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Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
Wöchentliche illuſtrierte Beilage: „Die Gegenwart”, Tagesſpiegel in Bild und Wort
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Nummer 129
Montag, den 10. Mai 1926.
189. Jahrgang
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breit) 2 Reichsmark. Anzeigen von auswärts 40 Reichpfg.
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(1 Dollar — 420 Mark). — Im Falle höherer
Gewalt, wie Krieg, Aufruhr Streik uſw., erliſcht
ede Verpſichtung auf Erfüllung der
Anzeigen=
uſträge und Leiſt ung von Schadenerſatz. Bei
Kenkurs oder gerichtlicher Beſtreibung fällt ſedesr
Rabatzt weg. Bankkonto: Deutſche Bank und
Darm=
ſtädter 8 Nationalbank.
Der Generalſtreik in England.
Eine Rundfunkrede Baldwins.
London, 9. Mai.
Baldwin hielt geſtern in London eine Rundfunkrede. Er
führte u. a. aus: Es handelt ſich bei dem Streik um zwei
ver=
ſchiedene Phaſen, nämlich die Arbeitseinſtellung in den
Bergwer=
ken und den von dem Generalrat der Gewerkſchaften in dem
Augenblicke, als die Verhandlungen noch im Gange waren,
an=
geordneten Generalſtreik. Dieſer Schritt wurde wahrſcheinlich
unternommen, um das Parlament und die Oeffentlichkeit zu
zwingen, ſich dem Willen des Generalrats zu beugen. Der
Ge=
neralrat der Gewerkſchaften erklärte, der Generalſtreik ſei
ledig=
lich eine induſtrielle Auseinanderſetzung. Ihre Methode aber,
die Bergarbeiter zu unterſtützen, bedeutet einen Angriff auf die
Allgemeinheit. Die Regierung kämpfte nicht für eine
Herab=
ſetzung des Lebensſtandards der Bergarbeiter oder anderer
Ar=
beiter. Alle Arbeitnehmer müſſen das Aeußerſte tun, um die
Fabriken in Gang zu halten, damit die durch den Generalſtreik
verurſachten Beſchwerden gemildert werden. Bevor die
Regie=
rung Verhandlungen eröffnen kann, muß der Generalſtreik
auf=
gehoben werden. Dann kann die Kohlenfrage geregelt werden.
Das iſt das faire Vorgehen. Tauſendmal beſſer iſt es, ſo zu
ver=
fahren, als den Kampf fortzuſetzen, der nur Elend und Unglück
vermehren wird. Ich bin ein Mann des Friedens. Ich ſehne
mich nach Frieden. Ich arbeite für den Frieden, ich bete für den
Frieden. Aber die Ruhe und Sicherheit der britiſchen Verfaſſung
werde ich nicht der Gewalt ausliefern.
Die allgemeine Lage im engliſchen Generalſtreik hat
ſich nicht verändert. Die geſtrige Rede Baldwins ſtellt eine
Ablehnung des Vorſchlags, den der Erzbiſchof von Canterbury
am Samstag in der „Times” veröffentlichen ließ, dar. Dies hat
jedoch die Haltung der Trade Union bis jetzt nicht beeinflußt.
Dieſe erklären nach wie vor, daß die Zurücknahme der
Kündigun=
gen in der Kohleninduſtrie die Vorausſetzung für die
Zurück=
nahme des Generalſtreiks ſein muß. Sie ſeien aber bereit, jedem
Vorſchlag gern Gehör zu ſchenken. Dies iſt für die Regierung
jedoch zurzeit ausgeſchloſſen. Die dritte Partei in dem Streik,
die Grubenbeſitzer, ſind bisher noch nicht mit einer neuerlichen
Feſtſtellung ihres Standpunktes oder irgendeiner neuen
Erklä=
rung vor die Oeffentlichkeit getreten. Gerüchtweiſe verlautet
je=
doch, daß die Regierung mit den Bergwerksbeſitzern in
Verbin=
dung ſtehe und einen gewiſſen Druck auf ſie auszuüben ſuche.
Das Transport= und Eiſenbahnſyſtem verbeſſert ſich unter der
kräftigen und energiſchen Hand der Regierung tagtäglich. Die
Zufuhr von Nahrungsmitreln nach den Städten iſt befriedigend.
