Darmstädter Tagblatt 1928


06. September 1928

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Heſſiſche Neueſte Nachrichten

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Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
Wöchentiiche illuſtrierte Beilage: Die Gegenwart, Tagesſpiegel in Bild und Wort
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Nummer 248 Donnerstag, den 6. September 1928. 191. Jahrgang

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jdumungs=Beſprechungenin Genf

Reichskanzler Müller bei Briand.
lie erſie Fühlungnahme. Die Räumungs=
ſuige
Gegenſiand der Unterhaltung. Weitere
Ae5prechungen mit den Beſatzungsmächten
ſollen folgen.
* Genf, 5. Sept. (Priv.=Tel.)
gin n mit dem Reichskanzler Hermann Müller vor dem Wohnſitz
Aands, dem Hotel de Bergues, vor, wo die beiden Staatsmän=
ſich
zu der mit Spannung erwarteten Beſprechung trafen.
Der Vorhalle des Hotels hatten ſich zahlreiche Journaliſten
g ſammelt, die den Reichstanzler begrüßten. Erſt nach 154
einden erſchien der Reichskanzler wieder, durchſchritt ſchnell die
f., ohne eine Erklärung zu geben. und fuhr ſofort zum Hotel
4tropole zurück, wo die deutſche Delegation zu einer Beſpre=
ans
zuſammentrat. An der Beſprechung MüllerBriand nah=
int
außer den beiden Miniſtern nur der deutſche und der fran=
ſiſche
Dolmetſcher teil. Reichskanzler Müller hat heute außer
n Briand keine Beſprechungen geführt. Bundeskonzler Seipel
ſt te ihm nur kurz vor Beginn der Vollverſammlung einen
Fſichkeitsbeſuch von wenigen Minuten Dauer ab.
Wie von ſeiten der deutſchen Delegation mitgeteilt wird, hat
nterredung die Frankreich und Deutſchland betreffenden
ſaren (Rheinlandräumung) zum Gegenſtand gehabt.
L= Beſprechung, die 1½ Stunden dauerte, trug der Natur der
eche nach vorbereitenden Charakter. Es beſteht beiderſeits der
Aur ſch, daß weitere Befprechungen mit den Be=
itzrungsmächten
in Genf folgen. Briand hat der fran=
nſchen
Preſſe ähnliche Erklärungen über die Beſprechung ge=
gerr
und dabei betont, daß die Unterhaltung keines=
t
hsden Charakter von Verhandlungen getra=
an
hätte, ſondern nur eine erſte Fühlungnahme bedeutete.
Beſprechungen müßten mit anderen inter=
tane
, ob Vorſchläge auf der Thoiry=Baſis gemacht worden
teir erklärte Briand, derartige Vorſchläge ſeien bis jetzt noch
m erfolgt. Wenn etwas derartiges geſchehen wäre, ſo könnte
zn heute ſchon von Verhandlungen ſprechen. Er erklärte wei=
Daß er, dem Reichskanzler, ſeinen Beſuch er=
dern
werde.
dch Briand Cuſhendun. Die engliſche
Haltung zur Rheinlandfrage.
Die Aufmerkſamkeit der Politiker und Diplomaten in Genf
t in der Hauptſache der heutigen Beſprechung zwiſchen dem
ſrnnann Müller. Die nachmittags 4 Uhr zuſammengetretenen
mmiſſionen der Bundesverſammlung fanden deshalb nur ge=
grügiges
Intereſſe. Wie verlautet, erwartet man von
ſeatſchland Vorſchläge für die Räumung. Fran=
ſiſthe
Sozialiſten, die mit der franzöſiſchen Delegation nach Genf
lommen ſind behaupten auch, daß zwiſchen Briand und
ſ nears der umfang der franzöſiſchen Gegen= ſchnitte der Beratungen über die Sicherheit, Schiedsgerichtsbar=
tiDerungen
bereits feſtgelegt ſei und daß Briand
hrie durch verſchiedene Mittelmänner Hoffnung zu geben, daß
Seſprechungen über die Rheinlandfrage ſchon in Genf in Fluß
mmen werden. Man erwartet deshalb auch, daß Reichskanzler
ei chskanzler Müller und Cuſhendun iſt noch
cit angeſetzt, doch erwartet man für morgen ein
zummentreffen Hermann Müllers ſowohl mit Cuſhendun als
iDdem Standpunkt, daß die engliſche Haltung zur Rheinland=
US durch die Erhlärungen Chamberlains im Unterhaus ſchon
hrnlandes nichts einzuwenden. Man beſchäftigt ſich in eng= auf vor allem Holland einen großen Wert lege. Seiner Anſicht
r Rheinlandräumung und prüft die Frage der evtl. Mobili=
zung
der Dawesobligationen mit beſonderem Intereſſe. Man
It die franzöſiſche Forderung nach materiellen Gegenleiſtungen
eutſchlands für die Rheinlandräumung für wenig ausſichts=
ic
., da die Umwandlung der Reparationen und Dawesleiſtun=
n
weder Deutſchland noch Frankreich beſtimmen, ſondern dies
aſtens in Gemeinſchaft mit ſämtlichen Gläubigerſtaaten ge=
eigen
könnte und man bei der Verwirklichung dieſer Pläne auf
Hilfe der amerikaniſchen Finanz angewieſen ſei.
DDer ſüdflawiſche Außenminiſter, Marinko= von Handelsverträgen unter den verſchiedenſten Staaten habe
ſch wird in dieſen Tagen mit dem griechiſchen
Dee Aufmerkſamkeit geſchenkt, weil es ſich um das erſte Zu=
mmentreffen
ſüdſlawiſcher Politiker mit einem Miniſter der
Men benizeliſtiſchen griechiſchen Regierung handelt. Beſonders f
M italieniſcher Seite verfolgt man dieſe Beſprechung mit aller= worden, daß es ſich ein zu weitgehendes Programm geſteckt habe.
öistem Intereſſe. Die Beſprechungen werden ſich außer auf die
gemeinen Balkanprobleme beſonders auf die Frage der
werkennung des albaniſchen Königtums und
ie- Salonikifrage erſtrecken.

Die General=Oebatte in Genf.
den Rat ſowie zu den Streitfragen der un=
gleichen
Verträge.
* Genf, 5. September. (Priv.=Tel.)
Pünktlich um ½7 Uhr fuhr das Auto der deutſchen Dele= Am Mittwoch vormittag 10 Uhr 50 konnte endlich die General=
debatte
über den Bericht des Generalſekretärs des Völkerbundes Oeffentlichkeit bereits eingehend gewürdigt worden. Nur hat man
zahlreich anweſenden Publikum bemerkte man auf dem Mittel=
beiwohnt
.
allem die Bedeutung der wirtſchaftlichen Konferenzen der Jahre land um einige hundert Millionen Reichsmark Reparations=
1927 und 1928, die ſchon zu einem erſten Ergebnis geführt hätten.
bleiben, wie auch Procope in ſeiner Eröffnungsrede geſagt habe,
die Abrüſtung der Geiſter. Daran könne die Kommiſſion
für intellektuelle internationale Zuſammenarbeit ausſchlaggebend
mitwirken. Auch China habe die feſte Abſicht, weiter an dieſem
univerſellen Werk des Bundes mitzuwirken. Das ſiegreiche chine= Verpflichtung des Reiches ſteigt bekanntlich durch die erhöhten
ſeine Moderniſierung und ſeinen wirtſchaftlichen Aufſtieg Nutzen
am Werke der Arbeit und des Geiſtes ſich einfinde, willkommen.
Die internationale Zuſammenarbeit, die die Welt vom Fernen
Oſten über Amerika bis zu Europa umfaſſe, müſſe die Unab=
hängigkeit
aller Völker ſchaffen. Er ſei Optimiſt und glaube, daß
an die Verſammlung, dem großen friedensbereiten,
arbeitſamen chineſiſchen Volk, dem 430 Millionen Menſchen
erten Mächtenweitergeführt werden. Auf die angehören, Gelegenheit zu geben, ſich an entſpre=
chender
Stelle im Völkerbundan der internatio=
nalen
Zuſammenarbeit zu beteiligen.
frage.
Als zweiter Delegierter beſtieg der holländiſche Außenminiſter
Beelaerts van Blockland die Tribüne, von lebhaftem Beifall
empfangen. Er wandte ſich ſofort der Abrüſtungsfrage zu und
ging auf den Abſchluß des Kriegsächtungspaktes ein, der von
Frankreich angeregt und von den Vereinigten Staaten aufge=
uröſiſchen
Außenminiſter Briand und dem deutſchen Kanzler nommen worden ſei. Briand habe einmal erklärt, daß die größte
ländiſche Regierung, die zur Unterzeichnung des Paktes einge=
laden
worden ſei, werde alles tun, um die Zuſtimmung der Gene=
ralſtaaten
zu erhalten. Er ging dann auf die verſchiedenen Ab=
keit
und Nichtangriffsverpflichtung ein, die im Sicherheitskomitee.
halber nicht hinausgehen würde. Immerhin ſcheint die Fühlung= zu einer ganzen Anzahl von Modellverträgen geführt hätten, die Kreditgewährung wenigſtens zum Teil zur Verfügung zu ſtellen.
jetzt der Verſammlung vorgelegt ſeien. Er trat für die brei=
teſte
Entwicklung der Schiedsgerichtsbarkeit ein.
üller, der nur kurze Zeit in Genf weilen wollte, ſeinen Aufent= Die Verhandlungen über die Kontrolle der privaten Waffen= land erſtens überhaupt Reparationen, im Sinne des Dawes=
ſt
länger ausdehnen wird. Eine Beſprechung zwiſchen fabrikation hätten bedauerlicherweiſe zu keinem Ergebnis geführt. Planes, d. h. aus den Ueberſchüſſen ſeiner, aktiven Zahlungs=
Die Verſammlung habe ſich ſeinerzeit die völlig gleiche Behand=
ch
. mit dem belgiſchen Außenminiſter Hymans. Wie man aus geſetzt. Von dem Zuſtandekommen der Konvention über die pri= hat, weil ſie eine durch Sonderfaktoren bedingte, nur transfer=
gäſcher
Quelle hört, ſteht man in der Umgebung Cuſhenduns vate Waffenfabrikation hänge auch das Inkrafttreten der Kon= politiſch günſtige Entwicklung genommen hat. Der Zweck der vier
klurt ſei. England habe gegen eine etwaige Räumung des jetzt noch beſtehenden Schwierigkeiten bald beſeitigt würden, wor=
chen
Kreiſen ſehr eingehend mit dem materiellen Hintergrund nach werde es bei gutem Willen auch nicht ſchwer fallen, die worden ſind, und infolgedeſſen nur durch Beſchränkung des ge=
Meinungsverſchiedenheiten über die Veröffentlichungspflicht über
die Waffenherſtellung in kürzeſter Zeit auszugleichen.
Verſtändigung.
ſchaftskonferenz von 1927 durch das Zuſtandekommen der Ver=
AAusſprache über die Balkan=Probleme. einbarung über die Beſeitigung der Aus= und Einfuhrverbote zeitig Auslandsanleihen im Betrage von etwa 8 bis 10 Milliar=
* Genf. 5. Sept. (Priv=Tel.) eine Verbeſſerung angebahnt. Der Abſchluß einer großen Anzahl
der Meiſtbegünſtigungsklaufel. Man dürfe aber mit dieſen Ergeb= ſeine BarTtansfers benutzte. Er hat damit nicht nur die Täu=
iRenminiſter
Carabanos eine Ausſprache über niſſen ſich noch nicht zufrieden geben und auch die Augen nicht ſchung einer transferpolitiſch günſtigen Situation, ſondern dar=
Balkanprobleme haben. Der Begegnung wird deshalb vor der Tatſache verſchließen, daß heute die Zölle teilweiſe höher über hinaus eines deutſchen Wohlſtandsinder geſchaffen, Tat=
ſeien
als früher. Zur allgemeinen Senkung der
führen. Es ſei dem Wirtſchaftskomite der Vorwurf gemacht. Auslandsanleihen zu verſiegen beginnt oder aufhört. Man denke
dafür, daß eine erfolgverſprechende Ordnung der Probleme ge= lichen Verflechtung mit der naturgegebenen und ſelbſtändigen
währleiſtet werde.
Fortſetzung auf Seite 2, Spalte 3.

Die ſchleichende Reparationskriſe.
Aufgaben der deutſchen Reparationspolitsk.
Diejenigen, welche erwartet hatten, daß der Reparations=
agent
bei der Veröffentlichung ſeines letzten, die ſogenannten
Schonjahre des Dawes=Planes abſchließenden Berichtes in grund=
Eine Erklärung des chineſiſchen Vertreierg ſätzlicher Beziehung zu dem Problem der deutſchen Reparations=
zahlungen
Stellung nehmen würde, ſei es auch in günſtigem
über den Antrag Chinas zur Wiederwahl in Sinne, ſind enttäuſcht worden. Der Reparationsagent hat in der
üblichen Weiſe mit den gewohnten lakoniſchen Bemerkungen ſei=
nen
Bericht herausgegeben, der wie alle anderen im Auslande
den Eindruck erwecken muß, als ob die Reparationszahlungen
Deutſchlands eine Selbſtverſtändlichkeit, zurückzuführen auf das
Funktionieren des Dawes=Planes, ſind. Der Eintritt Deutſch=
lands
in das erſte Normaljahr des Dawes=Planes, iſt in der
von der Bundesverſammlung eröffnet werden. Unter dem wieder ſich in den Kritiken und Kommentaren über die Entwicklung der
erſten vier Jahre laufender deutſcher Reparationszahlungen da=
rang
der erſten Reihe den Charakterkopf des großen iriſchen mit begnügt, nachzuweiſen, daß von einem Funktionieren des
Schriftſtellers Bernard Shaw, der mit ſeiner Gattin der Sitzung Dawes=Planes in dem von den Sachverſtändigen beabſichtigten
Sinne nicht die Rede ſein könne und in den meiſten Fällen auf
Als Erſter ſprach der chineſiſche Delegierte Wang etwa auftretende Transfer=Schwierigkeiten und dergleichen hin=
King=ky. Er wies auf das ſehr ſchätzenswerte Werk hin, das gewieſen. Es kann natürlich nicht Aufgabe der deutſchen Repa=
der
Völkerbund bisher ſchon beendet habe, und unterſtreicht vor rationspolitik ſein, ihre Bemühungen darauf zu richten, Deutſch=
Die größte Aufgabe des Völkerbundes aber müſſe zahlungen zu entlaſten, wenngleich dieſe Frage inſofern aktuell
wäre, als, wie bereits feſtſteht, der Haushalt des Reiches für 1929
ein Defizit von 600 Millionen RM. aufzuweiſen hat, welches nur
durch eine Steigerung der vorhandenen oder eine Erſchließung
neuer Einnahmequellen erreicht werden kann. Die unmittelbare
ſiſche Volk hoffe, aus der internationalen Zufammenarbeit für Reparationszahlungen um jährlich 300 Millionen RM. Was die
deutſche Reparationspolitik in erſter Linie braucht, iſt die ſtetig
zu ziehen, und in dieſem Sinne ſei in China jeder, der friedlich gegenwärtige Ueberſicht über die wirtſchaftlichen Gefahren der
vollen Reparationsleiſtungen, und zwar nicht nur in der näheren
Gegenwart, ſondern auch in der weiteren Zukunft, damit ſie in
der Lage iſt, ſogleich im Falle auftretender Reviſionsmöglichkeiten.
des Dawes=Planes die volle Beweiskraft dieſer die Zukunft
dies dem Völkerbund gelingen werde. Er ſchloß mit dem Appell Deutſchlands und der deutſchen Wirtſchaft entſcheidenden Argu=
mente
in die Wagſchale zu werfen.
In die Kette dieſer Beweisführung gehören natürlich auch
die Lehren, die Deutſchland aus der vierjährigen Schonzeit des
Dawes=Planes ziehen kann. Es ſoll keineswegs verkannt werden,
daß die Einſetzung des Dawes=Planes als der erſte Verſuch einer
vernünftigen Regelung der Reparationen und gewiß getragen
Der holländiſche Delegierte zur Abrüſtungs= von dem ehrlichen Willen und Abſichten ſeiner Urheber, der Sach=
verſtändigen
, für Deutſchland politiſch von großer Bedeutung ge=
weſen
iſt, inſofern als durch ihn eine Bereinigung, wenn auch
nicht eine vollſtändige, der politiſchen Sphäre eingetreten und
durch ihn die Grundlage für die unabänderlich kommende künftige
Endregelung der Reparationen geſchaffen worden iſt. Man muß
alſo die Funktion des Dawes=Planes in den erſten vier Repara=
tionsjahren
immerhin als einen Fortſchritt für Deutſchland be=
zeichnen
, unter deſſen Schutz ſich die deutſche Wirtſchaft aus ihrer
gänzlich unrentablen und kriſenhaſten Lage im Jahre 1924 all=
Gefahr, für Kriege in der Legitimität der Kriege liege. Die hol= mählich erholt hat. Der Wiederaufbau der deutſchen Wirtſchaft,
ihre Nationgliſierungserfolge und die Ausſicht auf kommende
Nentabilität wären ohne Dawes=Plan undenkbar und unmöglich
geweſen, denn das Ausland hat in ſeinem Beſtehen doch ge=
nügende
Sicherheiten gegenüber den Riſiken der politiſchen
Zwangslage Deutſchlands geſehen, um die durch Krieg und In=
flation
verlorenen Eigenkapitalien Deutſchlands im Wege der
Dieſe gerechte Würdigung der Wirkſamkeit des Dawes=Planes
kann aber realiter nicht daran hindern, feſtzuſtellen, daß Deutſch=
bilanz
, nicht bezahlt hat, daß alſo 5,5 Milliarden RM. Repara=
tionszahlungen
nicht geleiſtet, ſondern nur formal aufgebracht
lung von Waffenproduzenten und Waffenkonſumenten als Ziel, worden ſind, zweitens, daß auch die Transfer=Frage nicht befriedigt
Schonjahre, die Tragbarkeit der Reparationsleiſtungen zu bewei=
bention
über den Waffenhandel ab. Es ſei zu hoffen, daß die ſen, hat ſich nicht erfüllt, da die Reparationszahlungen ſeit dem
Jahre 1924 nicht aus der inneren Kapitalbildung, beruhend zum
Teil aus den Ueberſchüſſen der Zahlungsbilanz, vorgenommen
ſamten Konſums und auch der wirtſchaftlichen Ausdehnungs=
möglichkeiten
eines 60=Millionen=Volkes mit ſeiner ökonomiſchen
Kraft möglich war. Gewiß hat die Bildung von eigenem Kapital
in Deutſchland beachtliche Fortſchritte aufzuweiſen, jedoch nicht in
Fortſchritt auf dem Gebiet der wirtſchaftlichen dem Maße, daß ſie das für die Rationaliſierung und den Wieder=
aufbau
der Wirtſchaft notwendige Betriebskapital zur Verfügung
ſtellen konnte und ſtellen wird. Es iſt ganz klar, daß es nicht im
Sinne der Sachverſtändigen des Dawes=Planes liegt, wenn
Ein großer Fortſchritt ſei auf dem Gebiet der wirtſchaſtlichen Deutſchland die Rebarationszahlungen der abgelaufenen vier
Verſtändigung zu verzeichnen. Hier habe die Arbeit der Wirt= Jahre mit 55 Millarden RM. nur leiſten konnte, indem es gleich=
den
RM. aufgenommen hat, die zu ihrem weit größeren Teile
ihrer normalen und wirtſchaftlich vertretbaren Verwendung, der
Inveſtition in den wirtſchaftlichen Produktionsapparat, entzogen
dazu beträchtlich beigetragen, ebenſo die gegenſeitige Gewährung werden mußte, weil der Rebarationsagent ihre Debiſenerlöſe für
Zölle müſſe man eine gemeinſame Aktion durch= beſtände, die ſofort zuſammenbrechen müſſen, wenn der Fluß der
in dieſem Zuſammenhange auch daran, daß Deutſchlands Wirt=
Aber die leitenden Perſönlichkeiten bildeten die beſte Garantie, ſchaft auf dieſe Weiſe in völlige Abhängigkeit von weltwirtſchaft=
lichen
Kriſen geraten iſt, die ſelbſt bei der betonten weltwirtſchaft=
Zielrichtung des einzelnen Wirtſchaftsgebildes nicht vereinbar iſt.
Wenn heute die große Nationaliſierungswelle, die über die deut=

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Seite 2

Donnerstag den 6 September 1928

Nummer 248

ſche Wirtſchaft gegungen iſt und noch weiter gehen wird, nicht die
erſtrebte Rentabilität und Preisverbilligung zur Folge hat, ſo iſt
dies weſentlich auf die Reparationen zurückzuführen, und gerade
die Tariferhöhung der Reichsbahn beweiſt, wie tief und entſchei=
dend
die Reparationen die wirtſchaftliche Entwicklung unter ihren
Einfluß nehmen.
Das Reparationsproblem liegt mithin trotz der vier Schon=
jahre
heute viel ſchwieriger als zur Zeit der Aufſtellung des
Dawes=Planes. Die Lehren der Schonzeit ergeben, daß die gegen=
wärtige
Situation beendet werden muß, zumal da vorerſt nicht
mit einem ſolchen Anſteigen des deutſchen Ausfuhrüberſchuſſes zu
rechnen iſt, bei der widerſinnigen protektioniſtiſchen Zollpolitik
gerade unſerer Gläubigerländer, daß dieſe Ueberſchüſſe zu einer
weſentlichen Entlaſtung der deutſchen Reparationszahlungen bei=
tragen
können. Die Frage, auf die es innerhalb des Reparations=
problems
ankommt, nämlich ob Deutſchland auch zahlen kann,
ſobald es gezwungen iſt, aus eigener Kraft ſeine Reparations=
leiſtungen
zu vollbringen, bleibt nach wie vor ungeklärt. Man
kann ſich natürlich auf den Standpunkt ftellen, ruhig unter dem
Währungsſchutze des Dawes=Planes die Entwicklung auf dem
Reparationsgebiete abzuwarten, da ja doch einmal tatſächlich, auch
für unſere Gläubiger erkennbar, die ſchleichende Kriſis ſich in eine
unmittelbar fühlbare umwandeln muß. Aber Transfer=Problem
und Zahlungsbilanz ſind ja nicht die einzigen Fragen, die ſchon
heute die Grundlage des Dawes=Planes erſchüttert haben; eine
Reparationskriſis, muß zur Wirtſchaftskriſis werden und den
Wiederaufbau der deutſchen Wirtſchaft und das bisher Erreichte
in Frage ſtellen. Hinzu kommt, daß der Reparationsagent aus
den Pfändern des Londoner Abkommens die Reparationszahlun=
gen
ſicherzuſtellen ſtets in der Lage iſt. Es iſt alſo nicht zu er=
warten
, daß ſich der Reparationsagent etwa bei Unmöglichkeit
des Transfers veranlaßt ſehen würde, auf weitere Zahlungen
ſeitens Deutſchlands zu verzichten. Andererſeits liegt es durch=
aus
im Bereiche der Möglichkeit, daß es ſpäterhin zu zuſätzlichen
Zahlungen auf Grund des Wohlſtandsindexes, der vornehmlich
nach dem Dawes=Plan auf Grund des Zucker=, Tabak=, Bier=
und Alkoholverbrauches berechnet und infolge der Bevölkerungs=
zunahme
eher ſteigen als fallen wird, kommen kann.
Im Hinblick auf die herausgegriffenen ungeklärten Fragen
und Zuſammenhänge iſt natürlich die Feſtſetzung endgültiger
deutſcher Reparationszahlungen erſt recht problematiſcher Natur,
da man unmöglich eine Geſamtſumme für die deutſchen Repara=
tionsverpflichtungen
nach wirtſchaftlichen Berechnungen feſtſetzen
kann. Die durch die Reparationszahlungen geſchaffene Lage iſt
eben zu labil. Es wird ſomit nichts anderes übrig bleiben, als
die Löſung auf politiſchem Gebiete zu ſuchen, und der von anderer
Seite gemachte Vorſchlag, die Fixierung der Endſumme ungefähr
an das Schuldenſyſtem anzupaſſen, das zur Tilgung der inter=
alliierten
Verbindlichkeiten in den letzten Jahren aufgebaut wor=
den
iſt, verdient große Beachtung, weil er als der einzig gegebene
Weg zu betrachten iſt. Eine Reviſion des Dawes=Planes in
dieſer Richtung dürfte, wenn die deutſche Reparationspolitik in
der eingangs geſchilderten Weiſe auf ſie eingeſtellt iſt, für Deutſch=
land
von Nutzen ſein.
Der Fall Stinnes im Juſtizminiſterium.
* Berlin, 5. Sept. (Priv.=Tel.)
Hugo Stinnes hat bebanntlich nach ſeiner Feſtnahme einen
Gegenſtoß geführt, der nicht mehr und nicht weniger beſagt, als
daß die wahren Schuldigen im Kriegsanleiheſkandal an anderen
Stellen, vielleicht ſogar bei der mit der Auſwertung betrauten
Behörde ſelbſt zu ſuchen ſind. Dieſem Vorwurf iſt vom Juſtiz=
miniſterium
eingehend nachgegangen worden und, wenn man
dem Berichte eines Berliner Mittagsblattes glauben darf, dann
wird es bei dem Fortgang der Unterſuchungen noch zu mancher=
lei
Senſationen kommen. Jedoch bedeutet es wahrhaft keine
Senſation mehr, wenn verkündet wird, daß ausländiſche Banken
die günſtigen Chancen, die ſich aus dem notdürftig zuſammenge=
ſtellten
Geſetze für die Aufwertung der Kriegsanleihen ergaben,
nach Kräftem asgenutzt haben, woher auch die Zurüchweiſung
bieler Ammeldurngen aus dem Ausland, namentlich durch rumä=
niſche
Banken, kam. Recht ungeklärt iſt immer noch, welcher Zu=
ſammenhamg
zwiſchen Stinnes und dem Pariſer Abg. Calmon
beſtanden hat, von dem behauptet wird, er ſei an Stinnes heran=
getreten
mit dem Vorſchlag, mit 500 000 RM., die an die Kaſſe
der deutſchen Botſchaft in Paris abzuführen ſeien, die ganze An=
leihegeſchichte
niederzuſchlagen. Es erſcheint doch einigerwaßen
ſeltſam, warum gerade eine behördliche Kaſſe das Geld in Emp=
fang
nehmen ſollte, das für einen Außenſtehenden beſtimmt war.

Vom Tage.
Der Reichspräſident iſt, von München kommend, geſtern
vormittag in Berlin wieder eingetroffen.
Reichspräſident v. Hindenburg wird Ende dieſer
Woche zu einem mehrtägigen privaten Beſuch in Weſtpreußen
eintreffen.
Reichsarbeitsminiſter Wiſſell hat die Spitzen=
verbände
der Arbeitgeber, und Arbeitnehmer für
Mitte Oktober zu einer Konferenz geladen, in der das Pro=
blem
des Schlichtungsweſens aufgerollt werden ſoll,
Der kommuniſtiſche Antrag wegen des Volks=
begehrens
auf Verbot des Baues von Panzerſchif=
fen
iſt vom Reichsinnenminiſter geprüft und den zuſtändigen Reſſorts
zugeleitet worden, ſo daß ſich das Reichskabinett wahrſcheinlich in der
nächſten Woche mit dem Antrag befaſſen wird.
In den nächſten Tagen kommen vor den Völkerbundsrat
die Petionen des oberſchleſiſchen Volksbundes zur
Behandlung. Unter ihnen befindet ſich eine Denkſchrift des Volksbundes
über die öffentliche Unſicherheit in Polniſch= Oberſchle=
ſien
infolge von Uebergriffen, die ſich der polniſche Inſurgenten=
Verband fortgeſetzt zu Schulden kommen läßt.
Im Finanzkomitee des Völkerbundes wurde die Auflegung
einer 100=Millionen=Dollar=Anleihe für Bulga=
rien
genehmigt.
Der griechiſche Geſchäftsträger Kokotakys hat den albaniſchen
Miniſter des Auswärtigen Ilias Vrioni aufgeſucht, um ihm davon Mit=
teilung
zu machen, daß Griechenland die Regierung
Zogus I. anerkennt und mit ihr in diplomatiſche Beziehungen
tritt.
Nach Berichten der höchſten zuſtändigen Behörden wird Griechen=
land
in nächſter Zukunft Freundſchaftsverträge mit
Südflawien und der Türkei unterzeichnen.
Wie aus Athen berichtet wird, mußte das griechiſche Par=
lament
infolge der Fieberepidemie geſchloſſen
werden. Die nächſte Sitzung ſoll am 1. Oktober ſtattfinden.
Nach Meldungen aus Smyrno ſind dort mehrere Fälle
von Tropengrippe aufgetreten.
Das engliſche Luftſchiffahrtsminiſterium hat die Erlaubnis
erteilt, daß das neue deutſche Zeppelin=Luftſchiff
London überfliegen darf.

Die Führung der Deutſchen Volkspartei
in Heſſen.
Von der Landesgeſchäftsſtelle der Deutſchen Volkspartei wird
uns geſchrieben: Die Mitteilung, daß Abg. Dingeldey ſeinen Vor=
ſitz
in der Landtagsfraktion niedergelegt hat, gab einem Teil der
Preſſe Veranlaſſung zu der Auffaſſung, daß damit Abg. Dingel=
dey
ſich über kurz oder lang aus der heſſiſchen Politik zurück=
ziehen
wolle. Dieſe Auffaſſung iſt irrig; Abgeord=
neter
Dingeldey bleibt, auch wenn er eines Tages das
Landtagsmandat niederlegen wird, Landesvorſitzender
der D. V. P. und als ſolcher immer noch aufs engſte mit der
heſſiſchen Politik verbunden, zumal er in ſeiner Tätigkeit als
Reichstagsabgeordneter den größten Wert auf dauernde und enge
Fühlungnahme mit der Wählerſchaft legt. Er denkt auch nicht
daran, ſeinen Wohnſitz etwa nach Berlin zu verlegen, ſondern
wird nach wie vor in Darmſtadt wohnen.
Der Präſident der Völkerbundsverſammlung.

Herluf Zahle,
der Berliner Geſandte Dänemarks, der in Genf die Vollverſamm=
lung
des Völkerbundes präſidiert.

