Darmstädter Tagblatt 1927


13. Januar 1927

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Einzelnummer 10 Pfennige

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Nummer 13
Donnerstag, den 13. Januar 1927. 190. Jahrgang

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ſädtei und Nationalbanl.

Die Tuint venbentuig wahtene ver Hiſe.

Eine zweideutige Entſchließung.
Um die Entſcheidung herum.
Von unſerer Berliner Redaktion.
Durch die Verſchiebung der Verantwortung von
Cdem Vorſtand der Zentrumsfraktion an die Fraktion ſelbſt ſind
Idie Verhandlungen über die Neubildung der Regierung am
Mittwoch ins Stocken geraten. Dr. Curtius hatte die Abſicht,
nachmittags die Führer der Deutſchnationalen und des Zen=
trums
zuſammenzubringen, um in einer Ausſprache den Verſuch
zu machen, ob es nicht möglich ſei, die Bedenken des Zentrums
zu zerſtreuen. Auf Wunſch des Zentrums iſt dieſe Beſprechung
abgeſagt worden. Parlamentariſch ruhte alles. Infolgedeſſen
hat Dr. Curtius die Pauſe benutzt, um ſich mit den Ge=
werkſchaftsgruppen
ins Benehmen zu ſetzen, wobei die
ſozialdemokratiſchen Gewerkſchaften die Situation auszunutzen
verſuchten, um in die rein ſozialdemokratiſch gedachte Ausſprache
außenpolitiſche Momente hineinzubringen. Ein Verſuch, der von
Dr. Curtius höflich, aber beſtimmt zurückgewieſen wurde. Rein
ſachlich iſt aus den Beſprechungen mit den verſchiedenen Gewerk=
ſchaftsrichtungen
, den ſozialiſtiſchen, chriſtlichen und Hirſch= Dun=
kerſchen
Verbänden, nur ſoviel klar geworden, daß alle drei in
ihren Forderungen nach Verabſchiedung des Arbeitszeitgeſetzes
und Durchführung des Achtſtundentages ſich ziemlich naheſtan=
den
, mit der Nuance, daß die Sozialiſten Politik machen wollten,
während die übrigen ſich auf das eigentliche Thema der Sozial=
politik
begrenzten. Dr. Curtius hat außerdem Vertreter des
Reichslandbundes empfangen, von denen er ſich über die Wünſche
der Landwirtſchaft unterrichten ließ. Für Donnerstag iſt eine
Beſprechung mit den Spitzenverbänden der Induſtrie, des Han=
delstages
und der Arbeitgeberverhände ſowie der Mittelſtands=
organiſationen
in Ausſicht genommen.
Das wichtigſte Ergebnis des Tages iſt aber der
Beſchluß der Zentrumsfraktion, die erſt gegen 6 Uhr
zuſammentrat und nach zweieinhalbſtündiger Dauer einſtimmig
den Beſchluß faßte, der die tags zuvor von dem Vorſtand der
Fraktion betonten außen= und innenpolitiſchen Bedenken
gegen die Abſichten des Reichswirtſchaftsmini=
ſters
unterſtrich mit dem Hinzufügen, daß der Vorſtand beauf=
tragt
wird, dieſe Bedenken Herrn Dr. Curtius und dem Vor=
ſitzenden
der Deutſchen Volkspartei, Dr. Streſemann, erneut dar=
zulegen
. Der Beſchluß iſt zweideutig. Wenn man dem linken
Flügel des Zentrums glauben will, bedeutet er die endgül=
tige
Abſage an Dr. Curtius, dem nahegelegt werden
ſoll, in einer perſönlichen Beſprechung ſein Mandat an den
Reichspräſidenten zurückzugeben, weil das Zentrum ihm nicht
zur Verfügung ſtände. Dieſe Form ſei nur deshalb gewählt
tvorden, um jede Kränkung des Miniſters und ſeiner Partei zu
vermeiden und dadurch zu verhüten, daß zwiſchen Zentrum und
Deutſcher Volksartei, die bei der Löſung der Kriſe aufeinander
angewieſen bleiben, eine Verſtimmung entſteht. Man kann aber
auch anders interpretieren und aus ihm herausleſen, daß das
Zentrum von ſich aus die Verantwortung für das Scheitern der
Verhandlungen gerne auf die Deutſchnationalen ſchieben möchte
und deshalb aus der Haltung der Deutſchnationalen heraus noch
einige Gründe herleiten möchte, die eine Zuſammenarbeit zwi=
ſchen
den beiden Parteien unmöglich machen ſollen. Welche Les=
art
die richtige iſt, läßt ſich im Augenblick ſchwer überſehen. Herr
Dr. Curtius iſt von dem Beſchluß der Zentrumsfraktion ſofort
in Kenntnis geſetzt worden und wird am Donnerstag vormittag
ſich mit ſeinen Parteifreunden beſprechen und darauf ſeine wei=
teren
Entſcheidungen treffen.
Der Beſchluß der Zentrumsfraktion.
Berlin, 12. Januar.
Die Zentrumsfraktion des Reichstages faßte am Mittwoch
nach zweieinhalbſtündiger Beratung einſtimmig folgenden Be=
ſchluß
: Die Zentrumsfraktion des Reichstages teilt die ſchweren
außenolitiſchen und innenpolitiſchen Bedenken des Fraktions=
vorſtandes
hinſichtlich der von Dr. Curtius beabſichtigten Kabi=
nettsbildung
. Der Vorſtand wird beauftragt, dieſe Bedenken
Herrn Dr. Curtius und dem Vorſitzenden der Deutſchen Volks=
partei
, Herrn Dr. Streſemann, erneut darzulegen.
Einmütigkeit bei den Deutſchnationalen.
Berlin 12. Januar.
Die deutſchnationale Parteileitung trat heute mittag im
Reichstag zuſammen und nahm den Bericht des Parteivorſitzen=
den
, Grafen Weſtarp, über die politiſche Lage entgegen. In der
darauffolgenden Ausſprache wurde, wie parteioffiziös erklärt
wird, völlige Einmütigkeit feſtgeſtellt.

Die Gewerkſchaftsvertreter bei Curtius.
Berlin, 12. Januar.
Dr. Curtius ſetzte heute, Mittwoch, ſeine Bemühungen
um die Bildung einer Regierung fort. Um 12 Uhr empfing er,
wie das Nachrichtenbüro des Vereins deutſcher Zeitungsverleger
hört, Vertreter der freien Gewerkſchaſten, der Chriſtlichen und der
Hirſch=Dunckerſchen Gewerkſchaft. Wie wir weiter hören, hat
Reichswirtſchaftsminiſter Dr. Curtius nunmehr auch Einla=
dungen
an Führer der Wirtſchaft ergehen laſſen.
Dieſe Beſprechungen werden am Donnerstag oder Freitag ſtatt=
1
finden,

Die Forderungen der Gewerkſchaften.
Berlin, 12. Januar.
Ueber die Einzelheiten der Beſprechungen des Miniſters
Dr. Curtius mit den Gewerkſchaft führern erfahren wir noch
folgendes:
Dr. Curtius empfing die Führer der drei Gewerkſchaften ge=
trennt
, und zwar als erſte die Vertreter der chriſtlichen Gewerk=
ſchaften
. Dabei iſt feſtgeſtellt worden, daß dieſe Beſprechungen
keinen politiſchen Charakter haben, da die politiſche Seite der
Negierungsbildung den parlamentariſchen Inſtanzen zufällt. Die
Vertreter der Gewerkſchaften trugen die Forderungen vor, die ſie
an die zukünftige Reichsregierung ſtellen. Unter den ſozialpoli=
tiſchen
Forderungen wurde beſonders die Notwendigkeit einer
tragbaren Zwiſchenlöſung der Arbeitszeitfrage unterſtrichen, da
das Arbeitsſchutzgeſetz bis zu ſeiner Verwirklichung noch längere
Zeit in Anſpruch nehmen dürfte. Die bisher belannt gewordenen
Abſichten der Parteien über die Aenderung der Arbeitszeitver=
ordnung
gehen den Gewerkſchaften nicht weit genug. Vor allem
verlangen ſie eine zu drei geteilte Schicht in der Schwerinduſtrie
ſowie den Achtſtundentag, namentlich für Betriebe, in denen mit
giftigen Stoffen gearbeitet wird. In der Arbeitsloſenver=
ſicherung
verlangen die Gewerkſchaften eine ſtärkere Staffelung
der Unterſtützungsſätze. Eine beſchleunigte Apbeitsbeſchaffung,
namentlich in der Nähe der Großädte, durch Bereitſtellung ent=
ſprechender
Mittel und eine ſtarke Ausnutzung des Ruſſen=
geſchäfts
wurde als dringend notwendig bezeichnet. Eine aus=
reichende
Vertretung der Arbeitnehmer in den Wirtſchaftskam=
mern
, ſowie auf der im Mai ſtattfindenden Wirtſchaftskonferenz
wurde ebenfalls verlangt.
Dr. Curtius ging in ſeiner Erwiderung auf die einzelnen
Punkte ein und teilte mit, daß das Wohnungsbauprogramm für
1927 bereits vorliege, und daß Hoffnung beſtehe, auch für die
weiteren nächſten Jahre zu einer Verſtändigung zu kommen. In
den Fragen des Kartellweſens hält er es für wünſchenswert, zu=
nächſt
die Ergebniſſe des Enqueteausſchuſſes abzuwarten.
Im Anſchluß hieran empfing Dr. Curtius die Vertreter des
Allgemeinen Deutſchen Gewerkſchaftsbundes und des Afa=
Bundes. Der Vorſitzende des Allgemeinen Deutſchen Gewerk=
ſchaftsundes
, Hermann Müller, ging in ſeinen Ausführungen von
der Feſtſtellung aus, daß die Gewerkſchaften einer Hinzuziehung
der Deutſchnationalen in die Reichsregierung mit tiefſtem Miß=
trauen
gegenüberſtehen, und zwar in erſter Linie aus außen=
politiſchen
Gründen. Die entſchiedene Fortſetzung der Friedens=
politik
ſei eine Vorausſetzung gedeihlicher Entwicklung der Wirt=
ſchaft
. Eine Regierung, in der Deutſchuationale vertreten ſeien,
biete keine Gewähr für eine unzweideutige Fortſetzung der
Locarnopolitik. Der Miniſter bekannte ſich zwar rückhaltlos zu
der Politik von Locarno, war aber nach Mitteilung aus Gewerk=
ſchaftskreiſen
der Meinung, daß die Hereinnahme der Deutſch=
nationalen
in die Regierung keine Gefahr für dieſe Politik be=
deute
. Die Gewerkſchaftsvertreter legten ſodann die im Augen=
blick
wichtigſten ſozial= und wirtſchaftspolitiſchen Forderungen
dar. Grundlegend in dieſer Hinſicht iſt die Forderung des Not=
geſetzes
über den Achtſtundentag und der ſtrikten Beſeitigung des
Ueberſtundenweſens, angeſichts der chroniſchen Arbeitsloſigkeit.
Kaum weniger weſentlich iſt die Forderung einer Erhöhung der
Löhne, die keinesfalls an die Bedingung der Beſeitigung der
Wohnungszwangswirtſchaft oder an eine ſtarke Erhöhung der
Miete gebunden ſein dürfe. Die Gewerkſchaften forderten eine
Richtung der Sozial= und Wirtſchaftspolitik, die darauf abziele,
die Früchte der Rationaliſierung, die bisher einſeitig den Unter=
nehmern
zugute kommen, durch Verkürzung der Arbeitszeit, Er=
höhung
der Löhne und Senkung der Preiſe auch der breiten
Maſſe der Lohn= und Gehaltsempfänger zuteil werden zu laſſen.
Aus den Erwiderungen des Miniſters ergab ſich, wie aus
gewerkſchaftlichen Kreiſen berichtet wird, mit zwingender Deut=
lichkeit
, daß zwiſchen den Forderungen der freien Gewerkſchaften
und der Auffaſſung des Miniſters ein ſo weitgehender Gegenſatz
beſteht, daß ſchon heute vorausgeſagt werden kann, daß die frei=
gewerkſchaftliche
Arbeitnehmerſchaft einem etwaigen Miniſterium
Curtius mit ſtarkem Mißtrauen gegenüberſtehen wird.
Statiſtik der Ueberſtundenarbeit.
* Berlin, 12. Januar. (Priv.=Tel.)
Im Reichsarbeitsminiſterium wird gegenwärtig eine Statiſtik
über die zurzeit geleiſteten Ueberſtunden angefertigt, die ſchon
in den nächſten Tagen zur Veröffentlichung gelangen ſoll. Dieſe
Statiſtik wird namentlich ſür die parlamentariſche Behandlung
der Arbeitszeitfrage von außerordentlicher Bedeutung ſein, da
ſich aus ihr ergibt, wie groß wirklich die Zahl der in der Indu=
ſtrie
geleiſteten Ueberſtunden iſt, ob ſie wirtſchaftlichen Notwen=
digkeiten
entſpringen und ob ſich die Ueberſtundenarbeit bei der
Arbeitsloſigkeit rechtfertigen läßt. Ganz beſondere Beachtung
wird auch der Facharbeiterfrage geſchenkt, da jetzt ſchon feſtſteht,
daß viele Fabriken zur Ueberſtundenarbeit gezwungen ſind, weil
Facharbeiter fehlen und andere Arbeiter ſich nicht einſtellen
laſſen. So wird ſich an Hand der Statiſtik zeigen, ob es mög=
lich
iſt, durch ein Verbot der Ueberſtundenarbeit die Arbeits=
loſigkeit
wirkſam zu bekämpfen oder ob Ueberſtunden aus wirt=

ſchaftlichen Gründen notwendig ſind.
Franzöſiſch=polniſche Verhandlungen über die

deutſche Oſigrenze.
Warſchauer Blätter wiſſen zu melden, daß Pilſudſki am
8. Januar mit dem franzöſiſchen Botſchafter Laroche eine zwei=
ſtündige
, außerordentlich wichtige Beſprechung gehabt habe.
Thema dieſer Beſprechung ſei die Frage der deutſchen Feſtungen
in Oſtpreußen geweſen.

Zum neuen Geſetzentwurfüber
die Arbeitsloſenverſicherung.
Von
Generalſekretär Wilhelm Fecht, Berlin.
Der Reichsarbeitsminiſter hat dem Reichstag den neuen
Geſetzentwurf über Arbeitsloſenverſicherung zugehen laſſen. Das
Problem der Arbeitsloſenverſicherung gehört zu den ſchwierigſten
und vielumſtrittenſten ſozialpolitiſchen Fragen. Auch der Geſetz=
entwurf
, der Ende November vom Reichsrat eingehend verhan=
delt
worden iſt, dürfte von verſchiedenen Geſichtspunkten aus
beurteilt werden. Schon der Reichsrat nimmt in einer wichtigen
Einzelheit, über die noch zu ſprechen ſein wird, gegenüber dem
Regierungsentwurf einen abändernden Standpunkt ein. Wich=
tiger
erſcheint jedoch, daß der lange erwartete Entwurf nach aus=
giebigen
Vorarbeiten endlich beim Reichstag vorliegt.
Seit 1919 ſind verſchiedene Geſetzentwürfe über eine vor=
läufige
Arbeitsloſenverſicherung entworfen worden. Der vor=
läufige
Reichswirtſchaftsrat hat ſich 1922 mit dem Problem ſehr
eingehend beſchäftigt, zu einer Verabſchiedung kam es im Reichs=
tag
infolge der Inflation nicht, trotzdem damals von ſeiten der
organiſierten Arbeitgeber verhältnismäßig weniger Einwände er=
hoben
wurden, als das heute der Fall ſein dürfte. Die Reichs=
regierung
hat dann von dem Ermächtigungsgeſetz Gebrauch ge=
macht
und die gegenwärtige Regelung der Erwerbsloſenfürſorge
geſchaffen, die in ihren Grundlagen trotz vieler Aenderungen im
einzelnen auch heute noch beſteht. Dieſe Regelung ſchließt jedoch
rechtliche Unausgeglichenheit in ſich, die ſich aus ihrem Ueber=
gangscharakter
ergeben und wie es in der Begründung zum
Eeſetzentwurf heißt von vornherein nur für eine beſchränkte
Zeit gewollt und auch für ſie erträglich waren. Die gegenwär=
tige
Regelung iſt eine Mittelſtufe zwiſchen Fürſorge und Ver=
ſicherung
. Beitragspflicht und Unterſtützung ſtehen in der Er=
werbsloſenfürſorge
unverbunden nebeneinander. Während die
Beitragspflicht zurzeit auf dem Prinzip der Verſicherung beruht,
iſt für die Unterſtützung das Prinzip der Fürſorge entſchei=
dend
. Danach hat, wer arbeitslos wird, zunächſt noch keine
Auwartſchaft auf Unterſtützung erworben, denn dieſe wird nur
gewährt, wenn der Arbeitsloſe bedürftig iſt. In dieſer Regelung,
die allerdings durch die Praxis gemildert wurde, liegt eine große
Ungerechtigkeit gegenüber denjenigen Arbeitnehmerſchichten, die
ſozial höher ſtehen. Dieſe Schichten erhalten zum Dank für ihre
Sparſamkeit und andere wertvolle Eigenſchaften, wenn ſie arbeits=
los
werden keine Unterſtützung, während umgekehrt andere
Schichten, ſür die ſolche Vorausſetzungen nicht zutreffen, durch
die Fürſorge Unterſtützung bekommen. Die zwei Grundfragen
zur Einführung der Arbeitsloſenfürſorge oder Verſicherung
ſind denn auch erneut in der Begründung des Geſetzes eingehend
erörtert. Das Geſetz hat ſich für das Verſicherungsprinzip ent=
ſchieden
. Die Frage, wieweit dadurch eine weitere finanzielle
Belaſtung entſteht, iſt ſtark umſtritten. Nach der Begründung
zum Geſetzentwurf haben amtliche Erhebungen ergeben, daß eine
Steigerung von 5 Prozent zu erwarten iſt. Ob dieſe Ziffer aus=
reicht
, iſt noch fraglich, jedoch ſcheinen Ziffern, die über 10 Proz.
hinausgehen, wohl zu hoch gegriffen.
Damit ſind wir bereits zur Erörterung der Grundlagen des
neuen Geſetzes ſelbſt gekommen. Die Träger der Arbeitsloſen=
verſicherung
werden die Landesarbeitsloſenkaſſen ſein, deren Be=
zirke
ſich mit den Bezirken der Landesämter für Arbeitsvermitt=
lung
decken. Sitz der Landesarbeitsloſenkaſſe iſt das Landesamt
für Arbeitsvermittlung. Als Organ dieſer Kaſſen iſt ein Aus=
ſchuß
und ein Vorſtand vorgeſehen. Bei den Arbeitnehmer=
vertretungen
ſoll ſich mindeſtens ein Angeſtellter befinden. Ueber
den Landesarbeitsloſenkaſſen beſteht beim Reichsamt für Arbeits=
vermittlung
eine Ausgleichskaſſe. Die Frage der Organiſation
der künftigen Arbeitsloſenverſicherung unterliegt noch gewiſſen
Meinungsverſchiedenheiten. Einigkeit beſteht darüber, daß die
Arbeitsloſenverſicherung in engſter Verbindung mit der Orga=
niſation
des Arbeitsmarktes durchgeführt werden muß. Dagegen
wird von manchen Seiten vorgeſchlagen, die Arbeitsloſenver=
ſicherung
den Behörden der allgemeinen Verwaltung zu über=
tragen
. Neben dieſen ſollten die Verſicherten und ihre Arbeit=
geber
durch die Verwaltungsausſchüſſe der öffentlichen Arbeits=
nachweiſe
mitwirken. Nach Anſicht der Begründung ſteht dem
die Auffaſſung gegenüber, daß die Arbeitsloſenverſicherung nur
dann ihren wirtſchaftlichen und ſozialen Zweck erfüllen könne,
wenn ſie eigene Verſicherungsträger beſitze, in denen die Be=
teiligten
unter unparteiiſcher öffentlicher Führung (alſo wirt=
ſchaftlicher
und öffentlicher Einfluß in einem Organ vereinigt)
die Angelegenheiten der Verwaltung ordentlich leite und ver=
walte
. Die Arbeitsloſenverſicherung könne nicht an den Erfah=
rungen
vorübergehen, die an den anderen Trägern der Sozial=
verſicherung
gewonnen worden ſind.
Von weiterer Wichtigkeit im neuen Geſetz ſind Perſonen=
kreis
, Träger der Koſten und die Leiſtungen der
Arbeitsloſenverſicherung. Verſicherungspflichtig können nur
Arbeitnehmer ſein. Denn der Schadensfall iſt der Verluſt
der Arbeitsſtelle. Infolgedeſſen kennt das Geſetz eine freiwillige
Selbſt= oder Weiterverſicherung nicht. Ferner können nur die
Perſonengruppen eingezogen werden, die der verſicherungs=
mäßigen
Vorſorge für den Fall der Arbeitsloſigkeit bedürfen,
Das ſind in erſter Linie diejenigen Arbeitnehmer, die gegen
Krankheit verſichert ſind. Einſchränkungen ſind vorgeſehen für
Perſonengruppen aus Berufsarten der Land= und Forſtwirtſchaft.
Ferner erfahren eine Ausnahme von der Verſicherungspflichtig=
keit
Perſonen, die im Lehrverhältnis ſtehen. Hier tritt die Ver=
ſicherungspflicht
erſt ſechs Monate vor Ablauf des Lehrvertrages
ein. Die Hausgehilfen, die in der Erwerbsloſenfürſorge noch
für beitragsfrei erklärt ſind, ſollen aus der Verſicherung nicht
mehr ausgenommen werden. Ueber die Krankenverſicherungs=
pflichtigen
hinaus iſt der Perſonenkreis in zweifacher Richtung
ausgedehnt. Einmal für die Seeleute und dann für die Ange=
ſtellten
. Die Angeſtellten ſind in der Krankenverſicherung nur
bis zu einer Jahresarbeitsverdienſtgrenze von 2700 Mark. Bei
der Lage des Arbeitsmarktes kann man ſie nicht ungeſchützt laſſen,
zumal auch die Erwerbsloſenfürſorge in dieſer Frage die Ver=

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Seite 2

Donnerstag, den 13. Januar 1927

Nummer 13

ſicherung bereits vorbereitet hat. Seit dem 1. Januar 1926 ſind
alle Angeſtellten über die Grenze der Krankenverſicherung hin=
aus
bis zur Höchſtgrenze der Angeſtelltenverſicherung (6000 M.)
in der Erwerbsloſenfürſorge beitragspflichtig und unterſtützungs=
fähig
. Insgeſamt dürfte die Erwerbsloſenfürſorge etwa 16,5
Millionen Arbeitnehmer umfaſſen.
Der Entwurf ſucht die Träger der Verſicherung
finanziell ſelbſtändig zu machen. Die Mittel werden durch die
Beiträge der Arbeitnehmer und Arbeitgeber je zur Hälfte auf=
gebracht
. Da wir aber zurzeit in weſentlich anormalen Verhält=
niſſen
leben und ein Geſetz auf dieſe nicht aufgebaut werden
kann, trennt der Entwurf das Riſiko für die Arbeitsloſenverſiche=
rung
, die die Verſicherung aus ihren eigenen Einnahmen tragen
ſoll, und das Riſiko für die Kriſenunterſtützung, die in
außergewöhnlichen Notzeiten für ſolche Arbeitsloſen beſtimmt
wird, die entweder ihre Anwartſchaft nicht voll erfüllt oder den
Anſpruch auf Arbeitsloſenunterſtützung bereits erſchöpft haben.
Das Riſiko der Kriſenunterſtützung nimmt der Entwurf ganz
auf öffentliche Mittel. Nach den Vorſchlägen des Reiches ſollen
ſie drei Viertel für das Reich, ein Viertel für die Gemeinde be=
tragen
, der Reichsrat beantragt dagegen, die Gemeinden nur
mit einem Neuntel und das Reich mit acht Neunteln zu belaſten.
Vielleicht am grundſätzlich wichtigſten iſt, daß für die Be=
meſſung
der Arbeitsloſenunterſtützung in Zukunft Lohn=
klaſſen
eingerichtet werden ſollen, die an Stelle der derzeitigen
ſchematiſchen Arbeitsloſenunterſtützung treten. Die Leiſtun=
gen
aus der Verſicherung ſollen ſich in Zukunft nach dem Arbeits=
verdienſt
des Unterſtützungsberechtigten richten. Im ganzen ſind
ſieben Lohnklaſſen vorgeſehen, und zwar Lohnklaſſe I bei einem
wöchentlichen Arbeitsentgelt bis zu 12 M., Lohnklaſſe II von 12
bis 18 M., Lohnklaſſe III von 18 bis 24 M., Lohnklaſſe IV von
24 bis 30 M., Lohnklaſſe V von 30 bis 36 M., Lohnklaſſe VI
von 36 bis 42 M. und Lohnklaſſe VII über 42 M. Die Haupt=
unterſtützung
beträgt in den Klaſſen I und II 45 v. H. eines für
die Klaſſen angenommenen Einheitslohnes (12 und 15 M.), in
den Klaſſen III, IV und V 40 v. H. des angenomenen Ein=
heitslohnes
(21,27 und 33 M.), in den Klaſſen VI und VII
35 v. H. des Einheitslohnes (39 und 42 M.). Als Familien=
zuſchlag
werden für jeden zuſchlagsberechtigten Angehörigen bis
zu gewiſſen Grenzen 5 v. H. des Einheitslohnes gewährt.
In dieſer Beſtimmung iſt der Kernpunkt der Neuregelung
die Unterſtützung nach dem Arbeitsentgelt, der nicht die Nachteile
anhaften, die beim Leiſtungsſyſtem der Erwerbsloſenfürſorge und
ihrer ſchematiſchen Regelung entſtanden ſind. In Zukunft wird
die Unterſtützung des Arbeitnehmers im Verhältnis zu ſeinem
früheren Einkommen und damit gerechter ſein.
Zum Schluß noch eine kurze allgemeine Bemerkung: Die
Arbeitsloſenverſicherung dient, wenn der neue Entwurf Geſetz
wird, nicht dazu, die Arbeitsloſigkeit als ſolche zu bekämpfen.
Man ſollte ſich überhaupt mehr als bisher daran gewöhnen,
Unterſtützungsmaßnahmen nicht als eine Bekämpfung der Arbeits=
loſigkeit
zu betrachten. Bekämpft wird jede Arbeitsloſigkeit nur
durch Arbeitsbeſchaffung. Der neue Geſetzentwurf ſoll aber an
Stelle der bisherigen Uebergangsbeſtimmungen klare Verhält=
niſſe
ſchaffen. Dabei wird im einzelnen über vieles geſtritten
werden. Die Grundlage ſelbſt dürfte aber im allgemeinen an=
erkannt
werden.
Die Chinafrage
vor dem britiſchen Kabinett.
Die engliſche Flagge in der engliſchen Kon=
zeſſion
wieder gehißt.
EP. London, 12. Januar.
Zum erſtenmal ſeit Weihnachten iſt heute das britiſche Kabi=
nett
zu einer Sitzung unter dem Vorſitz Baldwins zuſammenge=
treten
, um die Lage in China zu prüfen. Der britiſche Luftmar=
ſchall
Sir Trenſhart wohnte der Sitzung bei, in deren Verlauf
Chamberlain die letzten offiziellen Telegramme aus Peting,
Schanghai und Hankau bekannt gab. Obwohl ein offizielles
Communiqus nicht herausgegeben wurde, glaubt man zu wiſſen,
daß die engliſche Regierung beſchloſſen habe, ihren diplomatiſchen
Vertretern in China Anweiſung zu geben, jedes Blutvergießen
zu vermeiden.
Die letzten Meldungen aus Hankau beſagen, daß der Innen=
miniſter
der Kantonregierung einen neuen Aufruf
erlaſſen habe, worin er die Zuſage wiederholt, das Leben und
den Beſitz der in China wohnenden Ausländer zu ſchützen, und
* Naturwiſſenſchaft und Ethik.
Von Friedrich Wilhelm Fuchs.
An keiner Stelle berühren ſich Naturwiſſenſchaft und Ethik
in einer für unſere geſamte Geſittung ſo hochbedeutungsvollen
Weiſe als in der Frage nach der Freiheit des menſchlichen
Willens. Die Akten über dieſe Frage ſind noch lange nicht ge=
ſchloſſen
, ſie werden vielleicht niemals völlig abgeſchloſſen wer=
den
, aber darüber kann man ja nicht in Zweifel ſein, daß unſer
gegenwärtiges naturwiſſenſchaftliches Wiſſen uns zwingt, eine
viel größere Bedingtheit unſeres Willens durch die Macht unab=
änderlich
gegebener Verhältniſſe anzunehmen, als dies bei un=
ſeren
früheren geringeren phyſiologiſchen und ſonſtigen natur=
wiſſenſchaftlichen
Kenntniſſen der Fall war. Wir werden zwar
nicht ſagen: Der Menſch iſt, was er ißt, weil wir durchaus
nicht aus dem höchſten Raffinement der Küche die größte Ver=
feinerung
des Geiſtes hervorgehen ſehen, ſondern zumeiſt nur
geſteigerte Dispoſitionen für Karlsbad oder Kiſſingen, während
die roheſte Koſt zu allen Zeiten eminente Denker großgezogen
hat; aber wir müſſen zugeſtehen, daß ein jeder Menſch das Pro=
dukt
gegebener Anlagen und der dieſelben entwickelnden Ver=
hältniſſe
iſt. Kann nun auch das Individuum durch Veredelung
ſeiner ſelbſt auf die Veredelung ſeiner Nachkommenſchaft hin=
wirken
, und iſt es je länger je mehr in die Macht der aufſteigen=
den
Generationen gegeben. Verhältniſſe zu ſchaffen, welche der
allſeitig vorteilhaften Entwicklung des Einzelweſens günſtig ſind,
ſo hat doch dieſer Einzelne nicht die Möglichkeit, ſich die Anlagen
zu wählen, mit denen er geboren werden will, noch die Ver=
hältniſſe
, in die ſeine Entwicklung hineingeſtellt werden ſoll, ſo
daß ſein Wollen und Können von vornherein nach den zwei
weſentlichen Seiten aufs engſte beſchränkt iſt. Goethe, glaube ich,
iſt es, der die Freiheit unſeres Willens mit der Freiheit des
Vogels im Käfig vergleicht und der Vergleich iſt treffend.
Unſer Hauptintereſſe muß ſich jetzt den Wänden dieſes Käfigs
zuwenden, damit wir ermeſſen, wieviel freier Naum uns inner=
halb
derſelben noch gelaſſen iſt. Daß wir überhaupt gar keinen
freien Willen haben und wie die Puppen des Kindertheaters an
den Drähten ewiger eherner Notwendigkeit uns hin und her
bewegen, dieſe Behauptung mit allen ihren Konſequenzen halten
doch wohl nur die Denker mit der doppelten Buchführung feſt,
mit der für die Theorie und mit der für die Praxis. Ich möchte
einen jener Vertreter unſerer Willensſklaverei gegenüber ſeinem
Diener ſehen, der ihm tagaus, tagein halbausgebürſtete Kleider
und blindgeputzte Schuhe brächte, ob er deſſen Entſchuldigung
von der ehernen Notwendigkeit, welcher er bei dieſer Schmutz=
befliſſenheit
gehorche, gelten laſſen würde oder gegenüber
ſeinem Dienſtmädchen, wenn ſie ſieben Mal in der Woche ver=
brannten
Braten ſervierte. Wohin würden wir gelangen, wenn
wir derartig die vielfach als einen Ausfluß großer geiſtiger

Vom Tage.
Reichstagspräſident Loebe wandte ſich in einer Nede in Danzig
gegen die jüngſten Angriffe des polniſchen Außen=
miniſters
Zalefrk.
Reichstagspräſident Loebe wird am 16. Januar i
Warſchau erwartet, um beim 5. Jahrestag der Gründung der Deut= Eine Warnung an die Adreſſe Briands.
ſchen Sozialiſtiſchen Arbeiterpartei Polens die deutſche Sozialdemokratie
zu vertreten.
Wie wir erfahren, ſind die beiden franzöſiſchen Sol=
daten
, die ſich in der Nacht vom vergangenen Samstag zum Sonn=
tag
in Mainz die bereits gemeldeten ſchweren Uebergriffe auf
deutſche Zivilperſonen zuſchulden kommen ließen, nunmehr
feſtgeſtellt worden. Sie wurden in Haft genommen.
Am Dienstag wurden in Norwegen das Storthing und
in Schweden und Dänemark der Reichstag eröffnet.
Der Haushaltsausſchuß des polniſchen Landtages hat in dritter
Leſung das Budget beendet. Die Kredite für die Beſtreitung
der ſtändigen Vertretung Polens beim Völkerbund ſind
geſtrichen worden.
Der rumäniſche Unterſtaatsſekretär Manuleſen
wird ſich nach Rom begeben, um neben wirtſchaftlichen Abmachungen
auch Italiens Anerkennung der Annektion Beßara=
biens
zu erreichen.
Der Pariſer bulgariſche Geſandte tritt in einem Brief
an ſeine politiſchen Freunde in Sofia für die Unterſtellung
Bulgariens unter engliſches Protektorat ein.
Der frühere italieniſche Außenminiſter Graf Sforza wurde
aufeiner Reiſenach Paris vonder Polizei in Turin
aus dem Zug geholt und nach Rom zurückgebracht.
Nach zuverläſſigen Informationen hat die griechiſche Regierung
die endgültige Schaffung einer Freihafenzone im Hafen
von Piraeus beſchloſſen.
Die Bewegung zur Annahme der türkiſchen Staats=
bürgerſchaft
gewinnt uter der Bevölkerung Syriens ſtark
an Ausdehnung. Allein in Damaskus haben in den letzten
Wochen 4000 Perſonen für die Türken optiert.
Die durch die ſyriſchen Unruhen uterbrochene direkte Ver=
bindung
BagdadBeirut über Damaskus iſt zum
erſten Male ſeit 18 Mongten wieder aufgenommen worden.
In Amſterdam wurde die Tagung des Generalrats des
internationalen Gewerkſchaftsbundes eröffnet.
Der engliſche Arbeiterführer Henderſon ſagte i
einer Rede, die Zeit ſei gekommen, wo die Regierung einen weiteren
entſchiedenen Schritt tun ſollte, um ein beſſeres Verhältnis
zwiſchen Arbeitgebern und Arbeitnehmern m der
Induſtrie herzuſtellen.
Aus Tokio wird gemeldet, daß die fapaniſche Regierung in
einem Communigué von neuem erklärte, ſie gedenke im chineſiſchen Kon=
flikt
die Neutralität zu bewahren.
Nach einem Bericht der belgiſchen Geſandtſchaft i Peking iſt die
belgiſche Kolonie in Hankau geräumt worden.
Das Schanghaier Konſularkorps hat gemeinſame
Vorbereitungen zur Verteidigung und Aufrechterhaltung der
Ordnung getroffen.
womit er die Chineſen in Hankau zur Beendigung der england=
feindlichen
Kundgebungen aufforoert. Trotz dieſer Aufforderung
haben, die Extremiſten Maueranſchläge anbringen laſſen, in denen
den Chineſen empfohlen wird, alle Mittel gegen den engliſchen
Imperialismus anzuwenden. Der Kommandant der Kanton=
truppen
, der in Wutſchang angekommen iſt, wird jeden Augen=
blick
in Hankau erwartet, wo ihm zu Ehren große Sympathie=
kundgebungen
ſtattfinden ſollen. Heute vormittag iſt in der
engliſchen Konzeſſion die engliſche Flagge wieder gehißt worden.
Ein Telegramm aus Schanghai meldet, daß die Truppen Wu
Pei=fus geſtern die Stadt Tſchengtſchau wieder eingenommen
haben. Die Nationaliſten werden, in der Richtung Ning Pao
verfolgt. In Kiukiang haben chineſiſche Soldaten geplündert.
Das Zentralkomitee der Kanton=Organiſation hat den General=
ſtreik
ab 14. Januar ausgerufen. In Schanghai iſt die Lage ge=
ſpannt
. Die Beſatzung fährt fort, die ſtrategiſchen Punkte der
Stadt zu befeftigen. Es wurden mehrere hundert Baracken er=
richtet
, um mehrere tauſend Soldaten der Nordarmee beherber=
gen
zu können, die dieſer Tage erwartet werden. Eine große
Zahl chineſiſcher Arbeiter und Angeſtellten iſt in den Ausſtand
getreten. Der Direktor einer Straßenbahngeſellſchaft, der wegen
ſeiner antibolſchewiſtiſchen Geſinung bekannt war, iſt durch Un=
bekannte
ermordet worden.
Aus Peking wird gemeldet, daß die Nationaliſten in
Die Miſſionare dieſer Stadt ſid gezwungen worden, abzuwan=
dern
, und nach Hongkong abgereiſt.
Unbefangenheit und Stärke gehätſchelte Theorie in die Praxis
umſetzen wollten?
wiſſens, ſondern auch die Unmöglichkeit des Aufrechterhaltens
menſchlicher Geſittung, die uns denn doch auch als etwas zweifel=
bewußten
Käfig nach dem freien Raum auszuſchauen und dieſen
für unſer Bewußtſein als etwas Unentreißbares feſtzuhalten.
Aber daneben beanſpruchen auch die Wände des Käfigs unſer
regſtes Intereſſe ſind ſie es doch eben, welche die Weite des
unſerem freien Willen gelaſſenen Spielraumes beſtimmen. Die
Pſychologie und mit ihr die Pädagogik vergangener Tage
betrachteten die menſchliche Seele als ein weißes Blatt, auf wel=
ches
die Erziehung durch den Lehrer und durch das Leben ein=
ſchreiben
konnte, was ihnen beliebe. Heute denken wir in dieſem
Punkte ganz anders. Wir wiſſen, daß das Kind eine ganze
Anzahl ererbter Dispoſitionen dem Erzieher entgegenbringt,
welche von dieſem für eine harmoniſche Geiſtesbildung zu ver=
werten
ſind, ſo daß er alſo nicht nach der Schablone ein Kind
wie das andere behandeln darf, ſondern die gegebenen Beſon=
derheiten
zu ſtudieren und entſprechend zu kultivieren hat. Iſt
nun auch bei der großen Maſſe der Menſchen die urſprüngliche
ſeitig geltenden Erziehungsgrundſätze auſſtellen ließen, ſo iſt doch
unzweifelhaft das moraliſche Scheitern unzähliger Individuen
phyſiſchen Beſonderheit bei der Erziehung nicht genügend Rech=
nung
getragen hat. Die ungleichen Verſtandesanlagen kommen
hierbei nicht ſo ſehr in Betracht, wie die des Charakters, die
Richtung des Willens auf das Gute oder auf das Böſe. Für nur den Bart, ſondern auch die Naſe abſchneiden. Nicht lauge
die Verſtandesentwicklung laſſen ſich viel leichter allgemeine
Normen aufſtellen, wie für die des Willens; die geringere Ver=
ſtandesentwicklung
ſchadet mehr dem betreffenden Einzelweſen, zurückzuziehen. Er erzählte darüber ſelbſt folgendes:
die Willensentwicklung nach der Seite des Böſen hin ſchadet da=
gegen
meiſt der Geſamtheit. Bedeutende Verſtandesanlagen
haben heute faſt immer die Möglichkeit ihrer Entwicklung zu
hervorragender Denktüchtigkeit; ſtarke Willenskraft iſt nicht immer
werden.
Anekdoten von Albert Niemann.
Zu ſeinem 10. Todestage am 13. Januar.
(Albert Niemanns erſte Bekanntſchaft mit Wagner. Wie Nie=
mann
von der Berliner Oper ſeinen Abſchied nahm.)
Welt, der am 13. Januar 1917 geſtorben iſt, lebt auch in der
Erinnerung als der gewaltige Heldentenor fort, der mit dem Schillers die Bühne des Kgl. Schauſpielhauſes.

