Darmstädter Tagblatt 1926


19. Juli 1926

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Einzelnummer 10 Pfennige

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Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
Wöchentliche illuſtrierte Beilage: Die Gegenwart, Tagesſpiegel in Bild und Wort
Nachdruck ſämtlicher mit X verſebenen Original=Aufſätze und eigenen Nachrichten nur mit Quellenangabe Darmſt. Tagbl. geſtattet.
Nummer 198
Montag, den 19. Juli 1926.
189. Jahrgang

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breſth 2 Reſchsmart. Anzeigen von auswäris 40 Reſchpſg.
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Gewalt, wie Krieg, Aufruhr. Streit uſw. erliſcht
ede Verpſchtung au Efüllung der Aneſgen=
auſträkge
und Teiſtung von Schadenerſatz. Bel
Konkurs oder gerſchtlſcher Beſtrelbung fällt ſeder
Rachal nes. Bahiſonde. Deuſche Banſf und Dame.
ſädter und Natorgbanl.

Die franzöſiſche Regierungskriſe.
Herriot beauftragt.Marin verſagt ihm die Gefolgſchaft.
Die Sozialiſien machen ihre Anterffützungspolitik von
der Kapitalabgabe abhängig.
* Paris, 18. Juli, (Priv.=Tel.)
Doumerque hat Herriot mit der Bildung der Regierung
beauftragt. Herriot hat heute nachmittag 3 Uhr mit=
geteilt
, daß er dieſe Miſſion annehme. Er hat be=
reits
mit Painleve, Briand und De Selves Rückſprache genom=
men
, ferner Lacrois, Loucheur, Dariae, Bokanowsky, Louis Ma=
rin
und Léon Blum empfangen.
Herriot ſtößt bei der Bildung des Kabinetts
aufſehr große Schwierigkeiten. Er hat am Sonntag
nachmittag ununterbrochen mit maßgebenden politiſchen Perſön=
lichkeiten
verhandelt, ohne dabei zu einem greifbaren Ergebnis
zu kommen. Der Führer der Demokratiſchen Union Marin
gab nach Schluß ſeiner Unterredung mit dem Kammerpräſidenten
die überraſchende Erklärung ab, daß nach ſeiner An=
ſicht
die Wiederaufrichtung des Franken unter einem Kabinett
Herriot keine Fortſchritte machen werde. Die Bemühungen
Herriots nach dieſer Seite hin könen alſo als ge=
ſcheitert
gelten. Es bleibt jetzt Herriot nur noch die
Möglichkeit, einen Verſuch zu unternehmen, die Sozialiſten
zur Unterſtützung heranzuziehen. Dieſer Verſuch hat jedoch wenig
Ausſicht auf Erfolg, denn die ſozialiſtiſche Kammergruppe, die
am Sonntag zu einer längeren Sitzung zuſſammentrat, hat zwei
Entſchließungen angenommen, in dene ſie eine Unter=
ſtützung
der neuen Regierung davon abhängig
macht, daß dieſe die in dem Programm der Kongreſſe von Gre=
noble
und Clermont=Ferrand aufgeſtellten Mindeſtforderungen er=
füllt
. Die Sozialiſten machen alſo die Wiederaufnahme der Unter=
ſtützungspolitik
davon abhängig, daß die neue Regierung Abkommen eine Mehrheit zu fiunden. Die Londoner Erfolge Cail=
die
Kapitglabgabe in ihr Programm aufnimmt.
Da dieſe Vorlage ſchon in der Kammerſitzung vom 10. Juli mit
großer Mehrheit abgelehnt worden iſt und eine ſolche Maßnahme
auf den hartnäckigſten Widerſtand der Induſtrie= und Finanzkreiſe
ſtoßen würde, ohne die an eine wirkungsvolle Frankenſanierung
nicht zu denken iſt, wird Herriot ſie kaum zum Programmpunkt er= ſhingtoner Schuldenabkommen iſt ſchwer zu verſtehen. Sie muß
heben können.
Die preſſe kündigt Straßenkundgebungen an.
Der Ernſt der Lage geht deutlich aus den Kommentaren der
Pariſer Preſſe hervor. Das Fournal ſpricht von einer überaus
an, wenn die Kabinettskriſe nicht unverzüglich gelöſt werde. Schon
geſtern abend hätten größere Anſammlungen vor der herrſcheud, daß die Wünſche der Kammer mehr juriſtiſch=poli=
Kammer von der Polizei mit Gewalt auseinan=
dergetrieben
werden müſſen. Tatſache iſt jedenfalls, daß die auch aus zahlreichen Aeußerungen Caillaur hervorgeht, die
bensmittelpreiſe außerordentlich gewachſen iſt. Der
Quotidien hält den Augenblick für gekommen, eine Proklama=
geſchildert
wird.
Herriot, dem man den Vorwurf macht, die Negierungskriſe
leichtfertig heraufbeſchworen zu haben. Der Temps führt den
Sturz des Kabinetts auf Fehler zurück, die Briand bei der Bil=
dung
ſeines Kabinetts begangen habe. Briand habe im Novem=
habe
ihm drei Mal das Vertrauen ausgeſprochen. Bei der letzten
Umbildung des Kabinetts habe er dann Caillaux berufen und da=
mit
bei der Rechten und bei den Radikalſozialiſten Anſtoß erregt. Finanzlage ein ſicheres Urteil zu gewinnen und die Ausſichten
Der Ernſt der Situation wird ſchlaglichtartig erhellt durch Geſetze zu ſchaffen und ſelbſt die fernſte Zukunft im voraus zu
Ziffern, die einen Einblick in die Schwierigketen geſtatten, vor
denen das franzöſiſche Schatzamt ſteht. Danach iſt das Guthaben beſtimmen. Aber ſelbſt Logik darf man nicht übertreiben, ſonſt
des Schatzamtes, das nach den Angaben Caillaux' am 10. Juli
noch 700 Milionen Franken betrug, in der letzten Woche auf 600
Millionen geſunken. Der Ertrag der Steuern für Mai und Juni ſie nun Briand oder Herriot oder ſonftwie heißen iſt alſo auf
beträgt noch nicht einmal 150 Millionen Franken. Demgegenüber ein Lavieren in der Kammer angewieſen, und ihre Lage wird ſo=
hat
das Schatzamt bis zum 25. Auguſt folgende Zahlungen zu
leiſten: am 31. Juli an nachträglichen Gehaltszahlungen für die
Begmtenſchaft 550 Millionen Franken, für die Coupons der 6 Schuldverſchreibungen am 16. Auguſt 235 Millionen
Franken, für die Coupons der Hprozentigen Staatsrechte am 18.
Auguſt. Million Pſund Sterling und am 21. Auguſt 2,5 Mil=
lionen
Pfund Sterling an England für die Amortiſierung der vor mehr als 20 000 Zuhörern. Balbwin, ſprach zunächſt über
franzöſiſchen Bürgſchaftsſchuld, in Franlen umgerechnet 700 Mil= Landwirtſchaftsfragen und wandte ſich dann dem Kohlen=
2 Milliarden Franken für Zahlungen aufbringen.
merqgue erklären, oh er die Bildung der Regierung endgültig
Kabinetts Herriot ſind ſchwankend. Man legt ſich Rechnung da=
von
ab, daß eine Regierung Herriot=Léon Blum eine ſtarke Ver=
änderung
in der politiſchen Konſtellation der Kammer nach ſich Er habe nur geſagt, daß unter den gegebenen Umſtänden die
ziehen müſſe insbeſondere wäre die Spaltung der radikalen
Partei die Folge, da der linke Flügel derſelben von einem Zu= der Kontrolle der Regierung lägen, eine zeiwweilige Erleichte=
ſammengehen
mit einer Fraktion des Nationalblocks nichts wiſ= rung durch Verlängerung der Arbeitszeit erfolgen könnte. Die k
2
ſen will.

Vom Tage.
Das 10. Kabinett Briand hat nur eine Lebensdauer
von 24, Tagen gehabt. Briand war oftmals nacheinander Miniſter=
präſident
ſeit dem 98. November 1925. In dieſer Zeit hatte er vier
Finanzminiſter, nämlich Loucheur, Doumer, Raoul Peret und Caillaus.
30 Abgeordnete der Republikaniſch=Demokratiſchen Union in
Frankreich, die ſich bei der Kammerabſtimmung von der Mehrheit
der Fraktion getrennt hatten, haben beſchloſſen, eine neue Gruppe zu
bilden, die ſich Gruppe der progreſſiſtiſchen Republi=
kaner
nennen wird.
Bei einer franzöſiſchen Senatoren=Erſatzwahl im
Deartement Aude iſt geſtern der frühere radikale Abgeord=
nete
und ehemalige Botſchafter in Konſtantinopel. Albert Sarraut
mit 598 gegen 100 Stimmen für den Sozialiſten Laffon gewählt worden.
das Ende des Kartells gewiſſermaßen offiziell zugegeben.
Die Reparationskommiſſion hörte am Samstag Par=
ker
Gilberg, ſowie den Eiſenbahnkommiſſar Leverve über die
deutſchen Reparationszahlungen an.
Nach den letzten Meldungen aus Fez haben ſich die franzöſi=
ſchen
Operationen im Abſchnitt von Taza, für die meh=
rere
Diviſionen eingeſetzt wurden, bedeutend verlangſamt. Sie waren
außerdem mit großen Verluſten verbunden.

Franzöſiſche Finanznöte.
Von unſerem A=Korreſpondenten.
Die Nachrichten, die aus Waſhington verlauten, ſind entſchie=
den
peſſimiſtiſch. Amerika macht keine Miene, in der Schulden=
frage
Zugeſtändniſſe zu machen. Die engliſche Nachgiebigkeit hat
in Waſhington keine beſondere Wirkung ausgelöſt. Das heißt,
die alte Situation bleibt. Die Stimmung in der Kam=
mer
gegenüber dem Waſhingtoner Schuldenabkommen iſt unver=
ändert
. Nach wie vor iſt es unmnöglich, für das Berenger= Mellon=
laux
hatten zwar vorübergehend die Lage der Regierung in
einem beſſeren Licht erſcheinen laſfen, aber die prinzipielle Schwie=
rigkeit
nicht gelöſt. Es wird nichts anderes übrig bleiben, als die
ber aufzuſchieben.
Die Haltung der franzöſiſchen Kammer gegenüber dem Wa=
mehr
auf pſychologiſche Gründe zurückgeführt werden als auf rein
ſicherungen nicht etwa in der ſtrikten Form, wie Churchill ſie
ſchwierigkeiten bezeugen, geftügen würden, um die franzöſiſche
tragiſchen Situation und kündigt Straßenkundgebungen. Kommer für die Annahme des Schuldenabkommens zu gewin=
nen
. In den Finanzkreiſen iſt allgemein die Ueberzeugung vor=
tiſcher
als finanzieller Natur ſind. Andererſeits wieder iſt wie
Erregung der Volksmaſfen inſolge des fortdauernden Sanierung erſt nach der Regelung der Schuldenfrage möglich, der zioniſtiſchen Arbeit zu ziehen iſt, entſpricht ſicher nicht ganz
Frankenverfalles und der damit verbundenen Steigerung aller Le= Man ſieht ſchwer ein, weshalb man ſich nicht zur Ratifizierung dem himmelſtürmenden Drang nach vorwärts, den viele Zioniſten
entſchließen kann, wenigſtens in dem Falle, daß die peſſimiſtiſchen
Informationen, die aus Waſhington und New York kommen,
tion an die Nation zu richten, in der die Lage mit aller Offenheit wirklich ſtimmen. Nach ihnen beurteilt ſoll gerade der jetzige Zeit= natürlichen Bodenbeſchaffenheit wurden damals überſehen. Auf
Es fehlt in den Blättern nicht an ſehr ſcharfen Urteilen über geſtändniſſe zu erzielen. Und da es ſich nicht um die Größe der
Zahlungen, ſondern um prinzipielle Zuſicherungen dreht, die
deutung gewinnen können. Die Stimmung gegenüber Frankreich
ber aus den verſchiedenen Elementen der Kammer eine in ſich zu= kann in Waſhington nicht mehr ſchlimmer werden. Viel eher in Ausnahmefällen (manchmal allerdings recht wichtigen) kommt
ſammenhängende homogene Regierung gebilbet, die auf die könnte nach der Ratifizierung des Schuldenabkommens, das der Staat mit ſeinen Mitteln dem Aufbau der jüdiſchen Wirt=
Unterſtützung der Sozialiſten verzichten konnte. Dieſe Mehrheit Gegenteil eintreten. Es wäre dann immer noch Zeit genug, erſt ſchaft zu Hilfe. Im übrigen beſchränkt er ſich auf eine wohl=
des
Sanierungswerkes wird es möglich ſein, über die franzöſiſche
einzuſchätzen. Mit dieſer von amerikaniſcher Seite übrigens
ſtets wiederholten Argumentation auf die Kammer wirken zu
Nund 2 Milliarden Franken bis Ende Auguft fällig. wollen, hieße aber die franzöſiſche Denkweiſe ganz zu verkennen, iſt hauptſächlich in der Haltung der arabiſchen Bevölkerung zu
Strebt man doch in Frankreich immer danach, unabänderliche
politik ſo zahlreich aufweiſt. Die franzöſiſche Regierung mag
lange unſicher ſein, als das Damoklesſchwert des Schuldenabkom=
mens
über ihr ſchwebt.
Baldwin über den engliſchen Kohlenkonflikt.
lionen. Das Schatzamt muß alſo bis zum 25. Auguſt beinahe konflikt zu. Obwohl man, ſo erklärte er, noch nicht den ganzen inneren Gegenſätzen, welche füir die Entwicklung in den arabiſchen
ſo werde ihn doch früher oder ſpäter das ganze Land zu fühlen
Herriots Bemühungen und Ausſichien. bekommen. Ein größerer Teil der Induſtrie ſei ſchon vor Beginn keiten führender Perſönlichkeiten haben ſeit mehreren Jahren
des Streiks verarmt geweſen. Viele hätten mit Verluſt gearbeitet eine geſchloſſene Aktion der Araber verhindert.
Herriot wollte am Sonntag abend, wie mitgeteilt wird, Dou= und hätten große Bankſchulden. Da müſſe man ſich fragen, wie
die Ausſichten einer ſolchen Induſtrie durch einen dreimonatigen 1
übernehmen kann, doch ſcheint es wenig wahrſcheinlich, daß die Streik verbeſſert werden könnten. Die Führer der Bergarbeiter verſchiedenheiten über die Beſetzung einiger hoher Aemter ins=
Negierung ſchon gebildet wird, weil zahlteiche Perſönlichkeiten, hätten mehr als ein faires Angebot erhalten. Die Haltung der beſondere unter dem mohammedaniſchen Teil der Bevölkerung
mit denen Heriot ſprechen möchte, gegenwärtig von Paris ab= Vergarbeiter könne man vielleicht bewundernswert nennen. Aber eine wichtige Nolle, aber dieſe Gruppierungen ſind auch in Re=
weſend
ſind. Die Ausſichten für das Zuſtandekommen eines zu Verhandlungen ſei ſie nicht geignet. Badwin verteidigte dingtheiten einzugliedern, die ſich weit über die Gnenzen Ralä=
dann
ſeine Politik und erklärte, er habe niemals behauptet, die
Wahl kes Weges habe man den Bergarbeitern überlaſſen müſſen, ſchen den Huſſeiniten und Ibn Saud, der, aus ſeinem Wüſten=