*Die Prager Friedenstagung.
Von D. Dr. M. Schian.
Ende Auguſt hat in Prag eine Verſammlung ſtattgefunden,
die in den Zeitungsberichten vielfach als Weltkongreß der
Kirchen bezeichnet worden iſt, und die, weil ſie ſich mit dem
Problem des Weltfriedens und der Weltabrüſtung befaßt hat,
viel beachtet worden iſt. Die von dieſem Kongreß übrigens
nach ſehr langen inneren Auseinanderſetzungen gefaßte Ent=
ſchließung
wird z. B. im Tag (Nr. 208) Botſchaft der Kirchen
zur Weltabrüſtung genannt.
Unter der Fülle internationaler Kongreſſe, die jetzt jeder
Sommer bietet, kann ſich nur noch der fachlich Unterrichtete zurecht=
finden
. Selbſt die Zahl der internationalen kirchlichen Kongreſſe
iſt immer größer geworden; nur engere Kreiſe können den Grad
der Bedeutung der einzelnen Tagung ganz abmeſſen. Infolge=
deſſen
begegnen in der Beurteilung dieſer Tagungen unglaublich
viele Mißverſtändniſſe. Die Art, wie manche Berichterſtatter, zu=
weilen
auch offizielle, die Verhandlungen darſtellen, iſt erſt recht
nicht geeignet, klare Vorſtellungen zu erwecken. Tritt z. B. auf
ſolchem Kongreß ein gänzlich unbeauftragter Amerikaner auf, ſo
hat er natürlich im Namen Amerikas geredet, auch wenn er
lediglich ſeine Privatanſicht geäußert hat. Sind zwei Engländer
zur Stelle, ſo war ſelbſtverſtändlich England auf dem Kongreß
vertreten‟. Es kommt ja auch nicht viel darauf an: Amerika und
England proteſtieren nicht gegen die falſche Berichterſtattung; nur
bei den lieben deutſchen Leſern ſetzen ſich falſche Vorſtellungen
über die Stimmung in Amerika und England feſt. Und das ſcheint
ungefährlich. Scheint aber nur ſo!
Auch über den genannten Prager Kongreß iſt in dieſer Rich=
tung
mancherlei zu ſagen. Vor allem: es war ganz und gar kein
Kongreß der Kirchen Veranſtaltet war er von dem Welt=
bund
für Freundſchaftsarbeit der Kirchen‟. Das iſt eine freie
Vereinigung einzelner Perſönlichkeiten. Die Vereinigung hat
keinerlei offiziellen, nicht einmal offiziöſen Charakter. Die Mit=
glieder
des Kongreſſes haben, ſofern ſie ein Mandat haben, höch=
ſtens
eins von der betreffenden Landesgruppe des Weltbundes,
alſo von der Leitung der in dem betreffenden Land wohnenden
Mitgliedervereinigung. Sie haben alſo ſelbſtverſtändlich kein
Recht, im Namen einer Kirche zu reden. Und die Entſchließungen
des Kongreſſes ſtellen durchaus keine Botſchaft der Kirchen dar.
Zu dem Weltbund für Freundſchaftsarbeit der Kirchen ge=
hören
, wie ſich das aus der Sache ſelbſt ergibt, in erſter Linie
diejenigen Kirchenmänner, die am meiſten für internationale
kirchliche, aber oft auch politiſche Gemeinſamkeit erwärmt ſind.
Das muß im Auge behalten werden, weil nur ſo die auf dem

Prager Kongreß geäußerten Meinungen der Franzoſen oder
der Engländer richtig eingeſchätzt werden können. Es ſind ſicher
nur Glieder der friedlichſten und freundlichſten Schichten jener
Völker zur Stelle geweſen. Dennoch hat man, wie die Zeitungen
meldeten, z. B. von engliſcher Seite einen Wortlaut für die
Hauptkundgebung in Vorſchlag gebracht, der die Fortdauer der
Rüſtungen bei vielen Völkern mit dem ſchlechten Willen Deutſch=
lands
zu entſchuldigen ſuchte. Ich vermute, daß nicht alle eng=
liſchen
Mitglieder hinter dieſem Wortlaut geſtanden haben; aber
auch wenn es nur ein Teil geweſen iſt, ein Teil der engliſchen
Mitglieder dieſes Kongreſſes, ſo iſt das ſchon ſehr bemerkens=
wert
. Daß der von franzöſiſcher Seite vorgeſchlagene Wortlaut
für Deutſche und Engländer unannehmbar war, iſt begreiflich;
ſelbſt wenn die allerfriedlichſten Franzoſen formulieren, kommen
eben immer noch Formeln heraus, die der Deutſche als unge=
heuerlich
empfindet!
Das alles muß bedacht werden, wenn man die Reden, die
in Prag gehalten worden ſind, richtig würdigen will. Zu der an
die große Oeffentlichkeit gerichteten Kundgebung ſelbſt iſt, ſofern
man ihren Wortlaut anſieht, vom deutſchen Standpunkt aus
nur zu ſagen, daß ſie für uns Selbſtverſtändliches enthält, aber
im übrigen durchaus zu begrüßen iſt. Sie beſchäftigt ſich vor
allem mit der Abrüſtung; die den beſiegten Mächten auferlegte
Verpflichtung zur Abrüſtung ſollte nur der Anfang der allge=
meinen
Abrüſtung ſein; für dieſe Abrüſtung ihren Einfluß ein=
zuſetzen
, werden die Kirchen aufgefordert. Was könnte ſelbſtver=
ſtändlicher
ſein? Zuſagen müſſen gehalten werden; das verlangt
nicht bloß der chriſtliche Standpunkt, ſondern jede Ethik. Daß
die Abrüſtungszuſage der Siegermächte nicht gehalten wird, iſt
ein glatter Vertrauensbruch. Solange ſolche Vertrauensbrüche
geſchehen und von dem ſogenannten Weltgewiſſen nicht aufs
ſchärfſte gebrandmarkt werden, kann logiſcherweiſe kein Verſpre=
chen
der Mächte, die dieſen Vertrauensbruch begehen, auf Ver=
trauen
rechnen. Das iſt der ſchwere Schaden, an dem der ſicherlich
von ſeinem Urheber gutgemeinte, im übrigen praktiſch wenig be=
deutſame
Kellogg=Pakt von Geburt an krankt. Daß nun der Welt=
bund
für Freundſchaftsarbeit der Kirchen auf dieſen Punkt den
Finger legt, iſt gut und heilſam. Daß der anweſende franzöſiſche
Geiſtliche, der auch aus der Kircheneinigungsbewegung bekannte
Paſtor Gounelle, gegen die Entſchließung ſtimmte, wundert uns
nicht.
Zuzugeben iſt, daß es Deutſchen jetzt leichter fällt, einer Ent=
ſchließung
wie die in Prag gefaßte, zuzuſtimmen, als Engländern
und Franzoſen. Deutſchland hat abgerüſtet; alſo wendet ſich
die Entſchließung praktiſch an die anderen Völker, die die Ab=
rüſtungszuſage
nicht zu halten gewillt ſind. Natürlich können
die Kirchen in England und Frankreich, können auch einzelne

Die Generaldebatte in Genf.
Der Völkerbund ſollte ſich mehr mit dem
Minderbeitenproblem befaſſen.
Fortſetzung von Seite 1, Spalte 2.
Beelaerts van Blockland ging dann zum Minderheitenprobleny
über, das er als eine der Hauptaufgaben des Völkerbundes bes
zeichnete. Wenn man auch nicht in kurzer Zeit das ganze Problem
vor der Verſammlung aufrollen könne, ſo ſei doch unbedingg
nötig, daß die Verſammlung ſich einmal mit dem Verfahren für
die Minderheitenbeſchwerden beſchäftige. In der praktiſchen Arbent
hätten ſich zahlreiche Schwierigkeiten ergeben, beſonders dadurchk
daß das Komitee immer dann damit beſchäftigt worden ſei, wenn:
der Rat mit anderen politiſchen Arbeiten überhäuft geweſen ſei=
Der Minderheitenſektion des Sekretariats bleibe nichts andere., als ein kurzes Reſumé der Minderheitenbeſchwerden zuu
geben und ſich eventuell von Fall zu Fall der Stellungnahme des
Gegenſeite zu fügen. Man erhebe gegen die Errichtung eines
ſtändigen Minderheitenkommiſſion von manchen Seiten Bedenkern
weil man von ihr politiſche Gefahren befürchte. Es müſſe abe=
doch
möglich ſein, im Rahmen der beſtehenden Verträge ein neues
Verfahren zu finden, und es ließen ſich ſehr gut Sicherunge
gegen die befürchteten Gefahren ſchaffen. Der Völkerbund gebb
ein ſehr gutes Beiſpiel in der Mandatsbehandlung. Er wolnl/
keinen formellen Antrag ſtellen, denn er glaube, daß noch eim
ganze Reihe von Rednern ihre Anſicht zu dieſem Punkt in de
der
Verſammlung äußern werde. Im Geiſte aufrichtiger Zuſammern
arbeit ließen ſich alle Divergenzen beheben, und in dieſem Geiz
müſſe der Völkerbund für alle Aufgaben, die ihm übertrage=
werden
, das Feld für die Zuſammenarbeit vorbereiten.
Die Rede von Beelaerts van Blockland wurde von der Very
ſammlung mit ſtärkſtem Beifall aufgenommen.

z man il
agen
daher gut,
falls von
ſtande der
z, die bewil

Enttäuſchung über den mangelhaften Fortt
ſchritt der Abrüſtungsarbeiten.
Der ſchwediſche Delegierte Undén, der als dritter zu Worrt
kam, ſprach eingehend zur Abrüſtungsfrage. Er wünſche, da
immer mehr Staaten das Schiedsgerichtsverfahren annehmer,
und daß auch alle Staaten, Mitglieder und Nichtmitglieder derHMu Schiffbaues
Völkerbundes, den Kelloggpakt unterſchrieben, den Undén an
eine ſtarke Zuſatzgarantie zum Völkerbundspakt lebhaft begrüßt!
In der geſamten Weltöffentlichkeit herrſche die größte Enttäw
ſchung über den mangelhaften Fortſchritt der Abrüſtungsarbeiter!
Jedes Jahr ergäben, ſich neue Hinderniſſe, und bis heute wiſ
man noch nicht, wanm die endgültige Abrüſtungskonferenz eim mſt Tchſtiſche
berufen würde. 1920 und 1921 ſchon habe die Bundesverſomm
lung Reſolutionen gefaßt, in denen man die genaue Aufſtelluny
eines Abrüſtungsprojektes verlangt habe. Man ſei aber imme=
noch
nicht ſoweit gelangt. Die Völber verſtünden dieſes Ve=/
ſagen nicht und führten es immer auf das Mißtrauen zurüel
das unter den Regierungen herrſche. Das Flottenabkomme, ///dr deutſche
zwiſchen England und Frankreich werde hoffentlich den Am 11Mſhnt, der rünnl
Aangeblich, wei
rüſtungsverhandlungen einen neuen Impuls geben und zu ihre
ober, weil er
Beſchleunigung beitragem. Auch Undens Rede fand lebhaften
ruſiſchen Bezi
Beifall.
Präſident Zahle teilte dann mit, daß die Fortſetzung det
itſcheri.
Generaldiskuſſion auf Donnerstag vormittag 10.30 Uhr feſtgeſetht
iſt, und daß ſich ſchon weitere bier Redner zu Wort gemelde Aüh, wo die
fakter ann
haben.: Er berief die juriſtiſche, organiſatoriſche und politiſch
tuaß er auf ſeiner
Kommiſſion auf heute nachmittag 3.30 Uhr zur Aufnahme ihr=
lund
nehmen
praktiſchen Beratungen eim.
ie Folgerung.
Darauf ſchloß der Präſident um 12.15 die Sitzung.
die Verſtimm
In Donezgebiet
u eine polit
Ueberweiſung des ungariſch=rumäniſchen
And etwas n
Optantenſireites an das Haager Schiedsgerichtſie Haig behau

Ueber die künftige Behandlung des ungariſch=rumäniſchoe
Optantenſtreites haben zwiſchen den Delegationen in den letzte‟
Tagen verſchiedentlich Beſprechungen ſtattgefunden. Wie mcn
hört, beſteht nunmehr größere Ausſicht dafür, daß der Streitfal
vor dem Internationalen Haager Schiedsgerichtshof gelangt. 22
Verweiſung nach dem Haag, die vom neuen Rat beſchloſſen wer=
den
dürfte, wird, wie man hört, auch Briand zuſtimmen, der Ge
reits erklärt hat, daß er ſich mit ſeiner im März eingenommenne
vermittelnden Haltung nicht in Widerſpruch ſetzen könne, beſo=
ders
da er im neuen Rat als Präſident fungieren wird.
Kirchenmänner in dieſen Ländern nicht für die Abrüſtung =
treten
, ohne ſich in Gegenſatz zur Politik ihrer Länder zu ſetze
Und das iſt eine ſchwere Sache. Man ſollte meinen: nicht 70
ſchwer; denn das Verſprechen im Vertrag zu Verſailles liegt kLIn
vor und muß gehalten werden. Aber wieviel Wenns und Aber=
gibt
es dabei! Daß die anweſenden Engländer der Entſchließu:9
dennoch zugeſtimmt haben, iſt zu begrüßen. Möchten wenigſter
ſie ſelbſt, die in Prag mitgeſtimmt haben, in der Heimat für Re
völlige Abrüſtung mannhaft eintreten! Daß ſie ihre Kirchen
gleichem Vorgehen veranlaſſen können, wage ich für mein T-A
noch lange nicht zu glauben.
Von der Abrüſtung handelt die Prager Botſchen
Geſprochen wurde natürlich auch von der Aechtung des Kr., von dem Verhältnis von Kirche und Krieg. Es ſind Stimman
laut geworden, die auch in der Entſchließung nicht die Abrüſtu-1
in den Vordergrund ſtellen wollten, ſondern die die ganze Fre.
nach dem Krieg von innen heraus angefaßt ſehen wollten. Darl
haben dieſe Stimmen natürlich Recht; ohne innere Abrüſtung (Er
die äußere keinen feſten Halt. Aber es war doch gut, daß ne)
der ganze Kompler der hierher gehörigen ſittlichen Fragen an!
in Reſolutionen behandelt wurde. Wird ſchon die Abrüſtung
frage verſchieden beurteilt, wieviel mehr ſtehen bei aller ſchen
baren Einigkeit in den tiefſten Grundfragen hinter den Forn 2
lierungen tiefgehende Differenzen! Nur ein Kind (es gibt frein.
auch erwachſene Kinder!) kann glauben, daß mit einer all-
meinen
Entſchließung gegen den Krieg etwas getan gewen!
wäre. Es war entſchieden praktiſcher, ſich dem konkreten Einz!
problem zuzuwenden: Abrüſtungsverſprechen halten!
Auch bei dieſer anerkennenswert praktiſchen Haltung des P.
ger Kongreſſes wird ſeine Wirkung nicht überſchätzt werden dürf
Noch iſt nicht bloß die franzöſiſche wie die engliſche Politik gen
gegen die Abrüſtung, ſondern auch die Volksſtimmung in beic
Ländern und auch in Amerika. Knüpfen wir alſo an ſol)
internationalen Kongreſſe keine großen Hoffnungen! Sie würO!
zu Enttäuſchungen führen.
Kunſi, Wiſſenſchaft und Leben.
Bruno Wille geſtorben. Dr. Bruno Wille, 2
Philoſoph und Schriftſteller, iſt auf ſeinem Schloßgut Senftem:
bei Lindau am Bodenſee im Alter von 68 Jahren geſtorben. I
Einäſcherung erfolgt in aller Stille. Die Aſche wird im Famili
grab in Berlin=Lichterfelde beigeſetzt.
Die Albrecht Dürer=Gedächtnis=Ausſtel
lung im Germaniſchen Nationalmuſeum zu Nürnberg wird c.
16. September d. J., abends 5 Uhr, geſchloſſen.

ſch. Es wird r
mte

uch dem G
auch ge
lumd kann

[ ][  ][ ]

Rummer 248
Sozialdemokratie und Panzerkreuzer.
Ein Schildbürgerſireich.
In der kommenden Woche tritt die ſozialdemokratiſche Partei=
ſetretung
zuſammen, um an ihren Miniſtergenoſſen noch einmal
vegen des Panzerkreuzers die Mohrenwäſche vorzunehmen und
leichzeitig die verſchiedenen Anträge aus dem Lande draußen
utf einen Generalnenner zu bringen, vielleicht durch die Einbe=
Fung eines Parteitages. Der Reichskanzler wird vermutlich in
aſſen müſſen, die Dinge in Ordnung zu bringen. Keine ſehr
erhte und angenehme Aufgabe, zumal, da inzwiſchen mancherlei
(Eannt geworden iſt, was die taktiſche Stellung der Miniſter
awpächt. Herr Breitſcheid hat vor einiger Zeit die ſehr hübſche
f. rmel geprägt, die ſozialdemokratiſchen Miniſter hätten für den
Lunzerkreuzer ſtimmen müſſen, weil ſie ſonſt in die Gefahr ge=
gmumen
wären, die Mehrheit zu bilden. Das iſt richtig, denn
achträglich haben die beiden, demokratiſchen Miniſter erklären
gßen, ſie würden mit den Sozialdemokraten geſtimmt haben. Im
e binett hätte dann alſo Stimmengleichheit beſtanden, wobei der
zu.nzler entſchieden hätte, womit die Gegner des Panzerkreuzers
n der Mehrheit waren. Das haben die ſozialdemokratiſchen
UEniſter vermeiden wollen. Sie haben deshalb auf jede Aus=
e
ache im Kabinett verzichtet und, wenn wir recht unterrichtet
7H. nur rein geſchäftsordnungsgemäß feſtſtellen laſſen, daß finan=
iale
Bedenken gegen den Bau des Panzerkreuzers nicht beſtehen.
im ihre Schwierigkeiten zu erhöhen, hat der badiſche Zentrums=
kgeordnete
Dr. Föhr angedeutet, daß es zweifelhaft wäre, ob im
zmtrum in der Reichstagsfraktion heute noch eine Mehrheit für
en Kreuzer vorhanden ſei. Das Zentrum ſelbſt hat bisher dazu
erchwiegen. Ganz kluge Leute behaupten, Herr Dr. Föhr habe
as nur geſagt, damit die ſozialdemokratiſchen Miniſter noch wei=
z
in die Klemme gerieten. Es kann aber ſchon ſein, daß die
5. zialdemokraten jetzt darauf abkommen wollen, wenigſtens den
Leiterbau des Kreuzers zu verhindern und einen entſprechenden
U. trag im Reichstag einzubringen. Der Gedanke, den Kreuzer,
echdem er auf den Helligen ſteht, einfach verroſten zu laſſen und
it erſten 8 Millionen in den Schornſtein zu ſchreiben, iſt ſo gro=
ck, daß man ihn ernſthaft eigentlich gar nicht diskutieren könnte.
wotzdem tragen ſich die Sozialdemokraten mit ähnlichen Abſichten.
* iſt daher gut, daß die Demokraten jetzt abwinken. Sie ſcheinen
euenfalls von ſich aus geneigt, die Folgerung aus dem Beginn
es Schiffbaues zu ziehen, denn Herr Koch hat dieſer Tage im
z rſtande der Berliner Demokratiſchen Partei erklärt, ein Be=
Kruß, die bewilligten 7 Millionen zu verbauen und dann auf die
zu llendung des Schiffes zu verzichten, würde in der ganzen Welt
1: ein Schildbürgerſtückchen betrachtet werden. Darin hat er
ollkommen recht.
Tſchitſcherins Berliner Reiſe. Unnötige
Aufregung.
* Berlin, 5. September. (Priv.=Tel.)
Eigentlich gehört es ſchon zu den unvermeidlichen Begleit=
rsheinungen
der europäiſchen Politik, daß jedesmal, kurz bevor
e deutſche Reichsaußenminiſter nach Genf zu den Tagungen beſaß eine reichhaltige anarchiſtiſche Bibliothek.
j rt, der ruſſiſche Außenminiſter Tſchitſcherin in Berlin auftaucht,
neblich, weil er deutſche Aerzte konſultieren muß, tatſächlich
her, weil er den Eindruck beſonderer Herzlichkeit der deutſch=
u
ſiſchen Beziehungen erwecken und dadurch mittelbar Deutſch=
uu
.d Schwierigkeiten in Genf bereiten wollte. Auch diesmal hat
dear Tſchitſcherin ſeinen Beſuch ankündigen laſſen, iſt aber dann
icht gekommen, weil Herr Dr. Streſemann nicht nach Genf fuhr.
ſicht, wo die Räumungsverhandlungen einen etwas kritiſchen
lmrakter annehmen, wittert er Morgenluft und läßt mitteilen,
as er auf ſeiner Erholungsreiſe längeren Aufenthalt in Deutſch=
u
.d nehmen werde. Die Engländer ziehen daraus ſehr raſch
ie Folgerung. Sie nehmen an, daß Rußland ſich beeilen werde.
n. Donezgebiet aus der Welt zu ſchaffen, um dadurch den Weg
u eine politiſche Annäherung zu ebnen ein Gedanke, der Eng=
A.d etwas nervös macht, zumal, da die franzöſiſche Preſſe gleich=
etig
behauptet, in der Unterredung zwiſchen Streſemann und
e ation beim Wiederaufbau Rußlands in Verbindung mit einer
Lillektivanleihe erörtert worden. Soweit wir wiſſen, iſt das
aſſch. Es wird richtig ſein, daß bei dieſer Unterhaltung, die wohl
ie geſamte europäiſche Lage umfaßte, der deutſche Außenminiſter
ush auf Rußland zu ſprechen kam, aber die Wendung, die Frank=
ech
dem Geſpräch geben möchte, iſt zweifellos unrichtig. Es iſt
a auch geradezu töricht, wenn jetzt ein Berliner Mittagsblatt
creibt, daß Deutſchland neue Wege ſuchen müſſe, falls man in
dis ſchließlich eine Annäherung an Rußland unvermeidlich ſei. 7
Se plump kann die Diplomatie nicht arbeiten, daß ſie nun plötz=

*Zum Andenken
an Wülheim von Ploennies.
An ſeinem 100. Gebuc:Stag, dem 7. September.

Darmſtadt hat zwar eine Ploenniesſtraße und in der Nähe
eiS Oberwaldhauſes gibt es eine ſehr ſchöne Ploennies=Eiche,
die meiſten Darmſtädter aber wiſſen kaum etwas von ihm.
Drute, an ſeinem 100. Geburtstage, wollen wir deshalb das
urze Erdenleben dieſes großen Darmſtädter Dichters, der,
Denn auch auf anderem Gebiet, wohl nicht minder Bedeutendes
We E. E. Niebergall geſchaffen hat, uberblicken und unterſuchen,
nos er uns noch ſein kann.
Wilhelm Ludwig von Ploenuies iſt am 7. September 182
in Darmſtadt als Sohn des Großh. Medizinalrats Dr. mell.
Anguſt von Pl. und der bekannten Dichterin Luiſe, geb. Leisler,
Emnkelin von Medizinalrat Dr. von Wedekind. Vom Vater hatte
e: als Erbe den ſcharfen, beißenden Verſtand, von der Mutter
dus tiefe, weiche Dichtergemüt mitbekommen. Ein Zuſammen=
ſß
mit einem ſeiner Lehrer gab den Anſtoß, daß ihn ſein Vater
s dem Gymnaſium nahm und ihn ſehr gegen ſeinen Willen
Sieldat werden ließ. Der tiefere Grund wird aber wohl der geweſen
ſen, daß er, der als Gefängnisarzt das Elend der politiſch
Lefangenen kennen gelernt hatte, Angſt hatte, daß ſein ſchwär=
Weriſcher Sohn auf der Hochſchule ſich der Burſchenſchaft au=
ſthließen
und ſo vielleicht für ſein Leben unglücklich oder aber
eirt gemeiner Streber werden uurde. Wilhelm ſchwebte damals
andwig Uhland, der öfter in ſeinem elterlichen Hauſe verkehrte,
9is Vorbild vor, er wollte ſich der Erforſchung des deutſchen
Aitertums widmen und deutſcher Dichter werden. Auch als
A utnant, der er 1847 geworden war, ſetzte er dieſe Studien
lmt, überſetzte die Gudrun gan; vortreiflich und gab ſie mit
ſuinem Freunde Max Rieger (bei Vrockhaus) heraus. Im Verein
Mät ſeinem Schwager J. W. Violf iſt er auch der Mitbegründer
tar heſſiſchen Volkskunde.
Das ſorgloſe Leben mit ſchönwiſſenſchaftlichen Studien
Naurde abgelöſt von den Stürmen der ausbrechenden Revolution.
Aus der Aufführung ſeines Trauerſpiels aus der Zeit in Frank=
ſurt
a. M. mit der Fanny Janauſchek in der Hauptrolle wurde
Nichts. Aus dem ſchwärmeriſchen Jüngling wurde ein charakter=
ſc
ſter Mann. Im Gefecht bei Hemsbach gegen die Freiſchärler
Nurde er ſchwer an der Schulter verwundet, was auch ſein
ſühes Siechtum mitveranlaßt hat. Seit 1852, wo er mit der
A usbildung der Scharfſchützen betraut wurde, ſuchte er nun
Ne maſſenhaft ihm in den Weg tretenden ungelöſten Fragen
der Gewehrwiſſenſchaft von Grund aus zu löſen. Schon 1857
wte er durch verſchiedene Erfindungen ein folches Anſehen,

Donnerstag, den 6. September 1928
lich das Steuer um 90 Grad herumreißen kann und mit Rußland
liebäugeln ſoll. Tatſächlich hat ſich ja auch Deutſchland bisher
alle Möglichkeiten nach beiden Seiten offengehalten, ohne einen Dik Beiſehung vei Opfet ver 4duler
ruſiſchen Rückverſicherungsvertrag. Es iſt aber unverkennbar,
daß Amerika ſich für Rußland ſehr ſtark zu intereſſieren beginnt.
Es iſt klar, daß ſich dabei für Deutſchland auch Möglichkeiten ab=
zeichnen
, die wir ſchon aus Selbſterhaltungstrieb erfaſſen müſſen,
falls England und Frankreich durch ihre Haltung einen Schluß=
ſtrich
unter die Locarnopolitik ziehen ſollten.
dunf nicht abkömmlich ſein und infolgedeſſen Herrn Wels über= Die Oriober=Berſchworung Luſtſchiffahrtsgeſellſchaft, Lefrane, der zuſammen mit dem Han=
gegen
Muſſolini.
Der Prozeß gegen die Familie Zamboni.
EP. Rom, 5. September.
Vor dem außerordentlichen Gerichtshof zum Schutze des
Staates begann heute der Prozeß gegen die Familienangehörigen
des Kuaben Anteo Zamboni, der am 31. Oktober 1926 in Bologna
nach einem Revolverattentat auf Muſſolini gelyncht worden war.
Sein Vater, der Typograph Momolo Zamboni, ſein Bruder
Ludovico und ſeine Tante Virginia Tabarroni werden jetzt der
Mitſchuld an dem Komplott zur Ermordung des Regierungschefs
und der gewaltſamen Aenderung der Regierungsform durch Ver=
ſuch
eines Volksaufſtandes angeklagt. Die Behörden waren einige
Tage vorher vor der Attentatsgefahr gewarnt worden und hatten
alle Vorſichtsmaßnahmen getroffen. Augenzeugen behaupteten
nachher, verſchiedene Perſonen hätten den Attentäter mit Blicken
und Worten ermutigt und unterſtützt oder hätten ihn in der Ab=
ſicht
umſtellt, ſeine Flucht zu erleichtern oder ihn ſofort nach der
Tat umzubringen. Es ſollen Beweiſe vorliegen, daß mindeſtens
zwei Attentäter am Werke waren. Muſſolini ſelbſt hat erklärt,
daß nicht der nachher gelynchte Anteo Zamboni auf ihn geſchoſſen
habe, ſondern ein Burſche mittlerer Größe, der neben Anteo ge=
ſtanden
und den Polizeikordon durchbrochen habe. Andere wollen
geſehen haben, daß Anteo den Aum erhoben und geſchoſſen habe.
In der Wohnung Zambonis wurde ein Revolver derſelben Art
beſchlagnahmt, wie er am Tatort gefunden wurde; in beiden
fehlte von der Ladung je eine Patrone. Obwohl der Bruder
Ludovico behauptet, er ſei am Tage des Attentats nach Mailand
gefahren, will ihm die Polizei die Anweſenheit in Bologna nach=
weiſen
können. Sie betrachtet ihn als den zweiten Attentäter.
Als geiſtige Urheber des Anſchlages werden der Vater und die
Tante des Angeklagten angeſehen, beide glühende Anarchiſten.
Beſonders die Tante beherrſchte geiſtig die ganze Familie. Die
Polizei nimmt daher an, daß das Attentat in der Familie Zam=
boni
ausgeheckt worden ſei. Ludovico iſt auch des vorbedachten
Mordverſuches an Muſſolini, ſein Vater und ſeine Mutter ſind
der Beihilfe dazu angeklagt.
Im Verhör beſtritt der Vater jede Mitwiſſerſchaft und Teil=
nahme
am Attentat. Während des Umzuges für Muſſolini habe
er gearbeitet. Er habe nie geglaubt und glaube auch jetzt nicht,
ſtätigte er, idealiſtiſcher Anarchiſt zu ſein, zugleich aber auch Fas=
eiſt
, da dieſe Anſchauungen ſeiner Anſicht nach identiſch ſeien. Er
darauf, daß er am Tage des Attentats in Mailand und nicht in
Bologna geweſen ſei. (Die Verhandlung dauert noch an.)
Verwaltungsreform in Italien. Noch mehr
Fascismus.
In einem Artikel der Zeitſchrift Gierarchia kündigt Muſſo=
lini
eine vollſtändige Aenderung in dem Syſtem der Probinzver=
waltungen
an. An die Stelle der wählbaren Provinzräte tritt ein
von der Regierung durch Dekret ernennbares Rektorat mit einem Perſönlichkeiten gekommen. Poiuearé erklärte, daß Loucheur die
i Verſtimmung aus der Verhaftung der deutſchen Ingenieure Präſes an der Spitze. Dieſer vereinigt die Beſugniſſe der Pro= von ihm übernommenen großen Aufgaben des Wohnungsbau=
vinzdeputation
und ihres Präſidenten auſ ſich. Die Sitzungen programms zu Ende führen müſſe. Eine andere Beſetzung des
des Rektorats ſind nicht öffentlich, doch werden ihre Beſchlüſſe
bekanntgegeben. In der Begründung betont Muſſolini, die
fasciſtiſche Regierung vertrete die ganze Perſönlichkeit des den, das von ſo bielen Miniſtern ſeit Ende des Krieges in An=
Liincaré ſei von Streſemann auch eine franzöſiſch=deutſche Coo= Staates und ſei nicht mehr wie bisher ein auf die Willkür des griff genommen worden ſei. Nachdem dieſe Kandidatur für die
Parlaments angewieſenes Vollzugswerkzeug, ſondern politiſch
verantwortlich und ſelbſtändig. Das Volk werde bei den kommen=
den
Wahlen über dieſe Regierungsreform zu entſcheiden haben.
Muſſolini hat die ehemaligen Parteiſekretäre und
fasciſtiſchen Abgeordneten Sanſanelli, den Direktor der
Tribung. Forges Davanzati, und den bekannten fasciſti=
Hanf in der Räumungsfrage keinen Schritt weiter komme und ſchen Draufgänger Farinacci in den Großen Rat der Miniſteriums nach der radikalen Seite hin nichts wiſſen. Poin=
ſeine
Arbeiten wieder aufnehmen wird.

daß er als Sachverſtändiger nach St. Petersburg zur Einfüh=
rung
eines neuen Gewehres berufen wurde. Durch die Machen=
ſchaften
ſeines Mitbewerbers drang er aber mit ſeinem Stern=
geſchoß
nicht durch und kehrte enttäuſcht und krank nach Hauſe
zurück. Da er infolge des zunehmenden Knieleidens kein Pferd
mehr beſteigen konnte, mußte er ſich 1882 als Hauptmann in den
Ruheſtand zurückziehen. In dieſer unfreiwilligen Muße faßte
er ſeine Forſchungen zuſammen in dem mehrbändigen Werk:
bis 1871. Nach dem einſtimmigen Urteil von Fachmännern, hatte man ſich für geſtern abend einen berühmten Soliſten ver=
General v. Herget u. a. muß das Werk nach Inhalt und
Form als klaſſiſch bezeichnet werden. Es iſt in ſämtliche Kul=
zurſprachen
, auch ins Japaniſche, überſetzt. Er wollte noch ein
Wierk: Die Reform des Kriegsweſens im Geiſte
lage zur Augsburger Allgem. Leitung 126671 erſchienen.
Zum Schluß noch einige Worte über Ploennies als Dichter!
Es ſind eigentlich nur Brocken, die von dem Tiſch des Reichen
eben erwähnten Trauerſpiel aus der Zeit hat er noch eine
Komödie der Lügen geſchaffen, das in der Vereinigten Geſell=
ſchaft
mit großem Beifall aufgeführt wurde.
der Knopf: Leben, Wirken und Ende weiland Sr. Exz. des
berfürſtl. Winkelkramiſchen Generals der Inf, Frhrn. Lebe=
recht
vom Knopf. Der erſte Aulaß dazu iſt der Tod ſeines
Fteundes und militäriſchen Vorbildes, des Hauptmanus J.
Königer, der in dem Gefechte von Fronhofen (=Jammer= was ihm ſtärkſten Beifall eintrug. Er brachte dann das Schmuck=
feld
im Kampf) am 13. Juli 1r66 ſiel. Im tiefſten Jnnern
von der Tragik ergriffen, wollte er ihm ein Denkmal ſetzen,
dauerhafter als eins von Erz und Stein. In dem Hauptmann
Srreblich genannt Vergeblich, ſchildert er ihn in ſeinem vergeb=
lichen
Kampf gegen das Gamaſchentum. Man könnte dieſe mentes, dem nur klare, ſichere Töne, zu feiner Melodik gebunden,
lumoriſtiſch=ſatiriſche Dichtung großen Stils bezeichnen als das
Grablied auf den Deutſchen Yund und ſeine Kriegsherrlichkei= Beifall, der äußeren Ausdruck in Blumen fand, war verdient,
ten. Der Dichtung fehlt manches zur Vollendung. Man muß
aber bedenken, daß der Dichter ſchon ſchwer krank damals war,
Uns mag genügen, daß kein geringerer als Wilhelm Raabe, wundervoll geſpielt, war dankende Zugabe. Vom Rhein zur
den Ausſpruch tat, der Knopf wäre bei jeinem Er= Donau, ein Liederpotpourri von M. Röhde, beſchloß den zweiten
ſcheinen eine Tat geweſen. Die Dichtung, die das Leben Teil.
und Treiben unſerer Stadt in der erſten Hälfte von dem vorigen
Jahrhundert getreu widerſpiegelt, wird noch geleſen, wenn ſämt= Manneswort, dem der temperament= und gefühlvolle Czardas
liche literariſche Modegötzen den Papiertod geſtorben ſind.
Wilhelm von Ploennies erlebte noch die deutſchen Siege
den 1870/71, die er in prächtigen Volksballaden beſang, dann
aber erloſch ſein nur noch ſchwuches Lebenslicht am 21. Auguſt ſodie, Liſzt nachempfunden, ſollte man öfter ſpielen, ſie iſt ſehr
K. Noack.
171.

