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Wöchentliche illuſtrierte Beilage: „Die Gegenwart”, Tagesſpiegel in Bild und Wort
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Nummer 221
Freitag, den 10. Auguſt 1928.
191. Jahrgang
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Konkurs oder gerſchtlicher Beſtreibung fällt ſeder
Rabatt weg. Bankonto Deutſche Bank und
Darm=
ſtädter und Nationalbank.
Raditſch
politiſches Vermächtnis.
ſrumbitſch Nachfolger Raditſch.
Ube Mahnung des Toten an das kroatiſche
Volf.
EP. Agram, 9. Auguſt.
eher die Leichenfeierlichkeiten für Stephan Raditſch iſt noch
nicthhekannt. Nach dem Bekanntwerden des Ablebens Stephan
Rapich” begaben ſich ſofort die in Agram weilenden
Abgeord=
netü her Bauernpartei, der Selbſtändigen Demokraten=Partei
unſide: Kroatiſchen Föderaliſten zu einer Beratung über die
Eiymhieiten des Begräbniſſes und der Volkstrauer. Raditſch
hauſlch on acht Tage vor ſeinem Tode Anordnungen über ſeinen
pohſthren Nachfolger getroffen.
eutte früh wurde das von Stephan Raditſch hinterlaſſene
polllih= Teſtament eröffnet. Danach hat Raditſch den Führer
deas a tiſchen Blockes Dr. Trumbitſch zu ſeinem
Nach=
foſihi in der Führung der Kroatiſchen Bauernpartei beſtellt.
Daits iſtament enthält ferner einen Appell an das
kroa=
tiſtſſeWolk, nach ſeinem Tode die Ruhe zu bewahren.
Emiſ=
ſärſſee bäuerlich=demokratiſchen Delegation bereiſen in
Auto=
mopen das ganze Land, um die Bevölkerung im Sinne des
Ver=
mätgiſſes zur Ruhe zu mahnen. Bisher iſt es nirgends zu
Ruſtlörzngen gekommen. Heute wurde hier bekannt, daß die
Re=ixunig beſchloſſen habe, korporativ an den
Beiſetzungsfeier=
lichſien, für Raditſch in Agram teilzunehmen.
ſizaiſterpräſident Koroſchetz hat an die Familie des
ver=
ſtoylmen: Stephan Raditſch folgendes Telegramm gerichtet: „Die
Nalwatt vom Tode des großen Patrioten und Staatsmannes,
deram ganzes Leben in ſchwerem Kampfe dem Wohl des
krog=
tiſdth WVolkes gewidmet hat, erfüllt alle Patrioten mit tiefem
Schörz. Ich bitte Sie namens der Regierung den Ausdruck
desß eilleids zum Zeichen unſeres tiefen Schmerzes
entgegen=
zurpcan.”
ier Regierung hat beſchloſſen, Stephan Raditſch auf
Staats=
koſttz heiſetzen zu laſſen. Dieſer Abſicht der Regierung ſteht
jediltgemm Beſchluß der bäuerlich=demokratiſchen Koalition
gegen=
übeſnwonach die Beerdigung auf Koſten der Koalition
durchzu=
fühlr ri. Der für heute vormittag einberufene Finanzausſchuß
derſa upſchtina hat ſich zum Zeichen der Trauer vertagt.
Die Trauer des krogtiſchen Volkes.
ſa dem Tode Raditſch’ hielten die Vizepräſidenten der
Bayſpartei, Mazek, und der Großinduſtrielle Pripitſch die
Tottwache. Auf den Straßen nach dem Villenviertel, wo die
VilA ürditſch’ gelegen iſt, eilten viele Autos mit Freunden und
Anlkbyarn des Verſtorbenen, um der Familie des Verſtorbenen
ihr ſleid auszudrücken. Vom Bauernheim weht eine große
Traknfohne. Um Mitternacht hörte man die Glocken der
Dom=
kirch yeno der übrigen Kirchen das Totengeläute läuten. Arbeiter
der hinhäuſer begaben ſich gegen Mitternacht in einem langen
Zuckeun Sterbehaus Raditſch‟. Die Polizei wurde auf
Ver=
fügym er Polizeidirektion aus den Straßen gezogen, da man
übenma: war, daß es zu keinen Demonſtrationen kommen werde
undi e Anweſenheit von Poliziſten in den Straßen nur zu
Zwiſtinfällen Anlaß geben könnte. Die ganze Nacht hindurch,
bis idge frühen Morgenſtunden, weilte eine große
Menſchen=
memme wr dem Sterbehauſe Raditſch. Die Totenſtille wurde
nur/ inch zeitweiliges Schluchzen unterbrochen. Eine Gruppe
von monſtranten zog nach der Innenſtadt vor die Wohnung
Truümtarhs, der allgemein als Nachfolger Raditſchs in der
Bauſcpmrtei angeſehen wird. Da Trumbitſch nicht zu Hauſe
warmgen die Demonſtranten wieder ab und man hörte nur
den er Ruf: „Ruhe und Frieden der Aſche Raditſchs!”
In=
zwifeſſ werden die Vorbereitungen für die Einbalſamierung
der che getroffen.
6am in den früheſten Morgenſtunden präſentiert ſich
Agriw un tiefſtem Trauerſchmuck. Im Laufe der Nacht gingen
Mitücdarr der kroatiſchen Jugendorganiſation von Haus zu
Hauasvo ckten die Einwohner, teilten die Todesnachricht mit, und
erſutun underzüglich die Trauerfahnen zu hiſſen, eine
Auf=
fordezy welcher ausnahmslos ſofort entſprochen wurde. Die
Agrſrr! Bevölkerung trägt eine ſtumme Trauer zur Schau.
Nir=
genbüſlft es zu lauten Kundgebungen gekommen. Es herrſcht
offenſrſſich das Beſtreben vor, den Schiſerz um den geliebten
Baucnfü hrer in Würde ſtumm zum Ausdruck zu bringen. Heute
frühlü yunn der Einmarſch kleinerer Baer gruppen vom flohen
Lanſwn, noch Agrom ziehen, um dem toten 2:ephan Raditich
die ie Ehre zu erwseiſen. Der Einzug der Bauern vollzieht
ſich /urößter Ordnuug. In ſämtlichen Kirchen Agrums wurden
ſeienwe! Meſſen für das Seeleuh il des Verſtorbenen geleſen,
die Kührveg meſſenhaft beſucht waren.
Whruuf der Bauernpartei an das krogtiſche
Volk.
T Y3ſteitung der Kroatiſchen Bauernpartei veröffentlicht einen
Aufrn der heute durch Extraausgaben verbreitet wurde. Der
Aufrngibt dem Schmerz des kroatiſchen Volkes über den
uner=
ſetzligtz Werluſt, den es durch den Tod Raditſch’ erleidet,
be=
kedtelnlu=sdruck. Raditſch ſei ermordet und das kroatiſche Volk
ſeinehksüſhrers im Kampf der Kroaten um Freiheit, Recht und
Gereinyl it beraubt worden. Der Aufruf erinnert an die Worte
des imers, die dieſer am 20. Juni ſprach, als man ihn davor
warne un die Skupſchtina zu gehen, weil ihm dort Todesgefahr
droh’=Ehünditſch antwortete damals ſeinen Freunden: „Man kann
mich/g iehr, ader man kann den Geiſt nicht töten.‟ Dieſer Geiſt
nüſſiſen, kroatiſche Volk auf dem Wege weiter führen, d.n
Ste=
armhm itſch gewieſen habe. Der Aufruf fordert das Volk auf,
in dieſen Tagen der ſchwerſten Heimſuchung Kroatiens ſich enger
denn je zuſammenzuſchließen und Ruhe und Beſonnenheit zu
bewahren.
Auf Aufforderung der Agramer Handels= und
Gewerbe=
kammer wurden heute vormittag 11 Uhr alle Geſchäfte geſchloſſen.
Die Beiſetzung Raditſch wird auf Koſten der Stadt
Agram und der acht kroatiſchen Gaue erfolgen.
Raditſch wird unter den Arkaden des Zentralfriedhofes neben
den beiden anderen Opfern der Bluttat in der Skupſchtina, Paul
Raditſch und Dr. Georg Baſaritſchek, ſeine letzte Ruheſtätte
finden.
Heute nachmittag fand die feierliche Ueberführung der
ſterb=
lichen Ueberreſte. Stephan Raditſch”, aus ſeiner Villa in das
Bauernheim ſtatt. Vor der Villa wurde eine kurze Trauerrede
gehalten. Dann ſetzte ſich der unüberſehbare Trauerzug in
Be=
wegung. Der Vorbeimarſch dauerte zwei Stunden. Die Ordnung
wurde nicht geſtört.
Aenderungen im Agramer Sicherheitsdienſt?
Die Agramer Preſſe beſpricht in erregtem Tone die dem
Miniſterpräſidenten Koroſchetz zugeſchriebene Abſicht einer
Aende=
rung im Agramer Sicherheitsdienſt. Es heißt, Dr. Koroſchetz
habe den Plan, die Agramer Staatspolizei aufzulöſen und durch
Gendarmerie zu erſetzen. Dieſe Maßnahme wird von der Preſſe
ſcharf abgelehnt. Das Blatt „Hrvat” erklärt, daß Dr. Koroſchetz
mit dieſer Maßnahme ausſchließlich politiſche Zwecke verfolge.
Das Agramer Gendarmerie=Kommando ſei bereits einer ſtreng
geheim gehaltenen Liſte auf die Spur gekommen, wonach
gleich=
zeitig in einer beſtimmten Nacht eine größere Zahl führender
Perſönlichkeiten des öffentlichen Lebens der Stadt Agram
ver=
haftet werden ſollten. Die Agramer Preſſe erteilt Koroſchetz eine
ernſte Warnung.
Der Eindruck in Belgrad.
EP. Belgrad, 9. Auguſt.
Die Nachricht vom Tode Raditſche wurde in Belgrad gegen
½11 Uhr verbreitet und hat überall tiefen Eindruck
hervorge=
rufen. In Reſtaurants und Kaffeehäuſern wurde die Nachricht
lebhaft kommentiert. Allgemein herrſcht der Eindruck vor, daß
ſich durch den Tod Raditſche die geſpannte Lage verſchlechtert
habe.
Der Tod Stephan Raditſch wird in allen Belgrader
Blät=
tern übereinſtimmend als ein Ereignis bezeichnet, das alle
an=
deren politiſchen Ereigniſſe in den Hintergrund ſtellt. Sämtliche
Blätter bringen warme Nachrufe, in denen rückhaltlos die großen
Verdienſte des Verſtorbenen anerkannt werden.
„Vreme” ſchreibt unter der Ueberſchrift: „Ein ſchwerer
nationaler Verluſt”, daß auch die gegenwärtige kritiſche Lage
keinem Menſchen das Gehirn, ſo verwirren könnte, daß nicht
jeder aufrichtig den Tod dieſes wahrhaft großen Mannes
be=
dauern würde. „Politika” ſchreibt, das Ideal Stephan Raditſch’
ſei immer die friedfertige kroatiſche Bauernrepublik geweſen.
Alle ſeine Handlungen ſtanden im Dienſte dieſes Ideals. Er
hatte die Theorie von den drei Völkern, aus denen das
jugoſla=
wiſche Volk beſtehe, nur geſchaffen, um im Sinne der Theorie
Wilſons ſeinem kroatiſchen Volke die Selbſtbeſtimmung geben
zu können.
Die Immunität der Raditſch=Mörder
aufgehoben.
EP. Belgrad, 9. Aug.
Der Immunitätsausſchuß der Skupſchtina beſchloß in ſeiner
heutigen Sitzung einſtimmig, die Abgeordneten Toma
Popo=
witſch und Dragutin Jowanowitſch=Luna gemäß dem Antrage
des Unterſuchungsrichters auszuliefern, da der Verdacht beſteht,
daß die beiden eine Mitſchuld an dem Morde im der Skupſchtina
treffe.
Die Konferenz der Interparlamentariſchen
Union in Berlin.
Berlin, 9. Auguſt.
Die diesjährige Konferenz der Interparlamentariſchen Union
wird vom 23. bis 28. Auguſt in Berlin im Reichstagsgebäude
ſtattfinden, und zwar auf Einladung der deutſchen Gruppe, die
während der letzten Tagung in Paris im Auguſt 1927 vom
Inter=
parlamentariſchen Rat einſtimmig angenommen wurde. Die
Er=
öffnung der Konferenz wird am 23. Auguſt, vormittags 10 Uhr,
durch den Präſidenten des Interparlamentariſchen Rates, Baron
Theodor Adelswaerd (Schweden), erfolgen. Die Reichsregierung
wird bei dieſer Gelegenheit die Teilnehmer der Konferenz
offi=
ziell begrüßen. Nach der Wahl des Präſidenten und des Büros
der Konferenz wird der Generalſekretär der Union, Dr. Chriſtian
L. Lange, den Jahresbericht erſtatten, an den ſich eine allgemeine
Debatte anſchließt. Dieſe wird eröffnet durch den holländiſchen
Finanzminiſter a. D. Treub, Vorſitzenden der Wirtſchafts= und
Finanzkommiſſion, und den däniſchen Wehrminiſter a. D. Munch,
Vorſitzenden der Abrüſtungskommiſſion. Bei der Erörterung der
allgemeinen politiſchen Lage wird den Teilnehmern der
Konfe=
renz Gelegenheit gegeben, die großen zwiſchenſtaatlichen Probleme
anzuſchneiden. Anſchließend werden u. a. drei Referate gehalten
(Reichskanzler a. D. Dr. Wirth, Dr. Secerov, Mitglied der
Skup=
ſchtina in Belgrad, und Henri La Fontaine, Mitglied des
bel=
giſchen Senats). Die Sitzungen werden täglich vormittags 10 Uhr
bis nachmittags 1 Uhr und von 3 Uhr nachmittags bis 6 Uhr
ſtattſinden. Zurzeit liegen nahezu 700 Anmeldungen vor. Es
werden Parlamentarier von 25 Staaten erwartet. Auch der
Völkerbund wird auf der Kenferenz vertreten ſein. Es iſt eine
Reihe beſonderer Veranſtaltungen vorgeſehen.
Die deutſch=ruſſiſchen
Wirtſchaftsbeziehungen. — Rußlands
Bedeutung für die deutſche Wirtſchaft.
„ Die deutſch=ruſſiſchen Wirtſchaftsbeziehungen ſind das
Er=
gebnis einer wirtſchaftspolitiſchen Entwickelung, die durch das
Abkommen vom 6. Mai 1921, durch die im Rapallo=Vertrag
feſt=
gelegten Uebereinkommen durch die ſogenannte Deutſche Bank=
Aktion im Jahre 1925 und durch den 300=Millionen=Kredit des
Jahres 1926 gekennzeichnet wird. Die Entwickelung des
deutſch=
ruſſiſchen Handels bewegte ſich von 1921 bis 1927 wohl in ſtändig
aufſteigender Linie, jedoch hat ſich ſeit dem Jahre 1926 eine
Paſſi=
vität in dem deutſch=ruſſiſchen Handelsverkehr zu Ungunſten
Deutſchlands eingeſtellt. Nach der deutſchen Statiſtik ergab das
Jahr 1926 für Deutſchland einen Paſſivſaldo von 36,8 Mill. RM.
und das Jahr 1927 einen ſolchen von 103,2 Mill. RM. Im
Jahre 1927 belief ſich die deutſche Geſamtausfuhr auf 10 797 Mill.
RM., wovon auf die Ausfuhr nach Rußland rund 330 Mill. RM.
— 3,0 Prozent entfielen.
Bei den Wirtſchaftsverhandlungen zwiſchen der U. d. S. S. R.
und Deutſchland, in den Monaten Februar und März dieſes
Jahres wurde eine ſtatiſtiſche Kommiſſion eingeſetzt, um die
tat=
ſüchliche Entwickelung des Handels zwiſchen der U. d. S. S. R.
und Deutſchland feſtzuſtellen und damit Unterlagen zur
Behand=
lung des Art. 1 des Wirtſchaftsabkommens von 1925 der
Haupt=
delegation zu liefern. Der Art. 1 des Wirtſchaftsabkommens
bil=
dete den Hauptgegenſtand der Verhandlungen; er beſagt: „Die
vertragſchließenden Teile werden beſtrebt ſein, die wechſelſeitigen
Beziehungen auf jede Weiſe zu fördern, die möglichſte Stabilität
des Warenverkehrs zu erzielen und den Anteil beider Länder an
der gegenſeitigen Ein= und Ausfuhr nach Maßgabe des
Fort=
ſchritts des wirtſchaftlichen Wiederaufbaues auf das
Vorkriegs=
maß zu bringen, wobei ſie ſich von wirtſchaftlichen Geſichtspunkten
leiten laſſen werden.‟ Deutſcherſeits wird der Standpunkt
ver=
treten, daß die Erfüllung dieſer Vertragsbeſtimmung ſeitens
Rußlands nicht eingetreten ſei. Der Vorkriegsanteil Deutſchlands
am ruſſiſchen Geſamtexport in den letzten Jahren unmittelbar
vor dem Kriege wurde mit 47 bis 50 Prozent angenommen,
wäh=
rend der Anteil Deutſchlands an der Einfuhr der U. d. S. S. R.
im Jahre 1927 in Höhe von 24,2 Prozent nur die Hälfte des
prozentualen Vorkriegsanteils erreicht hätte. Es iſt klar, daß die
Ausfuhr Deutſchlands in das Gebiet der U. d. S. S. R. die oben
genannten Beträge nicht erreicht haben würde, wenn nicht
deut=
ſcherſeits beſondere Export=Kredite gewährt worden wären und
zu einer künſtlichen Steigerung des ruſſiſchen Einfuhrbedarfs
ge=
führt hätten. Wenn auch der im Jahre 1925 vom Reich zwecks
Förderung des Exports deutſcher Waren nach Rußland zur
Ver=
fügung geſtellte Kredit im Betrage von insgeſamt 100 Mill. RM.
wegen ungünſtiger Abwickelung der Aktion von Rußland nur zu
einem Teil ausgenutzt worden iſt, wurde der im Jahre 1926
ge=
währte bekannte 300=Millionen=Kredit in vollem Maße
ausge=
nutzt; es ſind ſogar über den vorgeſehenen Geſchäftsumfang von
300 Mill. RM. hinaus Lieferverträge im Werte von rund 66 Mill.
RM. abgeſchloſſen worden. Selbſtverſtändlich werden ſich die
Auswirkungen dieſes 300=Millionen=Kredites in der Zollpolitik
viel ſpäter zeigen, als in der Beſtellungsſtatiſtik, da es ſich zum
Teil um die Lieferung großer Maſchinenanlagen handelt, deren
Herſtellung längere Zeit in Anſpruch nimmt, ſo daß etwa ein
Drittel der beſtellten Waren erſt in dieſem Jahre nach ihrer
Ein=
führung nach Rußland die deutſche Ausfuhrſtatiſtik für 1928
be=
einfluſſen wird. Trotzdem iſt es wohl durchaus richtig,
feſtzu=
ſtellen, daß die Ausfuhr nach Rußland in den letzten beiden
Jahren die 200=Millionen=RM.=Grenze ohne die Hilfe der
deut=
ſchen Export=Kredite nicht überſchritten haben würde. Es ergibt
ſich mithin, daß die Sowjet=Union trotz der günſtigen und
lang=
befriſteten deutſcherſeits gewährten Export=Kredite im Rahmen
der deutſchen Geſamtausfuhr nur eine kleine Rolle ſpielt, die mit
den auf deutſcher Seite gehegten Erwartungen hinſichtlich der
Aufwärtsentwickelung des deutſch=ruſſiſchen Handelsverkehrs und
der Konſolidierung der deutſch=ruſſiſchen Wirtſchaftsbeziehungen
nicht in Einklang ſteht. Von einer zuſätzlichen Auswirkung des
300=Millionen=Kredites in dieſem Jahre kann bisher nicht
ge=
ſprochen werden; hinzu kommt, daß die langſame und zögernde
Entwicklung des ruſſiſchen Außenhandels im Widerſpruch zu der
Wiederherſtellung der vollen Vorkriegsproduktion in der U. d.
S. S. R., die nach den Angaben der Sowjetregierung ſogar
teil=
weiſe überſchritten worden iſt, ſteht.
Durch die letzten Vorgänge in Rußland haben die
deutſch=
ruſſiſchen Wirtſchaftsbeziehungen auch eine ſozuſagen pſychologiſch
begründete Trübung erfahren, und darüber hinaus betrachtet
man in Deutſchland die Ausſichten für das Rußland=Geſchäft
und für die zukünftige Geſtaltung des deutſchen Exports nicht
ſehr günſtig. Bei einer Kritik der deutſch=ruſſiſchen
Wirtſchafts=
beziehungen dürfen natürlich nicht die Auslaſſungen von
ruſſi=
ſcher Seite unbeachtet gelaſſen werden. In dieſer Beziehung
liegen Ausführungen des Leiters der Handelsvertretung der
U. d. S. S. R. in Berlin, des Profeſſors Lengyel, vor, der
ver=
ſucht hat, die weitere Erörterung der deutſch=ruſſiſchen
Wirtſchafts=
politik in einer ruhigen und ſachlichen Atmoſphäre zu führen.
Es wird in der nächſten Zeit von ruſſiſcher Seite unter
Aus=
nutzung der Materiglien der ſtatiſtiſchen Kommiſſion, die während
der Wirtſchaftsverhandlungen im erſten Quartal dieſes Jahres
eingeſetzt wurde, ein Buch herausgegeben werden mit dem Ziele,
Riafanbränte uns Natne=
Kaluſrosfnn. Sarint and
Taitn 9.
Seite 2
Freitag, den 10. Auguſf 1928
Nummer 221
der Oeffentlichkeit eine Unterlage zur ſachlichen Beurteilung der
Entwicklung des Außenhandels zwiſchen den beiden Ländern in
den letzten Jahren zu geben. Man kann dabei vor allem
wün=
ſchen, daß endlich die ſtatiſtiſchen Ergebniſſe, die auf beiden Seiten
vorliegen und ganz weſentliche Unterſchiede aufzuweiſen haben,
bereinigt werden; es wird ſich zeigen, ob die vom Statiſtiſchen
Reichsamt veröffentlichten Ziffern, die, wie oben ausgeführt,
zahlenmäßig die Berechtigung zu einer nicht günſtigen
Beurtei=
lung des deutſch=ruſſiſchen Warenverkehrs im Intereſſe
Deutſch=
lands geben, den Tatſachen entſprechen. Bei der bekannten
Ge=
nauigkeit und Sicherheit der deutſchen Erhebungsſtatiſtik wird
dies der Fall ſein. Es iſt anzunehmen, daß man ruſſiſcherſeits
die Bemeſſung des Vorkriegsanteils Deutſchlands am ruſſiſchen
Geſamtimport, die von deutſcher Seite mit 47 bis 50 Prozent
an=
genommen wird, niedriger anſetzen wird.
Die Erfahrungen und Wünſche Deutſchlands im Rußland=
Geſchäft ſind kürzlich in einer Sitzung der Düſſeldorfer Induſtrie=
und Handelskammer, die ſich trotz der beſtehenden Schwierigkeiten
nachdrücklichſt um die Förderung des deutſch=ruſſiſchen Geſchäftes,
da es für die Düſſeldorfer Induſtrie, vor allem für den Maſchinen=
und Apparatebau, von erheblicher Bedeutung ſei, von dem
Ge=
ſchäftsführer Dr. Wilden eingehend behandelt worden. Wichtig
war dabei die Feſtſtellung, daß das ruſſiſche Geſchäft völlig
unbe=
friedigend und, ſeitdem das Reich die Ausfallbürgſchaft nicht mehr
gewähre, ganz weſentlich zurückgegangen ſei. Die
Hauptſchwie=
rigkeiten verurſache die Monopoliſierung des ruſſiſchen
Außen=
handels, die die deutſchen Firmen in ihrer Werbetätigkeit und
ihren Abſatzmöglichkeiten ſtark behindere. Es kommt darauf an,
wenn man die Notwendigkeit einer Kündigung der
deutſch=
ruſſiſchen Wirtſchaftsverträge aus dem Jahre 1925 nicht annimmt,
die vorhandenen Verträge auszubauen und die Sicherheiten in
ſie hineinzuarbeiten, deren es für einen einigermaßen geordneten
Geſchäftsverkehr bedarf.
Der Art. 1 des oben erwähnten Wirtſchaftsabkommens
ver=
langt das Gleichgewicht des Maßes der gegenſeitigen
deutſch=
ruſſiſchen Zugeſtändniſſe; es geht alſo nicht an, daß die ruſſiſche
Wirtſchaft in Deutſchland einſeitig günſtig und die deutſche
Wirt=
ſchaft auf den ruſſiſchen Märkten ſehr ungünſtig behandelt wird.
Bei den kommenden Wirtſchaftsbeſprechungen mit Rußland
müſſen deutſcherſeits beſonders die Forderungen der Sicherheiten
bzw. der Ausſchaltung der bekanntlich beim Rußland=Geſchäft
vorliegenden ſtarken Riſiken in den Vordergrund geſtellt werden.
Dies um ſo mehr, als die Wirtſchaftslage in Sowjet=Rußland
durch den ſchlechten Ausfall des Getreideexports, der zu einer
Paſſivität der ruſſiſchen Handelsbilanz geführt hat, nicht günſtig
ausſieht. Es iſt der Sowjetregierung nicht gelungen, in der
abge=
laufenen Kampagne 1927/28 die Höhe der Bereitſtellung der
vorangegangenen Kampagne zu erreichen. Wenn die ruſſiſchen
Goldverſchiffungen nach dem Auslande, von denen bekanntlich
der größere Teil an die Deutſche Reichsbank gegangen iſt, mit
der Paſſivität der Handelsbilanz zuſammenhängen, ſo bedeutet
dies gleichzeitig die Paſſivität der Zahlungsbilanz, die doppelt
gefährlich wäre, da die Einfuhr der Ausrüſtungen für die ruſſiſche
Induſtrie auf Grund langfriſtiger Verträge erfolgt. Rußland
muß alſo unter allen Umſtänden auf eine Beſſerung ſeiner
Handelsbilanz halten, deren Geſtaltung von dem diesjährigen
Ernteergebnis, aber auch davon abhängen wird, inwieweit der
Sowjetregierung die Erfaſſung der neuen Ernte gelingt.
Jeden=
falls erſcheint bei einer gegenwärtigen Beurteilung der Ausſichten
des Rußland=Geſchäftes und ſeiner Riſiken Zurückhaltung
ge=
boten.
Kabinettsſitzung am Freitag.
Die Tagesordnung: Panzerkreuzer, Lohnſieuer
und Verſicherungegrenze für Angeſiellte.
Der Reichskanzler Müller iſt am Donnerstag vormittag von
ſeinem Urlaub nach Berlin zurückgekehrt und hat ſeine
Amts=
geſchäfte wieder übernommen. Auch die anderen Miniſter,
ſo=
weit ſie verreiſt waren, werden zur Verfaſſungsfeier
zurücker=
wartet. Damit ſoll dann am Freitag ein Kabinettsrat
verbun=
den werden, der im weſentlichen für die Frage der inneren
Politik reſerviert iſt. Die Außenpolitik bleibt zurückgeſtellt, bis
Dr. Streſemann am 20. Auguſt wieder nach Berlin kommt, der
in dieſen Tagen von Karlsbad abreiſt und den Reſt ſeines
Ur=
laubs in Oberhof verbringen will. Neben den laufenden
Ange=
legenheiten, die einen breiten Raum in der Kabinettsſitzung
einnehmen werden, iſt in erſter Linie eine Entſcheidung zu
tref=
fen über den Bau des Panzerkreuzers. Die 18
Mil=
lionen ſind vom Reichstag bereits im Frühjahr bewilligt
wor=
den. Auf Wunſch des Reichsrats wurde aber damals eine
Ent=
ſchließung angenommen, wonach das Reichskabinett vor dem
Vom Tage.
Reichspräſident v. Hindenburg iſt am Donnerstag früh von
der Teilnahme an dem Fottenartillerieſchießen vor der Kieler Förde
wieder nach Berlin zurückgekehrt.
Der frühere Großherzog Friedrich von Baden iſt
geſtern früh ¼4 Uhr im Alter von 71 Jahren in Badenweiler
ge=
ſtorben.
An Stelle des verſtorbenen Mitglieds Hermann Gebhardt iſt der
Vorſitzende der badiſchen Landwirtſchaftskammer, Dr. h. c. Graf
Ro=
bert Douglas als Mitglied des Vorläufigen
Reichs=
wirtſchaftsrats berufen worden.
Die vor einiger Zeit von der polniſchen Regierung
ge=
meldete beabſichtigre Schließung mehrerer
Minderheits=
ſchulen zu Beginn des neuen Schuljahres am 1. September beſtätigt
ſich jetzt. Der Deutſche Volksbund wird dieſe Schließung zum
Gegen=
ſtand emer Beſchwerde beim Völkerbund machen.
Am 1. Juli betrugen die Staatsſchulden Litauens rund
88,9 Millionen Lit. Davon entfallen auf die Vereinigten Staaten 62,
England 7,3, auf die Amerikawiſch=Litauiſche Geſſellſchaft 18,4 und auf
die innere Schuld 1,0 Mill. Lit.
Muſſolini empfing am Donnerstag vormittag Nobile,
um den erſten Bericht über die „Italia”=Kataſtrophe entgegenzunchmen.
Der deutſche Fremdenlegionär Klembs, der bekanntlich zum Tode
verurteilt worden war, iſt durch einen Beſchluß des Präſidenten der
Republik, Doumergue, zu lebenslänglichem Zuchthaus
be=
gnadtgt worden.
Der franzöſiſche Außenminiſter Briand hat geſtern vormittag den
italieniſchen Botſchafter, Grafen Manzoni, empfangen.
„Petit Pariſien” dementiert die Meldung, daß
Woldema=
ras Ende dieſes Monats nach Paris kommen werde, um mit Briand
über die polmiſch=Nitauiſchen Schwierigkeiten zu verhandeln.
In der Zeit vom 4. Juli bis zum 4. Auguſt haben ſich in
Frank=
reich 18 Eiſenbahnunfälle ereignet. Dabei ſind 22
Rei=
ſende getötet und 83 verletzt worden.
Das älteſte engliſche Parlamentsmitglied, Sir James Tynte
AggGardner, iſt in der Nacht vom Mittwoch zum Donnerstag
ge=
ſtorben. Sir Gaydner war der einzige Parlamentarier, der noch
zur Amtszeit Disraelis im Parlament ſaß. Er war 1846 geboren.
Die Verhandlungen, die zwiſchen dem britiſchen
Vertreter und dem Wahabitenkönig vom Hedſchas
in Djidda ſtattfanden, ſind erfolglos geblieben. Es handelte ſich
um die Regelung von Grenzſtreitigkeiten zwiſchen dem Irak und dem
Hedſches. An der Grenze ſind Vorſichtsmaßnahmen ergriffen worden.
Das amerikaniſche Staatsdepartement hat die
Anleihe von 25 Millionen Dollar genehmigt, die die
Bank Morgan dem ſpaniſchen Staat zur Stabiliſierung der
Peſeta gewährt hat.
Die mexikaniſche Polizei teilt mit, daß im
Zuſam=
menhang mit der Ermordung des Generals Obregon
37 Perſonen, darunter drei Prieſter, verhaftet worden ſind.
Aus Mexiko wird gemeldet, daß die Polizei Carlos Caſtro
verhaftet hat, dem vorgeworfen wird, bei der
Ermor=
dung des Generals Obregon Mithelfer geweſen zu
ſein. Caſtro hat dieſe Mithelferſchaft in Abrede geſtellt, aber erklärt,
daß er es geweſen ſei, der vor einiger Zeit eine Bombe in das
Abgeord=
netenhaus warf.
1. September die finanzielle Lage noch einmal zu überprüfen
habe. Die Sozialdemokraten ſind bei den Verhandlungen darauf
geftartet, daß der Kreuzer nicht gebaut, zum mindeſten der
Bau=
beginn um ein Jahr verſchoben würde, aber eben weil ſie die
ganze Frage politiſch aufgezogen haben, ſtießen ſie bei den
an=
deren Regierungsparteien auf ſtarken Widerſtand. Es ſtand
ſchon, als das Kabinett Müller gebildet wurde, ziemlich feſt, daß
die Sozialdemokraten ihre Forderungen nicht durchſetzen,
ſon=
dern der Panzerkreuzer gebaut werden würde. Herr Groener hat
lediglich die Zuſage gemacht, daß er verſuchen würde, bei der
Neuaufſtellung ſeines Heeresetats einen Teil dieſer Summen
durch Streichungen bei anderen Poſten einzuſparen. In
poli=
tiſchen Kreiſen wird daher damit gerechnet, daß das Kabinett
beſchließt, mit dem Bau des Kreuzers zu beginnen. Vielleicht
laſſen ſich die Sozialdemokraten, um das Geſicht zu wahren,
da=
bei überſtimmen. Daneben wird natürlich auch bereits über die
Vorbereitungen für die parlamentariſche
Herbſtſeſſion geſprochen. Der Reichsfinanzminiſter muß,
einem Wunſche der übrigen Parteien entſprechend, die Frage
einer Reform der Lohnſteuer prüfen und wird darüber
vielleicht berichten. Der Reichsarbeitsminiſter kommt
mit der Forderung, die Verſicherungsgrenze für
Angeſtellte von 6000 auf 8400 Mark zu
er=
höhen, ein Vorſchlag, der bei den bürgerlichen Parteien auf
ſtarken Widerſtand ſtoßen dürfte. Ob darüber aber jetzt bereits
im Kabinett eine Entſcheidung fällt, iſt zweifelhaft.
*Der Turnvater und die Darmſtädter
Gymnaſiaſten.
Von Prof. Dr. jur. et phil. Karl Eſſelborn
Am 12. und 13. Oktober 1912 veranſtalteten die Darmſtädter
Turnvereine zum Gedächtnis an die vor hundert Jahren
er=
folgte Eröffnung des erſten deutſchen Turnplatzes auf der
Haſenheide bei Berlin eine akademiſche Jahn=Feier und ein
Schauturnen. Ein noch wichtigerer Gedenktag in der Geſchichte
der Turnkunſt iſt der 11. Auguſt 1928, wo es
einhundertund=
ſünfzig Jahre her ſind, daß der Turnvater Friedrich Ludwig
Jahn zu Lanz bei Wittenberg geboren wurde. Zu dieſem Tage
hat die deutſche Dichter=Gedächtnisſtiftung ein treffliches kleines
Büchlein als drittes Bändchen ihrer zu beſondern Gedenktagen
erſcheinenden „Denkmäler” herausgegeben. Etwa gleichzeitig
erſchien der Jahn gewidmete Band der von Eugen Diederichs
zu Jena verlegten Sammlung „Deutſche Volkheit”, worin
Ed=
mund Neuendorff in ausgezeichneter Darſtellung von dem
Turnvater Jahn, ſeinem Leben und ſeinem Werk erzählt. Wenn
auf dieſe Weiſe der Gegenwart mancherlei Jahnerinnerungen
ins Gedächtnis zurückgerufen werden, ſo darf auch des
tatkräf=
tigen Eintretens der Primaner des Darmſtädter Gymnaſiums
im Januar 1844 als ein wohltuendes Beiſpiel jugendlicher
Be=
geiſterung gedacht werden.
Als im Auguſt 1838 das Haus Jahns in Freiberg an der
Unſtrut, mit ſeiner ganzen Habe und all ſeinen Büchern und
Papieren ein Raub der Flammen geworden war, da ſetzten ihn
die in ganz Deutſchland für ihn veranſtalteten Sammlungen
in den Stand, es wieder aufzubauen. Allein, da die Baukoſten
die ihm zur Verfügung ſtehenden Mittel überſtiegen, ſo wäre er
in die äußerſte Not geraten und möglicherweiſe des eben fertig
gewordenen Hauſes verluſtig geworden, wenn ihm nicht eine
neue Sammlung zu Hilfe gekommen wäre. In Darmſtadt leitete
dieſe der bekannte liberale Politiker Ernſt Emil Hoffmann
(1785—1845). Unermüdliche Helfer fand er dabei in den beiden
Primanern des Gymnaſiums Wilhelm Baur, der 1826 zu
Lin=
denfels geboren war und 1897 als Generalſuperintendent der
Rheinprovinz zu Koblenz ſtarb, ſowie in dem 1829 zu
Darm=
ſtadt geborenen Wilhelm Buchner, der 1900 zu Eiſenach ſtarb,
nachdem er lange Jahre als Mädchenſchuldirektor in Krefeld
gewirkt hatte.
