Darmstädter Tagblatt 1926


27. Juni 1926

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Wöchentliche illufrierte Beilage: Die Gegenwart, Tagesſpiegel in Bild und Wort
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Nummer 176
Sonntag, den 22. Juni 1926.
189. Jahrgang

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ſädter
8 Nationalbank.

Caillaux beſeitigt Robineau.

Frankreichs politiſche Lage.
Gegenſätze zwiſchen Briand und Caillaux?
EP. Paris, 26. Juni.
Die Zeitungen hatten in dieſen Tagen oft ſcherzweiſe von
Briand und Caillaux erklärt, einer dieſer beiden Konſuln werde
letzten Endes den anderen auffreſſen. Es ſcheint, daß jetzt ſchon
zwiſchen den beiden Männern eine ernſthafte Meinungsverſchie=
denheit
aufgetreten iſt, und zwar in der Frage des Waſhingtoner
Abkommens. Briand legt ſich Rechnung davon ab, daß das
Parlament das Abkommen im gegenwärtigen. Augenblick mit
großer Mehrheit ablehnen würde. Er möchte daher, daß das Ab=
kommen
erſt nach den Sommerferien, d. h. alſo im Oktober, der
Kammer unterbreitet werde, in der Annahme, daß bis dahin die
feindliche Stimmung verflogen ſein werde. Es heißt, daß Briand
die Zuſicherung erhalten habe, daß nach der Ratifizierung des
Abkommens Frankreich von Amerika eine Anleihe von 300 Mil=
lionen
Dollar erhalten werde, und es liege ihm daran, dieſe An=
leihe
nicht zu gefährden. Caillaux würde dagegen die Ver=
handlungen
am liebſten ſofort wieder aufnehmen, und zwar
durch ſeinen Unterſtaatsſekretär Duboin, der zu dieſem Zweck
nach Waſhington geſandt werden müßte. In dieſem Falle müßte
allerdings entſprechend den diplomatiſchen Gebräuchen das Ab=
kommen
noch vor den Sommerferien, d. h. ſpäteſtens am 14. Juli,
der Kammer unterbreitet werden. Er iſt wie Briand überzeugt,
daß das Abkommen durch die Kammer abgelehnt würde. Man
nimmt hierbei an, daß Caillaux die Verteidigung des Abkommens
Briand überlaſſen würde. Briand würde dies natürlich ſehr
unerwünſcht ſein, da im Falle einer Ablehnung bei der nicht zu
umgehenden Stellung der Vertrauensfrage die Miniſterkriſe von
neuem eröffnet würde. In manchen Kreiſen hält man es für
wahrſcheinlich, daß gerade ein ſolcher Ausgang von Caillaux ge=
wünſcht
würde, da er dann Alleinherrſcher der Situation wäre.
Der zweite Konſful hätte in dieſem Falle den erſten Konſul auf=
gefreſſen
.
Briand über den Grundgedanken der
Regierungserklärung.
Heute vormittag hat unter dem Vorſitz des Präſidenten der
Republik Doumerque im Elyſée ein Miniſterrat ſtattgefunden, in
deſſen Verlauf, wie das amtliche Communiqué beſagt, Miniſter=
präſident
Briand über den Grundgedanken der Re=
gierungserklärung
ſich äußerte und Bericht erſtattete.
Gleichzeitig gab er ein vollſtändiges Expoſéüberdie inter=
nationale
Lage. Finanzminiſter Caillaux wiederholte ſeine
ſchon im Kabinettsrat gemachten Ausführungen über die Finanz=
lage
. Es wurde beſchloſſen, am Montag abend einen neuen
Kabinettsrat und am Dienstag vormittag einen Miniſterrat ab=
zuhalten
.
Auf eine Anfrage erklärte Briand, die Frage der Ratifizie=
rung
des franzöſiſch=amerikaniſchen Schuldenabkommens ſei noch
nicht gründlich erörtert worden. Sie ſolle gleichzeitig mit den
Verhandlungen, die in Kammer und Ausſchüſſen geführt werden,
geprüſt werden.
Wie weiter bekannt wird, hat ſich der Miniſterrat noch nicht
mit der Feſtlegung des Textes der Regierungserklärung beſchäf=
tigt
. Finanzminiſter Caillaux iſt beauftragt worden, den Teil der
Regierungserklärung, der die Finanzlage betrifft, ſelbſt auszu=
arbeiten
. Außerdem wies Caillaux darauf hin, daß er zurzeit mit
dem franzöſiſchen Botſchafter in den Vereinigten Staaten
Bérenger, der ſich augenblicklich in Paris aufhalte, über das
Waſhingtoner Schuldenabkommen verhandele.
Rücktritt des Gouverneurs der Bank von
Frankreich.
EP. Paris, 26. Juni.
Die Entwirrung der Lage nach der Kabinettskriſe bringt täg=
lich
neue Ueberraſchungen. Heute verlautet mit ziemlicher Be=
ſtimmtheit
, daß der Generalgouverneur der Bank von Frankreich,
Robineau, und der Unterdirektor Picard in allernächſter Zeit
zurücktreten werden. Man führt dieſe Demiſſionen auf das Be=
treiben
Caillaux zurück, der nach Beſeitigung Robineaus den
Widerſtand der Bank von Frankreich gegen die Regierungspläne
leichter überwinden zu können hoffe. Ferner will man wiſſen,
daß der heutige Miniſterrat ſich bereits mit dieſer Frage befaßt
habe. Als Nachfolger Robineaus ſei der Vorſitzende der Bank
von Algerien, Moreau, und als Unterdirektor das in letzter Zeit
viel genannte Mitglied des Finanzſachverſtändigenausſchuſſes,
Prof. Riſt, in Ausſicht genommen, während Picard Moreaus
Platz in der Bank von Algerien einnehmen würde. Prof. Riſt
gilt auf Grund ſeiner eingehenden Studien der Stabiliſierungs=
maßnahmen
in Oeſterreich, Deutſchland und der Tſchechoſlowakei
als Fachmann in dieſen Fragen. Briand, der beim Ausgang des
Miniſterrates über dieſe Angelegenheit befragt wurde, erklärte
es zwar für verſtändlich, daß ſolche Gerüchte verbreitet würden,
fügte aber hinzu, es ſei Sache des Finanzminiſters, ſich zu
äußern, denn eine ſolche Entſcheidung ſei zu ernſt, als daß ſie
nicht vorher gründlich geprüft werden müßte.
Amtlich wird ſoeben mitgeteilt, daß Moreau zum Nach=
folger
Robineaus ernannt worden iſt. Robineau wurde wegen
ſeiner Verdienſte um die Bank zum Ehrengouverneur ernannt.

Ein engliſches Urteil: Die Begeiſterung für
Frankreich verrauſcht.
* London, 26. Juni. (Priv.=Tel.)
wachſenden Schwierigkeiten Frankreichs in Elſaß=Lothringen einer vermochte, Und das iſt das Entſcheidende, das, was mit tiefer
recht objektiven Betrachtung. Das Blatt ſieht den Grund für die
Kriſe nicht ſo ſtark in die Erſcheinung trat, in zwei Tatſachen, in
dem Verbot des Heimatbundes und in der antiklerikalen fran=
ſeiner
letzten Amtshandlungen den Heimatbund verboten, weil
dieſer für die Selbſtverwaltung der beiden Provinzen eintrat.
der Tat lange verrauſcht, und die franzöſiſche Herrſchaft ſei heute
wahrſcheinlich ebenſo unpopulär aber ſicherlich weniger leiſtungs=
fähig
, als die deutſche vor dem Kriege. Die antiklerikale fran=
zöſiſche
Verwaltung verfolgt heute noch dieſelbe Politik, die bis
zum Jahre 1905 gegenüber dem Vatikan maßgebend geweſen ſei.
in Elſaß=Lothringen gegenüberſehen, wie ſie Deutſchland aus der
der Outlook aus dieſer Sachlage zieht. Nach ſechsjähriger fran=
zöſiſcher
Herrſchaft ſei klar, daß die beiden Provinzen weder deutſch
noch franzöſiſch, ſondern eine Miſchung aus beiden ſeien. Weder
Berlin noch Paris hätten bei der Behandlung der elſaß=
lothringiſchen
Frage eine beſonders große Staatskunſt bewieſen.
Kühnen, nämlich die Schaffung eines Pufferſtaates; indeſſen ſei
ein ſolcher Plan den Politikern zu utopiſch und den Idealiſten zu
praktiſch.
Die Verfolgung des elſäfſiſchen Heimatbundes.
* Straßburg, 26. Juni. (Priv.=Tel.)
Die Zwangsmaßnahmen gegen den Heimatbund werden auch
weiter unbeirrt fortgeſetzt. Jetzt hat der Colmarer Präfekt einen
Bürgermeiſter und einen Beigeordneten aus dem Oberelſaß für
einen Monat ihres Amtes enthoben, weil ſie dem Heimatbund
angehören. Aus demſelben Grunde wurde ſogar der Führer
einer oberelſäßiſchen Dorffeuerwehr einſtweilen abgeſetzt. Da
dieſe Würden im verzopften Frankreich durch ausdrückliches
Dekret des Präſidenten der Republik verliehen werden, muß jetzt
auch der Herr Doumergue in Bewegung geſetzt werden, um dieſen
Feuerwehrhäuptling, der politiſche Brände entfachen half,
feierlich abzuſetzen. Ein Zolleinnehmer und ein Lehrer aus der
men worden. Gegen einen Oberlehrer iſt das Diſziplinarverfah=
ren
eingeleitet worden. Die beteiligten Eiſenbahner ſind für den
30. Juni vor den Diſziplinarhof geladen.
Neue Spannung in den franzöſiſch=ruſſiſchen
Schuldenverhandlungen.
EP. Paris, 26. Juni.
handlungen dürfte eine neue Spannung eintreten, ſeitdem
Caillaux Finanzminiſter geworden iſt. Man erinnert ſich, daß
zoſen hatten eine Annuität von 65 Millionen Goldfranken wäh=
rend
62 Jahren gefordert, während die Ruſſen 40 Millionen
Goldfranken anboten. Caillaux hat aber heute politiſchen Freun= eine deutſche Lebensnotwendigkeit halten.
den gegenüber erklärt, daß ihm das ruſſiſche Angebot zu
niedrig erſcheine und daß er auch die oben genannte franzö=
ſiſche
Forderung als viel zu gering nicht billigen könne.
Sachverſtändigen.
EP. Paris, 26. Juni.
ſortium übertragen werden. Dieſem Konſortium wäre im
Rückzahlungen der Nationalen Verteidigungsſcheine zu vollziehen, wurde, ſind derart, daß einen wirklichen Einfluß auf die Ge=
Frankreich Vorſchüſſe zu verlangen, ſondern ebenfalls beim
Banken=Konſortium. In der Bilanz der Bank von Atrappen ſind. Es iſt bezeichnend für die Entwicklung der Dinge,
wäre alſo ſtabiliſiert. 4. Das Konſortium iſt der Anſicht, daß die ſchen Rechten anſehen kann, infolge der Haltung, die die Demo=
geſetzliche
Höhe der Banknotenausgabe, d. h. 58 Milliarden, ver=
von
4½ Milliarden Franken.
Rußland und die baltiſchen Staaten.
Die Annäherung, die ſich zwiſchen Finnland und Lettland von Parlamentarismus wächſt, ſo iſt das ſicherlich ein Zeichen
anbahnt, ruft in Moskauer politiſchen Kreiſen große Beſorgnis geſunden Inſtinktes. Verfehlt aber wäre es, wenn man die Fol=
hervor
. Es wird bereits von einem Bündnis zwiſchen Finnland, gerung ziehen würde, daß an Stelle des verſagenden Parlamen=
Lettland und Eſtland geſprochen. Litauen und Polen ſollen
Bündnis ein wirtſchaftliches Abkommen folgen ſolle, das eine ſchaffung des Parlamentarismus oder Diktatur irgendwelcher Art
einheitliche Zollunion der drei Länder vorſehe.

Die Woche.
Der Volksentſcheid vom vergangenen Sonntag hat das nega=
tive
Ergebnis gehabt, das vorauszuſehen war. Anſtatt der 20
Millionen Stimmen, die zum Erfolg notwendig geweſen wären,
hat man trotz aller beiſpielloſen Agitation nur rund 14½ Millio=
nen
aufzubringen vermocht. Der Verſuch, die Grundfeſten unſerer
Geſellſchaftsordnung zu unterhöhlen, iſt geſcheitert. Zu Jubel=
fanfaren
aber liegt deswegen doch keinerlei Anlaß vor. Ueber ein
Drittel des deutſchen Volkes hat der Moskauer Parole Gefolg=
ſchaft
geleiſtet, allerdings nicht etwa aus innerer Ueberzeugung,
ſondern in der überwältigenden Mehrzahl der Fälle, weil man
Der Outlook unterzieht in ſeiner heutigen Nummer die hinter der agitatoriſchen Phraſe die Wirklichkeit nicht zu ſehen
Sorge erfüllen muß. Es könnte faſt grotesk erſcheinen, wenn man
Verſchärfung der Lage, die nur wegen der inner=franzöſiſchen ſieht, wie von ſeiten der Linken vor und nach der Abſtimmtung
immer wieder der Verſuch gemacht wird, den Kampf um die
Fürſtenenteignung zu einem Machtkampf zu ſtempeln zwiſchen
zöſiſchen Politik. Das vorige Kabinett Briand habe als eine Republik und Monarchie. Tief tragiſch aber iſt es, daß weite
Kreiſe der deutſchen Arbeiterſchaft dieſen plumpen Verſuch, den
Die erſte Begeiſterung in Elſaß=Lothringen für Frankreich ſei in Dingen ein wohl zurecht geſtutztes agitatoriſches Mäntelchen um=
zuhängen
, nicht ohne weiteres durchſchauen, tief tragiſch, daß auch
in weiten Kreiſen des Bürgertums der gleiche Mangel an Er=
kenntnis
feſtzuſtellen iſt. Was hat die Volksabſtimmung vom
letzten Sonntag mit der Frage Monarchie oder Republik zu tun?
Nicht das war das Entſcheidende, daß es ſich dabei um die Ver=
Frankreich werde ſich daher ſehr bald einer ähnlichen Situation mögen der früher regierenden deutſchen Fürſtenhäuſer handelte,
ſondern das Entſcheidende war, daß es galt, einen erſten mit ge=
Vorkriegszeit kenne. Bemerkenswert iſt die Schlußfolgerung, die waltigen Mitteln organiſierten Anſturm auf den Grundſatz des
Privateigentums überhaupt abzuwehren. Ebenſo töricht wäre es,
wenn man die 14½ Millionen, die für die Enteignung ſtimm=
ten
, als überzeugte Republikaner anſehen, als wenn man die
übrigen 25 Millionen zu überzeugten Anhängern des monarchi=
ſchen
Prinzips ſtempeln wollte. Grundſätzlich wäre es doch genau
Die beſte Löſung wäre die Rückkehr zu dem Plane Karls des das gleiche geweſen, wenn es ſich anſtatt um die Fürſtenvermögen
etwa um die Vermögen der Kirchen, der Banken oder völkiſche
Kreiſe haben ia einmal mit dieſem Gedanken geſpielt der deut=
ſchen
Juden gehandelt hätte. Da aber der deutſchen Sozialdemo=
kratie
ſeit Jahren ein wirkliches Ziel fehlt, muß immer wieder der
alte Ladenhüter von der bedrohten Republik herhalten, um die
Maſſen bei der Stange zu halten, und auch diesmal wieder hat man
zur bewährten alten Parole gegriffen, da man genau wußte, daß
für die wahren Ziele keine fünf Millionen auf die Beine zu
bringen wären. Mit einer Skrupelloſigkeit ſondergleichen hat man
dabei gearbeitet, die Leidenſchaften aufgepeitſcht und auch heute
noch, nach erfolgter Abſtimmung, bemüht man ſich, die Flamme
weiter zu ſchüren, um die Parteiſuppe daran zu wärmen. Nichts
beweiſt beſſer, wie gerade dieſe letzte Tatſache, daß die Fürſten=
Enteignung nur Vorwand war.
Nicht Einzelheiten ſind das Weſentliche in der Politik, ſon=
dern
das Bild, welches die Geſamtentwicklung darbietet. Schon
mehrfach haben wir darauf hingewieſen, daß der unſelige Riß,
der ſich durch unſer Volk zieht, ſich in letzter Zeit eher verbreitert
Zahl der Gemaßregelten ſind von der Diſziplinarinſtanz vernom= hat, als daß es gelungen wäre, Brücken zu ſchlagen. Und wenn
irgend etwas uns hinſichtlich der Zukunft unſeres Volkes bedenk=
lich
ſtimmen könnte, ſo iſt es dieſe Erſcheinung. Während in der
erſten Zeit nach dem Zuſammenbruch von 1918 innerhalb der
Sozialdemokratiſchen Partei ſtarke Kräfte am Werke waren, die
ihre Aufgabe darin ſahen, auf die im Intereſſe von Volk und
Partei notwendige Umwandlung der alten, rein auf die Negation
abgeſtellten Sozialdemokratiſchen Partei zu einer nationalen und
ſozialen Arbeiterpartei hinzuarbeiten, iſt dort etwa ſeit dem
Jahre 1922 eine rückläufige Bewegung deutlich feſtſtellbar. Die
In den franzöſiſch=ruſſiſchen Schuldenver= alten überlebten Phraſen tauchen wieder auf, ebenſo wie die alte
rote Fahne. Der radikale Flügel, der ſeine Aufgabe lediglich in
der Verneinung des Beſtehenden ſieht, herrſcht zurzeit wieder un=
eine
Löſung unter Péret nahe bevorſtehend ſchien. Die Fran= umſchränkt. und dieſer Entwicklung auf der Linken ſteht eine
ähnliche auf der Rechten gegenüber. Ein höchſt unerfreulicher, ja
faſt troſtloſer Anblick für alle die, welche eine ſtarke Mitte für
Für die außerordentliche Schwächung der Mitte iſt in hohem
Maße die Entwicklung innerhalb der Demokratiſchen Partei ver=
antwortlich
. Dieſe Partei, die, gegründet als eine Partei der
bürgerlichen Mitte, unter der Führung des jetzigen Hamburger
Die Vorſchläge der franzöſiſchen Finanz= Oberbürgermeiſters Dr. Peterſen ihre Aufgabe noch in dieſer
Mittlerrolle ſah, hat ſich unter der Führung ſeines Nachfolgers
ſtetig und ſcheinbar unaufhaltſam zu einer Partei der extremen
Linken entwickelt; ſcheinbar unaufhaltſam, denn auch die ſchweren
Nach dem Avenir wird der Finanzſachverſtändigen=Plan ziffernmäßigen Verluſte, die bewieſen, daß dieſe Einſtellung der
folgende Vorſchläge enthalten: 1. Ratifizierung des allmächtigen Parteileitung von weiteſten Kreiſen der Gefolgſchaft
Waſhingtoner Abkommens. 2. Die Verwaltung nicht geteilt wurde, haben eine Wandlung nicht gebracht. Dabei
der ſchwebenden Schuld ſoll einem Banken=Kon= ſrielt es im Endeffekt keine Rolle, daß Herr Koch=Weſer bei ſei=
nem
Angriff gegen die Regierung Luther in der demokratiſchen
Staatshaushalt ein gewiſſer Kredit zur Verfügung zu ſtellen, Reichstagsfraktion ſich zum Beiſpiel nur mit einer einzigen
außerdem die deutſchen Eiſenbahn=Obligationen und Kredite der Stimme Mehrheit durchzuſetzen vermochte. Unſere Parteiorgani=
Bank von Frankreich. Das Konſortium hätte in Zukunft die ſationen, über die ja ſchon oft genug geſprochen und geredet
3. Der Staat hätte in Zukunft nicht mehr bei der Bank von ſchäftsführung der Partei nur die Führung hat, und daß die
Fraktionen und insbeſondere auch die Wählerſchaft nur noch
Frankreich würde der Poſten Neue Vorſchüſſe an den Staat, daß ein Mann, wie der Reichsbankpräſident Dr. Schacht, den man
ſomit verſchwinden. Der Betrag der Vorſchüſſe an den Staat doch wahrlich nicht gerade als einen Vertreter der monarchiſti=
kratiſche
Partei zur Fürſten=Enteignung eingenommen, im ent=
wirklicht
werden ſoll; es empfiehlt eine neue Banknotenausgabe ſcheidenden Augenblick offiziell aus der Partei ausſchied. Leute
wie Dr. Schacht, oder früher ſchon Herr Schiffer und viele andere,
ſind doch gewiß keine Renegaten, die plötzlich ihr monarchiſtiſches
Herz entdeckt haben!
Es iſt ein trübes Bild, das unſere innerpolitiſche Entwick=
* Moskau, 26. Juni. (Priv.=Tel.) lung bietet, und wenn im Volk der Widerwille gegen dieſe Art
tarismus kurzerhand ein anderes Syſtem zu ſetzen wäre. Es iſt
allerdings wegen der ſcharfen Gegenſätze zwiſchen den beiden wahrlich jetzt nicht die Zeit für irgendwelche Experimente. Die
Ländern nicht beteiligt ſein. Es heißt hier, daß dem politiſchen Geſundung kann nur auf organiſchem Wege erfolgen. Nicht Ab=
ſollte
daher die Loſung ſein, ſondern Beſeitigung der Schäden

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Geite 2

Sonntag, den 22. Juni 1926

Nummer 126

und Auswüchſe unſeres politiſchen Syſtems und Umgruppierung
unſeres Parteiweſens. Erforderlich dazu iſt die endliche ernſt=
hafte
Inangriffnahme einer gründlichen Reform unſeres Wahl=
rechts
, insbeſondere die Abſchaffung des unſeligen Liſtenſyſtems,
deſſen Schäden ſchon oft genug gekennzeichnet ſind. Klare Ziel=
ſetzung
, Abkehr von den demagogiſchen Methoden, die unſer
öffentliches Leben vergiften, das geſamte Volk ſollte das von
ſeiner Führung verlangen.
Es iſt bemerkenswert, daß heute faſt alle Länder Europas
von ähnlichen ſchweren innerpolitiſchen Kriſen heimgeſucht ſind,
wie wir ſelbſt. Die Verhältniſſe in Polen, Tſchechoſlowakei, Ruß=
land
, Italien, Spanien, Portugal, Belgien, England und nicht
zuletzt in Frankreich ſind ein deutliches Zeichen für die ſchwere
Kriſis, die unſer Erdteil als Folgeerſcheinung des Weltkrieges
und der unſeligen Friedensſchlüſſe zurzeit durchmacht. Schon
oft haben wir hier auf dieſe Dinge hingewieſen, ſchon oft auch
auf die Folgerungen, die daraus gezogen werden müſſen, wenn
die europäiſchen Völker ſich nicht ſelbſt mit verbundenen Augen
in den Abgrund ſtürzen wollen. Die Not iſt eine harte Lehr=
meiſterin
. Wenn man beſſern will, ſoll man bei ſich ſelbſt be=
ginnen
. Die Freiheit des Handelns haben wir. Dieſe Freiheit
auszunützen zum eigenen Heile iſt die brennende Gegenwarts=
aufgabe
des deutſchen Volkes.
M.

Deutſcher Reichstag.
Annahme des Mieterſchutzgeſetzes. Die
Kapitalkreditbeſchaffung für landwirtſchaftliche
Pächter. Das Reichspoſifinanzgeſetz.
* Berlin, 26. Juni. (Eig. Bericht.)
Präſident Loebe eröffnet die Sitzung um 1 Uhr 20 Minuten.
Die Vorlage zur Aenderung des Geſetzes über die Bereitſtellung von
Krediten zur Förderung des Kleinwohnungsbaues wird in allen drei
Leſungen angenommen. Der Geſetzentwurf beſtimmt, daß der Reichs=
kredit
auf eine längere Zeit, zum mindeſten auf drei Jahre, gewährt
wird. Um der beſonders ſchwierigen wirtſchaftlichen Lage der Bauherren
in einzelnen Gegenden Deutſchlands Rechnung tragen zu können, kann
bis zu einem Betrage von zehn Millionen Mark das Darlehen über die
drei Jahre hinaus gewährt werden, jedoch nicht länger als auf insgeſamt
15 Jahre.
Die zweite Beratung des Mieterſchutzgeſetzes wird
darauf fortgeſetzt, und zwar mit der Einzelberatung und den Abſtim=
mungen
. Die Paragraphen, die die Aufhebung des Mietsverhältniſſes
vegeln, werden unter Ablehnung aller Aenderungsanträge nach den Be=
ſchlüſſen
des Ausſchuſſes angenommen. Damit iſt auch die Herausnahme
der gewerblichen Räume aus dem Mieterſchutz abgelehnt.
Die Vorlage wird darauf in zweiter und dritter Leſung gegen
die Kommuniſten angenommen. Der Antrag der Deutſchen Volks=
partei
betr. Aufhebung des Reichsmietengeſetzes wird an den Ausſchuß
zurückverwieſen.
Der Geſetzentwurf über die Ermöglichung der Kapitalkredit=
beſchaffung
für landwirtſchaftliche Pächter wird in
zweiter und dritter Leſung angenommen.
Angenommen wird ein deutſchnationaler Antrag auf Beſchränkung
der Beſchäftigung ausländiſcher Arbeitskräfte darunter auch der Oſtjuden.
Zur Annahme gelangt dahei eine Entſchließung, in der die Erwartung
ausgeſprochen wird, daß die Arbeitsgelegenheit auch in der Landwirtſchaft
fortſchreitend erfahrenen deutſchen Arbeitern zugewandt wird. Zu die=
ſem
Zweck ſoll beſonders dem Bau geeigneter Wohnungen für deutſche
Landarbeiter erhöhte Aufmerkſamkeit zugewandt werden. Vor allem ſoll
dafür Sorge getragen werden, daß das widerrechtliche Verbleiben polni=
ſcher
Saiſonarbeiter über die Arbeitsſaiſon hinaus ein Ende nimmt.
Es folgte die zweite Beratung der Vorlage des Reichspoſtfinanz=
geſetzes
. Danach ſoll die Zahl der Mitglieder des Verwaltungsrats der
Reichspoſt von 31 auf 40 erhöht werden. Darüber hinaus fließen die
Ueberſchüſſe der Reichspoſt der Reichskaſſe zu. Die Vorlage wird in zwei=
ter
und dritter Leſung angenommen.
Gebilligt wird eine Aenderung des Reichsſiedlungsgeſetzes, die Ver=
einfachungen
beim Verfahren bringt.
Das Haus vertagt ſich. Montag, 2 Uhr: Erwerbsloſenfürſorge,
völkiſcher Antrag auf Aufhebung des Republikſchutzgeſetzes. Schluß
nach 4 Uhr.
Der Perſonalwechſel im Reichsernährungsminiſterium=
Berlin, 26. Juni.
Wie uns amtlich mitgeteilt wird, hat der Reichspräſident den Mini=
ſterialdirektor
Dr. Hoffmann im Reichsminiſterium für Ernährung
und Landwirtſchaft zum Staatsſekretär und den Miniſterialdirektor z. D.
Dr. Heukamp zum Miniſterialdirektor im gleichen Miniſterium er=
nannt
. Staatsſekretär Dr. Erich Hoffmann iſt aus der allgemeinen
preußiſchen Staatsverwaltung hervorgegangen. Er iſt geboren am 6. 12.
1871 in Guben. 1913 wurde er Vortragender Rat im Handelsminiſterium.
Von 1916 bis 1920 war er ſtellvertretender Regierungspräſident in Düſſel=
dorf
. Seit 1320 iſt er als Miniſterialdirektor im Reichsminiſterium für
Ernährung und Landwirtſchaft. Miniſterialdirektor Dr. Hermann
Heukamp (geb. am 5. Mai 1886 zu Kloppenburg in Oldenburg) iſt aus
der preußiſchen Juſtizlaufbahn hervorgegangen. 1919 wurde er als Refe=
rent
in das Reichswirtſchaftsminiſterium berufen. Am 1. April 192
wurde er als Miniſterialrat in das neugegründete Reichsminiſterium für
Ernährung und Landwirtſchaft übernommen und im Herbſt 1920 zum
Miniſterialdirektor ernannt. Im April 1924 wurde er anläßlich des von
der Reichsregierung durchgeführten Perſonalabbaues in den einſtweiligen
Ruheſtand verſetzt.

Vom Tage.
Der tſchechiſche Senat hat das Kongrua=Geſetz in
der von der Abgeordnetenkammer beſchloſſenen Form in der erſten und
im abgekürzten Verfahren auch in der zweiten Leſung mit 77 gegen 56
Stimmen angenommen.
Der Präſident der polniſchen Republik hat den bisherigen
ſtellvertretenden Miniſter des Aeußern Zaleſki auf Antrag des Mini=
ſterrats
zum Miniſter des Aeußern ernannt.
Der polniſche Seim hat in dritter Leſung das Budget
in der von der Regierung geforderten Form einſchließlich der
10prozentigen automatiſchen Steuererhöhung trotz
des lebhaften Widerſtandes, den gerade die letztere Maßregel hervorgeru=
fen
hat, mit großer Mehrheit angenommen.
Die polniſche ſozialiſtiſche Partei hat ihre Oppo=
ſition
gegen die neue Regierung aufgegeben. Damit
dürfte auch die Gefahr einer Spaltung der Partei behoben
ſein.
Als ein weiteres Ergebnis der Konferenz der Kleinen Entente in
Veldes wird eine Wiederannäherung von Südſlawien
an Bulgarien gemeldet.
Wie aus Brüſſel gemeldet wird, hat das belgiſche Kabinett
beſchloſſen, die belgiſchen Staatseiſenbahnen in
Privatbeſitz zu verwandeln. Die Rechte des Staates auf die
Eiſenbahnen ſollen vorbehalten bleiben.
Die Moskauer Iſweſtija kündigt an, daß bei einer weiteren
Verſchärfung der engliſch=ruſſiſchen Beziehungen
der ruſſiſche Geſchäftsträger in London abberufen
werden würde.
Nach einer Meldung aus Panama hat der panamerikaniſche Kongreß
einen Antrag zugunſten der Gründung eines amerikani=
ſchen
Völkerbundes angenommen.
Die Tagung des Vereins
Deutſcher Zeitungsverleger
Ein Geleitwort Hindenburgs.
Köln, 26. Juni.
Den offiziellen Fektakt anläßlich der diesjährigen Hauptver=
ſammlung
des Vereins Deutſcher Zeitungsverleger in der großen
Feſthalle der Kölner Meſſe eröffnete heute vorwittag der Vor=
ſitzende
des Vereins, Kommerzienrat Dr. Krumbhaar= Lieg=
nitz
, mit einer Begrüßung der zahlreichen Ehrengäſte, u. a. auch
der zahlreichen Vertreter aus Oeſterreich, Holland und der
Schweiz. Er ſchilderte dann die hohen Aufgaben der Zeitungs=
verleger
und die tiefe ſeeliſche Verbundenheit, insbeſondere mit
der rheiniſch=weſtfäliſchen Preſſe, der aufrichtiger Dank für ihr
mannhaftes Eintreten in den verfloſſenen Jahren gebühre.
Oberbürgermeiſter Dr. Adenauer richtete namens
der Stadt Köln Worte herzlicher Begrüßung an die Verſammlung
und erwähnte insbeſondere, daß die Abſicht, im Jahre 1928 eine
internationale Preſſeausſtellung in Köln zu veranſtalten, in den
führenden Preſſekreiſen großen Beifall ausgelöſt und die Zuſiche=
rung
energiſcher Mitarbeit gefunden habe.
Reichspreſſechef Dr. Kiep ſprach namens des Reichspräſi=
denten
, der Reichsregierung, des Reichskanzlers Dr. Marx und
zugleich im Auftrag der preußiſchen Regierung. Der Reichs=
kanzler
habe lebhaft bedauert, nicht perſönlich hier anweſend ſein
zu können. Dr. Kiep gab der zuverſichtlichen Hoffnung Ausdruck,
daß bald auch für die noch beſetzten Gebiete eine wirkliche Be=
freiung
eintreten werde. Was die Preſſe getan habe und noch
tue, ſei Dienſt am Vaterland. Kommerzienrat Louis Hagen
ſprach namens der Kölner Induſtrie= und Handelskammer.
Es folgte ein gedankenreicher und mit großem Intereſſe auf=
genommener
Vortrag des Kölner Univerſitätsprofeſſors Dr.
Heckert über das Thema Die Weltwirtſchaft in der Kriegs= und
Nachkriegszeit und der Aufſtieg neuer Weltwirtſchaftsmächte‟.
Aus Anlaß der Tagung hat der Verein Deutſcher Zeitungs=
verleger
ſein Organ, den Zeitungsverlag zu einer Feſtſchrift
ausgeſtaltet, die Das geiſtige Antlitz der Preſſe zeigen will.
Die Feſtſchrift enthält wertvolle Beiträge führender Männer aus
Politik, Wirtſchaft, Kirche und Kunſt, vor allem aus dem rhei=
niſchen
Kulturgebiet, die ſich unter dem Zeichen Zeitung und
Zeit einigen.
An der Spitze der Feſtnummer ſteht das Geleitwort des
Reichspräſidenten v. Hindenburg: Sittliche und
wirtſchaftliche Erneuerung iſt das Pflichtgebot der Stunde und
zugleich die edelſte Aufgabe für unſer Volk wenn es aus Er=
ſchütterung
und Not ſich zu Geſundung im Innern und zu neuer
Geltung in der Welt erheben will. Ich begrüße es daher mit
aufrichtiger Freude, daß der Verein Deutſcher Zeitungsverleger
im Bewußtſein ſeiner Verantwortung die Frage der Erneuerung
zum Inhalt ſeiner Feſtſchrift gemacht hat, um den Einfluß der
Preſſe ganz für dieſes Ziel einzuſetzen. Mögen den Arbeiten der
Hauptverſammlung in der Stadt Köln, die, uns allen ein Vor=
bild
, trotz fremden Zwanges treu und einig ausgeharrt hat, um
jetzt mit freier Kraft ſich wieder aufwärts zu ringen, ein voller
Erfolg beſchieden ſein. v. Hindenburg.

* Die Fürſienabfindung.
Der=Abſchluß der Ausſchußberatungen.
Von unſerer Berliner Redaktion.
Programmgemäß ſind am Samstag die Beratungen des
Rechtsausſchuſſes des Reichstages über das Fürſtenabfin=
dungsgeſetz
fertig geworden. Sein Vorſitzender Herr Dr.
Kahl hat dabei herausgerechnet, daß der Ausſchuß nicht weniger
als 44 Sitzungen dieſer Materie gewidmet hat, hat es alſo an
Fleiß und Ausdauer nicht fehlen laſſen. Das Ergebnis iſt aber
bisher ſehr mager. Es iſt mehr als kühn, wenn einige kompromiß=
freundliche
Blätter behaupten, der Ausſchuß habe die Regierungs=
vorlage
angenommen. Das kann er ſchon aus dem Grunde nicht,
weil er eine Geſamtabſtimmung nicht kennt. Er hat lediglich die
einzelnen Paragraphen angenommen, aber die Mehrheit, die da=
für
ſtimmte, war eigentlich eine Minderheit, ſie kam lediglich da=
durch
zuſtande, daß die beiden großen Flügelparteien ſich der
Stimme enthielten.
Irgendwelche Schlußfolgerungen aus dem Gang der Kom=
miſſionsberatungen
für die nächſten Tage zu ziehen, wäre alſo
mehr als verfehlt. Der Ausſchuß hatte ja eigentlich nur die ein=
zige
Aufgabe, möglichſt raſch voranzugehen und dann eine Ent=
ſcheidung
des Plenums zu erzwingen, weil ſachlich alles, was ge=
ſegt
werden kann, ſchon mehr als einmal geſagt worden iſt. Der
Montag iſt nun für die entſcheidenden Verhandlungen vorgeſehen.
Die Regierungsparteien wollen noch einmal mit den Flügel=
parteien
verhandeln in Gegenwart des Reichskanzlers. Sie wol=
len
hören, welche Forderungen Deutſchnationale und Sozial=
demokraten
zu ſtellen haben und feſtſtellen, was ſie ihnen bieten
können. Das hat ſich bereits als ein Fehler herausgeſtellt, daß
die Koalitionsparteien den Sozialdemokraten im Ausſchuß nach=
gegeben
haben. Sie ſtehen jetzt mit leeren Händen da, denn wenn
jetzt die Sozialdemokraten mit weiteren Forderungen kommen,
dann werden die Bayern und die Deutſche Volkspartei dafür
kaum mehr zu haben ſein.
Der Ausweg läuft alſo auf eine Nervenprobe hinaus.
Das Zentum benutzt jede Gelegenheit, um zu erklären, daß es
beim Scheitern der Vorlage alle politiſchen Konſequenzen ziehen
will. Es hat auch den Kanzler feſtgelegt. Trotzdem iſt kein Zwei=
fel
darüber, daß gerade in dieſem Augenblick das Zentrum eine
Neuwahl gerne vermeiden möchte, zumal es beim Volksentſcheid
beſonders in den Induſtriebezirken merken mußte, wie ſtart
ſich die Diſziplin in den eigenen Reihen gelockert hat. Auch die
Demokraten können bei einer Neuwahl nichts gewinnen, und die
Deutſchnationalen müſſen ſich klar darüber ſein, daß ſie nur zu
verlieren haben, während Wirtſchaftspartei, Sozialdemokraten
und Deutſche Volkspartei vielleicht kleinere oder größere Gewinne
mit nach Hauſe bringen. Die Sozialdemokraten tun jedenfalls
nun ſo, als ob ſie ſtark auf Neuwahlen drängten, werden aber
vermutlich, wenn die Regierungsparteien feſt bleiben, vor ihnen
kapitulieren. Denn einmal iſt es fraglich, ob ſie überhaupt die
Neuwahl erzwingen es könnte ſein, daß der Reichspräſident
ihnen einen Strich durch die Rechnung macht , wenn ſie aber
den Konflikt überſpitzen, müſſen ſie ſich klar darüber ſein, daß
Zentrum und Demokraten den Wahlkampf auch gegen ſie führen
und die von ihnen erſtrebte Annäherung an die Weimarer Koali=
tion
zerſchlagen würden.
Soweit eine Vorausſage alſo überhaupt möglich iſt, wird
man damit rechnen können, daß die Führer der Sozialdemokratie
ſchließlich den Regierungsentwurf, wie er jetzt iſt, annehmen wer=
den
. Aber ſie wiſſen nicht, wieweit ſie der wilden Männer in
ihren eigenen Reihen ſicher ſind. Größere Abſplitterungen ihres
linken Flügels, die ſich auf ſeiten der Oppoſition ſchlagen, könn=
ten
das ganze Ergebnis gefährden. Selbſtverſtändlich wird man
damit rechnen, daß der linke Flügel der Deutſchnationalen der
letzten Abſtimmung fernbleibt. Reſtlos läßt ſich das parlamen=
tariſche
Rechenexempel für die nächſte Woche alſo heute noch nicht
löſen. Es wird ſich vielleicht auch erſt löſen laſſen am letzten
Tag, wenn man in der Garderobe die Hüte der Abgeord=
neten
zählt.
Inzwiſchen hört man nichts von den Verhandlungen zwiſchen
dem Hohenzollernhaus und der preußiſchen Regierung, die durch
Vermittlung des Reichspräſidenten eingeleitet worden ſind. Sie
werden ſogar offiziös dementiert, aber das iſt vielleicht nicht ein=
mal
ein ſchlechtes Zeichen.
Auswärtiger Ausſchuß des Reichstages.
Der Auswärtige Ausſchuß des Reichstags überwies in ſeiner heutigen
Sitzung zunächſt den deutſch=ſchwediſchen Handels= und
Schiffahrtsvertrag, zur weiteren Beratung dem Handelspoli=
tiſchen
Ausſchuß.
Alsdann behandelte der Ausſchuß das Wilſon=Abkommen
vom 16. Juni 1919 (die Erklärung von Wilſon, Clemenceau und Lloyd
George betreffend Abkürzung der Beſetzungsfriſten). Hier=
auf
nahm der Ausſchuß, nachdem zur Aufklärung der verſchiedenſten
Punkte eine Ausſprache ſtattgefunden hatte, noch eine Erklärung
des Reichsaußenminiſters Dr. Streſemann zur Kenntnis.
Es folgte die Beratung verſchiedener Petitionen, porauf ſich der Aus=
ſchuß
vertagte.

