Darmstädter Tagblatt 1928


23. April 1928

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Wöchentliche illuſtrierte Beilage: Die Gegenwart, Tagesſpiegel in Bild und Wort
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191. Jahrgang
Montag, den 23. April 1928.
Nummer 113

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jede Vergflichtung auf Erfüllung der Anzelgen=
aufträge
und Leiſtiung ven Schabenerſatz. Bei
Konturs oder gerichnicher Beſtreibuns fällt ſeder
Rabatt weg. Banftonio Deuiſche Bank und Darm=
ſtädter
und Nationalbant

Die Wahlen in Frankreich.
EP. Paris, 22. April.
Nachdem geſtern abend noch zahlreiche Wahlverſammlungen
ſtattgefunden haben, ſo im Departement Seine allein 130, von
denen einige ziemlich ſtürmiſch verliefen der Handelsminiſter
Bokanowſki wurde in einer von zahlreichen Fliegern beſuchten
Verſammlung am Sprechen verhindert und Léon Blum war ge=
zwungen
, polizeiliche Hilfe gegen kommuniſtiſche Störenfriede in
Anſpruch zu nehmen , ſind ſeit heute früh 8 Uhr, begünſtigt von
beſter Witterung, die Wahlen in vollem Gange. Nach den bisher
vorliegenden Berichten aus den Wahlkreiſen iſt die Beteiligung
ziemlich rege und man rechnet damit, daß von den etwa 12 Mil=
lionen
Wählern 10 bis 11 Millionen ihre Stimmzettel abgeben
werden.
Die Preſſe hat natürlich heute früh noch im letzten Augen=
blick
verſucht, ihre Leſer zu beeinfluſſen, meiſt mit innerpolitiſchen
Gründen, unter denen die Frage der Sanierung der Währung
und der Finanzen eine Hauptrolle ſpielte. Nur wenige Blätter
verweiſen bei dieſer Gelegenheit auf die Außenpolitik. So der
Populaire, der ſeine Leſer auffordert, zwiſchen einer unfehlbar
zum Kriege führenden Rüſtungs= und Bündnispolitik und der
von den Sozialiſten befürworteten Politik der Organiſation des
Friedens durch die Annäherung der Völker und Vorbereitung
der Abrüſtung zu wählen. Der Avenir dagegen ſucht gegen die
Linke Stimmung zu machen, indem er ſie beſchuldigt, ſeit 1924
eine Politik der Konzeſſionen und Verzichte getrieben zu haben,
ſo daß Deutſchland, nachdem es ſich in Genf rehabilitiert habe,
jetzt anmaßender denn je die Räumung des linken Rheinufers
fordere. Das Petit Journal betont den Friedenswillen Frank=
reichs
. Die Locarnopolitik ſei, das könne man heute ſagen, die
Politik des ganzen Landes. Während der Wahlkampagne hätten
ſämtliche Kandidaten überwiegend nachzuweiſen verſucht, daß der
Friede dank der Locarnopolitik, dem Dawesplan und dem darin
liegenden Entwicklungsgang in Europa geſichert ſei und daß nur
noch eine annehmbare Regelung der interallierten Kriegsſchulden
zu finden bleibe.
Da nach Mitternacht keine Wahlplakate mehr angeſchlagen
werden durften, ſind die dafür aufgeſtellten Tafeln noch in letzter
Stunde mit teilweiſe recht heftigen Aufrufen an die Wähler be=
deckt
worden, die unter den ſonntäglichen Spaziergängern lebhafte
Kömmentare hervorrufen.
Der Präſident der Republik, Doumerque, iſt heute früh aus
Rambouillet nach Paris zurückgekehrt, um ſeine Stimme abzu=
geben
, während Miniſterpräſident Poincaré in den frühen Mor=
genſtunden
ſchon nach Sampigny abgereiſt iſt, um dort zu wählen.
Briand, der durch ſeine Gripperkrankung ans Bett gefeſſelt iſt,
wird der Urne fernbleiben müſſen. Außerdem werden nicht ſtim=
men
: Sarraut und Barthou, die durch ihre Funktionen in Paris
feſtgehalten werden, und Painlevé, der in ſeinem Wahlkreis weilt.
Kurz vor Mittag erſchien auch der Erzbiſchof von Paris, Kardinal
Dubois, im erzbiſchöflichen Purpur im zuſtändigen Wahllokal,
um ſeiner Wahlpflicht zu genügen.
Den letzten Nachrichten zufolge hat ſich die Lage der zur
Wiederwahl ſtehenden neun Miniſter ſoweit geklärt, daß man nur
noch hinſichtlich des Arbeitsminiſters Fallieres im Ungewiſſen iſt.
Aus der Umgebung des Miniſterpräſidenten wird gemeldet, daß
Poincaré ſich entſchloſſen habe, in der erſten Hälfte Mai zurück=
zutreten
, um Gelegenheit zur Neubildung ſeines Kabinetts zu
erhalten. Außer Bokanowſki würden dann noch Herriot, der eine
Studienreiſe nach Amerika zu unternehmen beabſichtigt, Sarraut,
der als Gouverneur nach Indochina gehen wolle, und, im Falle
einer Wahlniederlage, auch Fallieres ausſcheiden.
Das Innenminiſterium teilte gegen mittag mit, daß bis zu
dieſer Stunde aus keinem Wahlkreis Frankreichs irgendwelche
Zwiſchenfälle gemeldet worden ſeien.
In Lyon wurde, den Vorausſagen entſprechend, Unterrichts=
miniſter
Herriot im erſten Wahlgang wiedergewählt. Wei=
tere
Ergebniſſe liegen zur Stunde noch nicht vor.
In Belfort wurde der Miniſter der Oeffentlichen Arbeiten,
Tardieu, im Departement Loire. Inferieur Außenminiſter
Briand, im Departement Meuſe der ehemalige Kriegsminiſter
Maginot und im Departement Haute Garonne der bekannte
Sozialiſtenführer Vincent Auriol gewählt.
Das vorläufige Ergebnis
w. Paris, 23. April.
Um 2 Uhr morgens wird folgende Ueberſicht über die franzö=
ſiſchen
Wahlen veröffentlicht: Es liegen 298 Ergebniſſe vor. Ge=
wählt
ſind 91 Abgeordnete. In 207 Bezirken kommt es zur Stich=
wahl
. Die 91 gewählten Abgeordneten verteilen ſich wie folgt auf
die Parteien:
Rechtsſtehende 3.
Rechtsrepublikaner (Gruppe Marin) 35.
Linksrepublikaner 25.

Rechtsradikale (Loucheur) 7.
Radikale 11.

Sozialrepublikaner (Painſevé) 2.
Sozialiſten 8.

Kommuniſten 0.
Finanzbeſprechungen bei Poincaré.

EP. Paris, 22. April.
Miniſterpräſident Poincaré empfing geſtern die Direktoren
der großen franzöſiſchen Finanzinſtitute zu einer Unterredung,
über deren Inhalt weder offiziell noch durch die Preſſe näheres
mitgeteilt wurde. Excelſior will wiſſen, daß die für den Mai
in Ausſicht genommene Konvertierungsoperation geprüft wor=
den
ſei, durch die die Vorſchüſſe der Bank von Frankreich nach
Möglichkeit vermindert und damit die Banknotendeckung ver=
ſtärkt
werden ſoll. Die große Flüſſigkeit des Geldmarktes ſei
gegenwärtig für eine derartige Konvertierungsoperation außer=

ordentlich günſtig.

Vom Tage.
Wie aus Perpignan gemeldet wird, mußte ein deutſches Flug=
zeug
der Luftlinie MarſeilleBarcelona wegen eines
ſtarken Sturmes in der Nähe des Dorfes Boulou eine Notlan=
dung
in einem Weinberg vornehmen. Der Apparat wurde beſchädigt.
Die Paſſagiere ſind wohlbehalten.
Da republikaniſche Kreiſe von neuem den Verſuch unternommen
ſchaftswahlen zuſtande zu bringen, hat der Präſident an den
Vorſitzenden des Republikaniſchen Komitees im Staate Maſſachuſetts,
Prescott, ein Schreiben gerichtet, in dem er zum vierten Male mit
allem Nachdruck erklärt, daß er ſich nicht wieder für die
Wahl aufſtellen laſſen wolle. In politiſchen Kreiſen inter=
pretiert
man dieſes Schreiben als eine bedeutende Stärkung der Kan=
didatur
Hoovers.
Das Detroitflugzeug hat die Erſatzteile für die Bremen
mitgebracht und wird am 23. April früh, von Duke Schiller
geſteuert, von Murrah Bay abfliegen. Wahrſcheinlich werden zwei
Flüge nach Greenly Jsland notwendig ſein, um den Erſatz=
propeller
und den Betriebsſtoff zu befördern.
Wie die Chicago Tribune aus Liſſabon meldet, wurden in mehreren
portugieſiſchen Provinzen durch heftige Stürme und
Hagelſchläge ſchwere Schäden angerichtet. In Pereira
Campo wurden mehrere Häuſer zerſtört; in der Begend von Condeiza
vier Perſonen getötet.
den weſtlichen Teilen des Staates Tanneſſee eine Per=
ſon
getötet und etwa 20 verletzt wurden. Von dem Dorfe Atoka
blieben nur drei Häuſer übrig. Die 500 Einwohner des Dorfes ſind
obdachlos. Truppen ſind zur Hilfeleiſtung entſandt worden. Auch
aus den Staaten Texas, Louiſiana und Arkanſas treffen
Nachrichten von Virbelſtürmen, ein, die Sachſchäden von über
einer Million Dollar anrichteten. Mehrere Perſonen wurden verletzt.
Nach einer Moskauer Meldung beziffert die Pravda die ru Ci
ſche Staatsſchuld am 1. April auf 1 134 300 000 Nubel
gegenüber 941 Millionen Rubel am 1. April des Jahres 1927.

Eine Rede Dr. Streſemanns.
Berlin, 22. April.
Deutſchen Volkspartei ſtatt. Prof. Dr. Kahl eröFfgete die Ver=
ſammlung
und begrüßte die Erſchienenen, insbeſondere den
Parteiführer, Reichsminiſter des Auswärtigen Dr. Streſemann.
Prof. Kahl führte dann in ſeiner Rede u. a. aus: Ueber weſent=
lich
neue politiſche Probleme wie 1920 und 1924 iſt in dieſem
Wahlkampf nicht zu entſcheidem Es gilt lediglich den mühe=
vollen
, arbeitsreichen Weg fortzuſetzen, im Kampfe um unſere Jahre 1927 kaufte Nußland in Amerika für 75 Dollarmillionen
äußere Freiheit und auf dem Gebiete der inneren Konſolidie=
rung
. Hierfür iſt Einheit und Geſchloſſenheit vonnöten. Son=
derbündelei
iſt nicht Parteitreue, ſondern ſchadet dem Ganzen.
Daher Kampf dem Gedanken der Splitterparteien! Eine weitere
keit muß aufs ſchärſte bekämpft werden.
Nach weiteren Reden ſprach Reichsminiſter Dr. Streſemann
das Schlußwort. Der Miniſter erinnerte an die vor einigen
Tagen abgehaltene Bismarckfeier der Deutſchen Volkspartei, in
der man die geſchichtlichen Linien, die von Bismaras Zeit zur
heutigen Zeit herüberführen, aufzudecken verſuchte, und fuhr
dann fort: In der heutigen Verſammlung bekannte ſich die Par=
tei
zur Politik der verantwortlichen Mitarbeit. Wenn Bismarck
heute noch unter uns lebte, ſo würde er zweifellos nicht ein
Mann träumender Reſignation ſein, der ſich daran erlabt, ſich
vorzuſtellen, wie ſchön es einmal wor. Er würde auch nicht ein
Mann verantwortungsloſer Oppoſition ſein, weil ihm Embleme
nicht gefallen, ſondern ein Mann, der mit allen ſeinen Kräften
ſich in die Arbeit für Volk und Vaterland geſtellt hätte, gleich=
gültig
wer rechts oder links neben ihm geſtanden hätte. Nach
einem Sieg zur Einigkeit zu kommen iſt gewiß ſchön, aber nach
einem verlorenen Kriege die Einheit zu bewahren, erfordert
mehr politiſche Einſicht und Vaterlandsliebe. Die Reichserhal=
tung
bedingt, daß wir alle zuſanunenleben könnem in dieſem
Neiche. Dazu gehört auch, daß wir zuſammenſtehen in der gro=
ßen
Frage, die dem nächſten Reichstag obliegen wird, dem
Kampf um die endgültige Feſtlegung der deutſchen Kriegsſchul=
den
. Dieſe Frage darf nicht in den Kampf verontwortungsloſer
Parteipolitik hineingetragen werden. Es iſt bedauerlich, wie
überhaupt unſere ganze Außenpolitik von parteipolitiſchen Ge=
ſichtspunkten
oft begrenzt iſt. Als man uns die ſchändliche Zu=
Kriegsverbrecher zu bezeichnen wagte, hatten wir keine Waffe,
dieſe Forderung abzulehnen. Da wir aber einig waren von
rechts bis links, in der Zurückweiſung dieſer Zumutung, wagte
niemand, dieſe Forderung durchzuführen. Es iſt töricht, mich
als Außenminiſter zu fragen, ob ich beſſere Erfolge erziele, wenn
ich mit Links oder mit Rechts zuſammengehe. Ein deutſcher
Außenminiſter wird Erfolge nur erzielen können, wenn Rechts ſeien, dieſes demnach nicht zuzulaſſen ſei. Dieſe Entſcheidung
und Links zuſammengehen in allen Fragen der Außenpolitik.
ſen gegenüber all den Fragen, die ſich in der letzten Zeit des
wirtſchaftlichen Wiederaufbaues naturgemäß vordrängen muß=
ten
. Zu einem wahren Liberalismus gehört ſoziale Geſinnung.
klein nennen kann, wer kein Verſtändnis dafür hat, wie klein er
es wiſſen wollen, hat uns aber zu jener Zeit die geſellſchaftliche
durchführen läßt. Das Wort: Die Landwirtſchaft iſt die Schlüſ=
ſel
=Induſtrie der deutſchen Wirtſchaft iſt durchaus richtig. Wir
die Stadt abgibt. Wenn wir uns für Wirtſchaftspolitik einſetzen,
zu ſehen. Wo bliebe ſonſt die Grundlage für alle ſozialen For=
derungen
und Maßnahmen.
Die Rede Dr. Streſemanns wurde mit ſtürmiſchem Beifall
aufgenommen. Die Kundgebung fand mit dem Deutſchlandlied
ihr Ende.

Gowjet=Gold.
Von unſerem ſtändigen Berichterſtatter.
A. G. A. New York, 7. April 1928.
Am 21. Februar brachte der Hamburg=Amerika=Dampfer
Hamburg 21 Fäßchen Gold im Werte von 5 210 000 Dollar nach
hatten, eine Kandidatur Coolidges für die Präſident= New York. Abſender war die ruſſiſche Sowjet=Staatsbank, be=
ſtimmt
war die Sendung für die Chaſe Nationalbank und die
Equitable Truſt Compagnie, beide in New York. Hier eintreffen=
des
Gold wird gewöhnlich ſofort nach dem Bundes=Scheideamt
in Wall Street geſchickt. Dies war jedoch keine gewöhnliche Sen=
dung
und kein gewöhnliches Gold es war Sowjet=Gold. Amt=
lich
gibt es in den Vereinigten Staaten ſo was überhaupt nicht.
Um der ruſſiſchen Regierung den Handel mit Amerika möglichſt
zu erſchweren, traf das Waſhingtoner Schatzamt 1920 die Ver=
fügung
, daß kein Sowjet=Gold der Scheideanſtalt zur Prüfung
übergeben werden dürfe. Denn von dort nimmt alles Gold
ſeinen Weg in die Bundes=Reſervebanken und wird ein, Teil der
geſetzlichen Reſerven dicſer Häuſer. Da der übliche Weg dem
Ruſſen=Gold verſperrt war, blieb nichts anderes übrig, als es in
den Gewölben der Chaſe und der Equitable Bank zu verſtauen,
wurden durch taubeneigroße Hagelkörner die Saaten vernichtet und wo es bis geſtern oder vorgeſtern gelegen hat. Daß die ruſſiſche
Regierung dabei täglich ſiebenhundert Dollar an
Aus Memphis wird gemeldet, daß durch einen Tornado in / Zinſen einbüßte, ſei nur nebenbei erwähnt und ſpielt an=
geſichts
des Umſtandes, daß ſie Gefahr lief, den ganzen Mammon
zu verlieren, kaum eine Rolle.
Heute ſchwimmt die Sendung dieſes ſo verpönten Metalls
wieder Deutſchland zu. Der Norddeutſche Lloyddampfer
Dresden hat ſie mitgenommen. Wenn alles gut geht, wird ſie
beim Eintreffen dieſes Briefes bereits wieder im Beſitz der
Garantie= und Kreditbank für den Oſten in Berlin ſein, der eigent=
lichen
Abſenderin, die das Metall im Auftrag Rußlands hierher
ſchickte.
Wenn alles gut geht! Dies wenn hat mehr als einen Haken.
Der Dampfer legt nämlich zuerſt in Cherbourg an. Der Krieg iſt
zwar ſeit zehn Jahren vorüber. Aber ſo dicht iſt Paris noch nie
an ruſſiſches Gold herangekommen, und es iſt keineswegs ausge=
ſchloſſen
, daß die franzöſiſche Regierung den Verſuch, ſich der
Fünf=Millionen=Sendung zu bcmächtigen, der ihr hier mißlungen
Heute mittag fand hier eine große Wahlkundgebung der iſt, wiederholen mag. Zu Hauſe hat ſie mehr zu ſagen als hier.
(Es iſt ſchließlich doch alles gut gegangen. D. Red.)
Trotzdem die amerikaniſche Regierung die Union Sozialiſtiſcher
Räte=Republiken nicht anerkennt und dem Verkehr der amerika=
niſchen
Geſchäftswelt mit Rußland ihre Sanktion verweigert,
haben ſich in den letzten Jahren die gegenſeitigen geſchäftlichen
Beziehungen unberufen ganz gedeihlich entwickelt. Im
Rohſtoffe und Waren und verkaufte an die Vereinigten Staaten
für 25 Dollarmillionen ſeiner Erzeugniſſe. Finanziert wird dieſer
Handel hauptſächlich von der ruſſiſchen Staatsbank. Ihre bedeu=
tendſten
amerikaniſchen Korreſpondenten ſind die Chaſe National,
Forderung lautet: Wahlrecht iſt Wahlpflicht! Die Wahlmüdis= die zweitgrößte Bank der Vereinigten Staaten, und die Equitable
Truſt Co., gleichfalls eines der größten Geldinſtitute im Lande.
Die Goldſendung erfolgte ſeitens der ruſſiſchen Bank nach reif=
licher
Ueberlegung hier wie drüben in der Annahme, daß eine
ſolche Transferierung erheblich zur Erleichterung der gegenſeitigen
Handelsbezictungen beitragen müſſe.
Nachdem die Scheideanſtalt die Annahme des Goldes abge=
lehnt
hatte, wurden die beiden New Yorter Banken in Waſhing=
ton
dahin vorſtellig, daß die veraltete Verordnung des Schatz=
amtes
aufgehoben werden ſollte. Am 24. Februar, drei Tage
nach Eintreffen der Sendung, teilte das Waſhingtoner Staats=
departement
mit, daß es nichts gegen die Prüfung des Goldes
durch die Scheideanſtalt einzuwenden habe. Am ſelben Tage
wurde im Weißen Hauſe zu verſtehen gegeben, Präſident
Coolidge faſſe den Fall von der Seite auf: das Gold ſei zur
Zahlung amerikaniſcher Waren herübergeſchickt, und da ſich mit
der Zeit doch immerhin nicht ganz unbedeutende Handelsbe=
ziehungen
zwiſchen den beiden Ländern entwickelt hätten, wäre
ein derartiges Arrangement ſozuſagen eine Notwendig=
keit
. Auch das Schatzamt deutete an, daß es einen Weg ſuche,
auf dem das Gold akzeptiert werden könnte. Um jedoch ganz
ſicher zu gehen, unterbreitete Herr Mellon die Frage, wer der
eigentliche Beſitzer des Goldes ſei, dem Generalanwalt ( Juſtiz=
miniſter
). Aus der allem Anſchein nach freundlichen Haltung
des Präſidenten, des Stagtsdepartements und des Schatzamtes,
und angeſichts des Umſtandes, daß einflußreiche Banken ſich für
die Zulaſſung des Metalls einſetzten, nahm man an, daß alles
mutung ſtellte, die deutſchen Männer auszuliefern, die man als einen glatten Verlauf nehmen würde. Dies wäre durchaus im
Einklang geweſen mit Waſhingtons Politik gegenüber den Sow=
jets
: Geſchäfte ja, Anerkennung nein
Am 6. März gab jedoch das Schatzamt plötzlich eine ungün=
ſtige
Entſcheidung ab, die ſich auf den Spruch des Juſtizamtes
ſtützte, daß die beiden New Yorker Banken nicht Beſitzer des Gol=
des
, ſondern nur Beauftragte der ruſſiſchen Regierung
fiel faſt unmittelbar, nachdem Paul Claudel, der franzöſiſche
Wir wollen den Begriff des Liberalismus nicht untergehen laſ= Botſchafter, dem Staatsſekretär Kellogg eine Note mit der An=
frage
eingehändigt hatte, ob die amerikaniſche Regierung ihrem
Scheideamt nach wie vor die Annahme ruſſiſchen Goldes verbiete.
In der Note hieß es weiter, die Bank von Frankreich habe
Wir blicken ſtolz auf jenes große kaiſerliche Deutſchland, das nur vor der Revolution in der Kaiſerlich=Ruſſiſchen Staatsbank Gold
im Betrage von 52 Millionen Fronken liegen gehabt, das ſie nie
ſich ſelbſt macht, wenn er die Größe ſeines vergangenen Geſchlech= habe zurückerlangen können, daß ſie daher in bezug auf Sowjet=
tes
nicht anzuerkennen vermag. Mehr als die Geſchichtsſchreiber gold Sonderrechte und Anſprüche geltend mache, und
daß ſie beabſichtige, ihr Anrecht auf das in New York liegende
Differenzierung gehemmt. Für ſeinen Stand darf man nur das Ruſſengold vor dem Gericht zu vertreten. Dieſe Note wurde
verlangen, was ſich ohne untragbare Schädigung anderer Stände vom Staatsdeportement ſofort dem Schatzamt überwieſen, das
dargufhin ſeine Entſcheidung fällte.
Gleichzeitig benachrichtigte Charles A. Prevoſt, der hier wei=
brauchen
nicht nur den deutſchen Bauernſtand, wir brauchen auch lende Inſpektor der Bank von Frankreich, die Chaſe Bank und
den deutſchen Großarundbeſitzer, der ſeine Getreideüberſchüſſe an die Equitable, daß er gerichtliche Schritte vorhabe, um ſich in
Beſitz des Goldes zu ſetzen. Die New Yorker Anwälte der
ſo iſt es nichts als Dewagogie, hierin eine kapitaliſtiſche Politik franzöſiſchen Bamk ſtrengten denn auch ſofort im Bundesgericht
einen Prozeß an, der in der dreiſten Behauptung gipfelte, das
Gold ſei mit dem in den Jahren 1915 bis 1917 in der kaiſerlichen
Bank deponierten identiſch.
Als Frankreich im Oktober 1924 die Sowjetregierung aner=
kannte
, erklärte es ſich bereit, einen gerechten und practiſchen