Paläſtina ſeit der Balfour=
Deklaration.
Die jüdiſche Heimſtätte. Englands politiſche Haltung. Ara=
biſche
Gegenſätze. Auf dem Wege zur Parlamentariſierung?
Ausſichten der vorderorientaliſchen Wirtſchaft.
Von unſerem Berichterſtatter.
Dr. M. B. Haifa, Mitte Juli.
Seitdem die Völkerbundsmandate geſchaffen ſind, richten ſich
jedes Jahr bei den Tagungen der ſtändigen Mandatskommiſſion
Dadurch, daß ein Sozialiſt gegen einen Nadikalen aufgetreten iſt, wird in Geuf die Scheinwerfer deſſen, was man Weltmeinung nennt,
auf gewiſſe Gebiete, deren politiſche Bedeutung und Problema=
tik
in früheren Zeiten nicht zur rechten Klarheit gekommen iſt.
Unter den Mandatsgebieten verdienen diejenigen des vorderen
Orients wegen ihrer wirtſchaftlichen Möglichkeiten, wegen ihrer
hervorragenden Bedeutung für das große Problem Europa=Orient
und auch wegen ihrer Wichtigkeit für die Beziehungen führender
europäiſcher Mächte untereinander erhöhte Bedeutung. Unter
ihnen wiederum nimmt Pgläſting aus mannigfachen Gründen
eine beſondere Stellung ein.
Dieſe Sonderſtellung beruht zum großen Teil auf dem merk=
würdigen
Vorgang, den man mit dem Begriff Errichtung einer
Heimſtätte für das jüdiſche Volk bezeichnet. Die engliſche Regie=
Das Damoklesſchwert des Schuldenabkommens. rung hatte noch während des Krieges in der ſogenannten Bal=
four
=Deklaration ausgeſprochen, daß ſie die Schaffung einer
nationalen Heimſtätte in Paläſtima für das jüdiſche Volk mit
Paris, 18. Juli. Wohlwollen betrachte, und die größten Anſtrengungen machen
werde, die Ereichung dieſes Zieles zu erleichtern. Laſſen wir
hier Kombinationen über die politiſchen Motive dieſer Erklärung
beiſeite und begnügen wir uns mit der Feſtſtellung, daß es ſich
im Großen geſehen, um den Verſuch handelt, eine ſehr empfind=
liche
, ungeſunde Stelle im Zuſammen= und Durcheinander=Leben
der Völker zu beſeitigen. Verſuchen wir, ſtatt uns in eine Unter=
ſuchung
über die Urſachen und Antriebe zu verlieren, die politi=
ſchen
Ergebniſſe feſtzuſtellen, die dieſes Unternehmen bisher ge=
habt
hat. Dann iſt ſummariſch etwa Folgendes zu ſagen: Der
Gedanke der jüdiſchen Heimſtätte hat nicht etwa aus Paläſtina
einen Jüdenſtaat gemacht mit füdiſchen Legionen, einem füdi=
ſchen
Miniſterium, der Uebereignung der Staatsgewalt in =
Natifizierung des Waſhingtoner Schuldenabkommens bis Okto= diſche Hände , wie er beim Erlaß der Balfour=Deklaration von
Anhängern dieſes Gedankens jubelnd begrüßt, von Feinden er=
bittert
bekämpft wurde. Noch immer iſt die große Mehrheit der
Bevöllkerung arabiſch, mit einer jüdiſchen Majorität iſt in naher
Zukunft nicht zu rechnen. Aber das jüdiſche Koloniſationswerk
nüchterne Ueberlegungen. Max hat wiſſen laſſen, daß einige Zu= hat eine außerordentliche Ausdehnung erhalten. Die Zahl der
Juden hat ſich ſeit dem Kriege verdreifacht, große Landſtrecken
gemacht hat , welche das Bohlwollen des amerikaniſchen Gläu= ſind durch jüdiſche Bauern beſiedelt und der landwirtſchaftlichen
bigers in den umſtrittenen Fällen der etwaigen Zahlungs= Produktion erſchloſſen, wichtige Grundlagen für eine induſtrielle
Entwickelung ſind errichtet wordee. Der erſte Schritt auf dem
Wege zur Konzentration eines namhaften Teiles der Juden in
Paläſtina iſt getan. Zugleich freilich iſt erwieſen, daß dieſer Weg
nur weiterführen kann, wenn er mit Vorſicht und Shſtem und
mit außerordentlicher Kraftanſtrengung gebaut wird.
Dieſes Ergebnis, das aus den Fortſchritten und Rückſchlägen
(und manche ihrer Gegner) zur Zeit der Balfour=Deklaration
dem zioniſtiſchen Gedanken zutrauten. Viele Hinderniſſe der
punkt der denkbar ungünſtigſte ſein, um in Waſhington Zu= dieſe Einſicht iſt auch die einigermaßen veränderte Stellung der
engliſchen Politik zur Frage der jüdiſchen Heimſtätte zurückzu=
führen
. Der Gedanke einer aktiven Unterſtützung durch die Re=
ſelbſt
im ſchlimmſten Falle erſt in einem Jahre eine praktiſche Be= gierung im großen Stil, die zur Zeit der Balfour=Deklaration
in Ausſicht genommen war, iſt ſtark eingeſchränkt worden. Nur
dann Erleichterungen zu reklamieren. Erſt nach der Beendigung wollende Neutralität und auf die Sicherung einer Ondnung, die
den heimatſuchenden Juden Gelegenheit geben ſoll, ſich frei zu
entfalten.
Der Grund für dieſe leichte Schwenkung der engliſchen Politik
ſuchen. Als die Unruhen der Jahre 1920 und 1921 einen Wider=
ſtand
der Araber gegen das engliſche Paläſtinamandat und die
Balfour=Deklaration von unertparteter Schärfe anzeigten, ſtand
können Widerſprüche entſtehen, wie ſie die franzöſiſche Nachkriegs= der britiſche Oberkommiſſar Sir Herbert Samuel vor der Frage,
ob er die urſprünglich feſtgelegte Politik mit Gewalt durchſetzen
oder eine Politik der Beruhigung einleiten ſollte. Er wählte
den zweiten Weg. Ein Vergleich mit Syrien, wo die franzöſiſchen
Nachbarn die ihnen genehme Linie ohne Rückſicht auf die Volks=
ſtimmung
vorwärts trieben, kann heute zeigen, daß die elaſtiſche
Politik Englands in Paläſtina das Land und die Mandatarmacht
vor ernſten Schwierigkeiten bewahrt hat. Dieſe Politik der Be=
ruhigung
hat einen großen Erfolg gehabt. Der Widerſtand der
TU. London, 18. Juli. Araber gegen die neue Entwicklung iſt ſehr zurückgegangen. Die
Miniſterpräſident Baldwin hielt in Crown=Point eine Rede maßvolle Haltung der Regierung und die günſtige wirtſchaftliche
Enwicklung des Landes haben viele Befürchtungen zerſtreut.
Zugleich iſt die allgemeine Tendenz zur Zerſplitterung und zu
Druck ſpüren könne, den die Arbeitsruhe im Bergbau verurſache, Ländern im allgemeinen charakteriſtiſch iſt, auch in Paläſting
wirkſam geweſen. Neubildungen von Parteien und Streitig=
Bei dieſen inneren Differenzen der Araber handelt es ſich
keineswegs nur um lokale Gegenſätze. Zwar ſpielen Meinungs=
ſtings
hinaus erſtrecken. Die anti=engliſche und anti=jüdiſche Po=
Verlängerung der Arbeitszeit ſei eine Löſung des Problems, litik in Paläſtina wird zum großen Teil von Mitgliedern der Fa=
milie
Huſſein gemacht, die einmal damit rechnete, unter Führung
Schwierigkeiten, von denen einige innerhalb und einige außerhalb ihres Familienchefs, des früheren Königs von Hedigs, eine graße
grabiſche Staatenföderation zu errichten. Von dieſen Plänen iſt
heute nichts übrig geblieben als die erbitterte Feindſchaft zwi=

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Montag, den 19. Juli 1926

Nummer 198

Seite 2

Fürſtentum ausziehend, Huſſein aus Mekla und dem ganzen
Hedjas vertrieben hat.
England hat es rechtzeitig verſtanden, gute Beziehungen zu
Ihn Saud herzuſtellen. Für Paläſtina iſt dadurch eine Art Siche=
rung
der britiſchen Poſition von arabiſcher Seite her erreicht, die
eine ruhige Behandlung eines ſchwierigen innerpolititſchen Pro=
blems
erleichtert. Es handelt ſich um die Frage der Schaffung
einer Volksvertretung. Die arabiſche Oppoſition konzentriert
neuerdings ihre Anſtrengungen auf dieſen Punkt. Das Gewicht
ihrer Forderung iſt verſtärkt worden durch die Entwicklung in
Syrien. Dort iſt de Jouvenel dazu übergegangen, das autokra=
tiſche
Regime der franzöſiſchen Generale, durch eine in weitem
Umfange von der Bevölkerungqſelbſt getragene Regierungsform
zu erſetzen. Im Libanon=Geblet arbeitet bereits ein einheimi=
ſches
Parlament, und auch in Syrien ſelbſt iſt eine nationale Re=
gierung
gebildet, die als weſentlichen Programmpunkt die Ein=
berufung
einer verfaſſunggebenden Verſammlung übernom=
men
hat.
Da im Irak=Staate (Meſopotamien) die einheimiſche Ne=
gierung
ſchon ſeit längerer Zeit unter parlamentariſcher Kon=
trolle
ſteht, da auch in Transjordanien von der Schaffung eines
von der Bevölkerung zu wählenden Beirates für die Regierung
geſprochen wird, da ſchließlich in Aegypten die Stellung des Par=
laments
nach den letzten Wahlen neu befeſtigt worden iſt, können
die arabiſchen Nationaliſten in Paläſtina dieſe allgemeine Ent=
wicklung
des Nahen Orients zum Parlamentarismus für ihre
Forderung verwerten. Ob indeſſen die engliſche Regierung die
Stärke dieſes Arguments anerkennen wird, iſt fraglich.
In Transjordanien ſieht ſie ſich nicht verhindert, gerade jetzt
denganzen Verwaltungsapparat durch Beſetzung mit Beamten,
die ſie auswählt, zum Teil auch durch Zuſammenlegung mit der
paläſtinienſiſchen Verwaltung unter ſchärfere Kontrolle zu neh=
men
. In Paläſtina will ſie anſcheinend keine Konzeſſionen
machen, ohne eine formelle Anerkennung der Balfour=Deklaration
von arabiſcher Seite.
Die Wechſelwirkung der vorderorientaliſchen Länder aufein=
den
ganzen Verwaltungsapparat durch Beſetzung mit Beamten,
Entwicklung mit der in den nächſten Jahren gerechnet werden
kann. Paläſtina wird in dieſem Prozeß, dank ſeiner Verkehrs=
lage
und dank der verhältnismäßig ſtarken Wirtſchaftskräfte, die
hier als Verſuch neu eingeſetzt werden, eine wichtige Stellung
einnehmen. Schon heute gibt es in Paläſtina ganz günſtige
Straßen= und Eiſenbahnverbindungen. Wichtige Verbeſſerungen
werden in nächſter Zeit in Angriff genommen: eine Eiſenbahn=
verbindung
Haifa-Beirut (die einen direkten Verkehr von
Aegypten bis Syrien und weit bis ins türkiſche Gebiet geſtat=
ten
wird); und vor allem dürfte die Regierung die günſtige Lage
der Staatsfinanzen benutzen, um den lange geplanten Bau
eines modernen Hafens in Haifa zu beginnen. Durch die Erle=
digung
der Moſſulfrage iſt jetzt der Weg freigemacht für die
Ausführung größerer wirtſchaftlicher Pläne in Meſopotamien.
Die Produktivierung dieſes großen Gebietes wird nach Paläſtina,
dem natürlichen Umſchlagsgebiet, am Mitteländiſchen Meer,
ausſtrahlen. In Jeruſalem erwartet man jetzt den Beſuch des
meſopotamiſchen Königs Feiſal, der den Sommer im heißen
Bagdad durch eine Europareiſe abkürzen will. Es iſt anzu=
nehmen
, daß Feiſal nicht nur dem engliſchen Oberkommiſſar
ziehungen zwiſchen Pgläſtina und dem Irak=Staate dienen.

Beneſch legt ſeinAbgeordneten=Mandat nieder.
Der Brief des Miniſters des Auswärtigen an den Vorſitzen=
den
der tſchechiſchen Nationalſozialiſtiſchen Partei, Senator Klo=
fatſch
, mit dem Beneſch ſein Abgeordnetenmandat
endgültig niederlegte, hat allgemein überraſcht, denn
es wurde nach dem bisherigen Verhalten deg Miniſters nicht
mehr erwartet, daß er ernſthaft daran denke, zwiſchen dem
Miniſterporteuille und dem Abgeordnetenmandat zu wählen.
Man meinte, er werde irgendeine Form ſinden, die es ihm er=
möglichte
, der Alternative auszuweichen. Infolge des Eingrei=
fens
des Präſidenten Maſaryk wurde der Streit innerhalb der
Nationalſozialiſtiſchen Partei Ende Juni zu gunſten Beneſchs be=
endet
, denn die Verfügung über ſein Mandat wurde ihm ſelbſt
überlaſſen. Der Miniſter entſchloß ſich jetzt, trotz ſeines Erfolges
über den Parteiführer Stribrny deshalb zur Reſignation, weil
er ein Verhältnis zu den tſchechiſchen bürgerlichen Parteien ſuchen
muß. Es ſteht heute bereits feſt, daß die tſchechiſchen National=
ſozialiſten
im kommenden Herbſt neben den Kommuniſten und
deutſchen Sozialdemokraten die führende Oppoſitionspartei ſein
werden. Die Stellung Beneſchs wäre dann als Miniſter des
Auswärtigen vollkommen unhaltbar geworden. Die Niederlegung
des Mandats bedeutet gleichzeitig den Verzicht auf eine Betäti=
gung
in der Innenpolitik, ſo daß die deutſche Linke, die irrtüm=
lich
eine Löſung der Nationalitätenprobleme unter Führung
Beneſchs erhoffte, heute enttäuſcht iſt. In Wirklichkeit gehört die
Verſicherung, Beneſch werde ſich um den inneren Frieden zwiſchen
Deutſchen und Tſchechen bemühen, zum Requiſit ſeiner perſön=
lichem
Auslandspropaganda und hat auch in den Nachbarſtagten
das Urteii freiheitlicher Kreiſe getrübt.

* Kleine Bosheiten.
Anläßlich der 1. Internationalen Schauſpiel=
konferenz
in Berlin.
Von A. S.
Als der berühmte Schauſpieler Firmin Genier ſo unendlich
zahlreiche Reden auf der Schauſpielerkonferenz hörte, beſchloß er,
eine neue Bühne, genannt das Theater des Schweigens, zu be=
gründen
. Wie wir hören, fanden die Aktien dieſes neuen Unter=
nehmens
geradezu reißenden Abſatz.

Ludwig Fulda erhielt die Mitteilung, daß alle internatio=
nalen
geiſtigen Organiſationen, z. B. der P. E. N. Klub und die
künftigen Schauſpielerkonferenzen zu einem einzigen Gebilde zu=
ſammengefügt
werden ſollen. Weh mir, weh mir! ſtöhnte der
Dichter, ich werde, wenn etwa die deutſche Dichterakademie auch
in die Brüche gehen ſollte, auf meine alten Tage gar wieder
dichten müſſen! Gut, erwiderte ihm ſein Gewährsmann, daß
Alfred Kerr verreiſt iſt, er würde Ihnen ſonſt raten, Ihre diverſen
Vereinstätigkeiten wieder aufzunehmen!
50 Prozent aller deutſchen Schauſpieler ſind blutige Dilet=
tanten
, und die Genoſſenſchaft deutſcher Bühnenangehöriger lehnt
es ab, dieſe meiſt Nichtmitglieder jenes Verbandes wirtſchaftlich
zu ſtützen, wetterte Präſident Rickelt jüngſt. Die armen Ausge=
ſtoßenen
werden ſich alſo ſelbſt helfen müſſen und ſich vermutlich
um die Poſten von Verwaltungsbeamten beim Theater bemühen.
Den Ruhm des proletariſchen Theaters pries der ruſſiſche
Delegierte Slavinſki, und er bezeichnete die ruſſiſchen Schauſpieler
als den Arbeitern gleichgeſtellte Menſchen. Dann dürfte man
jedoch in Rußland nie König Lear auffführen; denn wie kann
ein proletariſches Gemüt darüber jammern, daß es ſeine Königs=
krone
verloren hat? Oder ſollte es ſogar ſeine Selbſtaufwertung
betreiben?
Der franzöſiſche Delegierte Baur ſprach im Namen ſeiner
ausländiſchen Kollegen beſonders eindrucksvoll; ſeine Rhetorik
und Mimik fanden ſogar den Beifall ſeiner Zunftgenoſſen. Da
flüſterte mir ein Nachbar zu: Der Mann ſtammt ſicher von

Aus der Landeshauptſtadt.
Darmſtadt, 19. Juli.
Das Reichsehrenmal muß an den Rhein!
Der Vorſtand des Landesverbands Heſſen des Reichsver=
bands
der deutſchen Preſſe hat an die Reichsregierung nach=
ſtehende
Entſchließung in Sachen des Reichsehrenmals gerichtet:
Entſchließung!
In letzter Stunde richtet der Landesverband Heſſen des
Reichsverband, der deutſchen Preſſe als Vertreter der geſamten
Preſſe des beſetzten und unbeſetzten Freiſtaates Heſſen, an die
Reichsregierung die dringende Bitte, bei der endgültigen Be=
ſchlußfaſſung
über die Stätte des Reichsehrenmals für die Ge=
fallenen
, den berechtigten Wünſchen und Forderungen des deut=
ſchen
Weſtens, dem ein großer Teil, vielleicht der größte des
deutſchen Volkes, beipflichtet, Rechnung zu tragen. Mit Be=
dauern
hat der Landesverband davon Kenntnis genommen, daß
der Ausſchuß nicht an einem neutralen Orte unbeeinflußt alle
Projekte erwogen hat, ſondern unmittelbar nach Beſichtigung
des am meiſten propagierten Ortes, ſich für dieſen entſchieden
hat. Der Landesverband bedauert, daß der Ausſchuß vor ſeiner
Zuſtimmung zu Berka ſich nicht auch an die Kreiſe des beſetzten
Gebietes gewendet hat, die mit dem Gedanken des Ehrenmales
am innigſten verbunden ſind, als die Träger des nationalen
Lebens, die, ohne organiſiert ſein zu dürfen, den
Gedanken des Frontkämpfertums in ſich tragen.
Ein Ehrenhain bei Berka wird niemals zu einer nationaten
Wallfahrtsſtätte werden können, wird in ſeiner Abgeſchiedenheit,
geometriſch zwar im Herzen Deutſchlands liegend, außerhalb aller
großen Lebenspulſe ſtehen. Faſt jeder Deutſche kommt ein=
mal
an den Rhein. Von Oſtpreußen und Wien, von den
fernſten Auslandsſtätten, wo. Deutſche wohnen, zieht es den
Deutſchen an den Strom, der zu des Reiches Schickſals=Strom
geworden iſt, um den auch die Brandung des Weltkrieges tobte.
Am Rhein allein kann das Ehrenmal eine Stätte lebendig wir=
kender
Heldenverehrung werden, am Rhein ein Mahnzeichen ſein
für die Ausländer, die alljährlich den Strom beſuchen.
Der Landesverband Heſſen erwartet auf das Beſtimmteſte,
daß die Reichsregierung einem Heldenhaine an geſchichtsloſer
Stelle ſeine Zuſtimmung verſagt. Er tritt mit der Bevölkerung
des beſetzten Gebietes für eine Ehrenſtätte am Rhein,
und zwar für die Lorcher Toteninſel ein.
Der Landesverband Heſſen
des Reichsverbands der deutſchen Preſſe.

