Darmstädter Tagblatt 1926


28. Dezember 1926

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Nummer 359
Dienstag, den 28. Dezember 1926. 189. Jahrgang

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China und die Mächte.

Die Politik der Mächte in China.

Das britiſche China=Memorandum. Japan in Oppo=
ſition
.-JapaniſcheBemühungen um eine Verftändigung
mit Rußland in der Mandſchurei.

* London, 27. Dezember. (Priv.=Tel.)
Das britiſche China=Memorandum ſteht zurzeit im Vorder=

dung der brit ſchen Volitik in Chlng. Nein inhalte.
lich ſind zwei Punkte beſonderer Erwähnung wert: erſtens, die
primo facto=Anerkennung der nationaliſti=
ſchen
Bewegung, der bolſchewiſtiſche Tendenzen nicht

länger mehr nachgeſagt werden, und zweitens, die Bereit=
willigkeit
der britiſchen Regierung, unter ge=
wiſſen
Vorausſetzungen, die auf der Waſhing=

toner Konferenz gewährten Konzeſſionen in
die Tat umzuſetzen. Die große Bedeutung des Memo=
randums
liegt indeſſen weniger in dem Inhalt des Schriftſtücks
ſelbſt, als in dem Zeitpunkt und den Umſtänden, unter denen es
abgefaßt und veröffentlicht worden iſt. In erſter Linie maß=
gebend
für die Entſtehung dieſes Dokuments war die Erkenntnis
der Londoner Regierung, daß eine weitere Verzögerung in der
Anerkennung der auf Grund des Waſhingtoner Abkommens
berechtigten chineſiſchen Forderungen auf die Dauer ein gänz=
liches
Fiasko der Politik der Mächte in China verur=
ſachen
würde. In demſelben Maße, wie die nationaliſtiſche
Bewegung in China um ſich griff, verringerten ſich die Ausſichten
der fremden Mächte, jemals wieder eine dem status guo ent=
ſprechende
Stellung in China einzunehmen.
Ob die neue engliſche Politik in China von Erfolg gekrönt
ſein wird hängt natürlich in erſter Linie von der Haltung der
übrigen Mächte, insbeſondere Japans, zum anderen aber auch
von dem Maße der ſeitens Englands Tſchang tſo lin gewährten
Unterſtützung ab. Japans Intereſſe erſtreckt ſich in erſter Linie
auf die Mandſchurei. Wie dem Obſerver aus Peking berichtet
wird, hat der britiſche Geſandte Lampſon bereits nationaliſtiſchen
Führern und Tſchang tſo lin das neue Memorandum mitgeteilt
und betont, daß die britiſche Politik in China ſtreng,
nicht interventioniſtiſch ſei. Indeſſen könne von Japan,
ſo ſage das Blatt, keine Hilfe erwartet werden. Es ſei möglich,
daß Japan Maßnahmen ergreifen werde, die Tſchang tſo lin
an ſeine unmittelbaren Verantwortlichkeiten in der Mandſchurei
erinnern, wo die finanzielle Unordnung den japaniſchen Inter=
eſſen
großen Schaden zufüge. Alle Mächte, mit Ausnahme Ja=
pans
, hätten den im britiſchen Memorandum entworfenen Plan
gebilligt. Falls Japan auf ſeinem Standpunkt verharre, könnte
Großbritannien vor der Notwendigkeit ſtehen, ſeine neue Politik
wieder aufzugeben. In einem ſolchen Falle würde es allen
Mächten freiſtehen, den Kurs einzuſchlagen, der ihnen gut dünke.
Dieſe Möglichkeit habe man ſeit einiger Zeit in Japan auch
bereits ins Auge gefaßt, was zu neuen Bemühungen geführt
habe, mit Rußland zu einer Verſtändigung in der Mandſchurei
zu gelangen. Die Bemühungen ſollen, hartnäckigen Gerüchten zu=
folge
, auch bereits erfolgreich geweſen ſein.

China lehnt die engliſchen Vorſchläge ab.

EP. London, 27. Dezember.
Nach Meldungen aus Peking lehnt die chineſiſche
Preſſe beſtimmt die in dem engliſchen Memoran=
dum
gemachten Vorſchläge ab, da dieſe auf die Auf=
teilung
der Zolleinnahmen unter die militäriſchen Machthaber
hinausliefen und daher den Bürgerkrieg förderten. Ferner wird
erklärt, China beanſpruche eine völlige Autono=
mie
, während England, nur ſcheinbare Zuge=
ſtändniſſe
machen wolle. Das Organ der Kuomintang,
die Tribüne, weiſt darauf hin, daß die Kantonregierung alle
von England vorgeſchlagenen Maßnahmen bereits durchgeführt
habe und daher kein Bedürfnis habe, dieſe Vorſchläge anzu=
nehmen
, die nur den Militärparteien des Nordens Vorteile
bringen würden.

Frankteichs Intereſſe an Ching
Unzufriedenheit mit der engliſchen Chinapolitik.
Beſorgniſſe wegen der Hegemonie= Beſtlebun=
gen
Amerikas im Fernen Oſien.

Von unſerem A=Korreſpondenten.

Als Ergebnis eines Miniſterrates verlautet die offiziell noch
nicht bekräftigte Nachricht, daß Frankreich die Kantonregierung
nicht anerkennen wird. Die franzöſiſche Diplomatie verfolgt ſeit
einiger Zeit mit bedeutend größerem Intereſſe die Politik am
Stillen Ozean als die franzöſiſche Oeffentlichkeit. Vor Genf hat
man eine entſcheidende franzöſiſch=engliſche Aus=
ſprache
über die Politik in China erwartet, die aber
ſcheinbar noch immer nicht beendet iſt. Scheinbar iſt
die Unentſchloſſenheit der engliſchen Politik ſelbſt die Urſache da=
von
. Man behauptet hier, daß England zwiſchen zwei Extremen
zwiſchen einer offenen militäriſchen Einmiſchung und einer
Friedenspolitik, die eine Anerkennung der Kantonregierung nach
ſich ziehen würde noch nicht gewählt hat. Vor kurzem war
hier die Stimmung ziemlich ſtark für eine aktive Politik, die eine
tatkräftige Uinterſtützung der Zentralregierung gegenüber den
Kantoniſten bedeutet hätte. Aber die franzöſiſche China=
politik
hängt letzten Endes immer von der Hal=
tung
Englands ab, und man klagt hier fehr oft darüber,

daß die engliſche Politik am Stillen Ozean wenigſtens durch
die franzöſiſche Brille geſehen eine falſche Wendung nahm.
Der engliſche Verzicht auf das Bündnis mit
Japan er läßt ſſch ſelbſtverſtändlich nicht aus dieſem ein=
zigen
Geſichtspunkt hinreichend beurteilen ſoll die Poſi=
tion
der europäiſchen Mächte in China endgül=
tig
untergraben haben. Frankreich, das ſchon Indo=
china
wegen an den Ereigniſſen in China ftark intereſſiert ift, iſt
deswegen ziemlich verſtimmt. Die Haltung Englands war auf
einen amerikaniſchen Druck zurückzuführen, und franzöſiſcherſeits
führt man noch manch andere Unannehmlichkeiten am Stillen
Ozean auf die amerikaniſche Politik zurück. Nicht nur, daß
Amerika in China den Handel Frankreichs wie den der meiſten
europäiſchen Staaten langſam verdrängt; die ganze Schwere der
jetzigen Situation in China für die europäiſchen Mächte wird
auf eine angebliche Hegemoniepolitik der Vereinig=
ten
Staaten über den Fernen Oſten zurückgeführt.
Es iſt möglich, ja es iſt ſehr gut möglich, daß zu dieſer fran=
zöſiſchen
Beurteilung der Dinge die Schuldenpolitik Amerikas
ſehr viel beiträgt. Aber, von aller Schuldenpolitik abgeſehen,
befürchtet man hier einen neu heranwachſenden
amerikaniſchen Imperialismus, der nicht einmal
mehr auf rein wirtſchaftlichen Motiven beruhen ſoll. Die
intenſive Seerüſtung Amerikas, welche diejenige
aller anderen Staaten übertreffen ſoll, dient als Argument für
dieſe Auffaſſung, welche der Waſhingtoner Politik noch unbe=
kannte
imperialiſtiſche Ziele zumutet. Es iſt ſehr leicht möglich,
daß die franzöſiſche Beurteilung der amerikaniſchen Politik durch
Gefühlsmomente ſtark getrübt iſt, jedenfalls trägt ſie aber zu
der Ausgeſtaltung des ganzen herrſchenden politiſchen Weltbildes
in Frankreich bei. Und darin liegt ihre große Wichtigkeit, welche
ſtark über die Bedeutung der eigentlichen Intereſſen Frankreichs
am Stillen Ozeaa und in China hinausgeht.

Die Revolation in Nicaragta.

Der Kampf um die Präſidentichaft. Amerikas Panama=
Bertrag. Der Einfluß Sowjet=Rußlands in Mittel=
Amerika. Amerikaniſche Truppenlandungen.

* New York, 27. Dez. (Priv.=Tel.)
Wie aus Waſhington gemeldet wird, ſind in politiſchen Krei=
ſen
Gerüchte verbreitet, daß Salvador als Mitglied des Völker=
bundsrates
und im Namen der mittelamerikaniſchen
Republiken in Genf gegen den kürzlich zwiſchen
den U. S.A. und Panama abgeſchloſſenen Vertrag
ſchärfſten Proteſt einlegen will. Nach dieſem Vertrag ſei näm=
lich
die ohnehin finanziell von Waſhington völlig abhängige
Republik Panama nicht mehr als, ſelbſtändiger Staat anzuſehen,
da ſie nunmehr auch vollſtändig der amerikaniſchen Militärhoheit
unterworfen ſei. Salvador ſehe in dieſem Vertrag eine Ver=
letzung
der Artikel 11 bis 16 der Völkerbundsſatzung. Wie es
heißt, finden die Proteſtabſichten Salvadors, in ganz Mittel=
amerika
und beſowders in Mexiko lebhafte Unterſtützung, da
man allerorts befürchtet, daß die Vereinigten Staaten
in ihrem imperialiſtiſchen Drang nach Süden über
ihre Intervention in Nicaragua und die militäriſche Unterwer=
fung
Panamas hinausgehen werden. Aller Augen richten ſich
ſowohl in Gugtemala wie in Coſtarica als auch in Salvador und
Honduras auf Mexiko, von deſſen Regierung Calles man er=
wartet
, daß ſie es bei der Unterſtützung der amerikafeindliſchen
Revolutionäre in Nicaragua nicht belaſſen, ſondern eine mittel=
amerikaniſche
Staatenunion erſtreben wird.
Eine beſondere Beleuchtung gewinnen dieſe Gerüchte durch
die Interpretation die den Truppenlandungen der
Vereinigten Staaten in Nicaragug gegeben wird.
Der zurückgetretene Präſident von Nicaragug, Chadorro, der
jetzt in Nordamerika lebt, erklärte Preſſeveriretern gegenüber,
daß dieſer Verband der mittelamerikaniſchen Republiken einen
ausgeſprochenen U. S.A.=feindlichen Charakter gewinnen, und
daß bei ſeiner Schaffung der Einfluß Sowjetrußlands
eine beſondere Rolle ſpielen ſoll. Chadorro erklärte weiter, daß,
wenn die Vereinigten Staaten dem revolutionären Präſidenten
Nicaraguas, Diaz, nicht zur Hilfe kommen werden, der amerika=
feindliche
liberale Präſident Sacaſa durch die mexikwiſchen
Lieferungen von Waffen und Munition die Oberhand gewinnen
werde.
Ueber die amerikaniſche Truppenlandung in Nicaragua wird
noch gemeldet, daß der Admiral Latimer den liberalen Präſiden=
ten
Sacaſa und die Mitglieder des Kabinetls aufgefordert hat,
ihren Truppen die Niederlegung der Waffen zu befehlen, oder
das als neutrale Zone erklärte Gebiet um Puerto Cabezas zu
räumen. Sacaſa iſt geflüchtet. Sein Außenminiſter erklärte
gegenüber der offiziöſen amerikaniſchen Mitteilung, wonach die
Truppenlandungen nur zum Zweck des Schutzes von Leben und
Eigentum der amerikaniſchen Staatsbürger erfolgt ſeien, der
Schritt ſei überflüſſig geweſen, da den amerikaniſchen Bürgern
keine Gefahr drohe. Nicht amtlich weiſt das Staatsdepartement
weiter darauf hin, daß die Truppenlandung lediglich als Vor=
beugungsmaßnahme
erfolgt ſei, und daß ihr keinerlei Bedeu=
tung
einer politiſchen Intervention zukomme.

Die außenpolitiſche Senatskommiſſion unter dem Vorſitz
des Senators Borah hat beſchloſſen, eine Unterſuchung über die
Landung amerikaniſcher Marinetruppen in Nicaragua einzulei=
ten
. Ziel dieſer Unterſuchung ſoll die Feſtſtellung ſein, ob die
Landungen den Zweck gehabt hätten, den Präſidenten von
Mexiko, Calles, zu brüskieren. Das Staatsdepartement befindet
ſich in einer unangenehmen Lage, da Admiral Latimer, der die
Landungskräfte in Puerto Cobezas befehligte und den Liberalen
den Befehl zur Räumung der Stadt gab, in letzter Zeit nichts
von ſich habe hören laſſen.

Spanien am Jahresſchluß.

Von unſerem ſtändigen Berichterſtatter.

v. U.=St., Madrid, Ende Dezember 1926.
Die Propheten, die den Sturz der Diktatur in dieſem Jahre
vorausſagten, haben Unrecht behalten. General Primo de
Rivera leitet die Geſchicke Spaniens auch ins neue Jahr der
Gnade 1927 hinüber. Und wenn nicht unvorhergeſehene Er=
eigniſſe
eintreten, wenn nicht doch endlich eins der vielen Kom=
plotte
, die gegen ihn und die Diktatur geſchmiedet werden, Erfolg
haben ſollte, ſo iſt ſeiner Regierung nvch eine lange Lebensdauer
beſchieden. General Primo de Rivera iſt, abgeſehen von ſeinem
ſtaatsmänniſchen Könnens, unter einem glücklichen Stern
geboren. Er wivd der Schwierigkeiten, die ſich vor ihm auf=
türmen
, mit einer Leichtigkeit Herr, die oft Erſtaunen hervor=
ruft
und die alle Peſſimiſten Lügen ſtraft. Im Frühjahr hatten
ſich hervorragende Generale Feldmarſchall Weyler, Aguilera
u. a. m. gegen ihn verſchworen, ein gefährlicher Militär=
putſch
ſtand vor dem Ausbruch, aber in Wirklichkeit geſchah
gar nichts. Die Putſchiſten wurden ohne alle Schwierigkeit ent=
waffnet
, und die Führer nach Auferlegung einer beträchtlichen
Geldſtrafe wieder in Freiheit geſetzt. Primo de Rivera hielt es
im Gegenſatz zu anderen Diktatoren für unnötig, ein blutiges
Exempel zu ſtatuieren.
Der Generalsverſchwörung folgte bald die Meuterei des ge=
ſamten
Artilleriekorps. Mit ſcharf geladenen Kanonen
verſchanzten ſich die Artilleriſten in ihren Garniſonen, bereit, das
Feuer zu eröffnen, follten andere Truppenteile gegen ſie aus=
geſandt
werden, um ſie zur Botmäßigkeit zu zwingen. Um die
Meuterer ſammelten ſich die mit der Diktatur unzufriedenen
Elemente, und in jedem anderen Lande wäre es ſicher=
lich
zu Blutvergießen, wenn nicht zu einem Bürgerkriege ge=
kommen
, wenn Primo de Rivera ſein Glück verlaſſen, oder
wenn ſeine Nerven verſagt hätten. Er ging mit väter=
licher
Klugheit; als älterer Kamerad und Waffengenoſſe
gegen die Meuterer vor, die er als Verirrte, nicht als Ver=
brecher
behandelte, und es gelang der Ueberredungskunſt einiger
Generalſtabsoffiziere, die meuternden Garniſonen zur Kapi=
tulation
zu bewegen. Ein Todesurteil gegen den Haupträdels=
führer
, den Kommandanten der Artillerieahademie in Segovia,
Oberſt Marques, wurde zwar gefällt, aber nicht zur Ausſührung
gebracht. Endlich durch ein königliches Dekret vom 17. Novem=
ber
wurden alle Meuterer bedingungslos begnadigt, ſofern ſie
ſich in Zukunft der Diſziplin zu fügen verſprachen. Damit iſt
der Artilleriekonflikt zwar noch nicht reſtlos beigelegt, aber doch
aus dem akuten Stadium hinausgerückt und eine ofſenſichtliche
Spaltung in der Armee vermieden worden. Es iſt wahr
einige Offiziere verharren noch in der Rebellion, der Artillerie=
general
Haro mußte verhaftet werden und es bleibt noch man=
cher
Konfliktsſtoff angehäuft, aber vorläufig iſt Primo de Ri=
vera
Herr der Lage geblieben.
Auch die Separatiſtenverſchwörung des Oberſten Macia, der
den abenteuerlichen Plan gefaßt hatte, von Perpignan aus mit
einer Schar von 400 Mann Barcelona zu erobern, die kataloniſche
Republik zu erklären und gegen Madrid Krieg zu führen, hat im
Königreich nicht die geringſte Unruhe verurſacht und die Stel=
lung
Primos nicht erſchüttert. Ebenſowenig wie die Separatiſten
konnten ihm anarchiſtiſche Attentäter etwas anhaben. Der Dolch,
den Maſſachs in Barcelona gegen ihn ſchleuderte, grub ſich in
das Polſter des Autos ein, und die Bombenverſchwörer in
Madrid wurden ergriffen, ehe ſie noch zur Ausführung ihres
Mordplanes ſchreiten konnten. Ebenſo wie Muſſolini, hält
Primo de Rivera fein Leben für gefeit, ehe es ihm nicht gelun=
gen
iſt, ſein Werk des Wiederaufbaues ſeines Vaterlandes zu
beenden.
Die überaus ſtrenge Zenſur, die über die Preſſe verhängt
worden iſt, das Verſammlungsverbot, die Ausſchaltungen aller
politiſchen Parteien, gibt den an ſich machtloſen Feinden der
Diktatur die Möglichkeit, eine Reihe von Verleumdungen und
Erfindungen in Umlauf zu ſetzen, die im Inlande wenig
Schaden anrichten, die aber im Auslande ein ſtarkes Echo finden,
und ein ganz verzeichnetes Bild der hieſigen Lage geben. Wenn
nämlich der Graf Romanones, Villanueva oder irgend ein an=
derer
der früheren Parteiführer, ihre abfällige Kritik laut wer=
den
laſſen und Alarm blaſen, ſo glaubt man, daß hinter ihnen
organiſierte Maſſen ſtehen, daß ſie die Volksſtimmung bedeuten.
Nun kümmern ſich wenigſtens 90 Prozent der Spanier nicht um
Politik, was nicht beſagen ſoll, daß ſie unbedingte Anhänger der
Diktatur ſind, aber es iſt ausgeſchloſſen, daß ſie ſich zu einer revo=
lutionären
Handlung aufputſchen ließen. Die Arbeiter=
verbände
, die am beſten organiſiert ſind, ſtehen der Diktatur
nicht feindlich gegenüber, ja, ſie ziehen ſie laut den Erklärungen
des Sozialiſtenführers Baſteira, der früheren Cortesregierung
vor, die ſich nie ihrer Intereſſen angenommen habe. Man will
in den radikalen Kreiſen des Auslandes dieſe Haltung der
Arbeiterſchaft damit entſchuldigen, daß ſie Kataſtrophen=
politik
treiben will. Das iſt vollkommen irrig! Die ſpaniſche
Arbeiterſchaft hat drei Jahre ohne Streiks und ohne dema=
gogiſche
Umtriebe gelebt. Die Diktatur hat ihre Berufsintereſ=
ſen
ſorgfältig gefördert und die Arbeiterſchaft befindet ſich heute
wohler und ſicherer geſtellt, als früher. In der neu zu ſchaffen=
den
beratenden Kammer ſollen ihr 40 Sitze, im Gegenſatz zu
einem einzigen, den ſie in den Cortes hatte, eingeräumt wer=
den
. Es bleibt ihr alſo nur die prinzipielle Einſtellung einer
demokratiſchen Oppoſition, aber ſie wird durch praktiſche Er=
wägungen
ſtark beeinträchtigt.
Es iſt wahr, daß die Bedeutung der Union Patri=
otica
, d. h. der künſtlich gebildeten Partei, auf die ſich die
Diktatur ſtützt, offiziell übertrieben wird, und daß nicht alle Mit=
glieder
ſich aus lauteren Elementen zuſammenſetzen, aber ſchließ=
lich
gibt es niemand, der der Union ihren Vorrang ſtreitig machen
könnte. Sie beherrſcht, dank der Regierungsunterſtützung, die
Lage und wird auch in der kommenden Kammer eine führende
Rolle ſpielen.
Solange Primo de Riverg die Zügel in der Hand behält,
darf an keine gewaltſame Umwälzung geglaubt wer=
den
. Die Gefahr für Spanien iſt vielleicht die, daß die Bedeu=
tung
Primo de Riveras allzu überragend iſt. Seine Perſon läßt
ſich nicht aus dem Syſtem ausſchalten, ohne daß ſchwere Er=
ſchütterungen
zu erwarten wären. Wenn auch die Generäle

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Dienstag, den 28. Oezember 1926

Nummer 359

Berenguer oder Martinez Anido als ſeine eventuellen Nachfolger
genannt werden, ſo beſitzen ſie nicht ſeine Autorität, und ehr=
geizigen
Kämpfen und Putſchen unzufriedener Generäle wären
die Türen geöffnet. Doch Primo de Rivera iſt nur ein Menſch
und Menſchliches kann ihn ereilen!
Außenpolitiſch hat ſich die Lage Spaniens im Ver=
gleich
zum Vorjahre inſofern geändert, als es ſeinen Austritt
aus dem Völkerbund vollzogen und der europäiſchen
Politik mehr oder weniger den Rücken gewandt hat. Mit Ita=
lien
hat es den Neutralitäts= und Freundſchaftsvertrag abge=
ſchloſſen
, der in Frankreich einige Bedenken erregte. Das Ver=
hältnis
Frankreichs zu Spanien iſt nicht ganz geklärt. In Ma=
rokko
verbinden ſie gemeinſame Intereſſen, aber in der Tan=
gerfrage
hat bisher eine Einigung nicht erzielt werden kön=
nen
. Der Empfang des franzöſiſchen Generalreſidenten Monſ.
Steeg auf ſeiner Durchreiſe in Madrid war ein ausgeſprochen
kühler. Man beſchränkte ſich auf Höflichkeitsphraſen, wie ſie im
internationalen Verkehr üblich ſind. Ein Höflichkeitsakt iſt es
ſchließlich auch, wenn Primo de Rivera am Ende dieſes Monats
in Cadiz über einige franzöſiſche Kriegsſchiffe Revue abhalten
wird. Der franzöſiſch=ſpaniſche Freundſchaftsvertrag, deſſen Ab=
ſchluß
nach dem Muſter des ſpaniſch=italieniſchen als bevorſtehend
angekündigt wurde, konnte noch immer nicht unterzeichnet werden.
Die Handelsverträge, die Spanien mit mehreren Mächten
abgeſchloſſen hat, leiden unter dem ſtark betonten Protektions=
ſyſtem
und unter derſchiedenen einſchränkenden Zolldekreten, die
im beſonderen auch den deutſchen Handel treffen. Die
Mächte unter ihnen auch das Deutſche Reich , die auf aus=
gleichende
wirtſchaftliche Verhandlungen dringen, werden unter
allerlei Vorwänden hingehalten, ohne daß die Verhandlungen in
Fluß kommen. Der betroffene ausländiſche Handel hofft auf end=
liche
Abhilfe im nächſten Jahr. Spanien gleitet ins Jahr 1927
ohne merkliche Erſchütterungen in der inneren und äußeren Poli=
tik
hinüber. Wie in jeder Diktatur, ſo iſt auch in Spanien Kon=
fliktsſtoff
vorhanden, aber Primo de Rivera führt das Staats=
ſteuer
mit feſter Hand, und es gibt niemand, der ſich ihm in den
Weg ſtellen könnte.
Ein neuer Vorſioß gegen das
Sudetendeutſchtum.
Die deuiſchen Gaue in der Tſchechoſlowakei
ſollen zum Verſchwinden gebracht werden.
Von unſerem =Korreſpondenten.
Karlsbad, Ende Dezember.
In der von der konſtituierenden Nationalverſammlung in
Prag im Jahre 1918, die ſich nur aus tſchech’ſchen Mitgliedern
zuſammenſetzte, erlaſſenen Verfaſſungsurkunde wurde u. a. die
Bildung ſogenannter Gauvertretungen vorgeſehen, ohne daß da=
bei
allerdings den tatſächlichen Verhältniſſen Rechnung getragen
wurde, denn bei der ſpäterhin erfolgten Gaueinteilung wurden
große und wirtſchaftlich bedeutende Gebiete einfach tſchechiſchen
Gauen zugeteilt, ſo daß ſelbſt in den rein deutſchen Randge=
bieten
der Tſchechoſlowakei nur zwei ſelbſtändige Gaue Leipa
und Karlsbad übrig blieben, während beiſpielsweiſe der
deutſche Induſtriebezirk dem tſchechiſchen Gau Laun, das Reichen=
berger
Tuchmacherland zum tſchechiſchen Kreis Jungbunzlau
Marienbad zu Pilſen uſw. zugeteilt wurden, ſo daß das geſamte
deutſche Gebiet im Sinne der tſchechiſchen Wahlordnung zerriſſen
und die Zerſtückelung zur Stärkung der tſchechiſchen Territorien
benützt werden konnte. War ſchon damals die Erregung unter
den Sudetendeutſchen über dieſen von tſchechiſch=nationalen
Eroberungswünſchen gegenüber den deutſchen Landesteilen dik=
tierten
Willkürakt groß, ſo wird ſie noch begreiflicher, wenn man
erfährt, daß demnächſt auch die bisherigen zwei
deutſchen Gaue, die in der Wahlbewegung für das geſamte
Sudetendeutſchtum eine wichtige Rolle ſpielen, verſchwin=
den
ſollen. Nach der Meldung des Prager deutſch geſchrie=
benen
Regierungsorganes ſoll der Entwurf der ſogenannten
Gaureform ſchon im Januar 1927 vorgelegt werden. Das Geſetz
wird, ſo heißt es, unter dem Geſichtspunkt eines politiſchen
Kompromiſſes zwiſchen den Anhängern der Gaueinrichtung und
jenen der alten Landesautonomie ausgearbeitet, wie ſie in den
böhmiſchen Ländern aus der öſterreichiſchen Aera übernommen
wurde. Das heißt mit anderen Worten, daß für Böhmen
ein einziger Gau geſchaffen würde, nämlich der Gau
Prag, daß es alſo für alle Zeit vorüber wäre mit
der Selbſtverwaltung in den deutſchen Gebie=
ten
, mit der nationalen Autonomie, da nach dem
Plan der Regierung an die Spitze der Gau=, bzw. Landesver=
tretung
Staatsbeamte treten würden. Damit würde der Fall
eintreten, daß die deutſche Bevölkerung in den deutſchen Gebieten
zu einem Objekt der Prager Verwaltung gemacht oder, beſſer
geſagt, ihr auf Gedeih und Verderb ausgeliefert wird.

Vom Tage.
Der deutſche Geſandte in Litauen hat ſeiner Inſtruk=
tion
gemäß gegen die Ausweiſung der Reichsdeutſchen
aus dem Memelgebiet bei der litauiſchen Regierung
Proteſt erhoben.
Reichsaußenminiſter Dr. Streſemann hat zum Ableben
des japaniſchen Kaiſers dem japaniſchen Botſchafter in Ber=
lin
das Beileid des Reiches ausgeſprochen.
Wie in ſpaniſchen politiſchen Kreiſen verlautet, ſind Beſpre=
chungen
zwiſchen Deutſchland und Spanien in der
Frage der Zolldekrete bereits für die nächſten 14 Tage vor=
geſchen
.
Der deutſche Botſchafter in Japan, Dr. Solf, der
ſich im Zuſammenhang mit den Verhandlungen über den deutſch=japaniſchen
Handelsvertrag zurzeit in Deutſchland aufhält, iſt auf dem Weißen
Hirſch im Sanatorium Lahmann eingetroffen. Er beabſichtigt, Ende
Januar nach Tokio zurückzukehren.
Beim Wiederzuſammentritt des Reichshaushaltsausſchuſſes wollen
die Beamtenorganiſationen, wie aus darlamentariſchen
Kreiſen mitgeteilt wird, darauf hinwirken daß bis zur
grundſätzlichen Neuregelung der Beſoldungsord=
nung
die als Weihnachtsbeihilfe bewilligte Son=
derzulage
weitergezahlt wird.
Am Montag iſt die neue ungariſche Valuta, der
Pengö offiziell in Verkehr geſetzt worden. Der Austauſch des
alten Geldes gegen neues Geld geht glatt vor ſich.
Die ungariſche Polizei hat etwa 100 Perſonen im
ſüdlichen Bulgarien derhaftet, und zwar im Verfolg der
Aufdeckung eines kommuniſtiſchen Komplotts.
Das rumäniſche Parlament hat den Staatshaus=
halt
für 1927 genehmigt und ſich darauf bis zum 20. Januar
vertagt.
Der tſchechiſche Miniſterrat beſchloß, alle Unter=
ſtützungen
an ruſſiſche Emigranten aus Staatsmitteln ab
1. Januar 1927 einzuſtellen. Dieſe beliefen ſich bisher auf 100
Millionen Kronen jährlich.
Die polniſche Regierung hat ſich bereit erklärt, 23
litauiſche Gefangene gegen eine gleiche Anzahl vol=
niſcher
Gefangenen in Litauen auszutauſchen. Im
Februar ſoll ein weiterer Gefangenenaustauſch ſtattfinden.
Der Kongreß der belgiſchen Sozialiſten hat ſich für
eine Beteiligung an der Regierung ausgeſprochen.
Der belgiſche Kolonialminiſter im neuen belgiſchen Ka=
binett
Pecher, der vor einigen Monaten erſt auf ſeinen Poſten berufen
wurde, iſt geſtern mittag geſtorben.
Der ſpaniſche Miniſterrat beſchloß nach einem Vortrag
des Außenmimiſters über den Stand der engliſch=ſpaniſchen
Handelsbeziehungen, den modus vivendi mit England bis zum
April 1927 zu verlängern.
Wie Radio aus Peking meldet, ſoll Schi Yuan Teng in dem
neuen Kabinett präſidieren, da er als Vermittler zwiſchen
Nord und Süd gilt. Der Strz Wu=Pei=fus ſcheint endgültig
zu ſcin.
Japan hat bei einer engliſchen Firma 25 Paſſa=
gierflugzeuge
beſtellt, die für neue Luftverbindungen in
Japan beſtimmt ſind. Jedes Flugzeug wird für den Transport von
1520 Paſſagieren eingerichtet werden.
Noch keine Entſpannung in
Jugoſſawien.
Das fünfte Kabinett Uzunowitſch. Der Ein=
tritt
der Slowenen in die Regierung.
EP. Belgrad, 27. Dezember.
Es hat den Anſchein, als ob die neue Regierung
noch immer keine Entſpannung der innerpoli=
tiſchen
Lage herbeiführen würde. Zunächſt zeigt es
ſich, daß der Eintritt der Slowenen in die Regie=
rung
, der am Freitag ſchon als vollendete Tatſache betrachtet
werden konnte, wieder ſehr unwahrſcheinlich geworden iſt,
Zwiſchen Uzunowitſch und Koroſec iſt es, wie man
jetzt erfährt, noch am Freitag abend zu einem heftigen Zu=
ſammenſtoß
gekommen. Im Radikalen Klub ſelbſt wird die
Zuſammenſetzung der neuen Regierung als eine Ueberraſchung
einpfunden und die Frage aufgeworfen, ob die Aktion Uzuno=
witſchs
noch im Rahmen der Vollmachten liege, die ihm der Klub
ſeinerzeit erteilt hatte. Im Radikalen Club kam es ſchon zu
lebhaften Auseinanderſetzungen, und man ſieht der für Mittwoch
anberaumten Klubſitzung mit größter Spannung entgegen. Zu=
friedenheit
herrſcht nur unter den Raditſchianern. Das
fünfte Kabinett Uzunowitſch, in dem der bisherige
Finanzminiſter Peritſch das Außenminiſterium übernommen hat,
iſt während der Weihnachtsfeiertage gebildet worden. Die Teil=
nahme
der Slowenen wurde von verſchiedenen Bedingungen ab=
hängig
gemacht, die noch zu erfüllen ſind. Dem Kabinett gehören
im übrigen an: 10 Radikale, 4 Anhänger von Raditſch, interi=
miſtiſch
2 Slowenen und 2 Militärs.

Am Elſaß=Lothringen.
Der Standpunkt der franzöſiſchen Chauviniſten

In Paris hat wieder einmal die Liga für Menſchenrechte
getagt, um deren Einigkeit es betanntlich nicht weit her iſt. Das
hat ſich auch diesmal gezeigt. Die Meinungen platzten um ſo
heftiger auſeinander, als die Frage Elſaß=Lothringen auf der
Tagesordnung ſtand, zu der die Herren Grumbach und der ehe=
malige
Reichstagsabgeordnete Weill von der Sozialiſtiſchen Partei
Francreichs den Standpunkt der franzöſiſchen Chauviniſten ver=
teidigten
. Schließlich mußte ſogar die Abſtimmung über die
Tagesordnung vertagt werden.
Berichterſtatter Grumbach erklärte u. a., die Liga habe die
Rückkehr Elſaß=Lothringens, zu Frantreich begrüßt. Der Ver=
trag
von Verſaiues habe ein ſchreiendes Unrecht wieder gutge=
zne
der Autonomiſten ſei zu verurteilen.

aber von einer Unterdrückung könne ebenſowenig die Rede ſein,
wie von einer Verletzung der weſentlichſten Rechte der Bevöl=
kerung
. Auch die Sprachenfrage ſei zu erwägen. Die links=
ſtehenden
Politiker hätten die Zweiſprachigkeit als intellektuelle
und wirtſchaftliche Notwendigkeit bezeichnet. Was verlangen die
Elſaß=Lothringer? Sie verlangen, daß ſie ihre Mutterſprache
ſprechen dürfen. Niemand denke daran, das zu verbieten. Sie
müßten Deutſch lernen und man müſſe ihnen Gelegenheit dazu
geben. Das ſei eine Frage der Schulorganiſation. Es müſſe je=
doch
betont werden, daß auch alle Klaſſen der Bevölkerung
Franzöſiſch ſprechen lernen müßten. Schließlich ſprach der Redner
für die Laienſchule. Die Frage Elſaß=Lothringens ſei in Locarno
geregelt worden. Die Leute des Heimatbundes hätten ſie wieder
auf die Tagesordnung gebracht.
Der Sozialiſt Weill forderte die Aſſimilievung. Er erklärte,
die Autonomiſten hätten Anhänger in allen Parteien mit Aus=
nahme
der Sozialiſtiſchen Partei, aber man finde auch Gegner
in allen Parteien. Selbſt die klerikale Partei verurteile die Be=
wegung
. Frankreich habe nicht das Recht, die Haltung der
Elſäſſer und Lothringer während der deutſchen Beſetzung zu
kritiſieren. Elſaß und Lothringen ſeien keine Einheit, deshalb
könnten auch die Autonomiſten nicht das Recht der nationalen
Minderheiten fordern.
Bei der Abſtimmung über die Reſolution kam es zu ſcharfen
Auseinanderſetzungen, in der Hauptſache wegen der Frage, ob
Elſaß=Lothringen als nationale Minderheit zu betrachten ſei.
Selbſt dem Vorſitzenden Baſch gelang es nicht, eine einheitliche
Stellungnahme herbeizuführen. Die Abſtimmng über die Tages=
ordnung
wurde deshalb verſchoben.
Dazu ſchreibt die Tägliche Rundſchau: In ſo ſchamloſer
Offenheit hat die Liga ſich noch nie enthüllt. Was werden ihre in
Deutſchland lebenden Freunde zu dieſer Tagung ſagen? Grum=
bach
und Weill, dieſe trefflichen Verräter ihres elſäſſiſchen Volks=
tums
(wenigſtens ihrem Namen nach zu urteilen ſind es Men=
ſchen
deutſchen Stammes) haben ebenſowenig die Berechtigung,
über die elſaß=lothringiſche Autonomiebewegung zu reden, wie
die Liga für Menſchenrechte ſich erlauben kann, die Autonomie=
forderung
der Elſaß=Lorhringer löſen zu wollen.

