Hinzelnummer 10 Pfennige
Bezugspreis:
 Bel wöchentlich 7maligem Erſcheinen vom 1. Dezember 
bis 31 Dezember 2,18 Reſchsmark und 22 Pfennig 
Abnagegebüht abgeholt 2,25 Reichsmart, durch die 
Agenzuren 2.40 Reichemarl frei Haus. Poſibezugspreis 
imDezember ohne Beſtiellgeld monatl. 2 73 Reichemaik, 
Veranwortlichteit für Aufnahme von Anzeigen an 
beſtimmten Tagen wird nicht übernemmen. 
            Nicht=
erſcheinen einzelner Nummern inlolge höherer Gewalt 
berechtigt den Bezieher nicht zur Kürzung des 
Bezugspreiſes. Beſiellungen und Abbeſſellungen durch 
Fernruf obue Verbindlichkelt für uns. Poſiſcheckente 
Franffurt d. M. 1301.
Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Anzeigenpreis:
Morgenzeitang der Landeshauptſtadt
Wöchentliche illuſtrierte Beilage: „Die Gegenwart”, Tagesſpiegel in Bild und Wort
Nachdruck ſämtlicher mit verſehenen Original=Auflätze und eigenen Nachrichten nur mit Queſſenangabe „Darmſi. Tagbl.” geſiattet.
 Nummer 359 
Dienstag, den 28. Dezember 1926. 189. Jahrgang
 37 mm breite Zeile im Kreiſe Darmſtadt 25 Reichspfz. 
FinanzAnzelgen 40 Reſchepig., Rellamezelle (92 mm 
breit) 2 Reſchsmart. Anzeigen von auswärts 40 Reſchpfg. 
Finanz=Anzelgen 60 Reichspfg. 92 mm brelte 
            Rellame=
zelle 3.90 Reichsmart. Alle preiſe m Reſchemark 
4 Dollat — 420 Marhl. — Im Falle höherer 
Gewalt, wie Krieg, Aufruhr Streit uſw erliſcht 
jede Verpſlichtung auf Erfüllung der 
            Anzeigen=
aufträge und Leiftung von Schadenerſatz. Bel 
Konſurs oder gerſchtlſcher Beltrelbung fäſft teder 
Rabatt weg. Banikonto: Deutſche Bani und Darme 
ſtädter und Natonalban”.
China und die Mächte.
Die Politik der Mächte in China.
 Das britiſche China=Memorandum. — Japan in 
            Oppo=
ſition.-JapaniſcheBemühungen um eine Verftändigung 
mit Rußland in der Mandſchurei.
 * London, 27. Dezember. (Priv.=Tel.) 
Das britiſche China=Memorandum ſteht zurzeit im Vorder=
 dung der brit ſchen Volitik in Chlng. Nein inhalte. 
lich ſind zwei Punkte beſonderer Erwähnung wert: erſtens, die 
primo facto=Anerkennung der 
            nationaliſti=
ſchen Bewegung, der bolſchewiſtiſche Tendenzen nicht
 länger mehr nachgeſagt werden, und zweitens, die 
            Bereit=
willigkeit der britiſchen Regierung, unter 
            ge=
wiſſen Vorausſetzungen, die auf der Waſhing=
 toner Konferenz gewährten Konzeſſionen in 
die Tat umzuſetzen. Die große Bedeutung des 
            Memo=
randums liegt indeſſen weniger in dem Inhalt des Schriftſtücks 
ſelbſt, als in dem Zeitpunkt und den Umſtänden, unter denen es 
abgefaßt und veröffentlicht worden iſt. In erſter Linie 
            maß=
gebend für die Entſtehung dieſes Dokuments war die Erkenntnis 
der Londoner Regierung, daß eine weitere Verzögerung in der 
Anerkennung der auf Grund des Waſhingtoner Abkommens 
berechtigten chineſiſchen Forderungen auf die Dauer ein 
            gänz=
liches Fiasko der Politik der Mächte in China 
            verur=
ſachen würde. In demſelben Maße, wie die nationaliſtiſche 
Bewegung in China um ſich griff, verringerten ſich die Ausſichten 
der fremden Mächte, jemals wieder eine dem status guo 
            ent=
ſprechende Stellung in China einzunehmen. 
Ob die neue engliſche Politik in China von Erfolg gekrönt 
ſein wird hängt natürlich in erſter Linie von der Haltung der 
übrigen Mächte, insbeſondere Japans, zum anderen aber auch 
von dem Maße der ſeitens Englands Tſchang tſo lin gewährten 
Unterſtützung ab. Japans Intereſſe erſtreckt ſich in erſter Linie 
auf die Mandſchurei. Wie dem „Obſerver” aus Peking berichtet 
wird, hat der britiſche Geſandte Lampſon bereits nationaliſtiſchen 
Führern und Tſchang tſo lin das neue Memorandum mitgeteilt 
und betont, daß die britiſche Politik in China ſtreng, 
nicht interventioniſtiſch ſei. Indeſſen könne von Japan, 
ſo ſage das Blatt, keine Hilfe erwartet werden. Es ſei möglich, 
daß Japan Maßnahmen ergreifen werde, die Tſchang tſo lin 
an ſeine unmittelbaren Verantwortlichkeiten in der Mandſchurei 
erinnern, wo die finanzielle Unordnung den japaniſchen 
            Inter=
eſſen großen Schaden zufüge. Alle Mächte, mit Ausnahme 
            Ja=
pans, hätten den im britiſchen Memorandum entworfenen Plan 
gebilligt. Falls Japan auf ſeinem Standpunkt verharre, könnte 
Großbritannien vor der Notwendigkeit ſtehen, ſeine neue Politik 
wieder aufzugeben. In einem ſolchen Falle würde es allen 
Mächten freiſtehen, den Kurs einzuſchlagen, der ihnen gut dünke. 
Dieſe Möglichkeit habe man ſeit einiger Zeit in Japan auch 
bereits ins Auge gefaßt, was zu neuen Bemühungen geführt 
habe, mit Rußland zu einer Verſtändigung in der Mandſchurei 
zu gelangen. Die Bemühungen ſollen, hartnäckigen Gerüchten 
            zu=
folge, auch bereits erfolgreich geweſen ſein.
China lehnt die engliſchen Vorſchläge ab.
 EP. London, 27. Dezember. 
Nach Meldungen aus Peking lehnt die chineſiſche 
Preſſe beſtimmt die in dem engliſchen 
            Memoran=
dum gemachten Vorſchläge ab, da dieſe auf die 
            Auf=
teilung der Zolleinnahmen unter die militäriſchen Machthaber 
hinausliefen und daher den Bürgerkrieg förderten. Ferner wird 
erklärt, China beanſpruche eine völlige 
            Autono=
mie, während England, nur ſcheinbare 
            Zuge=
ſtändniſſe machen wolle. Das Organ der Kuomintang, 
die „Tribüne”, weiſt darauf hin, daß die Kantonregierung alle 
von England vorgeſchlagenen Maßnahmen bereits durchgeführt 
habe und daher kein Bedürfnis habe, dieſe Vorſchläge 
            anzu=
nehmen, die nur den Militärparteien des Nordens Vorteile 
bringen würden.
 Frankteichs Intereſſe an Ching 
Unzufriedenheit mit der engliſchen Chinapolitik. 
Beſorgniſſe wegen der Hegemonie=
            Beſtlebun=
gen Amerikas im Fernen Oſien.
Von unſerem A=Korreſpondenten.
 Als Ergebnis eines Miniſterrates verlautet die offiziell noch 
nicht bekräftigte Nachricht, daß Frankreich die Kantonregierung 
nicht anerkennen wird. Die franzöſiſche Diplomatie verfolgt ſeit 
einiger Zeit mit bedeutend größerem Intereſſe die Politik am 
Stillen Ozean als die franzöſiſche Oeffentlichkeit. Vor Genf hat 
man eine entſcheidende franzöſiſch=engliſche 
            Aus=
ſprache über die Politik in China erwartet, die aber 
ſcheinbar noch immer nicht beendet iſt. Scheinbar iſt 
die Unentſchloſſenheit der engliſchen Politik ſelbſt die Urſache 
            da=
von. Man behauptet hier, daß England zwiſchen zwei Extremen 
— zwiſchen einer offenen militäriſchen Einmiſchung und einer 
Friedenspolitik, die eine Anerkennung der Kantonregierung nach 
ſich ziehen würde — noch nicht gewählt hat. Vor kurzem war 
hier die Stimmung ziemlich ſtark für eine aktive Politik, die eine 
tatkräftige Uinterſtützung der Zentralregierung gegenüber den 
Kantoniſten bedeutet hätte. Aber die franzöſiſche 
            China=
politik hängt letzten Endes immer von der 
            Hal=
tung Englands ab, und man klagt hier fehr oft darüber,
 daß die engliſche Politik am Stillen Ozean — wenigſtens durch 
die franzöſiſche Brille geſehen — eine falſche Wendung nahm. 
Der engliſche Verzicht auf das Bündnis mit 
Japan — er läßt ſſch ſelbſtverſtändlich nicht aus dieſem 
            ein=
zigen Geſichtspunkt hinreichend beurteilen — ſoll die 
            Poſi=
tion der europäiſchen Mächte in China 
            endgül=
tig untergraben haben. Frankreich, das ſchon 
            Indo=
china wegen an den Ereigniſſen in China ftark intereſſiert ift, iſt 
deswegen ziemlich verſtimmt. Die Haltung Englands war auf 
einen amerikaniſchen Druck zurückzuführen, und franzöſiſcherſeits 
führt man noch manch andere Unannehmlichkeiten am Stillen 
Ozean auf die amerikaniſche Politik zurück. Nicht nur, daß 
Amerika in China den Handel Frankreichs wie den der meiſten 
europäiſchen Staaten langſam verdrängt; die ganze Schwere der 
jetzigen Situation in China für die europäiſchen Mächte wird 
auf eine angebliche Hegemoniepolitik der 
            Vereinig=
ten Staaten über den Fernen Oſten zurückgeführt. 
Es iſt möglich, ja es iſt ſehr gut möglich, daß zu dieſer 
            fran=
zöſiſchen Beurteilung der Dinge die Schuldenpolitik Amerikas 
ſehr viel beiträgt. Aber, von aller Schuldenpolitik abgeſehen, 
befürchtet man hier einen neu heranwachſenden 
amerikaniſchen Imperialismus, der nicht einmal 
mehr auf rein wirtſchaftlichen Motiven beruhen ſoll. Die 
intenſive Seerüſtung Amerikas, welche diejenige 
aller anderen Staaten übertreffen ſoll, dient als Argument für 
dieſe Auffaſſung, welche der Waſhingtoner Politik noch 
            unbe=
kannte imperialiſtiſche Ziele zumutet. Es iſt ſehr leicht möglich, 
daß die franzöſiſche Beurteilung der amerikaniſchen Politik durch 
Gefühlsmomente ſtark getrübt iſt, jedenfalls trägt ſie aber zu 
der Ausgeſtaltung des ganzen herrſchenden politiſchen Weltbildes 
in Frankreich bei. Und darin liegt ihre große Wichtigkeit, welche 
ſtark über die Bedeutung der eigentlichen Intereſſen Frankreichs 
am Stillen Ozeaa und in China hinausgeht.
Die Revolation in Nicaragta.
 Der Kampf um die Präſidentichaft. — Amerikas Panama= 
Bertrag. — Der Einfluß Sowjet=Rußlands in Mittel= 
Amerika. — Amerikaniſche Truppenlandungen.
 * New York, 27. Dez. (Priv.=Tel.) 
Wie aus Waſhington gemeldet wird, ſind in politiſchen 
            Krei=
ſen Gerüchte verbreitet, daß Salvador als Mitglied des 
            Völker=
bundsrates und im Namen der mittelamerikaniſchen 
Republiken in Genf gegen den kürzlich zwiſchen 
den U. S.A. und Panama abgeſchloſſenen Vertrag 
ſchärfſten Proteſt einlegen will. Nach dieſem Vertrag ſei 
            näm=
lich die ohnehin finanziell von Waſhington völlig abhängige 
Republik Panama nicht mehr als, ſelbſtändiger Staat anzuſehen, 
da ſie nunmehr auch vollſtändig der amerikaniſchen Militärhoheit 
unterworfen ſei. Salvador ſehe in dieſem Vertrag eine 
            Ver=
letzung der Artikel 11 bis 16 der Völkerbundsſatzung. Wie es 
heißt, finden die Proteſtabſichten Salvadors, in ganz 
            Mittel=
amerika und beſowders in Mexiko lebhafte Unterſtützung, da 
man allerorts befürchtet, daß die Vereinigten Staaten 
in ihrem imperialiſtiſchen Drang nach Süden über 
ihre Intervention in Nicaragua und die militäriſche 
            Unterwer=
fung Panamas hinausgehen werden. Aller Augen richten ſich 
ſowohl in Gugtemala wie in Coſtarica als auch in Salvador und 
Honduras auf Mexiko, von deſſen Regierung Calles man 
            er=
wartet, daß ſie es bei der Unterſtützung der amerikafeindliſchen 
Revolutionäre in Nicaragua nicht belaſſen, ſondern eine 
            mittel=
amerikaniſche Staatenunion erſtreben wird. 
Eine beſondere Beleuchtung gewinnen dieſe Gerüchte durch 
die Interpretation die den Truppenlandungen der 
Vereinigten Staaten in Nicaragug gegeben wird. 
Der zurückgetretene Präſident von Nicaragug, Chadorro, der 
jetzt in Nordamerika lebt, erklärte Preſſeveriretern gegenüber, 
daß dieſer Verband der mittelamerikaniſchen Republiken einen 
ausgeſprochenen U. S.A.=feindlichen Charakter gewinnen, und 
daß bei ſeiner Schaffung der Einfluß Sowjetrußlands 
eine beſondere Rolle ſpielen ſoll. Chadorro erklärte weiter, daß, 
wenn die Vereinigten Staaten dem revolutionären Präſidenten 
Nicaraguas, Diaz, nicht zur Hilfe kommen werden, der 
            amerika=
feindliche liberale Präſident Sacaſa durch die mexikwiſchen 
Lieferungen von Waffen und Munition die Oberhand gewinnen 
werde. 
Ueber die amerikaniſche Truppenlandung in Nicaragua wird 
noch gemeldet, daß der Admiral Latimer den liberalen 
            Präſiden=
ten Sacaſa und die Mitglieder des Kabinetls aufgefordert hat, 
ihren Truppen die Niederlegung der Waffen zu befehlen, oder 
das als neutrale Zone erklärte Gebiet um Puerto Cabezas zu 
räumen. Sacaſa iſt geflüchtet. Sein Außenminiſter erklärte 
gegenüber der offiziöſen amerikaniſchen Mitteilung, wonach die 
Truppenlandungen nur zum Zweck des Schutzes von Leben und 
Eigentum der amerikaniſchen Staatsbürger erfolgt ſeien, der 
Schritt ſei überflüſſig geweſen, da den amerikaniſchen Bürgern 
keine Gefahr drohe. Nicht amtlich weiſt das Staatsdepartement 
weiter darauf hin, daß die Truppenlandung lediglich als 
            Vor=
beugungsmaßnahme erfolgt ſei, und daß ihr keinerlei 
            Bedeu=
tung einer politiſchen Intervention zukomme.
 Die außenpolitiſche Senatskommiſſion unter dem Vorſitz 
des Senators Borah hat beſchloſſen, eine Unterſuchung über die 
Landung amerikaniſcher Marinetruppen in Nicaragua 
            einzulei=
ten. Ziel dieſer Unterſuchung ſoll die Feſtſtellung ſein, ob die 
Landungen den Zweck gehabt hätten, den Präſidenten von 
Mexiko, Calles, zu brüskieren. Das Staatsdepartement befindet 
ſich in einer unangenehmen Lage, da Admiral Latimer, der die 
Landungskräfte in Puerto Cobezas befehligte und den Liberalen 
den Befehl zur Räumung der Stadt gab, in letzter Zeit nichts 
von ſich habe hören laſſen.
Spanien am Jahresſchluß.
Von unſerem ſtändigen Berichterſtatter.
 v. U.=St., Madrid, Ende Dezember 1926. 
Die Propheten, die den Sturz der Diktatur in dieſem Jahre 
vorausſagten, haben Unrecht behalten. General Primo de 
Rivera leitet die Geſchicke Spaniens auch ins neue Jahr der 
Gnade 1927 hinüber. Und wenn nicht unvorhergeſehene 
            Er=
eigniſſe eintreten, wenn nicht doch endlich eins der vielen 
            Kom=
plotte, die gegen ihn und die Diktatur geſchmiedet werden, Erfolg 
haben ſollte, ſo iſt ſeiner Regierung nvch eine lange Lebensdauer 
beſchieden. General Primo de Rivera iſt, abgeſehen von ſeinem 
ſtaatsmänniſchen Könnens, unter einem glücklichen Stern 
geboren. Er wivd der Schwierigkeiten, die ſich vor ihm 
            auf=
türmen, mit einer Leichtigkeit Herr, die oft Erſtaunen 
            hervor=
ruft und die alle Peſſimiſten Lügen ſtraft. Im Frühjahr hatten 
ſich hervorragende Generale — Feldmarſchall Weyler, Aguilera 
u. a. m. — gegen ihn verſchworen, ein gefährlicher 
            Militär=
putſch ſtand vor dem Ausbruch, aber in Wirklichkeit geſchah 
gar nichts. Die Putſchiſten wurden ohne alle Schwierigkeit 
            ent=
waffnet, und die Führer nach Auferlegung einer beträchtlichen 
Geldſtrafe wieder in Freiheit geſetzt. Primo de Rivera hielt es 
im Gegenſatz zu anderen Diktatoren für unnötig, ein blutiges 
Exempel zu ſtatuieren. 
Der Generalsverſchwörung folgte bald die Meuterei des 
            ge=
ſamten Artilleriekorps. Mit ſcharf geladenen Kanonen 
verſchanzten ſich die Artilleriſten in ihren Garniſonen, bereit, das 
Feuer zu eröffnen, follten andere Truppenteile gegen ſie 
            aus=
geſandt werden, um ſie zur Botmäßigkeit zu zwingen. Um die 
Meuterer ſammelten ſich die mit der Diktatur unzufriedenen 
Elemente, und in jedem anderen Lande wäre es 
            ſicher=
lich zu Blutvergießen, wenn nicht zu einem Bürgerkriege 
            ge=
kommen, wenn Primo de Rivera ſein Glück verlaſſen, oder 
wenn ſeine Nerven verſagt hätten. Er ging mit 
            väter=
licher Klugheit; als älterer Kamerad und Waffengenoſſe 
gegen die Meuterer vor, die er als Verirrte, nicht als 
            Ver=
brecher behandelte, und es gelang der Ueberredungskunſt einiger 
Generalſtabsoffiziere, die meuternden Garniſonen zur 
            Kapi=
tulation zu bewegen. Ein Todesurteil gegen den 
            Haupträdels=
führer, den Kommandanten der Artillerieahademie in Segovia, 
Oberſt Marques, wurde zwar gefällt, aber nicht zur Ausſührung 
gebracht. Endlich durch ein königliches Dekret vom 17. 
            Novem=
ber wurden alle Meuterer bedingungslos begnadigt, ſofern ſie 
ſich in Zukunft der Diſziplin zu fügen verſprachen. Damit iſt 
der Artilleriekonflikt zwar noch nicht reſtlos beigelegt, aber doch 
aus dem akuten Stadium hinausgerückt und eine ofſenſichtliche 
Spaltung in der Armee vermieden worden. Es iſt wahr — 
einige Offiziere verharren noch in der Rebellion, der 
            Artillerie=
general Haro mußte verhaftet werden und es bleibt noch 
            man=
cher Konfliktsſtoff angehäuft, aber vorläufig iſt Primo de 
            Ri=
vera Herr der Lage geblieben. 
Auch die Separatiſtenverſchwörung des Oberſten Macia, der 
den abenteuerlichen Plan gefaßt hatte, von Perpignan aus mit 
einer Schar von 400 Mann Barcelona zu erobern, die kataloniſche 
Republik zu erklären und gegen Madrid Krieg zu führen, hat im 
Königreich nicht die geringſte Unruhe verurſacht und die 
            Stel=
lung Primos nicht erſchüttert. Ebenſowenig wie die Separatiſten 
konnten ihm anarchiſtiſche Attentäter etwas anhaben. Der Dolch, 
den Maſſachs in Barcelona gegen ihn ſchleuderte, grub ſich in 
das Polſter des Autos ein, und die Bombenverſchwörer in 
Madrid wurden ergriffen, ehe ſie noch zur Ausführung ihres 
Mordplanes ſchreiten konnten. Ebenſo wie Muſſolini, hält 
Primo de Rivera fein Leben für gefeit, ehe es ihm nicht 
            gelun=
gen iſt, ſein Werk des Wiederaufbaues ſeines Vaterlandes zu 
beenden. 
Die überaus ſtrenge Zenſur, die über die Preſſe verhängt 
worden iſt, das Verſammlungsverbot, die Ausſchaltungen aller 
politiſchen Parteien, gibt den an ſich machtloſen Feinden der 
Diktatur die Möglichkeit, eine Reihe von Verleumdungen und 
Erfindungen in Umlauf zu ſetzen, die im Inlande wenig 
Schaden anrichten, die aber im Auslande ein ſtarkes Echo finden, 
und ein ganz verzeichnetes Bild der hieſigen Lage geben. Wenn 
nämlich der Graf Romanones, Villanueva oder irgend ein 
            an=
derer der früheren Parteiführer, ihre abfällige Kritik laut 
            wer=
den laſſen und Alarm blaſen, ſo glaubt man, daß hinter ihnen 
organiſierte Maſſen ſtehen, daß ſie die Volksſtimmung bedeuten. 
Nun kümmern ſich wenigſtens 90 Prozent der Spanier nicht um 
Politik, was nicht beſagen ſoll, daß ſie unbedingte Anhänger der 
Diktatur ſind, aber es iſt ausgeſchloſſen, daß ſie ſich zu einer 
            revo=
lutionären Handlung aufputſchen ließen. Die 
            Arbeiter=
verbände, die am beſten organiſiert ſind, ſtehen der Diktatur 
nicht feindlich gegenüber, ja, ſie ziehen ſie laut den Erklärungen 
des Sozialiſtenführers Baſteira, der früheren Cortesregierung 
vor, die ſich nie ihrer Intereſſen angenommen habe. Man will 
in den radikalen Kreiſen des Auslandes dieſe Haltung der 
Arbeiterſchaft damit entſchuldigen, daß ſie 
            Kataſtrophen=
politik treiben will. Das iſt vollkommen irrig! Die ſpaniſche 
Arbeiterſchaft hat drei Jahre ohne Streiks und ohne 
            dema=
gogiſche Umtriebe gelebt. Die Diktatur hat ihre 
            Berufsintereſ=
ſen ſorgfältig gefördert und die Arbeiterſchaft befindet ſich heute 
wohler und ſicherer geſtellt, als früher. In der neu zu 
            ſchaffen=
den beratenden Kammer ſollen ihr 40 Sitze, im Gegenſatz zu 
einem einzigen, den ſie in den Cortes hatte, eingeräumt 
            wer=
den. Es bleibt ihr alſo nur die prinzipielle Einſtellung einer 
demokratiſchen Oppoſition, aber ſie wird durch praktiſche 
            Er=
wägungen ſtark beeinträchtigt. 
Es iſt wahr, daß die Bedeutung der Union 
            Patri=
otica, d. h. der künſtlich gebildeten Partei, auf die ſich die 
Diktatur ſtützt, offiziell übertrieben wird, und daß nicht alle 
            Mit=
glieder ſich aus lauteren Elementen zuſammenſetzen, aber 
            ſchließ=
lich gibt es niemand, der der Union ihren Vorrang ſtreitig machen 
könnte. Sie beherrſcht, dank der Regierungsunterſtützung, die 
Lage und wird auch in der kommenden Kammer eine führende 
Rolle ſpielen. 
Solange Primo de Riverg die Zügel in der Hand behält, 
darf an keine gewaltſame Umwälzung geglaubt 
            wer=
den. Die Gefahr für Spanien iſt vielleicht die, daß die 
            Bedeu=
tung Primo de Riveras allzu überragend iſt. Seine Perſon läßt 
ſich nicht aus dem Syſtem ausſchalten, ohne daß ſchwere 
            Er=
ſchütterungen zu erwarten wären. Wenn auch die Generäle
Seite 2
Dienstag, den 28. Oezember 1926
Nummer 359
 Berenguer oder Martinez Anido als ſeine eventuellen Nachfolger 
genannt werden, ſo beſitzen ſie nicht ſeine Autorität, und 
            ehr=
geizigen Kämpfen und Putſchen unzufriedener Generäle wären 
die Türen geöffnet. — Doch Primo de Rivera iſt nur ein Menſch 
und Menſchliches kann ihn ereilen! 
Außenpolitiſch hat ſich die Lage Spaniens im 
            Ver=
gleich zum Vorjahre inſofern geändert, als es ſeinen Austritt 
aus dem Völkerbund vollzogen und der europäiſchen 
Politik mehr oder weniger den Rücken gewandt hat. Mit 
            Ita=
lien hat es den Neutralitäts= und Freundſchaftsvertrag 
            abge=
ſchloſſen, der in Frankreich einige Bedenken erregte. Das 
            Ver=
hältnis Frankreichs zu Spanien iſt nicht ganz geklärt. In 
            Ma=
rokko verbinden ſie gemeinſame Intereſſen, aber in der 
            Tan=
gerfrage hat bisher eine Einigung nicht erzielt werden 
            kön=
nen. Der Empfang des franzöſiſchen Generalreſidenten Monſ. 
Steeg auf ſeiner Durchreiſe in Madrid war ein ausgeſprochen 
kühler. Man beſchränkte ſich auf Höflichkeitsphraſen, wie ſie im 
internationalen Verkehr üblich ſind. Ein Höflichkeitsakt iſt es 
ſchließlich auch, wenn Primo de Rivera am Ende dieſes Monats 
in Cadiz über einige franzöſiſche Kriegsſchiffe Revue abhalten 
wird. Der franzöſiſch=ſpaniſche Freundſchaftsvertrag, deſſen 
            Ab=
ſchluß nach dem Muſter des ſpaniſch=italieniſchen als bevorſtehend 
angekündigt wurde, konnte noch immer nicht unterzeichnet werden. 
Die Handelsverträge, die Spanien mit mehreren Mächten 
abgeſchloſſen hat, leiden unter dem ſtark betonten 
            Protektions=
ſyſtem und unter derſchiedenen einſchränkenden Zolldekreten, die 
im beſonderen auch den deutſchen Handel treffen. Die 
Mächte — unter ihnen auch das Deutſche Reich —, die auf 
            aus=
gleichende wirtſchaftliche Verhandlungen dringen, werden unter 
allerlei Vorwänden hingehalten, ohne daß die Verhandlungen in 
Fluß kommen. Der betroffene ausländiſche Handel hofft auf 
            end=
liche Abhilfe im nächſten Jahr. — Spanien gleitet ins Jahr 1927 
ohne merkliche Erſchütterungen in der inneren und äußeren 
            Poli=
tik hinüber. Wie in jeder Diktatur, ſo iſt auch in Spanien 
            Kon=
fliktsſtoff vorhanden, aber Primo de Rivera führt das 
            Staats=
ſteuer mit feſter Hand, und es gibt niemand, der ſich ihm in den 
Weg ſtellen könnte. 
Ein neuer Vorſioß gegen das 
Sudetendeutſchtum. 
Die deuiſchen Gaue in der Tſchechoſlowakei 
ſollen zum Verſchwinden gebracht werden. 
Von unſerem =Korreſpondenten. 
Karlsbad, Ende Dezember. 
In der von der konſtituierenden Nationalverſammlung in 
Prag im Jahre 1918, die ſich nur aus tſchech’ſchen Mitgliedern 
zuſammenſetzte, erlaſſenen Verfaſſungsurkunde wurde u. a. die 
Bildung ſogenannter Gauvertretungen vorgeſehen, ohne daß 
            da=
bei allerdings den tatſächlichen Verhältniſſen Rechnung getragen 
wurde, denn bei der ſpäterhin erfolgten Gaueinteilung wurden 
große und wirtſchaftlich bedeutende Gebiete einfach tſchechiſchen 
Gauen zugeteilt, ſo daß ſelbſt in den rein deutſchen 
            Randge=
bieten der Tſchechoſlowakei nur zwei ſelbſtändige Gaue — Leipa 
und Karlsbad — übrig blieben, während beiſpielsweiſe der 
deutſche Induſtriebezirk dem tſchechiſchen Gau Laun, das 
            Reichen=
berger Tuchmacherland zum tſchechiſchen Kreis Jungbunzlau 
Marienbad zu Pilſen uſw. zugeteilt wurden, ſo daß das geſamte 
deutſche Gebiet im Sinne der tſchechiſchen Wahlordnung zerriſſen 
und die Zerſtückelung zur Stärkung der tſchechiſchen Territorien 
benützt werden konnte. War ſchon damals die Erregung unter 
den Sudetendeutſchen über dieſen von tſchechiſch=nationalen 
Eroberungswünſchen gegenüber den deutſchen Landesteilen 
            dik=
tierten Willkürakt groß, ſo wird ſie noch begreiflicher, wenn man 
erfährt, daß demnächſt auch die bisherigen zwei 
deutſchen Gaue, die in der Wahlbewegung für das geſamte 
Sudetendeutſchtum eine wichtige Rolle ſpielen, 
            verſchwin=
den ſollen. Nach der Meldung des Prager deutſch 
            geſchrie=
benen Regierungsorganes ſoll der Entwurf der ſogenannten 
Gaureform ſchon im Januar 1927 vorgelegt werden. Das Geſetz 
wird, ſo heißt es, unter dem Geſichtspunkt eines politiſchen 
Kompromiſſes zwiſchen den Anhängern der Gaueinrichtung und 
jenen der alten Landesautonomie ausgearbeitet, wie ſie in den 
böhmiſchen Ländern aus der öſterreichiſchen Aera übernommen 
wurde. Das heißt mit anderen Worten, daß für Böhmen 
ein einziger Gau geſchaffen würde, nämlich der Gau 
Prag, daß es alſo für alle Zeit vorüber wäre mit 
der Selbſtverwaltung in den deutſchen 
            Gebie=
ten, mit der nationalen Autonomie, da nach dem 
Plan der Regierung an die Spitze der Gau=, bzw. 
            Landesver=
tretung Staatsbeamte treten würden. Damit würde der Fall 
eintreten, daß die deutſche Bevölkerung in den deutſchen Gebieten 
zu einem Objekt der Prager Verwaltung gemacht oder, beſſer 
geſagt, ihr auf Gedeih und Verderb ausgeliefert wird.
 Vom Tage. 
Der deutſche Geſandte in Litauen hat ſeiner 
            Inſtruk=
tion gemäß gegen die Ausweiſung der Reichsdeutſchen 
aus dem Memelgebiet bei der litauiſchen Regierung 
Proteſt erhoben. 
Reichsaußenminiſter Dr. Streſemann hat zum Ableben 
des japaniſchen Kaiſers dem japaniſchen Botſchafter in 
            Ber=
lin das Beileid des Reiches ausgeſprochen. 
Wie in ſpaniſchen politiſchen Kreiſen verlautet, ſind 
            Beſpre=
chungen zwiſchen Deutſchland und Spanien in der 
Frage der Zolldekrete bereits für die nächſten 14 Tage 
            vor=
geſchen. 
Der deutſche Botſchafter in Japan, Dr. Solf, der 
ſich im Zuſammenhang mit den Verhandlungen über den deutſch=japaniſchen 
Handelsvertrag zurzeit in Deutſchland aufhält, iſt auf dem „Weißen 
Hirſch” im Sanatorium Lahmann eingetroffen. Er beabſichtigt, Ende 
Januar nach Tokio zurückzukehren. 
Beim Wiederzuſammentritt des Reichshaushaltsausſchuſſes wollen 
die Beamtenorganiſationen, wie aus darlamentariſchen 
Kreiſen mitgeteilt wird, darauf hinwirken daß bis zur 
grundſätzlichen Neuregelung der 
            Beſoldungsord=
nung die als Weihnachtsbeihilfe bewilligte 
            Son=
derzulage weitergezahlt wird. 
Am Montag iſt die neue ungariſche Valuta, der 
„Pengö” offiziell in Verkehr geſetzt worden. Der Austauſch des 
alten Geldes gegen neues Geld geht glatt vor ſich. 
Die ungariſche Polizei hat etwa 100 Perſonen im 
ſüdlichen Bulgarien derhaftet, und zwar im Verfolg der 
Aufdeckung eines kommuniſtiſchen Komplotts. 
Das rumäniſche Parlament hat den 
            Staatshaus=
halt für 1927 genehmigt und ſich darauf bis zum 20. Januar 
vertagt. 
Der tſchechiſche Miniſterrat beſchloß, alle 
            Unter=
ſtützungen an ruſſiſche Emigranten aus Staatsmitteln ab 
1. Januar 1927 einzuſtellen. Dieſe beliefen ſich bisher auf 100 
Millionen Kronen jährlich. 
Die polniſche Regierung hat ſich bereit erklärt, 23 
litauiſche Gefangene gegen eine gleiche Anzahl 
            vol=
niſcher Gefangenen in Litauen auszutauſchen. Im 
Februar ſoll ein weiterer Gefangenenaustauſch ſtattfinden. 
Der Kongreß der belgiſchen Sozialiſten hat ſich für 
eine Beteiligung an der Regierung ausgeſprochen. 
Der belgiſche Kolonialminiſter im neuen belgiſchen 
            Ka=
binett Pecher, der vor einigen Monaten erſt auf ſeinen Poſten berufen 
wurde, iſt geſtern mittag geſtorben. 
Der ſpaniſche Miniſterrat beſchloß nach einem Vortrag 
des Außenmimiſters über den Stand der engliſch=ſpaniſchen 
Handelsbeziehungen, den modus vivendi mit England bis zum 
April 1927 zu verlängern. 
Wie Radio aus Peking meldet, ſoll Schi Yuan Teng in dem 
neuen Kabinett präſidieren, da er als Vermittler zwiſchen 
Nord und Süd gilt. Der Strz Wu=Pei=fus ſcheint endgültig 
zu ſcin. 
Japan hat bei einer engliſchen Firma 25 
            Paſſa=
gierflugzeuge beſtellt, die für neue Luftverbindungen in 
Japan beſtimmt ſind. Jedes Flugzeug wird für den Transport von 
15—20 Paſſagieren eingerichtet werden. 
Noch keine Entſpannung in 
Jugoſſawien. 
Das fünfte Kabinett Uzunowitſch. — Der 
            Ein=
tritt der Slowenen in die Regierung. 
EP. Belgrad, 27. Dezember. 
Es hat den Anſchein, als ob die neue Regierung 
noch immer keine Entſpannung der 
            innerpoli=
tiſchen Lage herbeiführen würde. Zunächſt zeigt es 
ſich, daß der Eintritt der Slowenen in die 
            Regie=
rung, der am Freitag ſchon als vollendete Tatſache betrachtet 
werden konnte, wieder ſehr unwahrſcheinlich geworden iſt, 
Zwiſchen Uzunowitſch und Koroſec iſt es, wie man 
jetzt erfährt, noch am Freitag abend zu einem heftigen 
            Zu=
ſammenſtoß gekommen. Im Radikalen Klub ſelbſt wird die 
Zuſammenſetzung der neuen Regierung als eine Ueberraſchung 
einpfunden und die Frage aufgeworfen, ob die Aktion 
            Uzuno=
witſchs noch im Rahmen der Vollmachten liege, die ihm der Klub 
ſeinerzeit erteilt hatte. Im Radikalen Club kam es ſchon zu 
lebhaften Auseinanderſetzungen, und man ſieht der für Mittwoch 
anberaumten Klubſitzung mit größter Spannung entgegen. 
            Zu=
friedenheit herrſcht nur unter den Raditſchianern. Das 
fünfte Kabinett Uzunowitſch, in dem der bisherige 
Finanzminiſter Peritſch das Außenminiſterium übernommen hat, 
iſt während der Weihnachtsfeiertage gebildet worden. Die 
            Teil=
nahme der Slowenen wurde von verſchiedenen Bedingungen 
            ab=
hängig gemacht, die noch zu erfüllen ſind. Dem Kabinett gehören 
im übrigen an: 10 Radikale, 4 Anhänger von Raditſch, 
            interi=
miſtiſch 2 Slowenen und 2 Militärs.
 Am Elſaß=Lothringen. 
Der Standpunkt der franzöſiſchen Chauviniſten
 In Paris hat wieder einmal die Liga für Menſchenrechte 
getagt, um deren Einigkeit es betanntlich nicht weit her iſt. Das 
hat ſich auch diesmal gezeigt. Die Meinungen platzten um ſo 
heftiger auſeinander, als die Frage Elſaß=Lothringen auf der 
Tagesordnung ſtand, zu der die Herren Grumbach und der 
            ehe=
malige Reichstagsabgeordnete Weill von der Sozialiſtiſchen Partei 
Francreichs den Standpunkt der franzöſiſchen Chauviniſten 
            ver=
teidigten. Schließlich mußte ſogar die Abſtimmung über die 
Tagesordnung vertagt werden. 
Berichterſtatter Grumbach erklärte u. a., die Liga habe die 
Rückkehr Elſaß=Lothringens, zu Frantreich begrüßt. Der 
            Ver=
trag von Verſaiues habe ein ſchreiendes Unrecht wieder 
            gutge=
zne der Autonomiſten ſei zu verurteilen.
 aber von einer Unterdrückung könne ebenſowenig die Rede ſein, 
wie von einer Verletzung der weſentlichſten Rechte der 
            Bevöl=
kerung. Auch die Sprachenfrage ſei zu erwägen. Die 
            links=
ſtehenden Politiker hätten die Zweiſprachigkeit als intellektuelle 
und wirtſchaftliche Notwendigkeit bezeichnet. Was verlangen die 
Elſaß=Lothringer? Sie verlangen, daß ſie ihre Mutterſprache 
ſprechen dürfen. Niemand denke daran, das zu verbieten. Sie 
müßten Deutſch lernen und man müſſe ihnen Gelegenheit dazu 
geben. Das ſei eine Frage der Schulorganiſation. Es müſſe 
            je=
doch betont werden, daß auch alle Klaſſen der Bevölkerung 
Franzöſiſch ſprechen lernen müßten. Schließlich ſprach der Redner 
für die Laienſchule. Die Frage Elſaß=Lothringens ſei in Locarno 
geregelt worden. Die Leute des Heimatbundes hätten ſie wieder 
auf die Tagesordnung gebracht. 
Der Sozialiſt Weill forderte die Aſſimilievung. Er erklärte, 
die Autonomiſten hätten Anhänger in allen Parteien mit 
            Aus=
nahme der Sozialiſtiſchen Partei, aber man finde auch Gegner 
in allen Parteien. Selbſt die klerikale Partei verurteile die 
            Be=
wegung. Frankreich habe nicht das Recht, die Haltung der 
Elſäſſer und Lothringer während der deutſchen Beſetzung zu 
kritiſieren. Elſaß und Lothringen ſeien keine Einheit, deshalb 
könnten auch die Autonomiſten nicht das Recht der nationalen 
Minderheiten fordern. 
Bei der Abſtimmung über die Reſolution kam es zu ſcharfen 
Auseinanderſetzungen, in der Hauptſache wegen der Frage, ob 
Elſaß=Lothringen als nationale Minderheit zu betrachten ſei. 
Selbſt dem Vorſitzenden Baſch gelang es nicht, eine einheitliche 
Stellungnahme herbeizuführen. Die Abſtimmng über die 
            Tages=
ordnung wurde deshalb verſchoben. 
Dazu ſchreibt die „Tägliche Rundſchau”: „In ſo ſchamloſer 
Offenheit hat die Liga ſich noch nie enthüllt. Was werden ihre in 
Deutſchland lebenden Freunde zu dieſer Tagung ſagen? 
            Grum=
bach und Weill, dieſe trefflichen Verräter ihres elſäſſiſchen 
            Volks=
tums (wenigſtens ihrem Namen nach zu urteilen ſind es 
            Men=
ſchen deutſchen Stammes) haben ebenſowenig die Berechtigung, 
über die elſaß=lothringiſche Autonomiebewegung zu reden, wie 
die Liga für Menſchenrechte ſich erlauben kann, die 
            Autonomie=
forderung der Elſaß=Lorhringer löſen zu wollen.”
 Franzöſiſche Hetze gegen den elſäſſiſchen Heimatbund. 
Am 23. Dezember iſt hier zum erſten Male die „Volksſtimme‟ 
erſchienen. Das Blatt, das bisher in Saargemünd 
            herausge=
geben wurde, iſt bedeutend erweitert worden und wird von 
Männern des Elſaß=Lothringiſchen Heimatbundes geleitet. 
            In=
nerpolitiſch ſteht das Blatt auf ſeiten der religibs=kirchlichen 
Kreiſe. Das Neuerſcheinen des Blattes wird hier als Ausdruck 
für das wachſende Selbſtbewußtſein der Elſaß=Lothringer 
            be=
zeichnet. Beſonderes Intereſſe kommt ihm dadurch zu, daß der 
„Temps” Schauermärchen über das neue Organ des 
            Heimat=
bundes zu berichten weiß und die Behauptung aufſtellt, daß das 
Blatt mit deutſchem Gelde ausgehalten werde. Aus den beiden 
erſten Nummern des Blattes geht hervor, daß dieſe 
            Behaup=
tungen des franzöſiſchen Blattes nur einen durchſichtigen 
            Vor=
wand zur Hetze gegen den Heimatbund ergeben ſollten.
 Der angebliche „Zwiſchenfall” in Mainz. 
Die Havasagentur hatte geſtern eine Meldung verbreitet, 
derzufolge nach Schluß einer Chriſtmette in der Garniſonkirche 
zwei franzöſiſche Soldaten von einer Anzahl angetrunkener 
Deutſchen überfallen und mißhandelt worden wären. Von 
            amt=
licher Seite erfahren wir, daß ſich nach den Mitteilungen der 
heſſiſchen Regierung nur die Tatſache ergeben hat, daß einige 
franzöſiſche Soldaten in der Weihnachtsnacht in ſtark 
            angetrun=
kenem Zuſtand ſich in Mainz herumgetrieben haben, bei welcher 
Gelegenheit einer der Soldaten ſeinen Dienſtrevolver verlor. Um 
für dieſen Verluſt ſeinem Vorgeſetzten gegenüber eine Ausrede 
zu haben, hat der betreffende Soldat dann den ganzen „
            Zwiſchen=
fall” zuſammenphantaſiert.
