Darmstädter Tagblatt 1927


25. April 1927

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Nummer 114
190. Jahrgang
Montag, den 25. April 1927.

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Zwei franzöſiſche Reden.
Paris, 24. April.
Zwei Reden beſchäftigen jetzt die franzöſiſche Oeffentlichkeit:
die Rede Poincarés in Straßburg anläßlich des Studenten=
kongreſſes
und die Rede des Innenminiſters Sarraut in Con=
ſtantine
in Algier. Die Rede Poincarés war dazu beſtimmt, im
Elſaß eine Entſpannung herbeizuführen. Eigentlich hätte der
Unterrichtsminiſter Herriot dieſe Rede halten müſſen, aber man
wollte ihr durch Poincarés Perſon eine größere Bedeutung ver=
leihen
, und Herriot iſt im Elſaß alles andere als voltstümlich.
Seine radikale Schulpolitik hat ja im Elſaß eine äußerſt ſchlechte
Aufnahme gefunden. Hier in Paris findet man vielfach die Auf=
faſſung
vertreten bei der Rechten ſelbſtverſtändlich , daß
Poincaré zu weit gegangen ſei, aber man gibt zu, daß die heikle
Lage dies erforderte. Die Verſtimmung im Elſaß drohte ſchon
die Koalition der Parteien zu ſprengen, denn ſie trieb die Gegen=
ſätze
zwiſchen links und rechts auf die Spitze. Und der Verlauf
des Sozialiſtenkongreſſes in Lyon der Kongreß hat zwar keine
klare Entſcheidung gebracht, was ja auch niemand von ihm er=
wartete
hat auf die gefährlichen Tendenzen innerhalb der Lin=
ken
hingewieſen. Die Sozialiſten orientieren ſich nach links, man
tut alſo alles, um die bürgerliche Linke von ihnen zu trennen
und den Rechtsparteien anzunähern.
Die Rede des Innenminiſters Sarraut in Algier war in
dieſer Beziehung ſehr bezeichnend. Sie hat außerordentlich gro=
ßes
Aufſehen erregt, denn der Junenminiſter hat die Kommu=
niſten
als Kriminelle, Vaterlandsverräter und Spione gebrand=
markt
. Seine Nede war ſo heftig, daß man in Paris mit einiger
Berechtigung darauf neugierig iſt, wie es der Sowjetgeſandtſchaft
zumute ſein muß.
Die Rede des franzöſiſchen Innenminiſters er ſelbſt ge=
hört
bekanntlich der bürgerlichen Linken an kann verſchieden
aufgefaßt werden. Sie iſt eine Konſequenz der parteipolitiſchen
Lage, die ſchon unter dem Einfluß der nächſten Wahlen zu ſtehen
beginnt. Wenn die Sozialiſten ſich den Kommuniſten nähern,
müſſen die bürgerlichen Linksparteien ſich gegen die Kommuniſten
einſtellen. Zweifellos haben auch die Ereigniſſe im Fernen Oſten
und die Stimmung der angloſächſiſchen Welt zu der Stellung=
nahme
Sarrauts beigetragen. Aber all dies iſt nicht das weſent=
liche
.
Es iſt kein Zufall, daß Sarraut ſeine Rede in Algier gehal=
ten
hat. Algier iſt zwar franzöſiſches Gebiet und keine Kolonie,
kann aber, was das Volksempfinden betrifft, doch als Kolonie
aufgefaßt werden. Und der Ausfall gegen die Kommuniſten war
in erſter Linie für die Kolonien beſtimmt. Die Kolonien fangen
an, mit ihrer wachſenden wirtſchaftlichen Bedeutung die fran=
zöſiſche
Innenpolitik zu beeinfluſſen. Die Rede des Innenmini=
ſters
Sarraut bedeutet in dieſer Beziehung einen Wendepunkt.
Und wenn die Entwicklung der franzöſiſchen Politik in dieſem
Sinne weitergeht, werden die Kolonien bald von ausſchlaggeben=
der
Bedeutung ſein. Schon jetzt kann dies an der Rechtswendung
der Innenpolitik und an Symptomen, wie der wachſenden Kühle
Rußland gegenüber, feſtgeſtellt werden.
Tſchang Kai=ſchek bietet Sühne für den
Nankinger Vorfall an.
TU. Schanghai, 24. April. (Kabeldienſt.)
Aus Nanking kehrte heute der Amerikaner Croſſe hierher
zurück. Er hat in Nanking in inoffiziellen Verhandlungen eine
Verſtändigung zwiſchen Tſchang Kai=ſchek und den Mächten her=
beizuführen
veriuchf. Croſſe erklärte den hieſigen ausländiſchen
Konſuln, angeblich im Auftrage von Tſchang Kai=ſchek, daß dieſer
völlige Sühne, für den Nankinger Vorfall anbiete, falls die
Mächte von beſonderen Maßnahmen abſehen würden, Tſchang
Kai=ſchek habe mit dem ruſſiſchen Einſluß und den bolſchewiſti=
ſchen
Methoden endgültig gebrochen und werde ſich keinesfalls
mit Hankau ausſöhnen.
Im chineſiſchen Stadtteil nehmen Vertreter der Sudtrup=
pen
eine Perſonenſtandsaufnahme vor, um ſpäterhin kommu=
niſtiſche
Agenten ausweiſen zu können. Die Bildung einer be=
ſonderen
Nankingregierung iſt bisher noch nicht vollendet.
Eine Kundgebung amerikaniſcher Miſſionare.
Eigener Drahtbericht des D. T..
Schanghai, 24. April.
Meldungen aus Hankau beſagen, daß 29 Miſſionare in
Szechuan ſich weigern, die Provinz zu verlaſſen. Sie haben
kürzlich eine Eingabe an das amerikaniſche Staatsdepartement
gemacht, die vier Anregungen enthält:
1. Reviſion der einſeitigen Verträge, wobei die Vereinigten
Staaten allein vorgehen ſollten, wenn dies nötig ſei,
2. Ausländiſche militäriſche und Marinekundgebungen werden
als unberechtigt bezeichnet und als geeignet, die Situation zu
verſchlimmern. Es wird verlangt, daß die Kriegsſchiffe und das
Militär zurückgezogen werden.
3. wird gefordert, daß keine Intervention in China er=
folgen
ſoll.
Der vierte Punkt lautet: Wir bleiben in China, nicht um
unſerer Regierung Schwierigkeiten zu bereiten, ſondern aus
perſönlicher internationaler Freundſchaft für die Chineſen,

Vom Tage.
Das bekannte Mitglied der Großdeutſchen Volkspartei, der ehe=
malige
Miniſter im alten Oeſterreich, Exzellenz Dr. Heinr. Prade,
iſt geſtern, 74 Jahre alt, in Wien geſtorben.
Der franzöſiſche Geſandte Dard und der engliſche Geſandte Ken=
nard
beſuchten den jugoflawiſchen Außenminiſter Marin=
kowitſch
, mit dem ſie ſich eine Stunde lang unterhielten. Am Nachmit=
tag
erſchien der Außenminiſter beim König in längerer Audienz. In
politiſchen Kreiſen nimmt man an, daß es ſich um eine neue Interven=
tion
Englands und Frankreichs im Konflikt mit Italien handelt.
Aus Moskau wird gemeldet, daß im Zuſammenhang mit den Nie=
derlagen
d ruſſiſchen Diplomatie im Fernen Oſten innerhalb der
Kommuniſtiſchen Partei Rußlands ein neuer Kampf
der Richtungen im Gange ſei. Die Sowjetpreſſe verlangt von
Radek und Sinowjew, daß dieſe ihre Einſtellung gegenüber China
ändern. Die Oppoſition macht geltend, daß in China zu viel ruſſiſches
Geld verbraucht werde. Es werden in dieſem Zuſammenhange Perſo=
nalverändgrungen
im Zentralkomitee der Partei, und zwar in der chine=
ſiſchen
Sektion, erwartet. Radek hat bereits ſein Amt des Rektors der
fernöſtlichen Univerſität niedergelegt.
Der Großmeiſter der italieniſchen Freimaurerei Domizio Tor=
rigiani
, iſt verhaftet worden, weil ihn der außerordentliche
Provinzialausſchuß zu ſünf Jahren Zwangswohnſitz (Confino) auf einer
entlegenen Inſel verurteilt hat.
In dem in der Nähe der belgiſchen Grenze gelegenen Orte Baillenl
(Departement Nord) explodierte ein Lager von auf den Schlachtfeldern
zuſammengeleſenen Granaten. Sieben Perſonen wurden verletzt,
darunter vier ſo ſchwer, daß ſie ins Krankenhaus gebracht werden
mußten. 20. Häuſer wurden teils vollſtändig zerſtört, teil ſtark be=
ſchädigt
. Der Sachſchaden wird auf 2 Millionen Franken geſchätzt.
Nach den letzten Meldungen aus dem Ueberſchwemmungsgebiet des
Miſſiſſippi nimmt die Kataſtrophe immer größeren Umſang an. Am
Samstag ereignete ſich ein neuer Dammbruch, durch den Leland unter
Waſſer geſetzt wurde. Die genaue Zahl der Opfer iſt noch nicht bekannt,
wird aber auf über 300 geſchätzt. Bisher ſind 48 Leichen geborgen
worden. Die Zahl der Obdachloſen iſt auf über 100 000 geſtiegen. 12000
Einwohner des Ueberſchwemmungsgebietes ſind durch die Fluten ab=
geſchnitten
.
Nach einer Meldung aus Tokio ſtieß an der Oſtküiſte der Inſel
Sachalin ein Transportdampfer, der 500 Paſſagiere an Bord hatte, mit
einem Eisberg zuſammen. Ein Rettungsboot ſchlug um und ſeine
50 Inſaſſen ertranken.

Die Wahlen in Oeſterreich.

F8. Wien, 24. April.
Heute, Sonntag, fanden zwiſchen 7 Uhr früh bis 5 Uhr nach=
mittags
in ganz Oeſterreich die Wahlen in den Nationalrat, für
den Wiener, den Niederöſterreichiſchen, den ſteyriſchen, den Bur=
genländiſchen
und Kärntner Landtag ſowie für die Gemeinderäte
und Bezirksvertretungen einer Reihe von Bezirken ſtatt. Ein=
ſchließlich
der Wiener Bezirksvertretungen ſind heute in ganz
Oeſterreich 1316 Mandate in den verſchiedenen geſetzgebenden
Körperſchaften beſetzt worden.
Der Wahltag verlief in Wien in vollkommener Ruhe. Durch
die Einrichtung von nicht weniger als 1500 Wahllokalen, die ſich
auf die 21 Wiener Gemeindebezirke verteilen, wurde der Wahl=
vorgang
in hohem Maße dezentraliſiert, ſo daß das gewohnte
Stadtbild faſt gar nicht beeinträchtigt erſchien. Bloß vor und in
den Wahllokalen herrſchte lebhafte Bewegung. Die Wahlbeteili=
gung
war allem Anſchein nach außerordentlich ſtark.
Um 7 Uhr abends begann die ſozialiſtiſche Partei die Wahl=
reſultate
im Freilichtkino ſowie im Wege der Lichtreklame auf
dem Dache des Heinrich=Hotels gegenüber der Oper bekannt zu
geben. Viele Tauſende von Neugierigen hatten ſich angeſammelt,
um das Bekanntwerden der Teilreſultate eheſtens zu erfahren;
gleichzeitig wurden die erſten Wahlreſultate auch durch den Nund=
funk
verbreitet.
Vorläufiges Geſamtergebnis.
Für das Geſamtergebnis der Wahlen zum öſterreichiſchen
Nationa(rat fehlen zur Stunde noch Steiermark, Kärnten und
das Burgenland. Von den 165 Mandaten ſind 121 ermittelt, die
ſich auf die Parteien wie folgt verteilen: Einheitsliſte 71, Sozial=
demokraten
50 Mandate.
Die einzelnen Landtage laſſen ſich bereits in ihrer neuen Zu=
ſammenſetzung
überſehen. Es fehlen hier noch Kärnten und
Steiermark. Bei den übrigen Landtagen ergibt ſich folgendes
Bild:
Wien: Einheitsliſte 42 (41), Soz. 78 (78), Landbund 0.
Niederöſterreich: Einheitsl. 38 (36), Soz. 21 (22), Landb. 1 (2).
Oberöſterreich: Einheitsl. 37 (44), Soz. 21 (22), Landb. 5 (0).
Salzburg: Eirheitsliſte 17 (16), Soz. 9 (10), Landbund 2 (1).
Tirol: Einheitsliſte 30 (32), Soz. 10 (8), Landbund 0.
Vorarlberg: Einheitsl. 22 (23), Soz. 7 (5), Landbund 1 (2).
Burgenland: Einheitsl. 15 (13), Soz. 12 (12), Landb. 5 (7
Reichsinnenminiſier von Keudell
über Bayern und Reich.
München, 24. April.
Der gegenwä tig in München weilende Reichsinnenminiſter
Dr. von Keudell erklärte einem Vertreter der Süddeutſchen
Sonntagspoſt in der Hauptſache gelte ſein Beſuch der baye=
riſchen
Regierung, der er ſich als Reichsminiſter des Innern per=
ſönlich
vorſtelle. Es ſei ſelbſtverſtändlich, daß bei dieſer Ge=
legenheit
auch einige Fragen, die zwiſchen Bayern und dem Reich
ſchweben, behandelt werden würden. Es lägen aber augenblicklich
keine Probleme vor, die über den Rahmen des Ueblichen hinaus=
gingen
. Der Miniſter fuhr dann fort: Meine Stellung zur Frage
von Reich und Ländern iſt bekannt und dazu ſtehe ich natürlich
auch heute noch. Ich bin überzeugt, daß die Intereſſen des
Reiches nirgends beſſer aufgehoben ſind als in Bayern. Das
Wort Reichstreue iſt für mich in bezug auf Bayern eine un=
diskutierbare
Selbſtverſtändlichkeit und jeden Zweifel daran
halte ich für eine Beleidigung. Ich bin überzeugt, daß die Ge=
ſchichte
einmal hervorheben wird, was in Zeiten der ſchwerſten
Erniedrigung Deutſchlands Bayern als Kraftzentrum geleiſtet
hat, und auch jetzt wieder werde ich München, mit beſonderer
Hoffnung auf die Zukunft des deutſchen Vaterlandes verlaſſen.

*Die franzöſiſche Linke. Nach=
Flänge zum Sozialiſtenkongreß.
Von unſerem A=Korreſpondenten.
Paris, 22. April.
Man kann wohl ohne Uebertreibung den Sozialiſtenkongreß
in Lyon als das gegenwärtig ziemlich einzige Anzeichen dafür
anſehen, daß es noch ſo etwas wie Leben in der franzöſiſchen
Innenpolitik gibt. Daher verdient dieſer Kongreß offenbar auch
die Aufmerkſamkeit, die man ihm zollt, denn alle führende Par=
teien
, außer den Sozialiſten, ſind ja in der Regierung vertreten.
lind da zudem noch gegenwärtig die Kammer geſchloſſen iſt, ſo
müßte man alſo eine irgendwie geartete Oppoſition ſchon bei den
Sozialiſten oder noch weiter links ſuchen. Die franzöſiſchen So=
zialiſten
ſind ſich über ſich ſelbſt und die von ihnen einzuſchlagenen
Wege durchaus nicht im klaren. Das iſt die erſte Folgerung, die
inan aus dem Lyoner Kongreß ziehen muß, eine Folgerung, die
man auch aus den Ergebniſſen der meiſten früheren Kongreſſe
ziehen konnte. Man nennt ſich die Partei der Zukunſt, ohne recht
zu wiſſen, was man eigentlich will. Aber das tut wenig zur
Sache. Diesmal nun war der Auftakt inſofern beſonders beun=
ruhigend
, als das Fernbleiben dreier ſo maßgebender Führer
wie Léon Blum, Paul=Boncour und Renaudel von der Eröff=
nung
des Kongreſſes dem ganzen eine beſondere Note gab. Denn
es handelte ſich bei dieſem Fernbleiben durchaus nicht enva um
einen Zufall.
Wenn man den Verlauf des Lyoner Kongreſſes genau ver=
folgte
, ſo mußte man unſchwer erkennen, daß die Gärung bei der
franzöſiſchen Linken gerade, die intereſſanteſten Probleme der
franzöſiſchen Innenpolitik widerſpiegelt. Schon die Gruppierung
der franzöſiſchen Sozialiſten läßt intereſſante Folgerungen für
die geſamte franzöſiſche Politik zu. Ganz klar ließen ſich in Lyon
innerhalb der Sozialiſtenpartei 4 Richtungen unterſcheiden. Am
weiteſten rechts ſteht die Paul Renaudels, die das Kartell der
Linken wieder herſtellen und mit den bürgerlichen Parteien in
einer Regierung zuſammenzuwirken bereit iſt. Die zweite, die
Mitte, gruppiert ſich um Paul Faure, der ſich auch Léon Blum
angeſchloſſen hat, der bekanntlich jeder Koalition mit den bürger=
lichen
Parteien ſkeptiſch gegenüberſteht, und den man deshalb in
der Praxis noch als einen gemäßigt eingeſtellten Politiker gelten
laſſen kann. Die dritte Richtung iſt ſchon entſchieden rot gefärbt
und wird am beſten durch Bracke repräſentiert, der bereits in
einer ſcharfen Oppoſition zur bürgerlichen Linken ſteht. Dieſer
Gruppe ſtehen die Gewerkſchaften am nächſten. Die letzte Gruppe
endlich, die Eruppe Maurin, bekennt ſich zur gemeinſamen Front
mit den Kommuniſten. Trotz dieſer Splitterungen aber iſt die
Sozialiſtiſche Partei Frankreichs noch immer die am ſtraffſten or=
ganiſierte
, und von vielen Seiten werden ihre Ausſichten bei den
nächſten Wahlen für äußerſt günſtig gehalten. Infolgedeſſen tobt
ein geheimer Kampf um ſie, in dem die bürgerliche Linke einer=
ſeits
und die Kommuniſten andererſeits, die Unterſtützung der
ſozialiſtiſchen Mittelgruppe für ſich gewinnen möchten, die bürger=
liche
Linke, um das Kartell wieder herzuſtellen, die Kommuniſten,
um ihre Ziele zu erreichen, die allerdings ja nicht genau zu defi=
nieren
ſind. Dieſe Lage aber iſt die Urſache dafür, daß gerade
die äußerſte bürgerliche Linke zurzeit mit den Kommuniſten im
erbitterſten Kampfe liegt.
Dieſe Kommuniſten ſtellen eine ſehr eigenartige und eut=
wicklungsfähige
Partei dar. Zunächſt ſind ſie viel franzöſiſcher,
als man es vielleicht ohne Kenntnis der Dinge annehmen
würde. Man kann die franzöſiſchen Kommuniſten nicht ohne
weiteres mit Moskau und der 3. Internationale identifizieren,
nicht nur weil ſie unleugbar eine gewiſſe hiſtoriſche Tradition
haben. Gerade gegenwärtig wird von ihnen ſtark betont, daß
ſie nicht reſtlos identiſch ſind mit ihren ruſſiſchen Genoſſen. Auf
der anderen Seite iſt es kein Geheimnis, daß Moskau ſchon
ſeit einiger Zeit für die franzöſiſchen Kommuniſten nicht allzu
viel Intereſſe an den Tag legt. Man hat im Fernen Oſten
zu viel zu tun und iſt vielleicht auch etwas ſkeptiſcher geworden
hinſichtlich der Ausſichten, die eine europäiſche Agitation bietet.
Schließlich und endlich aber, und das dürfte die Hauptſache
ſein, nimmt man aus politiſchen Gründen etwas Rückſicht auf
die Stimmung in Frankreich. Wenn ſo die franzöſiſchen Kom=
muniſten
im Gegenſatz zu ihren Genoſſen in anderen Ländern
mehr auf ſich ſelbſt geſtellt ſind, ſo nimmt das doch nicht der
Partei ihre Bedeutung. Gewiß wirkt die bekannte Spionage=
affäre
der kommuniſtiſchen Munizipalräte recht peinlich, nicht
minder peinlich auch die Tätigkeit des kommuniſtiſchen Abgeord=
neten
Doriot in China? Dieſer hat gemeinſam mit einem eng=
liſchen
und einem amerikaniſchen Genoſſen in Hankau ſein
Lager aufgeſchlagen und bereitet ſich ſcheinbar darauf vor, in
China noch eine große politiſche Rolle zu ſpielen. Dazu bieten
ihm die an unerwarteten Wendungen reichen Ereigniſſe im
Fernen Oſten unter Umſtänden alle möglichen Gelegenheiten,
und es iſt ſchwer abzuſchätzen, wo ſchließlich Doriots Tätigkeit
enden wird. Die franzöſiſche Kommuniſtenpartei aber beſteht
nicht nur aus Doriot, und wenn ihr auch das Leben durch dieſe
Affäre die Agitation Doriots in China hat hier in Varis
einen Entrüſtungsſturm verurfacht nicht gerade erleichtert
wird, ſo nimmt man ſie doch in verſchiedenen Kreiſen ſehr ernſt.
Die Entwicklung der franzöſiſchen Kommuniſten führt direkt zum
Fascismus, ſchrieb neulich die dem Kartell ſehr naheſtehende
und deshalb beſonders antikommuniſtiſche Ere nouvelle‟. Man
ſieht alſo, daß man in Frankreich von den Kommuniſten und
guch von einzelnen Perſönlichkeiten, die der Partei angehören,
noch allerhand erwartet. Das alles aber ändert nichts daran,
daß die Stimmung der politiſchen Kreiſe ſich immer ſchärfer
gegen den Kommunismus im allgemeinen und gegen Rußland
im beſonderen wendet. Die Verhandlungen mit den Sowjets
wickeln ſich keineswegs ſo ſchnell ab wie es Optimiſten hier all=
gemein
erwarteten, und die franzöſiſchen Wirtſchaftskreiſe zeigen
ſich wieder weſentlich kühler und zurückhaltender. Man hält
auf Grund der letzten Ereigniſſe die weltpolitiſche Situation
Rußlands für außerordentlich prekär, die finanzielle und wirt=
ſchaftliche
Lage für beinahe kataſtroxhal. Als Beweis dafür
ſieht man auch das neuerdings mit der Schweiz geſchloſſene
Kompromiß an, in das die Ruſſen nach Pariſſer Auffaſſung nur

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Montag, den 25. Aprit 1927

Nummer 114

Geite 2

eingewilligt haben, weil ſie großen Wert auf die Teilnahme an
der Genfer Wirtſchaftskonferenz legen. Der Vollſtändigkeit halber
ſei erwähnt, daß die Vertagung der ruſſiſch=franzöſiſchen
Schuldenverhandlungen auf zwei Wochen offiziell mit den Oſter=
ferien
begründet wird und daß ſie jedenfalls nicht eine Folge
der Skepſis der franzöſiſchen Wirtſchaftskreiſe ſein ſoll.
In den politiſchen Kreiſen glaubt man gewiß nicht, daß der
äußerſten Linken ſchon unmittelbar nach der Eröffnung der
Kammer große parlamentariſche Erfolge beſchieden ſein werden.
Trotzdem wird ihre Oppoſition jetzt wieder erheblich ernſter ge=
nommen
als früher, und die Bedeutung der franzöſiſchen Sozia=
liſten
wächſt, je näher die Neuwahlen herankommen.