Mit ſieben andern Schulkameraden bildeten beide einen
Roſenbund”, mit dem es nach Buchners handſchriftlichen
Auf=
ze nungen folgende Bewandtnis hatte: „Wir fanden uns auf
der oberſten
Ko=
kunda ſowie anderſeits bei
der holden Jugendeſelei der Tanzſtunde zuſammen. Zwei der
jungen Mädchen waren beſonders hübſch, beide hießen Lina,
und wurden eine jegliche durch etliche von uns
plato=
niſch angeſchwärmt und angeſungen. Die dunkle Schönheit
bekam den Beinamen „die rote Roſe”, die blonde mußte ſich mit
der „weißen Roſe” begnügen; zu beider Ehre führten wir
poetiſche Liederturniere auf. So ſchloß ſich aus den Verehrern
der beiden Roſen ein Kreis junger, etwa ſechzehnjähriger
Bur=
ſchen zuſammen, von uns ſelbſt „Roſenbund” von den ſchnöden
Spöttern der Klaſſe „Süßklub” genannt. Wir trieben ein artiges
Spiel, etwa in der Weiſe des Göttinger Hainbundes, machten
Gedichte und ſchrieben ſie in das Bundesbuch ein, brachten den
beiden Damen unſeres Herzens ſehr ſchöne abendliche
Geſangs=
ſtändchen, immer in beſter Freundſchaft, da kein Verehrer ſich
einiger Bevorzugung rühmen konnte. Es war dumm, aber es
war ſchön; eine ſolche Verlieberei zu dreien war im Grunde
erſtaunlicher Blödſinn, aber es war um ſo harmloſer und gab
die Flügel zu einem Idealismus der Freundſchaft, wie er für
einen heranwachſenden Menſchen ein wahrer Segen iſt.”
Aus dieſem Geiſt ſind die Gedichte hervorgewachſen, die
Wilhelm Buchner, der nach Baurs eignen Worten „weniger
pathetiſch, aber ſinniger als er war” und dieſe dem Turnvater
widmeten. Zuerſt erſchien das Gedicht Wilhelm Buchners, und
zwar in der Frankfurter „Didaskalia” am 21. Januar 1844 und
zwei Tage ſpäter in Nr. 16 der in Darmſtadt damals
heraus=
kommenden Zeitſchrift „Gutenberg” In einer Anmerkung
er=
klärt ſich die Redaktion bereit, „Unterſtützungsgelder in Empfang
zu nehmen, zu quittieren und ſie an den Ort ihrer Beſtimmung
zu fördern”
In der Prima forderte Wilhelm Baur ſeine Mitſchüler
„durch eine Anſprache vom Katheder aus ver Beginn der Stunde
zu einer Sammlung auf‟ Das Geld, das er bekam, brachte er
Ernſt Emil Hoffmann, aber ſein am Gymnaſium als Profeſſor
wirkender Oheim Karl Baur (1788—1877), ein unter dem Namen
„Cip” bekanntes Original, hielt dem Neffen eine Strafrede
„wegen ſolcher verfrühter patriotiſcher oder gar demagogiſcher
Tat” und für die Zukunft wurden den Schülern ſolche
Samm=
lungen verboten. Uebrigens hatte die Sammlung, an der die
Darmſtädter Gymnaſiaſten mitwirkten, ein recht ſchönes
Ergeb=
nis; denn nach den Angaben in Pröhles Jahn=Biographie hatte
Ernſt Emil Hoffmann rund 120 Taler geſammelt.
Im Sommer des nämlichen Jahres, am Ludwigstage
(25. Auguſt 1844), fand die Einweihung des
Ludewigsmonumen=
tes auf dem Luiſenplatz ſtatt. Damals erſchien zum erſtenmal
der Wahlſpruch Jahns „frifch, fromm, fröhlich, frei!” durch ein
vierfaches P verſinnbildlicht. Der Urheber dieſes Darmſtädter
Turnerzeichens war ein Führer der Turnerei in Darmſtadt, der
Zuſammentritt
des Verkehrsausſchuſſes.
Die erſie Sitzung zur Ueberprüfung der
Verkehrsſicherheit der Reichsbahn.
Berlin, 9. Auguſt.
Der vom Reichsverkehrsminiſter gebildete Ausſchuß zur
Ueber=
prüfung der Verkehrsſicherheit der Reichsbahn trat heute zu ſeiner
erſten Sitzung zuſammen. Die Eröffnung erfolgte in
Anweſen=
heit des Generaldirektors Dr. Dorpmüller durch den
Verkehrs=
miniſter, der hiernach Zweck und Ziele des Ausſchuſſes und die
Art der Zuſammenſetzung desſelben erörterte. Er hob hervor,
daß der Ausſchuß in ſeinen Arbeiten völlig unabhängig ſei und
daß er berechtigt ſei, örtliche Beſichtigungen vorzunehmen und
nach ſeinem Ermeſſen Sachverſtändige zu hören und Gutachten
einzufordern. Er betonte des weiteren, daß ſowohl
General=
direktor Dr. Dorpmüller wie auch er, der Reichsverkehrsminiſter,
dem Ausſchuß ſtets zur Verfügung ſtünden. Er bat weiter, daß
die Arbeit des Ausſchuſſes ungeachtet ihrer hervorragenden
Be=
deutung einen tunlichſt ſchnellen Verlauf nehme, damit das
Er=
gebnis der Arbeiten des Ausſchuſſes in die Tat umgeſetzt werden
könne, um das Vertrauen zur Deutſchen Reichsbahn und ihren
Einrichtungen in vollem Maße wieder herzuſtellen.
Baden fordert einen Sitz im
Reichsbahn=
verwaltungsrat.
Baden dürfte eines der wenigen Länder ſein, die in keiner
Form im Verwaltungsrat der Reichsbahn vertreten ſind. In
der Vergangenheit hat die Karlsruher Regierung wiederholt
ver=
ſucht, auch auf das Reich dahin einzuwirken, daß ihr das Recht
zugeſtanden wird, einen Vertreter zu ernennen. Bisher ſind
aber alle dieſe Bemühungen erfolglos geblieben. Inzwiſchen iſt
nun der Prozeß zwiſchen Preußen und dem Reich wegen der
Entſendung eines Beauftragten der preußiſchen Regierung in
den Verwaltungsrat zugunſten Preußens entſchieden worden.
Daraufhin hat die badiſche Regierung erneut einen Antrag
ge=
ſtellt, auch ihr die Möglichkeit zu geben, einen eigenen Vertreter
zu ernennen. Dieſer Antrag wird wahrſcheinlich das Kabinett
ſchon am Freitag beſchäftigen. Wird er abgelehnt, dann darf
man wohl mit einem Prozeß zwiſchen Baden und dem Reich
rechnen. Da aber das Reich bereits im preußiſchen Fall
unter=
legen iſt, wird man ſicherlich verſuchen, einen Ausgleich
herzu=
ſtellen. Einen Ausweg zeigt die Staatsangehörigkeit der vom
Reich ernannten Verwaltungsmitglieder. Alle ehemals
eiſen=
bahnſelbſtändigen Länder ſind im Eiſenbahnrat durch prominente
Perſönlichkeiten vertreten; ſo Bayern, Württemberg, Baden und
Preußen, wenn auch dieſe Mitglieder durch die Reichsregierung
ernannt worden ſind. Die verſchiedenen Landesregierungen
haben ſich mit dieſer Regelung einverſtanden erklärt und eine
beſondere Berückſichtigung, wie ſie Preußen vor dem
Staats=
gerichtshof durchgefochten hat und jetzt von Baden in Anſpruch
genommen wird, daraufhin nicht mehr verlangt. Vielleicht iſt es
möglich, auch mit Baden eine derartige Regelung zu treffen.
Stellungnahme des Reichsverkehrsminiſiers
zur Denkſchrift der Lokomotivfabriken.
Wie wir von unterrichteter Seite erfahren, hat der
Reichs=
verkehrsminiſter zu der bekannten Denkſchrift aus den Kreiſen
der deutſchen Lokomotivinduſtrie, die zur Erhaltung eines auss
reichenden Beſchäftigungsgrades der deutſchen Lokomotivfabriken
eine Hilfsaktion des Reiches in der Form einer Gewährung
eines Kredites an die Reichsbahn fordert, Stellung genommen,
Die Denkſchrift iſt der Gegenſtand eingehender Beſprechungen
zwiſchen den zuſtändigen Reichsminiſterien und der Deutſchen
Reichsbahngeſellſchaft geweſen. Die Antwort des
Reichsverkehrs=
miniſters erkennt zwar die Notwendigkeit an, dem Deutſchen
Reiche eine leiſtungsfähige und ausreichende Lokomotivinduſtrie
zu erhalten, weiſt aber andererſeits darauf hin, daß es auf lange
Zeit völlig unmöglich ſein werde, die ſämtlichen vorhandenen
Lokomotivfabriken in ihrem jetzigen Umfang auch nur
einiger=
maßen ausreichend zu beſchäftigen. Da nach den Ausführungen
der Denkſchrift auch die Aufträge des Auslandes gegenüber der
Vorkriegszeit ganz erheblich zurückgegangen ſeien, ſo müſſe zur
Herbeiführung einer Geſundung der Verhältniſſe mit erheblichen
Einſchränkungen der Fabrikationsmöglichkeiten gerechnet
wer=
den. Solange in dieſer Beziehung nicht greifbare Vorſchläge
vor=
lägen, ſei zu befürchten, daß durch Gewährung von Krediten nur
unbegründete Hoffnungen erweckt würden. Bei der geſpannten
Finanzlage des Reiches müſſe es der privaten Initiative
über=
laſſen bleiben, die für die Umgeſtaltung auf andere
Fabrika=
tionszweige erforderlichen Schritte ſelbſt zu tun.
Kupferdrucker Heinrich Felſing (1800—1875). Daß dieſes Zeichen
gerade in Darmſtadt erfunden wurde, iſt kein Zufall, wieſen
doch die bekannten Hirſchdukaten des jagdliebenden Landgrafen
Ludwigs VIII. ein vierfaches L auf, das ohne Zweifel das Vur=
Eild für das Turnerzeichen wurde, wenn ſich auch ſein Urheber
deſſen vielleicht gar nicht bewußt war.
Die allgemeine Annahme dieſes Zeichens durch die deutſchen
Turner erfolgte am 2. Auguſt 1846 auf dem Turnfeſt zu
Heil=
bronn, wo Felſing die denkwürdigen Worte ſprach: „An euch,
ihr Warte, an euch, ihr Abgeordneten ein Wort! Wenn man
ſich eine Wohnung errichtet, ſo gilts vor allem, um einem
Be=
dürfnis abzuhelfen. Kaum iſt aber das Nötigſte geſchehen, ſo
kommt der angeſtammte Schönheitsſinn, der ſchmückt und ordner:
ſo gehts auch uns Turnern. Wir haben, ſo Gott waltet, unſer
Turngebäude feſt gegründet und ſehen es täglich weiter ſchmückenl:
ſo entſtanden unſere Lieder, unſer Gruß, ſo entſteht vielleicht auch
ein allgemeines Turnzeichen. Ich für meinen Teil geb zwar auf
Neußerlichkeiten gar ſehr wenig. Geh ans Gerät, dann werd ich
dir ſagen, ob du ein Turner biſt, — laß einen neben dir in
Cefahr kommen, und ich werde dir ſagen, ob du ein Turner biſſ.
da brauchts kein Zeichen, aber es iſt hier, wie in allem: der
Menſch verlangt ein ſichtbar Zeichen, — und ſo will ich eug
ein ſolch Turnerzeichen vorſchlagen:
Friſch, fromm, froh, frei,
Das andre Gott befohlen ſei!
Das iſt Jahns Wort, was grün bleiben wird, ſo laug
Deutſchlands Jungen grün bleiben werden. Dieſen Spruch in
ſeinen vier Anfangsbuchſtaben hab ich zuſammengeſtellt in
vier E, ich habe ſie zu einem Zeichen vereinigt, ſie bilden dahn
das deutſche Kreuz, ſie bilden wie die Turnerſchaſt — gleiſhe
Kraft, gleiche Form und Stärke nach allen Seiten, es iſt das
Viereck überallhin gleich, ſtark, feſt in den vier Ecken ſtehene,
nehmts, wie ihr wollt; es iſt das F aus dem FF. Vergeßl
mir nicht, daß es auch das Chriſtenzeichen iſt! — Keine
Worl=
darüber! Ich ſchlags vor, weil ich kein beſſeres kenne, nehmis
an oder verwerfts kurzer Hand, es iſt das Zeichen der Darme
ſtädter Gemeinde. Hier zeig ichs euch auf unſerm Banner.”
Die Annahme des Felſingſchen Vorſchlags vertrat damals
ſehr energiſch der Begründer des deutſchen Schulturnens, Adoll-
Spieß (1810—1858), der 1848 durch den Miniſter von
Gagern-
nach Darmſtadt berufen wurde und ſeinen Unterricht mil
Schülern des Gymnaſiums ſowie mit Schülerinnen der höheren-
Mädchenſchule in einer zu einer Turnhalle eingerichteien-
Gartenwirtſchaft in der Karlſtraße, ſchräg gegenüber von deiſt-
(ymnaſium, auf dem heute von der Speiſewirtſchaft Sitte einen
geuommenen Grundſtück eröffnete.
Nummer 221
Freitag den 10. Auguſt 1928
Seite 3
Die (inladung nach Paris.
*
Zwiſchen paris und Mogtau.
Franireichs Bedingungen für Rußlands
Beitritt zum Kellogg=Pakt.
Von unſerem A=Korreſpondenten.
Paris, 9. Auguſt.
Die Erklärungen Ttſchitſcherins über den Kriegsächtungspakt
wverden hier mit ziemlich viel Spott und Geringſchätzung
be=
yprochen. Vor allem erblickt man in ihnen den Beweis der
ſchwie=
wigen diplomatiſchen Lage, in der ſich Rußland befindet. Aber
Das bedeutet noch nicht, daß man die Teilnahme Rußlands an
Dem Kriegsächtungspakt nicht wünſcht. In hieſigen
diplomati=
ſchen Kreiſen iſt man aber überzeugt, daß Rußland den Kriegs=
Sichtungspakt in ſeiner jetzigen Form nicht unterſchreiben würde.
Wenn Moskau geneigt wäre, für Polen und für die Randſtaaten
einige Garantien zu geben, ſo würde man das in Frankreich mit
Freude begrüßen. Denn dadurch würde automatiſch die
Bela=
ſſtung der franzöſiſchen Außenpolitik etwas geringer. Einen
be=
ſionderen praktiſchen Wert würde man aber dieſen Garantien
Faum zuſchreiben.
Die Macht und das Anſehen Rußlands iſt in den letzten
Jahren infolge ſeiner Außenpolitik beträchtlich
zuſammenge=
ſchmolzen. Der Ton der franzöſiſchen Preſſe Tſchitſcherin
gegen=
äiber beweiſt, wie empfindlich man in Frankreich auf dieſe
Tat=
ſſache reagiert. Denn ſelbſt hinter den freundlichen Worten der
Franzöſiſchen Sozialiſten liegt Geringſchätzung.
Freilich, die Annäherung an England und die
Enttäu=
ſſchungen mit den Sowjets haben zu dieſer Stimmung in Paris
wiel beigetragen. Sie wäre aber auch ohnedies entſtanden auf
Grund objettiver Eindrücke. Nur würde man dann allerdings
aveniger darüber ſprechen.
Die Propagandawoche der Kommuniſten hat keineswegs
wazu beigetragen, in Frankreich für Moskau Stimmung zu
rnachen. Denn jede Demonſtration in Paris und jeder Verſuch
Sommuniſtiſcher Propaganda in der Armee erfüllt die
franzö=
ſiiſche Oeffentlichkeit mit Nervoſität und Unruhe. Wenn aber die
Rommuniſten ihre Macht zeigen wollten, dann haben ſie einen
Eläglichen Mißerfolg erlitten.
Die Art und Weiſe, wie ihre „Maſſen” durch die Polizei
werhaftet wurden, war wirklich demütigend. Trotzdem haben ſie
wie Rechte, der es ja an Schlagworten nicht fehlt, auf den Plan
Serufen; und die Lage der Sowjetdiplomatie wird in Paris
Surch die antikommuniſtiſche Kampagne der rechtsſtehenden
Preſſe nicht günſtiger.
Die Einladungen zur Kellogg=Pakt=
Unterzeichnung.
Paris, 9. Aug.
Nach der Pariſer Morgenpreſſe hat vorgeſtern die franzöſiſche
Regierung im Namen und Auftrag Kelloggs die Locarno=Mächte
aind die engliſchen Dominions offiziell zur Unterzeichnung des
Rellogg=Paktes eingeladen. In Paris erwarte man die Antwort
wer Mächte bis Ende der Woche.
Ausdrücklich heben die Blätter hervor, daß die Einladungen
mur an die „urſprünglichen Gründer” ergangen ſeien. In dieſem
Sinne hätten ſich die Regierungen von Waſhington und Paris
geeinigt, um die Schwierigkeiten zu meiſtern, die infolge der
Stellungnahme der ſpaniſchen und ruſſiſchen Regierung
ent=
ſſtanden ſeien.
Rußland und Spanien nicht eingeladen.
Aus Waſhington wird gemeldet, daß Staatsſekretär Kellogg
auf einer Preſſekonferenz unzweideutig erklärt habe, daß
Ruß=
and und Spanien nicht zur Unterzeichnung des Kellogg=Paktes
eingeladen würden. Sie könnten aber ſpäter vollberechtigte
Ver=
ragsteilnehmer werden, wenn ſie nachträglich beiträten.
Ame=
ika wünſche keine Vermehrung der Einladungen, weil die Ge=
Fahr der Nicht=Ratifizierung durch die einzelnen Parlamente
da=
wurch vergrößert würde.
Der „Temps” und das „Journal des Debats” beſtätigen,
ſdaß nunmehr die Einladungen zur Unterzeichnung des
Kellogg=
waktes von der franzöſiſchen Regierung abgeſandt worden ſind,
rund zwar nur an diejenigen Mächte, an die Staatsſekretär
Kellogg den Paktenwurf direkt übermittelt hatte. Die erſte
Unterzeichnung werde alſo auf die Signatarmächte von Locarno
rund die engliſchem Dominions beſchränkt bleiben. — Der „Temps”
bedauert den „Ausſchluß Spaniens, Rumäniens und
Süd=
ſlawiens, deren Anweſenheit in Paris am 27. Auguſt aus
zahl=
reichen Gründen wünſchenswert geweſen wäre. Aber anſcheinend
habe man in Waſhington befürchtet, durch die Erweiterung
des Kreiſes der einzuladenden Staaten die Dinge zu
kompli=
zieren, und man habe es vorgezogen, eine klare Situation zu
ſchaffen, durch die niemand ſich zurückgeſetzt fühlen könne. Allen
anderen Mächten ſtehe es frei, ſich dem Pakt ſpäter anzuſchließen.
Streſemanns Pariſer Reiſe.
Berlin, 9. Auguſt.
Die Nachricht von der Beurlaubung Chamberlains hat nicht
nur in der deutſchen, ſondern auch in der Auslandspreſſe Anlaß
zu den verſchiedenſten politiſchen Kombinationen und Gerüchten
gegeben. In einem Teil der Preſſe wird es ſchon als feſtſtehend
bezeichnet, daß auch Außenminiſter Dr. Streſemann nicht nach
Paris und Genf reiſen werde. Demgegenüber iſt darauf
hinzu=
weiſen, daß ſich an den bisherigen Dispoſitionen, nach denen die
Reiſe Dr. Streſemanns urſprünglich vorgeſehen war, nichts
ge=
ändert hat. Allerdings iſt auch deutſcherſeits eine Antwort auf
die Einladung zur Unterzeichnung noch nicht erteilt worden.
In der engliſchen und franzöſiſchen Preſſe iſt in dieſen Tagen
von angeblichen Demarchen die Rede, die die Reichsregierung bei
anderen Regierungen unternommen habe, um in gewiſſen
poli=
tiſchen Fragen — insbeſondere wird die Rheinlandfrage
ge=
nannt — zu intervenieren. Hierzu wird uns von unterrichteter
Seite mitgeteilt, daß ſolche Demarchen nicht unternommen
wor=
den ſind. Es iſt aber ſelbſtverſtändlich und entſpricht einer alten
Gepflogenheit, daß die Reichsregierung bei politiſch ſo
bedeu=
tungsvollen Ereigniſſen durch ihre Botſchafter mit den
betreffen=
den Regierungen Fühlung nimmt. Wir glauben zu wiſſen, daß
bei dieſer Fühlungnahme auch die Frage der Rheinlandräumung
beſprochen worden iſt.
Lord Cuſhendun geht zur Unterzeichnung
nach Paris.
Es wird nun amtlich beſtätigt, daß Lord Cuſhendun als
Vertreter Großbritanniens an den Unterzeichnungsfeierlichkeiten
des amerikaniſchen Vertragsvorſchlages zur Aechtung des Krieges
in Paris teilnehmen wird. — Der Geſundheitszuſtand
Chamber=
lains iſt ohne allen Zweifel derartig, daß er dienſtliche
Funktionen nicht ausüben kann. An amtlichen Stellen iſt man
der Auffaſſung, daß jede Erörterung der Rheinlandfrage
wäh=
rend der Pariſer Feierlichkeiten nicht angebracht ſei.
Völkerbundsſitzung und Kelloggpakt.
EP. Genf, 9. Auguſt.
Die beiden Noten, die die engliſche Regierung über den von Kellogg
vorgeſchlagenen Abſchluß eines Paktes zur Aechtung des Krieges als
Inſtrumend der nationalen Politik am 19. Mai und 18. Juli an die
amevikaniſche Negierung gericntet hat, ſind auf Anordnung des
eng=
liſchen Außenminiſters Chamberlain vom Foreign Office dem
General=
ſekretariat des Völkerbundes in Abſchrift übermittelt worden. Die internationalen Truſtsdurcheine Gemeinſchaft
leiden Noten wurden von der engliſehen Regierung bekanntlich ſchon
früher veröfentlicht. In einem kurzen Begleitſchreiben vom 4. Auguſt
wird der Generalſekretär gleichzeitig gebeten, dia beiden Noten
ab=
ſchriftlich ſämtlichen Mitgliedern des Völkerbundes zuſtellen zu wollen,
da die Frage, ob die Annahme des Kellogg=Paktes mit den
Verpflich=
tungen des Völkerbundspaktes übereinſtimme, von allgemeinem
Inter=
eſſe für alle Völkerbundsmitglieder ſei. Ueber den Beweggrund zu
dieſem beachntenswerten engliſchen Schritt wird in dem Schreiben
ge=
ſagt, daß die engliſche Regierung bei der Prüfung der amerikaniſchen
Vorſchläge im Hinblick auf die Beſtimmungen des Artäkels 20 des
Völkerbundspaktes die größte Sorge darauf gelegt habe, ſich darüber
Sicherheit zu verſchaffen, „daß keinerlei Unverginbarkeit zwiſchen ſeiner
Annahme und den aus der Völkerbundsſatzung ſich ergebenden
Ver=
pflichtungen vorhanden iſt”. Sie ſei, wie aus dem Notenwachſel
her=
vorgehe, zu der Ueberzeugung gekommen, daß die Unterzeichnung „des
vorgeſchlagenen Vertrages in keinem Gegenſatz zu den Verpflichtungen
ſteht, die aus der Eigenſchaft eines Völkerbundsmitgliedes erwachſen”.
Mit dem in dem Schreiben der engliſchen Regierung erwähnten
Artikel 20 der Völkerbundsſatzung erkennen die Bundesmitglieder an,
daß die Völkerbundsſatzung „Verpflichtungen und
Einzelverſtändigun=
ſeierlich verpflichten, ſolche in Zukunft nicht mehr einzugehen. Hat gin
Mitglied vor ſeinem Eintritt in den Bund Verpflichtungen
übernom=
men, die mit den Beſtimmungen der Satzung nicht vereinbar ſind, ſo
pflichtungen zu ergreifen.”
Der Brüſſeler Kongreß der
Sozialiſtiſchen Internationale.
Die Rheinlandräumung gefordert.
EP. Brüſſel, 9. Auguſt.
Auf dem Kongreß der Sozialiſtiſchen Internationale hat die
Kommiſſion für allgemeine Politik das Manifeſt über die
Welt=
politik der Sozialiſten ausgearbeitet. Darin wird u. a. das
obli=
gatoriſche Schiedsgerichtsweſen ſowie die Räumung der
Rhein=
lande gefordert, der Kellogg=Pakt gutgeheißen, aber bedauert, daß
Sowjetrußland davon ausgeſchloſſen werde. Das Manifeſt
ver=
urteilt dann den Fascismus und den Bolſchewismus, erklärt
aber, daß die ſozialiſtiſchen Arbeiter der Sowjetrepublik zu Hilfe
eilen müßten, wenn dieſe von der Reaktion angegriffen würden.
Mit Bezug auf den Paſſus über die Räumung des
Rhein=
landes entwickelte ſich eine Diskuſſion, nachdem die deutſche
Dele=
gierte und Reichstagsabgeordnete von Dresden, Frau Sanders,
beantragt hatte, daß die ſofortige und bedingungsloſe Räumung
des Rheiulandes gefordert werde. Die franzöſiſchen Delegierten
beanſtandeten dieſe Formulierung, indem ſie erklärten, über die
Bedingung dieſer Räumung könne nur in einer beſonderen
Ent=
ſchließung Näheres geſagt werden. Die urſprüngliche Faſſung
wurde darauf gutgeheißen.
Beſchlüſſe des Sozialiſien=Kongreſſes.
EP. Brüſſel, 9. Auguſt.
Der internationale Sozialiſtenkongreß hielt heute eine
Voll=
ſitzung ab, in der Frau Juchacz aus Deutſchland die von der
Frauen=Internationale gefaßte Entſchließung vorlegte. Dieſe
zielt auf die Ausdehnung der Hygiene= und Schutzmaßnahmen
ſowie der Sozialverſicherung zugunſten der Frauen in allen
Län=
dern und auf die Gleichſtellung der Frauen und Männer im
Familienrecht hin. Außerdem hat der Frauenkongreß den von der
franzöſiſchen Delegation vorgelegten Entwurf der Militariſierung
der Frauen nach dem Projekt Paul=Boncours abgelehnt.
Der Sekretär der Internationale, Adler, erſtattete Bericht
über die Tätigkeit der Partei und ihre Organiſationen.
Der Kongreß beſchloß dementſprechend. — Ein holländiſcher
Delegierter legte den Bericht der mit dem Studium der
Wirt=
ſchafts= und Rationaliſierungsfragen beauftragten Kommiſſion
vor. Dieſer Bericht wendet ſich gegen die Nachteile der Rationali=
EP. London, 9. Auguſt. ſierung, erklärt jedoch, daß ſie mit den notwendigen
Verbeſſerun=
gen ein Vorteil für die Arbeiterſchaft werden könne. Er ſchlug
eine ganze Reihe von Maßnahmen zur Erreichung dieſes Zieles
vor. — Die Entſchließung wurde einſtimmig angenommen. Darin
heißt es u. a., daß die Arbeiterklaſſe eine dreifache Aufgabe zu
erfüllen habe, nämlich:
1. Sich zu bemühen, die Hemniſſe, die ſich der Entwicklung
des internationalen Handels entgegenſtellten, zu beſeitigen.
2. Die internationale Angleichung der Arbeitsverhältniſſe
zu erſtreben.
3. Zu verlangen, daß ein internationales Wirtſchaftsamt
unter einer wirkſamen Kontrolle der organiſierten Arbeiter dem
Völkerbund angegliedert werde.
Der Redner forderte die Proletarier aller Länder auf, ſich
für den Kampf unter der Parole zuſammenzuſchließen: „
Er=
ſetzung der kapitaliſtiſchen Monopole durch
Nationale Gemeinſchaften und Erſetzung der
der Nationen.”
Weiterhin beſchäftigte ſich der Kongreß mit Kolonialfragen.
Deutſchland und China.
* Berlin, 9. Auguſt. (Priv.=Tel.)
Der neuernannte deutſche Geſandte für China Dr. v. Borg
hat unmittelbar nach ſeinem Amtsantritt die Verbindung mit
den einzelnen deutſchen Kolonien aufgenommen. Er hat
zu=
nächſt den ſchon traditionell gewordenen Beſuch in Schanghai
gemacht und iſt dabei, wohl nicht ganz zufällig, mit dem
chine=
ſiſchen Außenminiſter Wang zuſammengetroffen. Bei einem
Feſt=
eſſen ſind herzliche Reden ausgetauſcht worden. Der eigentliche
Zweck der Reiſe aber iſt auf beiden Seiten wohl der geweſen,
auf mehr neutralem Boden zuſammenzukommen und die
Mög=
lichkeiten zu beſprechen, ob und inwieweit eine politiſche und
wirtſchaftliche Annäherung zwiſchen Deutſchland und China
gen aufhebt, die mit ihren Beſtimmungen unvereinbar ſind, und ſich denlbar iſt. In politiſchen Kreiſen wird damit gerechnet, daß
Dr. von Borg auch nach Nanking fährt, falls ſich aus dieſer
erſten Fühlungnahme die Gelegenheit ergeben ſollte, daß der
hat es die Pflicht, unverzüglich Maßnahmen zur Löſung dieſer Ver= Abſchluß eines Handelsvertrages zwiſchen Deutſchland und
China nach dem Muſter des amerikaniſch=chineſiſchen möglich iſt.
*Vom Reitturnier
in der Londoner Oiympia.
Wenn man ein Volk richtig verſtehen will, muß man ſeine
Wieblinge kennen lernen. Nicht ſeine Helden — Heldenverehrung
Hat immer etwas vom Sonntagskirchenbeſuch an ſich —, ſondern
eine Lieblinge. Manchen Völkern liegt der Begriff nicht — wir
Morddeutſchen haben eigentlich nur den alten Fritz aufzuweiſen —
Senn Charlie Chaplin iſt gottlob eine Saiſonerſcheinung geblie=
Sen — und Bismarck und Hindenburg werden zu ernſt genom=
Enen; es gehört eben ein ſpieleriſcher Sinn dazu, damit ein Volk
Wieblinge hat.
Der Engländer hat den Spieltrieb wie wenige andere Völker;
es iſt erſtaunlich, wie raſch und leicht dies als ernſt verſchriene
Wolk lacht. Der kleinſte Anlaß genügt, damit ein harmlos=frohes
Sachen in einer Verſammlung aufflackert. Man liebt den
tragi=
ſchen Ernſt nicht — und die tägliche Pflichterfüllung kann mit
guter Laune zuſammengehen.
So lächerlich es klingen mag — für mich war es einer von
ſoen hiſtoriſchen Momenten, für die man die Zeitgeſchichte erlebt,
als bei dem Reitturnier, in der Londoner Olympia der Prince
IOf Wales dem alten Lord Lonsdale eine goldene Kaſſette zu
einer goldenen Hochzeit überreichte.
Das Reitturnier fing am Nachmittag mit einer Schau über
Wonies an, die von Kindern geritten wurden. Dieſe Prüfungen
gehören jetzt zum Programm jeder engliſchen Pferdeſchau — es
par ſehr hübſch, wie der hochgewachſene alte Herr mit dem ela=
Etiſchen Gang und dem breiten, freundlichen Geſicht zwiſchen den
Gkindern herum ging und widerſpenſtige Ponies herausführte
lind für jeden ein kleines Scherzwort hatte. Lord Lonsdale trägt
SSei den Turnieren noch den ſchönen alten Gehrock; die
wolken=
bſe Freundlichkeit ſeines glattraſierten Geſichtes iſt ſo
anhei=
nelnd, daß jeder ſich bei ihm zu Hauſe fühlt. Seit vielen Jahren
ſt er Preisrichter bei den großen Reit= und Fahrturnieren; und
eine gelben Kutſchen mit den Viererzügen gehören zum Bilde
ſer großen Rennen. Was der wirkliche Reit= und Fahrſport ihm
Serdankt — nicht etwa der Rennbetrieb —, können wohl nur die
irklich Eingeweihten beurteilen; ſolche Entwicklungen werden
nur zu gern als ſelbſtverſtändlich hingenommen, wenn ſie einmal
ertig daſtehen. Allgemein bekannt iſt, daß Lord Lonsdale das
Boxen in der Armee und Marine zu einem Zweig der
Ausbil=
aung gemacht hat. Er ſelbſt hat öfters bei Straßenauftritten mit
wer Fauſt Ordnung geſchaffen. Und dann gibt es noch einen
Stadtteil von London, wo Lord Lonsdale mehr gilt als der
Pfarrer — und das will in England viel heißen. In den gröb=
ſten, lärmendſten Vierteln von London ſind die Coſter zu Hauſe
— eine Gilde von Straßenhändlern und kleinen Frachtfahrern,
die mit Eſelkarren und Ponies — meiſt aber Eſeln — von den
Markthallen durch die Straßen der armen Leute fahren. Es iſt
ein merkwürdiges Volk — grob, gutmütig, mit einer ſtarken
Vor=
liebe für volkstümliche Späße. Früher ſollen ſie etwas reichlich
rauh geweſen ſein und ihre Tiere ſehr ſchlecht behandelt haben;
und Lord Lonsdale wird es zugeſchrieben, daß ſie jetzt überall
gern geſehen ſind. Er hat ſich ſehr viel um ſie gekümmert und
ihnen gezeigt, wie ſie ihre Eſel pflegen müſſen. Bei der großen
Pferdeſchau in Richmond, die jedes Jahr drei Tage dauert, iſt
er Preisrichter über die Eſelskarren, die zur Entſchädigung für
den weiten Weg alle einen Troſtpreis bekommen. Und auch
dies=
mal in der Olympia erſchienen an einem Abend unzählige
kleine Eſelskarren — meiſt ſaßen Vater und Mutter und ein
kleines Kind darauf, in phantaſtiſchen Koſtümen, die mit bunten
Flittern oder Erdnüſſen benäht waren —, manche hatten auch die
Eſelsfüllen auf dem Arm. Lord Lonsdale, ſehr elegant im Frack
und Zylinder, ging mit der Coſter=Königin — der Pearly Queen
— zwiſchen den Karren herum und prüfte Eſel und Anſpannung.
Und nach alter Sitte tanzte er einen komiſchen Rundtanz mit
der kleinen, zierlichen Coſter=Königin um die Arena. Gut zu
ſehen war die natürliche Luſtigkeit, die ſich überall verbreitete, wo
er hinkam; die ganze Arena lachte ſchließlich aus vollem Halſe
über ſeine kleinen Witze.
Ja, aber ich wollte von der Begegnung des Prinzen von
Wales und des Lords ſprechen. Durch eine Volksſammlung war
ein großer Betrag zuſammengebracht, der zur goldenen Hochzeit
dem Lord zu wohltätigen Zwecken überreicht werden ſollte. Der
Prinz von Wales ſollte die Anſprache halten. Er wirkte faſt
knabenhaft klein neben dem breiten alten Herren. Er ſagte nur
einige ganz einfache, natürliche Worte — und es war hübſch zu
ſehen, wie verlegen er vor dem ſo viel älteren Manne war. Er
zupfte ſich am Schlips und an den Rockknöpfen wie ein
Schul=
junge bei ſeiner erſten Rede. Und wer den Prinzen einige Tage
vorher geſehen hatte, als er auf dem Studentenball der
Lon=
doner Volkswirtſchaftsakademie, ſeinen 34. Geburtstag feierte,
weiß, daß Verlegenheit nicht ſeine Art iſt. Der Prinz ſieht trotz
ſeiner immerhin nicht unbeträchtlichen Lebenserfahrung noch ſo
friſch wie ein Junge von zwanzig aus — in ſeinem roſigen
Ge=
ſicht ſteht keine Falte; nur offene Freundlichkeit. Er gilt als ein
ſehr draktiſcher Geſchäftsmann und als feiner Politiker — wenn
er dem breiten Puhlikum als leidenſchaſtlicher Reiter bekannt iſt,
hebt das ſeine Volkstümlichkeit ſehr. Es iſt auffallend, wie
reſt=
los beliebt er iſt. Trotz aller Umgänglichkeit und
Selbſtverſtänd=
lichkeit iſt er alles andere als Popularitätshaſcher — und gerade
dieſes Gefühl für Würde macht ihn in England ſo beliebt. Er
ſoll König Eduard in ſeinen jungen Jahren ſehr ähnlich ſein.
„Der alte Farmer” — wie Lord Lonsdale genannt wird —
und der Thronfolger ſind beide ausgeſprochene Lieblinge des
ganzen Volkes — und trotz eines Unterſchiedes von zwei
Gene=
rationen ſind ſie ſich ähnlich genug.