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Montag, den 23. April 1928

Nummer 113

Ausgleich zu ſuchen‟ Es erkannte die Unantaſtbarkeit ruſſiſchen
Beſitzes in Frankreich an. Es übergab den Sowjets das präch=
tige
zariſtiſche Botſchaftspalais im Herzen von Paris.
Es ſchickte einen Botſchafter nach Moskau. Die ruſſiſche Handels=
vertretung
in Paris, mit der Franckreich proſitable Geſchäfte
macht, wurde in keiner Weiſe beläſtigt. Es leitete Unterhand=
lungen
wegen der Zahlung der ruſſiſchen Schulden ein, und noch
zwei Wochen vor dem Tage, an dem Herr Claudel bei Staats=
ſekretär
Kellogg wegen des Sowjetgoldes vorſtellig wurde, er=
klärte
Herr de Monzie, Mitglied des franzöſiſchen Kabinetts und ſtellungen ſtattgefunden hat, ſetzte am geſtrigen Sonntag die
Präſident der Konſerenz zur Tilgung der ruſſiſch=franzöſiſchen
Schulden, öffentlich in einem Intervieſw, die Sowjetregierung habe
Frankreich eine Note üüberreicht, die als Grundlage einer Ver=
ſtändigung
angeſehen werden könne. Rußland habe 62 Jah=
reszahlungen
von je 60 Millionen Goldfranken angeboten, und
in dieſem Angebot ſei der aufrichtige Wille der Aufnahme welt=
weiter
Unterhandlungen über die Tilgung der ruſſiſchen Schul=
den
zu erblicken.
Warum ſollte eine Regierung, die die ruſſiſche anerkannt
hat, die den Handel ihrer Staatsangehörigen mit Rußland in
jeder Weiſe begünſtigt und fördert, die ſelbſt zu dem ruſſiſchen
Petroleum=Truſt direkte Beziehungen unterhält, nun mit einem
Male den Verſuch machen, dem Handel zwiſchen Rußland und
den Vereinigten Staaten Schwierigkeiten zu bereiten? Seit
ſieben Jahren hat Sowjetgold ſeinen Weg nach weſteuropäiſchen
Ländern gefunden. Nach Deutſchland, England, Schweden. Auf
rund dreieinviertel Milliarden Mark ſchätzt man die Summe,
die Rußland nach den verſchiedenſten Richtungen hin abgeführt
hat. In nicht einem einzigen Falle hat Frankreich Anſpruch auf
dies Gold erhoben. Es hat ſeine behaupteten Rechte auch dann
nicht geltend gemacht, als die für New York beſtimmte Sen=
dung
Polen und Deutſchland paſſierte. Das Vorgehen der Pa=
riſer
Regierung im Zuſammenhang mit dieſem Golde läßt nur
die eine Deutung zu, daß es ſich um ein politiſches Ma=
növer
handelt, durch das Frankreich ſich in dem kompli=
zierten
Spiel der Mächte um Rußland einen Vorteil zu ver=
ſchaffen
verſucht. Frankreich ſieht den wachſenden amerikaniſch=
ruſſiſchen
Handel mit ſcheelen Augen an. Es iſt ſich bewußt, daß
er immer größer werden muß, und daß über kurz oder lang
Amerika auch Rußland gegenüber in der Rolle des
Geldgebers erſcheinen wird. Frankreich hat wenig, deſſen
Moskau bedarf. Seine Parfüme, Puder, Lippenſtifte, ſeine
Luxusartikel braucht Rußland nicht. Hat ſie ſogar direkt ver=
bannt
. Aber Paris möchte gern am amerikaniſchen Handel
teilhaben, wenn auch nur als Makler, als Zwiſchenhändler. Uim
dies Ziel zu erreichen, greift es zu ſeinem alten und altbewähr=
ten
Mittel der Nadelſtiche, der Intrige. Letzten September
ſchraubte es ſeine Zölle auf amerikaniſche Waren in die Höhe.
Im November ſetzte es ſie herab, und im Januar zeigte ſich
Waſhington dadurch erkenntlich, daß es das Verbot franzöſiſcher
Induſtrie=Anleihen aufhob. Im Februar ſah ſich Wafhington zu
einem Proteſt gegen das franzöſiſche Petroleumgeſetz genötigt, halt kurz bezeichnet. Unter den Spielwaren iſt nicht viel Neues,
Momentan bekriegt Paris den amerikaniſchen Film. Und ſo
weiter.
kann als einer dieſer Nadelſtiche gedeutet werden. Frankreich
mußte wiſſen, daß es niemals imſtande ſein würde, zu beweiſen,
daß das nach New York geſchickte Gold das von ihm ſeinerzeit
in Rußland deponierte iſt. Es iſt daher keineswegs ausge=
ſchloſſen
, daß es der franzöſiſchen Regierung nur darum zu tun gibt es hier übrigens ſchon für 60 Mark. Im Haus Schuh und
war, Waſhington zu einer neuerlichen Erklärung ſeines Stand=
punktes
gegenüber Moskan zu veranlaſſen und damit den
Geſchäftsleuten einen Knüppel zwiſchen die Beine zu
werfen.
übrigens trotz des für Herrn Claudel ſo betrüblichen Faktums,
daß das Gold von den Banken zurückverſchifft iſt, fortgeſetzt und
zum Austrag gebracht werden. Vielleicht ſchließt ſich als klagende
Partei auch Rumänien an, das, wie verlautet, gleichfalls
Anſpruch auf das Metall als Teil des 1916 beim Einmarſch der
Deutſchen ſicherheitshalber nach Rußland geſchickten National=
ſchatzes
erhebt.

Der Freiſpruch Sinclairs und ſeine Folgen.
E.P. Waſhington, 22. April.
Der Freiſpruch des Petroleummagnaten Harry Sinclair, welcher
bekanntlich der Beſtechung des Innenminiſters Fall beim Erwerb der
der Regierung gehörigen Petroleumquellen von Teapot Dome beſchul=
digt
wurde, hat in den intereſſierten Kreiſen allgemeines Aufſehen her=
vorgerufen
, umſomehr, als dies die zweite Niederlage der Regierung
iſt, deren Klage wegen der Verpachtung der Elk Hill Quelle früher ſchon
mit einem Freiſpruch des Petroleuminduſtriellen Doheny geendet hat.
Die Geſchworenen, meiſt kleine Kaufleute, nahmen nach zweiſtündiger
Beratung die Erklärung Sinclairs an, daß ſeine an den Innenminiſter
Fall geleiſtete Zahlung von 270 000 Dollars die Kaufſumme für eine
Farm in Mexiko dargeſtellt habe.

*Neue Romane.
John Knittel: Thereſe Etienne. Roman. (Verlag Orell Füßli
Zürich und Leipzig.) John Knittel iſt in der indiſchen Miſſionsſtation
Dhanvar zur Welt gekommen. Sein Vater, Miſſionar, war ein ge=
borener
Schweizer. Von ſeinem ſechſten Jahre an lebte John in der
Schweiz und ließ ſich nach mancherlei Erlebniſſen und Abenteuern im
England nieder und ſchrieb ſeine erſten Werke, darunter die Romane
Die Reiſen des Aaron Weſt und Der Weg durch die Nacht im eng=
liſcher
Sprache. In den letzten Jahren lebte er wieder in der Schweiz.
Sein letztes Buch Thereſe Etienne, iſt das erſte, das in deutſcher
Sprache geſchrieben iſt. Leidenſchaft und Verbrechen ſind die Grund=
motive
dieſes Romans, deſſen landſchaftlicher Hintergrund das Berner
Oberland iſt. Thereſe Etienne hatte bis zum 2. Lebensjahr eine
Jugendzeit in Finſternis, fern von jedem Spiel ihrer Altersgenoſſinnen,
ohne Hoffnung, ohne Troſt verlebt. Ihr Vater war wegen eines Mor=
des
zu 15 Jahren Gefängnis verurteilt worden und kehrte als Krüppel
zurück; ſie pflegte den hilfloſen Mann mit Liebe und Aufopferung und
under großen Mühſalen. Noch ſeinem Tode verließ ſie ſhre Heimat
und wanderte nach dem Oberland, um Stellung zu ſuchen. Sie fand
eine ſolche als Dienſtmagd bei dem reichen und angeſehenen Herren=
bauer
Anton Müller auf dem Gamhof, auf dem er ein patriarchaliſches
Regiment führt. Den weiblichen Dienſtboten iſt die Welſche, die Katho=
liſche
, verhaßt, während ſie den Männern die Köpfe verdreht. Der
Fluch, der ſie als Kind eines Mörders verfolgt, haftet ſich an ihre Per=
ſon
und es werden ihr dazu allerlei Schandtaten angedichtet. Als ſie
im Sommer auf die Alp geht, wird ſie von den anderen beſchimpft und
verläßt mit Verachtung die Hütte und ſtürmt bei ſchverem Unwetter
in die Nacht himaus. Als ihr Dienſtherr, der längſt ein Auge auf ſie
geworfen hat, dies erfährt, gerät er in Zorn und läßt ſie ſofort ſuchen;
man findet ſie erſchöpft und völlig durchnäßt in den Beugen. Er läßt
ſie in eine Klinik bringen und pflegen und befucht ſie häufig. Die
Sehnſucht nach ihrem Beſitz läßt dem ſtark ſinnlich veramlagten Mann
keine Ruhe und er nimmt ſie trotz des Widerſpruchs ſeiner Angehörigen
zum Weibe. Sie, die 21Jährige, hat dem 54Jährigen nach längerem
Zögern aus Dankbarkeit das Jawort gegeben. Anton hat einen Sohn
Gottfried, der in Baſel ſtudiert und Thereſe ſchon früher geſehen und
ihr ſeine Liebe geſtanden hatte. Jetzt lommen ſie häufig zuſammen,
machen einſame Spaziergänge, und ihr anfangs freundſchaftliches Ver=
hältnis
ſteigert ſich zur Leidenſchaft, die beide verzehrt. Der Vater
merkt davon nichts. Auf einer Reiſe nach Bern wohnen ſie in einem
Hotel, ihre Leidenſchaft reißt ſie hin und ſie betrügt ihren Mann mit
ſeinem Sohn, ein Verbrechen, das ſchlimmer iſt als Ehebruch‟. Gott=
fried
kämpft vergebens gegen die ihn verzehrende Leſdenſchaft und
denkt an Selbſtmord, zu welchem Zwecke er ſtets Arſenik bei ſich führt.
Als der Vater Verdacht ſchöpft, beſchwört ſie ihre Unſchuld und ſetzt
ihren verbrecheriſchen Verkehr mit ſeinem Sohn fort. Als jener ſie
in Gamhof eines Abends in verdächtigem Nebeneinander antrifft,
gerät er in grenzenloſe Wut, wirft ihr ihre Herkunft als Kind eines
Mörders vor und droht, ſie zu erſchießen, falls er ſie noch einmal mit
ſeinem Sohne antreffe. Jetzt erwacht der Weibsteuſel i ihr. Vor

(röffnung der Frankfurter Frühjahrsmeſſe.

Sonderbericht unſeres H. W. W.=Mitarbeiters.

* Nachdem bereits vor einer Woche die Eröffnung der mit
der Frankfurter Frühjahrsmeſſe verbundenen vier Sonderaus=
eigentliche
Meſſe ein. Ueber die Sonderausſtellungen Das
flache Dach, Deutſche Qualitätsmarken im rechten Licht, Nah=
rungs
= und Genußmittel und der Fremdenverkehr iſt an die=
ſer
Stelle bereits berichtet worden, ſodaß ich mich im Folgenden
bei der Beſprechung der Sonderſchauen kurz faſſen kann. Bevor
wir den obligaten Rundgang durch das Meſſegelände antreten,
mag feſtgeſtellt werden, daß im äußeren Bild der Stadt von dem
Meſſegetriebe nicht allzuviel zu merken iſt. Weder Reklamen
auf den Straßen, noch eine beſondere Herrichtung der Haupt=
zufahrtsſtraße
vom Hauptbahnhof, zur Meſſe iſt zu bemerken.
Auch ſind die Läden an dieſer Straße kaum, im Gegenſatz zu
früheren Meſſen, zu Propaganda= oder Ausſtellungszwecken mit
berangezogen. Auch die fliegenden Händler und all' das Drum=
und=Dran, was zum Meſſebetrieb gehörte, iſt verſchwunden. Auf
die Gründe dieſer Erſcheinungen will ich in der Schlußbetrach=
tung
zu ſprechen kommen, hier vorausgeſchickt ſei nur noch, daß
zwar die Möbelmeſſe ſehr gut beſchickt iſt, daß auch die Weſt=
hallen
wieder beſetzt ſind, daß aber die große Halle der Technik
immer noch unbenutzt bleibt, daß der große Umgang im erſten
Stock der Feſthalle und der Oberſtock des Hauſes Werkbund von
der Meſſe nicht ebenfalls benutzt werden. Beginnen wir mit
unſerem Rundgang im
Haus Offenbach und Haus Schuh und Leder.
In einer kleinen Halle neben dem Hauſe Offenbach ſtehen
Maſchinen, in der Hauptſache Holzbearbeitungsmaſchinen, von
denen beſonders eine neuartige Hochleiſtungsfräsmaſchine und
eine automatiſche Hochleiſtungs=Beſäum= und Zuſchneide= Kreis=
fäge
intereſſieren. In einer Nebenhalle ſtellt wieder der Deutſche
Erfinder=Schutzverband München aus, wo Jedermann ſicher
etwas für ihn Neues findet, von der 24=Siundenuhr über einen
Strumpfprüfungsapparat bis zu einem Kleiderbügel mit auto=
matiſcher
Preßvorrichtung für Bügelfalten. Im Haus Offen=
bach
ſelbſt ſind die verſchiedenartigſten Gegenſtände zuſammen=
gedrängt
, Lederwaren, Calanteriewaren, Spielwaren, Chriſt=
baumſchmuck
und Haushaltungsartikel. Es rächt ſich, daß die
Meſſeverwaltung, beſonders da ja bei jeder neuen Meſſe ver=
ſchiedene
Abteilungen ihren Standort wechſeln, nicht zur Ge=
winnung
einer beſſeren Ueberſicht einen kleinen Plan drucken
läßt, der die einzelnen Meſſegebäude und ihren jeweiligen In=
darüber
, daß man die Tragik der Ozeanflüge ſchon zu einem
Kinderſpiel verwendet, kann man verſchiedener Meinung ſein.
Ledertaſchen ſieht man in bunten Farben und mit bunten Appli=
Auch der Verſuch, ſich des Sowjetgoldes zu bemächtigen, kationen. Die Wiener bringen hübſche Taſchen, die in Kteuz=
ſtich
auf Seide geſtickt ſind. Bei dem Chriſtbaumſchmuck merkt
man, daß nun Lametta, auch in bunt, zu haben iſt. Bei den
Haushaltsgegenſtänden fallen viele Modelle zu Obſt= und Kar=
toffelſchälmaſchinen
für den kleinen Haushalt auf. Staubſauger
Leder überwiegen Rohleder und Zubehörteile beinahe die Aus=
ſtellung
von Schuhen, unter denen die buntgeflochtenen San=
daletten
der Wiener angenehm hervorſtechen. Auch ſcheinen
niedrige Abſätze wieder mal beliebter zu ſein. Es ſcheint, als
Der von der Bank von Fraukreich angeſtrengte Prozeß ſoll ob ſich die Lederwirtſchaft in einer kritiſchen Lage befindet,
wenigſtens im erſten Vierteljahr 1928 die Inſolvenzen beinahe
doppelt ſo hoch wie im letzten Vierteljahr 1927. Günſtig wirlt ſich
vielleicht wenn die Verhältniſſe ſo bleiben aus, daß z. B.
im Handel mit den Vereinigten Staaten ſich Import und Export
nach erheblichen Schwankungen in den Vorjahren im Jahre 1927
genau die Wage halten, ſodaß hier kein Land die Konkurrenz
des anderen zu fürchten braucht. Im Haus Schuh und Leder
finden wir unten auch die Möbelmeſſe, die gut beſetzt und be=
ſucht
iſt. Viele Arten Liegeſtühle mit Polſterauflagen ſind zu
ſehen, überhaupt macht ſich das Beſtreben bemerkbar, die Sitz=
gelegenheiten
möglichſt bequem zu geſtalten. Eine Euttäuſchung
bedeutet die Ausſtellung im
Haus Wel kbund.
Neben manchem Schönen viel Häßliches, was an Stoff ſich
nicht wehrt, das wird in irgend eine kunſtgewerbliche Form
gepreßt, Gedanken, die auf jeden Fall originell ſein müſſen, wenn
ſie tatſächlich auch noch ſo verſchroben ſind, werden in die Tat
umgeſetzt. Es wird ſich ſchon jemand finden, der für ſolche
Kunſt Geld ausgibt. Läppiſche Flaſchenhüllen oder ebenſolche
Autofigürchen, die angeblich trotz deutſcher Herkunf: in Paris
Furore machen, ſeien hier erwähnt. Schönes bringen die Aus=
ſiellungen
der niederöſterreichiſchen Landesregierung und des

Vaheriſchen Kunſtgewerbevereins. Ganz niedlich eine kleine
Zimmerhundehütte mit Matte, alles aus Baſt und Gürtelſpan=
gen
aus Porzellan. In der
Feſihalle
iſt in der Mitte die Sonderſchau Deutſche Qualitätsmarken im
rechten Licht untergebracht. Anerkannt werden ſoll uneinge=
ſchränkt
die gute dekorative Aufmachung dieſer Schau In der
auch in der Feſthalle befindlichen Sonderſchau Der Fremden=
verkehr
hat neben vielen Städten des In= und Auslandes auch
Mainz einen großen Platz in geſchickter Weiſe für ſeine Aus=
ſtellung
benutzt Und wo bleibt die Fremdenſtadt Darmſtadt?
Noch eine Sonderſchau, Das flache Dach iſt neben der Fcſt=
halle
zu ſehen und zu einer kleinen Baumeſſe bezüglich des
modernen Siedlungsbaues ausgeſtaltet. Ob z. B. aber mit dem
Modell einer evangeliſchen Kirche, das in weiteſter Auslegung
des fürchterlichen Schlagwortes von der modernen Sachlichkeit
auf jeden Schmuck, natürlich auch auf jegliche Andeutung eines
Turmes verzichtet, dafür in ſeinem Aeußeren= aber an eine
Montagehalle oder günſtigſtenfalls an ein Großkino erinnert,
das Richtige getroffen wird, darf ſtark bezweifelt werden. Gehen
wir weiter zum
Haus der Moden,
tas ſich in zwei Abteilungen, Damen= und Herrenkonfektion
gliedert. Bei den Damenmänteln bleiben helle Farben bevor=
zugt
, bei Kleidern ſieht man viel Stufenröcke. Trikot bleibt bei
WZäſche und Oberkleidung weiter große Mode. Kunſtſeidene
Stoffe bleiben ebenfalls gefragt. Gemuſterte Druckſamte wer=
den
ſehr beliebt. In der Herrenmode erleben wir wieder ein=
mal
eine gewiſſe Periode der Stagnation, in der die Form des
Sakko ziemlich ſtabil bleibt. Auch die Mäntelformen ſind durch=
wveg
die alten. Dafür werden die Oberhemden bunter, auch bei
Krawatten treten kräftigere Muſter hervor und der Sommer=
ſmoking
geſtattet ſogar die weiße Weſte. Auch in Socken für
den Sommer iſt die Auswahl in Farbe und Qualität gleich
groß. Kunſtſeidenplattierte Socken, Flor, Flor mit Seide plattiert,
baumwoll. und Flor=Moulinés werden getragen. Da das einmal
eingeführte Zugabeweſen in vielen größeren Geſchäften weiter
blüht, finden wir im Haus der Moden zahlreiche Zugabeartikel
aller Arten. Eine ſicher zugkräftige Reklame für Schaufenſter
bedeuten die Lachſpiegel, die für dieſen Zweck wenigſtens noch
eine Neuheit bedeuten. Neben dem Haus der Moden liegen die
Stände im Freien, die wie früher im beſonderen Kleintransport=
geräte
, Kipplaſtwagen, Boote und Wochenendlauben aufweiſen.
Die letzte Gruppe der Meſſe umfaßt die
Nahrungs= und Genußmittel.
Frankreich und die Schweiz, Italien und Oeſterreich tragen
ueben deutſchen Firmen in gleicher Weiſe zu dieſer appetitlichen
Sonderſchau bei. Allerdings ſind die Ausſteller hier gegen früher
gewitzigt und geben Koſtproben faſt nur noch gegen Kaſſe ab.
Merkwürdig, daß in der umfangreichen franzöſiſchen Ausſtellung
Elſäſſer Firmen im Gegenſatz zu früher ſo gut wie gar nicht
vertreten ſind, obwohl das Elſaß gerade in dieſer Beziehung
(Weine, Hopfen, Gänſeleberpaſteten, Spargel, Konſerven uſw.)
nicht übergangen werden follte.
Rückblick.
Es darf nicht verkannt werden, daß durch die Angliederung
zahlreicher Sonderausſtellungen, die der Allgemeinheit ſchon vor
der eigentlichen Meſſe zugänglich ſind und die nicht auf die Ein=
käufer
abgeſtellt ſind, der unmittelbare Meſſecharakter verdrängt
wird. Auch iſt es ſchwer, sine ira et studio über die Zukunfts=
ausſichten
der Frankfurter Meſſe etwas zu ſagen. Die Zeit iſt
vorbei, in der jede deutſche Staot, die etwas, auf ſich hielt, un=
Eedingt ein Plgnetarium haben, mußte (in die jetzt niemand
mehr hineingeht, das berühmte Düſſeldorfer ſoll Boxring wer=
den
!), die Zeit iſt auch vorbei, in der jede Stadt, die es ſich
leiſten konnte. (Köln, Königsberg, Breslau, Kiel, Weſel uſw.),
eine eigen: Meſſe haben mußte. Gewiß hat Frankfurt eine alte
Tradition, gewiß iſt und bleibt Frankfurt für den Ledermarkt
und für Textilien tonangebend, gewiß endlich iſt Frankfurt die
Wirtſchaftszentrale der ſüdweſtdeutſchen Rhein=Mainecke, aber
wir wollen nicht nur von Zeniraliſation, von Normaliſierung
und Rationaliſierung, von Sparſamkeit und Konzentration in
der Wirtſchaft reden, wir muſſen handeln und Taten
ſehen. Dieſen Geſichtspunkten gegenüber haben alle anderen
zurückzutreien und ſich unterzuordnen. Die Entwicklung wird
zwangsweiſe kommen.