Entſchließungen des Oemokratiſchen Parteitages.
Hamburg, 24. April.
Auf der heutigen Schlußtagung des 7. Demokratiſchen Par=
teitages
wurde unter anderem eine Entſchließung zur
Außenpolitik angenommen, in der ausgeſprochen wird,
daß die Partei an den Grundlagen der Politik von Locarno mit
Ueberzengung feſthält. Die Partei ſtellt jedoch mit Bedauern feſt,
daß in den letzten Monaten ein Fortſchritt im Sinne der von
Locarno eingeleiteten Verſtändigungspolitik nicht erzielt wor=
den
iſt und daß die negativen Ergebniſſe der Abrüſtungsverhand=
lungen
nicht nur die Hoffnungen Deutſchlands, ſondern die der
Friedensfreunde in der ganzen Welt ſchwer enttäuſcht haben.
Sie fordert die deutſche Regierung auf, auf die Befreiung des
beſetzten Gebietes als Konſequenz der Friedenspolitik von Lo=
carno
und des im Vertrage von Verſailles anerkannten An=
ſpruches
für die Einleitung der allgemeinen Abrüſtung mit Nach=
druck
zu vertreten. Weitere Entſchließungen fordern, daß der
11. Auguſt zum Nationalfeiertag erklärt wird, daß eine beſchleu=
nigte
Behandlung der Frage der Entſchädigung der Liquidations=
und Gewaltſchäden ermöglicht werde, daß den Kleinrentnern ein
Rechtsanſpruch auf eine menſchenwürdige Exiſtenz geſichert werde,
daß die Beamtenbeſoldungen erhöht werden. Schließlich wird
noch die Forderung eines zeitgemäßen einheitlichen Beamten=
rechts
gefordert. Den reaktionären Beſtrebungen der Regierung
ſei auch auf dieſem Gebiete mit Nachdruck entgegenzutreten.
Ueberführung der oſt= und weſtpreußiſchen
Regimenisfahnen ins Königsberger Schloß.
Königsberg i. Pr., 24. April.
Am Sonntag mittag wurden die Feldzeichen der ehemaligen oſt= und
weſtpreußiſchen Regimenter in feierlicher Weiſe in die Schloßkirche über=
geführt
. Die 85 Fahnen und Standarten der alten Armee, mit friſchem
Lorbeer geſchmückt, wurden von dem Chef der Heeresleitung, General.
Hehe, von der Kaſerne am Trommelplatz, wo ſie ſeit ihrer Ueber=
führung
aus dem Reichswehrminiſterium nach Königsberg aufbewahrt
worden waren, an der Spitze der Fahnenkompagnie in den Schloßhof
geleitet. Nach einem voraufgegangenen Feldgottesdienſt ergriff General
Hehe das Wort zu folgenden Ausführungen: Deutſche Frauen! Deutſche
Männer! Kameraden der alten Armeel Kameraden der neuen Wehr=
macht
! Vergeßt dieſe Stunde nicht! Vergeßt nicht, was ſie Euch ſagt
und was aus dem Rauſchen dieſes Fahnenwaldes Euch entgegendringt
aus einer mehr denn 200jährigen ruhmreichen preußiſch=deutſchen Ge=
ſchichte
. Nehmt dieſe Stunde nicht hin als eine angenehme Abwechſlung
des Alltagslebens. Seht ſie nicht an als eine ſchöne militäriſche Schan.
Laßt dieſe Stunde in Euch das Innerſte aufwühlen. Auf daß wir wieder
eiig werden und unſer ſchönes deutſches Vaterland wieder hochbringen.
Angeſichts dieſer Feldzeichen gedenkt der Deutſchen, die einſt auf dieſe
Fahnen den Eid ſchworen und ihre Treue mit ihrem Herzblut, mit ihrem
Tod beſiegelt haben. Ihre Gräber, auf der ganzen Welt zerſtreut,
geben Zeugnis von der deutſchen Vergangenheit. Und wenn wir
Lebenden denken, wir haben genug getan, wir haben viel getan, ſie
haben mehr getan! Sie haben ihr Leben hingegeben für die Heimat
und für die Brüder. Und ſo wollen wir heute als Endergebnis dieſer
Feier das eine ſagen: Aufwärts den Blick, vorwärts die Tat, furchtlos
und tren in Einigkeit! Mit Gott alles für das Vaterland! Und ſo
tufen wir gemeinſam: Unſer trotz allem herrliches deutſches Vaterland
Hurra! Das dreifache Hurra fand brauſenden Widerhall. Nachdem
der gemeinſame Gefang des Deutſchlandliedes verklungen war, wurden
die alten Feldzeichen unter dem Geläute der Glocken und Salutſchüſſen
in die altehrwürdige Schloßkirche getragen. Sie werden ſpäter vor=
ausſichtlich
in dem im Moskowiterſaal des Schloſſes einzurichtenden
Kriegsmuſeum für Oſtpreußen Aufſtellung finden.
Blutige Zuſammenſtöße auf dem Parteitag
der Nationalſozialiſien.
Eſſen, 24. April.
Zu dem hier am Samstag und Sonntag ſtattfindenden zweiten
Parteitag der Nationalſozialiſtiſchen deutſchen Arbeiterpartei Gau Ruhr
ſind von der Führung der Partei u. a. Adolf Hitler, die Abgeordneten
Straſſer und Feder und ferner der Führer der ſchwediſchen National=
ſozialiſten
Dr. Furugard eingetroffen. Bei den am Samstag abend
veranſtalreten ſieben Maſſenverſammlungen kam es zu Zuſammenſtößen,
und zwar neben mehreren Einzelangriffen auf Nationalſozialiſten im
Segeroth=Viertel zu einem großen Zuſammenſtoß, bei dem mehrere
Schüſſe fielen. Verletzt wurden zwei unbeteiligte Perſonen durch
Schüſſe in Oberſchenkel und Knie. In einer Verſammlung im Kaiſer=
park
in Alteneſſen kam es zu einer heftigen Schlägerei zwiſchen Kom=
muniſten
und Nationalſozialiſten. Von den Verſammlungsteilnehmern
wurden etwa 20 Perſonen durch Meſſerſtiche und Schläge verletzt. Ein
ſtarkes Polizeiaufgebot ſtellte die Ruhe wieder her.

Aus der Landeshauptſiadt.
Darmſtadt, 25. April.
* Berufung. Der außerordentliche Profeſſor an der Tech=
niſchen
Hochſchule Darmſtadt Dr. Friedrich Noack wurde an die
Pädagogiſche Akademie zu Frankfurt a. M., die Anfang Mai er=
öffnet
wird, als Dozent für muſikaliſche Fächer berufen. Dr. Noack
beabſichtigt, ſeine Dozententätigkeit an der Techniſchen Hochſchule
daneben beizubehalten.
Zur Sitzung der Stadtverordneten=Verſammlung am Donners=
tag
, den 28. April, nachmittags 5 Uhr, im Saalbau iſt folgende Tages=
ordnung
geſetzt: 1. Verwaltungsbericht 1924 (Berichterſtatter: Stadt=
verordneter
Dr. Noellner). 2. Beſchaffung eines neuen 5= Tonnenkraft=
wagens
für die ſtädtiſchen Betriebe (Berichterſtatter: Stadtv. Metzler),
3. Erweiterung der Brunnenanlagen auf dem Hauptpumpwerk des
Waſſerwerks (Berichterſtatter: Stadtv. Haury). 4. Waſſerverſorgung
der Gemeinden Gräfenhauſen und Erzhauſen (Berichterſtatter: Stadto.
Hübner) 5. Entwäſſerung des Sportplatzes des Sportvereins an der
Nieder=Ramſtädterſtraße (Berichterſtatter: Stadtv. Ziegs). 6. Schaffung
von weiteren Unterrichtsräumen in der Liebigs=Oberrealſchule ( Bericht=
erſtatter
: Stadtv. Tempel). 7. Erweiterung des Schulhofes der Beſſ.
Knabenſchule (Berichterſtatter: Stadtv. Goy). 8. Abſchluß der Rech=
nungen
der Viktoriaſchule und der Eleonorenſchule für 1925 ( Bericht=
erſtatter
: Stadtv. Dr. Noellner). 9. Voranſchlag über die Einnahmen
und Ausgaben der Viktoriaſchule für 1927 (Berichterſtatter: Stadto.
Dr. Noeilner). 10. Desgleichen der Eleonorenſchule (Berichterſtatter:
Stadtv. Dr. Noellner). 11. Mitteilungen.
Heſſiſcher Sängerbund (Gau Offenbach). Am Sonntag, 24. April
fand unter überaus zahlreicher Beteiligung von 45 eingeladenen Ver=
einen
waren 43 erſchienen eine Sitzung aller im Kreiſe Offenbach
(Main) anſäſſigen, dem Bunde ſchon angehörenden Vereine ſtatt. Es
galt, den Schlußſtein in die Organiſation zu fügen und den letzten Gau
im H.S.B. zu bilden. In reger Ausſprache wurde die Notmendigkeit
ſtraffer Organiſation beſprochen und ſchließlich einſtimmig die Bildung
des Gaues vorgenommen. Zur Vorbereitung der Vorſtandswahl, der
Gebietseinteilung und Ausarbeitung der Satzungen wurde ein Ausſchß
von neun Herren gebildet, die ſich auf die Stadt Offenbach, Offenbach=
Land, Maintal=Sängerbund und Maingau=Sängerbund verteilen. Ein=
gangs
der Tagung hatte der Sängerchor des T. V. Offenbach die Tagung
mit Mozarts Schutzgeiſt alles Schönen in trefflicher Weiſe begrüßt.
Die Leitung der Verſammlung lag in den bewährten Händen des Bun=
desvorſitzenden
Oberregierungsrat Dr. Siegert=Darmſtadt, der ſie in
muſtergültiger Weiſe leitete und ſie zum Schluß zu einer gewaitigen
Begeiſterungskundgebung für die Sache des H.S.B. und D.S.B. empor=
führen
konnte. Auch der Bundesſchatzmeiſter des HSB. Herr Bitter
nahm wiederholt durch zielbewußte Ausführungen an der Ausſprache
wertvollen Anteil.
Zurückziehung der Fernſprechwertmarken. Aus Anlaß der am
1. Mai in Kraft tretenden neuen Fernſprechordnung werden die im Ver=
kehr
befindlichen Fernſprechwertmarken bis zum 30. April 1927
einſchließlich zum Werte von 15 Pfg. und vom 1. Mai bis zum
30. Juni einſchließlich zum Werte von 10 Pfg. von allen Poſt= und
Telegraphenſchalterſtellen zurückgenommen.
Alt=Darmſtadt. Vereinigung für Ortsgeſchichte und Heimatkunde.
Donnerstag, abends 8.30 Uhr, Vortragsabend im Saale der
Eintracht, Eliſabethenſtraße 12. Es ſpricht Herr Dr. Uecker über
die wirtſchaftliche Entwicklung Darmſtadts im vorigen Jahrhundert.

315

* Heſſiſches Landestheater.
Großes Haus. Sonntag, den 24. April.
Nida.
Große Oper von Ghislanzoni, Muſik von G. Verdi.
Drei Gäſte in tragenden Rollen und ein Gaſtdirigent, alle
vier auf Anftellung, ſind für eine Aufführung begreiflicherweiſe
eine ſtarke Belaſtung. Die heutige hätte ſie auch kaum ertragen,
ſtünde dieſe Oper nicht allgemein ſehr feſt, im beſonderen bei uns
durch eine bewährte Regie und die vorzüglich einſtudierten
Enſembles.
Es iſt für die Kritik ſchwer und oft irreführend, über Gäſte
zu ſchreiben, ohne Kenntnis zu haben, für welche Aufgaben ſie
vorgeſehen ſind. So birgt heute jedes Urteil die Gefahr, auf
falſcher Fährte zu ſein.
Rhadames ſteht als Rolle genommen zwiſchen Lyrik und
Dramatik, wie die meiſten Verdiſchen Tenor=Rollen, indes mit
ſtärkerer Betonung des Heldiſchen als dieſe, ohne zum eigent=
lichen
Heldentenorfach zu rechnen. Denn dieſer Typus hat ja
nur in Deutſchland Geltung, wo er von ausgeſprochen deutſchen
Werken bedingt wird. Rhadames iſt eine beleanto=Rolle, und der
Heldentenor iſt nur gut darin, ſoweit er Kantilene ſingen kann.
Daß Rudolf Balve aus Leipzig die Bedingung eines
delcanto=Sängers mit heldiſchen Eigenſchaften, wenn eine ſolche
Prüfung bezweckt war, erfüllt, kann wohl geſagt werden. Er be=
ſitzt
gutes Material, das ihm hemmungslos zu Gebot ſteht, mit
großem Raffinement verwendet und leicht zu glänzender Hohe
geführt wird. Seine Stimme verfügt über eine Fülle verſchieden
klingender Regiſter, die ſehr überlegt angeſetzt werden. Er hat
Temperament, Spielbegabung, dabei allerdings die Neigung, zu
ſtark aufzutragen, und offenbares Bühnenblut, ohne daß man
ſeine Erſcheinnng und die forcierte Art ſeines Auftretens an=
genehm
finden könnte.
Auch die Aida gehört nicht ausſchließlich zum hochdrama=
tiſchen
Fach, weil ſie neben Dramatiſchem auch viel Lyriſches hat
nind unbedingt eine beleanto=Sängerin verlangt. Sie iſt alſo
weder für das eine noch das andere ein vollgültiger Prüfſtein.
Roſg Merker aus Wien zeigte weniger die Eigenſchaften
einer Primadonna, als die einer jugendlich=dramatiſchen oder
Zwiſchenfachsſängerin. Sie bringt hierfür eine wundervolle
jungſüße Stimme mit von gepflegter Kultur, entzückender

Wärme und künſtleriſcher Feinheit. Ein gute Bühnenerſcheinung,
ausdrucksvolles, beſeeltes Spiel, große Anmut und vornehmer
Geſchmack erhöhen die ſehr angenehme Wirkung ihres Auftretens.
In der herrlich geſungenen Nilſzene kam ihre ſtarke dramatiſche
Begabung, in der Schlußſzene ihre ſüßeſte Lyrik zu glänzender
Wirkung.
Der dritte Gaſt war Hans von Stenglin aus Gera.
Der Ramphis iſt nicht geeignet, Aufſchluß zu geben, ob in dem
Sänger ein Nachfolger Hölzlins erblickt werden kann. Das
dürfte, da der ſeriöſe Baß in A. Karen vorhanden iſt, nur durch
Rollen wie etwa Barbier, Bakulus, Leporello und vor allem
Figaro erprobt werden. Heute erwies er ſich im Beſitz eines
großen Materials von dunkler Farbe, Wärme und Fülligkeit,
das kunſtgerecht verwendet wird und von vornehmer, angeneh=
mer
Wirkung iſt.

James Vandsburger von Saarbrücken, der für die
erſte Kapellmeiſterſtelle ſich bewirbt, leitete mit überlegener, vor
wiegend verſtandesmäßiger Sicherheit. Er ſetzte dynamiſch wirk=
ſame
Gegenſätze gegeneinander, beflügelte die Rhythmik und ver
ſtand es, dem Werk ſehr perſönliche Züge von manchmal ſchon
etwas zu ſtarkem Gewicht zu geben. Viel Temperament, große
Muſikalität und Klarheit ſind ſeine Vorzüge. Unſer wundervol
ſpielendes Orcheſter folgte dem ungewohnten Führer mit be=
wundernswerter
Genauigkeit und Schönheit.
Die ſchwungvolle Aufführung, die in der hinreißend gegebe=
nen
Nilſzene ihren Höhepunkt hatte, fand begeiſterte Aufnahme
v. 1

*Zum Konzert des Mozart=Vereins.
Verklärung.
Ein kurzes Wort zur Einführung.
Von Arnold Mendelsſohn.
Das Gedicht von A. Liebold beſingt den ſeit Hegel populär
gewordenen Gedanken eines Fortſchritts der Menſchheit aus
tieriſch rohen Anfängen zu geiftgöttlicher Höhe. Demgemäß iſt
die Muſik geſtaltet. Ihr erſter Teil, im Zeitmaß eines feierlichen
Marſches ſich bewegend, drückt ein dumpf=ſchmerzliches Gären
und Ringen aus, das endlich gewaltſam zum Licht durchbricht.
Der zweite Teil enthält, ſich unmittelbar anſchließend, den Glücks=
gefang
der befreiten und geläuterten Menſchheit. Er ſteht muſi=

*Weihe der Wilhelm=Kaminsky=Eiche.
Zu Ehren des Darmſtädter Dialektdichters Wilhelm
Kaminsky, der dieſer Tage ſeinen 70. Geburtstag feierte, fand
geſtern vormittag auf Veranlaſſung der Vereinigung für Ortsgeſchichte
und Heimatkunde Alt=Darmſtadt die Weihe einer nach ihm benannten
Eiche ſtatt. Die Mitglieder des Vereins und Freunde des Dichters
verfammelten ſich gegen 11 Uhr am Oberwaldhaus; es waren trotz des
wenig einladenden Wetters nehr als hundert Perſonen gekommen.
Etwa eine Viertelſtunde weit wanderte man ſodann, vorbei am Stein=
brücker
=Teich durch den Wald nach dem Standort der Eiche am Jäger=
meiſterweg
in einem Lichtſchlag. Der Baum, der künftig den Namen
Wilhelm Kaminskys tragen ſoll, erregte allgemeine Bewunderung wegen
ſeines geraden Wuchſes; er ſtrebt etwa 28 Meter empor und hat ein
Alter von ſchätzungsweiſe 20 Jahren. Er fällt dem Wanderer ganz
beſonders auf, weil er ſich hoch über das Unterholz erhebt, das aus jun=
gen
Buchen und Roteichen beſteht. Der Platz in der Umgebung des im
Sommer ſchattenſpendenden Baumes iſt zur Raſt hergerichtet, zu der
zwei Ruhebänke einladen. Die ganze Szenerie wirkt ungemein idylliſch,
weil ſie abſeits vom Verkehr liegt und der Tageslärm nichr zu ihr
dringt Gerade zu Beginn des Weiheakts brachen Sonnenſtrahlen durch die
Wolkenſchleier und umſpielten Stamm und Zweige der Eiche und ließen
das junge Grün des Unterholzes aufleuchten. Dazu ſangen die Vögel
und der Lutzſche Bläſerchor bor Beethovens Choral Die Himmel rüh=
men
des Ewigen Ehre‟. So ſtellte ſich unmittelbar die Weiheſtimmung
ein. Herr Bibliothekar Philipp Weber richtete hierauf an die An=
weſenden
, die vor der Eiche Aufſtellung genommen hatten, eine An=
ſprache
, in der er im Namen des Vereins Alt=Darmſtadt für das zahl=
reiche
Erſcheinen dankte Ferner dankte der Redner dem Herrn Ober=
bürgermeiſter
für das Entgegenkommen, daß er dieſen Baum für die
Ehrung zur Verfügung geſtellt hatte; außerdem richtete er Dankesworte
an den Hiſtoriſchen Verein, das Landesamt für das Bildungsweſen und
die Foxſtbehörde, die Vertreter zu der Feier entſandt hatten. Herr
Weber machte ſodann darauf aufmerkſam, daß es die zweite Ehrung
gleicher Art ſei, die der Verein vornimmt. 1925 wurde dem Dichter
Matthias Claudius zu Ehren eine Eiche geweiht und mit dem Bilde
von der Meiſterhand des Profeſſors Beyer geſchmüickt. Die gegenwärtige
Feier gelte dem Dichter, einem edlen Manne im Silberhaar, einem gro=
ßen
Waldfreund, dem zweiten Vorſitzenden des Vereins Alt=Darmſtadt,
Wilhelm Kaminsky. Das ſein kein beliebiger Name im Adreßbuch,
ſondern dieſer Name bedeute ein Programm, das durch Freude an der
Natur und Liebe zur Heimat bezeichnet werde. Sein Leben wäre Mühe
und Arbeit geweſen. Der Redner ſchilderte darauf den Lebenslauf
Wilhelm Kaminskys, der 1857 in Pfungſtadt geboren wurde, dort die
Jugendjahre verlebte, in Darmſtadt die Oberrealſchule beſuchte und ein
fleißiger und ſtrebſamer Schüler war. Gerne hätte er ſtudiert, aber der
Vater beſtimmte ihn für den Kaufmannsberuf. Seine Lehrzeit und
einige weitere Jahre verbrachte er in Berlin, ſodann lebte er ſchaffens=
froh
in Hamburg, wo er auch ſeine ſpätere Lebensgefährtin kennen
lernte, mit der er, nach Darmſtadt zurückgekehrt, einige Jahre ſpäter
den Bund der Ehe ſchloß. Die Mühen und Arbeiten in ſeinem Ge=
ſchäft
, die Sorge für ſeine Kinderſchar ließen aber nicht ſeine poetiſche
Ader und ſeinen Humor verſiegen. Drei Bändchen ſeiner Gedichte, die
unter dem Titel Sputze und Boſſe erſchienen ſind, haben Vielen frohe
Stunden bereitet. Seine Natur= und Wanderfreude betätigte er in
jeder Jahreszeit, und ſie fand ihren Niederſchlag in einem Füihrer durch
die engere Heimat. Herr Weber las aus dem 1926 herausgegebenen
Nachtrag zu dieſem Führer eine Stelle vor, die Zeugnis ablegte von
der tiefen Naturliebe Kaminskys Hierauf weihte der Redner das
Naturdenkmal auf den Namen des Dichters, kommenden Geſchlechtern
zur Nacheiferung und den Wandevern eine Stätte zur Nuhe und Naſt.
Er ſchloß ſeine Anſprache mit einem dreifachen Hoch auf Wilhelm
Kaminsky, in das die Anweſenden jubelnd einſtimmten
Im weiteren Verlauf der Feier ſang der Orthſche Männer=
chor
höckſt ſtimmungsvoll Lieder, in denen der Frühling, der Wald
und die Natur geprieſen wurden. Herr Eduard Göbel bot mit voll=
tönendem
Organ und in fein pointiertem Vortrag Hölderlins Dichtung
An die Natur, Fräulein Schopp ſprach friſch und wohlgemut einen
poetiſchen Gruß in Darmſtädter Mundart von Nobert Schneider an
Wilhelm Kaminsky. In beſchwingten Verſen wurde hier das Lob des
Frühlings geſungen; das Gedicht ſchloß mit dem Ueberreichen eines
Waldſtraußes, dem die Vortragende einen herzhaften Kuß auf die
Wange des Dichters folgen ließ. Poetiſche Glückwvünſche von Herrn
Nechnungsrat Schäfer und Herrn Rentner Louis Geiſt wurden
ebenfalls ſehr beifällig aufgenommen. Herr Franz Harres gab in
einer kurzen Anſprache dem Wunſche Ausdruck, daß die Gedichtbändchen
Kaminskys eine noch weitere Verbreitung finden und daß die Heſſiſche
Spielgemeinſchaft einmal ein Stück Kaminskys auffüihren möchte. Dies
fand die Zuſtimmung der Anweſenden. Auf die Ehrungen erwiderte
Herr Kaminsky, der nun unter die Eiche trat, die ein Schild mit
ſeinem Namen trägt, indem er aus ſeinen Lebenserfahrungen im Plau=
derton
berichtete. Er erzählte u. a., daß er immer, bei Wind und Wet=
ter
, ſeine Wanderungen unternommen habe, daß er ſeine dichteriſche
Werkſtatt von der Wilbrandshöhe nach dem Waltersteich verlegen
mußte, weil die Bänke verſchwanden; jetzt wolle er ſeine Werkſtatt
unter der ſchönſten Eiche der Umgebung aufſchlagen. Er dankte gerührt
für die zahlreichen Ehrungen zu ſeinem 70. Geburtstage, beſonders dem
Vorſitzenden des Vereins Alt=Darmſtadt Herrn Weber; in dem Verein
habe er viele gute, treue Freunde gefunden. Herr Weber ſprach
noch ein Schlußwort, worin er allen Beteiligten an der Feier dankte.
Der Lutzſche Bläſerchor, der im Verlauf der Veranſtaltung
mehrfach hervorgetreten war, ſchloß ſie ſodann mit den Klängen: Wer
hat dich, du ſchöner Wald‟