Die Verhandlungen über die
Reſipunkte.
Die anfangs der Woche in Paris aufgenommenen Verhand=
lungen
über die ſogenannten Reſtpunkte ſtehen unter keinem
günſtigen Stern. Die nationaliſtiſche franzöſiſche Preſſe benutzt
dieſe Gelegenheit, um von den Vorgängen der Innenpolitik ab=
zulenken
und im Zufammenhang mit einer recht bösartigem
Kritik der deutſchen Regierungskriſe womöglich die ganze Ver=
ſtändigung
zu ſabotieren. Es iſt ſchon ein beachtenswertes
Zeichen, wenn die deutſche Regierung ſich jetzt entſchließt, in
einem offiziöſen Communiqué ihr ſteigendes Befremden über
dieſe Kampagne auszuſprechen. Vielleicht iſt das als eine
Warnung an die Adreſſe Briands gedacht, damit er
ſich nicht vollkommen von denen um Poincaré an die Wand
drücken läßt.
Sachlich liegen die Dinge nach wie vor für uns ſo, daß die
deutſche Regierung ihren Unterhändlern Inſtruktionen mit auf
den Weg gegeben hat, die den ehrlichen Willen zu einer Ver=
ſtändigung
erkennen laſſen, die gerade was die Frage der
Kriegsgeräte angeht in manchen Punkten über das hinaus=
gehen
, das die deutſche Induſtrie als tragbar erklärt. Schließ=
lich
darf auch nicht überſehen werden, daß durch
eine weitgehende böswillige Auslegung des
Begriffes Kriegsgeräte der Arbeitsmöglich=
keiten
der deutſchen Induſtrie verkleinert und
dadurch die Zahl der Arbeitsloſen vermehrt
wird. Bei den Kriegsgeräten bleibt für uns entſcheidend, daß
nach dem Artikel 170 des Verſailler Vertrages nur die Anferti=
gung
und Ausfuhr von unmittelbaren Kriegsgeräten verboten
iſt, daß dagegen die Erzeugung von Gegenſtänden, die wohl im
Krieg gebraucht werden können, aber auch im Frieden ungefähr=
lich
ſind, uns frei ſteht und, wenn Verträge überhapt einen
Sinn haben ſollen, dann iſt auch die Beſtimmung über unſere
Oſtfeſtungen nicht ſo zu verſtehen, daß die Feſtungen Muſeums=
wert
haben ſollen, ſondern es muß ſelbſtverſtändlich möglich ſein,
ſie dem jeweiligen Stand der Verteidigungstechnik anzupaſſen.
Iſt die Botſchafterkonferenz nicht bereit, dieſe Grundſätze ſo an=
zu
erkennen, natürlich im Rahmen der weitgehenden deutſchen
Zugeſtändniſſe, dann wird eben bis zum 31. Januar, dem Termin,
an dem die Militärkontrolle endgültig aus Deutſchland ver=
ſchwindet
, keine Löſung gefunden ſein, ſo daß der Völkerbund
zu entſcheiden hat, der wieder ein Gutachten des Haages Schieds=
gerichtshofes
einfordern wird, und dieſes Gutachten kann kaum
zu unſeren Uingunſten ausfallen.
Befremdenüber franzöſiſche Störungsverſuche
Wie ſchon ſeit mehreren Tagen, bemüht ſich auch heute wie=
der
ein Teil der franzöſiſchen Preſſe, ſo das Echo de Paris,
der Temps und andere Blätter, den ſeit zwei Tagen im Gange
befindlichen Verhandlungen zwiſchen den deutſchen Vertretern
und der Botſchafterkonferenz die politiſche Bedeutung eines Kern=
problems
für die deutſch=franzöſiſchen Beziehungen beizulegen
und gegen eine Bereinigung der beiden ſogenannten Reſtfragen
Stimmung zu machen. Dieſe Kampagne erweckt, wie wir aus
Berliner politiſchen Kreiſen erfahren, ſteigendes Befrem=
den
. Man erblickt darin im Zuſammenhang mit anderen, be=
reits
vor Beginn der Beſprechungen veröffentlichten tendenziöſen
Artikeln zu den ſchwebenden Fragen eine planmäßige
Stimmungsmache derjenigen Kreiſe, die eine deutſch= fran=
zöſiſche
Verſtändigung verhindern wollen. Es wäre ſehr be=
dauerlich
, wenn es dieſem Preſſefeldzug gelingen würde, die am
Tſchamwu alles, amerikaniſche Eigentum beſchlagnahmt haben, ſich nicht leichten Verhandlungen zu ſtören und damit den Fort=
gang
der Verſtändigung, die von deutſcher Seite aufrichtig ge=
wünſcht
wird, Schwierigkeiten zu bereiten.
Werke Richard Wagners aufs innigſte verbunden iſt. Schon im
Jahre 1857 hatte Wagner den großen Opernſanger, der damals
Nicht nur die unzweifelhafte Tatſache des menſchlichen Ge= in Hannover tätig war, nach Zurich berufen, um ihm die Dar=
ſtellung
des Tannhäuſer anzuvertrauen, die in Paris ſtattfinden
ſollte. Niemann war begeiſtert, aber der Kapellmeiſter Scholz
los wirklich Vorhondenes entgegentritt, zwingen uns, in dem wollte nicht. Als Niemann dem Kapellmeiſter bei der Probe den
Hut vom Kopf ſchlug, da es ſich nicht zieme, den Hut bei der
Probe auf dem Kopf zu haben (in Wirtlichkeit wollte er ſich
nur für die Verweigerung des Urlaubs nach Paris rächen)
wurde Niemann in den Arreſt geſteckt. Zu ſeinem Glück fiel aber
in ſeine Arreſtzeit der Geburtstag des Hannoverſchen Königs,
und da eine Opernvorführung an dieſem Tage ohne Niemann
nicht denlbar war, ſo ließ ſich Niemann nur unter der Bedingung
begnadigen, daß ihm der Urlaub nach Paris bewilligt würde,
So ſang Niemann zu Wagners größter Begeiſterung den Tann=
häuſer
, und Wagner ſchrieb an Mathilde Weſendonk: Der
Menſch hat unerſchöpfliche Fähigkeiten. Trotzdem gab es bald
zwiſchen Wagner und Niemann große Unſtimmigkeiten, die mehr
als zehn Jahre dauerten. Erſt zur Einweihung von Bayreuth
ſöhnte ſich Wagner mit Niemann wieder aus, und zwar durch
Vermittlung von Franz Betz, der ebenſo ein treuer Freund von
Niemann wie ein begeiſterter Verehrer Wagners war. Von die=
ſem
Mai 1872 an war Niemann der beſte Verkörperer der Wag=
Veranlagung nicht eine ſo verſchiedene, daß ſich gar keine all= nerſchen Recken, und Wagner nennt ihn im Jahre 1876 Das
Genie der Darſtellung und ſchreibt, daß er völlig gelähmt ge=
weſen
wäre, wenn Niemann, ſeine Miwwirkung verſagt hätte,
nur dem Umſtande zuzuſchreiben, daß man ihrer geiſtigen und Die Begeiſterung Niemanns für Wagner wuchs von Jahr zu
Jahr und als Niemann den Parſival ſpielen wollte, eine Rolle,
bei der ſein berühmter Niemann=Bart ein Hindernis geweſen
wäre, rief Niemann aus: Für den Meiſter laſſe ich mir nicht
mehr nach Wagners Tod hatte Niemann keine Freude mehr an
ſeinem Beruf und beſchloß, ganz im Stillen, ſich von der Bühne
Als ich damals, an jenem Abend, an dem ich mich entſchloß,
nie mehr aufzutreten, ins Opernhaus kam, ahnte ich nicht, daß
ich dieſe mir ſo teure Stätte nie mehr betreten würde. Ich ſang
den Floreſtan, ich fühlte mich vortrefflich bei Stimme, aber als
ſicher, ebenſo zu tüchtiger Leiſtungsfähigkeit herangebildet zu es aus war, ſagte ich mir: Es iſt beſſer ſo, es iſt beſſer, wenn
du als ganzer Künſtler und Mann den Schauplatz verläßt, wenn
du den dir angebotenen neuen Vertrag nicht annimmſt. Ich
ging in die Garderobe meines alten Freundes und Kollegen
Betz, der den Pizarro geſungen hatte, und ſagte ihm: Adieu,
lieber Betz, wir ſehen uns hier nicht mehr wieder. Dann zog
ich mich um, fuhr zu Siechen und erklärte meinen Stammtiſch=
brüdern
: Heute bin ich zum letzten Male aufgetreten. Ich
lehnte jede Abſchiedsvorſtellung ab, mein Entſchluß blieb feſt.
Ich habe die Bühne des Kgl. Opernhauſes nie mehr betreten.
inf. Albert Niemann, der bedeutendſte Wagner=Sänger der Niemann blieb ſeinem Vorſatz getreu und betrat nur noch ein=
mal
, bei der Feſtvorſtellung zum 150. Geburtstag Friedric)

[ ][  ][ ]

Nummer 13

Donnerstag, den 13. Januar 1927

Schleichende Kriſe in Frankreich.

Nach den franzöſiſchen
Senatswahlen.
Der Kampf zwiſchen Rechts und Links.
Von unſerem A=Korreſpondenten.
Paris, 12. Januar.
Die Ergebniſſe der franzöſiſchen Senatswahlen ſind bekannt,
uwd es kann feſtgeſtellt werden was vorauszuſehen war ,
ei ſie keine große Aenderung für die franzöſiſche Politik brach=
z
.. Immerhin wird die Machtverſchiebung im Senat einige
Verkungen zeitigen, wenn ſie auch gegenwärtig noch nichr be=
orders
ſtark fühlbar ſind.
Die Senatswahlen haben einen mehr perſönlichen als poli=
ihen
Kampf gebrecht. Die einzelnen Ergebniſſe ſind alſo wich=
iiger
und bedeutender als die rein parteipolitiſchen und arith=
attiſchen
Aenderungen im Senat. Zahlenmäßig hat übrigens
ſi Linke einen Sieg davongetragen, wenn auch einen geringen.
If die Volksſtimmung läßt ſich daraus nicht ſchließen, wurden
ſuEh die Senatoren eigentlich auf Grund der Munizipalwahlen
ſu 1925 gewählt. Man hatte daher einen etwas ſtärkeren Sieg
ſe Linken erwartet. Von den Parteien des Linkskartells haben
ü= Sozialiſten am meiſten von den Wahlſiegen profitiert, haupt=
äühlich
in dem Seine=Departement, das Paris und ſeine Um=
zabung
einſchließt. Die Umgebung wählt unverhältnismäßig
nehr Senatoren als Paris ſelbſt, und ſie iſt ſozialiſtiſch. Der
ſerrſtärkte Einfluß der Sozialiſten im Senat ſie haben nun
A7ammen 16 Sitze wird auf dem Gebiete der ſozialen Geſetz=
ntbung
unbedingt zu fühlen ſein. Im übrigen verdankt das
ſtartell ſehr viel der Unterſtützung der Kommuniſten, die auf ihre
woße Rolle ſehr ſtolz ſind und ſich mit allen Kräften den Sozia=
ſiitten
aufdrängen wollen. Die Rechte nützt dieſe Tatſache für
hre Agitation möglichſt aus.
Was die einzelnen Ergebniſſe betrifft, ſo fällt auf, daß zwi=
ſcheen
zahlreichen innerpolitiſchen Größen auch Millerand und
R. Selves, der bisherige Präſident des Senats, ihre Sitze ver=
ſorken
haben. Die Niederlage Millerands iſt mehr bemerkens=
mert
als überraſchend. Dem Umſtand aber, daß de Selves dem
Sienat nicht mehr angehört, kommt eine ſehr große Bedeutung
. Nicht nur in der Kammer Raoul Péret iſt in den Senat
gahwählt worden wird es alſo Präſidentenwahlen geben, ſon=
darn
auch im Senat. De Selves war ein ſehr bedeutender rechts=
ſtlhender
Politiker, der bei allen Regierungsbildungen eine große
Rwolle geſpielt hat. Die Frage ſeiner Nachfolgeſchaft ſie ſteht
nch vollkommen offen iſt von außerordentlicher Bedeutung
füur die Zukunft.
Auf das Schickſal der Regierung üben die Ergebniſſe der
Senatswahlen keinen unmittelbarenEinfluß aus, wenigſtens für
dan Augenblick. Die Rechtsparteien ſind ziemlich verbittert, die
änßerſte Rechte vor allem wegen des Schickſals Millerands. Man
vargleicht ihn mit Clemenceau. Die Stimmung im Lande iſt ſehr
rogierungsfreundlich und mehr nach rechts als nach links ge=
rihtet
. Man nimmt deshalb an, daß wan keinen der Regierung
unangenehmen Senatspräſidenten wählen wird. Man kann zu=
ſammenfaſſend
ſagen, daß der Kampf zwiſchen rechts und links
in Frankreich infolge der Senatswahlen beſonders verſchärft iſt.
Cäne Zeit lang ſchien er ja faſt ſchon einzuſchlafen. Nach der
Beendigung der Stabiliſierung kann die Regierung, die ja ans
emer Koalition zwiſchen rechts und links beſteht, dies ſehr
empfindlich zu fühlen bekommen. Schon jetzt erwägt man allzu=
Gel ihre Lage.
Das Wiedererwachen des franzöſiſchen Kartells
* Paris, 12. Januar. (Priv.=Tel.)
Die Wahl des ſozialiſtiſchen Deputierten Bouiſſon zum Prä=
ſDenten
der Kammer gegen den ehemaligen Kriegsminiſter der
Habinette Poincaré, Maginot, dürfte nicht nur in Frankreich
zwangsweiſe den Eindruck erwecken, daß der Linkserfolg bei den
Erenatswahlen, ſo klein er auch war, doch ſymptomatiſch ein tat=
ſuchlicher
Ruck nach links geweſen iſt. Es iſt bekannt, daß beim
zuweiten und dritten Wahlgang der Senatswahlen ſich im ent=
ſcheidenden
Moment die alten Parteien des Linkskartells zu=
ſimmenfanden
, um ihren Kandidaten durchzubringen. So war
e auch in der Kammer bei der Wahl des Präſidenten. Die

Zahlen der drei Wahlgänge, die auch hier notwendig wurden,
ſind intereſſant. Von den fünf Präſidentſchaftskandidaten waren
zwei Anhänger der Rechten, drei Linksvertreter. Die Rechts=
männer
erhielten im erſten Wahlgang 201 Stimmen, die Linken
285. Beim zweiten Wahlgang waren es noch drei Kandidaten,
und zwar zwei Linksmänner, einer von der Rechten, eben Magi=
not
. Dieſer erhielt 172 Stimmen, alſo nur 11 Stimmen mehr als
im erſten Wahlgang, und die Kartelliſten 291 Stimmen, alſo 90
Stimmen mehr. Im dritten Wahlgang ſiegte dann ſchließlich
der Sozialiſt Bouiſſon mit 284 gegen 187 Stimmen Maginots.
So ganz ſicher ſcheint es alſo doch nicht mehr um die Sache der
Nationalen Einigung zu ſtehen. Poincaré ſoll ſich ſehr unzu=
frieden
über die Wahl Bouiſſons ausgeſprochen haben.
Die nationaliſtiſche Preſſe drückt ihre Enttäuſchung über die
Wahl eines Sozialiſten zum Kammerpräſidenten aus, obwohl ſie
ſich zu tröften verſucht, indem ſie die Fühigkeit des Gewählten,
die Kammerſitzungen zu präſidieren, anerkennt. Avenir
ſchreibt, daß die Kammer geſtern den Waffenſtillſtand, der anläß=
lich
der Frankenbaiſſe abgeſchloſſen worden war, gebrochen habe.
Die Nationale Union ſei im Begriff, zu verſchwinden. Der
Gaulois bezeichnet es als einen Skandal, daß ein Revolutionär
in den Sitzungen der franzöſiſchen Kammer den Vorſitz führen
werde. Der Figaro weiſt darauf hin, daß nicht nur bei den
Senatswahlen, ſondern auch geſtern wieder das Kartell zutage
getreten ſei. Die Linke habe offenſichtlich nur in den Finanz=
fragen
der Nationalen Union zugeſtimmt. In der Außen=
politik
dagegen beſtehe das Kartell nach wie vor.
Maginot ſei ein Orfer des Geiſtes von Locarno geworden.
Ere Nouvelle drückt ihre Befriedigung darüber aus, daß
die Radikalen, die man nach rechts zu ziehen verſucht hatte,
ihrem früheren Bündnis mit den Sozialiſten treu geblieben ſeien.
Es ſei gewiß, daß die Einigung der Linksparteien ſich in der
nächſten Zeit wieder bewähren werde. Die Seſſion, die unter
dieſen Umſtänden beginne, könne nur Gutes bringen. Die Zei=
ſtung
fordert, geſtützt auf dieſes Erwachen des
Kartellgeiſtes, daß die Debatte in der Kammer
über die Außenpolitik nicht länger verzögert
werde.
Verſchärfung der außenpolitiſchen Gegenſätze
im franzöſiſchen Kabinett.
Außenminiſter Briand iſt heute nachmittag in den Wandel=
gängen
der Kammer erſchienen. Er zeigte ſich außerordentlich
aufgebracht über den Beſchluß des Kabinetts, die von ihm ge=
wünſchte
außenpolitiſche Debatte in der Kammer zu vertagen.
Man beſchuldigt mich, ſo erklärte er, das Rheinland räumen zu
wollen. Was ich bisher getan habe, macht dieſe Räumung durch=
aus
nicht unvermeidlich. Ich habe Herrn Streſemann weder in
Genf noch in Thoiry eine beſtimmte Zuſage in dieſer Hinſicht
gemacht. Ich kann aber andererſeits die Deutſchen nicht hindern,
dieſe Frage aufzurollen, wozu ſie unbeſtreitbar ein Recht haben.
Es iſt bedauerlich, daß der Miniſterrat die außenpolitiſche Kam=
merdebatte
nicht zulaſſen will. Ich habe genug von den gegen
mich gerichteten Angriffen und wünſche eine Klärung unbedingt
herbeizuführen; denn ich fühle ſehr gut, daß man mich vor die
Türe ſetzen möchte. Wenn die Debatte in der Kammer nicht zu=
ſtande
kommt, werde ich ſie im Senat herbeiführen und zwar ſo
bald wie möglich.
Wie wir dazu erfahren, hat ſich unſere geſtrige Vorausſage
verwirklicht, daß innerhalb des Kabinetts ſich eine
Mehrheit gegen Briand herausbilden werde, um die
Debatte zu verhindern. Man befürchtete, daß Briand von der
Kammertribüne herab ſein außenpolitiſches Programm ent=
wickeln
könnte, was Poincaré zu einer Berichtigung herausfor=
dern
würde. Auf der anderen Seite weiß aber Briand ſehr gut,
daß er auf dem einmal eingeſchlagenen Wege nicht mehr zurück
kann. Da man in hieſigen politiſchen Kreiſen mit einem Ergeb=
nis
der Verhandlungen vor der Botſchafterkonferenz bis zum
31. Januar nicht mehr rechnet, müßten die noch ſtrittigen
Fragen dem Völkerbund vorgelegt werden, während zugleich die
interalliierte Kontrollkommiſſion durch die Inveſtigations= Kom=
miſſion
des Bundes erſetzt würde. Briand möchte nun
vor dieſem Termin noch durch eine außenpoli=
tiſche
Debatte eine Mehrheit in der Kammer
erzielen, auf die er ſich nötigenfalls ſelbſt ge=
gen
Poincaréſtützen könnte. Außerdem wäre ihm eine

42. Beethovenabend des Drummquartetts.
Das Quartett Opus 18 Nr. 3, mit deſſen Vortrag der zweite
Beethoven=Abend des Drumm=Quartetts eröffnet wird, bietet
dem Verſtändnis des Hörers keinerlei Schwierigkeit. Wenngleich
m dem Werk der Tonſetzer ſich im ganzen noch der ihm von ſei=
Nen Vorgängern überkommenen Figuren und Paſſagen rokoko=
brafter
Art bedient, ſo weiſt eine gewiſſe Langatmigkeit der
Beriodenbildung, Bevorzugung des kantabiliſchen Elements, ſo=
wie
der individuelle Charakter der Themen ſchon auf den ſpäteren
(Entwicklungsgang Beethovenſcher Quartettkunſt hin. Die zarte
Melodie des 3. Satzes muß auch Schubert beſonders gut gefallen
ſaben, denn er benutzt ſie in dem Liede Tränenregen einem
her ſchönſten Stücke aus den Müllerliedern. Opus 59 Nr. 3 be=
ginnt
mit einer langen Einleitung grübleriſchen Charakters. Eine
Mette exzentriſcher Akkordfolgen ſpinnt ſich ſcheinbar ziellos ins
Manbeſtimmte hin; da plötzlich bezeichnen unerwartet zwei leiſe,
Aber rhythmiſch beſtimmte Akkordſchläge den Beginn des Haupt=
ſatzes
. Die 1. Violine tänzelt hervor und führt in leichtem Spiel
nur geſteigerten Wiederkehr der Akkordſchläge. Wieder fantaſtiſches
Betändel der erſten Geige. Die Akkordſchläge erklingen ein drit=
des
Mal und leiten nun in großer Steigerung in das jubelnde
Sauptthema eine echte C=Dur=Melodie ein. Dem taghellen,
munteren Charakter des ganzen Satzes gemäß, iſt das zweite
Hauptthema nicht wie gewöhnlich weſentlich kantabil gehalten,
ſondern es bildet ſich aus einer luſtig emporſprudelnden Figur,
ſourch deren Imitation die Wirkung der immerhin ſich einfinden=
ſoen
, mehr gefühligen Elemente des Themas beſchränkt wird. Er=
ſtaunlich
iſt es, wie Beethoven jene oben erwähnten, an ſich ganz
alltäglichen und nur durch ihren Platz eigentümlich wirkſamen
tzwei Akkordſchläge im weiteren Verlauf des Satzes ausnützt. Sie
wverden zu höchſt originellen Neubildungen verwendet und helfen
wamit, Durchführung und Coda beſonders reizvoll zu geſtalten.
Der 2. Satz iſt ein melancholiſches Allegretto von rührender
Schönheit. Die Paſſage, mit der nach dem erſten Abſchluß in
=Dur das Cello allein die Durchführung eröffnet, hat Richard
Wagner, der ja bekanntlich ein großer Verehrer der Beethoven=
Quartette war, ſo gut gefallen, daß er ſie in der traurigen Hirten=
weiſe
in dem 3. Akt des Triſtan benutzte. Der 3. Satz iſt, da der
Bweite von etwas bewegtem Charakter iſt, zugunſten des Kon=
ſtraſtes
kein lebhaftes Scherzo, ſondern ein graziöſes, ruhiges
Menuett, deſſen Coda in den feuerigen Schlußſatz hinüberleitet.
Dieſer, eine Art Pepetuum mobile, hebt ſich nun auch ſeinerſeits
daufs beſte von dem ſinnigen Menuett ab und führt in fugierter
2Behandlung zu dem ſehr effektvollen Schluß des Quartetts, wobei
ſich die vier Inſtrumente zu einem ſo luſtigen Lärm ſteigern, daß
man faſt ein ganzes Orcheſter zu hören glaubt.
Opus 130 iſt eines an Gehalt gewichtigſten und an äußerem
Umfang größten Quartette. Es umfaßt nicht weniger als ſechs

Ehrung des Komponiſten Hans Pfitzner.

Dr. Hans Pfitzner,

der berühmte Komponiſt, iſt vom Kapitel des Bayeriſchen Maxi=
milian
=Ordens für Kunſt und Wiſſenſchaft, der höchſten Aus=
zeichnung
, die Bayern auf kulturellem Gebiete zu vergeben hat,
ähnlich etwa der Friedensklaſſe des Pour le merite, zum Mit=
glied
für Kunſt und zugleich zum Mitglied des Ordenskapitels
gewählt worden.

Sätze, deren erſter mit einer ausdrucksvollen langſamen Einlei=
tung
beginnt. Im anſchließenden Allegro läßt die 2. Violine
zu rauſchenden Figrrationen der 1. Violine das fanfarenartige
Hauptthema ertönen, das aber ſchnell wieder verſtummt, um
Klängen aus der Einleitung Platz zu machen. Auch dieſe brechen
ſogleich wieder ab und die 1. Violine ſtimmt die Allegro=Fanfare
an, aber in der Dominanttonart. Erſt wo in der weiteren ſchnel=
len
Entwicklung das Cello die Fanfare in der Haupttonart er=
klingen
läßt, iſt der entſchiedene Beginn des fortan ſich regelmäßig

Seite 3

Entlaftung von der zurzeit. auf ihm ruhenden Verantwortung
erwünſcht. Poincarés, der dieſe Lage klar erkannt hat, möchte
ebenſo die Erteilung eines Vertrauensvotums vor dem 31. Ja=
nuar
verhindern Aus dieſer Geſamtlage ergibt ſich eine außer=
ordentliche
Verſchärfung der innerhalb des Kabinetts beſtehen=
den
Gegenſätze und der ſchleichenden Kriſe, die unter Umſtänden
zu Ueberraſchungen führen könnte.
Briand wird reden.
Der Abgeordnete Desjardins hatte an den Außenminiſter
Briand folgende ſchriftliche Anfragen gerichtet:
1. Ob er auf der letzten Konferenz in Genf irgendeine Ver=
pflichtung
hinſichtlich der vorzeitigen Räumung des Rheinlandes
übernommen habe.
2. Welche Anſichten hinſichtlich der auf der Genfer Konferenz
beſchloſſenen Abberufung der Interalliierten Militär=Kontroll=
Kommiſſion a) die Botſchafter=Konferenz, b) die Kontroll= Kom=
miſſion
, c) der Oberſte Kriegsrat, d) das Interalliierte Militär=
Komitte vertreten haben.
3. Ob er ein Gelbbuch veröffentlichen wolle, das die während
der mit der Abberufung der Kontroll=Kommiſſion endende Genfer
Konferenz mit den verſchiedenen Regierungen und der Bot=
ſchafter
=Konferenz ausgetauſchten Dokumente und Briefe ent=
halten
werde.
Der Miniſter erwiderte im Journal Officiel:
1. In den jüngſten in Genf geführten Beſprechungen ſei nicht
nur keine Verpflichtung hinſichtlich der vorzeitigen Räumung
der Rheinlande übernommen worden, ſondern die Frage ſei
überhaupt nicht aufgeworfen worden.
2. Eine in Kürze ſtattfindende parlamenta=
riſche
Debatte werde dem Außenminiſter Gelegenheit geben,
der Kammer ausführliche Aufklärungen und alle wünſchenswer=
ten
Einzelheiten über die geſtellten Fragen zu geben.
3. Es liege kein Anlaß vor, ein Gelbbuch zu veröffentlichen,
ſolange die Verhandlungen über die Entwaffnung Deutſchlands
nicht beendet ſeien.
Athener Beurteilung der franzöſiſchen Balkan=Politik.
In Athener diplomatiſchen Kreiſen wird Frankreichs
neuer Diplomatenſchub auf dem Balkan weit=
gehendſt
beachtet. Seine Hintergründe und ſein Zweck ſeien in
einer Reihe von diplomatiſchen Aktionen zu ſuchen, die in den
letzten Monaten andere Großmächte auf dem Balkan durchgeführt
haben. Der Hauptgrund aber dürfte nach hieſigen Aeußerungen
die Unzufriedenheit des Pariſer Außenminiſteriums mit einer
falſchen Paſſivität des Geſandten in Athen und einer ungeſchick=
ten
Aktivität des Geſandten in Belgrad ſein. In faſt allen Fällen
des Revirements geht es um eine feſtere Verankerung des fran=
zöſiſchen
Preſtiges angeſichts der raſtloſen Anſtrengungen der
italieniſchen Außenpolitik. Paris macht einerſeits ſeinem bis=
herigen
Athener Geſandten zum Vorwurf, daß er die Ratifizie=
rung
des ſüdſlawiſchen Saloniki=Vertrages mit dem Exdiktator
Pangalos durch die neue griechiſche Regierung nicht durchſetzen
konnte, andererſeits war man unzufrieden über die ſcharfe
Sprache des Geſandten in Belgrad gegen den italieniſch= alba=
niſchen
Vertrag. Da gerade Italien daran intereſſiert iſt, daß
der Saloniki=Vertrag, der Südſlawiens Rechte in der Aegäis=
Zone erweiterte und umriß, nicht ratifiziert, werde, zeigt die
Abberufung des franzöſiſchen Geſandten aus Belgrad, daß Paris
mit Italien als mit einem neuen Machtfaktor auf dem Balkan
rechnen muß und auch rechnet.
Pawelſz Pariſer Beſprechungen.
Das Verſailler Militär=Komitee iſt am Mittwoch nicht, wie
erwartet, offiziell zuſammengetreten; doch hatten der deutſche
Delegierte General Pawelſz und Miniſterialrat Forſter getrennte
Beſprechungen mit den Mitgliedern des Komitees, ſo beſonders
mit General Baratier, der als Nachfolger des Generals Deſticker
zum Vorſitzenden der Inveſtigations=Kommiſſion des Völker=
bundes
gewählt worden iſt. General Pawelſz hielt in dieſer
Beſprechung den deutſchen Standpunkt aufrecht, wonach die
Feſtungsanlagen in Königsberg einen abſolut defenſiven Charak=
ter
haben.
Wie wir erfahren, haben General Pawelſz und Legationsratz
Forſter heute nachmittag mit dem Generalſekretär der Botſchafter=
konferenz
verhandelt. Die deutſchen Unterhändler beſprachen
ſich ferner mit Mitgliedern des Militärkomitees. In franzö=
ſiſchen
politiſchen Kreiſen iſt man der Anſchauung, daß die vor=
bereitenden
Verhandlungen ihrem Ende zugehen, ſo daß die Bot=
ſchafterkonferenz
mit den ſchwebenden Abrüſtungsfragen ſich bald
befaſſen kann.

entwickelnden Hauptſatzes. Es darf den Hörer nicht verwirren,
daß in der Ueberleitung zur Durchführung ſowohl wie in der
Coda Nachklänge des zu Anfang vernommenen phantaſtiſchen
Wechſelſpiels zu hören ſind. Dieſe Stellen bedeuten kein Zer=
brechen
der Form, ſondern dienen dazu, ähnlich wie in Opus 127,
die konſtruktiven Einſchnitte zu markieren und zugleich zu über=
bauen
. Die lange Durchführung bildet ſich durch Kombination
eines aus der Einleitung entwickelten Seufzermotivs mit der
Fanfarenmelodie, in welches Gewebe das Cello eine neue Melo=
die
wirkt, die ſpäter von der 1. Violine aufgenommen wird und
zur Repriſe führt. Nachdem Reminiſzenzenjäger heute ſchon zwei
hübſche Brocken geſchnappt haben, mögen ſie ſich auch noch einen
dritten ſchmecken laſſen. Schuberts Lied Geheimes iſt in der
Begleitung ganz und gar auf das Seufzermotiv der Durchfüh=
rung
unſeres Quartettſatzes aufgebaut. Der 2. Satz iſt ein mür=
riſches
Moll=Scherzo mit einer famos lebendigen Rückleitung aus
dem in Dur ſtehenden Mittelſatz in der variierten Wiederkehr
des Hauptſatzes. Der 3. Satz iſt eine Art Allegretto, leicht für die
Hörer, ſchwer für die Spieler. Dieſe höchſt eigentümliche Muſik
läßt mich immer an eine Voliere mit allerhand exotiſchen Vögeln
denken. Der 4. Satz iſt ein behaglicher Walzer, Kleinbürgerglück
sub speeie geterni geſehen. Als 5. Satz folgt eine über alle Worte
ſchöne, von Ausdruck triefende Cavatine. Beethoven ſoll bekannt
haben, er könne dieſes Stück nicht leſen, ohne Tränen unterdrücken
zu müſſen. Der 6. und letzte Satz iſt ein reizvolles Rondo Beet=
hovenſcher
Kompoſition überhaupt. Urſprünglich ſtand am Schluß
des Opus 130 die als Opus 133 erſchienene große Fuge. Kon=
deſzendenz
gegen Spieler und Hörer veranlaßte Beethoven, die=
ſen
unglaublich phantaſievollen, großartig angelegten und durch=
geführten
Satz durch das ſchöne, leichter zugängliche Rondo zu.
erſetzen.
Mendelsſohn.
Staatlicher Ehrenſold
für notleidende alte Künſiler.
Um Dichter, Künſtler und Muſiker von allgemein aner=
kannter
Bedeutung, die ſich bei vorgerücktem Lebensalter in
ſchwieriger wirtſchaftlicher Lage befinden, vor äußerſter Not zu
ſchützen und ihnen damit ein Zeichen des Dankes und der An=
erkennung
des Staates zu geben, hat, wie der Amtliche Preußiſche
Preſſedienſt mitteilt, der preußiſche Kultusminiſter Dr. Becker
den Staatlichen Ehrenſold geſchaffen, der zunächſt jährlich 2000
Mark für die Perſon betragen und auf Grund von Vorſchlägen
der preußiſchen Akademie der Künſte vom Kultusminiſter an eine
beſchränkte Zahl hervorragender bildender Künſtler, Dichter und
Muſiker verliehen werden ſoll.

[ ][  ][ ]

Seite 4

Donnerstag, den 13. Januar 1927

Nummer 13

MeuII BIe
müssen sich von den
Riesenudertellen
des enorm billigen Inventur-
SeidensHerkadfes
Überzeugen!

(1086

Ue

Die Verlobung meiner Tochter
Anita mit dem Legations-
sekretär
Dr. Edwart von
Selzam beehre ich mich an-
zuzeigen
.
J. William Heny.