Die kleine Zeremonie fand auf einem Podium zwiſchen den
unvermeidlichen Radioapparaten ſtatt. Als dies goldene Paar
mit dem Prinzen durch die Arena zur Königsloge ging, blieb der
alte Herr plötzlich ſtehen, nahm ſeine Frau um den Hals und gab
ihr einen kräftigen Kuß.
Da brach bei dem feierlichen Premierenpublikum ein
mäch=
tiger Jubel aus.
Baron Axel von Oertzen.
Kunſi, Wiſſenſchaft und Leben.
Die Bayreuther Bühnenfeſtſpiele dieſes Jahres
brin=
gen jetzt noch einmal den „Ring des Nibelungen”, vom 12. bis 16.
Au=
guſt mit einem Ruhetage zwiſchen „Siegfried” und „Götterdämmerung”
(am 15. Auguſt). Es werden dabei, um dem Publikum
entgegenzu=
kommen, in dieſem Jahre zum erſtenmal offiziell auch Eintrittskarten
zu einzelnen Vorſtellungen abgegeben, wenn Plätze freigeblieben ſind.
Der „Parſifal” mit Gotthelf Piſtor in der Titelrolle wird noch einmal,
Donnerstag, den 9., und als letzte Vorſtellung dieſer Spielzeit
über=
haupt, am Sonntag, den 19. Auguſt, aufgeführt. „Triſtan und Jſolde‟
wird ebenfalls noch zweimal, und zwar am Freitag, den 10., und
Samstag, den 18. Auguſt, beide Male mit Gunnar Graarud als
Triſtan und der einzigartigen Nanny Larſen=Todſen als Jſolde
ge=
geben, wobei beſonders bemerkt ſei, daß dieſes auch ſo ſehr nach der
Bayreuther Verinnerlichung verlangende Werk dann wieder für
wenig=
ſtens zwölf Jahre vom Spielplan des Feſtſpielhauſes verſchwindet. —
Im nächſten Jahre wird in Bahreuth nicht geſpielt. Die
Sommer=
monate 1929 werden umfangreichen Vorbereitungen für die nächſte
Spielzeit 1930 dienen, in der der „Tannhäuſer” nach ſehr langer Pauſe
in der Pariſer Bearbeitung, (mit dem großen Bacchanal) wieder auf der
Bayreuther Bühne erſcheinen ſoll. Wie jetzt bereits verlautet, ſoll die
Oper und beſonders auch das Bacchanal in tänzeriſcher Hinſicht (man
ſpricht von einer Mitwirkung der erſten deutſchen Tanzgruppen Rudolf
v. Laban und Mary Wigmann) in großzügigſter Weiſe neuinſzeniert
und ausgeſtaltet werden.
Rudolf Scheel, der durch ſeine hübſche Inſzenierung von
„Zar und Zimmermann” in der letztjährigen Darmſtädter Spielzeit
zuerſt auf ſich aufmerkſam machte, iſt als Opernſpielleiter an das
Deutſche Nationaltheater in Weimar verpflichtet worden. Nach einer
recht gut beurteilten Neueinſtudierung von Webers. Euryanthe” brachte
er dort kürzlich Verdis „Falſtaff” in einer parodiſtiſchen Aufmachung
heraus, die bei Publikum und Preſſe ſtarken Widerſpruch auslöſte.
Seite 4
Freitag den 10 Auguſf 1928
Nummer 221
Und nichts kann an der
Tatsache etwasändern
daß der Begriff „gute und billlge
Fertlg-
kleldung” eng verknüpft Ist Iit dem Narnen
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Darmstadt
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Kirchliche Trauung: Samstag, den 11. August 1928 in der
Paulusklrche.
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Ihre Vermählung zeigen an
Poſtaſſeſſor Oipl. Ing. Fleig
und Frau Anni
geb. Eimer
Darmſtadt
Frankfurt a. M.
Im Trutz Nr. 30, I.
Kirchl. Trauung: Samstag, 11. Aug., 15 Uhr, Stadtkapelle
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Georg Kümmel
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Gott dem Allmächtigen hat es gefallen, unſeren
lieben Sohn, Bruder, Schwager und Onkel
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größter Geduld ertragenem Leiden im Alter von 20
Jahren, öfters verſehen mit den hl. Sterbeſakramenten
in die Ewigkeit abzurufen.
In tiefer Trauer:
Familie Kampfmann
Familie Franz.
Darmſtadt, Klingenberg, Groß=Umſtadt. Hartfort (
Ame=
rika) und Ober=Afferbach, den 9. Auguſt 1928.
Die Beerdigung findet am Samstag, 11. Auguſt,
nachm. 4 Uhr vom Portale des Waldfriedhofs aus
ſtatt. Das Seelenamt iſt am Samstag, 11. Auguſt,
vorm. 6½ Uhr in der St. Fideliskirche.
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Gott dem Allmächtigen hat es gefallen, meinen
lieben Mann, unſeren treuſorgenden Vater, Großvater,
Bruder, Schwager und Onkel
Heinrich Deuker
Weißbindermeiſter
im 56, Lebensjahre zu ſich in die Ewigkeit abzurufen.
Im Namen der trauernden Hinterbliebenen:
Frau Marie Deußer und Kinder.
Wixhauſen, den 9. Auguſt 1928.
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Beerdigung Samstag. 11. 8., nachm. 4 Uhr v. Sterbehauſe
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3 Uhr, Schloßkirche.
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und Bekannten die ſchmerzliche
Nachricht, daz unſere liebe Mutter,
Großmutter, Urgroßmutter, Tante
und Schweſter
Maria Wolf
geb. Heiland, Schriftſetzers Wtw.
heute nach kurzem, aber ſchwerem
Krankenlager an den Folgen eines
erlittenen Unfalles im Alter von
nahezu 78 Jahren ſanft
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fen iſt
Die trauernden Hinterbliebenen:
Willy Wolf und Frau Anna,
geb. Straub und Kind,
Phil. Hennemann u. Frau
Eliſabeth, geb. Wolf nebſt
Kinder,
Ferdinand Wolf und Frau
Cieilie, geb Lorig.
Darmſtadt, Frankfurt/M., Ober=Klingen,
Wenkſtr. 66 den 8. Auguſt 1928.
Die Beerdigung findet am
Sams=
tag, den 11. Auguſt, nachmittags
um 3½ Uhr vom Portale d. Wa
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friebhofes aus ſtatt
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Nach ſchwerem Leiden verſchied ſanft am
8. Auguft 1928, abends 772 Uhr, unſer lieber,
herzensguter, treuſorgender Bruder, Schwager
und Onkel
Rektor
im 63. Lebensjahre.
In tiefem Schmerz:
Pauline Pfannmüller
3da Winheim. geb. Pfannmäller
Hug9 Pfannmüller
Ober=Regierungs= u. =Baurat
Otto Winheim
Reichsbahn=Oberinſpektor
Hanna Pfannmüller, geb. Neuy
3da Häuſel. geb. Winheim
Otto Winheim. Ingenieur
Wilhelm Häuſel
Regierungsbaumeiſter a. D.
Haus=Zoachim Pfannmäller
Darmſtadt, Wiesbaden, Mänſter i. Weſtf., Bad=
Homburg, Berlin.
(12840
Die Beerdigung findet ſtatt am Samstag,
den 11. Auguſt 1928, vormittags 11 Uhr von der
Kapelle des Friedhofs an der Nieder=Ramſtädterſtr.
Von Beileidsbeſuchen bitten wir abzuſehen.
Für die anläßlich unſerer Vermählung
überſandten Glückwünſche und
Blumen=
ſpenden, ſagen wir Allen herzlichſten
Dank.
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Hans Herbert
Schloſſermeiſter
und Frau Dora, geb. Fröblich.
Groß=Zimmern, im Auguſf 1928.
Die herzlichſten Glück= und
Segens=
wünſche zum 20jährigen Schweſtern=
Jubiläum wünſchen
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Schweſter
Marg. Pfeifer
Ihre dankbaren Patienten.
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Nummer 221
Aus der Landeshauptſiadt.
Darmſtadt, 10. Auguſt.
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Yerſonalien und Prinzipien. 1Ka. Wilhelm Worringer:
Abſtrak=
wn und Einfühlung. 1Ka. O. Schwindrazheim: Künſtleriſches
Sehen. 25 Ka. Heinrich Wölfflin: Kunſtgeſchichtliche Grundbegriffe.
1.Kg. Heinrich Bergner: Grundriß der Kunſtgeſchichte. 5 Kg.
ASilhelm Hauſenſtein: Die bildende Kunſt der Gegenwart. 50 Kg.
Aaul Ueding: Einführung in das Verſtändnis der Malerei. Zwei
Lände. 5 Ka. Paul Ueding: Einführung in das Verſtändnis der
A laſtik. 10 Ka. Erwin Panofsky: Die deutſche Plaſtik des 11.
b.s 13. Jahrhunderts. 15 Kg. Wilhelm Pinder: Die deutſche Plaſtik
trs 14. Jahrhunderts. 15 Kg. Wilhelm Pinder: Die deutſche
9 laſtik des 15. Jahrhunderts. 15 Kg. Adolf Feulner: Die deutſche
Alaſtik des 16. Jahrhunderts 15 Kg. Adolf Feulner: Die deutſche
9 laſtik des 17. Jahrhunderts. 15 Kg. Max Sauerlandt: Die
dutſche Plaſtik des 19. Jahrhunderts. 15 Kg. Wilhelm Bode: Die
i alieniſche Plaſtik. 15 Kg. Otto Höver: Vergleichende
Architektur=
e-ſchichte. 20 Kg. Karl Scheffler: Deutſche Maler und Zeichner.
ue Kg. Otto Pelka: Keramik der Neuzeit. 25 Kg. Wilhelm
Wor=
ränger: Altdeutſche Buchilluſtration. 10 Kg. Friedrich
Lipp=
ann: Der Kupferſtich. 10 Kg. Kurt Glaſer: Der Holzſchnitt.
ue Kg. Hans Ganz: Der Totentanz von Holbein. 70 Kg. Hans
c olbein: Bilder des Todes. 70 Kg. E. W. Bredt: Albreht
Alt=
korfer. 70 Kg. Wilhelm von Bode: Adam Elsheimer. 70 Kg.
7— H. Ehmcke: Otto Speckter. 70 Kg. Julius Neureuther:
2 ilder um Lieder. 70 Kg.
— Arbeitsjubiläum. Am 10. Auguſt ſind es 30 Jahre, daß
Werk=
weiſter Friedrich Rückert aus Nieder=Ramſtadt ununterbrochen bei
der Firma Deutſch in Darmſtadt, Neckarſtraße 11, tätig iſt. Gewiß
ern gutes Zeichen von Arbeitgeber zu Arbeitnehmer. Möge es dem
rubilar noch recht lange Jahre vergönnt ſein, in ſeinem Berufe zu
tfirken.
— Hohes Alter. Fräulein Amalie Göbel von Darmſtadt
(Slemensſtraße 3) feiert heute, den 10. Auguſt, in körperlicher und
eiſtiger Rüſtigkeit ihren 80. Geburtstag.
— Verpflichtung an das Heſſiſche Landestheater. Hannah
Rüg=
gwIb von der Dresdener „Komödie” wurde von Generalintendant
(Bert als jugendliche Salondame dem Heſſiſchen Landestheater ver=
Alichtet.
— Sommerſpielzeit im Kleinen Haus des Heſſiſchen Landestheaters
Darmſtadt. Leitung: Direkvor Adalbert Steffter. Heute Freitag
fdet die letzte Wieberholung der Operette „Katja, die Tänzerin” ſtatt.
— Auf die morgen Samstag, abends 8 Uhr, ſtattfindende
Erſtauffüh=
rung der Operette „Die Bajadere” von Emmerich Kalman, dem
Kom=
roniſten der Operetten „Gräfin Mariza”, „Die Cſardasfürſtin” uſw., ſei
hzermit nochmals hingewicſen. In den Hauptrollen wirken mit die
Damen Frenz und Rainold, die Herren Daurer, Friedmann, Mavon,
Schütt, Coupette und Lademann. Leiter der Aufführung iſt Spielleiter
7ritz Daurer; die muſikaliſche Leitung hat Kapellmeiſter Margraf. —
Gronntag nachmittag 3 Uhr iſt zu kleinen Preiſen von 1—3 Mark als
Immilien= und Fremdenvorſtellung eine Wiederholung der erfolgreichen
Twperette „Die gold’ne Meiſterin” von Edmud Eysler. Als letzte
Ope=
rtttennovität der diesjährigen Spielzeit wird „Der Zarewitſch” von
Zwanz Lehär vorbereitet.
— Orpheum. Gaſtſpiel des Berliner
Metropol=
tHeaters. In dem neuen Operettenſchwank „Die luſtige Sünderin”
ſind neben Heidi Eisler und Kurt von Möllendorf beſchäftigt: Friedel
(rß, Lya Nolwer, Friedel Seeger, Dorothea Baberath, Georg Oertz,
Baul Hildebrandt, Max Roſen, Konrad Hoh und Ernſt Förſter. Die
(pielleitung hat Kurt von Möllendorf, die muſikaliſche Leitung liegt
he: Kapellmeiſter Franz Richard Haas. — Der Kartenverkauf iſt wie
ublich im Verkcyrsbüro und bei de Waal, Rheinſtr. 12.
— Vom Wanderklub „Falke” wird uns geſchrieben: Unſere
dies=
jü hrige Herbſtwanderung mit Damen führte uns gemeinſam mit der
4rrtsgruppe „Bad Kreuznach=Münſter a. Stein des Pfälzerwaldvereins”
zrum Donnersberg. Im nächtlichen Dunkel verließen wir Darmſtadt,
u bereits 4 Uhr fruh die lange Fahrt über Worms zum Ausgangs=
Auinkt unſerer Wanderung, nach Bürſtadt, anzutreten. Dort
angekom=
wen, marſchierten wir bei herrlichem Wanderwetter über Steinbach,
Bannenfels zur Höhe des Donnersbergs, wo wir mit dem „
Pfälzer=
haldverein” zuſammentrafen. Nachdem wir unter ſachkundiger Führung
din Turm beſtiegen und den herrlichen Rundblick nach allen Seiten
gienoſſen hatten, zogen wir nach erfolgter Mittagsraſt gemeinſam
wei=
tar auf ſchön ausgeſuchten Wegen nach Falkenſtein, von wo alsdann
em prächtiger Abſtieg durch das mit ſeinen wildromantiſchen
Fels=
partien bekannte Falkenſteinertal erfolgte. In Winnweiler hiel=,
tan wir alsdann gemeinſam Einkehr im Klubheim der dortigen
Orts=
gruppe, bei welcher Gelegenheit Veranlaſſung genommen wurde, in
lr=unigen Verſen und ernſten Reden den vergangenen Wandertag ge=
Hhrend zu würdigen und wobei die freundſchaftlichen Beziehungen
drrr örtlich getrennten und doch ſo eng verbundenen Ortsgruppen mit
dem Abſingen des Deutſchlandliedes ihre Krönung fanden. Endloſe
Mahnfahrt brachte uns nach vielem Umſteigen ſpät nachts wieder nach
cauſe, hocherfreut über die gewonnenen neuen Eindrücke, und trotzdem
meichlich müde, namentlich durch die anſtrengende Bahnfahrt.
Bp. Von Bränden und Brandſchäden in Hefſen. In dieſem Jahre
waren in Heſſen eine große Anzahl voi Bränden zu verzeichnen, die
goße Werte in Aſche legten. Im Gegenſatz zu 1914 waren 1927 zu
verzeichnen: Gebäudebrände: 1914: 393, 1927: 276 im
Starken=
hig, 1914: 196, 1927: 94 in Oberheſſen, 1914: 224, 1927: 199 in
Rhein=
keſſen, zuſammen im Volksſtaat Heſſen 1914: 813 Brände, 1927: 560
Asrände. Die Schäden bezifferten ſich im Jahre 1914 auf 490 893,38
Mark, im Jahre 1927 auf 767 233,35 Mark. Verteilt man die Beträge
caif die einzelnen Provinzen, ſo entfallen auf Starkenburg 1914:
A20 311.08 Mark, 1927: 356 701,35 Mark, auf Oberheſſen 1914: 134 497,25
Mark, 1927: 122 194 Mak, auf Rheinheſſen 1914: 156 085,05 Mark,
1227: 288 338 Mark. Die Zahl der Waldbrände betrug in Heſſen 1914:
98, 1927: 37. Davon entfallen auf Starkenburg und Rheinheſſen 1914:
58, 1927: 21, auf Oberheſſen je 6. Der Schaden beziffert ſich bei den
Waldbränden auf 4101 Mark 1914 und 18 539 Mark für ganz Heſſen,
Der für Rheinheſſen und Starkenburg auf 4026 Mark 1914 und 1485
Mark 1927, und für Oberheſſen auf 75 Mark 1914 und 3687 Mark
ſir 1927. Aus dieſen Zahlen ergibt ſich, daß wohl die Zahl der Brände
m Jahre 1927 gegen 1914 bedeutend weniger iſt, daß aber der Wert
her vernichteten Gebäude und Waldheſtände bedeutend größer geworden
itkt. In dieſem Zuſammenhan, iſt wihtig, wie groß die Zahl der
Ge=
yeinden ohne Waſſerleitung iſt, zumal gerade die größten
Brand=
miglücke in Gemeinden zu verzeichnen waren, die keine Waſſerleitung
Ixſitzen. Insgeſamt beſaßen 1914 436 und 1927 328 Gemeinden in
heeſſen noch keine Waſſerleitung. Dieſe verteilen ſich auf Starkenburg
129, 1927: 170 Gemeinden, Oberheſſen 1814: 197, 1927: 138 Gemeinden,
mnd Rheinheſſen 1914: 40, 1927: 20 Gemeinden. Die Zahl 328 im Jahre
1S27 iſt immerhin noch recht beträchtlick:. Es wurden alſo in den 13
Fahren in Heſſen nur 108 Gemeinden mit Waſſerleitung verſehen
Ge=
ſaade die Provinzen Oberheſſen und Starkenburg ſind am weiteſten in
dneſem Punkt zurück, und gernde in dieſen Provinzen waren die
größ=
ten Brandkälle zu verzeichnen. Die angegebenen Zahlen entſtammen
amtlichem Material.
— Zugverkehr am Verfaſſungstag. Am Verfaſſungstag, Samstag,
ien 11. Auguſt d. J., verkehren die Perſonenzüge im Bezirk der
Reichs=
wohndirekiſon Mainz wie an Werktagen. Infolge Arbeitsruhe in
Mannheim fallen am 11. Auguſt auf der Riedbahn, ſowie zwiſchen
Mannheim und Bensheim die im Aushang und im amtlichen
Taſchen=
ſahrplan beſonders bezeichneten Aubeiter= und Berufszüge aus.
Freitag den 10 Auguff 1928
Seite 5
Die Spielvereinigung Fürth in Darmſiadt.
Der Sportverein 98 feiert am kommenden Sonntag ſein 30 Beſtehen. Aus dieſem Anlaß hat er die Fußball= und
Handball=Mannſchaft der wohl auch den Nichtſportlern bekannten
Spielvereinigung Fürth zu Spielen verpflichtet. Eine ſeltene
Ge=
legenheit alſo, Fußball und Handball von anerkannt beſten
Mann=
ſchaften nacheinander geſpielt zu ſehen. Ueber die ſportliche
Be=
deutung dieſer Spiele wird ausführlich im Sportteil geſprochen.
EP. Ein Darmſtädter bei einem Autvunfall an der
ſchweize=
riſchen Grenze ums Leben gekommen. Am Donnerstag
nach=
mittag 3 Uhr ereignete ſich auf der Strecke Feldkirch—Buchs, in
der Nähe der ſchweizeriſchen Grenze, ein furchtbares
Automobil=
unglück, dem ſechs Perſonen zum Opfer fielen. Der Arzt Dr.
Hans Kohler aus Nenzing (Vorarlberg) wollte mit ſeinem
Auto, das mit ſechs Perſonen beſetzt war, den Bahnübergang
bei halb geſchloſſener Schranke paſſieren. Das Auto wurde aber
von dem heranbrauſenden Schnellzug erfaßt, zirka 30 Meter
mitgeſchleift und vollſtändig zertrümmert. Alle Inſaſſen wurden
getötet. Die Namen der Toten ſind: Dr. Hans Köhler und Frau
aus Nenzing, der 30jährige Hermann Suchard
ge=
bürtig aus Darmſtadt, und eine Frau Nelleſen, ferner
eine Dame, deren Identität noch nicht feſtgeſtellt werden konnte.
Die Leichen ſind bis zur Unkenntlichkeit zerſtückelt. Die
Behör=
den haben eine ſtrenge Unterſuchung eingeleitet.
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— Promenadekonzert anläßlich des Verfafſungstages. Morgen
Samstag, den 11. Auguſt, konzertiert der Reichsbund ehemaliger
Mili=
tärmuſiker (Ortsverein Darmſtadt) von 12 Uhr ab auf dem Paradeplatz
am Reiterſtandbild rach folgendem Programm: Händel: „Halleluja”
aus dem Oratorium „Der Meſſias”. Wagner: Einleitung zum dritten
Akt, Tanz der Lehrbuben (Ehret eure deutſchen Meiſter), aus den
Mei=
ſterſinger. Hill: Lied „Das Herz am Rhein” (Es liegt eine Krone).
Kaempfert: Altdeutſcher Marſch mit Benutzung zweier Melodien aus
dem 16. Jahrhundert. Haydn: Dritte Strophe vom Deutſchlandlied.
Leitung: Matthias Weber.
— Herbſtgeſellenprüfungen 1928. Der Geſellenprüfungsausſchuß
teilt wit: In unſerer Anzeige vom Donnerstag, den 9., hat ſich eim
klei=
ner Fehler eingeſchlichen: Es muß lauten: Anmeldung für alle Lehrlinge,
die im Herbſt ausgelernt haben (nicht Oſtern).
— Heidelberger Feſtſpiele und Schloßbeleuchtung. Es ſei nochmals
darauf hingewieſen, daß am Samstag, dem 11. Auguſt, von der
Deut=
ſchen Reichspoſt im Falle gemügender Beteiligung eine Fahrt zu den
Heidelberger Feſtſpielen und der gleichzeitig ſtattſindenden
Schloß=
beleuchtung vorgeſehen iſt. Abfahrt: Luiſenplatz 17,15 Uhr. Karten
ſinnd beim Mitteleuropäiſchen Reiſebüro, Rheinſtr. 17, Fernſprecher 776,
erhältlich.
— Die Tätigkeit der Hausbettelbekämpfungsſtelle im Städtiſchen
Wohlfahrts= und Jugendamt im Monat Juli 1928. Vorgeſprochen
aben 9 Perſonen, davon waren 2 von hier Es erhielten: 4 Perſonen
Fahrkarten nach Arbeitsſtellen oder nach dem Wohnort, 2 Perſonen
Barunterſtützung, 1 Perſon Verpflegung, 1 Perſon Schuhreparatur und
Perſon Schuhe. Wohlfahrtsſcheckhefte ſind im Verkehrsbüro
er=
jältlich.
— Hausmüll=Abfuhr. Die Abfuhr des Hausmülls in den Straßen,
n denen ſie der Regel nach Samstags geſchieht, fällt am Samstag, dem
1. Auguſt d. J., aus. Sie erfolgt dort erſt wieder am Mittwoch, dem
15. Auguſt d. J.
SIE MAGERN AB
an weichen Körperstellen Sie wollen
ohne Körperbewegung, ohne Diät. ohne Chemikalien zu
nehmen, ohne Bäder: Rein äußerlicher Gebrauch.
Sichtbares Resultat bereits am 6. Tage.
Schreiben Sie an Frau Schwei zer, Wiesbaden, Goebenstr. 19, welche
Ihnen gerne und kostenfrei das einfache und wirksame Mittel angibt,
welches sie selbst mit großem Erfolg angewendet hat. (I BIn. 12828
Lokale Veranſtaltungen.
Die bkerunter ericheinenden Rottyen ſind ansſchlisdiich als Hinwelſe auf Kmeigen m betrecten.
in leinem Fallie irgendwie al” Beſprchung oder Kritt.
— Im Heſſiſchen Hof findet heute abend 8 Uhr ein
Feſt=
konzert des Reichsbundes ehemaliger Militärmuſiker unter Matthias
Webers Leitung ſtatt.
— Verein der Hundefreunde von Darmſtadt und
Umgegend. Freitag, den 10. Auguſt, abends 8.30 Uhr,
Mitglieder=
verſammlung im Vereinslokal „Brauerei zum goldenen Anker”.
— Herrngarten=Café. Heute Freitag, den 10. Auguſt,
konzertiert ein Künſtlerenſemble des Stadtorcheſters abends 8 Uhr im
Herrngarten=Café.
Sonderfahrten der Reichsbahndirektion Mainz
Die nächſte eintägige Fahrt, die die Reichsbahndirektion Mainz
vorgeſehen hat, ſoll am Sonntag, dem 12. Auguſt, ausgeführt werden
und die Reiſeteilnehmer nach Niedermendig in der Eifel, nach Maria
Laach und dem Laacher See führen.
Alle, die in den letzten beiden Jahren Niedermendig geſehen, Maria
Laach mit ſeinen ehrwürdigen Mönchen erlebt haben, die ſich von der
Majeſtät des Laacher Sees überzeugen konnten, werden ſich an dieſer
Fahrt wieder beteiligen.
Füir den 1. bis einſchließlich 3. Sepvember iſt die dreitägige
Sonder=
fahrt nach dem Bodenſee vorgeſehen. Bietet ſchon eine Fahrt die
Verg=
ſtraße und den Schwarzwald entlang, hinauf über Offenburg, in kühnen
Serpentinen und Tunnels über Triberg, Donaueſchingen, hinab nach
Singen und Konſtanz, ein unvergeßliches Erlebnis, ſo wird am Abend
in Konſtanz, bei den Klängen einer Militärkapelle im Stadtgarten
die Seeuferbeleuchtung zu Ehren der Sonderzugteilnehmer die Reize
der Bodenſeelandſchaft noch unterſtreichen.
Für den nächſten Tag, 2. September, iſt die große Bodenſee=
Rund=
fahrt von Konſtanz über Meersburg nach Lindau vorgeſehen, woſelbſt
ein Aufenthalt von mehr als 3 Stunden Abwechſelung bievet. Die
Fahrt geht alsdann weiter über Bregenz, dem Schweizer Ufer entlang
nach Meersburg, woſelbſt ebenfalls ein längerer Aufenthalt
vorge=
ſehen iſt.
Neu für dieſes Mal ſind Uleinere Sonderfahrten, die entweder mit
dem Dampfer nach Schaffhauſen zur Beſichtigung des Rheinfalls gehen,
oder die das Kloſter St. Georgen und die gut erhaltene Ritterburg
Hohenklingen beſuchen. Dampfer oder Autos ſtehen zur Verfügung zu
einer Fahrt nach der einzigartigen Inſel Reichenau, wo der Geiſt
Scheffels das ganze mittelalterliche Leben wieder zum Erwachen
ge=
bracht hat. Ein Nachmittag auf der Reichenau iſt für den, der ſich in
die Vergangenheit verſenken will, unvergeßlich.
Von kleineren Geſellſchaften können die Inſel Mainau,
Ueber=
lingen, der ganze Unterſee beſucht werden. Wer ganz kühn iſt, kann
einen Rundflug mit dem Waſſerflugzeug über den See unternehmen.
Ohne große Koſten laſſen ſich; auch an dem 2. September in Autos
Tagesfahrten in die Schweiz machen. Das Säntisgebiet, mit 1100
Meter Höhe, Zürich, Lugern, Vierwaldſtätter See, ſie ſind im bequemſter
Fahrt zu erreichen.
Am 3. September geht es durch das Höllental, nach Freiburg im
Breisgau, wo Mittagspauſe Gelegenheit zur Stärkung und Beſichtigung
der Stadt gibt. Am Abend erfolgt das Eintreffen in der Heimat ſo
rechtzeitig, daß alle Anſchlußzüge erreicht werden.
Die Reichsbahndirektion Mainz wird alles daran ſetzen, den
Teil=
nehmern eine genußreiche Fahrt zu verſchaffen. Sie wird auch
be=
ſtrebt ſein, im Intereſſe aller Reiſeteilnehmer überall Ermäßigungen
zu erwirken. Die Preiſe ſind hierdurch derart billig gehalten, daß ſie
auch einem beſcheidenen Geldbeutel erträglich werden.
Wer ſich vor Herbſteintritt noch eimmal eine Ausſpannung gönnen
will, der wird ſich gerne dieſer Fahrt anvertrauen.
*31. Preußiſch=Süddeutſche Klaſſenlotterie.
1. Tag, 5. Klaffe. In der Vormittags=Ziehung fielen:
2 Gewinne zu je 5000 Mark auf Nr. 196 052, 6 Gewinne zu je 3000
Mark auf Nr. 89 927, 220 351 372 509, 18 Gewinne zu je 2000 Mark auf
Nr. 13 375, 24 004, 29 876, 40 024, 47 308, 75 239, 109 874, 203 994, 2B 601,
20 Gewinne zu je 1000 Mark auf Nr. 2062, 75 975, 98099, 199 631,
208 574, 269 674 323 549, 331508, 352 193, 354 190; ferner 70. Gewinne
zu je 500 Mark und 216 Gewinne zu je 300 Mark. — In der
Nach=
mittags=Ziehung fielen: 6 Gewinne zu je 5000 Mark auf Nr.
115 081, 167 771, 299 718, 10 Gewinne zu je 3000 Mark auf Nr. 66 261,
145 634, 160 874, M1 421, 245 726, 6 Gewinne zu je 2000 Mark auf Nr.
181 701, 212 606, 3G7 913, 20 Gewinne zu je 1000 Mark auf Nr. 137 309,
138 249, 180 177, 183 771, 265 093, N9 645, B6 626, 288 23, 35 374,
357 369; ferner 92 Gewinne zu je 500 Mark und 196 Gewinne zu je
300 Mark.
Wetterbericht.
Das nordiſche Tief iſt rſtwärts weitergewandert und ſeine
Aus=
läufer brachten in den geſtrigen Nachmittagsſtunden bei uns
Nieder=
ſchläge. Weiterhin wird ſich deſſen Einfluß auf unſer Wetter kaum noch
geltend machen, da über England und Frankreich kräftiger
Luftdruck=
anſtieg erfolgt iſt. Nachts wird es vorläufig kühl bleiben, tagsüber
tritt infolge Sonneneinſtrahlung Erwärmung ein.
Ausſichten für Freitag, 10. Auguſt: Vielfach heiter, nachts kühl,
tags=
über wärmer, meiſt trocken.
Ausſichten für Samstag, 11. Auguſt: Meiſt heiteres und trockenes
Wetter.
in Ge Wind: Nieder=
ſchlag
in mm Schnee=
decke
in em Gießen: wolkig 16 0,5 Aachen: wolkig 14 SW, Hamburg: wolkig 15 WNW. Berlin: wolkig 15 W. gef. München: Regen 13 SW. Fönigsberg: wolkig 15 Breslau: wolkig 16 Witterungsverhältniſſe der deutſchen Bergſtationen 1: Feldberg:
Taunus wolkig 10 V. Waſſerkuppe Nebel SV. Feldberg:
(Schwarzw.) heiter WNW. Zugſpitze: wolkig WNW. 0,2 Kahler Aſten: Nebel WNW. Fichtelberg: Nebel WNW. Schneekoppe:
Tageskalender für Freitag, den 10. Auguſt 1928.
Heſſ. Landestheater, Großes Haus: Geſchloſſen. — Kleines
Haus, abends 20 Uhr, Sommerſpielzeit: „Katja, die Tänzerin”. —
Orpheum: Geſchloſſen. — Konzerte: Schloßkaffee, Kaffee
Rheingold, Hotel Schmitz, Weinhaus Maxim. — Wiener
Kro=
nenbräukeller, abends 20 Uhr: Schubert=Abend. —
Kino=
vorſtellungen: Helia, Palaſt=Lichtſpiele, Reſidenz=Theater.
Gottesdienſt der iſraelitiſchen Religionsgemeinde.
Hauptſynagoge (Friedrichſtraße).
Freitag, den 10. Aug.: Vorabend gortesdienſt 7 Uhr 30 Min.
Samstag, den 11. Aug.: Morgengottesdienſt 8 Uhr 30 Min,
— Sabbatausgang 8 Uhr 45 Min.
Gottesdienſt an den Wochentagen: Morgens 7 Uhr. — Abendy
7 Uhr 15 Minuten.
Gebetsz eiten in der Synagoge der Iſraelitiſchen Neligionsgeſellſchaft.
Samstag, den 11. Aug.: Vorabend 7 Uhr 10 Min. — Morgens
8 Uhr. — Nachm. 5 Uhr. — Sabbatausgang 8 Uhr 40 Min.
Wochengottesdienſt: Morgens 6 Uhr. — Abends 7 Uhr 00 Min.
Mittwoch, den 15. Auguſt: Jaum Kippur Koton. Mittags
1 Uhr. — Abends 8 Uhr 30 Min.
Donnerstag und Freitag, den 16, und 17. Aug.: Rauſch
Chau=
deſch Ellul.
Sonnengebräunt
wirdIhr Körper. wenn Sie ihn vorLuft= und Sonnenbädern, vor Fahrten und Wanderungen mit
AA UENAA
einreiben. Nivea=Creme verstärkt die bräunende Wirkung
der Sonnenstrahlen und vermindert die Gefahr schmerzhaften
Sonnenbrandes; sie allein enthält das hautpflegende Eucerit.
Aber trocken muß Ihr Körper sein; Sie dürfen ihn niemals
naß den Sonnenstrahlen aussetzen.
Doscn M 0.20 bis 1.20 Tuben aus reinem Zinn M 0,60 u. 1.00
In den ersten 10 Jahren
sollte jede Mutter ihr Kind nur mit der reinen. milden
KINDER
TANEA SEIEE
waschen und baden. Das
Kind wird es ihr einst
danken, weil ihm dadurch
später manche Sorge um die
Erhaltung seines guten
Teintserspart bleibt. Nivea=
Kinderseiſe ist überſettet
und nach ärztlicher
Vor=
schrift besonders für die
empfindliche Haur der
Kin=
der hergestellt.-Preis 70 Pf.
Seite 6
Freitag, den 10 Auguſt 1928
Nummer 221
Aus Heſſen.
An. Arheilgen, 9. Aug. Die evangeliſche
Männerver=
einigung wird ſich am kommenden Sonntag in größerer Zahl an"
der in Heppenheim a. d. B. ſtattfindenden Hauptverſammlung des
Ver=
bandes evangeliſcher Männervereine beteiligen. — Am gleichen Tage
unternimmt der Turnverein eine Taunuswanderung über Köpern,
Lochmühle, Capersburg, Bad=Nauheim und Friedberg.
Ruckſackver=
pflegung iſt vorgeſehen. — Innerhalb der nächſten 14 Tage hält die
hieſige Freiwillige Feuerwehr eine Alarmübung ab. —
An=
läßlich des Verfaſſungstages bleiben die Bürgermeiſtereibüros
geſchloſſen.
J. Griesheim, 8. Aug. Saaleinweihung. Am Sonntag
nechmittag fand unter zahlreicher Beteiligung der hieſigen
Einwohner=
ſchaft die Einweihung der vergrößerten Lokalitäten des Gaſthauſes
„Zum Rebſtock” ſtatt. Sämtliche hieſige Geſang= und Sportvereine
waren bereitwilligſt der Einladung der Familie Schneider gefolgt und
halfen die Feier verſchönern. Nach einem flott geſpielten
Eröffnungs=
marſch des Muſikvereins, dem eine Feſtouvertüre folgte, begrüßte der
Vorſitzende des Sportklubs „Viktoria‟. Herr Chviſtian Müller, im
Namen der Familie Schneider alle Anweſenden aufs herzbichſte, dankte
für das ſo zahlrciche Erſheinen und erteilte Herrn Bürgermeiſter
Schüler das Wort. In einer längeren Rede ſprach Bürgermeiſter
Schiler über die Eniſtehung des Saales und über die Zwecke eines
großen Saales, welcher nicht nur eine Stätte des Vergnügens ſei,
ſon=
dern auch eine Stätte des engeren Zuſammenſchluſſes zu einer
Ge=
meinde, zur Förderung des Geſanges, der Leibesübungen, der Muſik
und der Volksbildung Mir einem dreifachen Hoch auf die Familie
Schneider ſchloſ: Herr Bürgermeiſter Schüiler ſeine mit großem Beifall
aufgenommene Rede. Hierauf folgten Geſangsropträge ſämtlicher
hieſigen Geſangvereine, ſowie Vorführungen der hieſigen Turnerſchaft.
