der Welt iſt,
deren Wirben im öffentlichen Leben man ſich nicht mehr hinwegdenken
könne. Die Aufgabe des Verbandes ziele darauf ab,
Perſönlichkeits=
werte zu entwickeln, ſeine Mitglieder zu bewahren vor dem Untergang
in die formloſe Maſſe, die nur nach Rechten ſchreie, aber keine Pflichten
kenne. Neben der materiellen Beſſerſtellung und Hebung des
kaufmänni=
ſchen Berufsſtandes ſei für den Verband, die Pflege der ſittlichen Idee
ausſchlaggebend. Deshalb ſei der Verband auch geblieben, was er war,
und ſcheue auch nicht, ſich chriſtlich=ſozial zu nennen. Mit dem tiefen
und ernſten Glauben an eine höhere Ordnung der Dinge wolle der
Ver=
band den Einzelnen unter Verzicht auf Staatshilfe auf ſich ſelbſt ſtellen.
Redner ſchloß ſeine tiefgründigen Ausführungen mit den Worten: „Setzt
ihr nie das Leben ein, nie wird das Leben gewonnen ſein”,
Kreisvor=
ſteher Zimmermann beglückwünſchte hierauf die Ortsgruppe zum
30. Jubeltage, womit er die Ehrung des Kollegen Andreas Weber
verband, dem er für 2jährige Mitgliedſchaft die ſilberne Verbandsnadel
und den Ehrenbrief der Verwaltung überreichte. Ein ſchöner Tanz
ſchloß die Feier ab.
Ak. Nieder=Ramſtadt, 15. Okr. Am geſtrigen Nachmittag fand die
Schlußübung der hieſigen Freiwilligen und Pflichtfeuerwehr ſtatt.
Der Verlauf der Uebung hat ergeben, daß die Wehr gut ausgebildet
und bereit iſt, auch die Geräte wurden in muſtergültiger Ordnung
be=
funden. Von beſonderem Intereſſe war das Mitwirben der Freiwilligen
Sanitätskolonne vom Roten Kreuz, der auch der Kolonnenarzt, Herr
Dr. med. Müller, beiwohnte. Herr Bürgermeiſter Jährling ſprach am
Schluſſe der Uebung Worte des Dankes aus an die Wehr für die
bereit=
willige, ſelbſtloſe Indienſtſtellung zum Wohle der Allgemeinheit.
SINDBAD, DER
A-
SEEeToerLR9 erzü.
WO.JEx?
Auf Umwegen gelangten wir in das Haus des Obertabakmeisters 1basid,
der in schwere Ungnade gefallen war, da seine Cigarettenmischungen der
königlichen Majestät Nabopollassar nicht mehr mundeten. lch war sehr
er-
staunt, welch edle und kostbare Tabake ich im Hause lbasids vorfand und ohne
Verweilen machte ich mich an die Arbeit.
Der Alte und seine liebreizende Tochter Aida waren voll des höchsten
Staunens,als ich nun aufneue, ungekannteArt die Tabake untereinander mischte,
und bald hatte ich eine Cigarette von wundervollem Aroma fertiggestellt.
Der Alte umarmte mich vor Freude und begab sich sofort nach dem Palaste,
um seinem König die herrlichste Gabe Allahs zu überbringen, die
Cigarretten-
mischung
(Fortsetzung fols)
SAALEA
AUSLESE
Heute in Deutschland in allen Spczialgeschäften erhältlich.
1BIn 8893
[ ← ][ ][ → ]Seite 8
Dienstag, den 16. Oktober 1928
Nummer 288
J. Griesheim, 15. Okt. Dieſe Woche, von Montag, den 15.
Okto=
ber, bis einſchließlich Freitag, den 19. Oktober, jedesmal vormittags
von 7 bis 11 Uhr, und nachmittags von 1½ bis 6½ Uhr finden auf dem
hieſigen Truppenübungsplatz Scharfſchießübungen mit Gewehren und
Maſchinengewehren ſtatt. — Die Formulare für die Perfonenſtands=
und Betriebsaufnahme für 1928 ſind im Laufe dieſer Woche zur
Ver=
teilung gelangt. In die Haushaltungsliſte ſind alle am 10. Oktober
an=
weſend geweſenen Perſonen von dem Haushaltungsvorſtand und in die
Hausliſte alle in einem Haus wohnenden Familien von dem Hausbeſitzer
einzutragen. Die Liſten müſſen bis nächſten Montag abend bei der
Bürgermeiſterei abgeliefert werden. — Am Sonntag, den 14. Oktober,
nachmittags 3 Uhr, fand im Schulhofe beim neuen Schulhaus die
diesjährige Inſpektion der hieſigen Freiwilligen Feuerwehr mit
nach=
folgendem Brandangriff ſtatt. Antreten der Mannſchaften nachmittags
2 Uhr an den Gerätehäufern. Nach der Uebung erfolgte die
Deko=
rierung von Mitgliedern. — Auf Veranlaſſung des
Landwirtſchafts=
kammeramtes in Darmſtadt wird das Beizen von Saatgut von jetzt ab
in der Halle des Landwirtſchaftlichen Konſumvereins am hieſigen
Bahn=
hof vorgenommen. Die Koſten belaufen ſich auf 50 Pfg. pro Zentner.
— Dia hieſige Ortsgruppe des Odenwaldklubs unternahm am
Sonn=
tag, den 14. Oktober, ihre achte Wanderung über Reinheim-Nonrod—
Lichtenberg—Alsbach—Ober=Ramſtadt.
G. Ober=Ramſtadt 15. Okt. Segelflugſport. Am geſtrigen
Sonntag unternahm die Jungfliegergruppe, der Heſſenflieger e. V.
Darmſtadt mit ihren Segelflugzeugen „Gewerberat” und „Schulrat”
hier auf dem Küchler und am Vogelherd Flugverſuche. Schon gleich
nach Eintreffen der Gruppe hatte ſich eine große Anzahl Erwachſener
und Kinder am Startplatz eingefunden, die mit Intereſſe die Montage
der beiden Flugzeuge und deren Start verfolgten.
* Lichtenberg, 13. Okt. Wurftaubenſchießen um den
Wanderpreis vom Schloß Lichtenberg. Zu den
Attrak=
tionen des idhlliſchen Luftkurortes Lichtenberg wird im kommenden Jahr
auch der von Herrn Bürgermeiſter Schellhaas dort errichtete
Ton=
tauben=Schießſtand gehören. Auf ragender Höhe, zu Füßen des
Boll=
werks vom Schloß Lichtenberg gelegen, mit Schußrichtung nach Norden,
ſtellt dieſe neue Anlage eine auch für den routinierten
Tontcuben=
ſchützen hochintereſſante Einrichtung dar. Vom Schützenſtand aus eine
entzückende Fernſicht über die im herbſtlichen Bunt prangenden Wälder
und Höhen hinüber nach der Ebene des Gerſprenztales. Durch die
An=
lage am Berg iſt es möglich, die Tauben nicht nur hoch und weit,
ſon=
dern vor allem auch nach der Tiefe zu werfen. Zur Eröffnung des
Schießſtandes, den Herr Schellhaas auf Veranlaſſung des Heſſ.
Jagd=
klubs errichtete, hatte ſich eine ſtattliche Corona am vorgeſtrigen
Nach=
mittag in Schloß Lichtenbera eingefunden. Zum Austrag kamen 3
Kon=
kurrenzen: ein Eröffnungsſchießen auf 10 Tauben mit 6 Ehrenpreiſen,
das Schießen um den Wanderpreis vom Schloß Lichtenberg auf 20
Tau=
ben mit 10 Ehrenpreiſen (der Wanderpreis, eine prachtvolle
Kriſtall=
karaffe mit Silberverzierung, der zweimal hintereinander oder dreimal
im ganzen von demſelben Schützen errungen ſein muß, um in deſſen
Beſitz überzugehen, iſt von Herrn Bürgermeiſter Schellhaas geſtiftet),
und endlich ein Eintqubenſchießen mit 3 Ehrenpreiſen. Von nachmittags
2 Uhr bis zur ſinkenden Dämmerung dauerten die Wettkämpfe, bei
denen ſich die Brauchbarkeit der Schießanlage beſtens bewährte. Ein
gemeinſames Abendeſſen vereinigte dann die Teilnehmer mit ihren
Damen in der großen Glasterraſſe des Hotels. Herr Oberforſtmeiſter
Ebel begrüßte die Erſchienenen mit herzlichem Worten. Profeſſor
Zim=
mer nahm die Preisverteilung vor und ehrte vor allem die Pächter
der um das Schloß liegenden Reviere für ihre verſtändnisvolle Hege.
Herr Heinz Heberer und die wackere Geſangsabteilung der Ortsgruppe
Lichtenberg des Odenwaldklubs, unter Leitung ihres Dirigenten, des
Herrn Lehrers Kuſchke, verſchönten den Abend durch prächtige Geſänge
und Chöre. Ein fröhlicher Tanz bildete den Schluß. Das Haus
Schell=
haas bewährte ſeinen alten guten Ruf als gemütliche, vornehme und
doch preiswerte Gaſtſtätte. Die Sieger in den einzelnen Konkurrenzen
waren: a) beim Eröffnungsſchießen: 1. Herr Baron von Diemar,
Darmſtadt, mit 9 Treffern, dabei 8 mit dem erſten Schuß. 2. Herr
Franz Beuer, Darmſtadt, mit 9/8, 3. Herr Robert Hübner, Darmſtadt,
mit 9/6. b) Beim Schießen um den Wanderpreis vom Schloß
Lichten=
berg: 1. Herr Robert Hübner, Darmſtadt, mit 18/11 Treffern. (Herr
Hübner errang damit die erſte Anwartſchaft auf den Wanderpreis.)
2. Herr Peter Kraft, Hof Gräbenbruch mit 16/15, 3. Herr Philipp
Wiener, Darmſtadt, mit 16/13. ) Beim Eintaubenſchießen: 1. Herr tung und Verwaltung des Stadtarchivs, wie auch des Heimat= und
Robert Bloch, Urberach. 2. Herr Robert Hübner, Darmſtadt. 3. Herr
Franz Beuer, Darmſtadt.
* Reichelsheim i. Odw., 15. Okt. Am nächſten Mittwoch, den 17.
Ok=
tober, findet der letzte diesjährige Prämiierungs=Ferkelmarkt ſtatt. Da
gerade zu dieſen Märkten die allerbeſten Ferkel in großer Zahl aufge= fertigen laſſen, die demnächſt im Rahmen einer kleinen. Feier
üben=
trieben werden, dürfte dieſer Markt die letzte und beſte diesjährige
Ein=
kaufsgelegenheit ſein, die die Käufer nicht verſäumen ſollten.
* Groß=Zimmern, 15. Okt. Am geſtrigen Sonntag verſammelte
Familienfeſt, das bei Bernhard Pullmann ſtattfand. Etwa 70
Epilep=
tiſche aus Nieder=Ramſtadt, mit ihren Pflegern und mit Direktor
Pfarrer Schneider an der Spitze, waren bei Kaffee und Kuchen Gäſte
der Gemeinde. Das Spiel „Joſeph und ſeine Brüder” unter der
be=
währten Regie des Herrn Hans Lorz erzielte bei einſachſter
Dar=
ſtellung, ja gerade darum, tiefen Eindruck. Frau Klemm ſang mehrere
geiſtliche Lieder. Auch dieſe Feierſtunde wurde ſowohl durch den
Kir=
chengeſangverein als auch den Poſaunenchor verſchönt. Fräulein Romig
ſprach den Eingangsprolog, während Direktor Schneider als Schlußton
Kranken erwieſen habe, ein Dienſt für den Herrn ſei: Was ihr dem
Geringſten einer meinev Brüder getan habt, das habt ihr mir getan.
r. Babenhauſen, 15. Orkt. Die Nachkirchweihe wurde
ver=
gangenen Sonntag in unſerem Städtchen gefeiert. Früher eim
Feſt=
ſonntag wie bei dem Hauptkirchweihfeſt, hat die „Nachkerb” von Jahr
zu Jahr an Bedeutung eingebüßt. Kein Wunder, da ja kein Sonntag
ohne Vergnügungen vergeht. Mit Ausnahme einiger Buden und des
zur Freude der Kinder anweſenden Karuſſells auf dem Speſſartplatz
trug die Nachkerb ganz den allſonntäglichen Charakter. Von einem
Fremdenzuſtrom war faſt nichts zu ſpüven. — Der Sonntag nachmittag
bnachte den Sportfreunden ein Handballſpiel. Unſer
Sport=
verein Germania trug ein Freundſchaftsſpiel gegen die Liga=Erſatzmann= Sparkaſſe Lorſch wurde unterzeichnet. — Eine Wohnungsſache wurde
ſchaft des Sportvereins 1898, Darmſtadt, aus. Die Gäſte traten nur
mit 8 Mann an, von denen in der zweiten Halbzeit noch einer, ſcheinbar
wegen Beleidigung des Schiedsrichters, das Spielfeld verlaſſen, mußte.
Trotz tapferer Gegenwehr der 98er (Halbzeit 1:0 für Darmſtadt) ent= eigentlich etwas enttäuſcht. Sie iſt in ihrer Geſamtheit infolge des
ſchieden die Germanen, die wenig Erfolg bei ihren zahlreichen Angriffen
auf das ausgezeichnet verteidigte Tor ihrer Gäſte hatten, das Spiel /.
mit 2:1 zu ihren Gumſten.
a. Ober= und Nieder=Klingen, 15. Okt. Die Kartoffelernte
geht nun auch hier ihrem Ende zu. Die Knollen ſind infolge der langen
Trockenheit zwar ſtellenweiſe nicht ganz ſo dick als in früheren Jahren, der kaufenden Bevölkerung bedquerlich. Im allgemeinen haben ſich die
mengenmäßig aber iſt die Ernte mindeſtens als gut zu bezeichnen. Aus
der näheren Umgebung mit ſchwererem Boden hört man ebenfalls, daß
es eine reichliche Ernte iſt. Vor allem fehlen aber auch in dieſem
Jahre die vielen faulen Kartoffeln, worüber der Landwirt im
ver=
gangenen Jahre zu klagen hatte. Es kommt hinzu, daß in Ober=Klingen
mancher Beſitzer mehr Kartoffeln pflanzte, da dort die Feldbereinigung
erſt im vergangenen Jahre abgeſchloſſen und die Winterſaat infolgedeſſen
etwas eingeſchränkt wurde. Der Mangel an Feldarbeitern veranlaßt
natürlich die Landwirte auch hier immer mehr, ſich zum Ausmachen der
Kartoffeln Maſchinen anzuſchaffen. — Die Abfelernte ließ ſehr viel
zu wünſchen übrig. Beſſer war es ſchon mit Birnen, und Zwetſchen
zeigten recht guten Behang. — Die Zuckerrübenernte beginnt
nicht vor dem N. Oktober, da die Zuckerfabrik erſt von dieſem Tage ab
die Zuckerrüben abruft. Hoffentlich hat der Landmann bis zur
Beendi=
gung der Feldarbeiten günſtiges Wetter!
b. Erbach i. O., 15. Okt. Wiederſehensfeier der 118er.
Die Wiederſehensfeier zeichnete ſich in erſter Linie aus durch eine nicht
geahnte große Beteiligung. Die meiſten Kameraden trafen nachmittags
um 1 Uhr mit dem fahrplanmäßigen Zuge ein. Für den unbeteiligten
Zuſchauer fielen die direkt rührenden Begrüßungsſzenen am Bahnhof
in angenehmſter Weiſe auf. Man werkte, hier treffen ſich Menſchen,
die ſich einſt in ſchwerſter Zeit treue Kameradſchaft bis zum letzten Atemzug
gelobt. Beſonders zahlreich waren die Angehörigen des fr. 2.
Batail=
lons Reſ.=Inf.=Regt. 118, das bei Kriegsausbruch in Erbach
zuſammen=
geſtellt und von hier aus ins Feld rückte, vertreten. Die Tatſache, daß
ſogar Kameraden von Polen, Schleswig=Holſtein und aus dem ſonſtigen
Norddeutſchland hierher eilten, ſei hier beſonders bemerkt. Von
ehe=
maligen höheren Hffizieren waren anweſend der Regimentskommandeur
Oberſt Kuſchel=Jugenheim, der Kommandeur des 2. Batls., Oberſt
Krebs=Berlin, letzterer Ritter des Ordens Pour le merite, Hauptmann
Steindorf, Oberſtobsarzt Weckeling u. v. a. Vom Bahnhof gings in
feieplichem Zuge, voran die Muſikkapelle, nach dem Feſtſaal im Gaſthaus
„Zum Eck”, der dank der großherzigen Stiftung Seiner Erlaucht des
Grafen zu Erbach durch die Gräfliche Hofgärtverei in würdigſter Weiſe
dekoriert war. Herr Oberſt Kuſchel hieß alle Kameraden mit herzlichen
Worten willkommen. Er gedachte der Gefallenen, die Verſammlung
er=
hob ſich zu deren Ehren von den Sitzen. Weiter wurden dieſelben durch
Einlegung einer Nuhepauſe von ein minutenlanger Dauer geehrt.
Herr Kuſchel führte aus, daß eine Vereinigung der Offiziere des
Regi=
ments im Jahre 1920 bereits gegründet wurde. Der Verſuch, im
vori=
gen Jahre eine Vereinigung der ehemaligen Unteroffizieve und
Maun=
ſchaften zuſtande zu bringen, ſei leider an verſchiedenen Verhältniſſen
geſcheitert. Um ſo mehr freue es ihn, daß man heute der Einladung
nach Erbach ſo zahlreich gefolgt ſei. Nach längerer Ausſprache beſchloß
man, voverſt von der offiziellen Gründung einer Vereinigung abzuſehen,
jedoch regelmäßig wiederkehrende Feiern in zwangloſem Zufammenſein
folgen zu laſſen. Erbach ſei zur Zuſammenkunft, da ſein Name durch
das 2. Batl. mit der Regimentsgeſchichte eng verknüpft ſei, ſehr
geeig=
net. Die erſcheinende Zeitung der Offiziervereinigung ſoll auf Wunſch
auch den Unteroffizieren und Mannſchaften zugänglich gemacht werden.