Washington, im Januar 1927.

Meine Verlobung mit Fräulein
Anlta Rauenscroft Henry,
Tochter des Herrn J. William
Henry und seinerverstorbenen
Gemahlin Frances Brocken-
borough
, geb. Barber, beehre
ich mich anzuzeigen.
Edwart von Selzam
Legationssekretär
an der Deutschen Botschaft.
Washington.
Leutnant a. D. im ehem. Leib-
Dragoner-Regiment
(2. Grossh. Hess) Nr. 24.

Darmstadt, im Januar 1927.

aose)

Statt beſonderer Anzeige.
Heute entſchlief ſanft nach langem, ſchwerem Teiden unſere liebe
Mutter, Schwiegermutter und Großmutter
Frau Suſanne Schombert
geb. Hager.
Am ſille Teilnahme bitten:
Dr. Paul Wahn und Familie
Dr. Willo Mahr und Familie.
Darmſtadt, Diez, den 11. Januar 1927.
Die Einſegnung findet Freitag, den 14. Januar 1927 um 7/12 Uhr in
der Friedhofskapelle an der Nieder=Ramſtädterſtraße ſitatt.
Beileidsbeſuche dankend verbeten.
(1065

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und gute Küche ver=
ſteht
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Erwünſcht wird euter
Charakter, etw 8 Buw=
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Heute nachmittag 2 Uhr ver=
ſchied
nach ſchwerem kurzen Lei=
den
, wohlverſehen mit den hl.
Sterbeſakramenten, unſer lieber
Vater, Bruder, Schwiegervater
und Onkel
Sohannes Köbel II.
Die trauernden
Hinterbliebenen.
Klein=Zimmern, Dieburg, Langen,
Eppertshauſen, 12. Jan. 1927.
Die Beerdigung ſindet Samstag
nachmittag 3 Uhr ſtatt.
(1088

Dankſagung.
Für die vielen Beweiſe herzlicher
Teilnahme die Blumen= und Kranz=
ſpenden
, die tröſtende Grabrede des
Herrn Pfarrer Lein, ſowie der Freiw.
Feuerwehr, dem Vorſitzenden des
Zimmerer=Verbandes, den Arbeits=
kollegen
und dem Klub Fröhlichkeit
bei dem Heimgange unſeres teuren
Entſchlafenen ſagen wir auf dieſem
Wege unſeren herzlichſten Dank
Margarete Fritz Bwe.,
geb Hallenberger
nebſt Angehörigen.
Darmſtadt, den 12. Januar 1927. (950

ee

Für die vielen Beweiſe innigſter
Teilnahme und die vielen Blumen=
ſpenden
beim Hinſcheiden unſeres lie=
ben
Entſchlafenen ſagen wir unſeren
herzlichſten Dank. Gan; beſonderen
Lank Herrn Dr. Wagner für die ſtets
gute und unermüdliche Behandlung,
ſowie Herrn Pfarraſſiſtent zur=Nieden
für die tröſtenden Worte am Grabe,
der Firma Fromann & Morian und
den Mitarbeitern für die Kranz penden.
und Allen, welche ihm das letzte Ge=
leite
gaben.
Im Namen der trauernden Hinterbliedenen:
Dora Schwab, geb. Gutzent
Richard Schwab, Friſeur.
Darmſtadt, den 12. Januar 1927. (*959

Statt jeder beſonderen Anzeige.
Es hat Gott gefallen, meinen lieben Mann,
unſeren treuen Vater, Großvater und Bruder
Geh. Schulrat
Dr. Theodor Schweisgut
nach vollendetem 72. Lebensjahre durch einen
ſanften Tod von ſeinen Leiden zu erlöſen.
Darmſiadt, 12. Januar 1927.
Martinsſtraße 10.
Luiſe Schweisgut, geb. Zimmer
Elſe Cramer, geb. Schweisgut
Marie Feickert, geb. Schweisgnt
Anna Berkes, geb. Schweisgut
Betriebsdirektor Hermann Bußmann, Eſſen
Profeſſor Fritz Feickert, Dieburg
Oberingenieur Hugo Berkes, Hüls i. W.
Emeline Schweisgut
Oberingenieur Ernſt Schweisgut, Hannover
Luiſe Schweisgnt.
Die Beerdigung findet am Samstag, 15. Januar 1927,
vormittags ½12 Uhr, auf dem alten Friedhof ſtatt.
(1105

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Verwandten, Freunden und Bekannten die trau=
rige
Mitteilung, daß
Frau
Margarethe Koch
geb. Emich
Witwe des Privatiers Georg Koch
nach kurzem Leiden im 75. Lebensjahr am 11. d. Mts.
ſanft entſchlafen iſt.
Die trauernden Hinterbliebenen.
Darmſtadt, den 12. Januar 1927. 1000
Die Beerdigung findet Freitag, den 14. ds. Mts.,
nachmittags 2 Uhr, von der Friedhofskapelle an
der Nieder=Ramſtädterſtraße aus ſtatt.

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[ ][  ][ ]

Nummer 13.

Donnerstag, den 13. Januar 1927

Aus der Landeshauptſtadt.

Seite 5

Darmſiadt, 13. Januar.
Auf Grund der 88 1 und 2 des

Eel erche e e e ſchlad e eer e ech
usgeſtand: der im einſtweiligen Ruheſtand befindliche Studieurat Dr.
twlf Horn in Heppenheim.
Erledigt ſind: die mit einemr evangeliſchen Lehrer zu beſetzende
wulſtelle zu Helpershain, Kreis Schotten; Wohmung iſt vorhan=
m
. und frei; die wit einem evangeliſchen Lahrer zu beſetzende Schul=
ihe
zu Unter=Seibertenrod, Kreis Schotten; Dienſtwohnung
worhanden.
Hefſiſches Landestheater. In der morgen Freitag, uuter der
rikaliſchen Leitung bon Paul Gerhard Scholz ſtehenden Aufführung
vi- Verdis Troubadour ſingt Johanna Buchheim zum erſten
Nile hier die Partie der Leonore, den Manrica Joſef Poerner,
r. Azucena Marta Liebel.
Die, zahlreichen Wünſchen des Publikums entſpuechend, für Sams=
:., ntachmittags 3 Uhr, angeſetzte Aufführung von Humperdincks
kiänſel und Gretel und der Pantomime Die Puppenfee‟
tidr Samstagsfremdenmiete zugeteilt, doch ſtehen an der Tageskaſſe
Großen Hauſes noch gute Plätze aller Platzkategorien zur Ver=
jrung
. Der Vorverkauf für dieſe Aufführung hat bereits begonnen.
Robert und Bextram, die beliebte und bis jetzt ſtets vor
Sverkauftem Hauſe gegebene Poſſe, wird am kommenden Sonntag,
Januar, als 5. Vorſtellung der Sonntagsfremdenmiete wiederholt.
Georg Büchners Lokalpoſſe Egeplagter Familievadder
drnut am Sonntag, den 16. Januar, in der Darſtellung der Heſſiſchen
Si ielgemeinſchaft im Kleinen Haus außer Miete und bei Preiſen von
7 3 Mark zur Aufführung.
Heute, abends 8 Uhr, findet im Kleinen Haus der zweite Beet=
ven
=Abend des Drumm=Quartetts ſtatt.
Vierte Morgenfeier im Kleinen Haus des Heſſiſchen Landestheaters.
brute beginnt aur

ſishard Strauß ſingen wird. Begleitung am Steinway=Flügel: Erich
ſäede. Die Eintrittspreiſe ſind wiederum auf 50 und 80 Pf. feſtgeſetzt.
Darmſtädter Künſtler auswärts. Der junge Darmſtädter Violiniſt
frakob Fiſcher wirkte in einem Sinfonie=Konzert in Dortmund mit.
Enn dortigen Kritiker ſchreibt darüber u. a.: Das folgende, ſchöne

ider Bchnik und guter muſikaliſcher Auffaſſungsgabe, Beſonders ſchön
ut d vielverſprechend gelang ihm der zweite Satz, das kantilenenreiche,
ar.mutige Tonketten windende Adagio.
Wiutſchaftlicher Verband bildender Künſtler, Gau Freiſtaat
geffen. Der Vorſtand des R. W. V. B. K. D., Gau Freiſtaat Heſſen,
mracht ſeine Mitglieder hiermit nochmals dringend auf die am 15 Ja=
torar
im Sitzungszimmer des Landtagsgebäudes ſtattfindende General=
a
rſammlung aufmerkſam und bittet in Anb tracht der Wichtigkeit der
Lrganifation ia der gegenwärtigen Kriſis für Kunſt und Künſtler, durch

ea ce ere er elit e unſfit e eelieche.
und Erhaltung einer ſtarken, ihrer hohen Kulturaufgaben bewußten
Süjnſtlerſchaft. Die Verſammlung beginnt Finktlich um 4 Uhr.
Gewerbemuſeum. Am Samstag, den 15. d. M., wird im
Geſſiſchen Gewerbemuſeum vor einem Kreis geladener Gäſte eine größere
eusſtellung Schrift und Handwerk eröffnet. Sie gibt einen
veberblick über die Arbeiten, die im Laufe der letzten Jahre in der
W8erkſtatt von Rudolf Koch in Offenbach entſtanden ſind, und umfaßt
arßer Schriftarbeiten und Drucken vor allem eine grötzene
mnzahl von Teppichen, Stickereien und Metallarbeiten
ſurr kultiſchen Bedarf. Neben einer Abteilung für kirchliſche Para=
u
=entik findet ſich auch eine Gruppe von Arbeiten, die für den Bedarf
dies jüdiſchen Ritus geſchaffen wurden. Eine weitere Abteilung
eathält Vorlagen für den Schreib= und Zeichenunterricht an
deen Schulen. Die Ausſtellung wird für die Oeffentlichteit am Sonn=
thag
, den 16. Januar, um 11 Uhr, eröffnet. Eine Vorbeſictigung für
dire Preſſe findet am Donnerstag, um 11 Uhr, ſtatt. Ein reich aus=
gSeſtatteter
Führer iſt zum Preiſe von 1 Mark erhältlich.
Volkshochſchule. In unſerem neuen Arbeitsplan hat der Maler
h Vielmetter einen Kurs Reproduktionstechniken ange=
igt
. Der Vortragende will in 8 Abenden einen Ueberblick über die
ſentzſtehung und die jetzige Form der Drucktechniten geben. Beginnend
prit dem Holzſchnitt und der Buchdruckkunſt Gutenbergs führt die Vor=
agszeihe
über Kupferſtich und Radierung zum Steindruck, von dieſen
drei grundlegenden Druckverfahren aus in die Mauunigfaltigkeit der
modernen Reproduktionsarten: Strichätzung Autotypie Lichtdruck
Offſetdruck. Die Vorträge werden durch Lichtbilder erläutert und ſo
ar der Faßlichkeit geſtärkt. Um die jedesmaligen umfangreichen Vor=
arbeiten
zu rechtfertigen, iſt es notwendig, daß die Zahl der Hörer
rrindeſtens 30 beträgt. Die Anmeldungen müſſen bis zum 19 auf der
(t5eſchäftsſtelſe, Mathildenplatz 17, vorliegen. Die Gebühr für dieſe
mtereſſante Vortragsreihe beträgt 5 Mk.
Im Realgymnaſium Darmſtadt findet am Sonntag, den 16. ds.
Uts., vormittags 11½ Uhr pünktlich, im Feſtſaal der Anſtalt eine
Rammermuſikdarbietung zum Beſten der Betreuungsarbeit
wer Schulgruppe d’s Vereins des Deutſchtums im Ausland ſtatt. Gs
hommen tSücke von Hahdn, Mozart und Mendelsſohn, 1 Trio und
2 Quartette, zur Darbietung. Mitwirkende ſind Frau Henck (Klavier)
nund die Heuren Kleinberg (Violine) und Dr. Dexheimer (Cellv) und
ſcherr Henck (Biola). Nummerierte Karten zu 1 Mk. und 50 Pf. ſind
Gurch die Schüler zu erhalten.
Die Jägertorſchule wiederholt am Dienstag, 18. Januar, auf
Sielfachen Wunſch das mit großem Beifall aufgenommene Weihnachts=
rnärchen
Die Sternſucher‟. Die Aufführung beginnt um 8 Uhr im
ENathildenhöhſaal und endigt gegen 10 Uhr Eintrittskarten ſind zu
Gaben im Vorverkauf in der Schrle; au der Abendkaſſe nur, ſoweit noch
Elätze vorhanden ſind.
Mozart=Verein. Der mit Spannuug erwartete Maskenball
Findet am 12. Februar in allen Räumen des Städtiſch=u Saalbaues ſtatt.
DDie Mitglieder ſollen, einmal ſchwelgen in Farben. Deshalb heißt
Die Veranſtaltung Effeffeffeff oder Fefefifa, das heißt
Feſches Feſt fideler Farben‟. Das feierliche Feſt finſterer Farben, in
Oenen das Schwarz des männlichen Fracks vorherrſcht, ſoll vou einem
Beiteren Sprühregen der Farbenfreude übergoſſen werden. Damen und
ſHerren ſollen in kühner Phautaſie an Keckheit und Friſche der Farben
wetteifern mit dem Anſtrich des Polizeireviers in der Heiarichſtraße,
Des Gewerkſchaftshauſes, der neu angelegten Klaſſenzimmer der Städti=
ſachen
Schulen und der Scheinwerferbuntheit des Landestheaters. Naheres
verden die Anzeigen beſagen.
Oeffentlicher Vortrag, Martha Heimeran, Frankfurt a. M. Frei=
ſtag
, den 14. Januar, 8½ Uhr, beginnt in der Städtiſchen Akademie für
Tonkunſt, Eliſabethenſtraße 36, ein dreiwöchiger Vortrags=Zyklus über
das Luras=Evangelium. Am 1. Abend ſpricht Frl. Martha Heimeran,
Pfarcer in der Chriſtengemeinſchaft, über Die heilenden Bildkräfte im
Evangelium des Arztes. In der Gegenwart eröffnen ſich neue Wege
zum Verſtändnis der Evangeli=n, deren Wahrheitsgehalt erlebt werden
kann, unabhängig von der bibelkritiſchen Forſchung über ihren Wert als
hiſtoviſche Dokumente‟. Auf die heutige Anzeige wird verteieſen.

* Reiſeerlebniſſe im Wunderland Brafilien. Einen äußerſt inter=
eſſanten
Lichtbildervortrag über Braſilien, Land und Leute,
ſowie über das Treiben der Koloniſten im Urwalde hielt
geſtern abend Herr A. Kauſetmann im Konkordiaſaale. Der Vor=
tragende
, der ſeine Ausführungen auf gründliche Kenntnis der Materie
und wiſſenſchaftliche Studien ſtützte, ſchickte der zahlreichen Büderſerie Bevölkerung unſerer Stadt ihren Gruß. Für weite Kreiſe iſt die
eine kurze Einleitung voraus, in der er beſonders betonte, daß nur
Leute mit eiſerner Energie und ebenſolchom Arbeitswillen und Zweck dieſer Neubildung und das Ziel, das ihr Wirken verfolgt,
m dem Wunderland, das Braſilien nun eimal ſei, ſich in den gänz=
lich
veränderten Verhältniſſen eines fremden Landes durchſetzen könn=
ten
. Wer aber einmal 34 Jahre drüßen ſei und gelernt habe, ſich
zu aktlimatiſieren, im Gebrauch der Landesſprache ge=
andt
ſei und härteſte Entbehrungen, an denen beſonders ſtadt ſchon eine ganze Reihe von Vereinen und Bünden, die in ihrem
zurück. Man hüte ſich jedoch aber, auf Urreile von ſolchen etwas zu
geben, die dem neuen Lande ſchon nach 10 Tagen enttäuſcht den Rücken
Grande de Sul, obwohl dieſe Kolonie an ſich weniger rentabel ſei.
Im allgemeinen ſei die Landwirtſchaft, wie Herr K. an lehrreichen Bei=
ſpielen
zeigte, ſehr ertragreich; natürlich erſt dan nur, wenn dem
ſchlimmſten Feinde des Einwanderers, dem Urwald (der ſo dicht ſei,
daß man kaum 2 Meter vorwärts komme), die Frucht nach mühſeliger
Arbeit abgetrotzt ſei. Ueberraſchend ſchöne Bilder bieten ſich in den
großen Städten mit architektoniſch hervoragenden Bauten, herrlichen
Anlagen und üppigſter Vegetation. Typiſch ſei die Vorliebe des Bra=
ſilianers
, der ſich durch unbegrenzte Gaftfreundſchaft auszeichne, für das
Theater, das ſich ſell

War of e eiſche en e e eief.
wert iſt u. a., daß der Oberchemiker des berühmten Schlangenſerum=
inſtituts
in St. Paulo ein deutſcher Gelehrter aus Jena iſt. Der
Vortrag fand beifällige Aufnahme bei den dankbaren Zuhörern.
Turngemeinde Beſſungen 1865 e. V. Darmſtadt, Wanderabteilung.
Die 11. prograyrmäßige Wanderung hat inſofern eine Aenderung er=
fahren
, als die Führer, nicht wie geplant, durch den Park jach Meſſel
führen, ſondern die Turnerſchar nach Michelſtadt i. D. bringen wollen.
Turner Gg. Bender und W. Wolf haben ſich zur Verſügung geſtellt,
um am kommenden Sonntag, den 16. Jauuar; die Führug zu über=
nehmen
. Die Marſchzeit beträgt 4½ Stunden und führt der Weg von
König über HainhausVielbrunn nach Michelſtadt. Die Zuſammenkunft
iſt am Oſtbahnhof, von wo die Abfahrt mit dem Zug 8,01 vormittags
erfolgt. Es ſind Sountagsfahrkarten 4. Klaſſe nach Michelſtadt zu köfen.
Für Verpflegung iſt Sorge getragen. Der Wanderausſchuß ruft allen
wanderluſtigen Turnerinnen und Turnern zu, ſich zahlreich an dieſer
Wandorung zu beteiligen, denn viele werden ſicher in diefer Gegend noch
nicht geweſen ſein.
Milchkränzchen‟. Damit eie alte, ſchöne Sitte nicht ins Meer
der Vergeſſenheit verſinkt, haben ſich eine Reihe von Mäunern des
Beſſunge: Studtteils zuſammengefunden, um am kommenden Sams=
tag
, den 15. Januar, abends 8½ Uhr im Chauſſeehaus, Heidelberger=
ſtraße
, unter dem Namen Milchkränzchen eine Wohltätigkeitsveranſtal=
tung
in die Wege zu leiten. Der Reinertrag der Veranſtaltung wird
der Beſſunger evangeliſchen und katholiſchen Kleinkinderſchule zwecks
Milchbeſchaffung überwieſen. Das Milckkränzchen, das viele Jahre vor
dem Kriege jährlich einmal abgehalten wurde, bedeutete ſtets ein Er=
eignis
für Beſſungen, und auch dieſes Mal dürften die Erwartungen der
Beſucher nicht enttäuſcht werden, iſt es doch gelungen, eine Reihe von
Kräften zu gewinnen, die ihre Kunſt und ihr Können in uneigennütziger
Weiſe gerne in den Dienſt der guten Sachze ſtellen. Im Anſchluß an
ein abwechflungsreiches, ſorgfältig zuſammengeſtelltes Programm findet
ein offizieller Ball ſtatt. Möge das Verſtändnis, das man in früheren
Jahren der Veranſtaltung entgegenbrachte, auch jetzt weiteſte Kreiſe der
Bevölkerurng erfaſſen, damit die Unterſtützung, die den hilfebeleirftigen
Kleinen zuteil werden ſoll, ſich auch tatſächlich in nennenswerter Weiſe
fühlbar mocht.
Die Reichsvereinigung ehem. Kriegsgefangener hielt im gut=
beſetzten
Saale des Fürſtenſaales ihre Weihnachtsfeier ab. Kamerad
Bock begrüßte die Kameraden nebſt Angehörige auf das herzlichſte. Frl.
Gſinter ſprach den Prolog, verfaßt von Kawerad Walter Schmitt. Die
Weihnachtslieder brachten Weihnachtsſtimmung in d.n Saal (vorgetragen
von Frl. Itzel, Zither, und Frl. Günter, Gitarre). Die Geſangs=
vorträge
von Frl. Dorle Stumpf gefielen ungemein. Rot=Weiß, H. V. L.
1922 ſtellte plaſtiſche Gruppen und Pyramiden. Den Höhepunkt des
Abends erreichte das lebende Bild Der letzte Mamu, geſtellt von Herrn
Haus Bock, deu Prolog geſprochen von Frau Daum. Herr Minkler,
der Humoriſt des Abends, verſtand es die Anweſenden für ſich zu ge=
winnen
. Knecht Ruppreckt (Kamerad Förſter), der während der Pauſe
von den Kindern abgeholt wurde, und für jedes Kind ein Geſchenk hatte,
konnte feſtſtellen, daß ſie alle das ganze Jahr brav waren, und teilte
ſeine Gaben an die Kleinen aus. Unſere Hauskapelle ſorgte für
eine gute Stimmung. Nach Schluß des Programms ſprach Kamerad
Bock an alle Mitwirkende den Dank der Vereinigung aus.
Wichtig für Eltern und Vormünder künftiger Kaufmannslehr=
linge
. Der Deutſchnationale Handlungsgehilfen=Verbaud macht an=
geſichts
des Lehrbeginns zu Oſtern darauf aufwerkſam, daß für den
Freiſtaat Heſſen die Einſtellung von Kaufmänniſchen Lehrlingen durch
Verordnung vom 2. Juni 1926 des heſſiſchen Miniſters für Arbeit und
Wirtſchaft geregelt iſt. Für Frankfurt a. M. iſt zwiſchen Arbeitgeber=
und Arbeitnehmerſeite eine gleiche Regelung durch Uebereinkunft ge=
troffen
worden. Es iſt Eltern und Vormündern ſolcher junger Leute,
die den kafmänniſchen Beruf ergreifen wollen und ſich deshalb j.tzt
um eine Lehrſtelle bemühen, nur dringend zu empfehlen, ſich voher ge=
mehr
Lehrlinge beſchäftigt werden, die nach der Verordnung bzw. nach
dem verbindlichen Alkommen zuläſſig ſind, farnen ob die als Lehrfirma
in Ausſicht genommene Firma auch die Berechtigung zur Lehrlings=
haltung
hat. Ueber alle dieſe Fragen gibt die Geſchäftsſtelle Darmſtadt
des D.H.V., Grafenſtraße 43, I., beveitwilligſt Auskunft.
Kinkerfürſorge. Wie ſehr. gerade jetzt in unſerem deutſchen
Volke eine weit ausgreifende planmäßige Kinderfürſorge nottut, zeigt
blitzartig ein kürzlicher Bericht des Preußiſchen Wohlfahrtsminiſteriums
über die Bevölkerungsbewegung in Preußen. Der Bericht weiſt zahlen=
mäßig
nach, daß der G=ſundheitszuſtand unſerer Kinder auch in den
Als Urſachen hierfür werden im beſond ven konſtitutionelle Schwäche,
unzureichende Ernährung und die ſchlechten Wohnungsverhältniſſe ge=
nannt
. Die Erkenntnis, daß die ſorgſamſte Pflege der Geſundheit der
Kinder eine Lebensnotwendigkeit unſeres Volkes iſt, hat die Deutſch=
betriebene
vorbildliche Kinderſürſorge neuerdings bedeutend zu er=
weitern
. So hat dieſe rund 190 000 Kaufmannsgehilfen erfaſſende Be=
rufskrankenkaſſe
eine Reihe muſtergültiger Kinderheime geſchaffen in
denen ſie im Jahre 1926 annähernd 3000 g=ſundsgefährdete Kinder
der Heilung zuführte. Es wäre ſehr zu begrüßen, wenn ihrem Beiſpiele
recht zahlreiche Organiſationen folgen.

VS15

Frauen=Anmut und Schönheit
ſind von körperlichem Wohlbefinden abhängig!
Unzählige Frauen leiden an Störungen der Ver=
dauungsorgane
, aber Taxin verſchafft ihnen
neues Wohlbefinden und Lebensfreude, die ſich
unverkennbar in ihrem Antlitz widerſpiegeln.
Laxin iſi das ideale Abführmittel und ſchmeckt wie
das feinſte Konfekt. Eine Doſe koſtet M 4.50.
In allen Apotheken und Drogerien zu haben.

Die Darmſtädter Spielſchar
Zum neuen Jahre eutbietet die Darmſtädter Spielſchar, der
Darmſtädter Spielſchar ein neuer Begriff. Es iſt notwendig. Sinn
öffentlich bekanntzugeben.
Die Darmſtädter Spielſchar iſt ein Zuſammen=
ſchluß
junger Menſchen zur Pflege der volkstüm=
lichen
Darſtellungskünſte. Gewiß gibt es hier in Darm=
das
erſte Jahr reich ſei, nicht ſcheue, wolle um keinen Preis mehr Programm die gleiche Abſicht verkünden. Doch ſpielt die Erfüllung
dieſes Programmpunktes dort eine mehr oder weniger untergebrdnete
Rolle, ſoll gewiſſermaßen nur dem Außenſtehenden ein Bild von der
gekehrt hätten. Das deutſche Element iſt vorherrſchend m Rio vielgeſtaltigen Belebtheit des Vereinslebens geben und iſt vor allem
die Durchführung ſtark gehemut durch Rückſichten, die das Vereins=
leben
ſelbſt immer erforderlich macht.
Bei der Darmſtädter Spielſchar dagegen iſt die Pflege volks=
tümlicher
Darſtellungskünſte zum Selbſtzweck geworden. Die jungen
Leute, die der Spielſchar angehören oder nach Bedarf zur Mitwirkung
eingeladen werden, bringen die erforderliche natürliche Begabung für
die Aufgaben mit, deren Erfüllung von ihnen gefordert wird. Dieſo
umfaſſende Zuziehung jugendlicher Begabungen aus allen Lagern
bedingt für die Spielſchar wiederum Befreiung von rein konfeſſionellen
oder politiſchen Bindungen jeglicher Art. Tatſächlich iſt auch die Spiel=
ſchar
in dieſer Nichtung vollkommen unabhängig, wenn man von der
korporativen Mitgliedſchaft beim Reichsverband des Bühnenvolksbundes
abſieht, einer Mitgliedfchaft, die bei den hohen und idealen Zielen dieſes
Bundes aber niemals hemmend, ſondern nur fördernd ſein kann und
auch tatſächlich iſt. Um jedoch alle Zweifel über die Grundeinſtellung
der Spielſchar auszuſchließen, ſei hier ausdrücklich feſtgeſtellt, daß das
Kulturprogramm dieſes bedeutſamen Bundes von uns ohne Ein=
ſchränkung
übernommen iſt.
Unter dem Begriff vollstümliche Darſtellungskünſte verſteht die
Spielſchar das Laienſpiel und den Volkstanz, ſowie das Puppen=,
Schatten= und Marionettenſpiel. Im Nahmen unſerer Veranſtaltungen
werden wir demnach das mittelalterliche religiöſe und weltliche Laien=
ſpiel
im (deutſchen) Urtext bringen, dabei aber nicht verſäumen, auch
die Dichtungen der modernen Laienſpiel=Verfaſſer zu beleben. In
gleicher Weiſe werden wir neben der kulturell=bedeutſamen Pflege der
alten Voltstänze insbeſondere aus unſerer engeren Heimat! die
Geſtaltung des Tanzſpiels, etwa in der Art der Geeſtländer Tanzkreiſe‟
in Hamburg, uns angelegen ſein laſſen. Bei all dieſen Spielen, zu
denen ſich noch, wie ſchon bemerkt, Puppen=, Schatten= und Marionetten=
ſpiele
geſellen, wird es uus ernſte Pflicht ſein, das für den Laien
höchſtmöglichſte Maß künſtleriſcher Vollendung zu erreichen. Und wenn
wir ſehen, daß unſere Spiele bei dem verwöhnteren Stadtpublikun
Anklang finden, dann werden wir gern und freudig unſere Darbietungen
hinaustragen auf das flache Land, um der dortigen Bevölkerung eine
geſunde und kräftige geiſtge Koſt zu bieten.
Es ſei erlaubt, hier einige Worte über unſere Stellung zur Be=
rufsbühne
einzuſchalten. Wir ſind alle aufrichtige Freunde unſerer
Bühne und wiſſen auch, ſoweit es uns als Außenſtehende möglich iſt, von
deren Nöten und Sorgen. Deshalb ſei es ferne von uns, daß unſere
Spiele zu einem Faktor werden ſollen, der etwa dieſen Notſtand noch ver=
größert
. Wir wiſſen; dort ſteht hinter allem doch das nackte Leben dort
geht es bei jedem um die Lebensexiſtenz, bei uns aber iſt es ein Spiel,
geboren aus triebhafter Freude am Spiel und getragen von hohem Ideg=
lismus
. Auch kennen wir ſehr wohl die Grenze des für uns Möglichen,
und würden uns und unſer Wollen ſelbſt verleugnen, wenn wir dieſe
Grenze überſchreiten wollten. Unſere Spiele ſind Dichtungen, die zufolge
ihrer Gigenart nie auf der Berufsbühne erſcheinen werden, ſo wenig,
wie umgekehrt auf unſerer Spielbühne jemals Dichtungen aus dem
Spielplan der Berufsühne erſcheinen werden. Wenn alſo überhaupt
eine Verwandtſchaft zwiſchen Berufsbühne und unſeren Spielen beſteht,
fo iſt es vielleicht die, daß ſie letzten Endes ein Zeugnis ſind für die
Theaterkultur der Jugend unſerer Stadt. Eine Gefahr aber können
unſere beſcheidenen Spiele für die Berufsbühne niemals werden; das
iſt unſeve ehrliche Anſicht.
Unſere künſtüleriſche Einſtellung ergibt ſich ganz ſelbſtverſtändlich
aus unſerer geſamten Lebensauffaſſung. Wie überall bei uns ein Zug
zur Natur, ein Sehnen nach Wald und Heide durch unſere Reihen geht,
ſo lebt auch bei unſeren Spielen der Wunſch, den Dichtungen die natür=
liche
, alſo die denkbar einfachſte Geſtaltung zu geben. Wir nennen nicht
einen großen techniſchen Apparat unſer Eigen, ſondern behelfen uns
immer und überall mit den einfachſten Mitteln. Einfachheit bedeutet
aber alles andere denn Dürftigkeit.
Der Geiſt der Gemeinſchaft, der die Spieler verbindet, ſoll uns mit
unſeren Zuſchauern und Zuhörern vereinen. Wir werden (durch Aus=
gabe
einer beſchränkten Anzahl beſonderer Karten) einen Stamm inter=
eſſierter
Beſucher ſchaffen, mit denen wir in gewiſſen Zeitabſchnitten
zuſammenkommen, um in vertrautem Kreis uns über alle Fragen, die
für uns von Belang ſind, auszuſprechen Für den Zuſchauer, der zu.
unſerem Kreis gehört, iſt demnach ein Spiel noch lange nicht zu Ende,
wenn das letzte Wort verhallt und der lotzte Ton verklingt. Dann be=
ginnt
für ihn, Hand in Hand mit den jugendlichen Spielern, das Wirkem
am weiteren Ausbau unſerer kulturellen Arbeit!
Ueber den Beginn dieſer Spiele erfolgt noch nähere Bekanntgabe.
Die Spiele finden in gewiſſen Zeitabſchnitten regelmäßig Dienstags in
der Aula der Landesbaugewerkſchule, Neckarſtraße 3, ſtatt. Sie beginnen
ſpäteſtens in der zweiten Januarhälfte, ſobald unſere Shakeſpeare=
Bühne und die Beleuchtungsanlagen fertiggeſtellt ſind. Die erſte Auf=
nau
darübeu zu unterrichten, ob nicht etwa bei deu betreffenden Firma führung wird zur Einführung unentgeltlich (ohue Tellerſammlung,
entgeltlichem Programmverkauf oder dergleichen) dargeboten werden.
Alle Freunde unferer Kunſt und namentlich die Mitglieder des
Bühnenvolksbundes find uns herzlich willkommen, Kartenausgabe
demnächſt bei Chriſtian Arnold, am Weißen Turm. Dort erhält man
auch Auslunft und Einweiſung zu unſerer Spielſchar.
A. S.*
(. Die Dezember=Witterung in Darmſtadt. Der erſte Monat des
diesjährigen meteorologiſchen Winters war vorwiegend kalt und trocken.
Der Barometerſtand war im Allgemeinen hoch mit den Gegenſätzen von
764,8 Millimeter am 10. und 737,8 am 4., während ſich das Monatsmittel
letzten Jahren eine erſchreckend ungünſtige Entwicklung genommen hat. auf 733,5 (3,4 über normal) ſtellte. Das Monatsmittel der Temperatur
betrug 1,0 Grad Celſius (1,6 unter dem langjährigen Durchſchnitt), wäh=
rend
als Gegenſätze 5,7 Grad am 11. und 9,8 am B. notiert wurden.
Froſttage gab es 15, Eistage, d. h. ſolche, an denen das Thermometer
ſtändig unter Null blieb, kamen 5 vor. Beſonders kalt war die Periode
nationale Krankenkaſſe, Sitz Hamburg, veranlaßt, ihre ſeit Jahrzehnten vom 23. bis 28. Die Bewölkung war, wie in dieſem finſteren aller
Monate nicht anders zu erwarten, mit einer Monatsziffer von 8,4 (03
über normal) ſehr bedeutend, wobei 10 böllige Trübung ausdnückt. Nicht
weniger als 23 Tage waren trüb, während heitere fehlten. Südweſt=
winde
überwogen, jedoch war auch die nordöſtliche Richtung ſtark ver=
treten
. An 19 Tagen mit Regen, 9 mit Schmee und 2 mit Graupen
wurde eine Niederſchlagsmeuge von 37 Millimetern verzeichnet, wovon
auf den 19. als den näſſeſten Tag 6 Millimeter entfielen. Erſtere
Summe beträgt nur zivei Drittel des langjährigen Durchſchitts. Eins
Schneedecke wurde nur an einem Tage beobachtet, Glatteis an zweii
Tagen, während am 20. ein kurzes, ſchwaches Gewitter auſtrat. In der
Probinz Startenburg ſchwankte die Niederſchlagsmenge zwiſchen 89,5
Millimeter in Waldmichelbach und 14,0 Millimeter in Gerusheim, welch
letztere Station überhaupt die trockenſte des Landes zu ſein ſcheint, in
Oberheſſen zwiſchen 750 Millimetern in Giedern und 192 in Echzell, in
Rheinheſſen zwiſchen 2,8 Millimetern in Alzey und 14,2 Müllimetern in
Ober=Jugelheim.
Nachtrag zur Tagesordnung für die Sitzung der Stadtverord=
neten
=Verſaumnlung am 13. Januar 1937. 6a. Verumſtaltung einer Feier
aus Anlaß der 100. Wieberkehr des Todestages Peſtalvzzis.
Die Auszahlung der laufenden Zuſatzrenten für nicht im Er=
werbsleben
ſtehende Schwerbeſchädigte, Kriegerhinterblieben, Altventneu
und Altreumerinnen erfolgt am Samstag, den 15. Jamuar, vormittags
von 812 Uhr durch die Stadtkaſſe.

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[ ][  ][ ]

Seite 6

Kriegsgräberfürſorge.