Franzöſiſche Hetze gegen den elſäſſiſchen Heimatbund.
Am 23. Dezember iſt hier zum erſten Male die Volksſtimme‟
erſchienen. Das Blatt, das bisher in Saargemünd herausge=
geben
wurde, iſt bedeutend erweitert worden und wird von
Männern des Elſaß=Lothringiſchen Heimatbundes geleitet. In=
nerpolitiſch
ſteht das Blatt auf ſeiten der religibs=kirchlichen
Kreiſe. Das Neuerſcheinen des Blattes wird hier als Ausdruck
für das wachſende Selbſtbewußtſein der Elſaß=Lothringer be=
zeichnet
. Beſonderes Intereſſe kommt ihm dadurch zu, daß der
Temps Schauermärchen über das neue Organ des Heimat=
bundes
zu berichten weiß und die Behauptung aufſtellt, daß das
Blatt mit deutſchem Gelde ausgehalten werde. Aus den beiden
erſten Nummern des Blattes geht hervor, daß dieſe Behaup=
tungen
des franzöſiſchen Blattes nur einen durchſichtigen Vor=
wand
zur Hetze gegen den Heimatbund ergeben ſollten.

Der angebliche Zwiſchenfall in Mainz.
Die Havasagentur hatte geſtern eine Meldung verbreitet,
derzufolge nach Schluß einer Chriſtmette in der Garniſonkirche
zwei franzöſiſche Soldaten von einer Anzahl angetrunkener
Deutſchen überfallen und mißhandelt worden wären. Von amt=
licher
Seite erfahren wir, daß ſich nach den Mitteilungen der
heſſiſchen Regierung nur die Tatſache ergeben hat, daß einige
franzöſiſche Soldaten in der Weihnachtsnacht in ſtark angetrun=
kenem
Zuſtand ſich in Mainz herumgetrieben haben, bei welcher
Gelegenheit einer der Soldaten ſeinen Dienſtrevolver verlor. Um
für dieſen Verluſt ſeinem Vorgeſetzten gegenüber eine Ausrede
zu haben, hat der betreffende Soldat dann den ganzen Zwiſchen=
fall
zuſammenphantaſiert.

* Das Rätſel der mutterrechtlichen
Geſellſchaften.
Von Oscar A. H. Schmitz.
Als ich Ende der neunziger Jahre nach längerem Auslands=
aufenthalt
nach München zurückkehrte, fand ich meinen alten
Freundeskreis um Karl Wolfskehl, Stefan George und Ludwig
Klages unter der tiefen Wirkung eines Buches ſtehen, das, längſt
vergriffen, in einer neuen, beſchränkten Auflage wieder erſchienen
war: des Schweizers Bachofen heute berühmt gewordenes Werk
über das Mutterrecht im Altertum. Es wirkte auf uns alle wie
eine Offenbarung, freilich nicht politiſch=ſozialer, ſondern philo=
ſophiſch
=religiöſer Art. Ich geſtehe, daß wenige Bücher auf meine
Entwicklung ſolchen Einfluß gehabt haben *). Heute, nach mehr
als einem Vierteljahrhundert, iſt nun Bachofen geiſtige Mode
geworden. Seine Schriften werden von Berufenen neu heraus=
gegeben
, eine mit größter Vorſicht zu benutzende Schrift des
Paares Värting wurde viel beſprochen, weil ſie das tiefe Problem
in oberflächlicher Weiſe für emanzipatoriſche Tendenzen aus=
ſchlachtete
, und nun liegt eine ſehr ernſte Studie von Paul Kriſche
vor: Das Rätſel der Mutterrechtsgeſellſchaft, die zwar die
philoſophiſch=religiöſe Seite der Frage nicht berührt, aber mit
großer Zuverläſſigkeit die erweislichen Tatſachen zuſammenſtellt,
die für mutterrechtliche Zuſtände bei den Alten wie bei den heuti=
gen
wilden Völkern ſprechen. Dabei ſind die Entdeckungen neuer
Forſchungsreiſender ausgiebig benutzt. Die Unhaltbarkeit der
Värtingſchen Theorie von einer Pendelbewegung, in der vater=
und mutterrechtliche Zeiten in der Entwicklung der Menſchheit
abgewechſelt hätten, wird faſt in jedem Abſchnitt widerlegt
und die Värtingſche Methode durch Beiſpiele wie folgendes
bloßgeſtellt: Nach den Värtings hätte im alten Aegypten der
Mann kein Beſitzrecht gehabt, ſondern nur die Frau. Nichts=
deſtoweniger
aber habe er eine Mitgift in die Ehe eingebracht,
und all ſein Beſitz ſei auf die Frau übergegangen.
Die Forſchung über das ſchwerwiegende, für unſere Zeit
pſychologiſch ungemein wichtige Mutterrechtsproblem iſt noch
lange nicht abgeſchloſſen, aber nach dem von Kriſche zuſammen=
getragenen
Tatſachenmaterial ergibt ſich mit Sicherheit bereits
folgendes: Bachofen irrte mit der Annahme, daß der mutter=
vechtliche
Zuſtand, in welchem Familie und Erbſchaft der mütter=
lichen
Linie folgt, wodurch die Frau die Vorherrſchaft über den
Mann erhält, der menſchliche Urzuſtand war; er behält jedoch
Recht mit der Hauptſache, daß dem eigentlich vaterrechtlichen

*) Vgl.: Dämon Welt
jcklung, Verlag Go. Müller
Seite 291 ff.

(patriarchaliſchen) Zeitalter bei ſehr vielen, vielleicht bei allen
Völkern, ein mutterrechtliches vorausging. Der Urzuſtand war
weder vater= noch mutterrechtlich, es war die Zeit der Horde, in
der nicht nach Vater und Mutter gefragt wurde, da jedes Kind
der Horde gemeinſam gehörte. In jener Zeit des umherſchwei=
fenden
Nomadentums herrſchte naturgemäß der Mann ſo, wie,
falls ein ausgewachſenes Männchen vorhanden, bei den in
Rudeln lebenden Tieren. Mutterrecht entwickelte ſich jedoch in
der Zeit des ſogenannten niederen Ackerbaus, um ſpäter wieder
zu verſchwinden. In der Zeit, als die Jagd nicht mehr die ein=
zige
Beſchaffung der Nahrung war, wohl aber noch einen wich=
tigen
Beſtandteil bildete, wurde der Frau die Bebauung des
Bodens überlaſſen. Mit der beginnenden Seßhaftigkeit erfährt
die Natur des Weibes, deſſen Belaſtung durch die Fortpflanzung
ihm das Nomadenleben zu einer Hölle gemacht haben muß, zum
erſtenmal Berückſichtigung. Alle Ackerbaugottheiten, wie Ceres
find weiblich. Fruchtbarkeit des Leibes und Bebauung der Erde
ſind den primitiven Völkern ſo identiſch, daß man bei manchen
den Glauben findet, ein vom Mann der Erde anvertrauter
Samen könne nicht aufgehen, weil ihm die magiſche Beziehung
fehlt. So wurde naturgemäß auch der Beſitz am Boden der Frau
überlaſſen, und vielfach wurde die zu Hauſe Schaltende dem
immer draußen bei Jagd oder Krieg weilenden Mann gegen=
über
zur politiſch beſtimmenden Macht, ja in fruchtbaren Län=
dern
, wo bald der Boden Ueberfluß an Nahrung brachte und
keine Feinde an den Grenzen drohten, wie in dem alten Aegyp=
ten
, konnte es dazu kommen, daß ein verweichlichtes Männer=
geſchlecht
in vollkommene Abhängigkeit von der Frau geriet, ja
weibliche Sekundärmerkmale annahm, ſich mit Schmuck behängte
und in der Liebe der umworbene und beherrſchte Teil wurde
Trotzdem iſt von eigentlichen Frauenſtaaten, wie die Värtings
voreilig ſchließen, nichts erwieſen. An Stelle des Vaterrechts
findet ſich in mutterrechtlichen Geſellſchaften das ſogenannte
Avunculat, das heißt das Oheimsrecht. Wohl vererbt ſich die
Autorität in weiblicher Linie, wird aber tatſächlich doch durch
einen Mann, nämlich den Bruder der Frau, ausgeübt. Wie dem
nun auch ſei, ſelbſt wenn es reine Gynäkokratien gegeben haben
ſollte, nie ſind ſie über primitiven Ackerbau, Töpferei und Weberei
(alles weibliche Erfindungen) hinausgekommen. Nachdem der
Mann von Jagd und Krieg einigermaßen entlaſtet war, ſchuf
er Handwerk, Handel, Technik, Staat, Kirche, Kunſt und Wiſſen=
ſchaft
, alſo alles, was man Kultur nennt, während die natür=
liche
, nicht aufzuhebende Belaſtung der Frau durch die Fort
pflanzung ſie im Haus hielt, wo ihr die Wohltat der Seßhaftig=
keit
erhalten blieb, aber die politiſche Macht allmählich wieder
entwunden wurde. Freilich iſt ihr eines geblieben, wie Kriſche
ſehr ſchön ausführt: das bewußte Muttertum oberhalb des rein

triebhaften des Tieres und der Hordenfrau, alſo das mütter=
liche
Ethos, und mag auch zeitweiſe ihre Stellung der einer
Sklavin geglichen haben, die Achtung vor dieſem Ethos iſt im
Manne nie erloſchen. Im übrigen ſchließe ich mich der Fro=
beniusſchen
Auffaſſung an, daß es, im Gegenſatz zu der Värting=
ſchen
Pendeltheorie, eine dauernde Verſchlingung vater= und
mutterrechtlicher Tendenzen noch in der Gegenwart gibt. So
ſtehe ich nicht an (im Widerſpruch zu tendenziöſen Behauptun=
gen
), die Einehe für einen Sieg des mutterrechtlichen Prinz ps
über die gerade auf dieſem Gebiet nomadiſch gebliebenen In=
ſtinkte
des Mannes zu halten, wurde jene Einwirkung von ihm
auch nicht immer ganz treu befolgt, ſo doch als Grundſatz und
vor allem als Anſpruch der Frau geſetzlich anerkannt, zweifellos
zum Vorteil einer differenzierteren Gefühlskultur. Das Weſen
der männlichen, patriarchalen Kultur iſt individualiſtiſch, das
Weſen der mutterrechtlichen iſt kollektiviſtiſch, ja kommuniſtiſch.
In der männlichen Religion tritt an Stelle der feindſeligen
Dämonen der individuelle Seelenkult, und, wenn man ſich auch
nur langſam entſchloſſen hat, der Frau eine Seele zuzuerkennen,
ſo hat ſie doch auch hier vollkommen geſiegt. Der patriarchalen
Kultur verdankt auch ſie den Emporſtieg über ihr kollektives
Gattungsſchickſal zur Individualität.
In einem Punkt haben nun die Värtings recht. Manche
ſogenannten männlichen Tugenden und weiblichen Mängel ſind
nicht ſo ſehr männlich und weiblich, als Merkmale des Herrn
und des Sklaven. Wo es ihnen die Verhältniſſe erlaubten, hat
es ſehr wehrhafte Frauen gegeben, wenn ſie auch niemals zu
eigentlicher Staatengründung vorgeſchritten ſind, und jene ge=
ſchmückten
, von älteren Frauen umworbenen Bürſchchen im alten
Aegypten haben an Läppiſchkeit den weiblichen Flirts moderner
Palace=Hotels gewiß nicht nachgeſtanden, ſondern ſie weſentlich
noch übertroffen Ebenſo ſehen wir ja heute, wo ſich den Frauen
der Weg zur Bildung weit geöffnet hat, daß logiſches Denken
nichts mit dem Geſchlecht, nur mit Uebung zu tun hat.
Trotz alledem bleibt der Grundgegenſatz der Geſchlechter be=
ſtehen
, daß die Frau durch ihre leibliche Fruchtbarkeit und durch
deren Kehrſeite, die Belaſtung, der Natur in ihrem Weſen näher=
ſteht
, der Mann durch ſein ungebundenes Nomadentum dem
Schaffen aus einem freieren Prinzip, dem Geiſte. Es iſt nicht
angängig, wie Kriſche verſucht, das vorübergehende Mutterrecht
materialiſtiſch aus dem Produktionsprozeß des Ackerbaus zu er=
klären
, vielmehr iſt es das Weſen der Frau ſelbſt, ſobald ſich
die Gelegenheit bietet, was es zur Pflege der Pflanze treibt
und in der weiblchen Blumenliebe in einem dem Mann oft
kaum verſtändlichen Maß noch heute beſteht, während der Mann
unbedingt dem Tier vernanter i poraus ſich auch ſein blu=
tiges
Sünden
211 läBt.

[ ][  ][ ]

Nummer 359.

Dienstag, den 28. Dezember 1926

Seite 3

* Die Verhandlungen mit der
Botſchafterkonferenz.
Die Einigung über Polizei und Verbände.
Die Verhandlungen zwiſchen der deutſchen Regierung und
der Botſchafterkonferenz über die Polizeifragen und Sportver=
bände
ſind jetzt endgültig zum Abſchluß gekommen. Eine grund=
ſätzliche
Einigung war ſchon vor Genf erzielt und von uns mit=
geteilt
worden. Was noch ausſtand, waren Fragen von zweiter
Größe und die Formulierung, die jetzt auch geregelt iſt. Die
amtliche Verlautbarung über den Inhalt der Vereinbarung ent=
hält
wenig Neues. In Sachen Polizei hat ſich die Entente da=
von
überzeugt, daß ihre Forderungen ſich mit den Sicherheits=
bedürfniſſen
Deutſchlands nicht in Einklang bringen laſſen und
hat daher dem von deutſcher Seite aufgeſtellten Minimalpro=
gramm
zugeſtimmt, das eine Vermehrung der Polizei=
truppen
um einige Tauſend Mann bringt. Wegen der
vorübergehenden Einſtellung in die Reichs=
wehr
, die durch die Angelegenheit, mit dem Sohn des ehe=
maligen
Kronprinzen akut wurde, wird die Einigung durch
einen Notenaustauſch erzielt, worin beſtimmte Grundſätze feſt=
gelegt
werden. Auch die Frage der Sportverbände hat
eine für uns erträgliche Löſung gefunden. Das Reichsminiſte=
rium
des Innern wird in einem Runderlaß an die Länderregie=
rungen
, deſſen Wortlaut vorher vereinbart iſt, noch einmal auf
die geſetzlichen Beſtimmungen aufmerkſam machen, wodurch den
Sportverbänden die militäriſche Ausbildung
unterſagt wird. Damit wäre dann dieſes ganze Kapitel
endgültig abgeſchloſſen. Es bleiben noch die Diffe=
renzpunkte
über dje öſtlichen Feſtungen und die
Ausfuhr von Kriegsgerät. Der deutſche Unterhändler
General von Pawels iſt kurz vor Weihnachten nach Berlin zurück=
gekehrt
und hat mit den verſchiedenen Reſſorts ſich in Verbin=
dung
geſetzt. Er wird anfangs Januar mit Vorſchlägen nach
Paris reiſen, von denen wenigſtens die deutſchen amtlichen
Stellen glauben, daß ſie auch für die Gegenſeite annehmbar ſind.
Der Bericht des Treuhänders für deutſche
Induſtrieobligationen.
Der jetzt herausgekommene Bericht des Treuhän=
ders
für deutſche Induſtrieobligationen bezieht
ſich auf das zweite Halbjahr der zweiten Jahresleiſtung und
umfaßt die Zeit vom 1. März 1926 bis 31. Auguſt 1926. Darin
wird u. a. ausgeführt: Die Bank für deutſche Induſtrieobliga=
tionen
hat in Gemäßheit der Beſtimmungen der Induſtrieobli=
gationen
und der zwiſchen ihr und dem Treuhänder getroffenen
Abkommen die Zahlung der auf das zweite Rechnungsjahr
(1. September 1925 bis 31. Auguſt 1926) entfallenden Jahres=
leiſtungen
durchgeführt. Dieſe Zahlung, die insgeſamt 125 Mil=
lionen
Goldmark beträgt, fand an beſtimmten Daten ſtatt. Im
dritten Rechnungsjahre (1. September 1926 bis 31. Auguſt 1927)
wird die zu bewirkende Zahlung doppelt ſo hoch ſein, d. h. 250
Millionen Goldmark betragen, was einer Verzinſung von fünf
Prozent auf die Obligationen im Betrage von 5 Milliarden ent=
ſpricht
. Dieſe Zahlung hat zur Hälfte am 1. April 1927, zur
anderen Hälfte am 25. Auguſt 1927zu erfolgen. Das Induſtrie=
belaſtungsgeſetz
unterwirft der Kontrolle, der Bank und des
Treuhänders etwaige Verkäufe von Grundſtücken, die der öffent=
lichen
Laſt unterliegen. Konkurſe und freiwillige Liquidationen
von Unternehmungen, Erhöhungen und Verminderungen, des
Betriebsvermögens ſowie Gründungen von neuen Unternehmun=
gen
. Es hat ſich ergeben, daß der Wert der Grundſtücke, welche
weiterhin der öffentlichen Laſt unterliegen und infolgedeſſen zur
Sicherung der Einzelobligationen dienen, nicht aufgehört hat,
den Nominalbetrag dieſer Obligationen reichlich zu überſteigen.
Die Sicherheiten, die von den Induſtrieunternehmungen für ihre
langfriſtigen Anleihen gewährt wurden, beeinträchtigen in keiner
Weiſe die Sicherheit, welche für die den Treuhändern über=
gebenen
Induſtrieobligationen und Induftriebonds beſtellt iſt.
Ueber die Entwicklung der deutſchen Induſtrie in den letzten
Jahren urteilt der Treuhänder: Der Typ der horizontalen Orga=
niſation
iſt die logiſche Folge des Prinzips der Rationaliſierung,
welches die deutſche Induſtrie unter dem Druck der wirtſchaft=
lichen
Schwierigkeiten ſich zu eigen machte und welche bereits ſehr
ſchätzenswerte Reſultate ergeben hat. Die erheblichen Anſtren=
gungen
, die die deutſche Induſtrie in der letzten Zeit gemacht
hat, um ihre Lage zu ſanieren und ihre Betriebe zu rationali=
ſieren
, beweiſen die großen Fährgkeiten der leitenden Perſön=
lichkeiten
. Die zahlreichen Zuſammenſchlüſſe und Reorganiſa=
tionen
der Induſtrie haben einen günſtigen Einfluß auf die
induſtrielle Entwicklung im Jahre 1926 ausgeübt, ſoweit man
dies nach den Feſtſtellungen, die man bereits machen kann, zu
beurteilen vermog.

Der Fall Rouzier.
Berlin, 27. Dezember.
Mehrere Berliner Blätter beſchäftigen ſich in ihren Abend=
ausgaben
mit der Begnadigung der in Landau verurteilten
Deutſchen. Die Deutſche Zeitung ſagt: Für Deutſch=
land
bleibt die Forderung beſtehen, daß Rouzier gerichtlich be=
ſtraft
werden muß. Solange dem einfachſten Gerechtigkeitsemp=
finden
nicht Genüge geſchieht, ſolange bleiben alle Behauptungen
von Verſöhnung zwiſchen Deutſchland und Frankreich gegen=
ſtandslos
. Die Tägliche Rundſchau ſchreibt unter der
Ueberſchrift Genugtuung nicht Gnade‟: Durch die Begna=
digung
der Verurteilten iſt die tiefe Erbitterung des deutſchen
Volkes über das Landauer Urteil wenigſtens zu einem Teile ge=
mildert
worden, aber weder für uns, noch für Frankreich kann
der erſchreckende Fall mit dieſem Gnadenakt erledigt ſein. Wir
müſſen Genugtuung fordern für die uns in Landau angetane
Schmach. Und dieſe Genugtuung kann in nichts anderem beſtehen,
als in der ſchleunigen Räumung des beſetzten Gebiets. Die
Politik des friedlichen Ausgleichs kann nicht zum Ziele führen,
ſolange es einſichtsloſe Militärs in der Hand haben, die Politik
der leitenden Staatsmänner zu ſabotieren, ſo oft und ſo gründ=
lich
es ihnen beliebt. Die Deutſche Allgemeine
Zeitung ſchreibt: Wir haben von dieſem Schritt ſchon ge=
ſagt
, daß er als Anfang einer Umkehr zu werten und als ſolcher
zu begrüßen ſei, wenngleich der Freiſpruch Rouziers ſelbſt noch
ungeſühnt iſt. Aber gerade die Erledigung des Falles hinſicht=
lich
der Deutſchen zeigt vielmehr, daß der Kern.des Uebels in
der Fortführung der Beſatzung liegt. Darum wäre es verfehlt,
ſich in Einzelforderungen zu zerſplittern. Man muß den größten
Nachdruck immer wieder auf das klare Verlangen legen: Schluß
mit der Beſatzung!
BritiſcheVorkriegsforderungen an Deutſchland
London, 27. Dezember.
Die Regelung britiſcher Vorkriegsſchulden an deutſche Staats=
angehörige
und an die deutſche Regierung iſt bereits weſentlich
fortgeſchritten. Einem am 18. Dezember 1926 veröffentlichten
Bericht des britiſchen Clearing Office, das mit der Regelung
der Forderungen betraut iſt, entnehmen wir, daß bisher an bri=
tiſche
Gläubiger insgeſamt 83,5 Millionen Pfund Sterling oder
rund 1,7 Milliarden Goldmark auf Grund von Vorkriegsforde=
rungen
an deutſche Staatsangehörige und an die deutſche Regie=
rung
ausgezahlt worden ſind. Dieſe Forderungen ſetzen ſich im
einzelnen wie folgt zuſammen: Schulden 50,74 Millionen Pfund,
Liquidationsverträge 19,92, Entſchädigungen 12,81 Millionen
Pfund, insgeſamt 83,47 Millionen Pfund Sterling.
Dieſer Betrag wird ſich nach Beendigung der vor dem ge=
miſchten
deutſch=engliſchen Schiedsgerichtshof noch ſchwebenden
Verfahren weſentlich erhöhen. Insgeſamt liegen dem Gerichts=
hof
3276 unerledigte Forderungen vor, zu denen auch jetzt noch
laufende Angelegenheiten hinzukommen.
Die griechiſchen Finanzen.
w. Athen, 27. Dezember.
Die Kammer wird am 10. Januar die Arbeiten wieder auf=
nehmen
. Inzwiſchen beſchäftigte ſich die Regierung mit der
Finanzfrage, um der Kammer ohne Verzögerung das
nächſte Haushaltsg ſetz vorlegen zu können. Durch die von allen
Miniſterien ergriffenen Sparmaßregeln und in erſter
Linie durch bedeutende Herabſetzung der Militärausgaben könnte
der Haushalt ins Gleichgewicht gebracht werden. Nach
den Zeitungen würden ſich die Erſparniſſe auf 750 Millionen
Drachmen belaufen.
Preußiſcher Landtagsvizepräſident Garnich *
Berlin, 27. Dezember.
In der Nacht zum Montag ſtarb plötzlich an den Folgen einer
in kurzer Zeit wiederholten Gallenſteinoperation der volkspartei=
liche
Abgeordnete und dritte Vizepräſident des preußiſchen Land=
tages
, Geh. Rat Hugo Garnich. Der Verſtorbene war einer
der Gründer der Deutſchen Volkspartei, die er ſeit 1919 zunächſt
in der preußiſchen Landesverſammlung, dann im preußiſchen
Landtag vertrat. Er wurde in Berlin gewählt und verſah in
den beiden bisherigen Seſſionen des Landtages jeweilig den
Poſten eines dritten Vizepräſidenten. Als ſolcher wird ihm auch
in kritiſchen Verhandlungsſtunden Geſchick und Energie nach=
geſagt
. Geh. Rat Garnich hat nur ein Alter von 52 Jahren
erreicht. Er war Regierungsbaumeiſter bei den Eiſenbahndirek=
tionen
Altona und Berlin, ſowie beim Eiſenbahnzentralamt und
Mitglied des Patentamtes. Als Rittmeiſter war er während des
Krieges beim Generalgouvernement in Belgien tätig. In ſeiner
parlamentariſchen Tätigkeit hat er ſich beſonders der Berufs=
intereſſen
der techniſchen Beamten angenommen.

* Geſpenſterfurcht der Linken.
Ein Kabinett Weſtarp?
Von unſerer Berliner Redaktion.
Die Herren auf der Linken leiden plötzlich an Alpdrücken.
Sie waren es, die zuerſt darauf hingearbeitet haben, daß die
Regierungscriſe auf Mitte Januar vertagt wurde. Der Gedanze,
daß etwa der Reichstag bis in die Weiynach swvoche zuſammen=
bleiben
könnte, um die Regierungsbildung vorzunehmen, wurde
von ihnen abgelehnt auf die ſehr durchſichtige Sperulation hin,
daß inzwiſchen die Verärgerung des Zentrums ge en die Soz al=
demokratie
ſich verlaufen würde und dann die Möglich eiten für
die Große Koalition beſſer ſein würden als unmittelbar nach der
Scheidemann=Rede. Sie waren alſo damals durchaus durch=
drungen
davon, daß für ihre Abſichten eine Verlängerung der
Kriſe bis zum Januar günſtig ſei. Jetzt haben ſie plötzlich um=
gelernt
und ſehen Geſpenſter. Sie behaupten, daß Graf
Weſtarp auf eine Kleine Koalition der Rechten h.narbeite
und ein Kabinett zuſammenſtellen wolle, das,
wemn es notwendig ſei, auf Grund des Artikels 48 mit
der Diktatur arbeite. Deshalb wird jetzt plötzlich ange=
regt
, ob es nicht zweckmäßiger ſei, den Reichstag ſchon früher
einzuberufen, um ſolche geſpenſtiſchen Pläne zu erſt.cken, ehe ſie
ſich verwirklichen könnten. Das iſt eine überflüſſige Sorge.
Daß freilich die Reichstagspauſe benutzt wird, um die Aus=
ſichten
der verſchiedenen Kombinationen abzutaſten, iſt eine
Selbſtverſtändlichteit. Wir zweifeln auch keinen Augenblick daran,
daß der Reichspräſident den Grafen Weſtarp, nachdem Herr
Müller=Franken geſcheitert iſt, den Auftrag zur Kabinettsbildung
anbieten wird. Aber es wäre von dem deutſchnationalen Füh=
rer
mehr als töricht, wenn er ſeine Ausſichten überſchätzen würde.
Graf Weſtarp müßte, enn er ſelbſt die Leitung in der Hand be=
halten
wollte, auf die aktive Mitarbeit des Zentrums verzichten,
da das Zentrum nicht gut auf die Deutſchna ionalen zu ſprechen
iſt und ſich auf die Deutſche und Bayeriſche Voltspartei und die
Wirtſchaftliche Vereinigung ſtützen, alſo ungefähr das Experi=
mentwiederholen
, das Herr Dr. Luther bei ſeinem erſten Kabi=
nett
machte, nur mit dem Unterſchied, daß Herr Dr. Lu.her im=
merhin
damals, ein gewiſſes Maß von perſönlichem Vertrauen
beim Zentrum genoß, was bei dem Grafen Weſtarp nicht der
Fall iſt. Hinzu kommt aber noch, daß die Aufsaben, vor denem
die neue Regierung ſtehen wird, ganz andere ſind als damals.
Es ſind vor allem ſozialpolitiſche Aufgaben, um die der Streit
geht, wie das Arbeitszeitgeſetz. Hier liegen bindende Abmachungen
des Blockes der Mitte vor. Jedenfalls glauben wir nicht, daß
Graf Weſtarp, auch wenn die theoretiſche Möglichkeit für ihn be=
ſtehen
ſollte, mit einer Regierung vor den Reichstag zu treten,
die ſich ausſchließlich auf die Rechtsparteien ſtützt, davon Ge=
brauch
machen würde. Die größere Wahrſcheinlichkeit ſpricht da=
für
, daß er ſeinen Auftrag, wenn er betraut wird, zurückgebem
und der Reichspräſident dann eine politiſch weniger rechts ab=
geſtempelte
Perſönlichkeit beauftragen wird, die Regierung auf
derſelben Grundlage, aber in engerer Verbindung mit dem Zen=
trum
zu verſuchen, die größere Ausſicht hätte, nicht nur bei der
Antrittsvorftellung eine Mehrheit zu bekommen, ſondern auch
über die ſpätere Zeit der Sozialgeſetzgebung hinaus auszuhalten.
Dos ſind indes alles Spekulationen. Wie die Dinge ſchließ=
lich
laufen werden, weiß jetzt noch kein Menſch zu ſagen. Vor=
läufig
hält man in maßgebenden Kreiſen daran feſt, die Ver=
handlungen
zur Löſung der Kriſe erſt am 10. Januar zu besin=
nen
, wenn mit dem Zuſammentritt des Hauptausſchuſſes des
Reichstages wenigſtens alle Fraktionsführer zur Stelle ſind.
Das ſchließt aber nicht aus, daß der Reichspräſident vorher be=
reits
ſich noch einmal mit den Führern in Verbindung ſetzt und
auch den Reichstagspräſidenten hört, um ſich ſelbſt ein mözlichſt
klares Bild über die Endwicklungsrichtungen der verſchiedenen
Mehrheiten zu machen.
Kommuniſien=Verhaftungen in Leitland.
EP. Riga, 27. Dezember.
In den letzten Tagen ſind hier Verhaftungen von Kommu=
niſten
vorgenommen worden, die zur Aufdeckung eines umfang=
reichen
Materials geführt haben. Zwei von den verhafteten
Kommuniſten gehören der lettiſchen, zwei der jüdiſchen Sektion
der 3. Internatiouale an. Bei den Verhafteten hat
man wichtiges ſchriftliches Material aufgedeckt,
das beſonders viele Daten über die wirtſchaftliche Lage in Lett=
land
enthält. Bekanntlich macht Lettland eben eine wirtſchaft=
liche
Kriſe durch, die die Kommuniſten anſcheinend ausnutzen
wollen. Es ſei hierbei darauf hingewieſen, daß 1924, als der
Kommuniſtenputſch in Reval ſtattfand, dieſer in einer Zeit von
ſtatten ging, wo das Land ſchwer unter der Wirtſchaftskriſe litt.

Der große Wert der Mutterrechtsforſchung für unſere Zeit liegt
nun darin, daß tatſächlich das Weſen des Weibes, an ſich heimlicher
und unbewußter, noch nicht annähernd in dem Maß bekannt iſt,
als das des viel ausgeſprocheneren Mannes. Mit der Emanzipation
iſt wenig gewonnen, ſolange ſie von der Meinung ausgeht, daß
allein die Männer recht haben und darum die Frauen es nun
ihnen in allem gleich tun müßten. Es muß genau geſchieden
werden, was bei der Frau natürliche, nicht abzulehnende Ge=
ſchlechtsrolle
iſt, was Mißbrauch dieſer Bindung durch die
Herrſchſucht des ungebundeneren Mannes. Auf der Ver=
wechſlung
dieſer ſehr verſchiedenen Dinge beruht die heutige
Verwirrung der Geſchlechter, die das Heil in ſchablonenhafter
Gleichberechtigung, ſtatt in höchſt verſchiedener Berechtigung und
Verpflichtung ſieht. Es iſt nicht die Schuld des Mannes, daß
die Frau in Schmerzen Kinder gebären muß, und, wenn ſie es
auch verweigert, dennoch durch ihren darauf eingerichteten Or=
ganismus
in allem tätigen und geiſtigen Leben gegenüber dem
Mann im Nachteil iſt, und ſie zerſtört ſich an Seele und Leib
wenn ſie dieſes am Ende doch hoffnungsloſe Wettrennen auf
ſich nimmt. Es ſoll damit nichts gegen die heute unerläßliche
weibliche Berufsarbeit geſagt werden, nur gegen deren ten=
denziös
=feminiſtiſche Einſtellung. Dagegen ſcheint mir die Frau
viel hoffen zu dürfen, wenn ſie ſtatt des Wettrennens mit dem
Mann auf bewußterer und freierer Stufe den Einfluß gerade
des weiblichen Weſens wieder ſte gert, der heute in erſchreckender
Weiſe abnimmt. Nie hat männliche Einſtellung ſo einſeitig
triumshiert wie heute, wo die Frauen zu ſiegen planten, indem
ſie ſich vermännlichen.

Hk. Wien. Dem Schauſpieler Dr. Rudolf Tyrolt am Deutſchen
Volkstheater in Wien, der nach einer 56jährigen Schauſpielerlaufbahn
Abſchied von der dramatiſchen Kunſt nahm, iſt vom Bundespräſidenten
der Titel eines Profeſſors verliehen worden. Dr. Tyrolt hat ſich auch
literariſch betätigt. Er veröffentlichte eine Reihe von Aufſätzen meiſt
dramatiſchen Inhalts, ſchrieb die Chronik des Wiener Stadttheaters
187274 und veröffentlichte die Luſtſpiele Meiſter Poitier. Die
öffentlichen Angelegenheiten u. a.

* Adalbert Stifter. Erzählungen. Inſel=Verlag, Leipzig. Preis
4 Mark.
Der 300 Seiten umfaſſende Band enthält die Erzählungen: Das
Heidedorf, Der beſchriebene Tännling, Kalkſtein, Bergkriſtall, Der Wald=
brunnen
, Der Kuß von Lentze, Die Sonnenfinſternis am 3. Juli 1842,
von denen die beiden erſten den Studien, dem Hauptwerk des einſt
tiel geleſenen Schriftſtellers und Dichters, des im benühmt gemacht hat=

entnommen ſind. Kann man Stifter wie Jean Paul, mit dem er
viel Verwandtes hat heute noch leſen und wie ſoll man ihn leſen?
Seine in den Jahren 184450 entſtandenen Studien, die als die
Quinteſſenz ſeiner literariſchen Richtung zu betrachten ſind und in denen
das Idyll ganz in landſchaftüchem Naturgefühl aufgeht, wurden wegen
des aller Leidenſchuft, Problemen und Konflikten abgewandten quie=
tiſtiſchen
Grundzugs und der in Naturgefühl ſchwelgenden Landſchafts=
ſchilderung
als Reaktion gegen die Haſt und das Getriebe einer un=
ruhigen
und ſtreitenden Zeit mit Begeiſterung aufgenommen; man
ſchöpfte aus ihnen dasſelbe beruhigende Empfinden, als wenn man aus
dem täglichen Lärmen und der Unraſt der Stadt in die Stille und
Schönheit des Waldes flüchtet und dort Erholung und Stärkug ſucht.
Denſelben Gewinn kann man noch heute aus Stifters Erzählungen,
ihrer Ruhewelt, ihrer Reinheit und imnneren Harmonie ziehen, wenn
wan ihn noch zu leſen verſteht. Um ſich in ſeine behaglichen, bis in die
kleinſten Einzelheiten breit ausgeſponnenen Stimmungsbilder zu ver=
ſenken
, bedarf es der Sammlung innerer Ruhe und Befreiung von
Eimdrücken ſpannender, aufregender und ſenſationeller mod erner Romane,
einer Rückehr zum nadürlichen Empfinden, alſo einer geiſtigen Um=
ſtellung
. Menſchen und Geſchichten ſind bei Stifter Nebenſache, die Natur=
beſchreibungen
als ihre ſymboliſche Erklärungen, Hauptſache. Alles
finſternis einem Pracht= und Meiſterſtück da Naturſchilderung, ſagt er:
Ich bin ſeit Kindkeittagen viel, ich möchte faſt ſagen, ausſchließlich mit
der Natur umgegangen, und labe mein Herz an ihre Sprache gewöhnt
und liebe dieſe Sprache, vielleicht einſeitiger, als (s gut iſt In der
Natur wird ihm alles zur Poeſie. Der Wald mit ſeinen Gräſern und
Kräutern, Blumen, Beeren und Steinen, ſ inen Käfern ſeinem Vogel=
ſang
und Bienton, die Wieſe mit ihren Farbentönen, das Feld mit ſeinen
Aehren, Blumen und Lebeweſen. Der Bach mit ſeinem Plätſchern und
Naturerſcheinungen, Regen Schneeſtürme und Gewitter. Unerſchöpf=
lich
iſt ihm dieſe Welt der Natur. Auch in Einzelſchilderungen, wie der
Wohnſtätten und des häuslichen Lebens in den genannten Erzählungen,
prachtvoll n Erzählung von dem am Chriſtabend im Schnee ſich verirren=
den
Geſchwiſterpaar Bergkriſtall; das Leben des vereinſamten Pfarers Trockenbeſtäubungsmittel, insbeſondere des Dr. Sturmſchen Mittels,
in Kalkſtein bewährt ſich ſeine Kunſt. Wer ſich in die Seele dieſer
Dichtungen verſenken kann, den vermögen ſie auch heute noch von den
Mühen und Sorgen des Alltags. Verſtimmungen und politiſchm Gezänk
des Friedens zu entrücken.
Dr. W.
* Beetbovens unſterbliche Geliebte. Der Roman ſeines Lebens,
Liebens und Leidens von Joſeph Aug. Lux. Mit 17 gleichzeitigen Bekämpfung gegen Peronoſpora, Roten Brenner und Heu=
Wiedergaben nach zeitgenöſſiſchen Bildern und Dokumenten und 6 und Squerwurm) veranlaßten den Unterausſchuß für Schädlingsbekämp=
Fakſimiles. Romane berühmter Männer und Frauen. Verlag von
Rich, Bong, Berlin. Geb. 6,50 Mk., Ganzleinen 7,50 Mk., Halb= lung zu empfehlen. Die Herſtell rin dieſer Mittel, die Chemiſche Fabrir
leder 12 Mark.
Die Kunſt Beethobens iſt ſo gewaltig, daß ſich die Anteilnahme lange
Zeit nicht an ſeine menſchliche Perſönlichkeit und an ſeine Lebensſchick= zenswerter Natgeber in der Schädlingsbekämpfung und Weinbehandlung
In dem an Aufſchlüſſin veichen Erzählungswerk des Muſikkenners und Vertricbsſtellen der obigen Mittel oder direkt von der Fabrik koſtenlos
Romanſchriftſtellers Joſeph Aug. Lur liegt dieſes Gebeimmis, das für

Mitwelt und Nachwelt viele Jahrzehnte hindurch gewaltet hat, im
feſſelnder und ergreifender Darſtellung ausgebreitet. Die gleichen
Weſenszuige, die der Muſik Beethovens ihr gewaltiges Gepräge geben,
treten auch in ſeinem Leben zutage: ſtürmiſch’s Ringen und Sich= Er=
heben
, Sehnſucht und innige Hingabe. Ein Kampf zwiſchen irdiſcher
und himmliſcher Liebe entbrennt, der ſchließlich auf den Höhen der Ver=
klärung
mit dem überirdiſchen Jubel der neunten Symphonie endigt:
dieſen Kuß der ganzen Welt.