Guſtav=Adolf=Frauenverein. Der diesjährige Teeabend des
Guſtav=Adolf Frauenvereins, zu dem außer den Mitgliedern des Ver=
eins
auch Gäſte, Männer und Frauen, herzlich willkommen find, findet
am Donnerstag, den 28. April, abends halb 8 Uhr, im Gemeindehaus
Kiesſtraße 17 ſtatt. Herr Pfarrer Weiß=Bieber wird einen Vortrag
halten über das Thema Aufſtieg oder Niedergang der evangeliſchen
Kirchen im Oſten, außerhalb der Reichsgrenzen? Der Vortrag wird
umrahmt von muſikaliſchen Darbietungen (Geſang und Inſtrumental=
muſik
), die einen wirklichen Kunſtgenuß verſprechen. Eintritt 30 Pfg.
mit Tee und Gebäck.
kaliſch in denkbar größtem Gegenſatz zum erſten Teil, deſſen
Muſik in taſtendem Suchen und Verſuchen zwar motiviſch gebil=
det
, aber doch mehr phantaſieartig gehalten iſt. Sie ſtellt ſozu=
ſagen
ein freies Präludium zu der Muſik des zweiten Teiles.
dar, die nun als Ausdruck ſchöner Menſchlichkeit ſich durchaus
melodiſch liedmäßig ergeht. Es ſind Anklänge an die Töne jener
Humanität, die beim Ausgang des 18. Jahrhunderts die Reli=
gion
der Gebildeten war. Die Muſik iſt hier ganz volksliedmäßig
ſchlicht gehalten, etwa in derſelben Weiſe, wie an den inhaltlich
entſprechenden Stellen der Zauberflöte des Fidelio, des
Waſſerträgers
Nach Verklingen dieſer Melodien tritt der Schlußabſchnitt
mit dem Ausdruck jubelnder, doch gebändigter Begeifterung ein.
Er wird muſikaliſch zuſammengehalten durch das im erſten Teil
herrſchende Motiv, das aber hier durch rhythmiſche Umgeſtal=
tung
und ſonſtige Modifikationen einen ganz entgegengeſetzten
Charakter freudiger Regſamkeit gewinnt. Mit den emphatiſchen
Rufen: Freiheit, Schönheit, Götterſpur! ſchließt das Stück.

Kunſi, Wiſſenſchaft und Leben.
g.p. Politiſche Vortragsreihe der Gießener Stu=
dentenſchaft
. Das Vortragsamt der Gießener Studentenſchaft
plant für das Sommerſemeſter 1927 eine großangelegte politiſche Vor=
tragsreihe
, in der Redner aller großen Reichstagsparteien zu Work
kommen ſollen. Von ſämtlichen angegangenen Parteien liegen mit
Ausnahme der S.P.D. Zuſagen vor. Es ſind in Ausſicht geſtellt von
den Kommuniſten Reichstagsabgeordneter Dr. Roſenberg, von den De=
mokraten
Univerſitätsprofeſſor Walter Götz=Leipzig, vom Zentrum
Reichstagsmitglied Univerſitätsprofeſſor Deſſauer=Frankfurt, von der
Deutſchen Volkspartei M. d.R. Freiherr v. Rheinbaben, von den Deutſch=
nationalen
das Mitglied des Preußiſchen Landtags Studienrat Dr.
Ellenbeck und von den Nationalſozialiſten der Reichstagsabgeordnete
Feder. Die Rednerliſte läßt erkennen, daß es ſich jeweils um bedeutende
Perſönlichkeiten der einzelnen Parteien handelt. Es iſt zu erwarten,
daß der Gießener Studentenſchaft durch die Vortragsreihe ein ausge=
zeichneter
Einblick in die großen politiſchen Gegenwartsfragen und zu=
gleich
in die Ziele der führenden Parteien verſchafft wird.
Als Sonder=Auto=Nummer erſcheint ſoeben die neueſte Ausgabe
der Eleganten Welt In einer intereſſanten Artikelſerie Ausfahrt in
die Stadt. Auf der Landſtraße‟ Das Sportkleid unterm Automantel,
Das Auto im Film, Wie ſoll Ihr Chauffeur ausſehen? uſw. werden
alle den Automobilismus berzihrenden Fragen in Bild und Wort be=
handelt
. Der übrige Teil de 3 Heftes beſchäftigt ſich mit den intereſſanten
modiſchen Neuheiten.

[ ][  ][ ]

Nummer 114

Montag, den 25. April 1927

Seite 3

Heſſiſche Familiengeſchichtliche Vereinigung. In der letzten dies=
Sinterlichen Sitzung berichtete Archivrat Dr. Herrmann über die
rrunmehr abgeſchloſſene Beſtandsaufnahme der im Beſitz der
Svangeliſchen Landeskirche, der einzelnen Pfarveien und anderer Stellen
efindlichen kirchlichen Archivalien unſeres Landes. Das
beſſiſche Denkmalſchutzgeſetz vom Jahre 1902 ſtellte nicht bloß die Bau=
rand
Naturdenkmäler, ſondern auch die auf die Geſchichte des Landes
ezüglichen Archivalien der Gemeinden, Kirchen, Stiftungen uſw. unſer
Senkmalſchutz. Das mit den Funktionen des Landesurkundenpflegers
ſoetraute Staatsarchiv wandte ſich zunächſt der Sicherung und Verzeich=
Tung der Gemeindenarchive zu und mußte die Bearbeitung der Pfarr=
rchive
zunächſt zurückſtellen. Daher beantragte die Vereinigung für
ſoeſſiſche Kirchengeſchichte bei dem damaligen Oberkonſiſtorium die Ein=
betzung
einer Kommiſſion, welche die Inventariſation der evangeliſchen
Wfarrarchive in Angriff nehmen ſollte. Sie fand volles Verſtändnis
ſwei der Kirchenbehörde und ebenſo der damaligen Landesſynode, welche
wie Mittel bewilligte. Der zum Sekretär dieſer Kommiſſion beſtellte
Wortragende führte die Arbeit im Laufe von 18 Jahren durch und be=
Sichtete, auf welche Weiſe dies geſchehen iſt. Als Reſultat liegen nunmehr
swei ſtattliche Bände vor, deren erſter die Inventare der evangeliſchen
=Pfarrarchive, deren zweiter die Regiſtratur des Landeskirchenamtes, die
Eirchlichen Beſtände der Kreisämter und Dekanate ſowie die der Archive
Früiherer Landesherren und Patrone bringt. Damit iſt eine Fülle von
Suellenmaterial erſchloſſen, das die Forſchung auf dem Gebiete der
Wandesgeſchichte, der Orts= und beſonders der Kirchengeſchichte befruchtet
uind auf lange Jahre hinaus jedem Heimatforſcher unentbehrlich ſein
vird. Was insbeſondere die Familienforſchung angeht, ſo wird dieſe
den größten Vorteil aus dieſer Publikation inſofern ziehen, als ſie nun=
mehr
einen genauen Einblick in die Kirchenbücher des ganzen Landes
That und ihr der Nachweis zahlreicher Perſonglakten weiterhelfen kann.
Was hier in Heſſen aufgrund des Denkmalſchutzgeſetzes und der Zu=
ſammenarbeit
der Vereinigung für heſſiſche Kirchengeſchichte mit der
evangeliſchen Kirchenbehörde geſchaffen worden iſt, ſtellt eine Ruhmes=
tat
für alle dieſe Stellen dar; es gibt keine deutſche Landeskirche, die
etwas Aehnliches aufweiſen könnte. Die gerade jetzt zur Blüte kom=
mende
heimatgeſchichtliche Forſchung findet hier eine Vorarbeit ge=
leiſtet
, die ſie dankbar anerkennen wird. Sie wird noch weitere Förde=
rung
dann erfahren, wenn ſich dieſen beiden erſten Inventarbänden
weitere anſchließen, welche die Gemeindearchivalien der drei Provinzen
unſeres Landes, deren Bearbeitung vor dem Abſchluß ſteht, und weiter=
hin
die Inventare der katholiſchen Pfarrarchive bringen, auf deren
Erſcheinen in abſehbarer Zeit gleichfalls zu hoffen iſt. Der aus dem
Vollen geſchöpfte treffliche Vortrag fand lebhaften Widerhall bei den
Hörern. Der Vorſitzende dankte dem Vortragenden beſtens und be=
ſchloß
mit einigen geſchäftlichen Mitteilungen das Winterſemeſter.
Zwei wichtige Neuerungen im Kraftpoſt=Reiſeverkehr. Die in
einigen Oberpoſtdirektionsbezirken probeweiſe eingeführten ſogenannten
Zehnfahrtenkarten haben ſich bewährt. Das Reichspoſtminiſterium hat
daher die Beibehaltung unter einheitlichen Bedingungen genehmigt.
Die Karten berechtigen zu zehn Fahrten innerhalb von zwei Monaten
und ſind übertragbar. Die daraufhin eingeräumte Fahrpreisermäßigung
von 20 v. H. wird in weiten Kreiſen der Bevölkerung, die auf häufigere
Benutzung von Kraftpoſtlinien angewieſen ſind, mit Genugtuung be=
grüßt
werden. Noch eine andere Neuerung im Kraftpoſtreiſever=
kehr
wird amtlich bekanntgegeben. Das Reichspoſtminiſterium hat zu=
gunſten
aller Reiſenden, die die Kraftpoſten benutzen, eine Unfallver=
ſicherung
abgeſchloſſen, die für den Reiſenden den Vorteil hat, daß die
Geltendmachung von Anſprüchen nicht von dem im Prozeß oft ſchwer zu
erbringenden Nachweis des Verſchuldens abhängig iſt und für Unfall=
folgen
der Höhe nach als zeitgemäß anzuſprechende Entſchädigungen
vorgeſehen ſind. Die Neuerung ſtellt einen Fortſchritt gegenüber der
bürgerlichen und poſtgeſetzlichen Regelung dar. Die Reiſenden, die bei
Benutzung eines fremden Kraftwagens vielfach gar nicht wiffen, welche
ungünſtige Stellung ſie bei Unfällen gegenüber dem Kraftfahrzeughalter
haben, werden es beſonders begrüßen, daß ſie in den Genuß des ihnen
von der Deutſchen Reichspoſt gewährten Rechtsſchutzes zu ſehr gün=
ſtigen
Bedingungen treten.
Wochenmarkt zu Darmſtadt. Kleinhandels=Tagespreife vom
23. April 1927. Spargeln 1. Sorte 120130, 2. Sorte 6070, Gelbe
Rüben 810, Rote Rüben 1215, Schwarzwurzeln 3540, Spinat 20,
Römiſchkohl 1520, Rotkraut 2025, Weißkraut 2025, Zwiebeln 15
bis 18, Knoblauch 80, Rhabarber 2025, Tomaten 100, Feldſalat, Lattig
6080 Pf., alles per Pfund Gärtner=Kopfſalat 2530, Salatgurken
100, Blumenkohl, ausl. 60120, Sellerie 550, Lauch 310 Pf., alles
per Stück, Meerrettich 6070, Radieschen Bund 10, Spätkartoffeln 78,
Mäuschen 15, Tafeläpfel 3545, Wirtſchaftsäpfel 2530, Wirtſchafts=
birnen
1825, Bananen Pfd. 7080, Apfelſinen Stück 515, Zitronen
Stück 510 Pf. Süßrahmbutter 220, Landbutter 190220, Weichkäſe
3540, Handkäſe 415, friſche Eier 1114, Kühner 140180, Tauben
80100, Ziegenlämmer 7090, Rindfleiſch, friſch, 80110, Kalbfleiſch
120, Hammelfleiſch 80, Schweinefleiſch 110130, Dörrfleiſch 160,
Schinken 200, Wurſt 70140, Wurſtfett 70, Schmalz, ausgelaſſen 110 Pf.
Dar Hapagdampfer Reliance wieder in der Nordamerikafahrt.
Von der Vertretung der Hamburg=Amerika=Linie in Darmſtadt wird
uns mitgeteilt: Der Dampfer Reliance der Hamburg=Amerika=Linie
iſt nach Beendigung von fünf Vergnügungsreiſen von New York nach
Weſtindien, an denen insgeſamt etwa 2000 Perſonen teilnahmen,
wieder in den Nordamerikadienſt eingeſtellt worden. Die nächſten Reiſen
dieſes Dampfers ab Hamburg ſind für den 10. Mai und den 7. Juni
angeſetzt. Am 3. Juli wird die Reliance die erſte diesjährige Hapag=
Vergnügungsfahrt nach dem Nordland antreten. Der 2000 B.=R.=T.
große Dreiſchrauben=Luxusdampfer Reliance hat mit ſeinen eleganten
Geſellſchaftsräumen und ſeinen behaglichen Kabinen auf ſeinen Ver=
gnügungsreiſen
als ideales Schiff für ſolche Fahrten bei den Paſſa=
gieren
großen Anklang gefunden. Die vorzügliche Verpflegung und die
aufmerkſame Bedienung wurden beſonders gelobt.
Dampferexpeditionen des Norddeutſchen Lloyd Bremen. 1. Nach
New York ab Bremen=Bremerhaven: D. München 26. April. D. Derff=
linger
3. Mai, D. George Waſhington (USL.) 4. Mai, D. Columbus
5. Mai, D. Stuttgart 11. Mai. 2. Nach Canada (Halifax) ab Bremen=
Bremerhaven: D. Derfflinger 3. Mai, D. Bremen 18. Mai. 3. Nach
Braſilien=Argentinien ab Bremen=Bremerhaven: D. Sierra Cordoba
7. Mai. 4. Nach Oſtaſien ab Bremen: D. Helenus 30. April, D. Trier
7. Mai, D. Wiegand 18. Mai. 5. Nach Auſtralien ab Bremen: D.
Dortmund 30. April, D. * * 10. Mai, D. Elberfeld 21. Mai. Mit=
geteilt
von Anton Fiſcher; Darmſtadt, Vertreter des Nordd. Lloyd
Bremen.
Lokale Veranſialtungen.
Die bierunter erſcheinenden Nofizen ſind an iſchließlich ais Hinweiſe auf Anzeigen zu beirachten.
in keinem Faſie irgendwie als Beſprechung oder Kritik.
Auf den heute Montag, den 25. April, abends 8 Uhr, im Fürſten=
ſaal
(Grafetsſtraße 18) ſtattfindenden 1. Vortrag des Herrn Dr. m.d.
H. J. Oberdörffer, Chefarzt des Sanatoxiums Schloß Rheinburg
bei Gailingen (Baden) über Jungbleiben und nicht altern (2. Vor=
trag
: Die tägliche Körperpflege) ſei hiermit nochmals hingewieſen.
(Siehe Anzeige.)
Tageskalender für Montag, den 25. April 1927.
Heſſ. Landestheater, Großes Haus: Keine Vorſtellung!
Kleines Haus, abds. 8 Uhr: 10. Konzert d. Städt. Akademie f. Ton
kunſt. Orpheum, abends 8 Uhr: Der Garten Eden.
Ausſtellung Hausfrau 1927 im Städt. Saalbau, ge=
öffnet
von 109 Uhr. Vereinigte Geſellſchaft, abends
8 Uhr: Mitglieder=Verſammlung. Konzerte uſw.: Schloß=
kaffee
, Perkeo, Taunusburg, Café Rheingold. Kinovorſtel=
lungen
: Union=, Reſidenz=Theater, Palaſt=Lichtſpiele.

*Bezirksſchöffengericht.
1. Ein Schuhmacher der im Ried wohnhaft iſt, iſt des Betrugs im
ſtückfalle angeklagt. Er beſtreitet jede betrügeriſche Abſicht; er habe für
gelieferte Schuhmacherarbeiten eine größere Forderung an den angeb=
lich
Geſchädigten zu bilden, und habe deshalb einen Betrag mit Recht
einbehalten. Da der Angeklagte ſchon zweimal wegen Betrugs im
Jahre 1920 verurteilt wurde, würde Betrug im Räickfalle vorliegen, auf
dem, wenn nicht mildernde Umſtände vorhanden ſind, Zuchthausſtrafe
ſteht. Der erſt leugnende Angeklagte gibt ſchließlich die Tat zu. Der
Staatsanwalt beantragt wegen Betrugs und Unterſchlagung eine Ge=
ſamtſtrafe
von fünf Monaten Gefängnis, wobei er anheimſtellt, die ſeit
27. März 1927 verbüßte Unterſuchungshaft anzurechnen. Das Urteil
erkennt auf vier Monate Gefängnis und rechnet drei Wochen
der Unterſuchungshaft auf die Strafe an. Das Urteil iſt rechtskräftig.
2. Der Schloſſer Joſef Walter Genthner in Nauheim, aus
Erbenheim gebürtig, der erſt kürzlich des Diebſtahls angeklagt war,
aber wegen ſinnloſer Betrunkenheit freigeſprochen wurde, ſteht nun wie=
der
unter der Anklage des ſchweren Diebſtahls vor Gericht. Er beſuchte
am Abend des 26. Februar d. Js. in Nauheim zwei Maskenbälle und
ſoll nach Verlaſſen dieſer Räume bei einem daſelbſt wohnenden Werk=
meiſter
durch Einſteigen verſchiedene Gegenſtände, darunter eine Uhr,
Feuerzeug, eine lederne Brieftaſche und einen Brillantring entwvendet
haben. Am Nachmittag des 27. Februar (Sonntag) nahm der Gendar=
merieinſpektor
Mecks den Genthner in Königſtädten feſt, fand aber von
Diebsgut nichts bei der Durchſuchung. Genthner gab damals an, er
habe beim Vorbeigehen am betreffenden Hauſe Licht darin geſehen, ſei
aber nicht drinnen geweſen. Die Schuhe, die Genthner damals trug,
wurden beſchlagnahmt; ſie paßten in die am Hauſe gefundenen Spuren.
Genthner beſtreitet die Täterſchaft, ſo daß ein ſchwieriger Indizien=
beweis
zur Ueberführung des Täters nötig iſt. Ein Zeuge fand am
Nachmittag des 27. Februar zwiſchen Königſtädten und Nauheim, im
Graben liegend, einen glänzenden Gegenſtand, den der Werkmeiſter als
ſein Eigentum anerkannte und reklamierte. Genthners haben 7 Jahre
bei dem früheren Werkmeiſter und jetzigen Handelsvertreter gewohnt
Im Hauſe ſvurde Geräuſch gehört, und plötzlich gab es einen Schle‟
Der genannte Zeuge eilte ans Tor und gewahrte den Angeklagten, der
aus dem Vorgärtchen, das umſchloſſen iſt, herausſprang. Der Dieb
muß wohl aus dem Kellerloch heraus in die Wohnung gekommen ſein
und auf gleichem Wege das Haus wieder verlaſſen haben. Zur frag=
lichen
Morgenſtunde (6 Uhr früh) herrſchte ſtürmiſches Wetter. Als
Sachverſtändiger des Erkennungsdienſtes bei der Kriminalzentrale für
Heſſen iſt Kriminaleberwachtmeiſter Riesling anſeſend, der ſich über die
Spuren beſ huhter und unbeſchuhter Füße eingehend verbreitet und die
Fiſtſtellungen an Hand von Lichtbildern erörtert. Genommene Gips=
abdrücke
veranſchaulichen den objektiven Tatbeſtand. Der Gipsabdruck
uihrt von dem beſchlagnahmten rechten Schuh des Genthner mit un=
zweifelhafter
Sicherheit her. Der Sachverſtändige iſt bereit, ein ſchrift=
liches
Gutachten auf Erfordern nachzuliefern.
Der Staatsanwalt hält beim Aneinanderreihen der Indizien und
bei deren Geſamtbetrachtung den Angeklagten für den Täter. Genthner
habe ſich bei einem früheren Diebſtahl auf ſinnloſe Trunkenheit heraus=
geredet
; nur bezüglich ſeiner Schuld hatten damals Zweifel beſtanden,
ſo daß eine beantragte Entſchädigung wegen unſchuldig erlittener Unter=
ſuchungshaft
abgelehnt wurde. Heute will ſich Genthner mit der Zeit,
zu der er die Wirtſchaft kurz vor 6 Uhr verließ, herausreden. Aber
nach der Zeit zu ſchließen, kann der Angeklagte der Täter ſein, wie aus
den Ausſagen der Beſtohlenen zu entnehmen iſt. Der Angeklagte hat
zweifellos das geſtohlene Feuerzeug in den Chauſſeegraben geworfen,
was unbemerkt von dem Gendarmerieinſpektor geſchehen konnte. Alle
dieſe belaſtenden Momente, zuſammengenommen mit der Fußſpur,
weiſen auf den Täter, der im Hauſe bekannt war. Erſchwerend kommt in
Betracht, daß die geſtohlenen Gegenſtände mit Ausnahme des Feuer=
zeugs
nicht wieder zur Stelle gebracht worden ſind. Nach dem Antrage
des Staatsanwalts wird eine Strafe von neun Monaten Ge=
fängnis
ausgeſproch

Aus Heſſen.