In London, wo die Verſorgung mit Mehl zu wünſchen übrig
ließ, boten ſich die Gewerkſchaften zur Hilfeleiſtung beim
Ent=
laden und Transportieren von Mehl an, machten jedoch zur
Be=
dingung, von ſich aus Erlaubnisſcheine auszuſtellen. Die
Regie=
rung lehnte deshalb ihre Mithilfe ab. Die Docks werden von
einem Militärkordon bewacht. Die Gewerkſchaften haben ſtrenge
Weiſung gegeben, ſich von dem Militär fernzuhalten, um
Reibe=
reien zu vermeiden, denn es liegt ihnen viel daran, den rein
wirtſchaftlichen Charakter des Streiks gewahrt, zu wiſſen und
jeden Angriff auf die Staatsgewalt zu vermeiden.
Bildung einer befonderen Polizeitruppe.
Die engliſche Regierung beabſichtigt in London eine
beſon=
dere Polizeitruppe einzurichten, die auf die Stärke von 25 000
Mann gebracht werden ſoll. Sie wird mit Stahlhelm und
Waf=
fen ausgerüftet werden und ſoll in erſter Linie zur Bedeckung
der Nahrungsmitteltransporte und zum Schutze lebenswichtiger
Betriebe verwendet werden. Alle Offiziere und gedienten
Mann=
ſchaften der Reſerve und der Territorialarmee ſind zum Eintritt
berechtigt, außerdem auch ſolche Leute, die ſich körperlich dazu
eignen. Dieſe Maßnahmen beweiſen wiederum den feſten Willen
der engliſchen Regierung, mit aller Energie die öffentliche
Ord=
nung und die Sicherheit der lebenswichtigen Betriebe ſicher zu
ſtellen, um den Generalſtreik endgültig zu brechen. Die
Anmuſte=
rung für den Hilfsdienſt geht gut vorwärts. In Mancheſter
wur=
den 10 000 Mann, in Liverpool 10 400, in den Nordoſt=Diſtrikten beſchränkt bleiben, ſondern muß auch Perſönlichkeiten umfaſſen,
21 000, in Grimsby 20 000 Mann eingeſtellt. Die tatſächliche Zahl
der Freiwilligen, die ſich melden, iſt höher als die derzeitigen
Bedürfniſſe es verlangen.
Der Kampf zwiſchen 2. und 3. Internationale
Je länger der Generalſtreik andauert, deſto mehr verſuchen
die Kommuniſten, die Streikleitung an ſich zu reißen. Der
Präſi=
dent der kommuniſtiſchen Gewerkſchaft, die allerdings nur eine
verhältnismäßig kleine Mitgliederzahl beſitzt, hat erklärt, daß
der gegenwärtige Generalſtreik nur das Vorſpiel zu einer kom= durch ihren Parteiführer Koch den Sozialdemokraten die Frage
muniſtiſchen Revolution ſei. In verſchiedenen Gewerkſchaften
werden die Gewerkſchaftsführer von kommuniſtiſchen Elementen zen, ſondern auch zur Löſung der dann entſtandenen Kriſe
beizu=
heftig angegriffen und als „Kerenskis” gebrandmarkt. Einer der
Gewerkſchaftsführer hat erklärt, daß der gegenwärtige Streik
nicht nur ein Kampf zwiſchen dem engliſchen Kapital und der
engliſchen Arbeiterſchaft, ſondern ein Kampf zwiſchen der 2.
und 3. Internationale ſei. Beide müßten ihre Methode erpro= Zentrum wird dazu kaum bereit ſein, weil es bereits erklärt hat,
ben, um für die Arbeiterſchaft beſſere Lebensbedingungen zu
er=
kämpfen.
Streikberatungen in Oſiende.
EP. London, 9. Mai.
Internationale haben heute in Oſtende die durch den engliſchen
Generalſtreik geſchaffene Lage und die dem Streik gegenüber
ein=
zunehmende Haltung beraten Es wurden einige wichtige Be= gung ausſtricht, daß der Flaggenſtreit irgendwie beſeitigt werden
ſchlüſſe gefaßt und der engliſchen Bewegung jede mögliche Unter= müſſe und deshalb die Regierung auffordert, einen Geſetzentwurf
ſtützung zugeſagt. Wie verlautet, iſt über die Möglichkeit eines
ges ſoll von vornherein erklärt haben, daß er eine Ausdehnung
des Streiks als inopportun und zwecklos halte, da der
gegen=
wärtige Konflikt das Wirtſchaftsleben des britiſchen Reiches be= trum die Möglichkeit ſehen, den letzten Flaggenerlaß zwar zu
miß=
teits genügend lahmlege.