Seite 3
Flugzeug=Kataſtrophe.
Bokanowſkis Beiſetzung auf dem Friedhofe
Mon Marte.
Paris, 5. September.
Heute vormittag iſt in Paris der Direktor der Internationalen
delsminiſter Bokanowſki, dem Flugzeugunglück bei Toul zum
Opfer gefallen iſt, beigeſetzt worden. Den Beiſetzungsfeierlich=
keiten
wohnte ein Vertreter des Präſidenten der Republik bei,
ebenſo ein Vertreter des Marineminiſters, der mit der Führung
des Luftfahrtweſens betraut iſt. Die Beerdigung des Piloten
Hanin, deſſen Leiche heute in Straßburg angekommen iſt, wird
morgen in Schirmeck ſtattſinden. Morgen werden auch in der
Ortſchaft Le Bourget die beiden anderen Opfer der Kataſtrophe,
der Monteur Ridal und der Funker Willins, beſtattet werden.
Heute vormittag wurde die Leiche des auf ſo tragiſche Weiſe
verunglückten, franzöſiſchen Handelsminiſters. Bokanowſki nach
dem Friedhof Montmartre überführt. An der Beiſetzung nahmen
alle ſtaatlichen und ſtädtiſchen Behörden teil. An der Spitze des
Zuges marſchierte, ein Infanterie=Bataillon mit Fahnen und
Muſik. Es folgte dann eine Flieger=Kompagnie. Die Straßen
waren umſäumt von einer dichten Menſchenmenge. Hinter dem
Sarge gingen außer den Angehörigen und perſönlichen Freunden
des Verſtorbenen zahlreiche Vertreter der Regierung und der
Diplomatie. Unter den fremden Botſchaftern bemerkte man auch
den deutſchen Botſchaſter v. Hoeſch. Unter den reichen Blumen=
arrangements
fielen beſonders zwei Kränze der deutſchen Regie=
rung
und der deutſchen Botſchaft in Paris auf. Frau Bokanowſki
erlitt, als ſie ſich dem Trauerzug anſchloß, einen Ohnmachtsanfall,
der jedoch nur kurze Zeit dauerte. Geſtützt von ihrer Schwägerin,
beſtieg ſie dann ein Automobil. Sämtliche Miniſter mit Aus=
nahme
Briands, der zurzeit in Genf weilt, gaben ihrem toten
Kollegen das letzte Geleit, außerdem auch zahlreiche Parlamen=
tarier
, ein Vertreter des Präſidenten Doumerque, viel auslän=
diſche
Diplomaten ſowie ein nach Tauſenden zählendes Publikum.
Die Beiſetzung erfolgte in der iſraelitiſchen Abteilung des Mont=
martre
=Friedhofes, und zwar ohne religiöſen Beiſtand. Wegen
der Enge der zum Friedhof führenden Wege wohnten der eigent=
lichen
Beiſetzung nur die Mitglieder der Familie des Verſtor=
benen
und einige intime Freunde bei. Entſprechend einem Wunſch
des Verſtorbenen, iſt keine Rede gehalten worden.
Bokanowſkis Nachfolge.
EP. Paris, 5. Sept.
Der franzöſiſche Miniſterrat iſt heute nachmittag im Finanz=
daß
ſein Sohn das Attentat ausgeführt habe. Auf Befragen be= miniſterium unter dem Vorſitz von Poincaré zuſammengetreten.
Das ausgegebene Communigus erhlärt lediglich, daß die durch
den Tod des Handelsminiſters Bokanowſti geſchaffene Lage ge=
Der angeklagte Bruder des Gelynchten, Ludovieo, beharrt prüft wurde. Der nächſte Miniſterrat wird am 14. September
zuſammentreten. Wie wir erfahren, wurde heute die Gründung
eines Luftſchiffahrtsminiſteriums ins Auge gefaßt, ja ſogar im
Prinzw beſchloſſen. Der frühere Unterſtaatsſekretär
für die Luftſchiffahrt, Laurant=Eynae, dürfte
dererſte Luftſchiffahrtsminiſter werden. Der end=
EP. Rom, 5. Sept gültige Beſchluß wird erſt im Miniſterrat vom 14. September ge=
faßt
, ebenſo auch über die Nachfolge Bokanowſkis. Im heutigen
Miniſterrat iſt man zu keiner Einigung über die vorgeſchlagenen
Arbeitsminiſteriums würde dieſes Programm neuerdings gefähr=
Nachfolgeſchaft Bokanowfkis erledigt war, forderten die radikalen
Miniſter ſehr gebieteriſch, daß einer ihrer Parteileute wenigſtens
eines der beiden Miniſterien erhalte. Sie ſchlugen Dumesnil
vor, der während des Krieges bereits einmal Unterſtaatsſekretär
für Luftſchiffahrt war. Die rechtsſtehenden Miniſter, beſonders
Marin und Tardieu, wollten aber von einer Erweiterung des
Fasciſtiſchen Partei berufen, der am 17. September caré iſt aus politiſchen Erwägungen heraus einer derartigen
Löſung gerade nicht abgeneigt.

Maſſenkonzert in der Feſthakle.
Der Ortsverein Darmſtadt des Reichsbundes ehemaliger
Militärmuſiker veranſtaltete geſtern abend ſein drittes großes
Vereinskonzert in der Feſthalle. Zwar war die Rieſenhalle nicht
ſo überfüllt, wie an den vorangegangenen Abenden, aber ſie war
gut beſetzt, was für Darmſtadt angeſichts der dritten Wieder=
Studien über die gezogene Feuerwafſe der Infanterie 1862 holung viel heißen will. An Stelle eines berühmten Dirigenten
ſchrieben, den Piſtonvirtuoſen Fritz Braum, der ehedem dem
Berliner Philharmoniſchen Orcheſter angehörte und außerdem
einen Dirigentenwettbewerb veranſtaltet: die drei Teile des
Programms wurden vom Vereinsdirigenten G. Greilich, Ober=
der
Zeit ſchreiben. Vorſtudien dazu ſind in der Bei= muſikmeiſter M. Weber und Obermuſikmeiſter Rühlemann
geleitet.
Der Vereinsdirigent Herr Gg. Greilich eröffnete den Abend
mit einer eigenen Kompoſition, dem ſchneidig geſpielten Marſch
fielen. Gelegenheitsdichtungen im beſten Sinn. Außer dem Mein Schleſierland‟. Eine wirklich gute Marſchkompoſition im
ſtrengen Rhythmus und in der Klangfärbung von eigener Erfin=
dung
. A. Seidels Fantaſie auf Wagners Siegfried und Krem=
ſers
Alt=Wien=Walzer beſchloſſen den erſten Teil, der, wie auch
Die bedeutendſte, wenn auch nicht vollendetſte Dichtung iſt der weitere Verlauf des Abends, gutes Können und ausgezeich=
nete
Orcheſterdiſziplin offenbarte.
Mathias Weber, beifallbegrüßt, der unentwegt Tempera=
mentvolle
, des rheiniſch Blut ſich nie verleugnet, eröffnete ſeinen
Teil mit der Ouverture zu Roſſinis Tell, ohne Blatt dirigiert,
ſtück des Abends, eine Rheiniſche Fantaſie, in der Fr. Braum
das Cornet a Piſton=Solo blies. Fabelhafte Technik, gutes muſi=
kaliſches
Können und ſympathiſches Einfühlen einen ſich bei
dieſem Virtuoſen mit ſouveräner Beherrſchung ſeines Inſtru=
entſtrömten
, wenn ihm auch Uebermüdung anzumerken war. Der
Mathiags Weber fand ſeinen Meiſter. (Er iſt ja ſelbſt Piſton=
Soliſt beſter Qualität.) Gern hab’ ich die Fraun geküßt
A. Rühlemann brachte eingangs E. Pollacks Marſch Ein
aus der Oper Der Geiſt des Wojewoden von L. Großmann
folgte. F. Pfitzingers Rhapſodie über eine luſtige bayeriſche
Volksweiſe beſchloß den ſehr intereſſanten Abend. Dieſe Rhap=
originell
und wirkſom.

[ ][  ][ ]

Nummer 243
Donnerstag, den 6. September 1928
Seite 4

Jede einzelne unserer 10 Abteilungen
bringt Spitzenleistungen!

Unsere Läger:

a) Seiden- und Kunstseidenstoffe
b) Velour, Waschsamte, Vel.-Chiffon, Plüsch
c) Wollstoffe (neu)
d) Voils
e) Spitzen, Modewaren, Bänder
7) Strümpfe
9) Damen- und Kinderhüte (neu)
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Solgelntäde
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[ ][  ][ ]

Nummer 248

Donnerstgg, den 6. September 4928

Aus der Landeshauptſtadt.
Darmſtadt, 6. September.
Hin gefährlicher Irrtum bei der Pilzaufklärung.
Immer wieder taucht bei der volkstümlichen Pilzaufklärung der
röährliche Irrtum auf, daß die Giftpilze mit unangenehmem Geruch
deer Geſchmack behaftet ſein müßten und dadurch vor dem Genuß ab=
cecken
. Auch in Ullſteins Sonderheft Nr. 12 finden wir folgenden
5r tz: Eine Koſt= und Riechprobe iſt immer zu empfehlen; gute Pilze
ichen und ſchmecken angenehm, ungenießbare riechen dumpf und ſchmek=
eir
ſchlecht oder ſcharf Eine ſolche Aufklärung kann tatſächlich
elbensgefährlich werden. Nach ſolchen Geſichtspunkten dürfen
eTze niemals geſammelt werden; Vergiftungen und Todesfälle ſind
mausbleiblich. Nur was man ganz genau als eßbar kennt, darf zum
Arnuß geſammelt werden. Gerade der grüne Knollenblätter=
1z= unſer gefährlichſter Giftpilz, der die meiſten tödlich
Bgehenden Vergiftungen verurſacht, hat weder unangenehmen Geruch
urh abſtoßenden Geſchmack; dieſer furchtbarſte Schädling riecht ſüßlich,
ues von manchen Menſchen als angenehm, von anderen als etwas wider=
ja
==ſüßlich bezeichnet wird. Auf keinen Fall ſchreckt dieſer ſüßliche Ge=
urh
unbedingt vor dem Genuß zurück. Zum groben Vergleich ſei nur
die ſtark ſüßlich duftenden Liguſterblüter erinnert, dem einen ein
jHlicher Duft, dem anderen widerlich, je nach der perſönlichen Veran=
g
ung. So gibt es bei uns noch eine Anzahl von Giftpilzen, die ihre
Fährlichkeit nicht im geringſten durch irgend welchen unangenehmen
zrruch oder Geſchmack verraten. Im Gegenſatz dazu gibt es eine ganze
4fihe von beſten Speiſepilzen, die irgendwie unangenehm riechen oder
c necken. Es ſei nur an den üblen Heringsduft des Brätlings und an
en mehr oder weniger ſcharfen bis pfeffrigen Geſchmack des Eier=
4 vammes (Pfefferling, Pfifferling) und des köſtlichen Reizkers erin=
nt
, die den Unkundigen nach obiger Regel ſicher vom Genuß abſchrek=
er
müßten. Nur genaue Pilzkenntnis ſchützt vor Vergiftung.
ſech Koſt= und Riechprobe allein Pilze zu beurteilen, zu ſammeln und
u verſpeiſen, heißt, mit Sicherheit dem Tode durch Pilzvergiftung in
i. Arme zu fallen. Jegliche Auskunft über Pilze erteilt die Deut=
we
Geſellſchaft für Pilzkunde, Darmſtadt.
(Um Nachdruck wird gebeten!)
Ernannt wurden: Am 13. Auguſt: der Lehrer Johann Frey
u Bechtheim, Kreis Worms, zum hauptamtlichen Fortbildungsſchul=
rer
an der Fortbildungsſchule zu Horchheim (Kreis Worms) und Um=
urend
. Am 21. Auguſt: der Kommunalforſtwart Philipp Keil zu
5. ttenrod arf Grund des Artikels 4 des Geſetzes über die Ermächtigung
e Staatsregierung zur Neuregelung der Dienſtbezüge der Kommunal=
r
ſtwarte ſowie zur Neueinteilung der Förſtereien vom 30. Juli 1920
Aer Vorbehalt der Negelung der Dienſtaltersfolge vom 1. Auguſt 1928
zum Förſter der Förſterei Beuern.
Der Evangeliſche Landeskirchentag tritt am Dienstag, 25. Sept.,
u einer Tagung zuſammen, die ſich auf einige Tage erſtrecken wird.
A Montag, 24. Sept., nachmittags, finden Gruppenſitzungen ſtatt.
Ein 25jähriges Jubiläum im Dienſte der chriſtlichen Nächſtenliebe.
Smstag, den 8. September, (Maria Geburt) feiert die Schweſter
Drtivus vom Kloſter der Barmherzigen Schweſtern in Darmſtadt,
Nder=Ramſtädter Straße, ihr 25jähriges Profeßjubiläum. Während
die ſer 25 Jahre iſt Schweſter Dativus 19 Jahre in der ambulanten
2aankenpflege in Darmſtadt tätig und ſteht ſomit bei ſehr vielen Darm=
tDter
Familien ohne Unterſchied der Konfeſſion in guter Er=
mierung
. Was das heißt, ſo viele Jahre, bei Tag und Nacht, am
Kyankenbette zu weilen, Kranke zu pflegen und zu tröſten in aufopfern=
d
Liebe und völliger Gemeinnützigkeit, das läßt ſich in ein paar kur=
er
Sätzen nicht ſagen. Schweſter Dativus ſei zu ihrem Jubiläum beſtens
untuliert und auch zugleich gedankt für ihre große Liebestätigkeit im
2zenſte der kranken und leidenden Mitmenſchen. Möge es der Jubi=
a
in vergönnt ſein, auch das goldene Jubiläum in Darmſtadt feiern
zu. können.
Heſſiſches Landestheater. Heute Donnerstag werden an der
5r uptkaſſe in der Zeit von 814½ Uhr die Mietkarten für die
Däeter der Anfangsbuchſtaben MR ausgegeben. Die Mieter der An=
angsbuchſtaben
SZ können die Mietkarten morgen Freitag in Emt=
ang
nehmen, ebenſo die Mieter der Anfangsbuchſſtaben AL, die für
2zenstag und Mittwoch aufgerufen waren, jedoch ihre Karten noch nicht
ilseholt haben.
Die Konzertmietkarten liegen für alle Konzertmieter zur
ATholung bereit. Die Konzertmieter können ſich heute ihren Miet=
ulrtz
für das Eröffnungskonzert am Sonntag vormittag ſichern.
Heute beginnt an der Tageskaſſe des Großen Hauſes der Vor=
vskauf
für die erſte Vorſtellung ber Spielzeit, die der Miete E zu=
gereilte
, von Generalintendant Eber geleitete Neuinſzenierung des
on Carlos,
* Darmſtädter Künſtler auswärts. Kapellmeiſter Berthold
jander hat an ſeinem neuen Wirkungsort ſehr freundliche kritiſche
Baurteilung gefunden. U. a. ſchreibt die Braunſchweiger Landesztg.
lät der muſikaliſchen Leitung ſtellte ſich der neuverpflichtete Kapell=
m
iſter Sander vor. Der erſte Eindruck iſt ſehr günſtig und berechtigt
zu. der Annahme, daß dem Landestheater eine agile und gewandte Per=
ſörilichkeit
gewonnen wurde. Der Einfluß auf den Chor iſt jetzt ſchon
uverkennbar. Sander bemühte ſich eifrigſt, die Chorſätze ſouverän zu
ficren. Vorteilhaft kommt die Präziſion aller Einſätze, die originelle
Behandlung dynamiſcher Feinheiten und zielbewußtes, energiſches Ab=
mrnken
zur Geltung. Es ſcheint mir, daß Sander der an einigen Stel=
ſeir
frappierend deutlichen Ausſprache ſtarkes Intereſſe zuwendet. Außer=
dean
beſtand zwiſchen dem Leiter und dem Chor erfolgreicher geiſtiger
Kontakt. Die Bewegungen ſind weich, flüſſig, entbehren aber nicht
des eindeutigen rhythmiſchen Zuges. Das Orcheſter wird mit größter
Amfmerkſamkeit für klangliche Schattierungen behandelt und der Bühne
gegenüber ſtets auf erforderlichen Ausgleich eingeſtellt. Kapellmeiſter
Eander, über den hoffentlich recht oft geſchrieben werden kann, iſt für
ds Landestheater eine Breicherung. Der Braunſchweiger Allgem.
Amzeiger ſchreibt: Das Urteil über den muſikaliſchen Führer fällt im
al=gemein günſtig aus; er iſt kein jugendlicher Neuling am Dirigenten=
pülte
, ſondern erwarb ſich jedenfalls in jahrelanger Praxis Uebung
ud Sicherheit. Seine energifche, ſelbſtbewußte Natur zwang allen
Mitwirkenden ſofort den eignen Ausdruckswillen auf, mit der Landes=
theaterkapelle
war die geiſtige Verbindung ſchon während der Ouver=
tme
trotz des für den Biedermeier Lortzing reichlich geſteigerten Zeit=
naßes
hergeſtellt. Zwiſchen den Sängern und der Begleitung erzielte
A. Sander bald die nötige Genauigkeit, dabei geſtättete er innerhalb
dss ſtreng begrenzten Rahmens jedem die Freiheit des Ausdrucks und
drr perſönlichen Geſtaltungskraft, dämpfte und tönte ſtets ſo ab, daß
d Stimmen die Oberhand behielten, und durch die richtige Verſchmel=
zung
des vokalen mit dem inſtrumentalen Element ein reizvoller Wehl=
tlang
entſtand. Unter dem ſicher geführten, leicht ſchwingenden Takt=
ſtock
gewann alles ein jugendlich friſches, ausdrucksvolles Geſicht. Wich=
ti
, ſogar notwendig für den perſönlichen Erfolg des Dirigenten ſind
d2 Aeußerlichkeiten, die das Auge ebenſo wie das Ohr des Hörers an=
Aenehm berühren müſſen. B. Sander lenkte die Aufmerkſamkeit nur
weit es nötig war, auf ſich ſelbſt, er bezeichnete faſt ausnahmslos
hir die guten Taktteile, verzichtete grundſätzlich auf das beliebte Aus=
alen
der Klangfiguren oder auf geiſtreiche Andeutungen beſtimmter
Efinzelheiten; umſpannte jedoch das Ganze, jeden Satz einheitlich ge=
ſtaltend
. Infolgedeſſen folgte das gut beſetzte Haus der Vorſtellung mit
ſo chlicher Teilnahme.
Darmſtädter Sezeſſion. Auf Grund eines engeren Wettbewerbs
der Stadt Oberhauſen im Rheinland wurden dem Bildhauer
4.: Antes=Darmſtadt zwei überlebensgroße Steinfiguren für den
mathaus=Neubau in Auftrag gegeben. Die Figuren ſtellen Arbeit und
2Birtſchaft dar. Die Gipsmodelle ſind bereits vollendet und werden in
der Herbſtausſtellung der Intereſſengemeinſchaft fortſchrittl. Künſtler

meeſſens auf der Mathildenhöhe zur Ausſtellung gebracht.
Liederabend im Kleinen Haus. Am Montag, dem 10. d. M.,
usends 8 Uhr, findet im Kleinen Haus ein von Peter Schäfer veran=
ſtulteter
Liederabend ſtatt. Der Künſtler hat ſich wiederum ein präch=
ges
Programm Schuberts Winterreiſe gewählt. Welcher Freund
afſiſcher Muſik kennt ſie nicht, die herrlichen Schöpfungen des größten
uer Liederkomponiſten, Schubert. Die Begleitung hat Profeſſor
Tiedr. Noack übernommen. Wie ſehr dieſes Konzert begrüßt wird,
weiſt die rege Kartennachfrage. Karten im Vorverkauf bei Chriſtian
Irnold am Weißen Turm.
Männerverein der Johannesgemeinde. Wir machen hiermit un=
Ere Mitglieder und Freunde darauf aufmerkſam, daß wir am Sonntag,
En 2. September, abends um 8 Uhr, im Gemeindehaus Kahlertſtr. 26,
inen Albrecht=Dürer=Abend mit Lichtbildern veranſtalten,
ve dem Herr Pfarrer Koehler ſprechen wird. Auch wir haben es uns
* Aujgabe gemacht, in dem Dürer=Jahr des großen Meiſters zu geden=
*E und laden wir daher alle Freunde der Dürerſchen Kunſt hiermit
Um recht vielen die Teilnahme an dem Abend zu ermöglichen, iſt
E Lintrittspreis für numerierte Karten auf 50 Pf. und 1 Mk. feſt=
ebt, und ſind die Karten bei Papierhanolung Paul, Wendelſtadt=
Aße, und der Werkſtube Glock=Orth, Saalbauſtraße A, im Vorverkauf

Butih Der Reſt, ſoweit vorhanden, an der Abendkaſſe.

Seite 8

Ein Blick hinter die Kuliſſen.

ws. Sagen wir korrekterweiſe vor und hinter die Kuliſſen. Des
Landestheaters nämlich, durch das geſtern nachmittag ein kurzer Preſſe=
rundgang
unternommen wurde. Unter der liebenswürdigen Führung
des Herrn Dr. Sander wurden die techniſchen Anlagen und die an
ihnen in letzter Zeit vorgenommenen Aenderungen beſichtigt. Nach=
dem
im Laufe des letzten Jahres das Theatev von außen neu herge=
richtet
wurde, iſt man jetzt daran gegangen, wenigſtens die notwendig=
ſten
Verbeſſerungen im Innern auszuführen. Der in ſeinem bisheri=
gen
Zuſtand alles andere wie einladend wirkende Eingang konnta lei=
der
noch nicht freundlicher geſtaltet werden. Jedoch beſteht die Abſicht,
durch Aufſtellen von Spiegeln und Belegen der Aufgangstreppen mit
Läufern dieſem Mangel abzuhelfen. Begrüßenswert iſt es, daß die
beiden Lichtreklamen, die recht wenig in die Atmoſphäre des Muſen=
tempels
hineinpaßten, verſchvunden ſind. Im Zuſchauerraum ſelbſt
hat ſich recht wenig verändert, nur iſt für die Orcheſterſeſſel der Spiel=
raum
verbreitert und dadurch das Sitzen angenehmer gemacht wor=
den
. Der Orcheſterraum ſelbſt hat ſtatt des alten Holzfußbodens einen
neuen feuerſicheren Fußbelag erhalten. Es bliebe noch zu erwähnen,
daß die Seitenzugänge zum Zuſchauerraum einen neuen Anſtrich er=
halten
haben. Iſt ſo vor den Kuliſſen nicht allzuviel verändert wor=
den
, ſo hat man verſuht, die teilweiſe in einem deſperaten Zuſtand be=
findlichen
Räume hinter ihnen praktiſcher und, ſoweit das überhaupt
möglich iſt, auch angenehmer auszuſtatten
Bei der Unmenge des aufgeſtapelten Materials ſämtliche Requi=
ſiten
zu allen irgendſvann aufgefuhrten reſp. aufzuführenden Schau=
ſpielen
und Opern wenden aufbewahrt iſt gute Ueberſichtlichkeit
und klare Rqumanordnung das Notwendigſte. Die in großen Räumen
aufbewahrten Garderoben, Kubiſſen und was ſonſt dazu gehört, ſind
regiſtriert, und über ſie werden in einem beſonderen Raum, der Ma=
terialverwaltung
, genaue Liſten geführt. Mit der Unmenge aufgeſpei=
cherten
Materials aber iſt es nicht getan, denn immer kann nun ein
Bruchteil deſſen, was früher einmal zu einer Vorſtellung benutzt wurde,
wieder verwendet werden. Gerade auf dem Gebiese der Theaterinſze=
nierung
macht der neue Stil gebieteriſch ſeine Rechte geltend. So
müſſen manchmal für neueinſtudierte Vorſtellungen ſämtliche Koſtüme
und Kuliſſen auch neu angefe tigt werden. Das geſchieht in den großen
eigenen Werkſtätten. Während man früher, namentlich für die Her=
ſtellung
der Kuliſſen, hieſige Firmen beauftragt hat, iſt man jetzt ganz
dazu übergangen, alles in eigener Regie herzuſtellen. Wichtig ſind hier
ror allem die Schceinerwerkſtätte, in der die Rahmen der Kuliſſen, und
die Malerwerkſtätte, in der ihre Bemalung hergeſtellt werden. Aber
ſchließlih: ein Theaterſtück jegliher Art beſteh: aus mehr als ſ hön be=
malten
Kuliſſen: Die Künſtler muiſſen einſtudiert und eingekleidet wer=
den
, ehe ſie auf die berühmten Bretter, die die Welt bedeuten, treten.

All das, was dazu gehört, die Herren= und Damenſchneiderei, die An=
probierräume
die Orcheſterprobezimmer, die Räumlichkeiten für die
Proben der Statiſten und Soliſten, fie alle liegen hinter den Kuliſſen,
und überall wird fleißig gearbeitet. Sollen, wie i dieſer Spielzeit,
etwa 70 Stücke neu herausgebracht werden, ſo bedeutet das eine große
Anſpannung aller techniſchen und künſtleriſchen Kräfte, deren Arbeits=
leiſtung
dann das Publikum in der Aufführung zu ſehen bekommt. Neu
hergerichtet und einem ſehr dringenden Bedüirfnis Rechnung tragend,
ſind die Badeeinrichtungen, für die Soliſten ſowohl als auch die große
Menge der Statiſten. Intereſſant iſt noch, daß in ſämtlichen Räumen
eine automatiſche Feueralarmvorrichtung angebracht worden iſt. Ueber=
ſteigt
in irgendeinem Raum die Temperatur das erlaubte Maximum,
ſo löſt die Alarmvorrichtung in der Pförtnerei und auf der Feuerwache
Signale aus, ſo daß jederzeit und rechtzeitig eingegriffen werden kann.
Soweit es die beſchränkten Mittel erlaubven, ſind Verbeſſerungen
angebracht worden, insbeſondere ſind eine Reihe von Räumen friſch
geſtrichen worden. Man hoff, auch weiterhin Neuerungen einführen
zu können, um ſo das Theater auch äußerlich techniſch auf der Höhe zu
halten, auf der z. B. die Beleuhtung ſchon heute ſteht.
Sind die baulichen Veränderungen im Großen Haus nicht allzu
weitgehende, ſo hat das Kleine Haus durch die Neuanlage eines großen
Magazins eine große Erweiterung erfahren, die den geſamten teihniſchen
Betrieb erleichtert, vor allem ſind auch die Magazine des Großen Hau=
ſes
, in denen bisher die Requiſiten für das Kleine Haus mitlagerten,
entlaſtet worden. Aus dem an den Hauptbau des Kleinen Hauſes recht=
winklig
ſich anlehnenden (früheren Shl=)gebäude iſt durch Heraus=
brechen
der Zwiſchenwände und Zwiſchendecken ein großer, überſichtlicher
heller Naum geſchaffen worden, in dem jetzt die notwendigen Mate=
rialien
lagern und jederzeit bequem erreichbar ſind. Außerdom iſt in
dieſen Näumen eine Heizanlage eingerichtet worden, die den techniſchen
und polizeilichen Anforderungen entſpricht. Da die große bauliche Ver=
änderung
anſehnliche Summen Geldes verſchlang, war es nicht möglich,
im Zuſchauerraum weſentliche Aenderungen vorzunehmen. Da das
Kleine Haus ja auch mit gewiſſer Regelmäßigkeit zur Vorführung von
Kulturfilmen benützt wird, ſo hat man den Projektionsapparat vor die
Biihne verlegt und vermeidet auf dieſe Weiſe unangenehme Erſchei=
nungen
auf der Leinwand. Bedauerlicherweiſe war es nicht möglich,
das ſogenannte Foyer des Kleinen Hauſes auch wirklich in ein ſolches
zu verwandeln. Es bleibt jedoch die Hoffnung, daß digs recht bald
geſchehen möge.
Im ganzen ergab ſich bei der Führung doch der Eindruck, daß man
bemüht iſt, nach der techniſchen Seite hin möglichſt viel herauszubolen.
Und ſo darf man hoffen, daß in der kommenden Spielzeit ſich dieſe tech=
ntiſchen
Verbeſſerungen recht ſegensreich auswirken möchten.

