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Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
Wöchentliche illuſtrierte Beilage: „Die Gegenwart”, Tagesſpiegel in Bild und Wort
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Nummer 190
Montag, den 11. Juli 1927.
190. Jahrgang
27 mm breite Zeile im Kreiſe Darmſtadt 25 Reichspfg.
Finanz=Anzelgen 40 Reſchspfg, Rellamezelle (92 mm
brein 2 Reſchsmark. Anzeigen von auswärite 40 Reſchpfg.
Finanz=Anzeſgen 60 Reſchspfg, 92 mm brelite Rellame
zelſe 300 Reſchsmart. Alle Preiſe in Reſchsmark
ſt Dollar — 420 Marbl. — Im Falle hößerer
Gewali, wie Krieg. Aufruhr Sireit uſtw erliſcht
jede Verpſichtung auf Erfüllung der
Anzeigen=
aufträge und Teiſtung von Schadenerſatz. Bel
Konkurs oder gerichtlſcher Beſtreibung fäſſt ſeder
Rabatt weg. Bankkonto: Deutſche Bank und
Darm=
ſtädter und Natonalbant.
Von unſerem A=Korreſpondenten.
Paris, 10. Juli.
Die franzöſiſche Kammer hat zwei Tag= und Nachtſitzungen
ſGinter ſich, die, wie allgemein feſtgeſtellt wurde, als eine anti=
Sarlamentariſche Propaganda auf das Volk wirken mußten. Bei
ſoer Beratung der Wahlreform hat die Kammer plötzlich die
Herr=
bchaft über ihre Nerven verloren. Selbſt die als regierungs=
Freundlich bekannten Abgeordneten ſchienen zu der Oppoſition
iüberzugehen, und die Miniſter wurden in die wüſte und konfuſe
Debatte mitgeriſſen. Der Kammerpräſident war der Situation
inicht gewachſen, und einige Augenblicke glaubte man ſogar, daß
ſrine Regierungskriſe unvermeidlich ſein werde.
Dieſe aufregenden Sitzungen kamen unerwartet, und ſie
waren auch durchaus unbegründet. Die Kammer ſtand eher
mnter der Wirkung einer Maſſenpſychoſe als unter logiſchen
Ueberlegungen. Die ausgeſprochene Rechte und die Kommuniſten
watten mit ihren zahlloſen Zuſatzanträgen eine vollkommen
kon=
nuſe Lage geſchaffen und die regierungsfreundliche Mehrheit
wollkommen vertoirrt. Nachträglich läßt ſich der Inhalt und die
Bedeutung dieſer Sitzungen kaum reſumieren. Es iſt kaum
ſttwas anderes von ihnen übrig geblieben, als eine allgemeine
Werſtimmung und Unruhe.
Die wenigen Tage, die noch der Kammer für die Beratungen
zur Verfügung ſtehen, ſollen peinlichſt eingeteilt werden, es
müſſen noch eine Reihe von Vorlagen durchgepeitſcht werden.
Die politiſche Lage hat im Grunde genommen keine
Aende=
uung erfahren, nur daß der Ruf nach einer zentralen Partei
v och ſtärker geworden iſt. Das Kartell der Linken und der
natio=
male Block haben verſagt, ſo gründlich, wie nur Parteien
ver=
ſagen können. „Von der zentralen Partei Tardieus merkt man
Aber noch nichts, ſie iſt bisher nur in der Theorie vorhanden.
ABis zu den Wahlen muß alſo noch eine ſehr erfolgreiche und
Ative politiſche Arbeit erledigt werden.
In einer ſolchen Situation iſt es zu verſtehen, daß die
öffent=
lſche Meinung wegen der Innenpolitik aufgeregt iſt, auch wenn
heine poſitive Urſache dazu vorhanden iſt. Eine Kriſe müßte
zeie ein Blitzſchlag kommen, nichts läßt darauf im voraus deuten,
und dennoch befürchtet man ſie.
Auch die New Yorker Konferenz der Emiſſionsbanken trägt
zut der allgemeinen Nervoſität bei. Man nimmt an, daß nach
den New Yorker Beratungen etwas über die endgültige Stabi=
Ifſierung bekannt werden wird. Eine Hauſſe des Franken kann
watr mit Mühe verhindert werden. Gleichzeitig verliert aber das
(reld täglich an innerem Wert. Die bisherige Zinspolitik der
Manque de France ſtand im Gegenſatz zu der engliſchen und
anmerikaniſchen Finanzpolitik. Man erwartet in dieſer Beziehung
ur der New Yorker Konferenz eine große Aenderung.
Die deutſch=franzöſiſchen
Handelsvertragsverhandlungen.
Noch keine Einigung.
Paris, 10. Juli.
Die Nachricht der Pariſer Morgenpreſſe, der heutige Tag
werde eine Entſcheidung über das deutſch=franzöſiſche
Handels=
albkommen bringen, eilt den Ereigniſſen voraus. Es muß jedoch
gil ſagt werden, daß die Verhandlungen am Dienstag
ſortge=
fürhrt werden, und daß die Hoffnung beſteht, in den nächſten
Tnagen zu einem Ergebnis zu gelangen. Alle weitergehenden
Machrichten der ſranzöſiſchen Preſſe, beſonders die, daß es ſich
buii den zur Veratung ſtehenden Sujets um ein Abkommen von O,Higgins” wurde im Jahre 1923 das Opfer eines Verbrechens.
dmei Monaten handele, ſind falſch. Die Verhandlungen werden
oczelmehr geführt im Hinblick auf eine umfaſſende, möglichſt
lanngfriſtige Negelung der deutſch=franzöſiſchen
Wirtſchafts=
bn ziehungen.
Die beiden Unterkommiſſionen der deutſch=franzöſiſchen Han= engliſch=iriſchen Vertrages befürwortete.
dällsvertragsverhandlungen haben heute bis 19,45 Uihr getagt,
ohne daß aber eine Einigung erzielt werden konnte.
Immer=
hum beſteht, wenigſtens für die chemiſchen Erzeugniſſe, jeßzt volle
iſch=bereinſtimmung. Für verſchiedene andere Artikel iſt die
En nigung prinzipiell, oder beſſer geſagt, „bedingt” ebenfalls
er=
ridicht. Keine Partei will ſich aber ſchon endgültig verpflichten,
miiſtritenen Fragen ſich die Anſchaungen ebenfalls gedeckt haben
werden. Die Franzoſen haben es ſehr eilig, da Bokanowfki
vyenn möglich den fertigen Entwurf der Kammer morgen oder liſchen Hauprmann Harry Holſe unterhalten, der nach den
An=
bläteſtens Diensrag zur Genehmigung zu unierbreiten wünſcht.
An einen Abbruch der Verhandlungen glaubt niemand mehr.
Mian iſt ener der Anſicht, daß im letzten Augenblick vor der
Ver=
augung des Parlaments die Einigung noch verfekt werden wird.
Die Trauerfeierlichkeiten für den verſtorbenen
iſſien würtiembergiſchen Staatspräſidenten. für 80 Pfund erhalten hätten.
Stuttgart, 10. Juli.
Der am Mittwoch verſtorbene erſte württembergiſche
Staats=
rüiſident, der fruhere Reichs= und Landtagsabgcordnete
Wil=
ſelrm Blos, wurde heute mittag im hieſigen Krematorium
ein=
eäſrſchert Die Trauerrede hielt der heſſiſche
ei aatspräſident Ulrich. Anſchließend ſprach als
Ver=
reſter der württembergiſchen Staatsregierung Staatspräſident
baf zille Worte des Dankes und des Abſchieds. Kränze wurden
nit Nachrufen niedergelegt: Vom Landesfinanzdirektor in
Lamdtag, der ſozialdemokratiſ hen Reichs= und Landtagsfraktion,
emner vom Neichsbanner und von zahlreichen anderen
politi=
huen Organiſationen und Vereinigungen.
Vom Tage.
Soeben hat der Stadtrat von Berggießhübel die erſte
amt=
liche Liſte der bei der Unwetterkataſtrophe ums Leben
gekom=
menen Perſonen aufgeſtellt. Nach dieſer Liſte ſind bisher 8 Ein= judeiendeuiſchen Aindismus.
wohner von Berggießhübel, 3 Sommergäſte und 8 ortsfremde
Kabel=
arbeiter als tot feſtgeſtellt, alſo insgeſamt in Berggießhübel 93
Todes=
opfer, doch iſt es immer noch nicht ausgeſchloſſen, daß dieſe Liſte
ſich vergrößern wird.
Admiral Koch aus Hannover iſt in Niendorf an der Oſtſee
beim Baden ertrunken. Der Admiral iſt von ſeiner Teilnahme an ſozialen, des Bundes der Landwirte und der deutſchen
Gewerbe=
der Skagerrakſchlacht und anderen Seeſchlachten bekannt.
Große Gebiete Frankreichs ſind von ſchweren
Unwet=
tern, ſintflutartigen Regengüſſen, heimgeſucht worden.
Der Chefredakteur der „Action Frangaiſe” Pujo wurde geſtern
vormittag proviſoriſch auf freien Fuß geſetzt, beſonders mit
Rück=
ſicht auf ſeine 83jährige Mutter, die gegenwärtig krank iſt.
Der in Greenrock eingetroffene Dampfer „Montcalm” hatte
auf der Fahrt ein aufregendes Erlebnis, als er am zweiten
Paſſagieren entſtand eine große Aufregung und viele Frauen fielen in
Ohnmacht. Der Schraubenflügel des Schiffes wurde beim
Zuſammen=
ſtoß gebrochen. Es ſtellte ſich bei näherer Prüfung heraus, daß die
Küille des Schiffes unbeſchädigt geblieben war.
Das Befinden Briands, hat ſich nach den letzten
Informa=
tionen weiter gebeſſert und das akute Stadium kann endgültig als
überwunden angeſehen werden. Briand hält ſich zumeiſt in Cocherel
auf, kommt aber auch gelegentlich nach Paris. Indeſſen meidet er den
Beſuch der Kammer. Er hat beſtimmt erklärt, daß er in der jetzigen
Seſſion nicht mehr in der Kammer erſcheinen werde.
Nach Meldungen aus Grenoble hat ſich an der
italieniſch=
franzöſiſchen Grenze ein neuer Zwiſchenfall ereignet.
Dort wurde ein Grenzpfahl auf beiden Seiten mit den italieniſchen
Farben bemalt, während er bisher auf der einen Seite die franzöſiſchen
Farben trug. Eine Unterſuchung über dieſen Fall wurde vorbereitet.
Die Unterſuchung hat ergeben, daß das Dräſinenunglück
vom 7. Juni, bei dem Opanſki, ſtellvertretender Vorſitzender der
weißruſſiſchen politiſchen Staatsverwaltung und ein Chauffeur
ge=
tötet wurden, durch einen verbrecheriſchen Anſchlag
her=
beigeführt worden iſt. Die Dräſine iſt in voller Fahrt gegen einen
auf die Schienen gewälzten Stein gefahren. Weiter wurde durch die
Unterſuchung feſtgeſtellt, daß in der Nähe der Unglücksſtelle zwei
Un=
bekannte ſich aufhielten, die in dem Augenblick des Unglücks ſchnell in
der Richtung nach der Grenze verſchwanden. Die Verbrecher ſind
bis=
her nicht ermittelt worden.
Aus Moskan wird gemeldet, daß in Rußland große
Unwetter niedergegangen ſeien. Beſonders arge Verwüſtungen
wurden im Kaukaſus und im Ural angerichtet. In der Stadt
Fedosjia wurden durch das Unwetter 18 Perſonen getötet.
Wie weiter gemeldet wird, haben ſich auch große Unwetterkataſtrophen
in Südrußland und im Gebiete der Wolga ereignet.
Nach einer Meldung aus Tſchinanfu ſoll General Sun
Tſchunfang einen großen Sieg über die Tſingtautruppen
des Generals Feng errungen haben.
Ermordung des Pizepräſidenten des
iriſchen Freiſtaates.
EP. London, 10. Juli.
Nach einer Meldung aus Dublin iſt der Vizepräſident des
iriſchen Freiſtagtes und Juſtizminiſter O,Higgins heute
vormit=
tag von Unbekannten ermordet worden, als er ſich mit ſeiner
Frau in Black Rock bei Dublin zur Kirche begeben wollte. Der
Angriff erfolgte, als er ſich wenige Meter vor der Kirche befand.
Drei Individuen, die im Auto gekommen waren, eröffneten das
Feuer. Ein Schuß traf O,Higgins in den Kopf, drei in die
Herz=
gegend. Die Gemahlin des Miniſters blieb unverletzt. O,Higgins
ſtürzte ſchwer verletzt zuſammen. Er wurde im Auto nach ſeiner
Wohnung gebracht, wo er heute nachmittag 17 Uhr geſtorben iſt.
Die Polizei hat eine Unterſuchung eingeleitet und hält alle
Automobile an, die nach Dublin kommen. — Auch der Vater
O,Higgins war ſeinerzeit, während der iriſchem Unruhen,
verhaftet und eingekerkert worden, de Valera ernannte ihn zum
Aſſiſtenten Cosgraves. O,Higgins zog ſich aber die Feindſchaft
der Sinnfeiner zu, als er im Jahre 1921 die Unterzeichnung des
Der Spionageprozeß Druſchllowski.
Moskau, 10. Juli.
Im Spionageprozeß Druſchilowski erklärte der Angeklagte
Druſchilowski, daß er die gefälſchten Dokumente für Bulgarien
ſoundern behält ſich ihre Zuſtimmung vor, bis in den noch ſtark nach unmittelbaren Anweiſungen des bulgariſchen Geſandten in
Berlin, Popoff, angefertigt, der jedesmal ganz genaue
Inſtruk=
tionen erteilt habe. Popoff habe Verbindungen mit dem
eng=
gaben Druſchilowskis an der Organiſation der Sprengung der
Kathedrale in Sofia am 15. April 1925 teilgenommen habe. Vor
der Sprengung hätten Holſe und Zankow in Sofia in der
Woh=
nung eines eugliſchen Agenten eine Zuſammenkunft gehabt.
Druſchilowski erklärte weiter, der berüchtigte Sinojeff=Brief ſei
von den Agenten des engliſchen Geheimdienſtes, den ruſſiſchem
Emigranten Baldardt und Gumanski, hergeſtellt worden, die da=
Die Spionage im Leningrader Militärbezirk.
Im Zuſammenhang mit der Aufdeckung einer ausgedehnten
Spionageorganiſation, die von dem Agenten des engliſchen
Ge=
heimdienſtes Boyce, einem Angeſtellten der engliſchen
Geſandt=
ſchaft in Helſingfors und ſpäter in Reval geleitet wurde,
wur=
den 25 Perſonen in Leningrad verhaftet. Der engliſche
Geheim=
dienſt betrieb unter Mithilfe von Monarchiſten und Perſonen des
finniſchen Spionagedienſtes ſeine Spionage im Gebiete des
Le=
ningrader Militärbezirkes. Er intereſſierte ſich beſonders für die
Smuttgart für die Reichsregierung, von dem Württmbergiſchen rote Armee und die rote Flotte und für die chemiſche
Kriegs=
induſtrie. Unter den Verhafteten befinden ſich ehemalige
Marine=
offiziere und Angeſtellte der Militär= und Staatsverwaltung.
Die Verhafteten werden demnächſt vor Gericht geſtellt werden.
4Das Fiasko des
Von unſerem E=Korreſpondenten.
Prag, 10. Juli.
Mit Hilfe der deutſchen Regierungsparteien, der
Chriſtlich=
partei iſt die Verwaltungsreform in der Tſchechoſlowakei, zu
einem Mittel bürokratiſcher Willkür ausgeſtaltet, im Parlament
angenommen worden, und ſo werden ſich Polizeigeiſt und
tſche=
chiſcher Chauvinismus, ganz im Sinne des Dr. Kramarſch, des
zähen Verfechters der tſchechiſchen Nationalidee, mit dieſen
Ver=
waltungsgeſetzen jederzeit furchtbar auswirken können. Die große
Nachgiebigkeit der deutſchen Regierungsparteien bei der Ver=
Tage nach ſeiner Abfahrt gegen einen Eisberg ſtieß. Unter den handlung des Staatsvoranſchlages, gleich nach ihrem angeblich
bedingungsloſen Eintritt in die Regierungskoalition, die in
dieſem Maße von keinem Deutſchen gewünſcht werden konnte,
berechtigte die Tſchechen zu dem Glauben, daß ſie mit dieſen
deutſchen Regierungsparteien alle ihnen wünſchenswerten Geſetze
durchbringen könnten. Sie ſind wahrlich nicht enttäuſcht worden.
Ohne ernſten Widerſtand wurden auch die ſchroff gegen das
deutſche Volk gerichteten Militärvorlagen, trotz aller verletzenden
Aeußerungen, die bei ihrer Verhandlung gegen das Deutſchtum
fielen, angenommen. Von dem Selbſtbeſtimmungsrecht der 3,5
Millionen Deutſchen in dieſem Staate, das einſt alle deutſchen
Parteien forderten, wurde von den deutſchen Regierungsparteien
längſt nicht mehr geſprochen, und wer ſich noch Hoffnungen auf
die Autonomie der Deutſchen in der Tſchechoſlowakei machte, der
wird ſie wohl nach der Annahme dieſer Verwaltungsreform
all=
mählich aufgeben müſſen.
Die Verwaltungsreform legt ſtatt der Gauverfaſſung die
Länderverfaſſung feſt. Jedes der Länder Böhmen, Mähren
(dieſes mit Schleſien vereint), die Slowakei und Karpathorußland
erhält nunmehr einen Landtag, ein Landesvertretung und einen
Landespräſidenten. Die Wahlen in dieſe Landtage erfolgen nach
dem Proportionalnahlrecht, ein Drittel der Vertreter wird von
der Regierung ernannt. Dies alles unterſteht unmittelbar dem
Miniſterium des Innern. Aehnlich werden auch die
Bezirks=
verwaltung und die Bezirksvertretungen eingerichtet. Auch hier
wird ein Drittel der Vertreter von der Regierung ernannt.
Da=
mit ſoll hauptſächlich die Machtpoſition der bürgerlich=
konſer=
vativen Parteien geſtärkt werden, die ſich jetzt in der Regierung
befinden. Die Beſtimmungen dieſer Verwaltungsgeſetze
erlau=
ben eine künſtliche Majoriſierung der Deutſchen in ihren
Ge=
bieten und werden die Entnationaliſierung der Deutſchen und
die Durchſetzung des ganzen deutſchen Sprachgebietes mit einer
ſyſtematiſchen Tſchechiſierung weſentlich erleichtern, kurz, die
Tſchechen hoffen, mit dieſen Maßnahmen das Deutſchtum
all=
mählich erſticken zu können. Mit einer demokratiſchen Auffaſſung,
deren ſich die Tſchechen bei jeder Gelegenheit rühmen, hat dieſe
Verwaltungsreform nichts mehr gemein.
Nach dem Bekanntwerden des Geſetzentwurfes glaubte der
deutſche Juſtizminiſter Mayr=Harting der ausländiſchen Preſſe
gegenüber von einer Vereinfachung und Verbilligung der
Ver=
waltung durch dieſe Reform, ja ſogar von irgendwelchen
natio=
nalen Vorteilen für das Deutſchtum ſprechen zu können, um die
Vorlage populär zu machen, aber ſehr bald wurden nicht nur
von den deutſchen und tſchechiſchen Oppoſitionsparteien, ſondern
auch von Männern der Wiſſenſchaft und des Wirtſchaftslebens
ſachliche und ernſte Bedenken gegen die geplante
Verwaltungs=
reform erhoben und erklärt, daß ſie ohne weſentliche
Aenderun=
gen nicht angenommen werden könnte. Dieſen Einwendungen
konnten ſich die deutſchen Regierungsparteien nicht entziehen,
ihre parlamentariſchen Klubs erlebten heftige Debatten, und
ſchließlich wälzten ſie die Verantwortung auf ihre
Reichspartei=
leitungen ab, die ſich entſchließen mußten, die Annahme der
Vorlage von weſentlichen Abänderungen abhängig zu machen.
Man ſprach von etwa 600 Verbeſſerungsanträgen im ganzen.
Die Verwaltungsreform wurde jedoch ohne weſentliche
Aende=
rungen angenommen, auch von den deutſchen
Regierungspar=
teien und, wie ſich nun herausſtellt, ſogar gegen den Willen
ihrer Reichsparteileitungen.
Sicher iſt, daß die Annahme gegen den Willen der Mehrheit
der Bewohner des tſchechoſlowakiſchen Staates erfolgte. Die
Verurteilung dieſer Verwaltungsreform iſt dementſprechend
ſcharf, und das Bedauerlichſte iſt, daß durch das Verhalten der
deutſchen Regierungsparteien die Gegenſätze im deutſchen Lager
nahezu unüberbrückbar geworden ſind — zum Vorteil der
Tſche=
chen und zum ſchweren Nachteil der geſamten deutſchen
Bevölke=
rung. Es muß hervorgehoben werden, daß ſich ſelbſt eine ernſte
Spaltung nicht mehr verbergen läßt. Einzelne Abgeordnete
dieſer beiden Parteien konnten es mit ihrem Gewiſſen nicht
ver=
einbaren, für dieſe Verwaltungsreform zu ſtimmen und ſchloſſen
ſich deshalb der Oppoſition an, wie ſie angeben, im Sinne der
Forderung ihrer Reichsparteileitungen und zweifellos ganz nach
den Wünſchen ihrer Wähler. Denn es zeigt ſich immer
deut=
licher, daß die Tätigkeit der Regierungsparteien bisher erfolglos
für das deutſche Volk geweſen iſt, ſo daß ſie wahrſcheinlich nicht
länger mehr einer ſo milden Kritik unterzogen werden wird wie
bisher. Das deutſche Volk iſt ungeduldig geworden, und ſelbſt
wenn es den parlamentariſchen Klubs gelingen ſollte, ſich vor
ihren Reichsparteileitungen wegen der Abſtimmungen zu
recht=
fertigen, wird nun wohl eine erhöhte Aufmerkſamkeit im Volke
rege ſein, die zu einem ganz erheblichen Widerſtande gegen dieſe
Art der deutſchen aktiviſtiſchen Politik führen kann, der ſich
viel=
leicht nicht mehr parteiamtlich beſchwichtigen laſſen wird.
Daß in einem tſchechiſchen Blatte die Nachricht ausgeſtreut
wird, die Deutſchen würden nun die Schulautonomie, die
teil=
weiſe Einlöſung der Kriegsanleihe, einen deutſchen Offizier im
tſchechiſchen Generalſtab erhalten und gewiſſe Vorteile bei der
Enteignung Marienbads, braucht nach den bisherigen
Erfahrun=
gen vorläufig nicht ernſt genommen zu werden, um ſo wenigen,
Seite 2
Montag, den 11. Juli 1927
Nummer 190
als die maßgebende tſchechiſche Preſſe die Einlöſung ſolcher
Ver=
ſprechungen für ſehr unwahrſcheinlich hält und deutlich
durch=
blicken läßt, daß ſolche Pläne mit einem ſehr ſcharfen Widerſtand
von tſchechifcher Seite zu rechnen hätten.
Die Politik wird überall von wenigen Leuten gemacht.
Wenn aber die Mehrheit des Volkes genügend über die
wirk=
lichen Abſichten dieſer Wenigen aufgeklärt iſt und ſie mißbilligt,
kann ſie wohl kaum ungeſtraft durch längere Zeit fortgeſetzt
wer=
den. Schon beim Eintritt der Deutſchen in die tſchechiſche
Regie=
rung wußte wohl jeder deutſche Politiker, daß von den Tſchechen
mit dieſer aktiviſtiſchen, allzu verſöhnlichen und viel zu
nach=
giebigen deutſchen Politik nichts zu erreichen ſein würde, als im
beſten Falle einmal eine freundliche, aber nicht ernſt gemeinte
Geſte. Und das iſt wohl etwas zu wenig für das hart bedrängte
ſudetendeutſche Volk! ...
Engliſche Betrachtungen über
Locarno, Oeutſchland und Außland.
Von unſerem (O=Korreſpondenten.
London, 9. Juli.
J. A. Spender fordert eine baldigſte. Debatte über die
britiſche Außenpolitik. Es herrſchte, gelinde geſagt, ein gewiſſes
Unbehagen über das Dahintreiben der Ereigniſſe und den
bri=
tiſchen Anteil daran. „Es iſt gewiß Nonſens, davon zu ſprechen, Freunde und Landsleute und gab ſeiner beſonderen Freude
dar=
daß Locarno tot iſt. Locarno hat im Vertrage ein ſolides
Fundament, das weder durch die Reden noch durch die Launen
der Politiker zerſtört werden kann. Aber ob wir in den
kom=
menden Jahren Früchte von Locarno ernten werden, und ob der
Vertrag auf die Dauer gegen die alte Tendenz, ſich in zwei Lager
zu teilen, ſtandhalten wird, ſind ernſte Fragen, deren
Beant=
wortung von dem zwiſchen den früheren Feinden herrſchenden tigen Hilfe der amerikaniſchen Freunde, die ſie in tieſer Not
Geiſt abhängen wird.
Dr. Streſemann hatte völlig Recht, als er Poincaré
mit der Erklärung erwiderte, daß die Locarno= und die Ruhr=
Politi” nicht unter demſelben. Dach zuſammen leben können.
Nach deutſcher Auffaſſung wird die Locarno=Politik in
unmittel=
barer Zukunft durch den Fortſchritt in der Räumung der
Rhein=
kande geprüft werden, und wenn Herr Poincaré beabſichtigt,
da=
gegen ſein Veto einzulegen oder damit Bedingungen zu
ver=
knüpfen, welche die Deutſchen als unmöglich oder als erniedrigend
betrachten werden, ſo werden wir Jahre der Reibung und
Bitter=
keit vor uns haben, weſche, wenn ſchließlich das Vertrags=Datum
der Räumung da iſt, die ganze Verſöhnungs=Politik untergraben
haben wird. Eine baldige Räumung wurde im vorigen Jahre
von Jedermann als eine mit der Locarno=Beilegung verbundene
Bedingung angeſehen, und wir erfüllten unſeren Anteil durch
eine ſofortige Räumung des Kölner Diſtrikts. Ich hoffe, daß
Sir Auſten im Stande ſein wird, uns zu verſichern, daß unſer
löſen und die Räumung des Reſtes des beſetzten Gebietes zu
beſchleunigen. Es paßt den deutſchen nationaliſtiſchen Zeitungen,
ſchwache Männer ſind, die ſich in den Händen von ſo ſtarken und ſeeliſcher Bedrücktheit vorüher. Wenn guch noch zu kämpfen iſt
entſchloſſenen Leuten wie Poincaré und Muſſolini befinden. Ich
hoffe, daß das nicht wahr iſt, aber der Anſchein, daß die Dinge
rückwärts gleiten, ohne daß von ſeiten der Außenminiſter
Frankreichs und Britanniens irgendeine ernſte Bemühung er= Heimat.
folgt, iſt nicht leicht fort zu erklären. Warum iſt tatſächlich das
ſichtbare Sinken der Temperatur in dieſem Jahre im Vergleich
zum vorigen feſtzuſtellen, ein ſo ausgedehntes Stillſchweigen,
verglichen mit dem Eiſer, mit dem die neue Ordnung eingeleitet
Stimmung war zweifellos zu erwarten, aber gerade, wenn die
Beredſamkeit ſich verflüchtigt, müſſen ernſthafte, praktiſche Männer
am Kurs feſthalten.
Im Speziellen hat Sir Auſten kürzlich einen Schritt getan,
welcher einen Erfolg der Locarno=Politik mehr wie je notwendig
macht, denn, wenn Rußland aus der Gemeinſchaft der
Weſt=
mächte ausgeſtoßen werden ſoll, iſt die Notwendigkeit,
Deutſch=
land in ihr feſtzuhalten, eine um ſo dringendere. Wenn es zwei
große „Paria=Mächte” in Europa gibt, ſo iſt nichts gewiſſer, als waltung und einige Geladene als Gäſte in der „Trgube” bei ſich
daß ſie ſich früher oder ſpäter zuſammenſchließen und die alte
Teilung in zwei Lager wiederherſtellen. Die Zeit, in der ſich
dieſe Dinge vollziehen werden, mag viel kürzer ſein, als wir Großherzogspagres nach Schloß Kranichſtein, abends
denken, und bei dem Fehlen einer ſtarken, leitenden Hand zum
Zuſammenhalten der Weſtmächte und zur Verhinderung einer
Wiederbelebung der alten Fehden mögen ſie ſich ungünſtig
ent=
ſcheiden, bevor wir erkennen, was geſchieht. Der britiſche
Ein=
fluß ſcheint in den letzten wenigen Monaten ausgelöſcht, wenn
nicht tatſächlich in falſcher Richtung verwendet worden zu ſein.”
Aus der Landeshauptſtadt.
Darmſtadt, 11. Juli.