* Philipp Röth.
Gegenwärtig iſt im Kupferſtichkabinett des Landesmuſeums
in Darmſtadt eine größere Anzahl von Studienblättern von
Philipp Röth ausgeſtellt, die nach langen Jahren wieder einmal
in der Heimat die Kunſt des hier ſo wenig bekannten Meiſters
zeigen. Es ſollen jetzt nicht die einzelnen Blätter beſprochen
werden ſie reden eine eindringliche Sprache für ſich ſelbſt
ſondern auf die Stellung Röths im künſtleriſchen Leben ſeiner
Zeit und ſeine engen Beziehungen zu dem unvergeßlichen Hans
Thoma ſoll hingewieſen werden.
Röth, der am 10. März 1841 in Darmſtadt geborenk) wurde,
war in ſeiner Vaterſtadt Schüler von Auguſt Lucas, Paul Weber
und dem Galeriedirektor Karl Ludwig Seeger. In Karlsruhe
arbeitete er bei J. W. Schirmer und wandte ſich 1864 nach Düſſel=
dorf
, um ſich dort ganz der Landſchaftsmalerei zu widmen.
Thoma, den er von Karlsruhe her kannte, ermunterte er im No=
vember
1866, ebenfalls nach Düſſeldorf zu kommen, was jener im
folgenden Jahre auch ausführte, ohne dort den rechten Boden für
ſeine Arbeiten zu finden. 1870 wurde Röth in München anſäſſig,
das ihm zur zweiten Heimat wurde. Wie innig er mit der ober=
bayeriſchen
Landſchaft, der Hochebene von München verwachſen
iſt, geht aus den zur Schau geſtellten Studien deutlich hervor.
Hier in München hat er ſich zu einem ausgeſprochenen Vertreter
der Münchener Landſchaft entwickelt, neben dem älteren Schleich,
Lier, Wenglein und anderen. Das damalige München war in
künſtleriſcher Hinſicht ſtark im Banne Pilotys, neben dem die
Landſchafter nur eine beſcheidenere Rolle ſpielten. Wie ſchwer
gerade ſo ernſte und ſtille Menſchen unter dem geringen Verſtänd=
nis
ihrer Mitmenſchen gelitten haben, geht aus Briefen Röths
deutlich hervor. Aber nicht nur die Vertreter des Nenaiſſancismus
taten ihren Erfolgen Abbruch, ſondern aus dem eigenen Lager
ging eine jüngere Generation hervor, die mit ihrer impreſſio=
niſtiſchen
Geſtaltungsweiſe den Aelteren ein Greuel war. Röth
ſchreibt einmal an Thoma (am 29. Dezember 1887) gerade von
dieſem Gegenſatz, der ihm überall auf den Münchener Ausſtel=
lungen
begegnete: Ich weiß nicht, die alten Meiſter ſind und
bleiben für mich doch immer die einzigen Lehrmeiſter außer der

*) Emma Leitolf=Röth plaudert in Volk und Scholle‟, Darm=
ſtadt
1926, 4. Heft, von des Meiſters Kindertagen.

Natur. Soviel Verdienſtliches ja in neuerer Zeit in der Land=
ſchaftsmalerei
zumal von den Franzoſen geleiſtet wird, Las
tief Poetiſche, das Innerliche, möchte ich ſagen, haben ſelbſt
die Beſten nicht in dem Maße wie die alten Meiſter. Burger
charakteriſiert jene Zeit in ſeiner Einführung in die moderne
Kunſt mit den Worten: Dieſe neue Generation mit ihrer im=
preſſioniſtiſchen
Geſtaltungsweiſe frägt nicht nach dem Weſen des
Sichtbaren, ſondern nach der Natur der Sichtbarkeit, nach dem
Gegenſtand der rein ſinnlichen Wahrnehmung. Das tief Poetiſche,
das Innerliche war den Franzoſen und den deutſchen Impreſ=
ſioniſten
, wie Trübner, über deſſen Kartoffeläcker, Raps= und
Kleefelder Röth ſich luſtig machte, gänzlich fremd. Nicht nur die
Formen der Natur, ſondern auch der Menſch in ihr wurde zum
Farbfleck, der ſeine Bedeutung für den Geſamteindruck hatte. Die
Art, wie Röth und die obengenannten Münchener die Natur
ſahen, war völlig anders. Auch ſie hatten ein offenes Auge für
die Probleme des Lichtes und der Farbe in der Landſchaft, doch
fanden ſie in jedem Motiv jenes tief Poetiſche, das als Erbe der
Romantik in ihnen nachklingt. Röth iſt ſein Leben lang dieſem
künſtleriſchen Bekenntnis treu geblieben und hat ſich heiß darum
bemüht. Wie oft ſchreibt er an Thoma: Mit dem Bildermalen
plage ich mich ſehr; die Erkenntnis, wie man es machen ſollte,
wächſt ſehr raſch, aber das Ausführen geht damit nicht gleichen
Schritt. Oder: Dagegen habe ich an den angefangenen Bildern
herumgewirtſchaftet, ohne eigentlich ein Reſultat zu erreichen.
Er gehört zu jenen Künſtlern, die ihr Beſtes bei der unmittel=
baren
Studie vor der Natur gaben und häufig im Atelier an
den ausgeführten Bildern die urſprüngliche Friſche des erſten
Entwurfes ſelbſt vermißten. Röth hat unter dieſer Zwieſpältig=
keit
unſäglich gelitten, oft hat er nicht einmal die Zuverſicht, daß
er den Erwartungen entſprechen könne, die man auf ihn ſetzte. Als
im Frühjahr 1891 der Darmſtädter Kunſtverein an ihn herantrat, er
ſollte im Laufe des Jahres einen Ueberblick über ſein Schaffen
in der Vaterſtadt geben, war er nicht nur wegen der entſtehenden
Koſten bedenklich, ſondern er fürchtete, wegen ſeines langſamen
Produzierens nicht genügend fertige Bilder zu haben. Schließ=
lich
kam es im Jun: des Jahres zur Ausſtellung in den Räumen
des Kunſtvereins in Darmſtadt. Er ſchreibt darüber an Thoma
am 23. Juni 1891: Ich habe ſeit Monaten gar nichts mehr ge=
arbeitet
, und ſeit ich im Glaspalaſt zu tun hatte (er gehörte zur
Jury), bin ich von dem vielen Bilderſehen ſo ermüdet und ſo ver=
wirrt
davon, daß ich alle Arbeitsluſt verloren habe. Ein klein
bißchen Erfolg würde mir etwas auf die Strümpfe helfen, aber

ich fürchte, daß ich in meiner guten Vaterſtadt nicht darauf hoffen
kann, daß etwas von meinen Bildern dort gekauft wird. Ich
habe immer ſo viel Katzenjammer über meine Arbeiten, ſo daß
ich mich ſchwer entſchließen konnte, die Ausſtellung in Darmſtadt
ins Werk zu ſetzen. Seine Befürchtungen wegen des Erfolges
der Ausſtellung bewahrheiteten ſich leider. Thoma tat damals
alles, um dem niedergedrückten Freund, zu helfen. Er ſchrieb
anerkennend über den Eindruck, den ihm die Darmſtädter Aus=
ſtellung
gemacht, und verwandte ſich mit Erfolg dafür, daß Röth
aufgefordert wurde, ſeine Ausſtellung auch im Frankfurter Kunſt=
verein
zu zeigen.
Ein umfangreicher Briefwechſel zwiſchen Röth und Thoma
iſt uns als köſtlicher Schatz erhalten geblieben, er konnte leider
der Zeitumſtände halber noch nicht veröffentlicht werden , aus
dem eine tiefe Freundſchaft ſpricht, die die beiden Künſtler von
ihrer Karlsruher Zeit bis an den Lebensabend verband. Urheber=
rechtliche
Gründe verbieten es, hier Thomas Abſchiedsbrief an
Röth zu veröffentlichen. Es ſei nur zum Schluß ein Teil von
Röths letztem Brief vom 13. Januar 1921 an den greiſen Freund
wiedergegeben:
Die Alterserſcheinungen haben ſich bei uns beiden einge=
ſtellt
, und ich ſehe aus Deinem lieben Briefe, daß Du auch dar=
unter
leideſt. Doch Du haſt den Vorteil und das große Glück, daß
Dir zeitweiſe noch vergönnt iſt, arbeiten zu können, was mir ſeit
über drei Jahren verſagt iſt. In meinem rechten Auge iſt, durch
eine ſtarke Bewegung des Kopfes verurſacht, ein Blutäderchen
geplatzt, wodurch die Sehkraft des Auges ſehr gelitten hat. Das
linke Auge kann ich zum Leſen benützen, freilich nur ein paar
Stunden des Tages. Seit Anfang März bemerkte ich, daß ich nicht
ſo friſch wie ſonſt meinen Morgenſpaziergang machen konnte, das
Gehen wurde mir immer ſchwerer und die Mattigkeit des Kör=
pers
nahm zu, ſo daß ich lange Zeit das Zimmer nicht verlaſſen
konnte. Dazu geſellten ſich Magen= und Verdauungsbeſchwerden,
alles Beſchwerden, die einem Zeit laſſen, philoſophiſche Betrach=
tungen
anzuſtellen und an die früheren Zeiten zu denken, beſon=
ders
an meine teilweiſe ſehr ſchwere Jugendzeit; und ſo kommt
mir oft der Gedanke, wie alles, was in meinem Leben ſo an=
ſcheinend
unbewußt, zu meinem Beſten ſich geſtaltete. Und zu
dem Schönſten, was mir das Leben gebracht hat, gehört die
Freundſchaft mit Dir ... .. Wir werden uns wiederſehen!
Am 30. Mai 1921 iſt Röth ſeinem Freunde Thoma in die
Ewigkeit vorangegangen.
Dr. R. Lade.

[ ][  ][ ]

Die engliſche Politik gegenüber
Sowjetrußland.
Macdonald über den Generalſireik.
EP. London, 26. Juni.
Die Freitagsdebatte im Unterhaus über die engliſch=ruſſiſchen
Beziehungen hat weſentlich zur Beruhigung des Teiles der eng=
liſchen
Preſſe beigetragen, der in den letzten Wochen ſich gegen
Rußland zu heftigen Angriffen hinreißen ließ und die Abberufung
des Sowjetvertreters verlangte. Daily Mail ſpricht von dieſer
Forderung heute nicht mehr. Morning Poſt und Times
bringen Leitartikel, in denen ſie ſich der Außenpolitik Chamber=
lains
unterordnen. Die Art, wie die Tories das Geſpenſt des
Kommunismus behandelt hätten, ſo ſagt Weſtminſter Gazette‟
hätte mehr der Art entſprochen, wie man Detektivromane ſchreibt,
als den Ueberlieferungen dieſer großen Partei. Sir Auſten
Chamberlain wäre endlich einmal energiſch geweſen, ſodaß Chur=
chill
und Birkenhead ihm im Kabinett unterlagen. Mit Deutſch=
land
im Völkerbund als dem beſten natürlichen Bollwerk gegen
die Ausbreitung des Bolſchewismus in Europa ließen ſich die
Aufgaben, für die führenden Mächte dahin formulieren, eine
Wendung Rußlands von Oſten nach Weſten zu ermutigen. Dieſer
Gedanke habe ohne Zweifel die Haltung Chamberlains diktiert.
Der engliſche Sozialiſtenführer Ramſay Macdonald veröffent=
licht
in der amerikaniſchen Wochenzeitſchrift The Nation einen
Aufſatz, in dem er eine ſcharfe Kritik an der engliſchen
Regierung während des Generalſtreiks übt. Er
macht darin der Regierung den Vorwurf, daß ſie einen perſön=
lichen
Appell des Erzbiſchofs von Canterbury unterdrückt habe,
weil er die Kriegspropaganda der Regierung nicht unterſtützte‟.
Macdonald ſagt, es ſei zu einer Zeit, als noch Ausſicht auf eine
Beilegung des Streiks beſtand, vom Vollzugsrat der Trade
Unions alles geſchehen, um den Frieden zu wahren: aber die
Geſchichte des Streiks, wenn ſie einmal geſchrieben würde, werde
lehren, daß von Seiten der Regierung und der
Bergwerksbeſitzer nichts geſchehen ſei, um den
Streik zu vermeiden. Macdonald nennt die Bezeichnungen,
die man dem Streik gegeben hat, die Brandmarkung als ver=
faſſungswidrig
und revolutionär idiotiſch. Weiter ſagt der
Sozialiſtenführer, die Verhandlungen zwiſchen Sir. Herbert
Samuel und der königlichen Kohlenkommiſſion, die zur Bei=
legung
geführt hätten, ſeien keine bedingsloſe Uebergabe ge=
weſen
. Dies Ende ſei angeſtrebt worden, der Streik habe natür=
lich
geendet, nicht durch Uebergabe. Macdonald bekennt, daß er
perſönlich gegen jeden Sympathieſtreik iſt, der als Schutz in=
duſtrieller
Intereſſen nicht ausprobiert werden ſollte. Aber die
Schuld trüge die engliſche Regierung, die durch ihre Taktik den
Streik als revolutionär brandmarken wollte. Wenn es nicht ge=
glückt
ſei, ſo ſei es das Verdienſt der Arbeiterführer. Das Land
würde bald die Schuld der Regierung erkennen und eine ſtarke
Reaktion zugunſten der Arbeiterpartei würde einſetzen.
Der Siand der britiſchen Kohlenkriſe.
EP. London, 26. Juni.
In den Kreiſen der Arbeiterpartei erwartet man im Verlauf
der nächſten Woche eine bedeutſame Entwicklung in der Lage der
Kohlenkriſe. Es hat den Anſchein, als ob die geſamte engliſche
Gewerkſchafts= und Arbeiterbewegung ſich wieder zuſammenfin=
den
wird, um die Bergarbeiter zu unterſtützen. Die Bergarbeiter=
führer
haben ſich mit den Vertretern des Generalrates der Trade
Unions ausgeſöhnt und mit ihnen gemeinſam einen Aktions=
plan
gegen das Regierungsgeſetz über den Achtſtun=
dentag
im Bergbau ausgearbeitet. Es beſteht weniger die Ab=
ſicht
, Teilſtreiks zu inſzenieren, als vielmehr durch freiwillige Bei=
träge
Geldmittel zur Verfügung zu ſtellen. Ferner ſollen die
Hafenarbeiter und Eiſenbahner aufgefordert werden, die Beförde=
rung
ausländiſcher Kohle in England zu verweigern. Man rech=
net
dabei mit der Wahrſcheinlichkeit, daß nach einem derartigen
Verbot auch die Transportarbeiter des Feſtlandes die Verladung
nach England beſtimmter Kohle ablehnen werden. Die Führer
der Nationalen Eiſenbahner=Union werden dieſe Frage auf der
am 5. Juli zuſammentretenden Jahreskonferenz prüfen. Bisher
haben ſich bereits 52 Unterverbände der Eiſenbahner=
union
bereit erklärt, den Transport ausländiſcher
Kohle einzuſtellen. Ferner wird am nächſten Dienstag
der Vollzugsausſchuß der Bergarbeiterföderation in London zu=
ſammentreten
, um die Frage der Zurückziehung der Not=
ſtandsarbeiter
aus den Gruben zu prüfen.

Sonniag, den 27. Juni 1926
Die ſpaniſche Verſchwörung.
Eine Erklärung Primo de Riveras.
Primo de Rivera veröffentlicht eine Erklärung, in der es
heißt: Unter dem Vorwand, die Freiheit und ein konſtutionelles
Königtum verloren zu haben, verſuchte ſeit einiger Zeit eine
Reihe von Perſonen durch Ehrgeiz und Trotz verblendet, eine
Verſchwörung ins Leben zu rufen. Dieſe Perſonen wünſchten
ſich augenſcheinlich die Zeiten vor dem 13. September 1923 zurück,
wo ſie die Freiheit zu beſitzen vermeinten und überdies den
Terror des Separatismus im Lande, die Kreditſchwierigkeiten
draußen in der Welt, die Desorganiſation in Marokko ſowie den
Ruin der landwirtſchaftlichen und induſtriellen Produktion vor
Augen hatten. Solche Leute mögen denken was ſie wollen. Die
Mehrheit des ſpaniſchen Volkes will jedoch, daß
die gegenwärtige Regierung weiter beſteht und
mit aller Strenge gegen die gewiſſenloſen Elemente vorgeht, die
den Verſuch machen, ihr Vaterland gerade in dem Augenblick in
innere Zwiſtigkeiten und Unruhe zu ſtürzen, wo es ſich von ſeinen
früheren Schickſalsſchlägen erholen will. Die Pläne der Ver=
ſchwörer
ſind fehlgeſchlagen. Die Regierung iſt der Anſicht, daß
ſi= ſchon zu oft hat Gnade walten laſſen, jedoch wird ſie energiſch
durchgreifen. Die Verſchwörer waren eine Geſell=
ſchaft
von Syndikaliſten, Intellektuellen und
Anarchiſten, mit der ſich Perſonen einließen, von denen man
hinſichtlich ihres Alters und ihrer Stellung nicht geglaubt haben
würde, daß ſie mit ſolchen Leuten gemeinſame Sache machen
würden. Ebenſo befanden ſich unter den Verſchwörern ein
Dutzend mißvergnügter und undiſziplinierter Militärperſonen
vom Abenteurerſchlage, wie er übrigens in der Armee eine Aus=
nahme
darſtellt. Die Regierung hat von Anfang an hinſichtlich
der Verſchworenen lediglich perſönliche Maßnahmen ergriffen.
Sie wird keine Schritte allgemeinen Charakters unternehmen,
denn ſie hat volles Vertrauen zum Volk, zum Heer und zu ihren
Sicherheitsorganen.
Am Schluſſe der Erklärung heißt es: Die Regierung wird in
einem ihr gut erſcheinenden Augenblick die Diſziplinarmaßnahmen
bekanntgeben, die ſie gegen die Schuldigen unabhängig von der
Entſcheidung der Gerichte anwenden wird.
Die Farmer=Bewegung in den Vereinigten Staaten.
Das Ergebnis der republikaniſchen Primärwahlen in Jowa,
der Sieg des Kandidaten Brookhart, bedeutet einen ſchweren
Schlag für die Regierung. Die Hauptbedeutung des Wahlergeb=
niſſes
liegt darin, daß die Republikaner Jowas ſich nicht mit den
Prinzipien der Partei, ſoweit Farmgeſetzgebung in Betracht
kommt, identifizieren. Bei dieſen Vorwahlen hat ſich die ſchon
oft geäußerte Idee durchgeſetzt, daß der gegenwärtige Schutzzoll
den Farmern keine Vorteile bringt, den Induſtriellen dagegen
tatſächlich Subvention ſichert. Auf Grund dieſer Ausſicht ver=
langen
ſie vom Kongreß einen Geſetzesvorſchlag, der auch den
Farmern eine Subvention ſichern ſoll, um ihre Lage zu beſſern.
Dieſem Wunſche ſoll die ſogenannte Haugen=Farm=Bill Rechnung
tragen, die eine Bewilligung von mehreren hundert Millionen
Dollar zum Beſten der Farmer vorſieht. Dieſe Maßnahme hatte
bisher keine Ausſicht auf Annahme. Präſident Coolidge hat ſich
über die Bill verſchiedentlich abfällig ausgeſprochen, ſo daß über
ſeinen Standpunkt kein Zweifel beſtehen konnte. Der Präſident
ſieht in der Haugen=Bill nur einen Notbehelf, die zwar temporäre
Abhilfe ſchaffen, aber das Problem der Farmer nicht auf ge=
ſunder
, wirtſchaftlicher Baſis löſen kann. Die Folge von Brook=
harts
Sieg dürfte ſein, daß ſich der Kongreß in ſeiner nächſten
Seſſion wieder der Haugen=Bill annehmen wird, da dies das
einzige Mittel iſt, um das der Partei bei den Kongreßwahlen
drohende Unheil abzuwenden.
Neue Verwirrungen in Polen.
Die politiſche Lage in Polen beginnt ſich immer
grotesker zu entwickeln. In politiſchen Kreiſen ſpricht man jetzt
bereits davon, daß die Partei des geſtürzten Miniſterpräſidenten
Witos mit dem neuen Miniſterpräſidenten Bartel zu einer Eini=
gung
kommen wird, auf deren Grundlage dann ein Regierungs=
block
aus den Rechtsparteien gebildet werden kann. Die Piaſt=
partei
Witos hat einen Gegenentwurf für die Verfaſſungsände=
rung
ausgearbeitet, über den jetzt das Parteipräſidium mit Bar=
tel
verhandelt. Dieſer Endwurf iſt eine leichte Abſchwächung des
Regierungsentwurfs und ſieht vor allen Dingen vor, daß weitere
Verfaſſungsänderungen erſt der nächſte Seim durchführen ſoll.
Gleichzeitig aber wird über einen Entwurf der Aenderung des
Wahlgeſetzes beraten, deſſen Annahme eine Bedingung der
Rechtsparteien für die Unterſtützung der Regierung bildete. Die
Entwürfe der Piaſtgruppe ſtammen von dem ehemaligen Mini=
ſter
Kiernick, der übrigens als ganz beſonders minderheitsfeindlich
gilt. Es ergibt ſich alſo die eigenartige Situation, daß die Regie=
rung
, der Pilſudſki angehört, mit den Leuten verhandelt, gegen
die Pilſudſki den Maiputſch organiſiert hat, und daß diejenigen,
die ihn damals unterſtützten, jetzt in die Oppoſition gedrängt
werden.

Seite 3
Die Genfer Abrüſtungskomödie.
Die franzöſiſche Theſe ſetzt ſich durch.
Die Abrüſtungsvorbeſprechungen nähern ſich allmählich einer
vorläufigen Pauſe, die notwendig wird, damit die einzelnen
Delegierten ihren Regierungen von dem bisherigen Ergebnis der
Beratungen Kenntnis geben können. Erfreuliches kann der
deutſche Vertreter aus Genf nicht mit nach Hauſe bringen. Da=
für
haben ſchon die ſchwergerüſteten Staaten unter der Führung
Frankreichs geſorgt, die jeden Vorſchlag auf eine tatſächlich ſicht=
bare
und ins Gewicht fallende Rüſtungsverminderung in Grund
und Boden ſtimmten, dafür aber Anträgen zur Annahme ver=
halfen
, die ſich ausſchließlich gegen das reſtlos entwaffnete
Deutſchland richten und ſich im übrigen glatt über den eigent=
lichen
Sinn der Konferenz hinwegſetzen. Wir erinnern daran,
daß Frankreich die Einberufung der Forſt= und Polizeibeamten
in den Kreis der Rüſtungen durchſetzte, während es andererſeits
die Mehrheit auf ſeine Seite brachte, daß bei dem Vergleich der
Heeresſtärken nur der jeweilige Stand der ausgebildeten Mann=
ſchaſten
als Rüſtungsmeſſer gelten ſollte. Danach wäre alſo
Deutſchland ſo ziemlich am beſten gerüſtet, denn es verfügt über
100 000 ausgebildete Soldaten, während die anderen Staaten
mit ihrer allgemeinen Wehrpflicht nur unausgebildete oder halb=
ausgebildete
Truppen unter den Fahnen halten, zu denen ledig=
lich
als im Sinne der Genfer Entſchließungen ausgebildet gel=
tende
Offiziere und Unteroffiziere ſtoßen. Frankreich hat ſich mit
ſeiner Formel durchgeſetzt und erreicht, daß es ſeine Rüſtungen
in vollem Umfange behalten kann, die ja eigentlich in den
Augen der Konferenzteilnehmer gar keine ſind. Womit Frankreich
aber den Frieden Europas bedroht, womit es ſeine Kolonial=
kriege
durchkämpft, iſt allerdings nach dieſer Theſe unerfindlich.
Millionen von Reſervemannſchaften, Tauſende von Kampfflug=
zeugen
, Tanks, Maſchinengewehren und Geſchützen ſind alſo
Spielereien und völlig harmlos, gefährlich dagegen ſind die aus=
gebildeten
100 000 Mann deutſche Reichswehr, die über nichts an=
deres
als über ein Infanteriegewehr und im ganzen 250 Pa=
tronen
pro Kopf und Naſe verfügt. In der Tat, die Abrüſtungs=
beſprechungen
in Genf treiben ſeltſame Blüten.
In dem Unterkomitee der militäriſchen Abrüſtungskommiſſion wurde
am geſtrigen Freitag über die Frage verhandelt, ob das Kriegsmaterial
gleichwertig neben den Mannſchaftsbeſtänden als Hauptkriterium für
den Rüſtungsſtand eines Landes angeſehen werden müſſe. In der ſehr
lebhaften Diskuſſion über dieſen Punkt wurde verſchiedentlich darauf
hingewieſen, daß das Kriegsmaterial der modernen Kriegsführung eine
entſcheidende Rolle ſpiele und daher wie die Mannſchaftsbeſtände zum
Vergleich des Rüſtungsſtandes der Länder genommen werden müſſe.
Die franzöſiſchen Delegierten erhoben jedoch hiergegen heftigen Ein=
ſpruch
und verlangten, daß in erſter Linie nur die aktiven Truppenbe=
ſtände
der Länder miteinander verglichen werden müßten, Materialbe=
ſtände
nur als ergänzender Faktor zu werten ſeien. Die Abſtimmung
ergab eine Annahme des franzöſiſchen Antrages mit neun gegen acht
Stimmen bei drei Stimmenthaltungen. Für den franzöſiſchen Antrag
ſtimmten, abgeſehen von der Kleinen Entente, Polen, Belgien, Italien
und England. Die deutſchen Delegierten ſtimmten gegen den franzö=
ſiſchen
Antrag. Es bedarf keines Hinweiſes darauf, daß eine endgültige
Annahme dieſer Theſe von weittragender Bedeutung für die geſamten
kommenden Abrüſtungsverhandlungen ſein würde. Allgemein wird
darauf hingewieſen, daß der Ausſchluß des Kriegsmaterials aus den
Rüſtungsbeſtänden die Abrüſtungsverhandlungen von vornherein illu=
ſoriſch
machen würde. Die kommende Debatte in der Unterkommiſſion
werde jetzt die Frage zu klären haben, was unter Mannſchaftsbeſtänden
und ausgebildeten Mannſchaften zu verſtehen iſt. Von franzöſiſcher
Seite wird verſucht, ihre Truppen, die ſich in den erſten ſechs Monaten
der Ausbildung befinden, nicht den aktiven Truppen zuzuteilen. Die
franzöſiſchen Heeresbeſtände würden damit eine Verminderung um ein
Drittel erfahren. Nach der franzöſiſchen Auffaſſung können auch die in
den Kolonialgebieten, alſo Marokko und Syrien, befindlichen Truppen=
kontingente
den Heeresbeſtänden nicht zugerechnet werden, ſodaß nach
dieſer Methode die Höhe der franzöſiſchen Truppenſtärke außerordentlich
gering ſein würde. In dem Unterkomitee wurde geſtern der Vericht
des aus fünf Mitgliedern beſtehenden Redaktionskomitees angenommen.
Die Arbeiten dieſes Unterkomitees ſind damit abgeſchloſſen. In den
Verhandlungen der letzten Tage war von deutſcher Seite der engliſche
Vorſchlag erörtert worden, die Perſonalbeſtände der Luftſtreitkräfte als
Vergleichmaßſtäbe zu verwenden. Die Franzoſen lehnten dies jedoch ab
und forderten Aufnahme der zivilen Flugzeugbeſtände in die Perſonal=
beſtände
der Luftſtreitkräfte. Die Entſcheidung darüber wurde verſchoben.
Einbruch im Warſchauer Auswärtigen Amt.
TU. Warſchau, 26. Juni.
Heute nacht ſind in die Kurierabteilung des Auswärtigen
Amtes Einbrecher eingedrungen und haben die feuerfeſte Kaſſe
der diplomatiſchen Kuriere aufgeſchnitten. Das Auswärtige Amt
verſichert auf Anfrage, daß den Einbrechern keine politiſchen Do=
kumente
in die Hände gefallen ſeien.
Trotzdem verlautet, daß die geſtern hier angekommene diplo=
matſche
Kurierpoſt doch geſtohlen wurde und daß ſich darunter
eine ſolche aus Rußland befunden habe. Die Unterſuchung der
Warſchauer Kriminalpolizei hat bisher noch kein poſitives Er=
gebnis
erzielt.

*Hleines Haus Sommertheater.
Die Tanzgräfin.
Operette von Jacobſen und Bodantzky. Muſik von R. Stolz
Das Sommertheater hat ſeine Pforten geöffnet und bietet
ſeine heiteren Leiſtungen unter der bewährten Leitung Herrn
Direktors Adalbert Steffter im Kleinen Hauſe auch heuer an.
Es iſt ſelbſtverſtändlich, daß an die Auswahl der Stücke wie den
Grad ihrer Wiedergabe nur relative Maßſtäbe anzulegen ſind.
Trotzdem bleibt es wünſchenswert, daß nichts Unweſentliches im
Stoff, nichts künſtleriſch Unzulängliches im Spiel geboten wird.
Es iſt bekannt, wie hochwertig ſelbſt Liebhaber=Leiſtungen ſein
können, und ein Programm iſt möglich, wenn die Leitung ihre
Aufgabe in einer Ergänzung des Landestheaters erblickt, in der
ausſchließlichen Pflege eines Gebietes, das dort ſo einſeitig nicht
bevorzugt werden kann. Um dieſe auszuführen, muß ſie aller=
dings
den Mut beſitzen, die künſtleriſchen Ziele vor die Rückſichten
auf ein Gartenpublikum zu ſetzen. Das Publikum des Sommer=
theaters
iſt ja im weſentlichen kein anderes als das des Landes=
theaters
; vorläufig ein Ausſchnitt aus ihm, je beſſer das Pro=
gramm
, je größere Teile desſelben. Damit könnte das Darm=
ſtädter
Somertheater Ruf gewinnen und würde wahrſcheinlich
ſehr bald ſeine Zugkraft, auch nach außen, erhalten, die ſich beſſer
bezahlt macht als ein herkömmlicher Spielplan, der überall der=
ſelbe
iſt.
Wenn es richtig iſt, daß die Leitung des Sommertheaters in
loſer, aber gewiſſer Abhängigkeit von der des Landestheaters
ſteht, ſo könnte dieſes einen Einfluß auf jenes derart ausüben,
daß der Spielplan das angedeutete Geſicht bekäme, wodurch auch
der Sommerſpielzeit des Kleinen Hauſes ein wertvolles künſt=
leriſches
Gepräge verliehen würde.
Die Eröffnungsvorſtellung brachte eine Operette nach altem
Muſter. Der nicht üble Stoff bringt luſtige Situationen, beſon=
ders
im letzten Akt, die Handlung iſt geſchickt geführt, der Text
hat manchen Witz, aber das Ganze hat keine Spannung. Die
Muſik iſt auch nach alter Schablone gearbeitet und es fehlt ihr
die Hauptſache. Von jeder Bühnenmuſik wird heute wie in allen
Zeiten als ſelbſtverſtändlich verlangt, daß ſie gut gemacht und
gut inſtrumentiert iſt. Das können heute viele. Das Beſondere
dagegen iſt ſelten, daß dem Komponiſten auch etwas eingefallen
iſt. Das kann man hier nicht ſagen. Man kennt ſie alle, die da

Paten geſtanden, und es iſt kein Hauch von Originalität in ihr.
Sie iſt flüſſig und leicht beſchwingt und ſteht mit feingefügten
Formen feſt auf der Bühne. Das mögen vielleicht ihre Vorzüge ſein
Die Aufführung war flott und wurde ſtraff geleitet. Eine
hübſche Inſzenierung mit reizenden Bühnenbildern und kleid=
ſamen
Koſtümen, ein friſch muſizierendes, fein begleitendes Or=
cheſter
unter der temperamentvollen Leitung von H. O. Fens=
lein
brachten ſehr angenehme Eindrücke. Ein großes Perſonal
marſchierte auf. Es iſt bewundernswert, wie Direktor Steffter
trotz mancher Nieten das Ganze zuſammengeſchweißt und auf
einen vornehmen, taktvollen Ton geſtimmt hat. Einſtudierung
und Zuſammenſpiel iſt ausgezeichnet. Gute Leiſtungen ragen
hervor. Vor allem die Damen wollen es mir verzeihen
waren es die Herren. Hans Horſten als Marineleutnant mit
einem feſchen Tenor, Max Reichart als der Zigeunerprimas
mit brillantem Spiel, der famoſe Komiker Walter Straſſer
als Pikador, aber auch Rudolf Jelikoff als Marquis und
unſer Hans Ney gut am Platz: alle flott, jung. beweglich. Die
Damen Marion Matthäus als Gräfin und Herma Gruſel
als Etelka mußten dagegen trotz großer Routine abfallen. Was
würden ſolche kecken Rollen gewinnen, wenn ſie von jungen Stim=
men
und friſchem Blut und wären es auch Anfängerinnen
getragen würden! Es wurde viel getanzt, gut und auch minder
gut. Auch hierin ſchoſſen die Herren, voran Max Reichart
den Vogel ab. Der Chor zeigte viel Leben. Die kleinen Rollen
waren alle nett beſetzt.
Alles in allem ein Enſemble, mit dem bei wenigen Auf=
friſchungen
ſich etwas machen läßt, und eine Vorſtellung, die nicht
allzu Anſpruchsvollen einen vergnügten Abend bringen kann.
Das Haus war gut beſucht und beifallsfreudig. Viele Schlagen
mußten wiederholt werden.
v. HI.

* Eine Diät von Affenfleiſch und roten Ameiſen. Der be=
kannte
Forſcher Dr. William Mongomery Mac Govern iſt von
einer zwölfmonatigen Expedition mit einem halben Dutzend von
Braſilianern und 25 Indianern durch die unbekannten Gebiete
am oberen Amazonenſtrom zurückgekehrt. Er drang vom Atlantik
zum Pazifik durch und entdeckte in dem Tafelland, der Anden
höchſt merkwürdige Ruinen aus der Inkazeit. Der Forſcher er=
zählte
von ſeinen Erlebniſſen unter den Indianern der Betoya=
raſſe
, den Waikanos, den Moskito=Indianern und anderen Stäm=
men
, deren Sitten ſo fremd ſind wie ihre Namen. Die Expedition

drang durch mehr als 1000 Meilen ihres Gebiets. In großen
Ruderbaiken fuhr man den Rio Negro hinauf, bis man einen
Katarakt erreichte, und man mußte dann die Boote an den Schnel=
len
vorbeitragen, bis man wieder auf klares Waſſer kam. Nach
dem Paſſieren jedes Katarakts fand man auf einer ſteten Reihe
von Terraſſen mehr und mehr primitive Stämme. Dieſe Stämme
leben auf höherer moraliſcher Stufe, wie ſie ſonſt auf der Welt
gefunden werden kann. Verbrechen ſind ganz unbekannt, obſchon
weder körperliche noch Todesſtrafen verhängt werden. Die Häupt=
linge
erhalten ihr Anſehen lediglich durch ihren Rang. Ich habe
niemals ein Kind ſchlagen ſehen berichtet Mac Govern. Andere
Stämme zu beſtehlen iſt jedoch eine Tugend, und dies vermiſcht
ſich mit der Form der Verheiratungen. Obſchon ein Stamm mehr
als 5000 Frauen haben mag, iſt es ungeſetzlich, eine Stammes=
angehörige
zu heiraten. Der junge Mann muß ſich ſeine Frau in
einem Nachbarſtamme ſuchen und die Erwählte ſeines Herzens
ſtehlen. Die Frauen tragen keinerlei Bekleidungsftücke und die
Männer nur einen Lendenſchurz. Es iſt Sitte, die Gebeine der
Vorfahren aufzueſſen. Nach 15 oder 20 Jahren werden ſie aus=
gegraben
, zu Pulver zerſtoßen und dann bei feſtlichen Anläſſen
dem Getränk zugemiſcht. Dadurch will man die Seelen und die
Kraft der Vorfahren gewinnen. Eine Art Freimaurertum bin=
det
durch den ſogenannten Jurupari=Ritus die Stämme anein=
ander
. Wenn eine Frau die für die Zeremonien gebrauchten
Inſtrumente erblickt, muß ſie ſterben. Knaben und Männer müſ=
ſen
eine harte Einweihung durchmachen. Sie werden bis aufs
Blut gepeiſcht. Ich bin wohl der erſte, der ohne Peitſchung ein=
geweiht
worden iſt. Ich brauchte jedoch drei oder vier Monate,
bis ich das Vertrauen eines Stammes gewann. Die Männer ſind
von ſchönerer Geſtalt als die Frauen, die nur klein und unterſetzt
ſind. Verunſtaltete Perſonen ſind unbekannt. Zwillinge werden
als bösartige, üble Geſchöpfe bei der Geburt getötet. Ich fand
unſere Nahrung, die lediglich aus Affenfleiſch und roten Ameiſen
beſtand, ſehr wohlſchmeckend. Erſteres hat einen Geſchmack wie
eine Miſchung von Hühner= und Schweinefleiſch, und die Ameiſen
ſchmecken wie knuſprig gebratener Speck.

Karl Federn: Ein Juſtizverbrechen in Italien. Verlag. Die Schmiede,
Berlin. 3., 4.50 Mk.
Kurt Kerſten: Der Moskauer Prozeß gegen die Sozialrevolutionäre,
1922. Verlag Die Schmiede, Berlin. 3., 4,50 Mk.
Leo Mathias: Ausflug nach Mexiko. Verlag Die Schmiede, Berlin.

[ ][  ][ ]

Seite 4

Sonntag, den 27. Junf 1926

Nummer 176

Familiennachrichten

Statt Karten.
Paula Schönau
Georg Seelbach
Verlobte 16744

Darmstadt, Juni 1926.

Für die uns anläßlich unſerer Silbernen
Hochzeit und unſeres 25 jährigen Ge=
ſchäftsjubiläums
erwieſenen zahlreichen
Aufmerkſamkeiten ſagen wir hiermit herz=
lichen
Dank.
Metzgermeiſter Hermann Volz
und Frau. (16724
An der Techniſchen Hochſchule.

Das Feſi der Silbernen Hochzeit
begehen am Dienstag, den
29. Juni Polizeiwachtmeiſter
Jakob Sommer und Frau, geb.
Ohlemutz, Liebfrauenſtr. 97.
(16801)

Freunden und Bekannten die
traurige Mitteilung, daß Donners=
tag
abend 8¾ Uhr unſer lieber
Vater, Bruder, Großvater und Ur=
großvater

Herr
Ludwig Kauf
m Alter von 78 Jahren plötzlich
verſchieden iſt.
(9376
Dietrauernden Hinterbliebenen.
Die Beerdigung findet Montag
nachmittag 3½ Uhr auf dem alten
Friedhof ſtatt.

Todes=Anzeige.
Unſre gute Schweſter und Tante
Frau Anna Maffe Btw.
wurde heute durch den Tod von
ihrem qualvollen Leiden erlöſt.
Im Namen der trauernd. Hinterbliebenen:
Eliſabeth Stauß Wtw.
Darmſtadt, den 25. Juni 1926.
Die Beerdigung erfolgt Montag,
den 28. d. Mts, nachmittags 2 Uhr,
auf dem Friedhof an der Nieder=
Ramſtädterſtraße. (*16790

Dankſagung.
Für die vielen Beweiſe herzlicher
Teilnahme bei dem Heimgange unſe=
rer
lieben Entſchlafenen ſagen wir
Allen, insbeſondere Herrn Pfarrer
Lautenſchläger für ſeine troſtreichen
Worte, ſowie den Barmherzigen
Schweſtern für ihre aufopfernde
Pflege innigen Dank.
Die trauernden Hinterbliebenen:
Georg Zimmerſchitt
und Kinder.
Darmſtadt, den 25. Juni 1926.
Riedeſelſtr. 72.
(9383

Dankſagung.
Für all die Liebe und Treue
während der Krankheit und Be=
erdigung
unſerer lieben Ent=
ſchlafenen
danken wir herzlichſt.
Familie Karl Dietz.
Darmſiadt, den 26 Juni 1926.
(*16822)

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werden Hühneraugen
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gefahrlos enternt, ſowie
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Vormittags 812 Uhr außer dem Hauſe.
Nachmittags 36 Uhr Sprechſtunde

Todes=Anzeige.
Verwandten, Freunden und Bekannten hiermit die traurige Mit=
teilung
, daß unſer lieber, guter Bruder, Schwager und Onkel
Heir Jean Keller
Dachdeckermeiſier
(9411
heute nach längerem Teiden ſanft entſchlafen iſt.
Die trauernden Hinterbliebenen:
In deren Namen:
Auguſt Keller, Rechnungsrat.
Darmſiadt, Karlsſtraße 19, den 26. Juni 1926.
Die Beerdigung findet Montag, den 28. Juni 1926, nachmittags 4½ Uhr, vom Portal
des alten Friedhofes an der Nieder=Namſtädterſtraße aus ſtatt.