Main=Rhein=Gau der Deutſchen Turnerſchaft.
Schmuck=Ehrung und Toten=Gedenkfeier.
Gau=Wanderwart Hch. Müller (T. G.D. 46) hatte für Sonntag, den
2. September, zu einer Gau=Wanderung nach der Burg Frankenſtein
eingeladen. Galt es doch, unſeren verſtorbenen Kreisvertreter Schmuck
zu ehren und unſerer gefallenen Turnbrüder zu gedenken. Für der=
artige
Feiern iſt die Burg Frankenſtein wohl der geeignetſte Treffpunkt
für die Angehörigen des Gaues, denn dort oben, inmitten des herr=
lichen
Hochwaldes, erhebt ſich das Ehrenmal für die im Weltkriege ge=
fallenen
Turnbrüder des Gaues. Ganz wie im Privatleben der Toten=
ſonntag
den abgeſchiedenen Familienmitgliedern gowidmet iſt, will der
Main=Rhein=Gau alljährlich im Spätſommer ſeiner auf dem Felde der
Ehre gebliebenen Turnbrüder gedenken, um ſo mehr, da bekanntlich
die beſten Säulen unſerer Turnſahe geblieben ſind. Deshalb ſchreibt
der Gau=Wanderwart alljährlich eine Wanderung für die einzelnen Be=
zirke
derart aus, daß die Teilnehmer ſpäteſtens um 11 Uhr vormittags
an dem betreffenden Sonntag auf der Burg Frankenſtein einzutreffen
haben. So kamen am Sonntag aus den 5 Bezirken des Gaues weit
über 1000 Turnſchveſtern und Turnbrüder zuſammen, um an der Feier
teilzunehmen. Nachdem all= Teilnehmer ſich einigermaßen geſtärkt
hatten, wurde gegen 11½ Uhr im Schloßhof angetreten. Hier ordneten
ſich die Teilnehmer zu einem Zuge, der unter Vorantritt der Fahnen
linter Füihrung des Gauvertreters Noth ſich nach dem Denkmal bewegte.
Dort angekommen, gruppierten ſich die Fahnen links und reihts vom
Denkmal. Als Einleitung wurde das Niederländiſche Dankgebet gemein=
ſchaftlich
geſungen. Hierauf trat Gauvertreter Roth vor das Denkmal,
um in kernigen Worten derer zu gedenken, die ſo außerordentlich viel
für die Deutſche Turnſache und für unſer geliebtes Vaterland getan
haben. Zu ihrem Gedenken ſenkten ſich die Fahnen. Nunmehr trat die
Gauſängermannſchaft zuſammon und brachnte unter Leitung des Chor=
meiſters
Vetter=Pfungſtadt zwei prächtige Chöre zu Gehör. Hierauf hielt
Gauvertreter Roth ſeine eigentliche, dem Tage angepaßte Rede, die mit
einem dreifachen, mäch ig wirkenden Gut Heil ſchloß. Leider hat die
rauhe Witterung viele Teilnehmer veranlaßt, vorzeitig ſich vom Denk=
mal
zurückzuziehen, um die wärmeren Sonnenſtrahlen aufzuſuchen.
Vicle Fremde konnte man beobachten, die andachtsvoller Stille der Feier
beiwohnten und offen bekundeten, ſo eine ſchöne und doch einfache Feier
in Gottes freier Natur noch nicht erlebt zu haben. Man muß unumwun=
den
zugeſtehen, deß es wirklich eine erhebende Feier war, und daß der
Gau hierm das Richtige getroffen hat. Nach Beendigung des offi=
ziellen
Teils verbrachten die Teilnehmer noch einige frohe Stunden bei
Spiel und Geſang. Als man ſich trennte, war man ſich bewußt, daß
wir Turner uns immer feſter zuſammenſchließen müſſen, um dem Sprich=
wert
Einigkeit macht ſtark in allen Teilen gerecht zu werden. Gut
Heil!

In der Synagoge der iſraelitiſchen Religionsgemeinde, Fried=
richſtraße
, hält Herr. Rabbiner Dr. Bienheim am Samstag, dem
8. d. M., abends 734 Uhr, einen Lehrvortrag über den Inhalt der Ge=
bete
an den hohen Feiertagen.
Handarbeits= und Nähſchule der Barmherzigen Schweſtern in der
Nieder=Ramſtädter Straße 30. Auf den Beginn des diesjährigen Winter=
kurſus
unſerer Näh= und Handarbeitsſchule machen wir hierwit
wiederum aufmerkſam. Mädhen jeden Alters, vom 14. Lebensjahre
an, finden Aufnahme. Für gründliche Erlernung des Kleidermachens,
Weißzeugnähens und aller ſonſtigen einſchlägigen Handarbeiten iſt durch
geprüfte Kräfte gute Gewähr geboten. Auch werden zeitweilig Zu=
ſchneidekurſe
in Kleidermachen und Weißzeugnähen abgehalten. Ein=
tritt
kann jedoch auch jederzeit unterm Jahr erfolgen. Zur Schul=
entlaſſung
an Oſtern möchten wir Eltern und Erzieher jetz ſchon auf
unſere Schule hinweiſen. Der Unterrichr findet jeden Tag, mit Aus=
nahme
Samstags, von 812 und von 28 Uhr ſtatt. Anmeldungen
nimmt jederzeit entgegen die Oberin.
Die Wanderabteilung der Kaufmänniſchen Stenographengeſell=
ſchaft
unternimmt am kommenden Sonntag, 9. Sept., ihre 9. Wan=
derung
, die in das Neckartal führen wird. Abfahrt vorm. 6.57 Uhr
von Darmſtadt Hbf. nach Heidelberg. Von hier aus führt der Weg
über das Heidelberger Schloß, Kohlhof, Neckargemünd, Ziegelhauſen
nach Heidelberg. In Neckargemünd werden wir gemeinſam mit ben
dortigen Stenographen einige gemütliche Stunden verbringen. Es ſind
Sonntagsfahrkarten nach Heidelberg zu löſen. (Fahrpreis 2,70 Mk.)
Für Jugendliche letzter Einzeichnungstag für die Fahrpreisermäßigung
Freitag, 7. September. (Fahrpreis 2 Mk.) Gäſte ſind auf den Wan=
derungen
ſtets willkommen. Die Marſchzeit iſt auf vier Stunden feſt=
geſetzt
. Ruckſackverpflegung. Führer: P. Heiligenthal und Th. Denecke.
Die ungeküßte Eva , eine rizende Schwankoperette, gegen=
wärtig
mit Dauererfolg über zahlreiche Bühnen gehend, wird ab Sams=
tag
hier durch ein gutes Gaſtſpiel=Enſemble aufgeführt. In Magdeburg
fand dieſer moderne Schlager einen beſonders ſtarken Erfolg. Die dor=
tige
Preſſe berichtet darüber u. a.: Endlich einmal 2twas anderes:
Keine unmögliche Situationskomik, keine falſche Sentimentalität, aber
auch keine eindeutigen Zweideutigkeiten, ſondern eine friſche, flotte
Handlung. Und enölih auch einmal eine Operette, in der geſungen
wird. Und nicht nur gejazzt und gekalauert. Eine Operette mit Spiel=
bpercharakter
. Die Muſik ſie ſtammt von Martin Knopf von
einem Charme und Rhythmus, der mitreißt. Und dazu eine Partitur
mit eigenen Noten! Und nicht nachempfunden, was jetzt ſo üblich iſt.
Hübſche und apart gemachte Finales, ebenſo kurzweilig wie repräſen=
tativ
! Die Duette, Terzette: alles ohne Ausnahme von gutem Geſhmack
des Komponiſten zeugend; alles um einige Grade feimer, kultivierter,
muſikaliſcher, als in der üblichen Schwankoperette. Wo Die unge=
küßte
Eda aufgeführt wird? Dies berichten wir morgen!
Vogelsberger Höhen=Club, Zweigverein Darmſtadt. Wie aus
der im Anzeigenteil veröffentlichten Anzeige erſichtlich iſt, findet am
Sonntag, den 9. Sept., die nächſte Wanderung ſtatt. Sie führt
von Reinheim aus über die Nonroder Höhe nach Reichelsheim. Gleich=
zeitig
wird auf den Geſamt=V. H. C.=Herbſtausflug, der am
15. und 16. Sept. nach Laubach unternommen wird, hingewieſen. Zur
Sicherſtellung der Quartiere iſt die Anmeldung bis zum 12. d. M. bei
Mitglied Neudecker, Ernſt=Ludwigſtraße, erforderlich. In anbetracht
des prachtvollen Wetters dürften die Wanderungen ſehr lohnend wer=
den
, und iſt eine rege Teilnahme aller V.HC.er erwünſcht=

Mit dem Ausflugſonderzug der Reichsbahn,
Direition Mainz nach Bad Dürkheim.
Am 9. September d. J. fährt die Reichsbahndirektion Mainz einen
Ausflugſonderzug nach Bad, Dürkheim am Füße des
Hardtgebirges, wo Tauſende alljährlich Ausſpannung, Erholung und
Heilung finden. Auch ohne die bedeutende arſenhaltige Solquelle, die
für Trink= und Badekuren gebraucht wird, iſt die geſunde, ruhige Lage
dieſes Städtchens für Erholungszwecke äußerſt geeignet. Geſellſchafts=
kraftwagen
der Deutſchen Reichspoſt bringen die Ausflügler in die Um=
gebung
des anmutigen Badeortes, nach der ſtimmungsvollen Kloſter=
ruine
Limburg und nach der Ruine Hartenberg, einem architektoniſch
höchſt intereſſanten Bauwerk, ſtumme Zeugen einer bewegten Ver=
gangenheit
. Bad Dürkheim iſt ein Städtchen, das von dem Flüßchen
Iſenach durchſtrömt wird. Es iſt ein Hauptſitz des pfäiziſchen Wein=
baues
und ganz von Weinbergen umgeben. Der Kurgarten, aus einem
alten leiningſchen Schloßpark hervorgegangen, macht einen wohlgepfleg=
ten
Eindruck. Die Dürkheimer Quelle iſt bekannt als eine der arſen=
haltigſten
, die es überhaupt gibt. Auch eine große Salinenanlage zur
Salzgewinnung hat der Badeort, ähnlich den Salinen in Bad Kreuz=
nach
und Bad Nauheim. Den Reiſeteilnehmern an der diesjährigen
Fahrt nach der Pfalz wird inſofern eine beſondere Ueberraſchung ge=
boten
, als gelegentlich des Hauptwurſtmarktes am 9. September ein
größeres pfälziſches Volks= und Weinfeſt auf den ausgedehnten Wurſt=
marktwieſen
abgehalten wird. Näheres über die Fahrt iſt aus den auf
den Bahnhöfen und bei den Mitteleuropäiſchen Reiſebureaus uſw. an=
geſchlagenen
Aushängen zu erſehen. Auch werden während der Fahrt
Handzettel ausgegeben, die über alles erſchöpfende Auskunft geben.

Bühnenvolksbund. Wir empfehlen unſeren Mitgliedern den Be=
ſuch
des Schubertliederabends den unſer hieſiger jugend=
licher
Bariton Schäfer, mit ſeinem Lehrer Profeſſor Dr. Noack am
Flügel, am Samstag im Kleinen Haus des Landestheaters veranſtaltet.
Die Karten werden in unſerer Geſchäftsſtelle, bei Chriſtian Arnold,
am Weißen Turm, ausgegeben. Dort liegt auch die Liſte zur Einzeich=
nung
in unſere Theatergemeinden H und K auf. Unſere ſäumigen
Mitglieder ſeien hieran noch einmal erinnert. Neuanmeldungen
können jederzeit dort erfolgen.
Unglücksfall. Geſtern vormittag gegen ½11 Uhr ereignete ſich
bei Ober=Ramſtadt an der Abzweigung nach Roßdorf ein noch glimpf=
ſich
abgelaufener Unfall. Ein aus Ober=Ramſtadt kommendes Auto
wollte hier nach Roßdorf abbiegen. Eine aus entgegengeſetzter Richtung
auf dem Rade herankommende junge Dame aus Darmſtadt wurde durch
das Herannahen des Autos nervös und ſtürzte vom Rade, während das
Auto glatr an ihr vorbeikam. Durch den Sturz zog ſie ſich einen Unter=
ſchenkelbruch
zu und mußte nach Anlegung eines Schienenverbandes
durch die ſofort herbeigerufene Freiw. Sanitätswache nach dem Stadt=
krankenhaus
verbracht werden.
Lokale Veranſtaltungen.
Die hierunter erſcheinenden Notizen ſind ausſchließlich als Hinweiſe auf Anzeigen zu betrachten,
in keinem Falle irgendwie als Beſprechung oder Kritſt.
Der Club Fröhlichkeit 1891 Darmſtadt begeht am
Samstag, den 8. September, von 8 Uhr abends, ſeine Herbſtfeier. Wie
bei früheren Veranſtaltungen ſo iſt auch diesmal wieder eine ſchöne
Vortragsfolge zuſammengeſtellt. U. a. wird der neueſte dreiaktige Luſt=
ſpielſchlager
Das Hollandmädel zur Aufführung kommen. An die
Vortragsfolge wird ſich ein Herbſttanz anreihen. Karten ſind im Vor=
verkauf
zu 70 Pfg. (an der Kaſſe 1 Mk.) bei unſerem Mitglied Ad.
Skurnik, Ecke Grafen= und Marſtallſtraße, erhältlich. (Siehe Anzeige.)
Die Vereinigung ehem. Jäger zu Pferd 3 Kol=
mar
, Ortsgruppe Darmſtadt, hält amr 28. Oktober 1928 eine Wieder=
ſehensfeier
ab. Es ſind alle Kameraden, welche bei den Eskadronen
14 und 15, ſowie im Regiment und Erſatz=Eskadron gedient haben, herz=
lich
eingeladen. Es wird gebeten, Zuſchriften an Karl Stein, Pan=
kratiusſtraße
1, zu richten. Nähere Mitteilungen ergehen noch.
Auf das Inſerat der Kam. Vereinigung ehem. Heſſ. Garde=
Drag. 23, betr. Familienſpaziergang nach Kranichſtein, im der heutigen
Nummer weiſen wir unſere Leſer beſonders hin.
Wiener Kronenbräukeller. Auf vielſeitigen Wunſch
wird das Streichkonzert des Stadtorcheſters vom 31. Auguſt am Freitag,
dem 7. September, abends 8 Uhr, unter Leitung von Kapellmeiſter W.
Schlupp bei freiem Eintritt wiederholt.
Herrngarten=Café. Heute abend 8 Uhr konzertiert das
Stadtorcheſter unter Leitung ſeines Kapellmeiſters Willy Schlupp nach
einem ausgewählten und reichhaltigen Programm im Herrngarten=Café.
Zelnerkarten haben Gültigkeit.
Briefkaſien.
Jeder Anfrage iſt die letzte Bezugsqulitung beizufügen. Anonyme Anfragen werden
nicht beantwortet. Die Beantwortung erfolgt ohne Rechtsverbindlichkeit.
Dauerabonnent hier. Eine Steuerpflicht beſteht ohne Zweifel. Unter
den von Ihnen ausführlich darzulegenden Verhältniſſen ſollten ſie aber
wegen einer Ermäßigung oder Erlaß der angeforderten Steuer vor=
ſtellig
werden.
W. Sch. Auguſt 1925.
Kleeſtadt. Eine ſolche Kommiſſion iſt uns nicht bekannt. Der
Deutſch=Amerikaniſche Wirtſchaftsdienſt in Berlin NW. 7, Neue Wil=
helmſtraße
14, iſt bereit, die notwendige Hilfe zu leiſten.

Tageskalender für Donnerstag, den 6. September 1928.
Heſſiſches Landestheater, Großes Haus: Geſchloſſen. Kleines
Haus: Geſchloſſen. Orpheum: abends 20 Uhr: Gaſtſpiel Celly
de Rheidt Konzerte: Schloßkaffee, Kaffee Rheingold, Hotel
Schmitz, Waldſchlößchen. Kinovorſtellungen; Helia, Palaſty=
Lichtſpiele, Reſidenz=Thenten.

[ ][  ][ ]

Unſer Stammhalter iſt
angekommen.
Dies zeigen hocherfreut an
Alfred Sütterlin und Frau
Elſe, geb. Belloff.
Mainz, den 4. Sept. 1928.
(14933
Moltkeſtraße 6.

Betriehsingenienr Martin Ragocny
Henne Kaxdc2), geh. Lautenschläger

Dresden
Huttenstr. 14

(23161
Vermählte
Darmstadt, den 6. Sept. 1928.


Heute vormittag 8½½. Uhr beginnt der

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Die glückliche Geburt
eines kräftigen Jungen
zeigen hocherfreut an
Wilhelm Rummel und Frau
Gertrud, geb. Thlerolf.

Nürnberg, den 1. Gept. 1928.
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3.75. die bestir
der Welt.
Vorspiel ohne Kaal
zwang
Prospekte graties

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Wir erfüllen hiermit die traurige
Pflicht, unſere Mitglieder von dem am
3. September erfolgten Ableben unſeres
Ehrenmitgliedes

Herrn Geh. Hofrat

Die Beerdigung unſeres her=
zigen

Anna Elfriedchens
findet nach erfolgter Ueberfüh=
rung
am Donnerstag, den 6. Sep=
tember
1928, nachm. um 3½ Uhr,
auf dem hieſigen Waldfriedhofe
ſtatt.
In tiefer Trauer:
Friedrich Weber u. Frau
geb. Barlach.

Aoſ. B. Nart eis

ord. Profefſor an der Techn. Hochſchule
in Kenntnis zu ſetzen.

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Am 8. September 1928 verſchied
unſer langjähriges treues Mitglied

Profeſſor

Dr. Karl Wirtz

geb. Renner
im Alter von 58 Jahren.
Darmſtadt; den 5. September 1998.
Die trauernden Hinterbliebenen:
Johannes Dörr
und Kinder
und Enkel.
(14243

Verlore
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Freitag abend au.,0
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Karlſtr., Schulſtr. md
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Belohn. abzug. (*22
Luowigsplatz8, 1.

Zurück

Darmſtadt; 5. September 1988.
Die Beerdigung findet Freitag, den
7. Sept., vorm. 11 Uhr, aufdem Alten
Friedhofſtatt, Der Vorſtand,
14244)

Die Beerdigung findet am Freitag, nachm. 3 Uhr, auf
dem alten Friedhof (Nieder=Ramſtädterſtraße) ſtatt.

Erbacherſtr. 8.
(TV. 41165)

Ich zeige meinen Freunden und
Bekannten in tiefſter Trauer das
Ableben meines lieben Bruders

Der neue
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Kragen
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Ulemmt niemals den Selbſtbinder

Geheimer Hofrat
Profeſſor Dr. Karl Birtz
an.
Frau Franziska Kniſpel
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geb. Wirtz.

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Nummer 248

Donnerstag den 6. September 1928

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[ ][  ][ ]

Gt.8

Donnerstag, den 6. September 1928

Aus Heſſen.
Starkenburg.
Arheilgen, 3. Sept. Wohltätigkeitskonzert. Das beab=
ſichtigte
Konzert der Ortsgruppe Arheilgem des Reichsbundes der Kriegs=
beſchädigten
und =hinterbliebenen findet Samstag, den 29. September
d. J., im Gaſthaus Zum goldenen Löwen ſtatt. Bei demſelben wird
die hieſige Orcheſtervereinigung und das Adlerquardett mitwirken.
Der Eintrittspreis beträgt 60 Pfg.
J. Griesheim, 5. Sept. In der am 30. Auguſt ds. Js. ſtattgefun=
denen
Generalverſammlung der Gas= und Elektrizitätswerke Griesheim
A.=G. wurde die Verteilung einer 7½prozentigen Diwidende beſchloſſen.
Der Dividendenſchein Nr. 29 wurde an der Kaſſe der hieſigen Volksbank
mit 75 RM., abzüglich 10 Prozent Kapitalertragsſteuer, alſo mit 67,50
RM., eingelöſt. Wie man hört, ſind in letzter Zeit hier eine ganze
Anzahl Schweine an Rotlaufſeuche eingegangen, die nicht gegen die
Seuche geimpft waren. Da für Tiere, die auf dieſe Weiſe eingehen,
keine Entſchädigung geleiſtet wird, läge es doch im Intereſſe eines jeden
Schweinehalters, daß er ſeine Tiere rechtzeitig impfen ließe. Gefun=
den
: Eine Herven=Strichweſte, drei Kinder=Portemonnaies mit Inhalt,
eine Kindermütze, ein Senſewwurf, eine Sommerioppe und einige
Schlüſſel. Die Gegenſtände können bei der Bürgermeiſterei, Zimmer 1,
in Empfang genommen werden.
J. Griesheim, 5. Sept. Wie unſere Vorkirchweihe ſo iſt auch unſer
Nachkirchweihfeſt, vom ſchönſten Wetter begünſtigt, aufs beſte
verlaufen. Es war ein prachtvoller September=Sonntag, wie man ihn
nach den vorhergehenden Regentagen kaum zu hoffen gewagt hatte.
Der Beſuch von auswärts war weniger zahlreich, wie das an Nach=
kirchweihe
immer ber Fall iſt, trotzdem waren alle Wirtſchaften, beſon=
ders
die, in denen Tanzvergnügen ſtattfanden, recht gut beſetzt, und
auch am Marktplatz herrſchte am Nachmittag reges Leben und Treiben.
Enttäuſchung herrſchte bei unſerer Jugend darüber, daß das Karuſſell,
das über die Vorkirchweihe hier war, nicht auch über die Nachkirchweihe
hier geblieben war und der Inhaber des Platzes nur für einen un=
genügenden
Erſatz geſorgt hatte.
Aa. Eberſtadt, 5. Sept. Spülung des Waſſerleitungs=
netzes
. Mitte dieſer Woche wurde mit der diesjährigem Herbſtſpüilung
des Waſſerleitungsnetzes begonnen. Zuerſt wurde das Gebiete des nörd=
lichen
Ortsteils durchgeſpüilt, dann wurde am darauffolgenden Tage das
Rohrnetz des füdlichem Ortsbezirks vorgenommen. Zu größeven Bean=
ſtandungem
war keine Veranlaſſung. Dieſe Hauptſpülungen finden jedes
Jahr im Frühjahr und im Herbſt ſtatt. Dagegen werden die Endſtücke
des Rohrnetzes an Straßenenden uſw. allmonatlich durchgeſpült.
Aa. Eberſtadt, 4 Sept. An dem Sonderansflugszug der
Reichsbahn nach Baden=Baden, der am Sonntag gefahren wurde, nah=
men
zwiſchen 50 und 60 Eberſtädter Fahrgäſte teil. Es wurde allgemein
begrüßt, daß der Zug in Eberſtadt Halt machte, ſodaß Reiſende von hier
und Pfungſtadt einſteigen bzw. ausſteigen konnten. Es darf der Er=
wartung
Ausdruck verliehen werden, daß auch in Zukunft derartige Züge
in Eberſtadt anhalten.
Aa Pfungſtadt, 5. Sept. Die Stundenlöhne der Ge=
meindearbeiter
. Ueber die Stundenlöhne der Gemeindearbeiter
erhob ſich in der letzten Gemeinderatsſitzung eine längere Diskuſſion. Die
ſſeitherigen Löhne betrugen 70 Pfennig für Arbeiten innerhalb des Ortes
und 80 Pfg. für Leiſtungen außerhalb des Ortes. Während ſeitens eines
Gemeinderates eine Erhöhung auf 85 bzw. 95 Pfg. vorgeſchlagen war,
bvachte die Verwaltung einen Kompromißvorſchlag ein, der eine vor=
läufige
Erhöhung der Stundenlöhne auf 80 Pfg. für Arbeiten im Orte
und auf 90 Pfg. für Arbeiten außerhalb des Ortes vorſah. Dieſer
letztere Antrag, der rückwirkende Kraft ab 27. Auguſt haben ſoll, wurde
einſtimmig angenommen. Die Verbaufszeit in den Ladengeſchäften ſoll
während der kommenden Kirchweihe wie in den Vorjahren geregelt
werden.
Nieder=Beerbach, 4. Sepk. Am Samstag abend deranſtaltete die
Singmannſchaft der Turngemeinde Sprendlingen und ihre Hauskapelle
im Saale Zum Darmſtädter Hof zugunſten des hieſigen Turnvereins
ein Konzert, das ſehr gur gefiel. Die Chöre wurden in vortrefflicher
Auffaſſung mit bewundernswerter Klangſchönheit und Tonfülle, rhyth=
miſch
wie dynamiſch mit beſter Note, vorgetragen und erzielten daher
auch ungetsilten Beifall. Die Sänger können ſich wirklich überall hören
laſſen. Ihr tüchtiger Dirigent, Herr Schmidt=Sprendlingen, iſt die Seele
des Vereins. Selbſt ein guter Sänger, er trug am Flügel einige hübſche
Lieder vor, vermag er Begeiſterung für die Sangeskunſt zu wecken. Die
Hauskapelle (Klavier, 2 Violinen und Cello) hatte ſich ſchwerige Auf=
gaben
geſtellt. Sie löſte ſie vortrefflich und erzielte daher ebenfalls
reichen Beifall. Die Keunſt dieſes Enſembles ſteht auf der Höhe, und ein
Verein, der ſolche uneigennützigen, tüchtigen Kräfte beſitzt, kann ſich glück=
lich
preiſen. Während des Konzerts wurde im Saale kein Getränk ver=
gbreicht
, was jedenfalls zum Gelingen des Abends nicht unweſentlich
beitrug. Nachdem der Turnverein Nieder=Beerbach durch ſeinen Vor=
ſitzenden
den Gäſten den Dank für die ſchöne Veranſtaltung abgeſtattet
hatte, begann der geſellige Teil des Abends, der Sänger wie Publikum
noch einige Stunden in Fröhlichkeit zuſammenhielt.
Ak. Nieder=Ramſtadt, 5. Sept. Am Sonntag, den 9. ds. Mts., ver=
anſtaltet
der hieſige Turnverein, für die Pfleglinge der Epilep=
tiſchen
Anſtalt dahier ein Schauturnem, um damit auch einen Beitrag
zur Erleichterung des traurigen Loſes der armen Krankem zu leiſten.
Sämtliche Abteilungem der aktiem Turnerſchaft werden ſich beteiligen.
Zur Auffüchrung kommen Volkstänze, Reigen, Ballſpiele und Geräte=
übungen
. Die Veranſtaltung beginnt nachmittags 2½ Uhr in den Hof=
räumem
bes Männerhauſes der Amſtalt. Mitglieder, Freunde und
Gönner des Vereins ſind dazu eingeladen. Obſt= und Garten=
bauverein
. Die Mitglieder ſeiew hiermit auf die in der Zeit vom
8. bis 10. ds. Mts. im Gartenbaubetriebe des H. Schulz=Darmſtadt, Er=
bacher
Straße 101, ſtattfindende Dahlienſchau aufmerkſam gemacht. Der
Werein iſt eingeladen und können Intereſſendem von dieſer Einladung
in der gemamten Zeit Gebrauch machen. Die Dahlienſchau iſt geöffnet
vom 920 Uhr. Eintritt frei. Amtliche Mitteilungen. Die
Brandverſicherungskammer macht darauf aufwerkſam, daß in der letzten
Zeit in vevſchiedenem Fällen Brände durch eiſerne Räucherkammern, die
in den Dachräumem umittelbar auf Dechembalben aufgeſtellt worden ſind,
hevvorgerufen wurden. Dies verſtößt gegen die beſtehendem Vorſchriften
über das Aufſtellen von Räuchertöpfen. Die Feuerſtättenbeſichtiger ſind
angewieſen, ihre Aufmerkſamkeit auch dem Zuſtand der Räucherkammern
zu widmen. Das Kreisamt weiſt auf die Beſtimmungen des Art. 39
des Feldſtrafgeſetzbuches hin, wonach mit Geldſtrafen bis zu 30 Mark
oder mit Haft bis zu einer Woche beſtraft werden kann, wer Tauben zur
Saat= und Erntezeit innerhalb des dunh die Ortspolizeibehördem be=
ſtimmten
und öffentlich bekanntgegebenen Zeitraumes nicht eingeſchloſſen
hält.
Roßdorf, 4. Sept. Zur Jahnfeier hatte der hieſige Turnverein
auf Samstag abend eingeladen, und eine Feier im wahren Sinne des
Wortes wurde es, die an der Straße, die nach Beſchluß des Gemeinde=
rats
den Namen Jahnſtraße führen ſoll, abgehalten wurde. Ein ſtatt=
licher
Fackelzug bewegte ſich nach Einbruch der Dunkelheit von der Turn=
halle
nach der neuen Straße, wo ein Muſibvortrag der Kapelle Sauer=
wein
zur Feſtrede des Vereinsvorſitzenden, Lehrer Amann, überleitete.
On ſchlichter, inhaltsvoller Rede ſchilderte der Sprecher dann die Ver=
dienſte
Jahns um deutſches Turnen und deutſches Volkstum und heftete
mit dem altem Turnerwahlſpruch Friſch, fromm, froh, frei das Namens=
ſchild
an ſeinen Pflock. Beim Lodern der zuſammengeworfenen Fackeln
brauſte dann gar mächtig das Lied vom alten Meiſter Jahn zum nächt=
lichem
Himmel, und der große Zapfenſtreich, von Spielleuten und Muſik
trefflich ausgeführt, ſchloß die kurze aber eindrucksvolle Feier. Zur
Nachfeier ſammelte man ſich dann im Saale zur Germania. Treffliche
Muſikvorträge der Kapelle Sauerwein, prächtige Chöre des Geſang=
vereins
Liederkranz, turneriſche Vorführungen und gemeinſame Lieder
wechſelten miteinander ab, und nur gar zu ſchnell verflogen die Stun=
den
und zu früh mahnte die Uhr zum heimgehen.
Groß=Zimmern, 5. Sept. Das 65jährige Jubiläum
des alten Männergeſangvereins 1863, welches mit dem
1. Ga=Kritikſingen des Heſſiſchen Sängenbundes, Gau Dieburg, verbun=
den
war, fand am Sonntag, von ſchönſtem Wetter begünſtigt, ſeinen Ab=
ſchluß
. Die Totengedenkfeier, welche am Samstag abend auf dem Fried=
hofe
ſtattfand, wurde durch die zu Herzen gehende Anſprache der drei
konfeſſionellen Vertreter ganz beſonders feierlich geſtaltet. Ein ſchöner
Fackelzug durch die Ortsſtraßen wurde von dem Ortsvereinen zuſammen=
geſtellt
. Nach Auflöfung desſelben ging man zum Feſtkommers im
Vereinslokal Kaiſerſaal über. Hier trugen Geſang= und Sportvereine,
unterſtützt durch die gur muſizierende Kapelle Reitzel, ihre Leiſtungen
einem Dank ſpendendem Publikum vor. Mit einem Weckruf am Sonn=
tag
Morgen begann das 1. Gau=Kritikſingem des Heſſiſchen Sängerbun=
des
, Gau Dieburg. Dieſes wurde mit einer Anſprache des 1. Gauvor=
ſitzenden
, Herrn K. Steinmetz=Diebuerg, eröffnet. Hier legten alle teil=
nehmenden
Gauvereine ein Zeugnis ihrer geſanglichen Kunſt unter der
Kritik des allſeitig geſchätzten Geſangspädagogen Herrn Kantor Samper=
Darmſtadt ab. Die Schubertehrung wurde durch einen Feſtzug und
einen M ſſenchor auf dem Marktplatz, auf dem die Büſte Schuberts
denkma nrtig e gebaut war, begangen. Hierzu ſprach der Vertreter
des Seſſiſchen Sängerbundes, Herr Moosberger=Darmſtadt. Das Saal=
teufeſt
ſpwie der Jubiläumsball am Abend gaben guch disſer
Feier der Sängervereinigung einen guten Verlauf.