*Beſuch der Deutſch=Amerikayer in Darmſiads
Nach den deutſchamerikaniſchen Journaliſten ſind nun auch
alte liebe Freunde unſerer heſſiſchen Heimat zum Befuch unſerer
Stadt eingetroffen: der Hefſey=Darmſtädter
Volks=
feſtverein aus New York. In der Zahl von etwa 100
Mitgliedern ſind die amerikaniſchen Landsleute auf ihrer
Deutſch=
landfahrt, nachdem ſie auf heſſiſchem Boden zuerſt die
Oden=
waldſtädtchen Michelſtadt und Erbach beſucht hatten,
geſtern abend gegen 9 Uhr in Darmſtadt eingetroffen. Im
Städtiſchen Saalbau wurde den Gäſten von der
Stadtverwal=
tung und der Darmſtädter Bürgerſchaft ein herzlicher Empfang
bereitet. Ein Empfang allerdings, in dem die Herzlichkeit die
„Maſſe” der Beſtcher weit übertraf.
Der Saalbau war mit Fahnen und Girlanden und Pflanzen
feſtlich geſchmückt. Vom Städtiſchen. Orcheſter wurde unter
Lei=
tung des neuen Kapellmeiſters Herrn Naumann ein
ausge=
zeichnetes Konzert geboten, in dem allerdings gute Volkslieden,
Heimattlänge, vermißt wurden. Die Gäſte faßen zwanglos an
Einzeltiſchen. Den Willkommgruß der Stadt Darmſtadt entbot
Herr Bürgermeiſter Mueller in der gewohnten herzlichen
Weiſe. Er erinnerte an die früheren Befuche der amerikaniſchen
über Ausdruck, daß unter den Gäſten viele liebe Bekannte ſeien,
wie die Herren Otto Rieß, Strauß, Mank und der
Ehren=
präſident des Vereins, Herr Chriſtian Ehrhardt aus
Grün=
berg. Mit tiefer Wehmut gedachte er der inzwiſchen
heimgegan=
genen Mitglieder und mit herzlicher Dankbarteit der
tatkräſ=
dem deutſchen Volke zuteil werden ließen. Höher aber noch als
dieſe materielle Hilfe aber ſchätzen wir die Freundſchaft und
Treue unferer amerikaniſchen Landsleute, die ſich auch in den
ſchweren Jahren des Weltkrieges nicht verleugnete, die nicht
glaubte die Verkeumdungen, die gegen das deutſche Volk in die
Welt gelogen wurden, weil ſie das deutſche Volk kannten. Das
werden wir nie vergeſſen und auch nicht, in wie hervorragender
Weiſe die deutſchen Landsleute drüben deutſche Kultur und
Geiſteswerte pflegen und verteidigen. Das heiſiſche Bolk und
befonders die Stadt Darmſtadt iſt voll Dankbarkeit und Freude,
Sie bringen das zum Ausdruck in dem Ruf: Unſere Heſſen=
Darmſtädter Freunde aus. New York und ihre ſchöne Heimat,
hoch! (Lebhafter Beifall.)
Im Namen der Beſucher hieſt der Präſident des Vereins
Herr Otto Rieß die ebenſo herzliche Dankrede. Er gab der
großen Freude ſeiner Mitglieder Ausdruck über den herzlichen
Empfang in Deutſchland und beſonders in Heſſen, wo Michel=
Einfluß ſtetig dazu benutzt wird, alle ausſtehenden Fragen zu ſtadt, Erbach und nun Darmſtadt ſich an Herzlichkeit überbieten,
Mit beſonderer Freude und Genugtuung aber haben die
ameri=
kanifchen Landsleute es begrüßt, daß ſie heuer wieder faſt das
nahe zu legen, daß Briand wie Sir Auſten wohlmeinende, aber alte Deutſchland wiederfinden, daß die ſchwere Zeit
in Deutſchkand, man ſehe, daß es vorwärts und aufwärts geht.
Soweit es uns möglich ift, ſchloß der Redner, werden wir weiter
helfen. Sein Hoch galt der Stadt Darmſtadt und der heſſiſchen
Im weiteren Verlauf des Abends wurde u. a. auch von den
Landsleuten aus dem Saargebiet den Gäſten ein herzliches
Willkommen geboten. Herr Fr. Geck aus Saarbrücken begrüßte
ſie im Namen der Heſſen=Darmßädter, die im Saargebiet wohnen.
wurde? Eine gewiſſe Neaktion gegenüber der optimiſtiſchen Seine Rede klang aus in dem Wunſche; „Frei das deutſche
Rheinland und frei die deutfche Saar!” Akle
ſtimmten dieſem Wunſchgebet bei.
Der Begrüßuugsabend nahm einen höchſt harmoniſchen
Verkauf.
Der Heſſen=Darmſtädter Volksfeſtverein wird heute
Mon=
tag vormittag Beſichtigungsfahrten durch die Stadt und die
Muſeen unternehmen. Mittags wird der Verein die
Stadtver=
ſehen. Nachmittags folgen die Beſucher einer Einkadung des
Alice=Frauenvereins vom Roten Kreuz und des
einer ſolchen der Stadrverwaltung in das Oberwaldhaus.
Die Reiſe nach Deutſchland erfolgte ebenſo wie die Rückfahrt
auf dem Dampfer „Cleveland” der Hapag. Die Hapag hat
auch die Organiſation der Landreiſe durch Deutſchland
über=
nommen. Leiter iſt der Direktor des New Yorker Reiſebüros
der Hamburg=Amerita=Linie Herr John Reym.
M. St.
*Ottilie Wildermuth.
Ein deutſches Frauenleben.
Zu ihrem 50. Todestage am 12. Juli.
Ottilie Wildermuth iſt den meiſten wohl nur als
Jugend=
ſchriftſtellerin bekannt. Wenn ihre Jugendſchriften auch heute
noch zu dem Beſten gehören, was unſere Mädchen und Knaben
an Leſeſtoff in die Hand gegeben werden kann, ſo verdankt ſie burg geboren wurde, war einfach und verlief harmoniſch ohne
es doch nicht dieſen, ſondern ihren köſtlichen Familiengeſchichten,
Lebensbildern und Erzählungen aus ihrer ſchwäbiſchen Heimat,
mit der ſie aufs innigſte vertraut und verwachſen war, daß ihr
Name in der Literaturgeſchichte genannt wird. Durch ihre „Bil= dung und verheiratete ſich im Jahre 1843 mit Dr. David
Wilder=
der und Geſchichten aus Schwaben”, denen andere Erzählungen,
wie „Schwäbiſche Pfarrhäuſer” „Lebensbilder und
Erzählun=
gen”, „Aus dem Frauenleben” „Heimat der Frau” uſw. folgten, und wo ſie in Verkehr mit literariſchen Größen, wie Uhland,
wurde ſie in der literariſchen Welt bekannt und eroberte ſich die
Herzen nicht nur ihrer ſchwäbiſchen Landsleute, ſondern der
weiteren Leſerwelt. Von den „Bildern und Geſchichten aus
Schwaben” brachten ſchon in den erſten Jahren wiederholte
Auf=
lagen viele Tauſende in die Welt hinaus, und die Verfaſſerin
erntete Beifall von Seiten, wo ſie an keine Beachtung gedacht
hatte. Unter anderem ſchrieb ihr Adalbert Stifter, daß ihn lange
Zeit der Kunſtloſigkeit habe ihn das geſunde
Geſtaltungsver=
mögen wie eine reine edle Muſe mit klaren menſchlichen Augen
werk der Kunſt erſchienen. Jeremigs Gotthelf verſicherte, wie
ſehr ihn das Buch und alles, was darin ausgeſprochen, erfreut
habe. Der Philoſoph Schelling, ein geborener Schwabe, ſchrieb
ihr, daß er Lieblicheres nicht bloß in vielen Jahren nicht,
ſon=
dern nicht leicht jemals geleſen habe, als dieſe Erzählungen,
Nicht die Schriftſtellerin, ſondern die Frau ſei geprieſen, deren Beſuche, manch hilfsbedürftiger Schützling oder gute Freunde
Seele geſchaffen war, ſo liebliche Erſcheinungen in ihrer ganzen
Einfalt nicht bloß aufzufaſſen, ſondern ſo rein darzuſtellen ohne
einen unrechten oder ſtörenden Ton hineinzubringen. Nicht
min=
der beifällig wurden auch die nachfolgenden Erzählungen „Aus
dem Frauenleben” aufgenommen.
Erſt ſpäter wandte ſich Ottilie Wildermuth der
Jugend=
ſchriftſtellerei zu. Sie wurde eine der beliebteſten und geleſenſten
Frauenſchriftſtellerinnen jener Zeit, trotzdem oder vielleicht
ge=
rade weil ſie ſich hier nur beſcheidene Ziele geſteckt hatte. Ihre freundlicher Miene. Was das bei ſo mannigfachen Geſchäften,
Enzählungen, in denen ſie ſich als feine Kennerin des weiblichen
Herzens von gemütvoller Lebensauffaſſung und liebenswürdigem
Humor und einer von Prüderie ſich fern haltenden wahren Fröm= Hausfrau. Sie war nie launenhaft, nie hatte ihre Umgebung
migkeit bewährt und das ſtille Frauenleben ſinnig zu ſchildern
weiß, erſchienen in immer neuen Auflagen. Ihre
Mädelgeſchich=
tenſammlung „Lebensrätſel” gehört neben den Erzählungen und
Märchen „Aus Schloß und Hütte‟, „Aus Nord und Süd” zu den
beſten dieſer Gattung. 1870 begründete ſie den jetzt noch
er=
ſcheinenden „Jugendgarten”, eine Feſtgabe für junge Mädchen,
der von ihren Töchtern Agnes Wilms und Adelheid Wildermuth
fortgeſetzt wurde, die aus ihrem Nachlaſſe auch ihre Gedichte
„Mein Liederbuch” herausgegeben haben. Ottilie Wildermuths
geſammelte Werke erſchienen in 10 Bänden in den Jahren 1871
bis 1894, ihre Jugendſchriften in 22 Bändchen 1871—1900.
Der äußere Lebensgang Ottilie Wildermuths, die am 22.
Fe=
bruar 1817 als Tochter des Kriminalrats Rooſchütz in Rothen=
Konflikte im ſtillen häuslichen Glück. Von 1819 an lebte ſie in
Mosbach, wohin ihr Vater als Oberamtsrichter verſetzt wurde,
ging mit 16 Jahren nach Stuttgart zu ihrer weiteren
Ausbil=
muth, Profeſſor der neueren Sprache und der Mathematik am
Gymnaſium in Tübingen, mit dem ſie in glücklichſter Ehe lebte
Kerner, Jeremias Gotthelf, Keller, Heyſe, Gerok, Bodenſtedt u. a.
trat und ihr ganzes Leben verbrachte. Sie war die beſte Gattin
und Mutter und Wohltäterin der Armen und Kranken. Von
ihrem ſtillen häuslichen Wivken und ihrer Herzensgüte haben
ihre Töchter in der von ihnen herausgegebenen Selbſtbiographie
folgende anmutende Schilderung gegeben: Nie hatten die Kinder
den Eindruck, als ob die Mutter keine Zeit und Gedanken für ſie
nichts ſo ſehr erfreut habe, wie dieſes herrliche Buch, In einer habe, als ob ſie ihnen nicht ganz angehöre. Jeden Morgen, wenn
ſie den Töchterchen ihre Haare flocht, war eine Geſchichte die
unerläßliche Zugabe. Alle häuslichen Arbeiten wurden erſt der
angeſchaut. Die geſchilderten Perſonen ſeien ihm als ein Meiſter= Mutter vorgetragen, ehe wan damit vor die Lehrer trat,
Sam=
melten ſich an freien Nachmittagen die Geſpielen der Kinder im
Haus, ſo gab ſie wohl ab und zu den Bitten nach und übte auf
dem Theater, das ſie und Bruder Rudolf ſelbſt verfertigt hatten,
die alte Kunſt zum Jubel des kleinen Publikums. Und war ſie
nach dem bewegteſten Sonntagngchmittag, wo meiſt eine Menge
aus= und eingingen, noch ſo müde, fo fand ſie doch am Abend
noch ein halbes Stündchen, wo ſie mit den Kindern ein Kapitel
aus der ſchönen Bilderbibel leſen konnte; die wenigen ſchlichten
Worte, die ſie dazu gab, konnten ihren Eindruck nicht verfehlen.
Jede Arbeit aber, ſei es mit der Nadel oder der Feder, legte ſie
beiſeite, wenn es galt, einen Wunſch ihres Gatten zu erfüllen,
ihn auf ſeinem Spaziergang zu begleiten, eine Arbeit mit ihm oder
für ihn zu machen, und das geſchah nie ungeduldig, ſtets mit
oft gehetzt von einem zum anderen, bei häufigen, ſtill getragenen
Beſchwerden ſagen will, das verſteht gewiß jede vielgeplagte
unter ihrer perſönlichen Stimmung zu leiden: das war es, was
ſie zur Sonne des Hauſes mochte. Sie kannte, aber auch die
Kunſt, mit kleinen Mitteln oder ohne Geld wohlzutun und
hun=
dertmal entdeckte ihr Auge eine ſtille Not, an der die anderen
* Freie Literariſch=Künſtleriſche Geſellſchaft. Samstag abend ſprach”
auf Veranlaſſung der Freien Literariſch=Künſtleriſchen Geſellſchaft der
Direktox hes Landesmuſeums Profeſſor Dr. Feigel über das Thema
„Mittelrheiniſche Kunſt und die Darmſtädter
Aus=
ſteklung‟. Der Redner erinnerte an die Jahrtauſendausſtellung in
Köln mit ihren Koſtbarkeiten, insbeſondere die wertvollen Schreine und
ſchönen Plaſtiken. Auch die mittelrheiniſche Kunſt war dort vevtreten,
doch wunden die Ausſtellungsgegenſtände durch die Maſfe erdrück; die
Zufammenſtellung war zufällig, und ein rechtes Bild von der Bedeutung
des Kunſtgebietes konnte man nicht gewinnen. Auf der Ausſtellung in
Dammſtadt iſt ſetzt eine ſyſtematiſche Schau der mittelrheiniſchen Kunſt
zu ſehen. Die Ausſtellung zeigt Kunſtwerte, die in der Hauptfache aus
der Zeit ſtammen, als die großen Dome am Mittelrhein entſtanden;
zeitlich reicht ſie von der romaniſchen Zeit bis zum Ende der Gotik.
An romaniſchen Kunſtwerken, die im Lichtbilde gezeigt wurden, wurde
von dem Vortragenden auf deren Monumentalität hingewieſen, die
ſich ſelbſt in Kleinplaſtiken zeigt. Als Beiſpiel wurde eine Madonna
aus Elfenbein vorgeführt, die gut die Eigenheiten diefes Stils ergennen
ſieß. Die Madoyma iſt hier als thronend dargeſtellt; nicht iſt, wie in
der gotiſchen Zeit, Gewicht gelegt auf das Verhältnis zum Jeſuskinde:
Maria iſt gewiſſermaßen der Thronſitz für das Chriſtuskind. Wir
Men=
ſchen der Gegenwart haben wieder nähere Beziehungen zu diefem
Dar=
ſtellungsſtil genommen und ſehen in ihm eine Vollendung, nicht mehr
die primitive Vorſtufe einer fpäteren Kunſt. An Kruzifixen der
romani=
ſchen und der ſpäteren Zeit wurden dann Einzelheiten verſchiedener
Stile väher beleuchtet und namentlich darauf hingewieſen, wie das
Studium der Natur einwirkte, und zwar unten dem Einfluß
byzantini=
fſcher Kunſt wie auch aus der unmittelharen Natzuranſchauung. In
an=
derem Zuſammenhaug machte der Redner auf die Naturſtudien bei den
Friesfragmenten aus dem Mainzer Dom aufmerkſam. Eingehend
wun=
den mehrere Madonnen nach ihrer hinſtleriſchen Herkunft geſchildert,
namentlich die Madonna aus der Füſtſtraße in Mainz. Aus dem
Gee=
biete den Kleinplaſtik wurden die Funde des Mafnzer Domes im
Licht=
bild gezeigt und beſonders auf die Schönheiten des Oberweſeler Altars
aufmerkſam gemackt. Der Redner nahm öfters Veranlaffung, darauf
hinzuweifen, daß die Künſtler des Mittelrheingebietes ſich vor allem
durch ihre Freude am Maleriſchen auszeichnen, daß dies nicht allein in
der Malerei, ſondern auch in der Plaſtit und in der Architektur zutage
tzitt. Unten den weiteren Darlegungen war bemerkenswert, wie die
Kunſtwerke des 14. Jahrhunderts ertlärt wurden, die in ihrer Artz
grundverfchieden ſind. Einmal findet man Schöpfungen voll Anmutz
und Lieblichteit, zum anderen tritt ein düſterer Zug hervov. Nicht allein
durch die Peſt und die anderen Leiden der Zeit iſt dies zu erklären,
ſondern, wie der Vortragende betonte, es ſpricht ſich hier die Myſtik
diefes Zeitalbens aus. Eine von ihm verleſene Stelle aus einer Schrift
des Myſtißers Suſo erweiſt deutlich den Zufammenhang zwiſchen der
wyſtiſchen Anſchauungen jener Zeit und ihren Kunſtübung. Die anderen
Lichtbilder brachten noch eine Fülle bedeutfamer Kunſtwerhe, die bis an
den Anfang des 16. Jahrhunderts führten; die gotiſehen Formen
über=
ſebten ſich und gingen ins Barock ſiben. In ſeinen Schlußworten hob
der Redner hervor, daß die mittelrheeniſche Kunſt keine provinzielle
Kunſt war; die Künſtſer hatten ſich nicht ängſtlich abgefchloſſen, ſondern
Anregungen aufgenommen, gleickgifltig, woher ſie kamen. Sie wollten
in dem Fluß der Entwicklung imnmer vorangehenz darum iſt auch die
mittelrheiniſthe Kunſt in vomaniſch=n und gotifcken Zeit ſo vielfeitig
ge eſen. — Die zahlneichen Befycher des Voxtraas fpendeten dem
Med=
ner fün ſeine feſſelnden Darkegungen ſebhaft Beifall.
— Semmerſpielzeit im Kleinen Haus des Hefſiſchen Landestheeters
(Leitung: Divektor Adalbert Steffter), Heute Montag (3.
Abonnements=
vorſtellung für Montagsmieter) und täglich finden Wiederbolungen der
Opeuette „Der Kraf von Quxemburg” von Franz Lehap ſtatt.
Als näckſte Neuheit wird „Wie einſt im Mai” vorbereitet, und gaſtiert
hierin Bruno Haxprecht. Außerdem wird als Nachtvorſtellung. Der
Meiſterboxer” vorbereitet, und ſpielt Brung Harprecht die Titelrolle.
Kunſtnotizen.
deber Maile, Käudier obrr länftieriſche P. randatlungen, deren imn Nachdiehenden drwäknung
geisieht, Schdtt Kich die Mebaltan ihs Arteil voin
—Anion=Theater: „Der Soldat der Marie‟
Schönfelden hat dieſen Eſchberg=Film ſehr hübſch und flott inſzeniert,
und alles mit netten Regieeinſällen auf draſtiſche Situationskomik
ge=
ſtellt. Harry Liedtke als der flatterhafte Reichsgraf liebenswürdig, fniſch
und humorvpoll; ſehu nett Xenig Desni als die „ſchlagfertige” Marie;
Hilde Maroff eine kamoſe, tanzbegabte Müllerstochter. Siegfried Arng
machte aus dem Mülley und ehemaligen Tanzmeiſter eine famoſe Fiaur.
— Reſidenz=Theater (am Weißen Turm); „
Mäſchen=
handel”. Mit Unterſtützung des Nationalkomitees zur Bekämpfung
des Mädchenhandels und unter Mitwirkung der türßiſchen und
gvechi=
ſchen Polizei wurde ein Film hergeſtellt, der eindringlichſt von den
Ge=
kahren der Wädckenhändlev warnt. Beſonders beachtlich iſt bei dieſem
Film der Umſtand, daß er auf Grund bisher noch nicht veröffentlichter
Dotzumente und amtlich beglaubigten Vorfälle hergeſtellt warde. Er.
ſchildert mit raffinierter Spannung das Schickſal zweier deutſcher
Mäd=
chen, die ſich durch verlockende Angeboten dazu verleiten laſſen, ins
Aus=
land zu gehen und dort den Schleppern von Mädchenhändlern in die
Hände fallen. Rudolf Klein=Rogge (der bekgnnte Darſteller des Dr.
Mabuſe der Spieler) ſpielt i fünf Masken den großen levantiſchen
Mäd=
chenhändler, Mary Kid und Wera Engels ſind die beiden verſchleppten
Mädchen, Mia Pankqu, Rohkopf, Trude Heſterberg uſw. die
Helfers=
helfer der Mädchenhändle: „Charles Lineoln. Erich Kaiſer=Titz die
Stützen der Polizei und Wils. Diegelmann und Sophie Pagay ein
trau=
erndes deutſches Elternpaar. Die Aufnahmen erfolgten im Orient, in
Konſtantinopel, Balkan, Budapeſt, Athen und andeuen Städten
Griechen=
lands und bieten landſchaftlich nicht zu überbietende Reize.
achtlos vorüßergingen, und der ſie mit leiſer Hand abhalf, ein
Grund warum ſie ſo gerne dritter Klaſſe fuhr: „man findet da
ſo viele Leute, denen man etas zu lieb tun kann‟. Einer mäden
Mutter das Kind abnehmen, einen Reiſeungeübten zurechtweiſen,
für einen armen Krüppel, dem das Reifegeld ausgegagugen, eine
Kollekte im Wagen veranſtalten, das waven Lichtpunkte auf
ihren Reiſen. Arme, Bedrängte und Verlaſſene wandten ſich
anf ſie mit der Bitte um Hilfe, und trotz mancher ſchlimmen
Er=
fahrungen und Mißbraüchs ihrer Herzensgüte ließ ſie ſich nicht
verbittern und half weiter. Während der Kriegsjahre, in denen
ſie an allen patriotiſchen Ereigniſſen kebhaften Anteil nahm,
wid=
mete ſie ſich den Werken barmherziger Liebe. Ihrer Paterſtadt
hat ſie ein Denkmal hinterlaſſen, das von ſegensreichſtem Einfluß
war, eine Kleinkinderſchule, wofür ſie Beiträge von ngh und
fern geſammelt hatte,
Ottilie Wildermuth ſtarb am 12. Juli 1877. Die Frauen
Tübingens haben ihr ein Denkmal, zu dem die deutſche
Frauen=
welt von nah und fern Beiträge geſpendet hatte, auf dem Wöhrd
bei Tibingen errichtet, einen Stein, der ihr Bild in
Bronze=
relief und ihren Namen trägt. Der Dichter Kark Gerok widmete
ihr als Nachruf folgende Verſe:
Perlen fandeſt du im Sande, Sonnenſchein im ärmſten Haus.
Söhnſt ein ſonnenloſes Leben milde wit dem Schickſal aus.
Dr. W.
* Hugo Adolf Bernatzik: Typen und Tiere im Sudan. Mit
169 Abbildungen und einer Karte. Leipzig, F. A. Brockhaus, 192.
Richtiger würde der Titel des Buches lauten: Reiſeeindrücke und
Jagd=
erlebniſſe aus dem Sudan. Verfaſſer ſchildert in den erſten Kabiteln
des Buches die Eindrücke und Erlebniſſe auf ſeiner Reiſe von
Alexan=
drien nach Kairo und der Nil= und Bahufahrt nach Chartum und
Om=
durman und gibt eine intereſſante Beſchreihung von Land und Leuten,
von dem Leben, den Sitten und Gebräuchen der Sudaneſen. Die
Vor=
bereitungen und die Strapazen des Marſches der Karawane nach dem
Sindar, dem Nebenfluß des blauen Nils, werden eingehend geſchildert
und der reichen Tier= und Pflanzenwelt beſondere Beachtung geſchenkt,
Der größte Teil des Buches iſt den Jagderlebniſſen gewidhmet. Er
er=
zählt in elf Kapiteln von ſeinen hochintereſſanten Jagden auf Löwen,
Hyänen, Büffel, Leoparden, Krokodile, Giraffen, Antilopen, Gazellen,
Waſſerböcke, Warzenſchweine und Flußpferde, die er teils mit dem
Ge=
wehr erlegte, teils in Tellexeiſen fängt; eine Art der Jagd, die grauſam
iſt und nach unſeren Begriffen nicht weidgerecht ſein dürfte. Ein Inten
mezzo in dieſem ſpannenden Jagddrama iſt ein Kampf mit wildernden
Aboffiniern. Nach Ueberquerung des blauen Nils erfolgt über Sennai,
Port Sudan und Suakin, der alten, jetzt verödeten Hafenſtadt und
Sta=
tion für die Mekkapilger, die Rickfahrt auf einen italieniſchen
Küſten=
dampfer, Shöne, unvergeßliche Eindrücke, ſagt der Verfaſſer, ſind 78
die er als kleibende Erinnerungen an dieſe in ihrer abwechſlungsreichen
Vielſeitgkeit unvergleichlſchen Jagdtage mit in die Heimat genommen
hat. Den prachtvollen Abbildungen ſind die photographiſchen
Aufnah=
men zu Grunde gelogt, die an Ort und Stelle nach dem Leben auſt
W.
genonimen werden ſind.
Nummer 190
Montag, den 11. Jul 1927.
*Geſchicklichkeitswettbewerb des Heſſiſchen
Automobilklubs.
Der HAC. hat mit der geſtrigen Sonntagsveranſtaltung
ſoas Programm ſeiner ſportlichen Betätigung in inzereſſanter
Meiſe erweitert. Der erſte von ihm ausgeſchriebene
Geſchick=
ichkeitswettbewerb — es wäre durchaus
begrüßens=
wwert, würden ſolche bald zahlreicher und ſchwieriger ſolgen —
ſoat zum erſten bewieſen, daß das Intereſſe für derartige
Wett=
ſeewerbe unter den Mitgliedern ſehr ſtark iſt, zum anderen, daß
gruch die Bevölkerung dieſen Sportveranſtaltungen reges
Inter=
ſſe entgegenbringt, und zum letzten, daß wir im
Drangerie=
rarten einen ganz ausgezeichneten Platz für dieſe
Sportbetäti=
nrung haben, der ſeine ſportliche Geeignetheit mit beſter
Auf=
anthaltsannehmlichkeit verbindet.
Wettbewerbe dieſer Art dienen nicht allein dem ſportlichen
FIntereſſe, ſie bilden — geſchickt aufgemacht — auch eine
nrute Schule für den Autolenker, die ihm und dem Publikum
un den Gefahren 2er Straße und Chauſſee ſehr zuſtatten kommt.
DDas Ausſchreiben bedeutete in dieſer Art eine Neuheit für
Marmſtadt und den O.A.C. Die Sportkommiſſion wird aus dem
Unfang gelernt haben, daß auf dieſem Platze die Konkurrenz
n uch ichärfer und umfangreicher ausgeſtaltet werden kann. Herr
Xelleri, der an der Spitze der Sportkommiſſion ſich um die
Beranſtaltung ſehr verdient gemacht hat, hat es den
Konkurren=
ien nicht allzu leicht gemacht, aber es waren immerhin nur
An=
ſorderungen geſtellt, die zu überwinden waren. Der tägliche
Mutofahrer wird oft vor ſchwierigere Situationen geſtelli, die
ehn zwingen, unvorhergeſehen ſeine Geiſtesgegenwart zu
eiveiſen. —
Das Terrain für den Weitbewerb war die obere Terraſſe
an der Schießhausſtraße und der anſchließende Teil bis hinter
den beiden Springbrunnen. Für die Zuſchauer war der Platz
um den Muſikpavillon abgeſperrt, ſo daß ziemlich gut alles
über=
ſehen werden konnte. Während der Ausfahrt des Weitbewerbes
war hier Konzert. Das Wetter hielt ſich gut.
Furz nach 2 Uhr ordnete ſich vor dem Klubheim in der
ſoeinrichſtraße, wo die Fahrer ſich verſammelten, ein Forſo, der
ſiie ſtattlihe Zahl von 40 Wagen aufwies. Geſchloſſen ging die
/Fahrt unter Führung des H.A.C.=Präſidenten. Erbgraf
IIlexander zu Erbach=Erbach, durch die Hauptſtraßen
zaum Orangeriegarten Pünktlich um 3 Uhr konnte der erſte
Wagen ſtarten, und kurz nach 6 Uhr wurde der letzte Teilnehmer
auf die Fahrt geſthickt. Parkplatz war die Orangerieſtraße.