Zum Beiſchreiben der 20/igen Aufwertungs=
beträge
sind bereits aufgerufen die
Sparbücher Nr. 1 163000
Für die Woche von Montag, den 25. April,
bis Samstag, den 30. April werden hiermit
neu aufgerufen die
Sparbächer Nr. 165001180000
Kaſſeſiunden: Vormittags von 8 bis 1 Uhr
Nachmittags von 3 bis 4½ Uhr.
Samstags nachmittags geſchloſſen.
St. 637
Annahmeſtelle im 1. Stock.
Städtische Sparkasse Darmstadt

Kunſknotizen.
Ueder Werſe, Künftier oder künſtleriſche Veranſtaliungen, deren im Nachſiehenden drwchnung
geſchiebt, behält ſich die Redakiion ihr Urteil vor
Palaſt=Lichtſpiele. Eine tolle Nacht. Durch ſtürmiſchen
Lachapplaus äußert das Publikum ſeinen Beifall! Acht=Uhr= Abend=
blatt
, 22. 1. 1927: .. . Richard Oswald inſzeniert . flott und amü=
ſant
. Geſpielt wird ſehr nett. Am amüſanteſten iſt ein Provinz=
onkel
, den Henry Bender auf ſeine vergnügten kleinen Beine ſtellt Er
und Sie ſind Harry Liedtke und Ofſi Oswalda: ſympathiſch und luſtig
wie ſtets. Paul Graetz und Ferdinand Bonn geben zwei herrliche Typen
aus Eſſig an der Gurk. Der Film fand jubelnden Applaus.
Film=Echo 24 1. 1927: Henry Bender zog alle Regiſter
ſeiner Komik; die Karnevalſtimmung, die ſich des Publikums bemächtigte
und ſich in beängſtigenden Heiterkeitsausbrüchen äußerte, war auf ſein
Konto zu ſchreiben. Gelacht wurde bei der Premiere im Emelka=
Palaſt unbändig, beſonders auch über Morgans witzige Titel. . . .
Kinematograph, 22. 1. 1927: .. .. das Publikum johlte vor Ver=
Berliner Morgenpoſt, 23. 1. 1927: .. . Der Regiſſeur
gnügen.
Richard Oswald hat mit großer Sorgfalt ſein Enſemble zuſammenge=
ſtellt
, ſelbſt die kleinſten Rollen ſind gut beſetzt. Ein lebenſprühendes Lie=
bespaar
ſpielen Harry Liedtke und Oſſi Oswalda. Von der Komik des
Films bekommt man einen Begriff, wenn man die Namen Bonn, Graetz,
Picha, Weſtermeier, Lilien, Bender hört. Die Damen Mira Hildebrandt,
Maria Forescu, Hella Kürty vervollſtändigen das Enſemble. . . .
gut photographierten Bilder .. . erreichen ihren Zweck: man lacht! . .

* Ober=Ramſtadt, 22. April. Die Brücke außerhalb unſeres Ortes
an der Kreuzung Nieder=Ramſtadt und Roßdorf iſt durch den Kreis
Darmſtadt mit Sandſteinen um 2 Meter erweitert worden. Die Arbeiten
nahmen etwa 6 Wochen in Anſpruch, waren geleitet von Oberbauinſpektor
Weber und wurden die Maurerarbeiten ausgeführt von der Firma Herd
nd Dittmann, Ober=Ramſtadt, und Steinmetzmeiſter Joſ. Chriſt, Leng=
feld
i. O. Die Verbreiterung der 19 Meter langen Brücke erfolgte ohne
Sperrung der Straße und wird dem Autobetrieb an dieſer Stelle eine
ſtärkere Betriebsſicherheit geben.
g. Groß=Bieberau, 22. April. Die Hausangeſtellte Katharine Spatz
iſt ſchon über 20 Jahre bei dem Kaufmann Wilhelm Ruths dahier be=
dienſtet
. Durch den Vorſtand des hieſigen Bezirksvereins ließ ihr das
Rote Kreuz zu Darmſtadt eine ſchöne ſilberne Broſche mit Widmung
und eine Urkunde überreichen. Die hieſige Volksſchule kann kommen=
den
Montag beim Schulbeginn 55 ABC=Schützen aufnehmen. Es iſt
ein dauerndes Wachstum der Schülerzahl wahrzunehmen.
Groß=Umſtadt, 23. April. Vom 1. Mai ab wird bei dem hieſigen
Poſtamt verlängerter Fernſprechdienſt abgehalten. Die Dienſtſtunden
ſind feſtgeſetzt: Werktags von 7 Uhr vorm. bis 12 Uhr abends und
Sonn= und Feiertags von 7 Uhr vorm. bis 1 Uhr nachm.
Seeheim a. d. B., 23. April. Der Kriegerverein hält am Mitt=
woch
, den 27. April, abends, bei Kamerad Ludwig Hill, Darmſtädter=
ſtraße
, ſeine Hauptverſammlung ab. Am Samstag, den 7. Mai, abends,
veranſtaltet der Verſchönerungs= und Verkehrsverein Seeheim in ſämt=
lichen
Räumen des Hotels Hufnagel ſeinen Frühjahrsball.
* Heppenheim a. d. B., 22. April. Odenwaldklub. Wie be=
kannt
, hält der Geſamt=Odenwaldklub am 28. und 29. Mai ſeine Haupt=
verſammlung
in Heppenheim ab. Um einen Ueberblick über die Ver=
pflegungsmöglichkeit
der Teilnehmer zu bekommen, veranſtaltete die Orts=
gruppe
Heppenheim des Odenwaldklubs im Hotel Halber Mond und
in den übrigen Gaſthöfen eine Rundfrage, wieviel Teilnehmer die ein=
zelnen
Gaſtſtätten verpflegen und wieviel Zimmer zur Verfügung ge=
ſtellt
werden könnten. Die in Heppenheim vorhandenen Gaſthofquar=
tiere
reichen nun bei weitem nicht hin, allen Gäſten Unterkunft zu geben.
E3 iſt beſtimmt damit zu rechnen, daß am Sonntag, den 29. Mai,
Tauſende von Fremden in Heppenheim weilen, von welchen ſchon Humm=
derte
Samstags vorher zur Vertreterverſammlung nach Heppenheim
kommen, welche dann hier übernachten müſſen. Der Vorſtand des Oden=
waldklubs
von der Ortsgruppe Heppenheim bittet deshalb alle, die Zim=
mer
mit Betten zur Verfügung haben, es doch dem Vorſitzenden der
Wohnungskommiſſion aus der hieſigen Ortsgruppe, Herrn Lehrer Nack,
rechtzeitig anzuzeigen, damit die Kommiſſion ihre Arbeit zur allſeitigem
Zufriedenheit löſen kann. Arbeitsvergebung. Die zur Her=
ſtellung
des Kanals im Bensheimerweg bis zum Innweg erforderlichem
Erdarbeiten und Maurerarbeiten ſowie die Verlegung von etwa 130
Quadratmeter Zementplatten in der Kaiſerſtraße ſollen durch die Stadt
öffentlich vergeben werden. Näheres iſt auf dem Stadtbauamt zu er=
fahren
. Angebote ſind bis zum kommenden Dienstag auf Zimmer 6
des Ratshauſes einzureichen. Die Holzabfuhr aus dem Heppenbeimer
Stadtſald, welche einige Zeit wegen der ſchlechten Witterung verboten
war, iſt von heute ab durch die Bürgermeiſterei wieder geſtattet.
Feueralaum. Vergangene Nacht war in Heppenheim ſehr deutlich
Feuer=Sirenengeheul zu vernehmen, ſo daß eine große Anzahl der Be=
wohner
im Glauben war, daß es in Hepbenheim brennen würde. Heute
früh konnte man nun vernehmen, daß im benachbarten Lorſch die neue
Feuerſirene der Gemeinde ausprobiert wurde.
a. Aus dem Kreife Groß=Gerau, 23. April. In Biſchofsheim
konnte der Oberſchmtzmann Becker ſein 25jähriges Dienſtjubiläum
feiern. Die Ortsgruppo Walldorf der Deutſchen Bau=
und Siedlungsgemeinſchaft wurde bereits das dritte zins=
loſe
Darlehen von 10 000 Mark beſvilligt; die hieſige Ortsgruppe zählt
67 Mitglieder.
r. Königſtädten, 23. April. Durch die Deutſche Bau= und
Siedlungsgemeinſchaft wird jetzt hier bereits das dritte
Wohnhaus in Angriff genommen, deſſen Inhaber der Bahnhilfsbeamte
K. Meininger iſt. Im allgemeinen iſt hier die Wohnungsnot behoben.
* Friedberg, 22 April. Nach 110jährigem Beſtehen iſt
das älteſte Lehrerſeminar Heſſens hier am 23. Feb=uar geſchloſſen wor=
den
und der letzte Jahrgang Seminariſten 8 an der
Zahl wurde entlaſſen. Die Aufbauſchule dieſe neue
Vollanſtalt, bekommt nächſten Montag ihre Oberprima, und damit iſt
der Ausbau der Anſtalt vollendet. Die Zahl der Schüler
beträgt 130, davon ſind 115 aus Oberheſſen, 110 ſind evangeliſch. Auf=
fallend
iſt die Tatſache, daß die Mehrheit der Schüler aus den Kreiſen
ſtammt, die ſeither den Lehrernachwuchs ſtellten. Die ſechsſtufige Auf=
bauſchule
läßt die deutſchkundlichen Fächer in den Vordergrund treten,
erſte Fremdſprache iſt Engliſch, die Ausbildung in Muſik ſpielt eine
wichtige Rolle. Das Reifezeugnis berechtigt nicht nur zum Studium
des Lehrerberufs, ſondern auch zu jedem andern Studium.
Lpd. Gießen, 22. April. Beim Wildern angeſchoſſen. Schon
längere Zeit waren im Waldgebiet Alten=Buſeck Spuren von Wild=
dieberei
bemerkt worden, ohne daß es aber bisher gelang die Täter zu
ermitteln. An einem der letzten Abende wurde nun der Schloſſer Geiß
aus Lollar von einem Jagdaufſeher beim Wildern ertappt. Auf den
Anruf des Beamten ging der Wilderer flüchtig, ſodaß der Jagdauß
ſeher zwei Schüſſe abgeben mußte, um ihn zu ſtellen. Durch Schrot=
verletzung
wurde der Wilderer am ganzen Körper ſo ſchwer verletzt, daß
er in die hieſige Klinik eingeliefert werden mußte.
* Gießen, 22. April. Ein Kinderwagen rollte mit
einem ein Jahr alten Kind in die hochgehende
Wieſeck, wührend die älteren Geſchwiſter am Ufer ſpielten. Ein
Wachtmeiſter eilte herbei und rettete das Kind vom ſicheren
Tode.
* Wieſeck, 22. April. In lebhafter Erregung befindet ſich
die Einwohnerſchaft, denn der Liebling des Dorfes, der alte Storch, iſt
ausgeblieben. Wie freuten ſich doch alljährlich die Kinder, als ihr Storch
zurückkehrte, es war ein Ereignis. Er pluſterte ſich mächtig auf, klapperte
ſeinen Willkommengruß und beſſerte das Neſt aus. Voriges Jahr hat
die Storchenfamilie vier Junge groß gezogen. Man wundert ſich daher
ſehr, daß die ganze Familie ausgeblieben iſt.
* Homberg a. d. Ohm, 22. April. Getreu bis in den Tod.
Ein an der Ohm hütender Schäfer ſtürzte unweit Amöneburg in den
angeſchwollenen Fluß. Ein Teil der Herde ſprang ebenfalls in das
Waſſer und ſchwamm dem Hirten nach, Leute, die den Vorgang be=
obachtet
hatten, eilten hinzu und retteten den Hirten, worauf auch die
Tiere das Ufer erklommen.
* Aus dem Lande, 23. April. Seit einigen Jahren ſind die Lehrer
an den Volksſchulen geſetzlich nicht mehr verpflichtet, den Organiſten=
dienſt
zu verſehen. Zahlreiche Lehrer ſind jedoch auch heute noch be=
reit
, den muſikaliſchen Teil des Gottesdienſtes weiter zu übernehmen.
Es dürfte ſelbſt in den beteiligten Kreiſen wenig bekannt ſein, daß ſich
aus dieſer freiwilligen Uebernahme des Organiſtendienſtes auch eine
verſchiedene Beſteuerung des Einkommens ergibt, das aus der Tätig=
keit
des Organiſten fließt. Es kann Beſteuerung nach dem Einkommen=
ſteuergeſetz
oder nach dem Umſatzſteuergeſetz in Frage kommen. Beſteht
die Nebenbetätigung des Lehrers als Organiſt in einer ſelbſtändigen
Tätigkeit, die in ſeinem freien Belieben ſteht, ſo unterliegen die Ein=
nahmen
daraus nur der Umfatzſteuerpflicht. Beruht ſie aber auf einem
weiteren Dienſtverhältnis, das etwa durch Vertrag genau geregelt iſt,
ſo ſind die Einnahmen aus der Tätigkeit des Organiſten einkommen=
ſteuerpflichtig
. Das Finanzgericht bei dem Landesfinanzamt Darmſtadt
hat bereits in einem Falle auf die Beſchwerde eines Lehrers, der nach=
träglich
zur Einkommenſteuer herangezogen werden ſollte, entſchieden,
daß je nach den vorliegenden Umſtänden die eine oder die andere Art
der Beſteuerung eintritt.

IV 4910

soll den Wagen oft in möglichster Kürze zum Stehen bringen. In
solchen Momenten hängt viel von der Zuverlässigkeit und Gritfig=
keit
der Bereifung ab. Welche Folgen können entstehen, wenn diese
versagt? Kein besseres Gefühl der Sicherheit daher als mit
erprobten, bewährten Reifen. Wer Conti fährt, weiß, was er hat.

Kt 44

[ ][  ][ ]

Seite 4

Montag, den 25. April 1927

Nummer 114

Zuſtände auf der
mexikaniſchen Eiſenbahn.
Der Ueberfall auf den Eiſenbahnzug bei Guadalajara, bei
dem es weit über 150 Tote gegeben haben ſoll, beleuchtet wieder
einmal blitzartig die unſichere Situation in Mexiko. In dem
prächtigen Buch von George Hugh Banning Im
Zauber mexikaniſcher Gewäſſer (Leinen 9,50 Mk.; Brockhaus,
Leipzig) finden wir eine intereſſante Stelle, die ein allgemeines
Bild der mexikaniſchen Eiſenbahn gibt und zeigt, welche Schutz=
maßnahmen
ſie gegen Ueberfälle räuberiſcher Banden zu treffen
pflegt. Da dieſe Schilderung jetzt beſonders aktuell iſt, drucken
wir ſie mit Erlaubnis des Verlages F. A. Brockhaus ab:
Uinangenehme Dinge darf man über all in der Welt von
einigen Menſchen erwarten. In Manzanillo erwarteten wir ſie
bald von allen Menſchen ohne Ausnahme. Teilweiſe iſt das der
häufigen Anweſenheit leichter Beute in Geſtalt von Touriſten zu
verdanken; teilweiſe mag es darauf zurückzuführen ſein, daß
Manzanillo vor nicht langer Zeit ein Mittelpunkt des Aufſtan=
des
war. Man hat es beſchoſſen, geplündert und verbrannt. Die
Einwohner, die ſich einmal auf dieſe, einmal auf jene Seite
ſchlugen, halfen bei der allgemeinen Räuberei und Zerſtörung.
Die ganze Gegend vom Hafen einige hundert Kilometer
landeinwärts bis Guadalajara ſchien ſich noch nicht von dieſen
Zuſtänden erholt zu haben. Sogar jetzt noch ſollte es von
Räuberbanden wimmeln. Die Eiſenbahnfahrt gewährte uns
allerdings keinen Einblick ins Räuberunweſen, was nicht weiter
verwunderlich war, denn auf die Lokomotive folgten Laſtwagen
mit Ausguck. Die Bemannung beſtand aus mehreren Zügen
mexikaniſcher Soldaten mit guten deutſchen Gewehren und wohl=
geſpickten
Patronengürteln.
Außerdem ging eine Wachabteilung andauernd durch die
Perſonenwagen. Dieſe Heeresmacht wurde noch dadurch ver=
ſtärkt
, daß jeder Reiſende eine oder zwei Feuerwaffen bei ſich
trug. Unter der Jacke ſah man den durch einen Piſtolenhalfter
verurſachten Höcker, und unter der Weſte lugte oft der ſchwere
Patronengürtel hervor. Man glaubte ſich wirklich in die Zeit
der Waldläufer verſetzt.
Niemand ſchien indeſſen unangenehme Zwiſchenfälle zu er=
warten
. Ganz im Gegenteil. Auf der mexikaniſchen Eiſenbahn
wird nichts ernſt genommen, nicht einmal der Fahrplan. Eigent=
lich
ſollten wir um 12 Uhr aus Manzanillo abfahren; aber der
Zugführer hatte eben erſt angefangen zu frühſtücken. Die Reiſen=
den
waren allem Anſchein nach ähnlich beſchäftigt, denn als wir
einſtiegen, waren wir in der erſten Klaſſe ganz allein. Eine
halbe Stunde ſpäter pfiff der Lokomotivführer.
Nach etwa zehn Minuten fuhr ein Wagen vor, den wir an=
ſänglich
für einen Gepäckkarren hielten. Außer zwei Männern
auf dem Kutſchbock ſah man nur Bündel, Körbe und Packen.
Aber das Gepäck regte ſich; es bekam Beine und wandelte. Zu=
letzt
entſtieg ein Herr in engen Hoſen und kurzer Jacke dem Ge=
fährt
. Außer einem Spazierſtock trug er keine Laſt. Er ſtrich
ſeinen Schnurrbart und klodfte auf jede Taſche, während Gepäck=
träger
ſeinen Angehörigen die Bündel und Koffer abnahmen.
Dann führte er den großen Anmarſch zum Zuge. Alle paar
Meter blieb man ſtehen, um irgend etwas zu kaufen.
Noch bevor ſie den Bahnſteig erreichten, hatten ſie alles ge=
kauft
, was ſich denken läßt: ſtark gewürzte Speiſen, die in Tor=
tillas
eingewickelt waren, Kückenpaſteten, Süßzeug, Obſt von
allen Sorten, die es in Mexiko gibt, und eine Traube winziger
roter und blauer Ballons. Dieſer verlockende Leckerbiſſen war
mexikaniſcher Kaugummi. Man ſteckt eine der bunten Kugeln
ziviſchen die Zähne, erfreut ſich an einer kleinen Exploſion und
kaut dann eine Stunde oder eine Woche lang, je nach Neigung.
Dieſer Kaugummi verliert niemals den Wohlgeſchmack. Er hat
keinen zu verlieren.
Die Familie ſtürmte unſeren Wagen, als gälte es, jeden
Geviertzoll zu beſetzen. Zwei kleine Mädchen rannten an ein
Ende, zwei kleine Buben ans andere; der Vater wählte Mitte
rechts, die Mutter Mitte links. Der verbleibende Raum füllte
ſich mit Handköfferchen, Säcken, Bündeln, Beuteln, Deckenrollen,
Mänteln und Schirmen.
Dann begannen die Verhandlungen. Die Gnädige wagte zu
bemerken, daß ſich der gnädige Herr auf der Sonnenſeite be=
fände
; der gnädige Herr geruhte zu erwidern, daß die Sonne
nach wenigen Stunden von der anderen Seite ſcheinen werde.
Das Gepäck war augenſcheinlich ſeiner Meinung, denn es häufte
ſich um ihn, auf ihm, unter ihm, allſeits von ihm. Die Mutter
hatte keine Zeit zu Widerlegungen. Sie eilte geſchäftig zum
jüngſten hombreeito, um ſeinen ſchmutzigen Pfoten einen alten
Bananenſtummel zu entreißen. Da er heulte, mußte ſie eine
Handtaſche aufreißen und eine friſche Banane herausholen. Aber
auch der andere wollte Bananen. Und ſo ging es immerfort.