* Deutſcher Sport in Wort und Bild heißt der deutſche
Pferdeſportkalender, der alljährlich in hochfünſtleriſcher Ausfüh=
rung
von Eduard Zinſel, Hofphotograeh in Darmſtadt, her=
ausgegeben
wird und dort zu beziehen iſt. Dieſer Kalender er=
freut
ſich ſeit Jahren in Kreiſen der Pferdeſportler beſonderer
Beliebtheit, und ſeit Jahren iſt der Herausgeber beſtrebt, dieſem
Kalender eine in der Qualität ſteigende künſtleriſche Ausſtattung
zu geben. Zinſel iſt als einer der beſten Pferdeſportphoto=
graphen
in Deutſchland bekannt, und ſeine Aufnahmen aus
Rennen, Zücht=reien und dergleichen ſind weit berühmt. Der
gipfelt bei ihm in Naturempfinden. In ſeiner Erzählung: Die Sonnen= Kalender enthält neben dieſen ausgezeichneten Abbildungen, die
eine intereſſante Schau über die Ereigniſſe des Jahres im
Pferdeſport geben, eine große Anzahl Kalendertexte von erſten
Fachleuten des Pferdeſportes und der Pferdezucht, die zuſammen
mit den Bildern den geſamten Pferdeſport Deutſchlands behan=
deln
. Die drucktechniſche Ausführung aus der L. C. Wittich=
ſchen
Hofbuchdruckerei, Darmſtadt, iſt, wie alle Erzeug=
niſſe
dieſer Druckerei, ganz erſtklaſſig. Es dürfte zurzeit keinen
Rauſchen, die Berge mit ihren Zacken=, Schnee= und Eisgebilden. Die ähnlichen Kalender in Deutſchland geben, der künſtleriſch und
drucktechniſch die gleiche vorzügliche Aufmachung aufweiſt.
Winzerkalender 1927. Die letzten Jahre haben gezeigt, daß bei rich=
einer
feſtlichen Jagd im beſchriebenen Tännling; des Chriſtfoſtes in da tiger und zeitgemäßer Anwendung der Schädlingsbekämpfungsmittel
außerordentliche Erfolge zu erzielen ſind. Durch die Einführung der
war die Schädlingsbekämpfung kurz nach dem Kriege in ganz neue
Bahnen gelenkt worden. So ſind im Jahre 1926 auf Grung der mit
dem Dr. Sturmſchen Mittel gemachten guten Erfahrungen zwei neue
hinweg in die Sphäre einer reinen, harmoniſchen Welt der Ruhe und Präparate in Verſuch genommen worden, die den Zweck haben, auch die
Peronoſpora durch pulverförmige Mittel zu bekämpfen. Die guten Er=
fahrungen
mit dieſen neuen Verſtäubungsmitteln Euſiſa 1926
(gegen Peronoſpora und Roten Brenner) und Cuſarſen (zur
fung des Deutſchen Weinbauverhandes, die Mittel zur Zwiſchenbehand=
E. Merck, Tarmſtadt, gibt auch für das Jahr 1927 einen Winzerkalender
unter Mitarbeit bekannter Fachleute heraus, der dem Winzer ein ſchät=
ſale
heranwagte über denen ſeine Verſchloſſenheit den Schleier hielt, während des ganzen Jahres ſein wird. Der Kalender wird durch bie
Antagg

[ ][  ][ ]

Seite 4.

Dienstag, den 28. Dezember 1926

Nummer 359

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Die trauernden Hinterbliebenen:
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Rechtsanwalt Dr. Sans Andres und Frau Mieze, geb. Müller
Regierungsrat Dr. Wilheim Andres und Frau Louiſe, geb. Nechel
Dr. med. Karl Andres und Frau Margareihe, geb. Schmidt
und 4 Enkelkinder
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Die Beerdigung fand in aller Stille ſiatt. Von Beileidsbeſuchen biitet man abzuſehen
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ich dieſelbe, als ohne mein Einverſtänd=
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unbegrenzter, ſorgender Liebe für ihre Familie nach kurzem,
ſchwerem Leiden, wohlverſehen mit den heiligen Sterbe=
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2.30 Uhr, von der Kapelle des alten Friedhofs aus

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und Frau Margarete, geb. Thon,
begehen am 29. Dezember das Feſt der
Silbernen Hochzeit.
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ſeine Ehefrau Anna, geb. Belz,
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von Köſtritzer Schwarzbier bereitet iſt ein
ebenſo nahrhafter wie wohlſchmeckender
Trunk. Gerade in der kalten Jahreezeit
iſt das wohlig wärmende Waimbier von
Köſtritzer Schwarzbier ein Genuß. Kein
anderes Bier eignet ſich, ſo gut hierzu.
Machen Sie einen Verſuch. Hier das
Rezept: 1 Liter Köſtritzer Schwarzbier,
1 Srück ganzen Zimt, etwas dünn ge=
ſchälte
Zitronenſchale und nach Geſchmack
Zucker. Man bringt das Bier zum
Kochen, quirlt indeſſen zwei Eidolter in
½ Liter Milch, und gießt unter beſtän=
digem
Umquirlen das kochende Bier
allmählich zu.
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[ ][  ][ ]

Nummer 359

Dienstag, den 28. Dezember 1926

Seite 5

Aus der Landeshauptſtadt.
Darmſtadt, 28. Dezember.
Ernannt wurden: am 21. Dezember: der Lehrer Robert Hinze
zu Kelſterbach (Kreis Groß=Gerau) zum Lehrer an der Volksſchule zu
Nieder=Ingelheim (Kr is Bingen), der Lehrer Dr. Wilhelm Haag zu
Mühlheim (Kreis Offenbach) unten Uebertragung einer Lehrerſtelle an
der Volksſchule zu Ober=Ingelheim (Kreis Bingen) zum Rektor an dieſer
Schule, der Lahrer Johannes Mayer zu Nieder=Ingelheim (Kreis
Bingen) zum Lehrer an der Volksſchule zu Kelſterbach (Kreis Groß=
Gerau); am 22. Dez mber: die prov. Dipl.=Handelslehrerin Cornelia
Schwickert, zu Mainz niſt Wirkung vom 1. Dezember 1926 ab zur
Diplom=Handelslehrerin an der kaufmänniſchen Abteilung der Fortbil=
dungsſchule
daſ lbſt; am 23. Dezember: der ordentliche Profeſſor an
der Phitoſophiſch=Theologiſchen Hochſchule in Dillingen an der Donau
Dr. Matthias Meier in Dillingen a. d. D. mit Wirkung vom 1. Jau.
1927 an zum perſönlichen Ordinarins für Philoſophie auf ſcholaſtiſcher
Grundlage an der Techniſchen Hochſchule in Darmſtadt, der zweite Be=
amte
bei der Hauptſtaatskaſſe Oberfinanzrat Emil Schudt in Darm=
ſtadt
zum Direktor bei der Hauptſtaatskaſſe vom 1. Januar 1927 ab.
Am 20. Dezember wurde der Kommunalforſtwart Leonhard Lauten=
ſchläger
3. zu Brensbach auf Grund des Art. 3 des Geſetzes über die
Ermächtigung der Staatsregierung zur Neuregelung der Dienſtbezüige
der Kommunalforſtwarte ſowie zur Neueinteilung der Förſtereien
vom 30. Juli 1920 unter Vorbehalt der Regelung der Dienſtalters=
folge
vom 1. Dezember 1926 an in den Staatsdienſt übernommen und
zum Förſter der Förſterei Brensbach (Forſtamt Groß=Bieberau) ernannt.
Heſſiſches Landestheater. Am Freitag, den 31. Dezember, ge=
Engt als Silveſtervorſtellung die bekannte und ſeit zwei Genera=
kionen
beliebte Poſſe Robert und Bertram oder Die luſti=
gen
Vagabunden von Guſtav Raeder zur Aufführung. Das überaus
rüſtige Stück iſt ſeit dem Jahre 1915 nicht mehr in Darmſtadt gegeben
worden und kommt diesmal mit ſämtlichen Geſängen und Tänzen auf
die Büihne. Die muſikaliſche Leitung des Abends liegt in den Händen
von Berthold Sander. Als Einleitung wird die zündende Ouvertüre
Banditenſtreiche von Suppé geſpielt. Die zahlreich über die Hand=
Fung verſtreuten Melodien, beſonders die in den Quodlibets und
Enſembles enthaltenen, ſind altbckannten und beliebten Opernwerken
von Beethoven, Mozart, Auber, Flotow, Meherbeer und vielen ande=
ren
entnommen und werden hier im Anſchluß an die luſtigen Streiche
Roberts und Bertrams in ſcherzhafter Form verwendet. Der Bieder=
meiercharakter
des Werkes wird in bezug auf die Dekoration, die Ko=
ſtüime
und die Darſtellung unverfälſcht feſtgehalten werden und auf jede
unzeitgemäße und ſtilwidrige Abweichung verzichten. Die weſentlichen
Nollen ſind wie folgt beſetzt: Robert: Robert Klupp, Bertram: Paul
Maletzki, Strambach: Heinrich Kuhn, Michel: Eugen Vogt, Schild=
wache
: Carl Ebert, Mehlmeier: Hans Epskamp, Lips: Richard Jür=
gas
, Röſel: Marianne Vincent, erſter Gendarm: Rudolf Wittgen,
zweiter Gendaum: Hans Baumeiſter, Ippelmeher: Hugo Keßler, Iſi=
dore
: Beſſie Hoffart, Bandheim: Jogchim Büttner, Kommerzienrätin
Forchheimer: Ilſe Lahn, Dr. Corduan: Kurt Weſtermann, Jacques:
Hans Net, Frau Müller: Margarete Carlſen. Als Sitzentänzerinnen
werden im Salon Ippelmeher die Damen Kreibig, Scheinpflug und
Böhm auftreten. Der dekoratibe und koſtümliche Teil der Aufführung
wird von Lothar Schenck von Trapp geleitet werden. Inſzenierung:
Generalintendant Ernſt Legal. Der Beginn der Aufführung iſt bereits
auf 6 Uhr feſtgeſetzt.
Der große Erfolg der Neueinſtudierung von Humpordincks Hänſel
und Gretel und der Pantomime Die Puppenfee veranlaßt die Ge=
neraldirektion
, die erſte Wiederholung für Sonntag, den 2. Januar,
anzuſetzen. Die für dieſen Tag angekündigte Volksvorſtellung Wiener
Blut wurde auf einen ſpäteren Termin verſchoben.
Verein der Theaterfreunde. Wie bereits mitgeteilt, fin=
det
die erſte diesjährige geſchloſſene Veranſtaltung des Vereins der
Theaterfreunde heute Dienstag, abends 8 Uhr, im Großen Haus des
Landestheaters ſtatt, für die ſich eine große Anzahl von Künſtlern und
Küinſtlerinnen des Landestheaters zur Verfügung geſtellt hat. Das
Programm ſteht unter dem Zeichen Weihnachten in Dichtung und
Mtuſik und ſieht zwei Teile vor. Im erſten Teil wird Intendanzrat
Hans Baumeiſter die Weihnachtslegende von Ludwig Thoma zum Vor=
trag
bringen, die umrahmt und in ihren Hauptſtücken durch muſikaliſche
Darbietungen unterbrochem wird. Zu Beginn und Ende der erſten
Hälfte des Programms ſingt der Chor des Landestheaters unter Lei=
tung
von Berthold Sander ein altes Weihnachtslied. Den Vortrag der
Weihnachtslegende ſelbſt unterbricht zuerſt das Drumm=Quartett mit
einem Streichquartet (Largo ſoſtenuto) Aus meinem Leben von Sme=
tana
, dann ſingt Heinrich Hölzlin, von Erich Niede am Flügel beglei=
tet
, eine Arie aus Händels Meſſias‟. Die Damen Jacobs, Liebel,
Kapper, Werlé, Gercke, und die Herren Biſchoff, Hölzlin, Strzeletz, De=
harde
werden ſich zum Geſange eines Madrigales, des Marienliedes von
Brahms, unter Leitung von Berthold Sander vereinigen, Margarete
Albrecht, begleitet von Fritz Bohne, Mariä Wiegenlied von Reger ſingen,
und die Herren Günther, Handke, Türpe und Wüſtenberg vom Heſſi=
ſchen
Landestheatevorcheſter ein Largo für 4 Poſaunen von Mozart
ſpielen. Den zweiten Teil des Abends leitet Käthe Gothe mit der
Erzählung eines Märchens von Luiſe Büchner Die Geſchichte vom
Chriſtkindvogel ein. Dann folgt Anna Baumeiſter=Jacobs mit zwei
Geſängen von Brahms Geſtillte Sohnſucht und Geiſtliches Wiegen=
lied
, bei denen ſie von Generalmuſikdirektor Joſeph Roſenſtock am Flüi=
gel
und Kammermuſiker Rudolf Sprenger auf der Bratſche begleiret
wind, Robert Klupp lieſt ein Winterſonnenmärchen von Otto Ernſt, und
Marta Kuhn=Liebel ſingt zuſammen mit Sitta Müller=Wiſchin zwei
Lieder von Erich Riede, Wiegenlied und Frühlingsdämmerung, die
der Komponiſt ſelbſt am Flügel begleiten wird. Den Abſchluß des Pro=
gramms
machen Paula Kapper und Euſtav Deharde wit dem Duett
aus der Operette Der liebe Auguſtin von Leo Fall, wobei ſie von
Berthold Sander am Flügel begleitet werden. Die Kaſſe des Landes=
theaters
gibt zu dieſen Veranſtaltungen keine Karten aus. Infolge=
deſſen
werden alle diefewigen, die ſich für die Ziele des Vereins der
Theatarfreunde intereſſieren und dieſe Veranſtaltung noch zu beſuchen
wüinſchen, gebeten, ſich bei Herrn Kalbſuß, Marktplatz 10, mit Karten
zu verſehen.
* Liederabend Karl Barkmann. In der Aula der Baugeiverkſchnuile
veranſtaltete am Montag abend der Nengeiſtkreis Darmſtadt
gemeinſam mit dem B. d. W. (Bund deutſcher Wanderer) einen Weihe=
abend
, den der junge Hamburger Konzert= und Oratorienſänger Karl
Barkmann mit einem ganz ausgezeichneten Programm deutſcher
Lieder beſtritt. Ein nur kleiner, aber in ſich geſchloſſener und andächtig
geſtimmter Kreis von Zuhörern folgte mit wachſender Anteilnahme der
nur beſte Liedkunſt bringenden Vortragsfolge und dankte herzlich dem
Künſtler und ſeinem Begleiter am Flügel, dem Darmſtädter Pianiſten
Hermann Heiß, der ſich ſeiner nicht immer leichten Aufgabe dis=
kret
und anſchmiegſam, ruhig und ſicher entledigte. Zuerſt hönte man
zwvei geiſtliche Lieder von Johann Sebaſtian Bach, dann Lieder von
Max Reger, Robert Schumann und Hugo Wolf, von denen mir die
Fußreiſe am beſten gefiel. Im zweiten Teil, der nach dem erſten
Teil nicht abſiel, ſondern die Eindrücke noch ſteigerte, kam ein Moder=
ner
, Armin Knab, mit Vertonungon von Gedichten von Stefan George
und Alfred Mombert, ſowie von Liedern aus des Knaben Wunderhorn
zu Gehör. Die etwas ſchwermütige Note, die ſich im Laufe des Abends
ſteigerte, liegt dem Sänger offenbar am beſten. Sein warmes, tief=
dunkel
gefärbtes Organ iſt bis zur Mittellage tragfähig und modula=
tionsfähig
, während in den hohen Regiſtern ſich eine kleine Neigung
zum Detonieren zeigt. Wundervoll die Tiefe des Empfindens, die
innige Beſeelung des Vortrags, dazu eine ſympathiſ he Ton= und Sprach=
gebung
, die auch techniſch geſtoigerten Anſprüchen entſpricht. Man
möchte den liebenswürdigen Künſtler einmal im größeren Rahmen
hören. Wie er die paar ſchlichten Zeilen von Momberts Weiße Schafe‟
ſang, das war eine auf der wundervollen Vertonung von Knab auf=
bauende
unvergeßliche Leiſtung.
H. W. W.
Darmſtädter Künſtler auswärts. Das Karlsruher Tagbl. ſchreibt:
Als ein Glanzpunkt des Abends kaun das Auftreten der Konzartſängerin
Fräulein Cramer=Darmſtadt bezeichnet werden. In den Weihnachls=
liedern
von Peter Cornelius und vier Liedern von Brahms ( Mädchen=
lied
, Tamboürlicſch n. Der Schmied und Ständchen) entfaltete ſie die
ganze Pracht ihres kultivierten umfangreichen, Tiefen wie Höhen mühe=
los
beherrſchenden Soprans und begeiſterte das Publikum zu immer
neuen Hervorrufen, ſodaß ſie ſich trotz ihres weitgeſpannten Programms
noch zu einigen Zugaben verſtehen mußte. Als geſchmackvolle, anſchmieg=
ſame
Begleiterin am Flügel erwies ſich die Pianiſtin Frl. Seibold.
Orpheum. Der mit großem Beifall aufgenommene Weihnachts=
Varieté=Spielplan wihrt nun noch bis 31. Dezember. Es gelten kleine
Preiſe, und zwar: Eſtrade 0,80 Mk., Saal 1 Mk., Sperrſitz 1,50 Mk.,
Balkon 1,50 und 2 Mk., Parkett 2 und 2,50 Mk. Telephoniſche Beſtel=
lungen
unter Nr. 389. (S. Anz.)
* Brandverſicherungsbeitrag, für das Jahr 1926. Die Brandver=
ſicherungskamer
macht bekannt, daß zur Deckung der Ausgaben der
Brandvcrſicherungskaſſe aus 1926 und zur Ergänzung des Betriebs=
fonds
auf je 100 Mark Umlagekapital ein Beitrag von 8 Reichs=
pfennig
ausgeſchlagen und in einem Ziel bis zum 15. Febr.
1927 erhoben werden ſoll. Als Mindeſtbeitrag für eine Hofreite ſind
65 Reichspfennig zu zahlen.

Weihnachtsfeiern im Verſorgungshaus
und Altersheim.
Dieſer Tage fanden in dieſen ſtädtiſchen Anſtalten die diesjährigen
Weihnachtsfeiein ſtatt. Um den ſtrahlenden Lichterbaum hatten ſich
neben den Heimbewohnern die Vertreter der Wohlfahrtsdeputation und
des Wohlfahrts= und Jugendamtes verſammelt. Den Mittelpunkt
bildeten die Anſprachen des Herrn Pfarraſſiſtenten Lein. Er verſtand
es, in zu Herzen gehenden Worten die Weihnachtsbotſchaft zu verkünden,
die für alle Zeit gilt, auch für die Armen und Alten, denen es nicht
vergönnt iſt, den heiligen Abend im Kreiſe lieber Angehöriger zu ver=
bringen
. Die Feiern wurden verſchönt durch die Mitwirkung der Chor=
ſchule
des Altersheims, unter Leitung des Organiſten, Herr Lehrer
Keſſel. Zur Ausgeſtaltung der Feier in der Kapelle des Altersheims
hatten ſich ferner in liebensrürdiger Weiſe zur Verfügung geſteilt: Herr
Lang vom Heſſiſchen Landestheater, ſowie die Herren Koch, Römer
und Sulzmann. Ihre vorzüglichen Leiſtungen auf dem Gebiete des
Gefanges bzw. der Muſik tragen ſchon jahrelang zur Verſchönerung
dieſer Veranſtaltung bei. Den Schluß bildete in beiden Heimen die
Verteilung der Weihnachtsgeſchenke. Dank der Fürſorge der Stadt=
verwaltung
und der Spendefreudigkeit hieſiger Firmen war es möglich,
den Bewohnern außer Weihnachtsgebäck und dergl, durchweg all das
zu geben, was ſie ſich vorher mit ihrem Wunſchzettel erbeten hatten.
Im Altersheim fand dann noch ein Beiſammenſ in der Infaſſen bei
Kaffee und Kuchen ſtatt. Auch hier brachten die vier genannten Heuren
Proben ihrer edlen Kunſt zu Gehör. Außer ihnen ſorgten weitere
Kräfte durch deklamatoriſche Darbietungen uſw. dafür, daß bei den
alten Leuten recht bald eine frohe Feſtſtimmung vorhanden war. Allen,
die uneigennützigerweiſe mitgewirkt haben, dürfen gewiß des herzlichen
Dankes der Heimbewohner verſichert ſein. Dank gebührt aber auch der
Stadtvertretung und Stadtverwaltung, die die Mirtel zur Unterhaltung
der Anſtalten zur Verſtigung ſtellen. Dicſen Danr erſtattete denn auch
der Leiter des Wohlfahrts= und Jugendamtes, Herr Dir. Schrauth,
der gleichzeitig die Verdienſte des Betriebsinſpektors nebſt Gattin, ſowie
des übrigen Perſonals mit anerkennenden Worten würdigte. Er ge
dachte nicht nur der Tätigkeit im Intereſſe der Durckführung der Weih=
nachtsfeiern
, ſondern insbeſondere auch der hingebenden Fürſorge, mit
den ſie jahraus jahrein die Bewohner der beiden Heime betreuen.

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Weihnachtsfeiern im Städtiſchen Krankenhaus. Eine echte deutſche
Weihnachtsfeier war am Freitag nachmittag im Städtiſchen Kranken=
haus
, die in ihrer Schlichtheit und Innigkeit die Seele tief berührte.
Für die leichter Erkrankten war auf Veranlaſſung der Frau Oberin
Catois das Veſtibül des Hauſes zur Feier hergerichtet worden. Es ſtand
ein brennender Lichterbaum da, in deſſen Nähe ſich ein Schweſtern=
chor
aufgeſtellt hatte. Der übrige Raum war dicht beſetzt. Die Feier
wurde mit dem gemeinſam geſungenen Lied Lobt Gott ihr Chriſten
allzugleich eingeleitet. Der Schweſternchor ſang dann den Choral
Liebe Botſchaft iſt erklungen und gegen Schluß der Feier noch
Schlaf wohl, du Himmelsknabe‟. Herr Pfarrer Wagner verlas die
Verkündigung des Propheten Jeſaias auf das Erſcheinen des Meſſias
und im weiteren Verlauf die Weihnachtsbotſchaft nach dem Evange=
liſten
Lukas. Frau Sturmfels=Beck verſchönte die Feier durch den
innigen Vortrag der Weihnachtslieder: Markt und Straßen ſtehn ver=
laſſen
und Wie ſchön geſchmückt iſt der feſtliche Raum, die mit wohl=
lautender
und wohlgeſchulter Stimme von ihr geſungen wurden. Im
Anſchluß an die Schriftverleſungen hielt Herr Pfarrer Wagner eine
Anſprache, in der er das Krankenhaus nicht, wie üblich, als eine Stätte
des Leidens betrachtete, ſondern als einen Ort der Freuden. Wieviel
Freude empfinden Aerzte, Schweſtern und Pflegerinnen über die dank=
baren
Blicke der Patienten, über jedes Zeichen einer weiterſchreitenden
Geneſung! Und wieviel Freude empfinden die Geſundgewordenen
über das Segenswerk, das in dieſem Hauſe ausgewirkt wird! Aber
kein Tag iſt ſo voller Freude, wie das Weihnachtsfeſt. Es iſt dies die
Dankbarkeit für die Menſchwerdung Chriſti, der alles Leid auf ſich
nahm, um uns zu erlöſen. Immer greifen die Heilandshände ein, und
ſie werden auch bereit ſein, zu helfen in unſe er ſchwerſten Stunde;
dann werden wir in Frieden und Dankbarkeit dahinfahren. Die Feier
ſchloß mit einem Gebet und dem gemeinſamen Geſang O, du fröhliche,
o, du ſelige, gnadenbringende Weihnachtszeit‟. Es folgte ein Rund=
gang
, der durch die größeren Krankenſäle führte; auch dort waren
prächtige Weihnachtsbäume aufgeſtellt, die von den Schweſtern reich ge=
ſchmückt
waren und unter denen ſchöne Gaben bereit lagen. Die
Schweſtern ſangen wiederum in dieſen Sälen Weihnachlslieder. Be=
ſonders
glanzerfüllte Augen fah man auf der Kinderſtation; einige der
Kleinen ſprachen angeſichts des Lichterbaumes und der Krippe Weih=
nachtsgedichte
. Ueberall im Hauſe hatten die Kranken nur Blicke voll
Dankbarkeit für ſo viel Liebe und Freude, die ihnen mit der Weih=
nachtsfeier
bereitet war.
Waiſenſchutz=Weihnachtsfeier. Am Samstag, den 1. Januar
1927, findet von nachmittags 4 Uhr ab in ſämtlichen Räumen des Städt.
Saalbaues die Weihnachtsfeier, beſtehend aus Konzert, Geſangs= und
humoriſtiſchen Vorträgen ſowie Theater und Tanz ſtatt. Wie bei jeder
Feſtlichkeit des Waiſenſchutz wird auch in dieſem Jahr eine große Tom=
bola
veranſtaltet. Ein Beſuch des Feſtes iſt daher ſehr zu empfehlen.
Alles weitere erſehe man aus der Anzeige und Plakaten
Weihnachtsfeier und Dekorationsfeſt des Schützenklubs Weid=
mannsluſt
. Am 2. Weihnachtstag, abends, hielt der Schützenklub Weid=
mannsluſt
im feſtlich geſchmückten Klublokal ſeine Weihnachtsfeier, ver=
bunden
mit Dekorierung einige ſeiner Schützen ab. Der Vorſitzende,
Schütze Schmidt, eröffnete die Feier mit einer Feſtrede und wies ins=
beſondere
auf den Schießſport hin. Alsdann nahm er die Dekorierung
der Schützen Kirſch und Schmidt aus Gruppe B vor. Aus Gruppe 4
wurden die Sckützen Schaffnit II, Darnieder und Molke dekoriert. Für
das Weihnachtsſchießen waren 13 Preiſe geſtiftet worden. Die Feier
verlief nach echter Schützenart.
Der Männerverein der Johannesgemeinde hält heute, Dienstag,
abends 8 Uhr, im Gemeindehaus ſeine Weihnachtsfeier ab. Neben An=
ſprachen
und allerlei muſikaliſchen Vorträgen wird Herr Schauſpieler
Eduard Göbel Vorleſungen ernſten und heiteren Inhaltes zum
beſten geben. Teekarten zu 30 Pf. berechtigen zum Eintritt. Gäſte ſind
willkommen.

Der Tag des Bubtkopfes
ist der Wochentag, an welchem man regelmäßig
das Haar mit Pixavon wäscht, um es frisch,
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ice

* Erſie Skifahrt zur Darmſiädier Ski= und
Wanderhütte.
Das Wetterhäuschen am Luiſenplatz zeigte 2 Grad warm. Nebel=
dunſt
lag in trüb n, naſſen Straßen. Doch das Barometer ſtieg ſchon
ſeit Tagen ſtetig. Wer das Gebirge im Winter kennt, weiß, was er von
ſolchem Wetter zu halten hat. Den Ruckſack geſchnürt, die Bretter ge=
ſchultert
, ſo ging es zuvcnſichtlich durch Pfützen und Regen zum Bahn=
hof
. Die Bergſtraße hüllt ſich in dunkles Grau, ſelbſt im badiſchen
Muſterländle ſcheint es heute nicht Tag werden zu wollen. Erſt zwi=
ſchen
Achern und Ottenhöfen ändert ſich das Bild. Ein daar weiße
Kleckſe auf den nächſten Wieſen leuchten vielverſprechend, weiter oben
werden geſchloſſene Schneeflächen ſichtbar, und die Sonne kämpft mit
Linner werdenden Nebelſchwaden. Schon hinter Seebach lädt ein Bauer
vom Fuhrwerk auf den mitgenommenen Schlitten um. Immer ſtiller
und reiner wird die Winterlandſchaft. Bald gleiten die Bretter. Noch
einmal gewinen die Wolken Ueberhand, dichter Nebel fängt ſich in hohem
Fichtenwoald und begleitet uns, bis wir an der Achener Hütte die Wol=
kengrenze
überſchritten haben. In der behaglich durchwärmten Hütte
hält Frau Gaiſer ſchon den dampfenden Tee bereit. Bald leuchten Mond
und Sterne vom klaren Himmel. Zu kleiner Nachtfahrt flattern die
Bretter über brüchigen Harſch am freien, flachgeneigten Oſthang des Alt=
ſteigerkopfs
. Im Bau herrſiht fröhliches Treiben. Der Akademiſche
Skikluß Darmſtadt iſt für zwei Tage eingezogen und bringt zünftiges
Leben mit. Früh geht es am nächſten Tag aus den Federn und aus
dem Stroh. Ein richtiger Berg= und Winterſonntag ward uns beſchert.
Rote Streifen am fernen öſtlichen Horizont leuchten über einem weiten
weißen Wolkenmeer, aus dem ſich die Sonne klar und ſtrahlend erhebt.
Ueber den Seckopf, an deſſen Fuß Schleier der Wildſeejungfrauen im
Morgenwind verwehen, gehts hinunter in flotter Abfahrt zur Ruhe=
ſteinwieſe
, auf der ſchon ein ganzes Heer von Skihaſerln herumhüpft.
Auf einſamem Waldpfade ſpuren wir hinauf zum Vogelskopf. Immer
neue Ausblicke von überraſchender Schönheit kommen hinzu. Beſchneite
Spitzen der Vogeſen ſchwimmen auf bläulichem Grau der Wolkendecke im
Weſten. Im Süden heben ſich Feldberg und Turner aus weißem Flaum.
Dahinter reihen ſich in langer Kette Alpengipfel der Schweiz und des
Allgäus. Um Mittag genießen wir Höhenſonne. Das Thermometer
zeigt im Freien vor der Hütte 21 Grad warm. Aber ſchon um 3 Uhr
zieht der Schnee wieder an und die Skibahn wird gut. Auch der Mon=
tag
ſollte blau werden, ſo blau und leuchtend, wie die Kinder der Ebene
es ſich in dem üblichen Dezemberſuddelwetter gar nicht vorſtellen können.
Der Sonntagsverkehr hat ſich verzogen. Eine kleine Gruppe zieht ſtill ihre
Spur auf einſamem Waldpfad hinauf zum Altſteigerskopf. Heute liegt die
Wolkengrenze tiefer; vielleicht bei 500 Meter. Plötzlich dringt in die
Stille, ſcheinbar aus nächſter Nähe kommend, geiſterhaftes Glockenläutem
herauf. Es mag aus irgend einem Dorf da unten in der Ebene kommen,
die unſeren Blicken entzogen iſt. Dort ſaugt ein Schmetterling am
glitzerndem Tautropfen und rührt die Flügel wohlig im warmen Son=
nenſchein
. Wir rüiſten zur Heimfahrt. Ein langgeſtreckter welliger
Höhenrücken lockt uns nach Oſten, dem Murgtal zu. Tiefe Bergeinſam=
keit
umfängt uns; nur ein hochgehender Auerhahn und ab und an eine
Hochwildfährte zeugen von Leben. Mühelos ſpurt es ſich flach geneigte
Hänge hinauf; Welle um Welle bergauf und bergab verlängern den
Genuß der Abfahrt, bis ſchließlich eine letzte Schlußfahrt über breite
Wieſen hinunter nach Zwickgabel zur Schönmünzacher Landſtraße führt.
In der Hütte am Altſteigerskopf brennt in behaglicher Ecke die
Pctroleumlampe. Der Hüttenwirt und ſeine Frau reden von kommen=
den
Wochen, wo viel Jugend zu Berg fahren und das kleine Haus mit
friſchem Leben bis unters Dach füllen ſoll. Sie bitten Petrus um
tüchtigen Schnee; er hat ſie erhört und eine dicke Pulverſchicht auf dem
geſetzten Adventsſchnee abgeladen, ſo richtig eine Miſchung für Anfän=
ger
, gut zum Lernen und zum weich Fallen.
Der Eislaufkurſus des Amtes für Leibesübuugen beginnt heute.
Kurſus I übt von 1011 Uhr vormittags, Kurſus II von 34 Uhr nach=
mittags
. Die Kurſusteilnehmer treffen ſich im öſtlichen Eck des Eis=
platzes
hinter dem Großen Woog. Neuanmeldungen werden noch
durch den Kurſusleiter, Herrn Dipl.=Turn= und Sportlehrer Ulrich, ent=
gegengenommen
.
Von der Heſſiſchen Hauptſtaatskaſſe werden Ende Dezomber I. Js.
ausgezahlt: 1. die Bezüge der Ruhegehaltsempfänger am
30. Dezember, ab 10 Uhr vormittags, 2. die Bezüge der Witwen=
und Gnadengehaltsempfänger am 31. Dezember, vormittags.
* Zur Auszahlung der Zuſchläge für Invaliden=, Witwen= und
Waiſenrenten. An den Tagen, an welchen die Renten für Invaliden=,
Witwen=, Witwer= und Waiſenrentenbezieher ausbezahlt werden, werden
gleichzeitig auch einmalige Zuſchläge von 6 Mark für Invaliden=, Wit=
wen
= und Witwerrenten und 3 Mark für jede bezugsberechtigte Waiſe
ausbozahlt. Empfänger von Zuſatzrenten erhalten den Zuſchlag nur,
wenn neben der Zuſatzrente keine anderen Bezüge aus der Invaliden=
verſicherung
laufen. Bei Teilrenten wird der Zuſchlag an jeden Teilren=
tenempfänger
voll ausbezahlt. Zweckmäßig iſt es, die Beträge von 6
bzw. 3 Mark nicht dem ſonſtigen Rentenbetrag zuzuſchlagen, ſondern
auf der Rentenquittung über die Zahlen für die normale Rente zu ſetzen.
Läßt der Rentenbezieher die Bezüge für Januar durch einen Beauf=
tragten
abheben, ſo hat dieſer den Empfang des Zuſchlags durch Nieder=
ſchrift
ſeines Namens zu beſtätigen.
Verein für das Deutſchtum im Auslande. Der Verein wird ſich
bemühen, ſeine Mitglieder und Freunde mit den Männern perfönlich
bekannt zu machen, die in fremden Landen als Führer der bedrohten
deutſchen Minderheit für ihr Volkstum kämpfen. Auch über den Kreis
der Vereinsmitglieder hinaus wird der Wunſch rege ſein, Pioniere des
Deutſchtums einmal zu hören, die unter ſchwierigſten Verhältniſſen in
erregten Parlamentskämpfen die deutſche Sache führen im Vertrauen
auf die Unterſtützung, die ihnen die Heimat gewährt. Als erſter Redner
wird Anfangs Februar Dr. Graßl ſprechen, der als Führer des
Deutſchen Klubs im ſüdſlawiſchen Parlament ſich um die Erhaltung des
Deutſchtums die größten Verdienſte erworben hat. Näheres werden die
Anzeigen beſagen.
Kunſtnotizen.
Ueber Werke, Künſtiler oder künſtſeriſche V. ranſtaltungen, deren im Nachſſehenden Erwähnung
geſchieht behält ſich die Redaktion ihr Urteil vor.
Union=Theater. Die verſunkene Flotte‟. Der neue große
Marinefilm Manfred Noas iſt eine glücklich abgerundete Schöpfung.
Die gleichmäßige, auf alle Einzelheiten verwandte Sorgfalt, die ſich im
der ſchönen Photographie, der Abgeſtimmtheit der Szenenbilder, wie
einer einwandfrcien Perſonenbeſetzung verrät hat einen harmoniſchem
Geſamteindruck hervorgebracht. Es handelt ſich um einen Spielfilw,
der vielleicht gerade dem Nichtüberſchreiten ſeiner Grenzen den Erfolg
berdanken wird. Die Hiſtorie der ſingſten Vergangenheit lebt in ihm,
aber erdrückt nicht. Sie ſteht gleichſam als großes Schickſal hinter allen
Figuren, deren eigenes Geſchick, wie es auch ſein mag, klein daneben
wirkt. Was dieſen Film hell durchſtrahlt, iſt das Heldentum vieler, die
lautere Geſinnung eines ganzen Menſchenkomplexes. Und in dieſer Hin=
ſicht
iſt hier der alten Marine, Offizieren, ſowohl wie Mannſchaften, ein
lebensvolles Denkmal errichte worden. Von den Darſtellern iſt nur
Gutes zu ſagen. Man hat ſie vor allen Dingen ausgewählt, was für
das Gelingen des ganzen Geſellſchaftsmilieus Vorbedingung war. Ein.
günſtiger Griff iſt das Heranziehen der Gräfin Agnes Eſterhazy für die
weibliche Hauptrolle; auch Dary Holms Talente haben eine zwar wenigen
blendende als ſonſt, abea darum nicht weniger rechte Verwendung ge=
funden
. Bernhard Goetzke gibt den Typ des von der Pflicht und der
Liebe zum Vaterland erfüllten Mannes.
Palaſt=Lichtſpiele. Carmen‟. Der Carmenſtoff reizt
ſelbſtverſtändlich zur Verfilmung. Der Film weicht von der Handlung
der Oper in verſchiedenen Punkten ab und hält ſich mehr an die ältere
Novelle. Einen ſtarken Eindruck vermittelt vor allem die Geſtaltungs=
kraft
der Raquel Meller. Sie iſt eine ſtarke Perſönlichkeit und eine
außerordentlich gute Schauſpielerin. Sie hat das Temperament, das
zur Carmen gehört, die Leichtigkeit und die Brutalität. Um ſie herum
gruppiert ſich eine Reihe von ſehr guten Schauſpielern. In erſter
Linie ſind zu nennen der Don Joſé des Louis Lerch und der Einäugige
des Gaſton Modot. Ausgezeichnet iſt auch der Torero. Kanturek bril=
lierte
mit ſ iner Aufnahmetechnik und gab vornehmlich in den Stier=
kampfſzenen
Beweiſe ſeines großen Könnens. Der Regiſſeur war dem
großen Stoff in jeder Beziehung gewachſen. Der Carmen=Film wird
ſeinen Weg machen, den ihm die Oper vorgezeichnet hat.

