Einzelnummer 10 Pfennige
Bezugspreis:
Bei wöchentlich 2 maligem Erſcheinen vom 1. Auguff
bis R. Auguſt 2,48 Reſchemart und 22 Pfennig
Abtragegebühr, abgeholt 2,25 Reſchsmark, durch die
Agenfuren 2,40 Reiſchsmark frei Haus. Poſibezugspreis
im Auguſt ohne Beſtellgeld mongtlich 2.25 Reiſchsmark,
Verantwortlichkeſt für Aufnahme von Anzeigen an
beſtimmten Tagen wird nicht übernommen.
Nichte=
enſcheinen einzelner Nummern infolge höherer Gewalt
berechtigt den Bezſeher nſcht zur Kürzung des
Bezugspreiſes. Beſtellungen und Abbeſtellungen durch
Fermruf obne Verbindlichkeſt für uns. Poſiſcheckonto
Franffurt a. M. 4204.
Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
Wöchentliche illuftrierte Beilage: „Die Gegenwart”, Tagesſpiegel in Bild und Wort
Nachdruck ſämtlicher mit z verſebenen Original=Aufſätze und eigenen Nachrichten nur mit Quellenangabe „Darmſt. Tagbl.” geſtattet.
Nummer 215
Donnerstag, den 5. Auguſt 1926.
189. Jahrgang
Anzeigenpreis:
27 mm breite Zelle im Kreiſe Darmſtadt 25 Reichspfg.
FinanzeAnzelgen 40 Reſcheofg, Rellamezeile (92 mm
brei) 2 Reſchsmark. Anzeigen von auswärts 40 Reſchpig.
FinanzAnzeigen 60 Reſchepfg. 9amm breie
Nellame=
zeſſe 300 Reſchsmart Alle Preſſe in Reſchemart
ſ4 Dollar — 420 Marl. — Im Falle höherer
Gewalt, wie Krieg, Aufruhr. Sirelt uſw erſcht
ſede Verpſichtung auf Erfüllung der
Anzeigen=
auſträge und Leſtung von Schadenerſatz. Bei
Konkurs oder gerſchtlicher Beſtreſbung fällt jeder
Rabatt weg. Banklonto: Deutſche Banl und
Darm=
ſtädtel und Nationalbant.
Luftpolitik.
1. Luftdienſt und Abrüſiung.
Die verhöhnte Abrüſtung.
Der Sieg des franzöſiſchen Einfluſſes.
Am Montag haben nach einer Pauſe von über drei Wochen
die militäriſchen Sachverſtändigen in Genf ihre Beratungen über
die Abrüſtung wieder begonnen. Ende Mai tagte die
Vollkonfe=
renz, die als „Vorbereitende Kommiſſion für die
Abrüſtungs=
konferenz” aufgezogen war. Sie hatte angeblich den Zweck, das
ganze Material in Sachen Abrüſtung zu prüfen und das
Ergeb=
nis der Prüfung der Vollverſammlung zu unterbreiten, die dar= Demarche ein. Hoeſch hat über das Ergebnis ein längeres
Tele=
aufhin die eigentliche Abrüſtungskonferenz einberufen wird. Um
praktiſch weiterzukommen, war der Kommiſſion ein Fragebogen
vorgelegt worden, den ſie neu formulierte und — ihrer
Unter=
kommiſſion überwies. Dieſe Unterkommiſſion ſpinnt jetzt ihre
Fäden weiter.
Was ſie bisher geleiſtet hat, iſt nichts als Hohn auf den
Gedanken der Abrüſtung überhaupt. Von den ſieben
ihr vorgelegten Fragen hat ſie drei zu beantworten geſucht mit
dem bedauerlichen Ergebnis, daß die franzöſiſchen Abſichten ſich
auf der ganzen Linie durchgeſetzt haben. Frankreichs
Tak=
tik geht dahin, die Abrüſtung mit dem Verſailler Vertrag zu
kombinieren und Begriffsbeſtimmungen zu ſchaffen, nach denen
Deutſchland das Höchſtmaß der zuläſſigen Rüſtung mit ſeinen
100 000 Mann bereits erreicht hat, während die franzöſiſche
Armee mit ihren über 700 000 Mann uns unterlegen iſt. Man
ſollte ſagen, daß eine ſolche Beweisführung mit allen Mitteln
nicht zu führen wäre. Trotzdem müſſen wir zugeben, daß den
Franzoſen mit Hilfe ihrer Geſinnungsfreunde dieſes Kunſtſtück
gelungen iſt.
Die erſte Frage, was unter Rüſtung zu verſtehen
ſei, wurde in die beiden Unterfragen nach den Grundlagen
der Rüſtung und den Merkmalen der
Friedens=
rüſtung geteilt. Dem franzöſiſchen Einfluß iſt es
zu=
zuſchreiben, daß der Unterausſchuß zu dem Beſchluß kam, wonach
lediglich die unter den Fahnen befindlichen ausgebildeten
Mann=
ſchaften als Friedensrüſtung zu gelten haben, da nach dem
grundlegenden Beſchluß der Vollkommiſſion nur die
Friedeus=
rüſtung zu prüfen iſt, während die etwaigen Kriegsrüſtungen
eilies Landes nicht abgegrenzt werden dürfen, nur das aktive
Heer als Vergleichsobjekt herangezogen wird, während die
aus=
gebildeten Reſerviſten ebenſo wie die in den Depots liegenden
Kriegsgeräte und Vorräte nicht eingerechnet werden. Dagegen
ſollen die Polizei= und Gendarmeriekräfte, die Zoll= und
Forſt=
beamten, ſowie alle Organiſationen militäriſchen Charakters der
in Deutſchland in Uniform ſtecken haben, als Friedensrüſtung
be=
zeichnet wird, um dadurch unſere Zahl der franzöſiſchen
anzu=
gleichen, während die Millionen franzöſiſcher Reſerviſten, die für
den Kriegsfall vorhanden ſind, unter den Tiſch fallen. Die
fran=
jöſiſche Delegation hat ſich darüber hinaus ehrliche Mühe ge= heit bieten, ſich zu dem Aide memoire, das Herr von Hoeſch am
geben, die militäriſche Verwendbarkeit eines Berufsheeres mit
anger Ausbildungszeit gegenüber einem Heer auf Grund der
Ilgemeinen Wehrpflicht beſonders zu unterſtreichen, und hat nur
die Achſeln gezuckt, als ihr von unſerer Seite entgegengehalten
vurde, daß man uns doch in Verſailles, wo man uns militäriſch
otmachen wollte, wahrſcheinlich nicht die größere und beſſere
Organiſation freiwillig zugeſtanden hätte.
Die franzöſiſche Theorie hat ſich auch in den Fragen 2 und 3
lurchgeſetzt, die nach der Möglichkeit der
Rüſtungsbe=
chränkungen und den Vergleichsmöglichkeiten
Nobilmachungsbehörden, die Ausbildung der Reſerviſten,
Vor=
ereitungen zur wirtſchaftlichen Mobilmachung und was ſonſt
amit nicht durchſetzen können, weil ſie von faſt allen
Konferenz=
eilnehmern im Stich gelaſſen wurden. Es iſt deshalb auch nur
in magerer Troſt, daß England ſich bisher in den Beratungen
Nehrheit auf ſeine Seite gebracht, indem als Vergleichs= ten ausgerechnet im Arbeitsamt in Genf große Beunruhigung
aſis für die Rüſtung zur See die
Geſamtton=
age angenommen wurde, wodurch die Engländer
außerordent=
ch gehandicapt werden, während ſie Frankreich hinreichend
Be=
iſtung ſeine Abſichten England gegenüber durchführen zu
innen.
Das Reſultat der Ueberlegungen der Unterſuchungsaus= ziehen laſſen.
Züſſe iſt bei der allgemeinen tatſächlichen Machtverteilung ſo
„otesk, daß man wohl von einer Abrüſtungskomödie ſprechen
nn. Die Hoffnungen, daß die Pauſe in den Beratungen dazu
hren könnte, die Mehrheit von der Sinnloſigkeit ihrer
Be=
zlüſſe zu überzeugen, iſt nur ſehr gering. Es ſtehi alſo zu
be=
rchten, daß der Ausſchuß bei Fortſetzung ſeiner Beratungen
der die Frage der Kontrollrüſtungen und über den Begriff der
fenſiven und defenſiven Rüſtungen — ganz zu ſchweigen von aus Waſhington ſchreibt, macht ſich dort eine gewiſſe
Unzufrie=
r phantaſtiſchen Konſtruktion effektiver und potentieller denheit über den Fortſchritt und das Verfahren der
vorbereiten=
üſtungen — ebenſowenig zu befriedigenden Ergebniſſen gelangen den Abrüſtungskommiſſion des Völkerbundes und ſeines
Unter=
ird, da alle deutſchen Warnungen in den Wind geſprochen ſind, ausſchuſſes für Flottenfragen bemerkbar. Es werde in dortigen
rbeitet der Ausſchuß in der gleichen Linie weiter, dann iſt ſeine
nze Tätigkeit von vornherein nur für den Pavierkorb be= der Anſicht der drei großen Flottenmächte und einer oder zwei
mmt. Die Amerikaner werden wohl einen ſolchen Unfug nicht 1
itmachen. Sie werden ſchließlich zu verſtehen geben, daß ſie zehn oder zwölf kleineren Staaten überſtimmt zu werden, von
rk genug ſind, um auf finanziellem Gebiet die Franzoſen zum denen einige gar keine Flotte beſitzen, während einige von ihnen
achgeben zu zwingen. Das iſt leider die einzige Hoffnung, die
9 uns noch bietet, daß aus den in formaliſtiſchen Formulie= Korreſpondent weiſt darauf hin, daß es Frankreich war, das
ngen und diplomatiſchen Machtbeſorgniſſen verwachſenen Kom= darauf beſtand, daß jede der 18 in der Kommiſſion vertretenen
iſſionsarbeiten noch etwas, wenn auch nicht Vernünftiges, ſo Mächte in der Flottenunterkommiſſion vertreten ſes” ſolle, ob ſie
ch Erträgliches herauskommt.
Deutſche Demarche in Paris.
Hoeſch bei Briand. — Um Deutſchlands
Ein=
tritt in den Völkerbund in= Zuſammenhang
mit den Rückwirkungen.
Die mehrſtündige Unterredung, die der deutſche Botſchafter
in Paris, Herr von Hoeſch, am Dienstag mit Herrn Briand
ge=
habt hat, leitete die bereits von uns angekündigte neue deutſche
gramm nach Berlin geſchickt, das am Mittwoch abend noch nicht
entziffert war. Soweit wir wiſſen, war das Thema der
Unterredung der Eintritt Deutſchlands in den
wirkungen, vornehmlich einer ſtarken Herabſetzung der
Beſatzung und der Politik der
Rheinlandkommiſ=
ſion. Berührt wurden auch Abrüſtungsfragen. An
amt=
licher Stelle wird Wert darauf gelegt, daß Herr von Hoeſch keine bezug auf Abrüſtung zu zeigen, als gerade die Luftpolitik.
Note überreicht habe, daß er lediglich ſchriftliche Aufzeichnungen
mitgebracht, zu denen er noch einen ausführlichen mündlichen
Kommentar gegeben hat. Einzelne Zeitungen wollen wiſſen, daß
Briand bei dieſer Gelegenheit den Verſuch gemacht habe, das für
ſchafterkonferenz vom November 1925, in der die beſtimmte
Zu=
ſage zu Herabſetzung der Truppen gemacht worden iſt, durch
Interpretationen aus der Welt zu ſchaffen. Das würde mit
ſei=
nem bisherigen Verhalten im Widerſpruch ſtehen. Er hat ſich
früher dahinter verſchanzt, daß er mit innerer Politik überlaſtet
ſei, um ſich mit ſolchen „Kleinigkeiten” abzugeben. Damit kann
er ſich nicht mehr herausreden. Auch auf Zeitgewinn kann er jetzt
vier Wochen vor der Völkerbundstagung nicht mehr gut hinzielen.
Die Frage muß jetzt geklärt werden und Briand iſt klug genug,
um zu erkennen, daß bei der Stimmung in Deutſchland das
Kabi=
nett Marx=Streſemann den Eintritt in den Völkerbund nicht
voll=
forderungen erhalten hat. Allerdings dürfte Briand verſucht
haben, auch ſeinerſeits die Bedenken zu unterſtreichen, die einer
Erfüllung der deutſchen Wünſche im Wege ſtehen. Es iſt ja auch
nicht anzunehmen, daß, nachdem jetzt drei Jahre fruchtlos ver=
Friedensrüſtung zugezählt werden. Mit dem Hinweis auf dieſes gingen, in 24 Stunden eine befriedigende Löſung erzielt werden
Taſchenſpielerkunſtſtückchen iſt es möglich, daß alles, was wir könnte. Es iſt unvermeidlich, daß die Unterredungen noch längere
von Hoeſch, nachdem er auf ſeinen Bericht von Berlin aus
Ant=
wort erhalten hat, wieder zu Briand begeben und ihm Gelegen=
Dienstag bei ihm zurückgelaſſen hat, zu äußern.
Die ewigen Nörgler.
* Berlin, 4. Aug. (Priv.=Tel.)
litik auf eine mehr antideutſche Linie,, die
offen=
ſichtlich auf Chamberlain zurückzuführen iſt, findet ihren
Aus=
druck auch in abenteuerlichſten Senſationsmeldungen, die jetzt vor Luſthombardements ſchützen und gleichzeitig mit der Marine
von England aus in die Welt geſetzt werden. War es vor und den Landſtreitkräften im Felde zuſammenarbeiten.
ragen. Die deutſchen Vertreter haben ſich ehrliche Mühe ge= wenigen Tagen der Daily Telegraph”, der einer großen
In=
ſeben, auch andere Vergleichsfaktoren, die Organiſation, der trige um die Perſönlichkeit des Generals von Seeckt auf die Spur
gekommen zu ſein glaubte, ſo ſind es jetzt die „Daily News”, die
och alles dahineinſchlägt, heranzuziehen. Sie haben ſich aber deutſche Arbeitsetat eigentlich nur die Ver= gen auch jetzt noch die Marine verantwortlich iſt, ſo muß die
Kon=
ſchleierung, für die Aufſtellung eines neuen trolle ſchmaler Gewäſſer immer mehr die Ausdehnung der
Luft=
deutſchen Rieſenheeres darſtelle, deſſen Koſten unter den ſtreitkräfte erfordern.
Rubriken Staats= und Stadtanleihen, öffentliche
Wohlfahrts=
ine große Schlappe geholt hat. Auch hier hat Frankreich die pflege uſw. verborgen ſeien. Dieſe deutſchen Beſtrebungen hät= teidigung der Angriff. Da dies ſo iſt, iſt eine
Organi=
lichkeit zu beweiſen. Die Engländer können nicht gut verlangen, gung des Reiches begegnen zu können, muß man eine
wohl=
degungsfreiheit gibt, um auch im Rahmen einer ſolchen Ab= daß ſolche Phantaſien bei uns noch emes Dementis gewürdigt organiſierte Luftmacht hinſtellen, deren einzelne Glieder hoch=
Amerikaniſche Unzufriedenheit mit den
Abrüſiungsverhandlungen.
Von
Lord Thomſon,
früherer britiſcher Miniſter für Luftdienſt.
Lord Thomſon, der frühere Miniſter für
Flug=
weſen, gehört zu den größten luftpolitiſchen Autoritäten.
In Anbetracht der großen weltpolitiſchen Bedeutung
des Wettrüſtens der Weſtmächte hinſichtlich der Luftwaffe
und in Anbetracht der weltwirtſchaftlichen Bedeutung,
die der in Ausſicht ſtehende Luftverkehr über alle Teile
des britiſchen Imperiums beanſpruchen kann, iſt es von
allgemeinem Intereſſe, die Ausblicke eines ſo
hervor=
ragenden Fachmanns in Fragen der künftigen Luftpolitik
lennen zu lernen.
Wir hören in dieſen Tagen viel von Abrüſtung und
Welt=
frieden, aber abgeſehen von Deutſchlands
unfreiwilli=
ger Verminderung ſeiner bewaffneten
Streit=
kräfte und teilweiſen Beſchränkung in den Seerüſtungen durch
das Waſhingtoner Abkommen iſt die Bindung der meiſten Natio=
Völkerbund im Zuſammenhang mit den Rück= nen hinſichtlich der Abrüſtung mehr eine Formel als eine
Reali=
tät. Bei der ſchwebenden Entſcheidung der Genfer
Ab=
rüſtungskonferenz erwartet die Welt, eine offene und
ſpontane Geſte durch die führenden Mächte. Kein Gebiet gibt
den Nationen eine ſo gute Möglichkeit, ihren ehrlichen Willen in
In dem nächſten europäiſchen Krieg — wenn eine ſolche
Kataſtrophe eintreten ſollte — wird die beinahe unbeſchränkte
Macht der Luftwaffe als eine tötliche Wehr ſich in einer derartig
grauenhaften Weiſe zeigen, daß der gewöhnliche Menſch ſich gar
keine Vorſtellung davon machen kann. Die ſchrecklichen
Zer=
unſere Haltung grundlegende Verſprechen in der Note der Bot= ſtörungskräfte dieſer ſchnellen, fürchterlichen Inſtrumente waren
während des Krieges nur eine Andeutung davon. Nichts wird
gewonnen, wenn man unangenehme Tatſachen verſchweigt. Wenn
einſt die europäiſchen Völker insgeſamt die fürchterlichen
Möglich=
keiten der Flugzeuge erkannt haben werden, werden ſie die
Jin=
gos dieſer Welt auf ihren richtigen Platz verweiſen — ins
Irrenhaus.
Es iſt nicht lange her, daß der Chef des Luftſtabes in
Groß=
britannien geſagt haben ſoll, er würde gern die Luft „abſchaffen”.
Wer ihn kennt, wird leicht verſtehen, was er damit meint. Ein
Mann von weitgehendſter Erfahrung iſt, während er die
Luft=
ſtreitkräfte kommandierte — ich darf wohl ſagen mit einer an
Genie grenzenden Geſchicklichkeit —, ſo beeindruckt von den
fürch=
terlichen Möglichkeiten des Luftkrieges, daß er vorziehen würde,
ziehen kann, wenn es nicht beſtimmte Zuſagen über die Haupt= wenn es möglich wäre, dieſes Kampfgebiet ganz aus der Welt
zu ſchaffen. Da die Entwicklung der Luftfahrzeuge den Krieg weit
fürchterlicher und zerſtörender gemacht hat, beſonders in bezug
auf das Leben und das Eigentum der Zivilbevölkerung, ſo iſt die
Hoffnung berechtigt, daß die möglichen Leiſtungen dieſer neuen
Waffe als Abſchreckungsmittel dienen können, um den
ſelbſt=
mörderiſchen Charakter der Zukunftskriege erkennen zu laſſen.
Großbritannien hat in dieſem Jahr ein Beiſpiel von
Spar=
ſamkeit in bezug auf ſeine Ausgaben für die Luftſtreitkräfte ge=
Zeit hin und her gehen und vermutlich wird ſich deshalb Herr geben, das von Leuten mit gutem Willen auch in der ganzen Welt
anerkannt werden ſollte. Hoffen wir, daß es auch anerkannt wird.
Aber wir müſſen doch zugleich der harten Tatſache ins Geſicht
ſehen, daß es, bis auch die anderen Nationen mit uns hierin
einig ſind, ein Wahnſinn wäre, ſich der Möglichkeit der
Verteidi=
gungsloſigkeit im Falle eines neuen europäiſchen Krieges
aus=
zuſetzen. (Dieſer „Wahnſinn” aber iſt Deutſchland aufgezwungen!
D. Red.) Unterlegenheit in der Luft würde unſere Häfen, unſere
Induſtrie, unſere militäriſchen Zentren dem Niſlko einer
Zer=
ſtörung ausſetzen, ehe unſere Armeen im Felde wären und unſere
Flotten auf dem Meer. Solange die Welt in dem augenblicklichen,
Die grundſätzliche Einſtellung der engliſchen Po= leicht entzündbaren Stadium ſteht, iſt eine genügende
Luft=
ſtreitmacht notwendig für die Exiſtenz als
Groß=
macht. Die Luftſtreitkräfte müſſen London und andere Zentren
Durch die Entwicklung des Flugweſens hat England
ſeine inſulare Stellung, ſoweit ſie Europa betrifft,
ſich ausgerechnet aus Genf melden laſſen, daß der ganze verloren. Wenn für den Schutz der überſeeiſchen Verbindun=
Auch im Luftkrieg iſt die beſte Form der
Ver=
ſation erforderlich, welche Mann und Material in den Stand ſetzt,
hervorgerufen. — Es genügt, wenn wir das Schauermärchen konzentriſche Angriffe auf lebenswichtige Punkte im feindlichen
einfach wiedergeben, um damit gleichzeitig ſeine ganze Lächer= Gebiet zu machen. Um dieſen Anforderungen für die
Verteidi=
werden. Intereſſant ſind ſie für uns nur deswegen, weil ſich aus, wertig ausgebildet und mit reichlichem Material ausgeſtattet ſind,
ihnen etwaige Rückſchlüſſe auf die allgemeine engliſche Politik Einheiten müſſen dahin gebracht werden, daß ſie leicht und
prä=
ziſe zuſammenarbeiten, wie ein großer Induſtriemechanismus.
Die Führer müſſen vertraut ſein, mit jedem Zweige der
Luft=
arbeit; ſie müſſen die Energie haben, zeitweilige Rückſchläge
durchzuhalten, und jenen Inſtinkt beſitzen, einen entſcheidenden
Schlag im richtigen Moment zu führen, der die größten Heer=
London, 4. Auguſt. führer aller Völker immer charakteriſiert hat.
Wie der diplomatiſche Berichterſtatter des „Daily Telegraph”
Kreiſen erklärt, daß es unerträglich ſei, in wichtigen Fragen, die
kleinerer Flottenmächte entſprächen, von Frankreich, Italien und
nur eine Flotte von untergeordneter Bedeutung haben. Der
eine Flotte beſitze oder nicht.
waffe nicht durch eine das ganze Land umfaſſende Induſtie
geſtützt iſt und auch im Frieden über einen hochentwickelten
Fliegerſtab verfügt. Die techniſchen Entwicklungsmöglichkeiten
müſſen bis ins kleinſte und feinſte durchſtudiert und durchgeprobt
werden. Das Miniſterium für Luftverkehr in England hat mit
der Einſetzung einer beſonderen Abteilung für wiſſenſchaftliche
Unterſuchungen unter einem berufenen Leiter ſicherlich einen
Schritt auf dem richtigen Wege getan. Es war auch eine weiſe
Maßregel regierungsſeitig, zwei Luftgeſchwader in Oxford und
Cambridge einzurichten, um hier die engſte Fühlung zwiſchen
der Entwicklung der Luftſtreitkräfte und den Fachwiſſenſchaftlern
der Univerſitäten zu unterhalten. Auf dieſe Art wurde die
konkur=
renzloſe Organiſation, dieſer Mittelpunkt von
Spezialwiſſen=
ſchaften, in den Dienſt der nationalen Wehrkraft geſtellt. Ich bin
Nummer 213
Seite 2
der Letzte, der die Wichtigkeit der gemachten Fortſchritte
verklei=
nern würde, und doch wage ich zu ſagen, daß ſie erſt den Saum
des Geſamtproblems ſtreifen. Richtig geſehen ſind die Ausgaben
für flugwiſſenſchaftliche Studien und Handelsluftverkehr ein Teil
der Koſten nationaler Erziehung und der Sicherung des
Im=
deriums. Falſche Sparſamkeit könnte kataſtrophale Folgen haben.
Wie ſich das britiſche Volk in früherer Zeit an die See gewöhnt
hat, ſo wird es ſich in Zukunft auch an die Beherrſchung der Luft
gewöhnen müſſen. Rechtzeitige Ausgaben für die Entwicklung
des Flugweſens ſind als Anlagen zu betrachten, die in ſpäterer
Zeit Erſparniſſe möglich machen werden. Richtig angewandt,
können auch verhältnismäßig kleine Mittel zu großen Erfolgen
führen. Aber jeder Verſuch, die Entwicklung des Flugweſens zu
droſſeln, erſcheint verhängnisvoll. Vor allen Dingen muß die
wiſſenſchaftliche Entwicklung des Luftverkehrs gefördert werden
und die Ausſicht auf ein gutes Fortkommen muß den Spezialiſten
dieſes Gebietes einen ſtändigen Antrieb geben. Ich reſümiere;
techniſch und wiſſenſchaftlich iſt das ganze Luftverkehrsweſen noch
im Kindesalter, trotz der wunderbaren Fortſchritte der letzten
zwei Jahrzehnte. Die weitere Entwicklung iſt abhängig von einer
ſtraffen Organiſation nach der Richtung der wiſſenſchaftlichen
Forſchung.
Jugoſlawiſch=bulgariſche
Grenzzwiſchenfälle.
Eine ſerbiſche Note an den Völkerbund.
EP. London, 4. Auguſt.
In London treffen Berichte ein, wonach ſich die
Abſen=
dung einer Note Serbiens an den Völkerbund
über die Zwiſchenfälle an der ſerbiſch=
bulgari=
ſchen Grenze beſtätigt; jedoch iſt bisher noch nicht die Note
eingetroffen, die Serbien angeblich unmittelbar an die
Groß=
mächte geſandt hat. — Im Unterhaus gab der Unterſtaatsſekretär
des Foreign Office die Mitteilung ab, daß die engliſche
Regie=
rung bisher keinerlei Beſtätigung der Meldung
er=
halten habe, wonach die ſerbiſche Regierung
beab=
ſichtige, die bulgariſche Grenze durch Truppen
überſchreiten zu laſſen. Die engliſche Regierung
ver=
folge aufmerkſam die Entwicklung der Ereigniſſe. Der
diplo=
matiſche Korreſpondent des „Daily Telegraph” will ein
eigen=
artiges Zuſammentreffen darin erblicken, daß ſich die
Zwiſchen=
fälle an der bulgariſchen Grenze faſt gleichzeitig mit den
Un=
ruhen an der rumäniſchen Grenze in der
nörd=
lichen Dobrudſcha ereigneten. Anſcheinend habe die jetzige
bulgariſche Regierung weniger Macht über die Komitatſchis als
das alte Kabinett Zankoff.
Proteſi der Belgrader Regierung gegen die
Bandeneinfälle.
EP. Agram, 4. Auguſt.
Nach hier vorliegenden Belgrader Mitteilungen finden ſeit
geſtern unausgeſetzt Beſprechungen zwiſchen dem
Miniſterpräſi=
denten, den Miniſtern des Aeußern und Innern einerſeits und
den Militär= und politiſchen Behörden andererſeits ſtatt, die ſich
mit der gegen Bulgarien zu unternehmenden Demarche
beſchäftigen. Wie das Blatt „Jutarnji Liſt” meldet, hat der
jugoſlawiſche Geſandte in Sofia bereits Samstag
der bulgariſchen Regierung einen energiſchen mündlichen
Pro=
teſtder Belgrader Regierunggegen die
Banden=
einfälle übermittelt. Der Geſandte forderte eine
ent=
ſprechende Genugtuung bis geſtern mittag. Ferner wurde die
bulgariſche Regierung aufgefordert, die ſchärfſten Maßnahmen
gegen das Mazedoniſche Komitee zu unternehmen. Sollte die
Antwort der bulgariſchen Regierung nicht befriedigend ſein, dann
werde ein weiterer Schritt in Sofig unternommen werden.
Eine weitere Note an die bulgariſche Regierung
in Ausarbeitung.
Heute iſt der General Tomie, der in Mazedonien perſönlich
die Unterſuchung über die bulgariſchen Bandeneinfälle geführt
hat, nach Belgrad zurückgekehrt, Auf Grund ſeines Berichtes
wird gegenwärtig im Außenminiſterium die Note
ausgearbei=
tet, die der bulgariſchen Regierung überreicht
werden wird. In der Note wird der von dem General feſtgeſtellte
Tatbeſtand ausführlich dargelegt und nachdrücklich gefordert, daß
die bulgatiſche Regierung die energiſchſten Maßnahmen zur
Unterdrückung des Bandenunweſens treffe,
* L. v. Hofmann als Graphiker.
Ludwig von Hofmann ſteht in einem Alter, das uns
er=
laubt, von der Jugend ſeines Lebenswerks zu ſeiner Reife zu
ſehen.
Es iſt ſelten, daß eines Künſtlers Werk in allen Phaſen des
Werdens ſo feſt umriſſen ſich zeigt wie das L. von Hofmanns,
Die Einheitlichkeit ſeines Schaffens verbürgt ſein Stil, und dieſe
Beſtändigkeit des Stils hängt mit dem zuſammen, was ich ſo als
die eigene Welt des Künſtlers bezeichnen möchte.
Ein gewiſſer naturaliſtiſcher Einſchlag, ob ſymboliſch,
deko=
rativ oder monumental, iſt bei H. ſtets zu ſpüren und
gewähr=
leiſtet die Friſchheit und Lebensfähigkeit ſeiner Kunſt. Gewiß
eine nicht unwichtige Tatſache, betrachtet man den von L. v. H.
gewählten Weg, bei dem die Kompoſition im Vordergrund ſteht,
Beim ſchaffenden Künſtler bringt das Alter nicht die
be=
kannte Beſchaulichkeit, es bringt nicht rentneriſche Ruhe — im
Gegenteil; wir können bei den meiſten Künſtlern im Alter eine
gewiſſe Unruhe — Revolutionäres gegen ſich ſelbſt wäre ein zu
ſtarker Ausdruck — feſtſtellen; ich meine innere Zuſtände, die ihn
dazu bringen, irgendwie noch einmal Neuland zu entdecken mit
dem Enthuſiasmus von früher, freilich mit dem Unterſchied, daß
die Entdeckung einſt jäh, planlos und allzu robuſt ſich oft
aus=
wirkte, während die Wandlung im Alter eine ganz ſouveräne
Selbſtändigkeit aufweiſt und eine Klarheit der Auswahl.
Ludwig von Hofmann, in deſſen Malerei das Lineare noch
von jeher zu ſpüren war, fand immer leicht den natürlichen Weg
zur Graphik, die er insbeſondere in den letzten Jahren ſtark
bevorzugt.
Die Grenze zwiſchen dekorativer und arabeskenhafter Malerei
iſt leicht verwiſchbar, ebenſo wie die zwiſchen ausdrucksvollem
Impreſſionismus und Expreſſionismus. Wie L. v. H. ſeine
Bildtafeln von der Arabeske fernhält, bei oft ſtarker Betonung
des Dekorativen, ſo perfährt er auch in der Graphit, die ſehr
häufig echte naturaliſtiſche Auffaſſungen erkennen läßt. Viele
ſeiner Paſtelle und bekanntere Werkſerien von früher, z. B. die
Lithographienfolge „Tänze”, zeigen uns das und gewähren uns
Einblick in die Art ſeines Studiums,
Sein dem Geiſtigen zugeneigtes Weſen iſt in all ſeinen
Ar=
beiten erkennbar, gleich ſeinem Temperament. Auch liegt der
handſchriftliche Reiz bei ihm nicht an der Oberfläche und kann
nicht ohne weiteres genoſſen werden, wiewohl — ein ſcheinbaper
Gegenſatz — das Geformte und Dekorative eine große Rolle ſpielt.
Eine Neigung zur Dichtung — eine graphiſche Dichtung
zu=
rückhaltender Art tritt in Hofmanns Kunſt ſtark hervor, und die
Bevorzugung des Heiligen und Getragenen in vielen ſeiner
Geſtalten laſſen ihn begreiflich an der Seite eines Gerhart
Haupt=
gann ſtehn, dem er im Leben freundſchaftlich verbunden iſt.
Donnerstag, den 5. Auguſt 1926
Vom Tage.
Zu den Meldungen über einen angeblich bevorſtehenden
Gedankenaus=
tauſch zwiſchen Deutſchland und dem Reiche Ibn Sauds
wird von zuſtändiger Stelle mitgeteilt, daß eine offizielle Anerkennung
der Regierung des Sultans bisher nicht erfolgte und daher keine
Grund=
lage für die entſprechenden Gerüchte vorhanden iſt.
In Scheveningen fand geſtern eine Beſprechung zwiſchen dem
Reichsbankpräſidenten Dr Schacht und dem Leiter der
amerikaniſchen Federal Reſerve Bant Strong ſtatt.
Der deutſche Forſcher Stratil=Sauer, deſſen Verurteilung
zum Tode nur dadurch hatte vermieden werden können, daß die Familie
des von ihm in der Notwehr erſchoſſenen Afghanen ihm feierlich verzieh,
wurde in Afghaniſtan zu vier Jahren Gefängnis verurteilt.
Im ungariſchen Kommuniſtenprozeß wurde der
Haupt=
angeklagte, Rakosei zu achteinhalb Jahren Zuchthaus und die übrigen
Angeklagten zu Gefängnis= und Zuchthausſtrafen verurteilt,
Die vor einigen Tagen begonnenen ungariſch=
tſchechoflo=
wakiſchen Handelsvertragsverhandlungen haben
bis=
her keinerlei Fortſchritte gezeitigt.
Polen wird auf der kommenden Völkerbundstagung
durch den Außenminiſter Zaleski und den Direktor des politiſchen
Departements Jaskoski vertreten werden.
Der jagoſlawiſche Außenminiſter begab ſich geſtern nach
Vel=
des, um dem König die wegen der Kom itatſchiübergriffe
an Bulgarien zu richtende Note vorzulegen. Die Note wird jedenfalls
morgen überreicht werden.
Die Vertreter Frankreichs, Englands und Italiens
haben geſtern bei dem bulgariſchen Außenminiſter
Vor=
ſtellungen wegen der Bandeneinfälle in Südſerbien erhoben,
Frankreich hat die fällige Zinsrate von 10 Mill. Dollgr
füir die Schuld auf Grund der Uebernahme der amerikaniſchen
Kriegsvorräte bezahlt.
Im engliſchen Unterhaus erklärte Schatzkanzler Churchill, daß die
Regierung den Staatsbeamten=Gewerkſchaften nicht
das Recht zuſpreche, dem Allgemeinen Gewerkſchaftsbund oder einer
politiſchen Partei anzugehören.
Nach Meldungen aus Mexiko iſt der kürzlich verhaftete Biſchof
von Huejutla im Gefängnis von Veraeruz tot aufgefunden
worden.
Der amerikaniſche Generalkonſul hat bei der
mexi=
kaniſchen Regierung, ähnlich wie der engliſche Geſandte,
gegen die Beſchlagnahmung amerikaniſcher Kirchen
in Mexiko proteſtiert.
Im Weißen Hauſe in Waſhington erklärt man, daß Präſident
Coolidge nicht beabſichtige eine
Abrüſtungskonfe=
renz einzuberufen oder Amerikg an einer ſolchen
vertve=
ten zu laſſen, bevor das Reſultat der Abrüſtungskonferenz des
Völ=
kerbundes bekannt ſein werde.
In Waſhingtoner maßgebenden Kreiſen wird wiederholt
be=
tont, daß an eine Wiederaufnahme der
Schuldenver=
handlungen mit Frankreich nicht zu denken ſei.
Wie aus Tokio gemeldet wird, wurde der panaſiatiſche
Kon=
greß am Dienstag beendet, nachdem zwei Japaner, zwei Chineſen,
zwei Inder und ein Philippine zu Direktoren des neuen Bundes der
aſigtiſchen Nationen gewählt worden waren. Es wurde
beſchloſ=
ſen, daß der nächſte Kongreß in Peking ſtattfinden ſoll,
Wie aus Peking gemeldet wird, hat der chineſiſche
Außen=
miniſter an die Sowjetregierung eine Note geſandt, in der er die
Abbernfung Karachans, des Sowjetbotſchafters in
Peling, fordert.
Eine Erklärung des deutſchen Botſchafters in Rom.
EP. Rom, 4. Auguſt.
Der deutſche Botſchafter Baron von Neurath hat in einem
Interview über die italieniſch=deutſchen Wirtſchaftsbeziehungen
unter anderem erklärt: Zwiſchen Deutſchland und Italien wird
im gegenſeitigen Intereſſe früher oder ſpäter eine umfaſſendere
und dauerhaftere Wirtſchaftsverſtändigung aufkommen. Die
wirt=
ſchaftlichen, finanziellen und Handelsprobleme beherrſchen das
Leben der Völker ſo mächtig, daß der politiſche Frieden mit dem
wirtſchaftlichen Frieden eng verbunden iſt, ja, in den
internatio=
nalen Beziehungen von ihm abhängt. In dieſem Sinne habe ich
mich in den fünf Jahren meiner Botſchaftertätigkeit für die
friedliche und herzliche Verſtändigung zwiſchen
Deutſchland und Italien bemüht. Mit der
fortſchreiten=
den Rückkehr einer beſonderen Atmoſphäre auf beiden Seiten
zweifele ich nicht, daß eine dauerhafte und umfaſſende
wirtſchaft=
liche Zuſammenarbeit zwiſchen beiden Ländern raſch und leicht
erreſcht werden kann, weil die einigenden Intereſſen gegenüber
den trennenden Schwierigkeiten vorherrſchen.
Polniſche Zwangskultur.
Unterdrückung der Nationalitätenerklärung der
deutſchen Eltern durch die polniſchen Behörden
* Bromberg, 4. Aug. (Priv.=Tel.)
Eine neue Interpellation von Abgeordneten der Deutſchen
Vereinigung befaßt ſich mit den Geſuchen der deutſchen
Er=
ziehungsberechtigten einer Reihe von Ortſchaften der Südpoſener
Kreiſe Adelnau, Schildberg und Kempen, in denen um
Wieder=
einführung der deutſchen Unterrichtsſprache gebeten wird. In
den Ortſchaften ſind weit über 40, ja doppelt ſoviel und mehr
deutſche Kinder, ſo daß ihnen nach der Verordnung des Poſener
Teilminiſteriums eine deutſche Schule oder Klaſſe zuſteht. In
den Geſuchen hatten die Hausväter ausdrücklich erklärt, daß ſie
ſich zur deutſchen Nationalität bekennen. Statt daß nun das
Kuratorium den Geſuchen ſtattgibt, läßt es durch die unteren
Schulverwaltungs= und Polizeiorgane einen geſetzlichen und
un=
moraliſchen Druck auf die Antragſteller ausüben, damit ſie ihre
Geſuche zurückziehen ſollen.