b. Erbach i. O., 5. Sept. Waſſerſpoxrt. Der Erbacher Schwimm=
klub
beſchließt ſeine diesjährige Saiſon durch ein groß angelegtes
Schwimmſportfeſt, das am kommendem Sonntag, den 9. September, nach=
mittags
2 Uhr begimend, im Alexanderhad ſtattfindet. Für die
Freude des Waſſerſportes eine Gelegenheit, wahrhaft gute Leiſtungen
auf dieſem Gebiet bewundern zu können. Schwimmettkämpfe in den
verſchiedenſten Klaſſen wechſeln mit Schauſprüngen und anderen waſſer=
ſportlichen
Darbietungen. Im Mittelpunkt der Veranſtaltung ſteht ein
großes Waſſerballturnier um den Wanderpreis Seiner Erlaucht des Erb=
grafen
zu Erbach, den ſeit dem Jahre 1926 der Frankfurter Schwimm=
verein
verteidigt. Außerdem iſt von der Stadt Erbach ein neuer Wan=
derpreis
geſtiftet, der in dieſem Jahre zum erſten Male ausgetvagen
wird. An den Veranſtaltungen, insbeſondere an den Waſſerballturnie=
ren
, nehmem die nachbenannten erſtblaffigen Vereine teil: Der ſüddeutſche
Waſſerballmeiſter Jung=Deutſchland‟ Darmſtadt, mit dem Olympia=
teilnehmer
und deutſchem Mittelſtreckenmeiſter Friedel Berges, 1: Frank=
furter
Schwimmklub, V. f. L. Rot=Weiß‟ Darmſtadt, Hellas, Hanau.
In den Schwimmwettkämpfem allein treten die nachbenannten Vereine
mit den bereits angeführten in Konkurren: Poſtſporwerein Frankfurt
a. M., Erſter Hanauer Schwimmverein 1912, Offenbacher Schwimmgeſell=
ſchaft
1922, Poſeidon Aſchaffenburg, Schwimmverein Gelnhauſen und
der Erbacher S.C. Die vorgenannten Wettkämpfe, insbeſondere die
Waſſerballſpiele, reihen ſich als ſportliche Ereigniſſe erſter Klaſſe würdig
an die in dieſem Jahre gelegentlich der Einweihung des Sport= und Er=
holungsparkes
ausgetragenen großen Fuß= und Handballſpiele an. Die
Darbietungen in waſſerſportlichen Wettkämpfen des kommenden Sonn=
tags
dürften alles überbieten, was nach dieſer Richtung bis jetzt bei uns
im Odenwald gezeigt wurde. Die Tatſache, daß der Erbacher Schwimm=
klub
von Vereinen großen Formats, wie ſie in vorſtehender Liſte zu=
ſammengeſtellt
ſind, beſucht wird, iſt in erſter Linie den vorzüglichen
Leiſtungen Erbacher Schwimmerinnen und Schwimmer zu verdanken, die
ſich immer und immer wieder an Veranſtaltungen großen Stils beteiligen
und ſich beſonders im letzten Jahre gegen größere Konkurrenzen in ganz
vorzüglicher Weiſe durchzuſetzen wußten. Die im Verborgenen geſäte
Saat trägt reiche Früchte, beweiſend, daß man mit großer Reklame allein
keinen guten Sport machen kann, ſondern daß nur intenſive Arbeit zum
Ziele führt und den Kämpfern Achtung und Anhänger bringt. Allen
Freunden des Waſſerſports empfehlem wir dem Beſuch der Veranſtal=
tungen
dringend, da nicht bald wieder ſich ſolche vorzügliche Gelegenheit
bietet. Gut Naß!
m. Aus dem Kreiſe Erbach, 4. Sept. Die vom Kreisſchulamt und
dem Kreislehververein ausgeſchriebene Tagung in Erbach war aus allen
Teilen des Kreiſes ſehr zahlreich beſucht, kaum ein Lehrer fehlte. Nach
einer Begrüßung durch den Obmann des Kreislehrewereins, Herrn
Lehrer Lutz, erhielt das Wort Herr Dr. Bappert=Frankfurt a. M. zu
einem Vortrag über Aehnlichkeit und Verſchiedenheit des pſhchiſchen
Voganges beim Leſen und Sprechen Pädagngiſche Schlußfolgerungen
daraus, Redner ging von der Frage aus Was iſt Sprache?
Sprache ift Ausdruck der Perſönlichkeit. Es iſt nicht nötig, den Geiſt zu
ſuchen durch die Mittel, wie ſie nach der Kriegszeit vielfach angewandt
wurden, den Geiſt eines Cäſar, eines Plato, kann man finden in ihren
Schriften, ihrer Sprache. Die Wurzeln der Sprache ſind Geiſt und Be=
wegung
. Redner zeigte, wie auch ſonſt alles Bewegen ein Ausdruck der
Reife iſt. Die Envwicklung vollzieht ſich nach dem Geſetz der pſhchiſchen
Sättigung, d. h. Betätgung bis dahin, wo Befriedigung eintritt. Red=
ner
zeigte in ſehr intereſſanter Weiſe, wie das Kind zur Sprache kommt.
Das Kind kommt von Lauten zu Silben und zu Wörtern, hinter letzteren
ſteht eine ganze Situations uffaſſung. Die Entwicklung der Sprache
und des Sprechens richtet ſich nach Anlage und Milieu. Beim Kind iſt
wicht nur das Wort, ſondern auch der Satz ein einheitlicher Situations=
ausdruck
. Des weiteren verbreitete ſich Redner über das Weſen der
Sprache und zeigte dabei den Underſchied in den Schriftzeichen zwiſchen
Morgen= und Abendland, um am Ende ſeiner Ausführungen die päda=
gogiſchen
Nutzamwendungen zu ziehen. Reicher Beifall lohnte die treff=
lichem
Ausführungen, an die ſich eine Diskuſſion anſchloß. Herr Kreis=
ſchulratk
Gerbig machte amtliche Mitteilungen. Nach einer Mittagspauſe
eröffnete Herr Kreisſchulrat Gerbig die Tagung wieder und begrüßte
dabei beſonders Herrn Dr. Karillon, der auch unter den Anweſenden
weilte, und den Beigeordneten der Stadt Erbach, Herrn Egner; nun ſprach
Herr Profeſſor Löffler=Pforzheim über Ernſtes und Heiteres von den
Fremdwörtern. Was hat der Deutſche Sprachverein zu ſagen? Nach
einem Chor der Erbacher Oberklaſſe evöffnete Redner ſeine Ausführun=
gen
mit dem Hinweis, daß ein deutſches Fremdwörterbuch 125000 Wör=
ter
, der deutſche Sprachſchatz 300 000 Wörter, der franzöſiſche Sprach=
ſchatz
150 000 Wörter umfaſſe. In einer Preisarbeit zur Zeit Friedrichs
des Großen über die deutſche Sprache kommt das Wort vor: Von den
Deutſchen hat das Ausland gelernt, die deutſche Sprache zu verachten.
An ſehr vielen Beiſpielen zeigte Redner, daß die ſcheinbar anderen
Sprachen entlehnten Wörter, tatſächlich nicht richtig gebraucht ſind und
dies den Spott des Auslandes erweckt. Redner unterſuchte die Gründe
für die Vorliebe der Deutſchen für Fremdes, zeigte dann, wie Dichter
und Sprachforſcher die deutſche Sprache bereicherten und erläuterte die
Aufgabe und Ziele des Deutſchem Sprachvereins. Auch dieſe Darbie=
tung
fand den Beifall der Anweſenden, und dem Redner wurde durch
den Verſammlungsleiter der Dank der Awweſendem übermittelt.

Den reizvoll schimmern-
den
Glanz des Haares
erhält man durch

Hirſchhorn, 5. Sept. Wafſerſtand des Neckars am
4. September 0,60 Meter, am 5. September 0,51 Meter.
H. Aus dem Weſchnitztal, 4. Sept. Die Grummeternte hat
nun in unſerem Tale allenthalben begonnen und fällt, wie verlautet, zur
Zufriedenheit aus; wenn das ſchöne Wetter anhält, wird auch die Güte
nach Wunſch ausfallen. Die bis jetzt abgehaltenen Grummetgrasverſtei=
gerungen
erzielten nur mäßige Preiſe, wahrſcheinlich infolge der guten
Heuernte. An Dürrfutter dürfte es unſerem lieben Vieh im nächſten
Winter alſo nicht fehlen, und das iſt gut ſo.
A. Fürth i. Odw., 4. Sept. Die Wanderausſtellung für
Geſundheitspflege und ſoziale Fürſovge die vom
30. Auguſt bis 2. Sept. hier in der Turnhalle untergebracht war, war
ein Ereignis für die hieſigen Einwohner und die der ganzen Umgegend
Nicht nur die Fülle des Materials, deſſen überſichtliche Anordnung uſw.,
ſondern vor allem auch die Vortväge abends boten ungemein Lehrreiches,
und der zahlreiche Beſuch gab immer ein Abbild des Invereſſes, das
gerade auch auf dem flachen Lande ſolchen Veranſtaltungen entgegen=
gebracht
wird. Es hielten Vorträge: Herr Dr. H. Neumann über
Im Kampfe um die Volksgeſundheit, Herr Med.=Rat Dr. Werner
(Heppenheim) über Eine gefährliche Krankheit (Tuberkuloſel), Herr
Medizimalrat Dr. Haid (Heppenheim) über Warum Geſundheitspflege?
und am Sonntag zur Schlußfeier Herr L. Avemarie, der Leiter der
Ausſtellung, über Gefährliche Feinde unſeres Volkes,
Bl. Mitlechtern, 4. Sept. Einweihung des neuen Turn=
platzes
. Der hieſige Turnverein weihte geſtern, begünſtigt von herr=
lichſtem
Wetter und unter Mitwirkung zahlreicher Gaſtvereine ſeinen
neuen Turnplatz ein. Auf luftiger, freier Bergeshöhe gelegen, umgeben
vom herrlichſten Eichenwald, in hochherziger Weiſe vom Herrn Bürger=
meiſter
Ripper zur Verfügung geſtellt, kann er wohl jedem Turnplatz
im Odenwald zum Vorbild dienen. Turneriſche Darbietungen und Vor=
träge
der Geſangbereine wechſelten miteinander ab und hielten die Feſt=
gäſte
lange in fröhlicher Stimmung zuſammen.
Bb. Bensheim, 5. Sept. Die ſeit über 50 Jahren beſtandene ober=
irdiſche
Telegraphen= und Fernſprechleitung, die ſich längs der Berg=
ſtraße
dahinzog, wird zur Zeit gänzlich entfernt, und hat die Verlegung
der Leitungen in Betonkanälen platzgegriffen. Zuerſt viele Jahre aus
fünf Telegraphenleitungen beſtehend, war eine Vermehrung der Lei=
tungen
bis auf 34 notwendig geworden. Der Abbau der vielen Drähte
und deren Träger und Maſten hat im Gefolge, daß die Hauptverkehrs=
ſtraße
entlang der Berge bedeutend an Ueberſichtlichkeit und Freiheit
des Blickes gewonnen hat.
W. Heppenheim a d. B., 4. Sept. Gemeinnützige Rechts=
auskunftsſtelle
. Die Arbeitergruppe des Kath. Männervereins
Heppenheim errühtete eine öffentliche gemeinnützige Rechtsauskunfts=
ſtelle
. Herr Arbeiterſekretär Even=Mainz erteilt jeden Sonntag von
27 Uhr im hieſigen kath. Vereinshaus koſtenloſe Auskunft in Fragen
über Unfall=, Invaliden=, Militär= und Sozialrente, Krankenverſicherung
und Steuerangelegenheiten, Arbeits= und Wohnungsangelegenheiten
ſowie Zivil= nud Strafprozeßi. Die Auskunft wird an ſämtliche Stände
der Stadt Heppenheim und Umgebung erteilt. Erforderliche Schriftſätze
werden auf dem Sekretariat hergeſtellt und ebenſo die Vertretungen an

tentag. Der diesjährige Delegiertentag der kath. Männer= und An
beitervereine der Bensheim=Heppenheimer Bezirke findet am 30. Sef
tember in Hambach bei Heppenheim ſtalt. Beſuch des Reb
muttergartens in Heppenheim. Der Deutſche Weinbau
verband veranſtaltet am 17. und 18. Sepkember Vortragskurſe für Wein=
gutsbeſitzer
, Verwalter und Weinbaulehrer an der Heſſiſchen Lehr= und
Verſuchsanſtalt für Wein= und Obſtbau zu Oppenheim. Für den zweite
Sitzungstag iſt unter anderem ein Beſuch des hieſigen Rebmuttergarten
beabſicheigt. Schuhmacherzwangsinnung. Die Schnr
macherzwangsinnung für den Kreis Hepenheim hält am 17. Septem
her in Weinheim im Grünen Baum eine Hauptverſammlung ab.

Numer 246
Herbſt im Rheingau.
Iſt es wahr, daß die herrliche Ecke zwiſchen Rhein, Main=
und Neckar Deutſchlands ſchönſte Gegend iſt? Oder ſpiegeſtr
heimatliche Verbundenheit es mir nur vor?
Die weiche, reizvolle Linie der Bergſtraße, die uns den erſtem
Frühling und die wärmſte Herbſtſonne ſchenkt, der idtzlliſche
verliebte Neckar, das heroiſche Rheintal mit ſeinem bewegtem
Treiben, das zauberhafte Heidelberg, Würzburg mit dem wun= Duft von Wein, Weihrauch und lebensfrohem Barog=
wo
findet ſich eine gleiche Fülle ſolcher Herrlichkeiten?
Wie empfand ich die Schönheit dieſer Gegend wieder, als=
ich
vor kurzem im Scheine der Herbſtſonne durch den Rheinr=
gau
ſtreifte! Fröhliche Stimmung ringsum! Die Reben ſtehern
günſtig Sonne und Regen haben im richtigen Wechſel dern
Boden gelockert, ſodaß die Tauwurzeln den Trauben reiche Nah.
rung zuführen. Das Blattwerk iſt von Schädlingen nicht geſtörtt
Ein aromatiſcher Wein in ſchöner Reife ſteht bevor.
Warm lag die Sonne auf den Schieferbergen von Rauenu
thal. Die Kiedricher Valentinskapelle ragte in ihrer
ſchmuckreichen Spätgotik ſchlank in die Luft. Im Kloſter Eberx
bach, das einſt der Sitz der genießeriſchen Ciſtericenſer war
ſetzt die preußiſche Weinbaudomäne die Rebenkultur der Mönch,
fort und erzeugt auf dem nahen Steinberg einen ſeltenem
Spitzenwein.
Am Nußbrunn von Hattenheim, am Marcobrunn von Erx
bech vorbei jeder Weg, jede Gewann weckt in dem Weinkeny=
ner
, duftige Vorſtellungen! ging es am Ufer des Rheines=
entlang
nach Eltville, in deſſen Stadthalle der Verband prew
fiſcher Weinbaugebiete den Weinfreunden, ein Feſt bereiteter
Eltville, die Stadt des Weines und der Roſen! Din
langen, ſchmalen Tafeln in der Stadthalle waren von Roſenn
ukerſchüttet. Luſtige Mädchen boten den Gäſten Roſen zum
Echmuck. Noſen bekränzten das Wappen der Stadt.
Dreißig Rheingauer Originalgewächſe wurden, zur Prob/
geboten. Zuerſt kamen die Mannen des Gefolges aus der Um
gegend Caub, Lorch, Hattenheim und aus den einfacheren Jahrr
gängen 1925 und 1926, ein Senior von Hochheim aus 1911, eirn
Winkler Dachsberg aus 1920.
Ihnen folgten die Fürſten aus dem königlichen Jahre 192A
Mit Geiſenheim und Eltville ſetzten ſie ein, um ſich auf die Höhg
der Johannisburger Hölle, des Oeſtricher Länchen und de.
Schloſſes Vollrads zu erheben und nun zu den Spitzen anzuy
ſteigen: einem vornehmen Hallgartener, einer beſtechenden Neuu
derfer Gaisberg=Ausleſe und ſchließlich einer Steinberger Kabi
neit=Edelbeeren=Ausleſe, die mit vollem Beerengeſchmack einn
wunderbare Süße vereinigte. Eine weihevolle Stimmung er
griff die Gäſte, als ſie dieſen unvergleichlichen Fürſten huldigtern
Ein abendlicher Dampfer trug mich von Eltville nach Mainz
Die Dunkelheit ſenkte ſich über das Land. Bisweilen leuchteter
Lichter am Ufer auf; die Klänge ferner Lieder huſchten verwehs
über die Kühle des Waſſers. Am Himmel erſchin, die voll)
Scheibe des Mondes und gab dem ſtill dahinfließenden Stron=
ein
ſchimmerndes Licht. Wieder wurde es mir gewiß; es in
doch Deutſchlands ſchönſte Ecke, in der geboren zu ſein und zri
leben wir das Glück haben!
Z.

D. Biblis, 5. Sept. Bei den am letzten Sonntag auf der Lands=
krone
bei Oppenheim ſtattgefundenen leichtathletiſchen Wettkämpfen de
Gaues 5 Rheinheſſen erzielte der Bibliſer Turnverein wieder einer
ſchönen Erfolg. Der Turner Joſ. Wolf konnte ebenſo wie im Vorn
jahre auch heuer wieder bei ſchärfſter Konkurrnz im Fünfkampf: Steim=
ſtoßen
, Schleuderball, Stabhochſprung, Hundertmeterlauf und Weine
ſprung mit 99 Punkten den 2. Preis erringen. Erſter Sieger wurdo
Kern=Mainz mit 104 Punkten. Die Leiſtung iſt um ſo höher anzurechl
nen, da Wolf kein regelmäßiges Training wie die Mitglieder de-n
Stadtvereine durchmachen konnte. Aber auch die Teilnehmer in ders
Altersklaſſe konnten zwei Erfolge buchen. So wurde der für die Turny
ſache unermüdlich tätige Altersturner Valk. Kunz 12. Sieger, und auch
der alte Kämpe Hanſel Hebling errang in dieſer Klaſſe den 16. Preis=
D. Wattenheim, 5. Sept. Bei der am Sonntag hier ſtattgefum
denen Einweihung des neuen Saales von J. Reis kam es zwiſche
hieſigen und auswärtigen Burſchen zu einer ſchweren Schläge=
rei
, wobei auch das Meſſer eine Rolle ſpielte.
g. Gernsheim, 5. Sept. Eine kleine Schiffskolliſſio=
ereignete
ſich dieſer Tage im Rheinabſchnitt hieſiger Gemarkung. Dau
Proviantboot Fritz des Proviantbootbeſitzers Friedrich Andres 2., hiem
befand ſich an dem letzten Schiff eines zu Berg fahrenden Schleppzuges=
In gleicher Höhe bewegte ſich noch ein weiterer Schleppzug eines Schrau=
bendampfers
, ſo daß zwiſchen den beiden Zügen eine Fahrſtraße ſich gu
bildet hatte. Nachdem das Proviantboot ſich ſeiner geſchäftlichen Au"
gabe erledigt hatte, verließ es das Schiff, um den anderen Schleppzu,
zu beſuchen. In dem Augenblick, als das Proviantboot Fritz ſich get
dreht hatte und in die Fahrſtraße einbiegen wollte, kam es unglücklichen
weiſe mit dem Radkaſten des zu Tal fahrendem Paſſagierdampfern
Neptun, der von dem Führer des Proviantbootes Fritz nicht beol)
achtet wurde, in Berührung, ſo daß das Dach des letzteren vollkomme-
abgeriſſen
wurde. Dadurch, daß beiderſeits ſofort die drohende Gefal
erkannt und alle Hebel zur Beſeitigung der ſehr kritiſchen Situation Fi.
Tätigkeit geſetzt wurden, konnte das Schlimmſte, nämlich ein eventuellen
Abſauſem des Kleinbootes, vermieden werden. Der angerichtete Schade-
war
jedoch nicht betriebshindernd. Das Proviantboot Fritz konn-
nach Erholung von ſeinem Schreck wieder ſeiner alltäglichen Aufgalb
nachgehen. Am Dienstag nachmittag fand die Beerdigung des E
ploſionsopfers, des Fabrikarbeiters Wilhelm Herbig, ſtatt. Eirn
große Trauergemeinde gab dem Verſtorbenen die letzte Ehre. Seiten
der Generaldirektion der Firwa Chemiſche Fabrik Buckau in Manm
heim=Rheinau legte der Betriebsdirektor des hieſigem Werks, Herr D
Schütt, einen Kranz nieder. Weitere Kränze wurden niedergelegt ſeiten?
des Herrn Heinrich Greb im Namem der Belegſchaft, des Betriebsaus
ſehers Goos für die Beamten und Angeſtellten und des Schutzmam
Johann Karl Egry für die Altersgenoſſen. Eine Witwe mit ſechs Kin=
dern
, die ſämtlich noch nicht der Schule entwachſen ſind, betrauern ihre
Ernährer. Mit Ablauf des 16. September ſtellt die hieſige Badehau
geſellſchaft ihrem Badebetrieb ein. Die Badeanſtalt wird von ihrem ſei
herigen Standort abgeſchleppt und im Hafen bis zum Beginn der näche
jährigen Saiſon untergebracht.
Gernsheim, 5. Sept. Waſſerſtand des Rheins a-
4. September 0,31 Meter, am 5. September 0,26 Meter.
z. Mörfelden, 4. Sept. Unglücksfall. Ein 8jähriges Mädche=
wollte
mit dem Fahrrad zwiſchen zwei Autos durchfahren, wobei e
unter das Hinterrad des einen Laſtwagens geriet und auf der Stel
getötet wurde.
z. Kelſterbach, 4. Sept. In einer hieſigen Fabrik kam die Ehefrar
Bormann ſo unglücklich zu Fall, daß ſie ſich eine Gehirnerſchütterun
zuzog, an der ſie ſtarb. Das Motorboot Liſelotte wurc=
von
Flößen gerammt und ſank innerhalb weniger Minuten.
By. Langen, 4. Sevt. Als Notſtandsarbeiten für kommenden Win=
ter
ſind vorgeſehen: Kanäle in der Auguſt=Bebelſtraße, Wilhelmſtraß=
Lerchgaſſe, Neckarſtraße, Taunusſtraße und Fahrgaſſe. Herſtellung d
Fahrbahn in der Cartenſtraße bis Heinrichſtraße, Heinrichſtraße u: 2
Friedhofſtraße. Herſtellung der Fußſteige in der unteren Bahnſtraß=
Sophien=, Anng=, Doxotheen=, Nördl. und Südl. Ringſtraße.
Rheinheſſen.
U. Ober=Ingelheim, 5. Sept. Nachdem die vorbereitende Komme
ſion des Gemeinderats unter den Bewerbern um den Poſten eines B‟
rufsbürgermeiſters hieſiger Gemeinde drei Kandidaten in die enge
Wahl gebracht hatte, ſollte nunmehr von dem Gemeinderat die Wa="
erfolgen. Unterdeſſen wurde dieſer aber von dem heſſiſchen Miniſteriu.*
des Innern gebeten, die Wahl nochmals zu verſchieben. Es ſollen vr
neuem Verhandlungen angeknüpft werden, die die Vereinigung der be"
den Ingelheim zu einem Gemeindeweſen zum Zwecke haben. Der E"
meinderat ging auf dieſe Anregung ein und faßte in ſeiner geſtrig ".
Sitzung den Beſchluß, die Wahl des Berufsbürgermeiſters bis zu.*
25. September auszuſetzen, um dem Miniſterium des Innern Gelege.
heit zu geben, über die Zufammenlegung der beiden Ingelheim Verhan."
lungen zu führen. Es wird bis zu dieſem Zeitpunkt ein Ergebmis D‟
Verhandlungen evwartet, andernfalls der Gemeinderat die Zuſamme-
legung als geſcheitert anſieht und ſofort die Wahl des Berufsbürge‟
meiſters vornimmt. Dieſer Beſchluß wurde mit neun gegen ſechs Shin
men gefaßt.
f. Wörrſtadt (Rheinh.), 4. Sept. Der Wörrſtädter Marn:
findet vom 5.8. d. M. ſtatt. Da viele Vergnügungsbuden erſchiene"
ſind und in allen Lokalen Tanzmuſik ſtattfinden wird, iſt wieder, we1
jedes Jahr, mit einem ſtarken Fremdenzuſtrom zu rechnen.

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Nummer 248

Donnerstag, den 6. Sepfember 1928

Seite 9

Pie Heidelberger Abwehr ſkrupelloſer
Propaganda gegen Deutſchland.
Die Arbeit der Preſſe im Kampf gegen die
Kiegeſchuldläge.
Heidelberg, 5. September.
Der dritte und letzte Tag der Ausſprache des Arbeitsausſchuſſes
ertſcher Verbände mit den Vertretern der deutſchen Preſſe brachte als
riven Vortrag den von Hauptſchriftleiter Horndaſch=Köln über
(nkenntniſſe und Möglichkeiten‟. Der Redner zog im großen und gan=
e
, ein Fazit der bisherigen Vorträge und verband damit eine Reihe
vm Erkenntniſſen aus perſönlichem Erleben und Lektüre. Mit Momm=
ass
Vortrag über die Schuldlüge iſt er einverſtanden. Auch er habe den
fmtum preisgegeben, als ob ein Fallenlaſſen des Schuldparagnaphen
rs eimen Pfennig von der ungeheuven Reparationslaſt wegnehmen
urde. Der Schuldparagraph ſei ſeiner Anſicht nach nur ein Vorhang,
ſinter dem der Raub deutſchen Gebietes ſo müſſe er es nennen
us der Raub der deutſchen Kolonien verborgen und womit die mora=
jche
gnebelung der kommenden Generation bezweckt ſei. Der Kampf
eren die Schuldlüge müſſe darum des moraliſchen Erfolges wegen ein=
a
tig von allen Deutſchen geführt werden. Dem deutſchen Volke, das
ille Enttäuſchungen erlebt habe, müßten weitere Enttäuſchungen er=
rt bleiben, ſonſt verliere es den Glauben an die Zukunft.
ds Räumung müſſe nicht nur aus politiſchen Gründen, ſondern auch
us ſittlichen gefordert werden: die Beſetzung ſei gnechtſchaft und
azernder Eingriff in die angeblich in Verſailles verbürgten Rechte der
Nrtionen und die Freiheit eines freiheitliobenden Volkes. Die Beſatzung
n ihrer Exiſtenz ſei unerhört und von allem mit uns im Felde ſtehenden
Nrtionen allein Deutſchland als beſondere Knebelung zugedacht worden.
Erotzdem dürſe der Räumung wegen kein neues Opfer gebracht werden.
Ut der Frage der Reviſion von Verſailles hänge auch die Frage Süd=
ſivols
eng zuſammen. Die Lektion des Verſailler Vertrages laſſe immer
nute Ungeheuerlichkeiten in dieſer peinlichen Halsgerichtsordnung er=
ſernnen
. Die dauernde Anweſenheit einer Nebenregierung des Repa=
rttionsagenten
in Deutſchland ſei nur eine der Unerträglichkeiten, die
dm Unwillen des Volkes nicht einſchlafen ließen. Den letzten Vortrag
hslt der frühere Reichspreſſechef, Miniſterialdirektor z. D. Dr. Spiecker
ü er das Thema
Die deutſche Preſſe und der Kampf gegen
Verſailles
Tfie Preſſe eines Volkes, ſo führte der Redner u. a. aus, gibt ſeinen
Amuls= und Herzſchlag wieder. Eine Zeitung muß Verkünder eines
Ywlkswillens, einer Volksmeinung ſein. Die deutſche Preſſe iſt des
d utſchen Volkes gewaltiger Sprechchor. Schickſal und Leid des Welt=
kfieges
hat unſere Preſſe mit unſerem Volk erlebt und erlitten. Sie
kut ſich, ebenſo wie das Volk, aufgebäumt gegen das Unrecht von Ver=
ſ
illes und bei all ihrer Spaltung und Zerriſſenheit, die ſie auch mit
dem Volke teilt, in einem nie geſchwankt, daß der Verſailler Vertrag
gur kein Vertrag, ſondern ein einſeitiges Diktat iſt, daß er in ſeiner
ittzigen Geſtalt kein Friedensinſtrument ſein kann und daß die Diffa=
riierung
Deutſchlands, die im Verſailler Dokument verſucht und nieder=
grlegt
iſt, eine geſchichtliche Lüge und ein kränkendes Unrecht iſt. Unſere
Areſſe iſt allzeit Künderin des Kampfes um und gegen Verſailles ge=
geſen
. Sie hat darin immer ihre Pflicht getan. Wenn ihr aber, nas
nchtig und notwendig iſt, die ſelbſtverantwortliche Aufgabe und Pflicht
twolitiſcher Führung neben Regierung und Parlament zufällt, muß ſie
auich initiativ, nicht immer nur in Abwehr, im Intereſſe des Friedens
len Kampf gegen Verſailles führen. Dieſer Kampf iſt für uns ſelbſt=
tserſtändlich
ein

