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Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
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Nummer 158
Mittwoch, den 9. Juni 1926.
189. Jahrgang
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Gewalt, wie Krieg, Aufruhr, Streit uſw., erliſcht
jede Verpſlichtung auf Erfüllung der
Anzelgen=
aufträge und Leiſtung von Schadenerſatz. Bei
Konkurs oder gerichtlicher Beitreibung fällt jeder
Rabatt weg. Bankkonto: Deuiſche Bank und Darm=
Nädter 8 Nationalk
Der Kampf um die Stützung des Franken.
Wirkungsloſe Stabiliſierungs=Aktion.
Die Bank von Frankreich verweigert die Herausgabe der
Boldreſerven./ Erweiterung der Regierung nach rechts?
* Paris, 8. Juni. (Priv.=Tel.)
Das angekündigte Programm der Regierung zur
Beſchrän=
ung der Einfuhr und des Verbrauchs hat entgegen ſeiner Abſicht
en der Oeffentlichkeit ſtark beunruhigend gewirkt. Die Regierung
Serſucht dieſen Eindruck wieder abzuſchwächen, indem ſie erklären
äßt, daß ſie keineswegs an eine Zwangswirtſchaft oder gar an
wie Wiedereinführung von Lebensmittelkarten gedacht habe. Es
Eei lediglich vorgeſehen, die überflüſſige Einfuhr von
Luxuswaren zu unterbinden, um die franzöſiſche Wirtſchaft
zu ſtärken.
Inzwiſchen geht der Kampfumdie finanztechniſche
Stabiliſierungsaktion weiter. Die Regierung betont
swar, daß die Deviſenreſerve aus der Morgan=Anleihe keineswegs
etwa erſchöpft ſei, man iſt ſich aber darüber klar, daß ſie auf keinen
Fall ausreicht, um den Franken zu halten und vor allem, daß
Durch ſtändige Börſeninterventionen auch dieſer Reſt nur nutzlos
Serpulvert wird. Aus dieſem Grunde weigert ſich die Bank
von Frankreich hartnäckig, das Gold der Bank
ür die Interventionspolitik der Regierung zur Verfügung
zu ſtellen. Dagegen würde die Bank zweifellos auch einen
veniger intranſigenten Standpunkt einnehmen, wenn ſie die
Ujeberzeugung hätte, daß auch von anderer wirtſchaftlicher Seite
an einer Geſundung der Währung erfolgreich gearbeitet wird.
Die Verhandlungen der Sachverſtändigenkommiſſion gehen
iur langſam vorwärts. Die Kommiſſion läßt erklären, daß der
Sanierungsvorſchlag nicht vor dem Ablauf von drei
Wochen fertig ſein könnte. Auf der anderen Seite aber ſind
Be=
ſſtrebungen im Gange, den Wirtſchaftskreiſen einen größeren
EEinfluß auf die Regierung zu verſchaffen.
Dieſe Beſtrebungen haben ſich bereits zu Verhandlungen
ver=
wichtet, die darauf hirauslaufen, daß dem gegenwärtigen Kabinett
ginige Perſönlichkeiten der Rechten als Miniſter ohne
Porte=
feuille angegliedert werden. Einige Miniſter ſollen dieſen Plan
Gereits Briand nahegelegt haben mit dem Bemerken, daß ſie unter
Umſtänden ſelbſt bereit ſein würden, ihr Portefeuille zugunſten
won Perſönlichkeiten zur Verfügung zu ſtellen, die ſich aus der
meuen nach rechts verſchobenen Mehrheit des Kabinetts
rekru=
tieren. Briand ſelbſt hat hierzu noch nicht Stellung genommen.
Er hat aber erklären laſſen, daß er, wenn nicht ganz beſondere
Umſtände vorlägen, beſtimmt am Mittwoch wieder ein Paris ſein
wverde, um den Miniſterrat, der für Mittwoch vormittag 11 Uhr
angeſetzt iſt, zu leiten. Von dieſem Miniſterrat erwartet man
ſehr wichtige Entſcheidungen.
Kriſengerüchte. — Rücktrittsabſichten Pérets.
EP. Paris, 8. Juni.
In Kammerkreiſen verlautet, daß für morgen vormittag mit
Der Möglichkeit einer Regierungskriſe zu rechnen ſei.
FFinanzminiſter Péret ſoll nämlich der Anſicht ſein, daß die
ggegenwärtige Zuſammenſetzung der Regierung weder dem
Parla=
nnent noch den franzöſiſchen und ausländiſchen Finanzleuten noch
Dem franzöſiſchen Publikum Vertrauen einflößen könne und daß
ſdie Regierung deshalb auf eine breitere nationale Grundlage
ge=
ſſtellt werden ſollte, indem Vertreter aller Oppoſitions=
Rechtspar=
neien in ſie aufzunehmen wären.
Es verlautet, daß Péret dieſen Vorſchlag morgen vormittag
(dem Miniſterrat unterbreiten wird, an dem auch ſchon Briand
ſwieder teilnehmen werde, und daß er im Falle der Ablehnung
Feine Demiſſion einzureichen gewillt ſei. Sollte der Vorſchlag
an=
genemmen werden, ſo rechnet man gleichwohl mit einem Rücktritt
Ddes Geſamtkabinetts Briand, aber auch gleichzeitig mit der
Wahr=
fſcheinlichkeit, daß Briand wiederum mit der Regierungsbildung
Geauftragt werden wird. Sollte er dies jedoch ablehnen, ſo dürfte
Woincaré der ausſichtsreichſte Kandidat für den Miniſterpräſi=
Tdentenpoſten ſein. Man ſpricht davon, daß in das neuzubildende
Kabinett ſoviel als möglich frühere Miniſterpräſidenten
aufzuneh=
men ſeien und denkt dabei vor allem an Poincaré, Briand,
Her=
rriot, Painlevé und Caillaux. Es verlautet, daß Péret heute abend
an Briand einen beſonderen Kurier geſandt hat, um ihn auf dem
„Wege von Genf nach Paris genau von ſeinem Plan zu
unter=
rrichten.
„Die Notmaßnahmen: Einſchränkung in der
Staatsber=
waltung. — Beſchränkung der Rohſtoff=Einfuhr.
Der ſogenannte Einſchränkungsausſchuß hat heute ſeine
Ar=
beiten eröffnet. Die erſte Beratung erſtreckte ſich, wie die offizielle
Mitteilung beſagt, auf Einſchränkungs=Maßnahmen
in der Staatsverwaltung, mit denen dem Lande ein
Beiſpiel gegeben werden ſolle. — Der „Temps” will aus ſicherer
Quelle wiſſen, daß die Miniſter übereingekommen ſeien, es müſſe
verboten werden, neue Beamtenſtellen zu ſchaffen.
Weiterhin haben ſich die Miniſter mit der Frage der Luxus=
Lebensmittel und der Beſchränkungder Rohſtoff=
Ein=
fuhr, vor allem von Kohle und Benzin, beſchäftigt. Ein Bericht
über das Zeitungsdruckpapier unterliegt gleichfalls der Prüfung.
Einige Blätter wollen wiſſen, daß die Verminderung des
Zeitungsumfanges geplant ſei.
Das amtliche Communiqué weiſt, offenbar um die in der
Oeffentlichkeit und Preſſe zutage getretenen Befürchtungen zu
beſchwichtigen, darauf hin, daß durch die in Ausſicht genommenen
Maßnahmen die franzöſiſche
Handelsvertragspo=
litik nicht berührt werde, und daher „Repreſſalien des
Auslandes nicht hervorgerufen würden. Ein Miniſter ergänzte
dieſe Mitteilungen noch dahin, daß auch eine Schließungder
Bäckereien und der Metzgerläden während eines
Wochentages oder gar die Wiedereinführung der Brotkarte nicht
beabſichtigt ſei. Das Komitee wird vorausſichtlich noch eine
Nachtſitzung abhalten, um das Programm auszuarbeiten, das
dem morgen vormittag nach Briands Rückkehr aus Genf
zuſam=
mentretenden Miniſterrat vorgelegt werden ſoll.
Ein Stützungsabkommen für den Franken.
Am Dienstag vormittag haben der franzöſiſche
Miniſter=
präſident Briand und der belgiſche Außenminiſter Vandervelde
im Beiſein von Loucheur und Theunis, die ſeit heute in Genf
ſind, ein Abkommen zur Stützung des Frankenkurſes vereinbart,
zu dem ſie auch Italien in Beſprechungen, die heute nachmittag
ſtattfinden werden, hinzuziehen wollen. Der frühere belgiſche
Miniſterpräſident Theunis wird morgen nach Paris reiſen, wo er
die Einzelverhandlungen mit dem franzöſiſchen Finanzminiſter
aufnehmen wird.
Eine der Urſachen der Finanzkriſe.
Die „Iſweſtija” weiſt die vom „Temps” ausgeſprochene
Ver=
dächtigung, daß in Marokko Sowjetrußland und
Deutſchland ihre Hände im Spiel gehabt hätten,
mit Entſchiedenheit und Entrüſtung zurück. Dieſe Behauptung
ſei eine bewußte Irreführung des franzöſiſchen Volkes, deſſen
Aufmerkſamkeit von den wahren Urſachen der Finanzkriſe
abge=
lenkt werden ſollte. Der franzöſiſche Offizioſus, dem die
tatſäch=
ſein dürften, habe nicht die Kraſt und den Mut, den Urſprung der
marokkaniſchen Intrigen aufzudecken, da dieſe Quelle in der Lage
wäre, Frankreich Kredite zu geben und ſeine Verſchuldung zu
lindern. Dieſer Umſtand gebe dem „Temps” jedoch keinesfalls
das Recht, die Schuld auf andere abzuwälzen und die Schuldigen
dort zu ſuchen, wo ſie nicht zu finden ſind.
Die franzöſiſch=ruſſiſchen Schuldenverhandlungen.
Der Vorſitzende der franzöſiſchen Kommiſſion für die
fran=
zöſiſch=ruſſiſchen Schuldenverhandlungen, Senator Dauſſet,
er=
klärte nach dem Verlauf der geſtrigen Sitzung: „Die Ruſſen bieten
uns 10 Gold=Centimes für den Kupon, der vor dem Kriege 5
Franken wert war. Das macht insgeſamt etwa 40 Millionen
Goldfranken aus. Wir werden dieſes Angebot nicht annehmen,
denn wir fordern eine bedeutend höhere Zahlung, und zwar
min=
deſtens 80—100 Millionen Goldfranken.
Der Moſſulvertrag.
England und die italieniſchen Anſprüche in
Kleinaſien und Nordafrika.
* London, 8. Juni. (Priv.=Tel.)
Der genaue Text des Moſſulvertrages iſt hier noch nicht
ein=
getroffen. Die Blätter beſchränken ſich daher auf die Wiedergabe
der in der türliſchen Preſſe veröffentlichten Auszüge, enthalten
ſich aber jeder Kritik. Der „Weſtminſter Gazette” zufolge wird
zugegeben, daß die italieniſchen Drohungen in
Kleinaſien den Abſchluß des Vertrages weſentlich
beſchleu=
nigt habe. Bezeichnend ſei, ſo führt das Blatt aus, daß der
Lon=
doner Korreſpondent des „Corriere dela Sera” offen erklärt, daß
die gegenwärtige engliſche Regierung die italieniſchen
An=
ſprüche in Tanger unterſtützen werde. In unterrichteten
Kreiſen ſehe man dies als eine Gegenleiſtung für die von
Ita=
lien während des Moſſulkonflikts geleiſteten Dienſte an. In den
Kreiſen der Londoner franzöſiſchen Kolonie iſt man geneigt,
an=
zunehmen, daß England nach Erreichung ſeines
Zieles Italiens Anſprüche nurlau unterſtützen
wird. In dieſem Zuſammenhang hat man größere Hoffnungen
auf den kommenden Beſuch des franzöſiſchen Präſidenten und auf
Chamberlains Gefühle gegenüber Frankreich.
Der diplomatiſche Korreſpondent des „Daily Telegraph”
wirft die Frage auf, ob der neue Vertrag Einfluß auf die Dauer
des britiſchen Mandats für Meſopotamien und auf die
Beziehun=
gen der Türkei zu Sowjetrußland und Deutſchland
haben werde, welche Länder von der Türkei während der letzten
Jahre oft um Rat und Tat gebeten worden ſeien. Dies ſei
in=
ſofern von Bedeutung, als verſchiedene wichtige Probleme zu
löſen ſeien, ſo die Frage des Zinſendienſtes der ottomanniſchen
Schuld und die Funktionen der Waſſerſtraßenkommiſſion (
Dar=
danellenkommiſſion).
Dertürkiſche Außenminiſter zum Moſſulvertrag
Angora, 8. Juni.
Außenminiſter Tewfie Ruchdi Bei führte in der Kammer bei
Beratung des Moſſulvertrages und des ſyriſchen Abkommens
u. a. aus: Der Hauptgrundſatz der Politik der Türkei, die die
ſtärkſte Macht im nahen Oſten iſt, beſteht darin, als Element der
Ordnung und des Fortſchritts im Kreiſe der Kulturvölker zu
wirken. Wir ſtimmten den Opfern zu, um den Frieden im nahen
Oſten, die Unabhängigkeit und die Wohlfahrt des Irak ſowie die
normalen Beziehungen zu England zu ſichern. Die von türkiſcher
Seite auf den Konferenzen in Lauſanne, und am Goldenen Horn
und in Genf vorgebrachten Beweisgründe büßten gleichwohl
nichts von ihrer Rechtskraft ein. Der Völkerbund wich von
ſei=
ner Aufgabe als Vermittler ab und maßte ſich
Schiedsrichterbe=
fugniſſe an. Wir können keine Entſcheidung annehmen, die ohne
unſere Zuſtimmung von einem politiſchen Organ getroffen wurde, kühler geworden. Es war dies auch aus den Worten des ſyriſchen
deſſen Mitglieder zur Löſung von Fragen, die Meinungen ihrer Gouverneurs de Jouvenel, der jetzt in Paris weilt, zu entnehmen.
anlangt, ſo eröffnet dies eine Aera der Entwicklung unſerer
Be=
ziehungen zu Frankreich. Dieſe neuen Verträge ändern in nichts
die von der türkiſchen Republik befolgte allgemeine Politik. Sie
bringen nur zum Ausdruck, daß die Türkei den Frieden liebt und
mit der ziviliſierten Welt in Frieden zu leben wünſcht.
4Zwielicht in Frankreich.
Von unſerem A=Korreſpondenten.
Paris, Anfang Juni 1926.
Briand hat in der Kammer bei der Abſtimmung über die
Vertagung der Interpellationen einen glänzenden Sieg über die
Sozialiſten und die geſamte Oppoſition davongetragen.
Aller=
dings war die Lage nicht ganz ſo verzweifelt, wie man es
dar=
geſtellt hat, und die Sozialiſten haben ihre Aktion eigentlich nicht
ernſt gemeint, ſo daß der Sturz der Regierung nicht befürchtet
wurde. Aber mit einer ſo ſtarken Mehrheit, wie ſie die
Abſtim=
mung ergab, hat ſelbſt die Regierung nicht gerechnet.
Die Situation in der franzöſiſchen Kammer, iſt unklar. Vor
Wochen ſchien das Kartell einig zu ſein. Jetzt hingegen, iſt es
ſtärker geſpalten denn je. Zwiſchen Léon Blum und Painlevé,
zwiſchen den Sozialiſten und den Radikalen ſcheinen die
Gegen=
ſätze unüberbrückbar, weil ſie, wie ſich immer mehr herausſtellt, in
den Weltanſchauungen wurzeln. Jedes taktiſche Kompromiß muß
auf die Dauer ſcheitern. Die Mehrheit der Regierung neigt etwas
allzuſehr nach rechts. Doch dies hat nur wenig zu ſagen. Die
Rechte iſt ebenſo wie das Kartell in ſich uneinig, führerlos und
von der parlamentfeindlichen Stimmung im Lande
eingeſchüch=
tert; die Situation, daß einer ſchwachen und unvolkstümlichen
Kammer eine Regierung, welche im Lande eine ſtarke Autorität
beſitzt und über eine moraliſches Preſtige verfügt, gegenüberſteht,
tritt immer deutlicher hervor.
Es war durchaus zu verſtehen, daß die Regierung die
Ver=
lichen Urſachen des Aufſtandes der Rifkabylen nicht unbekannt tagung der Behandlung der mit der finanziellen
Sanie=
rung zuſammenhängenden Probleme gefordert hat. Die
ein=
gehende Ausſprache über die Pläne der Regierung hätte die
prak=
tiſche Arbeit nur ſtören müſſen. Das ſieht ſelbſt die Kammer ein.
Ihr Anſehen oder, wenn man es genauer ausdrücken will, ihr
Einfluß iſt damit aber nicht größer geworden. Das
Experten=
komitee, welches praktiſche Arbeit leiſtet, arbeitet in aller Stille
und verrichtet die Funktion der Kammer. Wenigſtens ſieht dies
der einfache Wähler ſo, und es iſt dazu nicht weiter erſtaunlich,
wenn das Anſehen der Kammer unaufhaltſam ſinkt, ob ſie nun
die Arbeit der Regierung ſtört oder durch Zurückhaltung ſtützt.
Genau das Gegenteil gilt für das Expertenkomitee. Es iſt kein
Wunder, daß man über die Finanzdiktatur ſprechen hört. Ueber
die Diktatur hat man überhaupt ſehr viel geſprochen. In ſieben
europäiſchen Staaten wird durch Dikkatur regiert, das iſt eine
Tatſache, über deren Wirkungen ſich niemand hinwegſetzen kann.
In Frankreich iſt aber in Wirklichkeit die Rechte vielleicht noch
dik=
taturfeindlicher als die Linke, was in der franzöſiſchen Geſchichte
begründet iſt. Eine politiſche Diktatur kann alſo nur theoretiſch
etörtert werden. Anders die Finanzdiktatur. Sie taucht als Idee
regelmäßig auf, wenn die Kammer Schwierigkeiten macht, der
Franc fällt und die finanzielle Situation beſonders unbehaglich
wird. Sie iſt aber unvolkstümlich, weil man dabei gleich an eine
angelſächſiſche finanzielle Vormundſchaft denkt.
Das Auftauchen außenpolitiſcher Fragen iſt
eben=
falls dazu geeignet, die Kammer zur Zurückſtellung der
innen=
politiſchen Auseinanderſetzungen zu zwingen. In Marokko hat
Frankreich einen bedeutenden Sieg errungen. Es muß ſich aber
nun bei den Friedensverhandlungen mit den anderen Mächten,
die in Nordafrika intereſſiert ſind, auseinanderſetzen. Der
Ge=
danke einer neuen Konferenz in Algeciras iſt jedoch in Frankreich
ſehr wenig beliebt. Es gelang zwar der franzöſiſchen Diplomatie,
auch nach der Niederlage Abd el Krims, die Entente mit
Spa=
nien aufrecht zu erhalten, aber engliſcher= und italieniſcherſeits
werden Stimmen laut — ſo zum Beiſpiel in dem „Daily
Tele=
graph” —, die darauf ſchließen laſſen, daß hier noch eine heikle
diplomatiſche Situation entſtehen kann. Es wäre falſch, die
Be=
deutung dieſer Auseinanderſetzung zu übertreiben, denn
beſon=
ders die Aeußerungen, welche von italieniſcher Seite kommen,
dürfen nicht auf die Goldwage gelegt werden. Trotzdem handelt
es ſich hier um ſehr ernſte Fragen. Nach der Anſicht franzöſiſcher
Fachmänner iſt Nordafrika das Land der Zukunft. Ein großer
wirtſchaftlicher Reichtum iſt ſchon jetzt feſtzuſtellen. Es wäre
des=
halb von größter Bedeutung, wenn es gelänge, eine einheitliche
Zuſammenfaſſung Nordafrikas herbeizuführen, ſei es durch
ge=
naue Abgrenzung der Einflußzonen oder durch eine einheitlich
orientierte Politik der Mächte. Vorläufig iſt aber davon keine
Rede. Bereits die Internationaliſierung der Tangerzone hat
Frankreich im Kriege mit den Rifkabylen große Schwierigkeiten
gemacht, und die Haltung Englands in dieſer Frage wurde
ſeinerzeit hier bitter kommentiert. Das Tangerſtatut wird als
eine unglückliche Schöpfung und die Zuſtände in Tanger als
un=
haltbar bezeichnet, weil die neutraliſierte Zone jederzeit zu einem
Unruhenherd werden kann. Außerdem hat Italien das
Tanger=
ſtatut niemals anerkannt. Probleme ſind alſo mehr als genug zu
löſen, auch wenn man von jenen bisher noch kaum geklärten
Fragen abſieht, welche durch die franzöſiſch=ſpaniſche Beſetzung
entſtehen.
Weniger aktuell iſt endlich noch die Frage der
Völker=
bundsreform. Aber ſie wirft ſchon ihre düſteren Schatten
voraus. Man tut zwar alles, um die etwaigen Folgen der
Sep=
temberſitzung im voraus zu en giften, aber der September naht
und die vorbereitende Arbeit in Genf hat bis jetzt nur wenig
Früchte gezeitigt. Man beurteilt die Lage recht peſſimiſtiſch. Der
engliſch=franzöſiſche Gegenſatz iſt noch nicht überbrückt und über
die Haltung Pilſudfkis iſt man ſich hier weiter im Unklaren.
So iſt das Verhältnis zu England entſprechend
Miniſterien des Aeußeren einholen. Was das ſyriſche Abkommen Die Lage in Syrien iſt vielleicht eine etwas beſſere. Aber noch
immer ſteht der ganze Orient unter der Einwirkung des
fran=
zöſiſch=engliſchen Gegenſatzes, deſſen Bedeutung man oft
über=
ſchätzt. Er trägt eben nachweisbar zu allen orientaliſchen Unruhen
bei. Und bis jetzt iſt es nicht gelungen, hier eine wirkliche Wand=
F
lung herbeizuführen.
Geite 2
Mittwoch, den 9. Zuni 1926
Nummer 158
Vom Tage.
Ratskonflikt.
Die Genfer Ratstagung.
Allmählicher Abbau der Kontrolle über Ungarn.
Keine Freigabe der Anleihereſte. — Endgültige
Aufhebung der Kontrolle in Oeſierreich.
* Genf, 8. Juni. (Priv.=Tel.)
Das Ungarn=Komitee des Rates hat heute vormittag unter
Vorſitz Scialojas den Bericht des Finanzkomitees beraten, den
deſſen Präſident Dubois über die ungariſchen Anträge auf
Auf=
hebung der Finanzkontrolle und auf Ueberlaſſung des
Anleihe=
reſtes von 85 Millionen Goldkronen für wirtſchaftliche Anlagen
erſtattete. Nach einer längeren, an Zwiſchenfällen reichen
Aus=
einanderſetzung beſchloß das Komitee, daß die Kontrolle nicht
aufgehoben werden ſoll und daß auch die Anleihereſte einſtweilen
der ungariſchen Regierung nicht zur Verfügung geſtellt werden
können. Aus Anlaß der in dem Bericht feſtgeſtellten Tatſache,
daß der Generalkommiſſar Smith ſein Amt am 1. Juni
ver=
laſſen hat, ruft Graf Bethlen: „Ich ſtelle alſo feſt, daß die
Kon=
trolle aufgehoben iſt.‟ Darauf proteſtiert aber nicht nur der
Vor=
ſitzende des Finanzkomitees Dubois, ſondern auch Chamberlain,
der den Antrag ſtellt, die Frage behufs Feſtlegung genauer
Moda=
litäten über das Funktionieren des künftigen Kontrollſyſtems
nach dem Abgang des Generalkommiſſars an das Finanzkomitee
zurückzuverweiſen. Dieſem Antrag wird entſprochen und Briand
bemerkt dazu, daß es ſich nur um die techniſche und finanzielle
Seite des Problems handele.
Aus der Sitzung des Ungarn=Komitees des Rates iſt noch zu
erwähnen, daß der Präſident des Finanzkomitees, Dubois, einige
Erläuterungen abgegeben hat, wonach die Budgetkontrolle in
Ungarn bereits ſeit Ende des erſten Semeſters 1924/25 im Grunde
nicht mehr funktioniert, da das ungariſche Budget ſeit dieſer Zeit
im Gleichgewicht iſt. Was dagegen die Kontrolle über die
An=
leihen, verpfändeten Einkünfte und die Kontrolle über den
An=
leihereſt betrifft, ſo wird darin durch den Abgang des
General=
kommiſſars zum 1. Juli nichts geändert. Dubois fügt
ausdrück=
lich hinzu, daß es alſo unrichtig wäre, zu glauben, daß mit dem
Weggang des Generalkommiſſars jede Völkerbundskontrolle in
Ungarn wegfällt. Nur die allgemeine Ueberwachung
der Durchführung des Reformplanes und die
beſondere Budgetkontrolle verſchwinde. Die
Kontrolle über die verpfändeten Einkünfte
bleibe bei dem Kommiſſar der Truſtys und die Kontrolle
über die Anleihereſte verbleibe bei dem
Finanz=
komitee, von deſſen Zuſtimmung die gänzliche oder teilweiſe
Ver=
wendung dieſer Anleihreſte abhängt.
Mit dieſem Bericht erklärte ſich Graf Bethlem durchaus
zu=
frieden, da in ihm feſtgeſtellt ſei, daß Ungarn ſeine
Ver=
pflichtungen aus den Genfer Protokollen
er=
füllt habe. Er bedauere nur, daß ſein Wunſch nach
Frei=
gabe der Anleihereſte nicht in Betracht gezogen
wor=
den ſei.
Briand erklärte zu dem Chamberlainſchen Antrag auf
Rück=
verweiſung der Frage nach den Folgen der Aufhebung
der Kontrolle an das Finanzkomitee, daß es ſich um zwei
Fragen handle. Mit der Verweiſung der erſten Frage an das
Finanzkomitee ſei er einverſtanden. Die Behandlung der zweiten
Frage nach der politiſchen Seite des Problems behalte er ſich
für die Behandlung ſeines Antrages zur Frage der
internationa=
len Falſchmünzerei im Völherbundsrat vor.
„
Das Oeſterreichkomitee des Rates genehmigte
die endgültige Aufhebung der Kontrolle in
Oeſterreich und auch die Ausgabe von Schatzſcheinen, für
deren Lombardierung aber eine Aenderung der Statuten der
Nationalbank erforderlich ſein wird.
Neubildung des polniſchen Kabinetts.
TU. Warſchau, 8. Juni.
Nach der Rückkehr des Premierminiſters Barthel nach
War=
ſchau war um 6 Uhr abends die Liſte des Ka binetts
ziem=
lich fertiggeſtellt. Das neue polniſche Kabinett wird ungefähr wie
folgt zuſammengeſetzt ſein: Premierminiſter und Miniſter der
Eiſenbahn: Barthel= Innenminiſter bleibt
Mlodzianow=
kſi; Außenminiſter: Salewſki; Miniſter für öffentliche
Ar=
beiten: Jurkiewicz: Miniſter für Staatsarbeiten:
Prod=
ziewſki. Folgende Portefeuilles ſind vorläufig noch nicht
be=
ſetzt: das Portefeuille für Bildung, welches von einem Freund
Pilſudſkis, und zwar von Profeſſor Arthur Szliwinſki oder
von einem Kandidaten der Gruppe der Linksbauern,
Halinow=
ſki, beſetzt werden ſoll. Das Finanzminiſterium ſoll entweder
der bisherige Miniſter für Gewerbe Gliwic oder Klarner,
der früher einmal Unterſtaatsſekretär war, übernehmen.
Pil=
ſudſki bleibt Kriegsminiſter.
Der Aelteſtenrat des Reichstages beſchloß, die
Sommer=
ferien Ende Juni, ſpäteſtens am 2. oder 3. Juli beginnen zu
laſſen und ſich dann bis November zu vertagen.
Wie wir zuverläſſig hören, beſteht bei der
Sozialdemokra=
tiſchen Partei nicht die Abſicht wegen der
Veröffent=
lichung des Hindenburg=Briefes in der
Fürſtenenteignungs=
angelegenheit eine Interpellation einzubringen. Sie
wollen vielmehr bei der erſten Leſung des Geſetzentwurfes
über die Fürſtenabfindung auf den Hindenburg=Brief
ein=
gehen.
Die Kommuniſtiſche Reichstagsfraktion wird einen begwündeten
Miß=
trauensantrag gegen die Regierung Marx einbringen, der bei der
Be=
ratung über das neue Fürſtenabfindungskompromiß am Donnerstag
dieſer Woche mit zur Verhandlung im Reichstag ſtehen wird.
Die politiſche Polizei Warſchaus unternahm bei
be=
kannten Kommuniſten Hausſuchungen, beſchlagnahmte
große Mengen von kommuniſtiſchen Aufrufen und Flugzetteln und in
einem Arbeiterheim 300 Külogramm Broſchüren, die aus Moskau
ſtammen. Sechs kommuniſtiſche Führer wurden
ver=
haftet.
Nach dem „Petit Journal” ſteht der Rücktritt
desfranzöſi=
ſchen Rheinland=Kommiſſars Dirard nahe bevor.
Das Auswärtige Amt hat an die Miſſionen des
Auslan=
bes, die demnächſt von deutſchen Kriegsſchiffen beſucht
werden, den Erlaß des Kabinetts Luther in der
Flaggen=
frage herausgegeben.
Die belgiſche Regierung hat beſchloſſen, auf die
deutſchen Reparationskohlen zu verzichten.
In Paris wird die Bildung einer
parlamentari=
ſchen Gruppe zur Verteidigung des Franken geplant.
Nach Meldungen aus Madrid wird ſich General Jorduna
voraus=
ſichtlich am 12. Juni zu der ſpaniſch=franzöſiſchen
Kon=
ferenz nach Paris begeben.
Wie wir zu der bevorſtehenden ſpaniſch=franzöſiſchen Marokko=
Kon=
ferenz noch erfahren, ſoll Spanien beſtimmt die Abſicht haben,
das Rifgebiet vollſtändig zu beſetzen. Man plant in
Spanien, Alhucemas zu einem großen Hafen auszubauen.
Wie aus Angora gemeldet wird, hat die türkiſche
National=
verſammlung den mit England geſchloſſenen
Moſſulver=
trag ratifiziert.
Adly Paſcha hat einKabinett gebildet, das ſich aus vier
Liberalen vier Nationaliſten der Zaghlul=Partei und einem
Un=
abhängigen zuſammenſetzt.
Ibn Saud, der König von Hedſchas, hat die von ihm
ein=
berufene paniſlamitiſche Konferenz, die über die
Wieder=
errichtung des Kalifats und das Schickſal der heiligen Städte
Mekka und Medina entſcheiden ſoll, feierlich eröffnet. Außer
Türken, Perſern und Afghanen ſind alle iſlamitiſchen Völker auf der
Konferenz vertreten.
Das November=Attentat gegen
den Duce.
Zaniboni des vorbedachten Mordes gegen
Muſſolini angeklagt.
EP. Rom, 8. Juni.
Heute wird der Bericht der Unterſuchungskommiſſion über
den Attentatsplan des ehemaligen ſozialiſtiſchem Abgeordneten
Zaniboni gegen Muſſolini veröffentlicht. Danach kommen
Zani=
boni, General Capello und zwölf andere Angeklagte, worunter
zwei Frauen, unter der Anklage der Auflehnung gegen die
Staatsgewalt vor das Schwurgericht. Der frühere Abgeordnete
Zaniboni wird des vorbedachten Mordes gegen dem
Regierungs=
chef angeklagt. Fünf der Amgeklagten, nämlich Capello, Ducei,
Nicoloſo, Calligaro und Urſelle, wird Mitfchuld bei dieſem
Atten=
tat vorgeworfem. Alle werden beſchuldigt, Daten begangen zu
haben, die den Bürgerkrieg und die gewaltſame Aenderung der
Regierungsform und der Staatsverfaſſung bezweckten. Für die
übrigen Angeklagten, worunter die zwei Frauen, wird
Freiſpre=
chung mangels genügender Beweiſe beantvagt. Der Prozeß
wird nach der „Tribuna” im Juli ſtattfinden.
Die Anklageſchrift beſagt, die Angeklagten hätten am 4.
No=
vember 1925 in Rom und vorher anderswo, vereinbart,
Hand=
lungen zur gewaltſamen Aenderung der Verfaſſung des Staates
und der gegenwärtigen Regierungsform mit beſtimmten Mitteln
zu begehen. Dieſe Handlungen beſtanden in einer unermüdlichen
geheimen Auflehnungs= und Aufruhrpropaganda gegen die
natio=
nale Regierung und ihre Einrichtungen, in der geheimen
Liefe=
rung umd im Verſprechen von finanziellem Mitteln zu
verbreche=
riſchen Zwecken, in der geplanten Beſeitigung eiwiger Führer
des Fascismus und in einem Attendat gegen den Duce, dem eine
allgemeine Aufſtandsbewegung folgen ſollte. — Die Anklogeſchrift
iſt vom Oberſten Staatsanwalt Roms und ſeinem Stellvertreter
unterzeichnet.
Die braſilianiſche Obſtruktion. — Braſilien wilſt”
aus dem Völkerbund austreten. — Vor einer
Erklärung Mello Francos.
* Genf, 8. Juni. (Priv.=Tel.)
Die Ankündigung des braſilianiſchen Vertreters Mello=
Franco, daß er an der morgigen Ratsſitzung teilnehmen und
eine offizielle Erklärung über die Stellungnahme Braſiliens in
der Ratsfrage abgeben werde, hat ſtarke Beachtung gefunden.=
Wenn die Erklärung „El Globo” in Rio de Janeiro auf eine=
Inſpirierung der braſilianiſchen Regierung zurückgeht,
dann-
könnte die Erklärung Mello Francos auf der morgigen
Rats=
ſitzung nur den Austritt Braſiliens aus dem Völkerbund bedeuten.
Eine andere Verſion wurde hier am Vormittag verbreitet,
daß=
nämlich Braſilien beabſichtige, demnächſt den Arbeiten des
Völker=
bundes fernzubleiben und das Ergebnis der Neuwahlen für
den-
nichtſtändigen Teil des Rates abzuwarten, wobei die
Möglichkeit-
beſteht, daß Braſilien entſprechend den Abmachungen der
Studien=
kommiſſion wiedergewählt wird. In dieſem Falle würde dann
Braſilien ſeinen Entſchluß, ſich vom Völkerbund fernzuhalten,
revidieren. Vielleicht hat dieſe Verſion inſofern eine
Wahrſchein=
lichkeit für ſich, als Braſilien verfaſſungsmäßig mit ſofortiger
Wirkung aus dem Völkerbund überhaupt nicht ausſcheiden kann.
Es kann nur dem Beiſpiel Argentiniens folgen, das ſeinerzeit
aus ähnlichen Gründen den Verhandlungen des Bundes
fern=
geblieben iſt. Der Rat würde auch bei einem Fernbleiben
Braſi=
liens aktionsfähig bleiben, da nach der Geſchäftsordnung die
An=
weſenheit der Hälfte der Mitglieder genügt und ſich die
Einſtim=
migkeit des Rates nur auf die in der Sitzung anweſenden
Mit=
glieder bezieht. Sollte dann Braſilien im Herbſt, was es an ſich,
kaum hindern könnte, erneut in den Rat gewählt werden, würde
es eine zu ſtarke Intranſigenz bedeuten, wollte es trotzdem dem
Völkerbunde künftig fernbleiben. Auf keinen Fall ſchemt ma
noch geneigt zu ſein, den Eintritt Deutſchlands in den Bund und
den Rat im September ſcheitern zu laſſen. Auch die Haltung
Spaniens, deſſen Rolle noch nicht ganz durchſichtig iſt — der
ſpa=
niſche Vertreter im Rat wohnte gleichfalls den heutigen
Ver=
handlungen nicht bei mit der Vorgabe, daß er aus Madrid noch
keine Inſtruktionen habe — wird daran nichts ändern. Trotzdenn
iſt man angeſichts der Haltung Braſiliens und Spaniens
ernſtlich=
vor allem um das Anſehen des Völkerbundes beſorgt und erhofft
von der morgigen Erklärung Mello Francos ſowie von einer
ein=
deurigen Stellungnahme des ſpaniſchen Vertreters, die doch
ein=
mal kommen muß, eine Klärung der Lage.
Die Stellung Spaniens zum Völkerbundsrat.
Der ſpaniſche Außenminiſter Yanguas hat, wie aus
Madrid gemeldet wird, dem Vertreter der Agentur Fabra über
die Stellung Spaniens zum Völkerbundsrate erklärt, die
Reiſe=
des ſpaniſchen Botſchafters in Paris nach Madrid ſei auf
Wunſch=
der Regierung erfolgt, die ihre Eindrücke über die internationalen,
Spanien berührenden Fragen mit ihm habe austauſchen wollen.
Dieſe Fragen ſeien unabhängig von denen, die dem
Völkerbunde=
unterbreitet worden ſeien. Was Spaniens Haltung bei den
Be=
ratungen des Völkerbundsrates anbetreffe, ſo ſei feſtgeſtellt
wor=
den, daß die allgemeine Meinung, von ganz wenigen Ausnahmen
abgeſehen, die ſich im März für die Aufnahme Spaniens als
ſtändiges Mitglied ausgeſprochen hatten, eine Aenderung
erfah=
ren habe. Trotz der Bemühungen des ſpaniſchen Delegiertem
Palacios bei den Beratungen des Ausſchuſſes, der mit der
Um=
bildung des Völkerbundsrates beauftragt ſei, ſei eine
Meinungs=
verſchiedenheit zwiſchen dem ſpaniſchen Vertreter und Sir Robert
Cecil zutage getreten. Folglich hätte die Anweſenheit Spaniens
auf der jetzigen Tagung des Völkerbundsrates für Spanien kein
Intereſſe mehr geboten. Die ſpaniſche Regierung habe die Anſicht
vertreten, daß ihre Vertretung anf der jetzigen Tagung nicht
not=
wendig ſei. Aber es habe genügt, daß einige Mitglieder des
Rates die Befürchtungen zum Ausdruck gebracht hätten, daß die
Abweſenheit Spaniens ein Hindernis für die legale Tagung des
Rates bilden würde, um die ſpaniſche Regierung zu veranlaſſen
wieder einmal ihren Geiſt der Lohalität gegenüber dem
Völker=
bunde zu bekunden. Die ſpaniſche Regierung habe daher
be=
ſchloſſen, daß der ſpaniſche Geſchäftsträger in Bern den ſpaniſchen:
Delegierten Quinones de Léon auf der jetzigen Tagung vertreten.