Unſere liebe, gute Mutter, Schwiegermutter und
Großmutter

Nachruf.
Am 25. ds. Mis. wurde unſer Gründungsmitglied
Mig Screlbel
nach langem ſchweren Leiden durch den alles bezwingenden Tod dem
irdiſchen Oaſein jäh entriſſen.
Tieferſchüttert ſiehen wir an der Bahre dieſes unvergeßlichen Sport=
mannes
, des Schöpfers unſerer herrlichen Sportplatzanlage, der mit allen
Faſern ſeines Ichs, wie keiner, ſeine unermüdliche Arbeitskraft ſtets nur
den Zwecken und Zielen unſeres Vereins in vorbildlicher Hingabe ge=
widmet
hat. Ein leuchtendes Vorbild für alle, die dem Sportverein an=
gehören
, ſo wird er fortleben im Gedächtnis ſeiner Freunde, die ſeine
unvergänglichen Verdienſte um unſere Sportſache für alle Ewigkeit zu
achten und zu wahren wiſſen werden.
Die A. H.=Vereinigung des Sportvereins Darmſtadt 1898 e. V.

(9406

Statt beſonderer Anzeige
Am 23. Juni verſchied unſer lieber Vater,
Schwiegervater, Großvater und Bruder
Hofweißbinder
Memti wevet
im 73. Lebensjahre.
In tiefer Trauer:
Elſe Moeſer, geb. Weber
Heinrich Weber
Luiſe Weber
Milly Tſcherniakow, geb. Weber
Friedrich Moeſer
Kathi Weber, geb. Caſiritius
Kurt Tſcherniakow
und 3 Enkel.
Darmſtadt, den 27. Juni 1926.
Dem Wunſche des Verſiorbenen entſprechend fand die
(Einäſcherung in aller Stille ſiatt.
Von Beileidsbeſuchen bittet man abzuſehen

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geb. Scharmann
iſt heute nach längerem Leiden im Alter von 75
Jahren zur ewigen Ruhe gegangen.
Die trauernden Hinterbliebenen
Marie Woerner=Braner
Familie Heinrich Hubertus
Familie Wilhelm Braner
Familie Wilhelm Klein
Darmſtadt, Mannheim, 25. Juni 1926.
Elektr. Werk, Dornheimerweg 24.
Die Beerdigung findet Montag, 28. Juni, nachm.
2½ Uhr, von der Kapelle des Waldfriedhofs aus ſtatt.
(*16749

All denen, die mit uns um unſern lieben
Entſchlafenen Leid getragen haben, ſagen wir
auf dieſem Wege herzlichſten Oank.
Für die Hinterbliebenen:
Profeſſor Helmke.

Gießen und Darmſiadt.

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Die trauernden Hinterbliebenen.
J. d. N.: Dr. Karl Weber.
Darmſtadt, 26. Juni 1926.
Die Einäſcherung findet am Montag, den 28. Juni,
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[ ][  ][ ]

Nummer 176

Sonntag, den 27. Juni 1926

Seite 5

Aus der Landeshauptſiadt.
Darmſtadt, 27. Juni.
48. Hauptverſammlung der Vereinigung von
Freunden der Techniſchen Hochſchule Darmſtadt
Geſtern vormittag hielt in der Techniſchen Hochſchule die Vereinigung
von Freunden der Techniſchen Hochſchule zu Darmſtadt (Ernſt=Ludwigs=
Hochſchml=Geſellſchaft) ihre achte Hauptverſammlung ab. Der Vorſitzende
begwißte die zahlreich Erſchienenen, insbeſondere die Vertreter des Mini=
ſteriums
des Innern, der Provinzialdirektion, der Stadtverwaltung ſowie
der Induſtrie= und Handelskammer. Der Rektor der Techniſchen Hoch=
ſchule
Profeſſor Eberle verglich in einer Begrüßungsanſprache die
Hochſchulgeſellſchaft wegen ihrer außerordentlich günſtigen Entwicklung
mit einem Wunderkinde, das der Hochſchule viele Sorgen abgenommen
habe. Es ſei von Geh. Berndt ſo hervorragend betreut worden, daß es
kein Wunder ſei, wenn ſich die Vereinigung zu einem ſolchen Wunder=
kinde
entwickelt habe. Im Namen der Techniſchen Hochſchule ſprach der
Redner unter dem Beifall der Verſammlung Herrn Geh. Rat Berndt für
all das unerſetzlich Gute und für alle Errungenſchaften zum Beſten der
Hochſchulgeſellſchaft innigſten Dank aus. Der Name Otto Berndt ſei mit
der Darmſtädter Techniſchen Hochſchule und ihrer Entwicklung aufs engſte
verbunden.
Geh. Rat Berndt ſprach ſeinen Dank für dieſe Anerkennung aus,
ſowie für die Unterſtützung bei ſeinen Aufgaben, und erſtattete ſodann
den Jahresbericht. Dieſem iſt zu entnehmen, daß die Vereinigung 570
Mitglieder zählt. Leider ſei es, wie der Redner mitteilte, nicht möglich
geweſen, die Mitgliederzahl zu erhöhen; ja, es ſei vielen wegen der
ſchwierigen wirtſchaftlichen Lage nicht möglich geweſen, die Beiträge in
der fyiheren Höhe zu leiſten, manchen ſelbſt nicht die auf Grund der letz=
ten
Beſchlüſſe vorgenommene Ermäßigung der Beitragsſätze. Der Ver=
ſuch
, die von der Hochſchule Abgehenden zum Beitritt zu gewinnen, damit
ſie mit ihr in Verbindung bleiben, ſei bis jetzt ziemlich erfolglos geblie=
ben
, doch dürfte man die Hoffnung nicht ganz aufgeben. Geh. Rat
Berndt gedachte hierauf der im Berichtsjahr geſtorbenen Mitglieder der
Vereinigung, zu deren Ehren ſich die Anweſenden von den Sitzen er=
hoben
. Weiter machte der Vorſitzende Mitteilungen über Verbeſſerungen
in der Innenausſtattung der Otto Berndt=Halle und über verſchiedene
Stiftungen hierfür.
Profeſſor Finger erſtattete die Jahresrechnung, wobei er der
trenen Mithilfe von Frl. Mager gedachte. Die Einnahmen und Aus=
gaben
ergeben einen Betrag von rund 117 500 Mk. Das Vermögen hat
ſich von rund 41 000 Mk. auf 25 000 Mk. verringert durch Aufwendungen
für die Otto Berndt=Halle.
Direktor Schenck wies in einer Anſprache auf die Verdienſte von
Geh. Rat Berndt um die Hochſchul=Geſellſchaft hin, die er neun Jahre
lang geleitet habe. Der Vorſtandsrat bedauere ſehr, daß Geh. Nat Berndt
den Vorſitz niederlegen wolle, würdige aber ſeine Gminde, und habe ein=
ſtimmig
beſchloſſen, um die Anerkennung und den Dank beſonders zum
Ausdruck zu bringen, Herrn Geh. Rat Berndt zum Ehrenmitglied der
Vereinigung von Freunden der Techniſchen Hochſchule zu ernennen.
Die hresrechnung ſei durch Direktor Schenck und Direktor May geprüft
und für richtig befunden worden. Aber der Rechner, Herr Prof. Finger,
habe ebenfalls gebeten, von einer Wiederwahl abzuſehen. Der Redner
dankte dann Herrn Prof. Finger für ſeine emſige und tatkräftige Mühe=
waltung
, daß das Geld herbeikam und für die Verrechnung und die Ver=
waltung
der Mittel. Der Vorſtandsrat habe ebenfalls einſtimmig be=
ſchloſſen
, Herrn Prof. Finger die Ehrenmitgliedſchaft zu übertragen.
Ferner übermittelte der Redner auch den Dank an Frl. Mager. Dieſe
Erklärungen begleitete die Verſammlung mit lebhaftem Beifall. Geh.
Rat Berndt und Profeſſor Finger, dankten in Anſprachen für die
Ehrung.
Zum Vorſitzenden der Vereinigung wurde Prof. Dr. Berl gewählt.
In den Vorſtand wurde wiedergewählt Geh. Rat Walbe, neugewählt
wurde Generaldirektor Otto Meyer. 14 Mitglieder des Vorſtandsrats
wurden wiedergewählt, neu hinzu kamen noch die Herren Dr. Karl Merck
und Geh. Rat Berndt.
Nach weiteren geſchäftlichen Verhandlungen hielt Prof. Dr. Berl
einen Vortrag über Kunſtſeide: Seit rund 40 Jahren, ſo etwa führte der
Redner aus, wird Kunſtſeide hergeſtellt, jedoch reichen die Wurzeln der
Erfindung bis ins 17. und 16. Jahrhundert zurück. Den eigentlichen An=
laß
zur induſtriellen Herſtellung bildete das Verlangen, für die Glüh=
ſtrumpfinduſtrie
Fäden von einem beſtimmten Durchmeſſer zu erzeugen.
Vor dem Wel=krieg wurden jährlich 7 Millionen Kilo Kunſtſeide erzeugt,
1922 waren es 40 Millionen und 1325 bereits 100 Millionen Kilo. Der
Durchſchnittswert eines Kilogramms beträgt 10 Mk. Der Erzeugungs=
wert
von etwa einer Milliarde Mk. jährlich wird bald noch ſehr geſteigert
werden. Aus der Luxusfaſer der Kunſtſeide wird wohl, dank ihrer Billig=
keit
, eine Bekleidungsfaſer werden. Die Zelluloſe, die hauptſächlich zur
Herſtellung benutzt wird, erfährt eine große Wertſteigerung, obwohl
chemiſch das Endprodukt mit dem Anfangsprodukt nahe verwandt iſt.
Betrachtet man die verſchiedenen Herſtellungsverfahren, ſo kann man
darauf die Worte Goethes anwenden, daß die Wiſſenſchaft eine große
Fuge ſei, in der die Stimmen aller Völker zum Vorſchein kommen. Fran=
zoſen
, Deutſche und Engländer ſind hauptſächlich an den Erfindungen
beteiligt. Wenn die Herſtellung im Prinzip auch ſehr einfach iſt, ſo
erfordert ſie doch ſehr viel Erfahrung, und die Fabrikation iſt außer=
ordentlich
ſchwer zu handhaben; ſie iſt imt die ſchwierigſte Induſtrie.
Ferner gehört zur Herſtellung von Kunſtſeide ein großes Maß von chemi=
ſchen
und phyſikaliſchen Kenntniſſen. Der Redner ſchilderte dann im An=
ſchluß
an dieſe Feſtſtellungen einige Verfahren zur induſtriellen Herſtel=
lung
von Kunſtſeide, beſonders das älteſte das Nitro=Verfahren, das
vor etwa 40 Jahren von dem Grafen Chardonnet erfunden worden iſt.
Acetat=Seide habe in den letzten Jahren eine ſtärkere Beliebtheit gefun=
den
; jetzt kämen auch Zelluloſe=Aether=Produkte in den Handel, Kupfer=
Seide würde in erheblichem Umfange hergeſtellt. Der Menge nach wären
aber Viscoſe=Erzeugniſſe, deren Herſtellungsverfahren billig ſei, am
meiſten verbreitet. Man verwende Kunſtſeide auch zu gegoſſenem Tüll
und zu ſogen. Stapelfaſern (Verſpinnung mit Baumwolle oder Wolle).
Als beſondere Eigenſchaften der Kunſtſeide wurden u. a. erwähnt der
Glanz, die Feinheit der Fäden, die Feſtigkeit und die große Iſolations=
fähigkeit
. Die Zelluloſe ſei kein amorpher Körper, ſondern ſie habe
Faſerſtruktur, und ihre kleinſten Teilchen, die Kriſtallite, wären ſtets in
der Achſe des Wachstums gelagert. Eine Verbindung mehrerer nenne
man Fibrillen und in weiterer Zuſammenfaſſung Faſer. Ein ähnliches
Aufbauſchema habe auch die Kunſtſeide. In der Spinnlöſung lägen jedoch
die Kriſtallite regellos durcheinander; werde ein langſamer kräftiger Zug
an den Spinndüſen ausgeübt, ſo würden die Kriſtallite mehr oder weni=
ger
geordnet. Die Natur ſei alſo die beſte Lehrmeiſterin für die Her=
ſtellung
der Kunſtſeide. In ſeinen Schlußbetrachtungen gab der Redner
der Meinung Ausdruck, daß die Kunſtſeideherſtellung erſt in ihren An=
fängen
ſteht; es ſei zu hoffen, daß es einmal gelingen werde, aus ein=
heimiſchen
Grundſtoffen Faſern für Gewebe herzuſtellen, um damit den
geſamten Bedarf der Bevölkerung in Deutſchland herzuſtellen.
Der Vortrag wurde mit lebhaftem Beifall aufgenommen. Im An=
ſchluß
hieran wunde von den Teilnehmern an der Verſammlung die Otto
Berndt=Halle beſichtigt; nachmittags wurde noch der Hochſchul=Sportplatz
beſucht, wo Vorführungen ſportlicher Wettkämpfe ſtattfanden.

In den Ruheſtand treten: vom 1. April 1926: 1. der Oberforſt=
iſter
Guſtav Dieffenbach zu Darmſtadt, und vom 1. Mai 1926
2. der Strommeiſter Jakob Seibert zu Kornſand, beide auf
und des 8 1 des Geſetzes über die Altersgrenze der Staatsbeamten
2. Juli bzw. 19. Dezember 1923, in Verbindung mit Artikel 2 des
ſetzes über die Einſtellung des Perſonalabbaues in Heſſen und zur
enderung des Heſſiſchen Perſonalabbaugeſetzes vom 8. Oktober 1925.
He=ſſiſches Landestheater. Die Generaldirektion des Heſſ. Landes=
eaters
macht wiederholt darauf aufmerkſam, daß die Friſt für die Er=
uerung
der Mieten am 1. Inli 1926 abläuft. Von dieſem
ge ab muß über die nicht erneuerten Plätze anderweitig verfügt
erden.
Die Mietabteikung iſt bis 1. Juli 1926 von 8 Uhr vormittags bis
Uhr abends ununterbrochen geöffnet.
In der heutigen Aufführung Oberon ſingen Frau Stepha=
owa
und Herr Schumacher, zum letzten Male vor ihrem Aus=
eiden
aus dem Verbande des Landestheaters.

Operettenſpielzeit Sommer 1928 im Kleinen Haus des Heſſiſchen
Landestheaters, Leitung Direktor Adalbert Steffter. Heute Sonntag
wird die Operette Die Tanzgräfin gegeben und ſei ausdrücklich darauf
hingewieſen, daß die Sonntagsvorſtellungen um 7½ Uhr beginnen.
Morgen Montag (1. Vorſtellung für Montagsmieter) und täglich abends
8 Uhr finden Wiederholungen der Operette Die Tanzgräfin ſtatt.
Montag=Abonnements werden bis einſchließlich heute Sonntag aus=
gegeben
, Donnerstag=Abonnements bis einſchließlich Mittwoch, den
30. Juni, und Freitag=Abonnements bis einſchließlich Donnerstag, den
1. Juli.
Heſſiſcher Motorrad=Club Darmſtadt, Ortsgruppe des A. D.A. C.
Für die nach dem Oberwaldhaus bei Darmſtadt ſtattfindende Strah=
len
= und Plakettenfahrt liegen über 200 Meldungen vor von
Wagen ſowie Motorrädern mit und ohne Beiwagen in allen Stärken.
Nach den Vorbereitungen zu ſchließen, ſteht bei guter Witterung ein
ſelten ſchönes Feſt vor der Tür. Gelegenheit ſür Tanz und Beluſtigung
wird weiterhin zur Unterhaltung der Gäſte und Beſucher ein gutes Teil
beitragen.
Eine Ehrung der im Gefecht von Frohnhofen 1866 Gefallenen
wird anläßlich der 60. Wiederkehr des Jahrestages am Sonntag, den
11. Juli in Laufach und Frohnhofen erfolgen. Da in dieſem Gefecht
viele Heſſen gefallen ſind, hat die Kriegerkameradſchaft Haſſia die Mili=
tärvereine
der Umgegend aus Heſſen, Bahyern und Preußen zu dieſer
Gedächtnisfeier eingeladen. Ebenſo iſt eine Einladung an den Ver=
band
der Heſſiſchen Regimentsvereine und an die Vaterländiſchen Ver=
bände
Darmſtadts ergangen. Die Feier beginnt um 10 Uhr vormittags
in Frohnhofen mit einem Gottesdienſt, an den ſich die Kranznieder=
legungen
anſchließen. Der Nachmittag ſoll dem kameradſchaftlichen
Zuſammenſein der ehemaligen Soldaten gewidmet ſein. Für die Kame=
raden
aus Darmſtadt kommt der um 7 42 Uhr von Darmſtadt abgehende
Zug in Frage, der um 9.17 Uhr in Laufach eintrifft. Rückkehr iſt für
den Spätnachmittag vorgeſehen. Bei genügend zahlreicher Beteiligung
werden Extrazüge fahren. Diejenigen Teilnehmer, die es nicht vor=
ziehen
, ihre Frühſtück ſelbſt mitzunehmen, können in Frohnhofen ein=
fache
Erfriſchungen käuflich erwerben.
Die kirchlich=poſitive Veminigung, Ortsgruppe Darmſtadt, lädt zu
einer Zuſammenkunft ihrer Mitglieder auf kommenden Mittwoch,
den 30. Juni, abends 8.30 Uhr, in den kleinen Saal des Feierabend,
Stiftſtraße 51, ein. Herr Pfr. Hr. Wagner wird ein einleitendes
Referat halten über das Thema: Das heilige Abendmahl im Neuen
Teſtament‟. Daran wird ſich eine allgemeine Ausſprache anſchließen.
Kampfſpiel=Werbetag. Rheinſtraßenſtaffel. Wegen der
kalten Witterung wird den Teilnehmern an den Staffelläufen angeraten,
über die Turnkleidung einen Mantel anzuziehen. Die Ueberkleidung
kann entweder im Schloßhof bzw. an der Wechſelmarke abgelegt werden.
Die Ueberwachung fällt den Vereinen zu.
Ausverkäufe! Wie uns die Vereinigung des Einzelhandels mit=
teilt
, dürfen laut einer Bekanntmachung des Kreisamts Darmſtadt die
Saiſon= und Inventur=Ausverkäufe nur in der Zeit
vom 24. Juli bis 24. Auguſt ſtattfinden. Ihre Dauer darf jeweils höch=
ſtens
drei Wochen betragen.
Ein bedauerlicher Unglücksfall ereignete ſich geſtern nachmittag
während des Hochſchulſportwerbefeſtes. Wie man uns mitteilt, wurde der
21jährige Student Paul Jacob plötzlich während des Spiels von
einem Unwohlſein befallen und war in wenigen Minuten tot. Die ärzt=
liche
Unterſuchung ergab den Tod infolge Herzſchlags.
Falſche Fünfmarkſcheine der Deutſchen Rentenbank ſind in der
letzten Zeit aus Minchen, Nürnberg, Landshut, dann aus Sachſen und
Thüringen, Hannover, Weſtfalen und dem Rheinland, und in den letzten
Tagen aus Frankfurt und Hanau eingelaufen, und iſt auf die Ermittlung
der Fälſcher eine Belohnung von 1000 Mark ausgeſetzt. Sie ſind mangel=
haft
nachgebildet, aus dünnem und lappigem Papier, haben weder Faſern
noch Waſſerzeichen, der Stoffauflauf iſt durch ſchwach=gelbliche Färbung
nachgeahmt. Der Unterdruck der Vorderſeite weicht in Farbe und Muſter
von den echten Scheinen ab. Die Wellenlinien ſind nicht kreuzweiſe,
ſondern nur von oben links nach unten rechts verlaufend und ungleich=
mäßig
ſtark gezeichnet. Die Schrift iſt unſauber und zum Teil unleſer=
lich
. Die große Wertzahl 5 in der Mitte des Untergrundes hat abwei=
chende
Zeichnung und Farbe. Die Nummerbezeichnung fehlt zum Teil
oder hat plumpen Schnitt der Ziffern. Auch die Rückſeite iſt in Farbe,
Zeichnung und Beſchriftung äußerſt mangelhaft. Ebenſo ſind in der
letzten Zeit wieder falſche Ein= und Zweimarkſtücke beſchlag=
nahmt
worden. Die Zweimarkſtücke ſind aus dem Jahre 1925 unde tra=
gen
das Münzzeichen D. Die Einmarkſtücke tragen die Jahreszahl 1924
und die Meinzzeichen 4 und F; ebenſo wurden falſche 50=Pfg.=
Stücke mit dem Münzzeichen [ und der Jahreszahl 1924 abgeliefert.
Sie ſind an dem bleiernen Klang und dem leichten Gewicht gut er=
kennbar
.
Bei einem Einbruchsverſuch in der letzten Nacht wurde durch den
Einbrecher eine 16ſproſſige Leiter, ohne Kennzeichen, zurück=
gelaſſen
. Der Dieb wurde anſcheinend geſtört. Wahrſcheinlich ſtammt ſie
aus einem Baubetrieb. Von Intereſſe iſt, daß bei einem kurz vorher
erfolgten Einbruchsverſuch auf demſelben Anweſen eine Kreuzhacke mit
den Zeichen K. S. zurückblieb. Auch hier wurde der Dieb jedenfalls ge=
ſtört
. Die Eigentümer werden erſucht, ſich auf Zimmer 5 des Polizei=
amtes
zu melden.
Die Fahrraddiebſtähle mehren ſich in der letzten Zeit außerordent=
lich
, und dürfte den Eigentümern mehr Sorgfalt bei der Aufbewahrung
der Räder anzuempfehlen ſein. Vielfach wird auch der Fehler begangen,
daß man bei Diebſtahlsverſuchen den Dieb laufen läßt, wenn man nur
das Rad wieder in Beſitz hat. Man wüinde gut tun, auch für die Feſt=
nahme
des Diebes beſorgt zu ſein, um die Langfinger unſchädlich zu
machen. In den letzten Tagen wurde ein Rad Marke Stoltze‟ Nr.
36 645, ſowie ein Rad Marke Mifa‟ Nr. 130 580, geſtohlen.
Betrüger. Trotz der mehrfachen Warnungen wird immer wieder
durch Betrüger, teilweiſe mit gefälſchten Ausweiſen, verſucht, an Haus=
frauen
wertloſe Gasſparbrenner zu verkaufen. Sie geben an,
vom Gaswerk geſchickt zu ſein, und fallen leider immer noch unkluge
Hausfrauen hinein, denn die angebotenen Brenner ſind meiſt völlig wert=
los
. Man ſollte bei allen derartigen Verſuchen die Leute feſtzuhalten
verſuchen, damit es mit Hilfe der Polizei möglich iſt, die Burſchen zu
ermitteln. So wollte z. B. geſtern wieder ein ſolcher Betrüger in ver=
ſchiedenen
Haushaltungen der Heidelberger Straße Unvorſichtige be=
ſchwindeln
.

U
KA

eisitzer

213 Mark
monatliche Abzahlung inner-
halb
Jahresfrist / Anzahlung
1000 Mark inkl. Versicherung
gegen Feuer, Diebstahl, Haft-
pflicht
und Zusammenstösse

Lieferung durch die 800 deutschen Opel-
Vertreter, sowie durch die Kredit-Abt.
Adam Opel, Rüsseisheim-M.

(TV.9329)

Im Schloßmuſenm finden täglich Führungen vorm. 11 und 11½
Uhr, nachmittags 3½ und 4 Uhr, Sonntags nur 11 und 11½ Uhr ſtatt.
Samstags geſchloſſen.
Städtiſches Orcheſter. Für Donnerstag, den 1. Juli, iſt ein Saal=
baukonzert
beſonderer Art geplant. An dieſem Abend wird das Orcheſter
als Blasmuſik auftreten und dem Programm die Entwicklung des Mar=
ſches
für Militärmuſik zugrunde legen. Bei der großen Beliebtheit, die
die Marſchmuſik beim Publikum findet, iſt ein ſtarker Beſuch des Kon=
zertes
zu erwarten. Der Eintrittspreis beträgt 50 Pfg. Es ſei darauf
aufmerkſam gemacht, daß an dieſem Abend auch die Zehnerkarten zu
3 Mark Gültigkeit haben.
Der für Mittwoch, den 23. b. M. vorgeſehene Lehrkurſus für
rhythmiſche Gymnaſtik für Kinder beginnt nunmehr beſtimmt am
30. d. M. um 5½ Uhr, in der Turnhalle der Viktoriaſchule, Hochſtraße.
Beſitzer von Papiermark=Verſicherungen werden auf die Anzeige
der Firma Nerking u. Wilhelm, Darmſtadt, hingewieſen.
Bezirksſchöffengericht. Im Bericht in Nr. 175 muß es auf Z. 42
von oben heißen: daß Angeklagter von einem Verfahren der Stadtver=
waltung
geſprochen habe, das das Licht der Oeffentlichkeit
zu ſcheuen habe."
Kunſtnotizen.
Ueder Werte. Künffler und künſſieriſche Veranſtaltungen, deren im Nachſſiebenden Krwddnung
geſchiebt, behält ſich die Redaktion ibr Urteil vor
Palaſt=Lichtſpiele. Der Großfilm der Firſt National Pie=
tures
Ehemann auf Zeit, mit Sid Chaplin und Owen Moore
in den Hauptrollen, läuft zur Zeit in den Palaſt=Lichtſpielen. Der Re=
giſſeur
J. M. Dermott hat hier in Gemeinſchaft mit dem Berliner Paul
Morgan, der die deutſche Bearbeitung des Films übernommen hat, eine
Komödie von bleibendem Werte geſchaffen. Nicht allein die hinreißende
komiſche Kunſt von Sid Chaplin und Owen Moore machen den Film zu
dem großen Lacherfolg, ſondern in gleichem Maße hat der deutſche Be=
arbeiter
Paul Morgan hieran Anteil. Dieſe witzigen Pointen, dieſe
drolligen Einfälle und Originalitäten ſind ſo markant und zwerchfell=
erſchütternd
, daß man abſeits der Leinwand noch das Dröhnen der Lach=
orkane
im Theater vernimmt. Der Beſucher kommt ganz auf ſeine Koſten,
zumal die Verwicklungen und Kompliziertheiten von unerhörter Wirkung,
Schlagkraft und vor allen Dingen Vielſeitigkeit ſind. Selten auch be=
kommt
man in einer Komödie einen ſolchen Aufwand an Menſchenmaſſen
wie Poliziſten, Dieben uſw. zu ſehen, wie hier. Die Handlung des
Films iſt geſchickt aufgebaut und führt üüber vielerlei Hinderniſſe zum
happy end. Was immer auch geſchehen mag, in dieſem Film tragen alle
Vorkommniſſe den Stempel der Heiterkeit, der Freude, der Komik, und
wer deshalb einmal aus vollem Halſe lachen und ſich geraume Zeit ver=
gnügen
will, der ſehe ſich dieſen Ehemann auf Zeit an. Er bekommt
außerdem noch den Detektivfilm Die große Gelegenheit oder Der Raub
in der Zentralbank mit Lia Eibenſchütz und Kurt Veſpermann in den
Hauptrollen zu ſehen.
Union=Theater: Das Mädchen mit der Protek=
tion
. In dieſem humoriſtiſchen Luſtſpiel iſt Oſſi Oswalda die Trägerin
der Hauptrolle. Sie ſpielt ein junges Mädchen, Marcelle, das aus der
Provinz in die Großſtadt verſchlagen, in kurzer Zeit durch Protektion
als Tänzerin zur Berühmtheit gelangt. Auch der von Willy Fritſch ge=
ſpielte
Bräutigam macht ſeine Karriere durch Protektion, aber ſehr gegen
ſeinen Willen, denn er will nur durch eigene Kraft zum Ziele gelangen.
Die Protektion verdanken ſie dem von Oreſte Bilancia geſpielten Gene=
raldirektor
, der nur dann frühſtücken kann, wenn eine ſchöne Frau an
ſeinem Tiſche ſitzt, und dieſe Pflicht muß Marcelle ausüben. Aber der
Bräutigam will nicht mehr mitmachen. Mit ſeiner Braut verläßt er die
Stadt. Jetzt iſt es mit dem Appetit des Generaldirektors vorbei, und
alles wind in Bewegung geſetzt, die Fahnenfhüchtigen wieder zurückzu=
gewinnen
. Schließlich gelingt dieſes und der Generaldirektor kann wie=
der
in voller Harmonie frühſtücken. Hugo Döblin als Tanzlehrer Gio=
vanni
Giovannelli und Nora Gregor als Revueſtar ſpielen die übrigen
Hauptrollen des amüſanten Luſtſpiels.
Reſidenz=Theater: Die Inſel der Träume‟. Der
ruſſiſche Prinz Alexe; Saſcha Ermoloff wurde in ſeiner Villa in Monaco
ermordet aufgefunden. Seine Gattin, Prinzeſſin Katja, geſtand, ſelbſt
die Täterin zu ſein. Ihr Mann war ein gefährlicher Hochſtapler, der
nicht einmal davor zurückſchreckte, einem reichen, verliebten Amerikaner
die eigene Frau anzubieten. So weit wäre alles in Ordnung, und bei
der Mentalität der Geſchworenen in romaniſchen Ländern brauhte man
um das Schickſal der ſchönen fungen Frau nicht übermäßig beſorgt zu
ſein. Die Senſation kommt aber noch. Der wirkliche Mörder wurde
entdeckt und verhaftet, ein Baron Mediansky, der ſeine Frau in der
Wohnung des Prinzen überraſcht hatte. Woher aber die ungeheuerliche
Selbſtbezichtigung der Prinzeſſin? Das Rätſel fand eine wihrende
Löſung. Die Frau hatte einen Mann für den Täter gehalten, der ihr in
der feinfühligſten Weiſe in ihrem Ehemartyrium zur Seite geſtanden
war. Sie hatte ſich für ihn opfern wollen. So erzählt uns Paul Roſen=
hayn
in einer ſeiner phantaſievollen Abenteurergeſchichten: Die Inſel
der Träume‟. Zuſammen mit Wilhelm Thiele hat er daraus ein ſpan=
nendes
Drehbuch gemacht, das von der Davidſon=Filmgeſellſchaft für die
Ufa verfilmt wurde. Die Regie lag in den bewährten Händen Paul
Ludwig Steins. In den Hauptrollen ſind Liane Haid, Alfons Fryland
und Harry Liedtke beſchäftigt. Für die Photographie zeichnet Curt Sou=
rant
, für die Bauten Walter Reimann.
Lokale Veranſialtungen.
Die biermater erſcheinenden Neitzen And audfhlleßilch als Slnweiſe auf Anzelgen zu btfradtm.
m keinem Falle ſrgendwite ale Peſprechung ober Krill.
Deutſcher Offiziersbund. Donnerstag, den 8. Juli,
8 Uhr abends, Herrenabend im Kaſino des Leibgarde=Regiments, Zeug=
hausſtraße
. Vortrag des Herrn Dipl.=Ing. Keller: Verwendung der
Gaſe im Kriege. Rückblick, Ausblick, Abwehr. Dieſes jeden intereſſierende
Thema iſt darum beſonders anregend, weil es ſelbſt einen Pazifiſten
zum Nachdenken zwingt, ob ein entwaffnetes Volk ſich wenigſtens gegen
Giftgaſe feindlicher Sieger=Völker wehren kann, ob es Schutzmaßregeln
dagegen gibt und ob der Verſailler Vertrag uns ſolche geſtattet.
Alt=Darmſtadt, Vereinigueg für Ortsge=
ſchichte
und Heimatkunde. Hotel Prinz Karl, Alt= Darmſtadt=
zimmer
. Donnerstag abend; Bilderabend. Herr Ph. Weber führt
allerlei Bilder vor und ſpricß über Darmſtadt im Wandel der Zeiten.
Verband evangeliſcher Männervereinigungen
Darmſtadt=Beſſungen, e. V. Am Montag, den 5. Juli 1926,
abends 8 Uhr, findet im Gemeindehaus Kiesſtraße 17, eine außerordent=
liche
Mitgliederverſammlung unſeres Verbandes ſtatt, in welcher über
den Ankauf eines Hauſes und einer Erweiterung der Satzung verhandelt
werden ſoll. Unſere Mitglieder werden um zahlreiches Erſcheinen ge=
beten
. Näheres ſiehe Anzeige.
Orangeriegarten. Auf die heute nachmittag und abend
im Orangeriegarten ſtattfindenden Veranſtaltungen ſei hiermit nochmals
beſonders hingewieſen. Anſchließend an das Abend=Gartenkonzert 810
Uhr, wobei auch der Männergeſangverein Konkordia mitwirkt, findet im
Orangeriehaus ein Bunter Abend ſtatt. Es wirken mit: Frau Marie
Lamp=Welke und Richard Hinz, beide durch die Heſſiſche Spiel=
gemeinſchaft
hinreichend bekannt; weiter der Männergeſangverein Kon
kordia unter Leitung ihres Dirigenten Herrn Chormeiſter O. Scheid=
hauer
(vom Heſſ. Landestheater), ſowie eine Abteilung des Städtiſchen
Orcheſters.

Tageskalender für Sonntag, den 27. Juni 1926.
Landestheater Großes Haus, Anfang 7 Uhr, Ende nach
10 Uhr, 15. Vorſtellung der Sonntagsfremdenmiete: Oberon. (Schluß
der Spielzeit 1925/26.) Kleines Haus, abends 7½ Uhr: Die
Tanzgräfin Orpheum: Geſchloſſen. Heſſ. Motorrad=
Club E. V.: Strahlen= und Plaketten=Fahrt nach dem Oberwald=
haus
, verbunden mit Sommerfeſt. Hochſchulſportplatz,
nachm. 4 Uhr: Hochſchulſport=Werbefeſt Liederkranz
Familienausflug; Abfahrt 7,58 vorm. nach Bickenbach. Caf
Rheingold, Alexanderſtraße 5: Künſtler=Konzert. Be
ſunger Herrngarten, Orangerie, vorm. 11 Uhr: Promenade
Konzert; mittags 4 Uhr: Konzert mit großem Kinderfeſt; abends
8 Uhr: Konzert mit Geſangsvorträgen; ab 10 Uhr: Bunter Abend.
Vereinigte Geſellſchaft: Garten=Konzert. Saalbau
Garten: Künſtler=Konzert. Hotel Prinz Heinrich,
abends: Großes Garten=Konzert. Schmitz, Rheinſtr. 50: Unter=
haltungsmuſik
. Sport=Café: Großes Sommerfeſt. Woogs
platz=Turnhalle abends. 8 Uhr: Moderne Tänze. Hotel
zur Traube, abends 8 Uhr: Geſellſchafts=Tanz. Kinovor=
ſtellungen
: Union=, Reſidenz=Theater, Palaſt=Lichtſpiele.

Oonr Kdilfns Hrauft zu Anstann
Mantsn Tansstn Miik als Kark.!
Um Bahnhof + Fernruf 2484

[ ][  ][ ]

Seite 6

Sonntag, den 27. Juni 1926

Nummer 176

Aus Heſſen.
Starkenburg.
* Arheilgen, 24. Juni. Da die Ausgabe der Gemeindeſteuerbeſcheide
ſch noch einige Wochen verzögern wird, werden bis zu dieſem Termine
mehrere Steuerziele zu zahlen ſein. Da dies vielen Steuerpflichtigen
ſchwver fallen wird, empfiehlt die hieſige Bürgermeiſterei, alsbald mit
Vorauszahlungen in Höhe der vorjährigen Steuerziele bei der Gemeinde=
kaſſe
zu beginnen. Eine endgültige Verrechnung der Steuerbeſcheide
indet dann nach Zuſtellung der Steuerbeſcheide ſtatt. Wiederum iſt
einer unſerer älteſten Einwohner verſtorben. Es iſt dies Herr Heinrich
Schanz, Weichenſteller i. R., der ein Alter von 81 Jahren erreichte und
eine in Imkerkreiſen wohlbekannte Perſönlichkeit war. Nächſten Sonn=
tag
abend ſpricht hier im Gaſthauſe Zum Löwen Herr Traber aus
Mainz über Die künftige Arbeitsloſenverſicherung. Die Veranſtal=
tung
geht vom Fabrikarbeiterverband. Filiale Arheilgen, aus. Durch
das Fällen der Bäume innerhalb des Dorfes an der Darmſtädter Straße
waren einige Anwohner genötigt, ihren etwas ſchadhaft ausſehenden
Häuſern einen neuen Bewurf bzw. Anſtrich zu geben. Die neu her=
gerichteten
Gebäude machen nun einen recht freundlichen und vorteil=
uaften
Eindruck. Der heute von der hieſigen Schule veranſtaltete
Jugendtag wurde von den verſchiedenen Klaſſen in herkömmlicher
Weiſe durch Ausflüge in die Umgegend, beſonders in den nahen Park
gefeiert. Spiele Geſänge, Aufſagen von Gedichten und Aufführung
kleiner Theaterſtücke ſorgten für Unterhaltung und kehrte unſere Jugend
recht froh und munter vielfach etwas ermüdet, am Nachmittage zur
Mutter zurück. Zur Erinnerung an dieſen Jugendtag wurde den Kin=
dern
der Oberklaſſen von der Zentralſtelle zur Förderung der Volks=
bildung
und Jugendpflege ein Büchlein mit dem Titel In der Heimat,
in der Heimat, da iſts ſo wunderſchön! überreicht. Das Büchlein ſagt
der Heimat ein Lob und gibt in erfriſchenden Schilderungen, Dichtungen
und Erzählungen, auch die Mundart kommt zum Worte, eine Erinnerung
von bleibendem Werte.
* Griesheim, 26. Juni. Der Darmſtädter Zweigverein der Guſtav=
Adolf=Stiftung hält am kommendenSonntag ſeine diesjährige General=
verſammlung
in Griesheim ab. Die Guſtav=Adolf=Stiftung hat ſeit Jahr=
zehnten
vielen armen evangeliſchen Gemeinden in der Diaſpora, d. h.
Gemeinden, die unter Andersgläubigen die Minderheit bilden, geholfen,
Betſäle, Kirchen Pfarrhäuſer, Schulen zu erbauen und Pfarrer und
Lehrer ihres Glaubens zu berufen. Der Verein hat ſich beſonders auch
in den letzten Jahren als eine ſtarke Stütze des ebangeliſchen Deutſch=
tums
im Auslande erwieſen, getreu ſeinem Wahlſpruch: Laſſet uns
Gutes tun an jedermann, allermeiſt aber an des Glaubens Genoſſen.
Bei dem hieſigen Feſt wird vormittags Pfarrer Bernbeck von Hofheim
predigen, der Pfarrer der jüngſten heſſiſchen Guſtav=Adolfs=Kirche in
Bürſtadt. Hauptredner in der Hauptverſammlung am Nachmittag iſt
Profeſſor Dr. Zimmermann von Darmſtadt, der 1910/11 hier in Gries=
heim
als Pfarrverwalter tätig war. Außerdem wird wahrſcheinlich der
Vorſitzende des Darmſtädter Zweigvereins, Pfarrer Vogel von Darm=
ſtadt
, und Dekan Weißgerber, ppedigen. Zum letztenmale feierte der
Darmſtädter Zweigverein vor 18 Jahren im Jahre 1908 ſein Jahresfeſt
in unſerer Gemeinde.
* Eberſtadt, 25. Juni. Gemarkungsrundgang. Am kom=
menden
Sonntag findet hier ein Gemarkungsrundgang ſtatt. An Ort und
Stelle ſollen alle Fragen der Bodenbearbeitung, der Unkrautbekämpfung
uſwv. beſprochen werden.
* Pfungſtadt, 25. Juni. Herabſetzung der Gemeinde=
hundeſteuer
. Da die Gemeindehundeſteuer von 6 auf 4 Mk. herab=
geſetzt
wurde, erhalten Steuerpflichtige, welche bereits die erſte Rate
bezahlt haben, die Ueberzahlung bei der zweiten Rate angerechmet. Die=
jenigen
Steuerpflichtigen, welche bereits zwei Naten bezahlt haben, er=
halten
den zu viel bezahlten Betrag gegen Vorlage ihrer Quſttungen
zurück. Rückzahlungen werden an den üblichen Zahltagen vorgenommen,
Ober=Ramſtadt, 26. Juni. Unter zahlreicher Beteiligung der hie=
ſigen
Einwohnerſchaft feierten am Donnerstag unſere Schulkinder ihr
diesjähriges Jugendfeſt. In blumengeſchmücktem Zuge gings nach
der Ludwigseiche. Dort begrüßte Herr Nektor Lehr die erſchienenen
Feſtteilnehmer und hieß insbeſondere die Vertreter von Gemeinde und
Kirche willkommen. Dann übergab er Herrn Lehrer Kraußmüller das
Wort zur Feſtrede. In von idealem Geiſte getragenen Worten wies
Herr Kraußmüller auf die Bedeutung des Jugendtages hin. Er forderte
die Eltern unſerer Schulkinder auf. an der ſchweren Arbeit der Schule
mitzuwirken. Dann nur könne dieſe ihr Ziel erreichen, die Kinder zu
guten Staatsbürgern und edlen Menſchen heranzubilden. Reicher Beifall
dankte ihm. Geſänge, Reigen und ſportliche Wettkämpfe wechſelten in
bunter Folge miteinander ab. Hervorzuheben ſind noch die turneriſchen
Vorführungen unter Leitung von Herrn Weber und die Rütli=Szene
geſpielt von Schülerinnen der Klaſſe des Herrn Adelberger. Alle Kinder
bemühten ſich ihr Beſtes zu geben. In dem Bewußtſein einige heitere
Stunden verlebt zu haben, begaben ſich am ſpäten Nachmittage die Feſt=
teilnehmer
nach Hauſe.
* Nieber=Ramſtadt, 26. Juni. Am vergangenen Sonntag fanden ſich
die Mitglieder des Gefangbereins Harmonie zu einem geſelligen
Familienabend zuſammen, der einen ſehr feſtlichen Verlauf nahm.
Es ſind nun 50 Jahre, daß die Herren Wilhelm Heppenheimer und Karl
Spengler als aktive Sänger und unermüdlich treue Mitglieder der
Harmonie (der letztgenannte über 30 Jahre dem Vorſtand) angehören.
Die ſeltenen Jubilare wurden ſehr herzlich gefeiert und zu Ehrenmit=
gliedern
ernannt.
* Roßdorf, 26. Juni. Am nächſten Montag, den 28. Juni, vormit=
tags
8 Uhr gelangen auf dem Rathaus an Wimdfallholz aus dem
Gemeindewald 22 Feſtmeter Nutzholz und 26 Nm. Brennholz ſowie das
Gras von Wegen und Schneiſen zur Verſteigerung.
r. Babenhauſen, 26. Juni. Der evangeliſche Kirchenchor macht
dieſen Sonntag einen Ausflug nach BadNauheim, an dem ſich auch
Nichtmitglieder anſchließen können. Das Preisſchießen der hieſigen
Schützengeſellſchaft findet kommenden Sonntag und Montag ſeine Fort=
ſetzung
. Sonntag nachmittags ab 4 Uhr iſt großes Konzert der Kapelle
der Polizeiwachtabteilung. Die Preisverteilung iſt erſt am Donnerstag,
den 1. Juli, abends im Schützenhauſe an der Aſchaffenburger Landſtraße.
Die Freiwillige Feuerwehr beteiligt ſich am kommenden Sonntag am
Bzirksfeuerwehrfeſt in Stockſtadt a. M.
Groß=limſtadt, 26. Juni. Der Tag der Jugend hatte mit der
Sonnenwendfeier des hieſigen Jugendwanderrings einen
ſchönen würdigen Abſchluß. Abends um 10 Uhr gings mit Sang und
Klang unter Fackelſchein vom Jugendheim Ohlſcher Bera durch die
Stadt nach dem nahen Hainrich. Hier war bereits der Holzſtoß von
fleißigen Händen errichtet. Wanderfreund Georg Füßler hielt die
Feuerrede. Er ſchilderte in ſeiner Anſprache den Sinn der Sonnen=
wendfeier
und hob zugleich hervor, daß mit dieſer Naturfeier ein
ſchöner alter Volksbrauch zu neuem Leben erweckt würde. Nachdem der
Holzſtoß angezündet war, brauſte das Lied Flamme empor! in die
dunkele Nacht hinein. Es folgten dann noch weitere Volks=, Fahrten=
lieder
und Gedichtvorträge. Endlich konnte man den Sprung durch die
Flammen wagen. Nach Miternacht zogen dann die Letzten wieder nach
der Stadt hinunter.