längerer Zeit hatte ſie Gottfried das Arſenikpulver aus ſeiner Taſch=
entwendet
. Mit voller Ueberlegung miſcht ſie es im das Leberſalz, das
ihr ſeit längerer Zeit leidender Mann jeden Abend einnimmt, und
teilt ihren Beſchluß, daß ihr Mann oder ſie ſterben müſſe, Gottfried
mit. Er gerät in einen Zuſtand wahnſinniger Verztveiflung, ſindet
aber nicht den Mut und die Kraft, das Verbrehen zu verhindern. Nach
einem furchtbaren Todeskampf ſtirbt der Vater und ſie führt, ohne
die Spur einer Neue zu zeigen, die Nolle der trauernden Witwe mit
Anſtand durch. Nach einigen Monaten gibt ſie einem Knaben, der
Frucht ihres ſündlichen Verkehrs, das Leben, während ſie ihrem Mann
hat glauben machen, daß das kommende Kind ſeines ſei, worauf er es
in ſeinem Teſtament bedacht hat. Sie gübt ſich ohne Gewiſſensbiſſe dem
Mutterglück hin, während er, der ſich des Vatermordes zeiht, keine Ruhe
und keinen Schlaf wiederfindet und nach ſchweren ſeeliſchen Kämpfen,
um ſein Gewiſſen zu beruhigen und ſeine Schuld zu ſühnen, ſich der
Polizei ſtellt und, um Thereſe zu retten, angibt, daß er den Mörd be=
gangen
habe. Als Thereſe dies erfährt, ſtellt auch ſie ſich, von dem ein=
zigen
Wunſche beſeelt, Gottfried frei zu bekommen, der Polizei und
bekennt wahrheitsgemäß, daß ſie den Mord begangen habe. Aber es
bleibt bei ſeinem Bekenntnis und ſie bleibt ungebeugt von der Laſt
ihrer Schuld. In der Gerichtsverhandlung, deren ausführliche und
packende Beſchreibumg 70 Seiten des Nomans füllt, wird Gottfried ent=
laſtet
, ſo daß muan eine geringe Strafe für ihn erwarten durſte. Aber
beide werden von den Geſchworenen des Mordes für ſchuldig erklärt
und unter Annahme mildernder Umſtände zu 20 Jahren Zuchthaus
verurteilt. Nach Verbüßung ihrer Strafe leben ſie wie der Epilog des
Romans erzählt, in einem einſamen, ſchloßartigen Gebäude als gebro=
crne
Menſchen. Er iſt gottergeben und apathiſch und beſchiftigt ſich
mit Schnitzereien von Herrgottsbildern und verzichtent auf die Annehm=
lichkeiten
des großen Reichtums, der ihnen durch gewiſſenhafte Ver=
waltung
ihres Vermögens zugefallen iſt, ſie iſt dem Leben abgeſtorben.
Hier beſucht ſie ihr Sohn, der von einem Jugendfreund Gottfrieds,
einem Paſtor aufgezogen worden iſt, und kämpft um die Liebe ſeiner
Mutter, die ſich kühl und abweiſend verhält, findet aber ſchließlich den
Weg zu ihrem Herzen, während der Vater in ſeiner Apathie verharrt.
Die Erzählungskunſt, die lebeusvolle Geſtaltung und pſychologiſche
Vertiefung der handelnden Perſonen verleihen dem Erotiſchen und
Kriminaliſtiſchen des großangelegten und ſpannenden Romans ein weit
über das Einzelne und Perſönliche hinausgehendes allgemeines
Intereſſe.
Ap. Von dem Dichter und bekannten Literaturhiſtoriker Heinrich
Spiero, dem wir Biographien von Paul Heyſe, Wilhelm Raabe,
Gerhart Hauptmann, Liliencron, Ernſt Zahn u. a. verdanken, iſt ein.
Lebensbid des Hamburger Dichters Guſtav Falke (erlag Georg
Weſtermann, Braunſchweig, Preis geb. 4 Mk.) erſchienen, das geeignet
iſt, in die tiefempfundenen und formwollendeten Dichtungen Falkes (geb.
11. Januar 1853, geſt. 8. Februar 1916) einzuführen und das Intereſſe
und Verſtändnis, für ſie zu wecken. Der biographiſche Teil ſchildert
Falkes Jugendjahre in Lübeck, ſeine Wanderjahre als Buchhändler in
Hamburg, Eſſen, Stuttgart und Hildburghauſen und ſeine Tätigkeit als
Muſiklehrer in Hamburg von 18771908, als welcher er zübſam ſeinen

Lebensunterhalt erwwarb, bis der Hamburger Senat dem heimiſchen Dich=
ter
zu ſeinem 50. Geburtstag in Anerkennung ſeiner Verdienſte um die
deutſche Literatur ein Jahresgehalt von 2000 Mk. ausſetzte, das ihn in
den Stand ſetzte, ſich in Großborſtel ein idylliſches Heim zu ſchaffen, wo
er in glücklichem Familienkreiſe und im Verkehr mit Freunden und zeit=
genöſſiſchen
Dichtern das Ende ſeines Lebens verbrachte. In ſeinen
crſten Dichtungen von Liliencron, der anregend und fördernd auf ihn
wirkte und mit dem er, wie mit Nichard Dehmel, in inniger Freundſchaft
verbunden blieb, beeinflußt, ging er ſpäter eigene Wege. Seinem erſten
Buche Mynheer der Tod, das Liliencron gewidmet war, folgten die
nordiſchen Erzählungen, die Romane Aus dem Durchſchnitt, Landen
und Stranden, Der Mann im Nebel und Die Kinder aus Ohlſens
Gang‟. Die Gedichte Tanz und Andacht acht Fantaſieſtücke, fanden
ungeteilten Beifall und auf Paul Heyſes Vorſchlag wurde ihm für ſie
die große Feſtgabe der Deutſchen Schillerſtiftung zuerkannt. Weiter
folgten die Dichtungen Zwiſchen zwei Nächten, Neue Fahrt, Mär=
chen
, Idyllen und Novellen, zum Teil in niederdeutſcher Mundart, die
Märchenkomödie Patzi Der geſtiefelte Kater in 11 Geſängen uſw.
Seine letzte größere Dichtung war das Buch Anna, ſeiner Gattin,
geb. Anna Theen, gewidmet, ein gedämpftes Abſchiednehmen, in dem
viel rein Perſönliches mitſchwingt. Während des Krieges ſammelte er
nicht nur die eigenen Verſe (Vaterland, heilig Land), ſondern gab
auich eine Reihe von Heſten ausgentählter Kriegslyrik der erſten Jahre,
acht Bänd hen, heraus, deren Reinertrag von 2000 Goldmark er ai
das Rote Kreuz ablieferte. Der Verfaſſer, ein Geiſtesverzandter Fal=
kes
, ſchließt ſein Buch, das einen ſchhätzenswerten Beitrag zur Geſchichte
der deutſchen Literatur der Neuzeit bildet, mit den Worten: Falke lebte
in einer bei ungeſtümem, äußerem Vordrang innerlich verwirrten Zeit,
der das Maß ihrer Wirrnis erſt in geſaltſamem Ausbruch zum Bewußt=
ſein
kam. In ſolchen Tagen einen Dichter, einen Menſchen von ſo ſicher zur
Harmonie ſtrebender Art neben und vor ſich zu haben, iſt für die Nation
wie für die, die in engerer Beziehung mit ihm leben durften, ein jedes
Dankes wertes Glück. Dieſes aus verborgener Quelle mit feinen Sil=
berſtrahlen
geſpeiſte Lebensgefühl von deutſchem Klang erſchließt ſich
heute wie in den Tagen ſeiner rüſtigen Schöpferkraft durch ſein Werk.
Er lebt mit uns und über uns hinweg in deutſche Zukunft hinein.
Hackebeil=Bücher. Eine neue Sammlung guter Unterhaltungs=
Nomane, wie ſie insbeſondere von der Frauenwelt gern geleſen werden,
beginnt ſoeben ihr Erſcheinen als Hackebeil=Bücher‟. Bisher ſind die
folgenden Bände erſchienen: Das kalte Neſt von Liſa Barthel=
Winkler. Geb. 1 RM. (Verlag Guido Hackebeil A.G., Berlin S. 14)
Es iſt der Roman einer jungen Ehe, die durch mißliche Zeitumſtände
getrübt, ſich immer dramatiſcher bis zu ganz unhaltbaren Zuſtänden zu=
ſpitzt
. Alles iſt ſo ratürlich, ſo unmittelbar aus dem Leben gegriffen,
geſchildert, daß viele Frauen ein Stück eigenen Lebens darin wieder=
finden
werden. Die gute Partie von Liſa Barthel=Winkler.
Geb. 1 RM. (Verlag Guido Hackebeil A G., Berlin 6. 14.) Moderne
Probleme der Gegenwart erfüllen dieſen Roman, der eine aus Reich=
tum
und Glanz plötzlich geriſſene Familie ſchildert. Wie ſich die eine
zelnen Mitglieder mit der veränlerten Situation in Armut und Ent=
ſagung
abzufinden verſtehen, iſt mit feiner Beachtung all der ſeeliſchen
Negungen eindrucksvoll geſtaltet.

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Nummer 113

Montag, den 23. April 1928

Geite 3

Aus der Landesbauptſtadt.
Darmſtadt, 23. April.
*Volkshochſchule Darmſiadt.
Die erſte Veranſtaltung der Volkshochſchule nach Oſtern war
eine muſikaliſch=deklamatoriſche Morgenfeier im Feſtſaal des
Realgymnaſiums. Frau Horn=Stoll war dazu gewonnen
worden und Frau Meerwarth=Sebold. Die muſikaliſche
Vortragsfolge war recht geſchickt auf einen einheitlichen Ton ge=
ſtimmt
, umfaßte die fünf Brautlieder von Peter Cornelius, von
denen namentlich das innige Vorabend ſtets entzückt; ferner
aus den Schlichten Weiſen von Max Reger dier der zarteſten
und eingänglichſten: Herzenstauſch, Zum Schlafen Wenn
die Linde blüht, Mein Schätzelein. Zum Schluß ſang die Künſt=
lerin
vier volkstümlich gehaltene Lieder Arnold Mendelsſohns:
Blumengruß, Goldhahn, Mai, Fiſcherlied, alle ſtrömend
von Melodie und gemacht von der Hand eines Meiſters. Frau
Horn=Stoll überzeugte auch diesmal wie immer durch die gedie=
gene
Pflege ihres wohlklingenden Soprans, die ſie befähigte, die
zarte Stimmung, die vielen der Lieder innewohnt, auch in den
hohen Tonlagen voll auszuſchöpfen. Ihre Hingabe, ihre muſika=
liſche
Sicherheit verhalfen der beliebten Sängerin zum gewohnten
Erfolg. Herr Horn, als Klavierbegleiter ſeiner Frau, bewies,
daß man ſowohl ein guter Bratſchiſt als auch ein guter Klavier=
ſpieler
ſein kann.
Dazwiſchen las Frau Meerſparth=Sebold die Weiſe von
Liebe und Tod von Reiner Maria Rilke und brachte die Schön=
heit
dieſer Sprache mit kluger Routine zur Wirkung. Moderne
Gedichte von Walter Calé, die ſchon beim erſten Hören durch den
Wohlklang der Verſe und die Innigkeit der Gedanken beſtechen
(ſie müßten ſich gut zum Vertonen eignen) gelangen der Dame
gleich gut, beſſer als einige Volkslieder, darunter Loreley und
Heideröslein, die ſchlichter und einfacher hätten gebracht werden
können.
O.

Heffſiſches Laudestheater. Heute findet im Kleinen Haus der
Abſchiedstanzabend Manda von Kreibigs ſtatt. Beginn 20 Uhr.
Die Uraufführung von Kurt Heynickes Luſtſpiel Wer gewinnt
Liſette? ſoll bereits Anfang Mai im Kleinen Haus ſtattfinden.
Zur Sitzung der Stadtverordnetenverſammlung am Donnerstag,
den 26. April 1928, um 17 Uhr, im Rathaus iſt folgende Tagesordnung
feſtgeſetzt: 1. Die Wandererherberge Herdweg B. 2. Die Ausſtellung Der
Menſch. 3. Sportplatz der Freien Turngemeinde Darmſtadt. 4. Er=
hebung
der örtlichen Kirchenſteuer für das Jahr 1928 durch die evan=
geliſche
Geſamtgemeinde Darmſtadt. 5. Gebührenordnung für die
Friedhöfe. 6. Inſtandſetzung des Hauſes Frankfurter Straße 3. 7. Her=
ſtellung
einer Einfriedigung um das ſtädtiſche Gelände Kranichſteiner
Straße 68½. 8. Bebauung ſtädtiſchen Geländes am Beſſunger Rat.
haus. 9. Errichtung von Wohngebäuden Ecke Hohler Weg und Spoſſart=
ring
. 10. Errichtung von Wohngebäuden in der Lichtenbergſtraße,
11. Fluchtlinienänderung in der Oſann= und Ohlyſtraße. 12. Aenderung
der Fluchtlinien auf der Oſtſeite der projektierten Ringſtraße vor dem
Botaniſchen Garten. 13. Baulandumlegung in der Gartenſtadt am
Alfred=Meſſel=Weg. 14. Abſchluß der Kaſſe der Knabenarbeitsanſtalt
5. Aufhebung der Weihnachtsmeſſe.
für das Rechnungsjahr
16. Mitteilungen
Im Orpheum ſind heute 2 Vorſtellungen; nachmittags ½6 Uhr
und abends ½9 Uhr. Eintrittspreiſe 60 Pfg. bis . Mk. Kaſſenöff=
nung
½5 Uhr. Näheres iſt aus heutiger Anzeige erſichtlich.

4Verwaltungsgerichtshof.
p. Vorentſcheibung gegen den Polizeihauptwachtmeiſter Albrecht
und den Polizeioberwachrmeiſter Schildwächter, beide in Offenboch.
Erſchienen ſind Konrad Häger von Offenbach, die beiden Polizei=
beamten
vertreten durch Referendar Dk. Fuhr, vom Polizeiamt Offen=
bach
iſt Reg.=Rat Grebe anweſend.
Am 1. Januar 1927 fand auf der Straße vor dem Kaiſercaf in
Offenbach eine Schlägerei ſtatt. Als Verletzter wurde der Arbeiter Fer=
dinand
Häger ins Krankenhaus gebracht, wo er am 2. Januar ſtarb.
Der Vater Konrad Häger hat gegen die beiden Polizeibeamten Straf=
unzeige
erſtattet unter der Angabe, ſie hätten dem Ferd. Häger Schläge
mit dem Dienſtſäbel beigebracht. Am 3. Mai 1927 hat die Staatsanwalt=
ſchaft
das Verfahren mit de: Beg=ündung eingeſtellt, Häger ſei an
Bronchitis geſtorben, die Beamten hätten in erlaubter Notwehr gehan=
belt
. Auf an den Generalſtaatsanwvalt hiergegen verfolgte Beſchwerde
legte dieſer die Akten dem Miniſterium vor, das vom Gerichtshof eine
Vorentſcheidung nachgeſucht hat.
Am 4. Januar 1927 fand Leichenſchau und Sektion durch das Kreis=
fundheitsamt
Offenbach ſtatt. Das erſtattete Gutachten ſtellt als
Todesurſache akute Bronchitis mit Pneumonie feſt; Schläge kommen
nicht als Todesurſache in Betracht.
Polizeihauptwachtmeiſter Albrecht erklärt, er ſei ſelbſt am Streite
ganz unbeteilig: geweſen, gegemn ſeinen Kollegen S hildwächter habe die
Menge gedrängt, und gegen einen gewiſſen Schenk habe Schildwächter von
ſeiner Waffe Geſrauc) gemacht. (Shenk iſt nach Amerika ausgewan=
dert
.) Polizeioberwachtmeiſter Schildwächter gibt eine ausführliche
Darſtellung über ben Streit, an dem hauptſächlich Schenk beteiligt war,
Die Leute ſind nach ſeiner Angabe zumeiſt angeheitert geweſen und haben
Die Polizei beſchimpft, auch mit Totſchlagen gedroht. Hier war es nach
dieſer Schilderung Schenk, der zuerſt gegen den Polizeibeamten tätlich
vorging, welch letzterer darauf die Sanitätswache beorderte.
Zur Aufklärung des Salverhalts iſt eine Reihe von Zeugen ge=
laden
und erſchienen. Ein Zeuge gibt an, Schildwächter habe ſofort,
aus dem Café herauskommend, gegen Schenk blank gezogen. Dieſe An=
gabe
wird von anderen Zeugen beſtätigt.
Der Vertreter der Beamten vertritt die Anſchauung, auf ſeiten
Dieſer liege Notwehr vor, zumal ſchon der Verſuch einer Gefangenen=
befreiung
vorausgegangen war. Die Menge habe in das Haus ein=
Dringen wollen. Der Vertreter des Staatsintereſſes, Reg.=Rat Born=
ſcheuer
, nimmt Bezug auf den Sektionsbefund, ein ſchlüſſiger Beweis
für ein Verſchulden des Polizeibeamten Schildwächter ſei nicht ge=
führt
, die Zeugen könnten ſich möglicherweife doch geirrt haben; es habe
ſich darum gehandelt, den Widerſtand des Schenk zu brechen. Sonach
liege eine ſchuldhafte Verletzung der Amtspflichten
nicht vor. Das Urteil erkennt in dieſem Sinne.

Seron
gung des Landesverbandes Heſſen
vom Reichsbund der Zibildienſtberechtigten in Mainz.

Der Verbandstag des Landesverbandes Heſſen vom
Reichsbund der Zivildienſtberechtigten E. V. fand in
den Tagen vom 21.22. April in Mainz im großen Saaie des Konzert=
hauſes
der Liedertafel ſtatt. Der Reichsbund der Zivildienſtberechtigten
(ehemals Bund deutſcher Militäranwärter) ſtellt die Intereſſenvertre=
tung
von rd. 125 000 ehemaligen deutſ hen aktiven Unteroffizieren dar.
Der eigentliche Verbandstag begann am Samstag vormittag
in der Liedertafel unter der Leitung des Landesverbandsvorſitzenden
Sallwey=Darmſtadt. Letzterer eröffnete die Tagung und begrüßte
außer den Delegierten aus ganz Heſſen den Vundesdirektor Herrn
Krüger=Berlin und den Ehrenvorſitzenden des Landesverbandes
Heſſen, Herrn Rößler=Darmſtadt. Außerdem begrüßte der Voxſitzende
die Vertreter der Landesverbände Bayern, Baden, Württemberg und
Heſſen=Naſſau. Nach Erſtattung des Jahresberichts und Nechnungsab=
lage
wurde der Wirtſchaftsplan für 1928/29 genehmigt. Die Wahl des
Verbandsvorſtandes ergab die einſtimmige Wiederwahl des bisherigen
Vorſtandes. Nach der Wahl der Vertreter zum Bundestag 1928 in
Breslau ſtellte der Ortsverein Mainz, den Antrag, in Breslau
dahin zu wirken, daß der Bundestag für 1920 in Mainz ſtattfände. Als
Ort des nächſten Verbandstages des Landesverbandes Heſſen wurde
Offenbach beſtimmt. Gegen 6 Uhr abends war der erſte Verhand=
lungstag
beendet.
Gleichzeitig mit dem Verbandstag fand im Anſchluß an den erſten
Verhandlungstag abends 8 Uhr in der Liedertafel das 25jährige
Stiftungsfeſt des Zweigvereins Mainz ſtatt. Zur Feier hatte ſich
in dem in den Reichs= und Landesfarben und mit Blumen geſchmückten
großen Konzertſaal eine ſtattliche Anzahl von Gäſten und Mitgliedern
eingefunden. Der erſte Vorſitzende des Mainzer Vereins begrüßte die
Vertreter der Behörden, Verbände und auswärtigen Vereine. Ferner
hieß er die Kameraden aus Frankfurt a. M., Wiesbaden, Hanau, Gießen,
Darmſtadt, Kreuznach, Worms, Biebrich, Bingen und anderen
Orten herzlich willkommen. Redner wies auf die Bedeutung der Tagung
in und ſtreifte mit kurzen Worten die Gründung und Entwicklung des
Mainzer Vereins, der zur Zeit die ſtattliche Zahl von 400 Mitgliedern
beſitze. Zum Schluſſe ſeiner freudig aufgenommenen Anſprache brachte
er ein Hoch auf das deutſche Vaterland aus. Die Muſik intonierte das
Deutſchlandlied, das die Anweſenden ſtehend mitſangen. Es folgten
nun die Grüße und Glückwünſche der einzelnen auswärtigen Vertreter.
Nach Dankesworten des Vorſitzenden des Jubelvereins Mainz wurde in
den unterhaltenden Teil des Abends eingetreten. Zur Erinnerung an
das 25jährige Beſtehen des Vereins Mainz im Reichsbunde der Zivil=
dienſtberechtigten
hatte der erſte Schriftführer Herr Wilhelm Rapp=
Mainz ein hübſch zuſammengeſtelltes Feſtbuch mit einem Vorwort des
Verfaſſers und Aufſätzen über die Entwicklung der Zivilverſorgung, der
Geſchichte des Bundes deutſcher Militäranwärter und der Entwicklung
des Vereins Mainz herausgegeben, das allgemeinen Anklang fand.
Am Sonntag vormittag halb 11 Uhr fand im Saale der Liedertafel
eine große öffentliche Kundgebung ſtatt, zu der Reichs=
und Landtagsabgeordnete und Vertreter ſämtlicher Behörden eingeladen
waren. Der Vorſitzende des Landesverbandes Heſſen, Herr Sallwey=
Darmſtadt, eröffnete die Tagung und führte aus, daß die Unterbrin=
gung
der Kameraden, die die beſten Jahre ihres Lebens dem Vaterland
geopfert, ſich allmählich als eine Staatsnotwendigkeit erwieſen habe, die
von den Volksvertretern im Reichstage endlich in vollem Umfange an=
erkannt
würde. Nur im weiten Lande, insbeſondere bei der Länder=
regierungen
und den Gemeinden nebſt Gemeindeverbänden, habe ſich
dieſe Auffaſſung noch keine überzeugende Bahn brechen können. Deshalb
ſei es immer wieder notwendig, öffentliche Kundgebungen zu veranſtal=
ten
, und auch die Preſſe, die er dankbar begrüße, mit den Zielen und
Wünſchen der Zivildienſtberechtigten bekannt zu machen. Redner be=
grüßte
hierauf im beſonderen u. a. die Herren Miniſterialrat Lip=
pert
vom Finanzminiſterium, Rechnungsdirektor Mahr vom Mini=
ſterium
für Arbeit und Wirtſchaft, Oberregierungsrat Sehferth vom