Kampfum deutſches Recht und deutſche Lebens=
nelwendigkeiſten
.
aber er iſt viel mehr: er iſt ein Kampf für den Frieden Europas und
den der Welt. Es iſt gewiß aber auch ein nctionaler Kampf, aber, wie
jede echte Liebe zur eigenen Nation den Frieden mit anderen Völkern
nicht ausſchließt, ſondern wünſchen und fördern muß, ſo wächſt auch
dieſer nationale Kampf zu einem wahrhaft pazifiſtiſchen Kampfe empor,
der über jedes nationale Intereſſe hinaus dem Frieden Europas, der
Sicherung unſerer Kultur und Ziviliſation und dem Wohle aller Völker
dienen will. Wir werden es natürlich nie erreichen und erblicken darin
nicht einmal ein erſtrebenswertes Ziel, daß nun alle unſere Zeitungen
in ſchönſter Uebereinſtimmung und Harmonie die auf die Dauer uner=
träglichen
politiſchen, wirtſchafts= und reparationspolitiſchen und mora=
liſch
diffamierten Beſtimmungen des Verſailler Dokuments bekämpfen.
Jede Zeitung und jeder deutſche Redakteur und Schriftſteller ſoll in
einer eigenen Sprache reden, aus ſeinem Verſtand und ſeinem Herzen
die Worte und Argumente herausholen, mit denen er Deutſchland und
der Welt Hilfe gegen das Unrecht von Verſailles bringen zu können
glaubt. Eine Zeitung indes, die eine Regierung nur bekämpft, um ſie
zu verärgern, ihr Schwierigkeiten zu bereiten, dem Volke Hoffnungen
und Möglichkeiten vorgaukelt, die zu erfüllen auch die oppoſitionelle
Kraft nicht ausreicht, verſündigt ſich an ihrer Aufgabe und am Volk.
Die deutſche Preſſe kämpft für die Wieder=
herſiellung
der deutſchen Souveränität,
für vernünftige Grenzen im Oſten, für die Rechte der deutſchen Minder=
heiten
und für das Selbſtbeſtimmungsrecht auch des deutſchen Volkes.
Sie kämpft für eine vernäinftige Löſung der reparationspolitiſchen
Probleme und hält das Schweigen gegen die Beſchuldigung des Art.
231 für unverantwortlich mit ihrer Gewiſſenspflicht. Der Kampf gegen
die Kriegsfchuldlüge iſt ein Kumpf für die nackte Wahrheit und ſoll nicht
durch politiſche Zielſetzungen erſchwert werden. Darum obliegt die Auf=
gabe
, dieſen Kampf um die Wiederherſtellung der deutſchen Ehre zu
führen, auch mehr der Preſſe, dem Organ der öffentlichen Meinung,
als der Regierung. Der Kampf gegen all die drückenden Beſtimmungen
von Verſailles iſt keine zerſtörende, ſondern aufbauende Aubeit. Unſere
Preſſe wird dieſen Kamebf erfolgreich führen können, je mehr ſie ſich in
Neih und Glied ſtellt und dadurch In= und Ausland zur Achtung vor
ihr zwingt.
Nach angeregter Ausſprache über beide Vorträge ſprach Exzellenz
Dr. Schnee das Schlußwort, das mit dem Dank an die Rehner den
an die Hörer vereinte und die Hoffnung ausſprach, daß die Frichte
der Ausſprache dem geſamten deutſchen Volke zugute kämen.
Den Ausgang der Tagung bildete am Abend eine auch von zahl=
reichen
anderen Gäſten beſuchte
öffentliche Kundgebung im Schloßhof,
die unter Mitwirkung des Heidelberger Orcheſtervereins einen ſtim=
mungsvollen
Verlauf nahm und mit einer Innenbeleuchtung des Schloß=
hoſes
abgeſchloſſen wurde. Gonverneur z. D. Dr. Schnee hielt
dabei eine bemerkenswerte Anſprache. Im Weltkrieg ſei die ſkrupelloſe
Propaganda unſerer Feinde gegen Deutiſchland eine ihrer Hauptwaffen
geweſen. Sie hätten damit erreicht, daß eine ſtändig wachſende Zahl
von Nationen Deutſchland als Angreifer und Störenfried anſahen und
in die Reihe unſere Gegner traten. Nach dem deutſchen Zuſammen=
bruch
ſei dann die Kriegsſchuldlüge im Verſailler Diktatfrieden feſt=
gelegt
und zur Grundlage der ungeheuerlichen Friedensbedingungen
gemacht worden. In Wirklichkeit ſeien wir immer ein friedliches Volk
geweſen und hätten nie daran gedacht. andere Völker zu überfallen.
Die deutſche Politik habe erhebliche Fehler gemacht, habe aber keines=

wegs dunh Angriffe den Weltkrieg hervorgerfen. Die Anſchuldigun=
gen
ſeien durch die große deutſche Aktenpublikation und andere Ver=
öffentlichugen
in Deutſchland und anderen Ländern widerlogt, wie die
objektive Wiſſenſchaft im In= und Auslande anerkenne. Trotzdem gebe
es auch heute noch manche Staatsmänner in anderen Ländern, vor
allem ſolche, die ſelbſt eine verderbliche Nolle beim Ausbruch des Welt=
krieges
geſpielt hätten, welche an der Behauptung von Deutſchlands
Kriegsſchuld feſthielten. Auch ſei die Preſſe im Ausland zum großen
Teil noch weit davon entfernt, die Ergebniſſe der wiſſenſchaftlichen
Kriegsforſchung anzunehmen und ihre Haltung in der Kriegsſchuld=
frage
zu ändern. Dazu komme, daß die Legenden über deutſche Kriegs=
greuel
in manchen Ländern noch heute vielfach umgehen und geglaubt
werden. Wir müßten in der Abwehr dieſer Beſchuldigungen einmütig
zuſammenſtehen. Genügend Material ſei veröffentlicht worden, aus
dem ſich die Haltloſigkeit jener gegen Deutſchland und das deutſche Volk
verbreiteten Lügen unzweifelhaft ergebe. Der Arboitsausſchuß Deut=
ſcher
Verbände bemühe ſich, in überparteilicher Arbeit die Kenntnis
dieſes Materials im In= und Auslande zu verbreiten und der Wahr=
heit
zum Siege zu verhelfen. Dabei ſei er ganz beſonders auf die Mit=
wirkung
der deutſchen Preſſe angewieſen. Die Zeitungen aller Partei=
richtungen
ſeien berufen, imn dieſer dem deutſchen Volke gemeinſamen
Angelegenheit mitzuarbeiten. Es handele ſich darum, das zerſtörende
Gift der Kriegsſchildlige zu beſgitigen, das jeder wahren Verſtändi=
gung
zwiſihen den Nationen entgegenſtehe. Für uns gehe es dabei um
die Wiedergewinnung der Freiheit unſeres Vaterlandes und der Gleich=
heit
und Gleichberechtigung des deutſchen Volkes im Kreiſe der Na=
tionen
. Dieſe zu erlangen, müſſe unſor aller Ziel ſein. Die Anſprache
ſchloß mit einem Hoch auf das deutſche Vaterland, das freudige Auf=
nahme
und im Deutſchlandlied begeiſterten Widerhall fand.
Ein Kellerfoſt am berühmten Heidelberger Faß hielt die Gäſte noch
lange zuſammen.
Phantaſtereien um den Anſchl=ß.
Prag, Anſang September.
Die tſchechiſche Preſſe wird und es iſt dies begreiflich nicht
müde, die Frage des Anſchluſſes Oeſterreichs an Deutſchland immer
wieder zum Anlaß ausfuhrlicher Erörterungen zu machen, deren Re=
ſultat
ausnahmslos die Feſtſtellung iſt, daß die an dem Weiterbeſtand
der gegenwärtigen Machwerhältniſſe intereſſierten Mächte die Ver=
einigung
dieſer beiden Länder niemals zugeben würden, ja, daß Deutſch=
land
ſelbſt dem Anſchlußprojekt nur wenig Sympathie entgegenbringe,
weil ihm nach der Verwirklichung dor Vereinigung mit dem in wirt=
ſchaftlicher
Hinſicht reichlich bequemen Oeſterreich Verpflichtungen ent=
ſtänden
, die zu einer Schwähung ſeiner ökonomiſchen Kräfte führen
müßten. Wien und Berlin wüirden ſich, das ſteht für die tſchechiſche
Preſſe feſt, nicht vertragen, ebenſo wie, ſelbſt wenn nur die Vereini=
gung
Oeſterreichs mit den ſüddeutſchen Ländern erfolgen würde, ein
großen Antagonismus zwiſchen den beiden größten Städten, München
und Wien, ſich einſtellen würde, welcher zu einem bis zur Erſchöpfung
führenden Kampf zwiſchen den beiden Städten bzw. Ländern führen
würde. Wien, das nur durch die beiſpielloſe Geduld und Vertrauens=
ſeligkeit
der Slawen im alten Oeſterreich emporgewachſen und des zu
herrſchen gewohnt ſei, würde ſich mit keiner untergeordneten Rolle
abfinden wollen, aber es wäre ebenſo zu erwarten, daß München nicht
gern den Nährvater für einen Staat abgeben werde, der mit Vorliebe
andere für ſich arbeiten laſſe. Es iſt überflüſſig, hervorzuheben, daß
bei der Erörterung dieſer Dinge, die den Prager Politikern ſchvere
Sorgen zu machen ſcheinen, der flawenfeindliche Charakter der Anſchluß=
bewegung
beſonders betont und darauf verwieſen wird, daß durch die
Vereinigung Oeſt=rreichs mit Deutſchland die Gefahr eines eiſernen
Ninges um die böhmiſchen Länder beſtünde, mit deſſen Hilfe es möglich
ſei, Prag eine den Deutſchen genehme Politik aufzuzwingen.
Es iſt einigermaßen lehrreich, die von den Tſchechen immer wieder
gegen den Anſchluß vorgebrachten Aegumente zu verfolgen, die deut=
lich
dastun, wie ſehr Prag daran intereſſiert iſt, daß nicht Möglich=
keiten
eintreten, die Deutſchland zur Beherrſchung Mitteleuropas füh=
ren
und ſeine Macht über die der Weſtiſtzaten emporwachſen laſſen wür=
den
, denn aus ihnen geht, ſo widerſprechend ſie oftmals auch ſind, her=
vor
, daß trotz Beneſch und Friedensbeteuerungen ſich in der Tſchecho=
ſlowakei
nichts an jener Einſtellung geändert hat, die in Deutſchland
den Gefahrenherd für Europa ſieht, ohne ſich der Gefährlichkeit bewußt
zu werden, die darin liegt, daß man ve ſucht, Zuſtände zu verewigen,
die, weil ſie den natürlichen Geſetzen widerſrrechen, ihre Unhaltbarkeit
immer deutlicher erweiſen.

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HAUSSMANN

OfZ

14169

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Seite 10

Nummer 248

Reich und Ausland.
Die Herbſimanöver der Flotte.
W. P. Wilhelmshaven, 4. Sept.
Die das Jahresausbildungsprogramm der Reichs=
marine
abſchließenden großen Herbſtmanöver der
Flotte haben heute von Wilhelmshaven aus ihren
Anfang genommen. Sie ſtehen unter der Leitung des
Flottenchefs, des Vizeadmirals Oldekop. An ihnen
nehmen teil die Linienſchiffe Schleswig=Holſtein,
Schleſien, Elſaß und Heſſen, die kleinen
Kreuzer Nymphe und Amazone (die diesmal zum
letzten Male, da ſie im kommenden Spärtherbſt bzw.
Frühjahr endgültig außer Dienſt geſtellt werden
ſollen), die neuen Torpedoboote Seeadler, Falke‟,
Greif und Albatroß, die alten Torpedoboote
T 196, G 7 G 8, G 10, G 11, T 153,
T 155, T 156, T 157, T 158, V 1, V2,
V. 3, V. 5 und V. 6, die Minenſuchboote
M 113, M 122 M 136, M 145, M 82
M 133 und M 134 ſowie die Tender Hela,
Hay, Drache und Nordſee‟, Außerdem iſt für
die Zeit der Herbſtmanöver noch eine Flottille von
10 größeren Motorbooten, ſogenannten U=Z=Booten
(während des Krieges urſprünglich als U=Boots=
Zerſtörer erdacht und gebaut) in Dienſt geſtellt. Die
deutſchen Seeſtreitkräfte ſind für gewöhnlich in ein
Nordſeegeſchwader und ein Oſtſeegeſchwader gegbie=
dert
, operieren aber im Flottenverband ſtets gemein=
ſam
. Die leichteren Teile der Oſtſeeſtreitkräfte waren
in der Vorwoche in Wilhelmshaven eingetroffen,
heute früh folgten ihnen die größerern Schiffe und
vereinigten ſich mit den auf Wilhelmshaven Reede
liegenden Nordſeeſtreitkräften. Die Torpedoboote
verließen Wilhelmshaven teilweiſe ſchon Montag
abend, die Linienſchiffe und Kreuzer gingen im Laufe
des heutigen Vormittags Anker auf und marſchierten
in die Deutſche Bucht. Hier und auch in der nörd=
lichen
Nordſee bis zum Skagerrak hinauf wird ſich
die Flotte taktiſchen Uebungen hingeben, bei denen
ſich das Linienſchiff Elſaß möglicherweiſe auf einen
ausländiſchen Hafen ſtützen wird. Um den 8. Sep=
tember
herum wird die Flotte ſich durch Sbagerrak
und Kattegat in die Oſtſee begeben, um dort die
Manöver fortzuſetzen. Hauptſtützhäfen werden bis
Mitte September Swinemünde und Warnemünde,
von da ab Kiel ſein. Die Herbſtmanöver werden ſich
vorausſichtlich bis zum 91. September erſtrecken.
Deutſcher Katholikentag in Magdeburg.
Magdeburg. Bei dem am Mittwoch in
Magdeburg beginnenden Deutſchen Katholikentag
handelt es ſich nicht um eine Tagung in dem ſonſt
üblichen Ausmaße, da bereits im vorigen Jahre be=
ſchloſſen
wurde, die großen Katholikentage nur noch
alle zwei Jahre ſtattfinden zu laſſen und in dem da=
zwiſchen
liegenden Jahre nur eine ſogenannte Katho=
likentagung
abzuhalten. Die Dagung iſt nur als eine
Vertretertagung der katholiſchen Vereine gedacht, ſo
daß nicht der ſonſt gewohnte große Maſſenandrang
ſtattfindet. Außer den Herren des Zentralbomitees,
an deſſen Spitze Fürſt Löwenſtein und Profeſſor
Donders=Münſter ſtehen, iſt der frühere Reichsbanzler
Marx bereits in Magdeburg eingetroffen. Am Nach=
mittag
wird Nuntius Pacelli in Begleitung von
Muntiaturrat Centoz und Pater Gehrmann ein=
treffen
.
Großes Schadenfeuer.
Frohnhauſen a. d. Lahn. In der Nacht
vom Dienstag zum Mittwoch brach hier aus bisher
noch nicht aufgeklärter Urſache ein großes Schaden=
feuer
aus, dem mehrere Scheunen zum Opfer fielen,
die bis unter das Dach mit Erntevorräten angefüllt
waren. Das Feuer fand an dem Getreide ſo reiche
Nahrung, daß die Scheunen trotz der Bemühungen
der Feuerwehr bis auf die Grundmauern nieder=
brannten
. Die Wohnhäuſer und Stallungen konnten
vor einem Uebergreifen der Flammen bewahrt wer=
den
. Alles Vieh wurde gerettet.
Großfeuer bei Deſſau.
Roßlau. Dienstag nacht entſtand in der Faß=
fabrik
. Dampfſägewerk und Holzhandlung von
Richard Kohl, G. m. b. H., die 300 Arbeiter beſchäf=
tigt
, ein Großfeuer, zu deſſen Bekämpfung die Feuer=
wehren
aus Deſſau und Roßlau und die Motor=
ſpritzen
aus Zerbſt und Köthen; die geſamte ſtaat=
liche
Ordnungspolizei und die techniſche Nothilfe aus
Deſſau aufgeboten werden mußten. Nach vierſtün=
diger
angeſtrengter Tätigkeit gelang es, des Brandes
Herr zu werden. Das große Lager mit vielen fer=
tigen
Fäſſern, die Reſervemaſchinenhalle und ein Teil
der Böttcherei ſind zerſtört. Man vermutet Brand=
ſtiftung
. Der Schaden iſt ſehr groß, aber durch Ver=
ſicherung
gedeckt.
Luftſchiff landet auf dem Dache

Pilgrim, das kleinſte lenkbare Luftſchiff der Welt;
hat eine gelungene Landung auf dem Dache eines
amerikaniſchen Geſchäftshauſes vollführt. Bei der
ſtets zunehmenden Verſtopfung der New Yorker
Hauptgeſchäftsſtraßen mit Autos werden ſich die
Milliardäre bald zu regelmäßigen Luftfahrten ins
Büro entſchließen.

Donnerstag den 6 September 1928
Der Brieger Ehrenhain für die Gefallenen des Weltkrieges

Ein ſtimmungsvoller Ehrenhain
wird in Brieg dem Andenken der im Weltkriege gefallenen Helden des Vaterlandes geweiht. Die
Denkmalsanlage aus rotem Sandſtein iſt in ſchlichten Linien gehalten und fügt ſich harmoniſch in
die ernſte Schönheit der Landſchaft ein.
Retter und Gerettete des Amerika=Grönland=Fluges.

Profeſſor Hobbs

von der amerikaniſchen Uwiverſität Michigan hat die
beiden Ozeanflieger Haſſel und Cramer, die ſich auf
ihrem Amerika=Nordeuvopa=Flug über Grönland ver=
irrten
, glücklich gerettet. Prof. Hobbs weilt als
Leiter einer wiſſenſchaftlichen Expedition ſeit längerer
Zeit in Grönland und wurde auf den Aufenthaltsort
der Flieger durch Eskimos aufmerkſam gemacht.

Schwerer Verkehrsunfall in Berlin.
Berlin. Ein außerordentlich ſchwerer Verkehrs=
unfall
ereignete ſich am Dienstag abend im Norden
Berlins. Ein Motorradfahrer kam in mäßigem
Tempo durch die Seeſtraße. An der Ecke der Afvi=
kaniſchen
Straße wurde er von einem Privatkraft=
wagen
erfaßt und mit ungeheurer Wucht auf den
Promenadenweg der Seeſtraße geſchleudert. Dabei
riß das Motorrad mehrere vorübergehende Menſchen
um. Im ganzen erlitten ſieben Perſonen zum Teil
erhebliche Verletzungen.
Teilweiſe Aufklärung eines großen Juwelen=
diebſtahls
.
Berlin. Der Bjährige Kaufmann Joel Alt=
mann
aus der Kantſtraße in Charlottenburg und
der 20jährige Aaron Waletzki, Inhaber einens kleinen
Zigarrengeſchäfts in Berlin, ſind als Mitwiſſer an
dem großen Juwelendiebſtahl feſtgeſtellt worden, bei
dem in der Nacht zum 19. Juni Einbrecher bei einem
Jwwelier am Kurfürſtendam Wertſachen im Betrage
von etwa 90 000 Mark erbeutet hatten, obwohl die
Geſchäftsräume nach der Straße hin ausreichend ge=
ſichert
waren. Eine Hausſuchung in den Wohnungen
der beiden Verdächtigen hat bereits eine koſtbare
Platinuhr, die aus dem Einbruch ſtammt, zu Tage
gefördert. Bemerkenswert iſt, daß Altmann jede Aus=
ſage
mit der Behauptung verweigert, ein Verbrecher=
gericht
in der Münzſtraße habe ihn ſchon einmal
wegen Angebens zu einer Geldſtrafe von 800 Mark
verurteilt, und ihm, falls er wieder etwas verrate,
den Tod angedroht. Altmann bekommt bei jedem
Verſuch, ihn zu vernehmen, Schreikrämpfe und Tob=
ſuchtsanfälle
. Auf Waletzki iſt man dadurch aufmerk=
ſam
geworden, daß zwei Münchener Juwelenräuber,
die vor kurzem hier feſtgenommen wurden, nach ihm
gefragt hatten. Er befand ſich zu dieſer Zeit bereits
wegen Diebſtahlsverdacht in einer anderen Sache ſeit
14 Tagen in Haft. Auch Waletzki verweigert jede
Ausſage.
Das Genick gebrochen.
Buſchgotthardshütten (Kreis Siegen).
Ein 24jähriger Walzwerksarbeiter, der vom Eichener
Werk mit dem Motorrad nach Hauſe fuhr, bemerkte
unterwegs einen Schaden an ſeinem Rad und beugte
ſich während der Fahrt zur Seite, um den Motor
auszuhorchen. Dabei ließ er für kurze Zeit die
Wegſtrecke aus dem Auge und geriet von der Fahr=
bahn
ab. Zu ſpät verſuchte er noch das Rad herum=
zureißen
, das mit Wucht gegen die Bordſteine fuhr
und den Fahrer abſchüttelte. Er flog mit dem Kopf
gegen einen Lichtleitungsmaſt, an dem er ſich das
Genick brach. Er wurde tot vom Patze getragen.

Die Flieger Haſſel und Cramer

wurden nach 14 tägigem Marſch durch die Eiswüſte
Grönlands von Eskimos geſichtet und von Prof.
Hobbs gerettet. Nach einem prachtvollen Flug aus
Amerika über den Nordatlantik nach Grönland konn=
ten
die Flieger den vorbereiteten Zwiſchenlandungs=
platz
nicht finden und mußten in der Eiswüſte lan=
den
. Man war um die kühnen Luftpioniere ſchon
ſehr beſorgt, als die Kunde von der Rettung eintraf.

Die Leidenszeit der Grönlandflieger.
New York. New York Times veröffentlicht
einen ausführlichen Bericht aus Mount Evans, in
dem die Schwierigkeiten geſchildert werden, mit denen
die Beſatzung des Flugzeuges Greater Rockford
nach ihrer Landung in Grönland zu kämpfen hatte.
Sie hatte urſprünglich angenommen, innerhalb eines
Tages Camp Lloyd erreichen zu können. Nach zehn=
tägigem
Marſch hatte ſie indeſſen erſt den Fjord er=
reicht
, der nach Camp Lloyd hineinführt. Sie ſahen
ſich während der letzten Tage genötigt, ihre tägliche
Raton auf fünf Unzen Pemmikan zu beſchränken,
und waren im Begriff, den Weitermarſch als hoff=
nungslos
aufzugeben, als das rettende Motorboot
des Mount=Evans=Obſervatoriums auf dem Fjord
auftauchte.
Der viermal hingerichtete Paſcha.
New York. In New York ſtarb dieſer Tage
der frühere türkiſche Hofbeamte Adam Paſcha. Er
konnte ſich eines ganz beſonderen Rekords rühmen.
Er war der meiſt hingerichtete Mann der Welt.
Er hatte unter der Regierung von zwei Sultanen die
Würde eines Großbeſirs bekleidet und erhielt wäh=
rend
der Dauer dieſes gefährlichen Amtes nicht
weniger als viermal die verhängnisvolle Seiden=
ſchnur
, die bekanntlich während der guten alten
Zeit in der Türkei die zarte Aufforderung bedeutete,
ſich ſelbſt zu erdroſſeln. Dreimal gelang es, ſeine
Verſetzung ins Jenſeits ſo lange aufzuſchieben, bis
ſein Sultan auf andere Gedanken kam. Beim vierten
Mal blieb aber zu ſeinem großen Erſtaunen die er=
wartete
Begnadigung aus. Er täuſchte nun Selbſt=
mord
vor. Man ſah ihn in einer dunklen Nacht an
ſeinem Fenſter in einer Schlinge hängen. In Wirk=
lichkeit
ließ er ſich an einem Seil hinab und flüchtete.
Er war bereits auf dem Wege nach Amerika, als
die Abgeſandten des Sultans nach ſeiner Leiche zu
forſchen begannen. Da er vorſorglich genug war,
ſeine erſparten Gelder rechtzeitig im Ausland anzu=
legen
, hatte er anfangs auch keine Not zu leiden.
Mit der Zeit ſchwand das Geld aber hin, und als er
ſtarb, beſtand ſein ganzer Nachlaß nur aus vier
Seidenſchnüren, die er pietätvoll aufbewahrt hatte.
Ehrung einer franzöſiſchen Krankenſchweſter
durch die deutſche Botſchaft.
Paris. Der deutſche Botſchafter v. Hoeſch
überreichte am Mittwoch im Botſchaftsgebäude der
Krankenſchweſter Suzanne Simmonet das Ehren=
zeichen
des deutſchen Roten Kreuzes, das ihr ver=
liehen
worden iſt, weil ſie einem deutſchen Kranken
freiwillig ihr Blut zu einer Transfuſion zur Ver=
fügung
geſtellt hat.

Friedrichshafen, 5. Sept.
Die Arbeiten am Luftſchiff Graf Zeppelin ſiur
in den letzten Tagen ſoweit gediehen, daß am Doo=
nerstag
die Füllung der fünf Trag=Gaszellen ihren
Anfang nehmen kann. Sie wird in etwa 8 Tgan
beendet ſein. Der Einbau der fünf Maybach=Motorun
iſt bereits abgeſchloſſen, ſo daß nunmehr damit
rechnen iſt, daß der erſte Aufſtieg des Schiffes in Kör
zweiten Hälfte dieſes Monats unternommen werdon
kann. Da angeſichts der noch unzureichenden B.
triebsſtoffvorräte für die Speiſung der Motoren H=
Probefahrten größtenteils mit Benzingas als gr.
triebsſtoff durchgeführt werden, wird die Zahl =
bereits
vorhandenen Benzintanks des Schiffes nach
vermehrt werden. Die Amerikareiſe des Luftſchifff;
wird nicht vor Ablauf des Monats erfolgen. Ta=
Grund hierfür liegt lediglich darin, daß die Al=
ſammlung
des Triebgaſes etwas langſame Fon=
ſchritte
macht, d. h. täglich 1000 Kubikmeter anſtese
von 3000 Kubikmeter hergeſtellt werden können. De
für einen Amerikaflug erforderliche Triebgasmemie
von etwa 30 000 Kubikmeter wird ſomit erſt in vnr
Wochen zur Verfügung ſtehen.
Das Tropenfieber in Griechen
land.
* Athen, 5. Sept. (Priv.=Tel.
Aus den Tiefen Aſiens kommend hat das Dengr=
fieber
in Griechenland ſeinen Einzug gehalten. T2
große ſchöne Athen iſt plötzlich in Schrecken erſtar=
Aengſtliche Menſchen ſtehen auf dem Markt und eiſ
den Straßen herum. Oben am Himmel aber ſernt
und brennt eine glutheiße Sonne. Das Fieber frn=
dert
täglich 80 bis 100 Menſchenleben, und die Zocl
der Erkrankten ſoll bereits 300 000 überſteigen. Auch .
Premierminiſter Venizelos und vier Miniſter ſind
der Seuche erkrankt und mußten in das Krank :u
haus überführt werden. Die Aerzte wiſſen nicht reet
wie ſie die Epidemie bekämpfen ſollen, da der Kran=
heitserreger
des Denguefiebers unbekannt iſt und K?
bisher in Arabien und in einigen anderen Gegendy
Aſiens vorzukommen pflegte. Die Krankheit begirru
bei hohem Fieber mit Kopf= und Gliederſchmerz /.
Dazu kommt ein roter maſernartiger Ausſchlag. .
ſeiner bösartigſten Form (das ſog. Black Fever)
es bei Benommenheit und Herzſchwäche faſt immr
tödlich. Faſt in jedem Hauſe liegt mehr als
Hälfte der Bewohner krank darnieder. Viele ( mußten ſchließen, es fehlt der Chef, es feh in
die Angeſtellten. Auch der Poſt= und Fernſprechw=
kehr
ſtockt. Wer kann, flüchtet hinaus in die Ber
um der Ernte des Senſenmannes zu entgehen, ar
die Flüchtenden nehmen den Keim der Seuche mit
und verbreiten das Fieber über das Land. Man
innert ſich an die Zeiten, da einſt der ſchwarze 219
aus Aſien kam und ſeinen furchtbaren Spazierga. uy
durch Europa begann. Im Sommer pflegen m:
wenige Touriſten in die Backofenhitze der griechiſcher
Hauptſtadt zu kommen, dennoch gibt es einige Lu/
envwegte, die ſich durch die Sonnenglut nicht
ſchrecken laſſen. Namentlich Amerikaner kommen u
ihren Rieſendampfern herübergeſchwommen, um a.k
jetzt die Akropolis zu beſuchen und um Poſtkar
aus dem Tempel Athenes, der Göttin der Vernurt
in eine vernunftloſe Heimat zu ſenden. Sie kau
auch gerne bei den Händlern mykeniſche Bronzen,
einen Ruhmestitel der Pforzheimer Induſtrie dee
ſtellen. Aber heute ſchmecken den Touriſten auch
Sankt=Peters=Fiſche nicht mehr, auch das Lanm
fleiſch, das vor ihren Augen am Spieße gebrarn
wird. Sie trinken nachdenklich ihren bitte
Rezinatowein, der nach Tannennadeln ſchmeckt, n;
warten auf die erſte Gelegenheit, um das Fieberlcn
zu verlaſſen. Man hofft, daß, wenn nun endlich
unerträgliche Hitze des Sommers kühleren Tan
weichen muß, auch das Fieber ebenſo plötzlich, wie
gekommen, wieder verſchwinden wird. Heute
Griechenland ein krankes Land im Fieber.
1050 Todesopfer der Ueber=
ſchwemmungskataſitrophe

auf Korea.
Tokio, 5. Sep-
Die Ueberſchwemmungskataſtrophe in Korea de.n
ſich immer weiter aus. Die Stadt Genzan ſteht ur
Waſſer. Die Reisfelder ſind faſt gänzlich zerſtait
Die japaniſche Regierung hat Schiffe entſandt, n
der Bevölkerung Hilfe zu bringen. Flugzeuge unn
richten die Bevölkerung über den Stand des Hrih
waſſers und verſorgen ſie mit Lebensmittel. Zi
Zahl der Todesopfer beträgt nach den letzten M.
dungen 1050.
Neue Briefmarken der königli.h
albaniſchen Poſi.

itz das Ziel, we
n zu gelangen
iten. Dieſe Fiü
mgrichteten Lehr
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anstag ſtatt

Die Briefmarken des neuen Königreiches Albar
dürften in Sammlerkreiſen in hohen Kurs komm
Durch den Aufdruck eines königlichen Kranzes‟.
der königlichen Initialen A. Z. (Achmed Zogu) 17
die alten republikaniſchen Briefmarken zeitger 4
moderniſiert worden. Als Schönheitsfehler wird?
in Tirana empfunden, daß der König Achmed 31I
nicht in prunkvoller Uniform, ſondern in ſeinem
gelegten bürgerlichen Präſidentenrock zu ſehen

[ ][  ][ ]

KNummter 248

Donnerstag den 6 September 1928

Geite 14

Sport, Spiel und Turnen.

Turnen.
AAus dem Main=Rhein=Turngau D. T.
gäe letzten Wettkämpfe. Ausbildung von Lehrkräften für Vereine.
Spel=Kampfſpiele. Die Bezeichnung ſchon verkündet den
tenen des Stiſters der einzelnen Wanderpreiſe, um die am kommenden
zuntag die Main=Rheingau=Volksturner ringen werden. Der Turn=
rän
Rüſſelsheim, auf deſſen Kampfbahn die Wettkämpfe ſtatt=
zen
, hat ſich ein beſonderes Verdienſt um den Aufſchwung bes Volks=
rwenz
innerhalb des Main=Rheingaues mit der Dunchführung der
=Kampfſpiele, die nunmehr zur Daueveinrichtung werden ſollen, er=
Sen. Zahlreich ſind die Meldungen zu den einzelnen Kämpfen, zu
UEen nur die Beſten der Beſten aus Volksturnerkreiſen des Gaues an=
eien
werden, erfolgt und ſind daher ſehr ſpannende Kämpfe zu er=
uuken
. Die beſten Volksturner ſind gus den Veweinen der Mainſpitze,
aus Groß=Gerau, Walldonf und Walleyſtädten zu erwarten, wie auch
ü elsheim ſelbſt ein großes Aufgebot enſtklaſſiger Wettkämpfer ins
r zu ſtellen vermag, die micht ſo leicht die wertvollen Kampfauszeich=
urpen
aus der Hand geben werden. Arheilgen iſt am 9. September
r Tagungsort für die Schiedsrichter im Handball ſowie für Handball=
breilungsleiter
. Iſt es doch der letzte Tag, an welchem die Vorgenann=
n
mit den neuen Spielregeln, die in der kommenden Spielreihe zur
nrpendung kommen, vertraut gemacht werden follen. Wer vor Enttäu=
hrngen
bewahrt will bleiben, berſäume nicht, dieſe wichtige Tagung zu
ſchen, um für die Spielreihe 1998/29, die bereits am B. September
prnnt, richtig vorbereitet zu ſein. Für die Auswahlmannſchaft im Gau
lt es, am 9. Sewtember die Gaufarben im fälligen Rückſpiel gegen den
tFel=Weginggau (9. Turnkreis) würdig zu verteidigen. In den ein=
lyen
Turnbezirken iſt man emſig an der Arbeit, ſich zu den Bezirks=
ekterſchaften
an den Geräten tüchtig vorzubereiten. Den Reigen dieſer
äirupfe enöffnet der vierte Turnbezirk, der hierfür als Austnagugsort
iwerModau beſtimmt hat. Für das Bezirks=Wertungsturnen des
ſien Bezirks hat man Babenhauſen beſtimmt und ben 30. September
8. Termin feſtgelegt. Die letzte Wettkampfhandlung des Gaues für das
ger 1928 iſt der am 7. Oktober in Langen ſtatfindende Herbſtwaldlauf,
r. den bisher geſammelten Erfahrungen nach, mit zu den beliebteſten
euveranſtaltungen zu rechnen iſt und der ſeine Kugkraft wieber erneut
ner Beweis ſtellen wird. Keineswegs iſt die turneriſche Arbeit
nerhalb des Gaues mit dieſen aufgeführten Wettkampfveranſtaltungen
r das Jahr 1998 erſchöpft. Gs iſt nicht der Sinn und Zweck der Tur=
eſchaft
, durch die Wettkämpfe Kanonen zu züchten, ſondern für die
itte Maſſe ſich einzuſetzen, und dieſe geſundheitlich zu fördern, war
eis das Ziel, welches erſtrebt und nach dem geſtrebt wird. Um zu die=
u
. zu gelangen gilt es, vor allem tüchtige Führer und Leiter heranzu=
ien
. Dieſe Führerausbildung übernimmt der Gau in eigens hierzu
usgerichteten Lehrgängen der verſchiedenen Arten von Leibesübungen,
n zwar für beiderlei Geſchlecht. Wie in dem verfloſſenen Verwal=
nasjahr
, ſo ſoll auch in dieſem Jahre die Ausbildungsarbeit in den
mmenden Monaten fortgeſetzt werden. Es finden zunächſt Lehrkurſe
n Mänmer= und Frauenturmen ſtatt, die je 44 Lehrſtunden umfaſſen
Ien und auf einige Samstage ſowie Sonntage verteilt werden. Der
nimn des erſteren iſt auf Samstag, den 6. Oktober, des letzteren auf
funstag, den 2. Oktober, feſtgeſetzt. Zur Ausbildung von Leiter und
eterimnen von Kinderabteilungen wird der Gau=Fachwart für das Kin=
aturmen
eine Uebungsſtunde am Sonntag, den 30 September vormit=
S ½9 Uhr beginnend, im Turnhauſe der Turngemeinde Beſſungen
ßſtidelberger Straße) abhalten. Die mehrtägigen Lehrkurſe für Schwim=
um
, Spielen, Kinderturnen, Jugendpflege. Wandern und Geſang wer=
ſer
noch im Laufe des Herbſtes bzw. Frühjahrs 1929 folgen.