 * Das Rätſel der mutterrechtlichen 
Geſellſchaften. 
Von Oscar A. H. Schmitz. 
Als ich Ende der neunziger Jahre nach längerem 
            Auslands=
aufenthalt nach München zurückkehrte, fand ich meinen alten 
Freundeskreis um Karl Wolfskehl, Stefan George und Ludwig 
Klages unter der tiefen Wirkung eines Buches ſtehen, das, längſt 
vergriffen, in einer neuen, beſchränkten Auflage wieder erſchienen 
war: des Schweizers Bachofen heute berühmt gewordenes Werk 
über das Mutterrecht im Altertum. Es wirkte auf uns alle wie 
eine Offenbarung, freilich nicht politiſch=ſozialer, ſondern 
            philo=
ſophiſch=religiöſer Art. Ich geſtehe, daß wenige Bücher auf meine 
Entwicklung ſolchen Einfluß gehabt haben *). Heute, nach mehr 
als einem Vierteljahrhundert, iſt nun Bachofen geiſtige Mode 
geworden. Seine Schriften werden von Berufenen neu 
            heraus=
gegeben, eine mit größter Vorſicht zu benutzende Schrift des 
Paares Värting wurde viel beſprochen, weil ſie das tiefe Problem 
in oberflächlicher Weiſe für emanzipatoriſche Tendenzen 
            aus=
ſchlachtete, und nun liegt eine ſehr ernſte Studie von Paul Kriſche 
vor: „Das Rätſel der Mutterrechtsgeſellſchaft”, die zwar die 
philoſophiſch=religiöſe Seite der Frage nicht berührt, aber mit 
großer Zuverläſſigkeit die erweislichen Tatſachen zuſammenſtellt, 
die für mutterrechtliche Zuſtände bei den Alten wie bei den 
            heuti=
gen wilden Völkern ſprechen. Dabei ſind die Entdeckungen neuer 
Forſchungsreiſender ausgiebig benutzt. Die Unhaltbarkeit der 
Värtingſchen Theorie von einer Pendelbewegung, in der vater= 
und mutterrechtliche Zeiten in der Entwicklung der Menſchheit 
abgewechſelt hätten, wird faſt in jedem Abſchnitt widerlegt 
und die Värtingſche Methode durch Beiſpiele wie folgendes 
bloßgeſtellt: Nach den Värtings hätte im alten Aegypten der 
Mann kein Beſitzrecht gehabt, ſondern nur die Frau. 
            Nichts=
deſtoweniger aber habe er eine Mitgift in die Ehe eingebracht, 
und all ſein Beſitz ſei auf die Frau übergegangen. 
Die Forſchung über das ſchwerwiegende, für unſere Zeit 
pſychologiſch ungemein wichtige Mutterrechtsproblem iſt noch 
lange nicht abgeſchloſſen, aber nach dem von Kriſche 
            zuſammen=
getragenen Tatſachenmaterial ergibt ſich mit Sicherheit bereits 
folgendes: Bachofen irrte mit der Annahme, daß der 
            mutter=
vechtliche Zuſtand, in welchem Familie und Erbſchaft der 
            mütter=
lichen Linie folgt, wodurch die Frau die Vorherrſchaft über den 
Mann erhält, der menſchliche Urzuſtand war; er behält jedoch 
Recht mit der Hauptſache, daß dem eigentlich vaterrechtlichen
 *) Vgl.: „Dämon Welt 
jcklung, Verlag Go. Müller 
Seite 291 ff.
 (patriarchaliſchen) Zeitalter bei ſehr vielen, vielleicht bei allen 
Völkern, ein mutterrechtliches vorausging. Der Urzuſtand war 
weder vater= noch mutterrechtlich, es war die Zeit der Horde, in 
der nicht nach Vater und Mutter gefragt wurde, da jedes Kind 
der Horde gemeinſam gehörte. In jener Zeit des 
            umherſchwei=
fenden Nomadentums herrſchte naturgemäß der Mann ſo, wie, 
falls ein ausgewachſenes Männchen vorhanden, bei den in 
Rudeln lebenden Tieren. Mutterrecht entwickelte ſich jedoch in 
der Zeit des ſogenannten niederen Ackerbaus, um ſpäter wieder 
zu verſchwinden. In der Zeit, als die Jagd nicht mehr die 
            ein=
zige Beſchaffung der Nahrung war, wohl aber noch einen 
            wich=
tigen Beſtandteil bildete, wurde der Frau die Bebauung des 
Bodens überlaſſen. Mit der beginnenden Seßhaftigkeit erfährt 
die Natur des Weibes, deſſen Belaſtung durch die Fortpflanzung 
ihm das Nomadenleben zu einer Hölle gemacht haben muß, zum 
erſtenmal Berückſichtigung. Alle Ackerbaugottheiten, wie Ceres 
find weiblich. Fruchtbarkeit des Leibes und Bebauung der Erde 
ſind den primitiven Völkern ſo identiſch, daß man bei manchen 
den Glauben findet, ein vom Mann der Erde anvertrauter 
Samen könne nicht aufgehen, weil ihm die magiſche Beziehung 
fehlt. So wurde naturgemäß auch der Beſitz am Boden der Frau 
überlaſſen, und vielfach wurde die zu Hauſe Schaltende dem 
immer draußen bei Jagd oder Krieg weilenden Mann 
            gegen=
über zur politiſch beſtimmenden Macht, ja in fruchtbaren 
            Län=
dern, wo bald der Boden Ueberfluß an Nahrung brachte und 
keine Feinde an den Grenzen drohten, wie in dem alten 
            Aegyp=
ten, konnte es dazu kommen, daß ein verweichlichtes 
            Männer=
geſchlecht in vollkommene Abhängigkeit von der Frau geriet, ja 
weibliche Sekundärmerkmale annahm, ſich mit Schmuck behängte 
und in der Liebe der umworbene und beherrſchte Teil wurde 
Trotzdem iſt von eigentlichen Frauenſtaaten, wie die Värtings 
voreilig ſchließen, nichts erwieſen. An Stelle des Vaterrechts 
findet ſich in mutterrechtlichen Geſellſchaften das ſogenannte 
Avunculat, das heißt das Oheimsrecht. Wohl vererbt ſich die 
Autorität in weiblicher Linie, wird aber tatſächlich doch durch 
einen Mann, nämlich den Bruder der Frau, ausgeübt. Wie dem 
nun auch ſei, ſelbſt wenn es reine Gynäkokratien gegeben haben 
ſollte, nie ſind ſie über primitiven Ackerbau, Töpferei und Weberei 
(alles weibliche Erfindungen) hinausgekommen. Nachdem der 
Mann von Jagd und Krieg einigermaßen entlaſtet war, ſchuf 
er Handwerk, Handel, Technik, Staat, Kirche, Kunſt und 
            Wiſſen=
ſchaft, alſo alles, was man Kultur nennt, während die 
            natür=
liche, nicht aufzuhebende Belaſtung der Frau durch die Fort 
pflanzung ſie im Haus hielt, wo ihr die Wohltat der 
            Seßhaftig=
keit erhalten blieb, aber die politiſche Macht allmählich wieder 
entwunden wurde. Freilich iſt ihr eines geblieben, wie Kriſche 
ſehr ſchön ausführt: das bewußte Muttertum oberhalb des rein
 triebhaften des Tieres und der Hordenfrau, alſo das 
            mütter=
liche Ethos, und mag auch zeitweiſe ihre Stellung der einer 
Sklavin geglichen haben, die Achtung vor dieſem Ethos iſt im 
Manne nie erloſchen. Im übrigen ſchließe ich mich der 
            Fro=
beniusſchen Auffaſſung an, daß es, im Gegenſatz zu der 
            Värting=
ſchen Pendeltheorie, eine dauernde Verſchlingung vater= und 
mutterrechtlicher Tendenzen noch in der Gegenwart gibt. So 
ſtehe ich nicht an (im Widerſpruch zu tendenziöſen 
            Behauptun=
gen), die Einehe für einen Sieg des mutterrechtlichen Prinz ps 
über die gerade auf dieſem Gebiet nomadiſch gebliebenen 
            In=
ſtinkte des Mannes zu halten, wurde jene Einwirkung von ihm 
auch nicht immer ganz treu befolgt, ſo doch als Grundſatz und 
vor allem als Anſpruch der Frau geſetzlich anerkannt, zweifellos 
zum Vorteil einer differenzierteren Gefühlskultur. Das Weſen 
der männlichen, patriarchalen Kultur iſt individualiſtiſch, das 
Weſen der mutterrechtlichen iſt kollektiviſtiſch, ja kommuniſtiſch. 
In der männlichen Religion tritt an Stelle der feindſeligen 
Dämonen der individuelle Seelenkult, und, wenn man ſich auch 
nur langſam entſchloſſen hat, der Frau eine Seele zuzuerkennen, 
ſo hat ſie doch auch hier vollkommen geſiegt. Der patriarchalen 
Kultur verdankt auch ſie den Emporſtieg über ihr kollektives 
Gattungsſchickſal zur Individualität. 
In einem Punkt haben nun die Värtings recht. Manche 
ſogenannten männlichen Tugenden und weiblichen Mängel ſind 
nicht ſo ſehr männlich und weiblich, als Merkmale des Herrn 
und des Sklaven. Wo es ihnen die Verhältniſſe erlaubten, hat 
es ſehr wehrhafte Frauen gegeben, wenn ſie auch niemals zu 
eigentlicher Staatengründung vorgeſchritten ſind, und jene 
            ge=
ſchmückten, von älteren Frauen umworbenen Bürſchchen im alten 
Aegypten haben an Läppiſchkeit den weiblichen „Flirts” moderner 
Palace=Hotels gewiß nicht nachgeſtanden, ſondern ſie weſentlich 
noch übertroffen Ebenſo ſehen wir ja heute, wo ſich den Frauen 
der Weg zur Bildung weit geöffnet hat, daß logiſches Denken 
nichts mit dem Geſchlecht, nur mit Uebung zu tun hat. 
Trotz alledem bleibt der Grundgegenſatz der Geſchlechter 
            be=
ſtehen, daß die Frau durch ihre leibliche Fruchtbarkeit und durch 
deren Kehrſeite, die Belaſtung, der Natur in ihrem Weſen 
            näher=
ſteht, der Mann durch ſein ungebundenes Nomadentum dem 
Schaffen aus einem freieren Prinzip, dem Geiſte. Es iſt nicht 
angängig, wie Kriſche verſucht, das vorübergehende Mutterrecht 
materialiſtiſch aus dem Produktionsprozeß des Ackerbaus zu 
            er=
klären, vielmehr iſt es das Weſen der Frau ſelbſt, ſobald ſich 
die Gelegenheit bietet, was es zur Pflege der Pflanze treibt 
und in der weiblchen Blumenliebe in einem dem Mann oft 
kaum verſtändlichen Maß noch heute beſteht, während der Mann 
unbedingt dem Tier vernanter i” poraus ſich auch ſein 
            blu=
tiges Sünden 
211 läBt.
Nummer 359.
Dienstag, den 28. Dezember 1926
Seite 3
 * Die Verhandlungen mit der 
Botſchafterkonferenz. 
Die Einigung über Polizei und Verbände. 
Die Verhandlungen zwiſchen der deutſchen Regierung und 
der Botſchafterkonferenz über die Polizeifragen und 
            Sportver=
bände ſind jetzt endgültig zum Abſchluß gekommen. Eine 
            grund=
ſätzliche Einigung war ſchon vor Genf erzielt und von uns 
            mit=
geteilt worden. Was noch ausſtand, waren Fragen von zweiter 
Größe und die Formulierung, die jetzt auch geregelt iſt. Die 
amtliche Verlautbarung über den Inhalt der Vereinbarung 
            ent=
hält wenig Neues. In Sachen Polizei hat ſich die Entente 
            da=
von überzeugt, daß ihre Forderungen ſich mit den 
            Sicherheits=
bedürfniſſen Deutſchlands nicht in Einklang bringen laſſen und 
hat daher dem von deutſcher Seite aufgeſtellten 
            Minimalpro=
gramm zugeſtimmt, das eine Vermehrung der 
            Polizei=
truppen um einige Tauſend Mann bringt. Wegen der 
vorübergehenden Einſtellung in die 
            Reichs=
wehr, die durch die Angelegenheit, mit dem Sohn des 
            ehe=
maligen Kronprinzen akut wurde, wird die Einigung durch 
einen Notenaustauſch erzielt, worin beſtimmte Grundſätze 
            feſt=
gelegt werden. Auch die Frage der Sportverbände hat 
eine für uns erträgliche Löſung gefunden. Das 
            Reichsminiſte=
rium des Innern wird in einem Runderlaß an die 
            Länderregie=
rungen, deſſen Wortlaut vorher vereinbart iſt, noch einmal auf 
die geſetzlichen Beſtimmungen aufmerkſam machen, wodurch den 
Sportverbänden die militäriſche Ausbildung 
unterſagt wird. Damit wäre dann dieſes ganze Kapitel 
endgültig abgeſchloſſen. Es bleiben noch die 
            Diffe=
renzpunkte über dje öſtlichen Feſtungen und die 
Ausfuhr von Kriegsgerät. Der deutſche Unterhändler 
General von Pawels iſt kurz vor Weihnachten nach Berlin 
            zurück=
gekehrt und hat mit den verſchiedenen Reſſorts ſich in 
            Verbin=
dung geſetzt. Er wird anfangs Januar mit Vorſchlägen nach 
Paris reiſen, von denen wenigſtens die deutſchen amtlichen 
Stellen glauben, daß ſie auch für die Gegenſeite annehmbar ſind. 
Der Bericht des Treuhänders für deutſche 
Induſtrieobligationen. 
Der jetzt herausgekommene Bericht des 
            Treuhän=
ders für deutſche Induſtrieobligationen bezieht 
ſich auf das zweite Halbjahr der zweiten Jahresleiſtung und 
umfaßt die Zeit vom 1. März 1926 bis 31. Auguſt 1926. Darin 
wird u. a. ausgeführt: Die Bank für deutſche 
            Induſtrieobliga=
tionen hat in Gemäßheit der Beſtimmungen der 
            Induſtrieobli=
gationen und der zwiſchen ihr und dem Treuhänder getroffenen 
Abkommen die Zahlung der auf das zweite Rechnungsjahr 
(1. September 1925 bis 31. Auguſt 1926) entfallenden 
            Jahres=
leiſtungen durchgeführt. Dieſe Zahlung, die insgeſamt 125 
            Mil=
lionen Goldmark beträgt, fand an beſtimmten Daten ſtatt. Im 
dritten Rechnungsjahre (1. September 1926 bis 31. Auguſt 1927) 
wird die zu bewirkende Zahlung doppelt ſo hoch ſein, d. h. 250 
Millionen Goldmark betragen, was einer Verzinſung von fünf 
Prozent auf die Obligationen im Betrage von 5 Milliarden 
            ent=
ſpricht. Dieſe Zahlung hat zur Hälfte am 1. April 1927, zur 
anderen Hälfte am 25. Auguſt 1927zu erfolgen. Das 
            Induſtrie=
belaſtungsgeſetz unterwirft der Kontrolle, der Bank und des 
Treuhänders etwaige Verkäufe von Grundſtücken, die der 
            öffent=
lichen Laſt unterliegen. Konkurſe und freiwillige Liquidationen 
von Unternehmungen, Erhöhungen und Verminderungen, des 
Betriebsvermögens ſowie Gründungen von neuen 
            Unternehmun=
gen. Es hat ſich ergeben, daß der Wert der Grundſtücke, welche 
weiterhin der öffentlichen Laſt unterliegen und infolgedeſſen zur 
Sicherung der Einzelobligationen dienen, nicht aufgehört hat, 
den Nominalbetrag dieſer Obligationen reichlich zu überſteigen. 
Die Sicherheiten, die von den Induſtrieunternehmungen für ihre 
langfriſtigen Anleihen gewährt wurden, beeinträchtigen in keiner 
Weiſe die Sicherheit, welche für die den Treuhändern 
            über=
gebenen Induſtrieobligationen und Induftriebonds beſtellt iſt. 
Ueber die Entwicklung der deutſchen Induſtrie in den letzten 
Jahren urteilt der Treuhänder: Der Typ der horizontalen 
            Orga=
niſation iſt die logiſche Folge des Prinzips der Rationaliſierung, 
welches die deutſche Induſtrie unter dem Druck der 
            wirtſchaft=
lichen Schwierigkeiten ſich zu eigen machte und welche bereits ſehr 
ſchätzenswerte Reſultate ergeben hat. Die erheblichen 
            Anſtren=
gungen, die die deutſche Induſtrie in der letzten Zeit gemacht 
hat, um ihre Lage zu ſanieren und ihre Betriebe zu 
            rationali=
ſieren, beweiſen die großen Fährgkeiten der leitenden 
            Perſön=
lichkeiten. Die zahlreichen Zuſammenſchlüſſe und 
            Reorganiſa=
tionen der Induſtrie haben einen günſtigen Einfluß auf die 
induſtrielle Entwicklung im Jahre 1926 ausgeübt, ſoweit man 
dies nach den Feſtſtellungen, die man bereits machen kann, zu 
beurteilen vermog.
 Der Fall Rouzier. 
Berlin, 27. Dezember. 
Mehrere Berliner Blätter beſchäftigen ſich in ihren 
            Abend=
ausgaben mit der Begnadigung der in Landau verurteilten 
Deutſchen. Die „Deutſche Zeitung” ſagt: Für 
            Deutſch=
land bleibt die Forderung beſtehen, daß Rouzier gerichtlich 
            be=
ſtraft werden muß. Solange dem einfachſten 
            Gerechtigkeitsemp=
finden nicht Genüge geſchieht, ſolange bleiben alle Behauptungen 
von Verſöhnung zwiſchen Deutſchland und Frankreich 
            gegen=
ſtandslos. — Die „Tägliche Rundſchau” ſchreibt unter der 
Ueberſchrift „Genugtuung — nicht Gnade‟: Durch die 
            Begna=
digung der Verurteilten iſt die tiefe Erbitterung des deutſchen 
Volkes über das Landauer Urteil wenigſtens zu einem Teile 
            ge=
mildert worden, aber weder für uns, noch für Frankreich kann 
der erſchreckende Fall mit dieſem Gnadenakt erledigt ſein. Wir 
müſſen Genugtuung fordern für die uns in Landau angetane 
Schmach. Und dieſe Genugtuung kann in nichts anderem beſtehen, 
als in der ſchleunigen Räumung des beſetzten Gebiets. Die 
Politik des friedlichen Ausgleichs kann nicht zum Ziele führen, 
ſolange es einſichtsloſe Militärs in der Hand haben, die Politik 
der leitenden Staatsmänner zu ſabotieren, ſo oft und ſo 
            gründ=
lich es ihnen beliebt. — Die „Deutſche Allgemeine 
Zeitung” ſchreibt: „Wir haben von dieſem Schritt ſchon 
            ge=
ſagt, daß er als Anfang einer Umkehr zu werten und als ſolcher 
zu begrüßen ſei, wenngleich der Freiſpruch Rouziers ſelbſt noch 
ungeſühnt iſt. Aber gerade die Erledigung des Falles 
            hinſicht=
lich der Deutſchen zeigt vielmehr, daß der Kern.des Uebels in 
der Fortführung der Beſatzung liegt. Darum wäre es verfehlt, 
ſich in Einzelforderungen zu zerſplittern. Man muß den größten 
Nachdruck immer wieder auf das klare Verlangen legen: Schluß 
mit der Beſatzung!” 
BritiſcheVorkriegsforderungen an Deutſchland 
London, 27. Dezember. 
Die Regelung britiſcher Vorkriegsſchulden an deutſche 
            Staats=
angehörige und an die deutſche Regierung iſt bereits weſentlich 
fortgeſchritten. Einem am 18. Dezember 1926 veröffentlichten 
Bericht des britiſchen Clearing Office, das mit der Regelung 
der Forderungen betraut iſt, entnehmen wir, daß bisher an 
            bri=
tiſche Gläubiger insgeſamt 83,5 Millionen Pfund Sterling oder 
rund 1,7 Milliarden Goldmark auf Grund von 
            Vorkriegsforde=
rungen an deutſche Staatsangehörige und an die deutſche 
            Regie=
rung ausgezahlt worden ſind. Dieſe Forderungen ſetzen ſich im 
einzelnen wie folgt zuſammen: Schulden 50,74 Millionen Pfund, 
Liquidationsverträge 19,92, Entſchädigungen 12,81 Millionen 
Pfund, insgeſamt 83,47 Millionen Pfund Sterling. 
Dieſer Betrag wird ſich nach Beendigung der vor dem 
            ge=
miſchten deutſch=engliſchen Schiedsgerichtshof noch ſchwebenden 
Verfahren weſentlich erhöhen. Insgeſamt liegen dem 
            Gerichts=
hof 3276 unerledigte Forderungen vor, zu denen auch jetzt noch 
laufende Angelegenheiten hinzukommen. 
Die griechiſchen Finanzen. 
w. Athen, 27. Dezember. 
Die Kammer wird am 10. Januar die Arbeiten wieder 
            auf=
nehmen. Inzwiſchen beſchäftigte ſich die Regierung mit der 
Finanzfrage, um der Kammer ohne Verzögerung das 
nächſte Haushaltsg ſetz vorlegen zu können. Durch die von allen 
Miniſterien ergriffenen Sparmaßregeln und in erſter 
Linie durch bedeutende Herabſetzung der Militärausgaben könnte 
der Haushalt ins Gleichgewicht gebracht werden. Nach 
den Zeitungen würden ſich die Erſparniſſe auf 750 Millionen 
Drachmen belaufen. 
Preußiſcher Landtagsvizepräſident Garnich * 
Berlin, 27. Dezember. 
In der Nacht zum Montag ſtarb plötzlich an den Folgen einer 
in kurzer Zeit wiederholten Gallenſteinoperation der 
            volkspartei=
liche Abgeordnete und dritte Vizepräſident des preußiſchen 
            Land=
tages, Geh. Rat Hugo Garnich. Der Verſtorbene war einer 
der Gründer der Deutſchen Volkspartei, die er ſeit 1919 zunächſt 
in der preußiſchen Landesverſammlung, dann im preußiſchen 
Landtag vertrat. Er wurde in Berlin gewählt und verſah in 
den beiden bisherigen Seſſionen des Landtages jeweilig den 
Poſten eines dritten Vizepräſidenten. Als ſolcher wird ihm auch 
in kritiſchen Verhandlungsſtunden Geſchick und Energie 
            nach=
geſagt. Geh. Rat Garnich hat nur ein Alter von 52 Jahren 
erreicht. Er war Regierungsbaumeiſter bei den 
            Eiſenbahndirek=
tionen Altona und Berlin, ſowie beim Eiſenbahnzentralamt und 
Mitglied des Patentamtes. Als Rittmeiſter war er während des 
Krieges beim Generalgouvernement in Belgien tätig. In ſeiner 
parlamentariſchen Tätigkeit hat er ſich beſonders der 
            Berufs=
intereſſen der techniſchen Beamten angenommen. 
 * Geſpenſterfurcht der Linken. 
Ein Kabinett Weſtarp? 
Von unſerer Berliner Redaktion. 
Die Herren auf der Linken leiden plötzlich an Alpdrücken. 
Sie waren es, die zuerſt darauf hingearbeitet haben, daß die 
Regierungscriſe auf Mitte Januar vertagt wurde. Der Gedanze, 
daß etwa der Reichstag bis in die Weiynach swvoche 
            zuſammen=
bleiben könnte, um die Regierungsbildung vorzunehmen, wurde 
von ihnen abgelehnt auf die ſehr durchſichtige Sperulation hin, 
daß inzwiſchen die Verärgerung des Zentrums ge en die Soz 
            al=
demokratie ſich verlaufen würde und dann die Möglich eiten für 
die Große Koalition beſſer ſein würden als unmittelbar nach der 
Scheidemann=Rede. Sie waren alſo damals durchaus 
            durch=
drungen davon, daß für ihre Abſichten eine Verlängerung der 
Kriſe bis zum Januar günſtig ſei. Jetzt haben ſie plötzlich 
            um=
gelernt und ſehen Geſpenſter. Sie behaupten, daß Graf 
Weſtarp auf eine Kleine Koalition der Rechten h.narbeite 
und ein Kabinett zuſammenſtellen wolle, das, 
wemn es notwendig ſei, auf Grund des Artikels 48 mit 
der Diktatur arbeite. Deshalb wird jetzt plötzlich 
            ange=
regt, ob es nicht zweckmäßiger ſei, den Reichstag ſchon früher 
einzuberufen, um ſolche geſpenſtiſchen Pläne zu erſt.cken, ehe ſie 
ſich verwirklichen könnten. Das iſt eine überflüſſige Sorge. 
Daß freilich die Reichstagspauſe benutzt wird, um die 
            Aus=
ſichten der verſchiedenen Kombinationen abzutaſten, iſt eine 
Selbſtverſtändlichteit. Wir zweifeln auch keinen Augenblick daran, 
daß der Reichspräſident den Grafen Weſtarp, nachdem Herr 
Müller=Franken geſcheitert iſt, den Auftrag zur Kabinettsbildung 
anbieten wird. Aber es wäre von dem deutſchnationalen 
            Füh=
rer mehr als töricht, wenn er ſeine Ausſichten überſchätzen würde. 
Graf Weſtarp müßte, enn er ſelbſt die Leitung in der Hand 
            be=
halten wollte, auf die aktive Mitarbeit des Zentrums verzichten, 
da das Zentrum nicht gut auf die Deutſchna ionalen zu ſprechen 
iſt und ſich auf die Deutſche und Bayeriſche Voltspartei und die 
Wirtſchaftliche Vereinigung ſtützen, alſo ungefähr das 
            Experi=
mentwiederholen, das Herr Dr. Luther bei ſeinem erſten 
            Kabi=
nett machte, nur mit dem Unterſchied, daß Herr Dr. Lu.her 
            im=
merhin damals, ein gewiſſes Maß von perſönlichem Vertrauen 
beim Zentrum genoß, was bei dem Grafen Weſtarp nicht der 
Fall iſt. Hinzu kommt aber noch, daß die Aufsaben, vor denem 
die neue Regierung ſtehen wird, ganz andere ſind als damals. 
Es ſind vor allem ſozialpolitiſche Aufgaben, um die der Streit 
geht, wie das Arbeitszeitgeſetz. Hier liegen bindende Abmachungen 
des Blockes der Mitte vor. Jedenfalls glauben wir nicht, daß 
Graf Weſtarp, auch wenn die theoretiſche Möglichkeit für ihn 
            be=
ſtehen ſollte, mit einer Regierung vor den Reichstag zu treten, 
die ſich ausſchließlich auf die Rechtsparteien ſtützt, davon 
            Ge=
brauch machen würde. Die größere Wahrſcheinlichkeit ſpricht 
            da=
für, daß er ſeinen Auftrag, wenn er betraut wird, zurückgebem 
und der Reichspräſident dann eine politiſch weniger rechts 
            ab=
geſtempelte Perſönlichkeit beauftragen wird, die Regierung auf 
derſelben Grundlage, aber in engerer Verbindung mit dem 
            Zen=
trum zu verſuchen, die größere Ausſicht hätte, nicht nur bei der 
Antrittsvorftellung eine Mehrheit zu bekommen, ſondern auch 
über die ſpätere Zeit der Sozialgeſetzgebung hinaus auszuhalten. 
Dos ſind indes alles Spekulationen. Wie die Dinge 
            ſchließ=
lich laufen werden, weiß jetzt noch kein Menſch zu ſagen. 
            Vor=
läufig hält man in maßgebenden Kreiſen daran feſt, die 
            Ver=
handlungen zur Löſung der Kriſe erſt am 10. Januar zu 
            besin=
nen, wenn mit dem Zuſammentritt des Hauptausſchuſſes des 
Reichstages wenigſtens alle Fraktionsführer zur Stelle ſind. 
Das ſchließt aber nicht aus, daß der Reichspräſident vorher 
            be=
reits ſich noch einmal mit den Führern in Verbindung ſetzt und 
auch den Reichstagspräſidenten hört, um ſich ſelbſt ein mözlichſt 
klares Bild über die Endwicklungsrichtungen der verſchiedenen 
Mehrheiten zu machen. 
Kommuniſien=Verhaftungen in Leitland. 
EP. Riga, 27. Dezember. 
In den letzten Tagen ſind hier Verhaftungen von 
            Kommu=
niſten vorgenommen worden, die zur Aufdeckung eines 
            umfang=
reichen Materials geführt haben. Zwei von den verhafteten 
Kommuniſten gehören der lettiſchen, zwei der jüdiſchen Sektion 
der 3. Internatiouale an. Bei den Verhafteten hat 
man wichtiges ſchriftliches Material aufgedeckt, 
das beſonders viele Daten über die wirtſchaftliche Lage in 
            Lett=
land enthält. Bekanntlich macht Lettland eben eine 
            wirtſchaft=
liche Kriſe durch, die die Kommuniſten anſcheinend ausnutzen 
wollen. Es ſei hierbei darauf hingewieſen, daß 1924, als der 
Kommuniſtenputſch in Reval ſtattfand, dieſer in einer Zeit von 
ſtatten ging, wo das Land ſchwer unter der Wirtſchaftskriſe litt.
 Der große Wert der Mutterrechtsforſchung für unſere Zeit liegt 
nun darin, daß tatſächlich das Weſen des Weibes, an ſich heimlicher 
und unbewußter, noch nicht annähernd in dem Maß bekannt iſt, 
als das des viel ausgeſprocheneren Mannes. Mit der Emanzipation 
iſt wenig gewonnen, ſolange ſie von der Meinung ausgeht, daß 
allein die Männer recht haben und darum die Frauen es nun 
ihnen in allem gleich tun müßten. Es muß genau geſchieden 
werden, was bei der Frau natürliche, nicht abzulehnende 
            Ge=
ſchlechtsrolle iſt, was Mißbrauch dieſer Bindung durch die 
Herrſchſucht des ungebundeneren Mannes. Auf der 
            Ver=
wechſlung dieſer ſehr verſchiedenen Dinge beruht die heutige 
Verwirrung der Geſchlechter, die das Heil in ſchablonenhafter 
Gleichberechtigung, ſtatt in höchſt verſchiedener Berechtigung und 
Verpflichtung ſieht. Es iſt nicht die Schuld des Mannes, daß 
die Frau in Schmerzen Kinder gebären muß, und, wenn ſie es 
auch verweigert, dennoch durch ihren darauf eingerichteten 
            Or=
ganismus in allem tätigen und geiſtigen Leben gegenüber dem 
Mann im Nachteil iſt, und ſie zerſtört ſich an Seele und Leib 
wenn ſie dieſes am Ende doch hoffnungsloſe Wettrennen auf 
ſich nimmt. Es ſoll damit nichts gegen die heute unerläßliche 
weibliche Berufsarbeit geſagt werden, nur gegen deren 
            ten=
denziös=feminiſtiſche Einſtellung. Dagegen ſcheint mir die Frau 
viel hoffen zu dürfen, wenn ſie ſtatt des Wettrennens mit dem 
Mann auf bewußterer und freierer Stufe den Einfluß gerade 
des weiblichen Weſens wieder ſte gert, der heute in erſchreckender 
Weiſe abnimmt. Nie hat männliche Einſtellung ſo einſeitig 
triumshiert wie heute, wo die Frauen zu ſiegen planten, indem 
ſie ſich vermännlichen.
 Hk. Wien. Dem Schauſpieler Dr. Rudolf Tyrolt am Deutſchen 
Volkstheater in Wien, der nach einer 56jährigen Schauſpielerlaufbahn 
Abſchied von der dramatiſchen Kunſt nahm, iſt vom Bundespräſidenten 
der Titel eines Profeſſors verliehen worden. Dr. Tyrolt hat ſich auch 
literariſch betätigt. Er veröffentlichte eine Reihe von Aufſätzen meiſt 
dramatiſchen Inhalts, ſchrieb die „Chronik des Wiener Stadttheaters 
1872—74” und veröffentlichte die Luſtſpiele „Meiſter Poitier”. „Die 
öffentlichen Angelegenheiten” u. a.
 * Adalbert Stifter. Erzählungen. Inſel=Verlag, Leipzig. Preis 
4 Mark. 
Der 300 Seiten umfaſſende Band enthält die Erzählungen: Das 
Heidedorf, Der beſchriebene Tännling, Kalkſtein, Bergkriſtall, Der 
            Wald=
brunnen, Der Kuß von Lentze, Die Sonnenfinſternis am 3. Juli 1842, 
von denen die beiden erſten den Studien, dem Hauptwerk des einſt 
tiel geleſenen Schriftſtellers und Dichters, des im benühmt gemacht hat=
 entnommen ſind. Kann man Stifter — wie Jean Paul, mit dem er 
viel Verwandtes hat — heute noch leſen und wie ſoll man ihn leſen? 
Seine in den Jahren 1844—50 entſtandenen „Studien”, die als die 
Quinteſſenz ſeiner literariſchen Richtung zu betrachten ſind und in denen 
das Idyll ganz in landſchaftüchem Naturgefühl aufgeht, wurden wegen 
des aller Leidenſchuft, Problemen und Konflikten abgewandten 
            quie=
tiſtiſchen Grundzugs und der in Naturgefühl ſchwelgenden 
            Landſchafts=
ſchilderung als Reaktion gegen die Haſt und das Getriebe einer 
            un=
ruhigen und ſtreitenden Zeit mit Begeiſterung aufgenommen; „man 
ſchöpfte aus ihnen dasſelbe beruhigende Empfinden, als wenn man aus 
dem täglichen Lärmen und der Unraſt der Stadt in die Stille und 
Schönheit des Waldes flüchtet und dort Erholung und Stärkug ſucht. 
Denſelben Gewinn kann man noch heute aus Stifters Erzählungen, 
ihrer Ruhewelt, ihrer Reinheit und imnneren Harmonie ziehen, wenn 
wan ihn noch zu leſen verſteht. Um ſich in ſeine behaglichen, bis in die 
kleinſten Einzelheiten breit ausgeſponnenen Stimmungsbilder zu 
            ver=
ſenken, bedarf es der Sammlung innerer Ruhe und Befreiung von 
Eimdrücken ſpannender, aufregender und ſenſationeller mod erner Romane, 
einer Rückehr zum nadürlichen Empfinden, alſo einer geiſtigen 
            Um=
ſtellung. Menſchen und Geſchichten ſind bei Stifter Nebenſache, die 
            Natur=
beſchreibungen als ihre ſymboliſche Erklärungen, Hauptſache. Alles 
finſternis” einem Pracht= und Meiſterſtück da Naturſchilderung, ſagt er: 
„Ich bin ſeit Kindkeittagen viel, ich möchte faſt ſagen, ausſchließlich mit 
der Natur umgegangen, und labe mein Herz an ihre Sprache gewöhnt 
und liebe dieſe Sprache, vielleicht einſeitiger, als (s gut iſt” In der 
Natur wird ihm alles zur Poeſie. Der Wald mit ſeinen Gräſern und 
Kräutern, Blumen, Beeren und Steinen, ſ inen Käfern ſeinem 
            Vogel=
ſang und Bienton, die Wieſe mit ihren Farbentönen, das Feld mit ſeinen 
Aehren, Blumen und Lebeweſen. Der Bach mit ſeinem Plätſchern und 
Naturerſcheinungen, Regen Schneeſtürme und Gewitter. 
            Unerſchöpf=
lich iſt ihm dieſe Welt der Natur. Auch in Einzelſchilderungen, wie der 
Wohnſtätten und des häuslichen Lebens in den genannten Erzählungen, 
prachtvoll n Erzählung von dem am Chriſtabend im Schnee ſich 
            verirren=
den Geſchwiſterpaar „Bergkriſtall”; das Leben des vereinſamten Pfarers Trockenbeſtäubungsmittel, insbeſondere des Dr. Sturmſchen Mittels, 
in „Kalkſtein” bewährt ſich ſeine Kunſt. — Wer ſich in die Seele dieſer 
Dichtungen verſenken kann, den vermögen ſie auch heute noch von den 
Mühen und Sorgen des Alltags. Verſtimmungen und politiſchm Gezänk 
des Friedens zu entrücken. 
Dr. W. 
* Beetbovens unſterbliche Geliebte. Der Roman ſeines Lebens, 
Liebens und Leidens von Joſeph Aug. Lux. Mit 17 gleichzeitigen Bekämpfung gegen Peronoſpora, Roten Brenner und Heu= 
Wiedergaben nach zeitgenöſſiſchen Bildern und Dokumenten und 6 und Squerwurm) veranlaßten den Unterausſchuß für Schädlingsbekämp= 
Fakſimiles. Romane berühmter Männer und Frauen. Verlag von 
Rich, Bong, Berlin. Geb. 6,50 Mk., Ganzleinen 7,50 Mk., Halb= lung zu empfehlen. Die Herſtell rin dieſer Mittel, die Chemiſche Fabrir 
leder 12 Mark. 
Die Kunſt Beethobens iſt ſo gewaltig, daß ſich die Anteilnahme lange 
Zeit nicht an ſeine menſchliche Perſönlichkeit und an ſeine Lebensſchick= zenswerter Natgeber in der Schädlingsbekämpfung und Weinbehandlung 
In dem an Aufſchlüſſin veichen Erzählungswerk des Muſikkenners und Vertricbsſtellen der obigen Mittel oder direkt von der Fabrik koſtenlos 
Romanſchriftſtellers Joſeph Aug. Lur liegt dieſes Gebeimmis, das für
 Mitwelt und Nachwelt viele Jahrzehnte hindurch gewaltet hat, im 
feſſelnder und ergreifender Darſtellung ausgebreitet. Die gleichen 
Weſenszuige, die der Muſik Beethovens ihr gewaltiges Gepräge geben, 
treten auch in ſeinem Leben zutage: ſtürmiſch’s Ringen und Sich=
            Er=
heben, Sehnſucht und innige Hingabe. Ein Kampf zwiſchen irdiſcher 
und himmliſcher Liebe entbrennt, der ſchließlich auf den Höhen der 
            Ver=
klärung mit dem überirdiſchen Jubel der neunten Symphonie endigt: 
dieſen Kuß der ganzen Welt.
 * „Deutſcher Sport in Wort und Bild” heißt der deutſche 
Pferdeſportkalender, der alljährlich in hochfünſtleriſcher 
            Ausfüh=
rung von Eduard Zinſel, Hofphotograeh in Darmſtadt, 
            her=
ausgegeben wird und dort zu beziehen iſt. Dieſer Kalender 
            er=
freut ſich ſeit Jahren in Kreiſen der Pferdeſportler beſonderer 
Beliebtheit, und ſeit Jahren iſt der Herausgeber beſtrebt, dieſem 
Kalender eine in der Qualität ſteigende künſtleriſche Ausſtattung 
zu geben. Zinſel iſt als einer der beſten 
            Pferdeſportphoto=
graphen in Deutſchland bekannt, und ſeine Aufnahmen aus 
Rennen, Zücht=reien und dergleichen ſind weit berühmt. Der 
gipfelt bei ihm in Naturempfinden. In ſeiner Erzählung: „Die Sonnen= Kalender enthält neben dieſen ausgezeichneten Abbildungen, die 
eine intereſſante Schau über die Ereigniſſe des Jahres im 
Pferdeſport geben, eine große Anzahl Kalendertexte von erſten 
Fachleuten des Pferdeſportes und der Pferdezucht, die zuſammen 
mit den Bildern den geſamten Pferdeſport Deutſchlands 
            behan=
deln. Die drucktechniſche Ausführung aus der L. C. 
            Wittich=
ſchen Hofbuchdruckerei, Darmſtadt, iſt, wie alle 
            Erzeug=
niſſe dieſer Druckerei, ganz erſtklaſſig. Es dürfte zurzeit keinen 
Rauſchen, die Berge mit ihren Zacken=, Schnee= und Eisgebilden. Die ähnlichen Kalender in Deutſchland geben, der künſtleriſch und 
drucktechniſch die gleiche vorzügliche Aufmachung aufweiſt. 
Winzerkalender 1927. Die letzten Jahre haben gezeigt, daß bei 
            rich=
einer feſtlichen Jagd im „beſchriebenen Tännling”; des Chriſtfoſtes in da tiger und zeitgemäßer Anwendung der Schädlingsbekämpfungsmittel 
außerordentliche Erfolge zu erzielen ſind. Durch die Einführung der 
war die Schädlingsbekämpfung kurz nach dem Kriege in ganz neue 
Bahnen gelenkt worden. So ſind im Jahre 1926 auf Grung der mit 
dem Dr. Sturmſchen Mittel gemachten guten Erfahrungen zwei neue 
hinweg in die Sphäre einer reinen, harmoniſchen Welt der Ruhe und Präparate in Verſuch genommen worden, die den Zweck haben, auch die 
Peronoſpora durch pulverförmige Mittel zu bekämpfen. Die guten 
            Er=
fahrungen mit dieſen neuen Verſtäubungsmitteln „Euſiſa 1926‟ 
(gegen Peronoſpora und Roten Brenner) und „Cuſarſen” (zur 
fung des Deutſchen Weinbauverhandes, die Mittel zur Zwiſchenbehand= 
E. Merck, Tarmſtadt, gibt auch für das Jahr 1927 einen Winzerkalender 
unter Mitarbeit bekannter Fachleute heraus, der dem Winzer ein 
            ſchät=
ſale heranwagte über denen ſeine Verſchloſſenheit den Schleier hielt, während des ganzen Jahres ſein wird. Der Kalender wird durch bie 
Antagg
Seite 4.
Dienstag, den 28. Dezember 1926
Nummer 359
Heujahrskarten, Kalender, Geschäftsbücher
 Miene Kue 
in außergewöhnlicher 
Auswahl, preiswert
Rapcr.
Lautz
 Ecke 
            Rhein=
u. Grafenstr. 
19108mdk(
Fami ſennachrictenf
 Statt Karten. 
Ihre Verlobung beehren ſich anzuzeigen 
Tina Hartmann 
Ernſt Udluft 
Weihnachten 1926 
Darmſiadt 
Eherſiadt b. D. 
Neue Schwanenſtr. 27 
Frankturt a. M
(*33680)
Bornwieſenweg 43
 Gréte Flach 
Willi Walther 
Dipl.-Ing. 
Verlobte
Darmstadt
Cassel
(33707)
 Ihre vollzogene Trauung 
geben bekannt 
Hans Weiſe 
Käte Weiſe 
geb Tennert ( 33710
 Darmſtadt 
Der Kau. M.=V. 