Die Denkmalsfrage wurde zurückgeſtellt, da erſt noch geprüft wenden foll,
ob dieſelbe nicht in Gemeinſchaft mit den Verbänden des ehemaligen
aktiven Regiments gelöſt werden ſoll. In gemütlichſter Stimmung wurde
der Reſt des Tages verbracht.
Bn. Hirſchhorn, 14. Okt. Gemeinderatsſitzung. Nach
Ver=
leſung der kreisamtlichen Verfügung vom 21. vorigen Monats erlärt ſich
der Gemeinderat damit einverſtanden, wenn für die Gemeinde
Hirſch=
horn die Wohnungsgeſetzgebung endgültig aufgehoben wird. Die
Be=
ratung über den von der Freiherrlich von Warsberg, Dorthſchen
Ver=
waltung in Neckarſteinach geſtellten Antyag auf Beteiligung der
Ge=
meinde Hirſchhorn an den Koſten der Weiterführung der elektriſchen
Lichtanlage „nach dem Hämmelsbacher Hof wird vorerſt zurückgeſtellt,
Herr Bürgermeiſter Zipp wird beauftragt, mit dem Herrn Kreisdirektor
hierwegen ſich zu beſprechen. Die Rechnung der hieſigen Gemeinde für
Rech=
nungsjahr 1928 wurde beraten und darüber das vorgeſchriebene
Proto=
koll aufgenommen. Die Gemeinde übernimmt für ein bewilligtes
Bau=
darlehen von 1500 RM. bei der Heſſiſchen Landesbank Darmſtadt die
erforderliche Bürgſchaft ſolange, bis die Ausfertigung einer
Sicherheits=
hypothek hierüber möglich iſt. Zur Vornahme der Wahl von drei
un=
ſtändigen Mitgliedern des Katholiſchen Kirchenwvorſtandes werden gemäß
Verfügung des Kreisamts Heppenheim vom B8. vorigen Monats
er=
nannt die Gemeinderatsmitglieder Grimm, Blum und Reinhardt. Die
drei Vorgenannten bebennen ſich zur katholiſchen Konfeſſion. Die
Waſſer=
leitung von der Hainbrunnerſtraße nach dem Elektrizitätswerk Zipp
erſcheint reparaturbedürftig. Die Erneuerung bzw. Wiederherſtellung
dieſer Waſſerleitung wird genehmigt.
— Hirſchhorn, 15. Okt. Waſſerſtand des Neckars am
14. Oktober 0,63 Meter, am 15. Oktober 0,60 Meter.
H. Aus dem Weſchnitztal, 15. Okt. Muffelwild. In der
Ge=
markung Rimbach treibt ſich ſeit einigen Tagen auf dem Feld
Muffel=
wild herum. Ein ſtarker Bock wurde in der Nähe des Ortes geſehen,
der nicht einmal ſcheu war. Es würde allgemein intereſſieren, wo in
hieſiger Gegend Muffelwild ausgeſetzt wurde. —
Feuerwehrkom=
mandant. Landwirt Georg Müller in Albersbach wurde als
Kommandant der Pflichtfeuerwehr der hieſigen Gemeinde ernannt und
verpflichtet.
* Bickenbach, 14. Okt. Am 16. d8. Mts. ſind es 40 Jahre, daß Herrn
Rektor Weber eine Lehrerſtelle an hieſiger Volksſchule übertragen
wurde.
*Tagung der Spengler und Inſialia
aus Heſſen und Heſſen=Naſſau.
B5. Bensheim, 15. Okt. Herr Profeſfor Karl
Henkel=
mann, der zur Zeit leider erkrankt iſt, ſich aber wieder auf dem
Wege der Beſſerung befindet, und der in dieſem Jahre noch ſeinen
70. Geburtstag feiern kann, wurde in der letztem nichtöffentlichen
Sitzung der Stadtverordnetzenverſammlung einſtimmig zum
Ehren=
bürger der Stadt Bensheim ernannt. Dieſe außergewöhnliche Ehrung
wurde in anbetracht der großen Verdienſte, die ſich der Gefeierte im
Laufe von Jahrzehnten um die Intereſſen der engenen und weiteren
Heimat, ſowie durch ſeine erfolgreiche Tätigkeit hinſichtlich der Geſtal=
Odenwaldmuſeums erworben hat. Der ſo Geehrte iſt auch Schriftleiter
der im Verlage von G. Beger, G. m. b. H., erſcheinenden „Bergſträßer
Geſchichtsblätter”. Als äußeres Zeichem der Anerbennung wird die
Verwaltung der Stadt eine künſtleriſch ausgeſtattete Ehrenurkunde
an=
geben wird. — Herr Stadtbaumeiſter i. R. Philipp beging am
ver=
gangenen Dienstag in voller geiſtiger und körperlicher Friſche ſeinen
85. Geburtstag, zu dem ſich außer der Stadwverwaltung zahlreiche
Gratu=
ſich eine ſtattliche Zahl evangeliſcher Gemeindemitglieder zu einem lanten aller Kreiſe der Bevölkerung einfanden. Der beliebte alte
Herr war 20 Jahre lang und noch teilweiſe zur Zeit der
Gemeinde=
verwaltung Baumeiſter der Stadt, die ihm manches ſchöne Bauwerk zu
verdanben hat. — Der bisher älteſte Einwohner der Stadt, Herr
Joſef Auguſt Hainz verſtarb hier anfangs letzter Woche; er erreichte
ein Alter von 93 Jahren. — Der ſeit über eine Woche vermißte
Ober=
weichenwärter Heinrich Ameis iſt jetzt wieder nach hier zurückgekehrt,
nachdem ihn ſeine Angehörigen im Frankfurt a. M. gefunden haben.
Bm. Hofheim (Ried), 13. Okt. Gemeinderatsſitzung.
1. Zur Uebernahme der Witſchaft „Zur Krone” wird dem Jakob
den Gedanken anklingen ließ, daß die Freude, die die Gemeinde den Löſch 19. die Wirtſchaftskonzeſſion genehmigt. 2. Mit der Uebernahme
der Bürgſchaft für L. St. iſt der Gemeinderat einverſtanden. 3. Mit
der Regelung des Straßengeländes in der Friedrich=Ebert=Straße kam
der Gemeinderat einen guten Schritt vorwärts. Den in Frage
kommen=
den Altbeſitzern wurde keine Entſchädigung bewilligt, den Bewohnern
Dinges und Billau wurde eine ſolche von 2 Mark pro Quadratweter
genehmigt. Für den Bewohner Hch. Bauer muß eine Sonderregelung
getroffen werden, da derſelbe durch die Durchführung der Straße
er=
heblich geſchädigt wird. Der Gemeinderat wird vorher das in Frage
kommende Gelände beſichtigen. 4. Wegen verſchiedener Unklarheiten
wurde die Aufnahme der Hebammen in die Fürſorgekaſſe zuückgeſtellt.
— Der Darlehnsvertrag über eine Anleihe von 6000 Mark der
Bezirks=
nichtöffentlich verhandelt.
D. Biblis, 13. Okt. Ernteergebnifſe. Während man mit
der Sommerernte im allgemeinen zufrieden iſt, hat die Herbſternte
ſchlechten Wetters während der letztem Sommertage eine Mittelernte.
Insbeſondere ſind die Kartoffeln in den hochgelegenen Teilen unſerer
Gemarkung recht ſchlecht ausgefallen, während ſie allerdings in den
tiefer liegenden Feldern etwas beſſer geraten ſind. Das durch dem
Ernteausfall bedingte Anziehen der Kartoffelpreiſe iſt im Intereſſe
im vorigen Jahre hier neu eingeführten Setzkartoffelarten gut bewährt.
— Die Kraut= und Gurkenernte, die für die hieſige Bevölkerung von
großer Bedeutung iſt, iſt leider auch recht mittelmäßig ausgefallen. Eine
völlige Mißernte iſt im Obſtbau zu verzeichnen. Das Getreide iſt meiſt
gedroſchen und ſteht — wie auch die übrigen Produkte — recht gut im
Preiſe.
— Gernsheim, 15. Okt. Waſſerſtand des Rheins am
14. Oktober —d37 Meter, am 15. Oktober —0,13 Meter.
z. Groß=Gerau, 15. Okt. Im Kreis Groß=Gerau konnten zwei
Bürger mit 95 Jahren als die Aelteſten ihren Geburtstag feiern.
Es ſind dies Frau Katharine Wirtwein aus Biebesheim, geboren am
2. Oktober 1833, und der Landwirt Johannes Daum 4. aus Trebur
ge=
boren am 13. Oktober 1833. Die greiſe Dame fühlt ſich entſprechend
ihres hohen Alters noch ziemlich rüſtig.
* Nauheim bei Groß=Gerau, 15. Okt. Schwere
Wirtshaus=
ſchlägerei. In einer Wirtſchaft in Nauheim kam es am Sonntag
abend zu einer großen Schlägerei zwiſchen mehreren Gäſten. Es
wurde mit Stühlen und Gläſern gearbeitet. Bei dieſer Gelegenheit
wurde der 33jährige Dienſtknecht Ruber aus Königſtädten ſchwer am
Kopf verletzt und mußte durch das Opel=Sanitätsauto nach Mainz ins
Krankenhaus gebracht werden.
z. Biſchofsheim, 15. Okt. Hängt die Wäſche ab. In
mehre=
ren Höfen wurde nachts die Wäſche abgehängt. Die Diebe hatten in
einem Fall eine Beute von 110 Mark, in einem anderen eine ſolche
von etwa 100 Mark.
— Dietzenbach, 13. Okt. Waſſerleitung. Den Unternehmern
Karl Morr, Groß=Umſtadt, und P. Joſ. Bodenſohn, Offenbach a. M.,
wurde die Ausführung der Gemeinde=Waſſerleitung Dietzenbach zum
Ge=
ſamtb trag von 85 000 RM. übertragen, mit den Arbeiten ſoll in den
erſten Tagen begonnen werden.
* Laubenheim, 15. Okt. Ein ſchwerer Motorradunfall
ereignete ſich in Laubenheim. Beim Nehmen einer Kurve glitt ein
Motorrad aus und der Lenker ſowie der auf dem Soziusſitz ſitzende
20jährige Kaufmann Alfred Reinhardt aus Frankfurt a. M.
ſtürz=
ten ab. Während der Lenker des Motorrades mit leichten Verletzungen
davonkam, blieb N. bewußtlos liegen. Beide Geſtürzte wurden ins
Städtiſche Krankenhaus Mainz gebracht, woſelbſt bei dem N. ein
ſchwe=
rer Schädelbruch feſtgeſtellt wurde. Der Lenker des Motorrades konnte
nach Anlegen eines Notverbandes wieder entlaſſen werden.
* Gießen, 14. Oktober.
Die Spengler= und Inſtallationsmeiſter aus Heſſen und Heſſen=
Naſſau hatten ſich heute hier in ſtattlicher Zahl zum 2. Bezirkstag
eingefunden. Der Verbandsvorſitzende Herrmann=Frankfurt a. M.
betonte in der Begrüßungsanſprache, daß die Abſicht beſtehe, durch
Stärkung der Organiſation in Oberheſſen den Verbandsmitgliedern
ſtärkere Unterſtützung im Exiſtenzkampf zu bieten. Nachdem der
Ver=
treter Gießens die Verbandskollegen begrüßt hatte, erfolgte durch Becker
(Frankfurt) der Bericht über den Stand des Verbandes und über die
Tätigkeit der Leitung. Die Auseinanderſetzung mit der Süddeutſchen
Nöhren=Großhandelsgeſellſchaft kam zur Sprache; Ziel iſt eine
Verſtän=
digung gegenüber den Schwarzarbeitern und Gelegenheitsarbeitern. Die
Neichsverdingungsordnung hat keine weſentliche Aenderung gebracht
und das Unterbietungsweſen blüht weiter. Auf ein Verzeichnis
günſti=
ger Großhandelsfirmen für ſämtliche Inſtallationsartikel wurde
beſon=
ders aufmerkſam gemacht. Eine lebhafte Ausſprache folgte dem
inter=
eſſanten Vortrag. Es wurden Beſchwerden laut über die mangelhafte
Berückſichtigung der Intereſſen der Handwerksmeiſter durch die
Groß=
lieferanten Frankfurts. Im Falle die Einigungsbemühungen
fehlſchla=
gen ſollten, wurde die Gründung einer Groß=Einkaufsgeſellſchaft auf
genoſſenſchaftlicher Grundlage in Vorſchlag gebracht.
Becker=Frankfurt referierte dann über Zweck und Ziel der
Fac=
verbände; ſie ſollen das Gemeinſchaftsgefühl wecken, das
Standesbewußt=
ſein ſtärken. Nur durch Geſchloſſenheit könne man ſtandespolitiſche
Fragen löſen, z. B. Handwerkernovelle, Reichsverdingungsordnung,
Steuerfragen, Preismethoden u. a. m. Inſtallateur= und
Spengler=
meiſter Rödiger=Gießen gibt wertvolle Beiſpiele und Ergänzungen
über Meldepflicht.
Verbandsgeſchäftsführer Dr. Kappe=Köln hielt einen ſehr
beleh=
renden Vortrag über „Der Staat, die Wirtſchaft und wir Meiſter
Er ſchilderte die Notlage und Bedrängnis des Mittelſtandes, beſonderz
der Handwerksmeiſter, deſſen Lebensnotwendigkeit er betont. Selhi
der Reichswirtſchaftsminiſter Curtius habe dies einmal mit den
Wo=
ten unterſtrichen: „Der Träger der Kultur, der ſtärkſte Hüter de
Volkstums und ein Bollwerk gegen die Maſſenüberflutung ſei der
Mi=
telſtand.‟ Das Handwerk iſt in den letzten Jahren ſtark vernachläſſt
worden. Dagegen fand der Arbeitnehmer größtes Entgegenkommn
während dem Handwerk wenig Erleichterung gewährt wurde; die he
tige Belaſtung ſei kaum noch tragbar. Hierher gehörten die Real= un
Gewerbeſteuer, die Sonderbeſteuerungen, die Sozialverſicherungen, de
den Boden der geſunden Wirtſchaft untergraben und die Eriſtenz ds
Einzelnen bedrohen. Man nimmt dem Arbeitnehmer die
Verantwo=
tung, man verſchärft den Gegenſatz zwiſchen Kapital und
Arbeitneh=
mer. Redner wendet ſich gegen die ſchematiſche Gleichſetzung des
Mittel=
ſtandes mit der Großinduſtrie im Arbeitszeitgeſetz. Das Vordringen
der öffentlichen Hand in die Privatbetriebe dürfe nicht unterſchätzt
wer=
den. Der Vortrag endete unter allgemeiner Zuſtimmung mit den
Worten: „Ohne einen geſunden Bauern= und Mittelſtand kein
geſun=
der Volksſtaat”.
Es folgten verſchiedene Berichte: Herrmann=Frankfurt referierte
über die Landesfachverbandstagung und die damit verbundene
hervor=
ragende Ausſtellung von Meiſterſtücken in Koblenz. Er fordert für die
gleiche Ausſtellung 1929 in Kaſſel zu ſtarkem Beſuch auf. Becker=
Frankfurt erzählt vom Reichsverbandstag in Halle. Der Reichsverband
zähle rund 17 000 Handwerksmeiſter. Er habe ein Vermögen von 7500
Mark und einen letztjährigen Rechnungsüberſchuß von 15 000 Marl.
Der Fachſchule konnte er 12 000 Mark übergeben. In München ſoll die
nächſte Reichstagung abgehalten werden. Dr. Kappe=Köln fordert in
der Ausſprache, daß die Gas= und Waſſerwerke mit den Meiſtern
zu=
ſammenarbeiten ſollten. — Nach dem üblichen Schlußwort durch den
Verbandsleiter fand die würdig verlaufene Tagung ihren Abſchluß.
Gießen, 15. Okt. Schweres Motorradunglück. Geſten
abend gegen 10 Uhr ſtieß der mit ſeinem Motorrade von Gießen
kom=
mende Willi Wagner aus dem benachbarden Dorf Krofdorf am Eingan
des Dorfes mit einem Jagdwagen zuſammen, wobei Wagner und ei
auf dem Soziusſitz mitfahrender Mann namens Fritz Emmerich von de
Maſchine geſchleudert wunden. Während Wagner mit einem Unten
ſchenkelbruch glimpflich dovonkam, blieb Emmerich mit einer ſchweren
Gehirnerſchütterung bewußtlos an der Unfallſtelle liegen und mußte
von der Sanitätskolonne nach Gießem ins Krankenhaus überführt
wer=
den. Hier wurde feſtgeſtellt, daß der bedauernswerte Mann, der auc
noch heute morgen ohne Bewußtſein liegt, einem ſchweren Schädelbruch
davongetragen hat. Die beiden Inſaſſen des bei dem Zuſammenprall
mit den Pferden umgeworfenen Wagens bliebem unverletzt, ebenſo
erlit=
ten Pferde und Wagen keine Beſchädigungen. Worauf der Unglücksfall
zurückzuführen iſt, ſtehr bis jetzt noch nicht feſt.