So hat der Kreisſchulinſpektor erklärt, daß alle Invaliden,
die ihre Unterſchriften unter das Geſuch geſetzt hätten, ihrer
Rente verluſtig gehen würden. In Niwski ſchüchterte der
Gen=
darm die Leute mit der Behauptung ein, daß gemeinſam
unter=
ſchriebene Petitionen verboten ſeien und ſich die Antragſteller
ſtrafbar gemacht hätten. In Glasdorf hat der polniſche Lehrer
gedroht, die Antragſteller kämen ſofort auf die ſchwarze Liſte.
Sie würden keine Auflaſſung für ihre Grundſtücke bekommen
uſw. Als die Drohung nichts fruchtete, ging ein Poliziſt von
Haus zu Haus, ſchlug Krach und drohte mit Arretierung. In
Pawlow hat die Lehrerin ſich an mehrere Frauen mit dem
Ver=
langen gewandt, die Eingabe zu widerrufen und zu
unterſchrei=
ben, daß ſie für ihre Kinder die polniſche Unterrichtsſprache
ver=
langten. Im Weigerungsfalle drohte ſie, die Kinder, die jetzt
konfirmiert werden, nicht aus der Schule zu entlaſſen,
„Aehnlichen Schikanen”, ſo heißt es in der Interpellation,
„ſind auch die Antragſteller der anderen Gemeinden ausgeſetzt
und es liegt klar auf der Hand, daß das Poſener Kuratorium
die Abſicht hat, die Nationalitätenerklärung der deutſchen Eltern
nicht gelten zu laſſen, vielmehr mit Hilfe der Polizei und mit
ganz anderen Mitteln in das Erziehungsrecht der Eltern und
das Selbſtheſtimmungsrecht der Nationalitäten einzugreifen.”
Anglaubliche Behandlung deutſcher Schulkinder in Bolen
* Schneidemühl, 4. Auguſt. (Priv.=Tel.)
Mehrere Abgeordnete der „Deutſchen Vereinigung” im Seim
hatten vor einiger Zeit eine Interpellation über die
unpäda=
gogiſche Behandlung deutſcher Kinder in polniſchen Schulen
ein=
gebracht. Darauf antwortete der polniſche Unterrichtsminiſter, es
widerſpreche dem wirklichen Sachverhalt, daß deutſche Kinder in
polniſchen Schulen ſchlecht behandelt würden. In einer neuen
Interpellation der „Deutſchen Vereinigung, heißt es unter
an=
derem: „Die Antwort des Unterrichtsminiſters iſt ſo gehalten,
als wenn etwas derartiges ganz unmöglich wäre.
Demgegen=
über iſt ein erneuter Fall von ganz ſachwidriger und
unpädago=
giſcher Behandlung vorgekommen. Der polniſche Lehrer
Kgro=
lewſki in Soldau hat nachſtehendes Lied in der Schule, in der
ſich eine erhebliche Anzahl deutſcher Kinder gegen den Willen
der Eltern befindet, eingeübt, und ſowohl in der Klaſſe wie auch
auf dem Spielplatz ſingen laſſen. Gerade zu der Zeit, als der
Unterrichtsminiſter die Antwort gab, war dieſes Lied in der
Sol=
dauer Schule im Schwange. Die letzten Verſe dieſes Liedes haben
folgenden Wortlaut:
„Noch iſt Polen nicht verloren, und es darf auch nicht
ver=
loren gehen (untergehen); einſt wird der Deutſche dem
Polen die Stiefel putzen.
Noch iſt Polen nicht verloren, ſolange Gott über uns iſt:
der Deutſche wird noch einſtmals mit dem Kopf nach unten
hängen."
Selbſt wenn in einer polniſchen Schule keine deutſchen Kin
der ſind, dürfte wohl ein derart verhetzendes Lied nicht unter de=
Schuljugend verbreitet werden. In der erwähnten Antwort des
Unterrichtsminiſters heißt es auch: „Die polniſche Schule ſtell
ſich mit ganzem Bewußtſein dem deutſchen Geiſt entgegen und
wird ſich ihm entgegenſtellen, der in ſchändlicher Weiſe die erziehe
riſche Arbeit in den deutſchen Schulen des früheren deutſcher
Teilgebietes vertreten hat.”
In der Interpellation wird der polniſche Unterrichtsminiſte
gefragt, ob er dieſes Verhalten billige, oder ob er bereit ſei, gegel
dieſen Unfug einzuſchreiten und Maßnahmen zu treffen, um di
Schule für die Zukunft zu entpolitiſieren.
Hofmann iſt im Gegenſatz zu Vielen nur auf dem Weg über
das Geiſtige zu verſtehen, und dies beeinträchtigt die Erkenntnis
des Volkstümlichen ſeiner Kunſt. Er wählt Motive, deren
Cha=
vakter dem üblichen Schönheitsbegriff fern iſt, und er verzichtet
auf das Hinreißende, Bravouröſe einer maleriſchen Handſchrift,
Sein Drang zu geiſtiger Klarheit bringt ihn einem klaſſiſchen
Weltgefühl nahe, das jedoch mit hiſtoriſchen Definitionen nichts
zu tun hat, da ſein rhythmiſches Empfinden durchaus vom
Leben dieſer Zeit ausgeht.
So müſſen wir durch die Kräfte der Seele begreifen, was
L. p. Hofmann uns im Bild, in der Graphik und nicht zuletzt in
der Illuſtration ſinnfällig zu machen ſucht. Und der Maßſtab
für dieſe Schätzung iſt weniger die Formung des Bildes als die
Empfindung, die dieſe Formung bewegt.
Der Meiſter iſt ſich immer treu geblieben, war immer am
Werk, von dem ihn auch früher Ruhm nicht abhielt, gleichgültig
ob einſt eine antiquierte Kunſtanſchauung oder ſpäter eine neue
ihn gewiſſermaßen zu iſolieren ſchien.
Menſchlich nähert ſich der Künſtler mehr dem Weſen des
Ge=
lehrten und Dichters als dem des Malers, und es fehlt ihm jene
robuſte Unbekümmertheit, ohne die wir uns den bildenden
Künſt=
ler ſo leicht nicht vorſtellen können.
Seine Beſchäftigung mit Form und Licht brachte ihn zu
Ueberlegungen über die Graphik — zum Schwarz=Weiß — zur
Buchgraphik. Wer Hofmanns Lithographien und
Kohlezeich=
nungen genau kennt, wird in ſeinen jüngſten Holzſchnitten nicht
nur Neueſtes zu ſehen brauchen. Die Weichheit der früheren
Originalgraphik iſt gleichſam mählich vertieft bis zum Tiefrelief
und zeigt ſich uns eingeſchnitten, eingekerbt. Es iſt intereſſant
zu beobachten, wie der Maler ſich für den Holzſchnitt umſtellt
und doch ſeine Art und ſeine Welt nicht aufgibt.
Wie jeder bedeutende Künſtler iſt auch Hofmann dem
Spe=
zialiſtentum abgeneigt, ſo ſehr es auch die heutige Zeit bevorzugt.
Bei einer vollwertigen Kunſtleiſtung iſt eben ein Spezialiſtentum
unmöglich, und eine ſpätere Zeit wird gewiß dieſe Kunſtarten
vom Begriff der großen Kunſt trennen, wenn auch dieſer oder
jener Neigung eines Künſtlers immer mehr oder weniger
In=
tereſſe zugewendet werden kann.
Aber der Maler malt, gleichgültig ob mit dem Stift oder
irgendeinem graphiſchen Apparat, und dieſe ſelbſtverſtändliche
Datſache drängt ſich uns beim Betrachten der neuen Holzſchnitte
L. von Hofmanns immer wieder auf. Wie der Künſtler mit
ruhig avſchätzendem Auge das ganze Buchgebilde als Maler
überblickt und ſich in meiſterhafter Weiſe den buchgraphiſchen
Einſchränkungen unterwirft, muß jeden Bibliophilen entzücken.
Ja, daß er durch dieſe Unterordnung den Holzſchnitt gleichſam
als Buch=, als Druckletter, alſo ganz im Sinne des Buches auf=
faſſen konnte bei aller künſtleriſchen Freiheit, zeigt ſeine Fähigker
ſich einer Sache als Künſtler völlig hinzugeben.
Es erſcheint hier als Selbſtverſtändlichkeit, was Seltenher
iſt; denn Buchgraphik iſt ſonſt etwas ganz anderes. Das Bue
wird meiſt in irgendeiner Druckſchrift gedruckt, von Spezichkl
grathikern gemachte Zeichnungen werden auf photographiſcher
Wege vervielfältigt und reproduziert und ganzſeitig oder a.
Vignetten in die Buchkapitel verſtreut. Dem Buchgraphite
kommt es auf genaueſte Wiedergabe ſeiner Tuſchfederzeichnun
an, die eigentlich nur für dieſe Irgendwievervielfältigung A.
Original hergeſtellt iſt. Nur beim Bucheinband beſtimmt 9e.
Illuſtrator die Art der Wiedergabe wirklich dem Buch zuliebe.
Von ſolchem Spezialiſtentum hält ſich Hofmann fern, oM.
deshalb die Freiheit der Erfindung und Geſtaltenformung au
zuopfern. Er meiſtert den Holzſchnitt in buchdruck=techniſch
Vollkommenheit, wobei ihm eine beſondere Strenge der Uebe
legung im Konſtruktiven und die Genauigkeit und Beſtimmi"
der Kompoſition im Raum beſonders zuſtatten kommen.
Hofmann wäre vielleicht kein Buchgraphiker, wollte me
unter dieſem Begriff unbedingt auch den Schriftkünſtler R.
ſtehen. Wie aber Hofmann in den neueſten Werken ſich de
Schriftkünſtler beiordnet, zeigt uns, daß er neben dem Malernch
nun auch ſeinen „Buchſtil” in vollendeter Form gefunden.""
ſomit ſeine umfaſſende Tätigkeit durch die ſchwierige buchtun.
leriſche Arbeit in ganz bedeutender Weiſe noch erweitert YAſh.
Lag ſo auch in den letzten Jahren der Nachdruck von B,
manns Tätigkeit auf graphiſchem Gebiet, ſo hinderte ihn Ne
doch nicht, noch 1917/19 zwei große Wandgemälde für den 2e
ſaal der Deutſchen Bücherei in Leipzig zu ſchaffen.
Unbekannt iſt nichts geblieben, was an graphiſcher Mke.
von L. v. Hofmann erſchienen iſt.
Seine 2 Mappen mit Lithographien „Rhythmen‟
„Rhythmen 2. Folge” (bei Friedrich Dehne, Leipzig) zeigen
tytiſchen Eigenſchaften Hofmannſchen Stils. Form und 44
mus beſtimmen ſeine Welt, die ſich klar aufbaut. Die bemerte
werten Einleitungen von Theodor Däubler und Gerhart Autz
mann gehen da noch mehr ins Einzelne. Sehr eingehend"
ausführlich befaßt ſich Dr. Redslob mit den Handzeichnuatz
Hofmanns in einem Buch voll ausgezeichneter Reprodurklſch”
erſchienen im Kiepenheuer=Verlag zu Potsdam.
1824 kam eine neue Mappe heraus: „Eros”, 10 Lichet
phien, zu denen ſich Herbert Eulenberg dichteriſch geäußen."
Die Einheit von Form und Bildphantaſie iſt vorzugtieh
muſikaliſche Linie nicht zu überſehen. Es ſind gezeichnete Oit
die die ſchon angedeuteten Vorzüge der Kompoſition und
herrſchung der menſchlichen Figur klar erkennen laſſen. De
Uebergang zum Holzſchnitt dringt Hofmann mehr in d92
terial, iſt mehr Architekt als Dekorateur. Der Holzſtoc !i
Nummer 215
Donnerstag, den 5. Auguſt 1926
Seite 3
Sas franzöſiſche Währungsproblem.
Peinsarés verſteckte Inſiation.
Das Geheimnis der Amortiſationskaſſe und
des Oeviſenkaufgeſetzes. — Die Scheu vor der
Aufnahme ausländiſcher Kredite.
* Paris, 4. Auguſt. (Priv.=Tel.)
Wie der Kurs des Franken beweiſt, haben die neuen
Finanzmaßnahmen Poincarés auf die Börſe und auf die
Oef=
fentlichkeit einen guten Eindruck gemacht, trotz der ſehr ſcharfen
und nüchternen Kritik, die ihnen in einem Teil der Pariſer
Preſſe zuteil wurde. Die beiden Pole der neuen über die
An=
ziehung der Steuerſchraube hinausgehenden
Stabiliſie=
rungsmaßnahmen ſind die Amortiſationskaſſe und das
Debiſenabkommen mit der Bank von Frankreich.
Lieſt man die Beſtimmungen hierüber jedoch genauer durch, dann
fällt es ſchwer, dieſe Maßnahmen, keinen Bluff zu nennen.
Jedenfalls beruht ihre Wirkung auf einer Beruhigung der
brei=
ten, unkritiſch eingeſtellten Oeffentlichkeit. Sachlich jedoch enthüllt
ſich das Geheimnis der Amortiſationskaſſe.
Die Regierungsvorlage unterſcheidet genau zwiſchen
Zinſen=
dienſt und Tilgung. Die Verzinſung erfordert jährlich etwa
3 Milliarden. Für den Zinſendienſt iſt der Ertrag aus dem
Tabakmonopol vorgeſehen und, wenn dieſer nicht ausreicht, ein
Zuſchuß aus dem ordentlichen Haushalt. Für die Tilgung hatte
Caillaux eine ſofortige Ausſetzung von 5 Milliarden vorgeſehen,
die durch eine Auslandsanleihe flüſſig gemacht werden ſollten.
Nach dem Plane Poincarés ſtehen hierfür in dieſem Jahre jedoch
nur 200 Millionen zur Verfügung, und für 1927 iſt der
Tilgungs=
betrag nur mit 3½ bis 4 Milliarden Franken vorgeſehen. Da die
Amortiſationskaſſe den Zweck hat, die Einlöſung der Bons der
Nationalen Verteidigung zu garantieren, ſo wird ſie unter dieſen
Umſtänden nur ſolange Beſtand haben, wenn die Einlöſung nicht
oder nur zu einem geringen Teil gefordert wird. Das aber iſt
eine Vertrauensſache, und auf dieſes Vertrauen gründet
ſich das ganze Gebäude in ſeiner jetzigen Geſtalt. In dem
Augenblick aber, wo das Vertrauen ſchwindet und
die Einlöſung gefordert wird, wird die
Staats=
kaſſe für die fehlende Deckung ſorgen müſſen.
Dieſer Fall iſt in den Beſtimmungen nun auch vorgeſehen, da die
Kaſſe das Recht hat, Zuſchüſſe aufzunehmen und Obligationen
herauszugeben. Die Deckung aber fehlt nachher und die
Ausgabe von ungedecktem Papier oder Geld iſt
bekanntlich Inflation.
Einige Pariſer Blätter drücken dieſen Sachverhalt allerdings
vorſichtiger aus. Sie ſprechen von einem „Moratorium” in dem
Sinne, daß die Amortiſationskaſſe tatſächlich nicht imſtande iſt,
die Bons der Nationalen Verteidigung in dieſem und
wahrſchein=
lich auch im nächſten Jahre einzulöſen und die Beſitzer der
Bons ſich gedulden müſſen, bis der Staat — Gott
weiß es — wieder zu Geld kommt.
Nicht minder geheimnisvoll iſt das Kapitel
der Deviſenankäufe der Bank von Frankreich.
Kann man denn wirklich — das iſt die Doktorfrage — gegen
ſchlechtes Papier Deviſen kaufen, um dieſe Deviſen zur Deckung
neu auszugebender guter Banknoten zu benutzen? Das heißt den
Teifel mit Belzebub austreiben. Die Anhänger der Regierung
erklären, es handele ſich hierbei lediglich um eine finanztechniſche
Maßnahme der Regierung, die zuſammen mit der Schaffung der
Amortiſationskaſſe als die zweite Etappe des großen
Sanierungsprogramms anzuſprechen ſei. Die
Ermäch=
tigung an die Bank von Frankreich, Deviſen aufzukaufen,
be=
zwecke, der Regierung die nötige Manöverierungsmaſſe zu
ver=
ſchaffen, die ſie zur endgültigen Stabiliſierung des Franken
brauche. Durch den planmäßigen Ankauf von Deviſen, der
übri=
gens ſchon ſeit geraumer Zeit von der Bank von Frankreich
durch=
geführt werde, könne in Zukunft die Stabiliſierung des
Franken ohne ausländiſche Hilfe durchgeführt
wer=
den. Dieſe Argumentation offenbait den Pferdefuß noch
deut=
licher. Eine ſolche Manöverierungsmaſſe kann nicht gleichzeitig
den Zweck erſüllen, die Ausgabe neuer Noten zu decken. Das iſt
eine gefährliche Selbſttäuſchung. Denn in dem
Augen=
blick, in dem die Deviſen zu Interventionen auf ausländiſchen
Börſenplätzen gebraucht werden, ſind ſie praktiſch nicht mehr
vor=
handen, und die Gegenleiſtung des dadurch erhöhten
Franken=
kurſes wird niemals ausreichen, um die Funktion als Deckung
der neu ausgegebenen Banknoten zu übernehmen. Immerhin
wird man abwarten müſſen, wie lange ein ſolcher Bluff und eine
derartige Täuſchung anhalten. Sind dieſe Maßnahmen wirklich
die zweite Etappe auf dem Wege zur Sanierung der Währung,
dann kann die dritte Etappe nur die Aufnahme
ausländiſcher Kredite ſein, die Herr Poincaré im
Hin=
blick auf die Notwendigkeit der Ratifizierung der
Schulden=
abkommen immer noch zu ſcheuen ſcheint.
Poincaré über die Franken=Stabiliſierung. — Annahme
ſeiner Projekte durch die Finanzkommiſſion.
EP. Paris, 4. Auguſt.
Die Finanzkommiſſion der Kammer hat ſich heute vormittag
bereits offiziös mit dem Regierungsentwurf über die
Amortiſa=
tionskaſſe und die Induſtrialiſierung des Tabakmonopols
be=
ſchäftigt. Nach längerer Ausſprache wurde beſchloſſen, vor einer
Stellungnahme zunächſt die Erklärungen des Miniſterpräſidenten
Poincaré abzuwarten. In der heute veröffentlichten
Begrün=
dung dieſes Geſetzentwurfes wird darauf hingewieſen, daß vor
Inangriffnahme des Währungsproblems als letzte Aufgabe noch
die Verminderung der ſchwebenden Schuld durch völlige
Wieder=
herſtellung des inneren Kredits zu bewerkſtelligen ſei. Die ſich
aus einer ſchwebenden Schuld von 49 Milliarden
ergebende Belaſtung des Schatzamtes drohe jede Anſtrengung zur
Währungsſanierung zunichte zu machen. Die Regierung ſei
ent=
ſchloſſen, keine Zwangskonſolidierung zu fordern, die
unvermeid=
lich eine gefährliche Inflation nach ſich ziehen würde, ſondern
eine Politik der freiwilligen und allmählichen
Kon=
ſolidierung der kurzfriſtigen Schuld zu befolgen.
Nach den bereits bekannten techniſchen Einzelheiten verlangt der
Entwurf ferner die Ermächtigung für das Schatzamt,
Schatz=
ſcheine im Betrage von 5 Milliarden Franken auszugeben.
Poincaré ſprach heute nachmittag vor der
Finanzlom=
miſſion über ſeine Projekte zur Errichtung einer
Amortiſationskaſſe und zur Bildung einer
Manövriermaſſe durch die Bank von Frankreich.
Er erklärte, er werde zu ſämtlichen Entwürfen die
Vertrauens=
frage ſtellen. Die im letzteren Projekt vorgeſehene
Noten=
emiſſion ſtelle keine Inflation dar, weil die neuen
Noten nicht durch den Goldbeſtand der Bank von Frankreich,
ſon=
dern durch neue Deviſen= und Goldkäufe gedeckt würden. —
Die=
ſer Standpunkt wurde von Léon Blum erbittert
be=
kämpft. Es handle ſich trotz allem um eine Inflation. Dieſe
könne nur vermieden werden, wenn Gold oder Deviſen ohne neue
Notenemiſſion gekauft würden. Poincaré legte weiter dar, daß
er zwar Auslandsanleihen nicht abſolut ablehne, daß er
ſie jedoch gegenwärtig nicht benötige, da ihm innere
Hilfsmittel genügend zur Verfügung ſtünden. Er denke daran,
in einiger Zeit eine innere Anleihe zur Konſolidierung der
inneren Schuld aufzulegen. Der Miniſterpräſident teilte
fer=
ner mit, daß er die Einberufung der
Nationalverſamm=
lung für Dienstag nächſter Woche beantragen werde
Nachdem Poincaré die Sitzung der Finanzkommiſſion
ver=
laſſen hatte, wurden nach kurzer Debatte die zu einem Entwurf
vereinigten Projekte über die Amortiſationskaſſe und
über die Stabiliſierungsmaßnahmen mit geringfügigen
Aende=
rungen mit 12:7 Stimmen angenommen. Weiter wurde
zu dem Geſetzentwurf ein Antrag Margaine angenommen,
wo=
nach durch etwaige Verträge des Staates mit der Bank von
Frankreich unter keinen Umſtänden eine Erhöhung der geſetzlich
feſtgelegten Banknotenemiſſionsgrenze vorgenommen werden
darf. Der Kommiſſionsbericht wird bereits morgen früh im
Amtsblatt veröffentlicht, ſo daß die Kammerdebatte morgen
nachmittag beginnen kann.
Poincarés (inſtellung zum Waſkingtoner
Schuldenabkommen.
Die Meldungen dieſer Tage, daß die franzöſiſche Regierung
nun doch beabſichtige, das Londoner und das Waſhingtoner
Schuldenabkommen zur Ratifizierung zu unterbreiten, mußten
von Anfang an überraſchen, nachdem Poinoaré ſich von Anfang
an als entſchiedener Gegner dieſer beiden Abkommen, zumindeſt
aber des Waſhingtoner Abkommens, bekannt hatte. Die Anſicht,
daß Poincaré ſeine Meinung plötzlich geändert hätte, bedarf aber
einer ſtarken Einſchränkung. An zuſtändiger Stelle erfahren wir,
daß Poincaré den Standpunkt der amerikaniſchen Regierung
an=
erkenne, wonach Verhandlungen im gegenwärtigen Augenblick
nicht eröffnet werden könnten, weil die amerikaniſche Regierung
das Abkommen rechtskräftig mit der franzöſiſchen Regierung ab=
die bewegende Idee des Bildes, die Empfindung in den
Hinter=
grund, und der unmittelbare Einfluß der Buchdruckaufgabe tritt
mehr hervor. Trotzdem läßt der Künſtler alles mitwirken, was
ihm ſein Talent ſchenkt, und ſo zeigen auch dieſe neuen
Holz=
ſchnitte das Bildhafte der Hofmannſchen Art. So die Schnitte
fum „Hohen Lied Salomonis” und zum „Hirtenlied”, Gerhart
Hauptmanns (1922).
Wie Hofmann als Maler nie illuſtrativ wirkt, ſo auch hier
nicht als Illuſtrator. Der lineare Rhythmus und die ornamentale
Andeutung von Bewegung, Geſchehnis oder Idylle zeigen
bild=
hafte Kompoſitionen und auch des Künſtlers deutſch=klaſſiſche
Herkunft. Die Holzſchnitt=Illuſtrationen zur „Pandora”, von
Boethe (Amalthea=Verlag Wien) vereinen alle genannten
Vor=
fuge ſeines Stils in ſich und verraten uns ſeine Liebe zu Goethe.
Sein Darftellungsvermögen weiſt den Künſtler immer wieder auf
die Wege der Dichter.
In ſeiner neuen buchbildmäßigen Art hat er auch die
Holz=
cnitte zu Werfels „Troerinnen” bewältigt, bei denen ſein großer
Siil ſo recht am Platze iſt. (Das Werk wird im Verlag Reißner,
Dresden, erſcheinen.)
Die Ergebniſſe der Mitarbeit an den vier Buchwerken aber,
ke 2. v. Hofmann gemeinſam mit dem Schriftkünſtler M.
Dehmer 1924 herausgebracht hat, das „Hohe Lied”, das „
Hirten=
led' von Gerhart Hauptmann, die „Ilias” und die „Odyſſee‟
Die beiden letzteren im Askaniſchen Verlag, Berlin), ſind wohl
Eine reiſſte buchgraphiſche Schöpfung zu nennen.
Man denkt bei dieſer graphiſchen und drucktechniſchen Ein=
Eitlichkeit von Bild und Schrift wahrhaftig am wenigſten an
iien Maler. Es ſind bei dieſen Schnitten auch landſchaftliche
Soilbe mit und ohne Figur — namentlich bei den Kopfleiſten
„o Schlußſtücken, mit denen die Geſänge der Homeriſchen Ge=
(SNle eingeleitet und beendet ſind — beſonders auffallend, die
kel3doller Weiſe die landſchaftliche Seite von Hofmanns Kunſt
19en und wie ein muſikaliſcher Akkord die Geſänge begleiten.
Eine neue intellektuelle romantiſche Prägung der „Ilias”
12 der „Odyſſee” hat Hofmann geſchaffen, nicht ohne neue
S9nſucht, und buchgraphiſch vollkommen. Frei von einer an
* Form klebenden Tradition ſind es nicht die antiquierten Be=
Iſe helleniſchen Geiſtes — nicht künſtliche Formenwelten im
Eelerſchen Sinn — ſondern lebendige Vorſtellungen voll
Iſnger Klarheit, künſtleriſch und menſchlich uns nahegebracht
*ch einen ſeeliſch hochſtehenden unabhängigen Künſtler, deſſen
SII immer mehr in die Breite und Tiefe einer großen und
nsoten Anſchauung wächſt. Die fühlbare Geſinnung dieſer
äiter iſt vielleicht helleniſch, nicht aber ihre Geſtaltung, und
S iſt die hohe Bedeutung dieſer neuen Form.
Willy Preetorius.
Kurt Overhoff
als Dirigent nach Münſter berufen.
Kurt Overhoff, der erſt 23jährige Komponiſt, deſſen Oper „Mira”
in Eſſen bei großem Beifall zur Uraufführung gelangte, iſt als
1. Kapellmeiſter an das Stadttheater nach Münſter berufen worden.
Kunſi, Wiſſenſchaft und Leben.
— Rembrandt=Ausſtellung im Städelſchen
Kunſtinſtitut in Frankfurt a. M. Eine Ausſtellung von
ungewöhnlicher Reichhaltigkeit führt den großen holländiſchen
Maler als Graphiker vor. Ausgeſtellt ſind 346 Original=
Radie=
rungen, die in ſtreng zeitlicher Anordnung ein lückenloſes Bild
ſeiner überragenden Bedeutung geben. Dazu treten mehr als
30 Handzeichnungen des Meiſters, die dieſe bedeutungsvolle Seite
ſeiner Kunſt in hervorragender Weiſe veranſchaulichen.
An=
ſchließend daran ſind Meiſter der Schabkunſttechnik und
Radier=
nadel vertreten, denen Gemälde Rembrandts als Vorlage dien=
geſchloſſen habe. Poincars iſt aber der Anſicht, daß die
Ver=
handlungen wieder aufgerollt werden könnten, wenn von einer
außerhalb der Regierung ſtehenden Inſtanz das Abkommen
ab=
gelehnt würde. Aus dieſem Grund möchte er der Kammer das
Abkommen unterbreiten und dieſe gewiſſermaßen einladen, es
abzulehnen, um der Regierung Gelegenheit zu geben, darauf
geſtützt die Wiedereröffnung der Verhandlungen in Waſhington
vorzuſchlagen. Doch iſt es unwahrſcheinlich, daß das Abkommen
der Kammer noch vor den Ferien unterbreitet werden ſoll.
Da=
gegen ſoll es der Finanzkommiſſion zur Beratung vorgelegt
wer=
den. Die Finanzkommiſſion kann aber nur im Rahmen der
Verfaſſung rechtskräftig eine Frage beraten und abſtimmen,
wenn die Kammerſeſſion fortdauert. Aus dieſem Grunde wird
die Regierung das Schlußdekret nicht verleſen laſſen, ſondern die
Kammerſitzungen lediglich ſuspendieren. Dies wird der
Kom=
miſſion ermöglichen, in der Zwiſchenzeit das Waſhingtoner
Ab=
kommen zu behandeln und abzulehnen, worauf Poincaré die
Verhandlungen in Waſhington wieder eröffnen möchte.
Die Abſicht Poincarés, das engliſch=franzöſiſche
Schuldenab=
kommen ſo bald wie möglich durch die Kammer ratifizieren zu
laſſen, wird in England mit Befriedigung aufgenommen. Die
Finanzblätter betrachten dies als ein Anzeichen dafür, daß
Poin=
caré ſich nicht der Notwendigkeit verſchließe, die Stabiliſierung
des Franken letzten Endes doch mit ausländiſchem Kapital
durch=
führen zu müſſen. Zu dieſem Entſchluſſe hätten die letzten
Be=
ſprechungen mit den Finanzſachverſtändigen weſentlich
beige=
tragen.
Ausländiſche Anleiheangebote.
Wie aus gutunterrichteten Kreiſen verlautet, fühlt ſich
Poin=
caré in ſeiner Stellung gegenüber den ausländiſchen
Finanz=
kreiſen außerordentlich geſtärkt, da ihm Anleiheangebote
in Höhe von mehreren hundert Millionen Dollar aus
Eng=
land und Holland, ja ſelbſt heimlich aus
Ame=
rika zugegangen ſeien. Beſonders engliſche Finanzkreiſe
dräng=
ten ſich heran, ſeitdem durch den geſtern von Churchill im
Unter=
haus verleſenen Brief die Schuldenregelung
zuge=
ſichert und infolgedeſſen mit baldigen franzöſiſchen Zahlungen
zu rechnen ſei. Auf Grund dieſer Sachlage iſt es offenbar
Poincarés Abſicht, ſich gegen Amerika auf die
holländiſche und engliſche Hilfe zu ſtützen. Ferner
hören wir, Poincaré habe beſtimmte Ziffern genannt, um zu
be=
weiſen, daß gegenwärtig auf ausländiſchen
Börſen=
plätzen in außerordentlich ſtarkem Umfange
Franken=
käufe vorgenommen würden. Er habe die Frankenhauſſe
aus=
genützt, um große Deviſenkäufe auszuführen.
In hieſigen politiſchen Kreiſen iſt man über die ſchnelle
Ent=
wicklung der Franken=Beſſerung etwas überraſcht und
hat den Wunſch, daß die Regierung dieſe etwas verlangſame.
Man erwarte daraus große Nachteile für Induſtrie
und Handel. Ferner wünſche man, daß die Regierung der
Preisſteigerung Einhalt gebiete, die trotz der
Beſ=
ſerung des Frankenkurſes andauert und ſoziale
Unruhen hervorrufen könnte. Wie verlautet, ſoll die Abſicht
be=
ſtehen, den Pfundkurs auf 130 herabzurdücken, um ſpäter den
Franken auf 150 ſtabiliſieren zu können.
Loucheur über die Frankenbauſſe.
Der ehemalige Finanzminiſter Loucheur bezeichnete in einem
Interview die gegenwärtige Frankenhauſſe als nicht
weiter überraſchend. Einerſeits trage dazu das Anſehen des
Kabinetts und ſeiner Mitglieder bei, andererſeits aber ſeien die
Regierungsprojekte ſehr rationell. Loucheur nimmt dafür das
Urheberrecht in Anſpruch, denn es handele ſich um Projekte, die
er bereits im Dezember 1925 ausgearbeitet habe, die aber
da=
mals von der Kammer abgelehnt worden ſeien. Allerdings ſei,
wenn die ſchnelle Hauſſe weiter fortſchreite, eine ernſte
Kriſe für die franzöſiſche Induſtrie und den
Außenhandel zu befürchten; es bleibe aber, wenn man
überhaupt handeln wolle, keine andere Wahl, da man der
Spe=
kulation keine Zeit zur Sammlung und Gegenaktion laſſen dürfe.
Bei derartigen Operationen gebe es eben ſtets
Leichen. Loucheur hält es nicht für ausgeſchloſſen, daß
inner=
halb 48 Stunden der Pfundkurs auf 150 fallen werde. Er hegt
aber gewiſſe Befürchtungen hinſichtlich des neuen Geſetzentwurfes
über Operationen zur Währungsſtabiliſierung,
der trotz aller amtlichen Abſchwächungen eine
verſchleierte Inflation bringe.
ten. — Die Ausſtellung, zu der ein Katalog mit allen nötigen
Angaben erſchien, verfolgt einerſeits den Zweck, das Verſtändnis
für den größten Künſtler in immer veitere Kreiſe zu tragen,
andererſeits ſoll ſie dem Franlfurter Kupferſtichkabinett neue
Freunde werben.
Bühnenchronik.
— Dr. Herbert Kranz arbeitet an einem neuen Schauſpiel,
„Der Berg”, deſſen Uraufführung noch im Laufe der
kommenden Spielzeit am Frankfurter Künſtlertheater
für Rhein und Main ſtattfinden wird.
inf. Amüſantes Mißgeſchick eines berühmten Kapellmeiſters.
Dem berühmten franzöſiſchen Dirigenten Colonne paſſierte einſt
auf einer Konzertreiſe durch England ein überaus amüſantes
Mißgeſchick, das bekannt zu werden verdient. In einer mittleren
engliſchen Stadt hatte er auf ſein Programm die Leonoren=
Ouverture Nr. 3 von Beethoven geſetzt. Bekanntlich enthält dieſes
Muſikſtück eine Stelle, wo Trompetenfanfaren wie aus weiter
Ferne ertönen müſſen. Zu einer Probe hatte Colonne keine Zeitz
mehr, er ſagte einfach dem Trompeter, ſich irgendwo in der Nähe
des Saales eine Stelle zu ſuchen, um im gegebenen Moment
ein=
fallen zu können. Im tiefſten Schweigen lauſcht das Publikum
ergriffen den dramatiſchen Stellen. Da, im Moment der höchſten.
Spannung, wird der Ton der Fanfaren ſchwächer und ſchwächer,
als es die Partitur vorſchreibt, und iſt ſchließlich gar nicht mehr
zu hören. Natürlich brachte dieſes unerwartete Verſagen ſeines
ſonſt ſo bewährten Trompeters den Dirigenten faſt ganz aus dem
Konzept; nur mühſam konnte das Werk zu Ende gebracht werden.
Voll Wut und Empörung ſtürzte ſich Colonne nach Beendigung
des Muſikſtückes aus dem Saal, um ſeinen unachtſamen Muſiker
ſich vorzuknöpfen. Wer beſchreibt aber ſein Erſtaunen, als er
dieſen in einem Box= und Ringkampf mit ſtämmigen engliſchen.
Poliziſten begriffen findet, die auf die Redeflut des franzöſiſchen
Trompeters nur eine kopfſchüttelnde Antwort haben. Colonne
ſtürzte ſich ſofort auf die Gruppe und fragte einen der Poliziſten
auf Engliſch, was denn ſein Muſiker verbrochen hätte. Darauf
erhielt er die klaſſiſche Antwort: „Mein Herr, wir haben dieſen
Mann verhaftet, weil er Ihr Konzert ſtören wollte, indem er hier
anfing, die Trompete zu blaſen, während Sie im Saal drinnen
Ihre Muſik ausführten.‟ Dieſe gutgemeinte, aber nur von
ge=
ringem Muſikverſtändnis zeugende Antwort des engliſchen
Kon=
ſtablers brachte Colonne in eine unbändige Heiterkeit, die ſich
natürlich auch ſeinem Orcheſter mitteilte, als die Geſchichte
be=
kannt wurde.
Seite 4
Donnerstag, den 5. Auguſt 1926
Konſpiration!
Von unſerem ſtändigen Berichterſtatter.
ck, Moskau, Ende Juli 1926.
Aus der Erde ſtechen Flammen empor; die Konſpiration
lechzt um ſich. Großgezogen unter den Zaren, in der Illegalität
ſorglich genährt von den Bolſchewiſten ſelbſt, dann auch von ihnen
ſelbſt verboten, lebt ſie wieder auf. Auch der Blutigſte unter ihnen
hat ſie nicht zertreten können. Sein Herz zerriß, als er den Kopf
der alten Schlange ſich im eigenen Hauſe erheben ſah. Ihr erſtes
Ziſchen jagte ihn, Dſerſchinſki, ins Grab. Dies Ziſchen war aber
nur einer der vielen Zweiſel, die heute den Mut der Stärkſten
lähmen: Sind wir auf dem rechten Weg? Stnowjew ſagt Nein!
Und während ſich die Parteiführer um die Wegrichtung ſtritten,
gründeten verzweifelte Bolſchewiſten und Parteimitglieder von
nur mittelmäßiger Bedeutung in den Aemtern und
Gewerk=
ſchaften, in Stadt und Land konterrevolutionäre Zellen. Auch
das hat die Unterſuchung feſtgeſtellt,
Ein gewöhnlicher Vorgang, jedoch außergewöhnliche
Sym=
ptome!. Als am 6. Juli die von Sinowjew angeregte geheime
Verſammlung oppoſitioneller Parteimitglieder im Walde bei
Moskau auseinanderging, begaben ſich zwei der Teilnehmer
ſtracks in das Zentralkomitee der Kommuniſtiſchen Partei der
Sowjetunion und legten Bericht ab.
Die Geladenen waren an der Eiſenbahnſtation im Wald bei
Moskau von eigens dazu beſtellten Vertrauten empfangen und
an den verſteckten Verſammlungsort geleitet worden, um den
verkappte Patrouillen kreiſten. Anweſend waren außer dem ſchon
bekannten Genoſſen Laſchewitſch die angeſehenen Parteimitglieder
aus dem Arbeiterſtande: der Buchbinder Belenkij, die
Fabrik=
arbeiterinnen Waſſiljewa und Wolgina, der Holzarbeiter
Tſcher=
ntchow, der Schloſſer Wlaſſow und eine Reihe ungenannter
Ge=
noſſinnen und Genoſſen. Zahlreiche mündlich zur Teilnahme
auſ=
geforderte Arbeiter und Arbeiterinnen waren nicht erſchienen,
Der Zweck der Verſammlung war die Gründung einer neuen
Kommuniſtiſchen Partei Rußlands aus Gegnern des vom
jetzi=
gen Zentralkomitee proklamierten politiſchen Bundes zwiſchen
Induſtrieproletariat und Bauernſchaft. Die Loſung lautete:
Wiedererrichtung der alleinigen Diktatur des Stadtproletariats,
An der Spitze der Konſpiration ſtand Grigorij Sinowjew,
Mit=
glied des allmächtigen Politiſchen Bureaus beim Zentralkomitee
der ruſſiſchen Partei, Vorſitzender des Vollzugskomitees der
Kom=
muniſtiſchen Internationale, der Komintern! Den ihm
anver=
trauten Apparat hatte er der Konſpiration zur Verfügung ge=
ſtellt, die ihre Neſter bis nach Wladiwoſtok hin auszubreiten
ver=
mocht hatte. Nach dem Beiſpiel des Judas Iſchariot verriet er
die Geheimniſſe der ruſſiſchen Partei an ſeine Anhänger, die
Geg=
ner des jetzigen Zentralkomitees.