ſoll, um auch jede geringſte formale Schwierigkeit zu vermeiden.
Die Haltung der ſpaniſchen Regierung entſpreche einer tief
ein=
gewurzelten Ueberzeugung und reifen Ueberlegung, und dieſe=
Haltung werde beſtehen bleiben. Spaniens Regierung habe
ge=
wünſcht, daß die Haltung Spaniens korrekt und ruhig bleibe, ung
daher beſchloſſen, nicht ihr letztes Wort bezüglich der künftigen
Haltung Spaniens zu ſprechen, ſolange nicht diejenigen, in deren
Hände eine gerechte und ausgleichende Löſung der Probleme liege,
ihrerſeits das letzte Wort geſprochen haben.
Weimar.
Zur Goethe=Tagung 1926.
Es vergeht kein Tag, an dem nicht Weimar oder ſeine
Um=
gebung die 150jährige Wiederkehr irgend eines wit Goethes
Wirken in Weimar verbundenen Ereigniſſes feiern kann. Soviel
erinnert den Menſchen von heute an jene Zeit, als der Dr.
zuris und Dichter 1775 Frankfurt verließ und, wie der Vater
Goethe meinte, eine unſinnige Reiſe antrat. Ein edler Menſch
zieht edle Menſchen an — und weiß ſie feſtzuhalten.
Die Wahrheit dieſes Spruches empfindet man nie mehr als in
Weimar, dem Weimar Karl Auguſts. Nicht daß er ſie alle berief,
die Goethe, Hevder, Schiller uſw.; daß er dieſe gegenſätzlich
ge=
arteten Männer in Weimar hielt, iſt ſeine Großtat! Immer
wieder taucht vor wir ein Wort von Gervinus auf, in dem er
glaubt, Darmſtadt habe bei mehr Geſchick 1774 Weimars Rolle
übernehmen können. Ich bezweifle es; denn mit dem Tod der
Landgräfin (1774) war die geiſtige Führung, die bewußt hätte
geſtalten können, dahin gegangen. Aber was hätte ſein
können? Und was wird ſein? Wer wird jetzt Park, Plätze,
Schlöſſer, Sammlungen, ſo planvoll anziehend geſtalten, daß ſie
noch nach Jahrhunderten liebe freundliche Gedanken und echtes
Sein künden? Wird es wer? Oder wollen wir geruhig
zu=
frieden ſein, daß irgend etvas geſchieht, nur wenn wir nicht zu
treiben brauchen? . . . . ."
Sie haben den liebenswürdigen Band geſehen, den die H.
Berthold=Schriftgießerei A.=G., Berlin, unter dem Titel „
Inter=
mezzi Scandalosi aus Goethes Leben” bei L. C. Wittich gedruckt,
herausgebracht hat? Eingaben, in denen ſich Goethe an die hohe
Polizei wegen flegelhafter Kutſcher, geſchwätziger und
wider=
ſpenſtiger Dienſtboten und übervorteilen der Gaſtwirte wendet.
Das Genie im Kampf mit den Tüchen des Alltages. — Was
Goethe wohl gegen Eiſenbahnbeamte unternommen hätte, die
Fahrgäſte (4. Klaſſe) anbrüllen, die Spätkommende ſchikanieren,
indem ſie die Fahrkarte erſt ſtilgerecht zurecht drehen und „
ſtudie=
ren” —na, heute iſt alles „Hoch’ſchule! — eh ſie knipſen, uſw.?
Oder in Frankfurt vormittags 6,45 Uhr: Bananen koſten an den
noch geſchloſſenen Verkaufsſtänden außerhalb der Sperre
25 Pfg.; ſolche weſentlich geringerer Qualität auf dem Bahnſteig
(zu Gleis 5): 30 Pfg. Ich leſe ſchon — —
— na, ja,
aus=
gerechnet Bananen!
Weimar die Stadt der Tagungen! Eine löſt
die andere ab. Und zwiſchen drin immer wandernde Jugend
in mehr oder winder lieblicher Tracht. Diesmal größter
Andrang auch zur Tagung der Goethe=
Geſell=
ſchaft: Maſſe wie nie zuvor! Darunter doch Köpfe
die man gern ſieht, weil uns mit ihrer Lebensarbeit doch ein
Stück des gigantiſchen Werkes Goerhe zugänglich wurde. Auts
unſerer Nachbarſchaft Otto Heuer, der langjährige Leiter des
Goethehauſes, aus Darmſtadt Graf Hardenberg, aus Berlin die
liebenswürdige Erſcheinung des Freiherrn von Biederwann,
aus Leipzig vor allem der immer geſchäftige Inſelverleger und
Goetheſammler, Profeſſor A. Kippenberg. Dazu freundliche
Frauen in anmuttig=geſcheiten Bubiköpfen und bezaubernd=
ent=
hüllenden Toiletten; aber das intereſſiert nicht auf einer Goethe=
Tagung, zumal, wenn ſo kluge Frauen we M. von Bunſen
zugegen waren. Ich hab aber doch immerzu an dem Gedanken
gezuppelt, ob wohl Goethe . . . . . . . „Pſt!” — Gut, ich
ſchweig ſchon ſtüill.
Geheimrat Guſtav Roethe der Vorſitzende, begrüßte
im Saale der „Armbruſt=Schützengeſellſchaft”. Mit Pathos ſeierte
er „Werther” und ſeine Zeit, dem zu Ehren, mit Unterſtützung
von Nachkommen Lottes (Amtsgerichtsrat Laves), eine reiche
Ge=
dächtnisausſtellung in den Räumen des Goethe=Schiller=Archivs
zuſammengebracht war. Darunter die berühmten Zeilen
Jeru=
ſalems, in denen er ſich zu einer vorhabenden Reiſe die Piſtolen
Keſtners erbittet, und die beiden Piſtolen ſelbſt. Ferner ein
Exemplar des Merck=Wittich=Drucks The deserted Village von
Goldſmith mit einer inmigen Widmung Goethes an
Lotte. Weiter noch freundliche Bilder, Schattenriſſe und
Briefe der Zeit!
Roethe betonte mit Emphaſe Goethes eigene Abkehr von
Werther: ſei ein Mann und folge mir nicht nach. In dieſem
Sinne habe die abendliche Aufführng der dramatiſchen Grille
„Der Triamph der Empfindſamkeit” Berechtigung
und Bedeutung.
Mit der Wucht ganzen Stimmenaufwandes wandſte ſſich
Roethe gegen den Ruf: Goethe oder Herder. Man habe
ge=
ſagt: Goethe ſei Repräſentant einer gebildetem Oberſchicht, eines
abgleitenden Zeitalters; Goethe ſei ohne Einfluß auf das deutſche
Volk, ſei unfruchtbar; denn Vollendung ſei Erſtarrung. Was
könne uns heute Goethe ſagen, dieſer Individwaliſt und
Bil=
dungsariſtokrat? Herder aber ſei der Künder, der Anreger
einer neuen Zeit, der Zukunft; mit ihm lebten wir!
Roethe lehnt dies „endweder — oder” mit Ueberzeugung ab:
wir wollten Goethe und Herder. Wenn behaupiet werde, der
Deutſche könne nur Gedanken zeugen, aber nicht geſtalten,
ſo widerſpreche dem die Reihe der Geſtalten von Karl dem Gro=
ßen über Luther, Friedrich den Großen bis Bismarck! Wir
ſoll=
ten uns an Goethes Mahnung im „Triumph der
Empfindſam=
keit” haltem: Hoffnung gießt in Sturmmacht Movgenröte!
Aus dem Jahresbericht intereſſiert weitere Kreiſe: die
Goethe=Geſellſchaft hat 4500 Mitglieder; neue Ortsgruppen
ent=
ſtanden in Königsberg, Leipzig und Dresden. Für dieſes Jahr
iſt der erſte Band der Neuausgabe von Herders
Brief=
wechſel wit ſeiner Braut geplant; zur Kenntwis des
Darm=
ſtädter Kreiſes 1770—1773 von höchſter Bedeutung. Dankbar hört
man, daß ſich die Geſellſchaft die Erhaltung und Pflege
alter Goetheſtätten ſo des Kickelhahns und mancher
Gräber erfolgreich zur Pflicht gemacht hat. Man wünſcht ſich,
daß in hieſigem Gegenden „irgendwer” gleich erfolgreich wirke?
Grabmal der Landgräfin und Fürſtenlager!
Das Gvethe= und Schiller=Archiv blickt auf ein
durch wertvolle Schenkungen und Ankäufe ſehr fettes
Jahr zurück. So wurden 21 Briefe Goethes an Joh. Friedrich
Krafft (1778/83) erworben; inhaltlich bedeutend als kernige
Bekenntniſſe Goethes für ſeine Maxime: „Edel ſei der Menſch,
hilfreich und gut!“ Auch das Reichsminiſterium des Innern hat
einen feſtem jährlichen Zuſchuß bereitgeſtellt; erwünſcht ſind für
die Zukunft perſönliche Spender und Spenden.
Bemerkenswert in dem Bericht Profeſſor Wahls, des
Direk=
tors über Goethehaus und Dornburger Schlöſſer, war die Kunde,
daß die Dornburger Schlöſſer, auch gärtneriſch, ganz in
den alten Zuſtand zurückverſetzt werden ſollem, in dem ſie einſt
Goethe erfreuten. Die Neuordnung der verſchiedenen
Goethe=
ſtätten in Weimar macht guten Fortſchritt.
Die Aufführung des „Triumphs der
Empfindſam=
keit” am Abend des 28. Mai war nach den Aeußerungen von
Spezialiſten wundervoll. Die Preſſe verhielt ſich kühl. Was
das Weimarer Publikum, das die Aufführung nachträglich im
Abonnement hinnehmen muß, dazu ſagen wird, bin ich begierig
zu hören. Auf die Gefahr des Vorwurfs, ketzeriſch angehaucht zu
ſein, möchte ich behaupten, daß ſelbſt für den guten Durchſchnitt
der Goethe=Geſellſchaft die Aufführung literariſch blieb. Das
Monodrama Proſerpina, nach dem Vorgang Goethes im 4. Akt
eingelegt, ſprengte den Rahmen. Der 2., 5. und 6. Akt gefielen
noch am meiſten. Ob es richtig iſt, zu ſolchen Tagen auszugraben?
Der Sonntagbrachte das Ereignis; in einer
Mor=
genfeier, umrahmt von Beethovens Ouvertüre zu „Egmont” und
dem Allegrettd aus der II. Symphonie, ſprach Heinrich
Nummer 158
Seite 3
*Das Kabinett im Kreuzfeuer.
Von unſerer Berliner Redaktion.
Im Reichstag ſteht das Wetterſignal wieder einmal auf
Sturm. Die 24 Stunden, die das Parlament beiſammen iſt,
ſhaben genügt, um alle Parteien durcheinander zu bringen. Das
Rigenartige iſt babei, daß vornehmlich der Reichskanzler zum
dGegenſtand der Angriffe von links geworden iſt. Man macht ihm
zZum Vorwurf, daß er der Ernennung eines „Reaktionärs” zum
OOberreichsanwalt zugeſtimmt hat, daß er dem Vorſchlag des
IInnenminiſters Dr. Külz entſprechend die Ernennung des
ehe=
maligen Finanzminiſters von Schlieben zum Präſidenten des
Dandesfininzamts von Magdeburg hat geſchehen laſſen. Außer=
Idem finden die unmittelbar bevorſtehenden Verſchiebungen
finnerhalb der Diplomatie nicht den Beifall der Demokraten.
Huch dafür muß Herr Marx herhalten, dem weiter
beſon=
ders verdacht wird, daß er einer vorzeitigen Inkraftſetzung des
Flaggenerlaſſes an den Plätzen, die demnächſt von deutſchen
Kriegsſchiffen beſucht werden, ebenfalls zugeſtimmt hat. Die
Demokraten hatten hier wohl gehofft, daß ſie ihre Giftpfeile gegen
den Außenminiſter verſchießen könnten, der aber vorſichtig genug
wwar, ſich die Zuſtimmung des Reichskanzlers ſelbſt zu ſichern.
Das allein genügt ja eigentlich ſchon, um den ohnehin
un=
ſicheren Boden des Minderheitskabinetts Marx zu unterwühlen.
Dazu kommen noch die Schwierigkeiten, die aus dem Hindenburg=
Brief entſtanden ſind, ſowie das Problem der Fürſtenenteignung.
Die Flaggenfrage ſelbſt wird wohl zunächſt zurückgeſtellt. Die
Regierungsparteien bereiten einen Antrag vor, worin
ent=
ſprechend dem Schreiben des Reichspräſidenten an Dr. Luther ein
Ausſchuß gebildet wird, dem nicht nur die Vertreter der Parteien,
ſondern auch Vertreter der Verbände und Heraldiker angehören.
Er wird dann weitere Verſuche zur Verſtändigung über eine
Einheitsflagge unternehmen, wird aber kaum vor dem Herbſt
fer=
tig werden.
In der Fürſtenfrage waren noch in den letzten Tagen
Verſuche gemacht worden, doch noch vor dem 20. Juni eine
parla=
mentariſche Aktion auf der Grundlage der Regierungsvorlage
zu=
ſtande zu bringen. Die Hoffnung iſt jetzt wohl aufgegeben. Sie
gründete ſich auf eine juriſtiſche Spitzfindigkeit des
Innenmini=
ſters Dr. Külz, der durch Einſetzung einer Präambel in die
Re=
gierungsvorlage den verfaſſungsändernden Charakter
heraus=
nehmen wollte. In Analogie der Aufwertungsgeſetze ſollte zum
Ausdruck gebracht werden, daß durch die Revolution in der
finan=
ziellen Stellung der Fürſten eine gewiſſe Rechtsunſicherheit
ent=
ſtanden ſei, die nun durch das Abfindungsgeſetz ausgeglichen
wer=
den ſoll mit der Schlußfolgerung, daß es ſich alſo nicht um eine
Verfaſſungsänderung handele, ſondern nur um eine
Stabiliſie=
rung des Rechts. Dagegen läßt ſich manches ſagen, zumal, da ja
auch in dem Geſetz ſelbſt Eigentumsbeſchränkungen enthalten ſind,
die mit der Verfaſſung ſchwer in Einklang zu bringen ſind. Es
lohnt ſich aber zurzeit wohl nicht, darüber zu ſtreiten, weil der
Gedanke aufgegeben iſt. Die Regierung wird am Mittwoch ihre
Vorlage im Reichstag einbringen und bei der Gelegenheit noch
einmal in einer ſtarken Erklärung ihre Stellung zur ganzen
Ent=
eignungsfrage feſtlegen. Ob der Kanzler ſelbſt oder der
Innen=
miniſter ſprechen wird, iſt noch nicht ſicher. Die Parteien werden
ſich vermutlich auf kurze Erklärungen beſchränken. Die
Regie=
rungsparteien wollen ſogar nur eine gemeinſame Erklärung
ab=
geben. Die Vorlage geht dann an den Ausſchuß, wird aber nicht
mehr zur Erledigung kommen, weil die Sozialdemokraten darauf
beſtehen, daß in der nächſten Woche der Reichstag eine Pauſe
hat, damit ſie in ihrer Propaganda nicht beſchränkt ſind. Sie
haben ſogar mit Obſtruktion gedroht, um die Vertagung des
Neichstages zu erzwingen, und werden ſich damit auch durchſetzen.
Die Vorlage bleibt alſo im Ausſchuß liegen und wird erſt nach
dem Volksentſcheid in Angriff genommen. Man rechnet jetzt
unter der Wirkung des Hindenburg=Briefes damit, daß die
Ent=
eignung nicht die erforderliche Anzahl ton Stimmen enthalten
wird. Gerade deshalb iſt aber die Wut, die auf der Linken gegen
den Reichspräſidenten herrſcht, ſehr begreiflich. Das Kabinett
ſelbſt hat die Stellung eingenommen, daß es ſich ja nicht um einen
amtlichen Schritt des Reichspräſidenten handele, daß infolgedeſſen
auch keine Veranlaſſung zur Einmiſchung des Kabinetts vorliege.
Wenn wir übrigens recht unterrichtet ſind, hat der Reichspräſident
vor dem Rücktritt Dr. Luthers ihm damals den Vorſchlag
unter=
breitet, eine gemeinſame Kundgebung des Reichspräſidenten und
des Reichskanzlers zu erlaſſen. Dr. Luther hat dieſen Weg nicht
für glücklich gehalten, und daraufhin erſt hat ſich der
Reichspräſi=
dent entſchloſſen, den Brief an Herrn von Loebell zu ſchreiben.
Wölfflin über Goethes Italieniſche Reiſe. Bruder
Martin ſagt im „Götz”, daß es eine Luſt iſt, einen großen Mann
zu ſehen. Es muß eine Freude ſein, zu den Füßen eines
bedeu=
tenden Mannes geſeſſen zu haben!
Mit einer wohltuenden Gelaſſenheit und harmoniſchen
Ge=
ſchloſſenheit, die, bei aller umfaſſenden Gründlichkeit und Weite,
den Geiſt eines beſcheiden=gütigen Mannes armen, gab Wölfflin
in llaren ſchlichten Worten ein Bild davon, wie ſich ihm Goethes
GeCanlken der „Iialieniſchen Reiſe” formen. Zwei
Grundgedan=
ken ſind es: der vom naiven Sehen und der von der
Ge=
ſetzmäßigkeit der Form im Seienden.
Mit unerbittlicher Strenge verfolgte Goethe den erſten
Grundſatz, die Dinge zu ſehen, wie ſie ſind, wie Homer und
die alten Bildhauer ſie ſahen. Alſo losgelöſt von aller Phantaſie
und Hiſtorie. Er ſah nicht die hiſtoriſchen Schlachtfelder; er ſah,
was das Land real bot, ſo als Geologe das Geſtein. Alles in
der Natur ſieht Goethe in den großen Zuſammenhängen als
Gewordenes und erkennt daraus die Geſetzmäßigkeit der Form.
Etwa ſich äußernd bei Unterſuchung der Seetiere: „Was iſt doch
ein Lebendiges für ein köſtlich herrliches Ding. Wie abgemeſſen
zu ſeinem Zuſtande, wie wahr, wie ſeiend!” Oder mit Bezug
auf die Kunſt: „Meine Kemninis der natürlichen Dinge hilft mir
ſehr fort. Es iſt urſächlich, wie die Alten der Natur und mit
welchem großen Sinn ſie ihr gefolgt ſind.” Und als Wirkung
über die Kunſt hinaus aufs Moraliſche: „Ich möchte mich
nur noch mit den bleibenden Verhältniſſen beſchäftigen.”
Er=
kenntnis der Jahre 1786/88, formuliert und im Druck erſchienen
1817.
Aehnlich wie Goethe, geſtaltend unter dem nachhaltigen
Ein=
fluß ſeiner italieniſchen Reiſe, gab ſich vor ihm Albrecht
Dürer einer gleich großen Sehnſucht hin, und machte ſeine
gleich ſtark wirkende Reiſe über die Alpen. Aus der Sehnſucht
des Germanen nach Form erklärt ſie Wölfflin; Italiener, aber
ſind beide nicht geworden und wollten es nicht werden. Die
Wirkung läßt ſich vielleicht an Dürers Ritter, Tod und Teufel
am hellſten erkennen: das Pferd etwa iſt Renaiſſance; die
Land=
ſchaft ganz deutſch; das Ganze iſt eins und ein neues.
Uns Menſchen von heute kann Italien immer nur
eine Reiſe ſein. Wir haben es ſchwerer als Goethe, weil wir
mit einem unſäglichen Hiſtorismus beladen ſind. Alle Stile und
die Buntheit der Eindrücke wollen wir erfaſſen, und darum fehlt
die bewegende Kraft des Miterlebens, das ſich nicht an
Tauſenderlei zerſplittern kann, fehlt der innere moraliſche
Einfluß. Goethe und Dürer trugen etwas Kosmiſches, etwas
von Italien in ſich, ehe ſie den italieniſchen Boden betraten; das
ſollten wir bedenken. Italien kann nichts Fremdes geben, es
Mittwoch, den 9. Juni 1926
Deutſcher Reichstag.
Die Oebatte über das Reichsknappſchaftsgeſetz.
* Berlin, 8. Juni. (Priv.=Tel.)
Der Reichstag ſetzte in ſeiner heute nachmittag halb 3 Uhr
begin=
nenden Sitzung die Debatte über das neue
Reichsknapp=
ſchaftsgeſetz mit einer Rede des Zentrumsabgeordneten
Imbuſch fort. Gegenüber den geſtrigen Ausführungen des
Deutſch=
nationalen Leopold wies der Redner darauf hin, daß, wenn das
Reichs=
knappſchaftsgeſetz den ſozialen Frieden nicht gefördert habe, dies nicht
die Schuld des Geſetzes, ſondern der Unternehmer im Bergbau ſei, die
das Geſetz nicht richtig durchführten und durch ſchweren Widerſtand erſt
die jetzige Novelle notwendig gemacht hätten.
Nachdem der Abgeordnete Imbuſch noch die Höhe der Löhne im
deutſchen und engliſchen Bergbau verglichen und die Niedrigkeit der
deut=
ſchen Löhne feſtgeſtellt hatte, nahm Reichsarbeitsminiſter Dr.
Brauns zu einer kürzeren Erklärung das Wort. Der Miniſter
be=
zeichnete die von Arbeitgeberſeite verbreitete Schätzung der Belaſtung
durch die Novelle als eine Privatarbeit. Die höhere Schätzung der
Laſten, zu der die Arbeitgeber im Gegenſatz zum Arbeitsminiſterium
kämen, ſtütze ſich auf nicht ſtichhaltige Gründe. Die Arbeitgeber
berichte=
ten z. V. von einer Beitragserhöhung, die ſpäter beſchloſſen werden
könnte. Um ſolche ungelegten Eier ſolle man ſich doch nicht kümmern.
Weiter würden Laſten für Rücklagen berechnet, obwohl weitere
Rück=
lagen nach den bisherigen nicht nötig ſeien. Den Sozialdemokraten
gegenüber betonte der Miniſter, daß die Novelle den Arbeitnehmern
eine durchaus angemeſſene Vertretung in den Selbſtverwaltungskörpern
der Knappſchaftsverſicherung verſchaffe.
Es folgte der Kommuniſt Schwan, der die Novelle ablehnte,
da ſie nicht geeignet ſei, die Anſprüche der Bergarbeiter zu befriedigen.
Auch der Demokrat Schneider=Berlin wandte ſich gegen die
Arbeitgeber im Bergbau, und wies ihre Koſtenberechnung als
unzutref=
fend zurück. Die Mehrbelaſtung des Bergbaues durch die Novelle
be=
trage nur vier Millionen Mark. Der Redner ſtimmte im Namen ſeiner
Fraktion der Vorlage zu.
Abgeordneter Schirmer (B.Vp.) begrüßte den Entwurf, weil er
einen geſunden Ausgleich zwiſchen den extremen Forderungen der
Unter=
nehmer und der Kommuniſten ſchaffe. Von einer übermäßigen
Be=
laſtung der Arbeitgeber könne man nicht reden. Andererſeits bringe
aber die Novelle weſentliche ſoziale Fortſchritte für die Arbeitnehmer
des Bergbaues.
Auch der Völkiſche Stöhr trat für die Novelle ein, die für
die Arbeitnehmerſchaft einen ſozialpolitiſchen Fortſchritt bedeute.
Nach einigen perſönlichen Bemerkungen wurde die allgemeine
Aus=
ſprache geſchloſſen. Das Haus vertagte ſich auf Mittwoch nachmittags
3 Uhr mit der Tagesordnung: Deutſch=ſchwediſcher Handelsvertrag und
erſte Leſung des Regierungsentwurfes in der Fürſtenabfindungsfrage.
Außerdem ſoll die Einzelberatung zum Knappſchaftsgeſetz vorgenommen
werden.
Parteibeſprechungen beim Reichskanzler.
Berlin, 8. Juni.
Der Reichskanzler empfing heute nachmittag die Vertreter
der Regierungsparteien zu einer Ausſprache über den
Regierungsentwurf für die
vermögensrecht=
liche Auseinanderſetzung mit den
Fürſtenhäu=
ſern. Nach dieſer Beſprechung ſoll die erſte Leſung der
Regie=
rungsvorlage am Mittwoch im Reichstagsplenum ſtattfinden. Die
Regierung wird in einer Erklärung um möglichſt ſchnelle
Verab=
ſchiedung der Vorlage erſuchen. Die Frage der ſogenannten
Präambel, durch die das Geſetz des verfaſſungsändernden
Cha=
cakters entkleidet werden ſoll, ſodaß es mit einer einfachen
Mehr=
heit angenommen werden kann, wird nicht von der Regierung
aufgeworfen werden, ſondern von den Regierungsparteien im
Rechtsausſchuß, an den die Vorlage überwieſen werden wird.
Wiedereinführung der vierteljährlichen Zahlung der
Beamtengehälter vom 1. April 1927 ab.
Berlin, 8. Juni.
Der Häushaltsausſchuß des Reichstages beſchäftigte ſich heute u. a.
mit einem demokratiſchen Antrag über die vierteljährliche
Gehaltszah=
lung an die Beamten. Ein Vertreter des Reichsfinanzminiſteriums
be=
gründete den Standpunkt der Finanzverwaltung, wonach ſie die
aller=
nachdrücklichſten Bedenken gegen die ſofortige Einführung der
Viertel=
jahreszahlung unter den gegegnwärtigen wirtſchaftlichen und
finanziel=
len Verhältniſſen hege. Insbeſondere zwinge die allgemeine Finanzlage,
den Zeitpunkt zu einer Einführung der Vierteljahrszahlung nicht als
gekommen zu erachten, denn die finanzielle Auswirkung des Antrages
bedeute für Reich, Länder und Gemeinden, Bahn und Poſt eine
An=
ſpannung von 900 Millionen Mark. Er empfehle deshalb, dieſe Frage
bis zum Etat (1. 4. 1927) zurückzuſtellen. — Nach kurzer Debatte zogen
die Demokraten ihren Antrag zurück. Nunmehr nahmen die
Kommu=
niſten ihrerſeits den zurückgezogenen demokratiſchen Antrag auf ſofortige
Einführung der Vierteljahreszahlung der Beamtengehälter wieder auf.
Der nunmehrige kommuniſtiſche Antrag wurde abgelehnt. Dagegen
wurde eine demokratiſche Entſchließung angenommen, daß im
Reichs=
haushaltsplan für 1927 die Mittel eingeſtellt werden, ſollen, die zur
Wiedereinführung der vierteljährlichen Zahlung
der Beamtengehälter vom 1. April 1927 ab erforderlich
ſind. Der Ausſchuß vertagte ſich auf Mittwoch.
kann nur immer eine Steigerung des Eigenen ſein, die
Wieder=
erweckung einer verklärten Seele; denn „das Himmelreich iſt in
Euch”!
*
Der Nachmittag führte die Teilnehmer nach Tiefurt,
dem lieblichen Sitz Anna Amalias. Trotz Regen, Blitz und
Don=
ner hielten die Gäſte aus. Wenn auch die „Serenata, im Walde
zu ſingen” von Matthias Claudius, ungehört blieb, weil der
ſtrömende Regem den Inſtrumenten Einhalt gebot, erklangen
friſch und heiter Lieder, geſungen, von dem kleinen Chor der
Thüringer Muſikantengilde. Und als Prof. Wahl vom Altan des
Schlößchens herab etwas von der Geſchichte des ſonſt
freund=
licheren Parks erzählte, ward die Aſſoziation des Augenblicks ſo
ſtark. daß er nur noch in Regenbildern ſprach und gar die Anlage
des Parks mit einem Regenſchirm verglich. „Hoffnung gießt in ..."
*
Am Abend Feſteſſem in der „Armbruſt”. — Spät in ſtiller
Nacht, vorbei an Goethes Gartenhaus; da fielen mir die Verſe
ein:
Uebermüthig ſieht’s nicht aus
Dieſes ſtille Gartenhaus.
Allen, die darin verkehrt,
Ward ein guter Muth beſcheert.
Kunſi, Wiſſenſchaft und Leben.
— Kapellmeiſter Paul Voigt, welcher vergangenen
Sommer als muſikaliſcher Leiter während der Sommerſpielzeit
im Kleinen Haus des Landestheaters tätig war, hat für dieſen
Sommer die Leitung des „Weimarer Orcheſters” in Weimar
über=
tragen bekommen.
— Titelverleihung. Die preußiſche Generalſynode
ſchuf in ihrer letzten Tagung für ſolche Kirchenmuſiker, die das
kirchenmuſikaliſche Leben in weiteren Kreiſen gefördert haben,
die Bezeichnung „Kirchenmuſikdirektor”. Jetzt hat der
Oberkirchenrat der preußiſchen Landeskirche dieſe Auszeichnung
erſtmalig, und zwar dem Direktor der eben neugegründeten
Kirchenmuſikſchule, Seminaroberlehrer i. e. R. Binger in
Aſchersleben verliehen.
B. Der Kampf der Jeritza gegen die Zigarre. Die berühmte
Sängerin Maria Jeritza tritt jetzt in dem Nibelungenzyklus der
Covent=Garden=Oper in London auf, nachdem ſie vorher ein
längeres Gaſtſpiel an der New Yorker Metropolitan=Oper
voll=
endet hat. Ueber ihre Erfahrungen in Amerika befragt, erzählte
Die Beratungen des Enquete=
Ausſchuſſes.
Der Umſchichtungsprozeß. — Die europäiſche
Wirtſchaftsfolidarität.
Berlin, den 8. Juni.
Der Enquete=Ausſchuß trat heute in dem
Plenarſitzungs=
ſaale des Vorläufigen Reichswirtſchaftsrates zu ſeiner zweiten Sitzung
zuſammen. Lammers übernahm das Präſidium und gab der
Hoff=
nung auf harmoniſche Zuſammenarbeit, zwiſchen Ausſchuß und
Reichs=
regierung Ausdruck. Die Verhandlungen wandten ſich dann der
Be=
ratung des Arbeitsplanes zu.
In der Ausſprache über den Arbeitsplan führte zunächſt das
Präſi=
dialmitglied Graf Keyſerling unter Hinweis auf die
Entwick=
lung der wirtſchaftspolitiſchen Lage der letzten zehn Jahre aus, daß eine
neue Grundlage für die Analyſe der Wirtſchaft gefunden werden müſſe.
Die gegenwärtige wirtſchaftliche Lage beruhe offenbar auf einer falſchen
wirtſchaftlichen Einſtellung der Geſamtheit gegenüber den Wirtſchaft.
Er glaube, daß in dem Arbeitsplan, den der Ausſchuß ausgearbeitet
habe, der Zuſammenhang und die Abhängigkeit zwiſchen Induſtrie und
Landwirtſchaft nicht genügend zum Ausdruck kommen. Er forderte
da=
her eine genaue Erforſchung der landwirtſchaftlichen Produktionsmittel,
da auf deren Kenntnis die notwendige Hebung der Produkkion der
Landwirtſchaft ſich ermöglichen laſſe.
Als nächſter Redner verlangte Dr. Fritz Baade, daß die
Land=
wirtſchaft ſich von allen Dingen die moderne Technik nutzbar mache. Der
Ausſchuß müſſe die Grundlage der Agrarpolitik auf lange Sicht
aus=
arbeiten. Jetzt gelte es vor allem die gefeſſelten wirtſchaftlichen Kräfte
zu entfeſſeln und den jetzigen Verhältniſſen anzupaſſen.
Der Abgeordnete Hilferding (Soz.) gab einen umfaſſenden
Ueberblick üüber die verſchiedenen Probleme, die der Enquete=Ausſchuß
zu behandeln habe, als da ſind die Verſchiebung der
Produktionsverhält=
niſſe, der Abſatzmöglichkeiten und der Konſumtionsänderungen. Er
müſſe erforſchen, inwieweit ſich die Wirtſchaft im In= und Ausland
ge=
wandelt und welche Folgen der Krieg auf die verſchiedenen
Wirtſchafts=
zweige gehabt habe. Ferner müſſe er den Fragen der Konzerne,
Kar=
telle, Truſts und der Machtanſammlung in organiſatoriſcher Hinſicht
ſeine Aufmerkſamkeit zuwenden.
Der kommuniſtiſche Abgeordnete Koenen legte die
Stellung der Arbeiter zu dem Enquete=Ausſchuß auseinander und gab
der Meinung Ausdruck, daß Ergebniſſe aus den Arbeiten des Ausſchuſſes
nicht zu erwarten ſeien. Er fürchte, daß man vor allem der Frage der
Machtkonzentration der Kartelle und Truſts nicht die genügende
Beach=
tung ſchenken werde.
Abg. Dernburg (Dem.) betonte, das Werk von Paris (der
Ver=
ſailler Vertrag) ſei der größte Irrtum der Weltgeſchichte, weil dort die
wirtſchaftlichen Erkenntniſſe außer Acht gelaſſen worden ſeien. Die
wirtſchaftliche Solidarität der ganzen Welt bedinge, daß der Enquete=
Ausſchuß nicht nur Bedeutung für das deutſche Volk und die deutſche
Wirtſchaft, ſondern auch für die internationalen Fragen habe.
Des=
halb ſolle man auch das Genfer Material nützlich verarbeiten. Er ſchloß
mit dem Hinweis, daß Deutſchland nicht aus der Weltwirtſchaft
ausge=
ſchaltet werden könne und daß ohne Deutſchland die übrigen Länder
ihre Wirtſchaft nicht aufbauen könnten.
Reichsminiſter a. D. Hermes forderte ſtraffſte
Arbeits=
führung und Ausarbeitung klarer Zielpunkte, damit die Arbeit des
Wirtſchaftsausſchuſſes nicht ins Ungemeſſene ſteige.
Abgeordneter Freiher von Richthofen (Dem.) wies in
ſeinen Ausführungen ebenfalls auf die Not der Landwirte hin. Das
Hauptproblem ſei die Hebung der Produktion und des Exports. Mit
dieſen Fragen werde die Einreihung der zwei Millionen Arbeitsloſen
in engſter Verbindung ſtehen, und erſt wenn dieſe Fragen gelöſt ſeien,
würde es möglich ſein, die Produktionskoſten zu decken.
Abgeordneter von Naumer (D. Vp.) betonte, daß man ſich nicht
in einer Periode des Niederganges befinde, ſondern daß die Kriſe
haupt=
ſächlich in der Veränderung der Produktion und der Abſatzverhältniſſe
beruhe. Man befinde ſich in einem Umſchichtungsprozeß und ſehe ſich
völlig neuen Aufgaben gegenüber. Der Redner gab der Meinung
Aus=
druck, daß angeſichts der ſchwierigen wirtſchaftlichen Lage nicht nur eine
Solidarität der Wirtſchaft innerhalb Deutſchlands, ſondern auch
inner=
halb Europas notwendig ſei. Wenn dies gelänge ohne Rückſicht auf Welt=
und Wirtſchaftsanſchauung, ſo habe der Wirtſchaftsausſchuß in der Tat
eine große Aufgabe im Intereſſe des deutſchen Volkes vollbracht.
Profeſſor Heile führte aus, daß auch die ſozialpolitiſchen
Fragen durchaus nicht in dem Enquete=Ausſchuß vernachläſſigt werden
dürften und daß ein beſonderer Ausſchuß eingeſetzt worden ſei, der ſich
mit der Frage der Arbeitszeit, des Arbeitslohnes und der Arbeitsleiſtung
beſchäftige.
Nach kurzen Ausführungen des Abgeordneten Hamm, der darauf
hinwies, daß der Ausſchuß mit Rückſicht auf die große Wichtigkeit der
zu behandelnden Fragen wohl keine raſchen Ergebniſſe beibringen könne,
ſchloß der Vorſitzende, Abgeordneter Lammers, die Ausſprache.
Am Nachmittag 4 Uhr traten die Unterausſchüſſe zuſammen.
ſie beſonders von einem Prozeß, den ſie „um eine Zigarre”
ge=
führt habe. Eine New Yorker Zigarrenfirma hatte nämlich eine
neue Zigarrenſorte unter dem Namen der gefeierten Sängerin
herausgebracht und dafür in größtem Maßſtab Reklame gemacht.
Dieſe Jeritza=Zigarre war aber der Sängerin ein Dorn im Auge,
denn, wie ſie erklärte, iſt ihr nichts verhaßter als Zigarren und
Zigarrenrauch. „Zigarrenrauch macht mich faſt wahnſinnig,” ſagte
ſie, „und mein Mann darf nicht in dem Zimmer rauchen, in dem
ich mich befinde. Ich rauche überhaupt nicht und fürchte den
Tabaksrauch beſonders deswegen, weil er ſich ins Haar ſetzt und
ich ihn dann nicht loswerden kann.”
Inf. Steuer auf Bubiköpfe. In Oklahoma ſind die
Steuer=
macher auf die geniale Idee gekommen, Bubiköpfe zu beſteuern,
um den ſchwachen Finanzen aufzuhelfen. Die Steuer richtet ſich
mehr gegen die Friſeure, die durch die Bubiköpfe ein gewaltiges
Einkommen haben, denn die Pflege des Bubikopfes erfordert
ſtändige Hilfe der Friſeure. Es iſt angeblich feſtgeſtellt worden,
daß das Einkommen der Friſeure in der letzten Zeit ſich dadurch
zum Teil verdoppelt und verdreifacht hat; denn während ſie
bis=
her faſt ausſchließlich ſich auf die Bedienung der Herren
be=
ſchränkten, ſind ſie jetzt zu 80 Prozent nur mit der Bedienung
der Damen beſchäftigt, die ſich ihre Bubiköpfe auch pflegen laſſen
müſſen, damit ſie nicht verwildern. Früher war es, wie die
Erklä=
rung zu der Steuer beſagt, ein beſonderer Vorfall, wenn eine
Frau aus dem Bürgerſtande ſich friſieren ließ. Das kam nur an
Feiertagen und beſonderen Feſtlichkeiten vor. Zu gewöhnlichen
Zeiten beſorgten die Frauen die Pflege ihres Haares zu Hauſe.