Operettenſpielzeit Sommer 1926 im Kleinen Haus des Heſſiſchen
Landestheaters. Direktor Adalbert Steffter. Heute Montag und täglich
abends 8 Uhr finden Wiederholungen des muſikaliſchen Spiels Das
Abenteuer der Marcheſa von Günther Bibo, Muſik von Max Bertach
ſeine Aufwartung machen will; vielleicht ſollen ſeine Unterhal= ſtatt. Als nächſte Novität wird die größte Schlageroperette der Saiſon
tungen auch der Eröffnung planmäßiger wirtſchaftlicher Be= Der Orlow (der ruſſiſche Krondiamant) von Granichſtaedten vorbereitet.
Es wird darauf hingewieſen, daß die Mietkarten für die 2. Rate ſchon
eingelöſt werden können.
* Sommernachtfeſt des Sportvereins Darmſtadt 1898, e. V. Rauſchende
Feſte zu feiern, iſt dem Sportverein 1898 weder gegeben, noch liegt es
ſeiner Tätigkeit als ſporttreibender Verein ob. Wenn es jedoch gilt,
die Mitglieder und deren Angehörige zu einigen Stunden ungetrübten
und harmloſen Genuſſes zu vereinen, dann kann man mit Beſtimmtheit
von vornherein behaupten, daß die Veranſtaltung in jeder Hinſicht einen
erfolgreichen Verlauf nimmt. Das am letzten Samstag abgehaltene
Sommernachtfeſt gilt als eine erneute Beſtätigung hierfür. Eine pracht=
voll
milde Sommernacht die ja die Grundbedingung, für die Abhal=
tung
einer im Freien ſtattfindenden Feſtlichkeit bildet und die dadurch
hervorgerufene vorzügliche Stimmung der Anweſenden ſorgte bald für
ein munteres und farbenfrohes Bild in dem illuminierten Garten ſowie
den Sälen des Heiligen Kreuzberges; die ſchmeidigen Klänge des Städt.
Orcheſters trugen viel zur Hebung dieſer Stimmung bei. Den Glanz=
punkt
dieſer Veranſtaltung bildeten jedoch die Geſangsvorträge des
Quartettvereins 1920=Darmſtadt unter Leitung ſeines vortrefflichen Diri=
genten
, Herrn Kammermuſiker Gims. Schon bei den erſten Tönen des
Chores Hochgeſang im Walde von Werth herrſchte eine lautloſe Stille
bei den andächtig lauſchenden Zuhörern, die auch mit aufrichtigem Bei=
fall
nicht kargten, ſodaß im Verlauf des Abends die wackeren Sänger ſich
immer und immer wieder zu Zugaben bequemen mußten. Die Vor=
träge
einzelnen aufzuſühren, iſt hier nicht der Platz, nicht unerwähnt
ſoll jedach der Preischor des Quartettvereins Heimatſehnen von H.
Jüngſt bleiben, der einzigartig ſchön und klangrein vorgetragen wurde.
Nach den einzelnen Darbietungen beſchloß ein kleines Tänzchen, das
allerdings durch den Aufgang der lieben Sonne überraſcht wurde, die
wohlverlaufene Feier. Für die ganze Veranſtaltung zeichnete der Vor=
ſitzende
des Vergnügungsausfchuſſes, Herr E. Thomas, dem auch an dieſer
Stelle für ſeine rührige und erfolgreiche Tätigkeit gedankt ſein ſoll.
WSN. Frankfurter Brückenweihe in Gegenwart des Reichspräſidenten.
Am 15. Auguſt findet in Frankfurt a. M. die Einweihung der neuen
Alten Brücke ſtatt. Der Weiheakt findet vormittags 11 Uhr durch Zer=
ſchneiden
des Bandes auf der Byicke durch den Reichspräſidenten ſtatt.
Ferner ſind geladen die Regierungen des Reiches und der Länder, ſowie
von Oeſterreich. Nachmittags iſt Pferderennen in Niederrad.

deutſchen Eltern ab, hieß gewiß früher Bauer, und ihm fehlt
zu voller Wirkſamkeit nur noch ein deutſcher Theaterpoet.
Ein Mäzen ſtiftete eine Prämie: 1. für den Sprecher, der die
längſte Rede zu halten vermöchte, 2. für den Hörer, der alle An=
ſtrachen
ohne einzuſchlummern über ſich ergehen laſſen könnte.
Darauf telegraphierten unſere Teilnehmer an Profeſſor Steinach
und erbaten ſein Lebensverlängerungs= bzw. Verjüngungs=
mittel
. Als die Auftraggeber aber die telegraphiſche Unaus=
führbarkeit
ihrer Ordre erfuhren, telephonierten ſie an ihre Hotels
mit der Bitte, ihre Betten in den Sitzungsſaal kommen zu laſſen.
Amtlich verlautet, daß die Polizei gewiſſe Schwierigkeiten mache,
da ja ſchließlich eine internationale Schauſpielerkonferenz keine
Langſchläferkurſe dulden könne.
Wo bleiben eigentlich unſere Bühnendichter bei dieſer Ta=
gung
? fragte ein Theaternovize, ich erblicke weder Sudermann
noch Gerhart Hauptmann. Mein boshafter Nachbar ziſchelte:
Dieſe Götter des Olymps lieben nicht ſolche tantiemenfreien
Stücke, wie ſie hier geſpielt werden!"
Wie wir vernehmen, haben die Filmſchauſpieler und = ſchau=
ſpielerinnen
gegen die koſtenloſen Filmphotographien aller Teil=
nehmer
am Kongreß proteſtiert, da ſie ihre zahlreiche Konkurrenz
des unlauteren Wettbewerbs bezichtigen. Nur dem Präſidenten
Rickelt wurde erlaubt, ſein Geſicht lebensgroß photographieren zu
laſſen und alle Anweſenden auf ſein Bild hinzuweiſen, falls man
wider Erwarten nicht mehr den Donner ſeiner Worte vernehmen
könne.
Es fiel mir auf, daß alle redegewaltigen Mimen diesmal
ohne Souffleuſe arbeiteten. Wie unſozial, dachte ich, iſt dieſer
angeblich ſoziale erſte internationale Schauſpielerkongreß, da die
Gehälter der Stichwortbringer ohnehin karg ſind.

Manches Auto iſt mehr wert als mancher Autor, dachten die
Schauſpieler, als ſie ſich entſchloſſen, lieber in ihrer Tagung eine
Pauſe eintreten zu laſſen, als auf eine Autorundfahrt durch Ber=
lin
zu verzichten.

Prämiierung der Weinpropagandaplakate.
Zur Unterſtützung der notleidenden Winzer ſollte ein be=
ſonders
wirkungsvolles Plakat, das zum Konſum deutſcher Weine
anregt, über gonz Deutſchland verteilt werden, und der Reichs=
ausſchuß
für Weinpropaganda hatte 32 der beſten Gebrauchs=
graphiker
Deutſchlands zur Mitarbeit an einem Wettbewerb auf=
gefordert
. Das aus den Herren Reichskunſtwart Dr. Redslob,
Profeſſor Bruno Paul, Profeſſor J. v. Ciſſarz=Frankfurt a. M.,
Profeſſor Julius. Diez=München, Präſident Dr. Müller= Karls=
ruhe
, Kommerzienrat Unger und Heirn H. Bock=Stuttgart be=
ſtehende
Preisrichterkollegium prämiierte, wie bereits mitgeteilt,
unter den eingereichten 74 Entwürfen folgende Arbeiten: Erſter
Preis: Hartmut Pfeil=Darmſtadt, Zweiter Preis:
Otto Ottler=München, Dritter Preis: Arno Dreſcher=Dresden=
Blaſewitz. Der mit dem Erſten Preis ausgezeichnete Entwurf
wird aller Vorausſicht nach für die großzügige Propaganda ver=
wendet
werden. Es iſt alſo der verhältnismäßig ſeltene Fall ein=
getreten
, daß derjenige Entwurf, der vom künſtleriſchen Geſichts=
dunkte
als der beſte bezeichnet werden mußte, auch die größte
Publikumswiſſkung auf ſich vereinigte. Die Plakate ſind in der
Berliner Kunſtakademie ausgeſtellt.

* Neue Grammophon=Platten.
Die Deutſche Grammophon=Aktiengeſellſchaft legt in ihrem Beſtreben,
den Freunden beſter Hausmuſik, die das Grammophon leicht und bequem
vermittelt, ſtets das Neueſte und Beſte zu bieten, wiederum eine Anzahl
Platten vor, die ſich den vorangegangenen Erzeugniſſen dieſer hervor=
ragenden
deutſchen Fabrikation würdig anſchließen.
Wie die Sprech= und Spielapparate ſelbſt, erfahren auch die Platten
als das wichtigſte Inſtrument der Grammophone ſtändig Verbeſſerungen
und Vervollkommnung. Durch das neue Verfahren der elektriſchen Auf=
nahme
wird nicht nur eine bis dahin unerhörte Lautſtärke erzielt, ſon=
dern
auch eine klangſchöne Klarheit, die alle, auch die feinſten Variationen
des Spiels und Geſanges in bisher faſt unerreichter Vollendung wieder=
geben
, ſodaß die Platten, auf dem Ultraphon geſ ielt, nicht mehr Gram=
mophonmuſik
, ſondern tatſächlich die originale Muſik vermitteln. Von
den neuen Platten ſind es in erſter Linie das von Heinr. Rehkemper
(Landestheater Stuttgart) meiſterlich geſungene Wohin von Schubert
und Der Hidalgo von Schumann, die ganz meiſterhaft die wunder=
volle
Stimme und die feine Begleitung wiedergeben. Von Tanzplatten
erwähnen wir die von M. Weber mit ſeinem hervorragenden
Hinſtlerenſemble vom Hotel Adlon (Berlin) geſpielten Foxtrotts Alle
Vögel ſind ſchon wieder da und In the garden of
tosmorrow, die den prickelnden hinreißenden Rhythmus des moder=
nen
Jazz=Orcheſters, das immer noch die Tanzmuſik beherrſcht, wieder=
klingen
laſſen, ohne die große Künſtlerſchaft des ungemein fein und melo=
diös
ſpielenden Orcheſters irgendwie zu vernachläſſigen, ebenſo wenig
wie die in einer großen Doppelplatte enthaltenen, vom gleichen Künſtler=
enſemble
geſpielten Savez=vou3? (Weißt Du?) Oneſtep von Chan=
trier
, und Who? (Wer?), Foxtrott von Jerome Kern. Das Entzücken
der Operettenfreunde erregen ſicher die Potpourri 1. und 2. Teil, Das
Schwarzwaldmädel von Jeſſel, die von Paul Godwin mit ſei=
nem
Künſtlerenſemble ganz hervorragend geſpielt ſind und durch beſon=
ders
laute Platten wiedergegeben werden, in denen die höchſte Anerken=
nung
die Tatſache verdient, daß trotz der Lautſtärke alle muſikaliſchen
Feinheiten der Melodie einſchmeichelnd übermittelt werden.
St.

M. Ober=Olm, 17. Juli. Opfer eines Leichenfledderers.
Ein junger Mann von hier hatte mit ſeinem Fahrrade einen Ausflug
nach Harxheim unternommen. Erſt zur ſpäten Nachtſtunde machte er
ſich auf den Weg dem heimatlichen Dorfe zu. Er hatte dabei das Miß=
geſchick
, den richtigen Weg zu verfehlen und kam in der Nähe von
Hechtsheim an. Hier ſetzte er ſich an den Straßenrand und ſchlief
ein, ſchlief bis zum Morgengrauen. Da mußte er eine üble Entdeckung
machen: man hatte ihm während der Nacht ſein Fahrrad und ſeine
Geldbörſe geſtohlen und bei näheren Zuſehen mußte er feſtſtellen, daß
ihm ſeine Mütze fehlte, glſo hatte, man ihm auch dieſe noch geſtohlen.
M. Bingen a. Rh., 15 Juli. Verſchiedenes. Die bekannte
Weingroßhandlung Max Noos, die im Jahre 1901 als Tranſitkellerei
gegründet wurde aber ſpäter mehr und mehr neben dem Handel mit
ausländiſchen Weinen den Weinhandel mit unſeren guten deutſchen Er=
zeugniſſen
aufgenommen hat, kann heute auf ein 25fähriges Beſtehen zu=
rückblichen
. Aus kleinen Anfängen heraus hat ſich die Firma, deren
jetzige Inhaber, die Herren Max Roos und Berthold Noos die Gründer
ſind, zu ihrer heutigen Größe emporgeſchwungen. In einem hieſigen
Reſtaurant wurde in der Nacht zum 11. Juli ein Einbruchsdiebſtahl
verübt, wobei der Dieb 12 weiße und 6 bunte Tiſchdecken mit ſich
gehen hieß.

Tageskalender für Montag, den 19. Juli 1926.
Landestheater, Kleines Haus, abends 8 Uhr: Das Abenteuer
der Marcheſa. Schloß=Café: Konzert. Café Rhein=
gold
: Konzert. Kinvvorſtellungen: Union=, Reſidenz=
Theater, Palaſt=Lichtſpiele.

Wetterbericht.
Wettervorherſage für Dienstag, den 20. Juli
(nach der Wetterlage vom 17. d. Mts.):
Nach Gewitterregen etwas kühler und ſchwach aufheiternd.
Die Heſſiſche öffentliche Wetterdienſtſtelle Gießen.

Ein Zyniker begründete die ſchwache Beteiligung von Frauen
an der Schauſpielerkonferenz damit, daß die meiſten ihren Män=
nern
etwas zur Schau ſpielen müßten.

*
Die Bonvivants und die Tragöden vertuſchen im Leben be=
kanntlich
oft ihre Rollen. Wenn ich alſo ein in Ernſt erſtarrtes
Geſicht ſih, wußte ich ſofort, daß er Komiker war.

Da die Haupt=, Neben= und Statiſtenrollen auf der Konfe=
renz
ſorgfältig verteilt wurden, darf man ſich vielleicht die Frage
erlauben, welche Rolle den Kritikern zugedacht wurde.

Es gibt Schauſpieler, die auch in ihrer gewöhnlichen Rede
Jamben produzieren, und andere, die auch in ihrer Jambenſprache
gewöhnlich bleiben.
Lerne leiten ohne zu klagen! alſo ſprach Präſident Rickelt.

Es iſt merkwürdig, wie viele reſolute Menſchen Angſt vor
Reſolutionen haben.

Kunſi, Wiſſenſchaft und Leben.
Bernard Shaw von G. K. Cheſterton. Zum 70. Ge=
burtstage
des Dichters iſt im Phaidon=Verlag, Wien,
eine neue Biographie erſchienen von G. K. Cheſterton, der ſeinem
Buch dieſes merkwürdige Vorwort voranſtellt: Die meiſten
Leute ſagen entweder, daß ſie mit Bernard Shaw einer Meinung
ſeien, oder daß ſie ihn nicht verſtehen. Ich bin der einzige Menſch,
der ihn verſteht und nicht ſeiner Meinung iſt. Die Lektüre dieſer
Biographie rechtfertigt dieſes merkwürdige Vorwort. Sie iſt wohl
eine umfaſſende Würdigung des Menſchen und Dichters Shaw,
aber ſie iſt gleichzeitg eine faſt im Shawſchen Geiſte, in Shaw=
ſcher
Satire geſchriebene Biographie, die nicht als ſolche anmutet,
ſondern viel umfaſſender als die Biographie, über ein Einzel=
individuum
ſein kann, ein Buch über den führenden Geiſt der
Gegenwart, deſſen flottes, lebendiges Tempo von ſcharfem Geiſt
diktiert, ſich mit Kunſt, Militarismus, Politik, Religion und Liebe
auseinanderſetzt, immer irgendwie in Beziehung zu Bernard
Shaws Dichtungen.