Das Jahr 1926 brachte dem Volksbund Deutſche Kriegsgräberfür=
ſorge
eine Fülle wichtiger Arbeiten. Die Verbreitung des Volfsbund=
gedankens
nahm einen ungeahnten Aufſchwung. Wahrend der Volks=
bund
im Anfang des Jahres 39 Verbande und 871 Ortsgruppen zaulte,
tuchs die Bahl der Verbande auf 42 und die der Ortsgruppen auf
1100. Der Volksbund ſetzte im vergangenen Jahr etwa 400 deutſche
Kriegerfriedhöfe in faſt allen Weltteilen inſtand und verausgabte hier=
für
annähernd RMM. 220 000. In Frankreich konnte er endlich mit der
durchgreiſenden, umfangreichen Arbeit an der Inſtandſetzung der deut=
ſchen
Kriegerfriedhöfe beginnen. Als erſte wurden diejenigen von Bellean
(Dep. Aisne) und La Maiſon Blanche (Dep. Pas de Calais) in An=
griff
genommen. In Belgien konnte er Vorbereitungen für ſein Mit=
wirken
an den Inſtandfetzungsarbeiten der belgiſchen Behörden treffen.
In den anderen Ländern arbeitet er ſchon ſeit Jahren ungehemmt an
der Erfüllung der von ihm übernommenen Pflichten. Im letzten Jahr
wurden neben dem Bau des Ehrenmals auf dem deutſchen Kriegerfried=
hof
in Moskau zahlreiche kleinere und größere deutſche Kriegerfriedhöfe,
darunter u. a. derienige von Kronenberg in Lettland, vollkommen her=
gerichtet
. In Frankreich und Belgien ſteht der Volksbund mit 90 Pro=
zent
aller Friedhafzorte in ſteter Verbindung. In den öſtlichen Ländern
iſt das Netz der Verbindungen noch nicht ganz geſchloſſen, es gelang
aber dem Volksbund in ausdauernder Arbeit, im vergangenen Jahr mit
238 Friedhofsorten neue Verbindung herzuſtellen. Auf etwa 200 Fried=
höfen
in den verſchiedenen Ländern wurden Einzelapbeiten, wie Errich=
tung
neuer, Ausbeſſerung ſchadhafter Uwwehrungen, neuer Tore, fer=
ner
Emeuerung und Ausbeſſerung von Kreuzen. Inſtandſetzung ſchad=
hafter
Denkmäler, Auſhügelung und Säuberung eingeſunkener Gräber
und Bepflanzung von Gräbern, vorgenommen. Im Namen von Angehö=
zigen
und in ſeinem eigenen Namen legte der Volksbund zu d.n Toten=
gedenktagen
und am Volkstrauertag insgeſamt 3374 Kränze an Einzel=
und Sammelgräbern nieder. Ueber 1000 Lichtbilder beſchaffte er auf
Wunſch von Angehörigen. Auch erteilte er an dieſe auf Fragen nach
dem Verbleib und Zuſtand einzelner Gräber annähernd 40 000 Aus=
künfte
. Darüber hinaus ſtand der Volksbund ungezählten Angehörigen
m allen zugehörigen Fragen mit Rat und Tat zur Seite. Um das
geſamte deutſche Volk zur Mitarbeit heranzuziehen und die Volksbund=
arbeit
auf breitere Schultern zu legen, hat der Volksbund ſchon vor meh=
reren
Jahren die Patenſchaſten geſchaffen. Er wendet ſich an Ver=
eine
, Gemeinden, Einzelverſonen und auch an ſeine Verbände und Orts=
gruppen
mit der Bitte, einen beſtimmten Friedhof in ihre beſondere
Obhut zu nehmen. Im Jahre 1926 konnten 34 Kriegerfriedhöfe in
Patenſchaft gegeben werden, ein ſchönes Zeichen für die Opferfreudigkeit
des deutſchen Volkes.
* Vorzugsrente und öffentliche Fürſorge. Wie der Verband der
Kriegsbeſchädigten und Kriegshinterbliebenen des Reichskriegerbundes
Kyffhäuſer mitteilt, hat der Reichsarbeitsminiſter erklärt, daß der Bezug
einer erhöhten Vorzugsrente durch bedürftige An=
leihealtbeſitzer
, die auf ihre Ausloſungsrechte varzichten,
weder Einfluß auf die weitere Gewährung der öffentlichen
Fürſorge ausübe, noch eie Herabſetzung der Fürſorge=
leiſtung
bedinge.
Polizeibericht. Wer iſt der Eigentümer?. In der Hand=
gepäckaufbetuahrungsſt
=lle des hieſigen Hauptbahnhofes wurden vor ca.
5 Wochen 2 Motore (Type S. H. 13 265, Amp. 1,5, und S. H. 13172,
Amp. 1,2, Volt 220) abgegeben, die noch nicht abgeholt ſind. Perſonen,
die Eigentumsrechte geltend machen, wollen ſich an die Kriminalpolizei
wenden. Fahrraddiebſtähle. Am Mittwoch wurden 2 Fahr=
räder
(Herren=Rennmaſchinen) entwendet, das eine Rad iſt Marke
Matador und hat die Fabriknummer 967 351, das andere iſt Marke
Kaiſer‟ Nr. 216 216. Beide Räder haben ſchwarzen Rahmenhau, gelbe
Felgen und rote Bereifug. Wäſchediebſtahl. Aus einem
Gartenhaus wurden eine Anzahl Damen= und Herren=Wäſcheſtücke, zum
Teil H. G. und M. W. gezeichnet, geſtohlen.
Dampferexpeditionen des Norddeutſchen Lloyd Bremen. 1. Nach
New York ab Bremen Bremerhaven: D. Columbus 16. Januar, D.
Bremen 25. Januar, D. Preſident Harding (USL.) 26. Januar. D.
Berlin 5. Februar. D. Republie (USL.) 6. Februgr, D. München
15. Febr. 2. Nach New York ab Southampton: D. Columbus 17. Jan.,
D. Preſident Harding (USL.) 27. Jan., D. Berlin 6. Febr., D. Re=
vublie
(USL.) 7. Febr. 3. Nach Canada (Halifax) ab Brewen= Bvemer=
haven
: D. Bremen 26. Januar. 4. Nach Philadelphia, Baltimore, Nor=
folk
ab Bremen=Bremerhaven: D. Göttingen 22. Januar, D. Hannover
12. Februar. 5. Nach Braſilien, Argentinien ab Bremen=Bremerhaven:
D. Sierra Ventana 22. Januar, D. Weſer 5. Februar, D. Sierra Cör=
doba
19. Februar, 6. Nach Nordbraſilien ab Bvemen D. Aegina 12. Jan.
7. Nach Mittelbraſilien ab Bremen: D. Porta 17. Januar, 8. Nach
Cuha, New Orleans ab Bremen: D. Hornſund 3. Feſruar. 9. Nach
Oſtaſien ab Bremen: MS. Saarland 15. Januar, D. City of Welling=
ton
22. Januar, D. Jdarwald 26. Januar. D. Saarbrücken 29. Januar,
D. Agamemnon 5. Februar. 10. Nach Auſtralien ab Bremen: D. Juſtin
15. Januar, D. Eſſen B. Januar, D. Telamon 5. Februar. 11. Nach
Süd=Amerika Weſtküſte ab Bvemen: a) durch den Panamakanal: D.
Murla 15. Januar, D. Itauri 25. Januar; b) durch die Magellan=
Straße: D. Planet 17. Januar, D. Nitokris 31. Januar. 12. Nach
Zentral=Awerika und Mexiko ab Hamburg: D. Eupatoria 15. Jamuar,
D. Sachſenwald 16. Februar., 13. Nach Nord=Amerika Weſtküſte ab
Hamburg: MS. Seekonk 22. Januar. 14 Fruchtfahrt Canariſche Inſeln
nach Bremen=Hamburg: wöchentlicher Dienſt. 15. Nach der Levante ab
Bremen: 14tägige Abfahrten. 16. Nach Finnland ab Bremen: 14tägiger
Dienſt nach allen Haupthäfen. 17. Nach Reval ab Bremen: Abfahrten
alle 10 Tage. 18. Nach Leningrad ab Brewen: Abfahrten alle 8 bis
14 Tage. 19. Nach Englaud ab Bremen: 2 bzw. 4 Abfahrten in der Woche.
20. Nach Afrika ab Hamburg: 2) Weſt=Afrika: D. Ingo 17. Januar,
D. Winfried 20. Januar. D. Livadia 28. Januar; b) Süd= und Oſt=
Afrika: D. Tanganjika 18. Januar, D. Toledo 27. Januar.
Kunſtnotizen.
Ueber Werke, Künffler oder fünſtleriſche V. ranſtaltungen, deren im Nachſtiehenden Grwähnung
geſchiebt, bebält ſich die Redaltion ihr Urtell vor.
Zu dem am Freitag, den 14. Januar, abends 8 Uhr, in der Turn=
halle
am Woogsplatz ſtattfindenden Klavierabend Guſtav Beck finden
wir im Programm neben Bach, Paſſacaglia für Orgel, die Songte op.
31 Nr. 3 von Beethoven, Songte op. 11 von Schumann, die Walzer
Cis=Moll op. 64 Nr. 2, Ges=Dur op. 70 Nr. 1, ein Nocturng op. 15 Nr. 2
von Chopin und die E=Dur=Polonäſe von Liſzt. Dazwiſchen hören wir
erſtmals eine Ausleſe von Kompoſitionen aus dem 16 und 17. Jahr=
hundert
, G. Ch. Wagenſeil, Divertimento; Rameau, Menuett; Croft,
Andanta, und Preſto von Haydn. Karten bei Konzert=Arnold, Wil=
helminenſtraße
9 (Telephon 2560).
Reſidenz=Theater am Weißen Turm. Der Mann im
Feuer bettelt ſich der neueſte Ufg=Film, welcher in ſo vielen Städten
mit dem größten Erfolg aufgenommen wurde, wird auch hier der Ge=
ſchmack
des Publikums ſein. Die Hauptrollen des Films ſind von erſten
bekannten deutſchen Schauſpielern beſetzt. Rudolf Rittner ſpielt den
Vater mit viel Scele. Olga Tſchechowa gibt die Diva mit ſehr viel
Charme und Temperament. Kurſt Veſpermann und Jakob Tiedtke leiſten
viel Gutes. Die 3. Charleſton=Tanzſtunde wird mit Intereſſe erwartet
und wird der belehrende Inhalt den Zweck nicht verfehlen. Den Be=
ſuchern
des Reſidenz=Theaters wird ſomit heute viel Intereſſantes gebotzen,
Lokale Veranſtaltungen.
Die bierunter erſcheinenden Nollzen find an:ſchlleßlich aus Hinwelſe auf Anzeigen zu beirachten.
in keinem Falle irgendwie als Beſprechung oder Krlil.
* Im Neugeiſtkreis ſpricht am Freitag abend, Logengebäude,
Sandſtraße 10, Herr Dr. med. Bruno Günther übor Die Welt des
Unendlich=Kleinen. Bau und Wirkung der unendlich=kleinen Bau=
ſteinchen
unſeres Körpers und der Welt, wie ſie ſich uns nach den
neueſten wiſſenſchaftlichen Forſchungen darſtellen, werden erläutert, und
aus dem Blick in die Harmonie und Ordnung dieſer Wunderwelt werden
ſich Ausblicke ſür die harmoniſche Geſtaltung unſeres eigenen Lebens
ergeben. Eintritt frei: Zur Unkoſtendeckung werden freiwvillige Gaben
erbeten. (Siehe Anzeige.)

Tageskalender für Donnerstag, den 13. Januar 1927.
Geſſ. Landestheater, Großes Haus, C 10, Anf. 7½ Uhr Ende
10 Uhr: Gaſparone‟. Kleines Haus, abends 8 Uhr: Zweiter
Beethoven=Abend des Drumm=Quartetts. Techn. Hochſchule,
Hörfaal 326 Vortragsgemeinſchaft techn.=wiſſenſchaftl. Vereine, abds.
8 Uhr: Vortrag Schneider. S. T. A.=Miſſion, abends 8 Uhr,
Ludwigshalle: Vortrag. Gartenbauverein, abends 8 Uhr,
Fürſtenſaal: Monatsderſammlung. Konzerte: Schloßkaffee,
Perkeo, Cafs Rheingold, Weinhaus Weißer Turm. Tanz: Café
Taunusburg, Café Rheinaold, Weinhaus Weißer Turm. Kap=
penabend
: Cafs Haſſia. Kinovorſtellungen: Union=,
Reſidenztheater, Palaſt=Lichſtpiele.
Verſteigerungskalender für Freitag, den 14. Januar 1927.
Städt. Güterverwaltung vorm. ½10 Uhr, Holzverſteigerung
Nr. 2 (utzholz), in der Woogsplatz=Turnhalle.

Donnerstag, den 13. Januar 1927
Rus Heſſen.
Starkenburg.
Großmarktes jetzt energiſch in die Hand zu nehmen. Die Ueberfüllung
der umliegenden Märkte und der dadurch veranlaßte geringe Preis für 11. Januar 1,72 Meter, am 12. Januar 1,96 Meter.
zu haben, daß ſie andere Wege wie bisher einſchlagen müſſen, um ihren des Hotels Hufnagel ihr Wanderer=Ehrungsfeſt in Form
Produkten lohnenden Abſatz zu verſchaffen.
* Weiterſtadt, 19. Jan. Der Gemeinderat hat beſchloſſen, eingeladen ſind,
jedem vevheivateten Holzhauer und ledigen Holzhauern, die Ernährer
ihrer Familie ſind, zum Tarifpreiſe einen Raummeter Holz zu über=
laſſen
.
hieſigen Oxte iſt am nächſten Samstag und Sonntag im Gaſthaus Bur hilfe zu beſprechen und im hieſigen Bezirke dieſe Arbeit zu organiſieven.
Tage verbunden iſt, hat ſchon manche Erfolge zu verzeichen gehabt, auf gerichtshilfe organiſiert hatte, und der deshalb imſtande war, aus brak=
die
er ſtolz ſein kann.
Eberſtadt, 19. Jan. Die Untererhebeſtelle Eberſtadt iſt gerichtshilfe und ihre Organiſation und ihre Aufgaben zu ſprechen. Eine
7 Uhr geöffnet. Ortsgericht. Das Ortsgericht Eberſtadt außerordentlich gut beſuchten Verſammlung, Herr Regierungsrat Dr.
diesjährige Liedertag der Gberſtädter Geſangvereine findet, wie nun=
mehr
feſtſteht, am Samstag, den 29. Januar ſtatt. Liederkranz.
gangenen Sonntag abend in vollbeſetztem Saale des Bergſträßer Hofes ein mit Stroh und Holz gefüllter Schuppen zum Opfer fiel. Nur dem
abhielt, nahm in allen Teilen einen guten Verlauf. Die dargebotenen danken, daß nicht das Wohnhaus und bemachbarte Gebäude ein Rauß
Auch die ſonſtigen Bühnendarbietungen erfpeuten ſich des Beifalls der
Amweſenden.
* Pfugſtadt, 12. Jan. Der Radſportverein Germania
1908 e. V. hält am Samstag abend in ſeinem Vereinslokal die dies=
verſammlung
des Turnvereins e. V. fmndet am 22. Januar ſtatt.
Anträge ſind bis zum 17. Januar einzureichen. Strombezug,
von Akkumulatoren nur aus der Lichtleitung entnommen werden darf.
Zuwiderhandlungen ſind ſtraſbar.
ſtädter Hof die 50. Hauptverſammlung des hieſigen Turnvereins,
die ſich eines guten Beſuches zu erfreuen hatte. Aus den Berichten der gerichten, den Provinzialausſchüſſen, auf chre Gültigkeit geprüft=und faſt
einzelnen Vorſtandsmitglieder ging hervor, daß in allen Abteilungen
fleißig gearbeitet wurde. Der Verein zählt zurzeit 210 Mitglieder,
darunter B Ehrenmitglieder, die über 25 Jahre dem Verein angehören,
Neu eingetreten ſind im verfloſſenen Jahre 29, ausgetreten 19 Mitglie=
der
. Die Einnahmen und Ausgaben beziffern ſich auf nahezu 3000 Mk. laſſen. Die Frage, ob ſich Schröter eines Preſſe= und Berufsvergehens
und ergeben einen Ueberſchuß von 120 Mk. Der Verein beſitzt eine
eigene Turnhalle, und beläuft ſich das Geſamtvermögen auf 17000 Mk.
Die 50jährige Jubelfeier beginnt mit einem großen Schauturnen im
Monat März und endet mit dem eigentlichen Stiftungsfeſt am 25. und
26. Jui. Mit dem Lied Turner auf zum Streite ſchloß der 1. Spre=
cher
, Herr Lehrer Amann, die harmoniſch verlaufene Verſammlung.
Roßdorf, 12. Ja. NeueBeſetzungvon Lehrerſtellen.
Die beiden freien Lehrerſtellen wurden dem Lehrer Zimmermann aus
Steinbach i. O. und dem Lehrer Buß aus Utphe (Oberh.) übertragen.
* Ober=Ramſtadt, 12. Jan. Samstag, den 15. Januar 1927, vormit=
tags
von 8 bis 12 Uhr, werden bei der Gemeindekaſſe die Unterſtützungen
an Klei= und Sozialventner für Monat Januar ausgezahlt. Auf das
am Samstag, den 15. Januar, abends, im Saale Zum Löwen ( Schnei=
der
) ſtattfindende diesjährige Wauderer=Chrungsfeſt des Odenwaldklubs
(Ortsgruppe Ober=Ramſtadt) ſei hierdurch nochmals hingewieſen.
Reinheim, 12. Jan. Artillerie=Feſt. Am Samstag, den
15. Januar, abends 8 Uhr, findet im Saale. Zum kühlen Grund in
Reinheim ein großer kameradſchaftlicher Abend verbunden mit einer
Abendunterhalung, Tombolaverloſung und anſchließendem Tanz ſtatt.
Der Artillerie=Verein des vorderen Odenwaldes, der gegenwärtig zirka
200 Mitglieder zühlr, und die Mitſpielenden ſelbſt, geben Gewähr, daß
auch dieſer Abend wie der vorjährige, die Beſucher auf ihre Rechnung
kommen laſſen wird. Die Muſikkabelle ſtellt Kamerad Kohlbacher in
Werſau.
r. Babenhauſen, 12. Jan. Auf Veranlaſſung des hieſigen Geflügel=
zuchtvereins
wird Herr Lehrer Friedmann= Seligenſtadt a. M. am
kommenden Sonntag im kleinen Saale des Gaſtchauſes Deutſcher Hof
einen Vortrag halten. Das Thema lautet: Das Italiener=
Gubn. An der Hand von lebendem Anſchauungsmaterial wird die
genannte Raſſe nach allen Geſichtspunkten eingehend erläutert und mit
anderen Hühnerraſſen vergleichend behandelt werden, ſo daß jeder Hüh=
nerzüchter
aus dem Vortrag eines anerkannden Fachmannes Nutzen richtliche Sühne. In dem benachbarten Münchholzhaufen war
ziehen dürſte.
* Erbach, 12. Jan. Strahlende Feſte, die Sinne berauſchen und gro=
ßen
Koſtenaufwand verurſachen, werden häufig gefeiert. Selten aber
ſind ſolche Feſte herzerwärmend, wirkliche Freude bereitend. Es iſt eben
viel leichter, äußeven Glanz zu zeigen, wenn die vorhandenen Mittel
dies erlauben, als mit wenig Koſten ein Feſt zu veranſtalten, bei dem
ein guter Geiſt über dem Ganzen ſchwebt, der von Perſon zu Perſon
eine Brücke ſchlägt und ſo für wenige Stunden eim Verbundenſein der
Anweſenden erzeugt zu gemütvoller Freude und Luſt. Solches iſt den
Gendarmeriebeamten des Kreiſes Erbach ausgezeichnet fängnis,
gelungen am Samstag im Café Glenz. Herr Kreikommiſſär Jöſt be=
grüßte
die erſchienenen Gäſte und ſeine Kameraden in ſchlichten Worten
und gab damit eigentlich ſchon dem Abend ſeine Signatur. Dann folg= Gießener Straßenbahn. Das bisherige Ergebnis der Gießener
ten die muſitaliſchen Darbietungen der Künſtler, die geſälligerweiſe
einen Dienſt der guten Sache leiſteten. Fräulein Keilmann ſang
Samſon und Dalila, Marias Wiegenlied, Arie aus Carmen u. a. beachten iſt, daß im Jahre 1925 mehrere größere Veranſtaltungen hier
Von einem zum anderen Vortrag der Sängerin knüpfte ſie das Band
feſter zu ihren Zuhövern und gewann dabei ſelbſt an ſtrahlendem Vor=
trag
. Sehr angenehm berührte dabei ihre Gebefreudigkeit. Auch die im Jahre 1925 im ganzen rund 1610 000 Perſonen befördert wurden
Violinvorträge der Herven Jöſt und Walther, zu denen ſich die und dafür rund 255 000 Mark an Bargeldern erlöſt wurden, nahwen im
ſtraffe Begleitung am Klavier der Kreisfürſorgerin Schweſter Arbeil=
gen
ud des Herrn Erno Fauſt geſellte, wurden ſchön und freudig rund 235 000 Mark vereinnahmte. In beiden Jahren blieb die ſtädtiſche
gegeben und dankbar aufgenommen. Zwiſchen den Darbietungen fand
Herr Reg. Rat Dr. Feilbach herzliche Worte in einer Anſprache die
nicht nur einer üblichen Form genügte, ſondern dem Zuſammengehörig=
keitsgefühl
Ausdruck gab, weſches beſtehen ſoll bei den Beamten unter, Landgericht. Zur Erbauung der großen Gießener Volkshalle im vorigen
aber zwiſchen Beamten und Publikum. Nicht als gefürchteter Mann tung der Halle ſicherzuſtellen. Ein Teil dieſer Zeichner, weigerte ſich
des Geſetzes, ſondern als Freund und Beſchützer ſolle das Publikum den jedoch ſpäter, die gezeichneten Beträge zu bezahlen. Der Volkshallen=
Beamten betrachten. Um dies zu fördern, ſei das heutige Feſt vero= verein ſtrengte nun gegen zwei ſolcher zahlungsunluſtigen Zeichner einen
ſtaltet worden, und in dieſem Sinne wünſche er allen Teilnehmern einen
frohen, genußreichen Abend. Reicher Beifall gab die Zuſtimmung der
Anweſenden kund. Eine Verloſung und darauffolgender Tanz ließen rechtskräftig geworden und werden für andere Zahlungsunwillige eine
nun die Freude ſich weiter entwickeln, aber und das entſprach ganz Lehre ſein, die auch in anderen Städten in gleichen oder ähnlichen
dem Charakter der Feſtgeber es war Führung, Diſziplin auch im Fällen Beachtung finden dürſten,
Vergnügen, aber eine Diſziplin die ſo unauffällig war, daß ſie als
ſelbſiwverſtändlich hingenommen wurde. Herr Kreiskommiſſär Jöſt dankbaren Fiſchreiher entbehrt nicht emnes gewiſſen Humors.
wollte das Feſt nicht ausklingen laſſen, ohne den Muſikmitwirkenden und Vor einigen Wochen ſaß die Familie des Arbeiters Mohr in der Küche
den Feſtgäſten, beſonders Herrn Kreisdirektor v. Werner und Herrn beim Abendbrot, als plötzlich ein graues Etwas durch das Fenſter
nen, daß die Bewirtung im Café Glenz gut war.

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BIn 1097

Nummer 13
s. Beerfelber, 12. Jan. In dem Bericht über das Konzert a
letzten Samstag in der Turnhalle war der Name des veranſtaltenden
Vereins überſehen worden; es iſt der Geſangverein Sängerkranz,
Zurzeit bereiten auch die Ortsgruppe des Odenwaldklubs und der Ge=
fangverein
Sängerriege, ihre in den nächſten Wochen zur Aufführung
kommenden muſikaliſchtheatvaliſchen Abendunterhaltungen vor. Wie
Griesheim, 12. Jan. Wie beſtimmt verlautet, beabſichtigt man vermutet, war dem letzten Schnee kein langes Bleiben beſchieden: geſtern
in hieſigen landwirtſchaftlichen Kreiſen, die Einführung eines Gemüſe zeigten die Höhen nur noch an vereinzelten Stellen eine weiße Decke.
Hirſchhorn, 12. Jan. Waſſerſtand des Neckars am
Gemüſe, der kaum noch die Erzeugungskoſten deckt, ſcheint unſere r Seeheim (Bergſtr.), 12. Ja. Die hieſige Odenwald=Ortsgrupoe
Landwirte und Gemüſezüchter jetzt endlich zu der Ueberzeugung gebracht feiert am Samstag, den 15. ds Mts., abends 8 Uhr, im Bühnenſoaf
eines erweiterten Famliengbends, wozu alle Wanderfreunde herzlich
* Heppenheim (Bergſtraße) 11. Jan. Das Kreisjugendamt Heppen=
heim
hatte für geſtern nach Weinheim die Jugendrichter, die Lehrer,
ſchaft, die Geiſtlichen und überhaupt in der Jugendarbeit ſtehonde Ver=
Ck. Wixhauſen, 12. J. Geflügelanzſtellung. Im ſönlichkeiten des Kreiſes eingeladen, um die Frage der Jugendgerichts=
Traube eine große Geflügelausſtellug. Der Geflügelzuchtverein, der Als Referenten hatte man Herrn Pfarver Nies aus Ettingshauſen ge=
Veranſtalter dieſer Ausſtellung, die mit einem Züchterabend am erſten wonnen, der für den Kreis Gießen ſeit längerer Zeit die freie Jugend=
tiſcher
Erfahrung über die Grundlagen und das Weſen der Jugend.
am 13. Januar ausnahmsweiſe geſchloſſen. Dafür iſt die Kaſſe am Frei= ausgiebige Diskuſſion ſchloß ſüh an das Referat an, m der man den
tag, vormittags von 8 bis 19 Uhr und nachmittags von 2 bis Ausführungen des Redners im weſentlichen zuſtimmte. Der Leiter der
macht bekannt, daß am Freitag dieſer Woche die Hofreite Eich= Jann, konnte zum Schluſſe feſtſtellen, daß man bereit iſt, für den Kreiz
horn zum dritten Male meiſtbietend verſteigert wird. Die Liegen= Heppenheim entſprechend den konfeſſionellen Verhältniſſen eime evan=
ſchaften
des verſtorbenen Wilhelm Büttel I. werden ebenfalls am Freitag geliſche und eine katholiſche Jugendgerichtshilfe zu organiſieren, die
im Anſchluß daran zur Verſteigerung gelangen. Liedertag. Der ihre Arbeit zum Beſten der Jugendfürſorge baldigſt aufnehmen werden.
* Lampertheim, 11. Jan. Brand. Im Anweſen des A. Golnik
Die Abendunterhaltung, die der Geſangverein Liederkranz am ver= in der Siegfriedſtraße brach heute nacht nach 1 Uhr Feuer aus, dem
raſchen Eingreifen der nächſten Nachbarn und der Feuerwehr iſt es zu
Chöre bewieſen, daß der Vereim in geſanglicher Hinſicht unter der Li= der Rlammen wurden. Ueber die Entſtehungsurſache iſt bis jetzt nichts
tung ſeines Dirigenten Horan ein gutes Stück vorwärts gekommen iſt., bekannt. Im Jahre 1926 gab es hier nach den ſtatiſtiſchen Auf=
zeichnungen
26 Geburten, 104 Eheſchließungen und 152 Sterbe=
fälle
.
Offenbach, 12. Jan. Am 5. November wurde vor dem hieſigen
jährige Hauptverſammlung ab. Die diesjährige ordentliche Haupt= Schöffengericht der Schriftleiter Ernſt Schröter der Offenbacher
Zeitung von der Anklage, zur Steuerverweigerung aufgereizt zu haben,
freigeſprochen. Die Aufreizung ſollte in dem Nate Schröters, man täte
Die Bürgermeiſterei weiſt darauf hin, daß elektriſcher Strom zum Laden gut, ſich die Getränkeſteuer ſtunden zu laſſen, bis über deren Gültigksit
entſchieden ſei enthalten ſein. Wie nu mit Beſtimmtheit verlautet,
iſt von der Staatsanwaltſchaft gegen die Freiſppechung Schröters auf
* Roßdorf, 12. Jan. Am Sonntag tagte im Gaſchaus zum Darm= Grund der Entlaſtungsverordnung für die Gerichte vom Januar 1994
die ſogenamte Springreviſion beim Reichsgericht angemeldet worden,
Bisher konnten die heſſiſchen Getränkeſteuern nur von den Verwaltungs=
alle
für ungültig erklärt werden. Die Anklage gegen Schröter ergibt nm
die willkommene Gelegenheit, die Satzuug einer Getränkeſteuer vom
höchſten deutſchen Gericht in aller Kürze auf ihre Gültigkeit prüfen zu
ſchuldig gemacht hat, dürſte für unſere Stadtverwaltung und auch die
Verwaltungen der übrigen heſſiſchen Städte mwr von nachgeordneter Be=
deutung
ſein. Das Ziel der Anklage iſt ſicher, über die Gültigkeit der Ge=
tränkeſteuer
den Spruch des Reichsgerichts entſcheiden zu laſſen. In
allen beteiligten Kreiſen wird deshalb die Anklage gegen Schröter mit
der größten Spannung verfolgt.
Rheinheſſen.
bg. Ober=Ingelheim, 11. Jan. Im ganzen Ingelheimer Grund iſt
die Grippe ſehr ſtark aufgetreten. In Frei=Weinheim liegen faſt im
jedem zweiten Haus Kranke. Bösartige Fälle ſind bis jetzt zum Glück
nicht bekannt geworden. In Groß=Witernheim graſſieren auch die
Maſern.
bg. Heibesheim, 11. Jan. Die Zahl der Erwerbsloſen in hieſiger
Gemeinde beträgt jetzt 150. Dieſe Ziffer wurde hier, zumal die Mehr=
zahl
der nicht in der Laudwirtſchaft beſchäftigten männlichen Perſonen
in Dienſten der Reichsbahn ſteht, noch in keinem Jahre erreicht.
Einem Schlaganfall erlag geſtern der 1. Kommandant der Freiwilligen
Feuerwehr, Herr Peter Johann Heiſer. Der Verſtorbene, der auch
lange Jahre Mitglied des Gemeinderats geweſen, erfreute ſich großer
Anſehens. Zwei ſogenannte Schwarzbrennereien wurden von Zoll=
beamten
in Verbindung mit der hieſigen Polizei aufgedeckt und außer
Betrieb geſetzt. Zum Beſten eimes evangeliſchen Kinchenbaufonds
wird am nächſten Sonntag hier ein Konzert ſtattfinden, an dem Mit=
glieder
des Mainzer Stadttheaters, ſowie der Poſaunenchor Guſtavs=
burg
mitwirken werden.
Oberheſſen.
Gießen, 11. Jan. Eineſchwere Bluttat fand ihrege=
in
der Nacht Ende Oktober eine Schlägerei zwiſchen jungen Burſchen
entſtanden. Im Laufe des Streites ergriff der Schmiedegeſelle Otto
Schnorr einen Revolver und ſchoß auf ſeinen Widerſacher. Der 19jährige
Mechaniker Karl Hahn erhielt einen Bauchſchuß, durch welchen edle
Organe verletzt wurden, er ſtarb nach achttägigem ſchweren Krankenlager
in der Gießener Klinik. Der Schütze verletzte außerdem mit einem
zweiten Schuß den W. Hels am Arm. Es wurden etwa 25 Zeugen
vernommen. Die Gerichtsbehörde Metzlar erkannte auf fahrläffige
Tötung und gefährliche Körperverletzung und verur=
teilte
den Otto Schnorr zu einem Jahre 2. Monaten Ge=
WSN. Gießen, 12. Jan. Rückläufige Bewegung bei der
ſtädtiſchen Straßenbahn im Jahre 1928 weiſt gegenüber dem vorher=
gehenden
Jahre 1925 eine rückläufige Bewegung auf, wobei aber zu
ſtattfanden, die der Straßenbahn ſtarken Zuſpruch brachten, während im
Jahre 1926 nur ein größeres Ereignis zu verzeichnen war. Während
Jahre 1928 1540 000 Perſonen die Elektriſche in Anſpruch, die dafür
Straßenbahn natürlich ein Zuſchußbetrieb im Rahmen der geſamtwirt=
ſchaftlichen
Unternehmungen der Stadt. Ein intereſfanter
Prozeß. Ein intereſſanter Prozeß beſchäſtigte kürzlich das hieſige
einander, zwiſchen Beamten und vorgeſetzter Behörde, ganz beſonders Jahre hatten zahlreiche Bürger Geldbeträge gezeichnet, um die Errich=
Prozeß an, der damit endete, daß das Landgericht die Zeichner zur
Zahlung ihrer Vexpflichtungen verurteilte. Beide Urteile ſind nunmehr
GroßenBuſeck, 12. Jan Die Geſchichte von dem un
Reg=Rat Dr. Feilbach herzlich zu danken, und fand treffliche Worte hereinſtürzte. Klirnend flogen die Scheiben, und hocherhobenen Hauptes
hierfür. Wir bedauern alle diejenigen, welche dieſe gemütlich=frohen ſchritt ein ſtorchähnliches Tier keck durch die Küche. Die Frau, welſche
Stunden nicht miterlebt haben. Nicht unterlaſſen wollen wir zu erwäh= an einen böſen Geiſt glaubte, ließ das ſchreiende Kind in der Wiege im
Stich und rief die Nachbarn herbei. Bewaffnet erſchienen die Tapferen,
um das Ungetüm zu erlegen. Doch ſiehe da, es war ein harmloſer Fiſch=
reiher
, der dem Scheine des Lichts gefolgt war. Bald wurde aus dem
Einbrecher der Freund der Familie. Er hatte ſich durch Glasſplitter an
den Flügelgelenken verletzt und war gelähmt. Man ſtellte ihn in eine
große Kiſte, fütterte und pflegte ihn liebevoll. Auch brachte man ihn
in die Schule, wo er den Schülern zu Studienzwechen gezeigt wurde.
Vor einigen Tagen nun wollte der Beſitzer dem Fiſchreiher eine Freude
machen und trug ſeine Kiſte an den Bach, wo er Fiſche fangen ſollte,
und wirklich, er freute ſich darüber und marſchierte ſtolz in dem Waſſer
hin und her. Verdächtig aber kam es dem Beſitzer vor, als der Vogel
wiederholt ſeine Flügel ſchwang und einige Hopſer ausführte. Auf ein=
wal
nahm er einen Anlauf ließ ſeine Adreſſe zurück und ſchwang ſich
in die Luſt. Vergeblich rief der Beſitzer ſeinem lieben Hanſi ſchmei=
chelnd
nach, der Undenkbare verſchwand auf Nimmerwiederſehen.
* Oberheſſen, 11. Jan. Zwiſchen Groß=Fulda und Ehringshauſen
verunglückte ein Gießener Geſchäftsauto. Auf der ſteilen mit Glatteis
bedeckten Straße überſchlug ſich das Auto, ſtürzte die hohe Böſchung hin=
unter
und blieb zertrümmert liegen. Die beiden Inſaſſen kamen mit
leichten Verletzungen davon.
8 Aus dem badiſchen Odenwald, 12. Jan. In Neckarzimmern iſt
der Fideikommißbeſitzer Franz Freiherr von Gemmingen=
Kornberg geſtorben.

[ ][  ][ ]

Nummer 13

Donnerstag, den 13. Januar 1927

Seſſiſche Landwirtſchaftliche Woche.
Zweiter Verſammlungstag. Tagung des Heſſiſchen Bauernvereins.

