Darmstädter Tagblatt 1926


18. Juni 1926

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Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
Wöchentliche illuftrierte Beilage: Die Gegenwart, Tagesſpiegel in Bild und Wort
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Nummer 167
Freitag, den 18. Juni 1926.
189. Jahrgang

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ſede Verpſlichtung auf Erfüllung der Anzeigen=
aufträge
und Teiſtung von Schadenerſatz. Bei
Konkurs oder gerichtlicher Beltreibung fällt ſeder
Nabatt weg. Bankkonto: Deuiſche Bank und Darme
ſädter 8. Naiſorabant.

Durger, verteloigt vag Aiomieigenni.

Aufruf an das heſſiſche Volk!
Enthaltet Euch der Abſtimmung! Vereitelt
den ſozialiſtiſch=kommuniſtiſchen Raubzug.
Die Fraktionen des Heſſiſchen Landbundes,
ber Deutſchen Volkspartei, der Deutſchnatio=
nalen
Volkspartei des Heſſiſchen Landtags
erlaſſen folgenden Aufruf an das heſſiſche Volk:
Am kommenden Sonntag ſoll das heſſiſche Volk über den
ſozialiſtiſch=kommuniſtiſchen Antrag auf entſchädigungsloſe Ent=
eignung
des geſamten beweglichen und unbeweglichen Eigentums
der ehemaligen deutſchen Fürſten, alſo auch desfrüheren
Großherzogs von Heſſen, entſcheiden. Der Antrag iſt
ein vollendeter Raub und glatter Rechtsbruch. Er eröffnet
den ſozialiſtiſch=kommuniſtiſchen Generalangriff
gegen das Privateigentum überhaupt und bedeutet,
wenn er eine Mehrheit finden ſollte, den Beginn der Bolſchewi=
ſierung
Deutſchlands, wie ſie von Moskau aus befohlen wird. Er
will unbeſtrittenes und unbezweifeltes Privateigentum rauben,
und alle Hinweiſe ſeiner Urheber auf die Aufwertungsfrage ſind
als ſchamloſer Volksbetrug zu kennzeichnen. Denn bei dem An=
trag
handelt es ſich nicht um Aufwertung, ſondern um reſt=
loſe
Eigentumsberaubung Wehrloſer.
In Bezug auf die Aufwertung ihres Privateigentums ſollen
die Fürſten nach unſerem Willen nicht beſſer geſtellt werden, als
die anderen deutſchen Staatsbürger. Im übrigen haben die Für=
ſtenhäuſer
durch die Inflation ihr in Wertpapieren angelegtes
Kapitalvermögen genau ſo unwiederbringlich verloren, wie die
anderen Inflationsopfer.
Wer auf dem Boden des Rechtsſtaates ſteht und das Pri=
vateigentum
als Grundlage unſerer Kultur an=
ſieht
, muß ſich dem ſozialiſtiſch=kommuniſtiſchen Beſtreben auf das
entſchiedenſte widerſetzen. Das geſchieht dadurch, daß keiner un=
ſerer
Anhänger am Raubzug des kommenden Sonn=
tags
teilnimmt. Wir fordern alle unſere Wähler auf, am
Sonntag, den 20. Juni, ſich der Abſtimmung zu
enthalten.
Die Fraktion des Heſſiſchen Landbundes:
Dr. von Helmolt, Fraktionsvorſitzender, Dr. Dehlinger, Fenchel,
Glaſer, Joſt, Dr. Leuchtgens, Dr. Moebus, D. Müller, Wolf.
Die Fraktion der Deutſchen Volkspartei: Dingel=
dey
, Fraktionsvorſitzender, Birnbaum, Haury, Heyl, Dr. Keller,
Dr. Niepoth, Scholz, Schott. Die Fraktionder Deutſch=
nationalen
Volkspartei: Dr. Werner, Fraktionsvor=
ſitzender
, Böhm, D. Dr. Diehl, Heraeus, Kindt.
Der Reichskanzler zum Volksentſcheid. Was
will der Geſetzentwurf der Reichsregierung?
Ein Preſſevertreter hatte Gelegenheit, dem Reichskanzler
Dr. Marx einige mit der Volksabſtimmung am Sonntag zu=
ſammenhängende
Fragen vorzulegen, insbeſondere wie ſich
die Reichsregierung zur Enteignung der Für=
ſtenvermögen
ſtellt und wie ſie ſich die Löſung der Frage
der Auseinanderſetzung der Länder mit den ehemals regieren=
den
Fürſtenhäuſern denkt. Die Unterredung nahm folgenden
Verlauf:
Frage: Wie iſt die Stellung der Reichsregierung zu dem
am Sonntag zur Volksabſtimmung gelangenden Geſetzentwurf?
Antwort: Der von der Sozialdemokratiſchen Pareti, der
Kommuniſtiſchen Partei und dem Volksentſcheidsausſchuß betrie=
bene
Geſetzentwurf ſieht die entſchädigungsloſe Enteignung der
geſamten Vermögen der ehemals regierenden Fürſtenhäuſer vor,
ohne Uinterſchied, ob dieſe Vermögen auf Grund der früheren
ſtaatsrechtlichen Stellung der Fürſten oder auf Grund privat=
rechtlicher
Vorgänge erworben iſt. Eine ſolche völlige
Enteignung kann die Regierung nicht billigen,
wie ſie ſchon bei der Einbringung des Entwurfs im Reichstag
zum Ausdruck gebracht hat. Eine entſchädigungsloſe
Enteignung des Geſamtvermögens beſtimmter Staatsbürger
in der im Entwurf vorgeſehenen Art und Weiſe widerſpricht
den Grundſätzen, die in einem Rechtsſtaat die
Grundlage für jeden Geſetzgebungsakt zu bil=
den
haben. Die großen Veränderungen, die in politiſcher,
ſtaatsrechtlicher und wirtſchaftlicher Beziehung nach der Staats=
umwälzung
eingetreten ſind, können gewiß die vermögensrecht=
lichen
Beziehungen zwiſchen den Ländern und den ehemals regie=
renden
Fürſtenhäuſern nicht unberührt laſſen, indeſſen müſſen
nach der verfaſſungsändernden Ueberwindung der Revolution
die Grundlagen, des Rechtsſtaates unverſehrt
bleiben. Zu dieſen gehören: Rechtsgleichheit aller
Staatsbürger und Unantaſtbarkeit des Privat=
eigentums
. Mit dieſen oberſten Geboten des Rechtsſtaates
iſt die in dem jetzt zur Abſtimmung gelangenden Geſetzentwurf
vorgeſehene entſchädigungsloſe Enteignung nicht vereinbar.
Frage: Wenn die Reichsregierung dieſen Geſetzentwurf
ſomit ablehnt wie denkt ſie ſich dann die Auseinanderſetzung
zwiſchen den deutſchen Länder und den ehemals regierenden
Fürſtenhäuſern?
Antwort: Die Reichsregierung hält eine geſetzliche
Regelung für erforderlich. Sie hat daher ihrerſeits dem

Reichstag einen anderen Geſetzentwurf vorgelegt und iſt ent=
ſchloſſen
, mit allen Mitteln auf die Verabſchiedung dieſes Geſetz=
entwurfs
zu drängen. Der Grundgedanke dieſes, übrigens vom
Reichsrat (der Vertretung der deutſchen Länder) mit großer
Mehrheit angenommenen Entwurfs, beruht darauf, daß Staats=
eigentum
und Privateigentum der Fürſten getrennt werden, und
zwar derart, daß diejenigen Vermögensſtücke, welche die ehemals
regierenden Fürſten nur als Staatsoberhäupter beſeſſen haben,
angeſichts der veränderten ſtaatsrechtlichen Verhältniſſe nunmehr
als das Eigentum des Staates, und zwar ohne Entſchädigung,
angeſehen werden ſollen, während das reine Privateigentum den
Fürſten verbleiben ſoll.
Frage: Welches Schickſal werden danach die Ver=
mögensſtücke
der ehemals regierenden Fürſtenhäuſer, an denen
die Volksgeſamtheit ein beſonderes Intereſſe hat, wie Schlöſ=
ſer
, Muſeen uſw. haben?
Antwort: Bei der im Geſetzentwurf der Reichsregierung
vorgeſehenen Auseinanderſetzung muß den auf kulturellen und
geſundheitlichen Gebieten liegenden Intereſſen, der deutſchen
Länder beſonders Rechnung getragen werden. Deshalb ſollen den
Ländern aus der ſtrittigen Vermögensmaſſe ſolche Vermögens=
ſtücke
, wie Theater, Schlöſſer, Muſeen, Sammlungen, Bibliothe=
ken
, Archive, Parkanlagen vorweg zugeteilt werden. Im übrigen
ſoll die Auseinanderſetzung nach Billigkeit und unter Berückſich=
tigung
der wirtſchaftlichen und finanziellen Lage beider Teile er=
folgen
. Dabei ſoll insbeſondere zugunſten der Länder in Be=
tracht
gezogen werden, daß die wirtſchaftliche Lage des deutſchen
Volkes infolge des Krieges und ſeine Nachwirkungen gegenüber
den früheren Verhältniſſen allgemein weſentlich herabgedrückt
iſt, während bei den vormals regierenden Fürſtenhäuſern die
Notwendigkeit zu ſolchen Ausgaben weggefallen iſt, zu der ſie
früher als Träger der Staatsgewalt verpflichtet waren.
Frage: Wie ſteht es dabei mit der Frage der
Aufwertung des Vermögens der Fürſten, an der
ſo viele zur Abſtimmung berufene Staatsbürger ein beſonderes
Intereſſe nehmen?
Antwort: In der Frage der Aufwertung ſollen die ehe=
mals
regierenden Fürſtenhäuſer genau ſo behandelt werden wie
alle anderen Staatsbürger. Das iſt in dem Geſetzentwurf der
Reichsregierung ausdrücklich vorgeſehen.
* Sogar Zeigner!
Der Endkampf um die Fürſtenenteignung för=
dert
ſeltſame Erinnerungen zutage. Nicht nur, daß die Demokra=
ten
in zwei gleichſtarke Gruppen zerfallen, die Aufrufe für und
wider die Enteignung veröffentlichen, es werden auch in größe=
rem
Maße Ausgrabungen aus der jüngſten Vergangenheit vor=
genommen
, die ſo recht zeigen, wie kurz unſer Gedächtnis eigent=
lich
geworden iſt. Wir wiſſen zwar noch, daß die ſozialdemokrati=
ſchen
Miniſter Heine und Südekum in Preußen die privatrecht=
lichen
Anſprüche der Hohenzollern anerkannten und ihnen Zu=
geſtändniſſe
gemacht haben, die weit über das hinausgehen, was
heute im Entwurf der Reichsregierung ſteht. Daß aber ſogar
das roteſte Sachſen vor zwei Jahren noch ganz anders über die
Fürſtenabfindung gedacht hat, muß doch der Vergangenheit ent=
riſſen
werden.
Der unabhängige Innenminiſter Lipinſki war es, der den
Geſetzentwurf über die Auseinanderſetzung zwiſchen Sachſen und
dem Hauſe Wettin einbrachte, und dieſer Entwurf, iſt im ſäch=
ſiſchen
Landtag von allen Parteien einſchließlich der Sozialdemo=
kraten
mit Ausnahme der Kommuniſten angenommen wor=
den
. Ja, ſogar Herr Zeigner, der doch ſchon dreiviertel
kommuniſtiſch war, hat als Miniſterpräſident den
Entwurf vertreten, wobei er ſich ausdrücklich auf Arti=
kel
153 der Reichsverfaſſung berief, der das Eigen=
tum
gewährleiſtet. Er verſtieg ſich dabei ſchließlich ſogar
zu dem Satz, daß das Haus Wettin in langer Ahnenreihe dem
Lande große Kulturwerte vermittelt habe und daß der Entwurf
die Beziehungen, die zwiſchen dem Lande und dem vormaligen
Königshaus, ſoweit ſie in vermögensrechtlicher Beziehung noch
beſtehen, in würdiger Art und Weiſe zu löſen ſuche‟. Dieſelben
Sozialdemokraten, die damals mit dieſer Begründung einen
Vertrag mit dem Hauſe Wettin geſchloſſen haben, wollen heute
im Wege der Volksabſtimmung dem Vertragspartner alles neh=
men
. Sie haben offenbar eigenartige Auffaſſungen von Vertrags=
treue
. Wenn man ſich aber die Aeußerungen des Herrn Zeigner
vor Augen hält, dann kann man doch nicht gut glauben, daß die
Sozialdemokraten ihre Antlagen wegen dem Raubzug der Für=
ſten
ſelbſt ernſt nehmen.
Keine Stimme für dieſen Volksentſcheid!
Die Liberale Vereinigung veröffentlicht zum Volks=
entſcheid
folgenden Aufruf: Nicht um die Staatsform geht am
20. Juni der Kampf. Um ſo tiefer verwurzelt wird die Verfaſ=
ſung
ſein, je peinlicher ihre Rechtsgrundlage bewahrt bleibt. Der
Volksentſcheid mit ſeiner Forderung, die Fürſten entſchädigungs=
los
zu enteignen, rührt aber an die Beſtimmungen der Weimarer
Verfaſſung und verſtößt gegen die Rechtsgrundſätze, auf denen
das Deutſche Reich beruht. Nur eine Löſung kommt für uns in
Frage, die der Würde der deutſchen Republik entſpricht und der
Notlage der durch Krieg und Inflation ſelbſt faſt völlig enteig=
neten
Nation Rechnung trägt: Die Erklärung der Reichsregie=
rung
vom 10. Juni, daß eine Ablehnung des von ihr vorgelegten
Geſetzentwurfs die Auflöſung des Reichstages nach ſich ziehen
würde, ſichert das deutſche Volk gegen übertriebene Anſprüche
der Fürſten und wahrt zugleich den Sinn und den Wortlaut der
Reichsverfaſſung. Deshalb keine Stimme für dieſen Volksentſcheid!
Der Aufruf iſt u. a. unterzeichnet von den demokratiſchen
Reichstagsabgeordneten Fiſchbeck, Graf v. Bernſtorff, Kuppſch,
Reichsminiſter a. D. Schiffer und Groener, dem Reichskommiſſar
Künzer, den ehemaligen demokratiſchen Abgeordneten Dr. Pach=
nicke
und Dr. v. Siemens, ſowie von Admiral v. Truppel und
anderen namhaften Perſönlichkeiten.

* Hoffnungslos.
Der Kampf um die Zollvorlage im Prager
Parlament ein ſchwarzes Kapitel in der
Geſchichte des Sudetendeutſchtums.
Von unſerem Prager Korreſpondenten.
B. Prag, 17. Juni.
Als nach den letzten Wahlen die Mandatsträger der deut=
ſchen
Parteien ins Prager Abgeordnetenhaus eingezogen waren,
da gingen ſie mit Rückſicht auf den Einigungsruf des ſudeten=
deutſchen
Volkes daran, den ſogenannten Deutſchen Verband zu
ſchaffen, mit welchem zugleich der Anfang zu einer Volksorgani=
ſation
gemacht werden ſollte. Es dauerte nicht lauge, und der
Verband, der in die deutſche Politik und deren taktiſche Führung
eine einheitliche Linie bringen ſollte, war nur mehr der Tummel=
platz
einiger Parteien, die ſich diktatoriſche Vollmachten gegen=
über
den anderen und kleineren anmaßten, ſo daß der völlige
Zerfall dieſer politiſchen Zentrale der Deutſchen nicht aufzu=
halten
war. Aus der ſogenannten Volksorganiſation wurde
nichts, denn der Zwiſt zwiſchen den einzelnen Verbandsparteien
verſchärfte ſich immer mehr und ſo wurde Wirklichkeit, was
mit Rückſicht auf die alltſchechiſche Einſtellung der. Prager Regie=
rungen
dem ſudetendeutſchen Dreieinhalbmillionenvolke gegen=
über
niemals hätte geſchehen dürfen: der deutſche Bund der
Landwirte, die deutſche chriſtlichſoziale Volkspartei und die deut=
ſche
Gewerbepartei haben bei der Beratung wirtſchaftlicher Vor=
lagen
im Prager Parlament und bei der Abſtimmung im Hauſe
den Nachweis erbracht, daß ſie nicht davor zurückſchrecken, Arm in
Arm mit den Tſchechen zu gehen und jede Oppoſition ohne Rück=
ſicht
auf die möglichen Rückwirkungen in nationaler Hinſicht
niederzuſtimmen. Sie haben der tſchechiſchen Regierung durch
ihre Stimmen aus einer Verlegenheit geholfen, aus der ſie aus
eigener Macht nicht mehr herausgekommen wäre, und ſie haben
damit, und das iſt das ausſchlaggebende Moment, um den Preis
einiger wirtſchaftlicher Vorteile Zölle auf Getreide und Er=
höhung
der Prieſtergehälter die Möglichkeit verpaßt, für ihre
Hilfe jene Zugeſtändniſſe nationalpolitiſcher Natur einzutauſchen,
um welche der Kampf des ſudetendeutſchen Volkes ſeit mehr als
ſechs Jahren geht.
Es war ein trauriges Schauſpiel, das die Abſtimmung über
die umkämpften Vorlagen im Prager Parlament bot, traurig des=
wegen
, weil die Komödie dieſer Abſtimmung mit Hilfe deutſcher
Parteien in Szene geſetzt worden war: die in europäiſchen Parla=
menten
bisher in gleicher Heftigkeit nie vorgekommenen Radau=
ſzenen
bei der Abſtimmung ſind der würdige Rahmen dieſer
Klomödie geweſen, bei der ſich drei deutſche Parteien bedingungs=
los
in den Dienſt der tſchechiſch=bürgerlichen Mehrheit geſtellt
häben, weil ſie der Meinung ſind, daß die paar wirtſchaftlichen
Vorteile, die ſie ihren Anhängern aus dieſem befremölichen
Schritt zu erringen hofften, höher zu bewerten ſind als jene Zu=
geſtändniſſe
politiſcher Natur, um welche der deutſche Kampf bis=
her
gegangen iſt. Um den Preis dieſer geringen wirtſchaftlichen
Vorteile, durch welche andererſeits wiederum die Lebenshaltungs=
koſten
der geſamten ſchaffenden Bevölkerung der Tſchechoſlowakei,
alſo auch der Anhänger der deutſchen Chriſtlichſozialen, der Ge=
werbepartei
und des Landbundes, in welch letzterem eine große
Anzahl von Kleinhäuslern organiſiert iſt, haben die drei Par=
teien
das ganze bisherige Oppoſitionsprogramm über den Haufen
geworfen und dadurch die Beamtenregierung Cerny vor dem
Sturz bewahrt. Denn diesmal und es war dies das ein=
zige
Mal ſeit dem Beſtehen des tſchechiſchen Staates war die
tſchechiſche Koalition mit ihrer Kunſt zu Ende; die an
ihre Stelle getretene Beamtenregierung war nicht imſtande, für
ein Geſetz eine tſchechiſche Mehrheit zuſammenzubringen: der
Zeitpunkt, da die Deutſchen ihre ſeit ſieben Jahren angeſtrebte
Stellung innerhalb der tſchechiſchen Regierung
hätten antreten können, war da und da gehen die Führer der
deutſchen Landwirte, Chriſtlichſozialen und Gewerbetreibenden
hin und ſtellen ſich der gefährdeten tſchechiſchen Regierung als
Nothelfer zur Verfügung, weil dieſe Regierung einen Antrag zur
Debatte ſtellt, von dem man ſich da es ſich um die Einführung
von landwirtſchaftlichen Zöllen einerſeits und andererſeits um
die Erhöhung der Prieſtergehälter handelt Vorteile für die
alleinſeligmachende Taſche verſpricht. Die Tſchechen haben auf
dieſe Weiſe erreicht, was ſie wollten: die Uebergangsregierung
Cerny wurde erhalten; in der Zwiſchenzeit ſchlagen die beiden
ſozialiſtiſchen tſchechiſchen Parteien Lärm gegen die Zölle und
gegen die Regierung, weil ſie klug genug ſind, ihre Konſumenten=
freundlichkeit
in dieſer Zeit beſonders zu betonen; nachher lenken
ſie beſänftigt wieder ein, denn der Zweck der Uebung iſt dank der
deutſchen Mithilfe erreicht: die Zölle ſind gegen die ſozia=
liſtiſchen
Stimmen mit den Stimmen der Deut=
ſchen
angenommen, und dadurch iſt der innerhalb der tſchechi=
ſchen
Parteien ausgebrochene Familienzwiſt beendet. Die alte
tſchechiſch=nationale=ſozialiſtiſche=bürgerliche Koalition kann zu
neuem Leben erſtehen und damwit hat das Beamtenkabinett
Cerny ſeine Aufgabe gelöſt: das Kabinett Schwehla Nummer 3
darf ſeine Herrſchaft wieder antreten".
Die drei deurſchen Parteien, die um den Vorwurf der
Schützenhilfe für ein tſchechiſches Syſtem, das ſich bisher nur
deutſchfeindlich gebärdet hat, nicht herumkommen, verweiſen, be=
ſtürzt
über die Empörung, die ihr Vorgehen hervorgerufen, auf
die Notwendigkeit zeitweiliger Trennung von Politik und Wirt=
ſchaft
, ohne daß ſie damit die Wahrheit ihres Handelns, ihres
vom Standpunkte des deutſchen Dreieinhalbmillionenvolkes im
tſchechiſchen Staate nicht ſcharf genug zu verurteilenden Pak=
tierens
mit den tſchechiſchnationalen Parteien verſchleiern könn=
ten
, denn der Kampf um die Zölle im Prager Parlament wird
als das ſchwärzeſte Kapitel deutſcher Politik im Sudetenland in
der Geſchichte feſtgehalten bleiben. Nach ſieben Jahren opfer=
reichſter
Oppoſition gegen ein Syſtem der Unterdrückung, der
kulturellen und wirtſchaftlichen Entrechtung, nach ſieben Jahren
bitterſter Not des deutſchen Volkes im Sudetenland verkauften
die Führer dreier deutſcher Parteien wider beſſeres Wiſſen die
nationalen Forderungen ihres Volkes um ein paar materieller
Vorteile, die doch nur einem Bruchteil des deutſchen Volkes zu=

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Seite 2

Nummer 167

Freitag, den 18. Juni 1926

Vom Tage.
Der Reichspräſident empfing im Beiſein des Reichs=
kanzlers
Dr. Marx den Reichsminiſter für Ernährung und Landwirt=
ſchaft
, Dr. Haslinde, zwecks Entgegennahme eines Vortrages über
die Lage der Landwirtſchaft.
Der Reichspräſident empfing einige Vertreter der zur=
zeit
in Berlin weilenden nordamerikaniſchen Aerzte.
Die franzöſiſch=ſpaniſchen Unterhandlungen über
das Marokko=Statut haben bis jetzt zu keiner Einigung
geführt.
Die polniſchen Sozialiſten haben beſchloſſen, von der
Regierung die Auflöſung des Parlaments und die Aus=
ſchreibung
von Neuwahlen zu fordern. Miniſterpräſident
Bartel wird jedoch dieſer Forderung nicht nachkommen.
Der Zentralrat der ruſſiſchen Gewerkſchaften hat be=
ſchloſſen
, die Unterſtützungsgelder bis zu einer offiziellen Be=
ſchlagnahme
durch die engliſche Regierung nach England weiter
zu ſenden.
Der Daily Expreß kündigt an, daß die engliſche Regierung
gegenüber den kaufmänniſchen Organiſationen der Sowjets in
England einen ſtrengeren Maßſtab anlegen und verhindern
werde, daß dieſe Organiſationen für Propagandazwecke mißbraucht
würden.

Die Nachzahlung der Eiſenbahnerlöhne.
* Berlin, 18. Juni. (Priv.=Tel.)
Am heutigen Freitag beginnen zwiſchen der Hauptverwal=
tung
der Deutſchen Reichsbahngeſellſchaft und den Gewerkſchaften
Verhandlungen über die Nachzahlung der Löhne, die den Eiſen=
bahnern
entſprechend dem Urteil des Reichsbahngerichts in Leip=
zig
nunmehr zuſtehen. Die Durchführung der Lohnerhöhung mit
reſtloſer Nachzahlung der höheren Löhne erfordert etwa 7,6 Mil=
lionen
Mark, die nach Abſchluß der jetzt bevorſtehenden Beratun=
gen
ausgezahlt werden müſſen. Die Berechnung der jedem Arbei=
ter
zuſtehenden Nachzahlung iſt aber ſo kompliziert, daß auf allen
Seiten der Wunſch beſteht, daß die Nachzahlungen in Form einer
Pauſchale abgegolten werden, ſo daß ſchon in kurzer Zeit jedem
Eiſenbahner ein Betrag, der im großen ganzen ſeiner Forderung
entſpricht, ausgezahlt werden bann. Im Durchſchnitt ſind den
Reichsbahnarbeitern, wenn die Beſprechungen zwiſchen Reichs=
bahn
und Gewerkſchaften über die Regelung der Ortslohm=
zuſchläge
glatt vonſtätten gehen, etwa 50 bis 60 Mark Nach=
zahlung
für die erſten ſechs Monate dieſes Jahres zu zahlen.
Das Handelsproviſorium mit Frankreich.
* Berlin, 17. Juni. (Ppiv.=Tel.)
Nachdem das Reichskabinett am Mittwoch grundſätzlich ſeine
Zuſtimmung zum Abſchluß eines proviſoriſchen Handelsvertrages
mit Fraukreich ausgeſprochen hat, wird Miniſterialdirektor Poſſe
am Donnerstag abend nach Paris zurückkehren, um die Verhand=
lungen
fortzuſetzen. Es wird ſich zunächſt darum handeln, den
Umfang des Proviſoriums abzugrenzen. Die deutſche Delegation
wird darauf dringen müſſen, daß wir Zugeſtändniſſe erhal=
ten
für unſere Hauptexportinduſtrien, nämlich für
die elektrotechniſche, die chemiſche, die Maſchinen= und die Klein=
eiſen
=Induſtrie. Darüber hinaus müſſen uns die Franzoſen zu=
geſtehen
: Niederlaſſungsrecht in ihren Kolonien, freie
Handelsbetätigung E inreiſeerlaubnis, An=
legen
von Schiffen in den Häfen der franzöſi=
ſchen
Kolonien. Die Franzoſen verlangen ihrerſeits Er=
leichtevungen
für die Ausfuhr landwirtſchaftlicher Erzeugniſſe
und für einige Exportartikel. Ueber einen großen Teil von Ein=
zelfragen
hat man ſich bereits in den früheren Verhandlungen ge=
einigt
. Aufgabe des proviſoriſchen Vertvages wird es ſein, be=
ſtimmte
Komplexe herauszugreifen und eine befriedigende Löſung
für beide Teile zu ſuchen.
Die Beſatzungslaſten im Rheinland.
* Koblenz, 17. Juni. (Priv.=Tel.)
Die Unterſuchungen der Reichsregierung über die Laſten des
beſetzten Gebietes, ſoweit ſie mit den von den Locarnomächten ge=
machten
Zuſicherungen nicht in Einklang zu bringen ſind, gehen
ununterbrochen weiter. Einen weiten Raum nimmt vor allen
Dingen die Unterhaltung von Truppen und deren Familien=
angehörigen
in Privatquartieren ein. Im März wurden ins=
geſamt
10 070 Wohnungen in Anſpruch genommen, alſo 380 mehr
als im September 1925, dagegen iſt die Zahl der beſchlagnahmten
Einzelzimmer um 1500 zurückgegangen. Das Zurückſchicken von
1100 Verheirateten in der franzöſiſchen Zone hat ſich aber leider
nicht günſtig auswirken können, weil eine gleich große Anzahl
Verheirateter mit der engliſchen Beſatzung neu hinzukam. Eine
weſenliche Verminderung der Truppenſtärke hat aber überhaupt
noch nicht ſtattgefunden. In einzelnen Orten iſt die Beſatzungs=
ſtärke
ganz bedeutend höher als die frühere deutſche Garniſons=
ſtärke
.

Saargebiet und Sitze im Rat.
Von unſerem Korreſpondenten.
C. M. P. London, 17. Juni.
Von einer beſtorientierten Perſönlichkeit, die, beiläufig be=
merkt
, ſoeben aus Genf zurückgekehrt iſt, hörte ich heute folgendes:
Es ſind in der internationalen Preſſe in neueſter Zeit viele
verſchiedene, zum Teil einander widerſprechende Darſtellungen
über den Stand der brennendſten Fragen verbreitet worden, in
denen ſich Ungenaues oder ſogar Falſches mit Richtigem miſcht.
Was zunächſt die Räumungsfrage angeht, ſo iſt die Vorberatung
über ſie bekanntlich einem Unterausſchuß übertragen worden, der
an den Rat für die September=Verſammlung berichten wird. Es
iſt nicht angängig, über ſeine Schlußfolgerungen vorgreifend Mit=
teilungen
zu machen. Wohl aber läßt ſich die Anſicht in den gro=
ßen
Hauptlagern über die mit der allgemeinen Räumungsfrage
in gewiſſem Zuſammenhang ſtehende Frage der Räumung der
Saar umſchreiben. Die britiſche Regierung ſtellt ſich durchaus
auf den Standpunkt, daß man der Saar=Bevölkerung baldigſt
jede unnötige Belaſtung nehmen muß, damit ſie wieder aufatmen
und Vertrauen faſſen kann. Die Wiederbelebung der Saarindu=
ſtrie
iſt zumal für die internationale von größtem Intereſſe.
Eine Sicherung durch eine militäriſche Beſatzung iſt noch ſtets die
drückendſte und lähmendſte geweſen. Es iſt auch nachſveisbar nicht
der geringſte Anlaß mehr vorhanden zu der Annahme, daß die
Saar=Bevölkerung an irgend einen gemeinſchaftlichen paſſiven
oder gar gewaltſamen Widerſtand gegen den eingeführten Status
denkt. Man kann alſo auch in keiner Weiſe von der Notwendig=
keit
ſprechen, eine militäriſche Sicherung gegen die Bevölkerung
aufrecht zu erhalten, und für die Aufrechterhaltung der Ordnung
genügt wie überall anderswo die Polizei. Man iſt alſo auf eng=
liſcher
Seite durchaus der Anſicht, daß die verbliebenen militäri=
ſchen
Abteilungen mit größter Beſchleunigung bis auf den ketzten
Mann zurückgezogen werden müſſen, daß man die friedliche Be=
völkerung
des Saargebietes von Truppen befreit. Wir werden
dieſe Anſicht mit allem Nachdruck unterſtützen und glauben nicht,
daß von irgendeiner Seite Einwendungen dagegen erhoben wer=
den
, auch von Frankreich nicht, denn wir glauben Grund zu der
Annahme zu haben, daß unſere Anſicht auch von Briand geteilt
wird. Wenn aber dieſe Regelung leider vielleicht nicht vor dem
September erfolgen kann, ſo kann doch die Klärung der Frage der
Verteilung und der Bemeſſung der Ratsſitze vorher erfolgen.
Nach dem Ausſcheiden von Braſilien und Spanien iſt auch der
letzte Grund gegen die Aufnahme Deutſchlands als permanentes
Ratsmitglied verſchwunden. Die wahrſcheinliche neue Zuſammen=
ſetzung
wird jedoch nicht aus den permanenten Sitzen für die
Großmächte und neun nichtpermanenten beſtehen, ſondern außer
den Erſtgenannten aus drei ſemipermanenten und ſechs nicht=
vermanenten
Sitzen. Unter ſemipermanenten Mitgliedern wer=
den
ſolche zu verſtehen ſein, die auf drei Jahre als nichtpermanente
gewählt werden und deren Wiederwahl ſich dann von ſelbſt ver=
ſteht
. Von dieſen ſemipermanenten Sitzen wirb einer auf Süd=
amerika
fallen, aber natürlich nicht auf Braſilien, das ja ſeine
Mitgliedſchaft gekündigt hat. Ich möchte mich über die Haltung
Braſiliens während der letzten bellagenswerten Epiſode der Ge=
ſchichte
des Bundes nicht näher auslaſſen. Im November wird
ja dort ein neuer Präſident gewählt, und der jetzige, dem die Ver=
antwortung
für die verhängnisvollen Störungen zufällt, tritt zu=
rück
. Braſilien könnte ja unter dem neuen Staatsoberhaupt eine
andere Politik verfolgen. Andererſeits beſteht die Hoffnung, daß
Argentinien ſein vorübergehendes Ausſcheiden widerruft, was
man nur begrüßen könnte. Daß man daran denkt, einen von den
beiden Südamerika zuſtehenden nichtpermanenten Sitzen zu einem
ſemipermanenten zu machen, iſt auch wohl darauf zurückzuführen,
daß man nicht wünſcht, die nichteuropäiſchen Staaten den euro=
päiſchen
gegenüber zurückzuſtellen. Sollte Spanien noch in zwölf=
ter
Stunde von ſeinen Rücktrittsabſichten zurückkommen, ſo könnte
man ihm den zweiten der ſemipermanenten Sitze zuteilen und
Schweden vielleicht den dritten. Aber das ſind alles nur perſön=
liche
Annahmen. Die defimitive Entſcheidung ſteht allein dem
Rate zu. Allerdings herrſcht in der Kommiſſion unter den Ver=
tretern
der Mächte zurzeit eine erfreuliche Einſtimmigkeit. Bleibt
ſie in der am 28. beginnenden Konferenz beſtehen was von
engliſcher Seite natürlich auf das Dringendſte gewünſcht und an=
geſtrebt
werden wird , ſo iſt jede Hoffnung vorhanden, daß ſich
der Rat den einſtimmig befürworteten Vorſchlägen anſchließen
wird. Dann erſt könnte man endlich aufatmen und die März=
Epiſode als ausgelöſcht betrachten.
Die Weſtminſter=Gazette ſchreibt heute: Die Zulaſſung
Deutſchlands wird ein ungeheuerer Gewinn ſein, nicht nur weil
Deutſchland ein früher feindlicher Staat iſt, ſondern auch aus dem
einfachen Grunde, daß es eine Großmacht iſt und bleiben muß.
Die Liga kann niemals ihre volle Rolle in der Weltpolitik ſpielen,
ſolange nicht alle Großmächte im Rate vertreten ſind. Es wird
von großer Bedeutung ſein, die Haupmacht unter den früher
feindlichen im Rate zu haben. Als eine moraliſche Geſte muß es
viel für die Welt bedeuten.

gute kommen, und dreieinhalb Millionen Menſchen dem gleichen
Regime auf unabſehbare Zeit ausliefern, dem aller Kampf, alle
Not, alles Leid und alle Duldung gegolten haben.
So ſteht heute das Sudetendeutſchtum hülfloſer als je vor
der Erkenntnis ſeiner Armut. Es iſt, verkauft und verraten, auf
lange Zeit hinaus wieder zur Knechtſchaft verurteilt und wird,
ſtatt die Früchte ſeines jahrelangen Ringens zu ernten, ſtatt teil=
zuhaben
an der Leitung der Staatsgeſchäfte und jene Gerechtig=
keit
zu erfahren, die ein menſchenwürdiges Daſein auch dem
Deutſchen in der Tſchechoſlowakei gewährleiſtet, zum Staats=
bürger
allerletzten Grades herabgeſunken bleiben dank einer
Führerſchaft, die um Judaspreis leichtfertig verkauft hat, was
ihr als heilig und unantaſtbar vertrauensvoll vom Volk in die
Hand gelegt worden war!
Cesko Slovo brachte am Mitwoch Enthüllungen über Zu=
geſtändniſſe
, die den deutſchen Parteien angeb=
lich
für ihr Eintreten für die Zollvorlage ſowie für die Zucker=
und Spiritusſteuer gemacht worden ſein ſollten. Dieſe ſollten
in der Nichteinbringung des Bädergeſetzes, einem Uebereinkom=
men
mit dem Stift Tepl über Marienbad und der Beſetzung einer
Reihe von Sektionschefpoſten in verſchiedenen Miniſterien mit
deutſchen Beamten beſtehen. Hieran knüpfte das Blatt einen
ſcharfen Angriff gegen die bürgerlichen tſchechiſchen Parteien. Die
Folge dieſer Veröffentlichung war, daß ſich ſämtliche tſche=
chiſchen
Parteien bei der Mittwoch=Sitzung des Abgeord=
netenhauſes
zuſammenfanden, um einen Ausweg aus
der verworrenen parlamentariſchen Lag,e ohne
Mitwirkung der deutſchen Parteien zu ſuchen.
Die Verhandlungen führten zu einem vollen Einverſtändnis. Die
beiden ſozialiſtiſchen tſchechiſchen Parteien haben ſich verpflichtet,
der Erledigung der Gehaltsgeſetze, des Kongreßgeſetzes und der
Deckungsvorlage keine Schwierigkeiten zu bereiten. Der ſozia=
liſtſche
Block wird ſich an einer etwaigen Obſtruktion der Kom=
muniſten
und der deutſchen Oppoſitionsparteien nicht beteiligen.
Dafür wurden den ſozialiſtiſchen Parteien entſprechende Zuge=
ſtändniſſe
gemacht. Die Mittwoch=Sitzung des Abgeordneten=
hauſes
, die den Beginn der Generaldebatte über das Beamten=
geſetz
brachte, verlief auf Grund dieſer Vereinbarung vollſtän=
dig
ruhig.

Die verkappte Partei.
Neues aus Severings Reich.
Von unſerer Berliner Redaktion.
Deutſchnationale Zeitungen erzählen eine merbwürdige Ge=
ſchichte
. Danach hat ein preußiſcher Landrat die Einladung zu
einer Fahnenweihe des Reichsbanners mit der Begründung ab=
gelehnt
, daß er zu keiner parteipolitiſchen Veranſtaltung ginge,
worauf er von Herrn Severing zur Ordnung gerufen worden ſein
ſoll. Darüber hinaus aber ſoll auf Grund dieſes Vorfalles von
Herrn Severing ein Runderlaß an alle Landräte geſchickt worden
ſein, worin darauf hingewieſen wird, daß der Landrat Veranſtal=
tungen
des Reichsbanners nicht mit der Begründung ablehnen
dürfe, weil er an politiſchen Veranſtaltungem nicht teilnehme, da
das Reichsbanner auf dem Boden der Verfaſſung ſtünde und
ſeine Veranſtaltungen keinen parteipolitiſchen Charakter trügen.
Wir haben verſucht, uns an zuſtändiger Stelle zu unterrichten,
haben aber nur die Auskunft erhalten, daß es ſich wohl nicht um
einen Runderlaß, ſondern um einen einzelnen Fall handle. Auch
dieſe Auskunft iſt indes ſpäter wieder zurückgezogen worden mit
der Vertröſtung, daß man in etwa zwei bis drei Tagen Näheres
hören werde. Das iſt immerhin ſeltſam. Denn darin haben die
deutſchnationalen Blätter ganz recht, daß durch eine ſolche mini=
ſterielle
Interpretation tatſächlich auf die Landräte ein mittel=
barer
Druck ausgeübt wird zur Teilnahme an den Veranſtaltun=
gen
des Reichsbanners, obwohl nach den wiederholten Willens=
kundgebungen
des Bundesgenerals Hörſing doch gar kein Zweifel
darüber beſtehen kann, wes Geiſtes Kind das Reichs=
banner
iſt. Wenn das keine parteipolitiſchen Veranſtaltungen
ſind, die es macht, dann gibt es überhaupt in Deutſchland keine
parteipolitiſchen Veranſtaltungen mehr. Die Sozialiſten haben
ſich im alten Deutſchland immer mit Recht dagegen gewehrt, daß
der Landrat als nebenamtlicher Geſchäftsführer der Konſervati=
ven
Partei betrachtet wurde. Wenn ſie heute noch eine Spur von
Logik hätten, müßten ſie mit derſelben Entſchiedenheit ſich gegen
Severing wenden und dafür ſorgen, daß die Landräte in ihrer
amtlichen Eigenſchaft aus der Politik herausbleiben, weil ſie ſonſt
uinmöglich darauf rechnen können, das Vertrauem aller Schichten
ihres Kreiſes zu gewinnen.