Kreisamt Mainz, Beigeordneten Hiemenz von der Stadtverwal=
tung
, Oberregierungsrat Bäumer und Regierungsrat Lorf vom
Finanzamt, Direktor Lammers von der Reichsbank, Rektor Win=
ter
von der Zentrumspartei, Abg. Reiber von der Demokratiſchen
Partei, Stadtv. Strohhauer von der Deutſchen Volkspartei, Dr.
Wolf von der Volksrechtspartei. Es folgte nunmehr ein Vortrag
des Herrn Bundesditektors Krüger=Berlin über die Zivilverſorgung
und Beſoldungsreform. Redner verbreitete ſich in eingehender Weiſe
über die Zivilverſorgung, die vorhandenen Mängel und die Wünſche,
die der Reichsbund für eine Verbeſſerung hat. Unter den Mängeln hob
er beſonders hervor, die Schwierigkeiten bei der Unterbringung von
Zivildienſtberechtigten bei den Selbſtverwaltungsbehörden, wo man oft
ein gerechtes Verſtändnis für die Zivilverſorgungevermiſſe. Ein Mittel
für eine Verbeſſerung der Unterbringung ſieht Redner darin, daß ſich
alle Behördenſtellen immer mehr mit dem Gedanken vertraut machen
müßten, daß die Zivilverſorgung nicht von einem engherzigen Stand=
punkte
aus, ſondern als unumgängliche Staatsnotwendigkeit betrachtet
werden müſſe. Es ſei im übrigen keine Behörde gehalten, einen Ver=
ſorgungsanwärter
unbeſehen zu nehmen, vielmehr ſolle ſie ihn nur nach
ſeinen Fähigkeiten und Leiſtungen als Beamtenanwärter anſtellen. Wei=
ter
brachte Redner zum Ausdruck, daß im übrigen die Verſorgungsan=
wärter
nur den Wunſch hätten, mit den Beamtenanwärtern anderer
Herkunftsklaſſen gerecht und gleichmäßig behandelt zu werden. Tezüg=
lich
der Beſoldungsreform erkenne man an, daß deren Duechrührung
eine Tat ſei, die alle Anerkennung der Beamtenſchaft verdiene. Doch
ſeien im einzelnen erhebliche Mängel zu erkennen, die noch viel Unruhe
in die Beamtenſchaft bringen würden. Nach allem, was man bisher
aus dem Geſetz und den Ausführungsbeſtimmungen erkennen könne, ſei
es unumgänglich, daß im Laufe der nächſten Jahre eine Novelle zu dem
Beſoldungsgeſetz kommen müſſe. Ganz beſonders ſei zu bemängeln die
mangelhafte Durchführung der Anrechnung der Militärdienſtzeit auf
das Beſoldungsdienſtalter. Es ſei ein unmöglicher Zuſtand, die vor
Oktober 1927 planmäßig angeſtellten Beamten anders zu behandeln als
die ſpäter angeſtellten Beamten. Auch die nicht durchgeführte Zuſam=
menlegung
der Aſſiſtenten und Sekretäre wurde vom Redner verurteilt.
Zum Schluſſe ſeiner Ausführungen legte Redner ſeinen Kamerade:
nahe, ſich recht lebhaft parteipolitiſch zu betätigen, um dadurch in den
Parteien einen Druck ausüben zu können in der Erreichung der berech=
tigten
Wünſche und Forderungen der Zivildienſtberechtigten. Wenn
man nur einigermaßen die Zivilverſorgung und Beſoldung nach den
wirtſchaftlichen Verhältniſſen durchführe, werde man nur zufriedene
Beamte ſehen, die treu ihre Aufgaben erfüllten, treu zur Verfaſſung
ſtänden und treu in ihrer Eigenſchaft als Beamte ſeien. Herr Ver=
waltungsoberſetretär
Dörr=Darmſtadt referierte hierauf über Unter=
bringung
von Verſorgungsanwärtern in Hefſen. Er führte aus, daß
der Landesverband Heſſen in jahrzehntelanger ununterbrochener ernſter
Arbeit verſucht habe, die Zivilverſorgung zu heben und ſie namentlich
einigermaßen den Verhältniſſen in Norddeutſchland, hauptſächlich in
Preußen, anzugliedern. Dies ſei bis zum Jahre 1919 an dem Wider=
ſtand
geſcheitert, der von altersher in Heſſen gegen die Zivilverſorgung
beſtanden habe. Wenn ſeitdem auch Verbeſſerungen eingetreten ſeien,
wäre doch ein durchſchlagender Erfolg verſagt geblieben. Durch die
Sperrung der mittleren Laufbahnen ſeien noch keine Vorteile für die
Verſorgungsanwärter gebracht worden. Die im Geſetz vorbehaltenen
gehobenen Stellen für die Verſorgungsanwärter ſtünden bis jetzt nur
auf dem Papier. Die Abbaubeſchlüſſe des Landtags wirkten ſich am
ſtärkſten in den Stellen der Verſorgungsanwärter aus. Die größten
Schwierigkeiten bei der Unterbringung von Verſorgungsanwärtern
würden die Kommunalbehörden bereiten. Eine Aenderung und Verein=
fachung
für den Staat könne in Heſſen nur erreicht werden durch Er=
richtung
einer Zentralſtelle für die Zivilverſorgung. Nachdem die
Herren Miniſterialrat Lippert und Beigeordneter Hiemenz den
Zivildienſtberechtigten die Hilfe von Skaat und Kommune zugeſagt,
wurde nach einem Schlußwort des Vorſitzenden die Tagung geſchloſſen.

Bei Unfall und Krankerttransporten-
Verleihen von Krankertbedarfserrtikeln

ist Teiefonruf Janikäts Mache Rotes Kreuz.
Telefon: 4oo Darrnstadt.

Tageskalender für Montag, den 23. April 1928.
Heſſ. Landestheater Großes Haus: Keine Vorſtellung.
Kleines Haus, Anfang 20 Uhr: Tanzabend Manda von Kreibig.
Orpheum: Das brennende Meer Das roſa Pantöffelchen.
Konzerte: Schloßkaffee, Kaffee Rheingold, Hotel Schmitz,
Taunusburg, Weinhaus Maxim. Ausſtellung Der
Menſch, von 1121 Uhr, auf der Mathildenhöhe. Kinovor=
ſtellungen
: Helia, Union=Thegter, Palaſt=Lichtſpiele, Reſidenz=
Theater.
Verſteigerungskalender für Dienstag, den 24. April 1928.
Brennholzverſteigerung, in Roßdorf, vormittags 9 Uhr, im
Gaſthaus Barth.

DDie ſtädtiſche Berufsfeuerwehr wurde im Monat März 22mal
glarmiert, und zwar: zu einem Großfeuer, zwei Mittelfeuer 2 Klein=
feuer
, 5 Schornſteinbrände, 5 Waldbrände, 1 Schilfbrand, 2 Autounfälle
und 4 Verkehrsſtörungen. Der Sanitätsdienſt erſtreckte ſich auf 140
Transporte. Die zurückgelegte Fahrtſtrecke betrug zuſammen 1182 Kilo=
meter
. In 5 Fällen wurde erſte Hilfe auf der Wache, Kirchſtraße 13
(Stadtamt und Reichsfernſprecher Nr. 600) geleiſtet.
Nächſte Dampferabfahrten der Hamburg=Amerika=Linie ( einſchließ=
lich
Deutſch=Auſtral=, Kosmos= und Hugo=Stinnes=Linien). Abgeſchloffen
am 20. April 1928. Ohne Verbindlichkeit. Aenderungen vorbehalten.
Nach New York, Halifax: D. Cleveland ab Hamburg am 2. 4.,
ab Cuxhaven am 26. 4. D. Hamburg /ab Humburg am 3. 5., ab Cux=
haven
am 4. 5., D. Weſtphalia ab Hamburg am 5. 5. direkt, D. Albert
Ballin ab Hamburg am 10. 5. ab Cuxhaven am 11. 5. D. Reliance
ab Hamburg am 14. 5. ab Cuxhaven am 15. 5., D. New York ab Ham=
burg
am 17. 5., ab Cuxhaben am 18. 5., D. Thuringia ab Hamburg
am B. 5. direkt. Nach Kanada: D. Brant County am 19. 4.,
D. Qucens County am 26. 4., D. Hagen am 10. 5., D. Tananger am
17. 5. Nach Phäladelphia, Baltimore, Norfolk: D.
Lübeck am 4 5., D. Harburg am 18. 5., D. Jferlohn am 1. 6. Nach
der Weſtküſte Nordamerika; M.S. Los Angeles am 5. 5.,
M.S. Heidelberg am 26. 5., M.S. Seattle am 9. 6. Nach Weſt=
indien
, Weſtküſte Zentralamerika: D. Aragonia am
22. 4. D. Teutenia am 5. 5., M.S. Mimi Horn am 12. 5., D. Kiel
am 19. 5., D. Amaſſia am B. 5. Nach Portv Nico, Sam Do=
mingo
, Haiti, Santiago de Cuba und Jamaica: M.E.
Frida Horz am 1. 5., D. Grunewald am 15. 5., M.S. Thereſe Horn
am 29. 5., D. Gcorgia am 12. 6. Nach Cuba: D. Cuba am 96. 5.,
D. Danzig am 26. 6., D. Mexico am 25. 7. NachMexiko: D. Novd=
Schleswig am 28. 4., D. Artemiſia am 10. 5, M.S. Rio Brovo am
22. 5., D. Schleswig=Holſtein am 2. 6. Nach der Oſtküſte Süd=
amerika
: D. Kyphiſſia am B. 4, D. Bahern am 3. 5., D. Granada
am 9. 5., D. Niederwald am 12. 5., D. Paraguay am 19. 5. Nach
der Weſtküſte Südamerika: D. Ludwigshafen am 28. 4.,
D. Rhodopis am 5. 5., M. S. Spreewald am 9. 5., D. Sachſen am
19. 5., D. Holger am 19. 5. NahNiederländiſch=Indien:
M.S. Rendsburg am 9. 5., D. Melampus am 2. 5. Nach Auſtra=
lien
: D. Aller am 28. 4., D. Freiburg am 9. 5. Nach Süd=
afrika
: D. Hanau am 19. 5. Nach Afrika: D. Niaſſa am
19. 5. Hamburg=Rhein=Lince: Wöchentlich ein Dampfer,
Mitgeteilt durch das Bankgeſchäft Friedrich Zaun, Tel. 1308/9,

Vad dor Tee
onſarkionette
Spitzenleilkun
der deurtſchen
Ligarotkenindufkrie

I.Blv.9

[ ][  ][ ]

Seite 4

Montag, den 23. Aprtl 4928

Rumer 113

Altphilologen=Tagung.

* Der Deutſche Altphilologen=Vevband (Landesverband Heſſen)
hielt im Verfolg ſeiner Gießener und Offenbacher Tagungen ſeine
diesjährige Tagung in Worms ab.
Nach den Begrüßungsworten des Vorſitzenden, Studien=
rats
Dr. K. Liſtmann=Darmſtadt, ſprach als erſter Red=
ner
Umiverſitätsprofeſſor Dr. R. Lagueur=Gießen
über: Die Staatsauffaſſung bei Griechen und
Römern. Der Hiſtoriker der Landesuniverſität ftellte ſich die
Aufgabe, den Weg zu zeigen, wie von der Antike aus an die
Grundformen des Verhältniſſes vom Menſchen zum Staat heran=
zugehen
iſt. Der Redner ging von der Schrift über den Staat
aus, in der Cicero die Grundgedanken einer Verfaſſung nieder=
legte
, welche die auseinanderſtrebenden Teile des römiſchen Vol=
kes
zu harmoniſcher Arbeit am Staate zuſammenführen ſollte.
Bei Abfaſſung dieſer Schrift hat Cicero griechiſche Staatstheore=
tiker
herangezogen; aber an entſcheidender Stelle hebt er hepvor,
daß ſeine Betrachtungsart gegenüber der griechiſchen etwas völlig
Neues ſei, und weiſt uns ſelbſt den Weg, um dieſen Unterſchied
zu erkennen: Der Grieche tritt rein ratonaliſtiſch an die Frage
der Verfaſſung heran, ſeine Staatskonſtruktionen ſind daher los=
gelöſt
von hiſtoriſchen und geographiſchen Bedingtheiten, veran=
laßt
durch den konſtruktiven Geiſt der Griechen, beſtärkt durch die
Gründung zahlreicher Kolonien, die frei von Tradition mit einer
Verfaſſung verſehen ſwerden mußten. Die Römer dagegen ſtehen
in einer ſtarken geſchichtlichen Bindung, die ihr ganzes Intereſſe
auf die Wirklichkeit des eigenen Spaates konzentriert. In veiner
Form verkörpert der alte Cato dieſe römiſche Staatsauffaſſung:
will man den Staat verſtehen, ſo muß man einen einzelnen ins
Auge faſſen und durch die Geſchichte der Jahrhunderte begleiten.
Cicero lehnt ſich im Grunde an dieſe römiſche Staatsauffaſſſung an
und verſucht nur inſofern einen Ausgleich mit den griechiſchen
Staatskonſtruktionen, als er annahm, daß diejenigen, welche im
Laufe der Jahrhunderte an dem Aufbau des römiſchen Staates
gewirkt haben, bewußt Erwägungen von der Art angeſtellt hätten,
wie er ſie bei den griechiſchen Staatstheoretikern vorfand. Auf
der verſchiedenen Einſtellung zum Problem Staat und Geſchichte
beruht es, daß man zwar die griechiſchen utopiſchen Gedanken
übertragen zu können meinte die Ideen des Liberalismus, der
Demokratie, des Kommunismus ſind griechiſch , während die
römiſchen Staatsgedanken am hiſtoriſch gegebenen Objekt haften
und daher letzten Endes konſervativ ſind.
Die gedankenreichen Ausführungen des Gießener Forſchers
über die antiken Sraatstheorien und =formen charakteriſiert in
ſeinen Dankesworten der Leiter der Verſammlung als be=
ſonders
inſtruktives Beiſpiel dafür, wie die Antike das geiſtige
Grundgerüſt und ein lebendiges Glied unſerer modernen Lebens=
formen
darſtellt.
Als nächſter Redner ſprach der badiſche Pädagoge und Her=
ausgeber
der Monatsſchrift für das höhere Schulweſen der drei
ſüdweſtdeutſchen Länder, Realgymnaſialdirektor Dr.
K. Dürr=Mannheim über das Thema: Der Latein=
unterricht
der Realgymnaſien‟ Der Kern ſeiner
Ausführungen war der Gebanke, daß in dieſer Schulart, die not=
wendigen
Bildungsbedürfniſſen der Gegenwart entſpricht, das
Lateiniſche unmöglich in eine Randſtellung gedrängt werden
darf: das verbietet der Gedanke an die Bildungswerte,, die es in
ſich ſchließt. Sollen dieſe aber richtig erfaßt werden, ſo darf man
ſich allerdings in der Beſtimmung des Zieles des Lateinunter=
richtes
nicht mit dem Hinweis auf die Erfaſſung römiſcher Kul=
tur
und von deren geſchichtlicher Bedeutung für uns begnügen:
dieſer Lateinunterricht darf nicht nur kulturkundlich, er muß viel=
mehr
in erſter Linie humaniſtiſch begründet ſein, d. h. er muß
zum perſönlichen Erfaſſen der wertvollſten Bildungselemente, die
das Römertum uns bietet, hinleiten: zum Lebendigmachen der
ſittlichen Kräfte, die in der römiſchen Staatsgeſinnung und der
römiſchen Humanität liegen. Er muß ſich ferner wit der Aus=
beutung
weniger großer Werke klaſſiſcher Zeit begnügen, nicht den
Verſuch machen, einzelne kleine Stücke verſchiedenſter Zeiten als
Belegſtücke vorgefaßter Syntheſen zu vewwerten; umfängliche
Verwertung lateiniſchen Schrifttums der Spätantike und des
Mittelalters iſt aus verſchiedenen Gründen abzulehnen. Für
Auswahl urnd Ausgeſtalvng der lateiniſchen Lektüre am Real=
gymnaſium
wurden eine Reihe Anregungen gegeben; desgleichen
für die Methoden der ſprachlichen Schulung. Angeſichts der Wich=
tigkeit
und Unerläßlichkeit dieſer Aufgaben muß die in den Schul=
reformen
verſchiedener Länder, insbeſondere Preußens und
Heſſens, durchgeführte ſtarke Kürzung des Lateimunterrichts mit
größter Songe erfüllen. Die allergrößte Sorge bereitet der La=
teinunterricht
der Reformrealgymnaſien neueſter Form mit ſeinen
insgeſamt noch 16 Wochenſtunden. Die Verkürzungen, die hier
der Lateinunterricht erfährt, mehren die Gefahr, daß das Be=
wußtſein
der inneren Verbundenheit mit der Antike und deren
Bildungseinfluß immer mehr in unſerem Volte ſchwindet; dieſe
Gefahr muß alle Humaniſten auf den Plan rufen.
In ſeinem Schlußwort an den verdienten badiſchen Päda=
gogen
konſtatiert der Vorſitzende die Uebereinſtimmung der kom=
petenten
altphilologiſchen Kreiſe Deutſchlands in den grund=
legenden
Fragen der Auffaſſung des erzieheriſchen Selbſtwertes,
der Ablehnung eines Mittel=Zweck=Prinzips und einer dienenden
Stellung des realgymnaſialen Lateinunterrichts und in der For=
derung
einer ihm notwendig zuſtehenden Mindeſtſtundenzahl. In
dieſem Sinne haben die kürzlichen altſprachlichen Fachſitzungen
des heſſiſchen Philologenvereins ihre Wünſche an die Regierung
gerichtet.
Es ſprach ſodann Studienrat Dr. K. Strobel=Mainz
in einem wiſſenſchaftlich begründeten Vortrage über: Die
Ausſprache des Lateiniſchen‟. Der Redner führte aus:
Die Schule darf wie überall, ſo auch auf dem Gebiete der Aus=
fprache
nur unumſtößlich Sicheres dem Schüler bieten. Mit Nach=
druck
iſt die Qualität der Vokale zu fordern, auch aus ſchulprak=
tiſchen
Gründen (Auswirkung auf das Franzöſiſche). Zur Zeit

Ap. Bensheim, 21. April. Alle Hörer des vorgeſtrigen Konzertes
zum Beſten bedärftiger Kinder im Benshein werden den beiden aus=
übenden
Künſtlerinnen, Frau Ranft=Maſſot Konzertſängerin
aus Leipzig, und Pianiſtin Fräulein Ida Biel, Lehrerin am Hoch=
ſchen
Konſe=vatorium zu Frankfurt a. M., Dank wiſſen für den genuß=
reihen
Abend. Frau Ranft=Maſſot, den älteren Bensheimern durch
Konze=tabende früheres Jahre als vorzügliche Liederſängerin noch in
guter Erinnerung, fang als erſte Nummer des gehaltvollen Konzert=
Programms das Rezitativ und die Arie der Suſanne aus Mozarts
Fgaro. Später folgten Lieber von Rubinſtein, Schumann, Brahms,
Nichard Strauß und Hugo Wolf, von denen wir als beſonders ſchön
geſungen Es blink: der Tau von Rubinſtein, Von ewiger Liebe von
Brahms und Ruhe meine Seele von Richard Strauß erwähnen möch=
ten
. Bei allen Liedern ſei die vollkomnene Beherrſchung ihrer Stimme,
das glockenreine Piano und nicht zuletzt die muſtergültige Ausſprache
der Sängerin hervorgehoben, die in Verbindung mit dem lebhaften,
ausdrucksvollen Mienenſpiel den künſtleriſchen Eindruck der gebotenen
Lieder weſetlich vertiefte. Fräuſein Ida Biel, auf die wir Bensheimer

