dl.
Unverkäuflichl
Einzelnummer 10 Pfennige
Bezugspreis:
Bei wöchentlich 2 maligem Erſcheinen vom 1. Februar
bis 29. Februar 2.48 Reſchsmark und 22 Pfennig
Abtragegebühr, abgeholt 2.25 Reichsmark, durch die
Agenturen 2.40 Reichsmark frei Haus Poſtbezugspreis
im Febr. ohne Beſtellgeld monatlich 2.25 Reichsmart.
Verantwortlichkeit für Aufnahme von Anzeigen an
beſimmten Tagen wird nicht übemnommen.
Nicht=
erſcheinen einzelner Nummern infolge höherer Gewalt
berechtigt den Bezieher nicht zur Kürzung des
Bezugspreiſes. Beſtellungen und Abbeſtellungen durch
Fernruf obne Verbindlichkeſt für uns. Poſiſcheckonto
Frantfurt a. M. 1301.
Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Morgenzeitung der Landesbauptſtadt
Wöchentliche illuſtrierte Beilage: „Die Gegenwart”, Tagesſpiegel in Bild und Wort
Nachdruck ſämtlicher mit * verſehenen Original=Aufſätze und eigenen Nachrichten nur mit Quellenangabe „Darmſt. Tagbl.” geſfattet.
Nummer 51
Montag, den 20. Februar 1928.
191. Jahrgang
Anzeigenpreis:
27 mm breite Zeile im Kreiſe Darmſtadt 25 Reſchspfg.
FinanzAnzelgen 40 Reiſchspfg. Rellamezeile 92 mm
breitt 2 Reichsmark. Anzeisen von auswärts 40 Reichspfg.
Finanz=Anzeigen 60 Reichspfg. 92 m mu breite
Rellame=
zeile 3.00 Reichsmark. Alle Preiſe in Reichsmart
(1 Dollar — 4.20 Markl. — Im Falle höherer
Gewalt, wie Krſeg, Aufruhr, Streik uſw., erllſcht
jede Verpflichtung auf Erfüllung der
Anzelgen=
auffräge und Leiſtung von Schadenerſatz. Bel
Konkurs oder gerichtlicher Beitreibung fällt ſeder
Rabatt weg. Bankkonto Deutſche Bank und Darm=
Kädter und Naionalbank.
Die Wahl in Hamburg.
Das vorläufige amtliche Endergebnis.
Hamburg, 19. Februar.
Da nach dem Spruch des Staatsgerichtshofes die
Bürger=
ſchaftswahl vom 9. Oktober v. J. für ungültig erklärt worden
iſt, mußte die Hamburger Bevölkerung heute innerhalb von vier
Monaten zum zweiten Mal an die Wahlurne treten. Nach dem
heftigen Wahlkampf ſieht man dem Ergebnis der Wahl mit
Spannung entgegen. Die Oktoberwahl hatte bekanntlich wieder
eine linke Mehrheit gebracht, die im Jahre 1924 zum erſten Male
nach der Revolution wieder gebrochen worden war. Von den
insgeſamt 160 Sitzen der Bürgerſchaft waren über die Hälfte,
nämlich 90 Mandate, auf die Sozialdemokraten und
Kommu=
niſten gefallen. Das Ziel der bürgerlichen Parteien war alſo
diesmal, die Linksparteien zurückzudrängen. Ob das gelingen
wird, bleibt abzuwarten, da dieſen Bemühungen die große Zahl
der Wahlvorſchläge — insgeſamt 20 — hindernd im Wege ſteht.
Die Wahlhandlung ſelbſt ſpielte ſich in voller Ruhe ab. Wie
immer an Wahltagen, ſah man heute wieder die Plakatträger
der zahlreichen Parteien ihre Straße ziehen, und mit Fahnen
geſchmückte, Laſtautos durch die Stadt fahren, zum Teil mit
Sprechchören beſetzt, die die zahlreichen Sonntagsſpaziergänger
noch einmal auf ihre Partei aufmerkſam zu machen verſuchten.
Während der letzten Stunden ſetzte ein ſehr reger Schlepperdienſt
ein, der diesmal beſonders gut organiſiert war und ſicherlich
noch viele ſäumige Wähler an die Urne gebracht hat. Um 18 Uhr
wurden die Wahllokale geſchloſſen. Soweit ſich bis jetzt
über=
ſehen läßt, war die Wahlbeteiligung ungefähr gleich ſtark, wie
bei der letzten Oktoberwahl, nämlich etwa 80 Prozent.
Das vorläufige amtliche Endergebnis iſt folgendes:
Sozialdemokraten 246 630 (247269) 59 (63) Mandate Deutſchnationale 94 030 ( 98870) 23 (25) Kommuniſten 114223 (110232) 27 (27) Demokraten 87 522 ( 65 295) 21 (16) Deutſche Volkspartei 85 471 ( 72 432) 20 (18) Zentrum 9393 9 774) 2 ( 2) Volksrechtspartei 5 535 7 762) 1/(1) Nationalſozialiſten 14 739 9 754) 3 ( 2) Mittelſtandspartei
(Wirtſchaftspartei) 20 048 ( 27 163) 4 (6) plitterparteien: zuſammen 13 862 Stimmen, kein Mar
Die Zuſammenkunft Streſemann- Titulescu.
EP. Paris, 19. Februar.
Wie die Agentur Radio aus Nizza meldet, iſt das Datum
für die Zuſammenkunft zwiſchen Streſemann und Titulesen
noch nicht offiziell feſtgeſetzt. Es verlautet jedoch zuverläſſig,
daß die Zuſammenkunft morgen, Montag, ſtattfinden werde.
Die genannte Agentur glaubt zu wiſſen, daß der gegenwärtig
in Monte Carlo weilende unggriſche Finanzminiſter Peſthy nicht,
wie von anderer Seite gemeldet wurde, mit dem
Reichsaußen=
miniſter Streſemann zuſammentreffen wird; dagegen werde
Peſthy am nächſten Donnerstag eine Unterredung mit Titulescu
haben.
Eine Wendung in der jugoſlawiſchen
Regierungskriſe.
EP. Belgrad, 19. Februar.
Die jugoſlawiſche Regierungskriſe, die ſchon ſeit zwei Wochen
andauert, hat eine neue Wendung erfahren. Nachdem heute
Pribitſchewitſch beim König in Audienz geweſen war, wurde
auch Raditſch empfangen. Er machte den Journaliſten über den
Verlauf der Audienz folgende Mitteilungen: „Ich habe dem
König auseinandergeſetzt, daß die bäuerlich=demokratiſche
Koali=
tion nur an einer Konzentrationsregierung teilnehmen würde,
der Wukitſchewitſch nicht angehört. Eine Regierungsbildung,
an deren Spitze Wukitſchewitſch ſteht, werde ſie ablehnen. Er
habe dem König den Vorſchlag gemacht, eine außerhalb der
Parteien ſtehende Perſönlichkeit, am beſten einen Militär, zu
ernennen. Der König habe aber auf den Vorſchlag nicht ſofort
eine Antwort erteilen wollen, da er die Armee von der Politik
fernhalten wolle. In demokratiſchen Kreiſen iſt das Gerücht
verbreitet, daß der König einen General mit der
Regierungs=
bildung betrauen werde und daß die endgültige Entſcheidung
morgen fällt. Wukitſchewitſch wird am Abend ſein Mandat dem
König zurückgeben.
Um die Verlegung des Völkerbundsſitzes.
EP. Paris, 19. Februar.
Der Genfer Berichterſtatter der „Information” kommt heute
nochmals auf den Plan der Verlegung des Völkerbundsſitzes von
Genf nach Wien zurück. Offiziöſen Nachrichten aus Bern zufolge
habe Muſſolini dem ſchweizeriſchen Geſandten in Rom die
for=
melle Zuſicherung gegeben, daß Italien für das Verbleiben des
Bundes in Genf eintreten werde. Trotzdem ſei aber ſicher, daß
Muſſolini Wien informiert habe, er würde die Verlegung nach
Wien nicht ungern ſehen. Die ſchweizeriſche Regierung habe
ihren Auslandsvertretern Anweiſung gegeben, die Stimmung
der verſchiedenen Regierungen gegenüber dem Verlegungsprojekt
zu ſondieren. — Zu der Beſprechung des Vizepräſidenten des
Genfer Staatsrates, Boiſſemans, mit dem Generalſekretär des
Völkerbundes, Sir Erie Drummond, will der Korreſpondent
er=
fahren haben, daß die ſchweizeriſche Regierung neue
Verhand=
lungen über die diplomatiſchen Vorrechte des internationalen
Bundesperſonals und über eine großzügigere Auffaſſung ihrer
aus der Anweſenheit des Bundes in Genf ſich ergebenden
Pflich=
ten einzuleiten beabſichtige.
Vom Tage.
Die eſtländiſche Delegation, die unter Führung des
Außenminiſters in Riga Verhandlungen über eine
Zoll=
union mit Lettland pflog, iſt wieder nach Reval abgereiſt.
Wie aus Liſſabon gemeldet wird, hat die portugieſiſche Polizei in
Barrereira an dem Tajo, ſüdöſtlich von Liſſabon, eime bedeutende
kommuniſtiſche Verſchwörerorganiſation
aufge=
deckt. Ein ausgebehntes Waffenlager wurde beſchlagnahmt und etwa
20 Perſonen verhaftet. Weitere Verhaftungen ſollen bevorſtehen.
Von den Samoa=Inſeln wird ein neuer Aufſtand der
einheimiſchen Bevölkerung gemeldet. Die Lage der
Be=
amten ſoll gefährdet ſein. Die engliſchen Kreuzer „Bundedin” und
„Diomede” haben Order erhalten, ſich ſchleunigſt an Ort und Stelle zu
begeben.
Wie aus Beirut gemeldet wird, hat der Oberkommiſſar Ponſot
durch Erlaß den Belagerungszuſtand in Syrien
auf=
gehoben, die Vorzenſur beſeitigt und eine ausgedehnte Amneſtie
verkündet.
Der Madrider Korreſpondent des „Matin” will aus Informationen
aus zuverläſſiger Quelle den Eindruck erhalten haben, daß die ſpaniſche
Regierung die Rückkehr Spaniens in den Völkerbund
auf der nächſten im September ſtattfindenden Vollverſammlung
vor=
bereite. Die Rückkehr werde durch eine Vermittlung Auſten
Chamber=
lains erleichtert werden. Spanien werde auf ſeine Forderung nach
einem ſtändigen Ratsſitz verzichten.
Wie verlautet, wied die Marinekommiſſion des
Repräſentanten=
hauſes bei dem vom Marineminiſter Wilbur vorgelegten
Flotten=
bauprogramm folgende Abſtriche vornehmen: Während Wilbur
25 Kreuzer und 5 Flugzeugmutterſchiffe beantragt, wird die
Kom=
miſſion des Repräſentantenhauſes nur die Bewilligung von 10 bis 15
Kreuzern und eines Flugzeugmutterſchiffes vorſchlagen. Die Baukoſten
würden damit von 740 Millionen auf 280—300 Millionen reduziert
wer=
den. Allerdings würde nach dem gegenwärtig in Vorbereitung
befind=
lichen Projekt der Präſident das Recht erhalten, im Laufe der nächſten
fünf Jahre weitere Kreuzer bis zur Höchſtzahl von 10 in Bau zu geben.
Wie verlautet, ſind die amerikaniſchen
Petroleum=
geſellſchaften beim Staatsdepartement vorſtellig geworden, um
es zur Einholung von ergänzenden Auskünften über das
neue franzöſiſche Petroleum=Geſetz zu veranlaſſen. Sie ſollen
das Staatsdepartement aufgefordert haben, in Paris zu proteſtieren,
falls ſich herausſtellen ſollte, daß dieſes Geſetz die amerikaniſche
In=
duſtrie ſchädige.
Der Panamerikaniſche Kongreß.
EP. Havanna, 19. Februar.
Die Vollverſammlung des Panamerikaniſchen Kongreſſes
be=
ſchloß auf Vorſchlag des Initiativ=Komitees, den ſiebenten
Kon=
greß in einem Zeitraum von höchſtens fünf Jahren nach
Monte=
video einzuberufen. Der Ausſchuß für internationales Recht
nahm einſtimmig eine Entſchließung an, in der allen
amerika=
niſchen Republiken empfohlen wird, die obligatoriſche
Schieds=
gerichtsbarkeit als ein Mittel zur friedlichen Löſung
internatio=
naler Konflikte anzunehmen. Innerhalb Jahresfriſt ſoll eine
panamerikaniſche Juriſtenkonferenz nach Waſhington einberufen
werden, um einen Ausſöhnungs= und Schiedsgerichtsvertrag zu
entwerfen. — Ferner wurden in der Vollverſammlung ohne
Debatte die künftigen Statuten der Panamerikaniſchen Union
angenommen. Nur der argentiniſche Vertreter äußerte bei der
Unterzeichnung ſein Bedauern darüber, daß der Entwurf die
von der argentiniſchen Delegation aufgeſtellten wirtſchaftlichen
Grundſätze unberückſichtigt laſſe.
Zu einer ſtürmiſchen Auseinanderſetzung kam es, als der
argentiniſche Delegierte weiterhin erklärte, Argentinien beharre
auf ſeiner Stellungnahme gegen jede Intervention der
Ver=
einigten Staaten in anderen amerikaniſchen Ländern. Die
Ver=
treter von San Domingo, Ecuador, Haiti und Columbien
er=
klärten, daß ſie den Standpunkt Argentiniens teilten. Dieſer
Vorſtoß traf die amerikaniſche Delegation ziemlich unvorbereitet.
Der Delegierte von San Salvador, Guerrero, brachte eine
Ent=
ſchließung ein, in der ſich der Kongreß gegen jede Intervention
ausſprechen ſollte. Die Vertreter von Uruguay, Panama und
Chile unterſtützten dieſen Antrog, der ſchließlich zur Erörterung
für die letzten Sitzungen zurückgeſtellt wurde.
Nach einer über ſechs Stunden dauernden und mitunter
äußerſt heftigen Debatte beſchloß der Panamerikaniſche Kongreß,
die Diskuſſion über die geſtern von den Delegierten San
Salva=
dors eingebrachte Entſchließung gegen jede Intervention eines
amerikaniſchen Staates in die Angelegenheiten eines anderen
auf den in Montevideo ſtattfindenden ſiebenten Kongreß zu
ver=
ſchieben.
Pertinax zur Miſſion Lémerns.
EP. Paris, 19. Februar.
Im Echo de Paris beſchäftigt ſich Pertinax mit der Reiſe des
Senators Lémery nach Berlin und ſeinen der „Täglichen
Rund=
ſchau” gegebenen Erklärungen über eine deutſch=franzöſiſche
Zu=
ſammenarbeit in den franzöſiſchen Kolonien. Er vertritt die
Mei=
nung, die von Lémery vorgeſchlagene gleiche Beteiligung
deut=
ſchen und franzöſiſchen Kapitels müſſe abgelehnt werden, denn
dadurch würden Ausländer, die mit der gegenwärtigen
Auftei=
lung Afrikas nicht einverſtanden ſeien, Einfluß auf die
Einge=
borenen erhalten und deren Lehrmeiſter werden. Warum ſolle
die Mitarbeit der Deutſchen, der der ehemaligen franzöſiſchen
Verbündeten vorgezogen und dadurch ein Block gegen andere
koloniſierende Völker, z. B. England, gebildet werden, deren
Sache mit der franzöſiſchen ſolidariſch ſei? Pextinax wendet ſich
weiter dagegen, daß Lémery mit ſeiner angekündigten
Inter=
pellation des Außenminiſters Briand über die von England
ge=
plante Zuſammenlegung der drei oſtafrikaniſchen Kolonien ſich
in einen deutſch=engliſchen Streit einmiſche und das Quai dOrſay
zur Verſtändigung der deutſchen Theſe veranlaſſen wolle, Lemerh
habe ſich auf eine Uebereinſtimmung mit dem franzöſiſchen
Außen=
miniſterium berufen; es ſei daher nötig, daß ihm ein Dementi
entgegengeſtellt werde.
Franzöſiſche Sorgen.
Von unſerem A=Korreſpondenten.
Paris, 19. Februar.
Die Kammer führt nur noch ein Scheindaſein, denn nach dem
Rieſenvertrauensvotum, das die Regierung bekommen hat, hat
ſie eigentlich nichts mehr zu tun. Noch immer hat man keine
Ahnung wie die Wahlen ausſehen werden. Ueberall herrſchen
Angſt und Unſicherheit und neuerdings geſteht man dies auch ein.
Die Rechte hat aus den bitteren Erfahrungen der letzten
Wahlen gelernt, ſie, verſucht mit allen Kräften, Poincaré im
Wahlkampf auszunützen. Es hat ſich nämlich in der
Vergangen=
heit evwieſen, daß Poincaré die Neigung beſitzt, bei den
Wahl=
kämpfen plötzlich eine paſſive Haltung einzunehmen, und die
Folgen davon ſind kataſtrophal, nicht ſo ſehr für ihn ſelbſt wie
für ſeine Partei. Und die Rechte in Frankreich beſitzt außer
Poincaré überhaupt keinen Mann, in deſſen Namen man einen
Wahlkampf führen könnte. Es fehlt vollkommen an geeigneten
Perſönlichkeiten.
Poincarés Straßburger Rede, ſowie die Rede, die er
dem=
nächſt in einer ſüdfranzöſiſchen Stadt halten ſoll, ſind eine Art
von Wahlreden, auch wenn man das wütend leugnet. Sie ſind
ſchon ein wenig das Ergebnis der verzweifelten Verſuche der
Rechten, den Miniſterpräſidenten aufzuſtacheln. Aber Poincarés
Aktivität hat noch eine andere Urſache. Die Rechte fühlt im
Elſaß den Boden unter den Füßen wanken. In
Südfrankreich verteidigt Poincaré keinen alten Beſitzſtand, denn
Südfrankreich iſt die Hochburg der Linken. „Le Midi rouge‟
iſt ja ein Sprichwort geworden. Aber diesmal befürchtet man
eine noch ſtärkere Linkswendung.
Die Radikalen nützen inzwiſchen die finanzpolitiſchen
Ver=
dienſte Poincarés ſehr geſchickt zu ihrer Wahlpropaganda aus.
Wie ſie das tun, das kann ein Fernſtehender nicht leicht begreifen;
man ſollte aber nicht vergeſſen, daß Poincarés Erfolge nur durch
die Unterſtützung der Radikalen möglich waren. Die armen
Radikalen! Sie kommen einem in der völligen Ermangelung
eines Programms, einer Richtung und einer Orientierung wie
ein aufs Trockene geratener Fiſch vor; es muß aber anerkannt
werden, daß ſie in dieſer peinlichen Lage mit einer
beachtens=
werten Geſchicklichkeit herumzappeln.
In der Außenpolitik ſteht das amerikaniſche Problem im
Vordergrunde. Ja, es gibt ſchon ein amerikaniſches Problem,
es muß aber gleich feſtgeſtellt werden, daß die ungeſchickte Hal=.
tung der franzöſiſchen Außenpolitik ſehr viel dazu beigetragen
hat, es entſtehen zu laſſen.
Man beunruhigt ſich hier, daß der franzöſiſch=amerikaniſche
Schiedsvertrag vom Waſhingtoner Senat nicht ratifiziert wird.
Zuerſt weil in dieſem Vertrage des Völkerbunds Erwähnung
getan wird, und weil der Senat in Waſhington bekanntlich von
ihm überhaupt nichts wiſſen will und dann — und dieſe Urſache
wiegt bedeutend ſchwerer — weil im Senat, ebenſo wie bei der
überwiegenden Mehrheit Amerikas eine ausgeſprochene
Anti=
pathie gegen Frankreich vorherrſcht. Ueber dieſe Antipathie gibt
man ſich hier insgeheim bereits Rechenſchaft, über ihre
wirk=
lichen Urſachen vermag ſich aber niemand Rechenſchaft zu geben.
Und die Dinge wollen ſich nicht zum beſſeren wenden. Die
Kan=
didatur Hoovers zur Präſidentſchaft hat hier ſehr unangenehme
Gefühle ausgelöſt. Man betrachtet hier nämlich die Richtuns
Hoovers weder als europa= noch als franzoſenfreundlich.
Der Vorſchlag Kelloggs zur Abſchaffung der Unterſeeboote
wurde hier ſehr ungünſtig aufgenommen. Man erblickt darin
keinen aufrichtigen Schritt zur Abrüſtung, im Gegenteil, er ſoll
dazu dienen, die Ueberlegenheit der numeriſch ſtärkeren Flotten
zu beſiegeln und die mittleren Seemächte, wie zum Beiſpiel
Frankreich oder Italien um ihre letzte brauchbare Waffe zu
bringen.
Würde es Amerika gelingen, die Möglichkeiten für einen
Seekrieg wirklich nach jeder Richtung hin im voraus feſtzulegen,
ſo wäre es durch ſeine finanzielle Ueverlegenheit eo ipso der
Alleinbeherrſcher der Meere. Die Unterſeeboote können ober
unter gewiſſen Umſtänden ſelbſt einer ſchwächeren Seemacht
un=
berechenbare Erfolge bringen.
Gewiß, dieſe Waffengattung iſt gefährlich. Doch gefährlich
waren ſchon die Steinbeile des Urmenſchen und gefährlich ſind
die Krallen der wilden Tiere. Man wird den Krieg niemals in
feſte Regeln zwingen und ihm einen ſportlichen Charakter
ver=
leihen können. Gerade das möchte aber ein Teil der
amerika=
niſchen Oeffentlichkeit, nicht zuletzt beeinflußt durch die Wirkung
der ſchrecklichen Unterſeebootskataſtrophen der letzten Zeit.
Man hält es für abſolut ſicher, daß Kelloggs Initiative zur
Abſchaffung der Unterſeeboote ſcheitern wird. Sie wird nur
dazu beitragen, die Stimmung zwiſchen Amerika und Europa
weiter zu verderben. Und darüber zeigen ſich die Franzoſen,
ohne ſich Rechenſchaft zu geben weshalb, viel aufgeregter als alle
übrigen Nationen.
Während das Verhältnis zu Amerika manchmal auch ohne
ſichtbare Urſachen keine Wandlung zum beſſeren nehmen kann.
erreicht der Quai d’Orſay mit ſeiner italieniſchen Politik viele
Erfolge. Dasſelbe gilt von dem Tangerproblem, von einer
bevorſtehenden Einigung mit Spanien. Man hat zur Einigung
den alten und bewährten Weg gewählt, nämlich die Zahl der
Begmten in Tanger erhöht. Dadurch iſt jetzt der ſpaniſche
Ein=
fluß auf das Polizeiweſen betonter geworden. Es ſcheint
übrigens, daß, wenn es gelingen wüvde, die Zahl der Beamten
in Tanger aufs unendliche zu erhöhen — ſchon bisher hat man
darin Phantaſtiſches geleiſtet — alle Probleme der
Mittelmeer=
politik auf einen Schlag gelöſt wären. Es fragt ſich, ob in der
Geſchichte je ſolch ein Schreckensbild der Adminiſtration geſchaffen
wurde wie in Tanger. Dafür macht man hier übrigens vielfach
die zweideutige Mittelmeerpolitük Englands verantwortlich.