1. Sonntag, den 27. Jun 1920
dem Sitz in Darmſtadt, unter Leitung Fred Zimmers, gaſtierte hier
im Mainzer Hoß mit der Aufführung der Operette von Lodermann und
Malburg Das Mädel vom Rhein, Muſik von Fritz Hartmann. Herr
Zimmer war hier noch wohl bekannt von ſeiner himſtleriſchen Tätigkeit
bei der heſſiſchen Landes=Wanderbühne. Er hat für die Sommerzeit ein
Operetten=Enſemble aus den Damen Elſe Volk, Aenne Krebs, und den
Herren Ernſt Federlin, Hans Ausfelder, Willy Weber zuſammengeſtellt,
in dem er ſelbſt er iſt uns noch als ein guter Charakterdarſteller be=
kannt
gleichfalls mitwirkt und ſich durch ſein flottes Spiel, flottes Zu=
ſammenwirken
und Sicherheit vorteilhaft auszeichnet und daher auch bei
dem recht zahlreich erſchienenen Publitum einen ſchönen Erfolg erzielte.
Es wird offenſichtlich Wert gelegt auf einen verſtändlichen Vortrag der
Geſangsnummern, woran es ſo oft fehlt. Auch die äußere Auf=
machung
Koſtüme war anſprechend. Jedenfalls wurde aus der
Operette einem Gemiſch von Sentimentalität, patriotiſcher Stimmung,
rheiniſchem Humor und Derbheit das möglichſte herausgeholt und
durch die, dem hieſigen Odenwaldklub gehörige Beleuchtungsanlage
konnten auch ſtimmungsvolle Bühnenbilder geſchaffen werden.
* Sandbach i. O., B. Juni. Rheinfahrt. In dankenswerter
Weiſe genehmigte der Gemeinderat in ſeiner Sitzung am 10. Juni 1926
zur Rheinfahrt unſerer Volls= und Fortbildungsſchule einen Zuſchuß
von 50 Prozent der Geſamtfahrtkoſten. So iſt es auch den Kindern min=
derbemittelter
Eltern möglich gemacht worden, an der Fahrt teilzu=
nehmen
und die herrliche Rheingegend kennen zu lernen. Die Fahrt
für die hieſige (Volks= und Fortbildungs=) Schule findet am Mittwoch,
den 14. Juli d. J. ſtatt.
* Vielbrunn, 26. Juni. Jugendfeſt. Hier fand das Jugendfeſt
der Weiten=Geſäßer und der hieſigen Schuljugend ſtatt. Herr Lehrer
Keil=Weiten=Geſäß ſchilderte in einer Anſprache an die Jugend das
Johannesfeſt als ein Feſt der Jugend, das unſere Vorfahren ſchon vor
2000 Jahren, an dem Tag des höchſten Standes der Sonne als Feſt der
Einigkeit gefeiert haben und ermahnte die Jugend, ebenfalls einig zu
ſein. Mit Aufführungen von Reigen, Geſang, Wettlaufen und turne=
riſchen
Leiſtungen vergnügte ſich die Jugend bis zur Preis= und Brezel=
verteilung
. Herr Lehrer Koch=Vielbrunn dankte in einem Schlußwort
den Kurfremden für die von ihnen in hochherziger Weiſe geſtifteten Preiſe
und der Gemeinde für die geſtifteten Brezeln und brachte ein Hoch auf
die edlen Spender aus, das ein begeiſtertes Echo fand. Zum Schluß
wurde von allen Anweſenden entblößten Hauptes das Deutſchlandlied ge=
meinſam
geſungen.
* Michelſtadt, 24. Juni. Dank des endlich eingetretenen guten Wet=
ters
konnte allenthalben mit der Heuernte begonnen werden, die, wenn
die Witterung noch kurze Zeit beſtändig bleibt, trocken heimgebracht
werden kann. Ein großer Teil der Bevölkerung, beſonders Erwerbs=
loſe
, beteiligt ſich augenblicklich am Einernten der ſehr zahlreich vor=
handenen
Heidelbeeren, die, bei einem Preis von 25 Pfg. pro Pfund,
eine willkommene Nebeneinnahme darſtellen.
t. Beerfelden, 26. Juni. Das Jugendfeſt war gut vorbereitet.
Im ſeſtlichen Zuge unter Geſängen ging es nach der Hirſchhorner Höhe;
getragen und gefahren ſah man als Unterbrechung der feſtlichen Kinder=
ſchar
die von der Gemeinde geſtifteten Brezeln, die teilweiſe eine ganz
nette Größe zeigten. Leider fielen ſchon einzelne Regentropfen, und
man war froh, als der ſchützende Wald die Schar aufnahm. Nun folgtem
gemeinſame Geſänge und eine Anſprache. Dann traten die Mädchen, ent=
ſprechend
gekleidet und geſchmückt zu mehreren Reigen an, die Knaben
ſpielten im Wald und auf den Waldwegen. Doch war unterdeſſen ſo
ausgiebig Regen gefallen, daß man, frühzeitiger als beabſichtigt war den
Heimweg antreten mußte, der auch noch von verſtärktom Regenguß be=
gleitet
war.
* Fürth, 2. Juni. Wieder ein Milchpantſcher. Frau
Salome Röder von Zotzenbach war angeklagt, ihre Milch, die ſie als
Vollmilch verkaufte, durch Waſſerzuſatz gefälſcht zu haben. Sie wirde
vom hieſigen Schöffengericht ſür ſchuldig erkannt und zu einer Gefängnis=
ſtrafe
von einer Woche verurteilt. Ebenſo hat die Verurteilte die Koſten
des Verfahrens und die für Veröffentlichung des Urteils im Kreisblatt
zu tragen.
* Birkenau, 26. Juni. Ausflug. Die hieſigen evangeliſchen Ver=
eine
werden am nächſten Sonntag einen Ausflug nach Gorxheim unter=
nehmen
, der ein gemütliches Zuſammenſein mit den dortigen Glaubens=
genoſſen
bezwecken ſoll. Kirchen= und Poſaunenchor werden zur Unter=
haltung
beitragen. Herr Pfarrer Müller wird einen Vortrag halten
über Oberlin, den Wohltäter des Steintales. Treffpunkt um 3 Uhr im
Gaſthaus Zum Gorxheimer Tal.
* Aus dem Weſchnitztal, 26. Juni. Die Heugrasverſtei=
gerungen
ſind nun beendigt. Die Preiſe bewegten ſich meiſtens in
mäßigen Bahnen, wenn auch hie und da einmal hohe Preiſe einſetzten.
Der Gras= und Kleeertrag iſt dieſes Jahr ein ungemein
reicher, und wenn wir jetzt ſchönes Wetter behalten, ſo wird die Heu=
ernte
auch in gualitativer Hinſicht zur allgemeinen Zufriedenheit aus=
fallen
und die Scheunen werden kaum ausreichen, die große Menge Heu
zu bergen,
Hirſchhorn, 26. Juni. Waſſerſtand des Neckars. Am B.
Juni: 1,57 Meter; am 2. Juni: 1.,47 Meter.
A Von der Bergſtraße, 26. Juni. Die unbekannte Dame, die nachts
auf der Heimfahrt aus Hamburg einem in Weinheim haltenden Schmnell=
zug
entſtieg und im Warteſaal ſich durch einen Revolverſchuß ins Herz
tötete, wurde als die 35jährige Metzgermeiſtersgattin Anna Mauz, geb.
Buck, aus Göppingen bei Stuttgart erkannt. Die Urſache der Verzweif=
lungstat
beſtand in dem Mißerfolge ihrer anſcheinend finanziellen Miſſion
in Hamburg. Die Leiche wurde heute mittag von Weinheim nach Göp=
pingen
übergeführt.
* Bensheim, 26. Juni. Am Mittwoch, den 7. Juli 1926, vormittags
10 Uhr findet im Gartenſaal des Bahnhofhotels in Bensheim die
ordentliche Kreistagsſitzung ſtatt.
* Viernheim, 26. Juni, Zwangsverſteigerung. Die hieſige
Fabrik der Heſſiſchen Teerprodukten=A. G. (früher Moenania) kommt am
7. Juli 1926 durch Konkurs der Fa, zur Zwangsverſteigerung. Das
Fabrikgelände umfaßt eine Fläche von 64 000 Quadratmeter, das ſeiner=
zeit
von der Gemeinde zu einem Preis von 10 Pf. pro Quadratmeter
abgetreten wurde. Die Gebäude, die ſämtlich neu erbaut und mit
modernen Maſchinen ausgeſtattet ſind, ſind mit 75 000 Mk. angeſchlagen.
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* Wolfskehlen, 26. Junk. Antonnfall. An einer Straßenkreu=
zung
fuhr ein hieſiges Auto, das einem verkehrt fahrenden Kuhfuhrwern
ausweichen wollte, gegen eine Hofreite an. Das Auto wurde erheblich
beſchädigt. Ein Mädchen, das dabei erfaßt wurde, kam mit einigen Haut=
abſchürfungen
davon.
* Groß=Gerau, 26. Jmi. Um den Bürgermeiſterpoſten.
Um den Poſten eines Berufsbürgermeiſters von Groß=Gerau haben ſich
84 Kandidaten beworben. In geheimen Sitzungen iſt gegenwärtig der
Gemeinderat dabei, die eingegangenen Bewerbungsſchreiben einer ge=
nauen
Durchſicht und Prüfung zu unterziehen.
* Königſtädten, 26. Jmt. Todesfall. Der Mitbegründer des
hieſigen Militärvereins Adam Lohr iſt nach längerem Leiden im Alter
von 70 Jchwen geſtorben.
Rheinheſſen.
R. Nackenheim, 26. Juni. Einem alten Brauche gemäß wurde am
Mittwoch abend am Rhein das Johannisfeuer in üblicher Weiſe ab=
gebrannt
. Der haushohe Holzſtoß, größtenteils Rebenwellen, wurde von
Schuljungen, die unter dem Rufe: Holz heraus, ſonſt geht dem Jo=
hannes
ſein Feuer aus die Straßen durchzogen, zuſammengefochten.
Die Statue des hl. Johannes, vor der die Feierlichkeit ſtattfand, en=
glänzte
, von unſerem einheimiſchen Maler, Gaſtwirt Franz Wucher in
künſtleriſcher Weiſe neu hergerichtet, in herrlichſter Farbenpracht. Bei
dem ſchönen Wetter hatte die lotale Veranſtaltung faſt ganz Nackenheim
an den Rhein gelockt. Auch Nachbarorte waren durch Schauluſtige vertreten,
* Gau=Algesheim, 26. Juni. Auf Grund einer Verfügung des Kreis=
amtes
Bingen wird in den Landgemeinden des Kreiſes Bingen in den
Sommermonaten (vom 1. April bis 30. September) an Sonn= und
Feiertagen der Verkauf von Fleiſch ſowie die Beſchiftigung von Ge=
hilfen
, Lehrlingen und Arbeitern, ſoweit ſie zu dieſem Zwecke erforderlich
ſind, von 79 Uhr vormittags feſtgeſetzt.
U. Bingen a. Rh., 26. Juni. Filmaufnahmen vom Rhein
für einen deutſchen Heimatfilm. Hier iſt am Donnerstag=
die
Filmgeſellſchaft Deutſcher Bund für Heimatſchutz eingetroffen, um
Aufnahmen vom Rhein, ſeinen Bergen, Tälern uſw. für einen zu ſchaf=
fenden
großen deutſchen Heimatfilm zu machen. Auf der Strecke Bingen
St. Goar wurden bereits vom Schiffe aus die erſten Aufnahmen
gemacht, wobei Herren und Damen von hier mitwirkten. Regiſſeur iſt
Herr J. Bauer=Berlin; Aufnahmeleiter ſind die Herren Erdtmann und
Helling. Auch von Bingen und ſeinen Weinbergen wurden Aufnahmen,
gekurbelt.

Oberheſſen.

* Vilbel, 25. Juni. Zu Ehren des Werkmeiſters Wilhelm Klöß, der
ſein goldenes Arbeitsjubiläum bei der Baufirma Wilhelm Hanke= Frank=
furt
begehen konnte, veranſtaltete der Geſangverein Liederkranz im
Verein mit der Firma eine Feier in der Lilie. Dipl.Ing. Fauſt hob
die echte und goldene Treue des Jubilars hervor und ſprach die Glück=
wünſche
der Firma Hanke aus. Die Stadt Frankfurt und die Handels=
kammer
Wiesbaden ließen Schreiben bzw. Diplome überreichen. Der
Jubilar iſt bereits 48 Jahre aktives Mitglied des Geſangvereins
Liederkranz.
I. Friedberg, 26. Juni. In einer von dem hieſigen Hausbeſitzer=
verein
auf den 24. Juni in den Saal des Hotels Trapp berufenen öffent=
lichen
Verſammlung ſprach als erſter Redner Syndikus Weiſer von Offen=
bach
. Der Rodner wandte ſich in ſcharfer Weiſe gegen die beſtehende Re=
gierung
und betonte, daß in keinem deutſchen Staate die Grundſteuern
ſo hoch ſeien wie in Heſſen. Hier genüge eine einfache Verordnung des
Miniſteriums zur Feſtſetzung der Höhe der Steuer, Heſſen ſei das wück=
ſichtsloſeſte
Land in Deutſchland. Er berichtete über die Verhandlungen
mit dem Finanzminiſterium und über die dabei erzielten Erfolge und
gibt praktiſche Anleitungen über Ermäßigung der Steuer bei ſchlechter
Rentabilität der Häuſer uſw. Er gibt ſeine Freude über die Abſtimmung
bei dem Volksentſcheid Ausdruck. Da dieſe Beſtrebungen ſich nicht nur
gegen das Eigentum der Fürſten, ſondern gegen den Beſitz und in erſter
Linie gegen die Hausbeſitzer richtete. Der zweite Referent Schöpp von
Mainz berichtete über die Zwecke und Ziele des Hypothekenſchutzes
der ſich in München gegwindet habe und deſſen Zweck und Ziel es ſei,
den Hausbeſitzern die Rückzahlung der im Jahre 1932 fällig werdenden
Hypotheken zu ermöglichen, da es bei den jetzigen ſchlechten wirtſchaſt=
lichen
Verhältniſſen vielen unmöglich ſei, die nötigen Summen zuſammen=
zuſparen
. Der Vorſitzende des Vereins berichtete noch über Uebergriffe,
die ſich der Vorſitzende des Mietervereins gegen Hausbeſitzer erlaubt
habe und bittet ſich in ſolchen Fällen ſtets an den Vorſtand des Haus=
beſitzervereins
zur Bergtung und Unterſtützung zu wenden.
* BadNauheim, 2. Juni. Zum Andenken an den vor einem
Jahre verſtorbenen Generalmuſikdirektor Prof, Hofrat
Binderſtein, der 20 Jahre an der Spitze des Kurorcheſters ge=
ſtanden
hat, fand am Donnerstag ein großes Konzert ſtatt, zu dem ſich
zahlreiche Verehrer des verdienſtvollen Mannes eingefunden hatten.
* Butzbach, B. Juni. Mit dem Abbau der Gehälter der Gemeinde=
beamten
beſchäftigte ſich der Gemeinderat im nahen Rockenberg. Es
wurden folgende Beſchlüſſe gefaßt: Das Gehalt des Bürgermeiſters
wurde von 4600 Mark auf 3500 Mark gekürzt, das Gehalt des Gemeinde=
rechters
von 246 Mark auf 1600 Mk., das Gehalt des Polizeidieners
und des Flurſchützen von W47 Mk. und 2154 Mk. auf je 1800 Mk. Der
Gemeindeſchäfer erhält fortan 1400 Mk.
* Staden i. d. W., 26. Juni. Unſere Gemeinde iſt bekanntlich in dem
Beſitz eines Sauerbrunnens. Obwohl er vorzügliches Waſſer liefert,
ſo wird er doch nur von der hieſigen Einwohnerſchaft und der nächſten
Umgebung in Anſpruch genommen.
* Oppershofen, 26. Juni. An der Beerdigung unſeres langjährigen
Bürgermeiſters Schmidt beteiligten ſich zahlreiche Bürgermeiſter der
Wetterau. Der Vorſitzende des Bürgermeiſtereivereins im Kreiſe Fried=
berg
, Bürgermeiſter Goh=Heldenbergen, die Stadt Bad=Nauheim, die
Sparkaſſe, der Naiffeiſenverband, die Gemeinde legten Kränze nieder.
Als Vertreter des Kreisamts Friedberg war Regierungsrat Grein er=
ſchienen
. Vor dem Verſtorbenen war deſſen Vater 40 Jahre lang
ebenfalls Bürgermeiſter.
* Büdingen, 26. Juni. Der Spediteur Liſt aus Hanau, der vom
eigenen Auto bei Vonhauſen überfahren wurde, iſt im Krankenhaus ge=
ſtorben
. Das Auto hatte ihm Bruſt und Bauchhöhle eingednückt und
die inneren Organe ſchwer verletzt.
* Alsfeld, 26. Juni. Ein ſchwerer unfall trug ſich an der
Straßenkurve zwiſchen Altenburg und Ranzendorf zu: der Kraftwagen
des Kilian Schmeider aus Frankfurt ſtieß mit dem Kraftrad des Fahrers
Pönschen aus München zuſammen. Das Motorrad wurde zertrümmert,
der Kraftwagen ſchwer beſchädigt, der Fahrer Pönschen 10 Meter geſchleift
und an Kopf und Beinen ſchwer verletzt. Er liegt im Krankenhaus Alsfeld.
* Aus dem Bogelsberg, 26. Juni. Wiederum hat der obere Vogels=
berg
einen Hagelgedenktag. Es war am M. Juni 1767. als
gegen abend ein furchtbares Unwetter mit Gewitter, Sturm und Hagel
über den oberen Vogelsberg fegte und zwiſchen Gedern, Herchenhain, bis
nach Herbſtein und Stockhauſen furchtbare Verheerungen auf den Fel=
dern
, in den Wäldern und an Gebäuden anrichtete, ſogar Brände ver=
urſachte
. Der Tag war lange Jahre ein Buß= und Bettag, heute wird
er noch alljährlich als Feiertag und Gedenktag begangen.

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[ ][  ][ ]

Seſte 8

Sonntag, den 2x. Juni

1926

*Die Bedeutung der Kataſtrophe der
Shenandoah für die Verkehrs=
Luftſchiffahrt.
Von
Dipl.=Ing. Adolf von Lippmann
In Nr. 105 des Darmſtädter Tagblatt vom 16. 4. 26 be=
leuchtete
Herr Major Pochhammer den Schiffbruch der Shenan=
doah
vom Standpunkt des Militärluftſchifführers und nahm
dabei Stellung gegen die ungerechtfertigten Verſuche, aus dieſer
Kataſtrophe abſprechende Schlüſſe über die Verwendungsmöglich=
keiten
von Z.=Schiffen zu ziehen.
Da uns hier ja nur die Friedensverwendung der Luftſchiffe
intereſſiert, ſo müſſen wir uns zunächſt darüber klar ſein, daß
Kriegsluftſchiffahrt und Verkehrsluftſchiffahrt zwei ebenſo ſehr
verſchiedene Dinge ſind, mit ebenſo verſchiedenen Zwecken und
Zielen, wie Kriegsſchiffahrt und Handelsſchiffahrt. Der Kriegs=
luftſchifführer
, der den Befehl erhält, feindliche Anlagen zu zer=
ſtören
oder feindliche Transporte zu vernichten, muß die Er=
reichung
des Zieles mit allen Mitteln anſtreben, wenn es ſein
muß unter Einſetzung ſeines Schiffes und der Beſatzung. Das
Gleiche gilt ja auch für den Kommandanten eines Kriegsſchiffes.
Wenn alſo z. B. der Kapitän eines Kriegsſchiffes die Sicherheits=
ventile
ſeiner Keſſel belaſten läßt, um mit Hilfe der höheren
Dampfſpannung ein paar Knoten mehr an Fahrt herauszuholen,
die er braucht, um das Kriegsziel zu erreichen, ſo wird man das
dem Soldaten nicht verargen, auch dann nicht, wenn er das Ziel
nicht erreicht und mit ſeinem Schiffe in die Luft fliegt. Denn der
Pflichtbereich des Soldaten ſchließt den Einſatz des eigenen Lebens
und des ihm anvertrauten Schiffes mit Beſatzung in ſich. Ja,
man wird ſelbſt in dem Falle noch nicht von einer Leichtfertigkeit
reden können, wenn der Kapitän bei einem Friedensmanöver
ſolche Mittel verſucht, um ſein Ziel zu erreichen. Denn das
Manöver iſt eine Vorbereitung für den Krieg und rechtfertigt
deshalb bis zu einem gewiſſen Grade die Uebernahme eines
ſolchen Riſikos. Aber wenn in einem der geſchilderten Fälle die
Kataſtrophe einmal eintritt, und der Kapitän mit ſeinem Kahne
in die Luft fliegt, dann wäre es doch wohl ſehr verkehrt, deshalb
nun ganz allgemein von der Gefährlichkeit der Dampfſchiffe zu
ſprechen. Oder etwa behaupten zu wollen, daß Dampfſchiffe zu
Verkehrszwecken ungeeignet ſind. Und einen Handelskapitän, der
etwa die Ventile ſeiner Schiffskeſſel belaſtet, um irgend einen
Geſchwindigkeitsrekord zu ſchlagen, wird der Staatsanwalt am
Kanthaken kriegen, falls er ihn noch faſſen kann.
Aus den gleichen Geſichtspunkten iſt die Kataſtrophe der
Shenandoah aufzufaſſen. Ob man bei einem Luftſchiff einzelne
Sicherheitsventile ausbaut oder bei einem Dampfkeſſel einzelne
der vorhandenen Sicherheitsventile belaſtet oder durch Zu=
ſchrauben
ausſchaltet, iſt in Bezug auf die mögliche Wirkung ganz
das Gleiche. In beiden Fällen wird eben die Leiſtung der Sicher=
heitsventile
verringert, ſo daß Druckſteigerungen eintreten können,
die naturgemäß zur Kataſtrophe führen.
Für den Betrieb von Dampfkeſſeln gibt es reichsgeſetzliche
Beſtimmungen, die u. a. für Errichtung der Sicherheitsventile
vorſchreiben, daß die Querſchnitte der Ventile ſo bemeſſen ſein
müſſen, daß die für den Keſſel feſtgeſetzte Dampfſpannung aller=
höchſtens
um ein Zehntel ihres Betrages überſchritten werden
kann. Es liegen heute ausreichend Verſuchsziffern vor, um für
die Mindeſtabmeſſungen der Sicherheitsventile der Lufſchiffe ähn=
lche
Beſtimmungen aufzuſtellen. Auch haben die Konſtrukteure

der Shenandoah ſehr genau gewußt, warum ſie die Ventile in der
vorhandenen Zahl eingebaut haben.
Und ſchließlich muß man unbedingt erwarten, daß auch der
Kapitän der Shenandoah gewußt hat, welche Gefahrenquelle er
mit dem Ausbau von Ventilen übernimmt. Er mußte auch wiſſen,
daß die möglichen Folgen ſolcher Maßnahmen ſich auch durch die
allergrößte Gewiegtheit in der Fahrkunſt nicht paralyſieren laſſen.
Mit der Möglichkeit einer raſchen Aenderung des äußeren Luft=
druckes
muß in der Luftfahrt einmal gerechnet werden. Und
wenn dann das noch unter höherem Drucke ſtehende Gas durch
die zu engen Ventilquerſchnitte nicht raſch genug entweichen kann,
dann beſtehen nur äußerſt geringe Möglichkeiten, durch geſchickte
Manöver die Kataſtrophe aufzuhalten.
Zu dieſer Erkenntnis kann man mit recht geringen phyſikali=
ſchen
und dechniſchen Kenntniſſen gelangen. Auch kennt die Ge=
ſchichte
der Luftfahrt eine ausreichende Zahl von Kataſtrophen,
die auf ungenügende Ventilleiſtungen zurückzuführen ſind. Daß
der Führer der Shenandoah die Gefahrenquelle, die er mit dem
Ausbau der Ventile auf ſich nahm, nicht kannte, iſt alſo kaum
anzunehmen. Ob er als Soldat ſich für berechtigt halten konnte,
dieſes Riſiko einzugehen, intereſſiert hier nicht. Hier handelt es
ſich nur darum, feſtzuſtellen, daß die Kataſtrophe der Shenandoah
für die Beurteilung der Brauchbarkeit der Z.=Schiffe zu Verkehrs=
zwecken
völlig unbeachtlich iſt.
Die Feſtſtellung des Herrn Pochhammer, daß überall bei
der militäriſchen Verwendung techniſcher Mittel ein Gegenſatz
zwiſchen der Front und dem in der Behörde tätigen Techniker
beſteht, wobei gewöhnlich der Vorgeſetzte, der Frontoffizier iſt,
entſcheidet kann ich auf Grund meiner perſönlichen Erfahrungen
nur mit Einſchränkungen als richtig anerkennen. Richtig iſt, daß
dieſer Gegenſatz bei uns allerdings häufig genug beſtanden hat
und den an prominenten Stellen der Heeresverwaltung arbeiten=
den
Ingenieure häufig genug das Leben und die Arbeit ſchwer
gemacht hat. Er hat auch häufig genug zu Fehlſchlägen geführt,
die vermieden werden konnten. Aber er beſtand auch nur da, wo
der Frontoffizier über ein von phyſikaliſcher und techniſcher Er=
kenntnis
wenig getrübtes Urteil verfügte. Da, wo der Front=
offizier
gleichzeitig, auch Ingenieur war, beſtand dieſer Gegenſatz
nicht. Er hätte auch nicht entſtehen können, wenn die Heeres=
verwaltung
es bei Ausbruch des Krieges nicht verſäumt hätte,
ſich einen ausreichenden Stab von Ingenieur=Offizieren zu
ſichern, den ſie haben konnte.
Daß man dann ſpäter, als man die Unentbehrlichkeit des
Ingenieurs in dieſem techniſchen Kriege nicht mehr von der Hand
weiſen konnte, immer noch zögerte, dem in der Heeresverwaltung
tätigen Ingenieur durch Verleihung der Offiziersqualität die
erforderliche Autorität zu verſchaffen, entſprach ganz gewiß nicht
einer militäriſchen Notwendigkeit. Das war lediglich die Folge
des Militarismus, der nach glücklich verlaufenen Kriegen ebenſo
ſehr anzuſchwellen pflegt, als er ſich nach unglücklichen verflüchtigt.
Die Franzoſen waren in dieſer Hinſicht klüger. Sie ſchickten
alsbald nach Kriegsausbruch ihre akademiſchen Techniker auf die
Offiziersſchulen und ließen ſie ſchleunigſt zu Offizieren ausbilden.
Und ſchufen ſich mit ihrem Stab von Ingenieur=Offizieren eine
Ueberlegenheit, die wir zu ſpüren hatten.
Für den Betrieb von Verkehrsluftſchiffen kommen ſolche
Gegenſätze ganz und gar nicht in betracht. Ein Unfall, den hier
ein ſolcher Gegenſatz zwiſchen Führer und Techniker hervorbrin=
gen
würde, könnte bei unſerer ſehr ſcharfen Haftpflichtverſicherung
nicht nur für die Verkehrsgeſellſchaft, ſondern auch für den Füh=
rer
ſehr peinliche Folgen zivilrechtlicher und ſtrafrechtilcher Natur
nach ſich ziehen. Sollte es alſo einmal zu einem regelmäßigen
Verkehr mit Luftſchiffen kommen, ſo darf man überzeugt ſein, daß
ſchon die Verkehrsgeſellſchaft ſelbſt in ihrem ureigenſten Inter=
eſſe
dafür Sorge tragen würde, daß die von ihr beſtellten Führer
über ausreichende techniſche Kenntniſſe und Fähigkeiten verfügen,

die die Ausbildung von ſolchen Gegenſätzen wit dem übrigen
dechniſchen Perſonal völlig ausſchließen.
Bei der großen Vervollkommnung, die der Luftſchiffbau durch
die Kriegsarbeit, insbeſondere auch durch die Mitarbeit von
Männern, die Frontführer und Ingenieure zugleich waren, wie
z. B. Marineleutnant Dipl.=Ing. Lehmann, erfahren hat, iſt
heute die Frage der Einrichtung eines Luftſchiffverkehrs weit
mehr eine Frage wirtſchaftlicher als techniſcher Art geworden.
Freilich an den Betrieb mit Heliumgasſchiffen kann man nicht
denken; denn dieſes Gas, das den Vorzug der Unbrennbarkeit
hat, iſt vorläufig noch in viel zu geringen Mengen vorhanden.
Aber auch gegen den Verkehr mit Waſſerſtoff gefüllten Schiffen
ließen ſich kaum ernſte Bedenken erheben. Benzin iſt ja auch ſehr
leicht entzündlich und trotzdem ſind die Unfälle, die im Betriebe
der Automobile und Flugzeuge auf grund der leichten Entzünd=
lichkeit
der Betriebsſtoffe vorkommen, äußerſt ſelten.
Weit ſchwerer wiegen heute andere Bedenken. Vor allem die
Frage, ob bei den immerhin hohen Betriebskoſten und den hohen
Aufwendungen für die Verzinſung und Amortiſation der Betriebs=
anlagen
die Fahrpreiſe ſich ſo normieren laſſen werden, daß man
bei Einrichtung von regelmäßigen Luftſchifflinien zuverläſſig mit
einer dauernden ausreichenden Benutzung dieſes Verkehrsmittels
rechnen kann. Darüber kann man bei den heute gegebenen Ver=
hältniſſen
im Zweifel ſein.

Briefkaſten.
A. 100. Wie ſo viele Beſtimmungen des Aufwertungsgeſetzes, ſo gibt
auch § 28 Abſ. 2 zu Meinungsverſchiedenheiten Anlaß. Die zahlreichen
Kommentare ſind auch hier im einzelnen verſchiedener Anſicht. Es iſt
u. E. ſtreng zu unterſcheiden zwiſchen einer Aufwertung, die kraft Vor=
behalts
der Rechte (8 14) eintritt, und einer ſolchen, die kraft Rückwir=
kung
(s 15) ohne Vorbehalt eintritt (Leiſtung und Annahme derſelben,
die in die Zeit vom 15. Juni 1922 bis 14. Februar 1924 fällt). § 28
Abſ. 2 ſetzt voraus, daß die gelöſchte Hypothek kraft Rückwirkung wieder
auflebt, daß ſie alſo gelöſcht war und wieder eingetragen werden muß.
Die Vorſchrift iſt als Ausnahmevorſchrift ſtreng auszulegen und kann
nicht entgegen ihrem Wortlaut auf andere Fälle analog angewandt wer=
den
. Hatte ſich alſo die Gläubigerin bei Annahme der Zahlung einen
Vorbehalt gemacht, ſo wäre eine Verzinſung der perſönlichen Forderung
wohl anzunehmen, die ſich nach § 28 Abſ. 1 regelt, d. h. es wären Zinſen
für 1925 zu zahlen. War dagegen die Zahlung vorbehaltlos angenom=
men
und die Hypothek gelöſcht, ſo könnte nur Verzinſung nach § 28
Abſ. 2 in Frage kommen. Aber, wie geſagt, die Frage iſt ſtreitig. Ent=
ſcheidungen
der Gerichte ſind uns noch nicht bekannt geworden. Wir
müſſen deshalb die vertretene Anſicht mit allem Vorbehalt wiedergeben.
Nach A. Die neue Regelung der Erwerbsloſenfürſorge, abgeſtuft
nach Lohnklaſſen, wird, ſoweit man hört, den Reichstag, bevor er Anfang
Juli in die Ferien geht, beſchäftigen. Wegen Erlaſſes der Gebäudeſteuer
wollen Sie Näheres in Nr. 169 nachleſen.

Wetterbericht.
Wettervorausſage für Montag, den 28. Juni 1926,
nach der Wetterlage vom 26. Juni 1926.
Das Einſtrömen nördlicher bis weſtlicher Luft in unſerem Bezirk
bedingt verhältnismäßig kühles Wetter. Die Ausſichten auf eine ſchnelle
und durchgreifende Erwärmung ſind noch nicht gegeben. Die Tempe=
caturen
ſteigen nur tagsüber wenig an, jedoch ſind auch ſtarke Nieder=
ſchläge
nicht zu erwarten.
Die Heſſ. Wetterdienſtſtelle.

Hauptſchriftleitung: Rudolf Mauve
Verantwortlich für Politik und Wirtſchaft: Rudolf Mauv=
Verantwortlich für Feuilleton und Heſſiſche Nachrichten: Max Streeſe
Verantwortlich für Sport: Dr. Eugen Buhlmann
Verantwortlich für Schlußdienſt: Andreas Bauer
Verantwortlich für den Inſeratenteil: Willy Kuhle
Druch und Verlag: 2. C. Wittich ſämtlich in Darmſtadt.

Die heutige Nummer hat 16 Seiten.