Vom Tage.
Das deutſche Rotorſchiff „Baden=Baden”, das infolge
ſchwerer See erſt nachts Sandyhock paſſierte, iſt um 3 Uhr 30 Min. früh
an der Quarantäneſtation von New York eingetroffen.
Die geſtrige Jahresfeier für die Jungfrau von Orleans,
die, wie bekannt, als ein nationales Feſt gilt, gab Anlaß zu heftigen
Zwiſchenfällen. Etwa 100 Perſonen wurden verletzt,
darunter mehrere ſo ſchwer, daß ſie in die Spitäler befördert werden
Nach den letzten Meldungen aus Marokko haben ſich die
franzöſi=
ſchen und ſpaniſchen Truppen im Tale des Kert vereinigt und damit ihr
erſtes ſtrategiſches Ziel erreicht. Es kam dabei zu erbitterten
Bajo=
nettkämpfen mit den Rifkabylen, die nur langſam zurückwichen.
Aufbeiden Seiten ſind die Verluſte ſehr hoch. Auf
ſpani=
ſcher Seite waren ſechs Flugzeuggeſchwader am Kampfe beteiligt,
wäh=
rend die Franzoſen zahlreiche Tanks verwendeten.
Die geſtern in Paris zwiſchen Vertretern der Bergarbeiter
und der Grubenbeſitzer geführten Verhandlungen über die
Schaf=
fung einer neuen Lohnſkala haben zu einem Ergebnis geführt.
Da=
nach ſoll der Grundlohn um 10 Proz. und die
Teuerungs=
zulage um 15 Proz. erhöht werden.
Dem „Paris Soir” zufolge ſind ſeit Beginn des engliſchen
General=
ſtreiks in London zwei Milliarden franzöſiſche
Fran=
ken verkauft worden.
Eine der bedeutendſten belgiſchen Banken, das Crédit
populgire d’Anvers, die neun Filialen und 300 Korreſpondenten
beſitzt, hat ihre Zahlungen eingeſtellt. Beſonders die kleinen
Einleger auf dem Lande ſind betroffen. Die Paſſiva werden auf
300 Millionen Fr. geſchätzt.
Der Präſident der polniſchen Republik hat den früheren
Miniſter=
präſidenten Grabski mit der Bildung eines
außerparla=
mentariſchen Kabinetts von Fachleuten beauftragt. Die
endgültige Bildung der neuen Regierung wird im Laufe des heutigen
Tages vollzogen werden.
Wie Reuter aus Managua gemeldet wird, ſind
amerikani=
ſche Marinetruppen im Hafen von Bluefields
gelan=
det worden, um das Leben und Eigentum der amerikaniſchen
Staats=
bürger zu ſchützen.
Durch einen Orkan im Staate Oklahoma wurden zwölf
Dörfer zerſtört; man zählt drei Tote und 60 Verletzte.
Zwiſchen Regierung und Koalition.
Von unſerer Berliner Redaktion.
Der Reichskanzler hat unmittelbar nach ſeiner Rückkehr aus
Düſſeldorf die Verhandlungen zum Ausgleich der Gegenſätze
innerhalb der Koalition über den Flaggenerlaß
aufgenom=
men. Er hat gemeinſam mit dem Innenminiſter Dr. Külz und
dem Arbeitsminiſter Dr. Brauns Vortrag beim Reichspräſidenten
gehalten. Im Anſchluß daran hat der Arbeitsminiſter die Führer
der Regierungsparteien empfangen, um ſich mit ihnen über die
Möglichkeit einer Verſtändigung auszuſprechen.