Wegen Raummangels mußte das Reigenfahren des Arbeiter=Radfahrer=
Vereins „Friſch auf” ausfallen. Die Muſik, welche ebenfalls zu dem
guten Verlauf der Feier beitrug, ſtellte der Muſik=Verein Griesherm.
Auch ihr wurde reicher Beifakl zuteil. Am Abend fand noch ein
Tänz=
chen ſtatt, welches ſich eines ſo guten Beſuches zu erfreuen hatte, daß
nicht alle Einlaß fanden und viele wieder umkehren mußten. Auch der
Sportklub „Viktoria” ließ es ſich nicht nehmen, ſein Teil beizutragen,
und ſtellte am Abend bei guter Beleuchtung einige ſehr ſchöne
Marmor=
gruppen, die ebenfalls verdienten Beifall fanden. Für die Familie
Schneider war der Einweihungstag ein Freuden= und Ehrentag im
wahrſten Sinne des Wortes.
F. Eberſtadt, 9. Aug. Verfaſſungsfeier. Die
Verfaſſungs=
feier findet hier am Freitag, 10. d. M., abends 8.30 Uhr beginnend,
im Saale „Zum Schwanen” ſtatt. Das Programm ſieht muſikaliſche
Darbietungen des Mrſikvereins „Edelweiß” und geſanglich=
Darbietun=
gen der Geſangvereine „Frohſinn:, „Männerquartett Harmonie” und
Liederkranz” vor. Die Begrüßungsanſprache hält Bürgermeiſter Dr.
Uecker. Im Mittelpunkte der Feier ſteht die Feſtrede, die zu halten
der Arbeits= und Wirtſchaftsminiſter Korell zugeſagt hat.
Aa. Pfungſtadt, 9. Aug. Verfaſſungsfeier. Hier wird der
Verfaſſungstag am Samstag abend durch eine beſondere Feſtlichkeit
be=
gangen. Nach Einbruch der Dunkelheit ſtellen ſich die Vereine,
Ver=
bände und ſonſtige Korporationen in der Lindenſtraße zu einem
Fackel=
ßuge auf. In dem Fackelzug werden die Kapellen des Muſikvereins,
der Kraftſportvereinigung, der Freien Turngemeinde, der Feuerwehr
und des Bläſerchors vertreten ſein. Der Fackelzug löſt ſich in dem Hofe
der neuen Schule auf, wo außer Muſik= und Geſangsvorträgen eine
Rede auf die Verfaſſung gehalten werden ſoll. Die eigentliche Anſprache
hat dem Vernehmen nach Lehrer Schwedes aus Arheilgen übernommen.
Wie ferner verlautet, werden am kommenden Samstag anläßlich des
Verfaſſungstages die Kirchenglochen von 12 Uhr ab eine Viertelſtunde
lang läuten. — Ein Kinderluftballon, der bei einem Kongreß
jugend=
licher Katholiken in Brüſſel abgelaſſen wurde, iſt hier in einem
Hafer=
feld gefunden worden. Die dem Ballon beigefügte Karte mit
Rück=
antwort iſt nach Brüſſel zurückgeſchickt worden.
* Traiſa, 8. Aug. Nach Beſchluß des Gemeinderats und Beſprechung
der Ortsbehörde mit den Geſang=, Turn= und Sportvereinen ſoll in
dieſem Jahre die Verfaſſungsfeier in beſonderer Weiſe, und
zwar am Samstag, den 11. Auguſt, abends 9 Uhr, im Saale des
Gaſt=
wirts Scheerer begangen werden. Die Feſtrede hat Herr K. Fr. Heydt
übernommen. Dieſelbe wird von Geſangsvorträgen, turn= und
ſport=
lichen Vorführungen uſw. umrahmt. Alle Ortseinwohner werden zu
dieſer Feier eingeladen — Der Gemeinderat hat in ſeiner Sitzung vom
3. Auguſt I. J. beſchloſſen, das diesjährige Kirchweihfeſt um
8 Tage ſpäter zu verlegen. Der Grund der Verlegung iſt die große
Wiederſehensfeier mit Denkmalseinweihung des ehemaligen Garde=
In=
fanterie=Regiments 115 am 19. Auguſt in Darmſtadt. Die Kirchweihe
findet alſo nicht am 19. und 20., ſondern am 26 und 77 Auguſt ſtatt.
Ak. Nieder=Ramſtadt, 9. Aug. Verfaſſungsfeier. Auf die
am kommenden Samstag, abends 9 Uhr, im Saal von Gaſtwirt Fiſcher
ſtattfindende Verfaſſungsfeier wird hingewieſen. Die Feſtrede hält Herr
Lehrer Germann aus Darmſtadt. Zur Verſchönerung der Feier tragen
bei die hieſigen drei Geſangvereine und die beiden Turnvereine. Das
Programm umfaßt außerdem noch muſikaliſche Vorträge. — Die hieſige
Kirchweihe iſt ohne größere Zwiſchenfälle gut verlaufen. Trotzdem,
daß der Darmſtädter Flugtag dem Beſuch etwas Abtrag tat, war
im=
merhin noch ein anſehnlicher Menſchenandrang zu verzeichnen, der ſich
beſonders in den Abendſtunden bemerkbar machte.
* Nieder=Ramſtadt, 9. Aug. Ihr 20jähriges Schweſtern=
Jubiläum kann unſere hieſige Krankenſchweſter Gretchen
Pfeifer am 10. Auguſt begehen. Vor 20 Jahren hierher gekommen,
hat Schweſter Gretchen Großes geleiſtet, mit ihren reichen Kenntniſſen
zum Wohl der vielen Kranken der Gemeinden Nieder=Ramſtadt, Traiſa
und Waſchenbach in ſelbſtloſer Weiſe Hilfe geſpendet. Aus allen
Krei=
ſen gehen ihr zu ihrem Ehrentage die herzlichſten Glück= und
Segens=
wünſche zu. Möge es ihr vergönnt ſein, noch lange Jahre in ihrer
ſelbſtloſen, ſtillen Weiſe für ihre Kranken wirken zu können.
G. Ober=Ramſtadt, 8. Aug. Verfaſſungsfeier. Zu einer
Be=
ſprechung, über die diesjährige Feier des Verfaſſungstages hatte die
Bürgermeiſterei die Vorſitzenden aller hieſigen Vereine eingeladen.
Dabei kam man zu dem Beſchluß, die Verfaſſungsfeier am Samstag,
den 11. Auguſt, abzuhalten und mit den Einweihungsfeierlichkeiten der
Turnhalle der Turngeſellſchaft e. V. zu verbinden, die an dieſem Abend
mit einem Fackelzug durch die Ortsſtraßen eingeleitet werden.
Letz=
terer ſtellt ſich an den Eichelmannsmühlen auf. Die Feſtanſprache auf
den Verfaſſungstag hält Herr Rektor Lehr. Geſangsvorträge und
tur=
neriſche Darbietungen in der neuen Turnhalle an der Roßdörfer Straße
bilden im weſentlichen das Programm. Die geſamte Einwohnerſchaft
wird zu gahlreicher Beteiligung eingeladen. — Die Ernteferien
finden am Samstag, den 11. Auguſt, ihr Ende. Der Schulunterricht
wird am Montag, den 13. Auguſt, wieder aufgenommen. — Montag,
den 13. Auguſt, nachmittags von 2—3 Uhr, findet im unteren
Rathaus=
ſaale wieder eine Säuglingsberatungsſtunde ſtatt.
* Dieburg, 8. Aug. Der hieſige Odenwaldklub veranſtaltete
am Samstag abend im Mainzer Hof einen Abſchiedsabend für
den nach Weimar verſetzten Herrn Oberſteuerinſpektor Bernhard
Schmidt, der der hieſigen Ortsgruppe ſeit ihrer Neugründung
an=
gehört. Der Vorſitzende des Odenwaldklubs, Herr Amtsgerichtsrat
Becker, gedachte mit warmen Worten der Tätigkeit des ſcheidenden
Klubgenoſſen, der als Führer der früher beſtehenden Jugendgruppe und
als zweiter Vorſitzender im Laufe der Jahre ſich reiche Verdienſte um
den Klub erworben hat. Als R=zitator und Jahr für Jahr bei den
Feſten der Ortsgruppe auf der Bihne entfaltete er ſeine über das
Dilettantiſche woit hinausgehende Begabung zur Freude der
Mitglie=
der der Ortsgruppe und ihrer Gäſte. Als Wanderer konnte er
gleich=
falls jedes Jahr ſich den goldenen Lohn des Klubs erwerben. Gleiches
galt auch von Frau Berthe Schmidt, die ſeit dem Beginn der
Wander=
tätigkeit der Ortsgruppe daran ſich beteiligt hat. Und endlich die Erbin
des väterlichen Talents, Fräulein Freya Schmidt, hat durch ihre
tem=
peramentvollen Darſtellungen ſich viele Freunde gewonnen. Der
Ver=
luſt dieſer, dem Odenwaldklub ſo rreuen und wertvollen Familie
be=
deutet eine fühlbare Einbuße. Die Ortsgruppe ernannte den
ſcheiden=
den zwoiten Vorſitzenden zum Ehrenmitglied und überreichte ihm
zur Erinnerung an den Odenwaldkiub das Rodenſteinbuch von
Bergen=
gruen. Für die Ortsgruppe des Verbands der Finanzbeamten und für
die Bamten des Dieburger Finanzamts ſprach Herr Steuerinſpektor
Atpel unter Ueberreichung eines Bildes als Andenken. Für die
ehrenden Worte dankte Herr Brnhard Schmidt berzlich, betonte aber,
daß alles nur Pflichterfüllung geweſen, was er getan habe. Im
Die=
burger Odenwaldklub wird man ihm ein vortreffliches Andenken
bewahren. — Beigeordnetenkandidat. Zur
Beigeord=
netenwahl. die am Sonntag, den 26. Auguſt, ſtattfindet, hat die
Zentrumspartei Dieburg den Ortskrankenkaſſengeſchäftsführer J.
Sam=
vach als Kandidaten aufgeſtellt. Man glaubt, daß Sambach die
Kandi=
datur annimmt. Sambach iſt auch als Kommandant der Freiwilligen
Feuerwehr Dieburgs bekannt. — Sportwerbetag. Der Ortsausſchuß
für Leibesübungen in Dieburg tritt am kommenden Sonntag, den
12. Auguſt, im Rahmen der örtlichen Verfaſſungsfeier mit einer zweiten
größeren ſportlichem Werbeveranſtaltung an die Oeffentlichkeit, die in
erſter Linie der Leichtathletik gewidmet werden ſoll und zu der die
ört=
lichen Turn= und Sportvereine eine rege Beteiligung zugeſagt haben.
Die Gemeinden ohne Waſſerleitung.
Der heſſiſche Landtag wird ſich demnächſt mit der Frage der
Ge=
meinden ohne Waſſerleitung befaſſen. Bekanntlich iſt bereits eine
ent=
ſprechende Anfrage an die Regierung eingegangen. Wie wir erfahren,
gibt es in Heſſen noch etwa 328 Gemeinden, die keine eigene
Waſſer=
leitung beſitzen. Dieſe verteilen ſich mit 170 auf Starkenburg,
132 auf Oberheſſen und 20 Gemeinden auf Rheinheſſen. Die mehr
gebir=
gigen Provinzen Obecheſſen und Starkenburg ſind alſo am weiteſten
zurück mit der Anlage eigener Waſſerleitungen, während das flachere
Rheinheſſen hier beſſer verſorgt iſt. Seit dem Kriege ſind aber bereits
168 Gemeinden mit Waſſerleitungen verſehen worden. In einer Anzahl
von Gemeinden iſt weiter die Legung noch im Bau.
Al. Höchſt i. O., 8. Aug. Aus demGemeinderat. Die
Ab=
öſung der für den Bahnbau Aſchaffenburg—Höchſt i. O. aufgenommenen
Markanleihen in Höhe von 7434,40, ſoll ab 1932 mit 30jähriger
Amorti=
ſation vorgenommen werden. — Ein Schreiben des Foyſtamtes zum
Wirtſchaftsplan 1929 fand keine Berückſichtigung. Der Ortsvorſtand
be=
harrt weiter auf der Streichung einiger nicht unweſentlichen
Ausgabe=
beträge. — Die Begleichung einer Rechnung der Firma Gottlieb Kurz,
Wiesbaden, für Hebammeninſtrumente und Handtaſche in beachtlicher
Höhe, wurde erneut mit der Begründung abgelehnt, daß die Beſchaffung
dieſer Utenſilien ohne Wiſſen und Auftrag der Gemeinde vorgenommen
wurde. — Für die Bauvorhaben des Jakob Schneider und Margarete
Gumbinger Witwe übernimmt der Gemeinderat mit ſchwacher Mehrheit
die ſelbſtſchuldneriſche Bürgſchaft für 9700 Mark bzw. 6300 Mark, bis
zur Fertigſtellung der Wohnhäuſer. — Die Beratung der Beilage des
Vermeſſungsamtes zum Voranſchlag 1929 wurde bis zur nachſten
Sitzung zurückgeſtellt, um Vergleiche mit den Jahren 1927 und 1928
an=
ſtellen zu können. — Ein Antvag des Rechtskonſulenten Schneider, welcher
um Zuzugsgenehmigung für den Schwerkriegsbeſchädigten Adam
Ham=
mann, Breitenbrunn, nachſucht, verfiel der Ablehnung. — Als Vergütung
für die Zurückſetzung ſeines Gartenzaunes am Hohen=Bergweg wurde
Georg Hartmann auf Antrag 15 Mark bewilligt. — Die entſtehenden
Koſten für die Verfaſſungsfeier am 11. Auguſt werden wie im Vorjahre
auf die Gemeindekaſſe übernommen. — Die Beſchlußfgſſung über die
Verwendung des Wohnhauſes Philipp Berle 1. Witwe wurde bis zur
geheimen Sitzung zurüchgeſtellt, da ſich auf das Ausſchreiben
Kauflieb=
haber nicht gemeldet hatten. — Ein Antrag des
Gendarmeriewacht=
meiſters Lepper um teilweiſen Erlaß ſeines Ackerpachtes wurde
ab=
ſchlägig beſchieden. — In einer anſchließenden geheimen Beratung fand
der Reſt der Tagesordnung raſch ſeine Erledigung.
L. Michelſtadt, 9. Aug. Verfaſſungsfeier der Schulen.
Die alljährlich ſtattfindende Verfaſſungsfeier der beiden hieſigen Schulen
wird dieſes Jahr ebenfalls im Stadion abgehalten werden, und zwar am
Samstag, den 11. Auguſt, vormittags. Um 9,45 Uhr ſtellt ſich an der
Oberrealſchule ein Feſtzug auf, der unter Vorantritt der Kapelle der
Freiw. Feuerwehr um 10 Uhr nach einem Umzug durch die Stadt nach
dem Stadion führt. Hier werden verſchiedene Chöre durch die beiden
Schulen vorgetragen werden. U. a. ſingt der Chor der Oberrealſchule
den Pſalm 36, während derjenige der Volksſchule das bekannte Lied:
„Freiheit, die ich meine” wiedergeben wird. Eine Feſtrede gehalten
von Herrn Landtagsabgeordneten und Bürgermeiſter Ritzel=Michelſtadt,
ſteht im Mittelpunkt des Programms. Von der Kapelle wird das
Lied: „Die Himmel rühmen des Ewigen Ehre” intoniert werden, und
nach einem von den Beſuchern gemeinſam geſungenen Lied, wird der
Chor der Oberrealſchule das bekannte: „Wem Gott will rechte Gunſt
erweiſen” erſchallen laſſen. Unter der Leitung der Herven Köth von
der Volksſchule und Studienrat Dr. Mags von der Oberrealſchule
wer=
den Freiübungen und ſonſtige ſportliche Darbietungen vorgeführt
wer=
den, u. g. auch ſchwimmeriſche Vorführungen, arrangiert von Herrn
Dr. Möll. Während der Feier iſt der Eintritt in das Stadion für die
geſamte Bevölkerung frei. Schützenfeſt. Die Schützengeſellſchaft
Michelſtadt wird am kommenden Sonntag, den 12. Auguſt, die Weihe der
in der Nähe der Stockheimer Linde neuerſtellten Schießanlage
vor=
nehmen. Vormittags 10 Uhr wird der eigentliche Weiheakt vor ſich
gehen, zu dem außer den in Frage kommenden Behörden auch die
Vor=
ſtände des Odenwälder und des mittelrheiniſchen Schützenbundes, ſowie
Freunde und Förderer des Schießſportes in großer Zahl geladen ſind.
Die als vorbildlich zu bezeichnende und vollkommen der Neuzeit
ent=
ſprechende Anlage umfaßt 5 Stände auf 175 Meter, 1 laufenden Keiler=
1 Rehbockſtand, ſowie 4 Kleinkaliberſtände. Die Schützengeſellſchaft hat
unter der umſichtigen Leitung ihres Oberſchützenmeiſters, Dr. Völker,
durch die Schaffung dieſer Anlage den Beweis erbracht, daß ſie den
Sinn und Zweck der edlen Schützenſache erkannt hat und die Förderung
desſelben durchzuführen verſteht. Wertvolle Ehrenpreiſe werden neben
anſehnlichen Geldpreiſen den beſten Schützen als Anerkennung
verab=
folgt werden. In einem geräumigen Bierzelt wird am Nachmittag des
enſten Feſttages Konzert ſtattfinden und für die Kleinen wird auf dem
Feſtplatz durch Beluſtigungen verſchiedener Art geſorgt ſein. Es ſteht
ſomit jedem Beſucher ein genußreicher, ihn ſicherlich voll befriedigender
Feſttag bevor, ganz abgeſehen davon, daß er durch den Beſuch
gleich=
zeitig ſein Intereſſe an der ſchönen Schützenſache zum Ausdruck bringt.
m. Stockheim i. O., 9. Aug. Der wiſſenſchaftliche Kurſus nahm
geſtern ſeinen Fortgang und wurde um 11 Uhr wieder eröffnet durch
Herrn Kreisſchulrat Gerbig=Erbach, der nach einer Anſprache Herrn
Profeſſor Lic. Odenwald das Wort erteilte zu dem Vortrag: „Der
proteſtantiſche Glaube.‟ Einleitend ſprach Redner vom Weſen des
Glaubens, von der Vielgeſtaltigkeit ſeiner Lebensformen und kam zu
dem Schluß, daß nur Luther als Orientierungspunkt des proteſtantiſchen
Glaubens gelten kann, deſſen Stellung im Gegenſatz zum Katholizismus
hervorgehoben wurde. Im weiteren wurde das Verhältnis zwiſchen
Menſch und Gott behandelt und verſucht zu zeigen, was „glauben” heißt.
Die üblichen Deutungen wurden kritiſch betrachtet, Redner kam zu
dem Reſultat, daß der Glaube eine Entſcheidung, eine Einſtellung, eine
Wahl bedeutet, daß er etwas Urperſönliches iſt, der Einzelne ſteht und
fällt mit ſeinem Glauben. Trotzdem geht der proteſtantiſche
Indivi=
dualismus nicht auf Koſten der Gemeinſchaft, denn eine Vevantwortung
vor Gott geſchieht in der Gemeinſchaft. Redner feſſelte von Anfang an
bis zu Ende ſeiner Ausführungen durch ſeine lebendigen und
inter=
eſſanten Ausführungen und erntete lebhaften Beifall. Herr Schulrat
Gerbig, übermittelte ihm den Dank der Anweſenden. — Nach einer
kurzen Pauſe erhielt das Wort Herr Profeſſor Dr. Winkler; ſein
Thema lautete: „Das Problem der Offenbarung.” Einleitend knüpfte
Redner an an Ausſprüche bedeutender Männer aus alter Zeit, z. B.
„ich glaube, weil es wideyſinnig iſt”, oder „ich glaube, damit ich einſehe‟
und ging dann weiter ein auf die verſchiedenen Arten der Offenbarung.
— Auch auf die Stellung der Naturwiſſenſchaften und der Forſcher auf
dieſem Gebiet wurde eingegangen. Manche derſelben führt das Studium
der Natur zu Gott hin, andere von Gott weg. Ausführlich wurde auch
die Stellung der Myſtik zur Offenbarung gekennzeichnet, ferner die
geſchichtliche Bedeutung der Offenbarung. — Der letzte Teil beſchäftigt
ſich mit der Frage, ob Glaube und Offenbarung beieinander ſein können,
wo ſich Gott und Menſch nicht gegenüberſtehen, dabei kam Redner auf
das „Pneuma”, auf die Wirkſamkeit des Geiſtes. — Auch dieſer Vortrag
wurde beifällig aufgenommen. — Eine lebhafte Diskuſſion ſchloß ſich
an beide Vorträge an. Es wurde dem Wunſch Ausdruck verliehen,
der Kurſus möchte auch das Methodiſche berückſichtigen, andererſeits
wurde betont, daß dieſe Vorträge nur abgelegenen Gegenden
wiſſen=
ſchaftliches Arbeiten und die Reſultate der neueſten Forſchungen
nahe=
bringen ſollen. — Die Kursleitung, Herr Dekan Bernbeck und Herr
Schulrat Gerbig, gaben im Schlußwort der Genugtuung über den
zahl=
reichen Beſuch der Veranſtaltung Ausdruck.
b. Erbach i. O., 8. Aug. Gemeinderatsbericht. Sitzung
vom 6. Auguſt 1928. Den Bericht der Lotteriekommiſſion erſtattet
Ober=
ſtadtſekretär Lorz. Der Abſatz der Loſe iſt faſt reſtlos getätigt, ſodaß
die Ziehung terminmäßig erfolgen kann. Dem Vorſchlag der
Finanz=
kommiſſion bezüglich Uebernahme erhöhter Umzugskoſten der Firma
Löffler und Wolf wird unter der Vorausſetzung zugeſtimmt, daß die
Firma nach und nach alle Arbeiter, die bei der Einſtellung der
Pfeiffer=
ſchen Schuhfabrik G. m. b. H. dort beſchäftigt waren, in ihren Betrieb
aufnimmt. Die Gemeinde hat zur Zeit 10 Erwerbsloſe, die geſetzlich
keinen Anſpruch auf Arbeitsloſenunterſtützung und Kriſenfürſorge mehr
haben. Die Finanzkomnnſſion ſteht auf dem Standpunkt, daß man
dieſe Leute nicht der öffentlichen Armenfürſorge zuführen ſoll, ſondern
daß die Stad: Arbeit für die Ausgeſteuerten bereit ſtellt. Arbeit ſoll in
dem ſtädtiſchen Steinbuuchsbetrieb in Erlenbach gegeben werden, auch
einige unter ſtädtiſcher Obhut ſtehende Wege müſſen neu in Stand
ge=
ſet werden. Der Gemeinderat ſchließt ſih nach längerer Ausſprache
auch dieſem Vorſchlag der Finanzkommiſſion einſtimmig an. Den
Be=
ritht der Wohnungskommiſſion" gibt Beigeordneter Ehrhardt. In der
Wohnungsſ ache Jakob Kerrmann iſt der Gemeinderat einſtimmig mit
dem Vorgehen der Wohnnagskommiſſion einverſtanden. Herrmann
muß ſeine derzeitige Wohnung zur Erfüllung ſoinerzeit eingegangener
ſchriftlicher Verpflichtung unbedingt räumen. Das Wohnungsamt
er=
hält den Auftrag, die nötigen Schritte unverzüglich in die Wege zu
leiten. Das Wohnungsgeſuch Rektor Teichmann wird ebenfalls dem
Wohnnugsamt zur endgültigen Erledigung zugeteilt. G einderat
ineiſt auf verſchiiedene Fälle großen Wohnungsglendes hin und
beantragt deingend, alsbald einen neuen Flachbau in Angriff zu
neh=
men, der noch in dieſem Jahre bezugsfertig ſein muß. Die Sache ſoll
in einer der nächſten Sitzungen beraten werden. Aus der Mitte des
Geneindercts wird der langſame Fortgang der Arbeit an dem zur Zeit
im Bau befindlichen Flachhaus ſcharf krſtiſiert. Der Bürgermeiſten
erhält den Auftrag, mit allen Mitteln gegen die im Verzug befindlichern
Geſchäftsleute vorzugehen und alles daran zu ſetzen, daß der Bau
als=
bald in Nutzung genommen werden kann. Der Bürgermeiſter gibt denr
Gemeinderat davon Kenntnis, daß nach den neuen Beſtimmungen die
Amtszeit der Bürgermeiſter und Beigeordneten 9 Jahre (ſeither a
Jahre) betrage. Dieſe Beſtimmung gilt bereits für die laufende
Amte=
zeit. Eine lebhafte Ausſprache bringt der Punkt „Bahnhofgebäude ur
Erbach‟ Der Bürgermeiſter weiſt darauf hin, daß alle Bemühungern
und Vorſtellungen bei der Reichsbahn, das derzeitige veraltete und un.
zulängliche Gebäude durch ein anderes zu erſetzen oder wenigſtens
ein=
entſprechende Renovierung und Erweiterung vorzunehmen,
reſultatlos=
verlaufen ſind. Gegen das Verhalten der Reichsbahndirektion muß gan=;
entſchiedener Proteſt eingelegt werden. Der Gemeinderar teilt ein.
ſtimmig den Standpunkt der Verwaltung und gibt denſelben Auftrag
zur Durchführung der erforderlichen Maßnahmen. Gemeinderat Groll
bvingt bei dieſer Gelegenheir auch die Arbeiten an der Ueberführung
im der Neckarſtraße zur Sprache. Das Gerüſt und die Steine ſind ſchorn
Jahre an der Vauſtelle, ohne daß bis jetzt die Arbeiten zur Voll.,
endung kommen konnten. Der Turnverein Erbah 1860 (DT.) hat der
Artrag geſtellt, anläflich der Feier des 150jährigen Geburtstages dess
roßen Turnvaters Jahn einer Straße in Erbach deſſen Namen zuu
geben. Der Gemeinderat iſt grundſätzlich mit dieſem Vorſchlag
ein=
verſtanden und es ſoll bei der demnächſt ſtattfindenden
Straßenbenen=
nung dem Anſinnen ſtattgegeben werden. Zur Feſtlegung einer Straße
außer der vorbenannten Arbeit kann ſich der Gemeinderat wicht
ent=
ſchließen. Gemeinderat Volk regt an, eine Straße nach dem großern
Erbacher Mahler Kehrer zu benennen, deſſen Werke zur Zeit im Gräf=,
lichen Schloß in einer wundervoll angeordneten Ausſtellung gezeig:t
werden. Er bittet, dieſen Beſchluß der Familie Kehrer und denn
Grafenhauſe mitzuteilen. Der Gemeinderat beſchließt entſprechend
Es ſollen bei der Straßenbenennung auch die Namen anderer Erbacher=,
die ſich um ihr Heimatſtädtchen verdient gemacht haben, Verwendungn
finden. Die Vorarbeiten ſollen energiſch in Angriff genommen
wer=
den, ſodaß die Arbeit der Um= bziv. Neubenennung unbedingt im Laufoe
des Monats September zum Schluß kommt. Als Vertreter der
Ge=
meinde in den Mitgliederverſammlungen der Bezirksſparkaſſe werdern
die ſeitherigen Herren, Gemeinderäte Stock, Wacker und Hübner,
be=
ſtimmt, als Erſatzmänner die Gemeinderäte Steinert, Groll, Fehr. Dem
Bürgermeiſter bringt ein Schreiben des Landesfinanzamtes bzw. des
Finanzamtes Michelſtadt zur Verleſung, das die Uebernahme der
Untererhebeſtellen auf die Gemeinden betrifft. Der Gemeinderat
er=
klärt ſich nach eingehender Ausſprache mit der Uebernahme grundſätzlich
einverſtanden. Der Bürgermeiſter ſoll jedoch zunächſt über die
Bedin=
gungen der Uebernahme mit den zuſtändigen Inſtanzen verhandelnn
und das Ergelnis zur endgültigen Beſchlußfaſſung vorlegen. Dom Vor= der Gemeinderäte Fehr, Steinert, Haſtert, Bickelhaupt und
Stetter, den früheren Feldſchhitzen Stetter wieder als 2. Feldſchützern
anzuſtellen, wird einſtimmig zugeſtimmt. Der anläßlich der Verkehrs= an Wieſenmarkt 1927 an den Verkehrsverein gegebense
Vorſchuß in Höhe von 400 Rmk. wird wegen des ſchlechten Erfolgess
der Ausſtellung auf die Stadtkaſſe übernommen. Schluß der öffent=;
kichen Sitzung.
n. Erbach, 8. Aug. Verlängerung der Kehrer=Aus=. Da dieſe ſich großer Beachtung erfreut und um den jetztt
noch an dem Beſuch Verhinderten Gelegenheit dazu zu geben, wird die
Ausſtellung noch bis zum 2. Auguſt verlängert. Auch in dieſem
Zeit iſt Stadtbibliothekar i. R. Noack bei Vereinen u. a. bereit, die
Führung zu übernehmen. Es wird rechtzeitige Anmeldung bei ihmr=
(Darmſtadt, Orangerieſtr. 13) erbeten.
Aa. Bensheim, 7. Aug. Neues Kreistagsmitglied. Nackhk
Feſtſtellung der Kreiswahlkommiſſion des Kreiſes Bensheim wird arn
Stelle des verſtorbenen Kceistagsmitgliedes Hill=Seeheim Heinmnch
Pfleger in Bensheim in den Kreistag eintreten.
— Gernsheim, 9. Aug. Wafſerſtand des Rheins an
8. Auguſt: 0,19 Meter; am 9. Auguſt: 0,13 Meter.
Aa. Langen, 7. Aug. Hohes Alter. Heinrich Werner III inn
der Bahnſtraße, Altveteran von 1870/71, konnte am Dienstag ſeinern
80. Geburtstag begehen. — Wie verlautet, ſoll auf dem alten Friedho
ein Gelände zur Aufſtellung eines Heldendenkmals für die
Ge=
fallenen des Weltkrieges auserſehen werden.
Aa. Langen, 8. Aug. Selſtmord eines Schuljungen. Jm
benachbarten Dietzenbach hat ein 13 Jahre alter Schüler, wie
ver=
lautet, nur wegen eines geringen Vergehens, Selbſtmord durch Erhängem
verübt.
O Ober=Roden, 7. Aug. Die Ernte im Rodgau. Die Korn= geht im ganzen Rodgau ihrem Ende entgegen. Das Dreſchgeſchäft;
iſt jedoch noch in vollem Gange. Im allgemeinen iſt man mit deu
Körnerertrag zufrieden.
Aa. Dietzenbach, 6. Aug. Muſikvereinsjubiläum. Ein
ſeltenes Feſt wurde über Sonntag hier abgehalten. Der Muſilvereinm
Dietzenbach hielt die Feier ſeines 25jahrigen Beſtehens in Geſtalt eines
großen Volksfeſtes ab. Der Verein wurde im Jahre 1903 von 15
Muſi=
kern ins Leben gerufen. Große Verdienſte um die Entwicklung dess
Vereins hat ſich der frühere langjährige Kapellmeiſter und jetzige
Ehren=
kapellmeiſter Erich Köhler erworben. Gegenwärtig leitet den Vereim
Kapellmeiſter Heinrich Gaubatz. Dem Verein gehören noch 12 Gründerr
als Mitglieder an. Sie wurden am Samstag, abend anläßlich dess
Kommerſes beſonders geehrt. Am Sonntag nachmittag fand nach
Frei=
konzerten in den Straßen ein Feſtzug ſtatt, dem ſich ein größeres
Volks=
feſt anſchloß. Die Kapelle zählt gegenwärtig 25 aktive Muſiker. Am
dem Feſt nahmen auswärtige Kapellen teil.
Wann wird die Straßenbrücke bei Mainz
gebaut?
Den Verkehrsverhältniſſen im Main=Rheingebiet iſt von Frankfurtd
aus wiederholt in erfolgreicher Weiſe Aufmerkſamkeit gewidmet worden—
Der Durchgangsverkehr von und nach dem Rhein wird jedoch in
näch=
ſter Nähe in unhaltbarer Weiſe behindert. Wiederholt ſind in der=
Preſſe ſchon die kataſtrophalen Zuſtände auf der Mainzer
Straßen=
brücke kritiſiert worden. In der letzten Sitzung des Rheinwaſſerſtraßen= hat Oberbürgermeiſter Dr. Landmann erneut auf die
Notwen=
digkeit eines umgehenden Neubaues der Brücke hingewieſen, dam
endlich ein den Anforderungen des modernen Verkehrs entſprechender
Uebergangsplatz vorhanden ſei. Der eigentlich notwendige Neubau der
Brücke iſt aber wegen der hohen Koſten zurzeit unmöglich. Es ſol
daher den dringenden Uebelſtänden durch einen Umbau mit einer
Ver=
breiterung der Fahrbahn abgeholfen werden. Im Frühjahr hörte
man-
bereits, daß der Heſſiſche Landtag dem Projekt zugeſtimmt habe, daß
aber die Verhandlungen mit dem Reich wegen deſſen finanzieller
Be=
teiligung noch nicht abgeſchloſſen ſeien. Inzwiſchen iſt aber durch dend
geſteigerten ſommerlichen Reiſe= und Geſchäftsverkehr die Behinderungb
auf der Brücke noch verhängnisvoller geworden. Die bedeutenden wirle
ſchaftlichen Belange, insbeſondere auch gerade der anliegenden
Pros=
duktionsgebiete im beſetzten Rheinland, erheiſchen gebieteriſch, die ſchwe
benden Verhandlungen zwiſchen den intereſſierten Stellen endlich zuch
einem Abſchluß und die Arbeiten an der Brücke zu einem Anfang zu
pringen.
Bingen, 9. Aug. Der Binger Juwelendiebſtahl. leber
den großen Juwelendiebſtahl, auf deſſen Aufdeckung eine Belohnunge
von 10 000 Mk. geſetzt iſt, wird noch bekannt, daß die geſtohlenen Iue
welen und Schmuchſtücke einen Wert von etwa 150 000 Mk. beſitzen. Der-
Leipziger Kaufmann B. fuhr, wie alljährlich, vor einigen Wochen aug
ſeinen Sommerſitz „Villa Sachſen” nach Bingen. Wenige Tage naſl
ſeiner Ankunft vermißte er eine große Anzahl von wertvollen Schmuſte
ſtüchen. Ob der Diebſtahl in der Villa in Bingen oder gelegentlige
einer Reiſe nach Wiesbaden ausgeführt wurde, konnte noch nicht felle
geſtellt werden. Der Beſtohlene hat ſich, um die Wiederbeſchaffung de—
geſtohlenen, Wertſtücke möglichſt zu beſchleunigen, mit einem
Privals=
detektiv in Verbindung geſetzt, der bemüht iſt, den Täter und vor allem
die Schmuckſtücke ausfindig zu machen.
h. Bad Nauheim, 8. Aug. Ein großer Tag war das Rel*
terturnier das zwiſchen Teichhaus und Golfplatz ausgefochkel
wurde und recht erfolgreich verlief. Die Oberleitung hatte Majer a. D
Nette, der es als alter Praktiker verſtand, dem Turwier zu einer glall= Abwicklung zu verheifen. Unter den zahlreichen Ehrengäſten
befand ſich auch der frühere heſſiſche Staatspräſident Ulrich. Den
Preis=
des heſſiſchen Staatspräſidenten errang im Jagdſpringen W. Spillnels
Baron, den Preis des Finanzminiſters von Salviatis auf Plauina, del
Preis der Stadt Bad Nauheim „Rittmeiſter Gerhard, auf Fels, del
Preis der Bad= und Kurverwaltung Prinz Chr. von Heſſen aus den-
Stall Friedrichshof bei Cronberg. Insgeſamt lagen 350 Nennungel
gegen 230 im Vorjahre vor.
h. Aus Oberheffen, 8. Aug. Goldene Hochzeit feierte das
Ehepaar Hch. Karl Zimmer zu Klein=Eichen. — Ertrunken
im neuen Schwimmbad der Stadt Hungen die 15 Jahre alie
Cliſabeth Müller. Das Mädchen, eine gute Schwimmerin, erlitn
einen Herzſchlag. — Vom eigenen Fuhrwerk überfahre"
und ſchwer verletzt wurde der Landwirt Hch. Schmidt aus Bouel”
bach bei Grünberg. Der bedauernswerte Mann mußte in die chirnr:
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Dr. Hugv Eckener.
Berlin. Am 10. Auguſt wird Dr. Hugo
Eckener 60 Jahre alte. Eckener wurde am 10. 8. 1868
in Flensburg geboren, beſuchte das Gymnaſium in
Flensburg und ſtudierte dann Philoſophie. Dr.