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Nummer 176

Reich und Ausland.
Hauptverſammlung der Deutſchen Geſellſchaft für Metallkunde
am 27. bis 29. Juni 1926 in Stuttgart.
Die Deutſche Geſellſchaft für Metallkunde hielt ihre 7. Haupwver=
ſammlung
im Stuttgart ab. Die Verwaltung der Stadt bot den Teil=
nehmern
am Samstag, den 26. Juni, einen Begrüßungsabend in der
Villa Berg. Der Tagung ging eine Nachmittagsſitzung am Samstag in
der Techniſchen Hochſchule voraus, in der Prof. Dr. Grube einen an=
regenden
Vortrag über Die Oberflächenveredelung von Metallen durch
Diffuſion hielt.
* Frankfurter Chronik.
Fünfzig Jahre Frankfurter Hof. In dem mit Blumen
prächtig ausgeſchmückten Feſtſaale des Frankfurter Hofes wurde anläß=
lich
des 50jährigen Jubiläums dieſes prominenten Hotels eine ſchlichte
Feier, verbunden mit der 28. ordentlichene Generalverſammlung der
Frankfurter Hof A.=G. abgehalten. Der Vorſitzende des Aufſichtsrates,
Senator H. Böhmers, Bremen, gedachte in ſeiner Begrüßungsanſprache
in erſter Linie der Entwicklung des Unternehmens. Als vor 50 Jahren
um die Stadt Frankfurt hochverdiente Männer an die Gründung des
Frankfurter Hofes herangetreten ſeien, hätten ſie dabei das richtige
Empfinden gehabt, daß die Metropole am Main, die das Bindeglied
zwiſchen Nord und Süd darſtelle, einer großen und modernen und für
die Zukunft ausreichenden Gaſtſtätte bedürfe. Um den Gäſten ein
recht behagliches Heim zu ſchaffen, habe man ein erſtklaſſiges Inventar
angeſchafft, das nicht weniger als 4½ Millionen Goldmark erforderte.
Stets ſei es das Beſtreben der Verwaltung geweſen, die Verpflichtung
des Frankfurter Hofes, das, führende Hotel Süddeutſchlands zu ſein und
zu bleiben, voll zu erfüllen. Aus dieſem Grunde ſeien, ohne daß äußer=
lich
eine Umwandlung ſtattgefunden habe, von der Verwaltung im Laufe
der Jahre faſt weitere 10 Millionen Goldmark für die weitere Inſtand=
ſetzung
ausgegeben worden. Schließlich dankte Herr Senator Böhmers
dem verdienten Generaldirektor Georg Gottlob für ſeine verdienſtvolle
Tätigkeit in der Leitung und Ausgeſtaltung des Frankfurter Hofes. Mit
einem Hoch auf den Frankfurter Hof ſchloß die harmoniſch verlaufene
Feier. Aus Anlaß des Jubiläuns beſchloß die Generalverſammlung,
dem Perſonal 10000 Mark zu ſpenden. Das geſtörte Mittag=
ſchläfchen
. Ein Mann, der ſeine Ruhe über alles liebte und in=
ſonderheit
täglich ein Mittagsſchläfchen zu machen pflegte, hatte das
Pech, unter der gewerblich tätigen Frau zu wohnen, die täglich viele
Stunden lang ihre Nähmaſchine raſſeln ließ. Der alſo Beläſtigte erhob
Vorſtellungen bei der Polizei, die der Arbeiterin denn auch verbot, den
Mieter durch ihr Maſchinennähen weiter zu beläſtigen. Der Preußiſche
Oberverwaltungsgerichtshof aber hat auf die Klage der Arbeiterin hin
dieſe Polizeiverfügung aufgehoben und zwar mit folgender Begründung:
Die Klägerin iſt berechtigt, in Ausübung ihres Gewerbes die Nähmaſchine
in ihrer Wohnung zu benutzen. Das geſundheitliche Schutzbedürfnis des
normalen geſunden Menſchen iſt genügend gewahrt, wenn ſeine Nacht=
ruhe
gewährleiſtet wird. Bei Tage müſſen Geräuſche wie ſie das Leben
der Großſtadt und die unerläßliche Arbeit, die viele Perſonen, beſonders
Heimarbeiter, in ihrer Wohnung ausüben müſſen, mit ſich bringen, er=
tragen
werden, wenn ſie das übliche Maß nicht überſchreiten. Ueber=
füllung
der ſtädtiſchen Schwimmbäder. Nach einer Mit=
teilung
der ſtädtiſchen Bäderdirektion ſind trotz der Sommerbäder und
des Stadions die beiden Schwimmhallen im Schwimmbad derart über=
füllt
, daß im Sicherheitsintereſſe der Badegäſte ſtundenweiſe Schließung
erfolgen muß. Insbeſondere nimmt die Zahl der weiblichen Schwimm=
ſchüler
ſeit Jahresfriſt derart zu, daß der Verkauf von Schwimmunter=
richtskarten
für Frauen und Mädchen vorläufig eingeſtellt werden
mußte. Bei Beginn eines vor einigen Tagen neu eröffneten Abend=
kurſes
mußten über 100 Damen wegen Ueberfüllung abgewieſen werden.
Aehnlich wie in der Frauenſchwimmhalle liegen die Verhältniſſe in der
Männerhalle. Die geſchilderten Mißſtände werden ſich vorausſichtlich
noch dadurch ſteigern, daß in den nächſten Tagen die völlige Schließung
der Männerſchwimmhalle auf längere Zeit erfolgen muß, weil umfang=
reiche
Bauarbeiten notwpendig geworden ſind.
Auch die Franzoſen ſchieben die Separatiſten ab.
WSN. Ludwigshafen. Die Neue Pfälziſche Landeszeitung
meldet aus Neulauterburg (Elſaß), daß vor einigen Tagen der frühere
Separatiſt Lohner von der franzöſiſchen Behörde über die Grenze nach
hier ſeinem ehemaligen Wohnfitz abgeſchoben wurde. Lohner ſpielte
in der Separatiſtenzeit eine üble Rolle und war einer der erſten, die die
Flagge der autonomen Pfalz gehißt hatten.
Eine rätſelhafte Krankheit. Zwei Perſonen bereits geſtorben.
DD. Stuttgart. In Leonbrunn in Württemberg tritt eine
rätſelhafte Krankheit mit tödlichem Ausgang auf, die bereits zwei Opfer
gefordert hat. Ein Arbeiter, der zur Arbeitsſtelle fuhr, erblindete
plötzlich und verſtarb kurze Zeit darauf unter großen Schmerzen; des=
gleichen
ein Knabe von neun Jahren. Ein 21jähriges Mädchen liegt
ebenfalls ſchwer erkrankt darnieder. Ueber den Verlauf der rätſelhaften
Krankheit wird noch folgendes Krankheitsbild berichtet: Der Hals wurde
entzündet, ähnlich wie bei Diphtheritis. Die Kranken erblindeten, und
das Blut wurde vergiftet, ſo daß ſchließlich der Tod unter heftigen
Krämpfen eintrat. Zur Feſtſtellung der rätſelhaften Krankheit wurde
mit Einwilligung des Vaters der Knabe ſeziert und eine Blutprobe an
die Umverſitätsklinik in Tübingen geſandt.
Eröffnung der Zugſpitzbahn am 5. Juli.
München. Die Münchener Neueſten Nachrichten melden aus
Reutte: Die techniſch=polizeilichen Erprobungen der Zugſpitzbahn wurden
mit vollem Erfolg beendet. Die Eröffnungsfeier iſt im Einvernehmen
mit dem Verkehrsminiſterium auf den 5 Juli feſtgeſetzt.
Großfeuer.
Korbach (Waldeck). Wie die Waldeckiſche Landeszeitung meldet,
entſtand Freitag abend auf bisher unaufgeklärte Weiſe in dem Sägewerk
von C. Ende Großfeuer, das die mit leicht brennbarem Material ange=
füllten
Gebäude innerhalb kurzer Zeit einäſcherte. Die Feuerwehr mußte
ſich auf den Schutz der angrenzenden Gebäude beſchranken. Der an=
gerichtete
Schaden iſt beträchtlich.
Ein ſchrecklicher Unglücksfall.
Berlin. Freitag abend geriet in der AEG., Brunnenſtraße 607,
ein 54 Jahre alter Hilfsarbeiter anſcheinend infolge eigener Unachtſam=
keit
in das Horizontaldrehwerk, wodurch ihm der Leib aufgeriſſen wurde,
ſo daß der Tod faſt augenblicklich eintrat. Erſt nach längerer Zeit wurde
das ſchreckliche Unglück von ſeinen Mitarbeitern entdeckt.
Der Spritſchieber Heinrich Weber aus der Haft entlaſſen.
Berlin. Wie die B. Z. meldet, iſt der eine der beiden Sprit=
weber
, der Angeklagte Heinrich Weber, auf Antrag ſeines Verteidigers
aus der Haft entlaſſen.
Neuer deutſcher Flugzeugtyp.
Berlin. In dieſen Tagen wird von der deutſchen Lufthanſa,
Berlin, ein zweimotoriger Doppeldecker der Albatroswerke mit Platz
für 10 Perſonen i den Flugdienſt auf der Stecke BerlinMoskau als
Nachtflugzeug eingeſetzt, deſſen Sitzplätze durch einfache Handgriffe in
Schlafplätze verwandelt werden können.

Sonnkag, der 27. Junf 1926

SGeite 9

Unwetter und Hochwaſſer.
Die Hochwaſſerkataſtrophe der Provinz Sachſen.
TU. Halle a. d. S. Die durch die Hochwaſſerkataſtrophe in den
ſten 14 Tagen der Provinz Sachſen z

Güter der Provinz ſtehen vollſtändig unter Waſſer. Ganze Wieſen=
flächen
in den Niederungsgebieten ſind überflutet und verſchlammt.
Selbſt in dem nicht völlig überſchwemmten Teil iſt an eine Arbeit auf
den Feldern nicht zu denken. Infolge des naſſen Wetters zeigt ſich
allenthalben ein erſchreckender Befall des Getreides. Der Vorſtand des
Landbundes der Provinz Sachſen hat an den preußiſchen Innenminiſter
ſowie an das Finanzminiſterium eine dringende Eingabe gerichtet, in der
1. Die Stundung ſämtlicher rückſtändigen, laufenden und künftigen
Steuern des Reiches, des Landes und der Gemeinden mit dem Ziel
der ſpäteren Niederſchlagung gefordert wird. 2. Bereitſtellung von ver=
lorenen
Zuſchüſſen und Krediten zur Abwendung der ärgſten Not und
Weiterführung der Betriebe. 3. Ausbau der Waſſerſchutzanlagen aus
Mitteln der produktiven Erwerbsloſenfürſorge. Zur Feſtſtellung der
entſtandenen Hochwaſſerſchädigungen wegen ſtaatlicher Schadenbeihilfe
und Steuernachläſſen bzw. Steuerſtundung iſt in einzelnen Landkreiſen
eine Kommiſſion gebildet worden, der Vertreter der Finanzämter, der
Regierung und des zuſtändigen Landratsamtes, ſowie des Landbundes
Provinz Sachſen angehören.
Die Flut um Wittenberg.
Berlin. Das ſchwere Hochwaſſer iſt zwar immer noch nicht auf
ſeinem Höchſtſtand angelangt, aber die Scheitelwelle iſt ſchon feſtzuſtellen
und die Oberläufe der beiden großen Flüſſe melden der B. Ztg. zu=
folge
bereits das Fallen des Waſſers. Im Odergebiet wird die große
Flutwelle in den Mittagsſtunden die Gegend von Küſtrin und Frank=
furt
a. O. erreichen. Freitag abend gab es in der Nähe von Küſtrin=
Altſtadt eine bedrohliche Situation. Etwa einen halben Kilometer von
den letzten Häuſern entfernt kam der Damm ins Rutſchen. Die Chauſſee=
bäume
neigten ſich zur Seite, weil das Erdreich unter ihren Wurzeln
überſpült wurde. Man ſetzte ſofort zahlreiche Arbeitskräfte ein, die
unter der Leitung der gleichfalls alarmierten Pioniere an das Fällen der
Bäume gingen und mit den Aeſten und Zweigen der gefällten Stämme
die bedrohten Stellen des Dammes ausfüllten. In fieberhafter Arbeit
gelang es auch, den Damm zu halten. Der Freitag, der ohne Nieder=
ſchläge
verlief= hat die Hoffnung auf ein baldiges Abfließen des Waſſers
aufkommen laſſen. In Schnakenburg arbeitet man gleichfalls der
B. Z. zufolge, Tag und Nacht an den gefährdeten Stellen des Garbe=
deichs
. Man erwartet aber jeden Moment den Bruch des Dammes, wo=
durch
13 000 Morgen Aecker und Wieſen überſchwemmt würden. Jetzt
treffen auch die erſten Meldungen über große Verluſte von Großvieh ein.
Tagsüber ſieht man tote Kühe und Kälber den Strom hinabtreiben.
Oberhalb Wittenberge iſt die Deichbeſchaffenheit nicht ſo günſtig. Hier
macht die Biſamratte, die durch Unterwühlung der Dämme das Erdreich
gelockert hat, den Anwohnern viel zu ſchaffen.
Schwere Gewitter und Wolkenbrüche in Süddeutſchland.
TU. Berlin. Wie das B. T. aus Stuttgart meldet, gingen im
Bodenſeegebiet ſchwere Gewitter mit Wolkenbrüchen und Hagelſchlag
nieder. Bei Bezau wurde ein 15jähriges Mädchen vom Blitz erſchlagen.
Zahlreiches Vieh wurde erſchlagen. Bei Oberſtdorf tötete der Blitz an
verſchiedenen Stellen des Ortes zwei weibliche Perſonen, darunter eine
Mutter von fünf Kindern. Ein Bergführer, der ſich in der Nähe eines
Bahngleiſes aufhielt, wurde gleichfalls getötet. Bei Schorndorf ſchlug
der Blitz in ein zweiſtöckiges Haus, das bis auf die Mauern nieder=
brannte
. In Neunſtadt wurde ein Mann vom Blitz erſchlagen. An
anderen Orten wurden außerdem noch drei Perſonen vom Blitz getötet.
In Eßlingen wurden durch einen Wolkenbruch die Straßen in Seen ver=
wandelt
. Der Neckar bei Rottenburg iſt um 70 Zentimeter geſtiegen.
Die Fluten führen Federvieh, Schafe und Schweine mit ſich. In manchen
Gegenden waren die Felder in kurzer Zeit 10 Zentimeter hoch mit
Schnee bedeckt.
Schweres Gewitter und Wolkenbrüche in London.
DD. London. Ueber die ſüdlichen Stadtteile Londons ging ein
ſchwerer Gewitterſturm nieder, während im Norden und Oſten der Stadt
das ſchönſte Wetter herrſchte. Es gab langandauernde, von Donner und
Blitz begleitete ſchwere Wolkenbrüche, die großen Schaden anrichteten
und den Verkehr lahmlegten. Im ganzen wurden neun Gebäude vom
Blitz getroffen und gingen in Flammen auf. Zwei Perſonen wurden
ſchwer verletzt.
Geheimer Juſtizrat Noſenthal geſtorben.
Jena. Geheimer Juſtizrat Profeſſor Dr. Eduard Roſenthal,
Staatsrechtslehrer an der Unwerſität Jena, Schöpfer der Thüringer
Verwaltungsakademie, iſt Freitag abend im 63. Lebensjahre geſtorben.
Klante in Hamburg verhaftet.
Hamburg. Der frühere Spritkonzerninhaber Max Kante, der
zurzeit in Hamburg iſt, hat in mehreren Fällen Sektbetrügereien be=
gangen
. Klante, der noch wegen ſeiner Berliner Verfehlungen Strafe
zu verbüßen hat, wurde daraufhin in Unterſuchungshaft genommen.
Ein Doppelmörder nach 7 Jahren feſtgenommen.
Nach einer Blättermeldung wurde in Roſenheim der 40 Jahre alte
Arbeiter Lehner verhaftet, der am 17. Juni 1919 in Geberting zwei
Hofbeſitzerstöchter ermordet und das Anweſen beraubt hatte.
Die Verſuche, ein geſunkenes Unterſeeboot zu heben.
London. Bei den Verſuchen, das am 25. September 1925 in=
folge
eines Zuſammenſtoßes mit dem Dampfer City of Rome 20
Meilen öſtlich von Island mit 37 Mann der Beſatzung geſunkene
amerikaniſche Unterſeeboot 8 51 zu heben, erſchien dieſes an der Ober=
fläche
noch ehe die Ingenieure die Vorbereitungsarbeiten beendet hatten,
beſchädigte einige Pontons und verſank von neuem. Als die Ber=
gungsmannſchaften
Luft in die Pontons pumpten erſchien zu ihrer
Ueberraſchung das Unterſeeboot neuerlich an der Oberfläche und trieb
2 Pontons auseinander.
Die Entdeckung gewaltiger Kali=Felder in Texas.
Wie aus Waſhington berichtet wird, hat das Repräſentantenhaus
am Montag 100 000 Dollar jährlich für die nächſten fünf Jahre be=
willigt
, um die Kalifelder in den Südweſt=Staaten zu erforſchen, vor
allem das in Texas, welches man für das größte in der Welt zu halten
geneigt iſt, da die Ablagerungen in der Tiefe von 600 auf 2500 Fuß
hinuntergehen. Man glaubt, daß die Ausbeutung die Notwendigkeit

811 Prozent haltende Kaliablagerungen noch in einer Tiefe von 3000
Fuß mit Gewinn abgebaut werden können. Die Kalilager in Texas
wurden bei Bohrungen nach Petroleum entdeckt. Schon die Ausbeutung
der Oelquellen hat die Univerſität Texas, der auch zuſammen mit dem
Staat fünf Sechſtel der neuen Kalidiſtrikte gehören, in den letzten Jahren
zu einer der reichſten Korporationen der Welt gemacht.

Dr. Hans Adam Dorten.
Die i Paris erſcheinende Vierteljahrszeitung La garde au Rhin
bringt in ihrer Mai=Nummer folgende Meldung: Wir können allen
Anhängern der rheiniſchen Bewegung die erfreuliche Mitteilung machen,
daß ihr ehemaliges Oberhaupt, Dr. Dorten, ſich mit Frl. Madeleine
Sauvan, der Tochter des Senators und ehemaligen Bürgermeiſters
von Nizza verheiratet hat. Dem jungen Paare herzliche Glückwünſche.
Soweit das Hetzblatt, das in der ſelben Nummer einen langen Ar=
tikel
des Pfälzer Separatiſtenführers Bley Die Juſtiz des Reichs
über den 3mal zum Tode verurteilten Separatiſten Irmſcher aus
Frankenthal bringt. (Das Reichsgericht hat am 25. Juni 1926 dieſes
Todesurteil beſtätigt.) Dr. Dorten hat alſo nun endlich durch ſeine
zweite Heirat ſein franzöſiſches Herz reſtlos endeckt. Die Rheinländer
aber werden dieſem Hochverräter nun endgültig die Türen verſchließen,
die er immer noch von Nizza aus nach dem Rheinland zu öffnen ſucht.

Wo verbringe ich die Ferien 2 2
Baden=Baden Frankfurter Hof
der vermöge ſeiner herrlichen Lage mit jeglichem Komfort
nebſt beſter Verpflegung einen behaglichen und erſtklaſſigen
Aufenthalt gewährleiſtet. Mäßige Preiſe (9417

Rund=Funk=Programme.
Frankfurt.
Sonntag, 27. Juni. 8: Morgenfeier, veranſt. vom Wartburg=
verein
. A. Heſſe: Orgel. Frauenchor. Anſprache Pfarrer Zipp
von der Rödelheimer evangel. Kirchengem. O 12: Konzert. Die
Oper der Woche. Wagner: Gätterdämmerung Fant. Heu=
berger
: Der Opernball, Ouv. Thomas: Mignon, Fant.
Wagner: Götterdämmerung Trauermuſik beim Tode Sieg=
frieds
. O Stunde der Jugend. Märchentante Amalie Schatt. Das
goldene Spinnlein. Die Wunderlampe. Ein ſchlimmes Aben=
teuer
von einem naſeweiſen Engel (für Kinder vom 4. Jahre ab),
O 3: Uebertr, von der Frankfurter Ruderregatta und Hamburger
Derby. O 6: Stunde des Rhein=Mainiſchen Verbandes für Volks=
bildung
. O 7: Uebertr. des Konzertes von der Gerbermühle. Blon:
Solinger Schützenmarſch. Lortzing: Ouv. Zar und Zimmermann,
Siede: Leuchtkäferchens Stelldichein. Vollſtedt: Luſtige Brüder,
Walzer. Necke: Internationale Fant. Ausf.: Harmonieorch.
des Frankf, Orcheſterv. O 8: Einl. Worte Was mer wellet.
Lieder aus Schwaben. Die Heiratsannonce des Herrn Weigele,
ein Scherz mit Muſik. Schwäbiſche Lieder. Kleine Schnurren.
Schelmaliedla. Ausf.: Frl. Emma Holl, Sopran, v. Frankf,
Opernh.; Alfred Auerbach, Rezitat.; Am Flügel:Kohlhöfer. O 9.30:
Ungariſche Muſik. Brahms=Joachim: Zwei ungariſche Tänze.
Erkel: Arie der Melinda a. Bank=Ban. Kabaletta a. Hunyady
Laſzlo. Brahms=Joachim: Zwei ungariſche Tänze. Lavotta:
Reg Volt, Koloraturlied. Hubay: Das Lied der Wachtel.
5. Liſzt: Ungariſche Rhapſodie Nr. 5. Ausf.: Frl. van Krunswyk,
Sopran, vom Frankf. Opernh.; Konzertm. Kraus, Violine: Dr.
Merten, Flügel. O. Anſchl. bis 12 Uhr: Uebertr, von Berlin:
Tanzmuſik.
Siutigart.
Sonntag, 27. Juni. 11.30: Morgenfeier. Leitung: Lic. theol.
Waldenmaier. Mitw.: Käthe Ivers (Sopran), Muſikdir. Strebel
(Harmonium und Flügel). O 2: Schallplattenkonzert. O 3: Martin
Lang lieſt aus eig. Werken. O 3.30: Funkheinzelmann Uebertr.
der Märchenſtunde von Berlin. Anſchl.: Unterhaltung. Leitg.: C.
Struve. Mitw.: Das elſäſſiſche Theater und Funkorch. Dr lätz
Bardeſſü‟ (Der verwechſelte Ueberzieher). Luſtſpiel in elſ. Mundart
von J. Greber. Komzak: Wiener Spaziergänge, Potp.
Liſzt: Rhapſodie 4. Wilke: Variationen über Nun leb wohl,
du kleine Gaſſe, Robrecht: In alter Treue, Marſch. O 6.15:
H. Neuberger: Die Anekdote als Spiegel der Kultur= und Geiſtes=
geſchichte
. O. 6.45: K. Walter: Aus Mörikes Bräutigamszeit.
O 7.15: M. Lang: Die Frühgeſtorbenen der deutſchen Dichtung:
Georg Büchner (18131834). O 8: Bunter Abend. (Leitg.: Max
Heye). Mitw.: Elſe Kleemann, Gerda Hanſi, Käte Mann, H. Hanus,
Werder, Funkorcheſter. Blankenburg: Feſtjubel, Marſch.
Adam: Ouv. Königin für einen Tag Lang: Am Heiligenbild,
Schließe mir die Augen beide. Rezitationen. d’Albert: Amor
und Pſyche aus Die toten Augen Reſpighi: Nebel.
Schillings: Wie wunderſam iſt das Verlorengehen, Seliger Eingang.
Ertl: Eiskünſtler=Walzer. Lehar: Walzer=Duett aus Graf
von Luxemburg Zeller: Wie mein Ahndl 20 Jahr. Helm=
burg
=Holmes: Limonade, Sekt und Liebe. Eyßler: Küſſen iſt
keine Sünd. Lehar: Auftrittslied der Angele. O. Strauß:
Lied des Nicki aus Walzertraum. Siede: Sterne des Orients,
Interm. Reutter: Radiofunken. Warren: Komm nach Paſa=
dena
. Sächſ. und anderer Humor. Aſcher: Spiegleinlied aus
Soldat der Marie. Schytte: Wachtparade der Zinnſoldaten,
Berlin.
Sonntag, 27. Juli. 6.30: Frühkonzert. Schuber: Militär=
marſch
. Reißiger: Ouv. Die Felſenmühle. Sinding: Früh=
lingsrauſchen
. Wagner: Fant. Lohengrin. Snaga=Thuſek:
Aus Glücksſchloß. Joh. Strauß: Wiener Bonbons. Blon:
Victoria=Marſch. O 9: Morgenfeier. O 11.30: Wiener Schram=
mel
=Quartett. Joh. Schrammel: Hans Richter, Marſch. Joſ.
Strauß: Sphären=Klänge. Wolfsecker: Wiener Lieder. Noack:
Heinzelmännchens Wachtparade. Jurek: Hoch= u. Deutſchmeiſter=
Marſch. Wolfsecker: Wiener Ländler. Kalman: Grüß mir
mein Wien. Joh. Strauß: Wiener Blut. Schubert: Unten
einem Fliederbaum. Rubinſtein: Toreador et Andalouſe. C.
Ziehrer: Weaner Madln. O 2.20: P. Lindenberg: Philateliſti=
ſche
Literatur. O 3: Diplom=Landwirt Dr. Lieckfeld: Bekämpfung
der Wieſenunkräuter, O 3.30: Funkheinzelmann. Das Hochzeits=
kleid
der Elfenkönigin von Hans Bodenſtedt. O 4: Uevertr. d.
Deutſchen Derby von Hamburg=Horn. O. 5: Funk=Kapelle: Konzert=
meiſter
Ferdy Kauffman. Willi Weiß, Tenor. Baron: Indiani=
ſches
Hochzeitsfeſt. Nicholls: Picador. Heymann: Bleib mir
treu. (Weiß.; Künnecke: Fant. Wenn die Liebe erwacht‟
Brandt: Vom Rhein der Wein. Corzilius: Nachtlokal. (Weiß.)
Gungl: Klänge aus der Heimat. Sherman: Camille ſpan.
Foxtrot. O. 6: Teemuſik aus dem Hotel Adlon (Marek Weber).
O 7: Prof. Ronneburger: Aus dem Werdegang unſerer Mutter=
ſprache
. O 7.30: Prof. Kaßner: Der Lebensweg des Regen=
tropfens
. O 7.55: Dr. Zucker: Reiſe und Kunſterlebnis. O 8.30:
Uebertragung aus dem Haus der Funkinduſtrie. Konzert. Dir.
Bruno=Seidler=Winkler. Wagner: Ouv. Rienzi Hallenarie, aus
Tannhäuſer, (Kammerſ. Grete Stückgold, Sopran.) Einzug
der Gäſte aus Tannhäuſer. Sigmunds Liebeslied, aus Wal=
küre
, (Kammerſ. Robert Hutt, Tenor.) Tſchaikowsky: Fant.
Eugen Onegin Verdi: Arie aus Ernani. (Grete Stückgold.)
Smetana: Die Moldau: Wagner: Gralserzählung, a. Lohen=
grin
. (Robert Hutt.) Tſchaikowsky: Capriccio italien. Liſzt:
Rhapſodie Nr. 1. (Funk=Orch.) O 10,30: Tanz=Muſik.

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[ ][  ][ ]

Seite 10

Sonntag, den 22. Juni 1926

Nummer 126

Speln Shiel und Tarnen.

* Das internationale Tennis=
turnier
in Paris.
Von Kaſimir Edſchmid.
Am 12. Juni ſchlugen die Amerikaner die Franzoſen im
Doppel. Die Partie war ſo gleih, daß der Sieg ein Zufall war.
Gleichzeitig ſchlug der Franzoſe Cochet, der als Frankreichs vier=
ter
Mann galt, den Amerikaner Richards, der ihn bei den olym=
piſchen
Spielen geſchlagen hatte. Am 14. Juni ſchlug der 25 jäh=
rige
Lyoner ſeinen Landsmann Lacoſte, Frankreichs Stolz, in
einer ſo furchtbaren, unwiderſtehlichen Weiſe, daß er nicht nur
das franzöſiſche Championat errang, ſondern auch bewies, daß
Frankreich einen neuen ungeheueren Spieler beſitzt, der wenig
ſympathiſch iſt, aber vielleicht der beſte Spieler der Welt iſt. Am
gleichen Tag ſchlugen Brugnon und die Lenglen das Paar Boro=
tra
und Frau Besnerais im gemiſchten Doppel=Finale. Borotra
iſt ein beſſerer Spieler als Brugnon, obwohl deſſen Anſchlag
äußerſt hart. Aber die Lenglen, die etwas von Borotras
wunderbarem Genie beſitzt, überſpielte ihre Gegnerin derart, daß
die Sache ſofort glatt war. Die Lenglen ſpielte lediglich auf die
Frau gegenüber und vermied ausgezeichnet, mit Borotra in
Schlag zu kommen. Dieſe Frau iſt nach dem Tod der Sarah
Bernhard die einzige große Repräſentantin Frankreichs. Seitdem
die Sports die geiſtigen Repräſentanten vollkommen verdrängt
haben, iſt dieſe Wahl begreiflich. Fräulein Lenglen hat nicht nur
den ſportlichen, ſondern auch den geſellſchaftlichen Rang, der
durch nichts als durch ihre Niederlagen bedroht werden kann.
Dieſe Frau iſt durchaus nicht häßlich, ſie iſt in hohem Maße inter=
eſſant
. Mit ihrem roſanen Kopfband ähnelt ſie den Bildern der
Staél, auf denen ſie einen Turban trug. Wenn die Lenglen Cour
hält, iſt ſie von bezaubernder Liebenswürdigkeit, aber dieſes Ge=
ſicht
, das in ſeiner dauernden Beweglichkeit das einer großen
Tragödin ſein könnte, iſt immer voll Würde. Beſtimmt hat dieſe
Frau das ungeheuere Gefühl, die erſte Spielerin ihres Landes zu
ſein, was vor der Welt eine Aufgabe iſt, die über ihre Perſon
hinausgeht. Man bringt ihr auch eine Liebe entgegen, welche
eine Jeanne d’Are der Nachkriegszeit aus ihr macht. Im Spiel
iſt ſie ein wenig puppig. Sie will nicht männlich wirken und
tänzelt daher immer auf den Fußſpitzen. Jeder Schlag iſt für ſie
eine Aktion mit vielen Vorbereitungen. Sie haucht in die Hände,
ſie trippelt. Für eine immerhin nicht leichte Frau, die zwar keine
Härten, aber keineswegs die ſehnige Trainiertheit hat, die man
vermutet, ſie iſt zu ſüß im Spiel. Ihr ſchöner großer Schauſpiele=
rinnenkopf
, üppig wie die ganze Frau, begleitet jeden Vorgang
des Spiels mimiſch. Mit vollendeter Höflichkeit macht ſie den
Sportplatz zur Bühne, wahrſcheinlich ohne es zu wollen. Sie iſt
vielleicht nicht einmal ehrgeizig. Sie muß aber die Vorſtellung
haben, eine enorme Aufgabe zu erfüllen, was ſehr intereſſant iſt
für die Pſychologie des Sports, denn man kann nicht ſagen, daß
die geiſtigen Repräſentanten eines Landes dieſen Sinn immer
beſeſſen haben. Ohne Zweifel verleihen ſelbſt die Affektationen der
Lenglen eine gewiſſe Größe. Dabei iſt ſie voller Launen und ele=
gant
. Sie beſitzt nur eine Gegnerin nach ihrer unerhörten Lauf=
bahn
, die ſie als Mädchen 1914 mit ihrem Sieg in St. Cloud be=
gann
, die Amerikanerin Wills, welche von ihr an der Riviera ge=
ſchlagen
wurde und von der die Aguren ſchwören, daß ſie der
Lenglen trotzdem über ſei. (Was inzwiſchen eingetreten. D. Red.)
Ein paar Tage vor dem zweiten Zuſammentreffen mit Suzanne
Lenglen um das Championat von Frankreich erkrankte die Ameri=
kanerin
und wurde am Blinddarm operiert. Fräulein Lenglen
war die erſte, die zu ihr fuhr, um ihr einen Strauß zu bringen,
aber in der Tat ſcheint die Lenglen nicht zu ſchlagen zu ſein,
wenn das Schickſal ſie derart begünſtigt. Die einzige Gegnerin im
Einzel für ſie, die Miß Brown, beſiegte ſie lächelnd. Auch das
Doppel, das ſie mit Fräulein Vlaſto zuſammen gewann, ſtand
keine Sekunde in Frage. Intereſſant war daher nur das Mixt,
wo man die Lenglen mit und gegen Männer ſpielen ſah, um ihre
Größe an der von Männern zu meſſen. Natürlich ergab ſich, daß
ſie an die Männerklaſſe, die Frankreich beſitzt, nicht heranreicht,
obwohl ihr Anſchlag viel härter iſt als der Lacoſtes.
Die Turniers um das internationale Championat von Frank=
reich
wurden auf den Plätzen des franzöſiſchen Racing=Klub, am
Croix=Catelan, gegenüber dem See des Bois Boulogne ausgefoch=
ten
. Die Lage iſt herrlich. Ueber den Tribünen ſtehen uralte
Eichen. Die Plätze ſind mit rotem Sand beſtreut. Unter den
fünftauſend Zuſchauern befindet ſich die franzöſiſche und engliſche
Geſandtſchaft. Nicht nur die Lenglen, die viermal franzöſiſche
und ſechsmal engliſche Meiſterin war, beſitzt hier ein Parkett, wie
es keinem Dichter mehr gelingen wird, vor ſich zu verſammeln.
So grauſam die Wahrheiten ſind, ſo unwiderſtehlich ſind ſie.
Kein Hochmut der Welt wird dieſe Tatſachen, die Neuigkeiten der
Geſchichte ſind, verändern.
Eines der ſchönſten Spiele war das Doppel der beiden Ame=
rikaner
Richards und Kinſey gegen Lacoſte und Borotra, welche
Frankreich im Tennis an die Spitze gebracht haben. Es werden
die beſten Doppelſpieler der Welt ſein. Borotra, der Baske, iſt
ſchön wie ein junger Panther, mit einem klaſſiſchen klaren Geſicht.
Er trägt das ſchwarze Barrett. Lacoſte ähnelt Alfons dem Drei=
zehnten
. Er iſt faſt gelb, immer müde und ruhig, mit einer
weißen Mütze. Richards iſt der kräftigſte, ohne brutal zu ſein.
Sein Kopf iſt viereckig, amerikaniſch und jugendlich. Er ſpielt
ganz frei, während Kinſey einen weißen Schirm über den Augen
hat. Der genialſte Spieler, wahrſcheinlich überhaupt, iſt Boro=
tra
, aber er iſt völlig unzuverläſſig. Lacoſte iſt der beſſere Mann.
Am ſicherſten iſt Richards, auch mit ſchönen Momenten. Kinſey
iſt in dieſer Umgebung der langweiligſte, aber ein bedeutender
Spieler. Wenn er einen Ball ausläßt, iſt das Publikum empört.
Läßt ihn Lacoſte aus, iſt das Publikum erſtaunt. Bei Borotra
aber bedauert es denſelben Ball als ein unerhörtes Mißgeſchick.
So ſind die Rollen ſofort verteilt. Borotra hat die herrlichſten
Momente, wenn er ſeinen Genieſchlag führt, jenen Ball, den er
aus der Luft noch direkt nimmt und gleichzeitig ſchmettert und ſo
placiert, daß er wirklich unnehmbar iſt. Er erreicht dieſen Schlag
nur wieder dann, wenn er nach langem Hin und Her unnehmbare
Bälle, die niemand erwarten, niemand nehmen kann, wie durch
Zauberei faßt und placiert. Er macht jedes Spiel, an dem er teil=
nimmt
, zu einem Entzücken, was der immer treibende, harte neue
Meiſter Cochet keineswegs tut. Uebrigens iſt keiner der zwei
Franzoſen und zwei Amerikaner in dieſem Spiel ganz zuver=
läſſig
, was das Spiel faſt am intereſſanteſten macht. Alle vier
Spieler haben grauenhafte Momente. Im fünften Satz ſchlagen
ſie vor Aufregung Kinderbälle und häufen die Doppelfehler.
Seltſam iſt die Technik der ganzen Anlage dieſes Doppelſpiels.
Von dem Gewaltſpiel früherer Zeiten iſt keine Rede mehr, es
handelt ſich um Tennis, das wie Florett behandelt wird, ein
Spiel von unglaublicher Kühnheit der Kombinationen, es handelt
ſich um ein geſchlagenes Schachſpiel von jungen Athleten, die
einen faſt ſchüchternen Eindruck machen. Es wird, mit höchſter
Fairneß geſpielt. Keine Nervoſität kommt auf. Das Match macht

den Eindruck, als ſei es die Prüfung eines Freundes=Klubs vor
dem Frühſtück. Als Kinſey einen Ball, der geſchnitten iſt, in der
Luft anhält und dieſer Ball ihm um das Raket läuft und auf der
anderen Seite liegen bleibt und der Amerikaner ihn, ohne eine
Sekunde erſtaunt zu ſein, Borotra überreicht, lachen die vier
Jungens ſich tot. Die Amerikaner lachen wie Kinder, wenn ſie
ſehr ſchlecht ſind. Als Lacoſte ein paar Bälle ausſchlägt und trau=
rig
wird, legt ihm Borotra die Hand auf die Schulter und redet
ihm zu, was die Depreſſion wegnimmt, derſelbe Borotra, der La=
coſte
kurz vorher geſchlagen hat.
Borotra macht den adeligſten Eindruck. Selbſt beim Service
hat er Bewegungen, deren Umſtändlichkeit er zu einer bewun=
dernswerten
Schönheit der Haltung ausarbeitet. Wenn er den
Ball erwartet, iſt er immer leicht in den Knien, tief nach vorn
liegend. Sein Stil iſt kühner und raſſiger als der ſeines Lands=
mannes
Lacoſte. Wenn er einen Ball verhaut, hebt er ſein raſ=
ſiges
Jungengeſicht gegen den Himmel. Er ähnelt den baskiſchen
Pelotaris, welche die eleganteſten Spieler der Welt ſind. Uebri=
gens
ſind die Bewegungen der Verzweiflung immer typiſch, weil
der Tennisſpieler ſich mit ihnen nach beſonderen Fehlern von der
Niedergeſchlagenheit befreien will, welche der furchtbarſte Feind
des Tennis iſt und die gewaltigſten Spieler oft um ihre ganze
Klaſſe bringt. Richards nimmt dann das Raket wie ein Bajonett
in beide Fäuſte und ſtemmt es hoch. Lacoſte aber wird nur hilf=
loſer
und unglücklicher. Er hat ſchon immer traurige Vogel=
bewegungen
. In ſeinen ſchlimmſten Momenten ähnelt er, gelb
und zerbrechlich, einem Pelikan. Trotzdem iſt er der wunderbarſte
und ſtilſchönſte Spieler Frankreichs, wenn man alles in allem
nimmt. Der weſentlichſte Unterſchied zwiſchen den Amerikanern
und den Franzoſen iſt eine Nuance. Die Amerikaner ſind etwas
feſter, was ihnen viele Möglichkeiten des Placierens nimmt. Die
Franzoſen gehen konſequenter ans Netz. Das iſt alles. Im übri=
gen
gibt es bei jedem Ball nur den einzigen Willen, ihn zu Ende
zu bringen, was die ganze Geiſteskraft verlangt. Das Tennis
iſt ein wundervolles Spiel geworden. Es iſt furchtbar, daß wir
Deutſchen dieſen Spielern aber auch gar nicht irgendwie. Dis=
kutables
entgegenzuſetzen haben. Alle deutſchen Spieler ſind hoff=
nungslos
gegen die internationale erſte Klaſſe. Kehrling hatte
nicht die kleinſte Chance. Wo ſind die Zwanzigjährigen in Deutſch=
land
, die dieſer Raſſe der internationalen Zwanzigjährigen ge=
wachſen
ſind, das eine Sache von politiſcher, ja von hiſtoriſcher
Bedeutung wäre?
Die Tennisweltmeiſterſchaften in Wimbledon.
Die dritte Runde. Suzanne Lenglen im Damendoppel gefchlagen.
Die Donnerstagsſpiele brachten die erſte große Senſation Su=
zanne
Lenglen unterlag mit der gewiß nicht ſchlechten Mme Vlaſtho als
Partnerin im Damendoppel gegen die Amerikanerinnen Miß Ryan=Miß
Brown. Den erſten Satz brachten die Franzöſinnen mit 6:3 an ſich, dann
aber glückte es den Amerikanerinnen nach zähem Kampf den zweiten
Satz mit 9:7 zu halten. Der dritte Satz ergab dann mit 6:2 den Sieg
der amerikaniſchen Damen. Es muß allerdings berückſichtigt werden, daß
Suzanne Lenglen bereits am Vortage wegen Unpäßlichkeit nicht ſpielen
wollte und noch unter dieſer Indispoſition litt. Es iſt ſogar noch
fraglich, ob ſie an den weiteren Spielen teilnehmen wird, da ſie hierüber
noch eine Anordnung ihres Arztes erwartet. Bei den Herren ſiegte
Cochet Frankreich gegen Leſter=England 6:2, 7:5, 6:4 und fertigte darauf=
hin
einen weiteren Engländer, Bernard, ebenſo leicht 6:1, 6:3, 6:2 ab.
Weitere Ergebnifſe der dritten Runde. Suzanne fällt in Ohnmacht.
Zu der Niederlage der göttlichen Suzanne Lenglen mit Mme.
Vlaſtho im Damendoppel iſt noch zu bemerken, daß ſie nach dem Spiel
einen Ohnmachtsanfall erlitt und drei Aerzte um ſie bemüht waren.
Man wird doch wohl damit rechnen können, daß die Franzöſin an den
weiteren Spielen nicht mehr teilnimmt. Die Niederlage hat anſcheinend
zu tief geſchmerzt! Bei den Herreneinzelſpielen gab es eine Ueber=
raſchung
, indem nach Richards jetzt auch der zweite Amerikaner Kinſey
ausfchied. Er unterlag dem Holländer Bryan erſtaunlich glatt in drei
Sätzen 4:6, 2:6, 4:6. Borotra ſpielte ſich mit 6:3, 6:4, 7:5 über dem
Engländer Lowe durch. Der junge engliſche Student Auſtin ſetzte ſeinen
Siegeszug weiter fort, indem er den Holländer van Lennep 6:0, 4:6,
6:4, 6:1 ſchlug. Aeſchlimann=Schweiz unterlag trotz heftigſter Gegenwehr
dem Colonel Myers=England nach fünf erbitterten Sätzen 6:2, 7:5, 1:6,
1:6, 4:6. Im Herrendoppel ſiegte die tſchechiſche Kombination Kozeluh=
Cembla über die Engländer Ratcliffe=Drew 3:6, 6:3, 6:1, 8:6. Im
Dameneinzelſpiel ſchlug Frl. Boumann=Holland die Engländerin Lady
Cresfield überlegen 6:0, 6:0, Miß Ryan=Amerika blieb erwartungsgemäß
6:2, 6:0 über Miß Woolrych=England ſiegreich und Miß Mallory= Ame=
rika
ſiegte gegen die Engländerin Mrs. Eddington 6:2, 6:1.
Froitzheim ſchlägt Landmann.
Am letzten Tage des Berliner Boruſſia=Tennis=Turniers gab es im
Finale des Herren=Einzelſpiels eine Begegnung, die für die deutſche
Rangliſte 1926 von größter Wichtigkeit ſein kann. Froitzheim und Land=
mann
ſtanden im Endlauf gegenüber. Der erſte Satz ging glatt 6:0
an den Altmeiſter Froitzheim, da Landmann nie über 15 hinauskam.
Nachdem dann Landmann ſeinen Schläger gewechſelt hatte, wurde er zu=
ſehends
beſſer, führte im zweiten Satz auch bereits 2:0, konnte aber nicht
verhindern, daß Froitzheim die nächſten 4 Spiele gewann und ſchließlich
den Satz 6:4 an ſich brachte. Im 3. und 4. Satz keyrte Landmann den
Spieß um; er gewann beide durch beſſeres Netzballſpiel 6:4, nachdem je=
weils
Froitzheim bereits 3:0 in Führung gelegen hatte. Im letzten und
entſcheidenden Satze gab die größere Noutine des Altmeiſters den Aus=
ſchlag
; F. gewann 6:2 und riß damit 6:0, 6:4, 4:6, 4:6, :2 den Sieg
an ſich.