Handball.

PSportverein Darmſtadt 1898 Poſtſportverein Frankfurt a. M.
Auch das kommende Verbandsſpiel tragen die Handballer der 98er
u. eigenem Platze aus. Gegner iſt der Poſtfportverein Fpankfurt a. M.,
ei in dieſem Jahre zur Ligaklaſſe aufgerückt iſt. Allerdings haben die
ſiſtſportler im der oberſten Klaſſe bisher wenig Freude erlebt; in ihren
ſicherigen 4 Spielen mußten ſie nur Niederlagen entgegennehmen, von
enen zwei ſogar vecht empfindlich waven. Wenn daher auch nicht zu
woarten iſt, daß die Frankfurder gerade in dem Spiel gegen den Sport=
enein
1898 zu ihrem erſten Punktgewinn kommem werden, ſo werden ſie
och ihr ganzes Könmen aufbieten, um die Höhe der Niederlage in erträg=
ichen
Gvenzen zu halten.
Der Sporwerein Darmſtadt 1898 ſt in der Lage, zu dem bevor=
tchenden
Spiel mit einer ſtärkeren Mannſchaſt anzutreten als gegen
ſit=Weiß. Während als limker Verbindungsſtürmer wieder Allwohn
uogieren wird, werden Fiedler und Jäger ihre gewohnten Voſten ein=
vomen
. Wir erwarten von dieſer Mannſchaft eine geſchloſſenere Lei=
hung
wie am vergangenen Sonntag.
Es wird ausdrücklich darauf aufmerkſam gemacht, daß das Spiel am
Scmstag ſtattfindet, und zwar nachmittags 6 Uhr.

Das Vorbereitungskomitee für die Fußball=Weltmeiſterſchaft tritt
aun Sonntag in Bürich zur näheren Beſprechung zuſammen.
Der Finne Marttelin ſtellte in Helſingfors mit 1:94:854 Stunden
eimen neuen Weltrekord im 25=Kilometer=Laufen auf.
Der Europameiſterſchaftskampf im Leichtgewicht zwiſchen Luis
Nayzo und dem Herausforderer Paul Czirſon=Berlin ſoll nun bis zum
A. Setztmnber zur Erledigung kommen.
Tehöy Sandwina ſchlug den Franzoſen Sebillo in London in der
6. Nunde durch Aufgabe.
Frl. Konopacka, die polniſche Olympigſiegerin und Weltrekordinhabe=
rm
im Diskuswerfen, wird ſich in Kürze mit dem polniſchen Geſandten
n Budapeſt verheiraten.
Die belgiſche Straßenmeiſterſchaft wunde in Brüſſel von Dervais
gt wonnen. Weltmeiſter Ronſſe kam im Endſpurt nur auf den fünſten
Aletz.

Tennis.

Frenz deutſcher Tennismeiſter.
Die nationalem deutſchen Tenwismeiſterſchaftem in Braunſchweig
wurdem am Montag beendet. Nachdem Frl. Hoffmann=Hamburg
das Dameneinzel gewonnen hatte, holte ſich ihr Landsmann Frenz
nach hartem Fünfſatzkampf 6:8, 6:8, 6:3, 11:9, 6:1 über den Berliner
Heydenreich die Hervenmeiſterſchaft. Im Hervendoppel um die Meiſter=
ſchaft
von Braunſchweig ſiegten die Hannoveraner Lane/Stephanus 8:6,
4:6, 8:6, 6:4 über Dr. Zander/Hoppe=Berlin, und im Damendoppel
waren Frl. Hoffmann,/Frl. Kallmeher 6:4, 6:1 über Frau Sturm/Frl.
Warſchauer erfolgreich.
Der Tennis=Länderkampf UngarnDeutſchland in Budapeſt wurde
am Mittwoch mit einem 5:3=Siege Deutſchlands beendet. Im letzten
Spiel unterlag Froitzheim gegen b. Kehrling.

Geſchäftliches.

Die deutſche Automobilausfuhr.
Die Entwicklung, die der Export deutſcher Nutzkrafwagen i letzter
Zeit durchgemacht hat, bietet Anlaß zu befriedigenden Erwartugen
für die Zukunſt. Als neuen großen Auslandserfolg hat die deutſche
Laſtwagen=Induſtrie den Grand Prix zu buchen, dem die Firma Büſſing
gegen ſchwerſte internationale Konkurrenz auf der Automobilausſtellung
in Rio de Janeiro erringen konnte.

Die Aerzte verlangen gebieteriſch, mehr Wert auf die Vorbeugung
gegen Kramnkheiten zu legen. Es wäre kurzſichtig, ſolche Forderungen
übergehen zu wollen, denn Vorbeugen iſt bekanntlich leichter als Heilen.
Die Grundbedingung hierfür iſt eine geſunde, nahrhaſte Koſt, die reich
an Ergänzungsſtoffen iſt. Tauſenden von Beſuchern hat die vor kurzem
geſchloſſene Ernährungs=Ausſtellung in Berlin in anſchaulicher, viel=
fach
dvaſtiſcher Weiſe vor Augen geführt, welchen unterſchiedlichen Nähr=
wertgehalt
unſere Nahrungsmittel aufweiſen. Vieles davon wird zu
Nutz und Frommen der Geſundheit jetzt mehr Beachtung finden als bis=
her
. Wertbolle Hinweiſe über die geſündeſte und zweckmäßigſte Aus=
nutzung
der Nahrungsmittel nach den neueſten Forſchungs=Ergebniſſen
der Ernährungs=Wiſſenſchaft ſind auch in Dr. Hetkers Schulkochbuch
enthalten. Wie wir wiſſen, iſt das 144 Textſeiten und 8 Seiten farbige
Abbildungen enthaltende Buch in den einſchlägigen Geſchäften für 30 Pfg.
erhältlich oder wenn nicht vorrätig, gegen Einſendung von Marken von
der bekannten Firma Dr. Auguſt Detker, Bielefeld, divekt zu beziehen.
Für beſonders werwvolle Leiſtungen iſt, wie wir ſoeben noch erfahren,
von der Leitung der Ausſtellung Die Grnährung der Firma Dr. Detker
der Staatsehrenpreis des Preußiſchen Miniſteriums für Landwirtſchaft,
Domänen und Forſten zuerkannt worden.

Aus deutſchen Bädern.
Dobel (Schwarzwald).
Ein beſonderer Kunſtgenuß wurde den zahlreichen Kurgäſten geboten
in einem vornehmen Künſtlerkonzert im Hotel Funk. Alexis v. Drexler,
ein Kind des ſanges= und muſikfrohen Wiens, Luxemburgs Gammer=
virtuoſe
, führte ſich als Meiſter ſeines Spezialinſtruments Perſecta
ein, eine ſelten gehörte Kombination von Harfe und Zither. Ernſte
und heitere Weiſen von Brahms, Oskar Straus, Abt, Mikiſch, Bufoni
uſw. fanden freudigen Beifall bei den zahlreichen Zuhörern. Viel be=
jubelt
wurde namentlich ein gelungener Muſitſcherz.

Beſuch deutſcher und ausländiſcher Preſſevertreter in Berchtesoaden.
Die aus Anlaß der Salzhurger Feſtſpiele im Salzburg weilenden deut=
ſchen
und ausländiſchen Journaliſten beſuchten kürzlich Berchtesgaden,
den Königsſee und Oberſee. Die unvergleichlichen Naturſchönheiten des
Berchtesgadener Landes machten auf die 30 Damen und Herven, unter
denen ſich Vertreter der größten deutſchen, ungariſchen, engliſchen und
holländiſchem Zeitungen, ſowie amerikaniſche und guſtraliſche Zourng
liſten befanden, den tiefſten Eindruck.

Wetterbericht.
Das Islandtief mit ſeinen Randſtörungen hat ſich abgeflacht und
oſtwärts fortbewegt. Obwohl der Luftdruck über Mitteleuropa langſam
weiter fällt, ſo bleibt bei uns der Einfluß des kontinentalen Hochdruck=
gebiets
noch fortbeſtehen.
Vorherſage für Donnerstag, den 8. September: Heiter, auch zeit=
weiſe
bewölkt, tagsüber wärmer, noch trocken.
Ausſichten für Freitag, den 7. September: Noch keine weſentliche
Aenderung.

Ort: Wetter: Temp.
in a‟ Wind: Met
ſchlag
in mm Ke
decke
in cm Gießen: heiter W. Aachen: 14 ss0, Hamburg: 15 Berlin: 18 München: wolig 10 Windſtill Königsberg: 16 HSV.
Windſtill Breslau: heiter 17 Feldberg:
Taunus heiter 14 8O, Waſſerkuppe 14 Feldberg:
(Schwarzw.) 13 Süf. Zugſpitze: Kahler Aſten: heiter 15 SW. Fichtelberg: 13 Schneekoppe: 11 Si

*31. Preußiſch=Süddeutſche Klaſſenlotterie.
94. Tag, 5. Klaſſe. In der Vormittags=Ziehung fielent
4 Gewinne zu je 10 000 Mark auf Nr. 85 686 196 236; 8 Gewinne zu je
3000 Mark auf Nr. 163 960 176 595 18 639 206 598; 12 Gewinne zu je
200 Mark auf Nr. 109 664 130 888 191 079 241 969 282 457 30 732; 16
Gewinne zu je 1000 Mark auf Nr. 92 78 913 198 255 194 176 37 548
B3389 256 306 314 509; ferner 7 Gewinne zu je 50 Mank und 198
Gewinne zu je 300 Mark. In der Nachmittags=Ziehung
ſielen: 2 Gewinne zu je B000 Mark auf Nr. 27 184; 4 Gewinne zu je
5000 Mark auf Nr. 84 373 339 225: 12 Gewinne zu je 3000 Mark auf
Nr. 18 800 35 810 79 474 155 490 255 600 329 168; 14 Gewwinne zu je 200
Mark auf Nr. 30 887 77 699 137 684 208 398 351 338 369 140 384 8703
34 Gewinne zu je 1000 Mark auf Nr. 14 109 31 097 56 376 81 443 64 173
69 010 78 111 85 79 145 988 177 656 186 660 188 797 2u7 891 245 94 31 301
338 508 341 414; ferner 70 Gewinne zu je 500 Mark und 190 Gewinne zu
je 300 Mark. Im Gewinnrade verblieben: 2 Prämien zu je
500 000 Mark, 2 Gewinne zu je 300 000 Mark, 2 Gewinne zu je 100 000
Mark, 2 Gewinne zu je 50 000 Mark, 2 Gewinne zu je B000 Mark,
14 Gewinne zu je 10 000 Mark, 24 Gewinne zu je 5000 Mark, 84 Ge=
winne
zu je 3000 Mark, 144 Gewinne zu je 2000 Mark, 216 Gewinne zu
je 1000 Mark, 824 Gewinne zu je 500 Mark und 2200 Gewine zu je
300 Mark.
Rundfunk=Programme.
Frankfurt.
Donnerstag, 6. Sept. 13.30: Kaſſel: Funkorch.: Moderne franzö=
ſiſche
Muſik. S 1505: Mittelſchullehrer Hering: Der Rundfunk.
O 15.40: Zwiſchen Himmel und Erde von Otto Ludwig. 0 16.35:
Funkorch.: Neue Operetten. o 18.15: Kaſſel: Matbilde Meißel:
Ratſchläge für Mutter und Kind. o 18.30: Kaſſel: Oberlandwirt=
ſchaftsrat
Dr. Sprenger: Die Bedeutung der preußiſchen Geſtüts=
verwaltung
für die Landespferdezucht. o 19: Erläuterung von
Schachpartien. o 19.30: Eine Viertelſtunde Naturkunde, unter
Leitung von Profeſſor Drevermann. o 20 15: Orgel=Konzert.
Ausf.: Friedr. Peterſen, Wiesbaden. O 21.15: Kaſſel: Dichterſtunde
Manfred Hausmann. Mitw.: Funkorch, Leitung: Kapellm. Bodart.
Lohſe: Vorſpiel zu Prinz wider Willen. Vier Gedichte: Liebes=
lied
: Nachtmuſik; Erinnerung; Maſcha. Weg in die Wolken,
Novelle. Trunk: Serenade für Streichorcheſter. September,
Erzählung. Graener: Symphonietta für Streichorcheſter und Harfe.
Anſchl.: Kaſſel: Spätkonzert. Funkorch., Leitung: Kapellm. Bodart.
Stuttgart.
Donnerstag, 6. Sept. 12.30: Schallplatten. O 15.45: Plauderei
über Blumenpflege. 0 16.15: Funkorcheſter. Einlagen: Lieſl Olmes=
dahl
. o 18.15: Freiburg: Direktor Dr. Müller: Vom Weinbau
in Baden. 18.45: Stuttgart: Aerztevortrag. o 19.15: Schach=
funk
. O 20.15: Konzert. Bratſche und Klavier. Ausf.: H. Mahlte
und R. Schmidt, Berlin. o Anſchl.: Freiburg: Luſtiges aus Oeſter=
reich
und Bayern. Mitw.: Theo Martin (Rezitat.), K. Bürle
(Trompete), F. Bürle (Ziehharmonika), A. Köbele (Klarinette).
J. Blickle (Violinel. o Anſchl: Eine Stunde Hausmuſik. Werke
von Schuhert. Mitw.: Anne Winterhalter (Klavier), Frau Köhler=
Bender (Violine), Marie Elsner (Sopran). o Anſchl.: Nachrichten.
Berlin.
Deutſche Welle. Donnerstag, 6. September. 10.15: Berlin=
Nachrichten. O 12: Naturforſcher Dr. Berger: Naturkundliche Zwie=
geſpräche
. 2 1225: Studienrat Thiel und Studienrat Scheiffler=
Kräfte der Natur im Lichte der Phyſik. o 13.30: Nachrichten.
14.30 Reiſen und Abenteuer: Indianiſche Mediinmänner. O 15:
Herbſtfrüchte und Gemüſe als Hauptgericht. 0 15.35: Wetter und
Börſe. 6 16: Dr. Müller=Freienfels: Grundfragen der Sozial=
pſychologie
. o 16.30: Dr. Feinberg: Leo Tolſtoi zum 100. Ge=
burtstag
. Perſönliches Schickſal. O 17: Berlin: Adolf=Becker=Orch.
a 18: Prof. Dr. Hafek: Das nelte Schrifttum unter den Sieben=
bürger Sachſen. o 18.30: Spaniſch für Fortgeſchrittene, o 18.55=
Dr. Taſch: Was muß der Landwirt zurzeit beim Kartoffelabſatz
beachten? o 19.20: Berufsberater Harry Stolmann: Die Berufs=
ausſichten
des kaufm. Lehrlings. 2: Prof. Dr. Reichenbach=
Naturphiloſophiſche Denker: Friedr. Schelling. 0 20.30: K. Kramarſki=
Politiſche Bildung, eine Notwendigkeit im Volksſtaat. o 21: Dr.
Moetefindt: Die Vorgeſchichte des deutſchen Volles. O Anſchl.:
Berlin: Preſſenachrichten. O 22.30: Tanzmuſik. Kapelle M. Weber.
Donnerstag, 6. September. 12.30: Für den Landwirt. 16:
G. 6. Eckhardt: Die bisherigen Entdeckungsfahrten nach dem Nord=
und Südpol O 16.30: Dr. Breitner: Stirbt Europa aus? 0 17:
Haus der Funkinduſtrie: Unterhaltungsmuſik. Orcheſter Ad. Becker,
Leitung: Obermulikm. a. D. Becker. O 19: Direktor Glück: Eſperanto=
Vortrag e 19.30: Prof, Dr. Igel: Hinter den Kuliſſen eines
Bahnhofes. Wie ein Eiſenbahnzug entſteht.) o 20: Generalſekretär
Gerhart Seger: Als politiſcher Apoſtel quer durch Deutſchland.
20.30: Kabarett. Mitw.: Kitty Aſchenbach, Giſela Klärmann,
M. Ehrlich, K. Lenk, C. v. Wolowſky. O 21.30: F. Holländer:
Einleitung zu dem Sendeſpiel Florian Geyer am 1. September,
S Anſchl.: Tagesnachrichten. O 22.30: Tanzmuſik. Kapelle Marek
Weber.
Stettin. 22.30: Aus alten und neuen Operetten. Konzert=
Orcheſter, Leitung: Herm. Scheibenhofer, Mitw.: Elli Spieß (Sopran),
Amelie Harlfinger (Sopran). o Anſchl.: Tagesnachrichten.

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Heute Donnerstag und
morgen Freitag
letzte Gastspiel-
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15 Bilder. U. a. Die gr. Pantomime
Der Waldbrand‟
Ubl. Preise:1.00, 1.50.2 00,2.50,3.00
Vorverkt. Verkehrsbüro, de Waal.
Rheinstr. 14. Anf, 8, Ende ¾11 Uhr.
Mio angekautedra!

Hertägäfien oan
Donnerstag, 6. Sept., 20 Uhr
diohes Honder
Stadt-Orchester 14231
Leitung Kapellmeister W. Schlupp
Zehnerkarten haben Gültigkeit

Bio udgekaßte a!

Vereinigung früheker
Leibgardiſten Darmſtadt

Heute Donnerstag, abds.
8½ Uhr
Leibgardiſtenabend

im Vereinslokal b. Sitte,
Karlſtr. Um zahlreiche=
Erſcheinen wir gebeten.
14201) Der Vorſtand

Die angekante Dia:

Darmſtadt.
11. Wanderung
Sonntag, 9. Sept.:
Reinheim, Nonrod.
Höhe Reichelsheim.
Abfahrt 77 Uhr Oſt=
bahnhof
. Sonntags=
fahrkarte
Reinheim
löſen.
Sonntag, den 15. u.
Montag, 16. Sept.:
Geſamt=VHO.
Herbſtausflug
nach
Laubach.
15. September Ab
fahrt 125: Uhr Haupt
bahnhof. Sonntags=
fahrkarte
Darmſtadt-
Bad Nauheim bezw.
Friedberg Hunget
löſen.
Für die Sicherſtel=
lung
der Quartiere
iſt die Anmeldung bei
Mitglied. Neudecker,
Ernſt=Ludwigſtr. 12,
bis zum 12. 9. 28 vor=
zunehmen
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(12102a)

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für tagsüb. v. 15. Sopt.
od. 1. Okt. ab geſucht
Mathildenſtr. 45, II.
*23126)

Kam Vereinigung ehem. Heſſ. Garde=
Dragoner 23. (Hauptgruppe Darmſtadt
Zu dem Sonntag, dem 9. d. Mts, ſtatt=
findenden
Familienſpaziergang nach Jagd=
ſchloß
.Kranichſtein laden wir hiermit unſere
Mitglieder mit Angehörigen ſowie Freunde
und Gönner herzlich ein. Ein neu herge=
richtetes
Sälchen mit Nebenräumen ſteht
ausſchließlich uns zur Verfügung. Für Un=
terhaltung
mit Tänzchen iſt geſorgt. Treff=
punkt
3:/, Uhr Hirſchköpfe. Bei genügender
Beteiligung iſt Gelegenheit zur Rückfahrt
geboten. Weitere Einladungen erfolgen
nicht.
(14197)
Der Borſtand

Aelt., in alen Haus=
arbeiten
G
gewandt. Mädchen
das bürgerl. koch, k.
zu ält. Ehep. ſof. geſ
Gute Zeugn. erford.
Georgenſtraße 13, I.
23129)

Gutempf.
junges Mädchen
4mal wöchentl, b. n.
d. Spülen geſ. Vorzu=
ſtell
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mannſtr
. 42, p (*23114

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das ſelbſtändig kocht
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Landwehrſtr. 2, I.
Für ſof. od. 15. 9.
fleiß., kinderl. 11417 6
Alleinmädchen
geſucht. Prof. Kräuſel,
Frankfurt a M.= Süd,
Danneckerſtr. 5, I.
Funges Mädchen
Haushalt tagsüber
ſof. geſucht (*23164
Viktoriaſtr. 94, part.
Brab.; ehrl. Mädchen
1617 Jahre,f leichte
Arbeit tagsüber für
ſofort geſucht. Zu er=
frag
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Beſſeres Mädch.
v. Stütze f. Geſchäfts=
haushalt
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Buchdruckerei Künzel
Beſſungerſtr. 59.

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koſtenlos
Es handelt ſich hier um einen Unterricht, der nach
neuem Verfahren zu. Werbe= und Verſuchs=
zwecken
erteilt wird. Koſten entſtehen nicht, auch
ſind mit dem Fernkurs keinerlei Kauf= oder ſonſige
Verpflſchtungen verbunden. Die Aberſendung der
gleichfalls ohne Berechnung im Original zur Ver=
fügung
geſtellten Unterrichtsmittel ertolgt porto=
frei
. Nach unſerem
pſnchoenergetiſchenVerfahren,
das das Auswendiglernen von Vokabeln und
grammatiſchen Regeln erübrigt, gelangen ſelbſt
Perſonen von mittelmäßiger Intelligenz oder
ſolche mit ſchlechtem Gedächtnis ſchnell, mühelos
und ſicher ans Ziel. Man kann binnen zwei Stun=
den
fremdſprachige Zeitungsartikel leſen, ver=
ſiehen
und die Wörter richtig ausſprechen Es
genügt. Angabe (mittels Poſikarte) von Adreſſe
und der Sprache, für die man ſich in erſter Linie
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[ ][  ][ ]

Wirtſchaftliche Rundſchau.
Der Stand der Feldfrüchte in Heſſen anfangs September. Nach
den Angaben der Berichterſtatter ſind durch die lang andauernde
Trockenheit die Feldfrüchte, wie auch die Wieſen, in ihrer Entwicklung
ſehr zurückgeblieben. Sie haben ſich aber durch den in der letzten
Zeit eingetretenen Regen wieder etwas erholt. Der Stand im allgemei=
nen
iſt befriedigend. Ueber Schaden durch Schädlinge wird nur in
einigen Gemeinden Klage geführt. Der Stand der Reben iſt gut bis
mittel, ſoweit ſie nicht durch Frühjahrsfroſt und Hagel gelitten haben.
Die Saatenſtandsnoten betragen für Hafer 2,6, Kartoffeln 2,9, Zucker=
rüben
2,9, Futterrüben 2,9, Klee 3,4, Luzerne 3,1, Be(Ent) wäſſerungs=
wieſen
3,3, andere Wieſen 3,7, Reben 2,6. Hierbei bedeutet 2 gut,
3 mitel und 4 gering.
Joh. Jac. Vowinckel A. M. in Mainz=Kaſtel. Weitere Verluſttil=
gung
. Die mit einem Aktienkapital von 2,14 Mill. RM. arbeitende
Gruben= und Schwellenholzfirma erzielte in dem am 30. November 27
abgelaufenen Geſchäftsjahr einen Reingewinn von 1618 RM., ſo daß
ſich der Verluſtvortrag aus dem Vorjahre auf 6324 RM. ermäßigt. In
der Gewinn= und Verluſtrechnung fehlen alle Einzelheiten über Brutto=
gewinn
, Unkoſten, Abſchreibungen uſw., ebenſo werden keine Grüinde
für die Verzögerung der Bilanzvorlage angegeben. In der Bilanz
erſcheinen die Rücklagen mit 230 000 RM. um 10 000 RM. verringert,
Kreditoren mit 1,02 Mill. RM. um faſt 1 Mill. RM. erhöht. Der
Warenbeſtand iſt mit 1,57 Mill. RM. nahezu unverändert, doch hat der
Debitorenpoſten eine Erhöhung um ebenfalls faſt eine Million RM.
erfahren.
Friſtverlängerung für das Angebot der Frankfurter Gasgeſellſchaft
an die Stadt Köln. Wie wir erfahren, hat die Stadtverwaltung Köln
vor einigen Tagen die Direktion der Frankfurter Gasgeſellſchaft erſucht,
ihr für das Angebot für den Ausbau der Kölner Gasverſorgung eine
Verlängerung der Zuſchlagsfriſt zu gewähren. Die Leitung der Frank=
furter
Gasgeſellſchaft hat dieſem Wunſche entſprochen und ſich mit einer
Friſtverlängerung bis zum 30. September d. J. einverſtanden erklärt.
Deutſche Sparkaſſen und der Giroverband zur Erklärung der Saar=
Regierungskommiſſion. Zu der Erklärung der Regierungskommiſſion
des Saargebietes vom 4. September über die Beziehungen zwiſchen dem
ſſaarländiſchem Sparkaſſen und den deutſchen Sparkaſſenverbänden teilt
der Deutſche Sparkaſſen= und Giroverband nach nochmaliger Fühlung=
wahme
mit den beteiligtem Mitgliedsverbändem mit: Die Erklärung der
Regierungskommiſſion des Saargebiets kann den Eindruck erwechen, als
ob den ſaarländiſchem Sparkaſſen ihre Zugehörigkeit zu deutſchen Spar=
kaſſenverbändem
und die Benutzung der Verbands= und Reviſionsein=
richtungen
jederzeit unbenommen geblieben ſei. Demgegenüber iſt feſt=
zuſtellen
, daß der Rheiniſch=Weſtfäliſche Sparkaſſenverband faktiſch keinen
offiziellen Verbehr mit den ſaarländiſchem Sparkaſſen aufrechterhalten
konnte. Die ſaarländiſchen Sparkaſſen haben ſich ihrerſeits tatſächlich
an den Verbandseinrichtungem nicht beteiligt (u. a. keine Beiträge ge=
zahlt
). Im beſonderen wurden bei ihnen keine Verbandsreviſionem vor=
genommen
. In der Sache ſelbſt iſt es völlig bedeutungslos, ob der Zu=
ſtand
durch formelle Verbote oder dadurch herbeigeführt wurde, daß
und dieſe Tatſache ſind wir bereitz, jederzeit zu belegen den ſaarlän=
diſchen
Sparkaſſen in eindeutiger Weiſe zu verſtehen gegeben wurde,
eine Betätigung der deutſchem Sparkaſſenverbände im Saargebiet ſei
nicht erwüinſcht‟ Die Behauptung in der Regierungserklärung, die Be=
zirksſparkaſſe
Homburg gehöre dem Prüfungsverband öffentlicher Kaſſen
(Bahern) an, trifft nicht zu. Dem Prüfungsverband öffentlicher Kaſſen,
dem (als ſelbſtändige Einrichtung neben dem Bayeriſchen Sparkaſſen= und
Giroverband) die Reviſion der öffentlichen Kaſſen Bayerns übertragen
iſt, ſind keine ſaarländiſchen Sparkaſſem angeſchloſſen. Im übrigen be=
ſtätigt
die Erklärung der Regierungskommiſſion hinſichtlich der Nichtver=
bandsmitgliedſchaft
der Städtiſchen Sparkaſſe St. Ingbert unſere Dar=
ſtellung
vollauf. Wir haben ſomit unſerer früheren Feſtſtellung, daß
jeder Verkehr zwiſchen den ſaarländiſchem Sparkaſſem und den von früher
her zuſtändigem Sparbaſſenverbänden faktiſch unterbrochen iſt, und daß
insbeſondere die Verbandsreviſionen unterbleiben mußten, auch nach der
Erklärung der Saarvegierungskommiſſion nichts hinzuzufügen. Die von
uns gegebene Darſtellung der Beziehungen zwiſchen den deutſchen Spar=
Eaſſenverbänden und den ſaarländiſchen Sparkaſſen beſteht nach wie vor
zu Recht.
sim.
Die Reichsexportkreditverſicherung im Jahre 1927/28. Die als
oberſte Inſtanz der Reichsexportkreditverſicherung berufene Große Kom=
miſſion
, in der neben Vertretern der Reichsregierung und der beteilig=
ten
Verſicherungsgeſellſchaften die Spitzenverbände des Handels und
der Induſtrie ſowie die am Ueberſeehandel intereſſierten Banken ver=
treten
waren, nahm den Bericht über die weitere Entwicklung und die
Ergebniſſe der Exportkreditverſicherung entgegen. Im Berichtsjahr
vom 1. Juli 1927 bis zum 30. Juni 1928 wurden insgeſamt Export=
geſchäfte
im Fakturenwert von etwa 60 Mill. RM. verſichert und durch
Verſchiffung zur Ausführung gebracht. In dieſer Summe ſind die
Verſchiffungen der letzten Monate, die noch nicht deklariert worden
ſind, auf etwa 7 Mill. RM. geſchätzt. Von den insgeſamt policierten
Beträgen entfallen etwa 5ſe auf die Bündelverſicherung und =ſs auf
Einzelverſicherungen. Die bisher abgewickelten Schäden konnten durch
die Prämieneinnahmen voll gedeckt werden. Auch iſt damit zu rechnen,
daß die noch nicht abgerechneten Schäden eine Inanſpruchnahme des
vom Reich zur Verfügung geſtellten Fonds nicht erforderlich machen.
Angeſichts dieſes Ergebniſſes konnten den Verſicherungsnehmern wich=
tige
Erleichterungen zugeſtanden werden. Anſtelle der bisher vielfach
beanſtandeten ſtarren Voraushaftung von 33½/= Prozent der Faktura
kann nunmehr eine geringere Voraushaftung in Höhe des mutmaß=
lichen
Gewinnes des Exporteurs vereinbart werden. Daneben ſoll der
Exporteur an dem jeweiligen Ausfalle quotenmäßig beteiligt ſein. Bei
Bündelverträgen ſollen nach günſtigem Verlauf eines Vertragsjahres
hinſichtlich der Höhe der Prämie oder des aus dem Jahresumſatz zu
berechnenden Vorriſikos Erleichterungen gewährt werden. Ferner
wurde, um den Beſonderheiten des Ueberſee=Exporthandels gerecht zu
werden, ein Sonderausſchuß in Hamburg errichtet, der für Fragen des
Ueberſee=Exportes beſtimmte Zuſtändigkeiten hat. Im übrigen beſchloß
die Kommiſſion, daß die Exportkreditverſicherung auf Grund der bis=
herigen
Erfahrungen im gleichen Rahmen weitergeführt werden ſolle.
Die verſchiedenen Vertreter der Spitzenverbände gaben der Ueber=
zeugung
Ausdruck, daß die Exportkreditverſicherung in der nunmehr
verbeſſerten Form eine größere Verbreitung finden werde und erklärten
ſich bereit, in ihren Kreiſen für eine Förderung der Exportkreditver=
ſicherung
zu wirken.
Konſtituierung eines Rußland=Ausſchufſes der deutſchen Wirtſchaft.
Geſtern fand in Berlin in Anweſenheit von Vertretern der Reichs=
regierung
die konſtituierende Sitzung des Rußland=Ausſchuſſes der deut=
ſchen
Wirtſchaft ſtatt. In ihm ſitzen 140 Vertreter des Reichsverbandes
der deutſchen Induſtrie, des Deutſchen Induſtrie= und Handelstags, des
Reichsverbandes des deutſchen Groß= und Ueberſeehandels, des Zentral=
verbandes
des deutſchen Bank= und Bankiergewerbes ſowie des deutſch=
ruſſiſchen
Vereins zur Pflege und Förderung der gegenſeitigen Handels=
beziehungen
. Alle am deutſch=ruſſiſchen Geſchäft intereſſierten Zweige
der Induſtrie, des Handels, der Banken und des Verkehrsgewerbes
ſind in dem Ausſchuß vertreten.
Metallnotierungen.
Die Metallnotierungen in Berlin am 5. September ſtellten ſich für je
100 Kilogramm für Elektrolytkupfer, prompt eif Hamburg, Bremen oder
Rotterdam (Notierung der Vereinigung f. d. Dt. Elektrolytkupfernotiz)
140 RM. Die Notierungen der Kommiſſion des Berliner Metall=
börſenvorſtandes
(die Preiſe verſtehen ſich ab Lager in Deutſchland, für
prompte Lieferung und Bezahlung) ſtellten ſich für Originalhütten=
aluminium
, 98= bis 99proz., in Blöcken, Walz= oder Drahtbarren 190
RM., desgl. in Walz= oder Drahtbarren, 99proz. 194 RM.; Reinnickel,
90= bis 99proz. 350 RM.; Antimon Regulus 8389; Feinſilber (1 Kg.
fein) 79,2580,75 RM.
Frankfurter und Berliner Effektenbörſe.
Frankfurt a. M., 5. September.
Nachdem an der geſtrigen Abendbörſe wenigſtens auf verſchiedenen
Märkten feſte und lebhafte Stimmung geherrſcht hatte, war die Haltung
zu Beginn der heutigen Börſe ſehr luſtlos und zurückhaltend. Es
machte ſich eine gewiſſe Unſicherheit bemerkbar. Neue Opders waren
nicht eigetroffen, auch das Auslandsintereſſe ließ heute offenbar nach,
und die Spekulation zeigte in Anbetracht der Ungewißheit über die
wveitere Geldmarktentwickelung eher Abgabeneigung. Die immer noch
feſte Stimmung an der New Yorker Börſe blieb ohne Einfluß. Ob=,

tionen A.E.G und Felten je 1 Prozent, Gesfürel 34 Prozent, Licht
und Kraft 2½ Prozent und Siemens 1½ Prozent abgeſchwächt. Am
Chemiemarkt eröffneten J. G. Farben bei nur geringem Angebot zirka
1 Prozent niedriger, Scheidemnſtalt gaben 13/ Prozent nach. Montan=
werte
waren bei wieder ſehr ruhigem Geſchäft meiſt ſchwächer, ſo
Mannesmann minus 13/ Prozent. Für einige Bankwerte erhielt ſich
geringes Intereſſe, Berliner Handelsgeſellſchaft und Diskontogeſellſchaft
zogen weiter geringfügig an. Dresdener Bank und Reichsbank waren
dagegen bis 1 Prozent ſchwächer. Am Markte der Autoaktien waren
Adlerwerke weiter angeboten und 2 Prozent niedriger. Etwas gefragt
waren Deutſche Linoleum mit plus 2 Prozent auf die Ausführungen
in der geſtrigen Generalverſcmmlung. Deutſehe Anleihen lagen ſtill
und behauptet. Am Auslandsrentenmarkt endwickelte ſich in den Ana=
tolierſerien
recht lebhaftes Geſchäft bei Kurserhöhungen von ½ bis Z
Prozent. Für Mazedonier wurde die Notiz bis auf weiteres gingeſtellt.
Im Verlaufe blieb die Stimmung unſicher und huiſtlos, und bei ſtillſtem
Geſchäft gaben die Kurſe allgemein weiter nach. Tagesgeld war zu
7 Prozent etwas leichter. Am Dewiſemmarkt nannte man Mark gegen
Dollar 4,1966, gegen Pfunde 20,369, London-Kabel 4,8525, Paris
124,25, Mailand 92,65, Madrid 29,25, Holland 12,10½.
Die Abendbörſe blieb bei äußerſt ſtillem Geſchäft trotz günſtiger
Kursmeldungen aus New=York uneinheitlich, zum großen Teil eine
Kleinigkeit ſchwächer. Ctwas gefragt waren Bankaktien. Montan=
werte
gaben durchweg nach, Farben behauptei, Waldhof erholten ſich
leicht. Im allgemeinen waren die Kursveränderungen geringfügig.
Der Renkenmarkt blieb ſtill und faſt umſatzlos. Die Nachbörſe war
unverändert.
Berlin, 5. September.
Nach dem vorbörslichen Verlauf, der eine durchaus freundbiche Ten=
denz
zeigte, hatte man allgewein mit einem feſten Börſenbeginn ge=
rechnet
. Da aber von ſeiten der Bankkundſchaft und der Probinz kaum
nennenswerte Orders vorlagen, dagegen das Ausland eher Abgabe=
neigung
zu zeigen ſchien, ſchritt die Spekulation teilweiſe zu Glatt=
ſtellungen
. Die Tendenz war eher ſchwächer. Verſtimmend wirkte auch
das neuerliche Anziehen des Geldſatzes an der New Yorker Börſe und
die Zunahme der dortigen Maklerdarlehen. Die Erleichterung am hie=
ſigen
Geldmarkt blieb demgegenüber unbeachtet. Vielmehr äußerte man
hinſichtlich des bevorſtehenden Medio wiederum Befürchtungen über
eine wiedereintretende Verknappung. Nach Feſtſetzung der erſten Kurſe
wurde das Geſchäft noch ruhiger und die Tendenz neigte weitzer zur
Sckwäche. Gegen Schluß des offiziellen Verkehrs wurden Umſätze nur
noch in einigen Spezialwerten, wie Bankaktien, Farben und Elektro=
papieren
, getätigt. Die Börſe ſchloß nicht ganz einheitlich, aber über=
wiegend
ſchwächer.