WSN. Hungen, 14. Okt. Großfeuer. In der letzten Nacht
gegen 12 Uhr brach in dem Dorfe Trais=Horloff in einer
Schreinerwerſ=
ſtätte Feuer aus, das mit großer Schnelligkeit um ſich griff. Obwoll
außer der Ortsfeuerwehr noch fünf Feuerwehren aus der Nachbarſcho
an der Brandſtätte an der Löſchung des Feuers arbeiteten, breitet
ſich die Flammen auf zwei benachbarte, mit landwirtſchaftlichen Vo
räten reich gefüllte Scheunen, und auf mehrere Stallungsgebäude aud
Die Dreimotorſpritze in Gießen mußte gegen 1 Uhr nachts noch zu Hilt
gerufen werden und hatte in Gemeinſchaft mit den Ortsfeuerwehrel
bis gegen 3 Uhr vollauf zu tun, um ein Weitergreifer der Flammen /
verhüten. Die Werkſtätte, die großen Scheunen und die Stallungen ſin
volländig niedergebrannt. Erſt gegen 4 Uhr morgens konnten die
Nac=
wehren und die Kreismotorſpritze wieder abrücken. Der Schaden
ſehr groß.
h. Schlitz, 14. Okt. Der Haſſia=Bezirkstag für den Bezil
Lauterbach-—Schlitz fand unter Leitung des Fabrikanten Habermehe
Schlitz im benachbarten Rimbach ſtatt. Habermehl berichtete über den
Haſſiatag in Wimpfen am Neckar und teilte mit, daß der nächſtjährie
Verbandstag nach Worms gekommen ſei. Als Ort des nächſten
Bezirks=
tages wurde Friſchborn beſtimmt.
Wetterbericht.
Gießen, 15. Oktober.
Der hohe Luftdruck hat ſich oftwärts ausgebreitet und nimmt zurzeſt
Zentraleuropa mit in ſeinen Vereich. Kaltlueft und nächtliches Aufklarel
brachten Mittel= und Süddeutſchland Froſt. Gießen heute morgen
— 3 Grad, München meldete ſogar — 5 Grad C. Mit der Abwanderung
des hohen Druckes gewinnen die Störungen, von demen eine über
Eng=
land liegt, allmählich Einfluß auf unſere Wetterlage. Unter
Bewöl=
lungsaufzug führen wärmere Luftmaſſen wieder zum Steigen der Tei”
peraturen und auch ſpäter zum Auftreten von Niederſchlägen.
Ausſichten für Dienstag, den 16. Oktober: Bewvölkungszunghme mit
Temperaturanſtieg, ſpäter Uebergang zu Niederſchlägen.
Ausfichten für Mittwoch, den 17. Oktober: Wolkiges Wetter, Tempe
raturen zwiſchen Tag und Nacht mehr ausgeglühen, einzelne Nieder=
Qläge.
in Ce Wind: Mee
ſchlag
in mm Ge
decke
in em Gießen: wolkenlos NO. Aachen: Hamburg: wolkig WSN. Berlin: wolkenlos NW. München: Nebel ſtill 0,5 Königsberg: wolkig NW. Breslau: wolkig 1 WNW. Witterungsverhältniſſe der deutſchen Bergſtationen. Feldberg:
Taunus heiter SSO Waſſerkuppe wolkenlos 7. Id derg:
(Scwarzw.) heiter 680. Zugſpitze: heiter N. Kahler Aſten: heiter SW. Fichtelberg: heiter ſtill Schneekoppe Nebel N.
Hauptſchriftleitung. Rudolf Mauve
Verantworflich für Polill und Wirtſchaft: Rudolf Mauve; für Feullleion Reich 100
Ausland und Heſſiſche Nachrſchten: Max Streeſe; für Sport: Dr. Cugen Buhlmand
für den Handel: Dr. C. 6. Quetſch; für den Schlußdienſt: Andreas Bauer;M
„Die Gegenwart”; Dr. Herbert Nette; für den Inſeratentelt: Wllly Kuble: Dud
und Verlag: L. C. Wlitich — ſämtich in Darmſtadt
Für unverlangie Manuſkripte wird Garantie der Rückſendung nich: Gbernommen.
Die heutige Nummer hat 16 Seiten.
[ ← ][ ][ → ]Nummer 268
Dienstag den 16 Okiober 1928
Seite 9
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Todes=Anzeige.
Geſtern verſchied nach langem ſchweren Leiden
unſere herzensgute Mutter, Schwiegermutter, Großz
mutter, Schweſter, Schwägerin und Tante
geb. Roſenberg
im 63. Lebensjahr.
In tiefer Trauer:
M. Roſenberg und Familie
D. Löb Wwe., geb. Roſenberg und Kinder
M. Dahlerbruch u. Frau, geb. Roſenberg
Leopold Roſenberg und Familie.
Griesheim b. Darmſt., Themar (Thür.), Frankfurt a. M.,
den 15. Oktober 1928.
Die Beerdigung findet Dienstag mittag um 1 Uhr
(*27057
ſtatt.
Fürdie uns anläßlich unsererGoldenen
Hochzeit in so reichem Maße
er-
wiesenen Aufmerksamkeiten sagen
wir auf diesem Wege allerherzlichsten
Dank.
Karl Zöller und Frau
27167)
geb. Laub.
Todes=Anzeige.
Gott dem Allmächtigen hat es
gefallen, meine liebe dartin, unſere
treuſorgende, unvergeßliche Mutter,
Schwiegermutter und Großmutter
Frau Eliſabeth Bender
geb. Laiß
im 70 Lebensjahr, nach
zweitägi=
gem Krankenlager am Sonntag
früh 3 Uhr in ein beſſeres Jenſeits
abzurufen.
Die trauernden Hinterbliebenen:
Chriſtian Bender
Familie Ludwig Bender
Familie Nößner
Familie Auguſt Bender
Familie B cker
Fami ie Lubaſch
Familie Mayer
Ottilie Bender
nebſt Enkeln.
Darmſtadt, Sprendlingen, 15, Okt. 1928.
Die Beerdigung findet am 16.
Ok=
tober, nachmittags 2 Uhr, auf dem
Waldfriedhofe ſtatt. ( 27113
Statt Karten.
Für alle Teilnahme bei dem
Heimgang unſerer lieben
Ent=
ſchlafenen ſage ich im Namen
aller Hinterbliebenen herzlichen
Dank.
P. Rühl.
Darmſtadt, Soderſtraße 79. (27110
MÜLLER & RÜHLE
Buchhandlung
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Dr. Max Wauer
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Donnerstag, den 18.Oktober 1928
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Am 15. Oktober um 12¾4 Uhr entſchlief ganz
un=
erwartet unſer
Karl=Heinz
nach 4tägiger ſchwerer Krankheit.
Die trauernden Hinterbliebenen:
Familie Ewald Avemaria
Familie Joh. Kramer.
Darmſtadt, Lindenhofſtraße 7.
Die Beerdigung findet am Donnerstag vormittag
10 Uhr auf dem Waldfriedhof ſtatt, (27134
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Gott dem Allmächtigen hat es gefallen, meinen
lieben Mann, unſern gnten, treuſorgenden Vater,
Bruder, Onkel, Schwager und Paten
Herrn
Johann Rotk
Förſter
im Alter von 57 Jahren plötzlich nach kurzem
Krankenlager in die Ewigkeit abzurufen.
Die tieftrauernden Hinterbliebenen:
J. d. N.:
Chriſtine Roih, geb. Wenner.
Langen (Forſihaus Koberſtadt), Trebur, Crumſtadt,
Frankfurt a. M., den 14. Oktober 1928.
Die Beerdigung findet am Mittwoch, den 17. Oktober
1928, nachm 3 Uhr, auf dem Waldfriedhof Darmſtadt)
Latt.
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Infolge eines Herzſchlages iſt
heute nacht um !¼Uhr mein lieber
Mann, unſer guter Vater,
Schwie=
gervater, Großvater, Bruder und
Onkel
Herr Leonhard Treuſch
Forſtbeamter
im 58. Lebensjahre plötzlich
ver=
ſchieden.
Im Namen der trauernd. Hinterbliebenen:
Frau Chriſtina Treuſch
und Kinder.
Darmſtadt, den 15. Oktober 1928,
Die Beerbigung findet in aller
Stille ſtatt. 16565
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Hert Joſef Stumpf
ſanft entſchlafen.
Die trauernden Hinterbliebenen:
Frau Kath. Stumpf und Kinder.
Darmſtadt, Mainz, Magdeburg New=York.
Eckhard ſtr. 17
den 15. Oktober 1928.
Die Beerdigung findet in aller Stille ſtatt.
1693) Als Schriftsteller und vorwiegend
Machtarbeiter trinke ich seit Zahren nur
noch Kaffee Hag und fahre mit diesem
Kaffee bedeutend besser als mit allen
anderen. Ich kann intensiv arbeiten und
Fuhig und fest schlafen, was ich zum
großen Teil Kaffee Hag verdanke.
Nreg Katee!
H715) Unterzeichneter trinkt seit einem
Sahr nur Kaffee Hag und fühlt sich dabei
bedeutend wohler als früher. Besonders
zist die Herztätigkeit regelmäßiger. Früher
hatte ich nach der kleinsten körperlichen
Hnstrengung starkes Herzklopfen. Seit
dem Senuß von Kaffee Hag ist das Uebel
fast gänzlich geschwunden. Ich empfehle
gern allen geistig Arbeitenden aufs
Märmste den Genuß des sehr
wohl=
dekömmlichen Kaffee Hag.
F. Biefer, Lehrer.
Moe, Reik Laie.
1684) Als geistiger Arbeiter muß ich
konstatieren, daß, seit ich den Kafſee Hag
trinke, keine nervösen Erscheinungen
mehr empfinde. Ich möchte daher allem
denen, die eine Heigung zur Nervositä4
haben, empfehlen, ihre Zuflucht zu
Kaffee Hag zu nehmen, sie werden
es nie bereuen. Dr. phil. Sschwind.
1543) Meine Familie trinkt seit Zahren
Ihren wohlbekömmlichen Kaffee Hag und
könnte Hag nicht mehr entbehren. Bes
sonders meine Frau, welche die
Basedow-
sche Krankheit hatte und infolge
Herz-
affektionen keinen coffeinhaltigen
Kaffee=
genießen durfte, war glücklich, den ihr
vom Erzt empfohlenen Kaffee Hag trinken
zu dürfen, da Frauen ohne Kaffee nicht
leben können. Zedermann, der seine
Gesundheit erhalten will, empfehle ich
nur noch Kaffee Hag. Ed. Hahn.
Eu
s dem Archip der Kaffee-5andels,Hktiengesellschaft, Bfemaß
[ ← ][ ][ → ]Dienstag, den 16 Oktober 1928
Nummer 288
Seite 10
Reich und Austand
Feierlicher Schlußakt auf der Preſſa.
Köln. Nach mehr als fünfmonatiger Dauer
hat die Internationale Preſſe=Ausſtellung Köln 1928
am Sonntag ihre Pforten geſchloſſen. Sonntag
vor=
mittag fand in der Großen Halle noch eine offizielle
Schlußfeier ſtatt, an der u. a. auch
Reichsinnen=
miniſter Severing teilnahm. Oberbürgermeiſter Dr.
Adenauer umriß in ſeiner Anſprache noch einmal kurz
die Ziele, die die Preſſe ſich geſteckt habe. Bewußt
und gewollt habe ſie der Völkerverſöhnung und der
Völkerverſtändigung, der Sache des Friedens und der
Gerechtigkeit dienen wollen. Der ſtellvertretende
Vorſitzende des Vereins deutſcher Zeitungsverleger,
Prof. Wolb, betonte, daß in allen den Jahren nach
dem Kriege wenige Taten ſo zur Völkerverſtändiguno
beigetragen hätten, als die Preſſa. Für den
Reichs=
verband der deutſchen Preſſe nahm Dr. Dovifat das
Wort. — Als Vertreter des Deutſchen Buchdrucker=
Vereins ſprach Herr Liagre. Im Namen der
aus=
ländiſchen Staaten dankte der Staalskommiſſar
Hol=
lands, Graadt van Roggen, der Stadt Köln für die
Veranſtaltung der Ausſtellung. Die Schau habe den
Glauben in uns geweckt an die Möglichkeit einer
praktiſchen Durchführung der Idee des Friedens
zwi=
ſchen den Völkern. Als letzter Redner nahm
Reichs=
innenminiſter Severing das Wort. Nachdem er
zu=
nächſt auf den Verſtändigungsgeiſt hingewieſen hatte,
von dem die Ausſtellung getragen geweſen ſei,
wandte er ſich beſonders den Vertretern des
Auslan=
des zu mit der Bitte, ſich in ihrem Urteil über
Deutſchland nicht allein von dem Glanz der
Aus=
ſtellung beeinfluſſen zu laſſen. Eine Ausſtellung dürfe
ſich nicht im Armutsgewande präſentieren, ſie müſſe
Spitzenleiſtungen offenbaren. Aber dieſe
Ausſtel=
lung dürfe unſere ausländiſchen Gäſte nicht darüber
hinwegtäuſchen, daß Deutſchland heute ſchwer ringe,
daß es nicht frei ſei. Es ſei ihm (dem Miniſter) ein
Herzensbedürfnis, gerade dem Vertreter des
hollän=
diſchen Staates dafür zu danken, daß er in ſeiner
Anſprache dem Wunſch Ausdruck gegeben habe, daß,
wenn wir wieder einmal in Köln zuſammenkämen,
das in einem freien Deutſchland geſchehen könne. —
Frankfurter Chronik.
Feſtgenommener Betrüger. Wegen
Betrugs feſtgenommen wurde der Ajährige
Kauf=
mann Karl Petermann aus Bochum. Er hat in
Augsburg und Pforzheim unter der Angabe,
Ange=
höriger einer Forſchungsgeſellſchaft zu ſein, bei
dor=
tigen Firmen Koffer, die an eine hieſige
Speditions=
firma geſchickt wurden herausgeſchwindelt. Bei der
Durchſuchung ſeines Zimmers, das er ſich
vorüber=
gehend ermietet hatte, wurde ein größerer
Photo=
graphenapparat beſchlagnahmt. Es wird vermutet,
daß er auch in den Beſitz dieſes Apparates durch
Be=
trug gelangt iſt. Petermann iſt 1,68 groß, trägt
Brille mit eckigen Gläſern, grünen Lodenmantel.
Sachdienliche Angaben erbittet das
Betrugskommiſ=
ſariat des Polizeipräſidiums Frankfurt a. M. —
Vom Auto getötet. In der Babenhäuſer
Landſtraße, Ecke Keſſelbruchſchneiſe, wurde die
Rad=
fahrerin Alma Benz aus Offenbach von dem
Per=
ſonenkraftwagen V 8 8034, Führer Heinrich Naſchke
aus Walldorf, angefahren und ſo ſchwer verletzt, daß
der Tod eintrat. Die Schuldfrage iſt noch ungeklärt.
Filmaufnahmen in Wiesbaden.
Ba. Wiesbaden. Bei prächtigem
Sonntags=
wetter konnten einige Aufnahmen des von Kimmich
und Supper entworfenen Rheinfilmes „
Liebfrauen=
milch” auf der Kurhaus=Terraſſe gedreht werden. Die
Weinteraſſe war prächtig mit großen Palmen und
Orangerien ausgeſchmückt. Auf allen Tiſchen ſtanden
Schnittblumen. Eine Zufallsſtatiſterie (
Kurhaus=
publikum) wirkte mit, die an gedeckten Tiſchen Platz
nahm und ſcheinbar pokulierte (gelbe Limonade).
Kurhausdirektor Hofrat Dr. Rauch, dem dieſe
Film=
aufnahmen in Wiesbaden überhaupt zu danken ſind,
tat ſich in ſeiner Eigenſchaft als früherer
Theater=
direktor als gewandter Regiſſeur der Maſſenſzenen
hervor. Henny Porten, Livio Pavanelli und Willy
Forſt waren die Soliſten. Die Aufnahmen im
Kur=
haus, die ſich auch auf die Wandelhalle uſw.
erſtreck=
ten, wurden in der Zeit von 11½ bis 14 Uhr
ge=
dreht. Montag, den 15. Oktober, werden um 11 Uhr
am Kochbrunnen weitere Aufnahmen gemacht. Die
Schlußſzenen des Films werden am Mittwoch, den
17. Oktober, in Bacharach (während der Weinleſe)
gedreht. Die übrigen Aufnahmen folgen im
Ber=
liner Atelier der Henny=Porten-Karl=Froelich=
Pro=
duktion. Die Filmgeſellſchaft wird ihre Tätigkeit am
Rhein nach 21 Wochen dann Mitte dieſer Woche
be=
endigt haben. Die vorige Woche wurde in Wiesbaden,
die vorvorige in Bacharach gefilmt.
Vom Dach eines fünfſtöckigen Hauſes abgeſtürzt.
Karlsruhe. Vom Dache eines fünfſtöckigen
Hauſes in der Gartenſtraße ſtürzten zwei Dachdecker
bei Ausbeſſerungsarbeiten in den Hof ab. Sie
erlit=
ten ſehr ſchwere Verletzungen, denen der eine kurz
nach der Einlieferung ins Krankenhaus erlag.
Der jüngſie deutſche Ehrendoktor.
Ein mutiger Kämpfer gegen die Kriegsſchuldlüge
Hans Draeger,
der bekannte Organiſator unſeres Kampfes gege
die Kriegsſchuldlüge, wurde in Anerkennung ſeine
hervorragenden publiizſtiſchen und hiſtoriſchen Täti
keit für Deutſchlands Ehre zum Ehrendoktor de
Univerſität Jena ernannt. Mit ſeinen 33 Jahren
Dr. Draeger der jüngſte Ehrendoktor der deutſch
Hochſchulen.
Franzöſiſches U=Boot mit 43 Mann geſunken.
Die franzöſiſche Kriegsmarine wurde von einer ſchweren Kataſtrophe betroffen. Das aus Cherbourg ausgelaufene Unterſeeboot
„Ondine” wurde auf der Höhe von Vigo von einem griechiſchen Dampfer ſo unglückfelig gerammt, daß es unterging, bevor an
irgend eine Hilfsmaßnahme gedacht werden konnte. Das 600=Tonnen=U=Boot „Ondine” lief 1925 vom Stapel, war 64 Meter lang
und 5,2 Meter breit. 43 Matroſen fanden in ihm den Seemannstod.
Das erſte Reichsſchülerheim.