Eckener lebte ſpäter, bis 1907, als Schriftſteller in
Friedrichshafen, wo er gleichzeitig als Berichterſtatter
für die „Frankfurter Zeitung” tätig war und auch
mit dem Grafen Zeppelin in Verbindung trat. Im
Jahre 1909 wurde er bei der Deutſchen
Luftſchiff=
fahrts=A.=G. Fahrtenleiter und Prokuriſt und im
Jahre 1912 Direktor. Während des Krieges wurde
er als Inſtrukteur der Marineluftſchiff=Abteilung zur
Ausbildung von Kommandanten verwendet. Nach
dem Kriege übernahm er wieder die Leitung der
Deutſchen Lurftſchiffahrts=A.=G., die damals die
Fahr=
ten mit der „Bodenſee” und mit dem „Nordſtern”
ausführte. Im Jahre 1920 wurde er zum Vorſtand
der Zeppelin=Stiftung beſtimmt. Am 1. Januar 1922
erfolgte ſeine Beſtellung als Geſchäftsführer der
Ver=
kehrsabteilung des Luftſchiffbau Zeppelin. Nach dem
Tode des Vorſitzenden der Zeppelin=Stiftung wurde
Eckener am 1. April 1924 Vorſitzender der
Geſell=
ſchaften des Luftſchiffbau Zeppelin. War bisher
Eckeners Name weſentlich nur in Fachkreiſen bekannt
urnd angeſehen, ſo erwarb ſich Dr. Eckener
Weltbe=
rühmtheit durch ſeine Amerika=Fahrt mit „Z. R. III‟,
auf der er in 81 Stunden 17 Minuten von
Fried=
richshafen aus 8157 Kilometer zurücklegte.
Regimentstag und Denkmalsweihe in Lahr.
Der Verein ehemaliger 169er in Lahr erſtellt den
mehr als 3500 Gefallenen ſeines Regiments zurzeit
ein Denkmal und hält vom 1. bis 3. September 1928
einen Regimentstag mit Denkmalsenthüllung ab. Da
die Angehörigen des früheren Regiments in alle
Gaue Deutſchlands zerſtreut ſind, ſei auch an dieſer
Stelle auf die Veranſtaltung hingewieſen. Auskunft
erteilt die Geſchäftsſtelle des Vereins, Robert Steiger,
Lahr, Gerichtsſtraße 1.
Der Schuß eines Spatzenjägers.
Kaſſel. Wie berichtet, wurde am Montag ein
Schloſſer auf dem Wege zu ſeiner Arbeitsſtätte in
der Wolfhagerſtraße von einer unbekannten Perſon
durch einen Schuß an der rechten Schläfenſeite
ver=
letzt. Die Ermittlungen ergaben, daß der Schütze
von dem Eiſenbahngelände aus geſchoſſen haben
mußte. Der unglückliche Schütze iſt jetzt feſtgeſtellt
worden. Er hat nach Spatzen geſchoſſen und durch
einen unglücklichen Zufall den Schloſſer verletzt.
2 877 788 Mark Geldſtrafe für Schwarzbrenner.
Köln. Das Erweiterte Schöffengericht
verur=
teilte einen Schwarzbrenner, der durch betrügeriſche
Manipulationen 64 000 Liter reinen Spiritus der
Kontrolle der Monopolverwaltung entzogen hatte, zu
acht Monaten Gefängnis und 1 238 894 Mark
Geld=
ſtrafe. Von zwei ſeiner Gehilfen erhielt der eine
dieſelbe Geldſtrafe und fünf Monate Gefängnis, der
zweite 400 000 Mark Geldſtrafe. Außerdem muß
jeder der drei Verurteilten Werterſatz für den
nicht=
verzollten Sprit in Höhe von 314 000 RM. zahlen.
Im Falle der Zahlungsunfähigkeit gelten je 5000
Meichsmark gleich einem Tag Gefängnis.
Großfeuer.
Herborn=Seelbach. In der Nacht zum
Mittwoch brach in der Scheune des Kaufmanns
Hof=
mann Feuer aus, das an den friſch eingefahrenen
Kornvorräten reiche Nahrung fand. Das Feuer griff
auch auf den benachbarten Stall und das Wohnhaus
des Bergarbeiters Benner über. Wohnhaus, Scheune
und Stall ſind ein Raub der Flammen geworden.
Die Bewohner des Hauſes, eine Familie mit ſieben
Kindern, konnten nur das nackte Leben retten. Der
Schaden ſoll durch Verſicherung gedeckt ſein. Die
Ent=
ſtehungsurſache bedarf noch der Aufklärung.
Schweres Bootsunglück auf dem Main.
Bamberg. Zwei Leipziger Studenten, die ſich
auf einer Paddelboottour befanden, gerieten bei dem
Vierether=Loch in einen Strudel und gingen mit
ihrem Boot unter. Ein Schiffer eilte zu Hilfe und
rettete beide lebend in einem Kahn. Als dieſer
mit=
tels eines Seiles ans Ufer gebracht werden ſollte,
kippte er plötzlich um. Die beiden Studenten und
ihr Retter, der erſt kürzlich geheiratet hatte, kamen
in den Fluten um. Bisher wurde die Leiche des
einen Studenten und diejenige des Schiffers
ge=
borgen.
Ein Autobus umgeſtürzt.
Dreißig Paffagiere verletzt.
Berlin. Auf der Landſtraße Roſtock-
Warne=
münde ereignete ſich ein ſchweres Autobus=Unglück.
Der mit 60 Perſonen beſetzte Wagen wurde von
einem entgegenkommenden Auto angefahren und
ſtürzte in den Graben. Dabei wurde ein
Hochſpan=
nungsmaſt zum Umſturz gebracht. Etwa 30 Perſonen
haben zum Teil erhebliche Verletzungen erlitten,
und Lackvorr
der Windſtill
Arbeiter beſch
Der Reichspräſident bei den Flottenmanövern.
Das Linienſchiff „Schleswig=Holſtein”
verläßt mit dem Reichspräſidenten von Hindenburg und dem Reichswehrminiſter Dr. Groener,
ſowie dem Befehlshaber der Oſtſeeſtreitkräfte an Bord den Hafen von Swinemünde, um ſich zu
den Manövern der Reichsmarine zu begeben.
Tödlicher Unglücksfall beim Spielen mit einem
Teſching.
Wohlau. Ein in Reudchen zu Beſuch
weilen=
ſer fünfjähriger Knabe aus Berlin ſpielte mit einem
geladenen Teſching. Hierbei löſte ſich der Schuß und
die volle Schrotladung ging dem 1½jährigen,
ein=
zigen Kinde ſeiner Wirtsleute in den Unterleib. Trotz
ſofortiger Operation im Wohlauer Krankenhaus iſt
das Kind an ſeinen furchtbaren inneren Verletzungen
geſtorben.
Mit dem Motorrad gegen einen Kinderwagen.
Kirchen (Sieg). Ein junger Motorradfahrer
pannte in Welbach, beim Einlenken in eine
Straßen=
biegung, mit voller Wucht gegen einen Kinderwagen,
in dem drei kleine Kinder ſaßen, die von einer Frau
ausgefahren wurden. Die Kinder wurden aus dem
Wagen herausgeſchleudert und zogen ſich durch den
Sturz ſchwere Hautabſchürfungen und
Knochenver=
renkungen zu. Der Fahrer ſelbſt erlitt eine ſchwere
Gehirnerſchütterung und ſonſtige Verletzungen, die
ſeine Aufnahme im Krankenhaus erforderlich
mach=
ten, wo er bedenklich darniederliegt. Auch die drei
kleinen Kinder, von denen eines eine Schnittwunde
rund um den Hals davongetragen hat, wurden dem
Krankenhaus zugeführt.
Sieben Touriſten auf einer Bergtour verunglückt
Wien. Eine Gruppe von ſieben Touriſten, die
am vergangenen Samstag eine Bergtour an der
Südwand des Dachſteingebietes unternahmen,
befin=
det ſich in Lebensgefahr. Einer der Touriſten iſt
be=
reitz geſtorben.
Beim Wildern erſchoſſen.
Püſtow (Pommern). Im Forſt des
Ritter=
gutsbeſitzers v. Zitzowitz war am Sonntag ein
Wil=
derer von dem Gutsförſter und dem Sohn des
Be=
ſitzers geſtellt worden. Es kam zu einem
Kugel=
wechſel, bei dem der Wilderer einen tödlichen Schuß
erhielt. Der Erſchoſſene iſt nunmehr als ein wegen
Wilderns wiederholt vorbeſtrafter und unter
Poli=
zeiaufſicht ſtehender Mann namens Knoop aus
Schlawe identifiziert worden.
Schweres Flugzeugunglück in Frankreich.
Paris. Der franzöſiſche Flieger Drouhin, der
ſich ſeit einiger Zeit zuſammen mit Le Brix zu
einem Ueberſeeflug vorbereitete, ſtürzte am Mittwoch
nachmittag mit ſeiner Maſchine über dem Flugplatz
von Orly ab. Drouhin wurde bei dem Sturz ein
Bein, ſeinem Begleiter der Kopf abgetrennt. Die
zwei übrigen Inſaſſen des Flugzeuges wurden in
hoffnungsloſem Zuſtand unter den Trümmern des
Flugzeuges herausgezogen.
Untergang eines Motorſegelbootes.
Rom. Wie „Popolo di Roma” aus Catanzaro
meldet, geriet während der Nacht ein Motorſegelboot
etwa 5 Meilen von der Küſte entfernt in Brand.
Das Motorſegelboot führte Naphtha. Das Schiff
ver=
brannte. Von den 9 Mann der Beſatzung fehlen
bisher noch drei, und man nimmt an, daß ſie in
den Flammen umgekommen ſind.
Neue Nachforſchungen nach der „Latham”.
Oslo. Die Admiralität gibt bekannt, daß die
Nachforſchungen nach der verſchollenen „Latham”
nunmehr wieder aufgenommen werden. Der Wal.)
fiſchfänger „Heimland” ſoll das Gebiet zwiſchen denn
Südkap und der König=Karl=Inſel, beſonders dem
Großen Fjord und die Küſte der Inſel Edge,
ab=
ſuchen, während die Expedition der Miß Boyd am
Bord der „Hobby” vorzugsweiſe das Franz=Joſephs=
Land durchforſchen wird. Nach einer Uebereinkunft
zwiſchen dem franzöſiſchen Admiral an Bord des
Kreuzers „Strasbourg” und Kapitän Wiſting wird diee
„Vefle=Kari” im Gebiet zwiſchen der „Heimland” undd
der „Hobby” Nachforſchungen anſtellen. Der Kreuzem
„Strasbourg” und der norwegiſche Regierungs= „Michael Sars” werden das offene Meern
zwiſchen Südkap und Bäreninſel und, wenn möglich./
noch weiter öſtlich abſuchen. Die „Quentin
Rooſe=
velt” wird ſich an den neuen Rettungsexpeditionen.”
die vorausſichtlich bis Ende Auguſt dauern werden.
nicht mehr beteiligen.
Eine neue Forſchungsreiſe Sven Hedins.
Stockholm. Soen Hedin reiſt in den nächſten?
Tagen wieder nach Aſien, um ſeine Forſchungen wie*
der aufzunehmen. Er verlangt von der Regierung
750 000 Kronen Staatsunterſtützung, davon 2500004
Kronen zur Erwerbung ethnographiſcher Samme"
lungen. Eine Zuſammenarbeit mit der Deutſchenn
Lufthanſa iſt in Ausſicht genommen. Man ewwarterd
nur noch die Erlaubnis zum Ueberfliegen einigen
Länder.
Oeutſche Flugzeuglandung
auf der „Jungfrau”.
Das Rieſen=Waſſerflugboot „Rohrbach=Romar”.
Das vor dem Waſſerflughafen in Travemünde aufgeſtiegene größte Flugboot der Welt „Rohrbache
Romar” hat ſeinen Probeflug mit glänzendem Erfolg ausgeführt. Das ganze Flugzeug iſt aus!
Aluminium hergeſtellt, wiegt 20 000 Kilogramm, hat eine Flügelſpannweite von 37 Metern, ein
Rumpflänge von 23 Metern, eine Höhe von 8,5 Metern, beſitzt drei 800=PS=Motoren und kann ein
Strecke von 4000 Kilometern ohne Zwiſchenlandung zurücklegen.
geſunkenen italieniſchen U=Boot erſtickt.
Das italieniſche Unterſeeboot „F 14‟
wurde bei einer Flottenübung ſieben Meilen weſtlich der Inſel Brioni von einem Torpedot
zerſtörer gerammt, ſank 40 Meter tief auf den Meeresgrund und konnte erſt nach langwierige-;
Taucherarbeit gehoben werden. Leider war die 31 Mann ſtarke Beſatzung, die mehrere Stunder
nach dem Unfall noch am Leben war und Klopftöne gab, nicht mehr zu retten. Wiederbelebungs
verſuche an den erſtickten Seeleuten blieben ohne Erfolg. Das Boot war ein U=Boot ältereny
Modells aus dem Jahre 1917 und hatte eine Waſſerverdrängung von 255 Tonnen.
Martite
A
„folge S.
das mit
Das Feuer
wirtes Reichen!
gedroſchen wir!
Häuſern ſind 4
Nebengeb‟
in den Stade
Das Viehk=
Gut der
verloren.
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verbrannt.
keine Woh
in den wenige
oder Notquar
falls niederg
trägt 700 Per
weiſe nicht z.
ſchwer erkran
weiter.
Großſeue
ſeute f
denen die
gebracht iſt,
R.
Ingenieur Luſſer, Stuttgart,
landete mit einem 40=PS=Klemm=Daimler=Sportflugy
zeug auf dem Jungfraujoch in 3450 Meter Höhe=
Der Start erfolgte in Thun in der Schweiz auf Skic
an Stelle der Räder. Vom Joch aus hat Luſſer
daur-
noch eine Reihe gelungener Flüge ausgeführt.
Dr.=Ing. Rohrbach,
der Konſtrukteur.
Flugkapitän Steindorf,
der Führer des
„Rohrbach=Romar”.
31 Seeleute im
PTriest
K Gspodistris
UUmago
RUnglücksstelle
Die Karte der Unglücksſtelle.
[ ← ][ ][ → ]Nummer 221
Freitag, den 10. Auguſt 1928
Seite 9
Rcfendlnnbe und Pulariatgſtiophen.
ratur gehabt, viele Menſchen ſeien auf der Flucht ertrunken. Die
Ueberlebenden ſeien mit Lebensmitteln ausreichend verſorgt. Von
neun Schiffen, die zur Zeit der Kataſtrophe in der Nähe der Inſel
waren, fehlt jede Nachricht. Man befürchtet, daß ſie mit Mann
und Maus untergegangen ſind.
Furchtbare Brandkataſtrophe
in der Oberpfalz.
80 Wohnhäuſer und Scheunen zerſtört.
Nürnberg, 9. Auguſt.
Ein furchtbarer Brand verwüſtete am Donnerstag nachmittag
den Marktflecken Luhe, der etwa 6 Kilometer von Weiden in
der Oberpfalz entfernt liegt. Kurz nach 13 Uhr brach
wahrſchein=
lich infolge Kurzſchluß in einem Anweſen der Hauptſtraße Feuer
aus, das mit ungeheurer Geſchwindigkeit ſich ausbreitete.
Inner=
alb kurzer Zeit wurden 80 Wohnhäuſer und Scheunen
iin Schutt und Aſche gelegt. Der Marktflecken Luhe iſt
ſw gut wie vernichtet. Infolge des ſtets wechſelnden Windes
ichlugen die Flammen bald nach dieſer, bald nach jener Richtung,
ſwo daß alle Anſtrengungen der zahlreichen Feuerwehren, dem
wütenden Element Einhalt zu tun, vergeblich waren. Infolge
der furchtbaren Hitze mußte man ſich ſchließlich darauf
beſchrän=
len, die weiter außerhalb liegenden Häuſer zu ſchützen. Ob
Men=
jahen umgekommen ſind, kann zurzeit noch nicht feſtgeſtellt werden.
Die Aufräumungsarbeiten ſind im Gange. Zahlreiches Vieh iſt
i den Flammen umgekommen. Der Schaden iſt ungeheuer groß.
Das Feuer iſt, wie wir erfahren, in dem Anweſen des
Land=
wirtes Reichenberg, wo zurzeit das Getreide mit einer Maſchine
gedroſchen wird, durch Kurzſchluß entſtanden. Von den rund 105
Häuſern ſind 40 bis 50 Wohnhäuſer und mindeſtens 120
Nebengebäude niedergebrannt. Die Ernte, die
mi den Stadeln untergebracht war, iſt ſämtlich verloren.
Das Vieh konnte zum Teil gerettet werden. Hab und
Sut der vom Brand Betroffenen iſt ſämtlich
ierloren. Das wenige Mobiliar, das ins Freie gebracht
wer=
den konnte, fing infolge der rieſigen Hitze Feuer und iſt ebenfalls
verbrannt. Für die obdachloſen Einwohner ſind
eine Wohnungen vorhanden. Sie müſſen zum Teil
m den wenigen ſtehengebliebenen Häuſern untergebracht werden
ſeder Notquartier beziehen. Schule und Poſtagentur ſind
eben=
ſhalls niedergebrannt. Die Einwohnerſchaft des Marktfleckens
be=
nrägt 700 Perſonen. Verluſte an Menſchenleben ſind
glücklicher=
weiſe nicht zu beklagen. Ein Einwohner iſt an Rauchvergiftung
ſchwer erkrankt. Zurzeit wütet das Element ununterbrochen
weiter.
SBroßfeuer bei Heidelberg. — Die „Baltia”=
Fabrik in Flammen.
Heidelberg, 9. Auguſt.
Heute früh kurz nach 9 Uhr brach in den Fabrikgebäuden, in
ſoenen die Jalouſie=Fabrik Gutfleiſch u. Co. in Wieblingen
unter=
gebracht iſt, Feuer aus, das ſich in kurzer Zeit bis in das
Erd=
ggeſchoß des modernen dreiſtöckigen Fabrikgebäudes
herunter=
grefreſſen hatte. Die unmittelbar daneben ſtehende Fabrik „Baltia”,
Plpparate= und Fahrradbau, iſt mit ihren großen Gummi=,
Oel=
rnd Lackvorräten ſtark gefährdet, da Waſſermangel herrſcht. Nur
ſoer Windſtille iſt es zu danken, daß dieſe Fabrik, die hundert
Arbeiter beſchäftigt, gerettet werden dürfte. Die Heidelberger
Feuerwehr bekämpft den Brand mit zehn Schlauchleitungen.
Nach dem neueſten Stand des Großfeuers in Wieblingen hat
ſoas Feuer auch die Fabrik „Baltia”, Fahrrad=G. m. b. H.,
er=
griffen. Es ſteht die Rahmenbauabteilung in Flammen. Die
Bentriererei der „Baltia”, die im Hauptgebäude untergebracht
war, iſt ebenfalls ein Raub der Flammen geworden. Es beſteht
jetzt die Gefahr, daß das Feuer noch weitere Ausmaße annehmen
wird. Wie wir weiter von der Fabrikleitung hören, hat ſie kurz
nach Ausbruch des Brandes in Mannheim um Hilfe nachgeſucht,
die ihr aber verſagt wurde, weil die Anforderung vom
Bürger=
meiſter in Wieblingen nicht vorlag.
Brandkataſtrophe bei Olmütz.
EP. Prag, 9. Auguſt.
Die Stadt Loſchitz bei Olmütz wurde heute von einer ſchweren
Brandkataſtrophe heimgeſucht. Das Feuer nahm in einem Hauſe
im Judenviertel ſeinen Ausgang. Durch den herrſchenden Wind
und die umherfliegenden Funken griff das Feuer auf den
Haupt=
platz über und erfaßte das Rathaus und das Poſtgebäude. Das
Judenviertel wurde faſt gänzlich eingeäſchert. Insgeſamt ſind 16
Häuſer völlig niedergebrannt. Der Sachſchaden iſt groß und trifft
zumeiſt ärmere Leute. Während des Brandes entſtand eine Panik,
bei der 30 Perſonen verletzt wurden.
Verbeerende Waldbrände in Frankreich.
Bei Niemes. — In der Gironde. — Bei Aix=les=Bains.
In der Nähe von Nimes wütet ſeit Mittwoch ein großer
Waldbrand. Truppen ſind zum Löſchen kommandiert worden.
Durch einen Waldbrand in der Gegend von Gainet in der
Gironde ſind 500 Hektar Wald zerſtört worden. Es handelt ſich
um Harzpinien. Die Harzgewinnungsinduſtrie erleidet dadurch
eine empfindliche Einbuße.
In der Gegend von Morlain=de=Vions ſteht ein großes
Wald=
gebiet in Brand. Das Feuer breitet ſich bereits auf das
Departe=
ment Aisne aus.
Wirbelſiurm im Karibiſchen Meer.
* Berlin, 9. Auguſt. (Priv.=Tel.)
In dieſem Jahre erleben wir den Höhepunkt der
Sonnen=
fleckenbewegung, die ſich erfahrungsgemäß ſtets ſehr ſtark auf die
Wetterlage der Erde ausdrückt. Störungen der normalen
Durch=
ſchnittswitterung ſind an der Tagesordnung. Und ſo darf es
nicht wunder nehmen, wenn nach den Wirbelſtürmen in deutſchen
Landen, nach der Wetterkataſtrophe von Florida und an anderen
Orten der Welt auch eine ſchwere Windhoſe durch das an
Stür=
men reiche Karibiſche Meer zieht. Von den dort in See
befind=
lichen Schiffen befinden ſich zahlreiche in Seenot. Unaufhörlich
gehen bei den Funkſtationen SOS=Rufe ein. Eine Reihe kleinerer
Fahrzeuge, beſonders Fiſcherboote, ſind dem Sturm bereits zum
Opfer gefallen.
Rieſige Vulkan=Kataſtrophe in Niederländiſch=
Indien.
Die Meldungen über einen Vulkanausbruch in
Niederlän=
diſch=Indien verdichten ſich immer mehr zu einer Kataſtrophe
größten Umfanges. Auf einer Inſel in der Nähe des ſpeienden
Kraters wurden ſechs Dörfer vollkommen zerſtört. Dabei ſollen
über 1000 Perſonen lebendig verbrannt und über 600 durch
Stein=
ſchlag verletzt worden ſein. Ein Erd= und Seebeben, das zu
glei=
cher Zeit wütete und rieſige Ueberſchwemmungen verurſachte,
er=
höhte die Zahl der Todesopfer. Mehrere Eingeborenenſchiffe
ſind mit der geſamten Beſatzung verſchollen.
Ein amtliches Telegramm des Präſidenten von Niederländiſch=
Indien, der ſich ſofort nach dem Vulkanausbruch auf der
Flores=
inſel an die Unglücksſtätte begab, beſtätigt die bisher
vorliegen=
den Meldungen, wonach rund 1000 Menſchen der
Kata=
ſtrophe zum Opfer gefallen ſind. Während des
Vulkan=
ausbruches ſei das Meer auf allen Seiten der Inſel um etwa
fünf Meter geſtiegen. Das Waſſer habe eine ſehr hohe Tempe=
Rundfunk=Programme.
Frankfurt.
Freitag, 10. Auguſt. 13: Schallplatten=Konzert. Märſche. 2 15:
Frankfurt: Rektor Ferd. Hürten: Wertheim a. M. — Kaſſel:
Mittel=
ſchullehrer Hansli: Der Reinhardswald. o 15.40: Aus den Briefen
Napoleons. 0 16.35: Hausfrauen=Nachmittag. Dr. Käthe Neumarkt:
Wie ſchütze ich das Kind vor Erkältungen in der Uebergangszeit?
0 18.15: Vereinsnachrichten, Mitteilungen. O 18.30: Kaſſel: W.
Buchenau: Zum 150. Todestag von Fr. Ludwig Jahn. o 19:
Kaſſel: Garteningenieur Hinze: Der Sommerſchnitt des Beerenobſtes.
19.15: Stunde des Südweſtdeutſchen Radio=Clubs. O 19.45:
Fortſchritte in Wiſſenſchaft und Technik. Wunder auf Kommando.
— Lichtblitze in 1000 Millionſtel Sekunde Dauer. — Das größte
Waſſerkraftwerk der Erde. O 20.05: Film=Wochenſchau. 20.15:
Marſch=Konzert. Ausf.: Das Harmonie=Orch, des Franffurter
Orcheſtervereins. Muſikal. Leitung: Kapellm, Weilert. e 21.15:
Fritta Brod: Seltſame Briefe. Anſchl.: Kaſſel: Spättonzert.
Funkorch. Leitung: Kayellm. 2
Stuttgart.
Freitag, 10. Auguſt. 12.30: Schallplatten. O 16.15:
Funk=
orch. Einlagen: Paula Wagner. o 18: Landwirtſchaftsnachrichten.
18.15: Zum 60. Geburtstag von Dr. Hugo Eckener. o 18.45:
Prof. Much: Homöopathie. 6 19.15: Paul Enderling: Zum 50.
Geburtstag von Alfred. Döblin. o 19.45: Ueberſicht über die
Hauptveranſtaltungen der kommenden Woche in Eſperanto. O 20:
Orcheſterkonzert des Philharm. Orch. Stuttgart. Leitung: F. Künſtner.
Maſſenet: Ouv. „Phädra”. — Beethoven: Romanze in G=dur. —
Ochs: Variationen über „Kommt a Vogerl geflogen”. — Lißzt:
Ung. Rhapſodie. — Strauß: „Wein, Weib, Geſang”. — Ertel:
Variationen über „Lang, lang iſt’s her”. — Kämpfert: Schwäbiſche
Rhapſodie. O 21: Freiburg: Konzert des Arbeiter=Geſangvereins
„Freundſchaft”. Leitung: E. Ketterer. Aus vier Jahrhunderten.
(Gemiſchte Chöre.) o Anſchl.: Eine halbe Stunde Kammermuſik.
Mitw.: Kapellm. Lo Templer (Violine), Kapellm. H. Munkel
(Klavier). O Anſchl.: Nachrichten.
Berlin.
Freitag, 10. Auguſt. 6: Gymnaſtik. 11.15: Deutſche
Hoch=
ſchule für Politik: Eröffnung des internationalen Schüler=
Wett=
bewerbs über Verfaſſungsfragen. Anſprachen des amerikaniſchen
Botſchafters Schurmann und des Preuß. Kultusminiſters Dr. Becker,
16: Dr. Martha Bode: Die ſtaatsrechtliche Stellung der Frau.
O 16.30: Studienrat Satow; Unterirdiſcher Alpinismus. o 17:
Oſtſeebad Ahlbeck: Kurmuſik. Dirigent: Obermuſikmeiſter a. D.
Goeriſch. O 19: Diplom=Gartenbauinſpektor Leſſer: Die
Arbeits=
geräte des Kleingärtners. o 19.30: A. Rehbein (Atz vom Rhyn):”
Zur Schorfheide und zum Kloſter Chorin. 20: Wilh. Snell:
Die gewerkſchaftliche Organiſation der Angeſtellten — ein wichtiger
Faktor neuzeitlicher Staatspolitik. O 20.30: A. Döblin (Zum
50. Geburtstag). Einl. Worte: O. Loerke. Bruchſtücke aus „Die
drei Sprünge des Wang=lun” „Manas” und Wallenſtein”. Geleſen
von Th. Loos. O 21.30: Opern=Fantaſien. Michael von Zadora
(Flügel). O Anſchl.: Tagesnachrichten (Olympia=Sonderdienſt).
Stettin. 19.30: Prof. Dr. Krüger: Die Bedeutung der Phyſik
für die Technik.
Deutſche Welle. Freitag, 10. Auguſt. 6: Gymnaſtik. o 15:
Geh. San.=Rat Dr. Moll: Gibt es ein Hellſehen? 6 15.35:
Wetter und Börſe. 6 16: Berufsberater Sachtleben: Der Fleiſcher.
O 16.30: Prof. Dr. Großmann: Chemie und Weltwirtſchaft. 17:
Leipzig: Dresdner Funkkapelle. o 18: Dr. Reichert: Der
Stahl=
truſt. O 18.30: Engliſch für Fortgeſchrittene. O 18.55: Techn.
Lehr=
gang. Frau Reg.=Gewerberat Dr. Crüger: Gewerbehygiene im
Betriebe. 19.20: Wiſſenſchaftl. Vortrag für Zahnärzte. o 20:
Dr. Kurt Baſchwitz: Die öffentliche Meinung. 20.30: Dr. Berger:
Technit und Handwerk im Altertum. 21: Dr. Rode: Drei
Studenten im Auto quer durch Amerika. 8 22: Berlin:
Preſſenach=
richten. 22 30: Hamburg: Nachtfon=ert
Hauptſchriftleitung: Rudolf Mauve
Verantwortlich für Polltik und Wirtſchaft: Rudolf Maupe; für Feuilleton, Reich und
Ausland und Heſſiſche Nachrichten: Max Streeſe; für Sport: Dr. Cugen Buhlmann;
für den Handel: Dr. C. H. Quetſch; für den Schlußdienſt: Andreas Bauer; für
„Die Gegenwart”: Dr. Herbert Nette; für den Inſeratenteil: Willp Kuble: Druc
und Verlag: C. C. Wittſch — ſämtlich in Darmſtadt
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Geite 10
Hilde Schrader gewinnt die achte goldene
Mevulie für Beuffcrano.
Der neue deutſche Olympiaſieg.
Hilde Schrader gewinnt das 200 Meter=
Bruſiſchwimmen. — Lotte Mühe auf dem
dritten Platz. — Achiungserfolge im Fechten
und Segeln. — Enttäuſchungen im Boxen.
Amſterdam, 9. Auguſt. (Eigener Drahtbericht.)
Neben einigen Enttäuſchungen hat der Donnerstag dem deutzſchen
Sport in Amſterdam aber auch einige erfreuliche Erfolge gebracht. Wir
konnten im 200=Meter=Bruſtſchwimmen der Damen durch Hilde Schrader
die achte Goldene Medaille erwerben, in der gleichen Konkurrenz durch
Lotte Mühe eine Bronze=Medaille erreichen und auch ſonſt einige ſchöne
Achtungserfolge erringen. Zu den Achtungserfolgen zählt in erſter Linie
der vierte Platz im Säbel=Mannſchaftsfechten. Enttäuſchungen gab es in
den Schwimm=Staffelkämpfen nud auch im Boxen, wo nur zwei deutſche
Vertreter die Zwiſchenrunde überlebt haben. Das Intereſſe an den
olympiſchen Kämpfen in Amſterdam iſt immer noch groß. Faſt alle
Wett=
bewerbe haben große Zuſchauerziffern, nur das Turnen zieht
verhält=
nismäßig wenig Intereſſenten an ſich. Deutſchland iſt immer noch durch
eine ſtattliche Zahl von Schlachtenbummlern vertreten, die unſere
Ak=
tiven im Kampf mit lebhafter Anteilnahme verfolgt.
Nachdem uns am Mittwoch der Sieg im Waſſerball eine Goldene
Medaille eingebracht hatte, trug uns am Donnerstag der Sieg von
Hilde Schrader im 200=Meter=Bruſtſchwimmen der Damen eine weitere
Goldene ein. Der Beifall nach dem Siege der Magdeburgerin kannte
keine Grenzen. Die kleine Hilde wurde mit Blumen geradezu
über=
ſchüttet und im Triumph zu ihrer Kabine geleitet, wo ſie immer
wie=
der Gratulationen in Empfang nehmen konnte. Auch Lotte Mühe, die
in ihrer Heimat über Hilde Schrader oft triumphiert hatte, wurde
für ihren dritten Platz lebhaft gefeiert. Das Rennen ſah anfangs für
Frl. Schrader nicht gerade günſtig aus. Die Deutſche hatte einen
ſchlech=
ten Start und riß ſich zudem noch ihren Trikot auf. Die däniſche
Welt=
rekordſchwvimmerin Jacobſen führte vor Mühe und Baron. Dann ging
Mühe vor, ſie erreichte 100 Meter in 1:29,6 Min., ermüdete aber ſpäter
und fiel hinter Baron zurück. Erſt auf der dritten Bahn wandte ſich
das Bild. In einem famoſen Zwiſchenſpurt kam Schrader unter dem
Beifall der Zuſchauer an die Spitze, und mit 5 Meter Vorſprung vor
Braun=Holland, erreichte ſie in 3:12,6 Min, das Ziel. Drei Meter
hinter der Holländerin kam Frl. Mühe ein, die aber Jacobſen=
Däne=
mark, Hazelius=Schweden und Hoffmann=U. S.A. noch weit hinter ſich
laſſen konnte.
Zwei weitere Entſcheidungen bei den Damen.
Unangefochten und weit überlegen gewann Amerika die
Entſchei=
dung der 48100=Meter=Staffel für Damen. England beſetzte vor
Hol=
land den zweiten Platz, die Holländerinnen hatten aber ſchlecht
gewech=
ſelt und mußten diſtanziert werden. Dadurch kam Südafrika zum
dritten und Deutſchland zum vierten Platz. Bei der deutſchen Staffel
ſchwamm Frl. Lehmann gut, Wunder und Schneided aber ſo ſchlecht,
daß Frl. Erkens es zum Schluß allein auch nicht gutmachen konnte. —
Bei der Eutſcheidung im Kunſtſpringen der Damen wurde derart
ge=
punktet, daß man aus dem Kopfſchütteln nicht herauskam. Die
Ameri=
kanerin Poyton und die Deutſche Meudtner waren unſtreitig die Beſten,
man rangierte ſie aber auf den zweiten bzw vierten Platz Siegerin
blieb die Amerikanerin Meany vor Poyton=U. S. A., Cohlemann=U. S. A.
und den drei Deutſchen Meudtner, Borgs und Söhngen.
Zuviel ſelbſi für Arne Borg.
Schwedens Schwimmwunder Arne Borg meinte es zu gut mit
ſeinem Land. Der Weltrekordſchwimmer ſchwamm am Vormittag in
der 4X200=Meter=Staffel, die er mit aller Gewalt noch retten wollte.
Mit 30 Meter Abſtand ſprang er ab ſchwamm ein Rennen auf Tod
und Leben, und konnte die beiden Führenden Japan und Amerika doch
nicht mehr erreichen. Arne hatte alſo ſeine beſte Kraft vergeudet und
doch nichts erreicht. Daß dieſe Gewaltmaßnahmen nicht von Vorteil
ſind, erfuhr der Schwede dann am Nachmittag in der 400=Meter=Freiſtil=
Entſcheidung. Zunächſt ſchien alles programmgemäß zu verlaufen. Arne
Borg ging auf und davon, wendete 50 Meter in 28,6 Sek., holte einen
Vorſprung von acht Metern heraus, wendete 100 Meter in 1:02 und
ſchien nun nicht mehr zu ſchlagen. Hinter ihm ſtritten ſich der Auſtralier
Boy Charlton und der Argentinier Zorilla vor den USA=Leuten
Crabbe und Clapp ſowie Ruddi. Nach 200 Metern hatte Arne Borg
immer noch einen erheblichen Vorſprung, aber langſam näherte ſich
Zorilla den Führenden. Bei 300 Metern durfte über den Ausgang
kein Zweifel mehr ſein, denn noch immer lag Arne Borg klar in Front.
Judeſſen wurde das Tempo aber doch weſentlich langſamer, und nach
350 Metern hatte Zorilla ſo gut aufgeholt, daß die Differenz nur noch
drei Sekunden betrug. Der Argentinier ſah hier ſeine große Chance.
In einem glänzenden Spurt legte er plötzlich los, holte den Schweden
ein und ging dann in Front. Boy Charlton ſchloß ſich dem
Argen=
tinier an und kam ebenfalls an Borg vorbei, der nur einen Augenblick
verſuchte mitzuſpurten und dann das Ende ſeiner Kräfte fühlte. Er
hatte ſich zuviel zugemutet, als er Staffel und 400 Meter mit Gewalt
zwingen wollte. In der Olympiſchen Rekordzeit von 5:01,6 Min. ſchlug
Zorilla drei Meter vor Charlton an. Arne Borg erreichte als Dritter
das Ziel, war aber vollſtändig erſchöpft, mußte aus dem Waſſer
ge=
tragen werden und brach zuſammen. Eigene Schuld brachte ihn um
einen ſonſt ſicheren Sieg, den er trotzdem vielleicht noch errungen hätte,
wenn es ſich ſtatt um 400 nur um 300 Meter gehandelt hätte.
Weltrekord im Rückenſchwimmen.