Tageskalender für Dienstag, den 28. Dezember 1926
Heſſ. Landestheater, Großes Haus: Keine Vorſtellung
Kleines Haus, 8 Uhr abends: Weihnachten in Dichtung und Muſik.
Orpheum, abends 8 Uhr: Bunte Bühne. Vortrag, abends
8 Uhr, Grafenſtraße 24: Sendſchreiben an Sardes. Konzerte:
Schloß=Café, Hotel Schmitz, Perkeo, Spaniſche Bodega. Tanz:
Taunusburg, Weinhaus Weißer Turm, Café Rheingold. Kino=
vorſtelrungen
: Union=, Reſidenz=Theater, Palaſt=Lichtſpiele.
Frankfurt a. M., Feſthalle, abends 7.30 Uhr: Sarraſani
Zirkus=Feſtſpiele.
Verſteigerungskalender für Mittwoch, den 29. Dezember 1926.
Heſſ. Forſtamt Kranichſtein vorm. 9 Uhr: Holzverſtei
Nr. 2, im Heiligen Kreuz. Hoxhohl, dorm. 10
ſteigerung von Maſchinen uſw.

[ ][  ][ ]

Seite 6

Nummer 359

Aus Heſſen.
Starkenburg.
* Arheilgen, 27. Dez. Das Weihnachtsfeſt wurde hier am Heiligen
Abend durch den Poſaunenchor, der an den verſchiedenſten Plätzen
unſeres Ortes Weihnachtsmelodien ſpielte, würdig eingeleitet. Auch
wurden durch einen gemiſchten Chor die herrlichen weihnachtlichen Lie=
der
zum Vortrage gebracht. Sodann folgte in der Kirche ein Krippen=
ſpiel
aus dem Dürerbundverlag, das allgemeinen Anklang fand und
alle Beſucher in die rechte Weihnachtsſtimmung verſetzte. Eine Wieder=
holung
desſelben fand am 1. Feiertag nachmittag ſtatt. Beſonders gün=
ſtigen
Beſuch hatte das geſtern abgehaltene Kirchenkonzert des Kirchen=
geſangvereins
zu verzeichnen, in welchem ein Weihnachtsoratorium von
Degen, unter Mitwirkung von Fräulein Aßmuth (Sopran) und Herrn
Landzettel (Tenor), beide aus Darmſtadt, zur Aufführung kam. Am
Abend hatten ſich die Jungmädchenvereinigung und der Jünglingsverein
zu einer gemeinſamen Feier zuſammengefunden und befriedigten durch
ihre Darbietungen alle Beſucher vollſtändig und reſtlos. Wie es mit den
kirchlichen Veranſtaltungen war, ſo kann auch nur Günſtiges von den
Weihnachtsfeiern der weltlichen Vereine berichtet werden. Geſänge,
Muſikvorträge, kleine Theaterſtückchen, humoriſtiſche Szenen, dann die
Verloſung der Chriſtbäume und ſonſtiger geſtifteter Gegenſtände bildeten
das Programm und kehrte man in beſter Stimmung und hochbefriedigt
von dieſen Feiern zu ſeiner Familie zurück. Die Gemeinde= Hunde=
ſteuer
beträgt für das Jahr 1927 4 Mk. und, wenn der Hund erſt nach
dem 1. Juli angeſchafft wird, 2 Mk. An den Feiertagen fanden hier
nicht weniger als 8 Trauungen ſtatt.
* Eberſtadt, 27. Dez. Aufwertung. Die Verwaltung der Ver=
einsbank
Eberſtadt macht bekannt, daß ſie bei der Aufwertung alter
Einlagen den gleichen Weg wie die anderen Sparkaſſen beſchreiten wird.
Insbeſondere iſt man ſich darüber einäig, daß in beſtimmten Fällen eine
Rückzahlung von Beiträgen bereits vor dem Jahre 1932 ſtattfinden kann.
Feuerſtättenbeſichtigung. Sämtliche Feuerſtätten in der
Gemeinde Eberſtadt werden im Januar kommenden Jahres nachgeprüft.
Die Hauseigentümer werden aufgefordert, dafür Sorge zu tragen, daß
alle Schäden an Feuerungsanlagen, Schornſteinen unbedingt umgehend
zu beſichtigen ſind.
* Eberſtadt, 27. Dez. Autorichttafeln. Seit kurzem ſind am
Eingang und Ausgang der Waldvillenkolonie Ludwigshöhe quer über
die Darmſtädter Straße neue Richttafeln für die Autos angebracht, die
m deutlicher Weiſe die Geſchwindigkeiten angeben.
r. Nieder=Ram adt, 27. Dez. Auch in dieſem Jahre hat es ſich der
Geſangverein Eintracht nicht nehmen laſſen, den Inſaſſen der Anſtalt
für Epileptiſche durch Vortragen einiger Chöre eine Weihnachtsfreude
zu bereiten. Die Vortragsfolge war unter der vortrefflichen Leitung
des Dirigenten, Herrn J. Kehr=Darmſtadt, eine ausgezeichnete, und
dankbar wurden ſämtliche Chöre aufgenommen.
Roßdorf, 27. Dez. Da es heute vielen Leuten nicht möglich iſt,
große Beträge zu ſparen hat die Bezirksſparkaſſe Groß=Bieberau, die
hier eine Zahlſtelle errichtet hat, den Sparmarkenverkehr eingerichtet.
Die Sparmarken, welche über 50 Pfg. und 1 Reichsmark lauten, werden
Gerkauft und der Käufer erhält zum Aufkleben der Marke eine Sparkarte.
Iſt die Karte vollgeklebt, dann wird ſie zur Kaſſe oder Zahlſtelle ge=
Gracht und man erhält dagegen ein Sparbuch ausgeſtellt in der Höhe
der geklebten Marken. Nach dem Geſchäftsbericht für 1925 wurden auf
dieſe Art in Roßdorf im Jahre 1925 8160. Mark geſpart.
Brandau, 27. Dez. Die Bezirksſparkaſſe Groß=Vieberau hat zur
Förderung des Sparſinns an den Schulen ſogenanute Schulſparkaſſen
errichtet. Nach dem Geſchäftsbericht für das Jahr 1925 hatten die
Schüler der hieſigen Volksſchule auf dieſe Art Ende 1925 rund 1300.
Mark geſpart. Für unſere kleine Gemeinde iſt dies ein ſehr beachtens=
wertes
Ergebnis und ein Beweis, in welcher vorbildlichen Weiſe der
Leiter der Schulſparkaſſe, Herr Lehrer Diehl, den Sparſinn bei der
Schuljugend pflegt.
r. Babenhauſen, 24. Dez. Gemeinderatsbericht. Vor Ein=
tritt
in die Tagesordnung erſtattet der Vorſitzende, Herr Bürgermeiſter
Rühl, einige Mitteilungen. Das Landesamt für Bildungsweſen emp=
fiehlt
den Ankauf von künſ=leriſchem Wandſchmuck für gemeindliche
Säume. Ein unbrauchbarer Faſel ſoll freihändig verkauft und dafür
Erſatz beſchafft werden. Der Vorſtand des Vereins ehem. Artilleriſten
Hankt der Stadt für die dem Verein zugewieſene Spende. Das Kreisamt
Dieburg gibt in einem Schreiben der Bürgermeiſterei davon Kenntnis,
daß die zweite Polizeidienerſtelle nach Mitteilung des Miniſteriums mit
einem Verſorgungsanwärter zu beſetzen iſt. Die Stelle, die in Gruppe 4
Stufe 1 einzureihen iſt, ſoll zur Beſetzung ausgeſchrieben werden. Eine
kleine Gemarkungs=Grenzregulierung wird genehmigt, die das Kultur=
bauamt
anläßlich der Feldbereinigung der Gemarkung Schaafheimer
Wieſen vorſchlägt. Weiter wird ein Baugeſuch des Th. Kleine=Möllhoff
genehmigt; der Antragſteller verzichtet auf Straßenbeleuchtung uſw.
Bei der durch das Heſſ. Miniſterium vorgenommenen Schwellenholzſub=
miſſion
blieb die Firma Gebr. Himmelsbach=Bingen die höchſtbie=
tende
für das bei unſerer Gemeinde anfallende Schwellenholz. Der Ge=
meinderat
erteilt ihr den Zuſchlag. Das zur ſtaatlichen Submiſſion an=
gemeldete
Röller= und Grubenholz der Gemeinde ſoll zurückgezogen wer=
den
, weil die Holzfällerei ſchon Anfang Januar beendet ſein wird, die
Submiſſionen aber erſt Ende Februar erfolgen ſollen. Das Holz ſoll
alsbald in offener Submiſſion vergeben werden. Die Beträge des bei
den Verſteigerungen zum Verkauf kommenden Holzes ſollen, wie üblich,
bis Martini 1927 geſtundet werden, ſind jedoch ab 1. Juli mit 6 Prozent
zu verzinſen. Der Vorſitzende verlieſt ſodann ein Schreiben des Kultur=
bauamts
, das die Waſſer=Analyſe nach einem Bohrungsverſuch der
Firma Nohl=Darmſtadt betrifft. Das Urteil der Heſſ. Chem. Prü=
fungsſtation
iſt als recht günſtig zu bezeichnen. Das Waſſer hat deutſche
Härtegrade, ſeine Reaktion iſt alkaliſch und iſt als Trindwaſſer zu ge=
brauchen
. Der Gemeinderat hält deshalb eine Waſſerentnahme von
dem Brunnen der Brauerei für nicht mehr empfehlenswert. Eine rege
Ausſprache findet über die zukünftige Waſſerverſorgung ſtatt. Es wird
gewünſcht, daß im Januar ein Beamter des Kulturbauamts im Ge=
meinderat
einen Vortrag halten ſoll über Vorteile und Nachteile der
direkten Waſſerverteilung durch Druckpumpen und der indirekten durch
ein Hochreſervoir. Das Forſtamt Babenhauſen teilt mit, daß das Mini=
ſterium
für den Wirtſchaftszeitraum 19251934 nur einen Hiebſatz von
6400 Feſtmetern pro Jahr gegen einen ſolchen von 9200 Feſtmeter im
Vorjahre genehmigt habe. Die Gemeindevertretung billigt deshalb ein=
ſtimmig
das Schreiben der Bürgermeiſterei, in dem energiſch dagege
Einſpruch erhoben iſt, eine Nachkluppierung der über 90 Jahre alten
Beſtände beantragt und ein Jahreshiebſatz von 8000 Feſtmetern ver=
langt
wird. Das Geſuch des Stadtaſſiſtenten Mohrhardt um Er=
höhung
ſeines Gehaltes wird nach dem Vorſchlag der Finanzkommiſſion
genehmigt. Die Gewährung einer Winterbeihilfe an Unterſtützungs=
bedürftige
ſoll nach der Verfügung des Kreisamts ſeine Erledigung fin=
den
. Für die beiden Stadtanleihen wird eine Aufwertung von 12½ Pro=
zent
beſchloſſen.
* Michelſtadt, 26. Dez. Ebangeliſcher Bund. Der am
2. Januar k. Js. ſtattfindende Lichtbilder=Vortrag des Herrn Pfarrer
Rottmann von der Baſeler Miſſion findet nicht, wie irrtümlich an=
gegeben
im Saale der Drei Haſen ſondern in dem des Schmerkers
Garten ſtatt.
* Aus dem Birkenauer Tal, 2. Dez. Straßenbeleuchtung
von Weinheim bis Birkenau. Wenn nicht alles trügt, wer=
den
wir in Bälde feſtſtellen können, daß die ganze Straße von Weinheim
bis Birkenau, eine gute Wegſtunde, beleuchtet wird. Bis fetzt erſtrahlt
die Straße bereits bis zur Warthorſtſchen Mühle in elektriſchem Lichte,
und da nun auch die Gemeinde Birkenau eine weitere Lampe unterhalb
des Dorfes bei der Arnoldſchen Gärtnerei hat anbringen laſſen, iſt die
Straße gegen Weinheim bis an die badiſche Grenze beleuchtet, und es
wären nur noch 34 Lampen nötig, um die Lücke bis zur Warthorſt=
ſchen
Mühle auszufüllen. Da in drei Mühlen dieſer Strecke elektriſches
Licht erzeugt wird, dürften die entſtehenden Koſten kaum ins Gewicht
fallen. Wie wir nun hören, ſteht die Gemeinde Birkenau mit der Stadt=
gemeinde
Weinheim eben wegen der noch fehlenden Lampen in Unter=
handlung
.
* Aus dem Neckartal, 26. Dez. Unfall eines Steinſchiffes.
Bei der ſogenannten Stiftsmühle fuhr des nachts ein mit Steinen be=
ladenes
Schiff auf und ſtellte ſich quer über den Neckar. Das Schiff
wurde ausgeladen, iſt aber durch das Auffahren leck geworden. Am
anderen Morgen wurde eine Motorſpritze herbeigeholt, um das Schiff
auszupumpen.
* Erbach, D. Dez. Die Weihnachtsfeier des Männergeſangvereins
Lieder ranz, die am 1. Weihnachtsfeiertag im Hotel Schützenhof, hier,
ſtattfand und bei der das Singſpiel Lindenwirtin, du junge von
Glückſtein und Bernhard vertont, von Fiſcher=Bernauer zur Aufführung
gelangte, war ein voller Erfolg für den Verein. Der große Saal des
Schützenhofs war bis auf den letzten Platz beſetzt. Sämtliche Mitſpie=
lende
zeigten ſich ihren nicht immer ganz leichten Rollen voll und ganz
gewachſen. Das Stück, das in einem kleinen Pfälzer Orte zur Zeit der
Kirchweihe ſpielt, wurde auch naturgetreu in Pfälzer Trachten aufge=
führt
. Auf alle Darſteller beſonders einzugehen, würde zu weit gehen,
doch ſei beſonders der Wirt zur Linde des Herrn Jakoh Horn hervor=
gehoben
, ſowie die Lindenwirtin von Frl Emmy Diehl, die beiden
Dienſtmädchen, Frl. A. Württemberger und Frl. Aenne Ihrig, der Amt=
mann
und ſein Neffe, H. Brandt und Dietrich (Dorferbach), der Student

Dienstag, den 28. Dezember 1926

des J. Steinert und der Diener des L. Abbee, der den Anweſenden durch
ſeine ungeheure Komik die Lachmuskeln ſtändig in Bewegung hielt.
Auch die Nichterwähnten paßten vorzüglich in den Rahmen des ganzen
hinein und trugen zum Gelingen des Abends bei. Die ausgezeichneten
geſanglichen Leiſtungen wurden unterſtrichen durch die verſtändnisvolle
Begleitung des Orcheſters des Herrn Auguſt Krenkel Michelſtadt. Der
ſchöne Erfolg und der vielſeitige Wunſch der Wiederholung der Auf=
führung
hat den Verein veranlaßt, das Stück am 2. Januar 1927 noch=
mals
ſpielen zu laſſen.
Hirſchhorn, 27. Dez. Waſſerſtand des Neckars am
26. Dezember 0,85 Meter, am 27. Dezember 0,87 Meter.
Fr.B. Jugenheim a. d. B., N. Dez. Profeſſor Max Pauer=
Leipzig, der magister musicorum, konzertiert in Jugenheim! Da
bleibt keiner der zahlreichen Freunde des Konzertverbandes daheim.
Auch vergangene Woche nilnt, als es galt, den 100. Gebmtsag Profeſſor
Ernſt Pauers zu feiern. Herr Bürgermeiſter Burkhardt ge=
dachte
mit herzlichen Dankesworten des Ehrenbürgers Jugenheims und
des liebevollen Menſchenfreundes. Herr Oberlehrer Weide=Darmſtadt
eilte an den Ort ſeiner langjährigen und ſegensreichen Tätigkeit und
entrollte ein anſchauliches Lebensbild des großen Muſikers. Dann er=
ſchienen
Sohn und Enkel des Gefeierten, Herr Prof. Max Pauer=Leipzig
und Herr Waldemar Pauer, London, an den Flügeln und
eröffncten den muſikaliſchen Teil mit einer Sonate in D für 2 Klaviere
von W. A. Mozart. Wenn ein Pauer die Taſten des Inſtruments b=, hat jede Kritik zu ſchweigen. Dann heißt es nur lauſchen und
ſich verſenken, zu baden im Meer der Muſik. So ſehr es uns lockt, auch
andaren zu erzählen von den genußreichen Stunden, ſo müſſen wir uns
doch begnügen mit einer kurzen Wiedergabe der Vortragsfolge. Als
erſter Soliſt ſpielte Herr Waldemar Pauer, der bedeutende Sohn ſeines
großen Vaters, Mondlicht (Debuſſy). Wer wanderte da nicht im
Geiſte mit dem Meiſter in mondſcheinheller Nacht und gab ſich nicht ihren
Reizen hin?. Welch köſtliche Genüſſe nicht auch der Altfranzöſiſche
Tanz (Debuſſy) und das Präludium von Bowen! Und gar erſt ſpäter
in ſeiner vornehmen Schlichtheit Herr Max Pauer. Wie wundervoll
ſpielte er La Cascade ſeines Vaters, ein Sonett (Liſzt) und einen
Walzer (Schubert=Liſzt). So kann es nur ein großer, abgeklärter Mei=
ſter
. Wie die Handgelenke federn, wie die Paſſagen perlen! Welch feine
Ziſelierungen! Da geht kein Tönchen verloven, und mögen ſie im ppp
dahinhuſchen. Dann wieder die wunderbare Fülle der Akkorde, ſo rund,
ſo voll und doch ſo weich. Und endlich das Spinnerlied (Wagner=Liſzt).
Wir ſchwirrten die Rädchen, wie flogen die Spindeln! Da konnte es
nicht wundern, daß die Zuhörer, als beide Künſtler mit der Kurzen
Suite für zwei Klaviere ihre Aufgabe beſchloſſen, in wahre Beifalls=
ſtürme
losbrachen, und die Vegeiſterung und die Dankbarkeit keine Gren=
zen
kannten. An dem Abend war man in die tiefſten Tiefen der Muſik
hineingetaucht worden. Die Klaviervorträge wurden unterbrochen
durch Liedervorträge des Herrn Prof. A. Thorold, den Herr Mag
Pauer begleitete. Außer unſeren großen Meiſtern wie Liſzt, Schmbert,
Brahms, R. Strauß, ſang er auch m hrere Lieder des Jubilars Ernſt
Pauer. Herr Thorold iſt ein feinfühliger Interpret innigſter Lymk
wie wuchtigſter Dramatik. Rein muſikaliſch genommen, war ſeine Zu=
gabe
von Meiſter Schumann mit ſeine bedeutendſte Darbietung, mit ſo
viel innerem Miterleben, mit ſo viel hinreißendem Pathos. Wie ge=
ſagt
, dieſer Abend wurde allen zu einem gewaltigen Erlebnis; es war
mehr als Genuß. Drum ſei dem Hauſe Pauer für dieſe Weihnachtsgabe
herzlichſter Dank!
N. Von der Bergſtraße, 24. Dez. Eine wichtige Etappe im Verkehrs=
leben
der Bergſtraße bildete heute Freitag früh die Verkehrsübergabe
der durch die Bahnbetriebs=Inſpektion Darmſtadt neu erbauten
Unterführung mit Bahnſteigtunnel am Weinheimer Hauptbahnhof.
Obwohl während des Umbaues es ſich als notwendig erwies, den Schmell=
zugsverkehr
HeidelbergFrankfurt über Gleis 1 und den geſamten übri=
gen
Verkehr FrankfurtHeidelberg über das Ueberholungsgleis 4 zu lei=
ten
, und obwohl der Odenwaldzugsverkehr ebenfalls auf Gleis 1 be=
ſchränkt
blieb, ſo haben ſich doch die geſamten Bquarbeiten ohne jeden
Betriebsunfall vollzogen. Die techniſche Leitung lag in Händen des
Bau=Ober=Inſpektors Molitor, unterſtützt durch Oberbahnmeiſter Peter
Müller. Das ganze Mauerwerk iſt in Beton, die Decke in Eiſenbeton,
unter Verwendung ſchwerer Differdinger Träger hergeſtellt, ſo daß die
Decke auch für ſchwerſte Laſten tragſicher iſt. Abgedichtet iſt das Bau=
werk
gegen Grundwaſſer durch Papyrol=Zwiſchenlage und gegen Ober=
flächenwaſſer
durch Tektelith. Von einer Verlegung des Weinheimer
Hauptbahnhofes wegen der ſcharfen Kurve der Einfahrtsgleiſe iſt end=
gültig
Abſtand genommen worden. Dagegen wurden bei Gelegenheit
des Baues der Unterführung die Gegenkrümmungen in den Hauptgleiſen
ausgemerzt, ſo daß nunmehr der Hauptbahnſteig 2 an Breite gewon=
nen
hat und die unliebſamen Stöße bei den durchfahrenden Zügen er=
heblich
herabgemindert ſind.
* Groß=Rohrheim, 26. Dez. Zimmerbrand. Nachdem erſt vor
kurzem ein größerer Brand in unſerem Dorf wütete, wurde am Don=
nerstag
abend gegen halb 8 Uhr die Einwohnerſchaft durch Feueralarm
erſchreckt. Bei dem Landwirt Schweickert war durch Kaminbrand Feuer
ausgebrochen, doch wurde dies zum Glück noch rechtzeitig entdeckt und
durch das tatkräftige Eingreifen der Feuerwehr auf ein Zimmer be=
ſchränkt
. Durch den ſſtirchterlichen Rauch, der vorherrſchte, wurde ein
Feuerwehrmann bewußtlos. Der Schaden iſt durch Verſicherung gedeckt.
Zu erwähnen iſt noch das ſchnelle Erſcheinen der Feuerwehr, die in weni=
gen
Minuten am Brandherd erſchien, was beweiſt, daß auch die Land=
feue
wehren ſich allmählich entwicheln.
* Lampertheim, 23. Dez. Gemeinderatsbericht. Zu Be=
amn
der Sitzung wurde zunächſt der Beſchluß gefaßt, Punkt 1 der Tages=
ordnung
: Vorlage des Liquidations= u. Niederſchlagungsverzeichniſſes zur
Gemeinderechnung für 1925, in geheimer Beratung zu erledigen. In
einer früheren Sitzung hatte der Gemeinderat den Beſchluß gefaßt, die
Gehälter der Gemeindebeamten um 1015 Prozent zu kürzen. Zu
dieſem hat das Kreisamt Bensheim Stellung genommen und darauf
hingewieſen, daß es nach Artikel 138 Biffer 2 der Landgemeindeordnung
die Pflicht habe, dafür einzutreten, daß den Gemeindebeamten eine an=
gemeſſene
Beſoldung zukomme. Die Anforderungen an dieſelben ſeien
heute höher, der Lebensunterhalt teurer, und wenn auch die wirtſchaft=
liche
Not groß, ſo wäre eine Gehaltskürzung keineswegs angebracht.
Nach längerer Beratung beharrt der Gemeinderat mit 13 gegen 8 Stim=
men
auf ſeinem früheren Beſchluſſe und wird nun die Angelegenheit
im Wege des Verwaltungsſtreitverfahrens ſeine Erledigung finden
müſſen. Anſchließend beantragt Gemeinderatsmitglied Körcher, daß die
Bürgermeiſterei alsbald Vorlage einer neuen Beſoldungsordnung macht.
Wie im vorigen Winter, ſo ſollen auch jetzt wieder Sozial= und Klein=
rentner
bedacht werden. Hierfür iſt der Geſamtbetrag von 6315 Mark
notwendig, an dem ſich der Kreis mit 50 Prozent, die Gemeinde mit
25 Prozent beteiligen und der Staat 2 Prozent als zinsloſes Darlehen
gibt. Für den Ausbau der Wormſer Straße ſind in einem Voran=
ſchlag
9491 Mark vorgeſehen. Die Goſſenpflaſterung iſt mit 4000 Mark
berechnet. Man beſchließt, die Arbeiten für letztere durch öffentliches
Ausſchreiben zu vergeben. Die ſeitherigen Pächter der Karuſſell= und
Schiffſchaukelplätze bieten der Bürgermeiſterei den gezahlten Pachtpreis
auch für 1927 an. Es ſoll aber eine Neuverpachtung der Plätze ſtatt=
finden
. Gegen die Zulaſſung des Apothekers Feldhofen von hier
als dritten Teilhaber im Jagdbezirk 2 beſtehen keine Bedenken. Dem
Geſuch des Karl Lauer wird durch Ueberweiſung eines Bauplatzes von
357 qm in der Viernheimer Straße entſprochen; Preis pro am 1 Mk.
Der Schmiedemeiſter Julius Zöller erhält die Erlaubnis, gegen eine
Anerkennungsgebühr von 20 Mark eine Abwaſſeranlage von ſeinem
neuerbauten Hauſe nach dem Kanalnetz zu legen. Die nachgeſuchten
Erlaubniſſe der Ehefrau Karl Kullmann und des Wilhelm Korb I. zum
Betrieb von Gaſtwirtſchaften werden genehmigt, da es ſich um Ueber=
gänge
handelt; dagegen verfällt das Geſuch des Heinrich Kronauer I.
um Errichtung einer neuen Wirtſchaft der Ablehnung. Der Bürger=
meiſter
gibt die vom Kreisamt Bensheim eingegangenen Richtlinien
für eine Polizeiverordnung, betr. Bekämpfung der Ratten und Mäuſe
bekannt, gleichzeitig wird Wendels Sicherheits=Gasapparat vorgezeigt,
der auch der Bekämpfung dient. Mit letzterem ſollen zunächſt Verſuche
gemacht und dann in nächſter Sitzung an die Aufſtellung einer Polizei=
verordnung
herangegangen werden. Die Einführung der elektriſchen
Beleuchtung im Gaswerk wird abgelehnt. Mit Rückſicht auf die
finanzielle Not der Gemeinde und zur Vermeidung entſtehender Kon=
ſequenzen
kann ſich der Gemeinderat nicht zur Löſchung einer Aufwer=
tungshypothek
von 242 Mark des Turnvereins derſtehen. Von einem
Schreiben des Forſtamts Lampertheim, worin dasſelbe die Anſtellung
des Förſters Bayerer für das Revier Vorderwald mitteilt, wird dem
Gemeinderat Kennntnis gegeben. Ein Erſuchen der Oberpoſtdiroktion
Darmſtadt um Ervichtung eines Wohnhauſes für 3 Poſtbeamten kann
aus Mangel an Mitteln nicht entſprochen werden. Ebenſo verfällt
ein Geſuch des Kuratoriums der roten Hilfe um Gewährung eines Bei=
trages
für die Hinterbliebenen der im Kampf um die Sozialrepublik
Gefallenen der Ablehnung. Die Veräußerung ber 28081 qm großen
Ameiſenlache in Hüttenfeld hat das Kreisamt genehmigt, jedoch muß der
erzielte Erlös wieder zu Geländeankauf Verwendung finden. Die früher
eingeſetzte Kommiſſion ſoll nun noch in dieſem Jahre de s Gelände be=
ſichtigen
und dann Vorlage machen. Die Einwendungen verſchiebener
Anlieger gegen die Erſtellung von Wohnbaracken in der Rheinſtraße
kann nicht ſtattgegeben werden, da die Ge ieinde kein ſonſt geeignetes
Gelände zur Verfügung hat. Bezüglich Einbau von Sinkkäſten in
einigen Straßen Huittenfelds ſoll eine Kommiſſion eine Beſichtigung
vornehmen und in nächſter Sitzung dem Gemeinderat Vorlage machen.
In nichtöffentlicher Sitzung kommt Punkt 1 der Tagesordnung
zur Erledigung.