*Mode und Gigerltum.
Eine kulturgeſchichtliche Studie.
Von Profeſſor Dr. phil. h. c. Karl Berger.
Aeſthetik und Kunſt der Bekleidung ſcheinen ein Vorrecht des
ſchöneren Geſchlechtes zu ſein; der ernſte Mann der Geſchäfte, ſei
es als Gatte oder Vater, überläßt, durch dringendere Lebens=
ſorgen
in Spannung gehalten, die Pflege und Ausgeſtaltung die=
ſes
Zweiges der Ziviliſation mit liebenswürdiger, gelegentlich
auch brummiger Ritterlichkeit den Frauen und Töchtern, und dieſe
wieder, der Mode, dem ſcheinbar zufälligen, willkürlichen Wechſel
in der Art ſich zu kleiden und zu tragen, unterworfen, ringen mit
mehr oder weniger Erfolg danach, ihrer Tracht eine perſönlich=
gefällige
Note zu geben. Doch mag der Mann dieſen Fragen noch
ſo wenig Raum in ſeiner Seele geſtatten, die launiſche Tyrannin
Mode rächt ſich für ſolche Gleichgültigkeit dadurch, daß ſie den
würdevolleren Teil der Menſchheit um ſo ſicherer ihrer unbeding=
ten
Herrſchaft unterwirft und ihn von der abſoluten Aeſthetik des
Schneiders abhängig macht. Männliche Weſen, die mit Ge=
wandtheit
jeden raſchen Wechſel der Mode mitmachen und ihr
gleich nachlaufen, gelten, bei ihren ſtrengeren Geſchlechtsgenoſſen
wenigſtens, nicht leicht für vollwertige Exemplare ihrer Gattung;
man iſt geneigt, ſie nicht ernſt zu nehmen. Die ganze Verachtung
des Jahrhunderts aber, der höchſte Preis der Lächerlichkeit fällt
auf jene problematiſchen, weibiſch anmutenden Naturen, die der
Mode immer wieder um einige Spannen voranlaufen und
keinen anderen Beruf zu haben ſcheinen, als durch auffallende,
übertriebene Ausſchmückung ihrer Außenſeite eigentlich ſcheint
alles an ihnen äußerlich über die unzweifelhafte Hohlheit ihres
inneren Menſchen hinwegzutäuſchen. Des Gigerls Beruf iſt ſein
Anzug, in deſſen Verunſtaltung es ſeine eigene Zeit und meiſt
das Geld ſeines Vaters opfert. Kein Zweifel, daß der Welt=
krieg
mit ſeinen Folgen verheerend unter dieſe Blüten der Menſch=
heit
gefallen iſt, denn wem iſt es unter den heutigen Verhältniſſen
noch erlaubt, bloß als Sohn ſeines Vaters leichthin durchs
Leben zu wandeln? Und doch, das Gigerltum iſt unſterblich,
das Talent dazi bricht ſich Bahn, allen Widerſtänden der ſchick=
ſalbeſchwerten
Welt zum Trotz. Mögen ernſte Moraliſten dieſe
juandelnden Verkörperungen der Albernheit auszurotten, Sati=
riker
und Karikaturenzeichner ſie durch Lächerlichkeit zu töten ver=
ſuchen
, das Giserl, der Geck, der Stutzer, der Modeaffe feiert
immer wieder ſeine Auferſtehung, und wenn er kein ganzer
Kerl ſem kann, wie jener engliſche Modefürſt George Bryan
Brummell (17781840), ſo entwickelt er ſich, dem Zuge der Zeit

entſprechend, als Spezialiſt in ſeinem Fache bald durch Form
oder Farbe, Schnitt und beſonderes Maß in ſeiner geſamten Ge=
wandung
auffallend, bald durch Einzelheiten, ſei es Monokel
oder Hornbrille, Rieſenkrawatte oder Fußbekleidung, Haartracht
oder Hoſenbein glänzend. Unter den primitiven, kulturloſen
Völkern nur in ſchwachen Anſätzen vorhanden, erlebte das Gigerl=
tum
bei den Griechen und Römern, beſonders in den Zeiten ihres
Verfalls, eine erſte, von zeitgenöſſiſchen Sittenſchilderern wohl=
beachtete
Blüte. Aber ganz konnte ſich dieſe unnatürliche Natur=
erſcheinung
erſt auswachſen, als ſich eine Mode, d. h. ein ſcheinbar
der Willkür unterworfener Wechſel in der Tracht entwickelte.
Das war aber, ſoweit ich ſehe, erſt der Fall, als mit der Ueber=
fülle
der Bekleidungsformen in der Mitte des 14. Jahrhunderts
durch perſönliche Laune und Einführung aus der Fremde will=
kürliche
Veränderungen mit der Tracht vorgenommen wurden
und die Mode die Herrſchaft über alle Klaſſen der ziviliſierten
Menſchheit antrat. Und ſeit fener Zeit hat es vie an Leutchen
gefehlt, die irgend eine verſchrobene, ſchrullenhafte, übertreibende
Laune der Mode nicht noch zu überbieten gewußt hätten; kein
Unſinn reichte jemals an das Maß ihrer Uebertreibungsſucht
heran. Macht aber einer eine Narrheit vor, ſo finden ſich bald
zehn andere Narren, die ihm nachäffen. Dieſes Nachdrängen
Unberufener veranlaßt wieder die Auserkorenen auf noch
Neueres und Unſinnigeres zu ſinnen (ganz abgeſehen von der
modernen Induſtrie, die ſich dieſen Trieb zunütze macht und die,
welche zu führen glauben, führt). Und die Jagd beginnt aufs
neue; droht etwas modern, d. h. allgemein angenommen zu
werden, dann iſt es auch für das Gigerl, einerlei ob es im ganz
mit Unrecht ſo geſcholtenen finſteren Mittelalter gelebt hat oder
im Jahrhundert der Aufklärung und Maſſenintelligenz den
Aſphalt unſicher machte, ſchon wieder veraltet.
Wenn nun auch ein ſolcher Wegebahner in die Zukunft der
Bekleidungskunſt nicht immer ſo närriſch ſein mag, wie er den
Vernünfdigen erſcheint, ſo ſteht doch feſt, daß es nicht gerade die
Tüchtigſten der Nation waren und ſind, die ſich als ſo ſonderbare
Uebermenſchen zu gebärden das unantaſtbare Naturrecht haben.
Es ließe ſich mit Sicherheit annehmen, auch wenn es die Kultur=
geſchichte
nicht ausdrücklich lehrte, daß z. B. nicht ehrwürdige
Geiſtliche im 14. und 15. Jahrhundert zuerſt die Schnabel=
ſchuhe
um zwei Fuß über das notwendige Maß verlängerten
oder die Schellentracht einführten oder ihre Arme entblöß=
ten
und mit tief ausgeſchnittener Jacke ihre nackten Schultern
und den freien Hals zeigten trotz der koketteſten Dame; oder daß
nicht würdige Ratsherren das Beiſpiel des pludrigten ehrver=

geſſenen Hoſenteufels gaben, oder auch gedankenvolle Chroniſten
und Dichter die ſteife, geſpreizte ſpaniſche Stutzertracht um 1600
einführten oder eifernde Prediger dem alamodiſchen grotesk=
phantaſtiſchen
Unweſen mitſamt dem Rotwelſch der Sprache Vor=
ſchub
leiſteten. Das daten ſie ebenſowenig, wie es in unſeren
Vorkriegstagen einem Oberlehrer oder Predigtamtsbandibaten
eingefallen wäre, Bettelarmbänder, Monokels für Augen und
Ohren (!) mit Monogrammen, rieſige Sonnenblumen im Knopf=
loch
nach dem Muſter Oskar Wildes, Monogrammhandſchuhe,
Chapeauclaque mit immerwährendem Kalender und Thermo=
meter
zu tragen oder in ſonſt einen Toilettenwahnſinn ihr
Lebenszentrum zu verlegen. Im Gegenteil! Heute wie ehemals
werden ſich alle ernſtgeſinnten, ehrbaren Leute mit der ganzen
Kraft ihres geſunden Empfindens auflehnen gegen den Gigerl=
geiſt
, wenn dieſe Widerſinnigkeit erlaubt iſt. Stets verfolgten die
Satiriker dieſe unwürdigen Modeſitten mit bitterem Hohn und
heiterem Spott, wetterten die Geiſtlichen gegen den Modeteufel
und erließen die Städte und Staaten Verordnungen gegen die
Modenarrheiten die älteſte iſt die Nürnberger aus dem Jahre
1343 ; und jedesmal ſetzten die Alten dem in renomiſtiſcher
Weiſe auftretenden Stutzertum der Jungen die gute alte Zeit
die altväteriſche Ehrbarkeit entgegen. Und doch, alles Predigen,
Räſonnieren, Moraliſieren, aller Spott und alle Schelte, alle Ver=
ordnungen
und Geſetze konnten die Entwicklung der Bekleidungs=
formen
, deren närriſche Vorläufer die Modelaffen waren, nicht
aufhalten.
Die Geſchichte der Bekleidungsformen zeigt, daß das Mode=
gigerltum
in vielen Fällen ſiegreich war, daß die närriſchſte
Modelaune zur ſtehenden, allgemeinen Tracht wurde oder
daß doch wenigſtens die närriſche Willkür des Geckentums mit
dem geſunden Sinn des Volkes ſich kreuzte und ſo einen unab=
wendbaren
Einfluß auf die Art, namentlich der ſogenannten ge=
bildeten
Stände, ſich zu tragen, gewann. In der Tracht haben
wir freilich die durch langjährigen Gebrauch und allgemeine Sitte
geheiligten Grundformen der Bekleidungsart einer Volksſchicht,
einer Gegend, eines Landes zu erblicken. In dieſen typiſchen
Grundformen ſpiegeln ſich ſymboliſch, wie Jakob Falke in ſeiner
Geſchichte der Trachten= und Modewelt nachgewieſen hat und
auch der Aeſthetiker Friedrich Theodor Viſcher (der Dichter des
Romans Auch Einer) aufſtellte, unſere politiſchen, geſelligen,
ſittlichen, gemütlichen Zuſtände. Aber wie geſagt: nicht bloß die
Notwendigkeit des ſtillen, ſtarken, kurlturgeſchichtlichen Geſetzes
beſtimmt die Mode und die Tracht, auch die närriſche Laune,
die Phantaſterei, die grillenhafte Willkür einzelner durchkreuzie

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Nummer 16x

Freitag, den 18. Juni 1926

Seite 3

ooe benn Parlamenr.

Heſſiſches Jdyll!
Der Tatbeſtand: Am 29. und 30. Mai ds. Js. fand in
Gießen eine Tagung des Reichsbanners Schwarz=Rot=Gold ſtatt.
Von der Leitung der Veranſtaltung ſollte, wie aus einem vorher
verbreiteten Aufruf hervorgeht, zudem die Gelegenheit benutzt
werden, um gegen die Reichswehrgarniſon und gegen die
Landesuniverſität Gießen zu demonſtrieren. Die heſſiſche Re=
gierung
befahl zur Feier der Veranſtaltung die Beflaggung ſämt=
Licher ſtaatlicher Dienſtgebäude Gießens. Die Landesuniverſität,
die einige Zeit vorher rechtsgerichteten Organiſationen zu einer
Tagung die große Aula verſagt hatte mit der Begründung, daß
ſie ſich als wiſſenſchaftliche Anſtalt von der Tagespolitik fernzu=
halten
habe, erſuchte die heſſiſche Regierung zur Wahrung ihres
unpolitiſchen Charakters von der Beflaggung zur Reichsbanner=
tagung
abzuſehen. Dem Antrag der Landesuniverſität hat das
Landesamt für das Bildungsweſen nicht ſtattgegeben, ſondern
ausdrücklich ſeine Verfügung aufrecht erhalten, daß zwecks
Ehrung der Reichsfarben am 29. und 30. Mai alle Dienſtgebäude
in den Reichsfarben beflaggt werden. Die Landesuniverſität
flaggte alſo gezwungenermaßen zur Tagung des Reichsbanners
und der heſſiſche Staatspräſident nahm offenbar ebenfalls zwecks
Ehrung der Reichsfarben ausgerechnet vor dem Gebäude der
Landesuniverſität die Parade ab. Ueber eine Anfrage der Rech=
ten
, die ſich auf dieſen Vorfall bezog, wurde in der heutigen
Landtagsſitzung verhandelt.
Kommentar? Eigentlich erübrigt er ſich. Man kann unſere
heſſiſchen Verhältniſſe nicht beſſer illuſtrieren als durch die Wie=
dergabe
des einfachen Tatbeſtandes. Zur Feier der Tagung
einer Organiſation, deren parteipolitiſcher Charakter über jeden
Zweiſel erhaben iſt, werden die ſtaatlichen Dienſtgebäude ge=
zwungen
, zu flaggen. Der Landvogt Geßler ſeligen Angedenkens
ſteckte in der unterdrückten Schweiz einen Hut auf, vor dem ſich
alles verneigen mußte. Herr Staatspräſident Ulrich läßt die
Reichsbannerorganiſation aufmarſchieren, und alles wird zur
ſchuldigen Reverenz gezwungen! Noch etwas: In Arheilgen
haben dieſer Tage Reichsbannerleute die Jungbauerngruppe in
einem Turnerfeſtzug auf das gröblichſte mißhandelt, offenbar
ebenfalls zwecks Ehrung der Reichsfarben Anlaß dazu gab
die Tatſache, daß die Jungbauern eine vom Reichsbanner er=
richtete
Ehrenpforte mit der Aufſchrift Volksgenoſſen, tut eure
Pflicht am 20. Juni nicht paſſieren wollten. Herr Staatspräſi=
dent
Ulrich hat von dem parteipolitiſchen Charakter des Reichs=
banners
noch niemals etwas gehört.
Daß die Abgeordneten der Rechten dazu einiges zu ſagen
hatten, war nicht weiter verwunderlich. Ein ſozialdemokratiſcher
Abgeordneter meinte, den Ausführungen des Abgeordneten
Werner am wirkungsvollſten dadurch entgegenzutreten, daß er
dem erſtaunten Publikum den Inhalt einer Poſtkarte vortrug,
die der Abgeordnete Dr. Werner vor 22 Jahren an ſeine in=
zwiſchen
längſt verſtorbene Mutter geſchrieben hatte, von der er
allerdings nicht ſagte, wie er ſie in die Hände bekommen hatte
und die mit der heutigen Landtagsverhandlung, weiß Gott, auch
nicht das Geringſte zu tun hatte. Es gibt Menſchen, die in
Geſchmack= und Taktloſigkeiten geradezu Verblüffendes leiſten.
Es iſt nicht immer eine angenehme Pflicht, den Verhandlungen
des Heſſiſchen Landtags beizuwohnen.

*Sitzungsbericht.
Präſident Adelung eröffnet die Sitzung um 9 Uhr 30 Minuten.
Nach Beantwortung mehrerer Kleiner Anfragen des Abg. Storck
durch Miniſter von Brentano ſtimmt das Haus dem Antrag Haury über
die Auszahlung von Entſchädigungen, in Brandfällen zu, und zwar in
der Form, daß nach den in dem Antrag niedergelegten Beſtimmungen
die Fälle individuell behandelt werden können.
Den neuen Beſtimmungen über die Meldepflicht der Ausländer, die
beſonders für Bad=Nauheim wichtig ſind, wird zugeſtimmt.
Nunmehr tritt das Haus in die erſte Beratung des Entwurfs eines
Geſetzes über: 1. das Straßenweſen in Heſſen und 2.
das Bauweſen der Provinzen und Kreiſe. Zuſammen
mit den Geſetzentwürfen werden zahlreiche Anträge und Vorſtellungen
beraten; dieſe gehen u. a. aus von den kommuniſtiſchen Abgeordneten,
der Gewerkſchaft heſſiſcher Gemeindebeamten, vom Reichsbund der höhe=
ren
techniſchen Beamten, vom Verband der oberen Baubeamten Heſſens,
vom Heſſ. Landgemeindetag, vom Landbezirk Heſſen des Bundes deut=
ſcher
Architekten, des Vereins der Kulturtechniker uſw.
Abg. Mann (Soz.) gibt im Namen ſeiner Partei die Erklärung
ab, daß das Geſetz nicht ihren Wünſchen entſpreche, und daß die Sozial=
demokraten
, wenn ihr Minderheitsantrag abgelehnt würde, ſie für den
Mehrheitsantrag ſtimmten. (Die Mehrheit empfiehlt die Annahme des
Entwurfes, die Minderheit lehnt ihn ab und tritt u. a. für die Regelung
des Straßenweſens durch den Staat ein.)

Abg. Dr. Niepoth (D.V.P.) erſtattet Bericht über die Geſetzent=
würfe
; er wies auf die großen Schwierigkeiten bei den Beratungen hin.
Die Oppoſitionsparteien hätten immer abwarten müſſen, bis die Ergeb=
niſſe
der hinter verſchloſſenen Türen geführten Verhandlungen der Koa=
litionspartei
bekannt geworden ſeien. Der Verkehr habe ſich ſeit Erlaß
des Geſetzes von 1896 ganz bedeutend vermehrt. Die Regierung weiſe
beſonders auf die Beanſpruchung des Oberbaues durch die Automobile
hin. Die Kreiſe könnten auf die Dauer die Laſten nicht tragen. Die
frühere Regelung wäre zu ihrer Zeit gut geweſen, 18 Verwaltungsſtellen
für das Straßenweſen ſeien fetzt zu kompliziert. Als Ziel ſtelle die Re=
gierung
hin, die Laſten für die Straßenkoſten auf breitere Schultern zu
legen, die Organiſation der Behörden zu vereinfachen, ſie zu zentraliſie=
ren
und die Arbeiten gemeinſam zu vergeben. Der Redner beſtreitet,
daß für die ärmeren Kreiſe die Straßenkoſten verringert würden; die
ärmeren Kreiſe würden ſehr wahrſcheinlich zu den Koſten der größeren
Kreiſe mit herangezogen. Die Neuorganiſation der Behörden werde
ebenfalls keine Verringerung der Koſten bringen; es wäre das erſtemal,
daß durch eine Zentraliſation eine Verbilligung der Verwaltung ein=
trete
. Selbſt der Finanzminiſter habe ſich gegen die Vermehrung der
Staatsaufgaben ausgeſprochen. Die D.V.P. habe ſich ſtets gegen die
Vermehrung der Staatsausgaben ausgeſprochen und könne in dieſem
Falle keine andere Auffaſſung vertreten. Wo es darauf ankomme, habe
der Entwurf die Uebernahme von Koſten auf die Provinz abgelehnt;
das ſei z. B. bei den Ortsdurchfahrten der Fall, deren Unterhaltungs=
koſten
die Gemeinden zu tragen hätten. Ein Antrag der D.V.P., der
dieſe Koſten auf die Provinz oder zum Teil auf die Provinz abwälzen
wollte, ſei abgelehnt worden. Aehnlich ſei es mit der Neuanlage der
Ortsdurchfahrten, doch wäre hier Antrag Sturmfels und Dr. Müller
angenommen, wodurch die Provinz mit zu den Koſten herangezogen
werde. Redner wendet ſich dagegen, daß die höheren Beamten Provin=
zialbeamte
werden, er ſpricht von der Provinzverwaltung als einem
Staat im Staate, unterzieht die in dem Entwurf vorgeſchlagene Neu=
ordnung
der Baubehörden einer eingehenden Kritik und beſpricht die
einzelnen Anträge. Im Ausſchuß wäre keine Einheitlichkeit der An=
ſichten
zu erzielen geweſen. Der Redner weiſt u. a. auch auf verſchiedene
gegenſätzliche Auffaſſungen in Einzelfragen hin und bemängelt u. a.,
daß kein Zuſammenhang zwiſchen der Bevölkerung und den Aemtern
mehr beſtehen werde. Die Provinzen hätten dann nur noch die Koſten
aufzubringen, ſelbſt aber auf die Verwaltung keinen Einfluß mehr. Die
Koſten der Aemter würden groß und die Gebühren ſehr wahrſcheinlich
ſtark erhöht werden. Es ſei nicht geſagt, daß durch die Verringerung
der Aemter nun auch eine Koſtenerſparnis erzielt werde. In ſeinem
Schlußausführungen nimmt Redner nochmals Stellung gegen die For
derung, die oberen Baubeamten zu Provinzialbeamten zu machen. Wenn
man den von dem Abg. Schreiber vorgeſchlagenen Weg beſchreitet, werde
eine Entwicklung eintreten, die von der Gegenſeite ſchließlich ſelbſt be=
dauert
werde.
Abg. Schreiber (Dem.) bemerkt, durch den Vorredner und deſſen
Partei würdgen politiſche Geſichtspunkte in die Angelegenheit hineinge=
tragen
. Die Verhältniſſe wären fetzt ſo, daß eine Neuregelung des Stra=
ßenweſens
nicht mehr aufzuſchieben ſei. Die Verſtaatlichung des Stra=
ßenweſens
ſei jetzt noch nicht zu erreichen, daher ſtimme ſeine Partei der
Uebertragung des Straßenweſens an die Provinz zu. Der Redner geht
dann auf eine Reihe von Einzelfragen näher ein.
Abg. Dr. Müller (Bbd.) weiſt auf den Kompromißcharakter des
Geſetzes hin. Die Sozialdemokratie habe urſprünglich das Straßenbau=
weſen
dem Staate zuweiſen wollen, erſt nachdem die Regierung abge=
lehnt
habe, ſei der Kompromiß zuſtande gekommen, die Materien den
Provinzen zu übertragen. Die Koſten würden den Kreiſen in der Haupt=
ſache
verbleiben, aber ihr Einfluß würde ausgefchaltet. Durch die vor=
geſchlagene
Zwiſchenlöſung werde keine weſentliche Verbeſſerung der
gegenwärtigen Verhältniſſe erreicht. Das Bauweſen müſſe ſeinen Schwer=
punkt
in den Kreisämtern haben, über die der Staat die Aufſicht führen
müſſe. Jede Zentraliſation vermehre nur die Koſten; die ländlichen
Kreiſe hätten bei dem Uebergang der Forſt= und der Vermeſſungsämter
ſehr ſchlechte Erfahrungen in bezug auf die Koſten gemacht.
Abg. Schül (Ztr.) ſpricht für die Uebertragung des Straßenweſens
an die Provinzen. Ideal ſei ja die Löſung nicht, aber immer noch beſſer,
als das Straßenweſen dem Staate zu übertragen.
Abg. Kindt (Dntl.) wünſcht ſtatt 11 14 Bauämter.
Abg. Galm (Komm.) tritt für eine Verſtaatlichung des geſamten
Straßenweſens ein.
Nach einer kurzen Pauſe fragt Abg. Dr. Müller wegen der An=
ſtellung
eines Kaſſenrendanten an. Miniſter von Brentano erklärt,
die Anfrage ſpäter beantworten zu wollen. Abg. Dr. Werner
fragt an, warum nicht die Aufführung des Luſtſpiels Der fröhliche
Weinberg verboten werde, wie dies in Kaſſel geſchehen ſei und warum
die Regierung Hetzfilme wie den Potemkin=Film geſtatte. Die Mittei=
ung
des Präſidenten, daß die Antwort durch Miniſterialdirektor Ur=
ſtadt
noch nicht vorbereitet ſei und daher ſpäter erteilt werde, erregt auf
der Rechten des Hauſes große Heiterkeit. Abg. Dr. Keller verlieſt
die von uns bereits geſtern veröffentlichte Kleine Anfrage, betr. die beab=
ſichtigte
Erhöhung des Schulgeldes. Miniſterialdirektor Urſtadt
erwidert darauf, daß das Landesamt für das Bildungsweſen ſich mit
der Schulgeldfrage beſchäftige und deshalb Fragebogen habe ausgehen
laſſen. Zu der Frage ſelbſt habe das Landesamt noch nicht Stellung ge=
nommen
. Das Schulgeld in Preußen ſei höher als in Heſſen; es komme
auch der Elternſchaft beim Schulbeſuch mehrerer Geſchwiſter in der Be=
rechnung
des Schulgeldes mehr entgegen als Preußen.
Abſtimmungen.
Hierauf wird zunächſt der Geſetzentwurf über das Bau=
weſen
der Provinzen und Kreiſe zur Abſtimmung
geſtellt, und zwar zunächſt die einzelnen Artikel der

Vorlage. Schließlich wird der Geſetzentwurf mit verſchiedenen Abände=
rungen
nach dem Antrag der Mehrheit des Ausſchuſſes angenommen.
Daran ſchließen ſich die Abſtimmungen über den Geſetzentwurf, der
das Straßenweſen regelt. Auch hier werden verſchiedene Abänderungs=
anträge
angenommen und ſchließlich das ganze Geſetz nach Vornahme
zahlreicher Einzelabſtimmungen nach den Anträgen der Mehrheit des
Ausſchuſſes angenommen. Die beiden Geſetzentwürfe werden dann auch
in zweiter Leſung von einer Mehrheit, die im weſentlichen den Koa=
litionsparteien
entſpricht, angenommen; die Oppoſitionsparteien ſtimmen
dagegen.
Abg. Dr. Müller (Bbd.) hatte während der Beratung darauf
hingewieſen, daß den ländlichen Kreiſen durch die Neuregelung große
Koſten auferlegt werden. Abg. Ritzel (Soz.) bezeichnete dieſe Be=
hauptung
als oberflächlich und demagogiſch. Abg. Dr. Niepoth
(D. V. P.) ſtellte unter ſtürmiſcher Heiterkeit der Rechten feſt, daß die
Sozialdemokraten ſelbſt Anträge eingebracht hatten im Sinne der
Wünſche Dr. Müllers, ſpäter ſie aber zurückgezogen hätten. Der Vor=
wurf
der Oberflächlichkeit und Demagogie falle alſo auf die Sozialdemo=
kratie
ſelbſt zurück.
In den weiteren Verhandlungen wird das Geſetz über die
Entſchädigung für Verluſte infolge Tierſeuchen in
zweiter Leſung angenommen. Ein früher geſtellter Antrag
des Bauernbundes, der eine ſtärkere Heranziehung des Staates zu den
Entſchädigungskoſten will, wird abgelehnt.
Eine Anfrage des Abg. Werner und Gen. über die Be=
flaggung
des Univerſitätsgebäudes in Gießen wird
von dem Abg. Werner begründet. Er ſchildert die bekannten Vorgäng
in Gießen, die zu der Anfrage führten. Er macht verſchiedene Beiſpiele
namhaft, aus denen hervorgeht, daß das Reichsbanner Schwarz=rot=gold
parteipolitiſch eingeſtellt iſt; u. a. habe der Reichswehrminiſter darauf
hingewieſen. Die Führer des Reichsbanners in Heſſen ſeien alle einge
ſchriebene Mitglieder der Sozialdemokratiſchen Partei. Der Redner
wendet ſich nachdrücklich dagegen, daß die Univerſität Gießen gezwungen
wurde, zu flaggen, für eine Demonſtration, die ſich gegen ſie gerichtet
habe. In ſeinen weiteren Ausführungen bemerkte der Redner, das
Reichsbanner Schwarz=rot=gold ſei nur eine vorübergehende Erſcheinung,
der Zeitpunkt ſei nicht mehr fern, an dem die roten Fahnen wieder zum
Vorſchein kämen.
Abg. Mann (Soz.) zeigt dem Hauſe eine Anſichtskarte des Abg.
Dr. Werner vor, auf der von ſeiner Hand geſchrieben ſtehe: O welche
Luſt, kein Soldat zu ſein. Abg. Dr. Werner treibe ein doppeltes
Spiel; er verherrliche öffentlich die Wehrmacht, heimlich ſei er aber da=
gegen
.
Abg. Dingeldey (D.V.P.): Wir haben es hier mit der Be=
flaggung
der Landesunivevſität in Gießen und nicht mit einer Anſichts=
karte
des Herrn Dr. Werner zu tun. Als ich die Antwort des Herrn
Staatspräſidenten auf die Anfrage des Herrn Dr. Werner über die Be=
flaggung
der Landesuniverſität las, habe ich geradezu im Intereſſe der
Farben der Republik es beklagen müſſen, daß der Herr Staatspräſident
ſein von höchſter Unduldſamkeit und engſter parteipolitiſcher Geſinnung
getragenes Verhalten der Landesuniverſität gegenüber als eine Pflege
der verfaſſungsmäßigen Farben der Republik bezeichnet. Wenn das
Oberhaupt eines Staates ſo wenig Objektivität und Einfühlungsver=
mögen
in Andersdenkende beſitzt, ſo muß ich ſagen, niemand iſt geeig=
neter
, den Farben der Republik weniger Anſehen zuzuführen als der=
jenige
, der ſich eines ſolchen Verhaltens ſchuldig macht. Durch einen be=
hördlichen
Ukas hat man die Landesuniverſität gezwungen, denienigen
ihre Referenz zu machen, die gegen die Landesuniverſität demonſtrieren
wollten. Es war eine bewußte und beabſichtigte Demütigung der Lan=
desuniverſität
vor dem heſſiſchen Reichsbanner. Nicht nur mit Duldung,
ſondern ſogar auf Anordnung des heſſiſchen Staatspräſidenten iſt das
geſchehen. Dieſes Schauſpiel, dieſe beabſichtigte Herabwürdigung des
Anſehens einer deutſchen Hochſchule iſt in Deutſchland Gott ſei dank bis
heute vereinzelt geblieben. Die Haltung des Herrn Staatspräſidenten
war diktiert von einer feindſeligen Geſinnung gegemüber der Univerſität.
Redner kritiſiert die Antwort des Staatspräſidenten in der Gießener
Flaggenangelegenheit; ſie zeuge von wenig Objektivität und von gerin=
gem
Vermögen, ſich in die Seelenzuſtände anderer zu verſetzen. Der
Vorfall in Gießen ſei ohne Beiſpiel in ganz Deutſchland, es ſei eine
Herabwürdigung der Univerſität (Lärmende Unterbrechung des Redners
durch die Sozialdemokraten). Durch derartige Demonſtrationen, wie die
in Gießen, werde ja geradezu die Abneigung der akademiſchen Kreiſe
gegen das Reichsbanner Schwarz=rot=gold gezüchtet, man ſolle ſich über
das Echo, das von den Hochſchulen komme, nicht wundern. (Während
der ganzen Beſprechung der Gießener Flaggenangelegenheit herrſcht
ſolche Unruhe im Hauſe, daß die Redner ſich kaum verſtändlich machen
können.)
Abg. Dr. Werner (Dntl.) ſtellt feſt, daß die von dem Abg. Mann
vorgezeigte Karte aus dem Jahre 1904 ſtammt. Er legt dar, bei wel=
cher
Gelegenheit ſie geſchrieben wurde, daß er damals jung verheiratet
geweſen ſei. Der ſcherzhafte Inhalt ſei gar nicht nach heutigen Geſichts=
punkten
zu beurteilen. Er geißelt unter dem Beifall der Linken des
Hauſes das verwerfliche Verfahren der Sozialdemokratie, im politiſchen
Kampfe ſogar eine Anſichtskarte, die vor mehr als 20 Jahren geſchrieben
wurde und die überdies nur durch eine Unredlichkeit in ihre Hände ge=
langt
ſein könne, zu verwenden.
Gegen 2 Uhr werden die Verhandlungen abgebrochen und die nächſte
Sitzung auf Freitag vormittag 9 Uhr anberaumt. (Auf der Tagesord=
nung
ſteht u. a. auch das Volksbegehren.)
Ueberreichung der Unterzeichnungsliſien des
Heſſ. Wirtſchafts= und Ordnungsblocks.
Die Unterzeichnungsliſten des Heſſiſchen Wirt=
ſchafts
= und Ordnungsblocks für Auflöſung des
Heſſiſchen Landtags mit den Unterſchriften von über
164 000 Landtagswählern ſind heute vormittag dem
Landtagspräſidenten überreicht worden.

ſich in unberechenbaren Uebergängen mit der inſtinktiven Nöti=
gung
, unſerer äußeren Erſcheinung den Stempel unſerer Sitten=
zuſtände
aufzudrücken.
Blütezeiten des Gigerltums ſind aus naheliegenden Grün=
den
alle die Zeiten, in denen die Ausſchweifungen in Sitte und
Mode an dem Sinn des Volkes ſelbſt wewig Widerſtand finden;
wo die materialiſtiſche Auffaſſung des Lebens durch alle Türen
und Ritzen eindringt, wo Sitten= und Schamloſigkeit alte Ord=
nungen
niederreißen und die Volksſeele unruhig zwiſchen Welt=
luſt
und Weltſchmerz, Genuß und Ueberſättigung, Sündhaftigkeit
und Bußfertigkeit hin und herflattert. In ſolchen Zeiten feiert
die verirrte Phantaſie ihre Triumphe in modiſch aus=
ſchweifender
Kunſt und abgeſchmackt künſtlicher Mode; nicht bloß
Schönheit und Anſtand, auch Zweckmäßigkeit und Bequemlichkeit
gelten dann als überwundene, veraltete Dinge: mit dem Zeitgeiſt
dringt dann die Modeſucht ſelbſt zu den ſonſt unverbrüchlich am
Alten hängenden Ständen, dem Bauerntum und den ihnen be=
rufsverwandten
dienenden Klaſſen. So endartete die farben=
glänzende
, reizvolle, zu plaſtiſcher Schönheit entwickelte Tracht des
frühen Mittelalters durch den Ungeiſt der wachſenden Sitten=
loſigkeit
: die geläuterte Schönheit verlor ſich zuerſt in Uebermaß
und verzerrte ſich ſchließlich zur Unnatur, zum Unſinn und zur
Schamloſigkeit. Erſt als die Reformation mit ihren tiefauſwühlen=
den
religiöſen und politiſchen Erſchütterungen über dieſe tolle
Welt der Phantaſtik und Uebertreibung hereinbrach und die deut=
ſche
Nation zur Selbſteinkehr und Selbſtbeſinnung führte, kam
auch allmählich wieder Einfalt und Einfachheit, Charakter und
Ernſt in dieſe zerfahrene Welt und prägte ſich in ihrer äußeren
Erſcheinung aus. Der närriſche, bunte Kleiderkarneval wich vor
dem Vedürfnis ſtrenger Enthaltſamkeit, neben der zum Beiſpiel
Kleidertollheiten wie die der Landsknechte vereinzelt blieben.
Nach oben hin verſchwinden zwar die nationalen Unterſchiede
in der Kleidung, die örtlichen und provinziellen aber entwickeln
ſich zur Volkstracht. Aber wie die blühende, lebensvolle Be=
wegung
der Reſormation zu Dogmatismus und Buchſtabenglaube
erſüarrte und in unnatürliche Formen ſich verengte, ſo drangen
auch mit der wachſenden Macht Spaniens in Politik, Sitte und
Religion ſteife, ſtarre, kalte Formen in die Trachtenwelt, ein
Alle Faibe flieht, der Frühling erſtirbt, alles ſtarrt in Schwarz
Am Ende des 16. Jahrhunderts ſteht noch der geſpreizte ſpaniſche
Stutzer, renommiſtifch, unnatürlich beengt, mit ſtraffgeſpannten
Wulſten umleat, gemeſſen und geziert in jeder Bewegung, eitel
und ſtolz auf ſeine, wie er meint, Ehrfurcht und Bewunderung
erzwingende Erſcheinung. In der Zeit des unheilvollen großen

deutſchen Krieges aber entwickelt ſich der ſoldatiſche Renommiſt
oder ſein Zerrbild, der ziviliſtiſche Stutzer: lockere, leichte Ge=
ſellen
ohne Ehrgefühl, Flattergeiſter, Glücksritter, die von heute
auf morgen leben, Schaumblaſen des Krieges, frei und ungeniert
wie der Vogel in der Luft oder das Tier des Waldes, oft aber
auch wie das gehetzte Wild, loſe und ſchlottrig in der Kleidung,
die, nirgends anſchließend, herumhängt und herumflattert, lang=
lockig
, mit breitem Schlapphut und koloſſalem Gefieder, überladen
mit allerlei Schmuck, leichter Ware, die nicht viel koſtet, aber luſtig
umherfliegt, bis ſie am nächſten Zaun oder Dornbuſch in Fetzen
hängen bleibt. Was dieſen Naturalismus auf den Gipfel hob,
der Dreißigjährige Krieg, ſtürzte ihn auch wieder, und aufs neue
feſſelt Erſtarrung, Verknöcherung die todesmüden Geiſter, ſelbſt
als unter Ludwig XIV. und der Herrſchaft der Staatsperücke
neue pomphafte und anſpruchsvoll ſtolze Formen ſich gebildet
haben. Dann kommt im 18. Jahrhundert mit Puder und Zopf
die Zeit des Winterſchlafes, bis der Sturm der Revolution gleich
der Aequinoktialzeit vor dem Frühling den Puderſchnee verweht
und die Bande des Zopfes zerreißt. (Falke.) Damit ſind wir
bei den Anfängen der Entwichlung des heutigen Koſtüms an=
gekommen
.
Die zweite Hälfte des 17. Jahrhunderts, die zuchtloſe Zeit
des Krieges und der Fremdherrſchaft, die eine Weltmode unter
ranzöſiſcher Flagge anbahnend: Periode Ludwigs XIV und die
zweite Hälfte des 18. Jahrhunderts waren mehr oder weniger
Blütezeiten eines zeitgemäßen Stutzertums; wann immer ein
neuer Unſinn aufkam, ſtets fanden ſich ungebundene Geiſter, die
die Fahne der Narrheit hochhielten und dieſer trotz allem Schelten,
Klagen, Weinen, Lachen, Spotten der anſtändigen, vernünf=
tigen
, am Alten hängenden Leute zum Siege verhalfen. In ſol=
chen
Zeiten erſtehen der geſchändeten Vernnft und Sitte ſprach=
gewaltige
Anwälte, leidenſchaftliche Prediger und treffſichere
Satiriker man denke an Abraham a Santa Clara (den tapferen
Wiener Kanzelredner aus dem Schwabenland), Moſcheroſch,
Logau, Lauremberg u. a., man erinnere ſich der zahlreichen Flug=
blätter
und namenloſen Straftredigten aus jener Zeit. Dem
renommiſtiſchen Stutzertum des Dreißigjährigen Krieges, den
Alamode=Kleidern und Alamode=Sinnen hielten die alten
Herren wieder und wieder die alte, ehrenhafte Zeit entgegen;
feſt und treu hielten ſie an der Spanier Standhaftigkeit in un=
verrückter
Handhabung ihrer Bekleidungsart, an der breiten,
runden, welligen Krauſe (Kröſe), dem ſteifen Hut und anderer
Unnatur, die fünfzig Jahre vorher noch den damaligen Alten
als das Aeußerſte des Sotzerunweſens gegolten hatte. Schon um

1630 iſt die ſpaniſche Krauſe jedem Modeherrchen ein Greuel,
aus der modiſchen Welt iſt ſie völlig verſchwunden, während ſie
bei Ratsherren und Geiſtlichen als eine Krone und Zierde der
löblichen Antquität zwei Jahrhunderte lang ein lebloſes,
der organiſchen Weiterbildung unfähiges Daſein friſtete und bis
auf den heutigen Tag mit den Befſchen genannten Ueberreſten
die äußere Würde des evangeliſchen Paſtors zu heben beſtimmt
iſt. Ein weiter Weg vom ſteifen, katholiſch=ſpaniſchen Stutzer zum
bibelfeſten evangeliſchen Seelenhirten unſerer Tage! Und dieſe
ſpaniſche Krauſe wurde damals dem fremdländiſchen verwelſch=
ten
Alamodeweſen als die altfränkiſche und nationale Form
entgegengeſtellt.
Aehnlich ſtellten ſich die Parteien zu der Haartracht. Die
breite Krauſe und der ſteife Hut hatten kurzes Haupthaar bedingt.
Die Stutzer hatten es über der Stirn in die Höhe gerichtet oder
es am ganzen Kopf emporſtarren laſſen zum Verdruß der Predi=
ger
, wie jenes Joh. Strauß, der dieſe Stutzer rauhe Igel ſchalt
und ſtatt des kolbichten Haares die natürlichen Haare, die da
eine Zierde des Hauptes ſind pries. Als aber der Widerſtand
der Krauſe ſchwand und der wilde Krieg das Haar entfeſſelte
und die Stutzer ihre Mähne zum Schein genialliederlicher Nach=
läſſigkeit
langzottig und ſtruppig am Geſicht herunterfallen ließen,
da predigten die Geiſtlichen gegen die Hoffart des natürlichen
Haarwuchſes, deſſen ſtratiotiſche (kriegerhafte) Länge ſie ver=
damanten
. Noch 1642, als ſchon die geſamte Laienwelt, die
Mode der langen Haare nachgeäfft hatte und Langhaar zur
Tracht geworden war, entbrannte in Holland ein erbitterter
Streit, weil dort auch Geiſtliche lange Haare zu tragen ſich er=
kühnten
. Die theologiſche Fahultät zu Utrecht, zahlreiche Synoden
und geiſtliche Schriftſteller kamen in dem Beſchluß überein, die
Langhaarigen von der chriſtlichen Gemeinſchaft auszuſchließen,
geſtützt auf die pauliniſchen Worte in der 1. Epiſtel an die Korin=
ther
, Xl, 14: Lehret euch nicht die Natur, daß einem Manne
eine Unehre iſt, ſo er lange Haare zeuget? (Und dem Weibe
eine Ehre, ſo ſie lange Haare zeuget? Das Haar iſt ihr zur Decke
gegeben fährt der Apoſtel fort: dieſe Worte, ſie klingen heute
zeitgemäß im Zeitalter der vertauſchten Rollen, wo manches an=
ſcheinend
männliche Weſen Langhaarigkeit mit weibiſchem Ge=
baren
verbindet, das Weib dagegen ſeiner ſchönſten Zierde ſich
beraubt, um der Bubikopf=Mode zu huldigen, jener coiffure
z lenkant, die ein franzöſiſcher Haarkünſtler ſchon vor 150 Jah=
ren
in Schlung gebracht hatte, weil der Lockenſchwund ſeiner
vornehmſten Kundin, der Königin Marie Antoniette, den ver=
tuſchenden
Kurzſchnitt hatte notwendig erſcheinen laſſen.)
(Schluß folgt.)