Das Reichsſchülerheim in Schneidemühl
wurde vom Reich mit einem Koſtenaufwand von 250 000 Mark in der bedrohten Grenzmark
errichtet, bietet ſechzig Schülern ein modernes Heim und enthält angenehme Aufenthalts= und
Unterrichtsräume, ſowie einige Erzieherwohnungen Ein zweites Inſtitut dieſer Art beſitzt das
Reich noch nicht.
Byrd zum Südpol geſtartet.
Das Expeditionsſchiff des Commanders Byrd „C. A. Larſen”.
Der amerikaniſche Commander Richard Byrd, deſſen großartiger Flug von Spitzbergen zum
Nord=
pol und zurück (1926) noch in aller Erinnerung iſt und der im Vorjahre von Amerika über den
Atlantik nach Frankreich flog, iſt zu einer neuen heldenmütigen Fahrt geſtartet. Er trat an Bord
ſeines Schiffes „C. A. Larſen” eine Entdeckungsreiſe nach dem ſüdlichen Polargebiet an. Seine
Expedition umfaßt 32 Mann und iſt vortrefflich, u. a. mit drei Flugzeugen ausgerüſtet. Das
ſüd=
liche Polargebiet iſt erſt wenig erforſcht. Seit der am 15. Dezember 1911 durch Amundſen
erfolg=
ten Entdeckung des Südpols waren nur einige Expeditionen erfolgreich tätig. So der deutſche
Wilhelm Filchner (1911—1912) und der Auſtralier Mawſon (1911—1914).
Gattenmord am Alexanderplatz in Berlin.
Berlin. Am Sonntag abend wurde in der
Prenzlauer Straße, in der Nähe des
Alexander=
platzes, ein Kapitalverbrechen entdeckt. Dort wohnen
die beiden Brüder Kuraſch mit ihren Frauen. Der
eine der Brüder, Karl Kuraſch, gegen den wegen
Totſchlags ſeiner Stieftochter, die er angeblich in der
Notwehr niedergeſchlagen haben will, ein
Strafver=
fahren im Gange iſt, ſagte am Nachmittag zu ſeinem
Bruder Franz, er wiſſe nicht, wo ſeine Frau ſei, und
er fürchte, ſie ſei überfahren worden. Ihre
Erkun=
digungen im Krankenhaus und bei der Polizei
blie=
ben erfolglos. Abends gegen 11 Uhr hörte Franz
Kuraſch in einer im Hauſe gelegenen Gaſtwirtſchaft,
daß ſein Bruder wirre Andeutungen gemacht habe,
ſeine Frau ſei tot. Er ging in die Wohnung hinauf
und entdeckte unter der Bettdecke verſteckt die Leiche
ſeiner Schwägerin, die Würgemale trug. Auf ſeine
Anzeige hin erſchien die Mordkommiſſion, die den in
den frühen Morgenſtunden zurückkehrenden Karl
Kuraſch verhaftete, der behauptete, er hätte mit ſeiner
Frau gemeinſam ſterben wollen, ſei aber nicht mehr
dazu gekommen, ſeinem Leben ein Ende zu machen.
Tödliche Folgen eines Sturzes.
Diez. Der junge Knecht eines hieſigen
Vieh=
händlers, der in deſſen Scheune abgeſtürzt war, iſt
an den dabei erlittenen Verletzungen geſtorben. Er
war der Sohn einer Kriegerswitwe in Wilfenroth
(Weſterwald).
Wegen vier Mark erſtochen.
Eſſen. Im Kray kam es am Sonntag
nach=
mittag zwiſchen drei Arbeitern wegen einer
Forde=
rung von 3.93 RM. zu einer Auseinanderſetzung, in
deren Verlauf die beiden Brüder B. den 43jährigen
Arbeiter Homſky mit einem Gummiknüppel und
einem Meſſer derartige bearbeiteten, daß dieſer kurze
Zeit darauf in ſeiner Wohnung den Verletzungen
erlag. Die Täter wurden feſtgenommen.
Exploſionsunglück bei Paris.
Paris. Ein ſchrecklicher Unfall ereignete ſich
am Sonntag vormittag in Bobigny bei Paris, wo
zwei Kinder, die in einem Garten ſpielten, bei der
Exploſion einer Granate zerriſſen wurden. Ueber
die Herkunft des Geſchoſſes iſt man ſich vollkommen
im Unklaren.
Ueberfall auf einen =Polizeibeamten.
Bochum. In der vorvergangenen Nacht wurde
hier ein Polizeibeamter von einer Anzahl Perſonen
überfallen und niedergeſchlagen. In höchſter Not
machte der Beamte von ſeiner Waffe Gebrauch und
verletzte zwei der Haupttäter, zwei Brüder, durch je
zwei Schüſſe erheblich. Der Beamte ſelbſt trug im
Kampf einen Schuß in den linken Oberarm davon.
Ein Bruder der beiden Hauptbeteiligten wurde in
ſeiner Wohnung verhaftet, da er ebenfalls an dem
Ueberfall beteiligt war. Auch er hatte Verletzungen
erlitten.
Das Lichtfeſt in Tempelhof.
Am Sonntag waren Hunderttauſende von
Ber=
linern auf der Straße, um die verſchiedenen
Dar=
bietungen der Lichtwoche zu beſtaunen. Der rieſige
Menſchenandrang am Samstag abend und am
Sonn=
tag wird am klarſten durch einige Verkehrszahlen:
die Straßenbahn allein beförderte an beiden Tagen
über fünf Millionen Fahrgäſte, davon am Samstag
rund drei Millionen, eine Zahl, die das diesjährige
Ergebnis des Pfingſtſamstagsverkehrs, der ſonſt den
Maximalverkehr des ganzen aIhres aufweiſt, noch um
rund 400 000 Perſonen überſteigt. Ebenſo hatten
Hochbahn und Omnibus einen Verkehr, der weit
über dem Durchſchnitt ſteht zu verzeichnen. Der
unge=
heure Andrang konnte nur durch eine Anzahl von
Sonderwagen bewältigt werden. Den Höhepunkt der
Veranſtaltung „Berlin im Licht” bildete am Sonntag
abend das Lichtfeſt auf dem Flughafen Tempelhof.
Der Flughafen mit ſeinen Rieſenhallen bot ein
gran=
dioſes Bild. Rote Neonfeuer auf den Funktürmen,
Randfeuer rings um das, weite Feld, Scheinwerfer
und Beſeg=Sonnen zur Beleuchtung der Hallen
tauch=
ten das gewaltige Rund in ein magiſches Licht.
Mehrere tauſend Kinder mit Lampions und
La=
ternen, die in dauernder Bewegung waren, erweckten
den Eindruck rieſiger Glühwürmchen. Ununterbrochen
ſtrömten ungeheure Menſchenmaſſen zu Fuß, in
Auto=
mobilen, auf Straßen=, Eiſen= und Untergrundbahnen
herbei, um dem ſeltenen Schauſpiel beizuwohnen.
U. a. wurde eine Angriffsübung der Feuerwehr auf
die weſtlichen Hallen des Flughafens mit acht
Schein=
werfern vorgeführt. Ein großes Höhenfeuerwerk mit
einer impoſanten Feuerſäule bildete den Abſchluß.
Zwei Tote, zehn Verletzte bei dem
Exploſions=
unglück auf der „Kungsholm”.
Hamburg. Das Motorſchiff: „Kungsholm”
(18 000 Tonnen), das auf der Werft von Blohm u.
Voß für die Svenſka=Amerika=Linie erbaut worden
iſt und ſich auf der Probefahrt in der Nordſee
be=
fand, hat in der Nähe von Helgoland Motorſchaden
erlitten. Ueber die Art und den Umfang des
Scha=
dens war bis 22 Uhr Genaues nicht feſtzuſtellen, da
die „Kungsholm” von einem Schlepper der Bugſier=
Reederei und Bergungs=A.=G. nach Cuxhaven
einge=
ſchleppt wird und dort noch nicht eingetroffen iſt.
Gerüchte, die von zahlreichen Toten wiſſen wollen,
ſind bisher unbeſtätigt. Ein Telegramm, das bei der
Leitung der Werft Blohm u. Voß eingelaufen iſt,
ſpricht von ſieben ernſt Verletzten. Andererſeits ſind
bei der Bugſier=Reederei und Bergungs=A.=G.
Nach=
richten eingegangen, wonach ein Mann getötet, drei
bis vier Mann ſchwer und acht leicht verletzt ſind.
Von der Werft Blohm und Voß wird mitgeteilt,
daß die Motorenanlage von einer däniſchen Firma
geliefert iſt.
Cuxhaven. Die Verluſte bei dem
Exploſions=
unglück auf dem Motorſchiff „Kungsholm” betragen
zwei Tote und zehn Verletzte, die kurz vor 1 Uhr
nachts von dem Dampfer „Wotan” in Cuxhaven
ge=
landet wurden. Die beiden Toten ſind ein Däne und
ein Schwede. Die Namen ſind noch unbekannt. Die
Verletzten ſind gleichfalls überwiegend Schweden, und
zwar ſind die Verletzungen vielfach recht ſchweren
Natur.
Zur Eiſenbahnkataſtrophe in Charfield.
London. Die Eiſenbahnkataſtrophe von
Char=
field in Glouceſterſhire erweiſt ſich als bedeutend
umfangreicher, als die erſten Meldungen erkennen
ließen. Der Güterzug beſtand größtenteils aus
Petro=
leumtankwagen, die ſofort nach dem Zuſammenſtoß
mit dem Perſonenzug in Brand gerieten. Die
Flam=
men ſchlugen 12 Meter hoch empor und griffen auch
auf die zertrümmerten Perſonenwagen über, ſo daß
zahlreiche unter den Trümmern liegende Reiſende
lebendig verbrannten. Wegen des Feuers war jede
Hilfeleiſtung unmöglich. Bisher ſind 21. vollſtändig
verkohlte und unkenntliche Leichen geborgen worden.
Man nimmt jedoch an, daß noch weitere unter den
brennenden Trümmerreſten liegen. Unmittelbar nach
der Kataſtrophe ſpielten, ſich entſetzliche Szenen ab.
Ein Handelsreiſender, der vom Urlaub zurückkehrte,
konnte ſich ſelbſt, ſeine Frau und zwei im
Nachbar=
abteil befindliche Kinder retten, doch mußte er untätig
zuſehen, wie ſeine in den Trümmern feſtgeklemmte
Schweſter lebendig verbrannte. Ein Reiſender ſtürzte
ſich in die Fſlammen, um ſeinen Koffer mit
Wert=
ſachen zu retten; er wurde kurz darauf als Leiche
auf=
gefunden. — Die Preſſe weißt darauf hin, daß ſich
ſeit Beginn dieſes Jahres in England 24
Eiſen=
bahnunglücksfälle ereignet haben. Bei elf davon ſeien
etwa 60 Perſonen getötet worden.
Ein Luther=Fund in Südafrika.
London. „Daily Telegraph” berichtet aus
Johannesburg: Ein intereſſanter Bücherfund iſt hier
gemacht worden. Er beſteht aus Martin Luthers
urſprünglichem Katechismus. Das Buch wurde in
einem Bücherladen für einen Schilling gekauft. Es
iſt in Pergament gebunden, gut erhalten und von
1532 datiert. Der Käufer hat ein Angebot von
500 Pfund abgelehnt.
Nummer 288
Dienstag den 16 Oktober 1928
Geite 11
Die Lage der Landwirtſchaft im September.
Nach den Berichten der deutſchen Landwirtſchaftskammern.
Trotz der beſſeren Ernte hat die Lage der deutſchen Landwirtſchaft
im Berichtsmonat keine nennenswerte Erleichterung erfahren. Die
Laſten der Steuern und ſozialen Abgaben blieben unverändert hoch.
Sinkende Getreide= und Kartoffelpreiſe, eine ſchlechte Futterernte und
in weiten Gebieten ein Verſagen der Hackfruchternte ließen erneut von
ſeiten der Landwirtſchaft die Forderung nach entſprechenden
Hilfsmaß=
nahmen laut werden. Im Perſonalkreditgeſchäft machte ſich ſtellenweiſe
eine geringfügige Beſſerung bemerkbar, dafür aber verſagt völlig der
Pfandbriefabſatz. Die im Nahmen der Umſchuldungskreditaktion zur
Verfügung geſtellten Mittel erwieſen ſich als zu gering. Es wird
des=
halb der dringende Wunſch erhoben, dieſe Aktion fortzuſetzen wie
über=
haupt die Nachfrage nach langfriſtigen Krediten unvermindert ſtark
blieb. Der Grundſtücksverkehr blieb nach wie vor gering. In den
Induſtriegebieten traten als Käufer für größere Betriebe
Induſtrie=
betriebe und Kommunen auf. Parzellen fanden bei Induſtriearbeitern
Intereſſe.
Das Wetter war im September vorherrſchend trocken und warm,
ſo daß die Ernte faſt überall in guter Beſchaffenheit und ohne
Schwie=
rigkeiten geborgen werden konnte. An Pflanzenſchädlingen machte ſich
die Herzfäule und Rübenfliege bei Rüben unangenehm bemerkbar. Bei
den Kartoffeln traten Schorf, Kraut= und Knollenfäule und
Schwarz=
beinigkeit auf. Beträchtlichen Umfang nahm die Feldmäuſeplage an.
Schwärze Läuſe ſchädigten Samenrüben Pferdebohnen und Wicken.
Ackerſchnecken, Engerlinge und Drahtwurmfraß beeinträchtigten die
Hackfrüchte. Die bisherigen Druſchergebniſſe beſtätigten, daß die
Ge=
treideernte beſonders hinſichtlich der Güte als befriedigend bezeichnet
werden kann. Die Winterung ſcheint im allgemeinen beſſer ausgeſallen
zu ſein als die Sommerung, obwohl ſich beim Weizen Roſt und
Brand=
pilze hinſichtlich der Qualität nachteilig bemerkbar machten. Die
Kar=
toffelernte ſcheint nach den bisherigen Ergebniſſen in Nord= und
Weſt=
deutſchland befriedigend auszufallen, jedoch laſſen die Erträge in Süd=
und Oſtdeutſchland zu wünſchen übrig, ſind teilweiſe geradezu ſchlecht;
ſtellenweiſe iſt Zweiwuchs feſtzuſtellen. Der Stärkegehalt der Kartoffeln
iſt gut. Auch die Rüben haben unter der lang anhaltenden Trockenheit
des Sommers ſtark zu leiden gehabt, ſind infolgedeſſen klein geblieben
und haben wenig Blattmaſſe entwickelt. Günſtig iſt der Zuckergehalt.
Mit der Herbſtbeſtellung wurde begonnen. Die Witterung ermöglichte
eine wirkſame Unkrautbekämpfung, erſchwerte dagegen vielfach das
Pflügen. Die Grummeternte wurde nahezu beendet. Das Heu iſt gut,
die Menge dagegen gering; teilweiſe lohnte es überhaupt nicht, einen
zweiten Schnitt vorzunehmen; teil eiſe war der Mangel an Grünfutter
infolge der Dürre ſo groß, daß die Wieſen abgeweidet werden mußten.
In der Landwirtſchaft werden aus dieſen Gründen ernſte
Befürchtun=
gen für die Rauhfutterverſorgung im Winter gehegt. Die
Preis=
geſtaltung vollzog ſich für die Landwirtſchaft weiterhin ungünſtig. Die
Getreide= „nud Kartoffelpreiſe ſanken teilweiſe infolge Uederangebots
aus dem Auslande, teilweiſe infolge zu umfangreicher Zufuhren aus
der heimiſchen Landwirtſchaft, die auf den auf der Landwirtſchaft
laſten=
den Druck zurückzuführen ſind, unter die Höhe der Friedenspreiſe. Dabei
hielten ſich die Preiſe der landwirtſchaftlichen Erzeugungsmittel gut. Die
Viehpreiſe blieben im weſentlichen unverändert, zeigten jedoch ſinkende
Tendenz, beſonders die Rinderpreiſe. Die Futtermittelknappheit führte
zu einem ſtärkeren Abſtoßen der Beſtände. Die Milchpreiſe erholten
ſich infolge des Rückganges der Erzeugung, der durch
Futtermittelknapp=
heit verurſacht wurde, jedoch ſtiegen ſie nicht in dem Verhältnis, in
dem die Futterkoſten zunahmen. Auch die Butterpreiſe zogen leicht an.
Die Warmblutpferdezucht litt unter den ſehr niedrigen Preiſen für
Fohlen und zwei= und dreijährige Tiere. Die Kaltblutſchläge und die
Halbſchlagtiere erzielten beſſere Preiſe. Die Rindviehzucht und =
Hal=
tung wurde durch den Grünfuttermangel nicht unerheblich geſchädigt.
Der Ernährungszuſtand der Tiere läßt zu wünſchen übrig. In
man=
chen Gegenden mußte man bereits zur Stallfütterung übergehen. Zur
Regelung des Milchabſatzes und der Milchverwertung wurden neue
Genoſſenſchaften gegründet. Die Schweinezucht fand bei etwas
erhöh=
ten Preiſen größeres Intereſſe. Auf die Schafzucht wirkten
befriedi=
gende Woll= und Fleiſchpreiſe belebend. In der Geflügelzucht ging
die Legetätigkeit unter dem Einfluß der Mauſer weiter zurück. Die
Eierpreiſe zogen an. Erhöhtes Intereſſe finden moderne
Stalleinrich=
tungen und Eierverwertungsgenoſſenſchaften. Umfangreiche
Vieh=
ſeuchen waren nicht feſtzuſtellen. Stellenweiſe traten jedoch
Schädi=
gungen durch Krankheiten auf.
Die Forſtkulturen litten unter der ausgeſprochenen Trockenheit und
durch Rüſſelkäfer und Engerlingfraß. Die Lage am Rundholzmarkt
blieb unverändert.