Das war nicht ſo zeitraubend und auch billiger. Erſt jetzt ſind die
Frauen genötigt, täglich den Laden des Friſeurs aufzuſuchen, da
keine Frau imſtande iſt, die kurzen Haare ſo ſchmuck inſtand zu
halten, wie früher die langen. Dieſe Vermehrung der Einkünfte
der Friſeure mußte nach der Meinung der Steuermacher von
Oklahoma auch ſtaatlich erfaßt werden, und zwar derart, daß das
Mehreinkommen, das die Friſeure in den letzten Jahren des
Bubikorfes hatten, mit einer Sonderſteuer von 10 Prozent belegt
wird. Zuerſt wurde der Gedanke laut, daß auch die Frauen, die
ſich einen Bubikopf ſchneiden laſſen und dafür einen Dollar
be=
zahlen müſſen, mit einer Steuer von einem halben Dollar belegt
werden ſollen, da die Ausgabe für das Schneiden des
Bubi=
kopfes den Beweis liefert, daß die Frau genügend Mittel zur
Verfügung hat, um eine Steuer zu bezahlen. Es fand ſich aber
keiner, der dieſem Vorſchlag der Behörde zuſtimmte, da die
Ab=
ſtimmung öffentlich ſein ſollte. Große Helden ſcheinen die
Geſetz=
geber von Oklahoma nicht zu ſein. Jedenfalls blieben die Frauen
von Oklahoma von der Steuer auf Bubiköpfe verſchont und die
Friſeure müſſen ſie allein tragen
Seife 4
Mittwoch, den 9. Junf 1926
Nummer 158
Heſſiſcher Landtag.
Präſident Adelung eröffnet die Sitzung um 10 Uhr 30 Min.
Abg. Blank (Ztr.) richtet an die Regierung nachſtehende Anfrage:
„Laut Bericht des Lehrerinnenſeminars und der Frauenſchule Mainz
über das Schuljahr 1925/26 iſt die Lehrerin Fräulein Maria Lehne auf
landesamtliches Geheiß zu Wandervorträgen im Dienſte der Alkohol=
Abwehrbewegung beurlaubt. Mit der Vertretung von Fräulein Maria
Lehner im Schuldienſt iſt eine beſondere Kraft betraut. Es wird
an=
gefragt: 1. Seit wann iſt Frl. Lehne auf landesamtliches Geheiß in der
Alkoholabwehrbewegung tätig? 2. Will das Landesamt für
Bildungs=
weſen dadurch, daß es ihm unterſtellte Kräfte an die
Alkoholabwehr=
bewegung abkommandiert, dokumentieren, daß es offiziell auf dem Boden
dieſer Bewegung ſteht? 3. Iſt das Landesamt für Bildungsweſen bereit,
Fräulein Lehne aus der Alkoholabwehrbewegung ſofort zurückzuziehen
und ihrem eigenen Beruf zuzuführen?”
Miniſterialdirektor Urſtadt erklärt, dns Landesamt betrachtet es
als ſeine Aufgabe, die Jugend über die Gefahren des Alkoholmißbrauchs
aufzuklären. Eine Abberufung der Lehrerin lehne es ab.
Hierauf wird in die Tagesordnung eingetreten.
Eine Regierungsvorlage über die Umänderung und den Ausbau
der Dampkeſſel=Warmwaſſerverſorgungs= und Heizanlage in der Landes=
Heil= und Pflegeanſtalt „Philippshoſpital” bei Goddelau wird ohne
Debatte genehmigt.
Ein Antrag der Abgg. Dr. Werner und Gen. wegen
Neuheraus=
gabe eines Heſſiſchen Bürgerbuches wird in Uebereinſtimmung mit dem
Ausſchuß für erledigt erklärt und an die Regierung das Erſuchen
ge=
richtet, die Herausgabe des Buches zu beſchleunigen.
Auf der Tagesordnung ſteht weiter die erſte Beratung der
Wegie=
rungsvorlage: Heſſiſches Geſetz zur Ausführung des
Reichsviehſenchen=
geſetzes vom 26. Juni 1909 und das Geſetz über die Entſchädigung für
Verluſte infolge Tierſeuchen.
Die beiden Geſetze werden nach den Mehrheitsanträgen des
Geſetz=
gebungsausſchuſſes angenommen. Die zweite Leſung der
Regierungs=
vorlagen ſoll Mittwoch ſtattfinden.
Die Beratung wendet ſich ſodann dem Entwurf eines Geſetzes zur
Ausführung der Reichsverordnung über die Fürſorgepflicht vom 13. 2.
1924 und in Verbindung damit zwei kommuniſtiſchen Anträgen zu. Der
Entwurf enthält zahlreiche Beſtimmungen.
Abg. Rechthien berichtet über die Ausſchußberatungen und
beſchlüſſe.
Abg. Dr. Leuchrgens (Bbd.) erklärt im Namen ſeiner Partei,
daß dieſe die Regierungsvorlage ablehne, weil die Faſſung unglücklich
ſei, auch weil bei den gegenwärtigen wirtſchaftlichen Schwierigkeiten die
Durchführung zu koſtſpielig ſei.
Abg. Frau Roth (Komm.) befürwortet die Anträge ihrer Partei.
Abg. Kindt (Dnatl.) ſpricht für die Fürſorgepflicht und weiſt
dar=
auf hin, daß die Stadt Darmſtadt völlig unzureichende Unterſtützungen
an Kleinrentner zahle. Auch andere Fälle führt der Redner an, in denen
das Verfahren des Wohlfahrtsamtes der Stadt Darmſtadt kritiſiert wird.
Wenn nicht das Miniſterium für Arbeit und Wirtſchaft eingreife, ſo
wür=
den viele Unterſtützungsbedürftige die hohe Sonderſteuer für den
unbe=
bauten Grundbeſitz bezahlen müſſen.
Miniſter Raab meinte, man müſſe die ganze Materie vom
Stand=
punkt des Staates und des Staatsbürgers aus betrachten. Wenn das
Fürſorgegeſetz allein von ihm gemacht worden wäre, hätte es
grundſätz=
lich ein anderes Ausſehen erhalten. Die Grundlage bilde ein
Reichs=
geſetz, das unnötigerweiſe verſchiedene Kategorien von
Unterſtützungs=
bedürftigen aufgeſtellt habe. Der Miniſter geht dann auf Einzelheiten
der vorliegenden Ausführungsbeſtimmungen ein und erläutert ſie; er
erörtert namentlich auch die finanzielle Seite des hier ſich bietenden
Problems.
Abg. Rechthien (Soz.) weiſt auf verſchiedene Beſtimmungen hin,
die günſtiger auszulegen ſeien, als dies Abg. Kindt tat.
Abg. Galm (Kom.) erklärt, es ſei ein Widerſpruch im Verhalten
des Miniſters, daß er einen Geſetzentwurf nicht für gut findet, ihn aber
doch dem Landtage vorlege. Der Miniſter habe hier Wünſchen der
Koalitionsparteien nachgegeben.
Abg. Frau Balſer (Dem.) entgegnet auf die Angriffe des Abg.
Kindt gegen das Wohlfahrtsamt der Stadt Darmſtadt und ſpricht die
einzelnen Fälle, die der Abgeordnete vorgebracht hatte, durch.
Abg. Zinnkann (Kom.) fordert u. a. Mindeſtſätze für die
allge=
meine Fürſorge. Er bringt verſchiedene Fälle vor, in denen nach ſeiner
Meinung die Wohlfahrtsämter zu Unrecht entſchieden hätten.
Abg. Felder (Ztr.) gibt die Erklärung ab, daß die
Zentrums=
fraktion der Vorlage zuſtimmt. In der gegenwärtigen Notzeit ſei die
Fürſorge beſonders notwendig. Es komme nicht ſo ſehr auf den
Wort=
laut des Geſetzes als auf deſſen Geiſt an, auf die Auslegung und auf die
wirkſame Hilfe. Oeffentliche und freie Wohlfahrtspflege müſſen
zuſam=
menwirken zum Wohle des Volkes.
Abg. Frl. Bienbaum (D.V.P.) vertritt den Standpunkt, daß die
Kleinrentner eine Sonderſtellung einnehmen. Sie hätten nicht einen
Anſpruch auf Fürſorge, ſondern ein Recht auf Entſchädigung. Zu der
Sonderſteuer bemerkt die Rednerin, daß es Unrecht ſei, wenn die
Klein=
rentner immer wieder ihre wirtſchaftlichen Verhältniſſe darlegen
müß=
ten. Die Forderung, daß bei einer Beſſerung der Verhältniſſe die
Steuer nachzuzahlen ſei, wäre eine ungerechte Beſtimmung. Es müßte
dafür geſorgt werden, daß die Altanleihebeſitzer bald in den Genuß
einer Rente kämen.
Um 1.45 Uhr wird die Ausſprache geſchloſſen. — Nächſte Sitzung
Mittwoch 9 Uhr.
Geſcheiterte Verfaſſungsänderung
in Pahern.
Drahtbericht unſeres Korreſpondenten.
+ München, 8. Juni.
Seit zwei Jahren führen die Regierungsparteien einen
Kampf, die Beſtimmungen der Verfaſſungsänderungen in Bayern
zu erleichtern. Der § B der bayeriſchen Verfaſſung verlangt für
eine Verfaſſungsänderung die abſolute Zweidrittelmehrheit des
Landtages, ſodaß bei der gegenwärtigen Parteikonſtellation in
Bayern eine Verfaſſungsänderung nahezu unmöglich geworden
iſt. Der erſte Verſuch, dieſen Paragraphen zu ändern, mit dem
zugleich der Plan der Schaffung des Staatspräſidenten für
Bayern verbunden war, wurde bekanntlich im Frühjahr 1924
durch Volksentſcheid abgelehnt. Im bayeriſchen Landtag erfolgte
nun heute die zweite Leſung über den Geſetzentwurf zur
Ab=
änderung des Paragraphen 92. Der zur Abſtimmung ſtehende
Entwurf verlangte, daß bei einer Verfaſſungsänderung
min=
deſtens Zweidrittel der geſetzlichen Mitgliederzahl des Landtags
anweſend ſein und von den Anweſenden mindeſtens Zweidrittel
zuſtimmen müſſen, die zugleich die einfache Mehrheit des
Land=
tages bilden müſſen.
Unter größter Spannung des vollbeſetzten Hauſes, deſſen
Tribünen überfüllt waren, erfolgte die namentliche Abſtimmung.
Die für den Geſetzentwurf eintretenden Parteien zählten
zu=
ſammen 86 Stimmen und bildeten alſo genau die abſolute
Zwei=
drittelmehrheit des Landtages, die für die Annahme des
Geſetz=
entwurfes notwendig war. Zur großen Ueberraſchung des
Hauſes enthielt ſich jedoch ein Mitglied des zur
Regierungs=
koalition gehörenden Bayeriſchen Bauernbundes bei der
nament=
lichen Abſtimmung der Stimme, ſodaß damit der Geſetzentwurf
mit dem äußerſt knappen Ergebnis von 85 zu 37 Stimmen bei
einer Stimmenthaltung zu Fall gebracht wurde. Der Abgeordnete,
der ſich der Stimme enthielt, gehört der radikalen Gandorfer
Richtung im Bayeriſchen Bauernbund an. Das Ergebnis der
Abſtimmung wurde von den Gegnern der Verfaſſungsänderung,
nämlich den Sozialdemokraten, den Demokraten, Kommuniſten
und Nationaldemokraten mit lauten Bravorufen aufgenommen.
Die Verlobung meiner Tochter Meine Verlobung mit Fräulein
Ernſt Friederici gebe ich
hier=
durch bekannt.
Frau Maria Hefermehl.
Darmſtadt
Tieſel mit Herrn Dipl=Ing. Lieſel Nock=Hefermehl zeige
ich hiermit an
Ernſt Friederici
Dipl.=Ing.
Techniſcher Leiter des Drahtſeilwerkes
Gempt.
im Juni 1926 Lengerich i. W. /Darmſtadt
Statt Karten.
Hilde Mannheimer
Iſy Grünenbaum
Verlobte ( 15148
Wixhauſen
Juni 1926.
Taasphe
(Weſtfalen)
Ihre Vermählung geben bekannt
Dr. jur. Fritz Schlick
und Frau Lotte, geb. Preß.
(15139)
Todes=Anzeige.
Gott dem Allmächtigen hat es gefallen, meine
liebe Frau, unſre herzensgute, treubeſorgte Mutter,
meine geliebte Tochter, Schwiegertochter, unſre
un=
vergeßliche Schweſter, Schwägerin und Tante
geb. Knörzer
von ihrem ſchweren, mit großer Geduld ertragenen
Leiden im 43. Lebensjahr, zu ſich in die Ewigkeit
abzurufen.
Die trauernden Hinterbliebenen:
Richard Wambold, Apotheker
und Kinder Käti und Lina
Frau Chriſtine Knörzer, Pol.=Wachtmeiſter Wtw.
Famlije Peter Wambold, Rechnungsrat
Familie Wilh. Knörzer, Verb.=Hauptreviſor
Familie Hch. Knörzer, Verw.=Oberſekretär
Familie Hch. Herbert, Ober=Steuerſekretär
und Frau, geb. Knörzer.
Darmſtadt, den 7. Juni 1926.
Lichtenbergſtr. 22,
(8588
Die Beerdigung findet am Donnerstag, den 10. Juni
d. Js., nachmittags 3 Uhr, vom Portal des alten
Fried=
hofs an der Nieder=Ramſtädterſtraße aus ſtatt,
Dankſagung.
Für die vielen Beweiſe
aufrich=
tiger Teilnahme und letzten Ehrungen
von nah und fern beim Heimgang
unſeres teuren Entſchlafenen ſei Allen
auf dieſem Wege herzl. gedankt.
Be=
ſonders herzl. Dank ſei noch Herrn
Pfarrer Lautenſchläger für die
troſt=
ſpendenden Worte und der
Ver=
waltung und Kollegen ſeiner
Wir=
kungsſtätte für ehrenden Nachruf
und Kranzſpende an der Ruheſtätte
ausgeſprochen.
Marie Mann Wtw.
Willi Mann.
Darmſtadt, Juni 1926. (*15110
Dankſagung.
Für die vielen Beweiſe herzlicher
Teilnahme bei dem Hinſcheiden
unſe=
res lieben, unvergeßlichen
ſagen wir Allen auf dieſem Wege
unſeren aufrichtigſten Dank.
Die trauernden
Angehörigen.
Darmſtadt, den 7. Juni 1926. (15114
Erfülle die ſchmerzliche Pflicht, Freunden und
Bekannten mitzuteilen, daß unſer Miſſionsinſpektor
D. Friedrich Würz
am Freitag, den 4. Juni früh, in Heilbronn, wo
er auf Beſuch weilte, ſanft verſchieden iſt.
Namens der Baſler Miſſion:
S. Rottmann, Miſſionsprediger.
Darmſtadt, Heidelbergerſtr. 817,, III. (*15165
ver=
Luckerkrankenordner
Aerzte mit gutem
Er=
folg Dr. Caſparys
Abenal (flüſſig), das
hochwertige
diäteti=
ſche Nährmittel, die
Toleranz
fürKohlehy=
drate ſtark erhöhend.
Auffallende
Beſſe=
rung des allgemeinen
Wohlbefindens. In
Apotheken erhältlich.
Engrosbezug
Fried=
rich Schaefer,
Darm=
ſtadt. (6510a
Zahnpraxis
Landpraxis,
konkur=
renzloſ. Platz v. 3000
Einwohnern, m.
Ein=
richtung ſof. für 950.ℳ
abzugeb. Off. unter
F. T. 8264 an Ala
Haaſenſtein & Vogler,
Frankfurt a. M. (II.8571
Jung., ſtrebſ. Mann
24 Jahre alt, mit
Ge=
ſchäft, ſucht Mädchen
mit etwas Vermögen
zwecks bald. Heirat.
Angeb. u. D 143 an
die Geſchſt, (*15102
Frl., 40 Jahre alt, aus
guter bürgerl. Fam.,
ev., mit etwas
Ver=
mögen, ſehr tüchtig
im Haushalt, wünſcht
mit Herrn in ſicherer
Poſition bekannt zu
werden zw. ſpäterer
Heirat.
Angeb. u. D 148 an
die Geſchſt. (*15120
1 neues (8543a
Herren= u. Damenrad
ſpottbillig abzugeben.
Landwehrſtr. 45.
Dankſagung.
Für die liebevolle Anteilnahme,
ſowie für die zahlreichen
Blumen=
ſpenden bei dem Heimgang unſerer
teuren, unvergeßlichen Entſchlafenen
ſagen wir Allen, beſonders Herrn
Pfarrer Goethe für ſeine troſtreichen
Worte und Schweſter Eliſabeth für
ihre aufopfernde Pflege unſeren
innigſten Dank.
Michgel Bickel
und Kinder.
Darmſtadt, den 8. Juni 1926, (u5iße
A
8
B
Pr
KK
A n
Je e
Wuer
Ne We
2 We
A re
A re
Unterricht
Grdl. Klavierunterr
Frau Nanny Kaiſer
Viktoriaſtr. 42, 2. St.
Gediegene Ausbildg.,
leichtfaßl. Methode f.
Anfänger u.
Voran=
geſchrittene u.
Uebe=
gelegenh. Hon, mäß.
(144a)
Wittmann=
Matur ſtraße 30, I.
Unentgelt. gewiſſenh.
Beratung. (B2752
GediegeneNachhilfe=
ſtunden für Unter= u.
Mittelklaſſen. Beſte
keferenzen. Ang. u.
192 an d. Geſchſt.
(*14569fm)
Im Unterrichten
ge=
übter Primaner des
Fymn. erteilt
Nach=
hilfeſtunden in und
außer dem Hauſe zu
mäßig. Preiſe. Ang.
u. D145 Gſchſt. (*15108
Oberprimaner
ert. Nachhilfe u.
be=
anfſichtigt, die hänsl.
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D 158 Gſchſt. ( 15143
V
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2u jaufen gel.
gut erhaltene
ge=
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geb. unt. D 171 an
die Geſchſt. (*15194
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ſtr 16,Erdgeſch (15122
Nummer 158
Miftwoch, den 9. Juni 1926
Seite 5
Aus der Landeshauppſtaot.
Darmſtadt, 9. Juni.
— Heſſiſches Landestheater. Die Aufführung der „Zauberflöte‟
am Donnerstag, den 10. Juni, beginnt nicht, wie urſprünglich
angekün=
digt, um 7, ſondern erſt um 7½ Uhr. In dieſer Aufführung ſingen
die Damen Albrecht, Kapper, Gercke, Jacobs, Liebel, Muiller=Wiſchin,
Roerig, Welzel und die Herren Poerner (Tamino), Ebert, Hölzlin, Vogt,
Aldori. Die Partie der Königin der Nacht wird wegen Indispoſition
von Frau Callam von Anny v. Kruyswyk vom Opernhaus
Frank=
furt a. M. aushilfsweiſe als Gaſt geſungen.
Heute abend 8 Uhr läuft der Neuguinea=Film „Unter
unbe=
kannten Kannibalen” zum letzten Male.
Die heute abend im Großen Hauſe als Volksvorſtellung zu halben
Preiſen ſtattfindende Aufführung „Wiener Blut” beginnt um
halb 8 Uhr.
Am Sonntag, den 13. Juni, gelangt. Hans Pfitzners muſikaliſche
Legende „Paleſtrina” zur vorausſichtlich letzten diesjährigen
Auffüh=
rung. Die Vorſtellung fällt der Miete A zu und beginnt um 6 Uhr.
— Operettenſpielzeit Sommer 1926. Die Mieter des Heſſiſchen
Lan=
destheaters können noch heute und morgen bei der Tageskaſſe des
Kleinen Hauſes ihr Vorkaufsrecht auf Abonnementskarten zu
Vorzugs=
preiſen ausüben. Ab Freitag, den 1. Juni, beginnt der allgemeine
Ver=
kauf der Abonnementskarten.
* Darmſtädter Künſtler auswärts. Für ein Feſtkonzert, das von dem
Würzburger Sängerverein als C. M. v. Weber — Richard
Wagner=Feier Anfang Juni veranſtaltet wurde, war der Heldentenor
des Heſſiſchen Landestheaters Gotthelf Piſtor als Soliſt gewonnen
worden. Ueber ſein Auftreten ſchreibt u. a. der „Fränk. Kurier”,
„So waren denn auch die geſanglichen Darbietungen Gotthelf Piſtors
im Mittelpunkt des Abends. Mit dem Rezitativ und der Arie des Max
aus dem „Freiſchütz”, der Gralserzählung aus „Lohengrin” und dem
„Preislied” Walthers aus den „Meiſterſingern” erntete der auf hoher
Geſangskultur ſtehende Künſtler reichen Beifall. — Die „Neue Bayr.
Landesztg.” ſchreibt: Gotthelf Piſtor, der gefeierte vorjährige
Hel=
dentenor unſeres Theaters, erſang ſich mit dem inneren und äußeren
Reichtum ſeiner großen Kunſt wieder die Herzen ſeiner Zuhörer. — In
dem „Fränk. Volksfreund” heißt es am Schluß längerer
Aus=
führungen: Es iſt ein eigen Ding um Piſtors Kunſt. Aus ſeinen
Dar=
bietungen ſpricht eine innerlich wirkende Kraft, die den Hörer in den
Bann ſeiner Leiſtungen zieht. Daß Piſtor ſtürmiſch gefeiert wurde, war
eine Selbſtverſtändlichkeit. — Im „Würzburger Generalanz.”
iſt zu leſen: . Die Kraft und Friſche, die außergewöhnliche
Trag=
fähigkeit ſeines herrlichen Organs zeichnen den begnadeten Künſtler aus
und laſſen es begreiflich erſcheinen, daß er als Siegfried für die Wagner=
Feſtſpiele in Bayreuth in Ausſicht genommen iſt.
— Philipp Röth=Ausſtellung im Kupferſtichkabinett des
Landes=
muſeums. Durch das freundliche Entgegenkommen der Frau Direktor
Leitolf=Röth in Aſchaffenburg iſt das Landesmuſeum vorübergehend in
den Beſitz einer Anzahl von Studienblättern ihres Vaters gekommen, die
einige Wochen lang im Kupferſtichkabinett ausgeſtellt ſind. Philipp Röth
war 1841 in Darmſtadt geboren und iſt als Achtzigjähriger in München
geſtorben. Er war einer der hauptſächlichſten Vertreter der Münchener
Landſchaftsmalerei und hat einen Typus derſelben ausgebildet, in
wel=
chem die lange Zeit gering geſchätzten intimen Reize der Hochebene bei
München zur Geltung gekommen ſind. Die ausgeſtellten Studien
be=
legen, mit welcher Unermüdlichkeit Röth die einmal gefundene Aufgabe
durch Jahrzehnte hindurch abzuwandeln verſtanden hat.
— Hefſiſches Rotes Kreuz (Heſſiſcher Landesverein und
Alice=Frauenverein). In ſeinem Kinderheim in Bingenheim
in Oberheſſen waren im Sommer 1925 41 Kinder (26 Mädchen und 15
Knaben) jeweils für vier Wochen untergebracht. Die Koſten wurden für
jedes Kind zur Hälfte vom Roten Kreuz aufgebracht. In beſonders
be=
dürftigen Fällen übernahm der Alice=Frauenverein den Elternanteil
teilweiſe oder auch ganz. Seit 15. April 1926 iſt das Heim wieder in
Betrieb. Es ſind 7 Knaben und 14 Mädchen aufgenommen. Die Kuren
dauern in dieſem Jahre jeweils ſechs Wochen. Um dieſe wohltätige
Einrichtung weiter auszubauen, bedarf es naturgemäß Mittel. Trage
daher ein jeder durch ein kleines Scherflein am Rotkreuztag dazu bei,
auch dieſe Tätigkeit des Heſſiſchen Roten Kreuzes zu fördern.
Strompreisherabſetzung. Wie aus der kürzlich in den
Tages=
zeitungen erfolgten Bekanntmachung erſichtlich wurde, hat die Heſſiſche
Eiſenbahn=A. G. Darmſtadt in ihrem Verſorgungsgebiete die
Kleinabneh=
mer=Strompreiſe nicht unbeträchtlich herabgeſetzt. Es ſcheint in weiten
Bevölkerungskreiſen wenig bekannt und beachtenswert zu ſein, daß die
heutige ſteuerliche Belaſtung der Elektrizitätsverſorgung ein Vielfaches
der in der Vorkriegszeit vorhandenen beträgt, und daß überdies die
Stromerzeugungs= und =Verteilungskoſten infolge der allgemeinen
Teue=
rung erheblich höher als früher ſind. Beiſpielsweiſe muß die Heag,
bezogen auf den abgegebenen Lichtſtrom, 12,5 Pfg. je Kilowattſtunde,
oder bezogen auf den abgegebenen Lichtſtrom einſchl. Kraftſtrom für
Kleinabnehmer, 8,5 Pfg. je Kilowattſtunde an die Finanzämter abführen.
Trotz dieſer ungünſtigen Umſtände iſt es durch die Steigerung der
Strom=
abgabe für Beleuchtungszwecke, die während des letzten Betriebsjahres
eingetreten iſt, möglich geworden, die bekannt gegebene
Strompreis=
ermäßigung eintreten zu laſſen. Es ſei noch darauf hingewieſen, daß
insbeſondere durch den Wohnungstarif bei geſteigerter Ausnutzung der
Verwendungsmöglichkeiten der Elektrizität im Haushalt eine weirere
bedeutende Verbilligung des Strompreiſes zu erzielen iſt. — Wenn die
Hoffnung berechtigt iſt, daß die Ermäßigung der Strompreiſe dazu
bei=
tragen wird, der Elektrizität auf allen Gebieten in Gewerbe,
Landwirt=
ſchaft und Haushalt vermehrte Anwendung zu verſchaffen, ſo wird
da=
durch zu gegebener Zeit eine weitere Herabſetzung des Strompreiſes
möglich ſein.
— Bayern=Verein Darmſtadt. Dieſer Tage beging der Bayernverein
in dem feſtlich geſchmückten Konkordiaſaal die Feiner ſeines 25
jähri=
gen Beſtehens. Der Saal war voll beſetzt. Mit dem Liede „Gott
grüße Euch”, vorgetragen vom Sängerchor des Vereins, wurde die Feier
eingeleitet, worauf der Ehrenvorſitzende und 1. Präſident Herr Ritter
in einer längeren Anrede die Entwicklung und Ziele des Vereins näher
erläuterte. Er hob hervor, daß vor 35 Jahren einige Landsleute einen
„Klub der vereinigten Bahern in Darmſtadt” gegründet haben, der am
30. Januar 1897 in „Bayern=Verein Darmſtadt” umgeändert wurde.
Der junge Verein ſchrieb als Grundſätze in ſeinen Satzungen Pflege der
heimatlichen Sitten und Gebräuche und geſellige Unterhaltungen und
Zuſammenkünfte. Politiſche und religiöſe Fragen ſollen ſtreng
fern=
gehalten werden. Zweck und Ziel des Vereins war, den Gedanken und
die Liebe zur Heimat wachzuhalten. Zum Ausbau der Grundſätze ſeien
bereits ſchöne Einrichtungen geſchaffen. Dem Verein gehören heute noch
Mitglieder aus der Gründungszeit an, und zwar 34 Jahre Herr
Stöck=
lein, Chordirigent Herr Hippauf, 2. Vorſitzender Herr Scheuermann und
Vorſtandsmitglied Herrn Braun, während ſchon mehr als 25 Jahre
Herr Elting und Herr Dörſch Mitglieder des Vereins ſeien. Unter
Weirdigung der Verdienſte habe der Vorſtand beſchloſſen, Herrn
Stöck=
lein als älteſtes Mitglied zum Ehrenvorſtandsmitglied zu ernennen.
Ebenſo habe der Bahernchor beſchloſſen, ſeinen verdienſtvollen
Dirigen=
ten Herrn Hippauf, der ſchon ſeit 34 Jahren den Verein unterſtütze und
ſich um die Schulung des Chors ſehr bemüht habe zu ſeinem
Chor=
direktor zu ernennen. Der Verein zählt heute 170 Mitglieder. Redner
dankte auch allen Mitgliedern, die in ſo hervorragender Weiſe für das
Aufblühen des Vereins gearbeitet haben, und ermahnt, in dem Geiſte
fortzufahren und ſtets den Wahrſpruch zu beherzigen, den die Fahne
ziere: „In Treue feſt”. Nach der begeiſtert aufgenommenen Rede ſtimmte
der Chor das „Morgengebet”, Lied von Felix Mendelsſohn=Bartholdy,
an, das in ſtimmungsvoller Weiſe zum Vortrag kam. Es folgte eine
Schuhplattler=Vorführung und ein Prolog, geſprochen von der Tochter
des Verfaſſers, Mitglied Herrn Vonderſchmitt, der durch ſeinen ſinnigen
Inhalt und die ſchöne Ausdrucksweiſe reichen Beifall fand. Abwechſelnd
reihten ſich Geſangsvorträge, Schuhplattler, heitere Vorträge und Tanz,
wobei Ehrenmitglied Herr Braun in einer Anſprache die Verdienſte des
Ehrenvorſitzenden Herrn Ritter anerkennend hervorhob und der
Sänger=
chor mit dem üblichen Hoch einſtimmte. So verlief der Abend in echt
bayeriſcher und würdiger Weiſe, und die Teilnehmer werden ſich noch oft
der ſchönen Stunden des 35jährigen Jubiläumstages erinnern.
— Großzirkus Birkeneder. Heute Mittwoch findet nachmittags
3½ Uhr die letzte Nachmittagsvorſtellung ſtatt. Bekanntlich wird
auch nachmittags das ungekürzte Rieſenprogramm aufgeführt.
Morgen Donnerstag findet die unwiderruflich letzte
Vorſtellung abends 8 Uhr ſtatt. Eine Verlängerung des
erfolgreichen Gaſtſpiels iſt leider unmöglich.
— Der Verband evangeliſcher Männer=Vereinigungen Darmſtadt—
Beſſungen e. V. ſchreibt uns: Am Donnerstag fand unter dem Vorſitz
des Herrn 1. Stadtpfarrers. Karl Kleberger im Gemeindehaus,
Kiesſtraße 17, die diesjährige 4. Hauptverſammlung des aus 7
Einzel=
vereinigungen beſtehenden Verbandes der evangeliſchen Männer=
Vereini=
gungen Darmſtadt-Beſſungen e. V. ſtatt. — Nach Begwißung durch den
Herrn 1. Vorſitzenden, der auf die Entwicklungsgeſchichte der Darmſtädter
Männer=Vereinigungen und ihres ſpäteren Zuſammenſchluſſes zu einem
Ortsverband, unter Wahrung der ſelbſtändigen Eigenart, hinwies,
er=
hielt der 1. Schriftführer (A. Dillmann) das Wort zur Erſtattung ſeines
Jahresberichtes, der ohne Debatte genehmigt wurde. Nach dem Vortrag
des Geſchäftsberichtes erſtattete Herr Rechnungsrat Gg. Haas den
Rechnungsbericht, der mit einem anſehnlichen Ueberſchuß abſchloß und
von den Herren Rechnungsprüfern Rechnungsrat Rüdiger und
Kauf=
mann Heinrich Möſer als in Ordnung befunden gezeichnet wurde.
Bei=
den Berichterſtattern wurde der Dank durch den Herrn 1. Vorſitzenden
zum Ausdruck gebracht. — Der verzeichnete Ueberſchuß ſoll zum weiteren
Ausbau der Diakonenſtationen, das iſt die evangeliſche Männer=
Kranken=
pflege, verwendet werden. — Praktiſches Arbeitsgebiet des Ortsverbandes
iſt ſatzungsgemäß die Förderung und Erhaltung der Diakonenſtation,
verbunden mit einem Altersheim für alleinſtehende Herren, die einen
ſelbſtändigen Haushalt nicht führen wollen oder können. Aus dem
Ge=
ſchäftsbericht ging hervor, daß die Tätigkeit der Diakone von Jahr zu
Jahr an Umfang zunimmt. In den erſten 3 Jahren wurde die Station
von dem Vorſteher der Diakonenſtation Herrn Wilhelm Henzler
allein verſehen. Uebermäßiges hat er im Verlaufe der Jahre geleiſtet
und ſich in weiten Kreiſen unſerer Stadt in der kurzen Zeit ſeines
Wirkens ungeteilte Anerkennung und Wertſchätzung erworben. Seit
1923 ſtanden ihm zwei weitere Brüder zur Seite, da die
Inanſpruch=
nahme in allen Teilen der Stadt mehr und mehr zunahm. Seit dem
1. April 1926 iſt ein weiterer Bruder hinzugekommen, ſodaß die Station
einſchließlich des Leiters 4 Pfleger zählt. Die Zahl der
Einzelbehand=
lungen, die von 3 Brüdern geleiſtet wurde, betrug im abgelaufenen
Jahre 4 669 Fälle gegen 3547 Einzelbehandlungen im Vorjahre.
Die Zahl der geleiſteten Nachtwachen bei Schwerkranken iſt gegen das
Vorjahr um 137 geſtiegen. Neben dieſer Tätigkeit liegt dem erſten
Diakon und ſeiner Gattin die Führung des Haushaltes der Brüder
und des Männerheims ob. Auch hier gilt es, viel uneigennützige Arbeit
zu leiſten. Nach der Berichterſtattung wurde dem geſchäftsführenden
Vorſtand Entlaſtung erteilt und zur Neuwahl geſchritten. Auf
Vor=
ſchlag des Herrn Pfarrers Zimmermann, der beſonders anerkennende
Worte dem 1. Vorſitzenden, Herr Pfarrer Kleberger, dem Gründer des
Verbandes und geiſtigen Urheber des evangeliſchen Männerheims, für
ſeine raſtloſe, zielbewußte Tätigkeit im Intereſſe der Weiterentwicklung
der Diakonenſtation und des Männerheims ausſprach, wurde der
ſeit=
herige Vorſtand einſtimmig wiedergewählt. Zu den
Vorſtandsmitglie=
dern gehören außer dem 1. Vorſitzenden die Herren Rektor Jockel
ſtell=
vertretender Vorſitzender, Kaufmann Adolf Dillmann, 1. Schriftführer,
Büro=Direktor Langsdorf, ſtellvertretender Schriftführer,
Verwaltungs=
inſpektor Roth, Rechnungsgegenſchreiber, Rechnungsrat Rüdiger,
Kauf=
mann Heinrich Möſer, beide als Rechnungsprüfer, ferner die
Vorſiten=
den der angeſchloſſenen Männer=Vereinigungen. Als ſehr erfreulich
wurde es begrüßt, daß in dem Kuratorium für die Diakonenſtation und
des Männerheims der Gedanke nunmehr, feſten Fuß gefaßt hat, der
Diakonenſtation ein geräumiges Eigenheim zu ſchaffen, das den
Diakonen ein Heim bietet und genügend Raum frei läßt, alleinſtehenden
Herren aller Stände eine ſorgenfreie Heimſtätte für den Lebensabend
zu bieten. Es ſteht zu hoffen, daß der Plan bald zur Wirklichkeit werde.
An dieſer Stelle ſei nochmals darauf hingewieſen, daß die Kollekte die
derzeit in allen Teilen unſerer Stadt für die evangeliſche Diakonenſtation
geſammelt wird, lediglich für den Ausbau der männlichen evangeliſchen
Krankenpflege und beſonders für die Schaffung eines Eigenheims
be=
ſtimmt iſt. Für das Männerheim als ſolches werden die Mittel nicht
verwandt. Das Männerheim wird von ſeinen Inſaſſen durch die
ge=
zahlten Penſionsbeträge getragen und hat auch deſſen Rechnungsabſchluß
für das vergangene Jahr ein Plus zu verzeichnen. An alle evangeliſchen
Familien ergeht aber der Ruf, gebt uns Euer Scherflein zur
Vervoll=
kommnung unſerer Ziele.
— Hauptverſammlung der Hefſiſchen Miſſionskonferenz. Die
dies=
jährige Hauptverſammlung der Heſſiſchen Miſſionskonferenz findet am
Montag, den 14. Juni, hier in Darmſtadt im Saal des
Landeskirchen=
tags ſtatt. Im Mittelpunkt der Tagung werden Vorträge über zwei
intereſſante Miſſionsgebiete, nämlich Indien und Neuguinea,
ſtehen . Herr Profeſſor Dr. Heiler=Marburg wird in ſeinem Vortrag
über die „Miſſion des Chriſtentums in Indien” die indiſchen
Miſſions=
probleme aufrollen und als Kenner des indiſchen Geiſteslebens und
Ver=
faſſer wertvoller Abhandlungen ſiber den Sadlin Sundar Single
Weſent=
liches zu ſagen haben. Die Diskuſſion über dieſen Vortrag wird Herr
Profeſſor D. Dr. Friſch=Gießen eröffnen. Was die Miſſion in
Neu=
quineg, jenem merkwürdigen Lande, mit dem uns in dieſen Tagen der
Film bekannt gemacht hat, betrifft, ſo wird Herr Miſſionsinſpektor Stech
von der dort wirkenden Neuendettelsauer Miſſion Gelegenheit haben,
in 2 Vorträgen über die Ereigniſſe auf dieſem Miſſionsgebiet zu
berich=
ten. Das realere Programm der Tagung, bei dem auch Gäſte herzlich
willkommen ſind, wird in den nächſten Tagen bekannt gegeben.
— D.O.B. Nach Eröffnung des letzten Bierabends, der infolge
an=
derer Veranſtaltungen nicht die gewöhnliche Beſucherzahl aufwies, gab
der Vorſitzende Herr Oberſt a. D. Krauſe verſchiedene Einladungen
anderer Vereinigungen bekannt. Ferner machte er darauf aufmerkſam,
daß S. E. der Erbprinz zu Erbach und J. E. die Frau Erbprinzeſſin
in Bad König im Odenwald ein Erholungsheim geſchaffen haben, wo
Kinder und Erwachſene zum Preiſe von 3—3,50 Mk. täglich Aufnahme
finden können. Anſchließend beklagte ſich Herr Oberſt Krauſe über die
ſchlechte Beteiligung ſeitens der Bundesmitglieder an den
Veranſtaltun=
gen, zu denen der D.O.B. eingeladen wird. Es wäre Pflicht der
Ka=
meraden, bei allen dieſen Gelegenheiten beſonders ſtark vertreten zu
ſein. Vom 19.—25. Juni veranſtaltet der Flottenverein eine
Geſell=
ſchaftsfahrt nach Hamburg, Lübeck und Bremen zum Preiſe von 100 Mk.