Graf v. Haeſeler hat 
zu ſeinem 
            Weiknachts=
feit am Freitag, den 
31. d Mts, rünktlich 
7 Uhr abds, im 
            Kon=
kordiaſaal. Waldſtr 
Nr 33, unſerenVerein 
freundlichſt eingeladen 
Reichhaltiges 
            Pro=
gramm au der Kaſſe 
ür 50 Pfg. (19111 
Der Vorſtand.
 Todes=Anzeige 
Gott dem Herrn hat es gefallen, am 23. Dezember, abends, meinen 
herzensguten Mann, unſeren unvergeßlichen Vater, Schwiegervater und 
Großvater 
ohannes Andres 
Kaufmann 
nach ſchwerem Leiden in nahezu vollendetem 73. Lebensjahr zu ſich in die 
Ewigkeit abzurufen. 
Die trauernden Hinterbliebenen: 
Sophie Andres, geb. Trabant 
Rechtsanwalt Dr. Sans Andres und Frau Mieze, geb. Müller 
Regierungsrat Dr. Wilheim Andres und Frau Louiſe, geb. Nechel 
Dr. med. Karl Andres und Frau Margareihe, geb. Schmidt 
und 4 Enkelkinder 
Darmſiadt, Berlin=Lichterfelde, am 27. Dezember 1926 
Die Beerdigung fand in aller Stille ſiatt. — Von Beileidsbeſuchen biitet man abzuſehen 
233711
 S 
Ia Calcium=Carbid 
Ml. 26.— für alle Körnungen 
Ml. 39.— 1525 mm Körnung 
frei Haus, bezw. Station Darmſtadt. 
Fabriklager: 
A. & 3. Monnard, Spedition. 
Darmſtadt. (I.19001 
K 
O4
Bevor Sie ſt.y entſchließen, an einem
 Ihre Vermählung geben bekannt 
Dipl.=Ing. Felix Leikert 
und Frau Eliſabeth 
geb. Mechler 
Darmſiadt 
Neu= Finkenkrug 
Landwehrſtr. 24 
bei Berlin 
im Dezember 1926 (33673
 Die in Nr. 358 des Darmſtädter 
            Tag=
blatts erſchſenene Verlobungsanzeige 
            ent=
ſpricht nicht den Tatjachen und erkläre 
ich dieſelbe, als ohne mein 
            Einverſtänd=
nis erlaſſen, für ungültig. 
Emil Bauer 
Nieder=Ramſiadt 
Lohberg 61. 
33757)
 Statt beſonderer Anzeige 
Unſere gute Mutter, Großmutter. 
            Schwieger=
mutter, Schweſter, Schwägerin und Tante 
Frau 
Eliſe Niemann 
geb. Eſſer, Witwe 
iſi heute im Alter von 73 Jahren nach einem Leben voll 
unbegrenzter, ſorgender Liebe für ihre Familie nach kurzem, 
ſchwerem Leiden, wohlverſehen mit den heiligen 
            Sterbe=
ſakramenten, in ein beſſeres Jenſeits abgeruten worden. 
Im Namen der trauernden Hinterbliebenen: 
Ernſt Niemann 
Darmſiadt, den 26. Dezember 1926 
Wiesbaden, Hamburg, Gießen, Mainz, Köln. 
Das Seelenamt findet ſiatt Mittwoch, den 29. Dezember, vormittags 
9 Uhr, in St. Fidelis 
Die Beiſetzung findet ſtatt Mittwoch, den 29. Dezember, nachmittags 
2.30 Uhr, von der Kapelle des alten Friedhofs aus
Aa
 Die Eheleute Friedrich Weber, 
            Bäcker=
meiſter und Frau Margarete, geb. Thon, 
begehen am 29. Dezember das Feſt der 
Silbernen Hochzeit. 
Glückauf zur Goldenen! (19103
 Friedho sgärtner W. Cramer und 
ſeine Ehefrau Anna, geb. Belz, 
Beſſungerſtraße 41, feiern heute das Feſt 
der (B.19110 
Silbernen Hochzeit.
 
            Neujahrs=
karten 
            s=
liefert billig t an 
Biederverkäufer 
lakob Skurnik 
jetzt Bleichſtr. 46 
Teleph 1791.
 teilzunehmen, verlang. Sie unſeren Proſpekt 
Wir verſenden denſelben gratis u. portofrei 
Fachſchute 
für moderne Zuſchneidekunſt 
Darmſtadt, Bleichſtraße 40 14428a 
Sie finden in meiner Konditorei 
größte Auswahl 
beſte Qualitäten 
feinſte Ausführung 
imn Torten 
Dessert-Ktücken 
Teegebäck 
Täglich frische Kreppel 
Beſtellungen für Feſtlickkeiten werden 
beſtens ausgeführt (1c357a 
Wilhelm Bitze 
Darmſtadt, Hügelſtraße 19
 Drog. s che „Nachf. 
Schotolade 3 Tfl. 90 3 audwigstöhſtraßel.
(B183600
 KR 
K. B.4 tring 
irgendeine Antw unt 
Chiffre A. B. /e33713
 HS6S. 
„Jar verreiſt, komme 
heute. Ort und Zeit 
dieſelbe, wie an= 
123363 
gegeben
 Paßbilder 
in einer Stunse 14. a 
billig und gut. 
Thiele Nachf. 
nur Blelchltr.2. Tel. 1512.
 „Seit Jahren litt ich an einem ſehr ſchmern) 
faſten 
            M=
andMlac 
mit Schuppenbildung, Riſſen und Anſchwellungen.! 
Die dreimalige Anwendung Ihrer 35F iger” 
„Zucker’3 Patent Medizinal Seiſe” hat in einer 
halben Boche das Leiden ſo gründlich beſeitigt, 
daß auch die natürlicherweiſe zu erwartenden 
            Rück=
ſchläge bis heute ganz ausgeblieben ſind. 
            Bau=
amfmann H.”. 4 Stck. 60 Pfg (15 T fg) Mk. 1— 
(25 8 ig) und Mk. 1.50 (35 % ig, ſtärkſite Form). 
Dazu „Zuckooh Creme” 4 45 65 n. 90 Pfg. in allen 
Apotheken, Drogerſen u. Parfümerien erhältlich.
 Todes=Anzeige. 
Am 23. Dezember 1926 entſchlief ſanft und 
unerwartet unſre liebe Mutter, Schwiegermutter 
und Großmutter 
Frau 
Anna Eliſabeih Schafnit 
geb. Breitwieſer 
Witwe des Apothekers G. F. Schaffnit 
im Alter von 75 Jahren. 
/233758 
In tiefer Trauer: 
Familie Apotheker Breitwieſer. 
Ober=Ramſtadt, den 27. Dezember 1926. 
Die Beerdigung fand in der Stille ſtatt.
 Pauttogen arnead 
Pauttoven kieie 
die praktischen und 
mollig warmen Kleidungsstücke 
in vornehm gediegenstem Geschmack 
Beachten Sie bitte unser Spezialfenster 
Strumpfhaus „Elite‟ 
Wilhelminenstraße 11
Mag s detſen
 ſind die Beſten. 
Herſteller. 
Bernhard May 
Söhne. 
Groß=Zimmern. (13911a
 
            Bienen=
honig 
vom Juter Kredel, 
garant ert ren, 
1 Pfd. 1,50 
bei 5 Pfd. 1.40 
empſiehlt 
Joh. Walther 
Wiene ſtr. 69. 
elepb 1398 15091
 Vom 1. 
nuar 1927 ab bin ich als
 Sprech- 
Apparate 
u. Platten in großer 
Ausw. geg. bequeme 
Teilzahlung nur im 
Muſikhaus Bund 
Schuchardſtraße 9. 
Reparat, prompt u. bill 
(1 5539 
Ke
 bei dem Tandgericht Darmſtadt zugelaſſen. 
Mein Büro befindet ſich vorläufig 
            Beck=
ſtraße 59, 1. St. Fernſprecher 4008. 
Dr. jur. Curt Schmidt 
Staatsanwalt. 
Aaneg
 Grdl. Klavierunterr. 
(Einzelunterricht) 
für Anf. u. vorgeſchr. 
Schüler Gb. mäßigem 
Hon erteilt 168 6s 
L., Indorf. Darmſt. 
Schwanenſtr 72 III.
 Muſikunt erricht 
Geige, Cello, Klarier 
ert donnevert 
            Kranich=
ſteinert 1 (33458mei
 Statt beſonderer Anzeige. 
Heute morgen verſchied ſanft unſre liebe, gute 
Mutter, Schwiegermutter und Schweſter 
Frau Anna Eber Bwe. 
geb. Fleck. 
Für die trauernd Hinterbliebenen: 
Staatsanwalt C. Eber 
Gertrud Eber 
Lotty Eber, geb. Dietz. 
Darmſtadt, den 27. Dezember 1926. ( 33691 
Heinrihſtr 132. 
Die Beerdigung findet in der Stille ſtatt. 
Beileidsbeſuche dankend verbeten
(19020a
 EINLAPUNG 
zur Besichtigung meiner 
            sehens-
werten Ausstellung aparter 
UOHNRAUME 
Besuch unbedingt lohnend 
Durmstädter Möbel-Einrichtungshdus 
Heinrich 
Ladwig Stritzins er Str. 67 
Grölte Auswahl 7 Schautenster 5 Stockwerke
 Ver unterr. in 
            Ma=
ſchinenſchreiben uud 
G belsb. Stenogr.? 
Ang. m Pr. u. 41 170 
an die Geſchſt. 33704
 An einem Kinder= 
Spielkreis kö n noch 
einige Kinder 
            teil=
nehmen Anmeld ng 
Kirichſtr. 12, I. (723705 
Verloren 68.
 Verloren 
ein Anhänger mit 
ehten Steinenu 
            Per=
len an Platinkettch., 
ſchon vor einerWole 
Abzugeb gegen gute 
Be o nung /19126 
Ohlyzſtr. 77, part
 Die ſchwarz geleid 
Frau, die mit Tochter 
graues Koſtüm” am 
24. Dez in der Krone 
ue Portemonnaiem 
Jnhult aufhob, iſt von 
einem Gaſt erk. und 
erſuche dasſelbe auf d. 
rundbüro, abzugeb 
ſonſt Anzeige. ( 33692
 Köſtritzer 
Sehwarzbier,
Warmbier
 von Köſtritzer Schwarzbier bereitet iſt ein 
ebenſo nahrhafter wie wohlſchmeckender 
Trunk. Gerade in der kalten Jahreezeit 
iſt das wohlig wärmende Waimbier von 
Köſtritzer Schwarzbier ein Genuß. Kein 
anderes Bier eignet ſich, ſo gut hierzu. 
Machen Sie einen Verſuch. Hier das 
Rezept: 1 Liter Köſtritzer Schwarzbier, 
1 Srück ganzen Zimt, etwas dünn 
            ge=
ſchälte Zitronenſchale und nach Geſchmack 
Zucker. Man bringt das Bier zum 
Kochen, quirlt indeſſen zwei Eidolter in 
½ Liter Milch, und gießt unter 
            beſtän=
digem Umquirlen das kochende Bier 
allmählich zu. 
Das echte Köſtritzer Schwarzbier iſt erhältlich bei 
            Flaſchen=
dierhandlung Gg. Herth, Darmſtadt, Stiftſtraße 89, 
            Fern=
ſprecher 1244, Bierhandlung Oſtertag, Darmſtadt, 
            Hügel=
ſtraße 27, Fernſprecher 2468, und in allen durch Plalate 
kenntlichen Geſchäften. (IBln 14721
Nummer 359
Dienstag, den 28. Dezember 1926
Seite 5
 Aus der Landeshauptſtadt. 
Darmſtadt, 28. Dezember. 
— Ernannt wurden: am 21. Dezember: der Lehrer Robert Hinze 
zu Kelſterbach (Kreis Groß=Gerau) zum Lehrer an der Volksſchule zu 
Nieder=Ingelheim (Kr is Bingen), der Lehrer Dr. Wilhelm Haag zu 
Mühlheim (Kreis Offenbach) unten Uebertragung einer Lehrerſtelle an 
der Volksſchule zu Ober=Ingelheim (Kreis Bingen) zum Rektor an dieſer 
Schule, der Lahrer Johannes Mayer zu Nieder=Ingelheim (Kreis 
Bingen) zum Lehrer an der Volksſchule zu Kelſterbach (Kreis Groß= 
Gerau); — am 22. Dez mber: die prov. Dipl.=Handelslehrerin Cornelia 
Schwickert, zu Mainz niſt Wirkung vom 1. Dezember 1926 ab zur 
Diplom=Handelslehrerin an der kaufmänniſchen Abteilung der 
            Fortbil=
dungsſchule daſ lbſt; — am 23. Dezember: der ordentliche Profeſſor an 
der Phitoſophiſch=Theologiſchen Hochſchule in Dillingen an der Donau 
Dr. Matthias Meier in Dillingen a. d. D. mit Wirkung vom 1. Jau. 
1927 an zum perſönlichen Ordinarins für Philoſophie auf ſcholaſtiſcher 
Grundlage an der Techniſchen Hochſchule in Darmſtadt, der zweite 
            Be=
amte bei der Hauptſtaatskaſſe Oberfinanzrat Emil Schudt in 
            Darm=
ſtadt zum Direktor bei der Hauptſtaatskaſſe vom 1. Januar 1927 ab. — 
Am 20. Dezember wurde der Kommunalforſtwart Leonhard 
            Lauten=
ſchläger 3. zu Brensbach auf Grund des Art. 3 des Geſetzes über die 
Ermächtigung der Staatsregierung zur Neuregelung der Dienſtbezüige 
der Kommunalforſtwarte ſowie zur Neueinteilung der Förſtereien 
vom 30. Juli 1920 unter Vorbehalt der Regelung der 
            Dienſtalters=
folge vom 1. Dezember 1926 an in den Staatsdienſt übernommen und 
zum Förſter der Förſterei Brensbach (Forſtamt Groß=Bieberau) ernannt. 
— Heſſiſches Landestheater. Am Freitag, den 31. Dezember, ge= 
Engt als Silveſtervorſtellung die bekannte und ſeit zwei 
            Genera=
kionen beliebte Poſſe „Robert und Bertram” oder „Die 
            luſti=
gen Vagabunden” von Guſtav Raeder zur Aufführung. Das überaus 
rüſtige Stück iſt ſeit dem Jahre 1915 nicht mehr in Darmſtadt gegeben 
worden und kommt diesmal mit ſämtlichen Geſängen und Tänzen auf 
die Büihne. Die muſikaliſche Leitung des Abends liegt in den Händen 
von Berthold Sander. Als Einleitung wird die zündende Ouvertüre 
„Banditenſtreiche” von Suppé geſpielt. Die zahlreich über die Hand= 
Fung verſtreuten Melodien, beſonders die in den Quodlibets und 
Enſembles enthaltenen, ſind altbckannten und beliebten Opernwerken 
von Beethoven, Mozart, Auber, Flotow, Meherbeer und vielen 
            ande=
ren entnommen und werden hier im Anſchluß an die luſtigen Streiche 
Roberts und Bertrams in ſcherzhafter Form verwendet. Der 
            Bieder=
meiercharakter des Werkes wird in bezug auf die Dekoration, die 
            Ko=
ſtüime und die Darſtellung unverfälſcht feſtgehalten werden und auf jede 
unzeitgemäße und ſtilwidrige Abweichung verzichten. Die weſentlichen 
Nollen ſind wie folgt beſetzt: Robert: Robert Klupp, Bertram: Paul 
Maletzki, Strambach: Heinrich Kuhn, Michel: Eugen Vogt, 
            Schild=
wache: Carl Ebert, Mehlmeier: Hans Epskamp, Lips: Richard 
            Jür=
gas, Röſel: Marianne Vincent, erſter Gendarm: Rudolf Wittgen, 
zweiter Gendaum: Hans Baumeiſter, Ippelmeher: Hugo Keßler, 
            Iſi=
dore: Beſſie Hoffart, Bandheim: Jogchim Büttner, Kommerzienrätin 
Forchheimer: Ilſe Lahn, Dr. Corduan: Kurt Weſtermann, Jacques: 
Hans Net, Frau Müller: Margarete Carlſen. Als Sitzentänzerinnen 
werden im Salon Ippelmeher die Damen Kreibig, Scheinpflug und 
Böhm auftreten. Der dekoratibe und koſtümliche Teil der Aufführung 
wird von Lothar Schenck von Trapp geleitet werden. Inſzenierung: 
Generalintendant Ernſt Legal. Der Beginn der Aufführung iſt bereits 
auf 6 Uhr feſtgeſetzt. 
Der große Erfolg der Neueinſtudierung von Humpordincks „Hänſel 
und Gretel” und der Pantomime „Die Puppenfee” veranlaßt die 
            Ge=
neraldirektion, die erſte Wiederholung für Sonntag, den 2. Januar, 
anzuſetzen. Die für dieſen Tag angekündigte Volksvorſtellung „Wiener 
Blut” wurde auf einen ſpäteren Termin verſchoben. 
Verein der Theaterfreunde. Wie bereits mitgeteilt, 
            fin=
det die erſte diesjährige geſchloſſene Veranſtaltung des Vereins der 
Theaterfreunde heute Dienstag, abends 8 Uhr, im Großen Haus des 
Landestheaters ſtatt, für die ſich eine große Anzahl von Künſtlern und 
Küinſtlerinnen des Landestheaters zur Verfügung geſtellt hat. Das 
Programm ſteht unter dem Zeichen „Weihnachten in Dichtung und 
Mtuſik” und ſieht zwei Teile vor. Im erſten Teil wird Intendanzrat 
Hans Baumeiſter die Weihnachtslegende von Ludwig Thoma zum 
            Vor=
trag bringen, die umrahmt und in ihren Hauptſtücken durch muſikaliſche 
Darbietungen unterbrochem wird. Zu Beginn und Ende der erſten 
Hälfte des Programms ſingt der Chor des Landestheaters unter 
            Lei=
tung von Berthold Sander ein altes Weihnachtslied. Den Vortrag der 
Weihnachtslegende ſelbſt unterbricht zuerſt das Drumm=Quartett mit 
einem Streichquartet (Largo ſoſtenuto) „Aus meinem Leben” von 
            Sme=
tana, dann ſingt Heinrich Hölzlin, von Erich Niede am Flügel 
            beglei=
tet, eine Arie aus Händels „Meſſias‟. Die Damen Jacobs, Liebel, 
Kapper, Werlé, Gercke, und die Herren Biſchoff, Hölzlin, Strzeletz, 
            De=
harde werden ſich zum Geſange eines Madrigales, des Marienliedes von 
Brahms, unter Leitung von Berthold Sander vereinigen, Margarete 
Albrecht, begleitet von Fritz Bohne, Mariä Wiegenlied von Reger ſingen, 
und die Herren Günther, Handke, Türpe und Wüſtenberg vom 
            Heſſi=
ſchen Landestheatevorcheſter ein Largo für 4 Poſaunen von Mozart 
ſpielen. — Den zweiten Teil des Abends leitet Käthe Gothe mit der 
Erzählung eines Märchens von Luiſe Büchner „Die Geſchichte vom 
Chriſtkindvogel” ein. Dann folgt Anna Baumeiſter=Jacobs mit zwei 
Geſängen von Brahms „Geſtillte Sohnſucht” und „Geiſtliches 
            Wiegen=
lied”, bei denen ſie von Generalmuſikdirektor Joſeph Roſenſtock am 
            Flüi=
gel und Kammermuſiker Rudolf Sprenger auf der Bratſche begleiret 
wind, Robert Klupp lieſt ein Winterſonnenmärchen von Otto Ernſt, und 
Marta Kuhn=Liebel ſingt zuſammen mit Sitta Müller=Wiſchin zwei 
Lieder von Erich Riede, „Wiegenlied” und „Frühlingsdämmerung”, die 
der Komponiſt ſelbſt am Flügel begleiten wird. Den Abſchluß des 
            Pro=
gramms machen Paula Kapper und Euſtav Deharde wit dem Duett 
aus der Operette „Der liebe Auguſtin” von Leo Fall, wobei ſie von 
Berthold Sander am Flügel begleitet werden. — Die Kaſſe des 
            Landes=
theaters gibt zu dieſen Veranſtaltungen keine Karten aus. 
            Infolge=
deſſen werden alle diefewigen, die ſich für die Ziele des Vereins der 
Theatarfreunde intereſſieren und dieſe Veranſtaltung noch zu beſuchen 
wüinſchen, gebeten, ſich bei Herrn Kalbſuß, Marktplatz 10, mit Karten 
zu verſehen. 
* Liederabend Karl Barkmann. In der Aula der Baugeiverkſchnuile 
veranſtaltete am Montag abend der Nengeiſtkreis Darmſtadt 
gemeinſam mit dem B. d. W. (Bund deutſcher Wanderer) einen 
            Weihe=
abend, den der junge Hamburger Konzert= und Oratorienſänger Karl 
Barkmann mit einem ganz ausgezeichneten Programm deutſcher 
Lieder beſtritt. Ein nur kleiner, aber in ſich geſchloſſener und andächtig 
geſtimmter Kreis von Zuhörern folgte mit wachſender Anteilnahme der 
nur beſte Liedkunſt bringenden Vortragsfolge und dankte herzlich dem 
Künſtler und ſeinem Begleiter am Flügel, dem Darmſtädter Pianiſten 
Hermann Heiß, der ſich ſeiner nicht immer leichten Aufgabe 
            dis=
kret und anſchmiegſam, ruhig und ſicher entledigte. Zuerſt hönte man 
zwvei geiſtliche Lieder von Johann Sebaſtian Bach, dann Lieder von 
Max Reger, Robert Schumann und Hugo Wolf, von denen mir die 
„Fußreiſe” am beſten gefiel. Im zweiten Teil, der nach dem erſten 
Teil nicht abſiel, ſondern die Eindrücke noch ſteigerte, kam ein 
            Moder=
ner, Armin Knab, mit Vertonungon von Gedichten von Stefan George 
und Alfred Mombert, ſowie von Liedern aus des „Knaben Wunderhorn” 
zu Gehör. Die etwas ſchwermütige Note, die ſich im Laufe des Abends 
ſteigerte, liegt dem Sänger offenbar am beſten. Sein warmes, 
            tief=
dunkel gefärbtes Organ iſt bis zur Mittellage tragfähig und 
            modula=
tionsfähig, während in den hohen Regiſtern ſich eine kleine Neigung 
zum Detonieren zeigt. Wundervoll die Tiefe des Empfindens, die 
innige Beſeelung des Vortrags, dazu eine ſympathiſ he Ton= und 
            Sprach=
gebung, die auch techniſch geſtoigerten Anſprüchen entſpricht. Man 
möchte den liebenswürdigen Künſtler einmal im größeren Rahmen 
hören. Wie er die paar ſchlichten Zeilen von Momberts „Weiße Schafe‟ 
ſang, das war eine auf der wundervollen Vertonung von Knab 
            auf=
bauende unvergeßliche Leiſtung. 
H. W. W. 
— Darmſtädter Künſtler auswärts. Das Karlsruher Tagbl. ſchreibt: 
Als ein Glanzpunkt des Abends kaun das Auftreten der Konzartſängerin 
Fräulein Cramer=Darmſtadt bezeichnet werden. In den 
            Weihnachls=
liedern von Peter Cornelius und vier Liedern von Brahms (
            Mädchen=
lied, Tamboürlicſch n. Der Schmied und Ständchen) entfaltete ſie die 
ganze Pracht ihres kultivierten umfangreichen, Tiefen wie Höhen 
            mühe=
los beherrſchenden Soprans und begeiſterte das Publikum zu immer 
neuen Hervorrufen, ſodaß ſie ſich trotz ihres weitgeſpannten Programms 
noch zu einigen Zugaben verſtehen mußte. Als geſchmackvolle, 
            anſchmieg=
ſame Begleiterin am Flügel erwies ſich die Pianiſtin Frl. Seibold. 
— Orpheum. Der mit großem Beifall aufgenommene Weihnachts= 
Varieté=Spielplan wihrt nun noch bis 31. Dezember. Es gelten kleine 
Preiſe, und zwar: Eſtrade 0,80 Mk., Saal 1 Mk., Sperrſitz 1,50 Mk., 
Balkon 1,50 und 2 Mk., Parkett 2 und 2,50 Mk. Telephoniſche 
            Beſtel=
lungen unter Nr. 389. (S. Anz.) 
* Brandverſicherungsbeitrag, für das Jahr 1926. Die 
            Brandver=
ſicherungskamer macht bekannt, daß zur Deckung der Ausgaben der 
Brandvcrſicherungskaſſe aus 1926 und zur Ergänzung des 
            Betriebs=
fonds auf je 100 Mark Umlagekapital ein Beitrag von 8 
            Reichs=
pfennig ausgeſchlagen und in einem Ziel bis zum 15. Febr. 
1927 erhoben werden ſoll. Als Mindeſtbeitrag für eine Hofreite ſind 
65 Reichspfennig zu zahlen.
 Weihnachtsfeiern im Verſorgungshaus 
und Altersheim. 
Dieſer Tage fanden in dieſen ſtädtiſchen Anſtalten die diesjährigen 
Weihnachtsfeiein ſtatt. Um den ſtrahlenden Lichterbaum hatten ſich 
neben den Heimbewohnern die Vertreter der Wohlfahrtsdeputation und 
des Wohlfahrts= und Jugendamtes verſammelt. Den Mittelpunkt 
bildeten die Anſprachen des Herrn Pfarraſſiſtenten Lein. Er verſtand 
es, in zu Herzen gehenden Worten die Weihnachtsbotſchaft zu verkünden, 
die für alle Zeit gilt, auch für die Armen und Alten, denen es nicht 
vergönnt iſt, den heiligen Abend im Kreiſe lieber Angehöriger zu 
            ver=
bringen. Die Feiern wurden verſchönt durch die Mitwirkung der 
            Chor=
ſchule des Altersheims, unter Leitung des Organiſten, Herr Lehrer 
Keſſel. Zur Ausgeſtaltung der Feier in der Kapelle des Altersheims 
hatten ſich ferner in liebensrürdiger Weiſe zur Verfügung geſteilt: Herr 
Lang vom Heſſiſchen Landestheater, ſowie die Herren Koch, Römer 
und Sulzmann. Ihre vorzüglichen Leiſtungen auf dem Gebiete des 
Gefanges bzw. der Muſik tragen ſchon jahrelang zur Verſchönerung 
dieſer Veranſtaltung bei. Den Schluß bildete in beiden Heimen die 
Verteilung der Weihnachtsgeſchenke. Dank der Fürſorge der 
            Stadt=
verwaltung und der Spendefreudigkeit hieſiger Firmen war es möglich, 
den Bewohnern außer Weihnachtsgebäck und dergl, durchweg all das 
zu geben, was ſie ſich vorher mit ihrem Wunſchzettel erbeten hatten. — 
Im Altersheim fand dann noch ein Beiſammenſ in der Infaſſen bei 
Kaffee und Kuchen ſtatt. Auch hier brachten die vier genannten Heuren 
Proben ihrer edlen Kunſt zu Gehör. Außer ihnen ſorgten weitere 
Kräfte durch deklamatoriſche Darbietungen uſw. dafür, daß bei den 
alten Leuten recht bald eine frohe Feſtſtimmung vorhanden war. Allen, 
die uneigennützigerweiſe mitgewirkt haben, dürfen gewiß des herzlichen 
Dankes der Heimbewohner verſichert ſein. Dank gebührt aber auch der 
Stadtvertretung und Stadtverwaltung, die die Mirtel zur Unterhaltung 
der Anſtalten zur Verſtigung ſtellen. Dicſen Danr erſtattete denn auch 
der Leiter des Wohlfahrts= und Jugendamtes, Herr Dir. Schrauth, 
der gleichzeitig die Verdienſte des Betriebsinſpektors nebſt Gattin, ſowie 
des übrigen Perſonals mit anerkennenden Worten würdigte. Er ge 
dachte nicht nur der Tätigkeit im Intereſſe der Durckführung der 
            Weih=
nachtsfeiern, ſondern insbeſondere auch der hingebenden Fürſorge, mit 
den ſie jahraus jahrein die Bewohner der beiden Heime betreuen.
 Larnbert Gelées 
Tofal-Ausverkauf 
wegen Geschäftsaufgabe 
nur noch 3 Tage! an 
Verkauf zu jedem annehrnbaren Prleis.
 Weihnachtsfeiern im Städtiſchen Krankenhaus. Eine echte deutſche 
Weihnachtsfeier war am Freitag nachmittag im Städtiſchen 
            Kranken=
haus, die in ihrer Schlichtheit und Innigkeit die Seele tief berührte. 
Für die leichter Erkrankten war auf Veranlaſſung der Frau Oberin 
Catois das Veſtibül des Hauſes zur Feier hergerichtet worden. Es ſtand 
ein brennender Lichterbaum da, in deſſen Nähe ſich ein 
            Schweſtern=
chor aufgeſtellt hatte. Der übrige Raum war dicht beſetzt. Die Feier 
wurde mit dem gemeinſam geſungenen Lied „Lobt Gott ihr Chriſten 
allzugleich” eingeleitet. Der Schweſternchor ſang dann den Choral 
„Liebe Botſchaft iſt erklungen” und gegen Schluß der Feier noch 
„Schlaf wohl, du Himmelsknabe‟. Herr Pfarrer Wagner verlas die 
Verkündigung des Propheten Jeſaias auf das Erſcheinen des Meſſias 
und im weiteren Verlauf die Weihnachtsbotſchaft nach dem 
            Evange=
liſten Lukas. Frau Sturmfels=Beck verſchönte die Feier durch den 
innigen Vortrag der Weihnachtslieder: „Markt und Straßen ſtehn 
            ver=
laſſen” und „Wie ſchön geſchmückt iſt der feſtliche Raum”, die mit 
            wohl=
lautender und wohlgeſchulter Stimme von ihr geſungen wurden. Im 
Anſchluß an die Schriftverleſungen hielt Herr Pfarrer Wagner eine 
Anſprache, in der er das Krankenhaus nicht, wie üblich, als eine Stätte 
des Leidens betrachtete, ſondern als einen Ort der Freuden. Wieviel 
Freude empfinden Aerzte, Schweſtern und Pflegerinnen über die 
            dank=
baren Blicke der Patienten, über jedes Zeichen einer weiterſchreitenden 
Geneſung! Und wieviel Freude empfinden die Geſundgewordenen 
über das Segenswerk, das in dieſem Hauſe ausgewirkt wird! Aber 
kein Tag iſt ſo voller Freude, wie das Weihnachtsfeſt. Es iſt dies die 
Dankbarkeit für die Menſchwerdung Chriſti, der alles Leid auf ſich 
nahm, um uns zu erlöſen. Immer greifen die Heilandshände ein, und 
ſie werden auch bereit ſein, zu helfen in unſe er ſchwerſten Stunde; 
dann werden wir in Frieden und Dankbarkeit dahinfahren. Die Feier 
ſchloß mit einem Gebet und dem gemeinſamen Geſang „O, du fröhliche, 
o, du ſelige, gnadenbringende Weihnachtszeit‟. Es folgte ein 
            Rund=
gang, der durch die größeren Krankenſäle führte; auch dort waren 
prächtige Weihnachtsbäume aufgeſtellt, die von den Schweſtern reich 
            ge=
ſchmückt waren und unter denen ſchöne Gaben bereit lagen. Die 
Schweſtern ſangen wiederum in dieſen Sälen Weihnachlslieder. 
            Be=
ſonders glanzerfüllte Augen fah man auf der Kinderſtation; einige der 
Kleinen ſprachen angeſichts des Lichterbaumes und der Krippe 
            Weih=
nachtsgedichte. Ueberall im Hauſe hatten die Kranken nur Blicke voll 
Dankbarkeit für ſo viel Liebe und Freude, die ihnen mit der 
            Weih=
nachtsfeier bereitet war. 
— Waiſenſchutz=Weihnachtsfeier. Am Samstag, den 1. Januar 
1927, findet von nachmittags 4 Uhr ab in ſämtlichen Räumen des Städt. 
Saalbaues die Weihnachtsfeier, beſtehend aus Konzert, Geſangs= und 
humoriſtiſchen Vorträgen ſowie Theater und Tanz ſtatt. Wie bei jeder 
Feſtlichkeit des Waiſenſchutz wird auch in dieſem Jahr eine große 
            Tom=
bola veranſtaltet. Ein Beſuch des Feſtes iſt daher ſehr zu empfehlen. 
Alles weitere erſehe man aus der Anzeige und Plakaten 
— Weihnachtsfeier und Dekorationsfeſt des Schützenklubs „
            Weid=
mannsluſt”. Am 2. Weihnachtstag, abends, hielt der Schützenklub „
            Weid=
mannsluſt” im feſtlich geſchmückten Klublokal ſeine Weihnachtsfeier, 
            ver=
bunden mit Dekorierung einige ſeiner Schützen ab. Der Vorſitzende, 
Schütze Schmidt, eröffnete die Feier mit einer Feſtrede und wies 
            ins=
beſondere auf den Schießſport hin. Alsdann nahm er die Dekorierung 
der Schützen Kirſch und Schmidt aus Gruppe B vor. Aus Gruppe 4 
wurden die Sckützen Schaffnit II, Darnieder und Molke dekoriert. Für 
das Weihnachtsſchießen waren 13 Preiſe geſtiftet worden. Die Feier 
verlief nach echter Schützenart. 
— Der Männerverein der Johannesgemeinde hält heute, Dienstag, 
abends 8 Uhr, im Gemeindehaus ſeine Weihnachtsfeier ab. Neben 
            An=
ſprachen und allerlei muſikaliſchen Vorträgen wird Herr Schauſpieler 
Eduard Göbel Vorleſungen ernſten und heiteren Inhaltes zum 
beſten geben. Teekarten zu 30 Pf. berechtigen zum Eintritt. Gäſte ſind 
willkommen.
 Der Tag des Bubtkopfes 
ist der Wochentag, an welchem man regelmäßig 
das Haar mit „Pixavon” wäscht, um es frisch, 
glänzend, weich und geschmeidig zu machen, damit 
es leicht jede Frisur annimmt.
 Keine der gewöhnlichen füssigen 
            Haar-
waschseifen hat guch nur annähernd die 
Wirlungen von Pixavon. Bestehen Sie fest 
auf „Piravon” (nur in geschlossenen 
Originalflaschen), so vohl für die 
            häus-
liche Haarwäsche, wie auch für die im 
Fri. iersalon.
 Fordern Sie kostenlos von uns 
            Ab-
bildungen neuer Bubenkopfschnitte 
für Winter 1926. 
LINGNER-WERKE 
Dresden
ice
 * Erſie Skifahrt zur Darmſiädier Ski= und 
Wanderhütte. 
Das Wetterhäuschen am Luiſenplatz zeigte 2 Grad warm. 
            Nebel=
dunſt lag in trüb n, naſſen Straßen. Doch das Barometer ſtieg ſchon 
ſeit Tagen ſtetig. Wer das Gebirge im Winter kennt, weiß, was er von 
ſolchem Wetter zu halten hat. Den Ruckſack geſchnürt, die Bretter 
            ge=
ſchultert, ſo ging es zuvcnſichtlich durch Pfützen und Regen zum 
            Bahn=
hof. Die Bergſtraße hüllt ſich in dunkles Grau, ſelbſt im badiſchen 
Muſterländle ſcheint es heute nicht Tag werden zu wollen. Erſt 
            zwi=
ſchen Achern und Ottenhöfen ändert ſich das Bild. Ein daar weiße 
Kleckſe auf den nächſten Wieſen leuchten vielverſprechend, weiter oben 
werden geſchloſſene Schneeflächen ſichtbar, und die Sonne kämpft mit 
Linner werdenden Nebelſchwaden. Schon hinter Seebach lädt ein Bauer 
vom Fuhrwerk auf den mitgenommenen Schlitten um. Immer ſtiller 
und reiner wird die Winterlandſchaft. Bald gleiten die Bretter. Noch 
einmal gewinen die Wolken Ueberhand, dichter Nebel fängt ſich in hohem 
Fichtenwoald und begleitet uns, bis wir an der Achener Hütte die 
            Wol=
kengrenze überſchritten haben. In der behaglich durchwärmten Hütte 
hält Frau Gaiſer ſchon den dampfenden Tee bereit. Bald leuchten Mond 
und Sterne vom klaren Himmel. Zu kleiner Nachtfahrt flattern die 
Bretter über brüchigen Harſch am freien, flachgeneigten Oſthang des 
            Alt=
ſteigerkopfs. Im Bau herrſiht fröhliches Treiben. Der Akademiſche 
Skikluß Darmſtadt iſt für zwei Tage eingezogen und bringt zünftiges 
Leben mit. Früh geht es am nächſten Tag aus den Federn und aus 
dem Stroh. Ein richtiger Berg= und Winterſonntag ward uns beſchert. 
Rote Streifen am fernen öſtlichen Horizont leuchten über einem weiten 
weißen Wolkenmeer, aus dem ſich die Sonne klar und ſtrahlend erhebt. 
Ueber den Seckopf, an deſſen Fuß Schleier der Wildſeejungfrauen im 
Morgenwind verwehen, gehts hinunter in flotter Abfahrt zur 
            Ruhe=
ſteinwieſe, auf der ſchon ein ganzes Heer von Skihaſerln herumhüpft. 
Auf einſamem Waldpfade ſpuren wir hinauf zum Vogelskopf. Immer 
neue Ausblicke von überraſchender Schönheit kommen hinzu. Beſchneite 
Spitzen der Vogeſen ſchwimmen auf bläulichem Grau der Wolkendecke im 
Weſten. Im Süden heben ſich Feldberg und Turner aus weißem Flaum. 
Dahinter reihen ſich in langer Kette Alpengipfel der Schweiz und des 
Allgäus. Um Mittag genießen wir Höhenſonne. Das Thermometer 
zeigt im Freien vor der Hütte 21 Grad warm. Aber ſchon um 3 Uhr 
zieht der Schnee wieder an und die Skibahn wird gut. Auch der 
            Mon=
tag ſollte blau werden, ſo blau und leuchtend, wie die Kinder der Ebene 
es ſich in dem üblichen Dezemberſuddelwetter gar nicht vorſtellen können. 
Der Sonntagsverkehr hat ſich verzogen. Eine kleine Gruppe zieht ſtill ihre 
Spur auf einſamem Waldpfad hinauf zum Altſteigerskopf. Heute liegt die 
Wolkengrenze tiefer; vielleicht bei 500 Meter. Plötzlich dringt in die 
Stille, ſcheinbar aus nächſter Nähe kommend, geiſterhaftes Glockenläutem 
herauf. Es mag aus irgend einem Dorf da unten in der Ebene kommen, 
die unſeren Blicken entzogen iſt. Dort ſaugt ein Schmetterling am 
glitzerndem Tautropfen und rührt die Flügel wohlig im warmen 
            Son=
nenſchein. — Wir rüiſten zur Heimfahrt. Ein langgeſtreckter welliger 
Höhenrücken lockt uns nach Oſten, dem Murgtal zu. Tiefe 
            Bergeinſam=
keit umfängt uns; nur ein hochgehender Auerhahn und ab und an eine 
Hochwildfährte zeugen von Leben. Mühelos ſpurt es ſich flach geneigte 
Hänge hinauf; Welle um Welle bergauf und bergab verlängern den 
Genuß der Abfahrt, bis ſchließlich eine letzte Schlußfahrt über breite 
Wieſen hinunter nach Zwickgabel zur Schönmünzacher Landſtraße führt. 
— In der Hütte am Altſteigerskopf brennt in behaglicher Ecke die 
Pctroleumlampe. Der Hüttenwirt und ſeine Frau reden von 
            kommen=
den Wochen, wo viel Jugend zu Berg fahren und das kleine Haus mit 
friſchem Leben bis unters Dach füllen ſoll. Sie bitten Petrus um 
tüchtigen Schnee; er hat ſie erhört und eine dicke Pulverſchicht auf dem 
geſetzten Adventsſchnee abgeladen, ſo richtig eine Miſchung für 
            Anfän=
ger, gut zum Lernen und — zum weich Fallen. 
— Der Eislaufkurſus des Amtes für Leibesübuugen beginnt heute. 
Kurſus I übt von 10—11 Uhr vormittags, Kurſus II von 3—4 Uhr 
            nach=
mittags. Die Kurſusteilnehmer treffen ſich im öſtlichen Eck des 
            Eis=
platzes hinter dem Großen Woog. Neuanmeldungen werden noch 
durch den Kurſusleiter, Herrn Dipl.=Turn= und Sportlehrer Ulrich, 
            ent=
gegengenommen. 
Von der Heſſiſchen Hauptſtaatskaſſe werden Ende Dezomber I. Js. 
ausgezahlt: 1. die Bezüge der Ruhegehaltsempfänger am 
30. Dezember, ab 10 Uhr vormittags, 2. die Bezüge der Witwen= 
und Gnadengehaltsempfänger am 31. Dezember, vormittags. 
* Zur Auszahlung der Zuſchläge für Invaliden=, Witwen= und 
Waiſenrenten. An den Tagen, an welchen die Renten für Invaliden=, 
Witwen=, Witwer= und Waiſenrentenbezieher ausbezahlt werden, werden 
gleichzeitig auch einmalige Zuſchläge von 6 Mark für Invaliden=, 
            Wit=
wen= und Witwerrenten und 3 Mark für jede bezugsberechtigte Waiſe 
ausbozahlt. Empfänger von Zuſatzrenten erhalten den Zuſchlag nur, 
wenn neben der Zuſatzrente keine anderen Bezüge aus der 
            Invaliden=
verſicherung laufen. Bei Teilrenten wird der Zuſchlag an jeden 
            Teilren=
tenempfänger voll ausbezahlt. Zweckmäßig iſt es, die Beträge von 6 
bzw. 3 Mark nicht dem ſonſtigen Rentenbetrag zuzuſchlagen, ſondern 
auf der Rentenquittung über die Zahlen für die normale Rente zu ſetzen. 
Läßt der Rentenbezieher die Bezüge für Januar durch einen 
            Beauf=
tragten abheben, ſo hat dieſer den Empfang des Zuſchlags durch 
            Nieder=
ſchrift ſeines Namens zu beſtätigen. 