Die 100=Meter=Rücken=Entſcheidung endete ſo, wie die Papierform
ſie ausgerechnet hatte. Der Amerikaner George Kojac ſetzte ſich ſofort
an die Spitze und legte von einem Ende bis zum anderen ein derart
unglaubliches Tempo vor, daß die anderen Mühe hatten, einigermaßen
mitzukommen. Die Fogle dieſer großartigen Leiſtung war ein neuer
Weltrekord von 1:08,2 Min., eine Zeit, die wirklich eine Gipfelleiſtung
darſtellt. Walter Lauffer konnte in 1:10 ſeinen Landsmann Wyatt
hin=
ter ſich laſſen, ſo daß alſo dreimal das Sternenbanner in Front war.
Auf dem vierten Platz folgte der Japaner Irhe, der nur um Handſchlag
vor dem deutſchen Meiſter Küppers war. Küppers traf es ungünſtig,
daß er keinen der ſtarken Leute neben ſich hatte, die ihn mitreißen
konnten. So war er auf ſich allein geſtellt und mußte darauf verzichten,
in die engere Entſcheidung einzugreifen und neben dem Japaner
viel=
leicht noch Wyatt ſeinen Platz ſtreitig zu machen.
Auch die Turmſpringer im Rückſiand.
Die Vorkämpfe zum Turmſpringen der Herren zeigten ein ähnliches
Bild wie das Kunſtſpringen. Auch hier boten die deutſchen Vertreter
Schumm, Riebſchläger und J. Rehborn nur Durchſchnittsleiſtungen.
Die drei Erſten aus dem Kunſtſpringen, Desjardins=U. S. A., Gallitzen=
U. S. A. und Simaika=Aegypten waren wieder die beſten Leute,
beſon=
ders der Aegypter ſprang wunderbar ſicher und ausgeglichen und reichte
dicht an DeSſardins heran. Die drei Deutſchen qualifizierten ſich zwar
für die Entſcheidung, die von insgeſamt neun Springern beſtritten
wird, aber den Ausgang wird man ſich nach den bisherigen
Puntt=
ergebniſſen leicht ausrechnen können.
Hilde Schrader,
die Magdeburger Schwimmerin, hat ihren Weltruf in
Amſter=
dam erneut beſtätigt. Sie hatte die 200 Meter im Vorlauf in der
Weltrekordzeit von 3:11,1 Min. geſchwommen und hat durch
ihren heutigen Sieg Deutſchland die 8. goldene Medaille errungen.
Hilde Schrader ſchwamm Weltrekord und
wurde olympiſche Siegerin.
George Kajac=Amerika
konnte im 100 Meter Rückenſchwimmen mit der erſtaunlichen
Zeit von 1:08,2 Min. einen neuen Weltrekord aufſtellen.
Die Staffeln der Schwimmer.
Deutſchlands Damen in der Entſcheidung,
die Herren disquglifiziert.
In fünf Vorliufen, drei bei den Herren und zwei bei den Damen,
traten am Donnerstag die Staffelſchwimmer in Aktion. Deutſchland
hatte diesmal zur Abwechſelung wiedr einmal Pech, denn die
Herren=
ſtaffel erreichte zwar hinter Ungarn die Entſcheidung, wurde dann aber
wegen Frühwechſel disqualifiziert und kam ſo um die Frichte ihrer
Arbeit. Die Damen verſchafften dafür einen Ausgleich, indem ſie
ſich=
für den Endlauf durchſetzten.
4 X200 m Freiſiil Herren.
Deutſchland ſtartete mit der Mannſchaft Heitmann, Schubert,
Ber=
ges und Heinrich im dritten Vorlauf gegen Ungarn, Spanien und
Ita=
ſien. Der Lauf war alſo im eigentlichen Sinne nur ein deutſch=
unga=
riſcher Zweikampf und die Teilnahme an der Entſcheidung mußte ſicher
ſein. Heitmann enttäuſchte etwas, da er ſeine 200 Meter in nur 2:30
gegen den Ungarn Waunie 2. zurücklegte. Der Breslauer Schubert
ſprang ab, ehe Heitmann angeſchlagen hatte. Mit 2:27,6 konnte der
Breslauer gegen ſeinen Gegner Sigrisz ein wenig Boden gut machen,
aber ſchon Friedel Berges büßte wieder mit 2:31 gegen Wannie 1. ein.
Damit war der Sieg der Ungarn ſicher. Ungarns Freiſtilmeiſter
Ba=
ranay ſprang weit vor Herbert Heinrich ab und dieſer mußte im Ziel
trotz guten Schvimmens einen Abſtand von 15 Metern zwiſchen ſich
und dem Ungarn laſſen. Ungarn gewann mit 9:486 gegen 9:58,6
der Deutſchen. Spanien folgte erſt 100 Meter zurück, während
Ita=
lien überhaupt nicht im Bilde war. Der Frühſtart Schuberts brachte
die deutſche Staffel dann um die Teilnahme am Endlauf, da ſie
dis=
qualiftziert werden mußte.
Ein großes Rennen hat es im eiſten Lauf gegeben. Eine recht
unglückliche Einteilung bewirkte, daß U. S.A., Japan und Schweden ſich
gegenſeitig den Garaus machen mußten; im zweiten Lauf dagegen
konnte Kanada beinahe einen Alleingang machen. Wie zu erwarten
war, konnte ſih Schweden gegen U. S.A. und Japan nicht behaupten.
Als Samſon für U. S.A. und Noda für Japan anſchlugen, war der
Stand des Rennens noch gleich, aber ſchon Young konnte gegen
Yonehama einen kleine Vorſprung für Amerika herausſchwimmen.
Dieſer Vorſprung vergrößerte ſich natürlich noch weſentlich, als Jonny
Weißmüller gegen Sata=Japan den dritten Teil der Strecke abſolvierte,
Clapp als Schlußmann der Amerikaner war in der Lage, den
Vor=
ſprung gegen Takaifhi zu halten, und damit ſchyvamm U. S.A. bereits
einen Olympiſchen Rekord mit 9:38,8 Min, vor Japan heraus, das
ſeinerſeits mit 9:42,6 ebenfalls den bisherigen Olympiſchen Rekord von
Amerika (9:53,4) ganz erheblich übertraf. Schweden war der
Leid=
tragende der unglücklichen Vorlaufeinteilung. Arne Borg tat als
Schlußmann, was er konnte, und holte auch viel auf, aber der Abſtand
don den Führenden war beim Abſprung viel zu groß geweſen, ſo daß
auch ein Arne Vorg in dieſem Falle machtlos war. Bourne, Thompſon,
Ault und Spence ſchwammen für Kanada im zweiten Lauf. Hier
be=
ſtand keine Gefahr. Mit erheblichem Abſtand folgte erſt England, faſt
ebenſo weit vor den Franzoſen, die keine Rolle ſpielen konnten. U. S.A.,
treiten den
4 X 100 m Freiſtiil Damen.
Zum zueiten Male gab es Olympiſchen Rekord, wieder durch
Ame=
rika. Die amerikaniſchen Damen holten ſich ihren erſten Vorlauf in
4:55,6 ſicher gegen Holland, deſſen Schlußſchwimmerin Frl. Braun ſich
vergeblich abmühte. Südafrika war 8 Meter zurück. Im zweiten
Vor=
lauf traten die deutſchen Damen Lotte Lehmann, Wunder, Schneider
und Reni Erkens gegen England und Frankreich an, während
Oeſter=
reich auf den Start verzichtete. Die deutſchen Damen ſchwammen ſich
nicht aus. Von ſeiten de= Franzöſinnen drohte ihnen abſolut keine
Gefahr, ſo daß alſo die Teilnahme am Endlauf feſtſtand. Es war
da=
her nicht nötig, den führenden Engländ= innen einen Kampf zu
lie=
fern, und dieſe blieben fonnt kmapp in 5:16,6 gegen 5:19 der deutſchen
Damen in Front. Frankreich war weit zurück.
Vorentſcheidungen der Ruderer.
Die Endkämpfe am Freitag.
Im Rudern fallen am Freitag die Entſchoidungen. Der
Don=
nerstag brahte noch einige Vorentſcheidungen. Im Doppelzweier ſchlug
Amerika die Oeſterreicher Fleßl/Loſert, die aber den dritten Platz ſicher
hoben. Im Vierer mit Steuermann fertigte die Schweiz Polen wb.
In den Entſcheidungen am Freitag treffen zuſammen: Einer: Pearce=
Auſtralien gegen Myers=UI. S. A.; Zweier ohne Steuermann: Müller
Moeſchter=Deutſchland gegen England; Zweier mit Steuermann:
Schweiz gegen Frankreich; Doppelzweier; Kanada gegen Amerika;
Vierer ohne Steuermann: England gegen Amerika; Vierer mit
Steuer=
mann: Italien gegen Schveiz; Achter: England gegen U. S. A. — Um
den dritten Platz kämpfen: Einer: „Collet=England gegen Gunther=
Holland; Zweier ohne Steuermann: Italien gegen Amerika; den
drit=
ten Platz ſicher haben bereits: Doppelzweier: Oeſterreich (Fleßl/Loſert);
Zweier mit Steuermann: Beloien; Vierer ohne Steuermann: Italien;
Vierer mit Steuermann: Polen; Achter: Kanada.
Ziglarſki und Dübbers geſchlagen.
Am Mittwoch nachmittag wurden die Kämpfe der Boxer im
Kraſt=
ſportgebäude mit der erſten Runde des Bantamgewichts,
fort=
geſetzt. Der deutſche Vertreter Ziglarſki=Berlin traf in ſeinem erſten
Kampf auf den Kanadier Glionna. Die Zuſchauer bekamen einen
aus=
gezeichneten, feſſelnden Fight zu ſehen. Ziglarſti eröffnete ſofort den
Angriff, konnte ſeinen Gegner mit langen linken Stopphaken genau
treffen und ziemüich erſchüttarn. Bei ſtändiger Führuag, Ziglarſtis
war die erſte Runde glatt für ihn. Die zweite verlief ausgeglichen,
denn der zähe Kanadier hatte ſich inzwiſchen erholt. Die dritte Runde
war wieder klar für den Deutſchen, der tief getroffen wurde, ohne daß
der amerikaniſche Ringrichter einſchritt, trotzdem aber die Initiative
be=
hielt und den Kanadier mit ſtarken Treffern anſchlagen konnte. Wenn
auch Glionna viel einſtecken konnte, ſo war doch die Wirkung
unver=
keynbar. Unerhört war es daher, daß das Punktgericht einen
Punkt=
ſieg für den Kanadier en:ſhied. Dieſes kraſſe und unbegreifliche
Fehl=
urteil wurde von den Zuſchauern unter ſtürmiſchem Proteſt
aufgenom=
men. — Auf ähnliche Weiſe kam übrigens der Chilene Martinez gegen
den Amerikaner Daley um die Früchte ſeiner Arbeit, indem das
Kampf=
gericht dem Amerikaner einen Punktſieg zuſprac, und im
Leicht=
gewicht war es nicht viel anders, als der Franzoſe Carcagne trotz
ſeiner weit beſſeren Leiſtungen gegen den Chilenen Hernandez
benac=
teiligt wurde. Der deutſche Leichtgewichtsvertreter Dübbers=Köln hatte
ſeinen zweiten Kampf gegen den ausgezeichneten Argentinier
Buon=
figlio zu beſtehen. Der Argentinier war durch ſeine größere Reichweie
im Vorteil und zeigte hervorragendes Können. Dübbers vermodhte
ſich in den beiden erſten Runden nicht durchzuſetzen und mußte beide
abtreten. In der dritten ſuchte er mehr den Fight und buchte dieſe
Nunde auch dank ſeiner beſſeren Nahkampfarbeit für ſich. Es reichte
jedoch nicht mehr, den Rückſtand aufzuholen, und ſo kam Buonfiglio zu
einem durchaus einwandfceien Punktſieg.
Piſtulla bleibt ſiegreich.
Die Boxer brachten am Nachmittag des Mittwoch im
Kraftſport=
gebäude die Zwiſchenrunde in der Halbſchwergewichtsklafſe zur
Erle=
digung. Der deutſche Vertreter Piſtulla=Berlin, der ſeinen
Vorrunden=
kampf gewonnen hatte, blieb weiter in Front. Er hatte in dem Iren
Murphy zwar einen hartnäckigen, kräftigen Gegner, war aber techniſch
im Vorteil und ſchlug den Iren nach Punkten. Piſtulla kommt ſomit
alſo bereits in die Vorſchlußrunde. Außer ihm iſt nur noch der
Schwer=
gewichtler Schönrath von deutſchen Boxern im Rennen.
Beginn des Olympiſchen Reitturniers.
Die erſte Konkurrenz.
Den Teilnehmern an den Olympiſchen Wettkämpfen der Reiter
wurde am Mittwoch vormittag das Gelände für den Geländeritt gezeigt.
Der Start iſt in Hilverſum, der erſte Teil der Strecke führt bis zur
Nennbahn, auf der ein Galopp zu abſolvieren iſt, worauf es durch
freies Feld in Wald geht. Insgeſamt ſind 30 Hinderniſſe zu nehmen.
Am Nachmittag begann das Turnierprogramm mit der Dreſſur
prüfung zur Military (Vielſeitigkeitsprüfung). Vor einem ſehr
zahlreichen Publikum, größtenteils aus Deutſchen beſtehend, gingen 17
Reiter und Pferde an den Start. Von jeder Nation wurde abwechſelnd
je einer abgelaſſen. Major Neumann ſtartete mit. Ilia” an 16. Stelle
und erhielt die Wertungszahl 208,42. Die höchſte Wertungszahl wurde
mit 224,6 an den holländiſchen Leutnant Van der Voort van Zik mit
„Silver Piece”, dem Olympigſieger von 1924, vergeben. Sehr hoch
wurde auch der Ungar Major Stoitſcheff mit „Darda” (221,7) bewertet,
ferner der Norweger Viſt mit „Idalgo” (221,1). Die Prüfungen werden
am Donnerstag fortgeſetzt.
Amerika dominiert im Kunſiſpringen.
Deutſchland erſt auf dem 5., 6. und 7. Platz.
Eine Kataſtrophe bedeutet das Werturteil, das im Kunſtſpringen
über das deutſche Leiſtungsniveau abgegeben wurde. Die deutſchen
Springer Riebſchläger, Mundt und Plumanns kamen nur für die
letz=
ten Plätze in Betracht und folgten den Placierten erſt in beträchtlichem
Abſtand. Die Folgen der veralteten Anſchauung im Deutſchen Schwimme
verband, daß auch in anderen Ländern der alte Trott beibehalten wird,
machen ſich hier hemerkbar. Dieſe empfindliche Schlappe hätten wir
nicht nötig gehabt. Den Sieg holte ſich der Amerikaner Desjardins
vor ſeinem Landsmann Galitzen und dem Aegypter Simaika, der den
drei Deutſchen auch noch etwas vormachte. Der fünfte, ſechſte und
ſiebente Platz waren die ganze Ausbeute unſerer Hoffnungen.
Nummer 221
Die Kämpfe im Mannſchafts=Säbelfechten.
Deutſchland in der Zwiſchenrunde.
Als letzte Konkurrenz der Mannſchaftsfechter wurde am Mittwoch
as Säbelfechten genommen. Zunächſt wurden in vier Gruppen Aus=
Sheidungen ausgetragen, in denen USA, England, Griechenland und
Shile die Leidtragenden waren. Die deutſche Mannſchaft mit Casmir,
Moon, Halberſtadt und Thomſon erledigte die Chilenen mit 11:5 und
Lm ſomit in die nächſte Runde. Die übrigen Vorrundenergebniſſe
waren: Frankreich-Griechenland 13:3, Polen—England 11:5, Holland—
Sürkei 14:2, Ungarn—England 13:3, Polen—USA 9:7, Ungarn—
mSA 14:2.
Die erſte Zwiſchenrunde wurde in zwei Gruppen geteilt. In der
eiſten fechten Polen, Italien und Holland, in der zweiten Deutſchland,
Erankreich, Ungarn und Türkei. Polen ſiegte in der erſten Abteilung
=7 gegen Belgien, Italien war 12:4 über Holland ſiegreich. In der
veiten Abteilung traf Deutſchland gleich auf die favoriſierten Ungarn
and unterlag mit 4:12 Gefechten, wobei jeder Deutſche einen Sieg und
rei Niederlagen hatte. Dafür konnte Deutſchland dann einen
über=
lgenen 15:1=Sieg über die Türkei buchen, die mit dem gleichen
Ergeb=
is auch von Frankreich geſchlagen wurde, während Ungarn die
Fran=
woſen mit 12:4 ſchlug. Ungarn gelangt alſo mit zwei Siegen ſicher in
ie Entſcheidung.
Ungarn im Säbel vor Italien.
Am Donnerstag wurde der letzte Mannſchaftswetwbewerb im Fech=
En, der auf Säbel, zu Ende geführt. Damit ſind dieſe Wettbewerbe
ranz abgeſchloſſen, und es ſteht nur noch das Einzel=Säbelfechten aus,
das am Freitag beginnt. In der Zwiſchenrunde zum Mannſchafts=
Säbelfechten kam Deutſchland durch einen knappen Trefferſieg über
Frankreich zur Teilnahmeberechtigung an den Endkämpfen. Beim
Stande 7:7 konnte Halberſtadt den Franzoſen Ducret ſchlagen, dann
erlor Thomſon aber wieder, ſo daß beim Stande 8:8 ſchließlich nur
ie beſſere Trefferzahl von 64:61 für Deutſchland entſchied. Frankreich
hied damit aus. Italien gewann 16:0 gegen Polen, Holland 10:6
egen Belgien, und im Stichkampf gewann Polen gegen Holland. Es
rrahmen alſo an der Endrunde Ungaun, Italien, Polen und Deutſchland
wil. Ungarn ſchlug zuerſt die Polen 14:2 aus dem Felde, während
Btalien mit dem gleichen Ergebnis Deutſchland ſchlug. Nur Casmir
—nd Thomſon bonnten je einen Sieg erringen, die übvigen Gefechte
Durden verloren. Die Entſcheiſdung um den Sieg fiel nun zwiſchen
Un=
arn und Italien in einem heißen Ringen, das den Italienern nach
Dren Siegen im Florett und Degen nun doch niht auch den dritten
Erfolg beſcherte, der eine Rekordleiſtung bedeutet hätte. Beim Stande
:7 konnte Ungarns Meiſter Gömbös den Italiener Puliti ſchlagen,
und das darauffolgende Gefecht ergab einen 9:7=Sieg der Ungarn, die
Famit den Sieg errangen. Im Kampfe um den dritten Platz verlor
Deutſchland nach ausgeglichenem Kampf knapp 7:9 gegen Polen. Casmir
hatte 3:1 Siege, Moos 2:2, Thomſon 2:1 und Halberſtadt 0:4. Die
Deutſchen ſchlugen ſich recht gut, hatden aber Pech und kamen durch
inige unglückliche Treffer um den Sieg und die bronzene Medaille.
Ergebniſſe:
Rudern.
Vorentſcheidung im Doppelzweier. 1. Lauf: 1. Amerika, 7:02,4 Min.;
12. Oeſterreich (Fleßl/Loſert), 7:08,2 Min. 2. Lauf: Kanada, 7:28,4
Min. im Alleingang.
Vierer mit Steuermann. — Um den 2. und 3. Platz. 1. Schweiz,
:14,4 Min.; 2. Polen, 7:19,4 Min.
Programm für die Entſcheidungsläufe am Freitag.
Einer: Pearce=Auſtralien gegen Myers=U. S.A.
Zweier ohne Steuermann: Deutſchland (Müller/Moeſchter) gegen
England.
Zweier mit Steuermann: Schweiz gegen Frankreich.
Doppelzweier: Kanada gegen Amerika.
Vierer ohne Steuermann: England gegen Amerika.
Vierer mit Sieuermann: Italien gegen Schweiz.
Achter: England gegen Amerika.
Kämpfe um den dritten Platz.
Einer: Collet=England gegen Guther=Holland.
Zweier ohne Steuermann: Italien gegen Amerika.
Schwimmen.
Vorläufe zur 4 mal 200 Meter=Freiſtilſtaffel. 1. Vorlauf: 1.
Ame=
frika (mit Samſon, Young, Weißmüller, Clapp), 9:38,8 Min.: 2. Japan,
7:42,6 Min.; 3. Schweden, 10:03,2 Min. 2. Vorlauf: 1. Kanada (mit
Bourne, Thompſon, Ault, Spence), 9:55,6 Min.; 2. England, 10:16,6
Min.; 3. Frankreich, 10:41,4 Min. 3. Vorlauf: 1. Ungarn (Wannie II,
Sigriz, Wannie II, Barany), 9:46,6 Min.; 2. Spanien, 10:50,6 Min.
— Deutſchland (mit Heitmann, Schubert, Berges, Heinrich) in 9:58,6
Min, und Italien wegen Frühſtarts disqualifiziert.
Vorläufe zur 4 mal 100 Meter=Damen=Freiſtilſtaffel. 1. Vorlauf:
Ulmerika, 4:55,6 Min.; 2. Holland, 5:08,8 Min.; 3. Südafrika, 5:17,4
Min. 2. Vorlauf: 1. England, 5:16,6 Min.; 2. Deutſchland (mit
Leh=
mann, Wunder, Schneider, Erkens), 5:19 Min.; 3. Frankreich, 5:42,4
Min.
Vorläufe zum Turmfpringen für Herren. 1. Vorlauf: 1. Colbath=
L. S. A., 91,86 Punkte: 2. Knight=England, 83,48 Punkte; 3. Schumm=
Deutſchland, 81,68 Punkte. 2. Vorlauf: 1. Simaika=Aegypten, 101,34
Wunkte; 2. Gallitzen=U. S.A., 98,96 Punkte; 3. Rehborn=Deutſchland,
83,46 Punkte. 3. Vorlauf: 1. Desjardins=H. S.A., 104.90 Punkte;
2. Riebſchläger=Deutſchland, 81,98 Punkte; 3. Philips=Kanada, 73,43
Wunkte.
200 Meter=Bruſtſchwimmen für Damen — Entſcheidung. 1. Hilde
Schrader=Deutſchland, 3:12,6 Min.; 2. Baron=Holland, 3:15,2 Min.;
B. Lotte Mühe=Deutſchland, 3:17,6 Min.; 4. Jacobſen=Dänemark;
5. Hazelius=Schweden; 6. Hoffmann=U. S. A.
400 Meter=Freiſtilſchwimmen — Entſcheidung. 1. Zorilla=Argen=
Einien, 5:01,6 Min. (Olympiſcher Rekord); 2. Charlton=Auſtralien,
5:03,6 Min. 3. Arne Borg=Schweden, 5:04,6 Min.; 4. Grabbe=U. S.A.;
ſS. Clapp=U. S. A.; 6. Ruddy=U. S. A.
100 Meter=Rückenſchwimmen — Entſcheidung. 1. Kojac=U. S.A.,
:08,2 Min. (Weltrekord); 2. Lauffer=U. S. A., 1:10 Min.; 3. Wyatt=
. S. A., 1:12 Min.; 4. Irhe=Japan, 1:13,6 Min.; 5. Küppers=Deutſch=
Land, 1:13,8 Min.: 6. Besford=England, 1:15,4 Min.
4 mal 100 Meter=Freiſtilſtaffel für Damen — Entſcheidung.
. Amerika mit Lambertz, Mac Kim, Laird, Norelius), 4:47,6 Min.
Olympiſcher Rekord); 2. England, 5:02,8 Min.; 3. Südafrika, 5:13,4
MMin.; 4. Deutſchland (Lehmann, Wunder, Schneider, Erkens); 5.
Frank=
reich: 6. Holland (als dritter eingekommen, aber diſtanziert).
Kunſtſpringen für Damen — Entſcheidung. 1. Meanh=U. S.A.,
m8,82 Punkte; 2. Peynton=U. S.A., 75,65 Punkte; 3. Cohleman=U. S.A.,
73,83 Punkte; 4. Meudtner=Deutſchland, 67,34 Punkte; 5. Borgs=Deutſch=
Cand, 65,16 Punkte; 6. Söhngen=Deutſchland, 62,13 Punkte.
Fechte n.
Säbel=Mannſchaftsfechten — Entſcheidung. 1. Ungarn, 2 Siege,
23:9 Treffer; 2. Italien, 1 Sieg, 21:10 Treffer; 3. Polen, 1 Sieg,
A1:21 Treffer; 4. Deutſchland (Casmir, Thompſon, Moos, Halberſtadt),
S:23 Treffer.
Freitag, den 10 Auguſf 1928
Turnen.
Damen=Mannſchaftskampf. 1. Holland, 316,25 Punkte: 2. Italien,
289,25 Punkte; 3. England, 238,25 Punkte: 4. Ungarn, 256,50 Punkte;
5. Frankreich, 244,50 Punkte.
Männer — Pferd. 1. H. Haenggi=Schweiz, 59,25 Punkte; 2. G.
Miez=Schweiz, 57,75 Punkte; 3. Savelainen=Finnland, 56,50 Punkte.
Ringe. 1. J. Stuckelij=Jugoſlawien, 57,75 Punkte: 2. L. Vacha=
Tſchechoſlowakei, 67,50 Punkte; 3. E. Löffler=Tſchechoſlowakei, 56,50
Punkte.
Länderklafſement im Trrnen nach dem 2. Tag. 1. Schweiz, 2.
Finn=
land, 3. Frankreich, 4. Luxemburg, 5. Holland.
Segel n.
Entſcheidung in der 12 Fuß=Jollen=Klafſe. 1. Thorell=Schweden,
4 erſte, 2 zweite, 1 dritten Platz; 2. Robert=Norwegen, 3 erſte, 1 zweiter,
2 dritte Plätze; 3. Brohmann=Finnland, 2 erſte, 2 zweite, 1 dritten
Platz; 4. de Vries=Lentſch=Holland, 2 erſte, 1 zweiter, 2 dritte Plätze;
5. E. Beyn=Deutſchland, 1 erſter, 1 zweiter, 2 dritte Plätze.
Programm für Freitag, den 10. Auguſt.
Schwimmen: 100 Meter=Freiſtilſchwimmen für Herren (
Vor=
läufe); „Turmſpringen für Damen (Vorläufe); 100 Meter=
Freiſtil=
ſchwimmen für Damen (Vorläufe); 100 Meter=Freiſtil für Herren
Zwiſchenläufe); 100 Meter=Rückenſchwimmen für Damen (Vorläufe);
Waſſerball um den zweiten und dritten Platz); andere Sports:
Boxen, Fechten (Säbel=Einzelkämpfe), Rudern (Entſcheidungen),
Turnen, Reiten.
Turnen.
Darmſtädter Turnerſchaft.
Am Samstag, dem 11. Auguſt, jährt ſich zum 150. Male der Tag,
an dem Turnvater Friedrich Ludwig Jahn das Licht der Weltz erblickte.
Zu Ehren dieſes großen Mannes, der ſich ſo große Verdienſte um die
Leibesübungen erworben hat, werden von den deutſchen Turnvereinen
Jahnfeiern veranſtaltet. In faſt allen deutſchen Gauen gedenkt man
des großen Förderers der Turnerei. Auch in Darmſtadt findet eine
Jahnehrung
ſtatt. Mit einer großen turneriſchen Veranſtaltung tritt am Sonntag,
dem 12. Augurſt, die Dawmſtädter Turnerſchaft vor die Oeffentlichkeit.
Ein großes Schauturnen wird auf dem Hochſchulſportplatz gezeigt.
Nahezu 1000 Mitwirkende treten bei den Uebungen der Körperſchule an,
und es wird ein ſchönes Billd ſein, wenn jung und alt, Mann ud Frau
ihren Körper hin= und herwiegen. Neben dieſer Geſamtübung ſehen
wir noch einige Maſſenvorführungen, ſo ſehen wir die Frefübungen vom
Kölner Turnfeſt der Männer und Frauen, die ja bekanntlich großen
Beifall im Kölner Stadion gefunden haben. Es iſt alſo hier
Gelegen=
heit, die verſchiedenartigen Stellungen der Freiübungsteilnehmer zu
ſehen. Mit einer Sondervorführung treten außerdem noch die
Turne=
rinnen auf, ſie zeigen die Keulenübungen des Gaues, die in Köln
ge=
turnt wurden, und ferner ſehen wir die Mädchen noch einmal bei ihren
Volkstänzen. Alle dieſe Uebungen werden mit Muſik geturnt. Als
weitere Vorführungen ſind noch einige Geräteübungen vorgeſehen. Die
Beſten der Darmſtädter Vereine turnen am Barren, am Hochreck und
am Sprungtiſch. Man wird hier Turner ſehen, die ſchon über ein
großes Maß von Gewandtheit und Sicherheit an dieſen Geräten
ver=
fügen. Nicht vergeſſen wollen wir die Altersturner, die ſich in den
Dienſt der Jahnfeier geſtellt haben. Auch ſie zeigen, daß man ſich noch
hoch im Alter der Turnerei widmen kann. Die Jugend zeigt im Spiele
ihre Licbe zur Turnerei. Als weitere Sportart wird man das Fechten
ſehen, das von der Fechterſchar der Darmſtädter Turnerſchaft gezeigt
wird. Die Volksturner der Turnvereine treten zu einer 20=mal=1=
Bahn=
rundenſtaffel an. Als Schluß dieſes reichhaltigen Programms wird ein
Handballſpiel einer Städtemannſchaft von Darmſtadt gegen den D. T.=
Meiſter Heidelberg=Raſtatt ausgetragen. Vor Aufbruch findet dann
die Jahnehrung ſtatt. Ein große Jahnbüſte, die auf dem Turnplatz
aufgeſtellt wird, vereinigt alle Teilnehmer, und der 1. Sprecher der
Darmſtädter Turnerſchaft wird über die Bedeutung dieſes Tages
ſprechen.
Der Abmarſch ab Theaterplatz wird mit Muſik um 2,30 Uhr
ſtatt=
finden.
Leichtathletik.
Innerſportliche Wettkänppfe der Heſſiſchen Polizei.
Die Poliziſten der meiſten deutſchen Länder veranſtalten aus Anlaß
des Verfaſſungstages auch in dieſem Jahre ſportliche Wettkämpfe. Sie
werden einheitlich für das ganze Reich in Form gines Polizei=
Fünf=
kampfes ausgetragen, der mit Ermächtigung des Reſchsmimiſters des
Innern vom Reichsausſchuß für Polizeiſport ausgeſchrieben wurde und
folgende Uebungen umfaßt: 3000=Meter=Bahnlaufen, 300=Meter=
Schwim=
men, Handgranatenweitwurf, Weitſprung und Schießen mit Karabiner
und Piſtole.
In Heſſen gelangen die Wettkämpfe am 9., 10. und 11. Auguſt zur
Durchführung. Teilyahmebevechtigt ſind alle Polizei= und
Gendarmerie=
beamten, ſowie die Polizeianwärter. Erfreulicherweiſe ſind zahlreiche
Nennungen abgegeben worden, ſo daß eine große Zahl vom Bewerbern
um den Sieg kämpfen wird. Ausgetragen wird der Fünfkampf als
Einzelkampf und Mannſchaftskampf. Der Sieger im Einzelkampf
er=
hält die bvonzene, der zweite die eiſerne Plakette des
Reichspräſiden=
ten. Für die ſiegreichen Mannſchaften ſtehen Wanderpreiſe des
heſſi=
ſchen Staatspräſidenten und des Miniſters des Innern zur Verfügug.
Der Fünfkampf wird am Vormittage des 11. Auguſt beendet
wer=
den. Am Nachmittag tritt dann der Polizeiſportverein mit ſeinen
Ver=
anſtaltungen auf den Plan. Im Mittelpunkt ſtehr das Handballſpiel
gegen Rot=Weiß Darmſtadt, mit dem die diesjährige
Verbandsſpiel=
ſaiſon ihren Anfang nimt, und die im Anſchluß „hieran ſtattfindende
Preisverteilung an den Sieger des Polizei=Fünſkampfes.
Segelflug.
Neue Höchſileiſtungen auf der Rhön.
Der 9. Rhön=Segelflug=Wettbewerb ſteht unter einem denkbar
gün=
ſtigen Zeichen. Einige Höchſtleiſtungen legen Zeugnis ab von der
frucht=
baren Arbeit, die hier im Dienſte des Segelflugs geleiſtet wird.
Kräf=
tigen Weſtwind von 12 Sekundenmetern benutzte zuerſt der Wiener
Krohnfeld, der aber Pech hatte und ſeinen „Röhngeiſt” am Rumpf
be=
ſchädigte. Nehring auf „Darmſtadt” landete glatt in der Nähe von
Treffurth nordweſtlich von Eiſench, 72 Kilometer von der
Waſſer=
kuppe entfernt. Die bisher längſte Diſtanz hatte Ferdinand Schulz im
vorigen Jahre mit 60,2 Km. zurückgelegt, ſodaß Nehring alſo einen
Rekord aufſtellte. Der Kaſſeler Kegel ging mit „Kaſſel” bei Gehaus, 37
Km. nördlich der Waſſerkuppe nieder, während Ferd. Schulz mit „
Weſt=
preußen” es diesmal „nur” auf 21 Km. Diſtanz brachte. Eine
Rekord=
leiſtung erreichte dann Dittmar=Schweinfurt mit „Albert” der eine
Höhe von 775 Meter erzielte und damit die bisher größte Höhe
ver=
zeichnete. Seine Landung erfolgte bei Kaſſel. Daneben ſind auch die
Jungflieger unermüdlich von früh bis ſpät in Tätigkeit.
Seite 11
Die Spielvereinigung Fürth
in Darmſtadt.
Daß der Sportverein Darmſtadt 1898 zu ſeiner
Jubiläums=
veranſtaltung am kommenden Sonntag gerade die Fußball= und
Handball=Ligamannſchaft der Spielvereinigung Fürth verpflichtet
hat, iſt in erſter Linie um deswillen geſchehen, weil die
Spiel=
vereinigung Fürth ſowohl im Fußballſport wie auch im
Hand=
ballſport über ein Können verfügt, das weit das durchſchnittliche
Können der anderen Vereine überragt.
Es mag wohl manchem Sportanhänger vermeſſen erſcheinen,
daß der Fußball=Ligamannſchaft der 98er, deren Können in den
letzten Monaten wohl kaum zu überzeugen verſtand, die Aufgabe
zugemutet wird, gegen eine Mannſchaft zu ſpielen, die in der
Fußball=Hochburg Nürnberg=Fürth neben dem 1. F.C. Nürnberg
die ſpielſtärkſte iſt. Es wird ja nun wohl ohne weiteres richtig
ſein, daß tatſächlich zwiſchen dem Können dieſer beiden
Mann=
ſchaften ein Klaſſenunterſchied beſteht. Trotzdem dürfte dem Spiel
ein ganz beſonderer Reiz zukommen: Wir haben in Darmſtadt
ſeit den Spielen gegen F. T. C. Budapeſt, Bayern und Wacker
München kaum mehr eine Mannſchaft ſpielen ſehen, die einen
wirklich eleganten und dem Auge wohlgefälligen Fußball
demon=
ſtrieren konnte. Was wir bezüglich Fußball im letzten Jahre zu
ſehen bekamen, war beſtenfalls guter Kampffußball, rein auf
Er=
folg eingeſtellt, der letzten Endes nie voll befriedigen kann.
Des=
halb freuen wir uns darauf, endlich einmal wieder eine
Mann=
ſchaft genießen zu dürfen, die als Vertreter des klaſſiſchen
Fuß=
ballſportes bezeichnet werden muß. Mag auch das Verſagen der
Nürnberg=Fürther Vereine bei den diesjährigen Endſpielen um
die Süddeutſche Meiſterſchaft die äußere Berechtigung zu der
Be=
hauptung haben, der Stern von Nürnberg=Fürth ſei im
Ver=
blaſſen begriffen, ſo glauben wir doch ohne weiteres behaupten
zu dürfen, daß die diesjährigen Vertreter des ſüddeutſchen
Fuß=
ballſportes bei den Enhſpielen um die Deutſche Meiſterſchaft in
keiner Beziehung auf die Dauer das reife Können aufweiſen, das
der Club und die Leute mit dem grünen Kleeblatt immer noch
beſitzen. Gerade die Privatſpiele, die Nürnberg=Fürth in den
letzten Wochen gegen die Spitzenvereine der anderen
Landes=
verbände um Austrag gebracht haben, beweiſen dies auffällig.