[ ][  ][ ]

Seite 4

Freitag, den 18. Juni 1926

Nummer 167

Zertior.
Stinnt Romtate

Die Kriſe in Frankreich.
Von unſerem A=Korreſpondenten.
Paris, 17. Juni.
Die Demiſſion Pérets bedeutete die Eröffnung oder das Akut=
werden
einer ſehr ernſten Kriſe. Sie iſt eine parlamenvariſche
inſofern, als die Mehrheit der Regierung an die Perſon Raoul
Pérets gebunden war. Sie iſt aber in erſter Linie eine Kriſe der
ganzen Finanzpolitik. Die ſchnelle Löſung der perſönlichen Fra=
gen
iſt wohl denkbar. Doch es fragt ſich ſehr, was die Löſung die=
ſer
Fragen in der heutigen Situation zu ſagen hat. Péret hat
mit ſeinem Rücktritt ſeine Volksvümlichkeit in der Kamer und
im Lande nicht eingebüßt. Schließlich waren ihm größere Erfolge
beſchieden als ſeinen ſieben Vorgängern ſeit zwei Jahren. Aber
den Verfall der Währung vermochte er nicht aufzuhalten, da ſeine
Methoden prinzipiell nichts neues bedeutet haben. Die Gründe,
welche er in ſeinem etwas verſchwommenen Communiqus für
ſeine Demiſſion angab, ſind wenig einleuchtend und haben auch
die Enzſtehung von unkontrollierbaren Gerüchten nicht verhindern
können. Die fehlende Unterſtützung für die Regierung und das
Fehlen verſchiedener wichtiger techniſcher Hilfsmittel ſollen ihn
zum Rücktritt gezwungen haben. Die Kammer war aber in der
letzten Zeit ſehr rückſichtsvoll und loyal; ſie hat der Regierung
beinahe freie Hand gegeben. Unter ſolchen Umſtänden iſt es nicht
möglich, die Verantwortung für die heikle Lage allein auf die
Kammer zu wälzen.
Es iſt möglich und ſogar wahrſcheinlich, daß die grundſätzliche
Unentſchiedenheit der politiſchen Lage, welche eigentlich ſeit dem
11. Mai 1924 andauert, viel zu der heutigen ſchweren finanzpoli=
diſchen
Sitation beigetragen hat. Sehr fraglich ſcheint es aber,
daß gerade dies der gegebene Zeitpunkt war, dieſe Frage ab ovo
zu löſen.
Der Gedanke, ein Kabinett der nationalen Einheit zu bil=
den
, kurſierte ſchon ſeit langem. Und Kriſen explodieren in Frank=
reich
immer ſchneller, als man erwartet. Selbſt Briand, der be=
kanntlich
für dieſe Löſung wenig übrig hat, ſprach in ſeiner Er=
klärung
nach dem Rücktritt Pérets von zwei volkstümlichen
Lkſungen, die ſich in anderen Ländern, in fiwanzieller Hinſicht
auch nicht beſonders bewährt haben ſollen: von der Diktatur in
Italien und von der Union sacrée von der nationalen Eini=
gung
, in Belgien. Von den zwei Uebeln iſt das letztere immer
noch das beſſere. Und es iſt kein Geheimnis, daß Raoul Péret die
nationale Einigung für unbedingt nötig hält.
Die Briandſche Politik wird faſt allgemein für die einzig
mögliche in der gegenwärtigen Sitwation gehalten. Das gilt auch
für die Union nationale‟. Aber das hat die ſtürmſche Hauſſe
der fremden Valuten an der Pariſer Börſe bewieſen, daß in der

Finanzpolitik eine grundſätzliche Aenderung eintreten muß. Es
muß endlich die Endſcheidung fallen: Stabiliſierung auf Gold=
baſis
oder proviſoriſche Stabiliſierung aus eigenen Kräften mit
Hilfe von wirkſamen Stützungsmaßnahmen und Konventionen.
Der Zauberer Briand. Poincaré der
energiſche Finanzminiſter.
* Paris, 17. Juni. (Priv.=Tel.)
Die Entſchließungen des kleinen Kongreſſes der radikalen
Sozialiſten und der Sozialiſten haben der Abſicht Briands, ein
Kabinett auf breiter Grundlage zu bilden, ernſte Schwierigkeiten
in den Weg gelegt. Herriot, der perſönlich nicht abgeneigt iſt,
in das Kabinett einzutreten, fühlt ſich jetzt durch die Entſcheidung
ſeiner Partei gebunden und es iſt kaum anzunehmen, daß er über
der Verwirklichung des nationalen Einheitskabinetts die Radi=
kale
Partei auseinanderbrechen laſſen wird. Trotzdem glaubt
man, daß es der Energie und der Geſchicklichkeit Briands gelin=
gen
wird, ſeine Abſichten zu verwirklichen. Briand iſtdafür
bekannt, daß er alle Mittel der Ueberredungs=
kunſt
in Anwendung bringt um einen Plan
durchzuſetzen, den er für richtig erachtet.
Die längeren Beſprechungen Briands mit Poin=
caré
am Vor= und Nachmittag und die Konferenz Poin=
cares
mit dem eben geſtürzten Finanzminiſter
Péret laſſen es als durchaus wahrſcheinlich erſcheinen,
daß Poincars das Finanzminiſterium über=
nehmen
wird. Er knüpft jedoch daran beſtimmte Beding=
ungen
. Natürlich iſt die Linke gegen die Kandidatur Poincaré
ſehr aufgebracht. Die Oppoſition der Linken iſt aber wicht ſtark
genug, um eine Kandidatur Poincarés zu verhindern.
In weiten Kreiſen iſt die Anſicht verbreitet, daß Poincaré
die nötige Energie und ſture Rückſichtsloſigkeit beſitzt, die ein Fi=
nanzminiſter
braucht, um eine Stabiliſierung des Franc durch
ſcharfes Zugreifen auf ſteuerlichem und fiskaliſchem Gebiet durch=
zudrücken
. Dieſelbe Energie, die unter Voranſtellung machtpoli=
tiſcher
Ziele die franzöſiſchen Finanzen in eine unheilvolle
Situation brachte, könnte vielleicht auf das Finanzproblem ſelbſt
angeſetzt werden und für die Wiederherſtellung der franzöſiſchen
Währung Werwolles leiſten.
Briands Einwirkungen auf Herriot.
Der Donnerstag hat keine Löſung der Regierungskriſe ge=
bracht
. Am Donnerstag abend hatte Briand noch eine Unter=
redung
mit Herriot, in der er ihn, wie wir aus zuver=
läſſiger
Quelle erfahren, erſuchte, ſeinen Standpunkt, der ernſte

Folgen haben könne, nochmals zu überdenken und ihm morgen
das Reſultat ſeiner Ueberlegung mitzuteilen.
Der Preſſe erklärte Briand, er werde ſpäteſtens
morgen, mittag wiſſen, ob er das von ihm geplante Miniſterium
zuſtande bringen werde oder nicht und dementſprechend dem Prä=
ſidenten
der Republik ſeine Antwort überbringen. Er habe
auf die Formel der nationalen Einigung auf
breiter Grundlage verzichten müſſen, denn ſie
habe ſich zur Stunde als unmöglich herausge=
ſtellt
, weil gewiſſe Kreiſe offenbar bezieht ſich das auf die
Sozialiſten, auf deren Mitarbeit er nunmehr verzichtet habe ſich
nicht dazu bereit fänden. Trotzdem glaube er, ein Miniſterium
bilden zu können, das eine wirklich ausgedehnte Mehrheit und
geeignete Perſönlichkeiten von Autoritäten beſitze. Den Rumpf
dieſes Kabinetts müßten die bereits genannten Perſönlichkeiten
bilden. Wenn es ihm nicht gelinge, ſie zu vereinigen, ſei auch
ſein Miniſterium hinfällig, denn er lege keinen Wert darauf, ein
dem demiſſionierten ähnliches Kabinett zu bilden. Eshandele
ſich für ihn darum, mit Poincaré und Herriot
ein genau umriſſenes Programm aufzuſtellen,
das ſofort nach vollzogener Regierungsbil=
dung
dem Parlament vorgelegt und durchge=
führt
werden könnte.
Herriot hat Handlungsfreiheit. Briand für
ein Kabinett der Mitte ohne Sozialiſten.
Wie Havas mitteilt, ſcheint es ſich am Donnerstag abend zu
beſtätigen, daß Poincaré die Uebernahme des Ge=
ſamtminiſteriums
ablehnen wird. In den Wandel=
gängen
der Kammer wurde heute abend die Ausſicht auf
ein Zuſtandekommen des Miniſteriums der
nationalen Einheit, in dem alle Parteien von den Sozia=
liſten
bis zu der Gruppe Marin vertreten wären, ungünſtig
beurteilt, da die Sozialiſten an ihrem jetzt gefaßten Beſchluſſe
feſthalten und andererſeits ein großer Teil der Radikalen nur
dann mit der Heranziehung der Gruppe Marin einverſtanden
ſein will, wenn gleichzeitig die Sozialiſten in die Regierung ein=
treten
. Deshalb gewinnt der angeregte Gedanke, ein Kabinett
der Mitte unter Ausſchluß der Sozialiſten und
der Gruppe Marin zu bilden, immer mehr an Boden und
ſcheint nunmehr auch von Briand als Löſung ins Auge gefaßt zu
werden. Auch ein Teil der Radikalen ſprach ſich in der heute nach=
mittag
unter dem Vorſitz Herriots abgehaltenen Vorſtandsſitzung
hierfür aus, während ein anderer Teil ſich für ein von einer radi=
kalen
Perſönlichkeit geführtes Kabinett, das entſchloſſen ſei, das
Finanzprogramm der Partei durchzuführen, einſetzt. Herriot
bat demgegenüber um Handlungsfreiheit, die auch be=
willigt
wurde. Jedenfalls ſcheint Herriot bei der heute
abend ſtattgefundenen Beſprechung mit Briand das ihm ge=
machte
Angebot zwar nicht formell abgelehnt, aber
die Mitarbeit der Radihalen Partei davon abhängig gemacht zu
haben, daß Briand das ſinanzielle Mindeſtprogramm der Partei
übernehme.

Familiennachrichten

Todes=Anzeige.
Freunden, Bekannten und Ver=
wandten
die ſchmerzliche Nachricht,
daß meine innigſtgeliebte Gattin,
die treuſorgende Mutter ihrer
Kinder, unſere liebe Schwieger=
niutter
, Großmutter, Schweſter,
Schwägerin und Tante (*15947
Frau Katharina Finger
geb. Jockel
nach einem arbeitsreichen Leben
geſtern abend durch eine Herzläh=
mung
plötzlich und unerwartet aus
dem Leben abberufen wurde,
Dietrauernden Hinterbliebenen.
Die Beerbigung findet ſtatt am
Samstag, den 19. Juni, nachm.
4 Uhr, auf dem Friedhof an der
Nieder=Ramſtädterſtraße.
Einſegnung ¼ Stunde vorher.

Todes=Anzeige.
Gott dem Allmächtigen hat es
gefallen, am 17. Juni meinen in=
nigſtgeliebten
Mann, unſeren her=
zensguten
Vater, Onkeh Bruder
und Schwager
(9008
Herrn Zuſtizſekretär i. Z.
Ludwig Schröbel
plötzlich und unerwartet in die
Ewigkeit abzurufen,
Die trauernden Hinterbliebenen:
Frau Eliſabeth Schröbel, geb. Glok
nebſt Kindern.
Die Beerdigung findet Samstag,
den 19. Juni 1926, nachm. 3 Uhr,
auf dem Waldfriedhof ſtatt.

Dankſagung.
Für die vielen Beweiſe herzlicher
Teilnahme beim Hinſcheiden unſerer
lieben Entſchlafenen, für die auf=
merkſame
Behandlung des Herrn
Dr. Walter und die tiefergreifende
Trauerrede des Herrn Pfarrer Marx
und die vielen Blumenſpenden, ſowie
allen, die ihr die letzte Ehre erwieſen
haben, ſprechen wir hiermit unſeren
innigſten Dank aus.
(*15950
Im Namen der trauernden Hinterbliebenen:
Waldſchmidt
Schutzm.=Wachtmeiſter i. R.

Wfe

Todes=Anzeige.
Am 16. Juni, abends 9¾ Uhr, entſchlief nach
langem, ſchwerem mit großer Geduld ertragenem
Leiden mein lieber Mann, unſer herzensguter Vater,
Großvater, Schwiegervater, Bruder, Schwager
und Onkel
Herr Auguſt Böttcher
Malermeiſter
im Alter von 64 Jahren.
In tiefer Trauer:
Lina Böttcher, geb. Franziskus
Konrad Böttcher
Fritz Böttcher
15918)
und 2 Enkel.
Darmſtadt, den 17. Juni 1926.
Die Beerdigung findet Samstag, den 19. Juni, nachm.
3 Uhr auf dem Friedhof, Nied.=Ramſtädterſtr., ſtatt.

Innigen Dank allen Denen, die uns bei
dem ſo unerwarteten Heimgang meines lieben
Mannes, unſeres treubeſorgten Vaters, Bru=
ders
, Schwiegervaters, Großvaters, Schwagers
und Onkels
Herrn
Hieotic 2h
Kulturbau=Oberinſpektor
ihre herzliche Teilnahme bewieſen haben. Be=
ſonders
danken wir dem Herrn Pfarrer für die
troſtreichen Worte, den Schweſtern des ( liſa=
bethenſtifts
für die liebevolle, aufopfernde Pfiege
bis zum letzten Atemzuge, den Beamten und
Bedienſieten des hieſigen Kulturbauamts, des
Kulturbauamts Mainz, den Vereinen heſſ.
Kulturtechniker, oberen Bau= und Vermeſſungs=
beamten
für die ſchönen Worte am Grabe und
die Kranzniederlegungen, ſowie allen Freunden
und Bekannten.
(9005
Die trauernden Hinterbliebenen.
Aa Han.6

Todes=Anzeige.
(Statt Karten.)
Gott dem Allmächtigen hat es gefallen, heute 7 Uhr
vormittags unſere einzige innigſtgeliebte, unvergeßliche
Tochter, unſere Schweſter und Nichte

Grete

im blühenden Alter von 19 Jahren, wohlverſehen mit den
hl. Sterbeſakramenten, nach längerer mit beiſpielloſer Ge=
duld
ertragener Krankheit zu ſich in die Ewigkeit abzurufen.
Im Namen der trauernden Hinterbliebenen:
Adam Kern, Schuhmachermeiſter.
Darmſtadt, Wienerſtr. 72, den 17. Juni 1926.
Die Beerdigung findet Samstag, den 19. Juni, um 3½ Uhr nachmittags,
von der Leichenhalle des alten Friedhofes, Nieder=Ramſtädterſtr., aus ſtatt.
Seelenamt für die liebe Verſtorbene am Montag um 8½ Uhr in der
Ludwigskirche.
(9007

O(nläßlich meines 50jährigen Berufsjubiläums ſind mir
von ſo vielen Seiten Glückwünſche und Geſchenke zuge=
gangen
, daß es mir leider, wie ich es gern möchte, nicht
möglich iſt, perſönlich zu danken.
Alle, die in ſo liebenswürdiger Weiſe mich ehrten, mögen
deshalb auf dieſem Wege meinen innigſten Dank ent=
gegen
nehmen.
Darmſtadt, den 15. Juni 1926.
Adam Herdt
8996)
Prokuriſi der Firma Gebrüder Vierheller

A
Knnaaange

Man rühre
mich kalt an
und lasse mich dann 20 Minuten kochen.
Alsdann verwandle ich mich in 6 Teller
hochfeine, schmackhafte Suppe. Meine
Familie besteht aus den Sorten:
rbs fein, Erbs mit Speck, Erbs mit Reis
Zlumenkohl, Spargel, Tomaten, Grünkern,
Lilz, Ochsenschwanz, Krebs, Teigwaren.
Dabei bin ich so billig! Jeder Kaufmann
hat mich.

Rotz rin
Suppen inWurstform

erſtklaſſige Arbeit,
ſchönes Modell,
180 cm brt. Spiegel=
ſchrank
(Kriſtall= Fa=
cettegläſer
), echtem
weißem Marmor,
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Mk. 590..
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Orogerie, Gardiſtenſtr. 17; Drogerie Schwinn; Drogerie Secker Nfl.
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gut. Inſtrument, geg.
Barzahlung zu kauf.
geſ. Angeb. m. Preis
u. Angabe der Marke
u. P 187 Gſchſt (e 15927
Gebr. kl. Leder= Hand=
koffer
, etwa 4050
m groß, zu kaufen
geſucht. Angeb. unt.
B 199 Geſchſt. (*15966
Bücherſchrank
(eiche, ſchwer), gut=
erh
, ca, 1,50 Breite,
zu kauf. geſ. Ang. u.
P 207 Gſchſt. (215971

zu kaufen geſ. (9012
Gefl. Ang. u. E 210
an die Geſchäftsſt.

2-300 Mk.
geg. abſolute Sicherh.
(Grundbeſ.) auf kurze
Zeit zu leih geſ. Ang u.
E 204 Gſchſt. (*15979
700 300 Mk. von
Selbſtgeber kurzfriſt.
geſ. 1a Sicherh., hohe
Zinſen: Angeb. unt.
E 190 Geſchſt. (*15933

[ ][  ][ ]

Nummer 167

Freitag, den 18. Juni 1926

Aus der Landeshauptſiadt.
Darmſtadt, 18. Juni.
Ernannt wurde am 8. Juni 1926 der Bauinſpektor Friedrich
Aſtheimer zu Darmſtadt vom 1. Juli 1926 an zum Miniſterialober=
reviſor
bei dem Miniſterium der Finanzen im Baudienſt.
In den Ruheſtand tritt am 1. April 1926 der Hausverwalter bei
dem Heſſiſchen Landestheater Karl Eidenmüller zu Darmſtadt auf
Grund des § 1 des Geſetzes über die Altersgrenze der Staatsbeamten
vom 2. Juli bzw. 19. Dezember 1923.
Heſſiſches Landestheater. Als nächſte und letzte Opern= Neuein=
ſtudierung
dieſer Spielzeit kommt am Freitag, den 25. Juni, Verdis
La Traviata heraus.
In der heutigen Aufführung des Tannhäuſer ſingt wegen Er=
krankung
des Herrn Piſtor Herr Jörn die Titelpartie.
Das erſte Donnerstagskonzert des Städtiſchen Orcheſters im
Saalbau mußte geſtern wegen des ungünſtigen Wetters ausfallen.
Volkshochſchule. Der Engliſche Zirkel der Volkshochſchule
wird am Montag, den 21. Juni, abends 8 Uhr, im Fürſtenſaal in der
Grafenſtraße einen Engliſchen Abend veranſtalten. Es wird be=
abſichtigt
, ein kleines engliſches Luſtſpiel, engliſche Vorträge, Klavier=
Duette und Violinſoli darzubieten. Freunde und Gönner ſind willkom=
men
. Zur Veſtreitung der Koſten wird ein Eintrittsgeld von 50 Pfg.
erhoben. Etwaige Ueberſchüſſe ſollen für einen wohltätigen Zweck ver=
wandt
werden. Karten ſind zu haben in unſeren engliſchen Kurſen, in
der Geſchäftsſtelle, Mathildenplatz 17 und am Saaleingang.
Heitere Tänze. Klaſſiſche und ſehr unklaſſiſche Muſik wird Manda
von Kreibig, der beliebten Tanzkünſtlerin des Landestheaters, die
Unterlage für den Tanzabend geben, den ſie auf Einladung der Freien
Literariſch=Künſtleriſchen Geſellſchaft morgen Sams=
tag
, 8 Uhr, im Kleinen Haus des Landestheaters veranſtaltet: Beetho=
ven
mit ſeinem Fackeltanz und der Wut um den verlorenen Groſchen.
Chopin und Reger ſtehen auf der einen, luſtige Gaſſenhauer wie Das
Bienenhaus und Der verliebte Schwiegerſohn und der neueſte Jazz
ſtehen auf der anderen Seite. Es ſoll ein ſommerlich unbeſchwerter, luſti=
ger
Abend werden! Der Kartenverkauf an der Kaſſe des Kleinen Hauſes
hat ſchon lebhaft eingeſetzt. (S. Anz.)
Turngemeinde Befſungen 1865 e. V., Darmſtadt. Die von der
Vorturnerſchaft ergangene Einladung zu einem Turnabend für Turne=
rinnen
hatte zahlreiche Mitglieder und Freunde der Turnſache angelockt.
Kurz nach 9 Uhr traten die Turnerinnen unter Führung ihrer Turn=
warte
Reinhardt und Zeſchky an. Ganz beſonders fiel die einheitliche
Turnkleidung auf, welche unbedingt zweckmäßig und als ſchön bezeichnet
werden muß. Der Schönheitsſinn unſerer Turnerinnen für Kleidung
kam hier recht zur Geltung. Der eigentliche Turnabend begann mit
Freiübungen und wurden 3 Uebungen ganz muſterhaft geturnt. Das
turneriſche Bild war durch einheitliche Kleidung ganz in ſchwarz be=
ſonders
eindrucksvoll. Kaum waren die Freiübungen gefallen, ergriff
unſer 2. Sprecher das Wort zu einer kurzen Anſprache. Jeder begriff
was unſer 2. Sprecher wollte. Weiter ging es, abwechſelnd wurde ge=
turnt
am Barren, bruſthohem Reck, Stabübungen Pferd längs und
quer und Keulenübungen. Ganz beſonders verbhüfften zwei geübtere
Tunerinnen, Aenne Pahl und Lisbeth Darmſtädter mit ihren Fertig=
keiten
am Gerät, die zu den ſchönſten Hoffnungen berechtigen. Die
jüngeren Turnerinnen waren ebenfalls mit Eifer dabei und boten manche
ſchöne Einzelleiſtungen. Zuſammenfaſſend ſei geſagt, die Turnerinnen,
ſowie ihre Turnwarte verſtehen ihre Sache und brauchen das Licht nicht
zu ſcheuen. Verſchönt wurde der Turnabend noch durch die Turner=
Singmannſchaft unter Leitung von Turner L. Geher, welche dem Abend
angepaßte Chöre zu Gehör brachte. Ehe zum gemütlichen Teil über=
gegangen
wurde, nahm nochmals der 2. Sprecher das Wort und legte
jedem Teilnehmer ans Herz, für die Sache der deutſchen Turnerſchaft
einzutreten, denn Einigkeit ſei von nöten. Weiter betonte er, daß viel
mehr Turnerinnen und Turner den Turnboden beſuchen müßten, die
Eltern ſollten auf ihre Jungen und Mädchen einwirken und ſie zum
Turnen anhalten, Turnerinnen und Turner, die früher turnten, ſollten
mit ſich zu Rate gehen, ob es am Platze iſt, daß ſie dem Turnboden
fernbleiben. Gar viele wüirden dann umkehren, wenn noch einigermaßen
Liebe zuv Sache vorhanden iſt. Zum Schluſſe forderte der 2. Sppecher
die Anweſenden auf, treu zur Fahne zu halten und mitzuhelfen an dem
Gebäude Jahns. Mit einem dreifachen Gut Heil auf die Turnſache
ſchloß der Turnabend.
Sonderzug Miltenberg und Amorbach. Im Lloyd= Reiſe=
bureau
, Rheinſtraße 17, ſind die Fahrkarten für den am Sonntag,
den 27. Juni, nach Miltenberg und Amorbach fahrenden Ausflugs= Son=
derzug
erhältlich. Ein Drittel Ermäßigung Schnellzugsgeſchwindig=
keit
. Ab Darmſtadt 7.44 Uhr vorm. Preis 4 Mk. In genanntem
Reiſebureau ſind auch zuſammenſtellbare Fahrſcheinhefte erhältlich.
Eine Schwindlerin und Diebin. Seit Monaten taucht in verſchie=
denen
Städten eine ſich als Wohltätigkeitsdame ausgebende Frau Amts=
richter
oder Frau Rechtsanwalt unter den verſchiedenſten Namen immer
wieder auf. Sie beſucht vornehmlich ältere Frauen und bietet ihnen
unter Angabe, daß ſie vom Wohlfahrtsamt komme, Rat und Hilfe an.
Sobald ſie in die Wohnung eines ihrer Opfer Einlaß gefunden hat, er=
findet
ſie irgend einen Vorwand, der die Frau veranlaßt, Küche oder
Zimmer auf kurze Zeit zu verlaſſen. In dieſem Augenblick entwendet
ſie die vorhandenen Barmittel, die ſie vorher durch den Trick des Geld=
wechſelns
feſtgeſtellt hat. Ein weiterer Trick der Schwindlerin iſt, daß
ſie erforſcht, ob die alten Leute Sparguthaben beſitzen. Sie ſpricht dann
von einer neuen Inflation und empfiehlt den alten Leuten, ihr Geld
beim Wohlfahrtsamt anzulegen. Sie iſt gerne bereit, das Geld von der
Bank oder Sparkaſſe mit abzuholen. Wenn das geſchehen iſt, händigt
ſie der Betreffenden eine Quittung für das Wohlfahrtsamt aus, oder,
wenn dies nicht gelingt, verſucht ſie es ſofort oder ſpäter der Frau zu
ſtehlen. Die Diebin iſt eine mittelgroße, 3040 Jahre alte Frauens=
perſon
, ſie hat ſchmales blaſſes Geſicht, gute Zähne, iſt mit ſchwarzem
Rock, weißer Bluſe, ſchwarzem Strohhut und braunem Mantel bekleidet
und ſpricht Hochdeutfch. Da bekanntlich alte Leute wenig Zeitung leſen
und ſo die Mahnung vor dieſer Schwindlerin nicht zur Kenntnis er=
halten
, ſollten Einwohner von Häuſern, in denen alleinſtehende alte
Frauen wohnen, dieſelben auf die Schwindlerin hinweiſen und mahnen,
um endlich die Feſtnahme und Beſtrafung der Diebin zu ermöglichen.
Deutſch=franzöſiſches Aufwertungsabkommen. Zwiſchen der
deutſchen und der franzöſiſchen Regierung iſt ein am 4. Juni ratifiziertes
Abkommen über die Durchführung der deutſchen Aufwertungsgeſetze ab=
geſchloſſen
worden. In demſelben wird der Grundſatz der Meiſtbe=
günſtigung
auf dem Gebiete des Aufwertungsrechts vereinbart. Die
franzöſiſche Regierung gibt den deutſchen Staatsangehörigen die bisher
auf Grund des Verſailler Vertrages unter Zwangsverwaltung geſtellten
deutſchen Anleihen frei. Sie empfängt dafür von dem Ein=
löſungsbetrag
, den die deutſchen Gläubiger dieſer Anleihen nach dem
deutſchen Ablöſungsgeſetz auf die freigegebenen Anleihen erhalten, ſo=
weit
die freigegebenen Anleihen Reichsanleihen ſind, ein Viertel, ſoweit
ſie Länder= oder Gemeindeanleihen ſind, die Hälfte. Des weiteren bringt
das Abkommen eine Aufwertung der deutſchen Reichsangehörigen gehö=
renden
Anleihen, die elſaß=lothringiſche Gemeinden vor dem
Waffenſtillſtand ausgegeben haben. Ueber die Durchführung des Ab=
kommens
wird weiteres ſpäter bekannt gegeben, weshalb. Intereſſenten
von Anfragen bis auf weiteres abſehen wollen.

Techniſche Nothilfe.

Die Nothelferſchaft unſerer Stadt hatte ſich zuſammengefunden, um
aus berufenem Munde über Die Frage der Techniſchen Nothilfe orien=
tiert
zu werden. Referent war der langjährige Leiter des Landesunter=
bezirks
Main=Heſſen der Techniſchen Nothilfe, Herr Reg.=Baumeiſter
Hilsdorf=Frankfurt a. M. Sehr angenehm berührte die rein ſach=
liche
Art und Weiſe, in welcher er zu der Notwendigkeit der Organiſation
Stellung nahm. Redner räumte ohne weiteres ein, daß, verglichen mit
fmiheren Zeiten, die Einſatznotwendigkeit der Nothilfe zurückgegangen
ſei. Das iſt, meinte Referent, ſehr erfreulich. Doch darf man aus dieſem
Rückgang nicht einfach den Schluß ziehen, daß deshalb kein Grund mehr
zu weiterem Beſtehen der Techniſchen Nothilfe gegeben ſei, wie das von
ſeiten der Gewerkſchaften geſchehen iſt. Norhilfe bleibt ſo lange notwen=
dig
, als noch die Gefahr der Beſtreikung lebensnotwendiger Betriebe
beſteht und keine anderen Mittel zur Sicherung der Geſamtintereſſen
vorhanden ſind. Es wäre doch ſeltſam, gerade jetzt die Techniſche Not=
hilfe
abauen zu wollen, wo andere Staaten dabei ſind, ähnliche Organi=
ſationen
auf= und auszubauen! Es iſt ein Kardinalfehler, die Bedeutung
der Techniſchen Nothilfe an der Einſatzzahl allein zu meſſen. Ihre pro=
phylaktiſche
Bedeutung für das deutſche Wirtſchaftsleben, iſt nicht minder
in Rechnung zu ſtellen. Viele Wirtſchaftskämpfe in gemeinnützigen Be=
trieben
werden ſchon durch das ledigliche Daſein der Organiſation auf
das zuläſſige Maß beſchränkt; in zahlreichen Fällen wirkt die vermit=
telnde
Tätigkeit der Nothilfe mildernd auf die Austragung des
Wirtſchaftsſtreites. Uebrigens erſchöpft ſich das Aufgabengebiet der Tech=
niſchen
Nothilfe nicht in dem Schutz der gemeinnützigen Betriebe. Wach=
ſende
Bedeutung erlangt außerdem ihr Eingreifen bei elementaren
Ereigniſſen. Hierfür liefert die letzte Hochwaſſerkataſtrophe an
der Jahreswende ein beredtes Zeugnis. Hunderte von Nothelfern waren
damals im Kampfe gegen das zerſtörende naſſe Element in Funktion.
Unſer Wirtſchaftsleben kann jederzeit noch großen Belaſtungen ausgeſetzt
ſein, die ein Bereitſein der freiwilligen Helfer erforderlich machen. Da=
rum
muß auch die Ortsgruppe Darmſtadt der Techniſchen Nothilfe vor=
läufig
noch ſtark bleiben und an ihrem Ausbau arbeiten.
Nachdem der Ortsgruppenführer Herr Inſpektor Becher den herz
lichen Dank für die inſtruktiven Ausführungen ausgeſprochen hatte, er=
hielt
das lebende Bild das Wort‟ Zwei prächtige Filmwerke führten
in das mannigfaltige Arbeitsgebiet der Nothilfe ein. Beſonders inter=
eſſierte
ein Film, der einen Einſatz der Techniſchen Nothilfe in der Nähe
von Darmſtadt vor Augen führte, der im weſentlichen von hieſigen Not=
helfern
beſtritten wurde. Alles in allem hat auch dieſer Werbeabend
erneut dargetan, daß es gilt, nach wie vor treu zur Seite der Techniſchen
Nothilfe zu ſtehen.
Verwaltungsgerichtshof (Zeughausſtraße 2). Oeffentliche Sitzung
am Samstag, 19. Juni, 9 Uhr vormittags: Vorentſcheidung gegen die
Handarbeitslehrerin Roßmann in Nieder=Modau; 10½ Uhr: Vor=
entſcheidung
gegen den Lehrer Müller in Reiskirchen.
L. U. Von der Landesuniverſität Gießen. Der ordentl. Profeſſor für
Mineralogie und Petrographie an unſerer Univerſität Dr. Karl Her=
mann
Scheumann hat einen Ruf als Ordinarius für Mineralogie
an die Techniſche Hochſchule in Charlottenburg erhalten.
Die diesjährige Braugerſten=Ausſtellung findet zum erſtenmal
nicht in Berlin, ſondern gelegentlich des Oktoberfeſtes in der Zeit vom
25. September bis 3. Oktober in München ſtatt. Die Braugerſten=
Ausſtellung will ein möglichſt vollſtändiges Bild der heimiſchen Brau=
gerſtenerzeugung
geben. Sie ſoll den Brauern die Leiſtungsfähigkeit der
verſchiedenen deutſchen Anbaugebiete vor Augen führen und den Land=
wirten
Anregung geben zur weiteren Verbeſſerung der heimiſchen Brau=
gerſtenerzeugung
. Namhafte Geld= und Ehrenpreiſe ſtehen für den
Preisbewerb zur Verfügung. Zum Preisbewerb zugelaſſen ſind nur die
von den Ausſtellern im Jahre 1926 im eigenen Betrieb gebauten Gerſten.
Die Mindeſtmenge des Ausſtellungsmuſters beträgt 25 Kilogramm, die
aus einem Haufen von mindeſtens 10 Zentnern als Durchſchnittsprobe
entnommen ſein muß. Die Anmeldung muß ſpäteſtens bis 20.
Auguſt erfolgt ſein. Die Einſendung des Ausſtellungsmuſters hat
ſo rechtzeitig zu erfolgen, daß es ſpäteſtens am 4. September bei der
Ausſtellungsleitung eintrifft. Die Ausſtellungsmuſter verbleiben im Be=
ſitz
der Ausſtellungsleitung und werden nicht vergütet. Beſondere An=
meldegebühren
entſtehen nicht. Im Intereſſe des heimiſchen Gerſten=
anbaues
iſt eine zahlreiche Beſchickung der Ausſtellung durch die heſſiſchen
Landwirte wüinſchenswert. Anmeldeformulare und die ausführlichen
Ausſtellungsbedingungen können von der Landwirtſchaftskam=
mer
Darmſtadt koſtenlos bezogen werden.
Die Sicherung der Vorzugsrente für den Fall ſpäterer Bedürftig=
keit
. Will ſich ein Anleihegläubiger, der ſeine Ausloſungsrechte als An=
leihealtbeſitzer
erworben hat, für den Fall ſpäterer Bedürftigkeit die Vor=
zugsrente
ſichern, ſo erreicht er dies dadurch, daß er gemäß § 24 Anleihe=
ablöſungsgeſetzes
auf die Teilnahme an der Ausloſung verzichtet. Es
empfiehlt ſich, dies möglichſt vor der erſten Ausloſung, die vorausſichtlich
Ende 1926 ſtattfindet, zu tun, denn mit der Ziehung eines Ausloſungs=
rechts
iſt das Recht auf Vorzugsrente verwirkt. Der Verzicht iſt der
Neichsſchuldenverwaltung (Anſchrift: Berlin. S.W. 68,
Oranienſtraße 106/9) zu erklären; er iſt jederzeit widerruflich. Der Ver=
zicht
iſt von der Reichsſchuldenverwaltung auf dem ausgeſtellten Aus=
loſungsſchein
erſichtlich zu machen; iſt das Ausloſungsrecht im Schuld=
buch
eingetragen, ſo iſt er in dieſem zu vermerken. Um den Verzicht
herbeizuführen, muß der Gläubiger a) wenn das Ausloſungs=
recht
in Inhaberſchuldurkunden verbrieft iſt, die ihm
von ſeiner Vermittelungsſtelle zugeteilten Ausloſungsſcheine, ſoweit er
die Rente beziehen will, mit der Verzichterklärung einſenden; b) wenn
das Ausloſungsrecht im Schuldbuch eingetragen iſt
die Verzichterklärung unter genauer Bezeichnung des Kontos nach Ab=
teilung
, Nummer, Vor=, Zu= und Geburtsname und Wohnort des Gläu=
bigers
einſenden. Die Verzichterklärung muß vom Gläubiger ſelbſt oder
ſeinem geſetzlichen Vertreter eigenhändig mit Vor=, Zu= und Geburts=
namen
unterſchrieben ſein.
Befreiung des Eigenverbrauchs von der Umſatzſteuer bei Land=
wirten
mit einem Geſamtjahresumfatz von nicht mehr als 10 000 Mark.
Mit Wirkung vom 1. April 1926 gilt: Bei landwirtſchaftlichen Betrieben
iſt der Eigenverbrauch von der Umſatzſteuer befreit, wenn die Geſamtheit
der vereinnahmten Entgelte einſchließlich des Eigenverbrauchs im jeweils
vorangegangenen Wirtſchaftsjahr 10 000 Rmk. nicht überſtiegen hat. Die
Befreiung erſtreckt ſich auf den Eigenverbrauch des Landwirts und ſeiner
Haushaltsangehörigen; als letztere gelten der Ehemann, die Ehefrau,
die Abkömmlinge, ferner Stief=, Schwieger= und Adoptiv= und Pflege=
kinder
, ſowie deren Abkömmlinge und die Eltern, Geſchwiſter, Halb= und
Stiefgeſchwiſter des Haushaltsvorſtandes und ſeiner Ehefrau, ſowie die
Abkömmlinge dieſer Geſchwiſter. Als landwirtſchaftliche Betriebe gelten
Betriebe, die der Landwirtſchaft, der Forſtwirtſchaft, dem Gartenbau,
Obſtbau, Weinbau und der ſonſtigen, nicht gewerblichen Bodenbewirt=
ſchaftung
ſowie der Fiſcherei dienen. Zur Ermittelung des befreiten
Eigenverbrauchs ſind für jeden Haushaltsangehörigen von dem Geſamt=
umſatze
des Landwirts Durchſchnittsſätze abzuziehen, die unter Berück=
ſichtigung
des Alters und Geſchlechts beſtimmt werden. Härten, welche
dadurch eintreten können, daß die Grenze von 10 000 Rmk. um ein gerin=
ges
überſchritten ird, kann der Reichsfinanzminiſter ausgleichen.