Näheres durch Herrn Oberſt Krauſe. Ferner hat ein Mitglied des
D.O.B. gebeten, den hieſigen Mitgliedern die Möglichkeit der
Beteili=
gung an einer guten Jagd in der Nähe Darmſtadts bekannt zu geben.
Intereſſenten wollen ſich an den Vorſitzenden unſerer Ortsgruppe
wen=
den. Nach Verteilung einiger Exemplare einer Flugſchrift gegen die
Offizierhetze, die immer noch in großer Bhiite ſteht, blieb man in
angereg=
tem Gedankenaustauſch noch eine gute Weile bei einem guten Schoppen
zuſammen.
Lokale Veranſtaltungen.
Die bierunter erſcheinenden Nolizen ſind ausſchließlich als Hinweiſe auf Anzeigen in betrast
m leinem Falle irgendwie ale Beſprechung oder Krlik.
A.S. Auf Schulung des Unterbewußtſeins legt die
neuere Pſychologie immer mehr Wert, erkennt man doch immer beſſer,
welch ſtarke, aufbauende Kräfte wir in dem Unterbewußtſein beſitzen.
Coné gebührt das Verdienſt, durch bewußte Beeinfluſſung dieſer
Seelen=
kräfte der Menſchheit Wege zu neuen Möglichkeiten gezeigt zu haben.
Die Schweizer Coué=Schule in Zürich baute dieſe Möglichkeiten aus,
indem ſie ſich nicht auf Krankheiten beſchränkt, ſondern das ganze Gebiet
menſchlichen Lebens in den Kreis ihrer Betrachtungen zieht. Daher
dürfte der Vortrag des Pfarrers a. D. Walther Gimmi, Lehrer am
Zentral=Coué=Inſtitut, Airich, den dieſer am Freitag abend im großen
Saal der Freimaurer=Loge, abends 8 Uhr, hält, für jedermann
nutz=
bringend ſein. (Näheres ſiehe Anzeige im heutigen Blatt.)
— Vertriebene und Flüchtlinge aus der früheren
deutſchen Provinz Poſen und Oberſchleſien. Heute
Mittwoch, den 9. Juni, abends 8 Uhr, ſpricht Frau Anni Kalähne aus
Danzig im Hörſaal 330 der Techniſchen Hochſchule über „Danzig und die
deutſche Oſtmark”. Alle Landsleute, die noch Herz und Sinn für die
zur Zeit ſür uns entriſſene Heimat haben, werden gebeten, durch ihre
Teilnahme an dem Vortrag zu bekunden, daß wir unſere engere Heimat
noch nicht vergeſſen haben und den Tag herbeiſehnen, da Poſen,
Pom=
merellen und Oberſchleſien wieder deutſches Eigentum wird.
Eintrukts=
geld wird nicht erhoben.
— Der Deutſche Frauenorden macht ſeine Mitglieder
nochmals auf den Vortrag von Frau Anni Kalähne über „Danzig
und die deutſche Oſtmark” im Saal 330 der Techniſchen Hochſchule im
9. Juni, abends 8 Uhr, aufmerkſam und erwartet vollzähligen Beſuch.
Bezirksſchöfſengericht.
1. Der Landwirt Hch. Metzger in Beedenkirchen iſt wegen
Körperverletzung angeklagt. Am frühen Morgen des letzten Neujah
tages ſoll er den Metzgergeſellen Hch. Hechler in Beedenkirchen du
zwei Stiche in die linte Beckenſeite, einen Stich in den linken A.
mit dem Meſſer und durch Kratzwunden im Geſicht verletzt haben. H
ler war drei Wochen bettlägerig und ſechs Wochen arbeitsunfähig. Bei
Teile ſind Nachbarsleute. Der Vater des Angeklagten hat ſich bereit
klärt, die Arztkoſten zu zahlen. Hch. Metzger war angetrunken. D.
Staatsanwalt hält Notwehr, auf die ſich der Angeklagte beruft, nach de.
Zeugnis des Verletzten für ausgeſchloſſen. Strafmildernd komme 1
Jugend und der nicht ganz nüchterne Zuſtand des Angeklagten,
ſtrafſcha=
fend die erhebliche Verletzung und deren längere Nachwirkung in B.
tracht. Es wird eine Gefängnisſtrafe von 10 Wochen beantragt. D.e
Verteidigung ſtellt darauf ab, daß nach der Darſtellung des Angeklagt..
Notwehr gegeben war. Gegebenenfalls komme, da der Verletzte auf dem
ſchwächeten Angeklagten gekniet habe, Putativnotwehr in Betracht. Mi. Umſtände ſeien am Platze, die Möglichkeit einer Geldſtrafe /.
gegeben. Das Urteil erkennt anſtatt einer an ſich verwirkten Gefängni= von 6 Wochen auf eine Geldſtrafe von 150 Mark. Die Art un
Weiſe der Stichverletzung ſpreche gegen Notwehr.
2. Ein hieſiger Kaufmann und Fabrikant ſteht unter der Anklage
der fahrläſſigen Körperverletzung. Der Unfall ereignete ſich am
Nach=
mittag des 31. Dezember 1925 in dem Hintergebäude eines vom
Ange=
klagten gemieteten Fabrikgebäudes. Bei Inbetriebnahme eines Aufzug5
iſt ein Lehrling verunglückt, ſo daß er zwei Stockwerke tief
heruntei=
ſtürzte und auf dem rechten Auge erblindete. Es handelt ſich um eine
Förderplatte, die in einem Kaſten läuft. Nach Angabe des Angeklagten
ſind behördlicherſeits Sicherheitsvorkehrungen nicht gefordert worden.
Die Tür zur Platte iſt nicht verſchloſſen, nur eine dicke, ſchwere Stange
iſt hochzuheben, um ſie zu öffnen; die Stelle iſt mit elektriſchem
Lich=
genügend beleuchtet. Die Bedienung des Aufzuges lag nach Angabe des
Angeklagten in den Händen zweier Hausmeiſter. Lehrlingen war der
Zutritt zum Aufzug verboten. Der Aufzug dient nur zur Beförderung
von Waren, insbeſondere ſchweren Pappdeckeln. Der Angeklagte betont,
der ziemlich kurzſichtige, jetzt 15jährige Lehrling habe eigenmächtig die
Tür geöffnet und durch ſein eigenes Verſchulden ſo den Unfall
herbei=
geführt. Früher wurden die Papierabfälle die Treppe heruntergetragen,
dann wurde der Aufzug benutzt. Von einem Verbot der Benutzung des
Aufzugs will der Lehrling nichts gewußt haben; am Nachmittag des
Un=
falls ſei es an der Aufzugsſtelle im 2. Stock dunkel und die Türe zum
Aufzug offen geweſen. Da die Platte nicht da war, ſtürzte der Lehrling
in den Schacht und kam glücklicherweiſe auf den Korb mit den
Papier=
abfällen zu liegen. Das ärztliche Zeugnis ſtellt Blutgeſchwulſt und
Ver=
letzungen an der Kopfſeite und beſonders der Augenhöhle feſt, die auf
einen Schädelbruch ſchließen ließen. Die Erblindung des rechten Auges
iſt auf eine Verletzung des rechten Sehnervs zurückzuführen. Zwei bis
drei Tage vor dem Unfall — die Aufzugstüre war offen — wurde ein
Lehrling vor dem Betreten des Aufzugs in Gegenwart des
Verunglück=
ten ſtrengſtens verwarnt. Durch ein 6 Wochen vor dem Unfall
ange=
brachtes Plakat war zur Kenntnis gebracht, daß der Betrieb des
Auf=
zugs nur durch Beauftragte geſchehe. Ein anderer Zeuge warnte noch
5 Minuten vor dem Unfall die beiden Lehrlinge vor Benutzung des
Auf=
zugs. An der Aufzugstür war die Aufſchrift: „Vorſicht, Aufzug! Kein
Ausgang” angebracht. Bei der Beſtellung wurde angeregt, einen
elektri=
ſchen Sicherungsmechanismus anzubringen. In Preußen gelten
diesbe=
züglich ſtrengere Beſtimmungen als in Heſſen. Nach Benehmen mit der
Papierverarbeitungs=Berufsgenoſſenſchaft wurden Angebote wegen
Ein=
bauens von Sicherungsmaßnahmen vom Angeklagten eingefordert,
zwi=
ſchenzeitlich ereignete ſich der Unfall. Als Sachverſtändiger wird
Ge=
werbeaſſeſſor Brunner gehört. Der Unfall iſt letzten Endes darauf
zu=
rückzuführen, daß die Tür des Aufzugs vor Erreichung der Stockhöhe
geöffnet werden konnte. Für Aufzüge beſtehen in Heſſen
keine beſonderen Vorſchriften. Auch für Aufzüge in
Pri=
vathäuſern beſtehen Vorſchriften nur in baupolizeilicher Hinſicht,
geſetz=
liche Kontrollvorſchriften beſtehen in Heſſen nicht.
Der in Rede ſtehende Aufzug benötigt keine Führungsſchienen.
Der Arbeitgeber iſt, ſo führt der Staatsanwalt aus, von ſich aus
verpflichtet, alle Sicherungen zu treffen, die die Technik gegen
Gefähr=
dung von Perſonen bei Benutzung von Aufzügen gibt. Daß ein ſolches
Gefahrenmoment beſtand, war auch dem Angeklagten bekannt. Es
be=
ſtehen in der Papierverarbeitungsinduſtrie für Aufzüge beſtimmte
Un=
fallverhütungsvorſchriften. Mit dieſen Vorſchriften hat ſich jeder
Indu=
ſtrielle vertraut zu machen. Nach der Beanſtandung durch den
Beam=
ten der Berufsgenoſſenſchaft mußte der Betrieb des Aufzuges bis zur
Behebung der Anſtände unterbleiben. Mit der Uebertretung der
gemach=
ten Vorſchriften muß im Betriebe gerechnet werden. Die erteilten
Vor=
ſchriften waren aber nicht ausreichend. Der Unfall ſei auf das
Ver=
ſchulden des Geſchäftsführers zurückzuführen. Strafmildernd komme
eine grobe Unachtſamkeit auf Seiten des Verletzten in Betracht. Es
wird eine Geldſtrafe von 200 Mk. in Antrag gebracht.
Die Verteidigung will bei Beurteilung des Gefahrenmoments die
be=
ſonderen Verhältniſſe des Falles berückſichtigt wiſſen. Die
Unfallver=
hütungsvorſchriften ſähen immer Aufzüge vor, die auf
Führungsſchie=
nen gehen, träfen alſo für den vorliegenden Aufzug nicht zu, da der
Angeklagte eine Elektrohebekranvorrichtung habe einbauen wollen. Ueber
den geführten Verhandlungen, die eine beſondere Dringlichkeit
hervor=
hoben, ſei der Unfall eingetreten. Angeklagter habe durch Anbringung
der Plakate annehmen dürfen, daß für das Perſonal beſondere
Gefah=
ren nicht drohten; man dürfe den Vorfall nicht von jetzt rückſchauend
beurteilen. Das Perſonal der Fabrik ſei mit den Gefahren vertraut
ge=
weſen, nur Beauſtragte hätten mit dem Aufzug zu tun gehabt, der
Lehrling habe in höchſt fahrläſſiger Weiſe ſein Leben aufs Spiel geſetzt.
Es wird die Freiſprechung beantragt.
Das Urteil erkennt auf eine Geldſtrafe von 100 Mark. Der
Lehrling habe ganz außerordentlich fahrläſſig gehandelt. Dieſes
Mit=
verſchulden ſei aber hier nur bei der Strafzumeſſung zu berückſichtigen.
Das Gefahrenmoment im Fabrikbetriebe ſei gegeben, Angeklagter habe
aber nicht alles aufgeboten, das Gefahrenmoment zu beſeitigen. Man
müſſe Nervoſität, Arbeitsüberlaſtung in Betracht ziehen. Ehe von der
Behörde Beſcheid erteilt war, habe Angeklagter alles tun müſſen, um
Gefahren auszuſchalten. Aber dies habe er unterlaſſen. Die
Unfall=
verhütungsvorſchriften in 8 144, Abſ. 2, ſeien klar, und dem Angeklagten
bekannt geweſen.
Der Deutſche Landkreistag hält ſeine diesjährige
Hauptver=
ſammlung am 11. und 12. Juni in Bad Pyrmont ab, zu der
Vertreter aus allen deutſchen Ländern erſcheinen werden. Im
Mittel=
punkte der Verhandlung ſteht die Frage des Siedlungs= und
Wohnungs=
weſens, die für die Landkreiſe, inſonderheit in ihren Beziehungen zu
den Städten, von beſonderer Bedeutung iſt. — Wir werden weiter
berichten.
Aus den Parieien.
— Deutſchnationaler Frauenausſchuß. Zu dem
Vortrag von Frau Anni Kalähne aus Danzig, der heute Mittwoch,
abends 8 Uhr, im Hörſaal 330 der Techniſchen Hochſchule gehalten wird,
ſeien unſere Mitglieder noch einmal dringend aufgefordert, zu erſcheinen.
Als Mitglied des Volksſtaates Danzig wird uns Frau Kalähne von der
deutſchen Not in der Oſtmark berichten. Auch die Männer unſerer
Orts=
gruppe ſeien zu reger Teilnahme an dem Vortrag eingeladen. Wir
ſoll=
ten durch einen überfüllten Saal beweiſen, wie die Nor unſerer deutſchen
Brüder und Schweſtern uns angeht.
— Jugendgruppe der Deutſchen Volkspartei.
Unſere Mitglieder treffen ſich heute Mittwoch, den 9. Juni, abends
8 Uhr, auf der Geſchäftsſtelle, Rheinſtraße 22. Wir bitten um zahlreiches
und pünktliches Erſcheinen unſerer älteren Mitglieder.
— Frauengruppe der Deutſchen Volkspartei. Die
Frauen der D.V.P. treffen ſich am Samstag, den 12. Juni,
nachmit=
tags 4 Uhr, in dem Kaffee=Reſtaurant Schloß Kranichſtein zu einem
ge=
mütlichen Beiſammenſein. Wir bitten um zahlreiche Beteiligung. Gäſte
willkommen.
Tageskalender für Mittwoch, den 9. Juni 1926.
Landestheater, Großes Haus, Anfang 7½, Ende 10 Uhr,
Volksvorſtellung zu halben Preiſen: „Wiener Blut”. — Kleines
Haus, abends 8 Uhr, Neu=Guinea=Film: Unter unbekannten
Kannibalen”. — Orpheum: Keine Vorſtellung. — Zirkus
Birkeneder, abends 8 Uhr: Vorſtellung. — Der Verein e. R.
u. D. R., abends 8,30 Uhr, in der Reſt. Sitte, Karlsſtraße: „Monats=
Verſammlung” — Ehem. Angehörige der 76. Reſ.=Div.,
abends 8,30 Uhr, bei Grohe, Karlsſtraße: Monatsverſammlung. —
Kinovorſtellungen: Union=, Reſidenztheater, Palaſtlichtſpiele.
OEIIeENTPNatZZt
N9TO
Heute und morgen
die beiden letzten Tage für den Verkauf der Abonnements
für Mieter des Hess. Landestheaters.
Vorzugspreise für 10 Vorstellungen von 8.— bis 30. — Mark
an der Kasse des kleinen Hauses.
jeso
Seife 6
Mittwoch, den 9. Juni 1926
Nummer 158
Der Vorſitzende Nohl eröffnete die 32. Vollverſammlung der
heſſi=
ſchen Handwerkskammer geſtern vormittag im
Stadtverordnetenſitzungs=
ſaal zu Darmſtadt. In ſeiner Eröffnungsanſprache begrüßte der Redner
zunächſt die anweſenden Delegierten und Ehrengäſte, insbeſondere Herrn
Miniſterialrat Hechler, und führte dann u. a. folgendes aus:
Meine Herren! Wir ſind heute zur 32. Plenarſitzung
zuſammen=
gekommen, in einer Zeit, in der die geſamte deutſche Wirtſchaft wohl
auf der unterſten Stufe des Tieftandes angekommen zu ſein ſcheint.
Schon ſeit geraumer Zeit wird von hohen Stellen davon geredet, wir
hätten die Kriſe überwunden, was nach meiner Anſicht durchaus nicht der
Fall iſt. Die große Zahl der Arbeitsloſen ſogar mitten in der beſten
Zeit des ganzen Jahres, die vielen Geſuche um Steuerſtundungen, die
vielen Steuerproteſtverſammlungen reden eine Sprache, die wohl
jeder=
mann verſtehen wird und auch verſtehen muß. Es ſoll nicht meine
Auf=
gabe ſein, heute eine politiſche Rede zu halten, nur das eine möchte ich
doch von dieſer Stelle aus und bei der heutigen Gelegenheit als
Ver=
tveter einer großen Wirtſchaftsgruppe den Männern zurufen, die darüber
zu befinden haben, es iſt die allerhöchſte Zeit, ſich einzuſtellen auf die
Leiſtungsmöglichkeit der Geſamtwirtſchaft. Auch der von uns vertretene
Teil der Wirtſchaft, das Handwerk, leidet ſehr unter den Laſten der
öffentlichen Abgaben. Der Reſt, der von der Inflation übriggebliebenen
Vermögensſubſtanz verzehrt ſich von ſelbſt durch die enormen Abgaben,
denen durch eine allzu geringe Geſchäftsbetätigung faſt keinerlei
Ein=
nahmen gegenüberſtehen. Der von uns vertretene Stand iſt mit
weni=
gen Ausnahmen vollſtändig verarmt und die meiſten Handwerksbetriebe
können ſich nur durch Schuldenmachen über Waſſer halten. Wir wiſſen
ſehr wohl, daß nach einem verlonenen Kriege die öffentlichen Abgaben
bedeutend größer ſein müſſen, als in früheven Jahren. Jedoch können
wir nicht verſtehen, daß man nicht einſehen kann und will, daß die
Aus=
gaben bei allen Stellen, die nur durch die Steuerleiſtung der Wirtſchaft
exiſtieren können, auf das äußerſte eingeſchränkt werden müſſen.
Wir im Handwerk ſind an harte Arbeit gewöhnt. Wir haben die
feſte Abſicht, unſere ganze Kraft aufzubieten, um wieder hoch zu
kom=
men. Dies iſt aber unmöglich, wenn ein ſo großer Teil unſerer
Be=
völkerung untätig iſt und miternährt werden will. Die Mißſtimmung
im Handwerk über dieſe Tatſachen iſt ſo groß, daß es uns, den Führern,
kaum möglich iſt, bei den großen ſteuerlichen Abgaben ein zweites
Bern=
kaſtel aufzuhalten. Die zuletzt herausgekommene Sonderſteuer hat
der=
artig großen Unwillen erregt, daß an einem Ort im Heſſenlande, ſoviel
uns bekannt geworden iſt, die Steuerzettel geſammelt und an das
be=
tweffende Finanzamt zurückgeſchickt wurden. Wo wir Gelegenheit hatten.
haben unſere Syndizi die geplanten Steuerſtreiks verhindert. Man muß
an maßgebender Stelle bald einſehen, daß alles ſeine Grenzen hat, auch
die Steuerlaſten eines Volkes. Auch die manchmal ganz undurchdacht
und ſinnloſe Neueinführung von geſetzlichen Beſtimmungen und
Maß=
nahmen verbittern die ſchaffenden Stände mehr, als notwendig wäre,
Die Preisſenkung hat einen Stillſtand in der Wirtſchaft nach ſich gezogen.
Jeder Käufer, ja wir ſelbſt, die wir in der Wirtſchaft ſtehen, warteten
auf den Moment des Preisrückganges. Viele, die es machen konnten,
hoben kleinere und größere Anſchaffungen unterlaſſen, weil man immer
glaubte, in kurzer Zeit könne man mit niedrigeren Preiſen ſeinen
er=
forderlichen Bedarf einkaufen. Die Läger vieler Firmen waren gefüllt,
es ſtockte der Abſatz, die Zahlungen für den Einkauf mußten geleiſtet bach, ſowie dem verſtorbenen Geſellenausſchußmitglied. Guthmann,
Gie=
werden, und ſo kam es zu der hohen Zahl von Konkurſen und
Geſchäfts=
aufſichten.
Das Submiſſionsweſen hat neuerdings Formen angenommen, die
zu erkennen geben, wie arbeitsdurſtig die geſamte deutſche Wirtſchaft iſt.
Wir konnten in vielen Fällen die Beobachtung machen, daß ohne irgend
welche Grundlagen Preiſe errechnet und abgegeben wurden, nur um die
betreffende Lieferung und Arbeit zu erhalten, wahrſcheinlich mit der
Abſicht, mittelſt der darauf zu erhaltenden Abſchlagszahlungen alte Lücken
wieder auszufüllen und um den Zuſammenbruch hinauszuſchieben. Eine
gerechtere Verteilung der zu vergebenden Arbeiten wird hoffentlich das
neue Submiſſionsverfahren, zu dem der Neichsverdingungsausſchuß die
Grundlage liefert, bringen. Wir wünſchen nur, daß die
Staatsbauver=
waltung, die Kommunale=Verwaltungen und ſonſtige arbeitvergebenden
Stellen ſich dieſer Unterlagen bedienen möchten, damit endlich ein
ein=
heitliches Vergebungsverfahren durch dieſe Neueinrichtung gewährleiſtet
iſt. Unſer Bauausſchuß hat bereits die Beratungen über dieſen
Gegen=
ſtand aufgenommen und wird demnächſt mit den maßgebenden
Verwal=
tungen dieſerhalb in Verbindung treten.
Die Kreditbeſchaffung für das heſſiſche Handwerk hat uns im
Vor=
ſtande große Sorgen bereitet. Es iſt uns durch intenſive Arbeit
gelun=
gen, zweieinhalb Millionen Mark für das heſſiſche Handwerk zu
beſchaf=
fen und demſelben zuzuführen. Wir ſind unabläſſig bemüht, weitere
Geldmittel hereinzuholen, und ſie bem kredithungrigen Handwerk zur
Verfügung zu ſtellen. Dies alles aber nur als Notmaßnahme, da uns
ſehr wohl bekannt iſt, daß mit kurzfriſtigen Krediten dem Handwerk auf
die Dauer nicht geholfen werden kann. Unſer Ziel muß ſein, Realkredite
zu erträglichem Zinsfuß der Wirtſchaft zuzuführen. Hieran arbeiten
wir ſowohl als wie der Reichsverband des deutſchen Handwerks. Wie
ſchon aus unſerem Verwaltungsbericht hervorgeht, unterſtützt uns das
Miniſterium für Arbeit und Wirtſchaft, unſere vorgeſetzte Behörde, bei
dieſem unſerem Vorhaben in dankenswerteſter Weiſe ſehr. Ueber unſere
geſamte Tätigkeit des Vorſtandes gibt Ihnen der gedruckte
Tätigkeits=
arbeit, die der Vorſtand und die Geſchäftsführung unſerer Kammer zu
leiſten hatten, anführen. Wir haben Ihnen ein Geſamtbild unſerer
Tätigkeit gegeben und Sie dürften ſich überzeugt haben, daß die Auf=
Tag zu Tag mehren.
Wir haben im abgelaufenen Geſchäftsjahr für das heſſiſche Handwerk
eine bedeutungsvolle Neueinrichtungen getroffen, 8 Handwerkskammer=
Nebenſtellen wurden neu errichtet. Ich betrachte dieſe Einrichtung als
eine überaus ſegensreiche Erweiterung unſerer Kammer und Sie dürſ=
das nue Geſchäftsjahr 1996 haben wir von dem Geſichtspunkt der
ſpar=
ſamſten Geſchäftsführung ausgehend zuſammengeſtellt. Wir haben
aller=
dings Beträge eingeſtellt, wie ſie in den Voyanſchlägen der vergangenen weiter übrig, als den Weg der Selbſthilfe, der vor allem die Schaffung
Jahre Ihrerſeits genehmigt wurden. Wir werden uns noch eingehend
über dieſen Voranſchlag zu unterhalten haben.
Auch das gewerbliche Unterrichtsweſen hat uns gerade in den letzten
Monaten außerordentlich viel beſchäftigt. Das Landesbildungsamt trat
könne. Wir haben dieſes Anſinnen mit einem Gegenvorſchlag abgelehnt
und der Bericht unter Punkt 7 wird Ihnen hierüber noch genaue
Auf=
klärung geben. Als Neueinrichtung unſerer Kammer wollen wir der
Vollverſammlung vorſchlagen, eine Betriebswirtſchaftsſtelle mit einem
Koſtenaufwand von Mk. 10 000 und ein Schiedsgericht mit einem
Koſten=
aufwand von Mk. 8000 zu errichten. Steht trotzdem der Voranſchlag
in ſeiner Geſamtſumme gegen das Vorjahr nur um Mk. 10000 höher,
ſo iſt dies auf Erſparung in den einzelnen Poſitionen zurückzuführen.
Wir werden noch eingehendſt bei Punkt 8 auf dieſe Neueinrichtungen
zurückommen. Mit unſerer vorgeſetzten Behörde, dem Miniſterium für
Arbeit und Wirtſchaft, ſtanden wir im beſten Einvernehmen. Der
Staats=
kommiſſar. Herr Miniſterialrat Hechler, war in allen Vorſtandsſitzungen
anweſend. Er war uns ſtets ein treuer Berater und durch ſeine
Ver=
mittlung zwiſchen Kammer und Miniſterium war ein nur reibungsloſes
Arbeiten gewährleiſtet.
Ich darf bei dieſer Gelegenheit dem geſamten Miniſterium für
Ar=
beit und Wirtſchaft für ſein ſtets bereitwilliges Entgegenkommen und
auch beſonders dem Staatskommiſſar Herrn Miniſterialrat Hechler für tung eines Schiedsgerichts für Handwerk und Gewerbe. Es wird
beabſich=
ſeine liebenswürdige Unterſtützung den aufrichtigſten Dank der Kammer tigt, ein Schiedsgericht zu ſchaffen, das dem Handwerk die Möglichkeit
hiermit zum Ausdruck bringen.
Wir wollen nunmehr in die Verhandlungen eintreten und ich hoffe,
daß wir imn größter Einmütigkeit dieſe reichhaltige Tagesordnung
durch=
arbeiten. Ich bitte Sie, meine Herren, üben Sie nun Kritik an unſerer
Tätigkeit, ſind Sie aber nicht kleinlich, denn wir ſind der Auffaſſung,
der Vorſtand ſowohl wie die Geſchäftsführung unſerer Kammer hat ſeine
volle Schuldigkeit getan. Wir erwarten von Ihnen nicht nur die
Be=
mängelung unſerer Arbeit, ſondern auch Anregungen aller Art, die für
das kommende Geſchäftszjahr recht reichliche Arbeitsſtoffe für den
Vor=
ſtand bieten ſollen. Von kleinlichem Geſichtspunkt aus iſt die heſſiſche
Handwerkskammer, die berufsſtändige Vertretung des heſſiſchen
Hand=
werks, nicht zu führen und nicht zu leiten. Ein großes Ziel ſteht uns
vor Augen, um dies zu erreichen, müſſen alle Kräfte, die verfügbar ſind,
zuſammen wirken und zuſammen arbeiten. Geſchloſſenheit und
Einig=
keit im Innern. Treue, Fleiß und Opferwilligkeit des einzelnen ſowohl
wie zur Geſamtheit verbunden mit einer ſtarken zielbewußten Führung
ſind Erforderniſſe zum Wiederauftieg unſeres Standes und unſeres
ganzen Vaterlandes.
Dem Vorſitzenden wurde für ſeine Ausführungen lebhafter Beifall
gezollt. Dann trat man in die Tagesordnung ein. Zu Punkt 1 wird an nicht allzu große Anteilſcheine, ſehr leicht zu erreichen.
dem verſtorbenen Kammermitglied Schreinermeiſter Heil, Fränkiſch=
Crum=
ßen, ein ehrenvoller Nachruf gewidmet. Die Anweſenden ehren das
Andenken durch Erheben von den Sitzen. Ein Antvag des
Ortsgewerbe=
vereins Pfungſtadt auf intenſivere Ausgeſtaltung der Lehrlingskontrolle
fand Verleſung. — Dann wurde dem Herrn Schloſſermeiſter Nold und
dem Vorſitzenden des Geſellenausſchuſſes Engel ein Diplom für 25jährige
Mitgliedſchaft überreicht.
Zu Punkt 2 liegt ein von Direktor Schüttler verfaßter Bericht über
die Tätigkeit des Vorſtandes in Druck vor. Da dieſer Bericht allen
Delegierten bekannt war, trat man ſofort zu Punkt 3 der
Tagesord=
nung über.
Dieſer ſah die Berichte der Geſchäftsführer der Handwerkskammer=
Nebenſtellen über die bis jetzt entfaltete Tätigkeit vor. Es ſprachen die
ßen), Dr. Reiff (Friedberg), Dr. Schwank (Mainz) und Dr. Kaiſer
(Worms).
guten Boden im Handwerk gefaßt hat und daß es die Geſchäftsführer
und die Vorſitzenden der Nebenſtellen verſtehen, das Handwerk der
ein=
zelnen Bezirke organiſatoriſch und auch perſönlich zu bearbeiten.
Weſent=
liche Vorteile werden durch dieſe Einrichtung dem Handwerk zugeführt.
kuſſion werden einige Fragen angeſchnitten u. a. ob dieſe Nebenſtellen
als amtliche Stellen anerkannt werden. Dieſe Frage wird von Herrn
Miniſterialrat Hechler bejaht. Man berät über die Einrichtung einer
gegen Alzeh auf Mehrheitsbeſchluß der Betrag von 6000 Mk. als Zu= lichen Verwaltung herbeigeführt werden.
ſchuß bewilligt.
Zu Punkt 4 gibt Direktor Schüttler das Rechnungsergebnis des
Jahres 1925 bekannt und erläutert die einzelnen Poſitionen ſowie die
Abweichungen gegenüber dem Voranſchlag.
Zu Punkt 5 trägt anſchließend Kammermitglied Rempel das
Er=
bricht erſchöviend Aufſchluß. Wir konnten naturgemäß nicht alle Klein= gebnis der Buch= und Belegprüfung im Auftrag der Nechnungsprü= glieder als Rebiſoren in den einzelnen Ortsgruppen zur Entlaſtung des
Entlaſtung zu erteilen. Dem Vorſtand ſowie dem Nechner wurde Ent= krankenkaſſe Frankfurt betreffend, an, die von dem Vorſitzenden
beant=
gaben, die der Kammer zufallen, immer größere werden und ſich von laſtung einſtimmig erteilt. Der Vorſitzende dankt allen Mitarbeitern,
auch beſonders den inzwiſchen zur Tagung erſchienenen Abgeordneten
wahl der ſeitherigen Rechnungsprüfungskommiſſion.
Unter Punkt 6 wird zunächſt Punkt 7 mitbehandelt. Hierbei er= dauerte, förderte ganz erheblich die Intereſſen des Handwerks. Die
ſtattet Direktor Schüttler ein eingehendes Referat über die Verhandlun= 8
ten ſich aus den unter Punkt 3 unſerer Tages rduuug zu gebenden Be= gen betreffend das gewerbliche Unterrichtsweſen. Er erläutert ausführ= klaren und wichtigen Ausführungen der Redner.
Ginten der Jo
duſtrie= und Handelskammern und dem Miniſterium geführt wurden.
Die Wünſche des Handwerks auf Unterſtellung der reinen
Gewerbe=
ſchulen unter die Handwerlskammer haben bis jetzt kein Verſtändnis
ge=
funden, der Städtetag hat einen ſelbſt ausgearbeiteten Entwurf, dem
Landesamt für das Bildungsweſen vorgelegt. Dieſes Ergebnis zwingt
richten der einzelnen Kammernebenſtellen überzeugen, daß trotz der Kürze nunmehr auch das Handwerk, mit ſeiner Auffaſſung offiziell an das
des Beſtehens dieſer Nebenſtellen, dieſelben ſchon im geſamten heſſiſchen Bildungsamt heranzutreten, und kann ſich zu einer Koſtenleiſtung nur
Handwerk eine gute Einführung erfahren haben. Den Voranſchlag für entſchließen, wenn ſeinen Forderungen entſprochen oder die reinen
Ge=
werbeſchulen aus dem Geſetzentwurf überhaupt herausgenommen
wer=
den. Sollte dieſe Vorſchläge Ablehnung finden, dann bleibt nichts
von Bildungsſtätten zur Aus= und Fortbildung der einzelnen
Handwerks=
zweige erſtrebt, zu beſchreiten. Die Beſtrebungen gehen dahin, den
An=
gehörigen des Handwerks eine möglichſt ausgiebige Ausbildung zu
ge=
währen. Daher möge die Vollverſammlung den Betnag von 100 000
mit der Forderung von Mk. 150 000 an die Kammer heran, mit dem Mark bewilligen, der nur dann benötigt werde, wenn die Regierung
Entgegenkommen, daß die Kammer künftighin beratend mitarbeiten, dem Handwerk einen Einfluß auf ihre Schulen reſtlos zubillige,
andern=
falls werde nur ein Betrag von 50 000 Mk. für eigene einzurichtende
Fachſchulen benötigt. — In der äußerſt lebhaften, längeren und zum
Teil erregten Ausſprache äußerſt beſonders Herr Steinmetz ſeine Anſicht
öfters dahin, daß zu viel Unklarheiten über dieſen Punkt herrſchten.
Nach Klarſtellung dieſer Fragen und nachdem der Antrag von ſeiten des
Vorſitzenden und des Vorſtandes des Schulausſchuſſes lebhafteſt
befürwor=
tet wurde, wurde er mit 25 Stimmen (von 36 Delegierten) angenommen.
Der Vorſitzende Nohl trägt hierauf den gebruckt vorliegenden
Vor=
anſchlag in ſeinen einzelnen Teilen vor und erläutert, in welcher Form
die Umlagen aufgebracht werden ſollen. Der Voranſchlag wird nach
Streichung von 100 000 Mk., den Baufonds betreffend, angenommen.
Zu Punkt 8 berichtet zunächſt Dr. Bünnings, Gießen, über die
Errichtung einer Betriebswirtſchaftsſtelle in Gießen und der
Arbeits=
tätigkeit dieſes Betriebsforſchungsinſtituts, das für das geſamte heſſiſche
Handwerk von Bedeutung ſei. Später ſei dann eine Dezentraliſation
vorgeſehen. — Direktor Schüttler erſtattet ein Referat über die
Errich=
zur außergerichtlichen Regelung auftretender Streitigkeiten und
Meinungs=
verſchiedenheiten aus Lieferungen. Verträgen uſw. mit geringſter
Zeit=
verſäumnis und mit kleinſtem Koſtenaufwand gewährleiſtet. Derartige
Einrichtungen ſind von verſchiedenen Kammern eingeführt, ſie haben ſich
trefflich bewährt. Tatſächlich üben ja Handwerkskammer und
Nebenſtel=
len derartige Beratungen ſchon ſeit langem aus, es gilt nur hier, eine
Einrichtung entſprechend den geſetzlichen Beſtimmungen zu ſchaffen,
die auch tatſächlich rechtsgültige Schiedsſprüche fällen kann. Dazu
kommt, daß der Reichswirtſchaftsminiſter durch den deutſchen Handwerks=
und Gewerbekammertag den Handwerkskammern dringend empfahl,
Schiedsſtellen zum Ausgleich von Streitigkeiten zwiſchen Produzent und
Konſument zu ſchaffen. Hierdurch ſoll ein Grundgedanke des
Preis=
abbaugeſetztenwurfs, der wie bekannt zurückgezogen wurde,
Verwirk=
lichung finden.
Zu Punkt 9. Kreditwirtſchaft, und zugleich zu Punkt 11 gab Direktor
Paech eingehende Darlegungen über Zweck und Ziele der
Handwerker=
zentralgenoſſenſchaft. Er betonte, daß dem Handwerk zwar Kredit zur
Verfügung geſtellt worden ſei, aber man müſſe beſtrebt ſein, mit
eige=
nem Kapital zu arbeiten. Dies ſei durch guten Willen, man denke nur
Zu Punkt 10, Steuerfragen, erſtattet Syndikus Dr. Lindemann ein
umfangreiches Referat. Nach einleitenden Darlegungen über die
Zu=
ſammenhänge zwiſchen Inhalt und Umfang der Staats= und
Gemeinde=
aufgaben und den aufzubringenden Laſten, die letzten Endes in ganz
überwiegendem Maße von der deutſchen Wirtſchuft aufzubringen ſind,
ſchildert er die gegenwärtige Situation hinſichtlich der Reichs=, Landes=
und Gemeindeſteuern und deren Wirkung auf das Handwerk.
Die Verſammlung faßt folgende Reſolution, die einſtimmig
ange=
nommen wurde:
Die 32. Vollverſammlung der heſſiſchen Handwerkskammer
be=
ſchließt: Das Handwerk hat ein Intereſſe an dem Vorhandenſein einer
aktionsfähigen Staats= und Gemeindeverwaltung. Es betrachtet indeſſen
den noch heute beſtehenden Umfang der Staats= und Gemeindezwecke
und deren Koſten als unvereinbar mit dem Geſamtertrag des deutſchen
Herren: Dr. Goll (Darmſtadt), Dr. Höhlbaum (Offenbach), Nöhr (Gie= Volkes. Die Folge einer dauernden Ueberanſpannung mit öffentlichen
Laſten iſt der Zuſammenbruch der deutſchen Wirtſchaft und damit die
Quelle des Volkseinkommens. Die Zeichen eines ſolchen Zuſammen=
Aus den Referaten geht hervor, daß dieſe Neueinrichtung bereits bruchs machen ſich bereits in erſchreckendem Umfang bemerkbar.
