Darmstädter Tagblatt 1926


19. Mai 1926

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Morgenzeitung ver Tanveshaupfſtadt
Wöchentliche iAuftrierte Beilage: Die Gegenwart, Tagesſpiegel in Bild und Wort
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Nummer 138
Mittwoch, den 19. Mai 1926.
189. Jahrgang

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ſtädter
8 Nationalbant

A
V

Zuſammentritt
der Abrüſtungskommiſſion.
Rußland bleibt der Konferenz fern.
* Genf, 18. Mai. (Priv.=Tel.)
Heute vormittag 11 Uhr trat in der großen Glasveranda des
Völkerbundshauſes die vorbereitende Kommiſſion für die Abrü=
ſtungskonferenz
zuſammen, an der außer den zehn im Völker=
bund
ſitzenden Staaten noch zehn andere Regierungen, darunter
auch die Vereinigten Staaten und Deutſchland, vertreten ſind,
wogegen die ebenfalls eingeladene ruſſiſche Regierung bekannt=
lich
die Annahme der Einladung ablehnte.
Zum Präſidenten der Konferenz, die von dem Generalſekre=
tär
des Völkerbunds, Sir Erie Drummond, mit kurzen Worten
eröffnet wurde, ſchlug Lord Robert Cecil den franzöſiſchen Dele=
gierten
Paul=Boncour vor. Obwohl lebhaft akklamiert und von
verſchiedenen Delegationen ausdrücklich begrüßt, lehnte Paul=
Boncour die Annahme der Wahl ab, da ſein Land an der Frage
zu ſtark beteiligt ſei. An ſeiner Stelle ſchlug er den Führer der
holländiſchen Delegation, Loudon, zum Präſidenten vor, weil er
ein Land vertrete, das weniger unmittelbares Intereſſe an der
Abrüſtungsfrage habe. Auf Vorſchlag des amerikaniſchen Dele=
gierten
Gibſon wurden dann zu Vizepräſidenten Buero=Uruguay
und Coban=Spanien gewählt.
Präſident Loudon trat ſein Amt mit einer Anſprache an,
in der er hervorhob, die Tagung ſolle ſich bewußt bleiben, daß
ſie keine Konferenz darſtelle, ſondern Sitzungen einer vorberei=
tenden
Kommiſſion, und obwohl ihr zum großen Teil die Ver=
treter
der öffentlichen Meinung beiwohnen, mehr an ihre Ar=
beiten
, als an die Oeffentlichkeit denken.
Dieſe kurze Anſprache wurde mit lebhaftem Beifall aufge=
nommen
und die Sitzung darauf für vertraulich erklärt.
Die nächſte Sitzung findet heute nachmittag 4 Uhr ſtatt.
Englands Appell an den guten Willen
der anderen Mächte.
Zu Beginn der öffentlichen Nachmittags=Sitzung hielt der
Führer der engliſchen Delegation Lord Robert Cecil, eine
Rede, in der er auf die beiden Seiten des Abrüſtungsproblems,
die der wirtſchaftlichen und der nationalen Sicherheit, hinwies.
Die wirtſchaftliche Seite ſehe in England genau
ſoauswieüberall. Schwere Steuern und Arbeits=
loſigkeit
ſeien die Signatur der Zeit. Die Frage der natio=
nalen
Sicherheit liege in England viel einfacher als in anderen
Ländern. England brauche für ſeine inneren Bedürfniſſe keine
ſo ſtarke Armee wie andere Länder, jedoch brauche es Truppen
für die Dominions, für Aegypten, für die Mandatsgebiete uſw.
Jedenfalls aber hänge die Stärke der engliſchen
Armee weniger von der Stärke der Armeen an=
derer
Länder ab. Anders liege es mit der Ma=
rine
und der Luftſchiffahrt. Für die Marine ſei in
Waſhington ein erfreuliches Abkommen abgeſchloſſen worden,
das vielleicht eines Tages auf die Unterſeeboote ausgedehnt wer=
den
könnte. Für die Luftſchiffahrt ſei England ge=
nau
ſo wie andere Staaten von anderen Ländern ab=
hängig
und würde eine Regelung auf dieſem Gebiete begrüßen.
Gewiß müſſe es Sicherheit geben, betonte Lord Robert Cecil,
um abrüſten zu können, aber/Abrüſtung, ſei auch eine
Formder Sicherheit. England folge mit größtem Inter=
eſſe
den Arbeiten dieſer Kommiſſion.
Die Abrüſtung ſei durchaus keine Illuſion. Sie könnte
ſehr wohl verwirklicht werden. Das Problem ſei zum großen
Teil ein Problem des guten Willens, den die Völker
daran wenden. Selbſtverſtändlich müſſe man vorſichtig vor=
gehen
, aber mit gutem Willen könne man zu Reſultaten kommen.
Deutſchlands beiſpielloſe Abrüſtung.
Sodann hielt der deutſche Delegierte Graf Bernſtorff
unter größter Spannung der ganzen Kommiſſion und der zahl=
reichen
Zuhörerſchaft eine Rede, in der er ſagte, daß die Regie=
rung
und die öffentliche Meinung in Deutſchland die Beſtre=
bungen
des Völkerbundes zur Beſchränkung der Rüſtungen mit
Intereſſe verfolgten Wenn dieſe Verſuche bis jetzt noch keinen
Erfolg gehabt haben, ſo hoffen wir, daß dieſe Konferenz eine
neue Aera einleiten wird, in der kein Wettrüſten mehr
ſtattfindet, ſondern lediglich ein friedlicher Wett=
kampf
der Völker auf kulturellem Gebiet. Schon
aus ſittlichen Gründen muß für die Zukunft die Vermeidung
eines neuen Krieges angeſtrebt werden, ebenſo aber auch aus
politiſchen, weil die Geſchichte uns lehrt, daß
übertriebene Rüſtungen immer zum Krieg führen,
und hinſichtlich der wirtſchaftlichen Lage wird niemand bezwei=
feln
, daß die durch den letzten Krieg verarmte Welt auf die Dauer
keine ſchweren Rüſtungen vertragen kann. Die deutſche Repu=
blik
bringt aber dieſen Fragen ein ganz beſonderes Intereſſe ent=
gegen
. In der Präambel zum Teil V des Vertrages von Ver=
ailles
heißt es, daß dieſe Maßnahme zur Ermöglichung einer
allgemeinen Abrüſtung getroffen wird, und am 16. Juni 1919
haben Vertreter Deutſchlands und der alliierten Mächte einen
Schriftwechſel ausgetauſcht, aus dem klar hervorging,
daß die Abrüſtung Deutſchlands das Beiſpiel zu einer
planmäßigen allgemeinen Abrüſtung durch den Völker=
bund
ſein ſollte, die übrigens ausdrücklich durch das
Protokoll von Locarno vorgeſehen iſt.
Auf Grund der erwähnten Vereinbarung hat das deutſche
Volk vollſtändig abgerüſtet, und ſeine Streit=
kräfte
reichen zur Garantie ſeiner nationa=

len Sicherheit im Sinne des Artikels 8 des Völker=
bundspaktes
nicht mehr aus, der alle Mitglieder
2e8 Lhtkerbundes zur Abrüſtung verpflichtet, die Lage der Regierungen nicht mehr oder minder unſicher ge=
Dieſes Ziel wird erreicht werden können bei gutem Willen
ſeitens aller Regierungen, und es wird, nach unſerer Anſicht,
behandelnden Fragen begrenzen.
Der Fragebogen behandelt viele intereſſante Fragen, die
aber nicht alle für die Löſung des großen Problems unbedingt
erforderlich ſind. Sicherheit und Schiedsgerichts=
barkeit
ſind durch die Verträge von Locarno
weſentlich gefördert worden, und
jetzt iſt der Zeitpunkt zur Erreichung einer allgemeinen
Abrüſtung gekommen.
Wie die Initiative der deutſchen Regierung, die
zum Locarno=Abkommen geführt hat, zeigt, beruht unſere
Außenpolitik, wie ich hier feſtſtellen möchte, vollſtändig auf dem
Vertrag und dem Geiſt von Locarno. Im gleichen Geiſt müſſen
wir an die Löſung der Abrüſtungsfrage herangehen, der wich=
tigſten
Frage des Völkerbundes.
arbeiten können. Solange es auf der einen Seite übermäßig
gerüſtete Völker gibt und wiederum andere, deren Rüſtungen
nicht einmal für ihre eigene Sicherheit ausreichen, wird die
Durchführung der Völkerbundſatzungen erheblichen Schwierig=
keiten
begegnen. Deutſchland, das ſeine Verpflichtungen zur
Abrüftung vollſtändig erfüllt hat, darf mit gutem Recht erwar=
ten
, daß die anderen Nationen ihm auf dieſem Wege folgen
werden, woraus ſich für Europa und für die ganze Welt ein Zu=
ſtand
dauernder Befriedung und gegenſeitigen Vertrauens er=
geben
wird.
Amerika unterſiützt die Abrüſiung.
Nach Graf Bernſtorff ſprach in der Generaldebatte der
amerikaniſche Vertreter Gibſon, der erklärte, jede
Maßnahme zur Abrüſtung werde die Unterſtützung der Ver=
einigten
Staaten finden. Einzelvorſchläge behalte er ſich noch
bis ſpäter vor. Dann begann die Einzeldebatte über die beiden
erſten Fragen:
1. Was iſt unter Abrüſtung zu verſtehen?
2. Iſt es möglich, die evtl. Kriegsrüſtungen eines Lan=
des
einzuſchränken, oder ſollen die Abrüſtungs=
maßnahmen
ſich nur auf die Friedens=
rüſtungen
erſtrecken?
Nach einer eingehenden Debatte wurden die Fragen an die
Unterkommiſſion verwieſen, die um den amerikaniſchen
Wünſchen entgegenzukommen aus der Ständigen Militär=
kommiſſion
, unter Hinzuziehung der militäriſchen Sachverſtän=
digen
der eingeladenen Staaten gebildet iſt. Die Debatte geht
morgen vormittag 10½ Uhr weiter.
Das Ergebnis der Senfer Ratsreform
Die Frage der Erweiterung der ſtändigen Rats=
ſitze
noch ungelöſt. Spanien und Braſilien
beſiehen auf ihren Anſprüchen.
Die deutſche Delegation für die Studienkommiſſion
des Völkerbundes iſt am Dienstag von Genf abgereiſt
und wird Mittwoch früh wieder in Berlin ſein. Gleich nach
ihrer Rückkehr werden die beiden Hauptdelegierten, Botſchafter
v. Hoeſch und Miniſterialdirektor Dr. Gauß, dem Reichs=
kabinett
über die Genfer Beratung Bericht erſtatten.
Es iſt möglich, daß auch im Auswärtigen Ausſchuß des Reichs=
tags
bereits am Donnerstag eine Ausſprache hierüber ſtattfin=
den
wird.
Das Ergebnis der Genfer Beratungen, das in dem von
der Studienkommiſſion hierzu einſtimmig angenommenen Schluß=
bericht
enthalten iſt, iſt die Erweiterung der Zahl der
nichtſtändigen Ratsmitglieder von ſechs au
neun. Für die Zahl der ausſcheidenden und für die Wieder=
wahl
dieſer nichtſtändigen Ratsmitglieder iſt der dreijährige
Turnus vorgeſehen. Durch die Schaffung dieſer drei neuen
nichtſtändigen Sitze iſt nunmehr die Möglichkeit gegeben, die
Anſprüche einzelner Völkerbundsmitglieder zu erfüllen. Inſo=
fern
iſt dieſe Löſung fraglos geeignet, die Völkerbundskriſe,
wenn auch nicht zu beſeitigen, ſo doch der Löſung entgegenzu=
führen
. Es darf jedoch nicht außer acht gelaſſen werden, daß
die Kommiſſion in der Hauptſache ſich diesmal noch
an der Entſcheidung vorbeigedrückt hat, denn,
wie bereits gemeldet, iſt die Frage einer Erweiterung
der ſtändigen Ratsſitze auf eine zweite Sitzung der
Kommiſſion, die am 28. Juni ſtattfinden ſoll, vertagt wor=
den
. In dieſer Sitzung wird der Streit, der zur Sprengung
der außerordentlichen Völkerbundstagung ge=
führt
hat, zweifellos erneut wieder entbrennen. Spanien
und Braſilien haben nämlich, wie immer wieder betont
werden muß, ihre Anſprüche auf ſtändige Sitze noch
keineswegs aufgegeben.
An zuſtändiger Stelle beurteilt man das bisherige Ergebnis
der Studienkommiſſion nicht ungünſtig. Aus der Erklärung des
deutſchen Hauptdelegierten, Botſchafters von Hoeſch, geht ſchon
hervor, daß Deutſchland, einer Erweiterung der nichtſtändigen
Ratsſitze nicht ablehnend gegenüberſteht, daß es ſich aber eine
endgültige Entſcheidung vorbehalten muß, bis die Grundfrage
des ganzen Völkerbundsſtreites, nämlich die Frage der ſtändigen
Sitze, gelöſt iſt.

*
Franzöſiſche Anſicherheit.
Von unſerem A=Korreſpondenten.
Paris, 17. Mai.
Ganz Europa befindet ſich in Bewegung, und es gibt kaum
ein Land, in dem die akut gewordenen innenpolitiſchen Probleme
ſtaltet hätten, und die franzöſiſche Politik wird durch dieſe aus=
wärtigen
Ereigniſſe immer ſtärker beeinträchtigt. Die Welt
um ſo leichter zu erreichen ſein, je mehr wir die Zahl der zu muß ſich mit den parlamentariſchen Ideen aus=
einanderſetzen
und die Möglichkeiten einer fasciſtiſchen
Diktatur, welche faſt überall beſtehen, erwägen. Man ge=
wöhnt
ſich daran, von Diktaturbeſtrebungen in fremden Ländern
zu leſen und zu hören, und das gibt auch dem franzöſiſchen öffent=
lichen
Leben eine eigene Note. Nicht als ob in Frankreich die
Beſtrebung, eine Diktatur zu errichten, irgendwo ernſtlich wahr=
zunehmen
wäre. Wenigſtens nicht in der Tagespolitik. Aber
man erwägt die Vorteile, die die Diktatur für manche Staaten
gebracht hat und denkt unwillkürlich an eine Verfaſſungs=
reform
. Millerand hat in ſeiner Rede in Melun die Er=
höhung
der Exekutivgewalt dem Parlament
und den übermächtig gewordenen Parteien
gegenüber gefordert und zugleich für die Berufsvertretung
eine Lanze gebrochen, die er als den einzigen Schutz gegen die
drohende fasciſtiſche und kommuniſtiſche Diktatur dargeſtellt hat.
Ohne Abrüſtung wird der Völkerbund niemals erfolgreich Allerdings hat er mit ſeiner Rede ſelbſt in den Rechtskreiſen
keinen großen Erfolg gehabt."
Auch die finanzielle Lage gibt zu dieſen Erwägungen beſon=
deren
Anlaß, obzwar, wenn man der Auffaſſung des Finanz=
miniſters
Raoul Péret Glauben ſchenken will, hier die Lage eine
erhebliche Beſſerung erfahren hat. Der Finanzminiſter wies dar=
auf
hin, daß die Lage des Schatzamtes beſonders günftig ſei, da
das Vertranen des Publikums zu den Staatspapieren vielfach
zurückkehre und ein weiterer Verfall des Franken jetzt weniger
befürchtet zu werden brauche. Dennoch fordert ein Teil der Rech=
ten
eine finanzielle Diktatur. Zum Sprachrohr dieſer
Kreiſe gibt ſich beſonders Le Figaro her. In Wirklichkeit ſtehen
ſeine Folgerungen in einem offenen Widerſpruch zu den opti=
miſtiſchen
Ausführungen des Finanzminiſters. Das Blatt ſieht
eine beſonders ſchwere Kriſenzeit für die Induſtrie voraus.
Dieſe Kampagne der Rechten geht vielfach auf die Befürch=
tung
zurück, daß nach der Erledigung des Wahlreformgeſetzes eine
neue Kartellregierung unvermeidlich ſein werde. Die gemäßig=
teren
Organe der Rechten fordern aus demſelben Grunde eine
große, nur die extremen Richtungen die Kommuniſten
ausſchließende Koalition; eine Entwicklung, die ſelbſt in
der vor Ueberraſchungen ſelten zurückſchreckenden franzöſiſchen
Politik nur eine recht geringe Wahrſcheinlichkeit beſitzt. Aber im
Kartellager iſt man merklich ſtiller geworden, nicht als ob man
auf die Bildung der Regierung nach Briand verzichtet hätte.
Aber dieſe Möglichkeit wird jetzt etwas weniger diskutiert. Hier
iſt auch die Wirkung des engliſchen Streiks augenſcheinlich. Nie=
mand
in Frankreich, die Kommuniſten ſelbſtverſtändlich ausge=
nommen
, hat einen Umſturz in England gewünſcht, aber die
offenſtändige Niederlage der engliſchen Gewerkſchaften die
moraliſche Bedeutung dieſer Niederlage wird hier nirgends an=
gezweifelt
hat den franzöſiſchen Sozialiſten und auch anderen
linksſtehenden Parteigruppen zu denken gegeben. Man weiß
noch nicht, welche Folgerungen man daraus für das eigene Ver=
halten
zu ziehen hat.
Auch die belgiſche Kriſe gab der franzöſiſchen Innenpolitik
manches zu denken. Eine Aenderung des außenpolitiſchen Kurſes
in Belgien war ſelbſtverſtändlich nicht zu erwarten, iſt doch die
Urſache der Kriſe ausſchließlich in dem Verfall der belgiſchen
Währung zu ſuchen. Aber die Kriſe der belgiſchen Finanzen
wird hier als eine Mahnung aufgefaßt, als eine Mahnung vor
einer übereilten Stabiliſierung, die auch die Parteigänger ver=
ſchiedener
finanzpolitiſchen Richtungen in ihrer Argumentation
ſehr geſchickt ausgewertet haben.
Als der belgiſche Frank ſtabiliſiert wurde, war man in Frank=
reich
im allgemeinen wenig entzückt. Schon aus Preſtigegründen
war die Loslöſung der belgiſchen Finanzen und auch der
Außenpolitik von Frankreich unverträglich, und der Agio des
belgiſchen Franken wirkte irgendwie beſchämend. Wie das wahr
iſt, konnte man am beſten aus der Argumentation der rechts=
ſtehenden
Oppoſition erkennen, die mit einer geradezu agitatori=
ſchen
Geſte auf den Unterſchied zwiſchen dem belgiſchen und fran=
zöſiſchen
Franken hinwies. Dies iſt auch zwiſchen. den Zeilen
der Kommentare, mit welchen man den Sturz des belgiſchen
Franken auf das Niveau des franzöſiſchen begleitet hat, zu leſen.
Die belgiſche Politik hat eine gewiſſe Aehnlichkeit mit der
franzöſiſchen, wenigſtens darin, daß hier wie dort eine unſtabile
parlamentariſche Lage herrſcht und dies ſich in Dauerkriſen oder
aber in der Ohnmacht der Regierungen äußert. Es gibt des=
halb
auch manche, die daran glauben, daß der franzöſiſche Frank
auf einem Niveau, welches dem des belgiſchen ähnlich iſt, ſtabi=
liſiert
werden ſoll.
Die kolonialen Fragen gehen nur ſehr langſam ihrer
Löſung entgegen. Die ſyriſche Frage iſt noch nicht gelöſt, die
Lage iſt noch nicht einmal militäriſch ſtabiliſiert. In Marokko
geht die franzöſiſch=ſpaniſche Offenſive ziemlich ſchnell vorwärts.
Der Fehlſchlag der Friedensverhandlungen wird, aber dennoch
in wirtſchaftlich ſehr bedeutenden Kreiſen bedauert. Mit leb=
bafter
Aufmerkſamkeit verfolgt man die Orientierung der moham=
medaniſchen
Welt, der Kalifatkongreß von Kairo und ſeine etwa=
igen
Auswirkungen werden beſonders viel beachtet. Die Wahl
eines Kalifats würde den Intereſſen der europäiſchen Mächte
entſprechen, beſonders dann, wenn dies nicht die Ueberhand=
nahme
des perſiſchen Einfluſſes auf den Iflam bedeuten würde.
Franzöſiſcherſeits glaubt man aber an die Möglichkeit einer Eini=
gung
in der Frage des Kalifats kaum, und dies berechtigt zu der
Ausſicht, daß Aegypten ſeine geiſtige Führung unter den moham=
medaniſchen
Völkern behalten wird. Dies wäre für Frankreich,
aber auch für England ſehr ungünſtig. In Frankreich zeigt man
ſich jetzt beſonders empfindlich in dieſer Richtung, da das Heran=
nahen
eines Kartellregimes die Hoffnung auf eine baldige Löſung
der zahlreichen kolonialen Schwierigkeiten kaum erhöht.

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Seite 2

Mittwoch, den 19. Mai 1926

Nummer 138

* Die brüchige Koalition.
Verſtimmungen unter den Regierungsparteien
vor der Regierungserklärung.
Von unſerer Berliner Redaktion.
Die Löſung der Kabinettskriſe hat zwar das Wort des zurück=
getretenen
Kanzlers Dr. Luther, daß irgendwie in Deutſchland
ſchließlich regiert werden müſſe, erneut beſtätigt. Sie hat aber
nicht vermocht, die Verſtimmungen unter den Regie=
rungsparteien
zu beſeitigen. Das hat ſich am Dienstag
mit aller Deutlichkeit im Reichstag gezeigt, wo nach Erledigung
einiger kleinerer Vorlagen noch der von den Völkiſchen ein=
gebrachte
Antrag auf Aufhebung des Republik=
ſchutzgeſetzes
zur Debatte ſtand. Der Rechtsausſchuß bean=
tragte
die Ablehnung der Vorlage, was der Reichskanzler Dr.
Marx am liebſten geſehen hätte. Für die Deutſche Volkspartei
gab aber deren Vorſitzender Dr. Scholz die Erklärung ab, daß
das Vorgehen der preußiſchen Regierung an=
läßlich
der letzten Putſchgerüchte mindeſtens der
Form nach ein grober Mißbrauch der geſetzlichen Beſtim=
mungen
ſei und daß deshalb die Deutſche Volkspartei Rückver=
weiſung
des Antrages an die Kommiſſion verlange, um dafür
Sorge zu tragen, daß in Zukunft die Wiederholung derartiger
Vorgänge nicht möglich ſei.
Mit ſchneidender Schärfe erwiderte darauf der Führer des
Zentrums, er könne es nicht für richtig halten, daß von einer der
Parteien, die die Regierung trügen, derartige Vorwürfe gegen
eine Landesregierung im Reichstage erhoben würden. Aus die=
ſem
Gegenſatz irgendwelche Folgen zu ziehen, wurde zwar ver=
mieden
, es hätte auch keinen Sinn, den Zwiſchenfall
unnötig aufzubauſchen. Er iſt ein Kennzeichen dafür
wie brüchig die ganze Koalition durch das Ver=
halten
der Demokraten geworden iſt und wie ſorg=
ſam
die Dinge angepackt werden müſſen, um das Kabinett über
die nächſte Zeit hinwegzubringen. Der gute Wille dazu iſt auf
allen Seiten vorhanden.
Die Reichsregierung hat die Erklärung, die ſie
am Mittwoch abzugeben beabſichtigt, möglichſt verwäſſert, um
nirgends anzuſtoßen. Die Regierungsparteien wollen ſich auch auf
kurze Erklärungen beſchränken. Die Flügelparteien werden wohl
ſprechen. Vorläufig liegen aber noch keinerlei Anzeichen dafür
vor, daß die Sozialdemokraten und die Deutſchnationalen ein
Mißtrauensvotum einbringen werden. Sie werden ſich wahr=
ſcheinlich
bei der Abſtimmung über ein völkiſches oder kommu=
niſtiſches
Mißtrauensvotum der Stimme enthalten, ſo daß die
Regierungsparteien ſtark genug ſind, dann mit ihren 190 Stim=
men
die Lage zu beherrſchen und das Kabinett über Pfingſten
hinwegzubringen.
Eine neue Gefahr droht von den Sozialdemo=
kraten
, die in Form eines Geſetzentwurfes beantragen wollen,
daß die deutſchen Auslandsvertretungen verpflichtet ſind, künftig
nur noch ſchwarz=rot=gold zu flaggen. Es ſcheint ſich aber auch
hier mehr um eine Geſte zu handeln. Die Sozialdemokraten
werden vermutlich damit zufrieden ſein, wenn dieſer Antrag
der Kommiſſion, die auf Anregung des Reichspräſidenten un=
mittelbar
nach Pfingſten zur Prüfung der Flaggenfrage einge=
ſetzt
wird, als Material zugeleitet wird, ſo daß eine Abſtimmung
im Reichstag, die leicht verhängnisvoll werden könnte, zunächſt
nicht in Frage kommt. Wenn alſo aus der überhitzten Tempe=
ratur
nicht doch noch unerwarteterweiſe eine Exploſion entſteht,
wird der Reichstag am Mittwoch nach Entgegennahme der Regie=
rungserklärung
in die Pfingſtferien gehen und alles weitere zu=
rächſt
der Zukunft überlaſſen.
Einigung zwiſchen Uzunowitſch und der Raditſch=Partei.
EP. Belgrad, 18. Mai.
In ſpäter Abendſtunde iſt es zu einer Einigung zwi=
ſchen
dem Miniſterpräſidenten Uzunowitſch
und der Raditſch=Partei gekommen. Die Raditſch=
Partei billigt das Ausſcheiden Pavle Raditſchs aus der Regie=
rung
und verſpricht, die Entſchließung der Radikalen Parte
über die Korruptionsaffäre des Rade Paſitſch anzunehmen.
Auf den von ihr geforderten Austritt des Miniſters für Agrar=
reform
, Dr. Nikiſch, hingegen verzichtet die Raditſch=Partei
Miniſterpräſident Nzunowitſch hat auf Grund dieſes Ueberein=
kommens
die Demiſſion der Regierung zurückgezogen und an
Stelle Pavle Raditſchs, deſſen Rücktritt vom König genehmigt
wurde, den der Radikalen Partei angehörenden Vizepräſidenten
der Skupſchtina, Sibenik, zum Miniſter für Agrarreform vorge=
ſchlagen
, deſſen Berufung vom König gleichfalls genehmigt
wurde. Die übrigen Miniſter und Uzunowitſch bleiben im Amt.
Viel kommentiert wird eine Erklärung Stephan Raditſchs,
wonach ſich dieſer verpflichten will, während zwei Monaten keine
Verſammlung abzuhalten, und keine öffentliche Erklärung ab=
zugeben
, damit die Regierung ungeſtört arbeiten könne.

* Ein Irrtum der Natur.
Von D. Feupner.
Noch iſt es ſtill im morgendlichen Walde; nur ein Eulenpaar
hält Zwieſprache. Auch die Nachtgeſpenſter ſind von dem Feuer
der Liebe ergriffen, was ſie ſich gegenſeitig durch dumpfes Huhu=
huhu
und meſſerſcharfes Kick! Kick! Kickiwick eingeſtehen. Von
dem unheimlichen Liebesduett iſt der erſte Auerhahn erwacht.
Wohlig dehnt und reckt er ſich; dann knappt und klippt er leiſe,
was ſich anhört, als fielen Tropfen in eine halbgefüllte Schale.
Auch der zweite und dritte Hahn wird wach, und beide beginnen
in derſelben Weiſe mit ihrem Liebesliede. Doch kommen ſie an
dieſem Morgen nicht dazu, ſich richtig einzuſpielen; denn ab und
zu vernehmen ſie aus ihrer Mitte Laute, die zwar von einem
ihresgleichen herzurühren ſcheinen, aber doch ſo ganz anders, ſo
fremd und ſtörend klingen . .".
Hat ſich irgend ein Beckmeſſer unter die Meiſterſinger
geſchlichen? Faſt ſcheint es ſo; denn auf dem ſtarken Aſte einer
Kiefer ſteht ein Vogel, der an Figur und Größe einem ſchwachen
Auerhahn ähnelt, und doch keiner iſt. Er trippelt auf dem Aſte
hin und her, reckt den Kragen, fächert Stoß und Schwingen, als
wolle er ein richtiges Meiſterlied ſingen. Doch wie er auch worgt
und druckſt und glakt es will nichts Rechtes werden. Der Ton
bleibt knarrend, brüchig und kommt über ein krächzendes Farr!
Farr! nicht hinaus.
Die artreinen Hähne, denen der Fremdling den herrlichen
Liebesmorgen verdorben hat, treten zu Boden, um hier weiter
zu balzen und ſich den Hennen zu nähern. Aber auch ihn, den
Unmuſikaliſchen, zieht es nach dem Ewigweiblichen, und er reitet
polternd ab, erdwärts. Doch die Hennen weichen ihm ängſtlich
aus; ſie erkennen an ſeinem Werbegeſang, daß er nicht von
reinem Adel iſt. Und als er ſich mit Gewalt nehmen will, was
ihm freiwillig nicht gewährt wird, fährt ihm ein alter ſtarker
Urhahn an den Kragen und zerrt ihn hin und her. Er wehrt ſich,
doch gegen den ſchwarzblauen Urogallier kann er nichts aus=
richten
. Ganz verdattert drückt er ſich ſeitwärts in die Büſche.
Was hat er denn verbrochen, daß ihn die, zu denen er ſich von
Natur hingezogen fühlt, förmlich ächten? Geſtern erging es ihm
auf einem anderen Balzplatz ebenſo. Auch dort wichen die Hen=
nen
hochmütig aus und die Hähne zerſauſten ſein Hochzeitskleid.
An dieſer Aechtung hatte der Aermſte allerdings keine Schuld.
Dieſe trugen allein ſeine Eltern. Die Mutter war wohl eine ge=
borene
Urogallus, der Vater aber ein kleiner Ritter mit ge=
ſicheltem
Stoß, ein Birkhahn, und er deshalb ein Rackel=
hahn
, in deſſen Körper demnach zweierlei Blut kreiſt ...

Vom Tage.
Die deutſche Botſchaft in Madrid hat bei der ſpaniſchen
Regierung Schritte unternommen, um ein Verbot der Aufführung eines
Hetzfilmes gegen Deutſchland zu erzielen.
Anläßlich des Geburtstages des Königs von Spanien. Alfons
XIII., wird die Regierung, wie Primo de Rivera mitteilte, eine Amneſtie
für die politiſchen Vergehen erlaſſen.
Der allindiſche Kongreß der Swarajiſten=Partei hatte ſich
am 4. und 5. Mai in Sabarmati verſammelt. Es gelang nicht, die Un=
ſtimmigkeiten
, die zwiſchen dem gemäßigten und radikalen Flügel be=
ſtehen
, zu beſeitigen.
Ein Telegramm aus Buenos Aires meldet, daß in dem Eingang
der dortigen Botſchaft der Vereinigten Staaten eine
Bombe niedergelegt worden ſei, durch deren Exploſion
ein Teil der Faſſade zerſtört und ein Paſſant ſchwer verletzt wurde.
Der aus Mexikoausgewieſene päpſtliche Nuntius
iſt am 16. Mai nach Waſhington abgereiſt, wo er weitere Inſtruk=
tionen
aus Nom abwarten wird.
In der Unterredung, die Präſident Coolidge mit dem
franzöſiſchen Botſchafter hatte, drückte der Präſident die
Hoffnung aus, daß das Schuldenabkommen möglichſt bald
vom franzöſiſchen Parlament ratifiziert werde, da dieſe Ratifizie=
rung
unerläßlich für eine Aktion zugunſten der Stabiliſierung des fran=
zöſiſchen
Franken ſei.
Das Nepräſentantenhaus hat einen Kredit von 9 Millionen
Dollar für die Verſtärkung der amerikaniſchen Küſten=
polizei
gewährt.
V
Die türkiſch=engliſchen Moſſul=
verhandlungen
.
Türkiſche Nervoſität gegenüber Italien.
EP. London, 18. Maj.
Obwohl der britiſche Botſchafter in der Türkei zeitweilig
nach Konſtantinopel zurückgekehrt war, wodurch eine Unter=
brechung
der Verhandlungen über die engliſch=türkiſchen Bezie=
hungen
eingetreten war, werden die Ausſichten für eine baldige
Einigung von dem Daily Telegraph als ſehr hoffnungsvoll
angeſehen. Bei Beendigung des Streiks hätte ſich der engliſche
Botſchafter nach Angora zurückbegeben.
Der Ausſpruch des italieniſchen Gouverneurs von Rhodos,
daß die Küſte Kleinaſiens ein weites Feld für italieniſche Sied=
lungsmöglichkeiten
wäre, ſoll die Türken in ihrer Nervoſität
Italien gegenüber beſtärkt haben. Die Türken hätten verlangt,
daß die Kommiſſion für die Dardanellen genau die Klaſſen der
italieniſchen Kriegsſchiffe bezeichnen ſoll, denen die Durchfahrt
geſtattet werden könnte. Da der Friede von Lauſanne derartige
Beſtimmungen nicht vorſehe, ſo fände jetzt darüber ein Meinungs=
austauſch
zwiſchen den Mächten ſtatt.
Der Sonderausſchuß des Kalifatskongreſſes iſt der
Anſicht, daß der gegenwärtige Augenblick nicht zur
Wiederherſtellung des Kalifats geeignet ſei und
beſchloß daher, dem Kongreß die Bildung eines allgemeinen
mohammedaniſchen Rates zu empfehlen, der alle mit dem Iſlam
zuſammenhängenden Fragen zu regeln hätte.
General Hertzog fordert Unabhängigkeit
für die britiſchen Dominions.
EP. London, 18. Mai.
Der ſüdafrikaniſche General Hertzog hielt eine Rede in der
Univerſität Stellenborch, worin er die volle internationale Unab=
hängigkeit
für die britiſchen Dominions forderte, ſo wie ſie durch
den Vertrag von Verſailles beſchloſſen worden ſei. In Locarno
hätte die engliſche Regierung die Dominions nicht genügend be=
achtet
und wäre ihren eigenen Weg gegangen, ohne ſie zu be=
fragen
. Das einzige, was zwiſchen den Dominions und dem
Mutterlande gemeinſam ſein ſolle, ſei das gemeinſame Ober=
haupt
in Geſtalt eines gemeinſamen Königs.
Abd el Krims Gegenoffenſibe an der ſpaniſchen Front.
Hinter den ſpaniſchen Linien zwiſchen Ceuta und
Tetuan haben ſich die Andjera=Stämme nach einen
Meldung der Times erhoben, und man ſagt, daß der Spa=
nien
freundliche Scheich ermordet worden ſei. Die Gegen=
offenſive
Abd el Krims habe auf der ganzen ſpa=
niſchen
Front eingeſetzt. Der Times=Berichterſtatter mel=
det
, daß er geſehen habe, wie die Dörfer einiger Stämme von den
Rifleuten angezündet wurden, ohne daß die ſpaniſche Garniſon
von Regaia, die 7000 Mann ſtark war, irgendwelche Schritte zum
Schutze der Stämme, die ſich ihnen unterworfen hatten, unter=
nahm
. An der Grenze der Tangerzone ſammelten ſich mehrere
Hundert Frauen und Kinder, um der Kampfzone zu entfliehen.
Auch für dieſe haben die Spanier nichts getan.