aktueller erſcheint die Behandlung der Ausſprache des o undt.
Daß das o des klaſſiſchen Lateins in jeder Stellung als k=Laut
geſprochen wurde, geht hervor aus Grammatikerſtellen, Inſchrif=
ten
, Metrik, Tranſkriptionen ins Griechiſche und umgekehrt, Lehn=
und Fremdwortverwandtſchaft zwiſchen Latein und Deutſch
(z. B. Kerker aus carcer, Keller aus cellarium). In Preußen
verlangen die Richtlinien die Ausſprache des e üüberall als k und
die des t immer als Verſchlußlautes. Die Lechrpläne für die
höheren Schulen Heſſens ſprechen hiervon nicht. Sie laſſen damit
dem Lehrer Freiheit, ſich den Forderungen der Wiſſenſchaft anzu=
ſchließen
oder dem Weg der Tradition. Nach lurzem Eingehen
auf den Standpunkt der Gegner und kirchlicher Kreiſe ſchließt der
Vortragende mit dem Wunſche, ſich ohne Voveingenommenheit
auf den Boden der Wiſſenſchaft zu ſtellen, zum mindeſten aber
einen einheitlichen Zuſtand auf dieſem Gebiete im Reich zu
ſchaffen.
Die Probleme des Vortrags regten zu längerer Diskuſſion
an, die ſchließlich zur Annahme eines Vorſchlages von Ober=
ſtudiendirektor
Lauteſchläger und Oberſtudiendirektor Krauß
führte, bei der Behörde anzuregen, zwecks Herbeiführung einer
einheitlichen Ausſprache des klaſſiſchen Lateins eine Umfrage bei
den Kollegien zu veranſtalten.
In ſeinen Schlußworten beleuchtete der Leiter der Tagung
die zahlreichen, über die Themen hinausreichenden Fragen, wie
ſie in den eindringenden Behandlungen der Vorträge für die
gegewwärtige Arbeit der humaniſtiſchen Pädagogik geſtellt wwerden;
im Sinne der Aufgabe des Deutſchen Altphilologen=Verbandes
verkörpert die Tagung zugleich die Zuſammengehörigkeit von
Wiſſenſchaft und Schule in den wiſſenſchaftlichen und den pädago=
giſchen
Bezirken und die Verbundenheit der Ebaſſiſchen Philologen
über die einzelſtaatliche Begrenzung hinaus zur Löſung der huma=
wiſtiſchpädagogiſchen
Reichsaufgaben. Ein eingehender Jahres=
bericht
des Vorſitzenden, der auch die allgemeine Lage des klaſ=
ſiſchen
Unterrichts berührte, gab Einblick in die umſangreiche
Tätigkeit des Landesvorſtandes. Univerſitätsprofeſſor Dr. Kalb=
fleiſch
und Oberſtudiendivektor Krauß umnterſtrichen im Anſchluß
hieran die Bedeutung des Verbandes, begrüßten ſeine Tätigkeit
insbeſondere in der innigen Verbindung zwwiſchen Umiverſität und
höherer Schule und verſicherten dem Vorſtand mit ſeinem Vor=
ſitzenden
das Vertrquen und den Dank der Verſammlung.
Der Tagung des Altphilologen=Verbandes voraus ging eine
Verſammlung in der Altſprachlichen Sektion des Heſſiſchen Philo=
logenvereins
unter der Leitung von Oberſtudienrat Pro=
feſſor
Dr. W. Reeb=Mainz. Im Mittelpunkt dieſer Ver=
anftaltung
ſtand ein Vortrag von Studienrat Dr. K. Liſt=
mann
=Darmſtadt über: Die klaſſiſchen Sprachen
im heutigen Bildungsleben‟. Die gedrängten Ge=
danken
dieſes Vortrages bewegten ſich in der folgenden Haupt=
richtung
: Die wiſſenſchaftliche und pädagogiſche Lage zwingt zur
Beſinnung auf die Grundfragen der Bildung. Bildung im
Sinne der geſchichtlich=übergeſchichtlichen Idee, wie ſie in der Er=
ziehung
durch die klaſſiſchen Sprachen verkörpert ſwird, iſt Per=
ſſönlichkeitsbildung
; ihr Kulturbegriff beruht auf dem Gedanken
harmoniſcher Bildung zum Menſchentum mit dem Ziel der Auto=
nomie
des Geiſtes, verfolgt alſo ein geiſtig=ethiſches Ziel, und iſt
geſchichtlich und bildungsgeſchichtlich an die Griechen gebunden,
die alle Lebensmächte, Staat, Religion, Kunſt, Philoſophie, in
den Dienſt der reinen Herausgeſtaltung des Menſchlichen geſtellt
und die moderne Kultur mit dieſem Begriff durchdrngen, den
modernen Völkern das Kulturbewußtſein vermittelt haben. Kul=
tur
im morphologiſch=beſchreibenden Sinne, im Sinne Gorizon=
taler
und vertikaler Weltorientierung, ein vornehmlich mateviales
Ziel, wie es ſich unter dem Einfluß und auf der Grundlage Dil=
rheyſcher
Philoſophie in der Bildungsbewegung der letzten Jahre
verſchiedentlich ausgewirkt und in den Vordergrund geſchoben
hat, geht zwar auch auf die Griechen zurück, iſt aber hinſichtlich
des erzieheriſchen Zwechgedankens, ohne daß ihm gewiſſe Unter=
richtswerte
und Möglichkeiten der Zielſtellung abgeſprochen zu
werden brauchen, etwas Sekundäres. Die von Uniderſität und
Schule gemeinſam getragene geiſtige Bewvegung, die wir als Er=
neuerung
des Humanismus oder dritten Humamismus bezeichnen,
ſtrebt nach den Kraft= und Wertzentren. Die reine, hiſtoriſch ge=
richtete
Altertumswiſſenſchaft und die angewandte, humaniſtiſch
orientierte Schulphilologie finden ſich in einer höheren Einheit.
Ohne die geſchichtlich=konkrete Arbeitsform aufzugeben, will die
Wiſſenſchaft ſelbſt humaniſtiſch ſein. Für die Bildungsidee tritt
die Antike als das Prototyp der Formgeſetze des Geiſtes, als
Aufbauprinzip der abendländiſchen Kultur, als der klaſſiſche Re=
präfentant
der Kulturidee, als konſtituierender Teil unſeres
eigenen Weſens in den Vordergrund. In dieſer neuen Erfaſſung
des Verhältniſſes von Wert und Geſchichte wird von der geſchicht=
lichen
Betrachtung zur Wertung aufgeſtiegen, tritt die kulturpäda=
gogiſche
Kraft des ſchöpferiſchen Genius in den Mittelpunckt, die
Größe von Ethos und Geiſt des ſchöpferiſchen Einzelwerkes. Nicht
abtrennbar von Gehalt und Geſtalt, als Selbſtoffenbarung des
Geiſtes im Logosſinne, hat ihr Eigenrecht im Prozeß der Bildung
und zentrale humaniſtiſche Stellung die Sprache. Die Weiter=
führung
Humboldtſcher ſprachphiloſophiſcher Forſchung hat für
ihre erzieheriſche eigenwertige Bedeutung neue tiefgehende Er=
kenntniſſe
gezeitigt. Interpretierendes Verſtehen bedeutet Ent=
Gbindung von Wert und Gehalt und dadurch Weckung und Bil=
dung
von Kräften des jugendlichen Geiſtes. Die Arbeit an ihm
verlangt den Einſatz der Totalität der Kräfte. Auf dieſem Wege
liegt zugleich rechte Kulturkunde und eigentliche Schulſyntheſe.
Eine wichtige pädagogiſche Frage der Gegenwart ſindet dabei ihre
Löſung, die des Intellektualismus, die Hinwendung des jungen
Menſchen von ſeiner Subjektivität zur Sachlichkeit durch die
Phroneſis im Sine Platons. An dem Vorbild der überzeitlichen
Werte der urtümlichen Schöpfungen den begeiſterten Willen zu
erzeugen zur vollbewußt handelnden Perſönlichkeit, iſt die Haupt=
aufgabe
im Sinne lebendiger Gegenwartspädagogik.

als auf unſere Mitbürgerin nich= wenig ſrolz ſein können, entzückte uns
durch die mit größter Innigkeit des Ausdrucks vorgetragene Cis=Moll=
Sonate (Mondſchein=Sonate) von Beethoven. Dann folgten Rhapſodien,
Intermezzo und Scherzo von Brahms, die die Künſtlerin mit ihrer an=
erkannt
auf der Höhe ſtehenden techniſchen Kunſtfertigteit zu muſter=
gliltigem
Vortrag brachte. Nicht zu vergeſſen iſt die durch vorzügliche
Anpaſſungsfähigkeit ausgezeichnete Begleitung der Geſänge ebenfalls
durch Fräulein Biel. Herr Kommerzienrat Euler, ſagte in herzlichen
Worten an erſter Stelle den beiden Künſtlerinnen und dann auch den
ſo zahlreich erſchienenen Zuhörern Dank für ihr Mitwirken an der guten
Saihe, die Not der armen Kinder zu Bensheim lindern zu helfen.
S. Hähnlein, 21. April. Das gegen Bürgermeiſter Seib ſeit beinahe
2 Jahren ſchwebende Verfahren hat nun eine Aenderung inſofern erfah=
den
, als Bürgermeiſter Seib einer Verfügung des Herrn Miniſters des
Innern gemäß vorläufig vom Dienſt ſuspendiert wurde. Der im Amt
befindliche Beigeordnete wurde mit Verſehung des Dienſtes beauftragt.
Im Ort iſt man nun aber ſehr auf den Ausgang des noch bei dem
Gericht ſchwebenden Verfahrens geſpannt.

Hein Überflässiges Härchen mehr!

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ohne Haar und Flaum zu haben Es ist
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welches die Haut rötet, Pickel verursacht und
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wöhnlichen
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* Franzöſiſches Militärpolizeigericht Mainz.
Schwere Beſtrafungen.
Am 11. April d. Js. wurden in den Schießſtänden des franzöſiſchen
Beſatzungsheeres Griesheim bei Darmſtadt die 52jährige Putzfrau
und Kriegerswitwe Karoline Berſch, die 56jährige Haushälterin
Kath. Sohn und der verheiratete 31jährige Arbeiter Gg. Metz, alle
in Darmſtadt wohnhaft, durch eine franzöſiſche Patrouille feſtge=
nommen
. Im Beſitz der Frauen wurden ungefähr drei Kilo Bleikugeln,
die von den Frauen gemeinſam, ſpitz geleſen worden waren, vorgefun=
den
und beſchlagnahmt. Die Verhafteten, auch der M., der an dem
Einſammeln der Kugeln nicht beteiligt war, und eine Frau, die erſt vor
vier Wochen entbunden worden, mit drei anderen kleinen Kindern zu
Hauſe hatte, blieben in Unterſuchungshaft und wurden nach Mainz ins
Provinzialarreſthaus gebracht. Erſt zehn Tage nach dem Vorfall hatten
ſich die drei Genannten vor dem Militärpolizeigericht zu verantworten,
und zwar wegen Entwendung militäriſchen Eigentums
und unerlaubten Betretens militäriſchen Geländes. Die Berſch behaup=
tete
, in großer Not gehandelt zu haben, um ihren Kindern Brot kaufen
zu können. Die Sohn erklärte, in Stellung geweſen zu ſein, aber
wöchentlich nur 9 Mark verdient zu haben. Als die Berſch den Vor=
ſchlag
gemacht, ſpitz zu leſen, ſei ſie mitgegangen, um ſich einen kleinen
Nebenverdienſt zu verſchaffen. Der Metz will nur durch einen Zufall in
die Schießſtände geraten ſein. Er ſei auf dem Wege nach Rüſſelsheim
geweſen, um wegen Arbeit nachzufragen. Dabei ſei er vom Wege ab=
geraten
und in die Schießſtände zu den beiden Frauen geraten. Der
Vertreter der Anklage beantragte gegen die drei Angeklagten je zehn
Tage Gefängnis. Der Verteidiger, R.A. Dr. Führ=Landau, plädierte
auf eine milde Strafe der in Not handelnden Franen. Bezüglich des
Metz, der lediglich durch Zufall in die Schießſtände geraten ſei, bean=
tragte
er die geringſtzuläſſige Strafe. Außerdem ſtellte er den Antrag,
die Verhafteten ſofort auf freien Fuß zu ſetzen, damit ſie ihren in Un=
ruhe
lebenden Familien wiedergegeben ſeien. Das Gericht ließ die Ein=
wendungen
der beiden Frauen, daß ſie in Not gehandelt, nicht gelten
und verurteilte die Berſch zu 11 und die Sohn zu 10 Tagen Ge=
fängnis
. Der Metz erhielt einen Tag Gefängnis. Die Strafen wurden
durch die Unterſuchungshaft für verbüßt erachtet und die drei Verur=
teilten
ſofort auf freien Fuß geſetzt.
G. Ober=Ramſtadt, 21. April. Die Gewerbeſcheine für 1928 ſind bei
der Untererhebeſtelle eingetroffen ud können gegen Entrichtung der
Stempelgebühr von 2 Mk. an den Zahltagen daſelßft in Empfang ge=
nommen
werden. Die nächſte Säuglingsberatungsſtunde findet am
Montag, den 23. April, machmittags von 23 Uhr, im unteren Rat=
heuusſaal
ſtatt. Die Bürgermeiſterei weiſt in einer Bekanntmachung
danaf hin, daß der alte Buchwaldweg für jeglichen Perſonen= und Führ=
werksverkehr
polizeilich geſperrt iſt.
z. Groß=Gerau, 21. April. Stadtverordneten=Sitzung.
In der letzten Sitzung wurde das große Projekt für die Kanaliſierung
der Stadt beſprochen. Als Bauſachverſtändige referierten über das
Profekt Oberbaurat Hauck und Dipl.=Ing. Kittelberger. Für die hieſige
Stadt kommt eine Trennkanaliſation (Schmutz und Regenwaſſer) in
Betracht. Die Geſamtkoſten des Projekts belaufen ſich auf 1405000
Mark. Dies entſpricht bei 8 Prozent Verzinſung, 1 Prozent Tilgung
und 1 Prozen: Unterhaltung einem Jahresaufwand von 140 500 Mark.
Die Durchführung des Projekts wird Jahrzehnte in Anſpruch nehmen.
Der Gemeinderat wird ſich in nichtöffentlichen Sitzungen mit dem Pro=
jekt
weiter beſchäftigen. Es beſteht auch die Möglichkeit, die Kanaliſie=
rung
Teil für Teil durchzuführen. In Heſſen ſind außer Groß=Gerau
nur noch die Städtchen Bürſtadt, Rüſſelsheim und Dieburg ohne Kanali=
ſation
.
z. Nauheim, 20. April. Spargelmarkt. Der erſte Spargel=
markt
brachte zahlreiche Käufer, doch warem die angelieferten Mengen
gering. Die Spargelziichter warten auff beſſeres Wetter.
O Hainſtadt bei Offenbach, 21. April. Schulhausneubaz,
Die Errichtung eines neuen Schulgebäudes iſt im neuen Schuljahr ein
dringendes Erfordernis. Dieſer Erkenntnis konnte ſich auch der Ge=
meinderat
nicht verſchließen und hat trotz der ſchwierigen finanziellen
Verhältniſſe den Bau eines neuen Schulhauſes beſchloſſen. Die Mittel
ſollen durch eine Anleihe aufgebracht werden. Auch hofft man auf Zu=
weiſung
eines Staatszuſchuſſes. Die Gemeinde konnte ſich bis jetzt
noch nicht entſchließen, dem neugegründeten Kommunalen Wirtſchafts=
verband
Offenbach=Land beizutreten.
Ab. Bingen a. Rh., 21. April. Das Opfereines raſenden
Motorradfahrers wurde ein Kaufmannslehrling aus dem be=
nachbarten
Kempten. Nach Ausſagen eines Augenzeugen hatte ein
Studierender des hieſigen Rhein. Technikums mit einemn neugekauften
Motorrad mit einem anderen Motorradfahrer durch die Gnüſtraße ein
Wettfahren veranſtaltet, und beide Fahrer fuhren dann anſchließend in
übermäßiger Geſchwindigkeit die ſteile Sihloßbergſtraße hinauf. In der
Nähe der Realſchule verlor nun der Motorradfahrer die Gewalt über
ſein Fahrzeug und fuhr den auf dem Fahrrad befindlichen Kaufmanns=
lehrling
mit ſolcher Wucht an, daß der Kompreſſionshebel abbrach und
im Knie des Radfahrers ſtecken blieb. Der junge Mann wurde ins
Heilig=Geiſt=Hoſpital gebracht. Die Schuld an dem Unfall trifft einzig
und allein den Motorradfahrer.
WSN. Dorheim (Kreis Friedberg), 21. April. Ein Kind vom
Kraftwagen überfahren und getötet. Ein von Melbach)
kommendes Auto überfuhr geſtern nachmittag an der Straßenkreuzung
Friedberger Straße=Kreuzgaſſe das fünfjährige Söhnchen des Schreiner=
meiſters
Wilhelm Eißner. Der herbeigerufene Arzt konnte nur uoch
dem Tod des Kindes infolge Schädelbruchs feſtſtellen. Den Wagenführer,
der in Frankfurt a. M. wohnhaft iſt, ſoll keine Schuld an dem Unfau
treffen.
WSN. Gießen, 21. April. Schaufenſterdiebe am Werk.
In der letzten Nacht zertrümmerten mehrere unbekannte Dicbe d0s
große Schaufenſter einer hieſigem Drogerie und Photographenartikel
handlung und raubten aus der Auslage fünf wervvolle Photographen=
apparate
, unter denen ſich ſehr wertvolle Exemplare befinden. Die Poll=
zei
iſt eifrig wit der Aufklarung des Vorfalles beſchäftigt. Von deiſ
Diebem ſolvohl wie von dem geſtohlenen Gut fehlt einſtweilen jede Spilr=

Bie Ehem. Reinigung in unserem Herk
ist das vollkommenste Mittel zur Erhaltung Ihrer Kleidung- Nicht nur Schmutz,
Flecken und Krankheitskeime werden beseitigt, Garderobe, Vorhänge, Decken, Teppiche, Hand-
schuhe
werden auch meistens wieder wie neu. Ebenso wird das Auffärben und
Plissleren von Stoffen usw. in der bekannt erstklassigen Weise von uns ausgeführt.

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Läden in Darmstadt: Ernst-Ludwigstr. 5, Tel. 3066 / Rheinstr. 23, Tel. 1222 (IV

[ ][  ][ ]

Nummer 143

Montag, den 23. April 1928

Geite 5

Der Süddeutſche Meiſter ſcheidet aus.
Die Landesmeiſter im Handball der Deutſchen Sportbehörde
hatten ſich mit Ausnahme von Weſtdeutſchland, das ſpielfrei in
die Zwiſchenrunde kam, am 22. April zur Vorrunde um die
Deutſche Handballmeiſterſchaft zu ſtellen. Der Zufall wollte es,
daß in allen Fällen, das heißt in allen Damen= und Herren=
ſpielen
, ſich die Vertreter von Berlin, Nord= und Mitteldeutſch=
land
ſiegreich durchſetzten. Die Vertreter dieſer Verbände beſtrei=
ten
alſo am 6. Mai zuſammen mit Weſtdeutſchland die Zwiſchen=
runde
.
Yol. S. B. Halle S. V. 98 Harmſiadt 4:2 (2:2).
Von unſerem Sonderberichterſtatter.
* Halle, 22. April.
Was die Anhänger des ſüddeutſchen Handballmeiſters befürch=
tet
haben, iſt leider bittere Wirklichkeit geworden. Bitter inſofern,
als man kaum behaupten kann, daß die Sieger, die Roten Teu=
fel
aus Halle, die Beſſeren waren. Beide Mannſchaften waren
vielmehr gleichwertig, ſo daß nach regulärer Spielzeit ein Un=
entſchieden
wohl am beſten dem Spielverlauf Ausdruck verliehen
hätte. Es kam anders. Das Glück ſtand auf ſeiten der Hallenſer
Poliziſten, ſo daß alſo wieder für ein Jahr in Darmſtadt der
Traum der Deutſchen Handballmeiſterſchaft ausgeträumt iſt.
Der Spielplatz war in glänzender Verfaſſung, wobei ins=
beſondere
ein glänzend gepflegter Raſen imponierte. Die Zu=
ſchauerränge
waren ſehr gut gefüllt. Mit 8000 dürfte wohl die
Zahl des Publikums richtig geſchätzt ſein. Es ſei vorweg genom=
men
, daß das Publikum ſich muſtergültig verhielt. Es machte
nie den Verſuch, den Gang der Ereigniſſe auf dem Spielfeld zu
beeinfluſſen. Daß es die Erfolge der Hallenſer unter Zuhilfe=
nahme
aller Art Blasinſtrumente begeiſtert feierte, kann man
ihm ſchwerlich verübeln.
Ueber den Mannſchaften, die in ſtärkſter Beſetzung antraten,
ſtand als Schiedsrichter
Herr Lindner aus Berlin.
Ihm unterliefen wenige Fehler. Bemerkenswert nur, daß dieſe
wenigen Fehler ſich ausgerechnet in der nachteiligſten Weiſe für
Darmſtadt auswirkten, ſo daß die Darmſtädter, ohne die Objektivi=
tät
des Spielleiters in Zweifel ziehen zu wollen, unzufrieden
mit ihm waren.
Das Spiel beginnt
mit dem Anwurf der Hallenſer, die ſich glänzend durchſpielen.
Ein Erfolg ſcheint unvermeidbar, doch Trautwein rettet in höch=
ſter
Not. Die Poliziſten machen verzweifelte Anſtrengungen und
legen ein mörderiſches Tempo vor, ſcheitern aber in der Nähe des
Tores, da die Darmſtädter Hintermannſchaft aufopfernd und tak=
tiſch
richtig ſpielt. Trautwein hat bald die Sympathien des
Publikums. Endlich kommen auch die Darmſtädter Stürmer ins
Gefecht, toobei ſich deren größere Gefährlichkeit in der raffinierten
Art des Wurfes zeigt. Eckart im Tor der Hallenſer ſteht ſeinem
Gegenüber kaum nach. Gegen einen hohen mit unheimlicher Wucht
von Fiedler geworfenen Ball in der 9. Minute iſt er jedoch macht=
los
. 1:0 für Darmſtadt. Wenig ſpäter glückt Hennemann auf
Innenkombination ein Torwurf. Der Schiedsrichter gibt den
Treffer ob mit Recht, ſei dahingeſtellt wegen Abſeits nicht.
Bei vollkommen offenem Spiel in der erſten Halbzeit, in dem
jedoch die Darmſtädter Stürmer in Tornähe ſich als bedeutend
gewandter und ſicherer erwieſen als die Hallenſer Angriffsleute,
glückt Halle der Ausgleich. Der glänzende Verteidiger Knoppe
läuft mit dem Ball über das ganze Spielfeld. Die Darmſtädter
Hintermannſchaft erwartet eine Ballabgabe, was jedoch nicht ein=
tritt
, ſo daß Knoppe unbehelligt verwandeln kann. Darmſtadt
geht jedoch gleich wieder in Führung, indem Fiedler einen ſeiner
bekannten Schleuderbälle anbringt. Durch einen Fehler von
Trautwein, den einzigen, den er im Spiele ſich zuſchulden kommen
ließ, kommt Halle zum Ausgleich. Bei einem Abſpiel gibt Traut=
wein
zu einem Verteidiger, der jedoch den Ball nicht mehr er=
reichen
konnte, ſo daß Sauerhering auf billige Weiſe den Aus=
gleich
erzielen kann. Im Gegenſtoß rennt Fiedler die Linie ent=
lang
: Doppelhänder, Tor, Torpfiff! Der Schiedsrichter läßt ſich
vom Linienrichter beeinfluſſen und nimmt ſeine Entſcheidung zu=
rück
. Fiedler ſoll übergetreten haben. Unter Würdigung aller
Umſtände hätte Darmſtadt bis Halbzeit auf Grund beſſerer Stür=
merleiſtung
führen müſſen.
Die zweite Halbzeit brachte nicht die hervorragenden Leiſtun=
gen
der erſten. Insbeſondere wurde das Stürmerſpiel der 98er
ſchwächer. Man kämpfte wohl aufopfernd, jedoch nicht rationell
genug, wobei allerdings auch berückſichtigt werden muß, daß die
Hallenſer Verteidigung zu ungeahnter Form auflief. Die erſte
Hälfte der zweiten Halbzeit war noch vollkommen ausgeglichen.
Darmſtadt hat Burfpech. Gute Würfe von Fiedler und Dietz
gehen an den Torpfoſten. Ein unglaublich unfaires Angehen
gegenüber Dietz im Strafraum wird überſehen. Zehn Minuten
vor Spielſchluß entſcheidet Halles Halbrechter durch flachen und
placierten Wurf in die Torecke das Spiel. Umſonſt verſucht Darm=
ſtadt
den Ausgleich. Halle kann den Vorſprung ſogar vergrößern.
Ein Strafwurf wird nach kurzer Abgabe wieder vom Halbrechten
verwandelt. Darmſtadt geht nochmals zur Offenſive über, doch
wirkliches Pech verhindert jede Verbeſſerung des Reſultats.
Kritik.
Zur Mannſchaftskritik dürfte die Angabe genügen, daß das
Spiel, das ſehr hart, aber im weſentlichen anſtändig durchgeführt
wurde, auf beiden Seiten gute Leiſtungen bot. Halle hatte ſeinen
ſtärkſten Mannſchaftsteil im Schlußtrio, im rechten Außenläufer

ſeite war nur die Wurfkraft der Innenſtürmer.
Der Sturm der Darmſtädter hatte eine glänzende erſte Hälfte
und eine weſentlich ſchwächere zweite Hälfte, in der das Frei=
ſtellen
merklich mangelte. Jans war zu gut bewacht, um zu Er=
folgen
zu kommen. Statt dies in der zweiten Halbzeit einzuſehen
und aus dieſem Grunde nur ausſchließlich die Flügel zu bedienen,
verſteifte man ſich auf das Innenſpiel.
Fortuna Leipzig Damen Poſt=SV. Frankf. (in Halle) 1:0 (0:0).
über den Poſtſportverein Frankfurt einen nur ſehr knappen 1:0
(0:0) Sieg davontragen. Die ſüddeutſchen Damen hinterließen
einen ganz ausgezeichneten Eindruck, ſie waren ſehr ſchnell, tech=
niſch
gut und wurden von den Sachſen nur in punkto Durch=
ſchlagskraft
übertroffen. Die beſte Spielerin auf dem Platz war
die Frankfurter Torwärterin, die Erftaunliches leiſtete und ihre
Elf vor einer höheren Niederlage bewahrte.
Deutſcher H. C. Berlin pol. S. P. Oppeln
10:5 (6:2).
SC. Charlottenb. Dam. Sportfr. Breslau (in Berlin) 9:0 (4:0).
In Berlin ſcheiterten die Vertreter Südoſtdeutſchlands an
den Meiſtern der Reichshauptſtadt. Bei den Damen führte der
SC. Charlottenburg im Kampfe gegen die Sportfreunde Breslau
ſchon bei der Pauſe 4:0, und ohne ſich beſonders auszugeben,
konnten die Berlinerinnen ſpäter auf 9:0 erhöhen. Bei den Her=
ren
erwies ſich der Deutſche Handball=Club dem Polizeiſportver=
ein
Oppeln in techniſcher Beziehung als ſtark überlegen. Er ſiegte
auch klar mit 10:5 (Halbzeit 6:2). Die Schleſier beſchäftigten den
Innenſturm zu ſtark, und dieſer konnte ſich bei der ausgezeichneten
Hintermannſchaft der Berliner nicht durchſetzen.
pol. S. P. Stettin pol. S. P. Samburg
2:4 (0:2).
Komet Stettin Damen SV. Güſtrow (in Stettin) 1:2 (1:1).
In Stettin wurden die Meiſter des Baltenverbandes von
den Vertretern Norddeutſchlands geſchlagen. Bei den Damen
hatte allerdings der Sportverein Güſtrow hart zu kämpfen, um
Komet Stettin knapp mit 2:1 (Halbzeit 1:1) abfertigen zu können.
Klarer war die Ueberlegenheit des norddeutſchen Meiſters bei
den Herren, wo der Polizeiſportverein Hamburg nach einer ſchwä=
cheren
erſten Halbzeit in der zweiten Spielphaſe faſt ſtändig domi=
nierte
und verdient mit 4:2 (Halbzeit 0:2) Toren gewann.