Seite 2.
Montag, den 20. Februar 1928
Nummer 51
Karneval in Darmſtadt.
Der Faſinachts=Sonntag,
nach den ſchauderhaften Stuym= und Regentagen von wundervollem
Vorfrühlingswetter begünſtigt — 10 Grad Wärme —, brachte auch in
den Straßen der ſonſt ſo ſtillen und ſteifen Heſſeuhauptſtadt
karnevali=
ſtiſchen Hochbetrieb. Allerdings war die Stimmung nicht eine
allge=
meine. Wohl waren viele Neugierige in den Straßen aufgepflanzt, ſehr
viele ſogar, aber ſie ſtanden eben nur — guckten wr, ſie gingen nicht
mit und überließen es den Fröhlichen, fröhlich zu ſein. Nur in den
Hauptſtraßen, vor allem in der Rheinſtraße, ſah man das bunte,
fröh=
liche äußere Faſchingsbild, dem die leichtbeſchwingten Luftſchlangen, die
bunt und freudig im Winde flatterten, das Signum gaben. Im
herbſt=
lichen Geäſt der Bäume verfingen ſie ſich und bildeten in vielfacher
Um=
ſchlingung ein tauſendfarbiges Netz, in dem alle ſchöne, fröhliche Laune
eingefangen war und von dem ein Schimmer leichtſinnigen
Lebens=
genießens ausging, der nun einmal in den Faſchingstagen herrſchen und
das Grau des Alltags verſilbern und vergolden muß, bis — der
Aſcher=
mittwoch wieder alles grau in grau malt.
Der Darmſtädter hat ſeinen Humor innerlich, ſagte der Herr
Oberbürgermeiſter beim Empfang des Elſerrats der Narrhalla, es iſt
ein Dialekthumor, der nicht gern auf die Straße geht. Aber
ſchließlich=
muß ſo atwas ja auf die Straße getragen werden, wenn anders alle
daran teilhaben ſollen. — Jedenfalls herrſchte den ganzen Nachmittag
bis zur Dunkelheit fröhliche, nette Stimmung, die ihren Höhepunkt
er=
veichte, als der
Karnevaliſiſche Umzug 1928
veranſtaltet von der Karnevalgeſellſchaft Narrhalla, die Straßen
dunchzog. Freilich, wer ſich der impoſanten Faſtnachtsfeſtzüge vor dem
Kriege, vor allem des aus 1911, erinnerte, der ſah es auch dieſem Zuge,
einer „Kappenfahrt”, an, daß wir arm geworden ſind. Für eine
Kappenfahrt aber war der Zug ſehr gut und ſehr reichhaltig,
wenn auh die Reklawewagen Darmſtädter Geſchäfte weit überwiegend
waren und viele Vereine nicht teilnahmen. Er gab in geſchickter
Zu=
ſammenſtellung ein buntes, lebendiges Bild, das überall mit Jubel
be=
grüßt und mit Blumen, Konfetti, Luftſchlangen und Bonbons beworfen
wurde.
Der Zug ſtellte ſich in der Heidelberger Straße mit Spitze an der
Moosbergſtraße auf und bewegte ſich durch nachſtehende Straßen:
Moos=
bergſtraße, Ludwigshöhſtraße, Karlſtraße, Schulſtraße, Ernſt=
Ludwig=
ſtraße, obere Rheinſtraße, Luiſenplatz, Rheinſtraße (Nordſeite), alte
Bahnhöfe, Rheinſtraße (Südſeite), Wilhelminenſtraße Eliſabethenſtraße,
ſtraße, Mühlſtraße, Heinheimerſtraße, Liebfrauenſtraße. Emiſtraße,
Vikvoriaſtraße. Landwehrſtraße, Wendelſtadtſtraße, Bismarckſtraße,
Frankfurter Straße, Mathildenplatz, Rheinſtraße, Schloß,
Alexander=
ſtraße, Stiftſtraße, Meßplatz.
Die Zugordnung war ſo ausgezeichnet redigiert, daß ſie 50
Num=
mern aufzählen konnte, die in folgender Reihenfolge fuhren, radelten,
ritten, fußwanderten: Viel Volk, 1. Eröffnungswagen, 2. Ehrenreiter tradiſtionellen großen
(Darmſtädter Reiterverein), 3. Muſik (Kapelle Kümmel),
4. Privatwagen, 5. Privatwagen, 6. Reklomewagen (Firma Ibel u.
Lotz), 7. Indianer, zu Pferd, 8. Negergruppe, 9. Reklamewagen
(Kapelle Karl Korb), 13. Gruppe (Schützengeſellſchaft „Weidmanns= eines Jazzbandorcheſters genugſam Gelegenheit fanden, ihrer geliebten
heil”), 14. Reklamewagen (Warenhaus Gebr. Rothſchild), 15.
Darmſtädter Originale (Geſangverein Arion), 16. Darmſtädter
Denk=
malsfrage. (Donges u. Wieſt), 17. Reklamewagen Muſikhaus
Nichard Hinz), 18. Radfahrergruppe (Radfahrerverein Eiche), 19.
Re=
klamewagen (Spezialhaus für Betten, Schulſtraße 1
20. Dappenjäger (Stammtiſch Dappenjäger), 21. Zunſt der
Hof=
ſänger (Mandolinenverein), 22. Pferdemuſeum, 23. Roklame= Hintergrund ſchützend über den Häuptern der in den ſchattigen Lauben
Gruppe, 25. Beſſunger Lapping (Karnevalverein,
Beſſun=
gen), 26. Muſik (Feuerwehrkapelle Iſenburg), 27. Marineverein,
28. Neklamenagen (Nöhm u. Haas A.G.), 29. Privatwagen,
30. Privavwagen, 31. Muſik (Kapelle Welzbacher), 32. Strandbad am
Ziegelbuſch (Stammtiſch Kaſtanienallee), 33. Wild=Weſt ten Geſellſchaft der
(Woogspiraten), 34 Gruppe mit Muſik (Schützengeſellſchaft
„Fledermaus”), 3. Reklamewagen (Firma Anton Fiſcher), ſtatt. Eine fabelhafte Oekoration zauberte ſofort Stimmung und luſtig=
36. Stammtiſch Spitz” 37. Privatwagen, 38. Spielleute der
Prinzen=
garde (Freiwillige Feuerwehr), 39. Muſik der Prinzengarde
(Matthias Weber), 40. Prinzengarde (Schwimm=, Spiel=;
und Sportabteilung der T.G.D. 1846), 41. Gefolge der
Kar=
nevalskönigin, 42. Die „Karnevalskönigin”, 43. Elferrat der
Narrhalla, 44. Elferrat der Narrhalle, 45. Elferrat der Narrhalla,
46. Elferrat der Narrhalla, 47. Wagen der Mitwirkenden (Karneval= ſpielten aber die fleißigen Kapellen derart prichelnde Muſiktanzſtücke,
geſellſchaft Narrhalla), 48. Privatwagen. 49. Neklamewagen (
Ta=
petenhaus Stützer, Schützenſtraße), 50. Schlußwagen (Masben=
Ver=
leihanſtalt A. u. J. Schlegel), Bürger und Bürgerfrauen. Landleute,
MMänner, Weiber und Kinder, viel Volk, Riedbewohner, Odenwälder,
Bergſträßer, ſogar Meenzer und Frankforter.
Beſonders hübſch war der Feſtwagen der Karnevalskönigin, Frl. einer geeigneren Nachfeier erwogen weuden mußte.
Oberndörfer, mit ihrem niedlichen Hofſtagt.
Empfang im Stadthaus.
bewirtet. Oberbürgermeiſter Dr. Gläſſing hielt eine
humorvoll=
herzliche Begrüßungsanſprache, in der er daran erinnerte, daß, wenn die
Geſtirne der Tagesgleiche zuſtreben, die Menſchen gerade das Gegenteil
tun, aus dem Gleichgewicht herausfallen und tolle Sprünge machen.
Das ſei gut ſo. Unſere Zeit verlangt nicht den Hundetvapp der Dackel
allein, ſie muß auch „Sprünge” machen. In dieſem Sinne begrüßte er
den Elferrat herzlichſt als Bundesgenoſſen im Kampfe gegen Banauſen
und Philiſter, und in der Freude, ohne die die ernſte Zeit nicht zu
er=
tragen ſei. Als Bundesgenoſſen auch in anderer Beziehung. Wenn in
dieſer Form Kritik an Dingen des öffentlichen Lebens geübr wird, kann
jede Verwaltung daran lernen. Allerdings koſte das alles Geld, und
in der leidigen Geldfrage ſeien wir alle in gleicher
Lage. (Lebh. Bravo!) Auf jeden Fall ſei es zu begrüßen, daß auch
durch derartige Veranſtaltungen der Verkehr gehoben würde, und der
Beweis erbracht, daß Darmſtadt nicht ſchläft und ſeine Bevölkerung auch
dieſen Dingen Intereſſe und Verſtändnis entgegenbringe. Die Pflege
des Humors ſei eine ſchöne Aufgabe, die wärmſte Unterſtützung
ver=
diene. Der Narrhalla gebühre dafür Dank, deſſen äußerer Ausdruck das
Hoch ſein folle auf den Elferrat, in das alle begeiſtert einſtimmten.
Dem Dans der Narrhalla gab Herr Jacoby Ausdruck, der den
Herren Dr. Gläſſing, Delp und Ritzert den Narrhallaorden
verlieh — die Bürgermeiſter Mueller und Buxbaum
erhiel=
ten ihn ſchon — und zueimal auf die Stadtverwaltung togſtete.
Mit Einbruch der Dunkelheit fand der Zug ſoine Auflöſung und
der Elferrat erholte ſich in Ph. Barths Weinſtube von feinen
**
Strapazen.
Maskenbälle und ſonſtige Vergnügungen.
Und wie wurde dieſer Faſtnachtsſonntag „angedreht‟? — Durch
Stimmung, Tanz und Luſtigkeit in faſt allen Darmſtädter Lokalen. Schon
ganz allmählich gewöhnte man ſich am Samstag mittag an den
Mummenſchanz, als man zahlreiche Kinder in den Saalbau ziehen
ſah, wo
das Narrhalla=Kinder=Maskenfeſt
ſtattfand. Da gab es nun Abwechſelung in Hülle und Fülle. Es wurde
geſungen, Luftballone flogen an die Deche und knallten wohl auch mal
zur Abwechſelung, die Kleinen tanzten auf ihre Art nach Herzensluſt,
und die Allerkleinſten, die extra noch ſchnell vor dieſem Kinderfeſt laufen
gelernt hatten, verſuchten mit Hilfe ihrer ſchon „erwachſenen” Schweſter
oder des „großen” Bruders möglichſt ausgiebig herumzuhopſen.
Aller=
liebſte Koſtüme in den bunteſten Farben belebten das ganze Bild und
sauberten auf die Geſichtchen dieſer Kinderchen einen hellen Freuden=
Neckarſtraße, Rheinſtraße, Marktplatz, Ludwigſtraße, Schulſtraße, Kapell= ſchein. Glücklich dieſe harmloſen Kinder, die ſich hier eingefunden hatten,
um in frohem Uebermut das Faſchingsfeſt zu feiern. Noch lange
plap=
perten ſie und erzählten ihren Eltern, auch wenn dieſe dabei waren,
von dem ſchönen Kindersmaskenſeſt im Saalbau.
So langſam war es Samstag abend, und lebhafter wurden die
Straßen, und jeder „ſtrömte” zu ſeinem Staumlokal, d. h. dahin, wo
er die meiſten Bekannten hatte. So fand ſich dann im Saalbau zu dem
Gala=Maskenball der Karneval=Geſellſchaft Narrhalla
ein großes Völkchen origineller Narven und Närrinnen ein, die bei den
(Speiers, Schuhwarenhaus), 10. Konfeſſionsfreie Simultanſchule Klängen der bekannten Kapelle Weber unter der perfönlichen Leitung
(Stammtiſch Brauerei Schul), 11. Privatwagen, 12. Muſik des belisbten Obermuſikmeiſters, ſowie des Städtiſchen Orcheſters und
Tanzgöttin ſich in die Arme zu werfen. Der Elferrat „tagte” im
Sei=
tenflügel des großen Saales und beteiligte ſich weidlich aktiv an allen
Freuden eines zünftigen Faſtnachtsballes. Ein farbenfrohes Gepräge
er=
hielt der närriſch geſchmüickte Saalbau durch die bunte Koſtümierung
der vielen originellen Masken. In den oberen Stochwerken war u. a.
ein „Himalajgſaal” eingevichtet. Der bekannte Bera erhob ſich im
wagen (Schönberger Kabinett Mainz), 24. Humoriſtiſctze feiernden Masken. Bis in die frühen Morgenſtunden hielt die
ein=
mal ausgelöſte luſtige Stimmung an, und jede neue „Attraktion”, ſo
auch der Einzug der ſchömen Karnevalskömigin nebſt Gefolge, wurde
inbelnd begriißt.
Neben vielen anderen Bällen fand in den Räumen der Vereinig=
Maskenball des Bürger=Vereins
harmloſe Ausgelaſſenheit — ein rechtes Vergeſſen der Alltagsſorgen
hervor. Eindrucksvolle, originelle Masken ſchwirrten durch den Saal,
die vor der Demaskierung manchem Unnaskierten ſchon Nüſſe zu
knacken gaben. Dann kam der große Moment des Wiedererkennens,
und nun feierte jeder nach ſeiner Art Wiederſehensfeſte in den
lauſchi=
gen Sektniſchen oder auch den ſtrahlend hellen Nebenſälen. Dabei Landestheater, Großes Haus, Anf. 19 Uhr, Ende 21½ Uhr:
daß an ein langes Raſten nicht zu denken war. Und wenn auch bei
dem Tanzgewoge ein „Durchwogen” manchmal nicht ganz einfach war,
ſtörte das die temperamentvollen Faſchingsanhänger keineswegs,
ſon=
dern erhöhte vielleicht nur noch die fröhliche Stimmung, m der man
bis zum frühen Morgen zuſammenblieb und bis ernſtlich die Frage
Da war guter Rat teuer. Es gab ſo viel Abwechſelung, und ganz
Unentwegte riskierten einen Nundgang dunh Daruſtadt bei Nacht,
be=
ſonders, da ſich ein ſolcher bekanntlich nur zur Faſtnachtszeit lohnt.
Da war nun — ſehon am Sonntag morgen — lebhaftes Faſchingstreiben,
Nach zweimaligem Paſſieren der Rheinſtraße hielt der Zug. Der das immer in den verſchiedenſten Reſtaurants, Weinſtuben und Cafss
Elferrat begab ſich ins Stadthaus zum Empfang beim Oberbürger= ſeinen Höhepunkt fand. So boten die Rheingauer Weinſtube,
meiſter Dr. Gläſſing. In Gemeinſchaft mit den Herven Bürger= Barrhs Weinſtube, der Ratskeller, der Reichshof,
meiſtern Buxbaum, Mueller, Delp und Daub und ſonſti= Hotel zur Traube, Café Rheingold und viele andere
Ge=
gen Geladenen wurde der Hohe Rat empfangen und liebenswurdigſt legenheit zum Weiterfeiern. Viele ließen ſich ſchon im Café Ernſt
Ludwig häuslich nieder, das von der Firma Nover fabelhaft
deko=
riert war. Gleich beim Eitreten verzieht das Transparent des
„Bienchen Bimmbernell” ſein Geſicht, da es inmitten der ſtädtiſchen Be,
triebe und eines geknickten Steuerzahlers angebracht war, Weitere
pri=
ginelle Transparenamasken, farbenprächtige Wanddecken und
Säulen=
verſchalungen, originelle Malereien, dazu die ausgezeichnete Kapelle,
bei deren Klängen weſter getanzt werden konnte, und nicht zuletzt der
Mainzer Humoriſt Schlotthauer ſchafften immer wieder
Stim=
mung und Fröhlichkeit. — Im Schloßcafé, wo große rote Herzen
die Faſchingsherzen höher ſchlagen ließen, herrſchte bei beſter Tanzmuſik
ebenfalls karnevaliſtiſcher Hochbetrieb. Wie alljährlich, iſt auch hier
ori=
ginelle Faſchingsdekoration in allen möglichen Farben, japaniſche
Feſt=
beleuchtung und kuntes Leben. Breite Farbenbänder ziehen ſich an den
Wänden, Girlanden und ſonſtige Ausſchmückungsgegenſtände
karnevali=
ſtiſcher Axt an der Decke und den Säulen haben die Räume in ein
Narrenreich eigener Art verwandelt. — Das Café=Reſtaurant
zur Oper iſt in einen Blütengarten verwandelt. Tauſend und
aber=
tauſend phantaſtiſche und normale Blüten durchziehen kreuz und quer
die Räume, im demen das Faſtnachtsleben ſeine eigenen Blüten treibt.
Man lacht und ſcherzt und tanzt auch hier bei ausgezeichneter Muſik,
ſolange die Füße aushalten und die Faſtnachtsſtimmung anhält, d. h., bis
der helle Tag zur Heimkehr mahnt. — Noch viele Lokalitäten wären zu
nennen, auch ſoll ein naher Ausflugsort nicht vergeſſen werden, in dem
ſtark beſuchte Faſtnachtsbälle ſtattfinden. Das Hotel Einſiedel
ſieht während der Faſchingszeit allnächtlich in ſeinen hübſch geſchmückten
Näumen viele Gäſte, die nach einer angebrochenen Nacht die kurze Fahrt
nicht ſcheuen und hier im idylliſch gelegenen Einſiedel Sonnenaufgang
bei Tanz, Muſik und fröhlicher Geſelligkeit erwarten. — So iſt in
Darmſtadt genügend Gelegenheit, Faſtnacht zu feiern, wie man gerade
Luſt hat. Der Kreislauf der Vergnügungen ſetzt ſich fork, bis plötzlich
der graue Mittwoch den Faſchingsſpuk erbarmungs= und reſtls
vertreibt.
— Heſſiſches Landestheater. Die erſte Wiederholung von Goldonis
„Impreſario von Smhrna” in der Bearbeitung von Paul
Kornfeld iſt auf Mittwoch, den 22. Februar angeſetzt.
Mittwoch, den 29. Februar — auf den Tag 100 Jahre nach der
Ur=
aufführung — wird Aubers „Stumme von Portici” im Großen
Haus des Landestheaters zum erſten Male in einer völlig neuen
Faſ=
ſung gegeben; das Werk wird von Arthur Maria Rabenalt, dem
Bearbeiter, in Gemeinſchaft mit Wilhelm Reinking und Cläre
Eck=
ſtein inſzeniert; muſikaliſche Leitung: Carl Bamberger.
— Die heutige Roſenmontags=Feſtvorftellung im Orpheum ſteht im
Zeichen beſonderer Ueberraſchungen. Beginn 8 Uhr 11 Min, Ende
19 Uhr 12 Min. Karten im Verkehrsbureau und Zeitungskiosk Ernſt=
Ludwigplatz ſowie bei Hugo de Waal, Rheinſtraße 14. Nähere Angaben
über das Feſtprogramm ſiehe heutige Anzeige!
— Mutter= und Säuglingsberatungsſtunden. Am Dienstag,
21. Februar, fällt die Beratungsſtunde der Mutter= und
Säuglingsfür=
ſorge in der Mühlſtraße aus.
— Kleinhandels=Tagespreiſe am Wochenmarkt zu Darmſtadt (pro
Pfund bzw. Stück in Pfg.): Erdkohlraben 10—12, Gelbe Rüben 12 bis
15, Note Rüben 15—18, Weiße Rüben 12—15, Schwarzwurzeln 50—60,
Spinat 30—40, Rotkraut 28—30, Weißkraut 18—20, Wirſing 35—40,
Grünkohl 25—30, Roſenkohl 50—60, Zwiebeln 20—25 Knoblauch 70
bis 80, Tomaten 100—120, Feldſalat, Lattig 100—120, Endivienſalat 20
bis 30, Kopfſalat 30—35, Blumenkohl ausländ. 40—180. Rettich 5—15,
Meerrettich 70—80, Kartoffeln 5—6, Tafeläpfel 15—25, Wirtſchaftsäpfel
8—15, Tafelbirnen 15—20, Wirtſchaftsbirnen 8—15, Apfelſinen 5—15,
Zitronen 4—10, Bananen 40—60, Süßrahmbutter 200—240, Landbutter
180—200, Weichkäſe 25—40, Handkäſe 6—15, Friſcher Eier 14—18,
Hühner 120—150, Enten 150—180, Tauben 80—100, Rindfleiſch friſch
90—120, Kalbfleiſch 110, Schweinefleiſch 100—120, Dörrfleiſch 140,
Schin=
ken 200, Wurſt 60—140, Wurſtfett 60, Schmalz ausgelaſſen 100.
Kunſinotizen.
Ueber Wertte, Künftier oder künftleriſche V. ranſtaltungen, deren Im Nachſiehenden Krwähunng
geſchteht behäit ſich die Redafion ihr Urteil vor
— Palaſt=Lichtſpiele: Quo vadis”. Eine Handlung
von Spannung und Tempo. Beiſpielloſe Meiſterung von
Maſſen=
ſzenen, die ſelbſt die beſten Leiſtungen der Lubitſch und Lang hinter
ſich laſſen, und vor allem die ſchauſpieleriſche Leiſtung des das Stück
beherrſchenden Einzelſpielers: Jannings. Dies alſo der große
hiſto=
riſche Film! Er wird die Maſſen bezwingen. Vermag die Tat der
Regiſſeure Georg Jacoby und Gabrielino dAnnunzio und des
Darſtel=
lers Emil Jannings nur mit Bewunderung anzuerkennen. Techniſch
eine erhebliche Leiſtung ein Fortſchritt für das europäiſche
Maſſen=
lichtſpiel.Der Brand Roms .. eine packende Bilderfolge.— Daß der
Erfolg auch dem neuen Werke ſicher, beweiſt der außergewöhnlich ſtarke
Andrang.
Tageskalender für Roſenmontag, den 20. Februar 1928.
Der Vetter aus Dingsda‟. — Kleines Haus, nachm. 16 Uhr:
Mün=
chener Kaſperltheater. Anf. 19 Uhr, Ende 21½ Uhr, außer Miete:
„Der Lumbeawend” oder „Mann is Mann”. — Orpheum, Anf.