Als der ſtarke Raufbold von vorhin auſs neue gegen ihn an=
ſtürmt
, nimmt er ſich auf und ſtreicht, Liebesweh in der jungen
Bruſt, hinaus in die Heide. Hier vernimmt er noch nie gehörte
Laute, die ihn aber doch nicht fremd anmuten: Gugulu=Gugulu=
Gugulu=Gu . . . Tſchi=u=chit . . . Intereſſiert horcht er auf den
merkwürdigen Geſang, und eine Art Heimatgefühl wird in
ihm wach. Iſt er vielleicht hier erſt unter ſeinesgleichen? Von
unerklärlicher Sehnſucht erfaßt, ſteht er auf und ſtreicht burrenden
Schwingenſchlags dem Geſang entgegen. Eine Minute ſpäter
fällt er mitten zwiſchen den tanzenden und ſpringenden Sän=
gern
ein. Vor Schreck bleibt dieſen die letzte Strophe ihres Lie=
des
in der Kehle ſtecken und alle machen lange Hälſe nach dem
Ankömmling.
Doch die Birkhähne ſind ſo vom Tranz= und Liebesrauſch
befallen, daß die Ernüchterung nur ſekundenlang anhält. Als ſie
merkten, daß der große, fremde Vogel nichts gegen ſie unter=
nimmt
, gehen ſie wieder in Paradeſtellung, tanzen ihren Hopfa
walzer, rollen ihr Gugulu und ziſchen ihr Tſchi=u=chit hinaus
in den jungen Morgen.
Intereſſiert äugt der Rackelhahn dem pomphaften Braut=
werber
zu und lauſcht der Gugulu=Melodie. Dann wird auch en
von dem wilden Tanztaumel und Liebesrauſch erfaßt. Mit einem
Ruck geht er in Tanzpoſe. Das Springen und Tanzen kann er
ebenſogut wenn nicht noch beſſer als ſeine kleineren Vettern.
Nun drängt es ihn, auch ſeinen Brautwerbegeſang hören zu
laſſen. Und wieder, wie vorher auf dem Kiefernaſt, worgt und
druckſt und gockt er; aber wieder iſt es die alte, brüchige Weiſe:
Farr! Farr! Farr!
Ganz entſetzt ſchweigen die echten Minneſänger und machen
wieder lange Hälſe nach dem närriſchen Kauz. Dieſer läßt ſich
aber nicht beirren, ſondern tanzt und ſpringt und krächzt in
immer wilderer Ekſtaſe. Als er eine Henne aber gar zu ſtürmiſch
umwirbt, fährt ihm einer der kleinen, ſchwarzen Geſellen in
wütender Eiferſucht an den Kragen. Dieſe Offenſive ſoll dem
Angreifer ſchlecht bekommen. Mit feſtem Schnabelgriff wird er
von dem Rackelhahn am Halſe gepackt und mit ſolcher Gewalt
hin und her gezerrt, daß ihm Hören und Sehen vergehen. Mit
arg zerzauſtem Hochzeitsgewand, ſtreicht der beſiegte Trouba=
dour
ab.
Der Rackeljüngling iſt jetzt ganz vom Bändel los. Ein un=
geheurer
Zorn gegen die Gugulu=Helden erfaßt ihn. Einemi Ber=
ſerker
gleich fährt er jedem tanzenden und ſingenden Liebes=
werber
an die Kehle und zwingt einen nach dem andern zum
Verlaſſen des Balzplatzes. Bald hat er die Umgebunn geſäubert
und ſieht ſich nun als Beherrſcher der Lage. Doch jede Henne,
der er ſich in eleganteſtem Paradeſchritt nähert, weicht ihm ge=

Die preußiſche Polizeiaktion
vor dem Reichstag.
Die Handelsabkommen mit Spanien, Frank=
reich
, Portugal und Honduras ratifiziert.
* Berlin, 18. Mai. (Priv.=Tel.)
Im Reichstag kamen heute die geſtern vom Auswärtigen
Ausſchuß und vom Handelspolitiſchen Ausſchuß angenommenen
Handelsabkommen mit Spanien, Portugal, Hon=
duras
und das deutſch=franzöſiſche Zuſatzabkom=
men
zur Plenarberatung. Nach kurzer Debatte wurden die
Handelsabkommen mit Spanien, Portugal und Honduras gegen
die Stimmen der Kommuniſten und Völkiſchen, das deutſch=
franzöſiſche
Zuſatzabkommen gegen die Stimmen der Deutſch=
nationalen
, Kommuniſten und Völkiſchen in zweiter und dritter
Leſung angenommen.
Das Haus beſchäftigte ſich dann mit einem völkiſchen Antrag
auf Aufhebung des Geſetzes zum Schutze der Republik. Der
Völkiſche Kube begründet den Antrag damit, daß ſich dieſes
Geſetz allein gegen die Rechtsparteien richte.
Dr. Roſenberg (Kom.) behauptet, daß nicht die Rechts=
kreiſe
, ſondern die Kommuniſten durch das Geſetz bedroht wür=
den
. Der Redner ſtimmt dem völkiſchen Antrag zu.
Abg. Freitag=Loringhofen (Dnatl.) ſpricht ſich für
den völkiſchen Antrag aus. Der Redner geht dann näher auf
die jüngſte preußiſche Polizeiaktion gegen Claß und ſeine Freunde
ein. Seit wann ſei es Hochverrat, eine Verfaſſung auszuarbeiten?
Rathenau und Preuß hätten doch 1917 auch eine republikaniſche
Verfaſſung ausgearbeitet, wenn auch das Wort Republik darin
nicht enthalten war. Wenn monarchiſtiſche Geſinnung als Hoch=
verrat
gelte, dann müſſe die ganze Deutſchnationale Volkspartei
des Hochverrats angeklagt werden. Gegen Claß werde jetzt in
ſchamloſer Weiſe gehetzt. Er habe ſeinerzeit die kommende Kata=
ſtrophe
vorausgeſagt und rechtzeitig gewarnt, als Herren wie
Koch und Dr. Külz ſich noch in Lobreden ergingen. Vor Leuten
wie Claß müſſe man Achtung haben, mehr als vor zeitweiligen
Republikanern, die je nach der Konjunktur von einem Lager ins
uindere wandern. (Unruhe links.) Die Putſch=Aktion habe be=
wieſen
, daß das Republik=Schutzgeſetz die Stütze des Syſtems
Severing ſei, deshalb müſſe es fallen.
Abg. Dr. Scholz (D.V.P.) ſtellt feſt, daß ſeine Freunde
im Rechtsausſchuß gegen den kommuniſtiſchen Antrag geſtimmt
hätten. Inzwiſchen ſeien die bekannten Ereigniſſe in Preußen
eingetreten. Durch ſie ſei auch die D.V.P. aufs äußerſte
erregt worden. Dieſe Vorgänge müßten als ein grober
Mißbrauch der geſetzlichen Beſtimmungen bezeichnet werden.
(Beifall rechts.) Es ſei daher eine neue Situation geſchaf=
fen
, die erneut geprüft werden müſſe. Der Redner fordert
darum Rückverweiſung der Angelegenheit an den
Ausſchuß.
Abg. Levi (Soz.) wirft dem völkiſchen Abg. Frick vor, durch
einen falſchen Paß einem ſchwer mordverdächtigen Mann zur
Flucht verholfen zu haben. (Auf einen Zuruf des völkiſchen Ab=
geordneten
Kube wird ihm zugerufen: Lauſejunge!) Ein be=
ſonderer
Schutz gegen Mordorganiſationen ſei erforderlich, ebenſo
vorbeugende Maßnahmen gegen die flüchtig gewordenen Hohen=
zollern
. Der Redner dankt am Schluß der preußiſchen Regie=
rung
dafür, daß ſie einmal gegen rechts kräftig durchgegriffen
habe
Staatsſekretär Joel wendet ſich erregt gegen die Angriffe,
die gegen die Juſtiz gerichtet worden ſind.
Abg. v. Guärard (Zentr.) erklärt im Namen ſeiner Frak=
tion
dem Abg. Dr. Scholz, daß er nicht für richtig halte, daß
dieſer der preußiſchen Regierung wegen des Vorgehens gegen
die Putſchmacher Mißbrauch des Schutzgeſetzes vorgeworfen
habe. (Lebhaftes hört, hört! und Bewegung. Zurufe: Sind
das Regierungsparteien?!)
Abg. Frick (Völk.) weiſt die Behauptung Levis, er habe
einem Fememörder zur Flucht verholfen, als gemeine Verleum
dung zurück. (Lärm links.) Levi habe während des Krieges mit
fremden Mächten verhandelt und zu Maſſendeſertionen aufge=
fordert
. (Lärm.
Der kommuniſtiſche Antrag wird darauf dem Rechts=
ausſchuß
zurücküberwieſen. Mittwoch, 12 Uhr: Nach=
tragsetat
; 2 Uhr: Entgegennahme einer Regierungserklärung.
Schluß: 7½ Uhr.

fliſſentlich aus oder ſtreicht einfach auf und davon. So kommt
es, daß der Rackel in kurzer Zeit allein und verlaſſen auf mor=
gendlicher
Heide ſteht. Dieſe Gewißheit ernüchtert ihn. Ver=
flogen
ſind Liebesrauſch und =taumel, und der ganze Jammer
des Geächtetſeins erfaßt ihn.
Hochauf reckt er ſich und äugt der Sonne entgegen, die ſoeben
ihre gefüllte Schale über die Heide gießt und ihn mit Lichtgold
verklärt. Was ſoll er tun? Was ſoll er überhaupt auf dieſer
liebeleeren Welt, die nur Enttäuſchungen für ihn hat? Wer gibt
Antwort? Einer ſolchen bedarf es nicht mehr. Soeben blitzt
es in einem nahen Schirm, und ſurrend fährt ihm ein kleines
Vollmantelgeſchoß in die ſtahlblaue Bruſt, mitten durch das junge
Herz. Roten Roſen gleich tropft ſein Leben über das graue
Heidekraut; ſein Liebesſehnen iſt für immer geſtillt.
Er war ein Irrtum der Natur, den eine Kugel
korrigierte.

Kunſt, Wiſſenſchaft und Leben.
Weber Ausgewählte Werke! Wenn der Tempel=
Verlag Carl Julius Weber unter ſeine Klaſſiker aufgenommen
hat, ſo geſchah dies, weil wir in Weber einen unſerer geiſtreichſten
und feinſinnigſten Schriftſteller zu betrachten haben. Bei der
Ausgebreitetheit ſeines Schaffens konnte es ſich freilich nur dar=
um
handeln, aus ſeinen vielen Schriften einen beſonders an=
ziehenden
Extrakt zu bringen. Dieſe Aufgabe hat Hans Knudſen
in hervorragender Weiſe gelöſt. Er bringt alle charakteriſtiſchen
Seiten Webers in dem von ihm herausgegebenen Bande zur
Spiegelung, ſowohl dem über die Weltläufte lachenden Philo=
ſophen
, Demokritos, wie dem die Nationaleigentümlichkeiten
ſcharf beobachtenden geiſtreichen Wanderer durch Deutſchland und
andere Länder, wie auch dem originellen und beherzten Spötter
über die nie ausſterbende Dunkelmännerei und Möncherei. Vor
allem aber läßt Knudſen den witzigen Autor in Weber zu Worte
kommen in ſeinen liebenswürdigen und amüſanten Gloſſen über
menſchliche Schwächen und Torheiten. Geiſtvolle Anregung findet
man in dem Bänd, den Knudſen mit einem klugen Nachwort ver
ſehen hat, überall. Der geſättigte Humor darin verbürgt es, daß
er ſeine Leſer findet.
Feme! Unter dem Titel Feme beginnt ſoeben in
der Berliner Illuſtrierten Zeitung ein neuer Roman von Vicky
Baum. In dieſem Werk macht die Dichterin, fern von jeder Par
teitendenz, den kühnen Verſuch, bis zu den letzten menſchlichen
Gründen einer ſo charakteriſtiſchen Zeiterſcheinung vorzudringen
Sie wird der ſchwierigen Aufgabe mit ſicherſtem künſtleriſchen
Inſtinkt und Takt Herr.

[ ][  ][ ]

Nummer 138

Mittwoch, den 19. Mai 1926

Seite 3

Die Arſachen des
Zuſammenbruchs

Prüninghaus berichtigt Ditimanns
ſinnentſtellende Wiedergaben.
Die ſyſtematiſcheVerhetzung der Mannſchaften.
Der Verrat der Unabhängigen.
Berlin, 18. Mai.
Der Reichstagsunterſuchungsausſchuß ſür Erforſchung der Urſachen
des Zuſammenbruchs von 1918 hielt heute nach längerer Pauſe wieder
eine Sitzung ab. Nachdem im Januar der Abg. Dittmann (Soz.)
ein Neferat über die Marinemeuterei gehalten hatte, erſtattete heutg
Reichstagsabg. Konteradmiral a. D. Brüninghaus (D. Vp.) das
Korreferat. Als Sachverſtändige, nahmen an der Sitzung teil Profeſſor
Hans Delbrück, General Kuhl, General Schwerdtfeger,
Vizeadmiral von Trotha Amtsgerichtsrat Herz, Oberarchivrat
Hobohm, Archivrat Volkmann und einige Vertreter der Marine=
verwaltung
. Zahlreiche Abgeordnete aller Parteien hatten ſich ein=
gefunden
. Reichstagsabgeordneter Dr. Philipp (Dntl.) teilte als Vor=
ſitzender
des Ausſchuſſes erneut mit, daß das Referat des Abg. Brüning=
haus
am Mittwoch fortgeſetzt werde. In einer Sitzung am Donnerstag
ſoll dem Abg. Dittmann Gelegenheit zu einer Erwiderung gegeben
werden.
Brüninghaus führt u. a. aus: Da gegen ihn im Mninchener Dolch=
ſtoßprozeß
ſchwere Vorwürfe erhoben worden ſeien, deren Widerlegung
er bis zur Erſtattung ſeines Gutachtens hinausgeſchoben habe, ſtelle dieſes
Gutachten zwangsläufig auch eine Selbſtverteidigung dar Der Bericht
von Dittmann gebe von der Theſe aus, daß die militäriſchen Aus=
ſchreitungen
, zumal bei der Marine, keinen politiſchen Hintergruno ge=
habt
hätten. Die mangelhafte und unzureichende Verpflegung habe die
Hauptſchuld an dieſem Vorkommnis gehabt. Hierzu habe er folgendes
zu erklären:
Auf den Schiffen habe das Syſtem der Selbſtverpflegung geherrſcht,
das ſich ausgezeichnet bewährt hätte. Die Beheuptung, die Offiziere
hätten auf Koſten der Mannſchaften ein Schlemmerleben geführt, ſei
völlig us der Luft gegriffen. Bei vorſichtiger Schätzung könne man ſagen,
daß mindeſtens ein Drittel der Offiziere dasſelbe Eſſen wie
die Deckoffiziere und Mannſchaften erhalten
hätten. Auch während der ſchlechteſten Ernährungszeiten ſei die Ver=
pflegung
der Marinemannſchaften noch erheblich beſſer geweſen als die
der Zivilbevölkerung. Aus den Akten ſei klar erſichtlich, daß man die
Verpflegungsſchwierigkeiten dazu benutzt habe, um eine ſyſtematiſche
Verhetzung der Mannſchaften zu betreiben. Wie die Leute auffäſſig ge=
macht
worden ſeien, gehe am beſten aus der Ausſage des Oberheizers
Silberhorn von der Poſen hervor. Calmus von der Rhein=
land
ſei eines abends an ihn herangetreten und habe mit ihm über das
Eſſen und die Behandlung durch die Offiziere geſprochen. Calmus habe
ihm den Rat gegeben, ſich in einem offenen Briefe an Frau
Zietz nach Berlin zu wenden, die den Brief dann an die Reichstags=
abgeordneten
weiterleiten würde. Darauf habe eine Verſammlung ſtatt=
gefunden
, in der er zum Vertrauensmann ernannt worden ſei. Ihm ſei
geſagt worden, ſie ſollten ſich über das ſchlechte Eſſen beſchweren. Es ſei
auch zur Sprache gebracht worden, zur Erzwingung der Forderungen
Geſchützteile zu entfernen. Dittmann habe, ſo führte Bwininghaus.
weiter aus, die Ausſagen des Silberhorn vollkommen aus dem Zu=
ſammenhang
geriſſen und ſinnentſtellend wiedergegeben.
Wenn weiter davon geſprochen werde, Offiziere hätten Lebensmittel
an Land geſchleppt, ſo ſei auch das eine vollkommene Verdrehung der
Tatſachen. Es ſei ein Irrtum, wenn man annehme, daß die früher be=
ſtehenden
Menagekommiſſionen lediglich aus Offizieren beſtanden hätten.
Abg. Brüninghaus geht dann auf den
Fall Rebe
näher ein. Als die Flotte zu der Unternehmung gegen Oeſel bereits
in der Danziger Bucht gelegen, alſo unmittelbar vor dem Feinde ge=
ſtanden
habe, ſei bei dem Oberheizer Rebe ein Aufruf gefunden worden,
der folgendermaßen geſchloſſen habe Wer für einen baldigen Frieden
iſt, bekenne ſis zur Unabhängigen Sozialdemokratiſchen Partei! Nieder
mit dem Krieg! Nieder mit dem Militarismus! Gleichzeitig habe die
Kriminalpolizei Wilhelmshaven gemeldet, daß ein Mann von der
Moltke dort im Auguſt in mehreren Verſammlungen von Matroſen
zur Dienſtverweigerung gehetzt habe. Bei der Verhandlung gegen Rebe
habe der Unterſuchungsrichter Dr. Dobring dem Angeklagten ſelbſt
nahegelegt, eine Verteidigungsſchrift zu verfaſſen. Man könne doch
alſo wohl nicht von einem Terror eines Unterſuchungsrichters in die=
ſem
Falle reden. Da Nebe in ſeiner Verteidigungsſchrift das Wort ge=
prägt
habe: Zur Selbſtverteidigung iſt das gemeinſte Mittel gerade
gut genug, ſo habe ſich Dittmann eigentlich ſagen müſſen, daß Rebes
Ausſagen nur von ſehr geringem Wert ſein könnten. Aus den beiden
Briefen, die Nebe an Abg. Dittmann geſchickt habe, ſei klar
zu erſehen, daß ſie ohne irgendwelche Einwirkung, ohne Terror
und ohne Erpreſſung abgefaßt worden ſeien. Der Fall Rede ſei
ein Schulbeiſpiel dafür, daß die
Konſtruktion des Dittmannſchen Gutachtens vollkommen
unhaltbar ſei,
die Bewegung aus der Flotte auf die ſchlechte Verpflegung und ſchlechte
Behandlung zurückzuführen. Trotz allem, was er vorgetragen habe,
komme Dittmann zu dem Schluß: Die Ausſagen ſind erpreßt, die Pro=
tokolle
gefälſcht, es liegt ein Juſtizmord vor!

4 Frühjahrsausſtellung der Akademie
der Künſte zu Berlin.
Das Leben iſt die Qualität des Kunſtwerks, alles andere
iſt Handwerk. In dieſem Satz verſuchte Max Liebermann in
ſeiner Eröffnungsrede der diesjährigen Frühjahrsausſtellung
der Preußiſchen Akademie der Künſte das Weſen der Kunſt in
wortlichen Ausdruck zu faſſen. Zurück zur Natur! iſt das neue
Schlagwort, unter dem man die künſtleriſchen Kräfte zu ſammeln
ſucht, nachdem man über ein Jahrzehnt den Schlachtruf Los von
der Natur! vernommen hatte. Dieſes vielſchillernde Wort in
menſchlichem Munde, die zwei Silben, die für jeden eine andere
Bedeutung beſitzen von der Oberfläche des Seins bis zur Tiefe
der ewigen Geſetze, dieſes Wort Natur ſoll wiederum Grenze
und Ziel bilden und zur Geſundung führen. Es iſt uns ſchon
ſo viel verſprochen worden mit Worten in der Kunſt der letzten
Jahre, daß man mißtrauiſch geworden iſt. Man hätte immer
wieder an Stelle der vielumſtrittenen Natur lieber ein anderes
Wort als Grenzlinie für das tiefſte Weſen der Kunſt geſehen, ein
Wort, das nur als Erlebnis, als Erſchütterung des Seins denk=
bar
iſt. Es iſt die tiefe Liebe zur Schöpfung, aus der allein
die ſchöpferiſche Kraft des Künſtlers entſpringt, die ihn befähigt
zu formen und zu geſtalten, durch die er die letzten Geſetze der
Welt erkennt und vermittelt. Man ſetze an Stelle der Natur
im Streben des Künſtlers die Liebe, die anbetende Hingabe
an die Werke der Schöpfung, ſo wird man das Tor eher öffnen
können, hinter dem das Paradies liegt, als mit veräußerlichten
Schlagworten, unter denen ſich jeder etwas anderes vorſtellt.
Die diesjährige Frühjahrsausſtellung der Akademie der
Künſte bedeutet trotz des Mottos Zurück zur Natur! alles
andere als einen Fortſchritt. Hätte man den Ehrenſaal nicht
Meiſterwerken aus dem 19. Jahrhundert eingeräumt, ſo würde
man nur den Eindruck mit nach Hauſe nehmen, daß in Berlin
reichlich viel gemalt wird, dem es an jeder inneren Notwendigkeit
fihlt. Aus Leinwand, Farbe, Pinſel und dem Willen, zu malen,
entſteht noch lange kein Kunſtwerk. Mit etwas Routine und
Können kommt man dann zu jener Mittelmäßigkeit der Leiſtung,
von der öde Langeweile ausgeht. Wir haben in den letzten
Jahren in der Akademie der Künſte ſchon Ausſtellungen geſehen,
die man als eine Hoffnung auf die Zukunft begrüßte, als An=
zeichen
einer inneren Geſundung und Stärkung echten künſt=
leriſchen
Strebens anſah. Heute kann man ſeine Mutloſigkeit
nur ſchwer verbergen.
Ueber den allgemeinen Eindruck erheben ſich nur wenige Lei=
ſtungen
. Ein fein empfundenes Frühlingsland Ludwig Dett=

Ebenſo wie in dem obigen Falle läge es, ſo führte Brüninghaus
weiter aus, in dem Falle des Marinejuſtizbeamten Dr. Löſch, wo für
die Behandlung des Falles Calmus durch Dittmann ein einwandfreies
Zeugnis vorliege. Bei dem Beſuche Dittmanns bei Calmus habe letz=
terer
geſagt: Der Kriegsrat Dr. Löſch hat mir mit Erſchießen gedroh:
und belaſtende Ausſagen gegen die Abgeordneten aus mir herauspreſſen
wollen. Um dieſes Ziel zu erreichen, hat Dr. Löſch meine Schweſter und
den Pfarrer von Eſſen kommen laſſen, die auf mich einwirken mußten.
bekannt ſein müſſen, daß die Schweſter des Calmus auf Bitten des Cal=
mus
ſelbſt zu ihm gekommen ſei, und daß der Pfarrer ihn auf Bitten
ſeiner Eltern beſucht habe. Die Behauptung des Calmus Dittmann
gegenüber ſei alſo glatt erlogen.
Abg. Brüninghaus führte weiter aus er wolle nunmehr dem Unter=
ſuchungsausſchuß
einen Vorfall zur Kenntnis bringen, der
mit erſchreckender Deutlichkeit zeige, in wie tendenziöſer
Weiſe das Gutachten des Abg. Dittmann dem Akten=Inhalt
Gewalt antue.
In der Hauptverhandlung gegen Haaſe und Genoſſen von der Weſt=
falen
am 3. November 1917 habe Kriegsgerichtsrat Dr. Löſch der
Vertreter der Anklage, ſein Plädoyer mit folgenden Worten geſchloſſen:
Meine Herren! Es iſt einem Anklagevertreter nicht leicht, wenn die
Leute einem mehr oder weniger wehrlos in die Hand gegeben ſind, da=
durch
, daß man ſie überführt hat, oder dadurch, daß ſie in letzter Stunde
ein Geſtändnis ablegen, Strafen auszuſprechen, Strafen zu beantragen,
und es bedarf keines Wortes, daß dieſer Strafantrag nicht entſpringt
aus einer augenblicklichen Wallung, keineswegs geboren wird vielleicht
aus den Haupteindrücken allein, ſondern er ſetzt ſich zuſammen aus tage=
und nächtelangen Erwägungen. Man iſt ſich vollkommen der Schwere
deſſen bewußt, was man vernichtet, und was man für eine Verantwor=
tung
übernimmt mit dieſem Antrag. Man werde zugeſtehen müſſen,
daß in dieſen Ausführungen des Kriegsgerichtsrats Dr. Löſch ein hohes
Veranwwortlichkeitsgefühl, ein ſtarkes moraliſches und menſchliches Emp=
finden
zum Ausdruck komme. Was mache nun Dittmann aus dieſen
Schlußſätzen des Plädohers? Er ſchreibt: Wie Dr. Dobring und Dr.
Löſch die Unterſuchung geführt haben, das hat Dr. Löſch übrigens dra=
ſtiſch
charakteriſiert in den Hauptverhandlungen gegen Haaſe und Sieg=
fried
. Nach dem bei den Akten befindlichen Stenogramm ſeiner An=
klagerede
hat er ſelber erklärt, daß bei den Vernehmungen wörtlich
die Leute mehr oder minder wehrlos einem in die Hand gegeben ſind.
Dieſes Eingeſtändnis ſpricht bereits Bände.
Abg. Brüninghaus wandte ſich dann der Behauptung Ditt=
manns
zu, die Spitzelausſagen hätten die Hauptgrundlage
der Anklageſchriften und der Urteile gebildet. Dieſe Feſt=
ſtellung
ſei geradezu eine Ungeheuerlichkeit. Es könne
einem gründlichen Kenner des Aktenmaterials wie dem
Abg. Dittmann doch unmöglich entgangen ſein, daß gerade
in den Verhandlungen, die ſich gegen Reichpietſch und
Sachſe, Cöbers, Weber, Beckers, alſo die Hauptbeſchuldig=
ten
des 4. Geſchwaders, auch an keiner Stelle der Akten
von irgend einem Spitzel oder Lockſpitzel überhaupt die
Rede iſt.
Man müſſe es für ganz ausgeſchloſſen halten, daß jemand, der die Akten
auch nur einigermaßen eingehend durchgeſehen habe, nicht zu dem Schluß
kommen müßte, daß der Unterſuchungsrichter des 4. Geſchwaders, Kriegs=
gerichtsrat
Dr. Dobring, nie irgendwie mit Spitzeln oder Lukſpitzeln
gearbeitet habe.
Abg. Brüninghaus ging nunmehr dazu über, die Vorgänge
ſelbſt, die Rolle, die die einzelnen Angeklagten und die von ihnen ſelbſt
propagierte ſowie von außen in die Marine hineingetragene politiſche
Verhetzung geſpielt haben, zu beleuchten. Es ziehe ſich wie ein roter
Faden durch das ganze Aktenmaterial hindurch, daß
die neugebildeten Menagekommiſſionen in der Hauptſache
nichts weiter als eine Zentrale für die Erreichung politiſcher
Ziele
geweſen ſeien. Nach dieſer Nichtung ſei die kurze Ausſage Beckers vom
16. Auguſt 1917 von Bedeutung, der folgendes erklärte Ich habe die
Organiſation und ihre Zwecke und Ziele gekannt. Der erſte Zweck
war der Beitritt zur USPD. Den Köder für die Einberufung der
Verſammlungen gaben angebliche Beſprechungen über die Menageaus=
ſchüſſe
. In den Anfängen der Verſammlungen war auch von den
Menageausſchüſſen die Rede, dann ging regelmäßt
g die Erör=
terung
auf das politiſche Gebiet über.
die Dinge lagen
alſo nicht ſo, daß, wie Dittmann annehme, in der Hauptſäche Menage=
fragen
beſprochen wurden und nebenbei Politik getrieben wurde, ſon=
dern
genau umgekehrt; die Verpflegungsfragen waren nur Vorwand und
Köder, während die Agitation für die Ziele der Drahtzieher der Be=
wegung
die Hauptſache war.
Abg. Brüninghaus zitierte ſodann einen in den Akten befindlichen
Aufruf des Oberheizers Beckers, in dem anläßlich des internationalen
Sozialiſtenkongreſſes in Stockholm
die Marineleute zum Maſſeneintritt in die u. S. P. D.
aufgefordert
wurden. Man werde ohne weiteres zugeben müſſen, daß die ganze
Werbung für die USPD. und damit verbunden die Sammlung der
Unterſchriften ſür den internationalen Sozialiſtenkongreß in keinerlei
Zuſammenhang ſtehe mit Verpflegungsfragen oder ſonſtigen internen
Bordverhältniſſen, ſondern rein politiſche Dinge beträfen, alſo gaiz
ſinnfällig dokumentierten, in welcher Richtung die Bevegung auf den nach Paris zurückkehrt.

manns zeigt die hervorragenden maleriſchen Eigenſchaften die=
ſes
Künſtlers, der leider nicht immer die gleiche Linie hält. Ein
ſitzender weiblicher Akt von Willy Jaeckel, in Farben lebendig
und aus einem Guß, iſt eine ebenſo gute Leiſtung wie Bruno
Krauskopfs Sonnige Landſchaft oder Schmidt= Rott=
luffs
Kreſſen. Max Oppenheimer hat die Orska vir=
tuos
in Farbe und Raum geſtellt. Mit einer tierhaften Beweg=
chreit
löſt ſich die Künſtlerin aus dem Grau des Hintergrundes.
Max Neumann ſieht eine Dämmerung und ein Spaniſches
Fiſcherdorf mit den Augen William Turners und kommt zu
überzeugenden ſtarken Wirkungen. Bei Karl Hofer und Ludw.
Kath erlebt man die Freude innerer Fortentwicklung und Be=
freiung
. Auch Alfred Partikel erfreut wieder durch die buko=
liſche
Lyrik, jetzt in größerem Format, in die er Figuren und
Landſchaft hüllt. Max Wollheim, ein ſtarkes Talent, ver=
wendet
wieder ſein von früher her bekanntes Rieſenformat, um
der Totalität des Seins näher zu kommen, und gerät dabei aber
in Gefahr, ein moderner Makart zu werden. Daß Max Lie=
bermann
in ſeinen lebendigen Porträts noch immer die
Jugendfriſche des Meiſters offenbart, iſt ebenſo wenig zu ver=
wundern
wie die qualitative Höhe, auf der ſich die Stützen der
Akademie, wie Mar Slevogt, Ulrich Hübner und Arthur
Kampf bewegen.
Es iſt das Niederdrückende an dieſer Ausſtellung, daß dies=
mal
der künſtleriſche Nachwuchs faſt völlig verſagt oder wenig=
ſtens
nichts zu ſagen hat. Was er gibt, ſind meiſtens kalte, er=
rechnete
Arbeiten, keine ſchöpferiſchen Leiſtungen. Man hat die
Empfindung, in einem Kochbuch zu blättern und lieſt auf jeder
Seite: Man nehme . . ." Rezept iſt alles! Wo aber bleibt die
befreiende, tiefe Hingabe der großen Meiſter?
Was eine Generation, die noch Zeit fand, ſich in die Dinge
zu verſenken und die Schnellfertigkeit als Oberflächlichkeit ver=
warf
, leiſtete, zeigt die kleine Gedächtnisausſtellung einiger Mei=
ſter
des 19. Jahrhunderts, für die eine Anzahl Muſeen Leihgaben
andte. Da iſt eine Hofgeſellſchaft von Adolf Menzel in klein=
ſtem
Format, die ſich in die Welt der höfiſchen Erſcheinungen
mit einer Liebe verſenkt, daß ihr nicht die zarteſte Stimmung
entgeht. Da ſind Bildniſſe und die bekannten Dorfpolitiker
von Wilhelm Leibl, mit einer ſchöpferiſchen Hingabe und einer
techniſchen Vollendung gemalt, zu der ſich unſere Jungen keine
Zeit mehr laſſen. Man ſieht hier Meiſterwerke von Hans
Thoma, Manet, Degas, Goya, Courbet und Dau=
mier
und verläßt den Saal traurigen Herzens, daß die Ent=
wicklung
der Gegenwart dem Aufkommen künſtleriſcher Kräfte
ſo viele Hinderniſſe in den Weg legt. Aber letzten Endes ſind

Schiffen ging. Wie weit die Zerſetzung in einzelnen Beſatzungen bereits
um ſich gegziffen hatte, wie ſehr die Leute verhetzt waren und wie ver=
hängnisvoll
die Diſzitlin und damit die Kampfkraft der Flotte vorüber=
gehend
Schaden zelitten hatten, gehe unz eideutig aus einem Briefe
der Beſatzung der Weſtfalen gau den Kommandanten des
Schiffes hervor, in dem unter Drohungen die Freilaſſung feſtgenom=
mener
Leute veriangt wurde. Dieſes eine Dokument beleuchte lichtähnlich
die ganze Schwere der Situation, wie ſie damals auf einigen Schiffen
der Flotte ſich herausgebildet hatte. Schließlich ſei aktenmäßig durch
Zeugenausſagen erwieſen, daß
der Meuterei auf Prinzregent
eine der verſchiedenen Verſammlungen im Tivoli in Wilhelmshaben
vorausgegangen ſei, in der der bekannte Reichpietſch, nachdem er
zunächſt eine Propagandarede für die USPD. gehalten habe, folgendes
Soweit die Angaben von Dittmann. Dittmann habe aber aus den Akten ausgeführt habe: Dem Stand der Matroſen und Heizer bringe eine
weitere Kriegführung nur noch Nachteile. Deshalb müſſe dem Krieg
mit Gewalt ein Ende gemacht werden. Die Soldaten müßten ſich feſt
zuſammenſchließen, und wenn ſie dieſen Zuſammenſchluß erreicht hät=
ten
, nötigenfalls mit Gewalt gegen die Vorgeſetzten vorgehen. Die
Friedensbewegung müſſe unbedingt in der Marine vorbereitet werden,
damit die Abgeordneten der USPD. demnächſt in Stock=
holm
den nötigen Rückhalt hätten. Nach dieſer Rede
des Reichpietſch, im Verein mit der Ausſage Beckers, wonach die Ver=
pflegungsſchwierigkeiten
nur den Vorwand für die Einberufung der
Verſammlung bildeten, ſei es unverſtändlich, wie Dittmann zu dem
Schluß kommen könne, bei der ganzen Bewegung und den Unruhen in
der Flotte habe es ſich lediglich um Klagen über die Verpflegung,
ſchlechte Behandlung und dergleichen gedreht.
Um 1½ Uhr unterbrach Abg. Brüninghaus ſeinen Vortrag. Die
Verhandlungen wurden auf Mittwoch vormittag 10 Uhr vertagt.
Pörets Verhandlungen geſcheitert.
Neuer rapider Frankenſturz. Das Kabinett berät.
TU. Paris, 18. Mai.
Nach den aus London vorliegenden Meldungen hatte Finanz=
miniſter
Péret heute nachmittag eine zweite Unterredung mit dem
engliſchen Schatzkanzler Churchill. Eine offizielle Mitteilung an
die Preſſe wurde um ½8 Uhr ausgegeben, doch war bereits um
5 Uhr nachmittags in politiſchen nud finanziellen Kreiſen be=
kannt
, daß die Verhandlungen Pérets mit Chur=
chill
ſowohl in der Frage der Schuldenregelung wie
auch in der Frage der Eröffnung von neuen Krediten
mit einem Mißerfolg geendet haben.
Das Pfund Sterling ſtieg heute an der hieſigen Börſe von
162,75 Fr. auf 172,10 Fr. und der Dollar von 32,45 auf 35,40 Fr.
Der Londoner Schluß war 171,88 Fr. Im Laufe des Nachmittags
herrſchte an der Börſe eine panikartige Erregung.
Miniſterpräſident Briand berief ſofort eine Kabinettſitzung ein,
zu der der Direktor der Bank von Frankreich Robineau, Baron
Rothſchild, zwei Direktoren des Finanzminiſteriums und der
Kabinettschef des abweſenden Finanzminiſters hinzugezogen wur=
den
. Die Beratungen dauerten über eine Stunde. Es iſt nicht
bekannt, ob und welche Maßuahmen zur Bekämpfung der
Frankenbaiſſe beſchloſſen wurden.
England lehnt die franzöſiſchen Forderungen ab.
Einer Londoner Meldung zufolge hat Péret nach Beendigung
ſeiner Beſprechung mit Churchill Preſſevertretern gegenüber er=
klärt
, daß ſeine Beſprechungen mit Churchill, die am Dienstag
unterbrochen wurden, im Laufe des nächſten Monats fortgeſetzt
und zum Abſchluß gebracht werden ſollen. In der Zwiſchenzeit
ſollen Verhandlungen zwiſchen Vertretern der Bank von England
und der Bank von Frankreich ſtattfinden. Péret betonte, daß
er an den urſprünglichen Vorſchlägen Caillaux' feſthalten, das
heißt alſo auf ein fünfjähriges Moratorium, auf eine Transfer=
klauſel
und eine Sicherheitsklauſel dringen würde.
Die Pariſer Preſſe gibt zu, daß ſämtliche Anträge Pérets
ſowohl hinſichtlich der Ermäßigung der erſten Annuitäten, hin=
ſichtlich
der Herabſetzung der Durchſchnitts=Annuitäten von 12½
Millionen Pfund Sterling als auch hinſichtlich der Garantie=
klauſel
glatt abgelehnt worden ſeien. Ja, England ſoll ſich jetzt
ſogar weigern, die Staatsſchuld und die Handelsſchuld Frank=
reichs
zuſammenzuwerfen, wie dies im franzöſiſch=amerikaniſchen
Abkommen auch geſchehen iſt.
Allgemein wird erwartet, daß Péret bereits am Mittwoch

dieſe Hinderniſſe da, um überwunden zu werden. Geben wir die
Hoffnung nicht auf, daß ſich im Kampf mit ihnen die Kräfte
ſtärken, die uns die befreienden Taten bringen ſollen.
Die Leiſtungen der auf der Ausſtellung gezeigten Plaſtiker,
die ſich diesmal auch ein Zeichen der Zeit meiſt auf das
Porträt beſchränken, ſind erfreulicher als die der Maler. Fritz
Klimſch hat einige vortreffliche Porträtbüſten geſandt und
ſchwelgt mit graziöſer Anmut in jungen Frauenkörpern. Fritz
Koelle erfreut durch ſouveräne Bronzebildniſſe, während
Renée Sintenis ſich in ihren Terrakottabildniſſen von einer
neuen vorteilhaften Seite zeigt. Ein Stehender Jüngling von
Erneſto de Fiori, Max Eſſers Tierbronzen und reizvolle
Porzellanfiguren von Gerhard Schliesſtein ſeien noch lobend
erwähnt. Der überlebensgroße Verkünder von Günther Mar=
tin
zeigt trotz mancher Entgleiſungen die Stärke des inneren
Aufbaues. Und darauf kommt es ſchließlich an.
Dr. Walter Georgi.

Oskar von Rieſemann, Fluchten. Abenteuerliche Kapitel aus
meinem Leben. In Ganzleinen 7.75, in Halbleder 9.50 RM.
Verlag J. Engelhorns Nachf. in Stuttgart.
Vergleiche ſind eine mißliche Sache und dennoch fühlt man
ſich verſucht, dieſes unerhört ſpannende Buch etwa neben Oſſen=
dowſki
zu ſtellen; jedenfalls wird es bald ebenſo viel geleſen ſein
wie dieſer Autor. Der bekannte Muſikſchriftſteller berichtet hier
in einer außerordentlich lebendigen Weiſe ſeine abenteuerlichen
Erlebniſſe während der ruſſiſchen Revolution, und wer etwa mit
einem begreiflichen Widerwillen gegen Kriegsgeſchichten aller Art
an dieſes Buch herangeht, wird auf das angenehmſte enttäuſcht
ſein, ja nicht mehr davon loskommen, denn der Verfaſſer hat
eine ganz außerordentlich glückliche Begabung, ſpannend, originell
und friſch zu erzählen; das Ganze lieſt ſich wie ein Roman, und
doch fühlt man in jeder Zeile, daß es ſich hier nicht um Dichtung,
ſondern um Wahrheit handelt, und der perſönliche Humor, der
oft herausblitzt, verſöhnt uns immer wieder mit den Bildern
grauenhafter Phantaſtik, die den dunkeln Hintergrund der Hand=
lung
bilden. Viele politiſche und kriegeriſche Vorgänge, die
unſeren Oſtkämpfern wohlbekannt ſind, erhalten durch die beſon=
dere
Stellung, die der Verfaſſer einnahm, ein ganz neues Licht,
und man iſt geradezu frappiert, wie ſich in manchem Parallelen
zu den heutigen Vorgängen in Syrien ergeben. Der literariſche
Wert dieſer Memoiren iſt außerdem ſo hoch, daß man das Buch
gern zum zweiten Male lieſt, und das dürfte die beſte Empfeh=
lung
dieſes Buches ſein, das vom Verlag wie ſtets hervorragend
ausgeſtattet iſt.
R. G.