* Biblis, 26. Dez. Blitze im Ried, die ſich als Brücken=
feuerwerk
entpuppten. Die Einwohner der Ortſchaften des
Rieds nahmen am Doy rstag abend Erſcheinungen am Himmel war,
die ſie ſich beim beſten Willen nicht erklären konnten. Es blitzte fort=
dauernd
am klaren Winterhimmel, und hielt es der eine für Wetterleuch=
ten
, der andere tatſächlich für Blitze. Schließlich entpuppten ſich die mit
Spannung erfolgten Himmelserſcheinungen als das auf dr neuen
Necka brücke im Mannheim zur Einweihungsfeier abgebrannte großartige
Feuerwerk.
* Stockſtadt, 26. Dez. Die hieſige Turngemeinde der Deutſchen
Turnerſchaft begeht im kommenden Jahr ihr 2jähriges Vereins= und
gleichzeitig ihr 25jährig,s Fahnenjubiläum. Mit den Vorarbeiten wurde
bereits begonnen und der Zeitpunkt dieſes Feſtes ebenfalls feſtgelegt.
Vorausſichtlich findet gleichzeitig damit verbunden das Jugend= Wett=
turnen
des 2. Bezirks des Main=Rhein=Gaues der Deutſchen Turner=
ſchaft
ſtatt.
* Kelſterboch, 20. Dez. Das Geſamtminiſterium hat zu B=ſchaffung
von Arbeitsgelegenheit angeordnet, daß das zur Herſtellung der Ver=
längerung
der Mainzer Straße notwendige G. lände nach Maßgabe
der heſſiſchen Verordnung vom 6. November 1923 enteignet werden
kamn.
Rheinheſſen.
a. Oppenheim, 23. Dez. Unter großer Beteiligung ſeiner Amts=
brüder
und ſonſtiger Leidtragender aus nah und fern wurde Herr
Pfarrer Landvogt zur letzten Ruhe gebettet. Er wurde im Jahre 1877
in Speher zum Prieſter geweiht und hätte im nächſten Jahre ſein
goldenes Prieſterjubiläum feiern können. In Oppenheim war der Ver=
ſtorbene
32 Jahre tätig. Ihm war auch die Filialgemeinde Dienheim
unterſtellt, und bis zum Jahre 1920 paſtorierte er allein und ohne jegliche
Hilfe. Pfarrer Landvogt war ein pflichſtreuer, eifriger Prieſter, der
keine Ermüdung und Erholung kannte. Er ruhe in Frieden.
* Worms, 26. Dez. Die Zahl der Verkehrsunfälle häuft
ſich immer mehr. Ein Zuſammenſtoß zwiſchen einem der kleinen Poſt=
autos
und einem Fuhrwerk in der Kaiſer=Wilhelm=Straße, Ueberfahren
gines Kindes von einem Perſonenauto in der Ludwigſtraße und ein
Zuſammenſtoß zwiſchen einem elektriſchen Straßenbahnwagen und einem
Laſtauto ſind wvieder zu verzeichnen. Auch die Diebe ſind fröhlich
am Werke: In der Dalbergſtraße wurden aus einem Keller Wein und
Kartoffoln geſtohlen, einer Bauersfrau auf dem Bahnhof beim Ein=
ſteigen
die Handtaſche mit 200 Mark, in der Lutherbaumſtraße ein
Herrenfahrrad und aus einem Auto am Bahnhof ein weitvoller Pelz=
mantel
. Aus dem Fenſter geſtürzt hat ſich die Frau eines
Faſrikarbeiters und zog ſich dabei einen Bruch der Wirbelſäule zu. Die
Bedauernswerte wurde ins Krankenhaus geſchafft, ihre Verletzung iſt
lebensgefährlich und es wird an ihrem Aufkommen gezweifelt.
Zimmerbrand. In der Roonſtraße konnte ein in der letzten Nacht
entſtandener Zimmerbranb durch die Feuerwehr bald gelöſcht werden.
Als Urſache wird Kurzſchluß vermutet, der entſtandene Schaden wird
auf 1000 Mark beziffert. Die Stadtbibliothek hat an folgen=
den
Orten weitere Zweigſtellen errichtet: In Bermersheim ( Leh=
rer
Neiß), Dorn=Dürkheim (Lehrer Oßwald), Mölsheim
(Lehrer Ganßmann), Oberflörsheim (Lelrer, Ratgeber), Off=
ſtein
(Lehrer Metzger) und Wachenheim (Lehrer Groß). Die
Monatsgebühr beträgt 1 Mk. Das Weihnachtsgeſchäft war
in den letzten Tagen vor dem Feſte außergewöhnlich ſtark, viele aus=
wärtige
Beſucher der Stadt haben das Ihrige dazu beigetragen, daß
zeitweiſe die Geſchäfte wegen Ueberfüllung geſchloſſen werden mußten.
Die Geſchäftsleute ſollen daher mit dem Ergebnis des diesjährigen
Weihnachtsgeſchäftes durchweg ſehr zufrieden ſein.
M. Vingen a. Rh., 26. Dez. Schiffsunfälle. Der auf der
Bergfahrt befindliche Schleppkahn Michaelis geriet in der Nähe von
Oppenheim auf eine Sandſchwelle. Nach längeven Bemühungen gelang
es, das Schiff flott zu machen. Ein Schaden iſt nicht zu verzeichnen.
Der Radſchleppdampfer Rhenania 5 kam in der Nähe der Loreley mit
dem Steuerbordrad auf die Felſen, wobei er ſich ebenſo wie ſeine An=
hängeſchiffe
Beſchädigungen zuzog. Der Unfall wurde dadurch verur=
ſacht
, daß beim Begegnen des auf der Bergfahrt befindlichen Schlepp=
dampfers
Hanſen und Neuerburg 1 mit drei Anhängeſchiffen mit dem
Talſchleppzug Rhenania 5 die Kähne des Bergzuges zu weit nach dem
rechten Uſer kamen.
Oberheſſen.
* Vilbel, N. Dez. Die letzte diesjährige Gemeinderatsſitzung ber=
lief
im Gegenſatz zu vielen anderen Sitzungen in ruhiger und ſachlicher
Weiſe. Das bisherige Gemeinderatsmitglied Klöß legte ſein Mandat
nieder. Die Weihnachtsbeihilfe an die Erwerbsloſen, Kriegsbeſchädig=
ten
, ſtädtiſchen Arbeiter und Beamte (Gruppe 16) wird bewilligt. Sehr
intereſſant war die Frage der Zeitungsberichterſtattung über die Ge=
meinderatsſitzungen
. Die bürgerlichen Gemeinderäte hatten diesbezüg=
lichen
Antrag geſtellt, wonach der Bürgermeiſter den Gemeindebeamten
verbieten ſoll, angeblich gehäſſige Berichte an eine Zeitung zu ſenden.
Es entſpann ſich darüber eine lebhafte Ausſprache. Der Antrag wurde
gegen die bürgerlichen Stimmen abgelehnt.
* Grünberg, 26. Dez. Die Beratungen des Gemeinderats in ſeinen
30 Sitzungen des Jahres 1926 hatten ſich zum Teil recht ſchwierig ge=
ſtaltet
. Trotz der großen Geldknappheit traten Aufgaben von großen
Ausgaben an ihn heran. Hierzu wäre die Erbauung des Hochbehälters
mit ungefähr 20000 Mark, der käufliche Erwerb der landwirtſchaftlichen
Winterſchule mit 40 bis 50 000 Mark, der Anbau der Oberrealſchule
mit 50 bis 60 000 Mark zu rechnen. Dieſe Bauten mußten ausgeführt
wenden, denn die Eiſenkonſtruktion des alten Hochbehälters hielt nicht
mehr ſtand und konnte dadurch leicht eine Kataſtrophe entſtehen, die
Lehrräume für die landwirtſchaftliche Winterſchule waren ſo beſchränkt,
daß es ſich darum handelt, ob die Schule noch weiter am Platze bleiben
konnte oder nicht, ebenſo ſtand es mit den Räumen der Oberreal=
ſchule
für die etwa vorhandenen 300 Schüler. Die Stadt war alſo ge=
zwungen
, die gewaltigen Ausgaben zu leiſten. Hierzu kommt noch
u. a. Kanaliſierung und Legung von Waſſerleitungen in bereits vor=
handenen
und neuerbauten Straßen, denn die erfveuliche, umfangreiche
Bantätigkeit erſtreckte ſich auf den größten Teil des Stadtumkreiſes.
Sehr verdient hat ſich auch der Stadtrat um die Erweiterung des
Gallusmarktes gemacht, es iſt nicht allein die Verloſung, ſondern auch
der Pferde= und Rindviehmarkt eingeführt worden. Erſterer hatte ein
recht gutes Ergebnis, letzterer mußte jedoch wegen der herrſchenden
Klauenſeuche ausfallen. Dieſe Seuche hat überhaupt der Stadt ſehr
geſchadet, denn wegen ihr mußte der Präwiierungs=Viehmarkt aus=
fallen
, ebenſo eine ganze Reihe Schweinemärkte. Dieſe einzelnen
Punkte beweiſen, daß der Stadtrat, von allen Seiten gedrängt, ſeine
Aufgaben zum Wohle der Stadt ſachlich gelöſt hat und man ihm die
gebührende Anerkenmung nicht verſagen darf.
* Vom Vogelsberg, 27. Dez. Schnee= und Froſtſchäden,
Faſt eine Woche waren die Orte Hartmannshain und Herchenhain ohne
Beleuchtung, denn die gewaltigen Schneemaſſen und die heftigen Schnee=
ſtürme
haben die Ueberlandleitung unterbrochen. Mehrfach wurden
Maſte umgedrückt, Dachſtänder verbogen und Drähte zerriſſen. Der ge=
ſamte
obere Vogelsberg iſt vom Verkehr abgeſchnitten, denn die Auto=
linien
mußten größtenteils den Verkehr einſtellen. Der Schnee liegt
durchweg 4050 Zentimeter hoch, die Stürme haben Schneewehen bis
zu zwei Meter aufgetürmt und freiliegende Straßen ſind mit Glatteis
bedeckt. Die Drähte der Telegraphen= und Lichtleitung ſind mit arm=
dickem
Nauhreif überzogen, die Leitungen ſind alſo meiſt unterbrochen.
In den Wäldern hat der Rauhreif wunderbare Gebilde an den Tannen=
bäumen
hervorgezaubert, doch iſt auch mancher Baum unter der Laſt zu=
ſammengebrochen
. Die Holzhauer haben ihre Tätigkeit einſtellen müſſen.
Das Rehwild leidet Not und verzieht ſich nach den Niederungen. Die
gefrorene Schneekruſte verurſacht ihnen Verletzungen an den Beinen.
Die einzige Möglichkeit, zwiſchen den Orten eine Verbindung herzuſtel=
len
, iſt der Schlitten, und dieſer wird von den Vogelsbergern zurzeit
lebhaft benutzt, überall hört man fröhliches Schellengeläute auf den
Landſtraßen. Aus den Dörfern rücken täglich Arbeitskolonnen aus. um die
Straßen frei zu ſchaufeln. Auch das Jugendheim am Fuße der Herchen=
hainer
Höhe iſt ſeit mehreren Tagen ohne Licht und vollſtändig einge=
ſchneit
.,
* Aus Oberheffen, 26. Dez. Wilddiebe oder Holzfrev=
ler
? In dem ausgedehnteſten Waldgebiet des Vogelsberges, das vom
Oberwald bei Betzenrod bis faſt nach Ulrichſtein, Laubach und Langd
reicht, trug ſich ein Kampf zwiſchen zwei Männern aus Betzenrod, einem
Wirt und einem Meſſerſchmied einerſeits, und dem Förſter Melchior
und ſeinem Sohne andererſeits zu. An dem Tage fand gerade im ſoge=
nannten
Hirzenwald Jagd ſtatt, an ſolchen Tagen ſchleichen ſtets Wil=
derer
im Walde umher, um vielleicht ein wundes Reh oder einen an=
geſchoſſenen
Haſen zu erwiſchen. Außerdem hat Förſter Melchior vor
nicht langer Zeit einen Wilddieb, der ſich zur Wehr ſtellte, erſchoſſen,
die Komplizen erhielten Gefängnisſtrafen. Die beiden genannten Betzen=
röder
wurden vom Förſtersſohn angerufen, ſie hatten keine Waffen und
gaben an, Holz beſichtigen zu wollen. Plötzlich fielen die Männer über
den Förſtersſohn her und ſchlugen ihn zu Boden. Während des Rin=
gens
erſchien der Förſter Melchior. Der Meſſerſchmied lief davon, der
Wirt hatte vom Sohn einen Schlag mit dem Gewehr an den Kopf er=
halten
und blieb bewußtlos liegen. Man glaubt, in den beiden alte
Wilderer erwiſcht zu haben.

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Nummer 359

Dienstag, den 28. Dezember 1926

Seite 7

Exploſionsunglück am Heiligen Abend.
WSN. Kaſſel. Am Heiligen Abend gegen 7 Uhr ereignete ſich in
dem Hauſe Annaſtraße 16 ein ſchweres Exploſionsunglück. Ein dort
wohnender Malergeſelle hatte in einem Stubenofen eine Fliegerabwehr=
bomben
zur Erinnerung an den Weltkrieg aufbewahrt, aber vergeſſen,
die Bombe aus dem Ofen zu entfernen. Als dann die aus vier Perſonen
beſtehende Familie zur Weihnachtsfeier verſammelt war, explodierte plötz=
lich
die Bombe und riß den Ofen auseinander. Sämtliche vier Perſonen,
der Malergeſelle, ſeine Ehefrau, ſein vierjähriges Kind und ſein Vater
wurden verletzt, der Ehemann lebensgefährlich. Alle mußten Aufnahme
im Krankenhaus finden.
Brand in einer Filmanlage.
München. Die Filmanlagen der Orbisfilmgeſellſchaft in Neu=
gründwald
wurden von einem ſchweren Schadenfeuer heimgeſucht. Das
Verwaltungsgebäude und ein Teil der Atelieranlagen brannten völlig
aus.
Der Weihnachtsmann als Einbrecher.
DD. Hannover. Als am Heiligen Abend in einem hannoverſchen
Vorort die Verkäuferin des dortigen Konſumvereins die bereits ge=
ſchloſſene
Geſchäftsſtelle auf ein Klingeln hin öffnete, trat ihr ein als
Weihnachtsmann verkleideter Mann entgegen, der ſie alsbald mit einem
Revolver bedrohte. Der auf die Hilferufe der Verkäuferin herbei=
geeilte
Geſchäftsinhaber glaubte anfangs an einen ſchlechten Echerz,
mußte ſich aber bald von dem Gegenteil überzeugen, denn der Fremde
ſtürmte in den Laden, eignete ſich die Kaſſe an und ſuchte dann eiligſt
die Flucht zu ergreifen Als die Tochter des Geſchäftsinhabers den
Mäuber im Hausflur aufzuhalten verſuchte, verſetzte dieſer ihr mit dem
Revolver einen Schlag ins Geſicht, kam aber dann über den Beſen
des Mädchens zu Fall. Der verbrecheriſche Weihnachtsmann gab nun
aus ſeiner Waffe drei Schüſſe ab, die jedoch zum Glück niemand ver=
letzten
. Es gelang ſchließlich den auf den Lärm und die Hilferufe
herbeigeeilten Leuten, den Verbrecher feſtzunehmen und der Polizei zu
übergeben. Es handelt ſich offenbar um den 25jährigen Polen Kowalczik.
In ſeinem Beſitz fand man außer dem Revolver noch einen Dolch und
eine Tüte mit Pfeffer.
Schwerer Verkehrsunfall.
Elberfeld. Die Reichsbahndirektion teilt mit: Am B. Dezember
abends, ſtießen in Langenfeld ein Eiſenbahnlaſtzug von Düſſeldorf und
ein Privatlaſtkraftwagen zuſammen. Während der Eiſenbahnlaſtzug
ſpäter die Fahrt nach Düſſeldorf antreten konnte, blieb der Privatlaſt=
kraftwagen
an der Unfallſtelle liegen. Am Morgen des 24. Dezember
fuhr auf dieſen ein Privatauto in ſchneller Fahrt auf. Dabei wurden
zwei Perſonen getötet und eine ſo ſchwer verletzt, daß ſie in
hoffnungsloſem Zuſtande ins Krankenhaus gebracht werden mußte.
Ein Sprung aus dem vierten Stock.
Berlin. Samstag abend brach in einem Hauſe der Rykeſtraße
im Quergebäude aus noch nicht geklärter Urſache ein Wohnungs= und
Dachſtuhlbrand aus. Wegen der ſtarken Rauchentwicklung war es für
die Feuerwehr außerordentlich ſchwierig, in die gefährdete Wohnung
vorzudringen. Den Bewohnern, einem 25jährigen Maſchinenmeiſter und
ſeiner 25 Jahre alten Ehefrau, blieb ſchließlich nicht anderes übrig, als
aus dem vierten Stock in ein von der Feuerwehr geſpanntes Sprung=
tuch
zu ſpringen. Während der Ehemann unverſehrt blieb, erlitt ſeine
Frau einige Verletzungen, die ihre Ueberführung in ein Krankenhaus
erforderlich machten.
Ueber acht Millionen Weihnachtsfahrgäſte in Berlin.
Berlin. Wie berichtet wird, entſprach der diesjährige Weihnachts=
verkehr
den Erwartungen der Verkehrsmittelorganiſationen und machte
die Einſtellung aller Reſerven notwendig. Den Vogel ſchoß die Straßen=
bahn
mit einer Beförderungsziffer von insgeſamt ſechs Millionen
Fahrgäſten an dieſen drei Tagen ab, die Hoch= und Untergrundbahn
und die Aboag zuſammen beförderten zwei Millionen Perſonen.
Frecher Raubüberfall.
Berlin. Ein frecher Raubüberfall wurde am 1. Weihnachtsfeier=
tag
in der Wohnung eines ehrenamtlichen Armenvorſtehers in Hohen=
ſchönhauſen
verübt. Ein Mann verſchaffte ſich unter dem Vorwand,
eine Quittung für eine Rentenforderung zu erbilten, Einlaß und
ſtürzte ſich plötzlich auf die ahnungsloſe Frau, die ſich allein in der
Wohnung befand. Er verſetzte ihr mehrere Fauſtſchläge, ſo daß die
Frau beſinnungslos zu Boden ſank. Mit einem Raub von fünf Mark
ergriff der Täter die Flucht.
Hundert Feuerwehralarme in den Weihnachtstagen.
Die Feuerwehren Groß=Berlins wurden vom Heiligen Abend bis
zum zweiten Weihnachtsfeiertag nicht weniger als einhundert Mal
alarmiert. Es handelt ſich in den meiſten Fällen um Gasvergiftungen,
Kleinfeuer, Straßenunfälle und böswillige, bzw. voreilige Alarme.
Schülertragödien.
In Charlottenburg erſchoß ſich geſtern ein 18jähriger Sckundaner,
der Sohn eines Bankdirektors, weil er eine ſchlechte Weihnachtszenſur
erhalten hatte. In Würzhurg unternahm ein 14jähriger Schüler einer
höheren Lehranſtalt einen Selbſtmordverſuch. Er brachte ſich durch einen
Schuß in den Kopf eine lebensgefährliche Verletzung bei. Auch hier foll
ein ſchlachtes Weihnachtszeugnis den Grund zu der Tat bilden.
Geſunkener Transportkahn.
Auf der Oder bei Frankfurt iſt am erſten Weihnachtsfeiertag abends
an der Brücke ein mit 8000 Zentner beladener Kahn gegen einen Brücken=
pfeiler
gefahren und geſunken. Der Kahn hatte ſich quer vor die Brücke
gelegt.
Eine furchtbare Bluttat in Hirſchberg.
Hirſchberg. Am erſten Weihnachtsfeiertag wurde die 32 Jahre
alte geſchiedene Frau Helene Roſe in ihrer Wohnung erdroſſelt auf=
gefunden
. Der Täter iſt ein im gleichen Hauſe wohnender Arbeiter
Radler, der mit Frau Roſe ein Liebesverhältnis unterhalten hatte. Man
fand ihn in ſeiner Wohnung wit aufgeſchnittenen Pulsadern bei geöff=
neten
Gashähnen. Er wurde ſofort ins Krankenhaus eingeliefert. Seine
Verletzungen ſind nicht lebensgefährlich.
Drei Kinder erſtickt.
Königsberg. Ein ſchwerer Unglücksfall ereignete ſich auf dem
Vorwerk Bögen bei Domnau. Während ein Dienſtmann ſich in Arbeit
befand, verreiſte die Ehefrau, um Verwandte zu beſuchen und ließ drei
Knaben im Alter von zwei bis fünf Jahren in der Wohnung zurück,
in der hinter dem Ofen Heu zum Trocknen lag. Dieſes fing an zu
ſchwelen. Als Nachbarn, die durch den Rauch aufmerkſam geworden
waren, die Wohnung öffneten, fanden ſie die drei Knaben erſtickt am
Boden liegen.
Schreckenstat eines Siebenjährigen.
Wien. Ein ſiebenjähriger Schüler, der zu Weihnachten einen Bau=
kaſten
zum Geſchenk erhalten hatte, kam beim Spiel mit ſeinem zehn=
jährigen
Vetter in Streit, als dieſer ihm einige Bauſteine wegnahm.
Der Siebenjährige ergriff ein auf dem Tiſch liegendes Küchenmeſſer und
ſchleuderte es gegen ſeinen Spielkameraden, der am Unterleib lebens=
gefährlich
verletzt wurde.
Feuer in den Bergen.
Wien. Das Wirtſchaftsgebäude der Schutzhütte Latterboden
am Großen Schneeberg brannte am Sonntag vollſtändig nieder. Die
Infaſſen konnten nur mit knapper Mühe das Leben retten.
Italieniſche Hilfsexpedition für Albanien.
Rom. Im Zuſammenhang mit dem Erdbeben, das kürzlich in der
Gegend von Durazzo ſtattgefunden und dort zahlreiche Häuſer zerſtört
hat, wodurch etwa 1000 Perſonen obdachlos wurden, hat Muſſolini an=
geordnet
, daß aus Mitteln des Roten Kreuzes umgehend Material zum
Bau eines Hilfslagers nach Durazzo abgeht, um 650 Perſonen Unter=
kunft
zu gewähren. Ferner ſollen 350 Decken, die in erſter Linie für
Frauen und Kranke beſtimmt ſind, nach Durazzo verſchifft werden.
Unwetter in Italien.
Rom. Die Züge in Oberitalien erlitten beträchtliche Verſpätungen.
In der Umgebung von Mailand liegt der Schnee 20 Zentimeter hoch.
Die Bora hat in Trieſt in der Nacht auf den 24. Dezember, bei 3 Grad
unter Null, eine Geſchwindigkeit von 120 bis 130 Kilometern erreicht.
Ein Zug entgleiſte; ein Reiſender wurde leicht verletzt. Durch den
Sturm wurden ſämtliche Telephon= und Telegraphenleitungen geſtört.
In einem Hauſe in Trieſt wurde am 24. Dezember ein Mann erfroren
aufgefunden. In Montenegro iſt das Automobil nach Podgerica vom
Sturm in einen Abgrund geworfen worden, wobei ein Reiſender ge=
tötet
und mehrere leicht verletzt wurden.
Wieder ein Eiſenbahnung ück in Frankreich.
TU Paris. Zwiſchen Toulon und St. Raphael entgleiſte ein in
voller Fahrt befindlicher Schnellzug. Die Lokomotive und ein Wagen
ſtürzten um. Der Zugführer wurde getötet. 15 Reiſende wurden
wehr oder weniger ſchwer verletzt.

Die deutſchen Kirchen im Jahresſpiegel.
Das Abſchied nehmende Jahr 1926 brachte für die chriſtlichen Kirchen
vor allem die Weiterführung des großen, weltumſpannenden Einigungs=
werkes
. Konnte im Hinblick auf die Weltkonferenz von Stockholm
die Frage erhoben werden, ob es nicht bei einem einmaligen kühnen
Wurf ſein Bewenden haben werde, ſo hat die Arb itstagung des Fort=
ſetzungsausſchuſſes
der Konferenz in Bein im Auguſt d. J. ein Jahr
nach der Kirchenverſammlung ſelbſt die Zweifelnden eines Beſſern
belehrt. Man iſt wieder zuſammengekommen und hat einen Haupthemm=
ſchuh
für die Entfaltung des ökumeniſchen Gedankens aus dem Wege
geräumt durch jene vielbeachtete, aus ſchwerem Ringen geborene Er=
klärung
zur Kriegsſchuldfrage, in der ſich die gewichtige F ſtſtellung
findet, daß ein jedes erzwungene Bekenntnis, wo immer es auch ab=
gelegt
ſein mag, moraliſch wertlos und rligiös kraftlos iſt. Neben
dieſer Ak ion, die ſür das evang. Deutſchland endgültig den Weg frei
machte i die internationale kirchliche Front, ſteht als weiteres wichtiges
Ergebnis: die Begründung eines wiſſenſchaftlichen Forſchungs=
inſtituts
für die ſozialethiſchen Fragen (mit dem Sitz in Zürich).
Das Inſtitut, das die Fühlung u. a. mit dem Internationalen Arbeits=
amt
in Genf aufn hmen wird, hat die Aufgabe, die Grundſätze und
Richtlinien für das ſoziale Handeln der chriſtlichen Kirchen herauszu=
arbeiten
. Wie vielgeſtaltig die chriſtliche Einheitsbewegung heute iſt,
bewieſen die gleichfalls in den ökumeniſchen Sommer 1926 fallenden
großen imternationalen Kongreſſe der Inneren Miſſion in Amſterdam
und der chriſtlichen Weltjugend in Helſingfors.
Aber auch das Kirchenweſen der nationalen Gemeinſchaften iſt von
dem großen Zug der Zeit zum Zuſammenſchluß bherrſcht. Man
hat mit Recht darauf hingewicſen, daß die nationalen Kirchenbünde, die
innerhalb des letzten Dezenniums füberall entſtanden, ſo in Nordamerika,
der Schweiz und Deutſchland, die Vorausſetzung und Grundlage bildeten
für einen Zuſammenſchluß im internationalen Rahmen. Der im Jahr
1922 ins Leben getretene Deutſche Evang, Kirchenbund hat
ſeitdem als Organ der Kooperation der 28 deutſchen Landeskirchen eine
bemerkenswerte Entwicklung durchgemacht. Bereits greift er aber weit
über die Reichsgrenzen hinaus durch Angliederung deutſcher evang.
Gemeinden in aller Welt, für die das erſte Kirchenbundesgeſetz die recht=
lichen
Grundlagen geſchaffen hat. Von dieſer Angliederungsmöglichkeit
haben in dem hinter uns liegenden Jahre, mit beſonderer Fraude be=
grüßt
, u. a. die evan. Kirchen Deutſch=Oeſterreichs Gebrauch
gemacht auch ein Stück Vorarbeit, wie man hoffen darf, für das von
70 Millionen deutſcher Stammesbrüder erſehnte Hochziel des national=
ſtaatlichen
Zuſammenſchluſſes. Der in den Umwälzungen des letzten
Jahrzehnts erfolgreich um Anerkennung ringende Grundſatz, daß
Staatsgrenzen nicht Kirchengrenzen ſind, findet in
dieſen Entwicklungen einen höchſt bezeichnenden Ausdruck.
In dem Einladungsſchreiben des ſchwediſchen Erzbiſchofs Soeder=
blom
zur Stockholmer Weltkonferenz findet ſich der Satz: Die chriſt=
liche
Barmherzigkeit kann nicht mit wahrem Ernſt ihr Werk ausrichten,
ohne auf ſoziale Mißſtände zu ſtoßen, deren Beſeitigung unerläßlich
iſt‟ Damit iſt die Ueberzeugung gekennzeichnet, aus der heraus die
chriſtlichen Kirchen die Hand an die ſozialen Aufgaben der Zeit
gelegt haben. Ueber die durch die Soziale Botſchaft des Deutſchen
Kirchentages vom Juni 1924 und dann die berühmte Botſchaft von
Stockholm vom Auguſt 1925 eingeleitete Klärung der Grundſatzfragen
hinaus iſt man bereits auh zu praktiſcher Einzelarbeit ge=
kommen
.
Willſt du ein Chriſt ſein, ſo mußt du die Wohnungsnot
der Brüdern und Schweſtern als deine eigene Not empfinden im
Geiſt dieſes am diesjährigen Oſterfeſt von den evang. Kanz In eines deut=
ſchen
Landes verleſenen Aufrufs hat man an den Kernpunkt der
ſozialen Frage Hand angelegt. Evang. Heimſtätten= und Siedlungs=
ausſchüſſe
ſind überall eutſtanden oder im Entſtehen begriffen (ſo u. a.
in Schleſien, Rheinland, Provinz Sachſen, Hamburg) die in enger Zu=
ſammenarbeit
mit den fachmänniſchen Stellen, den Wohnungsfürſorge=
Geſellſchaften den Siedlungsgedanken auf jede Art fördern ſollen. Ihre
Zuſammenfaſſung beſitzen dieſe Ausſchüſſe in der im Frühjahr d. J.
von einer Reihe von Spitzenverbänden gegründeten Deutſchen Evang.
Heimſtättengeſellſchaft. An konkreten Bauvorhaben ſteht für die nächſte
Bauperiode im Frühjahr 1227 u. a. eine größere Mittelſtandsſiedlung
in Berlin ſowie eine Arbeiter=Eigenheimſiedlung in dem Induſtrieort
Forſt (Lauſitz) in Ausſicht.
Der Kampf gegen die Dämonie der wieder anwachſenden Arbeits=
loſigkeit
mit der ſich viele der nicht perſönlich Betroffenen nur allzuſehr
abgefunden haben wird geführt durch eigentliche Arbeits=
beſchaffung
, wie ſie z. B. in großzügiger Weiſe der Schleswig=
Holſteiniſche Landesverein für Innere Miſſion durch Ankauf eines 800
Hektar umfaſſenden Oedlandg=bietes unternommen hat, und ſodann
durch die nicht minder wichtige geiſtige Pflege der Erwerbsloſen,
insbeſondere der Jugendlichen unter ihnen. Einen ſchönen Verſuch in
dieſer Richtung machte die Evang. Soziale Schule in Spanda=:, die im
November d. J. 65 jugendliche Erwerbsloſe für vier Wochen zu einer
Lebens= und Arbeitsgemeinſchaft ſammelte; es iſt heute, erklärte der
Leiter des Lehrganges, dringendſte Pflicht des Chriſtentums, praktiſch
unter den Erwerbsloſen zu ſtehen.
Stehen dieſe Arbeiten unter dem Zeichen der drängenden äußeren
Nok, ſo wächſt gleichzeitig von innen her eine Bewegung, von der einer,
der es wiſſen muß, geurteilt hat: wer hier das Wehen des Geiſtes ge=
ſpürt
habe, der zweifle nicht mehr an Deutſchlands Zukunft. Wir meinen
die Volkshochſchulbewegung, insbeſondere in der Form der
Heimſchule auf dem Lande, die in den letzten Jahren einen wahren
Frühling in Deutſchland erlebt hat. Wie hier junge Menſchen wachſen,
die es in innerlicher, wahrhaftiger Bildungsarbeit lernen, auf die
Gaſſen acht zu haben und nach den Sternen zu ſehen, und wie dieſe
Menſchen heute ganzen Landſtrichen neuie geiſtige Züge aufzuprägen be=
ginnen
, das iſt in der Tat in hohem Maße bemerkenswert. Unter den
etwa 50 Volkshochſchul=Heimen in Deutſchland ſind 29 ländliche Heim=
ſchulen
mit ausgeſprochen evang. Charakter, die zumeiſt in einem Ver=
band
deutſcher und chriſtlicher Volkshochſchulheime auf dem Lande zu=
ſammengeſchloſſen
ſind. Und gerade dieſes chriſtliche Volksbildungsweſen
iſt in einer auch das Jahr 1926 kennzeichnenden kraftvollen Entwicklung
begriff. n.
Wie denn überhaupt neben den Erſcheinungen der Zerſetzung und
des Niederganges andere Zeichen der Zeit nicht fehlen, um die ſich das
Hoffen ranken kann. Mag man hier denken an die bewegte Jugend
aller Wimpel, die immer noch da iſt, auch wenn es von d.r Jugend=
bewegung
ſtiller geworden, und die das iſt das Folgenſchwere
den Wert der Gemeinſchaft wieder entdeckt hat. Man mag hinweiſen
auf die neuen Anſätze einer im Boden des Volkstums wurzelnden Kunſt,
wie ſie in der n=uen Singebewegung oder auch in der ernſten Arbeit
des Bühnenvolksbundes ſichtbar werden. Man mag ſich erinnern an die
verheißungsvolle Neuorientierung der Naturwiſſenſchaft die
z. B. in der Medizin zu einer völlig veränderten Bewertung des
Seeliſchen im Verhältnis zum rein Körperlich=Materiellen geführt hat.
Man mag endlich die Kriſis und Neubeſinnung im Weltanſchau=
lichen
, wie ſie in dem Wort von der Luther=Renaiſſance bezeichnet
iſt, in den Kreis der Betrachtung ziehen. Sind die hier wirkſamen neuen
Kräfte urſpmünglich und ſtark genug, um uns das Recht zu gebm, noch
einmal aufzuatmen, ſtark genug, um ein neues Geſchlecht und eine neue
Zeit heraufzuführen?

24 Tote bei einem Schiffszuſammenſtoß.
London. In der Nacht zum 25. Dezember ſtieß der britiſche
Dampfer Burum, der auf der Fahrt von Hamburg nach Sapele in
Weſtafrika begriffen war, auf der Höhe von Portland, dreißig See=
meilen
von der Küſte entfernt, mit der franzöſiſchen Bark Eugene
Schnieder zuſammen. Es wird befürchtet, daß von der aus 28 Mann
beſtehenden Beſatzung der franzöſiſchen Bark 24 ertrunken ſind.
Der engliſche Dampfer, der nur wenig beſchädigt wurde, fuhr mit den
Ueberlebenden nach Portland, wo er zwei oder drei Tage zur Unter=
ſuchung
bleiben wird.
Rieſenſcheckfälſchungen in Helſingfors.
Helſingfors. Am Weihnachtsabend wurden hier große Scheck=
fälſchungen
aufgedeckt. Die im Umlauf befindlichen falſchen Schecks be=
laufen
ſich auf über zwei Millionen Kronen. Die Betrüger konnten
noch nicht ermittelt werden.
Neues aus dem trockenen Lande.
EP. Ein vorzeitiges Ende bereitete die Polizei einem wohldurch=
dachten
Plan, den einige geſchäftstüchtige Leute in Pocatello (Idaho) ſich
ausgedacht hatten, um die feſtliche Tafel ihrer trotz aller Verbote ewig
durſtenden Mitbürger in den Weihnach sfeiertagen mit den nötigen Ge=
tränken
zu verſehen. In einem ſchon lange verdächtig erſcheinenden
Hauſe ir. einem der Vororte gelang es der Polizei vor kurzem um
Mitternacht, ein ganzes Neſt von Alkohol=Hehlern aufzuheben. Man
fand dortſelbſt hunderte von Flaſchen mit der Aufſchrift Paradies=
Haartinktur, in die aber nichts anderes gefüllt wurde, als die ſo köſt=
lichen
und lieblichen Getränke, wie Benediktiner, Chartreuſe. Cherry
Brandy und ähnliches. Zu ihrer ſicher großen Freude fand die Polizei
auch eine umfangreiche Liſte der Beſteller der Haartinktur, die nun
wohl zu dieſem Feſt ſich kaum werden ihrer bedienen können.

Gegen die Erhöhung der Branntweinſieuer.
Nach der Regierungsvorlage über die Senkung der Zuckerſteuer ſoll
der dabei auf rund 75 Millionen Reichsmark veranſchlagte Einnahme=
ausfall
durch eine Erhöhung der Hektolitereinnahme für Trinkbrannt=
wein
von 280 auf 380 Reichsmark ausgeglichen werden. Der Monopol=
verkaufspreis
für Trinkbranntwein wird ſich dadurch von 430 RM. auf
mindeſtens 530 RM. je Hektoliter erhöhen. Gegen dieſe Garhöhung hat
bereits die Deutſche Kartoffelbaugeſellſchaft, der Reichs=Landbund und
der Deutſche Landwirtſchaftsbund protiſtiert, weil daraus ſchwerſte
Schäden ſtir das landwirtſchaftliſche Brennercigewerbe entſtehen müſſen.
Es liegt auch fetzt eine Entſchließung der Haupvmſammlung der Ab=
teilung
Süddeutſchland des Verwertungsverband s deutſcher Spiritus=
fabrikanten
vor, in der die Vertreter des bayeriſchen, württembergiſchen
und badiſchen Brennereigeweubes einmütig ſchärfſte Verwahrung gegen
die plötzlich von der Reicksregierung beabſichtigte Erhöhung der Brannt=
weinſteu
=r einlegen. Eine ſolche Maßnahme ſo heißt es in der
Entſchließung würde das ohnehin ſchon ſtark gefährdete Gewerbe, in
allererſter Linie die Abfindungsbrenner, vollends zum Erliegen bringen,
da dadurch der Verbrauch von Tvinkbranntwein und damit auch der
von gewerblichem Spiritus, noch weiter erheblich h.rabgedrückt Fäirde.
Die aus allen Teilen Süddeutſchlands zuſammen gekommenen Ver=
treter
des ſüddeutſchen Gewerbes erwarten von ihren Landesregi rungen
und Reichstags=bgeordneten, daß ſie dieſe un rwartete Maßnahme ab=
lehnen
. Wenn ſie darauf dringen, daß anläßlich der Beratung d.s
neuen Monopolgeſetz s gewiſſenhafte Feſtſtellungen über die zu erwar=
tenden
Auswirkungen dieſer Maßregel vorgelegt werden, dann werden
ſie erkennen, wie ernſtlich das ſüddeutſche Brennereigewerbe (klein wig
groß) durch dieſen Schritt gefährdet wid, während der erhoffte fiskali=
ſche
Erfolg doch am Ende ausbleibt.

Geſchäftliches.
Madame Alamode parfümiert ſich.
Wer da meint, ſie ſei im Wandel der ereignisvollen Zeiten erblichen,
um in der Numpelkammer der Kulturgeſchichte ein mumienhaftes
Daſein zu führen, irrt gewaldig. Weder das verheerende, furchtbare
Wetter, das Deutſchland heimſuchte, noch ſeine ſtürmiſchen Nachwehen
vermochten ihr das Lebenslicht auszublaſen. Denn Madame Alamode
lebt und lockt, und die allzu wandelbaren Töchter der Eva folgen ihr
nach wie vor. Sie betört wieder die leichtvergeßlichen unter den Frauen
Deutſchlands und ſucht ihren allzu gläubigen Schülerinnen plauſibel
zu machen, daß man ſeine Parfümerien nur aus Paris beziehen muß.
In den Theaterlogen wie in den Hotels, auf den großen offiziellen
Bällen wie bei den intimen Tanztees ſucht ſie ihre Anfängerinnen
zu ſammeln.
Ala franceſe, wie im Zeitalter der Reifröcke und Puderperücken,
muß ſcheinbar auch heute noch der Duft ſein, mit dem ſich die deutſche
Dame als Frau von Welt ausweiſen zu müſſen glaubt. Und warum?
Das weiß eigentlich keine dieſer Schwärmerinnen reſtlos überzeugend zu
beantworten. Jedenfalls muß es recht ſonderbar berühren, wenn man
in Geſellſchaft den Damen namhafter deutſcher Induſtrieller begegnet,
die in abſoluter Verkennung der Verhältniſſe den franzöſiſchen Par=
fümerien
den Vorzug geben. Ob ſie es nicht empfinden, daß ihre Zeit=
genoſſen
den ausländiſchen Erzeugniſſen der ihnen näherſtehenden In=
duſtrie
aus der gleichen Laune heraus den Vorzug geben könnten? Mehr
Gemeinſchaftsgefühl, meine Damen! Denn vorläufig fehlt es noch an
tieferen Gründen und ſtichhaltigen Beweiſen für die Einzigartigkeit der
Wohlgerüche aus dem europäiſchen Weſten. Wenn wir nicht annehmen
ſollen, daß bei denen, welche die galliſchen Duftgötter kritiklos an=
beten
, die Alamoderei des 17. Jahrhunderts zur erblichen Belaſtung
geworden zu ſein ſcheint. Es ſpricht vielmehr für die ſchöpferiſche
Lebenskraft des deutſchen Induſtriefleißes, daß man auch heute noch, ja
mehr denn je, in den fernſten Zonen der Erzeugniſſen der deutſchen
Parfümerie begegnet. Das Geheimnis der Qualität, das von jeher in
den drei inhaltsſchweren Worten made in Germany ſteckte, übt wieder,
trotz aller Gegenſtrömungen der Zeit, ſeine Suggeſtion auf das Aus=
land
aus. Wir hatten wiederholt Gelegenheit, uns von der erfolgſtarken
Wirkung zu überzeugen, die gerade das deutſche Edelparfüm tagtäglich
erzielt. Und ein paar Stündchen in unſeren im beſten Sinne des
Wortes im guten Geruch ſtehenden Welthäuſern genügen, um die
Ausmaße eines weltumſpannenden Exports kennen zu lernen. Will es
die deutſche Frau erſt ſoweit kommen laſſen, von der Ausländerin
zu lernen, was an unſeren deutſchen Parfümerien dran iſt? Oder ſollen
ihr die heimiſchen Erzeugniſſe unter fremden Etikett dargeboten werden,
um ihr zu beweiſen, daß ſie tatſächlich einem Aberglauben aus Urgroß=
mutterzeit
huldigt? Bei aller Sympathie für die friedliche Zuſammen=
arbeit
der Völker und die Internationalität des Handels ſollte man
hier denn doch etwas mehr Einſicht, Urteilsfähigkeit und National=
bewußtſein
erwarten.?

Rund=Funk=Programme.
Frankfurt.