Re=
gierungen, Verwaltungen und Parlamente müſſen den Mut und die
Kraft aufbringen, um in durchgreifendem Maße die Staatsaufgaben
und die ganze noch immer aufgeblähte Verwaltung zurückführen auf
eine nach dem Zuſtand der Wirtſchaft dauernd tragfähigen Baſis. Es
Die Beratungen nehmen immer mehr zu. In der anſchließenden Dis= gilt eine Entäußerung von allen jenen Teilen der Staats= und
Ge=
meindeverwaltung, die im Rahmen unſerer heutigen Lage von nicht
ab=
ſoluter Dringlichkeit ſind und die der freien Entwicklung überlaſſen
wer=
den müſſen. Lediglich durch ſolche Maßnahmen kann eine ausreichende
weiteren Nebenſtelle in Alzeh. Dieſe Neuſchaffung wird abgelehnt, da= Verringerung der von der Wirtſchaft aufzubringenden Laſten der öffent=
Zu Punkt 11, beteffend Neubeſtellung von
Geſellenprüfungsaus=
ſchiſſen, wird der vorliegende Antrag genehmigt. — Weiter wird noch
der zu Beginn der Tagung verleſene Antrag Haſenzahl=Pfungſtadt, betr.
Lehrlingshaltung, behandelt. — Eine lebhafte Ausſprache entſpinnt
ſich über die Frage beglaubigter Bevollmächtigung einzelner
Kammermit=
fungskommiſſion vor ebenſo ſtellv, Vorſitzender Becker das Ergebnis der Herrn Neſſel. — Dem Antrag wird in der Vorſtandsſitzung
näherge=
vorgenommenen Kaſſeprüfung. Es wird Antrag geſtellt, dem Nechner treten werden. Herr Steinmetz ſchneidet einige Fragen, die
Handwerker=
wortet werden.
Im Laufe der Sitzung erſchien von der Bauabteilung des Finanz=
Haurt und Lautenbacher für ihre Unterſtützung. Es erfolgte Wieder= miniſteriums Miniſterialrat Wagner, um der Tagung einige Stunden
beizuwohnen. — Die Tagung, die ohne Mittagspauſe bis halb 5 Uhr
Delegierten und Anweſenden folgten aufmerkſam und mit Intereſſe den
wie es möglich ist, jeden unnützen Zeitverlust zu vermeiden? —
Hast Du auch schon einmal erwogen, wieviel kostbare Stunden Dir durch
unvorher-
gesehene Reifenpannen verlorengingen und was Du an Zeit und Geld hättest
ersparen können? —
Dann ziehe hieraus die Nutzanwendung und wähle für Deinen Wagen eine Bereifung,
die ebenso zuverlässig wie schnellist. Beide Eigenschaften besitzt der Continentaſ=
Ballon-Reifen.
Der Name Continental” besagt schon genug, er bedeutet Gualität und
Zuuerlässigkeit. Die Bezeichnung „Ballon” ist gleichbedeutend mit „
Nieder-
druckreifen”, also jener überaus geschmeidigen modernen Bereifung, die in
wenigen Jahren die Welt erobert hat.
Jeder — auch Du — kann seinen Wagen hiermit sofort ausrüsten, auch dann,
wenn er bisher den gewöhnlichen Hochdruckreifen fuhr, da Continental „Type-
Ballan” ohne weiteres auf die normale Felge paßt. Wer
Aollan
[ ← ][ ][ → ]Mummer 158
Starkenburg.
* Arheilgen, 7. Juni. Die Stimmliſten für den am 20. Juni ſtatt=
Findenden Volksentſcheid liegen gegenwärtig während der Dienſtſtunden
(auf dem Rathauſe zur Einſicht offen. Daſelbſt können Einwendungen
negen die Richtigkeit und Vollſtändigbeit der Stimmliſten ſchriftlich oder
mründlich zu Protokoll erhoben werden. Berechtigt ſind alle Perſonen
männlichen und weiblichen Geſchlechts, die am Tage der Abſtimmung
as 20. Lebensjahr zurückgelegt haben. Wer die Eintragung eines
TVählers verlangt, muß für dieſen die für die Stimmberechtigung
erfor=
erlichen Nachweiſe erbringen. Für die Wahl bildet die Gemeinde vier
*Vahlbezirke. Wahllokale ſind: Gemeindeturnhalle, Wahlvorſteher:
Ge=
reinderat Kunz, Stellvertreter: Gemeinderat Stumpf; Kirchenſchulhaus
FVahlvorſteher: Bürgermeiſter Jung, Stellvertreter: Gemeinderat
23feiffer; Rathaus, Wahlvorſteher: Beigeordneter Spengler,
Stellver=
eter: Gemeinderat Eißler; Arheilger Mühlchen, Wahlvorſteher:
Phi=
äpp Strauch, Stellvertreter: Heinrich Andreas. — Das vom
Turn=
erein 1876 e. V. am 12., 13. und 14. ds. Mts. ſtattfindende 50 jährige
Bubelfeſt hat folgende Feſtfolge: Am Samstag, den 12. Juni: Empfang
d er auswärtigen Wetturner, abends 7 Uhr: Kampfrichterſitzung, 8½ Uhr:
Fackelzug nach dem Feſtplatz, daſelbſt Konzert, Geſang und turneriſche
Aufführungen. Sonntag, den 13. Juni: Weckruf, Wetturnen, Empfang
uswärtiger Vereine und vormittags 11 Uhr: Feſtakt in der Turnhalle.
Im 2 Uhr: Feſtzug durch die Ortsſtraßen zum Feſtplatz, daſelbſt
tur=
weriſche Darbietungen und um 6 Uhr abends: Siegerehrung. Abends
. Uhr finden turneriſche Vorführungen des feſtgebenden Vereins ſtatt.
Im Montag vormittag Frühſchoppen mit Konzert nachmittags Umzug
sarch den Ort nach dem Feſtplatz, daſelbſt Volksfeſt. Abends großes
Feuerwerk und Turnen.
* Griesheim, 6. Juni. Gemeinderatsbericht. In der
letzten Gemeinderatsſitzung, in der als erſter Punkt der elektriſche
Bahn=
nau Darmſtadt—Griesheim auf der Tagesordnung ſtand waren als
Stellvertreter der Heag Direktor Bohnenberger und Herr Oberingenieur
Treuſch anweſend. Nach eingehender Ausſprache wurde beſchloſſen,
be=
zrüglich der Weiterführung der Linie bis zur hieſigen Bürgermeiſterei
mittels Geſuch beim Kreisamt bezw. Miniſterium vorſtellig zu werden.
Serr Direktor Bohnenberger erklärte ſich zum Ausbau dieſer Linie im
Anſchluß an die Hauptlinie nach erteilter behördlicher Genehmigung
Sereit. Mit der vorgeſehenen Laderampe neben der Jahnſtraße und
wer Ausweiche auf der Neuen Darmſtädterſtraße erklärt ſich der
Ge=
rneinderat einverſtanden. Der Beſchluß vom 29. April ds. Js. wird im
ebrigen dahin ergänzt bezw. geändert, daß nur die bereits beſtehenden
Gebäude und die event. zwiſchen dieſen noch zur Erbauung kommenden
Säuſer mit Ueberfahrten verſehen werden ſollen. Die nach dem
An=
weſen des Philipp Reinheimer 1. zur Erbauung kommenden Gebäude
erhalten einen Parallelweg mit der Darmſtädter Chauſſee.
* Pfungſtadt, 8 „Juni Stiftungsfeſt. Die Zahlſtelle
Pfung=
ſtadt des Verbandes der Lebensmittel= und Getränkearbeiter feiert am
12., 13. und 14. Juni ihr 30. Stiftungsfeſt, verbunden mit Bannerweihe.
Das Feſt iſt wegen des Volksentſcheides um acht Tage vorverlegt worden.
* Pfungſtadt, 8. Juni. Die Feuchtigkeit der letzten Tage
rnacht ſich auf den Wieſen recht unangenehm bemerkbar. Tiefer liegende
Wieſen ſtehen bereits unter Waſſer. Für das Setzen der Rüben war
Das Wetter allerdings günſtig.
* Hahn b. Pfungſtadt, 8. Juni. Der neue Saal des Gaſthauſes
„Zur Rheinluft” geht ſeiner Vollendung entgegen. Die Einweihung
ſoll noch in dieſem Monat ſtattfinden.
H. Eberſtadt, 6. Juni. Gemeinderatsſitzung. Am
Don=
rierstag abend fand unter dem Vorſitze des Bürgermeiſters eine
Ge=
rneinderatsſitzung ſtatt. Zunächſt wurden die vom Bauausſchuß in ſeiner
Sitzung vom 1. 6. gefaßten Beſchlüſſe gutgeheißen. Hiernach nehmen die
Bauluſtigen Ph. Kaltwaſſer, Aug. Wolf, Karl Kegel, Bernh. Schlegel,
Johs. Beutel 2. und Joh. Hch. Müller, da ſie durch die erbrachten Unter=
Tagen die geforderten Vorausſetzungen erfüllt haben, an der Ausſchüttung
Oes der Gemeinde für 1926 zugekommenen ſtaatlichen Baudarlehens von
28 000 Mark teil. Durch die Zuführung einer elektriſchen Lichtleitung
rrach dem Feſtplatze entſtehende Arbeitern werden dem Heinrich Baldus
gum Angebotspreiſe übertragen. Von der Errichtung einer Obſtmarkt=
Halle auf dem nicht gemeindeeigenen Gelände des Turnplatzes in der
SMarktſtraße, die die Marktkommiſſion gewünſcht hatte, ſoll mit Rückſicht
auf die vorgeſchrittene Jahreszeit für dieſes Jahr Abſtand genommen
averden. Im nächſten Jahre will der Gemeinderat auf die Angelegen=
Geit zurückkommen. Die Genehmigung zur Aufſtellung einer
Dapolin=
wumpe vor dem Anweſen „Zur Stadt Heidelberg” (Krüger) wird erteilt.
DDie notwendig gewordene Eichung und Inſtandſetzung der Gemeinde=
Wrücken= und Viehwage wird zur Ausführung der Firma Schenck=
Darm=
ſſtadt übertragen. Die Anlieferung von Anthrazitkohlen und Eierbriketts
Für die Verwaltung erhalten Guſtav Weiſe und Wilhelm Fiſcher 2. zu
Dem gemeinſam eingelegten Preiſe. Der Gemeinderat ſetzte hierauf die
Beratung des Gemeindevoranſchlags für das Rechnungsjahr 1926 fort.
Di Rubriken 42, 43, 44, 45, 46 48, 49, 56, 57 58, 59 und 61 der
Betriebs=
nund ſämtliche Rubriken der Vermögensrechnung werden ohne Debatte
angenommen. Es ſchließen bei der Betriebsrechnung: Rubrik 42 (
Ruhe=
gehalte, Witwen= und Weiſengelder, Sozialfürſorge): in Einnahmen mit
33 500 Mark, in Ausgaben mit 71 463 Mark; Rubrik 43 (Erwerbsloſen=
Fürſorge): in Einnahmen mit 76 600 Mark, in Ausdaben mit 87 300
Mark; Rukrik 45 (Wohnungsfürſorge: in Einnahmen mit 126 638,46
MMark, in Ausgaben mit 128 087 Mark; Rubrik 46 (Steuern): in
Aus=
gaben mit 13 176 Mark; Rubrik 48 (Sonderſteuern): in Einnahmen mit
n1700 Mark; Rubrik 49 (Anteile an Reichsſteuern): in Einnahmen mit
60 100 Mark. Mit der Annahme dieſer Rubriken war die Beratung des
Woramſchlags beendet. Der Voranſchlag ſchließt mit einem Fehlbetrage
won insgeſamt 143 806,99 Mark, wobei berüickſichtigt iſt, daß dem Reſerve=
Fonds (Rubrik 56) ein Betrag von 10 000 Mark zugeführt wird. Die
Geſamteinnahmen belaufen ſich nach dem Abſchluſſe auf 469 561,51 Mark,
Die Geſamtausgaben auf 613 368,50 Mark. Es wird beſchloſſen, den
30 000 Mark überſteigenden Rechnungsreſt von 1924, der ſich auf
26 236,/44 Mark ſtellt, zur Angleichung zu verwenden, ſodaß ein Betrag
won 117 570,55 Mark durch Geweindeumlagen zu decken bliebe. Da
hier=
won bei Anwendung eines vorgeſchriebenen Sonderſteuerſatzes von 50
Bfennig (1925: 60 Pfennig) und bei Anwendung der gleichen
Ausſchlag=
ffätze für Grund= Gebäude=, und Gewerbeſteuer wie im Vorjahre
212175,97 Mark Reſt bleiben und der Gemeinderat ſich über die Art der
DDeckung nicht ſchlüſſig werden konnte, wurde die Abſtimmung über den
Woranſchlag und die Beſchlußfaſſung über die Feſtſetzung der
Aus=
fſchlagſätze zur Aufbringung der Gemeindeumlagen vertagt. Der
Vor=
anſchlag des Gemeinde=Waſſerwerks ſür das Rechnungsjahr 1926 wurde
runverändert angenommen. Die durch die Erhöhung des Waſſerpreiſes
von 16 auf 18 Pfennig per Kubikmeter aufkommende Mehreinnahme
in Höhe von 1800 Mark gegenüber dem eingeſtellten Betrage ſoll dem
Maſchinen=Erneuerungsfonds zufließen. Zu Vertretern der Gemeinde
bei der Bezirksſparkaſſe Zwingenberg werden die Gemeinderäte Böhme,
Meidinger, Heißt, Mahr und Dächert gewählt. Der Antrag des
Ge=
meinderats Quari auf Einführung der Lernmittelfreiheit in der hieſigen
Volksſchule wurde gegen die Stimme des Antragſtellers abgelehnt. Ein
Antrag des Gemeinderats Harniſchfeger, die Verwertung des Heugraſes
auf den Mühlwieſen betreffend, fand Annahme. Eine Submiſſion über
die Anlieferung von Futterartikeln für das Gemeinde=Faſelvieh wird
genehmigt. Als Erſatz für ein verſtorbenes Mitglied der
Wohnungs=
kommiſſion wurde Prier mit Stimmenmehrheit gewählt. Das
Kon=
zeſſionsgeſuch des Ludwig Pabſt für das Haus, Alte Darmſtädterſtr. 8,
verfiel bei Stimmengleichheit wiederholt der Ablehnung. Die
Eintei=
lung der Wahlbezirke für die Abſtimmung über den Volksentſcheid am
20. ds. Mts. iſt die gleiche wie bei der Beigeordnetenwahl. Ob für die
Abſtimmungsberechtigten der Villenkolonie ein beſonderer Wahlbezirk
gebildet werden kann, wird geprüft werden. Eine Einladung der
Ge=
ſangvereine zu dem am nächſten Sonntag hierorts ſtattfindenden
Wer=
tungsſingen des Gaues Bergſtraße des Odenwaldſängerbundes wurde
dem Gemeinderat zur Kenntnis gebracht. Kleine Vorlagen und Geſuche
werden den Ausſchüſſen überwieſen. Zum Schluß fand eine geheime
Sitzung ſtatt, die bis 1½ Uhr andauerte.
Mittwoch, den 9. Juni 1926
* Malchen, 8. Juni. Todesfall. Der lange Jahre an der
hieſigen einklaſſigen Volksſchule tätig geweſene Lehrer Peter Berck
iſt in der Nacht zum Sonntag geſtorben. Lehrer Berck, der von
Erz=
hauſen ſtammte und das Bensheimer Lehrerſeminav im Jahre 1881
abſolvierte, hat ſich hier allgemeiner Beliebtheit erfreut und große
Ver=
dienſte um die Schule und Gemeinde Malchen, mit der er eng verbunden
war, erworben. Seit Jahren lebte er im Ruheſtand.
* Ober=Ramſtadt, 7. Juni. Die ſtarken Niederſchläge der letzten
Wochen haben wohl das Wachstum der Hackfrüchte gut gefördert,
ande=
rerſeits aber auch die Kleeheuernte ſtark verzögert. Iſt doch Klee in
hieſiger Gemarkung bis jetzt nur vereinzelt gemäht und auch da meiſt
nicht ohne Regen eingebracht worden. Auch Weizen und Roggen hat
ſich infolge der ſtarken Regenfälle an tieferen Stellen ſchon gelegt, ſodaß
dort mit Lagerfrucht gerechnet werden muß.
r. Babenhauſen, 8. Juni. Noch im Laufe dieſes Monats ſoll die
neue Glocke für unſere Gemeinde eintreffen. Sie ſoll dann mit den
alten Glocken ſo umgehängt werden, daß ein ſchönes, harmoniſches
Zuſammenläuten erzielt wird. Um die Koſten hierfür zu beſtreiten,
beabſichtigt der evangcliſche Kirchenvorſtand, Anteilſcheine auszugeben,
die für je 10 RM. erworben werden können. Ab 1927 werden jährlich
mindeſtens 20 Scheine zur Rückzahlung wieder ausgeloſt. Es wäre zu
wünſchen, daß recht viele Anteilſcheine ervorben würden, um dadurch
ein Werk zu fördern, das auf Wunſch der Gemeinde ſelbſt begonnen
wurde.
* Michelſtadt, 8. Juni. Voranſchlagberatung. Der
Be=
triebs= und Vermögensvoranſchlag der Stadt Michelſtadt hat den
Ge=
meinderat in ſeiner letzten Sitzung eingehend beſchäftigt. Der vorjährige
Betriebsvoranſchlag ſchloß mit 428 142,86 Mark, der diesjährige infolge
Senkung verſchiedener Ausgaben mit 387 863,82 Mark. Dieſe Vorſehung
der Verwaltung blieb in den Beratungen des Gemeinderats unverändert.
In der Vermögensabteilung ſind die Ausgaben für die Errichtung der
d’Orvillſtraße und, für die geplante Kleinpflaſterung des unteren Teiles
der Frankfurterſtraße enthalten. Die Gemeindeumlagen wurden auf
Antrag der Verwaltung nach keiner Richtung erhöht. Die Fraktion der
Rechten bemühte ſich, eine weitere Senkung der Verwaltungsausgaben
herbeizuführen, doch wurden die Anträge durch die Mehrheit der Linken
abgelehnt. Nach dem Antrage des Bürgermeiſters wird ein
Schreibge=
hilfe bei der Stadtkaſſe und ein Feldſchütz abgebaut. Von den einzelnen
Poſitionen des Voranſchlags iſt die Rubrik 4, Waldungen, hervorzuheben.
Die Einnahmen haben ſich, obwohl verhältnismäßig guinſtige Holzpreiſe
erzielt wurden, hier gegenüber dem Vorjahre geſenkt von 61 855 Mark
auf 45 960 Mark. Die Vermehrung der Ausgaben iſt auf eine weitere
Verteuerung der Beförſterung des Waldes und erhöhte Holzhauerlohne
zurückzuführen. Eine größere Debatte entſpann ſich über den
Fuhr=
ſverksbetrieb. Gemeinderat Bert forderte den ſofortigen Abbau eines
Fuhrwerkes. Der Bürgermeiſter wies darauf hin, daß das ſtädtiſche
Fuhrwerk bei einem Anſatz von nur 6 Stunden täglicher Arbeit pro
Stunde 2 Mark koſte, während Private 3 und 3,50 Mark verlangen
würden. Tatſächlich würde aber das Fuhrwerk täglich mehr als 6
Stun=
den arbeiten, zurzeit beiſpielsweiſe 10 Stunden. Schließlich fand ein
Vermittlungsantrag des Gemeinderats Arzt Annahme, wonach ein
Fuhrwerk bis ſpäteſtens 1. November 1926 abgeſchafft werden ſoll. —
Die Koſten der Wohlfahrtspflege haben auch in dieſem Jahre eine
enorme Steigerung erfahren. Auf dem Gebiete des Schulweſens
ent=
ſtand eine lebhafte Debatte über den Antrag der Verwaltung, in dem
Voranſchlag das Gehalt für einen Lehrer vorzuſehen, da die Stadt die
Entwicklung der Klaſſen mit erweiterten Zielen ſicher ſtellen wolle. Durch
den Lehverabbau im Staate iſt der für dieſes Jahr ſonſt ſtagtlicherſeits
zur Verfügung zu ſtellende Lehrer nicht gekommen. Die Rechtsfraktion
des Gemeinderates widerſetzte ſich dem Antrage mit dem Hinweis darauf,
daß an der Oberrealſchule genügend Gelegenheit zur Ausbildung der
Kinder gegeben ſei. Von der Verwaltung wurde auch auf Grund der
Abſtimmung in dem Schulvorſtande der Antrag mit der Begründung
verteidigt, daß es ſich um ein ganz anderes Lehrziel handele, das in
Oberrealſchule nie erreicht würde. Ein Vermittlungsantrag Arzt, die
Beſtellung eines Lehrers in Gemeinſchaft mit Erbach vorzunehmen,
wurde einſtimmig angenommen. Der Antrag der Verwaltung, die
Be=
ſtellung auf Koſten der Stadt Michelſtabt allein vorzunehmen, wenn
eine Vereinbarung mit Erbach nicht möglich ſei, wurde unter dem
Wider=
ſpruch der Rechten mit den Stimmen der Linken einſchließlich
Demo=
kraten beſchloſſen. Die Geſamtausgaben für das Schulweſen (
Volks=
ſchule, Oberrealſchule, Gewerbeſchule und Landwirtſchaftsſchule) betragen
rund 45 600 Mark. Auf Grund des Antrags, den Bürgermeiſter Ritzel
als Kreistagsmitglied geſtellt hat, gehen hiervon rund 20000 Mark
Anteile des Kreiſes an den Koſten der Oberrealſchule wieder ein
Für Kleinpflaſterung in der Frankfurterſtraße wurden 22 540 Mark
vorgeſehen, für Projektierung einer neuen Kanaliſationsanlage für den
geſamten Stadtbezirk 2500 Mark. Die Anteile an Reichsſteuern laſſen
nach den Mitteilungen des Miniſteriums eine weſentliche Senkung
erwarten. Sie betrugen im Vorjahre 62000 Mark, im Jahre 1926
vor=
anſchlagsmäßig 48 800 Mark. Für Wohnungsfürſorge und Gebände
wur=
den insgeſamt rund 50 000 Mark verausgabt.
s. Beerfelden, 8. Juni. Der heutige Viehmarkt nahm einen
befriedigenden Verlauf. Infolge Auftriebs einer genügenden Zahl von
Rindvieh und Ferkeln wurde lebhaft gehandelt und gekauft, ſodaß die
Marktleitung von dem Verlauf der Veranſtaltung ſehr befriedigt iſt. —
Die am Samstag vom Sparerbund einberufene Verſammlung
zwecks Propaganda für ein Volksbegehren für eine gerechte Aufwertung
war ziemlich ſchwach beſucht; da eine große Zahl hieſiger Bewohner
durch anderweitige Vereinsverpflichtungen vergeben war. An den
Vor=
trag von Herrn Profeſſor Axt ſchloß ſich eine lebhafte Diskuſſion an,
in welcher Redner über eine Anzahl geſtellter Fragen erſchöpfend
Aus=
kunft gab.
Hirſchhorn, 8. Juni. Waſſerſtand des Neckars. Am 7.
Juni: 1,89 Meter; am 8. Juni: 1,70 Meter. Regen.
* Von der Bergſtraße, 7. Juni. Vielbegehrte
Bürger=
meiſterſtelle. Für die erledigte Bürgermeiſterſtelle in Heddesheim
haben ſich 46 Bewerber eingeſtellt, darunter ein Regierungsrat, ein
Rechtsanwalt, eine ganze Reihe von oberen ſtädtiſchen und
Bankbeam=
ten Verwaltungsinſpektoren, Juſtizbeamten, Volkswirtſchaftlern,
Kauf=
leuten uſw. — EinOpferdes Dienſtes. Der Feldſchütze
Hart=
ner in Hockenheim verfolgte einen Kirſchendieb. Dabei wurde er von
einem Herzſchlag betroffen, der ſeinen ſofortigen Tod herbeiführte.
* Hähnlein, 7. Juni. Dieſer Tage wurde durch die Geiſtesgegenwart
des Eiſenbahnbeamten Rh. an der Station Hähnlein ein vielleicht
ſchwerer Unfall verhütet. Um 7 Uhr 30 Minuten paſſierte hier ein
Perſonenzug, au3 der Richtung Mannheim kommend, die Station. Die
dem Zuge entſtiegenen Paſſagiere mußten warten, bis der Zug vorbei
war. Während der Zug über den Uebergang fuhr, meldete ein aus der
Richtung Darmſtadt kommender Güterzug, die Glockenſignale waren
aber vor dem Geräuſch des abfahrenden Perſonenzuges nicht zu hören.
Der Beamte öffnete die Schranken, als zu gleicher Zeit die Lokomotive
des Güiterzuges einen Warnungspfiff ausſtieß und die
Fahrtgeſchwindig=
keit verminderte. Einige Paſſanten, welche ſchon im Begriff waren, die
Strecke zu überſchreiten, ſprangen wieder zurück und mit Blitzesſchnelle
ließ der Beamte die Schranben wieder herab, ſodaß der Güterzug die
Strecke noch bei geſchloſſener Schranke paſſieren konnte. Die ganze
Sache wickelte ſich viel ſchneller ab, als man ſie wiedergeben kann, und
jedem, der dabei war, wird der Vorfall zur Warnung dienen! Man
tut alſo gut, auch bei offener Schranke ſich erſt zu vergewiſſern, ob Lre
Strecke frei iſt.
* Heppenheim, 7. Juni. Eine ſtark umworbene
Baumei=
ſterſtelle. Auf die ausgeſchriebene ſtädtiſche Baumeiſterſtelle ſind
nicht weniger als 218 Bewerbungen eingelaufen. Dieſer Tage wurde die
Liſte der Bewerber einer Sichtung von ſeiten der
Stadtverordnetenkom=
miſſion unterzogen. Schließlich kamen nur hieſige Bewerber und ſolche,
deren Frauen von hier ſind, in Frage. Unter dieſen ſieben Bewerbern
hat die nächſte Stadtverordnetenſitzung immer noch Auswahl genug,
einen tüchtigen und erfahvenen Fachmann auszuwählen.
Neckarſteinach, 8. Juni. (Blutige Kirchweihe.) Im
benach=
barten Darsberg wurde geſtern früh gegen 4 Uhr anläßlich der
Kirch=
weihmuſik der in Neckarhauſen bedienſtete Knecht Heinrich Weintz von
einem fremden Burſchen durch einen Stich in den Kopf lebensgefährlich
erletzt. Der Meſſerheld entkam unerkannt.
ORft. 2
* Viernheim, 7. Juni. Unglücksfall. Die Unſitte des
Aufſprin=
gens auf einen fahrenden Zug hat wieder einmal ihr Opfer gefordert.
Der 17jährige Lehrling K. von hier wollte dieſer Tage abends am
Käfer=
taler Haltepunkt auf die bereits abfahrende Elektriſche ſpringen, kam
jedoch derart unglücklich zu Fall, daß ihm ein Bein abgefahren wurde
und er außerdem noch ſchwere innere Verletzungen erlitt. Der Verletzte
wurde ſofort zur Operation in das Allgemeine Krankenhaus Mannheim
transportiert. Der Familie bringt man allgemeine Teilnahme entgegen,
zumal auch der Vater vor einigen Wochen auf ſeiner Arbeitsſtelle ſchwer
verunglückte.
* Lampertheim, 8. Juni. Die vor 50 Jahren aus der Schule
Ent=
laſſenen feierten den Tag ihrer 50jährigen Konfirmation.
Morgens 9 Uhr nahmen ſie miteinander an der Feier des heiligen
Abendmahls teil, an die ſich um 10 Uhr der Feſtgottesdienſt anſchloß.
Am Nachmittag war gemütliches Beiſammenſein im Gaſthaus „Zum
Darmſtädter Hof”, deſſen Beſitzer, Herr Adam Schmidt, ſelbſt zu den
75 damaligen Konfirmanden gehörte. Der ergangenen Einladung zu der
Konfirmationsfeier waren 30 Perſonen gefolgt. Mehrere nach
aus=
wärts verzogene konnten infolge Krankheit oder ſonſtiger Gründe nicht
teilnehmen, eine größere Anzahl iſt bereits geſtorben.
* Nauheim b. Groß=Gerau, 8. Juni. Unfall. Beim Rangieren
eines Güterzuges auf dem Bahnhof verunglückte ein verheirateter
Schaffner aus Aſchaffenburg, indem er ſich ſchwere innere Verletzungen
zuzog. Er kam in ein Krankenhaus.
WSN. Worms, 7. Juni. Einem franzöſiſchen Soldaten
das Leben gerettet. Eine wackere Tat hat vorgeſtern nachmittag
der Wormſer Einwohner Han3 Gotthöfer vollbracht. Er hatte gerade
im Rhein ein Bad genommen und befand ſich noch im Badeanzuge, als
er bemerkte, daß ein franzöſiſcher Soldat ſtromabwärts trieb. Kurz
entſchloſſen ſprang er in den Rhein und es gelang ihm unter großen
Schwierigkeiten, den Soldaten, der bereits bewußtlos war, ans Ufer
zu bringen. Im Verein mit einem franzöſiſchen Soldaten wurden ſofort
Wiederbelebungsverſuche angeſtellt, die auch von Erfolg gekrönt waren.
Der Gerettete wurde von den beiden nach der Kaſerne gebracht.
M. Nieder=Ingelheim, 7. Juni. Alexander Prinz zu Solms=
Braun=
fels, ehemals k. und k. Wirklicher Geheimer Rat, k. und k. Kämmerer,
Oberſt a. D., Ritter verſchiedener hoher Orden, iſt hier nach kurzem,
ſchweren Leiden im 71. Lebensjahre geſtorben. Geſtern wurden die
ſterb=
lichen Ueberreſte des Verſtorbenen zu Grabe getragen.
Oberbeſſen.
b. Friedberg, 7. Juni. Die „Frauengruppe der Deutſchen
Volks=
partei” hielt am 4. Juni im „Deutſchen Hauſe” unter Vorſitz von Frau
Profeſſor Kloos eine ſehr gut beſuchte Verſammlung ab; auch einige
männliche Mitglieder der Deutſchen Volkspartei waren der ergangenen
Einladung gefolgt. Als Rednerin des Abends war die Generalſekretärin
der Deutſchen Volkspartei, Fräulein Schwarz von Berlin, erſchienen und
verſtand es, die Zuhörer durch einen gedankenreichen Vortrag über das
Thema „Nationale und kulturpolitiſche Aufgaben der Frau” aufs äußerſte
zu feſſeln. Nach einem Rückblick auf die Stellung der Frau im Altertum
und Mittelalder beleuchtete ſie in trefflichen Ausführungen, welche
Auf=
gabenin der Jetztzeit der Frau durch die Gewährung des Wahlrechts und
die vollſtändig geänderte Stellung im wirtſchaftlichen und ſozialen Leben
erwüchſen. Dabei ſtreifte ſie alle jetzt im Vordergrunde des Intereſſes
ſtehenden Fragen, wie zum Beiſpiel die Alkoholfrage, den Volksentſcheid
über die Fürſtenabfindung, die Aufwertungsfrage, die auswärtige
Poli=
tik uſw. und verſtand es in vortrefflicher Weiſe, die nationalen, religiöſen
und ſozialen Aufgaben der Frau zu betonen. Eine lebhafte Diskuſſion
ſchloß ſich an und gab ſowohl der Rednerin wie der Vorſitzenden
Gele=
genheit zu weiteren anregenden Ausführungen.
* Friedberg, 7. Juni. Goldene Hochzeit feierten am Samstag
die Eheleute Otto Loos. Der Jubilar iſt Altveteran von 1870/71 und iſt
trotz ſeiner 79 Jahre heute noch als Schloſſer in der Zuckerfabrik tätig.
* Gießen, 6. Juni. Regimentstag der ehemaligen
224er. Ueber alles Erwarten zahlreich waren die Kameraden aus den
verſchiedenſten Teilen Deutſchlands herbeigeeilt, um eine
Wiederſehens=
feier zu begehen. Samstag abend fand im Saalbau Sauer eine
Be=
grüßungsfeier ſtatt, der Saal war überfüllt, Vertreter der Stadt, der
Ar=
beitsgemeinſchaft der Gießener Militär= und Regimentsvereine, der
118er, der 116er, der 222er u. a. hatten ſich eingefunden. Regierungsratz
Dr. Krüger hielt die Begrüßungsrede. Das Regiment bildete mit den
222ern die 48. Reſerve=Diviſion, es kehrte erſt im Juni 1919 in die
Heimat zurück. Redner begrüßte beſonders den Beigeordneten Dr.
Hamm als Vertreter der Stadt und teilte weiter mit, daß der Führer
des Regiments, Exzellenz Schönbeck, wegen Todesfall in der Familie
brieflich abgeſagt und zugleich den Vorſchlag gemacht habe, die
Kame=
raden um Frankfurt durch einen ausgedehnten Verein zu ſammeln.
Major Schierhorn ſei an ſeiner Stelle erſchienen. Mit einem Hurra
auf das Vaterland ſchloß Dr. Krüger. Anſchließend wurde gemeinſam
das Deutſchlandlied geſungen. Beigeordneter Dr. Hamm übermittelte
als Vertreter des zurzeit beurlaubten Oberbürgermeiſters Keller die
Grüße der Stadt, Profeſſor Wentzel ſprach für die Arbeitsgemeinſchaft
der Militär= und Regimentsvereine Gießens. Bankdirektor Griesbauer
üibermittelte die Grüße des Schweſterregiments 222 und verlas einen
Brief von Exzellenz Mackenſen, der ſeinerzeit die Südarmee führte.
Lebhaften Beifall riefen die Worte des großen Führers hervor.
Als=
dann erfolgte die Ueberreichung von Fahnenſchleifem an die beiden
Ver=
eine Erfurt und Jena, die Ortsgruppe Gießen der 224er hatte zwei
Fahnennägel geſtiftet. — Der Sonntag brachte noch zahlreiche 224er
aus Oberheſſen und dem Lahntal. Unter Führung von Mitgliedern des
Verkehrsvereins wurde die Stadt beſichtigt. Um 11 Uhr war
gemein=
ſamer Gang mit Muſik nach dem Gefallenen=Denkmal auf dem
Land=
graf Philipp=Platz zur Ehrung der gefallenen Kameraden. Die
Reichs=
wehrkapelle vom hieſigen Bataillon ſpielte am 116er=Denkmal das
Nie=
derländiſche Dankgebet. Die Gedächtnisrede hielt Diviſionspfarrer
Haupt, der ehemalige Diviſionspfarrer der 48. Reſerve=Diviſion, über
die Bibelworte: „Sei getreu bis in den Tod”, Offenbarung Johannes
2, 10. Durch Lehrer Pauli aus Steinbach im Taunus erfolgte die
Nie=
derlegung eines Kranzes. Die Fahnen ſenkten ſich, die Muſik ſpielte das
Lied von dem guten Kameraden, alles gedachte in Ehrfurcht der Toten.
Den Abſchluß der erhebenden Gedenkfeier bildete das Begräbnislied des
Kriegers „Wie ſie ſo ſanft ruhen‟ Der Zug ſetzte ſich nach dem
Os=
waldgarten in Bewegung, woſelbſt der Vorbeimarſch der Kameraden an
den Fahnen der 224er Vereine Erfurt und Jena erfolgte. Anſchließend
war Frühſchoppen im Saalbau Sauer. — Die Wiederſehensfeier fand
ihren Abſchluß nachmittags ab 3 Uhr durch bameradſchaftliches
Zu=
ſammenſein auf der Karlsruhe. Für eine vorzügliche Unterhaltung
ſorgte die Bataillonsmuſik vom Regiment 15.
* Gießen, 7. Juni. Der Arbeiter Alexander Cichy ließ ſich auf der
Bahnſtrecke in der Nähe des Hofgutes Altenburg überfahren. Er
hat die Tat vermutlich in einem Anfall von geiſtiger Umnachtung
aus=
geführt.
* Ulrichſtein, 8. Juni. Auf der abſchüſſigen Straße in dem
benach=
barten Dorfe Helpershain verlor der Führer eines Laſtautos
aus Alsfeld infolge Verſagens der Bremſe die Herrſchaft über den
Wagen und raſte in eine Viehherde. Drei Kühe wurden
ge=
tötet und mehrere andere derart ſchwver verletzt, daß ſie abgeſchlachtet
werden mußten. Das Auto landete auf einem Miſthaufen.
* Alsfeld, 7. Juni. Beim Spatzenſchießen gab ein Jüngling einen
verhängnisvollen Schuß ab. Das Geſchoß traf einen in der
Nähe arbeitenden Mann im Genick, blieb aber im Schädelknochen ſtecken,
Der Mann mußte ſich einer ſchmerzhaften Operation unterziehen.
* Vom Vogelsberg, 7. Juni. Kampf zwiſchen Förſtern
und Wilderern. In den ausgedehnten Waldungen am Abhange
der Herchenheimer Höhe ſtießen zwei Förſter auf einen Wilderer, der
gerade einen Rehbock ausweidete. Es kam zu einem Feuergefecht, wobei
der eine Förſter leichtere, der Wilddieb dagegen ſchwerere Verletzungen
erhielt. Der Wildſchütz wurde in der Perſon eines Mannes aus
Ober=
ſeemen ermittelt und mußte ins Gederner Krankenhaus gebracht werden.
Er liebt mich nicht mehr!!
Nichts iſt für die Frau ſo niederſchmetternd als das Gefühl,
daß ihr Mann ſie nicht mehr liebt und ſeine Gunſt einer Anderen
zuwenden könnte. Unzählige Kataſtrophen ſind ſchon daraus
entſtanden.
In vielen Fällen hat die Frau Schuld. Der Unterſchſied
zwi=
ſchen ihrem Ausſehen in der Brautzeit und in der erſten Zeit der
Ehe läßt nachher häufig nach, und der Mann iſt enttäuſcht.
Kann denn eine Frau für ihr abnehmendes Ausſehen?
Oft=
mals ja! Denn wenn Schönheit und Anmut nachlaſſen, liegt
dies zumeiſt daran, daß die Frau gedankenlos genug iſt, die
Pflege ihrer wichtigſten Waffe zu verſäumen: die Pflege ihrer
Schönheit.
Schönheit nämlich läßt ſich kultivieren, läßt ſich darüber
hinaus ſogar entwickeln und auch bis in ſpäte Jahre erhalten,
wenn man klug iſt und ein Mittel amwendet, das einen
wunder=
ſamen Einfluß auf die Haut ausübt. Dies Mittel iſt die
einzig=
artige, zuverläſſig wirkende Marylan=Creme.