[ ][  ][ ]

Seite 4

Nummer 138

Mittwoch, den 19. Mai 1926

Der Höhepunkt des Frankenfälſcher=
Prozeſſes.
Neue Zeugenausſagen gegen Miniſterpräſident Bethlen.
Bethlen vor den Schranken des Gerichts.
EP. Budapeſt, 18. Mai.
In der heutigen Verhandlung des Frankenfälſcher=Prozeſſes wurde
als erſter Zeuge der Abg. Lingauer vernommen, der über das be=
kannte
Abendeſſen in der Wohnung Stephan Friedrichs nichts Neues
ausſagen konnte. Auf die Vernehmung des Grafen Emerich Karolyi
verzichtete der Gerichtshof, nachdem Graf Karolyi die Erklärung abge=
geben
hatte, er habe von dem Verteidiger des Grafen Windiſchgrätz
Dr. Ulein, ein Dokument zur Einſicht erhalten mit der Verpflichtung,
vom Inhalt nur dem Reichsverweſer und dem Grafen Albert Apponyi
Mitteilung zu machen, und er ſein Ehrenwort nicht brechen könne.
Die Verhandlung wurde danach geſchloſſen und der Gerichtshof be=
gab
ſich in das Rochusſpital, um den dort krank darniederliegenden Abg.
Georg Hir zu vernehmen. Die Vernehmung dieſes radikalen Abgeord=
neten
und geweſenen Führers der weſtungariſchen Aufſtandsbewegung im
Jahre 1921 kommt ausſchlaggebende Bedeutung zu, da der Abgeordnete
Markgraf Pallavicini geſtern als Zeuge ausgeſagt hat, daß Hir der
Verbindungsmann zwiſchen Windiſchgrätz und dem
Miniſterpräſidenten geweſen ſei, mit dem Graf
Bethlen im Auguſt 1923 die ganze Frankenfälſcher=
aktion
in einem Ort am Plattenſee eingehend beſprochen habe.
Mit der Vernehmung des Abg. Georg Hir und des Miniſterpräſi=
denten
Graf Bethlen hat der Frankenfälſcher=Prozeß ſeinen dramati=
ſchen
Höhepunkt erreicht. Gegen 12 Uhr mittags begann die Verhand=
lung
im Spital, wo der Abg. Hir, im Bett liegend, ſeine Ausſage machte.
Der Zeuge ſagt aus, er habe im Frühjahr 1923 zum erſten Male er=
jahren
, daß eine patriotiſche Aktion im Gange ſei. Im Auguſt desſelben
Jahres bat Hir im Auftrage des Prinzen Windiſchgrätz und des Pro=
feſſors
Meſſeros den Miniſterpräſidenten um einen Brief, worin er
nitteilt, daß er geſtatte, dasjenige auszuführen, was Hir im Intereſſe
der irredentiſtiſchen Ziele vorgeſchlagen hat. Einige Tage ſpäter er=
hielt
Hir einen ſolchen
Brief des Miniſierpräſidenten.
In dem Briefe heißt es, daß der Miniſterpräſident geſtatte, daß wir
für irredentiſtiſche Ziele das anfertigen, was ich erwähnt habe. Auf die
Frage des Vorſitzenden, was das ſei, erwiderte der Zeuge: Der Frau=
ken‟
. Das war aber nicht ausdrücklich geſchrieben. Den Umſchlag des

Briefes habe ich noch, der Brief iſt beim Prinzen. Weiter ſagte der
Zeuge aus, daß er und Windiſchgrätz, Meſſeros und Nadoſſy ſpäterhin
beſchloſſen, im Intereſſe der Sicherung der materiellen Vorbedingungen
der Fälſchungsaktion ſich an den Miniſterpräſidenten zu wenden. Der
Prinz begab ſich zu Bethlen. Als er zurückkam, erzählte der Zeuge, teilte
er mir mit, der Miniſterpräſident hätte eine Milliarde in Ausſicht ge=
ſtellt
. Dan erzählte der Zeuge nochmals die Einzelheiten der Papier=
beſchaffung
in Deutſchland, durch ihn, Meſſeros und Raba.
Der Zeuge gibt weiter an, daß er eine Kopie des Freibriefes des
Miniſterpräſidenten beſitze, weigert ſich indeſſen, anzugeben, wo dieſe
Kopie ſich befindet. Er fügt hinzu, daß er nicht nur eine Abſchrift dieſes
Freibriefes des Miniſterpräſidenten, ſondern auch ausführliche Protokolle
über jede Phaſe der Fälſchungsaktion im Beſitz habe.
Es wird nun der Prinz Windiſchgrätz aufgerufen, um ſich über dieſe
Ausſage zu äußern. Windiſchgrätz beſtreitet, daß der Miniſterpräfident
eine Milliarde für die Aktion in Ausſicht geſtellt hätte. Er leugnet auch
die Exiſtenz des ſogenannten Freibriefes.
Zu einer dramatiſchen Szene kommt es, als der Vorſitzende
Töreky den Abg. Hir auffordert, die Kopie des angeblichen Freibriefes
vorzulegen. Der Präſident droht Hir, daß der Gerichtshof die ſchärf=
ſten
Maßnahmen anwenden werde, um die Abſchrift des Briefes zu be=
ſchaffen
. Der Vorſitzende droht dem Zeugen mit Verhaftung. Auch der
Oberſtaatsanwalt beantragt, das Gericht möge Hir mit allen Maßregeln
zur Herausgabe des Dokumentes zwingen. Der Gerichtshof be=
ſchließt
ſodann, die Polizei zu einer ſchleunigen Hausſuchung in der Woh=
nung
Hirs aufzufordern.
Damit wird die Verhandlung im Rochusſpital beendet und nimmt
um 4 Uhr nachmittags wieder ihren Fortgang im Gerichtsgebäude.
Um 4 Uhr nachmittags wird die Verhandlung im Strafgerichtshof
fertgeſetzt. Die Tribünen ſind in Erwartung der Vernehmung des
Miniſterpräſidenten überfüllt. Die Diplomatenloge iſt bis auf das letzte
Plätzchen beſetzt. Unter rieſiger Spannung im Saal wird gegen 5 Uhr
Miniſierpräſident Graf Bethlen vor die
Zeugenbarre gerufen.
Graf Bethlen, der ſeine Ausſage aus einem mitgebrachten Manu=
ſkript
verlieſt, legt zuerſt die Vorgeſchichte der Franken=
affäre
dar. Danach erſchien im Jahre 1921 Windiſchgrätz in Audienz
bei ihm und bat, Bethlen möge einen von Windiſchgrätz ausgearbei=
teten
Plan zur Reorganiſierung der irredentiſtiſchen Verbände gut=
heißen
. Windiſchgrätz übergab gleichzeitig dem Miniſterpräſidenten ſeine

Denkſchrift mit dieſem Plane, den Bethlen ſtudierte. Das Memoran=
dum
wurde von ihm, Bethlen, mit Randbemerkungen verſehen, die die
Feſtſtellung enthielten, daß
der Plan Windiſchgrätz’ nicht ernſt zu nehmen
ſei. Der Miniſterpräſident ſchickte dann das Memorandum zu Nadoſſy
mit der Aufforderung, dem Prinzen Windiſchgrätz mitzuteilen, daß er,
Bethlen, die Pläne des Prinzen nicht unterſtützen könne. Einige
Wochen ſpäter, ſagt Graf Bethlen, hatte er eine Unterredung mit Na=
doſſy
, zu der auch Graf Teleky hinzugezogen wurde. Teleky teilte ihm
in großer Erregung mit, er habe erfahren, daß Windiſchgrätz ſich mit
der Fälſchung von Frankennoten befaſſe. Bethlen war darüber ſehr un=
gehalten
. Teleky beruhigte ihn jedoch mit dem Hinweis darauf, daß die
Pläne Windiſchgrätz ohnehin undurchführbar ſeien. Trotzdem forderte
Bethlen den Landespolizeichef auf, die Aktion des Prinzen unbedingt zu
vereiteln.
Seit jenen Tagen, erklärte Graf Bethlen, habe ich von der
ganzen Fälſchungsaffäre nichts mehr gehört. Ich betone, daß ich bis
Ende 1925 weder mündlich noch ſchriftlich irgendwelche Nachricht über
die Fälſcheraffäre erhalten habe. Schon aus dieſem Grunde konnte ich
ſie auch nicht unterſtützen. Ich habe dem Landespolizeichef Auftrag er=
teilt
, die Aktion zu verhindern, und damit war die Angelegenheit für
mich erledigt. Es ſei zu meiner Verteidigung erwähnt, daß das Memo=
randum
des Prinzen W. vor einigen Monaten in das Miniſterpräſidium
zurückgelangte. Ich habe damals meinem Sekretär die Randbemerkung,
die ich ſeinerzeit gemacht habe, gezeigt. Aus dieſen Randbewerkungen
geht unzweifelhaft hervor, daß ich das Ziel des Prinzen W. mißbilligte
und es abgelehnt habe, ſeine phantaſtiſchen Pläne zu unterſtützen. Mein
Sekretär kann dies beſtätigen.
Gegenüber den Erklärungen des Abgeordneten Friedrich
über die Exiſtenz eines Freibriefes an die Frankenfälſcher
ſtellt der Miniſterpräſident feſt, daß er einen ſolchen Brief
niemals aus der Hand gegeben habe. Ein ähnlicher Brief könne über=
haupt
nicht exiſtieren. Mit dem Abg. Hir habe er (der Miniſterpräſi=
dent
) verhandelt, aber nur in der Angelegenheit eines Grundbeſitzes,
den er am Plattenſee habe kaufen wollen. Hir ſei ein gewöhn=
licher
Abenteurer, mit dem er niemals intime Verhandlungen
gepflogen habe. Auf eine Anfrage des Verhandlungsleiters erklärt
Graf Bethlen, daß weder Hir noch W. bei ihm erſchienen
feien, um eine finanzielle Unterſtützung der Franken=
fälſcher
zu erhalten, und daß er auch niemals irgend=
welche
Geldſummen dafür zur Verfügung geſtellt
oder auch nur angeboten habe. Nachdem Bethlen ſeine Aus=
ſagen
beendet hatte, wurde die Verhandlung um ¼7 Uhr geſchloſſen.

Die Verlobung ihrer Tochter
Ilſe mit Herrn Diplom=
Ingenieur Franz Friedrich
Geiger, Teutnant d R. a. D.,
beehren ſich anzuzeigen
H. Brandt und Frau
Berta, geb. Voerſte.
Seeheim, im Mai 1926.

Ilſe Brandt
Diplom=Ingenieur.
Franz Friedrich Geiger
Verlobte
Seeheim a d B. Darmſiadt

im Mai 1926.

*13235

Stat Karten.

KI Oie K Hin ite
2 kräftigen, geſunden Stamm=

halters zeigen
Freude an

in

dankbarer
(*13206

Karl Endres u. Frau.

War ihr Leben ſchön
ſo war es Müh’ und Arbeit.
Todes=Anzeige.
Vorgeſtern abend 11 Uhr ent=
ſchlief
im 70. Lebensjahre unſere
treubeſorgte Mutter, Schwieger=
mutter
und Großmutter
Frau
Gertraue Buun
geb. Hoffmann.
Dietrauernden Hinterbliebenen.
Darmſtadt, Ludwigsburg,
den 18. Mai 1926,
Die Beerdigung findet am Don=
nerstag
, den 20. Mai 1926, nach=
mittags
½3 Uhr, auf dem alten
Friedhof ſtatt (*13251

Herzlichen Dank für die Auf=
merkſamkeiten
an meinem 80
Geburtstag.
Friedrich Schneider
Alt=Veteran. (*13230

Nachruf.

Am 13. Mai erreichte uns über=
raſchend
die traurige Nachricht vor
dem plötzlichen Tode unſere kurz
vor ſeiner Verbeiratung ſtehenden
lieben Schulkameraden
Herrn Heinrich Huck
Schloſſer
Nachdem derſelbe genau vor
Fahren ſchon einmal init knapper
Not vom Tode des Ertrinkens ge=
rettet
wurde, iſt er fetzt durch einen
ſchrecklichen Unglücks all infolge
Exploſion eines Keſſels in einer
chemiſchen Fabrikin Frankfurt a. M.
plötzlich im blühenden Alter von
25 Jahren aus unſerer Mitte ge=
riſſen
worden. Wir betrauern in
demſelben einen ſehr liebevollen
und treuen Kameraden, deſſen An=
denken
wir ſteté in Ehren halten
werden.
(7573
Wixhauſen, den 18. Mai 1926.
Seine Schulkameradinnen
und Schulkameraden.

Dankſagung.
Für die vielen Beweiſe herzlicher Teilnahme anläßlich
des Hinſcheidens unſeres teuren Entſchlafenen
ertnt iieetich, Schauu
Weißbindermeiſter
ſagen wir allen Verwandten, Freunden und Bekannten, ins=
beſondere
Herrn Pfarrer Waitz für die troſtreiche Grabrede,
ſowie dem Kriegerverein 1874 und dem Garde=Dragoner=
Verein für die ehrenden Nachrufe und zahlreichen Kranz=
ſpenden
unſeren tiefgetühlteſten Dank
Im Namen der trauernden Hinterbliebenen:
Philipp Schaub.

Darmſtadt, den 18. Mai 1926

7564

Statt Karten.
Am 17. Mai verſchied nach kurzem Kranken=
lager
unſere innigſigeliebte Schweſier, Tante
und Schwägerin
Fräulein Peria Schürmann
nach vollendetem 78. Lebensjahr.
Die trauernden Hinterbliebenen:
Carl Schürmann
Alfred Frank
Bella Hartoch, geb. Frank
Emmi Frank
Heinrich Hartoch.
Darmſtadt, den 17. Mai 1926.
(7563
Die Beerdigung findet am Donnerstag, den 20. Mai,
vormittags 11½ Uhr, vom Portale des iſraelitiſchen
Friedhofes aus ſtatt.
Beileidsbeſuche dankend verbeten.

Für die vielen Beweiſe herzlicher Teilnahme
bei dem Hinſcheiden meines geliebten
Gatten, unſeres treuſorgenden Vaters
Herrn Philipp Haas
Metzgermeiſter
ſagen wir allen Beteiligten unſeren innigſien
Dank. Beſonders danken wir Herrn Pfarrer
Weißgerber für die troſtreichen Worte am
Grabe, der Gemeindeſchweſter ſowie der
Metzgerinnung, den beiden Geſangvereinen
für den erhebenden Geſang, der Turn=
gemeinde
und dem Odenwaldklub für die
Kranzniederlegung.
Die trauernden Hinterbliebenen:

Frau Kätchen Haas und Kinder

Danffagung.

Für die vielen Beweiſe herzlicher Teil=
nahme
bei dem Heimgange meines lieben
Mannes ſage ich Allen aufrichtigen Dank.

7596)

Frau Marie Leyerzapf Wtw.

Dankſagung.
Für die vielen Beweiſe herzlicher Teilnahme bei
dem Hinſcheiden unſeres unvergeßlichen, lieben und
braven Sohnes und Bruders
Georg Pogel
Steuerſupernumerar
lagen wir hierdurch unſeren inuigſten Dank. Beſonders
danken wir Herrn Pfarrer Dames aus Rimbach für die
troſtreichen Worte am Grabe, den Beamten und Kol=
legen
des Landesfinanzamtes und des Finanzamtes
Darmſtadt Land, der Ortsgruppe Darmſtadt im Bunde
Deutſher Reichsſteuerbeamten, ſowie den Supernume=
raren
des Jahrgangs 1925/26, dem Herrn Direktor und
den Abiturienten des Jahrgangs 1923 der Oberrealſchule
in Heppenheim, den Schulkameraden und Freunden von
Mörlenbach, für die am Grabe ausgeſprachenen ehren=
den
Worte und Kranzniederlegungen, ſowie allgemein
für die überaus zahlreichen Kranz= und Blumenſpenden
und Beteiligung zur letzten Ruhe.
Familie Leonhard Vogel
Eiſenbahnaſſiſtent
Mörlenbach, den 16. Mai 1926.
(7569

Heute entſchlief plötzlich und un=
erwartet
meine liebe Schwägerin,
Kouſine und Tante
Fräulein
Franziska Dedelley
im Alter von 66 Jahren.
In tiefer Trauer:
Frau Witwe Heinrich Dedelley
und Anverwandten.
Darmſtadt, den 16. Mai 1926.
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Die Einäſcherung findet Mittwoch,
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Wohlbefindens. In
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Engrosbezug Fried=
rich
Schaefer, Darm=
(6510a
tadt,

[ ][  ][ ]

Nummer 138

Aus der Landeshauptſtadt.
Darmſtadt, 19. Mai.
Ernannt wurde: am 8. Mai 1926: die Kanzleigehilfin Eliſe
Waffenſchmied in Bad=Nauheim vom 1. Juni 1926 ab zum Kanz=
liſten
bei der Bad= und Kurverwaltung Bad=Nauheim.
In den Ruheſtand verſetzt wurde: am 10. Mai 1926: die Küchen=
haushälterin
Pauline Böhm an der Aufbauſchule zu Alzey auf ihr
Nachſuchen wegen geſchwächter Geſundheit vom 16. Mai 1926 ab.
Heſſiſches Land=stheater. Das Schnurrbuſch=Quartett
veranſtaltet ſeinen 3. Kammermuſikabend am Donnerstag, den 20. Mai,
bends 8 Uhr, im Kleinen Haus. Das am Beginn des Programms
ſtehende Streichquartett von Dvorak iſt eines der bedeutendſten Werke
des Meiſters, der hier in Form und Aufbau den großen Klaſſikern gleich=
wertiges
geſchaffen hat. Julius Klags bringt mit der Erſtaufführung
ſeines dritten Streichquartetts keine problematiſche Muſit, ſeine Empfin=
dungswelt
lehnt ſich an berühmte Vorbilder, ohne jedoch einer gewiſſen
riginalität zu entbehren. Eine echte natürliche Muſizierfreudigkeit
ſpricht aus dem knapp vierſätzigen Werk. Vor orcheſtraler Wirkung iſt
das den Schluß des Abends bildende ſelten gehörte prächtige Nonett von
). Spohr, bei dem das Schnurrbuſch=Quartett durch die erſten Bläſer
des Landestheater=Orcheſters unterſtützt wird.
Vereinigung Darmſtädter Soliſtinnen. Auf das heute abend in
der Aula der Landesbaugewerkſchule um 8 Uhr ſtattfindende Konzert
ſei hiermit nochmals hingewieſen. Nur noch wenige Karten bei Konzert=
Arnold und evtl. an der Abendkaſſe.
Gewerbemuſeum. Im nördlichen Vorderraum des Maſeums
wurde heute eine Ausſtellung eröffnet, die einen Ueberblick über die
Tätigkeit des 1903 verſtorbenen Malers Karl Beyer, des langjährigen
Leiters des Ateliers für Theater=Dekorationsmalerei in Darmſtadt, gibt.
Für heutige Augen iſt es eine fremdartige Welt, die ſich hier auftut.
Vor allem bei den Entwürfen für Stücke, die auch heute noch geſpielt
werden und uns in neuer Inſzenierung vertraut ſind, fühlen wir in faſt
groteskem Gegenſatz die Kluft, die uns von dieſer Kunſt der Zeit um
1870 trennt. Doch iſt es nicht nur die Rückſicht auf den 100. Geburtstag
eines Darmſtädter Meiſters, die dieſer Ausſtellung zur Rechtfertigung
dient. Wie die Naturſtudien in einer Reihe tüchtiger Blätter beweiſen,
ſteht dieſe für uns vielfach verbildete Kukiſſenmalerei doch in Zuſammen=
hang
mit jener heroiſchen Landſchaft, die einen Höhepunkt in der Ent=
wicklung
der Malerei zwiſchen 1813 und 1870 bildet. Und wenn die An=
gehörigen
einer älteren Generation ſich vielleicht nicht ungern an die
Büihnenbilder erinnert ſehen, an denen ſich ihre Jugend berauſchte, ſo
mag es auch für die jüngeren nicht ohne Intereſſe ſein, wie man vor
50 Jahren den Freiſchütz oder den Tannhäuſer inſzenierte. Eine ein=
gehendere
Würdigung der Ausſtellung und der Tätigkeit Karl Beyers bleibt
einer berufenen Feder vorbehalten. Das Muſeum iſt an allen Wochen=
tagen
von 1112½ Uhr, Sonntags von 111 Uhr geöffnet.
Der heitere Abend, welchen die Soliſten des Landestheaters
am Donnerstag, den 20. Mai, abends 9 Uhr, in der Vereinigten
Geſellſchaft zum Beſten ihrer Altpenſionäre veranſtalten, trägt
dem Geſchmack des Publikums durch ein ausgewähltes Pro=
gramm
Rechnung. Es wird alle Kunſtfreunde intereſſieren, un=
ſere
ausgezeichnete Koloraturſängerin Frau Gertrud Callam,
die ſich erſt am letzten Samstag als Königin der Nacht einen
großen Erfolg erſungen hat, vor ihrem Weggang von Darmſtadt
noch einmal als Konzertſängerin zu hören. Frau Callam ſingt
die Arie der Roſine aus dem Barbier von Sevilla, und die
Volksliedvariationen von Adam mit Flötenbegleitung, welche
dankenswerterweiſe Herr Martin Geißler übernommen hat.
Frau Jacobs bringt zuſammen mit Fräulein Fiſcher den
von Hertn Kammermuſiker Brückmann vertonten Zyklus aus
dem Kleinen Roſengarten von Hermann Löns für Altſtimme
und Harfe zum Vortrag. Mit einer ganz beſonderen Ueber=
raſchung
wartet unſer Heldentenor Gotthelf Piſtor auf, der ſich
ſeinen Hörern als Operettenſänger vorſtellt. Fräulein Müller=
Wiſchin, Paula Kapper und Herr Deharde werden hei=
tere
Chanſons und Operettenduette bringen, während ſich Frau=
lein
Manda v. Kreibig in ihren entzückenden Tanzſchöpfungen
zeigt, die ihr längſt die Herzen des Publikums gewonnen haben.
Zum Schluß wird noch ein äußerſt luſtiger Sketch Ich war es
nicht von F. Pabſt geſpielt, in welchem die Damen Gothe
und John, ſowie die Herren Jürgas und Klupp mitwirken.
Die Begleitung der anſchließenden Tanzunterhaltung hat die
bekannte Blau=Gold=Jazzkapelle übernommen. Karten zu
3,50 Mark an der Kaſſe des Kleinen Hauſes; an der Abendkaſſe
4 Mark.
Pfingſtfahrt des A. D. A. C. Der Gau IIIa des Allgemeinen
Deutſchen Automobil=Club veranſtaltet am Pfingſt=Sonntag eine Wander=
fahrt
nach Bad=Kreuznach und findet dortſelbſt in der Zeit von
3 Uhr die Einſchreibe=Kontrolle für die Teilnehmer ſtatt. Treffpunkt:
Hotel=Reſtaurant Klapdohr, gegenüber dem Kurhaus.
Neue Kraftpoſtfahrpläne. Mit dem Inkrafttreten des Sommer=
fahrplans
bei der Eiſenbahn am 15. Mai wird ein neuer Fahrplan für
die Kraftpoſten herausgegeben, in dem auch die in letzter Zeit neu ein=
gerichteten
Kraftpoſten Gießen-Krofdorf-Fellinghauſen, Alzey Nieder=
wieſen
und Alzeh-Wonsheim erſcheinen. Die Fahrpläne der Kraft=
poſten
ſind den Eiſenbahnfahrplänen angepaßt. Die bisher nur auf der
Strecke DarmſtadtOber=RamſtadtBrandau-Neunkirchen verkehrende
Kraftpoſt wird vom 15. Mai ab wie im Vorjahre morgens wieder bis
Lindenfels durchgeführt; die Rückfahrt erfolgt ab Lindenfels um 4.40
Uhr nachmittags. Zwiſchen Fränkiſch=Crumbach und dem Bahnhof Nie=
der
=KainsbachFränkiſch=Crumbach werden zwei Pendelfahrten ausge=
führt
. Auf der Strecke Gau=Algesheim-Wörrſtadt werden einzelne
Fahrten zwiſchen Gau=Algesheim und Ober=Hilbersheim oder zwiſchen
Ober=Hilbersheim und Wörrſtadt ausgeführt, da ſich die Verkehrs=
beziehungen
, der in Betracht kommenden Orte in Ober=Hilbersheim
trennen. Das Nähere ergibt ſich aus den Aushangfahrplänen, die bei
den Poſtanſtalten eingeſehen werden können.

Volksbegehren für Auflöſung des Landtags.
Zeichnet Euch ein in das Volksbegehren für Auflöſung des
Landtags!
Die Einzeichnungsliſten des Heſſiſchen Wirtſchafts=
und Ordnungsblocks für die Auflöſung des Landtags liegen auf:
Bürgermeiſterei der Stadt Darmſtadt (Stadthaus, Zimmer 17,
geöffnet von 7 bis 12½ Uhr und von 2½ bis 5½ Uhr;
Samstags von 7 bis 12 Uhr)
und in den Geſchäftsſtellen:
Deutſche Volkspartei, Rheinſtraße 22, II. (geöffnet von 9 bis
1 Uhr und von 3 bis 6 Uhr; Samstag nachmittag auch
geöffnet),
Deutſchnationale Volkspartei, Bismarckſtraße 82, II. (geöffnet
von 9 bis 1 Uhr und von 3 bis 6 Uhr; Samstag nachmit=
tag
geſchloſſen),
Heſſſicher Landbund, Rheinſtraße 1, I. (geöffnet von 8 bis 12½
Uhr und von 3 bis 6½ Uhr; Samstags von 8 bis 1 Uhr),
Hausbeſitzer=Verein Darmſtadt, Rheinſtraße 1, I. (geöffnet
von 8½ bis 12½ Uhr und von 3 bis 5 Uhr; Samstags von
8½ bis 1 Uhr).
Heſſiſcher Wirtſchafts= und Ordnungsblock.
In dem Bericht über den Vortrag des Herrn Dr. Fritzler in der
Techniſchen Hochſchule in Darmſtadt über Reiſe=Eindrücke in Bulgarien
hat ſich ein Fehler eingeſchlichen, der hiermit berichtigt werden ſoll. Der
Vortragende führte aus: Makedonien hat eine buntgemiſchte Bevölke=
rung
, deren größere Hälfte die Bulgaren ausmachen. Der Kampf um
die Freiheit wird faſt ausſchließlich von den Bulgaren ausgefochten. Sein
Ziel iſt aber nicht Anſchluß an Bulgarien, weil dem die nichtbulgariſche
Bevölkerung entgegenſtehen würde, ſondern ein freies Makedo=
nien
, das heißt: entweder Mak=donien ein völlig unabhängiger Staat
ür ſich allein, oder ein freier Bundesſtaat in einem vereinigten
üdſlawiſchen Staatenbund der Bulgarien, Serben, Krogten
und Slowenen.
Hunde=Ausſtellung. Der rührige Verein der Hundefreunde von
Darmſtadt und Umgegend für Raſſezucht=, Polizei=, Schutz= und Ge=
brauchshundeweſen
e. V. rüiſtet ſich zu ſeiner 10. Allgemeinen großen
Ausſtellung von Hunden aller Raſſen. Als Ausſtellungsgelände iſt der
herrliche Orangeriegarten gemietet, der ſich für dieſen Zweck großartig
eignet. Sie findet Au Sonntag, den 30. Mai, ſtatt. Am Vorabend ir ein
Begrüßungsabend dorgeſehen, wozu Ausſteller und Hundefreunde höf=
lichſt
eingeladen ſind. Alles weitere durch Anzeigen, Plakate ſowie durch
die Geſchäftsſtelle der Ausſtellung bei Gaſtwirt Ph. Schnell, Aliceſtr. 1,
Telephon 3577.
Sonntagskarten und Schnellzugsbenutzung.
WSN. Die während der Dauer des Winterfahrplans für den Sonn=
tagskartenverkehr
verſuchsweiſe freigegebenen Schnellzüge müſſen wäh=
rend
der Dauer des Sommerfahrplans mit Rüchſicht auf den ſonſtigen
Reiſeverkehr zum Teile für den Sonntagskartenverkehr geſperrt werden.
Wo mit Sicherheit anzunehmen iſt, daß der Sonntagsreiſeverkehr die
Schnellzüge nicht allzuſehr belaſtet, und in anderer Weiſe dem Sonn=
tagsausflugverkehr
nicht genügend Rechnung getragen wird, wird der
Verſuch, Schnellzüge für die Benutzung mittels Sonntagskarten freizu=
eben
, fortgeſetzt werden. Es iſt ſelbſtverſtändlich, daß bei der Auswahl
ſolcher Züge die Nachbardirektionen in engſter Fühlung arbeiten müſſen,
damit beim Uebergang von einem Direktionsbezirk in einen anderen
beim Publikum Mißverſtändniſſe und durch ſolche begründete Schwierig=
keiten
ausgeſchaltet werden. Im Direktionsbezirk Frankfurt a. M. ſind
auch fernerhin ſämtliche Eil= und Perſonenzüge mit Ausnahme des be=
ſchleunigten
Perſonenzugpaares B.Perſz. 998/999 Frankfurt a. M.
Mannheim-(Baſel), (Abfahrt Frankfurt a. M. Hauptbahnhof 6,23 Uhr
vormittags bzw. Frankfurt a. M. Hauptbahnhof an 11,16 Uhr nchm.)
mit Sonntagskarten benutzbar.
Von Schnellzügen können mittels Sonntagsrückfahrkarten benutzt
werden: Sämtliche Schnellzüge auf der Lahnſtrecke (Gießen=Coblenz), die
D=Züge D 27/28 zwiſchen Wiesbaden und Bad=Nauheim über Bad= Hom=
burg
auf der rechten und linken Rheinſeite D 23/24, D 134, D 141/144,
D 145/146 und 147, auf der Strecke Coblenz=Trier. Auf der Rheinſtrecke
zwiſchen Coblenz und Niederlahnſtein und Köln können D=Züge ung die
Eilzüge E 291/232, E 294 und E 114 mit Sonntagskarten nicht benutzt
werden. Die Schnellzüge D 175/176 Frankfurt a. M.Freiburg ( Frank=
furt
a. M. Hauptbahnho' ab 2,48 nachm. bzw. an 11,33 vorm.) ſind mit
Sonntagsrückfahrkarten benutzbar.
Es kann hier darauf hingewieſen werden, daß bei der Aufſtellung
des neuen Sommerfahrplanes der Sonntagsausflugverkehr durch Ein=
legung
von Sonntagszügen mit beſchleunigten Fahrzeiten, die allgemein
mit Sonntagsrückfahrkarten benutzt werrden können, beſondere Beach=
tung
gefunden hat.
Wie bereits bekannt, iſt die Gültigkeit der Sonntagsrückfahrkarten
his Montag oder Tag nach Feiertagen derart verlängert, daß die Rück=
jahrt
ſpäteſtens um 9 Uhr vormittags angetreten ſein muß. Dieſe Vor=
ſchrift
gilt für jede einzelne Sonntagsrückfahrkarte. Werden mehrere
aneinander anſchließende Sonntagskarten zu einer Reiſe benutzt, ſo muß
die für die nächſte Teilſtrecke gültige Sonntagskarte ſo zeitig benutzt wer
den, daß die Rückfahrt von der Zielſtation dieſer Karte vor 9 Uhr vor=
mittag
angetreten ſein muß. Benutzt z. B. ein Reiſender eine Sonn=
tagskarte
Frankfurt a. M.Würzburg und anſchließend daran eine ſolche
Würzburg-Nürnberg, ſo muß er die Rückfahrt am Montag von Nürn=
berg
ſo zeitig antreten, daß er vor 9 Uhr vormittag in Würzburg ab=
fährt
. Fährt er erſt nach 9 Uhr vorm. in Würzburg ab, ſo iſt die Sonn=
tagskarte
FrankfurtWürzburg für die Rückfahrt ungültig.

* Die Neuordnung des ſtädtiſchen Muſeums
Wie ſchon mitgeteilt wurde, iſt das ſtädtiſche Muſeum einer
Neuordnung unterzogen worden. Da das Muſeum in den letzten
Jahren ein immer ſtärkeres Jutereſſe bei der Allgemeinheit findet,
io ſei ein Beſuch um ſo mehr empfohlen, weil eine grundlegende
Umgeſtaltung vorgenommen worden iſt, die das Unternehmen in
einem neuen Cewand und einem neuen Licht zeigt. Muſeen
gelten vielfach als etwas Starres, Unveränderliches; wenn man
ſie einmal geſehen hat, glaubt mancher, der Mühe enthoben zu
ſein, ſie nochmals zu beſichtigen. Dem iſt aber nicht ſo; wenig=
ſtens
ein rechtes Muſeum muß mit dem Zeitgeiſt gehen und ihn
zu beeinfluſſen ſuchen. Das Wort Muſeum iſt griechiſch= latei=
niſchen
Urſprungs und hat einen ſtarken Bedeutungswandel durch=
gemacht
, bis es zu dem Begriff geworden iſt, den es in den mo=
dernen
Kulturſprachen erlangt hat. Urſprünglich bezeichnet es
ein den Künſten und Wiſſenſchaften geweihtes Gebäude und war
oft mehr eine Lehranſtalt als ein Aufbewahrungsort im heutigen
Sinne. Das bedeutendſte Muſeum im Altertum war ein tempel=
artiges
Haus in Alexandria, in dem Dichter und Gelehrte lebten.
Das Unternehmen ſtand in enger Verbindung mit der Alexandri=
niſchen
Bibliothek, der berühmteſten des Altertums. Von dieſer
Art Einrichtung bis zu den modernen Muſeen als Aufbewah=
rungsſtätten
von Kunſt= oder hiſtoriſchen Gegenſtänden iſt, wie
man ſieht, ein weiter Weg. Stadtmuſeen ſind erſt eine Einrich=
tung
der Ncuzeit; zumeiſt ſind ſie nicht von großem Umfang, auch
iſt ihr Aufgabenkreis naturgemäß beſchränkt. Was ihnen aber
an wiſſenſchaftlicher und künſtleriſcher Bedeutung oder an Ein=
fluß
in die Breite abgeht, das vermögen ſie durch Wirkung in
die Tiefe wettzumachen. Ihnen iſt als Hauptaufgabe die Er=
weckung
und Förderung des Heimatſinnes zugefallen, eine Auf=
gabe
, der gerade in unſeren Tagen eine beſondere Bedeutung
zukommt. Auch haben wir in den Muſeen unſchätzbare Bildungs=
mittel
, die dem Einzelnen koſtenlos zur Verfügung ſtehen
Nicht alle Muſeen und nicht immer werden ſie von der Allge=
meinheit
geſchätzt. Die Urſache liegt zumeiſt in der Ueberfülle der
Eindrücke, die dem Beſucher vermittelt werden. Das Magazin=
mäßige
vieler Sammlungen ſtößt ab; ſie ſind wohl in dieſer Form
für wiſſenſchaftliche Forſcher auf einem Sondergebiet von Wert,
nicht jedoch für das allgemeine Publikum, das faſt immer nur
wenige Stunden ſein Intereſſe einer Schaufammlung zuwenden
kann. Das ſtädtiſche Muſeum, das am Schloßgraben in dem ehe=
maligen
Knopfſchneiderſchen Haus untergebracht iſt, litt an einer
Ueberfüllung. Auch bietet die Aufſtellung der Gegenſtände manche
Schwierigkeiten, da ein Privathaus nicht ohne weiteres in ein
Muſeum umgewandelt werden kann. Deshalb kommt alles dar=
auf
an, charakteriſtiſche Proben auszuwählen und ihnen eine mög=
lichſt
günſtige Aufſtellung zu geben. Dieſes Verfahren ſichert
ihnen eine liebevollere Betrachtung, einen vertieften ſeeliſchen
Eindruck und ſie bleiben nicht totes Anſchauungsmaterial. Das iſt
das Weſen der Neuordnung des ſtädtiſchen Muſeums, die jetzt
von deſſen Leiter, Stadtbibliothekar Dr. Waas, vorgenommen
wurde; ſie läßt die Sammlungen völlig anders und viel vorteil=
hafter
erſcheinen. Die Neueinteilung iſt planmäßiger und beruht
auf klaren Geſichtspunkten. Freilich für die Frühzeit unſerer
Stadt gab es nur wenig aus der Fülle zu ſichten, denn die ge=
ſchichtlichen
Zeugniſſe ſind ſehr dürftig. Gerade beim Durch=
wandern
der Muſeumsräume fällt auf, wie wenig doch aus der
älteren Zeit Darmſtadts vorhanden iſt; erſt das Ende des 18.
Jahrhunderts tritt charakteriſtiſcher hervor. Der Hauptteil der
Sammlungen fällt wohl etwa in dieſe Zeit und in die erſte Hälfte
des 19. Jahrhunderts.
In den Geiſt Alt=Darmſtadts führt gut das Zimmer rechter
Hand vom Eingang ein, das jetzt ganz dem Zunftweſen gewidmet
iſt. Eine Reihe ſchöner Zunftbanner wird dem Beſucher beſonders
ins Auge fallen, aus deren geſtickten oder gemalten Wahrzeichen
ich zumeiſt leicht erkennen läßt, welchem Handwerkszweig ſie zu=
gehörten
. Daneben lenken unter den Zunftladen (Truhen) einige
durch ihre kunſtvolle und ſorgfältige Ausführung die Aufmerkſam=
keit
auf ſich. Dasſelbe gilt von den Zunft= und den Lehrbriefen,
unter denen ſich viele bemerkenswerte Erzeugniſſe der Buchdrucker=
kunſt
und der Schreibkunſt befinden, die auch vom heutigen
Standpunkt aus betrachtet als wirklich anerkennenswerte Leiſtun=
gen
zu bezeichnen ſind.
Das entſprechende Zimmer links hat die Gegenſtände auf=
genommen
, die ſich auf Rat, Markt und Gericht beziehen. Der
Rat iſt durch eine Reihe von Ratsherrenbilder vertreten, die in
ihrer ſachlichen, wenn auch etwas nüchternen und ſchematiſchen
Malweiſe doch lebensvoll wirken. Ein großes Richtſchwert erweckt
gerade keine angenehmen Erinnerungen an die vollziehende
Juſtiz alter Zeiten. Einen Einblick in das Leben und Treiben
des Bürgertums der Vergangenheit gewähren Schauſtücke, die ſich
auf die Schützengarde des 18. Jahrhunderts und auf die Bürger=
wehr
des 19. Jahrhunderts beziehen. Der Raum bietet auch
manches Intereſſante an Urkundenmaterial, ſowohl an Nachbil=
dungen
wie an Originalen. So ſieht man dort die erſte urkund=
liche
Erwähnung Darmſtadts, die Urkunde über die Verleihung
des Stadtrechts und andere wichtige hiſtoriſche Zeugniſſe aus der
Geſchichte unſerer Stadt.
Zum Verweilen und eingehendem Betrachten fordert ein
Raum auf, in dem die Modelle und alten Stadtbilder ausgeſtellt
ſind. Darunter iſt ein plaſtiſches Modell von Baurat Heß, das
zu Vergleichen der Vergangenheit mit der Gegenwart auffordert
und in mancher Beziehung anſchaulicher und lehrreicher iſt als es

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[ ][  ][ ]

Seite 6

Bilder ſein können. Unter den alten Stadtbildern iſt mancher
ſchöne Stich; für Städteanſichten eine heute nicht mehr gepflegte
Kunſtübung, die von der Photographie verdrängt worden iſt.
Beſonders wird den Beſuchern eine Zuſammenſtellung der Stadt=
tore
willkommen ſein, die früher in der Geſchichte Darmſtadts
eine große Rolle ſpielten und deren Namen zum Teil heute noch
fortleben. In ihrer Art charakteriſtiſch iſt eine Anzahl von Aqua=
rellen
, die, gerade wegen ihrer Farbigkeit, die Altſtadt ſehr leben=
dig
vor Augen führen. Neben einem gewiſſen äſthetiſchen und
Kunſtwert, der ihnen innewohnt ſie ſind von anerkannten
Künſtlern gemalt iſt auch ihr dokumentariſcher Wert nicht ge=
ring
anzuſetzen, denn es ſind Bauten und Straßendurchblicke im
Bilde feſtgehalten, die bereits verſchwunden ſind, und andere, die
wohl einmal dem gleichen Schickſal verfallen werden.
Die engen Flure und der Treppenraum wurden, wie dies
auch früher der Fall war, den Muſeenszwecken dienſtbar gemacht;
es ſind im weſentlichen wieder Bilder, die ſie aufgenommen
haben. Porträts von Bürgermeiſtern ſowie eine Reihe alter
Stadtpläne haben hier ihren Platz gefunden, an letzteren kann
man ſehr gut die Entwickelung und Vergrößerung Darmſtadts
verfolgen. In dem oberen Flur iſt u. a. eine Schau im Entſtehen
begriffen, die der Erinnerung an die Darmſtädter Regimenter
gewidmet iſt, aus der Zeit der Napoleoniſchen Kriege und der
Befreiungskriege. Die führende Perſönlichkeit in jener Epoche
war Prinz Emil, deſſen Bild bereits die Wand ſchmückt, weitere
Uniformen und Waffen aus jener Zeit werden dieſen Teil der
Sammlung noch vervollſtändigen.
Den ſtärkſten Eindruck auf die Beſucher wird vorausſichtlich
die Bürgerſtube aus der Goethezeit machen. Es iſt eine völlig
neue Idee, die hier Geſtalt angenommen hat. Es iſt die ein=
dringliche
Wirkung gerade dieſes Raumes wohl beſonders dem
Umſtand zuzuſchreiben, daß er am wenigſten muſeumartig wirkt
und die Abſicht des Zur=Schau=Stellens und Belehrens unauf=
dringlich
iſt. Die Möbel mit ihren für das Auge heute noch ſo
gefälligen Formen ſind aus Darmſtädter Beſitz, auch der aus
Weimar von einer Familie des Goethe=Kreiſes ſtammende Tiſch
iſt Darmſtädter Arbeit. Die Stimmungswerte, die von dieſem
Zimmer ausgehen, werden auch durch den Raum ſelbſt mit be=
wirkt
; die Geſchloſſenheit gibt ihm der geringe Umfang, und eine
gewiſſe Rolle ſpielen Lichtwirkungen hierbei, die auf die verhält=
nismäßig
kleinen Fenſteröffnungen zurückzuführen ſind. Daß
dieſer Raum außer mit den Möbeln auch in ſeinem Wandſchmuck
der Zeit und dem Stil entſprechend ausgeſtattet iſt, bedarf eigent=
lich
keiner Erwähnung. Silhouetten ſind es, die jene Zeit uns
verlebendigen; Goethe, Herder und die große Landgräfin treten
unter ihnen beſonders hervor. Jene Zeit zeigte ein ſtarkes Inter=
eſſe
für die Gartenbaukunſt; ihr iſt es zu verdanken, daß Darm=
ſtadt
heute als Gartenſtadt anzuſprechen iſt, darum zieren auch
einige Anſichten der alten Gärten die Wände.
Auch die anderen Schauſtücke in den Räumen der oberen
Stockwerke gruppieren ſich um beſtimmte Gedanken. Da ſehen
wir z. B. Darmſtädter Maler der Vergangenheit vereinigt, und
zwar möglichſt in Selbſtbildniſſen. Lucas Seeger uſw. blicken
in lebensvollen Bildern den Beſucher an, von denen mancher
vielleicht erſt hier erkennt, daß die Malkunſt in Darmſtadt auf eine
alte Tradition zurückgeht, deren Auswirkungen ſelbſt noch in der
heutigen Kunſt, in der vielfach Anregungen anderer Kunſtſtätten
zu erkennen ſind, noch nachzuweiſen iſt. Den Malern reihen ſich
hier noch andere bildende Künſtler an.
Das Bürgertum des 19. Jahrhunderts, beſonders das der
Biedermeierzeit, wird durch zahlreiche Porträts veranſchaulicht;
es ſeien nur genannt die Gelehrten Liebig und Gervinus, die
Komponiſten Abt Vogeler, Karl Maria von Weber und Flotow
ſowie der Dichter Georg Büchner. Es ſind das den Darmſtädtern
vertraute Namen. Eine andere Gruppe umfaßt die Bilder von
Männern der bewegten Jahre vor und um 1848, deren Namen
und Wirken dem heutigen Geſchlecht vielfach nicht ſo unmittelbar
vertraut ſind, wie Jaup, Hoffmann, von Gagern, Metz u. a.; alles
geiſtreiche Köpfe, die zu ihrer Zeit eine weit über Darmſtadt hin=
aus
reichende Bedeutung hatten, ausgeprägte Charaktere und
Führernaturen, mit denen ſich die damals ſo ſtark politiſierten
Kreiſe des Bürgertums lebhaft beſchäftigten und die bei ihnen
großes Anſehen genoſſen.
Es iſt ſelbſtverſtändlich, daß im Rahmen eines Zeitungsauf=
ſatzes
nur die Oberfläche der vielen Dinge geſtreift werden kann,
die das ſtädtiſche Muſeum birgt. Es ſind nicht alle Räume hier