Schwimmen.

Die Sommerſaiſon ſetzt mit dem kommenden Sonntag trotz ungün=
ſtigen
Wetters mit aller Macht ein. Faſt in allen Gegenden des Reiches
finden Veranſtaltungen ſtatt, teils rein ſportlicher Art, teils volkstüm=
liche
Schwimmfeſte zu Werbezwecken und dergleichen. So kommt es, daß
das Programm unſeres einheimiſchen führenden Schwimmklubs, des
Jung=Deutſchland, außerordentlich vielſeitig iſt. Berges ſtartet auf den
Einladungswettkämpfen des Hellas=Magdeburg, neben den Meiſterſchaf=
ten
die wichtigſte Veranſtaltung des Jahres, und trifft dabei über 400
und 800 Meter auf die beſte deutſche Klaſſe, außerdem auf die beiden
amerikaniſchen Deutſchlandfahrer, Lauffer und Webb. Die Herrenjugend
ſtartet mit großer Mannſchaft auf dem Frankfurter Stadionfeſt, die
Damenjugend beſucht das Jugendfeſt in Ludwigshafen. Die Senioren=
mannſchaft
ſchwimmt auf dem Werbefeſt in Neu=Iſenburg, Skriba geht
in München=Gladbach über 100 Meter an den Start. Neben dem Start
von Berges beanſprucht wohl das größte Intereſſe
das Waſſerballverbandsſpiel
gegen den Frankfurter Schwimmverein, vormittags 10 Uhr, im großen
Woog; die Beſucher des Spieles können alſo noch rechtzeitig zum Werbe=
lauf
kommen. Das Vorſpiel gewann Jung=Deutſchland das bekannt=
lich
in der Tabelle führt, mit 4:0 Toren, aber Frankfurt hat an Spiel=
ſtärke
gewonnen und Darmſtadt muß ohne ſeinen Sturmführer Berges
den Kampf beſtreiten. Gerade das Fehlen von Berges wird einen in=
tereſſanten
Aufſchluß über das Können der übrigen Leute geben, denn
eine Mannſchaft darf nicht von einem einzelnen Mann abhängig ſein.
Darmſtadt tritt mit Fink, Heberer, Gils, Orlemann, Kemmer, Federlin
und Ihrig, der für Berges ſpielt, an; die endgültige Mannſchaftsauf=
ſtellung
ſteht noch nicht feſt. Sollte Jung=Deutſchland dieſes Spiel ge=
winnen
können, dann iſt ihm die Bezirksmeiſterſchaft nicht mehr zu neh=
men
, und Karlsruhe und Nürnberg ſind die letzten Gegner auf dem Weg
zur ſüddeutſchen Meiſterſchaft. Die Eintrittspreiſe zu dem Ligaſpiel,
das wegen der Kampfſpielwerbeveranſtaltung pünktlich um 10 Uhr be=
ginnt
, ſind volkstümlich (Erwachſene 30 Pfg., Schüler die Hälfte), ſo daß
federmann der Beſuch empfohlen werden kann.

Kampfſpielwerbetag.
Die Darmſtädter Turnerſchaft, beſtehend aus den
Vereinen Turngemeinde 1846, Turngemeinde Beſſungen, Turn=
geſellſchaft
1875 und den Akad. Turnverbindungen Alemannig
und Ghibelinnia werden ſich in einer geſchloſſenen Einheit an
dem heute ſtattfindenden Kampfſpielwerbetag beteiligen. Zu
der Rheinſtraßenſtaffel ſind. 5 Mannſchaften gemeldet. Eine
größere Beteiligung hierbei wäre zu erwarten geweſen, wenn
nicht durch andere turneriſche Veranſtaltungen in Gau und Kreis
eine größere Zahl Turner auswärts betätigt wären. Am Feſtzug
beteiligen ſich zirka 700 Aktive mit 7 Vereinsfahnen im Turn=
und Sportanzug. Eine Beteiligung im Straßenanzug iſt nicht
erlaubt. Aufſtellung zum Feſtzug um 10½ Uhr auf dem Sport=
platz
am Finanzamt in der Reihenfolge, Fahnen, Fechter, Schüler,
Schülerinnen, Turnerinnen, Turner, Volksturner, Spieler. Ab=
marſch
um 11 Uhr über Kapellplatz, Schulſtraße, Eliſabethen=
ſtraße
, Neckarſtraße, Rheinſtraße zum Aufſtellungsplatz am alten
Bahnhof. Abmarſch von hier um 12 Uhr, Rheinſtraße, Parade=
platz
, Alexanderſtraße, Mühlſtraße, Meßplatz. Anſprache daſelbſt.
Rückmarſch nach den Vereinshäuſern. Am Nachmittag 3½ Uhr:
Antreten aller Aktiven auf dem Woogsplatz, Fahnen voraus.
Anmarſch durch die Soder= und Teichhausſtraße zum Meßplatz
(öſtlicher Teil). Bei den Turn= und ſportlichen Vorführungen iſt
die Turnerſchaft ganz beſonders ſtark beteiligt. 200 Turner und
100 Turnerinnen zeigen mit Muſikbegleitung die Allgemeinen
Freiübungen, die bei den Kampfſpielen in Köln durch die deutſche
Turnerſchaft als Maſſenübungen ausgeführt werden ſollen. 300
Jugendliche, Schüler, Schülerinnen und Zöglinge bewegen ſich
mit Turnſpiele und Volkstänze. 100 Volksturner werden aus
dem Gebiete der ſportlichen Freiübungen (Gymnaſtik) in ihrer
Art der Körperbildung ſich betätigen. Beim Riegenausſchnitt der
Turn= und Sportvereine werden Auswahlmannſchaften der Tur=
nerſchaft
, Männer und Frauen, das Geräteturnen in vollendeter
Ausführung zeigen. Die Frauen werden Sonderübungen aus
ihren Spezialgebieten, Frei=Keulenübungen und Gymnaſtik brin=
gen
. Weitere Vorführungen ſollen die Vielſeitigkeit des Deutſchen
Turnens vor Augen führen. Bei den Werbeſpielen, die in der
gleichen Zeit auf dem anliegenden Sportplatz der Turngemeinde
1846 ausgeführt werden ſollen, wird die Turnerſchaft 4 Mann=
ſchaften
im Fauſtballſpiel gegenüber ſtellen.

Fußball.

FC. Union 1913 e. V.
Anläßlich des heute ſtattfindenden Kampfſpielwerbetages treffen ſich
die Mitglieder aller Abteilungen 9,15 Uhr pünktlich im Vereinslokal.
Auch die Inaktiven ſind zur Teilnahme freundlichſt eingeladen. Da es
gilt, bei dem Feſtzug am Vormittag den Verein würdig zu vertreten,
ſo rechnen wir mit zahlreichem Exſcheinen. Ausgabe der Sportkleidung
erfolgt im Vereinsheim. Von da geht es geſchloſſen zum alten Bahn=
hof
, wo die Einreihung in den Zug erfolgt.
Am Nachmittag tritt die Fußballabteilung zu einem Propaganda=
ſpiel
mit einer Mannſchaft dem hieſigen Polizeiſportverein gegenüber,
auch die Handballabteilung ſtellt im Rahmen des Werbetages fünf Mit=
glieder
zu einem Auswahlſpiel. Beide Treffen finden am Finanzamt
ſtatt. Spielbeginn 4 Uhr.
Auch am Abend folgt der Verein einer Einladung. Die Turnge=
meinde
Beſſungen veranſtaltet anläßlich ihrer Sonnwendfeier einen Um=
zug
durch den ſüdlichen Stadtteil und bitten wir unſere Mitglieder, ſich
recht zahlreich daran zu beteiligen. Alles trifft ſich punkt 7 Uhr an der
Beſſunger Turnhalle. Kleidung: Straßenanzug.
Fechten.
2. Deutſche Kampfſpiele in Köln. Fechten.
Mit 267 Fechtern einſchl. der Damen und 3 Waffen ſteht der
Fechtſport unter allen Leibesübungen an vierter Stelle. Dieſe erfreu=
liche
Tatſache unterſtreicht nachdrücklich den Standpunkt, daß der Fecht=
ſport
in Deutſchland in ſtändigem Aufblühen iſt und daß man von einem
Wiedererwachen des älteſten Sportzweiges ſprechen kann. Darmſtadt
wird durch die Herren Fr. Müller, M. Steffan und Adelbert Kötting
vom Darmſtädter Fechtklub vertreten ſein. Müller und Steffan haben
bereits bei den 1. Deutſchen Kampfſpielen 1922 in Berlin mit Erfolg
ihre Farben vertreten; Kötting iſt ein noch jüngerer Fechter, der ſichen
noch Zukunft hat.
Große Frankfurter Ruder=Regatta.
Der erſie Tag.
Mainzer RV. ſiegt im 1. Vierer ohne St. und Jubiläums=Achter.
Offenbacher MV. gewinnt den Verbandsvierer. R.=Geſ. Worms holt
ſich den Doppelzweier.
Die 35. Große Frankfurter Regatta lockte auch in dieſem Jahre wie=
der
ſchon am erſten Tage eine unzählbare Menſchenmenge an die Ufer
der Main=Rennſtrecke. Im Ruderverbandsvierer ſiegte die Offenbacher Un=
dine
, den Gaſt=Vierer holte ſich Kaſtel. Den erſten Vierer ohne ließ
ſich der Mainzer RV. nicht entgehen. Eine ſichere Beute des Wormſer
Skullerpaares Mutſchler=Wolf ſwar der Doppelzweier. Im Erſten
Achter (Jubiläumspreis) gab es einen harten Bord= an Bordkampf zwi=
ſchen
Mainzer RV. und Undine Offenbach, den die Leute vom Rhein
ſchließlich für ſich entſchieden.
Die Ergebniſſe:
Junioren=Einer: 1. Frankfurter RG. Oberrad (Buhl) 7:23,4
Min.; 2. Offenbacher Undine (Reinecker) 7:24,4 Min.; 3. RV. Rüſſels=
heim
.
1. Verbands=Vierer (Wanderpreis): 1. Undine Offenbach
(Scherer, Hofmann, Dr. Schmitt, Wagner, Steuer: Bertſch) 6:31,4 Min.;
2. Frankfurter RV. 1865 6:32,2 Min.; 3. Germania Frankfurt 6:49,4
Min. Germania führt vom Start, wird aber bald von Undine und
Frankfurt RV. überſpurtet; zwiſchen den beiden Führenden entſpinnt
ſich ein harter Endkampf, den Undine mit einer halben Länge gewinnt.
Junioren=Vierer: 1. Ludwigshafener RV. 6:35 Min.; 2.
Binger RG. 6:36,8 Min.; 3. Mainzer RV. bei 1500 Meter aufgegeben.
2. Vierer ohne St.: 1. Kölner Cl.f.W. 6:23,2 Min.; 2. Würz=
burger
RV. 6:30,2 Min.; 3. Offenbacher RV. 6:30,8 Min.
Zweiter Einer; 1. Uilmer RC. Donau (Bernheimer) 7:094
Min.; 2. Frankfurter RG. Oberrad (Buhl) 7:09,4 Min. (im Ziel abge=
fangen
); 3. RV. Rüſſelsheim bei 1400 Meter aufgegeben.
Dritter Vierer: 1. RV. Bamberg 6:36,4 Min.; 2. Offenbacher
RV. 74 6:41 Min.; 3. Mannheimer RG. 6:48,8 Min.
Erſter Vierer ohne St.: (Wanderpreis): 1. Mainzer RV.
(Schneider, Apel, Funk, Racke) 6:11,4 Min.; 2. Frankfurter RV. 1865
6:20,4 Min.; 3. Mannheimer RV. Amicitia 6:24; 4. Kölner Cl.f.W. zu=
rückgezogen
. Mainz gewinnt wie es will mit mehreren Längen.
Jungmannen=Achter: 1. Kölner Cl.f.W. 5:59,6 Min.; 2.
Mainzer RV. 6:00,8 Min.; 3. Frankfurter RG. Sachſenhauſen 6:01,6
Minuten.
Gaſt=Vierer (Herausforderungspreis): 1. Kaſteler RG. (Brahm);
Schandua, Rath, Joſt, Genß) 6:35,2 Min.; 2. Mainzer RV. 6:37 Min.;
3. Kitzinger RV. 6:40 Min.
Doppel=Zweier ohne St. (Herausforderungspreis): 1. RG.
Worms (Mutſchler=Wolf) 6:55,8 Min.; 2. Ulmer RC. Donau 7:11,4
Min. (Bernheimer=Voetſch); 3. Undine Offenbach (Reinecker=Ritz) 7:24,2
Min. Unzählige Längen trennen den Sieger von den übrigen Boo=
ten
. Frankfurter RG. Oberrad hatte zurückgezogen.)
Hochſchul=Vierer: 1. Gießener RG. 6:45,2 Min.; 2. Karls=
ruher
RV. 6:57,4 Min.; 3. A.RV. Rheno=Frankonia Frankfurt 7:00,4
Min. Rhenus Bonn und Heidelberger RK. zurückgezogen.
Jubiläumsachter (Herausforderungsvreis): 1. Mainzer RV.
(Schneider, Apel, Fellner, Seemann. Blum, Berg, Funk. Racke, St.:
Kalkhof) 5:55,4 Min.; 2. Offenbacher RG. Undine 5:57,4 Min.; 3. Offen=
bacher
RV. 1874 6:10,6 Min. Kampf zwiſchen Mainz und Offenbach;
Mainz ſiegt mit einer halben Länge.

Bei Nieren-, Blasen- und Frauen-
leiden
, Harnsäure, Eiweiß, Zucker
1925: 16000 Badegäste

Haupt-Niederlage in Darmstadt:
Friedr. Schaefer
I.7471

[ ][  ][ ]

* Eine Gegenſpielerin Goethes
Die Goetheliteratur wächſt, aber ſie erſchöpft ſich nicht, ob=
ſchon
das Bild des Olympiers in Haupt= und Nebenzügen feſt=
ſteht
. An ihm läßt ſich nichts mehr umdeuten und verfärben.
Aber Mitteilungen, Berichte von Zeitgenoſſen, die nicht über
den Dingen, ſondern mitten in ihnen drin geſtanden haben, be=
halten
doch ſtets einen eigenen Reiz, den ſie, ganz aus der Nähe
geſchaut, die aus ibealiſievender zeitlicher Ferne beurteilte Er=
ſcheinng
, wiederum auf ein rein wenſchliches Niveau ſtellen.
Ob die Schauſpielerin und Sängerin Karoline Jagemann,
die Geliebte des alternden Herzogs Karl Auguſt, die Perſön=
lichkeit
war, die uiverſelle Bedeutung Goethes auch nur an=
nähernd
zu erfaſſen, bleibe dahingeſtellt. Sie unterzieht ſich die=
ſer
Aufgabe auch gar nicht, die überdies ihrer ganzen Zeit voran=
eilen
würde, aber ihr ſoeben im Dresdener Sybillen=Verlag von
Profeſſor Dr. Eduard von Bamberg herausgegebenen Denk=
würdigkeiten
bieten eine ſolche Fülle des Intereſſanten,
daß beiner, dem Alt=Weimarer Kultur lieb und vermaut gewor=
den
iſt, gleichgültig an dieſem Buch vorübengehen wird, dem der
Verlag eine geradezu glänzende Aufmachung gegeben hat.
Im allgemeinen hat Goethe in ſeiner Weiwarer Zeit mit
böſen Machenſchaften nicht zu tun gehabt. Es bewegten ſich in
der durch die verwitwete Herzogin Amalie und das junge Her=
zogspaar
gebildeten Hofatmoſphäre doch nur von Grund aus
höchſt anſtändige Menſchen, mochte im Anfang dem jungen
Frankfurter Feuerkopf von den alten geſchulten Beamten auch
ein gewiſſes Mißtrauen entgegengebracht werden. Aber zur offe=
wen
Feindſchaft hat dieſes ſich niemals ausgewachſen. Und die
Frauen vollends waren dem jungen Miniſter bedingungslos er=
geben
.
Tatſache bleibt, daß in ſpäteren Jahren zwiſchen ihm und
dem Herzöglichen Freund eine leichte Entfremdung eintrat, die
ihre hauptſächlichfte Urſache in Theater angelegenheiten hatte.
Das von der Jagemann eingeleitete Gegenſpiel war alſo keines=
wegs
das einer Inrrigantin und herrſchſüchtigen Favoritin nach
franzöſiſchem Muſter. Es beſchränkte ſich auf die Verhältniſſe
am Theater, wo Goethe allerdings keine auch noch ſo diskrete
Nebenregierung dulden mochte. Es mag ſich wohl öfters ereignet
haben, daß Angeſtellte und Autoren auf Umwegen, d. h. über
Madame Jagemann, wie ſie auf dem Theaterzettel noch immer
hieß, nachdem ſie ſchon Frau v. Heygendorf geworden war, zum
Ziele zu kommen hofften. Ueber den Hund des Auberg kam es
dann zum offenen Bruch. Karoline hatte ſich für das Stück ein=
geſetzt
, weil ſie es nicht als eine Enwveichung des Muſendempels
betrachtete, wenn hier und da auch harmloſe underhaltende Nich=
tigkeiten
in ihn einzogen. Zu Goethe, der freilich mehr die an=
ſpruchsloſen
Talente, die er noch ganz nach ſeinen künſtleriſchen
Abſichten bilden kownte, bevorzugte, waren ihre Beziehungen im
Anfang ſehr gute geweſen. Die Eugenie in der Natürlichen
Tochter hatte ſie ihm zu beſondenem Dank geſpielt; er war denn
auch der Pathe ihres Sohnes geworden. Die ſchauſpieleriſche Be=
deutung
der Jagemann ſtand längſt feſt, bevor ſie ſich entſchloß,
mit dem Herzog eine Gewiſſensehe einzugehen, denn die Trau=
ung
zur linken Hand, nach berühmtem Berliner Muſter ( Fried=
rich
Wilhelm II. und Julie v. Voß) hatte ſie als Farce abge=
lehnt
. Ihre verſchiedenen Gaſtſpiele in Wien und in Berlin,
wo ſie ſich der beſonderen Aufmerkſamleit der von ihr angebeteten
Königin Luiſe erfreuen durfte, wanen von großartigen Erfolgen
gekrönt.
Schiller, deſſen Thekla in Wallenſteins Tod die Künſt=
lerm
über das liebende Mädchen hinaus ins Heroiſche geſteigert
hatte, bekannte, daß ſie die einzige Weimaner Aktrice ſei, der man
eine komplizierte Rolle anvertrauen dürfe.
Lange hatte Karoline Jagemann ſich geſträubt, bevor ſie dem
Werben des Herzogs, das ſich faſt in der Tonart Werthers hielt,
machgab. Nicht Eitelkeit und Ehrgeiz führten ſie ſchließlich in
ſeine Arme, ſondern eine tiefe, aus jugendlicher Verehrung für
den Landesherrn aufgeblühte Neigung. Der letzte Widerſtand
brach zuſammen, als Karl Auguſt ihr erklärte, er würde, wenn
ſie ihn nicht erhörte, außer Landes gehen, in ruſſiſche Dienſte
treden und daheim die Herzogin Luiſe als Regentin einſetzen.
Zugunſten der Jagemann ſpricht der Umſtand, daß Herzogin
Luiſe ſelbſt die Verbindung zwiſchen ihr und dem Herzog
wünſchte, da ſie dieſen durch eine ſtarke dauernde Neigung von
ſeinen vielen kleinen Liebeleien befreit zu ſehen hoffte. Sie blieb
Karoline nach wie vor gewogen, als das Verhältwis ſchon öffent=
lichen
Charakter gewonnen hatte, zeichnete ſie bei den Hoflonzer=
ten
mit huldbollen Anſprachen aus während ein großer Teil des
Adels, darunter die Damen Schiller, Lotte und Karoline, von
ihrem Mißfallen kein Hehl machten, weshalb Karl Auguſt ihnen
gelegentlich durch Goethe bedeuten ließ, ſie möchten. Madame
Jagemann nach wie vor bei ſich empfangen!
Auch die Erbprinzeſſin Maria Paulowpa zeigte der Günſt=
limgin
ihres Schwiegervaters die kalte Schulter, wofür Karoline

Jagemann ſich durch die Bemerkung entſchädigte, daß das Kunſt=
verſtändwis
der Prinzeſſin ſich ungefähr auf der Höhe des des
Preußenkönigs Friedrich Wilhelm III. gehalten habe, eine Kri=
tik
, die wohl für den Anfang, aber nicht mehr für die ſpätere Zeit
zutraf, wo Maria Paulowna ſich zur feinfühligen und bewußten
Mäzenin enwwickelt hatte.
Als Karl Auguſt 1828 ganz plötzlich in Potsdam ſtarb, war
einer der erſten, der der Frau von Hehgendorf in längerem
Schreiben ſein Beileid ausſprach, der Bruder der Kömigin Luiſe,
der Großherzog Georg von Mecklenburg, ein Mann, der die gei=
ſtigen
Strömungen ſeiner Zeit in vollem Umfange erfaßt hatte.
In dem Briefwechſel zwiſchen ihm und der Jagemann, der ſich
bis zu deren Tode im Jahre 1848 hinzieht, ſpiegeln ſich die letz=
ten
Abſchmitte eines Frauenlebens, das von der Hochkultur der
klaſſiſchen deutſchen Epoche getragen iſt.
Die Tugend der Pünktlichkeit
Von Marta Glöckner.
Ein ſchönes Wort von einſt ſagt: Pünktlichkeit iſt die Höf=
lichkeit
der Fürſten. Nun ja, die Püncktlichkeit des Nicht=
wartemlaſſens
.
Aber iſt dieſe Art der Pünktlichkeit nicht der letzte, feinſte
Ausläufer einer Charaktereigenſchaft, deren Wurzeln in unſerer
innerſten Eigewart verankert ſind? Liegt nicht die ganze, gewal=
tige
Triebkraft der Pünkulichkeit im unſerer Vevanlagung?
Nein Pünktlichkeit iſt Erziehungsſache. Pünktlichkeit iſt ein
Erziehungsprodukt. Ein jeder Menſch könnte leidlich pünktlich
ſein bei geeigneter Erziehung. Da wo inmitten eines unpünkt=
lichen
Familienlebens dennoch ein pünktliches Familienglied
heranwächſt, hat dieſes Kind ſich ſelbſt erzogen; enwweder durch
das anfeuernde Vorbild eines anderen, oder infolge von Wir=
hungen
, die beſchämende Schulſtrafen auf ſein empfindliches Ehr=
gefühl
ausübten.
Pünktlichkeit mit ihrer unerbittlichen Exaktheit der Zeiteintei=
lung
iſt mit der größte Faktor in unſerem bürgerlichen Leben.
Im Wirtchaftsleben wie im Geſchäftsleben, im Famillienleben
wie in der Freundſchaft. Pünktlichbeit ſollte die Achſe ſein, um
die ſich unſer Wollen dreht, denn ihr Vorhandenſein gibt dem
einfachen Lebem Wert und Inhalt, Ziel und Zucht . . . dem Be=
deutenden
eine beherrſchende Wirkung und den Glanz feinſten
Talzes.
Ein pünktlicher Menſch ein nützlicher Menſch . . . auch
wenn ſeine Gaben beſcheiden ſind. Ein pünktlicher Freund
ein verläßlicher Freund, auf den du immer bauen kannſt. Eine
püncktliche Gattin ein Quell der Freude für den pünktlichen
Mann ein unſchätzbarer Segen für den unpünktlichen , denn
ihr geſteigertes Pflichtgefühl gibt dem ſeinen Halt, ſpornt ſeine
Evergie an, unterſtützt durch geregeltes Zeitgefühl ſeine Gaben,
bewahrt ihn oft vor den unausbleiblichen Folgen einer Willens=
ſchwäche
denn Unpünktlichkeit iſt nichts anderes als dieſe!
Die pünktliche Mutter wird under allen Umſtänden ihre Kin=
der
zu brauchbaren Menſchen erziehen. Der bei ihnen, vielleicht
erſt durch Strenge, ausgebildete Sinn für Ordnung und Zeit= nicht Rechnung zu tragen der Veranlagung? Finden wir ferner
einteilung ſchafft ihnen die Fähigbeit, ſchneller, überſichtlicher
ihren Arbeitstag einzuteilen, ſchärfer ihre Arbeitskraft einzu= ten? In Tun und Werken der Menſchen!
ſetzen und in der Zeit etwas Koſtbaves zu ſehen, das man weder
vergeuden noch verträumen oder vertrödeln darf. Carpe diem
nütze den Tag! Richtig müitzt du ihn durch Pünktlichkeit in dei= Frucht! Paſſen wir uns nicht zu wenig dem Eigenrhythmus
ner Pflichterfüllung, dann bleibt dir auch die Zeit, die Mahnung
Horaz wörtlich zu befolgen: Genieße den Tag!
Was der Stundenplan für die Schule, iſt die Hausordnung
für das Familienleben. Eine jede Stnde habe ihre Beſtim=
mung
, ihren Wert ihre Arbeit, ihr Vergnügen. Doch der In=
halt
einer jeden Arbeitsſtunde ſei ſo gehalten, daß wöglichſt kein=
Reſte mit in die nächſte hinübergenommen werden. Pünktlich=
keit
ſoll uns entlaſten und nicht belaſten!
Der Wille zur Pünktlichceit iſt faſt immer da, doch an der
Unzulänglichſeit der Zeitberechnung ſcheitert der Unpünktliche.
Er hat gar micht die Abſicht, zu ſpät zur Arbeit zu kommen, oder
auf ſich warten zu laſſen, aber er betrachtet Weg und mögliche
Hemmungen nach einem ihm zuſagenden Zeitmaß. Er iſt meiſt
ſelber über ſeine Unpünktlichkeit erſtaunt und ſich keineswegs
klar über die Tiefe ſeiner Willensſchwäche, die er mit Schwung
und Leichtfertigkeit zu überbrücken ſucht. Eine glaubhafte, treu=
Pünktlichen, der ſich ſeiner Unpünktlichkeit ſchämt.
Pünktlichkeit im Dienſt, in der Arbeit, wirkt auch bei ſchwä=
cherer
Leiſtung verſöhnend, weil die Zuverläſſigkeit des Betref=
fenden
einen gewiſſen Anhalt gewährt. Unpünktlichkeit fordert
auch bei großer Arbeitsleiſtung eine Gegenſtrömung in der Ein=
er
um ſie, aus eigener Anſicht, auch wohl Eitelkeit, nicht auf=

Mäxchen

Mäxchen war der Jüngſte in einem größeren Geſchwiſter=
reis
. Als Neſthäkchen wurde er ſehr verwöhnt, war der Lieb=
ing
der Familie und der glückſtrahlenden Mutter ganz beſon=
ders
ans Herz bewachſen. Mäxchen verſprach gleich den älteren
ier Geſchwiſtern ein geſundes, kräftiges, blondes Germanen=
nd
mit blauen Augen zu werden. Aber ſchon bald ſtellte es
ich heraus, daß Mäxchen ſich nicht ſo enwickelte, wie es die
Geſchwiſter zur Freude der Eltern getan hatten. Mäxchen
buchs, hatte ſchlanke, gerade Glieder, aber im Sprechen= und
Behenlernen blieb er zurück. War dies ein Fehler, den er mit
uf die Welt gebracht hatte, oder die Folge einer der verſchie=
denen
Kinderkrankheiten, die Mäxchen hatte erleiden müſſen?
dieſe Frage iſt wohl nie geklärt worden, ſie war ja auch neben=
ächlich
im Vergleich zu der Tatſache, daß Mäxchen krank, nicht
normal war. Solange als möglich, hatten die Aerzte in zarter
Rückſichtnahme auf die Eltern dieſen gegenüber den Glauben
n eine langſamere Entwicklung des Kindes in körperlicher und
eiſtiger Beziehung genährt. Dennoch trugen die Eltern ſchwer
n dem immer wieder aufſteigenden Zweifel, ob Mäxchen ge=
unden
würde? Mäxchens Krankheit war wie ein ſtarber Tropfen
Vermut in das ſonſt ungetrübte Glück des Familienlebens ge=
allen
. Vater und Mutter ließen ſich den großen Kummer ihres
ebens nicht anmerken, ſo ſehr er ſie auch dauernd beſchäftigte.
Als es aber zu erkennen war, daß es nicht möglich ſein würde,
ſäxchen in die Schule zu ſchicken, da nahte mit rauher Gewalt
er Tag, an dem die Eltern Mäxchen aus dem Hauſe geben
nußten, zumal die Aerzte dies im Intereſſe der Entwicklung der
ilteren Geſchwiſter für unbedingt nötig erachteten.
Es war ein Lebensabſchnitt, nicht nur für Mäxchen, ſondern
für die ganze große Familie, als der unſagbar ſchwere Tag an=

brach, an welchem die Eltern mit Mäxchen zu jener Anſtalt
führen, die einſt ein reicher, aber unglücklicher Mann für kranke
Kinder fernab von allem Trubel der Welt im Gebirge am
Walde erſchaffen hatte. Der Mutter wollte das Herz brechen,
als ſie dort Abſchied von ihm, dem ſo innigſt geliebten Mäxchen,
nahm und der Vater mußte ſie ſtützen. Aber noch viel ſchwerer
als der Tag von Mäxchens Abreiſe war der Tag der Heimkehr
der Eltern ohne Mäxchen; nun war Mäxchens Platz leer, leer
für immer!
Die Jahre vergingen. Nur ſelten durften Vater und Mutter
Mäxchen beſuchen, denn häufige Beſuche wären für ihn nicht gut
geweſen, hätten ihn höchſtwahrſcheinlich aufgevegt und ihm da=
durch
geſchadet. Die Zeit hilft Wunden heilen, aber wirklich
tiefe Wunden ſpürt der Menſch doch immer wieder, und eine
Wunde, die ans Herz reicht, heilt nie aus. Die Geſchwiſter
waren ja noch Kinder, als Mäxchen ihren Kreis verlaſſen hatte,
und Kinder vergeſſen ja bekanntlich ſchnell; der Vater hatte durch
ſeinen Beruf viel Ablenkung, und dieſe half ihm, ſeinen Schmerrz
zu lindern. Wber die Mutter; was eine Mutter in ſolchen
Fällen durchmacht, läßt ſich nicht ſchildern, geſchweige denn be=
ſchreiben
, und die Gedanken und Gefühle dieſer Mutter können
wirklich verſtehen nur Frauen, die ſelbſt Mütter ſind und die
gleich Mäxchens Mutter ihr höchſtes Glück nur in ihrer eigenen
Familie ſuchen.
Der große Krieg brach aus: der Vater und die beiden
herangewachſenen Söhne zogen ins Feld, in der Heimat blieben
die Mutter mit den beiden Töchtern und Mäxchen. Aber
Mäxchen merkte nichts vom Kriege. Er fühlte ſich wohl in ſeiner
Anſtalt und erhielt auch in der Kriegszeit der Mutter Beſuche.
Davon, daß ſein älteſter Bruder fürs Vaterland gefallen und
ſein zweiter Bruder ſehr ſchwer verwundet worden war, erfuhr

kommen ließe; iſt doch dieſe Gegenſtrömung der Kollegen mit
Geringſchätzung leichterer oder ſchwerer Art gepaart.
Wie oft war Pünktlichkeit das Entſcheidende im Leben des
Mannes .. . im Leben der Frau! Napoleon ſchob ſeine aus
Staatsrückſichten geforderte Eheſcheidung von Joſephine imer
wieder hinaus. Er ſagde unter anderem, er habe keinen Grund,
ſich über eine Frau zu beklagen, deren Pünktlichkeit ihn auch
nicht um eine Minute umützen Wartens gebracht habe. So
hoch wertete er, trotz reichlich vorhandenen Scheidungsgründen,
dieſe Tugend.
Gedanken an einem ſpät blühenden
Rhododendron
Von Reinhold Braun.
Wir möchten ein Wachstum nicht in übertrei=
bender
Treibhausatmoſphäre, ſondern ein ſol=
ches
in klarem und reinem Licht.
Dora Schlatter.
Die anderen Sträucher des Gartens ſtanden längſt in pracht=
voller
Blüte, ſchenkten Farbe und Schönheit überreich, und der
eine ſtand unter ihnen, eintönig grau und mit noch winzigem
Knoſpen. Und ich hatte ihn doch mit derſelben Liebe betreut
wie die anderen, ja, hatte ihm, weil ich ſah, wie er hinter dem
anderen in der Triebkraft zurückblieb, verdoppelte Liebe angedei=
hen
laſſen. Und nun enttäuſchte er mich! Jeden Morgen ging
ich zu ihm und betrachtete ihn, ob ſeine Knoſpen größer gewordem
ſeien. Er blieb wie ohne Bewegung. Es wollte und wollte nicht
mit ihm vorwärts kommen. Ich ließ nicht nach, in meiner Liebe,
begoß ihn reichlich. Ich wollte ihn förmlich zwingen, ſchneller zu
treiben, endlich zu zeigen, daß er noch Blühewilligkeit beſäße.
Er blieb, wie er war.
Da ſah ich ein: Es galt, Geduld, große Geduld zu haben und
die Hoffnung vor allem nicht zu verlieren, und was das Wich=
tigſte
war, nicht in der Liebe nachzulaſſen!
Und ſo tat ich dieſes Dreifache!
Und ſiehe, wie bin ich belohnt worden!
Nun ſteht er endlich da in einer ſelten ſchönen Pracht. Er
hat ſich ſelbſt übertroffen. Die anderen Sträucher ſind längſt
verblüht, und er prangt und prangt. Es iſt wie ein glückſeliges
Lächeln, als wollte er ſagem: Siehſt du, ich hab es doch noch
geſchaffe!
Und an einen Knaben muß ich denken, der dem Strauche
gleicht, und ſein Vater gleicht mir in ſeiner anfänglichen Unge=
duld
, er will den Knaben zwingen, es um jeden Preis den begab=
teren
Jungen gleichzutun. Da hat das Kind manchmal harte
Zeit. Und der Vater will nicht das lernen, was mich der
Strauch ſo wunderſam lehrte: Gedduld und Liebe und Hoffnung
zu haben!
Wenn wir um uns blicken ins Lebem: Finden wir da nicht
ſo viel Aehnliches, ſo viel Ungeduld und Hoffnungsloſigkeit bei
der Kindererziehung, ſo viel Sucht, Unmögliches zu verlangen,
nicht viel Aehnliches in mancher Ehe, bei manchen Freundſchaf=
Möchten wir nicht vor lauter Ungeduld alles ins Treibhaus
bringen? Nur möglichſt raſch die Blüte und gleich hinterher die
des anderen an. Wollen wir nicht häufig ihm herriſch unſerem
Rhythmus aufzwingen! Sind wir nicht zu viel Deſpot? Mehr
Geduld, mehr gleichmäßige Liebe, mehr Hoffnungslicht! Und
nicht nachlaſſen in der Treue! Das Immer wieder! Immer
wieder! muß uns zu einem Gebetsworte werden, einem dauern=
den
Zuſpruche ans eigene Herz! Und dann: Wachstum unter
klarem, reinem Licht! Bewegte Luft und freies Sonnenwirken!
Höhe des Himmels, Natürlichkeit des Lebens!
Wachstum nach eigenem, gottgewolltem Geſetze!
Wir hätten weniger des Zerbrechens in Ehe und Freund=
ſchaft
, im Leben der Familie, eines Volkes, wenn das ein jeder
bedächte und zur rechten Zeit bedächte!
Die Willkür iſt eine der größten Feindinnen des Glücks
Sie keimt dort verhängnisvoll, wo Ungeduld und Hoff=
nungsloſigkeit
ihre Stätte haben!
Einſicht aber in die großen Geſetze des Lebens und jedes
herzige Entſchuldigung hat er ier bereit im Gegenſatz zum Seins, Ehrfurch vor ihnen, nur ihre Diener ſein, ihre Befreier
vielleicht, daß ſie frei und zum Segen wirken können, ihnen in
Liebe ſich einſchwingen, das allein fördert das Glück unſeres
Lebens und das unſerer Lieben und aller derer, denen wir ſonſt
zugeſellt ſind!
Du ſpät blühender Rhododendron, was für ein feiner Lehr=
ſchätzung
der Mitarbeiten heraus, die der Betreffende, wüßte meiſter du biſt! Und es ſind viele ſolcher ſtillen Helfer Gottes
und Lehrmeiſter in der Welt!

Mäxchen nichts. Er fühlte auch nicht die große Sorge, die der
Mutter Herz um das Leben des Vaders und um das Leben des
ſchwer verwundeten Bruders erfüllte.
Der große Krieg war zu Ende das deutſche Vaterland
blutete aus tauſend Wunden; an dem kranken Mäxchen ging
dies alles ſpurlos vorüber. Der Vater hatte ſich durch die
Kriegsſtrapazen ein Leiden zugezogen, aber der ſchwer verwun=
dete
Bruder war von ſeinen Wunden wie durch ein Wunder
geneſen. Aber zu aller Sorge um die Zukunft der Kinder
kam plötzlich die Nachricht ins Elternhaus, daß Mäxchen ſehr,
ſehr ſchwer erkrankt war. Die Eltern eilten an ſein Kranken=
lager
. Schwere, bange Stunden und Tage wurden durchlebt!
Gierig hatte der Tod ſeine mageren Krallen bereits nach
Mäxchen ausgeſtreckt! Die Aerzte hatten kaum noch Hoffnung,
Mäxchen am Leben zu erhalten; aber ſeine kräftige Natur half,
Mäxchen überwand die Krankheit und genaß.
Erleichtert traten die Eltern die Heimreiſe zu ihren geſun=
den
Kindern an, die nun alle erwachſen waren und eine Lebens=
ſtellung
erſtrebt und gefunden hatten.
Wieder waren einige Jahre verſtrichen, da rief ganz uner=
wartet
der Draht die Eltern an Mäxchens Bett. Noch einmal
zum letzten Male konnten ſie Mäxchen in die lieben blauen
Augen ſehen, noch einmal ſein weiches, hellblondes Haar ſtrei=
cheln
. Wenn des Lebens Uhr abgelaufen iſt, verſagt auch der
Aerzte Kunſt. An dem Tage, an welchem Mäxchen ſein einund=
zwanzigſtes
Lebensjahr vollendete, alſo an dem Tage, der für
den geſunden Menſchen als Tag der Erreichung der Volljährig=
keit
von ganz beſonderer Bedeutung iſt, ſchloß Mäxchen für
immer ſeine Augen.
Einundzwanzig Jahre; eine ſchöne Spanne Zeit, hier der
Leidensweg einer Mutter.
Zi.