— Verein für das Deutſchtum im Auslande. Der Verein wird ſich 
bemühen, ſeine Mitglieder und Freunde mit den Männern perfönlich 
bekannt zu machen, die in fremden Landen als Führer der bedrohten 
deutſchen Minderheit für ihr Volkstum kämpfen. Auch über den Kreis 
der Vereinsmitglieder hinaus wird der Wunſch rege ſein, Pioniere des 
Deutſchtums einmal zu hören, die unter ſchwierigſten Verhältniſſen in 
erregten Parlamentskämpfen die deutſche Sache führen im Vertrauen 
auf die Unterſtützung, die ihnen die Heimat gewährt. Als erſter Redner 
wird Anfangs Februar Dr. Graßl ſprechen, der als Führer des 
Deutſchen Klubs im ſüdſlawiſchen Parlament ſich um die Erhaltung des 
Deutſchtums die größten Verdienſte erworben hat. Näheres werden die 
Anzeigen beſagen. 
Kunſtnotizen. 
Ueber Werke, Künſtiler oder künſtſeriſche V. ranſtaltungen, deren im Nachſſehenden Erwähnung 
geſchieht behält ſich die Redaktion ihr Urteil vor. 
— Union=Theater. „Die verſunkene Flotte‟. Der neue große 
Marinefilm Manfred Noas iſt eine glücklich abgerundete Schöpfung. 
Die gleichmäßige, auf alle Einzelheiten verwandte Sorgfalt, die ſich im 
der ſchönen Photographie, der Abgeſtimmtheit der Szenenbilder, wie 
einer einwandfrcien Perſonenbeſetzung verrät hat einen harmoniſchem 
Geſamteindruck hervorgebracht. Es handelt ſich um einen Spielfilw, 
der vielleicht gerade dem Nichtüberſchreiten ſeiner Grenzen den Erfolg 
berdanken wird. Die Hiſtorie der ſingſten Vergangenheit lebt in ihm, 
aber erdrückt nicht. Sie ſteht gleichſam als großes Schickſal hinter allen 
Figuren, deren eigenes Geſchick, wie es auch ſein mag, klein daneben 
wirkt. Was dieſen Film hell durchſtrahlt, iſt das Heldentum vieler, die 
lautere Geſinnung eines ganzen Menſchenkomplexes. Und in dieſer 
            Hin=
ſicht iſt hier der alten Marine, Offizieren, ſowohl wie Mannſchaften, ein 
lebensvolles Denkmal errichte worden. Von den Darſtellern iſt nur 
Gutes zu ſagen. Man hat ſie vor allen Dingen ausgewählt, was für 
das Gelingen des ganzen Geſellſchaftsmilieus Vorbedingung war. Ein. 
günſtiger Griff iſt das Heranziehen der Gräfin Agnes Eſterhazy für die 
weibliche Hauptrolle; auch Dary Holms Talente haben eine zwar wenigen 
blendende als ſonſt, abea darum nicht weniger rechte Verwendung 
            ge=
funden. Bernhard Goetzke gibt den Typ des von der Pflicht und der 
Liebe zum Vaterland erfüllten Mannes. 
— Palaſt=Lichtſpiele. „Carmen‟. Der Carmenſtoff reizt 
ſelbſtverſtändlich zur Verfilmung. Der Film weicht von der Handlung 
der Oper in verſchiedenen Punkten ab und hält ſich mehr an die ältere 
Novelle. Einen ſtarken Eindruck vermittelt vor allem die 
            Geſtaltungs=
kraft der Raquel Meller. Sie iſt eine ſtarke Perſönlichkeit und eine 
außerordentlich gute Schauſpielerin. Sie hat das Temperament, das 
zur Carmen gehört, die Leichtigkeit und die Brutalität. Um ſie herum 
gruppiert ſich eine Reihe von ſehr guten Schauſpielern. In erſter 
Linie ſind zu nennen der Don Joſé des Louis Lerch und der Einäugige 
des Gaſton Modot. Ausgezeichnet iſt auch der Torero. Kanturek 
            bril=
lierte mit ſ iner Aufnahmetechnik und gab vornehmlich in den 
            Stier=
kampfſzenen Beweiſe ſeines großen Könnens. Der Regiſſeur war dem 
großen Stoff in jeder Beziehung gewachſen. Der „Carmen”=Film wird 
ſeinen Weg machen, den ihm die Oper vorgezeichnet hat.
 Tageskalender für Dienstag, den 28. Dezember 1926 
Heſſ. Landestheater, Großes Haus: Keine Vorſtellung 
Kleines Haus, 8 Uhr abends: Weihnachten in Dichtung und Muſik.” 
Orpheum, abends 8 Uhr: Bunte Bühne. — Vortrag, abends 
8 Uhr, Grafenſtraße 24: „Sendſchreiben an Sardes.” — Konzerte: 
Schloß=Café, Hotel Schmitz, Perkeo, Spaniſche Bodega. — Tanz: 
Taunusburg, Weinhaus Weißer Turm, Café Rheingold. — 
            Kino=
vorſtelrungen: Union=, Reſidenz=Theater, Palaſt=Lichtſpiele. 
Frankfurt a. M., Feſthalle, abends 7.30 Uhr: Sarraſani 
Zirkus=Feſtſpiele. 
Verſteigerungskalender für Mittwoch, den 29. Dezember 1926. 
Heſſ. Forſtamt Kranichſtein vorm. 9 Uhr: Holzverſtei 
Nr. 2, im „Heiligen Kreuz.” — Hoxhohl, dorm. 10 
ſteigerung von Maſchinen uſw.
Seite 6
Nummer 359
 Aus Heſſen. 
Starkenburg. 
* Arheilgen, 27. Dez. Das Weihnachtsfeſt wurde hier am Heiligen 
Abend durch den Poſaunenchor, der an den verſchiedenſten Plätzen 
unſeres Ortes Weihnachtsmelodien ſpielte, würdig eingeleitet. Auch 
wurden durch einen gemiſchten Chor die herrlichen weihnachtlichen 
            Lie=
der zum Vortrage gebracht. Sodann folgte in der Kirche ein 
            Krippen=
ſpiel aus dem Dürerbundverlag, das allgemeinen Anklang fand und 
alle Beſucher in die rechte Weihnachtsſtimmung verſetzte. Eine 
            Wieder=
holung desſelben fand am 1. Feiertag nachmittag ſtatt. Beſonders 
            gün=
ſtigen Beſuch hatte das geſtern abgehaltene Kirchenkonzert des 
            Kirchen=
geſangvereins zu verzeichnen, in welchem ein Weihnachtsoratorium von 
Degen, unter Mitwirkung von Fräulein Aßmuth (Sopran) und Herrn 
Landzettel (Tenor), beide aus Darmſtadt, zur Aufführung kam. Am 
Abend hatten ſich die Jungmädchenvereinigung und der Jünglingsverein 
zu einer gemeinſamen Feier zuſammengefunden und befriedigten durch 
ihre Darbietungen alle Beſucher vollſtändig und reſtlos. Wie es mit den 
kirchlichen Veranſtaltungen war, ſo kann auch nur Günſtiges von den 
Weihnachtsfeiern der weltlichen Vereine berichtet werden. Geſänge, 
Muſikvorträge, kleine Theaterſtückchen, humoriſtiſche Szenen, dann die 
Verloſung der Chriſtbäume und ſonſtiger geſtifteter Gegenſtände bildeten 
das Programm und kehrte man in beſter Stimmung und hochbefriedigt 
von dieſen Feiern zu ſeiner Familie zurück. — Die Gemeinde=
            Hunde=
ſteuer beträgt für das Jahr 1927 4 Mk. und, wenn der Hund erſt nach 
dem 1. Juli angeſchafft wird, 2 Mk. — An den Feiertagen fanden hier 
nicht weniger als 8 Trauungen ſtatt. 
* Eberſtadt, 27. Dez. Aufwertung. Die Verwaltung der 
            Ver=
einsbank Eberſtadt macht bekannt, daß ſie bei der Aufwertung alter 
Einlagen den gleichen Weg wie die anderen Sparkaſſen beſchreiten wird. 
Insbeſondere iſt man ſich darüber einäig, daß in beſtimmten Fällen eine 
Rückzahlung von Beiträgen bereits vor dem Jahre 1932 ſtattfinden kann. 
— Feuerſtättenbeſichtigung. Sämtliche Feuerſtätten in der 
Gemeinde Eberſtadt werden im Januar kommenden Jahres nachgeprüft. 
Die Hauseigentümer werden aufgefordert, dafür Sorge zu tragen, daß 
alle Schäden an Feuerungsanlagen, Schornſteinen unbedingt umgehend 
zu beſichtigen ſind. 
* Eberſtadt, 27. Dez. Autorichttafeln. Seit kurzem ſind am 
Eingang und Ausgang der Waldvillenkolonie „Ludwigshöhe” quer über 
die Darmſtädter Straße neue Richttafeln für die Autos angebracht, die 
m deutlicher Weiſe die Geſchwindigkeiten angeben. 
r. Nieder=Ram adt, 27. Dez. Auch in dieſem Jahre hat es ſich der 
Geſangverein „Eintracht” nicht nehmen laſſen, den Inſaſſen der Anſtalt 
für Epileptiſche durch Vortragen einiger Chöre eine Weihnachtsfreude 
zu bereiten. Die Vortragsfolge war unter der vortrefflichen Leitung 
des Dirigenten, Herrn J. Kehr=Darmſtadt, eine ausgezeichnete, und 
dankbar wurden ſämtliche Chöre aufgenommen. 
— Roßdorf, 27. Dez. Da es heute vielen Leuten nicht möglich iſt, 
große Beträge zu ſparen hat die Bezirksſparkaſſe Groß=Bieberau, die 
hier eine Zahlſtelle errichtet hat, den Sparmarkenverkehr eingerichtet. 
Die Sparmarken, welche über 50 Pfg. und 1 Reichsmark lauten, werden 
Gerkauft und der Käufer erhält zum Aufkleben der Marke eine Sparkarte. 
Iſt die Karte vollgeklebt, dann wird ſie zur Kaſſe oder Zahlſtelle ge= 
Gracht und man erhält dagegen ein Sparbuch ausgeſtellt in der Höhe 
der geklebten Marken. Nach dem Geſchäftsbericht für 1925 wurden auf 
dieſe Art in Roßdorf im Jahre 1925 8160.— Mark geſpart. 
— Brandau, 27. Dez. Die Bezirksſparkaſſe Groß=Vieberau hat zur 
Förderung des Sparſinns an den Schulen ſogenanute Schulſparkaſſen 
errichtet. Nach dem Geſchäftsbericht für das Jahr 1925 hatten die 
Schüler der hieſigen Volksſchule auf dieſe Art Ende 1925 rund 1300.— 
Mark geſpart. Für unſere kleine Gemeinde iſt dies ein ſehr 
            beachtens=
wertes Ergebnis und ein Beweis, in welcher vorbildlichen Weiſe der 
Leiter der Schulſparkaſſe, Herr Lehrer Diehl, den Sparſinn bei der 
Schuljugend pflegt. 
r. Babenhauſen, 24. Dez. Gemeinderatsbericht. Vor 
            Ein=
tritt in die Tagesordnung erſtattet der Vorſitzende, Herr Bürgermeiſter 
Rühl, einige Mitteilungen. Das Landesamt für Bildungsweſen 
            emp=
fiehlt den Ankauf von künſ=leriſchem Wandſchmuck für gemeindliche 
Säume. Ein unbrauchbarer Faſel ſoll freihändig verkauft und dafür 
Erſatz beſchafft werden. Der Vorſtand des Vereins ehem. Artilleriſten 
Hankt der Stadt für die dem Verein zugewieſene Spende. Das Kreisamt 
Dieburg gibt in einem Schreiben der Bürgermeiſterei davon Kenntnis, 
daß die zweite Polizeidienerſtelle nach Mitteilung des Miniſteriums mit 
einem Verſorgungsanwärter zu beſetzen iſt. Die Stelle, die in Gruppe 4 
Stufe 1 einzureihen iſt, ſoll zur Beſetzung ausgeſchrieben werden. Eine 
kleine Gemarkungs=Grenzregulierung wird genehmigt, die das 
            Kultur=
bauamt anläßlich der Feldbereinigung der Gemarkung Schaafheimer 
Wieſen vorſchlägt. Weiter wird ein Baugeſuch des Th. Kleine=Möllhoff 
genehmigt; der Antragſteller verzichtet auf Straßenbeleuchtung uſw. 
Bei der durch das Heſſ. Miniſterium vorgenommenen 
            Schwellenholzſub=
miſſion blieb die Firma Gebr. Himmelsbach=Bingen die 
            höchſtbie=
tende für das bei unſerer Gemeinde anfallende Schwellenholz. Der 
            Ge=
meinderat erteilt ihr den Zuſchlag. Das zur ſtaatlichen Submiſſion 
            an=
gemeldete Röller= und Grubenholz der Gemeinde ſoll zurückgezogen 
            wer=
den, weil die Holzfällerei ſchon Anfang Januar beendet ſein wird, die 
Submiſſionen aber erſt Ende Februar erfolgen ſollen. Das Holz ſoll 
alsbald in offener Submiſſion vergeben werden. Die Beträge des bei 
den Verſteigerungen zum Verkauf kommenden Holzes ſollen, wie üblich, 
bis Martini 1927 geſtundet werden, ſind jedoch ab 1. Juli mit 6 Prozent 
zu verzinſen. Der Vorſitzende verlieſt ſodann ein Schreiben des 
            Kultur=
bauamts, das die Waſſer=Analyſe nach einem Bohrungsverſuch der 
Firma Nohl=Darmſtadt betrifft. Das Urteil der Heſſ. Chem. 
            Prü=
fungsſtation iſt als recht günſtig zu bezeichnen. Das Waſſer hat deutſche 
Härtegrade, ſeine Reaktion iſt alkaliſch und iſt als Trindwaſſer zu 
            ge=
brauchen. Der Gemeinderat hält deshalb eine Waſſerentnahme von 
dem Brunnen der Brauerei für nicht mehr empfehlenswert. Eine rege 
Ausſprache findet über die zukünftige Waſſerverſorgung ſtatt. Es wird 
gewünſcht, daß im Januar ein Beamter des Kulturbauamts im 
            Ge=
meinderat einen Vortrag halten ſoll über Vorteile und Nachteile der 
direkten Waſſerverteilung durch Druckpumpen und der indirekten durch 
ein Hochreſervoir. Das Forſtamt Babenhauſen teilt mit, daß das 
            Mini=
ſterium für den Wirtſchaftszeitraum 1925—1934 nur einen Hiebſatz von 
6400 Feſtmetern pro Jahr gegen einen ſolchen von 9200 Feſtmeter im 
Vorjahre genehmigt habe. Die Gemeindevertretung billigt deshalb 
            ein=
ſtimmig das Schreiben der Bürgermeiſterei, in dem energiſch dagege 
Einſpruch erhoben iſt, eine Nachkluppierung der über 90 Jahre alten 
Beſtände beantragt und ein Jahreshiebſatz von 8000 Feſtmetern 
            ver=
langt wird. Das Geſuch des Stadtaſſiſtenten Mohrhardt um 
            Er=
höhung ſeines Gehaltes wird nach dem Vorſchlag der Finanzkommiſſion 
genehmigt. Die Gewährung einer Winterbeihilfe an 
            Unterſtützungs=
bedürftige ſoll nach der Verfügung des Kreisamts ſeine Erledigung 
            fin=
den. Für die beiden Stadtanleihen wird eine Aufwertung von 12½ 
            Pro=
zent beſchloſſen. 
* Michelſtadt, 26. Dez. Ebangeliſcher Bund. Der am 
2. Januar k. Js. ſtattfindende Lichtbilder=Vortrag des Herrn Pfarrer 
Rottmann von der Baſeler Miſſion findet nicht, wie irrtümlich 
            an=
gegeben im Saale der „Drei Haſen” ſondern in dem des „Schmerkers 
Garten” ſtatt. 
* Aus dem Birkenauer Tal, 2. Dez. Straßenbeleuchtung 
von Weinheim bis Birkenau. Wenn nicht alles trügt, 
            wer=
den wir in Bälde feſtſtellen können, daß die ganze Straße von Weinheim 
bis Birkenau, eine gute Wegſtunde, beleuchtet wird. Bis fetzt erſtrahlt 
die Straße bereits bis zur Warthorſtſchen Mühle in elektriſchem Lichte, 
und da nun auch die Gemeinde Birkenau eine weitere Lampe unterhalb 
des Dorfes bei der Arnoldſchen Gärtnerei hat anbringen laſſen, iſt die 
Straße gegen Weinheim bis an die badiſche Grenze beleuchtet, und es 
wären nur noch 3—4 Lampen nötig, um die Lücke bis zur 
            Warthorſt=
ſchen Mühle auszufüllen. Da in drei Mühlen dieſer Strecke elektriſches 
Licht erzeugt wird, dürften die entſtehenden Koſten kaum ins Gewicht 
fallen. Wie wir nun hören, ſteht die Gemeinde Birkenau mit der 
            Stadt=
gemeinde Weinheim eben wegen der noch fehlenden Lampen in 
            Unter=
handlung. 
* Aus dem Neckartal, 26. Dez. Unfall eines Steinſchiffes. 
Bei der ſogenannten „Stiftsmühle” fuhr des nachts ein mit Steinen 
            be=
ladenes Schiff auf und ſtellte ſich quer über den Neckar. Das Schiff 
wurde ausgeladen, iſt aber durch das Auffahren leck geworden. Am 
anderen Morgen wurde eine Motorſpritze herbeigeholt, um das Schiff 
auszupumpen. 
* Erbach, D. Dez. Die Weihnachtsfeier des Männergeſangvereins 
„Lieder ranz”, die am 1. Weihnachtsfeiertag im Hotel Schützenhof, hier, 
ſtattfand und bei der das Singſpiel „Lindenwirtin, du junge” von 
Glückſtein und Bernhard vertont, von Fiſcher=Bernauer zur Aufführung 
gelangte, war ein voller Erfolg für den Verein. Der große Saal des 
Schützenhofs war bis auf den letzten Platz beſetzt. Sämtliche 
            Mitſpie=
lende zeigten ſich ihren nicht immer ganz leichten Rollen voll und ganz 
gewachſen. Das Stück, das in einem kleinen Pfälzer Orte zur Zeit der 
Kirchweihe ſpielt, wurde auch naturgetreu in Pfälzer Trachten 
            aufge=
führt. Auf alle Darſteller beſonders einzugehen, würde zu weit gehen, 
doch ſei beſonders der Wirt zur Linde des Herrn Jakoh Horn 
            hervor=
gehoben, ſowie die Lindenwirtin von Frl Emmy Diehl, die beiden 
Dienſtmädchen, Frl. A. Württemberger und Frl. Aenne Ihrig, der 
            Amt=
mann und ſein Neffe, H. Brandt und Dietrich (Dorferbach), der Student
Dienstag, den 28. Dezember 1926
 des J. Steinert und der Diener des L. Abbee, der den Anweſenden durch 
ſeine ungeheure Komik die Lachmuskeln ſtändig in Bewegung hielt. 
Auch die Nichterwähnten paßten vorzüglich in den Rahmen des ganzen 
hinein und trugen zum Gelingen des Abends bei. Die ausgezeichneten 
geſanglichen Leiſtungen wurden unterſtrichen durch die verſtändnisvolle 
Begleitung des Orcheſters des Herrn Auguſt Krenkel Michelſtadt. Der 
ſchöne Erfolg und der vielſeitige Wunſch der Wiederholung der 
            Auf=
führung hat den Verein veranlaßt, das Stück am 2. Januar 1927 
            noch=
mals ſpielen zu laſſen. 
— Hirſchhorn, 27. Dez. Waſſerſtand des Neckars am 
26. Dezember 0,85 Meter, am 27. Dezember 0,87 Meter. 
Fr.B. Jugenheim a. d. B., N. Dez. Profeſſor Max Pauer= 
Leipzig, der magister musicorum, konzertiert in Jugenheim! Da 
bleibt keiner der zahlreichen Freunde des Konzertverbandes daheim. 
Auch vergangene Woche nilnt, als es galt, den 100. Gebmtsag Profeſſor 
Ernſt Pauers zu feiern. Herr Bürgermeiſter Burkhardt 
            ge=
dachte mit herzlichen Dankesworten des Ehrenbürgers Jugenheims und 
des liebevollen Menſchenfreundes. Herr Oberlehrer Weide=Darmſtadt 
eilte an den Ort ſeiner langjährigen und ſegensreichen Tätigkeit und 
entrollte ein anſchauliches Lebensbild des großen Muſikers. Dann 
            er=
ſchienen Sohn und Enkel des Gefeierten, Herr Prof. Max Pauer=Leipzig 
und Herr Waldemar Pauer, London, an den Flügeln und 
eröffncten den muſikaliſchen Teil mit einer Sonate in D für 2 Klaviere 
von W. A. Mozart. Wenn ein Pauer die Taſten des Inſtruments b=, hat jede Kritik zu ſchweigen. Dann heißt es nur — lauſchen und 
ſich verſenken, zu baden im Meer der Muſik. So ſehr es uns lockt, auch 
andaren zu erzählen von den genußreichen Stunden, ſo müſſen wir uns 
doch begnügen mit einer kurzen Wiedergabe der Vortragsfolge. Als 
erſter Soliſt ſpielte Herr Waldemar Pauer, der bedeutende Sohn ſeines 
großen Vaters, „Mondlicht” (Debuſſy). Wer wanderte da nicht im 
Geiſte mit dem Meiſter in mondſcheinheller Nacht und gab ſich nicht ihren 
Reizen hin?. Welch köſtliche Genüſſe nicht auch der „Altfranzöſiſche 
Tanz” (Debuſſy) und das Präludium von Bowen! Und gar erſt ſpäter 
in ſeiner vornehmen Schlichtheit Herr Max Pauer. Wie wundervoll 
ſpielte er „La Cascade” ſeines Vaters, ein Sonett (Liſzt) und einen 
Walzer (Schubert=Liſzt). So kann es nur ein großer, abgeklärter 
            Mei=
ſter. Wie die Handgelenke federn, wie die Paſſagen perlen! Welch feine 
Ziſelierungen! Da geht kein Tönchen verloven, und mögen ſie im ppp 
dahinhuſchen. Dann wieder die wunderbare Fülle der Akkorde, ſo rund, 
ſo voll und doch ſo weich. Und endlich das Spinnerlied (Wagner=Liſzt). 
Wir ſchwirrten die Rädchen, wie flogen die Spindeln! Da konnte es 
nicht wundern, daß die Zuhörer, als beide Künſtler mit der „Kurzen 
Suite für zwei Klaviere” ihre Aufgabe beſchloſſen, in wahre 
            Beifalls=
ſtürme losbrachen, und die Vegeiſterung und die Dankbarkeit keine 
            Gren=
zen kannten. An dem Abend war man in die tiefſten Tiefen der Muſik 
hineingetaucht worden. — Die Klaviervorträge wurden unterbrochen 
durch Liedervorträge des Herrn Prof. A. Thorold, den Herr Mag 
Pauer begleitete. Außer unſeren großen Meiſtern wie Liſzt, Schmbert, 
Brahms, R. Strauß, ſang er auch m hrere Lieder des Jubilars Ernſt 
Pauer. Herr Thorold iſt ein feinfühliger Interpret innigſter Lymk 
wie wuchtigſter Dramatik. Rein muſikaliſch genommen, war ſeine 
            Zu=
gabe von Meiſter Schumann mit ſeine bedeutendſte Darbietung, mit ſo 
viel innerem Miterleben, mit ſo viel hinreißendem Pathos. — Wie 
            ge=
ſagt, dieſer Abend wurde allen zu einem gewaltigen Erlebnis; es war 
mehr als Genuß. Drum ſei dem Hauſe Pauer für dieſe Weihnachtsgabe 
herzlichſter Dank! 
N. Von der Bergſtraße, 24. Dez. Eine wichtige Etappe im 
            Verkehrs=
leben der Bergſtraße bildete heute Freitag früh die Verkehrsübergabe 
der durch die Bahnbetriebs=Inſpektion Darmſtadt neu erbauten 
Unterführung mit Bahnſteigtunnel am „Weinheimer Hauptbahnhof. 
Obwohl während des Umbaues es ſich als notwendig erwies, den 
            Schmell=
zugsverkehr Heidelberg—Frankfurt über Gleis 1 und den geſamten 
            übri=
gen Verkehr Frankfurt—Heidelberg über das Ueberholungsgleis 4 zu 
            lei=
ten, und obwohl der Odenwaldzugsverkehr ebenfalls auf Gleis 1 
            be=
ſchränkt blieb, ſo haben ſich doch die geſamten Bquarbeiten ohne jeden 
Betriebsunfall vollzogen. Die techniſche Leitung lag in Händen des 
Bau=Ober=Inſpektors Molitor, unterſtützt durch Oberbahnmeiſter Peter 
Müller. Das ganze Mauerwerk iſt in Beton, die Decke in Eiſenbeton, 
unter Verwendung ſchwerer Differdinger Träger hergeſtellt, ſo daß die 
Decke auch für ſchwerſte Laſten tragſicher iſt. Abgedichtet iſt das 
            Bau=
werk gegen Grundwaſſer durch Papyrol=Zwiſchenlage und gegen 
            Ober=
flächenwaſſer durch Tektelith. Von einer Verlegung des Weinheimer 
Hauptbahnhofes wegen der ſcharfen Kurve der Einfahrtsgleiſe iſt 
            end=
gültig Abſtand genommen worden. Dagegen wurden bei Gelegenheit 
des Baues der Unterführung die Gegenkrümmungen in den Hauptgleiſen 
ausgemerzt, ſo daß nunmehr der Hauptbahnſteig 2 an Breite 
            gewon=
nen hat und die unliebſamen Stöße bei den durchfahrenden Zügen 
            er=
heblich herabgemindert ſind. 
* Groß=Rohrheim, 26. Dez. Zimmerbrand. Nachdem erſt vor 
kurzem ein größerer Brand in unſerem Dorf wütete, wurde am 
            Don=
nerstag abend gegen halb 8 Uhr die Einwohnerſchaft durch Feueralarm 
erſchreckt. Bei dem Landwirt Schweickert war durch Kaminbrand Feuer 
ausgebrochen, doch wurde dies zum Glück noch rechtzeitig entdeckt und 
durch das tatkräftige Eingreifen der Feuerwehr auf ein Zimmer 
            be=
ſchränkt. Durch den ſſtirchterlichen Rauch, der vorherrſchte, wurde ein 
Feuerwehrmann bewußtlos. Der Schaden iſt durch Verſicherung gedeckt. 
Zu erwähnen iſt noch das ſchnelle Erſcheinen der Feuerwehr, die in 
            weni=
gen Minuten am Brandherd erſchien, was beweiſt, daß auch die 
            Land=
feue wehren ſich allmählich entwicheln. 
* Lampertheim, 23. Dez. Gemeinderatsbericht. Zu 
            Be=
amn der Sitzung wurde zunächſt der Beſchluß gefaßt, Punkt 1 der 
            Tages=
ordnung: Vorlage des Liquidations= u. Niederſchlagungsverzeichniſſes zur 
Gemeinderechnung für 1925, in geheimer Beratung zu erledigen. — In 
einer früheren Sitzung hatte der Gemeinderat den Beſchluß gefaßt, die 
Gehälter der Gemeindebeamten um 10—15 Prozent zu kürzen. Zu 
dieſem hat das Kreisamt Bensheim Stellung genommen und darauf 
hingewieſen, daß es nach Artikel 138 Biffer 2 der Landgemeindeordnung 
die Pflicht habe, dafür einzutreten, daß den Gemeindebeamten eine 
            an=
gemeſſene Beſoldung zukomme. Die Anforderungen an dieſelben ſeien 
heute höher, der Lebensunterhalt teurer, und wenn auch die 
            wirtſchaft=
liche Not groß, ſo wäre eine Gehaltskürzung keineswegs angebracht. 
Nach längerer Beratung beharrt der Gemeinderat mit 13 gegen 8 
            Stim=
men auf ſeinem früheren Beſchluſſe und wird nun die Angelegenheit 
im Wege des Verwaltungsſtreitverfahrens ſeine Erledigung finden 
müſſen. Anſchließend beantragt Gemeinderatsmitglied Körcher, daß die 
Bürgermeiſterei alsbald Vorlage einer neuen Beſoldungsordnung macht. 
— Wie im vorigen Winter, ſo ſollen auch jetzt wieder Sozial= und 
            Klein=
rentner bedacht werden. Hierfür iſt der Geſamtbetrag von 6315 Mark 
notwendig, an dem ſich der Kreis mit 50 Prozent, die Gemeinde mit 
25 Prozent beteiligen und der Staat 2 Prozent als zinsloſes Darlehen 
gibt. — Für den Ausbau der Wormſer Straße ſind in einem 
            Voran=
ſchlag 9491 Mark vorgeſehen. Die Goſſenpflaſterung iſt mit 4000 Mark 
berechnet. Man beſchließt, die Arbeiten für letztere durch öffentliches 
Ausſchreiben zu vergeben. — Die ſeitherigen Pächter der Karuſſell= und 
Schiffſchaukelplätze bieten der Bürgermeiſterei den gezahlten Pachtpreis 
auch für 1927 an. Es ſoll aber eine Neuverpachtung der Plätze 
            ſtatt=
finden. — Gegen die Zulaſſung des Apothekers Feldhofen von hier 
als dritten Teilhaber im Jagdbezirk 2 beſtehen keine Bedenken. — Dem 
Geſuch des Karl Lauer wird durch Ueberweiſung eines Bauplatzes von 
357 qm in der Viernheimer Straße entſprochen; Preis pro am 1 Mk. 
— Der Schmiedemeiſter Julius Zöller erhält die Erlaubnis, gegen eine 
Anerkennungsgebühr von 20 Mark eine Abwaſſeranlage von ſeinem 
neuerbauten Hauſe nach dem Kanalnetz zu legen. — Die nachgeſuchten 
Erlaubniſſe der Ehefrau Karl Kullmann und des Wilhelm Korb I. zum 
Betrieb von Gaſtwirtſchaften werden genehmigt, da es ſich um 
            Ueber=
gänge handelt; dagegen verfällt das Geſuch des Heinrich Kronauer I. 
um Errichtung einer neuen Wirtſchaft der Ablehnung. — Der 
            Bürger=
meiſter gibt die vom Kreisamt Bensheim eingegangenen Richtlinien 
für eine Polizeiverordnung, betr. Bekämpfung der Ratten und Mäuſe 
bekannt, gleichzeitig wird Wendels Sicherheits=Gasapparat vorgezeigt, 
der auch der Bekämpfung dient. Mit letzterem ſollen zunächſt Verſuche 
gemacht und dann in nächſter Sitzung an die Aufſtellung einer 
            Polizei=
verordnung herangegangen werden. — Die Einführung der elektriſchen 
Beleuchtung im Gaswerk wird abgelehnt. — Mit Rückſicht auf die 
finanzielle Not der Gemeinde und zur Vermeidung entſtehender 
            Kon=
ſequenzen kann ſich der Gemeinderat nicht zur Löſchung einer 
            Aufwer=
tungshypothek von 242 Mark des Turnvereins derſtehen. — Von einem 
Schreiben des Forſtamts Lampertheim, worin dasſelbe die Anſtellung 
des Förſters Bayerer für das Revier Vorderwald mitteilt, wird dem 
Gemeinderat Kennntnis gegeben. — Ein Erſuchen der Oberpoſtdiroktion 
Darmſtadt um Ervichtung eines Wohnhauſes für 3 Poſtbeamten kann 
aus Mangel an Mitteln nicht entſprochen werden. — Ebenſo verfällt 
ein Geſuch des Kuratoriums der roten Hilfe um Gewährung eines 
            Bei=
trages für die Hinterbliebenen der im Kampf um die Sozialrepublik 
Gefallenen der Ablehnung. — Die Veräußerung ber 28081 qm großen 
Ameiſenlache in Hüttenfeld hat das Kreisamt genehmigt, jedoch muß der 
erzielte Erlös wieder zu Geländeankauf Verwendung finden. Die früher 
eingeſetzte Kommiſſion ſoll nun noch in dieſem Jahre de s Gelände 
            be=
ſichtigen und dann Vorlage machen. — Die Einwendungen verſchiebener 
Anlieger gegen die Erſtellung von Wohnbaracken in der Rheinſtraße 
kann nicht ſtattgegeben werden, da die Ge ieinde kein ſonſt geeignetes 
Gelände zur Verfügung hat. — Bezüglich Einbau von Sinkkäſten in 
einigen Straßen Huittenfelds ſoll eine Kommiſſion eine Beſichtigung 
vornehmen und in nächſter Sitzung dem Gemeinderat Vorlage machen. 
— In nichtöffentlicher Sitzung kommt Punkt 1 der Tagesordnung 
zur Erledigung.
 * Biblis, 26. Dez. Blitze im Ried, die ſich als 
            Brücken=
feuerwerk entpuppten. Die Einwohner der Ortſchaften des 
Rieds nahmen am Doy rstag abend Erſcheinungen am Himmel war, 
die ſie ſich beim beſten Willen nicht erklären konnten. Es blitzte 
            fort=
dauernd am klaren Winterhimmel, und hielt es der eine für 
            Wetterleuch=
ten, der andere tatſächlich für Blitze. Schließlich entpuppten ſich die mit 
Spannung erfolgten Himmelserſcheinungen als das auf dr neuen 
Necka brücke im Mannheim zur Einweihungsfeier abgebrannte großartige 
Feuerwerk. 
* Stockſtadt, 26. Dez. Die hieſige Turngemeinde der Deutſchen 
Turnerſchaft begeht im kommenden Jahr ihr 2jähriges Vereins= und 
gleichzeitig ihr 25jährig,s Fahnenjubiläum. Mit den Vorarbeiten wurde 
bereits begonnen und der Zeitpunkt dieſes Feſtes ebenfalls feſtgelegt. 
Vorausſichtlich findet gleichzeitig damit verbunden das Jugend=
            Wett=
turnen des 2. Bezirks des Main=Rhein=Gaues der Deutſchen 
            Turner=
ſchaft ſtatt. 
* Kelſterboch, 20. Dez. Das Geſamtminiſterium hat zu B=ſchaffung 
von Arbeitsgelegenheit angeordnet, daß das zur Herſtellung der 
            Ver=
längerung der Mainzer Straße notwendige G. lände nach Maßgabe 
der heſſiſchen Verordnung vom 6. November 1923 enteignet werden 
kamn. 
Rheinheſſen. 
a. Oppenheim, 23. Dez. Unter großer Beteiligung ſeiner 
            Amts=
brüder und ſonſtiger Leidtragender aus nah und fern wurde Herr 
Pfarrer Landvogt zur letzten Ruhe gebettet. Er wurde im Jahre 1877 
in Speher zum Prieſter geweiht und hätte im nächſten Jahre ſein 
goldenes Prieſterjubiläum feiern können. In Oppenheim war der 
            Ver=
ſtorbene 32 Jahre tätig. Ihm war auch die Filialgemeinde Dienheim 
unterſtellt, und bis zum Jahre 1920 paſtorierte er allein und ohne jegliche 
Hilfe. Pfarrer Landvogt war ein pflichſtreuer, eifriger Prieſter, der 
keine Ermüdung und Erholung kannte. Er ruhe in Frieden. 
* Worms, 26. Dez. Die Zahl der Verkehrsunfälle häuft 
ſich immer mehr. Ein Zuſammenſtoß zwiſchen einem der kleinen 
            Poſt=
autos und einem Fuhrwerk in der Kaiſer=Wilhelm=Straße, Ueberfahren 
gines Kindes von einem Perſonenauto in der Ludwigſtraße und ein 
Zuſammenſtoß zwiſchen einem elektriſchen Straßenbahnwagen und einem 
Laſtauto ſind wvieder zu verzeichnen. Auch die Diebe ſind fröhlich 
am Werke: In der Dalbergſtraße wurden aus einem Keller Wein und 
Kartoffoln geſtohlen, einer Bauersfrau auf dem Bahnhof beim 
            Ein=
ſteigen die Handtaſche mit 200 Mark, in der Lutherbaumſtraße ein 
Herrenfahrrad und aus einem Auto am Bahnhof ein weitvoller 
            Pelz=
mantel. — Aus dem Fenſter geſtürzt hat ſich die Frau eines 
Faſrikarbeiters und zog ſich dabei einen Bruch der Wirbelſäule zu. Die 
Bedauernswerte wurde ins Krankenhaus geſchafft, ihre Verletzung iſt 
lebensgefährlich und es wird an ihrem Aufkommen gezweifelt. — 
Zimmerbrand. In der Roonſtraße konnte ein in der letzten Nacht 
entſtandener Zimmerbranb durch die Feuerwehr bald gelöſcht werden. 
Als Urſache wird Kurzſchluß vermutet, der entſtandene Schaden wird 
auf 1000 Mark beziffert. — Die Stadtbibliothek hat an 
            folgen=
den Orten weitere Zweigſtellen errichtet: In Bermersheim (
            Leh=
rer Neiß), Dorn=Dürkheim (Lehrer Oßwald), Mölsheim 
(Lehrer Ganßmann), Oberflörsheim (Lelrer, Ratgeber), 
            Off=
ſtein (Lehrer Metzger) und Wachenheim (Lehrer Groß). Die 
Monatsgebühr beträgt 1 Mk. — Das Weihnachtsgeſchäft war 
in den letzten Tagen vor dem Feſte außergewöhnlich ſtark, viele 
            aus=
wärtige Beſucher der Stadt haben das Ihrige dazu beigetragen, daß 
zeitweiſe die Geſchäfte wegen Ueberfüllung geſchloſſen werden mußten. 
Die Geſchäftsleute ſollen daher mit dem Ergebnis des diesjährigen 
Weihnachtsgeſchäftes durchweg ſehr zufrieden ſein. 
M. Vingen a. Rh., 26. Dez. Schiffsunfälle. Der auf der 
Bergfahrt befindliche Schleppkahn „Michaelis” geriet in der Nähe von 
Oppenheim auf eine Sandſchwelle. Nach längeven Bemühungen gelang 
es, das Schiff flott zu machen. Ein Schaden iſt nicht zu verzeichnen. — 
Der Radſchleppdampfer „Rhenania 5” kam in der Nähe der Loreley mit 
dem Steuerbordrad auf die Felſen, wobei er ſich ebenſo wie ſeine 
            An=
hängeſchiffe Beſchädigungen zuzog. Der Unfall wurde dadurch 
            verur=
ſacht, daß beim Begegnen des auf der Bergfahrt befindlichen 
            Schlepp=
dampfers „Hanſen und Neuerburg 1” mit drei Anhängeſchiffen mit dem 
Talſchleppzug „Rhenania 5” die Kähne des Bergzuges zu weit nach dem 
rechten Uſer kamen. 
Oberheſſen. 
* Vilbel, N. Dez. Die letzte diesjährige Gemeinderatsſitzung 
            ber=
lief im Gegenſatz zu vielen anderen Sitzungen in ruhiger und ſachlicher 
Weiſe. Das bisherige Gemeinderatsmitglied Klöß legte ſein Mandat 
nieder. Die Weihnachtsbeihilfe an die Erwerbsloſen, 
            Kriegsbeſchädig=
ten, ſtädtiſchen Arbeiter und Beamte (Gruppe 1—6) wird bewilligt. Sehr 
intereſſant war die Frage der Zeitungsberichterſtattung über die 
            Ge=
meinderatsſitzungen. Die bürgerlichen Gemeinderäte hatten 
            diesbezüg=
lichen Antrag geſtellt, wonach der Bürgermeiſter den Gemeindebeamten 
verbieten ſoll, angeblich „gehäſſige” Berichte an eine Zeitung zu ſenden. 
Es entſpann ſich darüber eine lebhafte Ausſprache. Der Antrag wurde 
gegen die bürgerlichen Stimmen abgelehnt. 
* Grünberg, 26. Dez. Die Beratungen des Gemeinderats in ſeinen 
30 Sitzungen des Jahres 1926 hatten ſich zum Teil recht ſchwierig 
            ge=
ſtaltet. Trotz der großen Geldknappheit traten Aufgaben von großen 
Ausgaben an ihn heran. Hierzu wäre die Erbauung des Hochbehälters 
mit ungefähr 20000 Mark, der käufliche Erwerb der landwirtſchaftlichen 
Winterſchule mit 40 bis 50 000 Mark, der Anbau der Oberrealſchule 
mit 50 bis 60 000 Mark zu rechnen. Dieſe Bauten mußten ausgeführt 
wenden, denn die Eiſenkonſtruktion des alten Hochbehälters hielt nicht 
mehr ſtand und konnte dadurch leicht eine Kataſtrophe entſtehen, die 
Lehrräume für die landwirtſchaftliche Winterſchule waren ſo beſchränkt, 
daß es ſich darum handelt, ob die Schule noch weiter am Platze bleiben 
konnte oder nicht, ebenſo ſtand es mit den Räumen der 
            Oberreal=
ſchule für die etwa vorhandenen 300 Schüler. Die Stadt war alſo 
            ge=
zwungen, die gewaltigen Ausgaben zu leiſten. Hierzu kommt noch 
u. a. Kanaliſierung und Legung von Waſſerleitungen in bereits 
            vor=
handenen und neuerbauten Straßen, denn die erfveuliche, umfangreiche 
Bantätigkeit erſtreckte ſich auf den größten Teil des Stadtumkreiſes. 
Sehr verdient hat ſich auch der Stadtrat um die Erweiterung des 
Gallusmarktes gemacht, es iſt nicht allein die Verloſung, ſondern auch 
der Pferde= und Rindviehmarkt eingeführt worden. Erſterer hatte ein 
recht gutes Ergebnis, letzterer mußte jedoch wegen der herrſchenden 
Klauenſeuche ausfallen. Dieſe Seuche hat überhaupt der Stadt ſehr 
geſchadet, denn wegen ihr mußte der Präwiierungs=Viehmarkt 
            aus=
fallen, ebenſo eine ganze Reihe Schweinemärkte. Dieſe einzelnen 
Punkte beweiſen, daß der Stadtrat, von allen Seiten gedrängt, ſeine 
Aufgaben zum Wohle der Stadt ſachlich gelöſt hat und man ihm die 
gebührende Anerkenmung nicht verſagen darf. 