20 Uhr: Gaſtſpiel des Schumann=Theaters Frankfurt a. M. mit dem
geſamten Varietéprogramm. — Städt. Saalbau, 20,30 Uhr:
Roſenmontagsball der Bühnenkünſtler. — Hotel zur. Traube:
Ball=Paree. — Schloß=Kaffee, nachm. 16 Uhr: Kinder=
Masken=
ball. — Ludwigshöhe, 15 Uhr: Kinder=Maskenball. —
Kon=
zerte und karnevaliſtiſche Varanſtaltungen:
Schloß=Kaffee, Hotel Schmitz, Kaffee Rheingold, Kaffee Oper,
Wein=
haus Maxim. Kaffee Ernſt Ludwig, Rheingauer Weinſtube, Bartht
Weinſtube, Reſtaurant Bender, Ratskeller, Groß=Darmſtadt, Reichs
hof, Darmſtädter Hof, Reſtaurant Sitte, Kaffeehaus Bleichſtr. 44
Hotel Prinz Karl, Herrngartenkaffee, Frankfurter Hof. —
Kino=
vorſtellungen: Union=, Reſidenz=Theater, Palaſt=Lichtſpiela
Helia.
*Heſſiſches Landestheater.
Kleines Haus. — Sonntag, den 19. Februar.
Candidg.
Ein Myſterium von G. B. Shaw.
Es iſt eine nicht ſeltene, menſchliche Frage, die Shaw hier
aufwirft, und er gibt ihr eine ſympathiſche Löſung.
Frau Candida ſteht zwiſchen zwei Männern; auf der
einen Seite ihr Gatte, der gefeierte Prediger und
Verſamne=
lungsredner, auf der anderen der junge Dichter, Schwärmer,
Ariſtokrat Marchbanks. Reverend Morell hat den ſcheuen
Jüng=
ling bei ſich aufgenommen, und in Marchbanks iſt zu Candida
eine raſche Liebe erwachſen, von der ſie nicht unberührt bleibt.
Nach welcher Seite ſoll ſie ſich entſcheiden? Es ſiegt in ihr die
Liebe zu dem Schwächeren, und der Schwächere iſt ihr Gatte,
der gefeierte Kanzelredner. Denn ihm muß ſie Mutter, Schweſter
und Frau ſein; ihm hat ſie in der Ehe ein Schloß von
Behag=
lichkeit, Nachſicht und Liebe exbaut, vor dem ſie Schildwache ſteht,
um all den täglichen kleinen Sorgen des Lebens den Eingang
zu verwehren; ihn macht ſie hier zum Herrn, obwohl er ſelbſt ſich
deſſen nicht bewußt iſt.
Es iſt eine ſchöne Huldigung, die Shaw der Güte der
Frau bringt. Shaw liebt, zu diskutieren. Er iſt ein Meiſter der
europäiſchen Konverſation; ſeine „Heilige Johanna” hat es
zu=
letzt gezeigt. Ohre Diskuſſionen geht es auch in „Candida” nicht
ab. Morell, ſein Schwiegervater Burgeß, Marchbanks führen
elegante Wortgefechte. Ein wenig hat man den Verdacht, daß
an der Löſung, die Shaw gibt, ſeine Freude an Antitheſen; an
Ueberraſchungen nicht unbeteiligt iſt. Es iſt eine Löſung, wie
ſie den Diskuſſionen zu Beginn dieſes Jahrhunderts, als das
Werk in der Oeffentlichkeit erſchien, nahe lag; eine Löſung, die,
wenn ſie auch nicht aus dem Blute ſtammt, doch in geiſtvoller
und liebenswürdiger Form vorbereitet und herbeigeführt wird.
Als Myſterium iſt „Candida” bezeichnet und gehört zu
Shaws ernſteſten Werken. Es war eine gewagte Sache, das
Stück, das vor zwanzig Jahren Meta Illings engliſches Gaſtſpiel
in Darmſtadt eingeführt hat, auf Faſchings=Sonntag anzuſetzen.
Ein Teil der Zuſchauer ſah der Aufführung offenbar mit
Faſchingslaune entgegen und ſuchte den ſich verzögernden
Be=
ginn durch nur aus der Faſchingsſtimmung erklärliches
Tranp=
peln zu beſchleunigen.
Hans Aſchaffenburgs Spielleitung gab der
Auffüh=
rung und namentlich den beiden erſten Aufzügen einen luſtſpiel=
mäßigeren Ton, als es das Myſterium vor Tizians Aſſunta
er=
warten ließ. Hiermit ging Hand in Hand, daß ſich zu Anfang
die ſtarkkomiſch aufgefaßte Geſtalt von Candidas Vater ſehr in
den Vordergrund ſchob. Von dieſer Auffaſſung aus gab RNudolf
Klix als Burgeß eine ausgezeichnete Leiſtung: Mit ſouveräner
Sicherheit ſtellte er einen durchtriebenen, aber doch wieder
leicht=
ſinnig=liebenswürdigen Parvenu auf die Bühne.
Shaw ſieht in Candida eine Frau, deren heitere Stirn, deren
mutige Augen, deren ſchön geformter Mund umfaſſenden Geiſt
und Würde des Charakters kennzeichnen. Charlotte Jaeke=
Joſt entſprach dieſem Bild und trug in ihrem Weſen den Zug
der mütterlich=überlegenen Weiblichkeit, der ihre Entſcheidung
beſtimmt.
Als Gegner ſtanden ſich Carl Ebert als Gatte und Karl
Paryla als „Marchbanks” gegenüber; der erſtere als
Ver=
teidiger in verhaltener Empfindung mit ſchön nuanciertem
Spiel, der letztere voll ſchwärmeriſcher Angriffsluſt, zu Beginn
allzu jugendlich unbedeutend, ſpäter aber die Rolle erſchöpfend.
Als ſtillverliebte Daktylo offenbarte Martha Ziegler
Be=
gabung für das komiſche Fach; als Unterpfarrer war Werner
Finck am Platze.
Z.
Von Deutſchlands Hohen Schulen.
Dresden: Der Muſikhiſtoriker Dr. Erich H. Müller wurde zur
Direktor des Pädagogiums der Tonkunſt ernannt. — Der Oberregie
rungsrat im Miniſterium für Volksbildung Dr. Ulich iſt zum Hon
rarprofeſſor für das Lehrgebiet der prattiſchen Pädagogik in der K.
turwiſſenſchaftlichen Abteilung der Techniſchen Hochſchule ernann
worden.
Greifswald: Bibliothekar Dr. phil. Hans Jefſen an der Staats
und Univerſitätsbibliothek in Breslau iſt in gleicher Cigenſchaft an di
hieſige Univerſitätsbibliothek verſetzt worden.
— Religio. Darſtellungen religiöſer Charktere und Strömu
gen. Unter dieſem Titel gibt der Verlag Georg Müller in Münche
ſoeben eine neue Serie heraus. Als erſte ſoeben erſcheinende Bän
kündigt der Verlag an: Goethe von Dr. Ernſt Wagner; Pane
von Dr. E. Rieger; Griechiſche Mönche von Dr. Fr. Spund
Laotſe von Dr. D. Ewald; ferner Chriſtus von M. von Adel
heim; Nikolaus von Kues von L. v. Bertalanffy; „Mof
von U. Biernbaum.
Der Grundgedanke, der dieſe Sammlung unter der Führung Dr.
Hans Pragers entſtehen ließ, ſcheint in äußerſt glücklicher Weiſe
ver=
wirklicht worden zu ſein: Große Perſönlichkeiten des Glaubens aus
allen Zeiten und aus allen Kulturgebieten der Erde ſelbſt zu den
Menſchen von heute ſprechen zu laſſen mit ihren Gedanken, mit ihren
Syſtemen, Predigten, Taten, Leiden, Opfern und Leben. Die
Samm=
lung ſoll in raſcher Folge erweitert werden mit Bänden übe: Martin
Luther, Franziskus, Angelus Sileſius, Jakob Böhme, Ruſſiſches
Startzentum, Dante, Giordano Bruno, Konfutius uſw. Beſonders
her=
vorgehoben ſei der außerordentlich niedrige Preis jedes Bandes, der
mit 180 Mark angeſetzt iſt.
n. Georg Neſtel †. Vor kurzem ſtarb der Künſtler Georg
Neſtel im Eberſtädter Siechenhauſe nach langem Siechtum. Vor
wenigen Jahren (in Nr. 71, 1925) brachte dieſes Blatt zu ſeinem 80.
Ge=
burtstag einiges aus ſeinem Leben. Geboren war er am 12. März
1835 in Darmſtadt als Sohn des Palaisverwalters Neſtel. Während
ſeiner Lehrzeit als Holzſchneidekünſtler bei W. Pfnorr beſuchte er
die hieſige Kunſtſchule im Schloß unter K. L. Seeger, wo auch
Eugen Bracht ſeine erſte Ausbildung erhielt. Mit Unterſtützung
des Großherzogs Ludwig III. beſuchte er die Münchener Akademie und
trat hier in Beziehungen zu W. v. Kaulbach und M. v. Schwind.
Unter dem Einfluß des erſteren entwarf er ſein erſtes Bild: Prinz
Emil wird von 5 hefſiſchen Grenadieren von dem
Erfrierungstod errettet (eine Skizze davon hängt im
Stadt=
muſeum). Nachdem er eine Zeit lang in Amſterdam tätig geweſen,
ging er als Illuſtrator von Zeitſchriften wie Daheim, Illuſtr. Ztg.,
Schalk, Ueber Land u. Meer uſw. nach Leipzig. Hier kam er in ſpiritiſt.
Kreiſe und wurde überzeugter Spriritiſt. Im Daheim 1878 iſt von ihm
das Bild einer ſpiritiſtiſchen Sitzung in Leipzig unter dem Vorſitz des
polniſchen Grafen Poninsky gezeichnet zu ſehen. Ein ſchwerer
Schlaganfall in der Mitte der 90er Jahre des vorigen Jahrhunderts
veranlaßte ihn, ſeinen Beruf als Tageszeitungszeichner aufzugeben,
und er zog ſich in ſeine Vaterſtadt zurück. Wieder ſoweit geneſen,
zeich=
nete er noch für Kalender u. a. Er war nur Zeichner, der Farbe
ſtand er fremd gegenüber. Man könnte ihn am beſten den
Darm=
ſtädter Albert Hendſchel nennen. Seine Bedeutung für
unſere Stadt liegt darin, daß er das Darmſtädter Leben in unzähligen
Bleiſtift= und Federzeichnungen des letzten Menſchenalters feſtgehalten
hat. In der ſtädtiſchen Leſehalle war er faſt täglicher Gaſt
und hat eine ganze Reihe von bezeichnenden Zeichnungen geliefert.
Aber auch aus Kaffeehäuſern, dem Heiligen Kreuz, der
Straßenbahn, Kriegsbilder von den Straßen, z. B. die
An=
ſammlung vor den Lebensmittelläden, das ſogenante „
Queru=
ſtehen” und unzähliges andere hat er mit ſeinem Stiſt feſtgehalten.
Das Stadtmuſeum iſt im Beſitz faſt des ganzen Nachlaſſes. Es dürfte
deshalb wohl nur dieſer Anregung bedürfen, um in einer
Sonder=
ausſtellung des Stadtmuſeums die ſchönſten Stücke dieſes
Nachlaſſes der Allgemeinheit zugänglich zu machen.
Faſching iſt das Motto der eben erſchienenen Nr. 7. der „Jugend”.
Schon das reizvolle, farbige Titelblatt von Dugo gibt den heiteren
Grundton an, auf dem auch der übrige Inhalt abgeſtimmt iſt. Die
luſtige Buntheit von Heubners „Faſchingsküſſen”, die famoſen
Zeich=
nungen von Kley, Haig, Engert, Wanders, Wilke u. a. wirken ebenſo
amüſant wie die literariſchen Umſchreibungen dieſes unerſchöpflichen
The=
mas in den Geſchichten, Gloſſen und Verſen von Wisbeck. Haſen. A. De
Srivas uſwu. Alſo „Fa’ c.
Cauſe” für 60 Pfennig mit der
ſten Nummer der „Jugend
Nummer 31
Aus Heſſen.
— Weiterſtabt, 18. Febr. Hauptverſammlung des Evang.
Sfrauenvereins. Die im Gaſthaus „Zum Darmſtädter Hof” abgehaltene
Weranſtaltung brachte den Mitgliedern einige Stunden fröhlichen
Ge=
muſſes und der Erholung. Hierzu waren auch alle über 70 Jahre alten
Ffrauen eingeladen, die in liebenswürdigſter Weiſe von Frau Dr. Röder
wer Auto geholt und ſpäter wieder nach Hauſe gebracht wurden. Der
Svang. Mädchenverein, der ſich bereitwilligſt in den Dienſt der guten
SSache ſtellte, eröffnete den Abend mit dem Lied. „Es rauſcht durch
weutſche Wälder ‟ Dann führte er nach kurzer Cinleitung und
Erläuterung das Märchenſpiel „König Droſſelbart” vor. Die jungen
SMädchen boten mit ganz einfachen Mitteln Vorzügliches. Beſonderes
ob der Frau Vorſitzenden und den Helferinnen des Vereins. Nach
SSchluß der Vorführung blieben die Zuhörer, noch bei Kaffee und
Muchen zuſammen. Auch hierbei erfreuten die Mädchen die
Anweſen=
ſbden durch Lieder zur Laute. Zuletzt — nicht am wenigſten — ſei hier
aauch dem Gaſtwirt Ludw. Schöneberger und ſeiner Frau herzlicher
DDank geſagt, die in uneigennütziger Weiſe ihre Räume zur Verfügung
Fſtelten.
E. Wixhauſen, 18. Febr. Kaffeekränzchen. Der hieſige
NCvangeliſche Frauenverein hielt im Saale des Gaſthauſes „Zur Traube‟
ſtſein Kaffekränzchen ab. Sehr fein vorgetragene Lieder des hieſigen
Evangeliſchen Frauenchors und vorzüglich zu Gehör gebrachte einzelne
Liedervorträge mit Klavierbegleitung ſowie eine Filmvorführung von
den Naturſchönheiten Alaskas bildeten das Programm des Abends,
der überaus zahlreich von der hieſigen Frauenwelt beſucht war und für
alle Anweſenden harmoniſch verlief.
Ak. Nieder=Ramſtadt, 17. Febr. Gemeinderatsbericht. Die
Submiſſion der Kanalarbeiten in der Schloßgartenſtraße ergab, daß
Unternehmer Plößer aus Nieder=Beerbach mit 571,98 Mark
Wenigſt=
fordernder blieb. Es wird ihm der Zuſchlag erteilt. Die
Zementrohr=
lieferung wurde der Firma Hauck u. Dietz in Babenhauſen übertragen.
— Das Kreisamt ſinnt an, die von den Gemeinden bisher kurzfriſtig
aufgenommenen Darlehen in langfriſtige Kredite umzuwandeln. Soweit
möglich, ſtimmt der Gemeinderat der Umwandlung zu, die endgültige
Beſchlußfaſſung wird von dem Abſchluß der Verhaudlungen mit der
Kommunalen Landesbank abhängig gemacht. Die
Baudarlehensempfän=
ger ſollen angehalten werden, ihre bei der Gemeinde aufgenommenen
Baudarlehen durch Privathypotheken abzulöſen. — Der durch
Ge=
meinderat Keil in der letzten Sitzung geſtellte Antrag, die früher von
der Gemeinde übernommenen Beerdigungskoſten auch fernerhin wieder
zu übernchmen, kommt in der heutigen Sitzung zur Beratung. Wider
Erwarten wurde der Antrag mit 7 gegen 4 Stimmen bei einer
Stimm=
enthaltung abgelehnt. Damit muß die Sterbekaſſe die Finanzierung der
Sterbekoſten allein übernehmen, was mit einer erheblichen Steigerung
der Beiträge verbunden ſein wird. — Die Frage der Erweiterung des
Friodhofs konnie immer noch nicht zum Abſchluß gebracht werden, da
eine Einigung über das Ausmaß des zu erwerbenden Geländes uicht
erzielt wurde. Es wurde nochmals Ortsbeſichtigung beſchloſſen. — Die
Vergebung der Arbeiten zur Verſtärkung der Stromzuleitung nach der
Anſtalt für Epileptiſche, ſowie verſchiedene andere Angelegenheiten des
Werks werden an die Elektrizitätskommiſſion zur Vovberatung
ver=
wieſen. — Zum Zwecke der Aufſtellung des Gemeindevoranſchlags für
1998 werden die im Betracht kommenden Kommifſionen beauftragt, ihre
diesbezüglichen Vorſchläge der Verwaltung zur Berückſichtigung zu
unterbreiten. — Der Antrag der Ortsgruppe des Reichsbundes der
Kriegsbeſchädigten und derjenige des Zentralverbandes der Invaliden
auf Erweiterug der Fürſorgckommiſſion durch Hinzuziehung je eines
Vertreters der beiden Ortsgruppen wird abſchlägig beſchieden. —
Fabri=
kant M. Richter ſuckt darum nach, die ihm auferleoten Feuerwehrkoſten
aus Anlaß ſeines Fabrikbrand=s zu erlaſſen bzw. zu ermäßigen. Der
Gemeinderat verhielt ſich ablehnend, wie auch ein diesbezüglicher Antrag
auf Ermäßigung der Waſſeranfhußkoſten der Ablehnung verfällt. —
Die Mitteilung der Dampfziegeleigeſellſchaft über die
Wiederinſtand=
ſetzung des Mordachwegs wird zur Keuntnis genommen und die Fald=
und Waldkommiſſion beauftragt, den Weg zu beſichtigen. — Das
Schreiben des Kreisamts Darmſtadt über die vorbildliche und
gewiſſen=
hafte Dienſtführung des Gemeinderachners Wagners, die aus Anlaß
einer vorgenommenen Rebiſion feſtgeſtellt wurde, nimmt der
Gemeinde=
rat zur Kenntnis.
G. Ober=Ramſtadt, 17. Febr. Gemeinderatsſitzung. Am
Mittwoch abend fand eine öffentliche Gemeinderatsſitzung ſtatt, zu der
ſich mit Rückſicht auf einzelne Punkte der Tagesordnung eine große
Zu=
hörerſchaft eingefunden hatte. Zum 1. Punkt legte die Verwaltung in
Montag den 20 Februar 1928
Verfolg eines Beſchluſſes der letzten Sitzung für die Grundſtücke aus
dem Nachlaß des Herrn Philipp North 2. eine ortsgerichtliche Schätzung
vor, die auf 2145 Mark lautet. In Betracht kommen vier Aecker, und
zwar auf dem Seeſenberg, Uebereh und Gräfenberg, mit einer
Geſamt=
fläche von 856 qm und zwei Wieſen im Beckersbörnchen mit zuſammen
1682 qm. Der Ankauf derſelben wird mit 15 gegen die Stimme des
Ge=
meinderats Gunkel zum Taxationspreiſe beſchloſſen. Ebenſo beſchließt
der Gemeinderat den Ankauf des von Herrn Heinrich Poth 6. Roßdorf,
angebotenen Grundſtücks Fl. 36 Nr. 161, 1869 am, zum Preiſe von
32 Pfg. pro gm. Zur Verpachtung ſollen folgende Gemeindegrundſtücke
kommen: fe eine Wieſe am Pfarrgarten und in der Reifelbach. 1
All=
mendteil (Kaplaneig.) im Aueflur und die Modaubachufer unterhalb des
Ortes. Nach Bekanntgabe eines Geſuchs des Karuſſellbeſitzers Georg
Heiſel 1., hier, wird mit 12 gegen 4 Stimmen die öfffentliche Verpachtung
des Marktplatzes für 1938 beſchloſſen. Zur Aufrechterhaltung ihres
hie=
ſigen Betriebes benötigt die Odenwälder Hartſtein=Induſtrie A.=G. in
Darmſtadk den beim Steinbruch am Buchwald gelegenen
Gemeindeſport=
platz zur Lagerung der Schuttmaſſen. In den hierüber gepflogenen
Ver=
handlungen hat ſich die Firma bereit erklärt, ein jährliches Pachtgeld
von 1000 RM. hierfür zu zahlen. Die pachtweiſe Ueberlaſſung des
Platzes zu dieſem Betrage auf die Dauer von 30 Jahren wird beſchloſſen:
Ein Vertrag hierüber foll in einer demnächſtigen Sitzung mit Vertretern
der Firma vereinbart bzw. abgeſchloſſen werden. Wegen der Frage des
Erſatzes für dieſen Platz gehen die Verhandlungen weiter. Friedrich
Schuchmann 9. ſucht für einen Umbau des Anweſens Brückengaſſe 20 um
Befreiung von 8 22 Abſ. 2 der Ausführungsverordnung zur Allgem.
Bauordnung nach. Der Umbau des gegenwärtigen Gebäudes auf ſeinen
derzeitigen Grundmauern wird gutgeheißen. Bei Errichtung eines
Schuppens will Georg Heiſel 3., Jägergaſſe 4, die Baufluchtlinie
über=
bauen und bittet um Genehmigung hierzu: Dieſe wird erteilt.
Ge=
meinderat Radomicki (Komm.) hat den Antrag geſtellt, die Erbauung
eines neuen Rathauſes um zehn Jahre zurückzuſtellen. Nach ausgiebiger
Debatte, die oft zu lebhaften Auseinanderſetzungen — die leider nicht
immer ſachlich blieben — zwiſchen einzelnen Gemeinderatsmitgliedern
führte, wurde der Antrag Radomiki mit 13 gegem 2 Stimmen bei einem
unbeſchrieben abgegebenen Stimmzettel, abgelehnt. Daran ſchloß ſich
eine kurze nichtöffentliche Beratung an.
(Coryün-Bonbons: Aethvlelycolsäure-Mentkolester)
Original-Packung „Gemt‟ RM 1.— und 1.50
O. Groß=Bieberqu, 18. Febr. Im vorderen Odenwald dürfte Groß=
Bieberau wohl zu den noch wenigen Gemeinden zählen, die keine
Kriegergedühtnisſtätte beſitzen. Zwar war ſchon in verſchiedenen
Ver=
ſammlungen der klare Wille zum Ausdruck gekommen, ein ſolches zu
ſchaffen. Auch verſchiedene Geldſammlungen hatten ſchon namhaſte
Be=
träge zuſammengebracht, die aber der Enrwertung anheimgefallen ſind.