Polizeiſportv. Butzbach Kickers Offenbach (Aufſtieg) 1:0.
FSV. Frankfurt Polizeiſportverein Babenhauſen 6:5.
HSV. Frankfurt=Rödelheim Alemannia Worms 3:2.
Um die weſtdeutſche Meiſterſchaft.
Kurheſſen Kaſſel VfL. Münſter 4:4.
Kegeln.
Verbandsklubmeiſterſchaft.
Mit dem Start am vergangenen Sonntag haben die Kämpfe
um die Klubmeiſterſchaft ihr Ende erreicht. Eine größere Anzahl
Zuſchauer fanden ſich zu dieſem Endkampfe ein. Es ſtand noch
völlig offen, wem es gelingen würde, die Meiſterſchaft zu errin=
gen
. Drei Klubs waren es noch, die Ausſicht hatten, ſich an die
Spitze zu ſetzen, und zwar: L.L., Keglerluſt und Haſſia.
Der Riege von L.L. gelang es heute, zu ihrem Plus vom Vor=
kampfe
noch weitere 63 Plus zu erreichen und ſomit insgeſamt
69 Plus. Damit hatten ſie ſich einen erheblichen Vorſprung
gegenüber den beiden anderen Rivalen geſichert. Wider Erwar=
ten
verſagten heute die Riegen von Keglerluſt und Haſſia und
blieben weit unter dem Durchſchnitt. Damit war der Sieg für
L. L. geſichert.
Die Geſamtergebniſſe von Vor= und Rückkampf ſind folgende:
1. L.L. 5069: 2. Zwölfer 5045; 3. D.K. 1911=B.V. 5041;
4. Keglerluſt 4923; 5. Haſſia 4912; 6. Kranz 4882; 7. Sportkegler
4848: 8. Schuſter 4832: 9. Gut Holz 4746: 10. Chattia 4703;
11. K.K. 23 4558.
Frauen=Medaillen=Kegeln.
Am nächſten Sonntag, den 29. April, werden ſich die dem
Verbande angeſchloſſenen Frauen im 50=Kugelkampf betätigen.
Derſelbe findet im Konkordiaſaale ſtatt. Die Meldungen hierfür
ſind gut und wird dieſes Kegeln recht anregend werden. Als
Prämien für Höchſtleiſtungen ſind mehrere Medaillen ausgeſetzt.
Keglerheim=Weihe.
Dem Verbaude Bensheim iſt es nun auch gelungen, Inter=
eſſe
für die Erbauung einer Sporthalle zu erwecken. Solche iſt
in der Grieſelſtraße 34 erſtanden. Die Weihe findet am 13. Mai
d. J. ſtatt und ſchließt ſich eine Sportwoche an, die bis zum 20.
Mai dauert. Es iſt erfreulich, daß an dem kleinen Platze ſoviel
Vertrauen in den Kegelſport geſetzt worden iſt, daß man die
Kapitalanlage nicht geſcheut und den Bau einer Sporthalle mit
drei Bahwen durchgeführt hat. Im Süddeutſchen Gaue gibt es
faſt keine Verbände mehr, denen nicht eine Sporthalle zur Ver=
fügung
ſteht. Es wäre ſehr begrüßenswert, wenn in Darmſtadt
das Intereſſe und Vertrauen in den Kegelſport ſo groß würde,
daß Kapitaliſten ſich bereit finden würden, dem Gedanken der
Erbquung einer Sporthalle näher zu treten.

Fechten.
Die Meiſterſchaften der deutſchen Fechter.
Der erſte deutſche Meiſterfechter 1928 wurde bereits am Frei=
und im linken Außenſtürmer. Schwach im Vergleich zur Gegen= tag abend im Florett ermittelt, allerdings zogen ſich die
Kämpfe ſehr lange hin und dauerten bis in die ſpäten Abend=
Bei Darmſtadt geſiel die Hintermannſchaft ſehr gut, wenn ſtunden. Aus der Zwiſchenrunde hatten ſich folgende Fechter für
auch die Verteidigung nicht ganz der Gegenſeite ebenbürtig war, die Endkämpfe quglifiziert: Casmir und Gazerra mit je 5 Sie=
gen
, Moos, Berger, Rhode mit je 4, Sommer, Becker und Hart=
wig
mit je 3, Körner mit 2 Siegen. Bei den Endkämpfen zeigte
ſich einmal mehr, daß Erwin Casmir unter den deutſchen Fech=
tern
eine Sonderſtellung einnimmt. Zwiſchen ihm und den
übrigen Teilnehmern lag ein Klaſſenunterſchied und ſeine groß=
artige
Technik und Sicherheit ließ ihn mit nur vier erhaltenen
Treffern aus den Kämpfen hervorgehen, ſo daß ſich Casmir da=
mit
zum 21. Male den Titel eines deutſchen Meiſters ſicherte. Der
In Halle konnten zunächſt die Damen von Fortung Leipzig / Zweite, Gazerra=Offenbach, mußte ſchon 20 Treffer mehr hinneh=
men
als der Meiſter. Das genaue Ergebnis der Endkämpfe im
Florett:
1. Erwin Casmir=Hermannia Frankfurt 8 Siege 40:4 Tref=
fer
; 2. Gazerra=FC. Offenbach 6 Siege 34:24 Treffer; 3. Berger=
DFC. Hannover 6 Siege 36:26; 4. Moos=Hermannia Frankfurt
5 Siege 33:23; 5. Somner=Berliner FC. 4 Siege 28:29; 6. Hart=
wig
=DFC. Hannover 4 Siege 29:34; 7. Körner=Hamburger FC.
2 Siege 21:35: 8. Becker jr.=Hermannia Frankfurt 1 Sieg 17:38;
9. Rhode=DFC. Hannover ohne Sieg 18:40 Treffer.
Für die Schlußrunde im Degenfechten der Deutſchen Fechter=
Meiſterſchaften, die zurzeit in Bad Eilſen bei Hannover zum
Austrag kommen, hatten ſich der Titelverteidiger Casmir= Frank=
furt
a. M., Halberſtadt=Offenbach, Hax=Hannover, Gazerra= Offen=
bach
, Moos=Frankfurt und Hartwig=Hannover quglifiziert. Ueber=
raſchend
gut ſchnitt Oberleutnant Hax, ein bekannter Offiziers=
Fünfkämpfer ab. Als Beſter erwies ſich wieder Erwin Casmir,
der ebenfalls wie ſein Klubkamerad Moos auf ſieben Siege kam
und entſprechend den internationalen Beſtimmungen mit Moos
einen Stichlampf auszutragen hatte. Bei dieſem Stichkampf ging
überraſchend Moos anfangs in Führung, ſchließlich ſetzte ſich
aber doch die größere Kunſt des Meiſters durch und Moos mußte
Casmir den Endſieg überlaſſen. Casmir hat damit bereits ſchon
wieder den zweiten Titel an ſich gebracht.
Das Endklaſſement im Degenfechten lautet: 1. Casmir= Frank=
furt
a. M. 7 Siege 15:5 Treffer; 2. Moos=Frankfurt a. M. 7 S.
14:7 Treffer: 3. Sommer=Berlin 5 Siege 13:8 Treffer; 4. Halber=
ſtadt
=Offenbach 5 Siege 12:9 Treffer; 5. Hax=Hannover 4 Siege
9:10 Treffer; 6. Gazerra=Offenbach 3 Siege 11:12 Treffer;
7. Roſenbauer=Fronkfurt a. M. 3 Siege 6:13 Treffer.
Erwin Casmir dreifacher Meiſter. Frl. Mayer dominiert
bei den Damen.
Die Meiſterſchaften der deutſchen Fechter fanden am Sonn=
tag
programmgemäß in Bad Eilſen mit dem Säbelfechten der
Herren und den Florettkämpfem der Damen ihren Abſchluß.
Bei den Heri’n zeigte wieder Erwin Casmir ſeine große Klaſſe.
Casmir gewann mit größter Sicherheit auch das Säbelfechten
und ſicherte ſich damit einen dreifachen Meiſtertitel. Bei den
Damen kommt der glatte Sieg von Frl. Helene Mayer erwartet.
Die Endergebniſſe waren:
Herren Säbel: 1. Erwin Cosmir=Hermannig Frankfurt
7 Siege; 2. Halberſtadt=FC. Offenbach 6 Siege; 3. Thomſon=
Offenbach; 4. Sommer=Berlin; 5. Heſſel=Dresden; 6. Moos=
Frankfurt; 7. Kranefuß=Hannover.
Damen Florett: 1. Frl. Helene Mayer=Offenbach; 2. Frau
Hartmann=Offenbach; 3. Frl. Biehlmaier=Mainz; 4. Frl. Ruhr=
berg
=Köln; 5. Lang=Köln; 6. Rücker=Hamburg.
Rugbg.
Heidelberger R. K. deutſcher Rugbymeiſter.
Das Endſpiel: Hannover 78 Heidelberger R.K. 0:8 (0:0).
Zum zweiten Male hintereinander hat der Heidelberger R.K.
72 die höchſte Ehre des deutſchen Rugbyſports, den Titel eines
deutſchen Meiſters, erringen können. Damit hat der Meiſter ſeine
konſtante Form in den beiden letzten Jahren überzeugend unter
Beweis geſtellt und ſich mit nur einer einzigen Niederlage wäh=
rend
der ganzen Saiſon an die Spitze der deutſchen Rugbyvereine
geſtellt. Der Erfolg iſt umſo höher zu werten, als er in Hannover
errungen wurde, alſo unter ziemlich ungünſtigen Umſtänden. Wie
man erwarten mußte, wurde ihm der Erfolg nicht leicht gemacht.
Der Gegner, Hannover 78 kämpfte ebenſo wie der Titelverteidiger
mit aller Energie, und erſt in den letzten 20 Minuten gab die
größere Kampfkraft der Süddeutſchen durch zwei Verſuche von
Botzong und Karl Rapp, wobei der letztere erhöht wurde, den
Ausſchlag. Eine unbedingte Ueberlegenheit beſtand auf keiner
Seite. Den Vorteil in der Heidelberger Hintermannſchaft machte
Hannover durch einen etwas beſſeren Sturm wieder wett. So
mußte zum Schluß bei ausgeglichenen Leiſtungen die größere
Energie und die beſſeren Nerven entſcheiden. Und da hier die
Heidelberger mehr zuzuſetzen hatten, blieb der Titel bei dem
ſüddeutſchen Meiſter.
Wifk wieder in Frankfurt a. M. Der bekonute ſchwediſche
Internationale Wijk, der im Vorjahre für den FSV. Frankfurt
ſpielte und nach ſeiner Heilung von einem Beinbruch längere
Zeit in Schweden weilte, iſt am Samstog aus ſeiner Heimot
wieder nach Frankfurt zurückgekehrt, um ſchon in Kürze wieder
für den FSV. Frankfurt zu ſpielen.
Die Euxopa=Meiſterſchaft im Rollſchuhhockey wurde in Herne Bay
von England vor Frankreich und Deutſchland gewonnen. Der dritts
Platz für Deutſchland bedentet eine weſentliche Formverbeſſerung gegen
früher.

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Geite 6

Montag, den 23. April 1928

Nummer 113.

Fußball.
Der ſüddeutſche Meiſter ermittelt.
Bayern München nicht mehr zu überholen.
In dem Kampf um die Meiſterſchaft des Süddeutſchen Ver=
bandes
iſt die Entſcheidung gefallen. Der neue Meiſter 1927/28
heißt Bayern München. Die Bayern haben noch zwei Spiele aus=
zutragen
und müßten ſchon beide verlieren, damit Eintracht
Frankfurt als Tabellenzweiter ſie erreichen könnte. Ein Ueber=
holen
iſt nicht mehr möglich. Das Beſondere an der Leiſtung der
Münchener iſt die Tatſache, daß ſie bisher ungeſchlagen ſind. Wenn
ſie in den beiden ausſtehenden Treffen, von denen das in Stutt=
gart
allerdings noch gefährlich iſt, nicht geſchlagen werden, haben
ſie die Ehre für ſich, als ungeſchlagener Meiſter aus den ſüd=
deutſchen
Endſpielen hervorzugehen. In dem Kampf um den
zweiten Platz iſt durch den 2:0=Sieg von Bayern gegen Sp. Vg.
Fürth nun eine neue Wendung eingetreten. Fürth fällt durch die
Niederlage auf den dritten Platz zurück, da Eintracht Fraukfurt in
Saarbrücken 4:2 gewann. Die Entſcheidung liegt nun bei den
Frankfurtern, die zu Hauſe gegen Waldhof gewinnen müſſen, was
ihnen aber nicht ſo leicht ſallen dürfte, nachdem Waldhof am
Sonntag die Wormſer Wormatia 7:2 abfertigte. Dieſes Reſultat
ſpricht für die ſtarke Formberbeſſerung der Waldhöfer. Zwwiſchen
Karlsruher F.V. und Stuttgarter Kickers iſt eine neue Verſchie=
bung
zugunſten der Karlsruher eingetreten, da dieſe die Kickers
überraſchend hoch 5:2 ſchlagen konnten. Die Tabelle zeigt jetzt
folgendes (vermutlich auch endgültiges) Bild:

Bayern München 12 Spiele, 36:14 Tore, 21:3 Punkte Eintracht Frankfurt 34:19 19:7 Sp. Vg. Fürth 1: 29:12 16:8 Karlsruher F. V. 33:23 12:12 Stuttgarter Kickers 12 22:24 10:14 S. V. Waldhof 13 29:37 9:17 Wormatia Worms 12 20:37 7:17 F. V. Saanbrücken 12 17:54 4:20 * Die Troſtrunde. Abteilung Nordweſt.

Der Endſieg des F. S. V. Frankfurt in der Abteilung Nordweſt
kann nicht mehr zweifelhaft ſein, nachdem nun wieder Mainz 05
durch ein 0:0 gegen Rot=Weiß ſich der letzten Möglichkeiten begab.
Für den zweiten Platz dürfte Ludwigshafen der ſicherſte Anwärter
*

ſein. Der Tabellenſtand
F. S. V. Frankfurt 12 Spiele, 37:20 Tore, 20:4 Punkte. F. S. V. 05 Mainz 37:23 17:9 V. f. L. Neckarau 35:24 13:9 03 Ludwigshafen 21:17 11:7 V. f. L. Neu=Iſenburg 11 21:25 11:11 Saar 05 Saarbrücken 11 17:28 9:13 Rot=Weiß Frankfurt 12 13:22 7:17 Boruſſia Neunkirchen 11 17:39 2:20 Abteilung S üdoſt.

Auch hier iſt der Gruppenſieg für Wacker München wohl ſchon

ſo gut wie entſchieden, da die Differenz von drei Punkten gegen=
über
dem 1. F.C. Nürnberg doch beträchtlich genug iſt. Aller=
dings
ſind immerhin für Wacker noch drei Spiele auszutragen.
Der 1. F. C. Nürnberg bleibt nach ſeinem 2:0=Sieg über den V.f.R.
Fürth weiter auf der Lauer und hofft auf einen glücklichen Zu=
fall
, der ſchließlich nicht ſo unmöglich wäre. Das zweite Spiel des
Sonntags brachte dem V.f.B. Stuttgart durch ein 2:0 gegen Union
Böckingen einen etwas beſſeren Tabellenplatz, den er auch wohl
zumindeſt halten dürfte, ſofern eine weitere Verbeſſerung nicht

mehr möglich iſt. Die Tabelle gibt folgenden Stand: Wacker München 11 Spiele, 38:15 Tore, 17:5 Punkte. 1. F. C.Nürnberg 13 36:11 18:8 S. V. 1860 München 12 23:27 13:11 S.C. Freiburg 12 21:26 13:11 V.f.B. Stttgart 11 29:29 10:12 Union Böckingen 11 22:24 10:12 V.f. R. Fürth 11 20:27 6:14 Phönix Karlsruhe 11 14:43 5:17

Bahern München ſüddeutſcher Meiſter.
Sp. Vg. Fürth Bayern München 0:2 (0:2).
Nicht ganz verdienter Sieg der Bayern. Schnelligkeit und
Energie triumphiert über Technik. 20 000 Zuſchauer.
Die Entſcheidung um die ſüddeutſche Meiſterſchaft iſt endgültig
zugunſten der Münchener Bayern gefallen. Auch der Sp. Vg.
Fürth gelang es auf eigenem Platz nicht, den Bayern die erſte
Niederlage beizubringen, ſo daß die Bayern vorausſichtlich un=
geſchlagen
die Runde beenden werden. Ihr vor 20 000 Zuſchauern
errungener Sieg gegen die erſtarkte Sp. Vg. Fürth wwar dennoch
ein ſehr glücklicher, denn Fürth ſtellte die techniſch beſſere und
überlegene Mannſchaft. Es nützte aber nichts, daß der Sturm
vor dem Tore lag, da er keine Tore ſchießen konnte und viel Pech
hatte. Dafür konnte Bayern in der 5. Minute durch Pöttinger
und in der 23. durch Haringer zwei Tore vorlegen, die zum Siege
reichten. Taktiſch kluges Spiel ließ die Münchener dieſen Vor=
ſprung
über die ganze zweite Halbzeit hin halten. Das Ecken=
verhältnis
von 11:0 für Fürth ſpricht ſehr deutlich, andererſeits iſt
nicht zu verhehlen, daß die Münchener eben auch ſchneller und
energiſcher und dadurch gefährlicher waren. Das vor 20000 Zu=
ſchauern
ausgetragene Spiel wurde von Weingärtner=Offenbach
geleitet.
Heſſiſcher Fußball.

FC. Eintracht Polizeiſportverein Darmſtadt 1:3 (1:1).
Mit obigem Reſultat mußte Eintracht die Ueberlegenheit
ſeines Gegners anerkennen. Das Ergebnis iſt für Eintracht als
äußerſt ſchmeichelhaft zu bezeichnen, denn die Spielſtärke des Poli=
zeiſportvereins
iſt immer noch die eines guten Kreisligavereins,
auch wenn er ſich zurzeit in Abſtiegsgefahr befindet. Die Mann=
ſchaft
erſchien in veränderter Aufſtellung mit einem Mann Erſatz,
der ſich jedoch gut bewährte. Eintracht war ebenfalls gezwungen,
für den rechten Läufer Erſatz einzuſtellen und den weitaus größ=
ten
Teil des Spiels mit nur zehn Mann auszutragen. Daß die
Polizei=Hintermannſchaft gegen nur vier Stürmer leichte Arbeit
hatte und leichter zu dem Siege kam, liegt auf der Hand. Polizei=
ſportverein
arbeitete mehr und beſſere Torgelegenheiten heraus,
ſtellte ſich aber vor dem Tore ſelbft derart hilflos an, daß ſeinen
Anhängern wohl des öfteren die Haare zu Berge geſtanden haben
mochten. Man ſchob den Ball ſelbſt im Strafraum noch hin und
her, bis ihn die energiſch dazwiſchenfahrende Eintrachtverteidigung
wegbefördern konnte. Eine Ausnahme machte der Halbrechte, der
aber für ſein ſinnvolles Spiel bei ſeinen Nebenleuten kein Ver=
ſtändnis
fand. Läuferreihe und Verteidigung waren gut, ohne
jedoch Beſonderes zu leiſten. Der Tormann hielt gefährliche
Sachen und verdient das Prädikat ſehr gut‟ Eintrachts Sturm
ſuchte auf dem kürzeſten Wege zum Ziele zu gelangen und hatte
viele Ausſichten, zu weiteren Torehren zu kommen, aber der Halb=
rechte
, ſonſt einer der Beſten, verdarb viel. Auch das Fehlen des
fünften Stürmers fiel ſehr ins Gewicht und beeinträchtigte die
Geſamtleiſtung. Die Läuferreihe war in der Zerſtörung ſehr gut,
ließ aber im Zuſpiel viel zu wünſchen übrig. Die Verteidigung
ließ, beſonders in der erſten Halbzeit, den Polizeiſportvereins=
ſturm
faſt nicht zu Wort kommen. Der Tormann ſchlug ſich wacker.
Von den drei Toren war vielleicht das zſveite zu verhindern. Der
Schiedsrichter, Herr Piſter=Seeheim, leitete ſicher. Da die
zweite Mannſchaft von VfR. Darmſtadt gegen Germania Eber=
ſtadt
einen 2:1=Sieg errang, iſt Eintrachts zweite Mannſchaft
Meiſter geworden. Wir gratulieren!