Für den zweiten Tag waren vormittags Fachvorträge von bekannten
kandwirtſchaftlichen Fachautoritäten vorgeſehen, die für die Landwirte
von ganz erheblicher Bedeutung waren. Nach Eröffnung der Verſamm=
lung
durch Herrn Präſidenten Henſel, der die überaus zahlreichen
Zuhörer der große Saal war vollkommen überfüllt herzlich be=
grüßte
, ergriff der erſte Redner, Landwitſchaftsrat Buß, Direktor der
Saatzuchtanſtalt der Badiſchen Landwirtſchaftskammer in Raſtatt, das
Wort zu ſeinem Refert Neuzeitliche Fragen auf dem Gebiete des Achker=
und Pflanzenhaues. In ſeinen hochintereſſanten Ausführungen be=
tonte
er zunächſt mit allem Nachdruck den enormen Wert der bäuerlichen
Wirtſchaftsberatung. Dabei gab er ſeiner Freude Ausdruck, daß die
Reichsregierung Mittel zur Verfügung geſtellt habe, um die kleinbäuer=
liche
Betriebsberatung zu ermöglichen. Bei einer richtigen Bewirtſchaf=
tung
der Betriebe könne faſt die doppelte Menge an Nahrungsmitteln
erzeugt werden. Eine richtige Lohnpolitik müſſe in der Landwirtſchaft
betrieben werden, die Löhne nehmen heute faſt 40 Prozent der Ausgaben
ein. Hand in Hand damit gehe eine anzuſtrebende Produktionsverbilli=
gung
. Maſchinelle Neuanſchaffungen dürfen in Kleinbetrieben nicht vor=
genommen
werden, falls ſie ſich mit den finanziellen Verhältniſſen ſolcher
Betriebe nicht vereinbaren laſſen. Weiter kam der Redner auf die Be=
deutung
einer geeigneten Bodenbearbeitung zu ſprechen, beſonders das
Pflügen die Bodenwendung vor dem Winter in einer Tiefe bis
35 Zentimeter iſt ausſchlaggebend für eine gute Ernte. Eine entſpre=
chend
gewiſſenhafte Beſtellung der Böden im Frühjahr iſt natürlich un=
erläßlich
. Das Apbeiten mit einer Ackerſchleppe, wodurch die Ackerkru=
men
zerlleinert werden, und ein Abeggen der Aecker nach der Saat wird
ſicher zu einer wirkſameren Ernte und damit einer billigeren Produktion
beitragen. Die Einzelkornſaatmaſchinen hält der Vortragende für nicht
ſehr geeignet, man müſſe auf richtige Normalſaat bedacht ſein, weder
Dünn= noch Dickſagt bevorzugen. Der Futterbau erfordere den Gebrauch
von Walzen, die am beſten gemeinſchaftlich beſchafft würden. Ferner be=
handelte
der Redner Spezialfragen der Züchtung vonOriginalſaatgut
und die Frage der Vereinheitlichung des Kartoffel= und Getreideanbaus,
wobei eine richtige Sortenauswahl beſonders zu beachten ſei. Er propa=
gierte
die Züchtung bodenſtändiger Pflanzungen nach Anleitung und
Ratſchlägen der Londwirtſchaftskammern. Einen beſonderen Appell
richtete der Vortragende an die jüngeren Landwirte, die danach ſtreben
müſſen, ſich ein möglichſt reiches Wiſſen zu verſchaffen, um den landwirt=
ſchaftlichen
Betrieb ſo rationell zu führen, wie das für unſer verarmtes
Deutſchland nötig ſei. Wiſſen iſt Macht, je kleiner ein Betrieb ſei,
deſto weniger kann er Mißernten vertragen, und dieſe werden nur durch
Sach= und Fachkenntniſſe vermieden.
An dieſe Ausführungen die von dem Herrn Vorſitzenden dankend an=
erkannt
und von den Zuhörern mit großem Beifall aufgenommen wur=
den
, ſchloß ſich eine Diskuſſion, in der feſtgeſtellt wurde, daß in Heſſen
Gelder für kleinbäuerliche Betriebsberatung der Landwirtſchaftskammer
nicht zur Verfügung geſtellt wurden, wie das in Baden und den übrigen
Ländern geſchehen ſei. Herr Prof. Rößler erklärte die Engebniſſe
der Verſuche, die mit der Neubauerſchen Methode angeſtellt wurden.
Dieſe Unterſuchungen werden für jeden Landwirt koſtenlos angeſtellt,
falls er eine Probe ſeines Ackergrundes an die Landwirtſchaftliche Ver=
ſuchsſtation
einreicht, ſoweit es die Arbeitszeit und =kmaft des dort be=
ſchäftigten
Fachmannes erlaube. Im übrigen wurden von dem Herrn
Referenten die an ihn gerichteten Fragen genaueſtens beanwortet und
dabei noch manche praktiſchen Winke erteilt.
Anſchließend wurde Herrn Geheimpat Prof. Dr. Lehmann. Di=
rektor
der Saatzuchtanſtalt der Badiſchen Landwirtſchaftskammer in
Maſtatt, das Wort erteilt.
Ueber die Fütterung der Zucht= und Maſtſchweine unter Berück=
ſichtigung
der derzeitigen Betriebsverhältniſſe in der Landwirtſchaft
führte der Herr Referent u. a. folgendes aus: Vor etwa 6 Jahren ſprach
ich hier über das Thema. Inzwiſchen hat ſich maaches geändert. Nach
angeſtellten Erforſchungen in Kleinbetrieben werden die Schweine mit Notwendigkeit ſei teilweiſe ſehr gering. Die Landwirtſchaft müſſe die
Kartoff ln als Grundlage und im übrigen mit allen unglaublichen Fut=
termitteln
gemäſtet nur das Eiweiß fehlt, ſo daß in dieſen kleinen Haus=
haltungen
die halbe Bahl von Schveinen gemäſtet wird, wie in den
Schweinemaſtzuchtſtätten. Die Züchtung der Schweine hat ſich der könne heute die Landwutſchaft retten, Maßnahmen, die für die Indu=
heutigen
Wirtſchaft angepaßt. Heute werden die Schweine in größerer ſtrie begreiflich ſeien, können nicht ohne weiteres auf die Landwirtſchaft
Zahl gemäſtet, ſeitdem die Kartofeln als Futtermittel bekannter wurden.
Bei Behandlung der Frage, welche Schnellmaſt heute als die beſte a= ſelbſt zu ernähren. Das ſei der oberſte Grundſatz. Es ſei daher erſte
geſprochen werden kann, müſſen zunächſt die Futtermittel feſtgeſtellt wer=
den
, die für Schweinemaſt in Betracht kommen. Oberſtes Prinzip beim
Füttern muß das Stallfüttern ſein. Das Schwein muß nach jeder
Fütterung ſatt ſein. Gs muß ferner eiweißreiches Beifutter haben. Das
Steifwerden der Schzveine beru,, meiſt auf dem Fehlen von Kalk in in die Kriſe geriſſen werde. Im deutſchen Bauernhaus lebt noch
der Nahrung. 8 Gramm Kalk und 8 Gramm Phosphor ſetzen ſich täg=
lich
im Körper des Schweines an werden alſo von dem Körper des
Dieres verbraucht, demzufolge muß man dem Tier zur Reſerve etwa
das Doppelte der nötigen Quantität in der Nahrung geben. Der Ge=
Der Kalk iſt viel zu wenig vertreten, alſo ſollte man unter allen Um=
ſtänden
Futterkreide in Menge von 30 Gramm dem Schweinefutter bei=
fügen
. Auch 100 Gramm Fiſchfutvermehl iſt ein Futtermittel, das mit
14 Gramm Kalk und ea. 14 Gramm Phosphor Inhalt den Anforde=
Heilung wird heſchleunigt: Durch Grünfutter, 12 Löffel Lebertran
täglich, normale Maſtkur und viel Bewegung im Freien in der Sonne.

Die Zubereitungsmethoden des Futters wurden genau erforſcht. Kör=
nerfutter
wird zwar von den Schweinen lieber gefreſſen, aber Schrot=
futter
(zerkleinertes mittleres mit Waſſer angemengtes Futter) ſchlägt
bei den Tieren um 10 Prozent beſſer, an als unzerkleinertes Schrot=
futter
. Kein Tier darf bei der Maſttur dürſten. Bei Schrotfüttewmgen
wird mogens und abends, alſo am Tage zwäimal, geſüttert, mittags
wird Waſſer angeboten. An ſich iſt die Wirkug bei Trocken= oder
Feuchtfütterung zur Maſtkur die gleiche. Bei Trockenfütterung wird
allerdings von dem Schwein etwa 5 Prozent weniger konſumiert. Die
Maſt dauert alſo etwas länger: ein kleiner Nachteil zu dem kleimen
Vorteil, daß etwas weniger Futter verbraueht wird. Waſſer muß bei
beiden Fütterungsarten ſtets webenbei gereicht werdm. Das zukinftige
Maſtfutter für Schweine iſt die Kartoffel. Bei Mais= und Gerſtefit=
terung
iſt erſtere (Mais) vorzuziehen. In ſeinen weitzen Ausfüh=
rungen
gab der Redner Aufklärungen über die Göttinger Maſtverſuche
bei veredelten und unveredelten Schweinen und erwähnte nur nebenbei
einen anderen Maſtverſuch, nämlich den, daß eine Fütterung mit 88 Pro=
zent
Maisgerſteſchrot, 6 Prozent Fiſchmehl und 6 Prozent Roggenmehl
und Grünfutter ergeben hat, daß ein Entenhiken m kürzeſter Zeit
4 Pfund wvog. Futtergleichungen, die der Vortmagende für Schtueine=
maſtkur
gab ſollen von Schweinezüchtern gekannt werden, da deren
Kenntnis erheblich zur Förderung der Maſtku beiträgt. Die Schnell=
maſt
mit Maſtvorbereitung iſt bei Schweinezüchtern bekannt, dürfte auch
für die Zukumft die ausſichtsreichſte ſoin. Beſter grüner Klee wurde bei
dieſer Methode verſuchshalber gefüttert. Es ſtellke ſich heraus, daß die
mit Kleefutter etwa 6 Wochen gemäſteten Schweine bei üblicher weiterer
Maſtfütterung mehr aufnahmen. Die Maſtvorbereitung beſteht alſo
darin, daß man etwa in den erſten zwei Monaten balaſtveiches Futter
(Klee oder Luzerne) gibt und eg. 1 Kilogramm Beifutter (Schrotfuter).
Das Eiweißfutter bleibt nebenbei ſtets dasſelhe. Wein auch
vielleicht in den eyſten zwei Monaten ein Zunickbleiben der zu wäſten=
den
Tiere auftreten ſollte, wird dieſes Zurckbleiben in den nächſten
drei Monaten bei normal intenſiver Fütterung im Vergleich zu den
Normalmaſten den Verluſt ſehr ſchnell aufgeholt haben.
Nach einer ausgiebigen Diskuſſign wurde die Vormittagsſitzung ge=
ſchloſſen
.
Die Tagung des Heſſiſchen Bauernvereins
eröffnete an Stelle des erkrankten 1. Vorſitzenden Herrn C. Weber der
2. Vorſitzende, Herr Schork=Hartenvod, mit einer kurzen Begrüßungs=
anſprache
, in der er beſonders die Ehrengäſte, Herrn Provinzialdirektor
Dr. Kranzbühler, Herrn Präſidenten Henſel und die Heruen
Abgeordneten willkommen hieß. Als euſter Redner ſprach der Direktor
der Bayeriſchen Landesbauernkammer, Reichstagsabgeordneter Dr. M.
Horlacher, über die Ziele und Forderungen für den Bauernſtand
im Intereſſe von Staat und Volk. Nachdem er eingehend die äußerſt
ſchwierige finanzielle Lage der Landwirtſchaft unter beſonderer Berück=
ſichtigung
und Würdigung der Kreditverſorgung dargelegt hatte, kam
er auf die ureigenſten Forderungen und Belange jedes einzelnen Be=
ſitzers
eines landwirtſchaftlichen Hofes zu ſprechen. Er betonte, daß
für den Bauernſtand unter gar keinen Umſtänden eme Erſchütterung
des Prwateigentums in irgendeiner Form in Fmge kommen könne.
Es gebe grundſätzlich keine Möglichkeit, das Recht des Privateigentums
abzuſtreiten, wie auch der Begriff des Proletariats im Gegenſatz zu
einem beſitzenden Bürgertum m der chriſtlichen Weltanſchauung nicht
exiſtiere. Gs gebe nur gleiche Staatsbüirger im Staatsganzen. In un=
ſerer
Zeit leide man an einer enormen Ueberſchätzung des Beſitzes.
Man müſſe zur allgemein hürgerlichen Auffaſſung kommen, daß der
Beſitz nur dann Wert habe, wenn er Ertuag aufzuweiſen hat. Fehlt der
Ertrag des Beſitzes, dann iſt die Wirtſchaft erſchüttert. Ein feſt zuſam=
mengeſchloſſener
Block der Bauernſtand und der geſunde Beſitz
müſſe aber im Intereſſe der Staatderhaltung beſtehen. Das Verſtehen
innerhalb des Volkes, ja ſogar imnerhalb des Bauernſtandes, füir dieſe
Exiſtenzbedingungen haben, die ſie brauche. Die Landwirtſchaft müſſe
lebensſähig ſein. Das Wirtſchaftsmanifeſt habe dem Bauernſtand die
Augen geöffnet. Keine internationale europäiſche Wirtſchaftzunion
angewandt werden. Unſer 60Millionen=Volk müſſe beſtrebt ſeim, ſich
Pflicht des Staates, dafür zu ſorgen. Erſt nach Erhaltung freier
Bauernhöfe könne der Siedlungsgedanke weitergeführt werden. Ange=
ſichts
der gewaltigen Kämpfe auf dem Arbeitsmarkt müſſe die Staats=
politik
bedacht fein, daß wemigſtens der deutſche Bauernſtand nicht mit
der Tyb der deutſchen Familie. Die Heimatliebe, die als kulturelles
Moment zu werten ſei, lebe mit aller. Kraft gerade m deutſchen Bauern=
ſtand
. Nicht kleinliches Parteigezänk dürfe über Schutzoll oder Frei=
handel
entſcheiden, ſondern das beſte Wirtſchaftsſyſtem müſſe vorurteils=
halt
von Kalk und Phosphor in Mais und Gerſte iſt ſehr verſchieden, los geſucht werden, und das Syſtem ſei das beſte, das den Bauern=
ſtand
ſchütze. In der Schutzollfrage ſei ein Grundſatz maßgebend:
Feder Bauer müſſe gleichmäßig berückſichtigt werden. Man müſſe bandes der Heſſiſchen landwirtſchaftlichen Genoſſenſchaften, ſowie der
die Lage der Landwirtſchaft auch gebührend von der preispolitiſchen
Seite und von der Seite der Ernteergebniſſe beurteilen. Wichtig ſei,
rungen genügt. Wie kann man Rachitis heilen?. Die Krankheit wird, das richtige Maß ſteuerlicher Anforderungen des Staates an die Bauern
hauptſächlich dunch Verabreichen von Bohnenſchrot hervorgerufen. Eine zu finden. Es ſei traurig, daß 1924 9 Milliarden mehr an Steuern ein=
genommen
wurden, als im Voranſchlag vorgeſehen waren. Daraus
häten ſich die traurigen Nachwirkungen ergeben, die auch im der Land=

Seite 7
HrfEf Feit u Mfer eien. Die Steste. Sr2
zen betrachtet werden, dann ſei zu erkennen, daß der Beſitz am ſtüärkſten
ſteuerlich belaſtet ſei. Auf dem Gebiets der Einkommenſteuer habe man
allerdings eine gewiſſe Erleichterung geſchaffen. Man ſolle gerecht kri=
tiſieren
, und deshalb müſſe ſich jeder Landwirt genau mit der Steuer=
politik
bekannt machen. Dabei iſt zu erkennen, daß gewiſſe ſteuerlich=
Erleichterungen eingetreten ſind. Ein neues Syſtem ſei auch in der
Vermögensſteuer eingetreten, deren Wirkung aber abgewartet werden
müſſe. In ſeinen weiteren Ausführungen ſtreifte der Redner die Erb=
ſchaftsſteuer
, die er in ihrer jetzigen Faſſung für nicht gerachtfertigt
hält, und die Umſatzſteuer. Die Steuerpolitik ſei noch ſehr reform=
bedürftig
. Die poſitiven Erfolge für die Landwirtſchaft ſeien noch zu
gering. Man müſſe z. B. mur an die Handelsvertragsverhandlungen
denken. Den Reichswirtſchaftsrat hält der Herr Referent für die Land=
wirtſchaft
nach ſeiner heutigen Zuſammenſetzung für überflüſig. Mit
der vorgeſchlagenen Zugtierſteuer erklärte der Redner ſich in launigen
Worten inſoweit einverſtanden, als die Erfinder dieſer Steuer dieſo
ſelbſt tragen. Zum Schluß ſtreift der Redner noch das Problen einer
geſchloſſenen Bauernpartei. Dieſe ſei nicht anzuſtreben, dagegen müſſe
eime möglichſt kräftige, einheitliche und gemeinſame Bauernpolitik von
ſtarken Bauernorganiſationen getrieben werden. Eine eigene Bauern=
partei
ſei eine ſchwere Gefahr, da eine ſolche nur auf Kompromiß als
Minoritätspartei angewieſen ſei; die Gründung einer Partei vertrage
ſich ferner nicht mit den Anſichten der Bauern, die gegen Bildung einer
Klaffenpartei ſeien. Aber ſtarke Bauernorganiſationen innerhalb der
beſtehenden Parteien hätten die Möglichkeit, in Zukuuft die Kämpfe
zu beſtehen, und ſich durchſetzen zu können und das höchſte Ziel zu er=
reichen
, das darin beſtehe, auch in Zukunft freie Bauern auf eigenem
Beſitz zu belaſſen, wie es auch ſeither zum Segen des Bnuernſtandes,
des Landes und der Nation geweſen ſei,
An dieſes Referat ſchloß ſich eine lebhafte Ausſprache, in der es
inſofern zu einigen Gegenſätzen zu den Ausführungen des Herrn Vor=
tragenden
kam, als die Herren Jakobi=Königſtadten und Kauth=
Gernsheim für Schaffung und Gründung einer Bauernpartei eintraten.
Der Herr Referent ſowie Landtagsabg. Weckler traten dieſem Ge=
danken
aus dem in dem Vortrag angeführten Gründen mit Entſchieden
heit entgegen.
Als letzter Redner ſprach Gutspächter des Stadtgutes Stubenwald
bei Bensheim, W. Stärk über Viehwirtſchaftliche Fragen unter
beſonderer Berückſichtigung der Bedeutung der Grünlandbewegung für
den heſſiſchen Bauer. Seinen lehrveſchen Ausführungen entnehmen wir
folgendes:
Die Viehwirtſchaft, die heute ſchon eine groß= Rolle ſpielt, wird in
Zukunft eine noch größeve Rolle ſpielen. Die Raſſenfrage iſt heute ent=
ſcheidende
; mät ihr ſieht es gerade in Heſſen necht kunt aus, obwohl ge=
wiſſe
Zuchtziele nicht abzuſtreiten ſind, je nach der Lage der Viehzucht=
ſtelle
. Betrachtet ma zunächſt das Notvieh, das Odenwälder Vieh, ſo
iſt zu ſagen, daß ein eigenlicher Odenwälder Viehtyp kaum mehr be=

ſteht, obwohl viel Mühe und Geld aufgewendet wird. Das Geld ſollte
nach Anſicht des Vortragenden dazu verſwandt werden, eine genwinſaune
Raſſenzucht zuſammen mit dem Vogelsberger Viehſchlag zu betreiben,
und zwar muß der Vogelsberger Viehſchlag, der wirklich bodenſtindig
und den klimatiſchen Verhältniſſen angepaßt iſt, vor allem erhalten und
unter allen Umſtänden verbeſſert werden, da er ein beſonders geſunder
Viehſchlag iſt. Die Milchleiſtung des Vogelsberger Viehs iſt noch nicht
zum beſten beſtellt, aber noch zu verbeſſern, auch im Fleiſch iſt es ſehr
gut. Es war ein Fehler, unfer bodenſtändiges Rotvieh mit fremden
Raſſen zu kreuzen. Aeben dem Rot= und Fleckvieh in Haſſen fiünden
wir das Niederungsvieh. Die Bichtungsbeſtrebungen des Niederungs=
viebs
ſollten ebenſo unterſtützt werden, wie die des Rot= und Fleckviehes.
Wenn wir unſeve Wiehzucht verbeſſern wollen, müſſen Zuchtvereine ge=
gründet
werden, neben denen Kontrollvereine die Leiſtungsfähigkeit und
Futterverwertung der Tiere beobachten. Auch die Aufzuchſt des Jung=
viehs
muß durch dieſe Kontrollvereine beobachtet werden. Denn die
Aufzucht muß immer wirtſchaftlich bleiben. Unſer Fleckvieh muß durch
ſich ſelbſt verbeſſert werden. Vor einer allzugroßen Einfuhr von
fremdem Zuchtvieh iſt zu warnen. Das Vieh muß das Produkt des
Bodens ſein, auf dem es ſteht, ſonſt wind es in ſeinen Leiſtungen zurück=
gehen
. Hauptſächlich iſt zu beobachten, daß die Preiſe des aufgezüchteten
Viehs normal bleiben, dann wird das bodenſtändige Zuchtvieh ſich
lohnen. In ſſinen weiteren Ausführungen kam der Redner auf die
Tätigkeit des Grüinlanddeveins zu ſprechen, die gerade für die Viehzuct
ſehr ſegensreich iſt. Man hat erkannt, daß ein Weidegang des Viehes
der Stallhaltung bei weitem vorzuziehen iſt. In Heſſen ſteht jetzt einer
allgemeinen Weidewirtſchaft noch die Parzellierung entgegen. Ein
Weidegang kann aber bei gegenſeitigem Einverſtändnis leicht geregelt
werden. Gerade zu fördern iſt der Weidegang im Vogelsberg und
Odenwald, da hier der Vorteil des Ackerbques weit hinter dem Vorteil
des Weideganges zurüchſteht. Redner erklärt, daß in allen Gebieten,
wo z. B. nicht 12 Zentner Weizen geerutet werden kanu, der Weide=
betrieb
bedeutend vorzuziehen iſt. Pro Morgen können auf vollgedüngter
Weide 1398 Liter Milch gewonnen warden. Der Redner kam zu dem
Reſultat, daß nicht nur dem Weidebetrieb, ſondern auch den Wieſen
mehr Aufmerkſamkeit geſchenkt werden muß. Die richtige Pflege be=
ſonders
richtge Bewäſſerung der Wieſen wird den Ertrag erheblich
mehren. Auch der Schnitt der Wieſen, der zu Beginn der Blüte geſchehen
wüſſe, geſchieht heute noch viel zu ſpät. Von richtiger Fütterung hängt
die ganze Nentabilität unſerer Biehzucht ab.
Auch an dieſen Vortrag ſchloß ſich eine längere Ausſprache an. Der
Verſammlungsleiter dankte den Herren Neferenten für ihre klaven und
belehrenden Ausſührungen und ſchloß gegen 6 Uhr die Tagung.
Eine nur für Mitglieder beſtimmte Bezirksverſammlung des Ver=
Landesgenoſſenſchaftsbank und der Landwirtſchaftlichen Zentralgenoſſen=
ſchaft
tagte geſtern nachmittag im Fürſtenſaal.
Während der Landwirtſchaftlichen Woche findet in den Räumen des
Rummelbräu ein Saatgutmarkt der Landwirtſchaftskammer, verbunden
mit praktiſchen Vorführungen von Getreide= und Saatreinigungsanlagen
und Beizgeräten, ſtatt, der ſich eines ſehr lebhaften Beſuches erfreut.

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[ ][  ][ ]

Nummer 13

Dognersiaz. der 13 Junüar 1927

10 Jahre Deutſches Auslands=Inſtitut.

Das Haus des Deutſchtums in Stuttgart.

Das Deutſche Auslands=Inſtitut in Stuttgart blickte am 10. Januar auf ein zehnjähriges
Beſtehen zurück. In den wenigen Jahren, die ſeit ſeiner Gründung verfloſſen ſind, iſt es zum
Mittelpunkt auslandsdeutſchen Lebens und Strebens weit über Württemberg und das Reich
hinaus geworden. Die Zeitungs=, Bild= und Karten=Archive ſowie die Bücherei des Inſtituts
enthalten Schätze, die für Erforſchung und Lehre vom Auslandsdeutſchtum unentbehrlich ſind.
Das Verhältnis der männlichen und weiblichen
Bevölkerung der Erde.

2
Kibf es mehn Kauen als ännen UhnEuroga kummenauf uIn Afrika- 1000Pänn.)
Vo000Männer-WUd4t froue auf 988 Freuen In Amerike auf
H000rönner9Bfrauen 5 Deutschiand. VoWknenauf 793000 7)
dieötter als 70Jahre vd
Jen. 1040000 Frouen
Auffcs 5000 Nönner
die öfter ols 90Johre
weren gs 3000 Frauen

Unſer Bild veranſchaulicht eines der intereſſanteſten Probleme der Bevölkerungsſtatiſtik: die
Verteilung der Bevölkerung der verſchiedenen Erdteile nach dem Geſchlecht.

Reich und Ausland.
Zum Tode des Kommodore Kier.

Kommodore E. Kier,
einer der bekannteſten deutſchen Kapitäne, iſt im Alter
von 57 Jahren geſtorben. Er ſtand in den Dienſten
der Hamburg=Amerika=Linie und kommandierte die
Rieſen=Dampfer Imperator, Albert Ballin,
Reliance uſw. Kapitän Kier galt als einer der
tüchtigſten und zuverläſſigſten Seeoffiziere Deutſch=
lands
.
Frankfurter Chronik.
WSN. Der Mord in der Dahlmann=
ſtraße
. In der Ende Januar ſtattfindenden
Schwurgerichtsperiode dürfte der Fall aus der Dahl=
mannſtraße
nun endgültig zur Erledigung gelangen.
Die Verhandlung gegen den Kaufmann Hermann iſt
auf den 31. Januar anberaumt worden. Be=
ſtrafter
Wiſſensdurſt. Grober Unfug brachte
einen Sechzigjährigen dors Gericht, der mehrfach
nachts einen Zeugen aus dem Bett herausgeklingelt
hatte. Der Beſchuldigte erhob gegen einen Straf=
befehl
Einſpruch, zog den Einſpruch aber ſchließlich
zurück. Der Angeklagte hatte triftige Gründe, dem
Zeugen die Bettruhe nicht zu gönnen. Er vermntete
nämlich, daß ihm der Zeuge ſeine Liebſte ausgeſpannt
habe. Die nächtliche Inbetriebſetzung der Wohnungs=
klingel
ſollte der Feſtſtellung dienen, ob die Dame
ein Plauderſtündchen bei dem Zeugen verbrachte. Das
hat die Klingelei aber nicht ergeben. Keine
Verlegung des Frankfurter Vieh=
marktes
. Vor einiger Zeit wurde bekanntlich die
Frage der Verlegung des Frankfurter Montagsvieh=
marktes
aufs lebhafteſte erörtert und ſeitens der Vieh=
händler
und Metzger dieſes Projekt bekämpft. Nach=
dem
ſich nunmehr die Regierungsbehörde mit dieſem
Thema befaßte und eine Anhörung der beteiligten
Kreiſe ſtattfand, iſt, wie wir erfahren, das Projekt
fallen gelaſſen worden, zumal auch Schlachthofdirektor
Dr. Kuppelmeier ſich den gegen die Verlegung ins
Feld geführten Gründen nicht verſchließen konnte.
Die Folgen der Schundliteratur.
Ein 18jähriges Bürſchchen mit nichtsſagendem
Aeußern ſteht vor dem Erweiterten Schöffengericht
unter der Anklage, einen Raubüberfall auf einen
Briefträger geplant und in die Wege geleitet zu
haben. Es iſt der Kaufmann Walter Kloft, ein Sohn
aus guter Familie, und ſtammt aus Dorchheim im
Kreiſe Limburg. Nach der Schulzeit erlernte er in
Trier den Kaufmannsberuf und half dann in ſeines
Vaters Geſchäft. Das paßte ihm nicht mehr, deshalb
ging er in die Welt, um auf eigenen Füßen zu ſtehen.
Bei ſeinem Onkel in Trier konnte er unterkommen,
doch zog er es vor, 600 Mark, die ihm ſeine Mutter
gab, um ſie dem Onkel abzugeben, zu verjubeln. Er
bereiſte viele große Städte, trat als Kavalier auf
und kehrte mit leeren Taſchen nach Hauſe zurück.
Hier erfand er das Märchen, er ſei von Fremden=
legionären
angeworben worden, die ihm die 600 Mk.
geſtohlen hätten. Nach einigen Tagen ſiedelte er mit
wenig Geld nach Frankfurt über, zunächſt in der
Abſicht, ſich eine Stellung zu ſuchen‟. Das gelang
ihm nicht, und da er in der letzten Zeit ans Geld=
ausgeben
gewöhnt war, mußte er wieder Geld
haben. Er inſzenierte deshalb in der Elbeſtraße auf
einen Geldbriefträger einen Raubüberfall. Vom Vor=
ſitzenden
befragt, wie er zu der Tat komme, fagte der
Angeklagte, daß er viele Räubergeſchichten geleſen
habe, in der Hauptſache Karl Mays Werke. Das
Gericht erkannte auf neun Monate Gefängnis, da
dem Angeklagten zum Bewußtſein gebracht werden
müſſe, wie ſchwer er gefehlt habe. Dieſes Verbrechen
ſei auch vom Geſetzgeber nicht leicht aufgefaßt wor=
den
, denn das Geſetz ſehe eine Höchſtſtrafe von fünf
Jahren Zuchthaus vor.
Großfeuer in einer Zigaruenkiſtenfabrik.
WSJ. Hanau. Dienstag abend 9.45 Uhr brach
in der Zigarrenkiſtenfabrik H. C. Deines Großfeuer
aus. Ein Lagerraum mit Holz= und Pappkiſten
brannte vollſtändig aus, während das Hauptfabrik=
gebäude
gerettet werden konnte. Nach zuveiſtündiger
Arbeit hatte die Feuerwehr das Feuer auf ſeinen
Herd beſchränkt. Der Sachſchaden, der beſonders durch
das Waſſer der Spritzen angerichtet wurde, iſt be=
deutend
, doch iſt er durch Verſicherung gedeckt. Die
Brandurſache iſt noch nicht bekannt.
Strenge Strafe für einen Berufsverbrecher.
WSN. Marburg. Ein ſchwerer Junge ſtand
vor dem hieſigen Amtsgericht in der Perſon des
Bergmanns H. Th. aus Freudenthal (Kreis Hom=
berg
). Der Angeklagte, der ſchon 25mal vorbeſtraft
iſt, hatte ſich diesmal wegen 14 Diebſtählen und Be=
trügereien
zu verantworten. Das Urteil lautete auf
acht Jahve Zuchthaus und 400 Mark Geldſtrafe, die
in eine Zuchthausſtrafe von 40 Tagen umgewandelt
wurde. Außerdem wurden dem Angeklagten die bütr=
gerlichen
Ehrenrechte auf zehn Jahre abgeſprochen.

Entlarvung einer internativnalen Rauſchgift=
Großhandelsgeſellſchaft.
Berlin. Der Berliner Kriminalpolizei iſt es
gelungen, die größte internationale Schiebergeſell
ſchaft, die den verbotenen Handel mit Rauſchgiften
ſorgfältig organiſiert hatte, unſchädlich zu machen.
Zwei ruſſiſche Kaufleute wurden als Häupter der
Bande ermittelt, die einen lebhaften Geldverkehr mit
dem Auslande unterhielten. Die Rauſchgifte kamen
in den Freihafen von Kopenhagen, wo der Prokuriſt
einer angeſehenen Speditionsfirma die falfch dekla=
rierten
Sendungen in einem Hauſe im Freihafen=
gebiet
aufnahm. Die Kriminalpolizei in Berlin ver=
haftete
die beiden Kaufleute und ihre zahlreichen
Helfer. Bei einem wurden 13 Kilogramm Heroin
und 4 Pfund Rohopium gefunden. Nach anfänglichem
Leugnen legten beide ein Geſtändnis ab.

Das Hotel auf der Zugſpitze.

Blick auf das Blockhaus=Hotel auf der Zugſpitze.
Am oberen Ende der Zugſpitzenbahn, in 2900 Meter
Höhe, iſt jetzt ein Hotel errichtet worden. Die Wände
des dreiſtöckigen Blockhausbaues beſtehen aus Bret=
tern
, Dachpappen und Gips und ſind von außen mit
Schindeln bekleidet. Das Hotel beſitzt Dampfheizung,
die ſelbſt bei ſtrengſtem Wetter für angenehme Wärme
in allen Räumlichkeiten des Hauſes ſorgt. Im Erd=
geſchoß
befindet ſich ein großer Reſtaurationsraum für
140 Perſonen, die beiden Obergeſchoſſe enthalten die
nach Art der Schlafwagenkabine gebauten Schlaf=
räume
der Gäſte. Das Hotel bietet für 76 Gäfte
begueme Unterkunft,

Unheilvoller Schuß.
WSN. Mengshauſen (Kreis Hersfeld). Als
ein hieſiger Jagdpächter, der gerade auf dem Anſtand
ſaß, nach einem Haſen ſchießen wollte, traf ein Teil
der Schrotladung einen gerade des Weges kommenden
Radfahrer ins Geſicht. Der Mann wurde ſchwer ver=
letzt
zum nächſten Arzt gebracht.
Das Exploſionsunglück auf der Bismarckhütte.
Königshütte. Das Unglück auf der Bis=
marckhütte
ſtellte ſich als bedeutend größer dar, als
anfänglich angenommen wurde. Im ganzen ſind
22 Arbeiter verunglückt, davon ſieben ſchwer.
Einer der Verletzten iſt bereits geſtorben, während
zwei weitere Arbeiter hoffnungslos darniederliegen.
Wie jetzt feſtgeſtellt iſt, erfolgte die Exploſion durch
Entzündung von Gas in den unterirdiſchen Abfluß=
röhren
der Rütgerswerke.
Gefängnisſtrafe wegen Körperverletzung mit
Todesfolge.
Stettin. Wegen Körperverletzung mit Todes=
folge
verurteilte das hieſige Schwurgericht einen
Landarbeiter aus Garz an der Oder zu drei Jahren
ſechs Monaten Gefängnis.
Palaſt=Einbruch in Wien.
* Wien. Einbrecher ſtatteten dem hieſigen
Palais der herzöglichen Familie Sachſen=Coburg=
Gotha einen Beſuch ab und erbeuteten anſehnlichen
Wert an barem Geld, Wertpapieren und Schmuck.
Abgeſehen hatten ſie es offenbar auf den als ſehr
wertvoll bekannten Familienſchmuck, der jedoch gar
nicht im Palais aufbewahrt wird. Die Diebe ver=
ſchwanden
auf dem Weg durch den Keller in den un=
terirdiſchen
Kanälen Wiens, in denen, wie bekannt
ſein dürfte, ein ſehr lebhaftes und ſyſtematiſch gere=
geltes
Verbrecherleben pulſiert.
Eigenartige Kautoneſer Spionage in Nordchina.
* London. Der Oberbefehlshaber der vereinig=
ten
Nordarmeen in Tientſin gab, einer Meldung der
United Preß zufolge, bekannt, daß von den Kanto=
neſern
5000 Mädchen als Spione benutzt werden, die
die Aufgabe haben, Informationen über die Stärke
der Nordarmee, deren Bewegungen, Ausrüſtung uſw.
zu ſammeln. Die Mädchen verkleideten ſich als
Flüchtlinge und hatten beträchtliche Erfolge in der
Erkundung militäriſcher Bewegungen und allgemeiner
militäriſcher Fragen zu verzeichnen.