Nun hat die Denkmalskommiſſion durch einen hieſigen Architerten einen
Entwurf ausarbeiten laſſen, der den geſtellten Anforderungen entſpricht
Das in großzügiger Weiſe auszuführende Denkmal ſoll auf den unſer
Dorf hoch überragenden Haslochberg zu ſtehen kommen und wird mit
den es umgebenden Anlagen eine Zierde des Dorfes werden. Wenn
auch die Gemeinde ſich in erſter Linie an der Deckung der Koſten
be=
teiligen wird, ſo ſoll doch ganz beſonders an den Opferſinn der Bürger
appelliert werden, um ſich denen wurdig zeigen zu können, die ihr Leben
fürs Vaterland gelaſſen haben. Die Sammelliſten gehen in den
näch=
ſten Tagen um. — Die hieſigen Ferkelmärkte werden nach dem
ausgege=
benen Plane weiter abgehalten, nur iſt die Mauktordnung etwas
ſtren=
ger geworden. Zu merken iſt beſonders, daß die Anfuhr um 8½ Uhr
beginnt und um 9 Uhr beendigt ſein muß. Außerdem wird ſtreng darauf
gehalten, daß die Züchter und Verkäufer ein Urſprungszeugnis
vor=
weiſen müſſen. — Trotz aller Klagen über Gelöknappheit waren die
ver=
gangenen Veranſtaltungen der verſchiedenen Vereine immer gut beſucht.
Auch der diesjährige Maskenball des Deutſchen Turnvereins im Hauſe
Schönberger wird, den Vorbexeitungen nach, auf viele Anhänger des
Humors und der lachenden Freude ſeine alte Anziehungskraſt ausüben.
Seite 3
— Babenhauſen, 18. Febr. Der Geſangverein „Fintra.lit” begeht
am 30. Juni, 1. und 2. Juli die Feier ſ...— 0jährigen Befrehens,
ver=
bunden mit großem nationalem Geſangswettſtreit. Ein Reichs= und
Staatspreis ſind bereits in Ausſicht geſtellt. Neben hohen Geldpreiſen
winken den Siegern auch noch einige Amerikapreiſe, die bereits
einge=
troffen ſind. Der Delegiertentag wird am 26. Februar im Hotel „
Deut=
ſcher Hof” abgehalten.
P. Kirchbrombach, 18. Febr. Der Volksbund deutſcher
Kriegsgräberfürſorge hatte zu einem Lichtbildervortcag in
unſere Kirche eingeladen. In Form einer ſchlichten Feier wickelte ſich
die Veranſtaltung ab und wurde verſchönt durch zwei Chöre des
Män=
nergeſangvereins. Die Lichtbilder führten die zahlreichen Zuhörer an
die Ruheſtätten unſerer Gefallenen. Man ſah, in welchem Zuſtand der
Volksbund die Gräber vorfand und nun Anlagen von Dauer zu
ſchaf=
fen gedenkt. Keine ſchablonenhafte Gebilde ſollen dieſe Anlagen
wer=
den, ſie ſollen deutſchem Gemüt und deutſchem Empfinden entſprechen
und auch den Fremden Achtung abzwingen. Groß ſind noch die
Schwierigkeiten bis zur Erreichung dieſes Zieles. Zum Teil liegen ſie
begründet in den Boden= und klimatiſchen Verhältniſſen, zum Teil in
der Art der vorgefundenen Anlagen. Sie können aber überwunden
werden, wenn ſich jeder Deutſche entſchließt, dem Volksbund
beizutre=
ten und ihm ſein Scherflein zu opfern. Den Toten ſind wir Lebenden
ſchuldig, ein Opfer zu bringen.
b. Erbach i. O., 18. Febr. Einweihung des Sport= und
Erholungsparkes. Als vor zwei Jahren an den Stadtvorſtand
die Frage der Beſchaffung von Notſtandsarbeiten für die ausgeſteuerten
Erwerbsloſen herantrat, wurde den Verhältniſſen und Anforderungen
der Zeit entſprechend, die Herrichtung von Sportplätzen beſchloſſen. Das
erforderliche Gelände wurde in einer Ausdehnung von zirka 90 000
Quadratmeter von der Standesherrſchaft Erbach Erbach erworben. Die
Plätze ſind nun ſoweit hergerichtet, und ſoll die Einweihung Mitte Juni
laufenden Jahres erfolgen. Auf dem Platz iſt eine offene Sporthalle mit
einem Flächeninhalt von 1350 Quadratmetern errichtet, die bei Feſten zu
allen möglichen Zwechen verwendet werden kann. Die große Feſthalle
vermag 800—900 Perſonen zu faſſen. Die verſchiedenen Sportplätze und
Laufbahnen ſowie die Reitbahn, übrigens die erſte in Heſſen, ſind von
Terraſſen umſäumt, die 3000 Sitzplätze zur Verfügung halten. Ein
Schießſtand für den Kleinkaliberſchützenverein wird bis zur Einweihung
noch eingebaut. Die gewählten verſchiedenen Kommiſſionen beginnen
demnäckſt mit ihrer Tätigkeit. Man darf heute ſchon davon überzeugt
ſein, daß Erbach, das ja, wie allgemein anerkannt, Feſte zu feiern
der=
ſteht, alles aufbieten wird, aus dem Einweihungsfeſt nicht nur ein
Er=
bacher Feſt, ſondern ein Feſt des Sportes und damit ein Feſt unſerer
Leibesübungen treibenden Bevölkerung zu machen.
Ag. Lindenfels, 18. Febr. Goldene Hochzeit. Das ſeltene
Feſt der Goldenen Hochzeit ſeiern die Eheleute Johannes Heichler und
Anna, geb. Vetter, am 26. Februar. Das Jubelpaar erfreut ſich noch
einer ſeltenen Rüſtigkeit. — Gauſchwimmfeſt. Der Rhein=Main=
Gau von der Deutſchen Turnerſchaft hat beſchloſſen, dem Turnverein
Lindenfels E. V. die Durchführung des Gauſchvimmfeſtes 1928 zu
über=
tragen. Am 8. Juli ſoll das Feſt hier abgehalten werden. In dem
Main=Rhein=Gau ſind es jetzt ſchon 35 Vereine, die Schwinmſport
trei=
ben, und ſteht daher zu erwarten, daß mit einem Maſſenbeſuch zu
rech=
nen iſt. Wir dürfen gleichzeitig hier bekannt, geben, daß der Main=
Ahein=Gau auf dem Gebiete des Schwimmens führend in der Deutſchen
Turnerſchaft iſt.
Ag. Lindenfels, 18. Febr. Aus dem Gemeinderat.
Bür=
germeiſter Schnellbacher begrüßt ſeinen Gemeinderat, der in
beſchlußfähi=
ger Anzahl verſammelt iſt. Es wird ſoſort in die Tagesordnung
ein=
getreten und die Umwandlung kurzfriſtiger Darlehen in langfriſtige
vollzogen. — Dem Maurermeiſter Pfeifer wird der Zuſchlag erteilt,
die Erdarbeiten für die zu legende Waſſerleitung vorzunehmen. Die
Arbeiten des Aufgrabens, die leider auf dem Bürgerſteig vorgenommen
werden, ſollen nach Möglichkeit beſchleunigt werden, damit der Verkehr
nicht lange gehemmt wird. — Alld Bauluſtigen, die in dieſem Jahre
einen Wohnhausneubau errichten, ſind fünf Jahre lang von der
Grund=
ſteuer befreit. Es iſt erforderlich, daß die Meldungen auf der
Bürger=
meiſterei erfolgen. — Dem Antrag der hieſigen Freiwilligea
Feuer=
wehr auf Anſchaffung einheitlicher Uniformen wurde ſtattgegeben.
Eben=
falls wurde eine Verbeſſerung der noch beſtehenden veralteten
Hydran=
ten genehmigt. — Die Verteilung des Gemeindehelzes wird in Kürze
vorgenommen werden, nachdem die Holzhauerarbeiten beendet ſind. —
Die Kleinpflaſterung wird in dieſem Jahre ebenfalls auf der Bensheimer
Straße vorgenommen. Die Fortſetzung auf der Gumpenerkreuzſtraße
erfolgt erſt im nächſten Jahre. — Sozialrentenbewilligungen,
Woh=
nungsfürſorge uſw. wurden in geheimer Sitzung verhandelt.
m. Namen
0. 2eooblnlbfe
Oes Dringen Warneval wird angeordnet daß alle.
jauren Geſichter und Frauerkloße von allen Jaſtrachts-
Dergnugungen ausgeſchtoſen jeik joden. Dageger Iho
Herzlich willkommen alle Frohlichen und Dergnugten3.
-m nun, zu Mißveritändniſſen keinen Anlaß zu gs
berd,raten wir ohnen, an dieſem dage nur
zu räuchen die durch ihre Milde und ihr prachtvolles cAroma eine frohliche
Stimmung hervorruft und die Getbgarde des Prinzen Parneval Beinen.—
Ret
Hugenplicko daruber im dweufel Ldſku daßs ote zu den gerddenerb Und geeia
deſehenen Gaſten gehovchs.
Geite 4
Montag den 20. Februar 1928
Nummer 51
Als ich noch Prinz war.. ..
41)
Roman von Paul Hain.
Urheber=Rechtsſchutz Verlag Oskar Meiſter, Werdau Sa.
(Nachdruck verboten)
Und da erlebte er denn eine Begegnung, die ihn im
Inner=
ſten aufrührte. Eine Begegnung mit — der Vergangenheit. Eine
Begegnung, die in ihren Folgen geheimnisvoll und zwingend
wieder in ſein ferneres Leben eingreifen ſollte. Doch davon
ahnte er noch nichts — jetzt noch nicht.
Sie kamen auf ihrem Spaziergang am Burgtheater vorbei,
der alten, hiſtoriſchen Stätte Wiener Theaterlebens. Plakate
klebten da — Anzeigen — wie ſtets. In roten Lettern war die
heutige Vorſtellung angekündigt: „Hoffmanns Erzählung” mit
Anita Wielandt!
Karl Ferdinand war es, als ſetze ſein Herzſchlag aus. Er
blieb mit einem Ruck ſtehen. Seine Augen hingen an dem Plakat.
Er las weiter: „Morgen Premiere: Maſſenet: Monon Lescaut.
Mit Anita Wielandt.”
Dr. Hillermann war mit ſtehen geblieben.
„Anita Wieland” murmelte der Prinz.
Gedankenfetzen taumelten durch ſein Hirn. Blillſchnell!
Muſik! Wie lange nicht gehört! Seit Thereſe ſeine Gattin
war, hatten die gemeinſamen muſikaliſchen Abende aufgehört.
Thereſe hatte andere Unterhaltungen. Und nun — „Anita
Wielandt!“
Er hatte nie nach ihr geforſcht. Sie hatte es nicht gewünſcht.
und ihr Wunſch war ihm heilig geweſen.
Doch nun — da ſtand es in leuchtenden Buchſtaben:
„Mit Anita Wielandt!”
Herrgott!
Dr. Hillermann fragte:
„Haben Sie ſchon die Wielandt ſingen hören, Hoheit?”
Er hatte ſich gefaßt. Bewahrte äußerlich krampfhaft Ruhe.
„Nein — noch nicht. Ich bin ja erſt ſeit einer Woche hier.
Zu Hauſe, in der kleinen Stadt, haben wir kein Theater —‟
„Sie müßten ſie unbedingt hören, Hoheit. Sie iſt ein
ſel=
tenes Wunder —
„Ach — was Sie ſagen —
„Die Tochter des großen Anton Wielandt — Sie erinnern
ſich vielleicht. Hoheit —
„Ja — ja —
Man ging weiter. Dr. Hillermann ſchien ein großer
Ver=
ehrer Anita Wielandts zu ſein. Lebhaft fuhr er fort: „Ein
junges Geſchöpf noch, dieſe Sängerin. Von Gott begnadet.
Denken Sie, vor einem Jahr ſtudierte ſie noch. Achtzehn= oder
neunzehnjährig. Irgendwie ſoll ein alter Kapellmeiſter ihre
Stimme entdeckt haben. Die Münchener Staatsoper engagierte
ſie im vorigen Herbſt vom Fleck weg, als ſie Probe ſang.
Wun=
derbar, wie manchmal kunſtbegnadete Menſchenkinder über Nacht
aus dem Nichts emporſteigen. Sie ſoll da eine fabelhafte Gage
bekommen haben. Trotzdem hat ſie den Vertrag, wie man ſich
erzählt, plötzlich gelöſt. Vor etwa zwei Wochen hat die
Staats=
oper ſie gefiſcht. Zu einem Gaſtſpiel allerdings nur — auf einige
Wochen —
„Sie ſind gut orientiert, Doktor —‟
Die Stimme war heiſer
Der lachte leicht auf.
„Kunſtſtück! Die Journale waren hier ja voll von ihrer
Biographie. Ich habe ſie ſchon zweimal ſingen hören. Ein
Meiſterinſtrument, dieſe Stinme! Und — ein Meiſterwerk auch
äußerlich, dieſe Anita Wielandt. Nun, Sie werden ſie gewiß
ſehen, Hoheit —
„Wenn Sie ſelbſt ſo begeiſtert von ihr ſind, werde ich ſie
allerdings hören müſſen, Doktor,” ſagte Karl Ferdinand mit
mühſamem Lächeln. —
Bald darauf verabſchiedete er ſich von Hillermann. In ihm
war wilder Aufruhr.
Anita Wielandt in Wien!
Seltſame Schickſalsfäden.
Als der Prinz nach Hauſe kam, ſchloß er ſich in ſeinem
Zimmer ein. Er konnte jetzt niemanden ſehen und hören.
Ja — ſeltſame Schickſalsfäden!
STRAUSSC MAYER
Inh: Siegfried May
(as GEIDENHAUS
des vornehmen Geschmacks. (2494a) Schulstraße 8
Anita wußte ſelbſt nicht recht, wie ſie dieſen Vertrag nach
Wien annehmen konnte. Gerade dieſen — da ſelbſt die
Metropolitan Oper in New York, ihr einen dringenden und
finanziell ungleich beſſer dotierten Vertrag geſchickt hatte, als
bekannt wurde, daß ſie nicht länger in München bleiben wollte,
trotz aller begeiſterten Kritik, aller Publikumserfolge. Ihr Agent
hatte ſie ausgelacht, als ſie ſich zu dieſem Wiener Gaſtſpiel
ent=
ſchloß.
„Verrückt — Wielandt — verrückt! Nur gut, daß es
wenig=
ſtens ein Gaſtſpielvertrag iſt! Der geht wenigſtens zu Ende!”
Und er hatte gelacht, als ſie mit München brach.
Gott — ſind Sie empfindlich, Fräulein Wielandt! Sie
haben’s doch gar nicht nötig, ſich zu nahe treten zu laſſen!
Schmeißen Sie doch den Kammacher raus, wenn er Sie nicht in
Ruhe läßt! Und all die andern! Sie können’s ſich doch leiſten!“
Ach — was wußte der von ihrem Herzen. Nein, Anita hatte
keinen andern Ausweg gewußt, als ſich von München zu löſen.
Sie verdankte ja Kammacher unendlich viel. Das konnte
ſie ihm nie vergeſſen. Wenn ſie jetzt mit abſoluter
Müheloſig=
keit ihre Stimmittel in allen Regiſtern beherrſchte und ihre
ſchau=
ſpieleriſchen Leiſtungen ihrer Stimme ebenbürtig waren, ſo
dankte ſie das eben zum großen Teil dem weiteren Unterricht
Kamachers. Mit ſeiner Hilfe war ſie vor die große
Oeffent=
lichkeit getreten und hatte den erſten Schritt in das Land des
Ruhmes getan.
Aber — lieben, nein — lieben konnte ſie ihn nicht!
Sie hatte es geahnt, daß aus ſeiner herzlichen
Kamerxd=
ſchaft mehr für ſie werden würde. Oft genug hatte er ſich
ver=
raten.
Die Huldigungen der vielen anderen, die nach ihrer
Schön=
heit durſteten, die ihr täglich Blumen ins Haus ſchickten,
Bril=
lanten zu Füßen legten — ach, die hatte ſie mit lächelnder
Ueberlegenheit ertragen. Sie wußte ja, daß dieſe Dinge nicht
ausbleiben würden. Sie hatte es nicht nötig, dieſen Huldigungen
entgegenzukommen — ſie hatte ja ihr Ziel erreicht! Sie
brauchte keine Protektion mehr. Sie brauchte das alles nan
mit lächelnder Dankbarkeit anzunehmen und die Hand zum
Ki=
auszuſtrecken. Jeder fühlte ſich beſchenkt genug dadurch.
Aber Julius Kammacher — ihr ſtändiger Partner auf de
Bühne — der hatte nichi genug daran. Den hatte eine törichte
verzehrenbe Leidenſchaft gepackt. Und er ſelbſt wußte nur, wie
ſchwer es ihm geweſen war, dieſe Leidenſchaft nicht allzu ſrüiſ
zu verraten.
Und da er kein junger Menſch war und mit der
verzehren=
den Gier des reifen, alternden Mannes liebte, der mit Gewalt
die Jugend an ſich reißen will, ſo mußte dieſe Liebe wild,
ver=
zweifelt ſein.
Anita erinnerte ſich der einzelnen Szenen genau. Das
erſte=
mal, da Kammacher ſich vergaß, geſchah es nach einer Vorftellung
der „Boheme‟. Schon die Liebesſzene auf der Bühne hatte er
mit einer wilden Innigkeit geſpielt, daß Anita in ſeinen Armen
zitterte. Und nachher kam er in ihre Garderobe. Er hatte ſich
angewöhnt, ſie beim Vornamen anzureden.
„Anita — ich halte dieſe Komödie nicht länger aus. Ich
muß einmal rückhaltslos mit Ihnen ſprechen —‟
Sie tat, als ahne ſie nichts.
„Aber tun Sie das doch, Herr Kammacher —‟
Und doch war Angſt in ihr.
Er trat näher auf ſie zu. Ergriff ihre Hände.
„Anita — ich habe nie in meinem Leben geliebt. Mir
war alles — die Kunſt! Und wenn ich doch mal zu lieben
glaubte, ſo war es immer nur eine kurze, notwendige Epiſode.
Sie aber — werden mein Schickſal ſein. Ich weiß das. Anita —
ich liebe Sie — wie nur ein Mann einmal lieben kann —
Da war es ausgeſprochen.
Sein Atem ging heiß über ihr Geſicht. Er war gewöhnt,
Frauenherzen zu beſiegen — junge und alte. Seine Augen
flammten in Leidenſchaft.
„Mir ſollen Sie gehören, Anita — kein Menſch wird Ihnen
das Leben ſo köſtlich machen —
Da riß ſie die Hände aus ſeinem Griff. Ach — da langte
jemand nach ihrer Jugend! Jemand — der ihr — Vater hätte
ſein können!
Sie zitterte.
„Herr Kammacher — das würde kein Glück geben!”
Er wollte Sie an ſich reißen. Aber ihr Blick entwaffnete ihn.
„Sie denken — ich wäre zu alt. Die Kunſt erhält immer
jung, Anita —
Sie ſuchte mühſam nach Worten. Und konnte nur
hervor=
ſtoßen:
„Wir wollen — Freunde bleiben —‟
Da lachte er kurz auf.
„Freunde! Freunde hab’ ich Hunderte! Ich — liebe Sie!”
Und achſelzuckend, mit gebeugtem Rücken, war er
hinaus=
gegangen.
Ja — Julius Kammacher, der durch viele Räuſche
hindurch=
geſchritten war, dem ſo viele reizvolle Frauen gehört hatten —
r hatte ſich verloren an Anita. Und er ahnte ſelbſt, daß es eine
Qual werden würde. Aber er konnte dieſe Liebe nicht aus ſich
herausreißen.
(Fortſetzung folgt.)
Familiennachrichten
Todes=Anzeige.
Samstag abend 4/,10 Uhr verſchied unerwartet an
einem Herzſchlag unſere liebe Tante und Großtante
Gluu Kalgarine echtner Bir.
geb. Glöckner
im 78. Lebensjahr.
Im Namen aller Verwandten:
B3329)
Natalie Glöckner.
Darmſtadt, Heidelbergerſtr. 84, den 19. Febr. 1928.
Die Beerdigung findet Dienstag, 21. Febr., nachm. /,3 Uhr,
auf dem Friedhofe an der Nieder=Ramſtädterſtraße, ſtatt.
Meine Fran war fhr Leben lang, über
50 Jahre, mit einer häßlichen
Hauu
behaftet. Dein geſundes Fleckchen hatte ſie anf
dem Leibe. Nachdem ſie „Aucker’s Patent=
Medi=
zinal-Seiſe” angewendet hat, fühlt ſie ſich wie
neu=
geboren. Schon nach 8 Tagen ſpürte ſie Linderung
und in 3 Bochen waren die Flechten beſeitigt.
Wir ſagen Ihnen inigſten Dank. „Zucker”1
Patent=Medizinal=Seiſe” iſt Tauſende wert. E. B.”
4 Stck. 60 Pfg. (15% ig), Mk. 1.— (25 %ig) und
Mk. 1.50 (35 % ig, ſtärkſte Form), Dazu „Zuckooh=
Creme” 2 4b, 66 und 90 Pfg. In allen Apotheken,
Drogerten uud Parftmerien erhältlich.
Vl, 2896
Zu vermieten
Bleichſtraße 40 großer heller Laden
mit großem Nebenzimmer und Keller per!
ſofort oder ſpäter. Näheres Bleichftraße 40,
1. Stock links.
(2864
Todes=Anzeige.
Gott dem Allmächtigen gefiel
es, unſeren lieben Vater und
Großvater
(3330
Herrn
Philipp Keller
durch einen ſanften Tod im
78. Lebensjahr zu erlöſen.
In tiefer Trauer:
Käichen Keller
Familie P. Keller
Neutſch, Darmſtadt, 18. Febr. 1928.
Die Beerdigung findet Dienstag,
den 21. Febr., nachm. ½2 Uhr, ſtatt.
Am Sonntag, früh 9 Uhr
ver=
ſchied nach langem Leiden meine
(3331
liebe Frau
Anna Brückner!
geb. Mäule
im 69. Lebensjahr.
In tiefer Trauer:
Heinrich Brückner
Heinheimerſtr. 22.
Darmſtadt, den 19. Febr. 1128.
Die Beerdigung findet Dienstag,
den 21. Febr., nachmittags 2 Uhr,
auf dem Waldfriedhof ſtatt.
Pfd. 40 Pfg. empf. Drogerie
Malzkaſſee Secker Nachk, Ludwigshöhſtr. 1
(B3038)
Pfle eſtelle geucht
f. 4 Monte alt. Kind
(kath.) Mädchen. Nah.
Geſchäftsſtelle. (*4724
Kl. Hotel
oder beſſeres
Weinreſtaurant
in Darmſtadt zu
laufen od. zu pachten
geſucht. Kapital
vor=
handen. Offert. von
Wirten ſelbſt. Makler
zwedlos. Anfrag. u.