SStart war am Tor unmitelbar an der Herrngartenſtraße. Die
Fahrer hatten am Startplatz links durch die Baumallee zu
fah=
nen, in der eine Knallgaſſe angelegt war. Links und rechts
lngen rote Brettchen aus, die, wenn ſie angefahren wurden, einen
eschuß löſten. Man konnte ohne weiteres feſtſtellen, wer von
Autoſportlern auch paſſionierter Jäger war. Bei dieſen „kuallte‟
es oft 2—3 mal. Andere kamen lautlos ourch die gefährliche
GSaſſe In Fortſetzung der Fahrt durch die Baumallee war
Innks eine Garage durch Fähnchen und Sektflaſchen markiert,
in die rückwärts eingefahren werden mußte. Dann gings
wei=
ur in Bögen und Baumaruppen, den ſtark abfallenden Weg
hänunter und rechis in die Anlagen hinein. Hier war ein
Ver=
kehrsſchutzmann aufgeſtellt, der nach Belieben die
Nich=
tnng nach links der rechts dirigierte. Nach Durchfahren des
Gsartens ging der Weg wieder rechts in die enge Baumreihe,
die Steigung zur oberen Terraſſe herauf. Unmittelbar nach der
Gsteigung war eine Furche und dahinter die Signaltafel.
Leieſe 3=Aunkttafel mußte ganz leicht berührt werden und gab
deann ein Hupenſignal. Wurde ſie zu ſtark berührt, gabs
meh=
uere Signale und — mehr Strafpunkte. Von hier zunähſt rück=
Mrärts, dann rechté in einen kleinen Kreis hinein, in dem der
ahrer ſo wenden mußte, daß er den Kreis wieder vorwärts
verlaſſen konnte, ohne Fähnchen oder Pfeiler zu berühren. Dann
diengs zum Startplatz zurück,
Es war alſo ſchon eine ganz ſchöne Reihe von Klippen, und
gmnz ohn= Strafpunkte kamen ſehr wenige Fahrer durch. Sie
konnten das zum Teil wieder durch ſchnelle Fahrt gut machen.
Aie Fahrzeuge braubien, durchweg 2—3 Minuten Fahrzeit.
Yeurch Enger= bzw. Weiterſtellen der Signalflaggen war der
Ver=
ſſhiedenheit der Wagen Reihnung getragen, ſo daß die Aufgaben
ſrär kleine und große Wagen gleich waren. Es ſtarteten 17
Wagen mit Spurweite bis 1200 Zentimeter in der erſten und
18 Wagen mit größerer Spurweite in der zweiten Abteilung.
Der Organiſation des Wettbewerbs darf rückhaltloſes Lob
gieeſpendet werden. Ebenſo der Mehrzahl der Fahrer. Die beſte
Beiſtung des Tages vollbrachte der bekannte ſympathiſche
Renn=
flahrer Stumpf=Lekrſch, der ganz ohne Strafpunkte und
qaff ſeinem Mvon=Wagen auch die beſte Zeit des Tages
ſtuhr. Die meiſten Strafpunkte gab es in der Garage und an
dier Signaltafel. Dann noch im Rückwärtsdrehen, während ſich
die Strafpunkte in der Knallgaſſe tatſächlich auf die — Jäger
hieſchränkten.
Die Sieger waren folgende:
Klaſſe über 1200 Zentimeter: 1. Stumpf=Lekiſch auf Moon,
Zelder auf Ftat, 3. Beher auf Mauſer, 4. Ober auf Adler,
5. Nungeſſer anf Ford, 6. Kullmann auf Ford.
Klaſſe bis 1200 Zentimtr.: 1. Geo Wieſt auf Hanomag, 2. Baron
Aöchauroth auf Hanomag, 3. Techel auf Hanomag, 4. Frl. Wieſt
gaif Hanomag, 5. Hahn auf Auſtin, 6. Karl Gerſch auf Opel.
M. St
Seite 3
Das Bundesfeſi des Ried=
Sängerbundes.
Fahnenweihe des Männer=Geſangvereins
Groß Rohrheim.
Die frohen Sangesbrüder, die das deutſche Lied pflegen, ſind
über=
all willkommen, denn es gibt wohl wenige „Sauertöpfe”, die ſich nicht
an ſchönem, freiem und fröhlichem Geſang ergötzen können. Auch die
Einwohner von Groß=Rohrheim waren ausnahmslos in froher
Feſtes=
ſtimmung, als das dritte Bundesfeſt des Ried=Sängerbundes und die
Fahnenweihe des Männergeſangvereins Groß=Nohrheim geſtern in ihren
Mauern gefeiert wurde. Wohl ſelten war ein Ort ſo reich geflaggt und
die Straßen mit friſchem Grin ſo ſchön geſchmückt, wie wir es geſtern
in Groß=Rohrheim ſehen konnten. Man konnte ſich bei der Einfahrt in
den Ort dem Feſteszauber nicht entziehen; die hellen Geſichter und die
lebhafte Freude mußten jeden mitreißen. Auch zu den maßgebenden
Himmelsſtellen müſſen die Sangesbrüder beſondere Beziehungen haben,
denn nach den vielen vorherigen Regenſonntagen herrſchte faſt während
des ganzen Tages ideales Sommerwetter; die Sonne ſchien und half
das Feſt verſchönern. Nach dem großen Wecken am frühen Morgen
wur=
den die zahlreichen Fahnendeputationen abgeholt. Pünktlich trat man
zu dem gemeinſamen
Feſtgottesdienſt
an, der in der evangeliſchen Kirche ſtattfand und mit dem die Weihe der
Fahne verbunden war. Es war ein Gottesdienſt ganz beſonderer Art,
den Herr Pfarrer Körbel feierlich und ſtimmungsvoll zugleich zu
geſtalten wußte. Wunderbar ſpielten ſich die trauten Orgelklänge, die
mit der Muſikkapelle als Präludium „Das deutſche Herz” intonierten,
in die Herzen der andächtigen Verſammlung. Lieder, vorgetragen vom
Männerchor, Anſprachen und ernſte Gebete erhöhten die Feierlichkeit,
und ergreifend für die, die es miterleben konnten, war die Enthüllung
der neuen Fahne des Männergeſangvereins Groß=Rohrheim und die
anſchließende Weihe des neuen Banners. Ein prachtvolles Banner, das
auf weißem Felde das Gründungsjahr 1864 und die Jahreszahl 1927
trägt, und auf der Gegenſeite auf grünem Grunde den Spruch des
Nied=Sänderbundes, wurde enthüllt. Mit einem feierlichen Gelübde
übernahm der Fahnenty; zer das neue Banner. Ein Weihegeſang,
Ge=
bete und der Segen für die Verſammelten ſchloß dieſen erhebenden
Weiheakt.
Nachmittags bewegte ſich unter den Klängen mehrerer Muſikkapellen
bei ſtrahlendem Sonnenſchein, ein Feſtzug durch die Ortsſtraßen, der
durch mehrere originelle Feſtwagen verſchönt wurde. Auch die
befreun=
deten Vereine ſowie die Ehrengäſte nahmen an dieſem Feſtzuge teil, der
pünktlich zur vorgeſehenen Zeit auf dem Feſtplatz eintraf. Den Feſtplatz
ſelbſt hatten zahlreiche fleißige Hände unter der rührigen Leitung des
Feſtkomitees ausgeſchmückt; ein maſſives Podium war errichtet worden,
das in herrlichem Waldesgrün prangte und über dem luſtig die heſſiſchen
Farben wehten. Wohl an 20 Banner ſchmückten dieſes Podium nach
Eintreffen des Zuges, und bald begann der eigentliche
Feſtakt
mit dem Begrüßungschor des feſtgebenden Vereins, der unter Leitung
ſeines Dirigenten, Herrn Lehrer Treffert=Gernsheim, die „Weihe
des Geſanges” zu Gehör brachte. Der Vorſitzende Herr Menger
entbot allen Teilnehmern ein herzliches Willkommen und begrüßte
be=
ſonders die Ehrengäſte, die befreundeten Vereine aus dem beſetzten
Ge=
biet, von der Bergſtraße und der nahen Umgebung. Er gab ſeiner
Freude Ausdruck, daß für das deutſche Lied ſo viele Herzen warm
ſchla=
gen, denn es ſei nicht zu verkennen, daß mit der Pflege des deutſchen
Liedes das Zuſammengehörigkeitsgeſihl geſtärkt und gefeſtigt werde.
Sein dreifaches Hoch galt dem deutſchen Liede — Herr Bürgermeiſter
Olf=Groß=Rohrheim begrüßte im Namen der Gemeinde beſonders
den Ried=Sängerbund, der ſein drittes Bundesfeſt feierte. Er
unter=
ſtrich die Freude der Bevölkerung, die durch die zahlreiche Teilnahme
an dem Feſte bewieſen habe, daß ſie an dem doppelten Ehrentag mit
Begeiſterung teilnehme. Er beglückwünſchte insbeſondere den
heimi=
ſchen Männergeſangverein zu ſeinem neuen Banner, das ein Symbol
der Treue ſei und als ſolches ewig gelten ſolle. Alle, die an dem Feſte
teilnehmen, ſeien Freunde des deutſchen Liedes, deſſen Pflege eine
vater=
ländiſche Notwendigkeit ſei. In das dreifache Hoch auf den
Riedſänger=
bund und die Gäſte ſtimmten alle freudig ein.
Unter Leitung des Herrn Lehrer Keilmann=Lampertheim brachte
der erſte Maſſenchor „Die Ehre Gottes” zu Gehör. In der folgenden
Feſtrede des Herrn Bundespräſidenten Ales=Groß=Gerau ſprach dieſer
der Gemeinde im Namen des Ried=Sängerbundes ſeinen Dank aus für
den ſchönen Empfang und die rege Teilnahme an dem Feſte. Dann
gedachte er in ehrenden Worten der 80 treuen, im Weltkrieg gefallenen
Sangesbrüder, denen die Verſammlung ſtille Minuten des Gedenkens
widmete, während die Kapelle leiſe „Ich hatt” einen Kameraden” ſpielte.
In ſeiner weiteren Anſprache wies der Redner auf den Zweck des
Bun=
desfeſtes hin, der darin beſtehe, der Allgemeinheit die Leiſtungen des
Sängerbundes zu zeigen und für den deutſchen Sang zu werben, um
dadurch das Gefühl der Einigkeit und Brüderlichkeit im deutſchen
Vater=
lande zu wecken und zu erhalten. Beim deutſchen Liede werde Zank und
Streit vergeſſen, und deshalb müiſſe gerade die Jugend den edlen
Be=
ſtrebungen durch Anſchluß an die Geſangvereine Unterſtützung leihen.
Sein Hoch galt dem deutſchen Vaterland. Er überreichte zum Gedenken
an ihr 50jähriges Beſtehen den Männergeſangvereinen Groß=Rohrheim
und Lampertheim kunſtvoll ausgeführte Diplome, ſowie anläßlich ihres
25jährigen Beſtehens ebenſolche Diplome den Geſangvereinen „
Sänger=
luſt”=Gernsheim, „Liederkranz”=Groß=Gerau ſowie den
Männergeſang=
vereinen Bürſtadt und „Germania”=Crumſtadt. — Der Vertreter des
Heſſiſchen Sängerbundes, Herr Bitter=Darmſtadt, begrüßte herzlich
die Feſtverſammlung, den Ried=Sängerbund, den feſtgebenden Verein,
ſowie die befreundeten Vereine. Noch unter dem Eindruck des
Sänger=
bundfeſtes in Nürnberg ſtehend, wünſchte er allen Vereinen, daß ſie
durch zähe, unermüdliche Arbeit beachtenswerte Leiſtungen erzielen
möch=
ten. Er gab ſeiner Freude Ausdruck, daß alle Geſangsdarbietungen des
Tages ſo hervorragend geweſen ſeien, ſo daß ſie zu den ſchönſten
Hoff=
nungen berechtigten. Dadurch, daß der Geſang untereinander verbinde,
helfe er mächtig am Wiederaufbau des geliebten Vaterlandes. Aber
auch die ernſte Mahnung ſprach er aus, daß ſich die Riedſänger alle
ausnahmslos zu den Feiern einfinden müßten, um vor aller Welt den
Willen, den Sang und die treue Bwderlichkeit zu pflegen, zu beweiſen,
Hoch ſtehe ein Geſangverein wie der in Groß=Rohrheim, der mit einer
ſo erhebenden kirchlichen Feier ſein Feſt beginne. Treu müſſe man
blei=
ben ſeinen Grundſätzen, treu dem deutſchen Geſang, nicht nur des Liedes
wegen, ſondern letzten Endes zum Wohle des geliebten deutſchen
Vater=
landes.
Der zweite Maſſenchor der Bundesvereine brachte unter Leitung
des Herrn Kapellmeiſters F. Fiſcher (Darmſtadt) „Sänger, wacht auf”.
zu Gehör. Im Namen der Ehrendamen überreichte Fräulein Schaab
mit einem ſehr ſinnigen Spruch dem Männergeſangverein als erſten
Schmuck für die neue Fahne eine ſchöne Fahnenſchleife Verſchiedene
Liedervorträge der teilnehmenden Vereine bildeten den Schluß des
Feſt=
drogramms. Daß all die wirklich ausgezeichneten geſanglichen
Darbie=
tungen mit ebenſolchem begeiſterten Beifall aufgenommen wurden, wie
die herzlichen Anſprachen, iſt ſelbſtverſtändlich.
Man blieb noch lange auf dem Feſtplatze bei froher Unterhaltung
und Tanz zuſammen. Nur zu ſchnell verflog der ſchöne Tag; aber die
Erinnerung an das Feſt wird allen Teilnehmern unvergeßlich bleiben,
und der ſchöne Verlauf lohnte alle Arbeit und aufgewandte Mühe des
Feſtkomitees und ſeiner treuen Helfer.
* Fahnenweihe des Oberheſſen=Vereins Darmſtadt. Der Oberheſſen=
Verein Darmſtadt beging geſtern mit einer größeren Feier ſeine
Fahnen=
weiho im Chauſſeehaus (Heidelberger Straße) unter Mitbeteiligung
mehrerer oberheſſiſcher Vereine von auswärts, ſowie befreundeter
Darm=
ſtädter Vereine. In einem ſtattlichen Feſtzuge gingen die Teilnehmer
von der Eliſabethenſtraße aus durch die Neckarſtraße nach der
Heidel=
berger Straße. Der Zug wies ſchöne Gruppen in oberheſſiſchen und
anderen Trachten auf. Beteiligt waren Vertreter des
Oberheſſenver=
eins Worms, des Oberheſſenvereins Frankfurt, der Geſangverein „Klub
Fröhlichkeit”, der Darmſtädter Männergeſangverein, der
Odenwaldver=
ein Darmſtadt, die Geſangvereine „Harmonie” und „Olympia‟
Darm=
ſtadt, der Volks= und Gebirgstrachtenverein „Almenrauſch‟ Darmſtadt,
der Verein der Württemberger in Darmſtadt und die Vereinigung der
Schlitzerländer in Darmſtadt. Nach Beendigung des Feſtzuges wickelte
ſich das eigentliche Feſtprogramm in den Näumen und dem Garten des
Chauſſeehauſes ab, die ſtark beſucht waren. Der muſikaliſche Teil der
Feier lag in den bewährten Händen des Herrn Kammervirtuoſen Louis
Kümmel als Dirigent der „Harmonie=Muſikvereinigung‟. Die
Vor=
tragsfolge ſetzte ein mit einem ſchneidigen Marſch „Mein Oberheſſen”,
von L. Kümmel. Der Darmſtädter Männergeſangverein ſang
ſtimmungs=
voll und tonſchön die beiden Chöre „Schäfers Sonntagslied” von C.
Kreutzer und „Deutſcher Wald, nun lebe wohl”, von Werth. Es folgte
dann die Ouvertire „Lodoiska” von Kreutzer, vom Orcheſter dargeboten.
Der 1. Vorſitzende des Oberheſſen=Vereins, Herr Ludwig Schmidt,
begrüßte hierauf die Anweſenden, indem er im Namen des Vorſtandes
der Freude Ausdruck gab, daß die Vereine der Einladung ſo zahlreich
gefolgt waren und eine große gemeinſame Feier veranſtaltet werden
konnte. Er dankte allen Vereinen und verſicherte, daß der Oberheſſen=
Verein auch Einladungen anderer Vereine nach Möglichkeit erwidern
wende, um ſo ebenfalls jene Vereine bei ihren Feſten zu unterſtützen.
Der Redner ſchloß mit dem Wunſche, daß das Feſt den Teilnehmern
einige ſchöne Stunden beſcheren möge. (Lebhafter Beifall.) Mit großev
geſanglicher Sicherheit und warmem Gefühlsausdruck ſang der
Ober=
heſſenverein Frankfurt Mozarts Weihe des Geſangs „O Schutzgeiſt” und
Breus” „Frühling am Rhein‟. Die Feſtrede hielt Herr Pfarrer Heß,
der unter anderem ausführte, daß wohl alle Oberheſſen gerne der
Ein=
ladung gefolgt wären, weil ſie ſich einmal ſo recht als Oberheſſen fühlem
könnten. Bei den vielen Vereinsfeiern dürfe man den
Landsmann=
ſchaftsfeiern nicht die Berechtigung verſagen. Eine große geiſtige
Strö=
mung der Gegenwart habe als Ideal ein Weltbürgertum; „ihr ſtehe
gegenüber eine Anſchauung, die einen engeren Kreis erſtrebt, ſchließlich
aber nur beim Vorteil des eigenen Ichs anlangt. In beiden
Anſchau=
ungen liege wohl ein Kern von Wahrheit. Nie wollen wir jedoch
ver=
geſſen, daß wir dem deutſchen Volke angehören, nie unſere Heimat
ver=
achten. Die landsmannſchaftlichen Vereine zeigen uns einen Weg,
im=
dem ſie Menſchen ſammeln, damit ſie ihrer Heimat die Treue bewahren,
Der Redner pries nachdrücklich die landſchaftlichen Schönheiten
Ober=
heſſens und machte auf die Bedeutung der Fahne als ein Zeichen der
Sammlung Gleichgeſinnter und der Ehre aufmerkſam. Die Anſprache
ſchloß mit einem begeiſtert aufgenommenen Hoch auf die oberheſſiſche
Heimat. Fräulein Elſe Sommer ſprach im Anſchluß hieran
aus=
drucksvoll einen Prolog, in dem namentlich die Heimatſprache mit Lob
bedacht war. Die Fahne wurde ſodann entfaltet, von dem 1. Vorſitzenden
mit einer Anſprache übernommen und dem Fahnenträger übergeben.
Vertreter der anweſenden Vereine übermittelten Glückwünſche und
über=
reichten Fahnenbänder oder Fahnennägel. Das weitere Feſtprogramm
brachte noch eine Dankesrede des Vorſitzenden, der den Gratulanten für
ihre Vereine Erinnerungsſchleifen übergab; ferner ausgezeichnet
ge=
ſungene Chöre des Klubs „Fröhlichkeit”, des Geſangvereins „Olympia‟
und des Geſangvereins „Harmonie”, ſowie Orcheſtervorträge, Alle
Dar=
bietungen wurden mit lebhaftem Beifall aufgenommen.
— 40jähriges Dienſtjubiläum. Am 13. Juli ſind 40 Jahre
verfloſ=
ſen, daß der in weiten Kreiſen bekannte Herr Georg Becker,
Eliſa=
bethenſtraße 26, im Hauſe Joſeph Trier, Möbelfabrik,
Wilhelminen=
ſtraße 25, als Oberpackmeiſter tätig iſt.
— Brand einer Stallung. Am Samstag abend geriet kurz nach
7 Uhr in dem Anweſen von Roth in der Roßdörfer Straße,
gegen=
über dem Beſſunger Forſthaus, eine Stallung in Brand. Auch die
an=
liegende Scheune war in Gefahr. Das darin lagernde Heu hatte bereits
Feuer gefangen. Der Brand wurde von den Hausbewohnern rechtzeitig
bemerkt, die ſofort die Löſcharbeiten aufnahmen, ſo daß beim Eintreffen
der Feuerwehr dieſer nur wehr das vollſtändige Ablöſchen und die
Räumungsarbeiten verblieben.
Briefkaſten.
J. S. H. Der Inhalt des Reverſes, den die Mieter Ihnen
aus=
geſtellt haben, iſt ſür dieſe bindend. Der Wortlaut iſt ja ganz klar.
Tageskalender für Montag, den 11. Juli 1927.
Landestheater Großes Haus: Geſchloſſen. — Kleines
Haus, abends 8 Uhr: „Der Graf von Luxemburg”. — Orpheum,
abends 8 Uhr: „Die vertagte Nacht‟ — Konzerte: Schloß=Café;
Hotel=Reſtaurant Schmitz; Hotel und Café=Reſtaurant Waldſchlößchen;
Café Rheingold; Park=Café=Reſtaurant. —
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gen: Union=, Reſidenz=Theater, Palaſt=Lichtſpiele. — Theater=
Saal Perkeo, Alexanderſtr. 12—14, abends 8 Uhr: Thüringer
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[ ← ][ ][ → ]Nummer 190
Montag, den 1. Juli 1927
Seite 3
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Btttſchafisgenbffenſcäften in Sabenkaufen.
Am 9. und 10. Juli fand hier der gut beſuchte 59. Verbandstag des
WVerbandes der Erwverbs= und Wirtſchaftsgenoſſenſchaften im Volksſtaat
ſHheſſen, ſowie gleichzeitig die 3. Tagung der Arbeitsgemeinſchaft der
gHheſſiſchen Kreditgenoſſenſchaften ſtatt. Außer einer ſtattlichen Zahl von
NEhrengäſten, die am Sonntag vormittag begrüßt werden konnten, hatten
ſaalle Genoſſenſchaften ihre Abgeordneten entſandt. Die zweitägigen
EVerhandlungen nahmen bei reger Anteilnahme der Erſchienenen einen
Ein jeder Beziehung erfreulichen, würdigen Verlauf.
In der Vorverſammlung am Samstag nachmittag kamen
unähſt die Regularien zur Erledigung. Nach der Begrüßung der Ver=
Gandstagsteilnehmer durch Herrn ſtellv. Verbandsdirektor Weiler
rund der Feſtſtellung der endgültigen Tagesordnung nahm die Verſamm=
Uung den Bericht über die Prüfung der Verbandsrechnung für das
ab=
gelaufene Jahr 1926/27 entgegen und erteilte dem Verbandsdirektor
EEntlaſtung. Der Voranſchlag für 1927/28 fand die Zuſtimmung der
Klnweſenden, ebenſo wurde die Beitragserhöhung im der vom Verband
Sorgeſchlagenen Form angenommen. Nachdem bereits auf dem
vorjäh=
rgen Verbandstag ſich die Genoſſenſchaften einſtimmig für die
Einfüh=
rung der jährlichen Reviſion ausgeſprochen hatten, wurde nunmehr die
Seshalb erforderliche Aenderung der Verbandsſatzung in den
diesbezüg=
f ichen Paragraphen gutgeheißen und angenommen. Es folgte der Vor=
Gericht des Verbandsdirektors, den der ſtellv.
Verbands=
ſchirektor, Herr Bankdirektor Weiler=Darmſtadt, erſtattete.
Redner wies darauf hin, daß die heutige Zeit uns immen wieder
wor wichſtige Fragen ſtelle, die nur durch ofſene und rückhaltloſe Aus=
Fprache im engen Kreiſe die norwendige Erklärung finden könnten. Er
Gerichtete zunächſt von den Beſtrebungen innerhalb des
Kreditgenoſſen=
bchaftsweſens, die darauf abzielen, ein einheitliches Gironetz zu ſchaffen
Den ſchwebenden Verhandlungen müſſe im Intereſſe aller
Kredit=
ſgenoſſenſchaften ein guter, wirkungsvoller Abſchluß gewünſcht werden.
Bweck dieſer Beſtrebungen ſci, die beſtehenden Gironetze der Reichsbank
nund der Poſtſcheckämter wirkſam zu ergänzen und eine volkswirtſchaft=
Eihe Aufgabe zu erfüllen, indem man alle Gelder, die nicht durch den
Meichsbankgiro= und Poſtſcheckverkehr erfaßt würden, in den
genoſſen=
bchaftlichen Giroverkehr einbezieht und ſo der Wirtſchaft dienſtbar macht.
AIm nach außen hin die wirtſchaftliche Bedeutung und Stärke, die im
böeſſiſchen Kreditgenoſſenſchaftsweſen liege, wirkſam in Erſcheinung
tre=
gen zu laſſen, habe man vor ungefähr 3 Jahren die Arbeitsgemeinſchaft
ſoer Heſſiſchen Kreditgenoſſenſchaften gegründet, die noch eine Reihe, zum
Teil ſchwieriger, Fragen zu löſen haben wird. Bedeutſam ſei die
Feſt=
ſkellung, daß dieſer Entvickelung im heſſiſchen Kreditgenoſſenſchaftsweſen
auc von Regierungsſeite großes Intereſſe entgegengebracht werde. Was
has Verhältnis zu den Sparkaſſen angehe, das zeitweiſe ziemlich
ge=
ſwbannt geweſen ſei, ſo habe die Endwickelung des letzten Jahres eine
weitere Beruhigung gebracht. Redner empfiehlt den Genoſſenſchaften,
hrunh örtliche Verhandlungen zu verſuchen, eine Arbeitsteilung in der
Weiſe zu vereinbaren, wonach die Sparkaſſen in erſter Linie wieder das
Köypothekengeſchäft die Genoſſenſchaften aber den perſönlichen Kredit
Aflegen ſollten. Zum Schluſſe betonte der Vortragende, daß die
frei=
willige Aufwertung der alten Spareinlagen durch die
Kreditgenoſſen=
haften recht hoch einzuſchätzen ſei.
Im Anſchluß hieran nahm die Verſammlung den Reviſionsbericht
be3 Herrn Verbandsreviſors Schneider=Darmſtadt entgegen. Er
Aihrte etwa folgendes aus: Ziel und Aufgabe der Verbandsreviſion
ei es, allmählich alle Genoſſenſchaften auf die Stufe der höchſten
Lei=
wwungsfähigkeit zu bringen. Aus dieſem Grunde hat man ſich im
Deut=
ſthen Genoſſenſchaftsverband allgemein dazu emtſchloſſen, an Stelle der
Aisherigen zweijährigen Recbiſion die jährliche treten zu laſſen. Wenn
gauch im Jahre 1926, wie die Statiſtik zeigt, eine im allgemeinen recht
nufreuliche Entwickelung der Heſſiſchen Kreditgenoſſenſchaften feſtzuſtellen
ſist, ſo gelte es doch, angeſichts der noch imer undurchſichtige
zuküinf=
uegen Entwickelung des Wirtſchaftslebens größte Vorſicht in allen
ge=
häftlichen Dingen zu üben, um ſo auch in ſchwierigen Zeiten voll
heiſtungsfähig zu bleiben. Dazu ſei in erſter Linie eine qualitativ
hoch=
rehende Leiſtung der Verwaltungsorgane, des Vorſtandes und des
Auf=
ſtchstrats, erforderlich. Die heutigen Verhältniſſe ſtellten größte
An=
tsrüche an die Fähigkeit unſerer leitenden Genoſſenſchaftler. Die Praxis
wige immer wieder, daß die Perſönlichkeit des Loſters von der
größ=
gen Bedeutung für die Entwickelung der einzelnen Genoſſenſchaften ſei.
Ul18 Bank des Mittelſtandes, deren ſich die manwigfachſten Gruppen
dieſer Bevölkerungsſchicht bedienten, ſähen die Kreditgenoſſenſchaften
weuerdings ſehr darauf, dieſen Charakter auch bei den Beſetzung des
Aufſichtsrats entſprechend zu berückſichtigen. Die Stärkung der
eige=
men Mittel ſei ein weiteres Moment von „weſentlicher Bedeutung.
KVürde es auch gerade den mittelſtändiſchen Kreiſen, die unter Steuern,
ſozialen Abgaben und einer gaſchwächten Kaufkraft litten, beſonders
ſtchwer gemacht, zur Neubildung eigenen Vermögens zu kommen, ſo
be=
nuhe hierauf doch letzten Endes das Fundament der Genoſſenſchaft.
Des=
balb ſei es notwendig, in zäher Arbeit und unter Heranzichung
Ulein=
wer Beträge das eigene Vermögen der Genoſſenſchaften weiter zu
ver=
wrehren. Die ſtmikte Befolgung geſunder kaufmänniſcher Grundſätze
in der Kreditgewährung ſei heute mohr denn je am Platze. Allzu raſch
hönnten bei Verände ungen der wirtſchaftlichen Verhältniſſe Kredite
günfrieren, daher müſſe die Art der Sicherheiten in bezug auf ihre
Fkealiſierungsmöglichkeit eingehend gedrüft werden. Auch empfehle es
ſtach, das im Kreditgeſ häft ruhende Riſiko auf möglichſt viele Köpfe zu
verteilen. Die Gewährung von Großkrediten ſollte im allgemeinen
fuir unſere Genoſſenſchaften nicht in Frage kommen.