Seine erſten Felle ſah Sinowjew davonſchwimmen, als der
14, Kongreß der Kommuniſtiſchen Partei der Sowjetunion an
dem Befehl Lenins feſthielt: „Das Geſicht zum Dorf!”
Von einem Paktieren der Arbeiterſchaft mit den Bauern hält er
nichts. Es erſchwert die Weltrevolution, es zwingt zu ſtörenden
Kompromiſſen. Derweilen flaut die revolutionäre Situation im
Auslande ab. Um ſie zu ſchüren, um durch das Erzwingen der
Weltrevolution mit Hilfe radikalſter Mittel das bolſchewiſtiſche
Herz der Welt, Rußland, am Leben zu erhalten oder aber es auch
mit der ganzen Welt zugrunde gehen zu laſſen, dazu iſt
erforder=
lich, daß dieſes Herz, Rußland, ſich zur Hergabe des letzten
Bluts=
tropfens entſchließt. Gelingt dies nicht, ſo bleibt nur der eine
Ausweg: die Macht mit Hilfe der Konſpiration gegen die
der=
zeitigen Diktatoren zu erobern. So die Doktrin Sinowjews und
der „Arbeiteroppoſition” innerhalb der ruſſiſchen Partei.
Im Gegenſatz hierzu die Doktrin der anderen in dieſer
Par=
tei: Ohne Verbindung mit den proletariſch gerichteten Kräften
im Dorf, ohne „Demokratiſierung”, ohne die mit dem Bauerntum
und dem Privathandel kompromiſſelnde Neue Wirtſchaftspolitik
verknöchert die Kommuniſtiſche Partei und mit ihr das
Stadt=
proletariat, das ohne das Dorf nicht leben kann. Nur ſchon jetzt
verſteinerte Theoretiker können Gegner des Bundes, mit der
Bauernſchaft ſein. Weltrevolution, Ja! Aber nicht heute und
auch noch nicht morgen, ſondern allmählich, erſt dann, wenn der
ſozialiſtiſche Aufbau in Rußland ſelbſt gefeſtigt ſein wird. Den
„Nationalen” unter den Bolſchewiſten iſt ein Sperling in der
Hand mehr, als die Taube auf dem Dache!
Der Bund mit der Bauernſchaft iſt kein
Be=
ſtandteil des Urprogramms der Bolſchewiſten.
Lenin hat ihn, entgegen dem Willen
Sinow=
jews, vom Leben ſelbſt und aus dem realeren
Programm der verachteten
Sozialrevolutio=
näre, der ſozialiſtiſchen Freunde des
Landvol=
kes, übernommen. Sinowjew glaubte ſchon immer, vor
der „Verſandung im Bauerntum” warnen zu müſſen. Deshalb
auch iſt die Kommuniſtiſche Bauerninternationale in Moskau, die
ſich an die revolutionäre Bauernſchaft der Welt wendet, von der
Komintern getrennt. Jedoch nur räumlich und äußerlich. Zur
Beſchleunigung des Prozeſſes der Weltrevolution, als bloßes
Mittel zum Zweck, ſind ihm die Bauern im Ausland gut genug.
In Rußland aber, wo der Sozialismus „ſchon geſiegt” hat, iſt
allein die Arbeiterdiktatur zur Herrſchaft berufen, Trotzki ſeiner=
Nummer 215
ſeits konnte ſich mit Lenins Wirklichkeitsſinn ſchon eher
abfin=
den, weil er ohnehin aus dem Kreis der „zwiſchen rechts und
links Schwankenden” der Menſchewiſten, der ruſſiſchen
Sozial=
demokraten, kommt. Auch er iſt Befürworter der
Arbeiterherr=
ſchaft und ein ſtiller Verachter des Bauerntums, aber er hat heute
einen großen Fehler zu korrigieren: ſeine untaktiſch geäußerte
laute Gegnerſchaft zum Bauerntum, die ihm die Sympathien der
Jünger Lenins, der Bauern, raubte. Noch einmal wollte er ſich
zu einem Abenteuer nicht entſchließen. Sein Wurf geht weiter.
Aber ſowohl Konſpiration als auch Zentralkomitee ſtimmen
darin völlig überein, daß Rußland beim Aufbau der Mitarbeit
des Auslandskapitals bedarf. Nur beſchuldigt das Komitee die
Konſpiration, ſie wolle Rußland an das fremde Kapital als
Kolo=
nie verſchachern, in der ſchalen Hoffnung, ſofort Mittel für die
Weltrevolution flüſſig machen und dann gleichzeitig das
Welt=
kapital ſtürzen zu können. Die Konſpiration dagegen erwidert:
Auch ihr werdet ohne das Kapital nicht auskommen. Je länger
ihr aber den ſozialiſtiſchen Ausbau hinzieht, je mehr ihr mit den
Bauern, dem der Revolution fremden Element, kompromiſſelt,
deſto ſchwerer werden die Bedingungen des Kapitals ſein. Die
Weltrevolution werdet ihr aber nicht erreichen. Ihr verſandet.
Der alte Streit alſo, nur in neuer Wendung. Immer aber
als Mittelpunkt die Bauernfrage. Sinowjew würde noch jetzt
dem Politiſchen Bureau angehören und ſeine Anhänger beſäßen
noch jetzt das Recht der freien Meinungsäußerung im Rahmen
der Partei, wenn ſie nicht zur Fraktionsbildung und ſchließlich
gar zur Konſpiration gegriffen hatten. Die ruſſiſche Konſpiration
hat ihre eigene gefürchtete Schule und Tradition. Wie ſie den
Zarismus, wenn auch erſt nach jahrzehntelanger Arbeit,
unter=
wühlen konnte, weil ſie illegal die legalen Methoden der
zari=
ſchen Ochrang anwandte, ſo fürchtet heute das herrſchende Syſtem
die Gefahr der durch tauſend Höllen gegangenen — eigenen
Konſpiration.
Nach Sinowſew Kamenew? — Große
Ver=
änderungen bei den Sowjets.
Im Zuſammenhang mit der Verfügung des Politbüros
der ruſſiſchen kommuniſtiſchen Partei über die Entfernung von
Oppoſitionsmitgliedern des Büros hat die Sowjetregierung etwa
400 Kommandeure, die der Sinowjewgruppe naheſtehen, aus der
Armee ausgeſchloſſen. Auch Kamenew ſoll demnächſt entlaſſen
werden und das Rektorat des Karl Marx=Inſtitutes erhalten,
Ferner erwartet man große Veränderungen in den ausländiſchen
politiſchen Vertretungen, ſo in Paris, Peking und Teheran.
Heute wurde uns ein
6 kräftiger Sohn geboren.
Sepp Häuſer u. Frau
Emma, geb. Chelius
z. Zt. Städt. Krankenhaus.
3. Auguſt 1926.
Kate
Todes=Anzeige.
Heute verſchied nach ſchwerem.
geduldig ertragenen Leiden meine
liebe Frau, unſre gute Mutter
Frau
Margarethe Pitter
im Alter von 42 Jahren.
In tieferTrauer:
Wilhelm Bitter
und Kinder.
Darmſtadt, den 3, Auguſt 1926.
Luiſenplatz 7.
(20330
Die Beerdigung findet am Freitag,
den 6. Auguſt, nachmittags um
3½ Uhr, auf dem alten Friedhof
an der Nd.=Ramſtädterſtraße ſtatt
Für die anläßlich ihrer Verlobung und
Vermählung erwieſenen Aufmerkſamkeiten
(11211
danken herzlichſt
Dr. med. Ed. Spengler
und Frau Marie Luiſe, geb. von Malotkl.
NdB I del dau
im
Dr. med. Ernst Draudt
wird während ſeines Urlaubes
vertreten durch die Herren:
Hanitätsrat Dr. Göring, Mühlſtr. 64,
Geh. Medizinalrat Dr. Happel, Sandſtr. 20,
Dr. Leydhecher, Heinrichſtr 23, (*20311
Sanitätsrat Dr. Noellner, Hblgesſtr. 12.
von der Reiſe
zurück. zuais=
iI
tierärztliche Tätigkeit
wieder aufgenommen.
(11005gid)
Habe meine Tätigkeit wieder
auf-
genommen. (*20183dg
Frau A. Heldmann-Aileh
Telephon 448
Mühlstr. 62
Sprechst. v. 9—12 und 2—6 Uhr.
Zahnarzt
von der Reiſe zurück.
(*20270ds)
Ehrenſache! Frl., 28
F., evg., geb., muſik.,
Naturfreundin, tücht.
Hausfr., vorläuf. ſch.
Möbel=u.
Wäſcheaus=
ſtattg,, ſpät. Vermög.,
w. ſ. aufdieſ. Wegem.
Hrn., Kfm.od. Beamt
zu verheir. Nur
auf=
richt, Ang. find.
Be=
rückſicht. Ang. u. M 6
an die Geſchſt. (*20341
AAlLOn TASTOHAAA
Wer viel Geld sparen will, überzeuge sich von den weit
herabgesetzten Preisen
Am 3. Auguſt entſchlief ſanft
nach längerem, mit Geduld
er=
tragenem Leiden mein lieber,
un=
vergeßlicher Mann, unſer lieber
Vater, Sohn, Schwiegerſohn,
Bru=
der, Schwager und Onkel
Herr
Peter Landau
Manner
jeden Alters
gebrauchen bei
im 28. Lebensjahr.
(11232
vorzeitig. Schwäche- u. Alterserscheinung.,
körperl. u. nervös. Erschöpfungszuständen
Dr. med. H. Schmidt’s Testokol (Wz. pat.
gesch.), das jahrelang bewährte Sexual-
Kräftigungsmittel. 75 Port. Mk. 4.—. Nur
in Apötheken zu haben Fordern Sie sofort
interessante Broschüre mit zahlreich.
An-
erkennung, diskret und verschlossen, Preis
30 Pfg. durch Hauptniederlage: Apotheke
z. gekr. Adler, Berlin N. 14, Auguststr. 60
(IV.8935
Ernſtgemeint! Frl.,
30 J., evg., aus gut.
Fam., ſ ſ. m.
charakter=
voll. Herrn baldigſt zu
verheir.: anon, zweckl.
Ang. u. L. 241 Gſchſt.
(20988)
ImNamen d.tieftrauernd. Hinterbliebenen
Thea Landau, geb. Klier
und Kind
Familie Georg Klier
Familie Peter Landau.
Griesheim, Darmſtadt, 4. Auguſt 1926,
Die Beerdigung findet Freitag
nachmittag 3 Uhr vom Portale des
Waldfriedhofes aus ſtatt.
Gott dem Allmächtigen hat es
gefallen, meine liebe Schweſter
und gute Tante
Fräulein
nach langem Leiden abzurufen.
Dora Stubenrauch
Elſe Lehmann.
Darmſtadt, den 4. Auguſt 1926.
Die Beerdigung iſt am Freitag,
den 6. Auguſt 1926, nachmittags
4 Uhr, auf dem Waldfriedhof.
(11218)
Mauerstraße 20
Lina
Adler
Lute
10859a)
Fllz und Velour
in allen Farben und Größen
zu billigen Preisen
Selbſtändig. Kaufm.
in unabhäng. Stellg.,
35 J. alt, ruhig und
ſolid, von gut. edlem
Charakter, möchte ſich
mit ebenſolchem Frl.
od. Wtw. mit eigen.
Heim, glücklich
verheiraten.
Streng vertraul.
Zu=
ſchriften mit Bild,
nicht anonym, erbet.
unter L. 233 an die
Geſchäftsſt. (220277
Pauulel”
Artikel: Spring=,
Auflauf=, Pudding=,
Kranzformen,Xüllen
Spritzſäcke, Garnier=
Kaffeefiltrier,
Schnee-
ſchläger, Fleiſch=,Reib=
Mandel= u.
Meſſer=
putzmaſchinen
empf=
in großer Auswahl
Ernst Crämer
Ludwigſtr. 7. (11224a
Woog, 4, Auguſt 1926.
Waſſerhöhe 3,88 m
Luftwärme 18‟ C.
Waſſerwärme vorm
Woogs= Polizei=Wache.
Weißbinderarbeiten
werd, u. Garantie gut
u. bill. ausgef. Ang. u.
M 17 Geſchſt. (*20376
üntericht
Akademiker erteilt
ſpritzen, Tortenringe, Lateinunterricht.
Angeb. unter L. 244
Geſchäftsſt. (*20297
In der Buchführung
vorgebild. Herr ſucht
Unterricht in
Bilanz
Steuerberechnung
uſw. vonkundig, Herrn
aus der Praxis. Ang
7 Uhr 190 C. m. Preisforderung u.
L 246 Geſchſt. (*20310
Auf
Kredit
reell — billig
Möbel
aller Art
Anzüge
ſowie
Bummi=
Mäntel
Zulius
Wagner
Darmſtadt
Karlſtraße 22
(8110a1
Ein Posten
Biber-Bettücher
mit kleinen
Schönheits-
fehlern, Gr. 150/200 und
150/220, in bes. gut. Oual.
Ae
zum Aussuchen . . Stück
Große Posten
Ein Posten
Bettkoltern
mit klein. Schönheitsfehl.,
in Jaeguard- und
Kamel-
haarfarb., in ganz schwer.
Oual., zum Aussuch. Stück
Bettuch- Haustuche u. Halbleinen
weit unter regulärem Preis, 160, 150, 140 u. 80 cm breit, in nur wirklich
erstklassigen Fabrikaten . . . . . . . . . . Mtr. 2.50, 1.95, 1.50, 1.10,
Haschustoffe
rücksichtslos im Preise
bedeutend herabgesetzt!
Posten 1
Posten 2
Posten 3
Posten 4
Mtr.
Olol.oloo land l.oiod
Kissenbezüge
aus gutem Cretonne, ausgebogt.
Kissenbezüge
ringsum Hohlsaum, aus Ia Cretonne
Größe
Ubersohlagtücher tsoieso.
aus ganz schwer. Cret., ausgebogt
1.95
4.10
Rohseide 80 cm br., in ganz
schweren Qual., Mtr. 2,95, 2,50, 1.1
Gröpe de ohine
in allen modernen Farben . Meter
Große
Posten Kleider-Schotten
in nur guten Qualitäten, große
Sortimente . . . Ueter 1.95, 1.45, 0.70
4,00
Außergewöhnlich
Grolse-Finefte d. demdentache
billige
Finette
nur gute Qual. Meter 0.85, 0.65,
Hemdentuche
Ia Aussteuer-Ware, Mtr. 0.85, 0.75,
Geschäftshags
AAlLN
Darmstadt, Ludwigstraße 15
Rummer 215
Donnerstag, den 5. Auguſt 1926
Aus der Landeshauptſtadt.
Darmſtadt, 5. Auguſt.
*Ein ſchwerer Unfallinder Waldkolonie.
Geſtern mittag gegen 1 Uhr ereignete ſich ein ſchwerer Unfall
hinter dem Heſſenwerk in der Waldkolonie. Eine Anzahl Arbeiter
waren damit beſchäftigt, an den dort vor längerer Zeit
aufgeſtell=
zu ſpannen. Die Maſte wurden einbettoniert und vor Einziehen erinnert werden:
der Drähte eingehend auf Standfeſtigkeit geprüft. Auch der fünfte
Maſt von der Griesheimer Straße aus ſtand bereits feſt, und die
Arbeiter waren damit beſchäftigt, die Drähte zu ſpannen. Die fürſt von der Pfals ſpürte im baheriſchen Krieg die Schärfe des heſſi=
Arbeit war bereits ſoweit gediehen, daß vier Drähte befeſtigt
waren, an dem fünften wurde gearbeitet, als ſich der Maſt plötz= von dem Brand pfälziſcher Dörfer und Städte — fünf Jahre ſpäter lag
lich neigte und zur Seite fiel. Dabei begrub er fünf Arbeiter
unter ſich, die nur in ſchwer verletztem Zuſtande geborgen
wer=
den konnten. Die Sanitätswache (Saalbauſtraße, Tel. 400) und
Städtiſche Krankenhaus. Wie wir zu dem ſchweren Unfall noch
weiter erfahren, iſt der Maſt beim Anziehen des fünften Drahtes erkundete der Darmſtädter Amtmann in Straßburg, ob Franziskus die
plötzlich ins Schwanken geraten und ſamt dem Fundament, an
dem eine Ecke gebrochen war, nicht etwa in der Richtung der zu
ſpannenden Drähte, ſondern nach der Seite (in Richtung der
Stadt) umgefallen. Als Urſache nimmt man außerdem an, daß Am 13. (2) September ſtand der Ritter bereits am Rheinſtrom. In
der leichte Flugſand, der bekanntlich in dieſem ganzen Gebiet
vor=
handen iſt, ſich bei der ſchweren Arbeit in weiterem Umfange
all=
mählich gelockert hat und nachgab. Infolge des Maſtſturzes
wur=
den auch andere bereits verankerte Maſte beſchädigt. Die amtliche
genauere Unterſuchung iſt im Gange, aber noch nicht abgeſchloſſen.
Von den fünf verletzten Arbeitern iſt die Verletzung des einen
leichterer Natur, während die vier übrigen Arbeiter, und zwar
Deſſau die Arbeiter Pfeifer, Zöller und Lattemer
lebensgefährlich verletzt wurden. Die Arbeiter Zöller und
Lattemer ſind geſtern abend leider ihren
Verletzun=
gen erlegen.
— Ernannt wurde am 13. Juli 1926 der Kanzleigehilfe bei dem
Amtsgericht Groß=Gerau Adam Neumann, zum Kanzliſten.
— Erledigt iſt eine Schulſtelle für einen evangeliſchen Lehrer an der
Vollsſchule zu Büdingen; Dienſtwohnung iſt nicht vorhanden.
* Von der Heſſiſchen Landesbaugewerrſchule. Mit dem
5. Auguſt ſchließt das Sommerſemeſter der
Landesbaugewerk=
ſchule, die während dieſer Zeit von 159 Schülern beſucht war.
Der ſtactlichen Reifeprüfung am Schluſſe des Semeſters
unter=
zogen ſich insgeſamt 43 Schüler, von denen 31 in der
Hochbau=
abteilung und 11 in der Tiefbauabteilung die Prüfung
beſtan=
den. Das Zeugnis Mit Auszeichnung beſtanden
wurde folgenden Schülern zuerkannt: In der Hochbauabteilung:
Hans Pfefferkorn=Heppenheim (Bergſtr.), Wilhelm
Mül=
ler=Dreieichenhain, Matthias Löb=Wallſtadt bei Mannheim,
Philipp Dickerhof=Alsbach (Heſſen) und Adam
Neun=
dörfer=Lorſch. In der Tiefbauabteilung: Herm. Schmidt=
Aßlar (Kr. Wetzlar), Fritz Motſch=Dudweiler (Saar) und
Hans Steingötter=Biſchofsheim (Heſſen), 13 Schüler
er=
hielten die Geſamtnote „Gut beſtanden”. — Anmeldungen für
das am 7. Oktober beginnende Winterſemeſter werden, nur ſoweit
noch Platz vorhanden iſt, bis zum 15. September im Sekretariat
der Schule, Neckarſtraße 3, vorm. von 10—12 Uhr angenommen.
Jubiläumsfeier bei der Stadtverwaltung. Anläßlich der 40jähr.
Wiederkehr des Eintrittstages des Herrn Stadtſchulrat Löſch in den
Schuldienſt der Stadt Darmſtadt waren die Vertveter der
Stadwver=
waltung, Vorſtände der ſtädtiſchen Amter und Dienſtſtellen, Herr
Stadt=
ſchulrat Bach ſowie das Perſonal des Stadtſchulamtes zu einer ſchlichten
und ehrenden Feier in das Sitzungszimmer des Stadthauſes geladen.
Das Amtszimmer des Jubilars war ſehr finnreich mit friſchem Grün
geſchmückt, ebenſo auch das Sitzungszimmer. Herr Oberbürgermeiſter
Dr. Gläſſing ſprach dem Jubilar die Glückwünſche der Verwaltung aus.
Zugleich teilte er mit, daß es vorausſichtlich möglich ſein werde, den
durch private Sammlung aus Anlaß des Jubiläums zuſammengebrachten
Fonds für Prämien an Fortbildungsſchüler in angemeſſener Weiſe zu
bgänzen. In ſeiner Anſprache hob Herr Oberhürgermeiſter Dr.
Gläſ=
ſing die Verdienſte des Herrn Stadtſchulrats Löſch in bezug auf die
Entwicklung des Fotbildungsſchulweſens hervor, insbeſondere
hinſicht=
lich der beruflichen Gliederung der hieſigen Fortbildungsſchule.
— Operettenfpielzeit Sommer 1926 im Kleinen Haus des Heſſiſchen
Landestheaters; Leitung Direktor Adalbert Steffter. Heute
Donners=
tag und morgen Freitag finden die zwei letzten Wiederholungen der
Operette „Die Förſterchriſtel” ſtatt (ie 6. Abonnementsvorſtellung
für Donnerstag= bzw. Freitag=Mieter), und wird ausdrücklich darauf
hin=
gewieſen, daß die Vorſtellungen bereits um halb 8 Uhr beginnen. Auf
die heute Donnerstag, abends halb 11 Uhr, ſtattfindende Erſtaufführung
des Luſtſpiels. Der fröhliche Weinberg” von Karl Zuckmaher,
inſzeniert von Direktor Steffter, ſei hiemmit nochmals hingewieſen. Die
Preiſe der Plätze betragen 1—3 Mark. Morgen Freitag wird, ebenfalls
um halb 11 Uhr. Der fröhliche Weinberg” gegeben. Infolge große
Nachfrage finden Samstag und Sonntag, abends halb 8 Uhr, nochmals
Wiederholungen der Schlager=Operette „Der Orlow” (Der ruſſiſche
Krondiamant) ſtatt. Sonntag, nachmittags halb 4 Uhr. gelangt
noch=
mals das beliebte Kindermärchen „Schneewittchen und die 7 Zwerge‟
hur Wiedergabe und zwar zu ganz kleinen Preiſen von 50 Pfg. und
1 Mark. Samstag und Sonntag, 10.30 Uhr, ſind Wiederholungen von
„Der fröhliche Weinberg”. Am Montag iſt die Erſtaufführung der
Operette „Wenn Liebeerwacht” von Eduard Künneke, dem
Kom=
boniſten der Operette „Der Vetter aus Dingsda”.
— Die Leſehalle der Stadtbücherei, iſt von heute Donnerstag ab
wieder für das Publikum geöffnet.
— Verkehrsverein. Im Verkehrsbureau am Ernſt=Ludwigsplatz ſind
die Fahrkarten zum Preiſe von 11,40 Mk. (Hin= und Rückfahrt) für den
am Sonntag den 8. Auguſt, fahrenden Sonderzug nach Düſſel=
Dorf zur Geſolei (Abfahrt 6 Uhr morgens) mit koſtenloſen Führern
Durch Düſſeldorf und die Ausſtellung zu haben. Ebenſo Eintrittskarten
Zur Geſolei zum Preiſe von 1,90 Mk. und Karten zur Stadtrundfahrt
mit dem Omnibus zum Preiſe von 1,50 Mk. Weiterhin liegen die
Gut=
ſcheinhefte zum Beſuche der Geſolei im Verkehrsbureau auf und zwar
für einen Tag ohne Logis, Serie 4 und B, zum Preiſe von 6.20 Mark
Und 230 Mark. 1 Tag mit Logis 8,50 und 1530 Mark: 2 Tage mit
Enem Lonis 12.40 und 21 Mk. Ebenſo ſind Fahrkarten nach allen
Nich=
tungen Schweizer Rundreiſebilletts und Generglabonnements für die
Schweiz im Verkehrsbureau zu haben.
—Autofahrten zu den Heidelberger Feſtſpielen. Die Firma Auto=
Thiſcher läßt zu den Feſtſpielen in Heidelberg jeden Nachmittag ab 6.15
Uhr vom Verkehrsbureau bis zum Schloß in Heidelberg und nach Schluß
Der Vorſtellug zurück ihr großes neues Geſellſchaftsauto laufen. Bei
Regenwetter hat ſich Auto=Fiſcher bereit erklärt, die Fahrtteilnehmer in
Darmſtadt auf Wunſch bis an die Wohnungen zu fahren. Es iſt ſomit
den Beſuchern der Heidelberger Feſtſpiele eine ſehr begueme
Verkehrs=
möglichkeit gegeben, zumal nach Schluß der Feſtſpiele ein Warten auf
Den Zug nicht notwendig iſt. Der Preis für Hin= und Rückfahrt iſt auf
Mark feſtgeſetzt, bei Beteiligung von jeweils 25 Fahrgäſten ermäßigt
ich der Preis auf 6 Mk., wofür die Fahrtteilnehmer den ſchönen Genuß
riner Autofahrt haben.
— Unfall. In der Alexanderſtraße kam ein Mann durch
Trunkenheit zu Fall und verletzte ſich dabei am Hinterkopf. Er
burde durch die Sanitätswache (Telephon 400) nach dem Städti=
(
cen Krankenhaus verbracht.
— Schadenfeuer. Geſtern abend gegen 8 Uhr entſtand, ber= 1
tutlich aus Unvorſichtigkeit, in der Dieburger Straße 18 im
Ligarrenladen Sander ein Schadenfeuer, das durch die dort
auf=
eſpeicherten, leicht brennbaren Gegenſtände reichlich Nahrung
and. Die ſofort glarmierte Feuerwehr war in Kürze zur Stelle,
T daß eine größere Ausdehnung des Brandes verhütet werden
onnte. Das Feuer war bald gelöſcht.
Aus vergangenen Tagen.
Dr. Abolf Müller.
Alte Häuſer ſind wie alte Menſchen. Sie erſchließen ſich, wenn
man ihnen mit Liebe und Ehrfwucht begegnet. Leider haben es umnſere
unſerer
Stadtbücherei, der alte Frankenſteiner Hof,
ten ſchweren eiſernen Hochſpannungsmaſten der ueberland= iſt, wenigſtens in einzelnen Teilen, ein ſolches Denkmal aus Darmſtadts auch in ihrer jetzt geweihten neuen Fahne noch das Symbol der Treue
zentrale des Rheiniſch=Weſtfäliſchen Elektrizitätswerks die Drähte Ehrentag ſoll an drei bedeutungsvolle Ereigniſſe unſerer Stadtgeſchichte, das einſt im den alten zerſchoſſenen Veteranen erblickten, auf die ſie als
15 1 8.
Sickingens Ueberfall.
ſchen Schwertes. Viele Nächte lang war damals der Himmel gerötet
gen Söhnlein Philitp ein ſchlimmes Erbe, den Haß der Beſiegten.
Franz von Sickingen, deſſen Geſchlecht im bayeriſchen Krieg
Ver=
luſte erlitten hatte, nahm 1518 Rache an dem ohnmächtigen Heſſen. Wehe
Städtiſche Rettungswache brachten die fünf Verletzten in das dem Land, deſſen Fürſt ein Kind iſt! Die Oberarafſchaft, beſonders
Darmſtadt, mußte büßen. Sickingens Angriff überraſchte in Darmſtadt
nicht. Man verſah ſich nichts Gutes von ihm. Schon im Dezember 1517
Werbetrommel rühre. Sickingens Zug gegen Metz erhöhte die
Beſorg=
nis. Die Vermutung lag nahe, daß das Heer, das jetzt vor Metz focht,
in Wirklichkeit gegen Heſſen geworben war. Am 7. September 1518
meldete der Griesheimer Schultheiß Franziskus ſei vor Metz abgerückt.
der oberen Grafſchaft Katzenellenbogen, ſo nannte man damals das
Ge=
hiet, das heute etwa die Provinz Starkenburg bildet, waren einige
Tauſend Fußknechte unter dem Befehl des Grafen von Oberſtein und
ungefähr tauſend Reiter verſammelt. In Darmſtadt lag die
Haupt=
maſſe des Heeres unter dem Erbmarſchall Hermann von Riedeſel. Zur
Deckung der Rheinübergänge waren ſtarke Abteilungen bis Gernsheim
vorgeſchoben. Als Sickingen Mitte September 1518 in der Nähe von
Worms den Fluß überſchritt, ſtieß er unmittelbar am Ufer auf heſſiſche
Truppen.
Fritz Meſſer aus Pfungſtadt, ferner vom Elektrizitätswerk ! Indes die heſſiſchen Ritter zogen ſich feige ohne Schwertſtrich
zu=
rück. Auf das leere Gerücht hin, der Feind ſei ihnen auf den Ferſen,
ſtoben ſie in wilder Flucht davon. Einer der edlen Herren verlor dabei
ſeinen Eiſenhut, ein anderer gar ſeinen Spieß. Große Mengen Getreide
und Heu, etliche tauſend Stück Vieh gingen verloren. Sickingen folgte
den Flüchtigen auf dem Fuß, Darmſtadt wurde ringsum eingeſchloſſen.
Wie anno 1504 lohte jede Nacht der Himmel. Es waren diesmal
heſſi=
ſche Dörfer: Beſſungen, Eſchollbrücken, Griesheim, Pſungſtadt, Nieder=
Namſtadt und Arheilgen wurden geblündert und teilweiſe
nieder=
gebrannt. Auch die Mühle vor der Stadtmauer ſank im Schutt und Aſche,
Ihre Trümmer blieben jahrelang liegen. Sickingen ließ ſein Geſchütz —
eine Feldſchlange und drei Kartaunen, auffahven. Die Beſchießung
be=
gann. Die Belagerten erwiderten das Feuer wacker. Bald brannte es
in der Stadt. Das landgräfliche Hofgut wurde ſamt allen Vorräten ein
Raub der Flammen. Der Frankenſteiner Hof bot den feindlichen
Büchſen=
meiſtern ein gutes Ziel und wurde mehrfach getroffen. Es gelang dem
Feind, einige Proviantwagen wegzuſchnappen. Die Stadt war voll
Menſchen. Wie ſollte das endend. Doch es kam zu keiner langen
Be=
lagerung. Die Beſatzung, die Blüte der heſſiſchen Ritterſchaft, hatte
keine Luſt, ſich für den Landesherrn zu verbluten. Die Politik der
Land=
lichen Frieden zu ſchließen. Landgpaf Philipp vergaß die Schmach des
Darmſtädter Vertrags nicht. Den Ueberfall von 1518 im Gedächtnis,
ſchloß er ſich dem Bunde an, dem Franz von Sickingen 1523 erlag.
1546.
Darmſtädter Tapferkeit.
Landgraf Philipp war zum Manne gereift. Er hatte den neuen
Glauben angenommen, ja, er war ein Führev der Proteſtanten
gewor=
den, Kaiſer Karl V. wollte von Luthers Lehre nichts wiſſen. Er haßte
die Fürſtenmacht, die ſein Kaiſertum zu verdunkeln drohte. Wie anno
1518 die Darmſtädter Franz von Sickingen voll Mißtrauen beobachtet
hatten, ſo belauerten ſie jetzt den Kaiſer. Sobald ſich kaiſerliche Truppen
gräfliche Regierung verteilte Landsknechtsſpieße unter das Landvolk
— Im Sommer 1546 löſte ſich endlich die Spanmung, der Auftand brach Opfer der Krieg gekoſtet hat, wieviel blühendes, kraftvolles und
hoff=
los. Mitte September hatten die Schmalkaldener bereits durch eigene
Schuld das Spiel verloren. Ende des Jahres 1546 näherte ſich der kaiſer= leidend geworden ſind, wieviel Herzeleid getragen wurde und noch
getra=
liche Oberſt Maximilian von Egmond. Graf von Büren, mit Heeresmacht
der Obergrafſchaft. Die Not war groß. Dev wichtigen Stadt Frankfurt
bot Landgraf Philipp Hilfstruppen an; für Darmſtadt wagte er ſolchen furchtbare, dunkle, ſchwere Leid!
Einſatz nicht mehr. Nur die Bauern aus der Umgegend rückten auf
hundert Mann.
Fußknechten und 3000 Reitern vor der Stadt und forderte unter
Drohun=
gen ſofortige Uebergabe. Die Stadt lehnte ab. Noch in der Nacht
er=
öffnete Egmond die Beſchießung. Die Städter ließen ſich nicht
einſchüch=
tern. Niklas Krumpbeyn, der Wächter auf dem Stadtkirchturm, ſcheint
zu haben, daß man beſchloß, ein Geſchütz auf dieſen ausgezeichneten
Beobachtungspoſten zu ſchaffen. Jakob vom Reyztlings und zwei Bauern
vollbrachten das ſchwere Werk. Die Beſchießung dauerte fort. Viele nach all den Zeiten, da unter der Laſt von Schickſal und Schuld im
kenſteiner Hof) wurde zerſchoſſen. Am Arheilger Tor tobte der Geſchütz= daran, zu vergeſſen, wie wir es wieder werden und ſein ſollten, eine
kampf beſonders heftig. Die Bürgerſchaft wankte nicht. Zwei Sturm= (
angriffe der Feinde wurden abgeſchlagen. Endlich gelang es den
Kaiſer=
lichen, beim Arheilger Tor einzudringen. Die Stadt wurde geplündert
und teilweiſe niedergebrannt. Außerdem wurde ihr eine hohe
Kontri=
bution auferlegt. Die Wut des Feindes richtete ſich beſonders gegen
Man muß die Frankfurter Berichte über das Verhalten der zuchtloſen
kaiſerlichen Soldateska in der Reichsſtadt leſen — Frankfurt war nicht
mit dem Schwert erobert worden —, um zu ermeſſen, welche Leiden f
unſere Väter damals zu erdulden hatten. In der Stadtkiuche wurden
die Gefallenen aufgebahrt. Im Jahre 1547 zählte man 43 Witwen in
Darmſtadt (im Durchſchnitt lebten damals 20 Witwen in der Stadt), zu lang und zu hart wird. Ja ſie kommt nicht einmal zuſtande, wenn
Die Zahl der Bürger war von etwa 19 auf 176 geſunken. Der heſſiſche ſie nicht vorbereitet wird in zielbewußtem Wollen. Ein Volk iſt auch
ſtadt weren wirdig, das ſie Francfurt ſolten einhaben und bewonen,
Dagegen ſolten die von Franckfurt gen Darmſtadt geſetzt werden,
wel=
gewehret, und doch eine unbewarte ſtadt gehabt. Aber die von
Franck=
furt, ſo ein ſolche veſte und wolbewarte Stadt eingehabt, hetten ſich
one alle gegenwehre ſelb willig ergeben.: Mag dieſe Bemerkung auch geburch, unchriſtlich und gotlos gehalten‟. Er wurde verurteilt; da er
erfunden ſein. 3d maiorem patrige gloriam; feſt ſteht, daß die kleine, wegen ſeiner großen Armut die Buße nicht bezahlen konnte, kam er vier
gänzlich veraltete, von Bürgern und Bauern verteidigte Feſtung
Darm=
ſtadt es überhaupt wagte, dem kaiſerlichen Feldherrn Widerſtand zu den haben?. Hatte er Gott geflucht, weil er in ſeinem einfachen Hirn
leiſten, war eine Leiſtung.
1518 und 1546! 1518 Uebergabe ohne den Verſuch ernſteren Wider= konnte? Und doch hatte er leuchtende Beiſpiele chriſtlicher Geſinnung
zweckmäßig, dem Landesherrn, dem Bedränger ſtändiſcher Freiheit, die nung überliefert, Tag und Nacht dem Kranken Arznei gereicht, die Ver=
Treue zu halten. 1546 Kampf bis zum bitteren Ende, Kampf der Bür= zagten aufgerichtet, die Sterbenden in Todesnot geſtärkt. Er war bei
ger und Bauern gegen ein überlegenes Berufsheer. Der ſchlechte
Ge=
tem ausgeglichen. Die Darmſtädter Bürger dachten nicht woie der Adel 9
1518 an ihren Vorteil. Der evangeliſche Glaube, der Fürſt war in ein Ton der Dankbarkeit ihrer Kranken?. Der landgräfliche Keller Wil=
Gefahr. Dafür, ſo meinten ſie, war kein Opfer zu groß.
I
1 5 6 4.
Die Peſt in Darmſtadt.
„Es ſtirbt”, ſagten unſere Väter, wenn der ſchwarze Tod ſeine Senſe Zu deutſch:
ſchwang. Wieviel Ergebung in ein unabänderliches Geſchick, wieviel
Hoffnungsloſigkeit liegt in den beiden Wörtlein „Es ſtirbt”.
Anno 1563 fing es an. Hans Welcker, 1555 einer der Bürgermeiſter
der Stadt, erkrankte plötzlich und ſtarb. Voll Entſetzen erkannte man an
der Leiche die Zeichen der furchtbaren Seuche. Man wußte aus
Erfah=
rung, daß noch andere Opfer fallen würden. Die Befürchtungen trafen
ein. 1564 wütete die Krankheit in der ganzen Stadt. Der Tod hielt wechſelt Frankenſteiner Hof (am Beſſunger Tor) und Frankenſteiner
reiche Ernte. Der Rat nahm einen Peſtarzt an, den Aderlaſſer Ulrich Haus (am Arheilger Tor). In den Rechnungen ſind beide ſtets ſtreng
Guldenſchuck aus Göppingen. Der Pfarrer beſchaffte Arznei. Der alte geſchieden. Die verbrannten Vorräte‟ (Darmſtädter Kellereirechnung
Kirchhof um die Stadtkirche war bald zu klein. Man beſchloß daher vor 1547 Blatt 100), „Der zerſchoſſene Giebel‟ (Darmſtädter Kellereirechmnung
den Toren einen neuen Gottesacker anzulegen. Stadtſchreiber Ew. Behem 1
beſaß ein paſſendes Grundſtück vor dem Beſſunger Tor. (er heutige
Kapellplatz). Die Stadt arwarb es für 15 Gulden. Nacht für Nacht, (
wockenlang, rumpelte der neue Totenkarren über das holprige Pflaſter ſen Punkten zu Unrecht berichtigt worden.
am Frankenſteiner Hof vorbei, zum Beſſunger Tor hinaus, begleitet von
dem Geiſtlichen und den beiden Totengräbern. 1565 — 1564 war des PeterVoltzius, der ſeit 1547 Pfarrer in Darmſtadt war und 1578
Sterbens wegen kein Gericht gehalten worden — klagte man Hans Foltz, ſtarb. Neben ihm wirkte damals noch der Kaplan Angſtaſius Reuß,
den Totengräber, an, er habe ſich anno 64 „m vilen ſterbensſachen un= geſtorben 1608 W. Diehl, Haſſia ſarra 1.