Seite
Das Deutſche Reich kauft eine Sklavin.
Seltſame Ehetragödie einer deutſchen Fran.
inf. Die deutſche Geſandtſchaft in Kabul ( Afghai=
ſtan
) hat, wie wir von unterrichteter Seite erfahren.
vor kurzer Zeit eine Maßnahme ergreifen müſſen, die
bezeichnend dafür iſt, wie vorſichtig deutſche Frauen
bei der Wahl von Ehemännem ſein müſſen, wenn
dieſe Geſetzen unterſtehen, die in Europa unbekannt
ſind. Der deutſche Geſandte ſah ſich nämlich genötigt,
im Jahre des Heils 1926, im Auftrage des Deutſchen
Reiches eine deutſche Frau als Sklavin anzukaufen,
um ſie vor furchtbaren Erlebniſſen zu bewahren.
Dieſe Frau, eine junge Berliner Dame, hatte ſich im
Jahre 1921 in Berlin in einen damals in der deut=
ſchen
Reichshauptſtadt lebenden afghaniſchen Tabak=
händler
namens Abdulla Chan verliebt und hatte ihn
geheiratet. Das Eheleben war trotz der Verſchieden=
heiten
der beiden Eheleute auf nationalem und reli=
giöſem
Gebiet recht glücklich und vollkommen unge=
trübt
, zumal ſich nach kurzer Zeit Nachkommenſchaft
einſtellte. In der Zeit der Inflation faßte Abdulla
Chan den Entſchluß, in ſein Heimatland, Afghaniſtan,
zurückzukehren, und ſeine tapfere Frau begleitete ihn
mit den Kindern auf der ſchwierigen Reiſe, die nicht
nur mit der Eiſenbahn gemacht werden konnte, ſon=
dern
auch noch faſt vier Wochen lang auf Pfevden und
Kamelen zurückgelegt werden mußte. Liebe und Ro=
mantik
brachten aber die junge Frau auch über das
Schwierigſte hinweg, und beide waren glücklich, als
Abdulla Chan, der die deutſche Sprache gut be=
herrſchte
, in Kabul bei ſeiner Regierung eine beſchei=
dene
Anſtellung als Dolmetſcher erhielt. Abdulla Chan
gehörte ſeiner Abſtammung nach zu dem Stamme
der Alfriden, einem kriegeriſchen Bergvolk, das an
der Oſtgrenze von Afghaniſtan wohnt und unabhängig
iſt, ſo daß weder die engliſchen, noch die afghaniſchen
Geſetze hier ihre Geltung haben. Solange der Mann
lebte, war die Frau ſeine glückliche Gattin, die nichts
von dem furchtbaren Verhängnis ahnte, das ihr be=
ſchieden
war. In mühſeliger Arbeit hatte ſich Abdulla
Chan ein kleines Vermögen erworben. Aber kurze
Zeit nach ſeiner Reiſe in die Heimat, in das Alfridi=
land
, wurde er lungenkrank und mußte wieder nach
Kabul zurück, wo er in dem dortigen deutſchen Kran=
kenhaus
ſtarb. Seine Witwe rechnete nun mit deut=
ſchen
Verhältniſſen und glaubte, daß ſie ſeine Erbin
ſei. Sowie ſie aber die Erbſchaft übernehmen wollte,
wurde ihr bedeutet, daß ihr nach dem Geſetz des
Alfridilandes nichts gehöre, ſondern daß ſie im
Gegenteil Eigentum ihres verſtorbenen Gatten ge=
weſen
ſei, und ſomit auch, wie das ganze andere
Eigentum des Verſtorbenen, ſeinem Bruder als Erb=
ſchaft
zufalle. Die junge Berlinerin ſah ſich alſo als
Ware, die einfach vererbt wurde. Der Bruder er=
klärte
ſich bereit, die Witwe zu heiraten. Als aber
Charlotte Chan dies Anerbieten ausſchlug, bot er ſie
mit dem Rechte des Erben auf dem Sklavenmarkt als
Sklavin aus. Um einer deutſchen Frau das furcht=
bare
Schickſal zu erſpaxen, gegen Höchſtgebot als
Sklavin verkauft zu werden, bezahlt der deutſche
Geſandte den geforderten ſehr hohen Kaufpreis, und
kaufte auf dieſe Weiſe eine Sklavin für das Deutſche
Reich an. Andere diplomatiſche Maßnahmen hätten
bei dieſem wilden Bergvolk wenig Zweck gehabt und
die Frau nicht vor ihrem Schickſal bewahrt. Deutſch=
land
hat nun eine Stlavin, ohne allerding3 auf dieſe
Eigenſchaft der Frau großen Wert zu lagen. Die
Frau wurde zwar durch das Dazwiſchentreten des
deutſchen Geſandten befreit, aber für die Kinder
konnte er nichts tun, da die afghaniſche Regierung die
Ausreife der Kinder nach Deutſchland nicht geſtattet.
Dies traurige Schickſal der deutſchen Frau kann an=
deren
deutſchen Frauen zur Lehre dienen, die ſich mit
Angehörigen exotiſcher Völker zu verheiraten ge=
denken
.
Das türkiſche Unabhängigkeitstribungl.
204 Todesurteile.
* London. Einer Meldung aus Konſtantinopel
zufolge hat das Unabhängigkeitstribunal in Angora
einen Tätigkeitsbericht für die Zeit vom 1. März
1925 bis zum Ende des Jahres 1926 veröffentlicht.
Während dieſer Zeit von 22 Monaten wurden
340 Fälle behandelt, in die 2351 Perſonen verwickelt
waren. Von dieſen wurden 948 als ſchuldig befun=
den
und verurteilt, 1237 wurden freigeſprochen. In
166 anderen Fällen wurden die Verhandlungen ver=
tagt
. 204 wurden zum Tode verurteilt,
davon 133 gehängt und 71 weitere ſind in Abweſen=
heit
zum Tode verurteilt worden. Von den 204
Todesurteilen entfallen 50 auf politiſche Vergehen.
Die Löwin als Lebensretter.
* London. Geſtern wurde in Leiceſter einem
Tierbändiger von einer Löwin das Leben gerettet.
Der Zirkusbeſitzer und Dompteur Fred. Wombwell
mußte einen Käfig betreten, um ein krank gewor=
denes
Löwenbaby zu pflegen. In der zweiten Hälfte
dieſes Käfigs befand ſich der zwölfjährige Löwe Wal=
lace
mit einer Löwin. Plötzlich riß Wallace die Tren=
nungswand
nieder und griff den Bändiger an. Er
zwängte ihn in eine Ecke, verſetzte ihm mehrere
Prankenhiebe gegen den Arm und ſtand eben im
Begriff, ihm die Kehle durchzubeißen, als die Löwin
den Löwen angriff, ihre Tatzen in ſeine Flanken
ſchlug und ihn ſo von ſeinem Angriff auf den Bän=
diger
ablenkte. Wombwell gelang es hierauf, dem
Käfig zu verlaſſen. Der Kampf zwiſchen den beiden
Tieren wurde noch einige Zeit fortgeſetzt.
Vom Stubenmädchen zur Millionärsgattin.
EP. Aus dem Lande der unbegrenzten Möglich=
keiten
wird uns folgende überraſchende Eheſchließung
mitgeteilt: Der 76 Jahre alte Mr. Frank W. Savin,
vielfacher Millionär und zweitälteſtes Mitglied der
New York Stock Exchange, hat vor kurzem eines
ſeiner Stubenmädchen, das ſeit 14 Jahren bei ihm im
Dienſt war, geheiratet. Anna Mary Shiele iſt vierzig
Jahre alt. Ihr jetziger Gatte machte ihr die über=
raſchende
Mitteilung, indem er ſie eines Tages ganz
unvorbereitet zu ſich rief und ſagte: Ich bin alt und
brauche jemanden um mich. Wollen Sie mich hei=
raten
? Sie werden dann, anſtatt Staub zu wiſchen,
ſich um mich zu kümmern haben. Hierauf erwiderte
die Ueberraſchte etwas außer Atem, es würde ihr ein
Vergnügen ſein, worauf ſie am Samstag getraut wur=
den
, in Gegenwart der geſamten Dienerſchaft, der die
neue Mrs. Savin erklärte, ſie würde ſie immer als
ihresgleichen behandeln. Mr. Savin hat zweimal
Schiffbruch in der Ehe erlitten. Da er keine eigenen
Kinder hat, ſo adoptierte er zwei, von denen eins der
50jährige Mr. Frank Edy Monroe, der Hochzeit bei=
wohnte
und den Reportern einen amüſanten Bericht
der Feierlichkeit gab. Mrs. Savin ihrerſeits erklärt,
noch immer wie von einem Traum befangen zu ſein.

[ ][  ][ ]

Donnerstag, den 13. Januar 1927

Nummer 13

auf alle reguläre Waren

Bisher

Eine Zigarette zum Preise von 4 Pfennig begegnete nicht
dem vollen Vertrauen des urteilsfähigen Rauchers.
Entweder so lehrte ihn seine Erfahrung ist der
Geschmack der billigen Zigarette unbefriedigend oder
zumindest die Verpackung unansehnlich und nicht
haltbar.
Grundlegende, übrigens technisch sehr interessante,
Neuerungen im Herstellungsverfahren der Kartonnagen
ermöglichen eine bessere Gestaltung der Schachteln,
die bei eleganterem Außeren besonders zweckent-
sprechend
sind. Uberdies bringt die neue Arbeitsweise
wesentliche Einsparungen. So steht jetzt auch bei der
4-Pfennig-Zigarette für Tabak ein zulänglicher Betrag
zur Verfügung und gestattet die Bereitung einer wohl-
schmeckenden
, milden Zigarette. Die hierfür unbe-
dingt
nötigen, hochwertigen Tabake können bei der
Mischungsbereitung in hinreichendem Umfange heran-
gezogen
werden.

Donnerstag, den 13., Freitag, den 14.
und Bamstag, den 13. Januar 1927

außergewshmlich Billige

Während dieser 3Tage
auf alle Restpreise
nochmals
OInventur-
Lookabatt
welcher sofort in Abzug
gebracht wird.

In allen Abteilungen haben zich
Keste angesammelt
Cretonne,Oroisé, Halbleinen, Handtücher
Bettkattune, Bettuchbiber, Rock-Velour
Schürzenzeuge, Baumwollzeuge, Sport-
Flanelle, Kleiderstoffe, Karos, Samte
Seide usw.

Daher:
Raucht
Eckstein Gold
25 Stck-zu 1Mk.

Schweinefutter
wird gegen Vergütg.
abgeholt. Angeb. u
K 133 an die Ge=
ſchäftsſtelle
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Darmstadt, Lucivigstr. 9 11

Elektriker

techniſch wiſſenſchaftlicher Vereine
(Mittelrhein. Architekten= u. Ing.=Verein,
Verein DeutſcherIng., Heſſ. Elektr. Geſell=
ſchaft
,VerbandDeutſch. Dipl.=Ingenieure)

kann ſich mit ca 1000 eine prima
selbständige Existenz
gründenm. großer Verdienſtmöglichkeit
Keine Vertretung. Keine Beteiligung.
Nur Intereſſenten, weſche über obigen
Betragverfügen, wollen anfragen unter
Angabe des bisherigen Berufes. Hiera uf
erfolgt ſchriftlich Aufſchluß und ſpäter
Vertreterbeſuch.
(*945ds

Freitag, 14. Jan , 8½ Uhr in der Städt.
Akademie für Tonkunſt, Eiſabethenſtr.
Die heilenden Bildkräfte
des Lukas=Evangeliums
Offentl Vortrag v. Martha Heimeran=
Frankfurt a. M. Unkoſtenbeitrag erb.
999 Die Chriſteng=meinſhaft

Die Mitglieder wer=
den
auf die Tagung;
des Landesverbandee
heſſ. Geflügelzüchter,
aus Anlaß der Heſſ
Zandwirtſch=Woche,
am Freitag, den 14.
Januar 1927, nachm
3½ Uhr, im Fürſten=
ſaal
, Grafenſtraße,
hingewieſen. (10531

Im großen Hörſaal Nr. 326, II. Ober=
geſchoß
der hieſigen Techn. Hochſchute,
Eingang Weſtportal, finden Vorträge
mit De vonſtrationen und Lichtbilder=
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Seite 10

Donnerstag, den 13. Januar 1927

Nummer 13

Shutl ehler und Tarnen.

4 Fußball im Odenwaldkreis.
Sportrgg. 04 ArheilgenSportverein Münſter 3:0 (1:0); Germania 03
PfungſtadtOlympia Lamperthcim 5:2 (2:0), Olympia=Lorſch-V/R.
Bürſtadt 1:0 (1:0); Viktoria=GriesheimUnion=Darmſtadt 3:0 (1:0).
Die Lage in der Odenwaldkreisliga hat ſich geklärt. Nach
einer Reihe von Sonntagen hartnäckiger Kämpfe haben ſich doch die be=
reits
zu Anfang als Favoriten erwarteten Vereine durchgeſetzt und
machen nun noch die Meiſterſchaft unter ſich aus. Es ſind dies die
Sportvgg. Arheilgen und Germania Pfungſtadt. Es
liegt bei einer Reihe von faſt gleichſtarken Gegnern in der Natur der
Sache, daß es keinem gelingt, ſich aus eigener Kraft durchzuſetzen; ſo
konnte eben nur die Mithilfe Dritter und damit die Summe der Kämpfe
erſt nötige Klarheit bringen. Das iſt a mSonntag z. T. eingetreten. Am
Arheilger Mühlchen ſetzten ſich die Platzherren mit einem 3:0=Sieg gegen
den Sportverein Münſter durch. Der Erfolg iſt dem Kampfverlauf nach
etwas zu hoch ausgefallen, aber vielleicht Selbſtverfchulden des Unter=
legenen
, der ſich bei nicht immer guten Bodenverhältniſſen ſtets auf
Innenſpiel kaprizierte und ſo wie durchkam. Auch Arheilgen beging bis
zur Pauſe (1:0) denſelben Fehler, erfaßte aber nach Halbzeit die Lage
richtiger, zog das Shiel an die Flügel und erreichte dadurch den nötigen
freien Raum vorm Tor, ſodaß dann Tore fallen mußten. Der Sieg war
jedenfalls vollauf verdient. Die Niederlage Münſters macht nun gleich=
zeirig
den Pfungſtädtern den Weg zum 2. Platz frei, zumal dieſe Olymvia
Lampertheim mit 5:2 ſchlagen konnten. Lampertheim ſpielte abſolut nicht
ſchlecht, aber der Pfungſtädter Angriff zeigte wieder ein ganz ausgezeich=
netes
Spiel und konnte bis nach Halbzeit bereits mit 4:0 führen. Erſt
hann kam Lampertheim mehr zu Wort, ſchoß zwei Tore, denen aber
der Sieger noch ein fünftes für ſich entgegenſetzte. Sowvohl das Spiel
in Arheilgen wie auch in Pfungſtadt hatten in den Herren Wein=
gärtner
=Offenbach und Haſeneier=Frankfurt ganz ausgezeichnete
Unparteiiſche. Die weitere Klärung brachte die Olympia Lorſch
fertig. Die bisher ziemlich ungünſtig poſtierten Lorſcher ſchlugen ihren
Rivalen aus Bürſtadt mit 1:0 aus dem Felde, ſich ſo beſſer plazierend,
auf der anderen Seite aber Bürſtadt endgültig in die Mittelgruppe
verweiſend. Der Kampf ſcheint alles andere als ſchön geweſen zu ſein,
denn die Tatſache, daß von jeder Partei ein Mann des Platzes verwieſen
wurde und ein Satz aus dem Bericht im amtlichen Organ: höckſtens
fei als Tatſache bemerkt, daß ſich zwei Spieler bis zum Schluß anſtändig
benahmen, läßt viel vermuten. Man wird jedenfalls in beiden Lagern
froh ſein, daß dieſe Schlacht geſchlagen iſt. Eine klotzige Ueber=
raſchung
gab es in Griesheim, wo die Einheimiſchen ihren zweiten Sieg
erfochten. Union Darmſtadt war mit 3:0 der Leidtragende. Die Darm=
ſtädter
ſind in den letzten Wochen, ohne ſchlecht zu ſein, erheblich ge=

fammenreißt, kann es ihr blühen, daß ſie noch hinter
Griesheim hat noch Ausſicht, die Bibliſer zu überflügeln.
Die Tabelle zeigt folgendes Bild: Lorſch. kommt. Sp. Vg. Arheilgen 10 44:30 22 Germania Pfungſtadt 40:17 17 SpV. Münſter 32:19 16 VfR. Bürſtadt 13 W:26 15 Olympia Lampertheim 13 31:28 14 Univn Darmſtadt 33:35 10 Olpmpia Lorſch 22:42 FC. Biblis 15:42 Viktoria Gviesheim 13 21:3

Die Zahlen zeigen klar, daß nur noch die beiden Erſten für die Meiſter=
ſchaft
in Frage kommen, wobei natürlich Arheilgen die beſſeren Ausſich=
ten
hat. Aus eigener Kraft können die Pfungſtädter nicht mehr aufholen,
dagegen kann eine Niederlage Arheilgens gegen einen Dritten die Sache
entſcheiden. Aber dagegen wird man ſich in Arheilgen wphl zu wehren
wiſſen.

Handball.

Deutſche Turnerſchaft: Main=Rheingau.
Am Sonntag kann die Frage über die Meiſterſchaft gelöſt werden.
Wird Gricsheim gegen Pfungſtadt gewinnen und Langen in Sppend=
lingen
verlieren? Von dieſen beiden Faktoren iſt die Frage abhängig.
Es bann ſo kommen. Doch wir bezweifeln es ſehr für den Fall, daß
Griesheim nicht ſeine vollzählige Elf beiſammen hat. In den beiden
vergangenen Jahren ſchnitt Pfungſtadt in Griesheim beſſer ab als auf
eigenem Platze. Ob es auch i dieſem Jahre dabei bleibt, muß man ab=
warten
. Langen iſt etwas in der Form zurückgegangen, und es wird
nicht verwunderlich ſein, wemn es dem großen Sprendlinger Spielplatz
zum Opfer fällt und die Einheimiſchen den 4. Sieg auf eigenem Platze
erfechten. Auch Eberſtadt hat ſeinen bedeutungsvollen Tag. Es geht
um den Abſtieg und gegen Nauheim. Bringen die Gäſte keine vollwer=
tige
Mannſchaft mit, ſo werden ſie ſich ſchwerlich behaupten können.
B=Klaſſe: Nieder RodenSppendlingen, Ober=RamſtadtBensheim,
ArheilgenBabenhauſen. C=Klaſſe: LangenTgde. Darmſtadt.
Sp. Vgg. 04 Arheilgen I.T. u. Sp.V. Braunshardt b. 2. I., 0:5 (0:3).
Bei dem Vorſpiel am 2. ds. Mts. mußte Braunshandt auf eigenem
Platze eine 3:1=Niederlage hinnehmen. Am vergangenen Sonntag fand
das Rückſpiel in Arheilgen ſtatt, welches obiges Refultat zeitigte. Es
war ein ſchönes, ruhiges Spiel, welches Braunshardt als verdienten
Sieger ſah. Der Arheilger Mannſchaft muß fedoch zugute gehalten
werden, daß ſie durch das am Vormittag gegen Wiesbaden ausgetragene
Spiel etwas ermüdet war. Schiedsrichter gut. Die Bvaunshardter
Mannſchaft hat kommenden Sonntag die 1. Mannſchaft des Akademiſchen
Sportklubs Darmſtadt zu Gaſt. Ein ſpannendes Spiel ſteht zu er=
warten
.
Turnen.
4. Bezirk, Maiu=Rheingau, D.T.
Am vergangenen Sonntag fand in Nieder=Ramſtadt eine Uebungs=
ſtütnde
für das Frauenturnen ſtart, die äußerſt zahlreich von den Vereinen
beſucht war. Als Uebungsſtoff war lediglich nur Freiübungsturnen vor=
geſehen
und zwar diefenigen für das Kreisturnfeſt. Die Uebungen haben
eine ausnehmende Schönheit in vollendeter Ausführung, weshalb Tur=
nerinnen
wie Leiter mit der größten Hingabe auch bei der Sache
waren. Jedenfalls hat die Uebungsſtunde ihren Zweck erreicht und es
ſind alle Anweſenden mit dem Uebungsſtoff aufs beſte durch Bezirks=
Frauenturnwart Schwarz, Darmſtadt, der die Leitung hatte vertraut
gemacht worden. Nun iſt tüchtige Arbeit zu Hauſe notwendig. Es
ſei noch darauf hingewieſen, daß für die Leiter von Frauenabteilungen
m 25. Januar, abends 7 Uhr, im Turnhauſe der Tgſ. Darmſtadt
Dieburger Straße eine Uebungsſtunde ſtattfindet. Die für das
Männerturnen für nächſten Sonntag angeſetzte Uebungsſtunde fällt
zumſtändehalber aus und findet nunmehr am Sonntag, den 13. Februar,
vorm. 9½ Uhr, in Nieder=Ramſtadt ſtatt. Beſondere Mitteilungen er=
gehen
noch. Gut Heil!

Aus dem 2. Kreis des D.A. S.B. 1891.
Entſcheidungskampf um den 1. Platz des 2. Bezirkes.
Hart und dornenvoll iſt der Weg zur Meiſterſchaft, und nur We
gen iſt es vergönnt, ihn zu gehen. Wohl niemand hätte geglaubt,
der Athletenklub Sachſenhauſen, der nach ſchlechtem Start von den m
ſten abgetan war, ſich am Ende noch als Bezirksmeiſter vorſtellen mi
Selbſt nach d.m knappen Rückkampfſiege über Frankfurt war noch
Klippe Groß=Zimmern zu nehmen, und als auch dieſer Sieg der V
gangenheit angehörte, waren beide Vereine von Groß=Frankfurt pur
gleich. Ein Entſcheidungskampf wurde nötig, der dann pünktlich
vergangenen Sonntag unter Dach und Fach gebracht wurde. Es wur
der Sieg erkämpft aber fragt mich nur nicht wie. Ueber die Vorgeſchi
dieſes Dramas wollen wir lieber den Mautel chriſtlicher Nächſtenli
decken und wollen heute mit Freude konſtatieren, daß Sachſenhau
ſeinen großen Gegner Frankfurt 86 einwandfrei 8:6 beſiegt hat. T
Kämpfe im Mittel= und Halbſchwergewicht vielleicht ausgenommen, ſt=
das
Geſamtniveau des Kam fes auf beachtlicher Höhe. Befaſſen
uns kurz mit dem Verlauf r Kämpfe.
Im Fliegengewicht zeigt ſich Holzhäuſer=Sachſenhauſen von
Eeſten Seite. Sein Geguer Glückert=Frankfurt 86 kam nie in Frage,
,Holzhäuſer ſiegte in 2,5 Minuten durch Ueberſtürzer am Boden.
ſpannt war alles auf das
Bantamgewicht, wo Kovaz=Sachſenhauſen gegen Jung=Frankfurt
kämpfte. B kanntlich hatte Frankfurt im letzten Kampfe gegen die
ſcheidung des Kampfgerichts in dieſer Klaſſe Proteſt eingelegt, und bi
Kampf ſollte den Beſveis erbringen, wer der Beſſere ſei. Jung r
nach 10 Minuten mit ſich ſelbſt fertig, und der Ungar konnte trotz eit
Verletzung einen einwandfreien Sieg herausholen.
Im Federg wicht hatte Langguth=Sachſenhauſen gegen Vehl=Fra

Im Leichtgewicht ſtand Weider gegen Gerber=Frantfunt 86. Nach
vorſichtig gefiihrtem Standkampf, der keinem etwas einbrachte, zeigte
ſich Weider in der Zufatzrunde als der Beſſere und verließ als verdien=
ter
Punktſieger die Matte. Eine zahme Sache für Frankfurt 86 war das
Mitt lgewacht: Buchal (Frankfurt 86), den man ſeit langer Zeit
wieder mal im Dreß ſah, hatte wenig Müche, ſeinen Gegner Fritſcher
(Sachſenhauſen) auf die Schultern zu zwingen. Auch im
Halbſchwergewicht blieben die Punkte bei Frankfurt, da es Rau
gelang, den Sachſenhäuſer Jobſt nach 8 Minuten zu beſiegen. Daß der
Kampf im
Schwergewicht für: Oehleu=Frankfurt 86 ausſichtslos war, hat er ſelbſt
vorausgeſehen, jedoch alle Achtung vor dem Sportsmann Oehler, der
die Vereinschre vor die Niederlage ſtellte.
Nächſten Sonntag beſtreitet nun Sachſenhauſen ſeinen Vorkampf
um die Krcismeiſterſchaft. Der Kampf findet in Kreuznach ſtatt,
und werden wir über den Verlauf derſelben eingehend berichten.
Pol,. Sp.V.Athl. Sp. V. 95.
Heute, Donnerstag, den 13. d8. Mts., abends 8.15 Uhr, treffen ſich
in der Turnhalle der Schutzpolizei, Eſchollbrücker Str. 24, die 1. Mann=
ſchaft
des Athletik=Sportvereins 1895 mit der unſerer Schutzpolizei zur
Vorrunde um den Aufſtieg in die A=Klaſſe im Mannſchaftsringen.
Da beide in der B Klaſſe zu den Führenden zählen, iſt beſtimmt mit
ſchweren Kämpfen zu rechnen. Beide Vereine verfügen über techniſch
gutes Material, ſo daß keine Minute den Zuſchauer langweilen könnte.
Im zahlreichen Beſuch und Beſuch von jedem Sportfreunde wird ge=
beten
. Die Halle iſt geheizt.
Gaumannſchaftskampff der B=Klaſſe.
Ath. Sp. V. 95Siegfrieb Pfungſtadt 12: 2.
Bei dem am Sonntag ſtattgefundenen erſten Vorrundenkampf der
B=Klaſſe, gelang es dem Ath. Sp. V. 95 einen ſchönen Erfolg zu er=
kämpfen
. Die Kämpfe nahmen unter Leitung des Herrn Liller=Dieburg
einen glatten Verlauf und man konnte mit ſeinen gerechten Entſchei=
dungen
zufrieden ſein. Es iſt für die Mannſchaft ein ſchöner Start und
wir wollen hoffen, daß ſie ihre fetzige Form auch weiter behalten,
was ſie ja ſchon am Donnerstag abend gegen die Polizeimannſchaft be=
weiſen
können. Der Verlauf der Kämpfe war folgender:
Fliegengewicht: Seger PfungſtadtH. Maxlof Ath. Sp. V. 95.
Hier gelang es dem ſehr guten Marloff nicht, einen Schulterſieg zu er=
zielen
und mußte er ſich nach 20 Minuten als Punktſieger zufrieden
geben.
Bantamgewicht: W. Größmann PfungſtadtBitſch 95. Der
bedeutend ſchwerere Gr. hatte gegen Bitſch, der nur Fliegeng. iſt, leichtes
Spiel und ſiegte auch dementſprechend ſchnell in 1 Min, durch Ueber=
ſtürzer
.
Federgewicht: G. Größmann PfungſtadtP. Schwarz 95.
Der fehr gute Schwarz ſiegte leicht in 1½ Min. durch Schulterdrehgriff
Leichtgewicht: Liebig PfungſtadtJ. Marlof 95. Auch Marlof
hatte keine große Mühe, um ſeinen Gegner nach 3½ Min, durch ver=
kehrten
Hüftzug auf beide Schultern zu legen.
Leicht=Mittelgewicht: Steinmetz PfungſtadtFeldmann 95.
Feldmann war ebenfalls ſeinem Gegner ſtark überlegen und ſiegte ſchon
nach 1½ Min. durch Armfallgriff.
Halbſchwergew.: Gersmann=Pfungſt.W. Schwarz 85. Schwarz,
der als Erſatz für H. Weckbach eine Klaſſe höher ſtartete, hielt ſich aus=
gezeichnet
gegen ſeinen bedeutend ſchwereren Gegner und wurde nach
20 Min. verdienter Punktſieger.
Schwergewicht: Arnold Pfungſtadt Asmuß 95. Hier ſiegte
Asmuß gauz überraſchend ſchon nach 30 Sekunden mit Ueberſtürzer.

Sportverein Darmſtadt 88, e. V.
Am kommenden Samstag veranſtaltet die Turngemeinde Heidelberg
1878 ihren erſten diesjährigen Kampfabend. Die Kämpfe, die in der
Stadthalle am Hochring zum Austrag kommen, können, was die Auf=
machung
anbetrifft, jeden Vergleich mit den Profeſſionalveranſtaltungen
aushalten. Wie bei den vergangenen Veranſtaltungen, ſo werden ſich
auch diesmal ſicherlich wieder pecht viele Zuſchauer einfinden und den
Kämpfen mit Intereſſe folgen. Daß gerade der Boxſport in Heidelberg
feſten Fuß gefaßt hat, geht aus der Tatſache hervor, daß die letzten bei=
den
Veranſtaltungen jedeswal von zirka 1500 Zuſchauern beſucht wur=
den
. Als Gegner ſind 5 Herren der kampfſtarken Mannſchaft des Vereins
für Raſenſpiele Mannheim, aus deren Reihen mehrere ſüddeutſche Mei=
ſter
hervorgegangen ſind, verpflichtet worden. Eine weitere Einladung
erhielt die junge Kampfmannſchaft des Sportvereins Darmſtadt 98, der
ſie mit nachfolgenden Kämpfern Folge leiſten wird. Es kämpfen: Pa=
viergewicht
: Ganßert, Sp.V. D.Hurth, T.G. H. Federgewicht: Wei=
mer
, Sp.V. D.Seegmüller, T.G. H. Leichtgewicht: Heß, Sp.V. D.
Schwartz, T.G H. Schwergewicht: Trumpfheller, Sp.V. D.Höhl,
T.G. H. Mittelgewicht: Schmitt I; Sp.V. D.Beckenbach, T. L. H.
Wenn auch von vornherein nicht mit einem Sieg der Darmſtädter
zu rechnen iſt, ſo wollen wir doch hoffen, daß ſie ſich ehrenvoll ſchlagen
und aus dieſen ſchweren Kämpfen lernen. Für ein einwandfreies Kampf=
gericht
, beſtehend aus: Ringrichter: Gollaſch=Darmſtadt, Punktrichter:
Bradenahl=Karlsruhe, Scheid= umd Flach=Ludwigshafen, hat der Veran=
ſtalter
beſtens Sorge getragen.
Ath. Sp. V. 95Athl. Klub Herkules=Pirmaſens.
Wie aus der Vorſchau zu erſehen war, beteiligten ſich unſere Mitgl.
Debus, W. und H. Weckbach am Samstag an einem Kampfabend des
Athl. Klub Herkules=Pirmaſens. Die Veranſtaltung, die im ganzen
einen glänzenden Verlauf nahm, fand bei einem Beſuche von rund 800
Perſonen ſtatt, welche ſich als ſehr ſportlich erwieſen und die einzelnen
Kämpfe mit reger Anteilnahme verfolgten. Es wäre zu luünſchen, daß
Darmſtadt bei einer derartigen Veranſtaltung auch einmal ein ſolche Zu=
ſchauerzahl
auf die Beine bringt. Unſere Kämpfer, die ſämtlich einen
ſehr guten Eindruck hinterließen, hielten ſich gegen die ihnen entgegen=
tretende
Konkurrenz ausgezeichnet. Es iſt vor allem, ohne den Erfolg
der anderen zu ſchmälern, H. Weckbach hervorzuheben, der ſich gegen
den 2=fachen Deutſchen Exmeiſter Rieth=Karlsruhe brillant hielt. Der
Verlauf der einzelnen Kämpfe war folgender:
Federgew.: Hier leiſtete Debus, 114 Pf., freiwillig Verzicht auf
ſeinen Start gegen den Kreis= und 3 Deutſchmeiſter Ulmerich=Mannheim,
da dieſer durch Krankheit ein zu großes Mindergewicht brachte. Er
kämpfte dann gegen Kreismeiſter Schmidt=Mannheim, 112 Pf.. Dieſer
Kampf, der über 3 Runden, je 3 Min., ging, brachte Debus ein klares
Plus, doch verkündet das Kampfgericht unentſchieden und bereitete
Schmidt damit eine große Freude.
Mittelgew.: W. Weckbach, 145 Pf.,Kreismeiſter Jakob= Mann=
heim
, 140 Pf. Dieſer Kampf ging auch über 3 Nunden, je 3 Min., und
wurde von Weckbach mit einem ungeſtümen Angriff eröffnet. Einer
ſeiner Treffer erſchütterte Jakob derart, daß er in der 1. Runde 3 mal
bis 8 zu Boden mußte und große Mühe hatte, ſich über die Runde zu
bringen. Auch die 2. Runde brachte Weckbach noch ein leichtes Plus,
während in der 3. Runde Weckbach ſtark ausgegeben war und Jakob
zum größten Erſtaunen immer beſſer wurde. Allerdings zu einem Siege
reichte es nicht mehr und Weckbach blieb verdienter Punktſieger.
Halbſchwergew. H. Weckbach, 152Rieth=Karlsruhe, 156.
Auch hier ging es über 3 Runden, je 3 Min., und Weckbach enttäuſche
nach der angenehmen Seite. Er war während des ganzen Kampfes faſt
dauernd der Angreifer und der takt, klugere Rieth legte ſich dauernd
in die Defenſive um jeden Angriff Weckbachs gut auszunützen, was ihm
aber nicht ſehr oft gelang. W. verſtand es ſehr gut, ſich mit Rieth nicht
in einen Nahkampf einzulaſſen, da hier derſelbe unſtreitig beſſer war.
Rieth wurde knapper aber derdienter Punktſieger.

Wetterbericht.
Wettervorherſage für Freitag, den 14. Januar 1927.
(Nach der Wetterlage vom 12. Januar 1927.)
Der Zuſtrom der milden Weſtluft wird in kurzen Abſtänden vor=
übergehend
durch nördliche Luftzufuhr unterbrochen, die Veranlaſſung
zu leichter Abkühlung, Abfchwächung der Bewölkung und Niederſchlägen
in kurzer Form gibt. Das Geſamtbild der Wetterlage läßt jedoch eine
durchgreifende Aenderung des im ganzen für dieſe Jahreszeit milden,
meiſt trüben Wetters noch nicht erwarten.

Der fahrläſſige Falſcheid des Oberſiaats=
anwalts
Dr. Frieders.
(Nachdruck verboten.)
Vor dem 1. Strafſenat des Reichsgerichts fand Hrz=
lich
die Reviſionsverhandlung gegen den Oberſtaatsanwalt in
Weimar Dr. Ernſt Frieders ſtatt. Bekanntlich iſt Dr. Fri=ders
am 13. Oktober 1926 vom Schwurgericht Weimar wegin fahrläſſigen
Falſcheides zu 5 Monaten Gefängnis verurteilt worden. Der
Angeklagte hat am 4. Februar 1926 in einem Beleidigungs=
prozeß
gegen den verantwortlichen Schriftleiter der thüringiſchen
Zeitung Das Volk eidlich ausgeſagt, daß der Staatsanwaltſchaftsrat
Floel den vorher zwiſchen ihnen beſprochenen Antrag auf Außer=
verfolgungsſetzung
des Thüringiſchen Staatsbankpräſid nten Loeb nach=
träglich
eigenmächtig dahin abgeändert habe, daß Loeb als
dringend meineidsverdächtig bezeichnet wuvde, und daß ihm dieſer ab=
geänderte
Antrag von Floel abſichtlich nicht vorgelegt worden ſei. Tat=
ſächlich
aber hatte Dr. Frieders den neuen Antrag, der ihm auf dem
Aktenwege vorgelegt worden war, mit ſeinem Signum
gezeichnet, ohne daß er den Antrag geleſen und die Aenderung be=
merkt
hatte. Die gegen das Urteil des Landgerichts Weimar beim
Reichsgericht eingelegte Reviſion des Angeklagten, die von Rechtsanwalt
Dr. Löwenſtein in Berlin vertreten wird, behauptet im weſeutlichen
widerſprucksvolle Feſtſtellungen des Urteils. Der 1. Strafſenat des
Reichsgerichts hat dem Antrage des Reichsanwalts folgend die Reviſion
verworfen. Der Senatspräſident Nr. Lobe führte zur Begründung unter
anderem folgendes aus: Es kam dem Angeklagten gerade darauf an,
ſeine Ausſage über die Nichtvorlage des Antrages unter dem Eide zu
machen, um damit auf die Oeffentlichkeit zu wirken. Es iſt vom Schwur=
gericht
ohne Rechtsirrtum augenommen worden, daß der Angeklagte
mindeſtens ſehr fahrläſſig gehandelt hat. Daß er die Tat=
ſache
, ob ihm die Anklage gegen Loeb vorgelegt worden iſt oder nicht,
nicht mehr im Gedächtnis gehabt habe, mag zutreffend ſein, daß ſie ihm
aber wieder ganz aus dem Gedächtnis geſchwunden iſt, iſt mit Recht
verneint worden. Wenn ein Oberſtaatsanwalt die Außerverfolgung=
ſetzung
in einer Sache unterzeichnet, ſpäter von der Eröffnung des
Hauptverfahrens erfährt und ſich deshalb dem Miniſterim gegewüber
verantworten muß, ſo kann er keinesfalls behaupten, daß er ſich in
einem feſtgeſvurzelten Irrtum über den Sachverhalt befunden habe. Er
handelte auf jeden Fall fahrläſſig, wenn er ſich der näheren Umſtände
nicht mehr erinnerte und donnoch Nachforſchngen unterließ.

Geſchäftliches.
Bücherſtube Alfred Bodenheimer. Im Anfchluß
an den mit großem Intereſſe aufgenommenen Vortrag des Wirtſchaftlers
Ernſt Kahn, zeigt die Bücherſtube Alfred Bodenheimer ein intereſſant
aufgemachtes Fenſter mit Büchern von Ernſt Kahn und anderer auf
das Vortragsthema bezüglicher Literatur. (Siehe Beſprechung des
Darmſt. Tagbl. im Handelsteil vom 11. d. M.)