Mittwoch, den 19. Mai 1926

Nummer 138

aufgezählt, und noch manches wäre zu erwähnen, was eine be=
ſondere
Betrachtung verdient, ſeien es nun die Aquarelle von
Heinrich Hoffmann und Schlegel oder Stroh=Intarſienarbeiten,
ſeien es die Porzellane oder die Kuchenformen; charakteriſtiſche
Proben von dieſen und anderen Dingen ſind ausgeſtellt, aber
ohne etwa durch eine Ueberfülle den Beſucher zu ermüden.
Nicht vergeſſen ſei, daß das oberſte Stockwerk des ſtädtiſchen
Muſeums die wertvollen Odenwald=Sammlungen birgt, die von
Sanitätsrat Dr. Maurer begründet wurden und die für ſich ſchon
einen Beſuch lohnen.
Vorauszahlungen auf die ſtädtiſche Grund=, Gewerbe= und Son=
dergebäudeſteuer
ſind von dem Steuerpflichtigen noch im Laufe dieſes
Monats zu entrichten. Wir weiſen nochmals auf die Bekannt=
machung
des Herrn Oberbürgermeiſters in der heutigen Ausgabe hin.
Wiedereinlegung von Schnellzügen. Die wegen des engliſchen
Generalſtreiks vom 5. Mai ausgefallenen Schnellzüge zwiſchen
Wiesbaden und Calais (London): D 23 Calais ab 7.25 nachm.,
Wiesbaden an 10.47 vorm., D 24 Wiesbaden ab 10.39 nachm.,
Calais an 12.50 Uhr nachm., vorkehren vom 17. Mai ab wieder
regelmäßig.
* Amtsgericht I. 1. Ein hieſiger junger Inſtallateurmeiſter iſt der
vorſätzlichen Zuwiderhandlung gegen die Preistreibereiverordnung be=
ſchuldigt
. Die Anklage macht ihm zum Vorwurf, daß er für die Legung
einer Gasleitung in eine Schuhmacherwerkſtatt 24,85 Mk. ſtatt 19,46 Mk.
angeſetzt habe. Darüber werden 2 Sachverſtändige gehört. Die Ange=
egenheit
klärt ſich durch dieſe Vernehmung ſo zu Gunſten des Angeklag=
ten
auf, daß der Amtsanwalt die Anklage preisgibt und Freiſprechung
beantragt, ſo daß dem Verteidiger nur übrig bleibt, ſich dem Antrag
anzuſchließen. Nach dem Freiſpruch den das Gericht verkündet,
hat der Staat die Koſten zu tragen, 2. Auch eine weitere Anklage wegen
vorſätzlicher Preistreibereiverordnung dringt nicht durch. Bei einer
Reviſion eines kleinen Lebensmittelgeſchäfts waven im Oktober 1925 die
Preiſe für Gemüſe und Kraut beanſtandet worden. Der Ladeninhaber
weiſt nach, daß er auf dem Händlermarkt im Kleinen verkauft und, da
er im Laden verkauft, einen entſprechenden Aufſchlag nehmen muß.
Der Amtsanwalt ſtellt die Entſcheidung in gerichtliches Ermeſſen, da=
Gericht ſpricht frei, da ein hinreichender Beweis für eine vor=
ſätzliche
Zuwiderhandlung gegen die Preistreibereiverordnung nicht ge=
ſiihrt
ſei. 3. Beim Verkauf von Sauerkraut iſt auch bei kleinem Geſchäft
(Laden) mit Abfall und leichtem Verderb der Ware (Schimmelbildung)
zu rechnen, das Gericht erachtet deshalb in dem Preiſe von 15 Pf. kein
Moment, aus dem der Vorſatz, den Preis aus Gewinnſucht zu treiben.
erhellt. Auch hier erfolgt deshalb Freiſprechung.
Kunſtnotizen.
Ueder Derte, Künfder und Künſtleriſche Deranſtaltungen, deren im Nachſtebenden Grwdbnune
geſchſebt. bebält ſich die Redaktion ibr Urteil voi
Er das iſt Harold Lloyd, neben Charlie Chaplin und Buſter
Keaton der beſte amerikaniſche Filmkomiker von internationalem Rang.
Die Realität der Welt iſt aufgehoben, oder vielmehr ins Phantaſtiſche
geſteigert. Und in dieſer Atmoſphäre wildgewordener Straßenbahnen,
raſender Autos, die ſteile Berge in Sekundenſchnelle erklimmen, lahmer
Vehikel, die die flinkeſten Fahrzeuge überrennen, bewegt ſich Harold
Lloyd wie ein reiner Tor aus Hellywood, der die Kompliziertheit, Ge=
fahren
und Hinderniſſe des Lebens nicht kennt und ſie deshalb ſpielend
iberwindet. In ſeinem neueſten Film Mädchenſcheu der jetzt
im Union=Theater gezeigt wird, iſt er ein ſchüchterner Schneidergeſell
in den ſich eine Millionärstochter verliebt. Als jedoch das Mädchen durch
eine Verkettung unglücklicher Zufälle mit einem Betrüger verheiratet
werden ſoll, raſt Harold Lloyd los, um eine Trauung im letzten Augen=
blick
zu verhindern. Das iſt an ſich mehr, als ein ſchlechtes Filmluſtſpiel
verträgt. Aber die Handlung iſt völlig gleichoültig. Auch das rein Tech=
niſche
, das glänzende Ineinandergehen von Trick und Wirklichkeit, dar
nicht überſchätzt werden. Aber wie hier, losgelöſt vom Wort, alles auf
optiſche Vorgange eingeſtellt iſt, wie alles ſich in tollem Tempo uber=
ſtürzt
das iſt hinreißend; je mehr Hemmniſſe ſich ihm auf der Wahn=
ſinnsfahrt
zu der Geliebten entgegenſtüürmen, umſo eher gelangt er zum
Ziel. Er entfeſſelt Autos zu akrobatiſchen Leiſtungen, läßt ſich von der
Stromſtange einer Elektriſchen auf ein Motorrad fallen, hetzt einen
Klepper zu Tode und bringt ganze Straßenzüge in Aufruhr, alle Hinder=
niſſe
von Zeit und Raum ſpielend überwindend und zufrieden ſtets
lächelnd.

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Hauptverſammlung des Heſſiſchen Landes=
Lehrerinnenverbandes.
Am 15. und 16. Mai ds. Js. fand in Gießen die Hauptverſammlung
des Heſſiſchen Landes=Lehrerinnenverbandes ſtatt. Sie wurde eingeleitet
im Samstag, den 15. Mai, durch einen öffentlichen Vortrag von Frau
Margarete Treuge, der Leiterin des ſozial=pädagogiſchen Inſtituts in
Hamburg über Die ſozial=pädagogiſchen Aufgaben unſerer Zeit. In
tiefgründiger, fein aufgebauter, formvollendeter Darſtellung zeigte uns
die Rednerin, wie ſozial und pädagogiſch zuſammengehören. Pädagogik
iſt der Wille zu ſozialer Betätigung, umgekehrt muß die ſoziale Helfer=
tätigkeit
unter den Geſichtspunkt des pädagogiſchen Willens geſtellt wer=
den
, muß jede ſoziale Arbeit von Pädagogik durchdrungen ſein. Jeder
Pädagoge hat eine Miſſion durchzuführen. In unſerer Zeit heißt ſie
Mitarbeit an der Heilung unſeres kranken Volkskörpers. Jeder Lehrer,
jede Lehrerin ſollte die ſoziale Saite ihres pädagogiſchen Inſtrumentes
mitklingen laſſen, um ihrer Aufgabe ganz gerecht werden zu können.
In den Lehrplänen der künftigen Lehrerausbildungsanſtalten, mögen
ſie Akademien, pädagogiſche Inſtitute oder ſonſtwie heißen oder ſich inner=
halb
der Univerſitäten befinden, ſollte Sorge getragen werden, die Lehrer=
ſchaft
zur Erfüllung ihrer ſozialen Aufgabe den Kindern gegewüher fähig
zu machen. Mit warmen Worten forderte Frau Treuge die Kolleginnen
auf, die ihr anvertraute Jugend körperlich, geiſtig, ſeeliſch zu betreuen,
die Eltern der Zöglinge aufzuſuchen, um ihre Umwelt kennen zu lernen,
für ihre cciſtigen und körperlichen Nöte ein offenes Auge zu haben.
Wie notwendig dies ſei, beſonders notwendig in unſeren Großſtädten,
erhartete Frau Treuge durch zum Teil erſchütternde Beiſpiele aus ihrem
eigenen Erfahrungskreis. Der hochbedeutende Vortrag, dem auch Ver=
treter
des Landesamtes für das Bildungsweſen und der Stadt Gießen
beiwohnten, hinterließ einen tiefen Eindruck.
Am folgenden Morgen, Sonntag, den 16. Mai, fand im Hotel Schütz
die ſehr gut beſuchte geſchloſſene Mitgliederverſammlung des Verbandes
ſtatt. Daß dieſer Heſſiſche Landes=Lehrerinnenverband die zuſammen=
aſſende
Spitze aller Kategorien von Lehrerinnen iſt, ging ſchon aus
dem Jahresbericht hervor, der die Arbeit des Verbandes für alle Lehre=
einnen
Heſſens klar zeigte, ſprach aber auch aus den Anträgen, die von
der Verſammlung, in der alle Fachgruppen vertreten waren, ganz ſelbſt=
verſtändlich
als alle Mitglieder angehend beſprochen und geprüft wurden.
Dieſe Anträge bezogen ſich auf den Handarbeitsunterricht, den Turn=
unterricht
und auf die Verminderung des weiblichen Einfluſſes an den
Mädchenſchulen. Einmütig war man der Anſicht, daß der Handarbeits=
unterricht
in den Lyzeen bis zur Unterſekunda verbindlich zu ſein hat,
ind zwar im Hinblick auf die hohe erziehlliche und wirtſchaftliche Be=
deutung
der Handarbeit. Aus denſelben Gründen wird verlangt, daß an
Volksſchulen keine Handarbeitsſtunde für andere Zwecke benutzt werde,
B. für Baden, Schwimmen. Einmütig trat auch die Verſammlung für
die Gedanken eines dritten Antrages ein, der den Vorſtand erſucht, bei
den maßgebenden Stellen erneut auf die Bedenken hinzuweiſen, die der
Erteilung des Turnunterrichts in Mädchenklaſſen durch männliche Lehr=
kräfte
entgegenſtehen, unb für dieſen Unterricht turneriſch vorgebildete
Lehrerinnen zu verlangen‟. Es wurde bedauert, daß in Heſſen noch
immer keine Gelegenheit zur Ausbildung als Turnlehrerin beſteht; zu=
mal
, wenn es ſich bewahrheiten ſollte, daß in anderen Bundesſtaaten
abgelegte Turnlehrerinnenprüfungen in Heſſen nicht anerkannt werden.
der letzte Antrag bezog ſich auf die durch den Abbau der letzten Jahre
erfolgte Verſchiebung des Zahlenverhältniſſes zwiſchen männlichen und
weiblichen Lehrkräften zu ungunſten der Lehrerinnen Als Beweis=
material
der hier aufgeſtellten Behauptung dienten folgende Zahlen aus
dem ſtatiſtiſchen Material eines heſſiſchen Lyzeums. Hier ſtanden im
Schuljahr 1906/07 16 männlichen Lehrkräften 24 weibliche (einſchl. der
techniſchen gegemiber; im Jahre 1911/12 waren es 22 männliche und
24 weibliche Lehrkräfte; im Jahre 1915/16 29 männliche und 25 weibliche;
m Schuljahre 1926/27 wirken an der gleichen Anſtalt 27 männliche Lehr=
fräfte
(20 Akademiker, 7 ſem. vorgebildete) und 18 weibliche (1 Akademi=
kerin
, 13 ſem. vorgebilkete, 4 techn.). Daß wir Lehrerinnen uns um
unſerer Mädchen willen gegen di ſe Zuwickverdrängung des wiblichen Ein.
fluſſes an Mädchenſchulen wenden müſſen, iſt ſelbſtverſtändlich Zu Worte
kamen in der Verſammlung auch noch die verheirateten und die Jung=
ehrerinnen
. Den Abſchluß der Verhandlungen bildete ein ſehr ſachlich
gehaltener feſſelnder Bericht der Frau Abgeordneten Birnbaum über
Heſſiſche Schul= und Lehrerinnenfragen vor dem Landtag‟. Wir hoffe
daß die Tagung, die ſehr gut beſucht war, dem Heſſiſchen Landes= Lehre=
rinnenverband
und ſeinem wiedergewählten Vorſtand, insbeſondere ſeiner
zielbewußten erſten Vorſitzenden Frl. E. Pfnor, neue Kräfte zu gedeih=
licher
Weiterarbeit gegeben hat.
S. W.

Tageskalender für Mittwoch, den 19. Mai 1926.
Landestheater, Großes Haus, Anfang 7 Uhr, Ende 9¾ Uhr,
L 21: Fidelio. Kleines Haus, Anfang 7½ Uhr, Ende 9¾
Uhr, Zuſatzmiete II (11): Die Marquiſe von Arcis. Orpheum:
Keine Vorſtellung. Kaufm. Verein, Darmſtadt, abends 8 Uhr,
im Vereinslokal: 2. Mai=Vereinsabend. Vereinig Darmſt.
Soliſtinnen abends 8 Uhr, in der Aula der Landesbaugewerk=
chule
, Neckarſtraße: Konzert. Kinovorſtellungen: Union=,
Reſidenz=Theater Palaſt=Lichtſpiele.

7612

Den
SolAnSrtesen

kauft seine
Heldung
immer wieder
bei

UAEESONNN.2

[ ][  ][ ]

Nummer 138

Aus Heſſen.
* Eberſtadt, 18. Mai. Odenwaldklub. Der Odenwaldklub,
Ortsgruppe Eberſtadt, unternahm am Sonntag trotz des zweifelhaften
Wetters eine gut verlaufene Klubtour nach dem Jägersburger Wald.
Von Station Hähnlein aus ging es nach Langwaden, von da durch den
ſchönen Jägersburger Wald über Großhauſen nach Lorſch, wo die
Kloſterruine beſichtigt wurde. Endziel der Wanderung war Bensheim,
wo das Mittagsmahl eingenommen wurde.
Ein Teil der Leicht=
athleten
der Turngeſellſchaft e. V. weilte am Sonntag, in Urberach bei
Dieburg, wo in Verbindung mit einem Vereinsfeſte leichtathletiſche Wett=
kämpfe
ſtattfanden. Es wurden fünf Siege errungen. Adolf Engel er=
rang
in der Unterſtufe bei über 150 Bewerbern den 2. Sieg. Die Ge=
ſangvereine
Germania und Männerquartett Harmonie beteiligten
ſich am Sonntag an einem Sängerfeſt in Gronau bei Bensheim. Die
Zwanzigjährigen hielten am Sonntag abend eine gemeinſchaftliche Ge=
burtstagsfeier
ab. Die Veranſtaltung war aber ſehr ſchlecht beſucht.
Arheilgen, 18. Mai. Ein vornehmer Auftakt zum Goldenen
Jubiläum des Geſangvereins Frohſinn war das Konzert im Löwen.
Der Verein hatte unter Leitung des Muſikdirektors und Komponiſten
A. Simmermacher bewieſen, daß ſeine eigenen Leiſtungen den heutigen
Stand der Männerchorgeſchichte bekräftigen. Die Programmfolge an
Chören wies Kaiſer Friedrich III. (letzte Begegnung 1888) von Mar=
thieu
Neumann. Unſer Herrgott hält die Wacht von Julius Eyles,
Volkslieder Uebers Jahr und Lieb’ Mütterlein, neu bearbeitet von
A. Simmermacher, und zwei größere Werke Abendfeier in Venedig
von A. Thelen und Columbus letzte Nacht von Sturm für Bariton=
Solo, Männerchor und Orcheſter, auf. Herr Simmermacher, ein eif=
riger
, feinſinniger Chorleiter, verſtand es vorzüglich, mit ſeinen Sän=
gern
die überaus zahlreichen Beſucher zu feſſeln und mit ſeinen eigenen
Kompoſitionen nicht endenwollenden Beifall zu erzielen. In Herrn Kon=
zertſänger
J. Herrmann=Darmſtadt hörten wir einen prächtigen Bari=
ton
, der in Allmacht von Schubert all ſeine Stimmöglichkeiten zu Ge=
hör
brachte. Die Hauptſtücke des Abends Abendfeier in Venedig
(Ave=Maria) und Columbus letzte Nacht verfehlten nicht ihre Wir=
kung
, litten aber ſehr an den ungeeigneten Bühnenverhältniſſen (denn
eine ordnungsgemäße Placierung des Orcheſters und der Soliſten ſchien
unmöglich). Es iſt deshalb allen Mitwirkenden, ganz beſonders Herrn
Simmermacher und dem Soliſten Herrn Herrmann, zu verdanken, daß
es gelang, beide Werke vollendet zu Gehör zu bringen.
* Arheilgen, 17. Mai. Gemeinderatsbericht. In der letz=
ten
Sitzung wurde der Steuerausſchlag für das Rechnungsjahr 1926 mit
Ausnahme der Sonderſteuer, wie bereits feſtgeſetzt, belaſſen. Füir den
aus dem Gewerbeausſchuß ausſcheidenden Gemeinderat Keller wurde
Schutzmann Buß und als deſſen Stellvertreter Schutzmann Lutz be=
ſtimmt
. Eine Beitragserhöhung zur heſſiſchen Bilderbühne wurde ab=
gelehnt
, ebenſo fand der Beitrag zum Kreisobſtbauverband Ablehnung.
Für den vor kurzem verſtorbenen Feldgeſchworenen Gg. Merlau 1. wurde
Franz Hahn 5. für dieſes Amt beſtimmt. Anſchließend fand geheime
Sitzung ſtatt. Gegenwärtig findet hier, wie alljährlich, im Frühjahr
eine Hausſammlung des Guſtav=Adolf=Vereins ſür Heſſen ſtatt. Bei
dem am vorletzten Sonntag aus Anlaß des 21. Bezirkstages des Bezirks
Darmſtadt der Gabelberger Stenographen hier abgehaltenen Watt=
ſchreibens
konnte der hieſige Verein zwei Ehrenpreiſe, 13 erſte Preiſe
und zwei dritte Preiſe erringen.
* Nieder=Ramſtadt, 18. Mai. Geſtern nachmittag wurde aus dem
Waltersteich eine unbekannte Frauenleiche geländet. Die Tote
kann etwa 60 Jahre alt ſein und war bekleidet mit ſchwarzem Kleid,
einer ſchwarzen Strickjacke mit violetter Borde, ſchwarzen Stiefeln mit
Gummiabſätzen. Es fanden ſich bei ihr vor ein älteres Portemonnaie
mit 3,90 Mk., Inhalt, ein Brillenfutteral mit Nickelbrille ſowie zwei
Taſchentücher, wovon das eine E.S. gezeichnet iſt. Am Ufer des Teiches
lag ein älterer Regenſchirm und eine blaugelbe Strohhandtaſche. Die
Leiche iſt in die Leichenhalle des Friedhofs Nieder=Ramſtadt verbracht
worden. Es liegt offenbar Selbſtmord vor.
* Ober=Ramſtadt, 18. Mai. Der Reichsbund der Kriegsbeſchädigten,
Kriegsteilnehmer und Hinterbliebenen, Ortsgruppe Ober=Ramſtadt, ver=
anſtaltete
einen Theaterabend im Saalbau, Elieſenbad, bei Kam. Suppes.
Zur Aufführung gelangte das oberbayeriſche Volksſtück s Lieſel vom
Erlenhof‟. Die Rollen waren gut verteilt und die Darſteller waren ihren
Aufgaben voll und ganz gewachſen. Die Bühnendekoration, welche von
der Firma Bender, Darmſtadt, geſtellt wurde, gefiel außerordentlich
und war ſo recht dem Stück angepaßt. Der Reichsbund hat mit dieſer
Veranſtaltung einen vollen Erfolg zu buchen. Auf vielſeitigen Wunſch
wird die Aufführung am 1. Pfingſtfeiertag, abends 8 Uhr, im obigen
Lokale wiederholt.
* Groß=Umſtadt, 18. Mai. Polizeihunde=Vorführung.
Mehrere Herven aus Frankfurt a. M. waren am Sonntag nachmittag
hier erſchienen, um uns Gelegenheit zu geben, nicht nur die Intelli=
genz
ihrer Hunde, ſondern auch die vollendete Abrichtung derſelben zu
bewundern. Daß ſich ſo viele Züchter und Liebhaber aus Groß=Umſtadt
ud Umgebung eingefunden hatten, war ein Beweis von dem großen
Intereſſe, das man von privater Seite derartigen Veranſtaltungen ent=
gegenbringt
. Die Gruppenvorführungen, an welchen ſich ſechs Hunde
beteiligten, gaben Zeugnis von der gründlichen Dreſſur und der Be=
herrſchungskraft
der ſonſt ſo beweglichen und nervöſen Tiere. Erſtaun=
lich
waren die Leiſtungen im Hochſprung. Mit Leichtigkeit ſetzten die
Hunde über mehrere aneinandergeſtellte Fahrräder und eine über zwei
Meter hohe glatte Bretterwand war ihnen kein Hindernis. Geradezu
verblüffend wau die Schnelligkeit, mit der einer der Hunde einen mit
Stricken Gefeſſelten durch Zerbeißen der Banden befreite. Hochinter=
eſſant
war es, die Spuvenarbeit der Hunde in dem abwechſlungsrei=
chen
Gelände des Raibacher Tales zu beobachten. Schnell und ſicher
wurden die Verbrecher aufgeſpürt und ſo lange verbellt, bis die
Polizei erſchien, und wehe dem ſchweren Jungen, der ſich zur Wehr
ſetzte oder zu fliehen verſuchte. Selbſt mehrfach abgegebene Schüſſe
konnten die Hunde nicht bewegen, von ihrem Opfer abzulaſſen. An=
geſichts
dieſer überraſchenden Leiſtungen wurde allgemein das Be=
dauern
laut, daß es unſeren Polizeiorganen von Amtswegen nicht er=
möglicht
wird, ſolche Hunde zu führen.
* Groß=Umſtadt, 18. Mai. Gemeinderatsſitzung. Die
Gemeinderechnung für 1924 iſt fertiggeſtellt und wurde dem Gemeinde= ſtraße HeppenheimEbersberg befindet ſich in der Ortsdurchfahrt Fürth in
rat zur Begutachtung vorgetragen, die gemachten Beanſtandungen und
Bemerkungen hierzu im Begutachtungsprotokoll feſtgelegt. Nachdem die
Erbauung eines Zollbeamtenwohnhauſes beſchloſſen wurde, wird der
Lage= und Bauplan vorgelegt und genehmigt. Das Kreisamt ſoll um
Genehmigung des Planes gebeten werden. Die hieſige Fortbildungs=
ſchule
iſt gewerblich gegliedert und die Schüler der umliegenden Orte dem Beſcheid des Kreisbauamtes, die Straße vielleicht im Jahre 1927 zu
nehmen an dem Unterricht teil. Zur Beſtreitung der der Stadt er=
wachſenen
Mehrkoſten wird beſchloſſen, daß die beteiligten Gemeinden
pro Schüler 8 Mark an die Stadtkaſſe entrichen ſollen. Da der Faſel
Simon zum Sprunge untauglich geworden iſt, wird beſchloſſen den= vollſtändige Beſchnutzung in der Tat unmöglich, wenn man nicht recht=
ſelben
zu verkaufen und den zum Verkauf ausgeſchriebenen Faſel der
Gemeinde Harreshauſen anzukaufen. Zum Schluſſe werden noch ver=
ſchiedene
vorliegende Baugeſuche genehmigt.
* Lichtenberg, 18. Mai. Trotz der Ungunſt des trügeriſchen Mai
hatte ſich eine ſtattliche Feſtverſammlung eingeſtellt, um der Auszeich=
nung
der treueſten Wanderer der Ortsgruppe Lichtenberg des Odenwald= 17. Mai 0,92 Meter, am 18. Mai 1,06 Meter.
klubs beizuwohnen. Der tannengeſchmückte Kaiſerſaal des Schloſſes war
die geeignetſte Stätte für das Dekorierungsfeſt. Die Feier wurde ver= 18. Mai 85 Zentimeter.
ſchönt durch die Mitwirkung des Vortragskünſtlers J. Bock aus Hanau,
durch den mundartechten Vorſpruch des Lehrers Kuſchke, durch die
Darbietungen der unter Kuſchkes verſtändnisvoller Leitung ſichtlich
emporſteigenden Geſangsabteilung des Klubs und durch gemeinſam ge=
ſungene
Volkslieder. Die Hauptleitung des Odenwaldklubs war ver=
treten
durch Prof. Dr. Köſer aus Darmſtadt und Apotheker Seriba
aus Reinheim. Die Ortsgruppe Lichtenberg, zielſicher geführt von
Bürgermeiſter Schellhaas, gehört zu den älteſten. Zweigvereinen
des Klubs, und ihren erfreulichen Leiſtungen konnte Dr. Köſer herzliche
Worte der Anerkennung widmen und zugleich den treueſten Wanderern
das Goldene und den Wanderſtab überreichen. Unter allgemeinem Bei=
fall
gab der Vorſitzende bekannt, daß die Ortsgruppe einmütig beſchloſſen
habe, Profeſſor Dr. Köſer und Maler R. Klump zu Ehrenmitgliedern
zu ernennen. Späte Stunde rief die auswärtigen Feſtteilneymer ins
Tal, die anderen aber erfreuten ſich noch lange an der Kraft des Oden=
wälder
Drehers.
Höchſt i. O., 18. Mai. Auf dem am Sonntag, den 16. ds. Mts.,
zu Nußloch bei Heidelberg anläßlich des 50jährigen Gründungsiubi=
läums
des dortigen Geſangvereins Liederkranz abgehaltenen Geſangs=
wettſtreit
erreichte der Männergeſangverein Höchſt i. Odw. unter ſeinem
Leiter Herrn Chormeiſter W. Herbert=Damſtadt bei einer Beteiligung
von 22 Stadt= und Landvereinen mit 205 Punkten die höchſte Tages=
leiſtung
des geſamten Wettſtreits. Außerdem wurde genanntem Verein
der 1. Preis der Klaſſe 4 (Stadtvereine) zuerkannt.
Vielbrunn, 17. Mai. Kraftpoſt MainMümling, Teilſtrecke
VielbrunnKönig. Ab 15. d. M. fährr der Wagen außer den
bekannten Morgen= und Abendfahrten auch mittags, ab Vielbrunn 11.40,
an König 12.07, ab König 3.15, an Vielbrunn 3.42 Uhr. An Werktagen
nach Sonn= und Feiertagen ab Vielbrunn 3.30, an König 3.57 Uhr.
Zu den gemeldeten Fahrten VielbrunnAmorbach iſt zu bemerken, daß
dieſelben vom 22.25 Mai und vom 20. Juni bis 5. September ausge=
führt
werden.

Mittwoch, den 19. Mai 1926

Seite 7

Gaſiwirtetagung in Bingen
vom 5. bis 13. Juni 1926.
Bingen 17. Mai. Am Eingangstor zur rheiniſchen Romantik,
im rebenumkränzten Bingen, treffen ſich die Vertveter des deutſchen
Gaſtwirtegewerbes und verwandter Berufe zu großer Tagung. Ver=
bunden
mit dieſer Tagung iſt eine Gewerbeſchau erſten Nanges,
zu der die namhafteſten Firmen ihre Teilnahme zugeſichert haben. Weit
über zweitauſend Quadratmeter Ausſtellungsfläche ſind vergeben, um
darauf ein überzeugendes Bild deutſchen Fleißes und deutſchen Fort=
ſchrittes
aufzubauen. Die Tage vom 5. bis 13. Juni ſind angefüllt mit
der echten rheiniſchen Betriebſamkeit, die ſeit Monaten ſchon nichts un=
verſucht
läßt, den Stammesbrüdern aus dem Reich den Aufenthalt am
Rhein ſchön und genußreich zu geſtalten. Bei dem Ruf, den die Rhein=
und Weinſtadt Bingen ſchon von jeher genießt, bedarf es wohl keines
beſonderen Hinweiſes, daß alle landſchaftlichen ſowie geſelligen Vor=
bedingungen
zu einigen Tagen gemütlichen Verweilens an Deutſchlands
ſchönſtem Strom beſtens erfüllt ſind. Aus der Fülle der Veranſtal=
tungen
ſeien nur der große hiſtoriſche Feſtzug hervorgehoben,
der unter Teilnahme aller Innungen und Körperſchaften Bingens am
Sonntag, den 6. Juni, ſtattfindet und bei ſtrenger Wahrung des ört=
lichen
ſowie geſchichtlichen Milieus ein machtvolles Bild, deutſcher Kul=
turgeſchichte
am Rhein abgeben wird. Erinnert ſei nur an die geplan=
ten
Mondſcheinfahrten zu Schiff ins ſagenumwobene Rheingau,
wo bei köſtlichem Trank und munterem Lied der ganze Zauber rheini=
ſcher
Romantik auferſteht. Ein echtes Volksfeſt will dieſe Binger
Tagung ſein, an dem Jung und Alt herzlichen Anteil nehmen. Hotels
und Gaſtſtätten treffen Vorbereitungen zum Empfang und preiswerten
Aufenthalt der Gäſte am Rhein. Die Ausſtellung dürfte aber
für alle Fachleute und Intereſſenten einen Punkt von beſonderer An=
ziehungskraft
bedeuten, denn ihr Plan iſt großzügig entworfen und wird
in ſeiner Ausführung in nichts hinter dem bisher auf dieſem Gebiet in
Deutſchland Gebotenen zurückſtehen.

* Michelſtadt 18. Mai. Der von uns bereits gemeldete Jugend=
tag
der evangeliſchen Jugendvereine des Mümlinggaues hatte einen
vollen Erfolg. Bereits am frühen Morgen zogen mit friſchem Geſang
und flatternden Wimpeln die Jugendgruppen von allen Seiten in unſer
Städtchen ein, um vollzählig an dem Feſtgottesdienſt in der Stadtkirche
teilzunehmen. Herr Landesjugendpfarrer Lic, von der Au hielt die Feſt=
predigt
. Anſchließend daran fand auf dem Marktplatz eine Kund=
gebung
ſtatt, bei der ebenfalls der Landesjugendpfarrer ſprach, und der
Poſaunenchor mitwirkte. Um 2 Uhr ſetzte ſich der aus vielen hundert
Teilnehmern beſtehende Feſtzug mit zwei Kapellen vom Marktplatz aus
in Bewegung. An der maleriſch gelegenen Deckelquelle war man den
Nachmittag über bei Volkstänzen, Spiel, Geſang und der Aufführung
kleinerer Stücke zuſammen, bis die Abſchiedsſtunde ſchlug und die ein=
zelnen
Gruppen teils zu Fuß, teils mit der Bahn wieder in ihre Hei=
mat
abrückten. D. T. Am Sonntag fand auf dem Turnplatz des
hieſigen Turnvereins der Ausſcheidungskampf um die Fauſtballmeiſter=
ſchaft
des 1. Odenwaldbezirks ſtatt. Der Turnverein Hetzbach konnte
nach ſchönem Spiel gegen Erbach und Michelſtadt den Meiſtertitel an
ſich bringen. Anſchließend daran fand noch ein Geſellſchaftsſpiel Michel=
ſtadt
Erbach ſtatt, das für ſich entſcheiden konnte.
* Erbach, 17. Mai. Ausflug des Allgemeinen Deut=
ſchen
Jagdſchutzvereins nach Erbach. Als Schluß des Pro=
gramms
der Tagung des Allgemeinen Deutſchen Jagdſchutzvereins war
ein Ausflug nach Erbach zur Beſichtigung der bekannten Sammlungen
im gräflichen Schloß ſowie zum Beſuche des Jagdſchloſſes Eulbach vor=
geſehen
. Ungefähr 70 Teilnehmer trafen heute früh um 9½ Uhr, von
Darmſtadt kommend, auf dem Bahnhofe Erbach ein, wo ſie von dem
Grafen Konrad und dem Erbgrafen Alexander ſowie von dem Vorſtand
des Vereins der Jäger im Odenwald begrüßt wurden. Nachdem ſich die
Teilnehmer zum Zuge geordnet hatten, rückten ſie mit Muſik auf den
Schloßhof, wo ſie von dem Grafen Konrad herzlichſt begrüßt wurden.
Der Präſident des Allgemeinen Deutſchen Jagdſchutzvereins, Fürſt zu
Stolberg=Wernigerode, dankte im Namen des Vereins für den Will=
komm
. Hierauf fand die Beſichtigung der Sammlungen im gräflichen
Schloß unter Führung des Herrn Archivrats Morneweg ſtatt. Beſon=
ders
die Sammlung abnormer Rehbockgehörne und die in ihrer Art
einzigartige Hirſchgalerie erfreute die Weidmannsherzen. Um 12½ Uhr
fand im Hotel Schützenhof ein gemeinſames Mittageſſen ſtatt, woſelbſt
der Jäger im Odenwald, Herrn Otto Rexroth=Crbach, begrüßt wurden.
Im Namen des Allgemeinen Deutſchen Jagdſchutzvereins dankte der
Fürſtpräſident. Mit der Nadel des Vereins wurden ausgezeichnet die
Grafen Konrad und Alexander ſowie Archiprat Morneweg. Um 2.20
Uhr nachmittags erfolgte die Abfahrt der Teilnehmer nach dem Jagd=
ſchloß
Eulbach, woſelbſt unter Führung des Erbgrafen Alexander eine
Beſichtigung des Eulbacher Parkes ſtattfand. Nachdem die Gäſte noch
mit Kaffee und Kuchen bewirtet waren, fuhren ſie mit den Okva= Om=
nibuſſen
wieder nach Erbach, um mit dem 5=Uhr=Zuge die Rückfahrt
nach Darmſtadt anzutreten, überraſcht von der Fülle des Gebotenen und
hochbefriedigt von dem ſchönen Verlauf des Tages. Nur das Wetter
hätte ein wenig freundlicher ſein können, aber alles kamn man ja leider
nicht verlangen.
Erbach, 18. Mai. Wie uns die Odenwald=Kraftwagen=Verkehrs=
A. G. Erbach mitteilt, ſind für die beiden Pfingſtfeiertage verſchiedene
Rund= und Sonderfahrten von Erbach und Heppenheim ausgehend,
vorgeſehen, die Gelegenheit zu wirklich genußreichen Pfingſtausflügen
bieten. Man ſollte nicht verſäumen, die hervorragend ſchönen Rund=
fahrten
im Odenwald und nach dem herrlichen Maintal zu benützen.
Auskunft durch das Verkehrsbüro, Rheinſtraße (Landwirtſchaftsbank) und
die Geſchäftsſtelle der O.K.V.A. in Erbach.
j. Airlenbach, 17. Mai. Bei der geſtrigen Bürgermeiſterwahl ſiegte
der ſeitherige Bürgermeiſter, Herr Rebſcher, gegen den Gegenkandida=
ten
, Herrn Kadel, mit 7 Stimmen Mehrheit. Es iſt ſeit langem das
erſtemal, daß hier bei der Wahl des Ortsoberhauptes zwei faſt gleich
ſtarke Lager beſtanden; es ging faſt immer ziemlich einſtimmig. Jeden=
falls
macht die Gegenſeite das ſeitherige Ortsoberhaupt für Dinge ver=
antwortlich
, die eben durch die Zeitverhältniſſe bedingt ſind.
* Fürth, 14. Mai. Schlechter Straßenzuſtand. Die Kreis=
einem
geradezu ſchauderhaften Zuſtande. Wie wir erfahren, hat zwar
der Gemeinderat ſchon wiederholt zwecks Herſtellung bzuv. Ausbeſſerung
der Ortsdurchfahrt Fürth bei der zuſtändigen Behörde, dem Kreisbauamt,
Schritte unternommen. Erſt in einer kürzlich ſtattgehabten Sitzung des
Gemeinderates wurde zum Ausdruck gebracht, daß ſich die Gemeinde mit
walzen, nicht einverſtanden erklärt, eben wegen dieſes ſkandalöſen Zu=
ſtandes
der Ortsdurchfahrt Fürth. Infolge großer Löcher in der Straße
iſt die Paſſage bei Regenwetter und dem ſtarken Automobilverkehr ohne
zeitig in einen Hofraum oder Hausflur flüchtet. Von dem überſpritzten
Zuſtande der Häuſerfronten überhaupt garnicht zu reden. Es wäre wirk=
lich
an der Zeit, die Ortsdurchfahrt einigermaßen auch für Paſſanten
paſſierbar zu machen.
Hirſchhorn, 18. Mai. Waſſerſtand des Neckars am
Gernsheim, 18. Mai. Waſſerſtand des Rhein am

FPeire Oierkelstunde
und bleicht in die-
ser
kurzen Zeit so
schön wie Sie es
nur wünschen
können.
*
Seifie kostet muu 15 3

I. K, 6695

4 Totenehrung auf der W. G. C. Wachenburg.
Weinheim a. d. Bergſtr., 18. Mai.
Die Pfingſttagung des Weinheimer Senioren=Konvents, zu der über
500 Korpsſtudenten und Alte Herren aus allen Teilen Deutſchlands ein=
getroffen
ſind, nahm mit der Totenehrung auf der Wachenburg, der ein=
zigen
Studentenburg Deutſchlands, ihren Anfang. Von den Korps aller
deutſchen Techniſchen Hochſchulen und Forſtakademien waren Abordnun=
gen
dabei enweſend. Der Vorſitzende des Alte Herven=Verbandes
Liebrich (Vitravige=München), hieß von der Freitreppe des Palas
aus die zahlreichen Gäſte herzlich willkommen und brachte unter gleich=
zeitiger
Betonung der freundſchaftlichen Beziehungen zwiſchen dem
W.S. C. und der Stadt Weinheim ein dreifaches Hoch auf den Wein=
heimer
Seniorenkonvent aus. Namens des diesmaligen Vororts Karls=
ruhe
ſprach Stud. Günther (Franconige=Karlsruhe) den Dank der
aktiven W.S.C. für die Begyüßungsworte aus und erklärte: Unſere
Wachenburg als das Symbol der Einheit und der Stärke des W. S.C.
ſteht immer vor unſeren Augen als der Ausdruck des einheitlichen Wil=
lens
, den uns die alten Herren des W.S.C überliefert haben und den
zu erhalten, unſere erſte und vornehmſte Aufgabe iſt. Es folgten dann
die Kranzniederlegungen in der Ehrenhalle ſeitens der einzelnen Abord=
nungen
. Oberbürgermeiſter Huegel legte einen Lorbeertranz namens
der Stadt Weinheim nieder mit Widmungsſchleife in den blau=weißen
Stadtfarben.