Seite 5
Die Fahnenweihe des Vereins ehen.
112er, Darmſiadt.
Väter oft an beidem fehlen laſſen. Wir ſind arm geworden an Denk= Eine Fahnenweihe iſt bei allen Vereinen ein gern geſehenes Feſt,
mälern aus unſerer Vorzeit. Das in neuem Schmuck prangende Gebäude das den Alltag durch Feierlichkeit, Frohſinn und fröhliches Begehen
unterbricht. — Den Soldatenvereinen iſt eine Fahnenweihe mehr; denn
ihre Mitglieder wurden erzogen, im bunten, wehenden Tuch des
Feld=
zeichens etwas anderes zu erſehen, als ein Vereinsabzeichen; ſie ſehen
Vergangenheit. Das Haus hat viel erlebt, Freud’ und Leid. Zu ſeinem und Wehrhaftigkeit, der Kameradſchaft und der Unterordnung, wie ſie
Rekruten die Schwurfinger legten. In dieſem Sinne und erfüllt von
Begeiſterung und dem Gefühle der Anhänglichkeit an ihrem alten
Tuuppenteil feierten die 1U7er am Sonntag ihre Fahnenweihe. Aus
Wilhelm II von Heſſen war ein gewaltiger Kriegsmann. Der Kur= allen Ecken waren die Kameraden zuſammengeſtrömt, trotz Not und
Jammer und zeitgemäßem Geldmangel, da wollten ſie doch nicht fehlen,
wo das blaue Tuch im Winde ſtand!. Die braven Ruhrbewohner, denen
feindliche Anmaßung das Land verdorben hatte und denen alle patrio=
Landaraf Wilhelm auf dem Totenbett. Er hinterließ ſeinem unmündi= tiſche Teilnahme mit hartem Gefängnis beſtraft wurde, waren
gekom=
men um einmal wieder in Freiheit die Bruſt zu weiten.
Am Samstag war im Rummelbräu unter Mitwirkung des
Be=
amtenvereins ehemaliger Militärmuſiker (Kam. Buslau) der
Be=
grüßungsabend in den überfüllten, ja bis zum Ueberlaufen vollen
Räu=
men und wenn auch Rauch und Dunſt die Ausſicht trübten, es herrſchte
eine großartige Soldatenſtimmung, der ſich auch der älteſte, der die
Ehrenzeichen von 1870/71 trug nicht entzog. Der Parademarſch des
ehemaligen Regiments „Großherzogin”, nach dem all die Alten und
Jungen ſo manchesmal vor Kaiſer und Großherzog vorbeimarſchiert
waren erklang und drang ihnen in Herz und Seele und ein
tauſendfäl=
tiges Hoch brauſte auf, als er endete. Der erſte Vorſitzende des Vereins,
Kamerad Helmſtädter, begrüßte freudig die Kameraden zum Hjährigen
Stiftungsfeſt und 117er=Tag und dankte ihnen für ihr Kommen; gar
manchem Alten mag die Reiſe nicht leicht gefallen ſein. Er ließ alle
Gäſte hoch leben, vor allem die Kameraden aus dem Ruhrgebiet. Das
Deutſchlandlied erklang, von allen ſtehend geſungen. Und dann dankte
der erſte Vovſitzende des Verbandes Heſſiſcher Regimentsvereine. Exz.
v. Kleinſchmit, dem blauen Verein, daß er die Tradition des
Verbandes, im Auguſt jeden Jahres eine Gedenkfeier abzuhalten, im
dieſem Jahre mit übernommen habe. Mit dem Schlußmarſch war der
Begrüßungsabend noch lange nicht zu Ende.
Den üblichen Rahmen trugen die Veranſtaltungen am Hauptfeſttage,
dem Sonntag. Frühmorgens 7 Uhr legte eine Abordnung des 117er
Vereins am Kriegerdenkmal einen Kranz nieder.
Am 1130 Uhr fand ſich die Feſtverſammlung in dem feſtlich
ge=
ſchmückten Saalbau zuſammen. Auf der Bühne nahmen ſämtliche
Ver=
eine und Abordnungen Aufſtellung und in dieſer Nunde wurde zu
Be=
ginn des Feſtaktes die noch verhüllte neue Fahne der 11ſer von einer
Ehreneskorte geleitet. Die Begrüßungsrede an die erſchienenen
Abord=
nungen hielt wiederum der Vorſitzende der 1Uſer, Herr Helmſtädter,
Dann folgte die
Weiherede
des Herrn Pfarrer Lautenſchläger:
Zwiſchen dem 1. Auguſt 1926 und dem gleichen Tag des Jahres 1914,
welch eine Fülle des Erlebens! Damals vor 12 Jahren ſtand das
„blaue Regiment” und mit ihm all die anderen unſeres deutſchen Heeres
vor glänzenden Taten, die niemals, auch durch die dunkle Nachk iegszeit
nicht, auszulöſchen ſind. Damals war edler Stolz in jedem deutſchem
Herzen, das, wenn auch in tiefem Ernſt und herbem Weh, Deutſchlands
Jugend und Mannheit zur Verteidigung der Heimat ausziehen ſah.
Da=
mals Opferbereitſchaft in einem ganzen Volk, das ſich in ein gewaltiges
gräfin Anng rächte ſich. Man zwang den jungen Fürſten, einen ſchimpf= Geſchick verflochten ſah; damals ein jeder über ſich ſelbſt hinausgehoben,
ſich verpflichtet fühlend dem Ganzen, dem er angehörte. Damals eim
Volk, das in der Bedrohung, in der es ſich ſah, ſich darauf beſann, daß
es nicht vergehen dürfe, und das ſich deshalb zuſammenſchloß zu einer
Einheit ohnegleichen. So leben die Auguſtage des Jahres 1914 in
un=
ſerer Grinnerung als Zeiten gewaltiger Not aber auch als Zeiten
höchſt=
geſpannten nationalen Lebens!
Ach wir wiſſen, was dann alles geſchehen iſt! Wir wiſſen, was
ge=
leiſtet wurde von unſerem Heer draußen im Vormarſch und in den
Grä=
ben, im Angriff und in der oft nicht leichten Abwehr, in Zeiten höchſter
Anſpannung, und in den Zeiten des Stilleliegens, wenn die grübelnden
Gedanken kamen, und man ſich immer wieder ſagen mußte: Auch das
ge=
hört zum Dienſt für Volk und Vaterland, daß man die dumpfen, ödem
in der Nähe zeigten, befürchtete man einen Ueberfall (1543). Die land= Tage in fremdem Lande erträgt. Wir wiſſen, was die Heimat geleiſtet
hat im Ertragen der Entbehrungen, im Uebernehmen all der Arbeit für
(1837). Die Darmſtädter Büchſenſchützen übten ſich auf dem Schießberg, die ins Feld Gezogenen, in ſtillem, bangem Harren. Wir wiſſen welche
nungsreiches Menſchenlebem vernichtet wurde, wieviele verſtümmelt und
gen wird von Witwen und Waiſen, von Eltern und einſam
Geworde=
nen. Wir wiſſen, wie ſichs tiefer und tiefer auf uns geſenkt hat das
Und dann kam die harte Nachkriegszeit! Hart nicht nur, weil ſie
ſeine Weiſung zur Verteidigung der Stadt heran. Es waren keine vier= für viele eine Zeit der Not geworden iſt und noch iſt; hart nicht nur,
weil viele um Hab und Gut gekommen ſind, nein, mehr noch, weil wir
Am 21. Dezember 1546 erſchien der kaiſerliche Feldherr mit 6000 Demütigung über Demütigung ertragen mußten und müſſen. Auch dieſe
Feier, die nicht dort gehalten werden kann, wo ſie gehalten werdem
müßte, in der alten Gamiſonſtadt des blauen Regiments, gibt Zeugnis
davon. Hart und ſchwer iſt die Gegenwart auch, weil ſie uns immer
wieder empfinden läßt, was wir verloren haben: Wir waren einmal
ſo treffliche Meldungen über die Vorgänge im feindlichen Lager erſtattet eine Vollsgemeinſchaft in Zeiten der Gefahr, eine Vollsgemeinſchaft,
in der jeder vom Fürſtem an gedient hat bis hin zum ſchlichteſten Sohn
des entlegenſten Dorfes, wir waren eine Vollsgemeinſchaft; und jetzt,
Häuſer der Stadt wurden beſchädigt, auch der Kelterſchuppen im Fran= Selbſtſucht und Hader zuſammengebrochen iſt, was geweſen iſt, ſind wiv
Gemeinſchaft aller Deutſchen in Volk und Vaterland!
Denn nicht das iſt Volksgemeinſchaft, daß man nebeneinander
her=
geht in Gleichgültigkeit oder gar mit Haß und Groll im Herzen. Nicht
damit dient man dem Volk, daß man den Bruder verachtet und verklagt,
daß man daheim alles herabſetzt und draußen alles lobt, nicht dadurch,
das landgräfliche Schloß. Es wurde auf Eagmonds Befehl eingeäſchert, daß man in Zorn und Verbitterung beiſeite ſteht, daß man allein ſeinem
eigenen Vorteil oder auch den Vorteil ſeines Standes und ſeiner Partei
im Auge hat, ohne darnach zu fragen, wie ſich vereinigen und
zuſammen=
finden kann, was zuſammen gehört.
Ein Volk iſt nicht nur Schickſalsgemeinſchaft. Die bildet ſich wohl
im Augenblick einmal; aber ſie hält nicht Stand, wenn die Prüfung
Chroniſt Lauze berichtet, Egmond habe geäußert: „Die Burger zu Darm= nicht nur Gemeinſchaft wintſchaftlicher Intereſſen. Es können Gruppen
im Volk durch gemeinſamen wirtſchaftlichen Vorteil verbunden werden.
Aber wehe, wenn ſie darüber vergeſſen, daß auch ihre Gruppe angewieſem
ches er dorumb geſagt, Das ſich die Burger zu Darmſtadt ſo manlich iſt auf das Zuſammenleben mit den andenen. So wenig die Familie
E
Wochen in den Turm. Worin mag das Verbrechen des Aermſten
beſtan=
den Sinn des ſchweren Schickſals, das ſeine Vaterſtadt traf, nicht faſſen
ſtands. Der heſſiſche Adel hält von ſeinem Standpunkt aus es für un= vor Augen gehabt. Der Pfarrer”) hatte, wie die nüchterne
Stadtrech=
ſeinem Liebeswerk von Doretheichen, der Peſtpflegerin, unterſtützt
wor=
ſundheitszuſtand der kaiſerlichen Truppe wurde durch die Zahl bei wei= dem — Doretheichen! — Wir kennen von dieſer tapferen Frau nur den
Namen, aber ſchwingt in dem zärtlichen Klang ihres Namens nicht noch
helm Pfeilſticker war anſcheinend während des Sterbens nach Arheilgen
entwichen, der alten Regel folgend:
Haes tria tabifieam pellunt adverbia pestem.
Mos, longe, tarde, cede, recede, redi.”
Drey Zeiden jagen Peſtem aus
Bald, weit, ſpatt, in und auß dem Hauß,
Bald mach dich weg, weit zeug davon.
Und letzlich langſam wiederkom.”
* Ein Artikel in Quartalsblättern N. F. 3 (1905) S 559/60 ver=
1547 Blatt 65 k), Das als Zeughaus verwendete Torhaus (Darmſtädter
Kellereirechnung 1547 Blatt 65), gehören zum Frankenſteiner Haus
(am Arheilger Tor, heutige Obergaſſe). Walther und Vogt ſind in die=
2 Es handelt ſich wohl um den Pfarrer und Superintendenten
[ ← ][ ][ → ]Donnerstag, den 5. Auguſt 1926
Nummer 215
Seite 6
Dur Shichl.
Blutsgemeinſchaft iſt, ſo wemig iſts ein Volk. Jede der beiden
Gemein=
ſchaften muß zufammengehalten werden durch ſittlichen Willen. Auf den
kommts an, wenn rechtes Familienleben gebeihen ſoll, auf ihn auch,
venn eine Volksgemeinſchaft werden und dauern ſoll. Gewiß ſittlicher
Wille kann gefördert werden durch Gemeinſamkeit des Schickſals, der 5. September beurlaubt. Zum Vertreter während dieſer Zeit iſt der
Intereſſen und durch Zwſammengehörigkeit des Blutes. Und darum
dürfen wir nicht vergeſſen, daß wir eine gemeinſame Geſchichte haben, in
der, vor allem auch durch das Wirken herwvorragender Männer, das
ge=
wordem iſt, was wir heute deutſches Volk nemmem. Wir müſſen deſſen ein= Ortsteil ſüdlich der Oberſtraße und öſtlich der Heidelberger= und
See=
gedenk bleiben, daß unſere Lage im Herzen Guropas uns aufeinander
anweiſt. Gs ſind nun eimmal durch das gemeinſame Blut bedingte Be, bleibt vorläufig geöffnet. — Die 30jährigen halten am Samztag, den 11.
ſonderheiten des Geiſtes und des Gemütes, die den Deutſchen mit dem
Deutſchen verhinden. Wber über dem allen muß ſich erheben der Wille, ſame Geburtétagsfeier ab.
zuſammenzuſtehen und Treue zu halten der deutſchen Art. Nur wo ein
Wille zun Treue und zur Gemeinſchaft iſt, da entſteht Glaube an das,
was mehr iſt als, die äußere Zuſammengehörigkeit auf gemeinſamer Turnverein Ober=Ramſtadt übertragen worden und findet am Sonntag,
Natzurarunblage; da entſteht Glaube an das Volk und Liebe zu ihm. ſtatt. Damit verbunden wird das Sommerfeſt des Turnvereins. Dieſer
Glaube und Aiebe aber, die ſind es, die Fähigkeit zum Opfer geben. Cin Veranſtaltung geht zunächſt am Samstag, den 7. Auguſt, abends 8 Uhr=
Volk aber, wie alles Große und Hehre, wird nur und lebt nur durch im Saalbau Suppes das Bezirksmeiſterſchaftsturnen voraus, zu dem
das Opfer. Es wird nicht dadurch, daß man ſich ſelbſt und ſeinen
Nutzen ſucht, ſondern dadurch, daß man ihm dient. Gewiß ſoll dem
Verdienſt zugleich Opfer ſein, Hingabe für das Ganze. So iſts einmal Meiſterſchaftsturnens mit beſonderer Spannung entgegen. Am Sonntag
geweſen und ſo muß es wieder werdem. Und ſo wird es wieder werden.
lernen im Sinn der Religion. In ihr freilich gehts nicht nur um das Hieran ſchließen ſich die Wettlämpfe an. Am Nachmittag führt ein
Feſt=
auf Erden noch in der künftigen Welt. In ihr gehts um Gott. An
Gott fühlt ſich der Fromme gebunden und an ihn allein. Aber wunder= führungen der Bezirksvereine. Vorträge mehrerer hieſiger Geſangvereine
bar, je größer ihm Gott wird und je inniger ſeine Hingabe an ihn, und andere Darſtellungen im weſentlichen das Programm bilden,
um ſo ſelbſtverſtändlicher wirds ihm, daß er Gott am beſten dient in der
Ganze da ſind.
Kameraden! Waren wir nicht einmal auf dem Weg, den ſittlichen
Willen, der zum obferbereiten Dienſt für die Volksgemeinſchaft führen
ſollte, zu bilden?. Wir ſind hier verſammelt als frühere Glieder unſeres
einſt ſo ſtolzen deutſchen Heeres. Wir freuen uns auch mit ſolchen
Kameraden zuſammen ſein zu dürfen, die von fern her gekommen ſind
aus dem Ruhrgebiet, wo ſich jetzt endlich auch die früheren Glieder des Was gibt es auch Herrlicheres als die herbe Schönheit unſeres Oden=
Heeres zuſammenſchließen dürfen, und aus den noch beſetzten Gebieten, waldes, die ſo leicht übergeht in die Lieblichkeit der Naturſchönheiten der
zum deutſchen Volksheer gehörten, wir wiſſen, wie es uns manchmal
hart war, in ihm zu dienen. Aber wir wiſſen auch, wie wir das, was Aufenthalt Erholung und Ruhe in der wundervollen geſunden Natur
wir geworden ſind, zum guten Teil ihm zu danken haben, und wir ſuchen. Die Zahl der Kurgäſte die im Kurhaus Schelkhaas Aufent=
Krieg, ſondern auch im Frieden war der Dienſt in ihm heilſame Zucht daß viele ihren Kuraufenthalt her verlängern, ſpricht deutlich dafür=
und Förderung jedem Einzelnen. Wievielen iſt da, vielleicht zum einzi= daß ihnen der Aufenthalt in unſerem kleinen, aber ſo wunderſchönen
gen Mal in ihrem Leben, die Wirklichkeit des Volkes zum Bewußtſein Lichtenberg angenehm geſtaltet wird. Herr Schellbaas trägt den
gekommen mit ihrer verpflichtenden, aber auch mit ihrer, die Grenzen Wünſchen der Kurgäſte auch inſofern Rechnung, als er, um Abwechſlung
des engen eignen Daſeinz erweiternden Macht. Wir dürfen es jetzt nicht in die Nuhe zu bringen, ſeinen Kurgäſten auch Kunſtgenüſſe verſchafft.
haben, das deutſche Volksheer, wie es geweſen iſt. Und daß wir es nicht Jeden Sonntag werden Konzerte von künſtleriſcher Qualität
veranſtal=
dern: Wir können das Beſte des Geiſtes, in dem einſt unſer deutſches Ferien verbringen wollen,
Volksheer erzogen wurde, in uns lebendig halten. Dem Volke ſollte
un=
ſer Her dienen vom einfachſten Mann an bis zu denen, die an ſeiner, dem Vorſitz des Bürgermeiſters Lampe beſchließt der Gemeinderat: 1.An
Spitze ſtanden. Darum die Kameradſchaft in ihm; darum die Mannes= der Höchſter Straße ſoll ein Doppelwohnhaus errichtet werden. Die
treue die Grundlage, auf der es aufgebaut war; darum die Liebe zu Lage= und Baupläne werden vorgelegt und genehmigt und dem Kreis=
Volk und Vaterland, die in ihm gebflegt wurde; darum der Geiſt der amt zur Genehmigung empfohlen. — Zwiſchen dem Kilometerſteim 240
Opferbereitſchaft, der ihm ſelbſtverſtändlich war, wenn Opfer Pflicht und 24,3 der Kreisſtraße Groß=Umſtadt— Höchſt, ſoll eine Goſſe nebſt
wurde. In ſolchem Beiſt laßt uns wirken, eim jeder an der Stelle, Rigolenentwäſſerung der benachbarten Grundſtüicke mit einem
Abzugs=
an die er geſtellt iſt, wirken für die Volksgemeinſchaft, die werden muß, kanal in den Mühlbach unter Benutzung des ehemals Dörrſchen
Grund=
wenn Deutſchland beſtehen ſoll.
Mahner an ſolchen Geiſt ſei auch die Fahne, die jetzt vor den alten wurden genehmigt. — Bei der Berechnung der Zinſen für die Holz=
Bataillonsfahnen des Leibregiments Großherzogin” geweiht werden, anleihe im Lahre 1988 ſoll der Durchſchmitterlös von den
Holzverſteige=
wie im ganzen deutſchen Heer!
weiht, geweiht der Erimnerung an das Leibregiment Großherzogin, faſſungstages ſoll auch in dieſem Jahre wieder und zwar am 15. Auguſt
das 3. Großherzoglich Heſſiſche Nr. 117 auf daß ſie eine im Geiſt. wa8 auf dem Feſtblatze im Naibacher Tale in gleicher Weiſe wie im
Vor=
einſt zum „blauen Negiment”, gehört hat, eine in Kameradſchaft, i jahre ſtatfinden. Hierzu werden V0 Mk. bewilligt. — Dem Vertrag
Treue, in opferbereiter Liebe zu Volk und Vaterland!
*
und deren Uebernahme durch den Fahnenträger, 22 Fahnennägel wurden Gemeinderat iſt damit einverſtanden, daß Herr Bauinſpektor Volk die
der zweite Präſident, Herr Major a. D. Willich ab. Nach der Feier lage der Pläne und des Koſtenanſchlags, damit die Arbeiten als
Not=
traten die Vereine zum Feſtzug an, der von beſtem Wetter begünſtigt ſtandsarbeiten bis zu dem 15. Auguſt 1926 fälligen Termine bei dem
war. Der Feſtzug endete im Saalbaugarten, woſelbſt die Schlußfeier Arbeitsnachweis Dieburg angemeldet werden. — Die Bühne Muſiktempel)
ſtattfand, in deren Mittelpunkt eine weitere herzliche Anſprache des auf dem Feſtplatze und der Springbrunnen ſollen ihrer ungünſtigen Lage
Gerrn Generalleutnant v. Kleinſchmit ſtand. Ein Feſtball ſchloß wegen abgebrochen und verſetzt werden.
die ſchöne und erhebend verlaufene Feier.
— Das Donnerstags=Konzert im Städtiſchen Saalbau am 5. Auguſt
iſt ein Blas= bzw. Militärmuſik=Konzert des Städtiſchen Orcheſters. Die
Vortragsfolge weiſt Fragmente und DLuvertüren uſw. aus den beſten
Werken von Mozart, Grieg. Puceimi, R. Wagner, 7. Strauß, W. Kienzl
u. a. auf. Die Leitung liegt in Herm H. Hauskes Händen. (Siehe
Anzeige.) Auf die billigen Zehnerkarten wird hingewieſen.
Kunſinotizen.
deber Berte, Künfter und Knfiteryihe Deranfigitungen, deren im Nachtichentl
geſchſekt, Gchäit ſich die Redckton Gbr drtel vc.
* Union=Theater. Ab heute gelangt der neueſte Harry Piel=
Film zur Aufführung: „Der ſchwarze Pierrot‟. Eine
roma=
tiſch=phantaſtiſche Angelegenheit, ſtimmungsvoll und unterhaltſam. Piel
brilliert durch den darſtelleriſchen Schwung und eine gewiſſe Grazie und
Mufikalität der Geſte. Harry Piel hat ſich diesmal die Sache etwas
koſten laſſen. Neben prächtigen Landſchaftsbildern, die bald in
ſchnee=
bedeckte hohe Berge, bald an Seen oder in die Ebene führen, gibt es
bunt bewegte Szenen voll maleriſcher Kraft aus dem Karnevalstreiben
der Großſtadt. So erreicht Harry Piel jene Miſchung von Humor und
Senſation, die das Publikum abwechſelnd in Spannung und Heiterkeit
verſetzt. Ganz aufregend wird es, wenn er ſchlafend in einem
Schwebe=
korbe über einen Abgrund fährt oder an einem Baumſtamm hängend
eine abenteuerliche Luftreiſe macht. Georg Muſchners Photoaraphie
brilliert in einem raſenden Karnevalstrubel. Hier überſtürzen ſich die
Tricks, hier gibt es minutenlang ein ungeheueres Furioſo von
unzähli=
gen Einſtellungen, Ueberblendungen und techniſchen Leckerbiſſen. Piel
gibt dem Kino, was des Kinos iſt: echte Filmhandlung, bumt und bewent,
Immer optiſch ſauber geſehen und gefaßt.
Aus den Parteien.
— Nat=Soz. Deutſche Arbeiterpartei. Heute abend
ſpricht im „Perkeo” Alexanderſtraße 14 Herr Dr. Wolf=Mainz über:
Die deutſche Not. Eintritt frei. (Siehe geſtrige Anzeige.)
Tageskalender für Donnerstag, den 5. Auguſt 1926.
Landestheater Großes Haus: Geſchloſſen. — Kleines
Haus, abends ½8 Uhr: „Die Förſterchriſtel”; abends 11 Uhr:
„Der fröhliche Weinberg”. — Nrpheum: Geſchloſſen. — Schloß=
Café: Konzert. — Café Rheingold: Konzert und Tanz. —
Fr. Schmitz, Rheinſtraße: Unterhaltungsmuſik. — Saalbau,
abends 8 Uhr: 6. Konzert. — Kinovorſtellungen: Union=,
Reſidenz=Theater, Palaſt=Lichtſpiele.
Aus Heſſen.
H. Eberſtadt, 4. Aug. Bürgermeiſter Schäfer iſt bis einſchließlich
Beigeordnete Flick vom Kreisamt beſtellt worden. — Unter dem
Vieh=
beſtand des Landwirts Friedrich Rück, Kirchſtraße 11. iſt die Maul= und
Alauenſeuche feſtgeſtellt worden. Die Kirchſtraße iſt als Sperrgebiet, der
heimerſtraße als Beobachtungsgebiet erblärt worden. Der Faſelſtall
September, im Gaſthaus „Zum Bergſträßer Hof” (Fiſcher) eine gemein=
* Ober=Ramſtadt, 3. Aug. Das diesjährige Jugendwett=Turnen
des 4. Bezirks des Main=Rhein=Gaues (D. T.) iſt zum erſten Male dem
den 8. Anguſt, auf dem Turnplatz bei der Turnhalle in ber Wehrſtraße
jeder der 10 Bezirksvereine ſeine vier beſten Turner entſenden wird.
Beim vorjährigen Meiſterſchaftsturnen, das in Traiſa ſtattfand, erhielt
Dienenden ſein Lohn werden. Aber wenn der Dienſt nur um des Loh= bekanntlich die Turngeſellſchaft Darmſtadt die Meiſterſchaft und man
nes willen geſchieht, dann iſt er vergeblich. Dienen muß ebenſoſehr wie ſieht daher in Turn= und Sportkreiſen dem diesjährigen Ausgang des
vormittag findet um 7½ Uhr auf dem Turnplatz der bei Jugendtreffen
wenn wir als einzelne wie als Volk mehr und mehr opferbereites Dienen, übliche Gottesdienſt ſtatt, den Herr Pfarr=Aſiſtent Lenz halten wird.
Volk. Gs gecht auch nicht nur um die Seligkeit des Ginzelnen, weder hier zug unter Vorantritt einer Muſik=Kapelle die Teilnehmer vom Gaſthaus
„Zum Löwen” nach der Turnhalle. Dort werden alsdann Sondervor=
Abends werden Gruppen geſtellt und außerdem findet Tanz in der Turn=
Gingabe an den Nächſten. Aus ppferbereitem Dienſt im Sinn der Nelie halle ſtatt. Hatte das altherkömmliche Sommerfeſt des Turnvereins an
gion erwächſt zwar nicht als die einzige aber auch als eine köſtliche Frucht und für ſich ſtets eine große Anziehungskraft, ſo dürfte dieſe durch das
die Volksgemeinſchaft, in der einer für den anderem und alle für das Jugendwett=Turnen zweifellos noch bedeutend erhöht werden, zumal der
Turnverein alles aufbietet, ſeinen Beſuchern in jeder Hinſicht einige
genußreiche Stunden zu bieten.
Lichtenbera i. D., 4. Aug. Es iſt eine erfreuliche Tatſache,
konſta=
tieren zu können, daß die Schönheiten der engeven Heimat immer mehr
Beachtung finden. Das alte Sprichwort: „Warum in die Ferne
ſchwei=
fen, ſieh, das Gute liegt ſo nah”, findet immer mehr Verwirklichung.
Wir fühlen, wie über viele trennenden Schranken hinweg die Ennnerung Bergſtraße. Auch Lichtenberg iſt in den letzten Tagen wieder, angelockt
an dies Geer uns eint. Ob wir im Frieden oder im Krieg oder in beiden durch das herrliche Wetter, der Zielpunkt nicht nur vieler Fußwanderer
und Ausflügler geworden, ſondern vor allem derfenigen, die in längerem
wiſſen, was unſer Volk ſeinem Heer zu danken hat. Nicht nur im halt genommen haben, iſt außerordentlich geſtiegen und die Tatſache,
haben können, das gehört mit zu der Not, die wir jetzt tragen müſſen, tet. Damit iſt nicht allein den Sonntagsausflüglern, ſondern auch den
Eines aber können und dürſen wir und daran kann uns niemand hin= Ferienkurgäſten gebient, die nicht ganz ohne jede unterhaltung ihre
* Groß=Umſtadt, 3. Aug. Gemeinderatsfitzung. Unter
ſtücks angelegt werden. Bauplan und Koſtenvoranſchlag lagen vor und
ſoll, Mahner an den Geiſt, der einſt lebendig war im „blauen Regiment” rungen zugrunde gelegt werden. Derſelbe beträgt für Buchenſcheitholz Mitteilung, daß die Auswahl unter den Rheinprojekten einer ſpäte=
16 Mk. für Buchenknüppel 1050 Mk., für Viefernſcheitbolz 10,50 Mk. ren Prüfung und Beſchlußfaſſung vorbehalten werden ſoll. Wir geben
So ſei die Fahne der Darmſtädter Ortsgruppe ehemaliger 11ſer ge= und für Kiefernknüppel 8 Mk. pro Raummeter. — Die Feier des
Ver=
mit dem Ortsgewerbeverein — die Abortanlage in der Gewerbeſchule
betreffend — wird zugeſtimmt. — Nach einem früheren Gemeinderats= ausreichend vor der Oeffentlichkeit vertreten, den Mitgliedern des Reichs=
In feierlicher Form folgte bann die Uebergabe der neuen Fahne beſchluß beabſchtigt die Stadt, der Kanaliſation näher zu treten. Der
durch Abordnungen überreicht. Den Dank an alle Beteiligten ſtattete Bauaufſicht übernimmt. Der Gemeinderat wünſcht baldmöglichſt Vor=
* Auerbach, 2. Aug. Bannerweihe der freiwilligen
Feuerwehr Auerbach. Mit dem Weckruf um 6 Uhr morgens,
der die Einwohner, aus ihrem Schlummer weckte, wurde, die Feier
eingeleitet. Um ½9 Uhr erfolgte auf dem Friedhofe die
Kranznieder=
legung für die gefallenen und verſtorbenen Kameraden. Im weiteren
Verlauf des Vormittags trafen nach und nach die Wehren von auswärts,
teils per Bahn, per Auto, auf Leiterwagen und auch zu Fuß ein. Sie
wurden mit Muſik abgeholt und dunch den Feſtausſchuß in ihre
Quar=
tiere geleitet. Um 11 Uhr fand auf dem Schloßplatz unter der Leitung
des 1. Kommandanten und im Beiſein des Herrn
Kreisfeuerwehrinſpek=
tors, Herrn Bräunig, eine Schulübung mit ſämtlichen Geräten und unter
Hinzuziehung der Sanitätskolonne ſtatt, die von der vorzüglichen
Diſzi=
plin und dem Können der Wehr das beſte Zeugnis ablegte. Auch der
anſchließende Brandangriff auf das Anweſen des Bäckermeiſters Herrn
Schachner zeigte das exakte und flotte Arbeiten, der Wehr, die nach
jeder Richtung hin allen Anforderungen gewachſen iſt. Derſelben wurde
denn auch bei der alsdann folgenden Kritik uneingeſchränktes Lob und
Anerkennung gezollt. Kurz nach 2 Uhr nachmittags ſetzte ſich von der
Ludwigſtraße aus ein impoſanter Feſtzug in Bewegung und durchzog die
mit grünen Reiſern eingeſäumten und mit bunten Wimpeln, Fahnen
ud Girlanden und Blumen reichlichſt geſchmückten und von einer
zahl=
reichen, frohgeſtimmten Menſchenmenge eingerahmten Ortsſtraßen. In
flottem Marſchtempo durchſchritt der Feſtzug die Heidelberger Straße,
Bachgaſſe bis Kriegerdenkmal, zurück durch die Weidgaſſe, Martinſtraße,
Burgſtraße, Schloßſtraße, Neuerweg, Darmſtädter Straßg nach dem
Feſt=
blatz Hotel zur Krone. Dortſelbſt nahmen die Feſtdamen mit dem
Banner auf der Gartenterraſſe Aufſtellung, und nachdem auch die im
Feſtzuge mitgeführten Fahnen der übnigen Vereine ebenfalls auf der
Terraſſe ihre Aufſtellung gefunden hatten, nurde nach dem Eröffnungs= ſcheinungen an der Frucht feſtzuſtellen und in dieſer Verſammlung
marſch und einem vom Geſangverein Sängerluſt recht wirkungsvoll
vor=
getragenen Begrüßungschor durch den 1. Kommandanten, Herrn Fritz behandelt und zeitigte das Ergebnis, dieſer Krankheit zeitig vorzu=
Brückmann, die Begrüßungsanſprache gehalten. Alsdann erteilte
der=
ſelbe das Wort Herrn Lehrer Scherer aus Auerbach zu ſeiner Feſtrede.
Zum Schluß brachte der Redner auf das weitere Wachſen, Blühen und chung der Krankheiten an Sommerfrucht, Hackfrüchten und Klee wurde
BGedeihen der Feuerwehr ein dreifaches Hoch aus, in das die
Feſwer=
ſammlung begeiſtert einſtimmte und anſchließend dem Redner reichen
Beifall ſpendete. Frl. Albiez trug hierauf einen ſinnreichen Prolog vor.
Dann folgte die Enthüllung und Einweihung des Banners, ſowie darauf= d
hin die Uebergabe an den zum Bannerträger auserſehenen Harrn Chr.
beſſen Einzelheiten hinwies. Frl. Hechler überreichte die von den Auer= 1
bacher Frauen und Jungfrauen geſtiſtete Bamnerſchleife. Eine weitere ſchaftlichen Zwecken und war für alle Beteiligten äußerſt lehrreich und
Schleife wurde von Herrn Gerhard als Stiftung von Frl. Blum, der mnregend. — Der hieſige, vor kurzem gegründete Reitverein, hat ſich
Anfertigerin des Banners, überreicht. Im Auftrage der Schützengeſell= e
ſchaft Auerbach ſprach Herr Oberſchützenmeiſter Hartz der Wehr ſeine g
Glückwünſche aus und überreichte als Stiftung einen Fahnennagel. Zum
Schluſſe richtete noch Herr Kreisfeuerwehrinſpektor Bräunig eine
An=
ſprache an die Feſtverſammlung und widmete auch dem verſtorbenen
Kommandanten, Herrn Zimmermeiſter Fuchs, ehrende Worte.
e
Um das Reichsehrenmal.
Für Lorch.
Entſchließung des Heſſiſchen Städtetages.
Stimen aus München und Berlin.
Mainz, 2. Auguſt. Der Heſſiſche Städtetag hat unter dem Vorſitze
des Herrn Oberbürgermeiſters Dr. Külb in ſeiner füngſten Sitzung eime
Entſchließung gefaßt, in der er einmütig dem dringenden Wunſche
Aus=
druck gibt, daß das Reichsehrenmal auf den Rheininſeln bei
Korch errichtet werden möge.
Zu den vielen Stimmen, die ſich für das Lorcher Profekt
ausge=
ſprochen haben, geſellt ſich hier eine weitere. Daß unter den
vorliegen=
den Rheinprojekten das von Lorch in der Schätzung der öffentlichen
Meinung, der Künſtler und Architekten, militäriſcher und nationaler
Verbände an erſter Stelle ſteht, kann wohl kaum noch geleugnet
werden. Wir wollen heute noch einige weitere wichtige Zeugniſſe
bei=
bringen. Wir haben uns an Rheinländer in München und
Berlin gewandt und ſie gebeten, uns über die Anſchauungen in ihren
eigenen Reihen wie auch über die Auffaſſung in Künſtlerkreiſen uſw.
zu unterrichten. Das Ergebnis dieſer Nachfrage läßt ſich etwa
folgen=
dermaßen zuſammenfaſſen: In München gibt man dem Lorcher
Pro=
jekt um deswillen den Vorzug, weil die Lorcher Inſeln räumlich näher
an Süddeutſchland herankommen als irgend eine der anderen Inſeln
Man verweiſt darauf, daß dieſer Geſichtspunkt ſeinerzeit auch maßgebend
geweſen ſei für die Wahl des Niederwaldes als des Standortes für das
Nationaldenkmal. Aber das ſei nicht der einzige Geſichtspunkt. In
Architektenkreiſen Münchens, ſo wird uns weiter mitgeteilt, verweiſt
man darauf, daß das Wachſche Projekt eine Originalſchöpfung
ſei, die anderen Inſelprojekte ſeien erſt von dieſer urſprünglichen
künſtleriſchen Idee abgeleitet und trügen alle die Merkmale nicht
ur=
ſprünglicher Ideen, vor allem das eine Kennzeichen, daß der zweite und
dritte Schöpfer, der ja doch mehr oder weniger nur eim Nachſchaffer ſet,
unter dem Zwange ſtehe, von dem erſten irgendwie abweichen zu
müſſen und ſo irgend etwas zu konſtruieren, was mehr künſtlich als
künſtleriſch ſei, was mehr gemacht als gewachſen, mehr erklügelt, als
aus ſchöpferiſchem Schauen entſprungen ſei. Das beweiſe ſowohl die
Konſtruktion von Gpafenwerth wie Hammerſtein, während Wachs
Projekt die ganze Schönheit und Friſche, Geſchloſſenheit und Kraft
ur=
ſprünglicher Ideenarbeit zeige. „Nach Goetbe, ſo heißt es ſehr hübſch
in dem Schreiben, hat noch mancher einen Fauſt geſchrieben, aben es
gibt doch nur einen Goetheſchen Fauſt.”