Die Entwicklung des Gemüſes wurde ebenfalls durch die
Trocken=
heit nicht unerheblich beinträchtigt. An einigen Stellen waren
Schä=
den durch die erſten Nachtfröſte zu verzeichnen. Die Obſternte wurde
durch den Mangel an Bodenfeuchtigkeit vermindert, da nicht geringe
Mengen Obſt abfielen. Es macht ſich ein zunehmendes Intereſſe für
einheitliche Sortierung und Verpackung bemerkbar. Die
Pflaumen=
ernte und die Birnenernte ſcheinen im allgemeinen beſſer ausgefallen
zu ſein als die Apfelernte. Die Entwicklung des Weins wurde durch
die Witterung außerordentlich begünſtigt.
In der Fiſcherei rechnet man in dieſem Jahre höchſtens mit
mitt=
leren Erträgen.
Die Verſorgung mit landwirtſchaftlichen Betriebsmitteln ging,
ſo=
weit ſich nicht der Kapitalmangel hinderlich bemerkbar machte, glatt
vor ſich.
Die landwirtſchaftlichen Brennereien und Stärkefabriken haben,
nicht zuletzt durch die Futtermittelknappheit bedingt, den Betrieb bereits
aufgenommen. Auch die Zuckerfabriken haben mit der Kampagne
be=
gonnen. Auch hier ſieht man infolge des tſchechiſchen Zuckerdumpings
mit ernſten Sorgen in die Zukunft des Zuckerrübenbaues und fordert
als einzige Möglichkeit ſtaatlichen Schutz.
Der Mangel an Arbeitskräften, beſonders an ledigen, geübten
Knechten und weiblichen Arbeitskräften (Kartoffelleferinnen) blieb nach
wie vor groß. Immer wieder wird auch auf die ſchädlichen Wirkungen
der Erwerbsloſenfürſorge für die ländlichen Verhältniſſe hingewieſen.
Bericht über die wirtſchaftliche Lage des
deut=
ſchen Handwerks im Monat September 1928.
R.H. Vom Reichsverband des deutſchen Handwerks
wird uns geſchrieben:
In der wirtſchaftlichen Lage des Handwerks iſt gegenüber den
Vor=
monaten eine weſentliche Aenderung nicht eingetreten. Die
Geſamt=
lage des Handwerks war nach wie vor uneinheitlich. Erfreulicherweiſe
hat im allgemeinen trotz der vorgerückten Jahreszeit eine fühlbare
Ver=
ſchlechterung nicht Platz gegriffen, wenn auch der Höhepunkt in der
Be=
ſchäftigung der meiſten Handwerksberufe überſchritten war. Für
ein=
zelne Handwerkszweige iſt allerdings der Beſchäſtigungsgrad ſogar
teil=
weiſe beſſer geworden. Dies gilt vor allem für Berufe, deren
Geſchäfts=
lage von der Saiſon abhängig iſt und durch den bevorſtehenden Beginn
des Winters und das kommende Weihnachtsgeſchäft bereitz einen
An=
trieb erfahren hat. So zeigen ſich vor allem in den Bekleidungs= und
Nahrungsmittelhandwerken (Schlachter und Müller) verſchiedentlich
An=
ſätze zu einer Beſſerung des Beſchäftigungsgrades.
Die außergewöhnlich günſtige Witterung während des ganzen
Be=
richtsmonats trug ſehr dazu bei, daß die Beſchäftigungslage im
Bau=
gewerbe im allgemeinen noch gut blieb. Von nachteiligem Einfluß war
die ſtändig zunehmende Geldverknappung. Die Beſchäftigung der
Bau=
nebengewerbe war im allgemeinen beſſer als die des
Bauhauptgewer=
bes, da die inzwiſchen im Rohbau fertigen Bauten den
Handwerksberu=
fen des Baunebengewerbes viel Arbeit gaben.
In ländlichen Bezirken war die Geſchäftslage bedeutend ungünſtiger
als in den Städten. Die Hoffnung, daß durch die gute Ernte die
Land=
wirtſchaft in erhöhtem Maße Aufträge erteilen würde, hat ſich bis zum
Schluß der Berichtszeit nur in wenigen Fällen erfüllt. Ueberwiegend
wird berichtet, daß die Landwirtſchaft auch weiterhin ſtarke
Zurückhal=
tung in der Auftragserteilung übte. Die trockene Witterung zeitigte
hier je nach der Eigenart einzelner Berufe hemmende oder ſtörende
Wirkungen auf den Geſchäftsgang.
Die Zahlungsfähigkeit und auch Zahlungswilligkeit der Kunden des
Handwerks hat ſich in der Berichtszeit bedauerlicherweiſe nicht verbeſſert.
Nach wie vor wird aus faſt allen Gewerben über den ſchlechten
Geld=
eingang und das ſtändige Anwachſen der Außenſtände geklagt.
Beſon=
ders ſchädigend wirkte ſich die Erhöhung der Pfändungsgrenze im
Hand=
werk aus. Unerfreulicherweiſe zeigten auch die Preiſe für Rohſtoffe
und Materialien vielfach ſteigende Tendenz, ohne daß es dem
Hard=
werk bei der ſtarken Konkurrenz möglich war, ſeine Preiſe der
Steige=
rung der Geſtehungskoſten entſprechend zu erhöhen. Lediglich die Preiſe
für Mehl haben ſich geſenkt und zum Teil auch eine gleiche Senkung
für Bäckereiprodukte hervorgerufen. Die Beſchaffung der erforderlichen
Hilfsſtoffe ſtieß nirgends auf Schwierigkeiten.
Eine Entlaſtung des handwerklichen Arbeitsmarktes trat in der
Berichtszeit nicht ein. Eine neue Lohnbewegung hak zum Teil auch
wieder eingeſetzt. In einigen Baunebengewerben, wie beiſpielsweiſe bei
den Maurern, Zimmerern, Glaſern, Malern, Pfläſterern, Tiſchlern uſw.
iſt bereits eine Erhöhung der Löhne eingetreten. Es iſt zu befürchten,
daß durch die Lohnerhöhung eine weitere Erſchwerung der Lage des
Handwerks, eintreten wird, da die Abſatzmöglichkeiten hierdurch
ver=
ringert werden.
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Schwanz dunkel getiegert. Hin er
beine teilweiſe dunkel, Körper
ſonſt weiß.
Wiederbringer, oder Derjenige,
welcher durch ob ge Beſchre bung
ſo beſtimmte mündliche od.
ſchrift=
liche An aben über den Aufen halt
des Tieres macht, daß es
zurück=
geholt werden kann, erhält ene
Belohnung von 5 ℳ. Auslagen
für Futter uſw. werden vergütet.
Die Entlaufene wu de zuletzt mit
einer ſchwarzen Katze ge ehen
Frau E. Beſt Wtw.
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Geite 12
Dienstag, den 16 Ok ober 1928
Nummer 288
Oporh Ohlr und Tarnen.
Zußball.
* Kreisliga — Südheſſen.
Bei herrlichem Fußballwetter nahmen die Spiele vom letzten
Sonn=
tag wieder einen ſehr guten Verlauf, wenn auch die Refultate wieder
etwas überraſchen dürften. Man iſt es zwar nicht mehr anders
ge=
vohnt, als daß unſer Tabellenerſter gewinnt, doch geſchah es diesmal
in recht üppigem Maße. Die Tabelle hat ſich in eine
Meiſterſchafts=
gruppe und den Durchſchnittsanhang geteilt und ſieht nun
folgender=
maßen aus:
Spiele geſ. unent. verl. Punkte
Normannia Pfiffligheim .
Olympia Worms . . . . .
Okympia Lampertheim . . . . .
Olympia Lorſch . . . . . . . 6
VfR. Vürſtadt . . . ... . . 5
FV. Biblis . . . . . .. . . 6
Sportverein Horchheim . . . . . 6
Sportverein Pfeddersheim . . . . 5
Starkenburgia Heppenheim . . . . 6
VfL. Lampertheim . . . . . .
0
12
12
10
Sportverein Hochheim . . . .
Erwartungsgemäß konnten die Wormſer bei anſehnlicher Leiſtung
den Gäſten aus Hochheim durch einen 2:0=Sieg die Punkte ahknöpfen.
Olympia führt ſomit weiterhin mit die Tabelle an, während Hochheim
nun am Ende zu finden iſt. Der „Erſte” hat ſich wieder ganz
vorzüg=
lich geſchlagen und bleibt durch ſeinen 4:0=Sieg über die gefürchteten
Bürſtädter Naſenſpieler immer noch an der Spitze. Bei Bürſtadt
fehlt der Elan vom vorigen Jahre, und hauptfächlich der Sturm wird
mit dieſer Spielweiſe auch weiterhin wenig zu beſtellen haben. Gut
ſchlugen ſich wieder die Normannen, wenn ſchon ſie auch zum Meiſter
heute noch nicht die nötige Routine beſitzen. Der Sieg der
Heppen=
heimer über die Riedleute brachte ihnen endlich zwei Punkte auf
ein=
mal. Mit dem knappſten aller Ergebniſſe 1:0 mußten ſich die Bibliſer
geſchlagen geben, wennſchon der Ausgleich auch dutzendmal nahe lag.
Ueberkombination und ſchließlich auch eine große Doſis Fußballpech
brachten die Gäſte um zwei Punkte. Die beiden Olympianer teilten ſich
in Lampertheim in die Punkte, und zwar verlief der Kampf torlos. Es
war eines der beſten Spiele, das die Gäſte aus Lorſch hier ſervierten,
und entſpricht das Reſultat 0:0 dem Spielverlauf.
Sp.Cl. Viktoria Griesheim—Sp.V. Weiterſtadt 3:0 (1:0).
Vor einer großen Zuſchauerzahl trafen ſich obengenannte Gegner in
Weiterſradt zum fälligen Verbandsſpiel. Griesheim hat Anſtoß und iſt
ſofort leicht überlegen. Eine Flanke von links bringt Griesheim in der
11. Minute die Führung. Außer einigen Ecken, 4 für Griesheim und 2
für Weiterſtadt, wird bis zur Halbzeit nichts erzielt. In der 52.
Mi=
nute iſt der Linksaußen von Griesheim gut durchgekommen, ſeine Flanke
kommt zur Mitte, dieſe gibt an den freiſtehenden Rechtsaußen weiter,
welcher durchläuft und mit ſ hönem Schrägſchuß das 2. Tor erzielt. Es
folgt die 3. Ecke für Weiterſtadt, die 5. und 6. für Griesheim,
bis in der 65. Minute Griesheims h. Rechter durch einen Handelfmeter
das Endreſultat herſtellt. — Griesheim war ſeinem Gegner techniſch
überlegen und beſaß die größere Spielerfahrung. Das Reſultat iſt in
dieſer Höhe verdient, bei richtiger Ausnutzung der beiderſeitigen
Tor=
gelegenheiten jedoch hätte es 6:2 heißen können. — Schiedsrichter
Krie=
ger=Oftersheim bei Schwetzingen war gut, er pfiff zwar viel, doch hatte
auch dies ſeinen Vorteil.
Weitere Reſultate:
Griesheim 2. M.—Wefterſtadt 2. M. 1:6 (dort).
Griesheim 1. Sch.iler—Sp.V. 98 2. Schüler 1:1 (hier).
Griesheim 2. Schüler—Sp.V. 98 3. Schüler 1:0 (hier).
Handball.
Griesheim 1. M.—Sp.V. 98 3. M. 8:4 (Lort).
Griesheim Jgd.—Sp.V. 98 3a Jgd. 1:3 (bort).
Arbeitsvergebung.
Für die
Gruppenwaſſerverſor=
gung des Kreiſes Dieburg ſollen
nachſtehende Arbeiten vergeben werden:
Los 1: Fernleitungen von der
Pump=
ſtation Hergershauſen nach dem
Erdbehälter Groß=Zimmern und
von Dieburg nach Münſter;
Rohrgräben rd. 19000 m, Liefern
und Verlegen der gußeiſernen
Rohre von 100—250 mm I. W.;
Los 2: Ortsrohrnetz Münſter;
Herſtel=
lung von 6000 m Rohrgräben
und Liefern und Verlegen der
Rohre von 80—125 mm I. W.
ſo=
wie der Hauszuleitungen;
Los 3: Ortsrohrnetz Dieburg;
Herſtel=
lung von 11 700 m Nohrgräben
und Liefern und Verlegen der
Rohre von 80—150 mm I. W.
ſo=
wie der Hauszuleitungen;
Los 4: Ortsrohrnetz Groß=Zimmern;
Herſtellung von 9400 m
Rohr=
gräben und Liefern und
Ver=
legen der Rohre von 80—150 mm
I. W. ſowie der Hauszuleitungen.
Eröffnung der Angebote Montag,
den 29. Oktober 1928, vorm. 10 Uhr,
beim Kulturbauamt Darmſtadt,
Bleich=
ſtraße 1.
Angebotsvordrucke ſind, ſoweit
Vor=
rat reicht, für Los 1 zum Preiſe von
2 RM., für die übrigen Loſe zum Preiſe
von je 1,50 RM. bei der unterzeichneten
Behörde erhältlich, woſelbſt auch die
Pläne und die in Frage kommenden
Vor=
ſchriften und Beſtimmungen zur
Einſicht=
nahme offen liegen und Auskunft erteilt
wird.
(16278a
Freie Auswahl unter den Bietern
bleibt vorbehalten. Die Zuſchlagsfriſt
läuft am 26. November 1928 ab.
Darmſtadt, den 8. Okt. 1928.
Heſſiſches Kulturbauamt.
Einträge in das Handelsregiſter
Ab=
teilung A: Am 9. Oktober 1928
hinſicht=
lich der Firma: Carl Winkel,
Darm=
ſtadt: Die Prokura des Kaufmanns Adolf
Klein in Darmſtadt iſt erloſchen. Als
nicht eingetragen wird veröffentlicht:
Der ſeitherige Prokuriſt Adolf Klein iſt
jetzt als Bezirkslefter tätig. —
Abtei=
lung B: Am 9. Oktober 1928 hinſichtlick,
der Firma: Mielewerke=
Ahtienge=
ſellſchaft, Hauptniederlaſſung
Güters=
loh. Zweigniederlaſſung Darmſtadt:
Kauf=
mann Kurt Chriſtian Zinkann in Breinen
iſt zum Geſamtprokuriſten in der Weiſe
beſtellt, daß er zur Zeichnung der Firma
gemeinſchaftlich mit einem
ſtellvertreten=
den Vorſtandsmitgliede ermächtigt iſt.
Darmſtadt, den 13. Okt. 1928.
Amtsgericht I.
(1
Auswärtige Ehrung eines Darmſtädter
Sportsmannes.
Die ſportfreudige Stadt Nürnberg, der Hauptſitz der mittelalterlichen
deutſchen Fechtergilden, deren Stadtbücherei ſeltene alte Fechterſchriften,
darunter die berühmte, mit vielen Zeichnungen verſehene Fechthandſchrift
Albrecht Dürers aus dem Jahr 1512, verwahrt, die Stadt, in der Hans
Sachs mehrere kernige Fechterſprüche reimte, hat aus Anlaß der zum
Schluß des Dürerjahres dort veranſtalteten deutſchen
Mannſchafts=
meiſterſchaften im Fechten mit Florett, Degen und Säbel dem
bekann=
ten Darmſtädter Sportfechter Martin Steffan, als Mitglied des
geſchäfteführenden Vorſtandes des Deutſchen Fechterbundes, dem
lang=
jährigen Vorſitzenden des Darmſtädter Fechtklubs, die Albrect=
Dürer=Medaille verliehen. Die Stadt Nürnberg hatte zu den
Meiſterſchaften dem Fechterring Nürnberg die große Feſthalle zur
Ver=
fügung geſtellt, und unter den erſten Zuſchauern zu Beginn der Kämpfe
befand ſich der Oberbürgermeiſter Dr. Luppe, der längere Zeit
ver=
weilte, ſich eingehend für den neuzeitlichen Fechtſport intereſſierte und
ldeitere Förderung verſprach. Das Anſchreiben, das mit der Dürer=
Medaille folgte, hat folgenden ehrenden Wortlaut: „Sehr geehrter
Herr Direktor! Im Auftrag der Stadt Nürnberg geben wir uns die
Ehre, die Albrecht=Dürer=Medaille zu überreichen. Die
Stadtverwal=
tung hat ſich in Anerkennung Ihrer großen Verdienſte um das
Zu=
ſtandekommen und die Durchführung der deutſchen Meiſterſchaften im
Mannſchaftsfechten in Nürnberg veranlaßt geſehen, Sie mit dieſer
Medaille zu ehren und damit zu beweiſen, welch großes Intereſſe auch
der Fechtſport bei ihr gefunden hat. Wir beglückwünſchen Sie auf das
herzlichſte zu dieſer ſeltenen Auszeichnung, die nur wenigen
Perſön=
lichkeiten während des Dürerjahres verliehen wurde. Mit dem Wunſche,
daß der deutſchen Fechtſache Ihre Tatkraft und Ihr Führertum noch
recht lange erhalten bleiben möge” uſw.
Ringen.
P. Sp.V. Darmſtadt=Babenhauſen-Kraftſportklub Arheilgen 15:5.
Beide Mannſchaften traten ſich in ſtärkſter Beſetzung in Arheilgen
gegenüber und lieferten ſich außerſt haute und ſpannende Kämpfe.
Sieger blieb die Polizei in den Gewichtsklaſſen:
Fliegengewicht (Hahl).
Federgewicht (SJanz).
Leichtgewicht (Schrauder).
Sch vermittelgewicht (Knapp).
Schwergewicht (Lißfeld).
Kampfrihter Kalttoaſſer von 1895 Darmſtadt leitete die Kämpfe
korrekt wvie immer.
Die Herausforderung des Halbſchwergewichtlers Hein Müller, an
Max Sehmeling um die Deutſche Meiſterſchaft iſt vom V.D.F. als zu
Recht beſtehend anerkannt worden.
Neuer Mciſter im franzöſiſchen Mittelgewichtsboxen wurde Marcel
Thil durh einen k.o=Sieg über den Titelhalter Thuru.