M. P. 792 an Ann.=
Exped. Heinr. Eisler,
Frankfurt a. M.,
Schäfergaſſe Nr. 19.
IV 2993)
Kleines Geſchäft
zu kauf geſ. Ang. u.
2 132 Geſchſt. (4749
Turngemeinde Darmſtadt1846
Fastnacht-Dienstag
Faschingsrummel
Eintritt: Mark 1.— pro Person
einschl. Tanz
Der Karneval-Ausſchuß.
sBeginn 8,11 abends
Schreibmaschinen
gebraucht, verschiedene Systeme
vn BOMK. an
ferner fast ständig greifbar
Continental, Adler
Mercedes,Stöwer,Urania
Underwood
usw., gebraucht, zu äußersten Preisen
Zahlungserleichterung auf Wunsch
Garl Winkel
Darmstadt (3094a) Rheinstr. 28
Telephon 1435
Mainz, Gr. Bleiche 23.
Oe Ma
Edelstahl-Rasierklingen
Asra Gold
10 Stück zu 95 Pfg.
bekommen Sie nur in der
(3214a
Parfümerie
Elisabethenstraße 9
FRANK
Alleinverkauf).
Maßſchneiderei
1 fert gt elegante Anzüge, Smokings u. Mäniel
an. Garantie für tadellofen Sitz und
Ver=
arbeitung. Preislagen: Mk. 85.—, 95.—
Aauergarderoben 11.-, 126— 450— 475.—,
bel ½, Anzahlung
werden in einigen Stunden. chwarz gefärb
den Reſt in Monatsraten, bei Barzahlung
5‟ Rabatt. Man verlange Muſter und
MModelournal. Zuſchriften unter 2 116 an
Eliſabethenſtr. 28 die Geſchäftsſielle.
(3219a
Telephon 736
Reinool
Kranichſteinerſtr. 2
Pelephon 736
Marktpaſſage
(8045
Friedrich Wilhelm
Leb ensverſicherungs=Aktiengeſellſchaft
Errichtet 1866
Allein in Hessen und Hessen-Nassau
monatlich über 4000 Neuversicherte!
Wir bauen unſere Außenorganiſ. weiter
aus u. ſtellen noch für verſchied. Gebiete
einige fleißige u geſchickte reiſegewandte
Werbekräfte
per ſof ein. Wir zahl auch Nichtfachleut
v. Anfang an feſtesEinkommen. Perſönl.
Vorſtellg. m. Original=Zeugniſ .od. ſonſt
Belegen über bisherige Tätigkeitjeweils
Diensta, nachmittag? 5—7 Uhr bei
Herrn Organiſationsleiter Schoernach in
Darm=
ſtadt, Bahnhof=Hotel. V. 2443
Wer dort
Hier V. Schatz
Komme ſof. u. kaufe
getragene Herren=
Kleider, Federbetten
Schuhe, Wäſche uſw
V. Schatz
Darmſtadt. 961a
Tel. 1924. Sch. vßg. 23.
Bar=Darlehen
bei Monats=
Ein=
komm. auf
Raten=
rückzahlung, und
Hypotheken
prompt dch (1814a
Fa. G. Ebert
Saalbauſtr. 60
(handelsgerichtl.
eingetrag. Firma).
Wus diele Mcht Siſfen.
Damen=Strümpfe
Bembergſeide . . . . . . . . per Paar 2.85
Damen=Strümpfe
Dauerſeide . . . . . . . . . per Paar 2.75
Damen=Strümpfe
Seide mit Macco plattiert . . . per Paar D.50
Damen=Strümpfe
Seide mit Flor platt., extra ſtark, per Paar Z.50
ſinden Sſe in guter Qualitätsware bei
Handſchuh=Hauptmann
Ludwigsplatz 2
2301a
Farben=Krauth, Eſchollbrückerſtr. 3
werden in größ
Be=
trägen u zur ſofort.
Auszahlung zu den
jeweils günſtigſt.
Be=
dingungen
nachge=
wieſen d. die Firma
Sebaſtian Eckler
Rheinſtr. 34. Tel. 243.
(248 a
Ke
Nachweis
möbl. Zimmer
in der Geſchäftsſtell
des Hausfrauenbundes
Rheinſtr. 7, 1 St., Tel.
4114. Sprechſtunden
täglich v. 10—½1 Uhr,
außer Samstag. (390a
Karlſtr. 63, I., möbl.
Zimmer an
berufs=
tät. Herrn zum 1. 3.
zu vermieten. (*4790
AHALLPLANIEN
kauft man bei
CHRISTIAN ARNOLD
nur am weißen Turm
ERNSTLUDMIGSTRASSES
2512a)
Viktoriaſtr. 42
bei Kaiſer, gr. ſchön
möbl. Zimmer, elektr.
Licht, an berufstät.
Herrn zum 1. März
zu verm. (3197a
Waldſtraße 9, Manſarde,
klein., möbl. Zimmer
zu vermiet. (*4508fo
Wienerſtr. 52, 2mb. Zim
p. 1 3 z. vm. (*474:
Diomorckſt. 8.I
möbl. Zim. per 1. 3.
zu vermieten. (*4797
Heilerde
Relormhaus (2334
Braunwartk
Ernst-Ludwigstr. 3.
Raum
dart., zu jed. Geſchäft
geeignet, per alsbald
Eliſabethenſtr. 42, Lad n.
3260a Wrk Beſſere, tücht. Wwe.
(58 J.) ſ. Wirkungs=
kreis in gut. Hauſé
zeinz. Dame o. Hru=
Ang. unt 2 143 an
die Geſchſt. (*4787 [ ← ][ ][ → ]
Nummer 31
Montag den 20 Februar 1928
Seite 5
H. Bihmpiſce Tmelſniiie i Ot. Molig.
Oeutſchlands erſte olnmpiſche
Medaille.
Bob „Deutſchland II‟ Oritter im
Bobſleigh=
rennen. Zwei Amerikaner auf den erſien plätzen.
* St. Moritz, 19. Februar. (Eig. Drahtber.)
Das Unerwartete iſt doch noch geſchehen: Deutſchland iſt aus
den Wettbewerben der II. Olympiſchen Winterſpiele in St.
Mo=
ritz nicht ganz leer herausgegangen. Nachdem ſchon die deutſchen
Skiläufer ſich ſehr anſprechend hinter den Skandinaviern
gehal=
ten hatten, gelang es einem deutſchen Bobſleigh, wenigſtens
eine olympiſche Medaille heimzuführen. Wenn es ſchließlich
auch nur eine bronzene Medaille für den dritten Platz iſt, die
ſich der Bob „Deutſchland II” unter Führung des Müncheners
Kilian eroberte, ſo herrſchte doch große Freude im deutſchen
Lager. Wohl rangiert Deutſchland im Geſamtklaſſement der
Winterſpiele mit am Ende der Nationen, aber der Erfolg im
Bobrennen war wenigſtens doch eine ſchöne und wohlverdiente
Belohnung für all die Mühen, die aufgewandt worden waren,
um ſich in St. Moritz ehrenvoll zu behaupten. Als bei der
Preisverteilung zum erſten Male in St. Moritz auch die deutſche
Flagge am Maſt hochging, da glänzten die Augen der vielen
deutſchen Schlachtenbummler noch einmal ſo hell wie ſonſt.
Kilian, der ſchon im erſten Lauf eine bemerkenswerte Zeit
herausgefahren hatte, legte ſich am Sonntag vormittag beim
zweiten Lauf mit einem Schneid ins Zeug, der zu den beſten
Hoffnungen berechtigte. Die Bahn war etwas weich, aber
trotz=
dem gab es hervorragende Zeiten. Bob „Argentinien I” hatte
1:42,5 Min. erreicht, aber „Amerika II”, der Sieger des erſten
Laufs in 1:38,8 Min, drückte die Zeit des Argentiniers auf
1:41,6 Min. herab. Alle anderen Bobs fuhren langſamer, bis
ſchließlich Kilian auf „Deutſchland II” die für die Verhältniſſe
hervorragende Leiſtung von 1:40,2 Min. herausfuhr, eine Zeit,
die alſo beſſer war, als die des Vortages. Es ſchien bereits, als
ob dieſe Leiſtung die beſte des Tages bleiben würde, als „
Ame=
rika I” mit Jenniſon Heaton, dem Skeleton=Sieger, noch 1½
Sekunden beſſer fuhr und mit 1:38,7 Min. die beſte Zeit des
Tages aufſtellte, die noch 0,2 Sek. beſſer war als die beſte Zeit
des erſten Laufs. „Amerika I” errang damit vor „
Deutſch=
land II” den Sieg des zweiten Laufs, während im
Geſamt=
ergebnis „Amerika II” vor dieſen beiden blieb, da ſein
Vor=
ſprung im erſten Lauf zu groß geweſen war. Ein ſehr
merk=
würdiges Rennen abſolvierte Bob „Oeſterreich II”, der lediglich
mit Führer und Bremſer im Ziel einkam, während die drei
Mittelfahrer infolge ſchlechter Verteilung des Schwergewichts
in der Hufeiſenkurve vom Fahrzeug geſchleudert wurden, ohne
ſich aber gefährlich zu verletzen.
Das Ergebnis des zweiten Laufs ſtellt ſich wie folgt:
1. Amerika 1 (J. Heaton) 1:38,7 Min., 2. Deutſchland II (Kilian)
1:40,2 Min., 3. Argentinien II 1:40,6 Min., 4. Amerika II (W.
Fiske) 1:41,6 Min., 5. Argentinien I 1:42,5 Min., 6. Schweiz I
1:42,6 Min., 7. Mexiko 1:42,8 Min., 8. Deutſchland I (H. E.
Endres) 1:43,9 Min., 9. Frankreich IT 1:44,5 Mim., 10.
Eng=
land II 1:44,6 Min.
Geſamtergebnis (zwei Fahrten je 1520,4 Meter):
1. Amerika II (William Fiske) 3:20,5 Min., 2. Amerika I (
Jen=
niſon Heaton) 3:21 Min., 3. Deutſchland II (Kilian=
München) 3:21,9 Min 4. Argentinien I (Gramajo) 3:22,6
Min., 5. Argentinien II (Hope) 3:22,9 Min., 6. Belgien I (E. C.
Lambert) 3:24,5 Min., 7. Rrmänien II (Socolesco) 3:24,8 Min.,
8. England I (C. Pim) 3:26,3 Min., 9. Mexiko (Elizaga) 3:27,7
Min, 10. Holland (van den Sandt) 3:29 Min., 11. Schweiz II
(Moillen) 3:29,9 Min., 12. Frankreich I (Marquis d’Aulam)
3:30 Min., 13. Frankreich II (Dubonnet) 3:30,2 Min., 14.
Bel=
gien II (Ch. Mulder) 3:21,2 Min., 15. Polen (Graf Roel Plater)
3:31,6 Min., 16 Deutſchland I (Hans Edgar Endres=
München) 3:31,9 Min., 17. Rumänien I, 18. Luxemburg, 19.
Ita=
lien, 20. Oeſterreich, 21. Schweiz I.
Das Eishocketzturnier beendet.
Kanada erwarteter Sieger.— Schweden
Europa=
meiſter. — Geſamttorzahl der Kanadier 38:0.
Das Eishockeyturnier iſt nunmehr auch beendet. Von allen
Konkurrenzen der 2. Olympiſchen Winterſpiele nahm das
Eis=
hockeyturnier den normalſten Ausgang. Programmäßig kamen
die Ergebniſſe der Schlußrunde, ohne Ueberraſchung, und
des=
halb auch eigentlich ohne beſondere Spannung. Daraus erklärt
ſich auch der verhältnismäßig ſchwache Beſuch. Wenigſtens waren
die Tribünen nur zu dreiviertel beſetzt. Das Publikum war nicht
gewillt, 50 und 75 Franken für einen Tribünenplatz zu bezahlen,
und ſo ſcharten ſich die Mengen auf den Felſen hinter der großen
Tribüne, von dem aus ſie die Ereigniſſe auf dem Eis ganz gut
verfolgen konnten. Auf dem Eisſtadion ſelbſt waren nur ewa
3000 Perſonen.
Es kam alſo ganz, wie vorhergeſehen. Kanada tat es nicht
unter einem zweiſtelligen Epgebnis, und Schweden wurde durch
einen 3:1=Sieg gegen England Zweiter, was gleichbedeutend war
mit dem Titel eines Europameiſters. Kanada ſpielte einmal
mehr nach Belieben mit dem Gegner, der diesmal Schweiz hieß.
Es kam auf ein paar Tore mehr oder weniger nicht an, obwohl
die Schweizer ſich mit allen Kräften zur Wehr ſetzten. Als dann
das Schlußergebnis 13:0 hieß und damit den Endſieg Hanadas
im olympiſchen Eishockeyturnier verkündete, war nichts von
einer beſonderen Bewegung in den Reihen der Zuſchauer zu
be=
merken. Man nahm das Ergebnis eben als eine
Selbſtverſtänd=
lichkeit hin, an der nicht zu rütteln war. 38:0 Tore zeigte die
Tabelle für Kanada. Es hätten ebenſogut auch mehr ſein
können, aber die Sieger begnügten ſich damit. Manchmal hatte
man in den drei Spielen, die ſie austrugen, den Eindruck, als
ob ſie ſich etwas langweilten. Damit iſt eigentlich alles geſogt,
was über die Qualität der kanadiſchen Eishockeyſpieler zu ſagen
wäre. Das Endergebnis des Turniers zeigt folgendes Bild:
Schweden — England 3:1 (2:1, 0:0, 1:0).
Der Kampf war ein wenig matt, zeigte aber doch, daß mit
Schweden die wirdlich beſte Mannſchaft Europameiſter wurde.
Nur in den erſten zehn Minuten ſah man die wirkliche Form
der Schweden, und dieſer Eindruck genügte immerhin. Als
Gu=
ſtaf Johannſon und Knut V. Peterſen zwei Tore vorgelegt
hat=
ten, ſchienen die Schweden zufrieden zu ſein. Die Engländer
ſetzten zu kräftigen Gegenaktionen ein und der Erfolg war ein
durch Carruthers erzielter Treffer noch vor Ablauf des erſten
Drittels. Der zweite Abſchnitt ging torlos zu Ende. Die
Schwe=
den machten keine beſonderen Anſtrengungen und die Engländer
hatten mit den ihren kein Glück. In den letzten 15 Minuten
wahm der Kampf ſehr harte Formen an. Ständig lag ein
Spieler am Boden und der Schiedsrichter mußte mit allen
Mit=
teln eingreifen. England mühte ſich verzweifelt um den
Aus=
gleich, aber ohne Erfolg. Dagegen konnte Peterſen gegen Schluß
noch einmal ſkoren und damit das Endreſultat von 3:1
her=
ſtellen.
Kanada — Schweiz 13:0 (2:0, 6:0, 5:0).
Ueber das letzte Spiel des Turniers läßt ſich daum viel
ſagen. Die Kanadier zeigten wieder ihr gewohntes großes
Können, das über jedes Lob erhaben iſt. Obwohl die Schweizer
mit der ganzen Mannſchaft verteidigten, genügte oft doch nur
ein einziger kanadiſcher Spieler, um die ganze Abwehr zu
um=
ſpielen und die Scheibe ins Tor Zu befördern. Dann ſah man
auch wieder Kombinationen von ſeltener Schönheit; die Scheibe
wanderte derart ſchnell von einem Spieler zum anderen, daß
der Torwart völlig hilflos ſtand und überhaupt nicht ſehen
konnte, woher der Schuß kam. Auch die Schweizer hatten jedoch
manchmal eine Torchance, ſie waren aber dann nicht in der
Lage, ſie auszuwerten. Von den Kanadiern war wieder der
un=
verwüſtliche Trottier erfolgreichſter Schütze. Auf ſein Konto
kamen allein ſechs Treffer. H. Plaxton erzielte vier, Taylor
zwei und Porter eins.
Die Ergebniſſe der Skiſpringen.
Der Abſchluß der olympiſchen Skiwettbewerbe am Samstag
war für die Vertreter Norwegens ein einziger, großer Triumph.
Sowohl im reinen Sprunglauf, wie im kombinierten Lauf
en=
deten Vertreter dieſes kleinen Landes auf den beiden erſten
Plätzen. In der Kombination war dem Langlaufſieger
Johan Gröttumsbragten nach ſeiner famoſen Leiſtung
der Sieg nicht mehr zu nehmen. Als Zweiter placierte ſich ſein
Landsmann Hans Vinjarengen vor Snersrud und den beiden
Finnen Nuotio und Esko Järvinen. Beſonders hervorgehoben
zu werden verdient die Leiſtung von Ludwig Böck=
Neſſel=
wang, der ſich als Beſter der Mitteleuropäer erwies und in
der Kombination einen ehrenvollen ſiebten Platz belegte, vor dem
Tſchechen O. Nemechy und dem diesjährigen Schweizer
Ski=
meiſter Adolf Rubi. Auch die anderen deutſchen Bewerber im
kombinierten Lauf ſchnitten angeſichts der ſchweren Konkurrenz
recht gut ab. Kröckl=Neuhaus placierte ſich als 14. vor ſeinem
Landsmann Walter Glaß=Oberſachſenberg, während der deutſchen
Meiſter Guſtav Müller=Bayr. Zell trotz ſeines Sturzes auf den
18. Rang in der Kombimation kam.
Der reine Sprunglaufwettbewerb ſah den Norweger Albert
Anderſen mit der vorzüglichen Note 19,201 auf dem erſten
Platz vor dem jungen Simon Ruud=Norwegen. Hervorragend
ſchnitt der Deutſch=Böhme Purkert ab, der den dritten Platz
beſetzte. Eine gewiſſe Ueberraſchung bedeutet der 6. Platz des
Amerikaners Rolf Monſen. Als erſter Deutſcher iſt Martm
Neuner=Partenkirchen unter Nummer 9 in der Rangliſte zu
fin=
den, Erich Recknagel endete an 11., Tannheimer an 17. und
Kratzer an 19. Stelle.
Die Rangfolge.
Sprunglauf: 1. A. Anderſen=Norwegen, Note 19,201;
Simon Ruud=Norwegen 18,452; 3. Purkert=Tſchechoſlowakei
17,937; 4. A. H. Nilsſon=Schweden 16,937; 5. Lundgren=
Schwe=
den 16,708: 6. R. Monſen=Amerika 16,787; 7. Mühlbauer=
Schweiz 16,541; 8. Feuz=Schweiz 16,458; 9. M. Neuner=
Deutſchland 16,291; 10. Carlsſon=Schweden 16,187; 11.
Reck=
nagel=Deutſchland 16,020; 12. Nuotio=Finnland 15,833; 13. Venzi=
Italien 15,750; 14. Proctor=Amerika 15,583; 15. Mohwald=
Tſchechoflowakei 15,500; 16. Dupuis=Kanada 15,/476; 17.
Tann=
heimer=Deutſchland 15,333; 18. Haugen=Amerika 15,291: 19. L.
Kratzer=Deutſchland 14,853: 20. Bim=Tſchechoſlowakei 14,728.
Kombination: 1. Gröttumsbraaten=Norwegen 17,833: 2.
Vin=
jarengen=Norwegen 15,302; 3. Snersrud=Norwegen 15,021;
4. Nuotio=Finnland 14,927; 5. Esko Jaervinen=Finnland 14,810;
6. Eriksſon=Schweden 14,593; 7. Ludwig Böck=Deutſchland 13,260;
8. Kolterud=Norwegen 13,146: 9. O. Nemecky=Tſchechoſlowakei
12990: 10. Czech=Polen 12,645: 11. A. Rubi=Schweiz 12,625:
12. Purkert=Tſchechoſlowakei 12,604; 13. Lauener=Schweiz 12,333;
14. M. Kröckl=Deutſchland 11968: 15. W. Glaß=Deutſchland
11,927; 16. David Zogg=Schweiz 11,906; 17. H. Paumgarten=
Oeſterreich 11,854; 18. G. Müller=Deutſchland 10,948: 19.
Buch=
berger=Tſchechoſlowakei 10,906; 20. Eidenbenz=Schweiz 10,551.
Norwegens letzter Sieg.
Sonja Henie gewinnt das Damen=Kunſtlaufen.
Die Norweger haben ſich mit ihren Siegen im
Eisſchnell=
laufen und Skilaufen nicht zufrieden gegeben: Sonja Henie, die
jugendliche Kunſtläuferin, ſchloß die eindrucksvolle Serie der
nor=
wegiſchen Olympiaſiege ab und brachte das Kunſtlaufen der
Da=
men an ſich, das mehrmals unterbrochen wonden war. Der Sieg
der kleinen Norwegerin war zu erwarten; nachdem Frau Jarosz=
Szabo nichſt mit von der Partie war, erwuchs ihr keine
ſonder=
liche Konkurrenz mehr. In den Pflichtübungen zwar hatte
zwi=
ſchen „Sonja” der Oeſterreicherin Fritzi Bruger und der
Ameri=
kanerin Miß Loughran kein weſentlicher Unterſchied beſtanden,
aber bei der Kür imponierte die Leiſtung Sonja Henies den
ſie=
ben Preisrichtern derart, daß ſechs von ihnen ihr den erſten Platz
zuerkannten. Ihr ſchwieriges Programm, ſchwungvoll und
ele=
gant vorgetragen, ſchloß mit einer raſenden Spitzenpirouette, die
die Zuſchauer zu ſpontanem Beifall hinriß. Auch Fritzi Bruger
lief ihr ſchweres Programm fehlerlos, doch wangelte es ihr an
der nötigen Ungezwungenheit, die man an der 16jährigen Henie
ſo ſehr bewundern konnte. Eine gewiſſe Steifheit in der Haltung
ließ Frl. Bungers Leiftung nicht recht zur Geltung kommen.
Sonſt kam für die nähere Entſcheidung nur noch die Amerikanerin
Miß Loughran in Frage, der allerdings bei einigen Figuren
kleine Fehler unterliefen. Von den vier deutſchen
Teilnehmerin=
nen hielt ſich noch Frau Brockhöft am beſten in dieſer illuſtren
Geſellſchaft. Die Leiſtungen von Frau Bernhardt, Frl. Flebbe
und Frl. Winter waren nur mittelmäßig.