Inzwiſchen hatten ſich fünf andere Familien auf dem Schlacht=
feld
eingefunden. Körbe, Taſchen und Säuglinge lagen ſo bunt
durcheinander, daß ich mir wegen des Auseinanderklaubens
Sorgen machte. Ein fürchterliches Gemengſel und Gewürge
entſtand draußen wie drinnen. Den Zug entlang kribbelte ein
ebenſo ſtimmungsvoller wie ſtimmbegabter Ameiſenhaufen. Die
Lokomotive fuhr fort zu pfeifen. Der Schaffner forderte Nach=
zügler
auf, ſich zu beeilen. Dann durchbebte ein Erdſtoß den
Zug. Für einen Augenblick erſtarrte alles zum Schweigen. Jeder
griff nach dem zunächſt gelegenen Stützpunkt; eine Glocke bim=
melte
, und die Wellblechwände des Bahnhofes bewegten ſich
achteraus.
Wenn man bedenkt, daß die Eiſenbahnſchwellen aus echtem
Mahagoni beſtehen, ſo überkommt einen wohl das Gefühl unſag=
barer
Ueppigkeit. Nicht ſo, wenn man die nähere Umgebung
muſtert. Die aus den Kehrichthaufen amerikaniſcher Lagerhäuſer
zuſammengeleſenen Wagen ſind an der eiſenumzäunten Platt=
form
kenntlich, an der hängenden Petroleumlampe, an der ſchwin=
genden
Notleine und an den geflochtenen Sitzen.
Obgleich uns eine Reiſe von dreißig Stunden bevorſtand,
waren nirgends Schlafgelegenheiten zu entdecken. Auch der
Speiſewagen fehlte, oder, beſſer geſagt, der ganze Zug war ein
einziger Speiſewagen. Eſſen bildete die Hauptunterhaltung.
Wahrſcheinlich hatten die meiſten Fahrgäſte vor der Abreiſe ge=
frühſtückt
; aber ſie begannen ſogleich wieder zu futtern. In
Manzanillo hatten ſie alles Sichtbare und Erreichbare aufge=
kauft
; auf jedem Bahnhof an der Strecke ſetzten ſie die Kauferei
fort. Sie beluden ſich mit Tamalen, Tortillas, Bananen, Piſang,
Papayen, Kuchen, Kerzen und kleinen Schachteln mit gummi=
artigem
Käſe. Außerdem hatten ſie Rieſenkörbe mitgebracht, in
die ſie hineintaten, was ihnen nicht ſchmeckte, und denen ſie ent=
nahmen
, was ihren unerſättlichen Gaumen reizte.
Selbſtverſtändlich bedurfte man irgendeines Getränkes, um
dieſe Berge hinunterzuſpülen. Im Zug konnte man ſüßliche
Brauſelimonade und Bier von wandelnden Verkäufern erhalten.
Aber das genügte nicht. Weiter oben, auf der Hochfläche, gab es
Pulque, eine kreidige Brühe aus gegorenem Agavenſaft. Große
Kürbisflaſchen davon wurden zu den Fenſtern hereingereicht;
ein Glas, das ſich immer wieder füllte, ging von Mund zu Mund.
Der Duft des Tabakrauchs miſchte ſich mit dem der Apfel=
ſinen
. Papier, Obſtſchalen, leere Schachteln, Flaſchen, Aſche,
Zigarettenſtümpfe ſchmückten den Fußboden. Säuglinge winſel=
ten
, Kinder ſchrien, Weiber gackerten, Männer lachten. Wie
würden ſich doch die Leute darüber freuen.
Nichts iſt zwangloſer und gemeinbürgerlicher als das Reiſen
mit der mexikaniſchen Eiſenbahn. Fremde gibt es nicht. Jeder
plaudert mit jedermann; man tauſcht Blumenſträuße und Knopf=
lochblumen
aus; man teilt das Eſſen und vertauſcht die Säug=
linge
. Gäbe es nicht eine zweite Klaſſe für die Peons, der
Kommunismus wäre fertig.
Geſchäftliches.
Was verſtehen wir unter Gicht und Rheumatis=
mus
? Soweit bis jetzt feſtzuſtellen iſt, eine Anhäufung von harn=
ſauren
Salzen in den Geweben. Da die Harnſäure an allen gichtiſchen
und rheumatiſchen Prozeſſen beteiligt iſt, zielt die moderne Heilkunſt
dahin, eine Ausſcheidung der auf dieſe Weiſe angehäuften Giftſtoffe zu
bewirken. Die Aufgabe erfüllen die Togal=Tabletten in beſonderem
Maße. Die oft überraſchenden Erfolge ſind ärztlicherſeits amerkannt
und von Laien gerühmt.
Von den außerordentlich preiswerten Nord=
landreiſen
der Hamburg=Südamerikaniſchen Dampfſchiffahrts=
Geſellſchaft mit den bekannten großen Motorſchiffen Monte Sar=
miento
und Monte Olivia iſt die vom 8. bis 26. Auguſt d. J. ſtatt=
findende
Spitzbergenfahrt ſeit Anfang April bereits völlig beſetzt.
Für die drei intereſſanten etwa 15tägigen Reiſen von Hamburg durch
die norwegiſchen Fjorde bis hinauf zum Nordkap werden Anmeldungen
noch angenommen. Vorteilhafterweiſe ſetzen ſich Intereſſenten für die
noch freien Fahrten im Juli mit der Geſellſchaft oder deren General=
Vertretung Otto Hirſch in Mainz, Stiftſtraße 12, ſofort in Verbindung,
damit noch gute Unterbringung möglich iſt.
Briefkaſien.
Jeder Anfrage iſti die letzte Bezugsquittung beizufügen. Anonyme Anfragen werden
nicht beantwortet. Die Beantwortung erfolgt ohne Rechtsverbindlichkeit.
K. Nach Art. 24 der Landgemeindeordnung iſt jeder volljährige
heſſiſche Staatsangehörige männlichen Geſchlechts berechtigt, Ortsbürger
an dem Ort zu werden, an welchem ſein Vater das Ortsbürgerrecht
beſitzt oder bei ſeinem Tode beſaß. Eine Befreiung von dem Er=
fordernis
der Volljährigkeit kann das Kreisamt auf Antrag des Ge=
ſuchſtellers
mit Zuſtimmung der Gemeindevertretung eintreten laſſen.
W. B. H. Nach Ihrer Darſtellung ſcheint es ſich um eine Renten=
verſicherung
zu handeln. Sie nimmt an dem Aufwertungsverfahren teil.
Eine Anmeldung zur Aufwertung iſt nicht erforderlich. Sie werden
gut daran tun, ſich an den Treuhänder der Verſicherungsgeſellſchaft
zu wenden. Deſſen Namen geben wir Ihnen bekannt, wenn Sie uns
die betreffende Geſellſchaft namhaft machen.

H. G. Nach § 58 Abſ. 2 Aufw.=Geſ. wenden bereits ausgezahlte
Guthaben bei der Verteilung berückſichtigt, wenn der Gläubiger
ſich bei der Annahme der Leiſtung ſeine Rechte vor=
behalten
hat. Mangels eines Vorbehaltes der Rechte kann die Auf=
wertung
ausgezahlter Guthaben nicht verlangt werden, da Preußen von
der Ermächtigung in § 58 Z. 3 Aufw.=Geſ. bisher keinen Gebrauch ge=
macht
hat. Sie werden, wenn ſ. Zt. ein Vorbehalt nicht gemacht wurde,
gut daran tun, abzuwarten, ob und inwieweit das Geſetz abgeändert
wird.
Rund=Funk=Programme.
Frankfurt.
Montag, 25. April. 4.30: Neue Tanzmuſik. O 5.45: Leſeſtunde:
Aus der Sammlung Deutſches Leſebuch von Hofmannsthal.
O 6.15: Uebertragung von Kaſſel. 6.25: Ing. Randewig: Was
iſt die Seele? Die elektriſche Gasreinigung bei hunderttauſendfacher
Vergrößerung. O 6.45: Dr. Neumark: Beamtenfortbildungskurſus,
S 7.15: Schach. O 7.45: Dr. Michel: Der Tarifgedanke im neuen
Deutſchland. O 8.15: Kammermuſik. Ausf. Franz Völker (Tenor),
Hans Scheulen (Violoncello). Flügel: Dr. Merten. O 9.30: Uebertr.
aus Mannheim: Klaſſiſche Operetten (Lieder, heitere Geſänge,
Duette). Suppe: aus Donna Juanita. Joh. Strauß: aus
Eine Nacht in Venedig. Millöcker: aus Gaſparone‟. Joh.
Strauß: aus Zigeunerbaron Zeller: Als mein Ahnl 20 Jahr
Lied. Suppe: Hab ich nur deine Liebe‟. Millöcker: Stock=
finſter
war die Nacht‟. Duett. Lehar: a. Die luſtige Witwe‟
Mitw.: Friedel Dann; Marianna Keiler; Alfred Landory; Helmuth
Neugebauer. Flügel: R. Schickele.
Stuttgart.
Montag, 25. April. 3.50: Funk=Feuilleton. 4.15: Konzert.
Pöhler: Mit Mut und Kraft. Meyer=Helmund: Mitternachts=
walzer
. Dein gedenk ich, Lied. Roſſini: Ouv. Tancred.
Meyer=Helmund: Das Zauberlied. Ballgeflüſter. Puccini: Fant.
Tosca. Meyer=Melmund: Liebesbotſchaft. Rokoko=Serenade.
Rokoko=Liebeslied. Pöhler: Centauren=Marſch. In den Pauſen:
Fritz Löffler. O 6.15: Dr. Löwenberg: Der Gang einer Theater=
inſzenierung
. O 6.45: Baſtelſtunde. 7.15: Prof. Reichenbach:
Die Lehre Einſteins: Raum und Zeit. o 8: Sinfonie=Konzert des
Philh. Orch. Cherubini: Ouv. Ali Baba. Brahms: Doppelkonzert
(Sol.: Konzertm. Indig (Violine), Konzertm. Kirchberger (Cello),
O 9.30: Uebertr. aus Mannheim. Aus der klaſſiſchen Operette.
Mitw.: Friedel Dann, Marianne Keiler, Alfred Landory, Helmuth
Neugebauer. Suppe: Lied as Donna Juanitta. Strauß: Aus
Eine Nacht in Venedig. Nillöcker: Tarantella aus Gaſparone.
Strauß: Duett aus Zigeunerbaron. Zeller: Als mein
Ahndl 20 Jahr, Lied aus Vogelhändler. Suppe: Hab ich nur
deine Liebe, aus Boccaccio. Millöcker: Stockfinſter war die
Nacht, aus Gaſparone. Lehar: Viljalied aus Luſtige Witwe.
Sullivan: Couplet aus Geiſha. Eisler: Vierblättriger
Klee, aus Bruder Straubinger. Heuberger: Komm mit mir ins
Chambre ſeparee, aus Opernball.
Berlin.
Montag, 25. April. 3.30: Margarete Caemmerer: Mütter
und Töchter, 4: H. Tombers: Römerbauten in Deutſchland
O 4.30: Novellen von St. Großmann. Gel. von Ida Orloff.
O 5: Kapelle Gebrüder Steiner. O 6.30: Ing. Boehmer: Techn.
Wochenplauderei. o 7.05: Dr. Bock: Erziehung zum volkswirtſchaftl.
denken (2. T.) o 7.30: Dr. Behl: Vergeſſene Dichter (Oswald
von Wolkenſtein Ulrich von Lichtenſtei Süßkind v. Trim=
born
). o 8: Arnolt Bronnen: Einf. in das Sendeſpiel Anarchie in
Sillian 8.30: Anarchie in Sillian Schauſpiel von A.
Bronnen. Perſ.: Grand, Elektrotechniker: F. Hart. Carrel, Ing.: P.
Bildt. Vergan, Sekretärin: Maria Koppenhöfer. Cel, Stenotypiſtin:
Renee Stobrowa. Ort: Das Kraftwerk Sillian. o 10.30: Tanz=
Muſik.
Königswuſterhauſen. Montag, 25. April. 2.30: Fr. Tonf
Kueßner: Landfrau und Landarbeiterſchaft. o 4: Stud.=Rat Dr.
Kamitſch: Neue Wege des neuſprachlichen Unterrichts. o 4.30:
Dr. Klopfer: Erziehungsberatung. O 5: E. Nebermann: Schach.
O 6: Min.=Rat Dr. Kürſchner: Vorbedingungen für einen nach=
haltigen
Fortſchritt in der deutſchen Tierzucht. 6.30: Stud.=Rat
Friebel, Lektor Mann: Engliſch für Anfänger. O 6.55: Dr. Hummel:
Büroorganiſation und Bürotechnik. 7.20: Red. Dr. Olden:
Gedanken über das We ſenende. 8: Uebertr. aus Breslau.

Wetterbericht.
Wettervorherſage für Dienstag, 26. April
(Nach der Wetterlage vom 24. April):
Teils heiter, teils wolkig, mild und meiſt trocken.
Die Heſſiſche Wetterdienſtſtelle Gießen.
Hauptſchriftleitung: Rudol/ Mauve
Verantwortlich für Politik und Wirtſchaft: Rudolf Mauve; für Feuilleton, Reich und
Ausland und Heſſiſche Nachrichten: Max Streeſe; für Sport: Dr. Eugen Buhlmann
für den Handel: Dr. C. H. Quetſch; für den Schlußdſenſt: Andreas Bauer; für den
Inſeratenteil: Willy Kuhle: Druck und Verlag: L. C. Wi/tich ſämtlich in Darmſtadt
Für unverlangte Mannſkripte wird Garantie der Rückſendung n ich übernommen
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Nummer 114

Montag, den 25. April 1927

Seite 5

DDie Deutſchen Waldlaufmeiſierſchaften 1922
in Heilbronn.
FPetri, SC. Hellas Hamburg, der Norddeutſche Meiſter 1927, wird
DDeutſcher Meiſter im Einzellauf. Polizei=Sportverein Hamburg
ſiegt im Mannſchaftslauf.
Nun iſt auch das größte leichtathletiſche Ereignis der dies=
fjährigen
Eröffnungsſaiſon vorüber: die Deutſchen Waldlauf=
rmeiſterſchaften
19271
Die D.S.B. hatte in V.f.R. 1896 Heilbronn den Verein für
Edie Durchführung der einzelnen Läufe geſunden, der unter glän=
zender
Unterſtützung durch die Stadtväter von Heilbronn der
eganzen Veranſtaltung einen würdigen Rahmen geben konnte!
IIm Verein mit dieſen beiden ſtellte ſich eine Polizeibereitſchaft
Heilbronns under Leitung von Hauptmann Petry und Ober=
leutnant
Schmidt in den Dienſt der Sache, ſo daß denn auch das
(denkbar Beſte bezüglich Organiſation, Streckenmarkierung, Kon=
ttrolle
und vor allem Unterbringen der Teilnehmer und Begleiter
geleiſtet wurde! Das eine loben, hieße das andere Zurückſetzen!
Jedenfalls war offenes Geheimnis: mancher Teilnehmer wäre
gern noch länger im gemütlichen, gaſtlichen Heilbronn geblieben,
denn leider mußten ſchon viele, auch der ſympathiſche Sieger
Petri, ſchon gleich wieder weiter! Alle waren aber dankerfüllt ob
der überwältigenden Gaſtfreundſchaft und dem herzlichen Ent=
gegenkommen
der Heilbronner Familien, die in liebenswürdiger
Weiſe Freiquartiere zur Verfügung geſtellt hatten!
Alles in allem: die Deutſchen Waldlaufmeiſterſchaften 1927
waren das Ereignis und die Ergebniſſe haben manche Erwar=
tungen
übertroffen und faſt alle Tips über den Haufen geworfen!
Der V.f.R. 1896 Heilbronn hat einen großartigen Erfolg zu ver=
zeichnen
, die Herren ſeiner Leitung haben ſich ehrlich den Dank
der D. S. B. verdient!
Der Verlauf der Veranſtaltung: Schon am Samstag waren
faſt alle Teilnehmer in Heilbronn verſammelt. Um 8 Uhr abends
fand im Stadtſaal eine Begrüßungsfeier mit muſikaliſcher Um=
rahmung
ſtatt, bei der der Oberbürgermeiſter von Heilbronn
mit freundlichen Worten die Teilnehmer im Namen der Stadt
begrüßte! Stadtarzt Dr. Heuß bereitete allen mit kurzen, kernigen
Worten als Vertreter des V.fR 1896 einen herzlichen Empfang!
Sonntag! In aller Frühe begann ſchon, trotz der eintretenden
Regenfälle, der Zuſtrom der Zuſchauer nach der Waldheide‟,
dem früheren Exerzierplatz, ſo daß bei Beginn der Läufe auf der
Strecke und vor allem am Start und Ziel weit über 10 000 Men=
ſchen
ſtanden, die mit großem Intereſſe dem bedeutendſten Ereignis
der Frühjahrsſaiſon entgegenſahen! Pünktlich um 3 Uhr be=
gannen
die Rahmenkämpfe der Jugend= und Altersklaſſen! Unter
den alten Herren traf man wieder die Unermüdlichen Hoy,
Metzger, Betz und Amberger. Durch die ausgezeichnete Organi=
ſation
waren dieſe Kämpfe raſch abgewickelt und um 3.45 Uhr
ſtellten ſich über 50 Läufer dem Starter für den Kampf um die
Deutſche Meiſterſchaft‟ Die Beſten Deutſchlands, die Titelver=
teidiger
Rätze=Luckenwalde, Petri=Hamburg, Auberle=
Tübingen, Dreckmann, Huſen=Polizei=Hamburg, Mier=
del
, Krüger, S. C. Charlottenburg, Kilp, Schlemmer,
V.f.L. Siegburg, Wieſe=Schneidemühl, Sabjetzki,
Schnitzer, F.C. Freiburg, Helber Bertſch, V.f.B.
Stuttgart, Gilch, Zeilnhofer, 1860 München, Klar=
Karlsruhe, Philippi=Saarbrücken, waren am Start, ſo daß
aus allen Gauen Deutſchlands die Elite der deutſchen Lang=
ſtreckler
verſammelt war! Von Prominenten waren anweſend
u. a. Waitzer, der Reichsſportlehrer der D.S.B., Röſch=
Stuttgart und die anderen Vertreter der D.S.B. und der Stadt
Heilbronn. Wenn auch im Programm ſtand: Die Waldlaufſtrecke
zur Deutſchen Waldlaufmeiſterſchaft 1927 kann ohne Ueber=
treibung
als vorbildlich bezeichnet werden. Steigungen und Ge=
fälle
, die auch in dieſem Jahr wieder bei der ſüddeutſchen und
mitteldeutſchen Meiſterſchaft die Leiſtungen der Läufer ſehr be=
einträchtigten
und faſt unmenſchliche Anforderungen an die Kräfte
der Teilnehmer ſtellten, ſind ausgeſchloſſen. ſo trifft das wohl
für den erſten Satz zu, allerdings iſt zu bemerken, daß die vor=
handenen
Steigungen nicht ſehr groß waren, wohl aber durch
ihre Länge und durch das ſcharſe Tempo, mit dem die Deutſche
Waldlaufmeiſterſchaft nach Hauſe gelaufen wurde, ſehr große
Anforderungen an die Teilnehmer ſtellten! Die Strecke war
10,4 Kilometer lang! Das Feld blieb bis zum 6. Kilometer ver=
hältnismäßig
durch die Güte der Läufer zuſammen, und erſt gegen
Ende ſicherten die Beſten ſich einen größeren Vorſprung, den ſie
in folgender Reihenfolge bis ins Ziel beibehielten: 1. Petri,
S.C. Hellas Hamburg, Zeit 32:41. 2. Rätze=Luckenwalde,
33:21, 250 Meter zurück. 3. Wieſe=Schneidemühl. 4. Helber,
V.f. B. Stuttgart. 5. Mierdel, S.C. Charlottenburg. 6. Hu=
ſen
, P.S.V. Hamburg. 7. Nietſche, P.S.V. Hamburg.
8. Kilp, V.f.L. Siegburg. 9. Schlemmer, V.f.L. Siegburg.
10. Bitzer, Stuttgarter Kickers. 11. Dreckmann, P.S.V.
Hamburg. 12. Gellweiler, S.V. 98 Darmſtadt. 13. Engel=
hard
II, S.V. 98 Darmſtadt. 14. Maak, P. S.V. Hamburg.
15. Katzmaier, Spartania Vaihingen.
Im Mannſchaftslauf ſiegte der Polizei=Sportverein Hamburg.
2. V. f. B. Stuttgart. 3. V. f. L. Siegburg. 4. S. C.
Charlottenburg. 5. Sportverein 1898 Darmſtadt. 6. F. C.
Freiburg.
Ganz hervorragend iſt die Zeit von Petri, S.C. Hellas
Hamburg, der mit 32:41 die Zeit erreichte, die ſeit der Aus=
tragung
der Deutſchen Waldlaufmeiſterſchaft noch nicht erreicht
wurde! Im geſchlagenen Felde waren nicht nur Auberle,
der Süddeutſche Meiſter 1927, Sabjetzki=Freiburg, Gilch und
Zeilnhofer, 1860 München, ſondern auch Krüger, Pu=
iak
, Berlin, Remus=Weißenſee, Schnitzer=Freiburg,
Grünewald=Kaiſerslautern, Philippi=Saarbrücken,
Klar=Karlsruhe!
Die 1. Rennmannſchaft des Sportvereins 1898 Darmſtadt
konnte mit Gellweiler, Engelhard II, Habich und Lindner im
Mannſchaftslauf bei dieſer ausgeſuchten Konkurrenz verhältnis=
mäßig
gut abſchneiden und den 5. Platz belegen! Die Mann=
ſchaft
hat gerade in dieſem Jahr in ſchweren Kämpfen wiederholt
ihre gute Form bewieſen und innerhalb ganz kurzer Zeit glän=

zende Erfolge errungen! Wenn es ihr auch nicht gelang, die
höchſte Würde der D.S.B., die Deutſche Waldlaufmeiſterſchaft
zu erringen, ſo hoffen und wünſchen wir, daß die einzelnen Läufer
der Mannſchaft tüchtig an ihrer Weiterausbildung arbeiten und
die ſeither gezeigte, ernſte Trainingsauffaſſung beibehalten!
Guter Auftakt in Dresden.
Dr. Peltzer und Körnig in Front. Skorzinski ſpringt
1,84 Meter hoch.
Den Auftakt der diesjährigen Leichtathletik=Bahnſaiſon bil=
dete
am Sonntag das dritte Nationale Sportfeſt der Dresdenſia
Dresden. Da das Wetter ſehr ſchlecht war, hatten ſich trotz der
hervorragenden Beſetzung nur etwa dreitauſend Zuſchauer ein=
gefunden
. Die Veranſtaltung kann auf jeden Fall als gelungen
bezeichnet werden, denn in anbetracht der Jahreszeit ſind die er=
zielten
Leiſtungen vorzüglich. Beſondere Erwähnung verdient
der Hochſprung des Berliners Skorzinski, der 1,84 glatt über=
ſprang
. Deutſchlands Sprintermeiſter Körnig hatte über hundert
Meter in dem Charlottenburger H. Schlößke einen ernſthaften
Gegner, den er in 10,9 Sekunden nur mit Bruſtbreite ſchlagen
konnte. Dr. Peltzer hatte in der 400 Meter=Konkurrenz nur Ein=
heimiſche
gegen ſich und gewann leicht, dagegen machte ſein
Schüler, Friedel=Wickersdorf dem Breslauer Schoemann über
1500 Meter ſehr zu ſchaffen und gab ſich erſt nach Kampf ge=
ſchlagen
. Dem Hürdenlauf blieb Troßbach fern, da er ſich bei der
vorher gelaufenen 4mal 100 Meter=Staffel eine Sehnenzerrung
zugezogen hatte. Die Staffel brachte ein intereſſantes Duell zwi=
ſchen
Phönix Karlsruhe und Berliner SC., das die Süddeutſchen
mehr als knapp zu ihren Gunſten entſchieden. Die 110 Meter
Hürden holte ſich der Karlsruher Steinhardt in 15,9 Sek. Pech
hatte der Hannoveraner Hoffmeiſter, der ſich in den Wurfkonkur=
renzen
mit zweiren Plätzen begnügen mußte. Im Speerwurf
lief ihm Zimmermann=Zehlendorf den Rang ab und beim Dis=
kuswurf
mußte er ſich dem Berliner Hähnchen beugen. Die Er=
gebniſſe
:
100 Meter: 1. Körnig=Breslau 10,9 Sek.: 2. H. Schlößke= Char=
lottenbung
Bruſtbreite; 3. Nathan=Charlottenburg 11,r Sek.
200 Meter: 1. Malitz=Berlin 23 Sek.; 2. Van Rappard=Karlsruhe
23,2 Sek.; 3. Boch=Dresden.
400 Meter: 1. Dr. Peltzer=Wickersdorf 51,8 Sek.; 2. Knoblich=
Dresden 53,8; 3. Heidebrück=Dresden 54.
1500 Meter: 1. Schoemann=Breslau 4:16,8 Min.; 2. Friedel= Wik=
kersdorf
4:20; 3. Boeſelt=Breslau.
5000 Meter: 1. Dieckmann=Hannover 16:08 Min.; 2. Gasmus=
Dresden 16:19 Min.; 3. Lange=Dresden.
110 Meter Hürden: 1. Steinhardt=Karlsruhe 15,9 Sek.; 2. Gerner=
Stettin; 3. Bürger=Halle.
4mal 100 Meter=Staffel: 1. Phönix=Karlsruhe 42,9 Sek.; 2. Ber=
liner
SC. Bruſtbreite; 3. SC. Charlottenburg 43,2 Sek.
4mal 400 Meter=Staffel: 1. Preußen Stettin 3:35,5 Min.; 2. Dres=
denſia
Dresden 3:42,3 Min.
Speerwerſen: 1. Zimmermann=Zehlendorf 58,77 Mtr.; 2. Hoff=
meiſter
=Hannover 57,63 Meter.
Diskuswerfen: 1. Hähnchen=Berlin 43,91 Meter; 2. Hoffmeiſter
41,50 Meter.
Weitſprung: 1. Gerner=Stettin 6,38 Mtr.; 2. Schmidt=Dresden.
Deutſche Waldlaufmeiſierſchaft der D.T.
Brandenburg dominiert im Mannſchaftslauf.
Die Deutſche Turnerſchaft brachte ihre Deutſche Waldlauf=
meiſterſchaft
am Sonntag auf einer 7,5 Kilometer langen Strecke
bei Chemnitz zur Entſcheidung. Der Boden war durch den Regen
etwas aufgeweicht und ſchwer geworden, die Läufer fanden ſich
aber trotzdem ziemlich bald zurecht. Der Sieg im Einzellauf fiel
an Schaumburg=Tv. Hünxe, der im Endſpurt dem Norddeutſchen
Kraake das Nachſehen gab. Der Mannſchaftslauf war ein großer
Erfolg für die Brandenburgiſchen Vereine, die ſich an die Spitze
ſetzten und von denen der Tv. Karlshorſt mit nur 6 Punkten am
weitaus beſten abſchnitt. Das Ergebnis:
Einzellauf: 1. Schaumburg, Tv. Hünxe 24:30,2 Min.; 2.
Kraake=Apolda 24:42,3; 3. Schulz=Karlshorſt 24:55 Min.; 4. Heldt=
Hürben; 5. Wiehmann=Karlshorſt.
Mannſchaftslauf: 1. Karlshorſter Tv. 6 Punkte; 2. Jahn,
Wiesdorf, 23 Punkte; 3. Jahn, Hernsdorf, 34 Punkte; 4. TSV.
Schöneberg 43 Punkte.