Amerika hat auf die Durchführung der Radweltmeiſterſchaften 1929
verzichtet.
Oszmella und Fricke gewannen in Turin einen Radländerkampf
Ita=
lien-Deutſchland gegen Bergamini/Boſſi mit 16:13 Punkten.
René Devos ſchlug in New York den Amerikaner Phil. Kaplan nach
Punkten.
Geſchäftliches.
ITVLS5c
Wie erſtickt die Haarwurzel!
Die Haarwurzel erſtickt unter den Abſonderungen der Kopfhaut.
Die hygieniſche Reinheit des Haarbodens, Kraft und Schönheit des
Haares wird erreicht durch: Silvikrin=Shampoon und das Kopfwaſſer
„Silvikrin=Fluid”, Spärlicher Haarbeſtand wird in Haarfülle gewandelt
durch die „Silvikrin=Haarkur komplett”. Wollen Sie erſt eine Waſchung
mit Silvikrin=Shampoon auf unſere Koſten ausführen, ſo ſchreiben Sie
noch heute an Silvikrin=Vertrieb, Berlin 256, Alexandrinenſtraße 26.
Wie er nicht
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Verdrehte Form,
eingeengte Zehen,
einseitige Gewichtsverteilung,
Müdigkeit und Schmerzen
Rundfunk=Programme.
Frankfurt.
Dienstag, 16. Ok:. 6.30: Gymnaſtik. O 13: Stuttgart:
Mittags=
ſtändchen. O 15.05: Jugendſtunde. K. Stricker: Was uns der Wald
erzählt .O 16.35: Stuttgart: Funkorch.: Konzert. O 18: Stadthalle
Mainz: Anläßlich des Domfeſtes: Feſtverſammlung. O 20: Kaſſel:
Vortragsſtunde Theamaria Lenz, Berlin. 20.30: Maurer und
Schloſſer. Komiſche Oper in drei Akten von Auber. Perſ. Oberſt
Leon von Merinville: Ad. Jäger; Irma, eine Griechin; Elſe Gentner=
Ziegler; Roger, ein Maurer: H. Schramm; Baptiſte, ein Schloſſer:
R. v. Schenk u. a. O. Anſchl.: Schallplatten.
Stuttgart.
Dienstag, 15. Okt. 10.30: Schallplatten. O 12.30:
Schall=
platten. O 13: Mittagsſtändchen. O 15.45: Frauenſtunde. Frau Dore
Veiel: Was hat die Hausfrauenarbeit mit der Volkswirtſchaft zu
tun? O 16.15: Nachmittagskonzert. Mitw.: Anne Weegmann=
Schmidt, Funkorch. O 18.15: Prof. Dr. Verweyen: Sokrates, der
Weiſe von Athen. O 18.45: Funktechnik für alle. O 19.15: Dr.
Draſcher: Skizzen aus dem überſeeiſchen deutſchen Leben: Im
deutſchen Verein. 19.45: Nachr. ſüdd. Funkvereine. O 20: Die
Banditen. Nach einer Geſchichte von E. v. Cſala. Ort der Handlung:
San Sebaſtian und Umgebung. O 20.30: Maure; und Schloſſer,
Komiſche Oper in drei Akten. Muſik von Auber. O Anſchl.: Prof,
Keuerleber: Das bequeme Sitzen. o Anſchl.: Nachrichten.
Berlin.
Dienstag, 16. Okt. 12.30: Für den Landwirt. O 16:
Bücher=
ſtunde. o 16.30: Unterhaltungsmuſik. Kapelle Emil Roolz. O 18.30:
Dr. Bollmann: Die Sportſchau des Monats. 6 19: Prof. Dr. Weil:
Orientaliſche Hauptſtädte: Bagdad. o 19.30: Prof. Dr. Liepmann=
Was verſteht man unter Frauenkunde? O 20: Abendunterhaltung.
Funkorch., Dirigent: Seidler=Winkler. Lortzing: Ouv. „Der
Waffen=
ſchmied‟. — Volkslieder=Fantaſie; Lebrecht Goedecke (Kontrabaß): —
Nef: Appenzeller Tänze und Weiſen. — Gounod: Fauſt=Fantaſie für
Flöte — Künneke: Victoria Regia. — Raida: „Leila”, Walzer aus
„Stanley in Afrika”, 21: Die Ballade als dramatiſches Spiel.
Einf.: Prof. Ferdinand Gregori. Schweſterlein (Volksmund). —
Goethe: Der Edelknabe und die Müllerin. — Uhland: Bertram de
Born. — Chamiſſo: Böſer Markt. — Kopiſch: Friedrichs II.
Kutſcher. — Herder: Edward. — Freiligrath: Prinz Eugen, der
edle Ritter. — Brecht: Ballade von den Seeräubern. 21.30:
Oberſtudiendir. Dr. Karſen: Eine großſtädtiſche Einheits= und
Gemeinſchafts=Schule. O. Anſchl.: Tagesnachrichten.
Stettin. 11.35: Städt. Konzerthaus. Feſtakt anläßlich des
50jährigen Jubiläums des Provinzialvereins für Innere Miſſion in
Pommern. Eröffnung durch den Vorſitzenden Präſident Wirkl. Geh.
Oberkonſiſtorialrat D. Goßner. Begrüßungsanſprachen: des Herrn
Generalſuperintendenten D. Kähler; des Herrn Oberpräſidenten;
des Herrn Landeshauptmanns; des Vertreters der theologiſchen
Fakultät Greifswald; des Herrn Oberbürgermeiſters: des Vertreters
des Zentralausſchuſſes, Berlin. Paſtor Langkutſch: Die Innere
Miſſion im Wandel der Zeit. Mitw.: Schweſterchor der
Diakoniſſen=
anſtalt Bethanien, Oberorganiſt G. Labes.
Deutſche Welle. Dienstag, 16. Okt. 10.15: Berlin: Nachrichten.
S 12: Franzöſiſch für Schüler. 6 13.30: Berlin: Nachrichten.
O 14.30: Kinderſtunde. E. Drechſler: Wie baue ich mir ein
Rund=
funkempfangsgerät? O 15.35: Wetter und Börſe. O 15.40: Frieda
Radel: Pflichten und Freuden der Mutterſchaft. (Erziehung zur
Elternſchaft. O 16: Oberſtudiendir. Prof. Dr. Werner: Mörikes
Lyrik als Erlebnis im Deutſchunterricht. 16.30: Dr. Hoffmann=
Harniſch: Das deutſche Vaterlandsgefühl und ſein Ausdruck in der.
Dichtung. O 17: Leipzig: Streichquartette deutſcher Meiſter. O 18::
Dr. Fechter: Rudolf Fitzek, ein oberſchleſiſcher Dichter. O 18.30:
Franzöſiſch für Anfänger. O 18.55: H. Blüher: Der Eros in der
Philoſophie. 20: Berlin: Abendunterhaltung. Dirigent: Seidler=
Winkler. Mitw.: Lebr. Goedecke (Kontrabaß), E. Schröder (Flöte),,
Berliner Funkorch. O 21: Die Ballade als dramatiſches Spiel.
Einf.: Prof. Ferdin. Gregori. O 21.30: Redakteur Schwarz: Was
geht uns die Weltpolitik an? O Anſchl.: Preſſenachrichten.
Wie er sein soll:
Gerade Achsenstellung
anatomisch angepaßt,
als Stütze des Fußes.
Wohliges Ausdehnen der Zehen
bequemes Tragen vom ersten Tage an.
Wohlgetühl und Lebenstreude,
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Schwerhorigkeit
G
und Ohrenfanſen ſind Schäden an der
Geſundheit, die oft zu den
unerträg=
ichſten zu rechnen ſind Und wie
häufig find dieſe Leiden, die den Kampf
um die Exiſtenz, ſo ſehr erſchweren u.
den Schwerhörigen auch im Verkehr
abſeits ſtehen laſſen. Oft iſt
Ohren=
ſauſen nur die Urſache der
Schwer=
hörigkeit und nach Beſeitigung dieſes
Leidens iſt das Gehör auch wieder in
Ordnung. Mitunter ſteht die
Ge=
lehrtenwelt all dieſen Leiden ratlos
gegenüber — niemand kann helfen —
hilflos ſteht man da Doch warum
verzweifeln?! In meiner 30jährigen
Prax’s haben ſich weit über 100000
Gehörleidende an mich gewandt, vielen
wurde heholfen u. viele Danlſchreiben
gingen unaufgefordert ein. — Rat u.
Auskunft umſonſt Porto beifügen.
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Nummer 268
Fuutt
Wirtſchaftliche Rundſchau.
Vom Holzuarkt ſchreibt uns unſer Mitarbeiter: Die Umſätze in
Stammware haben ſich, ſſoweit die Abmeſſungen von 43 Millimeter
auf=
wärts in Betracht kommen, etwas vergrößert. Dagegen iſt das Geſchäft
in den ſchwächeten Abmeſſungen vollkommen ſtockend, und die
Platzholz=
handlungen haben mit den Mengen, die ſie im Frühjahr einkauften, ihre
Läger für einen mehrmonatlichen Bedarf aufgefüllt. Die Klagen über
iden ſchleppenden Geſchäftsgang am Baumarkt verſtummen nicht, die
kleineren Baugeſchäfte haben nichts zu tun. Die mittleren ſind wenig
beſchäftigt, und Aufträge liegen lediglich der Großbquinduſtrie vor,
Beſtellungen auf Balken, Kanthölzer und Fußbodenbretter werden von
dieſen Seiten dem Holzhandel nur ſeltem erteilt. Dieſe
Unternehmun=
gen kaufen, was man ihnen nicht verdenken kann, unmittelkar an den
gleichen Stellen ein, wie der Holzhandel, vielfach ſtellen ſie das
Schnitt=
colz in eigenen Produktionen her. Die Lage der Möbelfabriken iſt im
allgemeinen nicht roſig, die Umſätze ſind beſcheiden, man zweifelt daran,
daß ſich das Geſchäft bis Weihnachten beleben wird. Die Umſatzſtille
ſteht ganz im Gegenſatz zu den geſchäftlichen Verhältniſſen des
Vor=
jahres. Neuerdings hat ſich die Nachfrage nach aſtreinen Seitenbrettern
blanker Beſchaffenheit etwas belebt. Teilweiſe wurden Anfragen
heraus=
geſandt, die Küchenmöbelfabriken begannen kleinere Abſchlüſſe in
Seiten=
brettern zu tätigen. Allerdings ſind die Preiſe noch immer gedrückt,
und die Forderungem lagen durchſchnittlich etwa 10 Prozent unter denen
für Stammware. Blaue Seitenbretter bleiben knapp, die Leiſteminduſtrie
iſt gut beſchäftigt. Es wurden im Zwiſchenhandel frei polniſcher Grenze
bis 75 Mark je Kubikmeter für angeblaute Seiten gezahlt.
J. G. Farbeninduſtrie A.=G., Frankfurt a. M. — (Die
Halbjahres=
ſitzung des Aufſichtsrats,)& Von der Verwaltung wird mitgeteilt: Die
diesjährige Halbjahresſitzung des Aufſichtsrats der J. G. Farbeninduſtrie
Aktiengeſellſchaft fand in Bitterfeld ſtatt und war mit einer Beſichtigung
der dortigen Werke verbunden. Der über den bisherigen Verlauf des
Geſchäftsjahres erſtattete Bericht ergab, daß Produktion und Abſatz
gegenüber dem Vorjahr weiter zugenommen haben. Die Abſatzſteigerung
in Stickſtoffprodukten entſpricht der erhöhten Produktion.
Der Ausbau der norwegiſchen Fabrik von Norſk Hydro iſt terminmäßig
vorangeſchritten. Auf dem Farbengebiet war die Entwicklung gleichfalls
anſteigend. Die fortſchreitende Feſtigung der politiſchem Verhältniſſe im
Fernem Oſten hat insbeſondere zu einer weſentlichen Steigerung
der Farbenausfuhr beigetragen. Die günſtige Entwicklung der
pharmazeutiſchen Produkte hat, wie im Vorfahr, im In= und Ausland
angehalten. Der Abſatz in Chewikalien bleibt gut. Dem
ſteigen=
den B=darf an Leichtmetall in der Automobilinduſtrie und im
Flugzeugbau tragen wir durch Erweiterung der Produktion Rechnung.
Die Nachfrage nach unſeren photographiſchen Artikeln iſt
derart geſtiegen, daß eine Erweiterung der Fabrikationsanlagen für
aalle Produkte vorgenommen werden muß. Trotz der rückläufigen
Kon=
junktur in Textilien in Deutſchland hat unſer Abſatz an Kunſtſeide
erheblich zugenommen. Die Anlage für Kupferammoniakſeide in
Dor=
magen mit einer Produktion von 5000 Kilo täglich iſt fertiggeſt llt.
Unſere Arbeiten auf dem Delgebiet gehen programmgemäß weiter.
Im Einklang mit dem allgemeinen befriedigenden Geſchäftsgang ſtehen
auch die bisher erzielten Gewinnergebniſſe, die einen günſtigen
Jahresabſchluß erwarten laſſen.
Mehlgroßhandel und Mühleninduſtrie. Zu unſerer kürzlichen Mel=
Dung über die auläßlich des Getreidehandelstages in Frankfurt a. M.
erfolgte Zuſammenkunft der Fachgruppe des deutſchen
Mehlgroßhan=
dels teilt der Reichsbund des deutſchen Handels mit landwirtſchaftlichen
Erzeugniſſen und Bodarfsſtoffen e. V. mit, daß die Fachgruppe des
deutſchen Mehlgroßhandels, eine Abteilung des Reichsbundes des
deut=
ſchen Handels mit lanbwirtſchaftlichen Erzeugniſſen und Bedarfsſtoffen,
in der Beurteilung der Scheuer=Trausaktion denſelben ablehnenden
Standpunkt einnimmt wie der Getreidehandel. Die von der Fachgruppe
mit der Mühleninduſtrie eingeleiteten Verhandlungen ſtehen mit der
Scheuer=Transaktion in keinem Zuſamnnenhang, können daher auch auf
die Haltung des Mehlhandels gegenüber der Scheuer=Transaktion
kei=
nen Einfluß haben. Die an die Tagung ſich anſchließende Ausfhrache
mit der Siidbeutfchen Mühlenvereinigung hat die Bereitwilligkeit
bei=
der Grupgen dazu ergeben, in gemeinſamen Verhandlungen Mittel und
Wege zur Geſundung des Mehlmarktes zu ſuchen.
Der Verband der Getreide= und Futtermittelhändler Deutſchlands
E. V. Die Spitzenorganiſation des deutſchen Getreidehandels hat in einer
Sitzung über die durch die Regierungsverordnung, betreffend die Einfuhr
amerikaniſcher Gerſte notwendig gewordenen Maßnahmen beraten. Der
Verband billigt den Beſchluß des Vereins Bremer Getreideimporteure,
wach welchem Verladedokumente über amerikaniſche Gerſte von
Impor=
teuren erſt alfgenommen werden ſollen, nachdem die behördliche
Kon=
trolle die einwandfreie Beſchaffenheit der Gerſte ergeben hat. Der
Ver=
band erwartet von ſeinen Mitgliedern ein entſprechendes Vorgehen und
wird die amerikaniſchen Ablader in dieſem Sinne bengchröchtigen.
Metallnotierungen.
Die Berliner Metallnotierungen vom 15. Oktober ſtellten ſich für
Elektrolyttupfer, prompt eif Hamburg, Bremen oder Rotterdam (
Notie=
rung der Vereinigung f. d. deutſche Elektrolytkupfernotiz) 144.75 RM.
— Die Notierungen der Kommiſſion des Berliner
Metallbörſenvor=
ſtandes (die Preiſe verſtehen ſich ab Lager in Deutſchland für prompte
Lieferung und Bezahlung) ſtellten ſich für Originalhüttenaluminium, 98 99proz., in Blöcken, Walz= oder Drahtbarren 190 RM., desgl. in
Walz= oder Drahtbarren 99proz. 194 RM.; Reinnickel, 98= bis 99proz.
350 RM., Antimon Regulus 85—90 RM., Feinſilber (1 Kilogramm fein)
79.75—81.25 RMs
Die Berliner Metallnotierungen vom 13. Oktober ſtellten ſich für
Kupfer: Januar und Februar 132.25 (132.75), März 132.00 (132.75),
April bis Juli(132.25 (132.75),Auguſt 132.75 (133.00), September 133.00
(133.00), Oktober 131.25 (132.75), November 131.75 (132.25), Dezember
132.00 (132.50) Tendenz: feſt. — Für Blei: Januar bis September
48.00 (48.25), Juni 48.00 (48.50), Juli 48.00 (48.75), Auguſt 48.00 (48.75),
September 48.25 (48,75), Oktober 47.00 (49.00), November 47.25 (47.50,
Dezember 47.75 (48.00). Tendenz: ſtetig. — Die erſten Zahlen bedeuten
Geld, die in Klammern Brief.
Die Metallnotierungen an der Londoner Börſe vom 15. Oktober
ſtellten ſich für Kupfer: (Tendenz: ſtetig) Standard per Kaſſe 647
bis 641//, drei Monate 65/16—65¾, Settl. Preis 64¾; Elektrolyt
71½—7134, beſt ſelected 86—69½, ſtrong ſheets 96. Elektrowirebaus
713; für Zinn: (Tendenz: ſtetig) Standard per Kaſſe 220—220½,
drei Monate 217½—217¾, Settl. Preis 220, inoff. Nor: Banka 294½,
Straits 220½; für Blei: (Tendenz: ſtetig) ausländ prompt 222/15,
entf. Sichten 21½, Settl. Preis 22½; für Zink: (Tendenz: ſtetig
gewöhnl. prompt 24, entf. Sichten 24½, Settl. Preis 24.
Piehmärkte.