Dieſen Namen ſollten Sie feſt in Ihrem Gedächtnis
behal=
ten, wie den Namen eines geliebten Menſchen, denn Marylan=
Creme wird Sie beglücken.
Durch wiſſenſchaftlich begründete Einfügung ſolcher Stoffe,
welche die Jugendlichkeit der Haut bewirken, wird auch ein mattes
Geſicht zu lieblich ſchimmernder, bleibender, natürlicher
Schön=
heit aufgebaut. Täglich haben Sie neue Freude an Ihrem
Aus=
ſehen und ſind eine Augenweide für den, deſſen Liebſtes auf
Erden Sie bleiben möchten.
Wer Marylan nimmt, in deſſen Geſicht wird eine Falte ſo
leicht keinen Platz finden. Wer aber nun ſchon Falten hat, wird
durch Marylan=Creme erfreulichſte Glättung des Geſichts erzielen
und ſich über ſein neues Blühen erfreuen.
Sie können Ihr Geſicht zu verlockender Anmut wandeln
und werden iner begehrenswerter ausſehen als andere, wenn
Sie Ihrem Geſicht mit Marylan=Creme wohltun.
Beſchaffen Sie ſich ohne Koſten eine Probe. Auch ein
Büch=
lein über kluge Schönheitspflege, das Ihnen ſicher manches
mit=
teilen wird, was Sie wiſſen müßten, legen wir dann bei.
Bei=
des: Probe und Büchlein, bekommen Sie völlig koftenlos. Auch
das Porto tragen wir.
Laſſen Sie ſich alſo helfen und ſchreiben Sie, um alles
koſtenlos zu erhalten, heute noch an den Marylan=Vervrieb,
Ber=
lin 47, Friedrichſtraße 24.
(TV.8572
GRt. 8
Mittwoch, den 9. Juni 1926
Nummer 153
Reiih und Ausland.
* Frankfurter Chronik.
Verwerfung der Reviſionen im
Kurgfuſcher=
brozeß. Nach ſachverſtändiger langwieriger Verhandlung ſpurde
Dienstag mittag gegen 12 Uhr im Kurpfuſcherprozeß Blank das Urteil
gefällt. Staatsanwalt Dr. Albrecht betonte in ſeinem Plädoyer, daß
die Rebiſionsverhandlung eine weſentliche Erhärtung der Anklage
ge=
bracht habe. Der angebliche Lehrherr der Beklagten, ein Straßburger
Profeſſor, ſcheine gar nicht exiſtiert zu haben oder ein ſogenannter Doktor
Eiſenbarth geweſen zu ſein. In der Verhandlung ſei ein ſolches Maß
von Aberglauben und Unglauben hervorgetreten, daß man eigentlich das
beſchämende Gefühl haben müßte, daß man in Frankfurt und ſeiner
Umgebung in der Kultur nicht höher ſtehe als bei den Negern im
wil=
den Afrika. Der Staatsanwalt beantragte neun Monate Gefängnis
und 1000 Mark Geldſtrafe. Der Verteidiger Dr. Harry=Wiesbaden
ver=
wies auf das Beiſpiel Coués und verlangte Freiſprechung. Das Gericht
kam nach längerer Beratung ſowohl zur Verwerfung der Berufung des
Staatsanwalts wie der Angeklagten, ſodaß alſo das erſtinſtanzliche
Ur=
teil, das auf drei Monate Gefängnis lautete, beſtätigt wird. — Aus
dem Frankfurter Polizeibericht. In der Schäfergaſſe
er=
folgte am Samstag nachmittag ein Zuſammenſtoß zwiſchen einem
Per=
ſonenkraftwagen und einer Radfahrerin. Das Fahrrad wurde
voll=
ſtändig zertrümmert, und die Nadfahrerin, die auf der verkehrten
Straßenſeite gefahren iſt, erlitt erhebliche Verletzungen. — In Bergen
ſtürzte ein junger Radfahrer ſo unglücklich, daß er mit einer
Gehirn=
erſchütterung in das Hoſpital gebracht werden mußte. — Gin von Köln
kommender Motorradfahrer ſtürzte in der Bethmannſtraße und kam
unter das Rad zu liegen. Mit einer Gehirnerſchütterung und ſonſtigen
Verletzungen wurde er ins Krankenhaus eingeliefert. — Am Samstag
hat ſich ein Mädchen in der Gwinnerſtraße und ein Mann in der Ma=
Hirſchſtraße mit Gas vergiſtet. — Auf der Mainzerlandſtraße erfolgte
ein Zuſammenſtoß zwiſchen einem Holzfuhrwerk und einem
Straßen=
bahnzug, der eine Beſchädigung erlitt. Perſonen wurden nicht verletzt.
— Sonntag nachmittag hatte im Prüfling ein Lehrling ein ſechsjähriges
Kind auf dem Rade bei ſich ſitzen. Er ſtürzte mit dem Kinde, das
erheblich verletzt wurde.
Konflikt zwiſchen Magiſtrat und Stadtverordneten.
Wiesbaden. In der Stadtverordnetenſitzung am vergangenen
Freitag kam es zwiſchen Magiſtrat und Stadtverordneten über den zu
bewilligenden Etat für 1926 zu heftigen Auseinanderſetzungen. Der
Wirtſchaftsausſchuß hatte an dem Entwurf des Stadtkämmerers durch
eine Sonderkommiſſion Abſtreichungen vorgenommen, die nach Anſicht
des Magiſtrats lediglich eine Umbuchung von Zahlen darſtellen, aber den
Etat nicht balancieven. Oberbürgermeiſter Travers warf der
Sonder=
kommſſion vor, daß ſie die wohlüberlegten Vorſchläge des Magiſtrats
einfach übergangen hätten. Dadurch ſein ein Konflikt zwiſchen
Ma=
giſtrat und Stadtverordneten entſtanden, den der erſtere nicht ruhig
hinnehmen könne. Auch Stadtkämmerer Schulte rechnete mit der
Son=
derkommiſſion nicht gerade ſehr ſanft ab. Mit Streichungen auf der
Ausgaben= und Erhöhungen auf der Einnahmenſeite ſei der Etat wohl
auf dem Pavier, nicht aber in der Praxis zu balaneieren. Ganz
ab=
geſehen davon, daß die einzelnen Poſitionen die Streichungen nicht ohne
Nachteil für die Geſamtheit vertragen würden, könne man doch
unmög=
lich die Einnahmen dadurch erhöhen, indem man von den nach reiflicher
Ueberlegung von der Kämmerei im Ctat eingeſetzten Ziffern willkürlich
behaupte, ſie müßten höher angeſetzt werden. So hat man, um nur ein
Beiſpiel zu nennen, die von der Verwaltung auf Grund ſorgfältigſter
durch Sachverſtändige vorgenommene Abſchätzung der Einnahmen aus
der Kurtaxe von 100 000 Mart auf 150 000 Mark geſetzt, während man
auf der anderen Seite Erſparniſſe dadurch zu erzielen gedenkt, daß man
Aemter, deren Verwaltung ſo gut wie gar nichts koſtet, die aber zur
Förderung Wiesbadens als Kurſtadt unbedingt erforderlich ſind und
in=
direkt der Stadtverwaltung viel Geld erſparen können, abbauen will.
Nach Anſicht des Stadtkämmerers hat die Kommiſſion zwar eine ſchöne
Geſte nach außen gemacht, aber in Wirklichkeit werden ihre Vorſchläge
kaum einen Pfennig mehr dem Stadtſäckel zuführen. Nachdem den
Abſtrich= und Abbauvorſchlägen in der Hauptſache zugeſtimmt worden
war, gelangte ſchließlich der Geſamtetat gegen die Stimmen der Linken
zur Annahme.
Das Hochwaſſer im Oberrheingebiet.
fm Mannheim. Infolge des anhaltenden Regenwetters iſt mit
einem Rückgang des Hochwaſſers noch nicht zu rechnen. Der Neckar
iſt bei der Friedrichsbrücke über ſeine Ufer getreten. Bei Kehl hat der
„Rhein das Uferland überſchwemmt, ebenſo bei Waldshut, wo weite
Teile des Rheinweges unter Waſſer ſtehen. Ueberall wurden
Hoch=
waſſerwachen aufgeſtellt. In verſchiedenen Häuſern ſtehen die Keller
unter Waſſer. Der Pegelſtand des Bodenſees iſt ſtändig im
Stei=
gen begriffen. Im Gebiete des Ueberlinger Sees wurden an
den beſonders gefährdeten Stellen die Hochwaſſerwachen gerufen; falls
die Niedevſchläge nicht aufhören, iſt in den Orten am Bodenſee mit
ſchlimmen Hochwaſſerſchäden zu rechnen. In Löwental=Friedrichshafen
drangen die Fluten der Hochwaſſer führenden Rottach mit voller
Wucht und großer Maſſe an die Hinterſeite zweier nach der
Lehmſtampf=
bauweiſe erbauter Dobpelwohnhäuſer und füllten deren Leller; die
lehmigen Wände erweichten in ihren Grundfeſten und beide Häuſer
ſtürzten gegen die Mitte hin in ſich zuſammen. Die Bewohner konnten
ſich vorher in Sicherheit bringen.
Das 650jährige Jubiläum der Stadt Kaiſerslautern.
Kaiſerslautern. Kaiſerslauterns Stadtjubiläum nahm in
allen Teilen einen über Erwarten ſchönen Verlauf. Wie groß die
Teilnahme aller Bevölkerungsſchichten war, bewies nicht nur der reiche
Flaggenſchmuck, ſondern auch das Heer der ungezählten Tauſende, die
an beiden Tagen in den Straßen der Stadt und im Ausſtellungsgelände
in erwartungsfroher Stimmung der Dinge haprten, die da kommen
ſollten. Beſonders zahlreich war der Beſuch von auswärts. Als
Auf=
takt zur Jubelſeier fand am Samstag abend im Ausſtellungsgelände ein
Volksfeſt ſtatt, in deſſen Mittelpunkt ein großes Feuerwerk ſtand. Das
Städtiſche Orcheſter ſpielte inmitten einer ungeheuren Menſchenmenge
heitere Weiſen. Als die Dunkelheit eingebrochen war, leiteten
turne=
riſche Vorführungen in magiſcher Beleuchtung das Feuerwork ein. Die
von hieſigen Turnerinnen geſtellten Pyramiden fanden ſtarken Beifall.
Mit einer donnernden Rakete begann das Glanzſtück des Abends, das
große Feuerwerk, das ſeinen Höhe= und Schlußpunkt in der bengaliſchen
Beleuchtung der Brunnenanlage vor der Ausſtellungshalle fand.
Ueber=
all herrſchte nur eine Stimme des Lobes, über das feenhafte, von
ge=
ſchickter Hand vorbereitete Feuerwerk.
Hochwafſerkataſtrophe an der oberen Donau.
Augsburg. Durch die andauernden Regengüſſe der letzten
Woche hat die ſtark angeſchwollene Donau den Hochwaſſerſchutzdamm an
mehreren Stellen durchbrochen und weite Strecken des umliegenden
Ge=
ländes überſchwemmt. Zahlreiche Gehöfte ſtehen unter Waſſer. Die
Getreide= und Heuernte von mehreren tauſend Tagwerken wurde
ver=
nichtet. In Wertingen ſtehen die Straßen der Stadt unter Waſſer. Die
Bevölkerung flüchtet in die oberen Stockwerke. Das Hochwaſſer hat hier
ungeheuren Schaden in den Feldern und Wäldern angerichtet. In
Donauried hat das Hochwaſſer ebenfalls ſchrecklich gewütet. In
Lauingen, Hochſtädt und Gundelfingen hat die Donau die Gemarkungen
überſchwemmt und iſt in die Häuſer eingedrungen.
Ein Flugzeug verbrannt.
TU München. Einer der Teilnehmer des Süddeutſchland=Fluges
mußte bei Kaufbeuren (Schwaben) eine Notlandung vornehmen, da der
Benzintank undicht geworden war. Ein Ortsbewohner wollte aus dem
entweichenden Benzin ſein Feuerzeug auffüllen, wobei das Flugzeug in
Flammen geriet und vollſtändig zerſtört wurde.
Bergwerksunglück bei Halle a. d. Saale.
Halle. Infolge des überſtarken Regens und des ſchweren
Wolken=
bruches ereignete ſich Montag vormittag auf der Braunkohlengrube „
Al=
wine” des Bruckdorf=Nietlebener Bergbauvereins bei Bruckdorf, ein
Dammrutſch bei der Abraumkippe, der erheblichen Schaden verurſachte.
Entgegen anderen Meldungen iſt in der Belegſchaft niemand zu
Schaden gekommen.
Ueberfall auf ein Auto.
DD. Magdeburg. Sonntag vormittag wurde bei Fiſchbeck auf
der Straße Wolmirſtedt—Tangermünde—Fiſchbeck-Jerichow kurz hinter
Fiſchbeck ein Auto von zwei Perſonen überfallen. Die beiden Attentäter
beſtiegen das Automobil und zwangen den Chauffeur mit vorgehaltenem
Nevolver nach ihrem Willen zu fahren. Auf der Straße Tangermünde—
Fiſchbeck wurde der Chauffeur unter Drohungen aufgefordert, den
Wagen zu verlaſſen. In ſeiner Verzweiflung ſchlug der Bedrängte
einen der Räuber mit jenem Schraubenſchlüſſel zu Boden und entfloh.
Die Näuber fuhren nach Jerichowv, wo ſie das Auto im Stich ließen.
Steigen des Gardaſees.
Nom. Wie die Blätter melden, hat ſich der Spiegel des Gardaſees
in den letzten 14 Tagen um 22 Zentimeter gehoben. In der
Bevölke=
rung macht ſich deshalb große Beſorgnis bemerkbar.
Geſchäftliches.
In Fachkreiſen und bei Intereſſenten hat eine Veröffentlichung der
Automobilwerke, H. Büſſing Aktiengeſellſchaft, Braunſchweig.
Be=
achtung gefunden, welche eine weſentliche Preisermäßigung für die
Er=
zeugniſſe der Firma ankündigt.
Wie verlautet, konnte die Firma allein durch die Verbeſſerung der
Herſtellungsmethoden dieſe Preisermäßigung erreichen. Unter
Beibe=
haltung des bekanntlich, von den Büſſing=Werken vertretenen Qualitäts=
Prinzips hat man es verſtanden, mit beträchtlichen Opfern und mit
Hilfe großangelegter Neubauten insbeſondere dem Weg der Fabrikation
einen wirtſchaftlich ſo günſtigen Wirkungsgrad zu geben, daß die
Er=
ſparniſſe den Abnehmern zahlenmäßig zugute kommen können.
Die Umſtellung der Büſſingwerke erſcheint uns im höchſten Grade
beachtenswert, denn eine derartige Methode dürfte auch für die
Geſamt=
heit der deutſchen Induſtrie weſentlich geeigneter ſein, als eine bloße
Nachahmung der amerikaniſchen Maſſen=Produktion.
wenn sie
scheint-
ist das naturlichste
Bleichmittel für
je-
de Wäsche -wenn
Sie eine
Rasenfld-
che und viel Zeit zur
Verfügung haben. Gehau so gut
aber viel schreller und
ungb-
kängig vom Wetter bleiehen
Sie Uhre Wäsche mit
I. K, 6699
Rund=Funk=Programme.
Frankfurt.
Mittwoch, 9. Juni. 12: Uebertr. des Konzerts am
Schweßzer=
häuschen. O 3.30: Wunſchnachmittag für Kinder vom 10. Jahre
ab). O 4.30: Hausorcheſter: Alte Operetten. O 5.45: „Was uns
ein Blatt Papier von ſeinem Werden und Sein erzählen tönnte!”
Vortr, von Dr. Springer=Berlin. S 6.15: Ungariſch und Finniſch
und ihre Literaturen”, Vortr. von Dr. Schütz. O. 6.45:
Steno=
graphie. O 7.15: „Aus der Geſchichte der deutſchen Sprache”.
Vortr. von Prof. Naumann. O 7.45: Italieniſch. O 8.15: Konzert.
Mitw.: Eliſabeth Kandt (Sopran), Konzertm. Kraus GVioline), vom
Opernhaus. Taube (Rez.) vom Schauſpielhaus. Kammerorcheſter.
Spendſen: Norw. Rhapſodie. — Sinding: Drei Lieder. —
As=
björnſen: Aus der „Norw. Märchenſammlung”. — Spendſen:
Ro=
manze. — Biörnſon: Aus d. „Dorfgeſchichten”. — Grieg: Elegiſche
Melodien. Drei Lieder. Aus Holbergs Zeit.
Stuttgart.
Mittwoch, 9. Juni. 2: Schallplattenkonzert. 3: Jugendſtunde.
Elſa Pfeiffer — Karl Köſtlin. Rundfunkorch O 4.15:
Rundfunk=
orcheſter. Pöhler; Centauren=Marſch. — Ohlſen: Lotosblumen,
Walzer. — Nicolai: Ouv. Die luſtigen Weiber”. — Michele:
Orient, Abendſtimmung. — Nicolai: Fant. „Die luſtigen Weiber”.
— Mezecapo: Chez la marguiſe. — Fall” Melodien aus „Der
fidele Bauer”, O 6.15: Engliſch. O 6.45: Vortr. Obering. Diſcher:
Die elektriſchen Schwingungen (1.). O 7.15: Vortrag von Dr.
Heid=
ler=Berlin. O. 8: Tanz=Abend. Mitw.: Hilde Binder, Martha
Sternegg, Hans Werder, Tanzkapelle des Philharm. Orch. 18
Darbietuzgen. O 9.30: „Der halbe Weg”. Poſſenſpiel von Karl
von Holtei. Perſ.: Jeremias Klageſanft Klempner: Mar Heye
Roſaura Klageſanft. Witwe: Helene Brandt=Schüle Trine,
Dienſt=
mädchen: Erna Faßbinder. Szene: Ein kleines Wirtsbaus.
Berlin.
Mittwoch, 9. Juni. 5: Für unſere Kleinen. Mitw.: Adelheid
Mannſtaedt. Dr. Schiff „Knahenkapelle des Franziskaner=
Waiſen=
hauſes. O 6: Tee=Muſik aus Adlon (Marek Weber). O 6.50: Dr.
Muskat: „Verhütung und Bekämpfung von Fußerkrankungen”.
6 7.15: Staatsſekretär Prof. Hirſch: Probleme des modernen
Han=
dels. O. 750: Geh. Juſtizrat Heilfron: „Streifzüge durch das
bürgerliche Recht. O 8.30: Funkorcheſter Grieg: Tanzweiſen. —
Spendſen: Zorahayde. — H. Ihſen: Szene aus „Per Gynt”.
Aaſe: Ilka Grüning: Peer Gynt: Theodor Loos. Norwegiſche
Dich=
tungen. Theodor Loos, Rez. — Sinding: Sinfonie Ddur.
Königswuſterhauſen. Mittwoch 9. Juni. 1.10: Lektor
Gran=
der und Jul. Walinski: Franzöſiſch für Schüler. S 3: Stud.=Rat
Friebel und Lektor Mann: Engliſch für Anfänger. O 3.30:
Die=
ſelben: Engliſch für Fortgeſchrittene. O 4: Geh=Rat Prof Dr.
Sievers: Fabrik= und Geſchäftshausarchitektur. O 4.30: Mitteilungen
des Zentralinſtitutes. 8. 5: Anna v. Gierke: Hilfe im Haushalt,
Schulküchen.
Mice
Wettervorausſage für Donnerstag, den 10. Juni 1926.
Wenig Aenderung des mäßig warmen Wetters bei meiſt wolkigem
Himmel und zeitweiſen Regenfällen. Die Heſſ. Wetterdienſtſtelle.
Verantwortlich für Poltik und Wirtſchaft : Rudolf Maupe
Berantwortlich für Feuilleton und Heſiſche Nachrichten: Mar Strcelt
Verantwortlich für Sport: Dr. Eugen Buhlmann.
Verantwortlich für Schlußdienſt: Andreas Bauer
Verantwortlich für den Inſeratenteil: Willy Kuhle
Druck und Verlag: L. C. Wittich — ſämtlich in Darmſtadt.
Die heutige Nummer hat 44 Geiten.
Sport, Spiel und Turnen.
Handball.
Sporwerein 1898—Polizeiſportv. Halle.
Die beiden Niederlagen, die der ſüddeutſche Handballmeiſter
erſt=
malig einſtecken mußte, ſind kurz wie folgt charakteriſiert: Das
Sams=
tagsſpiel gegen Fürth war ein Zuſammentreffen nach langer,
ermüden=
der Fahrt mit einem Gegner, der zwei empfindliche Niederlagen
wett=
zumachen hatte. Nach anfänglicher Schwächeperiode riß ſich Sporterein
1898 zuſammen und führte lange 4:3, bis der Ausfall zweier Spieler
die 5:4Niederlage herbeiführte. Der 2. Tag beim gaſtfreundlichen
1. F. C. N. ſah die arg zerſchundene Darmſtädter Mannſchaft bei
Regenwetter und ſehr hohem, ungewohntem Raſen von
vorn=
berein im Nachteil. Trotzdem führte ſie mit 1:0; erſt in den letzten
Minuten gelang es der ſchnellen Mannſchaft des 1. F. C. N.,
Deckungs=
fehler geſchickt ausnutzend, gleichzuziehen und die Torzahl auf 3 zu
er=
höhen. Die beiden Spiele ergaben für die Sportvereinsliga die
zweifels=
freie Feſtſtellung, daß ſie dringend der Ruhe bedarf. Die ſoll ihr jetzt
auch werden. Zwar gilt es, noch einen letzten Anſturm zu beſtehen.
Der mitteldeutſche Handballmeiſter, mit die ſpielſtärkſte deutſche
Hand=
ballmannſchaft, der Polizeiſportverein Halle, kommt am 13. Juni zum
Rückſviel nach Darmſtadt. Das Vorſpiel konnte er nach heißem Kampfe
mit 7:6 für ſich entſcheiden. Da heißt es für Sportverein 1898 alle
Kräfte zuſammenzufaſſen, um ehrenvoll zu beſtehen und um der
Spiel=
zeit einen würdigen Abſchluß zu geben.
Fechten.
Mannſchaftskampf Turnverein Mannheim 1846 gegen Turngemeinde
Darmſtadt 1846.
Die Fechterſchaft der Turngemeinde 1846 weilte am Sonntag, den
6. Juni, in Mannheim zu fälligen Rückampf, den ſich der Turnverein
1846 für ſeine 80jährige Jubelfeier aufgehoben hatte. Mit dieſer
Ver=
anſtaltung war auch ein Damenfechten verbunden, zu dem Mannheimer,
Bruchſaler und Darmſtädter Fechterinnen angetreten waren. Hatte
ſich ſchon bei den letzten Jungmannkämpfen innerhalb der Turngemeinde
Darmſtadt gezeigt, daß unſere Fechterinnen Toni Schnepper und Erna
Weber nicht unterſchätzt werden dürfen, ſo bewies das Treffen am
Sonntag, welche Erfolge ſich nach ernſtem zielbewußten Ueben einſtellen.
Fräulein Schnepper kämpfte ſich unbeſiegt durch ſämtliche eifrigen und
ſchönen Gefechte und errang ſo verdient den 1. Preis. Mit nur einer
Niederlage gegen ihre Freundin folgte an 2. Stelle Fräulein Weber,
Eichenkranz und Urkunde belohnte die Siegerinnen. — Auch die
Florett=
kämpfe der Fechter ſtanden für Darmſtadt unter einem guten Stern.
Hatte Mannheim mit ſeiner Mannſchaft aus den Fechtern Höfler.
Kühler, Kattermann und Wagner den Vorkampf in Darmſtadt mit 9:7
Siegen für ſich entſcheiden können, ſo mußte ſie ſich diesmal trotz allev
Mühe und kunſtgerechter Abwehr als geſchlagen bekennen. Darmſtadt
konnte von 16 Gängen durch Amelung 4 Siege. Brauns II 4 Siege,
Haun 1 3 Siege und Seip 0 Siege zuſammen 11 Siege gegen 5 Siege
der Mannheimer buchen und ſomit den Eichenkranz des Siegers erhalten.
— Für die Gefechte auf leichten Säbel ſtellte Mannheim für Fechte=
Kübler Fechter Brück auf die Kampfbahn, während Darmſtadts
Mann=
ſchaft wie im Vorjahr ſtand. Die Kämpfe wickelten ſich glatt und leicht
ab und endeten mit 11 Siegen zu 5 Siegen zu Darmſtadts Gunſten. Dis
Siege verteilen ſich auf Brauns II 2 Siege, Burkhardt 1 Sieg, Haun, I
4 Siege, Kaiſer 4 Siege. Fechter Hallmaher=Ludwigshafen war dem
Kampfgericht ein ſicherer und gerechter Obmann. Nach dem Fechten
hielt eine frohe Runde die Freunde noch lange vereint und knüpſte das
Band zwiſchen den beiden Brudervereinen noch inniger zuſammen.
Kegeln.
200=Kugel=Kampf des Darmſtädter Keglerverbandes.
An einigen Tagen der verfloſſenen Woche in den
Abend=
ſtunden ſowie Samstag und Sonntag widmeten ſich weitere 17
Legelbrüder dem Sportkegeln im 200=Kugel=Kampf. Wiederum
konnten ſehr beachtliche Reſultate erzielt werden. Mancher, der
früher ein Gruſeln vor ſo großer Zahl von hintereinander
ab=
zuſchiebenden Kugeln hatte, empfand die wohltuende Wirkung
eines derartigen Kampfes in körperlicher Hinſicht. Die erzielten
Reſultate ſind folgende:
1. Sportwart Schönefeld „K. K. 23‟ 1090, 2. Joſt „L. L.‟ 1087,
3. Grün „L. L.‟ 1075, 4. Wenner „L. L.‟ 1068, 5. Hühner „
Kegler=
luſt” 1032, 6. Fießerer „Sportkegelklub” 1007, 7. Müller „
Sport=
kegelklub” 1006, 8. Kramer „L. L.‟ 971, 9. Heldmann „
Sportkegel=
klub‟ 962, 10. Schmidtmer „L. L. 945, 11. Deuchert „Keglerluſt”
925, 12. Weimer „Molly” 920, 13. Chriſt, Sportkegelklub” 908,
14. Voß, „Lokälchen” 893, 15. Bender „L. L. 888, 16.
Scheuer=
mann „Sportkegler” 881, 17. Köhler, Adolf „L. L.‟ 858.
Radfahren.
Gau 70 „Heſſen=Darmſtadt” BDR. — Gaumeiſterſchaft im Einer=
Streckenfahren.
Am kommenden Sonntag gelangt durch den Gau 70 „Heſſen=
Darm=
ſtadt” die Meiſterſchaft im Einer=Streckenfahren über 100 Nm. zur
Aus=
tragung, dem Sieger den Titel „Gaumeiſter im Einer=Streckenfahren”
über 100 Km. für 1926”, außerdem Meiſterſchaftsmedaille und Kranz mit
Schleife. — Die Strecke führt über: Griesheim — Pfungſtadt —
Bicken=
bach — Jugenheim — Seeheim — Ober=Beerbach — NiederBeerbach —
Kühler Grund — Nieder=Ramſtadt — Ober=Ramſtadt — Roßdorf —
Gundernhauſen — Dieburg — Münſter — Eppertshauſen — Urberach —
Offenthal — Langen — Mörfelden — Groß=Gerau — Büttelborn —
Darmſtadt. — Start vormittags 6 Uhr am Rummelbräu, Straße nach
Griesheim, Ziel ebendaſelbſt. — Näheres über die Meldungen ergeht
noch.
Pferdeſport.
R
1. Preis von Tzſchecheln. 200 Mk. 1600 Mtr. 1 Stall
Guſtos Mädchentraum (Schönfiſch); 2. Eigenſinn; 3. Lefels. Ferner:
Roſt, Leander, Tante Lotte, Impreſſioniſt. Tot.: 45, Pl. 15, 19, 19:10.
2—3½ Längen.
2. Preis von Jeſchkendorf. Für Drei= und Vierjährige
Stuten, 5900 Mk. 2000 Mtr. 1. Graf Helldorfs Nubia (Oleinik); 2.
Lelia; 3. Turba. Ferner: Formoſa. Tot.: 20, Pl. 10, 10:10. ½—1 Lg.
3. Preis von Pläswitz. Für Zweijährige. 2800 Mk. 1000
Meter. 1. M. J. Oppenheimers Libertas (Krüger); 2. Reichstag; 3.
Fa=
vorit. Ferner: Jos, Felſenfeſt, Meiſe, Stella Maris, Pilgerin, Franzia,
Sigelgahela Seglord, Malve. Tot.: 40, Pl. 18, 24, 17:10. 1—2 Lg.
4. Preis von Wieſenthal. 3900 Mk. 2400 Meter. 1. W.
Sternbergs Lindwurm (Haynes); 2. Automedon: 3. General Höfer
Fer=
ner: Pan Robert, Miſty Bridge, Primas. Tot.: 2. Pl. 19, 22:10,
2½—Hals.
5. Preis von Stutgarten. Für Zweijährige. 3900 Mk.
1200 Mtr. 1. P. Benarys Märker (Varga), 2. Iſlam: 3. Serapis.
Fer=
ner Conſtantin, Salvia, Vineta, Godwina, Ancilla. Tot.: 34, Pl. 14,
17, 17:10. Hals—2 Lg.
6. Preis von Steineck. 6500 Mk. 2000 Mtr. 1. A. und C.
Weinbergs Lampos (O. Schmidt); 2. Abenteurer; 3. Frohſinn. Ferner:
Theokrit. Tot.: V8, Pl. 12, 12:10. 2 Lg.—Hals.
7. Preis von Brunſchwig. 2800 Mk. 1400 Mtr. 1. J.
Diedrichs Vasko (O. Schmidt); 2. Quillen; 3. Kronprinz. Ferner: Nerita,
Tor die Quinto, Pigski, Falter, Alarid, Doktor. Dorns Bruder,
Moß=
roſe. Immer Vorwärts, Mirabelle, Weſtfale, Irrlehre. Tot.: 88, Pl.
26, 50. 110:10. J—Kopf.
. möchte ich nicht versäumen, Ihnen mitzuteilen, daß ich durch den Gebrauch, der
DalgSeleTOLR Chlorodont-Zahnpaste blendend weiße Zähne erlangte, ein Vorzug, den ich bisher bei sämt-
(wie solche täglich unaufgefordert bei uns eingehen)
lichen von mir benutzten, Zahnpasten vermißte. Der durch das Bauchen entstehende
mißfärbene Zahnbelag verschwand schon nach kurzem Gebrauch der Chlorodont-Zahnpaste. Der langanhaltende verfrischende Geschmack und die Tatsache,
daß Chlorodont kein Gold angreift, stellen die Paste als beste ihrer Art hin. Indem ich Sie meiner größten Anerkennungk und Hochschätzung versichere,
wünsche ich Ihnen die wohlverdiente weitere Verbreitung Ihrer Chlorodont=Zahnpaste. 133
A. Landmann, Eutin, den 8. Januar/1926
Chloxodont-Zahnpaste 1, Tube Mark 1. z.½½ Tube 60 Pfennig. / Für Reise und Landaufenihalt unentbehrlich. / Inallen einschlägigen Verkaufsstellen erhältlicht
Nummer 158
Mitfwoch, den 9. Juni 1926
Lübecks 200=Jahrfeier.
Von den Türmen Lübecks wehen die weiß=roten Fahnen.
ai den Straßen, Gaſſen und Gäßchen flattern ſie, an den alten
Gkebeln blühen ſie auf wie junge frohe Blüten am alten Stamm.
Etene feſtlich bewegte Menge wogt durch die Straßen von
mor=
zuns bis ſpät in die Nacht. 700 Jahre ſind im dieſen Tagen
ver=
jungen, ſeit der Hohenſtaufenkaiſer Friedrich II. der Stadt die
Richsfreiheit verlieh. 700 Jahre Bürgerfreiheit, Bürgerſtolz und
Büüirgerfleiß bauten in wechſelndem Geſchick das lübiſche
Gemein=
neſen auf und jene Stadt, die heute ſteingewordene Geſchichte
nurd in ihrer Silhouette den muſikaliſchen Rhythmus lebendiger,
ſſelbewußter Entwicklung offenbart. Eine ergreifende Einheit
ingt in dieſer Linie, aus der die Kirchtürme ſehnſüchtig
empor=
tiigen und dem Aufſtreben der Giebel Erfüllung bedeuten.
Es feiert die Stadt. Sie feiert, obwohl innerſter Anlaß heute
ar Grunde nicht jener Freibrief von vor 700 Jahren iſt, ſie feiert
is ſelbſt, ſie feiert ihre eigene Schönheit, die 700 Jahre Geſchichte
mfbaute. Es feiern die Kirchtürme, Straßen, Gaſſen und
Gäß=
ken, die Giebelhäuſer, die Tortürme und alten Höfe ihre eigene
Tergangenheit und ihr Daſein in der Gegenwart, den alten
han=
ſemtiſchen Geiſt, der das Große ſchuf, daß man einſt Lübeck die
„Krone aller Städte” nannte.
Es iſt in dieſen Tagen viel Volk in Lübeck zuſammengeſtrömt.
Ais allen Gegenden Deutſchlands ſind ſie gekommen. Aus dem
Nwrden Europas brachten ſie die Schiffe, aus Dänemark,
Finn=
ſenid, Norwegen und Schweden. Aus Rußland, Eſtland, Lipland
und Lettland kamen ſie, um die Glückwünſche ihrer Völker zu
üverbringen. Um der alten Hanſeſtadt, die im Mittelalter für die
Lötſee das Gleiche bedeutete, was Venedig für das Mittelmeer, zu
uagen, daß noch heute eine alte Anhänglichkeit, wenn auch auf
underer Grundlage als früher, beſteht, daß man ſich der
Wechſel=
närkungen der gegenſeitigen kulturellen und wirtſchaftlichen
Be=
zi hungen, die die Jahrhunderte feſtigten, auch heute noch wohl
b wußt iſt! In einem impoſanten Feſtakt im Stadttheater fanden
ſich dieſe Völker zuſammen und brachten der alten Hanſeſtadt ihre
9 ünſche dar, indem ſie ſich mit den Vertretern des Reiches und
der Bundesſtaaten, zu einer aufrichtigen Huldigung der alten
Kanſeſtadt vereinigten.
Lübeck war durch die Jahrhunderte hindurch Brücke von
Trutſchland zu den nordiſchen Staaten. Es bedeutete mehr als
eiri Handelshafen. Es war ſtets ein Hort beſter deutſcher
Tradi=
tisn, vornehmer deutſcher Tatkraft, der das nordiſche Ausland
ſeäne Anerkennung nicht verſagte. Darum feiert es auch heute
mät ihm das Feſt ſeiner Reichsfreiheit, die ihm jene Entwicklung
zur Höhe ermöglichte und es durch ſie mit den Völkern der Oſtſee
vrband. Es iſt ein Symbol für Lübecks Geſchichte, wenn die
Senate der freien Hanſeſtädte Bremen und Hamburg heute der
Stadt eine Nachbildung jenes meiſterlichen Werkes des Lübecker
Holzſchnitzers des 15. Jahrhunderts, Bernt Notke, die St.
Jür=
gengruppe aus der Stockholmer Hauptkirche, als Jubiläumsgabe
ſtifteten. Die Gemeinſamkeit der alten Hanſe, der kulturelle
Ein=
fluß, der von Lübeck aus die nordiſchen Völker befruchtete, und
der ritterliche Kampf gegen die Widerſacher der Stadt durch die
Jahrhunderte, verkörpern ſich in dieſem Geſchenk der Freundſchaft
und Verbundenheit.
Man iſt ſich auch heute noch in Lübeck ſeiner kulturellen
Tra=
dition bewußt wie in vergangenen Jahrhunderten. So hat man
auch diesmal das Feſt zum Anlaß genommen, in einer Reihe
wertvoller Veranſtaltungen die Linie zu zeichnen, auf der das
heutige Lübeck ſeine kulturelle Ziele erſtrebt. Das Stadttheater
gab in einer „Meiſterſinger”=Aufführung ſein Beſtes; ein
Kirchen=
konzert in der ehrwürdigen Marienkirche brachte das alte
Orgel=
ſpiel zu tiefer Wirkung und ein Sinfoniekonzert unter Leitung
des Kölner Generalmuſikdirektors Hermann Abendroth Werke
von Weber, Brahms und Beethoven. Vorträge des ſchwediſchen
Reichsarchivars Almquiſt über die Beziehungen Lübecks und
Schwedens und des finniſchen Senators Nevanlinna über
fin=
niſche Art und hanſeatiſchen Geiſt betonten ſtark die
Wechſel=
wirkungen zwiſchen Lübeck und den nordiſchen Ländern. Zum
Schluß kam noch Thomas Mann, einſt Lübecks „verlorener”
Sohn, jetzt „Mitbürger” und Profeſſor, zu Worte über Lübeck als
geiſtige Lebensform, wobei er allerdings beſonderen Wert auf
das eigene literariſche Schaffen legte. Nicht immer ganz
beſchei=
den, aber der Feſtverſammlung gefielen die launigen
Ausführun=
gen wohl der Lokalfarben wegen, und doch — es iſt nicht ſo leicht,
eine Rede über ſich ſelbſt zu halten.
Sonntagmorgen. Die Wolken hat der Wind über Nacht
ver=
jagt. Die Stadt glänzt in Feſtfreude. Die Bevölkerung aus der
Umgegend ſtrömt durch die wuchngen Stadttore. Ganz Lübeck iſt
auf den Beinen und umſäumt in dichten Menſchenmauern die
Straßen, die der hiſtoriſche Feſtzug durchziehen ſoll. Um die
Mittagsſtunde bewegt er ſich durch das Burgtor über den
Geibel=
platz. Voran eine große Schar junger Mädchen, die noch das
Lächeln und die Zaghaftigkeit der Kinder um die Lippen tragen,
in weiß=roten Gewändern und weiße und rote Blumen im Haar.