In Berliner Rheinländerkreiſen will man verſuchen, vor Mite
Auguſt, alſo vor der Entſcheidung des Kabinetts, noch eine größere
Kundgebung für den Rhein zuſtandezubringen. In ihr werde, ſo
meint unſer Beobachter, wohl eine erhebliche Mehrheit ſich für die
Lorcher Inſeln ausſprechen. Wber natürlich gebe es auch unter dem
Berliner Rheinländern Leute, deren Wiege in Andernach, Bonn ode=
Godesberg geſtanden. Für Lorch ſpreche, daß es wirklich eine Inſel im
Strom ſei, die feierliche Stille in einer geſchloſſenen Landſchaft, die
wunderholl in Wach’s Schöpfung wiedergeboren ſei, und vor allem die
Sicherheit, die die hier faſt an den Strom herantretenden Berge
bieten, daß der Rahmen und damit das Bild nicht durch die Induſtrie
oder „Betrieb” (in Niederheimbach und Lorch) zerſtört werden könne,
Dieſe Schöpfung werde in ewiger Nuhe unberührt weiter leben. In
Berliner Architektenkreiſen, ſo wird uns ferner mitgeteilt, laſſe man
Burger als Erſinner des Hammerſteiner Projektes, als
Bild=
hauer gelten, als ſolcher habe er ſich als Lehver an der Techniſchen
Hochſchule in Aachen ausgezeichnet, als ſolcher leiſte er Hervorvagendes
als Leiter der Bildhauerſchule in Mayen. Aber ſein
Monumemtal=
entwurf für Hammerſtein zeige, daß er eben Bildhauer ſei.
Soweit die ſicher intereſſanten Mitteilungen aus München und
Berlin, die die ſonſt vorliegenden Stimmen bedeutungsvoll ergänzen,
Wir müſſen hoffen, daß nun bald eine Einigung im
Rhein=
land erfolgt und der Streit ein Ende nimmt, der zum Teil ſchon im
den geſchmackloſen Formen biſſiger und Worte nicht ſparender
Zeitungspolemik geführt wird. Von Düſſeldorf kommt heute die
zu bedenken, daß nicht mehr viel Zeit zu verlieren iſt. Der
Herr Reichsinnenminiſter will verſuchen, etwa Mitte Auguſt die
Entſcheidung im Reichskabinett für Berka herbeizuführen. Bis zu
dieſem Termin muß das Rheinland wiſſen, was es will. Und zwar
eine reichliche Friſt vor dieſem Termin muß es ſich auf ein
be=
ſtimmtes Projekt geeinigt haben, damit dieſes Projekt dann noch
kabinetts erläutert werden kann. Laſſen wir aſſo das Streiten und
Diskutieren und einigen wir uns in einem ſtarken Entſchluß möglichſt
nochin dieſer Woche auf das Rheinprojekt, dem ſchon jetzt
ohne alle Frage die Mehrheit der Lafen und Michtlaien die Krone
zuerteilt hat. Die weitere Zeitungspolemik, die weitere Verſchleppung
iſt nur Arbeit für Berka.
* Siedelsbrunn i. O., 4. Aug. Bei der am Sonntag ſtattgefundenen
Bürgermeiſterwahl wurde der Beſitzer des Gaſthauſes zum Morgenſtern,
Herr P. Horle, mit Mehrheit gewählt.
Hirſchhorn, 4. Aug. Waſſerſtand des Neckars. Am 3
Auguſt: 107 Meter” am 4. Auguſt: 1,09 Meter.
Gernsheim, 4. Aug. Wafſerſtand des Rheins. Am 4. Aug,
morgens 6 Uhr 255 Meter.
* Dietzenbach, 3. Aug. Unfall. Ein hieſiger Landwirt, der im
Begriffe war, auf ſeinem Nad ins Feld zu fahren, ſtürzte ſo unglücklich
daß er ſich die Schulter aus dem Gelenk kugelte.
* Rendel i. d. Wetterau. 4. Aug. Einen ehrenvollen Ruf hat unſet
Pfarrer Range erhalten. Der Biſchof der Deutſch=evangeliſchen Kinche
Rußlands bot ihm in einem Schreiben die Uebernahme eines Sitzes im
evangeliſchen Oberkirchenrat, als ſtändiges Mitglied und Vertreter des
Biſchofs in Moskau an.
* Laubach, 3. Aug. Wegen kahrläfſiger
Körperver=
letzung wurde ein hieſiger Naturheilkundiger zu einer Geldſtrafe
verurteilt. Eine Frau von Wohnfeld hatte einen entzündeten Daumen
Damit nicht geſchnitten werden ſollte, ging ſie zum Naturarzt, der die
Sache mit Salben, Pflaſtern und Bädern heilen wollte. Aber der
Daumen wurde immer ſchlimmer, der Knochen kam heraus und ſtarb
ab. Erſt jetzt ging die Frau zu einem praktiſchen Arzt, und das vordere
Glied des Daumens mußte abgenommen werden. Das Berufungsgericht
zu Gießen beſtätigte das Urteil.
* Grünberg. 3. Aug. Am Sonntag fand hier eine ſtark beſuchte
Verſammlung ehemaliger Landwirtſchaftsſchüler ſtatt. Einzelne junge
Leute hatten im Laufe des Jahres Aufträge erhalten,
Krankheitser=
darüber zu berichten. Beſonders eingehend wurde die Roſtkrankheit
heugen, den Boden mit den notwendigen Stoffen als Vordünger zu
verſehen, damit die Frucht widerſtandsfähiger wird. Auch die
Beſpre=
eingehend ausgeführt. Herr Direktor Trautmann erläuterte in teinem
anſchließenden Vortrag den Nutzen von Grünland, im beſonderen die
Erſparung von Kraft und Kabital, die Erhöhung des Viehſtandes und
die Gewinnung von Stalldünger, deſſen Einfluß auf den Boden und
ſoweit auch auf die Saat. Eingehend erläuterte er das Anlegen von
Kraus, der in einer Anſprache auf die Bedeutung des Banners und Wieſen, die erforderlichen Grasarten, die Bekämpfung des Unkrauts
u. a. m. Die Ausſprache in dieſer Verſammlung diente nur
landwirt=
eines bedeutenden Zuſpruchs zu erfreuen. Mehr wie die Hälfte Mit
glieder ſind von auswärts. Man trägt ſich bereits mit dem Gebanken,
mehrere Nebenſtellen zu errichten. Jedenfalls hat dieſer Sport hiet
großen Anklang gefunden, und zwar nicht allein bei der männlichen,
ſondern auch bei der weiblichen Jugend. Man hofft zum Gallustag das
erſte Schaureiten vorzuführen.
ESeate
Kinidt tug
A
Fabrikanten von verzinnten Waschtrögen und kupfernen Waschkesseln schreiben: =Uberall da, wo mit Waschpulver gewaschen wird, leidet
die Versinnuns Schadenz, In letzter Zeit werden viele Waschmittel angepriesen, welche chlorz, Sodas oder .....„haltis sind und somit
die Oberdläche des Zinnbelages zu beeinträchtigen vermögen. Was ist die Folse? Schwarze Flecken auf der W'sche bei kupfernen Kesseln,
Rostklecken auf der Wäsche bei versinnten, eisernen Waschtrögen, Brichiswerden der Stolf-Fasern.
NNo-Ad
[ ← ][ ][ → ]Nummer 215
Donnerstag, den 5. Auguſt 1926
Seite 7
Reich und Ausland.
Neues Tempo in Magdeburg.
Der neue Fleſſa=Prozeß.
2. Verhandlungstag.
WSN. Frankfurt a. M., 3. Aug. Das Zeugenverhör wurde
heute fortgeſetzt, und zwar fanden Zeugenvernehmungen über wichtige
Aeußerungen der Angeklagten und des Dr. Seitz ſtatt. Ein Arzt ſagte
als Zeuge aus, daß, als die Sprache auf eine evtl. Heirat mit der Fleſſa
kam, Dr. S. geäußert habe, er denke nicht daran. Dies machte jedoch
bei dem Zeugen den Eindruck, als ſei dieſe Verneinung als indirekte
Be=
jahung anzuſehen. Ein anderer Arzt, der geſellſchaftlich mit Dr. S.
verkehrte, ſagt aus, daß gelegentlich einer Geſellſchaft Dr. S. ihm
lächelnd erzählt habe, daß er ſeit längerer Zeit von einer Krankenſchweſter
verfolgt wurde, die mit ihm ein Verhältnis anfangen und ein Kind von
ihm haben wollte. Er habe ſich dagegen gewehrt, ſie ſei ihm jedoch
ein=
mal in der Anlage entgegengeſprungen und habe ihn mit einem
Revol=
ver bedroht. Er habe ſich vor ſie hingeſtellt und geſagt: „Schieß nur hin.”
Auf eine ſpätere Frage des Zeugen über den Stand der Dinge habe ſich
S. ausweichend geaußert. Bei einem anderen Geſpräch gab er ihm jedoch
Mitteilungen über die Zudringlichkeit der Schweſter und ſagte: „Ich
ſage es ihnen, damit, wenn ich eines Tages tot aufgefunden würde,
An=
haltspunkte da ſind.” Sonſt habe er ſich ſehr abfällig über die Schweſter
geäußert. Dem Zeugen war auch bekannt, daß Dr. S. Schritte bei der
Polizei und beim Rechtsanwalt in der Sache unternommen hatte. Die
Redensart des Dr. S.: „Es iſt wieder eine dankbare Patientin”, kann
der Zeuge nicht bekunden. Die nächſte Zeugin, eine Krankenſchweſter R.,
beſtreitet, nähere Beziehungen zu Dr. S. gehabt zu haben. Letzterer habe
ſich ſehr korrekt benommen. Es wird ihr vorgehalten, daß ſie
Aeußerun=
gen anderen Sinnes getan haben ſoll. Auf die Frage des Verteidigers
über eine Aeußerung, daß ſie recht viel zugunſten der Fleſſa ausſagen
könne, antwortet die Zeugin, die im letzten Prozeß geladen, aber nicht
vernommen war, daß ſie ſich nicht mehr erinnern könne. Sie gibt zu,
daß darüber allgemein die Rede war, daß Dr. S. den Frauen gern
nach=
laufe. Auf Vorhaltungen des Vorſitzenden, Tatſachen anzugeben,
er=
widert ſie, daß dies ſo allgemein geſagt worden ſei. Die nächſte Zeugin,
die Stationsſchweſter bei Dr. S., ſchildert ihn als ſehr ruhigen Menſchen.
Eine andere Zeugin ſagt, daß Dr. S. den Frauen ſtark nachſtellte. Bei
einer Fahrt mit den Geſhwiſtern Fleſſa nach Garmiſch war die Rede von
einer Verlobung. Die Angeklagte erklärte damals, daß,Dr. S. ſie noch
wie geküßt habe. Andererſeits wolle ſie, die Fleſſa, ſich nicht mehr
hin=
halten laſſen, denn zum Heiraten und Kinderkriegen ſei es jetzt höchſte
Zeit. Die Angeklagte behauptet jetzt, daß die Zeugin ihr damals ſagte:
„Der geht nur ſo lange, mit Frauen, bis er ſie benutzt hat”, was die
Zeugin beſtreitet. Dieſe gibt dagegen eine Aeußerung der Angeklagten
wieder: „Wenn S. mich nicht heiratet, dann könnte ich mich ſo aufregen,
daß ich ihn erſchießen könnte”, was ihrerſeits beſtritten wird. Dr. S.
wird als ſehr nett und freundlich geſchildert, wegen ſeines älteren
Aus=
ſehens habe man ihn „Vater Seitz” genannt. Eine andere Zeugin
be=
ſtätigt ebenfalls die Redensart Dr. Seitz’, daß ein Mädchen ein Kind von
ihm haben wolle und ihn bedroht habe. Die Schweſter eines
Bundes=
bruders des Dr. Seitz macht nicht unintereſſante Ausſagen. Sie
be=
ſtätigt im weſentlichen die anderen Zeugenausſagen. Ebenſo habe ſich
Dr. S. ihr gegenüber über Drohbriefe und nächtliche Szenen
ausgeſpro=
chen. Die Zeugin riet ihm, zum Schein auf die Abſichten der Schweſter
einzugehen. Eine Vermittlung der Dame lehnte er ab, da dies die Sache
nur noch verſchlimmern würde. Er verhalte ſich ihr gegenüber abweiſend.
Das Geſchwätz der betreffenden Perſon über frauenrechtleriſche Ideen
könne er nicht mehr vertragen, und bei einem Geſpräch mit dem Bruder
der Zeugin über den Idealismus der Betreffenden bezeichnete er ſie als
hyſteriſch. Es folgt nnu die Vernehmung mehrerer Bundesbrüder des
Erſchoſſenen. Der eine, Rechtsanwalt Dr. H., iſt von Dr. S. über den
Stand der Dinge aufgeklärt worden. Er habe ihm geſagt, er müſſe
Mann genug ſein, ſo ein Frauenzimmer abzuſchütteln. Nach einiger Zeit
äußerte Dr. S., es werde immer toller mit dem Frauenzimmer und es
müſſe ein Ende gemacht werden. Als die Rede auf ein Tanzkränzchen,
an dem ſich der Erſchoſſene beteiligte, kommt, meint der Staatsanwalt,
daß Dr. S., der ein lebensfroher Mann war und Verkehr mit Mädchen
hatte, es nicht nötig hatte, mit der Fleſſa zu verkehren. Frl. Dr. Schulz,
Verteidigerin der Angeklagten, fragt den Zeugen über Gelage, die in
ſeinem Hauſe veranſtaltet worden ſind, bei denen minderjährige Mädchen
zugegen waren. Auf Antrag des Staatsanwalts wird die Oeffentlichkeit
ausgeſchloſſen, der Preſſa aber die Anweſenheit geſtattet. Nach den
ge=
pflogenen Erörterungen ergab ſich, daß Dr. S. ſich korrekt verhalten
haben ſoll. Die Oeffentlichkeit wird dann wieder hergeſtellt. Die
Ver=
handlung geht weiter.
Ein darauf vernommener Rechtsanwalt ſagt aus, daß ihn Seitz
ge=
fragt habe, ob er zur Zahlung von Alimenten verpflichtet ſei, wenn die
uneheliche Mutter vor Geburt des Kindes in notarieller Urkunde darauf
verzichtet hätte. Auch dieſem Zeugen gegenüber ſprach Seitz davon, daß
er immer gucken müſſe, daß ſie nicht etwa rechts oder links ſtehe und ihm
auflauere. Ihr Lebenszweck ſei, ein Kind von ihm zu bekommen. Der
Beugin P. ſagte Dr. Seitz, daß er nie ſeines Lebens ſicher ſei, wenn er
abends nach Hauſe gehe. Einem weiteren Zeugen ſagte Seitz am 15.
Ok=
tober anläßlich eines Burſchenſchaftlerfeſtes beim Abſchied: „Hoffentlich
komme ich heute nacht gut nach Hauſe!‟ Der folgende Zeuge, ein
Rechts=
anwalt, erklärte, daß Seitz abends aus dem Lokal nicht wegzubringen
geweſen ſei, da er befürchtete, daß ihm aufgelauert würde. Die
An=
geklagte wird hier ſehr erregt und erklärt, ſie könne lückenlos nachweiſen,
daß ſie nachts ſtets zu Haufe war, mit Ausnahme der Tage, wo ſie mit
Seitz ſelbſt ausging. Dem Zeugen gegenüber, der Seitz als ein großes
Lind bezeichnete, betont der Verteidiger: Sie beurteilen Seitz anders
vie Rechatsanwalt Dr. H., der ihn als einen Mann ſchilderte, der der
Situation gewachſen war. Mehrere darauf vernommene Zeugen ſprechen
ich im ähnlichen Sinne wie die vorherigen aus. Einer der Zeugen
er=
vähnte, daß Seitz in der Kaiſerſtraße ein Abſteigequartier gehabt und
päter aufgegeben habe. Ein Kriminalkommiſſar wird beauftragt, dieſes
Ubſteigequartier ausfindig zu machen. Als bei einer der folgenden
Zeu=
enausſagen im Publikum gelacht wird, wird dies ſowohl vom Verteidiger
die vom Vorſitzenden ſcharf gerügt. Die Angeklagte wird im Verlaufe
er Beweisführung ſchließlich ſo erregt, daß die Verteidigerin ſich neben
r auf die Anklagebank ſetzt, um ſie zu beruhigen. Hierauf wird
Rechts=
nwalt Dr. H. nochmals vorgerufen und über den Sinn ſeiner Worte,
8 Seitz der drohenden Situation gewachſen geweſen ſei, befragt. Der
euge will ſeine Ausſage ſo aufgefaßt haben, daß Seitz der Situation
ſwohl körperlich als auch geiſtig begegnen könne und bemerkt noch, daß
Seitz als Weſtfale ein Bombenkerl geweſen ſei. Es folgt ſodann die Ver=
2hmung des Kaufmanns K., der als Schwerkriegsverletzter in einem
Laza=
etr von der Angeklagten gepflegt wurde. Der Zeuge gibt an, daß ein
reundſchaftsverhältnis ohne nähere Beziehung zwiſchen ihm und der
flegerin beſtand und daß keine Zärtlichkeiten ausgetauſcht worden ſeien.
1s der Staatsamwalt beantragt, dieſen Zeugen in Abweſenheit der
An=
rlagten zu vernehmen, unterbricht die erregte Angeklagte durch
wiſchenbemerkungen häufig den Verhandlungsgang. Das Gericht lehnt
Aießlich den Antrag des Staatsanwalts ab. Der Zeuge bekundet, daß
bei einem Spaziergang unter einem Eichbaum der Pflegerin einen
1Iß gab, daß aber die Fleſſa immar ſehr anſtändig war. Die Angeklagte
Ikreitet den Kuß und der Zeuge ſagt: „Fleſſa, Sie haben mir einen
uß gegeben.‟ Das Gericht verlieſt nun die Ausſage der geſchiedenen
9errau von Dr. Seitz. Das Gericht begibt ſich darauf zur Beſichtigung
S Tatortes.
Die Angeklagte nahm hieran nicht teil.
Zwei Verfahren. — Mordanklage gegen
Schröder. — Kölling beurlaubt.
* Berlin, 4. Auguſt. (Priv.=Tel.)
Die Ergebniſſe der in tiefes Geheimnis gehüllten Konferenzen im
Preußiſchen Juſtiz= und Innenminiſterium aus Anlaß des geharniſchten
Briefes des Unterſuchungsrichters Kölling machen ſich bereits bemerkbar.
Wie man jetzt erfährt, iſt die Verhaftung der ſogenannten Braut des
Schröder, Hilde Götze, durch die Berliner Kommiſſare Niemann und
Braſchwitz in Köln nicht nur ohne Wiſſen des Unterſuchungsrichters,
ſondern auf Veranlaſſung der Staatsanwaltſchaft erfolgt, die auf Grund
der Ausſagen der Braut und von Hausſuchungen bei Schröder ein
Ver=
fahren wegen Mordverdachts eingeleitet hat. Das Eingreifen der
Staatsanwaltſchaft iſt offenbar auf Weiſung des Preußiſchen
Juſtiz=
miniſteriums erfolgt. Das bisher ſchwebende Verfahren gegen Schröder,
das der Unterſuchungsrichter Kölling in der Hand hatte, lautete formal
nur auf Diebſtahl und Raub. Kölling hatte beſtimmte Gründe, das
Verfahren noch nicht auf die Anklage wegen Mordes auszudehnen. Er
war und iſt noch überzeugt, daß es ſich nicht um einen Raubmord,
ſondern um einen Mord auf Anſtiftung handelt, und um näheres von
Schröder über die Ermordung Hellings zu erfahren, hat er noch kein
Verfahren wegen Mordes oder Mordbeteiligung gegen ihn eingeleitet.
Das alte Verfahren ſchwebt nun infolge des Eingreifens der
Staatsanwaltſchaft völlig in der Luft, Landgerichtsrat Kölling hat darauf
die Konſequenzen gezogen und hat einen Erholungsurlaub beantragt.
Der „Fall Kölling” iſt ſomit zunächſt einmal ausgeſchaltet, und wenn
die geiſtigen Urheber dieſer neuen Aktion in Berlin glauben, beſſere
Arbeit leiſten zu können als die Magdeburger Unterſuchungsbehörde
dann mögen ſie es nun beweiſen. Landgerichtsrat Kölling hatte noch
geſtern und vorgeſtern verſchiedene Vernehmngen vorgenommen und
zum Teil auch Ermittlungen außerhalb Magdeburgs angeſtellt, die ihn
veranlaßten, an der von ihm verfochtenen Theſe in der Beurteilung der
Mordſache feſtzuhalten. Seine Feſtſtellungen am Montag nachmittag
im Hauſe der Witwe des Schrebergartenbeſitzers Ohle, eines Bekannten
des Chauffeurs Reuter werden von einem Teil der Berliner Preſſe
ſtark ironiſiert. Der Beweis, daß Köllings Ermittlungen wirklich ſo
wertlos ſind, ſteht jedoch noch aus. Erfreulich iſt immerhin, daß in der
Aufhellung des Mordfalles nun wieder flotte Arbeit geleiſtet wird.
Zu dem neuen Verfahren, das das Verfahren wegen Diebſtahls und
Raubes nunmehr ablöſt, war der Oberſtaatsanwalt an ſich berechtigt, da
formell ein Verfahren wegen Mordes nicht ſchwebte und inzwiſchen eine
Anzeige an die Staatsanwaltſchaft eingegangen war, die den
Oberſtaats=
anwalt berechtigte und formell ſogar zwang, von ſich aus Anklage zu
erheben.
Umſiedlung erwerbsloſer Bergarbeiterfamilien im Ruhrgebiet.
Berlin. Dem „Amtlichen Preußiſchen Preſſedienſt” wird aus
dem preußiſchen Wohlfahrtsminiſterium geſchrieben: Die ungünſtige
Wirtſchaftslage im Ruhrgebiet, die vorausſichtlich zu einer dauernden
Verſchlechterung des Arbeitsmarktes führen wird, macht eine Entlaſtung
dieſes Gebiets durch Umſiedlung überzähliger Bergarbeiterfamilien in
andere, aufnahmefähigere Provinzen notwendig. In Betracht kommen
nur erwerbsloſe, berufsüberzählige Ruhrarbeiter, vor allem
Berg=
arbeiter mit möglichſt ſtarker Familie. Die Umſiedler ſollen auf mehrere
Provinzen und zahlreiche Siedlungen verteilt werden, um eine größere
Anzahl landwirtſchaftlicher und induſtrieller Arbeitsſtellen und damit
leichtere Arbeitsvermittlung und eine leichtere Angliederung (Kirchen.
Schulen uſw.) an ſchon beſtehende Gemeinden zu ermöglichen. Durch
die Umſiedlung ſollen zugleich ausländiſche Arbeiter, die in
Landwirt=
ſchaft und Induſtrie beſchäftigt ſind, verdrängt werden. Für die
För=
derung der Finanzierung der Siedlungsbauten werden aus Mitteln der
produktiven Erwerbsloſenfürſorge niedrig verzinsliche
Tilgungshypo=
theken von etwa 4000 Mark für jede Wohnung zur Verfügung geſtellt.
Tilgung und Verzinſung dieſer Förderungsſumme ſind den Bedingungen
der Hauszinsſteuerhypothek angepaßt. Außerdem werden vierprozentige
Zuſatzhypotheken gewährt, die auf fünf Jahre unkündbar ſind. Die
Reſtbaukoſten werden durch Hypotheken des freien Marktes gedeckt.
Das erforderliche Gelände wird von den beteiligten Arbeitgebern
koſtenlos zur Verfügung geſtellt. Sie bringen in der Regel auch noch
einen verlorenen Zuſchuß von 2000 Mark je Wohnung auf. Eine
Bin=
dung der Umſiedler an einen Arbeitgeber iſt nicht zuläſſig. Auf dieſer
Grundlage iſt in letzter Zeit bereits eine größere Anzahl von
Umſied=
lungen in die Wege geleitet.
Deutſchland baut das größte Flugboot der Welt.
Friedrichshafen. Während England vor kurzem das bisher
größte Verkehrsflugzeug in Dienſt geſtellt hat, wird Deutſchland noch
im Herbſt dieſes Jahres über das größte Flugboot der Welt verfügen.
Auf der Dornier=Werft in Manzell bei Friedrichshafen nähert ſich der
Dornier Superwal ſeiner Vollendung. Dieſes Flugboot wird 20
Flug=
gäſten Raum bieten und über eine vierköpfige Beſatzung, nämlich zwei
Piloten, einen Bordmonteur und einen Funker verfügen. Die
Ma=
ſchinenanlage wird aus zwei Motoren mit insgeſamt 1300 PS beſtehen.
Die neue Maſchine iſt in erſter Linie für den Hochſeeverkehr, für das
Ueberfliegen weiter Seeſtrecken, beſtimmt. Mit den Probeflügen dürfte
noch im Herbſt dieſes Jahres begonnen werden.
Automobilwettbewerb in Bad Wildungen.
In Bad Wildungen findet ein Automobilwettbewerb,
veran=
ſtaltet vom Sauerländiſchen Bob= und Autoklub e. V. in Barmen vom
21. bis 23. Auguſt ſtatt, beſtehend aus Sternfahrt nach Bad Wildungen
am 21. Auguſt, Geſchicklichkeitsprüfung im Kurgarten am 22. Auguſt,
Winterberg=Bergrennen am 23. Auguſt, anſchließend abends 8 Uhr
Preis=
verteilung und Feſtball im Fürſtlichen Badehotel Bad Wildungen. Dieſes
Automobilturnier, welches bisher im Frühjahr abgehalten wurde, aber
zur beſſeren Einpaſſung in das Jahres=Autoſportprogramm auf den
Spätſommer verlegt worden iſt, hat ſich ſtets eines regen Intereſſes in
Sportkreiſen erfreut. Ausſchreibungen können von dem obigen Klub
oder der Kurverwaltung Bad Wildungen bezogen werden.
Nennungs=
ſchluß 15. Auguſt. Bei dieſer Gelegenheit ſei darauf hingewieſen, daß
in dieſem Jahre in Bad Wildungen die Kurkonzerte anſtatt bis zum
15. September bis Ende September durchgeführt werden.
Der bekannte Briefmarkenhändler Siegel als Fälſcher entlarvt.
TU. Berlin. Der Inhaber der inzwiſchen in Konkurs geratenen
großen Berliner Briefmarkenhandlung G. m. b. H. Rudolf Siegel,
gegen den ſchon ſeit längerer Zeit der Verdacht beſtand, daß er billige
Marken von Altdeutſchland durch kleine Umänderungen, falſchen
Stem=
peln uſw. in Raritäten unwandelte, wurde nach einer unvermutet bei
ihm vorgenommenen Hausſuchung wegen Urkundenfälſchung und
Be=
truges in Unterſuchungshaft genommen.
Wetterbericht.
Wettervorausſage für Freitag, den 6. Auguſt 1926,
nach der Wetterlage vom 4. Anguſt 1926.
Nördliche bis öſtliche Winde, meiſt heiter bei vorübergehend
ſtär=
kerer Bewölkung, ſchwache Gewitterneigung.
Faſſadenkletterer Frank verhaftet.
TU. Stettin. Der wegen des Juwelendiebſtahls bei dem
Berliner Schriftſteller Erdmann in Binz geſuchte Seemann Otto
Frank, der nach ſeiner kürzlichen Feſtnahme wieder entfliehen
konnte, iſt geſtern Mittwoch in Putbus auf Rügen feſtgenommen
und in das Landgerichtsgefängnis Bergen eingeliefert worden.
Beamte der Stettiner Kriminalpolizei ſind entſandt, um ihn in
Empfang zu nehmen.
Die Weltkonferenz der chriſtlichen Jungmännervereine
in Helſingfors.
Helſingfors. Den Vorſitz der Weltkonferenz der chriſtlichen
Jungmännervereine hat John Mott übernommen, der als eine
Per=
ſönlichkeit von Weltruf gilt. Mott iſt bereits im Weltmiſſionsbund
ſowie in den Weltorganiſationen der Studenten und der weiblichen
Jugend tätig geweſen und ſteht mit dieſen weiter in Fühlung. Zu
ſtell=
vertretenden Vorſitzenden wurden Prof, Wjelt=Finnland, der die
ört=
lichen Vorbereitungen geleitet hat und Prinz Bernadotte gewählt.
Nach=
dem die Konferenz einen kurzen Bericht des Generalſekretärs Fries
ent=
gegengenommen hatte, trat ſie in die Gruppenbeſprechungen ein. Im
Laufe des Nachmittags empfing der Staatspräſident Belander
zahl=
reiche Konferenzteilnehmer und brachte in einer Anſprache das große
Verſtändnis der Regierung für die Tagung zum Ausdruck. John Mott
antwortete dem Präſidenten und wies dabei auf den hohen Stand der
Volksbildung in Finnland und auf die große Frömmigkeit des
Lan=
des hin.
Abſturz eines Feſſelballons in England.
Kempſton (Bedfordſhire). Hier riß ſich ein Feſſelballon los.
Die Gondel des Ballons ſtürzte aus einer Höhe von einigen zwanzig
Metern zu Boden. Vier Perſonen wurden getötet, eine ſchwer verletzt.
Rund=Funk=Programme.
Frankfurt.
Donnerstag, 5. Auguſt. 4.30: Hausorch. Neue Tanzmuſik.
Rennert: Das lila Boudoir, Shimmy. — Pickard: Juwelen=
Boſton. — Volpatti: Los Banderillos, Oneſtep. — Sommer:
Leonore, Shimmy. — Raymond: „Das ſchöne Fräulein. Helen
ſoll nicht mehr baden”, Foxtrot. — Oſcheit: Akazienblüte, Walzer.
— Leſſig=Turin: Spaghetti, Shimmy. — May: Schad ums
Geld, Foxtrot. O 5.45: Leſeſtunde: Aus dem Leben Friedrichs des
Großen. Von Thomas Carlyle. O 6.15: Uebertr. Caſſel: Praktiſche
Naturliebhaberei im Heim” von Lehrer Geidies. (Anläßl. d.
Aquarien= und Terrarien=Ausſtellung im Caſſeler Naturalien=
Muſeum. O 6.45: Südweſtdeutſcher Radioclub. O 7.15: J. D.
Ungerer=Wiesbaden lieſt aus eig. Werken (nachgeholt). O 8.15:
Münchner Gitarre=Kammertrio. F. Sor: Sonate in Es=dur. —
Giuliani: Rondo. — Bach: Allegro a. d. Brandenburg. Konzert.
— Gluck: Gavotte. — Diabelli: Menuett. — Schubert: Moment
muſical. — Albeniz: Granada. Ausf.: Fr. Wörſchung (Terz=
Guitarre), Kammermuſiker Ritter (Prim=Gitarre), Joſ. Eitele (
Quint=
baß=Gitarre). O 9.15: Uebertr. Caſſel: Caſſeler Solo=
Geſangs=
quartett. Hoffmann: „Heſſenland, liebes Land, ſei mir gegrüßt”,
— Jüngſt: „Pilgers Abendlied‟ — Lewalter: „Ich weiß ein
teuer wertes Land”. — Heinrichs: „Abmarſch”. — Schiebold:
„Das Lieblingsfaß im Keller”. — Wellmann: „Das Dorfgeheimnis”
— Lewalter: „Am Lindenplatz”. — Kunze: „Nur nicht ängſtlich”.
— Wolf: „Deutſche Sänger”. — Waldmeiſter: „Heute laßt uns
luſtig ſein”. Ausf. Mitgl. d. Staatsth. Caſſel. — Anſchl. bis 12:
Tanzmuſik von Berlin.
Siuttgart.
Donnerstag, 5. Auguſt. 4.15: Funkorch. „Ambroſ. Thomas”
(geb. 1811). Thomas: Ouv. „Raymond”. — Fant. „Mignon”. —
Simple aveu. — Luſtſpiel=Ouv. — Herm. Lingor: Einlage. —
Halevy: Fant. „Jüdin”. — Waldteufel: Barcarole. — Caroſis:
Efeu. — Derkſen: Deutſchlands Söhne, Marſch. O 6.15: Vortrag
Fr. Ege: Arbeiterdichtung 1. O 6.45: Aerzte=Vortrag: Warme
Strahlen. O. 7.15: Schach. O 8: Arien, Lieder und Duette. Mitw.:
Eliſabeth Jentſch (Sopran), Adolf Lillich (Tenor), Martin Vockrodt
(Tenor), Funkorch. Delibes: Arie „Lakme‟. — Dubois: Ariette
aus „Xaviere‟. — Thomas: Duett aus „Mignon”. — Meyerbeer:
Arie aus „Die Afrikanerin” — Borodin: Arie aus der Oper
Prinz Jgor”. — Alabieff: Die Nachtigall. — Tſcherepnin:
Wiegenlied. — Donizetti: Duett aus „Beliſar”. — Roſſini: Arie
der Roſine aus „Der Barbier von Sevilla”. — Puccini: Arie u.
Duett aus Toska‟. O 9.30: Altdeutſcher Volkshumor. Mitw.:
Helene Brandt=Schüle. Paul Enderling, Georg Ott, Rundfunkorch.
Suppe: Ouv. „Dichter und Bauer”. — Bungert: Aus Volks= und
und Handwerker=Liedern. — Aus dem Volksbuch von den
Sale=
brüdern, Alte Schwänke, Landsknechtslieder, Handwerksburſchenlieder,
— Strauß: An der ſchönen blauen Donau.
Berlin.
Donnerstag, 5. Auguſt. 6: Gymnaſtik”. O 12: Viertelſtunde
für den Landwirt. O 4.30: Prof. Dr. Koeniger: „Wie man
Kälte künſtlich erzeugt” O 5: Johanna Meyer ſpricht: Lobgeſang
an J. S. Bach. Das Märchen vom Schlaraffenland. Die Hochzeit.
Die Bremer Stadtmuſikanten. Geſpräch zweier Kantoren. Ein
Holzſchnitt. Die Totenwacht. O 5.30: Nordiſche Muſik von Sjögren,
Grieg, Sibelius, Palmaren, Sinding. Mitw.; Irmgard. Quitzow
(Sopran), Prof. Wappenſchmitt (Flügel), Erna Meiſter (Flügel).
18 Darbietungen. O 7: Dr. Neumark: „Auf den Menſchen
über=
tragbare Tierkrankheiten”. O 7.25: Dr. Frey: „Columbien, ein
Zukunftsland‟ O 8: Sende=Spiel „Der Vetter aus Dingsda”.
Operette. Julia de Weert: Kath. Garden; Hannchen, ihre Freundin:
Fr. Baumann; ein zweiter Fremder: W. Zizold; Hans, Karl. Diener:
M. Camphauſen, A. Groſſe. Ort: Schloß de Weert. Zeit: Vom
Abend des einen zum Abend des darauffolgenden Tages. O 10.30:
Tanzmuſik (Kapelle Kermbach).
Königswuſterhauſen. Donnerstag, 5. Auguſt. 3: Prof. Amſel
und Oberl. Weſtermann: Einheitskurzſchrift. G 3.30: Miniſterialrat
Dr. Richter: Die Auswirkung der Jugendbewegung. O 4:
Blinden=
lehrer Schmidt: Muſeum für Blindenweſen in Berlin=Steglitz.
O 4.30: Mitt. des Zentralinſtitutes. O. 5: Mizi Donner: Richtige
Wahl der Tiſchwäſche und der Tiſchdekoration für häusl. Feſte.
Hauptſchriftleitung: Rudolf Mauve
Verantwortlich für Politik und Wirtſchaft: Rudolf Mauve
Verantwortlich für Feuilleton und Heſſiſche Nachrichten: Max Streeſe
Verantwortlich für Sport: Dr. Eugen Buhlmann
Verantwortlich für Schlußdienſt: Andreas Bauer
Verantwortlich für den Inſeratenteil: Willy Kuhle
Druck und Verlag: 2. C. Wittich — ſämtlich in Darmſtadt.
Die heutige Nummer hat 12 Seiten
Wenn es lchon lwat iZ
können Sie Kindern unbesorgt noch einen
Seiker-Budding
vereiten, denn noch warm gegessen, schmeckt er ebenfalls vorzüglich und
be-
kommt Kindern jüngsten Alters besonders gut. Er ist schnell gekocht und macht
fast gar keine Arbeit. Die Kinder aber freuen sich und es- „ihn gern. — Oetker-
Puddings sind auch sehr nahrhaft und leicht verdaulich. je breuchen also um
die Nachtruhe der Kinder keine Sorge zu haben und kennen sich ohne
Be-
denken an dem gesunden Appetit der Kinder ertreuen. — Ein Oetker-Pudding
kostet einschließlich Milch, Butter und Zucker nur ca. 33 Pfennig und ist für
4—6 Personen ausreichend.
Verlangen Sie aber nur Dr. Oetker-Puddings mit
dem Heilkopf, sie enthalten knochenbildende Salze.
Viele Sorten
wie Mandel, Vanille, Zitrone,
Erdbeer, Himbeer, Ananas
ermöglichen Ihnen
reiche Abwechslung.
Versuchen Sie ferner
Dr. Oekker’s
Feinkost-Puddings
die den verwöhntesten
Geschmack zufriedenstellen.
Die neuen farbig illustrierten
Rezeptbücher, Ausgabe F
er-
halten Sie für 15 Pfg. in allen
Geschäften, wenn nicht zu haben,
gegen Einsendung von Marken von
Dr. A. Oetker,
Bielefeld.
Seite 8
Donnerstag, den 5. Auguſt 1926
Nummer 215
Ovotg Shiel und Tarnen.
Fußball.
15. Stiftungsfeſt des Bereins für Raſenſpiele e. V. Darmſtadt.
Am kommenden Samstag und Sonntag, den 7. und 8. Auguſt,
be=
geht der V.f.R. die Feier ſeines 15. Jubiläums. Nachdem in den drei
letzten Jahren der Verein von größeren Feſtlichkeiten mit Rückſicht auf
die wirtſchaftlichen Verhältniſſe Abſtand genommen hat, wird dieſes Mal
das Feſt eine beſondere Aufmachung haben. Am Samstag, 7. Auguſt,
findet im Reſtaurant „Rummelbräu” ein offizieller Feſtkommers
unter Mitwirkung des Quartettvereins 1920 ſtatt. Sonntag, den 8.
Auguſt, vormittags 9 Uhr, beginnend, findet das „Interne
Ver=
einsſportfeſt” auf dem Exerzierplatz ſtatt. Es wird ein Jugend=
Dreikampf, ein Junioren=Dreikampf und ein Sechskampf für Perſonen
über 20 Jahre ausgetragen. Die Sieger erhalten Diplome. Am
Nach=
mittag des 8. Auguſt finden zwei erſtklaſſige Fußballkämpfe ſtatt. Um
2,30 Uhr ſpielt die 1. M. des Heſſ. Polizeiſportvereins gegen die 1. M.
des 1. FC. Langen. Anſchließend folgt das Treffen der Liga=Mannſchaft
der „Union”=Beſſungen gegen die 1. M. der Raſenſpieler. Dieſes Spiel
dürfte den Höhepunkt des Tages bilden und ſeine Anziehungskraft nicht
verfehlen.