Mannheimer Viehmaukt vom 15. Oktober. Zum heutigen Viehmarkt
waren zugeführt und wurden die 50 Kg. Lebendgewicht je nach Klaſſe
ge=
handelt: 285 Ochſen 28—57, 225 Bullen 30—50, 320 Kühe 16—50, 461
Färſen 34—38, zuſammen 1291 Stück Großvieh, 668 Kälber 44—76, 56
Schafe 42—46, 18 Ziegen 10—22, 3799 Schweine 65—82. Marktverlauf:
Mit Großvieh mittelmäßig, langſam geräumt; mit Kälbern mittelmäßig,
geräumt; Schweine mittelmäßig, Ueberſtand; Speckſchweine über Notiz
gehandelt.
Frankfurter Viehmarkt vom 15. Oktober. Der Auftrieb des
heu=
tigen Hauptmarktes beſtand aus 1832 Rindern, darunter 471 Ochſen,
96 Bullen, 745 Kühe, 492 Färſen, ferner 489 Kälbern, 104 Schafen,
5594 Schweinen. Im Vergleich zum Auftrieb des Hauptmarktes der
ver=
gangenen Woche waren heute 10 Ninder, 95 Kälber und 445 Schweine
weiger angetrieben, während 29 Schafe ehr zum Verkauf ſtanden.
Marktverlauf: Rinder ruhig, Uebherſtand, Schweine ſehleppend.
Uebe=
ſtand, Kälber und Schafe ruhig, ausverkauſt. Bezahlt wurde pro
Zent=
ner Lebendgewicht: Oihſen 1a) 55—57, 2a) 48—54, 1b) 40—47, Bullen
2) 48—51, b) 44—47, Kühe a) 43—46, b) 36—42, c) 30—35, d) 22—29,
Färſen a) 55—57, b) 48—54, c) 40—47, Kälber b) 72—76, c) 67—71,
1) 57—66, Schafe wurden infolge des geringen Auftriebes nicht notiert,
Schweine a) 78—81, b) 78—81, c) 78—81, d) 76—80, e) 70—75, g) 68 bis
72. Fleiſchgroßmarkt: Ochſenfleiſch 1. Qual. 90—98, 2 Qual. 89—90,
Bullenfleiſch 78—84, Kuhfleiſch 2 Qual. 50—60, 3. Qual. 30—50,
Kalb=
fleiſch 2. Qual. 90—98, Hamnelfleiſch 20—100, Schweinefleiſch 30—100,
Eefrierfleiſch, Rindfleiſch: Vorderviertel zollfrei 54, verzollt 70, Hinter=
Liertel 60 bzw. 80.
Franffurter und Berliner Effektenbörſe.
Frankfurt a. M., 15. Oktober.
Zu Beginn der neuen Woche blieb die Stimmung außerordentlich
Luſtlos und ziemlich unſicher, und auch die anhaltend feſte New Yorker
Börſe vermochte den Markt nicht zu beleben. Die faſt vollkommene
Orderloſigkeit machte ſich wieder ſtark fühlbar und übte einen merklichen
Druch auf das Kursnibeau aus. Die herrſchende Unſicherheit wurde
be=
ſtärkt durch die unverändert fortbeſtehenden Lohnkonflikte in der Eiſen=
und Textilinduſtrie, ferner auch die Ungewißheit über die zukünftige
Entwicklung des Geldmarktes. Es beſtand daher überwiegend
Abgabe=
neigung. Das Angebot war allerdings nicht drängend, doch traten bei
dem ſehr geringen Geſchäftsumfang gegen die Schlußkurſe vom Samstag
auf den meiſten Marktgebieten etwa 1= bis 3prozentige Kursrückgänge
ein. Etwas ſtärker abgeſchwächt waren trotz der weiter günſtigem
Ab=
ſatzſchätzungen Kali Aſchersleben, die 3½ Prozent niedriger einſetzten,
Salzdetfurth mit minus 5 Prozent. Am Elektromarkt waren vor allem
Siemens mit minus 4½ Prozent angeboten. A.E.G. gaben ¾ Prozent
und Schuckert 2½ Prozent nach, während ſich Licht und Kraft
behaup=
ten konnten. Schwach lagen noch Karſtadt, die 4½ Prozent einbüßten.
Im Verlaufe hörte faſt jedoch jede Umſatztätigkeit auf.
Verſchiedent=
lich konnten ſich leichte Kurserholungen durchſetzen. Einiges Intereſſe
beſtand für Licht und Kraft, die 1½ Prozent anzogem. Späterhin wurde
die Haltung allgemein etwas freundlicher, da die Tagesſpekulation zu
Deckungen ſchritt. Der Geldmarkt blieb unverändert angeſpannt.
Tages=
geld 7½ Prozent. Am Deviſenmarkt war die Mark etwas erholt.
Mark gegen Dollar 4,2001, gegen Pfunde 20,370, London=Kabel 4,8507½,
Paris 124. 21, Mailand 92,63, Madrid 29,98 und Holland 12,10.
Die Abendbörſe war zu Beginn zwar nech äußerſt zurückhaitend,
zeigte aber, von einigen Spezialwerten ausgehend, im Verlaufe eine
allgemein freundlihere Stimmung. Zunächſt hatten Farben größere
Um=
ſätze (gegen den Be=line: Schluß plus 1½ Prozent). Daneben Karſtadt
plus 4½ Prozent. Elektroaktien ruhiger, nur Licht u. Kraft auf
Reali=
ſationen 34 Prozent niedriger, ſonſt etwas feſter. Neichsbankanteile
wie=
der beachtet und höher. Der Rentenmarkt lag faſt umſatzlos.
Neubeſitz=
anleihe etwas gebeſſert. Mazedonier auf Auslandskäufe ¼ Prozent
be=
feſtigt. Im einzolnen nannte man: Commerzbank 189, Dresdener 169,
Reüchsbank 305, Bndcrus 85, Mannesmann 126, Rheinbraun 282,5,
Holz=
mann 130, Farben 250,25.
Berlin, 15. Oktober.
Die Börſe eröffnete heute luſtlos und knapp behauptet. Wenn auch
auf Deckungen ſogar gegenüber, den letzten Schlußnotierungen einige
Kurserhöhungen zu verzeichnen waren, ſo war die Tendenz von
vorn=
herein unſicher. Nach Feſtſetzung der erſten Kurſe wurde die Tendenz
beeinflußt von umfangreichen Abgaben am Anleihemarkt, denen bald
auch Poſitionslöſungen der Spekulation auf den übrigen Marktgebieten
folgten, durchweg ſchwächer.
Im weiterem Verlauf der Börſe machte die Abſchwächung zunächſt
weitere Fortſchritte, ſpäter trat auf Interventionen einiger Großbanken
eine Erholung ein, die durch umfangreiche Deckungskäufe der
Speku=
lation unterſtützt wurde. Die Kurſe, die zunächſt gegen die
Anfangs=
notizen durchſchnittlich bis um 1½ Prozent und darunter zurückgegangen
waren, konnten in den meiſten Fällew dieſe wieder erreichen und zum
Teil noch überholem. Unter Führung von Siemens, Licht und Kraft
und Danatbank hielt die Geſchäftsbelebung bis zum offiziellen
Börſen=
ſchluß an. Da auf dem vorübergehend ermäßigten Niveau dem
Ver=
nehmen wach neben dem Ausland auch von der Provinz größere
Kauf=
aufträge erteilt wurden, machte ſich das Deckungsbedürfnis der
Speku=
lation in verſtärktem Maße geltend. Die Börſe ſchloß in feſter
Hal=
ung und durchweg zu den höchſten Tageskurſen. Auch nachbörslich
machte die Befeſtigung weitere Fortſchritte,
A. E. 6
Augsb.=Rürnb. M
Vaſalt.
Rergmann.
Berl. Karlsruhe Jr
Berl. Hanb.=Geſ.
Braunkohl. Brikett
Bremer Wolle.
Danatbank..
Tresdner Bank.
Deutſche Maſchin
Deutſche Erdöl
Deutſche Petrolei
Dynamit Nobel.
Eleftr. Lieferung
J. G. Farben..
Belſenk. Berg.
G. f. elektr. Untern.
Han. Maſch.=Egeſt.
anſa Dampfſch.
japag ..
Harpner.
Hemoor Zement.. ..
Selſingfors
Wien ...."
Prag ......"
Budapeſt .. . .
Sofia .....
Kolland ...
Lsto ......"
openhagen
Stockholm ..
London ..
Buengs Aires
Neu=York
Belgien".
182.125
985
66.—
199.5
75.5
fess.—
176.—
1220.25
289—
167.25
1162.25
1168.5
51.5
136.5
184—85 15. 10.
182.—
98.5
67.5
205.5
74.5
296.75
176.—
221.—
288.—
167.5
162 —
168.5
51.5
136.—
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Höſch Eiſen
Hohenlohe Werke
Kahla Porzellan.
Kali Aſchersleben
Salzdetfurty
Weſteregeln
Lindes Eismaſch.
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Nordd. Lloyd
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129.— 128.4
128 — 1125.—
1284.—
/478.—
128 5.25 285.
175.5 174.25
39.75
124.,75 1124—
158.5 1157.—
143.75 1147.5
163.125/169.—
489.— 1495.— Polyphon .. 1121.— 121.— Rütgerswerke. 1745 173.— Sachſenwerke. 138.— 1138.— 7255. 253. 125 Siemens Glas 142.— 124.5 123 25 Ver. Glanzſtoff 552.— 1560.— 1265.— 264. — Ver. Stahlwerke 94.25 94.— 42.— 42.- Volkſtedter Porzellan 66.— 184 — 183.125 Wanderer Werke. 131.— 152.5 152.— Wiſſner Metall. . 158.— 1160.— 139.— 138.75 Wittener Gußſtahl .. 58.— 1 58.— 1255.— 254. —
Oeviſenmarkt.
13. 10. 15. 10. 13. 1o. 15. Geid Brie Geld /Brief Geld / Brie Geld Brief 10.562 10.581 10.566 10.583 Italien ... 21.375/22.0 15/21.98 58.99 59.11 58.985 59.10: Paris ...." 16.375 16.4 15 16.38 16.42 12.430 12.455 12.435 12.455 Schweiz. 89 .745/80.903 80.79 73.14 73.28 3. 18 73.32 Spanien. 67.7 67.93 67.71 3.03 3.037 3.031/ 3.037 Danzig. 81. 33 81.49 81.3 168.15 68.41 68. 23/ 168.5 7 Japan. 1.326/ 1.930 1.924 ain.s 112.1 rit.s9 112.1 Rio de Taneiro 1.591 9.5035 111.92 112.1. 11.93/112.14 Jugoſlavient. 7.375 7.38: 7.379 112.2 112 43 12.32/1 12.44 Portugal .. 18.83 18.9: 18.88 20.35: 20.39! 20.359 20.399 Athen ..... 3.425 5.4 33 5.425 1.76‟ 1.76 1.763/ 1.767 Konſtantinopel 2.1 44 2.14 2.137 4.196 1.204 1 1970 4.205C Kanada . . 1.1953/4-203. 1.198 58.33 8.45 59.33 58.45 Uruguay. 1.263 4.274 4.266 131.—
64 — 64.125
285.I
472 75
244.—
39.5
102.— 1101.25
399. —
65. 25
„30.25
22.02
80.95
3785
81.51
1.928
.5015 0.5035
7.393
8.92
5.435
2.141
1.204
4.274
Diensiag, den 16. Oktober
Produktenberichte.
Mannheimer Produktenbericht vom 15. Oktober. Das Ausland
for=
dert für Manitoba III und für argentiniſche Herkunft etwa 10
Gulden=
cents die 100 Kg. mehr als zuletzt. Die hieſige Börfe verkehrte jedoch
weiter in ruhiger Haltung. Braugerſte ¼ Mark, Mais und
Futter=
gerſte ½ bis ½ Mark abgeſchwiicht. Man verlangte für die 100 Kg
waggonfrei ohne Sack in RMM.: Weizen inl. 24—25,50, ausl. 26—23,51),
Roggen 23—23,50, Hafer inl. 22,75—23,75, ausl. 23—23,50, Braugerſte.
badiſche, heſſiſche und württembergiſche 26—27, pfilziſche 27—28, Futtc2 20—21, Mais mit Sack 22—22,25, ſüddeutſches Weizenmeyl,
Spe=
zial Null, 34,50, ſüddentſches Roggenmehl, je neuh Ausmahlung, 31—33
Weizenkleie 14,25—14,50.
Frankfurter Notierungen für Speiſekartoffeln vom 15. Oktyber. Die
Frankfurter Kartoffelbörſe lag ruhig, es notierten je 50 Kg.: Induſtrie,
hieſiger Gegend, 3,90 Mr.
Amerikaniſche Kabelnacrichten.
Es notierten nach Meldungen aus Chicago am 15. Okt.:
Getreide. Weizen: Dez. 115½, März 120½, Mai 123½;
Mais: Dez. 7938, März 82, Mai 84½; Hafer: Dez. 42½, März
43¾, Mai 4438; Roggen: Dez. 101½, März 103½, Mai 105½.
Fette. Schmalz: Okt. 12,00, Nov. 12,00, Dez. 12,07½, Januai
1929: 12.30.
Fleiſch. Rippen: Okt. 13,16, Dez. 12,70; Speck, loko 14,25:
leichte Schweine 9,25—10,35, ſchwere Schweine 9,50—10,35;
Schweinezufuhren: Chicago 35 000, im Weſten 100 000.
Baumwolle: Oktober 18,75: Dezember 18,81—18,82.
Es notierten nach Meldungen aus New York am 15. Okt.:
Getreide. Weizen: Rotwinter 160½, Hartwinter 129½;
Mais, neu angek. Ernte 92½; Mehl, ſpring ſheat elears 5,85
bis 6,25: Fracht: nach England 2,3—2,6 Schilling, nach dem
Kontinent 10—13 Cents.
Schmalz: Prima Weſtern, loko 12,70; Talg, extra, loſe 9.
Kakao. Tendenz: kaum ſtetig; Umſatz in Lots: 118: Loko
10¾: Oktober 10,11, November 10,26, Dezember 10,45, Januar
1929: 10,55, Februar 10,58, März 10,65, April 10,69, Mai 10,74,
Juni —, Juli 10,86, Auguſt—
Kleine Wirtſchaftsnachrichten.
Vom Drahtverband Düſſeldorf wird mitgeteilt: Gegenüber den in
der letzten Zeit vielfach gebrachten unrichtigen Angaben über die Preife
verzinkter Draht 9 X 10 s, Stacheldraht 12 X, Drahtſtifte 8 L.
Im mitteldeutſchen Braunkohlenſyndikat ſind die Preiſe für
Grude=
koks um 10 RM. je 10 Tonmen erhöht worden, und zwar mit Wirkung
vom 1. Oktober ab.
Die Notenausgaberechte der Privatnotenbanken, für das vierte
Ka=
lendervierteljahr 1928 betragen gemäß Privatnotenbankgeſetz vom 30.
Auguſt 1324 für die Bayeriſche Notenbank 70 Mill. RM., Sächſiſche
Bank zu Dresden 70 Mill. RM., Württembergiſche Notenbank 27 Mill.
RM. und Badiſche Bank 27 Mill. RM.
Bei den Handelevertragsverhandlungen zwiſchem Deutſchland und
Oeſterreich ſind in den letzten beiden Wochen in eiſter Linie Fragen des
Tariftextes und des Eiſenbahnverkehrs erörtert worden; auf dieſen
Ge=
bietem konnte, in vielen Einzelfragen bereits Einvernehmem erzielt.
werden.
Der Kaliabſatz vollzieht ſich auch im laufenden Monat in einer für
die jetzige Jahreszeit recht befriedigenden Weiſe, ſo daß die auf 650 000
Dz. lautende vorläufige Schätzung, des Kaliſyndikates nach dem Bricht
der Gebr. Dammann=Bank vorausſichtlich um ziuka 100 000 Dz.
über=
troffen werden wird.
Am 24. und 25. Oktober ds. Js. ſoll in Thorn von neuem ein
Woll=
markt ſtattfinden. Zweck dieſer Einrichtung iſt, der einheimiſchen
Textil=
induſtrie den Einkauf polniſcher Wolle und das Zuſammentreffen mit
ausländiſchen Vertretern ohne Vermittlung zu erleichtern.
Der Führer der deutſchen Handelsvertragsdelegation, Miniſter a. D.
Hermes, der geſtern morgen aus Berlin in Warſchau eintraf, hatte
geſtern abend eine einſtündige Konferenz mit dem polniſchen B=
voll=
mächtigten für Handelsvertragsverhandlungen, Miniſter v. Twardowvſki.
Wie aus Pariſer Finanzkreiſen verlautet, iſt ein franzöſiſch=
hollän=
diſches Konſortium gebildet worden mit dem Ziel, von den Sowjets
eine Konzeſſior für die Ausbeutung der Manganerzgruben im Kaukaſus
und die Ausfuhr von Manganerzen in das Ausland zu übernehmen.
An der Spitze dieſes Konſortiums befindet ſich die Banque Neerlandaiſe
pour le Mediterranné,
Im Bukareſter Innenminiſterium fand eine Konferenz der
Prä=
fekten aus Beſſarabien ſtatt, in der beſchloſſen wurde, für die Diſtrikte
Beſſarabiens und Altrumäniens, die Mangel an Mais leiden, 80 Mill.
Lei zur Befchaffung von Mais zur Verfügung zu ſtellen.
Nach einer Meldung aus Budapeſt werden zwiſchen der
Automobil=
fabrik Manfred Weiß und der Ungariſchen Allgemeinen Maſchinenfabrik,
welche die MAG.=Automobile herſtellt, Verhandlungen über eine
Ueber=
nahme der MAG.=Produktion durch Manfred Weiß geführt.
Der Präſident des Schweizeriſchen Bankvereins, Leppold Dubois,
iſt im Alter von 69 Jahren in Baſel geſtorben. Dubois vertrat die
Schweiz
Arbeiten
n den letzten Jahren als ſtändiger Delegierter, im
Finanz=
komitee des Völkerbundes und hat an den verſchiedenem finanzpolitiſchem
des Finanzkomitees einen bedeutungsvollen Anteil genommen.