Seite 5

Warum einen Ausflug=Sonderzug ins Maintal?
Kaum ſind die letzten Lobgeſänge, die von den Lippen aller Teil=
nehmer
an der Sonderfahrt der Reichsbahndirektion Mainz nach Baden=
Baden geſungen wurden, verklungen, da wird ſchon wieder durch das
ſtimmungsvolle Bild des Marktplatzes von Miltenbevg am Main zur
Sonderfahrt am 27. Juni zur Fahrt nach Miltenberg und Amorbach
eingeladen. Zwar wird der Geldbeutel heute überall knapp ſein, und
es wäre eine unangenehme und volkswirtſchaftlich bedenkliche Inan=
ſpruchnahme
, wollte die Reichsbahndirektion in kurzen Zeitabſtänden
zivei große Fernfahrten unternehmen. Deshalb wird die zweite, kurze
Fahrt im Juni, zum Idyll des Maintales führen, wodurch ein Doppel=
tes
erreicht wird: Für die ſchmalſten Geldbeutel erträglicher Fahrpreis
und landſchaftlich wie kulturell entzückende Umgebung. Würzburg im
kleinen, Rothenburg in der Vorſtufe, das wird Miltenberg und
Amorbach ſein. Einſt waren beide Städtchen mit tauſend Fäden
an den Mittelrhein, an Mainz, gefeſſelt. Von den alten Römern, die
ihren Grenzwall am Mainknie erbauten, bis in die Zeit der letzten Kur=
fürſten
des 18. Jahrhunderts, wo Balthaſar Neumann Unvergängliches
ſchuf, lebte und webte am Main der gleiche Geiſt wie am Rhein. Hin=
gebettet
an die im rechten Winkel das Maintal umſchließenden Kämme
birgt Miltenberg ein Stück Mittelalter, das ſich mit Rothenburg, mit
Bacharach und Oberweſel wohl vergleichen läßt. Stadtmauern und
Stadttürme ſchmiegen ſich in die Odenwald= und Speſſartlandſchaft ein,
reizvolle Winkel, lauſchige Durchblicke, plätſchernde Brunnen atmen den
Geiſt beſter Vergangenheit. In der Fürſtenherberge Zum Rieſen, dem
älteſten erhaltenen deutſchen Gaſthaus, übernachtete einſt Martin Luther.
Hoch oben auf der Höhe der Stadt zeigt der Ringwall älteſtes Germanen=
tum
, das den Römern Platz machen mußte, die unter der Benutzung der
den Main entlang ziehenden reichen Sandſteinlager ihren Grenzwall
bauten. Die Hünenſäulen und der rieſige, 5 Meter lange und 0,5 Meter
dicke Teutonenſtein deuten auf die gewaltigen Ausmaße hin, in denen
der Römer zu ſchaffen gewohnt war. Der Vormittag dient der Beſich=
tigung
der Stadt. Um 2.30 Uhr fährt der Sonderzug das Mudbachtal
aufwärts nach Amorbach. Hier kommt Balthaſar Neumann zu Wort.
Deutſches Rokoko, deutſches Barock in ungehemmter Entfaltung ſprechen
aus der Abteikirche, in deren weiten Hallen die berühmteſte deutſche
Orgel ihre Klänge wird ertönen laſſen. Hinauf geht ein kurzer Weg zu
den ausgedehnten Ruinen Miltenberg, hinüber zur alten Benediktiner=
abtei
mit dem Amorsbrunnen. Ein reizendes Fleckchen Erde,
Bieten ſo Landſchaft und Kultur den Mitgliedern der Sonderzugs=
gemeinde
ungetribten Genuß, ſo kommt der Körper voll zu ſeinem Recht.
Der Naturfreund kann ſchon in Klein=Heubach ausſteigen, in einer ſehr
bequemen halben Stunde Schloß und Schloßpark des Fürſten zu Löwen=
ſtein
=Wertheim durchwandern, um nach Miltenberg zu kommen; oder wer
einen weiteren Marſch zu machen geneigt iſt, geht hinunter zur Main=
fähre
, ſetzt nach Groß=Heubach über und ſteigt auf faſt 300 Stufen hinauf
zum Kloſter Engelberg, wo der Bruder Pförtner gern bereit ſein wird,
in der Gaſtſtube einen friſchen Trunk aus der Kloſterbrauerei zu kreden=
zen
. Zurück gehts über die Brücke nach Miltenberg. Das Ganze nimmt
drei Stunden in Anſpruch einſchließlich des Aufenthalts. Wer nicht mit
dem Zug am Nachmittag nach Amorbach fahren will, benutzt gern die
Zeit zu einer Fußwanderung das Mudbachtal aufwärts in prächtigem
Wald knappe anderthalbe Stunden. Mittageſſen wird am beſten in
Miltenberg eingenommen, Kaffee und nötigenfalls Abendeſſen in Amor=
bach
. Der Liebhaber eines guten Trunks vergißt nicht, daß Miltenberg
in ſeiner Umgebung guten Wein baut, aber auch ein ausgezeichnetes Bier
braut. So kann in der Zeit von 7 Uhr vormittags bis 9 Uhr abends
der der Ausſpannung bedürftige Großſtadtmenſch jeder Geſchmacksrichtung
einen genußreichen Tag verleben, ohne daß ſein Geldbeutel proteſtiert.
Alles Nähere iſt aus der amtlichen Mitteilung und den beſonderen Aus=
hängen
zu erſehen.
Sportverein Darmſtadt 1898 e. V. Liga=
gegen
Bühnenmannſchaft.
Bei der morgen Samstag abend im Stadion ſtattfindenden ſport=
lichen
Wohltätigkeitsveranſtaltung werden, wie bereits
bekannt, u. a. die Bühnenmannſchaft des Heſſiſchen Landestheaters und
die komplette Ligamannſchaft des Sportvereins ſich in einem Fußball=
wettkampf
gegemiberſtehen. Neben dem regelmäßigen Training der Fuß=
baller
des Sportvereins konnte man ſeit längerer Zeit die erfreuliche
Feſtſtellung machen, daß auf den Spielfeldern des Darmſtädter Stadions
ſich auch manche bekannte Perſönlichkeit aus dem Heſſiſchen Landestheater
aktiv betätigte. Galt es doch hauptſächlich für die Letzteren, ſich durch
eifriges Ueben die Fertigkeit in der Behandlung des Lederballes noch
anzueignen. Dem aufmerkſamen Beobachter wird dabei nicht entgangen
ſein, mit welcher Luſt und Liebe einesteils und mit welchem Ernſt an=
derenteils
, ſich dieſelben ihrer Aufgabe zu entledigen, beſtrebt waren.
Dieſe Beobachtung bedeutet ohne Zweifel, daß es ihnen in der Aus=
übung
des Sports und mit einem bevorſtehenden Spiel gegen Sportver=
eins
erprobte Kämpen ernſt iſt.
Als die für das Spiel ſelbſt auserwählte Elf bezeichnet der Führer
der Bühnenmannſchafte Herr Kuhn die Herren:
Preiß
Biſchoff. Lutz
Wenz Henkel. Sander
Pohl Hagener Roſenſtock Kuhn Sattler.
Wenner II Drösler Tacacz Müllmerſtadt Jacobie
Ruppel Kratz Bärenz
Laumann Becker
Girmſcheid.
In der letzteren Elf tritt Sportvereins=Liga in ſeiner beſten
Aufſtellung an, während die Bühne für Herrn Deharde, eines Trauer=
falls
wegen, Erſatz einſtellen mußte, und außerdem die Herren Hölzlin
und Drumm noch für einen weiteren Ausfall auserſehen hat.
Die Leitung des Spiels hat Herr Generalmuſikdirektor Wagner=
Karlsruhe freundlichſt übernommen. Herr Generalintendant Legal
tritt den Ball nach Abwurf aus einem Flugzeug zum Spiel an. Das
Linienrichteramt haben die Herren Aldori und Pörner übernom=
men
. Mit Rückſicht auf die etwas größere Spielerfahrung der Liga
wurde dieſer für die erſte Halbzeit aufgegeben, den Ball nur bis zu
30 Meter Entfernung vorm Tor der Bühne zu ſpielen und das Kopfſpiel
ganz zu unterlaſſen. In der zweiten Halbzeit tauſchen die beiden Hin=
termannſchaften
ſich gegenſeitig aus, und das Spiel wird nach den be=
ſtehenden
Regeln durchgefüührt.
In dieſer Maßnahme iſt die Gewähr geboten, daß ſich dieſelbe äußerſt
intereſſant geſtaltet und für die Zuſchauer ein ſportlich einwandfreier
Kampf zum Austrag gebracht wird.

Tageskalender für Freitag, den 18. Juni 1926.
Landestheater Großes Haus, Anfang 7 Uhr, Ende 10¾ Uhr,
E 25 Schülermiete weiß 10: Tannhäuſer. Kleines Haus: Ge=
ſchloſſen
. Kinovorſtellungen: Union=, Reſidenz=Theater,
Palaſt=Lichtſpiele.

Verſteigerungskalender für Samstag, den 19. Juni 1926.
Vormittags ½9 Uhr wird ein Teil des Heugrasertrages der Beſſunger
Wieſen an Ort und Stelle öffentlich verſteigert. Zuſommenkunft:
Roßdörfer StraßeSchnampelweg (Darmbachbrücke).

[ ][  ][ ]

Seife 1

Freitag, den 18. Juni 1926

Nummer 167

Kurſe zur Nettung Ertrinkender im Woog. Schon ſeit Jahren
werden regelmäßig Kurſe im Woog abgehalten, um möglichſt weite Kreiſe
mit der Rettung und Wiederbelebung Ertrinkender vertraut zu machen.
Dieſe Kurſe werden auch in dieſem Jahre in vergrößertem Maßſtabe
abgehalten werden. Die Badeverwaltung des Woogs hat ſich dankbarer=
weiſe
bereitfinden laſſen, für die ganze Badeſaiſon jeden Samstag nach=
mittag
von 56.15 Uhr die 100=Meterbahn für Unterrichtsſtunden im
Retten zur Verfügung zu ſtellen. Es werden alſo von jetzt an zu der
angegebenen Zeit Kurſe ſtattfinden. Jeder Kurſus dauert fünf Wochen.
Zur Teilnahme iſt jeder Schwimmer und jede Schwimmerin berechtigt.
Zu den Uebungen der Wiederbelebung an Land und der erſten Hilfe bei
Verletzten aller Art ſind auch Nichtſchwimmer zugelaſſen. Dieſe Uebun=
gen
an Land werden jeweils in der erſten Hälfte der Kurſusſtunden ab=
gehalten
werden, ſodaß den Nichtſchwimmern Gelegenheit geboten iſt,
hinterher den Uebungen der Schwimmer zuſehen zu können. Zur Dek=
kung
der Unkoſten, zur Anſchaffung von neuem Werbematerial, Ret=
tungsgerät
uſw. wird von jedem Teilnehmer ein einmaliger Beitrag von
1 Mark erhoben werden. Dieſer Beitrag kann Bedürftigen und Arbeits=
loſen
auf Wunſch erniedrigt bzw. ganz erlaſſen werden. Vereine, die
ihre Mitglieder geſchloſſen anmelden, erhalten Ermäßigungen. Die Lei=
tung
der Kurſe liegt wieder in den Händen von Herrn Dr. Werner,
Olbrichweg 6, Tel. 2232, der zu Auskünften jederzeit gerne bereit iſt.
Die Teilnehmer wollen ſich in die Liſten eintragen, die an der Kaſſe des
Woogs ausliegen. Der Beſuch des Kurſus wird den Teilnehmern am
Schluß beſcheinigt. Da eine Reihe von Behörden, wie Schule und Poli=
zei
, ſich dankenswerterweiſe warm für den Gedanken der Lebensrettung
einſetzen und, wie ſchon eine Anzahl von Vereinen von ihren Mitgliedern
die Teilnahme an einem Rettungskurſus verlangen, ſo kann nur geraten
werden, dieſe Gelegenheit zur Erlangung der geforderten Beſcheinigung
zu benutzen. Beginn des nächſten Kurſus am Samstag,
den 19. Juni, pünktlich 5 Uhr nachmittags, an der Hundertmeterbahn
im Woog.
W.

*Bezirksſchöffengericht.
Im März und April 1926 fanden hier eine ganze Reihe von Keller=
diebſtählen
ſtatt, und zwar hatten es die meiſt noch in jugendlichem Alter
befindlichen Perſonen auf die Weinkeller von Wirten abgeſehen, in die ſie
nachts in diebiſcher Abſicht eingeſchlichen waren.
Unter Anklage ſtehen: 1. Arbeiter Leonh. Steckenveuter
vorbeſtraft und in Unterſuchungshaft ſeit 6. April 1926 2. Schreiner
Aug. Schilling, in der Anſtalt Aumühle vorbeſtraft und in Un=
terſuchungshaft
vom 6. April bis 21. April 1926 3. Arbeiter Karl.
Wilh. Joh. Müller, vorbeſtraft, in Unterſuchungshaft ſeit 6. April
1926, 4. Hausdiener Ludwig Dewitt, vorbeſtraft, 5. Fuhrmann
Wilh. Romig, in Unterſuchungshaft ſeit 15. April 1926; 6. Eiſen=
former
Gg. P. Schmidt, vorbeſtraft alle hier wohnhaft.
Mit dieſer Strafſache iſt eine weitere verbunden gegen: 1. Lager=
arbeiter
Joh. Adam Zimmermann und Hilfsarbeiter Eugen De=
witt
, beide hier.
Geſtohlen wurden bei Reſtaurateur Dübel (Alte Poſt) 11 Flaſchen
Rotwein; hier kommen nach der Anklage als Täter Steckenreuter und
Müller in Betracht. Schilling und Müller ſollen je 67 Flaſchen Kognak
bei Neſtaurateur Brugal, bei demſelben ebenſo Schilling und Romig
etwa 14 Flaſchen Kognak und etwa 10 Flaſchen Wein und Likör geſtohlen
haben. Steckenreuter allein wird beſchuldigt, dem Reſtaurateur Dübel
2 Flaſchen Kognak, Schilling dem Reſtqurateur Brugal 3 Flaſchen Wein
entwendet zu haben.
Zwei Diebſtahlsverſuche werden zur Laſt gelegt: Steckenreuter, Mil=
ler
, Schilling und Romig; Schilling und Romig waren in diebiſcher Ab=
ſicht
bei Reſtaurateur Brugal, Steckenreuter und Müller bei Reſtaurateur
Aug. Bender eingeſchlichen.
Weiter werden Steckenreuter und Müller ein Diebſtahl von Schoko=
lade
bei Pius Roos, Steckenreuter und Schmidt ein Diebſtahl zum Nach=
teil
der Fahrradhandlung Gg. Hahn u. Cie. hier zur Laſt gelegt.

Bei Reſtaurateur Bender wurden Steckenreuter und Müller ertappt.
Müller hatte ſich hinter einer Kiſte verſteckt.
Die Anklage legt Steckenreuter, Müller und Zimmermann zur Laſt,
daß ſie eines Abends aus einem im Hofe der Alten Poſt ſtehendem
Auto einen Karton, enthaltend photographiſche Artikel und einige Kett=
chen
, entwendeten.
Ludwig Dewitt beſtreitet, irgendwie Beihilfe zu einem Diebſtahl bef
Reſtaurateur Dübel geleiſtet zu haben. Eugen Dewitt, Bruder des Vor=
genannten
, ſteht unter der Anklage, beim Abſatz des aus dem Auto ge=
ſtohlenen
Photographenapparates mitgewirkt zu haben, beſtreitet aber,
gewußt zu haben, daß es ſich um einen geſtohlenen Gegenſtand handelte,
Reſtaurateur Brugal bekundet als Zeuge, daß ihm größere Quanti=
täten
Weine weggekommen ſeien; den Schilling habe er beim Diebſtahl
ertappt. Seit Faſtnacht 1926 wurden hier Kellerdiebſtähle vewübt, auch
Wein hier und in Eberſtadt, der offenbar geſtohlen war, verkauft, wie
die polizeilichen Ermittelungen ergeben haben."
Der Staatsanwalt hält für erwieſen, daß verabredete (Banden=)
Diebſtähle in Frage ſtehen, die von zwei Gruppen von Dieben begangen
wurden; jedenfalls ſei erwieſen, daß die Diebſtähle zur Nachtzeit aus=
geführt
wurden. Die Angeklagten könnten, wenn auch arbeitslos, auf
eine Notlage ſich nicht berufen.
Das Urteil erkennt gegen Steckenreuter auf 2 Jahre Ge=
fängnis
unter Anrechnung von 2 Monaten Unterſuchungshaft; gegen
Schilling auf 1 Jahr 6 Monate Gefängnis unter An=
rechnung
von 15 Tagen Unterſuchungshaft; gegen Müller auf zwei
Jahre 4 Monate Gefängnis unter Anrechnung von 2 Monaten
Unterſuchungshaft, gegen L. Dewitt auf 3 Monate Gefängnis,
gegen Romig auf 5 Monate Gefängnis abzüglich 2 Monate Unter=
ſuchungshaft
, gegen Schmidt und Zimmermann auf je zwei
Monate Gefängnis, Eugen Dewitt erhält wegen Hehlerei ſechs
Wochen Gefängnis.

Am Sonntag, den 27. Juni d8. Js.
verkehrt ein Sonderzug IV. Klaſſe mit 33½
v. H. Fahrpreisermäßigung und geſicherten
Sitzplätzen von Darmſtadt Hbf. nach
Miltenberg und Amorbach
und zurück. Darmſtadt Hbf. ab 7 vorm.
Miltenberg an 92 vorm., Miltenberg ab
22 nachm., Amorbach an 2 nachm. Amor=
bach
ab 72 nachm, Darmſtadt Hbf. an 9u
nachm. Auf der Hinfahrt wird der Zug
in Klein=Heubach 92 vorm, anhalten,
Fahrpreis ab Darmſtadt Hbf. für Hin=
und Rückfahrt 4. Mk. Näheres iſt aus
den Aushängen auf den Bahnhöfen zu er=
ſehen
oder durch die Fahrkartenausgaben
und Reiſebüros zu erfragen. S. a. Ab=
handlung
im allgemeinen Teil dieſer Num=
mer
.
(9018
Mainz, den 15. Junt 1996,
Reichsbahndirektion Mainz.

Zu friſchem Gemüſe gehört
Hammelfleisch
das kaufen Sie in prima Qualität in
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8, 1113, Kern= 19, 1527, 3244,
Alte Kühruh= 4657, 6571, Höll=,
Rund= und Spitalwieſe 1 und 2; Ge=
markung
Langen: Mühlwieſe 13;
Gemarkung Egelsbach: Spitalwieſe;
Gemarkung Hanauer Koberſtadt: Ben=
zenwieſe
6 und 7; Gemarkung Arheil=
gen
: Mörsbachergrund= 117174,
Stimmelmanns= 179183, Wachs= 1,
Zinken= 31 und 32, Fang= 15, Kuh=
hirts
= 14, Silz= 156, Rund= 4 u.
5, Ringelsborn= 1, 6, 7. 9, Rott=13,
1663, Hahnſtried= 810, Schauberts=
2 und 5, Schuchmannsborn= 97100,
Geſchwend (einſchl. Wildacker=) 16,
996, Hahn= 119 2125, 4252
und Sauwieſe 5357, 69116.
Ferner das Gras von Dianateich=
damm
; Mähplatten in Jagen, Abt. 25,
nördl. Rotfuhlwieſe und neben der Hahn=
ſtriedwieſe
in 3 Loſen.
(8979
Darmſtadt, den 16. Juni 1926.
Heſſ. Forſtamt Kranichſtein.

Konkursverfahren.
In dem Konkursverfahren über das
Vermögen des Schuhmachermeiſters
Peter Joſef Staudt III. in Dieburg,
Inhaber der Firma Konrad Fröhner
Nachfolger in Dieburg, iſt zur Abnahme
der Schlußrechnung des Verwalters, zur
Erhebung von Einwendungen gegen das
Schlußverzeichnis der bei der Verteilung
zu berückſichtigenden Forderungen und
zur Beſchlußfaſſung der Gläubiger über
die nicht verwertbaren Vermögensſtücke
der Schlußtermin auf
Samstag, den 10. Juli 1926,
vormittags 8/, Uhr,
vor dem Heſſiſchen Amtsgericht Dieburg,
Zimmer Nr. 15, beſtimmt.
(8987
Dieburg, den 14. Juni 1926.
Heſſ. Amtsgericht.

Bekanntmachung.
Ueber das Vermögen, der Freifrau
zu Putlitz in Darmſtadt, Eliſabethen=
ſtraße
39, Inhaberin des Weinreſtau=
rants
Corſo, iſt heute am 14. Juni 1926,
nachmittags 5 Uhr 45 Minuten, das
Konkursverfahren eröffnet worden. Der
Rechtsanwalt Dr. E. E. Hoffmann in
Darmſtadt iſt zum Konkursverwalter er=
nannt
. Offener Arreſt mit Anzeigefriſt
und Forderungsanmeldefriſt ſind bis zum
12. Juli 1926 beſtimmt. Erſte Gläubiger=
verſammlung
auf den gleichen Tag vor=
mittags
9 Uhr vor dem unterzeichneten
Gerichte, Zimmer 202, und allgemeiner
Prüfungstermin auf Montag, den
26. Juli 1926, vormittags 9 Uhr,
Zimmer 219.
Darmſtadt, den 14. Juni 1926.

Heſſiſches Amtsgericht I. (9006

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[ ][  ][ ]

Nummer 167

Freitag, den 18. Juni 1926

Seite 7

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[ ][  ][ ]

Seſte 8

Nummer 167

Eine römiſche Bildhauerwerkſtätte in Dieburg.
Das römiſche Dieburg iſt, wie zahlreiche Funde zeigen, der Ctappen=
hauptort
für die Kaſtelle am Limes des Odenwaldes und der Mainlinie
geweſen, und eine ganze Reihe römiſcher Straßen führen ſtrahlenförmig
auf den Ort zu. Aber es war doch nicht nur der Sitz der Militärbehör=
den
und Heereslieferanten, auch das bürgerliche Element war ſehr ſtark
vertreten, und die Ausgrabungen des Denkmalpflegers am Mithras=
tempel
haben ein höchſt intereſſantes Zeugnis dafür erbracht, daß auch
die hohe Kunſt in Dieburg zur Römerzeit geblüht hat. Auf der Vorder=
ſeite
des großen Altarbildes aus dem Tempel nennt ſich der Künſtler,
Silveſtrius Silvinus, der in derſelben Inſchrift ſeine Zuge=
hörigkeit
zur ars guadrataria, der Bildhauerkunſt, bekennt. Auf der
anderen Seite der Tafel ſind die Stifter des Bildes genannt, drei Mit=
glieder
der Silveſtrierfamilie, unſer Silvinus, Perpetus und Aurelius,
die natürlich in Dieburg wohnhaft waren, wo ſie dem Tempel des
Mithras die wertvolle Stiftung gemacht haben. Dieſer erſt durch die
neuen Ausgrabungen bekannt gewordene Bildhauer Silveſtrius Silvi=
nus
darf ſich ſtolz zu den Erſten ſeines Faches rechnen, denn der von
ihm gefertigten Altartafel kann in der geſamten römiſchen Kunſt diesſeits
der Alpen nur ganz wenig an die Seite geſtellt werden. Vor allem die
Mittelgruppe der großen Kompoſition, der trohnende Sonnengott und
die vor ihm ſtehenden Geſtalten des Phaethon und der Klymene erheben
ſich weit über das Mittelmaß provinzialer Arbeiten und atmen griechi=
ſchen
Geiſt. Die gleiche Vollendung der künſtleriſchen Formgeſtaltung
zeigen aber die Göttergeſtalten auf dem vor etwa anderthalb Jahren
an der Klein=Zimmerner Straße gefundenen Bildwerk, dem Unterſatz
einer Jupiter=Giganten=Säule, und da dieſes Werk außerdem noch aus
dem gleichen Mainſandſtein gefertigt iſt und der gleichen Zeit angehört
wie die Altartafel, dem letzten Viertel des zweiten Jahrhunderts nach
Chriſti Geburt, darf man nicht nur Entſtehung am Ort annehmen, ſon=
dern
auch dieſes der Werkſtatt des, Silbeſtrius Silvinus zuſchreiben.
Vielleicht aber beſitzt man noch weitere Zeugniſſe für die Künſtlerwerk=
ſtatt
des Silvinus in Dieburg:; es wurden ſchon früher an verſchiede=
denen
Stellen der Stadt kleine Sandſteinreliefs gefunden, eine vor einem
Altar ſpendende Minerva und eine Frau mit Fruchtkorb, wie ſie in die=
ſer
Art für Expotos zu klein ſind, wohl aber als Bildhauermodelle ge=
dient
haben können. Es iſt eine der allergrößten Seltenheiten, daß
römiſche Bildhauer ſich an ihren Werken nennen, der neue Fund in
Dieburg hat ſomit außer ſeiner religiensgeſchichtlichen Bedeutung noch
einen ganz beſonderen kunſtgeſchichtlichen Wert, und die Altertums=
wiſſenſchaft
hat nun die Aufgabe, durch ſtiliſtiſche Unterſuchungen noch
Beſtande römiſcher Skulpturen wieder zu gewinnen.

* Arheilgen, 17. Juni. Herr Pfarraſſiſtent Storck wurde von hier
als Pfarraſſiſtent nach Neuſtadt im Odenwald verſetzt. Am kommenden
Sonntag wird auch hier durch die Arbeiterſamariter ein Blumentag
veranſtaltet. Die auf Grund der Kreis= und Provinzialverordnung
mit Zuſtimmung des Kreisausſchuſſes und mit Genehmigung des Mini=
ſteriums
erlaſſene Verordnung, betreffend den Verkauf, von Speiſeeis,
an Schüler hat auch für hieſigen Ort Gültigkeit und wurde durch die
Bürgermeiſterei bekannt gegeben. Hier wird die Neugründung eines
Geflügelzuchtvereins geplant; eine vorbereitende Verſammlung iſt auf
Samstag, abds. 8 Uhr, in das Gaſthaus Zur guten Quelle einberufen.
H. Eberſtadt, 17. Juni. Am Sonntag, den W. Juni, feiern Ludwig
Meidinger 2. und Ehefrau Suſanne geb. Kirſchner, Odenwaldſtr. 5
wohnhaft, das Feſt ihrer goldenen Hochzeit. Jugend=
feiertag
. Der diesjährige Jugendfeiertag der hieſigen Volksſchule
findet nach einem Beſchluſſe des Schulvorſtandes am Samstag, den
26. Juni 1926, ſtatt. Auch dieſes Jahr wird wieder ein Umzug der
Schuljugend mit Muſik das Feſt eröffnen. Der Zug ſtellt ſich nach=
mittags
auf dem Schulhofe auf und wird ſich um 3 Uhr in Bewegung
ſetzen, verſchiedene Ortsſtraßen berühren und ſich auf den ſchattigen Feſt=
platz
im Walde begeben. Dortſelbſt und auf den anſchließenden Sport=
plätzen
werden die einzelnen Klaſſen nach einer Feſtanſprache und Emp=
fangnahme
der Johannisbrezel turneriſche Uebungen, Spiele und Reigen
unter Leitung der Lehrerſchaft vorführen. Auch für volkstümliche Be=
luſtigung
der Jugend wird geſorgt ſein. Abends findet im Saale Zum
Schwanen eine geſellige Vereinigung der Lehrerſchaft, des Schulvor=
ſtandes
und der Gemeindeverwaltung und Gemeindevertretung ſtatt.
H. Eberſtadt, 17. Juni. Feuerwehrjubiläum. Die hieſige
Freiwillige Feuerwehr begeht am nächſten Samstag und Sonntag das
das Jubiläum ihres 50jährigen Beſtehens. Urſprünglich als Freiwillige
Kriegerfeuerwehr aus Mitgliedern des nach dem Krieg 1870/71 gegwin=
deten
Kriegervereins hervorgegangen und von dem Zigarrenfabrikant
Philipp Illig ins Leben gerufen, hat ſie ſich einen Stamm alter erprobter
Wehrmänner bis auf den heutigen Tag zu erhalten gewußt und die Zu=
neigung
und das Vertrauen der Bevölkerung erworben und gewahrt.
Als Illig in den achtziger Jahren nach Amerika auswanderte über
ſein Schickſal hat man niemals wieder etwas gehört trat Wilhelm
Duchard am 29 Mai 1888 an ſeine Stelle und führte die Wehr bis zum
18. Januar 1898. An dieſem Tage trat Ludwig Dächert 5. als Ober=
brandmeiſter
und Mitbegründer der Wehr an ihre Spitze und hatte das
Amt bis 26. Januar 1920 inne. Seit dieſer Zeit iſt Peter Schäfer 6.
Kommandant der Wehr. Aus Anlaß des Jubiläums findet am Sams=
tag
abend im Saale Zum Schwanen ein Feſtkommers ſtatt, wobei die
Muſikkapelle Edelweiß und die hieſigen drei Turnvereine mitwirken
werden. Am Feſtſonntag iſt folgendes Programm vorgeſehen: 6 Uhr:
Großes Wecken, ab 9 Uhr: Abholen der auswärtigen Wehren mit Muſik,
11 Uhr: Feuerwehrübung, anſchließend Auszeichnung hieſiger Wehr=
leute
, 1½ Uhr nachmittags: Aufſtellung des Feſtzuges im Mühltal,
Abmarſch durch verſchiedene Ortsſtraßen nach dem Feſtplatz im Walde,
dortſelbſt Anſprache des Feſtpräſidenten, Konzert, Tanz uſw., abends
ab 8 Uhr: Konzert auf dem elektriſch beleuchteten Feſtplatze und großer
Feſtball im Saale Zum Bergſträßer Hof (Fiſcher).
* Pfungſtadt, 16. Juni. Viehſeuche. Unter dem Viehbeſtand
eines Einwohners in der Sandſtraße iſt die Maul= und Klauenſeuche
Mienege
* Ober=Ramſtadt, 17. Juni. Der vom Heſſ. Landwirtſchaftsamt
Darmſtadt für Sonntag, den 20. Juni hier vorgeſehene Gemarkungs=
rundgang
fällt wegen der an dieſem Tage, ſtattfindenden Volksabſtim=
mung
aus. Wann der Rundgang ſtattfindet, wird ſpäter noch bekannt
gegeben werden.
Groß=Umſtadt, 17. Juni. Unſere Stadt, bisher ſchon infolge ihres
milden Klimas und ihrer ſchönen waldreichen Umgebung von Sommer=
gäſten
bevorzugt und von Touriſten als Ausgangspunkt lohnender Oden=
waldwanderungen
(Otzberg, Breuberg, Maintal) häufig beſucht, hat
einen neuen Anziehungspunkt erhalten. Das vom hieſigen Schwimm=
verein
unter der Leitung von Dr. Böttger und mit Unterſtützung der
Stadt erbaute Schwimmbad, mit 100 Meter Länge und 30 Meter Breite
wohl das größte der weiteren Umgebung, wird am kommenden Sonn=
tag
, den 20. Juni, nachmittags, eröffnet. Zur Einweihung iſt ein reich=
haltiges
Programm vorgeſehen. Von 3 Uhr an findet Schauſchwimmen
mit Vorführung verſchiedener Schwimmarten, Springen, Tauchen u. a.
ſtatt, wobei ſich u. a. der Darmſtädter Schwimmklub Jung=Deutſchland
beteiligt. Es folgt freies Wettſchwimmen für Knaben und Mädchen in
drei Altersſtufen mit wertvollen Preiſen, zum Schluß ein Waſſerball=
ſpiel
und ein Damenreigen des Darmſtädter Vereins.
r. Babenhauſen, 15. Juni. Wegen geſchäftlicher Ueberlaſtung hat
der langjährige Vorſitzende des Aufſichtsrats der Volksbank, Herr Brau=
ereidirektor
Baur, ſein Amt niedrgelegt und iſt auch als Aufſichtsrats=
mitglied
zurückgetreten. Zum Vorſitzenden der Volksbank wurde ſein
ſeitheriger Stellvertreter, Herr Schmiedemeiſter Göhrig, und zum ſtell=
vertretenden
Vorſitzenden Studienrat UIImann vom Aufſichtsrat ge=
wählt
. Der Turner Hans Henkel vom hieſigen Turnverein 1891
wurde bei dem am Sonntag in Arheilgen ſtattgefundenen Jubiläums=
turnen
unter 50 Bewerbern mit dem 2. Preis ausgezeichnet. Die hie=
ſige
Schützengeſellſchaft e. V. hält am Sonntag, den 20. Sonntag, den V.
und Montag, den 28. d. M. auf ihrem an der Aſchaffenburgerſtraße
herrlich im Walde gelegenen Schießplatze ihr diesjähriges großes Preis=
ſchießen
ab. Einen bunten Abend mit Tanz veranſtalten am kommen=
den
Sonntag Frankfurter Bühnenkünſtler im Großen Saalbau Deut=
ſcher
Hof. Zur Aufführung gelangt der urkomiſche Schwank Der ver=
giftete
Onkel‟. Da als Gaſt noch der beliebte Komiker K. Schlegel=
milch
vom Neuen Operettentheater Frankfurt a. M. gewonnen iſt,
ſteht den B=ſuchern ein humorvoller, genußreicher Abend bevor.
* Michelſtadt, 14. Inni. Sommerfeſt des Liederkranzes.
Trotz des ungünſtigen Wetters nahm das Sommerfeſt des Geſangvereins
Liederkranz unter reger Anteilnahme der Bevölkerung einen befriedi=
genden
Verlauf. Der Nachmittag war ausgefüllt mit der Begrüßung
der Gäſte, mit Geſangsvorträgen des Liederkranzes und einiger be=
freundeter
Vereine. Beſonderen Anklang fand das Orcheſter ehemaliger
Militärmuſiker unter Leitung des Dirigenten des Liederkranzes. Herrn
Greilich. Der Piſtonſoliſt, Herr Buslau, erntete für ſeine Vorträge
reichen Beifal. Zur Unterhaltung war ein Preisſchießen, Ballwerfen
u. a. m. eingelegt worden. Das Feſt endete mit einem Tanz und einem
Brillantfenerverk, das, auf der Höhe beim Waldhorn abgebrannt,
beſonders vom Tal aus einen überwältigenden Eindruck machte.

Freitag, den 18. Juni 1926

Der Odenwald=Verkehrsbund
ſchreibt uns:
Erbach, den 17. Juni 1926.
Wie bereits ſeit längerer Zeit geplant, wird der unmittelbare An=
ſchluß
Amorbachs an das Kraftpoſtliniennetz Main=Mümling am
Sonntag, den 20. ds Mts., in die Tat umgeſetzt werden, nachdem für
die Zeit der Inbetriebnahme der Teilſtrecke nach Amorbach in Entlaſtung
des heſſiſchen Geſamtanteils dankenswerterweiſe der Stadtrat Amorbach
7 Prozent ſowie die Gemeinde Boxbrunn 3 Prozent der Garantieſumme alſo ziemlich zaghaft geboten, was ſich direkt ins Gegenteil umwandelte,
übernommen haben. Es verkehren von dem genannten Tage an die fol=
genden
Fahrten:
Ab Vielbrunn im Anſchluß an den von König ab 7.47 (Abfahrt mit
wagen 8.20, an Amorbach 9.11, ab Amorbach 9.50, an Eulbach 10.35, an
Vielbrunn 10.47. In Eulbach Umſteigegelegenheit, ab 10.42, nach Er=
bach
, an 11.04 und nach Michelſtadt, an 11.19. Weiter ab Vielbrunn 5.00,
ab Eulbach 5.12 im Anſchluß an die Fahrt von Michelſtadt 4.00, Erbach
4.14 (mit 33 Minuten Aufenthalt, die zur Beſichtigung des Eulbacher
Parks benützt werden können), an Amorbach 5.51. Ab Amorbach 6.0,
an Vielbrunn 7.02, im Anſchluß an den um 7.21 abgehenden Wagen
nach König, an 7.48, mit Odenwald=Neckar=Eilzug, in Michelſtadt 8.24,
in Erbach 8.31. Die genannten Fahrten verkehren ab 20. ds. Mts. am
Mittwoch, Samstag, ſowie an den Sonn= und Feier=
tagen
. Nur an Samstagen und Sonn= und Feiertagen,
und zwar erſtmals am Sonntag, den 20. ds. Mts., verkehrt die durch=
gehende
Fahrt Michelſtadt ab 11.20, Erbach ab 11.34, Amorbach an 12.46,
Rückfahrt ab Amorbach 2.25, Erbach an 3.33, Michelſtadt an 3.47. Mit
Rückſicht auf die durch die Stadt Erbach erfolgte Kündigung des Garan=
tievertrags
zum 31. ds. Mts. werden die Fahrten in der hier genannten
Art nur bis Ende Juni, alſo nur wenige Tage, ausgeführt werden,
während vom 1. Juli an infolge des bekannten Erbacher Stadtrats=
beſchluſſes
leider eine Ausſchaltung Erbachs aus dem baheriſchen
Verkehr zur wenig erfreulichen und vielfach bedauerten Tatſache wird.
Nähere Mitteilungen über den alsdann veränderten Fahrplan folgen
zu gegebener Zeit.