Die Frage, ob Liquidität oder Rentabilität, müſſe dahin beantwortet
werden, daß an erſter Stelle eine ausreichende Zahlungsbereitſchaft zu
reten habe. Denn es gelte in erſter Linie, die Sicherheit des
Unter=
wehmens zu befeſtigen. Dieſe beiden Dinge, Liquidität und
Rentabili=
uät, in Einklang miteinander zu bringen und dabei gleichzeitig die
Ent=
meickelung der Genoſſenſchaften weiter zu fördern, das ſei eine Leiſtung,
hſie wir von jedem Genoſſenſchaftsleiten zu fordern hätten. Schließlich
nuurde auf die Notwendigkeit einer Zinspolitik hingewieſen, die auch
Erm wirtſchaftlich Schwachen die Aufnahme von Krediten ermögliche.
Mit dem Wunſche, daß dieſe Grundſätze immer mehr
Berſickſichti=
mrung finden möchtenn, ſchloß Redner ſein Refergt.
Eine lebhafte, ſehr anregende Diskuſſion folgte den Ausführungen
ſeer beiden Redner. An Stelle des bisherigen Verbandsdirektors
1Saeſch=Darmſtadt, der aus Gründen geſundheitlicher und beruflicher
UIrt ſein Amt anfangs dieſes Jahres niedergelegt hatte, wurde von der
Yierſammlung Herr Direktor Weiler=Darmſtadt zum
Verbandsdirek=
nor und Herr Direktor Rats=Broß=Gerau zu ſeinem Stellvertreter
rrwählt.
Nach der Neuwahl der Rechnungsprüfungskommiſſion für 1927/28
und der Vertreter zum diesjährigen Deutſchen Genoſſenſchaftstag in
Möln wurde als Ort für den 1928 ſtattfindenden Veubandstag
Darm=
ſiu adt beſtimmt.
Der Begrüßungsabend, den die Volksbank Babenhauſen
92-s gaſtgebender Verein im prachtvoll von der hieſigen Gärtnerei
Buch=
hlolz mit Blumen geſchmückten Saalbau „Deutſcher Hof” am Samstag
acend veranſtaltete, war von den Teilnehmern, Gäſten und der
Bürger=
ſtchaft recht gut beſuht. Nach der anſtrengenden Verbandsvorarbeit am
Yachmittag erlebten alle mehrere Stunden recht gemütlichen
Zuſammen=
ſet ins und heiteren Frohſinns. Der Geſchäftsführer der Volksbank, Herr
F. Willand, der am Abend auch die Erſchienenen herzlich begrüßte
mrid allen Mitwirkenden dankte, hatte gemeinſam mit dem Vorſtand der
ho eſigen Bank alle Vorbereitungen zu dem Begrüßungsabend ſo
vor=
tw efflich getroffen, daß allen Anweſenden Stunden froheſter Geſelligkeit
bſeſchert waren. Der muſikaliſche Teil der Feſtfolge war feinſinnig
ge=
whählt, und die Darmſtädter Beamtenmuſikvereinigung tat ihr
Möglich=
ſtes, um die Feſtſtimmung zu ſteigern. Der Geſangverein „
Ein=
tiracht” teug Chöre vor, die von gutem Stimmenmaterial, ſorgfältiger
Ausarbeitung und Klangſchönheit Zeugnis ablegten. Herr
Konzert=
ſarnger Moebus ſang mit ſympathiſcher Tongebung Lieder von H.
ASolf und F. Schubert, mit feinſter Anpaſſungsfähigkeit begleitet
non Herrn Forſtaſſeſſor Dr. Eidmann. Nichſt vergeſſen ſeien die
muſterhaft ausgeführten turneriſchen Darbietungen des
Turnver=
ams 1891.
Die Hauptverſammlung
war am Sonntag vormittag. Sie wurde durch den Vorſitzenden, Herrn
Verbandsdirektor Weiler, mit einer Begrüßungsanſprache eröffnet.
Verh Dir Berg. Dir Mager, h. Kalbfuß. Ehrenobermeſſe.
Schmuck, Reg=Rat Walter Dieburg, Bürgermeiſter Dr.
Lü=
decke, Groß=Gerau, und Bürgermeiſter Rühl von hier. Die
herz=
lichen Worte der Begrüßung und Wünſche für den ſtolzen Bau der
Genoſſenſchaftsbanken, die Herr Bürgermeiſter Rühl im Namen der
Stadt Babenhauſen an die Anweſenden richtete, fanden ſtürmiſchen
Bei=
fall. Nachdem in teilweiſe recht beachtenswerten Ausführungen noch
die Vertreter der erſchienenen Regierungsbehörden, Banken und
wirt=
ſchaftlichen Verbände zu Wort gekommen waren, erſtattete Herr
Ver=
bandsdirektor Weiler=Darmſtadt den Jahresbericht. Er
er=
füllte zunächſt eine Ehrenpflicht, indem er dem Andenken des allſeits
verehrten Ehrenanwalts des Deutſchen Genoſſenſchaftsverbands, Herrn
Prof. Dr. Crüger, der zu Beginn dieſes Jahres verſchieden iſt, einen
eindrucksvollen Nachruf widmete. Ferner ſpricht er herzlichen Dank dem
bisherigen Verbandsdirektor, Herrn Direktor Paech, Darmſtadt, aus,
der in den Jahren 1925/26 die heſſiſchen Genoſſenſchaften mit feſter
Hand geführt und ſich große Verdienſte erworben habe, indem er in
den kritiſchen Jahren nach der Inflation den Genoſſenſchaften
Ergän=
zungskredite in ausreichendem Maße zuführte. Bei dieſer Gelegenheit
wurde erneut die Wichtigkeit und Notwendigkeit des Zuſammenſchluſſes
in der Arbeitsgemeinſchaft der heſſiſchen Kreditgenoſſenſchaften betont.
Bezüglich der Entwicklung der Heſſiſchen Kreditgenoſſenſchaften im
abge=
laufenen Geſchäftsjahr 1926 könne zum Teil auf die gedruckt vorliegende
Statiſtik verwieſen werden. Die Reinigungskriſe ſei im weſentlichen in
den erſten Monaten des Jahres 1926 beendet geweſen. Seinen
Aus=
gangspunkt habe die Beſſerung der wirtſchaftlichen Kriſe vom engliſchen
Kohlenſtreik genommen. Im Zuſtrömen ausländiſchen Kapitals ſei
deutlich das Vertrauen des Auslandes ablesbar, wenn dieſen Geldern
auch nur im Hinblick auf eine produktive Verwendung das Wort zu
reden ſei. Klage geführt werde in faſt allen Geſchäftsberichten über die
untragbare ſteuerliche Belaſtung namentlich der mittleren und kleinen
Betriebe. Die Großinduſtrie und der Großhandel wären viel eher in
der Lage, durch ihre Steuerabteilungen ſich Vorteile zu erkämpfen. Die
Vertruſtung von Großinduſtrie und Großhandel ſchreite in einem
un=
heimlichen Tempo vorwärts und bilde mit der von der anderen Seite
her betriebenen kalten Sozialiſierung und Betätigung der öffentlichen
Hand im Erwerbs= und Wirtſchaftsleben eine immer größer werdende
Gefahr für das mit Recht auf ſeine Selbſtändigkeit ſo ſtolze deutſche
Bürgertum. Die Bautätigkeit könne ſich nicht regen, ſolange nicht die
Feſſeln der Zwangswirtſchaft des Hausbeſitzes gelockert und ſchließlich
ganz beſeitigt würden. Die an die Genoſſenſchaften herantretenden
Kreditgeſuche ſeien, ſoweit qualitativ vertretbar, genehmigt und
befrie=
digt worden. Die Sollzinsſätze ſeien entſprechend der Bewegung des
Reichsbankſatzes geſenkt worden, und zwar um ein Mehrfaches der
Her=
abſetzung der Habenzinsfüße. Wo es angebracht erſchien, habe man ſich
maſchinell umgeſtellt und bedeutend günſtiger auf das Gewinn= und
Ver=
luſtkonto eingewirkt. Zur freiwilligen Aufwertung der
Vorkriegsſpar=
einlagen ſeien, ſoweit es die Gewinnerträgniſſe und Verhältniſſe im
Einzelnen geſtatten, die Genoſſenſchaften bereit, und zwar in
mög=
lichſter Anlehnung an die für die öffentlichen Sparkaſſen maßgebenden
Richtlinien. Einige Zahlen verdienten beſondere Beachtung. So ſind
die Umſätze von einer Seite des Hauptbuches von 820 Millionen 1925
auf etwa 1 Milliarde im Jahre 1926 geſtiegen. Die Bilanzſumme
er=
höhte ſich auf 43,8 Mill., gegen 32,1 Mill. im Jahre 1925. Das
Ge=
ſamtkreditgeſchäft beanſpruchte Ende 1996 einen Betrag von zirka
38 Millionen, gegenüber 27,7 Mill. im Jahre 1325. Das eigene
Ver=
mögen ſtieg von 5,1 auf 7,5 Millionen. Spareinlagen erreichten den
Betrag von 17,5, gegenüber 11,5 Mill, im Jahre 1825. Die täglich
fälligen Scheck= und Konto=Korrentgelder belaufen ſich auf 14,7, gegen
10,5 Millionen im Jahre 1925. Die Dividendenſätze haben im
Durch=
ſchnitt 9 Prozent betragen, was eine im Verhältnis zu anderen
Ein=
lagen günſtige Verzinſung darſtellt. Nicht die gleiche Entwicklung wie
die Kreditgenoſſenſchaften hätten die Warengenoſſenſchaften genommen,
da die Verhältniſſe dort weſentlich ſchwieriger ſeien. Es ſei Pflicht der
Kreditgenoſſenſchaften, den Warengenoſſenſchaften nach Kräften treu und
helfend zur Seite zu ſtehen. Allzuwenig bekannt ſei, daß die Zahlen
der 1400, dem Deutſchen Genoſſenſchaftsverband, Berlin, angegliederten
Kreditgenoſſenſſ aften die Durchſchnittsziffern einer deutſchen Großbank
(Geſamtbetriebskapital 1 Milliarde Mark) nicht nur erreichten, ſondern
in weſentlichen Punkten, z. B. dem eigenen Kapital (200 Millionen,
gegenüber 120 Millionen der Großbank), darüber hinausgingen.
Da=
mit werde wohl ein ſchlagender Beweis für die den Genoſſenſchaften
innenwohnende Kapitalkraft erbracht; nicht aber komme zum Ausdruck
die unermüdliche, ſtille und zähe Arbeit für die unſerer Obhut
anver=
trauten Kreiſe. Es müſſe immer wieder feſtgeſtellt werden, daß es die
Genoſſenſchaften waren, die in den Zeiten größter Geldknappheit und
in Monaten ſchärfſter Kreditreſtriktion durch die Hergabe von Krediten
Tauſende von mittleren und kleinen Exiſtenzen erhalten hätten. Auf
Grund einer mehr als 6Gjährigen Erfahrung ſeien die
Kreditgenoſſen=
ſchaften in der Lage, die Verhältniſſe ihrer Kundſchaft aufs beſte zu
beurteilen. In der Organiſation der Kreditgenoſſenſchaften fänden ſich
alle Berufsſchichten des Mittelſtandes zuſammen, ſo daß ſie zu
Volks=
banken im wahrſten Sinne des Wortes geworden ſeien. Durch dieſe
glückliche Zuſammenſetzung ſei nicht nur ein ordnungsmäßiger
Geld=
ausgleich möglich, ſondern es werde auch die Möglichkeit geſchaffen, die
mit den Genoſſenſchaftsbanken in Berührung kommenden Vereinigungen
der mittelſtändiſchen Schichten auf wirtſchaftlichem und finanzpolitiſchem
Gebiet zu organiſieren. Dieſe Zuſammenarbeit werde in ſtarkem Maße
gefördert durch die verſtändnisvolle Zuſammenarbeit mit der
Heſſi=
ſchen Handwerkskammer und deren Nebenſtellen. Aber auch der
Einzel=
handel und der Hausbeſitz hätten die Bedeutung der
kreditgenoſſen=
ſchaftlichen Bewegung inzwiſchen erkannt. Bedeutende Perſönlichkeiten
dieſer Kreiſe ſäßen heute bereits in den Aufſichtsräten der Volksbanken.
Gegenüber der Zuſammenballung in der Großwirtſchaft müßten die
wertvollen Schichten deus deutſchen Mittelſtandes und Bürgertums im
genoſſenſchaftlichen Zuſammenſchluß das notwendige Gegengewicht
ſchaffen. Das ſei allein ſchon vom volkswirtſchaftlichen Standpunkt
geſehen notwendig. Im Verhältnis zu den Sparkaſſen ſei allmählich ein
Wandel zum Beſſeren eingetreten; die Beſtrebungen der beidevſeitigen
Spitzenorganiſationen, das Betätigungsfeld gegeneinander abzugrenzen
(hier Hypothekar=, dort Perſonalkredit), dürften in weiterem Verlauf
der Entwicklung von Erfolg begleitet ſein. Redner wies weiter auf die
Tendenz der Stadtverwaltungen hin, ſich immer mehr für eigene
Rech=
nung wirtſchaftliche zu betätigen, und meint, die ausſchlaggebenden
Kreiſe des erwerbstätigen Mittelſtandes täten beſſer daran, die Anlage
der Gelder dort vorzunehmen, wo ſie nicht zum Wirtſchaftskampfe
gegen eben dieſelben Schichten Verwendung finden könnten.
Gegen=
über der oft nicht immer einwandfreien Propaganda der Sparkaſſen, die
zum Gegenſtand die Höhe der von den Sparkaſſen gezahlten
Aufwer=
tungsſätze habe, weiſt Redner darauf hin, daß die Aufwertungsaktion
der Genoſſenſchaft moraliſch höher einzuſchätzen ſei, da ſie ohne
geſetz=
lichen Zwang, ohne einen nennenswerten Aufwertungsfornds aus ihrer
Hände Arbeit einen Aufvertung gewährten, die in den meiſten Fällen
ebenfalls den Satz von 19½ Prozent erreichen dürfte. Als bedenkliche
Erſcheinung im Wirtſchaftsleben müſſe die Abſonderung eines ganzen
Standes, des Beamtentums, bezeichnet werden. Dank der leichten
Kre=
dithergabe bei den Beamtenbanken, ſtehe man ſchon heute einer
Ver=
ſchuldung des einſt durch ſeine Solidität bekannten Beamtenſtandes in
einem Ausmaße gegenüber, das zu ſchweren Bedenken Anlaß gäbe.
Zu=
ſammenfaſſend könne man ſagen, daß die Aufbautätigkeit der Genoſſen
auch weiterhin zu ſchönen Hoffnungen berechtige; das Bürgertum
brauche ſich nur ſeiner Kraft bewußt zu werden und ſich
zweckent=
ſprechend zu organiſieren. Kleinliche Geſichtspunkte müßten beiſeite
ge=
laſſen werden; wenn wir etwas erreichen wollten, hätten wir auch dafür
Opfer zu bringen. Eine ſtraffe und ſtoßkräftige Organiſation nach oben,
tüchtiges, umſichtiges Geſchäftsgebaren in den einzelnen Betrieben, nur
auf dieſe Weiſe werde das geſteckte Ziel zu erreichen ſein.
Es folgte ſodann das Referat des Herrn Direktors Schüttler,
von der Heſſiſchen Handwerkskammer Darmſtadt, der das Thema
„Genoſſenſchaftsarheit bei den heſſiſchen Handwerkskammern”
tiefſchür=
fend behandelte. Kurz ging Redner auf die Urſachen, die die
genoſſen=
ſchaftliche Bewegung von 100 Jahren auslöſte, ein und berührte die
Zweckbeſtimmung der Genoſſenſchaften, die durch die Gemeinſchaftsarbeit
den gewerblichen Mittelſtand vor allzu goßem Schaden durch das
Vor=
gehen der immer mehr kapitaliſtiſcher werdenden Wirtſchaftsform
be=
wahren ſollte. Auch in Heſſen hatte die Bewegung etwa von der Mitte
des abgelaufenen Jahrhunderts an eingeſetzt, es entſtanden in
verſchie=
denen Städten ſogenannte Gewerbehallen zum Abſatz der Erzeugniſſe
einzelner Handwerkszweige, Rohſtoffgenoſſenſchaften, z. B. für das
Schuhmacher= und Schreinergewerbe, in dem Bekleidungs= und
Nah=
rungsmittelhandwerk. Nach Errichtung der Handwerkskammern hat die
Heſſiſche Handwerkskammer, entſprechend ihren geſetzlichen und
ſatzungs=
mäßigen Aufgabe, ſich der Förderung des genoſſenſchaftlichen
Ge=
dankens zugewandt, und bereits im zwäten Jahre ihres Beſtehens
einen Ausſchuß gebildet, der ſich für die Anſtellung eines beſonderen
Genoſſenſchaftsbeamten entſchloß. Die Schaffung einer
Handwerkerzen=
tralbank, die urſprünglich geplant war, kam nicht zuſtande, da das
damals vorhandene Kreditbedürfnis durch die beſtehenden
Kreditein=
richtungen befriedigt werden konnte.
Der Mangel an fachlicher Organiſation war einer Ausbreitung des
Genoſſenſchaftsgedankens hinderlich. In Heſſen kämpften zwei
An=
ſchauungen um Anerkennung, auf der einen Seite der
Landesgewerbe=
verein, der die gemiſcht fachliche Organiſation forderte, auf der anderen
Seite die Handwerkskammer, die die fachliche Organiſation die
In=
nungen, propagierte. Dieſe Organiſationsform hielt die
Handwerks=
kammer als die geeignetſte Grundlage zur Bildung von Genoſſenſchaften,
wenn im übrigen die Vorausſetzungen für den Handwerkszweig gegeben
war. Sie vertrat aber weiter den Standpunkt, daß durch Selbſthilfe
allein eine dauerde Förderung des Gewerbes nicht möglich ſei, wie bei
anderen Berufsſtänden der Staat in gewiſſer Form einſpringen müſſe.
Es wurde die Handwerkerzentralgenoſſenſchaft als gemeinnützige
Aktiengeſellſchaft gegründet, wozu der Staat die Hälfte des
Aktienkapi=
tals gegen jährliche Tilgung zur Verfügung ſtellte. Die
Handwerker=
zentralgenoſſenſchaft, als Einrichtung der Handwerkskammer, hatte die
Handwerksgenoſſenſchaften zu beraten, ſie betätigte ſich weiter in
um=
fangreichſter Weiſe in der Maſchinenbeſchaffung für alle möglichen
Hand=
werkszweige und leiſtete insbeſondere während des Krieges durch die
Uebernahme und Durchführung der Kriegslieferungen außerordentlich
wertvolle Dienſte. Der damals ſich empfindlich bemerkbar machende
Mangel der fachlichen Organiſation wurde durch Bildung von Innungen
zu beheben verſucht, die durch ihre Verteilungsſtellen der
Handwerker=
zentralgenoſſenſchaft zur Uebernahme von Heereslieferungen
angeglie=
dert waren. In einzelnen Gewerben entwickelten ſich aus dieſer
Tätig=
keit beſondere Genoſſenſchaften, die aber leider nicht lebensfähig
blie=
ben, da nach Kriegsende und nach Wegfall der Zwangsbewirtſchaftung
der Rohſtoffe die Handwerker ihren Bedarf auf dem freien Markte
deckten.
Handwerkskammer und Handwerkerzentralgenoſſenſchaft ſtellten ſich
nach der Inflation in den Dienſt der Kapitalbeſchaffung, ſie ſetzten ſich
lebhaft, unter Bürgſchaft der Kammer, für die Bereitſtellung von
Kapitalien bei berſchiedenen Bankinſtituten ein und ſorgten für
Kapi=
talzuführung an das heſſiſche Handwerk bei der Verteilung der vom
Reich und vom Staat bereitgeſtellten Mittelſtandskredite. Dies geſchah
weitmöglichſt, im engſten Zuſammengehen mit den gewerblichen
Kredit=
inſtituten, die ſich durch die Landesgewerbebank als Abteilung der
Hand=
werkerzentralgenoſſenſchaft ein gewerbliches zentrales Kreditinſtitut
ge=
ſchaffen haben. Der gleiche Mangel wie bei Durchführung der
Heeres=
lieferungen in der fachlichen Organiſation, zeigte ſich hier in der
Kredit=
organiſation, da eine große Zahl Handwerksbetriebe, insbeſondere auf
dem flachen Lande, den landwirtſchaftlichen Kreditorganiſationen
ange=
gliedert waren. Es bedurfte daher verſtändnisvoller Zuſammenarbeit
mit den anderen Berufsgruppen, um die gegebenen Kredite ihrer
Zweck=
beſtimmung zuzuführen.
Weiter förderte die Handwerkskammer die Bildung von
Baugenoſ=
ſenſchaften zur Belebung der privaten Bautätigkeit, indem ſie die
Gründung propagierte, ſachliche Beratung erteilte und auch die
ver=
mittelten Kapitalien unterſtützend den Genoſſenſchaften zur Verfügung
ſtellte. Ein weiterer Programmpunkt bedeutet die Schaffung von
Abſatz=
organiſationen für ſolche Gewerbezweige, die mit ihren Erzeugniſſen
kaum noch direkt an den Konſumenten herankommen können.
Redner betont zum Schluſſe, daß eine gedeihliche Förderung weiter
Kreiſe des Mittelſtandes nur möglich ſei bei Zuſammenarbeit aller für
die Förderung der einzelnen Berufsgruppen verantwortlichen
Körper=
ſchaften. Dieſe Zuſammenarbeit ſetze aber bei dem ſelbſwverſtändlichen
Eintreten für den eigenen Beruf auch Verſtändnis für die
Lebens=
bedingungen der anderen Berufsgruppen voraus, und ſtelle die
Hand=
werkskammer, ſich jederzeit bereitwillig in den Dienſt einer ſolchen
Gemeinſchaftsarbeit, da ſie von dem Gedanken durchdrungen, daß die
einzelnen Berufsgrupen bei der Entwicklung der neudeutſchen Wirdſchaft
auf Gedeih und Verderb aufeinander angewieſen ſeien.
Den Höhepunkt des Hauptverſammlungstages bildete der von allen
Anweſenden mit großer Spannung erwartete Vortrag des Anwalts des
Deutſchen Genoſſenſchaftsverbandes, Herrn Prof. Dr. Stein=Berlin,
über Die Bedeutung der Genoſſenſchaft für
Wirt=
ſchaft und Staat‟. Nur auszugsweiſe ſeien hier die auf geiſtig
hoher Warte ſtehenden, glänzenden Ausfühungen wiedergegeben: Die
Genoſſenſchaft hat zur Mutter der Not, zum Vater die Kraft, das
innere Vertrauen, aus eigener Kraft durch Zuſammenſchluß mit
Gleich=
gerichteten das Schickſal zu meiſtern. Wie die moderne
Genoſſenſchafts=
bewegung in Europa in der Zeit der Welt= und Wirtſchaftswende nach
der franzöſiſchen Revolution und den napoleoniſchen Kriegen, nach der
Revolution der Technik und der Wirtſchaft durch die techniſchen
Erfin=
dungen und die Ausweitung des Weltmarktes um die Wende des
vorigen Jahrhunderts entſtanden iſt, ſo hat heute, wiederum in einer
Zeit einer neuen Welt= und Wirtſchaftswende, die vor allem auf uns
Deutſchen laſtet, die Genoſſenſchaftsbewegung höchſten Wert und
Ver=
antwortung für die deutſche Wirtſchaft und den deutſchen Staat. Die
mit dem Schlagworte Amerikaniſierung nur teilweiſe umriſſene
Kon=
zentration und Rationaliſierung der Wirtſchaft durch Bildung von
Konzernen und Truſten in Induſtrie und Handel würde, namentlich
durch die finanzielle und organiſatoriſche Beteiligung des Auslandes, zu
einer monopolartigen Beherrſchung der deutſchen Wirtſchaft führen,
wenn nicht die Mittelſchichten in Gewerbe und Handel durch den
genoſ=
ſenſchaftlichen Zuſammenſchluß den Mächten der Großwirtſchaft eine
beachtliche Macht gegenüberſtellen. Durch die Konzernbildung in der
Großwirtſchaft, wie durch Verarmung der früheren oberen Schichten des
Mittelſtandes, ſind auch heute Kreiſe der Induſtrie und des Handels
zum genoſſenſchaftlichen Zuſammenſchluß genötigt, die früher das
Genoſſenſchaftsweſen abgelehnt, ja ihm feindlich gegenübergeſtanden
haben. Wie in ihren Gründungszeiten, ſo ſtellen auch heute die
Genoſ=
ſenſchaften Schutzdämme dar, hinter denen die tragenden Grundſtände
der Wirtſchaft von Stadt und Land ſich die Freiheit des wirtſchaftlichen
Handelns, wie den Erfolg ihrer Arbeit ſichern können. Die
Aufrecht=
erhaltung eines in der Produktion und im Handel leiſtungsfähigen und
kaufkräftigen Mittelſtandes iſt für die Erhaltung und Ausweitung des
inneren Marktes wirtſchaftlich von ebenſo großer Bedeutung, wie ſie
für das Volksganze und den Staat unentbehrlich iſt. Nur auf den
breiten Fundamenten eines finanziell unabhängigen, wirtſchaftlich
ſelbſtändigen, ſozialen, ſelbſtbewußten Mittelſtandes iſt Daſein und
Ent=
wicklung des Staates und des Volkes feſt gegründet. Wie die politiſche
Selbſtverwaltung der deutſchen Städte und Gemeinden eine der
weſent=
lichen Vorausſetzungen für den politiſchen und ſtaatlichen Aufban des
alten Deutſchland nach den Stürmen der Revolution und der
napoleo=
niſchen Kriege geweſen iſt und nur auf dieſer Grundlage das Deutſche
Reich zur Größe und Macht emporſteigen konnte, ſo iſt die
wirt=
ſchaftliche und ſoziale Selbſtverwaltung die genoſſenſchaftliche
Voraus=
ſetzung für den Wiederaufbau unſeres ſtaatlichen und öffentlichen
Lebens. In der Inflation ſind gerade die Schichten, die in der
Vor=
kriegszeit Träger der Wirtſchaft und ſozialen Selbſtverwaltung geweſen
ſind, verarmt. Die Genoſſenſchaften haben früher und umfaſſender als
andere Organiſationen den Wiederaufbau ihrer Mittel und ihrer
Ar=
beit durchführen können. Sie können Träger einer neuen ſozialen
Selbſt=
verwaltung ſein, und wie in der Genoſſenſchaft ſich die Mitglieder
über politiſche und konfeſſionelle Grenzen hinaus vereinigen und in
der Arbeit kennen und achten lernen, wie ſie in der Genoſſenſchaft auf
eng umgrenztem Tätigkeitsfeld, aus gemeinſamer Arbeit und
gegen=
ſeitiger Achtung die Kräfte einer Gemeinſchaft ſich betätigen und
be=
wahren, ſo kann die Genoſſenſchaftsbwegung in ihrer Geſamtheit
Vor=
bild und Keim zur Schaffung einer Volksgemeinſchaft ſein, auf daß wir,
nachdem wir in den Jahren des Glücks die Einheit des Reiches
ge=
wonnen haben, in den Jahren der Not aus der Einheitlichkeit der
Abeitsgeſinnung die Einheitlichkeit der Volksgeſinnung und der
Staats=
geſinnung erringen.
Der langanhaltende, ſtürmiſche Beifall bewies deutlich, wie ſtark die
Worte des temperamentvollen Redners bei allen Zuhörern, die
wäh=
rend des Vortrages ganz im Banne der Redekunſt ſtanden, gezündet
hatten. Ganz im Sinne der Verſammlung handelte der Vovſitzende,
Herr Verbandsdirektor Weiler=Darmſtadt, wenn er bat, von einer
Ausſprache nach dieſer geiſtvoll gehaltenen Nede des Führers abzuſehen
und die von Herrn Prof. Dr. Stein gebrachten Ideen noch eine
Sommerſtunde in ſich nachwirken zu laſſen. Mit Worten des Dankes
an alle ſchloß der Verbandsdirektor dann die Hauptverſammlung,
nach=
dem er der Hoffnung Ausdruck verliehen hatte, die Anweſenden auch auf
dem nächſtjährigen 60. Verbandstage in Darmſtadt begrüßen zu
können.
Der 59. Verbandstag der Heſſiſchen Erwerbs= und
Wirtſchaftsgenoſ=
ſenſchaften nahm in dem gaſtfreundlichen Städtchen Babenhauſen einen
in allen Teilen würdigen, harmoniſchen Verlauf. Die ganze
Veran=
ſtaltung legte beredtes Zeugnis ab von dem geſunden Geiſte und der
Kraft, die der Genoſſenſchaftsbewegung jenen Aufſchwung verleiht durch
den allein der Wiederaufbau unſerer Wirtſchaft möglich iſt. W.M.
Unſer lieber, treuer Bruder
Prokuriſt i. R.
iſt am 9. Juli ſanft entſchlafen.
In tiefer Trauer:
Eve Soergel, geb. Stromeher
Emma Bormet, geb. Stromeher.
Darmſtadt, Heinrichſtr. 109.