* Vom Vogelsberg, 27. Dez. Schnee= und Froſtſchäden, 
Faſt eine Woche waren die Orte Hartmannshain und Herchenhain ohne 
Beleuchtung, denn die gewaltigen Schneemaſſen und die heftigen 
            Schnee=
ſtürme haben die Ueberlandleitung unterbrochen. Mehrfach wurden 
Maſte umgedrückt, Dachſtänder verbogen und Drähte zerriſſen. Der 
            ge=
ſamte obere Vogelsberg iſt vom Verkehr abgeſchnitten, denn die 
            Auto=
linien mußten größtenteils den Verkehr einſtellen. Der Schnee liegt 
durchweg 40—50 Zentimeter hoch, die Stürme haben Schneewehen bis 
zu zwei Meter aufgetürmt und freiliegende Straßen ſind mit Glatteis 
bedeckt. Die Drähte der Telegraphen= und Lichtleitung ſind mit 
            arm=
dickem Nauhreif überzogen, die Leitungen ſind alſo meiſt unterbrochen. 
In den Wäldern hat der Rauhreif wunderbare Gebilde an den 
            Tannen=
bäumen hervorgezaubert, doch iſt auch mancher Baum unter der Laſt 
            zu=
ſammengebrochen. Die Holzhauer haben ihre Tätigkeit einſtellen müſſen. 
Das Rehwild leidet Not und verzieht ſich nach den Niederungen. Die 
gefrorene Schneekruſte verurſacht ihnen Verletzungen an den Beinen. 
Die einzige Möglichkeit, zwiſchen den Orten eine Verbindung 
            herzuſtel=
len, iſt der Schlitten, und dieſer wird von den Vogelsbergern zurzeit 
lebhaft benutzt, überall hört man fröhliches Schellengeläute auf den 
Landſtraßen. Aus den Dörfern rücken täglich Arbeitskolonnen aus. um die 
Straßen frei zu ſchaufeln. Auch das Jugendheim am Fuße der 
            Herchen=
hainer Höhe iſt ſeit mehreren Tagen ohne Licht und vollſtändig 
            einge=
ſchneit., 
* Aus Oberheffen, 26. Dez. Wilddiebe oder 
            Holzfrev=
ler? In dem ausgedehnteſten Waldgebiet des Vogelsberges, das vom 
Oberwald bei Betzenrod bis faſt nach Ulrichſtein, Laubach und Langd 
reicht, trug ſich ein Kampf zwiſchen zwei Männern aus Betzenrod, einem 
Wirt und einem Meſſerſchmied einerſeits, und dem Förſter Melchior 
und ſeinem Sohne andererſeits zu. An dem Tage fand gerade im 
            ſoge=
nannten Hirzenwald Jagd ſtatt, an ſolchen Tagen ſchleichen ſtets 
            Wil=
derer im Walde umher, um vielleicht ein wundes Reh oder einen 
            an=
geſchoſſenen Haſen zu erwiſchen. Außerdem hat Förſter Melchior vor 
nicht langer Zeit einen Wilddieb, der ſich zur Wehr ſtellte, erſchoſſen, 
die Komplizen erhielten Gefängnisſtrafen. Die beiden genannten 
            Betzen=
röder wurden vom Förſtersſohn angerufen, ſie hatten keine Waffen und 
gaben an, Holz beſichtigen zu wollen. Plötzlich fielen die Männer über 
den Förſtersſohn her und ſchlugen ihn zu Boden. Während des 
            Rin=
gens erſchien der Förſter Melchior. Der Meſſerſchmied lief davon, der 
Wirt hatte vom Sohn einen Schlag mit dem Gewehr an den Kopf 
            er=
halten und blieb bewußtlos liegen. Man glaubt, in den beiden alte 
Wilderer erwiſcht zu haben.
Nummer 359
Dienstag, den 28. Dezember 1926
Seite 7
 Exploſionsunglück am Heiligen Abend. 
WSN. Kaſſel. Am Heiligen Abend gegen 7 Uhr ereignete ſich in 
dem Hauſe Annaſtraße 16 ein ſchweres Exploſionsunglück. Ein dort 
wohnender Malergeſelle hatte in einem Stubenofen eine 
            Fliegerabwehr=
bomben zur Erinnerung an den Weltkrieg aufbewahrt, aber vergeſſen, 
die Bombe aus dem Ofen zu entfernen. Als dann die aus vier Perſonen 
beſtehende Familie zur Weihnachtsfeier verſammelt war, explodierte 
            plötz=
lich die Bombe und riß den Ofen auseinander. Sämtliche vier Perſonen, 
der Malergeſelle, ſeine Ehefrau, ſein vierjähriges Kind und ſein Vater 
wurden verletzt, der Ehemann lebensgefährlich. Alle mußten Aufnahme 
im Krankenhaus finden. 
Brand in einer Filmanlage. 
München. Die Filmanlagen der Orbisfilmgeſellſchaft in 
            Neu=
gründwald wurden von einem ſchweren Schadenfeuer heimgeſucht. Das 
Verwaltungsgebäude und ein Teil der Atelieranlagen brannten völlig 
aus. 
Der Weihnachtsmann als Einbrecher. 
DD. Hannover. Als am Heiligen Abend in einem hannoverſchen 
Vorort die Verkäuferin des dortigen Konſumvereins die bereits 
            ge=
ſchloſſene Geſchäftsſtelle auf ein Klingeln hin öffnete, trat ihr ein als 
Weihnachtsmann verkleideter Mann entgegen, der ſie alsbald mit einem 
Revolver bedrohte. Der auf die Hilferufe der Verkäuferin 
            herbei=
geeilte Geſchäftsinhaber glaubte anfangs an einen ſchlechten Echerz, 
mußte ſich aber bald von dem Gegenteil überzeugen, denn der Fremde 
ſtürmte in den Laden, eignete ſich die Kaſſe an und ſuchte dann eiligſt 
die Flucht zu ergreifen Als die Tochter des Geſchäftsinhabers den 
Mäuber im Hausflur aufzuhalten verſuchte, verſetzte dieſer ihr mit dem 
Revolver einen Schlag ins Geſicht, kam aber dann über den Beſen 
des Mädchens zu Fall. Der verbrecheriſche Weihnachtsmann gab nun 
aus ſeiner Waffe drei Schüſſe ab, die jedoch zum Glück niemand 
            ver=
letzten. Es gelang ſchließlich den auf den Lärm und die Hilferufe 
herbeigeeilten Leuten, den Verbrecher feſtzunehmen und der Polizei zu 
übergeben. Es handelt ſich offenbar um den 25jährigen Polen Kowalczik. 
In ſeinem Beſitz fand man außer dem Revolver noch einen Dolch und 
eine Tüte mit Pfeffer. 
Schwerer Verkehrsunfall. 
Elberfeld. Die Reichsbahndirektion teilt mit: Am B. Dezember 
abends, ſtießen in Langenfeld ein Eiſenbahnlaſtzug von Düſſeldorf und 
ein Privatlaſtkraftwagen zuſammen. Während der Eiſenbahnlaſtzug 
ſpäter die Fahrt nach Düſſeldorf antreten konnte, blieb der 
            Privatlaſt=
kraftwagen an der Unfallſtelle liegen. Am Morgen des 24. Dezember 
fuhr auf dieſen ein Privatauto in ſchneller Fahrt auf. Dabei wurden 
zwei Perſonen getötet und eine ſo ſchwer verletzt, daß ſie in 
hoffnungsloſem Zuſtande ins Krankenhaus gebracht werden mußte. 
Ein Sprung aus dem vierten Stock. 
Berlin. Samstag abend brach in einem Hauſe der Rykeſtraße 
im Quergebäude aus noch nicht geklärter Urſache ein Wohnungs= und 
Dachſtuhlbrand aus. Wegen der ſtarken Rauchentwicklung war es für 
die Feuerwehr außerordentlich ſchwierig, in die gefährdete Wohnung 
vorzudringen. Den Bewohnern, einem 25jährigen Maſchinenmeiſter und 
ſeiner 25 Jahre alten Ehefrau, blieb ſchließlich nicht anderes übrig, als 
aus dem vierten Stock in ein von der Feuerwehr geſpanntes 
            Sprung=
tuch zu ſpringen. Während der Ehemann unverſehrt blieb, erlitt ſeine 
Frau einige Verletzungen, die ihre Ueberführung in ein Krankenhaus 
erforderlich machten. 
Ueber acht Millionen Weihnachtsfahrgäſte in Berlin. 
Berlin. Wie berichtet wird, entſprach der diesjährige 
            Weihnachts=
verkehr den Erwartungen der Verkehrsmittelorganiſationen und machte 
die Einſtellung aller Reſerven notwendig. Den Vogel ſchoß die 
            Straßen=
bahn mit einer Beförderungsziffer von insgeſamt ſechs Millionen 
Fahrgäſten an dieſen drei Tagen ab, die Hoch= und Untergrundbahn 
und die Aboag zuſammen beförderten zwei Millionen Perſonen. 
Frecher Raubüberfall. 
Berlin. Ein frecher Raubüberfall wurde am 1. 
            Weihnachtsfeier=
tag in der Wohnung eines ehrenamtlichen Armenvorſtehers in 
            Hohen=
ſchönhauſen verübt. Ein Mann verſchaffte ſich unter dem Vorwand, 
eine Quittung für eine Rentenforderung zu erbilten, Einlaß und 
ſtürzte ſich plötzlich auf die ahnungsloſe Frau, die ſich allein in der 
Wohnung befand. Er verſetzte ihr mehrere Fauſtſchläge, ſo daß die 
Frau beſinnungslos zu Boden ſank. Mit einem Raub von fünf Mark 
ergriff der Täter die Flucht. 
Hundert Feuerwehralarme in den Weihnachtstagen. 
Die Feuerwehren Groß=Berlins wurden vom Heiligen Abend bis 
zum zweiten Weihnachtsfeiertag nicht weniger als einhundert Mal 
alarmiert. Es handelt ſich in den meiſten Fällen um Gasvergiftungen, 
Kleinfeuer, Straßenunfälle und böswillige, bzw. voreilige Alarme. 
Schülertragödien. 
In Charlottenburg erſchoß ſich geſtern ein 18jähriger Sckundaner, 
der Sohn eines Bankdirektors, weil er eine ſchlechte Weihnachtszenſur 
erhalten hatte. — In Würzhurg unternahm ein 14jähriger Schüler einer 
höheren Lehranſtalt einen Selbſtmordverſuch. Er brachte ſich durch einen 
Schuß in den Kopf eine lebensgefährliche Verletzung bei. Auch hier foll 
ein ſchlachtes Weihnachtszeugnis den Grund zu der Tat bilden. 
Geſunkener Transportkahn. 
Auf der Oder bei Frankfurt iſt am erſten Weihnachtsfeiertag abends 
an der Brücke ein mit 8000 Zentner beladener Kahn gegen einen 
            Brücken=
pfeiler gefahren und geſunken. Der Kahn hatte ſich quer vor die Brücke 
gelegt. 
Eine furchtbare Bluttat in Hirſchberg. 
Hirſchberg. Am erſten Weihnachtsfeiertag wurde die 32 Jahre 
alte geſchiedene Frau Helene Roſe in ihrer Wohnung erdroſſelt 
            auf=
gefunden. Der Täter iſt ein im gleichen Hauſe wohnender Arbeiter 
Radler, der mit Frau Roſe ein Liebesverhältnis unterhalten hatte. Man 
fand ihn in ſeiner Wohnung wit aufgeſchnittenen Pulsadern bei 
            geöff=
neten Gashähnen. Er wurde ſofort ins Krankenhaus eingeliefert. Seine 
Verletzungen ſind nicht lebensgefährlich. 
Drei Kinder erſtickt. 
Königsberg. Ein ſchwerer Unglücksfall ereignete ſich auf dem 
Vorwerk Bögen bei Domnau. Während ein Dienſtmann ſich in Arbeit 
befand, verreiſte die Ehefrau, um Verwandte zu beſuchen und ließ drei 
Knaben im Alter von zwei bis fünf Jahren in der Wohnung zurück, 
in der hinter dem Ofen Heu zum Trocknen lag. Dieſes fing an zu 
ſchwelen. Als Nachbarn, die durch den Rauch aufmerkſam geworden 
waren, die Wohnung öffneten, fanden ſie die drei Knaben erſtickt am 
Boden liegen. 
Schreckenstat eines Siebenjährigen. 
Wien. Ein ſiebenjähriger Schüler, der zu Weihnachten einen 
            Bau=
kaſten zum Geſchenk erhalten hatte, kam beim Spiel mit ſeinem 
            zehn=
jährigen Vetter in Streit, als dieſer ihm einige Bauſteine wegnahm. 
Der Siebenjährige ergriff ein auf dem Tiſch liegendes Küchenmeſſer und 
ſchleuderte es gegen ſeinen Spielkameraden, der am Unterleib 
            lebens=
gefährlich verletzt wurde. 
Feuer in den Bergen. 
Wien. Das Wirtſchaftsgebäude der Schutzhütte Latterboden 
am Großen Schneeberg brannte am Sonntag vollſtändig nieder. Die 
Infaſſen konnten nur mit knapper Mühe das Leben retten. 
Italieniſche Hilfsexpedition für Albanien. 
Rom. Im Zuſammenhang mit dem Erdbeben, das kürzlich in der 
Gegend von Durazzo ſtattgefunden und dort zahlreiche Häuſer zerſtört 
hat, wodurch etwa 1000 Perſonen obdachlos wurden, hat Muſſolini 
            an=
geordnet, daß aus Mitteln des Roten Kreuzes umgehend Material zum 
Bau eines Hilfslagers nach Durazzo abgeht, um 650 Perſonen 
            Unter=
kunft zu gewähren. Ferner ſollen 350 Decken, die in erſter Linie für 
Frauen und Kranke beſtimmt ſind, nach Durazzo verſchifft werden. 
Unwetter in Italien. 
Rom. Die Züge in Oberitalien erlitten beträchtliche Verſpätungen. 
In der Umgebung von Mailand liegt der Schnee 20 Zentimeter hoch. 
Die Bora hat in Trieſt in der Nacht auf den 24. Dezember, bei 3 Grad 
unter Null, eine Geſchwindigkeit von 120 bis 130 Kilometern erreicht. 
Ein Zug entgleiſte; ein Reiſender wurde leicht verletzt. Durch den 
Sturm wurden ſämtliche Telephon= und Telegraphenleitungen geſtört. 
In einem Hauſe in Trieſt wurde am 24. Dezember ein Mann erfroren 
aufgefunden. In Montenegro iſt das Automobil nach Podgerica vom 
Sturm in einen Abgrund geworfen worden, wobei ein Reiſender 
            ge=
tötet und mehrere leicht verletzt wurden. 
Wieder ein Eiſenbahnung ück in Frankreich. 
TU Paris. Zwiſchen Toulon und St. Raphael entgleiſte ein in 
voller Fahrt befindlicher Schnellzug. Die Lokomotive und ein Wagen 
ſtürzten um. Der Zugführer wurde getötet. 15 Reiſende wurden 
wehr oder weniger ſchwer verletzt.
 Die deutſchen Kirchen im Jahresſpiegel. 
Das Abſchied nehmende Jahr 1926 brachte für die chriſtlichen Kirchen 
vor allem die Weiterführung des großen, weltumſpannenden 
            Einigungs=
werkes. Konnte im Hinblick auf die Weltkonferenz von Stockholm 
die Frage erhoben werden, ob es nicht bei einem einmaligen kühnen 
Wurf ſein Bewenden haben werde, ſo hat die Arb itstagung des 
            Fort=
ſetzungsausſchuſſes der Konferenz in Bein im Auguſt d. J. — ein Jahr 
nach der Kirchenverſammlung ſelbſt — die Zweifelnden eines Beſſern 
belehrt. Man iſt wieder zuſammengekommen und hat einen 
            Haupthemm=
ſchuh für die Entfaltung des ökumeniſchen Gedankens aus dem Wege 
geräumt durch jene vielbeachtete, aus ſchwerem Ringen geborene 
            Er=
klärung zur Kriegsſchuldfrage, in der ſich die gewichtige F ſtſtellung 
findet, daß „ein jedes erzwungene Bekenntnis, wo immer es auch 
            ab=
gelegt ſein mag, moraliſch wertlos und rligiös kraftlos iſt”. Neben 
dieſer Ak ion, die ſür das evang. Deutſchland endgültig den Weg frei 
machte i die internationale kirchliche Front, ſteht als weiteres wichtiges 
Ergebnis: die Begründung eines wiſſenſchaftlichen 
            Forſchungs=
inſtituts für die ſozialethiſchen Fragen (mit dem Sitz in Zürich). 
Das Inſtitut, das die Fühlung u. a. mit dem Internationalen 
            Arbeits=
amt in Genf aufn hmen wird, hat die Aufgabe, die Grundſätze und 
Richtlinien für das ſoziale Handeln der chriſtlichen Kirchen 
            herauszu=
arbeiten. — Wie vielgeſtaltig die chriſtliche Einheitsbewegung heute iſt, 
bewieſen die gleichfalls in den „ökumeniſchen Sommer” 1926 fallenden 
großen imternationalen Kongreſſe der Inneren Miſſion in Amſterdam 
und der chriſtlichen Weltjugend in Helſingfors. 
Aber auch das Kirchenweſen der nationalen Gemeinſchaften iſt von 
dem großen Zug der Zeit zum Zuſammenſchluß bherrſcht. Man 
hat mit Recht darauf hingewicſen, daß die nationalen Kirchenbünde, die 
innerhalb des letzten Dezenniums füberall entſtanden, ſo in Nordamerika, 
der Schweiz und Deutſchland, die Vorausſetzung und Grundlage bildeten 
für einen Zuſammenſchluß im internationalen Rahmen. Der im Jahr 
1922 ins Leben getretene Deutſche Evang, Kirchenbund hat 
ſeitdem als Organ der Kooperation der 28 deutſchen Landeskirchen eine 
bemerkenswerte Entwicklung durchgemacht. Bereits greift er aber weit 
über die Reichsgrenzen hinaus durch Angliederung deutſcher evang. 
Gemeinden in aller Welt, für die das erſte Kirchenbundesgeſetz die 
            recht=
lichen Grundlagen geſchaffen hat. Von dieſer Angliederungsmöglichkeit 
haben in dem hinter uns liegenden Jahre, mit beſonderer Fraude 
            be=
grüßt, u. a. die evan. Kirchen Deutſch=Oeſterreichs Gebrauch 
gemacht — auch ein Stück Vorarbeit, wie man hoffen darf, für das von 
70 Millionen deutſcher Stammesbrüder erſehnte Hochziel des 
            national=
ſtaatlichen Zuſammenſchluſſes. Der in den Umwälzungen des letzten 
Jahrzehnts erfolgreich um Anerkennung ringende Grundſatz, daß 
„Staatsgrenzen nicht Kirchengrenzen” ſind, findet in 
dieſen Entwicklungen einen höchſt bezeichnenden Ausdruck. 
In dem Einladungsſchreiben des ſchwediſchen Erzbiſchofs 
            Soeder=
blom zur Stockholmer Weltkonferenz findet ſich der Satz: „Die 
            chriſt=
liche Barmherzigkeit kann nicht mit wahrem Ernſt ihr Werk ausrichten, 
ohne auf ſoziale Mißſtände zu ſtoßen, deren Beſeitigung unerläßlich 
iſt‟ Damit iſt die Ueberzeugung gekennzeichnet, aus der heraus die 
chriſtlichen Kirchen die Hand an die ſozialen Aufgaben der Zeit 
gelegt haben. Ueber die durch die Soziale Botſchaft des Deutſchen 
Kirchentages vom Juni 1924 und dann die berühmte Botſchaft von 
Stockholm vom Auguſt 1925 eingeleitete Klärung der Grundſatzfragen 
hinaus iſt man bereits auh zu praktiſcher Einzelarbeit 
            ge=
kommen. 
„Willſt du ein Chriſt ſein, ſo mußt du die Wohnungsnot 
der Brüdern und Schweſtern als deine eigene Not empfinden” — im 
Geiſt dieſes am diesjährigen Oſterfeſt von den evang. Kanz In eines 
            deut=
ſchen Landes verleſenen Aufrufs hat man an den Kernpunkt der 
ſozialen Frage Hand angelegt. Evang. Heimſtätten= und 
            Siedlungs=
ausſchüſſe ſind überall eutſtanden oder im Entſtehen begriffen (ſo u. a. 
in Schleſien, Rheinland, Provinz Sachſen, Hamburg) die in enger 
            Zu=
ſammenarbeit mit den fachmänniſchen Stellen, den Wohnungsfürſorge= 
Geſellſchaften den Siedlungsgedanken auf jede Art fördern ſollen. Ihre 
Zuſammenfaſſung beſitzen dieſe Ausſchüſſe in der im Frühjahr d. J. 
von einer Reihe von Spitzenverbänden gegründeten Deutſchen Evang. 
Heimſtättengeſellſchaft. An konkreten Bauvorhaben ſteht für die nächſte 
Bauperiode im Frühjahr 1227 u. a. eine größere Mittelſtandsſiedlung 
in Berlin ſowie eine Arbeiter=Eigenheimſiedlung in dem Induſtrieort 
Forſt (Lauſitz) in Ausſicht. 
Der Kampf gegen die Dämonie der wieder anwachſenden 
            Arbeits=
loſigkeit — mit der ſich viele der nicht perſönlich Betroffenen nur allzuſehr 
abgefunden haben — wird geführt durch eigentliche 
            Arbeits=
beſchaffung, wie ſie z. B. in großzügiger Weiſe der Schleswig= 
Holſteiniſche Landesverein für Innere Miſſion durch Ankauf eines 800 
Hektar umfaſſenden Oedlandg=bietes unternommen hat, und ſodann 
durch die nicht minder wichtige geiſtige Pflege der Erwerbsloſen, 
insbeſondere der Jugendlichen unter ihnen. Einen ſchönen Verſuch in 
dieſer Richtung machte die Evang. Soziale Schule in Spanda=:, die im 
November d. J. 65 jugendliche Erwerbsloſe für vier Wochen zu einer 
Lebens= und Arbeitsgemeinſchaft ſammelte; es iſt heute, erklärte der 
Leiter des Lehrganges, „dringendſte Pflicht des Chriſtentums, praktiſch 
unter den Erwerbsloſen zu ſtehen”. 
Stehen dieſe Arbeiten unter dem Zeichen der drängenden äußeren 
Nok, ſo wächſt gleichzeitig von innen her eine Bewegung, von der einer, 
der es wiſſen muß, geurteilt hat: wer hier das Wehen des Geiſtes 
            ge=
ſpürt habe, der zweifle nicht mehr an Deutſchlands Zukunft. Wir meinen 
die Volkshochſchulbewegung, insbeſondere in der Form der 
Heimſchule auf dem Lande, die in den letzten Jahren einen wahren 
Frühling in Deutſchland erlebt hat. Wie hier junge Menſchen wachſen, 
die es in innerlicher, wahrhaftiger Bildungsarbeit lernen, „auf die 
Gaſſen acht zu haben” und nach den Sternen zu ſehen”, und wie dieſe 
Menſchen heute ganzen Landſtrichen neuie geiſtige Züge aufzuprägen 
            be=
ginnen, das iſt in der Tat in hohem Maße bemerkenswert. Unter den 
etwa 50 Volkshochſchul=Heimen in Deutſchland ſind 29 ländliche 
            Heim=
ſchulen mit ausgeſprochen evang. Charakter, die zumeiſt in einem „
            Ver=
band deutſcher und chriſtlicher Volkshochſchulheime auf dem Lande” 
            zu=
ſammengeſchloſſen ſind. Und gerade dieſes chriſtliche Volksbildungsweſen 
iſt in einer auch das Jahr 1926 kennzeichnenden kraftvollen Entwicklung 
begriff. n. 
Wie denn überhaupt neben den Erſcheinungen der Zerſetzung und 
des Niederganges andere Zeichen der Zeit nicht fehlen, um die ſich das 
Hoffen ranken kann. Mag man hier denken an die bewegte Jugend 
aller Wimpel, die immer noch da iſt, auch wenn es von d.r „
            Jugend=
bewegung” ſtiller geworden, und die — das iſt das Folgenſchwere — 
den Wert der Gemeinſchaft wieder „entdeckt” hat. Man mag hinweiſen 
auf die neuen Anſätze einer im Boden des Volkstums wurzelnden Kunſt, 
wie ſie in der n=uen Singebewegung oder auch in der ernſten Arbeit 
des Bühnenvolksbundes ſichtbar werden. Man mag ſich erinnern an die 
verheißungsvolle Neuorientierung der Naturwiſſenſchaft die 
z. B. in der Medizin zu einer völlig veränderten Bewertung des 
Seeliſchen im Verhältnis zum rein Körperlich=Materiellen geführt hat. 
Man mag endlich die Kriſis und Neubeſinnung im 
            Weltanſchau=
lichen, wie ſie in dem Wort von der „Luther=Renaiſſance” bezeichnet 
iſt, in den Kreis der Betrachtung ziehen. Sind die hier wirkſamen neuen 
Kräfte urſpmünglich und ſtark genug, um uns das Recht zu gebm, noch 
einmal aufzuatmen, ſtark genug, um ein neues Geſchlecht und eine neue 
Zeit heraufzuführen?
 24 Tote bei einem Schiffszuſammenſtoß. 
London. In der Nacht zum 25. Dezember ſtieß der britiſche 
Dampfer „Burum”, der auf der Fahrt von Hamburg nach Sapele in 
Weſtafrika begriffen war, auf der Höhe von Portland, dreißig 
            See=
meilen von der Küſte entfernt, mit der franzöſiſchen Bark „Eugene 
Schnieder” zuſammen. Es wird befürchtet, daß von der aus 28 Mann 
beſtehenden Beſatzung der franzöſiſchen Bark 24 ertrunken ſind. 
Der engliſche Dampfer, der nur wenig beſchädigt wurde, fuhr mit den 
Ueberlebenden nach Portland, wo er zwei oder drei Tage zur 
            Unter=
ſuchung bleiben wird. 
Rieſenſcheckfälſchungen in Helſingfors. 
Helſingfors. Am Weihnachtsabend wurden hier große 
            Scheck=
fälſchungen aufgedeckt. Die im Umlauf befindlichen falſchen Schecks 
            be=
laufen ſich auf über zwei Millionen Kronen. Die Betrüger konnten 
noch nicht ermittelt werden. 
Neues aus dem „trockenen” Lande. 
EP. Ein vorzeitiges Ende bereitete die Polizei einem 
            wohldurch=
dachten Plan, den einige geſchäftstüchtige Leute in Pocatello (Idaho) ſich 
ausgedacht hatten, um die feſtliche Tafel ihrer trotz aller Verbote ewig 
durſtenden Mitbürger in den Weihnach sfeiertagen mit den nötigen 
            Ge=
tränken zu verſehen. In einem ſchon lange verdächtig erſcheinenden 
Hauſe ir. einem der Vororte gelang es der Polizei vor kurzem um 
Mitternacht, ein ganzes Neſt von Alkohol=Hehlern aufzuheben. Man 
fand dortſelbſt hunderte von Flaſchen mit der Aufſchrift „Paradies= 
Haartinktur”, in die aber nichts anderes gefüllt wurde, als die ſo 
            köſt=
lichen und lieblichen Getränke, wie Benediktiner, Chartreuſe. Cherry 
Brandy und ähnliches. Zu ihrer ſicher großen Freude fand die Polizei 
auch eine umfangreiche Liſte der Beſteller der „Haartinktur”, die nun 
wohl zu dieſem Feſt ſich kaum werden ihrer bedienen können.
 Gegen die Erhöhung der Branntweinſieuer. 
Nach der Regierungsvorlage über die Senkung der Zuckerſteuer ſoll 
der dabei auf rund 75 Millionen Reichsmark veranſchlagte 
            Einnahme=
ausfall durch eine Erhöhung der Hektolitereinnahme für 
            Trinkbrannt=
wein von 280 auf 380 Reichsmark ausgeglichen werden. Der 
            Monopol=
verkaufspreis für Trinkbranntwein wird ſich dadurch von 430 RM. auf 
mindeſtens 530 RM. je Hektoliter erhöhen. Gegen dieſe Garhöhung hat 
bereits die Deutſche Kartoffelbaugeſellſchaft, der Reichs=Landbund und 
der Deutſche Landwirtſchaftsbund protiſtiert, weil daraus ſchwerſte 
Schäden ſtir das landwirtſchaftliſche Brennercigewerbe entſtehen müſſen. 
Es liegt auch fetzt eine Entſchließung der Haupvmſammlung der 
            Ab=
teilung Süddeutſchland des Verwertungsverband s deutſcher 
            Spiritus=
fabrikanten vor, in der die Vertreter des bayeriſchen, württembergiſchen 
und badiſchen Brennereigeweubes „einmütig ſchärfſte Verwahrung gegen 
die plötzlich von der Reicksregierung beabſichtigte Erhöhung der 
            Brannt=
weinſteu=r” einlegen. „Eine ſolche Maßnahme — ſo heißt es in der 
Entſchließung — würde das ohnehin ſchon ſtark gefährdete Gewerbe, in 
allererſter Linie die Abfindungsbrenner, vollends zum Erliegen bringen, 
da dadurch der Verbrauch von Tvinkbranntwein und damit auch der 
von gewerblichem Spiritus, noch weiter erheblich h.rabgedrückt Fäirde. 
Die aus allen Teilen Süddeutſchlands zuſammen gekommenen 
            Ver=
treter des ſüddeutſchen Gewerbes erwarten von ihren Landesregi rungen 
und Reichstags=bgeordneten, daß ſie dieſe un rwartete Maßnahme 
            ab=
lehnen. Wenn ſie darauf dringen, daß anläßlich der Beratung d.s 
neuen Monopolgeſetz s gewiſſenhafte Feſtſtellungen über die zu 
            erwar=
tenden Auswirkungen dieſer Maßregel vorgelegt werden, dann werden 
ſie erkennen, wie ernſtlich das ſüddeutſche Brennereigewerbe (klein wig 
groß) durch dieſen Schritt gefährdet wid, während der erhoffte 
            fiskali=
ſche Erfolg doch am Ende ausbleibt.”
 Geſchäftliches. 
Madame Alamode parfümiert ſich. 
Wer da meint, ſie ſei im Wandel der ereignisvollen Zeiten erblichen, 
um in der Numpelkammer der Kulturgeſchichte ein mumienhaftes 
Daſein zu führen, irrt gewaldig. Weder das verheerende, furchtbare 
Wetter, das Deutſchland heimſuchte, noch ſeine ſtürmiſchen Nachwehen 
vermochten ihr das Lebenslicht auszublaſen. Denn Madame Alamode 
lebt und lockt, und die allzu wandelbaren Töchter der Eva folgen ihr 
nach wie vor. Sie betört wieder die leichtvergeßlichen unter den Frauen 
Deutſchlands und ſucht ihren allzu gläubigen Schülerinnen plauſibel 
zu machen, daß man ſeine Parfümerien nur aus Paris beziehen muß. 
In den Theaterlogen wie in den Hotels, auf den großen offiziellen 
Bällen wie bei den intimen Tanztees ſucht ſie ihre Anfängerinnen 
zu ſammeln. 
„Ala franceſe”, wie im Zeitalter der Reifröcke und Puderperücken, 
muß ſcheinbar auch heute noch der Duft ſein, mit dem ſich die deutſche 
Dame als Frau von Welt ausweiſen zu müſſen glaubt. Und warum? 
Das weiß eigentlich keine dieſer Schwärmerinnen reſtlos überzeugend zu 
beantworten. Jedenfalls muß es recht ſonderbar berühren, wenn man 
in Geſellſchaft den Damen namhafter deutſcher Induſtrieller begegnet, 
die in abſoluter Verkennung der Verhältniſſe den franzöſiſchen 
            Par=
fümerien den Vorzug geben. Ob ſie es nicht empfinden, daß ihre 
            Zeit=
genoſſen den ausländiſchen Erzeugniſſen der ihnen näherſtehenden 
            In=
duſtrie aus der gleichen Laune heraus den Vorzug geben könnten? Mehr 
Gemeinſchaftsgefühl, meine Damen! Denn vorläufig fehlt es noch an 
tieferen Gründen und ſtichhaltigen Beweiſen für die Einzigartigkeit der 
Wohlgerüche aus dem europäiſchen Weſten. Wenn wir nicht annehmen 
ſollen, daß bei denen, welche die galliſchen Duftgötter kritiklos 
            an=
beten, die Alamoderei des 17. Jahrhunderts zur „erblichen Belaſtung” 
geworden zu ſein ſcheint. Es ſpricht vielmehr für die ſchöpferiſche 
„Lebenskraft des deutſchen Induſtriefleißes, daß man auch heute noch, ja 
mehr denn je, in den fernſten Zonen der Erzeugniſſen der deutſchen 
Parfümerie begegnet. Das Geheimnis der Qualität, das von jeher in 
den drei inhaltsſchweren Worten „made in Germany” ſteckte, übt wieder, 
trotz aller Gegenſtrömungen der Zeit, ſeine Suggeſtion auf das 
            Aus=
land aus. Wir hatten wiederholt Gelegenheit, uns von der erfolgſtarken 
Wirkung zu überzeugen, die gerade das deutſche Edelparfüm tagtäglich 
erzielt. Und ein paar Stündchen in unſeren im beſten Sinne des 
Wortes „im guten Geruch” ſtehenden Welthäuſern genügen, um die 
Ausmaße eines weltumſpannenden Exports kennen zu lernen. Will es 
die deutſche Frau erſt ſoweit kommen laſſen, von der Ausländerin 
zu lernen, was an unſeren deutſchen Parfümerien dran iſt? Oder ſollen 
ihr die heimiſchen Erzeugniſſe unter fremden Etikett dargeboten werden, 
um ihr zu beweiſen, daß ſie tatſächlich einem Aberglauben aus 
            Urgroß=
mutterzeit huldigt? Bei aller Sympathie für die friedliche 
            Zuſammen=
arbeit der Völker und die Internationalität des Handels ſollte man 
hier denn doch etwas mehr Einſicht, Urteilsfähigkeit und 
            National=
bewußtſein erwarten.?
 Rund=Funk=Programme. 
Frankfurt.
 Dienstag, 28. Dez. 3.30: Stunde der Jugend. Dr. Maier= 
Teonhard: Der Dulder Odyſſeus. Für Kinder vom 10. Jahre ab. 
O 4.30: Hausorch. Operettenmu ik. O 5.45: Leſeſtunde. Aus „Die 
Buddenbrooks” von Thomas Mann. O 6.15: Uebertr. Caſſel. 
O. 6.15: Poſtinſp. Heerdt: Der Kondenſator. O 6.45: Anlage, 
Erziehung, Charakter, von Prof. v. Düring. O 7.15: Altdeutſche 
Tafelmalerei 11, von Dr. Götz. O 7.45: Grundzüge des deutſchen 
Strafrechts 6, von Dr. Aſchaffenburg. O 8.15: Opern=Abend. 
Mitw.: Anny van Kruyswyk. O 9.15: Celloſonaten. Ausf.: Miſcha 
Schneider (Violoncello), und Dr. Merten (Flügel). — Anſchl.: Neue 
Schallplatten. 
Stuttgart.
 Dienstag, 28. Dez. 4.15: Konzert. Blankenburg: 
            Künſtler=
blut. — Feldmann: Aegyptiſche Nächte. — Bach: Jubel=Ouv. — 
Weber: Concertino für Klarinetle. — Retelbey: In einem chineſiſchen 
Tempelgarten. — Einl.: H. Lingor. — d’Albert: Fan.a ie. — Bach: 
Serenade erotique. — Delibes: Coppelia, Ballett. O 6.15: Dr. 
Ernſt Müller: Wert und Wirklichkeit. O 6.45: Morſekurs. O 7.15: 
Dir. Reißenberger: Ste an Ludwig Roth, der große Siebenbürger= 
Sachſe. O 7.45: Nachrichten des Oberdeutſchen Funkverbandes. 
O 8: Kammermuſikvereinigung des Philh. Orch. Mitw.: E. Böhme 
(Fagott), F. Kirchberger (Cello). B=ethoven: Sonate F=dur. — 
Mozart: Sonate für Fagott und Cello. — Anſchl.: Lieder= und 
Märchen=Abend. Leit.: Georg Ott. (u. a. Weihnachtslieder von 
Peter Cornelius, mit verbind. Text von Chr. Schmitt). Mitw.: 
Lieſel Gehrung, O. Süſſe (Bariton). G. Ott. O. Seyfert.
 Berlin. 
Dienstag, 28. Dez. 12.30: Die Viertelſtunde für den Landwirt. 
O 4: Stunde mit Büchern. O 4.30: Konzert=Orch. Hermbach. 
Blon: Unter der Friedensſonne. — Strauß: Ouv. Die Fledermaus. 
— Delibes: Ballettmuſik aus Coppelia. — Meyer=Helmund: 
            Ro=
koko, Liebeslied. Ballgeflüſter. — Popy: Suite Orientale. — 
Manfred: Plaudereien aus der Kinderſtube. — Strauß: 3 Walzer. 
— Saint=Saens: Aus Samon und Dalila. — Egen: Eine tolle 
Nacht, Foxtr. — Schubert: Potp. Dreimäderlhaus. O 7: Sendeſpiel 
Lohengrin”, Oper von Wo ner. Hauptverſ.: Heinrich der Vogler, 
deutſcher König: Louis van de Sande: Lohengrin: J. Urlus; Elſa 
von Brabant: Göta Liungberg; Telramund: Th. Scheidl: Ortrud, 
Gemahlin: Henriette Gottlieb u. a. Ort der Handlung: Antwerpen. 
Erſte Hälfte des 10. Jahrh. 
Königswuſterhauſen. Dienstag, 23. Dez. 3.39: Ob.=Schullehrer 
Vorwerk: Der neuzeitliche An angsunterricht. O 4: Aus der 
            päda=
gogiſchen Welt. O 4.30: Aus dem Zentra inſtitut. O 5: Dr. 
Archenhold: Vorgänge im Planetenſyſtem. O 6: Min.=Rat Gaſſner: 
Das Kündigungsſchutzrecht. O 6.30: G. v. Eyſeren, C. M. Alfieri= 
Spaniſch für Anfänger. O. Ab 7: Uebertr. Berlin.
 Wetterbericht. 
Wettervorherſage für Mittwoch, den 29. Dezember 1926. 
(Nach der Wetterlage vom 27. Dezember 1926.) 
Wolkig, Temperaturen etwas anſteigend, noch vorwiegend trocken. 
Heſſiſche Wetterdienſiſtelle.
 Saupictitienung Muoo f Maup= 
Jerantworilich für Politt= und Wirtſchaft: Rudolf Mauve; für Feuilleion, Reick und 
ueland und Heſſiſche Nachrichten Max Streeie; ür Sport: Dr. Eugen Buhimann; 
ür den Echiußdienſt: Andreas Bauer; für den Inſeratenteil: Willp Kuble; 
Druck und Verlag T F W. Gh — ämtlich in Darmſfadi.
Die heutige Nummer hiat 12 Seiten.
[ ← ][ ][ → ] Kohlenpzoduktion 
und Kohlenhandelsbilanz. 
Der engliſche Bergarbeiterſtreik iſt beendet, engliſche 
Kohle findet wieder über die Nordſeehäfen Eingang in 
            Deutſch=
land. Weſche Anregungen dieſer Streik und der dadurch in 
            Eng=
land entſtandene Förderausfall der deutſchen Produktion gegeben 
hat, in welcher Weiſe die deutſche Kohlenaußenhandelsbilanz 
aktiviert worden iſt, das zeigt das folgende Schaubild. Die 
Steinkohlenförderung iſt vom Mai d. J. ab ſehr ſtark geſtiegen.
 Auch die Förderung von Braunkohle, die vielfach in die 
Lücken der in den letzten Monaten etwas knapp gewordenen 
Steinkohle getreten iſt, iſt in der fraglichen Zeit günſtig 
            beein=
flußt worden. 
Den monatlichen Ausfuhrüberſchuß von 
            Stein=
kohle und Koks haben wir aus der Handelsſtatiſtik errechnet. 
Betrug der Ausfuhrüberſchuß für Steinkohle in den Monaten 
vor dem Streik 9 bis 19 Mill. RM., ſo wuchs er in dem 
            Zeit=
raum Juli bis November d. J. auf 65 bis 85 Mill. RM. 
            monat=
lich an. Auch der Koksaußenhandel iſt, wie das Schaubild zeigt, 
von den Auswirkungen des engliſchen Bergarbeiterſtreiks günſtig 
beeinflußt worden. Der Koksausfuhrüberſchuß wuchs von 9 bis 
10 Mill. RM. monatlich vor dem Streik bis auf über 30 Mill. 
Reichsmark während und nach der Beendigung des Streiks. 
Wirtſchaftliche Rundſchau. 
Die amtliche Großhandelsindexziffer au 21. Dezember 1926. — Neue 
Berechnungsmethode. Die amtliche Großhandelsindexziffer des 
            Stati=
ſtiſchen Reichsamts iſt auf eine neue, erweiterte Grundlage geſtellt 
            wor=
den. Neben einer Ausdehnung der Anzahl der Waren und der 
            Preis=
notierungen der Rohſtoffe und Halbwaren umfaßt die neue Berechnung 
auch die Preiſe für induſtrielle Fertigwaren. Die Grundlagen der neuen 
Bercchnung ſowie die Ergebniſſe ab Januar 1924 ſind in Heft 23 der 
vom Statiſtiſchen Reichsamt herausgegebenen Zeitſchrift „Wirtſchaft und 
Statiſtik” veröffentlicht worden. Während die Indexziffer für die 
            Agrar=
ſtoffe gegenüber der Vorwoche keine Veränderung erfahren hat, iſt die 
Indexziffer für die induſtriellen Rohſtoffe und Halbwaren um 0,2 b. H. 
geſtiegen. Die Preiſe der induſtriellen Fertigwaren haben leicht 
            nach=
gegeben. Der Geſamtindex hat um 0,1 v. H. angezogen. Unter den 
Einzelgruppen der Agrarſtoffe wurde das auf faſt allen Märkten 
            ver=
zeichnete Anziehen der Viehpreiſe durch den Rückgang der Preiſe für 
Vieherzeugniſſe (Butter, Eier) ausgeglichen. Under den Induſtrieſtoffen 
wurde der Rückgang der Gruppe Eiſen" durch ſinkende Schrott= und 
Weißblechpreiſe verurſacht, während innerhalb der Gruppe Bauſtoffe 
vor allem die Preiſe für Bauhölzer angezogen haben. Von den 
            indu=
ſtriellen Fertigwaren ſind nur die Preiſe der Konſumgüter weiter 
            zu=
rückgegangen. — Die nach der alten Methode berechnete 
            Großhandels=
indexziffer würde ſich auf 131,0 ſtellen, alſo gegenüber der Vorſpoche um 
0,2 höher fein. 