Ver. Heſſ. Schützenbund, Sitz Darmſtadt.
Bei den geſtrigen Sportkämpfen des Ver. Heſſ. Schützen=
bundes
ſind gute Reſultate gezeitigt worden. Im Vereins=
match
Windmühle gegen Wildſchütz iſt es dem erſteren
Verein gelungen, mit 681 Ringen über den letzteren bei 617
Ringen den Sieg davon zu tragen. Der angeſetzte Vereins=
kampf
Kleeblatt gegen Pol.=Sp.=Verein e. V. mußte infolge
ſchlechten Wetters abgebrochen werden und wird auf einen
ſpäteren Termin verlegt. Wir werden nicht verabſäumen,
unſere Sportfreunde hierüber an dieſer Stelle zu unterrichten.
Ganz hervorragende Leiſtungen zeigten unſere Schützen,
Herr Schneider=Windmühle, der als erſter in Deutſchland die
große Meiſternadel des Deutſchen Schießſportkariells bei 210
Schuß auf 10. Ringſcheibe mit 2058 Ringen (2000 Vorſchrift)
errang, ferner Herr Ehrig=Wildſchütz unter gleichen Bedingun=
gen
mit 2043 Ringen.
Gleiches Können zeigen noch mehrere unſerer bekannten
Sportſchützen, und es wird Darmſtadt daher möglich ſein, eine
ſchußſichere deutſche Städtemannſchaft zu ſtellen, bei deren An=
treten
ſich die beſten Erfolge erhoffen laſſen. Am Sonntag,
den 1. Mai, treffen ſich auf den Ständen am Karlshof die bei=
den
Vereine Weidmannsheil, gegen Weidmaunsluſt zu
einem Match. Dieſer dürfte inſofern von Intereſſe ſein, weil
beide Vereine mit gleichwertigen Mannſchaften antreten, wobei
ein knane: Sieg zu verzeichnen ſein wird.

Fußball.
Sporiverein Darmſtadt 98 F C. Hanau93
4:2 (1:2).

Der Vorbericht erwähnte ſchon, daß der F. C. Hanau 93
eine große Vergangenheit hinter ſich hat. Wenn die Hanauer
allerdings auch niemals eine Mannſchaft ganz großen Formats
beſaßen, ſo hatten ſie doch eine gefällige Spielweiſe, die es ſtets
verſtand, mehr äußere Erfolge zu erzielen, als man ihnen ge=
meinhin
zutraute. Nur bedingt haben die 93er im geſtrigen Spiel
mit den Vorzügen aufgewartet, die man zu konſtatieren hoffte.
Wohl konnten die Gäſte der Darmſtädter, die mit den Spielern

Steinebach
Hofmann. Klingler
Schäfer Hilpert. Rothard
Krauſe Karl Schnorr Schloſſarz Dorn
auf den Plan traten, durch eine genaue und zweckmäßige Ball=
behandlung
gefallen. Auch in der Schnelligkeit des Abſpiels waren
ſie den Darmſtädtern etwas überlegen, wie überhaupt die Wendig=
keit
jedes einzelnen der Gäſteſpieler angenehm gegen die etwas
ſchwerfällig wirkende Art der Einheimiſchen abſtach. Alles dies
konnte jedoch nicht über die vorhandenen Mängel hinwegtäuſchen.
Wohl blitzte ab und zu, zumal in der 1. Halbzeit, wie eine Er=
Erinnerung aus alten Tagen ein tadelloſes Dreieckſpiel auf,
wobei dann die weite Flächenkombination für die Darmſtädter
Hintermannſchaft eine ſchwere Belaſtung brachte. Aber dies waren
wur Ausnahmefälle. Meiſt ſah man im kraſſen Gegenſatz zu einſt
ein halbhohes und zumeiſt auch hohes Zuſpiel, das, wie meiſt
bei dieſer Spielweiſe, ungenau war und hier um ſo weniger Er=
folg
verſprach, als die kleinen Hanauer Stürmer vor den Kopf=
bällen
der größeren Darmſtädter Verteidiger kapitulieren mußten.
Beſonders zu erwähnen dürften Klingler, Karl, Dorn und Rot=
hard
ſein, von denen der Letztere durch Spielauffaſſung und Tech=
nik
beſonders zu geſallen wußte.
Von der Darmſtädter Fußballiga hatte man in der letzten
Zeit nicht allzu viel zu ſehen bekommen; die Mannſchaft ſchien
durch die Verbandsſpiele mehr als erklärlich mitgenommen. Wir
glauben nach dieſem Spiel eine kleine Beſſerung konſtatieren zu
dürfen. Doch iſt dies nicht dahin zu verſtehen, daß die Mann=
ſchaft
als ſolche zu gefallen wußte. Ueber das mangelnde Ver=
ſtändnis
im Sturm, das wohl hauptſächlich in der übereifrigen
Spielweiſe des Mittelſtürmers, der ſeine Funktion als Sturm=
führer
aus zu großem Schaffensdrang vergißt, die Urſache
hat, wird man ſich wohl noch längere Zeit beklagen müſſen. Auch
das Spiel der Außenläufer, deren zweckmäßiges Abdecken keines=
wegs
verkannt wird, bietet reichlich Anlaß zur Kritik. Aber die
Darmſtädter waren ja noch nie eine fehlerfreie Mannſchaft. Die
Grundlage der Erfolge lag immer im Eifer der Mannſchaft, und
an dem hat es geſtern nicht gefehlt. Dies brachte letzten Endes
zuſammen mit der guten Form des Schlußtrios, in welchem
Girmſcheit ſeit langer Zeit wieder einmal als Torwächter wirkte,
und der gleich guten Form von Tacacz als Mittelläufer den Sieg.
Kurz noch die Art, wie dieſer zuſtandekam. In der 1. Halbzeit
ſkorte zuerſt Hanau. Ein äußerſt raſanter Angriff brachte dieſen
Erfolg; Darmſtadt gleicht wenig ſpäter aus, ohne kurz vor Ende
Hochſprung: 1. Skorzinski=Berlin 1,84 Meter; 2. Huhn=Fena 1,75. der 1. Halbzeit den 2. Hanauer Erfolg auf Fehlſchlag des linken
Verteidigers verhindern zu können. Mit dem Wind im Rücken
drückt Darmſtadt in der 2. Halbzeit leicht. Erſt die Mitte der
2. Halbzeit brachte jedoch den Ausgleich, den Tacacz unverhofft
aus dem Hinterhalt durch ſcharfen Schuß unter die Latte erzielte.
Wenig ſpäter ſchlug ein Hanauer Verteidiger in höchſter Not mit
der Hand den Ball auf der Torlinie nieder, ſodaß Laumann Ge=
legenheit
hatte, in ſicherer Manier einen Elfmeter zu verwandeln.
Kurz vor Spielſchluß köpfte Geyer eine Flanke des Linksauf,n
ein, wobei ein vorausgegangenes Handſpiel unſchwer zu erſehen
war. Der Schiedsrichter ſah dies allem Anſchein nach nicht und
erkannte demgemäß den Erfolg an. Dies war nicht der einzige
Fehler, den der einheimiſche Pfeifenmann machte; ſeine Tätigkeit
entbehrte im übrigen noch jeder für Bezirtsligaſpiele notwendigen
Noutine.
V. f. R. Starkenburgia Heppenheim 5:0 (0:0).

Mit obigem Reſultat mußte Heppenheim die derzeitige Spiel=
tärke
des V. f. R. anerkennen. Die Raſenſpieler haben wieder
neut bewieſen, daß ihr Tabellenſtand vollauf verdient iſt. Sollte
s den Raſenſpielern vergönnt ſein, auf Grund der bevorſtehen=
en
Spielſyſtemänderung in die Kreisliga aufzuſteigen, ſo wird
auch in dieſer Klaſſe ſeinen Mann ſtellen. Heppenheim konnte
zut gefallen, nur ſollte es die Mannſchaft unterlaſſen, dauernd
gen die Entſcheidungen des Schiedsrichters zu proteſtieren, denn
as hat die Mannſchaft wirklich nicht nötig auf Grund ihrer
vielſtärke. Zum Spiele ſelbſt: Heppenheim hat Platzwahl und
ählt den Wind zum Bundesgenoſſen. Es entſtehen gleich gefähr=
iche
Situationen vor dem V.f. R.=Tor, denn Heppenheim wollte
nſcheinend ſchon vor Halbzeit das Reſultat zu ſeinen Gunſten
ntſcheiden. Das ſollte aber zum Verderben werden. Als die
Halbzeit begann, war es mit der Herrlichkeit Heppenheims
ſorbei. Es hatte ſich in der erſten Halbzeit zu ſehr ausgegeben.
Nöſer eröffnete den Torreigen durch placierten Schuß und Bau=
ann
ſowie Müller ließen in kurzen Abſtänden je 2 weitere
reffer folgen, ſo das Endergebnis herſtellend.
Reſultate der unteren Mannſchaften:
2. Mannſchaft B=Meiſter Germania=Dieburg . . 3:0.
2:1.
3. Mannſchaft 1. Mannſchaft Offenthal
3:0.
Junioren Liga=Erſatz Union Wixhauſen
7 3:0.
ſtadt .

Germania Pfungſtadt Liggerſatz Eintracht I. 2:6 (1:3).

Eintracht erzielte in Pfungſtadt einen auch in dieſer Höhe
vollauf verdienten Sieg, der leicht noch hätte höher ausfallen
können. Die Germanen waren ihrem Gegner in keiner Beziehung
gewochſen. Lediglich der linke Verteidiger zeigte anſprechende
Leiſtungen. Eintracht gab mit kurzen Unterbrechungen während
des ganzen Spieles den Ton an und zeigte ein kurzes, flaches
Paßſpiel, bei dem der Erfolg nicht ausbleiben konnte. Den
Hauptanteil hieran hatte die Läuferreihe, die in Abwehr und

[ ][  ][ ]

Nummer 114

Geite 6

Montag, den 25. April 1922

Zuſpiel gleich gut war. Das Schlußtrio hatte wenig zu tun, was
jedoch noch lange nicht zu einem derart nonchalanten Spiel Ver=
anlaſſung
geben dürfte. Auch bei einem Gegner, den man glaubt
ſo en passant überfahren zu können, iſt es angebracht, den nöti=
gen
Ernſt und Ehrgeiz aufzubringen. Der Sturm muß mehr
ſchießen, denn ſchließlich ſieht der Gegner nicht untätig zu, wie
man den Ball in formvollendeter Kombination ins Tor ſchiebt.
Auf dieſe Art wurden ausſichtreiche Sachen vergeben. Sonſt ver=
ſtand
er ſich untereinander ſehr gut. Die Tore für Pfungſtadt
reſultieren aus einem Elfmeter und einem Strafſtoß, die beide
nicht unhaltbar waren. Dem Schiedsrichter wurde das Amt
ziemlich leicht gemacht, beide Mannſchaften befleißigten ſich größ=
ter
Fairneß.
Eintrachts 3. Mannſchaft und Seeheims 2. Mannſchaft lie=
ferten
ſich ein unentſchiedenes Rennen.
SV. 1860 München ſchlägt FSV. Frankfurt
2:0 (1:0).
Ein harter, erbitterter Kampf.
Der Bezirk Bayern hat das Kunſtſtück fertig gebracht, ſämt=
liche
drei ſüddeutſchen Vertreter für die Spiele um die Deutſche
Meiſterſchaft zu entſenden. Das entſcheidende Spiel um den drit=
ten
Platz, ausgetragen auf dem Platz des 1. FC. Pforzheim,
brachte vor etwa 5000 Zuſchauern den Dritten aus der Meiſter=
runde
FSV. Frankfurt und den Sieger der Runde der Zweiten
SV. 1860 München zuſammen. München gewann verdient, wenn
auch die Frankfurter durch das Ausſcheiden von Henß etwa eine
Viertelſtunde vor Halbzeit ziemlich gehandicapt waren. Mün=
chen
ſpielte ein taktiſch abſolut richtiges Spiel, hielt die Mann=
ſchaft
meiſt zurück und verſuchte durch ſchnelle Vorſtöße zu Er=
folgen
zu kommen. Dabei war die Kombinantion im Angriff
weit flüſſiger und feiner als bei den Frankfurtern. Das erſte
Tor fiel in der 37. Minute der erſten Halbzeit durch den Mittel=
ſtürmer
Vaubel. Die Entſcheidung fiel in der Mitte der zweiten
Spielhälfte durch einen Kopfball von Piehler. Der Mainbezirks=
meiſter
ſpielte ſehr ſchwach und zuſammenhanglos, ſpieleriſch war
er den Bayern unterlegen.
Die Aufſiiegsſpiele
im Bezitk Rheinheſſen/Saar.
In den geſtrigen Spielen" haben die Tabellenführer ihre
Spitzenſtellungen ganz weſentlich gefeſtigt, ſodaß ſie kaum noch
von ihren Poſitionen verdrängt werden können. Sportfreunde
Saarbrücken ſchlugen Germania Wiesbaden vernichtend mit
6:1 Toren, während der F.C. Kreuznach 02 mit einem 3:0=Sieg
den S.V. Trier 05 abfertigte. Die Tabelle:
F. C. Kreuznach 02
4 Spiele 9: 3 Tore 7:1 Punkte
10: 4
Sportfreunde Saarbrücken
S. V. Trier 05
6:11
2:6
Germania Wiesbaden
6:13
2:6
Die 16 Teilnehmer an der Deutſchen Fußball=Meiſterſchaft.
Die 16 Teilnehmer für die am 8. Mai ſtattfindende Vor=
runde
um die Deutſche Fußball=Meiſterſchaft ſind nun bis auf
drei alle ermittelt. Die Vertreter der Landesverbände ſind:
Süddeutſchland: 1. FC. Nürnberg; Sp.Vg. Fürth;
Mürchen 1860.
Weſtdeutſchland: Duisburger Spielvereir; Schalke 04;
Fortung oder Turu Düſſeldorf.
Norddeutſchland: Holſtein Kiel; Hamburger Sport=
verein
oder Altona 93.
Mitteldeutſchland: Chemnitzer BC.: V.f.B. Leipzig.
Brandenburg: Hertha=Berl. SC.; Schöneberger Kickers.
Baltenverband: Titania Stettin; V.f.B. Königsberg.
Südoſtdeutſchland: FV. 06 Breslau; SC. 08 Breslau
oder Sportfreunde Breslau.
Zur D. F. B.=Meiſterſchafts=Borrunde.
Das nach Dortmund angeſetzte Vorrundenſpiel um die
Deutſche Meiſterſchaft zwiſchen FC. Schalke 04 und München 1860
erfährt möglicher Weiſe noch eine Verlegung ſeitens des D.F. B.
in eine andere weſtdeutſche Stadt. In dieſem Fall würde dann
aber auch das Spiel in Düſſeldorf zwiſchen Foriuna oder Turu
Düſſeldorf und Hamburger SV. oder FC. Altona 93 verlegt wer=
den
müſſen. Die beiden angegebenen Austragungsorte ſind alſo
noch nicht als endgültig zu bezeichnen.
ennis.

Clubkampf Berlin- Prag.
Vorzeitiges Ende durch Regen. Die Ergebniſſe vom Sonntag.
Der Berliner Schlittſchuh=Club hatte mit der Veranſtaltung
ſeines Tennis=Clubkamofes gegen den 1. Lawn=Tennis=Club
Prag kein Glück. Nachdem ſchon am Samstag das Doppel
wegen Regen abgebrochen werden mußte, ſtörte der Regen am
Sonntag noch mehr. Von den angeſetzten Treffen konnte nur
eins zu Ende geführt werden, und zwar die Begegnung
Hadelka gegen Heydenreich. Der Tſcheche erwies ſich als ein
ſchneller Angriffsſpieler, aber Heydenreich war doch beſſer und
gewann 5:7, 7:5, 6:3. Einen hochwertigen Kampf lieferten ſich
Dr. Land nann und Jan Kozeluh. Dr. Landmann drängte den
Tſchechen durch ſcharf placierte Bälle und ſchnelle Angriffe auf
die Grundlinie. Der erſte Satz fiel ſo mit 6:4 an Dr. Land=
mann
. Der 2. Satz mußte beim Stand von 2:2 abgebrochen
werden. Die Spiele werden am Montag nicht fortgeſetzt, da
die Tſchechen wieder nach Prag abreiſen müſſen. Die Ver=
anſtaltung
findet damit einen vorzeitigen Abbruch.

T. u. E. K. Darmſtadt T. K. 1914 Palmengarten Frankfurt.
Trotz des wenig einladenden Wetters erſchien geſtern d.
Tennisklub 1914 Frankfurt=Palmengarten mit 7 Herren un
5 Damen zum erſten diesjährigen Klubwettſpiel. Es konnte nu
ein Teil der angeſetzten Spiele zu Ende geführt werden, teil
wurden ſie abgebrochen, teils in der von Herrn Dr. K. Mer
liebenswürdigerweiſe zur Verfügung geſtellten Halle ausgetrage
Darmſtadts junge Spieler waren in guter Form, die Herren ve
loren gegen ihre routinierten Gegner höchſtens in drei Sätzer
Schüler bewies, daß ſeine Aufſtellung zur Meden= Bezirksman=
ſchaft
gerechtfertigt iſt, durch ſeinen eindrucksvollen Sieg über de
zu der deutſchen Extraklaſſe gehörigen Goſewiſch. Durch ſe
äußerſt wuchtiges und überlegtes Spiel zwang er den Gegn
ganzlich in die Verteid’gung. Auch Deutler zeigte große Form
verbeſſerung und überließ Erwen den Sieg erſt im dritten Satz
Die glatten Siege der Junioren Clas und Kleinlogel beweiſe=
daß
es dem Klub an gutem Nachwuchs nicht fehlt. Nachſtehen
die Ergebniſſe, Darmſtadt an erſter Stelle:
SchülerGoſetz

1:6: Frl. SeuffertFrl. Majer 3:6, 6:3, 3:6. Schüle
DeutlerGoſewviſch=Erwen 4:6, 7:9; Frl. Nöllner=SchülerF.
Morgenſtern=Goſewiſch 1:6, 4:6; Frl. Loh=ClaßFr. Majer=Mai
6:4, 4:6, 8:6. Ein Geſamtergebnis zu geben iſt infolge der viel
abgebrochenen und ausgefallenen Kämpfe nicht möglich.
Revanchekampf Najuch-Karl Kozeluh.
93or den deutſch=amerikaniſchen Tennis=Weitkämpfen
Grunewald wird es noch eine andere, ſehr intereſſante. Veg
nung gehen: am Sonntag, den 1. Mai, liefern ſich Rom
Najuch=Berlin und Karl Kozeluh=Prag, die beiden beſten
eufs=Tennisſpieler der Welt, einen Revanchekamof=