Dann folgt der Zug, die hiſtoriſche Entwicklung Lübecks im
leben=
den Bilde von der Ueberbringung der Reichsfreiheitsurkunde im
Jahre 1226 bis zur Gegenwart der Fabrikſchornſteine. Es fehlten
weder der Totentanz in der Marienkirche, noch die Hanſe, noch
die Franzoſenzeit aus dem Jahre 1813. Ritter, Bürger, Zünfte,
Biſchof und Kaplan, Bürgersfrau und Weltdame, Trommler und
Pfeifer, ein bunter Reigen der Jahrhunderte. Ein Bild von
höch=
ſter Einheit, einfach in der Farbenwahl und monumental in ihrer
Seite 9
ſtiliſtiſchen Zuſammenfaſſung. Der junge Lübecker Künſtler
Alfred Mahlau, dem auch das vortreffliche Türme=Platat der
700=Jahrfeier zu verdanken iſt, hat als künſtleriſcher Berater durch
Entwurf und Farbengebung des Feſtzuges Vorbildliches geleiſtet.
Dem hiſtoriſchen Teil ſchloſſen ſich die ſymboliſchen Darſtellungen
des Lübecker Handwerks der Gegenwart in überaus glücklicher
Weiſe an.
Der letzte Wagen des Feſtzuges iſt um die Ecke verſchwunden.
Aber von neuem ertönt Muſik. Man lauſcht erſtaunt auf der
Tribüne der Ehrengäſte. Die bekannten Klänge des Flaggenliedes
hallen an den Häuſerfronten wider. Jubel der Menge läuft der
Marſchmuſik voraus. Da biegen ſie um die Ecke, die ſtraffen,
ſchmucken Geſtalten der Matroſen der Reichsmarine, denn unten
auf der Trave liegt als Abgeſandter der Marine zu Lübecks
Feſt=
tagen das einzige moderne Schiff unſerer Flotte mit dem
ruhm=
reichen Namen „Emden‟. Die Matroſen ſind in Paradeuniform.
Vor der Ehrentribüne geht die Muſik in die Klänge des
Parade=
marſches über. Entblößten Hauptes erheben ſich die Gäſte auf
der Tribüne, grüßen die Matroſen und ſtehen ergriffen in
Ge=
danken, die keiner ausſpricht, die einen jeden aber tief erſchüttern.
Die blaue Stunde der Dämmerung wölbt, ihre Bogen über
der Hanſeſtadt. Da beginnen die Glocken vom Dom zu rufen mit
ehernen Stimmen. Und von den Türmen von St. Marien ſchallt
es wie Antwort herüber. St. Petri und St. Jacobi ſchließen ſich
an. In ernſtem Jubel ſchwingen ſich die Glocken zum Himmel
empor. Aus den ſchlanken Türmen ſteigt in ihrem Rufen die
Sehnſucht der Jahrhunderte empor. Die Erlöſung von der
Erd=
gebundenheit in einer höheren Einheit. Es iſt das tiefſte Weſen
höchſten Strebens. So rufen die Jahrhunderte und die
Gegen=
wart aus den Glocken der Türme Lübecks am Schluß des Feſtes
wie eine Erinnerung und eine Verheißung zugleich. Drunten in
der Stadt aber zünden die Menſchen tauſende von Lichtlein an
und ſtellen ſie in die Fenſter. Es iſt, als ob in den kleinen
Flam=
men die Fraude des Einzelnen emporſtrebt. Und die alten hohen
Giebelhäuſer leuchten im Kerzenſchwuck auf wie
Weihnachts=
bäume. In Stunden der Weihe verklingt das Feſt.
Es iſt Mitternacht. Die Kerzen ſind erloſchen. Der Strom
der Menſchen hat ſich verlaufen. Ich ſtehe draußen an der
Wake=
nitz, die ſich mit ihren Waſſern zwiſchen die alte Stadt und
di=
grünen Gärten der Villen legt. Wie ein metallener Schild leuchtet
das Waſſer auf in dem bleichen Schein der nordiſchen
Dämme=
rung. Stille rings umher. Nur die kleinen Wellen ſchlagen wie
im Schlaf gegen die Wände der Boote. Hinter dem Ufer aber
er=
heben ſich aus dem Gewirr der Dächer die ſchlanken Türme
Lü=
becks und fühlen im Traum empor in die Sommernacht, die ſich
gegen Norden hin wie ein erhelltes Tor öffnet.
Dr. Walter Georgi.
Es iſt Gelegenheit geboten
Ffür 1 od. 2 Herren od. kinderl. Ehepaar
ein vornehmes u. behagl. Heim
zu finden. Großes, modern möbl.
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zi nmer, elektr. Licht u. Veranda,
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kanft bei Glückert, Bleichſtraße 29,
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(*15152
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B. Krauth, Eſchollbrück.
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geg. mäß. monatl. An= u. Abzahlg, nach
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Wanzen
und Motten bekämpft man radikal
und gefahrlos durch Vergaſung mit
Vulkanyt
Alleinverkauf: Chr. Schwinn
Rheinſtraße 8 (8544a )
Kohlenſchlacken
für Wegebau, Betonbau,
Zwiſchendecken=
füllung und Steinfabrikation,
Zementſchlackenſteine
für billige Bauweiſe ſowie äußerſt billigen
Kohs
für Induſtrie und Hausbrand laufend
abzugeben von unſeren Anlagen
Mühl=
heim a. M. und Wetzlar.
Brennſtoff Gewinnungs= u. Beredelungs
G. m. b. H., Frankfurt a. M.
Savignyſtr. 25. (I.8573
Weiblich
Fräulein
perf. in Stenogr. u.
Maſchinenſchr., m. all
Büroarb. vertr., ſucht
p. ſof. Stell. Ang. u.
D169 Geſchſt. (*15178
Frau ſucht Beſchäft.
bis nach dem Spülen,
geht auch waſchen u.
putzen Fuhrmannſt. 9,
Vdh., part. (*1501c
LusdenAmtsberkündlgungen des Kreisamts
Zmrmſtadt und den Bekanntmachungen des
Polizeiamts Darmſtadt.
Gefunden: 1 goldener Ohrring (ſchw.
Tropfenſtein mit Kettchen und 2 Perlchen,
1 brauner Herrenfilzhut. 4 Schlüſſel am
Reing, 1 ovale goldene Gemmenbroſche.
1. Paar ſchwarzlederne Pantoffel u. 1 Paar
alte Damen=Lackhalbſchuhe. 1 Paar Herren=
Gummiſchuhe und 1 Sporthoſe, 1 ſchwarze
geugelſchirmquaſte. 1 Taſchentuch, gez. H.
und 1 gez. K. K. 1 Paar gelbe
Damen=
handſchuhe. 2 Meter grau=weißer
Kleider=
ſuoff. 1 braunes Portemonnaie mit 60 Pfg.
1 braunſeidenes Marktnetz. 1 gold.
Ketten=
amband mit 2 Brillauten und 1 blauen
Stein. 1 Herren=Fahrrad. 1 ſchwarze
Vachstuchmappe mit 1 Tüte Bohnen und
Sarottenſamen. 1 Damen=
Tulafüllfeder=
halter. 1 brauner Rollbär. 1 ſilb.
Ketten=
armband, feingliedr. mit Knotenmaſchen.
ſchw, ſilbernes Kettenarmband mit kl.
Anhänger. — Zugelaufen: 1 Rehpinſcher.
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Darmſtadt, den 5. Juni 1926. (856‟
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der Deutſchen Reichsbahn=Geſellſchaft in Inhaber=Zertiſikaten der Reichsbank
mit vom Reich garantierter 7½ Vorzugsdividende ab 1. Januar 1926
von denen Goldmark 100 Millionen Zertifikate jetzt zur Zeichnung aufgelegt werden
(Eine Goldmark gleich dem Gegenwert von /arso kg Feingold)
Die Deutſche Reichsbahn=Geſellſchaft iſt auf Grund des Reichsbahngeſetzes vom 30. Auguſt 1924 (RGBl. II,
S. 272) am II. Oktober 1924 errichtet. Sie iſt eine Körperſchaft öffentlichenRechts und ſteht nach Maßgabe der
85 31ff. des Reichsbahngeſetzes unter der Aufſicht der Reichsregierung. Das der Geſellſchaft vom Reichübertragene
ausſchließliche Recht zum Betrieb der Reichseiſenbahnen endet am 31. Dezember 1964, vorausgeſetzt, daß
als=
dann ſämtliche Reparationsſchuldverſchreibungen und ſämtliche Vorzugsaktien getilgt, zurückgekauft oder
einge=
zogen ſind. Die Reichsbahn=Geſellſchaft iſt keine Aktiengeſellſchaft im Sinne des Handelsgeſetzbuches, jedoch iſt
die finanzielle Geſtaltung der bei Aktiengeſellſchaften üblichen nachgebildet.
Das Grundkapital der Geſellſchaft beträgt 15 Milliarden Goldmark, wovon
.. 2 Milliarden EM
auf die Vorzugsaktien ...
auf die Stammaktien ..
.... 13 Milliarden EMl
entfallen.
Die Vorzugsaktien werden in verſchiedenen Serien ausgegeben, die mit verſchiedenen Rechten
aus=
geſtattet ſein können (5 4 (2) der Geſellſchaftsſatzung). Von den Vorzugsaktien ſind 1,5 Milliarden Ell beſtimmt
zur Kapitalbeſchaffung für werbende Anlagen der Geſellſchaft (neue Linien uſw.).
Die Stammaktien werden auf den Namen des Deutſchen Reichs oder auf Verlangen der Reichsregierung
auf den Namen eines deutſchen Landes ausgeſtellt.
Die Geſellſchaft iſt mit Neparationsſchuldverſchreibungen in Höhe von 11 Milliarden GM belaſtet. Für
die Verzinſung und Tilgung dieſer Schuld ſind feſte Jahresleiſtungen vorgeſehen, die ſich für das erſte
Reparations=
jahr, d. h. für die Zeit vom 1. September 1924 bis 31. Auguſt 1925 auf 200 Millionen EMl, für das zweite Jahr
auf 595 MillionenGMl,für das dritte Jahr auf 550 Millionen Ell ſtellen und vom vierten Jahr ab 660 Millionen Ell
betragen.
Die Deutſche Reichsbahn=Geſellſchaft iſt das größte Betriebsunternehmen der Welt. Ihr Eiſenbahnnetz
einſchließlich der Bahnhofsanlagen beſitzt eine Ausdehnung von 53000 km. Die zahlreichen Stationen — ihre
Zahl beträgt 11 737 — ſind neuzeitlich ausgeſtattet und unterhalten; die Gleisanlagen und die
Betriebseinrich=
tungen, insbeſondere das Sicherungsweſen, ſind unter Benutzung aller Erfahrungen auf dem Gebiete moderner
Eiſenbahntechnik ausgebaut. Es ſteht ein Fuhrpark von 28200 Lokomotiven und Triebwagen, 68500
Perſonen=
wagen, 23000 Gepäckwagen, 707000 Güterwagen zur Verfügung.
An baulichen Anlagen ſind außer den zahlreichen Kunſtbauten (Brücken, Tunnel uſw.) 102000 Wohnungen
für das Perſonal, 85 Elektrizitätswerke, 39 Gasanſtalten, 1157 Waſſerwerke, 1900 Lokomotivſchuppen vorhanden.
Das Geſchäftsjahr der Geſellſchaft iſt das Kalenderjahr. Die Bilanz und die Gewinn= und Verluſtrechnung
der Geſellſchaft ſollen innerhalb einer Friſt von 6 Monaten nach Ablauf eines jeden Geſchäftsjahres veröffentlicht
werden. Im Geſchäftsjahr 1925, welches die Zeit vom 1. Oktober 1924 bis 31. Dezember 1925 umfaßt, ſtellten ſich
die Betriebseinnahmen
1,7 Milliarden RM.
a) aus dem Perſonenverkehr ..
3,5 Milliarden RM
b) aus dem Güterverkehr ...
c) aus ſonſtigen Einnahmequellen"
05 Milliarden RNl. 5,7 Milliarden RN
die Betriebsausgaben
a) perſönliche.
. . 3,0 Milliarden RM
. 1,9 Milliarden RM
b) ſächliche ..
49 Milliarden Ru
Die Reichsbank übernimmt als Treuhänder die Verwaltung und Verwahrung der Vorzugsaktien Serie IV
und gibt dafür auf den Inhaber ausgeſtellte, über den fünffachen, zehnfachen, hundertfachen Betrag einer
Vor=
zugsaktie von 100— GM lautende Zertifikate über 500,— EM, 1000,— EM, 10000,— EMl mit
Dividenden=
bezugsſcheinen aus. Außerdem wird bei der Zeichnung ein Betrag bis zu 5 Millionen Ell in Zertifikaten über
200— GM für kleine Sparer ausgegeben.
Die Vorzugsdividenden und etwaigen Zuſatzdividenden (vermindert um den Steuerabzug) ſowie die
Rückzahlungsbeträge, welche auf die durch die Zertifikate vertretenen Aktien entfallen, werden von der
Reichs=
bank erhoben und an die Zertifikatinhaber durch die untengenannten Zahlſtellen unverkürzt ausbezahlt. Außer
dieſen Rechten auf Dividende, Zuſatzdividende und Rückzahlung ſteht den Inhabern der Vorzugsaktien lediglich
das Recht zur Wahl für den Verwaltungsrat gemäß 8 11, Ziffer 3 der Satzung zu. Dieſes Recht wird für die bei
der Reichsbank niedergelegten Vorzugsaktien durch den jeweiligen Präſidenten des Rechnungshofes des Deutſchen
Reichs, der an Weiſungen der Deponenten nicht gebunden iſt, ausgeübt. Die Inhaber der Zertifikate ſind jederzeit
berechtigt, ihre Aktien bei der Reichshauptbank in Berlin gegen Rückgabe der Zertifikate innerhalb der üblichen
Geſchäftsſtunden in Empfang zu nehmen.
Die Dividendenbezugsſcheine und die Zertifikate über zur Rückzahlung aufgerufene
Stücke ſind zahlbar bei der Reichshauptbank in Berlin und ſämtlichen mit Kaſſeneinrichtung verſehenen
Reichs=
bankanſtalten, bei der Preußiſchen Staatsbank (Seehandlung), bei ſämtlichen Mitgliedern des unterzeichneten
Konſortiums einſchließlich ihrer Niederlaſſungen, bei der Deutſchen Verkehrs=Kredit=Bank Aktiengeſellſchaft in
Berlin, bei der Zentralkaſſe der Deutſchen Reichsbahn=Geſellſchaft in Berlin und bei den größeren Kaſſen der
Reichsbahn=Direktionen.
Die Zertifikate können im Lombardverkehr mit der Reichsbank unter den Bedingungen des 5 21 Ziffer 3
des Bankgeſetzes vom 30. Auguſt 1924 beliehen werden und ſind auch im Lombardverkehr der Preußiſchen
Staatsbank (Seehandlung) als Deckung zugelaſſen.
Die Erklärung der Reichsmündelſicherheit iſt für die Vorzugsaktien bereits herbeigeführt und für die
Zeri=
ſikate beim Reichsrat beantragt worden.
Zum Handel an den deutſchen Börſen werden lediglich die Zertifikate eingeführt werden.
Bedingungen.
Mithin Betriebsüberſchuß rund 0,8 Milliarden RM
der wie folgt nach der Bilanz Verwendung finden wird:
399 Millionen für den Dienſt der Reparationsſchuldverſchreibungen,
113 Millionen als Zuweiſung zur geſetzlichen Ausgleichsrücklage,
150 Millionen für Abſchreibungen und Rückſtellungen,
156 Millionen als Reingewinn.
Von dieſem Reingewinn ſollen 3 Millionen RM als Dividende für die bis zum Ende des Geſchäftsjahres
1925 ausgegebenen Vorzugsaktien verteilt und 153 Millionen RM auf neue Rechnung vorgetragen werden.
Von den Vorzugsaktien der Geſellſchaft ſind bisher 731 Millionen EM (Serie I, II, III) vom Reich
über=
nommen worden, ſo daß zurzeit noch 1269 Millionen Ell unbegeben ſind. Von dieſem Betrage beabſichtigt die
Deutſche Reichsbahn=Geſellſchaft jetzt zur Beſchaffung von Geldmitteln für den Ausbau von werbenden Anlagen
der Reichsbahn (Fortführung der Elektriſierung, Verſtärkung der Brücken, Ausbau von Bahnhöfen und
Werk=
ſtätten) eine Serie von 150 Millionen Ell (Serie IV) auszugeben; hiervon iſt ein Teilbetrag von 50 Millionen Gur
bereits feſt mit 12monatiger Sperre übernommen worden, ſo daß jetzt 100 Millionen Ell zur Zeichnung
auf=
gelegt werden.
Die Vorzugsaktien lauten auf den Inhaber. Sie gewähren den Anſpruch auf Kapitalrückzahlung ſpäteſtens
bei Ablauf des Betriebsrechtes ſowie auf eine Vorzugsdividende, die für die Serie IV auf 796 bemeſſen iſt. Im
Falle einer weiteren Verteilung eines Reingewinns gemäß 5 25 (2) Ziffer 4e der Geſellſchaftsſatzung wird !/, auf
die 2 Milliarden EMl Vorzugsaktien als Zuſatzdividende und 2 auf die Stammaktien ausgeſchüttet. Da das
Stammaktienkapital 13 Milliarden Ell und das Vorzugsaktienkapital 2 Milliarden EM beträgt, würde die
Aus=
ſchüttung einer Dividende von 1 % an die Stammaktionäre die gleichzeitige Verteilung einer Zuſatzdividende
von 31/,0 auf2 Milliarden EMl Vorzugsaktien zur Folge haben. Die auf den nicht begebenen Teil von2Milliarden
EM Vorzugsaktien entfallende Zuſatzdividende wächſt den Stammaktien zu.
Auf die Vorzugsdividende von 72/, wird am 2. Januar jedes Jahres, erſtmalig am 2. Januar 1927, eine
Abſchlagszahlung von 3½ % des Nennbetrages der Stücke in Reichsmark geleiſtet. Die Zahlung der Reſtdividende
erfolgt in Goldmark am dritten Tage nach Genehmigung der Bilanz durch den Verwaltungsrat. (Eine Goldmark
iſt gleich dem Gegenwert von 1/.„„„oks Feingold. Dieſer Gegenwert wird errechnet nach dem am 3. Werktage
—oder falls an dieſem Tage kein amtlicher Goldpreis veröffentlicht wird, nach dem zuletzt vor dem 3. Werktage —
vor der Sitzung des Verwaltungsrats amtlich bekanntgegebenen Londoner Goldpreiſe und dem Mittelkurs der
an dieſem Tage an der Berliner Börſe erfolgten amtlichen Notierung für Auszahlung London. Ergibt ſich aus
dieſer Umrechnung für das Kilogramm Feingold ein Preis von nicht mehr als RM 2820 und nicht weniger als
RM 2760, ſo iſt für jede geſchuldete Goldmark eine Reichsmark in geſetzlichen Zahlungsmitteln zu zahlen.)
Das Deutſche Reich hat ſich gegenüber den Aktionären der Serie IV verpflichtet, die Zahlung der
Vorzugs=
dividende von 7% zu garantieren. Die Reichsregierung hat ihre nach 54 (2) der Geſellſchaftsſatzung erforderliche
Genehmigung zu der Begebunge der Vorzugsaktien der Serie IV unter Nennwert erteilt. Für den Fall einer
Erhöhung des Dividenden=Steuerabzuges über 10 % hat ſich die Deutſche Reichsbahn=Geſellſchaft verpflichtet,
für diejenigen Vorzugsaktionäre, denen der Abzug bei der Steuerzahlung nicht angerechnet wird, den über 100,
hinausgehenden Betrag ſelbſt zu tragen.
Die Vorzugsaktien jeder Serie können vom Beginn des 16. Jahres nach ihrer Ausgabe ab ganz oder zum
Teil eingezogen werden. Sollten jedoch alle Reparationsſchuldverſchreibungen in einer kürzeren Friſt getilgt oder
zurückgekauft ſein, ſo kann die Geſellſchaft auch ſogleich die Vorzugsaktien einziehen.
Bei Einziehung der Vorzugsaktien vor dem 11. Oktober 1959 wird ein erhöhter
Ein=
löſungskurs gewährt, und zwar beträgt der Einlöſungskurs bei Einziehung vor Ablauf des
25. Jahres nach dem übergang des Betriebsrechts an die Geſellſchaft (alſo vor dem 11.
Ok=
tober 1949) 200 über den Nennwert, bei Einziehung vom 26. bis 35. Jahre nach dem
über=
gang des Betriebsrechts (alſo in der Zeit vom 11. Oktober 1949 bis 10. Oktober 1959) 10/,
über den Nennwert; nach dem 35. Jahre (alſo nach dem 10. Oktober 1959) erfolgt die
Ein=
ziehung zum Nennwert. Die Reichsregierung kann verlangen, daß die Geſellſchaft von ihrem Rechte der
Einziehung unter Beachtung der vorſtehenden Beſtimmungen Gebrauch macht, wenn das Reich ihr die
erforder=
lichen Mittel zur Verfügung ſtellt.
Die Einlöſung der aufgerufenen Stücke kann jeweilig nur zum 1. Juli eines jeden Jahres vorgenommen
werden. Die Einlöſung erfolgt in Goldmark unter Berechnung des Gegenwertes in Reichsmark nach dem für die
Auszahlung der Reſtdividende vorgeſehenen Verfahren, wobei die am 3. Werktage vor der Einlöſung erfolgende
Notierung der in Frage kommenden Kurſe zugrunde gelegt wird (ſiehe oben). Der Aufruf der einzulöſenden
Stücke muß mindeſtens ½ Jahr vor der Einlöſung bekannt gemacht werden. Die Aktionäre haben für
dasGeſchäfts=
fahr, in dem die Einlöſung erfolgt, keinen Anſpruch auf Dividende oder Zinſen.
Die Dividendenſcheine und die zur Rückzahlung aufgerufenen Vorzugsaktien ſind zahlbar bei der
Reichs=
hauptbank in Berlin und bei der Zentralkaſſe der Deutſchen Reichsbahn=Geſellſchaft in Berlin.
Durch die unterzeichneten Bankfirmen gelangen hiermit die vorſtehend bezeichneten
Zertifikate der Reichsbank über nominal 100 Millionen EM Vorzugsaktien
der Deutſchen Reichsbahn=Geſellſchaft, Serie IV, ausgegeben am 1. Juni 1926,
zur öffentlichen Zeichnung. Die Vorzugsaktien werden in Abſchnitten von 100,— Ell ausgefertigt. Die Zertifikate
lauten über 500,—, 1000,— und 10000,—GM Vorzugsaktien.
Bis zum Betrage von 5 Millionen EMl können bei der Zeichnung auch Zertifikate über 200,— EM zugeteilt.
werden.
Der Zeichnungspreis für die mit voller Dividendenbezugsberechtigung für das Jahr 1926 ausgeſtatteten
Zertifikate beträgt
95½g 2ſo franko Stückzinſen.
Die Börſenumſatzſteuer geht zu Laſten des Zeichners.
Zeichnungen werden in der Zeit vom Donnerstag, dem 10. Juni bis einſchließlich Donnerstag, dem
17. Juni d. J. bei den in der Anlage zu dieſer Zeichnungsaufforderung genannten Bankfirmen und derem
Zweigniederlaſſungen während der üblichen Geſchäftsſtunden entgegengenommen. Vorzeitiger Schluß der
Zeichnung bleibt vorbehalten.
Die Zuteilung der Stücke auf Grund der Zeichnungen erfolgt baldmöglichſt nach Ablauf der Zeichnungsfriſt
und bleibt dem Ermeſſen der Zeichnungsſtellen überlaſſen.
Die Bezahlung der zugeteilten Stücke hat in der Zeit bis zum 5. Juli d. J. einſchließlich bei derjenigen.
Stelle, welche die Zeichnung entgegengenommen hat, zu erfolgen.
Die Zeichner erhalten zunächſt Kaſſenquittungen, gegen deren Rückgabe ſpäter die Ausgabe der
Zerti=
fikate erfolgt.
Die Einführung der Zertifikate an den deutſchen Hauptbörſenplätzen wird alsbald nach ihrem Erſcheinen.
veranlaßt werden.
Den 5. Juni 1926.
Berlin, Braunſchweig, Breslau, Dresden, Düſſeldorf, Eſſen, Frankfurt a. M., Hamburg, Karlsruhe, Köln,
Leipzig, Mannheim, München, Weimar.
(TP.8612
Reichsbank.
Berliner Handels=Geſellſchaft.
Commerz= und Privat=Bank
Aktiengeſellſchaft
Delbrück Schickler & Co.
Deutſche Girozentrale
— Deutſche Kommunalbank —
Dresdner Bank.
Preußiſche Staatsbank (Seehandlung).
S. Bleichröder.
Darmſtädter und Nationalbank
Kommanditgeſellſchaft auf Aktien.
Deutſche Bank.
Deutſche Landesbankenzentrale
A. G.
J. Drehfus & Co.
F. W. Krauſe & Co. Bankgeſchäft
Kommanditgeſellſchaft auf Aktien.
Preußiſche Zentralgenoſſenſchaftskaſſe.
Reichs=Kredit=Geſellſchaft Aktiengeſellſchaft. Braunſchweigiſche Staatsbank (Leihhausanſtalt).
Direction der Disconto=Geſellſchaft.
Hardy & Co.
Geſellſchaft mit beſchränkter Haftung.
Mendelsſohn & Co.
Mitteldeutſche Creditbank.
E. Heimann.
Gebr. Arnhold.
Sächſiſche Staatsbank.
Barmer Bankverein Hinsberg, Fiſcher & Comp.
Simon Hirſchland.
Kommanditgeſelſchaft auf Aktien.
Gebrüder Bethmann. Deutſche Effecten= und Wechſel=Bank.
Lincoln Menny Oppenheimer.
Lazard Speyer=Elliſſen.
Jacob S. H. Stern.
L. Behrens & Söhne.
Norddeutſche Bank in Hamburg.
Vereinsbank in Hamburg.
M. M. Warburg & Co. Veit L. Homburger. Straus & Co. A. Levy.
Sal. Oppenheim jr. & Cie.
A. Schaaffhauſen’ſcher Bankverein A.=G.
J. H. Stein.
Allgemeine Deutſche Credit=Anſtalt.
Rheiniſche Creditbank.
Süddeutſche Disconto=Geſellſchaft A.=G.
Baheriſche Hypotheken= und Wechſel=Bank.
Bayeriſche Staatsbank.
Bayeriſche Vereinsbank.
Merck, Finck & Co.
Thüringiſche Staatsbank.
Zeichnungen nehmen in Darmſtadt entgegen:
Reichsbank.
Deutſche Bank Filiale Darmſtadt.
Darmſtädter und Nationalbank Kommanditgeſellſchaft
auf Aktien.
Deutſche Vereinsbank Filiale Darmſtadt.
Direction der Disconto=Geſellſchaft Filiale Darmſtadt.
Heſſiſche Girozentrale.
[ ← ][ ][ → ]Nummer 138
blatte
Mirtwoch, 9. Jum
Die wirtſchaftliche Lage
Bes Handwerks im Monat Mai 1926.
Vom Reichsverband des deutſchen Handwerks wird uns geſchrieben:
DDie wirtſchaftliche Lage des Handwerks im Monat Mai hat gegenüber
Ser im Monat April kaum eine Veränderung, vor allen Dingen kaum
Sine Beſſerung, erfahren. Hierin ſtimmt die wirtſchaftliche Lage des
Sandwerks mit der der deutſchen Geſamtwirtſchaft überein. Wie in
Tetzterer iſt auch in einigen Handwerkszweigen eine gewiſſe Belebung zu
Serzeichnen, der aber auch in anderen Zweigen wieder eine Verſchlech=
Serung gegenüberſteht. Die wirtſchaftliche Depreſſion im Handwerk iſt
wvie in den Vormonaten begründet in dem Darniederliegen der geſamten
WWirtſchaft und in der daraus ſich ergebenden ſtarken Erwerbsloſigkeit,
Daß Nationaliſierungsbeſtrebungen nicht immer von Nutzen für die
Slllgemeinheit ſind, dafür iſt ein treffendes Beiſpiel der Zuſammenſchluß
Bii den vereinigten Stahlwerken, der in Weſtfalen zur Stillegung von
BBetrieben geführt hat. Daraus ergibt ſich für eine ganze Reihe von
Wewerben ebenfalls eine ſtarke Einſchränkung des Abſatzes. Gerade
unit Nückſicht auf die Gebundenheit der Bevölkerung durch die
Woh=
naungszwangswirtſchaft wäre immerhin zu prüfen, ob ſolche wirtſchaft=
Uichen Zuſammenſchlüſſe für die Geſamtheit von Vorteil ſind.
Wo ſich Belebungen des Geſchäftsganges im Handwerk bemerkbar
nnachen, ſind hauptſächlich die Saiſongewerbe daran beteiligt, beſonders
Diejenigen, welche für das Pfingſtfeſt in irgendeiner Weiſe in Anſpruch
genommen zu werden pflegen. Jedoch war dieſe Belebung keineswegs
rnit der in den Vorjahren üblichen zu vergleichen. Beſonders auffällig
äſt die Stille auf dem Baumarkt. Die Bauluſt wird ſehr zurückgehalten,
mveil die für die Begebung von Hauszinsſteuerhyvotheken erlaſſenen Richt=
Ainien des Reiches zu drückend erſcheinen. Wo einige Beſchäftigung
wherrſcht, handelt es ſich zumeiſt um öffentliche Aufträge, die durch
Söffentliche Mittel unterſtützt werden. Allgemein wird bemängelt, daß
Ddie Aktion zur Förderung des Wohnungsbaues vom Reich viel zu ſpät
fin die Wege geleitet wurde, um noch wirklich von Einfluß für die
dies=
jährige Bauſaiſon zu ſein.
Die Kreditverhältniſſe im Handwerk haben ſich in der Zwiſchenzeit
tebenfalls nicht geändert. Der Handwerker iſt ſtarker
Kreditinanſpruch=
mahme von ſeiten ſeiner Kunden ausgeſetzt, iſt ſelbſt aber ſelten in der
Dage, den dafür nötigen langfriſtigen Kredit zu erhalten.
Bemerkens=
wert iſt, daß die Bezahlung mit Wechſeln einen ungeahnten Umfang
an=
mimmt und auch von ſolchen Kreiſen geübt wird, die früher dieſe
„Zahlungsweiſe kaum gekannt haben. Ebenſo mehren ſich die Klagen
Füber Bezahlung mit vordatierten Schecks.
Die ſchwierigen wirtſchaftlichen Verhältniſſe führen zu einem ſtarken
WPreisdruck, der von den Kunden ganz ſyſtematiſch gefördert wird. Auch
Bezüglich der Vergebung von öffentlichen Stellen wird darüber Klage
„geführt, daß das ſogenannte Mittelpreisverfahren nur in den ſeltenſten
Fällen Anwendung findet. Ueberhaupt iſt zu beobachten, daß von
amt=
llichen Stellen eine Wirtſchaftspolitik getrieben wird, die als ſehr ſtark
ffiskaliſch bezeichnet werden muß. So iſt aus verſchiedenen Bezirken
ge=
meldet, daß Stadtgemeinden Erwerbsloſe mit Reparaturen und auch
mit Neuarbeiten in eigener Regie beſchäftigen. Eine ſolche
wirtſchaft=
lliche Tätigkeit liegt keineswegs im Aufgabengebiet der Gemeinden und
hat den Nachteil, daß durch die Vergehung ſolcher Aufträge an die
PPrivatwirtſchaft die eventuell mögliche Belebung ausbleibt. Beſonders
Nchädlich ſind ſolche Regiearbeiten, wenn, wie von einer Stelle gemeldet,
Löhne bezahlt werden, die über den geltenden Tariflöhnen liegen.
Die Materialpreiſe haben kaum eine Aenderung erfahren. Es ſind
reinige Abſchläge eingetreten, dafür ſind aber auch Steigerungen in
panderen Materialien feſtzuſtellen.
Auch bezüglich des Lohnes ſind wenig Veränderungen zu
verzeich=
men. Die Arbeitsmarktlage iſt entſprechend der ganzen Wirtſchaftslage
für die Arbeitnehmer ſehr ungünſtig, da auch zu befürchten iſt, daß die
geringe Belebung in einigen Handwerkszweigen und die damit
ver=
bundene Neueinſtellung von Arbeitskräften bald wieder in das
Gegen=
teil umſchlagen wird.
Frankfurter Effektenbörſe.
Frankfurt a. M., 8. Juni.
Nachdem ſchon geſtern die Stimmung an der Börſe recht luſtlos und
zurückhaltend war, eröffnete der heutige Börſenverkehr außerordentlich
ſtill bei überwiegender Abgabeneigung. Es macht ſich allenthalben das
Beſtreben bemerkbar, Poſitionslöſungen vorzunehmen, einmal, weil die
Gewinne darauf ziemlich beträchtlich ſind, und außerdem wird die außen=
und innenpolitiſche Lage als recht wenig befriedigend bezeichnet. Die
neue Stellungnahme Braſiliens und Spaniens zum Völkerbund
ver=
ſtimmt in Börſenkreiſen ſehr, und die innerpolitiſchen Schwierigkeiten,
die im Zuſammenhang mit der Fürſtenentſchädigungsfrage bereits jetzt
ihre Schatten voraus werfen, werden an der Börſe viel kommentiert.
Alle variablen Märkte wurden von den Kursrückgängen ziemlich
gleich=
mäßig betroffen, die Montanwerte vielleicht etwas ſtärker, insbeſondere
Harpener. Weiter nachgebend waren auch die Werte des
Metallbankkon=
zerns, von denen z. B. Scheidenanſtalt wieder um 3½ Prozent
nach=
gaben. Nach der Feſtſetzung der erſten Kurſe ſtellten ſich weitere
Ab=
gaben ein, ſodaß die Kursabbröckelungen anhielten. Etwas beſſer war
dagegen die Tendenz auf den Rentenmärkten, auf denen ſowohl die
deutſchen wie die ausländiſchen, insbeſondere die türkiſchen Renten,
etwas anziehen konnten. Der Freiverkehr blieb ſtill und kaum
ver=
ändert. Becker Stahl A. Benz 65, Brovn Boveri 85, Entrepriſe 8.
Growag 58, Hanſahank 95, Helvetia 45, Krügershall 103, Ufa 42 und
Unterfranken 74. Während gegen Schluß des offiziellen Geſchäftes im
allgemeinen die Kursrückgänge, wenn auch in beſcheidenen Grenzen,
anhielten, zeigten die J.G. Werte eine außerordentliche zähe
Wider=
ſtandskraft. Verſchiedene Angriffe ſeitens der Baiſſeſpekulation hielt der
„Kurs immer wieder ſtand, ſodaß der erſte Kurs mit 186½ ſich weiterhin
behaupten konnte. Der Geldmarkt blieb flüſſig. Tägliches Geld
4 Prozent.
An der Abendbörſe ſtellte ſich etwas Deckungsbedürfnis ein, ſodaß
die Tendenz ſich etwas befeſtigen und ein weiteres Abgleiten der Kurſe
verhindert werden konnte. Kursbeſſerungen erfuhren aber nur die Dei Sadleiſhand Anfang Sum 1920.
Schiffahrtswerte, die am Schluß etwas ſtärker in den Vordergrund
Nach der alten Bauernregel iſt ein kühler und naſſer Mai dem
traten, ſowie die Elektro= und Montanwerte.
Landwirt beſonders erwünſcht. Im großen und ganzen hat die Witte=
Berliner Effektenbörſe.
Berlin, 8. Juni.
Die Stimmung der Börſe läßt bei Beginn keine Anſätze zu einer
Aenderung erkennen, es herrſcht rege Verkaufsluſt. Die erſten Kurſe
zeigen erhebliche Abſchläge. Das Geſchäft hielt ſich in engen Grenzen.
Auf die Meldung eines Mittagsblattes von dem Bevorſtehen der
Elektri=
fizierung der Verliner Stadt= und Ringbahn erwachte Intereſſe für
Elektrizitätsaktien. Hierdurch wurde die Tendenz etwas freundlicher,
Im allgemeinen aber blieb die Haltung unſicher und die Kurſe
ſchwan=
kend. Die große Flüſſigkeit des Geldes, welche auch im Nachlaſſen der
Zinsſätze durch die Herabſetzung des Privatdiskonts auf 4½ Prozent
ihren Ausdruck hat, ermutigte zu Rückäufen und veranlaßte weitere
Deckungen. Farbeninduſtrie überſchritten zeitweiſe den geſtrigen
Schluß=
kurs. Siemens u. Halske gewannen, noch 114 Prozent. Lebhaftere
Umſätze fanden aber nur in Elektrizitätswerten und ferner in Deutſche
Erdölen ſtatt. Schiffahrtsaktien ungleichmäßig. Deutſche Auſtralier
2—3 Prozent niedriger. Hauptſchiffahrtswerte ſtellten ſich gegen geſtern
höher. Von deutſchen Anleihen waren Kriegsanleihe ſehr begehrt und
zogen bemerkenswert an, die übrigen gleichartigen Papiere wurden mit
aufwärts gezogen. Bankaktien ſtellten ſich etwas niedriger.
Gegen Schluß der Börſe wurde das Geſchäft lebhafter und die Börſe
ſchloß lebhaft bei gut gehaltenen Kurſen. Nachbörslich hörte man am
Montanaktienmarkt bei ruhigem Geſchäft: Phönix 88. Gelſenkirchen
mit 1131, Harpener 122. Von Elektrowerten, die ebenfalls lebhaft und
feſt ſchloſſen. Siemens mit 153. Geſellſchaft für elektriſche
Unternehmun=
gen 153, A.E. G. 119½. Schiffahrtswerte blieben ziemlich unverändert,
doch ſtetig: Hapag 139½4. Norddeutſcher Lloyd 1351. Farbeninduſtrie
196½ Deſſauer Gas auf günſtige Beurteilung des Geſchäftsberichtes
ſteigend 109½. Kriegsankeihe ſchloſſen mit 0.420, nachbörslich 0417.
Schutzgebietsanleihen 5,55.
Aſchaffb. Zellſtoff
Augsb.=Nürnb. Maſch
Bamag=Meguin
Berl. E. W. Vorzug.
Berlin,Karlsruhes
Braunkohlen=Brikett,
Bremer Vulkan.