2. Stud. Claſen (Franconige=Kaulsruhe) hielt die Gedächtnisrede
für die Gefallenen des Weltkrieges. Unſere Wachenburg, ſo führte er
u. a. aus, ſoll ſein ein Grundſtein korpsſtudentiſchen Geiſtes, ein Eckſtein
wahrer Vaterlandsliebe und ein Denkſtein unſerer gefallenen Korps=
brüder
, deren Namen wir in Erz gegoſſen, zum bleibenden Gedächtnis
an die Ehrentafel ſchrieben. Unſere Wachenburg, die aus dem ernſt
uns kraftvoll ausſchauenden volkstümlichen Odenwald trotzbietend ſich
erhebt, iſt ihrem Gedächtnis geweiht. Wir wollen uns ſtets ihrer wert
erweiſen und treue Hüter der Ideale ſein, die unſere toten Korpsbrüder
erkämpft haben. Die Stadtkapelle intonierte Ich hat einen Komeraden.
Ing. Möhrlin=Stuttgart (Franconige=Karlsruhe) hielt, die Feſt=
rede
, in der er dringend für Einigkeit mahnte. Intereſſenpolitik, perſön=
licher
Ehrgeiz, vielleicht auch Verbitterung haben, ſo führte er aus, das
deutſche Erbübel der Uneinigkeit wieder zur vollen Entfaltung kommen
laſſen. Der böſe Fluch, welcher hierauf laſtet, hat ſchon vor 200 Jahren
den Berg, auf dem wir ſtehen, das Brandfeuer des Heidelberger Schloſſes
ſehen laſſen und die Rauchwolken aus der zerſtörten Pfalz zu ihm
herübergeweht. Die Jugend ſoll aus der Geſchichte lernen. Nur in der
Einigkeit liegt der Erfolg, nur mit ihr kann Deutſchland wieder vor=
wärts
kommen. Wir ſehen in Hindenburg, unſerem verehrten Reichs=
präſidenten
, die Verkörperung der Selbſtloſigkeit. Der Gedanke natio=
naler
Einheit hat ihm die Selbſtüberwindung gegeben, das ſchwerſte Amt
auf ſich zu nehmen, ein glänzendes Vorbild zu ſein für alle, welche ehr=
liche
Hoffnungen und Wünſche für das Vaterland haben. Nicht hoch=
tönende
Worte, nicht die drohende Fauſt, nicht das Berauſchen an Fan=
taſiegebilden
dürfen die begeiſterungsfähige Jugend in eine falſche Rich=
tung
treiben. Selbſtzucht und Einheitlichkeit des vaterländiſchen Gedan=
kens
und der vaterländiſchen Empfindung weiſen ihr allein den richtigen
Weg. Die Rede ſchloß mit einem dreifachen Hoch auf das deutſche Vater=
land
. Es wurde darauf gemeinſam das Deutſchlandlied geſungen. Hier=
mit
fand die Feier der Totenehrung ihren Abſchluß. Heute, Dienstag
abend findet ein Fackelzug der Studentenſchaft von der Burg Windeck
aus herunter zur Stadt und morgen, Mittwoch, Abſchiedskommers im
Feſtſaale der Wachenburg ſtatt. Bemerkt ſei noch, daß nach der obigen
Gedächtnisfeier in der zweiten Nachmittagsſtunde der Flieger Katzenſtein
(Alter Herr der Chattige=Darmſtadt) mit einem Doppeldecker mehrmals
übev der Wachenburg kreuzte, dann ganz tief herabging und einen Lor=
beerkranz
mit Widmungsſchleife für die Gefallenen herabfallen ließ.
Dieſer Vorgang hinterließ bei der verſammelten Feſtkorong einen nach=
haltigen
Eindruck.

Bensheim, 18. Mai. Am 30. Mai beginnt durch den Landw. Be=
zirksverein
Bensheim in Auerbach ein bienenwirtſchaftlicher Lehrkurſus,
zu dem Anmeldungen bis ſpäteſtens 27. Mai 1926 an Herrn Oberpoſt=
ſekretär
Pfeifer in Auerbach erbeten werden. Die Koſten für jeden Teil=
nehmer
belaufen ſich auf 3 Mk. Der Kurſus findet an ſieben Sonn=
tagen
, nachmittags von 25 Uhr, in Auerbach ſtatt und verteilt ſich auf
die Monate Mai, Juni und September. Die Stadt Bensheim hat
7 Hilfsfeldſchützen beſtellt, die bereits verpflichtet und eingeführt ſind,
die Gäſte von dem Grafen Konrad und dem Voyſitzenden des Vereins, damit die Feldſchützen abwechſelnd alle 14 Tage einen freien Sonntag
erhalten.
N. Groß=Gerau, 18. Mai. Vor dem hieſigen Gericht ſtand eine für
Fiſchereikarteninhaber wichtige Angelegenheit zur Verhandlung. An=
geklagt
waren von der Reichsbahn zwei Mitglieder des Mainzer Angler=
bundes
, die im Beſitze einer vom heſſiſchen Staate ausgefertigten
Fiſchereikarte waren, weil ſie von einem Nachen aus in dem Guſtavs=
burger
Rheinhafen die Angelfiſcherei ausgeübt hatten. Die Angeklagten
leiſteten der Aufforderung eines Beamten der Bahnpolizei, das Hafen=
gewäſſer
zu verlaſſen, nicht Folge. In der Verhandlung vor dem Einzel=
richter
in Groß=Gerau beſtritten die Angeklagten eine ſtrafbare Handlung
begangen zu haben, da die von ihnen zum Fiſchen benutzten Gewäſſer
Beſtandteile des ſchiffbaren Rheinſtromes ſeien, in dem der heſſiſche
Staat die Fiſchereigerechtsſame habe. Die vom heſſiſchen Staat aus=
gefertigten
Angelkarten berechtigen auch zur Fiſcherei im Guſtavsburger
Rheinhafen. Die Reichsbahn vertrat dagegen den Standpunkt, daß ſie
allein die Fiſchereigerechtsſame in den Hafenanlagen habe und daß die
Angeklagten unerlaubt gefiſcht hätten. Es wurde als Sachverſtündiger
ein heſſiſcher Miniſterialbeamter geladen, der auf Grund fiſchereigeſetz=
licher
Vorſchriften der Anſicht war, daß die Reichsbahn keine Fiſcherei=
berechtigung
im Hafen habe und daß eine Beſtrafung der Beſchuldigten
nicht erfolgen könne. Das Gericht ſprach die Angeklagten frei, mit der
Begründung, daß das Fiſchereirecht in dem Hafen von Guſtavsburg dem
heſſiſchen Staate zuſtehe. Auf Grund ihrer vom heſſiſchen Staat aus=
geſtellten
Angelkarten hätten die Angeklagten das Necht zur Ausübung
der Fiſcherei in den Häfen. Es ſei nur dann zur Befahrung des Hafens
eine Genehmigung notwendig geweſen, wenn dieſes Befahren die Sicher=
heit
des Bahnkörpers gefährdet hätte. Die Bahn habe das Recht, das
Betreten der Gleisanlagen zwecks Ausübung des Angelſportes zu ver=
bieten
, nicht aber das Befahren der Gewäſſer mittels Nachen. Die An=
geklagten
hätten nur ein ihnen zuſtehendes Privatrecht ausgeübt und
ſeien daher nicht zu beſtrafen.
* Butzbach, 17. Mai. Für 20. Mai war vom Landwirtſchaftskammer=
ausſchuß
und der hieſigen Gemeinde ein Prämiierungsmarkt
mit Zuchtviehverſteigerung in Ausſicht genommen. Wegen Seuchengefahr
mußte der Markt auf unbeſtimmte Zeit verlegt werden.
* Gießen, 17 Mai. Der 6. Verbandstag des Landesver=
bandes
hefſiſcher Schmiede=Innungen fand hier auf der
Ludwigshöhe ſtatt. Die Beteiligung war eine recht ſtarke, ſämtliche
Innungen Heſſens, mit Ausnahme der Innung Schotten, waren vertre=
ten
, nämlich Gießen, Alsfeld, Friedberg, Büdingen, Lauterbach, Groß=
Gerau, Darmſtadt, Offenbach, Erbach, Dieburg, Bensheim, Oppenheim,
Worms, Bingen und Alzeh. Die Vorverhandlungen waren am Sams=
tag
. Sonntag vormittag fand eine Beſichtigung der Chirurgiſchen Vete=
rinärklinik
und Lehrſchmiede ſtatt, wobei Geheimrat Prof. Dr. Pfeiffer=
Gießen eine Hufoperation vorführte. Gegen 11 Uhr eröffnete der erſte
Verbandsvorſitzende Glaſer (Rhein=Dürkheim) die Haupttagung. Er
begrüßte beſonders die Vertreter der Stadt Gießen, der Heſſiſchen Han=
delskammer
Darmſtadt, ſowie die Vertreter der erſchienenen Landesver=
bände
. Namens der Stadt Gießen hieß Beigeordneter Dr. Hamm die
Gäſte herzlich willkommen. Direktor Schiittler, der Vertreter der Heſſi=
ſchen
Handwerkskammer, üiberbrachte die Grüße ſeiner Behörde. Namens
des Gewerbevereins Gießen ſprach Prof. Dr. Krausmüller. Der Reichs=
verbandsſekretär
der Deutſchen Schmiede=Innungen Springer=Berlin
begrüßte im Auftrage des Verbandes, Gewerberat Emich im Namen der
Verbände Pfalz, Baden, Württemberg und Heſſen=Nauſſau die Verſamm=
lung
. Den Jahresbericht, der ſehr unter der wirtſchaftlichen Lage litt,
erſtattete der Verbandsvorſitzende Glaſer. Dem Verbandsrechner Zeller
wird einſtimmig nach abgelegtem Kaſſenbericht Entlaſtung erteilt. Bei
der Vorſtandswahl wird der ſeitherige erſte Vorſitzende Glaſer zum
Ehrenvorſitzenden gewählt. Zum erſten Vorſitzenden wird gewählt Mohr=
mann
=Worms, 2. Vorſ, Dürtheimer=Bechtheim, Rechner Heß=Gießen,
Schriftführer Baitz=Offenbach a. M. Lebhaften Beifall fand der Vortrag
vor Syndikus Rähr=Gießen über Organiſations= und Innungsweſen.
Gevverberat Emich=Kaiſerslautern ſprach über Berufsgenoſſenſchaften.
r. Vom Lande 17. Mai. Was für ein Schädling der Rabe
in bezug auf die Singvögel iſt, das läßt ſich eben am beſten beobachten.
Zwar brüten auch die Naben und zeigen ſich weniger in größerer Zahl
in den Obſtgärten, doch ſind einzelne Raben um ſo eifriger an der Arbeit.
Es ſind die Cinzelnen, die ſich nicht gepaart haben und darum die Brü=
terin
und die Jungen nicht mit Nahrung zu verſorgen haben. Sie flie=
gen
von Baum zu Bqum und plündern die Finkenneſter; man kann da=
mit
rechmen, daß dieſen Schädlingen die ganze erſte Finkenbrut zum Opfer
fällt. Es wären ganz energiſche Maßnahmen nötig, dem Treiben der
Raben ein Ende zu machen. Gerade auf den Dörfern, wo die Obſt=
anlagen
zerſtreut liegen, kann man die Obſtſchädlinge nicht im ganzen
bekämpfen durch Beſpritzen uſw.; man iſt hier mehr auf die Vertilgung
durch die Singvögel angewieſen. Wenn man das Tun der Naben unter
dieſem Geſichtspunkt betrachtet, bann erſt wird man ihr ſchädliches Trei=
ben
zu wirdigen wiſſen. Darum Krieg den Raben!

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Nummer 138

Mittwoch, den 19. Mai 1926

Seite 9

Reich und Ausland.
Gerhart Hauptmann und der deutſche Rundfunk.
Die erſte grundſätzliche Reichsgerichtsentſcheidung über die Honorarpflicht
des Nundfunks.
Anläßlich einer Klage Gerhart Hauptmanns gegen die
Mitteldeutſche Rundfunk A. G. in Leipzig und einer Klage
Hugo von Hoffmannsthals gegen die Funkſtunde in Ber=
lin
hatte das Reichsgericht zum erſten Male über die Frage zu entſchei=
den
, ob literariſche Werke auch in bezug auf die Verbreitung durch Rund=
funk
im Rahmen des beſtehenden Urheberrechts geſchützt ſind. Es handelt
ſich bei Gerhart Hauptmann um die Verbreitung des bekannten Dramas
Hanneles Himmelfahrt und bei Hugo von Hoffmannsthal um den dra=
matiſchen
Einakter Der Tor und der Tod‟. Landgericht und Kammer=
gericht
zu Berlin vertreten gleich dem ſächſiſchen Oberlandesgericht in
Dresden den Standpunkt, daß eine Rundfunkübertragung weder dem
Begriff der Vervielfältigung noch dem der Bearbeitung des Werkes
unterzuordnen ſei. Dagegen ſei eine gewerbsmäßige Verbreitung im
Sinne des literariſchen Urheberrechts wahrzunehmen. Ganz gleich, ob
eine Vorleſung oder eine Aufführung durch den Rundfunk verbreitet
werde. Aus dieſen Gründen iſt in beiden Fällen den Unterlaſſungs= und
Schadenerſatzklagen der Kläger ſtattgegeben worden.
Der Erſte Zivilſenat des Reichsgerichts hat jetzt die Entſchei=
dungen
der Vorderrichter beſtätigt und hierzu unter anderem zur
Begründung folgendes ausgeſührt: Ein allgemeines Perſönlichkeits=
recht
an Schriftwerken (wie es in der franzöſiſchen Rechtſprechung aus=
gebildet
iſt) kann nach dem Urheberrecht nicht anerkannt werden. Das
ergibt ſich ſchon aus der Einleitung des Geſetzes: Nach Maßgabe dieſes
Geſetzes‟. Der erkennende Senat hatte jedoch zu erforſchen, wie der
Geſetzgeber bei Schaffung des Urheberrechts verfahren wäre, wenn es da=
mals
bereits den Rundfunk oder ähnliche Einrichtungen gegeben hätte
Von dieſem Geſichtspunkte aus muß mindeſtens der Tatbeſtand einer ge=
werbsmäßigen
Verbreitung angenommen werden, wenn durch Rundfunk
urheberrechtlich geſchützte Werke verbreitet werden. Die Ausnahmebeſtim=
mung
des § 11 Abſ. 3, die für den Vortrag gegeben ſind, können im
vorliegenden Falle keine Anwendung finden.

Frankfurter Chronik.
WSN. Politiſche Schlägerei Vorgeſtern abend gegen
10 Uhr kam es auf der Kaiſerſtraße zwiſchen jungen Leuten verſchie=
dener
politiſcher Richtungen wiederum zu einer Schlägerei. Beim
Eintreffen der Polizeibeamten gingen die Beteiligten flüchtig. Ver=
kehrsunfall
. Am Samstag vormittag wollte in der Kronprinzen=
ſtraße
ein Radfahrer einen Montagewagen des Elektrizitätswerks
überholen. Er kam dabei zu Fall und wurde von dem Montagewagen
überfahren. In ſchwevverletztem Zuſtand wurde er in das Krankenhaus
eingeliefert.
Feſtgenommener Fahrradmarder. Auf
friſcher Tat ertappt und feſtgenommen wurde ein Fahkraddieb, der auch
noch wegen anderer Verfehlungen gegen die Beſtimmungen des Straf=
geſetzes
zur Aburteilung gelangen wird.
Die Verbrecher=
familie
Gens. Wie uns aus Kaſſel berichtet wird, iſt es der Kri=
minalpolizei
gelungen, zwei berüchtigte und langgeſuchte Einbrecher in
Vacha an der Werra feſtzunehmen, auf deren Konto zahlloſe Einbrüche
und Diebſtähle, die im Werratale verübt wurden, entfallen. Es handelt
ſich um die beiden Arbeiter Otto Gens und Adolf Sowa. Otto Gens
iſt der Bruder des am 5. Mai vom Schwurgericht wegen Ermordung
des Kriminalbeamten Sack zum Tode vevurteilten Anton Gens.
Groffeuer in der Chemiſchen Fabrik Brockhues.
WSN. Wiesbaden. Am Sonntag, morgens um 9 Uhr, iſt, der
Neuen Wiesb. Ztg. zufolge, in einem Fabrikationsraum der Chemi=
ſchen
Werke Brockhues, A.=G., in Niederwalluf auf bisher unaufge=
klärte
Weiſe ein Brand ausgebrochen. Der Fabrikationsraum brannte
völlig aus. Auch das Dach wurde zerſtört. Ein weiteres Umſichgreifen
des Feuers konnte durch das Eingreifen der Fabrikfeuerwehr und der
Oberwallufer und Eltviller Wehren verhindert werden. Gegen 11 Uhr
war die Gefahr beſeitigt. Der Schaden iſt durch Verſicherung gedeckt.
Die Fabrikation der Werke wird nicht gehemmt.
Bayeriſche Lehrerfahrt an die Waſſerkante 1926.
Der Bayeriſche Lehrerverein und Bayeriſche Lehrerinnenverein
unternehmen vom 15. bis 25. Auguſt 1926, mit Unterſtützung des Bre=
mer
Lehrervereins und des Norddeutſchen Lloyd, Bremen, eine groß=
zügig
angelegte Waſſerkantenfahrt, welche die Bayriſche Lehrerfahrt
1924 an Zeitdauer und Zahl der zur beſuchenden Orte noch übertrifft.
Die Fahrt führt von München nach Bremen zur Beſichtigung der alten
Hanſaſtadt, nach Bremerhaven, wo die Hafenanlagen beſichtigt und ein
Ozeandampfer beſucht wird, dann zum Fiſchereihafen mit Beſuch der
Fiſchereianlage und einer Fiſchauktion. Es folgt die Fahrt mit einem
Seebäderdampfer des Nordd. Lloyd nach Helgoland, wo übernachtet
wird, und am nächſten Tage nach dem Nordſeebad Norderney. Die
Rückfahrt führt über Helgoland nach Hamburg, das eingehend beſich=
tigt
und von wo aus die Heimfahrt angetreten wird. Der Geſamtpreis
für die Reiſe beträgt 190 Mark, einſchl. Unterkunft, Verpflegung,
Eiſenbahnfahrt von und nach München, Dampferfahrten, Beſichtigungen
uſw. An der Fahrt können ſich Lehrer und Lehrerinnen, ſowie deren
Angehörige, Sr unde und Bekannte beteiligen. Anmeldungen und
Anfragen ſind a= den Nordd.Lloyd, Vertretung München Brienner=
ſtraße
8 (Café Luitpold), Eingang Maximiliansplatz, als Beauftragten
des Lehrer= und Lehrerinnen=Vereins zu richten. Gleichzeitig mit den
Anmeldungen iſt ein Betrag von 60 Mark auf Poſtſcheckkonto 1429, Amt
München, einzuzahlen. Es ſei noch beſonders darauf hingewieſen, daß
auch eine Lehrer=Nordkapfahrt mit dem Dampfer Lützow vorgeſehen
iſt; Auskünfte und koſtenloſe Proſpekte ſind gleichfalls bei genannter
Vertretung erhältlich.
Das 31. Arbeiter=Goldjubiläum
feierte die Firma Leopold Schoeller u. Söhne, Tuch=
fabrik
, Düren. Es galt dem wackeren Arbeiter Wilhelm
Kröngen aus Rölsdorf, der am 12. Mai 1876 als Fadenjunge in die
Fabrik eintrat, dann zwei Jahre in der Spinnerei tätig war und dar=
auf
bis heute als Weber ſeine Kraft der Firma widmete und wie bei
ſeiner Rüſtigkeit beſtimmt zu hoffen auch weiterhin noch auf Jahre
widmen wird. Wie es bei der Firma Leopold Schoeller u. Söhne, wie
überhaupt bei der Dürener Induſtrie, von jeher Sitte, wurde der Tag
der Vollendung fünfzigjähriger Zugehörigkeit eines Arbeiters zu einem
Ehrentage für dieſen geſtaltet: Die Arbeitsſtätte des Jubilars war von
den Mitarbeitern mit Blumen geſchmückt, die auch durch ſinnige Ge=
ſchenke
den froh Ueberraſchten erfreuten. In engerem Kreiſe wurde
der Jubilar durch Herrn Kommerzienrat Rudolf Schoeller in herzlicher
Weiſe beglüchwünſcht, in wärmſter Anerkennung der Verdienſte, die ſich
der Jubilar durch vorbildlichen Fleiß und Treue um die Firma erwarb.
Zugleich erfolgte die Ueberreichung einer anſehnlichen Ehrengabe.
Von beſonderem Intereſſe dürfte eine Aufzählung der Jubiläen ſein,
die bei der Firma Leopold Schoeller u. Söhne bisher gefeiert wurden:
wie bereits berichtet, das 31. fünfzigjährige, ferner fünfmal das
60jährige einmal das 65jährige und einmal ſogar ein
70jähriges. Ein Verzeichnis, das eine Ehrentafel darſtellt, ſowohl
für die Dürener Tuchfabrik, wie für den Stamm einer bodenſtändigen,
treuen Arbeiterſchaft.
Großfeuer in einem mähriſchen Gebirgsdorf.
* Olmütz. In dem Gebirgsdörfchen Giebau, das erſt zwei
Tage vorher von einem Feuer heimgeſucht wurde, wurden durch ein
Großfeuer neun Häuſer mit großen Getreidevorräten, Vieh und
dem ganzen Hab und Gut der Bewohner vernichtet. Der Schaden
geht in die Millionen. Als Urſache wird Brandſtiftung an=
genommen
.
Eine deutſche Erfindung.
Wie uns aus Prag berichtet wird, ſtellt der Dozent der Deutſchen
Techniſchen Hochſchule in Prag Dr. Endler, im Prager Chemiſchen
Inſtitut ein neues Glas aus, welches gegenüber den bisherigen
Arten eine um 50 Prozent höhere Reſiſtenz aufweiſt und
gleichzeitig den Uebergang der Flüſſigkeiten in kochenden Zuſtand um
die Hälfte der Zeit verkürzt. Die Erfindung Endlers bedeutet eine
große Erſparnis der Regie, der Zeit und hauptſächlich des Gaſes,
welches in den chemiſchen Laboratorien verwendet wird.

Schwere Unwetter in allerWelt.
Heftiger Föhn in Südbayern.
Am Sonntag nachmittag ſetzte in ganz Südbayern ein heftiger Föhn
ein, der in den Waldungen ſchwere Schäden anrichtete. Der
Föhn überraſchte auch die Teilnehmer einer Regatta auf dem Starn
berger See. Verſchiedene Jollen kenterten; die zur Verfügung ſtehen=
den
Motorboote konnten die übrigen Boote jedoch ſchleunigſt in den
ſchützenden Hafen bringen. Menſchen ſind hierbei nicht ums Leben
gekommen.
Erdrutſche in der Schweiz.
Durch die anhaltenden Regengüſſe im Rhonetal ſind zwiſchen den
Stationen Lalden und Brig an zwei Stellen die Bahngleiſe der
Lötſchbergbahn mit Schlamm= und Schuttmaſſen überſchüttet
worden, ſo daß der durchgehende Zugverkehr unterbrochen wunde. Man
glaubt, daß bis heute abend der durchgehende Zugverkehr wieder mög=
lich
ſein dürfte. Auch in den Orten der Eiſenbahnlinie Viſp-Zermatt
haben ſich infolge der ſtarken Regenfälle Erdrutſche ereignet. Der
Verkehr mußte teilweiſe eingeſtellt werden. Auch die Furka=Bahr
mußte geſtern nachmittag den Betrieb infolge Erdrutſchungen einſtellen,
konnte ihn jedoch heute bereits wieder aufnehmen.
Gewaltige Ueberſchwemmungsſchäden in Oberit alien
Aus ganz Oberitalien werden ſchwere Unwetterſchäden gemeldet
Die Flüſſe Tanaro und Bormida haben ausgedehnte Gebiete der Pro=
vinz
Aleſſandria überſchwemmt und in den Weinbergen jener
Gegenden große Verheerungen angerichtet. Die Stadt Nizza= Monfer=
rato
iſt vollſtändig überſchwemmt. Ein Haus iſt eingeſtürzt und
einige Fabriken und Mühlen längs der Flüſſe wurden ſchwer beſchädigt.
Viele Bauernfamilien wurden von den aufgebotenen Trup=
pen
gerettet, da ihre Gehöfte unter Waſſer ſtehen. Das durch
einen Wein berühmte Dorf Canelli ſteht vollſtändig unter Waſſer, und
die Bevölkerung kann ihre Häuſer nicht verlaſſen. Der Fluß Belbo
droht einige Häuſer mitzureißen. Die gefährdeten Familien
konnten von der Feuerwehr und Miliz gerettet werden. Bei Mondovi
iſt eine 1901 erbaute Eiſenbahnbrücke zuſammengeſtürzt.
Das Hochwaſſer der Etſch hat einige Stadtviertel von Verona unter
Waſſer geſetzt. Die Bewohner wurden in Sicherheit gebracht. Im
Aoſta=Tal ſind viele Straßen durch Lawinen und Erdrutſche verſchüttet
worden.
Da am Montag nochmals ein Platzregen fiel, haben die Ueber=
ſchwemmungen
in Oberitalien beängſtigenden Umfang angenommen.
Seit Jahrzehnten ſind nicht mehr Hochwaſſerſchäden von ſo verheeren=
der
Wirkung vorgekommen. In Piacenza hat um Mitternacht jeder
Zugverkehr eingeſtellt werden müſſen, weil das Hochwaſſer des Po bis
zu den Gleiſen der Eiſenbahnbrücke reichte. Eine Kommiſſion von
Technikern prüfte die Lage an Ort und Stelle. Auf dieſer Haupt=
verbindungslinie
zwiſchen Nord= und Mittel=Italien iſt auch
der Güterzugverkehr eingeſtellt. Auch der Güterbahnhof von Pia=
cenza
ſteht infolge eines Dammbruchs unter Waſſer. Jenſeits des
Bahnhofs drang das Waſſer in den Friedhof und überſchwemmte die
tiefer gelegenen Stadtteile, ſo daß die Bevölkerung in der
tacht aufgeweckt wurde und die Häuſer räumen mußte, um in
höher gelegenen Stadtteilen Zuflucht zu ſuchen. In Mortizza wurde
um mitternacht Sturm geläutet und die Bevölkerung auf Laſt=
wagen
und Automobilen in Sicherheit gebracht. Trotz verzweifelten
Anſtrengungen der Bautechniker ſcheint auch hier ein Dammbruch un=
vermeidlich
. Ganz Piacenza war in der letzten Nacht auf den Beinen
zur Hilfeleiſtung für die gefährdeten Nachbarorte. Um mitternacht hatte
das Waſſer bereits die Höhe des Dammes erreicht. In der Provinz
Padua hat die Landwirtſchaft für mehrere Millionen Lire Ueber=
ſchwemmungsſchäden
. Ebenſo werden Hochwaſſerſchäden aus der Pro=
dinz
Bergamo gemeldet, wo zwei junge Leute in den Fluten um=
kamen
. Der Waſſerſtand des Comer=Sees iſt gewaltig geſtiegen, ſ.
daß das Waſſer den Marktplatz von Como überſchwemmt.
Zahlreiche Kaufläden und Wirtſchaften mußten geſchloſſen werden.
Bei Voghera hat der Po ebenfalls den Damm durchbrochen
und viele Bauerndörfer überſchwemmt; ebenſo wurde
Leggo infolge des hohen Waſſerſtandes überflutet.
Im Trentino hat ſich die Lage gebeſſert; das Hochwaſſer der Etſch
beginnt etwas abzunehmen.
Schwere Stütme über Frankreich.
Aus allen Teilen Frankreichs wird ſchweres Unwetter gemeldet, das
zumeiſt mit empfindlicher Kälte und ſtarken Stürmen begleitet
iſt. In Paris ſind mehrere Bretterwände für Reklamezwecke umgeſtürzt,
wobei einige Perſonen verletzt wurden. Auf einem Sportplatz von
Paris iſt das Dach der Tribüne vom Winde weggeriſſen worden.
Es wurde niemand verletzt. Die Rhone iſt ſtark geſtiegen und einige
ihrer Nebenflüſſe ſind über die Ufer getreten. In der Nähe von Vallan
iſt Schnee gefallen. In der Gegend von Avignon regnet es ſeit
Donnerstag ununterbrochen. Die Sorgue iſt über die Ufer getreten
und hat den Gemüſepflanzungen großen Schaden zugefügt. In der
Nähe von Nizza iſt infolge von Hochwaſſer ein Eiſenbahn=
damm
eingeſtürzt, wobei ein Arbeiter erdrückt wurde. Die Var
iſt ebenfalls über die Ufer getreten. 20 Kilometer von Nizza ent
fernt erfolgte ein Erdrutſch, durch den eine Straße zugedeckt
wurde, kurz nachdem, ein vollbeſetztes Geſellſchaftsauto paſſiert war.
Aus Tunis wird gemeldet, daß auf der Strecke nach Lalaverie
eine Zug vom Sturme umgeweht wurde. Nur die Loko=
motive
konnte, dank ihres großen Gewichts, ſtehen bleiben. Fünf Rei=
ſende
wurden verletzt.
Die Leberſchwemmungen im Wolga= und Dongebiet
Nach Meldungen aus Kaſan iſt ein großer Teil der Stadt durch
das Hochwaſſer der Wolga unter Waſſer geſetzt. Der Schaden
wird auf mehrere Millionen Rubel geſchätzt. Aus Niſhnijnowgorod
wird ein allmähliches Zurückgehen des Hochwaſſers gemeldet. Auch in
Roſtow am Don iſt ein erheblicher Rückgang der Ueberſchwemmung
feſtzuſtellen. Die deutſche Wolgarepublik iſt bisher von der Hochwaſſer=
kataſtrophe
verſchont geblieben, doch lebt die Bevölkerung ſtändig in
der Bereitſchaft, im Falle eines Steigens des Hochſvaſſers ihr Gebiet
zu verlaſſen.
* Das Reklame=Geſchenk Glücksſpiel?
Der Kaufmann Harms, Inhaber eines im Jahre 1924 in Berlin
beſtehenden Motodroms, hatte im Juli und Auguſt 1924, um den
lauen Geſchäftsgang zu heben, durch Plakatumzüge angekündigt, daß
am erſten Sonntag eines jeden Monats ein fabrikneues Motor=
rad
verſchenkt werde. Und zwar erhielten die Beſucher des Moto=
droms
, die eine Karte zu einer Mark (10 Fahrten) löſten, mit ihr eine
Nummer, die an einem beſtimmten Tage ausgeloſt wurde. Nach der
erſten derartigen Veranſtaltung meldete ſich kein Gewinner, bei der
zweiten wurde ein Motorrad an den Gewinner ausgehändigt. In=
zwiſchen
waren aber die Behörden aufmerkſam geworden, und Harms
wurde wegen Glücksſpiels und vorſätzlicher Steuerhinterziehung vom
Landgericht III, Berlin, am 15. Oktober 1925 zu einer Geldſtrafe ver=
urteilt
. Die vom Angeklagten beim Reichsgericht eingelegte
Neviſion iſt vom zweiten Strafſenat des Reichsgerichts verwor
fen worden. In der Urteilsbegründung führt der erkennende
Senat unter anderem aus, die Annahme der Reviſion, daß kein Glücks=
ſpiel
vorliege, ſei nicht richtig. Eine beſondere Erhöhung des Eintritts=
preiſes
war nicht nötig. Der nach dem Geſetz erforderliche Einſatz für
die Gewährung der Gewinnchance lag ſchon im Eintrittsgeld. Weiter=
hin
hat ſich der Angeklagte durch den Losumſatz ohne Entrichtung der
Losumſatzſteuer der Steuerhinterziehung ſchuldig gemacht.
Die Ankündigung, daß ein Motorrad verſchenkt werde, iſt vom Ange=
klagten
nur zur Verſchleierung des wahren Sachverhalts gewählt worden.
Den Biſchof überfahren.
E.P. Mailand. Der Schnellzug Genua-Livorno überfuhr an
einem unbewachten Bahnübergang bei Maſſa=Cerrate ein Automobil,
wobei die beiden Inſaſſen getötet wurden. Es gelang, die Opfer als den
Biſchof von Trivento, Mſgr. Pasculli, und deſſen Vetter
gleichen Namens, der ihn als Sekretär begleitete, zu identifizieren. Der
Biſchof beſuchte im Auftrage des Vatikans die toskaniſchen Seminare.

Eine merknzürdige Geſchichte.
Das unausgebrütete Dinoſaurier=Ei.
EP. Eine merkwürdige Geſchichte von einem halbausgebrüteten
Dinoſaurier=Ei erzählt uns der Daily Mirror, dem wir natürlich
die volle Verantwortung dafür überlaſſen müſſen. Eines der im letzten
Jahre von dem Archäologen Andrews in der Wüſte Gobi gefundenen
antidiluvianiſchen Eier war von der Colgate=Univerſität in Hamilton
(Staat New York) zu dem anſehnlichen Preiſe von 10 000 Dollar erwor=
ben
worden. Der an dieſer Univerſität tätige Profeſſor Johnſon ver=
fiel
, offenbar in Erinnerung an das in einem ägyptiſchen Sarkophag
gefundene Getreidekorn, das nach 4000 Jahren noch aufgegangen war
auf den Gedanken, das Ei einem Brutapparat anzuvertrauen. Nach
einigen Tagen ſtellte er feſt, daß die Temperatur des Eies ſich ſtändig
ſteigerte. Fünf Tage lebte er in der Hoffnung, die Welt mit einem
lebendigen Dinoſaurus beſchenken zu können. Dann aber ging die
Temperatur des Eies zurück, trotz der ordnungsmäßig funktionierenden
Heizung des Brutapparates Schließlich kann man, ſo meint der
Daily Mirror dem Prof. Johnſon keinen Vorwurf daraus machen,
daß er mit den Brutmethoden für Dinoſaurier nicht recht vertraut iſt.
Da alſo der Brutverſuch geſcheitert war, erhob ſich die wichtige Frage,
was nun mit dem Ei geſchehen ſolle. Sein oder Nichtſein . . . ? Schließ=
lich
kam man überein, das Ei trotz der 10 000 Dollar zu öffnen,
um ſo wenigſtens feſtzuſtellen, ob darin überhaupt ein Brutprozeß vor
ſich gegangen war. Und da entdeckte man einen ſeltſamen Tierembryo
mit rieſigem Kopf und unentwickelten Beinen, kurz, einen jungen Dino=
ſaurier
. So berichtet der Daily Mirror. Hoffen wir, daß die
Gelehrten ſich nicht getäuſcht haben, und daß das ſeltſame Lebeweſen
richt eine Ente war eine ſogenannte Zeitungsente.

Preußiſch=Süddeutſche Klaſſenlotterie.
Zweiter Tag der 2. Klafſe. In der Vormittags=Ziehung
vom 17. Mai fielen: 2 Gewinne zu 10 000 Mk. auf Nr. 99 678;
2 Gewinne zu 5000 Mk. auf Nr. 160 892; 2 Gewinne zu 3000 Mk. auf
Nr. 103 480; 2 Gewinne zu 2000 Mk. auf Nr. 170 8882; 4 Gewinne
zu 1000 Mk. auf Nr. 141 489, 145 149; 10 Gewinne zu 800 Mk. auf
Nr. 34 589, 54 309, 110 355, 188 167, 230 309; 12 Gewinne zu 500 Mk.
auf Nr. 101 580, 145 307, 187 058, 244 474, 280 951, 299 061; ferner
wurden gezogen: 80 Gewinne zu 300 Mark und 226 Gewinne zu
180 Mark.
In der Nachmittags=Ziehung fielen: 2 Gewinne
zu 100000 Mk. auf Nr. 105 582; 2 Gewinne zu 2000 Mk. auf
Nr. 171 137; 6 Gewinne zu 1000 Mk. auf Nr. 1965, 22 405, 293 066;
6 Gewinne zu 800 Mk. auf Nr. 79 216, 174 090, 206 757; 16 Gewinne
zu 500 Mk. auf Nr. 7703, 50 311, 62525, 66 048, 147 981, 163 863
246 792, 283 486; ferner wurden gezogen: 72 Gewinne zu 300 Mark
und 246 Gewinne zu 180 Mark. Die Ziehung der 3. Klafſe findet am
12. und 14. Juni 1926 ſtatt.