* Erbach, 16. Juni. Gründung einer Ortsgruppe des
Verbandes Deutſcher Jugendherbergen. Die Ortsgruppe
Erbach des Odenwaldklubs hatte für Samstag abend alle für das
Jugendwandern intereſſierten Kreiſe und Vereine in das Café Glenz
hier eingeladen, um über die Gründung einer Ortsgruppe des Verbandes
Deutſcher Jugendherbergen zu beraten. Die zahlreich Erſchienenen
wurden von dem Vorſitzenden der Ortsgruppe Erbach des O.W.K.,
Herrn Ing. Sommer, begrüßt. Ein Vertreter der Geſchäftsſtelle des
weitere Werke aus dem Atelier des Silveſtrius Silvinus aus dem großen Verbandes für Südheſſen erläuterte Zweck und Ziele im Beſonderen
unter Berückſichtigung der heſſiſchen Verhältniſſe. Im Anſchluß daran
wurde die Gründung der Ortsgruppe Erbach einſtimmig beſchloſſen und
Herr Schulrat Gerbig zum 1. Vorſitzenden gewählt. Zum Geſchäftsführer
wurde Herr Fachlehrer Fröhlich, der verdienſtvolle Leiter der Jugend=
gruppe
des D.W.K. Erbach, und zum Herbergsvater Herr Stellwag be=
ſtimmt
. Sommer wurde 2. Vorſitzender und zugleich Leiter der Her=
berge
. Als Beiſitzer treten noch zum Vorſtand: je ein Pfarrer der beiden
Konfeſſionen ſowie je ein Vertreter der in Frage kommenden Sport=
vereine
und der Stadt. Zum Schluſſe wurde noch beſchloſſen, im Herbſt
in Erbach einen großen Jugendherberg=Werbetag zu veranſtalten. Nach
Schluß der Verſammlung blieben die Anweſenden noch längere Zeit
zuſammen. Die Mitglieder des Jung=Odenwald=Klubs erfreuten die
Verſammlung durch muſikaliſche Vorträge.
Fränkiſch=Crumbach, 17. Juni. Nächſten Sonntag, den 20. Juni,
feiern wir hier das Dekanatsmiſſionsfeſt. Der Feſtgottesdienſt, in wel=
chem
die Miſſionare Jürgens und Rottmann von Darmſtadt reden wer=
den
und der Reinheimer Poſaunenchor mitwirken wird, beginnt nach=
mittags
um ½2 Uhr.
w. Beerfelden, 16. Juni. Infolge der Verhältniſſe waren einzelne
Straßen inbezug auf Pflaſterung in den letzten Jahren in einen
ſolchen Zuſtand geraten, daß gründliche Abhilfe dringend nötig war.
Dies einſehend, hat die Stadtvertretung im letzten Jahr begonnen, dem
Uebel gründlich abzuhelſen. Mit der begonnenen Neupflaſterung werden
gleichzeitig andere Schäden beſeitigt, zu tief gelegene Stellen werden
erhöht, andere geebnet, die in Angriff genommenen Strechen werden
immer auch kanaliſiert, wodurch einem ſehr alten Uebelſtand abgeholfen
wird. Wir ſind ja in der glücklichen Lage, daß Flüſſiges immer ab=
fließt
, trotzdem muß die Kanaliſation durchgeführt werden. Die Ver=
beſſerungen
verurſachen ja allerlei Koſten, trotzdem muß der Gemeinde=
vertretung
Beifall gezollt werden, daß ſie mutig dieſen Weg beſchrit=
ten
hat.
* Aus dem hinteren Odenwald, 15. Juni. Bei einem Gang durch
die Felder kann man in verſchiedenen Gemarkungen die Wahrnehmung
machen, daß der Weizen in ſtarkem Maße vom Roſtpilz befallen iſt. In
einer Gemeinde hat man vor einigen Jahren die Berberitze vollſtändig
ausgerottet, da dieſe Pflanze dem Pilz als Zwiſchenwirt dient, und muß
nun doch die Wahrnehmung machen, daß der Roſt ſtellenweiſe ſehr ſtark
auftritt. Ob da nicht doch die Landwirte bei der Ausſaat die nötigen
Vorbeugungsmaßnahmen gegen die Pilze fehlen laſſen?
Hirſchhorn, 17. Juni. Waſſerſtand des Neckars am
16. Juni 2,16 Meter, am 17. Juni 1,83 Meter.
* Von der Bergſtraße, 15. Juni. Straßenſperre. Die Land=
ſtraße
zwiſchen Hemsbach und Weinheim wird wegen Pflaſterarbeiten
bis auf die Dauer der Arbeiten für Fuhrwerks= und Autoverkehr ge=
ſperrt
. Die Strecke kann ab Weinheim über Viernheim und Hüttenfeld,
ab Hemsbach auf Kreisweg nach Hüttenfeld und Viernheim, bzw. ſchon ab
Lorſch oder Heppenheim umgangen werden.
Alsbach, 17. Juni. Unſer Gemeindevoranſchlag pro
Ri. 1926 liegt z. Zt. offen. Trotz Ausfall an Reichsſteuern und Weniger=
einnahmen
an der Sonderſteuer vom bebauten Grundbeſitz iſt es der Ge=
meindeverwaltung
gelungen mit 21 000 Mk. auszukommen. Es werden
erhoben auf Gebäude und Bauplätze 16 Pfg. auf Grundbeſitz 32 Pfg.,
je 65 Pfg. auf gewerbliches und land= u. forſtw. Anlage= und Betriebs=
kapital
ſowie vom Gewerbeertrag 90 Pfg. auf je 1 Mk. des feſtgeſtellten
ſtaatl. Gewerbeertragsſteuerſolls. Die Geſamtumlagen konnten gegen=
über
dem Vorjahre um 4000 Mk. gekürzt werden mithin ein gutes Zeichen
des Steuerabbaus in unſerer Gemeinde.
E. Auerbach, 15. Juni. In der vorgeſtrigen unter dem Vorſitz des
Herrn Bürgermeiſters Blickensdörfer ſtattgefundenen Vorſtands=
ſitzung
des Verſchönerungs=, Kur= und Verkehrsvereins Auerbach e. V.
wurde zunächſt das Protokoll der vorigen Sitzung widerſpruchslos ge=
nehmigt
. Die in dieſer Sitzung getätigten Beſchlüſſe fanden ihre Erle=
digung
wie folgt: Auf die Ankräge auf das Heſſiſche Forſtamt Bens=
heim
betreffend: 1. Herrichtung des Altarberges erging der Beſcheid,
daß die Inſtandſetzung angeordnet wurde, desgleichen die Entfernung
des nicht mehr herzuſtellenden Altarhäuschens. 2. daß der Antrag be=
treffend
Herſtellung des Gemäldes an dem inneren Torbogen des Auer=
bacher
Schloſfes dem Heſſiſchen Miniſterium befürwortend vorgelegt
wurde. 3. wegen Errichtung einer Gedenktafel auf dem Auerbacher
Schloß wird eine Beſichtigung an Ort und Stelle anberaumt werden.
Das vom V. K. und V. V. A. veranſtaltete und vom Muſikverein Bens=
heim
und dem Geſangs=Solo=Quartett Auerbach ausgeführte Konzert im
Hotel zur Krone zeigte kein günſtiges Reſultat, trotz der ausgewählten,
reichhaltigen und vorzüglich zur Wiedergabe gelangten Darbietungen.
Es wäre doch erwünſcht und ſogar ſehr notwendig, daß derartige Ver=
anſtaltungen
, die doch weſentlich zur Hebung des Fremdenverkehrs bei=
tragen
und ſomit letzten Endes den Intereſſen unſerer Einwohnerſchaft
ſelbſt dienen, beſſer unterſtützt würden. Die Herſtellung des Treppen=
geländers
, ſowie die Aufſtellung einer Bank am Mühlbächl, am
nördlichen Ausgang des Bensheimer Weges, läßt der Verſchönerungs=
verein
Bensheim ausführen, während für die Ableitung des übertreten=
den
Waſſers der V. K. und V. V. A. Sorge trägt. Von der Aufſtel=
lung
weiterer Bänke an der Straße nach Zwingenberg wird vorläufig
noch Abſtand genommen. Von den an der Weſtſeite dieſer Straße an=
gepflanzten
Lindenbäumen ſind in der letzten Zeit wiederum eine ganze
Anzahl durch Gasausſtrömung eingegangen. Das Gaswerk Bensheim
ſoll um Abhilfe gebeten werden. Die in der Sitzung des Verkehrs=
ausſchuſſes
der Bergſtraße am 28. Mai bei Weigold gefaßten Beſchlüſſe
wurden vom Vorſtande des V. K. und V. V. A. gebilligt. Zu der Wie=
dereinführung
künſtleriſcher Konzerte und ſonſtiger der Belehrung und
Unterhaltung dienenden Vorträge, wie ſolche zur hohen Ehre der Berg=
ſtraße
in Vorkriegsjahren abgehalten wurden, erging der Beſchluß, dieſe
Angelegenheit zu unterſtützen und zwecks Mitwirkung geeigneter örtlicher
Kräfte in dem zu bildenden Ausſchuß mit den hierfür in Frage kom=
menden
Perſönlichkeiten Fühlung zu nehmen. Der Freiwilligen Feuer=
wehr
ſoll auf die Einladung zur Bannerweihe am 1. Auguſt Zuſage
erteilt werden. Betreffend Ueberbrückung des Bachbettes erklärte der
Herr Bürgermeiſter, daß eine Regelung dieſer Angelegenheit bald erfolgt.
Dem Vorſtande ging weiterhin eine Beſchwerde zu, daß, trotzdem der
Fahrdamm in der Bahnhofſtraße jetzt einigermaßen in Ordnung iſt,
immer wieder auf den Fußſteigen mit Handwagen, ja ſogar mit Motor=
rädern
gefahren wird. Auch hienüber wurde Abhilfe zugeſagt. Weiter=
hin
wurde ein Antrag geſtellt, in der Heidelberger= und auch in der
Darmſtädterſtraße an den beiden Enden der Bachbrückenkurve Schilder
anbringen zu laſſen, damit die Autoführer veranlaßt werden, an dieſer
gefahrvollen Stelle langſamer zu fahren. Es wurde beſchloſſen, die be=
züglichen
Schilder beim Automobilklub anzufordern,

Biblis, 17. Juni. Verſteigerung. Unter lebhafter Be=
teiligung
der Landwirte von Bürſtadt, Bobſtadt, Biblis, Wattenheim,
Nordheim und Hofheim, wurde vorgeſtern der gewaltige Wieſenkomplex
zwiſchen Alt= und Neurhein bei Worms, die Maubeerau, wie alljährlich
verſteigert. Schon in früheſter Morgenſtunde ſtrömten die Landwirte aus
den oben genannten Orten nach dem herrlich am Rheine gelegenen Ver=
ſteigerungslokal
, das mit Speiſe und Trank beſtens verſorgt war. Bei
Beginn der Verſteigerung, um 9 Uhr, war das Lokal zum berſten voll,
man ſah ſofort, daß es heute wieder hoch hergehen würde. Die erſten
Losnummern, 3 Morgen das Los, kamen auf 50 bis 60 Mk. Es wurde
als die Verſteigerung einigermaßen im Schwung war, hauptſächlich als
die Wattenheimer Landwirte ſich beteiligten. Es kam nun das Los auf
100130 Mark und die gegenſeitige Hochbieteret wurde immer ſchlimmer.
Zug nach Erbach 6.54, von Michelſtadt 702) ankommenden Kraſtpoſt= Erwähnt ſeien nur zwei Bieter, die nebeneinander ſtanden und ſich
markweiſe hochboten. In dieſer Hinſicht fiel die Einigkeit der Bibliſr auf.
Gernsheim, 17. Juni. Waſſerſtand des Rheins am
17. Juni, vorm. 6 Uhr: 3,21 Meter.
Nauheim b. Gr.=Gerau, 17. Juni. Radfahrerfeſtin Nau=
heim
am 19., 20., 21. d. M. Alles rüſtet zu dem erſten Feſt, das
ſeit Beendigung des Weltkrieges hier ſtattfindet. Als Auftalt fanden
ſchon am vergangenen Sonntag die Vorkämpfe, für das Radballſpiel
ſtatt. Am Samstag iſt bei Ruhland die Begrüßung der auswärtigen
Gäſte, anſchließend eine Vertreterſitzung bei Jourdan und am Abend
auf dem herrlichen Feſtplatz ein Kommers, zu dem ſämtliche Ortsvereine
und viele Gäſte ihr Können in den Dienſt der Sache geſtellt haben. Am
Sonntag früh iſt Wecken, um 7 Uhr werden die Vereine zum friedlichen
Wettkampf auf den Plan gerufen. Auch ein Feſtgottesdienſt findet ſtatt.
Nachmittags wird ſich ein Feſtzug nach dem Feſtplatz bewegen, woſelbſt
wieder für reiche Abwechſlung geſorgt iſt. Den Sonntag beſchließen die
beiden Feſtbälle bei Kullmann und Ruhland. Am Montag vormittag
Frühſchoppen, am nachmittag Volksbeluſtigungen und am Abend Feuer=
werk
auf dem Feſtplatz.
* Langen, 16. Juni. Der Geſangverein Liederkranz
Langen, einer der älteſten Vereine des Heſſenlandes, gegr. 1838,
beteiligte ſich am Sonntag, den 6. Juni an dem Geſangswettſtreit in
Bad Soden=Stolzenberg b. Salmünſter und errang in der 1. Stadtklaſſe
unter der hervorragenden Leitung ſeines Dirigenten, Herrn Muſikdirektor
A. Simmermacher von Darmſtadt, den 1. Klaſſenpreis 400 Mk. in bar
nebſt Diplom, ferner den Klaſſenehrenpreis, eine Bronzeſtatue mit
Siegerkranz und ein weiteres Diplom. Außerdem errang der Verein
den 1. Dirigentenpreis beſtehend in einem Lehnſeſſel aus Eichenholz
mit Bildſchnitzerei nebſt Diplom. Liederkranz Langen wettefferte mit
90 Sängern, und erreichte mit ſeinem gut geſchulten, ſchönen Material
wohl die beſte Leiſtung des Tages gegen ſeine an Sängerzahl in der
1. Stadtklaſſe größeren Konkurrenten.
* Offenbach, 15. Juni. Um die Verbindungsſtrecke unſerer
Stadt mit der Landeshauptſtadt zu verkürzen und zu verbilligen, iſt be=
kanntlich
ſeit 1. Februar zuerſt der Triebwagenverkehr zwiſhen beiden
Städten eingeführt worden, und als ſich bald herausſtellte, daß die ſo
heiß erſehnte Verbindung nicht hielt, was man ſich von ihr verſprach,
wurde am 1. Mai der Triebwagenverkehr auf die Strecke Offenbach=
Neu=Iſenburg (unter Ausſchaltung des Frankfurter Hauptbahahofes)
beſchränkt. Von Neu=Iſenburg aus iſt der Perſonenzug zu benutzen.
Die verkürzte Verbindung hat dadurch an Anziehungskraft zweifellos
nicht gewonnen. Das Umſteigen in Iſenburg koſtet unter Umſtänden
zehn Minuten.s. Der dortige Bahnhof iſt nämlich noch nicht der Neu=
zeit
entſprechend eingerichtet worden. Er keſitzt immer noch keine Unter=
ſührungen
, wie andere größere Bahnhöfe der Main=Neckar=Bahn noch
nicht einmal Trägerdächer, die den Reiſenden beim Ein= und Ausſteigen
gegen die Unbill der Witterung ſchützen. Nicht ſelten wird die Warte=
zeit
beim Umſteigen verlängert, weil ein Zug, ſolange ein, weiter im
Bahnhof liegt, nicht einfahren darf. Zum zweiten ſind die Reiſenden
genötigt, beim Umſteigen bei jeder Witterung im Freien zu warten.
Das ſind ſehr mißlich empfundene Uebelſtände, wenn auch die Strecke
noch Darmſtadt nun um 5 Kilometer verkürzt und der Fahrpreis ent=
ſprechend
niedriger geworden iſt. Nun ſoll ja für den verkürzten Ver=
kehr
in der Weiſe geworben werden, daß die Reiſenden, die etwa von
Hanau oder Heidelberg kommen, durch Anzeigen uſw. auf die neue Ver=
kehrsgelegenheit
aufmerkſam gemacht werden. Es iſt zu hoffen, daß dies
Erfolg hat, denn es wäre ſehr bedauerlich, wenn die Neuerung wegen
Uneinträglichkeit wieder eingehen müßte. Mit der Zeit aber wird doch
der verhürzte Verkehr zwiſchen uns und Darmſtadt geſchaffen werden
müſſen und kommen, da der Frankfurter Hauptbahnhof bald wieder eine
Entlaſtung nötig haben wird. Teilſtrecken davon beſtehen ja ſchon. Es
ſind die Strecken von Offenbach über Bieber nach Dietzenbach und von
Meſſek nach Darmſtadt. Das Verbindungsſtück von Dietzenbach nach
Meſſel fehlt zurzeit noch. Wird es gebaut und die ganze Strecke als
Vollbahn umgebaut, ſo wäre die Strecke Offenbach=Hauptbahnhof nach
Darmſtadt=Hauptbahnhof nicht länger als die jetzige verkürzte Verbin=
dung
, nämlich ebenfalls 33 Kilometer, nach Darmſtadt=Oſt natürlich noch
kürzer. Gegenwärtig iſt die Reichsbahn allerdings nicht in der Lage,
dieſe Verkehrsverbeſſerung in Angriff zu nehmen. Wenn aber der hie=
ſige
Hauptbahnhof und der Bahnkörper in der Stadt ganz umgebaut und
die Zeiten auch wieder etwas beſſer geworden ſind, wird die Vollbahn
nach Darmſtadt durch das Rodgau nur eine Frage der Zeit ſein.
* Friedberg, 16. Juni. Für die Errichtung eines Ehren=
mals
für die Gefallenen des Weltkrieges bewilligte die Stadtverord=
netenverſammlung
den Betrag von 5000 Mk., der in den Voranſchlag
von 1926 eingeſtellt wurde. Ueber die Ausführung des Denkmals iſt der
Denkmalsausſchuß mit namhaften Künſtlern in Verbindung getreten.
Der Stadtteil Fauerbach errichtet ein beſonderes Gefallenen=Denkmal,
das in Kürze eingeweiht wird.
Gießen, 16. Juni. Die Gießener Studentenſchaft gab geſtern in
wuchtiger Kundgebung ihrer Stellungnahme zum Fall Leſſing Ausdruck.
Zu vielen Hunderten, Korporations= wie Wildſtudenten, verſammelte ſich
die Studentenſchaft vormittags um 11 Uhr in der Turnhalle am Os=
waldgarten
, um in ſeltener Einmütigkeit gegen das Verbleiben Leſſings
in beamteter Stellung an Hannovers Hochſchule und gegen das Verhalten
des preußiſchen Kultusminiſteriums zum Kampf der Hannoverſchen Stu=
denten
um die Reinerhaltung ihrer Hochſchule ihre Stimmen zu erheben.
Der Vorſitzende der Studentenſchaft ging in packenden Worten auf die
Entwicklung und Vorgeſchichte des Falles Leſſing ein und wies auf das
Unerhörte des Verhaltens dieſes Dozenten vor allem dem deutſchen
Reichspräſidenten und damit dem deutſchen Volke gegenüber hin. Ein
Vertreter der Korporationsſtudentenſchaft ergänzte die Worte des Füh=
rers
der Studentenſchaft. Ein ſofort abgeſandtes Telegramm ſagte den
kämpfenden Hannoveraner Studenten jegliche Unterſtützung zu. Die
Vorleſungen wurden von den Studenten zum Zeichen des Proteſtes
nicht beſucht.
* Gießen, 16. Juni. Die ebangeliſchen Frauenvereine
der Provinz Oberheſſen, hielten eine Tagung im Saalbau
Sauer ab. Die Vorſitzende des Heſſiſchen Verbandes, Fürſtin Eliſabeth
von Erbach=Schönberg, eröffnete die Verſammlung. Oberkirchenrat
Wagner überbrachte als Vertreter des Landeskirchenamtes der Verſamm=
lung
Grüße und Glückwünſche. Der Jahresbericht zeigte ein gutes Er=
gebnis
, traten doch 21 neue Vereine bei, ſodaß der Verband heute 148
Vereine zählt. Frau Profeſſor Heräus=Offenbach hielt einen Vortrag
über die Frage Was hat die evangeliſche Frau von ihrem Frauen=
vevein
? Sie fordert lohale Durchführung des Schulgeſetzes in Sachen
des Religionsunterrichts und macht Front gegen die Schundliteratur
in Wort und Bild.
* Laubach, 16. Juni. Das altberühmte Ausſchußfeſt,
das Nationalfeſt der Laubacher, war in dieſem Jahr mit einem Tum=
feſt
des Gaues Heſſen verbunden. Da das Ausſchußfeſt das größte öffent=
liche
Jahresereignis in Laubach, ſo nahm wiederum die geſamte Ein=
wohnerſchaft
daran teil. Der letzte Sonntag war mehr der edlen Tur=
nerei
gewidmet, an den volkstümlichen Wettkämpfen nahmen etwa 300
Turner und 150 Schüler teil, die zum Teil in einem Sonderzug von
Gießen und Hungen eintrafen. Die Leitung hatten Obergauturnwart
Will und Turnlehrer Paul=Gießen. Am Montag wurde das eigentliche
Ausſchußfeſt abgehalten. Ein Zug von etwa 300 Mann marſchierte
zum Schloß und lud den Grafen Georg zur Teilnahme ein. Der Graf
ſtiftete den hiſtoriſchen Hammel als erſten Preis, der dann auf den
Schießſtänden herausgeſchoſſen wurde. Das Feſt beſteht ſchon dier Jahr=
hunderte
, ſeit Begründung der Reichsgrafſchaft Solms=Laubach.
* Lauterbach, 17. Juni. Das Pferd im Pfuhlloch. Als der
Landwirt Stötpler ſein Pferd einſpannen wollte, geriet es auf den
morſchen Deckel der Pfuhlgrube und brach ein, ſodaß nur noch der
Kopf aus dem Loch herausragte. Der Landwirt rief mehrere Nachbars=
leute
zu Hilfe und endlich gelang es mit einem Flaſchenzug das Tier
unbeſchädigt an die Oberwelt zu bringen.
* Alsfeld, 16. Juni. Der Verein ehemaliger 116er für Alsfeld und
Umgebung hielt im Heſſiſchen Hof eine Verſammlung ab, dabei wurde
der für Alsfeld beſtimmte Verbandstag der 116er Vereine
für den Monat November feſtgelegt. Es werden dazu die Vereine ehe=
maliger
116er aus Darmſtadt, Offenbach, Frankfurt, Friedberg, Butzbach,
Gießen, Wetzlar, Marburg und Lauterbach eintreffen. Der Ge=
ſchichts
= und Altertumsverein beſchloß in ſeiner letzten
Hauptverſammlung zu der Tagung des Verbandes der Heſſiſchen Ge=
ſchichts
= und Altertumsvereine, die am 26. und R. Juni in Mainz ſtatt=
findet
, den Stadtarchivar Dotter zu entſenden. Die Stadtverwaltung
hat dem Verein zum Ausbau des Muſeums 1060 Mark überwieſen.

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Nummer 167

Geſchichten aus aller Welt.
Die gefährliche Ruſſin.
Schanghai. Es iſt nicht unbekannt, daß das gegenwär=
tige
Rußland und ſeine Machthaber eine Propaganda in allen
Teilen der Welt treiben, die, gelinde geſagt, eine Störung bür=
gerlicher
Gemütlichkeit zum Ziele hat. Den Bolſchewiſten aber iſt
das viel weniger gelungen, als ihren Vorgängern in der Macht
in Rußland, die heute als Emigranten in aller Welt verſtreut
ſind und von denen beſonders die holde Weiblichkeit, wie wir
gleich hören werden, Anlaß zu äußerſter Beſorgnis um den lieben
Frieden, beſonders in der Familie, geben. Ein großer Teil der
Flüchtlingsflut hat ſich nämlich nach China ergoſſen, und dort
konzentrieren ſich die ruſſiſchen Emigranten natürlich nicht an
den Wohnſtätten der Kulis, ſondern an denen der europäiſchen
und amerikaniſchen Koloniſten. Der weibliche Teil der ruſſiſchen
Emigranten zeichnet ſich, wie ich beſtätigen kann, durch eine be=
ſonders
pikante Schönheit aus. Das blieb natürlich nicht lange
unbekannt, und ſo häuften ſich die Klagen engliſcher und ameri=
kaniſcher
Gattinnen und Bräute über unlautere Konkurrenz der
Ruſſinnen. Viele Ehen ſind durch die ruſſiſchen Sirenen ge=
ſtört
worden, viele Verlobungen wurden rückgängig gemacht. Die
Richter der Konſulargerichtsbarkeit der Europäer und Ameri=
kaner
erklären, da ausnahmslos alle Eheſcheidungsprozeſſe der
letzten Jahre im puncto puneti mit ſchönen Ruſſinnen zu tun
gehabt hätten. Jetzt hat ſich eine Art Aktionsausſchuß der Frauen
zuſammengetan zum Kampf gegen die gefährlichen Ruſſinnen.
Die Engländerinnen und Amerikanerinnen entrüſten ſich über
die Unmoral ihrer ruſſiſchen Schweſtern und verlangen eine be=
hördliche
Abhilfe. Die Ruſſinnen aber ſind auch nicht aufs Maul
gefallen und behaupten in ihren Antworten auf Zeitungsartikel,
daß ſie nichts dafür könnten, wenn ſie nicht ſo engbrüſtig und
plattbeinig wären, wie die Töchter Albions. Und es iſt nur zu
begreiflich, daß es den Ruſſinnen an ſtiller Unterſtützung durch
die engliſche und amerikaniſche Männerwelt nicht fehlt. Aber
nur ſelten tritt dieſe Unterſtützung in der Oeffentlichkeit hervor,
ſo daß es ein unbedingter Beweis eines bewundernswerten
Mutes iſt, wenn ein Engländer in Schanghai der übrigens
ſeine Ruſſin ſchon geheiratet hat behauptete, das Erſcheinen
der ruſſiſchen Frauen im Fernen Oſten ſei einfach ein Geſchenk
Gottes, für das man nicht dankbar genug ſein könne.
Kurioſa.
Rom. Der Profeſſor Aleſſandri, der während des Atten=
tats
auf Muſſolini neben dem Diktator ſtand, hob einen Zettel
auf, der Muſſolini entfiel und auf dem einige Tropfen des hei=
ligen
Blutes des Duce zu ſehen waren. Aleſſandri hat nun in
einer römiſchen Aerzteverſammlung mitgeteilt, daß er die ver=
ehrungswürdige
Reliquie ſelbſtlos dem Muſeum der römiſchen
Univerſität geſtiftet habe.
Budapeſt. In der Nähe von Budapeſt wurde kürzlich ein
alter Mann beim Betteln gefaßt. Aus ſeinen Papieren ergab
ſich, daß er 112 Jahre alt iſt. Weil er aber keine Erlaubnis zum
Betteln hatte, wurde er nicht in ein Muſeum geſteckt, ſondern
abgeſchoben.
Schanghai. Eine ſelten einträgliche Kunſtausſtellung
fand vor einiger Zeit in Tokio ſtatt. Sämtliche Gemälde waren
in wenigen Tagen verkauft. Grund: die Malerin beſitzt keine
Arme mehr, ſie hat ſie bei einem Unglücksfall vor mehr als
20 Jahren verloren. Das Geiſha=Haus, in dem ſie vorher gelebt
hatte, wollte ſie nicht mehr haben, und ſo lernte ſie mit zähem
Eifer den Pinſel im Munde zu führen. Wer zweifelt nun noch
an der Wahrheit jenes Ausſpruchs, daß Raffael ein großer Maler
geworden wäre, und wenn er ohne Hände zur Welt gekommen ſei.

Freitag, den 18. Juni 1926
Moskau. Das Organ des ruſſiſchen Gewerkſchaftsrates
erzählt von der Verfügung eines örtlichen Kontrollkomitees,
nach welcher alle Krankheiten dem Komitee einen Tag vor der
Erkrankung mitzuteilen ſeien. Das Sowjetblatt ſelbſt ſchreibt,
man müſſe in der Geſchichte Rußlands ſchon bis zur Zeit
Pauls I. zurückgehen, um ein Gegenſtück einer ſolch hochge=
ſpannten
Forderung zu finden. Dies Beiſpiel allerdings ſtellt ſich
dem Sowjetbürokratismus würdig an die Seite: ein Gouver=
neur
befahl damals, daß alle Feuersbrünſte 24 Stunden vor
Ausbruch zu melden ſeien, damit die Löſcharbeiten rechtzeitig
organiſiert werden könnten.
Prag. Vor dem Militärgericht in Preßburg hatte ſich ein
junger tſchechiſcher Leutnant wegen allzu hoher Schulden zu
verantworten. Bei der Verhandlung ſtellte ſich heraus, daß
der Leutnant einmal in höchſter Bedrängnis ſogar ſeinen Säbel
beim Trödler verſetzt hatte. Das Militärgericht ſoll hierüber
beſonders böſe geweſen ſein, denn was hätte im Falle eines
Krieges... Und dann wirft man den armen Tſchechen noch
immer vor, daß ſie militariſtiſch ſeien.
New York. Eine Baronin Schwartzenberg, die einen von
allen Kunſtautoritäten für unecht gehaltenen Leonardo da Vinci
aus Paris nach Amerika eingeführt hat, wollte alle Gegenargu=
mente
dadurch entkräften, daß ſie oſtentativ einen Kunſtzoll von
50 000 Dollars bezahlte. Leider nützte das dem Anſehen des
Bildes nichts, denn der deutſche Kunſtforſcher Bode erklärt nach
wie vor, daß der Wert dieſes Bildes 25 Dollar nicht überſchreite,
vorausgeſetzt, daß der Nahmen gut erhalten ſei.
Das Kino unter der Erde.
New York. In Ebveleth, im Staate Minneſota, gibt es
ein Kino mit regelmäßigem Spielbetrieb, das 80 Meter unter der
Erde liegt. Es gehört zu einem Bergwerk, deſſen Verwaltung
ihre Arbeiter über die Gefahren ihres Berufs und die Möglichkeit
ihrer Verhütung, über erſte Hilfe bei Unglücksfällen und na=
türlich
über die beſte und ergiebigſte Anwendung der Ar=
beitskraft
unterrichten wollte. Man richtete deshalb an verſchie=
denen
Stellen des recht umfangreichen Betriebs proviſoriſche
Kinotheater ein. Als das aber nicht mehr zur Erfaſſung aller
Arbeiter ausreichte, da kam man auf den Gedanken, im Bergwerk
ſelbſt ein feſtes Theater herzurichten mit über 200 Sitzplätzen,
mit allem Komfort und mit großzügiger Küchenanlage. Wäh=
rend
der Pauſen in der Arbeitszeit können die Arbeiter hier ihr
Frühſtück einnehmen und gleichzeitig ein recht intereſſantes
Filmprogramm mit guter Muſik genießen, in das nur ſcheinbar
ganz nebenſächlich die belehrenden Dinge eingeflochten ſind. Die
Geſellſchaft, für deren interne Zwecke das Theater zunächſt nur
vorgeſehen war, iſt jetzt auf den Gedanken gekommen, daß das
originelle Kino eine Hauptattraktion auch für andere Leute iſt,
und baut augenblicklich ihr unterirdiſches Theater deshalb auch
für fremde Beſucher gegen entſprechenden Eintrittspreis aus.
Wenn alſo das Bergwerk und ſeine Schätze einmal erſchöpft ſein
ſollten, ſo wird die Geſellſchaft, dank ihres unterirdiſchen Kinos,
noch immer ruhig in die Zukunft blicken können.
Der größte Sieg des Bubikopfes.
(a) New York. Der vor einigen Jahren noch viel umſtrittene
Bubikopf iſt längſt zur Alltäglichkeit geworden, die Königin von Eng=
land
erklärte ihn bekanntlich auch für hoffähig.
Der hyperkonſervative Direktor des Städtiſchen Krankenhauſes in
Calgary (Kanada) wollte ſich jedoch auf keinen Fall mit dieſem bequemen
Auswuchs der Mode befreunden und als die bei ihm angeſtellten Pflege=
rinnen
eines ſchönen Tages vollzählig mit friſchraſiertem Herrenſchnitt
erſchienen ſind, kündigte er kurz entſchloſſen dem geſamten Kränzchen,
obwohl es kaum anzunehmen iſt, daß die langen Haare der Schweſtern
die Geneſung der Kranken weſentlich beeinflußt hätten.
Nun erſchienen die Inſerate, daß das Krankenhaus per ſofort Pfle=
gerinnen
ſucht. Bedingung: tadelloſe Zeugniſſe und tadelloſen Zopf.

Seite 9

Der Herr Direktor erlebte ein blaues Wunder: eine ganze Wocha
verging, ohne daß ſich eine einzige Schweſter meldete. Nach weiteren
acht Tagen die Zuſtände im vollbeſetzten Spital waren nicht gerade
roſig! blieb ihm dann nichts anderes übrig, als die Geächteten en
corps zurückzurufen und wieder anzuſtellen; ſchließlich iſt eine Kranken=
ſchweſter
mit kurzen Haaren noch immer beſſer, als gar keine.
Damit die auf dieſe Weiſe flöten gegangene Autorität wenigſtens
zum Scheine gerettet wird, mußte jeder Bubikopfbeſitzer nachträglich
um Genehmigung des ſtrengen Herrn Direktors erſuchen, der dann wohl
zähneknirchend, jedoch ſchleunigſt genehmigte‟ ..
Was konnte er tun? Außer ſeiner eigenen Frau und Tochter iſt im
ganzen Städtchen keine einzige Frau (im Alter von 17 bis 35 Jahren)
aufzufinden, die noch lange Jahre trägt. Auf dieſen impoſanten Lokal=
ſieg
, können die Bubikopf=Anhänger wahrhaftig ſtolz ſein; daß dem
Direktor ſeine beiden Damen das Leben zu Hauſe zur Hölle machen, kann
man ſich vorſtellen ..
Die hohe Politik und das Brautpaar.
(s) Warſchau. Eine hieſige jüdiſche Zeitung veröffentlicht inter=
eſſante
Mitteilungen über einige private Begleitumſtände des letzten
Staatsſtreichs, die man in der Warſchauer Geſellſchaft lebhaft beſpricht.
Nach der Erzählung der jüdiſchen Zeitung kam vor zwei Jahren ein
armer zwanzigjähriger junger Mann mit dem Reifezeugnis des Czen=
ſtochauer
Gymnaſiums in recht dürftiger Verfaſſung nach Warſchau, um
dort Jura zu ſtudieren. Aber trotz ſeiner Not dachte er weniger an die
Jurisprudenz, als an ſeine Liebe zur Muſik, und er verſuchte, ſtatt zu
ſtudieren, ſeine unleugbare geſangliche Begabung auszubilden. Hierbei
lernte er Jan Wojciechowski, den ebenfalls Jura ſtudierenden Sohn des
geſtürzten Staatspräſidenten, kennen. Es entſtand eine Freundſchaft, der
junge Student wurde in das Haus des Präſidenten gezogen und erfreute
ſich bald der allgemeinen Wertſchätzung ſeiner Bewohner. Schon nach
kurzer Zeit gab es keine einzige Veranſtaltung, keinen geſelligen Abend
und keinen Empfang im Palais des Präſidenten, im Belvedere, mehr,
bei dem der junge Mann nicht geſungen hätte. Vor wenigen Monaten
engagierte ihn dann die Warſchauer Oper ſein erſtes Auftreten geſchah
im Beiſein der Familie des Präſidenten, wurde damit zu einem eklatan=
ten
Erfolg der Jüngling war ein gemachter Mann.
Und wiederum dauerte es nicht lange, da verlobte ſich der nun
berühmte Sänger mit der Tochter des Staatspräſidenten. Ihm ſchien
ein Glöcksſtern zu leuchten, er hatte Begabung, er hatte Takt, denn er
lehnte das Angebot einer ſehr lohnenden Tournee im Ausland ab, weil.
er als künftiger Schwiegerſohn des polniſchen Staatspräſidenten auf=
treten
ſollte doch da kam die Politik. Er machte ſeinen Schwieger=
vater
darauf aufmerkſam, daß er vielleicht nicht der rechte Mann in
dieſem Augenblick ſei, er warnte vor Witos und prophezeite eine Aktion
Pilſudſkis, aber der Präſident, der ſeine geſanglichen Fähigkeiten aner=
kannte
, wollte von ſeinen politiſchen nichts wiſſen. Der Schwiegerſohn,
anſcheinend doch ein ehrlicher Kerl, bekannte ſeinem Schwiegervater, daß
er Anhänger Pilſudſkis ſei und machte darauf aufmerkſam, daß er
irgendwann einmal Konſequenzen ziehen wiſſe. Da kam es zum
Staatsſtreich, Woſciechowſki mußte abdanken und gleichzeitig dankte ſein
Schwiegerſohn ab. Er lüſte die Verlobung mit der früheren Tochter
des Präſidenten auf. Anſcheinend ſehr ſchweren Herzens, denn er liebte
ſeine Braut, brachte es aber nicht übers Herz, politiſch gegen ſeinen
Schwiegervater zu arbeiten.
Nun bemühen ſich augenblicklich die Spitzen der Warſchauer Geſell=
ſchaft
Damen und Herren uralten polniſchen Adels, darum, den Frieden
zwiſchen Braut und Bräutigam, der Tochter des Expräſidenten und dem
22jährigen Mann, der vor zwei Jahren als Unbekannter nach Warſchau
gekommen war und nicht wußte, wovon er leben ſollte, wieder harzu=
ſtellen
.

Hauptſchriftleitung: Rudolf Mauve
Verantwortlich für Politik und Wirtſchaft: Rudolf Mauve
Verantwortlich für Feuilleton und Heſſiſche Nachrichten: Max Streeſe
Verantwortlich für Sport: Dr. Eugen Buhlmann
Verantwortlich für Schlußdienſt: Andreas Bauer
Verantwortlich für den Inſeratenteil: Willy Kuhle
Druck und Verlag: L. C. Wittich ſämtlich in Darmſtadt.

Die heutige Nummer hat 16 Seiten.

Palast-Lichtspiele

Abfahrten ab Main:

Täglich außer Ankünfte in Mainz
Täglich
Täglich
(Schnellfahrt. ohne Zuschlag) Montags u. Freitags
Nm. 892 u. 924
Vm. 1000
Vm. 700 n. 930
In regelmäßigem Verkehr mit den bekannten Rheinstationen.
Kinder von 4 bis 12 Jahren zahlen den halben Fahrpreis. Fahrräder frei-
Vereine erhalten Fahrpreisermäßigung. Fahrpläne und nähere Auskünfte
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Samstag, 19. Juni,
8 Uhr
im Kleinen Haus
des Landestheaters.
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Karten zu 15 Mk.
an der Tageskaſſe des
Kleinen Hauſes. Die
Mitglieder werden
gebeten, ihreEintritts=
karten
an der Tages=
kaſſe
des Kleinen
Hauſes bis ſpäteſtens
Freitag, vormittags
2 Uhr, gegen Vor=
eigen
der Mitglieds=
karte
unentgeltlich in
Empfang zu nehmen.

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Heute letzter Tag!
Die Frau mit dem
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schlechten Ruf
6 Akte mit Alexandra Sorina
und Lionel Barrymore
BLUTUNP SANB
6 Akte aus dem Leben spanischer Stierkämpfer
mit Rudolf Valentino
Einlage von 68 Uhr:
Liebe und Trompetenblasen
6 Akte aus dem heit eren Wien, mit
Harry Liedke und Lillan Harvey
Neueste Wochenschau (8980
Anfang 31/, Uhr. Letzte Abendvorstellung 8 Uhr.
Ab morgen die Sensation der Woche:
Tom Mix als Körig der Gaukler
und
Das verschwundene Brillantcolller
der große Ufa-Paramonnt-Film.

Die große Lustsplel-Woche!
Die beiden lustigen Brüder in ihrem neuesten
und besten Lustspiel:
Pat und Patachon

Pat u. Patachon sind ausgezeichnet und haben
noch in keinem ihrer Filme so viel Komik und
Humor entwickelt wie in diesem.

Buster Keafon ist

Lustspiel in 2 Akten
Die neueste Wochen- und
Modenschau (*15984
Jugendliche haben Zutritt!

Anfang 31/, Uhr. Letzte Abendvorführung 8 Uhr

Rhein-
Rhein=
str
.2Uch1OD-CdfO str.2

Schloß-Café-Ensemble‟
Leitung: Kapellmeister Ludwig Bünger
Freitag, 18. Juni, abends 8½½, Uhr

Aranes Eaid kankar

Sonntags von 111 Uhr: Früh-Konzert
Eigene Konditorei Eis-Spezialitäten (8998
Großer Spiel- und Billardsaal (l. Stock) 8 Billards

Volksbegehrenl
ſind große Rippchen, ſowie ſchöne Haſpel, prima hausm.
Wurſt und erſiklaſſiger Rheinwein, per Glas 30 Pfg;
tägliche S immungs=Muſik ſorgt dafür, daß wir leben wie die
Fürsten obwohles keinen Pfennig mehr! 8
wie bei ſedem anderen koſtet,
deshaib kommt Allel zum (9017
Meenzer Müller, Schuſtergaſſe 3
H Freitag u. Samstag große Metzelſuppe aus eigener Schlächterei
A2

Union-Theater
Daß ganz ber vorragende Doppelprogramm!
BERNHARD GOETZKE
der bedeutendste Charakter- Dar-
steller
des deutschen Films in dem neuen
dentschen Großfilm:
DerBergadler
2 überaus spannende Akte aus der Gebirgswelt
Er‟‟ Harold Lloyd
Ausgerechnet Wolkenkratzer
2 Akte tollen Humors und atemberanbender
Sensationen

Putti das Riesenbaby
Eine Groteske von dicken und dünnen
Mädchen, 2 Akte (15983
Jugendliche haben Zutritt!