Während Bayern und Wacker München nur mit Mühe und Not
gegen Dresden und Köln auf eigenem Gelände ſiegreich
abſchnei=
den konnten und während die Eintracht Frankfurt in Köln ſogar
eine 3:1=Niederlage einſtecken mußte, gewinnt der Club und die
Spielvereinigung in Dresden und Köln gegen den D. S. C. und
die Sportvereinigung Köln=Sülz glatt und hoch. Und wenn man
weiter bedenkt, daß der zweifellos äußerſt ſpielſtarke
Fußball=
ſportverein Frankfurt in Fürth vor Wochenfrift eine 4:1=
Nieder=
lage einſtecken mußte, ſo wird man ohne weiteres denen Recht
geben, die meinen, daß man aus einem kurzen Verſagen in den
ſchweren Meiſterſchaftsſpielen keine Schlüſſe ziehen kann. Das,
was der Club und die Spielvereinigung allen deutſchen
Mann=
ſchaften voraus hatten, nämlich die Verfügung über ein
unbe=
dingt feſtſtehendes und von jedem einzelnen Spieler der
Mann=
ſchaft in jeder Einzelheit beherrſchtes Syſtem, kann nicht — dies
liegt in der Natur der Sache — von heute auf morgen verloren
gehen. Und da die Spielvereinigung Fürth neben der
Beherr=
ſchung des berühmten Fürther Syſtems — einer Abart der
ſchot=
tiſchen Schule — über ganz große Einzelſpieler verfügt, dürfte ſie
immer noch die Mannſchaft ſein, die in erſter Linie dazu befähigt
iſt, Propaganda für den Fußballſport zu machen. Dafür bürgen
Namen wie Auer, Kießling, Kraus, Leinberger, Reger uſw., die
wir am 12. Auguſt ſpielen ſehen werden.
Wohl wenige Vereine können ſich rühmen, neben einer ſolch
hervorragenden Fußballmannſchaft, der es ſogar vergönnt war,
ſchon zweimal den deutſchen Meiſtertitel zu erwerben, noch eine
Handballmannſchaft zu beſitzen, deren Können ebenfalls
aner=
kannt groß iſt. Wir wiſſen ja in Darmſtadt die Spielſtärke der
Fürther Handballer, die die ſüddeutſche Meiſterſchaft ſo lange
be=
ſaßen, bis unſere einheimiſchen Spieler in dieſer Sportart zu
Ruhm und Ehre kamen, zur Genüge zu ſchätzen. Die Endſpiele
um die ſüddeutſche Meiſterſchaft in den Jahren 1925 bis 1927
gehören wohl mit zu den ſchönſten Handballſpielen, die wir
bis=
her in Darmſtadt zu ſehen bekamen. Wenn es auch in dieſem
Jahre Fürth nicht geglückt iſt, Oſtgruppenmeiſter zu werden —
nur die Differenz von einem Punkt trennte im Endergebnis
den ſüddeutſchen Altmeiſter von dem D. S. V. München —, ſo
werden trotzdem die Fürther in dieſem Jahre den 98ern ein
gleichwertiger Gegner ſein. Wenn auch in dieſer Sportart nicht
wie im Fußball ein Klaſſenunterſchied befteht, vielmehr im
Gegen=
teil der Papierform nach die 98er ein kleines Uebergewicht haben,
ſo wäre es vollkommen falſch, die Darmſtädter im Handballſpiel
als Sieger vorauszubeſtimmen. Die Handballer der
Spielvereini=
gung Fürth ſcheinen im Augenblick in beſonders guter Form zu
ſein, ſo daß ihr Ehrgeiz wohl vollſtändig darauf gerichtet ſein
wird, nun auch den ſüddeutſchen Meiſter zu beſiegen. Wenn man
bedenkt, daß Fürth vor vier Wochen den Polizeiſportverein Halle
in Halle mit 3 Toren Unterſchied beſiegen konnte und erſt am
vergangenen Sonntag der Fußballſportverein Frankfurt, von
deſſen Können zurzeit faſt Wunderdinge erzählt werden, in
Frank=
furt von Fürth eine 8:3=Niederlage beigebracht bekam, dann wird
die Darmſtädter Mannſchaft gut tun, ſich von vornherein auf
einen ſchweren Kampf gefaßt zu machen, zumal die Darmſtädter
eben zu Beginn der Saiſon nicht gerade in Hochform zu ſein
ſcheinen, wie aus dem Spiel am Dienstag abend in Worms gegen
Wormatia, in der die 98er — allerdings erſatzgeſchwächt — mit
8:3 die Segel ſtreichen mußten, hervorgeht.
Für das Fußballſpiel iſt der bekannte Berliner Schiedsrichter
Cornelius als Leiter gewonnen worden, während das
Handball=
ſpiel vorausſichtlich von Herrn Oberleutnant Hermann geleitet
werden wird. Auch dieſe Namen dürften eine volle Gewähr
dafür ſein, daß am 30. Jubiläumstag der 98er außergewöhnliche
Leiſtungen in ſportlich einwandfreier Form geboten werden.
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[ ← ][ ][ → ]Nummer 221
Freitgg, den 10. Auguſt
Franzöſiſcher Wirtſchaftsbrief.
Von unſerem A=Korreſpondenten.
Paris, 8. Auguſt.
Die Lage der franzöſiſchen Wirtſchaft iſt andauernd günſtig. Der
Außenhandel iſt bedeutend lebhafter geworden, die Lage der einzelnen
Induſtriezweige iſt gut.
Der Rohſtoffmarkt iſt belebt. Die Rohſtoffpreiſe ſollen vor großen
Aenderungen ſtehen. Am ruhigſten verhält ſich der Kohlenmarkt, wo
alles auf eine Regelung der Produktion hinausgeht. Da hier die
Aus=
ſichten der Regel ing der Kohlenproduktion auf dem internat onalen
Markt beurteilt werden, ſetzt die franzöſiſche Kohleninduſtrie auf
dieje=
nigen Induſtrien ihre Hoffnungen, denen die Kohle als Rohſtoff dient.
Die franzöſiſche Schwerinduſtrie iſt nach wie vor ſtark beſchäftigt.
Zu der günſtigen Lage am Innenmarkt trägt auch die Proſperität der
Automobilinduſtrie viel bei. Auch die Aufnahmefähigkeit der kolonialen
Märkte entwickelt ſich bemerkenswert. Der Export macht große
Fort=
ſchritte durch reichliche ſüdamerikaniſche Beſtellungen. Um den
ſüd=
amerikaniſchen Markt iſt kürzlich mit den nordamerikaniſchen
Produ=
zenten ein lebhafter Konkurrenzkampf entſtanden. Die Nordamerikaner
haben einen Exporttruſt für Schwerinduſtrieprodukte gebildet — etwa
dem Kupferkartell ähnlich —, um ihre Intereſſen beſſer ſchützen zu
kön=
nen. Von großer Bedeutung für den Geſchäftsgang der franzöſiſchen
Schwerinduſtrie ſollen auch die rumäniſchen Beſtellungen ſein. Der
geſamte metallurgiſche Export bezifferte ſich für das erſte Drittel des
Jahres 1928 auf ungefähr 85 000 Tonnen gegenüber 66 000 Tonnen für
denſelben Zeitraum des Vorjahres. Der Fortſchritt iſt alſo ſehr
be=
deutend. Der Innenmarkt zeigt die Tendenz ſtationär zu werden. Die
Preiſe ſind im allgemeinen ſehr feſt, bei den Halbprodukten iſt ſogar
eine leichte, aber andauernde Hauſſe vorhanden.
Auf dem Metallmarkt iſt die Tendenz gut, das iſt übrigens gar
nicht überraſchend, da die Preiſe — Kupfer ausgenommen — ſehr
nied=
rig ſind. Preisſchwankungen erfolgen ſehr häufig. Die Spekulation
ſpielt jetzt eine geringere Rolle auf dem Metallmarkte, als früher. Das
hat auch teilweiſe zur Folge, daß die Zinnpreiſe ſo niedrig ſind. Die
Zinnproduktion hat ſich ein wenig erhöht und die Abnahme entwickelt
ſich günſtig.
Der Kupfermarkt iſt ruhig. Die kritiſche Lage vieler
Induſtrie=
zweige in den Vereinigten Staaten hat ſich bisher noch nicht fühlen
laſſen. Die Amerikaner beurteilen die Lage am Kupfermarkt ſehr
optimiſtiſch, ſie geben aber zu, daß die Preiſe ſeit einem halben Jahre
nur infolge der europäiſchen Käufe aufrecht zu erhalten waren.
Die Zinkpreiſe ſind feſt, bei einer ſonſt ruhigen Geſchäftslage. Für
den Herbſt erwartet man eine bedeutende Hauſſe. Die Aktivität der
Zink benötigenden Induſtrien ſoll dann nämlich intenſiver werden. Die
Werte der metalliſchen Minen lagen ſehr ſchwach.
Die Lage des Petroleummarktes iſt viel günſtiger geworden. Die
Preiſe ſind im Steigen begriffen, und die Vorräte ſind erheblich
zurück=
gegangen. Die amerikariſche Produktion ſoll ſeit einem Jahre im
Rückgang begriffen ſein. Etwas beunruhigend wirkten jedoch auf dem
Markte die Nachrichten über die Wiederaufnahme der Bohrungen auf
den ſeminoliſchen Oelfeldern, die bekanntlich im Vorjahre die
Ueber=
produktion hervorriefen. Wenn dieſe Nachrichten ſich bewahrheiten
würden, ſo würde es mit dem ſchwer errungenen „Gleichgewicht” auf
dem Petroleummarkte bald vorbei ſein. Es iſt in der letzten Zeit viel
von einer internationalen Petroleumkonferenz die Rede, auf der ſogar
ein ruſſiſcher Delegierter teilnehmen ſoll. Dieſe Konferenz würde —
es ſteht noch nicht feſt — im September in den Vereinigten Staaten
abgehalten werden.
Auf dem run äniſchen Markte iſt die Situation wenig günſtig. Es
gelang zwar nach vielen Anſtrengungen, neue Bohrungen durchzuführen
und die Produktion zu ſteigern; es iſt aber dadurch eine Anhäufung
der Vorräte entſtanden und man kämpft jetzt mit Abſatzſchwierigkeiten.
Die Petroleumwerte haben eine ſtarke Baiſſe durchgemacht.
Die Lage des Kalimarktes iſt infolge des Aufſchwunges der
Kunſt=
düngerinduſtrie ſehr günſtig. Die Ausbeutungsverſuche neuerer
Kali=
lager gehen jedoch ſehr langſam vor. Die Erhöhung der Produktion
wäre von größter Wichtigkeit, da die Nachfrage im ſtändigen Wachſen
begriffen iſt. Der Phosphatenmarkt iſt ſehr lebhaft. Es liegen jetzt
Statiſtiken über den Export der nordafrikaniſchen Phosphatenlager vor.
So belief ſich der Export aus den tuniſchen Häfen auf 2 147 867
Qlnin=
tals, von dem 917 020 von Frankreich und 323 830 von Italien
aufge=
nommen wurde. Der Phosphatenexport der marokkaniſchen Lage machte
für die erſte Hälfte des Jahres 644 810 Tonnen aus, und er wurde
nach zwanzig Ländern verteilt. Die Lage des Nitratenmarktes wird
jetzt viel optimiſtiſcher beurteilt. Das bezieht ſich natürlich auf das
chileniſche Nitrat, denn der Erſatz des künſtlichen Nitrates verurſachte
bisher bekanntlich wenig Schwierigkeiten. Der chileniſche Nitratenexport
hat im Laufe dieſes Jahres einen erheblichen Aufſchwung genommen.
Die dortigen Kreiſe ſollen jetzt die Lage des Marktes ſehr optimiſtiſch
beurteilen, da man bei den niedrigen Preiſen auf einen weiteren
Fort=
ſchritt des Verbrauches rechnet. Andererſeits iſt die Lage der
Produ=
zenten auch durch die veränderte Haltung der Regierung günſtiger
ge=
worden.
Der Getreidehandelstag in Frankfurt a. M.
Der Getreidehandelstag, der am 9. Oktober d. J. in Frankfurt am
Main abgehalten, werden wird, ſoll, wie gemeldet wird, ein großer
Handels= und Börſentag für ganz Deutſchland ſein, und zwar für
Ge=
treide=, Futter= und Düngemittel, Sämereien, Mehl, Kartoffeln und
Mauhfutter. An alle Intereſſenten in Deutſchland und dem
benach=
barten Ausland ſind Einladungen ergangen; ſchon jetzt liegen viele
Zu=
fagen vor. Neben den Händlerkreiſen wird auch die Landwirtſchaft zur
Teilnahme an der Tagung eingeladen, ebenſo wie die zuſtändigen
be=
hördlichen Kreiſe dafür intereſſiert werden. Die Veranſtaltung findet
auf Veranlaſſung der Frankfurter Getreidebörſe in der Feſthalle auf
dem Meſſegelände ſtatt. Während der Tagung ſollen die Erzeugniſſe
der diesjährigen Ernte an Getreide, Kartoffeln und Hülſenfrüchten aus
allen deutſchen Anbaugebieten ausgeſtellt werden. Der Tag ſoll von den
Teilnehmern benutzt werden, um ſich zu informieren, neue Beziehungen
zu ſichern, Geſchäfte abzuſchließen und Meinungen über die beruflichen
Tagesfragen auszutauſchen. Frankfurt beabſichtigt, dieſer erſten Tagung
jedes Jahr eine neue folgen zu laſſen und damit den Frankfurter
Getreidehandelstag zu einer ſtändigen Einrichtung zu machen. Bisher
gibt es nur den Magdeburger Getreidehandelstag. Zu ihm wird alfo
Frankfurt kommen.
Wirtſchaftliche Rundſchau.
15. Wiener Internationale Meſſe. Vom 2. bis 8. September 1928
findet die 15. Wiener Internationale Meſſe (Herbſtmeſſe) ſtatt.
Meſſe=
ausweiſe zum Preiſe von 3.— RM., die den Beſuchern der Wiener
Meſſe beſondere Vorteile auf der deutſchen und öſterreichiſchen
Eiſen=
bahn ſowie auch für den ſonſtigen Aufenthalt in Wien gewähren,
kön=
nen durch den ehrenamtlichen Vertreter der Wiener Meſſe, Syndikus
Dr. Hans Schäfer bei der Heſſiſchen Induſtrie= und Handelskammer
Darmſtadt bezogen werden. Nähere Auskünfte erteilt auch das
Büro der Heſſiſchen Induſtrie= und Handelskammer Darmſtadt,
Rhein=
ſtraße 14 I. (Eingang Grafenſtraße), Telephon 368 und 369.
Die deutſche Roheiſengewinnung im Juli 1928. Die
Roheiſengewin=
nung im Juli 1928 iſt mit 1034 694 Tonnen um 13344 Tonnen oder
um 1,3 Prozent höher als die des Juni. Da der Juli aber 31
Arbeits=
tage hatte, während im Juni nur an 30 Tagen die Hochöfen in Betrieb
waren, iſt die arbeitstäglicke Erzeugung mit 33 377 Tonnen um 668
Zenter oder 2 Prozent niedriger als die des Vormonats und um 2520
Tonnen oder 7 Prozent niedriger als die des Fuli 1927. Sie entſpricht
72,7 Prozent der durchſchnittlichen arbeitstäglicken Leiſtung des Jahres
1913 im Deutſchen Reich damaligen Umfangs. Von 185 Hochöfen waren
100 (Juni 103) in Betrieb und 13 (13) gedämpft.
Die Elektrifizierung der franzöſiſchen Südbahn. (Auftrag für die
Brown=Boveri=A.=G., Mannheim.) Die Compagnie des Chemins de fer
du Midi erteilte der Brown=Boveri=A.=G. in Mannheim einen Auftrag
auf die elektriſche Ausrüſtung von 24 Umformerſtationen (60 000 Volt
Drehſtrom und 1500 Volt Gleichſtrom) für die Strombelieferung ihrer
Linien. Die Stationen werden teils mit Gleichrichtern, teils mit
Ein=
ankerumformern ausgerüſtet. Der Auftrag wird von der Brown=Boveri=
A.=. zuſammen mit der Compagnie électro=méchanique, Paris, und
der Compagnie Frangaiſe Thomſon=Houſton, Paris, ausgeführt. Der
Marlanteil wird über Reparationskonto verrechnet.
Frankfurter und Berliner Effektenbörſe.
Frankfurt a. M.. 9. Aug.
Der flaue Verlauf der geſtrigen New=Yorker Börſe und die
peſſi=
miſtiſche Beurteilung der Geldmarktlage durch die dortige Spekulation
verurſachten zu Beginn der heutigen Börſe eine gewiſſe Unſicherheit.
Die Spekulation nahm daraufhin verſchiedentlich wieder einige Abgaben
vor. Andererſeits beſtand jedoch weiter rege Nachfrage nach
Spezial=
werten, beſonders nach Elektrizitätsaktien. Der Markt wurde dadurch
geſtützt, und man konnte die Tendenz als behauptet bezeichnen. Die
Kursentwicklung war uneinheitlich. Für Elektrowerte beſtand angeblich
weiterhin auch Intereſſe von Auslandsſeite. Im Mittelpunkt ſtanden
Siemens u. Halske, die 1 Prozent höher eröffneten und bald weitere
2 Prozent anzogen. Chadeaktien waren 4 Prozent und Gesfürel
2 Prozent erhöht, während AE.G., Bergmann und Schuckert gut
be=
hauptet blieben. Chemie= und Zellſtoffwerte waren eher angeboten.
J. G. Farben gaben 1 Prozent und Waldhof 2 Prozent nach.
Scheide=
anſtalt waren geringfügig gebeſſert. Montanwerte waren trotz der
Nachricht, daß im Juli die Lage am Ruhrkohlenmarkt leich gebeſſert
ſein ſoll, vernachläſſigt und eher ſchwächer. Autoaktien eröffneten faſt
unverändert. Lebhafter gefragt waren Reichsbank, die 3½ Prozent
gewannen. Deutſche Linoleum waren 2 Prozent erholt. — Deutſche
Anleihen nachgebend, Auslandsrenten weiter faſt ohne Umſatz.
Im Verlaufe wurde die Stimmung allgemein freundlicher.
Nament=
lich Elektrowerte blieben gefragt. Man war befriedigt über die
Nach=
richt, daß auch für dieſe Woche der Londoner Diskontſatz nicht erhöht
wurde. Lebhaftes Intereſſe machte ſich für Adlerwerke bemerkbar, die
4 Prozent anzogen. J. G. Farben blieben weiter ſtark vernachläſſigt.
— Der Geldmarkt war kaum verändert. Tägliches Geld 6½ Prozent.
Am Deviſenmarkt waren Deviſen wieder etwas höher. Mark gegen
Dollar 4.1964, gegen Pfunde 20.370, London=Kabel 4.8552, Paris 124.24,
Mailand 92.80, Madrid 29.05, Holland 12.10½.
Die Abendbörſe war bei ſehr ſtillem Geſchäft gegen die
Mittags=
nachbörſe faſt unverändert. Kleine Umſätze hatten Elektrowerte, von
denen Siemens und Unbernehwungen ihzen höchſten Kurs nicht ganz
behaupten konnten. Auch Farbeninduſtrie blieben ſtark vernachläſſigt
und bröckelten wieder etwas ab. Verkehrsweſen lagen uverändert,
jedoch Lenz im Frewerkehr ſehr feſt, 172. Ebenſo Dyckerhoff u.
Wüd=
mann ſteigend 124. Dem Vernehmen nach hat die Lanz A.G. noch einen
weiteren großen Siedlungsauftrag in Ausſicht, der die Höhe des
Akten=
kapitals erreicht. Am Einheitsmarkt waren Rückfort geſucht und feſt
88,5, desgleichen beſtand Nachfrage nach Lutz.
Im einzelnen nannte man: Commerzbank 184, Danat 268,
Dres=
dener 167,2, Neichsbank 297,5, Buderus 84,75, Harpener 150, Ilſe 257,
A. E. G. 178,37, Daimler 110,5, Deutſche Linoleum 368, J. G. Farben
264,5, Gesfürel 268, Holzverkohlung 91,5, Aſchaffenburg 219.
Berlin, 9.-Auguſt.
Die heutige Börſe eröffnete in nicht einheitlicher Haltung und
zunächſt leicht abgeſchwächt, jedoch war die Tendenz im Gegenſatz zur
Haltung des vorbörslichen Freiverkehrs nicht ſo unfreundlich, da das
rege Geſchäft in den Spezialwerten dem Markt eine Stütze gab. Nach
Feſtſetzung der erſten Kurſe blieb das Geſchäft außerordentlich ruhig,
doch war die Tendenz ein wenig freundlicher, feſter wurden
Elektro=
werte und Kunſtſeide=Aktien. Im weiteren Verlauf trat eine geringe
Befeſtigung ein, jedoch konzentrierte ſich das Geſchäft lediglich auf
Spezialwerte.
A. E. G
Augsb.=Nürnb. Maſe
Baſalt ..
Bergmann.
Berl. Karlsruhe J
Berl. Hand.=Geſ.
Braunkohl. = Bril
Bremer Wolle.
Danatbank.
Deutſche Bank.
Diskontogeſ. .
Dresdner Bank..
Deutſche Maſchinen
Deutſche Erdöl .....!
Deutſche Petroleum
Dynamit Nobel ..
Elektr. Lieferung
J. G. Farben.
Gelſenk. Berg.
G. f. elektr. Untern
Han. Maſch.=Egeſt.
Hanſa Dampfſch.
Hapag ..
Harpner. . . . .
Hemoor Zement. .
262.— 1 262.— Wittener Gußſtahl 64.— 64.—
Deviſenmarkt.
Helſingfors .
Wien ..."
Prag ..
Budapeſt ..
Sofia ....."
Solland .. ..
Lslo ......"
Kopenhagen".
Stockholm .. ."
London .....
Buenos Aires
Neu=York ..
Belgien ...."
Geld
21.925
16.38
70.05
81.35
1.896
0.4985
7.367
19.18
5.415
2.156
4.188
4.291
Brie
21.965
16.42
30.69 180.85
70.19
81.51
1.900
0.5005
7.381
19.22
5.425
2.160
4.194
4.299
Die deutſchen Girozentralen in den letzten
drei Jahren.
Ein ziffernmäßiges Bild der Entwicklung der deutſchen
Giro=
zentralen, der Spitzeninſtitute der in provinziellen und Landes=
Sparkaſſen= und Giroverbänden zuſammengeſchloſſenen Sparkaſſen
zeit eine geſunde Aufwärtsbewegung. Zur Zeit veröffentlichen zwanzia
Girozentralen (einſchließlich der Deutſchen Girozentrale — Deutſchen
Kommunalbank —) allmonatlich ihre Bilanzen nach dem bekannten
ein=
heitlichen Schema, nach dem auch die Bilanzen der übrigen öffentlichen
und der privaten Banken aufgeſtellt werden. Wenn auch die
Vergleichs=
möglichkeit der Bilanzen dadurch ſtark beeinträchtigt iſt, daß erſt in der
letzten Zeit alle Girozentralen Zwiſchenbilanzen veröffentlichen und
ferner früher dieſe Vilanzen teilweiſe nach verſchiedenen Muſtern
auf=
geſtellt wurden, ſo ſind einige Hauptziffern dieſer Bilanzen doch
geeig=
net, die Entwicklung der Girozentralen zuverläſſig zu veranſchaulichen.
Die Bilanzſummen der Girozentralen, alſo die Geſamtheit
ihrer eigenen und fremden Mittel, zeigen in den letzten drei Jahren
Die von den Girozentralen verwalteten Kapitalbeträge haben ſich
danach in den letzten drei Jahren auch bei Berückſichtigung der
ſtatiſti=
ſchen Fehlerquellen mindeſtens verdreifacht.
Das Eigenkapital der Girozentralen nahm in dieſer Zeit;
im Verhältnis zum Geſamtvermögen laufend ab, eine Entwicklung, die
allen deutſchen Kreditinſtituten gemein iſt. An die oben angegebenen;
Terminen betrug das Kapital plus Reſerven in Prozenten der
Bilanz=
ſummen:
30. 4. 25 31. 10. 25 30. 4. 26 31. 10. 26 30. 4. 27 31. 10. 27 30. 4. 28 31. 5. 28
6,4 7,4 5,5 5,9 5,5 5,8 5,2 5,0 %.
Dieſer niedrige Prozentſatz von 5 Proz. (bei 91 Aktienbanken 9,8 Proz.)
erklärt ſich aus der beſonderen rechtlichen Struktur der Girozentralen ;
als öffentlich=rechtliche Inſtitute. Während bei den Privatbanken die =
Höhe des Eigenkapitals und der Reſerven als Gradmeſſer für die
Be=
urteilung der Sicherheit der Einlagen angeſehen wird, bildet das
Eigen=
kapital der Girozentralen, für deren Geſchäfte alle angeſchloſſenen:
Kommunalverbände als Garantieverbände haften, nur einen Grundſtock 4
des Betriebskapitals, ohne als Garantiekapital nennenswerte Bedeutungg
zu beſitzen.
Die Hauptpoſten der fremden Mittel der Girozentralen zeigt:
die folgende Tabelle (um Doppelzählungen zu vermeiden, ſind die
Zif=
fern der Deutſchen Girozentrale — Deutſchen Kommunalbank —
her=
ausgenommen worden):
Girozentral. Zahl der Bilanzſumme
in Mill. RM Kreditoren
in Mill. RM langfriſtig
insgeſamt
in Mill. RA Mittel
davon Oblig./
in Mill. RA 30. 4. 26 1506,6 1177,9 194,9 42,2 30. 4. 27 2245,5 1301,6 720,1 2704 30. 4. 28 19 3 279,8 1863,4 1 186,4 505,6
Die langfriſtigen Mittel — insbeſondere die durch Ausgabe
von Kommunalanleihen beſchafften — haben alſo erheblich ſtärllr als
die kurz= und mittelfriſtigen Kreditoren zugenommen. Die
Inanſpruch=
nahme des Kapitalmarktes erfolgte in der Hauptſache durch Emiſſionen
von Kommunalanleihen: die in der 2. Tabelle zwiſchen den
Ziffern der Spalte 5 und 6 beſtehende Differenz beruht im weſentlichen !
auf den langfriſtigen Darlehen, die von der Deutſchen Girozentrale aus
Mitteln ihrer eigenen „Deutſchen Kommunal=Anleihen” an die
ein=
zelnen Girozentralen weitergeleitet worden ſind.
Auf der Anlageſeite zeigen die Ziffern der folgenden Tabelle:
Zahl der
Debitoren in
Langfriſtige
Stichtag berichtenden laufender Rechnung Ausleihungen
Girozentralen in Mill. RM.
721,1
16
30. 4. 26
524,1
673,5
18
30. 4. 27
1078,4
1024,4
30. 4. 28
20
1276,0
eine entſprechende größere Vermehrung der langfriſtigen Anlagen; dochh
hat ſich auch das kurzfriſtige Kreditgeſchäft günſtig entwickelt.
Vom ſüddeutſchen Ledermarft.
Die in der Vorwoche eingetretene ruhigere Haltung an dem
deut=
ſchen Ledermarkt nahm in dieſer Berichtszeit ihren Fortgang.
Beein=
flußt war dieſe ruhigere Tendenz in erſter Linie durch die am
Roh=
häutemarkt eingetretene Stagnation und Stillſtand in der Preisers
höhung. Die Lederintereſſenten zeigten aus dieſem Grunde eine allges
meine Zurückhaltung und die Umſätze nahmen keinen nennenswertenn
Umfang an. Einzig der Zwiſchenhandel war mit einigen Käufen am)
Markte, während die Schuhinduſtrie faſt völlig fehlte. Andererſeits iſtte
das Angebot weiter klein und man hegt für den Herbſt bereits einige‟
Befürchtungen. Auf dem Unterledermarkt ſind nur einige Abrufe im
Schuhfabrikationswaren zu verzeichnen, während kräftigere Sorten vom
Vaches und Sohlledern in größeren Poſten vom Handel aufgenommenn
wurden. Am Oberledermarkt war kaum Geſchäft zu verzeichnen. Angloß 9
dieſem ruhigen Geſchäftsgang iſt auch die Lage am Sattlerledermanta
DiM fe
anleihe von 1927
6‟ Baden
Frei=
ſtaat von 1927..
6% Bay. Freiſtaat
von 1927 ......
60 Sachſen
Frei=
ſtaat von 1927.
7% Thüringer
Frei=
ſtaat von 1927.
Dtſche. Anl.
Auslo=
ſungsſch. *
Ablöſungsanleih
Dtſche. Anl.
Ablö=
ſungsſch. (Neub.
Dtſche.
Schutzge=
bietsanleihe . .
80 Bad.=Bad. v. 2
6¾Berlin v. 24
8½ Darmſtdt. b. 26
7% Frkf. a. M. v. 26
8%Mainz v. 26.
8%Mannh. v. 26
8%Nürnberg v. 26
80 Berl. Hyp.=Bk.
8% Frkf. Hyp. Bk.
BSi.
Pfbr. . .
80 Heſſ. Landeso1
8% Kom.
Landes=
bank. Darmſtadt
80 Mein. Hhp.Bk.
80 Pfälz. Hyp.Bk.
8% Preuß. Ctr.=
Stadtſchaft. . . . .
Frankfurter Kursbericht vom 9. Auguſt 1928.
87l,
80
86
51
17.15
6.75
94.5
93
86.5
91.5
98
97.5
97.5
97.5
89.5
88
93:/=
88.5
82
98
98
o7
VoRhein. Hhp.=Bk.
80 Rhein.=Weſtf.=
Bd.=Credit.. . . .
3½ Südd. Bod.=
Cred.=Bank.
8% Württ. Hyp.=B.
Dt. Komm.
Sam=
mel=Ablöſ.=Anl.
+ Ausl. Ser. I.
„ „ Ser. II.
6% Daimler Benz
von 27 ...."
80 Klöckn=Werke
Berlin v. 26....
7% Mainkrw. v. 26.
7% Ver. Stahlw.
mit Opt. v. 26
8% Voigt & Häffner
v. 26 ......"
39 Bosn. L. E. B.v.
1914 .........
4½% Oſt.
Schatz=
anw. v. 1914
4% Oſt. Goldrente
4½% Rum. Gold
von 1913
4%0 Türk. Admin.
1. Bagd.
Zollanl.
4½% 1913 Ungarn
1914
4% Ung. Goldr.
Aktien
Allg. Dt. Creditanſt.
Bk. f. Brauinduſtr
Berl. Handelsgeſ...
Comm. u. Privatb.
R
V
94
50.75
67.75
76
91.75
84.75
86.5
93
37.5
22.75
277
26.55
137.25
186
83.5
Darmſt. u. Nt.=Bk.
Deutſche Bank...
„Eff.=u.
Wechſel=
bank .. . . . . . . . 123
Vereinsbank ..
Diskonto=Geſellſch
Dresdner Bank ..."
Frankf. Bank .....
Hyp.=Bk. . . 1148.75
Pfdbr.=Bk. 148
Hotha. Grundkr. B
Mein. Hyp.=Ban!
Metallbank. . . . . ."
Mitteld. Creditbk.
Nürnb. Vereinsbk.
Oſt. Creditanſtalt . .
Pfälz. Hyp.=Bank
Reichsbank=Ant. . . 1296.25
Rhein. Creditbank/127.25
765
166
102
159
166
112
142.5
134
142
199
160
34
160
Südd. Bod.=Cr. Bk.
Wiener Bankverein! 15:
A.=G.f. Verkehrsw)
Dt. Eiſenb.=Geſ...
7% Dt. Reichsbahn=
Vorzge.
Hapag ..
Nordd. Llohd. . . ..
Schantung=Eiſenb.
Südd. Eiſenb.=Geſ
Accum. Berlin ...
Adlerw. (v. Kleyei
6% AEG. Vorzug
AEG. Stamm. . . .
Baſt Nürnberg ..
Bergm. El. Werke
BrownBoverickCie
Brüning & Sohn.
165.5
Ee
155.5
127
168
133
82.5
178
153.5
127
Kfe
Cement Heidelberg/136
Karlſtadt 167
Chem. WerkeAlbert.
Fabrik Milch) —
Daimler=Benz ... /109.5
Dt. Atl.=Telegr.. .
Eiſenh. Berlin/ 78
Erdöl . . . . . . 139
Gold= u. Stib.=Anſtalt /205.5
„ Linoleumwerk . 1365
Eichbaum,Brauer.
Elektr. Licht u. Kraftl220
Liefer.=Geſ. /174
Eſchw. Bergwverk 1204
Eßlinger Maſchinen 49
„ Hyp.=Bank/181 Ettlinger Spinnerei/225
Faber, Foh., Bleiſt. 37.5
Felt. & Guilleaum.
Feinmech. (Jetter)/ 82.5
Frkft. Gas ... . . . . 145
Hof...
Geiling & Cie. .../ 79
Gelſenk. Bergwerk
Geſ. f. elektr.
Un=
ternehmungen 1266.5
Goldſchmidt Th. 26
Gritzner Maſchinen, /130,
Grün & Bilfinger. 1174
Hafenmühle Frrft. 138
Hammerſen (Osn.)
Harpener Bergbaul —
Henninger, Kempf, 189.5
Hilpert Armaturfb. 80
Hindrichs=Aufferm. 107
Hirſch Kupfer .. . . 140
Hochtief Eſſen
Holzmann, Phil. . . 145
J. G. Farbenindſtr. /265.10 Mannesm. Röhre
99.5
Ja
R e
Ilſe Bergb. Stamm
Genüſſe
Junghans Stamm.
Kali Aſchersleben.
„ Salzdetfurth.
„ Weſteregeln.
Kammgarnſpinn.
Karſtadt, R. . . . . ."
Klein, Schanzl. .
Klöcknerwerke .."
Kraftw. Alt=Württ.
Lahmeyer & Co..
Lech, Augsburg ..
Löwenbr. Münch.
Lüdenſcheid Metall
Lutz Gebr. Darmſt.
Maintr .W. Höchſt
Mainz. Akt.=Br.
Mansfeld. Bergb..
Mars=Werke
Metallgeſ. Frankft
Miag, Mühlenbau.
Motorenfb. Darmſt.
Neckar/. Fahrzeug.
Nicolah. Hofbr
Oberbedar:
Oſterr. AlpineMon
Otavi Minen ..
Peters Union Frkf.
Phönix Bergbau
Reiniger. Gebb.
Stahlwerke ..
Roeder Gb. Darmſt.
HTI.
102-,
15‟,
Sachtleben A.=G.,
Schöfferhof=Bind..
Schramm Lackfrb.
Schriftg. Stempel.
Schucker: Elektr., 1205
Schwarz Storchen
Siem. Glasinduſtr.
Siemens & Halske
Südd. Immobilien
Zucker=AG.
Stro)ſtoff. Ver.
Tellus Bergbau ./119.5
Thür. Lief.=Geſ...
Tucher, Brauere:.
Unterfr. Krs.=
Elek=
tr.=Ver).
Veithwerte
Ver. f. Chem. Ind
Gummifabrik
Berlin=Frankf.
Laurahütte.
Stahlwerke ..
Ultramarin. . .
Zellſt., Berlin
Vgtländ. Maſchinen
Voig: & Haeffner.
Wayß & Freytag.
Wegelin Rußfabrik
Werger Brauerei.
Fellſt. Aſchaffenbg.
Memel ....
Waldhof
Rh. Braunkohlen. 1257.5 Allianz u. Stuttg.
Elektr. Stamm 153 Verſicherung ...
142.5 Frkft. Allg. Verſ.=G
Riebeck Montan /154 Frankona Rück= u.
Mitv. . . . . . . . . .
Rütgerswerke . . ..1107.75 Manh. Berſich. .
210
355
124.5
116
175
375
98
149
268
105
170.5
1104
34
88
97
153
146
207
144.5
154
192
219
145
258
184
16
[ ← ][ ][ → ]Nummer 221
Freitag, den 10. Auguſf 1928
Seite 13
Metallnotierungen.
Die Metallnotierungen in Berlin am 9. Auguſt ſtellten ſich für je
170 Kilogramm für Elektrolytkupfer (prompt eif Hamburg, Bremen od.
ſwtterdam (Notierung der Vereinigung f. d. Dt. Elektrolytkupfernotiz)
17 9,75 RM. — Die Notierungen der Kommiſſion des Berliner Metall=
6i rſenvorſtandes (die Preiſe verſtehen ſich ab Lager in Deutſchland für
nwmpte Lieferung und Bezahlung) ſtellten ſich für
Originalhüttenalu=
n nium, 98= bis 99proz., in Blöcken, Walz= oder Drahtbarren 190.—
RM.; desgl. in Walz= oder Drahtbarren, 99proz 194.— RM.;
Rein=
nakel. 90= bis 99proz. 350.— MM., Antimon Regulus 87.00—92.00 RMM.,
ſ—inſilber (1 Kilogramm fein) 80.75—82.25 RM.