Rund=Funk=Programme.
Frankfurt.
Mittwoch, 19. Mat. Uebertr, des Konzertes am Schweizer=
häuschen
. O 3.30: Rektor Wehrhan: Kriemhildens Rache (für
chwarz:
Kinder vom 10. Jahre ab). O 4.30: Neue Tanzmuſik.
Valſe
Kreuzworträtſel, Foxtr. Waldau: Ich hab' geträum
boſton. Springefeld: Dein Tanz hat mich entzückt, Foxtr.
Häusler: Hermoſa Nina Tango milonga. Nicholls: Araby
Foxtr
Leopoldi: Monnalona, Oneſtep. Roland: Gold=
Sonah: Le Raleo (Neuer Tanz). Palos:
rauſch Foxtr
Ti=ti=pu, Foxtr. Robrecht: Carmencita Foxtr. O 5.45:
tenogr. für Anf. und Fortgeſchrittene (Diktat von 80 Silben auf=
wärts
). O 6.15: Guſtav Mahler (geſt. 18. Mai 1911), Vortrag
von Kapellmeiſter Scherchen. O 6.45: Schach. O 7.15: Das gel=
tende
Steuerſyſtem im Reich und in Preußen von Dr. Neumark.
8: Uebertr. von Wiesbaden (Städt. Kurorch.). Meyerbeer
. Eurnanthe
Krönungsmarſch aus Der Prophet Weber: O
uv
Grieg: Sol=
Wagner: Einl. zum 3. Akt Die Meiſ
rſinge
Strauß: Roſen aus
veigs Lied. Thomas: Ouv. Mignor
dem Süden. Liſzt: 1. ung ,Rhapſodie F=dur.
Siuttgart.
Mittwoch, 19. Mai. 2: Schallplattenkonzert. O 3: Jugend=
ſtunde
. Elſa Pfeifer Karl Köſtlin. O 4: Aus dem Reiche der
Frau (Frau Sauter=Kindler). O 4.15: Rundfunkorch. Holzmann:
Komzak: In der Zaubernacht. Lortzing: Ouv
Feuert
Jenſen: Serenade. Roſſini: Fant. Wilhelm Tell
Undine
Jenſen: Wiegenlied. Klughardt: Auf der Wanderſchaft, Suite.
O 6.05: Vortrag Dr. Endriß: Rundfunk und Schlagwortbekämpfung.
O 6.25: Engliſch. O 6.45: Vortrag Obering. Dilcher: Das Wich=
tigſte
über Wechſelſtröme ,2. O 7.15: Vortrag Dr. Helene Fer=
recherziehung
, 7. Ueber Organbildung.
nau: Wert und Weſen der
Luſtſpiel von Rod. Benedix.
O 8: Hörſpiel Das Gefängnis,
Perſ.: Dr. Haagen, Privatgelehrter: Karl Köſtlin. Mathilde, ſeine
Frau: Erna Faßbinder. Baron Wallbeck: Max Heye. Ramsdorf;
Carl Struve. Adelgunde von Delmenhorſt: Elſa Pfeiffer. Fried=
eim
, Gefängnisinſp.: Th. Brandt. Hermine, ſ. Tochter: Elſe Rüthel.
hünter, Wallbecks Diener: G. Ott. Pförtner eines Gefängniſſes: M.
Nitw.: Kitty Rolfen, Hilde Binder
küller. Anſchl.: Tanz=Abend.
Hans Werder, Tanzkapelle des Philharm. Orch. 18 alte und neue
Tänze, Tanzlieder etc.
Berlin.
Mittwoch, 19. Mai. 5: Für unſere Kleinen. Mitw.: Fritz
Alten, Eva Holberg, Knabenchor der Kaiſer=Friedrich=Schule. O 6.50:
Fritz Badicke: An entlegenen Havelſeen. O 7.15: Prof. Dr. Hirſch:
Probleme des modernen Handels (Veränderungen des Weltmark=
tes
) O 7.50: Geh. Juſtizrat Pro
dr. Heilfron: Streifzüge durch
das bürgerliche Recht (Das Erbrecht) O 8.30: Konzert. Mendels=
ſohn
: Rondo capriccioſo. Frühlingslied. Spinnerlied. (James Si=
mon
, Rlavier.
Kowalski: Aus Pierrot lunaire‟ (Theodor
Bariton.) K. Baum: Das Lied von der dünnen Wand. Jan
Rainer. (Karl Zander, Rez.) Wieniawski: Romanze aus dem
d=moll=Konzert. Kreisler: Caprice viennois. (Jacques van Kins=
bergen
, Violine.) Simon: Harlekinade. Chopin: Walzer F=dur,
Walzer E=moll. Liſzt: Waldesrauſchen
bletto=Paraphraſe
(Simon.) Kowalski: Aus Pierrot lungire‟
Branſen: Aſcher=
mittwoch
. April. (Scheidl.) Baum: Der Schmied von Laibach
Kehlheim: Die
aus Bagl Schem.? ... Lander.) Bloch: Zerknirſchung,
Kreisler: Tambourin chinois. (Kinsbergen.
tettin. 8.30: Unterhaltungsmuſik. Fr. v. Blon:
Heil
Europa Marſch. Puccini: Fant. Madama Butterfly (Stett
Kammermuſikvereinigung: A. Litkiewicz, Klavier; A. Schuſter, Viol.;
M. Pohlers, Bratſche; A. Stubbe, Cello.) O. J. Bierbaum:
Frühlings=Zuruf.
Herm. Löns: Alle Birken grünen. (Edgar
Flatau vom Stadttheater Rez.) Hildach: Der Lenz. Mendels=
ſohn
: Leiſe zieht durch mein Gemüt. (Hohnau v. Stadtth., Tenor
Am Flügel: Herm. Scheibenhofer.) Sinding: Prelude. (Schuſter.)
Renard: Berceuſe. (Stubbe.) Th. Fontane: Herr von Ribbeck
A. Kopiſch: Die Heinzelmännchen. (Flatau.)
auf. Ribbeck.
Wagner: Winterſtürme wichen dem Wonnemond, aus Walküre
(Hohnau.) Thoma: Lausbubengeſchich
. (Flatau.) Meyerbeer:
Ihr Wangenpaar, aus Hugenotten Puccini: Wie eiskalt iſt
dies Händchen, aus La Boheme (Hohnau.) Leo Fall: Walzer
nach Der fidele Bauer,
C. Robrecht: Dear one, Oneſtep.
Königswuſterhauſen. Mittwoch 19. Mai.
Lektor Grauder
und Julius Nalinski: Franzöſich für Schüler. O 3: Studienrat Frie=
bel
und Lektor Mann: Engliſch für Anfänger. O 3.30: Dieſelben:
Engliſch für Fortgeſchrittene. O 4: Geheimrat Prof. Dr. Sievers:
Der Neuklaſſizismus und ſeine Grundlagen. O 4.30: Mitteilungen
des Zentralinſtitutes. O 5: Anna von Gierke: Das Schulkind in
der Freizeit.

Wetterbericht.
Wettervorherſage für Donnerstag, den 20. Mai 1926.
(Nach der Wetterlage vom 18. Mai 1926.)
ſpäter zunehmende Bewöl=
Wärmer, Winde aus ſüdlicher Richtung
Heſſ. Oeffentl. Wetterdienſtſtelle.
kung, doch meiſt trocken.

[ ][  ][ ]

Seite 10

Nummer 138

* Der Jgel von Perugia.
Rom, Anfang Mai 1926.
Das kraushaarige Mariechen mit dem Bubikopf hat ſich ver=
lobt
, mit einem ſchüchternen blonden Jüngling, der ſehr blond
und ſehr nach Luckenwalde ausſieht. Das hat mich enttäuſcht.
Denn als ich Mariechen kennen lernte, da war ſie ſo ſtolz, daß
ich ſie für eine kleine Engländerin gehalten habe. So ſtolz.
Und jetzt Luckenwalde!
Es war oben in dem hohen Perugia. In dieſem Perugia,
das eine der ſchönſten Städte Italiens iſt und das zugleich außer
einer nicht zu vermeidenden Einwohnerſchaft von ſtändig vor=
handenen
Italienern eine monateweiſe, aber ſozuſagen perennie=
rende
Belegſchaft von Engländern beſitzt. Perugia iſt ſicher eine
italieniſche Stadt man möchte ſchon um des Zornes von
Muſſolini willen nicht den geringſten Zweifel äußern wer aber
als Fremder dorthin kommt und alſo gezwungen iſt, in einem
Hotel zu wohnen, wird Perugia trotzdem für eine engliſche An=
ſiedlung
halten. Man kann wenn man Fremder von Diſtinktion
iſt (und das ſind wir auf Reiſen doch natürlich alle) nur in
dem Hotel von Perugia wohnen. Oben hoch über der Welt am
Anfang und Ende der Stadt liegt dieſe Gaſtſtätte, von einem
Engländer gegründet und von einem Engländer verwaltet, eine
engliſche Enklave mitten in der romaniſchen Welt. Aus den
Fenſtern des großen Palazzo ſchaut man hinunter und hinüber
über die Wellen der wundervoll geſchwungenen Hügel und Berge,
auf die Furchen der Täler, die ſich in krauſen Linien durch dies
Gewirr der heiteren Welt rings um Perugia ziehen. Die ſchönſte
und lieblichſte Landſchaft des mittleren Italien liegt zu Füßen
der hochgelegenen Stadt, und wenn man aus der Straße Peru=
gias
mit ihrem markigen Mittelalter das Rathaus mit ſeiner
Freitreppe! vorſchreitet bis zu der Baluſtrade am Gaſthof.
dann grüßt die idealſte aller Welten, die Landſchaft der alten
italieniſchen Meiſter herauf und herum, in Freude und Freiheit,
in Heiterkeit und Innigkeit.
Entzieht man ſich aber dieſer Welt und beſchränkt ſich auf
den beſagten Gaſthof (was ſich leider nicht vermeiden läßt,
wenn die Welt ſich uns entzieht, durch Nebel und Regen)
ſitzt man plötzlich in England, am obligaten Kamin, bei unver=
meidlichen
Magazines und ebenſo bunten alten und jungen
Ladies. Wohl dem, der ſein ſchwarzes Abendfeſtkleid nicht ver=
geſſen
hat. Es oh Fest und iſt ſehr lovely und nice. Die Bubi=
köpfe
ſind in der Uebermacht und auch das graueſte Alter ſchützt
nicht vor der Haarſchere. Hier fand ich Mariechen. Am Abend
vor Neujahr. Ein Prachttag, trotz des Winters und der kahlen
Obſtbäume in den Tälern, ein Tag voller Sonne und Vorfrüh=
ling
war abends plötzlich von ſchwerem Regen und Sturm abge=
löſt
worden. Der Kamin beherrſchte die Welt die engliſche
im Hotel. Ich ſaß durch Zufall neben Mariechen und hörte eine
Zeit lang dem Geſpräch an meiner Seite zu. Ein niedliches, echt
engliſches Girl ſprach eifrig auf Mariechen ein, und aus Marie=
chens
erſtaunlich kleinem Munde eriönte mit einer feinen Vogel=
ſtimme
von Zeit zu Zeit ein 0 ves oder auch indeed‟. Da
kam auf einmal eine direkte Frage an Mariechen, auf die ſie nicht
mit ja oder nein oder indeecl antworten konnte. Sie druckſte
und druckſte, und auf einmal wandte ſie ſich an mich, der ich eine
deutſche Zeitung in der Hand hielt: Ach bitte, was heißt Haar=
ſchneidemaſchine
auf Engliſch? Die Frage war etwas über=
raſchend
, denn ich hatte, in meiner Zeitung blätternd, zuletzt nicht
mehr genau auf das Geſpräch geachtet. Haarſchneidemaſchine‟
auf Engliſch? . . . Ich zog mich ſo gut es ging, aber etwas kläg=
lich
aus der Geſchichte. Dann aber kam ich mit Mariechen ins
Geſpräch und fragte ſie erſtaunt, ob ſie denn nicht Engländerin
ſei, da ich ſie immer nur in dem engliſchen Kreiſe geſehen hätte.
Freudeſtrahlend antwortete ſie: Ich, Sie haben mich alſo auch

Mittwoch, den 19. Mai 4926

für eine Engländerin gehalten. Ich bin ſo froh, daß ich ſo oft für
eine Engländerin angeſehen werde. Ich lerne jetzt auch eifrig
Engliſch. Ein Wort gab das andere, und dann erzählte ſie mir,
daß ihre engliſchen Freundinnen befürchteten, ihre Bubikopf=
Haare könnten durch allzu häufiges Schneiden ſtruppig werden.
Ob das möglich wäre? Sie habe auch Angſt um ihren Bubikopf.
Da habe ich ihr die Geſchichte vom Igel erzählt, vom Igel von
Perugia.
Der Jgel hatte nach der Schöpfung der Erde ein ſeidenweiches
Fell, ſchön lang und glänzend. Da packte ihn aber eines Tages
der Hochmut und er wünſchte nicht mehr wie ein Pelztier aus=
zuſehen
, wie irgend ſo ein langhaariges Tier, deſſen Fell die
Evas ſchon damals im Paradieſe ſich um die nackten Schultern
hängten. Er wollte kurzhaarig ſein und mit einem rauhen Pelz=
chen
verſehen wie ein ſtichelhaariger Terrier. Denn die brauchten
nicht nach ihrem ſeligen Ende noch auf Weiberſchultern Dienſt zu
tun. Er ſchrieb ſich deshalb ins Beſchwerdebuch beim heiligen
Petrus ein und wurde dann auch zur Sammelaudienz für un=
bequeme
Untergebene am Freitag morgen befohlen. Dort trug er
beim Herrgott ſein Anliegen vor, und der Herrgott in ſeiner
weiſen Güte gewährte ihm ſeinen Wunſch. Er griff hinter ſich in
eine flatternde Wolke und zog eine Haarſchneidemaſchine hervor.
Die gab er dem Igel und ſagte: Wenn du nicht mit deinem Los
und meiner Beſtimmung zufrieden biſt, dann ſcher dich von jetz:
an ſelbſt und zum . . . Kuckuck. Dann gab Petrus dem Jgel
einen Schubs, ſo daß er die Wolkenbänke hinunter bis in eine
etwas dunkle Ecke des Paradieſes rollte. Hier nahm der Igel die
neue Maſchine vor und ſchor ſich ſein ſeidenweiches Fell gan
kurz ab. Bei dem warmen Klima im Paradieſe aber und woh
auch weil Petrus etwas ſchadenfroh ihm Haarwuchspillen in ſein
Futter ſchütetete wuchſen die Haare des Pelzes ungemein
raſch wieder nach, und binnen drei Tagen mußte der Jgel wieder
fur Maſchine greifen. So ging das geraume Zeit. Alle zwei bis
drei Tage ließ ſich der Igel mit der Maſchine nun vom Pavian
die langen Pelzhaare abſäbeln, ohne daß er je recht zu Genuf
ſeines gekürzten Fells hätte kommen können. Bald aber merkte
er, daß das ewige Abſchneiden die Haare rauh und hart machte.
Nach und nach wurden die weichen Pelzhärchen zu feſten, dicken
Strähnen, die ſich immer ſchwerer mit der Maſchine abſchneiden
ließen. Als der Igel dann eines Tages den Schaden beſah, waren
ſeine Haare ſo dick und feſt geworden, daß die feinen ſcharfen
Zähne der Maſchine ſie nicht mehr bewältigen konnten. Nun
mußte er ſich ſeinen Pelz wieder ſtehen laſſen. Jetzt aber beſtand
dieſer nicht mehr aus weichen Haaren, ſondern aus feſten, ſpitzen,
harten Borſten, die ſich nach allen Seiten ſpreizten. Seitdem hat
der Igel Stacheln.
So erzählte ich Mariechen in Perugia die Geſchichte vom
Jgel. Das Zimmer war leer geworden, und wir waren allein
zurückgeblieben. Andächtig und ängſtlich ſchaute mich Mariechen
an: Glauben Sie, daß meine Haare auch durch vieles Schneiden
hart werden könnten? Ich habe mich höflich und lieb davon
überzeugt, daß Mariechen noch ein ſeidenweiches Fellchen hatte.
Und ich habe ſie getröſtet. Acht Tage blieb Mariechen noch in
Perugia. Tagsüber als Engländerin mit den Töchtern Albions.
Aber des Abends durfte ich ihr die Geſchichte vom Igel immer
wieder erzählen, wenn wir auf der dunklen Terraſſe ſtanden, hoch
oben über der ſtillen Weite von Hügel und Tal, ganz einſam, das
kraushaarige Mariechen und ich. Und ſie hatte keine Borſten.
Nun hat ſich Mariechen, die beinahe engliſche Miß, mit einem
Jüngling aus Luckenwalde verlobt. O Mariechen! Jetzt wirſt
du bald heiraten und Kinder kriegen, und eines Tages wirſt du
ſogar Schwiegermutter werden. Dein Fellchen wird dann nicht
mehr weich ſein, ſondern dann wirſt du ſicher ſo ſtachlig ſein wie
unſer Igel. Und ich hätte dir doch noch ſo gern recht oft beſtätigt,
daß deine Haare ſo weich ſind, wie die des Igels vor dem
Sündenfall.

Stimmen aus dem Leſerkreiſe.
Oir die Bersffentlichungen unier dieſer Ueberſchrift übernimmt die Redaltlon keinerlei Dor=
wertung
; für ſie bleibt auf Gru
des §21 Abſ. 2 d
Preſſegeſetzes in vollem Umfang
der Eender verantwortlich.) Einſe
ungen, die ni
verwendet werden, fönnen nicht
zurückgeſandt, die Ablt
ung nicht begrindet werden
Wann wird das neue Darmſtädter Adreßbuch wohl
erſcheinen? Anfangs November vorigen Jahres wurden bereits die Be=
träge
für aufzunehmende Geſchäftsempfehlungen erhoben, aber das
Adreßbuch???

Briefkaſten.
J. W. hier. Zur freiwilligen Fortſetzung der Verſicherung ( Inva=
lidenverſicherung
) iſt berechtigt, wer aus einem verſicherungspflichtigen
Verhältnis ausſcheidet und für den wenigſtens eine gültige Marke ver=
wendet
iſt. Es iſt dem Verſicherten anheimgeſtellt, wann er die Marken
kleben will, mit der Einſchränkung, daß freiwillige Beiträge 1. für mehr
als ein Jahr zurück, 2. nach Eintritt dauernder oder vorübergehender
Invalidität oder für die weitere Invalidität nicht entrichtet werden
dürfen. Die Wahl der Lohnklaſſe ſteht völlig frei. Es kann auch zu
eder Zeit ein Wechſel in der gewählten Lohnklaſſe vorgenommen werden.
Wir raten, ſich an die Verſicherungsanſtalt zu wenden.
N. K. W. 12. Es handelt ſich wohl um ein kurzfriſtiges Darlehen,
das nicht als Vermögensanlage anzuſehen iſt. Sie werden deshalb zur
Aufwertung nach allgemeinen Grundſätzen (Treu und Glauben) ver=
pflichtet
ſein. Eine gütliche Verſtändigung anzuſtreben, liegt im beider=
ſeitigen
Intereſſe.
O. P. Die Frage iſt zu bejahen. Lehnen Sie deshalb die Forde=
rung
ab.
G., hier. Leſen Sie Nr. 125 Seite 6 dieſes Blattes nach.
Frau M. in B. Wenden Sie ſich an das Reichsmarineamt in Berlin.
K. M. S. Die Erlaubnis allein wird ein Recht nicht wohl begrün=
den
können. Fordern Sie den Nachbar auf, das von ihm in Anſpruch
genommene Recht glaubhaft zu machen.
F. H. M. Nein.
F. He. Wenden Sie ſich, da die Straße wohl im Eigentum der
Stadt ſteht, an das Städtiſche Hochbauamt, wo auch Näheres über die
Gebühren zu erfahren iſt.
H. in G. Wir haben keine Zeit, das nachzuſehen. Auf der dortigen
Airgermeiſterei iſt das Erforderliche zu erfahren.

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Geſchäftliches.
Mit Teilzahlungen von 50 Pfg.
können Sie ſich einen Fonds ſchaffen, der Sie und Ihre Familie vor
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entfernen kann. Darum iſt Spectrol=Waſſer für jeden Haushalt unent=
behrlich
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Gebetszeiten in der Synagoge der iſrgel. Neligionsgeſellſchaft.
Mittwoch, den 19. Mai: Morgens 8 Uhr. Nachm. 5 Uhr,
Abends 9 Uhr 05 Min
Donnerstag, den 20 Mai: Morgens 8 Uhr. Nachm 5 Uhr.
Feſtesausgang 9 Uhr 10 Min.
Samstag, den 22. Mai. Vorabend 7 Uhr 40 Min. Morgens
8 Uhr. Nachm. 5 Uhr. Sabbatausgang 9 Uhr 10 Min.
Wochengottesdienſt: Morgens 6 Uhr 00 Min. Abends 7 Uhr
45 Min.

Hauptſchriftleitung: Rudolf Mauve
r Politik und Wirtſchaft: Rudolf Mauve
Verantwort
Vera
r Feuilleton und Heſſiſe
Nachrichten: Max Streeſe
Zerantwortl
ir Sport: Dr. Eugen Buhlmann
Verantwortlich
ür Schlußdienſt: Andreas Baue
Verantwortlich für den Iuſeratenteil: Willy Kuhl
Druck und Verlag: L. C. Wittich ſämtlich in Darmſtadt.

Die heutige Nummer hat 16 Seiten.

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Dr. Maher
Herdweg 95, Fart.
912, 36. (*13275

4 Rohrſtühle
Vaſen m. Ständer,
1 Serviertiſch,
Tennisſchläger,
1 Liegeſtuhl,
Eisſchrank,
Elublampe zu vk
Näh. Geſchſt. (*1321b

Lüf
Meſſing=Luſter
für Gas u. Elektr. bill.
zu verkauf. (* 3210
Bismirckſtr. 53. part.

Guterh Gasherd m.
Tiſch, 35 m Garten=
ſchlauch
mit Spritz=
vorrichtg
. bill. z vk.
Parcusſt. 21,II. *13238

4rädrig. Haudwagen,
45 Ztr. Tragfraft
u. Kinderſchreibpult
zu verkf. Näh. Ge=
ſchäftsſtelle
. (*13296
Verloren
Verloren
Brieftaſche, gelbee
Leder, ſilberne Kante.
Belohnung. (*13204im
Kuhe, Heinrichſtr 55.

[ ][  ][ ]

Nummer 138

Mittwoch, den 19. Mai 1926
Spratt’s
Kückenfutter
Hühnerfutter
Hundekuchen
ſowie
Garnelen
Muſchelkalk empf.
Wilhelm Ulbrich
Landgr. Georgſtr. 64
Fernſpr. 1294
13311

Seite 11

Waschseidene Kleider
in großer Auswahl . . . . . . . . . . . . . . . . 14.50, 8.90,
Bastfarbige Kleider
in erprobten Qualitäten . . . . . . . . . . . . . . 19.50, 14.50,
Sommerkleider
aus guten Waschstoffen . . . . . . . 2 . . . . . . . 9.50, 6.50,
Voll-Voile=Blusen
allerneueste Formen . . . . . . . . . . . . . . . . 9.50, 5.90,
Damen-Mäntel
in allen Stoffarten . . . . . . . . . . . . . . . . 29.00, 19.50,
Regen-Mäntel
imprägniert, eintarbig und kariert . . . . . . . . 26.00, 19.75,
Windjacken und Lederol-Jacken
mit 4 Taschen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19.50, 14.50,
Pullover
allerneueste Farben . . . . . . . . . . . . . . . . . 9.75, 7.90,
Kinder=Kleidchen
in allen Größen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6.50, 4.50,
Damen=Hüte
Eleidsame Formen
.. . . . . . . . . . . . . . . 9.50, 4.50,
Trikot=Schlupfhosen
in allen Farben.
.. . . Paar 2.25, 1.15,

Schlupt=Hosen, Kunstseide
in modernen Farben
. Paar 3.75, 2.95,
Unterkleider, Kunstseide
gute Qualitäten und volle Größe ....
. 4.50, 3.95,
Damen=Strümpfe
Wasc-Kunstseide, moderne Farben . . . . . . . . . 2.95, 2.45,
Damen=Florstrümpfe
schwarz und farbig

.. . . . . . 2.10, 1.75,
Mousseline, Wollimitat
moderne Ausmusterung .
Meter 0.95, 0.88,
Reinwollene Mousseline
sehr gute Qualitäten ..
.. . . . . Meter 2.75, 2.50.

Trachten=Stoffe
. . Meter 1.25, 1.15,
neueste Karos ... . . .

Aus den Amtsverkündigungen des Kreisamts
Darmſtadt und den Bekanntmachungen des
Polizeiamts Darmſtadt.
Gefunden: 1 Karton, enthalt 1 Laib
Brot, 1 Glasbürſte, Zinaretten, Blumen
uſt 1 braune und 1 graue Knabenſchild=
mütze
1 alter brauner Dimenhandſchuh
1 Damenſchirm mit grauem Knopf. Eine
Tabakspfeife 1 grünwollener ge äkelter
Beutel mit Taſchentuch Paar Damen=
handſchuhe
. 1 friſchgewaſckenes weißes
Herrenhemd. 1 goldene Schliposnadel
Eine Anzahl verſchiedene Schlüſſel und
Bund. 1 goldener Damenring, gez Efa
und Afa 1 ſilberne Damenuhr mit Gold
rand. 1 goldener Herren ing mit ovalem
dunkelrotem Stein 1 ſchwarzer Damen=
ſtrohhut
. Zugelaufen: 2 ſchwarzweiße
Foxe.

ſſ
Rechnungsergebnis der Kaſe
der Viktoriaſchule u. Eleonoren=
ſchule
für 1924.
Das obige Rechnungsergebnis und
die zur Prüfung vorbereiteten Hand=
bücher
nebſt Urkunden liegen während
einer Friſt von einer Woche in den
Räumen der Stadtkaſſe zur Einſicht offen.
Während dieſer Zeit kann jeder Beteiligte
von dem Nechnungsergebnis Einſicht
nehmen und ſchriftliche Bemerkungen
dazu einreichen.
st7594
Darmſtadt, den 14. Mai 1926.
Der Oberbürgermeiſter.

Jelannrmaceg.
Die Steuerbeſcheide für die gemeind=
liche
Grundſteuer, Gewerbeſteuer und
Sonder=Gebäudeſteuer für das Rech=
nungsjahr
1926 werden bis zum Fällig=
keitstermine
des 1. Zieles am 25. Mai
1fd. Js. noch nicht im Beſitze des
Steuerpflichtigen ſein, da die Feſtſetzung
der Ausſchlagsſätze für die mit dieſen
Steuern zur Erhebung gelangenden Um=
lagen
für den Kreis Darmſtadt und die
Provinz Starkenburg noch nicht erfolgt
iſt. Die Erhebung des 1. Steuerziels
wird daher vorausſichtlich erſt im Laufe
des Monats Juni Ifd. Js. ſtattfinden.
Mit Rückſicht auf die Fälligkeit des 2.
Ziels der ſtaatlichen Steuern in dieſen
Monat, dürfte es im Intereſſe der Steuer
pflichtigen liegen, noch im Laufe d eſes
Monats Vorauszahlungen in Höhe
des ſeitherigen Zielbetrags oder
Abſchlagszahlungen auf das 1. Ziel
der ſtädtiſchen Steuern an die
Stadtkaſſe zu leiſten. Die darüber
von der Stadtkaſſe auszuſtellenden Quit=
tungen
wären alsdann nach demnächſti=
ger
Zuſtellung der Steuerbeſcheide der
Kaſſe zur endgültigen Verrechnung vor
zulegen.
(st7595
Darmſtadt, den 18. Mai 1926.
Der Oberbürgermeiſter.

1. 7589

K Beſitzung an der
Bergſtraße,
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räume
, Gärtnerhaus
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der Metallwarenbr.
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Moosbergſt. 12.*12261

Die Fiſcherei im Großen Woog ſoll
demnächſt neu verpachtet werden. Die
Bedingungen liegen im Stadthaus, Zim=
ier
Nr. 29, während der Dienſtſtunden
zur Einſicht offen.
(st7402
Darmſtadt, den 14. Mai 1926.
Der Oberbürgermeiſter.

Der Einbau einer Niederdruck
Dampfheizungsanlage in dem ſtädt.
Wohlfahrtsamt, ſowie dte erforder
lichen Maurerarbeiten ſollen ver=
geben
werden. Die Vergebungsunter=
lagen
liegen in den üblichen Dienſtſtunden
auf unſerem Amte, Frankfurterſtraße 69,
Zimmer 22, zur Einſicht offen. Die An=
gebote
ſind bis Dienstag, den 1. Juni
vormittags 10 Uhr, hierher einzureichen.
An auswärtige Firmen werden die
(St. 7603
Angebote nicht abgegeben.
Darmſtadt, den 18. Mai 1926.
Direktion der ſtädt. Betriebe.

Die Käufen
und verkauſen gebrauchte Motorräder
und Fahrräder. Angebote unter A 141
1*13214
an die Geſchäftsſtelle ds. Bl.

Einträge in das Handelsregiſter: Ab=
teilung
4: Am 6. Mai 1926 bei den
Firmen: 1 Gottfried Schwarz & Co.
gegen Sicherheit und Darmſtadt: Die Geſellſchaft iſt aufgelöſt
Die Firma iſt erloſchen. 2. Carl Ph.
Müller, Wein= und Apfelwein=
kelterei
, Darmſtadt: Die Firmia iſt er=
Gefl. Ang u. A 143ſloſchen. Am 7. Mai 1926 bei der Firma:
a die Geſchſt. *13222 Georg Korbus in Darmſtadt: Kauf=
mann
Rudolf Schramm in Eßlingen am
Neckar iſt in die Geſellſchaft als perſön
lich haftender Geſellſchafter eingetreten
Die Vermögenseinlage des Kommandi=
tiſten
iſt auf Reichsmark umgeſtellt
Am 11. Mai 1926 bei den Firmen: 1
Därlehen Schwanen=Drogerie Otto Walter,
Darmſtadt: Kaufmann Ernſt Bernhard
in Darmſtadt iſt in das Geſchäft als
Geſchäftsſt. (13237 perſönlich haftender Geſellſchafter einge=
treten
. Die offene Handelsgeſellſchaft hat
im 1 April 1926 begonnen. 2. Roden=
Obſtſchaumweinkellerei
Carl Ph. Müller, Darmſtadt: Die
Firma iſt erloſchen. Neueinträge:
Am 7. Mai 1926: Firma: Ernſt
Damus, Darmſtadt. Inhaber: Ernſt
Damus, Kaufmann in Darmſtadt. Ernſt
B10Geſhſt. (13245 Damus Ehefrau, Anna, geborene Walken=
horſt
in Darmſtadt, iſt zur Prokuriſtin
beſtellt. 2. Am 11. Mai 1926: Firma
v. Beamten in feſter Techniſches Büro Ingenieur Wil=
Stellg a. lurze Zeit heim Kraetzinger, Darmſtadt. In=
haber
: Wilhelm Kraetzinger, Ingenieur
in Eberſtadt bei Darmſtadt. Abteilung B
Zumieten geſucht) Am 11. Mai 1926 bei der Firma: Darm=
ſtädter
und Nationalbank, Kom=
manditgeſellſchaft
auf Aktien, Haupt=
niederlaſſung
in Berlin, Zweignieder
räume. Angebote an/laſſung in Darmſtadt: Die Prokuren des
Friedrich Stief und Chriſtian Raſch ſind
erloſchen. Am 12. Mai 1926 bei der
Firma: Direction der Disconto=Ge= gegen Barzahlung:
ſellſchaft, Filiale Darmſtadt, Haupt=
niederlaſſung
Berlin, Zweigniederlaſſung
Darmſtadt: Durch Beſchluß der General=
verſammlung
vom 12. April 1926 iſt
der Geſellſchaftsvertrag geändert. Die
auf Namen lautenden Aktien ſind au
Verlangen der Kommanditiſten jederzeit
in auf den Inhaber lautende Aktien um=
zuwandeln
. Neueintrag: Am 12. Mai
1926: Firma: Geſellſchaft zur Be=
kämpfung
von Pflanzenſchädlingen
und Pflanzenkrankheiten in Wein=/ Beſchlaguahmefreie
bau und Landwirtſchaft mit be=
ſchränkter
Haftung. Sitz: Darmſtadt. Barzahlung, gleich
Gegenſtand des Unternehmens: Zube= wieviel Zimmer An=
reitung
und Vertrieb von Mitteln zur geb. unt. A 138 ar
Bekämpfung von Pflanzenſchädlingen die Geſchſt. (*13203
und Pflanzenkrankheiten in Weinbau und
Landwirtſchaft ſowie Vertrieb von Dün= mannſtr. Herdweg
gerſorten. Stammkapital: 12000 Reichs=
mark
. Geſchäftsführer: Philipp Repp, für ſof. zu miet geſ.
Kaufmann in Darmſtadt, und Wilhelm//kl. Wagen). Angeb
Wenz, Kaufmann in Darmſtadt. Phl= Geſchſt
lipp Repp Ehefrau, Marie, geborene
Auer in Darmſtadt, iſt zur Prokuriſtin
beſtellt. Der Geſellſchaftsvertrag iſt am 5 bis 6 Zimmer
30, März 1926 feſtgeſtellt. Sind mehrere
Geſchäftsführer beſtellt, ſo wird die Ge=
ſellſchaft
, durch zwei Geſchäftsführer ge= mögl. m. Küche für
meinſchaftlich oder durch einen Geſchäfts=
führer
in Gemeinſchaft mit einem Pro= geſucht.
kuriſten vertreten. Der Geſellſchafter
Philipp Repp in Darmſtadt bringt, als Alter’s Tauſchbüro

Stammeinlage in die Geſellſchaft ein
ſeine Rezepte für Herſtellung der Mittel
zur Bekämpfung von Pflanzenſchädlingen
und Pflanzenkrankheiten in Weinbau und
Landwirtſchaft im angerechneten Werte
von 6000 Reichsmark. Die Bekannt=
machungen
der Geſellſchaft erfolgen durch
den Deutſchen Reichsanzeiger.
(7561
Darmſtadt, den 15. Mai 1926.
Amtsgericht I.

Belehrungen über das eheliche
Güterrecht und das Erbrecht der Ehe=
gatten
nach dem Bürgerlichen Geſetzbuch
für das Gebiet, der hieſigen Stadt wer=
den
koſtenfrei bei dem hieſigen Standes=
amt
in Darmſtadt (Hügelſtraße) während
den Dienſtſtunden abgegeben.
(7599
Darmſtadt, den 3. Mai 1926.
Heſſiſches Amtsgericht Darmſtadt I.
gez. Dr. Hauſtaedt.

E.

Jagu=Serpachtung.
Die Gemeindejagd in Biebesheim,
enthaltend 3 Jadbezirke von 500, 318 und
375 Hektar, wird am 29. Mai, nachmittags
2 Uhr, erneut öffentlich meiſtbietend im
Saalbau Wirthwein verſteigert. Biebes=
heim
iſt Bahnſtation und liegt etwa in
der Mitte der Jagd.
Heſſiſche Bürgermeiſterei.
Hammann.
(7602

Am Donnerstag, den 20. Maf
1926, vormittags 10 Uhr, verſte gere
ſch in meinem Verſteigerungslokale
Luifenſtr. 32 zwangsweiſe meiſtbietend
7597
einen großen Poſten Spielwaren aller
Art, 1 Flügel, 15 Damenhüte, 1 Laden=
theke
, einen Poſten Zigarren und Ziga=
retten
, 1 Schreibtiſch, 1 Kleiderſchrank
außerdem gemäß § 1235 B. G.B.:
1 Württembergiſchen Grundſchuld=
brief
über 4200 Goldmark.
Darmſtadt, den 18. Mai 1926.
Weinheimer,
Gerichtsvollzieher in Darmſtadt.

Lohnung geſucht bei

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mit Preis unt. B 17
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leichtfaßl Methode f
Anfänger u. Voran=
geſchrittene
u. Uebe-
gelegenh
. Hon. mäß.
(144a)

[ ][  ][ ]

Seſte 12

Mittwoch, den 19. Mai 1926

Nummer 138

Sport, Spiel und Turnen.

* Solitude=Rennen.
Höchſileiſiungen bei Unwetter.
S. D. Stuttgart, 16. Mai.
Tagelang ſchon richtiges Matſchwetter, das die Straßen zerweicht
und die Zuſchauerplätze in Moraſt verwandelt hatte. . . Regenguß in der
Nacht vom Samstag zum Sonntag . . . Regenrieſel bei Rennbeginn,
dann aber ein Unwetter, wie es ſchlimmer nicht ſein kann: Blitz auf
Blitz und Schlag auf Schlag, dazu windgepeitſchter Regenguß . . . und
vorher und nachher wieder droben auf der Solitude und auf dem grö=
ßeren
Teil der Strecke dichter, ſchwerer Nebel, der die Sicht auf mehr
als zwanzig Meter verſperrte . . . das war der Rahmen des erſten inter=
nationalen
Motorradrennens der Saiſon 1926 auf deutſchem Boden. Es
war eine Wetterkataſtrophe.
Und doch fanden die Rennen ſtatt. Und doch wurden Geſchwindig=
keiten
erzielt, die prägnant beweiſen, daß mit Tollkühnheit, daß mit
Todesverachtung gefahren wurde! Was ſelbſt der Motorſportfachmann
für unmöglich hielt . .. das unerſchrockene, auf Sieg oder Sturz ein=
geſtellte
Draufgängertum dieſer Beſten der Beſten der deutſchen Motor=
fahrer
hat es vollbracht: Streckenlängsfahrten auf den Graden im
130=Kilometer=Tempo und darüber (und was ſpritzte der Straßen=
ſchlamm
, und wie ſprangen die Maſchinen, und wie mußten die Fahrer
immer und immer wieder gegenſteuern und die jagenden Maſchinen
fangen mit Armen und Beinen!), und Durchſchnittsgeſchwindigkeiten
bis 85,6 Km. wurden erzielt. Nur wer dieſe Solitudeſtrecke mit ihren
zahlreichen Kurven und Krümmungen und mit den vielen Steigungen
und Gefällen kennt, wird ermeſſen können, was hier von Fahrern und
Maſchinen vollbracht worden iſt.
Die Ausländer kamen zu keinem Erfolg. Immer lagen ſie in vor=
derer
Poſition an erſter, zweiter oder dritter Stelle, wenn Stürze
ſie aus dem Rennen brachten. Es iſt als ein Wunder zu bezeichnen, daß
bei dieſen Straßenverhältniſſen, ſchier undurchſichtigem Nebel und dem
heroiſchen Draufgängertum der zahlreichen Stürze für die Fahrer harm=
los
verliefen. Für die Motorrad=Verſicherungen war es ein ſchwwar=
zer
Tag.
Ein D.K.W.=Sieg eröffnete den Tag. Müller (Zſchopau) und
Sprung (Zſchopau), beide auf D.K.W., ſtanden vom Start weg in har=
tem
Kampf mit Zick (Oberhauſen) auf Puch. In der erſten Runde war
Zick der Schnellſte. Dann aber kam Müller nach vorne und beendete
mit dem ausgezeichneten Durchſchnitt von 69,52 Km. das 12=Runden=
Rennen (267,6 Km.) auf ſeiner D.K.W. ſiegreich. Der Vorjahrſieger Zick
folgte 7 Minuten ſpäter an zweiter Stelle. Für die kleinen Maſchinen
waren das Großleiſtungen erſten Ranges.
Im Rennen der 250=Kubikzentimeter=Maſchinen lieferte Stelzer
(München) auf B.M.W. ein ebenſo hervorragendes wie auch überlegenes
Rennen. In 3:22,51 war er in einem Durchſchnittstempo von 79 Km.
ſiegreich am Ziel. Nur wie ein Schatten huſchte er durch den Nebel, aber
die ihn erkannten, ſpendeten ihm ebenſo ſpontanen Beifall, wie dem
D. K.W=Sieger Müller. Gehrung (Stuttgart) paſſierte 17 Minuten nach
Stelzer als Zweiter das Ziel, hald gefolgt von Wolf Hirth auf Hirth.
Wenn eines Fahres Kühnheit und Leiſtung Anerkennung verdient, ſo
wahrlich die von Hirth. Im Vorjahre beim Solituderennen ſchwer ge=
ſtürzt
, fuhr Hirth diesmal mit geſchientem Bein, das immer noch von
dem Vorjahrsſturz ſchwer beſchädigt iſt. Hut ab vor ſeinem Durchhalten!
In der Klaſſe bis 350 Kubikzentimeter holte ſich abermals ein Mün=
chener
den 1. Preis: Carl Adam, der mit ſeiner A.J.S. ein Durch=
ſchnittstempo
von 81,8 Km. fuhr. Der Italiener Nuvolari, der ſich in
der 5. Runde die Führung erobert hatte, kam gleich darauf zu Fall und
ſchied aus. Kagerer auf Sunbeam wurde Zweiter dieſer Klaſſe vor
Dobberkau und Ardie.
Den Tagesrekord ſchuf nicht eine der ganz großen Maſchinen, ſon=
dern
die 498=Kubikzentimeter=B. M.W.=Maſchine von Henne (München),
womit erneut ein 1. Preis nach München ging. Henne fuhr fabelhaft.
Er kümmerte ſich nicht um ſtarren Nebel, achtete nicht auf Straßen=
ſchlamm
und ſpritzendes Waſſer, ließ es blitzen und donnern, und die
trotz dieſer Wetterkataſtrophe zu vielen Tauſenden an der Rennſtrecke
verſammelten Zuſchauer erſchreckt aufſchreien, wenns ihn mal in Zickzack=
ſchleuderlinien
an den äußerſten Straßenrand brachte . . . fuhr mutig
drauf los und gewann. Aber auch Thumshirn (Nürnberg) auf Ardie
Zweiter dieſer Klaſſe, fuhr gut und ſchneidig. An dritter Stelle endete
hier ein Ausländer: der Schweizer Eckinger, der Thumshirn wacker
dichtauf blieb.
Der Wettbewerb der 750=Kubikzentimeter=Maſchinen wurde kein Sieg
der Großen, ſondern eine erneute Siegesfahrt von BM.W. Beide
Sieger, Raebel (Apolda), der mit einem Durchſchnitt von 81,44 Km. das
Rennen als Erſter beendete, und Diefenbach (Mannheim) fuhren 498=
Kubikzentimeter=B. M. W.=Maſchinen. Der Kölner Pätzold auf Scott
folgte dicht hinter Diefenbach als Dritter. Der Engländer Craig ſtürzte
in ausſichtsreicher Poſition in der 11. Runde.
Das letzte Rennen der Maſchinen bis 1000 Kubikzentimeter wurde
von Köppen (Berlin) auf Harley=Davidſon gewonnen, der jedoch an die
Rekordzeit von Henne auf B.M.W. nicht herankam. Brudes ( Nürn=
berg
) auf Victoria landete als Zweiter vor dem Kölner Soenius auf
Indian.
Somit haben von 6 Wettbewerben Prüfungen denkbar ſchwerer
Art! 4 Wettbewerbe deutſche Maſchinen gewonnen, und nur 2 Klaſſen
wurden auf Auslandsmaſchinen gewonnen. Das beweiſt erneut, daß von
einem Vorſprung engliſcher Motorradtechnik nicht mehr die Rede ſein
kann, und daß die deutſche Motorradinduſtrie das Beſte liefert, was es
auf dem Weltmarkt gibt. Organiſatoriſch war das Solituderennen erſt=
klaſſig
. Nur dürfte es ſich empfehlen, künftig nicht jede Klaſſe über
12 Nunden 267,6 Km. zu ſchicken, denn die Hälfte dürfte, vor allem
für die kleineren und mittelſtarken Maſchinen, wahrlich genügen. Schließ=
lich
iſt ein Wettbewerb von 12 Stunden Dauer auch dem ſportfreund=
lichſten
Publikum zu lang!
Der im Vorjahre von Stuttgart gewonnene Klubkampf Köln Stutt=
gart
wurde diesmal von den Kölner Fahrern ſiegreich beendet. Die
Ergebniſſe lauten:
Bis 175 Kubikzentimeter: 1. Müller (Zſchopau) D.A.K. 3:51,40;
2. Zick (Oberhauſen) auf Puch 3:58,40; 3. Sprung (Zſchopau) D.K.W.
4:03,47.
Bis 250 Kubikzentimeter: 1. Stelzer (München) auf B.M.W. 3:22,51;
2. Gehrung (Stuttgart) Klotz 3:39,10; 3. Wolf Hirth (Stuttgart) Hirth
3:43,13.
Bis 350 Kubikzentimeter: 1. Carl Adam (München) A. J. S. 3:16,08;
2. Kagerer (München) Sunbeam 3:22,39; 3. Dobberkau (Nürnberg)
Ardie 3:41,40.
Bis 500 Kubikzentimeter: 1. Henne (München) B.M.W. 3:07,34;
2. Thumshirn (Nürnberg) Ardie 3:15,38; 3. Eckinger (Schweiz) P. u. M.=
Panther.