[ ][  ][ ]

Soooche, de erſte Volksendſcheid hette mer ſoweit glicklich
hinner uns. 8 war halb ſo wild, als wie daß =es gemacht
hawwe, dann im erſte Aageblick hott’s ſo ausgeſähe, als ſollte
uer dodebei s Gruſele lärne.
No ich denk mir, wann mer ſo noch e paarmal volksentſchiede
hawwe, do wärrn mer uns mit de Zeit aach dodra gewehne
8 is alles nor, bis mers gewehnt is, hott ſäller Has geſagt,
wie’ſem des Fäll iwwer die Ohrn gezoge hawwe. No un die
Gewohnheit is jo bekanntlich ’s halwe Läwe; die anner Hälft
brauche mer dezu, uns die Gewohnheite widder abzugewehne.
Un ich maan, mir hette uns ſo in de letzte Johrn doch ſchun aller=
hand
a= und abgewehnt.
Freilich, ich kennt mir denke, daß, wann die Sach erſt emol
richdich um ſich greift, mit däre Volksentſcheiderei, ſodaß mer
ſchließlich jeden zwadde odder dritte Sunndag iwwer ärchend
äbbes volksentſcheide miſſe, daß ſich dann meechlicherweis die
Kreisemder eneihenke un verbiedes, odder gäwwe, wie bei de
Kärwe, bloß aamol im Johr die Erlaubnis dezu.
Froh bin ich awwer doch, daß die Abſtimmerei am Sunndag
for baade Daale, alſo for die Ja=Sager, wie for die Naa=Sager,
zur vollſten Zufriedenheit ausgefalle is, un daß ſe allebaad
uff ihr Koſte kumume ſin. Wenichſtens, wann wer ſe ſo heert, die
bollidiſche Andipode, do rächne ſe ſich allebaad de Sieg zu, be=
ziehungsweis
, die aane behaubte vun de annern, ſie hette ver=
lorn
was jo, bei Licht bedracht, uff aans erauskimmt. Sie ſin
alſo allebaad befriedricht, no un däß is bei=eme Volks=
entſcheid
ſchließlich die Haubtſach
Allerdings, meine maddemadiſche Kenntniſſe nooch, die wo
bekanntlich net weit her ſin, do hab ich bei däre Rächnerei eraus=
krickt
, daß ſe allebaad zu wenich hadde. Un wann de Schiller
Rächt hott, do kenne ſe außerdem uff däß Ergäbnis ſehr ſtolz ſei,
indem daß der emol ſo beilaifich bemärkt hott: Verſtand iſt ſtets
bei Wenichen nur gewäſen .."
Wann ſich’s awwer nor drum gedreht hott, däß Ergäbnis
feſtzuſtelle, ſo hedde ſe däß, nooch meiner A’ſicht, erheblich billi=
cher
hawwe kenne. Offegeſtanne, un grad eraus gefagt, ich hat
aach nooch däre Wahl widder ſo däß Gefiehl, als wenn mer uns
gäächeſeidich, wie immer, froge kennte. Ja warum hawwe mer
nu eichentlich die Krott gefräſſe ? Dann außer, daß mer ſich
da un dort e bische verhaage hott, wie däß nu emol bei mehr
odder wenicher feſtliche Geläächenheide beim Deitſche ſtets de
Fall is wie hott ſäller Bub geſagt? Ach, was war’s uff un=
ſere
Kärb ſo ſchee, un was hott mei Vadder ſei Schlee krickt
ſo hott ſich die Abſtimmerei doch wit=ere Gleichmiedichkeit
vollzoge, die wo ihresgleichen ſucht, un die wo zu de beſte Hoff=
nunge
berächdicht. Gottlob, des deitſche Volk is erheblich ver=
nimfdicher
, als wie’s uns die bollidiſche Ultras vun rechts un
links weißmache wolle.
Allerdings, aus de Wält is domit die unſeelich Färſtenabfin=
nerei
noch net, ſundern jetzt wärrn ſich die ſaumſeeliche Herrſchafte
im Reichsdag erſt recht ihr ſehr geſchätzte Härnkäſte a’ſtrenge miſſe;
un damit ſe mit ihre ewiche Rechthawerei weiders kaa greeßere
Unglicker mehr a’ſtelle kenne, mecht ich in aller Beſcheidenheit en
klaane Vorſchlag mache, damit’s endlich Ruh gibt, un damit die
Sach beſſer flutſcht. Nemlich wie weer’s wann mer ſe allmit=
nanner
, vun A bis Zädd, in ihrn Reichsdag eneiſpärrn dhet, deht
femtliche Ei= und Ausgeng zumauern, un gebt’en for ſex odder

acht Dag de neediche Brofiand mit nadierlich bloß Waſſer
und Brot, un dhet ſe ſolang mitnanner verhannele loſſe, bis ſe
ſich aanich weern . Im Nodfall kennt mer noch die
Dambheizung a’ſtelle. Was gilt die Wett, daß ſich die ſchneller
aanich weern, als wie mir’s uns in unſere kindliche Unſchuld
draame dhete loſſe.
Dohärngääche verſpräch ich mer vun dem zu gewärdichende
Redematſch (bidde den Matſch net mit Matſch zu verwäxele!)
gor nix. Ehnder ſchun vun=eme Box= odder Fußballmatſch, wie=en
dieſer Dag zum Beiſpiel 8 Landestheater mit=em Schborts=
verein
ausgefochte hott. Dann ich ſag mir, wann erſt emol de
Schbort endgildich ſich der Kunſt bemächdigt hott, ſodaß mer uffm
Stadion vollere Haiſer ſieht, wie im Theater un ſo, warum
ſoll die ſportliche Betädichung net aach im Ballamendarißmuß feſte
Fuß faſſe kenne? Däß weer doch emol was annerſter, als wie
die ewich Schwätzerei, wo ſich doch kaa vernimfdicher Menſch was
drunner vorſtelle kann. Wobei ich bemärke meecht, daß die Hand=
greiflichkeite
, wie ſe äwe im Ballamend ſo ieblich un an de
Dagesordnung ſin, nooch meiner A’ſicht nix mit=em richdichgehende
Schbort zu dhu hawwe. Dann daß däß Schbort weer, wann
aaner em annern uff’s Ohr heecht, däß wärd doch im Ernſt nie=
man
behaubte wolle.
Sundern was Schbort is, däß konnt mer bei dem Mieding
zwiſche de Theaterſoliſte un de Schbortsvereinzler emol ſähe. 8
ſollt mich gornet wunnern, wann de Legal nechſtens uff den Ge=
danke
kimmt, un ſteckt die ganz Gaucklerei am Theater uff, un
ziggt mit ſeine verſchiedene Liegamannſchafte uff die Schbortblätz.
Ich glaab, domit weer die Krieſiß in der Kunſt am Landes=
theader
am brobadſte iwwerwunde.
Annererſeits kann mer awwer aach die ſchbortliche Fähich=
keite
vun unſere Kinſtler kimfdich bei de verſchiedene Stickelcher,
wo ſich drinn gehaage wärd, brackdiſch ausnitze. So zum Beiſpiel
bei dem Kamf zwiſch’m Hunnding unm Siegmund in de Wall=
kiere‟
. Alſo wann die zwaa uff dem waggeliche Fälſe geſtanne
hawwe, un hawwe mit ihre Säwel in de Gäächend erum ge=
fuchtelt
, däß hott mich ſchun immer e bische gelächert, dann däß
ſieht aus, wie wann zwaa Rekrude 18 erſtemal mitnanner bajo=
näddiern
dhete, un mer ſieht’s en deitlich am Geſicht a.wie ſe
denke: dhu mer nix, ich dhu der aach nix. Die Such kreecht
doch e ganz anner Nas, un s Theater weer vun Schbortsleit ge=
ſchwabbelt
voll, wenn die zwaa altdeitſche Rammbaß en reechel=
rächte
Boxkambf mitnanner ufffiehrn dhete. Un dodebei mißt

dann der Hunnding dem Siegmund aa uff’s Aag päffern, daß=em
8 Feier rausſpritzt, was doch jedenfalls wirkungsvoller weer, als
bis de Wodan mit ſeim Bajonäddierſtäcke dezwiſche fehrt und leßt
zum Schluß ſei Spitz gliehe. Wos owwedrei noch net emol immer
funkzioniert; währendem bei ſo eme Volldräffer uffs Aag no
ich bin=derr ihne gut defor, der Siechmund mißt die Engel im
Himmel odder vielmehr die Wunſchmädcher in Wallhall peife
heein.
Aach verſpräch ich mer ſehr viel devo, wann kimfdich unſer
Owerſengerinne net bloß Kählkobb=Gymnaſtik dreiwe, ſundern
dieſälwiche aach uff die unere Exdremidhete ausdehne. Ich

hab mer ſage loſſe, beim nechſte Staffäddelaaf dhet aach die Frag
Maſſenborch und die Fraa Baumaaſter mitrenne. No do bin ich
doch emol geſpannt, ich glaab, do gibt’s allerhand zu ſähe. Nadier=
lich
, wann die Müller=Wärſching un die von=Kreibichſen mit=
leeft
, do miſſe die annern e paar hunnert Meder Vorgab kriefe,
dann die zwaa Oeſer, die wärfe die Baa bis in de Himmel un
ſchnicke mit de Abſätz die Stärn erunner. For ſehr empfählens=
wert
halt ichs aach, wann ſich des Roſeſteckelche orndlich uff die
Fußballerei ſchmeißt, damit aach ſei Baa die needich Gelenkich=
keit
krieje. Dann wann die modärne Kommboniſte ſo weider
mache mit däre verworjelte Kommboniererei, dann wärrn eme
Kabällmaaſter zum Dirreſchiern ſei zwaa Hend allaa net mehr
genieche, ſundern er muß aach noch die Fieß dezu nemme, damit

er jedem ſein Eiſatz gäwwe kann. No korz un gut, mir wärrn’s
jo ſähe, was bei däre Schbortsbetädichung for’s Theater noch
erauskimmt. For’s Erſchte wärrn zwar die Härrſchafte am
Theater emol die Flucht in die Einſamkeit ergreife, um befreit
vun Schminck und Kridick die kummende Hundsdääch ärchendwo
zu iwwernubbe. Währendem mir ſtaabgeborne Abbonende uns
an de heimiſche Gewäſſer erhole und giedlich dhu. Am große
Woog hott bereits ſei acht Dag de Badebedrieb mit volle Seechele
ei geſetzt, und driwwe im Familljebad uff de Inſel, do is widder
e Reinlichkeitsbedärfnis un e Sunnebaderei ausgebroche, die wo
wärklich Band an de Hoſe hott. Soweit mer bei dene Bade=
koſtieme
noch vun Band und Hoſe ſpräche kann.
In meine Jugend frieher, do hott’s als gehaaße: Aftlöcher
un Oberngucker an der Kaſſe. Däß is heit net mer needich,
mer kimmt for dreißig Fennich ausgiewich uff ſei Koſte; bloß
ſchee is manchmal annerſter. No die Geſchmäcker ſin verſchiede,
der ga geht gärn ins Theater un der anner ißt gärn Handkees.
Im Iwwriche hott unſer Stadtverwaltung dem wärkliche
Reinlichkeitsbedärfnis vun de Mannsleit im Schwimmbad
weitgehendſt Rächnung getrage. Die Brauſebäder ſin e ideal
Eirichtung: ſauwer, eifach und billich! Wem dreißich Fennich
noch zu viel ſin, kann Mondags enei geh, do koſt’s bloß fuff=
zeh
. Kennt me die ideal Eirichdung an de D. =Dage net aach
uns, vum ſchwächere Geſchlächt zugenglich mache. No 8 is jo
nor emol um e Frog zu dhu.
Bienche Bimmbernell.
Poſtſchkribbdumm. Alles ſchwäzzt vun Erhohlungsfehrie
un Summerfriſch, ich ſäh alſo net ei, warum ich meine tidulierte
un verehrlichte Läſerſchaft net aach e poor Dag Erhohlung
genne ſoll. Alſo, ich gäb däßwääche alle denjeniche, die wo Sunn=
dags
notgedrungener= un pflichtmeeßicherweis mei Bedrachdunge
läſe miſſe, dene gäb ich värrzeh Dag Fehrje, de Gehalt geht
weider. Es kann alſo vun mir aus jedes fahrn, wohie 18 will,
ich mach s aach ſo. Sollte mer uns awwer zufellicherweis in de
Stadt wo begäächne, beim Metzjer, Bäcker odder Spitzbuwerei=
händler
, dann dhun mer, als dhete mer uns net kenne . . . Un
wann die värrzeh Dag erum ſin, dann verzehle mer uns gääche=
ſeidich
, wo mer all gewäſe ſin, im Gebirch odder am Meer, im
Allgei odder Schwazzwald, korzum, iwwerall, wo 8 am deierſte
un vornehmſte gewäſe is. In dieſem Sinn: gude Erhohlung
allerſeids un uff frohes un geſundes Widderſähe!

Wochenende
Weekend, Wochenendserholung, heißt die Loſung, die immer
mehr auch in Europa Platz zu greifen beginnt. Ein jeder ſieht
ein, daß das haſtende, berufstätige Treiben, vor allem in der
Großſtadt, am Wochenende der Entſpannung bedarf, daß neue
Kraft zur Arbeit dadurch gewonnen werden muß, daß der
Samstag=Nachmittag und der Sonntag der völligen Ruhe und

Erholung möglichſt in der weiten Natur gehöre.
Nur für die Angeſtellten in offenen Verkaufsſtellen ſcheint
dieſer Gedankengang nicht richtig zu ſein, denn unbekümmert
um alle Weekend=Beſtrebungen arbeitet ein Teil der Laden=
beſitzer
daran, die Sonntagsarbeit wieder einzuführen oder zu
erweitern. Die angeführten wirtſchaftlichen Gründe für eine
ſolibe Forderung ſind jedoch nicht ſtichhaltig führt doch die Sonn=
tagsruhe
in Ladengeſchäften im weſentlichen nicht zu einem
Unterlaſſen des Kaufes, ſondern lediglich zur zwangsläufigen
Verſchiebung auf einen anderen Zeitpunkt. Was notwendig iſt,
wird eben zu anderer Zeit gekauft.
Die große Organiſation der weiblichen Handels= und Büro=
angeſtellten
hat daher gegenüber dem dem Reichstag vorliegen=
den
Antrag auf eine vierſtündige Sonntagsarbeit folgende Ent=
ſchließung
gefaßt:
Die am 25. April 1926 im Reichswirtſchaftsrat tagenden
Körperſchaften des VWA., Hauptausſchuß, Haupworſtand und
Beirat des Verbandes der weiblichen Handels= und Büroange=
ſtellten
, e. V., wenden ſich mit aller Entſchiedenheit gegen die
Verſuche, die Sonntasruhe zu beſeitigen. Sie bedauern, daß
durch die Fraktion der Wirtſchaftlichen Vereinigung dem Reichs=
tag
ein Geſetzentwurf zur Beſchlußfaſſung unterbreitet iſt, durch
den eine Sonntagsarbeit von vier Stunden zugelaſſen werden
ſoll.
Wenn von den Verfechtern der Sonntagsarbeit behauptet
wird, daß durch einen erweiterten Sonntagsverkauf eine Beſſe=
rung
der Wirtſchaftslage herbeigeführt werden kann, ſo wird
dabei überſehen, daß nicht das Offenhalten der Verkaufsſtellen
an den Sonntagen, ſondern allein die Hebung der Kaufkraft der
breiteſten Volksſchichten zu einer Belebung der Wirtſchaft führt.
Der Verband der weiblichen Handels= und Büroangeſtellten,
e. V., hat ſich ſchon ſeit 37 Jahren mit aller Kraft für die Her=
beiführung
der völligen Sonntagsruhe für alle Angeſtellten ein=
geſetzt
.
Aus geſundheitlichen, ſittlichen und religiöſen Gründen
haben die Angeſtellten einen berechtigten Anſpruch auf den
Sonntag, der frei iſt von aller Berufsarbeit.
Die im VWA. organiſierten weiblichen Angeſtellten erwarten
von der Volksvertretung, daß den Angeſtellten das Recht auf
den freien Sonntag nicht genommen wird, daß im Gegenteil
durch das neu zu ſchaffende Arbeitsſchutzgeſetz die völlige Sonn=
tagsruhe
gewährleiſtet wird.
Der VWA. richtet daher an den Reichstag das dringende
Erfuchen, den Antrag Petzold, Bormann und Genoſſen Nr. 1800
auf Einführung der Sonntagsarbeit abzulehnen

Praktiſche Winke
Moderne Reiſeſchals aus getragener Trikot=
unterkleidungzufertigen
. Iſt die letztere im Gebrauch
auch recht ausdauernd, ſo zwingt doch ſchließlich das Reißen einer
Maſchenreihe zu ihrer Ausſchaltung. Zunächſt ſteppt man dieſe
fein mit paſſendem Seidenfaden. Dann ſchneidet an den Schal
recht breit in der ganzen Länge des Rockes oder der Hemdhoſe
zu. Näht ihn erſt rechts, dann links zuſamanen, ſäumt ihn und
bindet dann ganz willfürlich kleinere und größere Stellen zu
kleinen Bäuſchchen mit feinem Bindfaden ab. Nun taucht man
den Schal in eine kräftige, heiße Löſung von Citocol in leuchten=
der
Farbe, ſpült in leichtem Eſſigwaſſer und entfernt die Fäden.
Will man ihn noch farbenfreudiger geſtalten, ſo bindet man nun=
mehr
die noch ungefärbten, vom Wickelfaden bedeckten Stellen
derart ab, daß dieſer nun auf gefärbte Stellen zu liegen konnmt.
Wieder wie oben in eine neue andersfarbige Citocollöſung ge=
taucht
, zeigt ſich nach dem Spülen und Auſwickeln der Schal ent=
zückend
modern gemuſtert, da außer der Grundfarbe und den
beiden neuen Farbtönen auch noch durch Decken des einen durch
den anderen neue reizvolle Schattierungen entſtanden ſind. L.
Das Auffriſchen verregneter Sommerhut=
garnituren
. Iſt ein verregneter Sommerhut dunkelfarbig,
ſo daß ihm etwa abfärbende Hutblumen keinen Schaden zufügen,
dann hängt man ihn mit der Kopföffnung nach oben, mit im
Innern kreuzweiſe angeſteckten Bändern freiſchwebend zum Trock=
nen
auf und zupft die verregneten naſſen Blumenblätter und
=blüten ſorgſam glatt, wobei man ſie möglichſt in ihre alte Form
bringt und ordnet. Bei hellfarbigen Strohhüten muß man durch
Unterlegen von Seidenpapier während des Trocknens verhüten,
daß die Form durch jene bunt geſprenkelt wird. Im Notfall
trenne man ſämtliche Blumen ab und laſſe ſie, möglichſt auf wei=
ßem
Papier aufgelegt und ebenfalls zurechtgezupft, trocknen. Bän=
der
, Spitzen uſw. werden nie durch einfaches Trocknen auf dem
Hute ihr altes Ausſehen wieder erlangen. Sie werden ebenfalls
am beſten noch naß oder feucht abgetrennt, gleichmäßig durch
Waſſer gezogen und auf eine Fenſterſcheibe oder Marmorplatte
glatt und faltenlos aufgeſtrichen, um ſie möglichſt ohne nachfol=
gendes
Bügeln wieder von neuem als Garnitur aufnähen zu
können.
Fliegenflecke auf dunkelpolierten Möbeln
verſchwinden, wenn man mit ſaftigen Zwiebelhälften die Flecke
wegreibt, um dann mit feuchtem Leder und zuletzt mit einem
weichen wollenen Lappen nachzupolieren.
Getränke ohne Eis ſtark abzukühlen. Um den
an heißen Tagen ſo erwünſchten kühlen Labetrunk zu erhalten,
ſollte man das Getränk in eine große Flaſche füllen, mit einer
alten Strumpflänge überziehen und damit auf einem Teller mit
kaltem Waſſer in Zugluft ſtellen. Durch die ſtete Verdunſtung
des Waſſers im vollgeſogenen Strumpf, wird der Flaſcheninhalt
ſtark abgefühlt.
Bei Verwendung einer großen Steingutflaſche oder =kruke
bleibt der Inhalt, einmal abgekühlt, auch im nur feuchten
Strumpfe ſchön kühl.

Der zeitgemäße Haushalt
Halbierte Eier mit Senfſoße. (Ein fleiſchloſes
Sommergericht.) Für jede Perſon rechnet man 2 Eier, die man
hartgekocht ſchält und halbiert.
Nun bereitet man ſich von 2 Eßlöffel Maugarine, Fett oder
Oel, ſowie drei Eßlöffel Mehl eine dunkle Mehlſchwitze, die man
mit einem halben Liter Fleiſchbrühe auffüllt, in der man zuvor
2 Eßlöffel Welfenſenf verquirlte. Schmeckt die Soße mit Salz,
Eſſig und Zucker pikant ſäuerlich=ſüß ab und macht ſie mit 1 Tee=
löffel
friſcher Butter pikant. In flacher Schüſſel werden die Eier=
hälften
bergartig angerichtet, mit Peterſilie garniert und die
Soße neben Salz= oder Bratkartoffeln dazu gegeben.
Gebackene, umhüllte Kirſchen. Dazu eignen ſich
am beſten recht ſüße Schwarzkirſchen (ſogenannte Glas= oder
Herzkirſchen), die man entweder mit Stein oder kernlos einzeln
mit der Spicknadel in folgenden Ausbackteig taucht:
½ Liter Milch, oder halb ſüße Sahne; halb Milch, verquirlt
man mit 12 Eiern, 1 Meſſerſpitze Salz, 1 Teelöffel heißaufge=
löſten
Süßſtoff, 1 Likörgläschen voll Rum oder Arrak mit ſoviel
Mehl, daß ein dickflüſſiger Teig entſteht, unter den man noch
1 Meſſerſpitze doppeltkohlenſaures Natron quirlte. Die in dieſen
Teig getauchten Kirſchen bäckt man in ſiedend heißem Schmalz
goldbraun, worauf man ſie noch warm mit Puderzucker über=
ſtäubt
.
Speiſezettel.
Sonntag: Tomatenſuppe, Peterſilie m. Spargel u. Huhn.
Montag: Kirſchpfanne.
Dienstag: Halbierte Eier mit Senfſoße.
Mittwoch: Heidelbeerplinſen.
Donnerstag: Miſchzemüſe mit gebr. Leber.
Freitag: Fiſchauflauf mit Salat.
Samstag: Kalbsgekröſe mit Roſinenſoße und Semmel=
klößchen
.
Buchan zei gen
Quenzer Emma, Koch= und Haushaltungsbuch. Dritte ver=
mehrte
Auflage. 512 Seiten in Lex. 8 mit über 1598 Re=
zepten
und 49 Abb. Verlag von Ernſt Reinhardt in München.
Preis in feinem Leinenband 8. Mark.
Nicht nur ein Kochbuch, ſondern ein Haushaltungsbuch, das
der angehenden Hausfrau nicht nur ein Lehrbuch, ſondern auch
ein Nachſchlagewerk für alle Gelegenheiten ſein ſoll. Ein Flecken
auf einer wertvollen Decke, ein Kranäheitsfall, eine feſtliche Ge=
legenheit
, die Herrichtung eines nicht alltäglichen Gerichts
für alle dieſe Fälle iſt das Buch ein guter Beräter, der Jahr=
zehntelang
zur Stelle ſein wird. Der Schwerpunkt des Buches
liegt natürlich in der Küche. Daß von dem Buche ohne jede
öffentliche Anzeige, lediglich durch Empfehlungen von Schüle=
rinnen
der Haushaltungsſchulen des Schwäbiſchen Frauen=
vereins
zwei große Auflagen abgeſetzt wurden, beweiſt am beſten
den Wert des Buches und die alte Erfahrung, daß das Gute ſich
ſelbſt Bahn bricht. Die Küche nimmt beſonderen Bezug auf
ſüddeutſche Verhältniſſe, die Mengen gelten in der Regel für
4 bis 5 Perſonen.

[ ][  ][ ]

Nummer 126

Kaitt

Sonntag, 27. Jui

ScheſſNeueſte.

Amerika und der deutſche Stahltruſt
Zuſammenarbeit der franzöſiſchen Eiſenproduzenten
und der deutſchen Berginduſtrie.

Die Bildung eines großen, internationalen, europäiſchen Stahltruſts
wird in Waſhington mit Aufmerkſamkeit und Intereſſe verfolgt. Die
Finanzpreſſe ſteht einheitlich auf dem Standpunkt, daß mit der Verwirk=
lichung
der Idee ein großer Schritt auf dem Wege der wirtſchaftlichen
Stabiliſation Europas getan würde. Als Grundlage des Projektes ſieht
man die enge Zuſammenarbeit der franzöſiſchen Eiſenproduzenten und
der deutſchen Bergwerksbeſitzer an. Man weiſt bei dieſer Gelegenheit
darauf hin, daß ſich im Verlauf der letzten ſechs Jahre die Intereſſen in
zwei verſchiedenen Klaſſen gruppierten. Die eine Klaſſe ſtrebte eine
Entente zwiſchen den erwähnten Gruppen allein an, die andere ſuchte
den Anſchluß an belgiſche und europäiſche Intereſſenten. Da es im
Augenblick den Anſchein hat, als ob die letztere Gruppe mit einem An=
ſchluß
an Polen und Südrußland die Oberhand gewinnen würde, findet
das Projekt beſonders von derjenigen Seite Unterſtützung, die in Polen
ein logiſches Mitglied der Gruppe ſieht, weil Polen einen Teil der Ober=
ſchleſiſchen
Kohlenproduktion kontrolliert. Amerikaniſche Induſtriekreiſe
würden zweifellos die Bildung eines ſolchen Konzerns begrüßen, von
dem ſie hoffen, daß er ein großzügiges Kauf= und Verkaufsſyndikat bilden
und die Preisquotierung des europäiſchen Marktes einheitlich geſtalten
wird. Andererſeits gehen die Meinungen auseinander, welche Nation
in einer ſolchen Gruppe dominieren würde; man ſieht in Deutſchland
den Hauptproduzenten, doch wird betont, daß ſich Frankreich einer deut=
ſchen
Vorrangsſtellung niemals unterordnen würde.

im weiteren Verlaufe die Stimmung etwas nachgebend, da ziemlich viel
Material infolge des Wochenſchluſſes herauskam. Selbſt die ſtark favori=
ſierten
Montanwerte hatten darunter zu leiden; Gelſenkirchen z. B. ver=
loren
ſpäter faſt 3 Prozent ihres anfänglichen Gewinns. Auf dem J. G.=
Markt war das Geſchäft nicht ſehr groß, die Tendenz aber weiter feſt.
Auch die Banken konnten ihre Kursgewinne von geſtern abend gut be=
haupten
. Kommerzbank ſogar um weitere 2 Prozen: gebeſſert. Rütgers=
werke
, die nach ihrer ſtarken Aufwärtsbewegung geſtern abend ſchon
ſchwächer waren, konnten ſich auch heute nicht wieder befeſtigen. Auf
dem Markt der nur zu Einheitskurſen gehandelten Papiere der Induſtrie
war das private Publikum heute in verſtärktem Maße tätig, ſodaß es
faſt durchweg Kursbeſſerungen gab. Deutſche Renten konnten die geſtern
erzielten Kursgewinne behaupten. Dagegen blieben die ausländiſchen
Renten bei ſehr ſtillem Geſchäft vollkommen unverändert. Der Freiver=
kehr
zeigte keine weſentliche Veränderung in der Tendenz. Nur Brown
Boveri waren bisher wieder ſtark gefragt und weitere 5 Prozent höher
Becker Stahl 21, Benz 72, Brown Boveri 120, Entrepriſe 7, Growag 60,
Ufa 39 und Unterfranken 85,5. Kurz vor Schluß des offiziellen Verkehrs
ſetzte plötzlich eine neue ſtarke Aufwätrsbewegung ein. Angeblich ſind
von Berlin aus noch in letzter Minute zahlreiche Kauforders eingetrof=
fen
, ſodaß auf allen Gebieten die erſten Kurſe erreicht und teilweiſe noch
überſchritten werden konnten. Dies gilt beſonders für den Montan=
markt
, auf dem Gelſenkirchen wieder über den erſten Kurs hinaus zwei
Prozent gewann. Auch Rheinſtahl waren einige Prozent höher, während
die J.G.=Werte ſchließlich mit 246 einen neuen Höchſtkurs erreichten. Die
Börſe ſchloß außerordentlich feſt und zuverſichtlich. Tägliches Geld
4½ Prozent.

(inigung über die Ruſſenkredite

Berlin, den 26. Juni.
Wie wir heute von ſehr zuverläſſiger Seite erfuhren, haben
die ſeit Monaten ſchwebenden Verhandlungen über die Bedingungen für
die Finanzierung der ſeitens der öffentlichen Hand garantierten Indu=
ſtrielieferungen
nach der Sowjetunion nunmehr unter Vermittlung des
Reichswirtſchaftsminiſteriums zu einer Einigung geführt. Das Zuſtande=
kommen
dieſer Einigung wurde dadurch erleichtert, daß die deutſche Re=
gierung
dem Bankenkonſortium für einen Teil der Kredite Rediskontie=
rung
ermöglichte. Der nunmehr für die Finanzierung dieſer Art von
Geſchäften maßgebende Satz iſt: Jeweiliger Reichsbankdiskont zuzüglich
1 Prozent Zinſen und 1,9 Prozent Proviſion, insgeſamt alſo zurzeit 9,4
Prozent. Es kann damit gerechnet werden, daß von dem Bankenkonſor=
tium
für die Finanzierungen en bloc 120 bis 150 Millionen Reichsmark
zur Verfügung geſtellt werden. Die Finanzierung weiterer Lieferungen
wird ſeitens der Beteiligten betrieben. Nachdem dieſe grundſätzliche
Uebereinſtimmung erzielt iſt, werden die einzelnen Punkte in den nächſten
Tagen geregelt werden. Die Geſchäftsabſchhiſſe dürften nunmehr raſche=
ſtens
in Gang kommen.

Wirtſchaftliche Rundſchau.

Berliner Effektenbörſe.

Pom ſüddeutſchen Produktenmarkt.

Die noch unerledigte Zollfrage und die günſtigen Erntenachrichten
aus den Vereinigten Staaten und Kanada ließen eine feſtere Stimmung
in dieſer Woche nicht aufkommen. Die Meldung, Frankreich beabſichtige
in Erwartung eines ungünſtigen Ernteausfalles den Einfuhrzoll auf
Brotgetreide aufzuheben, blieb ebenſo einflußlos wie die Nachrichten
über eine zu erwartende ungünſtige Ernte in Ungarn und Italien. Die
großen Verſchiffungen von Argentinien trugen weiter zur Eindämmung
der Unternehmungsluſt bei. Gehandelt wurde Manitoba 1, ſchwim=
mend
, mit Fl. 16,65; II mit Fl. 16,30; III mit Fl. 15,85 fracht= und ver=
ſicherungsfrei
Notterdam=Antwerpen. Neue Ernte ſtellte ſich per Oktober=
November I, II, III auf Fl. 14,90; 14,50 bzw. 14,25 fracht= und verſiche=
rungsfrei
Rotterdam; Kanſas=Weizen neuer Ernte, per erſte Hälfte Juli=
Abladung, wurde mit Fl. 14,70, per Juli=Abladung mit Fl. 14,40 fracht=
und verſicherungsfrei Rotterdam, Auſtralweizen, fälliger Dampfer, mit
Fl. 17,10, transborde Antwerpen, Plataweizen, 76 Kg., Baril, mit Fl.
15,20 und ruſſiſcher Weizen Azima, mit Fl. 15,50 angeboten. Für in=
ländiſchen
Weizen fehlt es an Angebot. Inländiſcher Roggen ſchwächte
ſich leicht ab, im Wochenverlauf von 2222,25 auf RM. 21. Weſtern=
Noggen, in Rotterdam=Antwerpen eingetroffen, koſtete Fl. 11,05. Gerſten=
geſchäft
ohne Bedeutung. Inländiſche Braugerſte nicht angeboten, in=
ländiſche
Futtergerſte knapp, offeriert mit RM. 19,7521 (Vorwoche mit
19,5020,50). Däniſche Gerſte war mit Kr. 1919,50 fracht= und ver=
ſicherungsfrei
Rotterdam am Markte, auſtraliſche Chevaliergerſte mit 44
ſh. 3 d per 480 Ibſ. fracht= und verſicherungsfrei Mannheim. Inlands=
Hafer unverändert und kaum im Markte; Kanada Weſtern II, Ende Juni
ladebereit, Fl. 10,95, III Fl. 10,15; Kanada Feed I, Fl. 9,80, II Fl. 9,35
fracht= und verſicherungsfrei Rotterdam. Mais leicht befeſtigt. Saaten
unverändert; Futtermittel bei gleichbleibenden Preiſen wenig gehandelt.
Das Mehlgeſchäft blieb klein und verlief ſchleppend. Nach einem zu
Wochenbeginn unternommenen Verſuch, die Preiſe etwas höher zu hal=
ten
, gingen dieſe zuletzt wieder auf den Zuſtand zu Ende der Vorwoche
zurück. Die ſüddeutſchen Mühlen verlangten zuletzt für die 100 Kg.
mit Sack ab Mühle: Weizenmehl: Spezial Null, RM. 42,5043 ( Bor=
woche
RM. 42,7543, am Montag bis RM. 43,25). Weizenbrotmehl RM.
26,5032 (Vorwoche RM. 2631,50 am Montag RM. 26,5034), für
Roggenmehl je nach Ausmahlung, RM. 29,7534 (2931,50 Vorwoche,
am Montag RM. 3032,50). Argentiniſches Weizenmehl war mit RM.
36 angeboten, rheiniſches Brotmehl mit RM. 2832, norddeutſches Rog=
genmehl
mit RM. 29,7530,50, in höherer Ausmahlung zu RM. 30,75
bis 31,50. Auszugsmehl mit RM. 34,25. Prompte Kleie blieb vernach=
läſſigt
; Terminware wurde per Dezember zu RM. 9,25 gehandelt.

Berlin, 26. Juni.
An der heutigen Börſe lagen wieder verſchiedene Meldungen vor,
die geignet waren, die Stimmung gänzlich zu beeinfluſſen. Vor allem
erregte die bisher unbeſtätigt gebliebene Meldung, daß die Aktien der
Vereinigten Stahlwerke ſchon in allernächſter Zeit auf der Grundlage
eines Kurſes von 150 Prozent an der Börſe eingeführt werden ſollten,
großes Aufſehen. Auch die Meldung von einer Ermäßigung der Produk=
tionseinſchränkung
bei den Eiſenwerken regte die Kaufluſt in Montan=
werten
an. Da jedoch auf der anderen Seite bei den Anfangskurſen zum
Zwecke der Gewinwſicherungen große Verkaufsaufträge vorlagen, kam bei
den Anfangskurſen die feſte Haktung noch nicht in vollem Maße zum
Ausdruck. Nur Gelſenkirchen gewannen ſofort 6,5 Prozent. Nach Feſt=
ſetzung
der erſten Kurſe wurde das Geſchäft am Montanaktienmarkt
ſtürmiſch, vor allem in den Werten der Vereinigten Stahlwerke. Gelſen=
kirchen
gewannen in wenigen Minuten weitere 5 Prozent, Bochumer 3
Prozent. Von den übrigen Märkten ſind Schiffahrtswerte als beſonders
feſt zu verzeichnen, wo Kursſteigerungen bis zu 6 Prozent eintraten.
(Deutſch=Auſtralier) Kosmos gewannen 4 Prozent, Hapag 3,75, Lloyd
2,5 Prozent. Auch Bankaktien waren ſehr feſt und lebhaft. Diskonto
plus 2,5 Prozent, Darmſtädter 2,25 Prozent. Am Elektromarkt war da=
gegen
das Geſchäft ruhig, da ſich die Spekulation realiſierte. Nur Verg=
mann
waren hier noch ſehr feſt. Im übrigen ſind zu nennen: Deutſche
Erdöl und die Werte des Bier=Sprit=Konzerns. Auch in Kriegsanleihen,
die beerits geſtern etwas lebhafter gehandelt waren, nahm das Geſchäft
wieder zu, 0,425. Der nahende Ultimo macht ſich am Geldmarkt noch in
keiner Weiſe bemerkbar. Tägliches Geld notiert unverändert 3 255
Prozent. Lateiniſche Valuten wieder etwas ſchwächer. Im weiteren
Verlauf blieb die Börſe ſehr feſt. In erſter Linie für Montanwerte, die
Steigerungen bis zu 5 Prozent gegenüber den Anfangskurſen erzielten.
Von den übrigen Märkten traten Maſchinenaktien in den Vordergrund.
Weiter erheblich geſteigert waren auch Bankaktien, Darmſtädter Bank ge=
wannen
weitere 2 Prozent. Die Börſe ſchloß ſehr feſt und zu höchſten
Kurſen in Montan= und Bankaktien. Elektrizitätswerte auf leichte Reali=
ſationen
hin leicht abgeſchwächt. Nur einzelne Spezialwerte feſt.
An der Nachbörſe gingen die Kursſteigerungen teilweiſe noch weiter.

Eine internationale Warenhaus=Einkaufsgemeinſchaft. Zwiſchen der
in den Vereinigten Staaten eine führende Rolle ſpielenden American
Retailers Aſſociation und der Leonhard Tietz A.G. in Köln bzw. den
franzöſiſchen Magacins Réunis in Paris iſt laut Konfektionär eim
Abkommen geſchloſſen worden, durch das die europäiſchen und amerikani=
ſchen
Warenhauskonzerne die gegenſeitige Einkaufsvertre=
tung
übernehmen.

Berliner Produktenbericht vom 26. Juni. Die größere Abſchwächung
an den ausländiſchen Getreidemärkten blieb im Berliner Produktenge=
ſchäft
ohne nennenswerten Einfluß. Weizen und Roggen waren für ſo=
fort
greifbare Ware ziemlich behauptet, und zwar Noggen ſtärker als
Weizen. Auch Gerſte hat wenig Geſchäft. Für Hafer blieben die For=
derungen
unnachgiebig, ſodaß ſchon aus dieſem Grund große Abſchlüſſe
ſcheiterten. Mehl ſtill, aber preishaltend. Futterartikel ohne beachtens=
werte
Umſätze. Im Lieferungshandel eröffnete der Weizen bis 1,75 Mk.
niedriger für nahe Sichten. Herbſtmonate etwa 1,5 Mark unter letzten
Stand.
Frankfurter Effektenbörfe.
Frankfurt a. M., 26. Juni.
Trotz des Wochenſchluſſes verkehrte heute wieder die Börſe in feſter
Haltung. Namentlich beſtand großes Intereſſe für Montanwerte, für die
immer wieder die Tatſache anregend wirkt, daß die große Anleihe des
Stahlvereins wohl demnächſt perfekt werden dürfte. Beſonders gefragt
waren Gelſenkirchen, die gegen geſtern abend bis zur erſten Notiz einen
Kursgewinn von ziber 8 Prozent erzielen konnten. Auch Phönix, Bochu=
mer
, Deutſch=Luxemburger und Mannesmann erzielten Kursgewinne bis
zu 3 Prozent, während beſonders Rheinſtahl ſich kaum im Kurſe beſſerten.
Auf dem Elektromarkt beſtand merkwürdigerweiſe keine Kaufluſt, viel=
mehr
betätigte ſich auf dieſem Gebiete nur die einheimiſche Spekulation
mit Gewinnſicherungen und Ultimoglattſtellungen. Ueberhaupt wurde

Aſchaffb. Zellſtoff
Augsb.=Nürnb. Maſck
Bamag=Meguin
Berl. E. W. Vorzug.
Berlin. KarlsruheInd.
Braunkohlen=Brikett=
Bremer Vulkan
Bremer Wolle
Deutſch.=Atlant. Tel.
Deutſche Maſchinen
Deutſch.=Nied. Tel.
Deutſche Erdöl ...."
Deutſche Petroleum
Dt. Kaliwerke
Donnersmarckhütte.
Dynamit Nobel. . ..
Elektr. Lieferung. . .
F. G. Farben ....."
R. Friſter ......."
Gaggenau Vorz. ..
Gelſenk. Gußſtahl".
G. f. elektr. Untern.
Halle Maſchinen ...
Han. Maſch. Egeſt. .
Hanſa Dampſchf. ..