Rund=Funk=Programme.
Frankfurt.
Donnerstag, 13. Januar. 1.39: von Kaſſel: Mittagskonzert.
O 3.30: Stunde der Jugend. Fr. Voigt: Bei den weißen Elefan=
ten
in Siam (Für Kinder vom 12. Jahre ab). O 4.30: Neue
Tanzmuſik. O 5.45: Leſ=ſtunde: Aus Die Kultur der Renaiſſance
in Italien, von Jacob Burckhardt. O 6.15: von Kaſſel. Dir. Her=
berg
: Küken= und Junggeflügelzucht. O 6.45: Winterſport und
Geſundheit von Medizinalrat Hagen. O 7.15: Italieniſch. O 8.15:
von Kaſſel: Moderner Liederabend. Anita Greve, Hamburg,
O 9.15: Klaſſiſche Gitarrenmuſik. Sor: Variat, über ein Thema
von MoJart. Weber: Lieder mit Gitarre. Sor: Zwei Stücke
für Gitarre ſolo. Schubert: Quartett für Flöte, Gitarre, Bratſche,
und Violoncell. Ausf.: Elſe Liebhold (Sopran), K. Richter (Flöte)
K. Klehammer (Gitarre), A. Allekotte (Bratſche), Fr. Engert
(Violoncell). Anſchl. bis 12.30: Kaffee Sacher, Tanzmuſik.
Stuttgart.
Donnerstag, 13. Jan. 3,50: Frauenſtunde (Hilde Zimmermamn,
Stuttgart). O 4.15: Konzert. O 6.15: Dramat. Stunde (Schauſpiel),
O 6.45: Aerzievortrag: Die techn. Einrichtungen des neuzeitl.
Krankenhauſes. O 7.15: Schach. O 8: Uebertr. aus der Liederhalle:
Sinfonie=Konzert. Leit.: Kapellm. Kahn. Soliſt: Fr. Kirchberger
(Cello), Mendelsſohn: Ouv. Sommernachtstraum. Tſchaikowsky=
Variationen. Beethoven: Sinfonie. O 9.30: Uebertr. aus Karls=
ruhe
: Verdi=Abend. Mitw.: Opernſängerin Malie Fanz und
Magda Strack, Kammerſänger Nentwig (Tenor) und Weyrauch
(Bariton) Kapellm. Joſ. Keilbert. Arie aus Troubadour Ihres
Auges himmliſch Strahlen Gebet der Desdemona. Schifferlied
aus Ein Maskenball. Erzählung der Accuzena aus Troubadour,
Arie aus Rigoletto. Arie aus Aida Als Sieger kehre heim und
Amneris und Radames. Aus Traviata: Hat dein heimatliches
Land. Der vierte Alt des Troubadour.
Berlin.
Donnerstag, 13. Jan. 12.30: Viertelſtunde für den Landwirt,
O 4: Dr. Dreſel: Kosmetik im Altertum. O 4.30: Kapelle Gebr.
Steiner. O 7.05: Spaniſch. O 7.30: Prof. Großmann: Chemiſche
Holzverwertung. O 8: Lso Hirſch: Einführung zu dem Sendeſpiel.
O 8.30: Die Scheidungsreiſe. Muſikaliſcher Schwank in 3 Akten
von Hugo Hirſch. Dir.: Der Komponiſt. Hauptperſ.: Emmy
Radomska, Inhaberin eines Modeſalons: Emmy Sturm; Herbert
Hübner, Ing.: A. Braun; Dr. Fink, ſein Freund: W. Zilzer; Julius
Hopping, Rentier: C. Wallauer; Vera, ſeine Tochter: Lucie Mann=
heim
; Trude Hartmann, Veras Freundin: Antonie Straßmann;
Eugenie, Oppenheimers Frau: Roſe Lichtenſtein. 1. Akt im Mode=
ſalon
; 2. und 3. A:t: Hoppings Villa. O. 10.30: Tanzmuſik.
Königswuſterhauſen. Donnerstag, 13. Januar. 2.30: Raum,
Zeit und Kra,t: Spaziergang durch die Wohnung. O 3.30: Min.=
Rat Schindler: Der Jugendliche in der Wirtſchaft und im Recht,
O 4: Reg.=Rat Dr. Becker: Die neu errichteten Jugendämter und
ihre Aufgaben. O 4.30: Dozentin Dr. Charl. Bühler: Peſtalozzis
Forderung der Beachtung d. Individuallage bei der Erziehung.
O. 5: Dr. von Loeſch: Auslandsdeutſchtum und Binnendeutſchtum.
O 5.30: Min.=Dir. Prof. Dr. Richter: Hochſchulreform. O 6: Land=
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. Dr. Koenig: Unſere Laubhölzer u. ihre praktiſche Bedeutung
für Forſt= und Holzwirtſchaft. O 6.30: G. v. Eyſeren u. C. M.
Alfieri; Spaniſch f. Fortgeſchrittene. O 7: Sprechkunſt der Gegen=
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Preußiſch=Süddeutſche Klaſſenlotterie.
1. Tag der 4. Klaſſe. In der Vormittags=Ziehung vom
11. Januar fielen: 2 Gewinne zu 50 000 Mk. auf Nr. 300 992; 2 Ge=
winne
zu 10 000 Mk. auf Nr. 140 102; 2 Gewinne zu 5000 Mk. auf
Nr. 162809; 2 Gewinne zu 3000 Mk. auf Nr. 302362; 4 Gewinne zu
2000 Mk. auf Nr. 282 563, 305 014; 6 Gewinne zu 1000 Mk. auf Nr.
117423, 236 533, 319 145; 12 Gewinne zu 800 Mk. auf Nr. 34 858,
88 912, 242399, 305 152, 307 511, 321 650; 32 Gewinne zu 500 Mk.
auf Nr. 5869, 47 999, 51871, 136 543, 138 365, 167 281, 182 559,
210 688, 226 562, 243 302, 272 853, 388 315, 326 223, 327 085, 333 036,
346 996; ferner wurden gezogen: 90 Gewinne zu 400 Mark und
234 Gewinne zu 300 Mark. In der Nachmittags=Ziehung
fielen: 2 Gewinne zu 100 000 Mk. auf Nr. 283 523; 2 Gewinne zu
5000 Mk. auf Nr. 4652; 2 Gewinne zu 3000 Mk. auf Nr. 241 400;
6 Gewinne zu 1000 Mk. auf Nr. 121 865 323 499, 349 913; 8 Gewinne
zu 800 Mk. auf Nr. 130 869, 225 292, 228 101, 309 783; 20 Gewinne
zu 500 Mk. auf Nr. 22319, 28554, 89 173, 96 236, 168 381, 120 639,
123 997, 235 374, 245 035 258 836; ferner wurden gezogen 98 Gewinne
zu 400 Mark und 256 Gewinne zu 300 Mark.

aupticritie iung Rudo f Maupe
Veronwwertlich für Polint und Wirtſchaft: Rudeif Mauve; für Feuilleion, Reich and
ueland und Heſſiſche Nachrichten: Max Streeſe; für Sport: Dr. Eugen Buhlmandi
für den Schlußdtenſt: Andreas Bauer; für den Inſeratenteil: Willy Kublei
Druck und Verlag 2 C. Wittich ämtlich in Darmſtadt.
Für unverlangte Mannſtripte wird Garantie der Rückſendung nicht übernommen.

Die heutige Nummer bat 14 Seiten.

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Nummer 13

Donyerstag, den 13. Januar
SheſſNeueſte Nachrchten

Aus der ſüdweſideutſchen
Textilwirtſchaft.
im. In der Konjunkturentwicklung der ſüdweſtdeutſchen Textilwirt=
achnaft
iſt während der letzten Wochen eine erfreuliche Beſſerung feſt=
ruſtellen
, die auch über den Jahreswechſel hinaus andauert. Im Textil=
tinzelhandel
war der Verkauf während der Weihnachtsſaiſon befriedigend
and auch in der Zeit zwiſchen Weihnachten und Neujahr ließ ſich das
Seſchäft gut an. Nach dem längere Zeit anhaltenden geringen Be=
gchäftigungsgrad
hat dieſer wieder eine Höhe erlangt, die das Bilb der
Seſamtlage in einem cünſtigeren Lichte erſcheinen läßt. Wie auf der
ſürzlichen Tagung der badiſchen Textilinduſtriellen zum Ausdruck ge=
ſeracht
worden war, blieb die Abſatzkriſe während des vergangenen
Bahres in der Textilinduſtrie nahezu ohne Beiſpiele. Der Export iſt auf
weiten Gebieten infolge der inneren Vorbelaſtung unſerer Produktion
anmöglich geworden. Ein Grund der Abſatzverminderung liegt zueifel=
ws
in der Mode mit ihrem geringen Stoffverbrauch für Kleider und
SVäſch=; die Ungunſt der Mode ſpürt ganz beſonders die am Oberrhein
and im Hotzenwald früher ſtark entwickelte Seidenbauinduſtrie. Das
Marke Sinken der Rohbaumwollpreiſe bedeutet für die Induſtrie zunächſt
Stockungen im Geſchäft und dazu große Verluſte an Vorräten. Man
mimmt an, daß die während der letzten Wochen beobachtete langſame
Belebung der Beſchäftigung nur vorübergehender Natur ſein wird, da
dein innerer Grund für die Beſſerung der Beſchäftigungslage vorliegt.
Die Preiſe ſind zudom für alle Textilien äußerſt gedrückt, die Laſten,
rnsb ſondere die Soziallaſten, ſtändig ſteigend. Für die Textilinduſtrie
wes Oberrheins als Grenzlandinduſtuie hat das letzte Jahr durch den
Albſchluß des deutſch=ſchweizeriſchen Handelsvertrages einen wichtigen
Fortſchritt gebracht. Hierbei iſt vor allem der wichtige Ausrüſtungs=
Heredelungsverkehr erhalten geblitben. Noch offen ſteht die Frage des
Endgültigen Handolsvertrages mit Frankreich, der gerude auf dem Gebiet
Ser Textilwirtſchaft ſehr umſtritten iſt. Die Beſtrebungen Frankreichs
gehen dahin, der ſtarken elſäſſiſchen Textilinduſtrie die Wege nach ihrem
Fnüheren Abſatzgebiet in Deutſchland wieder zu eröffnen. Nachdem in
Werſailles der künſtliſche Trennungsſtrich der Rheingrenze gezogen iſt,
Warf nicht der einheimiſchen Grenzlandsinduſtrie durch Eröffnung einer
Breſche in unſerem Zollſyſtem zugunſten einer benachbarten Auslands=
Enduſtrie die Lage noch mehr erſchwert werden, zumal micht, wenn dieſe
Induſtrie mit den Vorteilen einer unterwertigen Währung, mit weſent=
ſich
verringertn ſozialen Belaſtungen und unter einem viel elaſtiſcheren
Werwaltungsregime zu arbeiten in der Lage iſt. Auf dem Gebiet der
SSteuern erfordert die Eigenart der Textilinduſtrie mit ihren ſchwanken=
Wden Erträgniſſen Anpaſſung. Es ergibt harte Unbilligteiten, wemn
SSteuern ohne Rückſicht auf den jeweiligen Ertrag auf dem Fuß rück=
Aiegender Zeiten auferlegt oder wenn Vermögensbeſtandteile, wie Roh=
Mſtoffe, mit einem längſt überholten Wert den Steuern zugrunde gelegt
ſwerden müſſen.
Im ganzen betrachtet, geſtaltet ſich die Beſchäftigung in der Textil=
Finduſtrie nicht einheitlich, doch überwiegt der gebeſſerte Beſchäftigungs=
egrad
; namontlich gilt dies für die Kleiderſtoff= und Baumwollwebereien,
fi denen der Eingang an Frühjahrsbeſtellungen zufriedenſtellend iſt und
auf einige Zeit volle Beſchäftigung zuläßt. In der Leineninduſtrie ent=
ſpricht
der Geſchäftsgang nicht ganz den Erwartungen, trotz größerer
Nachfrage. Dem Abſatz in der Konfektion hat die anhaltend milde
Witt rung während der Zeit der Weihnachtsſaiſon geſchadet. Im Textil=
einzelhandel
war man mit dem Ergebnis des Weihnachtsgeſchäftes zu=
frieden
.
Wiriſchaftliche Rundſchau.
Die Ferngasverſorgung. Die Aktiengeſellſchaft für Kohlenverwertung
Eſſen (Ruhr) und die Wirtſchaftliche Vereinigung Deutſcher Gaswerke
A.=G., Berlin und Frankfurt a. M., geben dem WTB.=Handelsdienſt
über die Verhandlungen betreffend die Ferngasverſorgung u. a. folgende
Mitteilungen: Die von der Kommiſſion beider Parteien unter dauern=
der
Fiihlungnahme mit dem Deutſchen Städtetag aufgenommenen Ver=
handlungen
haben die techniſche Durchführbarkeit des Problems er=
geben
. Die Verhandlungen ergeben die Möglichleit einer billigenen
Lieferung, die frei Gasbehälter beſteht. Man iſt ſtets davon aus=
gegangen
, daß die Gaswerke nicht etwa die wirtſchaftlichen Erzeugnisſtätten
ſtillegen, ſondern dieſe infolge der Verbilligung des Gaſes mit größter
Wahrſcheinlichkeit den zu erwartenden Mehrbedarf aus der Ferngas=
leitung
beziehen. Im Intereſſe der wirtſchaftlichen Ausnutzung der
Kohle muß mit allen Mitteln eine Steigerung des Gasverbrauchs wie in
anderen Ländern erſtyebt werden. Gegen die Ueberförderungen des
Bergbaues ſind die bezeichneten Gaswerke durch Aufnahme entſprechen=
der
Veſtimmungen und Abſchluß von Ferngasvertägen g=ſchüitzt. Ueber
die Geſamtheit der Zechengasfernverſorgung wird demnächſt von den
beteiligten Organiſationen eine Denkſchrift den Gaswerken zur Ver=
fügung
geſtellt worden.
Die Preußiſche Staatsbank (Seehandlung) hat die Zinsſätze für die
Abgabe der unverzinslichen preußiſchen Reichsmart=Schatzanweiſungen
durchweg um ½ Prozent ermäßigt. Danach werden in mäßigen Be=
trägen
Schatzanweiſungen bis zu zwei Monaten Laufzeit zu 4½ Pro=
zent
, mit längerer Laufzeit zu 4¾ Prozent mit der Maßgabe abgegeben,
daß beim Verkauf an Private der Satz für erſtere nicht mehr als 4½4
Prozent, für letztere nicht mehr als 4½ Prozent betragen darf. Für
die Verzinſung von Barguthaben gelten für die mit der Staatshank
im laufenden Kontokorrentverkehr ſtehenden Banken und Bankiers
bis auf weiteres folgende Sätze: Tägliche Gelder 3 Prozent Gbisher 3½=
Prozent), feſte Gelder auf einen Monat 4½ Prozent (bisher 5 Prozent),
darüber hinaus bis zwei Monate 4’/s Prozent (51, Prozent) und noch
darüber hinaus 4½ Prozent (5½ Prozent). Auf den Sonderkonten
werden die Guthaben und Zinsſätze in folgender Weiſe geändert: Konto
P 39 Prozent (bisher 4 Prozent), Konto G 4½ Prozent (5 Prozent),
Konto A 4½ Prozent (4½ Prozent).
Zinsermäßigung der Frankfurter Bankiervereinigung. Infolge der
Reichsbanbdiskontermäßigung um 1 Prozent hat, wie wir hören, die
Frankfurt.r Bankier=Vereinigung in Anlehnung an die Beſchlüſſe der
Berliner Stompelvereinigung die Sätze für täglich kündbares Geld in
proviſionsfreier Rechnung um ½ auf 2½, in proviſionspflichtiger Rech=
nung
um 4½ auf 4 Prozent ermäßigt. Die Herabſetzung für feſtes
Monatsgeld um ½ Prozent ſteht noch aus. Die Kreditproviſion beträgt
nach wie vor ein Schſtel pro Monat.
Treuhand=A.=G., Frankfurt a M. Die bisherige Treuhand=, Ver=
waltungs
= und Finanzierungs=A.=G. wird künftig nur Treuhand=A.=G.,
Frankfurt a. M. firmieren. Neben den beſtehenden Zweigniederlaſſungen
im Oberſtein Pdar und Lahr i. Baden, wurde eine neue Zweignieder=
laſſung
in Neuſtadt a. d. H. errichtet.
Zu den deutſch=tſchechiſchen Wirtſchaftsverhandlungen. Bei den Wirt=
ſchaftsverhandlungen
zwiſchen der Tſchechoſlowakei und Deutſchland
ſpielt das reichsdeutſche Verlangen nach Beſeitigung des tſchechiſchen
Bewilligungsſyſtems eine große Rolle. In der heutigen Prager Preſſe
wird nun behauptet, daß eine Aufhebung dieſes Syſtems infolge han=
delspolitiſcher
Erwägungen nicht leicht vor ſich gehen könne. Die Tſche=
choſlowakei
brauche dieſes Syſtem noch als Waffe in der Handelspolitik.
Weiter ſei die Rückſicht auf die Volksernährung und Volksverſorgung
nötig, die im Hinblick auf die fortſchreitende Teuerung einzelner unent=
behrlicher
Artikel die Aufrechterhaltung gewiſſer Ausfuhrverbote ver=
lange
. Außerdem könne der Staat Einnahmen aus den Gebühren für
die Bewilligung von Ein= und Ausfuhr nicht entbehren. Man iſt ſich
aber in Prag darüber klar, daß man in dieſer Frage ſchließlich zu einer
grundſätzlichen Klärung wird kommen müſſen, wenn nicht die Handels=
vertragsverhandlungen
, insbeſondere mit Deutſchland, zum Scheitern
gebracht werden ſollen.
Aus dem ſchwediſchen Wirtſchaftsleben. Während des Monats
Dezember hat ſich der Preisindex des Handelsamtes von 148 auf 150
erhöht. Der Wochenausweis der Schwediſchen Reichsbank per 8. Jan.
zeigt einen Metallbeſtand von 224 462 722 Kronen, Inlandswechſel in
Höhe von 333 391 904 Kronen, Auslandswechſel in Höhe von 87 590 094
Kuenen und Noten im Betrage von 464 M5 553 Kronen ſowie Depoſiten
mit 204 762 853 Kronen. Im letzten Quartal des vorigen Jahres
wurden 270 neue Geſellſchaften mit einem Kapital von 14933 300
Kronen ins Handelsregiſter eingetragen. 59 Geſellſchaften beſchloſſen
eine Kapitalserhöhung von insgeſamt 10 829 100 Kronen. 80 Geſell= Pruſſel=Antw
ſchaften gaben die Durchführung der Kapitalserhöhung um 31 266 600 govenhagen
Ktronen bekannt, während 41 Geſellſchaften mit einem Kapital von etegholm
A 625 000 Kronen ihr Aktienkapital um 10 657 765 Kronen ermäßigten. kelſingſors
Die Ein= und Ausfuhr Englands. Die Wert=Cinfuhr nach Eng=
land
betrug im Dezember 1926 113 312 253 Pfd. St., was eine Abnahme
um 20 365 650 Pfd. St. gegenüber dem gleichen Zeitraum des Vorjahres Toris....
bedeutet, Ausgeführt waren Werte von 49 707 394 Pfd. St., was gegen=
tber
dert Oegemher 1925 eine Verringermna von 15 061 287 bedeutet.

Ausſchreibungen. Kuba plant den Bau von zwei Docks und vier
Speichern. Die Roſten werden mit 4 Millionen Dollar angegeben.
Argentinien bewilligte 2 Millionen Peſos für Waſſerwerke, 1 Million
Peſos für Kanaliſationsarbeiten in Buenos Aires, 4 Millionen Peſos
für ſanitäre Anlagen in Buenos Aires, 3,8 Millionen Peſos für Waſ=
ſerleitungen
in verſchiedenen argentiniſchen Städten.
Frankfurter Effektenbörſe.
Frankfurt a. M., 12. Januar.
Die Stimmung der heutigen Börſe war recht uneinheitlich und
ſchwankend. Der Kaſſamarkt blieb auch heute weiter f.t, und die Auf= terlegten Gutachtens eines öffentlich angeſtellten und beeidigten Handels=
wärtsbewegungen
für verſchiedene Spezialpapiere hielt auf dieſem Ge=
biete
weiter ſtark an. Auf dem variablen Maukt dagegen konnte ſich eine ſuchung nicht ergeben hat, daß auf dem Stück ein mechaniſcher oder
einheitliche Kursentwicklung nicht durchſetzen. Nach ziemlich feſter Stim=
mung
im Verkehr von Büro zu Böro in den Vormittagsſtunden er=
öffnete
die Börſe ſelbſt etwas ſchwächer, wenn auch nicht auf allen Ge=
bieten
. Im Verlaufe wurde zwar dann die Haltung widerſtandsfähiger,
aber die höheren Vormittagskurſe wurden nicht mehr erweicht. Gedrückt 1927 ihre Stücke einem öffentlich angeſtellten und beeidigten Handels=
auf
fortgeſetzte Realiſationen 3½ Prozent. Für Montanwerte ergaben
ſich vormittags Kursuückgänge bis zu 9 Prozent, immerhin lagen aber mechaniſcher oder chemiſcher Eingriff ſtattgefunden hat, binnen vier
Für Kali Aſchersleben b=ſtand Intereſſe, was eine 4prozentige Kurs= in Urſchrift beim Börſenvorſtand zu hinterlegen und in einer von dem
ſteigerung zur Folge hatte. Von Zellſtoffakticn gaben Zellſtoff Waldhof
2½ Prozent nah, dagegen waren Aſchaffenburger Zelſtoff 1 Prozemt für jedes zurückgelieferte Stück trägt der zur Nücknahme Verpſlichtere.
feſter. Schiffahrtswerte blieben gehalten, Elektrowerte aber gefragt
und etwas höher. Die Medioabwicklung warf im Laufe des Geſchäftes
leicht.
Deutſche Anleihen eröffneten etwas feſter, nur Schutzgebiete waren
etwas angeboten. Ausländiſche Renten gehalten. Das Geſchäft in Vor=
kriegspfandbriefen
und wertbeſtändigen Anleihen war klein, da es an machung erledigt.
Material mangelte. Im weiteren Verlaufe konnten die erſten Notierun=
gen
auf faſt allen Märkten nicht ganz behauptet werden, doch gingen die
Kursverluſte über 1 Prozent kaum hinaus. Scheideanſtalt konnten ſich
ſchließlich wieder um 2½ Prozent beſſern auf Gerüchte von neuen Frankfurter Produktenbericht vom 12 Januar. Am hieſigen Markt
Fuſionsbeſtrebungen mit verwandten Untornehmungen. Das Geſchäft
wurde ſpäter ſtill bei f.ſter Grundſtimmung. Tägliches Geld 3 Prozent,
Die Abendbörſe war wiederum feſt. Im Vovdergrunde blioben
weiterhin mittlere und Unterpari=Werte, bei denen Dividenden zu er=
warten
ſind. Die Terminaktien ſind wenig geſucht. Am lebhafteſten
waren noch Montanaktien, vor allem Kaliwerte. Aſchersleben 166 (pl. 2),
Stahltruſt 156½ (pl. 1), Deutſch=Lux. 187½ (pl. 21/.), Gelfenkirchen 188
(pl. 2½), Mannesmann 215½ (pl. 34) und Phönix 138 (pl. 1). Chemie=
werte
eröffneten vernachläſſigt, erſt zum Schluß wurde einiges Kauf=
intereſſe
bemerkbar. J.=G. Farbeninduſtrie 320,50, dann 322,50. Scheide=
anſtalt
232, zum Schluß aber 233 G. Von Eloktrowerten waren be=
ſonders
feſt Licht und Kraft auf das Steigen dor Chada=Aktien 183
(pl. 6), Schuckert 169½ (pl. 1,40), Felten u. Guilleaume 166½ (pl. 1).
Sonſt waren noch beſonders geſucht Bing Metall 61 (pl. 1½) Th. Gold=
ſchmidt
151 (pl. 1,1) Verein ehem. Mainz, Frankfurt 96 (pl. 11), Bank
für Brauinduſtrie 206 (pl. 1). Mainkraftwerke 136½ (pl. 1), Adlerwerke
Klehzer 121 ſpl. 2), NSu. 11734 (pl. 2½). Sonſt war noch eine Reihe
Einheitswerte bei erheblichen Steigerungen nur prozentual zugeteilt.
Anleihen blieben im Hintergrunde. 5 Prozent Kriegsanleihe 0,921. Im
Abenddeviſenverkehr bleibt Auszahlung Mailand nach der vormittäg=
lichen
Abſchwächung (Tiefpunkt 115) mit 113,5 Lire in Pfundparität
wieder feſt. London=Paris hörte man mit 122½4 Fr., London gegen
Kabelauszahlung New York mit 48520 Dollar. Von Deviſen gegen
Mark hörte man Dollars mit 4,2180, Pfund mit 20,47 und Gulden
168,50 RM.
Berliner Effektenbörſe.
Berlin, 12. Januar.
Nach der letzten Steigerung und im Hinblick auf die Medioliqui=
dation
wuuden Gewinnrealiſatonen vorgenommen. Die Befeſtigungen
hielten ſich im Nahwen von 2 Prozent. So eröffneten von Elektroaktien
Nh. Elcktro und rh.=weſtfäl. Elektrowerte 77½, Dtſch.=Erdöl nach der
geſtrigen ſcharfen Abſchwächung 5 Prozent. Löwe 5. Oſtwerke 3, Kali=
Aſchersleben 3, Bank für Brauinduſtrie 4½ und Klöckner auf die gümſti=
gen
Proſpektausführungen über die Geſchäftslage 3 Prozent höher.
Auch Schiffahrtsaktien wurden gefuagt und befeſtigt. Nach Feſt=
ſetzung
der erſten Kurſe wurde das Geſchäft am Teuminmarkt ruhiger
und die Tendenz ſchwächer. J.=G. Farben wurden mit 320 angeboten.
Die feſte Haltung der Spezialpapiere und die ungewöhnliche Flüſſigkeit
des Geldmarktes gaben der Börſe aber immer wieder eine Anregung,
ſo daß die freundliche Grundäinſtellung trotz mehrfacher Schwankungen
erhalten blieb. Später ſtandon m erſter Linie Montanworte Textil=
werte
und verſchiedene Einzelpapiere im Mittelpunkt des Verkehrs.
Lebhaft geſucht blieben feſtverzinsliche Werte, die erneut zu anziehenden
Kurſen notiert wurdn, ſowie Kaſſapapiere. Am Geldmarkt ſtellte ſich
Tagesgeld, das in jeder Höhe zu haben war, auf 35 Prozent und
Monatsgeld auf 56½ Prozent. Die Notwendigkeit, wenigſtens einen
Teil der befeſtigungsloſen Gelder unterzubringen, führte zu einer großen
Nachfrage nach fremden Deviſen, vor allem nach Dollar. Der B.rliner
Dollarkurs zeigte daher eine ſcharfe Befeſtigung von 4.2120 auf 4,2175.
Das engliſche Pfund ſtellte ſich mit 4,8520 gegen den Dollar gleichfalls
etwas ſchwächer, Paris weiter befeſtigt, 122.20. Mailand dagegen mit
115 wiedemim nachgebrnd.
orders des Publikums zur Ausſührung, an denen beſonders ſtark das
Beruhigung einen ſehr lebhaften Fortgang. Die Kurſe konnten auf im Verhältnis von 4:1 zum Bezuge angeboten werden ſollen.
der ganzen Linie anziehen. Am Kaſſamarkt mußten auch heute zahlreiche
Repartierungen vorgenommen werden, da die Nachfrage nicht zu be=
friedigen
war. Privatdiskont kurze Sicht 414, lange Sicht 41. Am
Bankaktienmarkt ſchwächten ſich Mitteldeutſche auf 187 und Commerz=
mehr
zur Tatſache geworden. Die entſprechende Veröffentlichung dürſte bisherigen Höhe von 20 Prozent fortbeſtehen zu laſſen.
unmittelbar bevorſtehen. Schiffahrtsaktien wurden nachbörslich geſucht,
und zwar Nordd. Lloyd zu 1605 und Hapag zu 176 25, Montanaktien
pener 190,5, Rheinſtahl 201,5. Am Elektromarkt hörte man gegen 2,30
Uhr: AEG. mit 170,25 und Siemens mit 22,5, J.G. Farben vernach=
läſſigt
320,5, Kriegsanleihe 0,997.

Aſchaffb. Zellſtoff.
Augsb.=Nürnb. Maſch
Bamag=Mequin.
Berl. E. W. Stamm.
Berlin KarlsruheInd
Braunkohl.=Briketts.
Bremer Pulkan
Bremer Wolle...
Teutſch.=Atlant. Tel.
Teutſche Maſchinen.
Teutſch.=Nied. Tel..
Teutſche Erdöl ....."
Teutſche Petroleum.
Alt. Ka iwerke.
Tonnersmarckhüte .
Tynamit Nobel. ...
Reltr. 2 eferung. . ..
G. 0. Farben ......
2. Friſter. .......
Taggenau Vorz....
Ceſſenk. Außſtahl. . .
6. f. elektr Untern.
Salle Maſchinen.
Han. Maſch.Ejeſt..
Hanſa Tampfſchf..

Amſterbam R.
Euenos=Aires.
Cslo
Italien.
Lonbon.
Nen=York. .
Eckneiz ...
Ersries".

12. 1. 11. 1. 179.25 181. semoor Zement. . . . 245. = 1 141.5 139.5 ſHirſch Kupfer .... 1145 61. 64.5 ööſch Eiſen. ... 178. 174. 177.25 Hohenlohe Werke... 27.875 111.5 111.25 Kahla Vorzellan. 128.5 188. 187. Lindes Eismaſch. 189 123. 128. Lingel Schuh. 90.5 189.25 189.5 Linke u. Hofmann. 915 92. 132. 142. 12. Loewe u. Co., 285. 118.25 120 K. Lorenz 731.- 17.75 17. Rol. Kohle. 190. 1197. 177" 180.25 Nordd. Gummi. 39.80 Srenſtein. 137.25 128.875 131.5 Nathgeber Wage 85.25 141.5 1a1. Rombacher Hütten. 13.5 158.5 158. Roſitzer Zucker. 107.875 1705 73. I Rütgerswerke. 13775 138.5 320 5 319.5 Sachſenwerk. 124 25 114. 116. Sächſ. Gußſtahl 189 54,5 55. Siemens Glas... 171. 1180. 18.5 15 75 Ver. Lauſitzer Glas: 155. 208. = 208. Bolkſtedter Porzell. 74.75 193. 192. Beſtf. E. Langendreer 68.75 133. 142 Wittener Gußſtahl. 56. I. 200. 200.5 Banderer=Werke. . .. 222. 12

Deviſenmarkt.

v. I. Geld Brief eeld Brief Gelb Briel 168.35 168.7 168.5 188.93 Wien 2..Oſt.abt 59.77 59.41 1.739 1.7a3 1.739 1.743 Prag. 12.456 12.496 58.58 58.65 5a.51 5a. 77 Budapeſt/ Bengö 73.59 73.86 107.21 100.19 07.8211 108.08 Japan. 2.058 2.080 i12 12 112.3 12.311, 112.59 Rio de Janeiro. 0.467 0.389 G112.40 112 8 12.511, 12.79 Sofia 3.037 3.047 10.58 10.62 10.594 10.534 Jugoſlavien:. 7.41 7.43 1i7 98 17.32 17.8 17.84 Konſtantimopel 2.104 2.124 kao. 41 700.48 20.439 20.491 Liſſabon. ...... 21.545 g1.585 1.20s 4. 218 .a7a5 4. 2225 Tanzig ........ / 81.50 81.70 1,8 70 16.74 18.73 16.77 Athen: .......! 5.31 5.33 Fet. 10 81.30 81.19/ 81.39 Kanada. ..7.77 4.20 4.21 s.50 ss.5el s6.69 2sarl UresheeVe 434 4.25

12 1.
245.
115

131.=
89.
289.
1 43.
137.75
91.
13.25
110.25
125 875
168.
65.75
68.

12. 1.
Geld Brie
59 32/ 59.48
2.47312,513
73.66 73.84
2.057 2.061
0.483) 2.481
3.03 3.05
7.415/ 7.735
2.117 2.127
21545 21.595
21.511 81.71
5.31/ 5.33
4.203/ 4213
Loßl Las

Vom Handel in ausländiſchen Renten
an der Berliner Börſe.
Der Berliner Börſenvorſtand veröffentlicht folgende Bekanntmachung
über die Lieferbarkeit nicht abgeſtempelter, H= und 4proz. Albrechts=
bahn
=Schuldverſchreibungen und vierprozentiger Galiz. Carl=Ludwig=
Bahn=Schuldverſchreibungen von 1890. Vom 31. Januar 1927 ab ſind
an der Berliner Börſe nur ſolche Stücke lieferbar, die in einer beim
Börſenvorſtand ausliegenden Liſte verzeichnet ſind. Die Aufnahme in
die Liſte erfolgt auf Grund eines beim Börſenvorſtand in Urſchrift hin=
chemikers
, nach welchem die mit der Quarzlampe vorgenommene Unter=
chemiſcher
Eingriff ſtattgefunden hat. Vom Tage dieſer Bekanntmachung
ab ſind Beſitzer von Stücken, die gegen ihre Verkäufer den Anſpruch auf
Lieferung lieferbarer Stücke erheben wollen, berechtigt und bei Vermei=
dung
des Verluſts ihres Anſpruchs verpflichtet, bis zum 31. Januar
chemiker zur Prüfung vorzulegen. Zur Geltendmachung des Anſpruchs
waren Chemiewerte, J.G. Farben verloren 2 Prozent, Scheideanſtalt ſind Stücke, auf denen nach dem Gutachten des Handelschemikers ein
die erſten Kurſe noch etwas über denjenigen der geſtrigen Abendbörſe. Tagen nach Empfang des Gutachtens zurückzuliefern, das Gutachten iſt
derzeitigen Beſitzer unterzeichneten Abſchrift den zurückgelieferten
Stücken beizufügen. Die Koſten der Prüfung bis zur Höhe von 1 RM.
Der zur Rücknahme Verpflichtete iſt berechtigt und bei Vermeidung des
Verluſts des Anſpruchs verpflichtet, binnen einer Boche nach Rück=
ihre
Schatten voraus. Dagegen war der Geldmarkt noch außerordentlich empfang in gleicher Weiſe von ſeinem Lieferer die Lieferung lieferbarer
Stücke zu fordern. Vorbehalte, die im Hinblick auf eine etwaige Ent=
fernung
von Stempeln bei oder nach Lieferung oder Empfang der
Stücke von einer Partei gemacht worden ſind, ſind durch dieſe Bekannt=
Produktenberichte.
war die Stimmung heute ziemlich uneinheitlich. Während Weizen zur
Schwäche weigte und 25 Pfennig niedriger notierte, konnten Noggen
erſte Adreſſen konnten aber unter der Hand noch billiger ankommen, und im Zuſammenhang Roggenmehl bis zu 50 Pf. anziehen. Auf dem
Mehlmarkt bleibt das Geſchäft aber weiter ſehr ruhig. Die dringende
Nachfrage nach Kleie kann nicht befriedigt werden, ſo daß Kleie abermals
im Preiſe anziehen konnte. Weizen 29,25 Roggen 24,7525 Sommer=
gerſte
25,5027, Hafer inl. 2020,50 Mais 18,5018,75, Weizenmehl
40,5041, Roggenmehl 3636,50, Weizenkleie 12,2512,50, Roggenkleie
12,5012,75.
Berliner Produktenbericht vom 12. Januar. Die Ruhe im Weizen=
geſchäft
hält bei größter Unintereſſiertheit der Eigner ſowie der Käufer
auch heute an, nachdem neuerlich das Ausland ſich zu niedrigeren Preiſen
verkaufsluſtig zeigt. Die erſten Lieferungspreiſe ſtellten ſich unverändert,
teils etwas ſchwächer. In Roggen dagegen ſetzt ſich die Preisſteigerung
fort. Inlandsmaterial fehlt, während dringendes und teilweiſe recht
umfangreiches Bedarfsgeſchäft beſtehen bleibt. Allerdings iſt eine
größere Vorſicht ſeitens der Käufer vereinzelt unverkennbar. Das wirkte
ſich ſchon in der Preisgeſtaltung im Terminhandel aus, wo die Kurſe
mit Ausnahme des um 3 Mark höheren Juli=Monats für vordere Sicht
nur 1 Mark anzogen. Gerſte wie auch Hafer iſt in mittleren Sorten
williger offeriert. Im Mehlhandel behält Roggenmehl weiter lebhaftes
Geſchäft bei höheren Preiſen, während Weizenmehl ſtill liegt. Von
Hilfsfutterſtoffen Kleieartikel gut behauptet, im übrigen wenig ver=
ändert
.
Amerikaniſche Kabelnachrichten.
New York, 12. Januar. (Priv.=Tel.)
Weizen: Der Markt verlief in feſter Haltung, da ungünſtige Wet=
terberichte
vorlagen, die Exportnachfrage weiterhin anhielt und kleine
Zufuhren gemeldet wurden. Die Termine zogen 1½ bis 2 C. an.
Mais: Bei Eröffnung war die Haltung etwas ſchwächer, da die
Baiſſiers mit Abgaben im Markt waren und große Zufuhren berichtet
wurden. Gegen Schluß trat in Sympathie mit Weizen eine Befeſtigung
ein.
Haſer: Auch dieſer Markt zeigte eine ſtetige Haltung bei nur un=
weſentlichen
Kursänderungen.
Baumwolle: Da die Exportnachfrage anhielt, das Pflückwetter un=
günſtig
ſein ſoll und die Situationsberichte günſtig waren, konnte der
Maukt einen feſten Verlauf nehmen. Im Schlußverkehr machten ſich
Liquidationen bemerkbar.
Kaffee: Da heute Braſilien mit Angeboten zurückhielt und höhere
Auslandsnotierungen eintrafen, verlief der Markt befeſtigt. Auch der
Lokomarkt lag feſt.
Zucker: Der Markt verlief in abgeſchwächter Haltung, da niedrigere
ausländiſche Notierungen eintvafen, die Naffinerien Kaufreſerve beobach=
teten
und die Spekulation zu Abgaben neigte.
Kakao: Niedrigere Kabelmeldungen und die Schwäche des Loko=
marktes
führten einen ſchwachen Marktverlauf herbei. Die Fabriken
beobachteten Kaufreſerve und Bahia tätigte größere Hedgesverkäufe.
Kleine Wirtſchaftsnachrichten.
Der am Montag, den 17. Januar, in Berlin ſtattfindenden Auf=
Im weiteren Verlauf der Börſe gelangten neue erhebliche Kauf= ſichtsratsſitzung der Commerz= und Privatbank ſoll der Vorſchlag unter=
breitet
werden, des Aktienkapital um 18 Millionen zu erhöhen, wovon
Rheinland beteiligt war. Das Geſchäft nahm daher nach einer zeitweiſen 10,5 Millionen den alten Aktionären zu einem noch feſtzuſetzenden Kunſe
Mit Wirkung von geſtern hat die Sächſiſche Bank den Wechſeldis=
kont
auf 5 Prozent ermäßigt.
Der nächſten Mitgliederverſammlung der Rohſtahlgemeinſchaft wird
bank auf 226½. Die Kapitalerhöhung bei der Commerzbank iſt nun= vorgeſchlagen werden, die Einſchränkung für den Monat Februar in der
Wie mitgeteilt, wurde als Tagungsort für Tagungen des Zentral=
verbandes
der Deutſchen Lederinduſtrie, ſowie der einzelnen Fachgruppen
ruhig, jedoch gut behauptet. Gelſenkiuchen 187,75, Phönir 137,75, Har= am 2. und A. Januar Frankfurt a. M. beſtimmt. Nunmehr wurde
als Tagungsort für dieſe beiden Zuſammenkünfte für die beiden Tage
Berlin beſtimmt.
In Wiener Bankkreiſen verlautet, daß der Diskontſatz der Oeſter=
reichiſchen
Nationalbank in der nächſten Zeit ermäßigt wird.
Der Großhandelsindex in Frankreich weiſt gegenüber dem Vor=
monat
eine Verringerung um 57 Punkte, d. h. von 698 auf 641 auf.
Die Kleinhandelspreiſe gingen von 6B8 Ende November auf 529 Ende
Dezember zurück.
Einer Brüſſeler Meldung zufolge haben die vereinigten belgiſchen
Glaswarenfabrikanten beſchloſſen, die Produktionsquote von 90 auf 81
Prozent herabzuſetzen.
Der holländiſche Großhandelsindex für Dezember zeigt mit 147
gegenüber dem vorhergehenden Monat keine Veränderung (1913 100).
Auch der Großhandelsindex für Nahrungsmittel iſt mit 150 der gleiche
geblieben.
Der Wochenausweis der Däniſchen Nationalbank per 8. Januar
zeigt einen Goldbeſtand von 208 959 782 Kronen, Scheidemünzen in Höhe
von 15 186 879 Kronen. Der Notenumlauf ſtellt ſich auf 364 176 519
Kronen, und die Metalldeckung beträgt 623 Prozent.
Das däniſche Juſtizminiſterium hat das ſeit Kriegsanfang beſtehende
Ausfuhrverbot für Gold= und Silbermünzen aufgehoben, doch nur
gegenüber Ländern mit Goldmünzfuß, die die Goldausfuhr nach Däne=
mark
geſtatten. Der däniſche Goldmünzfuß iſt ſomit vollſtändig wieder
eingeführt.
Wie in amerikaniſchen Fachkreiſen verlautet, macht ſich der euro=
piſche
Wettbowverb bei der Lieferung von Stahlplatten ſeit Beginn die=
ſes
Jahres in zunehmendem Maße bemerkbar.
An der New Yorker Börſe verlautete, daß die Bundesreſervebank
in ihrer am Donnerstag ſtatfindenden Sitzung eine Ermäßigung der
Diskontrate dornehmen werde, und zuar auf 3½ Prozent. Durch die
Ermäßigung der Diskontrate der Reichsbank ſoll die Möglichkeit einer
Ermäßigung noch erhöht werden.
Die American Bemberg Co. erhöhte die Preiſe für gewiſſe Kunſt=
ſeidenſorten
um 25 bis 50 Cents per Pfund.
Der Export von Aepfeln aus Amerika berichtet 1ber zunehmende
Beſtellungen ſowohl aus Europa als auch aus Zentral= und Südamerika.
Das lebhafte Intereſſe wird den niedrigeren Ernteerträgen in Kanada
ud Auſtralien, gugeſchriebe.