Schießſport.
Verbandsſchießen des Badiſchen Landesverbandes des D.K.f.J. und Sp.
Die Schützengeſellſchaft „Wildſchütz” und
Schützen=
geſellſchaft „Windmühle” waren am Sonntag zum Verbandsſchießen
des Badiſchen Landesverbandes des Deutſchen Kartells für Jagd= und
Sportſchießen geladen. Bei einer wundervollen Organiſation der
Schieß=
leitung war es möglich, auf 10 Ständen, welche neuzeitlich auf der Höhe
ſtehen, von 11 Uhr vormittags bis um punkt 6 Uhr abends 75 Gruppen
zu 10 Mann ſchießen zu laſſen. Die verbandsoffenen Schießen wurden
nur ſo nebenbei bewältigt. Die Reſultate waren durchweg über
Durch=
ſchnitt, und eine Serie mit 135 Ringen war die Höchſtleiſtung bei offener
Viſierung. Von Darmſtadt konnten als Preisträger aus den ſehr
ſchar=
men Konkurrenzen folgende Schützen nach Hauſe gehen, und zwar im
„Schießen um den Preis von Grötzingen”: Schnatz (Wildſchütz” 2. Pr.,
Schneider (Windmühle) 8. Preis, Ehrig (Wildſchütz) 10. Preis; „Schießen
um den Preis von Thurmberg”: Schneider (Windmühle) 11. Preis,
Schnatz (Wildſchütz) 15 Preis; Ermnterungsſchießen: Jungſchütze
Geh=
bauer (Windmühle) 12. Preis; im Tagespreisſchießen auf die
Präziſions=
ſcheibe: Ehrig (Wildſchütz) 3. Preis, Schneider (Windmühle) 7. Preis.
Jede Konkurrenz war ſtark umſtritten und nahmen zirka 120 Schützen
daran teil. — Nun gilt es hier in Darmſtadt zu rüſten zu den großen
Meiſterſchaften. Am Freitag kommen alle dem H.S.S.V. angehörige
Vereine in der Reſtauration Grohe (Karlſtraße) zuſammen, um die
end=
gültigen Bedingungen feſtzulegen für die Meiſterſchaft von Heſſen, die
im vorigen Jahre offen für alle Deutſchen war. Eine weitere
ſport=
liche Ueberraſchung hat die Schützengeſellſchaft „Wildſchütz” vorbereitet,
indem ſie ſich einen der berühmten Berliner Gruppenſchüttzen, Herrn
Stubenrauch, zu Gaſt geladen hat. Aus dieſem Anlaß kämpfen die
Schützen Ehrig und Rohde von der Schützengeſellſchaft „Wildſchütz” und
Schneider von „Windmühle” in einem Match mit Stubenrauch.
Genann=
ter Schütze iſt ſchon voriges Jahr hier geweſen, und dürfte ſeine Ankunft
in ſportlicher Beziehung ein großer Vorteil ſür die Darmſtädter
Schüt=
zen ſein, die wieder eine erſtklaſſige Kraft auf den Ständen hinter dem
Karlshof ſehen. Der Tag des Matſchs wird noch bekannt gegeben.
Leichtathletik.
Lowe läuft Rekordzeit. — Vorzügliche Leiſtungen bei einem Meeting in
Glasgow. — Ein Rekordverſuch Butlers.
In Geſtalt eines Klubkampfes kamen in Glasgow bei ſchönſtem
Wet=
ter leichtathletiſche Wettkämpfe zum Austrag, an denen eine Reihe
eng=
liſcher Meiſter teilnahmen. Lowe vollbrachte die beſten Leiſtungen des
Tages, indem es ihm gelang, über ½ Meile den Landesrekord zu
er=
reichen. Butler gewann die 100 Yards ſpielend. Seine gute Verfaſſung
veranlaßte ihn, einen Rekordverſuch über 220 Yards anzumelden, der
aber mißglückte. Immerhin iſt ſeine Zeit — 22 Sekunden — beachtlich.
Burghley, der engliſche Hürdenmeiſter und Bezwinger Troßbachs,
ge=
wann das 120 Yards=Hürdenlaufen in 15,8. Lowe lief über 800 Yards
die Zeit des Rekordhalters Mein 1:54,8 (2).
Schwimmen.
Zweites kreisoffenes Wettſchwimmen und =ſpringen in Darmſtadt
am Sonntag, den 8. Auguſt.
Nachdem der S. S. „Möwe” bereits im Herbſt vergangenen Jahres
ſein erſtes kreisoffenes Schwimmfeſt in der Halle mit großem Erfolge
durchführte, hat er ſich entſchloſſen, auch dieſes Jahr eine Wiederholung
ſeines erſten kreisoffenen Wettſchwimmens und =ſpringens abzuhalten.
Die Veranſtaltung findet im Gegenſatz zum Vorjahre nicht in der Halle,
ſondern auf der 100 Meter=Kampfbahn im Großen Woog ſtatt. Die
Ver=
eine Süddeutſchlands ſind dem Rufe des S. S. Möwe zahlreich gefolgt,
ſodaß bei der letzten Sonntag ſtattgefundenen Meldeeröffnung die
erfreu=
liche Tatſache feſtgeſtellt werden konnte, daß am Sonntag, den 8. Auguſt,
22 Vereine mit über 120 Wettkämpfern ſich dem Starter ſtellen werden.
Das Feſt iſt in der Hauptſache, wie auch die übrigen Möwe=Feſte,
beſon=
ders dem Nachwuchs, den Knaben, Jugendjunioren und Junioren,
vor=
behalten, während die Senioren und Herren über 35 Jahre, die
Vor=
kämpfer des Schwimmſportes, in je zwei Wettkämpfen Gelegenheit haben,
ihre Kräfte zu meſſen.
Da erfahrungsgemäß die Springwettkämpfe bei den öffentlichen
Schwimmveranſtaltungen ſchlecht beſetzt ſind, hat ſich der S.S. Möwe
entſchloſſen, lediglich ein Schauſpringen einzulegen; ſeinen Bemühungen
iſt es gelungen, vier der beſten Senioren=Springer Süddeutſchlands auf
die Bretter zu bringen, eine Beſetzung, wie ſie Darmſtadt ſchon lange
nicht mehr geſehen hat. — Außerdem ſteht der Veranſtalter mit zwei
Vereinen der näheren Umgebung in Verhandlung, um deren
Ligamann=
ſchaften zu einem Waſſerballſpiel, das ſich in Darmſtadt nicht mit
Un=
recht einer großen Beliebtheit erfreut, hierher zu bekommen. — Eine
ausführliche Vorſchau wird in den nächſten Tagen an dieſer Stelle noch
erſcheinen.
Radfahren.
Wittig gewinnt das Goldene Rad vom Rhein.
Die Abendrennen in Köln=Riehl konnten bei gutem Wetter und 8000
Perſonen Beſuch glatt abgewickelt werden. Im Mittelpunkt des
Inter=
eſſes ſtand das Goldene Rad vom Rhein, das eine Beute des glänzend
fahrenden Wittigs wurde. Wittig war der beſte Mann des ſtarken
Sechſerfeldes. — Die Ergebniſſe:
25 Km.=Dauerrennen: 1. Krewer=Köln 21:52,9 Min.; 2. Deberichs=
Köln 40 Meter; 3. Fiſcher=Köln 2610 Meter; 4. Steingaß 3520 Mtr. zur.
Peter Günther=Erinnerungsrennen, 25 Km.: 1. Wittig=Berlin 20:34
Min.; 2. Feja=Breslau 370 Meter zurück; 3. Maronnier=Frankreich 430
Meter zurück; 4. Brunier=Frankeich 1260 Meter zurück.
Goldenes Rad vom Rhein. — 1 Stunde: 1. Wittig 70,200 Km.: 2.
Brunier 69,350 Km.; 3. Feia 68,200 Km.; 4. Dederichs 68,130 Km.; 5.
Krewer 66,560 Km.; 6. Maronnier 64,500 Km.
Kraftſport.
Kraftſportverein Darmſtadt 1910 gegen Sportklub „Heros”, Frankfurt.
Dieſer Kampf fand am Sonntag auf dem Platze der Raſenſpieler
ſtatt, wobei es, wie vorausgeſagt, zu einem erbitterten Ringen um die
Punkte kam. Die Kraftſportvereinler haben verloren, aber nicht weil
ſie ſchlechter ſind als die Heros=Mannſchaft, ſondern weil ſie ihre
Kämp=
fer ſehr unvorteilhaft aufſtellten. Das knappe Reſultat von 8:6 für
Frankfurt beſtätigt dieſes. Die einzelnen Kämpfe verliefen vom
Fliegen=
gewicht an aufwärts wie folgt: Borovski=Darmſtadt gegen Holzhäuſer=
Frankfurt. Erſterer gab ſein beſtes, er war auch im Standkampf der
Ueberlegene, im Bodenkampf aber unterlag er dann gegen den techniſch
hervorragenden Frankfurter. — Paul Schwarz wurde im
Bantamge=
wicht kampflos Sieger. — Heß=Darmſtadt gegen Fritſcher=Frankfurt.
„Daniel” nahm die Sache heute mal ernſt und überraſchte nach der
angenehmen Seite. In einem flott durchgeführten Kampf ſiegte er in
5 Minuten über den erſtklaſſigen Fritſcher. — W. Keitel=Darmſtadt
gegen Weider=Frankfurt. Es ſind zwei alte Rivalen, ſie rangen
erbit=
tert um den Sieg, welchen letzterer nach 12 Minuten für ſich entſcheiden
konnte. — Eckerl=Darmſtadt gegen Vehel=Frankfurt. Nach viereinhalb
Minuten brachte erſterer den Frankfurter zu Boden, wo er aber dann
einem überraſchenden Angriff desſelben unterlag. — Holdenreuter=Darm=
ſtadt gegen Jobſt=Frankfurt. Der Darmſtädter lieferte einen prächtigen
Kampf. Griff folgte auf Griff. Der Frankfurter konnte ſich nur auf
die Verteidigung verlegen, was er aber meiſterhaft verſtand, bis ihm
Holdenreuter nach 13 Minuten die Brücke eindrückte und ſiegte. —
Hier=
auf betraten als letztes Paar Veith=Darmſtadt, 155 Pfd., und Hauf=
Frankfurt, 200 Pfd., die Matte. Veith hat ſich mit dieſem Kampf
zu=
viel zugemutet; gegen ein ſolches Uebergewicht kann der beſte
Mittel=
gewichtler nicht ankämpfen, beſonders wenn man in Betracht zieht.
daß Hauf immer noch zu den beſten deutſchen Schwergewichts=Ringern
zählt. Veith unterlag in 5 Minuten. — Müller=Mainz als
Schieds=
richter war ſehr gut. — Nächſten Sonntag fährt die Mannſchaft zum
Rückkampf nach Aſchaffenburg, wo ſie hoffentlich ihre Scharte vom
Vorkampf wieder auswetzt.
Pferdeſport.
Rennen zu Hoppegarten.
1. Goldmine=Rennen: Lehrlingsreiten. 2800 Mark. 1800 Metert
1. M. Böhms Niotin (Wolff); 2. Schneewittchen; 3. Amaryllis. Ferner:
Daedalus, Frasquita, Tito. Tot.: 15, Pl. 11, 14:10. H.—4—3
2. Grenzwacht=Rennen: Für Zweijährige. 3900 Mk. 1000 Meter:
1. M. Herdings Favorit (Jaeckel); 2. Reichstag; 3. Florida. Ferner:
Maimorgen, Dianthus, Altpreuße, Orla, Saladin, Godwina, Marxburg.
Vineta, Korea, Frago, Raute, Eaſter Lily, Vedetto, Medina, Steinhäger.
Ocker, Maud. Tot.: 89, Pl. 26, 35, 30:10. 3—K.—2 Lg.
3. Paleſtro=Rennen. 5200 Mark. 1400 Meter: 1. W. Lindenſtädts
Dictator (Bleuler); 2. Roſenkelch; 3. Maravedis. Ferner: Curgcgo,
Laufjunge, Narſos, Patrizier, Lelia, Falſum. Tot.: 43. Pl. 33. 44.
35:10. 1—6.—34 Lg.
4. Preis von Mydlinghoven. Für Dreijährige. 7800 Mark. 2400
Meter: 1. A. u. C. v. Weinbergs Lampos (O. Schmidt); 2. Indigo; 3.
Hödur. Ferner: Fehrbellin, Ludwig Thoma, Pompeius. Tot.: 15, Pl.
12, 14:10. 1—K.—W.
5. Lycaon=Rennen. Für Zweijährige. 3900 Mark. 1200 Meter:
1. Geſtüt Weils Fockenbach (Tarras); 2. Wanderer; 3. Ordonno.
Fer=
ner: Donar, Hülgrath, Graue Theorie, Tot.1 29, Pl. 14, 12:10. 4—1—6
Längen.
G6. Craiova=Rennen. Für drei= und vierjährige Stuten. 3900 Mark.
2000 Meter: 1. H. Dorndorf und W. Roſenthals Ilex (Huguenin); 2.
Roſamera; 3. Goncua Gora. Ferner: Sigtuna, Aſpaſia, Maid, Fits
und Stars, Panna, Chiemgauerin, Malepartus, Nutria, Boruſſia. Tot.;
288, Pl. 80, 43. 189:10. ½4—K.—K.
7. Schnellfeuer=Rennen. Für Zweijährige. 2800 Mark. 1200 Mtr.;
1. Stall Halmas Vardar (Haynes); 2. Farren; 3. Verona 2. Fernert
Opar, Bengali, Meiſe, Rigveda, Isländer, Geranium. Tot.: 42, Pl.
12, 11. 12:10. 1———1½ Lg.
Rennen zu Neuß.
1. Hoffnungs=Rennen. Für Zweif. Ehrenpreis und 3000
Mark. 1200 Meter. 1. R. Simon’s Kabalia (Gabor). 2. Hoffnung II.
3 Meinhardt. Ferner: Freimut, Filia, Struga, Bundestreue,
Ritter=
ſchlag, Prachtroſe. Tot.: 161, Pl.: 29, 18. 29:10.
2. Preis von Altefeld. 3000 Mark. 1400 Meter. 1. Abz
teilung: 1. G. u. W. Eichholz” Teufelskerl (Tauß). 2. Heruler.
3. Lancaſtria. Ferner: Rhododendron, Prophet, Butineuſe, Ahnin,
Ar=
kadia, Sternche, Sapientia, Wild Gal. Tot.: 31, Pl.: 17, 49. 35:10. —
2. Abteilung: 1. Dr. E. Suckow’s Selbſtbeſtimmung (Nette). 2.
Sorgenkind. 3. Golfſtrom. Ferner: Artus, Gambetta, Goldmark,
Orma, Jobbe, Kriegsbruder, Heimat, Meduſa. Tot.: 214, Pl.t 44, 17,
31:10.
3. Rheintor=Jagdrennen. Für Dreij. 3000 Mark. 3000
Meter. 1. Geſt. Ladenberg’s Barcarole (Janek). 2. Falke. 3. Minerva,
Ferner: Eyfura, Marcheſe, Ingwer, Glockner, Merkur, Friſh, Bridge,
Giralda, Beethoben, Wolkenkratzer. Tot.: 55, Pl.: 17, 15, 22:10.
4. Preis von Graditz. 3000 Mark. 1600 Meter. 1. W.
Dreiskämper’s Steinadler (Zimmermann). 2. Rondo. 3. Cea. Fernert
Pannhütte, Schwalbe, Golderſatz, Fromm Minneſänger, Muſenſohn,
Sankt Gotthardt II, Liliom. Tot.: 42, Pl.: 22, 23, 19:10.
5. Neußer Hürden=Ausgleich. Ehrenpreis und 5000 Mk.
3200 Meter. 1. Heinz Stahl’s Allelufa (Kranzlein), 2. Grand
Mouſ=
ſeux. 3. Domherr. Ferner: Malvoiſie Combattant, Peruanerin,
Am=
broſte, Lavalett. Tot.: 54, Pl.: 16, 28, 13:10. — 2. Abteilungt
1. Fr. A. Schloß” Blau und Weiß (Wortmann). 2. Songe dor. 3
Woge. Ferner: Gnadenfriſt, Queen Mary, Polykrates, Grund, El
Maſer. Tot.: 93, Pl. 18, 12. 14:10.
6. Mansbach=Ausgleich. 4000 Mark. 2400 Meter. 1. Gebr.
Rösler’s Marcellus (Blume). 2. Miramar. 3. Tagore. Fernert
Gerwin (als 3. diſtanziert), Liktor, Famos, Dollar, Tizian.
1506
1256
765t
Es macht schlang:
Wieviel wiegen Sie über Ihr Normalgewicht?
Eine Frage von großer Wichtigkeit, die fede Dame interessieren wird.
Körperfülle ist in der Hauptsache hervorgerufen durch zu reichliches Essen,
aber auch, und zwar hauptsächlich durch ungenügendes Funktionieren der
Stoff-
umwandlung im Körper sowie schlechtes Arbeiten der Nieren und Leber. Nehmen
Sie deshalb in Ihrem ersten Morgengetränk eine ganz kleine Dosis Kruschen-Salz,
so wird die Verdauung gefördert, Nieren und Leber in guter Ordnung gehalten,
für gutes Funktionieren des Stoffwechsels gesorgt und das Blut gereinigt, sodaß
die überfüssigen, wässerigen Massen, die den Körper aufschwemmen, auf
natür-
liche Weise herausgetrieben werden. Kruschen-Salz ist daher von großem Einduß
auf das körperliche Normalgewicht. Führen Sie dann noch eine leichtere,
fett-
arme Diät durch, so wird die Wirkung erhöht. Sie werden sich von dem
Resultat in Kürze überzeugen können.
In Apotheken und Drogerien M. 3.— pro Glas, für 3 Monate ausreichend.
BEUTHIEN & SCHULTZ G. M. B. H., BERLIN N 39, PANKSTRASSE 19—14
Fabriklager Eduard Lange, Darmstadt, Elisabethenstr. 4, Fernruf 3453.
dtend=
Ke
liefert billigſt
Jakob Skurnik
Darmſtadt (11235:
Wendelſtadtſtraße 28
Telephon 1791
Saalbaugarten
Am 3. Auguſt, abends 8 Uhr
HI. Bonnerstags-Konzert
Militär=Muſik des Städt Orcheſters
Leitung: H. Hauske.
(St. 1125(
Unſer Schlager
Neue
Herrenfahrräder
gut. Fab.. m. Freil au
Mk. 78.50
Damenräder
Mk. 87.50
auch auf Teilzahlung
mit üblich, Zinszuſchl.
Benz& Comp.
Grafenſtr. 20/22
Teleph, 1239 (10940=
Paßbilder
in einer Stunde (9174:
billig und gut.
Thiele Nachf.
nur Bleichſtr.o, Tel. 1912.
Tiermark
Neuer
großer Käfig
nit 8 Wellenſittichen
— darunter 2 gu
brütende Paare und
4 Junge — preiswert
abzugeben. Näheres
Pförtner „HotelTraube‟
Darmſtadt. (1121,
Jg., raſſereiner Dackel
zu verkaufen.
Darmſtr. 31. (*20296
Jg. Kätzchen z verſchk
Hochſtr. 32, p. (*2030
Häüſe
Wandgasbadeofen
zu kauf. geſ. Ange
bote unt. L. 228 an
die Geſchſt. (11195dso
Weiß. eiſ.Bett,
Gram=
nophon u. Fahrrad z.
kf. geſ. Ang u. L 243
an die Geſchſt. (*20301
Gut erhaltener linker
Röderherd
zu kaufen geſ. Näh
Geſchäftsſt. (*20309
Spiegelſchrank
nußb. poliert, zu kauſ
geſucht. Angeb. mit
Preis unter M 8 an
die Geſchſt. (*20347
Guterh. Kleiderſchrank
zu kaufen geſ.
Preis=
angebote unter M 16
Geſchäftsſt. (*20368
1 heizb. Manſ.=Zim.
leer oder möbl., geſ
Angebote u. M 1
Geſchäftsſt. (*20327
Zwei jg. Herren ſuch
leeres Zimmer.
Angeb. unter L. 248
Geſchäftsſt. (*20322
2 Einfamilien-
Häuser
(Herrſchaftshäuſer) auf der
Künſilerkolonie
zu vermieten.
Näheres
Hausbesitzer-Verein
560 Telephon 560 (8831a
Größere, helle esoset
Büllelte Kaume
mit großen Einfahristoren,
beſonders für Autoboxen geeignet,
per ſofort zu vermieten. — (Elektr.
Licht und Waſſerleitung vorhanden.
Angebote unter L 234 Geſchäftsſtelle ds. Bl.
Heller Raum
f. Schuhmacherei
ge=
eignet, im
Johannes=
viertel zu mieten ge
Ang. u. L. 247 a. d.
Geſchäftſts. (*20318
Geſucht
beſchlagnah=
mefreie 3 —4=Zimm.=
Wohnung
von älter. Ehepaau
m. 2 erwachſ. Söhn.
Angeb. unter L. 229
Geſchäftsſt. (*20268
Teil=Wohnung
od. beſchlagnahmefr
3 — 4 Zimm.=Wohng.
von beſſ. Ehep. geſucht.
Ingebote unter M 13
Geſchäftsſt. (*20358
3 möbl. Zimmer (2
Schlaf=, 1 Wohnz.) v.
2Herren geſ. Ang. m
Preis unt. L. 232 an
die Geſchſt (*20274
1 ev. 2Z. m. ſep Eing.,
elektr. Licht u. Telefon
i. Ztr. als Büro zu
ver=
mieten. Näheres
Ge=
ſchäftsſtelle. (*20102
Wegzugshalber j
1 Kontor u. 1
Lager=
raum billig zu verm.
Off. u. L. 130 a. d.
Heſchſt.
Wohnungsnachweis
Wohnungstausch
Reitz (*20373
vorm. Götzelmann
Grafenstr. 24, Tel. 3982,
AMöbl. Zimmerg
Rheinſtr. 75, Wührer,
möbl. Zimmer, evtl.
Penſion. (*20139imd
Nd.=Ramſtädterſtr 53, I.,
ſchön möbl. Zimmer
m. od. ohne Penſion
p. ſof. zuvm. (11088ids
Niedeſelſtr. 48, I.,
möbl. gr. Wohn= u.
Schlafzim. zu verm.
(*20157ids)
Bismarckſtr. 24, II.,
mbl. Wohn= u.
Schlaf=
zimmer, evtl. mit 2
Betten, z. vm. (9191a
Bleichſtr. 9, möbl.
Wohn=
u. Schlafz. an ſol. Herrn
zu vermieten. (*20295
2 möbl. vd. teilmöbl.
Zimmer
(nach Uebereinkunft),
für Büro, Rechtsanw.
oder Arzt geeignet,
mit ſeparat. Eingang,
part., in Nähe Zentr.
der Stadt, ſofort zu
vermieten. Angeb u.
L 249 Geſch (11210
Doppelter Umsatz!
Doppelter Verdienst!
„Seitdem ich einen Cnrwrorrr-Lastwagen
benutze, ist es mir möglich, meine
Kund=
schaft viel schneller und pünktlicher zu
be=
dienen, als es früher der Fall war. Die
ge davon ist, daß sich der Umsatz meines
C häftes in ganz kurzer Zeit verdoppelt
hat, dementsprechend auch meine Einnahmen
gestiegen sind. Den Cnrwrorrr=Schnell=
Lastwagen schätze ich als ein unbedingt
zuverlässiges Transportmittel, das sich
durch außerordentlich geringen Verbrauch
an Betriebsstoffen (Benzin und Ol)
aus=
zeichnet. Nach meinen Erfahrungen kann
ich den Cnrworrr nur empfehlen.”
ger. A. 8.
1½½ fon
Rm. 4975.—
1ſa fon
nm. 3695.—
(bisher RM. 4085.—)
Chassis (ohne Aufban)
ab Werk Hamburg.
Aufbau nach Belieben
offen für Industrie und
Landwirtschaft oder
ge-
schlossen.
Autorisierter Vertreter:
Donges & Wiest
Darmstadt, Grafenstr. 43
Telephon 2496
Auto=Garage zu 20.4
pr. Mt. n. abzg. Waſch
gelegenh. vorh. Ang.u
M 18 Geſchſt. (*20377
Ohlyſt.36, I,ſonniges
möbl. Zim. an
berufs=
tät Hrn. zu vm
Vor=
mitt zu Hauſe. (*20340
Vornehm möbl.
Zimmer
ſofort beziehb.
Hügel=
ſtraße 15, Lad. (9175a
Liebigſtr. 55, pt., gr.
ſchön möbl. Zim.z vm.
(*20338)
Tannenſtr. 23, III
bei Lang, einfach
möbliertes Zimmer
zu verm. (*20336
Reiſchel, möbl. Zim.
vorübergehend zu ver=
mieten.
(*20217 Heinrichſtraße 11, II.
Gut möbl. Zimmer
zu verm. (*20320d Martinſtr. 25, P1
möbl. W.= u. Schlafd
ſof zu vm. (*2037508 Landgraf= Georg=
ſtraße 64, 2. Stock
2 gut möbl. ſonnige
Zimmer mit Klavier
gut möbl. Wohn= u. und Schreib iſch an
gedieg. Perſönlich
keit ſofort. (*20357 Schwanenſtr. 69 Pt
gut möbl. Zimme
31
zu verm.
Saalbauſtr. 25, II.
möbl. Zim. zv Schlafzim. m. 2 Bett
und Küche zu ver= mieten.
(*2036= [ ← ][ ][ → ]
Südweſideutſcher Baumarkt.
fw. Die Geſamtlage des ſüdweſtdeutſchen Baumarktes bietet kein
einheitliches Bild. Soweit ſich bis jetzt überſehen läßt, bleibt die
Bau=
tätigkeit, namentlich im Wohnungsbau, hinter der vorjährigen zurück.
Die Witterung während der letzten Zeit war der Baufortführung
keineswegs günſtig; es herrſchte anhaltend regneriſches Wetter deſſen
an ſich ſchon unliebſame Auswirkungen durch die an verſchiedenen
Plätzen wiederholt zutage getretenen Unwetter zur Kataſtrophe
ge=
ſteigert wurden. Der dadurch angerichtete Schaden an Gehäuden,
Bau=
ſtellen und Materialien beläuft ſich auf mehrere Millionen RM.
An=
zuerkennen iſt, daß im Wohnungshau die meiſten Gemeinden ein
großzügiges Programm verfolgen, deſſen alsbaldige Durchführung im
Sinne einer in abſehbarer Zeit fühlbaren Minderung der noch
an=
haltenden Wohnungsnot günſtig gedeutet werden kann. Allerdings
verhindert hier und da der Geld= und Kreditmangel die raſche oder
völlige Verwirklichung der aufgeſtellten Bauprogramme.
Auch die im Wege der produktiven Erwerbsloſenfürſorge durch das
Reich geförderten Notſtandsarbeiten, hauptſächlich im Straßenbau
nnd im Gange, wenn auch — insbeſondere in Baden — noch
Haupt=
linien des Wegebaues vorerſt unausgeführt bleiben müſſen, weil die
Finanzierungsfrage noch nicht gelöſt iſt. Man beſchränkte ſich bisher
darauf, nur die notwendigſten Ausbeſſerungen vorzunehmen, ohne an
die vollſtändige Erneuerung heranzutreten. Im Straßenbau innerhalb
der Städte gelangt meiſt das neue Teermakadam=Verfahren zur
An=
wendung, das ſich gut einzubürgern verſpricht. — Wie die Berichte der
Arbeitsämter Badens, Württembergs und der Pfalz erkennen laſſen,
geigt ſich immer noch ein beträchtlicher Beſtandteil an unbeſchäftigten
Arbeitskräften des Baugewerbes. Auch in der Bauſtoffinduſtrie läßt der
Geſchäftsgang und Beſchäftigungsgrad ſehr zu wünſchen übrig. Der
Auftragseingang iſt unbefriedigend. Die Lage in der Ziegelei= und
Hartſteininduſtrie hat ſich ſchon ſeit Jahresanfang derart ungünſtig
geſtaltet, daß die Betriebe nur mit größten Schwierigkeiten aufrecht
er=
halten werden konnten; infolge des Auftragsmangels ſammeln ſich in
manchen Betrieben der Hartſteininduſtrie großere Vorräte an
Pflaſter=
ſteinen. Das Ueberangebot in ſolchen bewirkte einen Preisrückgang;
der ausländiſche Wettbewerb macht ſich fühlbar. Die Bauholzinduſtrie
und die Sägewerke ſind ebenfalls nur gering beſchäftigt. Es beſtehen
die alten Klagen über mangelnden Abſatz. Für dieſes Jahr iſt eine
merkliche Beſſerung nicht mehr zu erwarten, da der Baumarkt zur Zeit
eine Belebung nicht mehr erfahren dürfte; die Sägewerksinduſtrie hofft,
daß die ihr i Ausſicht geſtellten Kredite eine Entſpannung der
der=
zeitigen unhaltbaren Verhältniſſe bringen werden.
Der badiſche Baumarkt zeigte im Juli gegenüber dem Vormonat
eine leichte Beſſerung. Soweit ſich der Beſchäftigungsgrad gehoben hat,
candelte es ſich zumeiſt nur um kurzfriſtige Einſtellung von
Arbeits=
kräften. In dieſem Jahre fehlt es durchweg an der Erteilung
größe=
ver Aufträge. Verhältnismäßig günſtig entwickelte ſich die
Markt=
lage in den Bezirken Mannheim, Villingen und Singen am Hohentwiel.
Trotzdem — im ganzen betrachtet — infolge Inangriffnahme von
Neu=
bauten eine gewiſſe Belebung des Baumarktes wahrzunehmen iſt, und
obwohl das Baugewerbe als eine derjenigen Berufsgruppen
ange=
ſprochen werden muß, die am Rückgang der allgemeinen
Erwerbsloſen=
ziffern mitbeteiligt ſind, kann die Entwicklung noch keineswegs
befrie=
digen, insbeſondere angeſichts der Konjunktur des Vorjahres. Unter
dem Eindruck der derzeitigen Lage wird immer wieder die Forderung
weitgehendſter Berückſichtigung des Baufachs bei der Vergebung
öffent=
licher Arbeiten erhoben, namentlich im Wohnungsbau, der auf
in=
ländiſche Rohſtoffe angewieſen iſt, ferner beim Ausbau der
badiſch=
württembergiſch=pfälziſchen Bahnſtrecken, der Oedlandkultivierung, im
Straßen= und Kanalbau und nicht zuletzt bei der Durchführung der
großen Waſſerkraftwerke. Nach wie vor bleibt die Wiederbelebung des
Baumarktes eine der vordringlichſten Fragen der ſüdweſtdeutſchen
Ge=
ſamtwirtſchaft überhaupt, von deren Loſung ihre künftige Entwicklung
in hohem Grade abhängig iſt.
Frankfurter Effektenbörſe.
* Frankfurt a. M., 4. Auguſt.
Die Bewegung an der heutigen Börſe wurde wieder in der
Haupt=
ſache von der ſtürmiſchen Umſatztätigkeit auf dem J.G.=Markte beherrſcht.
Obwohl die geſtern an der Abendbörſe umgegangenen Gerüichte von dem
Verkauf eines Oelbrennſtoffpatentes der J.G. nach Amerika bisher keine
Beſtätigung erfahren haben und übrigens auch als ſehr vage bezeichnet
wurden, lagen heute wieder außerordentlich viel Kaufaufträge für die
Anteile der J.G.=Farbeninduſtrie vor. Dieſe ſetzen ſich aus Auslands=
Publikums= und Spekulationskäufen zuſammen und erſtrecken ſich auch auf
Werte, die man nur irgendwie mit der J.G. der Farbeninduſtrie in
Verbindung zu bringen können glaubt, wobei man ſehr häufig recht
gewagten Kombinationen Rechnung trägt. Die erſte Notiz für J.G.
wurde 284½ und lag wieder 20 Prozent über der geſtrigen Abendnotiz=
Die Aktien der Th. Goldſchmidt A. G., die man wegen des
Kohlenver=
flüſſigungsverfahrens dieſer Geſellſchaft mit der J.G. in Verbindung
bringen will, gewannen abermals 6 Prozent und ſind nunmehr in den
letzten 24 Stunden um 13 Prozent geſtiegen. Deutſche Erdöl und
Rhein=
ſtahl gewannen 4 bzw. 3 Prozent, und von den Werten des
Metallbank=
konzerns gewannen Metallbank 5½, Metallgeſellſchaft 2 und
Scheide=
anſtalt 1 Prozent. Auch dieſe Werte werden in enge Verbindung mit
der J.G gebracht, und verweiſt man darauf, das zum Beiſpiel bis vor
einiger Zeit das Indigo von der Scheideanſtalt gemeinſam mit den
Höch=
cer Farbwerken fabriziert worden iſt. Die übrigen Montanwerte, die
Elektroaktien und die Banken verkehrten ebenfalls in feſter Haltung und
vieſen durchweg Kursbeſſerungen von 1½ bis 2½ Prozent auf, doch trat
las Geſchäft auf dieſen Gebieten etwas in den Hintergrund. Auf dem
8. G.=Markte blieb die Umſatztätigkeit fortgeſetzt ſtürmiſch. Auf niedrigere
Berliner Kurſe der Arbitrage ging die Notierung vorübergehend auf
182 herunter; als ſich aber der Berliner mit dem Frankfurter Kurs
aus=
eglichen hatte, ſtrebte derſelbe erneut nach oben und war bald wieder
eei 285 angelangt. Renten wurden vollkommen vernachläſſigt, blieben
ber behauptet. Der Freiverkehr war ebenfalls vernachläſſigt. Benz 85,
Trown Boperi 115, Entrepriſe 7, Growag 60, Chemiſche Andrae 60,
Frankfurter Handelsbank 85. Becker Stahl 25, Ufa 44½, Unterfranken
9334. Im weiteren Verlaufe konzentrierte ſich das Geſchäft noch mehr
auf den J.G.=Markt. Unter fortgeſetzten ſprunghaften Steigerungen
blieb die Nachfrage groß, ſodaß gegen 1 Uhr ein Kurs von 220 erreicht
werden konnte. Jetzt erſt wurde die Haltung etwas ruhiger, denn zu
290 ſchienen Verkauflimite vorgelegen zu haben. Alle übrigen
Markt=
gebiete wurden vernachläſſigt, nur Deutſche Erdöl waren noch im
Han=
del. Auf dem Geldmarkt iſt heute die erwartete Erleichterung
eingetre=
ten, was ebenfalls von günſtiger Wirkung auf die Kursgeſtaltung war.
Tägliches Geld wurde mit 5 Prozent feſtgeſetzt. Der franzöſiſche
Fran=
ken konnte auf dem Deviſenmarkt ſeine Befeſtigung im raſchen Tempo
fortſetzen. Die Uſance London war gegen Paris ſchließlich 172. Die
Annahme der Finanzgeſetze Poincarés nunmehr auch im Senar wurde
günſtig aufgenommen.
Berliner Effektenbörſe.
Berlin, 4. Auguſt.
Die heutige Börſe begann mit einer Hauſſebewegung in den Aktien
der Farbeninduſtrie und vewwandter Werte. Farben eröffneten mit
283½ und haben damit gegenüber dem Wochenbeginn bereits mehr als
30 Prozent gewonnen. Von den zur Farbengruppe gehörenden Werten
ſetzten die Aktien des Pulverkonzerns um 7 bis 8 Prozent höher ein.
Deutſche Erdöl, Rüttgerswerbe und Oberkoks gewannen 4 bis 5
Pro=
zent. Das Geſchäft in chemiſchen Werten war außerordentlich lebhaft
und zog die Aufmerkſamkeit von den anderen Terminaktienemärkten ab.
Immerhin konnten trotzdem Montanaktien und Bankwerte Steigerungen
von mehreren Prozent durchſetzen. Die Feſtigkeit dieſer Gebiete und
einiger weiterer Spezialgruppen gaben der geſamten Börſe einen
Rück=
halt, ſodaß die Tendenz bei Eröffnung einheitlich feſt war. Die
durch=
ſchnittlichen Kursbewegungen dürften noch ſtärker geweſen ſein, wenn
nicht am Geldmarkt eine gewiſſe Verſteifung vorhanden wäre.
Tages=
geld war mit 5½ bis 6½ ſehr gefragt und zwar in Zuſammenhang mit
dem heutigen Differenzzahlungstag und der morgen fälligen Einzahlung
der 100 Millionen Reichsmark Eiſenbahnobligationen durch die Banken.
Am Deviſenmarkt ſetzte ſich die Beſſerung der lateiniſchen Valuten
ſprungweiſe fort. Das Pfund wurde heute nur noch mit 172½
fran=
zöſiſchen und 171 belgiſchen Franken bewertet. London=Mailand zirka
144. Im einzelnen waren am Markt der chemiſchen Werte auch die
Mehrzahl der nicht zur Farbengruppe gehörenden Papiere ſtark
ge=
ſteigert. Riedel überſchritten mit einem 5prozentigen Gewinn den
Parikurs. Chemiſche Heyden zogen um 7 Prozent an. Montanaktien
notierten im Durchſchnitt 2 Prozent höher, Rheiniſche Braunkohlen und
Riebeck ſogar 4bzw. 6 Prozent, Rheinſtahl infolge der Farbenhauſſe
3½ Prozent höher. Unter Bankaktien erreichten Darmſtädter den
Kurs von 190 Prozent. Unter Schiffahrtsaktien zogen Hapag um
4½,, Lloyd um 2½ Prozent an. Auch Eiſenbahnaktien waren begehrt.
Elektroaktien vernachläſſigt, aber ebenfalls 2—3 Prozent feſter.
Ma=
ſchinenfabrikaktien ſetzen ihre Steigerungen um 2½—3 Prozent faſt
einheitlich fort. Sonſt zeichneten ſich noch durch beſonders gute
Ver=
anlagung Oſtwerke, Schultheiswerte, Kalberg=Licht aus. Heimiſche
Ren=
ten bröckelten leicht ab,
Im weiteren Verlauf der Börſe kam es am Geldmarkt zu einem
Umſchwung, in dem das während der Vormittagsſtunden knappe
Geld=
angebot außerordentlich reichlich wurde und den Satz für Tagesgeld auf
5 Prozent drückte. Von dieſer Aenderung ging eine Belebung des
ge=
ſamten Börſengeſchäftes aus, die ſich in ihren Schwerpunkten auf
chemi=
ſche und Börſenaktien erſtreckte.