Die Beerdigung findet Dienstag, den 12. Juli, nachm.
4 Uhr, vom Portal des alten Friedhofs aus ſtatt.
(11008
(11005
Seite 6
Montag, den 11. Juli 1927
Nummer 190
Das Strombad in Stockſiadt am Rhein.
Das Schwimmen iſt nicht nur eine der ſchönſten, ſondern auch eine
der geſundeſten Sportarten. Aus dieſer Erkenntnis heraus werden von
vielen Gemeinden Schwimmgelegenheiten durch den Bau von Schwimm=
und Badeanſtalten geſchaffen. Glücklich ſind aber die Städte und Orte
zu ſchätzen, die an einem fließenden Waſſer liegen, und Männer haben,
die ihre ganze Perſönlichkeit einſetzen, um die Gunſt der Lage durch den
Bau einer geeigneten Badeanlage auch auszunutzen. Gerade die
Turn=
verbände pflege in erſter Linie den Schwimmſvort. Es iſt daher nicht
zu verwundern, daß gerade ſie die Initiative ergreifen und neue Bade=
und Schwimmgelegenheiten ſchaffen, „wo ſie nötig ſind. Auch in
Stock=
ſtadt a. Altrhein wurde in herrlicher Gegend von der Turngemeinde
V. Stockſtadt auf Veranlaſſung des rührigen Vorſtandes, der
Herren Fuchs ud Hacker, und mit aufopfernder Unterſtützung der
Mitglieder ein, auch der breiten Oeffentlichkeit zugängliches neuzeitlich
eingerichtetes und hygieniſch einwandfreies
Rheinbad
errichtek, das ſchon äußerlich einen ſoliden und ſauberen Eindruck macht
und ſich der herrlichen Umgebung harmoniſch awpaßt. Wie
verſchwen=
deriſch die Natur gerade am Altrhein bei Stochſtadt mit ihren
Schön=
heiten war, iſt bekamnt. Hier haben viele bedeutende Maler dankbare
Motive zu ihren Landſchaftsbildern gefunden. Und mitten in dieſer
Naturſchönheit iſt nun ein Strombad, das bequem zu erreichen iſt, das
allen Anforderungen der verwöhnteſten Badegäſte gewügt. Um ein
Schwimmbaſſin von 20 Meter Länge und 7 Meter Breite läuft ein
Holzſteg, auf den die verſchließbaren Einzelkabinen und der große
Frei=
raum zum An= und Auskleiden der Schwimmer und Schwimmerinnen
windet. Das Baſſin ſelbſt iſt eingeteilt für Nichtſchwimmer und für
Schwimmer. Ein ſich neigender Holzboden iſt in einer Tiefe von 0,70
bis 0,75 Meter in der Nichtſchwimmerabteilung, bis 1,85 Meter an der
tiefſten Stelle der Schwimmabteilung, in den durch die Anſtalt
fließen=
ben Rhein gebaut. Neben den Aufenthaltsräumen des Badeperſonals
befinden ſich zwei Einzelbäder mit fließendem Rheinwaſſer in der
An=
ſtalt. Auf der Rheinſeite iſt ein genügend breiter Holzlaufſteg, um den
Badegäſten Gelegenheit zu Sonnenbädern zu geben. In 5 Meter Höhe
iſt eine geräumige Terraſſe gebaut, von der ein Sprungbrett in den
freien Rhein ragt. Der ganze Bau iſt nicht nur ſehr vorteilhaft und
maſſiv, ſondern auch unter Berückſichtigung aller den Schwimmſport
be=
treffenden Erfordermiſſe aufgebaut. Die Mittel wurden von der
Turn=
gemeinde Stochſtadt und durch freiwällige Zeichnungen aufgebracht;
eben=
ſo hat die Heſſiſche Regierung einen Betrag in Ausſicht geſtellt.
Die Eröffnung fand nach Eintreffen der Turngemeinde Stockſtadt,
die ſich mit Muſik geſchloſſen nach der neuen Badeanſtalt begab, unter
reger Anteilnahme der Bevölkerung, im Beiſein zahlreicher geladener
Ehrengäſte ſtatt. Der Vorſitzende der Badekommiſſion, Herr Hacker,
begwißte zunächſt in herzlichen Worten die Teilnehmer an der
Eröff=
nungsfeier, insbeſondere Herrn Kreisdirektor Dr. Merck=Groß=Gerau,
und wies dann auf die Bedeutung des Waſſerſports für die Geſundheit
der Bevölkerung hin. Gerade die einwandfreie hygieniſche Cinricgung
der Anſtalt und die Sauberkeit des Rheinwaſſers, das durch keine
Ab=
wäſſer irgend welcher Art getrübt ſei, eigne ſich, hier ſeinen Körper zu
pflegen und, zu ſtählen. Nach mancherlei Schwierigkeiten ſei es
gelun=
gen, nicht nur die in den Jahren 1908, 10 und 12 drohende
Trocken=
legung des Altrheins zu verhindern, ſondern nun nach ſchweren Kriegs=
und Inflationsjahren unter erheblichen finanziellen Opfern dieſe
Bade=
anſtalt zu errichten. — Herr Bürgermeiſter Rückeis=Stockſtadt gab
ſeiner Freude über das ſchöne, neu errichtete Rheinbad Ausdruck. Auch
im Namen der Gemeinde dankte er der Turngemeinde Stockſtadt, ſowie
alle den Helfern, insbeſondere auch Herrn F. Nold jr., der ſich um
den Bau hervorragend verdient gemacht habe, wärmſtens. An Alle ohne
Unterſchied der Partei richtete er die herzliche Bitte, im eigenſten
Inter=
eſſe dieſe Badeanſtalt, die zum Wohle der Allgemeinheit erbaut ſei,
eifrigſt zu benutzen — Herr Kreisdirektor Dr. Merck beglückwünſchte
die Gemeinde zu ihrem herrlichen Bad, und verſicherte, daß er die ihm
vorgelegten Bedenken ſofort zerſtreut und die Errichtung dieſer Anſtalt
warm gefördert habe, da es heute unbedingtes Erfordernis ſei, beſonders
der Jugend die Ausübung des geſunden Schwimmſports zu ermöglichen.
— Herr Fuchs, der Vorſitzende der Turngemeinde Stockſtadt, betonte,
daß der Schwimmſport heute und in Zukunft von den Turnverbänden
gefördert werde, um geſunde Menſchen und einen geſunden Nachwuchs
zu haben. Schwer ſei die Ausführung des Baues geweſen, da große
Schwierigkeiten zu überwinden waren; aber mit großer Freude ſehe er
heute das vollendete Werk vor ſich. Noch große Pläne habe die
Turn=
gemeinde Stockſtadt, deren Verwirklichung aber noch in weiter Ferne
liege. So wolle man nawentlich ein Turnhalle bauen, wenn es die
Mit=
tel einmal erlaubten. Er mahnte alle, das neue Strombad fleißig zu
benutzen, damit mit der Ertüchtigung im Schwimmſport auch die Zahl
der Opfer durch Ertrinken vermindet werde. Er wünſchte der Anſtalt
ein gutes Gedeihen und brachte in dieſem Sinne ein freudig
aufgenom=
menes „Gut Heil” aus.
Nachdem nach dieſer Feierlichkeit die Anſtalt eröffnet war, entwickelte
ſich bald ein veges Leben im Waſſer. Große und kleine Schwimmer und
Schwimmerinnen tummelten ſich im ſchönen Rhein, deſſen Strömung
ihnen in der ſchützenden Anſtalt nicht gefährlich werden konnte. Auf
dem freien Rhein erſchienen aber immer mehr beflaggte und bewimpelte
Boote und Kanus, die zur Erhöhung der Feſtſtimmung von den
benach=
barten Gemeinden eintrafen. Bald herrſchte frohes buntes Treiben auf
dem Waſſer und am Strande, wo hervorragende turneriſche
Darbietun=
gen die Feſteilnehmer erfreuten.
Bei den Klängen der Muſikkapelle und frohem Geplauder blieb man
zuſammen, bis nach Eintritt der Dunkelheit ein ſchönes Feuerwerk dem
Feſte ein Ende bereitete. Nicht nur für Stockſtadt und die umliegenden
Ortſchaften, ſondern auch für Darmſtadt iſt mit dieſem neuen Rheinbad
eine ebenſo ſchöne wie angenehme Gelegenheit geſchaffen, nach
Herzens=
luſt dem Waſſerſport im Rhein zu huldigen. Ohne Zweifel wird das
Bad zahlreich beſucht werden und damit die aufgewendete Mühe und
Arbeit des Erbauers am beſten gelohnt ſein.
Eberſtadt, 8. Juli. Tabakfluranmeldung. Die
Bürger=
meiſterei weiſt amtlich darauf hin, daß Tabakpflanzer ihre angebauten=
Flächen bis ſpäteſtens 15. Juli anzumelden haben —
Nenovierun=
gen am Main=Neckarbahnhof. Am Main=Neckarhahnhof=
Eberſtadt haben die Vorhalle und die Wartehalle auf Bahnſteig II einem
neuen Anſtrich bekommen. Das nach dem Orte zu gelegene Holzgeländer
am Behnſteig I wird gegenwärtig durch ein auf Betonblöcken rußendess
Eiſengeländer erſetzt. Das Stellwerk gegenüber dem neuen
Güterbahn=
hof erbält einen neuen Außenbewurf.
* Alsbach, 9. Juli. Gemeindevoranſchlag. Der
Gemeinde=
rat von Alsbach hat den Voranſchlag für das Rechnungsjahr 1927
nach=
eingehender Beratung genehmigt. Es wurde die Erhebung einer
Umlage=
beſchloſſen, zu der auch Ausmärker herangezogen werden. Der
Voran=
ſchlag liegt nunmehr ſür die Dauer von acht Tagen bei Bürgermeiſter-
Glock zur allgemeinen Einſichtnahme und zur Erhebung von
Einwen=
dungen offen.
* Erbach i. O., 10. Juli. Empfang der New Yorker
Hef=
ſen=Darmſtädter in Erbach. Heute morgen kurz nach 11 Uhm
trafen in fünf Kraftwagen — von Heidelberg kommend — die Mitgliedem
des Heſſen=Darmſtädter Vollksfeſtvereins New York, zirka 90 Damer,
und Herren, zu kurzem Beſuche hier ein. Im vorderſten Wagen führtem
ſie das Amerikaniſche Sternenbanner und die Vereinsflagge mit der Auf= „Heſſen=Darmſtädter Volksfeſtverein New York” mit ſich. Die Wager,
fuhren in den Schloßhof, wo ſie mit einem Marſch der Erbacher
Kapelle=
empfangen wurden. Namens der Stadt Erbach begrüßte Herr
Bürger=
meiſter Dengler die Gäſte mit herzlichen Worten und hob beſonders
den Dank der Stadt hervor für alles das, was ſie und Amerika
über=
haupt in unſerer ſchwerſten und ernſteſten Zeit an unſeren Kinderm
getan. Hierauf ſprach Graf Konrad zu Erbach=Erbach den
Will=
komm des Gräflichen Hauſes aus. Der Präſident des Heſſen=Darmſtädten
Volksfeſtvereins New York, Mr. Ries, dankte für die herzliche
Be=
gyüßung der Stadt, des Bürgermeiſters und des Grafen und für dem
Empfang, den ihm die vereinten Erbacher Geſangvereine unter dem
bewährten Leitung des Herrn Lehrers Zinſer bereitet hatten.
Hier=
auf forderte er die Herren Volk und Hartlieb, zwei geborene
Er=
bacher, die ſeit vielen Jahrzehnten bereits drüben ſind, auf, auch
ihrer-
ſeits einige Worte der Begrüßung an die Verſammelten zu richten
welchem Wunſche die Betreffenden gerne nachkamen. Junge
Odenwäl=
derinnen in ihren bildhübſchen Trachten reichten dann den amerikaniſchem
Gäſten Erfriſchungen dar, die von der Brauerei Wörner und der
Bren=
nerei Scior in Erbach geſtiftet waren. Hieran ſchloß ſich eine
Beſich=
tigung der Sammlungen im Gräflichen Schloß, worauf die
amerika=
niſchen Gäſte ihre Weiterfahrt nach Michelſtadt antraten.
* Beerfelden, 10 Juli. Der große Pferde=, Fohlen= unß
Zuchtviehmarkt nahm heute ſeinen Anfang. Er war, wie
all=
jährlich, ſehr ſtark von nah und fern beſucht, denn insbeſondere das
große Reiterfeſt übte eine ſtarke Anziehungskraft aus. Vormittags fans
das große Schaufahren ſtatt, während die Reitſpiele auf nochmittags
vertagt wanen. Infolge der günſtigen Witterung verlief der erſte Tas
zur vollen Zufriedenheit aller Teilnehmer.
Todes=Anzeige.
Samstag abend 7½ Uhr entſchlief nach kurzer Krankheit im Alter von 22 Jahren unſer
lieber Vater, Schwiegervater und Großvater
Herr Einſt Weis.
Im Namen der trauernden Hinterbliebenen:
Dr. Willt Weis.
Todes=Anzeige.
Samstag abend 6 Uhr entſchlief
an den Folgen eines Schlaganfalls
im 64. Lebensjahr meine
innigſt=
geliebte Frau, unſere liebe,
treu=
beſorgte. M tter „Großmutter,
Schweſter, Schwägerin und Tante
Frau Eliſabeth Wüſt
geb. Holler
Mitglied des Volkswohl=Bundes,
Im Namen der trauernd. Hinterbliebenen:
Joſeph Wüſt und Kinder.
Darmſtadt, den 10. Juli 1927.
Wenckſtr. 20.
Die Bee digung findet am
Dienstag nachm. 4 Uhr v. Portale
des Wald riedhofs aus ſtatt, (11006 R
Darmſtadt, den 9. Juli 1927.
Die Beerdigung findet Dienstag, den 12. ds. Mts., nachmittags 2½½a Uhr, vom Portale des alten Friedhofes,
die Einſegnung //4 Stunde vorher ſiatt.
Schmerzerfüllt müſſen wir ſchon
nach 24 Stunden das Ableben
unſerer lieben kleinen (11004
Marga—Elli
bekannt geben.
Wilhelm Mees u. Frau
Eliſabeth, geb. Neumann.
Darmſtadi, den 10. Juli 1927.
Beckerſir. 25, II.
Gott dem Allmächtigen hat es gefallen, unſeren
ge=
liebten Vater, Schwiegervater und Großvater
Seine Exzellenz den hochgeborenen
Herrn Grafen
Wirkl. Geheimen Rat, Großherzogl. Bad.
Kammerherrn und Geſandten a. O.
im 77. Lebensjahr nach langem Teiden zu ſich in die
Ewigkeit abzurufen.
Philipp Graf von Berckheim
Margarethe Gräfin von Oberndorff
geb. Freiin von Berckheim
Jrene Gräfin von Berckheim
geb. Gräfln Schönborn=Wieſentheid
Friedrich Graf von Oberndorff
und 6 Enkelkinder.
Weinheim a. d. Bergſir. (Baden),
den 8. Juli 1927.
Die Beiſetzung fand am Sonntag, den 10, Juli, um 5‟/, Uhr
nach=
mittags, auf Wunſch des Verſtorbenen in aller Stille in der
Familien=
gruft zu Weinheim ſiatt.
Dr. Kahſer
Ernſt=Ludwigſtr. 1,II.
unterbricht ſeineärztl.
Tätigkeit v. 12. Juli
bis 9. Auguſt
ein=
ſchließl. Vertreter:
Dr. Schiffer,
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Dr. Wißmann,
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Dr. Wehel,
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10 Meier Freiſti
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2. R. Erkens=O
1:224 Min.
100 Meter Rücken
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Zünther=G
20 Meter Dam
3:945 Min,
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1500 Meter Frei
Darmſtadt
20 Meter Freiſt
II. 100 Meter
tels=Hildeshe
Damen=Spring
born=Bochu
Herren; Turmf
Die
2. Jut m et
den iſt wie fo
Nummer 190
Montag, den 11 Juli 1927
Die Ausſcheidungs=
Schwimm=
wettkämpfe in Bielefeld.
Berges gibt bei 1300 Meter auf.
Im Gegenſatz zum erſten Tag war die Witterung am zweiten
gaage der Ausſcheidungs=Schwimmwettkämpfe für den
Länder=
kampf Deutſchland—Schweden ſehr gut. Etwa 3000 Zuſchauer
wohnten den Kämpfen bei, die auf der ganzen Linie guten Sport
und zum Teil hervorragende Ergebniſſe brachten. In den
Frei=
fiü lſchwimmen, dominierten H. Heinrich=Leipzig und Neitzel=
Mragdeburg, Küppers=Vierſen zeigte ſich im Rückenſchwimmen
mäeder der übrigen Konkurrenz überlegen.
100 Meter Freiſtil: 1. Lauf: 1. Heinrich=Leipzig 1:02,5 Min.,
2. Heitmann=Magdeburg und Schubert=Breslau in totem
Rennen 1:03,7 Min. 2. Lauf: 1. Wichmann=Eimsbüttel 1:08
Min., 2. Bartels=Hellas Hildesheim.
100 Meter Damen=Freiſtil: 1. Lotte Lehmann=Dresden 1:17 Min.,
2. R. Erkens=Oberhauſen 1:19,6 Min., 3. H. Rehborn=Bochum
1:22,4 Min.
100 Meter Rücken: 1. Küppers=Vierſen 1:14 Min., 2.
Schum=
burg=Magdeburg 1:16,6 Min 3. Dahlem=Ruhrort 1:21 Min.,
4. Günther=Gelſenkirchen 1:22 Min.
A0 Meter Damen=Bruſtſchwimmen: 1. Zimmermann=Berlin
3:24,5 Min 2. Wiedemann=Charlottenburg 3:33 Min.,
3. Schrader=Magdeburg 3:22,3 Min.
500 Meter Freiſtil: 1. Neitzel=Magdeburg 22:27 Min. Berges=
Darmſtadt gab bei 1300 Meter auf.
00 Meter Freiſtil: 1. Ziemtz=Gelſenkirchen 3:03,2 Min.
100 Meter Freiſtil: 1. Miller=Bielefeld 1:09,1 Min., 2.
Bar=
tels=Hildesheim 1:09,5 Min.
durmen=Springen: 1. Söhngen=Bremen 79,30 Punkte, 2. H.
Reh=
born=Bochum 72,98 Punkte
burren=Turmſpringen: 1. Riebſchläger=Zeitz 127,86 Punkte,
2. Kohle=Leipzig 115,20 Punkte.
Vaſſerball: Waſſerfreunde Hannover—Spandau 04 3:0 (2:0).
Mre Deutſche Schwimm=Mannſchaft gegen Schweden
Berges viermal aufgeſtellt.
Die deutſche Mannſchaft für den in der Zeit vom 22. bis
4) Juli in Stockholm ſtattfindenden Länderkampf gegen
Schwe=
an iſt wie folgt zuſammengeſtellt worden:
Herren:
02 Meter Freiſtil: Heinrich=Leipzig, Heitmann=Magdeburg.
Er=
ſatz: Schubert=Breslau.
02 Meter Freiſtil: Heinrich=Leipzig, Berges=Darmſtadt.
Erſatz: Neitzel.
300 Meter Freiſtil: Neitzel=Magdeburg und Berges=Darm= berg im Hintergrund, liegt die herrliche Badeanſtalt des
ſtadt.
unal 200 Meter Freiſtil: Heinrich, Heitmann, Berges,
Schu=
bert. Erſatz: Neitzel.
0* Meter Bruſtſchwimmen: E. Rademacher=Magdeburg und
Ziemtz=Gelſenkirchen.
M Meter Rücken: Küppers=Vierſen, Schumburg=Magdeburg.
emmſtſpringen: Niebſchläger=Zeitz, Baumann=Dresden.
emrmſpringen: Riebſchläger=Zeitz und Kohle=Leipzig.
Zörfſerball: Lang=Nürnberg; Trentſchel=Leipzig, Gunſt=
Hanno=
ver; E. Rademacher=Magdeburg; Schumburg, Berges,
Lauſcher=Köln.
Damen:
d= und 400 Meter Freiſtil: Lotte Lehmann=Dresden und
Erkens=Oberhauſen.
M: Meter Bruſt: Schrader=Magdeburg und Mühe=Hildesheim.
5rrringen: Söhngen=Bremen und H. Rehborn=Bochum.
Mauſiromſchwimmen des Main=Rheingaues
bei Gernsheim.
Wenn von einer aufwärts ſtrebenden Schwimmbewegung
imerhalb der Deutſchen Turnerſchaft geſprochen und geſchrieben
pur d, ſo kann mit Recht behauptet werden, daß das dritte
Gau=
ammſchwimmen des Main=Rhein=Gaues im Rheinſtrom
wie=
enum einen Schrit vorwärts in der Schwimmſache des Gaues hervorriefen. Die Pauſen wurden durch Figurenlegen und
eieutet.
Konnten im Jahre 1925 und 1926 befriedigende
Teilnehmer=
zhlen feſtgeſtellt werden, ſo konnte das geſtrige Stromſchwimmen
ine weit höhere Teilnehmerzahl verzeichnen als in den
Vor=
ihmmen. Dankbar iſt es zu begrüßen, daß ſich der Turnverein
ſernsheim jedes Jahr erneut den Vorbereitungsarbeiten zum
momſchwimmen unterzieht und ſo dieſe Gauveranſtaltung des mehr das gefürchtete Auge des Geſetzes ſieht, ſondern auch die
Nu in=Rhein=Gaues zu einer ſtändigen Einrichtung ſowohl für
ſen als auch für Gernsheim werden läßt. Die geſamte
Bürger=
haft von Gernsheim bringt dem Stromſchwimmen die größte
mnpathie entgegen, welches beſonders durch den Maſſenbeſuch
teſler Veranſtaltung immer mehr, in den Vordergrund tritt. Leben in den Odenwald bringen.
aſttſende hielten das rechte Rheinufer bei Gernsheim beſetzt
nde harrten auf den Ausgang der zum Teil ſehr ſcharfen Rennen
rſchen Fluten. Unter der Leitung von Gauſchwimmwart Troſt
rnärhten zwei Schlepper, die mehrere große, mit Schwimmerinnen
r0: Schwimmern vollbeſetzte Transportboote nach ſich zogen,
on unzähligen Rettungsbooten begleitet und unter denen
be=
inders die Jung=Mannſchaft des hieſigen Marine=Vereins in
hunucker Uniform ſich hervorhob, die Schwimmer ſtromaufwärts
e kleinen Rettungsboote auf, die ſtromabwärts die zuerſt
ge=
arſttete Turnerinnen=Jugend begleiteten. Die Spitzengruppe
bil=
in dieſer Klaſſe die Jugend der Turngemeinde Darmſtadt.
der Turnerinnen=Klaſſe übernahm die Führung ebenſo in
Spitzengruppe Turngemeinde 1846 Darmſtadt, der dichtauf
e Schwimmerinnen der Turngeſellſchaft Darmſtadt folgten. Die A
eſten in der Turner=Jugendklaſſe ſtellten die drei Darmſtädter
zrnvereine. Die Spitzenteiter der Turnerklaſſe (Unterſtufe) Deutſchland, 0.46: 2. Hans Vogel, Not=Weiß, 9:492.
ſtellte Turngemeinde Beſſungen. Die Turnerklaſſe (Mittelſtufe,
5000 Meter) ſah als ſicheren Erſten Habich (Turngeſellſchaft
Darmſtadt. Einen unerbittlichen Kampf lieferten ſich in der
Turnerklaſſe (Oberſtufe) Weiß und Lohrer (Turngeſellſchaft Jung=Deutſchland, 1:16,2: 2. Helmuth Melsbach, Jung=Deutſch=
Darmſtadt), von welchen erſterer für ſich den Sieg entſcheiden
konute. Dank der vorzüglichen Organiſation, an welcher beſon= Rot=Weiß, 1:21.
ders die Herren Scholl, Andres und Monnard durch Geſtellung
der erforderlichen Rettungsboote teilnahmen, ſowie dem Darm= 1:16,6, 2. H. Ober, Jung=Deutſchland, 1:23,2; 3. Ludwig Göth,
ſtädter Marine=Verein, der mit für den Rettungsdienſt verant= Jung=Deutſchland, 1:24.
wortlich zeichnete, wickelten ſich die Wettkämpfe reibungslos und
ohne jeden Unfall ab. — In den einzelnen Klaſſen ſind nach= 1. Mannſchaft 2.03.4, mit Hans Vogel, Sulzmann, Reſch;
folgende Sieger zu verzeichnen:
1. Turnerinnen=Jugend, 2000 Meter, 16 Teilnehmer: 1. König,
Lucie, 17:30 Min., 2. Horſt, Hedwig, 3. Aßmuß, Elsbeth,
Turn=
gemeinde 1846 Darmſtadt, 4. Hauff, Marie, 5. Barth,
Wilhel=
mine, Tv. Arheilgen, 6. Schanz, Gretel, Tv. Ober=Ramſtadt.
2. Turnerinnen, 2000 Meter, 18 Teilnehmer: 1. Gerhardt, Eliſ. Deutſchland, 0 50; 2. Luiſe Steinmetz, Jung=Deutſchland, 0:56,2.
17:11 Min., 2. Dintelmann, Gretel, Tam. 1846 Darmſtadt,
3. Menges, Marie, 4. Schubkegel, Helene, Tgſ. 1875 Darmſtadt,
5. Pickel, Betty und El. Nothnagel, Tgm. 1846 Darmſtadt.
3. Turner=Jugend, 3000 Meter, 66 Teilnehmer: 1. Schäfer, Gg.,
Tgm. Beſſungen, 21:57 Min., 2. Langjahr, Otto, Tgſ. 1875
Darmſtadt, 3. Schmidt, A., Tam. Darmſtadt, 4. Kunz, Ludwig,
Tgſ. Darmſtadt, 5. Meyer, Adolf, und Moll, Heinrich, Tam. Punkte, 2. Fritz Hanſt, Rot=Weiß, 28,/46 Pkte.
Darmſtadt, 6. Schäfer, Ernſt, Tgſ. Darmſtadt, 7. Körner,
Hein=
rich, Tgm. Beſſungen, 8. Riehl, Wilhelm, Tv. Pfungſtadt,
9. Dintelmann, L., Tgm. Darmſtadt, 10. Lautenſchläger, Gg.,
Tgſ. Darmſtadt, 11. Fink, K., Tom. Darmſtadt, 12. Fick, Georg, land 4:45 mit Müller, Hirſchauer, Förſter: 2. Rot=Weiß 5:04.
Taſ. Darmſtadt.
4. Altersturner, 3000 Meter: 1. Stierle, Tv. Lindenfels, 27 Min.
5. Turner=Unterſtufe, 3000 Meter, 32 Teilnehmer: 1. Heck, Franz, 1. Mannſchaft, 2:33: 2. Rot=Weiß, 2. Mannſchaft, 2:45.
22 Min., 2. Schäfer, Karl, Tgm. Beſſungen, 3. Kindtler, Akad.
Heinr., Tgm. Beſſungen, 6. Liethen, Willy, Tv. Eberſtadt,
7. Schneider, Heinr., Tgm. Darmſtadt, 8. Rothmann, Ernſt,
Tv. Erfelden, 9. Aßmuth, Karl, Tgſ. Darmſtadt.
6. Turner=Mittelſtufe, 5000 Meter, 17 Teilnehmer: 1. Habich,
Heinrich, Tgſ. Darmſtadt, 2. Repp, Philipp, Tv. Arheilgen,
3. Schaad, Martin, Tv. Erfelden, 4. Benz, Georg, Tv.
Arheil=
gen, 5. Dörner, Willy, Tgf. Darmſtadt.
7. Turner=Oberſtufe, 7500 Meter, 12 Teilnehmer: 1. Weiß, Fritz,
56 Min., 2. Lohrer, Jakob, 56:8 Min., Tgſ. Darmſtadt, 3.
Speng=
ler, Heinrich, 56:15 Min, Tv. Arheilgen, 4. Pfitzenmaier, Theo,
Tv. Pfungſtadt.
Die Sieger wurden mit Plakette, Kranz und Urkunde, die
Nichtſieger mit einer Leiſtungsurkunde ausgezeichnet.
Bezirksfeſi des D. S. V. in Groß=Umſiadt.
Zwiſchen Lengfeld und Groß=Umſtadt, in landſchaftlich
reiz=
voller Lage, inmitten eines Wieſengrundes, die Burgfeſte
Otz=
mann, der Bezirksleiter des Bezirks Darmſtadt im Deutſchen
Schwimmverband, die Schwimmer gerufen. Das diesjährige
Bezirksfeſt wurde nicht ohne Abſicht gerade dorthin gelegt. In
unermüdlicher Arbeit gelingt es dem deutſchen Schwimmſport,
Schulle für Scholle zu erkämpfen und auch in den
Landgemein=
den das Schwimmen einzuführen. Uieberall entſtehen in der
letzten Zeit, ſelbſt in den kleinſten Orten. Badeanſtalten und
Schwimmvereine, die durch Abhaltung von
Schwimmvorführun=
gen gefördert werden ſollen.