[ ][  ][ ]

Der Eulbacher Markt in Erbach i. O.

Im nächſten Jahre werden es 125 Jahre, daß Graf Franz zu
Erbach=Erbach, der letzte ſouveräne Graf, den Eulbacher Markt
ins Leben rief. Er, der für ſeine Untertanen ſtets wie ein Vater
ſorgte, wollte damit ein Feſt ſchaffen, bei dem ſich hoch und nied=
rig
und jung und alt zuſammenfanden, um den Ernſt der Zeit in
harmloſer Fröhlichkeit für wenige Stunden zu vergeſſen. Ueber
die Gründung dieſes Feſtes ſchreibt Graf Franz in einem Briefe
an ſeinen Kanzleidirektor Doſch am 8. Juni 1802 folgendes: Ein
jeder Vater macht gern ſeinen Kindern einen Spaß, ſo geht es
mir mit Eulbach. Dieſer ſonſt ſo berühmte Ort iſt ſeit dem 30 jäh=
rigen
Kriege ganz ohne alle kirchliche Unterſtützung geblieben
und dauert mich darum. Mit der Kirche ſelbſt nun wird es noch
eine Weile anſtehen müſſen, fangen wir aber einſtweilen mit der
Kirchweihe, und zwar auf Jacobi weil im July weder zu Er=
bach
noch Michelſtadt Märkte ſind an. Auf dieſen Tag möchte
ich gern einen Frei=Markt, d. i. ohne zu befehlendes Standgeld,
hierher nebſt allen zu Märkten gehörigen Luſtbarkeiten anlegen
und beſtimmen."
Wie ſehr dieſes Feſt ſoſort nach ſeiner Gründung Anklang
fand, geht aus einem Eintrag des Grafen Franz in den Eul=
becher
Katalog hervor, der lautet: Dieſes Volksintereſſe bewog
mich, im Jahre 1802 einen Verſuch zu machen, ob ein Frei=Markt
auf einen Tag den Frohſinn aller Bewohner des Odenwaldes nach
Eulbach locken könnte, ich beſtimmte ihn, und falls dieſer neue
Markt Beifall finden ſollte, für jedes Jahr auf Sonntag vor Ja=
cobi
. O, möchte doch jeder Plan, jeder Verſuch, jedes Unterneh=
men
mir und jedem ſo gelingen, wie dieſer Verſuch mir gelang.
Jedesmal ſtrömen drei= auch viertauſend Menſchen aus dem gan=
zen
Odenwalde und oft aus weit entlegener Nachbarſchaft dem=
ſelben
zu, Heiterkeit, Freude im Herzen und das augenblickliche
Vergeſſen jedes in unſeren jetzigen Zeiten mit jedem Tag zuneh=
menden
Druckes, ſind die Gefährten jedes Ankommenden.
Wenn genug gekauft und bei den Speiſegebern gegeſſen und ge=
trunken
worden iſt, dann füllen ſich alle Scheuern und leeren
Plätze, da wird getanzt, gejubelt und gejauchzet, bis die Sterne
am Himmel ſtehen. Um aber doch dem gebildeteren Publiko einen
ungehinderten Mitgenuß dieſes Tanzes zu erleichtern, ſo iſt die=
ſem
der geräumige Tanzſaal beſtimmt. Um dieſen werden Zelte
von Jagdzeug errichtet, unter denen der Teil des gebildeteren
Publici ſpeiſt und von wo aus ein ununterbrochenes Hin= und
Herwallen vom Tanz zur Sxeiſe und von der Speiſe zum Tanz
entſteht.
Der Eulbacher Markt hatte ſolchen Anklang gefunden, daß
er von da ab regelmäßig abgehalten wurde, nur ganz vereinzelte
Jahre ausgenommen. Ein Jahr nach dem Tode des Grafen
Franz, im Jahre 1824, wurde der Eulbacher Markt nach Erbach
verlegt, und zwar an die Stelle, wo er auch heute noch abgehalten
wird, auf die Wieſe zwiſchen dem Schießhaus und dem Seedamm.
Da der Markt auf dieſer Wieſe abgehalten wird, ſo nennt man
ihn mitunter auch den Wieſenmarkt. Der Eulbacher Markt hat
ſich in Erbach ſo eingebürgert, daß wan ſogar mit ihm rechnet.
Das war vor oder nach dem Markt, iſt eine ganz geläufige
Redensart hier in Erbach. Wie ſehr er die Kinderſeelen erfüllt,
geht daraus hervor, daß oft in der Schule die Kleinen, wenn ſie
die hohen chriſtlichen Feſte aufzählen ſollen, mit der Nennung
des Eulbacher Marktes beginnen. Alles ſpart für den Markt, um
dann etwas Geld zu haben. Die Heidelbeeren wären nicht ſo
beſucht, wenn nicht der Markt mit ſeinen Luſtbarkeiten in der
Nähe winkte.
Mit Ausnahme des Hungerjahres 1817 und 1823, des Todes=
jahres
des Gründers, iſt der Markt alljährlich abgehalten wor=
den
. Die Hundertjahrfeier der Verlegung des Eulbacher Marktes
von Eulbach nach Erbach im Jahre 1924 ſteht mit all ihren Ver=
anſtaltungen
noch in beſtem Andenken. Die Veranſtaltngen
waren damals wirklich großzügig und haben den Markt weit
über die Grenzen unſeres engeren Vaterlandes hinaus bekannt
gemacht. Man rechnet, daß an dem Haupttag auf einmal zirka
40000 Fremde in Erbach waren. Dieſen Maſſenbeſuch rief vor
allen Dingen der große, vorzüglich arrangierte Feſtzug hervor,
Er zeigte in ſeinen einzelnen Teilen Bilder aus der reichen Ge=
ſchichte
des Gräflichen Hauſes Erbach und der Stadt Erbach, ſo=
wie
das Leben und Treiben auf dem Eulbacher Markt zur Zeit
ſeiner Gründung und was alles zu dieſer Zeit durch Erbach hin=
durchzog
. Es war ein Maſſenaufgebot von Menſchen und Pfer=
den
. Die Vorbereitungen dazu nahmen Monate in Anſpruch.
Alles klappte vorzüglich. Das Wetter war glänzend. Wie in
einem Kino rollten die einzelnen Bilder an den vielen Tauſen=
den
von Schauluſtigen vorbei, um ſpäter auf dem Feſtplatz ſich in
einem Lager noch zu vereinigen. Für den Hochzeitszug in Oden=
wälder
Tracht war dort ein kleines Häuschen aufgebaut, in dem
das Hochzeitsfeſt abgehalten wurde. Die Landsknechte aus dem
30jährigen Kriege hatten ihr Lager neben den Kroaten und dem
Erbacher Kontingent aufgeſchlagen, und eine genaue Nachbildung
des Tanzhauſes aus der Eulbacher Zeit war aufgebaut, das zum
Tanzen benutzt wurde. Das Haus war ganz mit Stroh gedeckt,
wie ſie damals waren. Der Jagdzug des Grafen Franz hatte
ſich in eine Hütte gelagert. Es waren keinerlei Koſten geſcheut,
um den Tag würdig auszugeſtalten. Damals wurde auch der
Anbau an die alte Feſthalle getätigt und zum erſtenmal der Rats=
keller
eingerichtet. Es war alles glänzend organiſiert und ver=
lief
programmäßig und nach Wunſch. Natürlich fanden damals
ebenfalls Rennen ſtatt. Damit ſpeziell die Kinder auch etwas
vom Feſte hätten, wurde ein Kinderfeſtzug von der Schule arran=
giert
mit Bildern aus der deutſchen Märchenwelt. Die Bilder
waren entzückend. Nur ſchade, daß ſo wenige Auswärtige den
Kinderfeſtzug ſahen. Erbach wurde aber durch dieſe Veranſtal=
tungen
bekannt und der Eulbacher Markt intereſſierte auch fer=
nere
Kreiſe.
Auch heute, am erſten Markttage dieſes Jahres, hat der alte
Eulbacher Markt wieder ſeine alte Anziehungskraft nicht nur auf
den Odenwald, ſondern auch auf die Bewohner der in der Nähe
gelegenen Städte ausgeübt. Zu Fuß, per Rad, im Auto, mit
dem Wagen oder Okva=Omnivus und mit der Bahn ſind ſeit

heute morgen viele Tauſende nach Erbach gewandert, um den
Markt mitzumachen‟ Es verlohnt ſich auch.
Im Sitzungsſaal des Erbacher Rathauſes iſt wie in den
Vorjahren der Ratskeller eingerichtet worden. Während
der Markttage haben die Stodtväter den Sitzungsſaal nicht nötig
zu Beratungen, denn ſie ſind wie alle Erbacher auf dem Markt.
Schon geſtern habe ich die ehrwürdigen Herren, faſt vollzählich
unter den Linden getroffen, abends ſpät. Und wie ich in den
Ratskeller ging, da waren ſie auch da und haben wacker ge=
zecht
. Es war ein Mordsbetrieb. Kaum ein Platz frei. Kein
Wunder, es iſt auch nur eimmal Markt.

Franz, regierender Graf zu Erbach=Erbach
geb. am 29. Oktbr. 1754
geſt. am 8. März 1823
Begründer des Eulbacher Marktes
Auf allen Straßen, die nach dem Markt führen, iſt ein reges
Treiben. Auf der Hauptſtraße ſtehen in langer Linie die Autos.
Ihnen gegenüber beginnen die Budenreihen ſchon auf der
Straße. So viele Verkaufsſtände wie in dieſem Jahre waren
wohl noch nie da. Es ſind ihrer allein zirka 170, nicht gerechnet
die vielen fliegenden Händler, die mit ihren Käſten die Gegend
unſicher machen oder auf kleinen Wagen ihren Stand aufgeſchla=
gen
haben. Die beliebteſte Perſönlichkeit von ihnen iſt der
wahre Jakob, deſſen Hauptſpezialität Hoſenträger ſind. Er
preiſt ſie mit mehr oder minder derben Fachausdrücken an und
iſt darob ſtets von einer Menſchenmenge umlagert. Erzählt man
ſich doch von ihm die ſchöne Geſchichte, daß er einem bekannten
Herrn, dem er einen Hoſenträger zum Kauf empfahl, als dieſer
dankte und wegging, nachrief: Schlage Se ſich e paar Näſchel ins
Kreiz un hänge Se die Hoſſe da dran! Zwei Budenreihen ziehen
parallel nebeneinander vom Seedamm bis zum Schießhaus hin.
Alles kann man hier haben und überall wird man mehr oder
weniger laut zum Kauf eingeladen. Dazwiſchen gehen die klei=
nen
Kinder, trompeten, quäken und machen auf mancherlei Art
und Weiſe einen ohrenbetäubenden Lärm. Jedes Spiel wird
als angenehm empfunden, wenn es mit Geräuſch verbunden.
Nördlich von den Budenreihen ſind die Schau= und Fahrge=
ſchäfte
. Texas Carls mit ſeiner Buffalo=Schau iſt auch wieder
da. Er iſt es auch, der die Schüſſe abgibt, von denen von Zeit
zu Zeit der ganze Markt wiederhallt. Haut ihn, den Lukas iſt
auch wieder zu ſehen. Die Autobahn erfreut ſich nach wie vor
großer Beliebtheit, ebenſo die Schiffsſchaukel. Neu iſt die
Whipbahn, eine Ovalbahn, bei der man ſich in den Kurven
feſthalten muß, um nicht herausgeſchleudert zu werden. Für die
Kleinen übt immer noch das Karuſſell die Hauptanziehungskraft
aus, Reitſchulfahren nennen es die Kinder. Sie ſind ſelig,
wenn ſie mehr wie einmal herumfahren dürfen. Oft gibt es
Tränen, wenn ſie wieder herunter müſſen. Neben manchem an=
dern
ſind noch da: ein Etagenpanorama, eine Pardu= Polar=
ſchreckenſchau
, eine exotiſche Tierſchau, eine andere Tierſchau, ein
Zirkus, eine Zauberſchau, Schießbuden uſw.
Die Bierzelte ſind bei der faſt tropiſchen Hitze geſtopft voll.
Kein Wunder, wo alle ſo lechzen müſſen nach einem
guten Jakobinerbräu. Trotz der Hitze wird eifrig ge=
tanzt
. Auch ein Vergnügen! Die Leitung der Reſtauration in
der Feſthalle unter den Linden liegt wieder in den bewährten
Händen von Vater Stock. Seine Schnitzel und Koteletts ſind
prima!
Ganz amüſant iſt es, die einzelnen Familen zu beobachten.
Den Vater zieht es meiſt nach dem Bierzelt. Das merkt man an
ſeinem flotten Schritt, er ſieht wenig nach rechts und links. Er
kennt den Rummel ſchon. Die Mutter iſt anderer Meinung. Sie
ſpäht mit ſcharfen Augen umher, ob nicht doch hier oder dort
ein vorteilhafter Einkauf zu machen ſei. In der Küche und im
Haushalt fehlt ſo manches und am Markt muß man es er=
gänzen
. Heute hat der Vater Geld einſtecken, ſie weiß es. Doch
beſſer in ſo etwas angelegt wie durch die Gurgel gejagt. Die
Kinder wollen alles ſehen und würden am liebſten auch alles
kaufen. Erfüllt man ihnen den einen einzigen dringenden
Wunſch dann iſt ſofort wieder ein einziger dringender Wunſch
da. Sie ſind teilweiſe unerſättlich. Viele ſchauen auch mit
großen ſehnſüchtigen Augen all die ſchönen Herrlichkeiten an.
Die Arbeitsloſigkeit iſt immer noch hier zu Lande groß und die
Unterſtützung reicht kaum zum allernodwendigſten. Da müſſen
alle unnötigen Ausgaben unterbleiben. Die Beſucher ſind ganz
deutlich an ihrem Aeußern zu erkennen, woher ſie kommen und
was ſie wollen. Ein Jammer iſt es, daß nicht wie vor zwei
Jahren anläßlich der Jahrhundertfeier, die Odenwälder Trach=
ten
das Bild des Marktes bunt beleben. Noch nie iſt mir in