A. E. G

Augsb.=Nürnb. Maſch.
Baſalt.
Bergmann. . . . . . . . .
Berl. Karlsruhe Ind.
Berl. Hand.=Geſ.
Braunkohl.=Briketts
Bremer Wolle.
Danatbank. .
Deutſche Bank..
Diskontogeſ.
Dresdner Bank.
Deutſche Maſchinen
Deutſche Erdöl
Deutſche Petroleum.
Dynamit Nobel.
Elektr. Lieferung
J. G. Farben..
Gelſenk. Berg.
G. f. elektr. Unter:
Han. Maſch.=Egeft.
Hanſa Dampfſch.
Hapag .
Harpner. . . . . . .
Hemoor Zement. . .

184 871 . 9. 184.875löirſch Kupfer. 4. 9
136.5 135.5 103. Höſch Eiſen .. 139.75 76. 76. Hohenlohe Werke 78 203.25 203. Kahla Porzellan. 138 72.n5 71.5 Kali Aſchersleben 272. 1268.25 282.5 286.5 Salzdetfurth 459.5 1457. 181. 180. Weſteregeln 280.25 239.5 239.5 Lindes Eismaſch. 184.75 275.25 274.75 L. Loewe & Co. . 243.
47.25 168.75 168.75 Lingel Schuh 165. 165.5 MannesmannRöhren 170. 170. Niederlauſitzer Kohle 1175. 54.25 53.75 Nordd. Lloyd 155. 142. 140.5 Orenſtein. 114. 8788 88. Polyphon". 127.5 127.25 Rütgerswerke 107.125 184 75 182. Sachſenwerke. 1123. 268. 266.75 Siemens Glas. 147.5 128.75 127 125) Ver. Glanzſtoff. 592.25 273. 271.5 Ver. Stahlwerke. 97.75 Volkſtedter Porzellan 665 198.25 198.5 Wanderer Werke. 137. 163.25 162. Wiſſner Metall. . 162. 154.75 153. Wittener Gußſtahl . 57. 261. 261.

Oeviſenmarkt.

Helſingfors
Wien ..
Prag ......"
Budapeſt.
Sofia".
Holland
Cslo ..
Kopenhagen
Stockholm
London".
Suenos Aires
Neu=York
Belgien

4. 9. 5. 9. 4. ). 5. Geld /Brie Geld/Brief Geld Brief Geld 10.55210.57 10.553/10.573 Italien. 21.955 21.995 21.95. 59.07/ 59.19 59.075 59.195 Paris .. 116.37 16.41 6.37 12.424 12.444 12.423 12.443 Schweiz 80.70 80.865 10.735 73.07/ 73 2 3.07 73.21 Spanien. 69.6( 69 74 69.5 3.027/ 3.033 3.027 3.033 Danzig. 81.34 21.48 81.32 168.02/168.3e 168.11 68. 45 Japan. . 1. 918 1.922 1.913 tin.siſt12.0- 111.86 112.08 Rio de Janeiro .10.499 0.501 0.499 111.86/112.0c 111.86 112.08 Jugoſlavien .... / 7.371 7.385 7.373 112.17/112.3 12.2 112 43 Portugal". 18.83 18.87 18.88 20.342 20.382 10.344 20.384 Athen .. 5.425 5.439 5.425 1.764/ 1.76 1.764 1.768 Konſtantinopel . / 2.183 2.185 2.179 4. 1920/4 200 14.193 4. 2010 Kanada. . 4.19 4.20 4.19 58.27 58.39 58.285 58.405 Uruguav. 4.26 4.26

j. 9.
139.25
76.25
138.75
277.5
182.5
243.25
48.75
139.25 1137 25
172.
154. 125
119.25
482. 1477.5
106.
123.
147.75
578.
97.625
66 25
138.
161.
55.5

Brie
21.995
16.41
1.895
69.67
B1.48
1.917
0.501
7.387
18.92
5.435
2.183
4.202
4.261/ 4.269

Produftenberichte.
Frankfurter Produktenbericht vom 5. September. Im Zuſammens;
hang mit den niedrigeren Auslandsmeldungen war die Haltung ame
hieſigen Markte etwas ſchwächer. Das Angebot in Brotgetreide iſtn
etwas größer geworden, andererſeits war aber die Kaufneigung ſehrn
gering. Weizen mußte 25 Pf. im Preiſe nachgeben. Der Futtermittel.
markt lag ſchwach. Mis, Weizen= und Roggenkleie waren ſtärker an=
geboten
und ¼ Mark billiger. Im übrigen blieben die Preiſe unvers;
ändert. Es notierten: Weizen 23,5023,60, Roggen 22,75, Sommer=
gerſte
25,5026, Hafer inl 21,7522, Mais 20,75, Weizenmehl 33.50
bis 33,75, Roggenmehl 31,532, Weizenkleie 13,25, Roggenkleie 14.
Aeerikaniſche Kabelnachrichten.
* Chicago, 5. Sept. (Priv.=Tel.)
Mais: Auf das herrſchende günſtige Wetter lag der Markt zunäclmm
ſchwächer. Die ermäßigten Liverpooler Kabel, Liquidationen in Seu=g
temberware und günſtigere Ernteſchätzungen verſtimmten ebenfallz s
Gegen Schluß trat auf Käufe der Kommiſſionäre ein Tendenz=
umſchwung
ein.
Roggen: Das ſchöne Wetter, kleine Exportnachfrage und größero:
Ankünfte bei Abgaben der Kommiſſionäre ließen den Markt ſchwack
tendieren.
Weizen: Hedgingsverkäufe für nordweſtliche Rechnung, die Zunahmen
der kontraktlichen Vorräte und die hauſſegiinſtigen Ernteſchätzungern
waren von verſtimmender Wirkung auf den heutigen Markt.
Hafer: Der Markt ſchloß ſich der ſchwächeren Haltung der vorge=
nannten
Märkte an, da die Wetterberichte und die Ernteſchätzungern
verſtimmten.
* New York, 5. Sept. (Priv.=Tel.)
Kaffee: Deckungen der Spekulation und Käufe der Kommiſſionär.
auf die ſtetigen braſilianiſchen Meldungen ließen die Preiſe anfangen
etwais anziehen. Als jekoch ſpäter Liquidationen und Abgaben getätigz
wurden, büßten die Kurſe von ihren Gewinnen wieder ein.
Es notierten nach Meldungen aus Chicago am 5. Sept..,
Getreide. Weizen: Sept. 109½, Dez. 114½, März 11834, Maiss
Sept. 93, Dez. 75½, März 77½; Hafer: Sept. 388, Dez. 40½1
März 42½: Roggen: Sept. 94½, Dez. 95½, März 97½.
Schmalz: Sept. 12,75½, Okt. 12,75½, Dez. 12,90, Jan. 29: 13,155
Fleiſch. Rippen: Sept. 14,36, Okt. 14,15, Dez. 13,67½: Speck
loko 14,62½; leichte Schweine 11,4013,00; ſchwere Schweiny
11,6512,70; Schweinezufuhren: Chicago 18000, i. Weſten 85000)
Baumwolle: Oktober 18,3536: Dezember 18,45.
Es notierten nach Meldungen aus New York am 5. Sept.
Getreide. Weizen: Rotwinter 152½, Hartwinter 125½: Mais=
neu
angek. Ernte 87½; Mehl, ſpr. wheat clears 5,756,15. Frachttt
nach England 1,32 Schilling; nach dem Kontinent 1013 Cents=
Schmalz: Prima Weſtern, loko 13,30; Talg, extra, loſe 838
Kakao: Tendenz: willig; Umſatz in Lots: 152: Loko: 11½½
September 10,78, Oktober 10,95, November 11,15, Dezember 1130)
Januar 29: 11,32, Februar 29: 11,33, März 29: 11,35, April 296
11,40, Mai 29: 11,50.
Kleine Wirtſchaftsnachrichten.
Der Abſatz des Deutſchen Kaliſyndikats G. m. b. H. im Augu
1928 betrug 1086 962 Doppelzentner Reinkali gegen 845 577 Doppel=
zentner
Reinkali im gleichen Monat des Vorjahres.
Die Zahl der däniſchen Arbeitsloſen iſt im Laufe der vergangenern
Woche um 196 zurückgegangen und beläuft ſich nunmehr auf 370771
Nach längerem Rückgang iſt im Juli ds. Js. die Streichholzausfuhr
Finnlands wiederum geſtiegen. Es wurden 299 Tonnen Streichhölzer
gegen 152 Tonnen im Juni und rund 240 Tonnen im Juli vorige ?
Jahres ausgeführt.
Die Verhandlungen zwiſchen Luxemburg, Belgien und Frankrein
über die luxemburgiſchen Eiſenbahnen werden demnächſt abgeſchloſſe
ſein. Wie in Brüſſel derlautet, wird eine neue Geſellſchaft gegründe-
an
der der luxemburgiſche Staat zu 51 Prozent, Belgien zu 29 Prozern
und Frankreich zu 20 Prozent beteiligt ſein werden.
Die Diskontgeſchäfte der portugieſiſchen Banken ſtellten ſich in=
Jahre 1927 auf 3,6 Mill. Kontos gegen 3,1 Mill. Kontos im Vorjah/
Der griechiſche Miniſterrat hat beſchloſſen, die Obligationen der
Anleihe, deren Ertrag ſeinerzeit, zum Ban der Eiſenbahnlinie Saloni.
Monaſtir verwandt wurde, zu annullieren.

Frankfurter Kursbericht vom 5. September 1928.

6% Dtſche. Reichs=
anleihe
v. 1927
6% Baden Frei=
ſtaat
von 1927
6% Bah. Freiſtaat
von 1927 ....."
6% Sachſen Frei=
ſtaat
von 1927.
7%Thüringer Frei=
ſtaat
von 1927.
Dtſche. Anl. Auslo=
ſungsſch
. + 1
Ablöſungsanleih.
Dtſche. Anl. Ablö=
ſungsſch
. (Neub.)
Dtſche. Schutzge=
bietsanleihe

8% Bad.=Bad. v. 26
60 Berlin v. 24.
8% Darmſtdt. v. 26.
7% Frkf. a. M. v. 26
80 Mainz v. 26..
8% Mannh. v. 26
8% Nürnberg v. 26
8% Berl. Hhp.=Bk.
8% Frkf. Hyp. Bk.
80 Pfbrbank,
8% Heſſ. Landesbk.
7%

6%

8% Kom. Landes=
bank
Darmſtadt
1Dio
60
80 Mein. Hyp.Bk.
8% Pfälz. Hyp.Bk.
8% Preuß. Ctr.=
Stadtſchaft. . .
8%Rhein. Hyp.=Bk.
8% Rhein.=Weſtf.
Bd. Credit ....
8% Südd. Bod.,
Cred.=Bank ..
8% Württ. Hyp.=B
Dt. Komm. Sam.=Ablöſ.=Anl.
* Ausl. Ser. I.
Dt. Komm. Sam=
mel
=Ablöſ.=Anl.
FAusloſ. Ser, II

6% Daimler Benz
von 27 ....."
8% Klöckner=Werke
Berlin v. 26..
*0 Mainkrw. v. 26
7% Ver. Stahlw.
mit Opt. v. 26
8½ Boigt & Häffner
v. 26.... .. ..

6. 8.
87.25
79
80
80
86
50.8

6.95
94.5

93
93.15

98
97.5
97.5
97.5
90.5
88
93:
88.5
82
97.5
98
17
97.75

5.9.
77
51.1

95

93
88.75

76

93.75
86

86.5

5% Bosn. L. E. B.v.
87.25 1914..
4½% Oſt. Schatz=
anw
. v. 1914
4% Oſt. Goldrente
98.8 4½% Rum. Gold
von 1913 ....
98.7 4% Türk. Admin.
4% 1. Bagd.
84.5 14% Zollanl.
4½½ 1713 Ungarn
1914
42o Ungar. Goldr
Aktien
17.4 TAllg. Dt. Creditanſt.
Bk. f. Brauinduſtr.
Berl. Handelsgeſ...
7.225, Comm. u. Privatb
Darmſt. u. Nt.=Bk.
Deutſche Bank.
Dt. Eff.=u. Wechſel=
bank
.. . . . .."
Vereinsbank. .
93 Diskont.=Geſellſch..
Dresdener Bank ..
Frankf. Bk. .. . . ."
Hyp.=Bk.
98
Pfdbr.=Bk.
97.5
97.5 Gotha. Grundkr. B.
97.5 Mein. Hyp.=Bank
89.s Metallbank. . . . .
Mitteld. Creditbk.
88
Nürnb. Vereinsbk.
Oſt. Creditanſtalt. .
7A.
Pfälz. Hyp.=Bank
87
81.75 Reichsbank=Ant. .
97.5 Rhein. Creditbank
Hyp.=Bank
28 Südd. Bod.-Cr. Bk.
Wiener Bankverein
97
97.75
A=G. f. Verkehrswſ.
97.75 97.75/ Dt. Eiſenbahn=Geſ.
7% Dt. Reichsbahn=
Vorzge. ....."
98
94.5 Hapag ..........
Nordd. Lloyd. . . . .
Schantung=Eiſenb.
Südd. Eiſenb.=Geſ.
51:/,
Accum. Berlin ...
Adlerw. (v. Kleher)
67.75I 6% AEG. Vorzug
5%
AEG. Stamm. . .
76.75 / Baſt Nürnberg ..
Bergm. El. Werke.
93
BrownBoverickCie
85.25/ Brüning & Sohn.
Buderus Eiſen ..

1 93

Verſtadt.

A 5.9. 38 38.5 22.75 24.95 11 10.5 26. 27 25.8 17.4 10 138 11 190 187 12 285 11 182.7! 187 12 267.5 275 10 166 8 124 127 5 103 101 10 160 165.75 10 166.5 150 112 111 9 148 149 9 149 154 140 141 9 132.5 135.5 8 144 139 200 3 160 160 10 34 35.25 10 180 12 290 315 8 127 126.25 184 197 9 15, 15.25 11 191 188 9 165.5 166 94.9 166* 163.25 8 157.75 155.25 10 127 127.5 8 161.5 123.25 126.25 82.25 85.5 83 8 176 1841 12 231 236 9 199 202.75 9 152 152 9 127 126.5 5 85.9 1 137.75 137 10 168 167

Dib
Chem. Werke Albert
Fabrik Milch
Daimler=Benz..
Dt. Atl.=Telegr. . .
Eiſenh. Berlin
Erdöl ....... 7
Gold= u. Silb.=Anſtalt
Linolwerk. Berl. 15

Eichbaum, Brauer.
Elektr. Licht u. Kraft
Liefer.=Geſ.
Eſchw. Bergwerk.
Eßling. Maſchinen
Ettling. Spinnere‟
Faber, Foh., Bleiſt.
J. G. Farbenindſtr.
168 Felt. & Guilleaum.
Feinmech. (Jetter)
Frkft. Gas ..
Hof...
Geiling E Cie. ..
Gelſenk. Bergwerk
Geſ. f. elektr. Un=
ternehmungen
.
Goldſchmidt Th. ..
Gritzner Maſchinen
Grün & Bilfinger.
197 HafenmühleFrnkf.
Hammerſen (Osn.)
Harpener Bergbau
160 Henninger, Kempf,
Hilpert Armaturfb.
Hindrichs=Aufferm.
Hirſch Kupfer.
Hochtief Eſſen".
Holzmann, Phil.
Holzverk.=Induſtrie
IiſeBergb. Stamm
Genüſſe
Junghans Stamm
Kali Aſchersleben.
Salzbetfurth
Weſteregeln".
Kammgarnſpinn. .
Karſtadt, R. . . . .
Klein, Schanzl. . .
Klöcknerwerke .. ."
Kraftw. Alt=Württ.
Lahmeyer & Co..
Lech, Augsburg ..."
Löwenbr. Münch..
Lüdenſcheid Metall
Lutz Gebr. Darmſt.
Mainkr.=W. Höchſt
Mainz. Akt.=Braur.
Mannesm. Röhren
Mansfeld. Bergb..

6.8. 5. 9. 100 90 107.25 145 83.2! 142 141 208.5 215.25 3797. 372.5 219.5 221.5 170 203 225 225 37.5 36.5 268.9 266½= 83 82.5 145 145 100 99 128.5 129.25 271.5 100 107 129 127.5 175.5 173 138 140 154 152.6 189 187.75 80.5 108 108 140 135 145.25 144.25 93 98.5 260.5 225 118.75 118 83.10 89.5 256 268 451 45s 277 240 236 217 110 105 1241 88 90.5 178.5 176.75 112 112 329 323.25 95 87 115, 117 269 269.5 133.5 137.5 112.5 I. 12

Mars=Werke. . . .
Metallgeſ. Frankft.
Miag, Mühlenbau.
1104 Motorenfb. Darmſt
Neckar). Fahrzeug
Nicolay Hofbr. ..
Oberbedarf...
Oſterr. AlvineMon.
Otavi Minen .....
Peters Union Frkf.
Phönix Bergbau".
222 Reiniger, Gebb.
46.5 Rh. Braunkohlen..
Elektr. Stamm
Stahlwerke .
Riebeck Montan ..
Roeder Gb. Darmſt.
Rütgerswerke.
Sachtleben A.=G.,
Schöfferhof=Bind..
Schramm, Lackfbr.
Schriftg. Stempel.
Schuckert Elektr. . .
Schwarz Storchen.
Siem. Glasinduſtr.
Siemens & Halske
Südd. Immobilien
Zucker=AG.
Strohſtoff. Ver.. ..
Tellus Bergbau ..
Thür. Lief.=Geſ..
Tucher, Brauerei".
82 Unterfr. Krs.= Elek=
tr
.=Verſ.
81 Veithwerke.
Ver. f. Chem. Ind.
Gummifabrik.
Berlin=Frankf
Laurahütte . ..
Stahlwerke. . .
Ultramarin. . .
Zellſt. Berlin.
Vogtländ. Maſch.. .
Voigt & Haeffner
Wayß & Frehtag.
Wegelin Rußfabrik
Werger Brauerei.
Zellſt. Aſchaffenbg.
Memel.
Waldhof.

6. 8
112
197
139
57

136
105
14.5

109
94.5
114
155
146.75

5. W
108
192.55
142
55.3
138

15.5

107
94
113
154.Z
146.5
124
106
205
352
125
118
206.S
181
382.E
146.E
280

20 119.5
104 105.5
167
169

104

106

37.5
3
84

89

Allianz u. Stuttg.
Verſicherung .."
Frkft. Allg. Verſ.=G
Frankona Rück= u.
Mitv.
Mannh. Berſich.

74.5
153
149
83
206
148
152
190
222
143

Mié
168
142
85.5

142
159.5
200
215.1
137

288.25 287

12 261
121, 185
10 l225
15 1163

26!
184

[ ][  ][ ]

Die Mode will ihr Recht!

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es eine Leichtigkeit ist,
schön und elegant auszuschen.
Die Saison beginnt!
Wir sind gerüstet!

Nummer 248

Donnerstag, den 6. September 1928

Geite 15

*örau derfthen zwei Beiten.
Roman von Ludwig von Wohl.
Copyright by Carl Duncker Verlag, Berlin 1927.

Sie umgab ſich mit einer eiskalten Atmoſphäre, reagierte
f höflichen Gruß mit einem kurzen Kopfnicken und ſteckte die
ans zu linglich geratene Naſe ſteil in die Luft mit jener chro=
ſwen
Pikiertheit, die die meiſten untergeordneten Frauen für
nehm halten.
Unangenehm war freilich ihre ewige Nörgelei, ihr ſtetes Un=
fiiedenſein
. Unangenehm auch, daß ſie eigentlich kaum jemals
uus tat. Und wenn ſie ſchleihter Laune war und das kam
mlich häufig vor , dann kamen alle nacheinander an die
Ge, auf die ſie aus irgendeinem Grunde ſchlecht zu ſprechen
Zwei, drei kalte giftige Bemerkungen trieben der armen
inen Sarah Manners die Tränen in die Augen. Sie war hilf=
3. Man konnte dieſe Vemerkungen als Beleidigungen auſ=
ſſen
aber an ſich waren es keine. Die Markus machte das
geſchickt.
Ein kurzes ich kann mir ſchon denken, was Mr. Limply
zei ſagen wird’, ließ Mary Millner, die vier Kinder und einen
naken Mann, zu Hauſe hatte, bis zum Ende der Woche in
u end Aengſten leben. Sie war zweimal zu ſpät gekommen.
Vier Kinder wollen verſorgt ſein.
Giſela gegenüber war die Markus abwartend miß=
z
iſch. Sie witterte ſcheinbar jemand, der ſich nicht ohne
eiteres ducken ließ ja, der ſogar insgebeim über ſie wegſah.
ſtilich, wenn ein tatſächlicher Fehler Giſelas vorlag und
ei begeht keine, wenn er neue, völlig ungewohnte Arbeiten ver=
üttet
, dann war ſie ſcharf wie Gift.
Ein Schenſal nannte ſie Topſy Abdahams, das kleine Neger=
öwel
mit den Herzkirſchenaugen. Wie ſeltſam man ſich in dieſe
ewie Welt einſpann! Zwei Wochen und ſchon war alles um
echerum vergeſſen. Oder oder nicht?
Es war vergeſſen es hatte vergeſſen zu ſein.
Und man ſchlief acht Srunden in dem winzigen, weißgetünch=
n
Kämmerchen mit dem Metadbett, dem Waſchtiſch, dem Spie=
und den Mullgardinen.
Man ſtand um fünf Uhr morgens auf, wenn die Welt
lläern ausſah und das elektriſche Licht fahl und krank
hrmmerte.
Ein Frühſtück im Lunchroom unter mißmutigen, unaus=
eihlafenen
Arbeitermädchen die verheirateten Frauen früh=

ſtückten zu Hauſe und dann läutete es zum Schaukelpferd=
anſtreichen
, zum Kreiſelbemalen und anderen Arbeiten.
Es war kein Taylorſpſtem wie bei Ford. Die Arbeit wech=
ſelte
. Mr. Sanders. der Beneralmanager, hielt das für beſſei
Es blieb natürlich trotzdem einförmig genug.
Um ſechs war Schluß. Um ſieben man. Der Abend
war frei. Giſela verbrachte ihn immer auf ihrem Zimmer.
Zeitungen rührte ſie nicht an.
Ihre Scheu war ſehr begründet.
Aber ſie ſollie ihr nicht helfen.
In einer Mittagspauſe ging es los.
Jetzt iſt es genau heraus, ſagte Maud Webſter eifrig.
Treiundſechzig Millionen, achthunderttauſend Dollar verlangt
der Anwalt.
Du liebe Güte weher ſoll der arme Kerl das viele Geld
nebmen!
Der arme Kerl? Da hört ſich doch alles auf!
Maud Webſter ſtemmt die Hände in die Hüften.
Tut dir wohl auch noch leid, der ſaubere Herr! Der hat
ne bildhübſche Frau zu Hauſe und fährt ihr nach zwei Jahren
auf und davon, mir nichts, dir nichts nach Ae Ae
Aegypten!
Oder wie das Zeug heißt. Und führt ſich da mit
den ausländiſchen Weibern auf!
Du übertreibſt, Maud!
Was weißt du davon, Naſeweis!
Sieh doch in die Zeitung. Maud! Er hat ſie nur mit einer
betrogen mit der deutſchen Prinzeſſin!
Da war es! Da war es.
Die Welt hatte keine Höhlen mehr. Alles war offen, lag
preisgegeben da.
Der Tee ſchmeckte bitter.
Dieſes Stück, fuhr Maud zornrot fort. Ihr hättet hören
ſollen, was ſie geſtern abend im Frauen=Meeting über ſie geſagt
haben
Warſt du da?"
Na und ob! Sie iſt eine läſtige läſtige ine
läſtige Ausländerin oder ſo ähnlich, und für ſolch gemeine und
unmoraliſche Kreaturen hat Amerika, keinen Platz, hat Mrs.
Whirpole geſagt.
Na ja
Und Miß Lucky hat noch ganz was anderes geſagt nach
dem Meeting.
Was hat ſie geſagt?
Sie war ganz außer ſich. Der Mann hat große Schuld auſ
ſich geladen hat ſie geſagt es geſchieht ihm recht, daß er ſein
ganzes Vermögen verliert, und womöglich noch mehr

Na, hör mal. Maud, wieſo kann man mehr verlieren als
mon hat?
Schulden hat er dann eben lieſt du denn die Zeitung
nicht, Nell? Vierzehn Millionen Schulden hat er!
Du liebe Güte!
Ja ſo ſind ſie, die großen Herren! Haben fünfzig Mil=
lionen
aber’s iſt ihnen nicht genug ſie müſſen auch noch
vierzehn Millionen Schulden haben.
Ich wär zufrieden, wenn ich ine halbe hätte!
ne viertel
Dreißigtauſend Dollar
Erzähl weiter, Maudie!
Alſo ſchon der Mann hat eine ſchwere Schuld auf ſich ge=
laden
, ſagt Miß Lucky. Aber das Weib, das ihn dazu verleitet
hat das iſt die ſchlimmſte. Man ſollte ſie teeren und federn.
Recht hat ſie!
Das iſt furchtbar luſtig! Bei uns in Kanſas hat won mal
in Mädchen geteert und gefedert, weil ſie n Liebhaber hatte. Sie
Hleckſten ihr ſchwarzes Zeug in die Naſe und in den Mund ich
habe nie wieder ſo viel gelacht!
Ja, wenn wan erſt mal weiß, wo ſie ſteckt! Sie wird ja
eifrig geſucht! Heut’ abend geh’ ich wieder hin zum Meeting.
Der Verein will einen Beſchluß faſſen, was gegen die wachſende
Unmoral zu tun iſt, hat Mrs. Whirpole geſagt.
Teeren und federn, das iſt das einzige Richtige! Es iſt zu
luſtig! Bei uns in Kanſas
Gieſela hörte das Nächſte nicht mehr.
Die Glocke zur Arbeit ſchrillte dazwiſchen und alle Mädchen
ſtrömten in den Fabrikſaal zurück.
Giſela arbeitete an dieſem Tage wie im Traum.
Alſo, man ſuchte ſie. Wer? Die Polizei? Das Gericht?
Wer kannte ſich in dieſem ſeltſamen Lande aus!
Und weil er angeblich mit ihr die Ehe gebrohen, verlor er
ſein ganzes Vermögen?
Vielleicht war alles Zeitungsgeſchwätz, aufgebauſcht und
übertrieben!
Aber ſie fühlte, wie unwahr dieſe Selbſttröſtung klang. Es
war nun einmal ſo, daß ſich Unglücksnachrichten immer bewahr=
heiteten
. Freilich wenn es eine glückliche Nachricht geweſen
wäre
Am Abend kaufte ſie alle Zeitungen, die ſie bekommen konnte.
Sie erſchrak furchtbar, als ſie in der einen ihr Bild ſah
ein verſchwommenes, aber letzten Endes doch irgendwie ähnliches
Bild. Sie ſtand mit Mabel Moran an der Reeling des
Dampfers.
Die Moran war eine bekannte Perſönlichkeit mam hatte
ſie bei der Ankunft in New York photographiert.
(Fortſetzung folgt.)

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