Vorrunde um die
OSB=Handball=Meiſterſchaft.
Berlin, Halle, Hannover, Darmſiadt
in der Zwiſchenrunde.
In Berlin, Halle und Barmen kamen am Sonntag die Vor=
rundenſpiele
um die Deutſche Hadballmeiſterſchaft der Deutſchen
Sport=Behörde für Herren und Damen zur Erledigung. In
Berlin ſtanden ſich
Polizei=S. V. Berlin und Polizei=S. V. Danzig
bei den Herren gegenüber. Die Berliner waren ihren Gegnern
um mindeſtens eine Klaſſe überlegen und gewannen, wie ſie
wollten. Das Endergebnis lautete 10:1, nachdem die Reichs=
hauptſtädter
bei Halbzeit ſchon 5:1 geführt hatten. Auch im
Spiel der Damen blieb die Reichshauptſtadt in Front, denn
S. C. Charlottenburg Damen ſchlugen S.V. Güſtrow 6:1 (2:1),
mit dieſem Ergebnis ebenfalls eine deutliche Ueberlegenheit doku=
mentierend
. Einen erbitterten Kampf lieferten ſich in Halle
vor etwa 3000 Zuſchauern
Polizei=S.V. Halle und Polizei=S.V. Oppeln.
Der Berliner Schiedsrichter ſah ſich ſogar genötigt, gegen
Schluß mehrere Hallenſer Spieler vom Platz zu weiſen, weil ihr
Spiel auszuarten drohte. Mit einem 4:1 (2:0)=Sieg, der härter
erfochten wurde als das Ergebnis beſagt, qualifizierte ſich Halle
für die Zwiſchenrunde. Gleichfalls in Halle ſiegten
Guts Muts Dresden Damen über Sportfr. Breslau 5:1 (3:1).
Eine Enttäuſchung für die weſtdeutſche Handballgemeinde
war das ſchlechte Abſchneiden ihres Meiſters in Barmen, wo
im Vorrundenſpiel der norddeutſche Meiſter
Polizei=S. V. Hannover gegen den Polizei=SV. Remſcheid
ſpielte. Aehnlich wie in Berlin machte ſich auch hier ein Klaſſen=
unterſchied
bemerkbar und die Hannoveraner ſiegten ſchließlich
überlegen mit 6:0 Treffern. Das Halbzeitergebnis lautete 3:0.
Für die Zwiſchenrunde, die am 8. Mai ſtattfindet, haben ſich
demnach die Poliziſten aus Berlin, Halle und Hannoder ſowie
der S. V. Darmſtadt 98, und bei den Damen Guts Muts Dresden,
S.C. Charlottenburg und Komet Stettin qualifiziert.
Rot=Weiß 1922 Langen 14:0 (A. D. T.).
Ein Katz= und Mausſpiel gegen ein Tor; unterbrochen von
orkanartigen Wolkenbrüchen und Wirbelſtürmen, die den Ball
oftmals in einen Luftballon und den Exert in ein Sandmeer ver=
wandelten
und den zahlreichen Zuſchauern eine leiſe Vorſtellung
amerikaniſcher Tornados beibrachte; das war das Bild des
geſtrigen Spieles.
Die Erſte von Rot=Weiß war der Zweiten von Langen der=
maßen
überlegen, daß man ſich wohl fragen darf, welchen Zweck
ſolche Spiele haben. Für das nächſte Jahr iſt jedenfalls für die
Verbandsſpiele im A.D.T. eine Klaſſifizierung unbedingt not=
wendig
.
Ueber das Spiel ſelbſt iſt wenig zu ſagen. Trotz 3 Mann
Erſatz und nur mit 10 Mann ſpielend, lag Rot=Weiß dauernd im
Angriff in der gegneriſchen Spielhälfte. Die Tore fielen in
gleichen Zwiſchenräumen, für die die geſamte Mannſchaft mit
Ausnahme des Torwächters, der ſich die Hände ſauber halten
wollte, verantwortlich zeichnete. Den Langenern ſei geſagt, daß
die beſte Verteidigung immer der Angriff iſt. Eine ſolche Mauerei,
wie die geſtrige, kann kein anderes Reſultat bringen.
Die erſte Jugendmannſchaft gewann gegen Trebur 6:0. Hof=
fen
wir, daß ſie auch weiterhin ohne Verluſtpunkte ſich die Meiſter=
ſchaft
erkämpft.
Eine angenehme Ueberraſchung brachte die 2. aktide Mann=
ſchaft
, indem ſie gegen die 1. des Sportvereins 98 einen helden=
haften
Widerſtand leiſtete, trotz körperlicher Unterlegenheit, die ſich
nur zu oft geltend machte. Die Mannſchaft zeigte ihr bis jetzt
beſtes Spiel beſonders in der zweiten Halbzeit, in der Sport=
verein
nur ein Tor zwiſchen die Latten brachte. Die alten Schuß=
kanonen
Maier I und Daniel waren diesmal durch Eiſinger und
Schneider zu gut abgedeckt, um zu Torerfolgen zu kommen.
Auch Riebling, ſowie der Torwächter waren glänzend. Es war
jedenfalls das ſchönſt Spiel des Tages. Das Spiel der zweiten
Jugendmannſchaft fiel aus, da Eberſtadt nicht antrat.
1. Jugend Sp.V. 98 4. Jugend Sp. V. 98 8:0 (4:0).
3. Jug. Sp.V. 98 Jug. T.u. Sp. V. Braunshardt 2:3 (2:1).
T.=Geſ. 1875Tgde. Beſſungen 3:3.
Die Turngeſellſchaft Darmſtadt 1875 ſchreibt uns: Am
geſtrigen Sonntag folgte unſere 1. Mannſchaft der Einladung
zum Freundſchafts=Rückſpiel der Turngemeinde Beſſungen.
Das Spiel begann um 11 Uhr auf der Rennbahn. Schon von
Anfang legte Beſſungen ein ſcharfes Tempo vor, doch auch
Darmſtadt legte ſich tapfer ins Zeug. Das Spiel war ſchön aufs
ganze Feld verteilt, erſt nach hartem Kampfe konnte der Links=
außen
Darmſtadts das erſte Tor erziclen. Das Spiel wurde
jetzt noch ſchärfer von ſeiten Beſſungen, und nach etlichen Minu=
ten
glichen ſie ſchon wieder aus. Die ſtattliche Anzahl der Zu=
ſchauer
ſtaunte über die Verteidigung und den Torwächter
Darmſtadts, auch der Mittekläufer, der beſte Mann auf dem
Platze, war beſonders gut in Form. Nach einigen Fehlſchüſſen
konnte der Linksaußen Darmſtadts abermals einſenden, jedoch
noch vor Halbzeit konnte auch Beſſungen wieder ausgleichen.
Nach Halbzeit konnte Beſſungen erfolgreich einſenden, doch
wiederum war es der Linksaußen, der das Reſultat auf 3:3
ausglich.
Unſere 2. Mannſchaft gewann gegen 1. Mannſchaft des
Turnv. Roßdorf 2:1.
Weſtdeutſche D.T.=Meiſterſchaften.
Die Weſtdeutſche Landesmeiſterſchaft der Deutſchen Turner=
ſchaft
im Hand= und Fußball kam in Dortmund zum Austrag.
Im Handball ſchlug zunächſt der T.V. Stoppenberg den Mittel=
rheinkreis
=Vertreter T.V. Malſtatt nach Spielverlängerung 5:2
(2:2), um dann im Endipiel gegen Germania Hagen 1:3 zu
verlieren. Im Fußball gewann die Kruppſche Turngemeinde
Eſſen das Voriviel gegen Main; 1317 1:0, im Endſpiel aber
unterlagen die Eſſener gegen TV. Caſtrop 0:2.

Süddeutſche Meiſterſchaften der DT. im Fußball und Hand=
ball
. Bei den ſüddeutſchen Kreisgruppenmeiſterſchaften der
Deutſchen Turnerſchaft, die in Göppingen zum Austrag kamen,
unterlag im Handball der T. V. 1860 Fürth gegen TSV. =
lingen
2:6; Fußballmeiſter wurde wieder der M. T. V. Fürth,
der ja auch die Deutſche Meiſterſchaft innehat.

Turnen.

Kreisprefſetagung des 9. Turnkreiſes der D. T. in Darmſtadt.
Die Gaupreſſewarte des 9. Kreiſes (Mittelrhein) D.T. ver=
ſammeln
ſich am Sonntag, den 1. Mai 1927, vormittags 10 Uhr,
zu ihrer alljährlichen Tagung im Turnerheim der Turngemeinde
Beſſungen unter Leitung des Kreispreſſewartes Dauner= Offen=
bach
, um über den weiteren Ausbau der Turnpreſſe des Kreiſes
ſowie deren Organiſation zu beraten. Die Verhandlungen wer=
den
durch einige inhaltsreiche Vorträge einen beſonderen Gehalt
bekommen. Der Schriftleiter der Jugendturnzeitung Jungmittel=
rhein
, Wollenberg, Frankfurt=Nieder=Urſel, wird über das Thema
Vom Weſen der Kritik ſprechen. Beachtenswerte und tief=
gründige
Erläuterungen über Berichterſtattung bei verſchiedenen
Anläſſen wird Kreispreſſeausſchußmitglied, Oswald, abgeben.
Wertvolle Anregungen für den Ausbau des Turnpreſſewveſens
wird Kreisblattſchriftleiter, Rektor Schiller, Frankfurt a. M., in
ſeinem Vortrag Preſſearbeit und Führertum zu übermitteln
wiſſen. Die künftige Preſſearbeit im Kreis und Berichterſtattung
bei Veranſtaltungen der einzelnen Fachgruppen wird durch
Kreisſpielwart Reitz eingehend erörtert werden. Die Tagung
ſelbſt wird der Kreispreſſewart mit dem Bericht über die gelei=
ſtete
Jahresarbeit ſowie über die in Stuttgart ſtattgefundene
Tagung der Preſſevertreter der D. T. eröffnen. Die Preſſetätig=
keit
anläßlich des Kreisturnfeſtes in Darmſtadt, Juli 1927, wird
mit im Mittelpunkte der Verhandlungen ſtehen. Eine Beſichti=
gung
des Feſtplatzgeländes zum 33. Mittelrheiniſchen Kreisturn=
feſt
auf dem Exerzierplatz wird den einzelnen Gaupreſſewarten
Gelegenheit bieten, einen Einblick über die bisher geleiſteten Vor=
arbeiten
zum Feſte zu gewinnen und wird mit dieſem die Ta=
gung
beſchloſſen werden. Außer den Gaupreſſewarten des Krei=
ſes
wird die Tagung für die Vereinspreſſewarte und Schrift=
leiter
von beſonderer Wichtigkeit ſein. Die Verhandlungen ſind
für dieſe zugänglich.
Geräte=Wettkampf des Turnerbundes Stuttgart in der Stadthalle.
Der deutſche Zehnkampfmeiſter ſiegt überlegen.
Es darf dem Turnerbund Stuttgart als großes Verdienſt angerech=
net
werden, daß er mit ſeinem Jubiläumsturnen anläßlich ſeiner
60=Jahr=Feier einen Gerätewettkampf der beſten Turner Süddeutſch=
lands
verband. Beim Einmarſch der 13 Turner brach ſeitens der 4000
Zuſchauer ſtarker Beifall los, der ſich während der Uebungen immer
mehr ſreigerte.
Es wurden glänzende Leiſtungen gezeigt. Der deutſche Zehnkampf=
meiſter
Kurz (München) konnte ſein überlegenes Können aufs neu=
beweiſen
. Die Ergebniſſe: 1. Kurz (München) 87,5 P.; 2. Endreß
(Mannheim) 83,5 P.; 3. Eberle (Eislingen) 81,5 P.; 4. Nagel ( =
lingen
) 81,5 P.; 5. Nill (Mannheim) 81 P.; 6. Nord (Göppingen) und
Kretz (Mainz=Kaſtel) je 77,5 P.; 7. Walter (Groß=Eislingen) 76 P.;
8. Fiedler (Darmſtadt) 74,5 P.; 9. Marmor (Nürnberg) 74 P.;
10. Fries (Karlsruhe) 72,5P.; 11. Herrmann (Stuttgart) 71,5 P.; 12.
Pfau (Nürnberg) 71 P.
Kunftturn=Städtekampf Chemnitz=Dresden=Leipzig.
Vor dreitauſend Zuſchauern kam in Chemnitz der traditio=
nelle
Städtekampf im Kunſtturnen zwiſchen den Vertretern der
Städte Chemnitz, Dresden und Leipzig zur Durchführung. Wie
immer in den letzten Jahren, behielt auch diesmal wieder Leipzig
die Oberhand. Erſt lagen Chemnitz und Dresden vorn, dann
aber holte Leipzig auf und ſiegte im Geſamtergebnis mit 1566
Punkten vor Chemnitz 1536 und Dresden 1517 Punkten.

Kegeln.
Klubmeifierſchaftskämpfe des Darmſtädter Keglerverbands.
Der vergangene Sonntag ſollte die Beendigung der Klub=
meiſterſchaftskämpſe
bringen. Infolge Behinderung durch Fami=
lienfeiern
konnten eine Anzahl Kegelbrüder nicht ſtarten, ſo daß
im Laufe der Woche und am kommenden Sonntag nachgeworfen
werden muß. Feſt ſteht jedenfalls auf Grund der bisherigen Er=
gebniſſe
, daß der Klub Haſſia 1919 den Sieg davontragen wird,
daran werden auch die noch ausſtehenden Ergebniſſe nichts mehr
ändern. Die erzielten Ergebniſſe vom letzten Sonntag ſind
folgende:
1. Bahn Sitte: Fall um 1673, Klub Bürgerverein 1604.
2. Bahn Bürgerverein: Haſſia 1749; Keglerluſt 1707;
Kranz 1623.
3. Bahn Konkordia; Zwölfer 1710: Sportkegler 1469
(1 Mann nachzuwerfen); Batzer 1159 (2 Mann
nachzuwerfen).
4. Bahn Krichbaum: Johannes 1773: L. L. 1767; Chat=
tia
1427 (1 Mann nachzuwerfen).

Schwimmen.
Deutſche Wafſerballmeiſterſchaft 1927.
Bei den Kämpfen um die Deutſche Waſſerballmeiſterſchaft 1927 bringt
gleich die jotzt ausgeloſte erſte Runde recht intereſſante Begegnungen.
Die 26 Mannſchaften, die gemeldet hatten, werden wie folgt in der erſten
Runde zuſammentreffen: In Magdeburg; Hellas Waſſerſport=
freunde
Steglitz/Spandau. In Berlin: Weißenſee 96-Poſeidon
Leipzig und Spandau 04Magdeburg 96. In Leipzig: Stern
Poſeidon Dresden. In Erfurt: S.V. 04S.V. Halle 92.
In Nürnberg: 1. F. C.N.-Vogtland Plauen und Bayern 07
S.V. Augsburg. In Bonn: WaſſerfreundeSparta Köln.
In Krefeld: S. V. 93Poſeidon Köln. In Duisburg:
Ruhrort 09Weſtfalen Dortmund. In Hamburg: Stern
A. B.T. S. Bromen. In Bremen: Bremer S.V.Waſſerfreunde
Hannober. Spielfrei ſind Jung=Deutſchland Darmſtadt und Karls=
ruher
Schwimmverein. Die erſte Nunde muß bis zum 12. Jnni, die
zweite bis zuim 26. Juni, die dritte bis zum 24. Juli, die vierte bis
zum 14. Auguſt erledigt ſein. Das Endſpiel findet am 21. Auguſt
an einem neutralen Ort ſtatt.
Die 2.. Runde der deutfchen Waffz:ballm iſterſchaft.
Anfchließend an die bereits bekanntgegebene Ausloſung der 1. Runde
für die Kämpfe um die deutſche Waſſerballmeiſterſchaft, iſt vom DSV
auch bereits die Zuſammenſetzung der 2. Runde erfolgt, die folgende
Paarungen bringen wird: Der Sieger aus dem Spiel Stern Leipzig
Poſeidon Dresden trifft auf den Sieger SV. 04 ErfurtHalſe 02, der
Sieger aus Weißenſee 96Poſeidon Leipzig auf den Sieger aus Span=
dau
04Magdeburg 95, der Sieger aus 1. F.C. Mirnberg-Vogtland
auf den Sieger aus Bayern 07 NürnbergSV. Augsburg, der Sieger
aus Waſſerfreunde BonnSparta Köln auf den Sieger Krefeld 93
Pofeidon Köln und der Sieger aus Stern HamburgTBTS Bremen
auf Bremer SV.Waſſerfreunde Hannober. Außerdem ſpielen in der
2. Runde die in der erſten Runde ſpielfrei gebliebenen Vereine Jung=
deutſchland
Darmſtadt und Karlsruher SV. gegen inander. Spielfrei
ſind die Sieger aus dem Vorrundentreffen Hellas Magdeburg Waſſer=
freunde
Steglitz=Spandau und Ruhrort 09Weſtfalen Dortmund. Die
2. Runde muß bis zum 26. Juni erledigt ſein.

Das 25 Km.=Gehen und Laufen Quer durch Berlin
wurde bei den Gehern von Schwab=Neukölln und bei den Läu=
ſern
von Mottmüller=Riga gewonnen.
Der Uruguay=Meiſter Penarol Montevideo konnte bei
ſeinem fünften Spiel in Deutſchland endlich ſeinen erſten Sieg
landen. Er ſchlug eine verſtärkte Mannſchaft von Eintracht
Frankfurt mit 3:1 Treffern.
Bei den ſüddeutſchen Bezirkstagen ſprach man ſich nur im
Bezirk Bahern für den neuen Spielſhſtem=Vorſchlag aus: im
Bezirt Rheinheſſen/Saar ſtieß der Vorſchlag auf eine ſtarke
Oppoſition; die übrigen Bezirkstage vertagten die Debatte über
das Spieliyſtem bis zum Verbandstag, der im Mai in Mainz
ſtattfindet.

Rot=Weiß DarmſtadtS. C. Delphin Frankfurt.
Am Dienstag abend 39 Uhr findet im ſtädt. Hallenbad im
Rahmen des Uebungsabends ein Waſſerballſpiel der oben=
genannten
Mannſchaften ſtatt. Das Vorſpiel gewann vor 14
Tagen Rot=Weiß mit 3:2. Beide Mannſchaften haben ganz
entgegengeſetzte Spielfyſteme. Während die Frankfurter ein
hartes, auf Zerſtörungsarbeit eingeſtelltes Defenſivſpiel vor=
führen
, iſt die Stärke der Rot=Weißen Taktik, Schnelligkeit und
Kombination. Das Vorfpiel hätte weit höher ausfallen können,
ſvenn der Rot=Weiß=Sturm nicht verſagt hätte dadurch, daß er
ſich vollkommen von der Spieitzeiie des Gegners beeinfluſſen
ließ. Das Spiel am Dieustag bietet (Zelegenheit, die dama=
(3 die Mannſchaft verſteht,
ligen Fehler quitt
raznigreiſendes und
ihr Syſtem di:
tei zu ermüden.
ſchnelles Flügelipi

[ ][  ][ ]

Nummer 114

Montag, den 25. April 1927

Seite 2

Radfahren.
Straßenrennen Rund um Frankfurt a. M.
Eine Glanzleiftung der Gebr. Wolke. Linari ſiegt bei den
Berufsfahrern.
Das große Straßenrennen Rund um Frankfurt, das am
Sonntag zum 16. Male ausgetragen wurde, hatte ſtark unter der
ungünſtigen Witterung zu leiden. Ein außerordentlich heftiger
Wind machte im Verein mit Regenſchauern den Fahrern ſehr zu
ſchaffen. Dieſe Tatſache iſt auch bei der Kritik der erzielten Zei=
ten
zu berückſichtigen. Die Organiſation des Rennens war gut
und auch das Intereſſe des Publikums befriedigte. Am Start,
auf der Strecke und am Ziel umſäumten dichte Menſchenmaſſen die
Strecke. Bei den Berufsfahrern verlief das Rennen ziemlich ein=
tönig
. Eine ſtarke Spitzengruppe blieb auf der ganzen, 242 Km.
langen Strecke dicht beiſammen und erſt im Endſpurt konnte der
Italiener Linari das Rennen knap für ſich entſcheiden. Der Fa=
vorit
Belloni fiel durch einige Reifenſchäden zurück. Intereſ=
ſanter
war das Rennen bei den Amateuren. Auch hier blieb das
Feld auf der erſten Hälfte der Strecke ziemlich geſchloſſen bei=
ſammen
. Als es dann aber dem ſchwierigeren Teil, der Fahrt
durch die Taunusberge zuging, konnten ſich die Gebr. Wolke vom
Felde abſondern und in glänzender Fahrt einen großen Vor=
ſprung
gewinnen. Die von den beiden Brüdern erzielte Zeit ift
noch um 7 Minuten beſſer, als die der Berufsfahrer. Der Sieger
der B=Fahrer, Hahn=Leipzig, benötigte eine Stunde mehr.
Berufsfahrer: 1. Linari=Italien, 8:03,40 Stunden; 2. van
Hevel=Belgien ½ Länge zurück; 3. H. Suter=Schweiz; 4. Sellier=
Belgien; 5. Nebe=Deutſchland; 6. Beſtetti=Italien; 7. Thys= Bel=
gien
; 8. Ville=Frankreich; 9. Manthey=Deutſchland: 10. Zangga=
Italien, alle dichtauf.
Amateure: A=Klaſſe: 1. Bruno Wolke=Chemnitz 7:56 Stun=
den
; 2. N. Wolke=Chemnitz ¼ Länge zurück; 3. Geyer= Rüſſels=
heim
8:06 Stunden; 4. Schmidt=Dresden; 5. Schindler=Chemnitz;
6. W. Müller=Rüſſelsheim; 7. Kohl=Rüſſelsheim; 8. Feder=Berlin,
alle dichtauf. B=Klaſſe: 1. Hahn=Leipzig 8:56,35 Stunden;
2. Straſſer=Fürth 8:59 Stunden: 3. Lindemann=Frankfurt a. M.;
4. Kerzinger=Schweinfurt; 5. Baer=Leipzig, alle dichtauf.
Motorſport.
Fünf=Länderfahrt des A.D.A. C.
Die zweite Etappe von Bozen nach Venedig.
Am Samstag führte die zweite Etappe der ADAC.=Fünf=
Länderfahrt über 266,9 Km. von Bozen nach Venedig. 109
Fahrzeuge, darunter 11 Motorräder, begaben ſich um 7 Uhr
früh auf die Reiſe. Bis Trieſt führte die Strecke an Weinber=
gen
vorbei durch landſchaftlich prachtvolle Gegenden. In allen
Ortſchaften fanden die Fahrer einen herzlichen Willkomm. In
Verona war faſt die ganze Bewölkerung auf den Beinen. Vor
dem Rathaus gab es einen offiziellen Feſtakt, bei dem für die
Stadt Verona der Bürgermeiſter und der Präſident des dor=
2. Reisetag (22. April) 2. Reisetag (23. April)
(Fortsetzung)
Bolzand
Farone

vonzolo

Ora

ina

Gen
dolo

Rove!
refo K.

44
Saloeno
FMichele

Act

nro

S Markino

Montebelle

T. Michele

Maesge

9o

Vicenza

ona

Cittadens

Padora

plo

Melcon-
Fenta

testre

tigen Automobilklubs ſprachen. Nachher waren die deutſchen
Fahrer Gäſte der Stadt. Lebhafter Gebrauch wurde von der
Beſichtigung der reizvollen Stadt mit ihren zahlreichen Muſeen
gemacht. Sportpräſident Kroth=München, der dorher ſchon dem
Bürgermeiſter ſeinen Dank für die freundliche Aufnahme ab=
geſtattet
hatte, überreichte unter lebhaftem Beifall dem Alt=
bürgermeiſter
die Plakette des ADAC. Auch in Venedig wurde
den Fahrtteilnehmern durch den dortigen Automobilklub ein
herzlicher Empfang bereitet. Wie die erſte, ſo iſt auch die
zleite Etappe ohne jeden Unfall verlaufen. Beſonders zu er=
wähnen
iſt die Tatſache, daß in allen Ortſchaſten die ſehr zuvor=
kommende
italieniſche Polizei und das Militär für eine glatte
Durchfahrt ſorgten. Am Sonntag und Montag blieben die
Fahrer in Venedig, um ſich den Sehenswürdigkeiten der alten
Lagunenſtadr zu widmen. Erſt am Dienstag wird die Weiter=
fahrt
angetreten.