Dienstag, 28. Dez. 3.30: Stunde der Jugend. Dr. Maier=
Teonhard: Der Dulder Odyſſeus. Für Kinder vom 10. Jahre ab.
O 4.30: Hausorch. Operettenmu ik. O 5.45: Leſeſtunde. Aus Die
Buddenbrooks von Thomas Mann. O 6.15: Uebertr. Caſſel.
O. 6.15: Poſtinſp. Heerdt: Der Kondenſator. O 6.45: Anlage,
Erziehung, Charakter, von Prof. v. Düring. O 7.15: Altdeutſche
Tafelmalerei 11, von Dr. Götz. O 7.45: Grundzüge des deutſchen
Strafrechts 6, von Dr. Aſchaffenburg. O 8.15: Opern=Abend.
Mitw.: Anny van Kruyswyk. O 9.15: Celloſonaten. Ausf.: Miſcha
Schneider (Violoncello), und Dr. Merten (Flügel). Anſchl.: Neue
Schallplatten.
Stuttgart.

Dienstag, 28. Dez. 4.15: Konzert. Blankenburg: Künſtler=
blut
. Feldmann: Aegyptiſche Nächte. Bach: Jubel=Ouv.
Weber: Concertino für Klarinetle. Retelbey: In einem chineſiſchen
Tempelgarten. Einl.: H. Lingor. d’Albert: Fan.a ie. Bach:
Serenade erotique. Delibes: Coppelia, Ballett. O 6.15: Dr.
Ernſt Müller: Wert und Wirklichkeit. O 6.45: Morſekurs. O 7.15:
Dir. Reißenberger: Ste an Ludwig Roth, der große Siebenbürger=
Sachſe. O 7.45: Nachrichten des Oberdeutſchen Funkverbandes.
O 8: Kammermuſikvereinigung des Philh. Orch. Mitw.: E. Böhme
(Fagott), F. Kirchberger (Cello). B=ethoven: Sonate F=dur.
Mozart: Sonate für Fagott und Cello. Anſchl.: Lieder= und
Märchen=Abend. Leit.: Georg Ott. (u. a. Weihnachtslieder von
Peter Cornelius, mit verbind. Text von Chr. Schmitt). Mitw.:
Lieſel Gehrung, O. Süſſe (Bariton). G. Ott. O. Seyfert.

Berlin.
Dienstag, 28. Dez. 12.30: Die Viertelſtunde für den Landwirt.
O 4: Stunde mit Büchern. O 4.30: Konzert=Orch. Hermbach.
Blon: Unter der Friedensſonne. Strauß: Ouv. Die Fledermaus.
Delibes: Ballettmuſik aus Coppelia. Meyer=Helmund: Ro=
koko
, Liebeslied. Ballgeflüſter. Popy: Suite Orientale.
Manfred: Plaudereien aus der Kinderſtube. Strauß: 3 Walzer.
Saint=Saens: Aus Samon und Dalila. Egen: Eine tolle
Nacht, Foxtr. Schubert: Potp. Dreimäderlhaus. O 7: Sendeſpiel
Lohengrin, Oper von Wo ner. Hauptverſ.: Heinrich der Vogler,
deutſcher König: Louis van de Sande: Lohengrin: J. Urlus; Elſa
von Brabant: Göta Liungberg; Telramund: Th. Scheidl: Ortrud,
Gemahlin: Henriette Gottlieb u. a. Ort der Handlung: Antwerpen.
Erſte Hälfte des 10. Jahrh.
Königswuſterhauſen. Dienstag, 23. Dez. 3.39: Ob.=Schullehrer
Vorwerk: Der neuzeitliche An angsunterricht. O 4: Aus der päda=
gogiſchen
Welt. O 4.30: Aus dem Zentra inſtitut. O 5: Dr.
Archenhold: Vorgänge im Planetenſyſtem. O 6: Min.=Rat Gaſſner:
Das Kündigungsſchutzrecht. O 6.30: G. v. Eyſeren, C. M. Alfieri=
Spaniſch für Anfänger. O. Ab 7: Uebertr. Berlin.

Wetterbericht.
Wettervorherſage für Mittwoch, den 29. Dezember 1926.
(Nach der Wetterlage vom 27. Dezember 1926.)
Wolkig, Temperaturen etwas anſteigend, noch vorwiegend trocken.
Heſſiſche Wetterdienſiſtelle.

Saupictitienung Muoo f Maup=
Jerantworilich für Politt= und Wirtſchaft: Rudolf Mauve; für Feuilleion, Reick und
ueland und Heſſiſche Nachrichten Max Streeie; ür Sport: Dr. Eugen Buhimann;
ür den Echiußdienſt: Andreas Bauer; für den Inſeratenteil: Willp Kuble;
Druck und Verlag T F W. Gh ämtlich in Darmſfadi.

Die heutige Nummer hiat 12 Seiten.

[ ][  ][ ]

Kohlenpzoduktion
und Kohlenhandelsbilanz.
Der engliſche Bergarbeiterſtreik iſt beendet, engliſche
Kohle findet wieder über die Nordſeehäfen Eingang in Deutſch=
land
. Weſche Anregungen dieſer Streik und der dadurch in Eng=
land
entſtandene Förderausfall der deutſchen Produktion gegeben
hat, in welcher Weiſe die deutſche Kohlenaußenhandelsbilanz
aktiviert worden iſt, das zeigt das folgende Schaubild. Die
Steinkohlenförderung iſt vom Mai d. J. ab ſehr ſtark geſtiegen.

Auch die Förderung von Braunkohle, die vielfach in die
Lücken der in den letzten Monaten etwas knapp gewordenen
Steinkohle getreten iſt, iſt in der fraglichen Zeit günſtig beein=
flußt
worden.
Den monatlichen Ausfuhrüberſchuß von Stein=
kohle
und Koks haben wir aus der Handelsſtatiſtik errechnet.
Betrug der Ausfuhrüberſchuß für Steinkohle in den Monaten
vor dem Streik 9 bis 19 Mill. RM., ſo wuchs er in dem Zeit=
raum
Juli bis November d. J. auf 65 bis 85 Mill. RM. monat=
lich
an. Auch der Koksaußenhandel iſt, wie das Schaubild zeigt,
von den Auswirkungen des engliſchen Bergarbeiterſtreiks günſtig
beeinflußt worden. Der Koksausfuhrüberſchuß wuchs von 9 bis
10 Mill. RM. monatlich vor dem Streik bis auf über 30 Mill.
Reichsmark während und nach der Beendigung des Streiks.
Wirtſchaftliche Rundſchau.
Die amtliche Großhandelsindexziffer au 21. Dezember 1926. Neue
Berechnungsmethode. Die amtliche Großhandelsindexziffer des Stati=
ſtiſchen
Reichsamts iſt auf eine neue, erweiterte Grundlage geſtellt wor=
den
. Neben einer Ausdehnung der Anzahl der Waren und der Preis=
notierungen
der Rohſtoffe und Halbwaren umfaßt die neue Berechnung
auch die Preiſe für induſtrielle Fertigwaren. Die Grundlagen der neuen
Bercchnung ſowie die Ergebniſſe ab Januar 1924 ſind in Heft 23 der
vom Statiſtiſchen Reichsamt herausgegebenen Zeitſchrift Wirtſchaft und
Statiſtik veröffentlicht worden. Während die Indexziffer für die Agrar=
ſtoffe
gegenüber der Vorwoche keine Veränderung erfahren hat, iſt die
Indexziffer für die induſtriellen Rohſtoffe und Halbwaren um 0,2 b. H.
geſtiegen. Die Preiſe der induſtriellen Fertigwaren haben leicht nach=
gegeben
. Der Geſamtindex hat um 0,1 v. H. angezogen. Unter den
Einzelgruppen der Agrarſtoffe wurde das auf faſt allen Märkten ver=
zeichnete
Anziehen der Viehpreiſe durch den Rückgang der Preiſe für
Vieherzeugniſſe (Butter, Eier) ausgeglichen. Under den Induſtrieſtoffen
wurde der Rückgang der Gruppe Eiſen" durch ſinkende Schrott= und
Weißblechpreiſe verurſacht, während innerhalb der Gruppe Bauſtoffe
vor allem die Preiſe für Bauhölzer angezogen haben. Von den indu=
ſtriellen
Fertigwaren ſind nur die Preiſe der Konſumgüter weiter zu=
rückgegangen
. Die nach der alten Methode berechnete Großhandels=
indexziffer
würde ſich auf 131,0 ſtellen, alſo gegenüber der Vorſpoche um
0,2 höher fein.
Auflöfung des Intereſſengemeinſchaftsvertrags zwiſchen der Scheide=
anſtalt
-Metallgruppe. Wie wir erfahren, hat es ſich gezeigt, daß die
Intereſſengemeinſchaft zwiſchen den drei Geſellſchaften des Metallbank=
konzerns
, der Deutſchen Gold= und Silber=Scheideanſtalt, der Metallbank
und Metallurgiſchen Geſellſchaft und der Metallgeſellſchaft in Frank=
furt
a. M. die Bearbeitung der ſchon immer beſtehenden gemeinſamen
Intereſſen nicht weſentlich erleichtert, dagegen die an ſich notwendige
Selbſtändigkeit und Entwicklung der eigenen Intereſſen eher behindert
hat. Die Vorſtände der drei Geſellſchaften ſind daher auf Grund freund=
ſchaftlicher
Vereinbarungen übereingekommen, den beſtehenden Inter=
eſſengemeinſchaftsvertrag
mit Wirkung ab 1. Oktober 1926, dem Beginn
des neuen Geſchäftsjahres, aufzulöſen. Zwiſchen der Metallgeſellſchaft
und der Metallbank ſoll das Intereſſengemeinſchaftsverhältnis, das be=
kanntlich
ſchon vor dem Intereſſengemeinſchaftsvertrag Scheideanſtalt
MetallbankMetallgeſellſchaft beſtand, wieder zum Aufleben gebracht
werden. Ebenſo wird zwiſchen der Deutſchen Gold= und Silber= Scheide=
anſtalt
und den beiden anderen Geſellſchaften das frühere Freundſchafts=
verhältnis
und die gegenſeitige Vertretung in den Aufſichtsräten fort=
beſtehen
.
Merkur A.=G. für Induſtrie und Handel in Frankfurt a. M. In
der H.V. wurde die Auflöſung der mit 500 000 Rm. Aktienkapital ar=
beitenden
Geſellſchaft beſchloſſen. Zum Liquidator wurde Friedrich
Kiel beſtellt.
Frankfurter Hypothekenbank, Frankfurt a. M. Zu der Kapital=
erhöhung
um 4,72 Mill. Rm. auf 10,005 Mill. Rm. erfahren wir noch,
daß ein Bezugsrecht für die Aktionäre in Ausſicht genommen iſt in der
Form, daß auf drei alte Aktien zwei neue entfallen. Der Bezugspreis
dürfte ſich, wie gemeldet, auf 125130 Prozent ſtellen.
Pfalz=Motorenwerke A.=G., Speher a. Rh. In einer am 17. Ja=
nuar
1927 ſtattfindenden ao. HV. wird der Vorſtand über die gegen=
wärtige
Lage des Unternehmens berichten und den Antrag auf Liqui=
dation
der Geſellſchaft zur Beſchlußfaſſung ſtellen.
Kohlenförderung im Ruhrgebiet. Nach vorläufigen Berechnungen
turden in der Zeit vom 12. bis 18. Dezember im Ruhrgebiet in ſechs
Arbeitstagen 2 531 004 Tonnen Kohle gefördert gegen 2 422 761 Tonnen
in der vorhergehenden Woche bei 5/8 Arb itstagen Die Kokserzeugung
ſtellte ſich in den 7 Tagen der Berichtswoche auf 531 566 Tonnen gegen
532 215 Tonnen in der vorhergehenden Woche, die Preßkohlenherſtellung
auf 85 015 Tonnen gegen 79 869 Tonnen in der Vorwoche bei ſechs bzw.
52)g Arbeitstagen. Die arbei’stägliche Kohlenförderung b=trug in der
Zeit vom 12. bis 18. Dezember 421 843 Tonnen gegen 450 746 Tonnen
in der vorhergehenden Woche. Die tägliche Kokserzeugung belief ſich auf
75 983 Tonnen (76 031 Tonnen), die arbeitstägliche Preßkohlenherſt=llung
auf 14 169 Tonnen (14 859 Tonnen).
Keine neuen italieniſchen Einfuhrverbote für Deutſchland! Nach=
richten
gegenüber, die ſeit mehreren Wochen auftauchen und von neuen
itglieniſchen Einfuhrverboten für deutſche Erzeugniſſe wiſſen wollen,
hält es die Deutſch=Italieniſche Handelskammer zu Frankfurt a. M. für
erforderlich ausdrücklich feſtzuſtellen, daß Italien in bezug auf Deutſchland
keine neuen Einfuhrverbote erlaſſen hat. Ein Dekret, das irrigerweiſe als
Liſte neuer Einfuhrverbote angeſehen wurde, von denen auch Deutſchland
betroffen würde, war lediglich eine Zuſammenſtellung der bis zu jenem
Zeitpunkt erlaſſenen Einfuhrverbote und bemerkte übrigens ausdrück=
lich
, daß die durch Handelsverträge feſtgelegten Vereinbarungen nicht
davon berührt würden. In der Tat beſtehen ſeit dem Abſchluß des
Handelsvertrages mit Italien für Deutſchland Einfuhrverbote nur für
vier Artikel, und zwar für friſche Trauben, für Wermutwein, für
Schwefel und unbelichtete Filme Zum Teil dürften dieſe Artikel für
die deutſche Ausfuhr an und für ſich nicht in Betracht kommen. Soweit
die deutſche Ausfuhr aber daran intereſſiert iſt, muß man billigerweiſe
anerkennen, daß die italieniſche Regierung auf einfachen Antrag hin
auch für dieſe Artikel in weitherziger Weiſe die Einfuhr aus Deutſch=
land
geſtattet hat.

Frankfurter Effektenbörſe.
Frankfurt a. M., 27. Dezember.
Die Börſe eröffnete heute gleich nach der Unterbrechung durch die
Feiertage in recht lebhafter und feſter Verfaſſung. Beſonders im Vorder=
grund
des Intereſſes ſtanden Montan= und Elektrowerte, erſtere auf die
bekannte gute Beſchäftigung der Ruhrzechen und die Steigerung der
Nachfrage ſeitens der eiſenderarbeitenden Induſtrie, letztere auf die
Ausſichten, daß die großen Projekte, die ſchon 1925 zum Teil geplant
waren, nunmehr in 1927 zur Ausführung gelangen ſollen. Es ergaben
ſich durchweg mehrprozentige Kursbeſſerungen, außerdem fanden noch
Sonderbewegungen in Mannesmann, Mansfelder Bergbau, Phönix und
Oberbedarf ſtatt, die Kursgewinne von 5 und mehr Prozent nach ſich
zogen. Auch die Banken ſetzten ihre Steigerung weiter fort, ebenſo die
Schiffahrtsſverte, nehrend der Markt für die Aktien der J.=G. Farben=
induſtrie
dernachläſſigt wurde. Dafür waren aber Deutſche Gold= und
Silberſcheideanſtalt außerordentlich ſtark verlangt und trotz 15proz.
Kurserhöhung konnte die Nachfrage zunächſt niht befriedigt werden.
Man hält die Trennung der Scheideanſtalt vom Metallbankkonzern für
außerordentlich günſtig für die weitere Entwicklung des Unternehmens
und denkt dabei auch an eine eventuelle beſſere Verbindung mit einer
anderen Jutereſſengruppe. Deutſche und ausländiſche Renten waren
durchaus vernachläſſigt. Nur in Türken fanden einige Umſätze ſtatt, die
aber keine Kursveränderungen zur Folge hatten.
Auch der weitere Geſchäftsgang der heutigen Börſe bließ reiht feſt
und lebhaft. Für Montanwerte ergaben ſich durchweg weitere erheb=
liche
Kursbeſſerungen. Namentlich Mannesmann nahmen einen großen
Teil der allgemeinen Aufmerkſamkeit in Anſpruch. Gegen 1 Uhr wurden
ſie mit 211 bezahlt. In Scheideanſtalt kam kein Kurs zuſtande. Es
waren einige hundert Mille geſucht, während die zur Verſtigung ſtehen=
den
Aktien nur einige Mille betrugen. Die letzte Notierung am Don=
nerstag
abend war 178, die Geldnotix war heute gegen 1 Uhr 193. Täg=
liches
Geld 5½ Prozent. London=Paris 122½
Die Abendbörſe war in ihrem Grundton feſt geſtimmt; be=
ſchäftigte
ſich aber in der Hauptfache nur mit den Spezialwerten. Am
Monkanmarkt regt immer noch der durch die Jahreszeit erhöhte Kohlen=
abſatz
an, ſo Gelſenkirchen 175¾ (pl. 1¾), Phönix 135 (pl. ½), Man=
nesmann
211 (pl. 1½) Stahlverein 150½ (pl. ½), ſpäter 151½. Man
fpricht davon, daß Mannesmann das Gebot des Stahlvereins auf
Aktienumtauſch im Verhältnis von 1½:1 abgelehnt hat. Damit werden
die in der letzten Zeit getätigten Tauſchoperationen, zwiſchen Stahl=
verein
und Mannesmann gegenſtandslos. Die Kurſe der Werte des
Metallbankkonzerns waren, wie am Mittag, ſcharf umſtwitten. So waren
Metallgeſellſchaft nacheinander mit 181,50, 182, 181½, gefragt, Scheide=
anſtalt
ſind immer noch ſtark geſucht bei 202 (pl. 7), ſpäter ſogar bei
204½. Metallbank 179¾ (pl. ½). J.=G. Farbeninduſtrie gaben etwas
nach auf 317½/ ( 7g). Die sübrigen Ak=ienmärkte waren ſehr vernach=
läſſigt
, vor allem der Elektromarkt, an dem faſt keine Kursveränderungen
eintraten. Wahys u. Frehtag aber 151¾ (pl. ¼). Heimiſche Renten
lagen etwas feſter; 5 Prozent Kriegsanleihe 0,77, ſpäter 0,72 p. U.
Januar 0,792½.

Berliner Effektenbörſe.

Berlin, 27. Dezember.

Die erſte Börſe nach den Feiertagen eröffnete bei belebtem Geſchäft
in freundlicher, vereinzelt ſogar feſter Haltung. Das Publikum zeigte
für die Papiere des Kaſſainduſtriemarktes Intereſſe, während die
Spekulation und namentlich das Rheinland, von Terminaktien weſtliche
Montanwerte bevorzugten. Beſondere Nachfrage lag nach Mannesman
vor, die mit 206 nach 201 einſetzten und während der ganzen Börſe rege
umgeſetzt wurden. Schiffahrtsaktien und Bankaktien hatten eb nfalls
einen größeren Markt. Im übrigen ging der Verkehr an den Aktien=
märkten
nur in Spezialpapieren über den normalen Umfang hinaus,
war aber trotzdem im Hinblick auf das unmittelbag bevorſtehende
Jahresende ais angeregt zu b zeichnen. Hemiend machte ſich bemerk=
bar
, daß in der Provinz die meiſten Banken noch geſchloſſen ſind und
die angeſpannten Geldſätze zu einer gewiſſen Zurückhaltung führen.
Für Tagesgeld, das reichlich angeboten wurde, verlangte man 4½ bis
6 Prozent, ſüir Gelder auf eimige Tage über den Ultimo wurden da=
gegen
8 bis 9 Prozent gefordert. Monatsgeld war nicht unter 7½ bis
8½ zu haben. Am Deviſenmarkt waren keine weſentlichen Verände=
rungen
feſtzuſtellen. Die Reichsmark notierte gegen New York bis
19,5 wieder erheblich über der Parität.
Paris und Mailand gingen zu den letzten Kurſen um, Madrid und
Oslo konnten ſich gegen London leicht befeſtigen. Im einzelnen lagen
von Montanaktien außer Mannesmann auch Eſſener Steinkohlen, Ilſe
Bergbau Köln=Neueſſen, Phönix, Vereinigte Stahlwerke, Gelfenkirchen,
Bochumer und Luxemburger bis 1 Prozent zum Teil 2 Prozent höher.
Von den öſtlichen Montanaktien zogen Laurahütte um 3½, Prozent an.
Kaliwerte auf Realiſationen nachgebend. Am ſtärrſten Salz Detfurth
7. Chemiſche Werte ruhig und behauptet. Nur Vereinigte Glanzſtoff
3 Prozent feſter. Elektroaktien wurden vorwiegend gekauft und erzielten
daher kleine Kursbeſſerungen. Unter Schiffahrtswerten konnten Kosmos
um 3 Prozent, Nordd. Lloyd um 1½ Prozent. Hapag ¼4 und Dtſch.
Auſtralier um 3 Prozent geſteigert einſetzen. Bankaktien lebhaft und
f.ſt. An der Spitze Berliner Handelsanteile und von Provinzbanken
der Barmer Bankverein um 3½. An den Nebenmärkten war für
Maſchinenfabriken gute Meinung erkennbau. Nationale Auto pl. 3,
Ludwig Löwe pl. 2½, Berl. Karisr. pl. 2. Auch Textilwerte, namentlich
Nordd. Wolle notierten über den letzten Schlußkurſen, wobei nur
Hammerſen auf die Streitigkeiten wit der Oppoſition eine Ausnahme
machten, Vgt. Schuhfabriken pl. 2 Schultheis pl. 1½. H imiſche Renten
ruhig, jedoch vorwiegend freundlich. Kriegsanleihe 0,755, Auslands=
renten
uneinheitlich.
Im weiteren Verlauf der Börſe erreichten Mannesmann= Röhren=
aktien
einen Kurs von 210½ nach 201 an der letzten Börſe. Mansfelder
unter Schwankungen feſt, Buderus 117,5 nach 114,5, Aſchaffenburger
Zellſtoff plus 3. Die Artien der Ver. Glanzſtoffabrik büißten wieder 6
Prozent ein. Gegen Ende der zweiten Stunde lagen Spezialwerte
günſtig, ſonſt neigten die Kurſe zum Abbröckeln. Am unnotierten Markt
wurden Adler=Kohle und Hochfrequenz gefragt. Privatdiskont kurze
Sicht 5 Prozent, lange Sicht 47½ Prozent. Die Börſe ſchloß bei Neigung
der Spekulation zu Realiſationen einheitlich ſchwächer. An der Nach=
börſe
üüberwog das Angebot, ſo daß Kurſe noch ½ Prozent unter den
Schlußnotierungen genannt wurden.

Aſchaffb. Zel’ſtoff.
Augsb.=Nürnb. Maſch /
Bamag=Mequin.
Berl. E. W. Stamm.
Berlin. KarlsruheInd
Braunkohl.=Briketts.
Bremer Vulkan

Bremer Wolle.
Teutſch.=Atlant. Tel.
Teutſche Maſchinen. /
Deutſch.=Nied. Tel..
Teutſche Erdöl .....
Deutſche Petroleum.
Ilt. Ka iwerke
Tonnersmarckhüte . .
Tynamit Nobel.
Rektr. L eferung. . .
G. G. Farben ...
D. Friſter. . .. . ...
Taggenau Vorz.. . .
Eelſenk. Euß ſtahl. .
G. f. elektr. Untern.
Salle Maſchinen
Han. Maſch. Egeſt.

Sanſa Ta

23 12 127. 12. 23. 12. 27 12 1 1.- 154. Hemoor Zement. 216. 1 4. 123.75 Hirſch Kupfer 105. 1677 52. 52.75 Höſch Eiſen 166. 167.75 158. 159. Hohenlohe Wer 25 95.75 98. Kahla Vorzellan 104. 108. 165. 164.25 Lindes Eismaſch 111.25 114. Lingel Schuh. 7.5 157. 159.875 Linke u. Hofmann 82 125 84.25 84 25 L. Loewe u. Co. 250. 115. 116. C. Lorenz 117 10.5 11. Ndl. Kohle 17453 174.875 184. 185. Nordd. Gum Trenſtein. 136.5 137.75 131.875 130. Rathgeber Waggon 6. 76.75 132.5 33. 25 Rombacher Hütten. 4. 13. 154. 153.75 Roſitzer Zucker. 86.25 86 25 57. Rütgerswerke 133.,5 33.625 316.5 Sachſeniverk 112 25 13 625 92.5 Sächſ. Gußſtahl 150 154. 56.621 Siemens Glas. 171.25 173. Ver. Lauſitzer Glas 132.25 1133. 183. 83.75 Volkſtedter Porzell. 50. 50 25 164.75 165. Weſtf. E. Langendreer 8 68. 120. Wittener Gußſtahl. 64. 65. 192,5 Zanberer=Werke. .. 207. 208.

Amſterdam=R.
Buenos=Aires.
Brüſſel=Antw
Tslo
Kopenhagen
Stocholm
Kelſingſors
Italien
London
Nem=York
Paris
Echkneiz
Spanien

23. 12.
Eeld /Brief
167.66 168.04
1.737) 1.741
58.29/ 58.0.
105.34 105.6
111.74 112.0:
112.0411 12.3

10.55
18.85
20.339
4.189
16.66
81.04
63.98

10.5
18.8
20.38
4. 19
16.*
81.24
64.10

Deviſenmarkt.
geld Brief
67.53/167.25 Wien D.=Oſt.abg
1 733/ 1.737 Prag.... .. ..."
58.30 52.44 Budapeſt..
05.87108.13 Japan.
111 66111.94 Mio de Janeiro
111.99/112 27. Sofia
10.545/10.58r Jugoflavien.
18.90 18.94/Kenſtantinopel
20.32820.37c/Liſſabon..."
4. 189 4. 199 /Danzig ......"
16 59 16.63 Athen ........"

80.97 81.17 (Kanada. . . . . ..
63 98 64.-14Urugugy. . . . .

23. 12
Geld /Brie
59.1859.3
12.411 12.45
5.87 5.0
2.050 2.054

27. 12
Geld /Brief
59.16 59.30
12.407112-447
5.67 5.89
2.0a6/ 2.050

0.500/ 9.5021 0.498/ 0.500
3.027 3.037/ 3.037 3.047

7.395/ 7.41
2.095/ 2.10
21 545 21.59

81.40
5. 29
4. 187

81.6
5.3
4.19

4.255 4.265

.395/ 7.415
2.095/ 2.105
21.545 21.595
81.40 81.80
5. 29 5.31
4.187 4.197
1.265 4.275

Produktenberichte.
Frankfurter Produktenbericht. Nach der mehrtägigen Unterbrechung
durch die Feiertage eröffnete der hieſige Produrtenmarkt erwartungs=
gemäß
in ſehr zurückhaltender und ruhiger Stimmung. Trotzdem die
Umſatztätigkeit ſehr gering war, blieben die Preiſe durchaus gehalten.
Gegenüber den Notierungen vom Donnerstag ſind die Preiſe unver=
ändert
. Es notierten: Weizen 29,2529,50, Roggen 24,50 Sommergerſte
2526,50 Hafer inl. 1919,50, Weizenmehl 4141,50 Roggenmehl 35
bis 36, Weizenklcie 11,75, Roggenkleie 12, Erbfen 4070, Linſen 5090,
Heu 8,7510, Weizen= und Roggenſtroh drahtgepr. 4,254,75, gebündelt
3,754, Treber 16,2516,50 Mk.
Amtliche Notierung für Speiſekartoffel vom 27. Dezember. Es er=
zielten
Frachtparität Frankfurt per Waggonbezug für 50 Kilv ( Groß=
handelspreiſe
) Induſtrie hieſiger Gegend 5,30 Mk., weißfleiſchige hieſiger
Gegend 4.20 Mk. Tendenz: ruhig.
Berliner Produktenbericht vom 27. Dezember. Im Berliner Pro=
duktenhandel
konnte ſich nach der Feiertagsruhe heute eine belebtere Ge=
ſchäftstätigkeit
nicht entwickeln, da einmal das Ausland mit ſeinen kaum
veränderten Forderungen keinerlei beachtenswerte Anregung nach Ber=
(in brachte, andererſeits aber auch Offertenmaterial aus dem Inland
fehlt. Der Lokomarkt beſvegte ſich in denkbar kleinſten Grenzen und in
den Preiſen kaum verändert, während im Lieferungshandel nuk für
Dezember=Termine ſih in Auswirkung größerer Deckungen befeſtigte
Notierungen durchſetzten. Weizen wurde 1 Mark und Roggen 25 Pf.
höher, Frühjahrsmonate feſt ohne Umſätze. In Gerſte und Hafer hält das
Kaufintereſſe für erſte Qualitäten an, während ſonſtige Sorten recht
vernachläſſigt liegen. Von Hilfsfutterſtoffen Kartoffelflocken gut be=
hauptet
. Mehle ruhig.
Viehmärkte.
Mannheimer Viehmarkt vom 27. Dezember. Dem heutigen Vieh=
maukt
waren zugefahren 144 Ochſen, 80 Bullen, 653 Kühe und Rinder,
412 Kälber 59 Schafe, 2285 Schweine, 164 Arbeitspferde und 68 Schlacht=
pferde
. Preiſe: Ochſen a) 5859, b) 4852, c) 4650, d) 4044, C) 32
bis 36, 1) 2630. Bullen a) 4953, b) 4246, c) 3538, d) 3244.
Kühe a) 4548, b) 3640, c) 2635, d) 1216. Freſſen a) 5861,
b) 3445. Kälber b) 8486, c) 7680, d) 7075, e) 6064. Schafe
h) 3244. Schweine a) 7879, h) 7879, c) 7980, d) 7879, e) 7677,
k) 7475, Sauen 6570. Arbeitspferde 5001300, Schlachtpferde 40
bis 120. Marktverlauf: Mit Großvieh ruhig, Ueberſtand, mit Kälbern
lebhaft, geräumt, mit Schweinen ruhig, Ueberſtand, mit Pferden ruhig:
Frankfurter Viehmarkt vom 27. Dezember. Der Auftrieb des
heutigen Hauptmarktes beſtand aus 281 Ochſen, 46 Bullen, 469 Kühen,
224 Färſen, 294 Kälbern, 194 Schafen und 4141 Schweinen Bezahlt
wurde pro Zentner Lebendgewicht: Ochſen: a1) 5760, a2) 5056,
b1) und b2) 4649, Bullen a) 5156, b) 4550. Küühe a) 4653,
b) 3845, c) 3137, d) 2030. Färſen a) 5562, b) 4854, c) 4047.
Kälber b) 8084, c) 7079, d) 6069. Schafe a) 4045, b) 3439.
Schweine von über 3 Zentnern Lebendgeſvicht 7577 von 240 bis 300
Pfund 7577, von 200 bis 240 Pfund 7677, von 160 bis 200 Pfund
7678, von 120160 Pfund 7075, Sauen 6970. Marktverlauf:
Rinder ſurden bei ſchleppendem, Kälber und Schafe bei lebhaftem
Handel ausberkauft. In Schweinen gedrücktes Geſchäft und Ueberſtand.
Die Fleiſchgroßhandelspreiſe wurden wie folgt feſtgeſetzt: Ochſen= und
Rindfleiſch 1. Qual. 95100, 2. Qual. 8520, Bullenfleiſch 9095, Kuh=
fleiſch
1. Qual. 6070, 2. Qual. 5060, 3. Qual. 4050, Kalbfleiſch
2. Qual. 100110, Hammelfleiſch 6575, Schweinefleiſch 99100. Ge=
frierfleiſch
, Rindfleiſch, Vorderviertel 52 und Hinterviertel 58.
Amerikaniſche Kabelnachrichten.
* New York, 27. Dez. (Priv.=Tel.)
Weizen: Der Markt verlief in überwiegend feſter Haltung auf
Baiſſedeckungen. Die Wochenſtatiſtik trug zur Aufwärlsbewegung noch
bei. Später trat eine Verflauung ein auf ſchleppende Exportnachfrage.
Mais: Der Markt b gann in ſtetiger Haltung auf Baiſſedeckungen
und ungfinſtige Witterungsberichte. Dann trat ein Umſchwung ein, da
die Lokonachfrage nur ſchleppend war.
Baumwolle: Käufe der Lokofirmen und anhaltend ungünſtige Be=
richte
über das Pflückwetter verurſachten einen feſten Verlauf, wozu noch
Käufe der Wallſtrcetkreiſe beitrugen.
Kaffee: Der Markt verlief in ſtetiger Haltung auf höhere aus=
ländiſche
Notierungen und die anziehende braſilianiſche Deviſenrate,
ſowie auf Meldungen von Näſſeſchäden aus Rio.
Zucker: Die Eröffnung geſtaltete ſich ziemlich feſt, beſonders für
Lokoware. Der Handel nahm berrächtliche Käufe vor. Dann trat eine
Abſchwächung ein auf große Liefernotizen gegen Termin.
Kakao: Der Markt nahm einen ſretigen Verlauf auf Deckungskäufe
und die Feſtigkeit des Lokomarktes, auch zeigten die Fabriken beſſere
Kaufluſt.
Kleine Wirtſchaftsnachrichten.
Infolge der in den letzten Tagen eingetretenen Kälte und der da=
durch
auf der Elbe hervorgerufenen Eisbildung ſehen ſich die Schiff=
fahrtsgeſellſchaften
gezwungen, den regelmäßigen Schiffahrtsbetrieb ge=
mäß
§ 113 der Verfrachtungsbedingungen unter dem 25. Dezember als
geſchloſſen zu erklären.
Die bereits angekündigte Bierpreiserhöhung beträgt vier
Reichsmark je Hektoliter. Der Ausſchankpreis erhöht ſich um ſechs RM.
Die Heraufſetzung tritt am 1. Januar 1927 in Kraft.
Wie der Vorſtand der Kölner Börſe bekannt gibt, findet die Ver=
ſammlung
der Wertpapierbörſe am Freitag, den 24. Dezember, von 11
bis 12 Uhr ſtatt. Die Produkten= und Warenbörſe fällt an dieſer
Tage aus.
Der Generalrat der Bank von Frankreich hat die Dividende ſü=
das
zweite Halbjahr 1926 auf 165 Franken fiſtgeſetzt.
Das Exportgeſchäft der holländiſchen Kunſtſeideninduſtrie hat ſies
in den erſten elf Monaten dieſes Jahres ſehr günſtig entwickelt. In
immer ſtärkerem Maße iſt Amerika der Hauptabnehmer geworden, denn
es hat in den erſten elf Monaten dieſes Jahres beinahe dreimal ſo viel
gekauft wie in der gleichen Zeit des vergangenen Jahres.
Nach einem Bericht des eſtniſchen Finanzminiſters wird die Ge=
währung
einer Anleihe durch den Völkerbund von der Finanzreform
in Eſtland abhängig gemacht. Das Emiſſionsrecht ſoll der neuen Hypo=
thekenbank
übertragen werden. Die neue Geldeinheit ſoll 100 Fiſtmark
gleichkommen.
In Budapeſter Finanzkreiſon verlautet, daß die Beſprechungen des
ungariſchen Finanzminiſt riums mit der Londoner Rothſchild=Gruppe
wegen Emiſſion der ungariſchen Induſtricanleihe im Betrage von etwa
2 Millionen Pfund demnächſt in ein aktuelles Stadium treten werden
und zu dieſem Zwecke die Vertreter der Gruppe nach Budapeſt kommen
ſollen.
Geſtern iſt die neue ungariſche Valuta, der Pengö, offiziell in Ver=
kehr
gebracht worden. Der Austauſch des alten Geldes gegen neues Geld
geht glatt vor ſich.
Die tſchechiſchen Großbanken werden, wie das Prager Tageblats
erfährt, für 1926 Dividendenkürzungen von 1 bis 2 Prozent vornehmen.
Nach ſoeben veröffentlichten Statiſtiken betrug die Weltproduktion an
Kupfer im Oktober 1926 142000 Tonnen und im November 1926 153 000
Tonnen. Im November 1925 hatte die Produktion nur 133 000 Tonnen
betragen.
Das amerikaniſche Metallbureau gibt die Weltvorräte für Zink
per 1. Dezember mit 33 100 Tennen gegen 31000 Tonnen am 1. No=
vember
d. J. an.
Der aktuelle Bankausweis der New Yorker Clearinghouſebanken
zeigt eine Surplusreſerve von 41,2 Millionen Dollar, eine Zunahme
der Darlehen von 103,4 Millionen Dollar und eine Zunahme der Depo=
ſitengelder
von 70,8 Millionen Dollar.
Die Bankers Truſt Co., die Chaſe National Bank und die Union
Truſt Company (New York) übernahmen 10 Millionen Dollar Schatz=
wechſel
des Freiſtaates Bayern mit ſechsmonatiger Laufzeit.
Die Bankfirma Hallgarten u. Co. gewährte dem Freiſtaat Colum=
bien
einen Kredit von 10 Millionen Dollau.
Die Northweſt Grain Deelers Aſſociation ſchätzt den vorausſichtlichen
Ausfall der kanadiſchen Weizenernte in den drei kanadiſchen Haupt=
provinzen
auf 371,2 Millionen Buſhels und den Ausfall der Haferernte
auf 310,5 Millionen Buſhels.