Die Metallnotierungen an der Londoner Börſe vom 9. Auguſt
ſtell=
ſen ſich für Kupfer: (Tendenz: ruhig) Standard per Kaſſe 62¾ bis
zD4, drei Monate 62½—6215/,, Settl. Preis 62½, Elektrolyt 6834 bis
324, beſt ſelected 65½—66½, Elektrgwirebars 69½; für Zinn:
Tendenz: feſt) Standard per Kaſſe 215½—215½, drei Monate 212½
bS 21234, Settl. Preis 215½; inoff. Not.: Banka 220, Straits 218;
üir Blei: (Tendenz: ſtetig) ausländ, prompt 21½ entf. Sichten 21½,
SSttl. Preis 21½; Zink: (Tendenz: ſtetig) gewöhnl. prompt 947/16,
nrtf. Sichten 2411/,, Settl Preis 24½. — Inoffizielle Notierungen:
Fujechſilber 22½, Wolframerz 1578.
Produktenberichte.
Mannheimer Produktenbericht vom 9. Auguſt. Infolge des reich=
—hen Angebots zu weiter reduzierten Preiſen verkehrte die Börſe heute
äußerſt ruhiger Haltung. Man nannte: Weizen inl. 25—25,25, ausl.
25,25—29, Roggen inl. 24—24,25, Hafer (neuer) inl. 22,50—23, ausl. 26
b.s N,25, Braugerſte inl. 27—29, Futtergerſte 23,25—24, Mais mit
Cack 24,50—24,75, ſüdd. Weizenmehl, Spezial 0, 34, ſüdb. Roggenmehl
25—34,50, Weizenkleie 14,25, alles in Reichsmark die 100 Kg.
waggon=
f ei Mannheim, frei Mannheim.
Frankfurter Produktenbericht vom 9. Auguſt. Der Fvankfurter
4 roduktenmarkt verkehrte in ruhiger Haltung. Die Stimmung war
zremlich luſtlos und die Unternehmungsluſt der Händler war ſehr
ge=
ng, da die weiter ſchwachen Auslandsnotierungen weiter verſtimmten.
Tie Preiſe blieben im allgemeinen jedoch behauptet, nur Weizen= und
oggenmehl hatten ſtärker uuter dem Druck der niedrigen
Auslands=
twtierungen und des ſchlechten Abſatzes der Mühlen zu leiden. Am
Frittermittelmarkt beſtand für Weizen= und Roggenkleie einiges In=
1-reſſe. Die Preiſe waren wie folgt feſtgeſetzt: Weizen neuer Ernte
(vier wivd nur noch eine Sorte notiert) 24,50, Roggen 23,50, Sommer=
(erſte neue Ernte 27,50—B, Haſer inl. 26,75—27, Mais für
Futter=
zwecke 23,75, Weizenmehl 33,75—34, Roggenmehl 33,50—34,
Weizen=
jreie 14,25, Roggenkleie 15,50.
Berliner Produktenbericht vom 9. Auguſt. Die Abwärtsbewegung
im Berliner Getreidegeſchäft, die geſtern abend und heute vormittag
im Verfolg der flauen amerikaniſchen und kanadiſcher Marktberichte ſich
terſtärkte, kam heute nach dem Bekanntwerden des unerwartet feſteren
iverpool etwas zum Stillſtand. Wohl war das Eröffnungsniveau
miedriger als der geſtrige Schluß, doch reichten die Rückgänge nicht an
läe im Freiverkehr heran. Im Zeitgeſchäft wurde der Sevtemberweizen
durch Realiſationen und Abgaben um annähernd 2— Mk. gedrückt,
ſpätere Sichten nur 0.50 Mk. ſchwächer. Roggen wurde heute niedriger
gefordert; im Lieferungshandel ſetzten ſich bei vereinzelten
Bezugs=
käufen nur kleinere Preisabſchläge durch. Futtergetreide iſt nur in beſten
Sorten unterzubringen. Mehl mit Ausnahme von promptem neuen
Roggenmehl ruhig.
Viehmärkte.
Darmſtädter Viehmarkt vom 9. Auguſt. Aufgetrieben waren 125
Kälber, 6 Schafe und 8 Ochſen. Die Preiſe ſtellten ſich für Kälber
a) 72—78, b) 65—71, c) 58—64; Schafe 38—42. Marktverlauf: lebhaft
Mannheimer Viehmarkt vom 9. Auguſt. Dem heutigen Viehmarkt
waren zugeführt: 113 Kälber, 25 Schafe, 157 Schweine, 632 Ferkel und
Läufer. Bezahlk wurden für Kälber 60—78, für Schafe 44—48, für
Schweine 70—79, für Ferkel und Läufer 9—26. Marktverlauf: Mit
Kälbern mittelmäßig, geräumt; mit Schweinen mittelmäßig,
ausver=
kauft; mit Ferkeln und Läufern mittelmäßig.
geräumt.
Frankfurter Viehmarkt vom 9. Auguſt. Der Auftrieb des heutigen
Nebenmarktes beſtand aus 81 Rindern, 1218 Kälbern, 183 Schafen und
550 Schweinen. Verglichen mit dem Auftrieb des Nebenmarktes der
Vorwoche, waren 50 Kälber und 75 Schafe mehr angetrieben, während
300 Schtveine weniger zum Verkauf ſtanden. Bezahlt wurde pro
Zent=
ner Lebendgewicht: Hälber b) 72—77, c) 67—71, d) 60—66, Schafe a)50
bis 54, b) 43—49, Schweine b) 80—82, c) 80—82, d) 80—83, e) 76—80.
Im Vergleich zu den Notierungen vom 6. d. M. waren Kälber 1—2
Reichsmark und Schweine 5 RM. teurer. Marktverlauf: Schweine
leb=
haft, geräumt; Kalber und Schafe wäßig rege, ausverkauft.
Fleiſch=
großmarkt: Ochſen= und Rindfleiſch 1. Qual. 95—100, 2. Qual.
90—95, Bullenfleiſch 80—87, Kuhfleiſch 1. Qual. 60—70, 2. Qual. 50
bis 60 3. Qual. 30—50, Kalbfleiſch 1. Qual. 100—110, 2. Qual. 90 bis
100 Schweinefleiſch 95—105. Gefriepfleiſch: Rindfleiſch, Vorderviertel
zollfrei 54, verzollt 70, Hinterviertel 64 bzw. 80.
Amerikaniſche Kabelnachrichten.
* Chicago, 9. Auguſt. (Priv.=Tel.)
Weizen: Heute griff eine kräftige Aktion nach oben Platz. Die
höchſten Tagesnotierungen vermochten ſich aber nicht zu behaupten.
Mais ſchloß ſich der Bwegung am Weizenmarkt an.
Roggen: Eine ſtarke Auſwärtsbewvegumg kennzeichnete die heutige
Lage.
Hafer: Der Hafermarkt verlief allgemein gut behauptet. Die
Nach=
frage nach Lokoware iſt beſſer geworden.
* New York, 9. Auguſt. (Priv.=Tel.)
Baumwolle: Im Gegenſatz zu geſtern war der Baumollmarkt
recht ſchwach veranlagt.
Zucker: Am Zuckermarkt kam es zu Dechungen. Später ſtellten ſich
einige Realiſierungen ein.
Kaffee: Der Kaffeemarkt verlief recht ruhig. Bei fehlendem
An=
gebot zeigte ſich einiges Deckungsbedürfnis.
Kleine Wirtſchaftsnachrichten.
Mit Rückſicht auf die Ferienzeit werden die Monatsverſammlungen
der im Stahlwerksverband zuſammengeſchloſſenen Eiſenvereinigungen
im Auguſt ausfallen. Preiſe und Verkaufsbedingungen bleiben
unver=
ändert.
Aus dem Konzern der A.=G. für Verkehrsweſen wird mitgeteilt,
daß die Allgemeine Baugeſellſchaft Lenz u. Co. in Berlin von der
afghaniſchen Regierung eine Option ſowohl auf Bau wie auf Betrieb
ſämtlicher öffentlichen Eiſenbahnen in Afghaniſtan erhalten hat. Dieſes
Projekt ſoll gemeinſchaftlich mit der Dyckerhoff u. Widmann A.=G.
aus=
geführt werden.
Im Monat Juli wurden nach Statiſtik in Dänemark 276
Zwangs=
auktionen abgehalten, von denen 69 Landbeſitze und landwirtſchaftliche
Betriebe betrafen. Die Zahl der Zwangsauktionen im Monat Juni
belief ſich auf 309, von denen 119 auf die Landwirtſchaft entfielen.
Nach ſchwediſchen Blättern wird man in Skandinavien demnächſt
eine Zuſammenkunft der ſkandinaviſchen Reichsbankdirektoren
ver=
anſtalten, um Stellung zu einer Wiedererneuerung der ſkandinaviſchen
Münzunion zu nehmen.
Der ſchwediſche Zündholztruſt hat die Zündholzfabrik Nur in Akkar
erworben und kontrolliert nunmehr die ganze Zündholzproduktion in
Paläſtina.
Mit einem Kapital von ſechs Millionen Franken wurde in Ladeuze
(Hainaut) die Société chemique du Hainaut gegründet. Die Mehrzahl
der Aktien iſt in franzöſiſchen Händen.
Der Londoner Goldpreis gemäß § 2 der Verordnung zur
Durch=
führung des Geſetzes über wertbeſtändige Hypotheken beträgt vom
8. Auguſt ab für eine Unze Feingold 84 sh 11½ d, für 1 Gramm
Fein=
gold demnach 32,7777 Pence.
Die Mitglieder des polniſchen Naphthakartells ſind für den 16. Auguſt
nach Warſchau zuſammenberufen worden, um über die Reorganiſation
des Kartells auf Grund der in der letzten Zeit erfolgten
Beſitzverände=
rungen in der Petroleuminduſtrie zu beraten.
In den Budgetvoranſchlag der polniſchen Regierung für 1929/30
ſoll die Summe von 60 Mill. Blotys zur Vollendung der Stickſtoffabrik
in Tarnow (Weſtgalizien) aufgenomen werden. Die Arbeiren zur
Er=
richtung der Gebäude ſtehen vor der Vollendung. Demnächſt wird mit
den elektriſchen Anlagen begonnen. Die endgültige Inbetviebnahme ſoll
ſchon Anfang 1930 erfolgen.
Auf der kürzlich in Budapeſt ſtattgefundenen Schafwollauktion
konn=
ten kaum 30 Prozent der zur Auktion gebrachten Mengen verkauft
wer=
den. Der Reſt liegt auf Koſten der Produzenten eingelagert. Die
ſteigenden Koſten verurſachten eine ſtändige Erhöhung der Preiſe, die
natürlich nicht mehr im Einklange mit den Weltmarktpreiſen ſtehen.
Nachdem kürzlich durch Fuſion der Automobilfabriken Dodge und
Chrysler die dritte große Gruppe, der amerikaniſchen
Automobil=
induſtrie ins Leben gerufen wurde, wird jetzt ein weiterer bedeutſamer
Zuſammenſchluß gemeldet. Die Automobilfirmen Piercearrow und
Studebaker kündigen an, daß ſie demnächſt verſchmolzen werden.
Die Gefangeng von Schanahal
mit BERNHARD GOTZKE
Hoppla, wir Fliegen
mit MONTYBANKS als Flieger-Rekrut
Ein sehr ernster und ein sehr lustiger Elm — leder aber hervorragend.
Residenz-Theater am weißen Turm
Heute wieder:
Harry Biel n „Eigane
der Brigant vom Monte Diavolo
Der Retter seines Herrn
Ein Kriminalfilm mit dem Wunderhund Wolk, dem Konkurrenten von Rin-kin-tin
Palast- Lichtspiele, Grafenstraße
(TV 12841
Wer gute Filme liebt, besuche diese Woche unser Programm:
Großfilm in 9 Akt. aus der Zeit Ludwigs
Galgenhochzeit zrr.. — Der Film der 1000 Abenteuer.
Kleine Affären, große Leute
Die Leidenschaft zweier Liebenden aus dem Hafenviertel in 6 Akten — und
Seltsames Gestein und Getier — Natur- und Lehrfilm,
Sommerſpielzeit
im Kleinen Haus
des Heſſ. Landestheaters Darmſtadt
Leit: Direktor Adalbert Steffter
Heute Freitag, abends 8 Uhr
Katja, die Tänzerin
Morgen Samstag
abends 8 Uhr
Die Bajadere
Operette in 3 Akten von
Emmerich Kalman
Sonntag, den 12. Anguſt
EIVorſtellungen E1
nachm. 3 Uhr 3
Familien= u. Fremdenvorſtellg.
Preiſe Mk. 1.00—3.00
Die gold ne Meiſterin
abends 8 Uh= 12824
Die Bgjadere
Reichsbund der
Zivildienſt=
berechtigten.• Berein Darmſtadt
Vor der von dem Herrn Staats=
Präſidenten und dem Herrn Ober=
Bürgermeiſter der Stadt Darmſtadt
veranſtalteten diesjähr gen amtlich.
VERFASSUNGS-FEIER
die ann Samstag, den 11. Auguſt.
20 Uhr, in der Feſthalle,
ſtatt=
findet, iſt ein Umzug vorgeſehen,
zu dem um 19 Uhr au dem Meßplatz
Aufſtellung genommen wird. Auch
unſere Organiſation, iſt zu dieſer
Feier eingeladen. Wir bitten unſere
Mitglieder um zahlr. Beteiligung
Zuſammenkunft um 19 Uhr am
Feierabend, Stiftſtr. Der Vorſtand
Guter
Kaffe
täglich f riſch gebr.
½ Pfd. 1,80, 2,00X
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Larlſtr. 50. 100142
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Darmſtadt, Bleichſtraße 9
ind Alexanderſtr. 19.
Anleitung koſtenlos.
Samstag, den 17. August,
Morgen
abends 8.15 Uhr
Lastspiel des Berliner Metropol-Theaters
Erstauttührung:
Singsp.-Oper. Mus.
Die lustige Sünderin v. Fred Raymond
V In der Berliner Starbesetzung Z
Heidi Eisler, Kurt v. Möllendorff usW. 42837
Lur Tanone
Heidelbergerſtraße 38 (12762
Heute Freitag
Metzelsuppe
Darmſtädter Zurnerſchaft
Sonntag, 12. Auguſt 1928
nachmittags 3 Uhr 30 Min. auf dem
Hochſchul=Sportplatz
Jahn=Feier
verbunden mit großem
Maſſen=Schauturnen
von über 1000 Ausübenden. Anſchließend:
Handball=Wettſpiel
112701a
gegen den
Deutſchen Turnerſchafts=Meiſter 1927 28
Polizeiſportverein Heidelberg — Raſtatt
m
Eintrittspreis 50 Pfg., Kinder unter 14 Jahren 20 Pfg.
Heute Freitag, abends 8 Uhr
Großer
Schubert-Abend
der vollzähligen Kapelle des Stadt-
Orchesters, unter Leitung ihres
Dirigenten WILL V SCHLUPP
Im ersten Teil nur Werke
von Schubert
Eintritt 30 Ptg. Eintritt 30 Pfg.
1278
HANS ToD
EINLADUNG
Herrngartenn
Heute
Freitag, den 10. Augu t
1928, abends um 8 Uhr
Künstler-Konzert
El zur Teinshme en der
AERFASUNGSFEIER
A
SAMSTAG, DEN 11. AUGUST, 20 UHR
IN DER STADTISCHEN FESTHALLE
auf dem Eerzierplatz
Wir rufen die Bevölkerung Darmstadts
zur Teilnahmeandieservaterländischen
Feier auf. / Die Stadtverwaltung
bittet, durch Beflaggen der Häuser
zur würdigen, äußeren Gestaltung
der Feier beizutragen.
Darmstadt, den 8. August 1928
DR. GLASSING
ADELUNG
Oberbürgermeister
Staatspräsident
St 12839
Besucht die idyllisch gelegenen Ausflugsorte der
Berdstrasse
am Odenwald
Bequeme Bahnverbindungen, gepflegte Autostrassen
Sie sind bestens aufgenommen in den
nach-
stehenden führenden Häusern
Wochenende von Samstag nachm. bis Montag früh 12—14 Mk.
Geeignete Räume und Säle für Gesellschaften und Vereine
stehen in allen Häusern zur Verfügung UV8167
Weinheim, Holel Pfälzer Hof
Bensheiga, Holel Deulsches Haus
Bensheim, Bahnhof-Hotel
Auerbach, Holel Weigold
Zwingenberg, Hotel Löwen
Seeheiin, Hotel Aufnagel
Heppenheim, Part-Hotel Halber Mond
[ ← ][ ][ → ]Seite 14
Freitag den 10 Auguſt 1928
Nummer 221
Ein Rundgang durch den Odenwald.
Von Walter Schweter.
Geſtern noch hatte der Himmel Hagelſchauer gebracht und
Wolkenbrüche und viele Hoffnungen zerſtört. Heute ſtrahlt er
ſchon wieder in tiefer Bläue. Die Vögel ſingen und die Menſchen,
und es iſt alles wieder voller Freude. — Wie ſchnell vergißt man
doch das Leid — anderer! Vielleicht ſoll’s aber auch ſo ſein. Wie
könnte man ſonſt je im Leben einmal froh werden!
Durch Nieder=Ramſtadt und Traiſa führte mein Weg, ſchlägt
ſich um den Hochwald des Silberbergs, kommt nach Ober=
Ram=
ſtadt und durch den ſchönen kühlen „Fichtengarten” der alten
Waldenſergemeinden Rohrbach und Wembach über Rodau zum
Schloſſe Lichtenberg. Wie verblühte Feſtſträuße ſtehen die
Spa=
lierbirnbäume am dunklen Fachwerkgebälk der Bauernhäuſer, vor
denen Schwalben ſchrillen, alte Frauen beim Schneiden der
Setz=
kartoffeln ſind und kleine Kinder ſpielen und lachen und weinen.
Die großen ſind mit dem Geſpann im Feld beim Pflügen und
Eggen, beim Holen der letzten eingemieteten Rüben und beim
Miſtfahren.
Da und dort hängen in rührender Treue an ſchöne alte
Ge=
bräuche die bunten Aufgebotsſträußchen in den Rathauskaſten.
In den Gärten, am Wegrain und in den Wieſen herrſcht noch das
protzige Gelb des Löwenzahns, neben dem ſich das beſcheidene
Blau von Ehrenpreis, Gundermann und Gundelrebe ſchwer
be=
haupten kann.
Wie oft habe ich das ſchöne Bild ſchon geſehen, Schloß
Lich=
tenberg, und gleich dabei, viele Jahrhunderte überſpringend, das
mächtige Bollwerk des römiſchen Wartturms im Rahmen von
Wald und Himmel und Wieſen, und war doch wieder überraſcht,
als es jetzt vor mir ſtand. Aber als ich ſo ſchaue, da ſenkt ſich im
Gleitflug ein Luftfahrzeug dicht vor mir und ſtößt dermaßen an
meinen Kopf, daß ich erſchreckt zuſammenſchaudere. Es war dann
aber nur ein dicker Maikäfer. Wie ein vollkommen arbeitendes
Menſchenflugzeug kam er an und brummte und ſurrte auch ſo.
Da war ich ſchnell wieder in unſerer „ſchönen” Gegenwart und
mußte nachher in Lichtenberg lange ſuchen, bis ich das ſchöne
alte bunte Holzbildwerk der Kanaankundſchafter mit ihrer
Rieſen=
traube wiederfand. Natürlich am Wirtshaus!
Jetzt kommt wieder der ſchöne Abſtieg nach Niedernhauſen,
der uns im Frühling und Herbſt beim Nückſchauen Lichtenberg
oft unter einem Himmel zeigt, wie er in Italien nicht ſchöner iſt.
Auf einem ſchmalen Wieſenpfad, vorüber am Friedhof der
Nie=
dernhauſener, wo ein guter Apfelbaum noch immer ſein Geäſt
über die breitet, die ihn am liebſten hatten, über die
davon=
gegangenen Niedernhauſener Kinder, geht’s wieder auf die
um=
ſungene und tauſendfach umblühte und umduftete, ſanft
anſtei=
gende Landſtraße. Und dann, ſo um die Mittagszeit, tut ſich
unter der Neunkircher Höhe, im guten Billings, gaſtlich das
Lehrerhaus auf, ſo gaftlich, daß aus der geplanten halbſtündigen
Ruhe eine von drei guten Stunden wird und werden mußte,
er=
zwungen von allem Guten des Hauſes.
Ja, und jetzt ſoll der Heimweg wieder unter die Füße. Es
bedarf eines heftigen Ruckes, um mich loszureißen, eines kräftigen
Anrückens auch, um wieder auf die Höhe zu kommen. Doch ſchon
vom Hottenbacherhof an gehts wieder friſch hügelauf und
hügel=
ab, bergan und bergunter, durch Wald und Feld. Oft kann man
auf ſchmalen Ackerpfaden den Weg kürzen, und ſo bin ich trotz
langer Raſt und vielem Auf und Ab bald wieder daheim. —
Es gibt kaum einen abwechſlungsreicheren Weg im Odenwald
als den heute gewanderten, weil man nicht nur durch Wald und
Wieſen kommt ſoviel man nur mag, ſondern auch durch ſehr viele
der kleinen ſchmucken Odenwalddörfer mit ihrem ſchönen
Fach=
werk, ihren guten Obſtbäumen, ihrer Genügſamkeit und der Fülle,
die in den Gärten hängt, auf den Wieſen wächſt, unter dem
Hornvieh gedeiht und unter der Hand des Sämanns.
Du ſpringſt über den Fiſchbach und biſt in Kleinbieberau,
über die Modau und biſt in Ernſthofen. Und wenn du fragſt,
wer in ſeinem ſchönen Schloſſe wohne, da iſt’s ein Amerikaner.
Aber ein guter, wie man mir geſagt hat. — Ja, ja, die Ameri=
kaner! Die kommen zu uns, wenn ſie etwas Gutes und Schönes
haben und ſehen wollen. Und wir? —
Oben über dem Dorfe habe ich eine ſehr junge und ſehr
hübſche Kartoffelſetzerin gefragt, welcher Weg da vor mir am
ſchnellſten nach Neutſch führen. Aber das ſchöne Mädchen aus
Ernſthofen weiß das nicht, weil es noch nie in dem nur eine
knappe halbe Stunde von ihm entfernten Neutſch geweſen iſt. —
Aber ein Amerikaner kennt den Weg ſicher. — Am Sonntag will
das Mädel aber doch einmal nach Neutſch gehen. Das hat es mir
verſprochen. Hoffentlich iſt der Schatz nicht aus Herchenrode, denn
dann würde vielleicht wieder nichts draus.
Jetzt bin ich auf dem Himmelberg, alſo zwiſchen
Franken=
hauſen und Niederbeerbach. Wie duftet es hier auf der freien
Höhe — das iſt ja auch kein Wunder, hieße ſie ſonſt denn
Him=
melberg? — nach allem Guten! Wie leuchten die friſchgrünen
Wieſen und gelben Tafeln der Rapsfelder, und wie verlockend,
faſt goldgrün, die ſchönen Buchenwälder ringsum. Dabei ſingt
die Lerche und jubeln hundert andere Vögel in Wieſe, Buſch und
Wald, und immer wieder hebt der Turm der Neunkircher Höhe
ſeinen Finger als wolle er ſagen: „Hier ſiehſt du alles am beſten!”
Dort ſteht, ſich kräftig heraushebend, der Bergſtraßerieſe Malſchen,
da das Türmepaar des Frankenſteins, drüben der Feldberg im
Taunus und dazwiſchen faſt ununterbrochen die hellen und
dunk=
len Wogen der Wälder und Felder.
Beim Eintritt in Niederbeerbach habe ich gleich das Zeichen
des Friedens an dieſem Orte entdeckt, ein Spitzwegbild.
Um=
geben von ſeinen geliebten Stachelpflanzen, in der heißen
Lenz=
ſonne, unter einem leuchtendroten großen Schirm, in einer ſehr
ſchönen geblumten Jacke, ſein „Tagblatt” leſend und gemütlich
ſein Abendpfeiſchen ſchmauchend, den „Kakteenfreund” Schade,
daß ich wegen das abſchüſſigen Weges ſo ſchnell an ihm vorüber
mußte.
Dafür blieb ich dann länger in einer der ſchönen Mühlen des
Mordachtales ſitzen, und war ſpäter im Mühltal und daheim, als
ich es am frühen Morgen wollte, nicht aber ſpäter als es gut war.
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Und als dann mit dunklen Farben und heißem Atem der
ſtrnmer gekommen war, da war er wieder allein geweſen und
U in geblieben ſieben Jahre lang.
Sieben endloſe Jahre der Sehnſucht, der Herzenseinſamkeit.
Bis ihn das Schickſal mit der Treuloſen wieder
zuſammen=
ſtihrt und er in törichter Selbſtverblendung verſucht hatte, den
e enloſen Leichnam ſeines verlorenen Glückes noch einmal zu
erem Leben zu erwecken und ſich mit Betrug und Gewalt das
u erſchleichen, was einſt ein freies Geſchenk der Liebe
ge=
heſ en war.
Ein Zugwind kam in dieſem Augenblick durch das offene
eiſter. Der Vorhang ſchleifte über den Fußboden weit in das
immer hinein.
Unhörbar hatte ſich im Hintergrunde eine Tür geöffnet.
Der Schleier der Erinnerung zerriß.
Sibylle ſtand vor ihm. —
Ein Blick in ihr verſtörtes Geſicht ſagte ihm die Wahrheit.
„Es iſt alles vorbei!”
Er nahm ihr wortlos den Mantel ab und führte ſie zu einem
5üthl. Geraume Zeit ſaßen ſie ſchweigend.
Dann wandte ſich Sibylle zum Fenſter hinüber; ſie war
er=
kreckend blaß, ihre Augen lagen tief zurück in den unnatürlich
päten Höhlen.
„Was ſoll nun werden?”
Er zuckte die Achſeln.
„Du biſt frei, Sibylle, ich halte dich nicht mehr! In dieſer
sruinde hat Herr Ralff einen Brief von mir in Händen, der dich
der Schuld ledig ſpricht.
Das iſt das letzte, was ich für dich tun konnte. Ich ſelbſt habe
ür mich meine Entſchlüſſe gefaßt. Ich kann und werde ein
ent=
frtes Leben nicht weiter tragen!“ —
Dann brach er jäh ab, die Stimme erſtickte ihm.
Und wieder wuchs die Mauer, das Schweigen.
Und es ſchien ihnen, als träten die Minuten ſchwerer Laſten
durch die große Stille.
Sibylle hob den Kopf.
Sie fühlte, daß der Mann am Fenſter — trotz allem, was er
ſprach, ihr noch immer ganz zu eigen, ihr mit allen Qualen ſeines
Herzens ausgeliefert war.
Und alle Angſt und Not ihrer Seele ging auf einmal wieder
unter in dem Bewußtſein ihrer beider Zuſammengehörigkeit.
„Kurt!” ſagte ſie dann langſam, die Worte ſuchend, „du
ſprichſt vom Sterben. Aber noch leben wir. Und ich will weiter
leben. Darum bin ich noch einmal zu dir gekommen. Ich muß
hier fort, noch heute, auf der Stelle. Ich vergehe, ich erſticke ſonft!“
Und plötzlich überkam ſie wieder ein unausſprechliches,
herz=
aufpeitſchendes Grauen, daß es ihr wie ein eiſiger Schauer über
den Nacken rann.
„Sie wollen mich ins Gefängnis bringen!” ſtieß ſie abgeriſſen
hervor und die Tränen rannen ihr unabläſſig über die ſchmalen
Wangen herab. „Die Polizei iſt ſchon hinter mir her. Ich weiß
es, ich fühle es. Nur der Luftweg iſt noch frei. Hilf mir, Kurt,
bringe mich mit deinem Flugzeug fort. Irgendwohin, wo mich
niemand findet. Es iſt die letzte Rettung!”
Ein dumpfes Grollen klang in dieſem Augenblick aus fernen
Wäldern mahnend herüber, wie das verhaltene Stöhnen eines
gefangenen Tieres.
Dann wieder Stille, ein atembeklemmendes Schweigen.
Ein ſeltſam bleifarbenes Licht breitete ſich langſam über den
See, indes ſeine Ufer noch immer im ſonnigen Grün erglänzten.
Kurt wies mit der Rechten zum Himmel.
„Es iſt Wahnſinn, was du verlangſt, Sibylle! Sieh’ ſelbſt, in
einer Viertelſtunde iſt die Hölle los. Wenn wir fliegen, ſo iſt es
ein Spiel mit dem Tode. Unſer Weg führt uns gerade in das
Wetter hinein!“
Mit beiden Füßen zugleich war Sibylle aufgeſprungen.
Ein fiebernder Glanz ſtand in ihren Augen.
„Ich war noch niemals feige, Kurt! Ich will frei ſein, und
wenn ich für meine Freiheit ſterben ſoll!”
Da neigte er ſich über ihr ſchönes, verwildertes Geſicht und
küßte ſie mit verzweifelter Entſchloſſenheit auf die blaſſen Lippen.
„Ich tue, was du verlangſt, Sibylle! Wenn wir ſterben ſollen,
ſo werden wir zuſammen ſterben!“
Dann traten ſie aus dem Hauſe und eilten nach der
Boots=
werft hinüber.
Kurt ſchob den Apparat auf die Ablaufwieſe und füllte ſeine
Lungen mit Oel und Benzin nach.
Eine fahle Dunſtſchicht hatte unterdes mit raſender
Schnellig=
keit den ganzen Himmel überſchleiert; gewaltige Staubwolken
jagten zuweilen zum See hinab.
Sibylle hatte bereits in der Gondel Platz genommen und
ſchlang einen Schleier feſt um den Kopf.
„Wollen wir es wagen?”
Sie nickte nur, kurz und entſchloſſen.
Da warf er den Propeller an und ſchwang ſich gleichfalls in
das Flugzeug hinauf.
Wie ein tiefer Orgelfang klang das ſtählerne Brauſen des
Motors durch das lauerſame Schweigen der tückiſchen
Wetter=
geiſter.
Schon ſchwamm die Erde in Abgrundtiefe. —
Und dann kam der Sturm.
Er pfiff in den Drähten, er knallte und knatterte in den
Trag=
flächen und warf ein irres Lachen und Weinen durcheinander.
Tief unten ſtöhnte der Wald, und die alten Bäume beugten
ſich unter dem Wüten des raſenden Rieſen, der in zügelloſer
Ver=
nichtungswut durch den hohen Forſt ſeine Gaſſen hieb. —
Wie eine Nußſchale ſchwankte das Flugboot in dem
wahn=
witzigen Tanz der Elemente auf und nieder.
Zerriſſene Nebelſchwaden jagten geſpenſtiſch vorbei.
Und plötzlich reckte ſich drohend eine Wolkenwand dicht vor
ihm empor, und dunkle Nacht verſchlang die Drachenflügel.
Die Kälte des Propellerwindes drang Kurt von Rhaden
er=
ſchauernd durch alle Glieder, das Waſſer troff ihm ſtromweiſe von
den Kleidern.
Doch er achtete deſſen nicht.
Ihm war’s auf einmal, als weite ſich ihm die Bruſt im Rauſch
der Gefahr, als ſänke etwas Schweres, kaum mehr Ertragbares
von ihm, das ſeine Seele wie ein erſtickender Reif umſpannt
ge=
halten hatte.
(Schluß folgt.)
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weiß, 9teilig
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Speise-Glocken
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Teller-Wagen
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Wasch Körbe
ganze Weiden, oval
Wasch-Bretter
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Gieß-Kannen
Weißblech oder lack., 2 95,
Blum.-Gießkannen
ff. lackiert
Handtuch-Halter
Glas, zum Anschrauben
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Lod
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100
0.,68
0.08
2.75
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Spül-Wanne
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36 cm, emailliert
Wasch-Schüsseln
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emaillert
Steingat
Wasch-Becken
200
créme
Wasch-Krüge
1.50
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Waschgarnituren
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Waschgarnituren
mit Golddekore, 5teilig Auu
Nacht-Töpfe
créme
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Satz-Schüsseln
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Satz-Schüsseln
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Gemüse-Schüsseln
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oval, mit Deckel."
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Fleischtöpfe
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Wasser-Kessel
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Kochtöpfe
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Eimer
28 cm, emailliert
Fenster-Eimer
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Kaffee-Kanne
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0.50
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Bekanntmachung.
Ueber das Vermögen der Firma Fritz
Habermehl, Kolonialwaren= und
Deli=
kateſſengeſchäft in Darmſtadt, und über
das Vermögen des Kaufmanns Fritz
Habermehl zu Darmſtadt iſt heute, am
8. Auguſt 1928, mittags 12 Uhr, das
Konkursverfahren eröffnet worden. Der
Rechtsanwalt Dr. Neuroth in
Darm=
ſtadt iſt zum Konkursverwalter ernannt.
Offener Arreſt mit Anzeigefriſt und
For=
derungsanmeldefriſt ſind bis zum 15.
Sep=
tember 1928 beſtimmt, erſte
Gläubiger=
verſammlung auf den 4. Sepiember 1928,
vormittags 10 Uhr, vor dem
unterzeich=
neten Gericht, Zimmer 228, und
allge=
meiner Prüfungstermin auf Dienstagi
den 2. Oktober 1928, vormittags
10 Uhr, daſelbſt.
(12822
Darmſtadt, den 8. Aug. 1928.
Heſſiſches Amtsgericht I.
Bekanntmachung.
Ueber das Vermögen der Firma
Hof=
richter und Roeß, Möbelfabrik in
Darmſtadt, und das Pivatvermögen der
Kaufleute Ernſt Hofrichter, Kaufmann
zu Darmſtadt, und Franz Roeß,
Werk=
führer in Darmſtadt, iſt heute, am
3. Auguſt 1928, mittags 12 Uhr, das
Konkursverfahren eröffnet worden. Der
ſtechtsanwalt Kalbhenn in
Darm=
ſtadt iſt zum Konkursverwalter ernannt.
Offener Arreſt mit Anzeigefriſt und
For=
derungsanmeldefriſt ſind bis zum 15.
Sep=
tember 1928 beſtimmt, erſte
Gläubiger=
verſammlung auf den 4. September 1928,
vormittags 10 Uhr, vor dem
unterzeich=
neten Gericht, Zimmer 228, und
allge=
meiner Prüfungstermin auf Dienstag,
den 2. Oktober 1928, vormittags
10 Uhr, daſelbſt.
(12821
Darmſtadt, den 8. Aug. 1928.
Heſſiſches Amtsgericht I.
Zwangsverſteigerung.
Das nachſtehend bezeichnete Grundſtück, das zur Zeit
der Eintragung des Verſteigerungsvermerks auf den Namen
der Mathilde, geb. Trumpfheller, Ehefrau des
Kauſ=
manns Johannes Kappes in Darmſtadt, im Grundbuch
ein=
getragen war, ſoll
Dienstag, den 18. September 1928, nachm. 31, Uhr,
durch das unterzeichnete Gericht an Gerichtsſtelle, Zimmer 219,
verſteigert werden.
Die Verſteigerung erfolgt im Wege der
Zwangsvoll=
ſtreckung.
Der Verſteigerungsvermerk iſt am 26. Auguſt 1927 in
das Grundbuch eingetragen worden.
Inſoweit Rechte zur Zeit der Eintragung des
Verſtei=
gerungsvermerks aus dem Grundbuche nicht erſichtlich waren,
ſind, ſie ſpäteſtens im Verſteigerungstermin vor der
Auf=
forderung zur Abgabe von Geboten bei dem unterzeichneten
Gericht anzumelden und, wenn der Gläubiger widerſpricht,
glaubhaft zu machen, widrigenfalls ſie bei der Feſtſtellung
des geringſten Gebots nicht berückſichtigt und bei der
Ver=
teilung des Verſteigerungserlöſes dem Anſpruche des
Glau=
digers und den übrigen Rechten nachgeſetzt werden.
Diejenigen, welche ein der Verſteigerung entgegenſtehendes
Recht haben, werden aufgefordert, vor der Erteilung des
Zuſchlags die Aufhebung oder einſtweilige Einſtellung des
Verfahrens herbeizuführen, widrigenfalls für das Recht der
Verſteigerungserlös an die Stelle des verſteigerten
Gegen=
ſtandes tritt.
(12791a
Darmſtadt, den 8. Juni 1928.
Heſſiſches Amtsgericht I.
Bezeichnung des Grundſtücks:
Grundbuch für Darmſtadt, Bezirk I, Band III, Blatt 162
Betrag der
Nr. Flur Nr. Kulturart u. Gewann am Schätzung
455
Hofreite Nr. 22
Holz=
ſtraße
118 10000 R.M