[ ][  ][ ]

Geite 12

Donnerstag, den 13. Januar 1927

Darmſtädter u. Nationalbank Kommanditgeſellſchaft auf Aktien. Darmſtadt. Franfurter aursberiche vom 12. Januar 1981.

Staatspapiere
)Deutſche
6 ½2oReichsp. Sch.
p. 1. 10. 30 .
729 Baher. Staats=
Sch. p 1. 4. 29
Fl. % 6. B. Sch.)
p. 1. 4. 29
El.,%o Pr. St.=Sch.
p. 1. 5. 29
G,%0 Pr. St.=Sch.
b. 1. 10. 30
77 Sächſ. Fr.=Sch.
p. 1 7 39
72 Sächl. Fr.=Sch.)
p. 1. 7. 30
l,2Württ. F. Sch.
p. 1 7. 29
Di. Ablöſungs=Anl.
einſchließlich.
Ausloſungsſcheinen
Vorkriegsanleihen
5% D Reichsanl.
42 D. Reichsanl
425 D. Schutzgb. v.
0811 u. 13.
42, D. Schutzg. v. 14
42 Preuß. Konfſ.
42 Baden. ....
4BBayern ......
42 Heſſen
49 Württemberger
b) Ausländiſche
5% Boc. E. B 1914/
6%0 L.Inv. 1914
1898
4½%
o 1902 ...
5% Bulg. Tabalos
4½% Oſt. Staarsr.
v. 1913,Kdb. 1ous
4B%Oſt. Schaßz. 14

99
98
355
o.922

17.25
17.25

0.905

40.5
39

7.5

74½%Oſt. Silberr.,
125. Gobr.
425 einh.R.(kon)
32 Port./Spz.) u
5% Rum am.R.03.
4½% Gold. 18.
47 amkonv.
42 am 05
475Türk. (Adm.)/03
425 Türk. Bagd. I
4%. Bagd.)II
420 1911 Zoll,
4½% Ung. St. 1913/ 3
41% St. 1914
425 Goldr.
425 St. 10
42 Kronr.
37 Eiſ. Tor.G.)

Außereuro.
päiſche
5% Mer-amimm.
15% äuß 99
47 Gold 04.,ſf.
33 konſ inn.
4½% Frrigat.
5% Tamaulivas 1.
Sachwert= Schuld=
verſchreibungen

Mit Zinsberech=
nung

10% Berl. H.=Bk. 6.
829
62 Berl. St.=Gold.
870 Darmſt. St.=G.
8% D. Hyp.=Ban:
Meining. Goldpf.
320 Frif.=Hyp.=B.=
Goldpfdbr. 11
22 Frif. Bfbr=Bk).,
Goldpfdbr. .
5% Frlf. Pfbr.=Bk.
Golbpfdbr.. .

Ka
28.75

2231.
9.8
10.5

22 2
16.35
26
26.
281,
24:.
3.3

110
102.5
95.5
99.5
103
104
102
911,

82 Komm. 2bb. D.,
Goldſchuldver
82e beſſ Odb. Gol.
108 Komm=Elektr.
Mark (Hag.) Gold.
18e Mannh. St.G.)
825 Mainz St.=G.
82 Naſſ. Obb. Gold.
8% Pfälzer H. B.
Goldpfandbr..
820 Pforzh. St.=G.
82Pr. C. B. Cr.=B.)
Gocpfandbr.
182 R9.Hyp.=B. 8.
71.%Rh. St.W. 25/1
10% Rh.Weſtf.B.
Er.=Bk. Goldpf.
820
8% Südd. B.Cr.=B.
Goldpfandbr. ..
eun chre
berechnung
6% Bdw. Kohl. 23
82Großkr. Mannh.
Kohl 23
62 Heſſ. Brk.=Rog.
23
5% Roggen 23
5% Pr. Kaliw. ..
5% Pr. Roggenw.
5% Südd. Feſt=B.6
Borkrtegs=Hyp.=B.
Pfandbriefe.
Bay Vereinsb..
Bayr. Handelsb.
Bayr. Hyp.u. Wechſl
Berliner Hyp. Bk.!
Friſ=byp.=Bi.
Frrf Pfandbr.=B.
Hamb. Hyp.=G.
Medlb. Hyp.=u. Bb.
Meining. Hyp.Bl. 1
Nord. Gr.=Pr.=Br.
Pfälz.Hyp.=Bi.
Preuß=Bob.Fr.=B
Br.Cent.=B. Fr.B.)

104.5

103.5
137

15

8.9

2.44

A

16.75
9.30
13.80
10.5.
13.6:
17.5
14.55

Preuß. Bwdbr.=Bk.
Rhein. Hyp.=B.
Rh.=Wſtf.B.Fr.=B.
Südd. Bodenrr.
Bürtt. Hyp.=Bk.
Staatl. od. prov.
garantiert.
Seſt. L.-Syp.=B..
Landesr. Caſſel
Naſſau Odsb.
Obligationen v.
Transportanſt.
423Dux. Bob Em.9!
33
425 Eliſ.=Bahn ſtfr.
42 Galiz= Carl=
Lud.=B.
abg.!
425
425 Laſchau=Oderb.
47
Cbg.
5% Oſt. Nwſtb. 74
5% Oſt. Südb. (2).
2,6% Alte .
2,62, Neue
52 Oſt.=Ung. 13/74
42 Oſt. Staatsb.83
8%Dſt. . 1.b.8. C.
13%Oſt. 9. C.
8%Oſt. 1885
18%Oſt. Erg. Retz
82 Raab Oedbg. 83
18%
au
97
425 Rud. Silber .
4 Rud. Salzig.)
4½%Angt., S.
4½%Angt, S. II
4½% Angt. S. III
82o Salon.Monaſt.
5% Tehuantepee.
7½%
Bank=Alktien

Allg. D.=Kredit:.. 176
Bad. Bk. .... .../173
Bk. f. Brauind. . 205

14.60
14.86
13.45
17.90
16.9

12.7
z

nas

14.5
14.5
23
14=
21.1

20.25
38
25
28.75
11.25
71.
31/,

Barmer Bankb. 1
Bay. Oyp.=Wchſ.:
Berl.Handelsgeſ.
Commu. Privatb.
Darmſt u.Nat.=Bk.
Deutſche Ban:
D Eff.u. Wchſ.=Bi.
O. Hyp.=Bi. Mein.,
D. Vereins=Bk. I
Dist.=Geſelſch. ..
Dresdener Bk. ...!,
Frankf. Bk.
Frkf. Hyp.=Bk.
Friſ. Pfdbr.=Bk. ..I.
Gotha. Grundrr.Bk
Lur. Intern Bank
Metallban:.
Mitteld Crebditb. .ſ.
Pfälz. Hyp.=Bl. 1
Reichsbank=Ant.
Rhein Ereditbk.
Rhein=byp.=Bi. 1
Südd. Disc.=Ge). 110
Oſterr. Creditanſt.
Wiener Banwerein
Vergwerkö=Alt.
Bochum.Bergb. /185
Buderus.
Dt. Luremburg. ..
Eſchw. Bergw.. 1
Gelſentirch.Baw.
Harp. Bergb. ...!1
Flſe Bergb. St. . . /3
Genußſchein. 160,5
Kalt=Aſchersleb. 184
Kali. Salzdetfurt. 19
Kali. Beſterregln, 1171
Rlöcknerwerke . . ſy
Mannesm.=Röhr. /214.5
Mansſelder .7..::148.9
Oberbedarf . ./125.75
Otavi=Min.=Ant.
Phönir=Bergb. ...
Rhein.Braunk. ../3
Rhein, Stahlw. /801.5
A. Riebeck Montan/182,5
Rombach. Hütte

Ne

226 25
269
193½,
157.5
133
1185
188.5
154
199
185

186
191.5
199
186.35
155
198
183
2.us
6.1.

./118.75
1185
1172
785.75
1191
285
201
162.5
49"
137
251

Salzwerk Heilbr.
Tellus Bgb. .... /112
Ver. Laurahütte.
Ber. Stahlwerke. 155.75
Induſtrie=Akt.
Brauereien
Eichbaum(Mannh.)
Henninger
178
Hereules, Heſſiſche 122,5
Löwenbr.=Münch. 1290
Mainz. Aktienbr.
Schöfferhof Bind. /300
Schwarz=Storchen 152
Eucher, Nürnberg
Berger. .
167.5

Akkum. Berlin.
Aoler & Oppenh..
Adlerw. Gv. Kleher)
8%E.A. G.Bzg.=A.
5 % A.E. G.Vzg.B..
A. E. G. Stamm.
Anglo=Cont. Guano
Aichaff. Zelſtoff.
Badenia (Beinh.)
Bad. Maſch. Durl.
Bad.Uhren. Furtw.
Bamag=Neguin.
Baſt Nürnberg..
Banr. Spiegel
Beck & Henkel ....
Bergmann E.. ..
Bing. Metall.
Brem.=Beſigh=Ol.
Bürſtenfbr. Erlang.
Sement=Heidelb.
Cement, Pariſtadt
Cement, Lothr...
Chem. Albert. ....
Chem. Brockh. ... 1
hem. Milch ...
Daimler=Benz A. G.
Dt. Eiſenhandel.
Deutſche Erdöl ...
D. G.u. Silb. Scheid.
Dingler, Zweibrück

119
1105
33
170.9
131.
183.25
122
33
64.5
182.5
18
107,5
168.25
59.5
95
191
1a8.9
168
172
196
98
83
196.25
180
232

Mddt Kce
Dürrkopp.
Dürr. Ratingen. .
Lyckerhoff EW. ..
Eiſenw. Laiſersl.
El Licht= u. Kraft 11
El. Lieferung. .
Eli. Bad. Wolle
Email. u rich ...
Enjinger Werke.
Eßlinger. Maſch. .
Etlinger Spinn..
Faber Bleiſtift.
Faber & Schleicher
Fahr, Pirmaſens.
Farbenind J. G.
Felten E Guilleau.
Feinmeh. Fetter) 103.5
Feiſt, Sekt. Frf.
Franffurter Gas
Frankfurter Hof /114.5
Srfi=M. Polu.,B.
Fuch. Waggon St.
Beiling & Cie. ....!.
Germanig Linol..
Gelſenk. Gußſt. .. 75
Goldſchmidt, Th..
Gotha Baggon..
Gritzner, Maſch. /139
Grün & Bilſinger 1169.5
Hafenmühle Frift.
Hammerſen
Hanfw. Füſſen ...!.
Hanſa Lloyp, Dr.
Hartm. & Braun..).
Heyligenſtgedt. . .. 43.5
Hilpert, Armatur.
Hindrichs=Aufferm.),
birſch, Kupfer.
Hoch=Tief Eſſen ..
Holzmann .... 189
Holzveri. Ind.
Hydrom. Breslau;
Inag ..........
Funghan St..../1
Kammg. Naiſersl.
Karlsruher Ma ).

155.5
84
155 2:
55.5
62.5
177
631,
73
104.5

127
112
*4.5
320.:
16½5
80
91.25
0.52
101
234
149.9
22
137.5
141.8
77.5
13!
8ü
125.5
801
67.5
90
111.5
150
56

Karſtadt, R.
Klein Sch. & Becker
Knorr, Heilbronn.
Konſerv. Braun..
Krauß, Lokom. ...
Lahmeyer ......!!
Lech Augsburg..
Lederw. Rothe
. Spicharz.
Lingel Schuhw..
Löhnberg. Mühle
Ludwigsh. Walzm.
Lüdenſcheid Metali
Lur, Induſtrie.
Rainkraft Höchſt
Nars=B. Nürnberg
Metallge), Frif. 1:0
Miag. Mühlenb.
Moenus, Stamm.
Motorenf. Deutz ..
Motorenf. Oberurſ.
Münch. Lichtſpielk.
neckar). Fahrz. . 1
Neckarw. Eßlingen
Beters Unton .
Pfälz. Näh Kayſer
Philipps.
Porzellan Weſſel
Prometh. Friſ.
Rein. Gebb. & Schal
Rhein.Elektr.
Rhenanig. Aachen
Rütgerswerke ....)y
Schleußner ......
Schneid. & Hanau: 82
Schnellpr. Frank.
Schramm Lackf. .1
Schrift, Stemp.. . .5
Schuckert, Elektr. 11
Schuhf. Weſſel.
Schuhf. Herz ...
Schuls, Grünlack. /
Seilind. Wolf.
Siemens Glas ..
Siemens & Halste
Südd. Immob. ſ114.75
Ehürin:, Lieſ.=Geſ. 1

184.5
110
172

154
134
40
3.,5
65
138

135.5
147.5
160
85
84.5
71.
120
115.5
1129.5
rI69.
60.5
78
U439
168.5
140
108.5
108
145
168.1
88.75
80
58.25
93
2o4
113.5

Knee
Beithwerke.
Ver. f. Chem.Ind.
Ver. d. Olfbr. Mann
Ver. Faßf. Caſſel.I.
Gummi Bin.=Frki.
Vinſel=Nürnberg
ültramarin .s=
Zeliſtoff Berl. ...
Bogtl. Maſch. ...
Boia! & Haeffner
Volthom. Seil.
Banß. & Fretz 10
Bege lin Rußfbr.
Zellſt. Waldhof ...
Zucker!. Waghäuſell;
Zuckerſ. Franienth.
Zuckerf. Heilbronn.
Zucker Offſtein.
Zuckerf. Rheingau 1144
Zuckerf. Stuttgar!
Transport und
Verſicherungs=ekt.

A. Dt. Eiſenbahn 111.5
Dt Eiſenb.=Geſ.
129
El. Hochbahn=Ber!
Schantung E.B. . 18.95
Südd. Eiſenb.=Gel., 185
Hapag ....
Nordd Alohzd. ..ſu60

126
84.25
94.9
95
105
162
123
770
1145
139.5
18
130
188

Frkft. Allg. Ver).
Frankong Rückh.

159
152

Darmſt. Werte
Bahnbedarf...
Dampfk. Rodberg
belvet ia Kon)..
Gebr. Lutz .....
Motor 1. Darmſt.
Gebr. moeder .
Venuleth S Elenb.!

15
1.

Palast-Lichtspiele
Nur noch heute das große humorvolle Doppelprogramm:
Gloria Swanson in:
Theaterfimmel
7 überaus lustige humorvolle Akte.
Eine glückliche Mischung von Witz, Humor,
lenpo Satte ma Selstraonſe, der heic des Filns.

AGa
mich mal
18e
Hir au fe
7 lustige Akte

Residenz-Theater
(am Welßen Turm)

Der große Ufa-Film:

Ve

wenig gespielt,
Außterst preiswert zu
verkaufen. (10462
Heinrieh Arnold
Wune granlgl.

Mffe
Reſt urant Waldſchlößchen
(vormals A. Bender)
Jeden Donnerstag.
Billiger Kaffe= und Kuchentag.
Erſtklaſſige eigene Konditorei.
Halteſtelle der Straßenbahn.
(996

Der große Erfolg

den unser

Freihändiger Verkauf
des kürzlich (27. bis 31. Dezember 1926) angebotenen Postens echter

verschiedenster Größen und Provenienzen erzielte, veranlaßt unseren
Anftraggeber, auch den
2. Teil
seiner Bestände wieder durch uns in Frankkurk a. M. (an Stelle
einer anderen Stadt) abzusetzen und zwar in den Tagen von
Freitag, den 14. Januar 1927
biseinschl Donnerstag, 20 Jlanuar 1927
Dieser zweite und lekzte Posten zeichnet sich durch Außerste
Prelswürdigkelt und beste Gualität aus, er enthält
charakteristische Stücke verschiedenster 4rt, wie Zlmmerteppiche
(bis 6,50 m länge), Brülcken, Vorlagen, Verbinder ete.
Der Verkauf erfolgt zu den gleichen nledrigsten, auf Grund
fachmännischer Mindesttaxen festgesetzten Nettopreisen ohne
Irgendwelches Aufgeld.
Sämtliche Teppiche sind zum frelen Aussuchen aufgelegt,
jedes Stück ist mit Maßen und Nettopreis ausgezeichnet. Besichtigung
ohne Kanfzwang erbeten.
Sachgemäße Beratung. Vollste darantle für Echthelt.
Verkauf täglich (außer Sonntag) von 101 Uhr und 37 Uhr
im großen Auktionssaal
Junghofstraße 19, I. Stock
(1106
Rudolf Bangel, G.m. b. H.
Frankkurk a. M. Gegründet 1869 Tel. Hansa 547 u. 6683.

Sittenroman in 5 Akten. Bearbeitet von Armin
Petersen u. Brich Waschneck. In den Hauptrollen
die ersten dentschen Schanspieler: Olsa Tschechowa,
Helga Thomas, Rndolk Rittner, Henry Stuart und
Kurt Vespermann. (Toes
Versäumen Sie nicht die
U. Gharleston.
Tanzstunde
zu besuchen.
Vorgeführt von Vlette
und Roberto
Die neueste
Wochenschau.
Ingendliche haben Zutritt.
Anfang 3½ Uhr. Letzte Abendvorstellung 8 Uhr.

Union-Theater
Oraufführung
für Süddeutschland!

Schloß=Hotel, Heidelberg
Telepbon 22 und 28
empfiehlt ſich nach erſolgtem Umbau zum gewohnten
Wochenende=Aufenthalt
Preis Mk. 20. pro Perſon
(TV702
Jeden Samstag Abend
Kéunion
20 Autoboxen. Eigene Reparaturwerkſtätte und Tankanlage

Teil-TAkte

Der Film
der Deutschen

(1026

Ein histo lsches Doklment ais
Deutschlands großer Zeit
Die neueste Wochenschau
Jugendliche haben Zutritt!

Mirnf
Letzte Abendvorstellung 8 Uhr

Sonntag, 16. Jan.:
Neultehersche.
Knoden=Bensheim.
Abfahrt mit Autobus
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abends 7½ Uhr
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Operette in 3 Akten von F. Zell und
R. Genée. Muſik von C. Millöcker
Muſikaliſcher Leiter: Berthold Sander
In Szene geſetzt von Heinrich Kuhn
Bühnenbild: Lothar Schenck von Trapp
Perſonen:
Carlotta, verwitwete Gräfin
von Santa Croce . . Paula Kapper
Baboleno Naſoni, Podeſta
von Shrakus.
Heinrich Kuhn
Sindulfo, ſein Sohn. . Hans Epsrump
Conte Erminio. .
Guſtav Deharde
Luigi, deſſen Freund . Karl Ebert.
Benozzo, Wirt
Eugen Vogt
Sora, ſein Weib . . . Sitta Müller=Wiſchin
Benobia, Duenna der Gräfin . KätheGothe
Marietta, Kammerzofe AnneliesRoerig
Maſſaceio, Schmuggler,

Benozzos Oukel . . . Hans Neh
2/Ruperto Corticelli, Oberſt Adolf Klotz
Herren und Damen von Shrakus,
Karabinteri, Zollwächter, Schmugglerz
Schiffer, Bauern und Bäuerinnen.
Die Handlung ſpielt in und nächſt
Shrakus auf Sizilten im Jahre 1820
Tänze, einſtudiert von Manda von Kreibig
Preiſe der Plätze: 1 bis 10 Mk.
Ausflug Einritt der Mieter in den Zuſchauerraum
nurgegen Vorzeigung der Mietkarte zuläſſig
Nach dem 1. und 2. Akte findet
je eine längere Pauſe ſtatt
Anfang 7½ Uhr Ende nach 10 Uhr
Freitag, 14. Januar. I. 10. Schülermiete
weiß 4 und braun 5. Der Troubadour.
Anfang 7½ Uhr. Preiſe 110 Mk.
Samstag, 15. Januar. Samstags= Fremden=
miete
(4. Vorſt.) Hänſel und Gretel.
Die Buppenfee. Anfang 3 Uhr. Preiſe
110 Mk.
Sonntag, 16. Januar, Sonntags= Fremden=
miete
(5. Vorſt.) Robert und Bertram.
Anfang 7 Uhr. Preiſe 110 Mk.
Kleines Haus
Donnerstag, den 13. Januar 1927
abends 8 Uhr
2. Beethoven=Abend
des Drumm=Quartetts
(Otto Drumm Oskar Scheidhauer
Rud, Sprenger Hugo Andrege)
Vortragsfolge:
1. Streichquartett op. 18 Nr. 3: Allegro
Andante son moto Allegro Presto
2. Streichquartett op. 59 Nr 3: Introdusione
Allegro vivsee Andante con moto gussl
Allegretto Menuetto Alegro molto
3. Streichquartett op. 130: Adagio ma non
troppo Allegro Presto Andante
con moto, ma non troppo 4llegro assai
(alla danza tedesca) Cavatine Finale
Alegro.
Preiſe der Plätze: 1, 2, 3 Mk.
Anfang 8 Uhr Ende gegen 10 Uhr
Freitag, 14 Januar Keine Vorſtellung.
Samstag, 15. Janurr. Zuſatz niete 118.
Uraufführung: Geld. Aufang 7½ Uhr,
Preiſe 16 Mk.
Sonntag, 16 Januar, vormittags 11½ Uhr.
4. Morgenfeier: Liedermat nee Guſtab
Deharde. Am Flügel: Erich Riede. Preiſe.
0 50 und 0.80 Mk. Abends 7½ Uhr.
AußerMiete. Egeplagder Familjevadder
Preiſe 1, 2, 3 Mk.

[ ][  ][ ]

Die lone Berzogin.
Roman von E. Klein
(achdruck verboten.)
XXII.
Haſt du alles beſorgt? fragte Gloria am nächſten Nach=
mittage
die Schweſter, als dieſe nach Hauſe kam.
Grace wies ihre Einkäufe vor eine elektriſche Taſchen=
la
terne, ein kleines, aber ſtarkes Stemmeiſen, zwei Revolver ſamt
Munition. Ryce hatte richtig vermutet. Gloria war entſchloſſen,
dms Aeußerſte zu wagen.
Sie hatte trotz ihrer Ungeduld den Beſuch in dem Hauſe auf
Berkeley Square noch um vierundzwanzig Stunden verſchieben
müſſen, da ſie ſich ſelbſt ſagte, daß gleich am Tage nach dem
fäieber auszugehen Gott verſuchen hieße.
So rüſteten ſie ſich alſo bei eintretender Dunkelheit zu ihrem
Gange, zitternd, kaum ihre Angft meiſternd die eine, kalt, ent=
ſchloſſen
die andere. Grace machte gar keinen Verſuch, Gloria
von ihrem Vorhaben abzubringen. Sie begriff nur, daß die
(eute, die ſie die tolle Herzogin nannten, gar nicht wußten,
wie recht ſie damit hatten. Aber dann dann l Viel=
lficht
gelang es doch! Vielleicht fanden ſie das Dokument, die
riefe
Lord Burnham war in ſeinem Klub. Die Schweſtern waren
a-ſo frei. Als es Nacht war, verließen ſie das Haus, nahmen auf
2aterloo Place ein Taxi und ließen ſich zum Berkeley Square
fahren. Aus dem Schatten der Gebäude auf der anderen Seite
n Carlton Houſe Terrace löſte ſich eine dunkle Geſtalt und eilte
iſenen nach. Sie ſahen den geheimnisvollen Verfolger nicht, wohl
aBer ein älterer, behäbiger Mann, der, ſeine Pfeife rauchend,
ngeben der York Säule ſtand, und einem plain cloth man, einem
3.ivildetektiv von Scotland Yard ähnlich ſah wie ein Ei dem
endern. Er kletterte in ein drittes Taxi und fuhr hinter den
kzeiden andern her.
Hinter Devonſhire Houſe ließ Gloria ihren Wagen halten.
SSie ſtiegen aus und gingen langſam, Spaziergängerinnen gleich,
längs des Gartengitters dem Hauſe zu. Der Abend war ſchön,
der Himmel voller Sterne, und die alten Bäume ſahen heute gar
nicht ſo finſter und einheimlich aus wie an dem Regentage, da

Donnerstag, den 13. Januar 1927
Gloria zum erſten Male ihren Weg hierhin nahm. Doch ſtill,
beinahe verlaſſen lag auch heute der Platz ein toter Arm des
rieſigen Londoner Verkehrs, der wenige Minuten entfernt, durch
Piccadilly brauſte und brandete.
Haſt du ſchon darüber nachgedacht, wie du in das Haus hin=
einkommen
willſt? fragte Grace, als ſie die Straße überſchritten.
Nein, das weiß ich nicht. Aber hineinkommen müſſen wir
trotzdem!
Sie warf einen raſchen Blick nach rechts und links vor
einem Hauſe weiter unten ſtanden ein paar Dienſtmädchen bei=
ſammen
. Sonſt niemand zu ſehen
Gemächlich ſtieg ſie die wenigen Stufen hinauf. Die Tür
war verſchloſſen.
Laß’ uns umkehren! flüfterte Grace.
Ohne ein Wort zu erwidern, wandte Gloria ſich zur Keller=
treppe
. Die Scheibe der Türe war noch ſo zerbrochen, wie Harald
ſie eingedrückt hatte. Sie griff durch das Loch durch beinahe
hätte ſie einen Schrei des Jubels ausgeſtoßen, von innen ſteckte
der Schlüſſel.
In der nächſten Sekunde waren ſie im Hauſe. Standen vor
der Türe, die Gloria leiſe hinter ſich zuzog. Lauſchten mit ver=
haltenem
Atem Grace klammerte ſich an den Arm der Schweſter.
Nichts regte ſich. Und doch war in dieſer ſchwarzen, lautloſen
Finſternis jenes undefinierbare Etwas, jenes Rieſeln der Stille,
jenes Vibrieren des Nichts ! Die Hand auf Glorias Arm
krampfte ſich zuſammen. Sie ſelbſt wurde nervös
Von draußen herein klangen ſchnell vorbeihaſtende Schritte.
Erleichtert horchten die beiden Frauen auf ihren Schall
bis er verhallte. Dann wieder dieſes ſchwarze Schweigen!
Um Gottes willen, laß uns hinaus! Ins Freie! ziſchelte
Grace.
Sei doch nicht ſo erbärmlich feig!! gab Gloria ebenſo leiſe
zurück. Niemand iſt hier! Komm!
Sie drehte ihre Lampe an und hielt ſie hoch. Im Hinter=
grunde
zeigte ſich die Treppe ein kleines, kaum erkennbares
Ding huſchte vor dem grellen Strahle in rettende Finſternis.
Grace kreiſchte halblaut auf.
Eine Ratte!
Um ein armſeliges kleines Mäuschen!
In ihrer Erregung mußte Gloria lachen. Sie kamen hierher
in tollkühnem Wagnis und die Schweſter war bereit, vor einer
Maus davonzulaufen!

Seite 13

Komm oder bleib hier! Ich gebe. G.: l7ut ſprach ſie
das, um ihre Nervoſität am Klange der g ien Stimme zu
ſtärken.
Sie ſchlichen die Treppe empor, die unter ihnen leicht
knarrte. Als ſie oben waren, und das Licht der Straße herein=
fallen
ſahen, verbarg Gloria die Laterne unter dem Mantel und
ging entſchloſſen auf die Türe zum Arbeitszimmer zu
Legte die Hand auf die Klinke. Stockte plötzlich
Da drinnen da war es geſchehen! Da hatte ſie einen
Menſchen erſchoſſen ! Wieder ſah ſie jenen furchtbaren
letzten Blick in ſeinen weit aufgeriſſenen Augen. Ein
kalter Schauer durchlief ſie. Zum erſten Male, ſeit ſie in dem
Hauſe war, verſpürte ſie wirkliche Furcht Furcht vor der
eigenen Tat.
Einen Moment ſtand ſie ihr Herz klopfte wild wie
Schwindel kam es über ſie
Die Zähne biß ſie zuſammen. Oeffnete die Türe. Trat ein,
Stockfinſter lag der Raum, ein Zeichen, daß die Fenſterläden
geſchloſſen waren. Sie zog die Laterne hervor und leuchtete
Der erſte Strahl der Lampe fiel auf die Ottomane . An
ihr war er zurückgetaumelt war er gefallen
Mein Gott, flüſterte ſie vor ſich hin.
Grace ſtand neben ihr. Suchte wieder nach ihrem Arm.
Iſt hier das Zimmer?, fragte ſie leiſe, ganz leiſe.
Gloria nickte. Noch war die grauenhafte Erinnerung zu ſtark
in ihr, als daß ſie ſprechen konnte. Ihr Blick wies nur auf die
Stelle
Grace ſchmiegte ſich an ſie
Meinetwegen Gloria haſt du es getan!
Gloria ruckte ſich jäh auf. Schüttelte gewaltſam alles
Lähmende von ſich ab. Mit raſchem Schritt war ſie an dem Licht=
ſchalter
bei der Türe und drehte das Elektriſche an. Hell flammten
die Birnen der alten Holländerkrone auf und doch faſt
noch feindſeliger, unheimlicher wies ſich jetzt der Naum den
beiden Schweſtern. Wie wenn irgend eine Gefahr in ihm
lauerte
Gloria lachte auf. Kein fröhliſches Lachen trocken, gepreßt,
hyſteriſch beinahe.
(Fortſetzung folgt.)

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Seite 14

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Donnerstag, den 13. Januar 1927

Nummer 13

Mi Mif e
regiſter Abteilung 4: Hinſichtlich der
Firma: Heinrich Brandſtätter, Darm=
ſtadt
: Geſchäft ſamt Firma iſt auf Kauf=
mann
Heinrich Brandſtätter in Darm=
ſtadt
übergegangen und wird von dieſem
fortgeführt. Der Uebergang der in dem
Betriebe des Geſchäfts begründeten Ver=
bindlichkeiten
und Forderungen iſt bei
dem Erwerbe des Geſchäfts durch Hein=
rich
Brandſtätter ausgeſchloſſen. (1057
Darmſtadt, den 11. Jan. 1927.
Heſſiſches Amtsgericht I.

Mittwoch, den 19. Januar 1927,
vorm. 9 Uhr, wird in Darmſtadt, Wirt=
ſchaft
Heiliges Krenz, aus den Diſtrikten
UII Ober der Rottwieſe 15, Wildſcheu=
erlachteil
16 und 17, Breiteberg 18,
Diſtrikt VIII. Hengſtriedlache 2, 3. 9,
Rotſuhl 4, Rottwieſenſchlag 1 und 11
nachſtehendes Holz verſteigert: Stämme
im: 4 St. Eiche Vl. Kl. (Deichſeln) 0,21,
3 Birke V und Vl. Kl. 1,03, Fichte 2 St.
III. Kl. 2,54, 2 St. IV. Kl. 2,02, 3 St.
Va Kl. 1,58, 17 St. Vb Kl. 4,30; Derb=
ſtangen
: 6 St. Fichte II. Kl.; Reis=
ſtangen
: 2 St. Fichte I. Kl.; Nutz=
ſcheiter
rm: 1,5 Eiche II geſpalten;
Nutzknſppel rm: 7 Eiche I. Kl. (1,75m
lang). Scheiter rm: 278 Buche, 2 Hain=
buche
, 69 Eiche, 11 Birke, 4 Fichte;
Knüppel rm: 111 Buche, 10 Hainbuche,
157 Eiche, 40 Birke, 1 Kiefer, 7 Fichte;
Knüppelreiſig rm: 6 Buche, 31 Eiche,
3 Birke; Reiſigwellen: 1020 Buche,
950 Hainbuche, 50 Eiche; Stöckhe rm:
65 Buche, 6 Eiche, 5 Birke.
Es wird gebeten das Holz vor der
Verſteigerung einzuſehen. Blau unter=
ſtrichene
Nummern kommen nicht zum
Ausgebot. Auskunft durch Herrn Förſter
Lohfink (Forſthaus Einſiedel). (1096
Darmſtadt, den 11. Janugr 1927.
Heſſ. Forſtamt Kranichſtein.

Verkauf eines Faſels u.
3 Ziegenböcke.
Hamstag, den 15. Januar 1927,
vormittags 11½, Uhr, wird in der
Faſelhofreite zu Ober=Ramſtadt ein zur
Zucht untauglich gewordener Faſel und
3 Ziegenböche öffentlich meiſtbietend
verſteigert.
Zuſammenkunft der Steigerer in der
Faſelhofreite, Bauſtraße Nr. 30. (1068
Ober=Ramſtadt, den 11. Jan. 1927.
Heſſiſche Bürgermeiſterei.
Rückert.

Am. Freitag, den 14. Jan. 1927,
nachm. 4 Uhr, verſteigere ich dahier,
Dieburgerſtraße 32, einen dortſelbſt
untergeſtellten
(1100
Jagdwagen
öffentlich zwangsweiſe gegen Barzahlung.
Verſteigerung findet beſtimmt ſtatt.
Darmſtadt, den 13. Jan. 1927.
Portner
Gerichtsvollzieher.

ings Angeige.
Am Freitag, den 14. Januar 1927,
nachm. 3 Uhr, verſteigere ich in meinem
Verſteigerungslokale Hügelſtr. 27 nach=
ſtehende
Gegenſtände öffentlich zwangs=
weiſe
gegen Barzahlung: (1099
1 Motorrad Trumpf 1 Plüſch=
ſofa
, 1 vollſtändige Peddigrohr=
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Darmſtadt, den 12. Jan. 1927.
Jungermann
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