Anfang 31/, Uhr. Letzte Abendvorstellung8 Uhr

Landestheater
Großes Haus.
E25 (9021
Schülermiete weiß 10

Theaterzettel für Freitag, 18. Juni
(Ohne Gewähr)
Tannhäuſer
Perſonen:

Freitag, 18. Juni
Tannhäuſer
Oper von R. Wagne
Anfang 7 Uhr
Ende 10¾ Uhr
Preiſe: 1.2012 Mk
Miek-
Pianos
rei. (676
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[ ][  ][ ]

Seite 10

Nummer 167

Hochwaſſer und Ueberſchwemmungen.
DD. Berlin. Die andauernden Regenfälle der letzten Tage haben
im ganzen Reich ſowie in den angrenzenden Auslandsſtaaten überall
Hochwaſſer und große Ueberſchwemmungen verurſacht. Die Elbe iſt
ſeit fünf Tagen in Dresden um annähernd zwei Meter geſtiegen. Die
Uferſtraßen ſin; bereits überſchwemmt. Auch in der Sächſiſchen Schweiz
ſind die am Fluß gelegenen Ortſchaften unter Waſſer geſetzt. Die Säch=
ſiſch
=Böhmiſche Dampfſchiffahrtsgeſellſchaft hat ihren Verkehr eingeſtellt.
Vem Oberlauf der Elbe wird zudem ſtändig ſteigendes Waſſer gemeldet.
Die Lauſitz hat binnen zwei Wochen zum zweitenmal Hochwaſſer. Auch
die Spree hat ſtellenweiſe eine Breite von mehreren hundert Metern
erreicht. Die Staatsſtraße Bautzen-Zittau iſt an zwei Stellen über=
flutet
, ganze Ortsteile ſtehen unter Waſſer. Im Oder=
gebiet
ſind weite Wieſenflächen überflutet. Die Heuernte iſt zum
Teil vernichtet. Wie aus Wien gemeldet wird, führt auch die
Donau Hochwaſſer. Der Stand hat 3,4 Meter über normal erreicht.
Die Niederungen ſind überſchwemmt; der Fernſprechverkehr iſt
zum Teil geſtört.
DD. Görlitz. Die Neiße ſteigt von Stunde zu Stunde, ohne
daß bisher, ein Nachlaſſen des Zuſtromes abzuſehen wäre. Der Pegel=
ſtand
zeigte am Nachmittag bereits 3,70 Meter. Es liegt die Gefahr
nahe, daß die Ufer und die Prager Straße noch im Laufe der Nacht
überflutet werden, zumal aus Zittau kurz vor mittag die Meldung ein=
lief
, daß eine neue Flutwelle im Anzuge ſei. Durch das Hochwaſſer iſt
bereits bedeutender Schaden angerichtet worden. Die Chauſſee nach
Zittau iſt bei Leſchwitz und Nickriſch überſchwemmt. Es wird damit ge=
rechnet
, daß auch der Bahndamm Görlitz-Zittau von den Fluten über=
ſpült
wird. Zahlreiche Arbeiter ſind mit ſeiner Befeſtigung beſchäftigt
Das Dorf Raßmeritz iſt völlig überſchwemmt und der
Verkehr nur noch mit Kähnen möglich. Das Gleiche iſt in der Gegend
von Seidenberg im Wittigtal der Fall. Seit Mittwoch früh wird auch
aus dem Rieſengebirge ein gewaltiges Anſchwellen der Gebirgs=
flüſſe
gemeldet, ſo daß mit einem Nachlaſſen der Hochwaſſergefahr noch
nicht zu rechnen iſt, trotzdem der Regen in Görlitz und Umgebung nach=
felaſſen
hat.
Liegnitz. Die Katzbach iſt nach kurzem Fallen abermals ge=
ſtiegen
. Durch Anſchwellen der Zuflüſſe iſt das Dorf Pfaffen=
dorf
völlig von Liegnitz abgeſchnitten. Das Waſſer droht die
Ueberlandzentrale zu überfluten. Im Schwarzwaſſerbruch iſt ein
Damm geborſten. Zwei Kompanien Reichswehr ſind zur Hilfe=
leiſtung
eingetroffen. Der an der Ernte angerichtete Schaden iſt
ſehr groß.
Löwenberg. Durch die erneuten ſtarken Regenfälle am Abend
des 16. Juni iſt die Hochwaſſergefahr im geſamten Bobertal bei
Mauer ſehr ernſt geworden. Das rieſige Becken der Talſperre ver=
mag
die Waſſermaſſen ſeit Mittwoch abend 6 Uhr nicht mehr zu ſtauen,
ſo daß ſeit dieſer Zeit das große Ueberfallwehr in Tätigkeit geſetzt wer=
den
mußte, wodurch der Bober erneut ſtark geſtiegen iſt. Ein
großer Leil der Ernte iſt als vernichtet anzuſehen.
Konſtanz. Das Hochwaſſer des Bodenſees dürfte am
Mittwoch mit 5.15 Meter ſeinen Höchſtſtand erreicht haben. Es
ſteht damit weit über der mittleren Hochwaſſergrenze. Zurzeit beobachtet
man ein langſames Zurückgehen des Hochwaſſers. In Radolf=
zell
ſind die Hafenanlagen überflutet. An der Mündung der Aach hat
ſich durch Ueberfluten der Wieſen ein See von rieſiger Ausdehnung ge=
bildet
. Das Waſſer iſt vielfach in die Häuſer eingedrungen,
die dicht an dem Ufer ſtehen.
Frankfurter Chronik.
WSN. Drei Selbſtmorde an einem Tage. In der Nacht
zum Mittwoch, kurz nach 12 Uhr, ſprang eine bis jetzt noch unbekannte
weibliche Perſon an der Obermainbrücke in den Main. Sie wurde von
Paſſanten gerettet und in die Städt. Heilanſtalt gebracht. Ein
65jähriger Kaufmann hat ſich in ſeiner Wohnung in der Bülowſtraße mit
Leuchtgas vergiftet. Am Mittwoch vormittag wurde am Oſthafen
durch den Schiffer Schauermann eine männliche Leiche geländet. Der
Tote hatte in ſeiner Hoſe einen 20 Pfund ſchweren Stein, wahrſcheinlich
um ſicher unterzugehen, verſtaut. Die Mordkommiſſion wurde ſofort an
den Platz gerufen; es konnte feſtgeſtellt, werden, daß der Tote ein
26jähriger, jung verheirateter Mann aus Höchſt a. M. iſt, der ſeit un=
gefähr
12 Tagen vermißt wird. Er war im Beſitze ſeiner Papiere und
Wertſachen; es kann aus dieſem Grunde Selbſtmord angenommen
werden.
Kommunalpolitiſches aus Wiesbaden.
Die gefährdete Eingemeindung Wiesbaden
Biebrich. Es hat den Anſchein, als ob die Eingemeindungsfrage
Wiesbaden-Biebrich kurz vor der Verabſchiedung des Eingemeindungs=
geſetzes
im Landtag wieder einmal auf dem toten Gleis angelangt ſei.
Wie nämlich jetzt verlautet, iſt es die Thüringer Gasgeſellſchaft (Leipzig),
der einzige Mitaktionär der Stadt Biebrich an den Gaswerksverband
Rheingau=Biebrich, die daran ſchuld iſt, daß die für 10. Juni angeſetzte
Generalverſammlung, in welcher der Beſchluß derjenigen vom 13. Fe=
bruar
auf Erhöhung des Aktienkapitals von 300 000 Mk. rückgängig ge=
macht
werden ſollte, in letzter Stunde abgeſagt wurde. Man erfährt,
daß die Herren in Leipzig ganz plötzlich, nachdem ſie vorher ihre Zu=
ſtimmung
zu der Feſtſetzung des Termins gegeben und ihre Bereitwillig=
keit
zur Annullierung des ominöſen Beſchluſſes erklärt hatten, anſchei=
nend
anderen Sinnes geworden ſind. Heute glauben ſie, erſt dann ſtimm=
berechtigt
zu ſein, nachdem die Eingemeindung perfekt geworden. Daß
ſich die Stadt W. hiermit zufrieden geben wird, darf wohl als ausgeſchloſ=
ſen
angenommen werden. Denn wer garantiert ihr in dieſem Falle dafür,
daß die Leipziger Herren nicht noch einmal umfallen werden und ſpäter
von einer Annullierug überhaupt nichts mehr wiſſen ſollen. Dann wäre
Groß=Wiesbaden neben ſeinem rein ſtädtiſchen Gaswerk mit einem
gemiſcht=wirtſchaftlichen Betriebe, in dem die Stadt nicht einmal die un=
beſchränkten
Rechte der Mehrheit des Aktienkapitals genöſſe, geſegnet.
Das kann und darf nicht ſein. Es iſt daher ſehr leicht möglich, daß
hieran die nun ſchon ſo lange die Gemüter der Bürgerſchaft beſchäf=
tigende
Eingemeindungsfrage zuguterletzt noch ſcheitern kann. Dazu
kommt noch, daß auch die Stimmung im Berliner Landtag, und zwar in
den bürgerlichen Parteien, die ja zum Teil nie ſehr enthuſiasmiert über
die Eingemindung des ſtark links eingeſtellten Biebrichs waren, zuun=
gunſten
der Eingemeindungsfrage umgeſchlagen ſein ſoll. Dieſe ſteht
daher heute auf des Meſſers Schneide, und man darf auf die in kommen=
der
Woche in Berlin fallende Entſcheidung geſpannt ſein. Sollte die
Eingemeindung nicht zuſtande kommen, ſo wäre damit wieder einmal
der Beweis für den vernichtenden Einfluß der Verquickung parteipolitiſcher
Fragen mit denen rein kommunalwirtſchaftlicher Natur geliefert. Nur
weil die Ausſicht beſteht, daß in einem Groß=Wiesbaden die fraktionelle
Zuſammenſetzung der Stadtverordneten=Verſammlung vielleicht eine
andere ſein könnte, ſoll eine für die wirtſchaftliche Entwicklung der Groß=
ſtadt
unbedingt erforderliche Notwendigkeit ſolange wie nur möglich
hinausgeſchoben werden. Dazu kommen dann noch die Anſichten ge=
wiſſer
Kreiſe, die da glauben, nur die Kurſtadt Wiesbaden wäre in
der Lage, die ſtädtiſchen Finanzen aus ihrer Miſere zu retten. Dies
aber nur, weil ihre Privatintereſſen eng mit der Entwicklung der Kur=
ſtadt
verknüpft ſind. Wer dieſen Standpunkt teilt, ſchießt an dem Ziele
weit vorbei, denn die Kur in der Großſtadt Wiesbaden wird nach
menſchlichem Ermeſſen niemals in der Lage ſein, die an eine Großſtadt
geſtellten enormen ſozialen und wirtſchaftlichen Anforderungen zum
größten Teil aus den direkten und indirekten Einkünften der Kur=
induſtrie
zu erfüllen. Die Eingemeindungsfrage mit der Ausſicht auf
eine raſche induſtrielle Entwicklung an der Hauptverkehrsader Weſt=
deutſchlands
bleibt für Wiesbaden eine Lebensfrage. Damit ſoll aber
keineswegs geſagt ſein, daß die auf das Kurviertel beſchränkte älteſte
und bislang bedeutendſte Induſtrie der Stadt nun als Stiefkind behan=
delt
werden ſoll. Nicht nur ſich auf ſie allein verlaſſen, das ſoll man
nicht. Salus publica suprema lex!
Schwerer Unfall in der Badiſchen Anilin= und Sodafabrik.
WSN. Ludwigshafen. Am Mittwoch abend gegen 9 Uhr
entzündete ſich in der hieſigen J.=G.=Fabrik (Badiſche Anilin= und Soda=
fabrik
) beim Ausladen eines Hochdruckgefäßes infolge einer vorüber=
gehenden
Verſtopfung einer Rohrleitung ein Gasgemiſch. Durch die
Stichflamme erlitt ein Hilfsmeiſter, der 44jährige Ludwig Dieſen=
bach
aus Ludwigshafen, ſchwere Brandwunden, denen er in
der vergangenen Nacht erlegen iſt. Außerdem erlitten einige weitere
Leute, in der Hauptſache durch Holz= und Glasſplitter, Verletzungen, die
jedoch glücklicherweiſe leichter Natur ſind.
Ein ungetreues Stadtoberhaupt.
DD. Köln. Vor dem Schöffengericht Neuwied ging am Mittwoch
der Prozeß gegen den Bürgermeiſter von Vallendar und
Genoſſen wegen zahlreicher Unterſchlagungen im Amte und
Urkundenfälſchungen zu Ende. Der Bürgermeiſter wurde zu drei
Jahren Gefängnis, unter Anrechnung von ſieben Monaten
Unterfuchungshaft, verurteilt. Ein Stadtbaumeiſter und ein Bauunter
nehmer erhielten wegen Beihilfe acht Mongte Gefängnis, bzzu. 300 Mk.
Geldſtrafe.

Freitag, den 18. Juni 1926

39. deutſcher landw Genoſſenſchaftstag.
Roſtock, 15. Juni.
Der vom Reichsverband der deutſchen landwirtſchaftlichen Genoſſen=
ſchaften
veranſtaltete und aus allen Teilen des Reiches ſehr ſtark beſchickte
39. deutſche landwirtſchaftliche Genoſſenſchaftstag wurde heute vormittag
in der Tonhalle eröffnet. Der erſte Vorſitzende des Geſamtsausſchuſſes
des Reichsverbandes, Landesökonomierat Johannſen be=
grüßt
nach einem kurzen Ueberblick über die ſchwierige Lage der Land=
wirtſchaft
und unter ernſten, aber doch hoffnungsfreudigen Worten die
Verſammlung und die zahlreich erſchienenen Vertreter der Behörden und
landwirtſchaftlichen Organiſationen. Er widmet den im letzten Jahre
heimgegangenen Genoſſenſchaftern ein dankbares Angedenken und er=
innert
auch den Neſtor der deutſchen Landwirtſchaft, den kürzlich ver=
ſtorbenen
Freiherrn bon Wangenheim, dem auch in genoſſen=
ſchaftlichen
Kreiſen ein dankbares Gedenken bewahrt werden wird. Im
Namen der mecklenburgiſchen Staatsregierung ſpricht Miniſterpräſident
Freiherr von Brandenſtein. Darauf überbringt Miniſterial=
rat
Dr. Quaſſowsky vom Reichsminiſterium für Ernährung und
Landwirtſchaft die Wünſche und Grüße des Reichslandwirtſchaftsmini=
ſters
Dr. Haslinde und verſichert, daß ſein Miniſterium um die
finanzielle Entlaſtung des Genoſſenſchaftsweſens lebhaft bemüht bleiben
werde. Nach den Begrüßungsworten eines Vertreters der Stadt Roſtock
überbringt Staatsminiſter a. D. Dr. Lentze, der Präſident der Deut=
ſchen
Rentenbank und der Deutſchen Rentenbankkreditanſtalt, die Grüße
der beiden Inſtitute. Als Vertreter des Deutſchen Landwirtſchaftsrats
ſpricht der Vorſitzende der Landwirtſchaftskammer für Mecklenburg=
Schwerin, Gutspächter Heuer, ſodann übermitteln Grüße die Ver=
treter
der befreundeten Genoſſenſchaftsverbände, darunter ſolche aus
Deutſchöſterreich, der Tſchechoſlowakei und Holland. Hierauf wird in
die Tagesordnung eingetreten. Nachdem zunächſt Verbandsgeſchäfts=
führer
Durſteler, Roſtock, über die Entwicklung und den heutigen
Stand des landwirtſchaftlichen Genoſſenſchaftsweſens in Mecklenburg ge=
ſprochen
hat, erſtattet der Anwalt des Reichsverbandes, Regierungs=
rat
Gennes=Berlin, den Jahresbericht für 1925.
Im Anſchluß an den Jahresbericht werden aus der Verſammlung
folgende zwei Entſchließungen eingebracht, welche einſtimmig
angenommen werden:
1. Der in Roſtock aus allen Teilen Deutſchlands beſuchte 39. land=
wirtſchaftliche
Genoſſenſchaftstag ſteht auf dem Standpunkt, daß das
Wirtſchaftsleben nicht nur des platten Landes, ſondern des geſamten
deutſchen Vaterlandes in erſter Linie auf dem Gedeihen der deutſchen
Landwirtſchaft beruht. Er verlangt daher, daß die Reichsregierung
ſofort und mit Nachdruck alle Maßnahmen durchführt, welche die Ren=
tabilität
der deutſchen Landwirtſchaft wieder ſicherſtellen. Aus dieſem
Grunde ſtellt er ſich reſtlos hinter die Beſchlüſſe des deutſchen Landwirt=
ſchaftsrates
, welche dieſer im Mai des Jahres in Darmſtadt faßte. Er
weiſt aber mit Nachdruck auch darauf hin, daß Staatshilfe nur helfen
kann, wenn ſie getragen und geſtützt wird von einer energiſchen Selbſt=
hilfe
, wie ſie im landwirtſchaftlichen Genoſſenſchaftsweſen verkörpert
wird. Er ſieht deshalb in der Förderung und Vertiefung desſelben
nach wie vor ſeine Hauptaufgabe, und erklärt ſich bereit, die Beſtrebun=
gen
für eine in der heutigen Zeit ſo notewndige Vereinheitlichung des=
ſelben
ſeinerſeits zu fördern.
2. Der 39, deutſche landwirtſchaftliche Genoſſenſchaftstag hält die
in dem Geſetzentwurf für die Bildung des endgültigen Reichswirtſchafts=
rates
vorgeſehene Vertretung der deutſchen Landwirtſchaft nicht für aus=
reichend
. Er fordert dementſprechend eine Vertretung der deutſchen
Landwirtſchaft in einem Maße, welches der wirtſchaftlichen Bedeutung
der Landwirtſchaft innerhalb der deutſchen Volkswirtſchaft entſpricht. Er
fordert ferner, daß das landwirtſchaftliche Genoſſenſchaftsweſen als die
wirtſchaftliche Vertretung der Landwirtſchaft in gleicher Weiſe, wie bei
der Regelung im vorläufigen Reichswirtſchaftsrat innerhalb der Gruppe
Landwirtſchaft in Abteilung 1 eine ausreichende Vertretung erhält.
Das erſte Referat erſtattet Generaldirekto: Geheimrat
Loeweneck München, zum Thema: Die gegenwärtigen
Kreditquellen für die Landwirtſchaft.
Die Zahlen der landwpirtſchaftlichen Verſchuldung ſprechen eine
beredte Sprache; ſie zeigen die äußerſt ungünſtige Lage, in welcher ſich
die Landwirtſchaft befindet. Mit dem ernſten Willen zum Vorwärts=
ſtreben
werden wir auch dieſe Kriſe überwinden. Hoffentlich wird durch
die Schwere der Zeit erreicht, daß die Landwirtſchaft immer mehr er=
kennt
, daß jetzt die innere Geſchloſſenheit mehr denn je nottut.
Im Anſchluß an den Vortrag von Geheimrat Löweneck entſpinnt
ſich eine längere Diskuſſion, in deren Verlauf auch der Präſident der
preußiſchen Zentralgenoſſenſchaftskaſſe, Geheim. Finanzrat Semper das
Wort ergreift. Nach einem kurzen Schlußwort des Referenten wird eine
Entſchließung einſtimmig angenommen, welche den Darlegungen des
Referates entſpricht. Die Verſammlung vertagt ſich damit auf den Mitt=
woch
vormittag.

Die Bernkaſteler Winzerunruhen vor Gericht.
WSN. Trier, (Zweiter Tag.) In der Vormittagsſitzung vom
16. Juni war auch die Frage erörtert worden, ob die Winzer ſteuer=
ſcheu
geweſen ſeien. Demgegenüber erklärte Weingutsbeſitzer Veltin
und Dr. Meyer aus Zeltingen, wenn die Leute nicht bezahlt hätten, ſo
ſei nur ihre Not daran ſchuld geweſen. Es habe z. B. in Zeltingen
nur ſehr wenig Leute gegeben, die noch eine Mark im Hauſe gehabt
hätten. Die Leute hätten ſich noch nicht einmal einen Hering kaufen
können. Ihre Schulden bei Handwerkern und Lebensmittelhändlern
ſeien ſtändig gewachſen. Die meiſten Kredite ſeien zum Abtragen von
Steuern benutzt worden. In der Nachmittagsſitzung erklärte der
Landrat von Bernkaſtel, Gorius, die Winzer hätten ſich tatſächlich in
einer wirtſchaftlichen Notlage befunden; es ſeien auch eine Unmenge
Beſchlüſſe nach Berlin geſandt worden. Der deutſch=ſpaniſche Handels=
vertrag
habe große Schuld an dem Elend der Moſelbevölkerung. Der
Bernkaſteler Bürgermeiſter Hammelrat erklärte, der Angriff auf das
Finanzamt ſei mit Steinwürfen eröffnet worden. Auf keinen Fall aber
habe die Sache etwas mit kommuniſtiſchen oder ſeparatiſtiſchen Motiven
zu tun. Die vernommenen Landjäger bekundeten, ſie hätten die Menge
vor dem Eindringen in das Finanzamt zurückhalten wollen, doch ſeien
ſie machtlos geweſen und einfach zur Seite gedrängt worden. Einer
von ihnen habe einen Schlag über den Kopf bekommen.
Maſſenmord und Selbſtmord.
Dortmund. In der Nacht zum Donnerstag tötete der
Schlächter Blaſchewſki ſeine Frau und ſeine drei Kinder
in ſeiner Wohnung in der Leopoldſtraße. Dann erſchlug er mit einem
Beil im Schlafzimmer der Koſtgänger einen von ihnen, mit dem
er eine Nacht vorher gezecht hatte. Die anderen Koſtgänger verhielten
ſich ruhig aus Angſt. Darauf ſchlug er eine ihm im Hausflur begeg=
nende
Frau, eine Mutter von ſieben Kindern, nieder und verübte
Selbſtmord.
Eine Beſtechungsaffäre bei der Berliner Polizei.
c. Berlin. In der letzten Zeit mehrten ſich die Anzeichen dafür,
daß mehrere Lokale in der Friedrichsſtadt, ſo das Reſtauvant Schleich u.
Rauch im Großen Schauſpielhaus und das Café National, die Poli=
zeiſtunde
umgingen. Es entſtand der Verdacht, daß Be=
ſtechungen
von Polizeibeamten in größerem Umfange vorgekommen
waren. Wie die Voſſ. Ztg. mitteilt, hat ſich der Verdacht als begründet
herausgeſtellt. Die Inhaber des Reſtaurants Schleich u. Rauch wurden
verhaftet. In den beſchlagnahmten Büchern wurde ein täglicher
Poſten Aufwendungen an die Polizei feſtgeſtellt. Aehnliche Zuſtände
wurden bei einer Kontrolle des Café National aufgedeckt. Acht Ober=
und acht Unterwachtmeiſter ſind in Haft genommen worden.
Zu dem Unglücksfall in Wannſee.
Berlin. Der Hauptvorſtand des Preußiſchen Landesvereins vom
Roten Kreuz verſendet zu dem Tod eines Schülers bei der Rote=Kreuz=
Uebung in Wannſee eine Erklärung, in der es u. a. heißt: Die Schüler
befanden ſich unter Aufſicht des Schwimmlehrers ihrer Schule an Bord
des als ſinkend geltenden Schiffes, das noch von zwei erprobten Schwim=
mern
begleitet war. Wegen des ſchlechten Wetters hatte die Oberleitung
der Uebung das Hineinſpringen der Kinder ins Waſſer verboten. Dies
Verbot, vor der Uebung vom Lande aus abgegeben, hat das Schiff nicht
erreicht. Der Schüler Jänicke wartete das Kommando nicht ab, ſprang
vom Lehrer und ſeinen Begleitern unbeobachtet ab und kam infolge=
deſſen
von der Gruppe der übrigen Schwimmer ab. Seine Hilferufe
wurden in den erſten Augenblicken als zur Uebung gehörig angenommen.
Ein Rettungsboot, Schwimmer und das Motorboot des Roten Kreuzes
trafen kurz nachdem Jähnicke im Waſſer verſchwand, an der Stelle ein.
Daß noch ein zweiter Knabe untergegangen iſt, bewußtlos ans Ufer
gebracht wurde und erſt nach langen Wiederbelebungsverſuchen ins Be=
wußtſein
zurückgerufen wurde, entſpricht nicht den Tatſachen.
Ein Dorf eingeäſchert.
IU. Berlin. Wie die Morgenblätter aus Paſſau melden, brach
in Diendorf bei Rohrbach an der öſterreichiſchen Grenze in einem
Anweſen durch einen ſchadhaften Kamin ein Großfeuer aus, während die
fbewohner beim Gottesdienſt weilten. Bis auf zwei Anweſen
anze Dorf niedergebrannt. Waſſermangel verhin=
derte
die Löſcharbeiten.

Das Schweſterſchiff der Norge verbrannt.
TU. Berlin. Das B. T. meldet aus Rom: Auf dem Flugfelde
Ciampino bei Rom verbrannte das für Japan beſtimmte lenkbare
Luftſchiff Nr. 3 durch das Ausſtrömen der Gaſe und deren Ent=
zündung
und wurde völlig zerſtört. Das Luftſchiff iſt ein Schwe=
ſterballon
der durch ihre Polarfahrt berühmten Norge‟. Menſchenver=
luſte
ſind bei dem Brande nicht zu beklagen.
Schiffsunfall in der Nordſee.
Hamburg. Der im Hamburger Hafen eingetroffene engliſche
Dampfer Matching iſt am 15. Juni morgens 7¾ Uhr in der Nordſee
mit einem belgiſchen Fiſcherkutter zuſammengeſtoßen. Der
Fiſcherkutter iſt geſunken. Zwei Mann der Beſatzung ertranken.

Schweres Bootsunglück auf dem Friſchen Haff.
DD. Königsberg. Der Segelflieger Kurt Peyean unter=
jahm
am Sonntag mit ſeinem Bruder in einem kleinen Segelboot eine
Fahrt auf das Friſche Haff, von der er nicht zurückgekehrt iſt.
Die Befürchtungen, daß das Boot bei dem Sturm am Sonntag
gekentert iſt und die Inſaſſen ertrunken ſind, werden nun=
mehr
dadurch zur Gewißheit, daß das leere Boot ohne Segel auf
der Friſchen Nehrung angetrieben iſt. Von den Verunglückten
fehlt bis jetzt jede Spur, trotzdem die Hafenpolizei und der Reichs=
waſſerſchutz
die Nachforſchungen ſofort in großem Umfang aufgenommen
haben. Kurt Pehean, der im 31. Lebensjahre ſtand, hat ſich mehrfach
bei den Segelwettbewerben in Roſſitten in hervorragender Weiſe aus=
gezeichnet
.
Ferner iſt auf dem Friſchen Haff das in Oſtpreußen beheimatete
Segelſchiff Siegfried II bei ſchwerem Sturm mit einer Kies=
ladung
geſunken. Die Beſatzung konnte ſich mit großer Mühe
retten.
Der Dampfer City vf Naples in ſchwerer Seenot.
TU. London. Nach Meldungen aus Tokio befindet ſich der
Dampfer City of Naples in ſchwerer Seenot. Ein mit 15 Mann be=
ſetztes
Rettungsboot iſt glücklich abgeſtoßen. Seine Inſaſſen konnten von
einem japaniſchen Zerſtörer aufgenommen werden. Die City of Naples,
iſt voll Unterwaſſer und droht jeden Augenblick umzuſchlagen.
Die ſchwere See hat die Annäherung an das Wrack bisher unmöglich
gemacht. Der Sturm flaut jedoch ab, ſo daß man hofft, daß alle an
Bord befindlichen Perſonen gerettet werden können. Der Dampfer
führt 3000 Tonnen Stahl und Eiſen mit ſich.
Die geſamte Beſatzung des am Mittwoch auf ein Riff auf=
gefahrenen
Dampfers City of Naples iſt gerettet worden.
Schnellzugskataſtrophe in Pittsburg.
Pittsburg. Auf der Linie der Penſylvania=Eiſenbahn iſt
50 Meilen öſtlich von Pittsburg ein Schnellzug in die Schlußwagen eines
voranfahrenden Schnellzuges hineingerannt. Soweit Meldungen
bis jetzt vorliegen, dürften 18 Perſonen getötet und ſehr viele
verwundet worden ſein.

Mißglückter Anſchlag auf einen Eiſenbahnzug in Lettland.
DD. Riga. In der Nacht zum Mittwoch verſuchten unbekannte
Täter den Eilzug PetersburgRiga unweit der Station Schwanen=
burg
zum Entgleiſen zu bringen. Ueber die Schienen waren
zwei ſchwere Balken gelegt und die zum Signalmaſt führenden
Drähte waren durchſchnitten. Ein Bahnwärter merkte glück=
licherweiſe
rechtzeitig das Nichtfunktionieren der Signale, ſo daß er
ein großes Unglück verhindern konnte.

Großfeuer in Polen.
Zweihundert Häuſer eingeäſchert.
IU. Warſchau. Das Städtchen Zalanti wurde von einem
ſchrecklichen Feuer heimgeſucht. Zirka 200 Häuſer ſind vollſtändig ein=
geäſchert
, hauptſächlich die Geſchäftshäuſer am Marktplatz. U. a. iſt
auch die große Synagoge, ſowie ein 130 Jahre altes Gebetshaus ver=
brannt
. Der Schaden geht in die Millionen.

Rund=Funk=Programme.
Frankfurt.

tragen von Lehrer O. Metzger. Als ich das erſtemal auf dem
Dampfwagen ſaß. Der Elestrieb. Peter Roſegger: Zwei heitere
Erlebniſſe des Waldbauernbuben. O 4.30: Hausfrauennachmittag.
O 5.45: Leſeſtunde: Aus den Briefen der Günderode. O 6.15: Die
Wohltätigkeitsmarken der Schweiz: Pro Juventute, Vortrag von Dr.
Boßhard. O 6.45: Südweſtd. Radio=Club. O 7.15: Fortſchritte in
Wiſſenſchaft und Technik. O 7.35: Film=Wochenſchau. O 7.45:
Italieniſch. O 8.15: Der Jahrmarkt zu Pulsnitz Schwank von
W. Harlan. Ausf.: Mitglieder Frankf. Bühnen.

Stuttgart.

Freitag, 18. Juni. 4.15: Rundfunkorch. Rhode: Stadion=Marſch.
Strauß: Accellerationen, Walzer. Reiſſiger: Ouv. Nero‟
Roland: Menuett und Serenade aus Friedericus Rex.
Verdi: Fant. Traviata Rubinſtein: Melodie. Marengo:
Excelſior=Ballett. O 6.15: Bücherbeſprechungsſtunde. Ref.: P.
Enderling. O 6.45: Vortrag Mungenaſt: Das Kulturland Loth=
ringen
, 2. O 7.30: Uebbertr. der Eröffnungsfeier aus der Stadthalle.
Anſchl.: Dichter=Abend. Walter Flex (18871917) und Arthur
Babillotte (18871916). Mitw.: K. Walter, Dr. Elwenſpoek,
Rundfunkorch. Einführende Worte (Walter). Liſzt: Seliger Tod.
(Orch.) Flex: Lyrik. M. Tarenghi: Serenade. (Orch.) Flex:
Ein Traum vom Tode. Beethoven: Coriolan=Ouv. (Orch.,
Flex: Wallenſteins Antlitz. Weber: Sturmſzene aus Oberon
(Orch.) Flex: Das Gewitter. Borodin: Im Kloſter. (Orch.)
Flex: Das Armſünderwürfeln. Godard: Ländliche Prozeſſion.
(Orch.) Babillotte: Aus Der König von Herrſtadt Jenſen:
Murmelndes Lüftchen. (Orch.) Babillotte: Aus Irrfahrten des
Lebens und der Liebe‟.
Berlin.

Freitag, 18. Juni. 4.10: Marg. Caemmerer: Wohin ſoll
ich reiſen? O 5: Konzert. Beethoven: Adelaide (Herbert Spohn,
Tenor). Schubert: Moment muſical. Tſchaikowsky: Chant ſans
paroles. Chopin: Polonaiſe A=dur. (Jahn=Schulze, Klavier.)
Klaſſiſcher Humor. (Maria Neukirchen Rez.) Beethoven: An
die ferne Geliebte. (Spohn.) Raff: Fabliau. Schulhoff:
Grande valſe brillante. (Jahn=Sch.) O 6: Tee=Muſik aus Hotel
Adlon. O 6.50: Gartenbau=Inſp. Kache: Roſen und Stauden.
O 7.15: Prof. Dr. Marcuſe: Die Lufthülle der Erde. O 7.50: Prof.
Dr. Brackmann: Die griechiſch=römiſche Kultur als Grundlage der
europäiſchen Kultur. O 8.30: Bunter Abend. (Nikolay Rimsky=
Czekan, Violine; Georg Bokſer, Cello; Julyi Kramer, Klavier; Loni
Pyrmont, Sopran; Kornett=Quartett Kammermuſiker Höhne: Bode,
1. Korn., Niereus, 2. Korn., Höhne, Alt=Korn., Ferchland, Baß=
Korn.; Eugen Transky, Tenor; Flügel: Ben Geyſel. Das Pro=
gramm
umfaßt 26 Darbietungen.
Königswuſterhauſen. Freitag, 18. Juni. 1.10: Karl Graef:,
Die Kunſt des Sprechens für Schüler. O 3: C. M. Alfieri u. Frl.
v. Eyſeren: Spaniſch für Anfänger. O 3.30: Rektor Karſelt: Wirt=
ſchaft
und Verkehr. O 4: Dr. Kaethe v. Herwarth: Die kulturellen
Aufgaben der Landfrau. O 4.30: Mitteilungen des Zentral=
inſtitutes
. O 5: Dr. Winckel: Verfälſchung und Unterſuchung von
Nahrungsmitteln. O 7.30: Prof. Dr. Pleſch: Hygieniſche Winke
für die Reiſe. O 8: Apotheker Matz: Haus= und Reiſeapotheke.

Gottesdienſt der iſraelitiſchen Religionsgemeinde.
Hauptſynagoge (Friedrichſtraße),
Freitag, den 18. Juni. Vorabendgottesdienſt 7 Uhr 30 Min.
Samstag, den 19. Juni. Morgengottesdienſt 8 Uhr 30 Min. Schrift=
erklärung
. Sabbatausgang 9 Uhr 40 Min.
Gottesdienſt an den Wochentagen: Morgens 7 Uhr 00 Min.
Abends 7 Uhr 30 Min,
Gebetszeiten in der Synagoge der iſrgel. Religionsgeſellſchaft.
Samstag, den 19. Juni. Vorabend 7 Uhr 50 Min. Morgens
8 Uhr. Nachm. 5 Uhr. Sabbatausgang 9 Uhr 40 Min.
Wochengottesdienſt: Morgens 6 Uhr 00 Min. Abends 8 Uhr.

Wetterbericht.
Wettervorherſage für Samstag, den 19. Juni 1926.
(Nach der Wetterlage vom 17. Juni 1926.)
Ein atlantiſcher Wirbel iſt mit ſeinem Kerngebiet bis zur Weſtküſte
Irlands vorgedrungen und zieht auch unſern Bezirk bald in ſeinen
Bereich. Die Niederſchlagsneigung nimmt deshalb wieder zu, die Tem=
peraturen
bleiben außer zeitweiſem Anſtieg bei vorübergehend ein=
tretendem
Aufklaren weiterhin für dieſe Jahreszeit niedrig.
Heſſ. Oeffentl. Wetterdienſtſtelle.

[ ][  ][ ]

Beſucht den Odenwald!

Umrahmt von grünen Waldeshallen,
Wie ſtrahlſt du hell im Sonnengold!
Des Lenzes frohe Lieder ſchallen.
Dir, Braut der Berge, traut und hold.
In deiner Schönheit Pracht verſunken,
Muß ich mun talwärts weitergehen,
Von deiner Anmt wonnetrunken,
Ruf jubelnd ich: Auf Wiederſehen!
So beſingt Karl Schäfer, der Odenwaldichter und begeiſterte
Odenwaldwanderer, unſeren Odenwald und unſer Lindenfels, die
Perle des Odenwaldes.
Die Perle des Odenwaldes wird Lindenfels genannt. Der
an Schlagworte gewöhnte Großſtädter lieſt dieſes Beiwort mit
dem Gefühl, daß damit noch zuviel geſchmeichelt ſein könnte, und
ſſt dann doch noch überraſcht, wenn er dieſes reizende Flecchen
Erde näher kennen lernt.
Inmitten des nördlichen Teiles des Odenwaldes, 400 Meter
über dem Meere liegt Lindenfels, ſanft angelehnt an eine grün=
bewaldete
Anhöhe mit der Burgruine gleichen Namens, die um
d as Jahr 1100 von einem Vogt des Kloſters Lorſch, dem Grafen
Berthold von Lindenfels, erbaut wurde. Die Berge ringsum, die
etwas höher liegen und ebenfalls mit Laub= und Nadelwaldungen
bewachſen ſind, bieten auf ſanft anſteigenden und ſteileren, gut
gepflegten Wegen überraſchende Ausblicke auf die Burgruine, das
Städtchen und weiter hinein in die Landſchaft. Ganz nahe am
Städtchen hat der müde Gaſt kurze Spaziergänge in friſcher Wald=
huft
; den rüſtigen Wanderer verlocken auch weitere Fahrten auf
gut gekennzeichneten Wegen durch Täler und Waldberge ſo
nach Neunkirchen, die Ruine Rodenſtein und Reichelsheim, ſowie
nach Fürth und Weinheim in die Bergſtraße und nach dem
Neckartal.
Lindenfels liegt 18 Kilometer von Bensheim a. d. Bergſtraße
Schnellzugsſtation der aus Nord nach Heidelberg fahrenden
Züge entfernt, mit ihm dreimal täglich, im Sommer viermah=
derbunden
durch ein Poſtauto, das den Verkehr auf die beſte
Art und Weiſe bewältigt.
Wer Lindenfels auf näherem Wege erreichen will, der muß
ber Weinheim a. d. Bergſtraße mit der Kleinbahn nach Fürth
jahren, von wo aus er dann in einer Stunde auf einem bergan
führenden, ſehr abwechſlungsreichen Wege die Perle erreichen

kann. Außerdem verkehrt auch hier dreimal täglich ein Poſtauto
nach Lindenfels.
Das Klima von Lindenfels iſt anerkannt mild und erfriſchend,
ſelbſt im heißeſten Sommer. Infolge ſeiner Höhenlage von 400
Metern beſitzt das Städtchen eine durchaus reine, leichte und doch
kräftige Luft von großem Ozonreichtum. Sie beruhigt und ſtärkt
das Nervenſyſtem und fördert den Stoffwechſel und den Blut=
umlauf
, ſo daß ſich Lindenfels beſonders für Nervenleidende, Ge=
neſende
und Ruhebedürftige eignet. Für Herzleidende wird unſer
Ort ſehr häufig zu einer Nachkur nach einem Aufenthalt in Wies=
baden
, Bad=Nauheim und Bad Orb empfohlen.
Lindenfels zählt etwa 1600 Einwohner, hat eine evangeliſche
und eine katholiſche Kirche, Oberförſterei, Poſt= und Telegraphen=
amt
, Sanatoriu, drei Aerzte, Badeanſtalt, Waſſerleitung und
elektriſches Licht, ein vorzügliches Trinkwaſſer und ſeit neueſtem
ein wunderſchön gelegenes Freiſchwimmbad.
Drum, Großſtädter, zögere nicht und beſuche vor allem den
Odenwald und ſeine Perle Lindenfels. Wer unverfälſchte Natur
liebt und an ſchlichten einfachen Menſchen ſeine Freude hat, der
wird hier finden, was er ſucht.

Kirch=Brombach.

Kirch=Brombach iſt ein altes Pfarrdorf. Am Oſtabhange der
Böllſteiner Höhe gelegen, macht es von dorther einen außerordent=
lich
friedlichen Eindruck. Kommt man mit der Bahn in Zell=Kirch=
Brombach an, ſo ſtehen einem zwei Möglichkeiten offen, wie man
Kirch=Brombach erreichen kann. Einmal kann man die Kraftpoſt
benutzen, die täglich fünfmal in jeder Richtung verkehrt, oder man
wandert die 4 Kilometer Weg zu Fuß. Ein reizendes Seiten=
tälchen
der Mümling leitet den Ankömmling an vielen Mühlen
vorbei. Wald und Wieſen weiten Lunge und Auge. Das aus=
einandergezogene
Langen=Brombach läßt uns die Länge des
Weges gar nicht merken. Immer hat das Auge zu ſchauen, jede
Wegkrümmung bringt andere Bilder. So gelangen wir raſch
aufwärts. Kirch=Brombachs weithin ſichtbarer Kirchturm grüßt
uns. Noch eine kleine Viertelſtunde, und wir ſind am Ziel. Gute
Gaſthäuſer nehmen den Fremden auf. Und entſchließt du Wande=
rer
dich nun, längere Zeit hier zu verweilen, ſo wirſt du nirgends
Haſten und Eilen finden, dieſe Hauptförderer moderner Nerben=
ermüdungen
nein, Ruhe, gute Verpflegung und harzreiche
Tannenwälder geben dem Körper bald die erſehnte und ge=
wünſchte
Spannkraft zurück. Kleine Bergtälchen, wie die Alert,

findeſt du ſelten in dieſer Unberührtheit. In bezug auf Kleidung
iſt niemand gebunden. Wie es dir am bequemſten iſt, ſo kannſt
du dich in den Wäldern bewegen. Wagſt du dich auf die drei=
viertel
Stunden entfernte Böllſteiner Höhe, ſo überſiehſt du von
da aus den halben Odenwald. Unermeßlich liegt das Waldgebiet
um dich herum. Auch als Mittelpunkt kleinerer und größerer
Touren iſt Kirch=Brombach günſtigſt gelegen. Ich nenne: nach
Michelſtadt und Erbach, nach dem Schnellerts und Rodenſtein,
nach dem Breuberg. Infolge ſeiner Höhenlage von 280 Metern
fehlt der läſtige Zug, der abends in den Talorten herrſcht. Die
Bevölkerung iſt freundlich und zuvorkommend und ſieht in dem
Fremden nicht lediglich ein Ausbeutungsobjekt. Da die Bevölke=
rung
ſtark bäuerlich durchſetzt iſt, ſteht Milch in vorzüglicher Güte
aus erſter Hand in jeder beliebigen Menge zur Verfügung. Autos
durchraſen nicht den Ort. Kinder jeden Alters können ungeſtört
und ungefährdet ſpielen. Der Odenwaldklub mit ſeinem Verkehrs=
ausſchuß
hat Ruhebänke aufgeſtellt und gibt jedem Intereſſenten
bereitwilligſt Auskunft.
Nun noch einiges aus Kirch=Brombachs reicher geſchichtlicher
Vergangenheit. Der Ort war früher der Mittelpunkt einer
Zent gleichen Namens. Dieſe Tatſache bringt es mit ſich, daß
heute noch bedeutend mehr Kaufleute und Gewerbetreibende im
Ort zu finden ſind, als man es von einem Odenwalddorf in dieſer
Größe erwarten ſollte. Nicht weit vom jetzigen Pfarrhaus ſtand
ehemals eine mächtige Zentlinde. Unter ihr wurde vom Zent=
glafen
Recht geſprochen. Der verurteilte Sträfling ging ſeinen
letzten Gang nach dem Galgenberg, wo der Galgen emporragte.
Drei mächtige Steine in Pflugſcharform zeigen uns heute genau
die Stelle, an der ſich einſt der Galgen erhob. Meterdicke Um=
faſſungsmauern
am alten Friedhof inmitten des Dorfes ſagen,
daß ſie früher einem anderen Zweck dienten. An einzelnen
Mauerſtellen läßt ſich deutlich noch der Anſatz des Wehrganges
erkennen. Zu einem Wehrgang gehörte auch ein feſtes Gebäude‟
Nirgends ſehen wir hiervon heute eine Spur. Und doch war es
ehemals vorhanden! Im 13. Jahrhundert beſtand die Burg zu
Brambach noch, wie aus Urkunden nachgewieſen iſt. Der Volké=
mund
hält das Andenken an ſolch’ alte Verhältniſſe manchmal
länger wach, als tote Materiglien es tun. Noch jetzt heißt der
Ortsteil in unmittelbarſter Nähe der alten Burg der Burghof
(Meiſingerſches Gut). Es iſt anzunehmen, daß die Steine der
Burg zu dem Bau der an gleicher Stelle errichteten Kirche benutzt
wurden. Die Kirche ſelbſt birgt in ihrem Innern einen ſehr
ſehenswerten Flügelaltar.