Bis 750 Kubikzentimeter: 1. Karl Raebel (Apolda) B.M.W. (498
Kubikzentimeter) 3:17,09; 2. Diefenbach (Mannheim) B.M.W. 3:28,24;
3. Pätzold (Köln) 3:28,46.
Bis 1000 Kubikzentimeter: 1. Köppen (Berlin) Harley=Davidſon
3:10,42; 2. Brudes (Nürnberg) Victoria (499 Kubikzentimeter) 3:18,09;
3. Soenius (Köln) Indian 3:35,02.
Schießſport.
Alle Sportzweige rüſten eifrig zu den Kampfſpielen in Köln. Auch
der Schießſport iſt nicht untätig geblieben und trainiert ſcharf zu den
Kampfſpielen. Jede Gelegenheit wird ausgenutzt, um das Können zu
vergrößern. Hierbei heißt es ganz beſonders, die Nerven in der Hand
zu haben und ſich eine kaltblütige Ruhe anzuerziehen. Eine ruhige Hand
gutes Auge, ſtarke Nerven, Kaltblitigkeit, Entſchloſſenheit und froher
Mut ſind die Bedingungen für einen Sportſchützen. Und dieſe verſchie=
denen
Punkte können nur durch fortgeſetztes eifriges und ernſtes Trai=
ning
erreicht werden. Die Reſultate, die bis jetzt erreicht wurden" be=
rechtigen
zu der Annahme, daß auch Darmſtadt in Köln im Schießſport
mit an erſter Stelle ſtehen wird. Namhafte Schützen aus allen Ver=
einen
werden es ſich nicht nehmen laſſen, Darmſtadt würdig zu ver=
treten
.
Der Kleinkaliberſport in ſeiner jetzigen Geſtalt iſt noch jung, aber
überall macht es ſich bemerkbar, daß gerade dieſer Sport mehr denn je
jepflegt wird. Ueberall im Ausland hat man den Wert dieſes Sports
ſchon längſt erkannt.
In Deutſchland ſteht man dem Kleinkaliber immer noch in gewiſſen
Kreiſen feindlich gegenüber, weil man hier den Wert noch nicht richtig
erkannt hat. Bei der Olympiade in Amſterdam wird Deutſchland den
Beweis erbringen, daß es auch im Schießſport, und hauptſächlich in dem
Kleinkaliberſport, nicht hinter den anderen Nationen zurückſteht. Man
ſoll ja ſeine Gegner nicht unterſchätzen, aber ein Artikel in der Berliner
Illuſtrierten Zeitung Nr. 17 Seite 13, welcher unter Sportmerkwürdig=
keiten
von einem Rekord im Kleinkaliber=Karabinerſchießen auf 50 Meter
berichtet, gibt zu einer Kritik Veranlaſſung. So erzielte im Jahre 1924
ein gewiſſer Coquelin auf der Olympiade 398 Ringe bei 400 erreichbaren
Ningen und ſtellte ſomit einen Weltrekord auf. Nun hat vor einigen
Wochen eine Franzöſin namens Catherinau einen Trainingsrekord auf=
geſtellt
, und zwar mit 397 von 400 erreichbaren Ringen. An und für ſich
iſt das Reſutat glänzend, aber ein Haken iſt doch dabei, und zwar iſt
dieſe hobe Ringzahl nur durch die Größe der Schreiben zu erklären. So
hat der 10. Ring (Zentrum) einen Durchmeſſer von 50 Millimeter, und
der Ring 9 einen ſolchen von 100 Millimetern gegen 10 und 30 Milli=
metern
bei der deutſchen Scheibe. Der Deutſche legt vor allem Wert auf
Präziſionsſchießen, und wählt aus dieſem Grunde beſonders kleine Ziele.
Würde man nun, was auch jedenfalls an einem der nächſten Sonntage
geſchehen wird, probeſeiſe die Darmſtädter Meiſter veranlaſſen, einen
Angriff auf dieſe Rekorde zu unternehmen, ſo würden jedenfalls die 40
erreichbaren Ringe erreicht werden. Von den Darmſtädter Meiſterſchützen
iſt man einen Durchſchnitt von neun Ringen gewöhnt, und die ſchlechte=
ſten
Schützen liegen noch immer in der 50 Millimetergrenze, und es müßte
ein Sckhritze ſchon einen ſehr ſchlechten Tag haben, wenn er mal eine 7
erwiſcht. Die Uebung lautet auf 40 Schuß hintereinander ſtehend frei=
händig
auf 50 Meter mit der Olympiadeſcheibe 1924. Ganz beſonders
wwäre hier einem Meiſter chützen der Weg geöffnet, ſein Können zu zeigen.
Als ſehr guter Standſchütze iſt hier Herr Fritz Schütze bekannt, und
würde gerade dieſer hier den Beweis erbringen können, daß die 100 zu
erreichen ſind. Aber auch die übrigen werden es ſich nicht nehmen laſſen
ebenfalls den Verſuch zu machen und zu vergleichen, inwieweit ſie auf
der Olympiade den Rekordlern ebenbürtig ſind. Bis 1928 iſt zwar noch
eine lange Zeit, aber immer noch zu kurz, um mit allen Fineſſen vertraut
und im Beſitz der beſten Waffen und Munition zu ſein. Die Waffen=
induſtrie
hat das Verſprechen gegeben, für Amſterdam die beſten Waffen
und die beſte Munition herauszubringen. Wir hoffen, daß ihr das ge=
lingt
, damit Deutſchland auch im Kleinkaliberſport an erſter Stelle mar=
chiert
. Ihr Sckützen aber, übt eifrig und ernſthaft. Sport iſt keine
Spielerei, und wer mit dem Gewehr ſpielen will, ſoll lieber ganz damit
aufhören, denn er verdirbt damit nur anderen die Freude am Sport,
Tennis.
Landmann=Darmſtadt ſchlägt Tomilin.
Das Internationale Tennis=Turnier des Berliner Schlittſchuhklubs
wurde am Mondag nachmittag fortgeſetzt. In der Damenklaſſe quali=
fizierte
ſich Frl. Kallmeyer durch einen 6:2=, 6:1=Sieg über Frau
Delacroix für die Zwiſchenrunde. Frau v. Recznizek ſchlug
Frl. Brehm glatt 6:1, 6:2 und wird alſo die Gegnerin von Frl.
Kallmeyer in der Zwiſchenrunde abgeben. Im Herreneinzelſpiel konnte
der Darmſtädter Landmann ſeinen Siegeszug fortſetzen. Er
gewann gegen den vorzüglichen Tomilin verhältnismäßig leicht 6:2,
5:1. Schwerer hatte es ſchon Froitzheim um mit Prenn fertig
zu werden. Der erſte Satz endete knapp mit 7:5 zugunſten Froitzheims,
den zweiten brachte er dann glatter mit 6:2 an ſich. In der Klaſſe 2
der Herreneinzelſpiele blieb der Junior Jänicke mit 6:2, 6:2 über
Pachaly ſiegreich.
Die Spiele am Dienstag.
Am Dienstag nachmittag konnte im Herreneinzelſpiel die Vorſchluß=
runde
erledigt werden. Der Darmſtädter Landmann konnte wie=
derum
ſiegreich bleiben und zwar ſchlug er Dr. Kupſch mit 6:1,
6:3, alſo wiederum verhältnismäßig glatt. Landmann ſcheint augen=
lich
in ganz hervorragender Form zu ſein, und er hat unbedingt die
beſten Siegesausſichten, zumal nachdem zur gleichen Zeit Froitzheim aus=
ſchied
, der bis dahin noch die meiſten Ausſichten hatte. Froitzheim
ſpielte gegen Demaſius und hatte einen harten Strauß zu beſtehen.
Demaſius kämpfte ſehr hart und verbiſſen und entſchied den erſten Satz
mit 7:5 für ſich. Den zweiten Satz holte Froitzheim mit 6:2. Im drit=
ten
Satz beim Stande von 5:3 für Froitzheim, als dieſem nur noch ein
Satzball fehlte, zog er zugunſten ſeines Gegners zurück. Demaſius gibt
damit den Gegner Landmanns ab. Im Herreneinzelſpiel der 2. Klaſſe
ſchlug Jänicke Uhl mit 6:1, 6:0. Das Damendoppel ſah Frl. Brehm
Frl. Kallmeyer mit 6:1, 4:6, 6:4 über Frau von ReenicekFrau Uhl
ſiegreich.
Leichtathletik.
Ein interefſanter Hürdenlauf.
Sempé, Lundgren und Troßbach, die beſten Hürdenläufer von
Frankreich, Dänemark und Deutſchland, die alle die 110=Meter=Strecke
unter 15 Sek. laufen können, treffen bei dem Internationalen des
S. C. Charlottenburg am 6. Juni zuſammen.

Fußball.
Das letzte Vorrundenſpiel um die Deutſche
Meiſierſchaft.
Norden=Nordweſt, Berlin, ſchlägt V. f. R. Köln 2:1 (0:0).
Das am Sonntag der ſchlechten Witterung wegen ausgefallene Vor=
rundentreffen
V. f. R. Köln gegen Norden=Nordweſt, Berlin, wurde am
Montag abend durchgeführt, obwohl auch zu dieſer Zeit die Witterung
nicht weſentlich beſſer war. Trotz der ungelegenen Zeit waren über
2000 Zuſchauer erſchienen, denen ein harter Kampf geboten wurde,
Die Mannſchaften zeigten ſich durchaus ebenbürtig, der Sieg fiel der
glücklicheren Elf zu. Die beſten Mannſchaftsteile waren auf beiden Seiten
die Verteidiger, vor allem aber die Torhüter Göbler=Köln und Kuhnt=
Berlin. Den Tormännern iſt es auch zuzuſchreiben, daß die erſte Halb=
zeit
, trotz der angeſtrengteſten Bemühungen beider Sturmreihen, torlos
verlief. Im harten Kampf der zweiten Halbzeit gelang es dann Berlin,
mit einem knappen Siege die Berechtigung zur Teilnahme an der Zwi=
ſchenrunde
zu erringen. Während von Brandenburg nun noch beide
Vertreter im Rennen ſind, mußten alle drei weſtdeutſchen bereits aus=
ſcheiden
.
Aufſtiegſpiele der A=Klaſſe.
EberbachRheinau 5:1 (2:1).
Wenn auch die Berichte über den Elſenzgaumeiſter in letzter Zeit
ziemlich vernichtend lauteten, ſo hat der letzte Sonntag etwas anderes
gezeigt. Eberbach konnte einen der erſten Anwärter auf den Kreis=
meiſtertitel
mit hohem Torverhältnis beſiegen. Beiden Mannſchaften
gebührt bei dieſem Spiel ein Lob, denn nur ſelten kann den Sport=
intereſſenten
in dieſen Spielen ein wirklich ſchöner Kampf vorgeführt
werden. Das Spiel hat gezeigt, daß man ſeinen Gegner nie unter=
ſchätzen
darf. Eberbach, das 1925/26 den Elſenzgau vertritt iſt ſich be=
wußt
, nicht ganz ohne Punkte, wie der Meiſter in früheren Jahren,
bei den Aufſtiegſpielen abzuſchneiden. Leider mußte zu Beginn der
Aufſtiegſpiele Eberbach zwei ſeiner beſten Leute abgegeben, hat aber
einen verhältnismäßig guten Erſatz gefunden. Hoffentlich gelingt es
der jungen Mannſchaft, die noch ausſtehenden Spiele zu ihren Gunſten
zu entſcheiden.
V.f.R. DarmſtadtUnion Heidelberg 4:3 (3:1).
Auch das vorgeſtrige Spiel der 1. Mannſchaft des V.f.R. konnte ge=
wonnen
werden. In der Fußball=Geſellſchaft Union Heidelberg hatten
die Raſenſpieler einen zähen Gegner, der eine flüſſige Spielweiſe zeigte.
Die Raſenſpieler blieben in ihrer Leiſtung im Gegenſatz zum Spiel in
Guſtavsburg twas zurück. Trotzdem zeigte die Mannſchaft in ihrer der=
zeitigen
Beſetzung eine reiht gute Arbeit, was ſich in dem Torverhältnis
ohne weiteres ausdrückt. Das Spiel wurde ſehr von dem ſtarken Wind
beeinflußt. In Herrn Fornoff (Union Beſſungen) hatte das Spiel einen
guten Leiter. Nach dem Spiel fand im Vereinslokal eine kurze Be=
grüßung
der Gäſte ſtatt. Zahlreiche alte Mitglieder hatten ſich eingefun=
den
und trugen ſo zu einer angenehmen Unterhaltung bei.
V.f. R. 2. M.Polizei=Sportverein 2:3;
V.f. R. Junioren1. M. Sportverein Meſſel 2:4;
V.f. R. 2. Jgdm.1. Jgdm. Sportverein Meſſel 1:3.
Radfahren.
Großer Opel=Preis der Vereinigten Radſportverbände.
Mehr und mehr geht das große Ereignis der beiden Pfingſttage,
das Zwei=Etappenrennen KölnBerlin, ſeinem Beginn entgegen.
Noch iſt die Meldeliſte nicht geſchloſſen, doch ſchon heute haben ſi
bereits 50 Fahrer für den Wettbewerb eintragen laſſen, unter denen ſich
die Elite der deutſchen VD.R.V.=Amateure befindet. Wir nennen hier
nur den Gewinner der Opel=Premiere in Bamberg, Otto Büttner=Berlin,
die erfolgreichſten diesfährigen Fahrer Bruno und Rudolf Wolke=Berlin,
die im Geſamtergebnis der Opelpreiſe an der Spitze ſtehen, den Ge=
winner
der Vergfahrt Rund um den Elm, Karl Schuler=Mannheim,
und ſeinen Bruder Friedrich, den hervorragenden Straßenamateur
Munk=Worms, die hannoverſche Elitemannſchaft mit Neumann, Wiß=
bröcker
und Büchner an der Spitze, den Gewinner bedeutender deutſcher
Fernfahrten Linnenbrink=Gütersloh, die hervorragende Mannſchaft des
Berliner Radſportklubs Opel mit Kedzierſki, Mroczoszeck und Nickel an
der Spitze. Schon beim Leſen dieſer Namen ſteht das Gefühl auf,
daß Köln-Berlin ſich zu einem harten Kampf auswachſen wird. Wir
kommen noch ausführlich auf die Veranſtaltung zurück.
Boxen.
Charles ſchlägt Breitenſträter in der 2. Runde k. o.
Paris, 17. Mai.
Bei dem heute abend im Winter=Velodrom ſtattgefundenen
Boxkampf zwiſchen dem deutſchen Schwergewichtsmeiſter Hans
Breitenſträter und dem franzöſiſchen Meiſter Francis
Charles wurde Breitenſträter in der zweiten Runde k. v. ge=
ſchlagen
.
Sportliches Allerlei.
Bei einer Boxſportveranſtaltung in Rom ſchlug der einheimiſche
Schwergewichtler Barbareſi den Bruder des Europameiſters, Gui=
ſeppe
Spallay in der 1. Runde k. o.
Die zweite Etappe der Radfernfahrt Rund um Italien
führte über 250 Kilometer von Turin nach Genua. Bei ſtarkem Regen
erſtritt ſich wieder der neue Stern Piemonteſi mit einem Vor=
ſprung
von drei Minuten den Sieg.
Bei einem keichtathletiſchen Feſt in Tammerfors (Finnland) zeigte
ich der Zehnkämpfer P. Y=jöla in einer ganz ausgezeichneten
Form; Y. lief die 110 Meter=Hürden in 17,3 Sek., ſprang 6,50 Meter
weit, ſtieß die Kugel 14,13 Meter, warf den Speer 54,57 Meter und den
Diskus 39,67 Meter weit.
In Los Angeles hat der amerikaniſche Schnelläufer Paddock
einen neuen Weltrekord aufgeſtellt, indem er 100 Yards in
neun Sekunden durchlief.
Bei einem Schwimmfeſt in Preßburg gewann der Ungar Barany
am Sonntag die 100=Meter=Freiſtil in der neuen ungariſchen
Rekordzeit von 1:00, 2 Minuten. Dieſe Zeit ſtellt gleichzeitig die
beſte bisher in Europa über 100 Meter Freiſtil geſchwommene dar.
Auf ihrer Tournee durch Amerika ſiegte die Wiener Hakoal
gegen eine Stadtmannſchaft von New York mit 4:1 Toren. Am
darauffolgenden Tage trat die Hakoah gegen eine Stadtelf von Chi=
kago
an; hier ſpielten die Amerikaner derart unfair, daß etliche Spie=
ler
der Hakoah verletzt vom Platz getragen werden mußten. So ge=
ſchwächt
unterlagen die Wiener ſchließlich knapp mit 2:3 (2:2) Toren.

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Melaſſe
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[ ][  ][ ]

Nummer 138

Mittwoch, 19. Mal

Die Ausfuhrüberſchußpoſten der
deutſchen Handelsbilanz.
WSN. Die grundlegende Beſſerung der deutſchen Handelsbilanz
zeigt ſich vor allem in der Steigerung der Ausfuhrüberſchußpoſten. Eine
Gegenüberſtellung, für das erſte Vierteljahr 1926 und 1925 läßt am
beſten erkennen, auf welchen Warengebieten Deutſchland den Weltmarkt
wieder erobern konnte. Den größten Aktivſaldo ſtellt die
Ausfuhr an Eiſen und Eiſenwaren mit 306,9 (1925: 183,6)
Mill. Bei Maſchinen ergab ſich ein Ueberſchuß von 175 (120,1)
Mill., für chemiſche Erzeugniſſe von 161,2 (125,8) Mill. Einen
ſehr ſtarken Aufſchwung nahm die Ausfuhr von Papier und Pa=
piepwaren
, deren Ueberſchuß ſich von 70,9 Mill. i. J. 1925 auf
110,2 Mill. ſteigerte, während der Vierteljahresdurchſchnitt für 1913 nur
59,8 Mill. geweſen war. Häute, Felle, Pelze uſw., von denen
1925 noch für 100 Mill. mehr ein= als ausgeführt worden waren, er=
zielten
einen Ausfuhrüberſchuß von 68,6 Mill. Vor dem Kriege war
dies ein Paſſippoſten der Handelsbilanz mit vierteljährlich 28,2 Mill.,
ebenſo Kupfer mit 34,2 Mill., der ſich 1925 auf 55,7 Mill. erhöhte,
1926 aber in einen Ausfuhrüberſchuß von 25,6 Mill. verwandelte. Be
ſonders erfreulich iſt der ſteigende Abſatz der Erzeugniſſe
deutſcher Feinmechanik (Uhren), der auf 26,5 Mill. gegen
9,1 Mill. 1925 und 8,9 Mill. 1913 anwuchs. Sonſtige bedeutende Poſten
ſind elektrotechniſche Erzeugniſſe mit 66,4 (60,3) Mill., Glas und Glas=
waren
mit 46,3 (36,8) Mill., Ton= und Porzellanwaren mit 31,3 (26,6)
Mill. Mk.

Die Notlage der deutſchen Spielwareninduſtrie. In Nürnberg fand
eine aus allen deutſchen Spielwarengebieten ſtark beſuchte Verſammlung
des Reichsverbandes der deutſchen Spielwareninduſtrie ſtatt, um die Auf=
merkſamkeit
der Oeffentlichkeit auf die Notlage der deutſchen Spielwaren=
induſtrie
zu lenken. Mit einer Ausfuhr von 556 000 Dz. im Werte von
130 Millionen Reichsmark ſtand die deutſche Spielwareninduſtrie in
Jahre 1913 ungefähr an zehnter Stelle der deutſchen Ausfuhrinduſtrien
und hatte einen Anteil von 2 Prozent an der deutſchen Geſamtausfuhr.
Die Folgen der in und nach den Kriegsjahren eingetretenen Verände=
rungen
zeigen ſich in einem Rückgang der Spielwarenausfuhr, welche für
1925 gegenüber dem Jahre 1913 eine Verluſtziffer von 140000 Dz. auf=
weiſt
.
Die Eiſ=n= und Stahlwareninduſtrie im April. Die ſchwierige Lage der
deutſchen Eiſen= und Stahlwareninduſtrie hat ſich nach dem Monatsbericht
des Eiſen= und Stahlwarenbundes auch im April nicht gebeſſert. Im
Gegenteil iſt in verſchiedenen Bezirken eine weitere Verſchlechterung
der Wirtſchaftslage feſtzuſtellen. Der Betrieb der Mehrzahl der Werke
konnte nur in etwas beſchränktem Umfange aufrecht erhalten werden.
Auslandsaufträge ſind nach wie vor nur ſehr ſchwer bei äußerſt knapper
Kalkulation hereinzubekommen. Der Kapitalmangel wirkt allgemein
lähmend. Infolge der Verbandsbildung in der Eiſeninduſtrie haben die
Preiſe für Rohſtoffe in den letzten Monaten angezogen, hingegen ſind
die Kohlen etwas billiger geworden. Die Ausſichten, auf eine Beſſerung
in der Eiſen= und Stahlwaren=Induſtrie ſind nach wie vor als un=
günſtig
zu bezeichnen. Wie der Bericht zum Schluß bemerkt, werde nach
dieſer Richtung hin auch eine Aenderung nicht eintreten, wenn die Regie=
rung
ſich nicht entſchlöſſe, dieſer Induſtrie gegenüber durchgreifende Er=
leichterungs
=Maßnahmen zu beſchließen.
Die Blech verarbeitenden Induſtrien im April. Die Lage der Blech
verarbeitenden Induſtrien zeigt im Vergleich zum Vormonat keine Ver=
änderungen
. Produktion und Abſatz bewegten ſich auch weiter=
hin
in den verengerten Grenzen. Auf dem Inlandsmarkt wirkte bei den
Waren des täglichen Bedarfs die allgemeine wirtſchaftliche Luſtloſigkeit,
in den für den Baubetrieh arbeitenden Zweigen die Stille am Baumarkt
abſatzhemmend. Auf den ausländiſchen Märkten verſchärfte
ſich der Wettbewerb zuſehends. Es iſt bisher noch nicht gelungen, auf
Grund des deutſch=franzöſiſchen Handelsproviſoriums wieder in das
vor dem Weltkriege nicht unbedeutende franzöſiſche Geſchäft hineinzu=
kommen
. Die neuerliche Erhöhung der franzöſiſchen Zoll=
ätze
wirkt gegenüber den deutſchen Waren prohibitiv. Auch das
ruſſiſche Geſchäft nahm noch nicht die erhoffte Aufwärtsent=
wickelung
. Die mangelnde Vertrautheit mit den zentraliſtiſchen Orga=
niſationen
des ruſſiſchen Einkaufs, vor allem jedoch die Schwierigkeit,
die von den Ruſſen geforderten langfriſtigen Kredite zu gewähren, drück=
ten
auf die Ausfuhrtätigkeit. Die finanzielle Lage der Werke blieb
weiterhin angeſpannt, da die kurzen Zahlungsfriſten ſeitens der
Rohſtofflieferanten nicht aufgegeben wurden, während die Abnehmer
der Blech verarbeitenden Werke lange Zahlungsfriſten fordern. Trotz
des Umſchwungs auf dem Kreditmarkt waren langfriſtige Kre=
dite
oft nur zu ungünſtigſten Bedingungen zu erhalten. Die mittleren
und kleineren Werke wurden von der Aenderung der Geſchäftsbedingun=
gen
im Eiſenhandel inſofern betroffen, als ſie vielfach, um im
Werksgeſchäft einkaufen zu können, zu den Bedarf überſteigenden Roh=
ſtoffanſchaffungen
gezwungen waren. Nachdem das Reich auf dem Wege
der Minderung der öffentlichen Laſten wenigſtens einen Anfang ge=
macht
hat, muß auch von Ländern und Gemeinden zwecks Befreiung der
Produktion von den drückendſten Feſſeln eine weniger eingreifende
Finanzpolitik auf dem Gebiete der Realſteuern erwartet werden.
Rhein=Main=Donau A.=G. In dem von der Geſellſchaft ſoeben ver=
öffentlichten
Proſpekt, auf Grund deſſen 900 000 Rm. reichsmündelſichere
Inhaber=Vorzugsaktien B zur Berliner Börſe zugelaſſen wurden, wird
eine Zwiſchenbilanz per 31. Oktober 1925 aufgeſtellt, die gegenüber dem
31. Dezember 1924 bemerkenswerte Veränderungen aufweiſt. Auf der
Aktivſeite haben ſich Bauanlagen u. a. von 25,280 auf 41,613 Mill. Rm.,
Effektenbeſtände von 0,395 auf 0,432 Mill. Rm., Beteiligungen von
0,033 auf 0,058 Mill. Rm. erhöht, während Außenſtände von 1,092 Mill.
auf 0,538 Mill. Rm. verringert ſind. Kaſſe, Bank und Poſtſcheck erſchei=
nen
nach der Dollaranleihe mit 26,952 (3,939) Mill. Rm.

Frankfurter Effektenbörſe.
Frankfurt a. M., 18. Mai.
Tendenz: feſt, Schiffahrtswerte aber abgeſchwächt. Die Börſe ſtand
auch heute wieder unter dem Einfluß der ſtarken Nachfrage nach den
Werten der J. G. der Farbeninduſtrie. Neben den Chemiewerten
zogen die Elektrowerte wieder ſtärker an, beſonders Licht und Kraft, die
man als etwas zurückgeblieben im Kurſe bezeichnet, konnten eine nam=
hafte
Steigerung erfahren. Montanwerte blieben dagegen etwas ver=
nachläſſigt
, und nur die reinen Kohlenwerte beſonders Harpener, konn=
ten
ſich noch etwas befeſtigen. Banken gut behauptet. Die Motor= und
Bauaktien gewannen 1 bis 2 Prozent bei lebhaften Umſätzen. Deutſche
Anleihen profitierten heute von der allgemeinen Feſtigkeit nicht viel.
Kriegsanleihen ſtiegen auf 0400. Auch die ausländiſchen Renten und
die Pfandbriefe blieben ſtark vernachläſſigt und unverändert im Kurſe.
Der Freiverkehr konnte etwas anziehen. Im weiteren Verlauf kam zu
den ſtark erhöhten Kurſen etwas Material an den Markt, doch blieb
die Grundſtimmung feſt. Elektrowerte zogen vereinzelt ſogar noch eine
Kleinigkeit an. Geld war etwas leichter. Tägliches Geld 5½ Prozent.
Berliner Effektenbörſe.
Berlin, 18. Mai.
Infolge der lebhaften Geſchäftstätigkeit und der Hoffnung auf eine
Diskontermäßigung der Reichsbank ſetzten ſich die Aufwärtsbewegungen
fort, beſonders in den bisher begünſtigten Gebieten. Die Kursbeſſerun=
gen
betrugen durchſchnittlich 12 Prozent, für einzelne Papiere 34
Prozent und Schultheiß Patzenhofer über 5 Prozent. Im Gegenſatz
hierzu erlitten Schiffahrtsaktien auf die unklaren Nachrichten über die
Freigabeverhandlungen in Amerika einen Rückgang von 46 Prozent,
für Paketfahrt, Hanſa und Lloyd. Später erholten ſich die Schiffahrts=
aktien
um ungefähr 1 Prozent und etwas mehr, die Kaſſakurſe der Ter=
min
= und variablen Papiere wurden überwiegend höher feſtgeſetzt. Hier=
durch
wurde die Haltung, die durch den Rückgang der Schiffahrtsaktien
beeinträchtigt war, wieder allgemein feſt. Bei Bankaktien ergaben ſich
nur geringfügige Erhöhungen, Berliner Handelanteile vermochten die
geſtrige Steigerung nicht ganz zu behaupten, Elektrobank lag erneut
höher. Rentenwerte wieſen keine Veränderung auf, für mexikaniſche
Anleihen zeigte ſich infolge der bevorſtehenden Wiederaufnahme des
Zinſendienſtes ſpekulatives Intereſſe. Der Privatdiskont, der urſprüng=
ich
heute herabgeſetzt werden ſollte, wurde wieder auf 42, Prozent feſt=
geſetzt
.

Aſchaffb. Zellſtof . 5.
9.5 18
83.7 vemoor Zement .. 7. 5.
115 18.
4. ugsb.=Nürnb. Maſch. 5. 80. uirſch Kupvfer ...... Ramag=Meguin 33. 39.5 öſch Ei
derl E. W. Vorzug 16. et
ohenloh=
rke
.. 2 Berlin. Karlsruhe Ind 60
61.87 Fahla Porzellan . . 8. rau
en=Briketts 1110.125 108. indes Eismaſh . . 15. 123. re
kan. 54 Lingel Schuhe 4. Aremer Wolle . linke & Hofmann *. 2.- Teutſch.=Atlant. Tel. 7: 2. Loewe & Co.... 47 Teutſche Maſchinen Ta. 55.7 Loren ... ....." 133,5 106.: Deutſck..N
el di. Kohle ..... .... 105.25 108. Teutſche Er 9.- 0 Gummi .. . . Teutſche Petroleum enſtein .. 776 75.875 Tt. Kaliwerke zs. 3: Nathgeber We 33. 40. onnersmarckhütte 74. mba
er Hütten 3.75
25. ynamtt Nobel. 76.75 79.75 Roſitzer Zucker .... Elektr. Lieferung. 15. 114.5 Rütgerswerke ....." Farben=Ind. A.=G. 1.: 165. Sachſenwerl ... . ... 75.5 76.625 G. Friſter .. ...." 9. 2. hi. Guß 6 Eaggenau Vorz..
Eelſenk Eußſtah 41 1....."
n n Gla 26 auſitzer Gia Geſ. f. eleitr. Untern 42. Bo
dter Porzell. Salle Maſchinen 13725 135.: Ve
Langendreer 42 23 Kan. Maſck. Cgeſt. 55 9.75 Vittener Gußſtahl 1.5 44. Eania Dampfſch.. . . . 133.375 132. Wanderer=Werke. ... 1119. 120.25

Deviſenmarkt.

Amſterdam=R
Aires
Brüſſel=Antw.
Osle

penhagen
Stockholm . .
Helſingfors ..
Italien . . . ..
London. . . . .
New=York...
Zaris. . . . . . .
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Spanien ....."

11 5 Belo/ Arie P 168.96 69.20 168.33 169 118= St. 110.7 19 110 12.3 t1e.591 112.26 112.* 9. 547110.537 10.352 19. 4. 14.37 5.-0 15 1414 20.46. 20 (1420.* .18 4.2 195 2.675 12.715 1.14 12 13 81.19 1.3 1.18 31 3 60.55 60.70 69 41 60 5.

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Budapeſt. . . . .
Fapan . . . . . ."
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Lonſtantinopel.
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Danzig .......
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Kanada .. . . .
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Ge 18. 5. Helt B 225 Ltfäjz 12.41 .97 1.9 2 3. 3. 2. 9 0. ei.4 121. 17 77 80. 81. 13 09 81.1. 5.61 7. 137 2 4.311 4.3251 4 305/ 7.315

Ausbau der Interefſengemeinſchaft Daimler=Benz? Die Vertiefung
der im Mai 1924 geſchloſſenen Intereſſengemeinſchaft zwiſchen
der Daimler=Motorengeſellſchaft und den Benz=Werken ſcheint
jetzt ihrer Verwirklichung näherzurücken. Der Plan, die Be=
ziehungen
zwiſchen den beiden Firmen noch enger zu geſtalten und da=
mit
das gemeinſchaftlich durchgeführte Fabrikationsprogramm der Ver=
einigung
im Einkauf der Rohmaterialien, wie im Verkauf der Produkte
auszugeſtalten, iſt ſchon bei der Herſtellung der Intereſſengemeinſchaft
erörtert worden, und 1925 iſt dieſe Frage eingehend in der Verwaltung
diskutiert worden. Die inzwiſchen in der Automobilinduſtrie eingetre=
tenen
ſchwierigen Verhältniſſe dürften dem Programm ſchärfſter Ratio=
naliſierung
, in deſſen Bereich die Vollfuſion liegt, einen neuen Antrieb
gegeben haben. Wie die F. Z. hört, wird in der in der erſten Hälfte
des Monats Juni ſtattfindenden Aufſichtsratsſitzung der Gruppe Benz=
Daimler nunmehr endgültig auf Grund der vorliegenden Unterlagen
darüber Beſchluß gefaßt werden, ob der Zeitpunkt für eine Fuſion jetzt
gekommen ſei.

Der deutſch=ſchwediſche
Handelsvertrag.
Gegenſeitige Meiſtbegünſtigung. Oreijährige Laufzeit.
Im Reichsanzeiger wurde geſtern das vor einigen Tagen
zwiſchen dem Deutſchen Reich und Schweden abgeſchloſſene Han=
delsabkommen
veröffentlicht. Der frühere Handelsvertrag mit
Schweden lief 1911 bis 1921. Seit 1921 herrſchte in den deutſch=
ſchwediſchen
Handelsbeziehungen ein vertragsloſer Zuſtand,
wenn auch in der Praxis gegenſeitige Meiſtbegünſtigung gewährt
wurde. Da in der Nachkriegszeit die deutſche Ausfuhr nach
Schweden außerordentlich geſtiegen iſt und Schweden bereits an
neunter Stelle des deutſchen Ausfuhrweſens ſteht iſt der Ab=
ſchluß
eines ordentlichen Vertrages eine abſolute Notwendigkeit
geworden.
Der neue Vertrag iſt, ſo wird von zuſtändiger Seite mitge=
teilt
, auf der Grundlage der Meiſtbegünſtigung für drei Jahre
mit ſechsmonatiger Kündigungsfriſt abgeſchloſſen worden. Er=
folgt
keie Kündigung, ſo läuft der Vertrag automatiſch weiter.
In dem Vertrag hat Schweden Deutſchland für eine Reihe wich=
tiger
, teils induſtrieller, teils landwirtſchaftlicher Erzeugniſſe
Zollfreiheit zugeſtanden, u. a. für Kartoffeln, lebende Gewächſe,
Gemüſearten, ferner für Druckpreſſen und einige induſtrielle
Spezialitäten. Zollermäßigung wird gewährt für einige Papier=
ſpezialitäten
, gewiſſe Arten von Wirbwaren und allgemein für
Muſikinſtrumente, Uhren, Gold= und Silberwaren. Sehr wich=
tig
iſt die Zuſicherung Schwedens, für die Dauer des Vertrages
auf ſeine Eiſenausfuhr nach Deutſchland keine Ausfuhrzölle zu
erheben. Auf der anderen Seite hat natürlich auch Deutſchland
an Schweden gewiſſe Zugeſtändniſſe machen müſſen. In erſter
Linie wurde Zollfreiheit gewährt auf Steine, Pflaſterſteine, fer=
ner
für gewiſſe Eiſen= und Stahlſpezialitäten. Außerdem ſind
die deutſchen Ausfuhrzölle für eine Reihe landwirtſchaftlicher
Produkte, u. a. Tee, Fleiſch, Butter und Schmalz uſw., gegen=
über
Schweden etwas heruntergeſetzt worden.