Frankfurter Kursbericht vom 15. Oktober 1928.
6% Dtſche.
Reichs=
anleihe von 1927
6% Baden
Frei=
ſtaat von 1927.
6% Bat). Freiſtaat
von 1927 ......
% Sachſen
Frei=
ſtaat von 1927.
7%
ThüringerFrei=
ſtaat von 1927
Dtſche. Anl.
Auslo=
ſungsſch. *+
Ablöſungsanleih
Dtſche. Anl.
Ablö=
ſungsſch. (Neub.
Dtſche.
Schutzge=
bietsanleihe..
10 Bad.=Bab.v.26
60 Verlin v. 24.
8% Darmſtadt v. 2
v Frkf. a.M. v. 2/
6 Mainz v. 26.
8% Mannh. v. 26
3½ Nürnberg v. 26
2 Berl. Hhp.;Bk. 98
8% Frrf. Hyp. Bk.
Pfbr.
80 Heſſ. Landesbk. 96.75
80) Kom.
Landes=
bank Darmſtadt. 93.8
86
81.5
Mein. Hyo. Bk./ 98
Pfälz. Hyp. Bk.
88 Preuß. Ctr.=
Stadtſchaft. . 97
871-
77.5
98.77
84
30.7
14
6.3
93. 25
87.
93
97.5
97.5
89
88
9 Rhein.Hyp.=Bkl 97.75
% Rhein.=Weſtf=
Bd.=Credit.
97.5
0 Südd. Bod
Cred.=Bank
98
8% Württ. Hyp.=B./ 94.5
dt. Komm.
Sam=
mel=Ablöſ.=Anl.
Ausl. Ser. I
+ „ Ser, II
6% Daimler Ben;
von 27..
8% Klöckner=Werke
Berlin v. 26.
7O Mainkrw.v. 26
7% Ver. Stahlwke
mit Opt. v. 26.
8½ VoigtcHäffner
von 26
6% Bosn. L. E. B.
v. 1914
4/,%0 Oſt.
Schatz=
anw. v. 1914
42 Oſt. Goldrente
4½=%o Rum. Gold
von 1913
40 Türk. Admin.
19
1. Badgad
42
Zollanl.
1913 Ungarn
9 1914
42o Ung. Goldr.
Uktien.
Jré
58.73
75
92.5
8o.75
84:1,
43.75
A
12.25
Ri
Darmſt. u. Nt.=Bk. /289
Deutſche Bank ..."
Eff.=u.
Wechſel=
bank.
..
Vereinsbank ..
Diskonto=Geſellſch
Dresdener Bank ..
Frankf. Bank.....
„ Hhp.=Bk.
Pfdbr.=Bk.
Gotha. Grundkr. B. /138
Mein. Hyp.=Bank. 137
Metallbank.
Mitteld. Creditbk. /205
Nüirnb. Vereinsbk.
Oſt. Creditanſtalt.
Pfälz. Hyp.=Bank
Reichsbank=Ant. ..
Rhein. Creditbk. . . 125.5
Hyp.=Bank
Sidd. Bod.=Cr. Bk.
Wiener Bankverein
A.=G. f. Verkehrsw
Dt. Eiſenb.=Geſ.
Dt. Reichsbahn
Vorzge.
Hapag ..........
Nordd. Lloyd ...."
Schantung=Eiſenb
Südd. Eiſenb.=Geſ
167.71
126
101
168
114.5
143.25
154.5
135
160
34.5
159.5
300
15.23
177
152.25
147
122.5
IIg. Dt. Creditanſt. 138. 75 1 Baſt Nürnberg 1235
Accum. Berlin.
Adlerw. (v. Kleher)/108.75
%0 AEG. Vorzug/ 83.25
AEG. Stamm. . . . 182.25
Buderus Eiſen".
Cement Heidelberg
Karlſtadt
Chem. Werke Albert
„ Fabrik Milch
Daimler=Benz...."
Dt. Atl.=Telegr. . .
„ Eiſenh. Berlin.
.
Erdöl
„ Gold= u. Silb.=Anſtalt.
Linoleumwerk.
Eichbaum, Brauer.
Elektr. Licht u. Kraft
Liefer.=Geſ.
Eſchw. Bergwerk".
Eßlinger Maſchinen
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Faber, Joh., Bleiſt.
F. G. Farbenindſtr./
Felt. & Guilleaum.
Feinmech. (Jetter)
Frkft. Gas
Hof
k. f. Brauinduſtr. 1176
Berl. Handelsgeſ. 1297‟
omm. u. Privatb. /186.5
Bergm. El. Werke /200.5
BrovnBroveriECie/156
Brüning & Sohn.. /126.5
Geiling E Cie.
Gelſenk. Bergwerk/125.5
Geſ. f. elektr.
Un=
ternehmungen.
Goldſchmidt Th. 98.9
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Harpener Bergbau/137
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Hilpert Armaturfb. 90
Hindrichs=Aufferm. 107.5
Hirſch Kuvfer
Hochtief Eſſen .... 78.5
Holzmann, Phil. . 1137.5
135.5
1 73.5
80
142
135.5
211.75
372
238
42
225
&4.75
145
94
73.5
Holzverk.=Induſtri
Ilſe Bergb. Stamm
„ Genüſſe
Junghans Stamm
Kali Aſchersleben
Salzdetfurth.
„ Weſteregeln".
Kammgarnſpinn .
Karſtadt, R..... ..
Klein, Schanzl. . . .
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Kraftw. Alt=Württ.
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Lech, Augsburg ...
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Lüdenſcheid Metall
Lutz Gebr. Darmſt.
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Oberbedarf
Oſterr. AlpineMon.
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Zeters Union Frkf.
Phönir Bergbau.
Reiniger, Gebb..
Rh. Braunkohlen
Elektr. Stamm
Stahlwerke
Niebeck Montan.
Roeder Gb. Darmſt.
Rütgerswerke ....!
91
245
113
284
450
285
246
232
106
89.5
267
13
06.5
14.5
Schachtleben A. G..
Schöfferhof=Bind.
Schramm Lackfabr.
Schriftg. Stempel".
Schuckert Elektr.. .
Schwarz Storchen.
Siem. Glasinduſtr.
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106.5
92.25
115
157
26.75
102
Wayß & Freyztag.
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Memel. . . . .
„ Waldhof
Allianz u. Stuttg.
Verſicherung ...
Frkft. Allg. Verſ.=(
Frankona Rück= u.
Mitv. . . . . . . . ..
MAinh. Verſich. ..
200
336
26
13
205.5
179
389.5
95.5
144:1.
277
118.5
06.5
23.25
153
220
208
140
284
258
85.75
25
[ ← ][ ][ → ]Geite 14
Dienstag, den 16 Oktober 1928
Nummer 288
ORPHEUM
VTander=daftzink:
Sin
*.
16568
Wliarher- Küustterser
mit dem populärsten aller Komiker
Kaver Terofal
PHEUTE
Dienstag, den 16. Oktober
und folgende Tage, abends 8½ Uhr
Nur kur ze Zeit in Darmstadt
Din 3oersitigen
von Neal und Ferner
Dem Stück liegt zu Grunde: „Der schwäbische
Vereinsbua: jenes bek. Sinplizissimusbild, welch
durch Hans Thoma viel von sich reden machte —
Man lacht Freudentränen!
Im I. Zwischenakt: Neu für Darmstadt
Es epielen auf: Der Schnegg, der Stang, der Bauer,
die 3 Schlierseer Buam.
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Stlo u Enſembe w.
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„Schöpfung” von Haydn
Dienstag, 16. Oktober, 8 Uhr,
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Vollzähliges Erſcheinen nötig,
Stimm=
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willkommen. (16558
Anzüge
entſtauben,
dämp=
en, bügeln
Mk. 1.60
Züglere! „Bitz”
Schneiderei.
Ballonplatz Nr. 6
14103a
Infolge des
großen Andranges
gelegentlich unserer
Putz-Herbe-Uoche
konnte ein Teil unserer geehtten Kundschaft nicht
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Nummer 288
Dienstag, den 16 Oktober 1928
Seite 15
Taan und san sraing.
10)
Roman von Walter Weilshaeuſer.
Nachdruck verboten
Nur ein bißchen nachhelfen wollte ſie.
Nicht, daß ſie das ſichere und reichliche Brot verachtet hätte,
das die Werkſtatt brachte. Aber mit dem eben oft gerade den
Frauen innewohnenden Ehrgeiz litt ſie keinen Stillſtand, ſtrebte
für die Familie nach Höherem.
Man wollte doch vorwärts, wenn auch langſam.
Anders Riesland.
Ihm war das vom Vater ererbte Geſchäft heilig. Er ſah den
wackeren, raſtlos tätigen Mann noch deutlich vor ſich, und laut
klang die Mahnung, die der Sterbende an ihn gerichtet hatte,
indem die ſchon erkaltende Hand ſegnend nach ſeinem Scheitel
taſtete: „Bleib ein ehrlicher Handwerker, Theo!”
Ja, ſo ſollte es ſein!
Er antwortete der Mutter gutmütig, ausweichend: es würde
ſchon werden. Und aß bedächtig weiter.
Gewiß hatte er ſchon oft daran gedacht, ſich etwas Liebes zu
wählen. Er hatte da ein ganz beſtimmtes Ziel.
Lore Meckler — das wäre etwas!
Nun war ſie ſchon ſo lange fort. Ein etwas wehmütiges,
treu ergebenes Verliebtſein hielt die Erinnerung an ſie wach.
Als er jetzt wieder an Lore denken mußte, ſchoß ihm das
Blut in die Schläfen.
Die Frau ſtreifte ihn prüfend mit ihrem blanken Blick.
Alſo ſo ſtand es?.
Sie wußte ſich das Erröten ihres Jungen wohl zu deuten
und ſchwieg befriedigt. Dann ſagte ſie nebenher:
„Schließlich mußt du ja doch einmal daran denken.”
Unſchlüſſig rieb ſie ein Weilchen die groben, runzeligen
Fin=
ger und ſah ins Leere. Nein, es war beſſer, ſie drang nicht
weiter in ihn.
Dann räumte ſie das Geſchirr ab.
Am Spätnachmittag ſaß Riesland im „Goldenen Kreuz” am
Fenſter. Die Gaſtſtube war noch leer. Er hatte eben eine Arbeit
abgeliefert und ruhte nach getaner Arbeit.
Der Stammtiſch blieb heute fort, und die bodenſtändigen
Zecher hoben ihre Kraft für den Samstag und Sonntag auf.
Riesland träumte vor ſich hin.
Meckler ſpülte ein paar Gläſer, obwohl das nicht ſeine Arbeit
war. Aber er konnte nicht ohne Beſchäftigung ſein.
Bedächtig trocknete er die Hände an dem bunten, ſauberen
Tuch ab und ſetzte ſich zu ſeinem Gaſt. Aus dem bauchigen
grünen Glaſe, das er ihm hingeſtellt hatte, ſtieg ein lockend=
feſt=
licher Duft vom Wein. Wie ein Stückchen reinen, köſtlichen
Gol=
des lag ein verirrter, ſpäter Sonnenſtrahl auf dem Grund des
Bechers.
Er rückte das kühl beſchlagene Glas in den Schatten.
Hatte Meckler etwas auf dem Herzen? Riesland ſah auf.
Auf dem Markt vor dem Eingangstor lärmten Kinder.
Das Städtchen war müde. Die welken Kaſtanien rauſchten
leiſe im lauen Wind. Der Platz war leer. Nur die Schwalben
tummelten ſich immer noch mit jauchzenden Schreien.
„Was macht die Tochter, Herr Meckler?”
Nun hatte er doch gefragt.
„Gut.‟ Der Alte antwortete, als ob er noch etwas
hinzu=
ſetzen wollte. Aber er ſchwieg.
Der Meiſter dachte: da wäre ja wieder einmal eine
Gelegen=
heit, ein bißchen anzutippen. Doch traute er ſich nicht, und er
machte ſich ſtille Vorwürfe: „Dieſe Schüchternheit ſchmeißt dir
noch einmal dein Schickſal über den Haufen!“
Er trank einen tüchtigen Schluck, wie um ſich Mut zu machen.
Nun ſprach Meckler wieder, langſam und behütend:
„Lore ſchrieb geſtern. Sie denkt an ein Verlöbnis. Tia... !"
Er wiſchte mit der Hand zwecklos über die Tiſchplatte.
„Riesland, ich ſage Ihnen das, weil wir uns gut kennen und
Sie ſich der Lore angenommen haben, Sie wiſſen ſchon . . . Sie
werden vorläufig nicht darüber reden?”
Das Licht, die Seele des Tages, floß in jene milde
Dämme=
rung hinüber, die den nahen Abend kündet. An ſchönen
Herbſt=
tagen beſonders liegt in dieſer Uebergangsſtunde eine zart
ver=
hüllte Abſchiedsſtimmung, von vielen gar nicht geſpürt.
Die Menſchen werden ſtiller, beſinnlicher, und eine
unerklär=
liche, leiſe Betrübnis erfüllt ihre Herzen.
Iſt es die Trauer über den Abſchied des lebendigen Lichts,
die heimliche Furcht vor dem heranſchleichenden Dunkel der Nacht?
Riesland ſaß wie vom Schlage gerührt.
Erſt jetzt, wo er das Mädchen zu verlieren ſchien, wurde er
ſich über die Tiefe ſeiner Neigung ganz klar. Die brannte auf
einmal wie unlöſchbares Feuer.
Schleier fielen von ſeiner Seele.
Er beherrſchte ſich. Doch mußte er taſtend fragen:
„Wer iſt’s denn?”
„Ein Kaufmann, ſchreibt ſie. Ein wohlhabender Mann, wenn
auch nicht mehr ganz jung.”
Man ſah Meckler an, daß er über dieſen Fall noch lange nicht
mit ſich einig war. Das kam ihm alles zu ſchnell.
Früher freite man anders. Da lernte man erſt die Eltern
kennen, dann das Mädchen. Er ſchüttelte unmerklich den weißen
Kopf.
Zudem barg der Name Frankfurt für ihn, den unmodernen,
doch eine Gefahr, die er zwar nicht gleich in Worte faſſen konnte,
die aber da war und der er ſich nicht gewachſen fühlte. Man
las ſo viel.
Wer iſt dieſer Linkert? Und ſein gutes Mädel ...
Riesland ſchreckte auf.
„Herr Meckler, war das nicht eben der Balder?”
In der Dämmerung war eine Geſtalt am Fenſter
vorbei=
gehuſcht. Die ſcheue Kopfhaltung war unverkennbar. Das
nußte Balder geweſen ſein.
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„Wie ſollte der wohl hierher kommen?”
Der Wirt ſchüttete aus dem Krug das Glas wieder voll und
trat an den Tiſch.
„Wohl bekomm’s!”
Gewiß, Meckler hatte recht. Was ſollte Balder in Lengfeld?
Dennoch ..."
Da war auch der alte Herr Fehrenberg. Behutſam war er
eingetreten und hatte ſich nach einem freundlichen Gruß an den
Tiſch neben das altersbraune Büfett geſetzt.
Dort war man unbeobachtet. Er knitterte ſeine Zeitung
aus=
einander.
Die weite Stube füllte ſich allmählich.
Junge Burſchen im Arbeitskittel, die anſpruchslos ihre
Maß forderten; ältere, teilnahmloſe Gäſte, die nur mit einem
kurzen Trunk ihren Durſt ſtillen wollten und ſchweigend vor ſich
hinblickten.
Lore!
Dieſer liebe Name beſchäftigte zwei: den Vater und Niesland.
Beide waren voll Beſorgnis, der eine bangte für ſein Kind,
der andere für ſeine ehrliche Liebe.
Meckler ſah zu Fehrenberg hinüber, der im „Goldenen Kreuz”
wohlgelitten und als Freund des Hauſes gern geſehen war.
Wie wäre es, wenn er einmal mit ihm über die Lore ſpräche?
Der alte Herr war verſchwiegen, erfahren, klug und erprobt in
ſeiner Bereitwilligkeit zu helfen, wo er konnte.
Als Fehrenberg das Blatt beiſeite gelegt hatte, ſetzte ſich
der Alte zu ihm.
Er ſprach jetzt, wo er einen guten Weg gefunden zu haben
glaubte, ohne Erregung, faſt ſachlich, erzählte von Lores Abſichten
und meinte, er würde gern einmal von unparteiiſcher Seite hören,
wie es um ſein Kind ſtünde. Er ſelbſt ſei ſchlecht abkömmlich, da
Frau Roſe, die Hausfrau, ſchon wochenlang kränkelte. Ihr wie
Eiſen feſter Körper hatte ſich zwar verzweifelt gewehrt, aber es
half nichts. Sie mußte ſich jetzt pflegen laſſen.
Kurz und gut: es wäre ein großer Freundſchaftsdienſt, wenn
Herr Fehrenberg einmal nach Frankfurt führe und nach dem
Rechten ſähe, unauffällig natürlich und auf ſeine, Mecklers,
Koſten.
Er könnte Lore dann auch die Nückkehr nahe legen, da doch
die Mutter krank war. Aber wenn ſie bleiben wollte, ſollte ſie
nur bleiben. Ihre Ausbildung ſollte ſie haben, wie ſie wollte,
und ſchließlich ging es mit der halbtauben Maria ja auch ganz
gut ſo.
Natürlich ſagte der alte Herr Fehrenberg zu; er konnte ſchwer
etwas abſchlagen.
Meckler drückte ihm dankbar die Hand.
Den Schreiner litt es nicht mehr im Wirtshaus. Die Unruhe
trieb ihn hinaus. Er zahlte und ging vor das Stadttor, durch
die verſchlafene Flur, um ſeine Gedanken zu ſammeln.
Dahinter ſtand der Wald. Ein Roſaſchimmer lag noch auf
dem Gewölk. Die Nacht ſenkte ſich.
Er kehrte um.
(Fortſetzung folgt.)
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