Auflöfung des Intereſſengemeinſchaftsvertrags zwiſchen der 
            Scheide=
anſtalt-Metallgruppe. Wie wir erfahren, hat es ſich gezeigt, daß die 
Intereſſengemeinſchaft zwiſchen den drei Geſellſchaften des 
            Metallbank=
konzerns, der Deutſchen Gold= und Silber=Scheideanſtalt, der Metallbank 
und Metallurgiſchen Geſellſchaft und der Metallgeſellſchaft in 
            Frank=
furt a. M. die Bearbeitung der ſchon immer beſtehenden gemeinſamen 
Intereſſen nicht weſentlich erleichtert, dagegen die an ſich notwendige 
Selbſtändigkeit und Entwicklung der eigenen Intereſſen eher behindert 
hat. Die Vorſtände der drei Geſellſchaften ſind daher auf Grund 
            freund=
ſchaftlicher Vereinbarungen übereingekommen, den beſtehenden 
            Inter=
eſſengemeinſchaftsvertrag mit Wirkung ab 1. Oktober 1926, dem Beginn 
des neuen Geſchäftsjahres, aufzulöſen. Zwiſchen der Metallgeſellſchaft 
und der Metallbank ſoll das Intereſſengemeinſchaftsverhältnis, das 
            be=
kanntlich ſchon vor dem Intereſſengemeinſchaftsvertrag Scheideanſtalt— 
Metallbank—Metallgeſellſchaft beſtand, wieder zum Aufleben gebracht 
werden. Ebenſo wird zwiſchen der Deutſchen Gold= und Silber=
            Scheide=
anſtalt und den beiden anderen Geſellſchaften das frühere 
            Freundſchafts=
verhältnis und die gegenſeitige Vertretung in den Aufſichtsräten 
            fort=
beſtehen. 
Merkur A.=G. für Induſtrie und Handel in Frankfurt a. M. In 
der H.V. wurde die Auflöſung der mit 500 000 Rm. Aktienkapital 
            ar=
beitenden Geſellſchaft beſchloſſen. Zum Liquidator wurde Friedrich 
Kiel beſtellt. 
Frankfurter Hypothekenbank, Frankfurt a. M. Zu der 
            Kapital=
erhöhung um 4,72 Mill. Rm. auf 10,005 Mill. Rm. erfahren wir noch, 
daß ein Bezugsrecht für die Aktionäre in Ausſicht genommen iſt in der 
Form, daß auf drei alte Aktien zwei neue entfallen. Der Bezugspreis 
dürfte ſich, wie gemeldet, auf 125—130 Prozent ſtellen. 
Pfalz=Motorenwerke A.=G., Speher a. Rh. In einer am 17. 
            Ja=
nuar 1927 ſtattfindenden ao. HV. wird der Vorſtand über die 
            gegen=
wärtige Lage des Unternehmens berichten und den Antrag auf 
            Liqui=
dation der Geſellſchaft zur Beſchlußfaſſung ſtellen. 
Kohlenförderung im Ruhrgebiet. Nach vorläufigen Berechnungen 
turden in der Zeit vom 12. bis 18. Dezember im Ruhrgebiet in ſechs 
Arbeitstagen 2 531 004 Tonnen Kohle gefördert gegen 2 422 761 Tonnen 
in der vorhergehenden Woche bei 5”/8 Arb itstagen Die Kokserzeugung 
ſtellte ſich in den 7 Tagen der Berichtswoche auf 531 566 Tonnen gegen 
532 215 Tonnen in der vorhergehenden Woche, die Preßkohlenherſtellung 
auf 85 015 Tonnen gegen 79 869 Tonnen in der Vorwoche bei ſechs bzw. 
52)g Arbeitstagen. Die arbei’stägliche Kohlenförderung b=trug in der 
Zeit vom 12. bis 18. Dezember 421 843 Tonnen gegen 450 746 Tonnen 
in der vorhergehenden Woche. Die tägliche Kokserzeugung belief ſich auf 
75 983 Tonnen (76 031 Tonnen), die arbeitstägliche Preßkohlenherſt=llung 
auf 14 169 Tonnen (14 859 Tonnen). 
Keine neuen italieniſchen Einfuhrverbote für Deutſchland! 
            Nach=
richten gegenüber, die ſeit mehreren Wochen auftauchen und von neuen 
itglieniſchen Einfuhrverboten für deutſche Erzeugniſſe wiſſen wollen, 
hält es die Deutſch=Italieniſche Handelskammer zu Frankfurt a. M. für 
erforderlich ausdrücklich feſtzuſtellen, daß Italien in bezug auf Deutſchland 
keine neuen Einfuhrverbote erlaſſen hat. Ein Dekret, das irrigerweiſe als 
Liſte neuer Einfuhrverbote angeſehen wurde, von denen auch Deutſchland 
betroffen würde, war lediglich eine Zuſammenſtellung der bis zu jenem 
Zeitpunkt erlaſſenen Einfuhrverbote und bemerkte übrigens 
            ausdrück=
lich, daß die durch Handelsverträge feſtgelegten Vereinbarungen nicht 
davon berührt würden. In der Tat beſtehen ſeit dem Abſchluß des 
Handelsvertrages mit Italien für Deutſchland Einfuhrverbote nur für 
vier Artikel, und zwar für friſche Trauben, für Wermutwein, für 
Schwefel und unbelichtete Filme Zum Teil dürften dieſe Artikel für 
die deutſche Ausfuhr an und für ſich nicht in Betracht kommen. Soweit 
die deutſche Ausfuhr aber daran intereſſiert iſt, muß man billigerweiſe 
anerkennen, daß die italieniſche Regierung auf einfachen Antrag hin 
auch für dieſe Artikel in weitherziger Weiſe die Einfuhr aus 
            Deutſch=
land geſtattet hat.
 Frankfurter Effektenbörſe. 
Frankfurt a. M., 27. Dezember. 
Die Börſe eröffnete heute gleich nach der Unterbrechung durch die 
Feiertage in recht lebhafter und feſter Verfaſſung. Beſonders im 
            Vorder=
grund des Intereſſes ſtanden Montan= und Elektrowerte, erſtere auf die 
bekannte gute Beſchäftigung der Ruhrzechen und die Steigerung der 
Nachfrage ſeitens der eiſenderarbeitenden Induſtrie, letztere auf die 
Ausſichten, daß die großen Projekte, die ſchon 1925 zum Teil geplant 
waren, nunmehr in 1927 zur Ausführung gelangen ſollen. Es ergaben 
ſich durchweg mehrprozentige Kursbeſſerungen, außerdem fanden noch 
Sonderbewegungen in Mannesmann, Mansfelder Bergbau, Phönix und 
Oberbedarf ſtatt, die Kursgewinne von 5 und mehr Prozent nach ſich 
zogen. Auch die Banken ſetzten ihre Steigerung weiter fort, ebenſo die 
Schiffahrtsſverte, nehrend der Markt für die Aktien der J.=G. 
            Farben=
induſtrie dernachläſſigt wurde. Dafür waren aber Deutſche Gold= und 
Silberſcheideanſtalt außerordentlich ſtark verlangt und trotz 15proz. 
Kurserhöhung konnte die Nachfrage zunächſt niht befriedigt werden. 
Man hält die Trennung der Scheideanſtalt vom Metallbankkonzern für 
außerordentlich günſtig für die weitere Entwicklung des Unternehmens 
und denkt dabei auch an eine eventuelle beſſere Verbindung mit einer 
anderen Jutereſſengruppe. Deutſche und ausländiſche Renten waren 
durchaus vernachläſſigt. Nur in Türken fanden einige Umſätze ſtatt, die 
aber keine Kursveränderungen zur Folge hatten. 
Auch der weitere Geſchäftsgang der heutigen Börſe bließ reiht feſt 
und lebhaft. Für Montanwerte ergaben ſich durchweg weitere 
            erheb=
liche Kursbeſſerungen. Namentlich Mannesmann nahmen einen großen 
Teil der allgemeinen Aufmerkſamkeit in Anſpruch. Gegen 1 Uhr wurden 
ſie mit 211 bezahlt. In Scheideanſtalt kam kein Kurs zuſtande. Es 
waren einige hundert Mille geſucht, während die zur Verſtigung 
            ſtehen=
den Aktien nur einige Mille betrugen. Die letzte Notierung am 
            Don=
nerstag abend war 178, die Geldnotix war heute gegen 1 Uhr 193. 
            Täg=
liches Geld 5½ Prozent. London=Paris 122½ 
Die Abendbörſe war in ihrem Grundton feſt geſtimmt; 
            be=
ſchäftigte ſich aber in der Hauptfache nur mit den Spezialwerten. Am 
Monkanmarkt regt immer noch der durch die Jahreszeit erhöhte 
            Kohlen=
abſatz an, ſo Gelſenkirchen 175¾ (pl. 1¾), Phönix 135 (pl. ½), 
            Man=
nesmann 211 (pl. 1½) Stahlverein 150½ (pl. ½), ſpäter 151½. Man 
fpricht davon, daß Mannesmann das Gebot des Stahlvereins auf 
Aktienumtauſch im Verhältnis von 1½:1 abgelehnt hat. Damit werden 
die in der letzten Zeit getätigten Tauſchoperationen, zwiſchen 
            Stahl=
verein und Mannesmann gegenſtandslos. Die Kurſe der Werte des 
Metallbankkonzerns waren, wie am Mittag, ſcharf umſtwitten. So waren 
Metallgeſellſchaft nacheinander mit 181,50, 182, 181½, gefragt, 
            Scheide=
anſtalt ſind immer noch ſtark geſucht bei 202 (pl. 7), ſpäter ſogar bei 
204½. Metallbank 179¾ (pl. ½). J.=G. Farbeninduſtrie gaben etwas 
nach auf 317½/ (— 7g). Die sübrigen Ak=ienmärkte waren ſehr 
            vernach=
läſſigt, vor allem der Elektromarkt, an dem faſt keine Kursveränderungen 
eintraten. Wahys u. Frehtag aber 151¾ (pl. ¼). Heimiſche Renten 
lagen etwas feſter; 5 Prozent Kriegsanleihe 0,77, ſpäter 0,72 p. U. 
Januar 0,792½.
Berliner Effektenbörſe.
Berlin, 27. Dezember.
 Die erſte Börſe nach den Feiertagen eröffnete bei belebtem Geſchäft 
in freundlicher, vereinzelt ſogar feſter Haltung. Das Publikum zeigte 
für die Papiere des Kaſſainduſtriemarktes Intereſſe, während die 
Spekulation und namentlich das Rheinland, von Terminaktien weſtliche 
Montanwerte bevorzugten. Beſondere Nachfrage lag nach Mannesman 
vor, die mit 206 nach 201 einſetzten und während der ganzen Börſe rege 
umgeſetzt wurden. Schiffahrtsaktien und Bankaktien hatten eb nfalls 
einen größeren Markt. Im übrigen ging der Verkehr an den 
            Aktien=
märkten nur in Spezialpapieren über den normalen Umfang hinaus, 
war aber trotzdem im Hinblick auf das unmittelbag bevorſtehende 
Jahresende ais angeregt zu b zeichnen. Hemiend machte ſich 
            bemerk=
bar, daß in der Provinz die meiſten Banken noch geſchloſſen ſind und 
die angeſpannten Geldſätze zu einer gewiſſen Zurückhaltung führen. 
Für Tagesgeld, das reichlich angeboten wurde, verlangte man 4½ bis 
6 Prozent, ſüir Gelder auf eimige Tage über den Ultimo wurden 
            da=
gegen 8 bis 9 Prozent gefordert. Monatsgeld war nicht unter 7½ bis 
8½ zu haben. Am Deviſenmarkt waren keine weſentlichen 
            Verände=
rungen feſtzuſtellen. Die Reichsmark notierte gegen New York bis 
19,5 wieder erheblich über der Parität. 
Paris und Mailand gingen zu den letzten Kurſen um, Madrid und 
Oslo konnten ſich gegen London leicht befeſtigen. Im einzelnen lagen 
von Montanaktien außer Mannesmann auch Eſſener Steinkohlen, Ilſe 
Bergbau Köln=Neueſſen, Phönix, Vereinigte Stahlwerke, Gelfenkirchen, 
Bochumer und Luxemburger bis 1 Prozent zum Teil 2 Prozent höher. 
Von den öſtlichen Montanaktien zogen Laurahütte um 3½, Prozent an. 
Kaliwerte auf Realiſationen nachgebend. Am ſtärrſten Salz Detfurth 
— 7. Chemiſche Werte ruhig und behauptet. Nur Vereinigte Glanzſtoff 
3 Prozent feſter. Elektroaktien wurden vorwiegend gekauft und erzielten 
daher kleine Kursbeſſerungen. Unter Schiffahrtswerten konnten Kosmos 
um 3 Prozent, Nordd. Lloyd um 1½ Prozent. Hapag ¼4 und Dtſch. 
Auſtralier um 3 Prozent geſteigert einſetzen. Bankaktien lebhaft und 
f.ſt. An der Spitze Berliner Handelsanteile und von Provinzbanken 
der Barmer Bankverein um 3½. An den Nebenmärkten war für 
Maſchinenfabriken gute Meinung erkennbau. Nationale Auto pl. 3, 
Ludwig Löwe pl. 2½, Berl. Karisr. pl. 2. Auch Textilwerte, namentlich 
Nordd. Wolle notierten über den letzten Schlußkurſen, wobei nur 
Hammerſen auf die Streitigkeiten wit der Oppoſition eine Ausnahme 
machten, Vgt. Schuhfabriken pl. 2 Schultheis pl. 1½. H imiſche Renten 
ruhig, jedoch vorwiegend freundlich. Kriegsanleihe 0,755, 
            Auslands=
renten uneinheitlich. 
Im weiteren Verlauf der Börſe erreichten Mannesmann=
            Röhren=
aktien einen Kurs von 210½ nach 201 an der letzten Börſe. Mansfelder 
unter Schwankungen feſt, Buderus 117,5 nach 114,5, Aſchaffenburger 
Zellſtoff plus 3. Die Artien der Ver. Glanzſtoffabrik büißten wieder 6 
Prozent ein. Gegen Ende der zweiten Stunde lagen Spezialwerte 
günſtig, ſonſt neigten die Kurſe zum Abbröckeln. Am unnotierten Markt 
wurden Adler=Kohle und Hochfrequenz gefragt. Privatdiskont kurze 
Sicht 5 Prozent, lange Sicht 47½ Prozent. Die Börſe ſchloß bei Neigung 
der Spekulation zu Realiſationen einheitlich ſchwächer. An der 
            Nach=
börſe üüberwog das Angebot, ſo daß Kurſe noch ½ Prozent unter den 
Schlußnotierungen genannt wurden.
 Aſchaffb. Zel’ſtoff. 
Augsb.=Nürnb. Maſch / 
Bamag=Mequin. 
Berl. E. W. Stamm. 
Berlin. KarlsruheInd 
Braunkohl.=Briketts. 
Bremer Vulkan 
 
Bremer Wolle. 
Teutſch.=Atlant. Tel. 
Teutſche Maſchinen. / 
Deutſch.=Nied. Tel.. 
Teutſche Erdöl ..... 
Deutſche Petroleum. 
Ilt. Ka iwerke 
Tonnersmarckhüte . . 
Tynamit Nobel. 
Rektr. L eferung. . . 
G. G. Farben ... 
D. Friſter. . .. . ... 
Taggenau Vorz.. . . 
Eelſenk. Euß ſtahl. . 
G. f. elektr. Untern. 
Salle Maſchinen 
Han. Maſch. Egeſt. 
 
Sanſa Ta
 Amſterdam=R. 
Buenos=Aires. 
Brüſſel=Antw 
Tslo 
Kopenhagen 
Stocholm 
Kelſingſors 
Italien 
London 
Nem=York 
Paris 
Echkneiz 
Spanien
 23. 12. 
Eeld /Brief 
167.66 168.04 
1.737) 1.741 
58.29/ 58.0. 
105.34 105.6 
111.74 112.0: 
112.0411 12.3
 10.55 
18.85 
20.339 
4.189 
16.66 
81.04 
63.98
 10.5 
18.8 
20.38 
4. 19 
16.* 
81.24 
64.10
 Deviſenmarkt. 
geld Brief 
67.53/167.25 Wien D.=Oſt.abg 
1 733/ 1.737 Prag.... .. ..." 
58.30 52.44 Budapeſt.. 
05.87108.13 Japan. 
111 66111.94 Mio de Janeiro 
111.99/112 27. Sofia 
10.545/10.58r Jugoflavien. 
18.90 18.94/Kenſtantinopel 
20.32820.37c/Liſſabon..." 
4. 189 4. 199 /Danzig ......" 
16 59 16.63 Athen ........"
 80.97 81.17 (Kanada. . . . . .. 
63 98 64.-14Urugugy. . . . .
 23. 12 
Geld /Brie 
59.1859.3 
12.411 12.45 
5.87 5.0 
2.050 2.054
 27. 12 
Geld /Brief 
59.16 59.30 
12.407112-447 
5.67 5.89 
2.0a6/ 2.050
 0.500/ 9.5021 0.498/ 0.500 
3.027 3.037/ 3.037 3.047
 7.395/ 7.41 
2.095/ 2.10 
21 545 21.59
 81.40 
5. 29 
4. 187
 81.6 
5.3 
4.19
4.255 4.265
 .395/ 7.415 
2.095/ 2.105 
21.545 21.595 
81.40 81.80 
5. 29 5.31 
4.187 4.197 
1.265 4.275
 Produktenberichte. 
Frankfurter Produktenbericht. Nach der mehrtägigen Unterbrechung 
durch die Feiertage eröffnete der hieſige Produrtenmarkt 
            erwartungs=
gemäß in ſehr zurückhaltender und ruhiger Stimmung. Trotzdem die 
Umſatztätigkeit ſehr gering war, blieben die Preiſe durchaus gehalten. 
Gegenüber den Notierungen vom Donnerstag ſind die Preiſe 
            unver=
ändert. Es notierten: Weizen 29,25—29,50, Roggen 24,50 Sommergerſte 
25—26,50 Hafer inl. 19—19,50, Weizenmehl 41—41,50 Roggenmehl 35 
bis 36, Weizenklcie 11,75, Roggenkleie 12, Erbfen 40—70, Linſen 50—90, 
Heu 8,75—10, Weizen= und Roggenſtroh drahtgepr. 4,25—4,75, gebündelt 
3,75—4, Treber 16,25—16,50 Mk. 
Amtliche Notierung für Speiſekartoffel vom 27. Dezember. Es 
            er=
zielten Frachtparität Frankfurt per Waggonbezug für 50 Kilv (
            Groß=
handelspreiſe) Induſtrie hieſiger Gegend 5,30 Mk., weißfleiſchige hieſiger 
Gegend 4.20 Mk. Tendenz: ruhig. 
Berliner Produktenbericht vom 27. Dezember. Im Berliner 
            Pro=
duktenhandel konnte ſich nach der Feiertagsruhe heute eine belebtere 
            Ge=
ſchäftstätigkeit nicht entwickeln, da einmal das Ausland mit ſeinen kaum 
veränderten Forderungen keinerlei beachtenswerte Anregung nach Ber= 
(in brachte, andererſeits aber auch Offertenmaterial aus dem Inland 
fehlt. Der Lokomarkt beſvegte ſich in denkbar kleinſten Grenzen und in 
den Preiſen kaum verändert, während im Lieferungshandel nuk für 
Dezember=Termine ſih in Auswirkung größerer Deckungen befeſtigte 
Notierungen durchſetzten. Weizen wurde 1 Mark und Roggen 25 Pf. 
höher, Frühjahrsmonate feſt ohne Umſätze. In Gerſte und Hafer hält das 
Kaufintereſſe für erſte Qualitäten an, während ſonſtige Sorten recht 
vernachläſſigt liegen. Von Hilfsfutterſtoffen Kartoffelflocken gut 
            be=
hauptet. Mehle ruhig. 
Viehmärkte. 
Mannheimer Viehmarkt vom 27. Dezember. Dem heutigen 
            Vieh=
maukt waren zugefahren 144 Ochſen, 80 Bullen, 653 Kühe und Rinder, 
412 Kälber 59 Schafe, 2285 Schweine, 164 Arbeitspferde und 68 
            Schlacht=
pferde. Preiſe: Ochſen a) 58—59, b) 48—52, c) 46—50, d) 40—44, C) 32 
bis 36, 1) 26—30. Bullen a) 49—53, b) 42—46, c) 35—38, d) 32—44. 
Kühe a) 45—48, b) 36—40, c) 26—35, d) 12—16. Freſſen a) 58—61, 
b) 34—45. Kälber b) 84—86, c) 76—80, d) 70—75, e) 60—64. Schafe 
h) 32—44. Schweine a) 78—79, h) 78—79, c) 79—80, d) 78—79, e) 76—77, 
k) 74—75, Sauen 65—70. Arbeitspferde 500—1300, Schlachtpferde 40 
bis 120. Marktverlauf: Mit Großvieh ruhig, Ueberſtand, mit Kälbern 
lebhaft, geräumt, mit Schweinen ruhig, Ueberſtand, mit Pferden ruhig: 
Frankfurter Viehmarkt vom 27. Dezember. Der Auftrieb des 
heutigen Hauptmarktes beſtand aus 281 Ochſen, 46 Bullen, 469 Kühen, 
224 Färſen, 294 Kälbern, 194 Schafen und 4141 Schweinen Bezahlt 
wurde pro Zentner Lebendgewicht: Ochſen: a1) 57—60, a2) 50—56, 
b1) und b2) 46—49, Bullen a) 51—56, b) 45—50. Küühe a) 46—53, 
b) 38—45, c) 31—37, d) 20—30. Färſen a) 55—62, b) 48—54, c) 40—47. 
Kälber b) 80—84, c) 70—79, d) 60—69. Schafe a) 40—45, b) 34—39. 
Schweine von über 3 Zentnern Lebendgeſvicht 75—77 von 240 bis 300 
Pfund 75—77, von 200 bis 240 Pfund 76—77, von 160 bis 200 Pfund 
76—78, von 120—160 Pfund 70—75, Sauen 69—70. Marktverlauf: 
Rinder ſurden bei ſchleppendem, Kälber und Schafe bei lebhaftem 
Handel ausberkauft. In Schweinen gedrücktes Geſchäft und Ueberſtand. 
Die Fleiſchgroßhandelspreiſe wurden wie folgt feſtgeſetzt: Ochſen= und 
Rindfleiſch 1. Qual. 95—100, 2. Qual. 85—20, Bullenfleiſch 90—95, 
            Kuh=
fleiſch 1. Qual. 60—70, 2. Qual. 50—60, 3. Qual. 40—50, Kalbfleiſch 
2. Qual. 100—110, Hammelfleiſch 65—75, Schweinefleiſch 99—100. 
            Ge=
frierfleiſch, Rindfleiſch, Vorderviertel 52 und Hinterviertel 58. 
Amerikaniſche Kabelnachrichten. 
* New York, 27. Dez. (Priv.=Tel.) 
Weizen: Der Markt verlief in überwiegend feſter Haltung auf 
Baiſſedeckungen. Die Wochenſtatiſtik trug zur Aufwärlsbewegung noch 
bei. Später trat eine Verflauung ein auf ſchleppende Exportnachfrage. 
Mais: Der Markt b gann in ſtetiger Haltung auf Baiſſedeckungen 
und ungfinſtige Witterungsberichte. Dann trat ein Umſchwung ein, da 
die Lokonachfrage nur ſchleppend war. 
Baumwolle: Käufe der Lokofirmen und anhaltend ungünſtige 
            Be=
richte über das Pflückwetter verurſachten einen feſten Verlauf, wozu noch 
Käufe der Wallſtrcetkreiſe beitrugen. 
Kaffee: Der Markt verlief in ſtetiger Haltung auf höhere 
            aus=
ländiſche Notierungen und die anziehende braſilianiſche Deviſenrate, 
ſowie auf Meldungen von Näſſeſchäden aus Rio. 
Zucker: Die Eröffnung geſtaltete ſich ziemlich feſt, beſonders für 
Lokoware. Der Handel nahm berrächtliche Käufe vor. Dann trat eine 
Abſchwächung ein auf große Liefernotizen gegen Termin. 
Kakao: Der Markt nahm einen ſretigen Verlauf auf Deckungskäufe 
und die Feſtigkeit des Lokomarktes, auch zeigten die Fabriken beſſere 
Kaufluſt. 
Kleine Wirtſchaftsnachrichten. 
Infolge der in den letzten Tagen eingetretenen Kälte und der 
            da=
durch auf der Elbe hervorgerufenen Eisbildung ſehen ſich die 
            Schiff=
fahrtsgeſellſchaften gezwungen, den regelmäßigen Schiffahrtsbetrieb 
            ge=
mäß § 113 der Verfrachtungsbedingungen unter dem 25. Dezember als 
geſchloſſen zu erklären. 
Die bereits angekündigte Bierpreiserhöhung beträgt vier 
Reichsmark je Hektoliter. Der Ausſchankpreis erhöht ſich um ſechs RM. 
Die Heraufſetzung tritt am 1. Januar 1927 in Kraft. 
Wie der Vorſtand der Kölner Börſe bekannt gibt, findet die 
            Ver=
ſammlung der Wertpapierbörſe am Freitag, den 24. Dezember, von 11 
bis 12 Uhr ſtatt. Die Produkten= und Warenbörſe fällt an dieſer 
Tage aus. 
Der Generalrat der Bank von Frankreich hat die Dividende 
            ſü=
das zweite Halbjahr 1926 auf 165 Franken fiſtgeſetzt. 
Das Exportgeſchäft der holländiſchen Kunſtſeideninduſtrie hat ſies 
in den erſten elf Monaten dieſes Jahres ſehr günſtig entwickelt. In 
immer ſtärkerem Maße iſt Amerika der Hauptabnehmer geworden, denn 
es hat in den erſten elf Monaten dieſes Jahres beinahe dreimal ſo viel 
gekauft wie in der gleichen Zeit des vergangenen Jahres. 
Nach einem Bericht des eſtniſchen Finanzminiſters wird die 
            Ge=
währung einer Anleihe durch den Völkerbund von der Finanzreform 
in Eſtland abhängig gemacht. Das Emiſſionsrecht ſoll der neuen 
            Hypo=
thekenbank übertragen werden. Die neue Geldeinheit ſoll 100 Fiſtmark 
gleichkommen. 
In Budapeſter Finanzkreiſon verlautet, daß die Beſprechungen des 
ungariſchen Finanzminiſt riums mit der Londoner Rothſchild=Gruppe 
wegen Emiſſion der ungariſchen Induſtricanleihe im Betrage von etwa 
2 Millionen Pfund demnächſt in ein aktuelles Stadium treten werden 
und zu dieſem Zwecke die Vertreter der Gruppe nach Budapeſt kommen 
ſollen. 
Geſtern iſt die neue ungariſche Valuta, der Pengö, offiziell in 
            Ver=
kehr gebracht worden. Der Austauſch des alten Geldes gegen neues Geld 
geht glatt vor ſich. 
Die tſchechiſchen Großbanken werden, wie das Prager Tageblats 
erfährt, für 1926 Dividendenkürzungen von 1 bis 2 Prozent vornehmen. 
Nach ſoeben veröffentlichten Statiſtiken betrug die Weltproduktion an 
Kupfer im Oktober 1926 142000 Tonnen und im November 1926 153 000 
Tonnen. Im November 1925 hatte die Produktion nur 133 000 Tonnen 
betragen. 
Das amerikaniſche Metallbureau gibt die Weltvorräte für Zink 
per 1. Dezember mit 33 100 Tennen gegen 31000 Tonnen am 1. 
            No=
vember d. J. an. 
Der aktuelle Bankausweis der New Yorker Clearinghouſebanken 
zeigt eine Surplusreſerve von 41,2 Millionen Dollar, eine Zunahme 
der Darlehen von 103,4 Millionen Dollar und eine Zunahme der 
            Depo=
ſitengelder von 70,8 Millionen Dollar. 
Die Bankers Truſt Co., die Chaſe National Bank und die Union 
Truſt Company (New York) übernahmen 10 Millionen Dollar 
            Schatz=
wechſel des Freiſtaates Bayern mit ſechsmonatiger Laufzeit. 
Die Bankfirma Hallgarten u. Co. gewährte dem Freiſtaat 
            Colum=
bien einen Kredit von 10 Millionen Dollau. 
Die Northweſt Grain Deelers Aſſociation ſchätzt den vorausſichtlichen 
Ausfall der kanadiſchen Weizenernte in den drei kanadiſchen 
            Haupt=
provinzen auf 371,2 Millionen Buſhels und den Ausfall der Haferernte 
auf 310,5 Millionen Buſhels.
Nummer 359
Dienstag, den 28. Dezember 1926
Geite 9
 Das Geſetzur Bewahrung der Jugend 
vor Schund= und Schmutzſchriften.
 * Gegen Schund= und Schmutzſchriften iſt in Preſſe und 
            Verſamm=
lungen, nicht zuletzt auf Kongreſſen viel geſchrieben, geredet und 
            gewet=
tert worden. Aus ſo langwierigen Verhandlungen wurde nun ein 
            Ge=
ſetz geboren, das am 18. Dezember 1926 vom Reichspräſidenten 
            ausge=
fertigt, am 7. Januar 1927 in Kraft tritt. 
Angeſichts der großen Bedeutung des Geſetzes für Kunſt und 
            Lite=
ratur, Buch= und Kunſthandel, und beſonders die Jugendwohlfahrt, 
            er=
ſcheint ein näheres Eingehen auf den Inhalt nicht allein geboten, 
            viel=
mehr unerläßlich. 
Schund= und Schmutzſchriften werden zum Schutze der 
heranwachſenden Jugend in eine Liſte aufgenommen. Dieſelben ſind 
nach vollzogener öffentlicher Bekanntmachung derſelben im ganzen 
Reichsgebiete nachſtehenden Beſchränkungen untervorfen: 
1. Sie dürfen im Umherziehen weder feilgehalten, noch 
            an=
geboten oder angekündigt werden; auch dürfen auf ſie Beſtellungen im 
Umherziehen nicht geſucht noch entgegengenommen werden: 
2. ſie dürfen im ſtehenden Gewerbe von Haus zu Haus oder 
auf öffentlichen Wegen, Straßen, Plätzen oder an anderen öffentlichen 
Orten nicht feilgeboten, angekündigt ſowie innerhalb der Verkaufsräume‟ 
und in Schaufenſtern oder an anderen von der Straße aus ſichtbaren 
Orten nicht zur Schau geſtellt, auch dürfen Beſtellungen auf ſie nicht 
            ge=
ſucht werden. 
Reichs=, Staats= und Gemeindebehörden ſind verpflichtet, dafür 
Sorge zu tragen, daß in keiner ihrer Einrichtungen Kindern oder 
            Jugend=
liche Bücher oder Schriften zugänglich gemacht werden, die in die 
            ge=
nannte Liſte aufgenommen ſind. 
Werden mehr als 2 Nummern einer periodiſchen 
Druckſchrift, die innerhalb Jahresfriſt erſchienen ſind, auf die Liſte 
            ge=
ſetzt, ſo kann auch die periodiſche Druckſchrift als ſolche auf die 
Dauer von 3—12 Monaten auf die Liſte geſetzt werden. 
            Poli=
tiſche Tageszeitungen und politiſche Zeitſchriften 
werden hiervon nicht betroffen 
Als auf die Liſte geſetzt gilt auch eine angeblich neue Schrift, 
die ſich ſachlich als eine bereits auf die Liſte geſetzte Schrift 
darſtellt. 
Eine Schrift kann wegen ihrer politiſchen, ſozialen, 
            reli=
giöſen, ethiſchen oder weltanſchaulichen Tendenz 
als ſolcher nicht auf die Liſte geſetzt werden. (§ 1.) 
Hier ſchalten wir die Strafbeſtimmungen ein: 
Wer vorſätzlich den Beſtimmungen in § 1 zuwiderhandelt und 
wer die Liſte zum Zwecke des Anpreiſens abdruckt oder vervielfältigt, 
wird mit Gefängnis bis zu 1 Jahr und mit Geldſtrafe oder mit einer 
dieſer Strafen beſtraft. Auf fahrläſſiger Begehung ſteht nur 
Geldſtrafe. In beſonders leichten Fällen kann von 
            Be=
ſtrafung abgeſehen werden. Bei vorſätzlicher Zuwiderhandlung iſt die 
Nebenſtrafe der Einziehung obligatoriſch. 
Verboten und ſtrafbar iſt auch bei geſchäftlicher Anpreifung von 
Schriften der Hinweis darauf, daß ein Verfahren auf Aufnahme der 
Schrift in die Liſte anhängig iſt oder war. 
Prüfſtellen entſcheiden darüber, ob eine Schrift auf die Liſte 
geſetzt werden ſoll; deren bedarfsweiſe Errichtung geſchieht durch den 
Reichsinnenminiſter; einvernehmlich mit den Landesregierungen. Die 
Ent cheidungen haben im ganzen Reichsgebiet Rechtskraft. Eine 
            Ober=
prüfſtelle in Leipzia iſt zur Entſcheidung über Anträge gegen 
Aufahme einer Schrift in die Liſte oder auf Streichung ſowie über 
Beſchwerde zu bilden. 
Als Antragsberechtigte nennt das Geſetz die Landeszentralbehörden 
und die Landjugendämter. Die Entſcheidungen ſind dem Vorſitzenden 
der Oberprüfſtelle mitzuteilen. Dieſer hat die Schriften, deren 
            Auf=
nahme in die Liſte ausgeſprochen iſt, binnen drei Wochen 
            öffent=
lich bekannt zu machen. 
Die Prüfſtelle ſetzt ſich aus einem beamteten 
            Vorſitzen=
den und 8 Sachverſtändigen zuſammen. Von letzteren ſind je 
2 zu entnehmen den Kreiſen: 1. der Kunſt und Literatur, 2. des Buch= 
und Kunſthandels, 3. der Jugendwohlfahrt und der 
            Jugendorgani=
ſationen, 4. der Lehrerſchaft und der Volksbildungsorganiſationen. (§ 3.) 
Auf Grund von Vorſchlägen der beteiligten Verbände ernennt 
Reichsinnenminiſter von jeder dieſer Gruppen auf 3 Jahre eine Anzahl 
Sachverſtändiger unter Berückſichtigung der Vertreter der Körperſchaften 
des öffentlichen Rechts. (Art. 137 Reichsverfaſſung.) Heranzichung im 
Einzelfall erfolgt nach dem Geſchäftsplan. 
Nur bei Uebereinſtimmung von wenigſtens 6 Mitgliedern iſt eine 
Schrift in die Liſte aufzunehmen. 
§ 4 handelt des Näheren von den Antragsrechten: Reich, Länder, 
Verfaſſer und Verleger können bei der Oberprüfſtelle Anträge gegen 
Aufnahme in die Liſte oder auf Streichung von ihr ſtellen. Der Antrag 
kann vom Verfaſſer oder Verleger nur binnen 2 Wochen 
nach Zuſtellung der Entſcheidung geſtellt werden. Iſt ein 
Antrag gegen Aufnahme oder auf Streichung abgelehnt 
            wor=
den, ſo darf er vor Abkauf eines Jahres überhaupt nicht 
erneuert werden. Lehnt die Prüfſtelle den Antrag ab, eine 
Schrift auf die Liſte zu ſetzen, ſo können die Antragsberechtigten, der 
Vorſitzende oder 2 an der Entſcheidung beteiligte Beiſitzer innerhalb 
2 Wochen ſeit dem Tage der Entſcheidung Beſchwerde bei der 
            Oberprüf=
ſtelle einlegen (§ 4 Abſ. 2.) Die Oberprüfſtelle beſteht aus einem 
Vertreter des Reichsinnenminiſteriums (Vorſitzenden), 6 vom Reichsrat 
gewählten Beiſitzern und aus Sachverſtändigen der in § 3 genannten 
4 Gruppen, die der Miniſter auf 3 Jahre ernennt. Sie entſcheidet in 
der Beſetzung von 7 Mitgliedern, die aus dem beamteten Vorſitzenden, 
2 Beiſitzern und fe einem Sachverſtändigen dieſer 4 Gruppen beſtehen; 
die Entſcheidungen erfolgen mit einfacher Mehrheit. Soll indeſſen der 
Antrag gegen Aufnahme in die Liſte oder auf Streichung abgelehnt 
oder der Beſchwerde aus § 4 Abſ. 2 ſtattgegeben werden, ſo muß die 
Mehrheit wenigſtens 5 Stimmen betragen. 
Die Koſten der Errichtung der Reichsprüfſtellen trägt das 
Reich. Die Koſten des Verfahrens bei der Oberprüfſtelle trägt im Falle 
der Ablehnung der Verleger, der das Verfahren beantragt hat. 
Auf die Ausführungsbeſtimmungen behalten wir uns vor, 
            zurück=
zukommen. 
*Hat die Konkurrenzklauſel des Ingenieurs 
und Sonderfachmanns Gültigkeit?
 Der Ingenieur X. erhielt die Stelle eines Ofenkonſtrukteurs 
als Vertrauenspoſten übertragen und unterwarf ſich einer 
            Kon=
kurrenzklauſel, die ihm verbot, 3 Jahre nach Austritt weder in 
Deutſchland weſtlich der Elbe, noch in England, Belgien oder 
Frankreich der Firma Konkurrenz zu machen oder in ein 
            Kon=
kurrenzunternehmen einzutreten. Ende Dezember 1921 kündigte 
er die Stellung wegen zu geringer Gehaltszahlung und trat bei 
einem weſtdeutſchen Konkurrenzunternehmen ein. Die Firma 
erhob Klage auf Unterlaſſung jeder Wettbewerbstätigkeit ſowie 
Zahlung der Vertragsſtrafe in Höhe des dreifachen letzten 
            Jah=
reseinkommens. Beklagter beſtritt Gültigkeit der Klauſel und 
berief ſich auf § 133a Gewerbeordnung und § 138 BGB. 
            Reichs=
gericht gab der Klage ſtatt. Klägerin hat bei dem lebhaften 
Wettbewerbskampfe auf dem Gebiete des Koksofenbaues ein 
            be=
ſonders ſchutzwürdiges Intereſſe daran, ſich gegen 
            mißbräuch=
liche Ausnützung ihrer Geſchäfts und Betriebsgeheimniſſe durch 
Beklagten zu ſichern. Beklagten hinderte nichts, ſich im 
            Koks=
ofenbau in den Provinzen öſtlich der Elbe zu betätigen. Der 
Einwand des Beklagten, daß ihm nicht zugemutet werden könne 
in die unſicheren Verhältniſſe Oberſchleſiens überzuſiedeln, kann 
nicht durchgreifen. Die durch den Krieg hervorgerufenen 
            wirt=
ſchaftlichen Verhältniſſe haben vielen Mitbürgern noch viel 
ſchwerere Opfer auferlegt. Die Gültigkeit der Klauſel iſt 
            aner=
kannt und die Reviſion zurückzuweiſen.
Aufwertung der Beamtenpenſion.
 Die Witwe eines im Februar 1922 verſtorbenen Oberſten 
a. D. klagt gegen das Deutſche Reich auf Aufwertung der ihr 
zu ſpät gezahlten Teuerungszuſchlöge zu ihrer Penſion vom 1. 
Juni bis 31. Dezember 1922. Dieſe Zuſchläge ſind ihr infolge 
Verſehens der Abrechnungsbeamten erſt im Juni 1923 in 
            ent=
wertetem Gelde nachgezahlt worden. Das Reichsgericht ſagt: Die 
Aufwertungsfrage würde an der Zuläſſigkeit des Rechtsweges 
ſcheitern, wenn man ſie auf Verzug ſtützen wollte. Denn wie die 
Verſorgungsgebührniſſe an ſich durch die Spruchbehörden der 
Reichsverſorgung unter Ausſchluß des Rechtsweges vor den 
ordentlichen Gerichten feſtgeſetzt werden, ſo gilt dasſelbe für 
den Schaden aus der Zahlungsverzögerung. Anders geſtaltet 
ſich jedoch die Sachlage, wenn der Anſpruch aus Art. 131 der 
Reichsverfaſſung hergeleitet werden kann, wenn alſo ein 
            Beam=
tenverſchulden die Zahlung verzögert hat und infolge der 
            Geld=
entwertung zu wenig gezahlt wurde. Denn nach Art. 131 iſt der 
Staat für den Beamten haftpflichtig, der in Ausübung der ihm 
anvertrauten öffentlichen Gewalt handelt. Hier darf der 
            ordent=
liche Rechtsweg nicht ausgeſchloſſen werden. Tatſächlich wird 
die ſtaatliche Fürſorge von der Ausübung der öffentlichen 
            Ge=
valt mitumfaßt. Ob der Ausgleich des Geldentwertungsſchadens 
mit unter Art. 7 der Verordnung über die 12. Ergänzung des 
Beamtengeſetzes fällt, wenn der Schaden durch 
            Beamtenverſchul=
den begangen iſt, kann dahin geſtellt bleiben. Denn in dem 
            be=
zeichneten Umfange würde der erwähnte Art. 7, der das Recht 
auf Verzinſung oder Schadenserſatz für verſpätet gezahlte 
            Ver=
ſongungsgebührniſſe verſagt, als gegen die Reichsverfaſſung 
            ver=
ſtoßend nicht zu Necht beſtehen. Daher wurde die Sache zur 
weiteren Verhandlung und Entſcheidung an das Kammergericht 
zurückverwieſen.
Lebensverſicherungen und Einkommenſieuer.
 Nach 817 Abſ. 1 3. 3 des Einkommenſteuergeſetzes 
vom 10. Auguſt 1925 ſind abzugsfähige 
            Soderlei=
ſtungen: Verſicherungsprämien, die für 
            Verſiche=
rungen des Steuerpflichtigen und ſeine nicht ſelbſtändig 
            veran=
lagten Haushaltungsangehörigen auf den Todes= oder 
            Lebens=
fall gezahlt werden; den Verſicherungsprämien werden 
            gleich=
geſtellt Spareinlagen für den Steuerpflichtigen und 
ſeine nicht ſelbſtändig veranlagten Haushaltungsangehörigen. 
ſofern die Rückzahlung des Kapitals nur für den Todesfall oder 
für den Fall des Erlebens innerhalb einer Zeit von nicht 
weniger als 20 Jahren vereinbart iſt und die Vereinbarung 
unter Verzicht beider Vertragsteile auf eine Abänderung oder 
Aufhebung dem für den Steuerpflichtigen zuſtändigen 
            Finanz=
amt angezeigt wird. 