Die Demokraten werden ſich inzwiſchen davon überzeugt
haben, daß an die Zurücknahme des Flaggenerlaſſes, wie ſie es
erhofft haben, nicht zu denken iſt. Sie haben auch gemerkt, daß ſie
vom Zentrum nur ſehr ſchwach unterſtützt werden und wären
des=
halb an ſich froh, wenn ihnen eine Rückzugslinie gegeben würde,
ſo daß ſie von ihrer Zuſtimmung zu dem ſozialdemokratiſchen
Mißtrauensantrag wieder abkommen könnten. Vorſchläge nach
dieſer Richtung liegen in großer Zahl vor. Im Vordergrund
ſtand am Sonntag der Gedanke, daß die Regierung ernſthaft
ver=
ſuchen wird, das Flaggenproblem überhaupt zu löſen, um den
Streit zwiſchen Schwarz=rot=gold und Schwarz=weiß=rot aus der
Welt zu ſchaffen. Parlamentariſch iſt das, wie die Dinge heute
liegen, faſt unmöglich, da jede Konzeſſion für Schwarz=weiß=rot
für die Sozialdemokraten unannehmbar iſt und die
Deutſch=
nationalen nicht daran denken, für Schwarz=rot=gold irgendwelche
Konzeſſionen zu machen, ſo daß die Vorausſetzungen für eine
verfaſſungsändernde Mehrheit alſo kaum zu ſchaffen ſind. Es
bleibt alſo kaum etwas anderes übrig, als eine Kommiſſion
ein=
zuſetzen, die alle vorhandenen Möglichkeiten noch einmal prüft
und den Verſuch macht, einen Kompromißvorſchlag
auszuarbei=
ten, dem auch die Flügelparteien zuſtimmen könnten.
Ein ſolcher Ausſchuß darf natürlich nicht auf den Reichstag
die außerhalb der Tagespolitik ſtehen. Von demokratiſcher Seite
wurde bereits der Vorſchlag gemacht, als neue deutſche Flagge
ſchwarz=weiß=rot mit einem ſchwarz=rot=goldenen Schilde in
wei=
ßem Feld zu nehmen. Damit werden aber weder die
Sozial=
demokraten noch auch die Deutſchnationalen einverſtanden ſein.
Ein ſolcher Ausſchuß würde alfo praktiſch kaum etwas anderes
ſein als ein Begräbnis erſter Klaſſe. Die Demokraten haben es
ihrem Parteivorſtand, der am Montag zuſammentritt, überlaſſen,
ob er auf die Brücke derartiger Kompromißvorſchläge treten will.
Sie haben inzwiſchen bei den Sozialdemokraten angepocht und
vorgelegt, ob ſie bereit wären, nicht nur die Regierung zu
ſtür=
tragen. Der „Vorwärts” drückt ſich an einer klaren Antwort
vor=
bei und erwidert mit der Gegenfrage, ob Zentrum und
Demo=
kraten bereit ſeien, eine entſchloſſene republikaniſche Politik zu
treiben und auch vor der Auflöſung nicht zurückzuſchrecken. Das
es wünſche jede Kriſe zu vermeiden. Die Demokraten ſind alſo
iſoliert und werden ſchon aus dem Grunde gewiß gern jede
Mög=
lichkeit zum Rückzug ergreifen, wenn ſie dabei nur nach außen das
Geſicht wahren können.
Wie wir aus politiſchen Kreiſen hören, wird eine Löſung
Die Bergarbeiter=, Transportarbeiter= und Gewerkſchafts= der Kriſe darin gefunden werden, daß ein Vorſchlag des
Arbeits=
miniſters ſich durchſetzt. Danach ſoll der Reichspräſident ein
Hand=
ſchreiben an den Reichskanzler richten, worin er ſeine
Ueberzeu=
zur Löſung des Flaggenſtreites auszuarbeiten. Das würde
prak=
internationalen Solidaritätsſtreiks nicht geſprochen worden. Hod= tiſch auf die Einſetzung der Kommiſſion zur Prüfung der ganzen
Frage hinauslaufen, würde die Kriſis für den Augenblick
wenig=
ſtens vertagen, inſofern, als darin die Demokraten und das
Zen=
billigen, aber weiterhin in der Regierung zu bleiben.
4Politik der Enttäuſchung.
Die Bildung einer deutſch=tſchechiſchen Koalition.
Von unſerem Korreſpondenten.