Privatdiskont 4¾ kurze Sicht und lange Sicht 4½ Prozent. An der
Nachbörſe ſchloß der Bankaktienmarkt annähernd zu höchſten
Tages=
kurſen. Farbeninduſtrie und damit zuſammenhängende Werte waren
auf Gewinnſicherungen hin einige Prozent unter dem Höchſtſtand, aber
immer noch recht feſt. Montanaktien und die anderen vernachläſſigten
Gebiete dagegen unter ihren erſten Kurſen.
Aſchaffb. Bellſtoff
Augsb.=Nürnb. Maſch.
Bamag=Meguin".
Berl E. W. Vorzug.
Berlin. KarlsruheInd.
Braunkohlen=Briketts
Bremer Vulkan..
Bremer Wolle".
Deutſch.=Atlant. Tel.
Deutſche Maſchinen
Deutſch.=Nied. Tel.
Deutſche Erdöl ..."
Deutſche Petroleum
Dt. Kaliwerke
Donnersmarckhütte.
Dynamit Nobel. . . .
Elektr. Lieferung. ..
J. G. Farben ...
R. Friſter ......"
Gaggenau Vorz..
Gelſenk. Gußſtahl.
G. f. elektr. Untern.
Halle Maſchinen ..
Han. Maſch. Egeſt. . .
Hanſa Dampſchf.
111.5 4z.5 45.75 Höſch Eiſen 134.— Hohenlohe Werke 19.1251 19.5 98.— 102.— Kahla Porzellan 81. 25 133.— 134.— Lindes Eismaſch. . . . 143.— 53.5 52.5 Lingel Schuh 45.— 45.5 126.— 124.— Linke u. Hofmann 84,75 74.75 75.5 L. Loewe u. Co.. 174.25 104.5 105.— T. Lorenz 105.5 9.5 11.— Nol. Kohle..
138.— 144.— 150.— Nordd. Gummi, 81.— 82.— Orenſtein. 99.* 114.75 118.— Rathgeber Wag 61.— 75.625 80.— Rombacher Hütten 16.5 127.— 140.— Roſitzer Zucker 57.5 136.25 137.— Rütgerswerke 113.5 254.— 291.— Sachſenwerk 91.125 53.— 53.— Sächſ. Gußſtahl 97.— 50.— 51.5 Siemens Glas 128.— 27.5 27.— Ver. Lal 103.— 1 163.75 168. — Volkſtedter Porzell. 40.— 139.— 139.75 Weſtf. E. Langendreer 63.— 74.75 74.5 Wittener Gußſtahl" 163.— 164.5 Wanderer=Werke. . ..! 151.— 11
4. 8.
177.— 181.,5
113.—
137.75.
82.5
145.25
87.—
62.—
16.5
62.5
15.—
93.—
Deviſenmarkt.
Amſterdam=R.
Buenos-Aires.
Brüſſel=Antw.
Cslo .......
Kopenhagen .."
Stockholm . . .
Helſingfors ...
Italien ......"
London... ..
New=York. . .
Paris. . . . .
Schweiz ..
Spanien ..
3.
Geld / Brie
168. 19 188 9
1.700 1. 7041
1140 14
91 88 9217
1.33 11161
13.6
20.39,
13.6
20.774
11 2
5 81. 35
8.35 64.11
4. 8
Geld/ Brie
153.72/168.9
1.750 1.734 Prag ....
91.88/ 92.12 Japan ...
12.21112.55/112.26 112.54 Bulgarien..
10.553 10.593/19.553 10.593/ Belgrad ..."
4.2051 4.1a5/ 4.20
12.21 12.2
B1.15 81.3
WienD.,Oſt. ab
14.03/ 12.10/Budapeſt. ..
111.32111.60 Rio de Janeir
14.10/ 14.19 Konſtantinopel.
9.33/ 23.479 Liſſabon ......
Danzig ......"
Athen .....
Kanada ...
63.521 63.64Uruguah ......
3.
Geld
59 31
12.422
5.86?
1.919
d.641
3.04
21 425
81 60
7.69
1.193
7 155
9.
Brief
59.48
12.76.
5.385
1. 993
2.61
13
1 .3751
81.80
4. 203
4,165)
z. 9.
Geld / Brief
59.33/ 59.77
12.42/ 12.16
5.365 5.385
1.9393 1.397
0.674/ 0.646
3.631 3.0
1.0f 1.471
2.373 2.385
21.315 21.425
81.58 81.73
4.69
478 4.203
4.145/ 4.155
Die Eiſenproduktion in Europa.
Der „Matin” veröffentlicht einen Artikel, der ſich mit der Frage der
Eiſenproduktion in Europa beſchäftigt. In dem Artikel werden die in
der Nachkriegszeit entſtandenen Schwierigkeiten beim Abſatz des Eiſens
geſchildert. Frankreich habe die im Verſailler Friedensvertrag
feſtge=
legten Vorrechte in handelspolitiſcher Beziehung nicht aufrecht erhalten
können, ſondern habe über einen anderen Vertrag, den Vertrag auf
dem Fuße der Gleichheit, verhandeln müſſen. Das ſei für Frankreich
damals peinlich, ja ſogar erniedrigend geweſen. In Lothringen, im
Elſaß und im Saargebiet habe Beſtürzung geherrſcht. Der natürliche
Abſatzmarkt, nämlich Deutſchland, ſei ihm brüsk verſchloſſen worden.
Seit dieſer Zeit habe man verhandelt, und man habe ſich über
Mohr=
rüben, über Blumen, über Konfitüren, über Spargel und über
Frühgemüſe verſtändigt. In den Hauptpunkten ſei man jedoch auf eine
Oppoſition geſtoßen. In Deutſchland hätten eben die Eiſeninduſtriellen
die Verhandlungen geführt. Ein deutſcher Induſtrieller habe dem
Artikelſchreiber erklärt, trotz des Verluſtes Oberſchleſiens erzeuge
Deutſchland noch 10 Millionen Tonnen Eiſen, Frankreich 8,5 Millionen.
Durch die Wiederkehr des Friedens aber ſei der Bedarf ſtark
zurückge=
gangen, und man könne auch nicht immer neue Eiſenbahnen bauen. In
dem Artikel wird dann auf die im April 1926 getroffenen
Vereinbarun=
gen, betreffend den Zuſammenſchluß ſämtlicher großer Eiſenproduzenten
in Europg zwecks ſchematiſcher Verteilung der Abſatzgebiete in den
Län=
dern, die nicht ſelbſt Eiſen erzeugen, hingewieſen. Dieſe zwiſchen
Deutſchland und Frankreich verabredeten Vereinbarungen ſeien jedoch
vier Monate hindurch wirkungslos geblieben, weil ſie von einer
vor=
herigen Verſtändigung über die Einſchränkung der Eifenerzeugung in
Europa abhängig gemacht worden ſeien. Als der Franken gefallen ſei,
hätten die Deutſchen die Verabredung wieder rückgängig machen wollen.
Schließlich habe man ſich aber wieder geeinigt, und in einigen Tagen
würden die Europäer einen neuen Vertrag unterzeichnen, der die
euro=
päiſche Eiſenerzeugung regeln und eindämmen werde, Frankreich brauche
keine ſeiner Hochöfen zu zerſtören, aber es werde ſich verpflichten, ſeine
Produktion nicht in unſinniger Weiſe zu ſteigern. Noch vor Ende dieſes
Monats würden die europäiſchen Mächte einen Vertrag ſchließen, der die
Preiſe für die europäiſche Eiſenproduktion ſtabiliſieren werde, ohne die
deutſche Eiſeninduſtrie in die Lage zu verſetzen, ihre Bikanz dadurch
auszugleichen, daß ſie Kanonen und Panzerplatten herſtellen müßte. Das
Stahlabkommen werde übrigens den Weg zu weiteren Verhandlungen,
die bis jetzt nicht hätten vorwärts kommen können, wieder ebnen. Das
ſei von Bedeutung. Das ſei nicht nur Handelspoli, das ſei wahre
Politik, das ſei die gute Methode, den Krieg zu verhindern, der für
viele nur ein Handelsgeſchäft ſei, um durch die Herſtellung von Kanonem
und Munition Blut in Gold umzuwechſeln.
Wirtſchaftliche Rundſchau.
Rheiniſche Elektrizitätsgeſellſchaft A. G., Mannheim. In der A.R.=
Sitzung wurde beſchloſſen, der auf Mittwoch, den 1. September,
einzu=
berufenden G.V. vorzuſchlagen, für das Geſchäftsjahr 1925 aus 1 174 115
Reichsmark Reingewinn (im Vorjahre 1020 172) nach angemeſſenen
Ab=
ſchreibungen und Rücklagen 8 Prozent Dividende (7 Prozent) auf die
Stammaktien und 6 Prozent (6) auf die Vorzugsaktien zu verteilen und
162915 Rmk. (158 972) auf neue Rechnung vorzutragen.
Zellſtoffabrik Waldhof, Mannheim=Waldhof. Zur Einführung von
5 Millionen Rmk. neue Aktien an der Frankfurter Börſe teilt die
Geſell=
ſchaft mit, daß der Geſchäftsgang im laufenden Jahre im erſten Quartal
lebhaft war. Die Nachfrage ließ im zweiten Quartal nach, iſt jedoch in
der letzten Zeit wieder beſſer geworden. Die Erlöſe für Zellſtoff und
Papier ſind niedriger als im vergangenen Jahr. Die Verwaltung glaubt
jedoch auch in dieſem Jahre ein befriedigendes Ergebnis zu erzielen.
fm. Pforzheimer Edelmetallnotierungen. Edelmetalle notierten
folgende Großhandelspreiſe; Barrengold, das Gramm 2,795 RM.
(Geld), 2,812 RM. (Brief); Platin, handelsühliche Ware das Gramm
13,50 RM. (Geld), 14,40 RM. (Brief); Feinſilber, das Kilogramm 87,50
RM. (Geld), 88,30—89,80 RMN. (Brief), Tendenz: Ruhig.
Günſtige Berichte über die Lage im Ruhrkohlenbergbqu. Ueber die
Lage des Ruhrkohlenmarktes verlautet, daß nach den vorliegenden
Auf=
trägen auch im laufenden Monat mit einer Rekordförderung zu rechnen
iſt. In der nächſten Beit werden auf einer Reihe von Zechen weitere
Arbeiterneueinſtellungen vorgenommen. Auch die Feinkohle, hisher
nahezu unverkäuflich, wird infolge des Mangels an verſchiedenen Sorten
jetzt zur Deckung des Winterbedarfes ſtärker abgerufen. Zum erſtenmal
wurde auch Ruhrkoks nach England verkauft, da die engliſchen Eiſen=
und Stahlproduzenten ſich mit Koks eindecken, um ſofort nach
Beendi=
gung des Bergarbeiterſtreiks in England die Produktion in den
Hiitten=
werken wieder aufzunehmen.
Der Abſatz des beutſchen Kaliſynbikats. Der Abſatz des deutſchen
Kaliſyndikats G. m. b. H. im Monat Juli betrug 865 472
Dop=
pelzentner Reinkali gegen 856 263 Doppelzentner Reinkali im
gleichen Monat des Vorjahres. Der „Geſamtumſatz in den
erſten drei Monaten (Maj Juni, Juli) des laufenden Düngerjahres
beträgt 2 111 941 Doppelzentner Reinkali gegen 2 504 578 Doppelzentner
Reinkali in den erſten drei Monaten des Düngerjahres 1925/26. Der
Abſatz in den erſten ſieben Monaten des laufenden Kalenderjahres
be=
trägt 6 879 720 Doppelzentner Reinkali gegen 8 292 932 Doppelzentner
Reinkali in der entſprechenden Zeit des Vorjahres.
Emiſſion der Serie C Anleihebonds der Vereinigten Stahlwerke in
New York. Nachdem bekanntlich bereits die Serie A der Vereinigten
Stahlwerke Anleihe in Amerika und die Serie B in Europa
aufgelegt=
worden ſind, emittiert nunmehr einer Meldung aus New York zufolge
das Bankhaus Dillon Read u. Co. eine Serie C, die zur Ablöſung der
auf 5 Jahre laufenden 7prozentigen Bonds der Thyſſen=Werke beſtimmt
iſt. Die Bedingungen der 10 815 000 Dollar umfaſſenden Serie ſind faſt
die der Thyſſen=Anleihe. Die Transaktion war aus formellen Gründen
erforderlich zur rechtskriftigen Uebertragung der Thyſſenſchen Werke an
die Vereinigten Stahlwerke,
Granfdeier Karstertcr een 4 Angaft Loab.
Staatspapiere
a)Deutſche
76 Reichsanleihe
% Reichsanleihe
½½
ollar=Schatzanw.
Schatzanw. 23
„ Schatzanw. 24
*%IVundV R.-
Schatz.
S"Vl.IX.
S D. Schutzgb..
Jarprämienanl.
s Preuß Konſ.
F%
Baden, alt ...
2
1898 „
Bayer.....
- ..."
6% Heſ. unt. 28
2. ..:
Württ. alte
Sonſtige,
uropälſche
Bos. E.B 191.
„L.Inv. 1914
. 1898 ..
. 1902 ..
T
g. Tabal
„Staatsr.
v. 1913
chatz, 14/ 17.30
5.90
0.26
0.44
0.45
0.4521
0.45
1.2
20
70 Oſt. Goldr.
41/% Silberr.
4½ „einh. R. (kon
8% Port,/Spz.) III
5½ Rum. am. R.03
4½%- Gold. 13
am. kony
42 „ am.05
42 Türk. (Adm.03
(Bagd.)
D Bagd.II
4% „ 1911 Zoll
4½½ Ung. St. 1913
4½% „ St. 1914
4% „ Goldr.
49
„ St. 10
4% „ Kronr.
3% „ Eiſ. Tor.
Außereuro:
päiſche
5% Mex.am, inn
5%0 äuß. 99 —
4% Gold, 04
3% „ konſ. inn
2„ Frrigat.
5% Tamaulivas
Sachwert=
Schuld=
verſchreibungen
Mi
Zinsberech=
nung
5% Doll. Golb. 1932
Bo 5.193
8% Fri.=Hyp.=B.
Goldpfdbr. R.1.
8½ Frtf. Hyp.=Bt.
Reihe 2
5% Fkſ. Pfandbr. B.
„ Gold Reihe 2
22=
Em. 3
12.8
18n5
18.8
17
2.2
23.60
„de
15.5
82
99.5
5% Neck. AG. G0023
8% Pfälz.=Hyp.=Bk.
941
8% Rh.=Hyv. Gd.24/ 93.5
59 Rhein=Main=
Donau.. Gold 23/ 78.75
Ohne
Zins=
berechnung
W Bo.=Bo..H1 23
5% Bow. Kohl. 23
5% Fr. Pf. Bf. G. I
6% Großkr. Mannh.
Kohl. 2:
2 Heid. Holzw. 2‟
6½ Heſſ. Brk.=Rog
Roggea
52 Mannh. Stadt=
8% Ofenb. Holt.
5 % Bfälziſche=Hpp.
24
Bi. Glo
5% Pr. Kaliw.,
5½ Pr. Roggenw
5% Rh. b.B. G0 24
5% Sächt Brl. 43.
Roggenw. 23
5% Südd. Feſt.=B. G
Borkrieg3=Hyp.=B.
Pfandbriefe
Bayr Vereinsb.
Bayr Hanoelsb.
Bayr. 5yp. u. We*
Frff. öyp.=Bk.
Frkf. Pfandbr.=Bk.
Hamb. Hyp.=Bk.
Meining. Hyp.=Bt.
Pfälz. Hyp.=Bk.
Preuß Pf.br.=B4.
Rhein. Hyp.=B.
Südd Bodenkr.
Württ, 5hF.-B..
16.5
19.5
2.30
5.70
7.15
6.55
2.05
14.30
11.275
12.30
10.10
9.35
11.75
9.60
9.85
10.70
11.20
Staatl. od. prov,
garantiert
Heſſ. L.=Hyp.=B.
Landeskr. Caſſel.
Naſſau Ld3b.
Obligationen v.
Transportanſt.
42 Eliſ.=Bahn.
4½ Galiz, Carl=
Lud.=B.
5% Oſt. Südb. (9.
2,6% Alte „.
2,60 Neue
4%Oſt. Staatsb. 8
3%Oſt. „ 1.b.8.E.
3%Oſt. „ 9. E.
3%Oſt. „ 1885.
3%Oſt. „ Erg. Netz
4½ Rud. Silber.
4% Rud. Salzkg.)
4½% Anat., S.1
4½% Anat., S. II
4½% Anat., S.III
3% Salon. Monaſt.
52 Zehuantepee.
4½½
Banl=Aktien
Allg. D.=Credit. .
Bao. B‟
Bk.f. Brauind.
Barmer Banko.
Bay. Hyp.-.W.h
Becl. Handelsgeſ.
Comm.n Peivatb.
Darmſt. u. Nat.-B1
Deutſche Bank ...
D. Eff.u. W8 h/-Bk.
D. Hyp.=Bk. Mein.
D. Vereins=B!.
Disk.=Beiellſch. ...
Dresdener B.....
Frankf. B. ...."
13.75
17.8
26
121.25
142
140
121
11
13½.5
131
Frti. Gyp.=Be.
Frkf. Pfdbr.=Bk. 123.5
Botha Grundkr. Bk
Metallbank.
Mitteld. Crebitb. 1143
Oſterr, Creditanſt. 7.39
Pfälz. Hyp.,B... .111
Reichsbank=Ant. 157.25
Rhein, Crebitbk. 123
Rhein=Hyp.=Bk.
Südd. Disc.-Geſ, 1131
Viener Bankverein! H.25
Zergwerks=Akt.
Berzelius
Bochum. Bergb. 1143.25
Buverus. ... . . .
Dt. Luxemburg ..
Eſhw. Bergw...
Gelſentir h. Bgw.. /4173
Harp Bergb..
157.5
145.5
Flſe Bergb.
Genußſchein. 1110
Kali=Aſchersleb . . 1142.5
Kali Silzetfurt
Kalt. Weſterregln 1151
Klöcknerwerke. . . .. /120
Minnezm.= Köhr (133.95
116.25
Mansfelder
Overbedarf
Obſchlel. Eiſ.(Caro 84.25
31.25
Otaoi=Ant.
Byinix=Bergb. 12)
Ryein. Beaunk. 173
Ryein. Stahlw. 153.37
Komnbah. Hitte
A. Riebex Montan /153.75
Tellus Bg6..
71.3
59.4y
Ver. Laurahütte
Induſtrie=7kt.
Ei hbau niMannh. //452
Henninger
dwenbr.=München 222
94.5
Mrin; Aktienbe.
S höfferhof (Bind.)
Shvirz=Storhen
Werger
Akkum Beclia .
Aoler & Oooenh.
Aolerw. (o. Ria ger)
A. E. 6. Stamm
6% A. E. G. Vzg. 4..
5% A. E. G. B;g.8
Anme Gieſecke
Aichaff. Zeliſtoff
Badenia (Weinh.
Bad. Miſch. Duri
Bad. Uhren, Furtv
Bamag=Meguin
Bagr. Soiegel
Beck & Henk=
Bergnann l.....
Bing Metall.
Brem.=Beſigh=O‟
ement Heidelb,
Zement Karlſtad
TSenent. Vothr.
Them Albect.
Chem Brocko.
Tyem. Milh",
D uumler Notoren.
Dt. Eiſeny Indel
Deutſhe Ecoo"
D. B. u. Stlb. 5 heid,
Dingler Nuh
Dreso. S hnellpr
Dicrtopo
Dirr. Rrtingen
Dyckerhoff & B
Eiſenw. Kaiſerst.
Eiſenw 9. Meger
K. Lieferany
El. Lichtr u. Kraft
Elſ. B.15. Wille.
Enay
Enal, Uleich
Eazinzer Berke.
332,5
1.
133
130
81
143.23
83.25
12
119
8.1.
192.5
23
45.75
43.75
50
139.75
71.1
70
13.75
123.30
33.3
142.75
35
0.24
39.5
MiRe
Ettlinger Soinn
Faber Blaiſtift
Faber & S hleihe
Fahr, Prmaſens
Furbenind. F. B.
Felten E GGzlleag.
Feinneh Fetter
Feiſt. Sekt.
Frankfurter G:8
Frankfuarter Hof
Frtf.-N. Bok u. W
Fahz Bagzon
Zeiling E Cie.
Herniaia Linol
Helſenk. Gußſt.
Boſdſchnidt, Th. .
Bothn Waggon..
Breffeniuz
Britzner, Mrſch.,
Heüg & Bilfinger
diſen nühle Fekf.
Hannerien
Hanfv. Fiſſen
Hurtm E Bcaun".
Hegligenſtiedt..
Hilpect, Arm Itur.
Hindri h3= Auffeen
Hieſh Kaofer
boh=Tiefbau.
Hoßmaaa ..
59zbeer, Frd.
5Jocon Breslgu
fian ..
Fanghanz
RIRII Rrilerzl
Raelsräyer Naſch
Karſtadt R
Riein. Sh. 6 Bet
2xorr, Heilbron:
Leonſeev. Berua
eaaß, Lokon
Lahmeger
Zeh. Auuzburg,
191
199
31.75
192
Lederwv Ruth.
S icharz.
Lingel Shißu,
Vöhnbeeg M ihle
Lud vig3h. Wilim.
Zidenſheio Metall,
Zather, Rählenb.
Zax. Jaduſtrie ..
Ruinkraft 6Ihſt
Metallgeſ. Fekf. ...
Neyer Dr. Brul. .
Niag. M ihlen
Roenus Stam n..
Notorenf. Dens
Ntorenf, Oberurſ,
Nekarſ, Fahrz. ..
Neckarv, Ezlingen.
Beters U nion .
Pfälz, Nih. Riyſer
Byilipps..
Borzellan W2i
Bro nety. Fei
Rein Gebb. 6 3 halt
Rhein. Eleftr.
Ryein. Netall=V).
Rikfocih".
Kitgers verte
S hlenßner .. . . ..
Shreid..6 Hanau,
S hnellpr Fraak.
Shcann Bike
Sheift Scenoe" .
Shtter Sieite.. ..
Shuy Feiſel...
Shuyf Her
Zhilz H=nak.
Selino 18)1f
Shel * C.
Sienens Bla3
Sie nens & Huiste.
Sio) Innob. ..
Syur eleftr. Zief ..
1re: Firtw ingl.
Zeity veeke
Ver, f. Chem. Fad..
115.5
Man=
Ver Faßf. Caſſel.
Gunmi. B n.=Frkf
Binſel=Nüenberg.
Ultramarin . . .
Zellſtoff Berl
Vygtl. Maich.
Vügt Haeffner
Fothon. Seil
Wiß& Freytag
WBe jelin Kußfhr
Zellſt Walohof ...
Zukerf. Waghäuſel
Zukerf. Feinkenty,
Zuckerf. Heilbronn
Zuckerf. Offſtein
Zuckerf, Rheingau
Zuker;, Stuttgar
Epanzport= und
Zeyſi herung3=Akt.
1. 9r. Eiſenbahn
Dt. Eiſeno.=Geſ.
Sl. Hohoagn •Ber
Shratung E. B.
1v5., Eilenb. Ge
Dyorg
Korod. Liog
Fekf. Allg. Ver)
felifona Rücko.
Duas
57
A.
55
112
107
151.25
82
69
82
106.5
80.5
85
82
94
darnt. Werte
Bahnbedar
Dynoft Roobere
Helvetia Konſ.
Heve. 31
Noto f. Darmit
H Roeder
Venuleth & Ellenb.
91.25
[ ← ][ ][ → ]Seite 10
Donnerstag, den 5. Auguſt 1926
Nummer 215
Zur amerikaniſchen Wirtſchaftslage. Die National City Bank führt
in ihrer Wirtſchaftsüberſicht für Juli folgendes aus: Die erwartete
De=
preſſion im Frühjahrsgeſchäft ſei nicht eingetreten; auch der übliche
Rück=
gang der Konfunktur in den Sommermonaten ſei bisher geringer
ge=
weſen als ſonſt. Was die Zukunftsausſichten anbelange, ſo ſprechen alle
Anzeichen dafür, daß das Herbſtgeſchäft einen großen Umfang annehmen
werde.
Viehmärkte.
Berliner Viehmarkt vom 4. Auguſt. Der Auftrieb des heutigen
Schlachtviehmarktes beſtand aus 488 Ochſen, 520 Bullen, 894 Kühen
und Färſen, 2150 Kälbern, 6134 Schafen, 12 Ziegen, 7658 Schweinen
und 173 Schweinen aus dem Auslande. Preiſe: Ochſen a) 55—58, b) 50
bis 53, c) 44—48, d) 36—40; Bullen a) 54—56, b) 49—52, c) 43—47;
Küihe und Färſen: a) 53—57, b) 42—48, c) 30—37, d) 24—27, e) 18—22;
Freſſer: 36—42, Kälber b) 70—80, c) 68—75, d) 60—65, e) 53—58;
Schafe: a) 55—60, b) 42—50, c) 30—38; Schweine: b) 82—83, c) 81—83,
d) 79—81, e) 77—78; Säue 72—75; Ziegen 20—25. Marktverlauf: Bei
Rindern, Kälbern, Schafen ruhig, ſchwere Kälber vernachläſſigt, bei
Schweinen glatt.
Produktenberichte.
Berliner Produktenbericht vom 4. Auguſt. Das ermäßigte Niveau
des Vortages hatte heute für Weizen etwas mehr Begehr bei kleinem
Aufgeld zur Folge, ſodaß Roggen nicht voll behauptet war. Das
öf=
fentliche Material war durchweg gering. Das ſchöne Wetter und das
damit zuſammenhängende raſchere Fortſchreiten der Erntearbeiten ſind
wohl mit der Hauptgrund, weshalb die Forderungen für Roggen etwas
entgegenkommender waren. Weizen findet eine Stütze in den
amerika=
niſchen und engliſchen Kursbefeſtigungen. Im Zeithandel waren
Herbſt=
märkte für Weizen ½ bzw. 1 Mark höher. Dezember unverändert.
Roggen 1 Mark ſchwächer. Gerſte wie auch Hafer bei geringem
An=
gebot, aber auch Vorſicht ſeitens der Käufer ruhig. Mehl ſtill.
Promptes Weizenmehl gefragt und glatt. Futterartikel ſtehen auch
weiter im Mittelpunkt des Geſchäfts.
Frankfurter Produktenmarkt vom 4. Auguſt. Bei ruhigem Geſchäft
verkehrte der hieſige Markt in abgeſchwächter Haltung. Durch die
plötz=
lich ſchnellere Ernte erfuhren faſt alle Gattungen Preisrückgänge. Alter
Roggen wird nicht mehr angeboten und neuer konnte nur einen Preis
bis zu 21 Mk. erzielen. Preiſe: Weizen nicht notiert, Roggen neue
Ernte 20,50—21, Hafer ausländ. 21—22,50, Mais 18,25—18,50,
Weizen=
mehl 42,75—43,25, Roggenmehl 30,75—31, Weizenkleie 9,00, Roggenkleie
11 Mark. — Für Speiſekartoffeln wurde bei ſtetigem Handel für
Wetter=
auer gelbfleiſchige Ware 3,30—3,40, für weißfleiſchige 3,25 Mk. notiert.
Amerikaniſche Kabelnachrichten.
* New Vork, 4. Auguſt. (Priv.=Tel.)
Weizen: Im Anfangsverkehr zeigte der Markt ein feſtes Ausſehen
auf gebeſſerte Exportnachfrage. Später wurde jedoch die Haltung
ſchwach, da man eine große Farmbewegung erwartete und die Baiſſe am
Maismarkt Abgaben verurſachte. Die Termine ſchließen mit Einbußen
gegenüber geſtern.
Mais: Der Markt verlief in ſehr ſchwacher Haltung, da günſtige
Witterungsberichte vorlagen und die Kommiſſionsfirmen Verkäufe
tätig=
ten. Die Termine verloren bis 1,75 C.
Hafer: Der Markt verkehrte ebenfalls in ſchwacher Haltung bei
Kursabgaben bis zu 1 C.
Baumwolle: Der Markt nahm einen ſchwachen Verlauf auf den
baiſſegünſtigen Wetterwochenbericht und Verkäufe der Kommiſſionsfirmen
und der Wallſtreetkreiſe.
Kaffee: Die Befeſtigung machte heute weitere Fortſchritte auf
er=
höhte braſil. Forderungen. Die Spekulation ſchritt infolgedeſſen zu
Deckungskäufen. Auch das Anziehen der braſil. Deviſenrate trug zur
Aufwärtsbewegung bei.
Zucker: Der Hauptton des Marktes war heute etwas feſter auf
zu=
rückhaltendes Kubaangebot und Deckungskäufe. Die Raffinerien waren
ebenfalls in größerem Maße als Käufer tätig.
Kakau: Die Tendenz war anfangs ſtetig auf Käufe des lokalen
Han=
dels. Später konnte ſich jedoch eine Abſchwächung durchſetzen.
Kleine Wirtſchaftsnachrichten.
Wie verlautet, wird die Hamburg—Amerika=Linie nunmehr ſchnell
zur Durchführung der geſtern beſchloſſenen Kapitalserhöhung ſchreiten.
Schon morgen ſoll die Aufforderung zur Ausübung des Bezugsrechts
(die Friſt läuft noch in dieſem Monat ab) veröffentlicht werden.
Die Goldbilanz der öſterreichiſchen Siemens=Schuckert=Werke weiſt
ein Aktienkapital von 26,25 Millionen und Reſerven von 23,75 Millionen
Schilling auf. Das Geſchäftsjahr 1925 ſchließt mit einem Reingewinn
von 1 880 790 Schilling.
Die Kohlenproduktion Nordfrankreichs und des Pas=de=Calais belief
ſich im erſten Halbjahr 1926 auf 15 645 316 To. Steinkohle und 1 226 199
To. gepreßte Braunkohle ſowie 1 404 680 To. Koks.
Wie aus Brüſſel gedrahtet wird, hat die belgiſche Regierung die
Anwendung der Exportlizenzen auf Rindfleiſch beſchloſſen und die in
Frage kommenden Rechtsverhältniſſe geprüft.
Wie aus Brüſſel gemeldet wird, hat der Eiſenbahnminiſter in
Bel=
gien beſchloſſen, den Perſonentarif ab 1. September um 10 Prozent zu
erhöhen. Man erwartet von dieſer Erhöhung eine Vermehrung des
Einkommens der Eiſenbahn.
Die königlich engliſche Kommiſſion, die über die indiſche Währung
und die indiſchen Finanzen berichten ſollte, hat ihre Unterſuchungen
be=
endet. Die Kommiſſion empfielt die Stabiliſierung der Rupie auf
1 Schilling 6 Pence.
Wie berichtet wird, hat ſich die polniſche Regierung nach
langwieri=
gen Verhandlungen bereit erklärt, Ausfuhrprämien für polniſches Eiſen
zu gewähren.
Wie durch ein Kabeltelegramm aus New York gemeldet wird, iſt
Harriman jetzt aus dem Aufſichtsrat der United American Lines
zu=
rückgetreten.
Die International Standard Elektric Co. in New York erhielt von
Italien einen Auftrag zur Anlage unterirdiſcher Telegraphenleitungen
zwiſchen den italieniſchen Großſtädten. Der Wert des Auftrags wird
mit 20 Millionen Doll. angegeben.
Je eine durchaus brancbekundige, erste
Verkägferin
für unsere Abteilungen Haushalt-Artikel,
Glaswaren per sofort oder später gesucht.
Angebote mit Bild, Zeugnis-Abschritten und
Gehalts-Ansprüchen erbeten
(I.11223
Geschwister Hayer, Limburg (h.)
Tage Stelle b. Kind., zuverläſſige
hilft auch evtl. i. Haus=
halt. Ang. unt. 14 9/ Kindergärtnerin
an die Geſchſt. (*2034! Jg. Mädchen aus gt
ſchäftsh. g. od. tagsüb.
Ang. u. L 238 Geſchſt.
1285) Tücht, Fräul., 24 J.
m. Zuſchneiderin zum
Zuarbeiten verbinden.
Ging auch als Konfet=) Alleinmädchen . Stellg
Mädchen tagsüber
Näh. Geſchſt. (*20290 vübern.
Angebote unt. L. 174
jeſchäftsſt. ( 20906id im Nähen u. Flicken
anin u. auß. d. Hauſe,
pro Tag 2 Mr. (*20339
Marie Schneider 220337/Grafenſt 28, I Tüchtige Büglerin
(auf Nen) in Herren=
Stärkwäſche ſ. Stellg
Angebote u. M
Geſchäftsſt. (*20329 Führ, eines Haush. /
tagsüber od. b. n. d. Männlich Reiſender
Baumaterialbranche
23 Jahre alt, 4½jähr,
Reiſetätigkeit, Ia Re=
ferenzen, ſucht Stel= Chauffeur
24 Jahre, ledig, 1 J.
im Ausland tätig ge=
weſen, mit allen Re=
3b. Gute Zeugniſſe.
Uebernimmt auch
noch andere Arbeiten. Hausburſche
H. Krüger, Arheilger= kann ſich melden.
ſtr. 92, 3. Etg. rechts. Schloß-Café
(*20367ds) Offene Stellen / a d. Kurz=, Weiß= u.
Wollwarenbr. geſucht.
Marx Lang, Rhein=
ſtraße 28
Fräulein
aus guter Familie, m
höh. Schulbildg., fü
vormittags zu 4jähr
Jungen geſ. (*2028
Schriftl. Angeb. unt
L 236 Geſchäftsſt.
Damen
zum Beſuch v. Privat=
kundſchaft m. organiſ.
Einfaches Fräulein Talent u. gut. Garde=
kinderlieb, ſelbſtd, im robe. Bewerberinnen);
Haushalt, ſucht in wollen ſ. mit Ausweis
chriſtlich. Hauſe Be= melden Freitag vorm.
ſchäftigung für ½ b./5—7 Uhr. (*20245ar/*
M15 Geſch. (eo36o /Hotel Schmitz ſucht ganz od. a. halbe Zum 15. 8. ob 1. 9. *
oder =Pflegerin zu 2
Kindern geſ. (*20282
Frau Dr Engelbrecht
Hauſe ſ. Stelle in Ge= Frankfurterſtr. 42, I. Lehrmädchen
f. Lebensmittelgeſch. )
im Schneidern gut geſ. Ang. unt, 1 230 z1
bewand, möchte ſich an die Geſchſt. (*20271 C
Braves
tionärin. Angeb. unt. mit gut. Empfehlung
T 250 Gſchſt. (*20326 zum ſofortig. Eintritt/
geſucht.
(112141g
Alfred Meſſel=Weg 34. Zum 15. Aug. wird
ein ſauberes, zuver=
läſſiges, gewandtes!9
Schweſter Pflege Mädch, n. unt. 19 F,14
tagsüb. geſ. (*20345
Bismarckſtr. 21, I. Fräul. nimmt Kund. /Ord., brav., n. z. jung.
Mädchen geſucht.
Ludwigſtr. 1, II. (:20292/0
M Zuverl. Stundenfrau he
Neckarſtr. 22. 3mal wöchentl. 1 bis L
12 Std. geſucht. Baier, O
Aelt, Frau ſ. Arbeit Hügelſtr. 16. 420293 /e
Suche zum 1. Sept.
9
ält. beſſ. ehrl., ſaub. g
und ſehr zuverläſſig, (
Mädchen zu 2 Perſ,
etw nähen erwünſcht.
Ang. unt. L. 231 an
Ehrl. Frau übern. die die Geſchſt. (*20269
I. Sp. Angeb, u. 1.235 Ehrliches, fleißiges!
ſt
Geſchäftsſt. (2be78 Alleinmädchen In
mit guten Zeugniſſ.,
zu ält. Ehepaar auf
15. Aug. oder 1. Sept. *
geſucht
(*20303
aus der Eiſen= und Oſannſtraße 38, II. Mädchen
aus guter Familie für
bürg. Haush. das z. H.
lung, auch auf Büro, ſchlafenkann,b. g. Be=
Ang. unt. L. 242 an handlg. u. Bezahlg.ſof.
die Geſchſt. (*20302 geſ. Ruthsſt. 20,I (*20325 Männlich Hauſierer
beſ. fürs Land, finden
parat. vertraut, ſucht guten Artikel u. M 14/
Stellg. Führerſchein / Geſchäftsſt. (*20370 Sauberer
Rheinſtraße 2. 1121e Hausburſche, nicht
ſchulpflichtig, Rad=
Weiblich fahrer, v. Großhand=
lung geſucht. Ang. u.
Verkäuferin T 239 Gſchſt. (*20286 PenſionenK 20276 Für auswärt. Schüler
(Oberſekundaner)
„ſvolle Penſion!
r auf ca. 3 Woch, ſof. in
beſſ. Familie geſucht.
z1Angeb. m. Preis unter
„ IM 12 Geſch. (*20360
Geſchäft
n guter
Geſchäfts=
ge, mit 1000 ℳ
An=
ahlg. zu verk. (11238
Max Emanuel
Bismarckſtr. 68.
Veranda, Garten,
in ſüdl. Lage, mit
freiwerd.,
beſchlag=
nahmefr. Wohn.
aus, 3 X6 Zim. mit
Bad u. Seitenbau
m. 3 Wohnung. in
ruh. Lage m.
frei=
werdend,
beſchlag=
nahmefr. 6B.=Whg.
iter günſt. Beding
1 verkaufen. Näh.
ſrch M 10 an die
ſchäftsſt (*2025:
Erstes
Spezialgeschäft
am Platze.
800
Kameras am Lager
Muster-
Laboratorium
mit Kraftbetrieb.
Vergrößerungs-
Anstalt
Entwickeln und
Kopier-Anstalt für
Kinofilme
Meine
Spezial-Präzisions-Klapp-Kamera 9:12
gegen 1½s Anzahlung. Rest in 3—6 Monaten ohne Mehrberechnung und Zinsen.
Optik
Vario Ibso
Spezlal-Aplänat 1,8 .....
29.—
Schnelder Radionar-Anastigmat 1:6,8 . . 51.—
61.—
Hugo Meyer-Trioplan 1: 4,5 . . .
OO.—
Verlangen Sle meinen 156 Seiten starken Hauptkatalog für 1.— Mk. Cportofrel), weiche
beim Kauf gutgeschrieben wird.