Erbach ſo aufgefallen, daß es ſoviele hübſche Mädels gibt, wie
damals, als ſie die kleidſame Odenwälder Bauerntracht trugen.
Die Marktleitung ſollte vielleicht im Einvernehmen mit dem
Odenwaldklub, der ja auch ein Intereſſe an der Erhaltung der
Trachten hat ſich doch einmal überlegen, ob es nicht möglich
wäre, während des Eulbacher Marktes die Odenwälder Trachten
wieder aufleben zu laſſen. Ich glaube ſehr viele und nicht ge=
rade
die ſchlechteſten gingen aus unſern großen Städten auf den
Eulbacher Markt, allein um die ſchönen Trachten zu ſehen. Man
ſollte ſich wirklich einmal ernſtlich mit der Trachtenfrage be=
faſſen
. Ich glaube auch, daß unſere jungen Leute recht gerne
mitmachten, zumal ſchon viele von den mancherlei Veranſtaltungen
der letzten Jahre her, zu Hauſe Odenwälder Tracht haben. Dann
hat auch der Odenwälder Bauer, der auf den Ankündigungen
des Eulbacher Marktes iſt, ſeine volle Berechtigung. Alſo über=
legt
es Euch einmal, ihr Herrn von der Marktkommiſſion und
ihr Herren vom Stadtrat!
So, das wäre in großen Zügen der erſte Tag des Eulbacher
Marktes. Morgen und die ganzen folgenden Tage geht es weiter
bis zum 25. Juli, dem ſogenannten Nachmarkt!
Zwei große Ereigniſſe ſtehen noch aus, und zwar das Rennen
am Montag nachmittag und das Schaufahren, Trabrennen und
Turnier am Sonntag, den 25. Juli. Dieſe Reiterfeſte ſind ſehr
beliebt und mit einer großen Zuſchauerzahl kann natürlich
nur bei gutem Wetter mit aller Beſtimmtheit gerechnet wer=
den
. Die Bahn und die Rennen werden von Jahr zu Jahr ver=
vollkommnet
. In dieſem Jahre ſind die früher ſo unangenehm
empfundenen naſſen Stellen ausgemerzt worden. Die Bahn iſt
friſch vermeſſen und eingeteilt. Für die Springkonkurrenzen iſt
eine Anzahl neuer Hinderniſſe angeſchafft worden. Die große
Tribüne iſt wieder ausgebaut. Für genügend Sitzplätze iſt ge=
ſorgt
. Die Abſperrung iſt in dieſem Jahre einfacher. Die Ren=
nen
beginnen ſowohl am Montag als auch am Sonntag, den 25.
d. Mts., am Nachmittag ſo, daß auch die Beſucher, die mit dem
1 Uhr=Zug in Erbach eintreffen, noch bequem den Beginn der
Veranſtaltung erreichen können. Zu und nach den Rennen läßt
die Okva wieder Wagen laufen, worauf wir beſonders aufmerk=
ſam
machen.
Der Abſatz der Loſe der Odenwälder Reiterfeſt=Lotterie iſt
ein recht lebhafter, zumal die Ziehung ſchon in acht Tagen erfolgt.
Nur die Hitze iſt unerträglich. Sind es doch faſt 30 Grad im
Schatten. Unterhalb des Marktplatzes liegt das Alexanderbaß,
das Erbacher Freiſchwimmbad. Es war heute morgen ſchon ſeit
5½ Uhr beſetzt. Infolge der Hitze iſt ein reger Verkehr zwiſchen
Marktplatz und Bad.
Das Leben und Treiben auf dem Marktplatz hielt bis in die
ſpäten Abendſtunden an. Hoffentlich verlaufen die übrigen
Markttage ebenſo gut.
Rund=Funk=Programme.
Frankfurt.
Montag, 19. Juli. 4.30: Hausorch. Carl Zeller (geb. 19.
Juni 1842). Glück auf! Marſch a. Oberſteiger. Roſen,
Walzer a. Vagabund. Laß dir Zeit, a. Der Kellermeiſter.
Grubenlichte, Walzer a. Oberſteiger. Potp. Der Vaga=
bund
. Adam=Walzer a. Vogelhändler Marſch a. Der
Vogelhändler. O 5.45: Leſeſtunde: Morgens von J. P. Jacobſen.
Sprecher: Studtmann. O 6.45: Der Aberglaube in Medizin und
Kriminaliſtik, von O. Schwerin. O 7.15: Deutſches Auslands=
inſtitut
Stuttgart: Von deutſcher Arbeit in den Vereinigten
Staaten von Amerika. Sprecher: Studtmann. O 7.45: Prof. Nau=
mann
: Walter von der Vogelweide‟ O 8.15: Clavigo. Trauer=
ſpiel
von Goethe. Perſonen: Clavigo, Archivarius des Königs;
Carlos, deſſen Freund; Beaumarchais; Marie Beaumarchais; Sophie
Guilbert, geborene Beaumarchais; Gilbert, ihr Mann; Buenco;
St. George. Der Schauplatz iſt zu Madrid. Ausf.: Mitgl. Frankf.
Bühnen.
Stuttgart.
Montag, 19. Juli. 4.15: Konzert. Lachner (geb. 1811)
Lachner: Ouv. Turandot. Fucik: Donauſagen, Walzer.
Beethoven: Andante aus d. 5. Sinfonie. Lachner: Ouv. Die
vier Menſchenalter d’Albert: Fant. Die toten Augen.
Orcheſterpauſe, Einlagen: Ingeborg Peterſen. d’Ambroſio:
Ständchen. Bendix: Tanz der Derwiſche. Bayer: Melodien
a. Die Puppenfee Funkorch. O 6.15: Prof. Dr. Hildebrandt:
Schwäbiſche Malerei des 19. Jahrhunderts. O 6.45: Dr. med.
Mosbacher: Obſtgenuß und Geſundheit. O 7.15: Dr. M. Schneider:
Chineſiſche Lyrik 2. O 8: Bulgariſcher Abend. Ausf.: Deutſch=
ruſſiſcher
Chor. Sol.: Frau E. Seipel (Alt), E. Wirth (Bariton),
Fritz Künſtner (Violine), Funkorch. Anſchl.: Bunter Abend
Goldener, Leichtſinn, Mitw.: Käte Mann, Gerda Hanſi, Kitty
Rolfen, Eugen Thyſſen, Hans Hanus. Max Heye, Funkorch, 24
Darbjetungen.
Berlin.
Montag, 19. Juli. 6: Gymnaſtik durch Rundfunk. O 4.10:
Dorothee Goebeler: Dein Kind und die andern. O 4.30: Fr. W.
Marks: Der deutſche Alpen=Süden. O 5: Erich Ebermayer lieſt aus
eigenen Werken. O 5.30: Sonaten. Brahms: Sonate für Violincell
und Klavier, op. 39, e=moll (Ad. Steiner, Cello; Klara Krauſe,
Klavier.) Beethoven: Sonate für Klavier, op. 31, Nr. 3, Es=Dur
(Klara Krauſe:. Bohnke: Sonate für Violoncell und Klavier,
op. 7, f=moll (Steiner und Bohnke) O 7: Mediziniſch=hygieniſche
Plauderei (San.=Rat Dr. Frank). 7.25: Dr. Schirokauer: Ge=
ſpenſterdichtung
in alter und neuer Zeit. 7.45: Perſonenver=
zeichnis
und Inhaltsangabe zu der Verſuchsübertragung aus dem
Komödienhaus. O 8: Verſuchsübertragung aus dem Komödienhaus
Der Garten Eden, Komödie von Bernauer und Oeſterreicher.
Der erſte Akt ſpielt in der Kellergarderobe des Vergnügungs= Eta=
bliſſements
Palais de Paris in Klauſenburg; der zweite 14 Tage
ſpäter im Hotel Eden an der Riviera; der dritte wieder 6 Wochen
ſpäter in einem allererſten Großſtadthotel; der letzte am darauf=
folgenden
Tage in einer kleinen Penſion.
Königswuſterhauſen. Montag, 19. Juli. 1.10: Studienrat
Friebel und Lektor Mann: Engliſch für Schüler. O 1.45: Mitt.
des Reichsſtädtebundes. O 3: Studienrat Friebel und Lektor Mann:
Engliſch für Anfänger. O 3.30: Dieſelben: Engliſch für Fort=
geſchritteite
. O 4: Prof. Dunkmann: Die ſtatiſchen Grundkräfte
(Macht, Herrſchaft, Autorität). O 4.30: Derſelbe: Die ſozialen
Grundverhältniſſe (Familie, Volk, Staat, Wirtſchaft, Schule, Kirche).
O 5: Helene Braun: Die Mutter und das lernende Kind. O. 7.30:
Uebertr. aus Königsberg.

[ ][  ][ ]

Seite 4

Matrikel 43012.
(Im Käfig durch die Welt).
Den Tagebuchblättern eines Fremdenlegionärs nacherzählt
von Arthur Dix.
(Nachdruck verboten
5)
Das Leben in der Garniſon iſt herrlich. Auch der ſonft ſo oft
mißhandelte Legionär führt hier das üppige, ſorgenloſe und
arbeitsloſe Leben des Europäers in den Tropen. Hatten wir uns
in Algerien unſer Eſſen ſozuſagen von der Erde aufleſen müſſen,
ſo wurden wir hier von Boys bedient, deren jeder von uns
mehrere zur Verfügung hatte. Zum Wäſchewaſchen, zur perſön=
lichen
Bedienung, zum Eſſenſervieren, um Luft zuzufächeln (mit
großen Palmblättern) uſw. Der Dienſt war belanglos und be=
ſtand
eigentlich nur in der gelegentlichen Verfolgung von Mäd=
chenhändlern
. Wir hatten Selbſtbeköſtigung in der Weiſe, daß
etwa 20 bis 30 Mann gemeinſam eine Menage gründeten, um
einen möglichſt vorteilhaften Haushalt zu erreichen. Bei einer
Löhnung von 18 Piaſter anamitiſchen Geldes für die Dekade ( da=
mals
1 Piaſter 22 Franes) konnten wir uns bequem unſere
fünf bis ſechs Gänge zum Mittageſſen leiſten. Brutale Aus=
ſaugung
der Eingeborenen durch die franzöſiſchen Herrſcher ge=
ſtattet
der Kolonialverwaltung in Tongkin den Luxus, ſelbſt die
Fremdenlegionäre ſo reichlich zu entlöhnen.
Noch eine pikante Eigentümlichkeit bietet Franzöſiſch= Hinter=
indien
nicht nur den Franzoſen, ſondern gleichfalls den Legio=
nären
: Sie können mit einer Eingeborenen eine Zeitehe auf eine
beſtimmte Anzahl von Monaten eingehen, und der in dieſer Art
verheiratete Legionär braucht nicht einmal in der Kaſerne zu
wohnen, ſondern erfreut ſich nahezu völliger Freiheit. Uebrigens
zeichnet ſich die Anamitin durch große Sauberkeit aus, d. h. ſie
iſt wirklich rein gewaſchen, während die Franzöſin es ja nur zu
oft vorzieht, das Waſchwaſſer durch Schminke zu erſetzen. Der
monatliche Preis für eine Frau beträgt 610 Piaſter, worin die
Verpflegung des Herrn Gemahls eingeſchloſſen iſt. Dabei er=

Montag, den 19. Juli 1926

ſpart das Weib für ſich noch Geld genug, um der Lieblings=
beſchäftigung
reichlich zu fröhnen: Kartenſpiel bei Tee und
Opium.
Den Legionären iſt der Opiumgenuß aufs ſtrengſte unterſagt.
Beſucher von Opiumhöhlen verraten ſich dem Arzt gegenüber,
noch bevor ſie ſelbſt etwas von den ſchädlichen Folgen merken,
ſchon nach wenigen Tagen durch ihre blaſſe, gelbe Farbe. Sobald
ſich dieſes verräteriſche Zeichen bemerkbar macht, erfolgt unnach=
ſichtlich
ſofortiger Abſchub mit dem nächſten Schiff nach Nord=
afrika
mit einer zuſätzlichen Strafe von 60 Tagen Gefängnis.
Der Europäer, auch der Legionär, geht in Tongkin keinen
Schritt. Abgeſehen von den oben erwähnten, bei Garniſonwechſel
unvermeidlichen Märſchen durch den Urwald. Ueberall wird ein
von Eingeborenen gezogenes Wägelchen nach Art der japaniſchen
Rikſcha, hier auf franzöſiſch pousse=pousse genannt, benutzt,
oder man beſitzt auch ein eigenes Motorrad.
Als wir in Tapko oben im Gebirge lagen, gab es in der
nächſten Umgebung zu Tage anſtehende, ausgezeichnete Kohle,
die für unſeren Küchengebrauch ſozuſagen nur mit der Hand weg=
genommen
zu werden brauchte. Der Franzoſe läßt dieſe ihm zu=
wachſenden
Schätze des Landes vollkommen ungenutzt. Auf dem
Marſch durch den Urwald nach der Garniſon Laupko lernte man
höchſt eigenartige europäiſche Mitbürger kennen. Auch franzö=
ſiſche
Sträflinge aus Cayenne befanden ſich in der ſogenannten
Compagnie discipline, alſo einer Sträflingsgruppe. Gänzlich
haltloſe Subjekte, die aus Cayenne eine blödſinnige Tätowie=
rung
mitgebracht haben. Auf ihrer Stirn kann man manches
Wort der Selbſtverhöhnung leſen, wie Enfant de Malheur,
Pas de chance‟, Mi Dieu, ni maitre und ähnliche Perſiflagen.
Wenn ſie ſich ihrer verwilderten Natur gemäß benehmen, dann
gibt es wohl gelegentlich von dem Transportführer einen Schlag
vor den Schädel ein kurzes Taumeln, ein Abſacken in den Ur=
waldſumpf
neben dem Wege. Laut dienſtlichem Bericht ſind ſie
dann einfach von wilden Tieren aufgefreſſen worden. Auch un=
menſchlich
verrohte Deutſche trifft man in dieſer erlauchten Ge=
ſellſchaft
. Deutſche Altlegionäre, die ſich lebenslänglichem Suff
ergeben, ſchon wiederholt nach Tongkin haben kommandieren
laſſen und ſicher nie aus der Legion herauskommen. Sie ſind

Nummer 198

immer im Jum (Fum=Jum chineſiſcher Schnaps, zu meiner Zeit
ein Liter für 1 Franc. 50).
Für mein Teil kann ich nur ſagen, daß, von ſolchen Schreck=
bildern
abgeſehen, die Tongkin=Zeit meine weitaus ſchönſte Zeit
in der Fremdenlegion war. Ich habe ein wunderſames Land
geſehen und gelebt wie der liebe Gott in Franzöſiſch=Aſien. All=
zu
ſchnell aber machten die Tücken des Klimas dieſem ſorgloſen
Daſein ein Ende. Wie ſehr ich mich auch dagegen ſträubte, den
Krankheiten der aſiatiſchen Tropen zum Opfer zu fallen, wie
furchtbar auch der Gedanke war, aus dieſem Paradies in den
nordafrikaniſchen Miſt zurückzukehren die Tücken des Klimas
waren ſtärker als ich. Erbarmungslos packte mich das Gelbe
Fieber, und noch ehe es in voller Stärke ausgebrochen, noch als
ich mich widerſtandsfähig genug fühlte, dem Anſturm zu be=
gegnen
, ſchob der Arzt mich ohne Gnade ab. Auf See brach dann
die Krankheit mit vollem Anſturm los. Unerträglich war mir
der Aufenthalt in der ſtickigen Luft des Lazarettraumes, uner=
träglich
die wahnſinnige Menge der täglichen Einſpritzungen, die
mir der Arzt verabfolgte. Gegen ſtrengſtes ärztliches Verbot
raffte ich alle mir noch verbliebene Energie zuſammen, bevor
mich der unten in meinem mediziniſchen Gefängnis ſicher vor
Augen geſehene Tod erhaſchte, und flüchtete auf Deck an die
friſche Luft. Ich bin überzeugt, daß dieſe Flucht ins Freie, dieſes
letzte Kraftaufgebot, mit dem ich ſie gerade noch durchſetzen konnte,
meine Rettung geweſen iſt. Nach der Geneſung konnte ich mir
unſeren Transport näher anſehen. Er beſtand aus Repatriables,
d. h. Leuten, die ihre 18 Monate in Tongkin abgemacht hatten
und nun wieder nach Afrika mußten Kranken und Strafver=
ſetzten
, alle einig in dem Grauen vor Afrika, das plötzlich gemil=
dert
wurde durch ein Gemunkel von angeblich eingelaufenen
Radiobefehlen nach Syrien.
Tatſächlich wurde denn auch nach einiger Zeit auf dem Schiff
eine Muſterung nach Dienſtfähigkeit vorgenommen, wobei Türken
und Balkanier wieder ausgeſchloſſen waren, wie ſchon damals,
als es in Afrika hieß, wir ſollten nach Syrien kommen, 200
Mann des Transportes wurden in Beirut ausgeſchifft.
(Fortſetzung folgt.)

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[ ][  ][ ]

Nummer 198

Montag, den 19. Juſi 1926

Seite 3

Im Zeichen der Leichtathletikmeiſterſchaften.