Das Meldergebnis war gut ausgefallen, beſonders die
Darmſtädter Vereine Jung=Deutſchland und Rot=
Weiß hatten zahlreich gemeldet und waren mitunter mit zwei
Mannſchaften angetreten. Die Wettkämpfe wickelten ſich unter
der bewährten Leitung des Herrn Gießmann äußerſt ſchnell
ab. Die Siege, für die wunderſchöne Plaketten gegeben
wur=
den, machten die obengenannten Vereine unter ſich aus. Jung=
Deutſchland errang 8 erſte Siege, Rot=Weiß 11. Bei dieſem einen Unternehmer zu finden, der die Wichtigkeit des Kegel=
Bezirksſeſt kam zum erſten Male die glückliche Vereinigung der ſportes erkannt und ſich bereitfinden ließ, eine Sportſtätte mit
Während dieſe beiden früher kaum zur Beachtung kamen, konnte
winnen.
Die Wettkämpfe, die in erſter Linie den Knaben, der
Ju=
gend und den Junioren vorbehalten blieben, brachten äußerſt Städtemeiſterſchaft beſonderes Intereſſe in Anſpruch
ſpannende Rennen, die bei den Zuſchauern helle Begeiſterung
tes Intereſſe fand der Vortrag des Herrn Gießmann über
Lebensrettung, zu dem die Mannſchaft des Polizeiſportvereins Holz bei 1000 Kugeln. Auch Darmſtadts 1. Mannſchaft als
Be=
die praktiſchen Ausführungen machte. Die Vorführungen wur= zirksmeiſter war beteiligt. Es gelang ihr, ein ſehr
beachtens=
den von den Polizeileuten mit großer Sicherheit ausgeführt.
Es iſt eine erfreuliche Tatſache, daß man in den Poliziſten nicht wiederum, daß ſie auf der Höhe iſt. Beſter Mann der Ringe war
Helfer in der Not. Zwei Waſſerballſpiele mit gemiſchten Mann= Holz die Bahn zu verlaſſen.
ſchaften der beiden Darmſtädter Vereine ſchloſſen das gut
ver=
laufene Feſt. Hoffentlich wird es dem Groß=Umſtädter
Schwimm=
vereine neue Anregungen geben und neues ſchwimmſportliches
ſchwere Waſſer und die Drehwende ohne Abſtoß ſtark
beeinträch=
tigt. Bahnlänge 50 Meter.
Weiß, 0:5); 2. Rudolf Staudt, Polizei, 1:05.
2. Juniorrücken, 100 Meter: 1. Oto Maher, Rot=Weiß,
1:33,2; 2. Georg Karg, Rot=Weiß, 1:36,2.
3. Knaben beliebig, 50 Meter: 1. Hans Vogel, Rot=Weiß,
die Startplätze. Nach geraumer Zeit tauchten in der Ferne 0:392; 2. Willi Sulzmann, Rot=Weiß, 0:39,3; 3. Karl Müller, ſtolz ſein.
Jung=Deutſchland, 0.12: 4 Walter Reſch, Rot=Weiß. 0:42,2.
7. Jugendbruſtſchwimmen, 100 Meter: 1. Hans Förſter,
Jung=Deutſchland, 1:34,2: 2. W. Schwally, Erbacher S.V, 1:36
8. Jugendjunior beliebig, 100 Meter: 1. Heinz Brandis,
land, 1:19; 3. Fritz Hanſt, Rot=Weiß. 1:21; 4. Fritz Rottmann,
9. Junior beliebig, 100 Meter: 1. Otto Mayer, Rot=Weiß,
10. Knaben=beliebig=Staffel, 3 mal 50 Meier: 1. Rot=Weiß,
2. Jung=Deutſchland 2:12; 3. Rot=Weiß, 2. Mannſchaft.
11. Jugendfunlorlagenſtaffel, 3 mal 100 Meter: 1. Rot=Weiß
4:29,2 mit Wiegand, Frommann, Rottmann; 2. Jung=
Deutſch=
land 4.:30,8.
12. Mädchenbruſt, 50 Meter: 1. Alice Gehbauer, Jung=
13. Juniorlagenſtaffel, 3 mal 100 Meter: 1. Not=Weiß 4:38
mit Sulzmann, Reſch, Hans Vogel; 2. Jung=Deutſchland 4:41,6.
14. Damenjuniorbruſt, 100 Meter: 1. Käthe Weyrich, Rot=
Weiß, 1:51; 2. Eliſabeth Stepp, Jung=Deutſchland, 1:52.
15. Jugendſpringen: 1. Heckmann, Jung=Deutſchland, 39.40
16. Jugendjuniorbruſtſtaffel, 3 mal 100 Meter: 1. Rot=Weiß
4:52 mit Rettig, Weichſel, Wiegand; 2. Jung=Deutſchl. 5:067/1o.
17. Juniorbruſtſtaffel, 3 mal 100 Meter: 1. Jung=Deutſch=
18. Knabenbruſtſtaffel, 3 mal 50 Meter: 1. Rot=Weiß,
19. Jugendjunior=beliebig=Staffel, 3 mal 100 Meter: 1. Jung=
Sportklub, 4. Mitſchdörfer, Heinrich, Tgſ. Darmſtadt, 5. Reiß, Deutſchland 3:53,” mit Mehlsbach, Reichel, Brandis: 2. Rot=
Weiß 4:13,4
Fußball.
Um die deutſche Polizei=Meiſierſchaft.
Heſſen-Bayern 4:1 (1:0).
Geſtern nachmittag ſpielte auf dem Stadion als Vertretung
der heſſiſchen Schutzpolizei die Mannſchaft des Heſſiſchen
Po=
lizeiſportvereins mit der Landespolizei Bayern, die ſie mit
Leichtigkeit aus dem Rennen werfen konnte. Die
Ueberlegen=
heit der heſſiſchen Mannſchaft iſt nicht einmal in dem
Torver=
hältnis ausgedrückt. In der erſten Halbzeit hütten bei beſſerer
Stürmerleiſtung noch einige Tore fallen dürſen. Die
Mann=
ſchaft war einheitlicher als die bayeriſche, die wohl einige recht
gute Spieler, namentlich in der Verteidigung, beſaß, als
Mann=
ſchaftsgefüge aber verſagte. Der Ehrentreffer für die Bayern
reſultiert aus einem Elfmeter, der zu Beginn der zweiten
Halb=
zeit in der bayeriſwen Elf falſche Hoffnungen erneckte, ſie auch
„Schwimmvereins Groß=Umſtadt‟. Dorthin hatte Herr Gieß= kurze Zeit zum Hingeben ihrer ganzen Kraft veranlaßte,
wäh=
rend der Ausgleich die Heſſen ſichtlich beängſtigte. Beide
Mann=
ſchaften machten dem Spielführer die Leitung leicht.
Im Kampf um die Deutſche Polizei=Fußballmeiſterſchaſt
ſchlug am Sonntag im Berliner Polizei=Stadion Berlin die
ſächſiſche Mannſchaft mit 2:1 (Halbzeit 2:0) Toren.
Kegeln.
Süddeutſche Städtemeiſierſchaftskämpfe und
Heimweihe in Wiesbaden.
Auch dem Verbande Wiesbaden iſt es nunwehr gelungen,
ehemaligen Vereine S.S. Möwe und V.f.L. Heſſen zur Geltung, vier Aſphalt=, eimer Schere= und einer Bohlenbahn zu erbauen.
Der Verband Wiesbaden hat die Sportſtätte, die allen neuzeit=
Rot=Weiß dieſes Jahr den größten Teil der Wetttämpfe ge= lichen Anforderungen entſpricht, übernommen und ſand die Weihe
am 3. Juli ſtatt. Anſchließend entwickelten ſich ſportliche Kämpfe,
von denen beſonders die Austrogung der Süddeutſchen
nahm. Angetreten waren hierzu die Bezirksmeiſter Frankfurt,
Darmſtadt, Mannheim und Mainz, Kaſſel und Weinheim ſtar=
Reigenſchwimmen der Schwimmklubdamen ausgeſüllt. Lebhaf= teten nicht. Ausgezeichnete Reſultate wurden erzielt. Den Sieg
errang Frankfurt mit dem hervorragenden Reſultate von 5514
wertes Ergebnis zu erzielen. Mit 5357 Geſamtholz bewies ſie
erfreulicherweiſe Sportwart Schönefeld, dem es gelang, mit 572
Einen weiteren Kampf hatte die 1. Mannſchaft noch
auszu=
tragen. Es handelte ſich um den Ehrenwanderpreis der Stadt
Wiesbaden: „Preis vom Rhein‟. Der Preis beſteht in einer
Bronzefigur im Werte von 750 Mark. Verteidiger war Verband
Nachfolgend die Ergebniſſe; die Zeiten ſind durch das Wiesbaden. Außer dieſem Preis waren damit noch zwei
Ehren=
preiſe — ſilberne Pokale — für den 2. und 3. Sieger ausgeſetzt.
Schwanheim mit ſeiner ausgezeichneten Mamnſchaft ge=
1. Knabenbruſtſchwimmen, 50 Meter: 1. O. Uhland, Rot= lang es, den Wanderpreis dieſes Jahr mit 2674 Holz bei 500
Kugeln zu erreichen. Die Konkurrenz war ſehr ſcharf, da meiſt
nur gute Mannſchaſten ſtarteten. Es gelang der erſten
Mann=
ſchaft von Darmſtadt, mit 2619 Holz einen 2. Ehrenpreis zu
er=
ringen. Auf dieſen ſchönen Erfolg darf der Verband Darmſtadt
Die Einzelergebniſſe bei den vorbeſchriebenen Kämpfen ſind:
uſt. 100 Meter: 1. Herm. Vollheim, Jung= 1. Süddeutſche Städtemeiſterſchaft: 1. Schönefeld
572: 2. Scherer 562; 3. Sattler 548: 4. Wilbert 540; 5. Thümmel
531: 6. Grün 530; 7. Schüßler 527: 8. Hühner 520: 9. Reichert
516: 10. Reiſenweber 514. — 2. Ehrenpreis „Preis vom
Rhein”: 1. Scherer 284: 2. Schönefeld 275; 3. Schüßler 269;
4. Thümmel 269; 5. Sattler 263: 6. Grün 251; 7. Wilbert 256;
8. Hübner 251: 9. Reichert 248: 10. Reiſenweber 243
Seite 8
Montag, den 11. Jul: 1927
Nummer 190
Zur Einweihung des Stadions
in Michelſtadt.
Aus Michelſtadt wird uns geſchrieben:
Dieſe alte Weisheit bewahrheitet ſich auch wieder einmal hier in
Michelſtadt, wo das Rätſelraten über den Verlauf der
Stadion=
ſtandsarbeit erwachſene Geſamtanlage eines Fußballplatzes, eines Demifinal Frl. Kallmeyer 6:3, 6:1 das Nachſehen gegeben, während Frl.
Schwimmbades, eines Sportplatzes mit allem Drumm und Dran
für Leichtauhletik, Turnen und Kinderſpiele erfreut ſich heute ſo
den Beachtung bei den auswärtigen Beſuchern, daß die
Stim=
mung zu den ſchönſten Hoffnungen für den Einweihungstag und
darüber hinaus berechtigt. Der Oplimismus, daß man über
gutes Wetter verfüge, iſt ſo groß, daß ſelbſt das vorgeſtrige
wol=
kenbruchartige Gewitter dieſen Glauben nicht zu erſchüttern
ver=
mag. „Die Fürther kommen” und „Fußballſporwverein Frankfurt nicht nur die Staffeln mit einer Ausnahme gewinnen, ſondern brachte
kommt”, ſo hört man in jeder Friſeurſtube, ſo gehen die Geſpräche
bei allen, die etwas vom Fußball verſtehen oder wenigſtens ſo
tun. Mancher hat zuerſt den Kopf geſchüttelt, als es hieß, dem Strecken Beſchlag.
Bürgermeiſter wär es gelungen, dieſe beiden Vereine zu
ge=
furt kommen. Die Sportgemeinde, die zu Zehntauſenden ſonſt
das Stadion in Frankfurt und anderen Plätzen füllt, kann nun
hier einmal im Stadion der Stadt Michelſtadt feſtſtellen, ob das
Es kommt halt auf das Wetter an. Aber warum ſollten die
Michelſtädter nicht auch hierin Glück haben? Wer ſich nicht zum
Fußball hingezogen fühlt, der kann auf andere Weiſe auf ſeine
Rechnung kommen. Da treiben die wackeren Leichtathleten vom
Sportverin Darmſtadt 1898 ihr Spiel, neben ihnen die
Leicht=
athleten des Offenbacher Fußballklubs „Kickers 1901”; auch
Tur=
ner und andere Sportler bevölkern das Feld.
Radballmannſchaf=
ten und Reigenfahrer aus dem Odenwald und aus Frankfurt,
unter ihnen der vorjährige deutſche Meiſter im Radballſpiel,
„Germania” Frankfurt a. M., werben für ihren Sport, und nicht
zu vergeſſen, die Schwimmer, die das Kernſtück des Stadions,
das wundervolle Schwimmbad, bevölkern. Genannt ſind hier in
erſter Linie der Offenbacher Schtvimmverein von 1896 e. V. Das
Programm iſt gewiß reichhaltig, aber es iſt noch nicht alles,
was geboten wird. Hie und da hört man munkeln, daß noch eine
beſondere Ueberraſchung aus den Lüften zu erwarten ſei, was,
darf heute noch nicht verraten werden. Bei günſtiger Witterung
wird dann am Abend nach eingetretener Dunkelheit ein
Feuer=
werk, wie es hier noch kaum geſehen wurde, veranſtaltet werden.
Vormittags ſchon wirken Schüler und Schülerinnen mit. Die
Kleinen werden Stafettenläufe und Reigen vorführen. Die
hie=
ſigen Sportler aller Vereine unternehmen einen Sternlauf zum
Rathauts. Kurz und gut, es wird Sportbetrieb ſein während des
ganzen Tages. Am anderen Tage ſoll auf einem Kinderfeſt auch
die Jugend zu ihrem Rechte kommen. Das herrliche Stadion gibt
den richtigen Rahmen für alle die Veranſtaltungen ab. Es wird
an ſeinem Einweihungstag die Aufmerkſamkeit Tauſender auf
ſich lenken und ſo befähigt ſein, ſeine eigentliche Aufgabe
ver=
heißungsvoll zu beginnen: Ein Bringer von Freude, Frohſinn
und Geſundheit zu ſein.
Leichtathletik.
Güdweſideutſche Hochſchulmeiſierſchaften.
Das Frankfurter Stadion war am Sonntag der
Austra=
gungsort der ſüdweſtdeutſchen Hochſchulmeiſterſchaften in der
Leichtathletik, zu denen faſt ſämtliche Hochſchulen und
Univerſi=
täten des 4. Hochſchulkreiſes gemeldet hatten. Die Kämpfe
brach=
ten bei annehmbarer Witterung, guten Bahnen und beſter
Orga=
niſation guten Sport. Am beſten ſchnitten diesmal die
Frank=
furter Studenten mit zehn Siegen vor Stuttgart, Darmſtadt,
Marburg und Gießen ab. Die beſte Einzelleiſtung des Tages
bot Eldracher=Gießen im 200=Meter=Lauf mit 22 Sekunden. —
Die Ergebniſſe:
100 Meter: 1. Eldracher=Gießen 11,3 Sek., 2. Schmalz=Frankfurt
11,9 Sek., 3. Stumpp=Stuttgart 12 Sek.
200 Meter: 1. Eldracher=Gießen 22 Sek., 2. Schmalz=Frankfurt
23 Sek., 3. Fricke=Marburg 23,2 Sek.
400 Meter: 1. Rattke=Marburg 53,1 Sek., 2. Koch=Darmſtadt 53,2
Sek., 3. Hieber=Frankfurt.
800 Meter: 1. Schnitzler=Tübingen 2:08,1 Min., 2. Leikhardt=
Stuttgart 2:09 Min., 3. Plum=Frankfurt 2:11 Min.
1500 Meter: 1. Groß=Stuttgart 4:37,7 Min, 2. Kehrein=Marburg
4:38,2 Min.
5000 Meter: 1. Lange=Frankfurt 16:40,4 Min., 2. Melzenbach=
Marburg 16:41 Min., 3. Lang=Stuttgart 16:49 Min.
110 Meter Hürden: 1. Marſchali=Frankfurt 17 Sek., 2. Gittinger=
Stuttgart 18,8 Sek., 3. Hopfenmüller=Gießen 20 Sek.
Hochſprung: 1. Rehn=Frankfurt 1772 Meter, 2. Allwohn=
Darm=
ſtadt 1,70 Meter, 3. Perterſen=Marburg 1,60 Meter.
Weitſprung: 1. Kriſchel=Frankfurt 6,64 Meter, 2. Wieſe=Frankfurt
6,36 Meter, 3. Krauſe=Stuttgart 6,20 Meter.
Stabhochſprung: 1. Köſter=Frankfurt 3,05 Meter, 2. Nold=Gießen
3 Meter, 3. Hartmann=Frankfurt 2,80 Meter.
Kugelſtoßen: 1. Müller=Frankfurt 12,11 Meter, 2. Möckelmann=
Marburg 11,74 Meter, 3. Ziezank=Tübingen 11,50 Meter.
Diskuswerfen: 1. Allwohn=Darmſtadt 37,20 Meter, 2. Fricke=
Marburg 35,98 Meter, 3. Riezank=Tübingen 31,85 Meter.
Speerwerfen: 1. Marſchali=Frankfurt 45,87 Meter, 2. v. Randohr=
Frankfurt 45,40 Meter, 3. v. Saalfeld 44,79 Meter.
Schleuderball: 1. Günſter=Frankfurt 51,43 Meter, 2. Fricke=
Mar=
burg 50,38 Meter, 3. Hartmann=Frankfurt 48,18 Meter.
4 mal 100 Meter=Staffel: 1. Stuttgart 44,7 Sek., 2. Frankfurt
44,8 Sek., 3. Marburg 44,9 Sek.
10 mal 100 Meter=Staffel: 1. Frankfurt 1:51,1 Min., 2. Stuttgart
1:54 Min., 3. Darmſtadt 1:57,4 Min.
Olympiſche Staffel: 1. Frankfurt 3:40,7 Min., 2. Marburg 3:51
Min., 3. Tübingen 3:52,2 Min.
3 mal 1000 Meter=Staffel: 1. Stuttgart 8:45,9 Min., 2. Frankfurt
8:51 Min.
Olympiſcher Fünfkampf: 1. Allwohn=Darmſtadt 261 Punkte,
2. Fricke=Marburg 260 Punkte, 3. Peterſen=Marburg 244 P.
Dreikampf für Studentinnen: 1. Frl. Schaper=Marburg 135 P. führen. Lediglich eine einzige Konkurrenz gelangte zur Ent=
Hochſchul=Zehnkampf: 1. Marburg 19 Punkte, 2. Frankfurt 21, ſcheidung, das Herrendoppel um die Meiſterſchaft von
3. Darmſtadt 30 Punkte.
Pfälziſche Kampfſpiele in Frankenthal.
Die Pfälziſchen Kampfſpiele des F. V. Frankenthal wurden
der gemeldeten leichtathletiſchen Größen blieb dem Start fern,
ſammenhängenden Startverbots. Zudem war die Witterung ſehr ſ4 ubgefertigt, ein Beweis für ſeine Klaſſe. Das Dameneinzel
Kämpfe. Den Wanderpreis des Reichspräſidenten Ebert für die Frl. Weihe 6:1. 6:3 das Nachſehen, und Frau von Rezni=ek
beſte Geſamtleiſtung holte ſich die M. T. G. Mannheim mit 44 ſchlug Frau Ledig 6:9, 6:3. Das Damendoppel iſt noch ziemlich
Punkten vor V. f. R. Heilbronn mit 22 und Stuttgarter Kickers
mit 17 Punkten. Der Sprinterpreis fiel an Neumann=Berlin von Petery/Frl. Ottenheimer und Frau von Neznicek/Fraut
vor Wondratſchek=Stuttgarter Kickers. — Die Ergebniſſe:
2. Schramm=M. T. G. Mannheim 11 Sek., 3. Schlatter=
Fran=
kenthal.
100 Meter Einladung: 1. Hubrich=Stuttgarter Kickers 10,9 Sek., der Konkurrenz ſtehen noch Frau Hemp/Dr. Buß, Frl. Weihe/
2. v. Rappard=Phönix Karlsruhe, 3. Wondratſchek=Stuttgarter
Kickers.
Sportliche Tagesſchau.
Internationales Tennisturnier in Köln. Infolge des ſchlechten,
regneriſchen Wetters konnte beim Kölner Tennisturnier am Sonntag
erſt eine Konkurrenz beendet werden, und zwar das Damen=Doppel,
das Frl. Außem Mme. Mathieu ohne viele Mühe 6:3, 6:2 gegen Frau
Fritſch Frau Jakobini an ſich brachten, die vorher überraſchend Frau
Große Ereigniſſe werfen in der Regel ihre Schatten voraus. Friedleben Frl. Kallmeyer 6:0, 8:6 aus dem Felde geſchlagen hatten.
Im Herreneinzel ſiegte Fiſher 6:1, 6:4 gegen den Kölner Statz und
trifft im Final auf Hannemann. Die Entſcheidung im Dameneinzel
Einweihung kein Ende nehmen will. Die aus der großen Not= fällt zwiſchen Frl. Außem und Frau Friedleben. Letztere hatte im
Außem 6:2, 6:0 über die Spanierin Frau Torras erfolgreich
ge=
blieben war.
Leichtathletiſches Sportfeſt in Danzig. Das am Sonntag vom
Gut=
großer Beliebtheit bei der Bevölkerung und einer ſo weitgehen= templer T.S.V. Danzig durchgeführte leichtathletiſche Sportfeſt erfreute
ſich einer ſehr guten Beteiligung aus dem Reich. So hatten vor allem
die Berliner Vereine Teutonia, Bar Kochbah und S.C. Charlottenburg,
ſowie Guttempler, Germania Magdeburg, Germania Stolp. Preußen
Stettin, Stettiner S.C. und Königsberger Vereine Mannſchaften
ent=
ſandt. Auch Dr. Peltzer ſtartete für Preußen Stettin und half dieſen
auch den 400=Meter=Lauf an ſich. Der für Berlin ſtartende Finne Katz
gewann die Langſtrecken in ſehr guten Zeiten gegen den
Charlotten=
burger Mierdel, und der Schweizer Borner legte auf die kurzen
Neuer Turnerrekord im Kugelſtoßen. Bei den volkstümlichen
Mei=
winnen. Aber es iſt doch Tatſache geworden, Fürth und Frank= ſterſchaften des Kreiſes Bayern der D. T., die bei ſtarker Beteiligung in
Negensburg abgehalten wurden, ſtellte Uebler=Füth mit 24,50 Metern
einen neuen deutſchen Turnerekord im beidarmigen Kugelſtoßen auf.
Fußballmeiſterſchaft der Hochſchulen. Das Frankfurter Stadion ſah
Stadion 12000 Menſchen, wie geſagt wird, oder noch mehr faßt, am Sonntag den Vorſchlußkampf um die Fußballmeiſterſchaft der
deut=
ſchen Hochſchulen. Die Univerſität München qualifizierte ſich mit einem
3:1=Sieg über die Univerſität Münſter für das Endſpiel, das im
Rahmen der Akademiſchen Olympia in Königsberg zum Austrag kommt.
Koob wieder in München. Der vor zirka ſechs Wochen bei einem
Spiel in Paris verletzte Torhüter von München 1860, Koob, iſt jetzt
wie=
der aus dem Pariſer Krankenhaus entlaſſen worden und nach München
zurückgekehrt. Dagegen liegt der Münchener Bayern=Verteidiger
Kut=
terer noch im Fürther Krankenhaus. Seine Verletzung iſt ernſthafter, als
man zuerſt angenommen hat.
Deutſche Wafſerballmeiſterſchaft. — Bayern 07 Nünberg qualifiziert
ſich für die Vorſchlußrunde. In der dritten Runde der Spiele um die
Deutſche Waſſerballmeiſterſchaft ſchlug Bayern 07 Nürnberg den S.=V. 05
Erfurt mit 4:2 (Halbzeit 4:1) Toren und quglifizierte ſich damit für das
am 14. Auguſt ſtattfindende Vorſchlußſpiel gegen Hellas=Magdeburg.
Zander=Danzig deutſcher Meeresmeiſter. Im Rahmen des Danziger
Wettſchwimmens wurden am Sonntag, wie alljährlich, die
Meiſter=
ſchaften der deutſchen Meere zum Austrag gebracht. Auch diesmal
wie=
der holte ſich der mehrfache Gewinner dieſes Wettbewerbs, Zander=
Danzig, in 39:34 Min. für die 2000 Meter lange Strecke den Titel
vor Peters=Krefeld, der 45:40 Min. benötigte. Eine noch beſſere
Lei=
ſtung vollbrachte indes der Sieger der 2. Klaſſe, Steinhauf=Berlin, der
die Strecke in 38:02 Min. bewältigte. Bei den Damen holte ſich Frl.
Charlotte Baumann=Stettin in 47:38 vor Helene Sowa=Danzig den
Titel.
1500 Kilometer in 12 Stunden. Der bekannte deutſche Flieger Ernſt
Udet unternahm von Augsburg aus einen Flug nach Bukareſt und
legte die insgeſamt 1500 Kilometer in 12 Stunden zurück. Udet flog
mit nur einer einzigen Zwiſchenlandung in Budapeſt glatt durch.
Sachfenflug 1927. Anläßlich der Leipziger Herbſtmeſſe findet vom
30. Auguſt bis 5. September ein Wettbewerb mit Klein= und
Leicht=
flugzeugen, der „Sachſenflug 1937” ſtatt, der bei ſeinem erſten
Nen=
nungsſchluß bereits die Anmeldungen von 20 Flugzeugen aufweiſt,
wo=
mit ſchon jetzt die Grundlage zu einem vollen Erfolg der Veronſtaltung
gegeben iſt. Bis zum letzten Meldeſchluß am 15. Auguſt ſtehen noch
weitere Meldungen in Ausſicht. Unter den Gemeldeten befinden ſich
ſo bekannte Sportflieger wie Eſpenlaub, Katzenſtein, Raab, Martens,
Peſchke und Hofmann.
Motorſport.
200 Meter: 1. v. Rappard 22,1 Sek., 2. Neumann=Berlin 22,2
Sek., 3. Wondratſchek 22,3 Sek.
300 Meter: 1. Neumann=Berlin 34,7 Sek., 2. Wondratſchek 35,3
Sek., 3. Schlatter=Frankenthal 35,4 Sek.
400 Meter: 1. Wüſt=Pirmaſens 52 Sek., 2. Bottwein=Neunkirchen
Handbreite zurück, 3. Schwander=M. T. G. Mannheim 52,1 S.
800 Meter: 1. Dammert=Karlsruher F. V. 2:03,2 Min., 2. Leunig=
Eintracht Frankfurt 2:04 Min., 3. Auerbach=Stuttgarter Kickers
1 Meter zurück.
3000 Meter: 1. Klar=Pol. Karlsruhe 9:13,4 Min., 2. Kettner=
Stuttgart 9:15,6 Min., 3. Walz=Landau 9:36,6 Min.
200 Meter offen: 1. Schlatter=Frankenthal 23,2 Sek., 2. Maß=
Frankenthal 23,4 Sek., 3. Dr. Witthaus=M. T. G. Mannheim
24 Sek.
4 mal 100 Meter: 1. Schwarz=Weiß Eſſen 43,8 Sek., 2. M. T. G.
Mannheim 44,5 Sek., 3. V. f. R. Heilbronn 45 Sek., 4.
Ein=
tracht Frankfurt, 2. Mannſchaft.
Schweden=Staffel: 1. M. T. G. Mannheim 2:06,4 Min., 2.
Sport=
verein 98 Darmſtadt 2:06,8 Min., 3. Stuttgarter Kickers,
4. B.C. Offenbach.
3 mal 1000 Meter: 1. Saar Saarbrücken 8:21 Min., 2. V. f. R.
Heilbronn 8:24,6 Min., 3. Eintracht Frankfurt 8:40,6 Min.
Olympiſche Staffel: 1. Stuttgarter Kickers 3:46,6 Min., 2. F. C.
Pirmaſens 3:48,8 Min., 3. Eintracht Frankfurt 3:50 Min.
Speerwerfen: 1. Krichel=Darmſtadt 47,40 Meter, 2. Babel=
Neckarau 43,13 Meter.
Hochſprung: 1. Endres=Neuſtadt 1,73 Meter, 2. Dr. Witthaus=
M. T. G. Mannheim 1,71 Meter.
Kugelſtoßen: 1. Brechenmacher=Eintracht Frankfurt 13,40 Meter,
2. Gogröß=Karlsruher F. V. 12,19 Meter, 3. Dr. Witthaus=
M. T. G. Mannheim 11,88 Meter.
Weitſprung: 1. Grohe=Neunkirchen 6,31 Meter, 2. Stille=
Offen=
bach 6,23 Meter.