(11209dmo
Am Freitag, den 6. Auguſt 1926,
nachm. 3 Uhr, verſteigere ich in meinem
Verſteigerungslokale Hügelſtr. 27
nach=
ſtehende Gegenſtände öffentlich
zwangs=
weiſe gegen Barzahlung:
(11233
4 Warenſchränke, 1 Tauchlötofen für
Oelfeuerung, 1 Arm= und Backenſeſſel,
1 Tiſch, 2 Regal, 1 Rauchtiſch, 1
Tee=
tiſch, 1 Odoma=Schreibmaſchine, zwei
Diplomatſchreibtiſche, 2 Büfetts, ein
Klavier, 1 Fahrrad, 1 zweitür.
Kleider=
ſchrank, 1 großer Tiſch, 1 Klavier, 2
Ladentheken, 1 Glasaufſatz, 1 kleiner
Schreibtiſch, 3 Peddigrohrſeſſel, 1
Holz=
kaſſe, 3 Ballen Wein=, Faß= u.
Sekt=
korken, 3 Mille Zigarren.
Darmſtadt, den 5. Auguſt 1926.
Portner
Gerichtsvollzieher.
Wohnung, ſehr
geg.
Lebens=
od. Zigarren=
Max Emanuel
Bismarckſtr. 68.
Haus
Werkſtätte, gr.
räume, elektr.
Kraftanſchluß,
g. f. Klv., 400qm
für jed. Geſch.
a., ſof. zu verk.
Angeb u. M 19
zſt. erbet. (11232
Geſchäftshaus
m. 2 gr. Läden (einer
freiwerdend) m.
Tor=
fahrt, Hof, Hinterbau
alles im beſſ. Zuſtand
preiswert bei günſtig.
Bedinguugen zu verk
Da laſtenfrei iſt
Auf=
nahme größ Hypothek
möglich. Näher, d. die
4’Alleinbeauftragten
Weber und Götz
Darmſtadt
Viktoriaſtratze 85.
Teleph. 2465 (*20324
Ia
Haus
dts, brauereifrei,
nit hoher Anzahlung
zu kaufen geſucht
Max Emanuel
iſt wegen Todesfall
abzugeb. Zur
Ueber=
nahme ſind 3000 Mk.
(11240
nötig.
Max Emanuel
eingezäuntes
Ackergelände
mit Scheuer zu
ver=
pachten. Näher. unt
Lebensmittel=
Geſchäft
mit 600 ℳ Anzahlung
zu verkaufen. (11239
Max Emanuel
Bismarckſtr. 68.
Geſundes Unternehmen d. Konſumbranche
mit geſichert. Abſatz ſucht auf wertvolles
Anweſen I.ſtell. Hypothek von Rm. 85 000.. bei guter Verzinſung. Anfragen unter
M 3 an die Geſchäftsſtelle.
(*20334
Selten billig:
Verkäufeß
4X3 Zimmer=Haus
im Nordviertel, Frie=/Schlafzim., wie neu
denstaxe 30000 ℳ, zu ſehr günſtig zu
ver=
nur 10000ℳ inkl. Auf= kaufen. Zu erfragen
wertung bei mäßiger Rückertſtr. 8, Seiten=
Auzahlung z. verkauf bau, part. lks. (*20346
durch die Alleinbeauf=
Schönes eichen
tragten
Weber & Götz
Ritoriaſtr. 8 eLLteudnntenner der Geſchſt. SSooos
Tel. 2465. (*20359 allerſchwerſte Arbeit,
Geldverkehrß
Bismarckſtr. 68. 300—500 Mk., ebtl.
mehr, f. lukrativ. Ge=
ZuMartini2¾Morg, ſchäft geg Sicherſtell.
geſ. Angeb. u. L 240
Geſchäftsſt. (*20289
Kl. Darlehen werd.
vermitt. Beſte Refer.
Anfr. m. Rückp. M. 11
M 5 Geſchſt. (1 1213ds an die Geſchſt. (*20356
beſteh. aus: 1
Bücher=
ſchrank, 1 Diplomat,
1 Schreibtiſchſeſſel, 2
echten Lederſtühlen,
1 rund. Tiſch. (*20328
Nur
570 Mark.
Ludwig Müller
Karlſtraßie 47—49,
billig zu
Awan verkaufen.
Hochſtr. 30, I1. /*20-98dfs zugeben *20306
RoteGarnitur Mahg
m. Truhe u. Butzenſch
(*20344
(fläm.)
Eckſpind meier
* Maha=
Rollſchrant gont.
Näh Geſchäftſtelle.
Konzertzither
zu verk. Zu erfr. in
der Geſchſt (*20304
Speiſeſervice,
Kaffee=
ſervice, Kriſtaligläſer
zu verk. Zu erfr. in
Stehschreibpalt
Reiſekoff gr. Bilderr. „Eß= eiche,furn.,2tür., 70.4
zimmerſtühle, Gasherd.,
Teppichkehrmaſch. uſw.
z. verk. Theaterpl. 2, II.
(*20314)
Schreibmaſchine
— Kappel —
wenig gebr., preisw.
zu verkaufen (*2036
Köſteitzer
Behwarsbier
Einfamilienhaus
in Langen, Strecke Darmſtadt=
Frankfurt a. M., 5 Zimmer, Küche,
Waſchküche, Garten uſw. zu
ver=
kaufen.
(11242
Hofort beziehbar.
Preis 11500 Rmk. Anzahlung
5500 Rmk. Alles Nähere durch
die Firma
Max Emanuel
Telephon 39/4
Bismarckstr. 68
Vermittle Restaurants,
Hotels, Häuser, Villen,
Geschäfte jeder Art=
Verkäufer und Vermieter, Käufer und
Mieter finden 107198
streng reelle Bedienung
ohne jeden Vorschuß
Im Wettkampf Sieger
iſt der körperlich Tüchtigſte. Als erſter
durchs Ziel zu gelangen, iſt heute der
Ehrgeiz Aller. Um die Vorausſetzungen
hierfür zu ſchaffen, experimentiere man
nicht erſt mit Pillen und Pulvern,
ſon=
dern trinke das ſeit Jahrhunderten
kraftſpendende Köſtritzer Schwarzbier.
Man wird über den wohltuenden Einfluß
auf den Geſamtorganismus erſtaunt ſein.
Das echie Köſtritzer Schwarzbier iſt erhältlich bei
Flaſchen=
bierhandlung Gg. Herth, Darmſtadt, Stiftſtraße 89,
Fern=
ſprecher 1244, und in allen durch Plakate kenntlichen Geſchäften.
Singer=Nähmaſchine
guterhalten, billig ab=
Rhönring 9, part
Weiß.
Kinderklapp=
ſtühlchen u weißer
Bücherſchrant /sportwagenwieneu,
zu verkaufen. Zu
er=
fragen von 2 Uhr
Bieder= nachm.
Heidelberger=
ſtraße 71, I. (*20317
Dklbl. Klappwagen
ſehr bill. z. vk (*20365
Schleiermacherſt. 12, I.
Schön. dunkelbl. Sitz=
Liegewag.z vkf. 10Mk.
Wienerſtr. 68, I. (*20323
Bettſt., Sprung= u.
Woll=
matr. alles ſehr gut erh.
35 Mk.
Pallaswieſen=
ſtraße 48, part. (*20273
Schränke
nußb.
75. ℳ
Spiegelſchrank, eiche
furn „Kriſt. Fac. 125.ℳ6
Wäſcheſchrank
mit Verglaſung 79ℳ
Chaiſelongue . 39ℳ
Diwan .
. 85 ℳ
Landwehrſtr. 39, part. Wollmatratze 35.ℳ
Patentmatratzen
12ℳ.
Extraanferti=
gung von 14 ℳ an,
Kopfkiſſen . . 6,21.
Deck ett . . . . 28 ℳ
Bettſtelle . . . 30 ℳ
Kinderbetten
Holz od. Eiſen 19,50.ℳ
Möbel=Vertrieb
Rob. Heerwagen
Gr. Ochſengaſſe 10.
(*20348d1)
Fleiſchhacklotz, ganz
neu, Babyſtubenwag.
billig abzug. (*20355
Riedeſelſtr. 60, I
E
Neuer, blauerAnzug,
mittl. Figur, ſehr bill
zu verkaufen. (*20284
Schuchardſtraße11, II.
Herr.= u. Dam.=Rad
billig zu verk. (10781a
Barkhausſtraße 15
Starkes Herren=Nad
gut erhalten, billig
zu verkauf. (*20287
Liebigſtr. 44, II., r.
Damen= u. Herren=
Rad, wie neu, bill. zu
verkaufen Karlſtr. 14
Laden.
(11234a
Fahrräder
fahrfertig, 55 Mk,
Fahrraddecken 3,20.ℳ,
alle übrigen
Erſatz=
teile ſpottbillig.
B. Orio
Karlſtr. 14. (*20352dsi
Gebr. Motorräder
Teilzahlung,
Führer=
ſchein frei, zu verk.
Jgnaz Wagner
Kiesſtr. 34. (*20270ds
Motorrad
3½ PS., 150 Mark,
Radio, 3 Röhren,
Lautſprecher,? Röhr.
kompl Anlage, ſehr
gute Empf., 120 Mk
Eberſtadt
Hügelſtr. 2. (*2033!
Zu verkaufen:
B4öMdrer
neu überh., fahrber.
m. elektr. Licht und
Anlaſſ. Anzuſ. von 4
Uhr an. Näh. Geſchſt.
(*20275
Anfa=Sport
Seitenwag., faſt neu,
preisw. abz
Schuhnecht=
ſtraße 57, pt. (*2012
Elektro=Motor
Gleichſtr., 3 PS, ſof
abzugeben (11212ds
Orangerieſtr 18.
Modernes (*20331
Schlagzeng
zum Spottpreis vor
60 Mk. zu verkaufen
Anzahlung 40 Mk.
Arheilgen, Hirſchſtr. 4
Knopfloch=
Maſchine
Automat m. Verrieg.
elektr. od Fußbetrieb
billig, zu verkaufen
Lederwarenfabrik
ein Jahr. Garantie, /Breitermann&Weiner
Wendelſtadtſtr 38.*20299
1 Bade=Einrichtung
1 Kaſſenſchrank
einigeBiergläſer m. Henk.
zu verkaufen.
Ludwigſtr. 1, II. (*20291
Silberkaſten
90%, komplett, neu;
122 teilig, umſtändeh.
für die Hälfte des
Anſchaffungspreiſes
zu verk. Herdweg95/
Gartenhaus. (*203/4
Meitanfladanug
zu verkaufen. Sevin;
Schwanenſtr. 17 (*20272
Ein weißemaill. gerd
mit eingeb. Gasherd
u. Wärmeſchr., Größe
78 X146 cm, z. Zt. n0ch
in Betrieb, wegen
Anſchaffung eines II.
Herdes zu verkaufen.
Einzuſeh.
Schloßgarten=
ſtraße 57. (*20294ds
Am Freitag, den 6. Auguſt 1926,
vormittags 10 Uhr, verſteigere ich in
meinem Verſteigerungslokale
Bleich=
ſtraße 40 gepfändete Gegenſtände aller
Art zwangsweiſe gegen Barzahlung:
Schreibmaſchinen, Fahrräder, 1
Meß=
apparat „Libella”, 1 Partie
Gummi=
ſohlen und Abſätze, 1
Aufſchnitt=
maſchine, 1 Anzahl Liköre, 1
Per=
ſonenauto (Marke Diatto), ein
Klavier ſowie Möbel aller. Art und
anderes mehr.
Ferner im Anſchluß hieran, etwa 11 Uhr,
Aliceſtraße 5:
Warenſchränke, Regiſtraturſchrank, eine
Arbeiterkontrolluhr u. a. m. (11249
Dieſe Verſteigerung iſt beſtimmt.
Darmſtadt, den 4. Aug. 1926.
Bender
Stellvertr, des Gerichtsvollziehers
Jungermann in Darmſtadt.
Gebr., groß.,Gasherdu.
1 Sparherd zu verkauf.
Küchlerſtr. 2 (*20361
(Heinr. Wingertsweg)
Schöner 2tür., gebr.
zu verkauf. (D11243
Moldenhauerweg 25.
Komplettes Fuhrwerk
2 mittelſchw. Pferde,
prima Läufer, 2 neue
Geſchirre m.
Meſſing=
kumett, 1 noch faſt
neue Federrolle mit
Patentachſ. ſehr billig
zu verk., nehme die
Hälfte Sachw. od.
Kar=
toffeln i. Zahl.,
Rhein=
ſtr. 43, Remiſe. /*20371
Kaſier=
gen
R4
werden wie neu
ge=
ſchliffen
Stück 10 Pf.
Gillette 15 Pf.)
Annahme aller
(38714
Schleifereien.
Friedrich Tillmand
Eliſabethenſtr. 21.
Nummer 215
Seite 11
Donnerstag, den 5. Auguſt 1926
Wildgraf Hubertus.
Roman von Peter Fides.
12,
(Nachdruck verboten)
Mit einer Armbewegung ſchob Mertens das Frauenzimmer
beiſeite.
„Ich werde mal nachſehen, Fritz, die Baracke iſt ja ſchnell
durchſucht!“
Aber es dauerte doch faſt eine halbe Stunde, bis er zurückkam.
„Nun?”
„Nichts; ſo dumm iſt heutzutage leiner mehr, daß er die
Knarre und die Patronen in ſeiner Wohnung verſteckt.”
„Da hätten Sie ja nicht erſt nachſehen brauchen.” Matowski
lehnte an dem verkrüppelten Stamm eines Apfelbaumes, dann
drehte er ſich langſam um und ging auf die Kate zu.
„Komm!” Fritz hängte das Gewehr um. „Der
Schweine=
hund macht ſich bloß über uns luſtig, na, vielleicht wachſe ich doch
noch mal mit ihm zuſammen, und ſoviel weiß ich, geſchont wird
dann nicht!“
Mertens paffte wütend vor ſich hin.
„Wenn ich den Kerl ſpitz von vorn habe, knallt’s; lieber ein
Rudel Wölfe im Revier als ſo ne Kanaille!”
„Iſt auch meine Anſicht; nun bin ich nur neugierig, was der
Alte ſagen wird, wir müſſen natürlich gleich rapportieren.”
Die Beamten ſchlugen die nach Drehna führende Landſtraße
ein. Zwiſchen den tief ausgefahrenen Geleiſen trippelten
Hau=
benlerchen, Ammern und Ortolane, und über einem olivgrün
ſchimmernden Saatfeld rüttelte ein roſtroter Turmfalke, ſtieß wie
ein Stein hernieder und ſtrich dann, ein Fahrmaus in den gelben
Fangen, hart über dem Boden hin, um auf einem Grenzſtein
ſeine Beute zu kröpfen. —
Um die Biegung der Straße kam ein mit zwei hochbeinigen
Karoſſiers beſpannter Wagen.
„Du Fritz, das iſt doch unſer Graf!”
Da war das Gefährt auch ſchon heran, eine kurze Parade,
die Trgkehner ſtanden, Hubertus beugte ſich heraus.
„Morjen, meine Herren! Na, war etwas Beſonderes?”
„Leider!” Voigt ſchielte verſtohlen nach dem Oberförſter
hinüber, der ſeine bärbeißigſte Miene aufgeſetzt hatte. „Wir
haben in Jagen 5 Kopf, Träger, Läufe und Geſcheide eines
ge=
wilderten Achterhirſches gefunden —
„Gewildert 7!“
„Jawohl, und hier das Geſchoß.”
„Verfluchte Zucht!” Stephan war aufgeſprungen, krebsrot
im Geſicht: „Und von dem Kerl keine Spur?”
Nun hielt es Mertens an der Zeit, einzugreifen:
„Wir haben ſofort bei Matowski Hausſuchung gehalten,
freilich ohne Erfolg —
„Bitte, ſteigen Sie ein!‟ Egedes Stimme klang vollkommen
beherrſcht, aber über der Naſenwurzel ſtand eine ſcharfe, ſenkrechte
Falte. „Sie müſſen nun ſchon mit nach Döbritz fahren, und jetzt
bitte ich um einen ausführlichen Bericht!”
Die beiden Halbblüter trabten wieder an, hart klappten die
Hufe auf der Landſtraße, klatſchend ſchlugen ſchwere Schnee= und
Schmutzklumpen gegen die Spritzleder. — Die Beamten hatten
ihren Rapport beendet; Hubertus zog ſeine Zigarrentaſche.
„Erſt ſtecken Sie ſich mal inen Tobak an. Alſo, gewildert
wird heutzutage faſt überall, das iſt auch eine von den
ſogenann=
ten Errungenſchaften der Revolution. Tja — und Ihnen kann
ſelbſtverſtändlich niemand den geringſten Vorwurf machen, der
Herr Oberförſter und ich wiſſen ganz genau, wie pflichttreu und
aufopfernd Sie ihren Dienſt erfüllen.‟ Egede richtete ſich auf.
„Aber natürlich, geſchehen muß etwas, ich werde mir morgen
zunächſt mal die Stelle ſelbſt anſehen, dann wollen wir beraten,
was ſich tun läßt.”
Der Grossbauer mit dem uon hundert feinen . ..
Stephan räuſperte ſich.
„Herr Graf, wenn wir eine Woche laᛋ regelmäßige Streifen
abhalten — —
„Nee, lieber, alter Freund, dieſer Vorſchlag macht zwar
Ihrem Pflichteifer alle Ehre, aber der Menſch iſt keine Maſchine,
und die forſtlichen Arbeiten gehen jetzt vor, wir ſind ohnehin im
Rückſtand, außerdem würde das Revier ganz unnötig
beun=
ruhigt.”
Voigt trat ſeinen Kollegen heimlich auf den Fuß — ätſch,
nun hatte der Alte in höflicher Form ſeinen Wiſcher weg und —
Schadenfreude iſt bekanntlich die reinſte Freude, namentlich wenn
es ſich um einen widerborſtigen Schwiegerpapa handelt!
Hinter einer Geländewelle tauchte ein langgeſtrecktes Dorf
auf, behäbige, von Gärten umgebene Bquernhöfe, ein Kirchturm,
deſſen Spitze wie eine vergoldete Nadel in das harte Graublau
des Dezemberhimmels ſtach, und daneben ein in ſtädtiſchem
Ge=
ſchmack gehaltenes Gebäude: „Gaſthof Döbritz, Ausſpannung und
Nadfahrerſtation” ſtand in halbverwaſchenen, ſchon etwas
aus=
gelaufenen Buchſtaben über der Tür. —
Dienſtbefliſſen kam der Wirt aus dem dunklen Hausflur, er
war zwar überzeugter Republikaner und wählte aus
Geſchäfts=
rückſichten ſozialdemokratiſch, aber mit dem Herrn Grafen wollte
er es doch nicht verderben, wenn der die Jagden bekam, wurde
vielleicht das Frühſtück in Döbritz abgehalten, und dabei fiel
dann auch ein ganz netter Verdienſt ab — in dieſen Zeiten mußte
man eben alles mitnehmen.
Hubertus ſtieg die knarrende Holztreppe zu dem Saal empon,
eine Wolke von Tabaksrauch ſchlug ihm entgegen, dann ging er,
ohne ſich um das Getuſchel zu kümmern, auf den
Jagdvor=
ſtand zu.
„n Tag, Herr Brettſchneider, na, iſt die Bieterei ſchon
los=
gegangen.”
Der Großbauer mit dem von hundert feinen Fältchen
durch=
zogenen, bartloſen Geſicht gab Egede die Hand.
„Nein, Herr Graf, ich habe noch ein paar Minuten gewartet,
weil ich ja wußte, daß Sie kommen wollten."
„So, das iſt rieſig nett von Ihnen — liegen ſchon ſchriftliche
Angebote vor?”
„Jawohl, eines über 40000 Mark von Herrn Roßberg und
dann hat ein Bankier Seeliger aus Berlin 45 000 geboten.”
„Hm — — — Seeliger”, der Wildgraf ſchmunzelte. „Wie iſt
denn ſonſt die Stimmung?”
Brettſchneider zuckte die Achſeln.
„Geteilt, wir Döbritzer wurden die Jagden ja gern dem
Herrn Grafen geben, aber in Karsdorf und Langenau — glſo da
meinen ſie, es gäbe dann vielleicht noch mehr Wildſchaden —
„Aha! Na, vielleicht ſind Sie ſo freundlich und ermöglichen
es mir, daß ich, ehe abgeſtimmt wird, mal ein paar Worte
ſpreche?"
Gewiß, Herr Graf, gern, und dann will ich nur gleich mit
der Verleſung des Pachtkontraktes beginnen.”
Der dünne, blecherne Ton der Klingel, ſchrillte, aber es
dauerte eine ganze Weile, bis Ruhe eingetreten war. Und nun
hörte man außer der eintönigen Stimme des Vorſitzenden nichts
als ein gelegentliches Scharren und Räuſpern, das Klappern der
zinnernen Deckel auf den Biergläſern.
(Fortſetzung folgt.)
DIE SAUERSTOFF-ZAHNPASTA
BIOX ULTRA STARK SCHRUMEND
ur ale Reise:
„Die kleine Biok-Ultra‟, 50 Pfg.
Schreibmaschinen
gebraucht, verschiedene Systeme
vn BOMK- an
ferner fast ständig greitbar
Continental, Rdler
Mercedes, Stöwer,Urania
Underwood
Usw., gebraucht, zu Außersten Preisen
Zahlungs-Erleichterung auf Wunsch
Carl Winkel
Darmstadt (253:
Rheinstr. 28
Telephon 1435
Mainz, Gr. Bleiche 23,
ToOrI AäbterMA
Fürwenig deld viel Ware!
Für wenig Geld gute Schuhe.
Bei kleiner Anzahlung
be=
fommen Sie den beſien Schuh.
Isweispapiere ſind mitzubr. Str. Diskret. zuge
Nur bei
Rubin, Kirchſtraße 10
neben Schade & Füllgrabe. (178a
Hölzerne Horden
* Lagerungv Obſtuſw. verwendbar, giht ab
A. Le Cog & Co., A.-G.
armſtadt 20343ds) Mornewegſtr. 43
Gardinennessel
80 cm breit . . . . Meter
Rohnessel
80 cm br., gute Qual., Meter
Bettuchnessel
140 cm breit . . . . . Meter
Cretonne
nur erpr. Oual., Mtr. 0.88, 0.68,
Maccotuch
für eleg. Leibwäsche . . Meter
Bettkattune
schöne Must., in all. Farb., 0.78,
Bettsatin
gestr., 130 cm hr., gute Onal.
Bettdamast
g. Ware, 130 cm br., sch. Must,
Bettbarchent
gute Köperware, federdicht,
130 cm breit 2.95, 80 cm breit
Schürzensiamosen
116 cm br., sch. Must., 1.20,
Taschentücher
weiß mit
suchen .
Kante, zum Aus=
. . Stück 0.24 u.
u.88
0.44
0.78
0.55
1.45
Hemdenpassen
reich bestickt, zum Aussuchen
Stickerei-Reste
z. Auss., versch. Längen von
Damen-Gürtel
schwarz u. farb., zum Aussuch.
Damen-Strümpfe
sohw., u. farb., z. Auss., Paar
Herren-Socken
eleg. Muster, z. Aussuch., Paar
Klöppelspitzen
rein. Leinen, 8 cm br., Meter
Kissenbezüge
aus gutem Cxetonne, volle Gr.
Froftier-Handtüch.
Ia Oual., mit farb. Kante
Dam.-Schlupfhosen
uns. bek. gut, Gnal, in all. Farb.
0.08
9.68
Einkaufsnetze
Seide, mit Etui, in all. Farb.
Besuchstaschen
Lederimit., schwarz u. farbig
Einkaufsbeutel
aus gutem Kunstleder, groß
Lauendelseife
3 Stück im Karton, Ia Oual.
Rasierapparate
im Etai, gutes Fabrikat . .
Rasiergarnitur
mit groß. Spiegel-Napf u. Pins.
Briefpapier 50 Bogen
u. 50 gefütt, Umschl. in Kass.
6 Rollen Closett-Papier
Crépe.
6 Roll. Butterkrotpap.
fettdicht.
0.50
0.95
1.95
0.95
0,68
9.95
0.95
0.95
0.95
Tür Restaurateure
Tisch-Kröpe-Papiere
120 cm breit, 10 m Rollen 1.40
Pap.-Servletten, 100 Stck, 0.58
In der
Marktpassage
Daden wir einen weiteren Laden
gröffuet.
Auch von dieser Annahme erfolgt
Deste, schnellste und billigste
Lieferung (10750a
Reinigunsswerke, Färberei
Dampfmaschanstalt
Reingoig
11215
„Feat,
Telefon 941
Lebendfriſche
Schellfiſch
Cabliau
Seelachs
Goldbarſch
Rotzungen
Grünefriſche
Heringe
Pfund 30 ,
Backſiſche
Pfund 30 3
Süß=
Bücklinge
Pfund 60 3
Neue holl.
Vollheringe
Stck. p. 12.5 an
Hochfeine
neue.
Matjesheringe
Stück
25, 30, 35. c
Alavierſtimmer
Emil Schultze
Kammermuſiker i. R.
Schießhausſtr. 29.
Auskunft auch bei
Thles Nachfolger
Eliſabethenſtr. 12
(*20032gid)
UNGEZIEFER
* Wanzen, Käfer, Mänſe uſw.
vertilgt unter Garantie:
& Lotz, Elisabethenstr. 31,
Telephon 461,
(8905a
Holländische Süßrahm-
TARELBUTTER
Balcel fäaſich friſch. 12 pf. T.88 pemig
Waldstraße 11
Schefe!
Gesshäftsinhaberg
Sie erhöhen Ihren Umſatz ohne Zweifel, wenn Sie in der Ausſfattung
Ihres Ladens und Schaufenſters mit der Zeit gehen.
Alle Ausſtattungs= und Einrichtungs=Gegenſtände
für ſämtl. Branchen erhalten Sie äußerſt preiswert im Spezialgeſchäft
Mean Bohn
Cand graf=Philſpp=Anlage 12, gegenüber dem alten Bahnho)
Telephon 3472 / Poſiſchließfach 167.
Zwangsloſe Beſichtigung meiner Ausſtellungsräume kann für Sie
(199a
nur von Porteil ſein.
Fachmahn
übernimmt noch Geſchäftsführung und
Beratung von wirtſch. Verbänden,
Intereſſen=Vereinigungen uſw.
Erſte Referenzen, gewiſſenh. Bearbeitung
bei niedrigen Gebühren. Büro u. Perſonal
vorhanden. Anfragen unter M 4 an die
Geſchäftsſtelle dieſes Blattes. (*2033
400
Einwandfr. Markenwagen, 7—8 Sitz,verſt.,
prima Bergſteiger, elektr. Licht, Anlaſſer u.
allem Komfort, gut geeignet für Hotel= ſow.
Lieferungsw., preisw. abzug. aus Privath,
Angebote unter M 7 Geſchäftzſt ( 20342
empf. Drog. Secker, Nchf.,
Gärröhren Lubwigshöhſr, 1. B9sis
im Fachgeſchäft, 6. Krauty
Farben Eſcholbrückerſiraße 3 10514z
mitBechtel’s
wird jeder salmtaß=
Gall-
egewaſchene Stoff jed
Wie neu
ſewebes, vorrät, in Paket
zu 85 und 45 Pfg. bei Friedr. Schgefer,
Darmſtadt, Ludwigsplatz.
Cach. Reich
Darmstadt
empiehlen sich zur kurz
Ausführ. a. Spezialarb. d. Färberel,
Bleicherei, Appretur, Decatur
Chemische Reinigung
gegründet 1905
Fallastiesenstr. 146
Tel. 1501 (9838a)
Nafc
Rheinstr. 4
Tel. 1472
Vergebing dun Duarbeſt
Der Nohbau (Neubau) des Herr;
Deuker in Griesheim (Deutſche Bau= un
Siedlungsgemeinſchaft) iſt zu vergeber
Angebotsunterlagen ſind für Mitgliede
bei unterfertigtem Architekten abzuholen
B. Künneth, Architekt
dt, Darmſtädterſtr. 10. (*2035.
Seite 12
Donnerstag, den 5. Auguſt 1926
Nummer 215
ealag- Liehtspiol
Nur noch heute!
Das sehenswerte große
Doppelprogramm: (11244
Sklaven des Lebens
Das Mädel aus
dem Tanzlokal
Der große Sittenfilm in 6 Akten.
Jazz, Tabakrauch, billiges Parfüm
Schrilles Lachen
und dennoch . . . Liebe
Das ergreifende Lebensbild
Dos Geheimnis
der Jugend
Die Tragödie einer späten Liebe
in 6 wundervollen Akten.
Als Einlage von 6/.—8 Uhr:
Der Tänzer meiner Frau
mit Maria Corda, Willy Fritsch
Für
Reſtaurants
und Dielen
Eiektr.
Pianos
Bequeme
Teilzahlung
Heinrich
Arnold
Wilhelminenſtr. 9.
Wſße
Erfahr. Konſtrukteur
übern. noch einige
Arbeit. ,Patente,
Neu=
u. Umkonſtruktionen.
vonorar n. Vereinb.
Ang. u,. 1. 237 Geſchſt
Mehrere geſpielte
Pianos
ſchwarz und
nuß=
haum poliert:
preiswert
zu verkaufen.
Bequeme
Teilzahlung!
Karl
Arnold
und Sohn
Eliſabethen=
ſtr. 28. (106742
Residenz-Theater
Nur nogh 2 Tage das Interessante Programm
TONMIA
vor Braffddf den
Goldexpross
Abenteurer-Roman in 6 Akten.
7y
My Darling‟
(11247
Tragödie eines Kindes in 6 Akten.
In der Hanptrolle: Baby Pegsy.
Anfang 3½ Uhr. Letzte Abendvorstellung 8 Uhr.
Operettenspielzeit
Sommer 1920
im Kleinen Haus des Heſſ. Landestheaters
Leitung: Direktor Adalbert Steffter
Sonntag, den 8. Auguſf, nachmittags 31/, Uhr
Große Kindervorſtellung zu ganz ermäßigten Preiſen
von 0.50 und 1.00.
Schneewittchen und die 7 Zwerge
Kindermärchen in 7 Bildern von Görner (11220
Operettenspielzeit
G
Sommer 1926
im Kleinen Haus des Heſſ. Landestheaters
Leitung: Direktor Adalbert Steffter
Heute Donnerstag, 5. Auguſf, abends 10½, Uhr
Neuheit!
Zum erſten Male!
Der fröhliche Weinberg
Luſiſpiel in 3 Akten von Karl Zuckmaher
In Szene geſetzt von Direktor A. Steffter (11222
Haupidarſteller: Die Damen: Calligaris, Käding a. G., Steffter
u. Schäfer;die Herren: Bruls, Jelikoff,Keßler a. G., Neg, Reichart,
Scheu a. G., Schüßler, Straſſer u. Umminger a. G.
Morgen Freitag, Samstag und Sonntag 10½, Uhr
Der fröhliche Weinberg
Preiſe der Plätze Mk. 1.00, 2.00 und 3.00.
Harry Piel
in seinem neuesten
Großfilm: (11246
Ber
schwarze
Pierrot
Iy 8 spannenden Akten voll
Anwor und Sen gationen
schildert der Film die Br.
lebnisse eines 1 u pgen
Sehwärwerg, der die Welt
Eennnen lerpen mollte
Tip hat Hunger
Lustspiel in 2 Akten.
Dle neueste
Wochenschau
Mie Hantaann, 20
Sie erhalten bei
mir geg.
wöchent=
liche Teilzahlung
von (10527a
Mk. 1.— an
billige Taſchenuhren,
Wecher,
Armband=
u. Küchenuhren uſw.
P. Grünfeld
Uhrmacher
Gr. Ochſengaſſe 30
Bitte
Ausweis=
poviere mitbringen.
Sch
Rheinstraße 50
ItA
Telephon 192
Strümpfe werd,
an=
geſtrickt. Paar 80 H.
Roßdörferſtr. 23, I.
(*20280
Fur Reiſe und Bal
Badehauben, Reiſerollen.
Schwammbentel billigſt (8741a
G. Kanzler, Schulſtr. 12, Tel. 2215,
Pbach-
Piano
schwarz poliert,
gut erhalten,
preiswert zu verkaufen
Heinrieh Arnold
Wilhelminenstraße 9
(11166a)
Operettenspielzeit
Z
ESommer 19260 m
im Kleinen Haus des Heſſ. Landestheaters
Leitung: Direktor Adalbert Steffter
Heute Donnerstag und morgen Freitag, abends 7½, Uhr
Die Försterchristel
Samstag, den 7. Auguſi, abends 1‟.,
Per Orlo
(Der ruſſiſche Kron=Diamant)
Uhr
(11221
Sonniag, den 8. Auguſi, abends 7½, Uhr
Der OrIO!
Tägl. Unterhaltungsmusiks
Nat. 60z. Deutſche Arbeſterpartei
Morgen Freitag (*20372
den 6. Auguſt, abends 8½ Uhr pünktlich,
ſpricht im „Perkeo” Alexanderſtraße 14
Herr Pr. Wolk Mainz
über: Die deutsche Hot!
Eintritt frei!
Eintritt frei!
Der 1. Vorſitzende des
Landesber=
bands Südweſtdeutſchlands (Sitz
Karls=
ruhe) Herr Bilabel, Pforzheim, hält
Samstag, den 7. Anguft, abends 8 Uhr,
im oberen Saale bei Sitte, Karlsſtraße
einen
Aufflärungsvortrag
über den heutigen Stand der
Entſchädigungsgeſetzgebung.
Im Intereſſe eines Jeden liegt die
Pflicht begründet, zu erſcheinen.
Bund der Auslandsdeutſchen,
Landes=
verband Südweſtdeutſchland
und hieſige Ortsgrupp. d. B. d. A.
(11207)
Rheinkahrt
des Verbandes Darmſtädter
Frauenvereine (*20316
am Dienstag; den 10. Anguſt.
Teilnehmerkarten zu 3.50 für Bahn und
Schiff im Tapetenhaus Hochſtätter,
Eliſabethenſtr. 29. — Gäſte willkommen.
Vorteihaftes Angebot
von Speiſezimmern, Schlafzimmern,
Herrenzimmern und Küchen in prima
Qualität bei weitgehender
Zahlungs=
erleichterung zuäußerſtbilligenPreiſen
Möbelhaus Menger
Bleichſtraße 17. (10926a
Donnerstag, Freitag eintreffend:
Lebendfr. Seelachs i. Schn., Pfd. 40.5
Kabliau",
„ 50 J
„ Schellfiſch ,
60 J
Ab heute tägl. wied, unſ. friſchgeräuchert.
Süßbücklinge direkt aus dem Ofen
Fſt. neue Matjes=u. HolländerHeringe,
neueſollmops,Bismarckheringe,
Brat=
heringe u. Sardinen,loſe u. ijed Doſenpack.
Neues Heringsfilet . . . . Pfd. 50 J
Verſ. fr. Haus. Beſte Bezugsquelle f.Wiederverk.
Enkirch & Rühl
Kiesſtraße 41
Telephon 2599
SAlOOI TArTArMaAt!
Unser Prinzip
„Solide Gualitäten, auch in
den billiasten Preistagen‟
gilt auch für nachstehendes Angebot.
Bwoll-Mousseline
in enarm, Dessin-Answ. 0.75,0.65,
Zephir
für Blusen und Hemden . 0.75,
Schürzen-Creton
in vielen bunten Dessins . . 1.20,
Trachtenstoffe
hübsche Karomnster . . . 1.25,
Voll-Voile
Ca. 115 cm br., in viel. Modefarben
Woll-Mousseline
in nur aparten Mustern .
9.48
9.98
U.es
0.95
1.10
1.95
Gläsertücher
rotlweiß kariert.
80 cm br.
Wäschetuch fein- und
mittelstarkfädig . . . 0.75, 0.48,
Croisé-Finette
für Leibwäsche, ca. 80 cm br. 0.75,
Handtücher
Ia Drell, weiß, gesäumt u. gebänd.
Linon
f. Bettwäsche, 160 cm 1.95, 80 cm
Edeltuch 80 cm breit,
herrliche Onal., f. Leibwäsche 1.20,
0.19
0.39
us
U.se
G.OS
G.3.
Frottierwäsche
Handtücher
0.59 0.95
1.15 1.35
80/100
Badetücher
100/100
100/150
7.95
2.40
3.95
MMTONOLIA
Barmstadt
11219
Fiſchhalle Reitinger & Blechſchmitt
Elifabethenſtr. 19, Telephon 543
Donnerstag u. Freitag eintreffd. empfehlen
alle Sorten
Fluß= und Seeſiſche
Lebende Schleien und Aale
Bodensee-Blaufelchen
Die Friedfiſhbäckereiiſt täglich ab ½6 Uhr
im Betrieb.
20362
Eier Butter
Käſe
Friſch eingetroffen:
Ia prachtvolle, runde, ſchöne Tomaten
zum Roheſſen u. Einmachen, 1 Pfd. 50 9,
Pfd. 2. 25 ℳK. Ia holl. Rotkraut, Pfd. 15.3.
dunkelrot kochend. Ia neue, gelbe
Kar=
toffeln, 10 Pfd. 60 Z, Ztr. 5.50 ,4, fre
Haus. Buchene Bügelkohlen, Pack 30 5
(*2036(
5 Pack 1.40 ℳ empfiehlt
Frau Stilling Wtw., Hochſtraße 4
Die modernſt. Sommerkleider
n. Maß, rieſ. Stoffauswahl,
Auswahlſendung Ang. u. L.245
an die Geſchäftsſtelle. (20313
50
Wochen
Rate
Lampenschirm-Gestelle
30 cm Durchm. 1,104
200,
2,60 ,
zo
340
70
alle Formen gl.
P=
a Jap=Seide 4,80ℳ, Ia Seid.=Batiſt1,604
Fern. ſämtl. Zubehör zur Seide paſſend, wi
Seidenfranſ., Schnüre, Rüſchen, Wickelban
uſw., ſow. fert. Schirmein gr. Ausw. billis
Spezial=Geſch. f. Lampenſchirmbedarf
Beſſungerſtraße
A. Metzy Linte 2, Hermar/ſt
B6482)
Heute Kaffee=Röſttag
meiner Spezialmarke
Snsarot
1/4 Pfund 90 Pfg.
Pfund 3.60 Mk.
Dieſer Kaffee, garantiert rein
im Geſchmack, hat ein
außer=
gewöhnlich feines Aroma, und
führt bei einem Verſuch zu
dauernder Kundſchaft. —
Alle Kaffees werden auf
Wunſch gerne gemahlen
L. A. Fertig
Markt 4 Karlſtraße 47
Telephon 641 11205