Der 2. Tag der ſüddeutſchen
Leichtathletik=Meiſterſchaften.
Der deutſche und engliſche Meiſter Corts=Stuttgart außer Gefecht
geſetzt. Brechenmacher=Frankfurt und Faiſt=Stuttgart werden
Doppelſieger. Gute Leiſtungen auf der ganzen Linie. Gutes
Wetter. 3000 Zuſchauer.
Zu der Fortſetzung der bereits am Samstag zum Teil ſchon
ausgetragenen ſüddeutſchen Meiſterſchaften waren etwa 3000 Zu=
ſchauer
erſchienen, die durch den bei herrlichſtem Wetter gebotenen
ausgezeichneten Sport voll auf ihre Koſten gekommen ſein
dürften. Auf der ganzen Linie wurde hartnäckig um die Sieges=
palme
gekämpft und Sieger wie Beſiegte wurden beifälligſt be=
grüßt
. Leider wurde der ausgezeichnete und ſympathiſche Sprin=
ter
Corts=Stuttgart von einem herben Mißgeſchick betroffen, das
ihn allem Anſchein nach für längere Wochen, wenn nicht für das
ganze Jahr außer Gefecht ſetzen wird. Nachdem er noch in ganz
überlegenem Stil die 100 Meter gewonnen hatte, ohne ſich irgend
wie auszugeben, kam er in dem mit Spannung erwarteten
Kampf um die 4 mal 100 Meter Staffel=Meiſterſchaft kurz nach
dem Wechſel als letzter Mann plötzlich zu Fall und mußte von
der Bahn getragen werden. Eine ärztliche Unterſuchung ergab
einen Muskelriß mit Bluterguß. Corts wird alſo ſeinen Titel
als deutſcher 100 Meter=Meiſter nicht verteidigen können. Die
Staffel wurde nach dem Ausfall der Kickers eine ziemlich ſichere
Beute der Karlsruher Phönix=Mannſchaft und iſt ſomit einem
Würdigen in die Hände gefallen. Außerordentlich imponierte
der Doppelerfolg Faiſt’s=Karlsruhe, der die beiden ſchwierigen
Strecken, 200 Meter und 400 Meter ſicher gewann. Auch Brechen=
macher
kam an dieſem einen Tage zu 2 Meiſterſchaften, blieb
allerdings hinter ſeinen in den letzten Wochen gezeigten Leiſtungen
zurück. Die 1500 Meter machten 3 Münchener von 1860 unter
ſich aus. Jenuwein behielt ſchließlich die Oberhand und ſiegte
ſehr ſicher. Die Frankfurterin Haux, die das Speerwerfen ge=
wann
, mußte in den 100 Meter die Ueberlegenheit der Karls=
ruherin
, Frl. Weber, anerkennen, die klar gewann. In der 4 mal
100 Meter Staffel kam die ſiiegende Mannſchaft von 1860 Mün=
chen
auf 51,4 Sek., während den Dreikampf die wieder ſtark auf=
kommende
Frankfurterin Frl. Bühlmeyer gewann.
Die Ergebniſſe:
100 Meter: 1. Corts=Stuttgart 10,9 Sek. 2. Klähn=
Frankfurt 11,1 Sek. 3. Suhr=Karlsruhe 11,2 Sek.
200 Meter: 1. Faiſt=Karlsruhe 22,9 Sek. 2. Klähn=
Frankfurt 23 Sek. 3. v. Rappart=Karlsruhe 23,2 Sek.
400 Meter: 1. Faiſt=Karlsruhe 50, 4Sek. 2. Meiſel=Fürth
50,9 Sek. 3. Bahl=Stuttgart 53,3 Sek.
1500 Meter: 1. Jenuwein=1860 München 4.07,3 Min.
2. König=München 4.12,3 Min. 3. Schrötter=Münche 4.13,8 Min.
10 000 Meter: 1. Eſſig=Stuttgart 34.25,5 Min. 2. Papp=
München 35.12,5 Min. 3. Weſter=Kaiſerslautern 36.26 Min.
400 Meter Hürden: 1. Wagner=Frankfurt 58,5 Sek.
2. Merkert=Stuttgart 60,1 Sek. 3. Reſel=Nürnberg (ohne Zeit).
4 mal 100 Meter Staffel: 1. Phönix=Karlsruhe
43,/4 Sek. 2. 1860 München 43,6 Sek. 3. Boruſſia=Frankfurt
43,8 Sek. 4. Stuttgarter Kickers (aufgegeben).
3 mal 1000 Meter Staffel: 1. 1860 München 1.
Mannſchaft in 7.53, 9Min. 2. 1860 München 2. Mannſchaft 8.03,5
Min. 3. Eintracht=Frankfurt 8.10,6 Min. 4. V. f. R. Heilbronn.
Weitſprung: 1. Wagner=Schwaben Augsburg 6.79
Meter. 2. Barth=Nürtingen 6.75,5 Meter. 3. Kopp=Nürnberg
6.67 Meter.
Stabhochſprung: 1. Speck=Pforzheim 3,50 Meter.
2. Kurt=München 3,40 Meter. 3. Spegel=München 3,40 Meter.
Durch Stechen entſchieden. Reeg nicht am Start.
Kugel beſtarmig: 1. Brechenmacher=Frankfurt 13,77
Meter. 2. Ceder=München 13,16 Meter. 3. Haslauer=München
12,66 Meter.
Kugel beidarmig: 1. Brechenmacher=Frankfurt 24,81
Meter. 2. Ceder 24,67 Meter. 3. Haslauer 22,53 Meter.
Speer beſtarmig: 1. Günther=Stuttgart 52,98 Meter.
2. Keller=Aichingen 52,61 Meter. 3. Salmon=Frankfurt 51,58
Meter.
Speer beidarmig: 1. Günther 92,11 Meter. 2. Sal=
mon
81,45 Meter. 3. Fäßler=Paſſau 80,81 Meter.
Diskus beſtarmig: 1. Schäufele=Stuttgart 39,62 Meter.
2. Rege=München 37,40 Meter. 3. Heidinger=Bergen 36,47 Meter.
Steinbrenner nicht am Start.
Diskus beidar mig: 1. Peter=München 69,48 Meter.
2. Schäufele 67,54 Meter. 3. Steiner=München 63,22 Meter.
Steinbrenner nicht am Start.
Frauen=Meſſterſchaften:
100 Meter: 1. Frl. Weber=Karlsruhe 12,9 Sek. 2. Fel.
Haut=Frankfurt 13,1 Sek. 3. Frl. Nellner=München Handbreite.
Hochſprung: 1. Frl. Amthor=Schweifurt 1/44 Meter.
2. Frau Elſer=München 1/44 Meter (durch Stechen entſchieden).
3. Frl. Bonnet=Müller=München 1,40 Meter.
Weitſprung: 1. Frl. Klabis=Karlsruhe 5,15 Meter. 2.
Frl. Amthor 5,14 Meter.
Kugel: 1. Frl. Eid=München 10,81 Meter. 2. Frl. Haux=
Frankfurt 10,11 Meter. 3. Frl. Rot=Stuttgart 9,/41 Meter.
Speerwerfen: 1. Frl. Haux=Frankfurt 28,53 Meter.
2. Frl. Schilling=Nürnberg 25,57 Meter. 3. Frl. Elſer=München
23,53 Meter.
Dreikampf: 1. Frl. Bühlmeyer=Frankfurt 149 P. 2. Frl.
Gladitſch=Karlsruhe 147 P. 3. Frl. Amthor=Schweinfurt 146 P.
4mal 100 Meter Staffel: 1. 1860 München 51,4 Sek.
2. Karlsruher F. V. 52,7 Sek.

3. Jugendkämpfe des Sportverein 98.
Bei überreichlichem Sonnenſchein und zahlreicher Jugend=
beteiligung
wurden die zahlreichen Kämpfe bei ſehr guter Be=
ſetzung
raſch abgewichelt. Die Endkämpfe fanden bei der zahl=
reichen
Jugend, die die Tribüne füllte, lebhaften Wiederhall.
Ebenſo wurde der Handballſieg mit 14:1 gefeiert. In vielen
Uebungsarten bewegten ſich die Reſultate auf beachtenswerter
Höhe.
Die Ergebniſſe:
Jahrgang bis 14 Jahre:
50 Meter: 1. Barnickel Sp.V. 98 7 Sek.: 2. Berg VfR.
Limburg 7,1 Sek.; 3. Weber VfR. Mannheim 7,2 Sek.
300 Meter: 1. Weber VfR. Mannheim 43,0 Sek.; 2. Bar=
nickel
Sp. Verein 98 Darmſtadt Handbreite; 3. Helmſchrodt Pfalz
Ludwigshafen 45,2.
Ballweitwerfen: 1. Kuh VfR. Limburg 74,29 Meter;
2. Heißler Ludwigshafen 69,69 Meter; 3. Burkart SpV. 98 Darm=
ſtadt
64,26.
Weitſprung: 1. Auer Limburg 5,45 Meter; 2. Weber
VfR. Mannheim 5,01 Meter; 3. Haſſinger Eintracht Frankfurt
4,96 Meter.
Jahrgang bis 16 Jahre:
100 Meter: 1. Lengenbein VfN. Mannheim 12,5: 2.
Sommer VfR. Mannheim 1277: 3. Schröder Heſſen VfL. Darm=
ſtadt
12,9.
800 Meter: 1. Metzger Frankenthal 2 Min. 16: 2. Haas
VfR. Limburg 2 Min. 16,5; 3. Reif Eintracht Frankfurt
2 Min. 17,8.
Hochſprung: 1. Haſenfuß MTG. Mannheim 1,55 Meter;
2. Brinkert MTG. Mannheim 1,50 Meter; 3. Steinbrecher Weiter=
ſtadt
1,40 Meter (durch Loos!).
Jahrgang bis 18 Jahre:
100 Meter: 1. Ruch MTG. Mannheim 11,6; 2. Schmidt
Eintracht Frankfurt 11,8; 3. Franz Limburg 11,9.
400 Meter: 1. Hille Offenbach 53,8: 2. Gebbert Offenbach
55,0; 3. Maier VfR. Mannheim.
1500 Meter: 1. Ohler Speyer 4. Min. 34,5: 2. Lennig
Eintracht Frankfurt 4,35: 3. Lang Aſchaffenburg 4,35,7.
Speerwerfen: 1. Fluck Frankenthal 41,25: 2. Rochholz
Ludwigshafen 38,61.
Weitſprung: 1. Hille Offenbach 6,17 Meter; 2. Schmidt
VfR. Mannheim 5,68: 3. Weyrich VfR. Mannheim 5,66.
Dreikampf (200 Meter, Kugelſtoßen, Weitſprung): 1.
Hille, Offenbach 235: 2. Ohler Speyer 235; 3. Lauerhöfer Lud=
wigshafen
211.
Jahrgang bis 20 Jahre:
100 Meter: 1. Kurtz Offenbach: 2. Rummel Eintracht
Frankfurt; 3. Freudel SpV. Darmſtadt.
400 Meter: 1. Rummel Eintracht Fronkfurt 54 Sek.; 2.
Goebel Limburg 54,8; 3. Gulbinat Eintracht Franckfurt 55,1.
3000 Meter: 1. Ries SpV. Wiesbaden 10 Min. 9: 2.
Kriegsbauer Eintracht Frankfurt 10 Min. 15.
Diskuswerfen: 1. Kappes Frankenthal 27,81 Meter;
2. Morgen VfR. Mannheim 26,38 Meter; 3. Weſp SpV. Arheil=
gen
25,84 Meter.
Staffelnbis 14 Jahre:
300 200, 100, 100 Meter: 1. Sportverein Darmſtadt
1 Min. 35 Sek.; 2. Frankenthal 1 Min 41,5; 3. Offenbach 1 Min.
47/4 Sek.
4X100 Meter bis 16 Jahre: 1. Limburg 47,2: 2.
VfR. Mannheim.
3X200 Meter bis 18 Jahre: 1. MTG. Mannheim
1 Min. 11,6; 2. VfR. Mannheim 1 Min. 12,6; 3. Darmſtadt
1 Min. 13.
3X1000 Meter: 1. Eintracht Frankfurt 8/47: 2. VfR.
Mannheim 8,52; 3. Darmſtadt 9,02.
Neben dieſem reichen Arbeitsgebiet der Leichtathlenk hatte
die Athletik=Abteilung des Sportvereins noch folgende Handball=
Spiele auszutragen: Liga SportereinMannheim VfR. 14:1,
1. Mannſchaft ſiegt 21:41 Jugend gegen Heſſen VfL. 3:3.
Weſtdeutſche Leichtathletikmeiſterſchaften.
Die diesjährigen weſtdeutſchen Leichtathletikmeiſterſchaften
im Duisbunger Stadion waren am Samstag von ausgezeich=
netem
Wetter begünſtigt. Die bisherigen Entſcheidungskämpfe
brachten folgende Reſultate:
200 Meter: 1. Houben=Krefeld 22,4 Sek. 2. Otto=Duisburg 22,6
Sek. 3. Kiſters=Düſſeldorf 22,9 Sek.
800 Meter: 1. Kohl=Koblenz 1:57,6 Min. 2. Wollmer=Kaſſel
1:57,7 Min. 3. Althaus=Duisburg 2:01,9 Min.
10 000 Meter: 1. Huſen=Recklinghauſen 34:56,6 Min. 2. Pohl=
mann
=Hagen 35:02,5 Min. 3. Linden=Düſſeldorf 35:29,9 Min.
Kugelſtoßen (beſtarmig): 1. Schröder=Dortmund 12,76 Meter,
2. Dobermann=Köln 12,63 Meter. 3. Grefenhaus=Oberhauſen
12,25 Meter.
Kugelſtoßen (beidarmig); 1. Junghenn=Kaſſel 21,72 Meter.
2. Schröder=Dortmund 21,56 Meter. 3. Dobermann=Köln
21,22 Meter.
Stabhochſprung: 1. Baltes=Dortmund 3,30 Meter. 2. Ohlig=
ſchläger
=Krefeld 3,00 Meter. 3. Deppenbrock=Münſter 3,00 Meter.
Die weſtdeutſchen Leichtathletikmeiſterſchaften zeitigten am
zweiten Tage trotz der großen Hitze zwei neue weſtdeutſche Re=
korde
. Im 100 Meter=Lauf waren die Favoriten Houben und
Schüller nicht am Start. Dreibholz=Eſſen wurde im Ziel von
Dobermann=Köln abgefangen. Die Ergebniſſe:
100 Meter: 1. Dobermann=Köln 10,9 Sek. 2. Dreibholz=Eſſen
11 Sek.
400 Meter: 1. Gertz=Koblenz 50 Sek.
1500 Meter: 1. Wollmer=Kaſſel 4:10,9 Min.
5000 Meter: 1. Tomberg=Geldern 15:36,1 Min. (Hüſen gab auf.)
110 Meter Hürden: 1. Stöckmann=Duisburg 16.5 Sek.
400 Meter Hürden: 1. Hunoff=Dortmnd 59,2 Sek.
Weitſprung: 1. Dobermann=Köln 7.12 Meter.

Sochſprung: 1. Elſen=Köln 1,74 Meter.
Diskuswerfen (beſtarmig): 1. Junghenn=Kaſſel 38,67 Meter.
Diskuswerfen (beidarmig): 1. Grevenhaus=Oberhauſen 64,19 Mtr.
Speerwerfen: 1. Hauer=Düſſeldorf 54,54 Meter.
Speerwerfen (beidarmig): 1. Metzdorf=Dortmund 95,61 Meter
(neuer weſtdeutſcher Rekord).
4 mal 100 Meter: 1. Preußen Krefeld 43,2 Sek. 2. Preußen Duis=
burg
43,5 Sek.
3 mal 1000 Meter: 1. Schwarz=Weiß Eſſen 8:03,1 Min. 2. Kölner
S. C. 99 8:04,2 Min.
Zehnkampf: 1. Stöckmann 505 Punkte (weſtdeutſcher Rekord).
Mitteldeutſche Leichtathletikmeiſterſchaften.
Gute Leiſtungen. Wege ſchlägt Büchner über 100 und 200 Meter=
Die Titelkämpfe brachten beachtenswerte Ergebniſſe:
100 Meter: 1. Wege=Leipzig 10,7 Sek. 2. Büchner= Mag=
deburg
10,8 Sek.
200 Meter: 1. Wege 21,7 Sek. 2. Büchner (Handbreite
zurück).
400 Meter: 1. Stortz=Halle 49,8 Sek.
800 Meter: 1. Jakob=Magdeburg 1.58,9 Min.
1500 Meter: 1. Dr. Dähnert=Magdeburg 4.15,4 Min.
5000 Meter: 1. Bauer=Halle 15.55,7 Min.
10 000 Meter: 1. Küchner=Leipzig 33.35,8 Min.
410 Meter Hürden: 1. Flugbeil=Leipzig 16,6 Sek.
400 Meter Hürden: 1. Alwardt=Leipzig 59,2 Sek.
4 mal 100 Meter: 1. Viktoria 96 Magdeburg 43,3 Sek=
2. Guts Muths Dresden.
3 mal 1000 Meter: 1. Guts Muths Dresden 7.51,5 Min.
2. V. f. B. Leipzig 7.58,7 Min.
Kugelſtoßen: 1. Seradarus=Dresden 12,71 Meter.
Kugelſtoßen beidarmig: 1. Seradarius=Dresden
22,82 Meter.
Diskuswerfen: 1. Dr. Luther 36,80 Meter.
Diskuswerfen beidarmig: 1. Dr. Luther 69,78 Mtr.
Hochſprung: 1. Huhn=Jena 1,81 Meter.
Stabhochſprung: 1. Moebius=Saalfeld 3,50 Meter,
Weitſprung: 1. Hofmann=Leipzig 6,83 Meter.
Die ſüddeutſchen
Schwimm=Meiſterſchaften.
Die ſüddeutſchen Schwimmer in guter Form.
Berges Darmſtadt gewinnt die 100 und 400
Meter Freiſiil.
In Nürnberg wurden am Samstag und Sonntag im Klub=
bad
des 1. F.C. Nürnberg die ſüddeutſchen Schwimm= Meiſter=
ſchaften
ausgefochten, die, wenn man das außerordentlich heiße
Wetter berückſichtigt, ſehr guten Sport brachten. Sämtliche fünf
Kreiſe des ſüddeutſchen Schwimmverbandes waren, von weniger
Ausnahmen abgeſehen, mit ihren beſten Kräften am Start,
Die Ergebniſſe.
4 mal 100 Meter Staffel: 1. V. f. v. Schwimmen München 5:19,6
Min. 2. Göppingen 5:21,3 Min. Göppingen ſchwimmt mit Er=
ſatz
für Brenner.
100 Meter Damen Bruſt: 1. Frl. Backof, Moenus Offenbach,
1:31,6 Min. 2. Frl. Stapf=Nürnberg 1:37,3 Min. 3. Frl. Krü=
ninger
=Nürnberg.
100 Meter Damen Seite: 1 Frl. Schrenk, Jungdeutſch=
land
Darmſtadt, 1:45,2 Min. Im Alleingang gewonnen.
400 Meter Freiſtil: 1. Berges, Jungdeutſchland
Darmſtadt, 5:54,2 Min. 2. Lieret=Nürnberg, 6:02 Min. Da
beide Gegner noch in den Staffeln anzutreten hatten, gaben
ſie nicht ihr beſtes. Berges begnügte ſich damit, zu ſiegen.
3 mal 100 Mtr. Freiſtilſtaffel: 1. Jungdeutſchland Darm=
ſtadt
3:33 Min. 2. V. f. v. Schwimmen München 3:34,4 Min.
3. Göppingen 3:34,6 Min. Schärfſtes Rennen des Tages, das
Darmſtadt ſchließlich ſicher gewinnt. Harter Kampf um den
2. Platz.
Sonntag:
3 mal 100 Meter Bruſtſtaffel: 1. Göppingen 4:18,3 Min. 2. V. f.
v. S. München 4:23,2 Min.
Freiſtil=Schwell=Staffel (50, 100, 200 Meter): 1. Jungdeutſch=
land
Darmſtadt 4:17,7 Min. 2. Bahern 07. Nürnberg
4:36,2 Min.
100 Meter Rücken: 1. Günther=Göppingen 1:20,6 Min. 2. Frank=
Heidelberg 1:21,3 Min. Sehr ſcharfes Rennen. Frank kommt
gegen Schluß mächtig auf.
100 Meter Damen Freiſtil: 1. Frl. Henndobler=München 1:29,3
Min. 2. Frl. Böhm=Nürnberg 1:31 Min.
100 Meter Damen Rücken: 1. Frl. Backof=Offenbach 1:37,4 Min.
2. Frl. Fiſcher=Cannſtatt 1:41,8 Min. Sicherer Sieg der Offen=
bacherin
.
100 Meter Seite: 1. Hiebler=Karlsruhe 1:18 Min. 2. Lencher=
Ulm 1:19,4 Min.
Springen: 1. Herbert=Mainz 83,58 Punkte. 2. Behringer= Nürn=
berg
77,83 Punkte. 3. Streuff=Stuttgart 77,65 Punkte.
100 Meter Bruſt: 1. Fauſt=Göppingen 1:20,2 Min. 2. Weiß=
Nürnberg 1:20,6 Min. 3. Eiſenſchink=München 1:26 Min. Mit
knappem Handſchlag gewonnen.
100 Meter Freiſtil: 1. Berges=Darmſtadt 1:06,8 Min.
2. Dex=München 1:08,1Min. 3. Lieres=Nürnberg 1:10 Min.
Dex übernimmt vom Start weg die Führung, kann aber Ber=
ges
nicht halten.
3 mal 100 Meter Damen Bruſt=Staffel: 1. Erſter F.C. Nürnberg
5:01 Min. 2. Kombinierte Mannſchaft.
3 mal 200 Meter Freiſtil=Staffel: 1. Darmſtadt 8:11,08 Min.
2. Göppingen 8:21,4 Min. 3. Nürnberg 8:35 Min.
Vereinsmehrkampf: Bayern 07 Nürnberg.
Einzelmehrkampf: Weickert=Nürnberg.
Ein am Vormittag ausgetragener Xlubzweikampf zwiſchen
Mo=nus Offenbach Jugend und Bayern 07 Nürnberg Jugend
endete unentſchied
en.