B. Prag, Anfang Mai.
Die Regierung Schwehla, die kürzlich abgetreten iſt und der
mußten. Im ganzen wurden 200 Verhaftungen vorgenommen. Beamtenregierung Cerny Platz gemacht hat, iſt bekanntlich über
die von den tſchechiſchen Agrariern geforderte Einführung von
Hochſchutzzöllen für Getreide ins Stolpern geraten; die
ſozia=
liſtiſchen Parteien hatten ſich in nicht mißzuverſtehender Weiſe
gegen dieſes Zollprojekt ausgeſprochen, und ſo wurde auf der
Suche nach einem Ausweg aus der heiklen Situation das
Beam=
tenkabinett Cerny eingeſetzt, das ſich von Geſetz zu Geſetz eine
Mehrheit ſchaffen und dann wieder der früheren allnationalen
Koalitionsregierung Platz machen ſollte. Aber auch dem neuen
Kabinett gelang es nicht, die ſchroffen Gegenſätze zwiſchen dem
bürgerlichen und ſozialiſtiſchen Lager zu überbrücken, weshalb es
in ſeiner Not ſich in überraſchender Weiſe an die an den
Agrar=
zöllen intereſſierten deutſchen Parteien wendete und an ſie
appel=
lierte, der Regierung beizuſpringen, indem ſie ihre Stimme mit
den tſchechiſch=bürgerlichen Parteien wider die Sozialiſten
ver=
einige. Dieſer Notruf iſt, ſo unglaublich es nach den bitteren
Erfahrungen erſcheinen mag, welche die Deutſchen in dieſem
Staate gemacht haben, nicht ohne Erfolg geblieben: eine deutſche
Partei — es iſt der Bund der Landwirte — hat erklärt, daß
ſie für die Zollvorlage ſtimmen und dadurch der alltſchechiſchen
Koalition zu Hilfe kommen werde, ohne das die aufhorchende
deutſche Oeffentlichkeit darüber informiert, worden wäre, zu
welchem Preiſe dieſes Zugeſtändnis gemacht wurde. Dem Bund
der Landwirte haben ſich die deutſchen Chriſtlichſozialen und die
deutſchen Gewerbeparteiler angeſchloſſen, und zum erſten Male
ſeit dem Beſtande der Tſchechoflowakei im volkswirtſchaftlichen
Ausſchuß des Senats bei der Beratung eines tſchechiſchen
An=
trags — es iſt dies die Zollnovelle — einer tſchechiſchen
Minder=
heit zur Mehrheit verholfen, d. h. ſie haben den tſchechiſchen
ſozialiſtiſchen Block zuſammen mit den tſchechiſchen bürgerlichen
Parteien niedergeſtimmt und ſo der überraſchten Oeffentlichkeit
ad oaulus eine deutſch=tſchechiſche Koalition demonſtriert.
Die Stellung der Deutſchen im Prager Parlament war bis
zu dieſem Augenblick die einer zu völliger Ohnmacht verurteilten
Minderheit. Der Wunſch, aus dieſer Situation herauszugelangen,
iſt mehr als einmal in Verſuchen zutage getreten, welche einzelne
politiſche Gruppen unternommen haben, die ein gemeinſames
Marſchieren in prinzipiellen Fragen für zweckmäßig erachteten,
aber dieſe Verſuche ſind ausnahmslos an der nationalen.
Diſzi=
plin der tſchechiſchen Parteien geſcheitert; insbeſondere bei den
Beratungen über das Sozialverſicherungsgeſetz vor zwei Jahren
zeigte es ſich, daß das nationale Moment bei den Tſchechen
immer ausſchlaggebend ſein wird. Damals boten die deutſchen
Sozialdemokraten ihren tſchechiſchen Genoſſen ihre Hilfe zur
Bil=
dung einer ſozialiſtiſchen Mehrheit an, mit welcher das
Sozial=
verſicherungsgeſetz, völlig den ſozialiſtiſchen Wünſchen angepaßt,
durchgedrückt werden ſollte — aber vor der nationaliſtiſchen
Ein=
ſtellung der tſchechiſchen Sozialdemokraten gab das ſozialiſtiſche
Gewiſſen klein bei, und die tſchechiſchen „Internationalen”
ſtimmten im ſozialiſtiſchen Ausſchuß des Parlaments gegen alle
von den deutſchen Genoſſen eingebrachten Anträge zum
Sozial=
verſicherungsgeſetz, weil ſie dadurch die alltſchechiſche Koalition
vor Schwierigkeiten zu retten vermeinten, deren Möglichkeit ſie
durch ein gemeinſames Vorgehen mit den Deutſchen gegeben
ſahen. . . . Und ſo iſt es bisher geblieben: niemals haben die
tſchechiſchen Parteien den nationalen Standpunkt verleugnet,
und wenn diesmal das Beamtenkabinett Cerny in ſeiner
Be=
drängnis ſich um Schützenhilfe an deutſche Parteien zu wenden
gezwungen ſah, ſo bedeutet dies noch lange nicht, daß man in
Prag bereit iſt, die Deutſchen im Schoß der Regierung
aufzu=
nehmen.