Abſ. 2: Die Abzüge dürfen zuſammen den Jahresbetrag 
von 480 Mark nicht überſteigen; dieſer Betrag erhöht ſich für die 
zur Haushaltung des Steuerpflichtigen zählende Ehefrau ſowie 
für jedes zu ſeiner Haushaltung zählende und nicht ſelbſtändig 
zu veranlagende minderjährige Kind um je 100 Mark. Den nicht 
ſelbſtändig veranlagten Haushaltungsangehörigen werden 
            gleich=
geſtellt: die Ehefrau und die minderjährigen Kinder, die nicht 
zur Haushaltung des Steuerpflichtigen zählen, beiſpielsweiſe 
uneheliche minderjährige Kinder, die nicht zur Haushaltung des 
Steuerpflichtigen zählen, und zwar beide Arten, wenn ſie vom 
Steuerpflichtigen ganz oder im Weſentlichen unterhalten werden. 
§ 112 des genannten Geſetzes erweitert dieſe Vergünſtigungen 
noch in zeitlich begrenztem Maße: Bei Steuerpflichtigen, deren 
Einkommen den Betrag von 15 000 Mark und deren Vermögen 
den Betrag von 50 000 Mark nicht überſteigt, erhöht ſich bei 
            Ver=
ſicherungsprämien und Spareinlagen, zu denen ſich der 
            Steuer=
pflichtige in den Jahren 1923 bis 1926 verpflichtet hat, der nach 
8 17 Abſ. 2 zum Abzug zugelaſſene Betrag von 480 Mark a) wenn 
der Steuerpflichtige mehr als 50, aber nicht mehr als 55 Jahre 
alt iſt, auf 960 Mark; b) wenn der Steuerpflichtige mehr als 
55, aber nicht mehr als 60 Jahre alt iſt, auf 1200 Mark; c) wenn 
der Steuerpflichtige über 60 Jahre alt iſt, auf 1440 Mark. 
Dies gilt nicht, wenn der Steuerpflichtige einen Anſpruch 
oder eine Anwartſchaft auf Ruhegehalt oder andere 
            wiederkeh=
rende Bezüge von mehr als 2000 Mark im Jahre hat. 
Wer ſich alſo in den Genuß dieſer Begünſtigung ſetzen will, 
muß ſpäteſtens bis zum Ablauf dieſes Monais eine 
            Lebens=
verſicherung abſchließen oder die Spareinlagen, die er in den 
Jahren 1923 bis 1926 gemacht hat, wie oben geſagt, auf die 
Dauer von mindeſtens 20 Jahren unwiderruflich feſtlegen. 
Beim Arbeitslohn bleibt zur Abgeltung der Werbungskoſten 
und der vorerwähnten Sonderleiſtungen einſchließlich der 
Lebensverſicherungsprämien eine Pauſchſumme von 40 Mark 
monatlich ohne weiteres vom Steuerabzuge frei. Weiſt der 
Steuerpflichtige aber nach, daß ſeine Werbungskoſten und 
            Son=
derleiftungen zuſammen 40 Mark monatlich überſteigen, ſo wird 
dieſe Pauſchſumme vom 1. Januar 1927 ab auf Antrag 
            ent=
ſprechend erhöht. Das Finanzamt des Steuerpflichtigen 
            ver=
merkt die Erhöhung auf der Steuerkarte. Da dieſe Steuerkarten 
nun wohl überall ausgegeben ſind, empfiehlt es ſich, die Anträge 
baldigſt zu ſtellen, damit die Steuerpflichtigen alsbald in den 
Genuß der Vergünſtigung treten.
 Die Frage des Verſchuldens beim Einſiurz 
einer Mauer.
 Bei Errichtung einer hohen Steinmauer auf einem 
            Ger=
bereigrundſtück verunglückten 5 Bauarbeiter dadurch tödlich, daß 
die Mauer infolge unſachgemäßer Hinterfüllung einſtürzte. Dieſe 
Hinterfüllung zwiſchen der Mauer und einem ſteilen Felsabhang 
war vom Bauherrn ſelbſt angeordnet worden. Landgericht 
verurteilte nur den beim Bau beſchäftigten Maurermeiſter K. 
wegen fahrläſſiger Tötung zu 7 Monaten Gefängnis. Dieſes 
Urteil hob 1. Strafſenat des Reichsgerichts auf. Reichsgericht 
ſieht als nicht feſtgeſtellt an, daß der Angeklagte den Arbeitern 
den Auftrag zur Hinterfüllung der Mauer gegeben habe. Zudem 
ſei der Angeklagte auch nur Bauausführender und nicht 
            Bau=
unternehmer geweſen; infolgedeſſen habe er auch keine 
            Verpflich=
tung gehabt, die Bauaufſicht zu führen. Das Landgericht müſſe 
erneut Feſtſtellungen darüber treffen, wen das Verſchulden an 
dem Einſturz trifft.
Einbruchsverſicherung.
 Inwelchem Umfangiſtder Verſicherte für den 
Einbruch beweispflichtig. Durch nächtlichen Einbruch 
in die Wohnung wurden dem X. 8 Perſerteppiche geſtohlen. Die 
Geſellſchaft wurde zur Zahlung von 6150 GM. verurteilt. 
            Reichs=
gericht führt aus: „Es beſteht keine Rechtsnorm, derzufolge in 
derartigen Fällen an den Beweisführer beſonders ſtrenge 
            An=
forderungen zu ſtellen wären. Es würde eine ſchwere 
            Benach=
teiligung des Verſicherten bedeuten, wenn man von ihm 
            ver=
langen wollte, daß er den Hergang bei dem Diebſtahl im 
            Einzel=
nen immer nachweiſen müſſe. Sonach iſt nicht zu beanſtanden, 
wenn das Kammergericht dem Kläger zugute hält, daß nach Lage 
der Sache „ein ganz ſtrenger Beweis” über den Hergang bei dem 
Diebſtahl nicht geführt ſei und auch nicht geführt werden könne.”
 *Gefahren der Starkſtromleitung und 
Schadenerſatz des Elektrizitätsverbandes.
 Infolge heftigen Sturmes riß in der Nacht zum 7. November 
1921 in Caja bei Lützen ein elektriſcher Leitungsdraht, der von 
der Transformatorenſtation des El. Verbandes W.=Z. zu den 
Gehöften des Orts führte. Der Draht fiel auf die Dorfſtraße, 
wo früh morgens in der Dunkelheit ein Pferd des Gutsbeſitzers 
W. in Caja darauftrat und durch den elektriſchen Strom getötet 
wurde. Der Gutsbeſitzer verlangt Erſatz vom Verband. Zwei 
Inſtanzen haben die Klage abgewieſen. Reichsgericht hat 
            auf=
gehoben und zurüdkverwieſen. Gründe: „Die Leitungen haben 
allen Anforderungen entſprochen, die verſtändigerweiſe zu ſtellen 
ſind. Die Klage iſt aber auch darauf geſtützt, das Beklagter es 
unterlaſſen habe, in der Gemeinde Caja an Amtsſtelle einen 
Schlüſſel zu hinterlegen, der die ſofortige Abſchaltung des 
            Lei=
tungsnetzes ermöglicht hätte. Außerdem hat der 
            Sachverſtän=
dige es für nötig bezeichnet, daß Beklagter die vom Verband 
deutſcher Elektrotechniker herausgegebenen Merkblätter über 
            Ver=
haltungsmaßregeln gegenüber elektriſchen Fernleitungen in den 
Gemeinden in geeigneter Weiſe zum Aushang bringe. Die 
Reviſion hält weiter noch für erforderlich, daß eine zuverläſſige 
Perſon der Gemeinde zu beauftragen iſt, in beſonderen 
            Gefahren=
fällen (große Stürme, gewaltſame Schädigungen) unverzüglich 
die Leitungen zu unterſuchen und dem Verband auf dem 
            ſchnell=
ſten Wege Mitteilung zu machen.‟ Daher Zurückverweiſung der 
Sache an einen anderen Senat des Oberlandesgerichts.
 *Welche Bauproiekte und Koſtenanſchläge 
ſind zu vergüten?
 Gar oft wird gefragte, in welchen Fällen der Architekt der 
Baumeiſter und der Handwerker für ſeine Projekte, 
Zeichnungen und Anſchläge eine Vergütung verlangen kann und 
in welchen nicht. 
Es wird Zahlung für ein angefertigtes Garagenobjekt nebſt 
Zeichnung und Koſtenanſchlag gefordert. Beklagte beſtreitet die 
Zahlungspflicht, weil ſie die Fertigung des Projekts nicht 
            ver=
traglich übertvagen habe und in üblicher Weiſe eine Vergütung 
nicht gefordert werden dürfe. Während Landgericht den Anſpruch 
dem Grunde nach zuſprach, wies das Kammergericht die Klage ab. 
Reichsgerichthat letzteres Urteil aufgehoben und ausgeführt: 
„War von dem Beſteller ein Wettbewerb dergeſtalt 
            veran=
ſtaltet, daß er eine Anzahl von Architekten und Unternehmen zur 
Einreichung von Entwürfen für den Bau aufforderte, ſo braucht 
er in der Regel keine Vergütung für die Arbeiten zu 
leiſten, falls es nicht zur Ausführung des Werkes auf Grund des 
eingereichten Bauentwurfs kommt. Die Zahlungspflicht beſteht 
ſelbſt dann nicht, wenn der Entwurf außer der Zeichnung und 
dem Koſtenanſchlag noch eine Rentabilitätsrechnung enthält. 
            Da=
gegen iſt eine Vergütung zu leiſten, wenn der Auftrag zur 
            Aus=
arbeitung eines Projektes vertraglich erteilt worden iſt. Eine 
Vergütung gilt auch dann ohne ausdrückliche Verabredung als 
ſtillſchweigend vereinbart, wenn die Arbeit nach den Umſtänden 
des Falles nur gegen Vergütung zu erwarten war. Das 
            Kammer=
gericht unterſtellt im Fragefalle die Unentgeltlichkeit des 
Projektes, weil Beklagte eine Reihe von Firmen mit der 
            Aus=
arbeitung beauftragt habe, ſodaß es ſich um einen 
            Wettbe=
werb zwiſchen verſchiedenen Firmen handelte. Aber dabei iſt 
überſehen, daß es der Klägerin erkennbar ſein mußte, 
daß es ſich um einen Wettbewerb handelte. Erſt 
wenn das feſtgeſtellt iſt, kann Beklagte ſich auf die hierfür 
            an=
wendbaren Rechtsgrundſätze berufen. Da dieſe Feſtſtellungen 
fehlen, mußte die Sache an das Kammergericht zurückverwieſen 
werden.”
Geldeniwertungsſchaden im Nachprozeſſe.
 Kläger hatte vom Beklagten Benzin gekauft und den 
            Kauf=
preis mit rund 50 000 Mark im März 1921 bezahlt. Einen Teil der 
Ware (1948 Kg. Benzin) hat er nicht erhalten. Er deckte ſich 
anderweitig ein und wandte dafür rund 35 000 P.=Mk. auf. In 
einem Vorprozeſſe wurde der Beklagte zur Zahlung dieſer Summe 
verurteilt. Das war am 1. September 1923. Da Kläger mit dieſer 
Zahlung kaum einen Goldpfennig erhalten hat, erhob er erneut 
Klage auf Erſatz des Geldentwertungsſchadens, den er mit 2337 
G.=Mk. in Rechnung ſtellt. Beklagter wendete ein, der Anſpruch 
verſtoße gegen die guten Sitten, denn heute könne man die gleiche 
Menge Benzin für 552 G.Mk. erhalten. Land= und 
            Oberlandes=
gericht Hamburg wieſen die Klage unter Hinweis auf die 
            rechts=
kräftige Entſcheidung im Vorprozeſſe ab. Kläger hätte ſich bei 
Annahme des Papiermarkbetrages den weiteren Betrag 
            vorbe=
halten müſſen. Reichsgericht erklärt dies für rechtsirrig. Ein in 
der Inflationszeit erlaſſenes Urteil, das den eingeklagten 
            Geld=
anſpruch in Berückſichtigung der fortgeſchrittenen Geldentwertung 
zuſpreche, ſchaffe keine Rechtskraft für die im nachfolgenden
 Auſwertungsprozeſſe geltend gemachte Nachforderung. „Denn es 
deckt die Werte nicht, die allmählich auf der Markverſchlechterung
 beruhen und vom Fkläger zuerſt nicht verlangt worden waren; ſie 
haben gerade deshalb im Vorprozeſſe dem Kläger nicht 
            zuge=
ſprochen werden können. Soweit der Vorderrichter dem Gedanken 
Ausdruck gibt, daß Kläger in dem Betrage von 35 000 P.=Mk. 
ſeinen geſamten Schaden eingeklagt und zugeſprochen erhalten 
habe, beſteht ſein Rechtsirrtum gerade darin, daß er die 
Mark von Ende Dezember 1921 oder Anfang 1922 (Zeitpunkt der 
Erhebung der Klage im Vorprozeſſe) und die Mark vom 11. Jule
 1923 (Erledigung des Vorprozeſſes in zweiter Inſtanz) trotz der 
inzwiſchen gewaltig fortgeſchrittenen Geldentertung wirtſchaft=
 lich gleichſtellt. Dem Kläger iſt im Vorprozeſſe nur ein Teil 
ſeines Schadens zugeſprochen worden. Der Ausgangspunkt für 
die Aufwertung iſt keinesfalls der Goldmarkwert der 35 000 Mk. 
vom 15. März 1921 als dem Tage, an welchem Kläger den 
            Kauf=
preis mit 50 000 Mk. bezahlt hat, ſondern nur der Goldmarkwert 
vom Tage der Eindeckung (Zahlung der 35 000 Mk. an den 
            Lie=
ferer der 1948 Kg. Benzin) bilden kann.
 * Ungültigkeit des Teſiamen s mangels des 
Errichtungsories.
 Sehr beherzigenswert iſt der Hinweis, daß bei Abfaſſung 
eines eigenhändigen Teſtaments es ratſam iſt, einen 
            Rechtskun=
digen zu beſragen, damit dieſer prüfe, ob alle Formerforderniſſe 
bei der Errichtung erfüllt ſind. Im untergebenen Falle hat die 
Teſtiererin unterlaſſen, den Ort der Teſtamentserrichtung 
(Plauen i. Sa.) anzugeben, ſie ſchrieb nur: „Dies iſt mein letzter 
Wille. (Name.) Den 27. Februar 1919, Kaiſerſtraße 58.‟ Das 
Nachlaßgericht verneinte die Formgült gkeit dieſes Teſtaments. 
Die Klage auf Anerkennung iſt in drei Inſtanzen abgewieſen. Der 
Ort der Errichtung des Teſtaments iſt nach den Gründen des 
Reichsgerichts, wie wir den „Reichsgerichtsbriefen” entnehmen, in 
keiner Weiſe kenntlich gemacht. Das Teſtament iſt und bleibt 
            un=
gültig.
Seite 10
Nummer 359
 Regelung des Ausverkaufsweſens. 
Der Einzelhandelsausſchuß des Deutſchen Induſtrie= und 
Handelstags hat auf ſeiner diesjährigen Tagung in Düſſeldorf 
Richtlinien für eine einheitliche Regelung des 
Ausverkaufsweſens im ganzen Reiche ausgearbeitet, da 
es an der Zeit iſt (und das gilt auch für Heſſen), zu der Frage 
der Beſeitigung der Mißſtände im Ausverkaufsweſen Stellung 
zu nehmen. 
Man war in dieſem Ausſchuß der Anſchauung, Anträge auf 
Abänderung des Geſetzes gegen den unlauteren Wettbewerb 
            vor=
zubehalten, aber zu verlangen, daß den beſtehenden Mißſtänden 
durch die Verwaltungsorgane entgegengetreten werde. 
In Württemberg hat der Einzelhandelsausſchuß des 
            In=
duſtrie= und Handelstags an das württ. Arbeitsminiſterium die 
Bitte gerichtet, eine Anweiſung an die Oberämter, für Stuttgart 
das Polizeipräſidium, ergehen zu laſſen, damit die zurzeit in 
Kraft befindlichen Ausverkaufsordnungen nach Maßgabe der 
folgenden Grundſätze abgeändert werden: 
1. Die zur Ausführung des obengenannten Reichsgeſetzes 
berufenen Landesbehörden ſollen gebeten werden, ſich bei ihren 
Maßnahmen, insbeſondere auch bei der Art der Ausgeſtaltung 
der zu erlaſſenden Verordnungen, ſtets der amtlichen 
            Berufs=
vertretungen von Induſtrie und Handel als gutachtlicher Stelle 
zu bedienen, und auch bei Ueberwachungsmaßnahmen, die von 
Organen der Landesverwaltung vorgenommen werden, den von 
der Induſtrie= und Handelskammer benannten Sachverſtändigen 
die Möglichkeit der Mitwirkung zu geben. 
2. Für den Erlaß von Anordnungen der höheren 
            Verwal=
tungsbehörde nach § 7 Abſ. 2 des Geſetzes ſind folgende 
            Richt=
linien zu beachten, deren Aufnahme in die Anordnungen 
            erfor=
derlich iſt, um den Zweck einer ſachgemäßen Ueberwachung der 
Ausverkäufe zu erreichen: 
a) Grundſätzlich ſind die Induſtrie= und Handelskammern 
als Stellen für die Anmeldung des Ausverkaufs und 
für die Einreichung der Verzeichniſſe zu beſtimmen. In jedem 
Falle ſind Anzeige und Verzeichnis in mehreren 
            Exem=
plaren zu verlangen. 
b) Die Anzeige muß ſo zeitig, mindeſtens aber 10 
Werktage vorher, erſtattet werden, daß noch vor Beginn der 
            Ver=
anſtaltung eine Prüfung ihrer Zuläſſigkeit erfolgen kann. 
c) Bei allen den Ausverkauf betreffenden Anzeigen iſt der 
Zeitpunkt des Beginns und der vorausſichtliche Zeitunkt des 
Endes der Veranſtaltung anzugeben. Die Ankündigung eines 
Ausverkaufs darf nur einen Tag vor dem Beginn des 
            Aus=
verkaufs veröffentlicht werden. 
d) Der Grund der Veranſtaltung muß angegeben 
und es ſollen gleichzeitig die Tatſachen mitgeteilt und die 
            Unter=
lagen beigebracht werden, aus denen hervorgeht, daß dieſer 
Grund wahr und ernſthaft gemeint ſei und nach der Auffaſſung 
der beteiligten Verkehrskreiſe den Ausverkauf rechtfertige. 
e) Die Anzeige muß eine genaue Angabe der Verkaufsſtätte, 
wo die Veranſtaltung ſtatfinden ſoll, enthalten. 
k) Der Anzeige iſt in mehrfacher Ausfertigung ein vom 
Antragſteller eigenhändig oder durch einen ausdrücklich 
            bevoll=
mächtigten Vertreter unterſchriebenes Verzeichnis der Waren 
beizufügen, die zum Ausverkauf gebracht werden ſollen. Das 
Verzeichnis iſt ſo aufzuſtellen, daß ohne weiteres die 
            Ueberein=
ſtimmung ſeiner Angaben mit den tatſächlich zum Verkauf 
            geſtell=
ten Waren nachgeprüft werden kann. Genaue Angaben über 
Stückzahl, Mengen. Maß oder Gewicht und über Art (Material) 
ſind erforderlich. 
g) In Auftrag gegebene, aber im Zeitpunkt der Anmeldung 
noch nicht eingetroffene Waren ſind im Verzeichnis mit genauer 
Angabe des Tages der Beſtellung geſondert aufzuführen. 
h) Vorſtehende Grundſätze ſind auch auf die in § 9 Abſ. 1 
des Geſetzes bezeichneten Veränſtaltungen, ſowie auf die in Form 
der Verſteigerung ſtattfindenden Ausverkäufe, und 
            die=
jenigen, die durch den Konkursverwalter erfolgen, zu 
erſtrecken. 
3. Für Durchführung des Geſetzes und der Anordnungen der 
höheren Verwaltungsbehörden ſind Anweiſungen an die 
            Po=
lizeibehörden zu erlaſſen, die dahin gehen: 
a) Verkäufe, die entgegen den Anordnungen nicht in der 
vorgeſchriebenen Weiſe angemeldet wurden, ſind zu verhindern; 
b) in Fällen, in denen der angegebenen Grund des 
            Ausver=
kaufs nicht genügt, um den Ausverkauf zu rechtfertigen, ſollen 
die Polizeibehörden nach Maßgabe des Landesrechts nach 
            Be=
nehmen mit der Induſtrie= und Handelskammer den trotzdem 
ſtattfindenden Ausverkauf mit polizeilichen Mitteln verhindern. 
Hierzu gehört es, wenn Kommiſſionsware zum Ausverkauf 
            ge=
ſtellt wird; 
c) wenn der Verdacht des Vor= und Nachſchiebens 
von Waren vorliegt, ſoll alsbald der Tatbeſtand feſtgeſtellt 
            wer=
den. Gegebenenfalls iſt im Einvernehmen mit der Induſtrie= 
und Handelskammer oder den von ihr bezeichneten Perſonen die 
Vorlegung, gegebenenfalls die Beſchlagnahme der Beweismittel, 
insbeſondere der Beſtellſchreiben und Rechnungen, nach Maßgabe 
der ſtrafprozeßrechtlichen Beſtimmung herbeizuführen; 
d) der Verdacht des Nachſchubs iſt ohne weiteres 
            ge=
rechtfertigt, wenn bei Teilausverkäufen eine Vermiſchung der 
zum Ausverkauf beſtimmten Waren erfolgt oder die 
            Ausver=
verkaufsware von der übrigen Ware nicht getrennt gelagert wird: 
e) im Falle des Vor= und Nachſchiebens iſt der 
            Aus=
verkauf, ſofern es ſich nicht um geringfügige, ſofort befeitigte 
Verſtöße handelt, zu verhindern.
 Welcher Tag iſi für Aufweriung von 
Hypothekenforderungen maßgebend? 
Rechtsanwalt Dr. W. Kühnl, Berlin. 
Ueber dieſe Frage ſind eine Reihe von Streitpunkten 
            ent=
ſtanden, über die nunmehr im weſentlichen die höheren Gerichte 
die endgültigen Entſcheidungen getroffen haben. Bei 
            hypothe=
kariſch geſicherten Kaufgeldforderungen iſt ſtreng zu 
            unterſchei=
den zwiſchen der dinglichen und der perſönlichen Forderung; die 
Aufwertung beider findet nach verſchkedenen Grundſätzen ſtatt. 
Was den Zeitpunkt der Aufwertung für die dingliche 
            For=
derung gegen den Eigentümer betrifft, ſo iſt der Berechnung des 
Goldmarkbetrages für die Aufwertung nicht der Tag des 
            Kauf=
abſchluſſes als Erwerbstag zugrunde zu legen, ebenſowenig iſt 
hierfür der Tag der Eintragungsbewilligung der Hypothek 
            maß=
gebend. Entſcheidend iſt vielmehr lediglich, wann die Hypothek 
im Grundbuch eingetragen worden iſt und, wenn ein 
            Hypotheken=
brief gebildet wurde, an welchem Tag der Brief übergeben 
wurde, falls dieſes ſpäter erfolgte (Vgl. Entſcheidung des 
            Kam=
mergerichts Grundbuchſenat vom 4. März 1926, I X 120/26: 
9. Zivilſenat vom 24. Juni 1926, 9 Aw III 222/26.) Dieſer Tag 
hat als Erwerbstag für die Berechnung des Goldmarkbetrages 
entſprechend § 2 Awg. zu gelten. 
Der Gläubiger einer Darlehenshypothek erwirbt die 
            Hypo=
thek aber nicht früher als die Darlehensforderung. Wenn daher 
das Darlehen erſt nach der Hypothekeneintragung bzw. 
            Brief=
übergabe ausgezahlt wurde, erwarb der Gläubiger die Hypothet 
erſt mit dem Tag der Auszahlung. (Entſcheidung des K. G. vom 
14. Auguſt 1926. Aw. III. 573/26.) 
Wird neben der Hypothek auch die Aufwertung der 
            perſön=
lichen Forderung verlangt, ſo kommt es für die Berechnung nicht 
auf den Tag der Entſtehung der dinglichen Sicherung an. Durch 
die auf Grund der entgegengeſetzten Meinungen der 
            Oberlandes=
gerichte notwendig gewordene Entſcheidung des Reichsgerichts 
vom 23. Juni 1926 (V B 7/26) iſt feſtgelegt, daß derjenige Tag
Dienstag, den 28. Dezember 1926
 als Begründungstag der perſönlichen Forderung anzuſehen iſt, 
an dem der Kauf bzw. die Hypothekenbeſtellung abgeſchloſſen 
wurde. Liegen Angebot und Annahme des Angebotes zeitlich 
auseinander, ſo iſt nach richtiger Auffaſſung der Tag der Abgabe 
des Angebots zugrunde zu legen Für die Zeit des ſinkenden 
Geldwertes iſt dieſe Entſcheidung oft von großer Bedeutung. 
Für die Feſtſetzung der Höhe des Kaufpreiſes waren für beide 
Vertragsteile, vor allem für den Verkäufer als den Gläubiger 
der entſtehenden Geldforderung, diejenigen wirtſchaftlichen 
            Ver=
hältniſſe maßgebend, die zur Zeit des Kaufangebots 
            vor=
lagen. Dem Verkäufer kann dann nicht zugemutet werden, die 
weitere Minderung des Kaufpreiſes, die in der Zeit bis zur 
Annahme des Angebots durch den Käufer infolge der 
            Geldver=
ſchlechterung entſtanden iſt, allein auf ſich zu nehmen. (Vgl. R. G. 
vom 16. Dezember 1925 V 188/25 und vom 10. April 1926 
V 440/25. J. W. 1926 . 976 und 1538 für hypothekariſch 
            unge=
ſicherte Forderungen, OLG. Stuttgart Beſchluß vom 5. Juni 
1926 Aw. No. 15: anders Kammergericht vom 28. Mai 192‟, 
J. W. 1926 S. 1827 vgl. ebenda S 2373.) 
Von beſonderer Bedeutung iſt dieſe Entſcheidung wegen der 
viel erörterten Beſtimmung des § 10 Abl. 3 Awg., nach der die 
perſönliche Forderung aus Grundſtückskauf oder 
            Gutsüberlaſ=
ſung, wenn ſie vor dem 1. Januar 1922 begründet worden war, 
nur auf 75 bzw. 100 Prozent des Goldwertes, wenn ſie nach 
dem 1. Januar 1922 entſtand, nach allgemeinen Vorſchriften auch 
über 100 Prozent des Goldmarkbetrages aufgewertet werden 
kann. 
Es iſt zu hoffen, daß ſich das Kammergericht den 
            angeführ=
ten Entſcheidungen des Reichsgerichts anſchließt und dadurch 
eine einheitliche Rechtſprechung in dieſer äußerſt wichtigen Frage 
eintritt. 
*Zu glatt geöltes Linoleum und Schadenserſatz 
Als der Zahntechniker L. in Berlin eine Depoſitenkaſſe der 
D. Bank in Berlin geſchäftlich aufgeſucht hatte und den 
            Schal=
terraum wieder verlaſſen wollte, kam er auf dem friſchgeolten 
Linoleumfußboden zu Fall und zog ſich einen Schenkelhalsbruch 
zu, der eine Verkürzung des rechten Beines um 5 Zentimeter 
zur Folge hatte. Er verlangt auf Grund des 
            Vertragsverhält=
niſſes ſowie aus dem Geſichtspunkt der unerlaubten Handlung 
Schadenserſatz von der Bank, da ſie trotz der großen Gefahr des 
Ausgleitens, die noch durch das herrſchende Schneewetter 
            ver=
ſtärkt geweſen ſei, keine Schutzmaßnahmen getroffen habe. 
            Vor=
behaltlich weiterer Anſprüche fordert er eine monatliche Rente 
von 500 Mark. Kammergericht erkannte den Anſpruch in vollem 
Umfange an. Reichsgericht hat die Reviſion der Bank 
            zurück=
gewieſen. „Aus dem Umſtand, daß ſich Kläger bereits vor dem 
Unfall in dem Raume aufgehalten" hat, folgt nicht, daß er die 
Gefährlichkeit des Fußbodens bemerkt hat. Daß ihm die 
            Gefähr=
lichkeit nicht zum Bewußtſein gekommen iſt, kann ihm nicht zum 
Verſchulden angerechnet werden. Daraus, daß der Fußboden 
jahrelang nach demſelben Verfahren geölt worden iſt, folgt 
keineswege, daß er ſtets eine übermäßige Glätte gehabt 
habe. Eine ſolche hat die zweite Inſtanz aber ohne Rechtsirrtum 
feſtgeſtellt, ebenſo, daß der Unfall vermieden worden wäre, wenn 
Beklagte ſür die Aufſtellung von Warnungstafeln und 
die Verwendung von abſtumpfenden Mitteln (
            Säge=
ſpäne, Decken) geſorgt hätte." 
* Sprengſtoffkapſeln im Eiſenſchrott. 
Der bei einem Stahl= und Walzwerk beſchäftigte Schmelzer 
wurde dadurch verletzt, daß eine mit anderem Eiſenſchrott in den 
von ihm bedienten Martinsofen hineingeworfene, mit 
            Spreng=
ſtoff geſüllte eiſerne Kapſel explodierte. Die 
            Eiſenberufsgenoſſen=
ſchaft in Leipzig verlangte wegen der an den Verunglückten zu 
machenden Aufwendungen Erſatz von der Reichsbahn gemäß 
8 1542 RVO. und §§ 823, 831 BGB. Sie behaupiete, dieſe Kapſel, 
wie eine gefundene zweite gleicher Art hätten ſich in einer 
            Sen=
dung Eiſenſchrott befunden, die vom 
            Eiſenbahnausbeſſerungs=
weik Schneidemühl ſtammte und durch eine Frankfurter Firma 
an das Werk verkauft worden ſei. Die Ueberſendung der 
Kapſeln beruhe ſomit auf einem Verſchulden der 
            Bahnangeſtell=
ten in Sch. 
Die Klage iſt in drei Inſtanzen abgewieſen. Ein 
            Ver=
ſchulden der verfaſſungsmäßigen Vertreter der Bahn wurde 
            ver=
neint, auch der Entlaſtungsbeweis nach § 831 BGB. für geführt 
erachtet. 
Muß die Gemeinde Kenntnis von der 
örtlichen Lage aller Kabel haben? 
Der Eſchweiler Bergwerksverein A.=G. unterhält ein 
            unter=
irdiſches elektriſches Kabel nach der Grube Engelbert. Dieſes 
Kabel läuft von der Gleueler Straße ab unter einem Fußpfad 
der Gemeinde Berrenrath entlang. Das Kabel war von Arbeitern 
der Bürgermeiſterei Hürth, zu der Berrenrath gehört, beſchädigt 
und durchgeſchlagen. Verklagt iſt die Gemeinde Hürth auf 
            Schaden=
erſatz wegen zeitweiſer Stillegung der Betriebe und für 
            Aus=
beſſerungskoſten. Die Klage iſt in allen Inſtanzen abgewieſen 
worden. Reichsgericht ſagt: „Eine Haftung der Beklagten aus 
§8 89, 31, 823 B.G.B. iſt mit Recht verneint. Unſtreitig iſt der 
Beklagten nicht belannt geweſen, daß unter dem Fußpfad, ein 
Kabel des Vereins lag. Die Annahme des Oberlondesgerichts, 
daß dieſe Unkennmis nicht auf einem Mangel der Organiſation 
der Beklagten beruhte, läßt keinen Rechtsirrtum erkennen. Die 
Kenntnis der Gemeinde von der örtlichen Lage der Kabel kann 
nur inſoweit verlangt werden, als ihr die Anlegung oder 
            Ver=
legung eines Kabels angezeigt oder wenigſtens im polizeilichen 
Genehmigungsverfahren belant wird. Für das Verſchulden 
der Arbeiter iſt Beklagte nicht erſatzpflichtig, weil ſie den 
            Ent=
laſtungsbeweis der ſorgfältigen Auswahl der beſtellten 
            Perſo=
nen nach § 831 Abſ. 1 B.G.B. geführt hat. (Aus den „
            Reichs=
gerichtsbriefen” Karl Mißlack, Leipzig, Kochſtraße 76.) 
Der Auskunftvertrag. Vorſicht bei Auskünften! 
Klägerin verkaufte im Sommer 1923 an eine Kölner Firma 
Altblei für 200 Millionen Mk., die auf Reichsbantgtro gezahlt 
werden ſollten. Käuferin verkaufte das Blei weiter und die 
            Ab=
käuferin beauftragte die Depoſitenkaſſe der D. Banr in Köln, 
die 200 Mill. Mk. auf das Reichsbantgirokonto der Klägerin zu 
übevweiſen. Als am 21. Juni der Oberingenieur der Klägerin 
bei der Depoſitenkaſſe telephoniſch anfragte, ov die Ueberweiſung 
an die Reichsbank geſchehen ſei, erhielt er, wie Klägerin 
            behaup=
tet, den Beſcheid, der Betrag ſei überwieſen. Daraufhin 
gab Klägerin das Blei zur Lieferung frei. Später ſtellte ſich 
            her=
aus, daß der Betrag nicht überwieſen worden war, weil die 
            Ab=
käuferin der erſten Käuferin den Ueberweiſungsauftrag am 
            ſel=
ben Tage, an dem die Austunft erfolgt war, widerrufen 
hatte. Die Klägerin erhielt die 200 Mill. Mk. erſt am 7. Juli 
1923 und verlangt von der D. Bank Erſatz des durch die 
            Geld=
entwertung vom 21. Juni bis 7. Juli 1923 entſtandenen 
            Scha=
dens, berechnet auf 2576 Goldmark. Reichsgericht erkennt auf 
Verpflichtung zum Schadenserſatz wegen der jahrläſſigen 
Auskunft. Es wird das Beſtehen eines 
            Vertragsverhält=
niſſes angenommen. Allerdings tritt derjenige, der Rat, 
Empfehlung oder Auskunft erteilt, nicht ohne weiteres in ein 
Vertragsverhältnis zu dem anderen Teil. Das ändert ſich aber 
dann, wenn derjenige, der die Auskunft erbittet, auf Grund dieſer 
Auskunft entſcheidende Maßnahmen (insbeſondere eine 
            Ver=
mögensverfügung) vornehmen will. In ſolchen Fällen kommt 
ein; Auskunftvertrag zuſtande, der zu beſonders 
            ſorg=
fältiger Auskunft verpflichtet. Wäre die Aus unft richtig 
            ge=
weſen, dann hätte die Bank auch dem Widerruf ihrer 
            Auftrag=
geberin nicht mehr ſtattgeben dürfen. Auch hätte ſie in dieſem 
Falle der Klägerin ſofort drahtlich Mitreilung machen müſſen.
 * 200 RMk. im Oezember 1923 ſind ein 
unmöglicher Kaufpreis. 
So hat das Reichsgericht entſchieden und die Konſequenz iſt 
die Zahlung eines angemeſſenen Golomartbetrages. Das 
illuſtriert nachftehender Faul: 
Im Dezewber 1923 taufte eine Papierfabrik ein gebrauchtes 
Batterie=Querſiederkeſſelſyſtem im Gewicht von 20—25 Tonnen 
zum Preiſe von 200 Mk. für die Tonne. Zur Lieferung kam 
es nicht, weil Streit herrſchte, ob. der Preis in Papiermark 
oder Goldmark vereinbart ſei. Verkäuferin klagte auf 
            Zah=
lung von 4000 Goldmark. Zwei Inſtanzen haben unter 
            Billi=
gung des Reichsgerichts die Käuferin zur Zahlung verurteilt. 
„Es ſei ohne Rechtsirrtum feſtgeſtellt, daß ein Preis von 
200 Goldmark für die Tonne vereinbart ſei. Die Annahme 
des Oberlandesgerichts, daß, wenn im Streitfalle ein 
            Papier=
markpreis nicht vereinbart war, die Parteien die 
            Preisfeſt=
ſetzung in Goldmark gewollt haben, liege auf tatſächlichem 
            Ge=
biet und ſei in der Reviſionsinſtanz nicht anfechtbar. Unbeachtlich 
ſei es dabei, daß der Keſſel bereits 9 Jahre alt geweſen und 
ein Preis von 200 Goldmark für die Tonne außerhalb einer 
vernünftigen Preisbemeſſung liege. Von Preiswucher könne 
keine Rede ſein, daß es ſich bei dem verkauften Dampfkeſſelſyſtem 
nicht um einen Gegenſtand des täglichen Bedarfs handle.
 Buchanzeigen 
Ludwig Waldecker, Deutſches Verfaſſungsrecht. Verlag von Ferd. 
Hirt in Breslau. 1926. Geb. 3,50 Mk. 
Jeder Deutſche ſoll die Verfaſſung kennen, er ſoll ſich in ihr 
Studium vertiefen, ſich in den Stoff einarbeiten. Soll dieſer 
Zweck erreicht werden, dann bedarf es der Einführung des Leſers 
in das Weimarer Grundgeſetz. Zum Verſtändnis vorangeſtellt 
und erläutert ſind die geſchichtlichen Grundlagen des deutſchen 
Verfaſſungsrechts, im 2. Teil wird das geltende deutſche 
            Ver=
faſſungsrecht dargeſtellt, der 3. Teil behandelt Geſetz, 
            Rechts=
pflege und Verwaltung. Wenn auch das Werk zunächſt als 
            Grund=
lage bei dem Beſuch ſtaatsrechtlicher Vorleſungen Verwendung 
finden ſoll, ſo kann es doch nach der ganzen Abfaſſung und 
Schreibweiſe auch dem Laien den notwendigen Einblick in die 
wichtige Materie vermitteln. Als ein Teil von „Jedermanns 
Bücherei” ſollte das Buch in weiten Kreiſen Verbreitung finden 
und mit Verſtändnis geleſen werden. 
I. 
Dr. Harald Förſter, Rechtsanwalt in Dresden, Das 
            Körper=
ſchaftsſteuergeſetz vom 10. Auguft 1925. Verlag: Arbeits= und 
Steuerrechtsgeſellſchaft m. b. H., Dresden=A 1. 
Der Verlag bietet in der vorliegenden Broſchüre eine vor 
allem für den Steuerpflichtigen zweckmäßige, klar und verſtändlich 
geſchriebene Arbeit, die eine gute Einführung in das ſchwierige 
Gebiet darſtellt. 
L. 
Methner=Hoffmann, Aktionär, Aufſichtsrat und Vorſtand. 2. Auflage. 
Verlag der Modernen kaufmänniſchen Bibliothek, G. m. b. H., 
Leipzig. 
Beigel=Prater, Buchführung und Bilanzen der Handelsgeſellſchaften. 
2. Teil, 2. Auflage. Im gleichen Verlag. 
Das an erſterer Stelle genannte Buch beziveckt die Einführung des 
Laien in das Gebiet des Aktienrechts. Wer als Organ der A.G. tätig 
gleichwie wer als Aktionär am Unternehmen intereſſiert iſt, ſollte nicht 
zögern, ſich mit den einſchlägigen Vorſchriften vertraut zu machen. Dies 
geſchieht am beſten durch eine gemeinverſtändliche Darſtellung, die dem 
Verfaſſer der neuen Auflage, wie wir nicht anſtehen zu erklären, 
            ge=
lungen iſt. 
Die von Beigel=Prater herrührende Arbeit iſt für den an einer 
Handelslehranſtalt oder Handelshochſchule Studierenden ein wirkſames 
Informationsmittel, aber auch für den Praktiker ein zuverläſſiger 
            Weg=
keiter. Die ſchwierigen Bilanz= und Steuerprobleme können zudem nur 
glücklich gelöſt werden, wenn man auf ein Buch, das den Stoff in gründ= 
I. 
licher Weiſe durchdringt, zurückgreifen kann. 
Erich — Hans Kaden, Privatrecht des Friedensvertrags. Verlag von 
Ferdinand Hirt in Breslau 1925. Geb. 3 Goldmark. 
Der uns ſo ſcwer drückende Vertrag iſt dem Laien zu wenig 
            be=
kannt, und doch ſollte er ihn kennen. Denn, wenn er ihn kennen wüirde, 
würde ihm ſo recht zum Bewußtſein kommen, wie ein ganz anders 
            ge=
arteter Friede es iſt, als die uns hiſtoriſch überkommenen vielen 
            Frie=
densſchlüſſe. Entgegen früheren völkerrechtlichen Traktaten ſchneidet er 
recht tief in das Privatrecht ein, wie in der Einleitung S. 10 
            nach=
gewieſen wird. Der Verſailler Vertrag iſt nicht nur ein auf 
            völkerrecht=
liche Art zuſtandegekommener, ſondern ein Vertrag, den die 
            National=
verſammlung ausdrücklich am 16. Juli 1919 zum Geſetz erhob. „Dura 
lex; sed lex!” ruft Kaden ausWir müſſen die Verpflichtungen kennen 
lernen, mit denen uns dieſes Friedensinſtrument belaſtet. Das Werk 
will eine Einführung in die privatrechtlichen Vorſchriften des Vertrags 
darſtellen; über Einzelfragen raſch orientieren und zum Selbſtſtudium 
anregen. Verfaſſer hat das anſehnliche Schrifttum in allen Teilen 
            berück=
ſichtigt, ein gutes Regiſter angefügt. Die Schrift, die Kaden als 
            Heidel=
berger Privatdozent hinausgehen ließ, hak ihm in der Wiſſenſchaft raſch 
einen Namen gemachr, denn bereits iſt er als a. o. Profeſſor für deutſches 
Zivilrecht an der Genfer Rechtsfakultät tätig. Als Nachſchlagebuch wird 
die Arbeit vorzügliche Dienſte leiſten können. 
Geſetz gegen den unlauteren Wettbewerb, erläutert durch die neueſte 
Rechtſprechung. Textausgabe von Dr. Wenzei Goldbaum, 
Rechtsanwalt und Notar in Berlin. 148 Seiten In Ganzleinen 
            ge=
bunden 5 RM. Gg. Stilke, Verlag, Berlin. 
Der Schwerpunkt dieſes mit großer Gründlichkeit geſchriebenen 
Buches, das eine recht ſchwierige Materie in ghücklichſter Weiſe meiſtert, 
liegt in der bezüglichen Darſtellung der höchſtrichterlichen Rechtſprechung. 
Unter Fernhaltung wiſſenſchaftlich=theoretiſcher Erörterungen ſoll das 
Werk den Gewerbetreibenden über den Stand der Judikatur 
            unter=
richten, es wird aber dem Juriſten in gleicher Weiſe als 
            Nachſchlage=
werk gute Dienſte leiſten. Die Ausſtattung und der Druck ſind 
            vorzüg=
lich. Das Buch kann nur zur Anſchaffung empfohlen werden. L. 