[ ][  ][ ]

Nummer 359

Dienstag, den 28. Dezember 1926

Geite 9

Das Geſetzur Bewahrung der Jugend
vor Schund= und Schmutzſchriften.

* Gegen Schund= und Schmutzſchriften iſt in Preſſe und Verſamm=
lungen
, nicht zuletzt auf Kongreſſen viel geſchrieben, geredet und gewet=
tert
worden. Aus ſo langwierigen Verhandlungen wurde nun ein Ge=
ſetz
geboren, das am 18. Dezember 1926 vom Reichspräſidenten ausge=
fertigt
, am 7. Januar 1927 in Kraft tritt.
Angeſichts der großen Bedeutung des Geſetzes für Kunſt und Lite=
ratur
, Buch= und Kunſthandel, und beſonders die Jugendwohlfahrt, er=
ſcheint
ein näheres Eingehen auf den Inhalt nicht allein geboten, viel=
mehr
unerläßlich.
Schund= und Schmutzſchriften werden zum Schutze der
heranwachſenden Jugend in eine Liſte aufgenommen. Dieſelben ſind
nach vollzogener öffentlicher Bekanntmachung derſelben im ganzen
Reichsgebiete nachſtehenden Beſchränkungen untervorfen:
1. Sie dürfen im Umherziehen weder feilgehalten, noch an=
geboten
oder angekündigt werden; auch dürfen auf ſie Beſtellungen im
Umherziehen nicht geſucht noch entgegengenommen werden:
2. ſie dürfen im ſtehenden Gewerbe von Haus zu Haus oder
auf öffentlichen Wegen, Straßen, Plätzen oder an anderen öffentlichen
Orten nicht feilgeboten, angekündigt ſowie innerhalb der Verkaufsräume‟
und in Schaufenſtern oder an anderen von der Straße aus ſichtbaren
Orten nicht zur Schau geſtellt, auch dürfen Beſtellungen auf ſie nicht ge=
ſucht
werden.
Reichs=, Staats= und Gemeindebehörden ſind verpflichtet, dafür
Sorge zu tragen, daß in keiner ihrer Einrichtungen Kindern oder Jugend=
liche
Bücher oder Schriften zugänglich gemacht werden, die in die ge=
nannte
Liſte aufgenommen ſind.
Werden mehr als 2 Nummern einer periodiſchen
Druckſchrift, die innerhalb Jahresfriſt erſchienen ſind, auf die Liſte ge=
ſetzt
, ſo kann auch die periodiſche Druckſchrift als ſolche auf die
Dauer von 312 Monaten auf die Liſte geſetzt werden. Poli=
tiſche
Tageszeitungen und politiſche Zeitſchriften
werden hiervon nicht betroffen
Als auf die Liſte geſetzt gilt auch eine angeblich neue Schrift,
die ſich ſachlich als eine bereits auf die Liſte geſetzte Schrift
darſtellt.
Eine Schrift kann wegen ihrer politiſchen, ſozialen, reli=
giöſen
, ethiſchen oder weltanſchaulichen Tendenz
als ſolcher nicht auf die Liſte geſetzt werden. (§ 1.)
Hier ſchalten wir die Strafbeſtimmungen ein:
Wer vorſätzlich den Beſtimmungen in § 1 zuwiderhandelt und
wer die Liſte zum Zwecke des Anpreiſens abdruckt oder vervielfältigt,
wird mit Gefängnis bis zu 1 Jahr und mit Geldſtrafe oder mit einer
dieſer Strafen beſtraft. Auf fahrläſſiger Begehung ſteht nur
Geldſtrafe. In beſonders leichten Fällen kann von Be=
ſtrafung
abgeſehen werden. Bei vorſätzlicher Zuwiderhandlung iſt die
Nebenſtrafe der Einziehung obligatoriſch.
Verboten und ſtrafbar iſt auch bei geſchäftlicher Anpreifung von
Schriften der Hinweis darauf, daß ein Verfahren auf Aufnahme der
Schrift in die Liſte anhängig iſt oder war.
Prüfſtellen entſcheiden darüber, ob eine Schrift auf die Liſte
geſetzt werden ſoll; deren bedarfsweiſe Errichtung geſchieht durch den
Reichsinnenminiſter; einvernehmlich mit den Landesregierungen. Die
Ent cheidungen haben im ganzen Reichsgebiet Rechtskraft. Eine Ober=
prüfſtelle
in Leipzia iſt zur Entſcheidung über Anträge gegen
Aufahme einer Schrift in die Liſte oder auf Streichung ſowie über
Beſchwerde zu bilden.
Als Antragsberechtigte nennt das Geſetz die Landeszentralbehörden
und die Landjugendämter. Die Entſcheidungen ſind dem Vorſitzenden
der Oberprüfſtelle mitzuteilen. Dieſer hat die Schriften, deren Auf=
nahme
in die Liſte ausgeſprochen iſt, binnen drei Wochen öffent=
lich
bekannt zu machen.
Die Prüfſtelle ſetzt ſich aus einem beamteten Vorſitzen=
den
und 8 Sachverſtändigen zuſammen. Von letzteren ſind je
2 zu entnehmen den Kreiſen: 1. der Kunſt und Literatur, 2. des Buch=
und Kunſthandels, 3. der Jugendwohlfahrt und der Jugendorgani=
ſationen
, 4. der Lehrerſchaft und der Volksbildungsorganiſationen. (§ 3.)
Auf Grund von Vorſchlägen der beteiligten Verbände ernennt
Reichsinnenminiſter von jeder dieſer Gruppen auf 3 Jahre eine Anzahl
Sachverſtändiger unter Berückſichtigung der Vertreter der Körperſchaften
des öffentlichen Rechts. (Art. 137 Reichsverfaſſung.) Heranzichung im
Einzelfall erfolgt nach dem Geſchäftsplan.
Nur bei Uebereinſtimmung von wenigſtens 6 Mitgliedern iſt eine
Schrift in die Liſte aufzunehmen.
§ 4 handelt des Näheren von den Antragsrechten: Reich, Länder,
Verfaſſer und Verleger können bei der Oberprüfſtelle Anträge gegen
Aufnahme in die Liſte oder auf Streichung von ihr ſtellen. Der Antrag
kann vom Verfaſſer oder Verleger nur binnen 2 Wochen
nach Zuſtellung der Entſcheidung geſtellt werden. Iſt ein
Antrag gegen Aufnahme oder auf Streichung abgelehnt wor=
den
, ſo darf er vor Abkauf eines Jahres überhaupt nicht
erneuert werden. Lehnt die Prüfſtelle den Antrag ab, eine
Schrift auf die Liſte zu ſetzen, ſo können die Antragsberechtigten, der
Vorſitzende oder 2 an der Entſcheidung beteiligte Beiſitzer innerhalb
2 Wochen ſeit dem Tage der Entſcheidung Beſchwerde bei der Oberprüf=
ſtelle
einlegen (§ 4 Abſ. 2.) Die Oberprüfſtelle beſteht aus einem
Vertreter des Reichsinnenminiſteriums (Vorſitzenden), 6 vom Reichsrat
gewählten Beiſitzern und aus Sachverſtändigen der in § 3 genannten
4 Gruppen, die der Miniſter auf 3 Jahre ernennt. Sie entſcheidet in
der Beſetzung von 7 Mitgliedern, die aus dem beamteten Vorſitzenden,
2 Beiſitzern und fe einem Sachverſtändigen dieſer 4 Gruppen beſtehen;
die Entſcheidungen erfolgen mit einfacher Mehrheit. Soll indeſſen der
Antrag gegen Aufnahme in die Liſte oder auf Streichung abgelehnt
oder der Beſchwerde aus § 4 Abſ. 2 ſtattgegeben werden, ſo muß die
Mehrheit wenigſtens 5 Stimmen betragen.
Die Koſten der Errichtung der Reichsprüfſtellen trägt das
Reich. Die Koſten des Verfahrens bei der Oberprüfſtelle trägt im Falle
der Ablehnung der Verleger, der das Verfahren beantragt hat.
Auf die Ausführungsbeſtimmungen behalten wir uns vor, zurück=
zukommen
.
*Hat die Konkurrenzklauſel des Ingenieurs
und Sonderfachmanns Gültigkeit?

Der Ingenieur X. erhielt die Stelle eines Ofenkonſtrukteurs
als Vertrauenspoſten übertragen und unterwarf ſich einer Kon=
kurrenzklauſel
, die ihm verbot, 3 Jahre nach Austritt weder in
Deutſchland weſtlich der Elbe, noch in England, Belgien oder
Frankreich der Firma Konkurrenz zu machen oder in ein Kon=
kurrenzunternehmen
einzutreten. Ende Dezember 1921 kündigte
er die Stellung wegen zu geringer Gehaltszahlung und trat bei
einem weſtdeutſchen Konkurrenzunternehmen ein. Die Firma
erhob Klage auf Unterlaſſung jeder Wettbewerbstätigkeit ſowie
Zahlung der Vertragsſtrafe in Höhe des dreifachen letzten Jah=
reseinkommens
. Beklagter beſtritt Gültigkeit der Klauſel und
berief ſich auf § 133a Gewerbeordnung und § 138 BGB. Reichs=
gericht
gab der Klage ſtatt. Klägerin hat bei dem lebhaften
Wettbewerbskampfe auf dem Gebiete des Koksofenbaues ein be=
ſonders
ſchutzwürdiges Intereſſe daran, ſich gegen mißbräuch=
liche
Ausnützung ihrer Geſchäfts und Betriebsgeheimniſſe durch
Beklagten zu ſichern. Beklagten hinderte nichts, ſich im Koks=
ofenbau
in den Provinzen öſtlich der Elbe zu betätigen. Der
Einwand des Beklagten, daß ihm nicht zugemutet werden könne
in die unſicheren Verhältniſſe Oberſchleſiens überzuſiedeln, kann
nicht durchgreifen. Die durch den Krieg hervorgerufenen wirt=
ſchaftlichen
Verhältniſſe haben vielen Mitbürgern noch viel
ſchwerere Opfer auferlegt. Die Gültigkeit der Klauſel iſt aner=
kannt
und die Reviſion zurückzuweiſen.

Aufwertung der Beamtenpenſion.

Die Witwe eines im Februar 1922 verſtorbenen Oberſten
a. D. klagt gegen das Deutſche Reich auf Aufwertung der ihr
zu ſpät gezahlten Teuerungszuſchlöge zu ihrer Penſion vom 1.
Juni bis 31. Dezember 1922. Dieſe Zuſchläge ſind ihr infolge
Verſehens der Abrechnungsbeamten erſt im Juni 1923 in ent=
wertetem
Gelde nachgezahlt worden. Das Reichsgericht ſagt: Die
Aufwertungsfrage würde an der Zuläſſigkeit des Rechtsweges
ſcheitern, wenn man ſie auf Verzug ſtützen wollte. Denn wie die
Verſorgungsgebührniſſe an ſich durch die Spruchbehörden der
Reichsverſorgung unter Ausſchluß des Rechtsweges vor den
ordentlichen Gerichten feſtgeſetzt werden, ſo gilt dasſelbe für
den Schaden aus der Zahlungsverzögerung. Anders geſtaltet
ſich jedoch die Sachlage, wenn der Anſpruch aus Art. 131 der
Reichsverfaſſung hergeleitet werden kann, wenn alſo ein Beam=
tenverſchulden
die Zahlung verzögert hat und infolge der Geld=
entwertung
zu wenig gezahlt wurde. Denn nach Art. 131 iſt der
Staat für den Beamten haftpflichtig, der in Ausübung der ihm
anvertrauten öffentlichen Gewalt handelt. Hier darf der ordent=
liche
Rechtsweg nicht ausgeſchloſſen werden. Tatſächlich wird
die ſtaatliche Fürſorge von der Ausübung der öffentlichen Ge=
valt
mitumfaßt. Ob der Ausgleich des Geldentwertungsſchadens
mit unter Art. 7 der Verordnung über die 12. Ergänzung des
Beamtengeſetzes fällt, wenn der Schaden durch Beamtenverſchul=
den
begangen iſt, kann dahin geſtellt bleiben. Denn in dem be=
zeichneten
Umfange würde der erwähnte Art. 7, der das Recht
auf Verzinſung oder Schadenserſatz für verſpätet gezahlte Ver=
ſongungsgebührniſſe
verſagt, als gegen die Reichsverfaſſung ver=
ſtoßend
nicht zu Necht beſtehen. Daher wurde die Sache zur
weiteren Verhandlung und Entſcheidung an das Kammergericht
zurückverwieſen.

Lebensverſicherungen und Einkommenſieuer.

Nach 817 Abſ. 1 3. 3 des Einkommenſteuergeſetzes
vom 10. Auguſt 1925 ſind abzugsfähige Soderlei=
ſtungen
: Verſicherungsprämien, die für Verſiche=
rungen
des Steuerpflichtigen und ſeine nicht ſelbſtändig veran=
lagten
Haushaltungsangehörigen auf den Todes= oder Lebens=
fall
gezahlt werden; den Verſicherungsprämien werden gleich=
geſtellt
Spareinlagen für den Steuerpflichtigen und
ſeine nicht ſelbſtändig veranlagten Haushaltungsangehörigen.
ſofern die Rückzahlung des Kapitals nur für den Todesfall oder
für den Fall des Erlebens innerhalb einer Zeit von nicht
weniger als 20 Jahren vereinbart iſt und die Vereinbarung
unter Verzicht beider Vertragsteile auf eine Abänderung oder
Aufhebung dem für den Steuerpflichtigen zuſtändigen Finanz=
amt
angezeigt wird.
Abſ. 2: Die Abzüge dürfen zuſammen den Jahresbetrag
von 480 Mark nicht überſteigen; dieſer Betrag erhöht ſich für die
zur Haushaltung des Steuerpflichtigen zählende Ehefrau ſowie
für jedes zu ſeiner Haushaltung zählende und nicht ſelbſtändig
zu veranlagende minderjährige Kind um je 100 Mark. Den nicht
ſelbſtändig veranlagten Haushaltungsangehörigen werden gleich=
geſtellt
: die Ehefrau und die minderjährigen Kinder, die nicht
zur Haushaltung des Steuerpflichtigen zählen, beiſpielsweiſe
uneheliche minderjährige Kinder, die nicht zur Haushaltung des
Steuerpflichtigen zählen, und zwar beide Arten, wenn ſie vom
Steuerpflichtigen ganz oder im Weſentlichen unterhalten werden.
§ 112 des genannten Geſetzes erweitert dieſe Vergünſtigungen
noch in zeitlich begrenztem Maße: Bei Steuerpflichtigen, deren
Einkommen den Betrag von 15 000 Mark und deren Vermögen
den Betrag von 50 000 Mark nicht überſteigt, erhöht ſich bei Ver=
ſicherungsprämien
und Spareinlagen, zu denen ſich der Steuer=
pflichtige
in den Jahren 1923 bis 1926 verpflichtet hat, der nach
8 17 Abſ. 2 zum Abzug zugelaſſene Betrag von 480 Mark a) wenn
der Steuerpflichtige mehr als 50, aber nicht mehr als 55 Jahre
alt iſt, auf 960 Mark; b) wenn der Steuerpflichtige mehr als
55, aber nicht mehr als 60 Jahre alt iſt, auf 1200 Mark; c) wenn
der Steuerpflichtige über 60 Jahre alt iſt, auf 1440 Mark.
Dies gilt nicht, wenn der Steuerpflichtige einen Anſpruch
oder eine Anwartſchaft auf Ruhegehalt oder andere wiederkeh=
rende
Bezüge von mehr als 2000 Mark im Jahre hat.
Wer ſich alſo in den Genuß dieſer Begünſtigung ſetzen will,
muß ſpäteſtens bis zum Ablauf dieſes Monais eine Lebens=
verſicherung
abſchließen oder die Spareinlagen, die er in den
Jahren 1923 bis 1926 gemacht hat, wie oben geſagt, auf die
Dauer von mindeſtens 20 Jahren unwiderruflich feſtlegen.
Beim Arbeitslohn bleibt zur Abgeltung der Werbungskoſten
und der vorerwähnten Sonderleiſtungen einſchließlich der
Lebensverſicherungsprämien eine Pauſchſumme von 40 Mark
monatlich ohne weiteres vom Steuerabzuge frei. Weiſt der
Steuerpflichtige aber nach, daß ſeine Werbungskoſten und Son=
derleiftungen
zuſammen 40 Mark monatlich überſteigen, ſo wird
dieſe Pauſchſumme vom 1. Januar 1927 ab auf Antrag ent=
ſprechend
erhöht. Das Finanzamt des Steuerpflichtigen ver=
merkt
die Erhöhung auf der Steuerkarte. Da dieſe Steuerkarten
nun wohl überall ausgegeben ſind, empfiehlt es ſich, die Anträge
baldigſt zu ſtellen, damit die Steuerpflichtigen alsbald in den
Genuß der Vergünſtigung treten.

Die Frage des Verſchuldens beim Einſiurz
einer Mauer.

Bei Errichtung einer hohen Steinmauer auf einem Ger=
bereigrundſtück
verunglückten 5 Bauarbeiter dadurch tödlich, daß
die Mauer infolge unſachgemäßer Hinterfüllung einſtürzte. Dieſe
Hinterfüllung zwiſchen der Mauer und einem ſteilen Felsabhang
war vom Bauherrn ſelbſt angeordnet worden. Landgericht
verurteilte nur den beim Bau beſchäftigten Maurermeiſter K.
wegen fahrläſſiger Tötung zu 7 Monaten Gefängnis. Dieſes
Urteil hob 1. Strafſenat des Reichsgerichts auf. Reichsgericht
ſieht als nicht feſtgeſtellt an, daß der Angeklagte den Arbeitern
den Auftrag zur Hinterfüllung der Mauer gegeben habe. Zudem
ſei der Angeklagte auch nur Bauausführender und nicht Bau=
unternehmer
geweſen; infolgedeſſen habe er auch keine Verpflich=
tung
gehabt, die Bauaufſicht zu führen. Das Landgericht müſſe
erneut Feſtſtellungen darüber treffen, wen das Verſchulden an
dem Einſturz trifft.

Einbruchsverſicherung.

Inwelchem Umfangiſtder Verſicherte für den
Einbruch beweispflichtig. Durch nächtlichen Einbruch
in die Wohnung wurden dem X. 8 Perſerteppiche geſtohlen. Die
Geſellſchaft wurde zur Zahlung von 6150 GM. verurteilt. Reichs=
gericht
führt aus: Es beſteht keine Rechtsnorm, derzufolge in
derartigen Fällen an den Beweisführer beſonders ſtrenge An=
forderungen
zu ſtellen wären. Es würde eine ſchwere Benach=
teiligung
des Verſicherten bedeuten, wenn man von ihm ver=
langen
wollte, daß er den Hergang bei dem Diebſtahl im Einzel=
nen
immer nachweiſen müſſe. Sonach iſt nicht zu beanſtanden,
wenn das Kammergericht dem Kläger zugute hält, daß nach Lage
der Sache ein ganz ſtrenger Beweis über den Hergang bei dem
Diebſtahl nicht geführt ſei und auch nicht geführt werden könne.

*Gefahren der Starkſtromleitung und
Schadenerſatz des Elektrizitätsverbandes.

Infolge heftigen Sturmes riß in der Nacht zum 7. November
1921 in Caja bei Lützen ein elektriſcher Leitungsdraht, der von
der Transformatorenſtation des El. Verbandes W.=Z. zu den
Gehöften des Orts führte. Der Draht fiel auf die Dorfſtraße,
wo früh morgens in der Dunkelheit ein Pferd des Gutsbeſitzers
W. in Caja darauftrat und durch den elektriſchen Strom getötet
wurde. Der Gutsbeſitzer verlangt Erſatz vom Verband. Zwei
Inſtanzen haben die Klage abgewieſen. Reichsgericht hat auf=
gehoben
und zurüdkverwieſen. Gründe: Die Leitungen haben
allen Anforderungen entſprochen, die verſtändigerweiſe zu ſtellen
ſind. Die Klage iſt aber auch darauf geſtützt, das Beklagter es
unterlaſſen habe, in der Gemeinde Caja an Amtsſtelle einen
Schlüſſel zu hinterlegen, der die ſofortige Abſchaltung des Lei=
tungsnetzes
ermöglicht hätte. Außerdem hat der Sachverſtän=
dige
es für nötig bezeichnet, daß Beklagter die vom Verband
deutſcher Elektrotechniker herausgegebenen Merkblätter über Ver=
haltungsmaßregeln
gegenüber elektriſchen Fernleitungen in den
Gemeinden in geeigneter Weiſe zum Aushang bringe. Die
Reviſion hält weiter noch für erforderlich, daß eine zuverläſſige
Perſon der Gemeinde zu beauftragen iſt, in beſonderen Gefahren=
fällen
(große Stürme, gewaltſame Schädigungen) unverzüglich
die Leitungen zu unterſuchen und dem Verband auf dem ſchnell=
ſten
Wege Mitteilung zu machen. Daher Zurückverweiſung der
Sache an einen anderen Senat des Oberlandesgerichts.

*Welche Bauproiekte und Koſtenanſchläge
ſind zu vergüten?

Gar oft wird gefragte, in welchen Fällen der Architekt der
Baumeiſter und der Handwerker für ſeine Projekte,
Zeichnungen und Anſchläge eine Vergütung verlangen kann und
in welchen nicht.
Es wird Zahlung für ein angefertigtes Garagenobjekt nebſt
Zeichnung und Koſtenanſchlag gefordert. Beklagte beſtreitet die
Zahlungspflicht, weil ſie die Fertigung des Projekts nicht ver=
traglich
übertvagen habe und in üblicher Weiſe eine Vergütung
nicht gefordert werden dürfe. Während Landgericht den Anſpruch
dem Grunde nach zuſprach, wies das Kammergericht die Klage ab.
Reichsgerichthat letzteres Urteil aufgehoben und ausgeführt:
War von dem Beſteller ein Wettbewerb dergeſtalt veran=
ſtaltet
, daß er eine Anzahl von Architekten und Unternehmen zur
Einreichung von Entwürfen für den Bau aufforderte, ſo braucht
er in der Regel keine Vergütung für die Arbeiten zu
leiſten, falls es nicht zur Ausführung des Werkes auf Grund des
eingereichten Bauentwurfs kommt. Die Zahlungspflicht beſteht
ſelbſt dann nicht, wenn der Entwurf außer der Zeichnung und
dem Koſtenanſchlag noch eine Rentabilitätsrechnung enthält. Da=
gegen
iſt eine Vergütung zu leiſten, wenn der Auftrag zur Aus=
arbeitung
eines Projektes vertraglich erteilt worden iſt. Eine
Vergütung gilt auch dann ohne ausdrückliche Verabredung als
ſtillſchweigend vereinbart, wenn die Arbeit nach den Umſtänden
des Falles nur gegen Vergütung zu erwarten war. Das Kammer=
gericht
unterſtellt im Fragefalle die Unentgeltlichkeit des
Projektes, weil Beklagte eine Reihe von Firmen mit der Aus=
arbeitung
beauftragt habe, ſodaß es ſich um einen Wettbe=
werb
zwiſchen verſchiedenen Firmen handelte. Aber dabei iſt
überſehen, daß es der Klägerin erkennbar ſein mußte,
daß es ſich um einen Wettbewerb handelte. Erſt
wenn das feſtgeſtellt iſt, kann Beklagte ſich auf die hierfür an=
wendbaren
Rechtsgrundſätze berufen. Da dieſe Feſtſtellungen
fehlen, mußte die Sache an das Kammergericht zurückverwieſen
werden.

Geldeniwertungsſchaden im Nachprozeſſe.

Kläger hatte vom Beklagten Benzin gekauft und den Kauf=
preis
mit rund 50 000 Mark im März 1921 bezahlt. Einen Teil der
Ware (1948 Kg. Benzin) hat er nicht erhalten. Er deckte ſich
anderweitig ein und wandte dafür rund 35 000 P.=Mk. auf. In
einem Vorprozeſſe wurde der Beklagte zur Zahlung dieſer Summe
verurteilt. Das war am 1. September 1923. Da Kläger mit dieſer
Zahlung kaum einen Goldpfennig erhalten hat, erhob er erneut
Klage auf Erſatz des Geldentwertungsſchadens, den er mit 2337
G.=Mk. in Rechnung ſtellt. Beklagter wendete ein, der Anſpruch
verſtoße gegen die guten Sitten, denn heute könne man die gleiche
Menge Benzin für 552 G.Mk. erhalten. Land= und Oberlandes=
gericht
Hamburg wieſen die Klage unter Hinweis auf die rechts=
kräftige
Entſcheidung im Vorprozeſſe ab. Kläger hätte ſich bei
Annahme des Papiermarkbetrages den weiteren Betrag vorbe=
halten
müſſen. Reichsgericht erklärt dies für rechtsirrig. Ein in
der Inflationszeit erlaſſenes Urteil, das den eingeklagten Geld=
anſpruch
in Berückſichtigung der fortgeſchrittenen Geldentwertung
zuſpreche, ſchaffe keine Rechtskraft für die im nachfolgenden

Auſwertungsprozeſſe geltend gemachte Nachforderung. Denn es
deckt die Werte nicht, die allmählich auf der Markverſchlechterung

beruhen und vom Fkläger zuerſt nicht verlangt worden waren; ſie
haben gerade deshalb im Vorprozeſſe dem Kläger nicht zuge=
ſprochen
werden können. Soweit der Vorderrichter dem Gedanken
Ausdruck gibt, daß Kläger in dem Betrage von 35 000 P.=Mk.
ſeinen geſamten Schaden eingeklagt und zugeſprochen erhalten
habe, beſteht ſein Rechtsirrtum gerade darin, daß er die
Mark von Ende Dezember 1921 oder Anfang 1922 (Zeitpunkt der
Erhebung der Klage im Vorprozeſſe) und die Mark vom 11. Jule

1923 (Erledigung des Vorprozeſſes in zweiter Inſtanz) trotz der
inzwiſchen gewaltig fortgeſchrittenen Geldentertung wirtſchaft=

lich gleichſtellt. Dem Kläger iſt im Vorprozeſſe nur ein Teil
ſeines Schadens zugeſprochen worden. Der Ausgangspunkt für
die Aufwertung iſt keinesfalls der Goldmarkwert der 35 000 Mk.
vom 15. März 1921 als dem Tage, an welchem Kläger den Kauf=
preis
mit 50 000 Mk. bezahlt hat, ſondern nur der Goldmarkwert
vom Tage der Eindeckung (Zahlung der 35 000 Mk. an den Lie=
ferer
der 1948 Kg. Benzin) bilden kann.

* Ungültigkeit des Teſiamen s mangels des
Errichtungsories.

Sehr beherzigenswert iſt der Hinweis, daß bei Abfaſſung
eines eigenhändigen Teſtaments es ratſam iſt, einen Rechtskun=
digen
zu beſragen, damit dieſer prüfe, ob alle Formerforderniſſe
bei der Errichtung erfüllt ſind. Im untergebenen Falle hat die
Teſtiererin unterlaſſen, den Ort der Teſtamentserrichtung
(Plauen i. Sa.) anzugeben, ſie ſchrieb nur: Dies iſt mein letzter
Wille. (Name.) Den 27. Februar 1919, Kaiſerſtraße 58. Das
Nachlaßgericht verneinte die Formgült gkeit dieſes Teſtaments.
Die Klage auf Anerkennung iſt in drei Inſtanzen abgewieſen. Der
Ort der Errichtung des Teſtaments iſt nach den Gründen des
Reichsgerichts, wie wir den Reichsgerichtsbriefen entnehmen, in
keiner Weiſe kenntlich gemacht. Das Teſtament iſt und bleibt un=
gültig
.

[ ][  ][ ]

Seite 10

Nummer 359

Regelung des Ausverkaufsweſens.
Der Einzelhandelsausſchuß des Deutſchen Induſtrie= und
Handelstags hat auf ſeiner diesjährigen Tagung in Düſſeldorf
Richtlinien für eine einheitliche Regelung des
Ausverkaufsweſens im ganzen Reiche ausgearbeitet, da
es an der Zeit iſt (und das gilt auch für Heſſen), zu der Frage
der Beſeitigung der Mißſtände im Ausverkaufsweſen Stellung
zu nehmen.
Man war in dieſem Ausſchuß der Anſchauung, Anträge auf
Abänderung des Geſetzes gegen den unlauteren Wettbewerb vor=
zubehalten
, aber zu verlangen, daß den beſtehenden Mißſtänden
durch die Verwaltungsorgane entgegengetreten werde.
In Württemberg hat der Einzelhandelsausſchuß des In=
duſtrie
= und Handelstags an das württ. Arbeitsminiſterium die
Bitte gerichtet, eine Anweiſung an die Oberämter, für Stuttgart
das Polizeipräſidium, ergehen zu laſſen, damit die zurzeit in
Kraft befindlichen Ausverkaufsordnungen nach Maßgabe der
folgenden Grundſätze abgeändert werden:
1. Die zur Ausführung des obengenannten Reichsgeſetzes
berufenen Landesbehörden ſollen gebeten werden, ſich bei ihren
Maßnahmen, insbeſondere auch bei der Art der Ausgeſtaltung
der zu erlaſſenden Verordnungen, ſtets der amtlichen Berufs=
vertretungen
von Induſtrie und Handel als gutachtlicher Stelle
zu bedienen, und auch bei Ueberwachungsmaßnahmen, die von
Organen der Landesverwaltung vorgenommen werden, den von
der Induſtrie= und Handelskammer benannten Sachverſtändigen
die Möglichkeit der Mitwirkung zu geben.
2. Für den Erlaß von Anordnungen der höheren Verwal=
tungsbehörde
nach § 7 Abſ. 2 des Geſetzes ſind folgende Richt=
linien
zu beachten, deren Aufnahme in die Anordnungen erfor=
derlich
iſt, um den Zweck einer ſachgemäßen Ueberwachung der
Ausverkäufe zu erreichen:
a) Grundſätzlich ſind die Induſtrie= und Handelskammern
als Stellen für die Anmeldung des Ausverkaufs und
für die Einreichung der Verzeichniſſe zu beſtimmen. In jedem
Falle ſind Anzeige und Verzeichnis in mehreren Exem=
plaren
zu verlangen.
b) Die Anzeige muß ſo zeitig, mindeſtens aber 10
Werktage vorher, erſtattet werden, daß noch vor Beginn der Ver=
anſtaltung
eine Prüfung ihrer Zuläſſigkeit erfolgen kann.
c) Bei allen den Ausverkauf betreffenden Anzeigen iſt der
Zeitpunkt des Beginns und der vorausſichtliche Zeitunkt des
Endes der Veranſtaltung anzugeben. Die Ankündigung eines
Ausverkaufs darf nur einen Tag vor dem Beginn des Aus=
verkaufs
veröffentlicht werden.
d) Der Grund der Veranſtaltung muß angegeben
und es ſollen gleichzeitig die Tatſachen mitgeteilt und die Unter=
lagen
beigebracht werden, aus denen hervorgeht, daß dieſer
Grund wahr und ernſthaft gemeint ſei und nach der Auffaſſung
der beteiligten Verkehrskreiſe den Ausverkauf rechtfertige.
e) Die Anzeige muß eine genaue Angabe der Verkaufsſtätte,
wo die Veranſtaltung ſtatfinden ſoll, enthalten.
k) Der Anzeige iſt in mehrfacher Ausfertigung ein vom
Antragſteller eigenhändig oder durch einen ausdrücklich bevoll=
mächtigten
Vertreter unterſchriebenes Verzeichnis der Waren
beizufügen, die zum Ausverkauf gebracht werden ſollen. Das
Verzeichnis iſt ſo aufzuſtellen, daß ohne weiteres die Ueberein=
ſtimmung
ſeiner Angaben mit den tatſächlich zum Verkauf geſtell=
ten
Waren nachgeprüft werden kann. Genaue Angaben über
Stückzahl, Mengen. Maß oder Gewicht und über Art (Material)
ſind erforderlich.
g) In Auftrag gegebene, aber im Zeitpunkt der Anmeldung
noch nicht eingetroffene Waren ſind im Verzeichnis mit genauer
Angabe des Tages der Beſtellung geſondert aufzuführen.
h) Vorſtehende Grundſätze ſind auch auf die in § 9 Abſ. 1
des Geſetzes bezeichneten Veränſtaltungen, ſowie auf die in Form
der Verſteigerung ſtattfindenden Ausverkäufe, und die=
jenigen
, die durch den Konkursverwalter erfolgen, zu
erſtrecken.
3. Für Durchführung des Geſetzes und der Anordnungen der
höheren Verwaltungsbehörden ſind Anweiſungen an die Po=
lizeibehörden
zu erlaſſen, die dahin gehen:
a) Verkäufe, die entgegen den Anordnungen nicht in der
vorgeſchriebenen Weiſe angemeldet wurden, ſind zu verhindern;
b) in Fällen, in denen der angegebenen Grund des Ausver=
kaufs
nicht genügt, um den Ausverkauf zu rechtfertigen, ſollen
die Polizeibehörden nach Maßgabe des Landesrechts nach Be=
nehmen
mit der Induſtrie= und Handelskammer den trotzdem
ſtattfindenden Ausverkauf mit polizeilichen Mitteln verhindern.
Hierzu gehört es, wenn Kommiſſionsware zum Ausverkauf ge=
ſtellt
wird;
c) wenn der Verdacht des Vor= und Nachſchiebens
von Waren vorliegt, ſoll alsbald der Tatbeſtand feſtgeſtellt wer=
den
. Gegebenenfalls iſt im Einvernehmen mit der Induſtrie=
und Handelskammer oder den von ihr bezeichneten Perſonen die
Vorlegung, gegebenenfalls die Beſchlagnahme der Beweismittel,
insbeſondere der Beſtellſchreiben und Rechnungen, nach Maßgabe
der ſtrafprozeßrechtlichen Beſtimmung herbeizuführen;
d) der Verdacht des Nachſchubs iſt ohne weiteres ge=
rechtfertigt
, wenn bei Teilausverkäufen eine Vermiſchung der
zum Ausverkauf beſtimmten Waren erfolgt oder die Ausver=
verkaufsware
von der übrigen Ware nicht getrennt gelagert wird:
e) im Falle des Vor= und Nachſchiebens iſt der Aus=
verkauf
, ſofern es ſich nicht um geringfügige, ſofort befeitigte
Verſtöße handelt, zu verhindern.