[ ][  ]

Seite 6

Montag, den 19. Zuli 1926

Nummer 198

Gauſtromſchwimmen Main=Rhein=
Zurngau der T. 2. in Gernsheim.
Zu dem am geſtrigen Tage in Gernsheim a. Rh. ſtattgefun=
benen
Stromſchwimmen des Main=Rheingaues kann geſagt wer=
den
, daß es dem denkbar würdigſten Verlauf genommen hat. Es
war keine Täuſchung, der man ſich mit Ende des verfloſſenen
Jahres hingegeben hat, daß mit dem kommenden Jahre mit
einem weiteren Aufſtieg in der Turnerſchwimmbewegung zu
rechnen ſei, und der geſtrige Tag ſtellte unzweifelhaft ein glänzen=
des
Zeugwis hierfür aus. Obwohl das Schwimmen in der Tur=
nerſchaft
aus kleinen Anfängen heraus, und beſonders kann dies
vom Main=Rheingau geſagt werden, geboren wurde, ſo kann
heute der Beweis angetreten werden, daß ſich der Schwimmbe=
trieb
unter der umſichtigen Leitung des Gauſchſwimmvartes
Troſt, der beſtrebt iſt, das Schwimmen mit allen Mitteln im
Main=Rheingau zum Volksgute zu machen, in vielem Vereinen
burchgeſetzt hat. Zum zweiten Male empfing Gernsheim die
Turnerſchwimmer des Gaues zum Stromſchſwimmen und hatte
der Turnverein Gernsheim die geſtellten Anfonderungen zu den
Vorarbeiten und Durchführung der Schſwimveranſtaltung in
hervorragender Weiſe gelöſt. In den Dienſt der guten Sache
ſtellten ſich die Herren Königsfeld, Rotterdam=Darmſtadt ſowie
Herr Adelmann, die mit ihren ſchnellem Motorbooten weſentlich
den Rettungs= und Sicherheitsdienſt unterſtützten und ſo durch
ihre Teilnahme zur Erhöhung des Sicherheitsgefühls der
Schwimmer und Schwimmerinnen beitrugen. Die Herren Scholl
und Andres Gernsheim ſtellten ihre Dampfboote ſowie Schlepp=
kahn
zum Transport der Teilnehmer an die Startplätze zur Ver=
fügung
, ſo daß hierdurch die Veranſtaltung reibungslos durchge=
führt
ſwerden konnte. Den genannten Herren ſei für die großen
Opfer, die ſie gebracht haben, und für das Intereſſe, welches ſie
der Turnerſchwimmbewegung entgegenbringen, an dieſer Stelle
beſonderer Dank ausgeſprochen.
Im 2000 Meter=Schwimmen für Turnerinnen ſtellten ſich
dem Starter 11 Teilnehmerinnen und ſah dieſes Schwimmen in
der Spitzengruppe, die Turngemeinde 1846 ſiegreich. In der
Klaſſe Turnerinnen=Jugend waren es 20 Teilnehmerinnen. Auch
hier war es wieder die Turngemeinde Darmſtadt 1846, welche für
ſich die erſten Siege buchen konnte. Das Schwimmen über 3000
Meter verzeichnete nicht weniger wie 44 Jugendturner, die um die
Siegerehre vangen. Groß=Gerau, Beſſungen und die beiden
Darmſtädter Vereine waren hier zumeiſt unter den Siegern. Das
8000 Meter=Schwimmen für Aeltere konnte Löffler, Tgde. 1846
Darmſtadt, ſür ſich entſcheiden. Im 5000 Meter=Schwimmen für
Turner lieferten ſich die Turner Dörner und Lohrer im ſcharfen
Endkampf ein totes Rennen, denen dichtauf Habich als nächſter
das Ziel durchſchwimmen konnte. Die vorgenanntem dertraten
die Farben der Turngeſellſchaft Darmſtadt 1875. Im Hauptbampf
des Tages: Schwimmen über 7500 Meter, Tarner Oberſtufe, ſah
man ebenfalls die Darmſtädter Turngeſellſchaft 1875 in Front.
Turner Fritz Weiß erreichte als Erſter das Ziel, ſeinem Vereins=
kollegen
Hüther etwa 350 Meter hinter ſſcy laſſend. Letzterem
gelang es, gegen den Dritten ebenfalls einen Vorſprung von 350
Meter herauszuholen. Beſonders hervorgehoben mag ſein, daß
alle Teilnehmer und Teilnehmerinnen (150) das Ziel durch=
ſchwammen
und niemand auf der Stecke blieb. Möge das zweite
Stromſchwimmen des Main=Rheingates ſeine Werbekraft nicht
verfehlt haben und neue Anhänger der Turnerſchwimmbewegung
zuführem. Den Siegern aber zu den glänzenden Leiſtungen, die
ſie vollbracht, ein dreifaches Gut Heil.
Siegerliſte zum Gauſtrom=Schwimmen.
2000 Meter, Turnerinnen: 1. Sieg Gerhardt Trude,
Tgde. Darmſtadt 1846, in 15,00 o Min.; 2. Dintelmann Greta,
Tgde. Darmſtadt 1846; 3. Pickel Betty, Tgde. Darmſtadt 1846;
4. Klaaſen Guſtel, Tgde. Darmſtadt 1846; 5. Reinhardt Marie,
Tvr. Pfungſtadt; 6. Keil Elſe, Tv. Arheilgen: 7. Pöſchl Wally, Tv.
Bensheim; 8. Uhlenberg Addi, Tv. Vensheim.
2000 Meter Turnerinnen=Jugend: 1. Sieg
Schmidt Lina, Tgde. Darmſtadt 1846, in 12,58½ Min.; 2. Horſt
Hedwig, Tgde. Darmſtadt 1846: 3. Aßmus Eliſabeth, Tgde. Darm=
ſtadt
: 4. Frank Sophie Tgeſ. Darmſtadt 1875; 5. Gunkel Marie,
Tv. Pfungſtadt; 6. Schubkegel Helene, Tgeſ. Darmſtadt 1875; 7.
Zirkel Marie, Tgde. Beſſungen; 8. Roth Paula, Tgeſ. Darmſtadt
1875: 9. Pacholsky Roſa, Tgde. Beſſungen; Baldauf Sophie, Tv.
Pfungſtadt; Neutſch Elſe, Tgeſ. Darmſtadt 1875: Engel Marie,
Tv. Arheilgen; Fey Käthe, Dv. Arheilgen; Barth Wilhelmine,
Tv. Arheilgen; Benz Kätha, Tv. Arheilgen; Jakobi Dora, Tv.
Pfungſtadt; Bauer Elſe, Tv. Arheilgen; Stier Aenne, Tgde.
Beſſungen.
3000 Meter, Turnerjugend: 1. Sieg Müller Hans,
Tv. Groß=Gerau, in 22,15 Min.; 2. Schäfer Georg, Tgde. Beſ=
ſungen
; 3. Heck Franz, Tgde. Beſſungen; 4. Repp Philipp, Tv.
Arheilgen; 5. Meyer Adolf, Tgde. Darmſtadt 1846; 6. Neutzſch
Karl, Tgeſ. Darmſtadt; 7. Lautenſchläger Georg, Tgeſ. Darm=
ſtadt
: 8. Grüll Friedrich, Tv. Gernsheim; 9. Jung Auguſt, Tgde.
Beſſungen: 10. Diehl Heinz, Tv. Pfungſtadt; 11. Dintelmann
Ludwig, Tgde. Darmſtadt 1846: 12. Poſt Joſeph, Tv. Gernsheim;
13. Heinz Frdr., Tgde. Darmſtadt 1846: 14. Spahn Ludwig, Tgeſ.
Darmſtadt; Roth Helmuth, Tv. Arheilgen; Bauer Karl, Tv. Gr.=
Gerau; Rauſch Franz, Tgeſ. Darmſtadt 1875; Kramer Gg., Tgde.
Beſſungen: Schäfer Wilhelm, Tp. Gernsheim; Langelott Ludwig,
Tv. Bensheim: Müger Heinrich, Tgde. Beſſungen; Brücher Peter,
Tv. Arheilgen; Wolf Gg., Tb. Arheilgen; Braun Hans, Tv.
Arheilgen: Traſer Otto, Tv. Arheilgen: Erb A., Tv. Arheilgen;
Hartmann Fritz, Tv. Bensheim; Fuchs Karl, Tv. Gut Heil,
Auerbach; Dittmeyer Heinrich, Tv. Gernsheim; Linde Richard,
Tgde. Beſſungen; Scholl Karl, Tv. Gernsheim; Schmidt Phil.,
Tv. Gernsheimt Köhl Ludwig, Tv. Gernsheim; Melchior Peter,
Tv. Erfelden; Müger Karl, Tgde. Beſſungen; Rothmann, Tv.
Erfelden: Poth Fritz, Tgde. Darmſtadt 1846; Heck Karl, Tgde.
Darmſtadt 1846; Senger Heinrich, Tgde. Darmſtadt 1846: Mundt,
Dgde. Darmſtadt 1846; Joſt Ernſt, Tgeſ. Darmſtadt 1875: Körner
Heinrich, Tgde. Beſſungen: Duchene Heinrich, Tv. Bensheim;
Stock.
3000 Meter, Altersturner: 1. Sieg Löffler Heinrich,
Tgde. Darmſtadt 1846, in 2105 Min.; 2. Ries Franz, Tgde.
Darmſtadt 1846; Bender Peter, Tv. Dieburg.
7500 Meter, Turner Oberſtufe: 1. Sieg Weiß Fritz
Tgeſ. Darmſtadt 1875, in 50,00/o Min.; 2. Hüther Ernſt, Tgeſ.
Darmſtadt 1875: 3. Pfitzenmeier Th., Tv. Gut Heil Auerbach;
4. Böſchen Alfred, Tv. Eberſtadt; 5. Penk Ludwig, Tgde. Darm=
ſtadt
1846; 6. Hartung Karl, Tv. Pfungſtadt: 7. Herbert Emil,
Tv. Gernsheim; Lautenbach, Tgde. Darmſtadt 1846.
5000 Meter für Turner Mittelſtufe: 1. Sieg Dör=
ner
Willi, Tgeſ. Darmſtadt 1875; 1. Lohrer Jakob, Tgeſ. Darm=
ſtadt
1875: 2. Habich Heinrich, Tgeſ. Darmſtadt 1875: 3. Benz
Georg, Tv. Arheilgen; 4. Spengler Heinrich, Tv. Arheilgen; 5.
Wittersheim Ludwig, Tgeſ. Darmſtadt 1875; 6. Steinmann Karl,
Tv. Eberſtadt: 7. Riehl Chr., Tv. Pfungſtadt; 8. Böſchen Ludwig,
Tv. Eberſtadt: 9. Welter Georg, Tgde. Darmſtadt 1846: Büttel
Phil., Tv. Pfungſtadt: Deckardt Alfred, Tgeſ. Darmſtadt 1875;
Gandenberger Ludwig, Tv. Pfungſtadt: Maldinger Peter, Tgeſ.
Darmſtadt: Wahlig Phil., Tv. Bensheim; Schaad Martin, Tv.
Erfelden: Roll Hans Tgde. Darmſtadt 1846: Roth Georg, Tv.
Erfelden; Wengertsmann Hans, Tv. Erfelden.
Handball.
Heſſen V.f. L.Tv. Biebesheim.
Zu dieſem Verbandsſpiel trat die Mannſchaft von Biebes=
m
nicht an. Die beiden Punkte fielen daher den Heſſen
s zu.

Rudern.
Heidelberger Ruder=Regatta.
Die 4. Heibelberger Ruder=Regatta hate bei ſchönem, war=
men
Wetter einen nur recht ſchwachen Beſuch zu verzeichnen. Im
ganzen nahmen 26 Vereine an der Veranſtaltung teil. Die
Länge der Bahn betrug 1900 Meter. Organiſation und Abwick=
lung
der Rennen waren zufriedenſtellend.
Jungmann=Einer: 1. RV. Rüſſelsheim (Zogbaum)
7:01,2 Min.; 2. Mainzer RG. (Peukert) 7:05,4 Min.; 3. Ale=
mannia
Karlsruhe (Zweydinger) aufgegeben.
Jungmann=Vierer: 1. Amicitia Mannheim 6:20
Min.; 2. Undine Saarbrücken 6:26,6 Min.
Erſter Vierer (Wanderpreiſe): 1. Frankfurter
RV. 65 (Bögel, Huſch, Schroff, Albracht, Steuer Steinhäußer)
6:33,2 Min.; 2. Amicitia Mamnheim 6:43,6 Min.; 3. Heidel=
berger
RK.
Junior=Vierer: 1. RG. Eberbach 6:35,6 Min.; 2.
Ludwigshafener RV. 6:44,4 Mim.; 3. Saarbrücker RG. Undine
6:53,4 Min.; 4. Rheinklub Alemanmia Karlsruhe.
Dritter Vierer: 1. RG. Eberbach 6:35,4: 2. Franken=
thaller
RV. 6:59,4 Mim.
Jungmann=Achter: 1. Frankfurter NG. Sachſenhau=
ſen
6:02 Min.; 2. Karlsruhe.
Vierer ohne Steuermann: 1. Ludwigshafener
RV. 6:14,2 Min.; 2. Mannheimer RV. Amicitia 6:23,2 Min.
Akademiſcher Vierer: 1. Heidelberger RK. 6:23,8;
2. Karlsruher RV. 6:27.
Zweiter Achter: 1. Wormſer RV. 5:51,6: 2. Offen=
bacher
RV. 1874 5:56,2.
Erſter Einer; 1. RV. Rüſſelsheim (Zogbaum) 7:03/41
2. Ulmer RK. Donau 7:08.
Junior=Achtert 1. Manheimer RK. 5:55,3: 2. FRG.
Sachſenhauſen 6:04,4.
Zweier ohne Steuermann: 1. Ludwigshafener
RV. 6:46,8: 2. Frankfurter RV.
Ermunterungs=Vierer: 1. Heidelberger RK.
6:29,8; 2. Frankenthaler RV. 6:40.
ErſterAchter: 1. Mannheimer RV. Amicitia im Allein=
gang
6:01,2.
Kanu=Langſtreckenwettfahrt des Oberrhein= und Mainkreiſes
des D. K.V.
Auf der 25 Kilometer langen Strecke von Guntersblum nach
Mainz wurden vom Oberrhein= und Mainkreis intereſſonte Falt=
bootwettfahrten
veranſtaltet, bei denen zum Teil recht gute Er=
gebwiſſe
erzielt wurden. Die Ergebniſſe lauten:
Faltboot=Junior=Einer: 1. Frankfurter Kanu= Ver=
ein
1:48,10,8 Std.: 2. Verein der Kanufreunde Mainz 1:57,45
Std.; 3. Meteor=Chemnitz autfgegeben.
Faltboot=Junior=Zweier: 1. Kam=Geſ. Neckar=
au
1. Boot 1440,20 Std.: 2. Kanu=Geſ. Neckarau 2. Boot 1:42,6
Std.: 3. Mannheimer Kam=Geſ. 1:43,41 Std.
Faltbovt=Einer (Kreismeiſterſchaft): 1. Mainzer
Kanut=Verein 1:40,20 Std.: 2. Wicking=Höchſt 1:46,26 Std.; 3.
Frankfurter Kanu=Verein 1:47,35 Std.
Faltboot=Zwieſier 1Kreismeiſterſchaft): 1. Kanu=Geſ.
Neckaraut 1:37,49,5 Std.; 2. Mainzer Kanu=Verein 1:38,04,5 Std.;
3. Kanuklub Saarbrücken 1:41,54,2 Std.