Frankfurter Bronzefarben= und Blattmetallfabrik Julius Schopf=
locher
A.=G., Frankfurt a. M. Die G.=V. der Geſellſchaft, die eine reine
Familiengründung iſt und in welcher fünf Aktionäre das geſamte Kapi=
tal
vertraten, genehmigte den Abſchluß für 1925. Der (uns nicht ziffern=
mäßig
angegebene) Reingewinn wird vorgetragen.
Ermäßigung der Notiz für Privatdiskonte. Die ſeit einigen Wochen
auf 4¾ Prozent lautenden Privatdiskontſätze wurden am Montag an
der Berliner Börſe um ½⁄ auf 4/s Prozent ermäßigt. Umſätze fanden
auch auf dieſer Baſis kaum ſtatt. Im freien Verkehr werden Privat=
diskonte
mit 4/4½ Prozent gehandelt. An der Börſe iſt man ge=
neigt
, dieſe Anpaſſung des Privatdiskontes an die tatſächlichen Markt=
verhältniſſe
, die wohl in den nächſten Tagen noch weiter fortſchreiten
wird, als Vorläufer einer Reichsbankdiskontermäßigung anzuſehen, zu=
mal
die Reichsbank in der Frage einer Erleichterung der Bankzinſen ge=
rade
dieſer Tage eine beſondere Initiative entwickelt und hierin auch
von anderen führenden Inſtituten unterſtützt wird.
Ein zweites Leunawerk. Wie wir erfahren, nehmen trotz aller De=
mentis
die Profekte der Bad. Anilin= und Sodafabrik auf Schaffung
eines zweiten Leunawerkes zur Ausbeutung der von J.G. der Farben=
induſtrie
übernommenen Oel= und Kohlenpatente immer feſtere Formen
an. Für die Lage des neuen Werkes ſcheint die nordweſtliche Ecke An=
halts
(Bode Gebiet) in Betracht zu kommen, wobei aber auch der Lauf
des Mittellandkanals von Bedeutung ſein wird.
Ausdehnung der J.G. der Farbeninduſtrie. Die Intereſſengemein=
ſchaft
der Farbeninduſtrie A.=G. in Frankfurt a. M. übernimmt nun=
mehr
auch die Farbwerke Mülheim, vorm. A. Leonhardt u. Cie., deren
7 Millionen Rm. betragendes Aktienkapital ſich in der Hauptſache im
Beſitz der Leopold Caſſella u. Cie. G. m. b. H. in Frankfurt a. M. be=
indet
. Gegen je 3000 Rm. Aktien der Mülheimer Farbwerke werden
2000 Rm. Aktien der J.G. der Farbeninduſtrie gewährt. Von einer
anderen weſentlichen Ausdehnung bzw. Vergrößerung der Intereſſen=
gemeinſchaft
der Farbeninduſtrie A. G. weiß die Chemiker=Zeitung
und verſchiedene Berliner Börſenzeitungen zu berichten. Danach ſoll ſich
die J.G. mit dem Gedanken tragen, mitten in Deutſchland und zwar
zwiſchen dem Steinkohlen= und Braunkohlenrevier eine große Kohlen
verſchwelungsanlage zu bauen, um einen großen Teil des deutſchen Be=
darfes
an Triebſtoffen, wie Gaſolin und Benzinerſatz, herzuſtellen. Die
Chemiker=Zeitung weiß ſogar, ſchon zu berichten, daß man binnen
zwei Jahren mit einer Lieferung von 250 000 bis 300 000 Tonnen deut=
ſchen
Triebſtoffes durch die J.G. der Farbeninduſtrie rechnen könne.
An den deutſchen Börſen haben dieſe Ausdehnungs= und Vergrößerungs=
beſtrebungen
der Verwaltung der J.G. der Farbeninduſtrie A. GG. ein
gewaltiges Echo gefunden und eine enorme Kursſteigerung hervorge=
rufen
. Während vor acht Tagen J.G.=Aktien noch mit 155 zu haben
waren, ſtiegen dieſe Aktien heute auf 168, und man will vorausſehen, daß
damit die Wertſteigerung dieſer Aktien noch nicht erſchöpft iſt.
Die Handelsvertragsverhandlungen mit Litauen. Der nunmehr rati=
fizierte
Handelsvertrag zwiſchen Deutſchland und Litauen vom Jahre
1923 ſah bereits weitergehende Verhandlungen zwiſchen den beiden Staa=
ten
vor. Es bedarf keiner Ausführung, daß hierfür Vorbereitungen au
beiden Seiten ſchon ſeit längerer Zeit im Gange ſind. Mit dem Beginn
der Verhandlungen iſt, wie die J. u. H. von zuſtändiger Seite erfährt,
kaum vor Anfang Juni zu rechnen. Man erwartet zunächſt die Vor=
chläge
von litquiſcher Seite. Gegenſtand der Verhandlungen wird be=
ſonders
auch die Memeler Frage ſein.

Drantfätter Karsdericht Bom 10. Mur 4040:
T.

Staatspapiere
)Deutſche
Reichsanleihe
% Reichsanleihe" .
½
*
Dollar=Schatzanw.
K.=Schatzanw. 23
2.=Schatzanw
4½% IVundV R.-
Schatz
4
Sch
gb. .
ſarprämienanl. .
Preuß. Konſ...
30
Baden alt ...
½%
1896
Bahern ......"
33%...
.
8-16% Heſſ. unt. 28

33%
.
.
4% Württ. alte ..
b) Sonſtige,
europäiſche
5% Bos. E. B 1914
v. 1914
4% L.J
1898
*
1902 ..

Bulg. Tabak
2% Oſt. Staatsr.
v. 1919
%Oſt. Schatz. 14

5.79
0 38

0.49

G. 40:

18.5
0.37

0.37:

3.2

2.4
17.25

42, Oſt. Goldr.
41/s% Silberr.
4% einh. R. (kon.)
3% Port. (Spz.) III
5% Rum. am. R.03
2% Gold. 13
im konv.
4% am.05
%⁄ Türk. (Adm. /03
II.
4% 1911 Boll.
½% Ung. St. 191:
St. 1914
%o
Zoldr.
10
ronr.
Eiſ. Tor.
Außereuro=
päiſche

5% Mex.am. inn
6.
Gold. 04
kon) inn
4 ½% Irrigat.
5% Tamaulipas
Sachwert= Schuld=
verſchreibungen

Mit Zinsberech=
nung

26 Doll. Gold. 1932
Gold 1935
8% Frk.=Hyp.=B.
ſoldpfdbr. R.1
8% Frkf. Hyp.=Bk
eihe ?
5% Fkf. Pfandbr. B.
Gold Reihe 2
Cm. 8
32

17.4

3.8
6.9

11.5:
12.25

1.45

98.5
99.5

50 Neck. AG. Gld23
82 Pfälz.=Hyp.=Bk.
24
8% Rh.=Hyp. Gd.24
Rhein=Ma in=
Donau. Gold 23
Ohne Zins=
berechnung

Bd.=Bd..Hz. 2
% Bdw. Kohl. 2
Fr. Pf. Bk. G.
nnh.
6% Großh.
N
6% Heid. Holzw.
6% Heſſ. Brk.=Roc
Roggan 23
A.
annh. Stadt=
Kohl .... . . . . 23
% Offenb. Holz
5% Pfälziſche=Hp
Bk. Gld .... 24
Rw=
vagenw
.
Man dh.
*
2
ſ.
S.
89,
5% Südd. Feſt=B G
Borkriegs=Hyp.=B.
Pfandbriefe
Bayr. Vereinsb.
Bayr Handelsb.
Bahr. Hyp. u. Wechſ
Frkf. Hyp.=B
Frkf. Pfandbr.=Bk
Hamb. Hyp.=Bk.
Meining Hyp.=Bk.
Pfälz. Hyp.=Bk.
Preuß. Pf.br.=Bk.
Rhein. Hyp.=B.
Südd. Bodenkr. . .
Württ. Hyp.=B....!

99.5
97.25

18.1
12.1
2.05
13.1

13

2

63
2

16.25
14 85
1.37
127,
A0
12.2
10.35
11.05

Staatl. ob. prov.,)
garantiert
Heſſ. L.=Hyp.=B..
andeskr. Caſſel ..
Naſſau. Ldsb. . . .
Obligationen v.
Transportanſt
D Eliſ.=Bahn ..
42 Galiz. Carl=
Lud.=B.
5% Oſt. Südb. (9.)
2.,
lte ..
ue
ſt. Staatsb. 83
t. . 1.b.8.E.
3%Oſt. . 9.
Oſt.
)ſt.
ſietz
7
..
1d.
Rud. Salzkg
*
Ee et Sch
½% Anat., S.
5.I.
20
S
Monaſt
Tehuantepec..
4½%
Bank=Aktien
Allg. D.=Credit. ./94.5
Had. Bk.........
kf. Brauind. . . .
Barmer Bankv
Bay. Hyp.:.Wchi.
Berl. Handelsgeſ.
Comm. u. Privatb.
armſt. u. Nat.=Bk
Deutſche Bank
ſchſ=Bk.
D.
D. Hy
Zk. Mein.
Vereins=Vk. ...
Disk.=Geſellſch. . ..
Dreédener Br.... . 1110
Frankf. Bk. ....."

7.8*
16.55

2.9
2.2

13.3
13.25

17.50

.5
26.5

12.
85
107.2
54.5
1u
12
5.5
108
88.5
121.9

Frrf. Hyp.=Bk
Pfdbr.=B
Hotha Grundkr. Bk
ketallbank. . . . .
teld. Creditb.
dſterr. Creditanſt.
Pfälz. Hyp.=Bk...
teichsbank=Ant
hein Creditbk. . .
Rhein=Hyp.=Bk.
Südd. Disc.-Ge
Wiener Bankverein
Bergwerks=Akt,
Berzelius......"
Bochum. Bergb.
Buderus. . . . . . . . .
Dt. Luxemburg ..
chw. Bergw... .
Gelſenkirch. Bgm=
Ha=
Bergb... . ..
rp
Ilſe Bergb. .....
Genußſchein. . .
Lali=Aſchersleb.
li Salzdetfurt.
Kalt. Weſterregln
Klöcknerwerke.
Mannesm.=Röhr.
Nansfeld
z
Oberbedo
..
Obſchleſ. Eiſ.(Caro)
avi=Ant.
hönig=Bergb. ..
Rhein Braunk. .
hein Stahlw.
Rombach. Hütte
A. Riebeck Montan
Tellus Bgb.
Ver Laurahütte . .
Induſtrie=Akt.
Eichbaum(Mannh.)
enninger
Löwenbr.=München

108
94
108
1398
99.9

97
5.70

35

7
10z
16
103
119.5
122.5
Rf.
50.2r
50.5
77
142.7
25.75

59

65
121
198.5

Mainz Aktienbr.
Schöfferhof (Bind.)
Schwarz=Storchen
Hnngg. ......"

Akkum. Berlin. . .
ler & Oppenh.
dlerw (v. Kleyer)
A. E. G. Stamm
A. E. G. Vig.4
% A. E. G. Vzg. B..
Amme Gie
lſchaff.
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Weinh.
ad. Maſch. Durl.
Bad. Uhren, Furtw
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Bahr. Spiegel ...
Beck & Henkel ...
Bergmann El. .
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Brem.=Beſigh=O
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Cement Karlſtadt
Cement. Lothr. . .
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Chem Brockh. . .."
Chem. Milch
Daimler
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Dt Eiſenhandel
Deutſche Erd
D. G. u. Silb. Scheid.
Dingler Maſch
Dresd. Schnellpr. 1 94.5
Dürrlopp
Dürr Ratingen
Dyckerhoff & W.
Eiſenw Katſersl.
Eiſenw L. Meher
H. Lieferung. .
El. Licht- u. Kraft
Elſ. Bad Wolle..
Einag. . . .
mail. Ulrich
Enzinger Werke

184.5
00
102

66.25
83.5
89
92.5
57.5
15
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4n
47.5
26.2
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Faber & Schleicher
Fahr. Pirmaſens
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Felten & Guilleau.
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Geiling & Cie. ...
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Gelſent. Gußſt. . .
Goldſchmidt, Th.. .
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Heyligenſtaedt. .
Hilpert, Armatur.
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anß & Freytag.


Fellſt Waldk
Zucker). Waghäuſ
Zuckerf. Frankent
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Zuckerf
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Zuckerf. Rheinga
Zuckerf. Stuttgart.
ransport. und
Zeelicherung"=Akt.
N. Dt. Ei enbahn.
Dt. Eiſenb.=Geſ.
El. Hochbahn Berl.
ſchantung E.B
Südd. Eiſenb. Geſ.
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Nordd Llohzd.

Frkf. Allg. Ver
Franfona Rücky
Darmſt. Werte
Bahnbedar=
Dampft Rodberg
betia Konſ.
ebr. Lutz
ſotorf. Darmſt
Gebr. Roeder
Benuleth & Ellenb.

104
J.
4.5
5
108.75
3.
8.75
8.25
60

95

26
16.5

[ ][  ][ ]

Mittwoch, den 19. Mai 1926
Seite 14
Nummer 138
Bei den Leverkuſener Farbwerken in Wiesdorf=Lever
Produktenberichte.
Viehmärkte.
kuſen ſind die Arbeiten auf Errichtung einer Kunſtſeide=

Frankfurter Produktenbericht vom 18. Mai. Mit Rückſicht auf die
bevorſtehenden jüdiſchen und chriſtlichen Feiertage verkehrte die heutige
Produktenbörſe in luſtloſer Haltung: Bei geringer Umſatztätigkeit
wurden die Preiſe unverändert feſtgeſetzt. Weizen 29,5029,75, Rog=
gen
1919,25, Sommergerſte 2224, Hafer inl. 2223,50, Mais 17,75
Weizenmehl 41,7542,25, Roggenmehl 2828,25, Weizenkleie 9,50, Rog=
genkleie
11 Mark.
Berliner Produktenbericht vom 18. Mai. Die Auslandsofferten
waren weiter ermäßigt, daraufhin kam im Lieferungsmarkte einiges
Angebot heraus, worauf die Preiſe eine Senkung um 11½ Mark
erfuhren. Mit maßgebend für die Abgabeneigung war der Umſtand,
daß heute 10 Weizenſcheine zur Andienung gekommen und als kontrakt=
lich
erklärt worden ſind. Das erſthandige Angebot aus dem Inlande
iſt faſt gänzlich verſchwunden und das vereinzelt von zweiter Hand vor=
liegende
Angebot findet wegen zu hoher Preiſe wenig Beachtung. Rog=
gen
in effektiver Ware iſt vom Inlande reichlicher offeriert, aber in den
Preiſen verhältnismäßig hoch. Dieſe Situation des Effektivmarktes
fand in der Preisgeſtaltung im Lieferungsgeſchäft ihren Niederſchlag.
Mehl war in beiden Sorten ¼ Mark, im Preiſe ermäßigt, begegnete
aber nur geringer Kaufluſt. Gerſte blieb weiter vernachläſſigt. Die
verhältnismäßig hohen Forderungen der Abgeber für Hafer waren nicht
durchzuholen.
Amerikaniſche Kabelnachrichten.
New York, 18. Mai.
Weizen: Der heutige Markt begann in ſchwächerer Haltung, da
günſtige Witterungsberichte vorlagen. Später konnten jedoch die Ein=
bußen
wieder eingeholt werden, da die Baiſſe Deckungskäufe vornahm,
aus Europa ungunſtige Saatenſtandsberichte einliefen und die beſſere
ausländiſche Lokonachfrage anregte. Die Termine ſchließen nahezu
unverändert.
Mais: Anfangs neigte der Maukt zur Abſchwächung auf zurückhal=
tende
heimiſche Lokonachfrage und günſtige Witterungsberichte. Später
trat indes eine Erholung ein auf Baiſſedeckungen. Der Markt ſchließt
mit leichten Aufbeſſerungen.
Hafer: Der Markt verkehrte in ruhiger, eher etwas ſchwächerer
Haltung.
Baumwolle: In Erwartung des wöchentlichen Wetterberichtes ver
lief der Markt anfangs in ſchwächerer Haltung. Gegen Schluß konnte
eine Erholung eintreten.
Kaffee: Die anziehende braſilianiſche Deviſenrate hatte zur Folge,
daß die geſtrigen Rückſchläge wieder eingeholt wurden.
Zucker: Dringenderes kubaniſches Angebot und geringe Nachfrage
bei den Raffinerien hatten eine ſchwächere Tendenz zur Folge. Die
Termine gaben einige Punkte nach.
Kakao: Unter dem Eindruck der weiteren Feſtigkeit am Lokomarkt
verkehrte auch der Terminhandel in ſtetiger Verfaſſung.

Darmſtädter Schlachtviehmarkt vom 18. Mai. Aufgetrieben waren
113 Kälber, 3 Schafe. Bezahlt wurden für das Pfund Lebendgewicht:
Kälber 7090 Pf., Schafe 3040 Pf. Tendenz: Markt geräumt.
Mainzer Schlachtviehmarkt vom 18. Mai. Der Auftrieb beſtand
aus 52 Ochſen, 23 Bullen, 550 Kühen und Färſen, 300 Kälbern,
36 Schafen und 1120 Schweinen. Bezahlt wurde der Zentner Lebend=
gewicht
: Ochſen 4054, Bullen 3548, Kühe und Färſen: Klaſſe a) 45
bis 57, b) 3846, c) 2134, Jungvieh 5274, Schweine 7481 Mark.
Marktverlauf: Bei ruhigem Verkauf langſam geräumt.
Kleine Wirtſchaftsnachrichten.
Anläßlich der Feier des 50jährigen Beſtehens der
Induſtrie= und Handelskammer in München fand ein
Feſtakt ſtatt, zu dem Vertreter der Regierung und des Wirtſchaftslebens
erſchienen waren.
Seit einiger Zeit ſchweben in der weſtdeutſchen Mühlen=
induſtrie
Verhandlungen über eine Neubildung der
Mühlenkonvention, die von 1911 bis 1914 beſtanden hat.
Nach der außerordentlichen Produktionsabnahme in der letzten
Aprilwoche wies die mit dem 9. Mai abgelaufene Förderwoche im
deutſch=oberſchleſiſchen Steinkohlenbergbau laut
Induſtrie=Kurier wieder eine tägliche Produktion von 50 968 To. (45 100
Tonnen) auf. Die Geſamtförderung ſtieg an 6 Arbeitstagen auf 305 809
Tonnen (270 599 Tonnen).
Der Aufſichtsrat der Linke, Hofmann, Lauchhammer
A.=G. beſchloß vorzuſchlagen, den nach Abſchreibung von 1 805 236 Rm
verbleibenden Reingewinn von 110 580 Rm. auf neue Rechnung vor=
zutragen
.
Die Continentale Geſellſchaft für elektriſche
Unternehmungen, Nürnberg, wird die Verteilung einer
Dividende von 6 Prozent auf die Vorzugsaktien vom Jahre 1922,
6 Prozent auf die Vorzugsaktien vom Jahre 1907 und 4 Prozent auf die
Stammaktien vorſchlagen. Der Reingewinn beträgt 488 256 Rm., hieraus
werden 476 090 Rm. zur Dividendenzahlung verwendet und 12 166 Rm.
ſind auf neue Rechnung vorzutragen.
Der Aufſichtsrat der Schnellpreſſenfabrik Franken=
thal
Albert u. Co. beantragt für 1925 eine Dividende von 5 Proz
(i. V. 8), wobei ſich der Vortrag um 91 000 Rm. erhöht (G.=V. 10. Juni.)
Der, Abſchluß der Deutſchen Continental=Gas=
Geſellſchaft für 1925 ergab nach der Dotierung des Erneuerungs=
fonds
mit 2 000 000 Rm. (i. V, 900 000) einen Gewinn von 4 331 811 Rm.
V. 1054 758). Der Aufſichtsrat beſchloß die Ausſchüttung einer Divi=
dende
von 7 Prozent auf Stammaktien vorzuſchlagen.
Der Abſchluß der Vereinigten Lauſitzer Glaswerke
A.=G. für das Geſchäftsjahr 1925 ergab einen Reingewinn von 1 009 668
Reichsmark gegen 898 412 Rm. im Vorjahre. Es wurde eine Dividende
von Prozent (gegen 8 Prozent im Vorjahre) vorgeſchlagen.

fabrik in vollem Gange. Man hofft, mit den Bauten noch bis Ende
des Jahres fertig zu werden und rechnet damit, in der neuen Fabrik
1400 Arbeiter neu einzuſtellen.
Die Burbacher Hütte iſt mit ihrer Abteilung Hoſtenbach dem
deutſchen Grobblechverband beigetreten.
Da der Haushaltsausſchuß des Reichstages ſich gegen eine Bürg=
ſchaft
des Reiches für die Zinſen bei Begebung eines Teils der Porte=
feuille
=Verzugsaktien der Reichsbahn ausgeſprochen hatte, ſind die Ver=
handlungen
zwiſchen der Reichsbahn und einem Bank=
konſortium
nunmehr ergebnislos abgebrochen worden
und dürften auch in abſehbarer Zeit nicht wieder aufgenommen werden.
Die polniſche Delegation für die Handelsver=
tragsverhandlungen
wird am Donnerstag in Berlin eintreffen.
Noch am gleichen Tage wird der Austauſch der Zollwunſchliſten erfolgen,
deren Inhalt den beiden Parteien bereits im weſentlichen bekannt iſt.
Die 3 Millionen Dollar 7proz. Bonds der Mansfeld=
A.=G. für Bergbau und Hüttenbetrieb ſind ſchnell überzeichnet worden.
Die franzöſiſche Regierung hat mit Wirkung vom 1. Mai
ab eine Ausfuhrſteuer auf ſaarländiſches Thomas=
mehl
in Höhe von 0,2 Prozent des Warenwertes beim Austritt aus
dem Saargebiet feſtgeſetzt.
Nach dem Luxemburger Wort beabſichtigt die Luxemburgiſche Re=
gierung
tatſächlich einen eigenen luxemburgiſchen Franken
zu ſchaffen. An der Möglichkeit eines ſolchen ſcheint das Blatt aber
zu zweifeln. Auch dürften ſeitens Belgiens diplomatiſche Einwände
gegen eine ſolche finanzielle Abtrennung zu erwarten ſein.
Nach amtlichen däniſchen Angaben belief ſich die Kohlenausfuhr
aus Deutſchland in den Monaten Januar bis März 1926 auf
1 308 710 Doppelzentner gegen 718 510 Doppelzentner im Vorjahre.
Da ſich in Schweden die Zuckerfabrikanten mit den Rübenbauern
wegen des Preiſes nicht einigen können und die Regierung beſchloſſen
hat, die Differenz nicht auf ſich zu nehmen, haben die Landwirte
beſchloſſen, keine Rüben anzubauen, ſo daß das Roh=
produkt
aus dem Ausland eingeführt werden muß. Man rechnet damit,
daß die meiſten Rohzuckerfabriken ſperren. Die Raffinerien dürften
unvermindert weiterarbeiten.
Wie aus der amtlichen ſchwediſchen Statiſtik hervorgeht, belief ſich
die ſchwediſche Ausfuhr im April 1926 auf 1019000 Tonnen
gegenüber 900 000 Tonnen im März 1926 und 701 000 Tonnen im Febr.
1926. Gleichzeitig iſt auch die Einfuhr Schwedens geſtiegen,
und zwar von 500 000 Tonnen im Februar 1926 und 574 000 Tonnen im
März 1926 auf 643 000 Tonnen im April 1926.
Die Verhandlungen mit Dillon Read u. Co. über die An=
leihe
der Vereinigten Stahlwerke A.=G. ſind in befriedigen=
dem
Fortſchreiten begriffen, der endgültige Abſchluß iſt aber noch nicht
erfolgt.
In amerikaniſchen Bankkreiſen verlautet, daß die Anleihever=
handlungen
Braſiliens mit der Bankfirma Dillon, Read and
Co. dem Abſchluß nahe ſind. Der Betrag wird mit 30 Millionen Dollax.
angegeben.

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Deutſchen Bau= und Siedlungsgemeinſchaft
e. G. m. b, H. an ihre Mitglieder vergehen.
Jeden Monat findenneu Vergebungen ſtatt
Freitag, den 21. Mai, abds. ½9 Uhr
im Gaſthaus Zum Ochſen, Beſſungerſtr
Nr. 28, Zuſammenkunft der Bauinter=
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des tadtbezirks Beſſungen. Der
freie Zutrutt iſt allen Bauintereſſenten und
Baugewerbetreibenden geſtattet. (B.7588
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Ortsgruppe Darmſtadt
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[ ][  ][ ]

Nummer 138

Mitfwoch, den 19. Mai 1926

Seite 15

(Nachdruck verboten)

Sie reckte ſich ſtolz und ſagte ſtrahlend zu Klaus: Ich werde
mit dabei ſein. Und Sie Klaus?
Ich fehle, Hanna.
Und morgen
Komme ich mit Werner zu Ihnen. Jetzt muß ich mich em=
pfehlen
, lieber Kerpen. Wir ſprechen uns wieder.
Das glaube ich feſt, lieber Michgel.
Als Klaus des Sportkameraden Hand faßte, fühlte er an dem
eſten Händedruck, daß ihm einer der ſeltenſten Weſen auf Gottes
Erdboden gegenüberſtand.
Schweigend gingen Klaus und Hanna die breite Tiergarten=
ſtraße
hinunter und ſahen nicht, wie die Augen ſo vieler Vorüber=
gehender
an ihren ſchönen Geſichtern haften blieben.
Sie fahen es nicht, denn in ihren Seelen war das große Glüdk
erwacht, das ſie ganz erfüllte. Das Ereignis am Nachmittag hatte
beiden den Schleier weggezögen. Zum erſten Male wußten ſie,
daß ſie einander gehörten, daß ihre Liebe ſtark und unlösbar war.
Als ſie durch das Brandenburger Tor ſchritten, weckte ſie der
Großſtadtlärm aus ihrem Sinnen. Sie ſahen ſich verſonnen an
und atmeten auf. Hanna fühlte ſich glücklich, als Klaus ihre Hand
faßte, und im Händedruck fanden ſich ihre Herzen wieder feſt
zueinander.
Ich freue mich des morgigen Tages, Hanna.
Sie errötete über und über vor Freude.
Trotz des heutigen verpfuſchten Tages, Klaus?
Trotzdem. Ein Tag mit Ihnen, Hanna, iſt nie verfehlt.
Weh tut’s mir nur, daß ich Sie in dieſe Lage gebracht habe.
Das konnten Sie nicht ändern, lieber Klaus.
Vielleicht nicht. Es iſt möglich. Ich freue mich nur, daß Sie
in allen Lebenslagen der gleiche, friſch=fröhliche Kamerad bleiben.
Und es ändert ſich nichts, und wenn die Welt einſtürzt.
Es bleibt, Klaus. Felſenfeſt.
Ihre Hände faßten ſich und ihre Augen ſprachen beredt eines:
Ich hab' dich lieb.
Wohin wollen wir, Hanna?
Sie müſſen beſtimmen, Klaus.
Fröhlich ſah er ſie an. Seine Stimme kling wieder wie an
dem unvergeßlichen Sonntag am Wannſee.
Hanna, getrauen Sie ſich mit mir in den Gambrinus:?
In die Hölle, Klaus, wenn es ſein muß. Sie halten mich
für einen recht feigen Kameraden.
Verzeihen Sie, ich habe alles Vertrauen zu Ihnen, aber ich
möchte Ihnen jeden Stein aus dem Wege räumen, möchte Ihnen
das Leben wirklich ſchön machen.
Womit habe ich das alles verdient? ſcherzte ſie.
Als ſie in ſeine Braunaugen ſah, ſenkte ſie verwirrt den Blick
vor dem Strahl, der daraus hervorbrach.
Weil ich dich liebe, Hanna.
Ganz leiſe ſagte er es. Doch ihr war, als übertöne es allen

Lärm der Großſtadt. So köſtlich klaug es in ihrer Seele wieder,
daß ſie vor Freude hätte weinen nögen.
Sie drückte ſeine Hand innig und ſagte mit bebender Stimme:
Du Liebſter du kommſt doch bald wieder und du wirſt mich
nie verlaſſen?
Da wurden ſeine Augen ernſt und ſchwermütig.

Das weiß Gott, Hanna. Nie werde ich einem anderen Men=
ſchen
zugehören, nie, Hanna.
Ihre Stimme bebte, als ſie weiterſprach: Ich war ſo töricht,
Klaus. Laß mich nicht allein durch’s Leben gehen.
Er blieb ihr die Antwort ſchuldig, doch ſeine Augen ſprachen
ſo beredt, daß ſie froh wurde.
Sie traten in den Gambrinus‟. Das herzliche Willkomm!
das ihnen dort geboten wurde, tat ihnen unſagbar wohl.
Es war noch nicht eine Stunde vergangen, als Werner er=
ſchien
, noch müde und bleich. Aber auch er wurde froh unter den
fröhlichen Menſchen.
*

Am Sonntag früh erhielt Klaus einen Brief von ſeinem
Stiefneffen Erich, der um eine Ausſprache im Treptower Park
bat. Der Treffpunkt war genau bezeichnet.
Was gedenkſt du zu tun? Der Burſche verdient nicht, daß
du dem Verlangen entſprichſt.
Klaus überlegte: Wann, ſchreibt er?
Um halb zehn Uhr erwartet er dich.
Wenn wir von Hanna kommen, können wir es wohl ein=
richten
, Werner. Vielleicht will er Abbitte leiſten.
Trauſt du das dem Burſchen zu?
Ich weiß nicht, Werner. So genau kenne ich ihn nicht. Wir
werden ja ſehen.
Als ſie ſich nach dem Eſſen fertigmachten, um dem ver=
ſprochenen
Beſuche zu genügen, ſchlug ſich Klaus an den Kopf.
Um Gottes willen, Werner, jetzt hab’ ich Hannas Adreſſe
vergeſſen!
Du biſt großartig. Vielleicht fällt ſie dir noch ein.
Ich weiß nur noch: Grunewald, Villa Hanna.
Na, das genügt, da finden wir ſie ſchon.
Nach wenigen Minuten fuhren ſie mit dem Vorortzug von
Lichterfelde fort.
Als ſie im Grunewald die breite Villenſtraße im ſchönſten
Sonnenſchein hinunterſchritten, ſahen ſie aufmerkſam nach rechts
und links. Nigends aber ſtand Villa Hanna.
Endlich erfuhren ſie von einem Grunewälder, wo die Villa
Hanna zu ſuchen ſei.
Während ſie rüſtig ausſchritten, fragte Werner plötzlich:
Weißt du über Hanna eigentlich Näheres, Klaus?
Nein. Nur, daß ſie bei reichen Verwandten lebt. Ihr
Onkel ermöglichte ihr das Studium und eine beſcheidene, ſorgen=
freie
Lebensweiſe.
Werner ſchüttelte den Kopf.
Das das glaube ich nicht.
Glaubſt du, daß Hanna lügt?
Ruhig, nur nicht gleich böſe, Klaus. Die Hanna iſt der beſte,
zuverläſſigſte Menſch in meinen Augen. Aber ich glaube doch
ſie iſt ein ſehr, ſehr vermögendes Mädel.
Warum ſollte ſie mir das Gegenteil ſagen?
Weiß ich nicht. Alſo Schluß davon. Hier ſind wir ja auch.
Donnerwetter, iſt das ein prachtvoller Bau!
Beide blieben unwillkürlich ſtehen und betrachteten aufmerk=
ſam
das ſtattliche Gebäude, eine im alt=engliſchen Stil erbaute
Villa. Im Garten blühten Roſen und andere herrliche Blumen.
Sie klingelten.
Eilfertig öffnete ein Diener und verbeugte ſich.
Die Herren Michael? fragte er höflich.
Sind wir.
Bitte treten Sie ein. Darf ich vorangehen, um Ihnen den
Weg zu zeigen
Bitte, bitte.
Sie folgten dem Diener, der an der Haustüre, die von hinten
in das kleine Schloß führte, ſtehen blieb und die Brüder ein=
treten
ließ.
(Fortſetzung folgt.)

N
*

Ut
A

SchüFzen

Große Posten
Jumper-Schürzen
teils aus hübsch gemust. Cret. u. Satin
3.50, 2.75, 2.25, 1.95, 1.35, 0.98,
Große Posten
Jumper-Schürzen
aus gut., waschecht. Baumwollzeug
3.60, 2.25, 2.10, 1.75, 1.45, 1.20,
Große Posten
weiße Bervierschürz.
aus gutem Cretonne und Linon
gute Ausführungen . . 2.95, 2.50,
Große Posten
Jumper-Schürzen
aus gutem schwarz. Alpacca 5.80,
Große Posten
Knaben-Schürzen
gut. waschecht. B’wollz.,2Tasch. Gr.40
jede weitere Größe 10 mehr
Große Posten
Mädchen-Schürzen
aus hübsch gemnst. Cretonne, Gr. 40
jede weitere Größe 15 mehr
Große Posten
weiße Kinderschürz.
a. gut. Batist, m. hübsch. Stick. Gr. 40
jede weitere Größe 25 mehr
Große
Potten Kinderschürzen
aus gutem Bwollzeug u. gemust.
Satin, Jumperform, Größe 40 u. 50

ANAScA

Große Posten
Damen-Hemden
a. gut. Cret., Trägerf., m. hübsch. Stick.
3.75, 3.10, 2.45, 2.25, 1.45,
Große Posten
Damen-Hemden
a. gut. Cret., Achselschl., tls m. Barm.
Bog. u. Stick. 4,60, 3.85, 3.60, 2.20,
Große Posten
Damen-Beinkleider
aus gut. Creton., teils mit Hohisaum
u. Stickerei 3.10, 2.85, 2,50, 1.45,
Große Posten
Dam.-Nachthemden
aus gut. Creton., teils mit Hohlsaum
u. Stickerei 5.90, 5.10, 4.50, 3.95,
Große Posten
Damen-Nachtjacken
aus. gutem Cretonne, mit schöner
Stickerei . . . . 5.25, 4,75, 4.60,
Große Posten
Damen-Reformröcke
aus gutem Cretonne, mit reicher
Stickerei 5.80, 4.20, 3.95, 3.40,
Große Posten
Damen- Hemdhosen
teils a. gut. Cret. u. Macco, t. w. Hohls.
u. Spitzen 5.25, 5.10, 4.30, 3.90

Damen-Hemder
aus gutem Macc0, mit Valencienne
Spitzen, Trägerf. 5.10, 4.75, 3.95,

Damen-Beinkleider
aus gutem Macco, mit Valencienne-
Spitzen . . . . . . . . . . 5.60,
Dam.-Nachthemden
aus Ia Macco, reich mit Valencienne-
Spitzen verziert . . . . . . 12.50,
Damen-Hemdhosen
aus Ia Macco, mit hübsch. Batist=
Stickerei . . . . . . . . . 12.,
Farbige Hemdhosen
aus Ia 0pal, in neuen Farben, m.
eleg. Valencienne-Spitzen . . 4.95,
Damen-Hemdhosen
aus dem neuen gestreift. Seiden-
trikot
, in allen Modefarb., m. eleg
Valencienne- u. goldf. Spitzen 8.90,
Damen-Reformröcke
aus dem neuen gestreiften Seiden-
trikot
, in den Modefarben . .

roten Bümperrunkerkalllen

Große
aus feinem Cretonne, mit Stickerei und Valenciennespitze

1.95, 1.45,

Trikotagen

Große Posten
Korsettschoner
gute Onalitäten, mit Träger
0.88, 0.75, 0.68,
1.20,
Große Posten
Dam.-Schlupfhosen
gute Qualitäten, in vielen Farben
1.60, 1.45, 1.20, 1.15, 0.98,
Große Posten
gewebte D.-Hemden
gute Oualit,, Trägerform 1.50, 120,
Große Posten
Damen-Schlupfhosen
guter Seidentrikot, in allen modern
Farben . . . . . . . 2.40, 2.25,
Große Posten
Herren-Hosen
gute feinfädige Onalit. 2.70, 2.45,

Große Posten
Herren-Jacken
gute feinfädige Qualit. 2.85, 2.50,
Große Posten
Einsatz-Hemden
mit hübschen, waschecht. Einsätz.,
gute Qualitäten 2.60, 2.50, 1.95,

Benger’s
Sommertrikotagen
in allen Formen und Weiten vorrätig

[ ][  ]

Geite 1½

Mittwoch, den 19. Mai 1926

Nummer 138

PALAST-LCHTSPIELE

Das humorvolle
Der g r0 8e

Doppelprogramm
Laeberfolg!

Tar und Tainuen Aar Prafet
6 Akte aus dem Leben zweier Vagabunden.
Pat und Patachon als Reserristen Putz und Patzner.
Die 2 unverbesserlichen Strolche als Don Gulxote und
Zum kotlachen! (7521
Sancho Pansa-
Die wunderlichen Geschichten
des Theodor Huber
Ein grotesker Abenteuer- und Sensationsfilm in 5 Akten, mit
Ernst Matray und Okko Reinwald in den Hauptrollen.
Neueste Wochenschau.

Rhein-
str
. 2

Schiob-Café

Rhein-
str
. 2

(7581
Schloß-Café-Ensemble‟
Leitung: Kapellmeister Ludwig Bünger
Mittwoch, 19. Mai 1926, nachmittags 4 Uhr
Großes Sonder-Konzert
Weber Mozart Lorkzing
Freitag, 21 Mai 1926, abends 8½ Uhr
Großes Sonder-Konzert
An allen Sonn- u. Feiertagen 11-1 Uhr Frühkonzert
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Regie: Conrad Wiene
Hans Bransewetter als krasser
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Ternary / Clementine Plessner
Harry Hardt /Werner Pittchan
Karl Viktor Plagge / Robert
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Der Film bietet unzählige Einfälle köstlichen Humors.
Harold Lioyd als rasender Chauffeur, als Reiter
auf entfesselnden Pferden, seine Urkomik läßt das
Publikum keinen Augenblick aus dem Bann.
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Monti bei den Kanibalen 24kte
Atlas als Lebensretter 2 Akte
Die neueste Wochenschau.
Jugendliche haben Zutritt (13313
Anfang 3½ Uhr
Letzte Abendvorstellung 8 Uhr.

Landestheater
Mittwoch, 19. Mai
Großes Haus.
L. 21
Fidelio
Oper von Beethoven
Anf. 7 Uhr. Ende 9¾ Uhr
Preiſe: 110 Mark.
Kleines Haus (V.7618
Zuſatzmiete II, 11
Die Marquiſe
von Arcis
Schauſpiel von
Sternheim
Anf. 7½, Ende 934 Uhr
Preiſe: 16 Mark

2. Pfingſiiag
2 Uhr
Pamilienspazier-
gang
nach Traisa.
Einkehr bei Mit=
glied
Scheerer.
Bei ung Witterung
30 Uhr Oſtbahn=
hof
(757

A. Ey
Am 5. 5. ½6 Uhr nicht
angetroffen. Bitt
Nachricht u. Jugend=
bewegt

hauptpoſt=
213218
lagernd.

Theaterzettel für Mittwoch, 19. Mai
(Ohne Gewähr)
Fidelio‟
Perſonen:
Don Fernando, Miniſter. Walter Hagner
Don Pizarro, Gouverneur
eines Staatsgefängniſſes Joh. Biſchoff
Floreſtan, Gefangener Gotthelf Piſtor
Leonore, ſeine Gattin, un=
ter
dem Namen Fidelio (h. Maſſenburg
Rocco, Kerkermeiſter
Heinrich Hölzlin
Narcelline, ſeine Tochter Margar. Albrecht
Jaguino, Pförtner . . . Eugen Vogt
Erſter Gefangener . . . . Rudolf Strzeletz
Zweiter Gefangener . . . Karl Ebert
Offiziere. Wachen. Staatsgefangene. Volk
Die Marquiſe von Arcis
Perſonen:
Der Marquis von Arcis, Hans Baumann
Die Marquiſe von
Pommeraye . .
Eliſa Tuerſchmann
Hortenſe Duquenoy . . . Käthe Meißner
Henriette Duquenoy . . . Beſſie Hoffarth
Lakaien, Bedienung des Marquis
und der Marquiſe

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Mittwoch und Donnerstag
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