Die deutſchen Kreiſe in der Tſchechoſlowakei ſtehen dieſen
Er=
eigniſſen überraſcht und ſehr peſſimiſtiſch gegenüber; die
überwie=
gende Mehrheit des Volkes iſt davon überzeugt, daß die künftige
Koalitionsgeſtaltung genau ſo wie früher von tſchechiſch=
nationa=
len Geſichtspunkten vor ſich gehen wird, und daß die Beteiligung
deutſcher Politiker an der Getreidezollangelegenheit ohne ſichere.
Kompenſationszuſagen beſſer unterblieben wäre, denn ſchon jetzt
zeigt es ſich, daß die tſchechiſchen Sozialiſten keineswegs geneigt
ſind, vor dieſer tſchechiſch=deutſchen Koalition auf Koſten der
all=
nationalen Koalition die Segel zu ſtreichen; ſie ſchießen in ihrer
Preſſe ſcharfe Pfeile ab, aber dieſe Geſchoſſe ſind nicht mehr gegen
die tſchechiſchen bürgerlichen Parteien gerichtet, ſondern faſt
aus=
nahmslos nur noch gegen die Deutſchen, die man auf eine
kom=
mende allnationale Koglition hinzuweiſen nicht unterläßt.
Die erwähnten drei deutſchen Parteien haben ſich bisher
offi=
ziell nicht über die Art der Kompenſation geäußert, die ſie zu
ihrer Hilfeleiſtung gegenüber dem Kabinett Cerny veranlaßt hat;
die Oeffentlichkeit weiß nichts davon, ob der Bund der
Land=
wirte ingendwelche Zuſicherungen in der Frage der chauviniſtiſch
durchgeführten Bodenreform, ob die Chriſtlichſozialen bezüglich
der Enteignung Marienbads eine Milderung erreicht oder ob
die Gewerbeparteiler Zugeſtändniſſe erhalten haben, die alle jene
kleinlichen Schikanen zur Unmöglichkeit machen, mit denen der
deutſche Handwerker und Geſchäftsmann, durch die derzeitige
Regierungspraxis ſo reich geſegnet iſt. Die letzte Veröffentlichung
des deutſchen Verbandes, in welchem die drei Parteien vereinigt
ſind, läßt durchblicken, daß für die Landwirte nicht nationale,
ſondern wirtſchaftliche Momente ausſchlaggebend geweſen ſind.
Die Chriſtlichſozialen haben ihre Zuſtimmung gegen das
Ver=
ſprechen der an der Zollfrage intereſſierten Parteien, für die
Kongrura zu ſtimmen, gegeben, ſind, alſo gleichfalls von
wirt=
ſchaftlichen Motiven in ihrem Tun geleitet geweſen. Dieſe
Wahr=
heit iſt bitter. Sie beſtätigt, daß den durch und durch national
ein=
geſtellten Tſchechen ein Volk gegenüberſteht, das trotz ſeiner großen
Vergangenheit klein geworden iſt und Standes= und
Parteirück=
ſichten über das Volksintereſſe geſtellt hat. Die deutſch=tſchechiſche
Koalition wird denn auch nur ſolange dauern, bis die
Schwierig=
keiten innerhalb der tſchechiſchen Parteien beſeitigt und die
Rei=
hen geſchloſſen ſind — zur nationaltſchechiſchen Front,
die ſchon über kurz wieder zum Angriff gegen das
Sudeten=
deutſchtum ſich in Bewegung ſetzen wird.
Seife 2
Montag, den 10. Maf 1926
Nummer 129
Der deutſche Landwirtſchaftsrat im beſetzten
Heingeſſtſchen Seinbaugebiel.
M. St. Darmſtadt, 9. Mai.
Den Abſchluß der bedeutenden Tagung, die die Führer der deutſchen
Landwirtſchaft in Darmſtadt abhielten, und die in ihrem Geſamtumfang
die Lage der deutſchen Landwirtſchaft in uneingeſchränkter Wahrheit
be=
leuchtete, fand ihren Abſchluß in einem Beſuch des Teiles der heſſiſchen
Landwirtſchaft, der, wenn auch nicht die lebensnotwendigen, ſo doch die
edelſten Erzeugniſſe der deutſchen Landwirtſchaft zu züchten und zu
pflegen hat, den Weinbau.