Tennis.

Allgemeines Tennis=Turnier in Marburg.
Bei ſehr ſchönem Wetter konnte am Sonntag das Allgemeine
Tennis=Turnier in Mavburg zu Ende geſpielt werden. Dank der
guten Organiaſtion traten keine Verzögerungen ein. Der be=
botene
Sport war recht gut. Die Ergebniſſe:
Herreneinzel (ohne Vorgabe); Erwen=Frankfurtvon
Emden 6:4 6:1.
Dameneinzel (ohne Vorgabe); Frau Weckeſſer= Ham=
burg
Frau Meinzinger 5:7 7:5 8:6.
Herrendoppel: Seebohm=Heffter Trapp=Hackenpflug
7:9 6:0 6:4.
Gemiſchtes Doppel: Frl. Mainzinger=Dr. Scholl
Fr. Hirgberg=Hintze (ohne Sp.).
Allgemeines Tennis=Turmer in Mannheim.
Trotzdem die Mannheimer Tennis=Veranſtaltung vom Wet=
ter
ſehr begünſtigt war, konnten doch die Entſcheidungen noch
nicht alle durchgeführt werden, da die Fülle der Spiele zu groß
war. Entſchieden wurden am Sonntag nur das Herrendoppel
um die Meiſterſchaft von Baden, die übrigen Spiele werden am
Montag zu Ende geführt. Ergebniſſe:
Herrendoppel um die Meiſterſchaft von Ba=
den
Endſpiel; von Kehrling=OfanDr. Buß=Kleinſchroth 4:6
8:6 6:1 7:5.
Herreneinzel um die Meiſterſchaft der Pfalz:
Vorſchlußrunde; von Kehrling-Klopfer 6:4 6:3. Dr. Buß
Ofan 6:0 4:6 6:0.
Dameneinzel, Vorſchlußrundet Frl. KohnertFr. Lieb=
haber
6:1 6:1. AnnaFrl. Holzapfel 6:2 6:4.
Damendoppel um die Meiſterſchaft von Süd=
deutſchland
Vorſchlußrunde: Anna=Frl. MengesKlopfer=
Schröder 6:1 6:2. Frl. Kohnert=Frl. HolzapfelFr. Pückler=
Fr. Kamp 6:1 6:1.
Gemiſchtes Doppel, Vorſchlußrunde: Anna=Dr. Buß
Frl. Menges=vonKehrling 6:4 6:8 6:1. Frl. Aman=Klopfer
Frl. Holzapfel=Bermann 7:5 4:6 6:3.
Das Düſſeldorfer Tennis=Turnier. Froitzheim und Dr. Fried=
leben
in Front.
Der Samstag, der wiederum von ſchönſtem Wetter begünſtigt
war, brachte das Eingreifen des Altmeiſters Froitzheim und der
Kampfſpielſiegerin Frau Dr. Friedleben, die beide in des Wortes
wahrſter Bedeutung kamen, ſahen und ſiegten. Allerdings hatte
Froitzheim, der bereits die Vorſchlußrunde erreichte, bislang
keinen allzu ſtarken Gegner, vielleicht von Nourney abgeſehen.
Frau Dr. Friedleben ſpielte ſich ſogar in die Schlußrunde, nach=
dem
ſie in der Vorſchlußrunde Frau Vormann=Düſſeldorf glatt
geſchlagen hatte. Sehr gut hielt ſich vor allem auch der äußerſt
flinke Spanier Juanico, der ebenfalls die Vorſchlußrunde ſchon
erreichte.
Das Allgemeine Düſſeldorfer Tennis=Turnier konnte am
Sonntag in allen erſtklaſſigen Gruppen zu Ende geführt werden.
Im Herren=Einzel ſchlug Demaſius zunächſt den Spanier Juanico
6:2 5:7 6:2, unterlag dann aber im Endſpiel gegen Froitzheim
4:0 (zurückgezogen), nachdem Froitzheim vorher den Spanier
Gonzales 6:0 6:0 abgefertigt hatte. Das Damen=Einzel war
Frau Dr. Friedleben=Frankfurt nicht zu nehmen; ſie ſchlug zu=
letzt
Frl. Kallmeyer 6:3 6:3. Eine Ueberraſchung gab es im
gemiſchten Doppel, wo Frl. Kallmeyer=Demaſius über Frau
Friedleben=Hannemann 6:1 6:0 ſiegreich blieben. Im Herren=
Doppel gewannen Froitzheim=Demaſius das Endſpiel gegen
Hannemann=Lüdtke 6:3 6:2 11:13 6:4. Frau Finger=Frl. Ja=
kobini
blieben im Damen=Doppel Sieger über Frau Vormann=
Lent (6:3 7:5).

Sommerkur für

Merdenkranke
u. Nervös-Erschöpfte Spezialkuranstalt Hofheim im Taunus
(I.7833
bei Frankfurt am Main Prospekte durch:
Dr. M. Schulze-Kahleyss, Nervenarzt.

Radſport.
Straßenrennen Großer Opelpreis von
Heſſen und Naſſau
Sieger: R. Wolke=Berlin.
Auf der 180 Km. langen Strecke Mainz=Alzey=Worms= Darm=
ſtadt
=Offenbach=Franrfurt=Wiesbaden=Mainz kam am Sonntag,
der 7. Große Opelpreis, der Große Opelpreis von Heſſen und
Heſſen=Naſſau zum Austrag. Veranſtalter war der Heſſiſch= Naſ=
ſauiſche
Radfahrer=Bund, der ſeiner Aufgabe in jeder Beziehung
gewachſen war. Den Sieg errang R. Wolke vor ſeinem Bruder
Bruno und dem ſtärkſten Fahrer des Rennens, dem Frankfurter
Dumm. Ihm liegen die Berge beſonders gut, während ſein
Spurt zu wünſchen übrig läßt. Ein Feld von 63 Fahrern begab
ſich auf die Reiſe. Schon bei 30 Km. hatte ſich das Feld ſtark ge=
lichtet
. Eine nur noch 20 Mann ſtarke Spitzengruppe kam ge=
ſchloſſem
in Alzey ein. Danm gab es eine Reihe von Defekten, zu
deren Opfern bis Worms Mroczodeck, Dangel, Treuſch und Ploch
gehörten. Zehn Mann erreichen zuſammen die Kontrolle, zu
denem Damm aufſchließt. Damm hat dann noch zwei und K.
Schuler gar drei Reifendefekte, die ſie zurüchwerfen, ſo daß die
auf 8 Mann zuſammengeſchmolzene Spitzengruppe das Rennem
im Spurt entſcheidet. Die Brüder Wolke unterſtützen ſich gut
und vermögen den wieder aufgekommenen Dumm=Frankfurt auf
den dritten Platz zu verweiſen. Baron erlitt im Spurt Pedal=
ſchaden
. Die Ergebniſſe: 1. R. Wolke=Berlin 5.57,19
Std.; 2. B. Wolke=Berlin 1 Länge; 3. Dumm=Frankfurt (jetzt
Köln) 1 Länge; 4. Büttner=Berlin 2 Längen; 5. F. Schuler=
Mannheim 1 Länge; 6. Buſe=Berlin 3 Längen; 7. Rohn= Bretzen=
heim
in Heſſen 1 Länge; 8. Dehner=Bretzenheim in Heſſen 100
Meter; 9. Baron=Berlin 5.57,47 Std.; .10. Mroczodeck=Berlin
6,36,35 Stunden.
Radrennen Rund um Wiesbaden
Gugau=Frankfurt ſiegt vor Zeißner=Schweinfurt in der großen
Fernfahrt.
Die von dem Radſportklub Wiesbaden 1902 veranſtaltete
große Fernfahrt über 220 Km. in der zweimal zu durchfahrenden
Rundſtrecke Wiesbaden=Eiſerne Hand=Hahn=Idſtein=Hatversheim=
Caſtell=Eltwville=Schlangenbach=Wiesbaden geſtaltete ſich zu einem
ſehr intereſſanten Renmen. Gugau=Frankſurt, der in der erſtem
Runde infolge Reifendefekts zurücklag, ſiegte ſchließlich nach
zähem Kampfe mit zwei Längen Vorſprung vor Zeißner=
Schweinfurt. Der Start erfolgte kurz nach 5 Uhr morgens
Starſer=Fürth ſiegte in der C=Klaſſe, die zuerſt ſtartete, während
Traudt=Bierſtadt in der B=Klaſſe das Rennen für ſich entſchied.
Die Ergebniſſe: A=Klaſſe: 1. Gugau=Frankfurt 6:47,45
Std.: 2. Zeißner=Schweinfurt 2 Längen zurück; 3. Zind=Lahy,
½ Länge zurück: 4. Kapp=Frankfurt 6:47,48 Std.; 5. Tomaſini=
Wiesbaden 6:55,15 Std.; 6. Schön=Wiesbadem. B=Klaſſe: 1.
Traudt=Bierſtadt 7:01,33 Std.; 2. Geßner=Wiesbaden 7:06,18
Std.; 3. Hohheim=Frankfurt 7:09,20 Std.; 4. Kempner=Biebrich;
5. Vogel=Elberfeld; 6, Grüger=Niederrad. C=Klaſſe: 1. Straßer=
Fürth 6:58,49 Std.: 2. Heeg=Frankfurt 7:04,20 Std.: 3. Wiegland=
Alzey.
Boxen.
Box=Klubkampf Mainzer BoxklubV.f.R. Mannheim.
Der auf der Mainzer Radrennbahn ausgetragene Klubkampf
zwiſchen dem Mainzer Boxklub und der Boxahteilung ſdes
V.f. R. Mannheim endete mit einem überlegenen Sieg der Main=
zer
, die wit 7:1 Punkten den Kampf friſch entſcheiden konnten.
Gekämpft wurde in 2 Runden zu je 3 Minutem und einer Runde
zu 4 Mimuten. Die Reſultate lauten:
Fliegengewicht: Herwannſſon gewinnt gegen Wiftler
Mannheim. Bantamgewicht: Imhof Mainz ſchlägt Klö=
per
2 Mannheim. Federgewicht: Weiler Mainz beſiegt
Klöper 1 Mannheim. Leichtgewicht: Krieger=Mannheim
ſchlägt Beſt Mainz. Weltergewicht: Eckers Mainz be=
zwingt
Wohlfahrt Mannheim. Mittelgewicht: Wimmer
Mainz ſiegt über Blum Manheim. Halbſchwergewicht:
Roderich Mainz ſchlägt Frank Mannheim. Gemiſchtge=
wicht
: Krimmel Mainz ſchlägt Kitzenberger Mannheim, der
nach der erſtem Runde aufgibt.
Pferdeſport.
Rennen zu Hoppegarten.
1. Flibuſtier=Rennenz 3900 Mk., 1200 Metert 1. Haupt=
geſtütt
Altefelds Tully (Vinzeny), 2. Maifahrt, 3. Lefols. Fernert
Roſenkelch, Geiſenheim, Rita, Pompejus, Ich dien. Joda, Pertboia,
Chanterolla. Tot, 199 Pl. 53, 49, 33:10. Kopf2 Lg.Hals.
2. Gulliver=Rennen (für Dreijährige), 3900 Mk., 1800
Meter: 1. Stall Halmas Fraueninfel (Vinzeny), 2. Perſephone, 3. Pe=
tronius
. Ferner: Mutatis Mutandis, Proſpero, Rückſicht, Amonophis,
Caſanova, Romeo, Balios, Formoſa. Tot. 64, Pl. 24, 16, 20:10. 334
½ Länge.
3. Trachenberg=Rennen (ſitr Zweijährige), 3900 Mk., 1200
Meter: 1. W. Lindenſtädts Verong II (Bleuler), 2. Märker, 3. Serapis.
Ferner: Kapuziner, Roſenwange, Milon, Barnholm. Tat 190, Pl. 32,
26, 20:10. 122½ Lg
4. Hannibal=Rennen; 10400 Mk., 2800 Meter: 1. Haupt=
geſtüt
Altefelds Marduck (Williams), 2. Theokrit, 3. Siſyphus. Fernert
Favor. Tot. 16, Pl. 11, 14:10. 7.1½7 Lg.
5. Zama=Rennen, für drei= und vierjährige Stuten: 5200 Mk.,
2000 Meter: 1. O. Blumenfeld und R. Samſons Tibia (Haynes), 2. Oda=
liske
, 3. Marienburg. Ferner: Kamtſchatka, Oscula. Tot. 17, Pl. 11,
11:10. 22½34 Lg.
6. Hamilkar=Rennen, für Zweijährige; 2800 Mk., 1000
Meter (1. Abteilung): 1. A. und C. von Weinbergs Patriotin (O.
Schmidt), 2. Dompfaff, 3. Waldrada. Ferner: Arndt, Tuor, Lucas,
Metropolis, Isländer, Amorette. Tot. 18, Pl. 13, 49, 14:10. Hals21
Länge. 2. Abteilung: 1. Hauptgeſtüt Altefelds Feenkönigin (Haynes),
2. Oberwinter, 3. Teutone. Ferner: Lanz, Mohrenglück, Manon, Hohen=
fels
, Jgnatia, Saxifraga, Rigveda. Tot. 37, Pl. 13, 12, 11:10. 134
3 Längen.
7. Sieger=Rennen; 2800 Mk., 2200 Meter: 1. R. Haniels
Toledo (Williams), 2. Leſe, 3. Bertram. Ferner: Colberg, Frühlings=
bote
, Ondina, Räuberhauptmann, Hartſchier, Amaryllis, Schneewittchen,
Rapier. Tot. 30, Pl. 18, 22, 145:10. ½2 Lg.Kopf.
Der Tag begann gleich mit einer Ueberraſchung, als im erſten Rennen
Vinzenz im Finiſh den Altefelder Tully von Maifahrt und Lefels zum
Sieg führte. Gleich das nächſte Rennen gewam Vinzenz dann mit
Stall Halmas Fraueninſel aus eine faſt unmöglichen Poſition heraus und
vollbrachte damit eine Glanzleiſtung. Der Stall Lindenſtaedt machte
einen großen Cou, indem er in dem Trachenberg=Rennen für Zweijährige
ſeine Verona II mit Bleuler verhaltem Märker und Serapis hinter ſich
ließ. Das Ergebnis bedeutet einen großen Erfolg, die Ueberraſchung iſt
weitaus größer als ſelbſt die Quote von 190:10 ausdrückt. Das wichtigſte
Rennen des Tages, das Hannibal=Rennen, beſtritt nur ein Quartett. Die
überlegene Klaſſe von Marduck ſtand von vornherein feſt. Der Altefelder
hatte ſich ſchon ſo oft für ſeinen größeren Stallgefährten Aditi aufopferm
müſſen, daß man begierig war, jetzt den Hengſt zu ſehen, wo er für ſich
ſelbſt arbeitete. Williams brachte ihn trotz der Strecke von immerhin
2800 Meter gleich an die Spitze und gewann das Rennen tatſächlich im
Kanter gegen Theokrit und Siſyphus. Ein böſer Verſager war Favor,
der nie vom letzten Platz fortkam. Die in ihrem Leben erſt einmal ge=
ſchlagene
vierjährige Stute Tibia gab ihr Jahresdebut. Haynes hatte
keine Mühe, ſie leicht gegen Odaliske und Marienburg zum Siege zu
führen.

Hauptſchriftleitung: Rudolf Mauve
Verantwortlich für Politik und Wirtſchaft: Rudolf Mauve
Verantwortlich für Feuilleton und Heſſiſche Nachrichten: Max Streeſe
Verantwortlich für Sport: Dr. Eugen Buhlmann.
Verantwortlich für Schlußdienſt: Andreas Bauer
Verantwortlich für den Inſeratenteil: Willy Kuhle
Druck und Verlag: L C. Wittich ſämtlich in Darmſtadt.

Die heutige Nummer hat 6 Seiten.