Der kleinen 16jährigen Sonja Henie, die im letzten Jahr auch
den Weltmeiſtertitel gegen Frau Jarosz=Szabo errang, blieb es
alſo vorbehalten, den fünf olympiſchen Siegen Norwegens noch
einen ſechſten hinzuzufügen. Das genae Ergebnis des Damen=
Kunſtlaufens ſtellte ſich wie folgt:
1. Sonja Henie=Norwegen Platzziffer 8: 2. Fritzi Burger=
Oeſterreich 25; 3. Miß Loughran=Amerika 28: 4. Miß Vinſon=
Amerika und Miß Smith=Kanada 32; 6. Miß Wilſon=Kanada 35;
7. Frl. Melitta Brunner=Oeſterreich 38; 8. Frl. J. Hornung=
Oeſterreich 59: 9. Frau Ellen Brockhöft=Deutſchland
Platzziffer 67: 10. Mrs. Blanchard=Amerika 77: 11. Frl. Joly=
Frankreich 86; Frau Margrit Bernhardt=
Deutſch=
land 91; 13. Frl. Randem=Norwegen 94: 14. Miß Shaw=
Eng=
land 95; 15. Frl. Elſe Flebbe=Deutſchland und Frl.
Simenſen=Norwegen 103: 17. Frl. Kubitſchek=Oeſterreich 110; 18.
Frl. Winter=Deutſchland Platziffer 117.
Jolh/Brunet Olympia=Sieger im Paarlaufen.
Das deutſche Meiſterpaar Kißhauer/Gaſte auf dem 6. Platz.
Mit dem Paarlaufen im Eiskunſtlauf=Wettbewerb wurde bei
einwandfreien Eisverhältniſſen das eisſportliche Programm der
2. Olympiſchen Winterſpiele abgeſchloſſen. Die Richter hatten
eine ſchwere Aufgabe, ſich zwiſchen dem jungen Weltmeiſterpaar
Joly/Brunet=Frankreich und dem Wiener Meiſterpaar Scholz/
Kaiſer zu entſcheiden. Die Franzoſen liefen harmoniſch und
ſchwungvoll. Beſonders prächtig war ihre ſchwierige Kür mit
vielen Stützen und Drehfiguren, die ſehr ſauber ausgeführt
wur=
den. Auch die Wiener liefen wie aus einem Guß und beſtachen
durch eine fabelhafte Eleganz. Nur dadurch, daß Kaiſer bei einer
Zirkelfigur eine Unſicherheit zeigte, fielen ſie hinter, die
Fran=
zoſen zurück.
Das Programm wurde eröffnet durch das deutſche
Meiſter=
paar Frl. Kißhauer/Gaſte. Beide Läufer haben im letzten Jahre
erhebliche Fortſchritte gemacht, ſie führten ein recht ſchwieriges
Programm mit Sicherheit und Eleganz vor und kamen ſchließlich
auf den 6. Platz. Den dritten Rang hinter Joly/Brunet und
Scholz/Kaiſer beſetzte ein zweites öſterreichiſches Paar, Brunner
Wrede, die bewieſen, wie ſchnell ſich gute Einzelläufer zu einem
guten Paar zuſammenfinden können. Die Ergebniſſe:
1. Joly/Brunet=Frankreich Platzziffer 9: 2. Scholz/Kaiſer=
Oeſterreich Platzziffer 12: 3. Brunner/Wrede=Oeſterreich; 4.
Loughran/Badger; 5. Ehepaar Jacobsſon=Finnland; 6.
Kiß=
hauer/Gaſte=Deutſchland; 7. Muckelt/Page=England; 8. van
Ler=
berqueſvan Zeebroeck.
Das Klaſſement der Nationen.
Norwegen weit an der Spitze.
Die Zuſammenſtellung des Endklaſſements der Nationen bei
den Olymbiſchen Winterſpielen läßt den gewaltigen Vorſprung
der Norweger erſt richtig ins Licht treten. Mehr als das
Dod=
pelte der Punktzahl haben die Norweger als die nächſt ihnen
folgenden Amerikaner. 95 gegen 45 Punkte — ein
Verhältnis=
das eigentlich ohne Kommentierung alles beſagt. Sechs erſte,
fünf zweite und vier dritte Medaillen bringen die Norweger
mit in ihre Heimat. Amerika, Schweden und Finnland erhielten
je zwei goldene Medaillen, Kanada und Frankreich je eine. Von
Ven Nationen, die ohne Sieg blieben, klaſſierte ſich Oeſterreich
mit drei zweiten Plätzen am beſten. Deutſchland, Schweiz,
England, Belgien und die Tſchechoſlowakei mußten ſich mit je
einer bronzenen Medaille begnügen. Die Placierung der 14
Nationen, die an den verſchiedenen Wettbewerben beteiligt
waren, ſieht folgendermaßen aus:
1. Norwegen 95 Punkte, 2. Amerika 45 Punkte, 3. Finnland
34 Punkte, 4. Schweden 34 Punkte, 5. Oeſterreich 24 Punkte,
6 Kanada 14 Punkte, 7. Belgien 8 Punkte, 8. Frankreich 7 Punkte,
g. England 7 Punkte, 10. Tſchechoſlowakei 6 Punkte, 11. Schweiz
6 Punkte, 12. Argentinien 5 Punkte, 13. Deutſchland
4 Punkte, 14. Italien 3 Punkte.
Seite 6
Montag, den 20. Februar 1928
Nummer 31
Der feierliche Schlußakt im Stadion.
Eine Kritik der Organiſation.
* St. Moritz, 19. Februar. (Eig. Drahtber.)
Die II. Olympiſchen Winterſpiele ſind beendet. Eine Woche
Winterſport liegt hinter uns, der Auftakt für Amſterdam iſt
ab=
geſchloſſen. Das Eishockeyſpiel Kanada gegen Schweiz war der
letzte ſportliche Wettbewerb, der St. Moritzer Winterſpiele.
Während des letzten Spieldrittels waren ſchon die Bannerträger
aller Nationen aufmarſchiert, und ſofort nach Beendigung des
Spiels defilierten unter Führung des Oiympiſchen Banners
die Fahnendeputationen der Länder vor der Tribüne, auf der
der ſchweizeriſche Bundespräſident Schultheß mit den
Mitglie=
dern des Internationalen Olympiſchen Komitees auf den
Ehren=
plätzen ſaßen.
Der Komitee=Vorſitzende Graf Baillet=Latour (Frankreich)
erfüllte die Formalitäten, mit denen die Olympiſchen
Winter=
ſpiele abgeſchloſſen wurden. Der Graf nannte die Namen der
einzelnen Sieger in den olympiſchen Wettbewerben. Dieſe
tra=
ten, ſoweit noch anweſend, vor. Es folgte der feierliche Akt der
Verteilung der goldenen Medaillen. Waren die Olympigſieger
abgereiſt — das betraf vornehmlich die Eisſchnelläufer —, ſo
wurde die Medaille von den Vertretern des Landes in Empfang
genommen.
In der Hauptſoche waren es Norweger, die aus der Hand
des Crafen Baillet=Latour das ehrenvolle Zeichen ihres
olym=
piſechen jeges empfingen. Es kamen Schweden, Amerikaner —
aber auch Deutſchland ſollte nicht fehlen. Wenn es auch nicht
zu einer goldenen Medaille reichte, ſo hatten doch die
anweſen=
den Deutſchen die Genugtuung, zu ſehen, wie der Münchener
Kilian, der im Bobrennen ſein Fahrzeug auf den dritten Platz
geſteuert hatte, aus der Hand des Grafen die bronzene Medaille
in Empfang nahm. Die Tatſache allein, daß wenigſtens ein
Preis für Deutſchland abfiel, kann uns freuen. Der
Winter=
ſport iſt bei uns nicht zu Hauſe, Klimaverhältniſſe laſſen eine
Führung Deutſchlands in dieſen Sportarten nicht zu. Dafür
haben ſich aber die Vertreter der deutſchen Farben ehrenvoll
geſchlagen und den Willen gezeigt, im ſportlichen Wettbewerb
der Nationen ihr Beſtes herzugeben.
Die Preisverteilung war erfolgt. Graf Baillet=Latour
über=
gab die Winterſpiele der Vergangenheit:
„Im Namen des Internationalen Olympiſchen Komitees
proklamiere ich, nachdem ich dem Präſidenten der ſchweizeriſchen
Eidgenoſſenſchaft, dem ſchweizeriſchen Volk, den Behörden von
St. Moritz und den Organiſatoren der II. Olympiſchen
Winter=
ſpiele meinen tiefſten Dank ausgeſprochen habe, den Schluß der
Wettkämpfe der II. Olympiſchen Winterſpiele!”
Unter Kanonendonner und Fanfarengeſchmetter wurde das
Olympiſche Banner am Maſt eingezogen. Die Maſſen verließen
nach und nach das Eisſtadion, bis die weite Fläche leer und
einſam lag.
Die II. Olympiſchen Winterſpiele 1928 waren beendet!
Die Kritik.
Eine große Veranſtaltung hat ihr Ende gefunden. Die
Pflicht gebietet aber, zu ſagen, daß ſie organiſatoriſch nicht
immer befriedigen konnte. Gewiß hat das Schweizeriſche
Olym=
piſche Komitee alles getan, um der Veranſtaltung den Rahmen
zu geben, der ihr auf Grund ihrer hervorragenden Bedeutung
zukam. Leider aber waren einige techniſche Kommiſſionen glatte
Verſager. Dazu kam, daß zum Teil die äußeren Umſtände die
ſportlichen Kämpfe beeinträchtigten, ſo daß man nur mit
ge=
miſchten Gefühlen auf die II. Olympiſchen Winterſpiele
zurück=
blicken kann. Schon von Anfang an wies die Durchführung der
Eishockeyſpiele Mängel auf. Die techniſche Kommiſſion, die
für reibungsloſe Abwicklung der Spiele hätte ſorgen müſſen,
war ihrer gewiß ſchweren, aber nicht unerfüllbaren Aufgabe
nicht immer gewachſen. Endloſe Pauſen lagen zwiſchen den
einzelnen Spielabſchnitten, und erſt in den letzten Tagen wurde
das etwas beſſer. Auch die Langweiligkeit in der Durchführung
der Schnelläufe ließ erkennen, daß die Kommiſſion die Zügel
nicht ſtraff genug in den Händen hielt. Beim Kunſtlauf zog
ſich die Errechnung der Ergebniſſe derart in die Länge, daß
z. B. das Paarlaufen erſt nach erfolgter Preisverteilung, alſo
nach Beendigung der Veranſtaltung, offiziell bekannt gegeben
wurde.
Dieſer letztgenannte Uebelſtand hängt wohl mit dem
Aus=
tragungs= und Errechnungsſyſtem der Kunſtlaufen überhaupt
zuſammen; man wird dieſes Syſtem nach den Erfahrungen von
St. Moritz aber nun wohl ändern müſſen, um nicht immer die
gleichen Schwierigkeiten zu haben
Am ſchlimmſten lagen die Verhältniſſe bei der Skilauf=
Kommiſſion, die die Bekanntgebe der Ergebniſſe mit einer
unbe=
ſchreiblichen Gleichgültigkeit vornahm. Sieben Stunden nach
Beendigung des 18=Kilometer=Langlaufs waren von dieſem
Wettbewerb erſt die Reſultate zu erfahren. Noch ſchlimmer ging
es beim kombinierten Lauf zu, wo die Ergebniſſe, als ſie endlich
ſrät genug vorlagen, nach mehrſtündiger Berechnung wieder
um=
geſtoßen werden mußten, weil die Ausrechnungen nicht ſtimmten.
Hier ſcheinen ſich die Mitglieder der Kommiſſion nicht der Pflicht
bewußt geworden zu ſein, die mit der Bedeutung ihres Amtes
zuſammenhängt. Statt dieſe notwendigen Pflichten zu erledigen,
zogen es einige Herren vor, als Zuſchauer anderen
Wettbewer=
ben beizuwohnen. Wieder andere ſchienen ihre ganze Würde
auskoſten zu wollen, ohne daran zu denken, daß die ſchnellſte
Er=
ledigung ihres Amtes oberſtes Geſetz ſein mußte.
Einen Rekord in dieſer Hinſicht leiſtete ſich aber erſt die
Kommiſſion für das Paarlaufen. Dieſe Kommiſſion ſtellte die
Reſultate des am Sonntag beendeten Wettbewerbs gar nicht
mehr am gleichen Tage fertig, ſondern verſchob dieſe Arbeit auf
den Schluß der Veranſtaltung. Es wäre gut, wenn man aus
dieſen Mißſtänden eine Lehre ziehen würde. Sonſt könnte einem
vor den Amſterdamer Spielen Angſt werden!
Kraftſport.
Arb.=Athl.=Sportverein Darmſtadt 1891.
Die Mannſchaft obigen Vereins weilte am Sonntag, den 19.
d. M., in Bieber, um gegen den dortigen Verein den fälligen
Serienkampf um die Bezirksmeiſterſchaft auszutragen. Bieber
ſtellte eine flinke, techniſch gut durchgebildete Mannſchaft, welche
die Scharte vom Vorkampf in Darmſtadt ausmerzen wollte. Es
war aber vergebens. Die einzelnen Kämpfe, welche ſchönen
Sport zeigten, hatten folgenden Verlauf:
Fliegengewicht: Sieger Darmſtadt. — Bantamgewicht:
Sie=
ger Bieber. —Federgewicht: Sieger Darmſtadt. — Leichtgewicht:
Unentſchieden. — Leichtmittelgewicht: Sieger Darmſtadt. —
Schwermittelgewicht: Unentſchieden. — Schwergewicht: Sieger
Darmſtadt.
Somit blieb Darmſtadt mit 10 zu 4 Punkten verdienter
Sie=
ger. — Am Sonntag, den 26. d. M., finden die letzten Kämpfe
um die Bezirksmeiſterſchaft im 6. Bezirk ſtatt und fällt an dieſem
Tage die Entſcheidung, wer Meiſter wird. Die Lage iſt noch
ziemlich ungeklärt, ſtehen doch bis heute 3 bis 4 Vereine mit
glei=
chen Punkten an der Spitze. Da Darmſtadt am 12. Februar durch
ſeinen Sieg über Offenbach und geſtern durch ſeinen Sieg über
Bieber gut abſchnitt, hat es auch noch ein Wort mitzureden.
Darmſtadt ringt am 26. Februar mit Neu=Iſenburg. Es wird
einer der ſchwerſten Kämpfe, die es bis jetzt auszutragen hatte.
Siegt Darmſtadt an dieſem Tage, ſo hat es noch alle Hoffnung,
die Bezirksmeiſterſchaft zu erringen.
Um die Süddeutſche Handball=
Meiſterſchaft (OGB.).
Ueberraſchungen in beiden Gruppen.
Die beiden Gruppenſpiele in der ſüddeutſchen DSB.=
Hand=
ballmeiſterſchaft brachten am Sonntag Ueberraſchungen. In der
Gruppe Oſt ließ ſich der Favorit, die Sp.Vg. Fürth auf eigenem
Gelände mit 0:1 ſchlagen und in der Gruppe Weſt büßte der
ſüd=
deutſche Meiſter, SV. 98 Darmſtadt, beim 2:2=Spiel in
Kaiſers=
lautern gegen V. f. R. einen Punkt ein.
Die Tabelle der Weſtgruppe weiſt jetzt folgenden
Stand auf:
2 Spiele 12:2 Tore 3:1 Punkte.
SV. 98 Darmſtadt
V.f. R. Kaiſerslautern
3:2 „
3:1
Pol. S. V. Mannheim
0:11 „ 2:2
P.f. R. Kaiſerslautern — Sportverein 1898
2:2 (1.0)
Daß die Vorausſagen der Vorberichte derart Lügen geſtraft
wurden, hätte wohl, niemand, ſelbſt der ſchlimmſte Peſſimiſt
nicht, erwartet. Böſen Zungen ſei geſagt, daß auch die
Faſt=
nacht keine Schuld an dem enttäuſchenden Ausgang trug. Die
wenigen unentwegten Darmſtädter Schlachtenbummler bekamen
ein Spiel zu ſehen, das an das letzte Babenhauſer Spiel ſtark
erinnerte und das die wohl 1200 Zuſchauer zu Stürmen der
Be=
geiſterung hinriß, beſonders als es Kaiſerslautern gelang, dem
erſten Tor der erſten Halbzeit in der zweiten ein weiteres Tor
anzufügen. Das hervorſtechendſte Merkmal des ganzen Spieles
war die ungeheure Aufopferung, mit der die geſamte
Kaiſers=
lauterner Mannſchaft ins Zeug ging. Dieſem äußerſt forſchen
Spiel ſetzte der ſüddeutſche Meiſter ein jederzeit whiges,
zeit=
weiſe mehr, auch zeitweiſe weniger durchdachtes Spiel entgegen,
ohne in eine Unterſchätzung des Gegners zu verfallen. Daß die
Gegners machte alle noch ſo wohlgemeinten Verſuche zunichte.
Nachdem die erſte Halbzeit ein gleichmäßig verteiltes Spiel
ge=
zeigt hatte, wurde der Druck auf das Kaiſerslauterner Tor in
der zweiten Hälfte erheblich ſtärker, ohne fürs erſte zu Erfolgen
zu führen. Der Gegner verſtand es ſehr gut, in brenzlichen lung nicht nehmen laſſen wollen.
Augenblicken die geſamte Mannſchaft bis auf zwei Mann
zurück=
zuziehen. Darmſtadts Sturm verſuchte mit aller Macht, die
verteidigende Mauer zu durchbrechen, immer und immer wieder
rannte er an, aber vergeblich. Endlich, acht Minuten vor Schluß,
gelang es Jans, einen ſeiner Doppelhänder erfolgreich
anzu=
bringen. Die letzte Minute brachte durch Hennemann den
Aus=
gleich und damit einen wertvollen Punkt. Daß die
Zuſchauer=
maſſen in helle Aufregung gerieten, als ſie den ſchon ſo ſicheren,
wenn auch unverdienten Sieg entſchwinden ſahen, iſt nur zu
begreiflich.
Der ſehr gute Schiedsrichter, vom Bruch, M.T. G.=Mann= der Neucrfnahme einiger Klubs ſtanden Beratungen über
orga=
heim, ließ ſich dadurch in ſeinen einwandfreien, ſtets klaren
Ent=
ſcheidungen nicht beirren. — Das geſtrige Spiel bewies wieder
einmal den großen Fortſchritt, den das Handballſpiel
allenthal=
zutage nicht mehr unverdient in den Schoß fallen; ſie wollen
heiß und redlich erkämpft ſein. Es bewies ferner, daß auch eine
Mannſchaft wie der ſüddeutſche Meiſter einmal ihren Pechtag
haben kann; ein Troſt nur, daß dies zweifellos nur eine bor= durch die Generalverſammlung des Av.D. nunmehr erfolgen
übergehende Erſcheinung iſt.
Sp. Pg. Fürth—Deutſcher SP. München 0:1.
Radfahren.
Hauptverſammlung des B.D.R.
Die Jahresverſammlung des B. D. R. in Erfurt war von
68 Gauen beſchickt. Dieſe vertraten nicht weniger als 50 000
Stimmen. Nach dem Begrüßungswort des Vorſitzenden
Schweinitz (Dresden) gedachte man der im letzten Geſchäftsjahr
durch den Tod den Reihen des B. D. R. entriſſenen Mitglieder,
zu denen der frühere Präſident des Bundes, Dr. Paul Martin,
ſowie Direktor Stempel und Karl von Opel, ferner die Aktiven
Franz Krupkat, Mühlhoff und Feja zählen. Hornung (Erfurt)
hieß die Bundeskameraden im Namen des Landesverbandes
Thüringen in Erfurt willkommen. Anſchließend erſtattete der
Vorſitzende Schweinitz einen ausführlichen Bericht über das
ab=
gelaufene Geſchäftsjahr, das im allgemeinen für den Bund
er=
folgreich geweſen iſt. Die große Schuldenlaſt, mit der der Bund
das letzte Geſchäftsjahr antreten mußte, konnte trotz
wirtſchaft=
licher Nöte zu einem erheblichen Teil abgedeckt werden. Von
beſonderer Bedeutung war das Einziehen von zwei
Vorſtands=
poſten, und zwar des für das Kraftfahr= und des Vertreters für
das Gaſthaus= und Unterkunftsweſen. Als Vertreter des Gaues
Köln kritiſierte Brouwers (Krefeld), den vom Schatzmeiſter
Mooshagen erſtatteten Bericht. Trotzdem wurde aber dem
Ge=
ſamtvorſtand einſtimmig Entlaſtung erteilt. Gregor Niſſen (
Al=
tona), der das Amt als Wanderfahrwart ſchon 25 Jahre bekleidet,
erhielt aus dieſem Anlaß eine Glückwunſchadreſſe überreicht.
Sportausſchuß=Vorſitzender Franz Eggers (Berlin) referierte
dann ganz ausführlich über die Lage im Amateurſport. Die
Abſicht des Bundes, den Amateurſport vom induſtriellen
Ein=
ſchlag zu befreien und ihn wieder zu dem zu machen, was er
voi dem Kriege war, fand großen Beifall. Eggers betonte
be=
ſonders, daß der Bund ſich in dieſer Rolle auch als Schützer des
Reichs=Mechanikerverbandes große Verdienſte erworben habe.
„Der Vorſtand wurde dann in ſeiner Geſamtheit wiedergewählt.
Deutlicher konnte wohl nicht unterſtrichen werden, daß die
Maß=
nahmen, die ſeitens der führenden Männer in letzter Zeit
ge=
troffen worden ſind und vor allen Dingen dahin zielen, den
Erfolge ausblieben, war ſehr bedauernswert. Der Rieſeneifer des Sport von allen Unſauberkeiten zu befreien, die richtigen waren.
Ferner wurde beſchloſſen, den bisherigen Bundesbeitrag beſtehen
zu laſſen. Ein Vorſchlag Eggers, die Landesverbände zu
be=
ſchicken, ſtieß auf den Widerſtand der Gaue, die ſich das Recht
der Vertretung ihrer Intereſſen auf der Bundeshauptverſamm=
Motorſport.
Kartell=Ausſchuß=Sitzung im APO.
Neuorganiſation des Kartells.
Von 44 Klubs hatten 43 mit über 100 Delegierten am
Frei=
tagabend die wichtige Ausſchußſitzung der unter der Führung des
A.v.D. im Kartell zuſammengeſchloſſenen Klubs, die in Berlin
unter Leitung von Graf Arnim=Mus au ſtattfand, beſucht. Wegen
niſatoriſche Maßnahmen, die den feſteren
Zuſammen=
ſchluß der Kartelltlubs mit dem A.v.D. bezwecken, auf der
Ta=
gesordnung. Ueber alle weſentlichen Punkte dieſer
Neuorgani=
ben macht, und die erfreuliche Tatſache, daß Meiſterehren heut= ſation wurde Einſtimmigkeit erzielt. Sie wird nach der für die
zweite Hälfte des Monats März in Ausſicht genommene
Auf=
löſung des Kartells und nach Genehmigung der für die
Neuorganiſation notwendigen Satzungsänderungen des A.v.D.
können. Die Verſammlung beſtätigte die ſeitherigen
Kartellver=
treter in der Oberſten Nationalen Sportkommiſſion, dem Oberſten
Nationalen Schiedsgericht und den verſchiedenen Kommiſſionen.