Dieſe Fahrt in das beſetzte heſſiſche Gebiet war von unvergänglichem
Eindruck. Einem Eindruck, der nicht allein zutage trat durch einen
über=
aus herzlichen Empfang, den die geſamte Bevölkerung der beſuchten
Gegenden des beſetzten Heſſenlandes den Gäſten bereitete — mehrfach
ſtanden die Bewohner zu Tauſenden am Rheinufer und begreißten den
einlaufenden Dampfer —; die Bedeutung der Fahrt trat eindrücklichſt
zutage durch die offiziellen und inoffiziellen Anſprachen, die von den
berufenen Vertretern der beſuchten Gebiete gehalten wurden.
Es kann nicht der Zweck dieſes Schlußberichtes ſein, dieſe Reden im
Wortlaut oder im Auszug wiederzugeben. Schließlich ſind Anſprachen
und Vorträge ja auch in erſter Linie dazu da, gehört zu werden, denn
ſie werden ſtets nur dann ihren unmittelbarſten Eindruck finden. Was
aber wichtig iſt, und was den Chroniſten verpflichtet, es der Nachwelt
zu erhalten, iſt, was die geſamte, noch unter dem Druck feindlicher
Be=
ſatzung ſeufzende Bevölkerung durch den Mund ihrer berufenen Vertreter
zum Ausdruck brachte. Das war wie ein heller Freudenton ehern=
bron=
zener Glocken, die weit hinaus hallten nach Oſt und Nord und Süd der
deutſchen Lande. Das war einmal die tief wurzelnde Erkenutnis, die
am Rhein nie vergeſſen wird, ſo lange am Rhein die deutſche Zunge
deutſche Mutterſprache ſpricht, ſo lange am Rhein helläugig blonde
deut=
ſche Mädchen deutſche Lieder ſingen und deutſche Burſchen lieben, und
ſo lange am deutſchen Rhein deutſcher Wein in ſchimmernden Gläſern
glänzt, die mit hellem Klang aneinanderſtoßen ob des Gottesgnadentums,
das dieſes Fleckchen deutſcher Erde ſo überreich geſegnet. Es war die
Erkenntnis, daß hier am Rhein Jahrtauſende alte Kultur in
unerſchüt=
terlicher Treae zu wahren iſt, daß man ſich dieſer Treuepflicht, dieſer
heiligen Tradition, ſtets erinnert, in guten und in ſchlechten Zeiten. Es
war zeitweiſe erſchütternd, von welchem Eindruck dieſes freudig gegebene
Treuebekenntnis auf die Männer, die des deutſchen Volkes Führer ſind,
und deren ſchwerer durch die Adern rollendes Blut gefangen genommen
wurde durch die auch das Furchtbare leicht und freudig tragenden
Rhein=
länder.
Der Sonderzug, der gegen 8 Uhr früh die Teilnehmer des Ausflugs,
die Darmſtädter, zunächſt nach Oppenheim bringen ſollte, war von
etwa 400 Gäſten beſetzt, darunter waren, außer dem
Reichsernährungs=
miniſter Haslinde, auch Vertreter der heſſiſchen Regierung, der
Mini=
ſterien und verſchiedener Korporationen; als Vertreter des
Reichskom=
miſſars für die beſetzten Gebiete Graf Adelmann. — Der Morgen
war zunächſt kalt und unfreundlich, aber bei der Ankunft in Oppenheim
hellte ſich der Himmel etwas auf. Beim Durchwandern des Städtchens
fielen den auswärtigen Gäſten die vielen ſchönen alten Häuſer auf. Dies
Gefallen an dieſen Schönheiten verwandelte ſich in Erſtaunen, als man
vor der Katharinenkirche ſtand. Einen ſo ſtolzen Bau, faſt von den
Ausmaßen eines Domes, hatte wohl kaum einer von den Fremden
ver=
mutet. Dabei fand man viel Gefallen an den reichen gotiſchen Formen
der Architektur, an dem Maßwerk, den Wimpergen und dem vielen
krau=
ſen gotiſchen Zierat in Form phantaſtiſcher Tiere. Mit lebhafter
Span=
nung hörte man im Innern der Kirche einen ungemein feſſelnden
Vor=
trag des Pfarvers der Kirche, des evangeliſchen Pfarrers Schäfer, zu,
der von der bewegten Geſchichte Oppenheims in vergangenen Zeiten
er=
zählte.