Diskuswerfen: 1. Steinbrenner=Eintracht Frankfurt 40,75 Meter,
2. Buch=Franlenthal 35,15 Meter, 3. Trautwein=Bingen 34,40.
Damen:
100 Meter: 1. Galditſch=Karlsruhe 12,7 Sek., 2. Groß=Karlsruhe
12,9 Sek.
Weitſprung: 1. Gladitſch=Karlsruhe 5,20 Meter, 2. Jeſſolat=
Kaiſerslautern 4,68 Meter.
Tennis.
Internationales Turnier in Mannheim.
Dr. Buß/Prenn gewinnen das Doppel.
Da es am Sonntag andauernd regnete, war es nicht
mög=
lich, die Spiele des Mannheimer Tennisturniers zu Ende zu
Baden, das Dr. Buß/Prenn 3:6, 6:4, 6:3, 6:1 gegen von
Kehr=
ling/Ofanf an ſich brachten. Nach dem erſten gewonnenen Satz
ließ Ofanf ſtark nach, ſo daß der Ungar das Spiel allein nicht
halten konnte. Auf der anderen Seite zeigte der Verliner Prenn
hervorcagende Leiſtungen. Das Herreneinzel ſieht Preun und
nicht zu dem Ereignis, das man erwartet hatte. Ein Großteil von Kehrling im Endkampf. Der Ungar wird ſich anſtrengen
müſſen, um Prenn zu ſchlagen. Prenn hatte in der
Vorſchluß=
angeblich wegen eines, mit den Deutſchen Meiſterſchaften zu= runde einen ſo hervorragenden Spieler wie Dr. Buß glatt 6:0,
ſchlecht. Immerhin fahen 3000 Zuſchauer ſchöne und intereſſante, wird zwiſchen Frau von Petery=Parada und Frau von
Aezni=
cek entſclieden. Die ungariſche Meiſterin gab im Demifinal
zurück, in Konkurrenz ſind noch Frl. Weihe/Hemp, Frau
Ledig. Auch im Mixed iſt noch eine Reihe von Spielen nachzu=
100 Meter offen: 1 Grimmedahl=Schwarz=Weiß Eſſen 10,9 Sek., holen Bemerkenswert war der Sieg von Frau Wagner/von
Kehrling mit 6:1, 2:0, 6.7 über Frau von Petery/Waldeck und
daun mit 3:6, 6.1. 2:6 über Frau von Reznicek/Dr. Fuchs. In
Prenn, Frau Waguex/von Kehrling und Frau Ledig/Ofanf.
Die Entſcheidungen lollen am Montag nachgeholt werden
Abſchluß des
FII. Baden=Badener Antomobil=Turniers.
Das Geſamtergebnis des Batſchari=Wanderpreiſes. — Die Schön=.
Mit der Schönheitskonkurrenenz wurde am Sonntag das im
allen Teilen wohlgelungene Baden=Badener Automobilturnier,
abgeſchloſſen. Während bis zum letzten Tag das Wetter der Ver=,
anſtaltung nicht günſtiger ſein konnte, wurde die
Schönheitskon=
kurrenz durch ununterbrochenen Regen empfindlich geſtört. Denr
noch ließ ſich das Publikum nicht davon abhalten, bis zur Pauſ=e
auszuhalten und ſo ſein Intereſſe für die Veranſtaltung erneun
zu beweiſen. Der Schönheitswettbewerb wurde von insgeſamu
120 Wagen beſtritten. Die Wahl war naturgemäß ſehr ſchwen
zumal in den einzelnen Klaſſen bis zu 15 Wogen am Stam
waren. Am beſten ſchnitten Mercedes=Benz und Opel ab. wobe
Mercedes=Benz, aber das beſſere Ende für ſich behielt. Für dii
Untertürkheimer Firma bedeutet das einen ſehr ſchönen Erfolsy
da alle führenden Marken des In= und Auslandes vertrete-,
waren. Insgeſamt errang Mercedes=Benz 5 Siege, Opel un=d
Cardillac je 2 Siege. Hinzu kommen aber für Mercedes=Bem
noch 12 Plätze und für Opel 4 Plätze. Die Ergebniſſe der
Schöm=
heitskonkurrenz:
Klaſſe 1: Offene Wagen 2—3 Sitze: E. Winter=Berli=
(La Salle=Cardilac), 2. O. Kühn=Halle (Opel). — Klaſſe 2: Offem
Wagen 4—6 Sitze bis 8 PS: 1. Daimler=Benz A. G.=Untertür:)
heim (Mercedes=Benz), 2. Th. Hummel=Wiesbaden (Opel). —
über 8 PS: 1. Ed. Winter=Berlin (Cardillac), 2. Daimler=Ben
A. G.=Untertürkheim (Mercedes=Benz), 3. dieſelbe, 4. dieſelbe. —
Klaſſe 3: Cabriolets und Allwetterwagen 2—3 Sitze bis 8 PS
1. O. Kühn=Halle (Opel), 2. Daimler=Benz A. G.=Untertürkheim
(Mercedes=Benz), 3. Frau Bruns=den Haag (Mercedes=Benz)—
über 8 PS: 1. Frau Merck=Darmſtadt (Benz), 2. K. Ziegery
born=Deſſau (Mercedes=Benz), 3. Ed. Diehl=Siebeldingen (Benz=
— Klaſſe 4: Cabrio=Deſſc (Mercedes=Benz), 3. Ed. Diehl=Si=z
beldingen (Benz). — Klaſſe 4: Cabriolets und Allwetterwage,
4—6 Sitze: 1. Dr. Niebel=Mannheim (Mercedes=Benz), 2. Gräff
Fugger=Hirſchberg (Fahrer Hans Hibinger) auf Maybach,
Daimler=Benz A.G.=Untertürkheim (Mercedes=Benz. — Klaſſe
Limouſinen, Landaulets und Coupées bis 4 Sitze bis 8 P8:
Frau Riedl=Rüſſelsheim (Opel), 2. H. Banger=Rüſſelsheim (Ope=
— über 8 PK: 1. Daimler=Benz AG. (Mercedes=Benz) — übe
4 Sitze: 1. Daimler=Benz (Mercedes=Benz), 2. dieſelbe, 3. Frau
R. Haniel=Baden=Baden (Mercedes=Benz).
Das genaue Klaſſement für den Batſchari=Wanderpreis,
b=
dem die Leiſtungen aus Flachrenen, Bergprüfung und Geſchioe
lchkeitsprüfung zufammengerechnet wurden, ergab, w:e ver
vorüieherein au zuzhmen war, den Berliner Carraciola als
ſich=
ren Sieger. Cara, ola hat damt den Wanderpreis für dieſe
Jahr gewonnen. Das Ergebnis ſtellte ſich wie olg:: 1. arr
ciola=Berlin Mer =Tes=Benz) 12872 Punkte, 2. W. Walb=
Man-
heim (Mercedes=Benz) 1387,3 Punkte, 3. Kimpel=Ludwigshafen
(Bugatti) 1400,1 Punkte, 4. C. Deilwann=Dortmund (Auſtr.
Daimler) 1422,1 Punkte, 5. C. Kappler=Gernsbach (Simſon=Supr
1585,7 Punkte.
Motorradrennen zur „Hohen Wurzel”
Das vom Rheiniſchen Motor=Sportklub Wiesbaden vera
ſtaltete Bergrennen auf der bekannten Hohe=Wurzel=Strecke
wo=
nicht ſo ſtark beſtritten als in früheren Jahren, jedoch ſah mar
auch diesmal viele bekannte Fahrer am Start. Bei guter O½
ganiſation verlief dieſes Rennen ohne jeden Zwiſchenfa.1
Den Wanderpreis errang Georg May=Wiesbaden auf Güldne.?
der die 3 Km. lange Strecke in 2:14,4 Min. zurücklegte (Streckenn
rekord 2:13 Min.). Eine Sternfahrt der Landesgruppe Heſſen im
D.M. V. hatte zahlreiche Beteiligung gefunden. Die Ergebniſſe=
Bis 175 ccm: 1. Bartles=Wiesbaden auf DKW. 2:41,
Min. und 2:47 Min.;
bis 250 ccm: 1. Müller=Biebrich auf Harfo 2:31,4 un
2:33,2 Min., 2. Bartels=Wiesbaden auf DKW. 2:49,4 und 2:2
Minuten;
bis 350 ccm: 1. Bier=Wiesbaden auf AJS. 2:50,8 um
2:52,2 Minuten;
bis 500 ccm: 1. Georg Mah=Wiesbaden auf Güldn.
2:15,6 und 2:14,6 Min. (beſte Zeit des Tages), 2. Brucker=Mai=;
auf Standard 2:21 und 2:15 Min., 3. E. Kratz=Oberohmen auf
Ardie=Sport 2:20,6 und 2:22 Min., 4. W. Bach=Neu=Iſenburg auf
Ariel 2:25,2 und 2:22,4 Min.;
bis 750 ccm: 1. Rauch=Wiesbaden auf Standard 2:29 um
2:25,4 Min., 2. G. Kernbach jun.=Höchſt auf Engl. Triumph 2—4
und 2:36,4 Min.;
bis 1000ccm: 1. E. Becker=Frankfurt a. M. auf Matchllf
2:41,8 und 2:38, 2 Min., 2. Fickler jun.=Biebrich auf Trium.
2:50,2 und 2:50,4 Min., 3. Alter=Wiesbaden auf Triumph 3:029
und 3:04,4 Min.
Beiwagenklaſſe: 1. R. Schmidt=Wiesbaden af
Triumph 2:53,6 und 2:57,/4 Min., 2. E. Hamburger=Frankft.4/
auf Ernſt Mag.
Sternfahrt: Es beteiligen ſich 49 Fahrer, von deru
15 bis 75 Km., 5 bis 150 Km. und 28 bis 200 Km. und darüEl
zurücklegten. Die höchſte Leiſtung erreichte W. Roſenthal=Naſſ 4
(M. S.C. Frankfurt) mit 305 Km., 2. W. Döring=Wiesbaden 2
Km., 3. F. Witting=Wiesbaden 259 Km.
Leiſtungsſieigerungen.
Der Deutſche Schwimmverband hält alljährlich zweimal Nückſck.”
auf die beſiem Leiſtungen ſeiner Mannen durch Veröffentlichung ar
licher Rekordliſten. Es iſt wieder ein tüchtiges Stück vorwärts gege”
gen. Zahlenmäßig ſind die Rekordverbeſſerungen im Freiſtilſchwimn
überwiegend, inbezug auf die Angleichung an die Weltklaſſe dagegen 4
Leiſtungen im Rücken= und Bruſtſchwimmen in erſter Linie zu nenr.”
Nachſtehend geben wir als Ueberſicht einen Vergleich der alten
Leiſt=
gen zu den im letzten halben Jahre erfolgten Verbeſſerungen.
Bruſtſchwimmen. 200 Meter: E. Nademacher=Magdeburg verbeſſ4
den Weltrekord von 2:50,4 auf 2:48 in Brüſſel und erreichte vorher
Berlin gar 2:47,4.
Rückenſchwimmen. 100 Meter: Küpper=Vierſen von 1:141 EE0
1:13,6 auf 1:12 im freien Waſſer. — 200 Meter: Schumburg=Magdeba)
von 2:48,9 auf 2:46,6.
Freiſtilſchwimmen. 100 Meter: Alter Nekord 1:02,1 Heinrich=Le?
zig auf 1:02; Derichs=Köln auf 1:01,5; Heinrich=Leipzig auf 1:01
200 Meter: Alter Rekord 2:23,2, Heinrich auf 2:19. — 300 Meter: 210
Nekord 3:52,3, Heinrich auf 3:47. — 400 Meter: Alter Nekord 5:14
Neitzel=Magdeburg auf 5:15; Heinrich auf 5:09. — 500 Meter: A.10
Nekord 6:30,4, Neitzel über 11:37 auf 11:24,6. — 1000 Meter: A.10
Nekord 14:483, Neitzel 14:37.
Staffel Zmal 100 Meter: Alter Rekord 3:15,5, HellasMagdeb 1
3:13,8; Poſeidon=Leipzig 3:11,6; Magdeburg 96 3:11,2.
Staffel 3mal 200 Meter: Alter Nekord 7:29: Magdeburg 96 7:259
Poſeidon=Leipzig 7:13.
Bruſtſtaffel 3mal 100 Meter: Alter Rekord 4:06,2; Sparta=ß)
4:01,1.
Lagenſtaffel (4mal 100 Meter): Alter Rekord 4:55; Hellas=
Mas=
burg 4:50,9.
Damen.
400 Meter Bruſtſchwimmen: Alter Rekord 7:17,2; Frl. Schrack?
Magdeburg 7:02,5.
100 Meter Freiſtil: Alter Rekord 1:17,6; Frl. Lehmann=Dres)
1:142.
200 Meter Freiſtil: Alter Rekord 3:03,8; Frl. Lehmann 2:504-
Schwimm=Städtekampf Wien-Verlin.
Der Schwimm=Städtekampf Wien-Berlin iſt jetzt endgültig für 2
A. Juli nach Berlin vereinbart worden.
Nummer 190
Montag; den 11. Juſ: 1927
Pferdeſport.
Torero geſchlagen!
Doie Senſation im Großen Preis von Berlin. — Mah Jong
beſtätigt ſeine Derbyform durch einen klaren Sieg.
An Senſationen iſt die diesjährige deutſche Rennſaiſon
wirk=
locch nicht arm. Gab es ſchon im Deutſchen Derby auf der ganzen
Ainie Überraſchungen, ſo ſetzte doch der am Sonntag auf der
(srunewaldbahn gelaufene Große Preis von Berlin allen die
grrone auf. In ſieben Rennen eilte der famoſe Dreijährige
A=orero von Sieg zu Sieg, ſchien unſchlagbar und im achten
Asennen verſagte er ſo gründlich, daß eine Erklärung ſchon nicht
möehr möglich iſt. Weit abgeſchlagen endete der Hengſt auf dem
allerletzten Platz und gab damit zu erkennen, daß er nicht mehr
auf der Höhe ſeines Könnens iſt. Der Sieg iſt an keinem
Unwür=
digen gefallen. Mah Jong, deſſen Derbyſieg infolge der
eigen=
artigen Verhältniſſe doch weſentlich unterſchätzt wurde, knüpfte
anr ſeine überragende Zweijährigenform an und erwies
einwand=
fzei, daß er der Beſte ſeines Jahrganges iſt. Der Stall
Oppen=
beim darf ſich glücklich ſchätzen, nach ſo vielen Mißerfolgen im
zu rühjahr durch Mah Jong im Derby und im Großen Preis von
Berlin vollauf entſchädigt worden zu ſein. Auch dem
ſympathi=
ſchen Stalljockey L. Varga, der im Derby das Pech hatte, auf
diem falſchen Pferd zu ſitzen, iſt ſein Erfolg wohl zu gönnen.
Man mußte beim Großen Preis von vorneherein mit den
Trreijährigen rechnen, die den älteren Pferden gegenüber um nicht
weniger als 16 Pfund im Vorteil waren. Der vorjährige
Ge=
minner dieſes Rennens, Ferro, war auch tatſächlich nicht in der
Lige, ſoviel Gewicht abzugeben, außendem iſt die 2600 Meter=
Sttrecke zu lang, was auch ſein Nachlaſſen gegen Schluß erkennen
ließ. Um ſo anerkennenswerter iſt unter den gegebenen
Be=
drngungen die Leiſtung des guten Weinberger Stehers Lampos,
dir ſich auf den zweiten Platz vor Indigo ſetzen konnte.
Der äußere Erfolg der Veranſtaltung hielt mit dem
ſport=
lithen Erfolg Schritt. Der Berliner Rennverein wurde für ſeine
Meißerfolge zu Beginn der Saiſon entſchädigt. Im Grunewald
herrſchte eine geradezu beängſtigende Fülle. Am Himmel hingen
zar drohende Wollen, aber es blieb glücklicherweiſe trocken.
Yon den ſieben Vollblütern, die ſich um die 56 000 Mark
bewar=
ban, ſah Terero blendend aus, auch Mah Jong, Lampos, Ferro
und Indigo machten einen guten Eindruck. Eiſenkanzler und
Autsbund, der als Pacemacher für Lampos geſattelt wurde und
bgeſem auch zu ſeinem guten Platz verhalf, waren nur zu
Sta=
tiä tenrollen berufen. Nach langwierigem Start ſprang Ausbund
miit Führung ab vor Indigo und Lampos. Auf den letzten
Allätzen hielten ſich Mah Jong und Torero auf. In der Gegen=
ſeite nahm Lampos die Spitze, gefolgt von Ausbund und Indigo.
Zwei Längen zurück lagen Ferro, Eiſenkanzler, Torero und Mah
Jong. Die Fahrt blieb weiterhin ſehr flott. Bis zum Eimlauf,
wo Haynes auf Terero ſich ſchon rühren mußte, war das Feld
geſchloſſen, lediglich Ausbund war zurückgeblieben. Als das Feld
in die Gerade bog, ah man Torero weichen. Mah Jong dagegen
ſetzte jetzt mit Macht ein, überholte Indigo und Ferro, lag gleich
darauf neben Lampos, auf dem Otto Schmidt verzweifelt
kämpfte, und behielt nach kurzem Kampf unter brauſendem
Bei=
fall das beſſere Ende für ſich. Mit klarem Vorſprung beendete
Mah Jong das ſchwere Renen als Sieger. An Ferro, der zum
Schluß nachließ, ſchoben ſich noch Indigo und Eiſenkanzler
vor=
bei. Die Niederlage von Torero hinterließ eine ſenſationelle
Wirkung. Angehalten als Letzter paſſierte der Hengſt als „
ge=
fallen Größe” den Zielpfoſten, ohne eine Entſchuldigung für ſein
Verſagen zu haben. Die 2600 Meter wurden im der ſehr guten
Zeit von 2:56,9 Min. gelaufen. Wie im Vorjahre ſiel das
Ren=
nen an einen Dreijährigen.
Die Eventualquoten für den Großen Preis ſtellten ſich wie
folgt: Torero 15, Stall Weinberg 39, Ferro 76, Mah Jong 85,
Indigo 128 und Eiſenkanzler 384.
1 For Ever=Rennen. Für Zweijährige, 3900 Mark,
1260 Meter: 1. A. u. C. v. Weinbergs Mallorka (O. Schmidt),
2. Drachenſchlucht, 3. Heidelerche. Ferner: Anton. Tot. 15, Pl.
10, 11:10. 34—4 Lg.
2. Anſchluß=Rennen. 3900 Mark, 1800 Meter: 1. R.
Haniels Forno (Bleuler), 2. Palamedes, 3. Waldprinzeſſi.
Fer=
ner Songe d,Or, Cap der Hoffnung, Ordonno, Lieſerer. Tot. 21,
Pl. 11, 11, 11:10. K.—1 Lg.
3. Tokio=Ausgleich. 5200 Mark, 1400 Meter: 1. Frhr.
S. A. v. Oppenheims Wachholder (L. Varga), 2. Teunone, 3.
Mai=
fahrt. Ferner: Palü, Fürſt Emme, Graue Theorie, Proſpero,
Curacao, Stammherr. Tot. 48, Pl. 23, 20, 29:10. H.—34 Lg.
4. Großer Preis von Berlin. 56 000 Mark, 2600
Me=
ter: 1. Frhr. S. A. v. Oppenheims Mah Jong (L. Varga), 2. A.
u. C. v. Weinbergs Lampos (O. Schmidt), 3. W. Lindenſtedts
Indigo (Janek) 4. Eifenkanzler (Vincenz), 5. Ferro (Williams),
6. Ausbund (Ebert), 7. Torero (Haynes). Tot. 85, Pl. 21, 16,
23:10. 2½—1½ Lg.—1 Lg.—H.
5. Majeſtic=Rennen. Verkaufsrennen. Für
Zweijäh=
rige. 2800 Mark, 1000 Meter: 1. H. v. Opels Bergmeiſter (
Tar=
ras), 2. Schattenmorelle, 3. Tagora. Ferner: Spekulation,
Für=
ſtenruf, Foxtrott. Tot. 24, Pl. 14, 14:10. ½ Lg.—Kopf.
6. Tuki=Renen. Für Dreijährige. 3900 Mark, 1400
Me=
ter. 1. M. Herdings Favorit (Böhlke), 2. Original, 3. Alida.
Ferner: Aeokus, Fslam, Orgel. Tot. 30, Pl. 16, 15:10. 2—3 Lg.
7. Orelio=Rennen. 3900 Mark, 1600 Meter: 1. Stall
Niſſens Helgoländer (Zehmiſch), 2. Lahneck, 3. Schneeberg. Fer=
LLaa
beginnt am Montag, dem 11. Jafi
Die Wucht meiner Angebote zum diesjährigen Saison-Ausverkauf
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Montag, 11. Juli. 12: Glockenſpiel aus dem Darmſtädte
Schloß. a 16.30: Konzert. Mozart=Operetten. o 17.45:
Leſe=
ſtunde S 18.15: Dr. Heinemann: Ernſt Tröltſch. o 18.457
Syndikus Ulrich: Die Stellungnahme des Handwerks zu dem
Entwurf des Arbeiterſchutzgeſetzes. 6 19.15: Dr. Schütz: Spaniſchs
Ritterromane. o 20: Uebertr. aus dem Joh. Seb. Bach=Sagl
der Muſik=Ausſtellung. Konzert des Thomanes Chors, Leipzig. —
Anſchl.: Nachtmuſik und Serenaden.
Siattgart.
— Montag, 11. Juli. 13.15: Schallplattenkonzert. 6 15.50
Funkfeuilleton. 6 16.15: Konzert. Derkſen: Deutſchlands Helden.
— Gröſchel: Im Reiche der Venus. — Eulenberg: Roſenlieder. —
Flotow: Our
Die Entwicklung der Schauſpielkunſt im 19. Jalrhundert. 8 18.453
Baſtelſtunde. 6 19.15: Landwirtſchaftsfunk. 19.35: Auguſtin
erzählt: Wovont Stuttgart ſpricht. 6 20.10: Richard Wagner=Abend
des Philh. Orch., Stuttgart. Soliſt: Kammerſänger Ritter von den
Württ. Landestheatern. Einl. zum 3. Akt (Romfahrt) aus
Tamn=
häuſer. Gebet aus Nienzi. Vorſpiel zu Lohengrin. Gralserzähl.
aus Lohengrin. Wotans Abſchied aus Walküre. Schmiedelieder
aus Siegfried. Vorſpiel zu Parſifal. — Anſchl.: Schwäbiſcher,
Wunſchabend. Leit.: G. Ott. Die Mitw. werden erſt nach Eingang
der Wünſche bekanntgegeben.
Berlin.
Montag, 11. Jali. 6: Gymnaſtik. 6. 15.30: Dr. Gertrud
Haupt: Soziale Schulung der Frau. 6 16: Ing. Boehmer: Techn.
Wochenplauderei. 6. 17: Die beiden Sdelleute, Novelle von Karl
Federn, gel. vom Autor 6 17.30: Dr. Becces Kammer=Orcheſter.
E. d’Albert: Lyriſche Suite. — Haydn: Ouv. Einſame=Inſel.
— Dupont: La Cabrera. — Rimsky=Korſſakow: Danle des bouffons.
— Becce: Intermezzo lirico. — Steiner: Serenata appaſſionata.
— Molander: Schwed. Volkslieder. — Nicolai: Ouv. Die luſtigen
Weiber von Windſor. O 18.40: Einf. zum Sendeſpiel am 12.= Juli.
9 19.05: Fr. Engelbart: Genoſſenſchaftliche Selbſthilfe der Beamten.
6 19.30: Dr. Osborn: Meiſter der klaſſiſchen Kunſt (Gonc). 0/19.55:
Miniſterialrat Beyer: Vernunft und Glück (Der Weg zur=
Zufrieden=
heit). O 20.30: Erich Weinert. M. F. Mendelsſohn ſpricht über
den Autor. Der Autor lieſt aus ſeinen Dichtungen. O 21:
Kammer=
muſik. Boſſi: Trio D=moll, op. 107 — Tſchaikowsky: Trio
A=moll, b5. 59. (W. Roſ=” (Flügel), K.. Liebr:ht (Violine), H.
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ausgiebigen Kohlenzentrums, ist er ein
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Niederrhein
Chriſtine Berthold.
Roman von Emma Nuß.
35)
(Nachdruck verboten)
ſpäten Abend, als ſie allein war und über ein Buch hinweg ins
Leere ſtarrte, fiel ihr wieder die Unterhaltung mit Mr. Brown
ein, und ihre Gedanken nahmen ſogleich den Weg nach Hamburg,
daran er ſie erinnerte, bis ſie den Kopf auf die Tiſchplatte ſinken
ließ und heiße Tränen ihren Augen entquollen. Heimweh,
gren=
zenloſes Heimweh und ein leidenſchaftliches Verlangen nach dem
verlorenen Geliebten überfiel ſie hier in der Einſamkeit mit
voller Wucht. Nichts hatte ſie vergeſſen, trotz all der Jahre, die
ſie nun ſchon fern von der Heimat lebte, jeder Zärtlichkeit, jedes
Blickes erinnerte ſie ſich und mußte ſich wehen Herzens geſtehen,
daß dies für immer vorbei war, da ſie ſelbſt ihn doch aufgegeben.
War es wirklich recht von ihr geweſen? Wirklich nötig? Ihr
Blut ſchrie „nein!”, und alles in ihr bäumte ſich dagegen auf,
daß ſie wegen der Mutter Untat ihr Lebensglück drangeben
mußte. War denn dieſe alte Frau wirklich ſo verdammenswert,
ſo fluchwürdig, daß ſelbſt noch ihr Kind unter ihrer Schuld
zuſammenbrechen mußte?
Und plötzlich ſah ſie wieder das müde Geſicht mit dem wehen
Autsdruck in den Augen, wie ſie ihr beim Abſchied noch einmal
nachblickten. Vielleicht würde ſie ſie nie wieder im Leben ſehen,
denn die letzte Nachricht von dem Anſtaltsdirektor lautete nicht
allzu günſtig in bezug auf ihren Geſundheitszuſtand. Und dann
mußte ſie ſich ſagen, daß ſie nicht den leiſeſten Verſuch gemacht
hatte, in dieſem armen, irregeführten Menſchen auch nur ein
Fünkchen von Liebe zu erwecken. Denn die kleinen monatlichen
Geldbeträge von der Tochter würden ihr wohl einige
Vergün=
ſtigungen in ihrer Verköſtigung bringen, aber das würde ſie
ge=
wiß ebenſo ſtumpf hinnehmen, als wenn es nicht geſchähe, weil
nicht die Güte des freudigen Gebens dahinterſtand.
An dieſem Abend ging Chriſtine unzufrieden mit ſich und
aller Welt zur Ruhe und hatte auch alle Hoffnung aufgegeben,
daß das Leben für ſie auch noch Freuden in Bereitſchaft hielte.
24. Kapitel.
Es war das erſtemal, daß Miß Dobbs an die Winnipeger
Geſellſchaft Einladungen in größerer Anzahl hatte ergehen laſſen.
Und zwar lautete dieſe Einladung auf „Grundſteinlegung in der
xten Gemarkung zum Bau eines Mühlenwerkes nach folgendem
Gartenfeſt auf eben dieſem Grundſtück.”
„Miß Guy will einmal wieder ihre reichen Toiletten zur
Schau tragen,” ſpotteten die einen.
„Es ſoll ein noch nie dageweſenes Feſt werden, wie man
hört,” meinte ein anderer.
„Das glaube ich ohne weiteres,” lächelte ein alter, guter
Be=
kannter der Miß Dobbs, „und deshalb werden Sie aut tun, ſich
vorher zu Hauſe ſatt zu eſſen oder Ihre beiden Rocktaſchen mit
dem nötigen Mundvorrat für dieſes Feſt zu verſehen.”