Der äußerſt lebhaft geführte Kampf ſah die Sp.Vg. Fürth als
die techniſch beſſere Elf, München dagegen als die ſchnellere und
glücklichere Mannſchaft. Der entſcheidende Treffer fiel bereits in
der 10. Minute des Spiels durch den Münchener Halbrechten.
Fürth hatte im weiteren Verlauf des Spiels mit zahlreichen
Schüſſen großes Pech. Unangenehm fiel bei der Gäſtemannſchaft
cuf, daß ſie zuviel hielt, beſonders die Verteidigung zeichnete
ſich in dieſer Beziehung aus.
Die Tabelle der Oſtgruppe:
2 Spiele 3:2 Tore 2:2 Punkte.
Sp. Vg. Fürth
3:3
DSV. München
2:2
Stuttgarter Kickers
4:6
2:2
Nach Beendigung der erſten Serie ſtehen hier alſo alle drei
Schlußſpielteilnehmer mit je einem Sieg und einer Niederlage
punktgleich.
Leichtathletik.
Hallenſportfeft in Hamburg.
Ueberragende Leiſtungen. — Schröder (T.V. Eimsbüttel) ſpringt
1,90 Meter hoch.
Der Eimsbütteler T.V. brachte ſein alljährliches Hallenſportfeſt
unter Beteiligung einiger Leichtathleten aus Hamburg und Bremen
zum Austrag. Den Sprinterdreikampf gewann der Bromer Olympia=
Kandidat Wöllner vor Roſenberger=Hamburg und Moldenhauer=
Ham=
burg. Im Sprinterdreikampf der Damen ſiegte Frl. Luxem=Gumsbüittel
vor Frl. Lorenzen. Den Hochſprung brachte Schröder=Eimsbüttel mit
der beahtenswerten Leiſtung von 1,90 Meter gegen Schuhmacher=
Vik=
toria mit 1,87 Meter an ſich. Im Weitſprung dominierte Hertrich=
Polizei bei eimer Leiſtung von 6,76 Metern vor Knoop=Eimsbüttel mit
6,68 Metern. Das Kngelſtoßen holte, ſich Siewert=Eimsbüttel mit
13,54 Metern.
Schwimmen.
Abermaliger Rekordverſuch Küppers in Ruhrort.
Der deutſche Meiſter und Rekordmann im 100=Meter=
Rückenſchwim=
men, Ernſt Küppers (Vierſen), der ſchon verſchiedentlich ergebnisloſe
Rekocdverſuche auf ſeiner Spezialſtreche unternohm, wird am 1. März
anläßlich eines Schwimmwerbeabends des S.V. Duisburg=Nuhrort
ver=
ſuhen, den 100=Meter=Nekord, der auf 1:19 Mimuten ſteht, zu
ver=
beſſern. Küppers konnte bekanntlich in den letzten Monaten nicht
weni=
ger als fünfmal die eigene Aekordzeit von 1:12 Minuten erreichen, und
da in der Ruhrorter Halle die Wendemöglihkeit inzwiſſchen verbeſſert
worden iſt, dürſte dem ſympathiſchen Vierſener endlich der große Wurf
glücken. — Es iſt nicht ausgeſchloſſen, daß Fol. Reni Erkens (
Ober=
hauſen) am gleichen Tage den 100=Meter=Freiſtilrekord angreifen wird.
Berliner Schachturnier. In der zehnten Runde gab es ei
ſenſationellen Sieg des jungen Steiner über den bis dahin
Turnier ungeſchlagen an der Spitze ſtehenden Nimzowitſch. S
ner hat allerdings bekanntlich auch Bogoljubow und Tartako
bezwungen. Helling gewann gegen Leonhard, Stoltz get
B. Koch, Brinkmann durch Zeitüberſchreitung von Reti.
übrigen Partien ſchweben noch. Sämiſch hat gegen Bogoljuk
nur Remis=Ausſichten, Johner wird gegen Ahues gewinnen
Schlage hat ein glückliches Endſpiel gegen Tarttakower. In F
rung liegen nunmehr Nimzowitſch, Bogoljubow und Johr
mit je ſechs Punkten und einer Hängepartie.
Houben erkrankt. Der deutſche Altmeiſter im Kurzſtreck
lauf. Hubert Houben=Krefeld, hat ſich einen Karfunkel am Knie
gezogen, der ihn nach telephoniſcher Erkundigung zwingt, zur.
das Bett zu hüten. Aerztlicherſeits wird die Dauer der Erkre
kung auf etwa 14 Tage geſchätzt. Erſt nach dieſer Zeit kann Ho
ben mit dem Training beginnen, ſo daß ſeine Hallenſtar
in München, Hannober und Berlin, in Frage geſtel
ſind.
Boxen.
Südweſideutſche Amateurboxmeiſterſchaften.
Die Vorrunde in Frankfurt a. M.
Die dem Frankfurter Turnverein 1860 übertragene Vorrunde der
Amateurboxmeiſterſchaften wurde niht zur propagandiſtiſchen Großtat.
Einmal war der Termin, Samstag vor Faſchings=Dienstag, der
denk=
bar ungünſtigſte, zum anderen blieben die Leiſtungen im Ring weit
hin=
ter den Erwartungen zurück. Der Beſuch war äußerſt mäßig, kaum
250 Zuſchauer waren Zeuge dieſer wenig intereſſanten Kämpfe. Nur
bei zwei Begegnungen konnte man wirllich gute Leiſtungen beobachten.
Zu allem Unglück fiel noch einer der ſechs Meiſterſchaftskämpfe aus, da
ſich der Schwergewichtler Käfer=Kehl im Training eine
Schulterver=
letzung zugezogen hatte. Zur Vervollſtändigung des mageren
Meiſter=
ſchaftsprogramms hatte man noch zwei Einlagekämpfe hinzugefügt.
Die Ergebniſſe:
Einlagekämpfe.
Fliegengewicht: Maul=Offenbach kämpft mit Roſt (T.V. 60
Frank=
furt) unentſchieden.
Leichtgewicht: Röder (T.V. 60 Frankfurt) ſchlägt Kemmer (
Bocken=
heimer Tgde.) nach Punkten.
Meiſterſchaftskämpfe.
Fliegengewicht: Willand (Frankfurter T.V. 60) gewinnt gegen
Achtenbach (08 Ludwigshafen) durch Abbruch des Kampfes durch den
Ningrichter infolge haushoher Ueberlegenheit des Frankfurters in der
zweiten Runde.
Federgewicht: Erler (Bockenheimer Tode.) zwingt Herzog (03
Lud=
wigshafen) nach der zweiten Runde zur Aufgabe.
Weltergewicht: EckertMainz ſiegt gegen Schuler (V.f.R. Mannheim)
knapp nach Punkten.
Schwergewicht: Hareus (03 Ludwigshafen) ſchlägt Trumpfheller=
Darmſtadt nach Punkten
Halbſchwergewicht: Gröner (B.V. Landſtuhl) gewinnt nach mäßigem
Kampf gegen Bauer=Stuttgart.
Gang durch die Berufs=Boxmeiſterſchaften.
Der letzten Deutſchen Meiſterſchaft im Mittelgewicht, die Hein
Domgörgen mit Erfolg gegen Hermann Herſe verteidigte, werden
bald neue Titelkämpfe folgen. Schon am 1. März kommt in
Dresden die Meiſterſchaft im Fliegengewicht zwiſchen
Harry Stein und ſeinem alten Widerſacher Erich Kohler zum
Austrag. Im Bantamgewicht hat Meiſter Felix
Friede=
mann vorläufig noch Zeit, denn die anerkannten Bewerber auf
ſeinen Titel, im einzelnen Graß=Köln, Auſt=Berlin, Stein=Berlin
und Minow=Düſſeldorf, ſtehen noch mitten in den
Ausſcheidun=
gen. Federgewichtsmeiſter Paul Noack=Berlin
vertei=
digte kürzlich mit Erfolg ſeinen Titel gegen den Duisburger
Goh=
res. Neue Ausſcheidungen ſind angeordnet. In der
Leicht=
gewichtsklaſſe nimmt Paul Czirſon=Berlin den Ehrenplatz
ein. Während er Jagd auf den Europameiſterſchaftskampf mit
dem Spanier L. Rayo macht, nehmen die neuen Ausſcheidungen
ihren Fortgang, an denen Kruſe=Hamburg, Schuhmacher=Berlin,
Reppel=Herne, Heiniſch=Mühlhauſen, Stamms=Deſſau und
Nefz=
ger=München beteiligt ſind. Karl Sahm=Hamburg und ſein
Her=
ausforderer Hans Seifried=Bochum ſollen den Meiſterſchaftskampf
im Weltergewicht bis zum 30. April austragen. Zu den
neuen Ausſcheidungen ſind zugelaſſen worden: Matheus=
Ham=
burg, Mohr=Düſſeldorf, Vorkauf=Bremen, Richter=Dresden, Peter=
Berlin, Schulz=Königsberg, Schuhmann=Würzburg. Glaſer=
Ber=
lin, Harlos=Köln, Funke=Berlin und Kündig=Hamburg. Hein
Domgörgen und Max Schmeling, die Meiſter im Mittel= bzw.
Halbſchwergewicht, ſtehen vorläufig noch ohne Gegner da. Zu
den Ausſcheidungen im Halbſchwergewicht haben ſich
ge=
meldet: Neuſel=Kamburg, Brandl=Berlin, Diekmann=Berlin,
Hülſebus=Bremen. Scherle=Mannheim und Müller=Köln. Die
Schwergewichtsklaſſe endlich bringt im April eine neue
Endausſcheidung Haymann— Rudi Wagener, der Sieger erwirbt
ſich die Berechtigung zum Titelkampf mit Franz Diener.
Nummer 51
Geite 7
Die Süddeutſchen Endſpiele.
Fürth geſchlagen.
Die ſieben ſüddeutſchen Endſpiele des Sonntags haben
natürlich wieder einige Ueberraſchungen gebracht; man muß ſich
allerdings fragen, ob man nach den bisherigen Ergebniſſen der
Endkämpfe das eine oder andere Reſultat überhaupt noch als
Ueberraſchung bezeichnen kann. Die Niederlage der Fürther
gegen die Frankfurter Eintracht z. B. konnte nicht ganz
uner=
wartet kommen, obwohl ſie immer noch eine Senſation iſt. Fürth
ſt ohne Zweifel in der letzten Zeit zurückgegangen, während die
Spielſtärke der Frankfurter Elf einen gewaltigen Aufſchwung
nahm.
In der Runde der Meiſter
ſtanden diesmal zwei ſehr wichtige Kämpfe auf der
Tagesord=
nung. Die dier Dabellenerſten trafen aufeinander. Bayern=
München hatte in Karlsruhe ſeinen erſten Platz im Kampf gegen
den Karlsruher F.=V. zu verteidigen, was ihm auch mit einem
3:1=(2:0)=Sieg gelang. Die Bayern hatten allerdings mit dem
KFV. ſehr ſchwer zu ſchaffen und kamen nur mit einer Portion
Glück zu dieſem Erfolg. — In Fürth ſchlug die Frankfurter
Eintracht die Kleeblätter 2:1 (1:0). Dieſer Sieg war vollkommen
verdient, denn die Frankfurter ſtellen nicht nur die ſchnellere
und durchſchlagskräftigere, ſondern auch die im Zuſammenſpiel
beſſere und im Feldſpiel überlegenere Mannſchaft. Bayern=
München und Eintracht=Frankfurt haben nun die beiden erſten
Plätze ziemlich ſicher beſetzt, zwiſchen dieſen beiden Mannſchaften
wird auch wohl der intereſſante Endkampf um di. Meiſtertitel
entbrennen. Die Dabelle:
Bayern München
Eintracht Frankfurt
Sp.=Vg. Fürth
Wormatia Worms
Karlsruher F.=V.
Stuttgarter Kickers
S.=V. Waldhof
F.=V. Saarbrücken
Die Troſtrunden.
Inder Gruppe Südweſt
hat Wacker München in Stuttgart durch einen 4:2=Sieg über
den V. f. B. Stuttgart wertvolle Punkte erringen und ſich an
die Spitze der Tabelle ſetzen können. Wacker München muß in
dieſer Gruppe jetzt unbedingt als Favorit gelten. Den
Erwar=
tungen entſprechend, kam der 5:1=Sieg von Union Böckingen
über die geſchwächte Mannſchaft von Phönix Karlsruhe,
eini=
germaßen überraſchend war dagegen die 1:2=Niederlage von
V. f. R. Fürth gegen München 1860. Die Tabelle:
München 1860 11:9 8:4 11:18 6:8 Union Böckingen 13:9 5:5 V. f. B. Stuttgart 18:15 5:7 V. f. R. Fürth 10:12 4:8 Phönix Karlsruhe 8:26 3:11
In der Gruppe Nordweſt
trug der Tabellenführer FSV. Frankfurt über die Boruſſia
Neunlirchen mit 4:1 (0:1) Toren den erwarteten glatten Sieg
davon. Einigermaßen überraſchend kam die Nachricht vom 3:1=
Sieg von Saar 05 Saarbrücken über V. f. L. Neu=Iſenburg.
Die Tabelle:
22:11 Punkte
12:2 Ludwigshafen 03 9:6 6:2 Rot=Weiß Frankfurt 9:9 6:6 V. f. L. Neckarau 18:17 6:6 FSV. 05 Mainz 15:11 5:3 V. f. L. Neu=Iſenburg 10:12 5:7 Saar 05 Saarbrücken 6:12 3:5 Boruſſia Neunkirchen 12:23 1:13
Sp. Pg. Fürth unter liegt gegen Eintracht
Frankfurt 1:2.
Die beſſere Frankfurter Elf erringt einen verdienten Sieg.
Fürth, 19. Februar. (Eigener Drahtber.)
Die Fürther Kleeblättler, eine der traditionsreichſten
deut=
ſchen Mannſchaften, zu Beginn der diesjährigen ſüddeutſchen
Meiſterſchaftsendſpiele noch allgemein als Favorit getippt, haben
einen ſchweren Schlag erhalten. Sie erlitten, auf eigenem
Ge=
lände ſpielend, eine Niederlage, die erſte Niederlage der Saiſon.
Der Schlag traf ſie nicht unverdient, das Ergebnis entſprach
durchaus den Mannſchaftsleiſtungen und dem Spielverlauf, die
Frankfurter Eintracht war beſſer, hatte mehr vom Spiel und
gewann verdient. Ihr eminent ſchneller und ſchußgewaltiger
Sturm brachte die Fürther Hintermannſchaft derart aus dem
Konzept, daß die Kraus 1—Hagen—Neger ſo unſicher ſpielte,
wie man ſie kaum je geſehen hat. Dagegen war der Fürther
Angriff den Leiſtungen der Frankfurter Hintermannſchaft nicht
gewachſen Nur im Anſchluß an einen Strafſtoß gelang ihm
durch Frank in der zweiten Halbzeit das Ehrentor, nachdem die
Eintracht ſchon bei der Pauſe 1:0 geführt und bald nach dem
Wechſel ein zweites Tor erzielt hatte.
Die Mannſchaften.
Die Fürther hatten Seiderer kaltgeſtellt, weil die Leiſtungen
dieſes alten Internationalen in den letzten Spielen ſehr ſchwach
waren. Im einzelnen ſtellten die Kleeblättler die folgende
Mannſchaft: Neger; Kraus 1=Hagen; Kraus 2, Knöpfle,
Klein=
lein; Seilinger, Franz, Leinberger, Frank, Kießling. Knöpfle
bewährte ſich als Mittelläufer nicht beſonders, und auch
Lein=
berger konnte keine imponierende Mittelſtürmerleiſtung bieten.
Die ſonſt ſo zuverläſſige Fürther Hintermannſchaft leiſtete ſich,
durch die Schußgewalt und das andauernde Torbombardement
der Frankfurter nervös gemacht, Schnitzer, die man ſonſt nicht
ſah. Die Außenläufer arbeiteten fleißig und erfolgreich, im
Sturm konnte eigentlich nur Kießling gefallen. Weder an
Zu=
ſammenſpiel, noch an Schußkraft waren die Fürther Stürmer
den Frankfurtern gewachſen Frankfurts gut zuſammengeſtellte
Elf wies keinen eigentlichen ſchwachen Punkt auf. Sicher
ar=
beitete die Hintermannſchaft, fleißig, ſchnell und klug die
Läufer=
reihe, in der Goldammer wieder ganz vorzüglich war. Beſonders
fiel ſeine glänzende Flügelbedienung, durch die das Spiel der
geſamten Elf außerordentlich gefährlich wurde, auf. Der ſchnelle,
einen ſchönen flachen Paß ſpielende Sturm hatte in den
Flügel=
leuten und dem Mittelſtürmer ſeine beſten Kräfte.
Der Sieg der Eintracht war, um es noch einmal zu ſagen,
vollkommen verdient, und zwar nicht nur der größeren
Schnel=
ligkeit und des ſtärkeren Eifers wegen, ſondern einfach deshalb,
weil die Frankfurter in jeder Hinſicht, auch ſpielkulturell, beſſer
waren.
Zum Spielverlauf.
Die Leute vom Main zeigten ſchon in den erſten Minuten,
daß mit ihnen nicht zu ſpaßen iſt. Sie jagten Angriff auf
An=
griff vor, ſchoſſen aus allen Lagen und Entfernungen, ſo daß
die Fürther Hiniermannſchaft ſchon bald in Schweiß geriet.
Trotzdem hatten die Fürther zunächſt einige beſſere Torchancen,
die aber von dem unentſchloſſenen, ſchußſchwachen Angriff ver=
Montag, den 20. Februar 1928
ſiebt wurden. Eine beſonders gute Torgelegenheit hatte Fürth
in der 20. Minute, aber Frank ſchoß aus nächſter Nähe daneben.
Frankfurt, drängte dann wieder ſtärker und blieb bis zur
Pauſe überlegen. In der 31. Minute wollte Hagen einen hohen
Ball mit dem Kopf abwehren, aber der Ball fiel vor die Füße
Kiſſingers, der kurz entſchloſſen das Leder, an Neger vorbei,
zwiſchen die Pfoſten ſetzte. Kurz vor Schluß der Halbzeit
machte dann Fürth gewaltige Anſtrengungen, den Ausgleich zu
erzielen, aber Frankfurts Hintermannſchaft war nicht zu
ſchla=
gen. Zu Beginn der 2. Halbzeit drängte Frankfurt ſtark, und
ſchon bald war der zweite Erfolg da. Schaller brach von der
Mitte aus durch, ſchoß aufs Tor, Neger wehrte zu kurz ab,
Kellerhoff erwiſchte das Leder und ſchoß ein. Fürth ließ einige
heftige Gegenangriffe folgen und kam dann auch in der 12.
Mi=
nute, im Anſchluß an einen Strafſtoß, durch einen Kopfball
Franks zum Ehrentor. Der Kampf wurde jetzt ſehr hart,
Straf=
ſtoß folgte auf Strafſtoß. Bei der Ausführung eines ſolchen
ſchoß Kiſſinger auf das leere Fürther Tor, aber der Ball ſprang
gegen die Latten und Hagen beförderte ihn elegant weg. Die
letzte Viertelſtunde gehörte wieder ganz den Frankfurtern, und
Fürth konnte von Glück ſagen, daß nicht noch ein drittes Tor fiel.
Fritz=Oggersheim leitete den von 4000 Zuſchauern beſuchten
Kampf nicht immer befriedigend, er hatte aber auch oft einen
ſchweren Stand.
Der 1. FC. Nürnberg in Plauen geſchlagen.
Das Gaſtſpiel des Deutſchen Meiſters war für Plauen ein
Ereignis, trotz der ungünſtigen Stunde konnte der Ballſpielklub
einen Maſſenbeſuch verzeichnen. Das Spiel wurde aber zu einer
Enttäuſchung. Einmal traten die Nürnberger nicht mit ihrer
vollſtändigen erſten Garnitur an (es fehlten Kalb, Wieder und
Schmidt), ſodann aber blieben auch die Leiſtngen hinter den
Er=
wartungen zurück. Der Nürnberger Sturm erſchöpfte ſich in
Feldſpielleiſtungen und konnte nicht ein einziges Tor treten,
da=
gegen gelang es den Stürmern des BC. in der erſten Halbzeit
zweimal, Angriffe mit Erfolg abzuſchließen. Die zweite Halbzeit
endete torlos. Dieſe 2:0=Niederlage gegen eine Mannſchaft, die
in Mitteldeutſchland wirklich nicht zu den Führenden zählt, ſtellt
der augenblicklichen Spielſtärke des 1. F.C.N., aber auch der
Ge=
ſinnung, in der man derartige Gaſtſpielreiſen unternimmt, kein
rllzu gutes Zeugnis aus.
Der 1. FC. Nürnberg in Leipzig ſiegreich.
Nachdem ſich der 1. FC. Nürnberg am Samstag vom
Plaue=
ner BC. mit einer 2:0=Niederlage hatte überraſchen laſſen, trat
er am Sonntag gegen den mitteldeutſchen Meiſter V. f. B.
Leip=
zig an, dem er im Auguſt des vergangenen Jahres in Leipzig hoch
1:5 unterlegen war. Die Nürnberger nahmen aber ihre Aufgabe
diesmal ernſter als beim damaligen Spiel und beim Treffen in
Plauen. Sie ſiegten in einem vor 6000 Zuſchauern
ausgetrage=
nen intereſſanten Treffen mit 5:2 Treffern, nachdem ſie bereits
bei der Pauſe mit 3:2 Toren geführt hatten.
F. C. Union — 1. F. C. Langen 2:1 (2:1).
Die Revanche iſt geglückt; mit demſelben Reſultat des
Vor=
ſpiels wurde Langen geſchlagen — einwandfrei — von der noch
dazu zwei Drittel der Spielzeit mit nur zehn Mann ſpielenden
Union, die hiermit einen Achtungserfolg erzielte und den
ge=
wünſchten Beweis abermals lieferte, daß ſie ebenſo würdig den
Kreis vertreten könnte wie Langen, würde ſie nur mit
beſtän=
digen und aufopfernden Leiſtungen von heute aufwarten.
Bis zur Pauſe war bereits mit obigem Reſultat das Spiel
entſchieden. Wohl lag gegen Ende der Ausgleich in der Luft,
jedoch die geſamte Hintermannſchaft war auf dem Poſten.