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[ ][  ][ ]

Seite 12

Freitag, den 18. Juni 1926

Nummer 167

Bensheim-Hehpenheim-Weinheim
Von Adolf Calgau, Eberſtadt b. D.
Die Bergſtraße gehört wohl zu den beſuchteſten Gegenden
unſeres engeren Vaterlandes, iſt ſie doch weithin in allen deut=
ſchen
Gauen wegen ihres milden Klimas und der reizvollen
Mannigfaltigkeit ihrer landſchaftlichen Formen berühmt. Be=
ſenders
aber ergießt ſich im Frühjahr und Sommer ein gewaltiger
Strom von Ausſlüglern und Touriſten in die Glanzpunkte dieſer
Gegend: Jugenheim, Auerbach, Bensheim, Heppenheim und
Weinheim, ſucht die begangenſten Höhen und bekannteſten Aus=
ſichtstürme
auf, ohne ſich aber im übrigen um die Landſchaft als
ſolche, die wundervollen Waldungen, die einſamen Gebirgstäler
uſw. zu kümmern. Frankenſtein, Heiligenberg, Malchenberg,
Auerbacher Schloß, Starkenburg, das ſind die Glanzpunkte des
Fremdenverkehrs; wer aber kennt die vielerlei ſonſtigen Klei=
nodien
der Bergſtraße und des vorderen Odenwaldes? Willſt du
dein heimatliches Gebirge einmal in ſeiner vollen Schönheit, in
ſeiner ſchlichten Anmut ſehen, dann ſuche Wege auf, die vom
Menſchenſtrom unberührt ſind; da wirſt du mit ſtaunenden
Blicken Entdeckungen machen, wirſt erfahren, daß du den Oden=
wald
vorher noch gar nicht gekannt haſt, und lernen, ihn mit ganz
anderen Augen anzuſehen.
Als ich mich wieder einmal zu froher Wanderfahrt aufmachte,
hatte ich mir vorgenommen, an dieſem Tage einen Teil des
Odenwaldes zu durchwandern, der gewöhnlich ganz überſehen
wird. Das zeigte ſchon der Umſtand, daß mir kaum einmal ein
Wanderer begegnete, ausgenommen in der Nähe größerer Orte
und bekannterer Plätze, wie Starkenburg, Heppenheim und
Weinheim.
Bensheim war der Ausgangspunkt. Wenn ſeine Umgebung
auch weniger großartig und mehr hügelig iſt, ſo halte ich es
dennoch für die ſchönſte Stadt der heſſiſchen Bergſtraße. Denn
einmal ſticht es durch ſein ſauberes gepflegtes Ausſehen von
manchen anderen Orten ab, und dann trägt das weitausgedehnte
Villenviertel im Norden der Stadt ſehr dazu bei, das Aeußere
Bensheims noch mehr zu ſeinem Vorteil zu geſtalten. Und welch
hübſchen Anblick gewährt es dem Wanderer, der in der Eiſen=
bahn
ſitzt, welch maleriſches Bild die freundlichen Häuſer, die
von ſtattlichen Kirchen, der großen latholiſchen St. Georgs=
Pfarrkirche, der ſchönen neuen evangeliſchen Kirche und der
alten Friedhofskirche, überragt werden, und dahinter die ſanft=
geſchweiften
Weinberghänge!
An der Friedhofskapelle vorbei gelangte ich in das Zeller
Tal, das ziemlich unbekannt iſt und trotzdem ſeine eigenen Reize

beſitzt. Steil ragen auf beiden Seiten die Berghänge empor und
eng und ſchmal iſt das Tälchen, durch das der Meerbach fließt.
Gleich hinter den letzten Häuſern Bensheims beginnt ſchon das
Dorf Zell, das ſich weit durch das Tal hinzieht.
Ungefähr in der Mitte des Dorfes verließ ich die breite Dorf=
ſtraße
und ſchlug einen Seitenweg ein, der mich rechts auf die
Höhe hinaufführte, von der man einen hübſchen Ausblick auf das
langgeſtreckte Zell, den Hemsberg und Bensheim und auch auf
die erſten Höhenzüge des vorderen Odenwaldes hat. Es ging
nun im Felde weiter, bis nach einiger Zeit ein verwittertes
Wegkreuz, das ſogenannte Judenkreuz, erreicht ward. Von hier
ging’s bergab und bald darauf ſah ich das Hambacher Tal vor
mir liegen. Der Weg fiel ſteil ab: Häuſer tauchten vor mir auf,
und in kurzer Zeit war ich in dem katholiſchen Pfarrdorf Unter=
Hambach angelangt.
Auch dieſes iſt wie Zell bei Bensheim ein langes Reihendorf,
da das Hambacher Tal ebenfalls eng iſt und ſo kaum Raum für
Anſiedlungen läßt. Es dauerte daher geraume Zeit, bis ich das
Dorf durchwandert hatte. Ich war froh, als das Wegzeichen mich
links hinaufführte und das endloſe Unter=Hambach hinter
mir lag.
Nun nahm mich bald der Wald auf, der aber hier mehr den
Charakter gepflegter Anlagen hatte, und ich ſtieg auf bequemem
Fahrweg zur Höhe empor, die von der Ruine der Starkenburg
gekrönt wird. Der Name der Starkenburg iſt ja in den letzten
Jahren viel genannt worden, haben ſich doch die Gemüter an der
Starkenburgangelegenheit viel erhitzt, über die des langen und
breiten debattiert wurde. Jetzt ſcheint ſich die Erregung etwas
gelegt zu haben, denn es iſt merkwürdig ſtill davon geworden;
aber auch von dem beabſichtigten Wiederaufbau des wegen Alters=
ſchwäche
geſprengten Bergfrieds hört man nichts mehr. Iſt denn
dieſer Gedanke ganz unter den Tiſch gefallen? Vorläufig wenig=
ſtens
iſt die ganze Angelegenheit in geheimnisvoll myſtiſches
Dunkel gehüllt.
Ich betrachtete die einſt ſo ſtarke und wehrhafte Burg, die zu
dem reichen und mächtigen Kloſter Lorſch gehört hatte, von allen
Seiten und wandelte ein wenig in den hübſchen Burganlagen
umher. Golden überflutete der Sonnenſchein die grauen, zer=
bröckelnden
Mauern; hier die ſonnenhelle Gegenwart, dort die
tote, verſunkene Vergangenheit. Wie könnte da ein romantiſch=
wehmutvolles
Gefühl aufkommen?
Und ſo wanderte ich denn in frohem Genuß des leuchtenden
Sonnentags weiter, hinab zur Kreisſtadt Heppenheim mit ihren
alten, winkligen Gaſſen und der prächtigen, neuerbauten katho=
liſchen
St. Peterskirche, die in ihren gewaltigen Ausmaßen die
Häuschen ringsum faſt erdrückt. Mein Weg führte mich über den
Marktplatz und den Gräffsplatz, dann am Friedhof vorüber ins

Erbacher Tal, das ähnliche landſchaftliche Motive auſweiſt wie
das Zeller Tal. Es ging nun immer im Tal aufwärts, ar
ſchönen Wieſen und verſchiedenen Bildſtöcken vorüber nach den
Filialdorf Erbach bei Heppenheim.
Am Ende dieſes Ortes führte das Wegzeichen auf einem Fuß=
weg
weiter, der die an dieſer Stelle vielfach gewundene Land=
ſtraße
nach der Juhöhe abkürzte. Dann ging es mit geringer
Steigung weiter, voll herrlicher Rückblicke auf das Kirſchhäuſer
Tal, auf das nahe Sonderbach und die Höhenzüge weithin. Nach
kurzer Zeit nahm der Wald die Landſtraße auf, lieblich grünen=
der
Buchenwald. Es iſt doch etwas Wundervolles um ſo eine
ſtille, vom häßlichen Automobilverkehr unberührte Waldchauſſee,
umſäumt von ſchattigen Buchen, links unten ein ſchwindelnder
Abgrund. Bald war die Höhe erreicht, und an einer Wegkreuzung
lud der Rundſitz unter einer einſam ſtehenden Buche zu kurzer
Raſt ein. Dann kamen dunkle Tannen, und als der Wald ſich
öffnete, lagen die wenigen Häuſer des Weilers Juhöhe im
Mittagsſonnenſchein vor mir.
Es iſt ein recht einſames Dörfchen, das jedoch im Sommer
immerhin einigen Fremdenverkehr aufzuweiſen hat. Es hat eine
idylliſche Lage, und dann hat ein Bergdorf ja immer etwas be=
ſonders
Anziehendes an ſich.
Von Juhöhe aus wanderte ich in ſüdlicher Richtung weiter.
Der nun noch folgende Teil der Wanderung war im weſent=
lichen
ein Höhenweg, der abwechſlungsreiche Fernblicke, beſonders
auf das anmutige Weſchnitztal, gewährte. Feld wechſelte mit
Wald, kleine Taleinſchnitte mit Höhen. Nach längerer Zeit ſah ich
auf einmal vor mir einen Turm mitten im Felde emporragen:
es war der Waldnerturm. Gerne hätte ich ihn beſtiegen, aber es
war ſo windig, daß ich lieber davon abſah.
Nun kam vorwiegend Wald, und in dieſem gelangte ich zur
Noth=Hütte oberhalb Nächſtenbach, wo ich eine letzte Raſt hielt.
Dann galt es noch die letzte Erhebung des Tages zu beſteigen
den Hirſchkopf bei Weinheim, in deſſen Nähe der Buchenwald
ſchon ein anlageähnliches Ausſehen annahm. Ein ſteinerner Aus=
ſichtsturm
krönt die Spitze des Hirſchkopfs.
Un dann kam der Abſtieg ins Birkenauer Tal. Der Berg
hatte an dieſer Seite einen recht ſteilen Abfall, und ſo hat man
denn einen bequemeren Pfad angelegt, der in Zickzacklinien hin=
abführt
. Noch manch wundervoller Ausblick auf die Stadt Wein=
heim
, und das Weſchnitztal bei Birkenau bot ſich dem Auge dar=
dann
aber war die Talſtraße erreicht, und die erſten Häuſer
Weinheims lagen vor mir.
Weinheim mit ſeinem Berckheim’ſchen Schloß und Park und
der hochragenden Stadtkirche war damit erreicht, und ſomit war
meine Wanderfahrt zu Ende.

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Nummer 167

Freitag, den 18. Juni 1926

Spurh, Shiet une Tarnen

Süddeutſche Tourenfahrt.
Am Samstag nachmittag wird auf der ſportklaſſiſchen Saalburg=
Strecke bei Bad Homburg im Taunus der bedeutendſte und ſchwerſte
Autowettbewerb der Nachkriegszeit ſeinen Anfang nehmen: die Süd=
deutſche
Tourenfahrt. Noch nie ſind an Fahrer und Fahrzeuge bei deut=
ſchen
Wettbewerben derartig hohe Anforderungen geſtellt worden, wie
bei dieſer 3500=Kilometer=Fahrt, die mit ihrem Kernſtück, der 24= Stun=
den
=Fahrt, ihren Anfang nimmt. Bei der 24=Stunden=Fahrt haben
die kleinſten Wagen (bis 1100 Kubikzentimeter) als Tourenwagen eine
Dunchſchnittsgeſchwindigkeit von 51,0, als Sportwagen eine Durchſchnitts=
geſchwindigkeit
von 57,0 (!) Kilometern innezuhalten, während von den
großen, den Maybach und Mercedes, 59,5 bzw. 62,5 Kilometer Stunden=
durchſchnitt
verlangt werden. Was das auf dieſer Taunusſtrecke mit
ihren vielen Niveauunterſchieden, Gefällen, Steigungen, zahlreichen Kur=
ven
, zu paſſierenden Ortſchaften, heißt, wird ermeſſen können, wer ſich
einmal bemüht hat, mit ſeinem Wagen ein 5060=Kilometer= Durch=
ſchnittstempo
in bergigem Gelände zu erzielen. Daß aus dieſer 24= Stun=
den
=Fahrt nur wenige Strafpunktfreie hervorgehen werden, erſcheint
ſelbſtverſtändlich. Es wäre ein ſportliches und techniſches Wunder, wenn
es einer größeren Zahl von Teilnehmern gelingen ſollte, die geforderten
Geſchwindigkeiten einzuhalten!
Der 24=Stunden=Fahrt folgt ein Ruhetag, und dann gehts auf die
erſte Tagesetappe Frankfurt a. M., Gießen, Fulda, Bad Brückenau,
Aſchaffenburg, Babenhauſen, Dieburg, Groß=Gerau, Mannheim, 501
Kilometer. Am 23. Juni ſind von Mannheim über Schwetzingen, Heil=
bronn
, Oſterburken, Wertheim, Miltenberg, Eberbach, Weinheim, Lorſch,
Worms, Kaiſerslautern, Neuſtadt a. d. H. 518,5 Kilometer zurückzulegen.
Der 24. Juni führt die Süddeutſchlandfahrer von Mannheim über
Bruchſaal, Pforzheim, Baden=Baden, Freudenſtadt, Rottweil, Calw,
Pforzheim nach Stuttgart, 474,9 Kilometer. Der 25. Juni iſt Raſttag
in Stuttgart, und am 26. Juni gehts ab Stuttgart über die Solitude=
Rundſtrecke erneut durch Stuttgart nach Schwäbiſch=Hall, Rothenburg,
Ansbach. Nürnberg, Neumarkt i. O., Beilngries, Kehlheim, Regens=
burg
, Landshut nach dem Endziel München. Hier findet mit Aus=
tragung
des Bleichröder=Preiſes 1926 für Rennwagen eine techniſche
Leiſtungsprüfung ſtatt. Während aller Tagesetappen ſind Durchſchnitts=
geſchwindigkeiten
von 3948 Kilometern vorgeſchrieben.
Es iſt erfreulich, daß die veranſtaltenden Klubs keine Sonderprüfun=
gen
(Rennen) eingelegt haben, denn dadurch wird der ſerienmäßige
Qualitätswagen einmal zeigen können, was er leiſtet, nicht (wie bisher
ſo oft!) der hochtourige Spezialwagen. Auch Motorradfahrer nehmen
teil, nur kommt für dieſe die Teilnahme an der 24=Stunden=Fahrt in
Fortfall.
Fabrikteams ſind gemeldet von Mercedes (G. Nallinger, Carra=
ciola
, Hailer), von Opel (Irmgard von Opel, Hans von Opel, Jörns,
Bergmann, Kalinowsky, Dr. Ulrich=Kerwer), von Benz (Dr. Tigler,
Willi Walb, Frau Ernes Merck), von Adler (Otto Kleher, E. Volz, A.
Wruck), ſowie von den Mauſer=Werken (Dachtler, Seybold, Raabe). Klub=
Teams ſtellt der Bayeriſche Automobil=Klub (4 Teams), der Rheiniſche
A. C., der Württembergiſche A. C., der Bayeriſche Motorradklub und der
Frankfurter A. C. (2).
Die bekannteſten Teilnehmer: Jörns und Hans von Opel auf Opel,
Schobinger auf Maybach, Reinicke (Magdeburg) auf Preſto, von Guil=
leaume
(Berlin) auf Steyr, Alfred Köllner (Frankfurt) auf Steiger, Wilh.
Merck und Frau Ernes Merck (Darmſtadt), Dr. Tigler (Köln) und Willi
Walb (Mannheim) auf Benz, Otto Kleyer, E. Volz, H. Schmidt ( Frank=
furt
) auf Adler, Clairenore Stinnes, Deutſchlands ausdauerndſte Damen=
fahrerin
, die diesmal Adler fährt, Scholl (Berlin) auf Horch, Stumpf=
Lekiſch (Mainz) auf Hag, Frau Ines Folville (Frankfurt) auf Amilcar,
Freiherr von Berckheim, von Wentzel=Moſſau, Carraciola, Nallinger,
Kimpel und Hailer auf Mercedes, Frau G. Schivelbein (Heidelberg), der
Rhönflieger Martens, H. Buthenuth (Hannover) und Höpfner ( Han=
nover
), alle auf Hanomag. Von bekannten Motorradfahrern finden wir
Kolmsperger (Pfarrkirchen) auf Zündapp, Vielhauer (Plauen) auf
DKW., Paſter (München) und Fiſcher (Heidelberg) auf D=Rad. Beſt
(München) auf Ernſt=Mag, Freiherrn von Egloffſtein (München) auf
Ernſt=Mag und Hohmann und Poensgen (München) auf Güldner.
Turnen.
Gau=Frauenturnen in Bensheim am 19. und 20. Juni.
Ueber 400 Wetturnerinnen haben ſich zum Wettkampf gemeldet. Am
Samstag abend bereits zeigen in den Sälen des Deutſchen Hauſes ver=
ſchiedene
Abteilungen des Gaues die Körperſchule des weiblichen Ge=
ſchleechts
im Bühnenbild und Teilgebieten aus dem Leiſtungsturnen der
Turnerinnen. Auch Singſpiel und Volkstanz werden weſentlich zur Ver=
ſchönerung
des Abends beitragen. Da der Turnverein Bensheim e. V.
1862 eine Anzahl verdienter alter Mitglieder aufzuweiſen hat, werden
an dieſem Abend Gau= und Kreisehrenbriefe ausgegeben. Eine Riege
des Turnvereins turnt am Reck. Das Wetturnen der Turnerinnen
beginnt am Sonntag vormittag 8½ Uhr auf dem herrlich gelegenen
Turnplatz.
Die Turngemeinde Darmſtadt 1846 bei der das
Frauenturnen in hoher Blüte ſteht, entſendet die ſtattliche Anzahl von
30 Wetturnerinnen.

Handball.
Süddeutſcher Meiſter Mitteldeutſcher Meiſter.
Die Handballabteilung des Sp.V. 98 Darmſtadt hat am kommenden
Sonntag Hochbetrieb. Beanſprucht das Treffen mittags auf dem Sta=
dion
des Süddeutſchen Handballmeiſters gegen den Mitteldeutſchen Hand=
ballmeiſter
, P. S.V. Halle, das größte Intereſſe, ſo dürfte das Treffen
der IIa=Mannſchaft, die als erſte Mannſchaft im Südweſtdeutſchen Tur=
nerbund
ſpielt, am Vormittag ebenfalls einiges Intereſſe beanſpruchen.
Gerade dieſe Mannſchaft läßt für die Zukunft das Beſte erhoffen, zumal
ſie am Sonntag im Verbandsſpiel gegen Eberſtadt 6:2 Toren gewann.
Am Sonntag vormittag 10.30 Uhr tritt die IIa=Mannſchaft der erſten
Mannſchaft von Rüſſelsheim gegenüber. Das Spiel findet auf dem Sta=
dion
ſtatt, und dürfte auch hier ein ſpannender Kampf zu erwarten ſein.
Einen ſchönen Erſolg hat auch die IIIb=Mannſchaft des Sp.V. 98 zu
verzeichnen, die am Sonntag gegen Unions 2. Mannſchaft 10:0 ge=
wann
. Die erſte Jugend ſpielt am Sonntag gegen Königſtädten dort.
Der Mitteldeutſche Meiſter, Pol.=Sportverein Halle, tritt
mit ſeiner kompletten Mannſchaft in ſtärkſter Beſetzung an:
Drape*
Jaeck Knobbes
Koch Carl Donaths
Sindram Lübbering v. Jeger Marczinskik. Sauerhering*
Der Süddeutſche Meiſter, Sportverein 98 Darmſtadt,
ſtellt dagegen:
Daniel Hennemann Jans Wernerk Fiedler
Allwohn Götz. Halboth
Reuter Kadel
Trautwein.*
Die mit * bezeichneten Spieler haben bereits mehrfach repräſentativ
geſpielt. Die gleiche Verteilung dieſer Spieler auf beiden Seiten ge=
währleiſtet
einen ſcharfen Kampf und intereſſantes Spiel. Da überdies
die beiderſeitig ſtärkſten Flügel einander gegenübertreten, wird gerade
hier der Kampf am heftigſten enthrennen. Wer ſiegen wird, iſt ſchwer
vorauszuſagen, zumal die Darmſtädter Mannſchaft in dieſer Aufſtellung
den Hallenſern noch nicht entgegentrat. Jedenfalls wird der Glücklichere
der Sieger ſein.
Techniſche Hochſchule DarmſtadtUniverſität Frankfurt.
Am 16. Juni fuhr die Hochſchulmannſchaft nach Frankfurt a. M., um
gegen die Vertretung der dortigen Univerſität ein Spiel auszutragen.
Dieſes Spiel wurde gewonnen, wenn auch nur mit 5:4 (3: 2), trotz
großer Ueberlegenheit der hieſigen Mannſchaft. Nur großes Schußpech
und ein ausgezeichneter Torwächter verhinderten ein höheres Reſultat.
Schwimmen.
Bezirk Darmſtadt, Gau I, Kreis V, des Deutſchen Schwimmverbandes.
Das dem Schwimmſportverin Möwe E. V. Darmſtadt für Sonn=
tag
, den 20. Juni, vormittags 10.30 und nachmittags 3 Uhr, zur Durch=
führung
übertragene Bezirks=Schwimmfeſt hat durch die vier
Darmſtädter Verbandsvereine eine quantitativ und qualitativ gute Be=
ſetzung
gefunden, denn in 12 Einzelrennen und 5 Staffeln ſtehen ſich über
50 Wettkämpfer und nahezu 20 Mannſchaften in friedlichem Kampfe
gegenüber. Da bei dieſem Feſt die vier Darmſtädter Verbandsvereine
unter ſich ſind, erhalten die Kämpfe einen beſonderen Reiz, den eben nur
Lokalkämpfe auszuüben vermögen. Alles, was unter dem Nachwuchs der
Darmſtädter Vereine irgendwie von ſportlicher Bedeutung und Zukunft
iſt, trifft in den einzelnen Wettkämpfen aufeinander, ſo daß die nach=
ſtehenden
Vorausſagen vielleicht beim harten Ringen im Waſſer manch=
mal
umgeworfen werden dürften.
Im Knabenbruſtſchwimmen (50 Meter) gehen 8 Bewerber an den
Start, ſo daß hier wie beim Knabenſeitenſchwimmen (50 Meter) eine
Vorausſage wohl unmöglich ſcheint. Das Junior=Rücken (100 Meter)
wird wohl Gils (Jung=Deutſchland) von Karg (Möwe) und den Leuten
vom Polizeiſportvereine nach Hauſe ſchwimmen. Die 100 Meter Jugend
fun. Bruſt ſehen ein Feld von 6 Leuten im Rennen; den Sieger wird
wahrſcheinlich Jung=Deutſchland ſtellen, wenn nicht die Leute vom feſt=
gebenden
Verein eine Ueberraſchung bringen. Drei Bewerber liegen im
Jugend jun. Seite (100 Meter) zuſammen, das Ende wird wohl Feder=
in
(Jung=Deutſchland) für ſich haben, doch könnten auch Gimbel (Möwe,
oder Jäger (Heſſen) unverhofft in die Entſcheidung eingreifen. Das
Knaben beliebig ſowie das Knabenrücken ſind als offene Sache anzuſehen,
da bis jetzt keiner der Teilnehmer weiter an die Oeffentlichkeit getreten
iſt. Das Junior=Bruſtſchwimmen (100 Meter) ſieht Karg vom feſtgeben=
den
Verein im Rennen mit den Poliziſten, hier dürfte es zu einem knap=
pen
Siege für Karg langen.
Die den Nachmittag eröffnende Knaben=Bruſtſtaffel 3 mal 50 Meter
wird von 5 Mannſchaften beſtritten und bleibt eine durchaus offene
Sache.
Das ſpannendſte Rennen des Nachmittags bildet das 100 Meter=
Freiſtilſchwimmen, in dem die beſten Jugend Junioren Darmſtadts auf=
einander
treffen. Man könnte vielleicht für Müller (Jung=Deutſchland)
auf Sieg tippen, wenn nicht Meyer (Heſſen), Rottmann (Möwe) oder das
übrige Feld Ueberraſchung bringen, was durchaus im Bereich der Mög=
lichkeit
liegt. Die Jugend jun.=Bruſtſtaffel 3 mal 100 Meter bringt wie=
derum
ein offenes Rennen. Der feſtgebende Verein, der ſonſt immer

Seite 13

gute Bruſtſchwimmer herausbrachte, wird aber wohl kaum in die Ent=
ſcheidung
eingreifen können, da er für einen ſeiner Beſten Erſatz ein=
ſtellen
muß. Das Junior=Seite (100 Meter) dürfte Lindemann (Heſſen)
den Sieg bringen; einen erbitterten Kampf um den 2. Platz werden ſich
wohl Weißmantel (Polizeiſportverein) und der im Gebrauch ſeines Ar=
mes
leider ſtark behinderte Herzig (Möwe) liefern. Eine Knaben= Lagen=
ſtaffel
4 mal 50 Meter mit Jung=Deutſchland und Heſſen läßt keine
Vorausſage zu. Vier Damen ſtehen ſich im Jugend jun.=Bruſtſchwimmen
(100 Meter) gegenüber; eine Vorausſage wäre hier wie im Damen fun.
beliebig (100 Meter) rein gefühlsmäßig, denn eins ſteht feſt: Die Damen
von Jung=Deutſchland und Heſſen werden ſich tapfer zu ſchlagen wiſſen.
Den Höhepunkt des Feſtes bildet die Jugend jun.=Freiſtilſtaffel 3 mal
100 Meter, in der Heſſen, Möwe und Jung=Deutſchland ſich hart um die
Siegespalme ſtreiten. Leider muß auch hier der feſtgebende Verein mit
Erſatz antreten, ſo daß er wohl kaum in die Entſcheidung eingreiſen
wird. Eine wohl ſichere Sache für Jung=Deutſchland bildet die Junior=
Lagenſtaffel 4 mal 100 Meter. Die Wettkampffolge wird nachmittags
durch ein Schauſpringen angenehm unterbrochen, und den Abſchluß bil=
den
1 oder 2 Waſſerballſpiele, die ſich beim Darmſtädter Publikum gro=
ßer
Beliebtheit erfreuen. Die Eintrittspreiſe ſind volkstümlich nied=
rig
gehalten, Schüler und Erwerbsloſe zahlen ermäßigte Preiſe, ſo daß
nur noch zu hoffen wäre, zahlreicher Beſuch möge die Bemühungen des
Veranſtalters lohnen, dafür, daß er es ſich zur Aufgabe gemacht hat,
durch öftere Veranſtaltungen dem ſchwimmeriſchen Nachwuchs Darmſtadts
Gelegenheit zur Betätigung zu geben.
Fußball.
Fußballwerbetag am 20. Juni in Weiterſtadt.
Am kommenden Sonntag hat der Sp. V. Weiterſtadt ein reich=
haltiges
Programm aufgeſtellt und nur gute Mannſchaften verpflichtet.
Der Beſuch wird ſich daher äußerſt lohnen. Die zweite Mannſchaft ſpielt
ab 1 Uhhr, die erſte Mannſchaft ab 4 Uhr nachmittags gegen Viktoria=
Griesheim. Die alten Herren empfangen die als beſonders ſpielſtark
bekannten alten Herren der Union=Darmſtadt. Spielbeginn halb 3 Uhr.
Die Jugendmannſchaft iſt wegen des 6wöchigen Spielverbots ſpielfrei
und hat ab halb 10 Uhr Training. Ab 8 Uhr abends findet im Vereins=
lokal
(Gaſthaus Zum Schwanen) Tanz ſtatt, der den Werbetag zum
Abſchluß bringen wird.
Pferderennen zu Frankfurt a. M.
Die Donnerstags=Rennen in Frankfurt waren von mehreren Zwi=
ſchenfällen
heimgeſucht. In den beiden Offiziersrennen ereigneten ſich
einige Stürze. Das Halbblutrennen für Offiziere der Reichswehr hatte
ein recht ſtarkes Feld, aber drei Pferde allein ſtürzten, wobei ſich der
Reiter des einen, Oberleutnant von Manteuffel, den Mittelhandknochen
brach. Drei Pferde ſtürzten auch im Roſenberg=Jagdrennen. Den An=
fang
machte Bundesbruder. Dann geriet Silver Brendan in eine falſche
Bahn, Chere cherie ſtürzte, wurde aber nachgeritten. Boros hatte keine
Mühe, den ihm folgenden Marathon glatte 10 Längen hinter ſich zu
laſſen. Chere cherie, der ziemliche Anſtrengungen machte, ſtürzte ſogar
ein zweites Mal, wurde wiederum nachgeritten und kam dann noch als
Dritter an. Weſentlich intereſſanter als in den an Zwiſchenfällen rei=
chen
Hindernisrennen ging es in den Flachrennen zu. Das Haupt=
ereignis
war hier der Preis vom Erlenhof. Taugenichts hatte zuerſt
am Start ſeine Mucken, kam aber dann noch ſehr gut ab. Der aus Un=
garn
kommende Szekely übernahm vom Ablauf weg bis zur Geraden
die Führung. Dann aber führte Jentzſch den 6jährigen Taugenichts an
dem Ungarn vorbei und gewann ſicher. Jentzſch gewann auch das letzte
Nennen, den Preis vom Römer. Hier ritt er Chronos, der wenig Mühe
hatte, den erſten Platz zu belegen und für den höchſtens Blümlisalp mit
Staudinger noch als Gegner in Frage kam. Blümlisalp konnte denn
auch den zweiten Platz halten. Die beiden einleitenden Rennen wurden
eine Beute des Stalles Opel, deſſen Intereſſen beide Male, einmal auf
Gio und einmal auf Winnetou, von Narr wahrgenommen wurden. Die
beiden Opelſchen Pferde gewannen jederzeit ſicher.
1. Preis von Grafenbruch. Ehrenpreis und 2200 Mark,
1400 Meter: 1. H. von Opels Gio (Narr), 2. Hilf dir ſelbſt, 3. Goldlack.
Ferner: Dojan, Baſſano, Verheyen, Eleonore, Leierfrau. Tot.: 22, Pl.
11, 11. 12:10. 1½½2 Lg.
2. Saalburg=Jagdrennen. 3000 Mark, 3200 Meter:
1. M. Friedigers Satyr (Unterholzner) und E. S. Fürſtenbergs Contra=
hent
(Hauſer). Totes Reunen, 3. Laradoſta. Ferner: Ottokar, Polar=
fuchs
. Tot.: 18, Pl. 15 (Satyr), 14, Pl. 17 (Contrahent). Tot.6 bis
Weile.
3. Preis von Homberg. 3000 Mark, 2000 Meter: 1. H.
von Opels Winnetou (Narr), 2. Südwind, 3. Goldelſe. Ferner: Chiem=
gauerin
, Blau und Weiß, Letot. Tot.: 30, Pl. 12, 12:10. ½Kopf
bis ½ Lg.
4. Halblutrennen.
5. Preis vom Erlenhof. Ehrenpreis und 5000 Mark, 1800
Meter: 1. S. Groß Taugenichts (Jentzſch), 2. Szekely, 3. Odaig. Fer=
ner
: Romney, Rochebelle, La Paludiere, Con amore jun., Bones, Grand
Mouſſeux, Bertram. Amersfoort, Mardonis, Dollar, Le Parodien, Mal=
voiſie
. Tot.: 30, Pl. 15. 68, 26:10. ½Kopf-Hals.
6. Roſenberg=Jagdrennen. Herrenreiten. 4000 Mark,
4000 Meter: 1. Frhrn. von Schrenck=Notzings Boros (Hr. Schnitzer),
2. Marathon. Ferner: Bundesbruder (gefallen). Silver Brendan ( ge=
fallen
, Chere cherie (gefallen). Tot.: 16, Pl. 11. 14:10. 10 Lg.
7. Preis vom Römer: 3000 Mark, 1400 Meter: 1. S. Groß
Chronos (Jentzſch), 2. Blümlisalp, 3. Mon Béguin 2. Ferner: Firn 2.,
Tingl=Tangl, Jſonzo, Volker, Stalliebling, Valens, Terrakotta, Sil=
houette
, Pretty Olive, Kalmanſei, Juif Ecrant, Nain=Nain. Tot.: 47,
Pl. 20, 19, 30:10. ½-Kopf½ Lg.

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Nummer 167

Saut

Der deutſche Kapitalmarkt und
ſeine Entwicklung.
Der deutſche Kapitalmarkt hat ſich ſchon ſeit längerer Zeit als
außerordentlich aufnahmefähig erwieſen. Man kann rechnen, daß ſeit
Anfang dieſes Jahres über 1 Milliarde RM. an Anleihen, Obligationen,
Pfandbriefen uſw. aufgenommen worden ſind. Am ſtärkſten iſt die Be=
anſpruchung
geweſen, die von ſtaatlicher Seite an den Kapitalmarkt ge=
ſtellt
worden iſt; man kann ſie auf über ¼ Milliarde RM. beziffern.
Von Körperſchaften der öffentlichen Hand (Girozentralen, Provinzial=
verwaltungen
uſw.) ſind ungefähr 140 Mill. RM. an Anleihen heraus=
gegeben
worden; die Kommunalverwaltungen ſind mit über 160 Mill.
RM. beteiligt. Gegenüber dieſen Beträgen für öffentliche Zwecke ( ins=
geſamt
über 550 Mill. RM.) mimmt ſich die Beanſpruchung des Kapi=
talmarkts
durch die Induſtrie mit rund 160 Mill. RM. relativ beſcheiden
aus. Zu dieſen Beträgen kommen noch die Pfandbriefemiſſionen, die
für Preußen allein auf 250 Mill. RM. veranſchlagt werden können und
für das ganze Reich auf über 300 Mill. RM. Trotz dieſer Inanſpruch=
nahme
von insgeſamt 1 Milliarde RM. iſt der Kapitalmarkt immer noch
recht flüſſig.
Wenn man fragt, woher dieſe Erſcheinung kommt, ſo ergeben ſich
verſchiedene Antworten. Verhältmismäßig gering iſt der Anteil, der als
Dauereinlage bei Sparkaſſen, Banken uſw. auf den Kapitalmarkt ge=
langt
. Etwas höher zu ſchätzen iſt der Anteil der Steuereingänge bei
der öffentlichen Hand, die vielfach bis zu ihrem endgültigen Verbrauch
auf dem Kapitalmarkt angelegt werden. Der größte Anteil iſt aber
darin zu ſuchen, daß infolge der nun ſchon ſeit langem andauernden
Wirtſchaftskriſe hohe Beträge, die ſonſt in der Wirtſchaft produktiv an=
gelegt
zu werden pflegten, jetzt dem Geld= und Kapitalmarkt zugeführt
werden. Eine gewiſſe Rolle ſpielt auch der Umſtand, daß viele Beträge
im In= und Ausland als Anleihen aufgenommen worden ſind, die erſt
allmählich zu einer unmittelbaren Verwendung gelangen und die bis
dahin auf dem Geld= und Kapitalmarkt zinstragend tätig ſind.
Aus dieſen Gründen für die Flüſſigkeit des Kapitalmarktes ergeben ſich
auch gewiſſe Anzeichen für ihre Dauer. Wirklich langfriſtig und ohne
Nückſicht auf die Schwankungen der Konjunktur werden im allgemeinen
nur die Dauerſpareinlagen ſein; dieſe ſind aber relativ niedrig; ſie
können alſo dem Geld= und Kapitalmarkt eine Stütze nicht gewähren.
Die Beträge, die jetzt noch aus Anleihen uſw. zur Verfügung ſtehen,
werden allmählich immer geringer, da ſie im Laufe der Zeit ihrem
eigentlichen Zweck zugeführt werden müſſen. Etwas Aehnliches gilt von
den Beträgen, die nur vorübergehend aus der Wirtſchaft genommen wor=
den
ſind, weil ſie für die Dauer der Kriſe und der aus ihr reſultierenden
ſchlechten Beſchäftigungsmöglichkeit in der Wirtſchaft ſelbſt langfriſtige
Betätigungsmöglichkeiten nicht finden konnten und deshalb auf dem
offenen Markt vorübergehend Anlage zu ſuchen gezwungen waren. Auch
hier werden ſich die Verhältniſſe dann ändern, wenn die Wirtſchaftslage
ſich beſſert und damit wieder mehr Geld produktiv tätig ſein kann.
Wir ſehen alſo die intereſſante Erſcheinung, daß die Flüſſigkeit auf
dem Geld= und Kapitalmarkt in der Hauptſache zu erklären iſt aus der
ſchlechten wirtſchaftlichen Lage, und daß ſie in dem Augenblick anfangen
wird aufzuhören, in dem die Wirtſchaft einen Aufſchwung nimmt. Dieſe
Feſtſtellung iſt beſonders wichtig, weil ſie die Folgerung zuläßt, daß
eine Beſſerung der wirtſchaftlichen Lage ſchon bald wieder am automatiſch
einſetzenden Kapitalmangel ihr Ende finden wird. Immer wieder iſt
die Beobachtung zu machen, daß der Kapitalverluſt der deutſchen Wirt=
ſchaft
durch die Inflation in den Aufſtiegmöglichkeiten der wirtſchaftlichen
Entwicklung ſich hemmend bemerkbar macht.
Daraus ergibt ſich wiederum die Schlußfolgerung, daß die einzelnen
Konjunkturſchwankungen noch für abſehbare Zeit ſchneller folgen werden
als in normalen Zeiten, da Kapitalmarkt und innere Wirtſchaft noch zu
ſchwach ſind, als daß längere Zeiten guter Konjunktur möglich wären.
Noch für längere Zeit wird es nur eins geben: entweder Geldflüſſigkeit
oder gute Wixtſchaftslage. Beides zuſammen (alſo eine eigentlich gute
Konjunktur) werden wir fürs Erſte noch nicht erleben.
Die Deutſche Bank zur Börſen= und Geldmarktlage.
Dem neueſten Heft der Wirtſchaftlichen Mitteilungen der Deutſchen
Bank entnehmen wir folgende Ausführungen:
Das Gefühl, daß die Kriſe, ſoweit ſie nicht Konjunkturcharakter trägt,
mehr oder weniger überſtanden iſt, iſt in immer weiteren Kreiſen vor=
herrſchend
geworden und wird auch durch Geldanlage in Wertpapieren
zum Ausdruck gebracht. Dieſe Zuverſicht, die ſich auf die Vorgänge inner=
halb
der Wirtſchaft, auf den unverkennbaren Geſundungsprozeß gründet,
hat einen verſtärkten Widerhall in den Kreiſen der Spekulation gefunden,
die, wie ſich aus den ſteigenden Lombarddarlehen in den Bankbilanzen
ableſen läßt, ſich am ausgiebigſten im Terminmarkt betätigt. Hier er=
fordern
die Umſätze weniger Geld als am Kaſſamarkte. In welchem
Maße die Steigerung der Terminpapiere diefenige der Kaſſapapiere über=
troffen
hat, iſt an anderer Stelle des Heftes genau ziffernmäßig darge=
ſtellt
. Im Verlauf des erſten Halbjahres 1926 ſind die Termin=
papiere
um ungefähr 23 v. H. mehr geſtiegen, als die
Geſamtheit der übrigen an der Berliner Börſe zu=
gelaſſenen
Aktien im Durchſchnitt, wobei feſtzuſtellen iſt, daß
bereits ſeit Anfang des Jahres der Durchſchnittskurs für Terminpapiere
11 v. H. höher war als das durchſchnittliche Geſamtniveau der anderen
Papiere. Der erhebliche Unterſchied im Kursſtand der Termin= und der
ſonſtigen Aktienwerte rührt alſo zum großen Teil von einem ſtark ſpeku=
lativen
Einſchlag her der im übrigen auch bei dem überaus großen
Zeichnungserfolg der Reichsbahnvorzugsaktien, wobei ein Vielfaches des
an ſich ſchon hohen Betrages von 100 Millionen gezeichnet wurde, nicht
zu verkennen iſt und das iſt immerhin ein Moment, das im Auge
behalten werden muß. Das Tor, aus dem die Spekulation auch wieder
einmal und gewöhnlich nicht gemächlich heraus will, iſt eng und
einem Maſſenandrang kaum gewachſen. Dabei ſoll aber ausdrücklich feſt=
geſtellt
werden, daß in der allmählichen Steigerung der Reportgelder
und im Wiedererwachen eines gewiſſen Optimismus (Spekulation) keine
ungeſunde Entwicklung erblickt werden kann.
Man braucht auch nicht anzunehmen, daß die Hauſſebewegung in
dem Maße, wie es oft dargeſtellt wird, abhängig ſei von der Flüſſigkeit
des kurzfriſtigen Geldmarktes; erſtens zeigt das recht beſcheidene Geſchäft
in Kaſſapapieren, daß die Beanſpruchung des Geldmarktes durch die
Börſe nicht übermäßig iſt und die verfeinerte Form des Ultimogeſchäfts
mehr Anklang findet, des weiteren ſcheinen aber auch die Bankiers in
den noch immer ſehr hohen Bonifikationen bei Anleihe=Emiſſionen einen
ſtarken Anreiz zu erblicken, das Anlagebedürfnis ihrer Kundſchaft auf die
Emiſſionen zu lenken. Bei der Emiſſionstätigkeit für Inlandsanleihen
werden aber nicht ſchlechthin Summen aus dem Geldmarkt herausge=
zogen
, ſondern der Erlös aus den Anleihen dient zu einem guten Teil
zur Fundierung von Schulden, bringt alſo Geld in großen Sammel=
ſtellen
. Wenn der Geldmarkt ſich aber wirklich einmal wieder verſteifen
ſollte, ſo würde dies wohl nur im Zuſammenhang mit einer Konjunktur=
beſſerung
ſein, die dann auch dem Pnblikum neue Anregungen bieten
dürfte.
Das Ergebnis der Umſatzſteuer im Mai, bei dem zum
erſten Male die Steuermilderungen in Erſcheinung treten, zeigt gegen=
über
Februar und März (im Monat Januar und April kommen Quar=
talszahlungen
hinzu) nahezu eine 20prozentige Steigerung.
Eine Belebung des Warenumſchlags iſt alſo nicht zu ver=
kennen
.
Produktenberichte.
Mannheimer Produktenbörſe vom 17. Juni. Der Markt verkehrte
auch heute in ruhiger Haltung bei ziemlich unveränderten Preiſen. Gut
gefragt ift immer noch nahe Ware. Im nichtoffiziellen Verkehr nannte
man gegen 12½ Uhr: Weizen ausl. 30,5033,50. Roggen inl. 21,25 bis
21,50, Roggen ausl. 22,5023,00, Hafer ausl. 19,2523,50, Braugerſte
ausl. 26,27, Futtergerſte 1920, Mais alte Ernte 17,50, neue Ernte
18,25, Weizenmehl 12,7543,00, Brotmehl 27,0031,50, Roggenmehl
29,0021,50, Kleie 3,759,00, Biertreber 14.
Frankfurter Produktenbericht vom 17. Juni. Das Geſchäft auf dem
heutigen Produktenmaukt war lebhaft und angeregt. Zwar waren die
Auslandsnotierungen unverändert, aber die ziemlich ſtarke Nachfrage
hielt weiter an, ſodaß ſich die feſten Notierungen behaupten konnten.
Weizen 3131,50, Roggen 21,5022. Sommergerſte 2224, Hafer inländ.
2123, Mais gelb 17,5017,75, Weizenmehl 42,7543,25, Roggenmehl
2930, Weizenkleie 99,25, Roggenkleie 11.