Die Targa Florio der Wagen.
Sieger: Materaſſi (Bugatti=Kompreſſor).
Die auf der Madonie=Rundſtrecke auf Sizilien am Sonntag
ausgefahrene Targa Florio für Wagen nahm einen programm=
mäßigen
Verlauf. Ueber den Rennverlauf ſelbſt war noch nichts
Näheres zu erfahren, das Klaſſement ſtellt ſich wie folgt:
1. Materaſſi=Italien (Bugatti=Kompreſſor) 7:35:35 ( Stunden=
durchſchnitt
71,061 Km.: geſtartet in Klaſſe über 1500 Kubikzenti=
meter
); 2. Conelli=Italien (Bugatti=Kompreſſor) 7:39 (Klaſſe bis
1550 Kubikzentimeter); 3. A. Maſerati=Italien (Bugatti= Kom=
preſſor
) 8:01:37; 4. Boillot=Frankreich (Peugeot) 8:26:35; 5. Du=
bonnet
=Frankreich (Bugatti=Kompreſſor) 8:37:59; 6. Marano= Ita=
lien
(Fiat).
5. Herkules=Bergrennen in Kaſſel.
Die Ausſchreibung des am 22. Mai vom AC. Kurheſſen
Kaſſel veranſtalteten 5. Herkules=Bergrennen iſt erfolgt. Das
Nennen iſt offen für Sport= und Rennwagen und wird mit
einer Zielfahrt Ab nach Kaſſel verbunden. Teilnahmeberech=
tigt
an dem Bergrennen ſind alle Fahrer mit Fahrerlizenz
oder nationalem Ausweis der ONS., die Reunwagenklaſſe iſt
nur Lizenzfahrern vorbehalten. Die Bergſtrecke wird am 20.
und 21. Mai von morgens 10 Uhr ab dem Training freigege=
ben
. Die Zielfahrt Ab nach Kaſſel iſt offen für alle Kraft=
wagenfahrer
, die dem Automobil=Club don Deutſchland, den
Kartell=Clubs oder dem Allgemeinen Deutſchen Automobil=Club
(NDAC.) angeſchloſſen ſind.
Pferdeſport.
Frankfurt a. M.
Der Schlußtag des Frankfurter Aprilmeetings
verlief nicht ganz ſo harmoniſch wie die beiden erſten Tage, da
ein ſtarker Regen dem äußeren Rahmen etwas abträglich war.
Immerhin konnte der Beſuch noch als annehmbar verzeichnet
werden, ſodaß der Erfolg doch nicht ganz ausblieb. Die Stim=
mung
war bei dem intereſſierten Verlauf der Rennen ſogar
ſehr gut. Kairos gab im Preis von Mariahall ſein Jahres=
debut
. Der Opelſche Hengſt bewies erneut, daß er immer noch
unverwüſtlich iſt, denn er ſpielte ſozuſagen mit ſeinen Mitbe=
werbern
. Tite Live verſuchte ihm ernſtlichen Widerſtand ent=
gegenzuſetzen
. Kairos fertigte ihn aber überlegen ab. Jſonzo
führte zunächſt mit Bertram, im Bogen waren beide erledigt.
Dann ging Tite Live an die Spitze und erlag der Geraden dem
Schlußangriff von Kairos. Eine Ueberraſchung gab es im
Palmengarten=Jagdrennen. Sky Fairy blieb zweimal am
Start ſtehen. Capland übernahm die Führung Sky Fairy
wurde an das Feld herangebracht und ging an die Spitze, die
er faſt während des ganzen Rennens hielt. Erſt vor dem Ein=
laufsbogen
kamen Gianutri und Boros auf. Boros paſſierte
Gianutri im Bogen, dieſer wurde aber dann wieder vorgewor=
fen
, nahm die Spitze und gewann gegen den Favoriten. Das
Reinheimer Hürdenrennen hatte Sigurd ſtets ſicher. Anfangs
konnte ſich noch Sternche neben ihm behaupten, fiel aber dann
zurück und mußte Santuzza ſogar noch das zweite Geld ab=
treten
. Im Preis von Wiesbaden enttäuſchte Feſtinalente. Die
Stute verſäumte den Ablauf, wurde dann aufgebracht, erreichte
aber Aupa nicht mehr. Ein abwechſelndes Bild, bot ſich im
Verkaufs=Jagdrennen. Eine Zeitlang lag Ispahan mit Satyr
und Maunta vorn. Später nahm Maunta allein die Spitze bis
zum Einlauf, wo Zuchow innen vorgebracht wurde und ſicher
gewann. Der Preis von München ſah Südwind von Anfang
an in Front, zuerſt gefolgt von Perfekt, der dann zurückfiel.
Dollar verſuchte noch, an Südwind heranzukommen, wurde
aber überlegen gehalten. Der Preis von Mannheim hätte als
Abſchluß beinahe noch eine Ueberraſchung gebracht. Der Eng=
länder
Le Triomphe erwiſchte den beſten Start und hatte einen
ziemlichen Vorſprung vor dem dichtgeſchloſſenen Feld. Luſt=
garten
, der ſchlecht weggekommen war, machte an Boden gut,
ging im Bogen vor und paſſierte den Engländer im Einlauf
1. Reinheimer Hürdenrennen. 2200 Mark. 2800 Meter;
1. W. Blatts Sigurd (H. Hecker); 2. Santuzza; 3. Sternche.
Ferner: Tſcherkeſſin, Petronius. Tot: 17, Pl. 13, 21 (6:1½).
2. Preis von Wiesbaden. 2100 Mark. 1100 Meter. 1. A.
Stierheims Aupa (Braun); 2. Feſtina lente; 3. Valor. Ferner:
Camelie. Tot.: 20, Pl. 11, 11:10. 6½ Lg.
3. Verkaufs=Jagdrennen. 2200 Mark. 3200 Meter. 1. Frau
E. Sehrs Zuchow (Stangl); 2. Maunta; 3. Kamor. Ferner:
Jahn, Paleſtrina, Strumen, Satyr, Duleinea, Iſpahan. Tot.:
56, Pl. 24, 29, 59:10. 1½ Lg.Kopf.
4. Preis von München. 2700 Mark. 1800 Meter. 1. P.
Mätzigs Südwind (K. Deſchner); 2. Dollar; 3. Talkuer. Ferner:
Perfekt, Segieth, Canio. Tot.: 24, Pl. 16, 18:10. 1½¾ Lg.
5. Preis von Mariahall. Ehrenpreis und 4000 Mark.
2000 Meter. 1. H. v. Opels Kairos (K. Narr); 2. Tite Live;
3. Jſonzo. Ferner: Bertram, Mon petit, Le Gerfaut, Fettereſſo,
Cannebiere. Tot.: 14, Pl. 12, 18, 12:10. ½2 Lg.
6. Palmengarten=Jagdrennen. 3400 Mark. 4000 Meter.
1. H. C. Bodmers Gianutri (Machan); 2. Boros; 3. Capland.
Ferner: Cupido, Sansparail, Trapper, Sky Fairy, Ardente,
Snob, Le Parodien, Libuſſa, Le Defroque. Tot.: 403, Pl. 109,
21, 29:10. 3Z Lg.
7. Preis von Mannheim. 2700 Mark. 1400 Meter. 1. Frau
A. Schloß Luſtgarten (R. Goltermann); 2. Le Triomphe: 3. O.
Straßburg u. Orthos tot. R. Ferner: Santa Paula, Mala=
viſta
, Moulinvert, Rochebelle, Oriflamme, Juif Errant, Teddy
Bear, Ibis, Spaira. Tot.: 84, Pl. 24, 17. 10, 23:10. 21 Lg.
Pferderennen zu Karlshorſt am Samstag, 23. April.
1. Schneeglöckchen=Hürdenrennen. Lehrlingsreiten. 2300 Mk.
3000 Meter. 1. J. Cooters Alarid (M. Schreier): 2. Countryſide;
3. Balan. Ferner: Teifi, Laon, Hazard, Wolkenſchieber, Filanda.
Tot.: 23, Pl. 13, 18, 22:10. 2½Hals.
2. Hermes=Jagdrennen. Herrenreiten. 3000 Mk. 4000 Mtr.
1. Heinz Stahls Wetterhexe (Lt. Viebig); 2. Mac Adam; 3. Som=
merflor
. Ferner: Dede, Sanballat, Peredur, Fabiola, Ozema,
Namen, Lauf. Tot.: 44, Pl. 18, 28, 24:10. 1 Lg.
3. Preis von Königsberg. Hürdenrennen. Für Vierjährige.
3000 Mk. 3000 Meter. 1. G. Gattows Waiſenknabe (H. Kuku=
lies
); 2. Amarhllis; 3. Maeſtoſo. Ferner: Enzian, Oberjäger,
Podargos. Beſilar. Tot.: 57, Pl. 14, 14, 13:10. Hals4 Lg.
4. Roſenberg=Jagdrennen. Ehrenpreis und 5500 Mk. 4000
Meter. 1. H. Stöckels Credulité (Frhr. v. d. Bottlenburg);
2. Falter; 3. Harma. Ferner Niederwald, Gigerl, Mellaroſa,
Friedchen, Flamberg. Tot.: 81. Pl. 28, 47, 22:10. 23 Lg.
5. Denkſtein=Jagdrennen. Für Vierjährige. 4200 Mk. 3000
Meter. 1. F. Scholtiſſeks Sandhaſe (Hr. Schnitzer); 2. Totila;
3. Final. Ferner Fritz, Fromm, Majoran. Tot.: 28, Pl. 17,
25:10. 12 Lg.

6. Preis von Jürgenſee. Jagdrennen. 3000 Mk. 3400 T
1. Blumenfeld=Samſons Malepartus (W. Kohl); 2. Capua; 3.
kutsk. Ferner: Tuberoſe, Roſenkönig, Nana, Permala, Adolph
Orplid, Harzreiſe, Spiritiſt, Ulſter, Signot. Tot.: 42, Pl. 22,
25:10. H.2½.
7. Preis von Bärfelde. Für Dreijährige. 3000 Mk.
Meter. 1. Major F. Wolffs Favoritin (R. Torke); 2. Gunthra
3. Milon. Ferner Amorette, Greif an, Sandoval, Brünne, Cr.
de Menthe, Edelweiß, Arſis, Alſterluſt, Nakete. Tot.: 33; Pl.
21, 26:10. Kopf2.
Grunewald.
Die Beiliner Ställe ſcheinen mehr an den Rennen im Reich in
eſſiert zu ſein als an denen im eigenen Gebiet. Hamburg=Horn
Leipzig waren mit Unterſtützung von Berlin gut genug beſetzt, de
fiel die Beſetzung im Grunewald noch ſchwächer aus als bei der
miere. Zudem regnete es wieder und das Geläuf war ſchwer, imn
hin konnte man mit dem Beſuch doch einigermaßen zufrieden
Sportlich von Wichtigkeit war der Kanterſieg des Oppenheimſchen D
falke im Preis vom Großen Stern. Der ſchon weit geförderte Hei=
der
in ſeinem Stall unter Oleander und Mah=Jong rangiert, ſchlug
nützliche Pferde wie Aeolus und Süd=Cap im einfachſten Handgal
Es ſcheint tatſächlich, daß der Stall Oppenheim in dieſem Jahre
ſeinen Dreijährigen noch große Erfolge erzielen wird.
1. Preis von Weſtend; 2800 Mark, 1200 Meter: 1. Geſtüt Eb
lohs Farren (O. Schmidt), 2. Burgbrohl, 3. Roſenkelch. Ferner lief
Dominik, Roskilde, Avec dieux, Tiranos, Wolga II. Tot. 15, Pl.
12, 22:10. 1¾ Lg.
2. Preis von Ruhleben (füir Dreijährige); 2800 Mk., 1400 M=
1. M. J. Oppenheimers Serapis (E. Grabſch), 2. Palladio, 3. T
helm. Ferner: Tuor, Semper idem, Erlkönig II, Sandeval. Tot,
Pl. 11. 19, 17:10. 2½4 Lg.
3. Grunewald=Ausgleich; 3900 Mark, 2000 Meter: 1. Graf Se
Sandreczkis Ilſenſtein (M. Dreißig), 2. Schneewittchen, 3 Mückg
Ferner: Lindwurm, Taugenichts, Staffelſtab, Williger, Perikles, (
ber, Victoria, Morgenſtern. Tot. 144, Pl. 37, 21, 30:10. 3½2½
4. Preis vom Großen Stern (für Dreijährige); 6500 Mk.,
Meter: 1. Frhr. S. A. v. Oppenheims Domfalke (Varga), 2. Aco.
3. Süd=Cap. (3 liefen.) Tot. 13:10, 53 Lg.
5. Preis der Saubucht! 3200 Mark, 1600 Meter: 1. A. u. C.
Weinbergs Perſephone (O. Schmidt), 2. Gralsritter, 3. Tort
Ferner. Arcadius. Tot. 14, Pl. 10, 11:10. 84 Lg.
6. Preis vom Jagdſchloß (für 3= und 4jährige Stuten); 5200
1400 Meter: 1. A. u. C. von Weinbergs Roſenwange, 2. Par
3. Maifahrt. (Drei liefen.) Tot. 13:10, 62 Lg.
7. Preis vom Teufelsſee (für Dreijährige); 2800 Mk., 1600 Me.
1. M. Schönemanns Fredigunde (E. Komoly), 2 Helios, 3. Vin
Ferner liefen: Altpreuße, Pſyche, Ancilla, Opar, Poliklet, Golondr
Tot. 40, Pl. 19, 20, 28:10. 32 Lg.
Hamburg=Horn.
Die Eröffnung der Derbybahn in Hamburg=Horn ging am So=
tag
bei gutem Wetter und anſprechendem Beſuch vor ſich. Der
brachte zwei wertvolle Prüfungen mit dem Frühjahrs=Ausgleich und d
für Dreijährige beſtimmten DornRennen. Neun Pferde der er
Ausgleichsklaſſe fanden ſich am 1800 Meter=Start des Frühjahrs=A
gleich ein. Falſum hatte die Spitze vor Heros de Legende, Portia,
privi und Viſhnu. Den Schluß machten Miſtral und die Franz
Etrurie. Unverändert blieb es bis zum Einlauf, wo Portia mit
Führung in die Gerade bog. Falſum war hier geſchlagen. Janek brae
dann Heros de Legende vor an Portia vorbei und lebte von dem Ve
ſprung bis ins Ziel. Das Dorn=Rennen gewann Torero durchweg f!
rend vor Linz und Turnierdame ohne ernſtlichen Kampf. Der Oppe
heimer Araber war in der Geraden geſchlagen,
1. Eröffnungs=Rennen; 3000 Mark, 1200 Meter: 1. O. Blumenfe.
und R. Samſons Miltiades (E. Haynes), 2. Boglar, 3. Falkenau
Ferner liefen: Britanicus, Gaffel. Tot. 22, Pl. 12, 14:10. 2½3 L
2. Wandsbeker Rennen; 3000 Mark, 1400 Meter: 1. Geſt. Klei
harts Szentes (G. Janek), 2. Diocletian, 3. Feinsliebchen. Ferne
Mixtur, Schwalberich. Tot. 17, Pl. 14, 33:10. 22½ Lg.
3. Verkaufs=Rennen; 3000 Mark, 1600 Meter: 1. Norddeutſd
Sportklubs Gio (Haynes), 2. Verdacht, 3. Borgia. Ferner: Ster
berg, Traumdeuter, Feſtgulden, Verheyen, Hafis, Vedette. Tot. 2
Pl. 14, 19, 16:10. 21½ Lg.
4. Frühjahrs=Ausgleich; 7000 Mark. 1800 Meter: 1. D. Ehrenfriel
Heros de Legende (G. Janek), 2. Viſhnu, 3. Portia. Ferner: Etruri
Caprivi, Falſum, Lebenshinſtler, Miſtral, Storm Cloud. Tot. 50, 7
20, 32, 23:10. 2½2 Lg.
5. Dorn=Rennen (für Dreijährige); Ehrenpreis und 6000 Mk., 16
Meter: 1. O. Blumenfelds und R. Samſons Torero (E Haynes
2. Linz, 3. Turnierdame. Ferner: Araber, Dompfaff, Poſtillon, Mei
Tot. 21, Pl. 12. 15. 15:10. 2 Lg.Kopf.
6. Volksdorfer Ausgleich; 3500 Mark, 1400 Meter: 1 A. v. Borcke
Almeido (B. Wenzel), 2. Fegefeuer, 3. Brieftaube. Ferner liefen
Sanktion, Isländer, Chin=Chin. Tot. 60, Pl. 20, 17:10. Hals1½
. Hammonia=Rennen (für Dreijährige); 3000 Mark. 1200 Meter
1. O. Traums Lago (Haynes), 2. Malvolio, 3. Camillus. Ferner
Makkabi, Sea Lord, Panne. Tot. 41, Pl. 16, 21:10. 1½ Lg.Hals.
Horſt=Emſcher.
1. Schloßkeller=Rennen (für Dreijährige): 2100 Mark, 14000 Meter:
1. Geſtüt Ahms Glockengießer (Nette), 2. Clauswalde, 3. Ahnburg.
Ferner: Jronie, Herzkönig, Prometheus. Tot. 26, Pl. 16, 18, 32:10.
32 Lg.
2. Eſſener Jagdrennen; 2100 Mark, 3000 Meter: 1. O. Weinbergs
Viſion (O. Möller), 2. Patroclus und Prophet tot. Rennen. Ferner.
Dorette, Myrte, Wilbrafix. Tot. 50, Pl. 20, 10, 17. 10:3. Tot. R.
3. Lyeaon=Rennen (für Dreijährige); 3200 Mark, 1600 Meter:
1. Gebr. Röslers Scotch Whisky (E. Pretzner), 2. Eiſenkanzler, 3. Lux.
Ferner: Ballerina. Tot. 43, Pl. 14, 12:10. ½8 Lg.
4. Horſter Ausgleich; 3000 Mark, 1600 Meter: 1. E. Stratmanns
Salvator (Tausz), 2. Fafnir, 3. Conſtant. Ferner: Pillar, Marie=
mont
, Nataſche, Sirokko. Tot. 103, Pl. 31, 23, 26:10. ½¾ Lg.
5. Glückauf=Jagdrennen; 3700 Mark, 3700 Meter: 1. Geſtit Ahms
Günther (E. Grobauer), 2. Darup, 3. Pannhütte. Ferner: Heidi,
Relicario, Magnus, Dämon, Montezuma. Tot. 35, Pl. 17. 35, 18:10.
1½4 Lg.
6. Preis von Mhölinghoven; 3000 Mark, 1400 Meter: 1. Stall
Emil Murges Freiſchütz (A. Dinter), 2. Goldwert, 3. Grenzſchütz.
Ferner: Optimat, Eylimi. Tot 36, Pl. 17, 13:10. 2½5 Lg.
7. Preis von Gelfenkirchen; 2100 Mark, 1800 Meter: 1. Leutn.
F. Wuchers Fridericus (R. Vaas), 2. Aſparagus, 3. Nymphe II. Fer=
ner
liefen: Sapajus, Roſenblatt. Tot. 42, Pl. 22, 20:10. 32 Lg.
Leipzig.
1. Preis vom Dittrichring; 2700 Mark, 2000 Meter: 1. N. Voigts
Dorns Bruder (Hermann), 2. Amersfoort, 3. Alamund. Ferner lief:
Interim. Tot. 24, Pl. 10, 10:10. 34 Lg.
2. Preis vom Georgiring (für Dreifährige); 2700 Mark, 1400 Me=
ter
: 1. M. Dombrowskys Kikeriki II (P. Ludwig), 2. Der Nord, 3.
Flämin. Ferner: San Marco. Tot 15, Pl. 14, 18:10. 1½3 Lg.
3. Entritzſcher Ausgleich; 2700 Mark, 1800 Meter: 1. R. von Fal=
kenhayns
und G. R. von Sosnowskis Quilon (H. Albers), 2. Kasbeck,
3. Loblied. Ferner: Grand Mouſſeux, Sapperlot, Borge, Lindenblüte,
Genügſame, Aman. Tot. 34, Pl. 16, 16, 26:10. 1½1½ Lg.
4. Von der Becke=Rennen (für Dreijährige); Ehrenpreis und 4100
Mark: 1. Alfons Teskes Dominikus (Albers), 2. Intrigant, 3. Senne=
rin
. (Drei liefen.) Tot. 24:10. 1½6 Lg.
Preis vom Rathausring (Verkaufs=Rennen); 2100 Mark, 1000
Meter: 1.: Stall Guſtos Varus (Albers), 2. Vasko, 3. Tor di Quinto,
Ferner liefen: Doktor, Prinz Kuckuck, Steinzeit, Eaſter Lily, Medina,
Tot. 34, Pl. 14, 15, 15:10. Hals½ Lg.
6. Plagwitzer Ausgleich; 3400 Mark, 1600 Meter: 1. G. Tichauers
Pikſieben (Albers), 2. Schneeberg, 3. Jojo. Ferner: Probefahrt. Tot.
37, Pl. 11. 11:10. Hals6 Lg.
7. Preis vom Tröndlinring; Ehrenpreis und 2100 Mark. 1400 Me=
1. Fürſt Lynars Beryli (Otto Müller), 2. Tor di Quinto,
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unſer lieber Vater, Schwiegervater, Groß=
vater
, Schwager und Onkel
(6950
Jakob Germann
Schreinermeiſter
heute im 74. Lebensjahre ſanft entſchlafen iſt.
Darmſtadt, den 24. April 1927.
Karlſir. 20
Die trauernden Hinterbliebenen:
Luiſe Germann, geb. Engel
Marie Netz, geb. Germann
Ludwig Netz und Kinder.
Die Beerdigung findet am 26. April, nachmittags 3 Uhr,
auf dem Waldfriedhof ſiatt.

Heute morgen entſchlief ſanft nach kurzer Krankheit im 65.
Lebensjahre meine liebe Frau, unſere Mutter, Schweſter, Schwie=
germutter
, Großmutter, Schwägerin und Tante

Im Namen der Hinterbliebenen:
Valentin Schmidt
Annn Lierſch, geb. Schmidt
Darmſtadt,
den 23. April 1927
Bruno Lierſch, Bankbeamter
Albert Weißenborn und Frau
und 3 Enkelkinder.
Die Beerdigung findet Dienstag, den 26. d. M., chmitta=
Uhr, von der Kapelle des Waldfriedhofes aus ſtatt.