Das Körperſchaftsſteuergeſetz vom 10. Auguſt 1925 unter Berückſichtigung 
der Anwendung findenden Beſtimmungen des Einkommenſteuergeſetzes 
und der Rechtſprechung des Reichsfinanzhofes von Dr. Richard 
Noſendorf Rechtsanwalt und Notar zu Berlin. Preis geh. 
9,30 Mark, in Leinen gebunden 10,80 Mr. 599 Seiten. 1925. 
            Indu=
ſtrieverlag Spgeth u. Linde, Berlin W. 10, und Wien I. 
Die neue Steuerreform des verfloſſenen Jahres hat auch die 
            Be=
ſteuerung der Aktiengeſellſchaften, Kommanditgeſellſchaften auf Aktien, 
Berggewerkſchaften, Geſellſchaften mit beſchränkter Haftung, 
            Genoſſen=
ſchaften und alle übrigen Körperſchiften und Vermögensmaſſen auf eine 
feſte Grundlage geſtellt. Eine Auslegung der ſchwierigen und ſchwer 
verſtändlichen Geſ.tze (die Steuerwiſſenſchaft wird als eine Art 
            Geheim=
wiſſenſchaft betrachtet) iſt für die praktiſche Handhabung unerläßlich. 
Dieſem Zwecke dienen in unſerem Zeitalter die Kommentare. Der 
            Ver=
füſſer iſt als Steuerpraktikr beſtens bekannt. Das Erläuterungswverk, 
das er hier geſchaffen, kann als zuverläſſiger Wegweiſer nur empfohlen 
werden. 
Stengleins Kommentar zu den Strafrechtlichen Nebengeſetzen des 
Deutſchen Reiches. Fünfte, völlig neubearbeitete Auflage von 
            Ober=
reichsanwalt Dr. Ebermayer, Reichsgerichtsrat Conrad, 
Neichsanwalt Dr. Feiſenberger und Oberſtaatsanwalt bei der 
Neichsanwaltſchaft, Dr. Schneidewin. Verlag von Otto 
            Lieb=
mann, Berlin W. 57 Potsdamerſtr. 96. Geſamtpreis etwa 65 Mk. 
Bisher zwei Lieferungen 2 6,50 Mk. 
Seit dem Erſcheinen der letzten Auflage ſind 13 Jahre vergangen. 
So rechtfertigt ſich allein ſchon aus dieſer Tatſache das Erſcheinen einer 
Neubearbeitung. Die erſte Lieferung enthält: Die Geſetze zum Schutze 
des geiſrigen und gewerblichen Eigentums. (Patentgeſetz vom 7. April 
1891 (Faſſung vom 7. Dezember 1923, Geſetz betr. die Patentanwälte 
vom 21. Mai 1900. Geſetz betr. Schutz von Gebrauchsmuſtern vom 1. 
Juni 1891 (Faſſung vom 7. Dezember 1923.) Geſetz betr. Urheberrceht 
an Werken der Literatur und der Tonkunſt vom 19. Juni 1901 mit 
            Ber=
ner Konvention. Geſetz über das Verlagsrecht vom 19. Juni 1901); die 
zweite Lieferung enthält: Geſetz vom 9. Januar 1907 betr. 
            Urheber=
recht an Werken der bildenden Künſte und der Photographie Geſetz 
vom 11. Januar 1876 betr. Urheberrecht an Muſtern und Modellen 
vom 11. Januar 1876. Geſetz zum Schutze der Warenbezeichnungen vom 
12. Mai 1894 Gefetz vom 7. Juni 1909 gegen den unlauteren 
            Wett=
bewerb. 
Die beiden Lieferungen beweiſen die große Gründlichkeit, mit der 
Schrifttum und Praxis hinſichtlich ſchvieriger Materien unſeres 
            Nechts=
gebietes bearbeitet ſind. Gerade die Praxis wird des Kommentars, der 
ſich als zuverläſſiger Ratgeber darſtellt, gar nicht entbehren können. 
Juſtizrgt Lindt, Darmſtadt.
Nummer 359
Dienstag, den 28. Dezember 1926
Geite 11
Die vone Berzogin.
2D
Roman von E. Klein
(Nachdruck verboten.)
 Das war ein ſchwerer Schlag! Er hatte alſo von vornherein. 
mnit der Möglichkeit gerechnet, aufgehalten zu werden, und einen 
ganderen Weg genommen. Ein gefährlicher Feind, ebenſo ſchlan 
Gvie rückſichtslos. Und jetzt war er beſtimmt ſchon vor London. 
Alſo geſchlagen? Nein — nein! ſchrie es in ihr auf. UInd 
avenn es ihr nicht mehr möglich war, ihm das Dokument zu 
            ent=
meißen — ſtrafen konnte ſie ihn für ſeine Schurkentat. 
Sie fuhr mit dem Auto, das ihr Inſpektor Groothe zur Ver= 
Kügung ſtellte, nach London weiter. Ein alter Kaſten war der 
Wagen und brachte es auf kaum fünfundvierzig Kilometer — 
ber ſie waren wenigſtens um ſechs vor dem Hauſe Berkeley 
Square 26, das Las Valdas bewohnte. 
„Der Herr Graf kam um halb vier Uhr an,” erklärte der 
wortugieſiſche Diener, „und iſt dann ſofort wieder weggefahren. 
Er wird erſt um 8 Uhr wieder zu Hauſe ſein.” 
Acht Uhr! Das war die Stunde, für die er Grace beſtellt 
whatte! 
Gloria konnte nichts tun. Sie ließ ſich nach dem Hauſe des 
Waters auf Carlton Houſe Terrace fahren. 
Das Wetter hatte tatſächlich umgeſchlagen. Schon auf der 
*Fahrt von Maidſtone her hatte es zu regnen begonnen — als 
es Abend wurde, hing der berüchtigte, naſſe, finſtere Himmel 
äiber London. Unfreundlich, fremd ſchien die Stadt der jungen 
Frau, die enge Straßen, flackernde Laternen gar nicht mehr ge= 
Hvohnt war. Der lärmende, haſtende Verkehr auf Piccadilln 
machte ſie nervös, und ſie atmete auf, als ihr Wagen auf die in 
wornehmer Ruhe daliegende Carlton Houſe Terrace einbog. 
Sie war nicht der Menſch, ſich mit unnützen Spekulationen 
Dden Kopf zu verdrehen. Bis acht Uhr war nichts zu tun! Sie 
ieß im kleinen Salon ein warmes Feuer machen und wärmte 
auch ihr Inneres durch ſtarken chineſiſchen Tee. 
Punkt ein viertel acht erhob ſie ſich, ging in ihr Zimmer, das 
mioch ſo ſtand, wie ſie es als Mädchen bewohnt hatte, und nahm 
aus der Lade der Kommode den kleinen, ſilberbeſchlagenen 
            Revol=
wer, den ihr der Vater vor Jahren einmal geſchenkt hatte, und 
ort ein vergeſſenes Daſein führte. Nun, da ihr einfiel, daß ſie 
whne jede Waffe von Burnham Tower weggefahren war, 
            erin=
merte ſie ſich des kleinen Dinges, das nicht mehr war als ein 
Spielzeug. Aber beſſer als nichts. Der Revolver war geladen. 
Sie nahm die Patronen heraus, ſah Gehäuſe und Lauf 
            ſorgfäl=
ig nach, ließ den Hammer prüfend einſchnappen — alles in 
eſter Ordnung. Sie lud die Waffe wieder, ſteckte ſie in die 
Taſche, ſtieg in die Hall hinunter, zog den Regenmantel ihrer 
Schweſter an und verließ das Haus. Sie wollte zu Fuß gehen. 
— — Kühn und entſchloſſen berechnete ſie alle Chancen. Wenn 
ſie wirklich gezwungen war, den Revolver zu gebrauchen, dann 
war es beſſer, es konnte ſich kein Chauffeur melden, der ſie zu 
DDdim Hauſe Berkeley Square 26 gefahren hatte. 
Zur ſelben Minute, da ſie vor der Kommode ſtand und ihren 
Revolver putzte, lief in Liverpool Station der Folkſtone=Boots=
 train ein. Ihm entſtieg ein langer, hagerer Mann, Mitte der 
Dreißig — Lord Harald Neville. 
Auch in Paris hatte es ihn nicht mehr geduldet. Als von 
Burnham Tower die Antwort Glorias auf ſeinen Brief kam. 
ſetzte er ſich auf und fuhr nach London. Da er wußte, daß die
 Sahen die Frau in den kleinenVorgarten. 
Familie nicht in der Stadt war, wollte er zunächſt einmal in 
Burnham Houſe Erkundigungen einziehen. Er fuhr alſo vom 
Behnhofe nicht nach ſeiner Wohnung, ſondern nach Carlton 
Houſe Terrace, und hier langte ſein Wagen gerade an der Säule 
des Herzogs von York an, als Gloria aus der Terraſſe auf den 
Waterloo=Platz bog. 
Sie war verſthleiert. Harald Neville ſah nur die Figur und 
den Mantel — — Grace! Die Eiferſucht griff mit hundert 
Krallen an ſeine Bruſt. Sie in der Stadt? Wohin ging ſie zu 
dieſer Stunde? Zu Fuß? Verſchleiert? Hatte ſeine Ungeduld, 
ſeine Schwäche ihn in der richtigen Minute hergetrieben? 
            Zu=
fall? dieſe blöde, ſchwächliche Ausrede alter Weiber? Nein — 
nein — Beſtimmung? 
Er ließ das Auto wenden und hieß den Chauffeur der hohen, 
ſchlanken Frauengeſtalt folgen, die er ſelbſt durch das geöffnete 
Fenſter im Ange behielt. Aber das Schritt=für=Schritt des 
Wagens wurde ſeiner fiebernden Erregung unerträglich. Er 
ſprang aus und ſchickte den Chauffeur nach Hauſe.
 Mit verwundertem Blick ſchaute der Mann ſeinen Herrn 
an. So hatte er ihn noch nie geſehen — — alle Muskeln und 
Sehnen zuckten in dem ſchmalen Geſichte — — 
„Soll ich vielleicht langſam nachfahren, Mylord?” wagte 
der Mann zu fragen. 
„Nein — nein, tun Sie, was ich Ihnen ſage! Ich — — 
Eben bog die Frau in Charles Street ein — er durfte ſie nicht 
verlieren. Mit raſchen, energiſchen Schritten ging ſie über St. 
James Square, King Street und Piccadilly hinauf. So ging 
nur jemand, der ein Ziel vor ſich hat. Er mußte wiſſen, welches 
dieſes Ziel war. Einen Augenblick proteſtierte der Stolz des 
engliſchen Gentleman in ihm gegen dieſes Spionieren. Lord 
Neville verfluchte ſich ſelbſt, daß er das tat — aber er tat es. 
Finſter lag Berkeley Square. Finſter Davonſhire Houſe 
mit ſeinem Garten. Finſter der Park auf dem Platze. Trübe 
und leblos ſchimmerten die Laternen durch den dicht 
            hernieder=
ſtrömenden Regen. Die Verfolgte beſchleunigte ihre Schritte. 
Lief jetzt beinahe. Bog um den Garten, überquerte die Srraße 
und ſteuerte auf eines der alten Häuſer zu, die auf der andern 
Seite ſtanden. 
Lord Neville blieb am Gitter des Parks ſtehen. Mit 
            vethal=
tenem Atem blickte er der Fkau nach. Kalte Wut kochte in ihm — 
Sie kannte augenſcheinlich das Haus, das ihr Ziel war! 
Ein Poliziſt ſtapfte, in ſeinen Regenkragen gemummt, 
            dröh=
nend vorbei. Verwunderten Auges ſah er den großen, eleganten 
Mann, der ohne Schirm, ohne auf den infernaliſchen Regen zu 
achten, ſich im Schatten des Parkes hielt und über die Straße 
ſpähte. Der Poliziſt blieb ſtehen, folgte dem Blick des ſichtlich 
uufgeregten Mannes — 
So fügte ſich ein Glied zum andern. So formte ſich die 
Tragödie. Von der Minute an, da Lady Grace den erſten 
            koket=
ten Blick mit Las Valdas wechſelte, bis zu dem Augenblick, da 
der ſtämmige Policeman aus halb beruflicher, halb menſch=
 licher Neugierde ſtehen blieb, um den ſich ſo auffällia 
            gebahren=
den Gentleman zu beobachten. Zufall? Alles wirklich nur 
            Zu=
foll? Zum Teufel mit dieſem Wort! Mit dieſem Begriff, der 
hohl iſt und dem Geſchick verweigert, was ihm gebührt. Wie ſagte 
ſich Lord Neville, als er das Auto wenden ließ und die Jagd 
begann? Beſtimmung? Das iſt es — Beſtimmung! Wir 
Menſchen ſind ja ſo armſelige Narren, alle miteinander, und 
umſo armſeliger und lächerlicher, je größer und mächtiger wir 
uns dünken! 
Lord Netille und zwanzig Schritte hinter ihm der 
            Schutz=
mann ſahen die Frau in den kleinen Vorgarten des Hauſes 26 
treten, die zwei Stufen zum Eingang hinaufſteigen und läuten. 
Sie wurde augenſcheinlich erwartet, denn gleich darauf wurde es 
im Erdgeſchoß hell — der Schatten eines Mannes erſchien hinter 
der Mattſcheibe der Eingangstüre. Dieſe wurde etwas geöffnet 
— die Frau ſchlüpfte hinein. Das Licht verlöſchte. 
Lord Neville ſtieß einen wilden Fluch durch die Zähne und 
ſprang vorwärts. Der Poliziſt rückte ihm nach und nahm nun 
ſeinen Poſten an der Gitterecke ein. 
Einen Augenblick ſtreifte Lord Neville durch den 
            dämm=
rigen Lichtkegel ſeiner Laterne. Verdammt —! Der Poliziſt 
ſtutzte — — das Geſicht hatte er doch ſchon einmal irgendwo 
geſehen — in einer Zeitung oder ſo — 
(Fortſetzung folgt.)
 cke 
* 
Miteſſer 
Schuppen 
Kaarausfall 
Warzen 
Zverden unt Garantfe 
gentfernt Salon 
Peter=Orth 
MMartinſtr. 78 (184107
Weiblich
Kino=Platzan=
 mit beſten Zeugniſſ 
JJunge Frau ſucht 
            ſo=
ffort od. ſpät. Stelle. 
Ang. unt. H 192 ar 
Ddie Geſchſt. (Mz 1912:
 19. Dams 
z J, bisher 
            Han=
elsfirma (elterlicher 
Betrieo) tätig, an 
ottes, ſelbſtänd. 
            Ar=
eiten gewöhnt, ſuch t 
jir ſof,ort Stellung, 
füroo La zer. /33/ 81 
Eilange. u. H 164 
Beſchäfisſt erbeter
Wer?
 Bvürde eine jüng. geb 
DDame aus gut Kauſe 
als Hanstochter 
mit Familienanſa luß 
rund ileinenn 
            Taſchen=
ggeldaufnehmen? 
            An=
gebote unt. H 172 
n die Geſchſt. (*33702
 Wepr. 
            Kindergärtne=
rin ſ. St. tigsüb. od 
½ age Darinſtadt o. 
-mg. Ang u H171 
n die Geichſt (*337 3 
WBerufl tät j7 Dame 
H.nichm Beſchäft auf 
Büro Ang u. H188 
n die Geſchſt (*33 54 
Jg. Mädch. a. at Fam. 
Operh ſ p ſof Stell 
ä. g. H. Beſte Empf 
Ang. u. H 189 Geſchſt 
(*33761)
 Schneiderin 
empfiehlt ſich in und 
muß. d Hauſ . /3 71 
E. Sulemann 
Arbeilger raße 35.
 Männlich 
Klav er pielern 
            Gei=
genſpieler, evtl auch 
zzbino, frei, auch 
mach aus värts 
            An=
geb . H 167 an d 
Geſchäftsſt (*33694
Offene Stellen
Weiblich
 Mädchen od. Stütze, 
i. Haush durchaus 
            er=
fahren, nur mit gut 
Zeugn”, z. 1. 1. geſ 
Wiktoriaſtr. 28, 2. St. 
(*33677)
Tüchtige
 ab 1. Jan. 27 geſucht 
Angeb. uuit 
            Gehalts=
anſprüchen u H 184 
an d. Geſchſt /e33736
Tüchtiges (33717
 tagsüb per Mitte od 
Ende Januar geſucht 
Zeu niſie erſorderl. 
Roquetteweg 16.
 Intell Lehrmädchen, 
nicht unt. 16 Jahr., 
für feine 
            Maßſynei=
derei zum 1. Januar 
od ſpät. geſ. Ang u 
H181 Geſchſt. / 33716
Ehrliche= braves
 mit gut. Zeugniſſen 
für tagsüber od. für 
ganz per ſofort ge 
Vorzuſtell Darmſt., 
Saalbauſtr. 73 ( 33756 
Für ſof. tücht. Mädel 
aus aut Familie für 
tagsüber geſ. (* 3:0 
Archit. Georg Kugel 
WPittmannſtr. 4 
Zuverl. Mädcken 
bis na h dem Spülen 
geſuht Viktori iſtr. 
Nr. 59, vt (*33749
 Konkurs-Hersteigerung 
von Gemälden, Orlginalradierungen, Mappenwerken 
und Büchern (Vorzugsdrucke) 
1 Frankfurter Schrank, sehr schönes antikes Stück 
1 große Vase, Hutschenreuther, Kohald mit Golddekor 
1 große Vase, Hutschenreuther, Königsblau mit Blumendekor.
Versteigerung
 Dienstag, 28. Dezember, nachmittags ½3 Uhr 
in dem Laden
19109)
 12 Ernst-Ludwigstr. 12 
Besichtigung vor der Versteigérung. Verzeichnisse bei 
Konkursverwalter Raab 
Amtsgerichtstaxator.
 Wir ſuchen zum 3. Januar 
einige tüchtige 19115 
Auzhilfs=Verkäuferinnen 
Vorzuſtellen unter Vorlage von 
Zeugniſſen von 9—10 Uhr vormittags 
Carl Schürmann & Co.
 Zum alsbaldigen Eintritt . 
1. Verkäufer (in) 
für Herrenartikel, Trikotagen 
. Verkaäferim 
für Wäſche, Schürzen, Damen= 
Trifotagen 
jüngerer Verkäufer (in. 
für Gardinen. 
Wir reflektieren nur auf ſolche Kräfte, die in 
obigen Abteilungen längere Jahre 
            ununter=
brochen tätig geweſen ſind und mögl. 
            ſelbſi=
ſtändig gearbeiret haben. Vorzuſiellen mit 
Original=Zeugniſſen. (19105 
Seörüden Anger
 Mäochen bis nuch 
dem Spülen geſucht 
Näh Geſchit. (33709
 Ehrliches, inderlieb 
Mädten 
15. Jan geſ. ( 3374 
Dieburgerſtr 56, pt.
 Lau mädchen 
od. Lauffrau 
für 2 Stunden 
            täg=
lich geſucht von ½8 
bis ½10 vorm (19124 
Ernſt=Lupwigſt 9, II.
 um jofortig 
ElcE Eintritt: 95, 1. 
            Hausmäd=
chen, Alleinmädchen 
die ko ben können, un 
Kü henmädch f Hotel 
ädchen für tagsüb. 
Miina Dingeldein 
Tewerbsm. Hetllenbüro. 
Eliſabethenſtraße 5 
Tel 3365. 33762
Männlie
 für 
1 Vorführergino 
per ſofort geſ. 
            An=
geb an Ph. Baumbach 
Nachff., Rheinſtraße 19 
(* 37241
 Heil. Friſen 
ſofort oder z 4 I. 27 
bei autem Lohn geſ. 
Lehner, Waldſtr 11. 
(e3372 1id
Möbl. Zimmer
 Re 
gut möbl. Zimmel 
zu verm. ( 33732
 Möblierte Wohnung 
t. Einf Hs. (Tint=V) 3, evtl. 4 Zimmer 
Küche, geſchl. Veranda, Bad, Mäd benzim 
und ſonſt. Zubeh", ſowie Ga ten, 
            Zentral=
heizung alsba d zu vermieten. Gefl. Angeb. 
unter H 190 an di: Geſchäftsſt. ( 33761
 Vornehm möbl. 
Zimmer 
ſofort beziehb. 
            Hügel=
ſtr. 15, Lad. (17170-
 Beſſungernr 97, pt. 
gut möbl. Zimmer, 
ſofort beziehbar, zu 
verm eten / 3367ids
 Heinrichſtr. 63 
möbl. Woh= u. 
            Schlaf=
zim, evrl. m. Küchen 
en z vm. /:3368Giadls
 Miartinſtraße 97, pt., 
aut möbl. Zimm. m 
el tr Liht ſo ort zu 
vermieteu. (*3690 df
 Pankratiusſtr. 2, I 
rechts, n. d. Hochſch 
gr. iöbl. Zim n. ſof 
od. 1. Jin zu verm 
(* 33628imd)
 Ludwigshöhſtr. 37½, 
Stock, frdl möbl. 
Zim zu vm 7 33630
 Alleinſteh. ält Fräul 
kann bill. Zimuer 
erhalt. Erbacherſtr 17 
1. Stock ( 969
 Alieeſtr. 2 I., 2 eleg. 
möhliert Wohn= u 
Schlafz. elektr Liht 
ep Eing , ab 1 Febr. 
baſ. noch 1 gut möbl 
Zimm ab 1 Jan zu 
verm. Anzuſeh zw 
3 u. 4 Uhr. (* 33697id
 Wittmannſtr. 25, II, 
3 möbl. Zimwer 
m. Küchenben. z. vm. 
32693:
 Nieder 
            Ramſtädter=
ſtraße 47 
bei Frau. Rummel, 
ſchön möbl Schlaf= 
733:35 
zimmer.
 Landgr=Phil=An 
lage 16, II., Dächert, 
mö l. Zim ,g heizb 
el L. an berufst Frl. 
od. He rn z 1. Jan 
u verm (*33740
 2 möbl. Diminer 
(mit od. ohne Küche", 
ſep. Eing. „elektr. Licht, 
ſof. zu verm. Näh 
Geſchäftsſt (*33751
 Grafenſtraße 37, I, 
möbl Zimmer mit 
elektr. Licht ſofort zu 
verin eien *3:752
 Frankfurterſtr. 21, I 
möbl Z z vm 33755
 Darmſtr. 21, part 
frdl w öbl. Bim. mit 
od. ohne Penſton zu 
verimieten (*33737
 2 uöbl. 3 m. (el V 
i g. H. Mitte d. Stadt 
zu verm. Angeb. unt 
W 798 Giſchſt. (19122
 4 neuzeitl. Näume 
nächſter Nähe des G=, als Büroz vm. 
Angebote u. H 191 
Geſchäftsſt. *33743
mmsbillen
 Geſchäfts= 
und 
Etagenhäuſer 
Villen= u. Einfam.= 
Häuſer, Bauplätze, 
allerbeſte OJjekte, hat 
ſtets anzubiet (12532o 
A. Brück 
Schützenſtraße 8, 1 
Telephon 1778.
 Haus 
zu kauf. geſ, 5—6 B. 
in beſter Lage. 
            An=
geb. unt. H 187 an 
die Geſchſt. (33746
P
 HAa ene 
Heseste 
he!
 fur die Kauglingendhernde. 
seit Jahrzehnten bewährt 
Inallen 4potheben u. Drogerien erhaltlich.
 Bſel mehr Umſatz erzielen Sie 
im induſtriereichen Nordbayern 
wenn Sie in der 
Nürnberger Bürger=Zeitung 
(Gegr. 19021 
inſerieren. 
(11370a 
Die Nürnberger Bürger=Zeitung iſt Offizielles 
Organ der Wirtſchaftspartei des deut chen 
            Mittel=
ſtandes, Landesverband Bayern und Fes Grund= 
und Hausbeſitzervereins Nürnherg. 
Mitteilungsblatt des Landesverbandes Bayeriſcher 
Lebensmittelhändler E. V., Ortsgruppe Nürnberg. 
Das bewährte Anzeigenblatt von bervorragender Berbekraft. 
Probenummern koſtenlos durch den 
Verlag: Nürnberg, Kühnertsgaſſe 3.
 2½ſtöck. Etagenhaus, 
2X5 Z., Küche u. Bad, 
Haus u. Wohnungen 
neu hergericht., 
            Ein=
fahrt, gute Lage, eine 
Wohnung beziehbar 
Preis: 20 000 Mr., 
Anz. 12— 15 000 Mr 
Angeb. u H 175 ar 
die Geichſt (*33725
 Wirtſchaft int Mehgetei 
an großen Ort, nahe Großſtadt, Saal, 
keſt=Näume, a les neu bergerichter, 6 Zim= 
Wohn. ſof be iehbar, weozugshalber ſofort 
billig zu verkaufen. An ahlung 12 00. Mk 
Weber & Götz 
(e3372) 
Tel. 246 5 
Viktoriaſtr. 85.
 Bitta 
Villenkolonie 
Eberſtadt 
7 Zimmer, Diele, 
            ent=
ſprechend Nebenriu. 
me, Bad, 
            Wintergar=
ten, ſchöner Garten 
uſp beienr 
            Anzah=
lung von cr. 10 000. 
preisw. zu verk. 19119 
Fri drich Dngeidein & Co. 
Eliſabethenſtr. 5
 Student ſuc tei fach. 
Zimmer. Ang mit 
Pr is unt H 174 an 
23371 
die Geſchſt.
 Bäckerei 
mit Konditorel und Kaffee 
mit Pollkonzeſſion 
in beſter Lage gr Induſtrieortes, nahe 
Stadt, krankheitsh ſofort billig zu verk 
5Zim.=Woynung frei und beziehbar. 
Weber & Götz 
Viktoriaſtr. 85. (*33728) Tel. 2465.
 Junger, gev. Kaufm 
ſucht 
msbl. Zimmer, 
mö l. Nähe 
            Martin=
ſtraße. Ang u. H 177 
an d. Geſhſt (*33*2
 2 Zimmer 
für ärzliche Praxis 
zu mieten geſucht. 
Angeb u H180 an 
die Geſchſt. *33714im
 Süte möbl. Zium. 
m. Kaffee u Keizung 
ſofort. Angeb. mit 
Pre’s unt H 178 an 
die Geſchſt (*3726
 Möbl. Zimmer 
mit Bett ſucht zum 
1 Jan junger 
            Kauf=
mann in 
            bieſigeinGe=
ſchäft tätig Ang u. 
H 165 Geſchſt. 33687
 Prakt. Arzt 
ſucht ſofort 2—3 leere vd. teilw. 
möbl. Räume 
part. oder 1. Stck. in der 
            Rhein=
ſtraße. Angebote unter H 183 
an die Geſchä tsſtelle. ( 33729
 Feuerwerks körper 
liefert konkurrenzlos biikig (19101id 
Kznſtfeuerwerkerei 
Wallenſtein, Schuſtera. 6, I.
 nold Rode 
Schulstraße 3 (19036si4 
Sclerzartiksel
Seite 12
Dienstag, den 28. Dezember 1926
Nummer 359
 Palast-Lichtspiele 
Der große Erfelg! 
Die romantischste und leidenschaftlichste 
Liebesgeschichte der Welt
 TARMIeIN 
„Die Liebe 
von Zigeunern stammet‟ 
Ein Filmschauspiel in 8 Akten 
nach der Novelle von Prosper Mérimée 
In der Hauptrolle: 
(19116 
Jaggel Mellen 
die spanische Schönheit. 
Glut! Spannung! 
Leidenschaft! 
Ein Meisterwerk temperamentvoller Regie! 
Das übrige Beiprogramm.
 Residenz-Theater 
(am Weißen Turm)
leute das große Doppelprogramm:
 Bärooh0 
Da8 Gehelmhls der Rabt4
 8 Akte — Nach dem Roman von André Gnel 
Ort der Handlung: Tunis. 
Hie8 für Helnten oungen 
Sittenbild in 6 Akten (*33759 
Dle neueste Wochenschau 
Anfang 3½ Uhr. Letzte Abendvorstellung 8 Uhr.
 Berkäufeß 
Eichner 
Wäſcheſch ank, auch 
als Kleiderſchrank zu 
benutzen, 1 ahagon: 
(Spätbarock’Schre 
            b=
iſch, 1 Mah.=
            Salon=
einricht , enorn bitl., 
für 2 
            BettenRoßhaar=
matratzen billig. 
Eugen Wagner 
Karlſtraße 41 
Tel. 294. (33706
 Ec wer eich. 
Speiſezimmer 
mit Stand uhr, 
Damenſalon 
hocheleg, Edelbirte, 
faſt neu, zu verkauf 
Angeb. u. H 17½ 
an d. Geſchſt. (*33713
 2 Federbetten 
1 Spiegel, 1 langer 
Tiſy, ſehr ſtark, z. vk. 
Müller,
            Heidelterger=
ſtraße 47, II 3368
 Union-Theater 
Um den vielen Nachfragen gerecht zu werden, 
haben wir uns entschlossen, den Film: „Die 
versunkene Flotte” noch weiter auf dem 
Spielplan aufzunehmen: 
Die versunkene 
Flotte 
Ein Schauspiel in 7 Akten 
Der Heldenkampf der deutschen Flotte im 
            Welt-
krieg, der Kampf der in den nordischen Gewässern 
mit einem Siege der Deutschen endet. Wir sehen 
die großen Schlachtschiffe, die der Stolz 
Dentschlands waren, im Gefecht. Der U-Boot- 
Krieg wird in unserer Erinnerung wach. 
Versäumen Sie nicht sich dieses deutsche 
Dokument anzusehen! 
Wochenschau. 
Jugendliche haben Zutritt! (*33760 
Anfang 3½ Uhr. Letzte Abendvorstellung 8 Uhr.
 MEk 
eich., mod Ia 
            Ar=
beit billig ab ugeben, 
event. 
            Zahlungser=
leicht im Auktionsh 
1 Bleichſtr. 1. 1*33744
 5.=Rad m. Freilau 
18 ℳ zu verkaufen 
Klotz, 
            Rundeturm=
e33723 
ſtraße 1.
 Gut. Damenrad 
(Adler) f. 35.4 z. vk. 
Ang u. H 163 Gſchſt. 
(*33682)
Bürgmöbel-Bürobedart
 M. S5. U.- 
Wotorrad, 4 PS 
krankheitsh lb. billig 
abzugeb. Näh. Gſchſt. 
33679)
 Theater-Saal Perkeo 
Inh. J. Schnauber — Alex anderſtr. 12 
Monat Dezember 118043a 
täglich 
J. L amers große 
SingspielKonzerte 
Es lohnt ſich, nach 
Hoffmannſtraße 12 
zu gehen! 
Gratis-Zugaben 
Vei je 5.— Mk. Einkanf 
1 Tafel Schokolade oder ½ Pfd Würfelzucker, 
2ſ, Fl. 
12 Fl. 
3.50 
Punſch=Eſſenz 
1.80 
Rum-u. Arr.=Berſchn. 3.50 
180 
Weinbrand 2.70,3 00,3 50 1.40,1.60, 1.80 
Weinbrand=Verſchn. 2 40 
130 
1.20 
Kümmel u. Pfeffermz. 2.20 
Bittern 
2.40 
1.25 
Zwetſchenw., ca. 50 %3 50 
Kirſchwaſſer, ca 50 236 4.50 
Alle Liköre 
3.50 
Branntwein zum Anſetzen Liter 2.5 
Rheinh. Weißw.we/1.20 an bis 2.50 
Ob =Ingely. Rotwein 1.25 
Ob.=Ingelh. Burgund 1.40 
Bordeaux Médoc 1.70 
Bord. Médoc St Louis 2.00 
Malaga u. Muskatell. 1.55 
0.87 
1.30 
Tarragona 
0.75 
Malaga u. Muskateller lofe,p. Ttr. 46 1.70 
Tarragona loſe per Liter ℳ 1.50
 Erſte Rangloge 
U, 2 Vorderplätze, 
ſof abzug. An eb. u 
H 188 Geſch (*3698
*
Kein Laden
33676
 B. Lehmann 
Hoffmannſtraße 12, pt. 
(Ecke Kies= und Hoffmann raße)
 Darmstadt Mannheim 
Meinz 
Große Bleiche 23 * Rheinstrasse 28 T N. 3. 7/s 
veLleauss
 ſofort 
Piano Mk 4.50 
Flügel Mk. 5.50 
durch (17070a 
erſtklaſſigen 
Konzertſtimmer 
Kiarier-Arnole 
liſabethenſtr. 28 
Tel 2457, 975
 in größter Auswahl zu billigſten Preiſen. 
Wiederverkäufer erhalten Rabatt! ( 33700id 
Beorg Link, Grafenſtr. 39
 Bettchaiſelongut 
Klubſeſſel 95 Mk 
Möbelhaus L. Menger 
Bleihſtr. 17 (18421=
 (Bieberbeſatz), für 
Kraftwagenfa rer 
            ge=
eignet, billig zu 
            ver=
kaufen Anzuſehen 
bei Karl Gräff, Lud 
i ſtraße 4 (1910tim 
Buderusofen 
wie neu, billig zu 
verkauf. 
            Pankratius=
ſtraße 5, III. (*33747 
Eine 
Kaute 
min 
zu verkauf. Näheres 
Weinbergſt.41 (*33720
 Geigen 
und ſämtl 
            Zupfin=
ſtrumente in 
            bekann=
ter *5üte bill nur im 
Mnſikhaus Bund 
Schucha dſtraße 9 
(185523)
 Vervieltältigungen 
Abschriften 
S. Guttmann 
Wilhelminenstr. 8 
(11326a
 fährt billig u. bequem 
Aufobus ab Weißen Tarm
 1200 230 500 700 1030 
nach 
189:7kid 
1dfer Rufnaget, obehelm 
Jahres-Ende vom 31. 12. bis 2. 1. 27. 15 Mk 
Sylverter-Hausball mit Cabarett 
Nenjahr großes Diner, sowie 
            Tages-
restauration — Nach Schluß Autobus 
Telephon 4 (Dauerverbindung).
 Mehrere 
geſpielte (16921a 
Pülleg 
preiswert zu 
            ver=
kaufen 
IIavier-Arnole 
Eliſabethenſtr. 28.
 Tanz-Unterricht 
Schrimpff, Karlstraße 59 
Anfung Fanuar Beginn neuer Kurſe. ( 33684 
Privatſtunden jederzeit.
 Das Praktiſchſie 
für den Winterſport 
jed r Art, ſpe iell 
Wollkleidung Robel= und 
            Eis=
garnituren, fer igt nah Maß bei bill gen 
Preiſen u bekann guten Qualitäten / 337 
Paſchinen=Strickerei Brounwartt 
Echulzengaſſe 3, im Hauſe d. Heilsarmee
 Ueberzeugen Sie sich von der modernen, 
rascchen, in allen Kulturstaaten patentierten, 
in sämtl. Großstädten glänzend eingeführten 
Ayoienischen Bügelei 
Entflecken — Reinigen — Ausbessern — Kunststopfen — billigst 
Herren- und Damengarderobe wird „Wie neu‟! 
Schonendste Behandlung, billige, flotte Bedienung!
Bügef
A
4
(19121
 Pierdedung verr 
5 Nold. Landgr.=Phil.= 
Anlage 52. (233690
 Heal=Biſam 
(auch Stücki, gebraucht, 
doch gut erhalzen, zu 
kaufen geſ. Ang. u 
H186 Geſchſt (*374
 Marder=, (*33714ic 
Tüüſe=, 
Haſen=, 
Fltifſe=, 
Ziegen=, Reh= und 
ſonſtige Felle kauft 
laufend 
A. Zwickler 
Schwanenſtr. Nr. 12. 
Telephon 1700.
 Erſtklaſſiges Tanzinſtitut 
Frau Anna Rooſe 
Lulsenstraße 10, II.
Erteile Unterricht in
(*33743
allen modernen Tänzen.
 Ungenierier Unterricht für 
ältere Damen und Herren
 Wenig gebr. 
            Hobel=
bank zu kaufen geſ. 
Angeb. u. H 185 an 
die Geſchſt. ((33734
 Gebr. Miſt eetfenſt. 
zu kaufen geſ. 
            Ange=
bote unt. H 173 an 
die Geſchſt. /*33701
 Butrh Gerrenanzüge 
(44 u. 50) v Priv z. Tf. 
geſ. Ang. unt H 169 
an die Geſchſt. (* 33708
 Gebrauchte 
Türe 
mit Verkleidung 
            ſo=
fort zu kauf. geſucht 
Merkur, Auskunftei 
und Irkaſſo= Inſtitut 
Karl Bauer, 
            Rhein=
ſtraße 34, Eingang 
Neckarſtr. (*33753
 Tuite 
aller Ark kauft 
            lau=
fend zu höchſten 
            Ta=
gespreiſen. ( 377391f 
Schnepper 
Althandlung 
Langgaſſe 6, Laden
Fernspr. 3403/ Luisenplatz 4 / gegenüb. d. Hauptpost
WGeüberkehrk
 Darlehen 
gibt Bank durch 
Geor; Ebert, Darmſt 
Hügelſtraße 75. 
Teleph 1117. 
Beſte Referenzen! 
Sprechzeit: 11—1 u 
3—7 Uhr (18437a
 Sprechapparate 
führende Marken 
Schallplatten 
in gr. Auswahl 
H. Pullmann 
27. Saalbauſtraße 27 
Billige Preiſe. — 
            Zah=
lungserleichterung. — 
Reparaturen ( 8422a
 Sollde gute Exiſten;. 
Honig=3 ntrale errichtet 
an alen Orten 
            Ne=
derlagen Für Ware 
iſt Sicherheitskaution 
erforderl on. 
            WParen-
bezug geg Nachn. 
            Be=
din Gefl ung an 
Begetabilien Groß andl 
Heidelberg, Franz 
            Knauſ=
ſtraße 15. (UV,17635
 Spanische Weinstube 
MAM MeNOI! 
ernpfehle ganz hervorragend schöne 
rote 
und weiße 
Tischweine, sowie 
Süßweine wie: Malaga, 
Moscatel, Samos, Tarragona, 
Douro Port, Madeira, 
Vino Vermouth 
18723 a 
Sherry 
beste ausorlesene Marken in großer Auswahl 
Verlangen Sie bitte Preisliste.
 Hut bürgerl. (233738 
Privat=Mittagstiſch 
Darmſtr 21, part.
Tiermarkt
 Ein Arbeitspferd m 
ller Garantie zu 
            ver=
kaufen od. gegen ein 
ſtarkes Ruſſenpferd zu 
vertauſhen Angeb. u 
H 166 Geſchſt 33689 
Gitſing Kauarienv. 
Truffel, Bismarckſtr 28 
(18413a
 Ia Mainzer Fel ſalat ¼ Pfd. 30 Pfg. 
a Mainzer Roſenlohl 1 Pfd. 30 Pfg. 
a Mainzer Zellerie zu Salat v 30 Pfg an. 
Ia Mainzer Rotrübeu, extra zart u duntel 
Pfd. 12 Pfg. Ia R einheſſ. Mäuschen=
            Kar=
toffel 10 Pfo. Mr 1.50. Ia ſchöner, 
            ge=
funder batriſcher M errettich Pfd. 90 Pfg. 
Ia prachtvoll. Elnmenkohl von 70 Sfg. an 
( 33718 
empfiehlt: 
Frau Stilling, Wtw., Hochſtr. 4
TaAsoihn-BiEn
 Spatenbrän, Hünchen 
Kulmb. Reishe bräu 
Fürstenberg rän 
(Donaueschingen) 
Echtes Pilseuer 
Höstritz. Sstwarzbier 
Hacker Hährbier
 1/. FI 
I.
 060 
0.60 
0.6. 
0.70 
0.35 
0.35
 auch in Syphons zu 3 und 10 Litern. 
MAnNN TAAN
Pallaswiesenstr. 30
 Eintrage in das Dandelsregilter: 
            Ab=
teilung 4: Am 20. Dezember 1926 
            hin=
ſichtlich der Firma: Wilheim Schwab, 
Darmſtadt: Geſchäft ſamt Firma iſt auf 
Martha, geborene Vetter, Ehefrau des 
Kaufmanns Friedrich Schwab in 
            Darm=
ſtadt, übergegangen und wird von dieſer 
fortgeführt. Am 22. Dezember 1926 
            hin=
ſichtlich der Firma: Heinrich Lang, 
Darmſtadt: Die Firma iſt erloſchen. Am 
17. Dezember 1926 Neueintrag: Firma: 
Dr. Werner=Boot Dr. ing. Günther 
Werner, Darmſtadt. Inh. Dr. ing. 
Günther Werner in Darmſtadt. 
            Ange=
gebener Geſchäftszweig: Fabrikation und 
Vertrieb von Booten, Zelten, Paddeln 
und ſonſtigen Sportartikeln. — 
            Abtei=
lung B: Am 21. Dezember 1926 hi 
            ſicht=
lich der Firma: Heſſiſche Landes= 
Hypothekenbank Akt 
            engeſell=
ſchaft, Darmſtadt: Die Prokuren des 
Finanzrates Wilhelm Schmid und des 
Finanzamtmannes Heinrich Peppler ſind 
erloſchen. Das ſtellvertretende 
            Vorſtands=
mitglied Otto Loy iſt aus dem 
            Vor=
ſtande ausgeſchieden. Am 22. Dezember 
1926 hinſichtlich der Fiimen: 1. 
            Indu=
ſtriebedarf, Geſellſchaft mit 
            be=
ſchränkter Haftung, Darmſtadt: 
            Hein=
rich Ludendorff, Kaufmann in Darmſtadt, 
iſt Liquidator. 2. Heſſiſch=Rheiniſche 
Bank, Aßtienge ſellſchaft, Darmſtadt: 
Durch Beſchluß der Generalverſammlung 
vom 7. Dezember 1926 iſt die 
            Geſell=
chaft aufgelöſt. Direktor Dr. Hans 
            Meli=
zer in Mannheim, Rechtsanwalt Oskar 
Schmelcher in Mannheim, Direktor Otto 
Seipp in Daimſtadt, Direktor Dr. 
            Lud=
wig Lich in Darmſtadt und Direktor 
Dans Wichert in Frankfurt a. M. ſind 
L.quidatoren. Je zwei Liquidatoren ſind 
gemeinſchaftlich zur Vertretung 
            erfor=
derlich. 
(19100 
Darmſtadt, den 24. Dez. 1926. 
Amtsgericht I.