Union DarmſtadtV. f. R. Darmſtadt, 4:4 (2:0).
Ein ſpannendes, faires und ſelten ſchönes Lokaltreffen, bei
dem die zahlreich erſchienenen Zuſchouer ziemlich befriedigt wur=
den
. Nach Ueberreichung eines Blumengebindes ſeitens des
Union=Vorſtandes anläßlich der A=Meiſterſchaft, beginnt das
Spiel. V.f.R. hat Anſtoß und Union hann während der erſten
Halbzeit ſtändig dominieren, da der VfR. ſich nicht zuſanmmen=
finden
kann. Offenſichtlich vermißt die Elf ihren geiſtigen Füh=
rer
Möſer, aber der Eifer und die Schnelligkeit gleicht dos Spiel
ziemlich aus. Union hat zwar dennoch die meiſten und beſſeren
Torchancen, von denen Mühlbach zwei typiſch verwerten kann.
Nach der Halbzeit zunächſt das gleiche Bild, auf und ab wogt
der Kampf, und Mühlbach kann den dritten Treffer anbringen.
Nun wachen aber die Raſenſpieler merklich auf; ſie forcieren das
Tempo und können durch Jung, Vogelmann, Werkmann und
Müller ausgleichen und zur größten Bewunderung die Führung
erzwingen. Jedoch poſtwendend kann Mühlbach den vierten
Treffer für ſeine Farben buchen, um ſo das gerechte Ergebnis
herzuſtellen.
Kritik: VfR. ſtellte eine ſtabile, eifrige, ausgeglichene Maun=
ſchaft
ins Feld, in der der Sturm beſonders in der zweiten
Halbzeit gefallen konnte durch ſeinen kolloſalen Eifer und ſein
blitzſchnelles Erfaſſen der Situationen; die Läuferreihe ſchaffte
unermüdlich, insbeſondere der Mittelläufer. Von den Verteidi=
gern
gefiel der rechte beſſer und der Torwächter ſtach gegen ſein
Gegenüber merklich ab. Bei Union ſpürte man ganz beſonders
den Erſatz (2 Mann); die rechte Sturmſeite mit dem rationellſten
Mittelſtürmer war die beſſere. Die Läuferreihe tat ihre Schul=
digkeit
: aber die Außen müſſen beſſer decken. Die Hintermann=
ſchaft
jedoch konnte geſtern auffallend den Ruf ihrer Zuverläſſig=
keit
nicht rechtfertigen. Der Schiedsrichter Müller, Viktoria
Griesheim, war der rechte Mann; er leitete ſehr gut.
Union 2. JugendVfR. 1, Jugend: 1:4.
Sportverein 98 (Jugend).
1. Jugend1. Jugend Lengfeld, hier, 8:0; 2. Jugend 3.
Jgd. Spv. 98, hier, 3:4; 4. Jgd.2. Jgd. Eintracht Fraukfurt,
dort, 0:2: 1. Schüler2. Schüler Spv. 98, 7:2: 3. Schüler1. Sch.
VfR. Darmſtadt, hier, 0:4.,
Fußball=Ergebniſſe.
Süddeutſchland.
Um die ſüddeutſche Meiſterſchaft.
In Fürth: Sp.Vg. Fürth Bayern München 0:2 (0:2).
In Karlsruhe: FV. Karlsruhe Stuttgarter Kickers 5:2 (1:1).
In Saarbrücken: FV. Saarbrücken Eintr. Frankf. 2:4 (2:3).
In Waldhof: SV. Waldhof Wormatia Worms 7:2 (3:0).
Troſtrunde Nordweſt.
In Frankfurt: Rot=Weiß Frankfurt FSV. Mainz 05 0:0.
Troſtrunde Südoſt.
In Fürth: VfR. Fürth 1. FC. Nürnberg (Samst.) 0:2 (0:2).
In Stuttgart: VfB. Stuttgart Union Böckingen 2:0 (2:0).
Aufſtiegsſpiele.
Baden: FV. Lörrach FC. Frankonia Karlsruhe 4:0.
Württemberg: Sp.Vg. Cannſtatt Germania Brötzingen 0:2.
Rhein: Sp.Vg. Mundenheim Amicitia Viernheim 3:0.
Saar: FV. Kürenz FV. Kaiſerslautern 1:2. Sp.Vg. Ober=
ſtein
Viktoria St. Ingbert 1:1.
Nordbayern: Franken Nürnberg Sp.Vg. Weiden 5:3.
Südbayern: Teutonia München FV. Ulm 94 1:1. BC. Augs=
burg
Sp. Vg. Landshut 1:4.
Geſellſchaftsſpiele.
FSV. Frankfurt SV. Wiesbaden (Samstag) 4:2. Phönix
Karlsruhe VfL. Neckarau (Samstag) 3:7. FC. Hanau 93
Haſſia Bingen 10:1. VfN. Offenbach VfB. Gießen 4:1. Ale=
mannia
Worms Germania Friedrichsfeld 5:0. 1. FC. Idar
SV. Wiesbaden 1:1. Vp.V. Elz Union Niederrad 1:6. SC.
Saar 05 Saarbrücken Sp.Vg. Völklingen 4:0. Bornſſia Neun=
kitchen
Racing Straßburg 5:2. CA. Meſſin Metz Sportfr.
Saarbrücken 2:5. Sp.V. Feuerbach Stuttgarter SC. 0:1.
DSV. München ASV. Nürnberg 3:1. FC. Villingen Frei=
burger
FC. 1:3. Mannheim 08 Phönix Ludwigshafen 1:0.

Länderkämpfe.
Holland Dänemark 2:0.
Die Nationalmannſchaften von Holland und Dänemark ſtan=
den
ſich am Sonntag im Stadion von Amſterdam zum neunten=
mal
in einem Fußball=Ländenkampf gegenüßer. Der von Dr.
Bauwens=Köln geleitete Kampf ſah überraſchenderweiſe durchweg
die Holländer überlegen ſpielend. Die Niederländer konnten
ſchließlich auch einen, von den 30 000 Zuſchauern ſtürmiſch be=
jubelten
, verdienten Sieg von 2:0 (Halbzeit 1:0) dabontragen.
Ungarn Tſchechoſlowakei 2:0.
Dieſer Fußball=Länderkampf, der für den Euxopa= Pokalwett=
beſwerb
der Ländermannſchaften gewertet wurde, ging in Budapeſt
vor etwa 38000 Zuſchauern vor ſich. Die Ungarn hatten faſt
ſtändig das Heft in Händen, lieferten techniſch und taktiſch eine
glänzende Partie und gewannen verdient 2:0 (Halbzeit 1:0).
Durch einen von Hirzer verwandelten Elfmeter übernahmen die
Ungarn vor der Pauſe die Führung und erreichten durch einen
ſchönen Treffer von Kohut kurz vor Schluß das zweite Tor.
Olympiſches Zußball=Problem.
Einführung eines neuen Spiel=Syſtems? Tagung des Sport=
techniſchen
Ausſchuſſes der Fifa in Amſterdam.
Der Sporttechniſche Ausſchuß der Fifa zur Vorbereitung
und Durchführung des Olympiſchen Fußball=Turniers, der ſich
aus den Herren Dr. Bauwens=Deutſchland, Lotſy=Holland und
Verdyck=Belgien zuſammenſetzt, hielt am Samstag in Amſterdam
in Gemeinſchaft mit einigen Herren des techniſchen Ausſchuſſes
des Niederländiſchen Olympiſchen Komitees eine Sitzung ab
Kernpunkt der Beratungen war die Frage, nach welchem Syſtem
das Olympiſche Faßball=Turnier ausgetragen werden ſoll. Die
Kommiſſion ging von dem Standpunkt aus, daß das bisher an=
gewandte
Pokalfyſtem große Härten mit ſich bringt. Mann=
ſchaften
, die zum Durnier eine wochenlange Reiſe benötigten,
laufen Gefahr, bereits nach einem Spiel auszuſcheiden und zur
Untätigkeit verdammt zu werden. Aus dieſem Grunde bekannn
ſich die Kommiſſion zu dem ſogenannten Bergvall=Syſtem,
das bei einer Teilnahme von 20 Nationen 35 Spiele
vorſieht, während bei Anzendung des Pokalſyſtems nur 20 Spiele
zur Durchführung kommen würden. Gibt die Fifa zu dieſem
Bergvall=Syſtem ihre Zuſtimmung, dann wird das Olympiſche
Fußball=Turnier wie folgt ausgetragen. In der erſten
Runde werden die 20 Nationen durch das Los zu 10 Paaren
zuſammengetan. Die erſte Runde bringt alſo 10 Spiele. Ergebnis:
10 Sieger, 10 Beſiegte. In der zweiten Runde tragen
a) die 10 Sieger aus Runde I 5 Spiele aus. 5 Sieger, 5 Beſiegte.
b) Die 10 Beſiegten aus Runde I tragen 5 Spiele aus. Ergebnis:
5 Sieger, 5 Beſiegte. Die 5 Beſiegten ſcheiden aus. (Haben alſo
insgeſamt zwei Spiele ausgetragen). Dritte Runde: Die
5 Beſiegten aus Runde II a und die 5 Sieger aus Runde II b
tragen 5 Spiele aus. Ergebnis: 5 Sieger, 5 Beſſegte. Die 5 Be=
ſiegten
ſcheiden aus. Es ſind jetzt alſo 10 Nationen ausgeſchie=
den
und noch 10 Nationen im Wettbewerb, nämlich die 5 Sieger
aus Runde II a und die 5 Sieger aus der Runde III.:
Jetzt wird eine Zwiſchenrunde ausgetragen, in der
von den 10 verbleibenden Nationen ſechs ein Freilos erhalten.
Die vier übrigen Mannſchaften tragen zwei Spiele aus, die
beiden unterliegenden Mannſchaften ſcheiden aus, die beiden
Sieger tragen mit den ſechs Freilos=Inhabern die weiteren
Spiele nach dem Pokalſyſtem aus, und zwar vier Vorrunden,
zwei Zwiſchenrunden, ein Entſcheidungsſpiel um den dritten und
vierten Platz, ein Entſcheidungsſpiel um den erſten und zweiten
Platz. Die Ausloſung der erſten Runde wird am 23. Moi in
Amſterdam vorgenommen. Sollte das Bergvall=Syſtem die
Zuſtimmtng der Fifa erhalten, dann wird das Olympiſche
Fußball=Turnier die volle vorgeſehene Zeit vom 27. Mai bis
15. Juni in Anſpruch nehmen, während bei einer Austragung
nach dem alten Pokalſyſtem das Turnier bereits am 10. Juni
beendet ſein würde. Die nächſte Sitzung des Sporttechniſchen
Ausſchuſſes findet am 12. Mai in Köln ſtatt. Hier wird dieſe
Frage ihre endgültige Entſcheidung finden.
Pferdeſpott.

Weſtdeutſchland.
Um die weſtdeutſche Meiſterſchaft.
In Duisburg: Sp. Vg. Köln=Sülz Schalke 04 7:2 (3:1).
In Barmen: Schwarz=Weiß Barmen Kurh. Kaſſel 2:2 (1:2).
Aufſtiegsſpiele.
Berg.=Märk. Bezirk: Sp. Vg. Langerfeld SV. 04 Düſſeld. 3:6.
Schwarz=Weiß Düſſeldorf SC. Kronenberg 4:3.
Rheinbezirk: Kölner SC. 99 Alsdorf 0:0. Bergiſch=Gladbach
Waldhauſen 3:0.
Niederrheinbezirk: Kaldenkirchen VfB. Speldorf 1:4.
Ruhrbezirk: Sportfreunde Dortmund Rellinghauſen 08 3:0.
Preußen Bochum Eſſen=Weſt 81 2:0. Germania Herne
Horſt=Emſcher 0:0).
Südweſtfalenbezirk: Germ. Mudersbach Germ. Neheim 3:0.
Heſſen=Hannover: Heſſen Hersfeld VfB. Kurh. Marburg 1:3.
Geſellſchaftsſpiele.
Arminia Bielefeld Tennis=Boruſſia Berlin 0:5. Boruſſia
Rheine Duisburg 99 5:3. Mülheimer SV. VfR. Köln 3:1.
Düffeldorf 99
SC. M.=Gladbach 2:1. SV. Elz Union
Niederrad 1:6.
Berlin.
Städteſpiel: Berlin München 5:1 (4:1).
Geſellſchaftsſpiele: Spand. SV. Kickers Schöne=
berg
3:4. Tasmania Neukölln Minerva Berlin 6:2. Berliner
SV. 92 Polizeiſportverein Berlin 4:2. Weißenſee 1900
Wacker 04 Tegel 3:5. 1. FC. Neukölln Blau=Weiß Berlin 0:2.
Norddeutſchland.
Runde der Meiſter; Viktoria Hamburg St. Pauli
Sport Hamburg 4:0. Raſenſport Harburg Hamburger SV. 0:1.
Armina Hannoper Holſtein Kiel 1:7.
Runde der Zweiten: Phönix Lübeck Union Ham=
burg
2:3.
Weitere Spiele; Altona 93 Guts Muts Dresden 0:2.
Hannover 96 Tennis=Boruſſia Berlin (Samstag) 7:4. Schwe=
rin
03 Polizei Hamburg 4:7.
Mitteldeutſchland.
Meiſterſchafts=Endſpiel: Dresdener SC. Wacker
Halle 0:1. Weitere Spiele: VfB. Leipzig Preußen
Berlin 4:0. Guts Muts Dresden FC. Bayreuth (Samstag)
3:1. Gau Mittelelbe Gau Anhalt 3:2. Preucken Chemnitz
Vogtl. FC. Plauen 5:2.
Baltenverband.
Meiſterſchafts=Endſpiele: Titania Stettin VfB.
Königsberg 1:4. Schupo Danzig Sp.Vg. Memel 2:1.
Südoſtdeutſchland.
Pokalelf Auswahlmanuſchaft 5:2.
Länderſpicle im Ausland.
In Amſterdam: Holland Dänemark 2:0 (1:0).
IIn Budapeſt: Ungarn Tſchechoſlowakei 2:0 (1.0
In Spanien: Spanien Italien 1:1.

Rennen zu Frankfurt /Main.
Der letzte Renntag des Frankfurter Frühjahrsmeetings hatte be=
ſonders
durch das Eeliebte Verloſungs=Rennen eine große Anziehungs=
kraft
ausgeübt und dadurch einen ſtarken Beſuch erhalten. Das Gewinn=
los
befand ſich im Beſitz eines Landwirtsſohnes aus Heuſenſtamm, der
ſich für die 1500 Mk. entſchied und das Pferd im Stall ließ. Das Wet=
ter
war kühl, aber doch wenigſtens trocken und angenehm. Das Geläuf
befand ſich in normalem Zuſtand. Der ſportliche Verlauf des T.
war recht anregend, es gab ziemlich ſtarke Felder und feſſelnde Rennen,
beſonders in den Hauptereigniſſen. Der Preis von Mariahall wurde
eine leichte Beute des Opelſchen Ruzilo. Nach zwei falſchen Abläufen,
bei denen allein Exzellenz ſtehen blieb, nahm dieſer ſchließlich die Spitze
und führte weit vor dem dichten Rudel, aus dem ſich Ruzilo und Falt=
ner
zur Verfolgung aufmachten. Sie erreichten den Ausreißer in
Bogen, wo er auch gleich erledigt war. Ruzilo führte in den Einlau.
gefolgt von Avec Dieu und Caro=Bube und gewann ziemlih leich,
Falkner, der zum Schluß noch einmal kam, fand den Weg geſperrt. Da5
Palmgarten=Jagdrennen gewann Kritiſcher Tag, der auf der erſten
Hälfte hinter der führenden Stattliche auf Warten geritten worden war,
In der Diagonalen gab es einen kleinen Zwiſchenfall. Kritiſcher Tag
nahm hier die Spitze, während die vorgehende Opanke das ganze übrige
Feld kreuzte und beſonders Stattliche behinderte. Opanke griff Kritiſcher
Tag an, dieſer ſchüttelte den Angriff ab und gewann ſicher. Die noch=
mals
aufkommende Stattliche brach in der Geraden weg. Im Aditi=
Hürdenrennen gab es einen harten Kampf, den der Außenſeiter Mou=
lin
Vert gegen den Favoriten Ueberläufer, der nicht ganz ehrlich ging,
gewann. Den Preis von München trug Prinz Eugen nach ſteter Fuh=
rung
gegen Strug davon. Im Preis von Wiesbaden gingen Goldelſe
und Original bis zu Dreiviertel des Weges Gurt an Gurt, dann löſte
ſich Goldelſe und kanterte nach Hauſe. Das Verloſungs=Jagdrennen führte
Paulus II faſt bis zum letzten Sprung, wo alle anderen an ihm vorbei=
gingen
. Cſepel konnte dann leicht gegen die im toten Rennen endenden
Sanna Anna und Carla gewinnen. Im Preis von Mannheim holke
ſich der Stall Opel ſeinen zweiten Erfolg, der ſo ſicher war, daß beide
Opelſche Pferde vorn endeten. Grimm hatte das ganze Rennen geführk,
doch gab es zum Schluß einen harten Kampf, in den Heruler und
Sans Atout eingriffen, die dichtauf endeten.
Aditi=Hürdenrennen; 2300 Mk., 2800 Meter: 1. Joh. Mayers Mou=
lin
Vert (Nowak), 2. Ueberläufer, 3. Montagne Ruſſe. Ferner liefen:
Dame du Thil, Turned up, Graine d’Or II, Truſſi. Tot. 104; Pl. 20
13, 30:10. Hals5 Lg.
Preis von München; 2200 Mk., 1400 Meter: 1. J. Büſens Prinz
Eugen (Nowak), 2. Strug, 3. Heilige Johanna. Ferner: Petrarec,
Sonnengöttin. Tot. 29, Pl. 13, 11:10. 341½ Lg.
Preis von Wiesbaden; Ehrenpreis und 2700 Mk., 1800 Meter:
1. Chr. Trautweins Goldelſe (Narr), 2. Original, 3. Gildenmeiſter,
Nur drei liefen. Tot. 29:10; 45 Lg.
Verlofungs=Jagdrennen; 3700 Mk., 3200 Meter: 1. S. Kornblums
Cſepel (Pfeifer), 2. Carla und Sanna Anna tot. Rennen. Fernel
lief Paulus II. Tot.: 24, Pl. 13, 7. 9:10. 2 Lg.tot. Rennen.
Preis von Mariahall: Ehrenpreis und 4000 Mk., 2000 Meter:
1. H. von Opels Ruzilo (Narr), 2. Avee Dieu, 3. Falkner. Ferner;
Haneybear, Exzellenz, Caro=Bube, Dollar, Mangan. Tot. 32, Pl. 12,
13, 16:10. ½ Lg.Kopf.
Palmengarten=Jagdrennen; 3500 Mk., 3600 Meter: 1. Major Frhr=
von
Lutzbecks Kritiſcher Tag (Franzke), 2. Opanke, 3. Stattliche. Ferle.
liefen: Steinadler, Sturm, Mumpitz, Aviator. Tot. 66, Pl. 21, 2
16:10. 1½½ Lg.
Preis von Mannheim; 2700 Mk., 1400 Meter: 1. Heru v. Opels Grium
(Narr), 2. Lichtelfe, 3. Heruler. Ferner: Nordpol, A Dall, Saus
Atout, Valor, Pandora, Pedro, Winzerin. Tot. 36, Pl. 22, 36, 29:4
2 Lg.Kopf.

[ ][  ][ ]

Nummer 113

Montag, den 23. April 1928

Seite 7

Au der Sentſchen Curmerſchaft
86. Kreisturntag des Mittelrheinkreiſes O. T.
In der alten Turnerſtadt Hanau, von deren Rathaus zum
Gruße an die Turnerſchaft die Reichsflagge wehte, trat geſtern
der 86. Kreisturntag des Mittelrheinkreiſes zur wichtigen Be=
ratung
zuſammen. Ueber 300 Abgeordnete aus allen Teilen des
großen Kreisgebietes hatten ſich eingefunden, darunter viele
Vertreter aus dem beſetzten Gebiet und von der Saar. Eine ein=
drucksvolle
Gedächtnisfeier für den verſtorbenen Oberturnwart
der D.T., Studienrat Max Schwarze, ging dem Kreitsturntag
voraus, der von dem erſten Kreisvertreter, Fabrikant A. Pfeif=
fer
=Wetzlar, mit Worten der Begrüßung eröffnet wurde. Ober=
bürgermeiſter
Dr. Blaum entbot im Namen der Stadt Hanau,
Reg.=Affeſſor Dr. Ridiger für die Regierung, Kaufmann Willms
für den Reichsausſchuß für Leibesübungen dem Turnparla=
ment
herzliche Willkommengrüße. Kreisvertreter Pfeiffer gibt
einen gedrängten Jahresbericht über das verfloſſene Jahr und
gedenkt beſonders der außerordentlichen, aufopferungsvollen Ar=
beit
der Darmſtädter Turnerſchaft gelegentlich des dortigen
Kreisturnfeſtes. Unter anderem erwähnt er die Ausgeſtaltung
des Kreisorgans und die erfolgreiche Arbeit, die durch die
Preſſe geleiſtet wird. Aus den vielfachen Anträgen, die zum
Kreisturntag geſtellt waren, iſt folgendes zu berichten: Das
nächſte Kreisturnfeſt wird 1930 anſtatt 1929 abgehalten. Von
den gemeldeten Städten Hanau und Frankfurt a. Main wird
erſteres mit überwiegender Mehrzahl zum Feſtort gewählt. Die
von dem Kreis erhobenen 10 Prozent der Eintrittsgelder bei
Kreisturnfeſten werden den Wohlfahrtseinrichtungen des Krei=
ſes
zugeführt. Das Kreisturnfeſt der Frauen, getrennt von
dem Männerturnen abzuhalten, findet keine Annahme. Bei den
Wahlen zum Kreisvorſtand und Vorſtand des Turnausſchuſſes
wurden die feitherigen Juhaber, der Aemter wiedergewählt.
Ueber die Vorarbeiten zum Kölner Turnfeſt berichten Kreisturn=
wart
Frey, Schwimmwart Braun und Geiſteswart Bender.
Kreisſvielwart Reitz berichtet über die neue Kreisſpielordnung,
die angenommen wird. Die Kreiskaſſe, verwaltet von Kaſſen=
wart
Röbig, zeigt eine Einnahme von 240 089,71 RM. an, der
eine Ausgabe von 229 273,45 RM. gegenüber ſteht. Ueber die
von dem Kreis errichteten Wanderheime auf dem Feldberg und
bei Zotzenbach, die ſich einer ſteigenden Beliebtheit erfreuen, be=
richtet
der Kaſſenwart des Kreiſes. Dem Antrag des Gaues
Main=Offenbach=Hanau, die Gauverbände aufzulöſen, wird
Rechnung getragen. Ebenſo bleibt der Beſchluß, die Kreisturn=
tage
alle zwei Jahre ſtattfinden zu laſſen, beſtehen. Neugewählt
wird ein beſonderer Kreiskinderturnwart, und fällt die Wahl
auf Seminarturnlehrer L. Klenk=Bensheim, Main= Rheinturn=
gau
. Die Bildung eines Bäderbauausſchuſſes findet von ſeiten
des Kreisausſchuſſes keine Gegenliebe und wird auch von dem
Kreisturntag mit abſoluter Mehrheit abgelehnt. Ein beſon=
derer
Ausſchuß, der die Angelegenheiten der Errichtung von
Turnhallen, Herſtellung von Sport= und Spielplätzen ſowie
Schwimmbädern regeln ſoll, wird demnächſt gebildet werden.
Näch einigen Bekanntmachungen und Verhandlung organiſato=
riſcher
Fragen wird der einmütig verlaufene 86. Kreisturntag
mit dem alten Turnerliede: Ein Nuf iſt erklungen und einem
dreifachen Gut Heil auf den neunten Kreis und die D.T.
geſchloſſen
Handball.
Tgde. Beſſungen 1. Tv. Walldorf 1. 6:3 (5:1).
Unter günſtiger Witterung und einer großen. Zuſchauerzahl
wurde der obenſtehende Kampf ausgetragen. Beſſungens Mann=
ſchaft
war in allen Teilen gut beſetzt und konnte auch die ganze
Spielzeit das Heft in der Hand halten. Walldorf konnte dagegen
durch die vielen Ueberkombinationen nicht zu den Erfolgen kom=
men
. Im Feldſpiel waren ſie ihrem Gegner ebenbürtig. Ueber=
heupt
in der zweiten Halbzeit hatte Beſſungen alle Hände voll
zu tun, um den Angriffen der Gäſte ſtand zu halten.
Wie die Tore fielen: Mit dem Anſtoß Walldorfs entwickelt
ſich gleich ein ſchönes Spiel, in dem die Gaſtgeber ſichtlich im
Vorteil ſind. Die Folge iſt, daß Beſſungen ſofort in Führung
geht. 1:0 für Beſſungen. Auch drei weitere Tore ſind die Aus=
beute
feiner Kombination. Beim Stande von 4:0 können die
Riedleute ein Tor aufholen. Aber im Nu hat Beſſungen die
alte Tordifferenz wieder hergeſtellt. Halbzeit 5:1 für Beſſungen.
Nach der Halbzeit findet ſich Walldorf beſſer zuſammen. Beſ=
ſungen
muß mit zuſehen, wie die Gäſte aufholen. Auch der Tor=
mann
wird beſſer, denn viele ſchöne Schüſſe landen in ſeinen
Händen. Es dauerte nicht lange, und ſchon ſtand es 5:3. Das
ward den Hieſigen doch zu viel. In den letzten Minuten gelang
es denn auch noch, 1 Tor aufzuholen. Mit 6:3 hat Beſſungen
verdient gewonnen.
Tv. Zwingenberg 1. M. Tgeſ. 1875 Darmſtadt 2. M. 4:2 (1:0).
Leichtathletik.
Schaumburg=Hünxe Meiſter der Deutſchen Turnerſchaft.
Bei idealem Wetter trug die Deutſche Turnerſchaft am
Sonntag bei Erfurt ihre Waldlaufmeiſterſchaft aus. In dan=
kenswerter
Weiſe hatte ſich die Nachrichtenabteilung des Reiter=
Negiments Erfurt zur Verfügung geſtellt, die die ſehr zahlreich
anweſenden Zuſchauer dauernd auf dem Laufenden hielt. Die
Strecke führte über insgeſamt 7500 Meter, ſie war ziemlich
ſchwierig und befand ſich teilweiſe in einem ſehr ſchlechten Zu=
ſtande
, ſodaß an die Läufer große Anforderungen geſtellt wur=
den
. Trotzdem kamen von 72 Geſtarteten 60 durchs Ziel. In
letzter Minute hatte auch noch der vorjährige Meiſter der DT.,
Schaumburg=Hünxe, gemeldet. Er verteidigte ſeinen Titel mit
Erfolg. Schon vor dem 2. Kilometer ſetzte er ſich an die Spitze,
don der er ſich nicht mehr verdrängen ließ. Die Kreismeiſter=
ſchaft
fiel an den Kreis 3b (Brandenburg), die Vereinsmeiſter=
ſchaft
an Frieſen Beclin. Die Ergebniſſe:
Waldlaufmeiſterſchaft der DT. 7500 Meter=Einzelläufer:
1. Schaumburg=Hunxe 24:37,8 Min.; 2. Siering=TV. Freuden
21:56 Min.; 3. Leygraf=MTV. Krefeld 25:01,4 Min.; 4. Krake=
Apolda; 5. Tuhnack=Neubarmin; 6. Tietz, 7. Perteck, 8. Daebel
(alle Frieſen Berlin); 9. Hachenberger=Altenburg; 10. Keller=
mann
=Frankfurt/Sachſenhauſen.
Kreismeiſterſchaft: 1. Prandenburg 18 Punkte: 2. Thürin=
gen
25 Punkte; 3. Rheinland 25 Punkte.
Vereins=Meiſterſchaft: 1. TSV. Frieſen=Berlin; 2. Jahn
Biesdorf; 3. TSV. Schönebeck; 4. Turngemeinde Sachſenhauſen
bei Frankfurt a. M.
Der Große Mifapreis von Bayern ging über 267 Kilometer. Sieger
blieb Mattern=Berlin in 8.59.30 Stunden vor Heide=Berlin und
Denzleu=Hamburg.
233 Teilnehmer einſchließlich der Begleitperſonen entſendet die
Tſchechoſlowakei zu den Olympiſchen Spielen.