Und obwohl ganz Winnipeg ſpottete, gingen doch alle hin,
geſpannt, wie die geizige Frau auf dieſem kahlen Stück
Prärie=
land ein Gartenfeſt zuſtande bringen wollte. Auch über den Bau
einer Mühle zerbrach man ſich allenthalben den Kopf, denn es
ſchwirrten die abenteuerlichſten Gerüchte darüber durch die Stadt
von einem Rieſenbau, mit allen Errungenſchaften der Technik
verſehen; es ſollten ſchon allerhand auswärtige Architekten,
In=
genieure und ſonſtige Fachleute in Winnipeg angekommen ſein,
um den Bau zu leiten — Hunderte von Arbeitern ſeien dazu
nötig, um das Rieſenwerk in kürzeſter Friſt fertigzuſtellen. Und
Miß Dobbs habe außer der Beteiligung von einem großen Teil
ihres eigenen Vermögens noch andere mächtige Geldgeber hinter
ſich, eine ausländiſche Dame ſtecke mit einer Rieſenſumme
da=
hinter — kurzum, alle Vermutungen wuchſen ſtets ſofort ins
Rieſenhafte, und wenn man allen Gerüchten hätte glauben ſollen,
ſo wäre da eine Mühle entſtanden, die die halbe Welt mit Mehl
hätte verſorgen können. Etwas Beſtimmtes wußte aber niemand
darüber, und die meiſten waren der Meinung, daß Miß Dobbs
einmal wieder ihren Schabernack mit den Winnipegern treiben
wolle und daß an der ganzen Sache wohl überhaupt nichts dran
ſei. So ging man denn mit recht niedrig geſchraubten
Erwar=
tungen zu dem Gartenfeſt. Wie ſtaunten aber die guten
Winni=
peger, als ſie ihren Wagen entſtiegen und ſtatt des erwarteten
Oedlandes einen, wie es ſchien, über Nacht hervorgezauberten
Garten mit luftigen Zelten, Terraſſen und inmitten des Ganzen
eine reizende Muſiklaube erblickten, daraus ihnen eine allerdings
greuliche Indianermuſik entgegenſcholl.
Gegenüber dieſer Laube ſtand in einem offenen,
blumen=
umrahmten Zelt Miß Dobbs und begrüßte ihre Gäſte. Sie trug
ein lang ſchleppendes grünes Seidenkleid, das, offenbar gefärbt,
verſchiedene Farbentöne aufwies und wohl allem Anſchein nach
einer längſt vergangenen Mode angehörte. Das aber tat der
guten Laune der alten Dame keinen Abbruch. Sie ſtrahlte über
das ganze Geſicht und hatte für jeden Ankommenden eine
Liebenswürdigkeit in Bereitſchaft, die von manchen aber etwas
mißtrauiſch entgegengenommen wurde, da ihre Spottſucht zur
Genüge bekannt war. Neben ihr ſtand ein junges Mädchen,
deſſen weiche, braune Augen aus dem ſchmalen Geſicht den vielen
fremden Menſchen etwas ängſtlich entgegenblickten. Doch Miß
Dobbs machte ſie ſogleich einem größeren Kreiſe mit den Worten
bekannt: „Miß Berthold, meine junge Mitarbeiterin”, was dem
in der Nähe ſtehenden Mr. Godard jedesmal einen Stich gab.
Bemerkte er doch ohnehin ſchon die von Tag zu Tag wachſende
Zuneigung der Miß Dobbs zu der jungen Deutſchen, deren
Auf=
treten den übrigen Angeſtellten gegenüber wiederum an
Sicher=
heit und Beſtimmtheit täglich zunahm. Dicht neben ſich hörte
er jetzt eine Dame ihren Begleiter fragen: „Sag, Will, wer iſt
dies hübſche Mädchen bei Miß Dobbs? Ich verſtand den Namen
nicht.”
„Ich auch nicht. Wohl eine Verwandte von ihr.”
„Unmöglich, Will. Miß Dobbs hat doch zu allen Verwandten
die Beziehungen abgebrochen und ihnen grimmige Rache
ge=
ſchworen, weil ſie ſich damals ſo ſchäbig gegen ſie benommen
haben, als ſie vor dem Bankrott ſtand,” ereiferte ſich jetzt die
Dame.
„Wird ihnen heute ſchön leid tun,” meinte trocken der Gatte.
„Wer wird denn da wohl mal den ganzen Mammon erben, wenn
alle Verwandten ausſchalten?"
„Ja, wer weiß? Vielleicht das junge Mädchen dort. Ich habe.
jedenfalls Miß Dobbs noch nie jemanden ſo liebevoll anblicken
ſehen, wie ſie jetzt die junge Dame anſah."
Mr. Godard hatte bei den letzten Worten der Dame ſo tief
aufgeſeufzt, daß ſich die beiden Ehegatten nach ihm umdrehten.
„Ah, Mr. Godard, Sie ſeufzten eben ſo leidensvoll auf! Iſt
Ihnen nicht wohl?” fragten ſie beide zugleich den ihnen
be=
kannten alten Herrn, als ſie in ſein verzerrtes Geſicht ſahen.
Der wehrte jedoch raſch ab. — Die Hitze habe ihn etwas
er=
müdet, und im übrigen fühle er ſich ſehr wohl. Auf die erneute
Frage der Dame nach Chriſtine anwortete er in recht
gleichgül=
tigem Tone: „Die Sekretärin von Miß Dobbs.”
„Ach ſo!” meinte da gedehnt die Dame, und ihr Intereſſe für
Mit Spannung von allen erwartet, die gute Schuhwaren reeller
Oualität auffallend billig kaufen wollen. Die gesamten Sommer-
Vorräte bis
20 einzelne Sorten und Artikel bis A0’o billiger
Wie jedes Jahr erstreben wir eine restlose Räumung des Gesamt-
Lagers ohne Rücksicht auf die früheren Preise.
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Straße, Größe 27—35.
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das hübſche junge Mädchen war mit einem Schlage erloſchen,
Sie wandte ſich mit ihrem Gatten dem Innern des Gartens zu.
wo von allen Seiten Indianer oder die ſogenannten half-breeds.
Miſchlinge, mit großer Gewandtheit die Gäſte bedienten. Wie
die Katzen huſchten ſie hin und her und boten unausgeſetzt auf:
ihren Tragbrettern das köſtlichſte Backwerk, herrlich duftende=
Früchte und Blumen, Getränke aller Art, von der
Eislimonade=
bis zum perlenden Schaumwein, ſchwere Havannas für die=
Herren und zierliche Zigaretten für die Damen an. Es
war=
ihnen ſelbſt jedoch aufs ſtrengſte verboten, irgendein alkoholiſches=
Getränk zu genießen, da die Folgen davon ſonſt für die ganze=
Veranſtaltung hätten ſchrecklich werden können. Und ſo boten
ſie=
mit ſteinernen Geſichtern die Gläſer mit dem eiskalten Sekt, dem
koſtbaren Weinen und Likören den umherwandelnden Gäſten an.
während ihnen ſelbſt faſt die Knie wankten vor Begierde
nach=
einem Schluck dieſer für ihre Begriffe von Zauberhand
zube=
reiteten Getränke.
Miß Dobbs behielt ſie alle ſcharf im Auge, denn trotz ihrer
Pflichten als Gaſtgeberin entging ihr nichts von dem übrigen
Ge=
triebe des Feſtes. Und wehe dem, der ſich etwas zuſchuldem
kommen ließ! Dieſe treuen Burſchen fürchteten die alte Dame
mehr als die Obrigkeit von Winnipeg, denn ſie machte nicht viell
Federleſens mit ihnen, wenn ſie gegen ihre Vorſchriften
han=
delten. Einige von ihnen hatten ſchon recht kräftige Beweiſe
da=
von erhalten.
Soeben war Miß Dobbs im Begriff, mit Chriſtine und
ihren Gäſten nach dem Flußufer zu gehen, wo der feierliche Akn
der Grundſteinlegung vollzogen werden ſollte. Da vernahm mam
das Rattern eines Autos, das wohl noch einen verſpäteten Gaſt
brachte. Und gleich darauf ſtand ein großer, blonder Mann vor
Miß Dobbs, ſchüttelte ihr derb die Hand und ſagte mit
treu=
herziger Miene: „Ich wollte zwar heute Geſchäfte mit Ihnem
machen, Miß Dobbs, aber wenn Sie Feſte feiern, wobei gann
Winnipeg anweſend ſein ſoll, darf vielleicht ein beſcheidenen
Reiſender aus dem Städtchen Kalgarry auch daran teilnehmen?”
„Aus Kalgarry — ausgerechnet aus Kalgarry!” rief da Miß
Dobbs ſpöttiſch aus, „es wird mir eine Ehre ſein, daß die
Groß=
ſtadt Kalgarry, wenn auch in ſo beſcheidener Weiſe, bei der
Feſt=
handlung vertreten ſei, Mr. Brown; und nun go one, ladies
and gentlemen! Damit gab ſie Mr. Brown einen
freundſchaft=
lichen Klapps mit ihrem radgroßen Fächer und trat mit einigem
älteten Herrſchaften den Weg zum Fluſſe an.
Es war ein rieſig großes Gelände, darauf die Mühlen
er=
ſtehen ſollten, und der Weg bis dahin währte doch einige
Minu=
ten. Geſchickt wand ſich Mr. Brown an den Vorangehenden
vor=
bei, bis er an Chriſtinens Seite ſtand.
„Guten Tag auch, Miß Berthold!” redete er ſie fröhlich am
und drückte ihr herzlich die Hand.
„Guten Tag, Mr. Brown!” erwiderte freundlich Chriſtine-
Sie war ordentlich froh, ihn inmitten der vielen, ihr gänzlichs
fremden Menſchen jetzt zu ſehen, denn unwillkürlich empfand ſie
ſeine Annäherung als eine Art berechtigtes Zugehörigkeitsgefühl,
da ſie ihn länger kannte, als alle die um ſie her.
„Nun, wie geht es Ihnen weiter in Winnipeg, Miß?”
be=
gann er ſogleich die Unterhaltung.
„Ausgezeichnet, Mr. Brown.”
„Sie ſehen auch wunderbar aus, Miß Berthold. Ich
habe=
mich richtig nach Ihnen geſehnt. Glauben Sie mir das?"
„Sie waren lange nicht in Winnipeg”, lenkte da
Chriſtine=
raſch ab.
„Iſt Ihnen das aufgefallen, Miß?” fragte er freudig zurück.
(Fortſetzung folgt.)
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„Geſtzu dieſe
Zual von Perſen
zu einem Reumnen e
Nahrend dieſet
portaut und ſs er
eings Iinerhörtes
uud laffen leunte,
die hiſtortiche Stut
die Puuben der P
ſertent die zwer aud
n einmal
Ma
ereit Putel z1
Au ſelgenser
ſehr Lugen, aber
leGhefteren, anuuut
reiſe vor Weihlia
hieß Horaee
Fllt=
meliberuhmt wer
ſhon jelt, nönl
miedht, eb die lünd
Der Erſinde
fuchte dies aber
eine Theorie.
das
Das älteste große Schuhhaus — Nur Schillerplatz 8
10962
[ ← ][ ][ → ]Nummer 190
Montag, den 11 Juli 1922
Sete 2
Mr. Horace Fleicher und der Hundemenſch.
Eine Lebenserinnerung
von
OZear A. H. Schmitz.
Die Stammgäſte des hiſtoriſchen Cafés Florian in Veuedig
prden an einem Novembertag des Jahres 1899 duich die
Mit=
ellung kes damaligen Wirts überraicht, daß ihn die
Verhält=
iſsſe zwängen, mit der ehrwvürdigen, über 150 Jahre alten
Ueber=
ſiſt feruug zu breihen, nach der die Tore des Kaffeehaufes Tag
un d nacht nicht geſchkoſſen worden waren; er ſehe ſich genötigt,
ege feine Kullegen um Mitternacht zu ſchließen. Das uar ein
urſcheidendes Ereignis für das mehr als andere Städte am
dargebra=hten hängende Venedig. Wgs hatte ſich nicht alles in
im einfach elegenten Café Floxian abgeſpielt: Einſt ſvar es
ſae Mittelpunkt des ſo berühmten veneeigniſchen Karnevals
ge=
pſfen, mancher berühmte Mann, wie Silvio Pellico, hatte hier
enne Mußeſtunden verbracht, und noch heute ſah man dort
bends einfame (reiſe unter den Spiegeln ſitzen, die einſt die
BIlder ihrer Jugendfreuden zurückgeworfen hatten. Nun alſo
vilte das Café Florian wie ein gewöhnliches Kaffeehaus um
Purtternacht ſehließen,
Ich befand mich zu jener Zeit zu Studienzwecken in Venedig
ſuucd pflegte die Stunde vor dem Schlafeugehen im Café
Flo=
inn Zeitungen zu leſen, da es dort meiſtens fehr ruhig war. An
ensr Abend, an dem die Tore zum erſten Male geſchloſſen
wer=
ein ſollten, war der niedrige Raum faſt bis zum letzten Pkatz=,
oiewiegend von Ausländern, beſetzt, die den hiſtoriſchen Augen=
(t beiwohnen zollten. Da ſich mein Gefühk für das
Geſchicht=
ſche, in wie ich gkaube, vernünſtigen Maßen hält, rief ich wie
eixöhnlich nach 11 Uhr den ſteinalten Kelluer Beppo mit den
in gen grauen Backenbartſträhnen herbei, eine letzte Säule
ent=
qmpundener Größe, und zahlt: mein Getränk. Gerade wollte
t aufſtehen, als mich neben mir eine Baßſtimme auf engliſch
ſangte, ob ſch denn nicht wiſſe, was für ein bedeutendes
Ereig=
i! hier in der nächſten Stunde bevorſtehe. Jch drehie mich um
iig gerahrte einen glattrafierten Herrn mit dunkter
Geſikns=
iſbe und reichem, ſilberweihem Haar, dem ich öfters in
mei=
eni Hstel begegnet war, obne ihn bisher kennen gelerni zu
ahren. Wir kamen nun in’s Geſpräch, und ich ſagte ihm, daß
uf ſiton eft zugeſehen hätte, wie Wirtshäufer geſperrt werden.
„Wenn Zie es ſo anſehen.” erſviderte er, „dann hört alles
uctereſſe am Leben auf, dann brauchen Sie auch nie zu einem
ſuerverennen zu gehen, denn, daß ein Pferd ſchneſſer läufi als
nie gudere, weiß man ja vorher.”
Geſiag Bicſe Antwort,” erwiderte ich, „hat ſeinerzeit der
mrah von Perſien dem Kaiſer Wilhelm gegeben, als dieſer ihn
e einem Rennen einlud."
Während dieſes Geſprächs war es doch nun Mitternacht
ge=
uis den, und ſy erlebte ich den Augenblick mit, da der Wirt —
nhas Uinerhörtes in jenen glücklichen Zeiten, als uoh jeder tun
iſe laſſen kounte, was ihm gefiel — ſeinen (äften mitteilte,
ſeſhiſtoriſche Stunde ſei gekommen. Alles ſtrömite hinaus unter
e Pauben der Prokurazien, zwei Hausknechte erſchienen und
PAeii die zwei anderen Holzflügel in Bewequng, was woßl
vor=
ſeiſn einmal geprobt worden war, und dann zum erſten
lücke jeit anderthalb Jahrhunderten ſchloß ſich das ehrwürdige
9.. Der Amerikaner und ich gingen durch den Lagunennebef
niterem Kutet Zu.
Am ſolgenpen Tage machte mich der Amerikauer mit ſeiner
klngen, aber wenig gefprä higen Fran und ſeiner um ſo
pſrafteren, anmutigen Tochter bekennt, und bis zu meiner
Ab=
iſe dor Weihnachten waren ſir nun täglich zuſammen. Er
ei; Horgce Fleisber, und ſein Name ſollte etwa 10 Jahre ſpäter
slläberühmt werden; die Urſache dieſer Ruhmes aber beſtand
üst jetzt, nämlich die Erfindung des „Fletcherns”. „Ich weiß
ſchst, zh die jüngeren Generationen noch wiſſen, was „Fletchern”
Der Erſinder dieſer Kunſt — heute liegt er längſt im
EAhe — wünſhte die Menſchheit zur Natur zurückzuführen,
ihſte dies aber nicht, wie unſere deutſchen Naturapoſtel, durch
v Theorie, fondern durch eine praktiſche Erfindung, nämlich
3. „Fletchern”. Ohne Zweifel eſſen die meiſten modernen
Men=
e0½ beſongers die Amerikaner, viel zu ſchnell, und ſo gehen ſie
r großen Wohltgt verluſtig, die Miſter Fletcher mehr wahr
als ſchön „die Verdauung durch den Speichel” nannte. Dem
wird nun dadurch abgeholfen, daß man den erſten Biſſen
zwölf=
mal kaut, dann den zweiten Biſſen in den Mund fuhrt, nun
beide Viſſen zuſammen wieder zwölfmal kaut, hierauf die Hälfte
etwa in die Speiſeröhre gleiten läßt, um dem dritten Biſſen
Platz zu machen. Jetzt wird das ganze wiederm zwvölimal
ge=
kaut, auch davon die Hälfte untergeſchluckt, während der vierte
Biſſen hinzugefügt wird, und ſo fort bis zum lexten Biſſen.
Man ſieht: eine ausgiebige Verlängerung, wenn auch nicht
ge=
rade eine Erhöhung der Tafelfreuden. Natürlich ſucht: mich die
ganze Familie zu bekehren, und da ich jung und Miß Flether
wirklich ſehr reizend war, tat ich, was in meinen Kräften ſtand.
Schließlich aber hielt ich es nicht mehr aus, ich entfloh in eine
kleine italieniſche Trattoria, kieß es mir dort auf meine alte
widernatürliche Weiſe wohlſchmecken und kehrte erſt zum Kaffee
zu meinen Freunden zurück, den der Erfinder ebenfalls auf
orthodoxe Art „fletcherte”, während ſeine Damen vun ihm den
bäpſtlichen Dispeus erhalten hatten, Flüſſigkeiten in der
ver=
iverflichen bisherigen Art zu ſich zu nehmen.
Tratz dieſem „Spleen” iſt mir der Verkehr mit der
außer=
ordentlich gebildeten und kultivierten Familie in beſter
Erinne=
rung geblieben. Unſere Geſpräche bewegten ſich meiſt im
philo=
ſophifchen Fahrwaſſer. Ich ſtellte der Forderung des
Ameri=
kaners „Zurüick zur Natur” öfters die Behauptung entgegen, daß
es ſo eiwas überhaupt nicht geben könne; das ſei eine rein
be=
griffliche Forderung wie jede andere, und nur der Kulturmenſh
fei zu ihr fähig. Wenn unſer Kulturkeben ſich zu weit von der
Natur entſernt habe, ſo ſei die Heilung nicht in einem „Zurück”
zu finden, fynnern im Aufgeben ausgeſprochen widernatürlicher
Gewohnheiten, aber bei Bewahrung unferer Kulturſtufe, ſo wie
man ja auch nicht das Leben in Häuſern abgeſchafft, wohl aber
innerhalb der Häuſer für mehr Luft und Licht ſorgt. Mr.
Flet=
cher hingegen meinte, man müſſe die Menſchheit wieder zu einem
vollſtändigen Freiluftleben zurückführen.
„Und wenn dann das letzte ienſ=hliche Heim abgeriſſen wird,
dann werden wir gemeinſam den hiſtoriſchen Augenblick feiern,
wie den Torſchluß im Café Florian.
Das waren meine letzten Worte beim Abſchied vor
Weih=
nachten, und wir trennten uns in der Hoffnuug auf ein
Wieder=
ſehen.
Tatſächlich ſollte dies ebenſo zufällig erfolgen, wie unſere
erſte Bekauntſchaft, und zwar ſchon im folgenden Jahre bei der
Pariſer Weltausſtellung. Jeſ ſaß in dem dämmerigen
japani=
ſchen Theater, um die berühmte Sada Yacco zu ſehen, als mich
eine Damenſtimme bei meinem Namen rief; gerade hinter mir
ſaß die Familie Fletcher. Wir trafen in der Pauſe eine
Verab=
redung für den nachſten Tag, um in einem der Speiſehäuſer der
Ausſtellung zuſammen zu Mittag zu eſſen. Mit einigem
Ban=
gen ging ich hin, denn ich fragte mich:
Wird geiletchert werden?”
„ch jand in dem Ausſtellungsreſtaurant nur noch einen
Tiſch ganz lcer und belegte ihn ſchnell. Der Kellner ſollte mich
veranlaſſen, an einem anderen, halbbeſetzten Tiſche Platz zu
nehmen, und als ich fragte, ob denn der Tiſch beſteKt ſei, machte
er einige Schwierigkeiten und ſagte dann lächelnd, mir
gewiſfer=
maßen die Veranzſportung zuſchiebend:
Wie der Herr wünſcht, der Herr wird jn ſehen.”
Ich behielt die Tür im Auge, um meine Freunde nicht zu
verfehlen. Plötzlich trat eine höchſt überraſchende Erſcheinung
herein: ein Mann, volle zwei Köpfe größer, als Männer von
gutem Mitteltuchs, in ein hellbraunes Gewand aus der Zeit
Ludwigs FII. gekleidet, mit hohen Stulpenſtiefeln, Federhut,
Bürtel und Degen. Ich erkannte in ihm ſoſort den Rieſen, der
in der Abteikung „Alt=Paris” den täglichen hiſtoriſchen Feſtzug
anzuführen pflegte. Er ging geradewegs auf meinen Tiſch zu,
fetzte ſich an das andere Ende und beſtellte. Ich hatte Muße, mir
ſein bleiches, aufgeſchwemmtes Geſicht und die Rieſenhände mit
auffallenden Wſechringen und bunten Elasſteinen anzuſchauen.
Nach wenigen Minuten geſellte ſich zu ihm ein Genoſſe: der
Zlverg, der den hiſtoriſchen Feſtzug in ſcheckiger Narrenkleidung
zu beſchließen pflegte. Es war ein uralt ausſehendes Männchen
mit einem böſen Bogelkopf, der aber viel klüger dreinſchaute,
als das Kalbsgeſicht ſeines Freundes. Der Kellner ſchob ein
ohes Kinderſtühlehen herbei, ſetzte den Zwerg hinein und ſtellte
ihm ſtatt der Teller Untertaſſen hin mit einem Teelöſſel und
tleinen Meſſern und Gabeln. Während der Nieſe ſofort den
Vorſchlag des Kellners angenommen hatte, fragte der Zwuerg
um=
ſtändlich nach allen möglichen Speiſen und erklärte ſich
fchließ=
lih ungnädig für ein Gericht. Dann wendete er ſich fehr
ärger=
lich an den Niefen und fagte, er ſei es müde, länger mit „jenem
Schwein” an einem Tiſche zu ſitzen. Der Rieſe grinſte.
Inzwi=
ſchen hatte ſich auch der alſo Genannte eingefunden: der
Hunde=
menſch der Ausſtellung von Barnum und Bailey. Zwar hatte er
normale menichliche Geſtalt und Kleidung, aber Hände und
Ge=
ſicht waren dicht behaart wie bei einem Tier, in der Tat ein
ſcheußlicher Anblick.
Als mir der Fellner die Suppe brachte, fragte er:
„Iſt der Heer zufrieden mit ſeinem Platz?”
„Außerordentlich,” erwiderte ich, im ſtillen überzeugt, daß
auh meine amerikaniſchen Freunde die Lage genießen würden.
Als ich ſie hereinkommen jah, ging ich ihnen entgegen, bat
ſie, ſich erſt einmal aus der Ferne die Tiſchgeſellſchaft anzuſehen.
aber dieſe beunruhigte Mr. Fletcher nicht, vielmehr fragte er,
lrie die ſich wohk zum „Fletchern” verhalten würden, mit dem
ſeine Familie bisveilen, ivenn ſie keinen Tiſch allein fanden, in
Gaſthäuſern Aergernis erregt hatte.
Als ihnen die Speiſen gebracht worden waren, begann
ſo=
fort das gemeinſame Fleichern wie in Venedig. Obwohl es nach
jahrelanger täglicher Uebung faſt unhörbar dor ſich ging, nahm
der reizbare Zwerg ſofort Anſtoß. Eine Zeit lang ſtarrte er die
Amerikauer an, dann fragte er ſcharf:
„Was bedeutet das? Das iſt ein privater Tiſch.”
„Wir fletchern,” ſagte ich, da meine Freunde wenig
Fran=
zbſifch fprochen, und um jedem Streit zuvorzukommen, fetzte ich
dem Zwerg auseinander, worin dieſe amerikgnifihe Kunft
be=
ſtand.
„Unſiun,” erwiderte er verächtlih, während der Rieſe griufte.
Auders der Fundemeuſch, der bis jetzt überhaupt noch nicht
ge=
ſprochen hatte. In einer fehr rauh klingenden engliſchen
Mund=
grt erklärt; er ders lachend, auch er ſtamme aus Amerika und
möchte von feinem Landsmann das Fletchern lernen. duter
höchſter Mißbilligung des Zwerges tauſchte nun Mr. Fletcher
bereitwillig mit mir den Platz, wodurch er neben den
Hunde=
menſch zu ſitzen kam, und lehrte ihn feine Kunſt. Der Zwerg
er=
klärte ein üßer das anrere Mal, es ſei eine Schweinerei, der
Rieſe griuſte. Der Hundemenfch begriff äußerſt fchuell, aber,
was den Anblick betrifft, den er bot, ſo hatte der Zwerg recht,
ſich zut empören Unter lautem Lachen und amerikanifihen
Klangausdrücken ſtopfte en das Eſſen in die behaarte Schnauze,
fchnatzte, daß es manchmal geradezu knallte, und ließ dabei
ſie=
der einiges von dem ſchon verarbeiteten Stoff ſtatt in die
Speiſeröhre in fein Fell fließen. Man erſpare mir die weitere
S hilderung Miſter Fleicher geriet ſelbſt in die gräßte
Ver=
ſegenheit, der Zierg rief nach dem Geſchäftsführer, Gäſte kamen
herbei, teils beluftigt, teils empört. „Ich aber erklärte immer
wieder beruhigend, daß hier gefletchert werde. Nur der Rieſe
hatte an alleden ſeine innige Freude.
Als der Geſchäſtsführer kam, fand ſich Mr. Fletcher bereit,
den Unterricht abzubrechen. Der grählende Hundemenſch wurde
von einen Kellner wegg=bracht. Der Zwerg berzhigte ſich, wenn
auch feindlichen Blickes, und als wir ſchließlich den Raum
ver=
aſſen hatten, ſagte Mr. Fletcher entſagend:
„Sie haben Recht, mein Freund, man kanu nicht zur Natur
zurück, Fletchern iſt nur etwas für Gentlemen.”
Wettervorherſage für Dienstag, den 10. Juli
(nach der Wetterlage vom 10. Juli):
Zeitweiſe wolkig, ſonſt aufheiternd, wärmer und in der Hauptſachg
Die Heſſiſche Wetterdienſtſtelle Gießen.
trocken.
Hauptſchriftlettung: Rudol/ Maup=
Verantwortlich für Politik und Wirtſchaft: Rudelf Maupe;, für Feuilleion, Reich und
Ausland und Heſſiſche Nachrichten: Max Streeſe; ſür Sport: Dr. Eugen Buhimenn
für den Handel: Dr. C. H. Queiſch; für den Schiuädienſt: Andrcas Bauer; für
„Die Gegenwari”: Dr. Herbert Reite; für den Juſeratentell Wfllh Kuhle
Druck und Verlag: L. C. W///16 — ſämtlich in Darmſiadt.
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[ ← ][ ]Seite 12
Montag, den 11. Juli 1927
Nummer 190
Palast-Lichtspiele
Heute Premiére:
Napoleon und Josephine
Der Liebesroman Napoleons und Josephinens im Rahmen
der groß. weltgeschichtl. Ereignisse der napoleonisch. Zeit
Der Film zeigt in 6 packenden Akten den Aufstieg
des großen Korsen, seine ruhmreiche Lanfbahn und
seinen tragischen Zusammenbruch, u. a.:
Die Schlacht von Austerlitz — Der russische
Feldzug — Der Brand Moskaus — Die
Niederlage von Waterloo — Revolution
und Verbannung des großen Kafsers
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Eine internationale Gefahr, geschildert in 7 Akten aut
Grund bisher noch nicht veröffentlichter Dokumente
mit Unterstützung des Nationalkomitees zur
Bekämpfung des Mädehenhandels
Hanptdarsteller: Rudolf Klein-Rogge, Mia
Pankau, Trude Hesterberg, Erich Kaiser-
Titz, Wilhelm Diegelmann usw.
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Der Liebeskäfig
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Künstlerische Oberleitung: Richard Eichberg
Hauptdarsteller:
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Der.
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Der verschwundene Reiclasgraf von
Herzendork soll als einfacher Soldat
ver-
kannt gesehen worden sein und mit der Tochter
eines pensionierten Ballettmeisters eine Ehe
geschlossen haben.
Wer über diese mysteriöse Angelegenheit etwas
Näheres erfahren und dabei
Harry Liedtke und
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sehen will, nicht zu vergessen Siegfried
Arno u. Margarete Kupfer, der eile ins
Union Theater
Beiprogramm: „Nornado‟ Entfesselte
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Leitung: Direktor Adalbert Steffter
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Dienstag, den 12. Juli, morgens 8 Uhr, im Hauſe Karlstraße 7, Ecke Hügelſtr., eine Verkaufsstelle für
Kaffee, Tee, Kakao, Schokoladen, Konfitüren
eröffnen werden. Durch den direkten Import vom Produktionslande ſind wir in der angenehmen Tage, ſämtliche Waren in nur beſien Qualitäten zu
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ein einmaliger Einkauf zu dauernder Kundſchaft führt. — Hochachtungsvoll
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10963
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