25. 6. 25 6 5 6. 26. 6. 103.5 110.5 Hemoor Zement 177. 86. 87.5 Hirſch Kupfer 1110. 110. 36.75 28.25 Höſch Eiſen 117. 120. Gohenlohe We 16.62 18.6 70. 73.25 Kahla Porzellan 85.75 85.25 130. 130. Lindes Eismaſch. 145. 150 49.5 50.25 Lingel Schuh 35. 36.5 113.5 115. Linke u. Hofm= 63. 6S.25 63.25 69.25 L. Loewe u. C. 1179. 179.75 89.25 93. . Lorenz 111.75 111. 13.25 13. Rdl. Kohle. 138. 140. 144.5 Nordd. Gummi. 98. Orenſtein. 92. 97. 130. 130.25 Rathgeber Wag 35.5 68.25 6 .25 Rombacher Hütten . 24.875 24.875 117.625 120. Roſitzer Zucker 64.5 65. 135. 133.5 Rütgerswerke 113.75 113. 240. 243. Sachſenwerk". 95. 46. 45. Sächſ. Gußſtahl. 73.25 73.25 52.5 53.5 Siemens Glas. 121. 123. 25.875 25. 625 Ver. Lauſitzer Glas.. 107. 106.75 162. 161. Volkſtedter Porzell. 38. 395 139. 141. Weſtf. E. Langendreer 58. 68. 69. Wittener Gußſtahl. 55.25 54.75 142. Wanderer=Werke. . . . 148.25 149.75

Biſchoff u. Henſel A.=G. in Mannheim. Die heutige o. H.=V. geneh=
migte
die Bilanz und Gewinn= und Verluſtrechnung für das Geſchäfts=
jahr
1925. Das Geſchäftsjahr ſchließt mit einem Reingewinn von 12 333
RM. zuzüglich 690 RM. Gewinnvortrag aus 1924. Aus dieſem Rein=
gewinn
wird bekanntlich ein Betrag von 1900 RM. dem Reſervefonds
überwieſen. Der verbleibende Reſt wird vorgetragen. Eine Dividende
gelangt alſo nicht zur Verteilung. Dem Vorſtand und Aufſichtsrat
wurde mit Ausnahme des Direktors Rixecker wegen noch ungeklärter
Auseinanderſetzungen Entlaſtung erteilt. Neu hinzu gewählt wurde in
den Aufſichtsrat Herr Otto Hoffmann.
Frankfurter Boden=A.G., Frankfurt a. M. Die Verwaltung teilt
mit: Der vor einem Gläubiger geſtellte Konkursantrag iſt von dem
Gläubiger wenige Tage darauf wieder zurückgenommen worden. Ein
Konkursgrund lag überhaupt nicht vor. Der A.R. hat in der Sitzung
vom 18. d. M. den ſeitherigen Vorſtand, die Herren A. Bornſtein und
Harry Hampe, letzteren auf eigenen Wunſch, mit ſofortiger Wirkung ab=
berufen
und an deren Stelle Herrn Hans Heidelberg beſtellt.
Providentia, Frankfurter Verſ.=Geſ. in Frankfurt a. M. Die Gene=
ralverſammlung
der Providentia, Frankfurter Verſ.=Geſ. in Frankfurt
a. M. und Deutſcher Phönix, Verſ.=A. G., genehmigten einſtimmig die
Fuſionsvorſchläge mit der Allianz, Verſ.=A.G. in Berlin. Eine Divi=
dende
kommt bei den geringen Gewinnen der Geſellſchaften (je 20000
Reichsmark) nicht zu Verteilung.
Porzellanfabrik Fraureuth A. G. in Fraureuth. Die Geſellſ haft, über
die bekanntlich vor kurzem der Konkurs verhängt wurde, beruft jetzt auf
den 10. Juli d. Js. ihre o. H.V. ein, in der neben den Regularien für
1925 auch die Einziehung der nom. 36 800 Rmk. Vorzugsaktien und ge=
gebenenf
ils die Auflöſung des Unternehmens genehmigt werden ſoll.
Das Betriebskapital der Sparkafſen Ende 1925. Nach der vom Deut=
ſchen
Sparkaſſen= und Giro=Verband veranſtalteten Statiſtik beliefen ſich
Ende 1925 bei den deutſchen Sparkaſſen die Spareinlagen auf 3 588 643
Konten auf 1,57 Milliarden Rmk. Das Durchſchnittsguthaben beträgt
438,5 Rmk. gegenüber 909,3 Rmk. im Jahre 1913: ſomit würde heute
jeder 17. Deutſche (1913 jeder dritte) ein Sparkonto unterhalten. Im
Giroverkehr betragen ohne die ſächſiſchen Girokaſſen die Einlagen 837,6
Millionen Rmk., die Zahl der Konteninhaber 844 214, und der Durch=
ſchnittsbetrag
des Guthabens 992,2 Rmk. Insgeſamt zählen die Spar=
kaſſen
4 432857 Kunden, wovon 81,5 Prozent auf den Sparverkehr und
18,5 Prozent auf den Giroverkehr entfallen. Der Anteil der öffentlichen
Gelder am Betriebskapital der Sparkaſſen beträgt 223,5 Millionen Rmk.
oder 9,2 Prozent des Einlagenbeſtandes. Dabei iſt aber zu berückſichtigen,
daß in dieſer Summe 42,8 Millionen Rmk. auf Guthaben der eigenen
Kommunalbetriebe und 52,1 Millionen Rmk. auf Konten=Guthaben von
Finanzämtern und Steuerkaſſen entfallen.. Die Sparkaſſen verfügen über
158,03 Mill. Rmk. Rücklagen, die allerdings zum größten Teil als Auf=
wertungsrücklage
reſerviert bleiben wüiſſen.

Deviſenmarkt.

Amſterdam=R.
Buenos-Aires.
Brüſſel=Antw.
Sslo ..
Kopenhagen.
Stockholm. .
Helſingfors ..
Italien ...
London..."
New=York. ..
Paris.. . . . ."
Schweiz".
Spanien

25. 6.
Geln / Brie
168.53163.9=

1639
23
93331 92.7
M1Z
12.61
10.536
15 73
29 41:
4.195/ 7. 205
123
81.11
e6.32

1.633
12.3
111.4
112.8:
10.59
15.52
20.46
12.7
81.33
53.50

26. 6.
Geld /Brief
1.669 1 813/Brag

1208
92 23
111.25
19.55
15.32

112.53/112.87Bulgarien.

58 51/158 93/ Wien D.=Oſt. ab
12 10/Budapeſt. .
92 75/Fapan ..
171.5½Rio de Janeire
11.59/ Belgrad .
15 331Konſtantinopel
20.714 20.46 ¼Liſſabon
195/ 4.30:Danzig .....
12i9 1213Athen ..
31.38 Kanada ....
67 73Urnguan.

25. 6.
Geld / Brie
53. 35 39.50
12.42212.46
5.35 5.8
1.956 1.95
0.633 1 67
3 022 3.03
7.725 7.44;
2.21 2.2
2i.375/21.72
31.05/ 81.2/1 81 05
729
17
L215 725

28. 8.

Gelo

59 33/ 59.50
12.422112.462
5.33 5.385

954
1.681

3.022
771
2.33
e1.375
5.2
720

Brief

12151 425

Der Bericht des franzöſiſchen Währungsfachverſtändigenkomitees, der
geheim gehalten werden ſoll, enthält als wichtigſte Schlußfolgerungen,
daß das franko=amerikaniſche Schuldenabkommen ſchleunigſt zu ratifizie=
ren
iſt. Die Sachverſtändigen halten die Ratifikation für die erſte und
wichtigſte Maßnahme, weil ſie die Vorausſetzung für die Aufnahme einer
Dollaranleihe in Amerika bildet und erſt damit die Möglichkeit zur Stabi=
liſierung
des Franken gegeben wird. Die Stabiliſierung ſoll zu einem
Pfundkurs zwiſchen 160 und 180 Fr. durchgeführt werden. Der Präſident
des Sachverſtändigenkomitees, Sergent, hat dem Finanzminiſter geſtern
die Empfehlung des Komitees unterbreitet. Caillaux ſcheint jedoch die
Ratifizierung des franko=amerikaniſchen Abkommens ohne eine Siche=
rungs
= und Transferklauſel dem Parlament vorläufig nicht vorſchlagen
zu wollen. So war das Ergebnis der erſten Konferenz zwiſchen dem
franzöſiſchen Finanzminiſter und den Sachverſtändigen die Feſtſtellung
tiefgehender Gegenſätze.
Rückgabe des Stickſtoffwerkes Chorzow. Wie das B. T. erfährt,
wird die Reichsregierung bei der polniſchen Regierung in Warſchau einen
Schritt unternehmen, der eine Folge des Urteils des ſtändigen inter=
nationalen
Gerichtshofes im Haag iſt, das die Wegnahme des Stickſtoff=
werkes
Chorzow in Oſtoberſchleſien durch Polen für rechtsungültig er=
klärt
hat.

Grantfätter Karsöertat BoM Ao. Hänr 29a0.

Staatspapiere
a)Deutſche

2 Reichsanleihe
4½ Reichsanleihe
8½%0
o
Dollar=Schatzanw.
K.=Schatzanw. 23
K.=Schatzanw. 24
4½% IVundV R.
Schatz
4½%V1.-1X. .
4% D. Schutzgb.
Sparprämienanl.
49 Preuß. Konſ.
8½%
8%
42Baden alt
8½%
8% 1896
42 Bahern
812%

8-16% Heiſ. unt.
4%
3½%0
43 Württ. alte

4% Oſt. Goldr.
41/6% Silberr.
4% einh. R. (kon.)

0.42

0.40
0.45.

28

v) Sonſtige,
europäiſche

% Bos. E. B 191
40 L.Inv 1914
4½% 1898
4½% 1902
4%0

5% Bulg. Tabai

4½% Oſt. Staatsr.
v. 1913
224Oſt. Schat. 14

0.54C

0.40

0.36

17
0.35

40

0.33
0.38

7 Port. (Spz.) II

5% Rum. am. R.03
4½% Gold. 13
4½ am. konv.
% am.05

4¾ Türk. (Adm. /03
4½ (Bagd.)
4½ Bagd II
4% 1911 Boll.

4½% Ung. St. 1913
4½% St. 1914
Goldr.
4%
St. 10
4
Kronr.
38 Eiſt Tor.
Außereuro=
päiſche

5% Mex am. inn.
5% äuß. 99
4% Gold. 04
3% konſ. inn
4½% Frrigat. . .
5% Tamaulipas

0.38

Sachwert= Schuld=
verſchreibungen

Mit Zinsberech=
nung

6% Doll. Gold. 1932
90 0.1935
6%
%0 Frk.=Hyp.=B.=
Goldpfdbr. R.1
8% Frrf. Hyp.=B1
Reihe 2
5%Frf. Pfandbr. B
Gold Reihe 2
Em. 3

520 Neck. A G. Glb23/
8% Pfälz.=Hyp.=Bk.

11.7

5½

22
14.7
13

16
18.25
4.8

29.5

34
18
40.4

98

98.5
98.5
78
98.5

3% Rh.=Hyp. Gd. 24
59 Rhein=Main=
Donau. Gold 23

Ohne Zins=
berechnung

6% Bd.=Bd.=Hz. 23
5% Bdw. Kohl. 23
50 Fr. Pf. Bk. G.
6% Großkr. Mannh.
Kohl. 23
6% Heid. Holzw. 23
6% Heſſ. Brk.=Rog.
23
Roggen . 23
825 Mannh. Stadt=
.. . . 23
Kohl
8 Offenb. Holz
50 Pfälziſche=Hpp.
Bt. Gld .... 24
5% Pr. Kaliw.
5 0 Pr. Roggenw.
5% Rh. H. B. G0. 24
5% Sächſ. Vrk. 23.
5% Roggenw. 23
5 % Südd Feſt=B G

Vorkriegs=Hyp.=B.
Pfandbriefe
Bayr. Vereinsb.
Bayr Handelsb.
Bahr. Hyp. u. Wechſ
Frrf. Hyp.=Bk.
Frrf. Pfandbr.=Bk
Hamb. Hyp.=Bk.
Meining Hyp=Bk.
Pfälz.Hyp.=Bk.
Preuß Pf br.=Bk
Rhein. Hyp.=B.
Südd. Bodenkr.
Württ. Hyp.=B...

97.5
7.75

16.5
2.06

Staatl. od. prov.
garantiert
Geſſ. L.=Hyp.=B.
Landeskr. Caſſel
Naſſau. Ldsb.

5.9
6.9

2.6
2.10

Obligationen v.
Transportanſt.
4% Eliſ.=Bahn ..
4½ Galiz. Carl=
Lud.=B.
5% Oſt. Südb. (9.)
2,6% Alte ..
2.6% Neue
4%Oſt. Staatsb. 83
3%Oſt. 1.b.8.E.
3%Oſt. 9. E.
3%Oſt 1885
3%Oſt. Erg. Netz
4% Rud. Silber..
4½ Rud. Salzkg.)
4½% Anat S.1
4½% Anat., S. II
4½% Anat., S.III
3 Salon. Monaſt.
5% Tehuantepec. .
4½%

Bank=Aktien

11.70
13.50
0
9.4
12.3
1).35
10.45
11.20
11.40

Allg. D.=Credit.
Bad. Bk.
Bt f. Brauind. . . . .
Barmer Bankv.
Bay. Hyp.Wchi
Berl. Handelsgeſ.
Comm.u Privatb.
Darmſt. u. Nat.=Bk
Deutſche Bant
D. Eff. u. Wchſ=Bk.
Hyp.=Bk. Mein
D. Vereins=Bk.
Disk.=Geſellſch.
Dresdener Bk... . .
Frankf. Bk. ....."

1.2:
6.5

6.55

18.55
5

6.55

16.50
15

23.75

145
100.*
24
171
121.7
162
148
94.5
110
84.2
142.25
125
100

Frrſi. Hyp.=Bk.
Frif. Pfdbr.=Bk...
Gotha Grundkr. Bk.
Metallbank.
Mitteld. Creditb.
Oſterr. Creditanſt.
Pfälz. Hyp.=Bk...
Reichsbank=Ant
Rhein. Creditbk. . .
Rhein=Hyp.=Bk.
Südd. Disc.=Geſ.
Wiener Bankverein

116
113
7.3

159
106
111
110
5.25

Bergwerks=Akt.
Berzelius
Bochum. Bergb. .
Buderus.
Dt. Luxemburg
Eſchw. Bergw...
Gelſenkirch. Bgw...
Harp Bergb..
Ilſe Bergb.
Genußſchein.
Kali=Aſchersleb. . .
Kali Salzdetfurt. .
Kali. Weſterregln
Rlöcknerwerke.
Mannesm.=Röhr.
Mansfelder ......
Oberbedarf
..
Obſchleſ. Eiſ. (Caro)
Otavi=Ant
Phönix=Bergb....
Rhein Braunk.
Rhein Stahlw.
Rombach. Hütte
A. Riebeck Montar
Tellus Bgb.
Ver Laurahütte

Induſtrie=Akt.

Eichbaum( Mannh.
Henninger .... . ..
Löwenbr.=München

45.5
132.5
78.5
134.5
135
153.2.
143
137.5
98
142.5

155
99
24
110.25
60
63
33
11-
1.
135.2)
253
132.5
73
33.2

Mainz. Aktienbr.
Schöfferhof (Bind.
Schwarz=Storchen
Werger

63
145
220

Akkum. Berlin.
Aoler & Oppenh.
Adlerw. (v. Kleyer)
A. E. G. Stamm.
6% A. E. G. Vig.4.
5% A. E. G. Vjg.B.
Amme Gieſecke
Aſchaff. Zellſtoff
Badenia (Weinh.
Bad. Maſch. Durl
Bad. Uhren, Furtw
Bamag=Meguin
Bayr. Spiegel
Beck & Henkel
Bergmann El. .. . .
Bing Metall.
Brem.=Beſigh=Hl
Cement Heidelb..
Cement Karlſtadt
Cement. Lothr.
Chem Albert. . . . .
Chem Brockh
Chem Milch ..
Daimler Motoren.
Dt Eiſenhandel.
Deutſche Ervöl
D. G. u. Silb. Scheid
Dingler Maſch
Dreso., Schnellpr
Dürrkopp
Dürr Ratingen
Dyckerhoff & W
Eiſenw Kaiſerst.
Eiſenw L. Meyer
El Lieferung
El. Licht: u. Kraft
Elſ. Bad Wolle.
Emag.
Email. ulrich
Enzinger Werke.

135

132,5

103.5

110

27.5
44.5
42.5
27.5
30
43.75
103.25
113

127.75
50
47
72

14
148
5.
05

40
41
4.5

145

0.28
35

Eßlinger Maſch:.
Ettlinger Svinn.
Faber Bleiſtift
Faber & S hleicher
Fahr, Pirmaſens
Farbenind. F. G.
Felten & Guilleau
Feinmech (Fetter
Feiſt. Sekt
Frankfurter Gas
Frankfurter Hof.
Frkf.=M Pok u. W.
Fuch3 Waggon.."
Beiling & Cie....
GHermania Linol..
Gelſenk. Gußſt. . . .
Goldſchmidt. Th.,
Gotha Waggon ...!
Greffenius
Gritzner, Maſch.. ..
Grün & Bilfinger.
Dafenmähle Frkf.
Hammerſen
Hanfw Füſſen ..
Hartm & Braun.
Heyligenſtaedt . .
Hilpert, Armatur.
Hindrichs=Aufferm.
Hirſch Kupfer ....!
Doch=Tiefbau".
Holzmann ..
Holzverk. Ind.
Hydrom Breslau
Fnag.
e
Funghans
Kaming Kaiſersl.
Karlsruher Maſch
Karſtadt R
Klein. S.h. & Becke
Knorr, Heilbronn
Konſerv. Braun
Krauß. Lokom. .
Lahmeher .. . . ..."
Zech Angsburg ..

188
83.25
34
37.5
68
43.5
95

23.5

49
157
27
8)
48

94.8
92.3

64
95
23.5
29.5
76
112
74.5
25.5
21
0.78
90
83.5
33
103.5
65
93
41
55
128
107.*

Lederw Rothe
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24

37.55
85.5
55.5
13

102.5
134.2-

120
32.5

45.5
85
114
86.5
42
29.5
55

93
112.5

113.75

59.5
49.
68.5
73
24
3)
33
50
43

122
173.25

83

Ver. d. Olfbr. Mann.
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Gummi. Bin.=Frkf.
Vinſel=Nürnberg.
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Zellſtoff Berl. ..
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Zuckerſ. Waghäuſel
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Zuckerf. Rheingau
Zukerf. Stuttgar

68.5

131.5
6S.25
42.75
96.75
33
102
118
153.5
732ſo
61-,
72.5
91
74
74.25

Transport= und
Zerſicherungs=Akt.

N. Dt. Ei enbahn. .
Dt. Eiſenb.=Geſ. .
El. Hochbahn Berl.
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Nordo. Lloyd.

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Darmſt. Werte

Bahnbedar
Dampft Rodberg
Helvetia Konſ. ..
Her. Lutz ..
Motorf. Darmſt
Hebr. Roeder ..
Venuleth & Ellenb.

78.25

152.5
146.75

95

88.5

[ ][  ][ ]

Seite 14

Sonntag, den 27. Juni 1926

Nummer 176

Geldbedarf und Kapitalserhöhungen deutſcher Aktiengeſellſchaften im
Mai 1926. Während im April d. J. von 52 Aktiengeſellſchaften der ver=
ſchiedenſten
Induſtriegruppen Anträge auf Kapitalerhöhung im Betrage
von 54 451 000 Rmk. geſtellt und Erhöhungen im Betrage von 52 921000
Rmk. tatſächlich durchgeführt wurden, ſchlugen im Mai 68 Geſellſchaften
Kapitalerhöhungen im Betrage von 50 064 000 Nmk. vor, von denen bis=
her
37 607 000 Rmk. beſchloſſen wurden. Die Führung haben auch im
Mai wieder die Geſellſchaften der Maſchinen= und Metallinduſtrie mit 17
(8) Geſellſchaften und 25 260 000 Rmk. beantragten Erhöhungen (6 495 000
Rmk.), von denen 17 200 000 Rmk. (6 335 00 Rmk.) bisher tatſächlich be=
ſchloſſen
ſind. Es folgen Geſellſchaften der Banken= und Verſicherungs=
Branchen mit 13 Anträgen in Höhe von 8 661 000 Rmk. (3 245 000 Rmk.)
und Erhöhungsbeſchlüſſen im Betrage von 5 928 000 Rmt. (2 706 000).
Von den Geſellſchaften der Gas= und Elektrizitäts=Induſtrie iſt im abge=
laufenen
Monat, nur ein Antrag (5) auf Erhöhung im Betrage von
40 000 (24 610 000) Rmk. geſtellt worden, von denen bisher 40 000 Rmk.
(24 610 000) beſchloſſen ſind. Kein Kapitalserhöhungsantrag lag im Mai
aus der Bergbauinduſtrie vor.
Stahl und Eiſen Englands aus dem Welt=Wettbewerb ausgeſchieden.
Der Sekretär der Eiſen=Stahlbörſe Londons ſchrieb in ſeinem Wochen=
bericht
: Die Eiſen= und Stahlinduſtrien Britanniens haben infolge des
Mangels an Heizmaterial durch den Kohlenarbeiterſtreik ſo gut wie auf=
gehört
, Wettbewerber auf den Weltmärkten zu ſein. Es wird berichtet,
daß britiſche Schiffsbauer mit kontinentalen Werken Lieferungen von
20000 Tonnen abgeſchloſſen haben, da ſie nicht imſtande waren, britiſches
Material zu erlangen.
American Brown Boveri Electrie Co. Wie jetzt bekannt wird, be=
trägt
der jüngſt erteilte Auftrag der Ediſon Co. an die oben genannte
Geſellſchaft, die Lieferung eines Turbo=Generators von 160 000 K.W.,
welcher der größte, in der Welt vorhandene Turbo=Generator ſein wird,
einen Wert von 1 800 000 Dollars.
75 Millionen Dollar durch verbeſſerte Verpackung erſpart. Unter
dieſer Ueberſchrift teilt eine amerikaniſche Zeitung mit, daß nach Be=
richten
des Präſidenten der Chicago u. Northweſtern Railway im Jahre
1925 die Verluſte durch ungeeignete Verpackung 39 Millionen Dollar aus=
machten
, während die entſprechende Zahl im Jahre 1920 mehr als 125
Millionen betrug. Aus dieſer Gegenüberſtellung iſt die Bedeutung einer
ſachgemäßen Verpackung für die geſamte Volkswirtſchaft deutlich er=
kennbar
.
Viehmärkte.
Berliner Viehmarkt vom 26. Juni. Auftrieb: Rinder 2084, darunter
488 Bullen, 333 Ochſen, 1263 Kühe und Färſen, 1300 Kälber, 10 050
Schafe, 6663 Schweine, 17 Ziegen. Preiſe: Ochſen Klaſſe a) 5863; b)
5256: c) 4650; d) 4045; Bullen a) 5456; b) 5052; c) 4548;
Kühe und Färſen: a) 5460; b) 4249: c) 3240; d) 2530; e) 21 bis
2; Freſſer 3743; Kälber a) : b) 6772: c) 5865: d) 5055; e
4247; Stallmaſtſchafe a) 5761; b) 4452: c) 2838; Schweine a) ;
b) 7980; c) 7879; d) 7677: e) 7375: k) Säue 7072; Ziegen
2025. Marktverlauf: Bei Rindern und Schafen ruhig, bei Kälbern
und Schweinen ziemlich glatt.

* Vom ſüddeutſchen Holzmarkt.
Von unſerem Sonderberichterſtatter.
Die Abſatzverhältniſſe auf dem ſüddeutſchen Nadelſtammholzmarkt er=
fuhren
auch in der zweiten Junidekade eine weitere Verſchlechterung in=
folge
der allgemeinen Abſatzſchwierigkeiten, und wurden neuerdings durch
eine Steigerung der Rundholz= und Schnittwareneinfuhr aus dem be=
nachbarten
Oſten erſchwert. Dieſe Verhältniſſe ließen auch fürſorglicher=
weiſe
den Waldbeſitz das Angebot eindämmen, um einem weiteren Ab=
bröckeln
der Rundholzpreiſe vorzubeugen. Daß dieſer Zweck aber nicht
erreicht wurde, beweiſen alle Verkäufe der letzten Zeit und beträchtliche
unverkauft gebliebene Mengen in den Waldungen. Nun hat auch die
bayeriſche Staatsforſtverwaltung eine Ueberſicht über die Holzverkäufe
im Mai herausgegeben, aus der eine wiederum deutlich ſchwächere Ten=
denz
erkennbar iſt. Während im April in den bayeriſchen Forſten noch
109 245 Fm. an Fichten und Tannen verkauft wurden, ging die Verkaufs=
menge
im Monat Mai auf 55 058 Fm. zurück, während den Durchſchnitts=
preiſen
im April mit 103,9 Prozent im Monat Mai nur noch 98,6 Pro=
zent
der Landesgrundpreiſe an Erlös gegenüberſtanden. Das Intereſſe,
ſyweit es überhaupt vorhanden iſt, wendet ſich in der letzten Zeit in den
ſüddeutſchen Forſten mehr und mehr von den Starkhölzern ab und den
Bau= und Maſtenhölzern zu. In holzwirtſchaftlichen Kreiſen beſchäf=
tigt
man ſich neben dem Kreuzworträtſeln über die vermutliche Entwick=
lung
des Baumarktes beſonders mit den Handelsvertragsverhandlungen
mit Polen, Schweden, Oeſterreich und der Tſchechoſlowakei, ſowie dem
Problem der Eiſenbahntarifreform. Der ſüddeutſche Holzhandel fordert
hier insbeſondere einen Ausnahmetarif für Sendungen nach Frankreich,
der vor allem den Sendungen von Neparationsholz zugute kommen und
die Konkurrenzfähigkeit der deutſchen Sägeinduſtrie im franzöſiſchen
Wiederaufbaugebiet ſteigern ſoll. Von ausſchlaggebender Bedeutung
wird der Handelsvertrag mit Schweden ſein, in welchem der Schnittholz=
zöllſatz
von der Reichsregierung auf 1,25 Prozent des Zollſatzes von
1902, alſo 6 Mark je Kubikmeter feſtgeſetzt wurde. Dieſer Satz iſt auch
in den Verhandlungen mit Oeſterreich feſtgelegt worden und wird auch
den deutſch=tſchechiſchen Verhandlungen zugrunde gelegt.
Der Markt in ſüddeutſcher Schnittware wird immer uneinheitlicher,
was insbeſondere der Nachgiebigkeit kleinerer und mittlerer Sägewerke
zuzuſchreiben iſt. Es iſt daher auch kaum möglich, von regulären Markt=
preiſen
zu ſprechen. 16 12 5 bis 122 unſortierte ſägefallende Bretter,
faul= und bruchfrei, wurden ab oberbaheriſchen Verladeplätzen ſchon von
38 Mark an gehandelt, während ſich die Forderungen in der Regel über
40 Mark je Kubikmeter bewegten. Hobelfähige Bretter bayeriſcher Pro=
bennienz
wurden von 5255 Mark an je Kubikmeter offeriert. Infolge
des nur geringen Bedarfs des Baugewerbes blieb auch der Umſatz in
ſortierter Ware ſehr minimal. 16 12 512 ſortierte Ausſchußbretter
wurden bahnfrei Karlsruhe=Mannheim von 52 Mak an und X= Brette=
von
45 Mark an angeboten. Die Meinungen des ſüddeutſchen Großhan=
dels
gingen für die Preisgeſtaltung im rheiniſch=weſtfäliſchen Geſchäft
für 16 12 512 ſortierte Bretter, Ausſchuß, auf 5760 Mk., X=Ware

4750 Mk., gute‟ Ware 7579 Mk., reine und halbreine Ware 96100
Mk., 16: 12 1½ und 2 ſortierte Tannen= und Fichtendielen, Ausſchuß,
5963 Mk., X=Ware 4953 Mk., gute Ware 7882 Mk., und reine
und halbreine Ware 98102 Mk. je Kubikmeter, alles frei Mittelrhein.
ohne daß dieſe Preiſe eigentlich erreicht wurden. 21/22 Millimeter ſtarke
Hobelbretter ſtellten ſich je Kubikmeter auf 1,652,05 Mk. bahnfrei
Karlsruhe=Mannheim und Bauholz auf 5456 Mk. je Kubikmeter.
Amerikaniſche Kabelnachrichten.
* New York, 26. Juni. (Priv.=Tel.)
Weizen: Der heutige Markt begann in behaupteter Haltung. Später
wurde jedoch die Tendenz ſchwach auf Liquidationen und zunehmende
Vorräte für Winterweizen. Juli=Weizen gab weiter 1 C. nach. Spätere
Termine ſind ziemlich unverändert.
Mais: Die Tendenz geſtaltete ſich feſt auf Baiſſedeckungen und die
etwas gebeſſerte heimiſche Lokonachfrage. Auch waren die Ankünfte nicht
ſehr groß. Die Termine zeigen leichte Aufbeſſerungen.
Hafer: Der Markt zeigte eine etwas feſtere Haltung bei ruhigem
Geſchäftsverkehr.
Baumwolle: Anfangs war die Haltung behauptet auf Berichte über
das Auftreten des Baumwollwurms. Später trat indes eine Abſchwäch=
ung
ein auf private Saatenſtandsberichte und Berichte, daß die Inſekten=
ſchäden
nicht ſo groß ſeien, als allgemein verbreitet wird,
Kleine Wirtſchaftsnachrichten.
In der Duisburger Stadtverordnetenſitzung wurde der Vertrag der
Stadt Duisburg mit dem Preußiſchen Staat wegen der Umwandlung
der Duisburg=Ruhrorter Häfen in eine Aktiengeſellſchaft
angenommen.
Bei den zurzeit in Paris wegen Errichtung des Internatio=
nalen
Nöhrenſyndikats geführten Verhandlungen ſtehen die
Fragen der Organiſation und der Export=Preiſe im Mittelpunkt. Das
Syndikat, das ſeinen Sitz in Düſſeldorf erhalten ſoll, kann als zuſtande=
gekommen
angeſehen werden.
Die luxemburgiſche Regierung, führte durch Beſchluß
die neuen belgiſchen Zoll= und Akziſſengebühren in Luxemburg ein. Dieſe
Gebühren haben ſomit ab heute auch Gültigkeit für das Großherzogtum.
Die Vertreter des polniſchen Zuckerinduſtriellenverbandes ſind
nach London gereiſt, um mit dortigen Großbanken eine Anleihe zur
Finanzierung der polniſchen Zuckerkampagne abzuſchließen.
Laut Veröffentlichung im Wiener Bundesgeſetzblatt werden die
Zölle für rohe eiſerne Träger von 500 Millimeter Höhe und mehr,
ſowie für Bleche und Platten verſchiedener Art außer Kraft geſetzt.
Einer Kabelmeldung aus Mexiko zufolge erhielten deutſche Maſchinen=
fabriken
Lieferungsaufträge im Werte von ſieben Millionen
Peſas von mexikaniſchen Firmen.
Wie verlautet, ermäßigt Mexiko den Einfuhrzoll auf Auto=
material
um 50 Prozent.

Donnerstag, 8. Juli, vormittags
10 Uhr, werden auf unſerem Amtszim=
mer
, Ohlyſtr. 75, die fiskaliſchen Jagd=
bezirke
I und II Harras und Trieſch
und die ſtädtiſchen Jagdbezirke IV bis
VII Gehaborner Hoffeld, Pallaswieſe
Löcherfeld, Bürgertanne gemeinſam
verpachtet. Die Jagden werden zunäch
in zwei Bogen Trieſch=Hoffeld einer
ſeits, Harras, Bürgertanne, Pallaswieſe
Löcherfeld andererſeits ausgeboten
alsdann zuſammen in einem Bogen. Zu=
ſchlagserteilung
bleibt vorbehalten. Bo=
gen
I umfaßt 357 ha Wald und 302 ha
Feld; Bogen II 177 ha Wald und 142
(9385
ha Feld.
Auskunft durch das Forſtamt Darm=
ſtadt
.
Darmſtadt, den 23. Juni 1926.
Heſſiſches Forſtamt Darmſtadt.
J. V.: Bur

Geldverkehr

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Sonntag, den 27. Juni 1926
noch im vorigen Jahne ſind dem Gericht zwei ganz ſchwere Ver=
brecher
durch die Lappen gegangen, weil nun weil die Ge=
ſchworenen
den Indizienbeweis nicht als genügend anſahen.
Das hat nun Nr. 61 zu büßen.
Freilich! Der Präſident will ihn nicht begnadigen, weil es
dann ausſieht, als ſollten damit dem deutſchen Sport Kon=
zeſſionen
gemacht werden. So wirkt eins mit dem andenen zu=
ſamen
. Nr. 61 wird ein Opfer der augenblicklichen Zeitlage.

Herr Eſchler=Hochheim hatte eine Unſterredung mit dem
Reichspräſidenten, Freiherrn von Woksdorf, dem er ſeine Bitte
vortrug.
Der Präſident hörte mit unbeweglichen, kühlen Zügen den
Vortrag an, ohne ein einziges Mal zu unterbrechen.
Als Herr Eſchler=Hochheim mit den Worten: In Ihre
Hand, Herr Präſident, iſt es gegeben, ob einem unbeſcholtenen
Menſchen, den der Zufall in eine unglückliche Lage gebracht hat,
Gerechtigkeit wird ſchloß, ſtand der Präſident auf und ſchüttelte
den Kopf.
Sie gehen von einer irrigen Vorausſetzung aus. Ich habe
als Präſident, der die Zeichen der Zeit verſteht, den Fall ſehr
genau verfolgt. Denken Sie nicht, daß ich durch die perſönliche
Freundſchaft mit dem Herrn Kommerzienrat Michgel, dem unſere
Volkswirtſchaft unendlich viel verdandt, beeinflußt bin. Ich habe
mir das Reſerat des Herrn Juſtizminiſters angehört, habe
meinen Sekretär zu den Verhandlungen geſandt. Ich habe mich
wirklich intenſiv um den Fall gekümmert und mußte zu der
Ueberzeugung kommen, daß der Spruch des Gerichts ein gerechter
iſt. Das Gericht darf ſich gleich dem führenden Staatsmann durch
Aeußerlichkeiten nicht blenden laſſen. Ich habe das Tobesurteil
heute morgen unterzeichnet.
Da ſtand Eſchler=Hochheim auf. Hart und rückſichtslos
ſagte er:
Das können Sie mit gutem Gewiſſen nie verandworten.
In das Geſicht des Präſidenten ſtieg eine helle Röte, aber
er bezwang ſich.
Herr Eſchler=Hochheim, die harten Worte will ich der Sorge
um Ihre Pflegetochter zugute halten. Ich weiß von der Liebe,
die zwiſchen ihr und dem Verurteilten beſtand. Bedenlen Sie,
nur einem Menſchen, eben dem Verurteilten, iſt auf Grund eines
Indizienbeweiſes, der lückenlos iſt, ein Intereſſe an dem Tode
Erich Michaels nachgewieſen worden. Nur ihm. Er war zurzeit,
als der Mord geſchah, am Platze. Kann der Staat einen ſo be=
laſteten
Mann auf Grund ſolcher Indizienbeweiſe laufen
laſſen? Es geht nicht um die Perſon des Verurteilten, verſtehen
Sie mich richtig, es handelt ſich hier um die Unverletzbarkeit des

Seite 13

Rechts, um die Ungntaſtbarkeit der Staatsautorität. Wir können
doch nicht auf ſein Aeußeres, auf ſein ſympathiſches Weſen und
ſeine Fähigkeit als Sportsmann Nückſicht nehmen. Das Recht
darf nicht gebeugt werden.
Und doch wird es gebeugt, Herr Präſident, ſagte Eſchler=
Hochheim wuchtig. und ich werde mich der Gerichtsbarkeit
meines Vaterlandes nicht rühmen dürfen, ſolange ein unbeſchol=
tenes
Leben, wie es der Angeklagte geführt hat, nichts gilt und
ſolange das Gericht ſich nur bemüht, die Schuld zu finden und
alles vom Du=mmßt=ſchuldig=ſein=Stanpunkte beurteilt.
Sie gehen ſo weit, Herr Eſchler=Hochheim.
Nein. Der Angeklagde hat nichts geſtanden. Er hat keiner=
lei
Verſuche unternommen, auch nur das Geringſte zu ver=
ſchweigen
. Er hat es bei ſeiner großen Wahrheitsliebe nicht ver=
mocht
, auch nur die geringſte, falſche Ausſage zu tun. Den ge=
botenen
Rettungsanker wies er zurück. Dieſe Momente, die für
die Unſchuld eines Menſchen reden, ſind für den Staatsanwalt
raffinierte Tricks. Auf die unzähligen, glänzenden Zeugniſſe
hat er nur den Einwand: Der Angeblagte fühlt ſich durch ſeine
phänomenalen Leiſtungen als Genſe und damit außerhalb von
Gut und Böſe. Und die Geſchworenen haben das Schulbig ge=
ſprochen
. und Sie, Herr Präſident, haben es vermocht, das
Todesurteil zu unterſchreiben, obwohl der Angeklagte nichts ge=
ſtanden
hat.
Erregt hatte der Großinduſtrielle geſprochen. Seine Worte
waren auf den Reichspräſidenten nicht ohne Eindruck geblieben.
Der Eindruck wich aber ſofort wieder, als er zu einer Ent=
gegnung
anſetzte:
Herr Eſchler=Hochheim, ſoll ich Ihnen die Reihe der Mör=
der
, die ohne Geſtändnis ſtarben, mitteilen laſſen? Danach kön=
nen
wir uns im Intereſſe des Staates nicht richten. Eine Zeit
der ſchädlichen Milde iſt überſtanden. Gott ſei Dank beginnt
in unſerem deutſchen Staatsweſen ſich Zucht und Ordnung wie=
der
mehr zu zeigen. Der Verurteilte iſt ein großer Sportsmann,
ein genialer Läufer, der mit ſeinen Erfolgen gewiß mitgeholfen
hätte, daß Deutſchlands Namen mit Hochachtung bei den Völkern
genannt wird. Aber auch dieſer Umſtand darf uns nicht ver=
leiten
, einen Ausnahmefall zu ſchaffen. Bei aller Rückſicht auf
den deutſchen Sport.
Damit ſchloß die Unterredung.
Herr Eſchler=Hochheim fuhr unverzüglich zum Staatsſekretär
von Seelinger, der ihn herzlich willommen hieß. Mit großem
Intereſſe hörte der Staatsſekretär die Erzählung des Großindu=
ſtriellen
an.
(Fortſetzung folgt.)

Nummer 176

äder Wichael
O
HEM
A.
Undesen-BectAsschurs Bußch VeRLd8 BSId8 Heisreß werdd

(Nachdruck verboten)

Es geht doch um dein Leben, ſagte er oft zu ſich, aber in
ihm blieb alles ruhig. Er wußte nicht, war es Gleichgültigkeit
oder Sorgloſigkeit, Glauben daran, daß doch noch alles gut werde.
Nur an Hanna durfte er nicht denken.
Wenn er ſie vor ſich ſah, wie ſie an dem Gerichtsdage vor der
Angeklagtenſchranke zuſammengebrochen war, empfand er maß=
loſe
Qual.
Wenn ein Brief von Hanna kam, dann hätte er ihn am
liebſten ungeöffnet verbrannt. Denn aus den Zeilen brach ein
furchtbarer Jammer.
Direktor Holtamer mußte Frau Eſchler=Hochheim bitten, auf
Hanna einzuwirken, damit ſie nicht ſo oft ſchreibe.
Klaus liebte Hanna mit aller Kraft ſeiner Seele und wehrte
ſich dagegen, die Kraft zu verlienen, um ſiegreich bis zum Ende,
und ſei es zum bitteren Ende, ſtark zu ſein.
Auf Werners Briefe wartete er voll Sehnen, beſonders, ſeit
er erfahren hatte, daß der Bruder ſich vom Schickſal nicht beugen
ließ, daß er ſich mühte, Weltmeiſter im Kurzſtreckenlauf zu werden.
Er fühlte inſtinktiv, daß des Bruders Kampf ein Kämpfen
um ſein Leben war.
Die Klappe an der Türe klirrte.
Der Oberaufſeher war es, der ſeiner Inſpektionspflicht nach=
kam
und die Zelle überblickte.
Der ihn begleitende Aufſeher Schwarze ſah ihn fragend an. Der
Oberaufſeher ſchlug ihm auf die Schulter. Schwarze, das ſage
ich dir, an Nr. 61 werden wir denben. Wenn der tatſächlich hin=
gerichtet
wird, dann geht erſtens unſer Direktor Holtamer und
ich wahrſcheinlich auch. Unſere Arbeit iſt wahrlich nicht danach,
daß wir Freude an ihr haben, und das möchte ich nicht noch mal
erleben, daß einer wie Nr. 61 hingerichtet wird.
Schwarze nickte und bewerkte nachdenklich: Ich kann mir
nicht erklären, daß ſie ihn erſt nach Sinsheim geſchickt haben, für
die paar Monate.
Ja, die Herren haben ſchon ihre Gründe.
Vielleicht begnadigen ſie ihn doch noch.
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Juſtiz hat im letzten Jahrzehnt eine zu große Milde gezeigt und

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Sonntag, den 22. Juni 1926

Nummer 176

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das Gefolge des Kalifen und das Gefolge
Rezigs, Sklaven, Tänzerinnen,
Janitſcharenmuſiker, Wachen, See=
räuber
, Gefolge Karls des Großen.

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