16. 6.
90.75 17. 6
89.75 Hemoor Zement 16. 6. 17. 6. 72. 73. Hirſch Kupfer. 11o. 109. 35.5 Höſch Eiſen ......" 117. 114. Hohenlohe Werke .." 18. 17.5 67.625 67.5 Kahla Porzellan 82. 82.25 116.5 117.75 Lindes Eismaſch. . 140.5 140. 55. 54.5 Lingel Schuh .." Z2. 103. 103. Linke u. Hofmann . . 60. 60. L. Loewe u. Co...... 167.25 164. 63. S. Lorenz......." 104.5 103.75 13.25 Ndl. Kohle ... 117.5 128. 123. Nordd. Gummi.. 73. Orenſtein. 75.125 n7. 125. 124. Rathgeber Waggon 33. 35. 71. 72. Rombacher Hütten .. 25. 24.5 99.6 5 99.875 Roſitzer Zucker ...." 193.25 195. Rütgerswerke .. . .." 91. 94.25 129.5 127. Sachſenwerk .. . . .." 80.5 84.875 46. C6. Sächſ. Gußſtahl. . . . . 70.75 47. 45.5 Siemens Glas ... 117.75 23.5 AR5 Ver. Lauſitzer Glas. 114. 113. 153. 153.2 Volkſtedter Porzell. 39. 38. 135. 132.25 Weſtf. E. Langendreer 40.25 40.25 55.25 57. Wittener Gußſtahl .. 45.75 44.5 134. 137. Wanderer=Werke.. 133. 136.75

Deviſenmarkt.

Amſterdam=R.
Buenos=Aires
Brüſſel=Antw
Oslo ..."
Kopenhagen".
Stockholm
Helſingfors ..
Italien ..
London..
New=York..
Paris...
Schweiz ..
Spanien..

18 6.
Gelp/ Arie
158.53 168.9
1.621/ 1.6½5
1222 12.26
93 93/ 93.37
111.31111.53
112.ä1112.6.
19.53-/11.59
15. 18 15.2
29 415/23.45)
4.135/ K.205
11.93/ 11.37
31.19 81.:9
68.01/ 63. 19

17. 6
Geld / Briel
158 43 168 91
1633 1697
1211 1215
9303 332
1121111 43
112.61 112 23
10.55- 19.5331
17.77 75 21
20 411 20.463
1951 1.20
1193/ 1193
81.19¾1. 39
G7.52 676

16. 6. 17. * Geio Brie / Geld Brief VienD.=Oſt. ab= 59.23 53 4e9 39 28 59.32 Prag .." 12.41912.415 2.41 12.46 Budapeſt.. 5.86) 5. 98 5. 81 5.29 Fapan .." 1.972/ 1.975 1.95 1.963 Rio de Faneiro 0.532 9 657 1.661 2.65) Bulgarien.. 03 97 3 03 Belgrad. 1.415 7.43: 741 7. Konſtantinopel. 2 235 2.275 2.37 2. 25 Liſſabon. 21.433 21.415/21 435 .885 Danzig . 81.0) 31.20 30.97 1.175 Uthen .. 5.19 55t 5.19 5.71 Lanada 8.191 4.20 7 13 4.207 (ruguan. 4.235 24 4 2251 7 235

Freitag, 18. Juni

Berliner Produktenbericht. Von den überſeeiſchen Forderungen für
Weizen waren nur die argentiniſchen erhöht, während die nordameri=
kiniſchen
ziemlich unverändert lauteten. In der Weizenmarktlage hat
ſich wenig verändert, nahe Abladungen bleiben ſpärlich offeriert und
ziemlich gut gefragt, wodurch die Tendenz auf dem Lieferungsmarkte
eine Befeſtigung erfuhr. Roggen bleibt in prompter Ware gleichfalls
knapp offeriert und von ſeiten der Mühlen gefragt, ſo daß ſich das Preis=
niveau
hier um 2 Mark erhöhte. Julilieferung war daraufhin eben=
falls
befeſtigt, die Herbſtſichten liegen dagegen unverändert. Für
Roggenmehl machte ſich im Zuſammenhang mit dem geringen Roggen=
angebot
Knappheit geltend, bei reger Nachfrage waren die Preiſe um
25 Pf. erhöht. Weizenmehl hatte bei unveränderten Preiſen reguläres
Konſumgeſchäft. Für Hafer ſind die Forderungen wenig nachgiebig,
die Abnehmer bekunden dagegen wenig Luſt, die geforderten Preiſe an=
zulegen
. Gerſte iſt in Futterqunlitäten bei geringem Angebot weiter
geſucht.
Frankfurter Effektenbörſe.
Frankfurt a. M., 17. Juni.
Die Stimmung an der Börſe iſt heute ſtark umgeſchlagen. Der
Bericht der Deutſchen Bank, in dem dieſe das ſtark ſpekulative Treiben
an den deutſchen Börſen in den letzten Wochen hervorhebt und verur=
teilt
, hat die Spekulation etwas eingeſchüchtert, die heute zu Glattſtel=
lungen
ſchritt, unter denen in erſter Linie der Terminmarkt zu leiden
hatte. Auch die Kandidatur Poincarés für den Poſten eines Finanz=
miniſters
im neuen Kabinett Briand verſtimmte, und auch die Nähe
des Volksentſcheids mahnte zur Zurückhaltung, aber in erſter Linie war
der Bericht der Deutſchen Bank für die Tendenzrichtung maßgebend
Nur die Schiffahrtswerte konnten ſich gut behaupten, natürlich auch des=
halb
, weil ſie die letzten Steigerungen nicht mitgemacht haben. Montan=,
Chemie= und Elektrowerte verloren 3 bis 4 Proz. Auch die Banken tra=
ten
eine rückläufige Bewegung an, an ihrer Spitze Deutſche Bank ſelbſt
mit minus 3 Proz. Beſſer hielten ſich die von der Spekulation weniger
beachteten Werte der Motoreninduſtrie und der Bauunternehmungen.
Auch Rütgerswerke blieben ziemlich feſt, während Deutſche Evdöl
3 Prozent verloren. Auf dem Markte der nur zu Einheitskurſen ge=
handelten
Induſtriepapiere bewegten ſich die Kursabſchwächungen in ſehr
engen Grenzen, und dieſen ſtehen auch neue Kursgewinne gegenüber, wie
z. B. für Geiling und Olca. Mit dem Nachlaſſen der Betätigung auf
dem Terminmarkt iſt das Geſchäft auf dem Rentenmarkt wieder etwas
lebhafter geworden. Vorerſt kam es aber nur für einige türkiſche Ren=
ten
zu kleinen Kursbeſſerungen. Im Freiverkehr ſind Ufa weiter abge=
ſchwächt
: Becker=Stahl 21., Benz 67., Brown Boveri 88., Entre=
priſe
7½, Growag 59½, Ufa 38 und Unterfranken 77.. Im weiteren
Verlaufe wurde die Tendenz ſehr ſchwankend, ohne daß es zu weſent=
lichen
Veränderungen gekommen wäre gegenüber den erſten Notie=
rungen
, doch bemerkte man ein geringes Anzeichen einer kleinen Er=
holung
. Im Gegenſatz zur allgemeinen Lage waren aber ohne erſicht=
lichen
Grund ſpäter die Schiffahrtswerte ſehr feſt. Hapag ſtiegen auf
139 und Lloyd auf 135, alſo beide plus 3 Proz. Eine führende Ber=
liner
Bankfirma hatte darin eine größere Order nach hier gelegt. Täg=
liches
Geld wieder 4 Prozent.
Die ſchon in unſerem Mittagsbericht angeführten Gründe führten
auch an der Abendbörſe zu weiteren Kursrückgängen infolge von Po=
ſitionslöſungen
. Das Geſchäft bewegte ſich in ſehr engen Grenzen, doch
ergaben ſich an der Nachbörſe abermals Kursrückgänge bis zu 2 Pro=
zent
. Auf dem Rentenmarkt war das Geſchäft in Türken, das ſich nach=
börslich
ſtark entwickelt hatte, weiter lebhaft, aber die Höchſtkurſe konn=
ten
nicht behauptet werden.
Berliner Effektenbörſe.
Berlin, 17. Juni.
Nach den ſtarken Kursſteigerungen der letzten Zeit iſt heute der ſchon
aus markttechniſchen Gründen zu erwarten geweſene Rückſchlag an der
Börſe eingetreten. Die Spekulation realiſierte auf allen Gebieten und
begründete dieſes Beſtreben zur Sicherſtellung bisher erzielter Kurs=
gewinne
mit dem Hinweis auf den möglichen Wiedereintritt Poincarés
in die franzöſiſche Regierung, ſowie ferner mit dem Hinweis auf den an
ſich recht zuverſichtlich gehaltenen Monatsbericht der Deutſchen Bank in
dem gewiſſermaßen zwiſchen den Zeilen vor einer allzugroßen Aus=
dehnung
ſpekulativer Hauſſeverpflichtungen gewarnt wird. Bei allgemein
weſentlich ruhiger gewordenem Geſchäft als an den Vortagen ſenkte ſich
der Kursſtand durchſchnittlich um 1 bis 2 Prozent, für einige bekannte
führende Papiere auch um 3 Prozent. Kursverluſte von 4 bis 6 Prozent
waren bei Siemens u. Halske, Geſellſchaft für elektr. Unternehmungen,
Erdöl, Rhenania, Riebeck Montan und Gelſenkirchener Bergwerk, alles
Papiere, die in der letzten Zeit ſtark nach oben gegangen ſind, feſtzu=
ſtellen
. Bei Schiffahrtsaktien war die Kursbewegung uneinheitlich. Zu=
nächſt
traten für Deutſch=Auſtralier, Hanſa und Kosmos Einbußen von
3 Prozent ein, die aber ſpäter nicht nur wieder ausgeglichen wurden,
ſondern ſich infolge ſtarker Deckungen in 1proz. Kursgewinne umwan=
delten
. Paketfahrt und Lloyd ſtiegen beide um 4 Proz., welche Be=
wegung
zu der günſtigen Befeſtigung Anſtoß gegeben hat. Am Banken=
markt
waren die Aktien der Berliner Großbanken bis 2 Proz., Darm=
ſtädter
Bank ſogar 3 Prozent rückgängig, aber auch hier folgten ſpäter
leichte Erholungen. Es iſt überhaupt feſtzuſtellen, daß nach den erſten
Kurſen auf den Terminmärkten Kurserholungen bis vereinzelt zu
1 Proz. zu verzeichnen waren, daß aber im allgemeinen die unſichere
und ſchwankende Haltung anhielt. Umſätze von einiger Bedeutung ent=
wickelten
ſich nur in Farbeninduſtrie und einzelnen Montanpapieren. Bei
einzelnen Maſchinenfabrikaktien trat eine ſtärkere Widerſtandskraft in
der Kursbildung von vornherein zutage. Am Rentenmarkt waren wie=
derum
landſchaftliche Goldpfandbriefe etwas feſter. Von auswärtigen
Nenten machte ſich, bei teilweiſe gebeſſerten Kurſen, Intereſſe für Tür=
ken
bemerkbar. Sofioter Stadtanleihe ſetzte bei ſtarker Nachfrage ihre
Steigerung bis 20 fort (geſtern 17½). Die Geldmarktverhältniſſe ſind
unverändert leicht geblieben. Am Deviſenmarkt war die Schwankung des
Frankenſurſes im internationalen Verkehr von 171167171 intereſſant.
Hier erfuhren die Deviſennotierungen nur geringe Aenderung; lediglich
Spanien ſtellte ſich 49 Pfg. niedriger.

Aſchaffb. Zellſtoff
Augsb.=Nürnb. Maſch.
Bamag=Meguin
Berl. E. W. Vorzug.
Berlin. KarlsruheInd
Braunkohlen=Briketts!
Bremer Vulkan.
Bremer Wolle.
Deutſch.=Atlant. Tel.
Deutſche Maſchinen
Deutſch.=Nied. Tel. .
Deutſche Erdöl ....
Deutſche Petroleum
Dt. Kaliwerke ..
Donnersmarckhütte.
Dynamit Nobel. . .
J. G. Farben ...
Elektr. Lieferung. . .
N. Friſter
Gaggenau Vorz..
Gelſenk. Gußſtahl".
G. f. elektr. Untern.
Halle Maſchinen.
Han. Maſch. Egeſt.
Hanſa Dampſchf.

Wirtſchaftliche Rundſchau.
Die Reichseinnahmen des erſten Etatsſechſtels. Die Einnahmen der
Reiches an Steuern, Zöllen und Abgaben für die Zeit vom 1. April b7=
31. Mai dieſes Jahres belaufen ſich insgeſamt auf 1020 015 853,52 Rm.
Im Reichshaushaltsplan für 1926 iſt die Einnahme für das laufenOe
Rechnungsjahr aus dieſen Quellen auf insgeſamt 6 465 300 000 Rm. ver
anſchlagt. Das erſte Sechſtel dieſes Etatsjahres hat alſo nicht ganz di
veranſchlagte Quote erbracht. Allerdings tritt ab 1. Juli z. B. die
Schaumweinſteuer wieder in Kraft, ſo daß daraus ſich neue Einnahmen
ergeben. In den Berichtsmonaten ſind u. a. eingekommen: Aus der
Einkommenſteuer rund 346 Mill. Rm., aus der Umſatzſteuer einſchließlic)
der Herſteller= und Kleinhandelsſteuer rund 166 Mill. Rm., aus der
Kraftfahrzeugſteuer rund 11,5 Mill. Rm. Bei den verpfändeten Zöllen
und Verbrauchsabgaben haben u. a. erbracht: Die Zölle rund 103 Mib
lionen, die verſchiedenen Tabakſteuern rund 89 Millionen und die Zucker.
ſteuer rund 35 Millionen, die Bierſteuer rund 41 Millionen und da:
Branntweinmonopol rund 28 Millionen Reichsmark.
Die amtliche Großhandelsindexziffer vom 16. Juni. Die auf den
Stichtag des 16. Juni berechnete Großhandelsindexziffer des Statiſtiſchen
Reichsamts iſt gegemüber dem 9. Juni um 0,4 vom Hundert auf 124,2
geſtiegen. Von den Hauptgruppen haben die Agrarerzeugniſſe um 9,7
vom Hundert auf 124,5 angezogen, während die Induſtrieſtoffe um 0,2
vom Hundert auf 123,6 nachgegeben haben.
Rhein=Main=Donau=A. G.=Anleihen für Bauzwecke. In dem Bericht
der Rhein=Main=Donau=A.G. für das vierte Geſchäftsjahr 1925 wird
darauf verwieſen, daß die Durchführung des für die nächſten Jahre auf=
geſtellten
Bauprogramms, nämlich die Fertigſtellung der im Bau befind=
lichen
Anlagen und die Ausführung der drei Stauſtufen am Untermain
von Aſchaffenburg aufwärts durch eine Auslandsanleihe von ſechs Mil=
lionen
Dollar und durch Darlehen des Reiches und Bayerns von ins=
geſamt
rund 27 Mill. Mk., die in drei Jahresraten gegeben werden
ſollen, finanziell als ſichergeſtellt betrachtet werden kann. Die Bilan;
ſchließt mit 70 956 801,85 Rm. in Aktiven und Paſſiven ab. Der Bilan;
iſt ferner zu entnehmen, daß von der Aufſtellung einer Gewinn= und
Verluſtrechnung wie in den Vorjahren abgeſehen wurde, weil auch im
Baujahr 1925 die Ueberſchüſſe aus den Kraftwerken und die Aktivzinſen
naturgemäß hinter dem Poſten des Finanzdienſtes (Schulden und Bau=
zinſen
) zurückgeblieben ſind, während der Unterſchied einen Teil der
Baukoſten bildet und daher dem Wert der Bauanlagen zuzuſchlagen iſt.
L. A. Epſtein A. G., Frankfurt a. M. Die geſtrige Generalverſamm=
lung
, auf der 5809 Stimmen vertreten waren, beſchloß der Tagesordnung
gemäß die Satzungsänderungen der Paragraphen 1 und 2 des Geſell=
ſchaftsvertrags
. Der Name der Firma wurde umgeändert in Blech= und
Metallwarenfabrik A. G., mit dem Sitz in Geisweid (Siegerland); der
Gegenſtand des Unternehmens iſt die Fabrikation von und der Handel
mit Eiſen und Metallen. In den Aufſichtsrat wurden neu gewählt:
Rechtsanwalt Buſchmann=Düſſeldorf, Fabrikant Fritz Achenbach=Weidenau
und Hüttendirektor Weilland in Aplerbeck.
Die Hilfsaktion für den Siegerländer Bergbau. Die unter Mitwir=
kung
des Reiches von den preußiſchen bzw. heſſiſchen Landesbehörden
geplante Hilfsaktion für den Siegerländer Bergbau zielt hauptſächlich
auf eine durchgreifende Rationaliſierung des Betriebes ab. Heute findet
in Berlin eine Beſprechung der Intereſſenten ſtatt. Die Förderung ſoll.
leiſtungsfähiger geſtaltet werden und auf weniger Betriebe beſchränkt
werden.

Viehmärkte.

Neue Erweiterung des Effektengiroverkehrs. Die Bank des Berliner
Kaſſen=Vereins ruft folgende weitere Werte zur Einlieferung in das
Sammeldepot ab 15. Juni 1926 auf: Eckert Maſchinen Aktien, Eintrackt
Braunkohlen Aktien, Elektriſche Werke Liegnitz Aktien, Joh. Faber Blei=
ſtifte
Aktien, Flender Bräickenbau Aktien, Flöther Maſchinen Aktien.

Darmſtädter Viehmarkt vom 17. Juni. Aufgetrieben waren neun
Ochſen, eine Kuh, 164 Kälber 27 Schafe, 3 Ziegen. Der Preis für
das Großvieh betrug 5056 Pf., für Kälber 5470 Pf., für Schafe 40
bis 45 Pf. für ein Pfund Lebendgewicht. Der Marktverlauf war ſchlep=
pend
, geräumt.
Frankfurter Viehmarkt vom 17. Juni. Der Auftrieb des heutigen
Nebenmarktes war recht klein, doch konnten ſich trotz lebhafter Nachfrage
keine Preisſteigerungen durchſetzen, obwohl der Verſuch gemacht wurde,
die Preiſe in die Höhe zu treiben; ſo blieb es bei den letzten Notierun=
gen
. Der Auftrieb beſtand aus 6 Färſen und Kühen, 859 Kälbern. 183
Schafen und 281 Schweinen. Gegenüber dem Nebenmarkt der vorher=
gehenden
Woche vom 10. Juni waren 400 Kälber und 90 Schafe weni=
ger
aufgetrieben. Bezahlt wurden pro Zentner Lebendgewicht: Kälber
Klaſſe b) 6570, c) 5664, d) 4855, e) 4045, Schafe a) 4551, b) 36
bis 44, Schweine im Gewicht von 140200 Pfund 7881, unter 160
Pfund 7277, 200240 Pfund 7780, 240300 Pfund 7780, Fett=
ſchweine
7579, Sauen und Eber 6070. Marktverlauf: Der Auftrieb
wird ausverkauft. Die Fleiſchgroßhandelspreiſe wurden wie folgt feſt:
geſetzt: Ochſenfleiſch 1. Qual. 9298, Ochſenfleiſch 2. Qual. 8891,
Bullenfleiſch 8590, Kuhfleiſch 1. Qual. 7582, 2. Qual. 5570,
3. Qual. 4050, Kalbfleiſch 2. Qual. 8590, Schweinefleiſch 1. Qual.
9095, Gefrierfleiſch: Rindfleiſch Vorderdiertel 52, Hinterviertel 64 Mk.
Mannheimer Viehmarkt vom 17. Juni. Dem heutigen Kleinvieh=
markt
waren zugefahren: 127 Kälber, 114 Schafe, 111 Schweine, alter
Beſtand: 33, 127 Färſen und Läufer. Die Preiſe ſtellten ſich wie folgt:
Kälber 5274, Schweine 7480, Färſen 3280. Marktverlauf: Bei
Kälbern langſam, geräumt, bei Schweinen langſam, geräumt, bei Färſen
langſam, nicht geräumt.
Amerikaniſche Kabelnachrichten.
* New York, 17. Juni.
Weizen: Im Anfang zeigte der Markt ein ſtetiges Ausſehen auf un=
günſtige
Ernteberichte aus Europa. Dann aber wurde die Haltung
ſchwach auf Abgaben der Spekulation. Die Termine mußten ½¾ C.
nachgeben.
Mais: Da die Ankünfte nicht ſehr groß waren und eine zunehmende
heimiſche Lokonachfrage hervortrat, konnte ſich der Markt befeſtigen. Die
Aufbeſſerungen gingen jedoch ſpäter wieder verloren auf Verkäufe der
Kommiſſionsfirmen und günſtige Witterungsberichte, ſo daß die Ter=
mine
auf etwa geſtrigem Niveau ſchließen.
Hafer: Der Markt zeigte bei ruhigem Geſchäft ein ſtetiges Ausſehen
und keine beſonderen Veränderungen.
Baumwolle: Die Markttendenz war mehrfachen Schwankungen unter=
worfen
, doch konnte ſich der Markt gegen Schluß auf wieder ungünſtigere
Witterungsberichte aus Oklahama und Texas befeſtigen. Die Termine
konnten 1520 Punkte anziehen.
Kaffee: Der Markt begann in feſter Haltung auf erhöhte europäiſche
Kabelmeldungen und das Anziehen der briſilianiſchen Deviſenrate. Spä=
ter
trat indes eine Abſchwächung ein auf Verkäufe der Kommiſſions=
firmen
. Die Termine zeigen Rückgänge von 1015 Pkt.
Zucker: Ungünſtige europäiſche Ernteberichte und Verkäufe des Han=
dels
führten zu einer Abſchwächung, obwohl das kubaniſche Angebot ſich
in engen Grenzen hielt.
Kakav: Im Anfangsverkehr lag der Markt feſt. Nach einer Ab=
ſchwächung
konnte ſich die Tendenz gegen Schluß wieder erholen, doch
zeigen die Termine noch Einbußen von 1520 Pkt.
Kleine Wirtſchaftsnachrichten.
Der Roheiſenverband hat den Verkauf für den Monat Juli
d. Js. zu unveränderten Preiſen aufgenommen. Auch die Zahlungs=
bedingungen
haben keine Aenderung erfahren.
Die Vertreter der engliſchen Fabrikanten verlangen von der auſtra=
liſchen
Regierung die Einführung höherer Zölle, um das
Dumping für europäiſche Eiſen= und Stahlerzeugniſſe unwirkſam zu
machen.
Die Eiſenproduktion Großbritanniens im Mai
belief ſich auf 88 000 To. gegenüber 539 100 To. im April und 574 000 To.
im Mai vor. Js. Die Stahlproduktion ging auf 57 000 To.
gegen 651 000 To. im Vorjahre zurück. Ende Mai waren 23 Hochöfen
im Betriebe gegenüber 47 Ende April.
Der ſchweizeriſche Arbeitsmarkt hat ſich im Monat Mai etwas ver=
beſſert
. Die Zahl der Arbeitſuchenden ſank von 11 320 Ende April auf
10 703 Ende Mai, alſo um 5 Prozent.
Die Jrak=Regierung hat der türkiſchen Regierung 500 000 Pfund als
Abſtandsſumme für den türkiſchen Anteil an den Petroleum=
Regalien angeboten. Nach einer Meldung der Times hat die Türkei
dieſes Angebot angenommen.
Die American Smelting and Refining Co nahm eine weitere Er=
höhung
des Bleipreiſes um zehn Punkte per Pfund vor
Der mexikaniſche Finanzminiſter Pany ermächligte die mexikaniſche
Nationalbank, zur Stützung des mexikaniſchen Peſos Goldexporte bis zu
zehn Millionen nach New York zu trausferieren." .

[ ][  ][ ]

Nummer 167

Freitag, den 18. Juni 1926

Geite 15

HAf
URREBER-RECIHSScHUTT DUNcK VERLAS OSKAR HEISTER VEROA0
(Nachdruck verboten)

Im Großen und Ganzen ja. Ich hatte nie gewußt, daß
meine Kuſine irgendwelche Empfindungen für mich hatte, denn
ich habe ſie nur einmal ganz flüchtig geſprochen. Sie war ein
bedauernswertes Geſchöpf. Es iſt eine Erbärmlichkeit des Zeu=
gen
, zu behaupten, daß ich ihn mit Hohnlachen abgewieſen hätte.
Seine Mitteilungen erſchütterten mich tief, und ich habe auf
ſeinen Brief, in dem er mich nochmals bat, an ſeine Tochter ſelbſt
geſchrieben.
Dieſer Brief muß ſich doch unter dem Nachlaß Ihrer Toch=
ter
gefunden haben.
Er iſt nicht gefunden worden, Herr Richter.
Nun gut. Angenommen, die Angeklagten konnten damit
rechnen, daß Ihre Tochter nach der ſeeliſchen Erſchütterung,
die durch den Tod des Bruders, ausgelöſt wurde, abermals
Selbſtmord verüben würde. Gut, nehmen wir das an. Die An=
geklagten
konnten doch aber nicht wiſſen, daß ſie in ihrem Teſta=
ment
mit berückſichtigt würden.
Doch!
Die Spannung unter den Zuhörern ſtieg von Minute zu
Minute. Sie fühlten alle, daß es um die Entſcheidung ging.
Warum, Herr Zeuge?
Als meine Tochten noch kranck darniederlag, mußte ich auf
ihren Wunſch hin ihren Vermögensanteil im Falle ihres Todes
an meine Stiefbrüder Klaus und Werner verſchreiben.
Was?
Maßlos erregt fragte es der Vorſitzende. Seine Erregung
jeilte ſich allen im Raume befindlichen Perſonen mit. Die An=
geklagten
ſelbſt ſchienen aus ihrer ſtoiſchen Ruhe etwas auf=
geſcheucht
.
Verwunderung lag auf ihren Zügen.
Wußten die Angeklagten von dieſer Tatſache?
Das war die Schickſalsſtunde des Prozeſſes.
Jal kam es klar und deutlich von den Lippen des An=
Hägers.
Eine beängſtigende Unruhe bemächtigte ſich des Publikums.
Aller Blicke flogen zwiſchen den Angeklagten und dem Zeugen
hin und her.

ein diche. Mue eungeren Durk, warcte, ich der Der
ſitzende an die Brüder:
War Ihnen die Tatſache bekannt, die der Zeuge eben
mitteilt?
Die Angeklagten verneinten beide energiſch.
Herr Zeuge, wie haben Sie es den beiden Angeklagten be=
kanntgegeben
?"
Mittels eingeſchriebenen Briefes an Klaus.
Beſitzen Sie von dem Briefe noch eine Kopie?
Ja, ich habe ſie gleich mitgebracht. Er reichte ſie dem Vor=
ſitzenden
hin, der ſie aufmerkſam durchlas.
Nach beendeter Lektüre ließ er die Brieftopie den Angeklag=
ten
reichen.
Haben ſie einen ſolchen Brief erhalten?
Einen Brief dieſes Wortlauts beſtimmt nicht. Der Ein=
ſchreibebrief
, der von dem Zeugen kurz vor unſerer Abreiſe nach
Thüringen eintraf, enthielt nur Mitteilungen allgemeiner Art.
Es war beſtimmt nicht dieſer Brief.
Der Vorſitzende wandte ſich wieder an den Kommerzienrat:
Herr Zeuge, ich mache Sie darauf aufmerkſam, daß Ihre
Ausſagen unter Eid ſtehen.
IIch denke daran, Herr Nichter.
Ihre Ausſagen ſind ſchwer belaſtend. Ich frage Sie, ob Sie
dieſen noch etwas hinzuzufügen haben?"
Nein.
Der Vorſitzende wandte ſich wieder an die Angeklagten:
Angeklagter Klaus Michael! Die Ausſagen Ihres Herrn
Stiefbruders belaſten Sie äußerſt ſchwer. Wenn ſich das Gericht
bis heute über die Motive der Tat, die auf Ihrer Seite vor=
gelegen
haben, nicht klar war, ſo iſt dies jetzt nicht mehr der Fall.
Die Ausſagen des Zeugen haben dieſe Frage einwandfrei ge=
klärt
. Ich empfehle Ihnen daher, legen Sie ein offenes Geſtänd=
nis
ab, und die Milde des Gerichtshofes wird Ihnen gewiß
ſein.
Klaus ſchüttelte den Kopf.
Ich kann nicht lügen, Herr Vorſitzender, und wollte ich be=
kennen
, ſo müßte ich es tun.
Die offenen männlichen Worte des Angeklagten, aus denen
doch ſchon eine leiſe Reſignation klang, verfehlten ihre Wirkung
auf das Publikum nicht. Auch das Richterkollegium blieb nicht
ganz unberührt davon. Nur der Staatsanwalt ſah voll Grimm
auf den Angeklagten und dachte: Der Burſche hat Nerven.
Du ſorgſt dich, Ernſt?
Ich kann’s nicht leugnen, Liebſte. Es ſteht nicht gut um
die Brüder.

Frau EſchletsHochenm ſch Fren Gerten ralbs an.
Steht es ſehr ſchlimm, Ernſt?
Der Induſtrielle faßte ſeine Frau an beiden Händen. Die
alten Leute blickten ſich in die Augen.
Du haſt doch den Prozeß in allen Phaſen verfolgt?
Ja, Ernſt.
Er zögerte etwas, als ſchäme er ſich, es auszuſprechen:
Und glaubſt du heute noch genau ſo an die Unſchuld der
Brüder?
Ja, Ernſt, felſenfeft, ſagte die alte Frau mit unerſchütter=
lichem
Glauben.
Er atmete tief auf und küßte ihre Hände.
Dann iſt’s gut. Liebe, dann iſt’s gut. Ich glaube es näm=
lich
auch noch. Aber wir müſſen das Schlimmſte befürchten. Ich
habe mit dem Vorſitzenden, dem Oberlandesgerichtsrat, geſpro=
chen
: Wenn nicht ein Wunder geſchieht, dann wird Klaus Michgel
morgen verurteilt. Staatsanwalt Dr. Wälfung will ſeinen An=
trag
auf vorſätzlichen Mord aus geldlichen Intereſſen ſtellen und
die Todesſtrafe beantragen.
Ernſt, das kann doch nicht ſein!
Herr Eſchler=Hochheim ſtützte ſeine Frau, der vor Erſchütte=
rung
über das Gehörte die Knie wankten.
Beruhige dich, Liebe, noch iſt nichts verloren. Ich habe noch
gute Hoffnung.
Nur das nicht. Ernſt. Um Gottes Willen, nur das nicht!
Hanna wird wahnſinnig, wenn ein ſolch entſetzlicher Fall ein=
tritt
.
Die Schwäche hatte ſie ſo übermannt, daß ihr Gatte ſie in
den großen Lehnſtuhl bettete.
Still, Liebe. Reg’ dich nicht auf. Ich gehe zum Präſiden=
ten
, wenn es nottut. Wenn ſich in dieſem unentwirrbaren
Fall doch ein Lichtblick zeigen wollte! Der Konmiſſar iſt ganz
niedergeſchlagen, denn alle Bemühungen waren umſonſt. Selbſt=
mord
iſt ausgeſchloſſen. Und vom Mörder iſt keine Spur zu ent=
decken
. Das iſt ja das Entſetzliche. Alles weiſt nur auf Klaus
hin. Noch nie iſt ein Indizienbeweis ſo lückenlos geweſen wie
in dieſem Falle. Und doch es iſt ganz unmöglich!
Ein Luftzug ließ ſie verſtummen.
Hanna ſtand in der Tür. Bleich war das ſchöne Geſicht, und
die Augen leuchteten in einem fiebrigen Glanze.
Onkel!
Kind, ſchon fertig? Komm, ſetz dich. Wir haben noch viel
Zeit. Der Johann hupt, wenn es Zeiſt iſt. erſt etwas.
Hanna ſchüttelte den Kopf. Ich kann nicht, Onlel.
(Fortſetzung folgt.)

Darmſtädter u. Nationalbank, Kommanditgeſellſchaft auf Aktien. Darmſtadt. Franfurter Kursbericht vom 11. Zun 1986.

Staatspapiere
Deutſche
62 Reichsanleihe:
42 Reichsanleihe
6!4%
6ö
Dollar=Schatzanw.
K.=Schatzanw.28
R.=Schatzanw.24
4½%kNundn R.=
Schatz
4½G-IK. 7
47 D. Schutzgb.
Sparprämienanl.
4% Preuß. Konſ.
8½%
82
45Baden alt ...
6½%
8% f 1898
42 Bahern ......
B1P ..
830
8-16% Heſſ. unt.28
4%f.
31% zuer
.
8%
4% Württ, glte
b) Sonſtige.
europäiſche
2 2 Bos. E.B 1914
4% L.Inv. 1914
4½% 1898
4½% n 1902 ..
4% ........

10.4025

5% Bulg. Tabak
4½% Oſt. Staatsr.)
v. 1913
½ P4Oſt. Schaß. 141 1

4.8
6.232

0.372

37.9
36.35

*

3.85
17.25

42 Oſt. Goldr.
41ſe% Silberr.
4% einh. R.(kon.)
3% Port, (Spz.) II
5% Rum. am. R.03
4½% Gold. 13.
am konv.
43
48 am05
42 Türk. (Adm.)08
4% Bagb.) 7
4% Gagd.1I1
4% r 1911 Zoll
4½% Uung. St. 1913
4½% St. 1914
4% Goldr.
47 St. 10
Kronr.
38 Eiſ.Tor,

Außereuro=
päiſche
.
5% Mex am inn.
5% äuß. 99
45 Gold. 04I
3% konſtinn.
4½%7 Irigat.
5% Tamaulivpas
Sachwert= Schuld=
verſchreibungen

Mit Binsberech
nung
6% Doll. Golb. 1932
16% Gold.1935/
8% Frtebyp=B.=
Goldpfdbr.R.1.
8% Frſ.Hhp.=Bk.=
Reihe 21
5% Fkſ. Pfandbr.B.)
Golb Reihe 2
Em. 91

3.50

8.25
480
9.15
2.9

1 .35
18.35
12.35
13.25
16
12.8
18.10
17"
1.so
21.5

39.25
28

2100

97
98.5
78.75
18.73
98.5

1 5% Neck.AG. Gld23/
826Pfälz.=bhp.=Bk.
24
8% Rh.=Hyp. 6d.24
5% Rhein=Main=
Donau. Gold 23
Ohne Zins=
berechnung

62 Bd.=Bd.=bz. 23
5%0 Bdw. Kohl. 23
520 Fr.Pf.cr 8. 1
68 Großkr. Mannh.
Kohl. 23
6% Heid. Holzw. 23
6% Heſſ. Brk.=Rog.
23
Noggan 23
2% Mannh. Stadt.
Kohl ... . .. .28
6% Offenb. Holt
5% Pfälziſche=bpp.!
Br. Gld. .. 24
5% Pr. Kaliw..
5% Pr. Roggenw.
5% Rh. H. B. Gb. 24
5%5 Sächſ. Brk. 23=
5% Noggenw.23
5% Südd. Feſt=B.8
Vorkriegs=Hyp.=B.
Pfandbriefe.
Bahr. Vereingb.
Bahr. Handelsb.
Bahr. Hyp.u Wechſl !
Frrſ.Hyp.=Bk..
Frf. Pfandbr.=Bk.
Hamb Hyp.=Bk.
Meining. Hyp.=Bk.
Pfälz. Hhp.=Bk.
Preuß. Pf.br.=Bk.
Rhein, Hyp=B. ..
Sütdd Bodenkr.
Würt. Hyp.=B.

97.5
33.5

1ags
13.75
5

14.5
18
2.25
5.5
6.9
(3
53
6.20
2,08

14.7251
11.125
12.775
9.4"
8.97:
11.8
9.725l
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17.3

17.3
2.

13.5
29.5

zo3
147.5
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1158
110.75
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438
90
110
84.25
134
117.25
193

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112
126
112.5
118
100
104
111
1106
5.4

43
1151,
12.9
108.5
1127.5
124.25
132
1116
85.3
135
1185
88.25
101.25
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1924er Riesling . . . per Fl. 0.90
1921er Original . . . per Fl. 2.00
Weingut Karl Müller, Ob.=Ingelheim a. Rh.
Niederlage: (*15977
Frau Lina Stilling, geb. Müller
Hochſtraße 4
Telephon 421
Verſand frei Haus.