Kraftſport

Ath.=Sp.=Vgg. 1886 Frankfurt a. M.Kraftſportv. Darmſtadt 1910
12:8.
Dieſer Kampf, welcher am Samstag in der Ludwigshalle
ausgetragen wurde, brachte vor ausvertauftem Hauſe hervor=
ragenden
Sport. Die Frankfurter erſchienen mit einer ſehr ſtar=
ken
Mannſchaft und waren den Darmſtädtern an Körpergewicht
etwas überlegen. Die Mannſchaft beſtätigte vollauf ihren guten
Ruf, was ſich auch bei dem kürzlich ausgetragenen Kampf gegen
den mehrfachen deutſchen Meiſter Kreuznach zeigte, wobei ſie nur
mit dem Reſultat 10:8 unterlag. Irrtümlicherweiſe war in einem
hier kurſierenden Artikel 10:3 angegeben. Maßgebend bei dieſen
Kämpfen war die neue Wertung, wobei ein Schulterſieg 3 Punkte,
ein Punktſieg 2 Punkte zählte. Die beſten Leute der Frankfurter
waren Feil, Loch und Nc. Die Darmſtädter Mannſchaft war
gezwungen, mit 2 Mann Erſatz anzutreten, wobei ſich beſonders
das Fehlen von Veith bemerkbar machte. Die Niederlage von
Siegriſt wäre nach normalem Verlauf auch zu vermeiden ge=
weſen
. Jedenfalls haben die 10er bei dieſem Kampf bewieſen,
daß ſie mit den beſten Mannſchaften in den Wettbewerb treten
können. Die einzelnen Kämpfe nahmen folgenden Verlauf:
Fliegengewicht: Jung=Frankfurt-Borowſki=Darmſtadt. Beide
lieferten ſich einen ſehr lebhaften Kampf, bei welchem B! in
8 Minuten als Sieger hervorging.
Bantamgewicht: Glückert=FrqurfurtSchwarz=Darmſtadt. Der
Darmſtädter, welcher ſtets der Angreifer war, ſiegte nach 20
Minuten hoch nach Punkten.
Federgewicht: Feil=FrankfurtSiegriſt=Darmſtadt. Beide gingen
mächtig ins Zeug, bei einer Situation, welche ſich am Matten=
rand
abſpielte, zog F. einen Zwiegriffallſchwung, wodurch
Siegriſt auf beide Schultern kam. Es war ſchlecht zu konſta=
tieren
, ob der Griff noch regelrecht ausgeführt wurde, jeden=
falls
entſchied der Schiri Sieg für Feil.
Leichtgewicht: Schneider=FrankfurtW. Keitel=Darmſtadt. Dieſe
beiden Ringer lieferten ſich einen ſehr aufregenden Kampf, wel=
chen
der Darmſtädter in 3½ Minuten in prächtiger Weiſe für
ſich entſchied.
Mittelgewicht: Loch=FrankfurtTrüber=Darmſtadt. Der Darm=
ſtädter
konnte gegen den techniſch ſehr guten und rieſenſtarken
Loch nicht viel ausrichten und fiel in 1 Minute einem Hüft=
ſchwung
zum Opfer.
Halbſchwergewicht: Rau=FrankfurtGöbel=Darmſtadt. Obwohl
ſich Göbel ſehr wacker hielt, konnte er gegen den vorzüglichen
Meiſter Rau nicht aufkommen und verlor in 3½ Minuten.
Schwergewicht: Müller=FrankfurtGries=Darmſtadt. Frankfurt
hatte hier einen vielverſprechenden, noch ſehr jugendlichen
Mann ſtehen, welcher gegen den als Erſatz ringenden Gries
aber doch ſeine liebe Not hatte, um in 4½ Minuten als Sie=
ger
hervorzugehen.
Wie die Situation des Kampfes lag, war das Reſultat für
F. noch als gut zu bezeichnen, hätte nämlich Veith, welcher plötz=
lich
erkrankte, im Schwergewicht geſtanden, hätte das Reſultat
vielleicht umgekehrt gelautet.
Auch die an dieſem Abend ausgetragenen Jugendkämpfe
zeigten ganz guten Sport und lieferten den Beweis, daß die
Kraftſport=Jugend marſchiert. Als erſte Gegner traten ſich gegen=
über
Turngemeinde DieburgK. S. V.D. 1910.
Fliegengewicht: Dries=Dieburg-Perini=Darmſtadt. Letzterer
war heute nicht ganz auf dem Poſten und verlor unerwartet
nach 3½ Minuten.
Bantamgewicht: Wick=DieburgSchnauber=Darmſtadt. Der
Darmſtädter war ſtets der Angreifer und ſiegte in 3½ Min.
Federgewicht: Werner=DieburgDiewer=Darmſtadt. Der Die=
burger
ging forſch ins Zeug und ſiegte gegen den ſchwächeren
Darmſtädter in ½ Minute.
Leichtgewicht: Ohl=DieburgMavei=Darmſtadt. Der Darm=
ſtädter
hielt ſich gegen den vorzüglichen Ohl ſehr gut, und ſiegte
letzterer in 7 Minuten.
Mittelgewicht: Heilig=Dieburg Göbel=Darmſtadt. Beide lie=
ferten
ſich einen hitzigen Gang, welcher über die ganze Zeit
ging, und dem Darmſtädter nach 15 Minuten dem Punktſieg
brachte.
Schwergewicht: Sterker=DiebungBock=Darmſtadt. Bei dieſem
Kampf leiſtete Bock Vorzügliches in der Verteidigung und der
bedeutend ſchwerere Dieburger mußte ſich mit einem Punkt=
ſieg
begnügen.
Reſultat: 84 für Dieburg.
Als nächſter Gegner ſtand der 10er=Jugend die Jugend
der Kraftſportabteilung des Turnvereins Nieder=Ramſtadt gegen=
über
. Dieſe Kämpfe verliefen folgendermaßen:
Fliegengewicht: Luckhaupt=Nieder=Ranſtadt-Perimi=Darmſtadt.
Letzterer griff forſch an und ſiegte in 3½ Minuten.
Bantamgewicht: Emig=Nieder=RamſtadtSchnauber=Darmſtadt.
Der ſehr gute Schn. ſiegte bereits in einer halben Minute.
Federgewicht: Hauſtein=Nieder=Ramſtadt Diener=Darmſtadt.
Auch dieſer Kampf war von kurzer Dauer und ſiegte Diener
bereits in 1 Minute.
Leichtgewicht: Lautenſchläger=Nieder=RaſtadtMavei=Darmſt.
Der Darmſtädter war noch vom vorhergehenden Kampf mitge=
nommen
und verlor gegen den guten L. in 5 Mimatten.
Mittelgewicht: Emig=Nieder=RamſtadtGöbel=Darmſtadt. Göbel
hatte heute ſeinen guten Tag und ſiegte bereits in 1 Minute.
Schwergewicht: Rückert=Nieder=Ramſtadt-Bock=Darmſtadt. Beide
lieferten ſich einen ſehr ſchönen Gang, welchen der etwas beſſere
Bock in 4 Minuten für ſich entſchied.
Reſultat 102 für Darmſtadt.
Sämtliche Kämpfe fanden unter der vorzüglichen Leitung
von Herrn Gauſportwart Schrauder ſtatt und nahmen in jeder
Hinſicht einen einwondfreien Verlauf.
Motorſport.
Auslands=Tourenfahrt des AOAC.
Die vorletzte Etappe.
Die großangelegte Auslands=Tourenfahrt des ADAC. ſteht
dicht vor ihrem Ende. Die Tourenfahrer ſind im Sonntag bereits
in Riva angekommen und haben damit das vorletzte Etappenziel
erreicht. Die Tagesetappe von Pallanca nach Riva war mit
340 Kilometern die längſte der ganzen Fahrt, aber auch dabei die
landſchaftlich ſchönſte. Die gute Stimmung wurde leider durch
einen Unfall getrübt, der indes ohne Folgen blieb. In der Nähe
von Briſſagi ſtieß der Berliner Meyerhoff auf Mercedes=Benz
mit einem Laſtwagen zuſammen. Glücklicherweiſe wurde niemand
verletzt und der Wagen konnte bald wieder flottgemacht werden.
Auf ſchweizeriſchem Gebiet wurden die Straßen erheblich beſſer.
Bereits in Lugano gab es einen herzlichen Empfang, beim Etap=
penziel
Riva am Gardaſee wurden die Fahrer von einer nach
Tauſenden zählenden Menſchenmenge begrüßt. Nach einem Ruhe=
tag
in Riva geht es dem Endziel Innsbruck zu.

Leichtathletik.
Deutſche Waldlauf=Meiſterſchaften.
Huſen=Hamburg Meiſter der Deutſchen Sportbehörde.
Auf einer 10 Kilometer langen Strecke in Webicht bei Wei=
mar
wurde am Sonntag unter der verantwortlichen Leitung
des S.C. Weimar die Waldlaufmeiſterſchaft der Deutſchen
Sportbehörde in Verbindung mit der Mitteldeutſchen Meiſter=
ſchaft
ausgetragen. Die Strecke war faſt eben und befand ſich
in einem guten Zuſtande. Von den 41 Einzelläufern erwies ſich
der Deutſche Meiſter von 1923 und diesjährige norddeutſche
Meiſter Huſen=Hambung als der Beſte. Zunächſt hinter dem
großen Felde liegend, das von Capp=Stettin und Petri= Ham=
burg
geführt wurde, arbeitete er ſich bald zuſammen mit Hel=
ber
I=Stuttgart nach vorne. Im letzten Drittel der Strecke ſchüt=
telte
er auch noch den Stuttgarter ab und erreichte mit 50 Meter
Vorſprung als Erſter den Zielplatz, wo er ohne ein Zeichen von
Ermüdung noch einen glänzenden Endſpurt lieferte, der ihm
noch weitere 50 Meter Vorſprung eintrug. Der Titelverteidiger
Petri=Hamburg, der bis zum Einlauf, auf den Platz an fünfter
Stelle gelegen hatte, gab hier ohne Angabe eines Grundes auf.
Den Sieg im Mannſchaftslauf ließ ſich natürlich der favoriſierte
Pol. S. V. Hamburg nicht nehmen. Eine Ueberraſchung brachte
die mitteldeutſche Meiſterſchaft, die an Spangenberg=Magdeburg
fiel. Der Magdeburger hielt ſich ſehr gut und konnte im Ge=
ſamtergebnis
den dierten Platz belegen. Das Ergebnis:
Deutſche Waldlauf=Meiſterſchaft. 10 Km.=Einzelläufer: 1.
Huſen=Pol. S. V. Hamburg 33:35.4 Min.; 2. Helber I=Stuttgart
33:59,2 Min.; 3. Brauch=Pol. S. V. Berlin 34:20,9 Min.: 4. Span=
genberg
=Vikt. 96 Magdeburg 34:26,2 Min.; 5. Dreckmann=Pol.
S. V. Hamburg 34:30,4 Min.; 6. Molitor=AEG. Berlin 34:33,2
Min.; 7. Capp=Stettin 34:33,2 Min.; 8. Bertſch=VfB. Stuttgart
34:51 Min.; 9. Schneider=Hirſchberg 34:55,2 Min.; 10. Obelode=
Wiſſen/Ruhr. Mannſchaftswettbewerb: 1. Pol. S.V. Hamburg
13 Punkte; 2. VfB. Stuttgart 29 Punkte; 3. Sportfreunde Sie=
gen
33 Punkte; 4. Pol. S.V. Berlin 35 Punkte; 5. Viktoria 96
Magdeburg 37 Punkte. Mitteldeutſche Meiſterſchaft: 1. Span=
genberg
=Magdeburg 34:26,2 Minuten; 2. Philipp=Magdeburg
25:13 Minuten.
Rundfunk=Programme.
Frankfurt.
Moniag, 23. April. 12.30: Kaſſeler Hauskapelle. 16.30:
Konzert des Funkorch.: Die Oper der Woche. Muſ. Leit.: Kapellm.
Merten. Mitw: W. Schneider (Baß). O 17.45: Aus dem Roman
Ivanhoe von Scott. O 18.15: Dr. Albrecht: Die großen Nach=
richtenagenturen
und ihre Vorläufer. S 18.45: Engliſche Literatur=
proben
. 19: Engliſcher Sprachunterricht. S 19.30: Berlin:
Sinfonie=Konzert, veranſtaltet von der Genoſſenſchaft deutſcher Ton=
ſetzer
. Mozart: Jupiter=Sinfonie. Wagner: Vorſpiel und Liebes=
tod
aus Triſtan und Jſolde. Strauß: Sinfonia Domeſtica.
Mitw.: Das geſamte Orcheſter der Berliner Staatsoper. Dir.:
Richard Strauß. Soliſtin: Barbara Kemp.
Stuttgart.
Montag, 23. April. 12.30: Scha lplatten. O 16.15: Konzert.
Rundfunkorch. Einlagen: Frida Mauc. Werke von Karl Komzak
(geſt. 23. April 1905). e 18.15: Dr. Jenney: Vom ruſſiſchen
Nitſchewo und ſeinen Abkömmlingen. O 18.45: Redakteur Müller:
Wie entſteht ein Zeitung? O 19.15: Prof. Beutel, Stuttgart: Die
Begründung der Stellaraſtronomie und der Aſtrophyſik. O 19.45:
Curt Elwenſpoek lieſt Kurzgeſchichten von Polgar. e 20.30: Phil=
harmonie
Berlin: Sinfoniekonzert des Berliner Philhaxmon. Orch.
Dirig.: Rich. Strauß. Soliſtin: Barbara Kemp. Mozart: Jupiter=
ſymphonie
. Wagner: Vorſpiel und Jſoldes Liebestod aus Triſtan
und Jſolde. R. Strauß: Symphonia domeſtica. Anſchl.: Das
deutſche Gedicht und die deutſche Proſa der letzten 100 Jahre. Die
Zeit bis 1970. Mitw.: Elſe Rüthel=Schaber, Curt Elwenſpoek, P.
Enderling, Funkorch. Einf. (Der Münchener Dichterkreis.) E. Geibel:
Der Tod des Tiberius. Mittagszauber. H. Lingg: Rotkehlchen.
Aus der Völkerwanderung Scheffel: Lieder des ſtillen Mannes.
P. Heyſe: Ueber ein Stündlein. Der Salamander. Otto Ludwig:
Aus der Erzähluna Aus dem Regen in dia S
Berlin.
Montag, 23. April. 15.30: Margarete Caemmerer: Ausdrucks=
möglichkeiten
der Frauenerſcheinung durch die Kleidung. o 16: Ing.
Boehmer: Techniſche Wochenplauderei. O 16.30: Frank Thieß. Dr.
Langheinrich (Anthos). O 17: Kapelle Gebrüder Steiner. O 18.15:
Einführung zu dem Sendeſpiel am 24. April. O 18.40: Menſch und
Arbeit. A. Schulz: Das Tagewerk eines Elektromonteurs auf
Montage. o 19.05: Dr. med. Rathe: Erſtaunliche Leiſtungen des
geſunden und kranken Körpers. o 19.30: Lothar Brieger: Der
Weg des Laien zum Kunſtwerk. O 20: Philharmonie: Feſt=Konzert,
anläßlich des Berliner Kongreſſes der Confederation Internationale
des Societes d’Auteurs et Compoſiteurs. Dirig.: Dr. Rich. Strauß.
Unter Mitwirkung von Barbara Kemp (Sopran). Mozart: Sinf.
C=dur (Jupiter). Wagner: Vorſpiel und Jſoldes Liebestod.
Strauß: Sinfonia domeſtica. Anſchl.: Tagesnachrichten.
D 22.30: Hochlandsklänge. Tiroler Volkskunſt. Turl Damhofer=
Truppe. Konzertorch. Kermbach.
Deutſche Welle. Montag, 23. April. 12: Engliſch für Schüler.
14.30: Märchen und Geſchichten: Däumelinchen, von Anderſen.
O 15: Dr. Weinmiller: Neuzeitliche Kükenaufzucht. 15.35: Wetter
und Börſe. O 15.40: Lotte Scharein: Rezepte neuzeitlicher Er=
nährung
. o 16: Franzöſiſch (kulturkundlich=literariſche Stunde).
O 16.30: Dr. Mareus: Der Bauer in der germaniſchen Dichtung.
O 17: Berlin: Kapelle Gebr. Steiner. o 18: Techn. Lehrgang für
Facharbeiter u. Werkmeiſter. Maſchinenbauſchuloberlehrer Bornemann:
Elektrotechnik. 18.30: Engliſch für Anfänger. O 18.55: Direktor
Dr. Asmis: Bedeutung der Qualitätserzeugung im Buttergeſchäft.
O 19.30: Berlin: Aus der Philharmonie: Feſtkonzert anläßlich des
Kongreſſes der Confederation Internationale des Societes d’Auteurs
et Compoſiteurs. Dirigent: R. Strauß. Mitw.: Barbara Kemp
(Sopran). Anſchl.: Preſſenachrichten. S 22.30: Hochlandsklänge.
Mitw.: Tiroler Volkskunſt: Türe Damhofer=Truppe; Konzert=Orch.
Otto Kermbach.
Wetterbericht.
Eine weitere Abflachung des tiefen Druckes hat ſtattgefunden, aber
trotzdem traten noch vereinzelte Niederſchläge auf. Die Temperaturen
ſind im allgemeinen etwas angeſtiegen. Weſtlich von den britiſchen In=
ſeln
lagert hoher Luftdruck und im Raume von Island iſt ein neues
Tiefdruckgebiet erſchienen.
Ausſichten für Montag, 23. April: Zeitweiſe bewölkt, Temperaturen
nur wenig verändert; nur vereinzelt etwas Regen.
Ausſichten für Dienstag, 24. April: Keine weſentliche Aenderung.
Hauptichriftleitung. Rudolf Manpe
Veranwwortlich für Polliſk und Wirtſchaft: Rudolf Maupe; für Feullleton, Reich und
Ausland und Heſſiſche Nachrichten: Max Streeſe; für Sport: Dr. Eugen Bublmann
für den Handel: Dr. C. H. Quetſch; für den Schlußdienſt: Andreas Bauer; für
Die Gegenwart: Dr. Herbert Nette; für den Inſeratentell: Willp Kuble: Drud
und Verlag: L. (C. Wittſch ſämilich in Darmſtadt
Für unverlangte Manuſkripte wird Garantle der Rückſendung nichi übernommen.
Die heutige Nummer hat 8 Seiten.

[ ][  ]

Seite 8

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Muſitlehrr und =Lehrerinnen.
Beginn des Sommer=Semeſtels am 23. April.
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agen wir hiermit allen unſeren tiefgefühlten Dank.
Insbeſondere danken wir Herrn Pfarrer Köhler für
die tröſtenden Woxte am Grabe, ſowie für die reichen
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