Welcher Tag iſi für Aufweriung von
Hypothekenforderungen maßgebend?
Rechtsanwalt Dr. W. Kühnl, Berlin.
Ueber dieſe Frage ſind eine Reihe von Streitpunkten ent=
ſtanden
, über die nunmehr im weſentlichen die höheren Gerichte
die endgültigen Entſcheidungen getroffen haben. Bei hypothe=
kariſch
geſicherten Kaufgeldforderungen iſt ſtreng zu unterſchei=
den
zwiſchen der dinglichen und der perſönlichen Forderung; die
Aufwertung beider findet nach verſchkedenen Grundſätzen ſtatt.
Was den Zeitpunkt der Aufwertung für die dingliche For=
derung
gegen den Eigentümer betrifft, ſo iſt der Berechnung des
Goldmarkbetrages für die Aufwertung nicht der Tag des Kauf=
abſchluſſes
als Erwerbstag zugrunde zu legen, ebenſowenig iſt
hierfür der Tag der Eintragungsbewilligung der Hypothek maß=
gebend
. Entſcheidend iſt vielmehr lediglich, wann die Hypothek
im Grundbuch eingetragen worden iſt und, wenn ein Hypotheken=
brief
gebildet wurde, an welchem Tag der Brief übergeben
wurde, falls dieſes ſpäter erfolgte (Vgl. Entſcheidung des Kam=
mergerichts
Grundbuchſenat vom 4. März 1926, I X 120/26:
9. Zivilſenat vom 24. Juni 1926, 9 Aw III 222/26.) Dieſer Tag
hat als Erwerbstag für die Berechnung des Goldmarkbetrages
entſprechend § 2 Awg. zu gelten.
Der Gläubiger einer Darlehenshypothek erwirbt die Hypo=
thek
aber nicht früher als die Darlehensforderung. Wenn daher
das Darlehen erſt nach der Hypothekeneintragung bzw. Brief=
übergabe
ausgezahlt wurde, erwarb der Gläubiger die Hypothet
erſt mit dem Tag der Auszahlung. (Entſcheidung des K. G. vom
14. Auguſt 1926. Aw. III. 573/26.)
Wird neben der Hypothek auch die Aufwertung der perſön=
lichen
Forderung verlangt, ſo kommt es für die Berechnung nicht
auf den Tag der Entſtehung der dinglichen Sicherung an. Durch
die auf Grund der entgegengeſetzten Meinungen der Oberlandes=
gerichte
notwendig gewordene Entſcheidung des Reichsgerichts
vom 23. Juni 1926 (V B 7/26) iſt feſtgelegt, daß derjenige Tag

Dienstag, den 28. Dezember 1926

als Begründungstag der perſönlichen Forderung anzuſehen iſt,
an dem der Kauf bzw. die Hypothekenbeſtellung abgeſchloſſen
wurde. Liegen Angebot und Annahme des Angebotes zeitlich
auseinander, ſo iſt nach richtiger Auffaſſung der Tag der Abgabe
des Angebots zugrunde zu legen Für die Zeit des ſinkenden
Geldwertes iſt dieſe Entſcheidung oft von großer Bedeutung.
Für die Feſtſetzung der Höhe des Kaufpreiſes waren für beide
Vertragsteile, vor allem für den Verkäufer als den Gläubiger
der entſtehenden Geldforderung, diejenigen wirtſchaftlichen Ver=
hältniſſe
maßgebend, die zur Zeit des Kaufangebots vor=
lagen
. Dem Verkäufer kann dann nicht zugemutet werden, die
weitere Minderung des Kaufpreiſes, die in der Zeit bis zur
Annahme des Angebots durch den Käufer infolge der Geldver=
ſchlechterung
entſtanden iſt, allein auf ſich zu nehmen. (Vgl. R. G.
vom 16. Dezember 1925 V 188/25 und vom 10. April 1926
V 440/25. J. W. 1926 . 976 und 1538 für hypothekariſch unge=
ſicherte
Forderungen, OLG. Stuttgart Beſchluß vom 5. Juni
1926 Aw. No. 15: anders Kammergericht vom 28. Mai 192,
J. W. 1926 S. 1827 vgl. ebenda S 2373.)
Von beſonderer Bedeutung iſt dieſe Entſcheidung wegen der
viel erörterten Beſtimmung des § 10 Abl. 3 Awg., nach der die
perſönliche Forderung aus Grundſtückskauf oder Gutsüberlaſ=
ſung
, wenn ſie vor dem 1. Januar 1922 begründet worden war,
nur auf 75 bzw. 100 Prozent des Goldwertes, wenn ſie nach
dem 1. Januar 1922 entſtand, nach allgemeinen Vorſchriften auch
über 100 Prozent des Goldmarkbetrages aufgewertet werden
kann.
Es iſt zu hoffen, daß ſich das Kammergericht den angeführ=
ten
Entſcheidungen des Reichsgerichts anſchließt und dadurch
eine einheitliche Rechtſprechung in dieſer äußerſt wichtigen Frage
eintritt.
*Zu glatt geöltes Linoleum und Schadenserſatz
Als der Zahntechniker L. in Berlin eine Depoſitenkaſſe der
D. Bank in Berlin geſchäftlich aufgeſucht hatte und den Schal=
terraum
wieder verlaſſen wollte, kam er auf dem friſchgeolten
Linoleumfußboden zu Fall und zog ſich einen Schenkelhalsbruch
zu, der eine Verkürzung des rechten Beines um 5 Zentimeter
zur Folge hatte. Er verlangt auf Grund des Vertragsverhält=
niſſes
ſowie aus dem Geſichtspunkt der unerlaubten Handlung
Schadenserſatz von der Bank, da ſie trotz der großen Gefahr des
Ausgleitens, die noch durch das herrſchende Schneewetter ver=
ſtärkt
geweſen ſei, keine Schutzmaßnahmen getroffen habe. Vor=
behaltlich
weiterer Anſprüche fordert er eine monatliche Rente
von 500 Mark. Kammergericht erkannte den Anſpruch in vollem
Umfange an. Reichsgericht hat die Reviſion der Bank zurück=
gewieſen
. Aus dem Umſtand, daß ſich Kläger bereits vor dem
Unfall in dem Raume aufgehalten" hat, folgt nicht, daß er die
Gefährlichkeit des Fußbodens bemerkt hat. Daß ihm die Gefähr=
lichkeit
nicht zum Bewußtſein gekommen iſt, kann ihm nicht zum
Verſchulden angerechnet werden. Daraus, daß der Fußboden
jahrelang nach demſelben Verfahren geölt worden iſt, folgt
keineswege, daß er ſtets eine übermäßige Glätte gehabt
habe. Eine ſolche hat die zweite Inſtanz aber ohne Rechtsirrtum
feſtgeſtellt, ebenſo, daß der Unfall vermieden worden wäre, wenn
Beklagte ſür die Aufſtellung von Warnungstafeln und
die Verwendung von abſtumpfenden Mitteln ( Säge=
ſpäne
, Decken) geſorgt hätte."
* Sprengſtoffkapſeln im Eiſenſchrott.
Der bei einem Stahl= und Walzwerk beſchäftigte Schmelzer
wurde dadurch verletzt, daß eine mit anderem Eiſenſchrott in den
von ihm bedienten Martinsofen hineingeworfene, mit Spreng=
ſtoff
geſüllte eiſerne Kapſel explodierte. Die Eiſenberufsgenoſſen=
ſchaft
in Leipzig verlangte wegen der an den Verunglückten zu
machenden Aufwendungen Erſatz von der Reichsbahn gemäß
8 1542 RVO. und §§ 823, 831 BGB. Sie behaupiete, dieſe Kapſel,
wie eine gefundene zweite gleicher Art hätten ſich in einer Sen=
dung
Eiſenſchrott befunden, die vom Eiſenbahnausbeſſerungs=
weik
Schneidemühl ſtammte und durch eine Frankfurter Firma
an das Werk verkauft worden ſei. Die Ueberſendung der
Kapſeln beruhe ſomit auf einem Verſchulden der Bahnangeſtell=
ten
in Sch.
Die Klage iſt in drei Inſtanzen abgewieſen. Ein Ver=
ſchulden
der verfaſſungsmäßigen Vertreter der Bahn wurde ver=
neint
, auch der Entlaſtungsbeweis nach § 831 BGB. für geführt
erachtet.
Muß die Gemeinde Kenntnis von der
örtlichen Lage aller Kabel haben?
Der Eſchweiler Bergwerksverein A.=G. unterhält ein unter=
irdiſches
elektriſches Kabel nach der Grube Engelbert. Dieſes
Kabel läuft von der Gleueler Straße ab unter einem Fußpfad
der Gemeinde Berrenrath entlang. Das Kabel war von Arbeitern
der Bürgermeiſterei Hürth, zu der Berrenrath gehört, beſchädigt
und durchgeſchlagen. Verklagt iſt die Gemeinde Hürth auf Schaden=
erſatz
wegen zeitweiſer Stillegung der Betriebe und für Aus=
beſſerungskoſten
. Die Klage iſt in allen Inſtanzen abgewieſen
worden. Reichsgericht ſagt: Eine Haftung der Beklagten aus
§8 89, 31, 823 B.G.B. iſt mit Recht verneint. Unſtreitig iſt der
Beklagten nicht belannt geweſen, daß unter dem Fußpfad, ein
Kabel des Vereins lag. Die Annahme des Oberlondesgerichts,
daß dieſe Unkennmis nicht auf einem Mangel der Organiſation
der Beklagten beruhte, läßt keinen Rechtsirrtum erkennen. Die
Kenntnis der Gemeinde von der örtlichen Lage der Kabel kann
nur inſoweit verlangt werden, als ihr die Anlegung oder Ver=
legung
eines Kabels angezeigt oder wenigſtens im polizeilichen
Genehmigungsverfahren belant wird. Für das Verſchulden
der Arbeiter iſt Beklagte nicht erſatzpflichtig, weil ſie den Ent=
laſtungsbeweis
der ſorgfältigen Auswahl der beſtellten Perſo=
nen
nach § 831 Abſ. 1 B.G.B. geführt hat. (Aus den Reichs=
gerichtsbriefen
Karl Mißlack, Leipzig, Kochſtraße 76.)
Der Auskunftvertrag. Vorſicht bei Auskünften!
Klägerin verkaufte im Sommer 1923 an eine Kölner Firma
Altblei für 200 Millionen Mk., die auf Reichsbantgtro gezahlt
werden ſollten. Käuferin verkaufte das Blei weiter und die Ab=
käuferin
beauftragte die Depoſitenkaſſe der D. Banr in Köln,
die 200 Mill. Mk. auf das Reichsbantgirokonto der Klägerin zu
übevweiſen. Als am 21. Juni der Oberingenieur der Klägerin
bei der Depoſitenkaſſe telephoniſch anfragte, ov die Ueberweiſung
an die Reichsbank geſchehen ſei, erhielt er, wie Klägerin behaup=
tet
, den Beſcheid, der Betrag ſei überwieſen. Daraufhin
gab Klägerin das Blei zur Lieferung frei. Später ſtellte ſich her=
aus
, daß der Betrag nicht überwieſen worden war, weil die Ab=
käuferin
der erſten Käuferin den Ueberweiſungsauftrag am ſel=
ben
Tage, an dem die Austunft erfolgt war, widerrufen
hatte. Die Klägerin erhielt die 200 Mill. Mk. erſt am 7. Juli
1923 und verlangt von der D. Bank Erſatz des durch die Geld=
entwertung
vom 21. Juni bis 7. Juli 1923 entſtandenen Scha=
dens
, berechnet auf 2576 Goldmark. Reichsgericht erkennt auf
Verpflichtung zum Schadenserſatz wegen der jahrläſſigen
Auskunft. Es wird das Beſtehen eines Vertragsverhält=
niſſes
angenommen. Allerdings tritt derjenige, der Rat,
Empfehlung oder Auskunft erteilt, nicht ohne weiteres in ein
Vertragsverhältnis zu dem anderen Teil. Das ändert ſich aber
dann, wenn derjenige, der die Auskunft erbittet, auf Grund dieſer
Auskunft entſcheidende Maßnahmen (insbeſondere eine Ver=
mögensverfügung
) vornehmen will. In ſolchen Fällen kommt
ein; Auskunftvertrag zuſtande, der zu beſonders ſorg=
fältiger
Auskunft verpflichtet. Wäre die Aus unft richtig ge=
weſen
, dann hätte die Bank auch dem Widerruf ihrer Auftrag=
geberin
nicht mehr ſtattgeben dürfen. Auch hätte ſie in dieſem
Falle der Klägerin ſofort drahtlich Mitreilung machen müſſen.

* 200 RMk. im Oezember 1923 ſind ein
unmöglicher Kaufpreis.
So hat das Reichsgericht entſchieden und die Konſequenz iſt
die Zahlung eines angemeſſenen Golomartbetrages. Das
illuſtriert nachftehender Faul:
Im Dezewber 1923 taufte eine Papierfabrik ein gebrauchtes
Batterie=Querſiederkeſſelſyſtem im Gewicht von 2025 Tonnen
zum Preiſe von 200 Mk. für die Tonne. Zur Lieferung kam
es nicht, weil Streit herrſchte, ob. der Preis in Papiermark
oder Goldmark vereinbart ſei. Verkäuferin klagte auf Zah=
lung
von 4000 Goldmark. Zwei Inſtanzen haben unter Billi=
gung
des Reichsgerichts die Käuferin zur Zahlung verurteilt.
Es ſei ohne Rechtsirrtum feſtgeſtellt, daß ein Preis von
200 Goldmark für die Tonne vereinbart ſei. Die Annahme
des Oberlandesgerichts, daß, wenn im Streitfalle ein Papier=
markpreis
nicht vereinbart war, die Parteien die Preisfeſt=
ſetzung
in Goldmark gewollt haben, liege auf tatſächlichem Ge=
biet
und ſei in der Reviſionsinſtanz nicht anfechtbar. Unbeachtlich
ſei es dabei, daß der Keſſel bereits 9 Jahre alt geweſen und
ein Preis von 200 Goldmark für die Tonne außerhalb einer
vernünftigen Preisbemeſſung liege. Von Preiswucher könne
keine Rede ſein, daß es ſich bei dem verkauften Dampfkeſſelſyſtem
nicht um einen Gegenſtand des täglichen Bedarfs handle.

Buchanzeigen
Ludwig Waldecker, Deutſches Verfaſſungsrecht. Verlag von Ferd.
Hirt in Breslau. 1926. Geb. 3,50 Mk.
Jeder Deutſche ſoll die Verfaſſung kennen, er ſoll ſich in ihr
Studium vertiefen, ſich in den Stoff einarbeiten. Soll dieſer
Zweck erreicht werden, dann bedarf es der Einführung des Leſers
in das Weimarer Grundgeſetz. Zum Verſtändnis vorangeſtellt
und erläutert ſind die geſchichtlichen Grundlagen des deutſchen
Verfaſſungsrechts, im 2. Teil wird das geltende deutſche Ver=
faſſungsrecht
dargeſtellt, der 3. Teil behandelt Geſetz, Rechts=
pflege
und Verwaltung. Wenn auch das Werk zunächſt als Grund=
lage
bei dem Beſuch ſtaatsrechtlicher Vorleſungen Verwendung
finden ſoll, ſo kann es doch nach der ganzen Abfaſſung und
Schreibweiſe auch dem Laien den notwendigen Einblick in die
wichtige Materie vermitteln. Als ein Teil von Jedermanns
Bücherei ſollte das Buch in weiten Kreiſen Verbreitung finden
und mit Verſtändnis geleſen werden.
I.
Dr. Harald Förſter, Rechtsanwalt in Dresden, Das Körper=
ſchaftsſteuergeſetz
vom 10. Auguft 1925. Verlag: Arbeits= und
Steuerrechtsgeſellſchaft m. b. H., Dresden=A 1.
Der Verlag bietet in der vorliegenden Broſchüre eine vor
allem für den Steuerpflichtigen zweckmäßige, klar und verſtändlich
geſchriebene Arbeit, die eine gute Einführung in das ſchwierige
Gebiet darſtellt.
L.
Methner=Hoffmann, Aktionär, Aufſichtsrat und Vorſtand. 2. Auflage.
Verlag der Modernen kaufmänniſchen Bibliothek, G. m. b. H.,
Leipzig.
Beigel=Prater, Buchführung und Bilanzen der Handelsgeſellſchaften.
2. Teil, 2. Auflage. Im gleichen Verlag.
Das an erſterer Stelle genannte Buch beziveckt die Einführung des
Laien in das Gebiet des Aktienrechts. Wer als Organ der A.G. tätig
gleichwie wer als Aktionär am Unternehmen intereſſiert iſt, ſollte nicht
zögern, ſich mit den einſchlägigen Vorſchriften vertraut zu machen. Dies
geſchieht am beſten durch eine gemeinverſtändliche Darſtellung, die dem
Verfaſſer der neuen Auflage, wie wir nicht anſtehen zu erklären, ge=
lungen
iſt.
Die von Beigel=Prater herrührende Arbeit iſt für den an einer
Handelslehranſtalt oder Handelshochſchule Studierenden ein wirkſames
Informationsmittel, aber auch für den Praktiker ein zuverläſſiger Weg=
keiter
. Die ſchwierigen Bilanz= und Steuerprobleme können zudem nur
glücklich gelöſt werden, wenn man auf ein Buch, das den Stoff in gründ=
I.
licher Weiſe durchdringt, zurückgreifen kann.
Erich Hans Kaden, Privatrecht des Friedensvertrags. Verlag von
Ferdinand Hirt in Breslau 1925. Geb. 3 Goldmark.
Der uns ſo ſcwer drückende Vertrag iſt dem Laien zu wenig be=
kannt
, und doch ſollte er ihn kennen. Denn, wenn er ihn kennen wüirde,
würde ihm ſo recht zum Bewußtſein kommen, wie ein ganz anders ge=
arteter
Friede es iſt, als die uns hiſtoriſch überkommenen vielen Frie=
densſchlüſſe
. Entgegen früheren völkerrechtlichen Traktaten ſchneidet er
recht tief in das Privatrecht ein, wie in der Einleitung S. 10 nach=
gewieſen
wird. Der Verſailler Vertrag iſt nicht nur ein auf völkerrecht=
liche
Art zuſtandegekommener, ſondern ein Vertrag, den die National=
verſammlung
ausdrücklich am 16. Juli 1919 zum Geſetz erhob. Dura
lex; sed lex! ruft Kaden ausWir müſſen die Verpflichtungen kennen
lernen, mit denen uns dieſes Friedensinſtrument belaſtet. Das Werk
will eine Einführung in die privatrechtlichen Vorſchriften des Vertrags
darſtellen; über Einzelfragen raſch orientieren und zum Selbſtſtudium
anregen. Verfaſſer hat das anſehnliche Schrifttum in allen Teilen berück=
ſichtigt
, ein gutes Regiſter angefügt. Die Schrift, die Kaden als Heidel=
berger
Privatdozent hinausgehen ließ, hak ihm in der Wiſſenſchaft raſch
einen Namen gemachr, denn bereits iſt er als a. o. Profeſſor für deutſches
Zivilrecht an der Genfer Rechtsfakultät tätig. Als Nachſchlagebuch wird
die Arbeit vorzügliche Dienſte leiſten können.
Geſetz gegen den unlauteren Wettbewerb, erläutert durch die neueſte
Rechtſprechung. Textausgabe von Dr. Wenzei Goldbaum,
Rechtsanwalt und Notar in Berlin. 148 Seiten In Ganzleinen ge=
bunden
5 RM. Gg. Stilke, Verlag, Berlin.
Der Schwerpunkt dieſes mit großer Gründlichkeit geſchriebenen
Buches, das eine recht ſchwierige Materie in ghücklichſter Weiſe meiſtert,
liegt in der bezüglichen Darſtellung der höchſtrichterlichen Rechtſprechung.
Unter Fernhaltung wiſſenſchaftlich=theoretiſcher Erörterungen ſoll das
Werk den Gewerbetreibenden über den Stand der Judikatur unter=
richten
, es wird aber dem Juriſten in gleicher Weiſe als Nachſchlage=
werk
gute Dienſte leiſten. Die Ausſtattung und der Druck ſind vorzüg=
lich
. Das Buch kann nur zur Anſchaffung empfohlen werden. L.
Das Körperſchaftsſteuergeſetz vom 10. Auguſt 1925 unter Berückſichtigung
der Anwendung findenden Beſtimmungen des Einkommenſteuergeſetzes
und der Rechtſprechung des Reichsfinanzhofes von Dr. Richard
Noſendorf Rechtsanwalt und Notar zu Berlin. Preis geh.
9,30 Mark, in Leinen gebunden 10,80 Mr. 599 Seiten. 1925. Indu=
ſtrieverlag
Spgeth u. Linde, Berlin W. 10, und Wien I.
Die neue Steuerreform des verfloſſenen Jahres hat auch die Be=
ſteuerung
der Aktiengeſellſchaften, Kommanditgeſellſchaften auf Aktien,
Berggewerkſchaften, Geſellſchaften mit beſchränkter Haftung, Genoſſen=
ſchaften
und alle übrigen Körperſchiften und Vermögensmaſſen auf eine
feſte Grundlage geſtellt. Eine Auslegung der ſchwierigen und ſchwer
verſtändlichen Geſ.tze (die Steuerwiſſenſchaft wird als eine Art Geheim=
wiſſenſchaft
betrachtet) iſt für die praktiſche Handhabung unerläßlich.
Dieſem Zwecke dienen in unſerem Zeitalter die Kommentare. Der Ver=
füſſer
iſt als Steuerpraktikr beſtens bekannt. Das Erläuterungswverk,
das er hier geſchaffen, kann als zuverläſſiger Wegweiſer nur empfohlen
werden.
Stengleins Kommentar zu den Strafrechtlichen Nebengeſetzen des
Deutſchen Reiches. Fünfte, völlig neubearbeitete Auflage von Ober=
reichsanwalt
Dr. Ebermayer, Reichsgerichtsrat Conrad,
Neichsanwalt Dr. Feiſenberger und Oberſtaatsanwalt bei der
Neichsanwaltſchaft, Dr. Schneidewin. Verlag von Otto Lieb=
mann
, Berlin W. 57 Potsdamerſtr. 96. Geſamtpreis etwa 65 Mk.
Bisher zwei Lieferungen 2 6,50 Mk.
Seit dem Erſcheinen der letzten Auflage ſind 13 Jahre vergangen.
So rechtfertigt ſich allein ſchon aus dieſer Tatſache das Erſcheinen einer
Neubearbeitung. Die erſte Lieferung enthält: Die Geſetze zum Schutze
des geiſrigen und gewerblichen Eigentums. (Patentgeſetz vom 7. April
1891 (Faſſung vom 7. Dezember 1923, Geſetz betr. die Patentanwälte
vom 21. Mai 1900. Geſetz betr. Schutz von Gebrauchsmuſtern vom 1.
Juni 1891 (Faſſung vom 7. Dezember 1923.) Geſetz betr. Urheberrceht
an Werken der Literatur und der Tonkunſt vom 19. Juni 1901 mit Ber=
ner
Konvention. Geſetz über das Verlagsrecht vom 19. Juni 1901); die
zweite Lieferung enthält: Geſetz vom 9. Januar 1907 betr. Urheber=
recht
an Werken der bildenden Künſte und der Photographie Geſetz
vom 11. Januar 1876 betr. Urheberrecht an Muſtern und Modellen
vom 11. Januar 1876. Geſetz zum Schutze der Warenbezeichnungen vom
12. Mai 1894 Gefetz vom 7. Juni 1909 gegen den unlauteren Wett=
bewerb
.
Die beiden Lieferungen beweiſen die große Gründlichkeit, mit der
Schrifttum und Praxis hinſichtlich ſchvieriger Materien unſeres Nechts=
gebietes
bearbeitet ſind. Gerade die Praxis wird des Kommentars, der
ſich als zuverläſſiger Ratgeber darſtellt, gar nicht entbehren können.
Juſtizrgt Lindt, Darmſtadt.

[ ][  ][ ]

Nummer 359

Dienstag, den 28. Dezember 1926

Geite 11

Die vone Berzogin.

2D

Roman von E. Klein

(Nachdruck verboten.)

Das war ein ſchwerer Schlag! Er hatte alſo von vornherein.
mnit der Möglichkeit gerechnet, aufgehalten zu werden, und einen
ganderen Weg genommen. Ein gefährlicher Feind, ebenſo ſchlan
Gvie rückſichtslos. Und jetzt war er beſtimmt ſchon vor London.
Alſo geſchlagen? Nein nein! ſchrie es in ihr auf. UInd
avenn es ihr nicht mehr möglich war, ihm das Dokument zu ent=
meißen
ſtrafen konnte ſie ihn für ſeine Schurkentat.
Sie fuhr mit dem Auto, das ihr Inſpektor Groothe zur Ver=
Kügung ſtellte, nach London weiter. Ein alter Kaſten war der
Wagen und brachte es auf kaum fünfundvierzig Kilometer
ber ſie waren wenigſtens um ſechs vor dem Hauſe Berkeley
Square 26, das Las Valdas bewohnte.
Der Herr Graf kam um halb vier Uhr an, erklärte der
wortugieſiſche Diener, und iſt dann ſofort wieder weggefahren.
Er wird erſt um 8 Uhr wieder zu Hauſe ſein.
Acht Uhr! Das war die Stunde, für die er Grace beſtellt
whatte!
Gloria konnte nichts tun. Sie ließ ſich nach dem Hauſe des
Waters auf Carlton Houſe Terrace fahren.
Das Wetter hatte tatſächlich umgeſchlagen. Schon auf der
*Fahrt von Maidſtone her hatte es zu regnen begonnen als
es Abend wurde, hing der berüchtigte, naſſe, finſtere Himmel
äiber London. Unfreundlich, fremd ſchien die Stadt der jungen
Frau, die enge Straßen, flackernde Laternen gar nicht mehr ge=
Hvohnt war. Der lärmende, haſtende Verkehr auf Piccadilln
machte ſie nervös, und ſie atmete auf, als ihr Wagen auf die in
wornehmer Ruhe daliegende Carlton Houſe Terrace einbog.
Sie war nicht der Menſch, ſich mit unnützen Spekulationen
Dden Kopf zu verdrehen. Bis acht Uhr war nichts zu tun! Sie
ieß im kleinen Salon ein warmes Feuer machen und wärmte
auch ihr Inneres durch ſtarken chineſiſchen Tee.
Punkt ein viertel acht erhob ſie ſich, ging in ihr Zimmer, das
mioch ſo ſtand, wie ſie es als Mädchen bewohnt hatte, und nahm
aus der Lade der Kommode den kleinen, ſilberbeſchlagenen Revol=
wer
, den ihr der Vater vor Jahren einmal geſchenkt hatte, und
ort ein vergeſſenes Daſein führte. Nun, da ihr einfiel, daß ſie
whne jede Waffe von Burnham Tower weggefahren war, erin=
merte
ſie ſich des kleinen Dinges, das nicht mehr war als ein
Spielzeug. Aber beſſer als nichts. Der Revolver war geladen.
Sie nahm die Patronen heraus, ſah Gehäuſe und Lauf ſorgfäl=
ig
nach, ließ den Hammer prüfend einſchnappen alles in
eſter Ordnung. Sie lud die Waffe wieder, ſteckte ſie in die
Taſche, ſtieg in die Hall hinunter, zog den Regenmantel ihrer
Schweſter an und verließ das Haus. Sie wollte zu Fuß gehen.
Kühn und entſchloſſen berechnete ſie alle Chancen. Wenn
ſie wirklich gezwungen war, den Revolver zu gebrauchen, dann
war es beſſer, es konnte ſich kein Chauffeur melden, der ſie zu
DDdim Hauſe Berkeley Square 26 gefahren hatte.
Zur ſelben Minute, da ſie vor der Kommode ſtand und ihren
Revolver putzte, lief in Liverpool Station der Folkſtone=Boots=

train ein. Ihm entſtieg ein langer, hagerer Mann, Mitte der
Dreißig Lord Harald Neville.
Auch in Paris hatte es ihn nicht mehr geduldet. Als von
Burnham Tower die Antwort Glorias auf ſeinen Brief kam.
ſetzte er ſich auf und fuhr nach London. Da er wußte, daß die

Sahen die Frau in den kleinenVorgarten.
Familie nicht in der Stadt war, wollte er zunächſt einmal in
Burnham Houſe Erkundigungen einziehen. Er fuhr alſo vom
Behnhofe nicht nach ſeiner Wohnung, ſondern nach Carlton
Houſe Terrace, und hier langte ſein Wagen gerade an der Säule
des Herzogs von York an, als Gloria aus der Terraſſe auf den
Waterloo=Platz bog.
Sie war verſthleiert. Harald Neville ſah nur die Figur und
den Mantel Grace! Die Eiferſucht griff mit hundert
Krallen an ſeine Bruſt. Sie in der Stadt? Wohin ging ſie zu
dieſer Stunde? Zu Fuß? Verſchleiert? Hatte ſeine Ungeduld,
ſeine Schwäche ihn in der richtigen Minute hergetrieben? Zu=
fall
? dieſe blöde, ſchwächliche Ausrede alter Weiber? Nein
nein Beſtimmung?
Er ließ das Auto wenden und hieß den Chauffeur der hohen,
ſchlanken Frauengeſtalt folgen, die er ſelbſt durch das geöffnete
Fenſter im Ange behielt. Aber das Schritt=für=Schritt des
Wagens wurde ſeiner fiebernden Erregung unerträglich. Er
ſprang aus und ſchickte den Chauffeur nach Hauſe.

Mit verwundertem Blick ſchaute der Mann ſeinen Herrn
an. So hatte er ihn noch nie geſehen alle Muskeln und
Sehnen zuckten in dem ſchmalen Geſichte
Soll ich vielleicht langſam nachfahren, Mylord? wagte
der Mann zu fragen.
Nein nein, tun Sie, was ich Ihnen ſage! Ich
Eben bog die Frau in Charles Street ein er durfte ſie nicht
verlieren. Mit raſchen, energiſchen Schritten ging ſie über St.
James Square, King Street und Piccadilly hinauf. So ging
nur jemand, der ein Ziel vor ſich hat. Er mußte wiſſen, welches
dieſes Ziel war. Einen Augenblick proteſtierte der Stolz des
engliſchen Gentleman in ihm gegen dieſes Spionieren. Lord
Neville verfluchte ſich ſelbſt, daß er das tat aber er tat es.
Finſter lag Berkeley Square. Finſter Davonſhire Houſe
mit ſeinem Garten. Finſter der Park auf dem Platze. Trübe
und leblos ſchimmerten die Laternen durch den dicht hernieder=
ſtrömenden
Regen. Die Verfolgte beſchleunigte ihre Schritte.
Lief jetzt beinahe. Bog um den Garten, überquerte die Srraße
und ſteuerte auf eines der alten Häuſer zu, die auf der andern
Seite ſtanden.
Lord Neville blieb am Gitter des Parks ſtehen. Mit vethal=
tenem
Atem blickte er der Fkau nach. Kalte Wut kochte in ihm
Sie kannte augenſcheinlich das Haus, das ihr Ziel war!
Ein Poliziſt ſtapfte, in ſeinen Regenkragen gemummt, dröh=
nend
vorbei. Verwunderten Auges ſah er den großen, eleganten
Mann, der ohne Schirm, ohne auf den infernaliſchen Regen zu
achten, ſich im Schatten des Parkes hielt und über die Straße
ſpähte. Der Poliziſt blieb ſtehen, folgte dem Blick des ſichtlich
uufgeregten Mannes
So fügte ſich ein Glied zum andern. So formte ſich die
Tragödie. Von der Minute an, da Lady Grace den erſten koket=
ten
Blick mit Las Valdas wechſelte, bis zu dem Augenblick, da
der ſtämmige Policeman aus halb beruflicher, halb menſch=

licher Neugierde ſtehen blieb, um den ſich ſo auffällia gebahren=
den
Gentleman zu beobachten. Zufall? Alles wirklich nur Zu=
foll
? Zum Teufel mit dieſem Wort! Mit dieſem Begriff, der
hohl iſt und dem Geſchick verweigert, was ihm gebührt. Wie ſagte
ſich Lord Neville, als er das Auto wenden ließ und die Jagd
begann? Beſtimmung? Das iſt es Beſtimmung! Wir
Menſchen ſind ja ſo armſelige Narren, alle miteinander, und
umſo armſeliger und lächerlicher, je größer und mächtiger wir
uns dünken!
Lord Netille und zwanzig Schritte hinter ihm der Schutz=
mann
ſahen die Frau in den kleinen Vorgarten des Hauſes 26
treten, die zwei Stufen zum Eingang hinaufſteigen und läuten.
Sie wurde augenſcheinlich erwartet, denn gleich darauf wurde es
im Erdgeſchoß hell der Schatten eines Mannes erſchien hinter
der Mattſcheibe der Eingangstüre. Dieſe wurde etwas geöffnet
die Frau ſchlüpfte hinein. Das Licht verlöſchte.
Lord Neville ſtieß einen wilden Fluch durch die Zähne und
ſprang vorwärts. Der Poliziſt rückte ihm nach und nahm nun
ſeinen Poſten an der Gitterecke ein.
Einen Augenblick ſtreifte Lord Neville durch den dämm=
rigen
Lichtkegel ſeiner Laterne. Verdammt ! Der Poliziſt
ſtutzte das Geſicht hatte er doch ſchon einmal irgendwo
geſehen in einer Zeitung oder ſo
(Fortſetzung folgt.)

cke
*
Miteſſer
Schuppen
Kaarausfall
Warzen
Zverden unt Garantfe
gentfernt Salon
Peter=Orth
MMartinſtr. 78 (184107

Weiblich

Kino=Platzan=

mit beſten Zeugniſſ
JJunge Frau ſucht ſo=
ffort
od. ſpät. Stelle.
Ang. unt. H 192 ar
Ddie Geſchſt. (Mz 1912:

19. Dams
z J, bisher Han=
elsfirma
(elterlicher
Betrieo) tätig, an
ottes, ſelbſtänd. Ar=
eiten
gewöhnt, ſuch t
jir ſof,ort Stellung,
füroo La zer. /33/ 81
Eilange. u. H 164
Beſchäfisſt erbeter

Wer?

Bvürde eine jüng. geb
DDame aus gut Kauſe
als Hanstochter
mit Familienanſa luß
rund ileinenn Taſchen=
ggeldaufnehmen
? An=
gebote
unt. H 172
n die Geſchſt. (*33702

Wepr. Kindergärtne=
rin
ſ. St. tigsüb. od
½ age Darinſtadt o.
-mg. Ang u H171
n die Geichſt (*337 3
WBerufl tät j7 Dame
H.nichm Beſchäft auf
Büro Ang u. H188
n die Geſchſt (*33 54
Jg. Mädch. a. at Fam.
Operh ſ p ſof Stell
ä. g. H. Beſte Empf
Ang. u. H 189 Geſchſt
(*33761)

Schneiderin
empfiehlt ſich in und
muß. d Hauſ . /3 71
E. Sulemann
Arbeilger raße 35.

Männlich
Klav er pielern Gei=
genſpieler
, evtl auch
zzbino, frei, auch
mach aus värts An=
geb
. H 167 an d
Geſchäftsſt (*33694

Offene Stellen

Weiblich

Mädchen od. Stütze,
i. Haush durchaus er=
fahren
, nur mit gut
Zeugn, z. 1. 1. geſ
Wiktoriaſtr. 28, 2. St.
(*33677)

Tüchtige

ab 1. Jan. 27 geſucht
Angeb. uuit Gehalts=
anſprüchen
u H 184
an d. Geſchſt /e33736

Tüchtiges (33717

tagsüb per Mitte od
Ende Januar geſucht
Zeu niſie erſorderl.
Roquetteweg 16.

Intell Lehrmädchen,
nicht unt. 16 Jahr.,
für feine Maßſynei=
derei
zum 1. Januar
od ſpät. geſ. Ang u
H181 Geſchſt. / 33716

Ehrliche= braves

mit gut. Zeugniſſen
für tagsüber od. für
ganz per ſofort ge
Vorzuſtell Darmſt.,
Saalbauſtr. 73 ( 33756
Für ſof. tücht. Mädel
aus aut Familie für
tagsüber geſ. (* 3:0
Archit. Georg Kugel
WPittmannſtr. 4
Zuverl. Mädcken
bis na h dem Spülen
geſuht Viktori iſtr.
Nr. 59, vt (*33749

Konkurs-Hersteigerung
von Gemälden, Orlginalradierungen, Mappenwerken
und Büchern (Vorzugsdrucke)
1 Frankfurter Schrank, sehr schönes antikes Stück
1 große Vase, Hutschenreuther, Kohald mit Golddekor
1 große Vase, Hutschenreuther, Königsblau mit Blumendekor.

Versteigerung

Dienstag, 28. Dezember, nachmittags ½3 Uhr
in dem Laden

19109)

12 Ernst-Ludwigstr. 12
Besichtigung vor der Versteigérung. Verzeichnisse bei
Konkursverwalter Raab
Amtsgerichtstaxator.

Wir ſuchen zum 3. Januar
einige tüchtige 19115
Auzhilfs=Verkäuferinnen
Vorzuſtellen unter Vorlage von
Zeugniſſen von 910 Uhr vormittags
Carl Schürmann & Co.

Zum alsbaldigen Eintritt .
1. Verkäufer (in)
für Herrenartikel, Trikotagen
. Verkaäferim
für Wäſche, Schürzen, Damen=
Trifotagen
jüngerer Verkäufer (in.
für Gardinen.
Wir reflektieren nur auf ſolche Kräfte, die in
obigen Abteilungen längere Jahre ununter=
brochen
tätig geweſen ſind und mögl. ſelbſi=
ſtändig
gearbeiret haben. Vorzuſiellen mit
Original=Zeugniſſen. (19105
Seörüden Anger

Mäochen bis nuch
dem Spülen geſucht
Näh Geſchit. (33709

Ehrliches, inderlieb
Mädten
15. Jan geſ. ( 3374
Dieburgerſtr 56, pt.

Lau mädchen
od. Lauffrau
für 2 Stunden täg=
lich
geſucht von ½8
bis ½10 vorm (19124
Ernſt=Lupwigſt 9, II.

um jofortig
ElcE Eintritt: 95, 1. Hausmäd=
chen
, Alleinmädchen
die ko ben können, un
henmädch f Hotel
ädchen für tagsüb.
Miina Dingeldein
Tewerbsm. Hetllenbüro.
Eliſabethenſtraße 5
Tel 3365. 33762

Männlie

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an Ph. Baumbach
Nachff., Rheinſtraße 19
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Geſchäftsſt. *33743

mmsbillen

Geſchäfts=
und
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Villen= u. Einfam.=
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Seite 12

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derlich
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Amtsgericht I.