Bremer Wolle .
Deutſch. Atlant,Tel.
Deutſche Maſchinen
Deutſch.=Nied. Tel.
Deutſche Erdöl.
Deutſche Petroleum
Dt. Kaliverke.
Donnersmarchütte.
Dynamit Nobel.
7. G. Farben. .
Elektr. Lieferung. .
R. Friſter
Gaggenau Vorz.
Gelſenk. Gußſtahl . .
G.f. elektr. Untern.
Halle Maſchinen . .
Han Maſch. Egeſt.
Hanſa Dampſchf.
9a. 8. 6.
96.* Hemoor Zement ...ly Eg,55 8. 6. 77.— 77.— Hirſch Kupfer .. 1 94.— 93.— 35.— Höſch Eiſen. . 104.— 103.— 89.55 88.75 Hohenlohe Werke, 115.25 16.25 71.75 69.2 Kahla Porzellan 74.— 73.25 416.75 114.25 Lindes Eismaſch. 135.25 134.,5 54.25 55.* Lingel Schuh 29.875 30.— 104.875 Linke u. Hofmann 56.5 56.25 64.— L. Loewe u. Co.. 1180.— 158.5 61.25 58.25 C. Lorenz 1161.25 102.— 13.25 Nol. Kohle. 1117.— 113,5 1os,5 Nordd. Gummi.. 78.— 24 Drenſtein. 75.— 75.5 1:8.125/415.5 Rathgeber Wage 38.— 38.— 71.75 70.— Rombacher Hütten 25.75 27.875 96.— 94.5 Roſitzer Zucker. . 60.5 187.75 178.* Rütgerswerke. 85.— 95.— 125.5 122.75 Sachſenwerk. 25.75 54.5 45.— 25.— Sächſ. Gußſtahl. 73.— 72.1.5 46.— 46.— Siemens Glas ... 119,5 25.5 26.— Ver Lauſitzer Glas. 1713.— u52.— 159. Volkſtedter Porzell. 39.5 132.— 131.— Weſtf. E. Langendreer 41.- au.5 60.— 59.— Wittener Gußſtahl . 45.— 135.— 11 133.— Wanderer=Werke. . 128.5 129.—
Deviſenmarkt.
WienD. Oſt. abo
Brag.
ABudapeſt. .
Fapon.
Rio de Janeiro
UBulgarien. ..
Zelorad..
Konſtantinopel.
Liſſabon „=
Danzig z....=
AAthen .......
3Kanada ......
Auruguay .
Produktenberichte.
Frankfurter Produktenmarkt vom 8. Juni. Bei unveränderten in=
und ausländiſchen Productennotierungen verkehrte der heutige
Produk=
tenmarkt faſt geſchäftslos. Die Preiſe ſtellten ſich wie folgt: Weizen
30.25—30,75, Roggen 20,50, Sommergerſte für Brauzwecke 22—94, Hafer
(inl.) 21—23, Mais gelb 17.75. Weizenmehl ſüddeutſches Spezial 42,50
bis 42,75, Roggenmehl 28,75—29, Weizenkleie 9,25, Roggenkleie 11 Mk.
Berliner Produktenbericht vom 8. Juni. Die Cifforderungen
für Auslandsweizen waren um weitere 10 Gulden=Cents
erhöht, doch iſt die zweite Hand dauernd billiger Abgeber.
Von ſeiten der Mühlen beſteht nach wie vor Begehr. Man iſt aber bei
Abſchlüſſen äußerſt vorſichtig. Die deutſchen Lieferungspreiſe erfuhren
in den Anfangsnotierungen bei ſehr geringem Geſchäft keine
Verände=
rung. Für Roggen iſt etwas mehr Angebot aus Schleſien vorhanden.
Die Preiſe konnten ſich aber im allgemeinen recht gut behaupten. In
Mais ließ die große Feuchtigkeit verſchiedentlich Befürchtungen wegen
der Ernte aufkommen. Roggen auf Lieferung ſtellte ſich den
Eröffnungs=
notierungen um ½ bzw. ½4 Mark ſchwächer. Mehl war für beide
Sor=
ten in den Forderungen unverändert und hatte ſehr ruhiges Geſchäft.
Hafer iſt in feinen Qualitäten gut gefragt und wenig offeriert. Die
Tendenz blieb unberändert. Futtergerſte war reger gefragt. Die
übrigen Gerſtenforten vernachläſſigt.
rung des abgelaufenen Monats dieſe Wünſche erfüllt; allerdings war
es zeitweiſe etwas zu kühl. Die zweite Maihälfte brachte etwas
wär=
meres Wetter, aber auch nur vereinzelt ſommerliche Tage. Die
Nieder=
ſchläge waren in den meiſten Landesteilen, beſonders Preußens,
aus=
reichend und leidlich gut verteilt, in einzelnen Gegenden von Oſtpreußen
ſogar zu ſtark. Im allgemeinen hat ſich bei dieſer Witterung der
Saatenſtand gegen den Vormonat kaum geändert. Nach der von der
„Statiſtiſchen Korrenſpondenz” verbreiteten Ueberſicht, die aus 1973
Berichten der landwirtſchaftlichen Vertrauensmänner zuſammengeſtellt
iſt, hat der Winterroggen abermals um 0.1 Punkt gegen den
Vormonat nachgelaſſen, ſodaß er jetzt etwas ſchlechter als mittel (3,1)
ſteht. Gbenſo haben Raps und Rübſen, Klee, Luzerne und
Wieſen ſich um 0.1 Punkt verſchlechtert. Auf der anderen Seite ſind
erfreulicherweiſe die Ausſichten für Wintermenggetreide und
vor allem für Weizen (27) beſſer geworden. Weizen hat ſich damit
dem überaus günſtigen Stande des Vorjahres genähert, während der
Roggen ſehr erheblich, nämlich um 0.7 Punkte, ſchlechter ſteht. Das
Sommergetreide zeigt mit Ausnahme des Noggens durchweg
einen beſſeren oder doch wenigſtens den gleichen Stand wie im Vorjahrz
ähnliches gilt für die Hülſenfrüchte. Die Hackfrüchte habem
durchweg um 0,1 bis 02 Punkte nachgelaſſen. Die Schwankungen in den
einzelnen Landesteilen ſind wie zu Anfang Mai recht erheblich; bei
Winterweizen zeigt Schleswig die beſte Note mit 2,4, Königsberg und
Gumbinnen den Tiefſtand mit 3,8; der beſte Stand des Winterroggens
mit 2,6 wird diesmal von Oppeln, Schleswig und Hildesheim erreicht,
fehr ſchlecht ſind die Ausſichten in Gumbinnen mit 3,. Bei den
Som=
merfrüchten zeigen ſich im allgemeinen nicht ſo große Unterſchiede.
Die Entwicklung der Feldfrüchte iſt allgemein durch die Kälte
zurückgeblieben, beſonders ſcheint die Sommerung darunter gelitten zu
haben. Im Bezirk Frankfurt wird mehrfach erwähnt, daß der Hafer
bis zur Hälfte erfroren iſt. Der Mangel an Kunſtdünger, insbeſondere
an Stickſtoff, macht ſich recht oft bemerkbar. Häufig wird berichtet,
daß der Noggen nur ſehr kurz im Stroh und dünn beſtockt iſt. Die
Hackfrüchte ſind bis auf geringe Reſte jetzt überall beſtellt, gehen
aber nur in den mittleren Provinzen gut auf; im äußerſten Oſten und
im Südweſten ſind ſie noch ſehr zurückgehlieben. Mit dem Verziehen der
Rüben iſt begonnen worden. Die Weideverhältniſſe werden nicht
be=
ſonders günſtig beurteilt, hier macht ſich an manchen Stellen beſonders
der Regenmangel bemerkbar. Im Weſten und Südweſten haben
be=
ſonders die Wieſen durch Ueberſchwemmung und Kälte gelitten. Vom
erſten Schnitt der Wieſen erwartet man nicht allzuviel.
Wirtſchaftliche Rundſchau.
Die Zinsermäßigung der Großbanken. Im Anſchluß an die
Er=
mäßigung des Reichsbankdiskontes findet automatiſch eine Senkung
der Debetzinſen der Großbanken ſtatt, die nunmehr 7½ Prozent
be=
tragen, wozu noch der bekannte Aufſchlag von 0.2 Prozent monatlich
tritt, ſodaß ſich die Debetzinſen auf insgeſamt 99 Prozent belaufen.
Ein Beſchluß über die Herabſetzung der Kreditzinſen wird, wie die
„Voſſ. Ztg.” hört, erſt heute gefaßt werden.
Schnellpreffenfabrik Frankental Albert u. Cie. A.G., Frankental.
Nach dem Geſchäftsbericht war der Auftragsbeſtand der Geſellſchaft in
den erſten Monaten von 19B5 ein guter, doch ließ der Eingang in dem
letzten Quartal beſonders aus dem Inlande nach. Der Abſchluß ergibt
nach Abſchreibungen von 375 983 RM. (445 000) und 100 000 RM.
Rück=
ſtellungen, auf Delkrederekonto und Steuerſchulden 345 432 RM.
(389 021). Reingewinn voraus, wie gemeldet, 5 (8) Prozent Dividende
auf die Stammaktien, 6 Prozent auf die Vorzugsaktien Ser, 4. und 7
Prozent auf die Vorzugsaktien Ser. B verteilt werden bei 24000 RM.
Wohlfahrtsrücklagen und 106 972 (15 664) RM. ſtark erhöhten Vortrag.
Gebr. Sulzer, A. G., Ludwigshafen a. Rh. Die Geſellſchaft ſchließt
nach 372 685 (311 854) RM. Abſchreibungen und Rückſtellungen für
nicht=
einbringliche Außenſtände, das abgelaufene Geſchäftsjahr mit 462 641.
(97 053) NM. Verluſt ab, wodurch der Verluſtvortrag ſich auf 559 695
NM. erhöht.
Frankfurter Allgemeine Verſicherungs A.G., Frankfurt a. M. In
der heute ſtattgefundenen Aufſichtsratsſitzung wurde beſchloſſen, der am
5. Juli ſtattfindenden Generalverſammlung vorzuſchlagen, aus dem für
1995 erzielten Reingewinn von 1 469 79530 NM. an Dividende 1 288 000
RM. gleich 8 Prozent (8) zur Auszahlung zu bringen. Auf neue
Rech=
nung werden 25 795,30 RM. vorgetragen.
Neue Goldpolitik der Ungariſchen Nationalbank. In den jüngſten
Ausweiſen der Ungariſchen Nationalbank zeigt ſich eine konſtante
Zu=
nahme des Metallſchatzes. Dieſe Zunahme bezifferte ſich in den letzten
fünf Wochen allein auf nahezu 30 Millionen Pengö. Wie verlautet, iſt
dies eine zielbewußte Aktion der Nationalbank, die keineswegs durch eine
Arbitragetätigkeit begründet erſcheint. Es handelt ſich vielmehr darum,
daß die Bankleitung ihren Entſchluß, einen Teil der Deviſenbeſtände
allmählich in Gold umzuwandeln, in die Tat umſetzt. Ein Teil des
Goldvorrates wird bereits zur Ausprägung der neuen Goldmünzen
verwendet werden.
Dr. Schrödter Ehrenmitglied des engliſchen Fron and Steel
Inſti=
tute. Herr Dr. Schrödter, der frühere Geſchäftsführer des Vereins
deutſcher Eiſenhüttenleute, Düſſeldorf, war im Jahre 1912 zum
Ehren=
mitgliede des engliſchen Fron and Steel Inſtitute gewählt worden.
Durch den Krieg waven die Beziehungen zu dem genannten Inſtitut
unterbrochen worden. Soeben trifft aus London die Nachricht ein, daß
das Inſtitut im ſeiner eben ſtattgefundenen Sitzung Herrn Dr. Schrödter
zum Ehrenmitglied gewählt hat. Dieſe Wahl iſt als ein Beweis für die
Beſſerung der internationalen Beziehungen zweifellos als erfreulich zu
verzeichnen. Als Ehrenmitglieder gehören heute dem Fron and Steel
Inſtitute außer Herrn Dr. Schrödter nur noch an: der Prince of
Wales, König Albert von Belgien und C. F. Rand. New York.
Darmſtädter u. Nationalbank Kommanditgeſelſchaft auf Aktien. Darmſtadt. Frankfurter Kursbericht vom 2. Jun 1986.
5% Reichsanleihe .
42 Reichsanleihe
8½%
8%
Dollar=Schatzanw.
LeSchatzanw.28
L. Schatzanw 24 .
4½%kſlundl m.
Schatz!
4½2 U.-IK. —
47 D. Schutzgb.
Sparprämienanl.
40 Preuß Konſ.
3½%
%
48Baden alt ...
8½%
% „ 1898
42Bahern ...!
51% ..
8.18% Heſſ. unt 28
42l!
8½% .....
42 Württ, alte ..
b) Sonſtige,
europäiſche
%0 Boz. E.B 1914
430 „9.Inv. 1914
4½% 1898
4½% „1902
17 „.
75 Blg. Takal
4½% Oſt. Staatsr.)
v. 1913
½%4Oſt. Schatz. 141
0.a1s1 3% Port (Spz. II 8.4
5.5
0.23
9.35
0.37
0.39:
18
9.37
0.36
37.25
3.3
3.15
12.25
3.85
16.8
142, Oſt. Goldr. .I
41/% Silberr.
4% „einh R.(kon.
520 Num. am. R.03
Gold, 18.
am konv.
am.05 „
425 Türk. (Adm.03/
(Bagb.)I
Bagd III
42 „ 1911 3oll
4½% Ung.St. 1913
41,
3%
St. 1914
Goldr.
St. 10
Kronr.
Eiſ. Tor.
Außereuro=
päiſche
5% Mex am. inn.
5% — äuß. 99
47 „Gold. 04
% konſ inn.
4½2r Frigat.
5% Tamaulivas
Sachwert=
Schuld=
verſchreibungen
Mit. Zinsberech
nung
6% Doll. Gold. 1932
6% Gold 1933
8% Frk.=byp.=B.=,
Goldpfdbr. R.1
18% Frf.Hyp.=Bl.
Reihe 2
52Frſ. Pfandbr.B.)
Vold Reihe 2
1270I
Em. 8
18
2ſ.
4-1
12.6
18
15.8
17.25
1.4
Ner
us
95.5
9a.5
97.5
s9
29
28.5
98.25
5% Neck. AG. Gld23/
82Pfälz=Hhp.=Br!
24
8% Rh.=Hhp. 6d.24
59 Rhein=Main=
Donau. Gold 23
Ohne
Zins=
berechnung
6% Bb.Bd.Ghz. 23
53 Bdw. Kohl. 23
5%0 Fr. Pf. Bk.G. I
13.2251 6% Großkr. Mannh.
Kohl. 28
6% Heid. Holzw. 23
82 Heſſ. Brk.=Rog.!
23
15% Roggan 23
62 Mannh. Stadt=
23
Kohl
21.25 8% Offenb. Holz
15% Pfälziſche=Hpp.
Br. Gld. .7 24
520 Pr. Kaliw.
5% Pr. Roggenw.
5% Nh. H.B. 6d. 24
5% Sächſ. Brk. 23.
5% Roggenw.23
5% Südd. Feſt=B. Gl
Borkriegs=Hyp.=B.
Pfandbriefe.
Bahr. Vereinsb..
Bahr. Handelsb.
Bahr. Hyp.u. Bechſl
Frli.Hyp.=Bk.
Frrf. Pfandbr.=Bk.
Hamb. Hyp.=Bk.
Meining. Hyp.=Bk.
Pfälz. Hhp.=Bk.
Breuß. Pfbr.=Bk.
Rhein, Hyp.=B.
Südd Bodenkr. .
Bürtt. Hyp.=B..
76
97.5
97.25
77.3
12.25
2.05
13.65
17.5
14.50
2.25
5.6
6.2
zie
15
12.75
9.85
9.5751
11.8
9.9
10.25
10.9
Staatl. od. prov)
garantiert.
Heſſ. L.=Hhp.=B...
Landeskr. Caſſel ..
Naſſau. Od3b. .
Obligationen v.
Transportanſt.
42 Gliſ.=Bahn..
42 Galiz. Carl=
Lub=B.
5% Oſt. Südb. (2.)
2,6% Alte ..
2.6%5 Neue ..
42,Oſt. Staatsb. 83
32,Oſt. 1.b.8. E.
32Oſt. 9. E.
3%Oſt. 1885.
3%Oſt. Ero. Netzl
48 Rud. Silber.
42 Rud. Salzkg.)
41% Angt., S.1.
4½%Angt., S. II
4½2 Angt. Skll
32, Salon. Monaſt.
5% Teluantepee.
4½2
Bank=Aktien
Alig. D.Fredit. .
Bad. Bk. .....
Brſ.Brauind. . .. 11
Barmer Banw. .
Bay. Hyp.=Wchi.
Beril, Handelsgeſ.
11.225) Comm u. Privatb.
Darmſt.u. Nat.=Br. 1
Deutſche Bank ...!
D. Effu. Wchſ.=Bk.
2. Hyp.=Bk. Mein.
D Vereins=Dk.
Disl.=Geſelſch. ..5
Dresdener Bk.. .. .
11.1 Frankf. Br. .....!
7.50
6.25
3.5
13.25
13.25
Pi.
z
7.
eue
132.25
141‟
92
156
108
131
430.25
90
108
84
121.75
1115
82
Frrſi. Hyp.=Bk. ..
Frkf Pfdbr.=Br.
Gotha Grundkr. Bk.
Metallbank. ...=
Mitteld. Creditb.
Oſterr. Creditanſt.
Pfälz. Hyp.=Bk...
Reichsbank=Ant.
Rhein Credithr. . .
Rhein=Hyp.=Bk. 1
Südd. Dise=Geſ.
Wiener Bankverein!
Bergwerks=Akt.
Berzelius
Bochum. Bergb.
Buderus.
Dt. Luremburg..
Eſchw. Bergw.
Gelienkirch.Baw.. 1
Harp Bergb...
Iiſe Bergb.
Genußſchein.
KalieAſchersleb. 1
Kali. Salzdetfurt. 2
Kalt Weſterregln
Rlöcknerwerke.
Mannesm.=Röhr.
Mansſelder
Oberbedarf
Obſchleſ. Eiſ. Caro)
Otavi=Ant.
Phönix=Bergb.
Nhein Braunk.
Rhein. Stahlw.
Rombach. Hütte.
A. Riebeck Montan
Telus Bgb. ...
Ver. Laurahütte ..
Induſtrie=Akt.
Eichbaum( Mannh.)
Henninger.
Löwenbr.=Mänchen
97
105.5
109
6.50
198
148.5
138
115
163.5
5.4
41ſ.
69.5
108
1126.5
112.5
110
83
127.5
155
134
80
1100
90.5
51.5
56.5
28.73
86.35
115.7
26.-
108.
62.5
64
nl2os
Mainz. Aktienbr.
Schöfferhof (Bind. / 190
Schwarz=Storchen 136
Verger ....
1117
Akkum. Berlin.
Adler & Oppenh.
Adlerw. (v. Klehzer)
A.E. G. Stamm..
SSN.E.G. Big.4.
6SA.E. G. Big. B..
Amme Gieſecke ..
Aſchaff Zelſtoff.
Badenig (Weinh.)
Bad. Maſch. Durl.
Bad. Uhren. Furtw.
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Brem.=Beſigh=Dl.
Cement Heidelb.
Cement. Karlſtadt
Cement. Lothr.
Chem Albert. ....
Chem Brockh. ...
Chem. Milch ...
Daimler Motoren.
Dt. Eiſenhandel.
Deutſche Erdöl.../!
2. G.u. Silb. Scheid.
Dingler Maſch. .
Dresb. Schnellpr.
Dürrſopp.
Dürr. Natingen .
Dyckerhoff E B.,
Eiſenw. Kaiſersl.
Eiſenw. 2. Meyer.
El. Lieferung. ...!t
El. Licht= u. Kraft 1138.3:
Eiſ. Bad Wolle..
Emag.
....
Email. Ulrich ...
Enzinger Werke. .
58
uug,
74
83
30
93.5
35.73
45
117.5
47"
45
1100.5
114
99.5
41.5
63
110.5
125.55
8"
95.25
a6
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23
122.3E
74
Eßlinger Maſch:.
Ettlinger Spinn.
ber Bleiſtift
Faber & Schleiche,
Fahr, Pirmaſens. 1
Farbenind. 5. 6.
Felten & Guill
Feinmech. (Fetter
Feiſt, Sekt.
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Frankfurter Hof.
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Gelſenk. Gußſt. ..
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Gotha Waggon..
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Grün & Bilſinger.
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Hammerſen.
Hanfw. Füſſen ...
Hartm E Braun.
Heyligenſtaedt...
Hüpert. Armatur.
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Hirſch Kupfer .
Hoch=Tiefbau .„...
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Inag.
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Klein. Sch. & Becker!
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Konſerv Braun..
grauß, Lokom.
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Lech, Augsburg...
43.1
g
37.25
166
133
68
32
85
6 7.23
432
3.5e
42.35
145.5
27‟
81
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88
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50
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25
30
191.s
53
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82.5
25
0.6
83
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102.5
92.5
35
120
Lederw Rothe „
Spicharz
Lingel Schuhw. ..
Löhnberg. Mühle
Ludwigsh. Walzm.
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Luther Mühlenb.
Lur Induſtrie
Mainkraft Höchſt
Metallgeſ. Felkf.
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Schramm. Lackf.
Schrift. Stempel"
Schucker Elektr. .11
Schuhf, Weſſel...
Schuhf. Herz
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Sichel & Co..
Siemens Glas.
Siemens & Halske.
Süidd Immob.
Ehürelektr.Sieſ.
nhren Furtwängl.
Beithwerke ....,
VerfChem.Ind.:=
a
89
98.5
118
116.5
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30.5
59"
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57
58
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77.5.
110
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27.5
44
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151.5
55.5
85
23
58
Ver. d. Olfbr. Mann.
Ver Faßf Caſſel.
Gummi. Blm.=Frkf.
Pinſel=Nürnberg..
Ultramarin .....
Zelſtoff Berl. ...
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Voigt & Haeffner
Volthom. Seil ...
Banß & Frentag.
Begelin Rußfbr.
Zellſt. Waldhof. ..
Buckerf. Waghäuſel
Zuckerf. Frankenth.
Zuckerf. Heilbronn=
Kuckerf. Offſtein..
Zuckerf. Rheingau.
Zuckerf. Stuttgart.
Transport= und
Berſicherungs=Akt.
A. Dt. Ei enbahn
Dit. Eiſenb.=Geſ.
El. Hochbahn Berl.
Schantung E.B.
Südd. Eiſenb.=Geſ.
Hapag ==
Nordd. Llohzd.
Frrf. Allg. Verſ.
Frankona Rück
Darmſt. Werte
Bahnbedarf
Dampfk Rodberg
Helvetia Konſ. .
Gebr. Luthz .
Motorf Darmſt.
Gebr. Roeder .
Venuleth & Ellenb.
48.5
8
1119
61.5
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90
32
109
119
135.2
64.5
56.5
6s5
84
62.5
59
77
3.10
1108
138.75
133.*
93.5
67
24. 5
15
45
o
[ ← ][ ][ → ]Seite 12
Mittwoch, den 9. Juni 1926
Nummer 158
Amerikaniſche Kabelnachrichten.
Kleine Wirtſchaftsnachrichten.
Portland=Cementwerke Heidelberg=Mannheim=Stutgart A.G. in
Heidelberg. Die ordentliche Hauptverſammlung genehmigte einſtimmig
die Regularien und erteilte dem Vorſtand und Aufſichtsrat Entlaſtung.
Die Verteilung von einer Dividende von 8 Prozent auf die Stamm=
und von 5 Prozent auf die Vorzugsaktien aus einem Reingewinn von
1,99 Mill. NM. wurde genehmigt. Das Stimmrecht der Vorzugsaktien
wurde vom 12fachen auf das 6fache herabgeſetzt. Aus dem Berichte des
Aufſichtsratsvorſitzenden geht hervor, daß der Abſatz ſich in den erſten
5 Monaten des laufenden Geſchäftsjahres im Inlande um 20 Prozent
verringert habe. Dem gegenüber ſei zwar eine Zunahme des Abſatzes
im Auslande feſtzuſtellen, doch könne man keinen Vergleich bringen, weil
die Preiſe im Auslande ſtark gedrückt ſeien. Außerdem mache ſich die
belgiſche und franzöſiſche Konkurrenz ſtark bemerkbar. Der Baumarkt
ſei zwar zurzeit ſchwach, doch könne man auf eine Beſſerung vielleicht
in den nächſten Monaten und damit auch wieder auf eine angemeſſene
Verzinſung des Aktienkapitals rechnen. Weiter wurde mitgeteilt, daß
die Geſellſchaft in der letzten Zeit die Aktienmehrheit der Zementfabrik
Kieferfelden erworben habe. Die Fabrikation der Geſellſchaft werde
zurzeit hauptſächlich in den drei größten Fabriken betrieben, während
neuerdings drei kleinere Fabriken in Ehingen, Neckarelz und Offenbach
a. M. ſtillgelegt wurden. Ueber die Syndikatsbildung teilte der
Vor=
ſitzende mit, daß für die nächſten Tage mit dem Abſchluß eines Vertrages
unter den drei größten Zementſyndikaten zu rechnen ſei. Auch wurden
bereits Vereinbarungen für weitere zehn Jahre mit dem Schweizer
Verband und mit den öſterreichiſchen Fabriken getroffen.
Engliſche Beteiligung an der Filiale der Deutſchen Orientbank in
Kairo. An der Niederlaſſung der Deutſchen Orientbank in Kairo, die
bekanntlich am 1. Mai d. Js. ihre Tätigkeit wieder aufgenommen hat,
ſind die beiden Londoner Bankfirmen Hambros Bank, Ltd. und M.
Samuel u. Co., Ltd., beteiligt. Die Aktien der Orientbank, die vor dem
Kriege in Kairo und Alexandrien Filialen unterhielt, befinden ſich
vor=
wiegend im Beſitze der Dresdener Bank und der Darmſtädter und
Natio=
nalbank.
Viehmärkte.
Mainzer Viehmarkt vom 8. Juni 1926. Auftrieb: 35 Ochſen, 25
Bullen, 499 Kühe und Färſen, 263 Kälber, 17 Schafe, 840 Schweine.
Preiſe: Ochſen 40—45, Bullen 35—48, Kühe und Färſen: a) 46—58,
b) 38—46, b1) 20—35, c) und 4) 12—20, Jungvieh 50—66,
Weidmaſt=
ſchafe e) und d) 75—83. Tendenz: mittelmäßig belebt, ausverkauft.
* New York, 8. Juni. (Priv.=Tel.
Weizen: Der Markt war abermals heftigen Schwankungen
unter=
worfen. Anfangs war die Haltung abgeſchwächt auf niedrigere
Liver=
pooler Notierungen und auf eine zunückhaltende ausländiſche
Lokonach=
frage. Dann trat jedoch eine feſte Haltung ein auf ungünſtige Berichte
aus dem ſüdweſtlichen Winterweizengürtel und desgleichen auch dem
Sommerweizengebiet. Die Baiſſiers nahmen nunmehr Deckungskäufe
vor und die Kommiſſionsfirmen traten als Käufer auf. Seitens des
In=
lands machte ſich eine ſtärkere Nachfrage für Lokoware bemerkbar, und
auch die amerikaniſchen Mühlen erteilten wiederum große Aufträge.
Auf dem erhöhten Niveau erfolgten jetzt wieder Abgaben, die zu einer
Abſchwächung führten. Die Termine ſchließen jedoch mit einer
Aufbeſſe=
rung von 1 Ct.
Mais: Der Markt verlief heute in recht feſter Haltung auf
Baiſſe=
deckung und wenig ginſtig lautende Ernteberichte. Die Schlußtermine
zeigen Avancen von faſt 2 Ct.
Hafer: Der Markt verlief weiter in ſtetiger Haltung in
Ueberein=
ſtimmung mit der Hauſſe am Weizenmarkt und auf ungünſtige
Ernte=
berichte. Die Termine gewannen faſt 1 Ct.
Baumwolle: Im Anfangsverkehr war der Markt weiter ſtetig auf
höhere Liverpooler Kabel und auf eine zu trochkene Witterung in den
ſüdatlantiſchen Staaten. Auch Käufe der Wallſtreetſpekulation und Kaufe
von Kommiſſionsfirmen verliehen dem Markt ein feſtes Ausſehen.
Spä=
ter traten jedoch die Pflanzer als Verkäufer auf. Außerdem lagen jetzt
Privatberichte über den Ernteſtand vor, die zu Verkäufen
Veran=
laſſung gaben. Die Termine gewannen 10—15 Punkte.
Kaffee: Der Markt verkehrte in feſter Haltung auf das Anziehen
der braſilianiſchen Deviſenraten und auf Stützungskäufe die Firmen
zugeſchrieben werden, die an der Valoriſation intereſſiert ſind. Die
Ter=
mine zeigten Avancen von 5—6 Punkten.
Kakao: Der Markt unterlag heute rieſenhaften Schwankungen. Nach
der vorausgegangenen ſcharfen Steigerung trat zunächſt eine Reaktion
ein, da umfangreiche Glattſtellungen vorgenommen wurden. Dann
konnte jedoch auf Baiſſedeckungen eine Erholung eintreten. Der Schluß
war erneut ſchwach auf Glattſtellungen und auf Kaufreſerven der
Fabriken.
Von den 150 Millionen Rmk. 7proz. Vorzugsaktien der
Deutſchen Reichsbahn=Geſellſchaft werden insgeſamt
50 Mill. in London, New York und dem Kontinent ausgegeben werden,
100 Millionen werden in Berlin zur Zeichnung aufgelegt.
Die Bayriſche Notenbank, München, ſetzt, entſprechend
dem Vorgehen der Reichsbank, den Diskontſatz auf 6½ Prozent und den
Lombard auf 7½ Prozent herunter.
Die Süddeutſche Zinkblechhändlervereinigung
hat mit Wirkung ab heute die Preiſe für ſämtliche Zinkbleche um 13
Prozent erhöht.
Die geſtrige Generalverſammlung der Chemiſchen. Werke
Albert beſchloß vorſchlagsgemäß die Verteilung einer Dividende von
6 Prozent.
Die belgiſche Regierung will infolge der durch den
Fran=
kenſturz herbeigeführten ſtarken Verteuerung der deutſchen
Re=
parationskohle auf den Bezug letzterer verzichten. Die belgiſche
Verteilungsſtelle für deutſche Kohlen wird ab 1. September aufgelöſt
werden.
Der Francs weicht immer noch Punkt für Punkt. — Der
Dollar notierte heute vormittag 33,81, das Pfund Sterling 164,50.
Die Maßnahmen der engliſchen Regierung zur
Einſchränkung des Kohlenverbrauchs gehen weiter. So
iſt jetzt die Verwendung von Kohlen auf Vergnügungsbooten und
Ver=
gnügungsdampfern ohne beſondere Erlaubnis verboten.
Die fallende Tendenz für Auslandsvaluten, ſowie die fortſchreitende
Beruhigung in Polen haben auch auf dem Privatgeldmarkt eine
Entſpannung der Lage herbeigeführt. Der Diskontſatz, der in
der letzten Zeit auf 65 Prozent geſtiegen war, iſt nunmehr auf 4—3½
Prozent gefallen. Wechſelmaterial iſt geſucht.
Das amerikaniſche Schatzamt beſtimmte, daß alle Lieferungen von
Backſteinen ab September mit dem Zeichen des
Urſprungs=
landes verſehen ſein müſſen, und zwar jeder einzelne Stein.
Die Atchiſon Topeca an Santa Fe Bahn hat den Ausfall der
Weizenernte im Staate Kanſas auf 180 Millionen Buſhels gegen nur
74 Millionen zur gleichen Zeit des Vorjahres geſchätzt.
HA
Bel uio z did debdn sel bollie
ap Freitag
in Uniform im 15186
Union-Theater
in seiner neuen Lustspiel-Schöpfung
Ihre kleine Maiestät
Gunnar Tolnaes
ist einer der Wenigen, denen man nicht ott genug
begegnen kann. Sein neuer Film ist im Gegensatz
zur „Lieblingsfrau des Maharadscha” ganz auf die
heitere Note gestimmt.
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mit
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h
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Mittwoch, den 9. Juni 1926
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Freitag, den 11. Juni 1926, abends 8½, Uhr
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Nummer 158
Mitfwoch, den 9. Junf 4926
A
HEM
URHeBER-REOIISScHUTZ DURCN VERLAG OSKAR HEISTER WEROAu
48)
(Nachdruck verboten)
Der Vorſitzende verbeugte ſich leicht vor Hanna, die auch
jetzt die Kameradſchaft nicht verleugnete.
Größte Hochachtung lag in ſeinem Ton, als er die
Verneh=
mung weiter führte.
„An dem Mordtage hatten Sie die Angekiagten zu ſich
ge=
ſaden."
„Ja!”
„Wann verließen die Angeklagten Ihre Villa?”
„Es war, ſoviel ich mich entſinnen hann, kurz vor neun Uhr.”
„Der Chauffeur hat bis nach Treptow faſt eine Stunde
ge=
braucht. Er beruft ſich auf Sie, daß Sie ihm Auftrag gegeben
hätten, recht langſam zu fahren. Iſt das richtig?”
Rett
„Warum gaben Sie dem Chaufſeur dieſe Order?”
„Es kommen ſo viel Unglücksfälle vor, und ich wollte nicht,
daß
„Sie waren um Ihre Freunde beſorgt,” fiel der Vorſitzende
feinfühlig ein.
„Ja, das war ich.” Tief atmete ſie auf und ſah den Frager
dankbar an.
„Iſt es Tatſache, daß Ihnen Klauus Michael beſonders
nahe=
ſtand?”
Da ſtand Klaus Michgel heftig auf und ſchlug mit der Fauſt
auf die Schranke.
„Gehören ſolche taktloſe Fragen zur Verhandlung?”
Der Vorſitzende biß ſich ärgerlich über die Zurechtweiſung
auf die Lippen, dann ſagte er ruhig: „Angeklagter, ich mache Sie
darauf aufmerkſam, daß der Gerichtshof Ular ſehen will und muß,
und aus dieſem Grunde halte ich dieſe Frage in Ihrem
ureigen=
ſten Intereſſe für weſentlich. Ich frage die Zeugin, ob ſie die
Anwwort darauf verweigert.”
Totenſtille war im Saale. Eine Stecknadel hätte man fallen
hören.
Hanna hob langſam den Kopf und ſah dem Frager frei und
frank ins Auge.
Nein, Herr Richter. „Ich will die Frage beantworten. Ja,
Klaus Michgel ſteht wir ſehr nahe, wir haben uns lieb, Herr
Richter.”
Mäuschenſtill war alles im Saale, und alle ſahen ſich voll
Er=
ſtaunen an. So ein Teufelsmädel! Die Augen des Publickums
ſaugten ſich an den Zügen des Angeklagten feſt, der ſtarr und
ſtumm vor ſich hinſah.
Was ging in des Mannes Seele vor?
Haug
Die weibliche Zuhöverſchaft war von dem Anblick der beiden
ſchönen Männer faſziniert. Sie lechzten förmlich danach, daß ſie
aufſtanden und ſprachen.
Seite 13
Ihr Stillſchweigen, ihre unheimliche Ruhe, faſt
Gleichgültig=
keit, ſchufen einen Zuſtand der Spannung, der unerträglich wurde.
Der Vorſitzende beendete das Verhör, und Hanna trat zu
ihrem Onkel zurück, der ihr ſtumm die Hand drückte.
„Ich tat doch recht, Onkel? Ich konnte nicht anders.”
„Es iſt alles richtig, Hanna.”
Dann wurde Komerzienrat Michael als Zeuge aufgerufen.
Er hatte ſich außerhalb des Saales aufgehalten und trat jetzt
in den Saal, geſtützt von ſeinem Diener Heimicke.
Er nahm Platz und wurde dann vereidigt.
Die Brüder Michgel waren aufgeſtanden und traden dicht
an die Schranken.
Jetzt ſprach deutlicher Grimm aus ihren Zügen.
„Klaus, wenn Vaver ſähe, was für ein Schurke ſein Aelteſter
geworden iſt.”
Er ſprach ziemlich laut, ſo daß es der Kommerzienrat hörte,
Jäh zuckte er zuſammen, dann erhob er ſich mit geballten Fäuſten
und trat vor die Angeklagten hin.
„Ihr Mörder!” knirſchte er laut.
„Du willſt’s werden! Unſere Hände ſind rein,” ſchrie ihn
Werner an.
„Ihr habt ihn gemordet, auch Annette.‟ Seine Stimme
über=
ſchlug ſich.
„Das glaubſt du ſelbſt nicht, Verfluchter. Rächen willſt du
dich, weil wir dir unſeren Hof nicht zum Verſchachern überließen.
Pfui, du erbärmlicher Bruder!"
Werner ſtand aufs höchſte ervegt mit geballter Fauſt da.
Der Vorſitzende klingelte heftig.
„Angeklagter Werner Michael, nehmen Sie Nüchſicht auf den
guten Glauben, das Alter und den Zuſtand des Zeugen.”
„Ich bin hein Stück Stein, err Richter,” rief ihm Werner
zu und warf den Kopf ſtolz zurück. „Ich will das Gute und
bin wie mein Bruder ohne Schuld. Da ſoll ich ruhig bleiben,
wenn ich dieſen Schurhen ſehe!”
Da fiel im Klaus ins Wort.
Hart und kalt, kein Auge von dem Stiefbruder wendend,
ſprach er: „Gott wird dich ſchlagen!"
Andreas Michael hörte die Worte und ſtützte ſich
ſchwer=
aumend auf die Seſſellehne. Dann kam ein Zitterm in ſeine
Geſtalt, und er murmelte für ſich: „Gott — wird —
Heinicke half ihm beim Niederſitzen. Das Publikum ſah
ſeine Hinfälligkeit, und leiſes Mitleid keimte in vielen Seelen auf.
Geſpannt beobachtete man jede der Bewegungen des
Kom=
merzienrats und atete auf, als der Vorſitzende endlich die
Ver=
handlung weiterführte.
(Fortſetzung folgt.)
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