Ins=
beſondere die aufopfernde Läuferreihe war in der Abwehr und
im Zerſtörungsſpiel der Langener techniſch und taktiſch überlegen
und hat auch den größten Anteil an dem Erfolg für ſich zu
buchen. Aber auch alle anderen verdienen ein Geſamtlob, denn
geſtern war ein jeder mit bei der Sache. Hier wäre beſonders
die Ruhe der drei Schlußleute zu erwähnen, mit der mancher
greifbare Erfolg Langens beſonders vereitelt wurde. Im Sturm
klappte es zwar nicht ſo wie bei Langen, aber in Anbetracht der
abermals notwendig gewordenen Um= und Einſtellung zweier
neuer Spieler konnte man nur zufrieden ſein.
Bei Langen fällt eigentlich nur der Sturm durch ſein
ver=
ſtändnisvolles Zuſammenſpiel auf; vielleicht noch der
Mittel=
läufer und der linke Verteidiger konnten gefallen. Mit dem, was
geſtern von dem Meiſter gezeigt wurde, kann Langen in den
ſchweren Aufſtiegſpielen nicht viel erhoffen. — Der Schiedsrichter,
Peres, G7 Mannheim, war dem Spiel nicht gewachſen. Er trägt
die Hauptſchuld an der zeitweiſen Ausartung des Kampfes.
Für Langen ſchoß der Halblinke und für Darmſtadt der
Mittelſtürmer Mühlbach die Tore.
Germania Pfungſtadt — T.= u. Sp.=V. Mörfelden 5:1 (1:1).
Unter der Leitung von Klein=Waldhof bringt die erſte
Spiel=
hälfte einen intereſſanten, ſtets offenen Kampf. Pfungſtadt läßt
ſich die hohe Spielweiſe von Mörfelden aufdrängen und kann bis
Halbzeit das Spiel nur unentſchieden geſtalten. Nach dem
Wechſel greift Pfungſtadt fortgeſetzt ſtürmiſch an und zeigt
tech=
niſch und taktiſch eine merkliche Ueberlegenheit. In regelmäßigen
Abſtänden fallen bis zum Schluß noch vier weitere Tore für den
Platzverein, während Mörfelden leer ausgeht. Mörfelden gefiel
durch Schnelligkeit, Wucht und Eifer. Der beſte Mann war der
linke Verteidiger, der eine höhere Niederlage verhinderte. Der
Pfungſtäoter Sturm war durch das Mitwirken von Reinhard
weſentlich verſtärkt und zeigte, wie auch die übrigen
Mannſchafts=
teile, ſchöne Leiſtungen. Der Unparteiiſche amtierte gut.
V. f. N. — Sport. 98 Reſ. 1:2 (1:1).
Faſtnacht=Maskenball! In dieſem Zeichen ſtand das Treffen
obengenannter Mannſchaften. Warum auch nicht, denn ein
ein=
ziges Mal im Jahr dürfen auch Sportler mitmachen. Selbſt im
Zuſchauerraum herrſchie noch fideler Faſchingsrummel. Nun
zum Spiel: Sportv, tritt in verſtärkter Auſſtellung an, wührend
V. f. R. für ſeinen Rechtsaußenſtürmer Erſatz einſtellen mußte.
Schon mit dem Beginn merkt man, daß die 98er das Spiel viel
ernſter nehmen als die Raſenfpieler. Die Folge war, daß
Sport=
verein leicht überlegen war, und nur die ſolide Arbeit der
Hinter=
mtnnſchaft des V. f. R. verhinderte vorerſt jeden Erfolg.
All=
mählich werden nach und nach die übrigen Spieler wach, was
ſo=
wit das Spiel ausgeglichener geſtaltet. In der 20. Minute geht
Sportverein in Führung. Drei Minuten ſpäter bekommt die
Mannſchaft einen Handelfer zugeſprochen, welchen ſie in
ſport=
licher Weiſe verſchenkt. Nach einem Geplänlel gleicht V. f. R. in
der 35. Minute aus. Mit dieſem Reſultat werden die Seiten
ge=
wechſelt. War in der 1. Halbzeit noch alles gut zu nennen, ſo
war es in der 2. Halbzeit, in welcher beide Mannſchaften ſchlapp
machten. V. f. R. drückte zunächſt, ohne einen Erfolg erzielen zu
können. Sportberein iſt glücklicher und geht bei einem
Durch=
bruch abermals in Führung. Kurze Zeit danach hat V. f. R.
Ge=
legenheit, die Partie remis zu ſtellen durch einen Elfer, abere
man dachte etwas zurück und verſchenkte denſelben, um ſich zu
rebanchieren. Ein wirklich ſchönes Zeichen für zwei
Lokalmann=
ſchaften. Bis zum Schluß hatten beide Mannſchaften mehrmals
Gelegenheit, das Reſultat zu ändern, aber der Geiſt war willig
und das Können ſchwach. Als Schiedsrichter amtierte ein Herr
aus Bensheim. Auch bei dieſem ſoll der Tag alles entſchuldigen
Untere Mannſchaften:
2. gegen Sportverein Höchſt 1. 7:4.
3. gegen Sportv. Roßdorf 2. 4:0.
A=heilgen
Sportverein 1898, Jugend.
Die Spiele der Fußhaller gegen die Handballer erfüllten voll
und ganz ihren Zweck, den Jungens Freude zu bereiten und ſich
kameradſchaftlich näher zu kommen. Trotzdem auf beiden Seiten
mit großem Eifer gekämpft wurde, kam doch auch recht oft der
Humor zu ſeinem Recht. Hier gebührt beſonderes Lob dem
Handballer Blumenkohl.
1. Jugend — 1. Handballerjugend 6:4.
2. Jugend — 2. Handballerjugend 3:3.
4. Jugend — 4. Handballerjugend 5:2.
Fußball=Ergebniſſe.
Süddeutſchland.
Um die ſüddeutſche Meiſterſchaft.
In Karlsruhe: Karlsruher F. V.—Bayern München 1:3 (0:2).
In Fürth: Sp. Vg. Fürth—Eintracht Frankfurt 1:2 (0:1).
Troſtrunde Nordweſt.
In Saarbrücken: Saar 05 Saarbr.—V. f. L. Neu=Iſenb. 3:1 (1:1).
In Frankfurt: F. S. V. Frankf.—Boruſſia Neunkirch. 4:1 (0:1).
Troſtrunde Südoſt.
In Stuttgart: V. f. B. Stuttgart—Wacker München 2:4 (2:2).
In Fürth: V. f. R. Fürth—S. V. München 1860 1:2 (1:0).
In Böckingen: Union Böckingen-Phönix Karlsruhe 5:1 (3:0).
Geſellſchaftsſpiele.
Weſtdeutſchland.
Bezirksmeiſterſchaftsſpiele.
Niederrhein. In Krefeld: Preußen Krefeld — Duisburger
Sp. V. 4:2. Ruhrbezirk. In Gelſenkirchen: Schalke 04—Schwarz=
Weiß Eſſen 2:1. Heſſen=Hannover. In Kaſſel; Kurheſſen Kaſſel
—Kaſſel 03 5:1.
Verbandsſpiele.
Verg.=Märk. Bezirk: Fortuna Düſſeldorf-Viktoria
Düſſel=
dorf 4:1. Düfſeldorf 99—S. C. Sonnborn 10:0. V. f. L.
Ben=
rath-Hamborn 07 11:3. Eller 04—Duisburg 08 3:2. Germania
Elberfeld—Union Hamborn 5:2. Gerresheim 08—Eintracht M.=
Gladbach 4:1. Rheinbezirk: Boruſſia M.=Gladbach-Turu
Düſſel=
dorf 7:3. Dürener Sp. V.—Meiderich 06 4:2. Ruhrbezirk:
Eſſen 99—B. V. Alteneſſen 3:1. Preußen Eſſen—T. u. S. Bochum
3: 1. Germania Bochum—B. V. Stoppenberg 3:0. Dortmnd
95—Duisburg 99 4:1. M. B. V. Linden—Düſſeldorf 04 2:3.
Weſtfalenbezirk: V. f. B. Bielefeld—Hammer Sp. Vg. 3:2.
Armi=
nia Bielefeld—Eintracht Hannover 2:1.
Rundfunk=Programme.
Frankfurt.
Montag, 20. Febr. 13: Von Mainz: Mainzer Roſenmontagszug.
O 15.30: Lehrer Voigt: Ein Beſuch bei den Papuas von Neuguinea,
Tierleben im Urwalde Neuguineas. O 16.30: Funkorch.: Oper der
Woche. Puccini: Aus Turandot. — Strauß: Zigeunerbaron. —
Verdi: Macht des Schickſals. — Thomas: Mignon. — Wagner:
Rheingold. Walküre. Mitw.: Anne Lönholdt (Sopran). o 17.45:
Aus dem Roman Jvanhoe von Scott. 18.15: Vereinsnachrichten.
O 18.30: Dr. Götz: Mittelalterl. Glasgemälde im Städelſchen
Kunſt=
inſtitut. O 19: Schachſtunde. o 19.30: Oberſtudienrat Olbrich:
Engliſche Literaturproben. O 19.45: Engliſch. O 20.15: Gemeinſamer
Roſenmontags=Abend der Sender Frankfurt und Stuttgart. —
Anſchl.: Schallplatten=Konzert. Faſtnachts=Rehraus.
Stuttgart.
Montag, 20. Febr. 12.30: Schallplattenkonzert. O 16.15:
„Nachmittagsronzext. Rundfunkorch. Einl.: Kammerſänger Fricke. —
Wuſtl: Dem Skurm entgegen, Marſch. — Ohlſen: Strandnixen.
— Vieuxtemps: Reverie, Violinſolv. — Weber: Ouv. Oberon. —
Marengo: Excelſior. — Translateur: Hochzeitszug in Liliput. —
— Sitt: Wiegenlied. Gavotte. — Woitſchach: In Reih’ und Glied,
Marſch. O 18.15: Dr. Loewenberg, Stuttgart: Francisco Goya.
O 18.45: Baſtelſtunde. o 19.15: Prof. Beutel, Stuttgart: Die
Blütezeit der griechiſchen Aſtronomie. O 20.15: Gemeinſamer Abend
mit Frankfurt a. M.: Roſenmontagszauber. — Anſchl.: Nachrichten.
Berlin.
Montag, 20. Febr. 13.15: Uebertr. von Köln: Karnevalszug.
Aufmarſch der Corps und Abzug der Wagen vom Neumarkt.
6 14.30: Karnevaliſtiſches Konzert. 15.30: Vorbeimarſch des
Zuges. O 16.30: Noveilen. „Atlas” von Hagen Thürnau, gel.
vom Verf. O 17: Konzert. James Simon (Flügel) und Konzertm.
Berger (Violoncell). O 18.30: J. Beck: Der Aufſchwung der
deutſchen Leichtathletik. O 19: K. v. Paquet=Leon: Girl, Boy,
Bühnenſtar und Regiſſeur. Das Perſonal in einer großen Revue,
O 19.30: Dr. Boywidt: Geſundheit iſt Reichtum. Beiträge zum
hygieniſchen und ſozjalhygieniſchen Selbſtſchutz des Volkes. O 20:
Dr. Weiß: Afghaniſtan, Land und Leute. O 20.30: Roſenmontag.
Berlioz: Römiſcher Karneval. — Vieuxtemps: Fantaſia appaſſionata.
— Saint=Saens: Karneval der Tiere. — Braunfels: Karneval=Ouv.
— Schumann: Zur Karnevalszeit, Suite. O 22.30: Heitere Muſe.
Morena: Ein Souper bei Suppe. — Gillet: Beim Spazierengehen.
— Wolff: Die letzten Vier. — Peuſchel: Am fidelen Stammtiſch.
— Tſchaikowsky: Heiteres aus Eugen Onegin. — Groſſe:
Seifen=
blaſen. Allerlei Humor. — Robrecht: Walzerpotp. — Hirſch: Heute
Nacht hab ich ſcharf an dich gedacht, Foxtrott. Mitw.: Oberſchleſ.
Funk=Quartett.
Stettin. 20.30: Aus deutſchen Opern. Mitw.: Magda Madſen
(Sopran), A. Weltner (Bariton), Ferd. Schneider (Tenor), ſämtl.
vom Stadtth. Stettin. Wagner: Dich teure Halle, aus Tannhäuſer.
Senta=Ballade aus Flieg. Holländer. — Marſchner: An jenem Tag,
aus Hans Heiling. — Wagner: Als du in kühnem Sange, und
O du mein holder Abendſtern, aus Tannhäuſer. Walthers Preislied
aus Meiſterſinger. — Mozart: Wie ſchön iſt die Liebe, aus Coſi
fan tutte. — Weher: Ozean, du Ungeheuer, aus Oberon. —
Beethoven: Abſcheulicher, Arie aus Fidelio. — Korngold: Tanzlied
des Pierrot, aus Die tote Stadt. — Kreutzer: Ein Schütz bin ich,
aus Nachtlager. — Neßler: Behüt dich Gott, aus Trompeter von
Säckingen. — Weber: Durch die Wälder, aus Freiſchütz. — Kienzl:
Selig ſind, die Verfolgung leiden, aus Evangelimann. — Beethoven:
O namenloſe Freude. Duett aus Fidelio.
Deutſche Welle. Montag, 20. Febr. 12: Engliſch für Schüler.
14: Wer kann Kaufmann werden? e 14.30: G. van Eyſeren:
Märchen und Geſchichten. Eulenſpiegel. o 15: Frau Pelz=
Langen=
ſcheidt: Neuzeitliches Wohnen und Wirtſchaften. 15.35: Wetter
und Börſe. O 15.40: Kochanweiſungen. 16: Engliſch.
Kultur=
kundlich=literariſche Stunde. 16.30: Dr. Heiſe: Die Geſchichte
des deutſchen Romans. O 17: Berlin: Kammermuſik. Konzertm.
Simon und Berger. O 18: Lehrer Guttwein: Techn. Lehrgang.
Spanloſe Formung. o 18.30: Engliſch für Anfänger. o 18.55:
Dr. Peters: Arbeitsaufwand und Arbeitsverteilung unſerer wichtigſten
Feldfrüchte und ihre Bedeutung für die Feſtlegung des
Anbauver=
hältniſſes. o 19.20: Dr. Büldw: An der Geburtsſtätte der
Mörike=Lieder. Hugo Wolf zum 25. Todestag. 20.30: Berlin:
Roſenmontag. Funkorch. Dir.: Seidler=Winkler. Soliſt: Konzertm.
Wetterbericht.
Ausſichten für Dienstag, den 21. Februar 1928.
Nach der Wetterlage vom 19. Februar.
wiegend wolkig, auch zeitweiſe bedeckt, mild, vereinzelte Nieder=
Die Heſſiſche Wetterdienſtſtelle.
Sauptſchrittlettung. Rudoi/
Maup=
niwortlich für Politik und Wirtſchaft: Rudelf Mauve; für Feuilleton, Reich und
und und Heſſiſche Nachrichten: Max Streeſe; für Sport: Dr. Eugen Buhimann
den Handel: Dr. C. H. Querſch; für den Schlußdlenſt: Andregs Bauer; für
Gegenwart”, Dr. Herbert Neite; ſür den Inſeratentell: Wiliy Kuhle: Druc
und Verlag: L. C. Wittich — ſämtlich in Darmſfadt
ir unverianste Manuſkripte wird Garantiie der Rückſendung nich: Gbernommen.
Die heutige Nummer hat 8 Seiten.
[ ← ][ ]Seite 8
Montag den 20 Februar 1928
Nummer 51
Palast-Lichtspiele
Neuaufführung
des gewaltigsten Filmwerkes aller Zeiten
OUO VADIS?
MIT EMlL. 1AMNINGS
Historisches Gemälde aus der römischen Kaiserzeit, frei
hearb eitet nach dem gleichnamigen Roman von Henry
Sienkiewiecz. Gewaltige Massenaufnahmen fesseln das
Auge des Besuchers. Emil Jannings als Nero und
Lilian Hall Davis als Lygie leisten Hervorragendes
Dazu: Das übrige Beiprogramm.
(3299)
Anfang 3½ Uhr. Letzte Abendvorstellung 8 Uhr
811
Ser Leofthuhr
Uh
Heute Rosen-Montag
Anfang 8 Uhr 17 Ende 12 Uhr 12
bei festlich geschmücktem Hause:
Große
Ma-Fest-Vorstellung
des prächtigen
Fasching-Varieté-Spielplanes
AF untor Mitwirkung der
Karnevalgesellsch, Harmlose
Linfidend der Scherräscnangen
Aus dem reichen Inhalt des Festprogramms!
28 Uhr: Einleitungs-Musik der närr. Otto
Schmitt-Jazz-Kapelle vom Café Rumpelmayer,
Frankfurt a. M. 8 Uhr 11: Einzug und
Be-
grüßung der „Harmlosen‟, Fanfarengeschmetter
Conference:
„Slmon’s lule”” und der Hofnarr.
Hierauf die 9 Varieté-Attraktionen:
Henriette, die mysteriöse Kugel (für
wider-
spenstige Ehefrauen sehr empfehlenswert).
2 Torros, span. Eguilibristen mit span. Pfeifer
und Paprika.
Demokritoz, der lachende Philosoph mit
seiner Wunderlaterne : „Achtung, Darmstadt
in der Zeitlupe!"
Paul dorden, der Mann, der seinen Aff
übers Drahtseil führt.
5 Meunkearz, die größten „Steiger” der
Gegenwart.
Kautzkls rieslge Teddy-Bären, ein netter
Ersatz für kleine Schoßhündchen.
Darewsky und Nermanova, die
Tanz-
attraktion vom Pariser Palace-Theater oder
das kleine Mädchen mit dem gr. Temperament.
Ben Benett, „meschugge ist Trumpf!”
usw.
usw.
Bütten-Reden Ordensverleihungen
Karken: Verkehrs-Büro, Hugo de Waal und
Zeitungs-Kiosk, Ernst Ludwigsplatz. Telef.
(3323
Bestellungen Nr. 389.
Fastnacht-Dienstag und Ascher-Mittwoch geschlossen!
Verielſäligungen
Ausführung bankmäßiger
Abschritten
Geſchäfte aller Art
durch Bankgeſchäft Friedr. ch ZaunlS. Gutiman.
Lüiſenplatz 1, Fernſpr. 1308—9. (171a Wilhelminenstr. 8.
Beſondere Abt. Hamburg=Amerika=Liniee!
(15 a)
Karnevalgeselschaft
Nallclld
Fastnacht-Dienstag
abends 7 Uhr11Minuten
im Städtisch. Saalbau
FastnachtSchlußfest
Eintritt 2 Mark / Vorverkauf nur Im Verkehrsbüro
(8250a
Masken, das Herz
Euch lacht, in der
Schuchardſtr. Nr. 8.
(2474a) Der Weg lohnt!
elegant,
Masken neu, ſchick,
Pierrots. Dominos.
Mühlſtr. 40, 1. St.
*4688goi) Groß= Auswahl eleg
H.- u. D.-Masken
v. 1 ℳ an (*42 Cdor
Arheilgerſtr 2, III. eleg.,
9.Masken ſchick,
in bekannter Güte! /9
Schuchardſtraße 8 III.
1294a!
Achtung! Wegen Fa= F
ſchin sſchl. nur heute yu
u. morgen ausnahms=
(2
weiſe bill. Preiſe in
meinene
eleg. 2.=Masken
Ganßert, Rhönring 10, II.
(4683) Mas ken
8
gr. Auswahl — billig
Einz. Turban —
Schminken (*4705so
Bolkstheater
Aiexanderſtr. 5, II I., I. H.= u. D.=Mask. verl.
Bolz, Luiſenpl. 1, I./9
13332a1
Stühle
werden von 1.20 ℳ
an geflochten. Arbeit
2
w. abgeh. Karte gen.
Fr. M. Pfleger
Fuhrmannſtraße 10,
Hinterh, I. 1 C4752
Vervielfältigungen
Nur Qualitätsarbeit!
1 Seite mit
P
Papier:
9
100 X v. 2 90,K an //c
500 X v.7,30, an
2000 X v. 20ℳ an
Bäumer
Rheinſtraße 8.
Tel. 1223. (184a Wio
Photo-Apparate
ſowie ſämtl. Photo=
bedarfsartike kaufen
Sie vorteilhaft bei.
Thiele Nacht.
Darmſtadt, Bleichſtraße 9,
und Alexanderſtr 19.
Anleitung koſtenlos. Vorteilhaftes
2
Angebot! s
Schlafzimm.
lecht eiche, komplett,
mit weißem Marmor
und Kristallfacette-
spiegel
Mark 490.—
Möbelhaus
L.. Henger
Darmstadt
Bleichstr. 17. (2748a Stark Arbeits=Anz.
für mittl. Fig. z vk.
*4786) Mühlſtr. 16, 1.
Wein= und Speiſehaus
„Stolzenfels
Soderſtraße 6‟/,, am Kapellplatz
Telephon 2325 Inh. L. Doerr
Heute Roſenmontag
Kappen=Abend
Stimmung
Humoriſtiſche Vorträge
Glas Sekt Mk. 1.—
geie
Morgen Dlenstag
UNLELI
bei
(4777
im Vortragsſaal: Waldſtraße 18
ag, den 24, Februar, abends 8 Uhr
hen und
eutung der Reformation!
Freier Eintritt für jedermann!
Redner: G. Knecht (3298
Großes Haus
Montag, den 20. Februar 1928
Außer Miete
Borſtellung zu Einheitspreiſen
infang 19.00 Uhr Ende 21.30 Uhr
der Vetter aus Dingsda
Operette in drei Akten
von Hermann Haller und Rideamus
ach einemLuſtſpiel von Kempner=Hochſtädt
Muſik von Eduard Künnecke
Muſikaliſche Leitung: Berthold Sander
Inſzenierung: Heinrich Kuhn
Tänze: Manda von Kreibig
Mitwirkende
V3288
Sitta
Kuhn, Hans Ney, Eugen Vogt
Spielwart: Fritz Wilde
Preiſe der Plätze: 1, 2, 3, 4 Mark
Kleines Haus
Montag, den 20. Februar 1928
Anfang 16.00 Uhr
3. Gaſtſpiel des Münchener
Kaſperltheaters
Lieſel Simon
Rumpelſtilzchen
Vertauſchte Schachteln
Preiſe der Plätze: 0.50 bis 1.80 Mark
erkäufeß Anfang 19.00 uhr Ende 21.30 Uhr
Heſſiſche Spielgemeinſchaft
er Lumbe=Awend oder Mann is Mann
ſialektpoſſe in fünf Gegenwarts=Bildern
von Dr. G. Büchner und R. Schneider
Inſzenierung: Eduard Göbel
Bühnenbild: Georg Pfeiffer
Preiſe der Plätze: 1, 2. 3 Mark
Heugummieren
abgefahrener Auto=Reifen
I3 des Neuwertes
Aaltera Dillmann
Heidelbergerſtraße 65
Fernruf 3704 (1673a