Als damn die Wirtſchaftshalle auf der Landskrone aufgeſucht wurde,
fetzte der Regen ein, der bisher ein leichter Sprühregen war. Ein
ſtatt=
licher Gedenkſtein vor der Halle erinnert an eine Großtat der deutſchen
Luftſchiffahrt, denn gegenüber auf dem Rhein war Graf Zeppelin mit
ſeinem Luftſchiff bei ſeiner erſten Fernfahrt am 4. Auguſt 1908 gelandet.
In der Halle war alles zum Empfang der Gäſte bereit; es erwartete ſie
dort ein Frühſtück, und Küfer, deren Schürzen mit einem Adlerwappen,
dem Wahrzeichen von Oppenheim, geſchmückt waren, ſchenkten die
Koſt=
proben der edlen Oppenheimer Weinſorten ein. Die Weinprobe vollzog
ſich in den üblichen Formen. Der Vorſitzende des Provinzialausſchuſſes
von Rheinheſſen der Landwirtſchaftskammer Herr Wolf=Albig, ſprach
von den Schönheiten des Rheins und von der rheinheſſiſchen
Landwirt=
ſchaft, und Stadtrat Jungkenn, der als Vertreter der Oppenheimer
Weinbergsbeſitzer ſprach, ſchilderte in eindwucksvollen Worten die
Sor=
gen des Weinbaues Rheinheſſens; es ſei nicht das Land des „Fröhlichen
Weinberges‟. Deutſcher, trinke deutſche Weine, das war der Grundton
beider Reden.
Mit einiger Verſpätung wurde die Wanderung über die Rebenhügel
nach Nierſtein angetreten, wo das Mittageſſen im Rheinhotel
ein=
genommen wurde. Wie in Oppenheim, ſo hatten auch in Nierſtein die
Weinbergsbeſitzer zu einer Weinprobe eingeladen, die dem Mittageſſen
voranging. Während des Mahles ergriff der
Reichsernährungs=
miniſter das Wort und machte Mitteilung vom Abſchluß des
deutſch=
ſpaniſchen Handelsvertrags; er gab der Meinung Ausdruck, daß er dem
deutſchen Weinbau Vorteil bringe, wenn auch nicht alle Wünſche
befrie=
digt werden könnten. Die Rede fand lebhaften Widerhall. In
Privat=
geſprächen äußerten ſich die Weinbaukreiſe ſkeptiſch; ſie meinten, erſt
müſſe man doch den genauen Inhalt des Vertrages kennen. Es war
das offenbar ein Urteil von Leuten, die durch Erfahrungen gewitzigt
(
waren.
Am Rheinufer bei Nierſtein ſtand ein Dampfer in reichem
Flaggen=
ſchmuck bereit; er zeigte die Flagge ſchwarz=weiß=rot mit der ſchwarz=
rot=
goldenen Göſch ſowie die Flaggen in den Farben der Rheinuferſtaaten.
Feſtlich gedeckte Tafeln ſtanden bereit, und etwa von 2 Uhr ab trafen die
Fahrtteilnehmer ein, von denen ſich viele den durch ſeinen Weinbau
weit=
hin bekannten Ort einmal anfahen. Bei der Fahrt am Rheinufer
ent=
lang bot ſich vom Schiffe ein eigenartiger Anblick: an den Hängen der
Rebenhügel waren in großen weißen Buchſtaben die Namen der Lagen
angebracht, von denen die Fahrtteilnehmer gekoſtet hatten. Auf dem
Schiff gab es Kaffee und Kuchen; auch wurden wieder Koſtproben
ver=
ſchiedener Weinſorten verabreicht. Die Fahrt ging in angeregten
Unter=
haltungen dahin, waren doch aus allen Gauen Deutſchlands Vertreter
der Landwirtſchaft anweſend. Alle möglichen Mundarten tönten
durch=
einander. Begeiſtert wurden die Schönheiten des Rheins geprieſen, aber
auch die Güte des Weins, namentlich von den Gäſten aus dem nördlichen
Flachland Deutſchlands. Sie betundeten ein eingehendes Intereſſe für
die landwirtſchaftlichen Betriebsformen hier im Weſten, ſüir den
Gemüſe=
bau, den Weinbau uſw. Von dem Rheinwein geſtanden ſie, daß er hier
im Weſten doch ganz anders ſchmecke, und daß er unzweifelhaft reiner
und billiger ſei. — Die Landwirtſchaftskammer hatte den Dampfer
ge=
ſtellt und mit Abſicht den Waſſerweg zur Beförderung gewählt, um den
Landwirten von auswärts die Wein=, Obſt= und Gemüſebau treibenden
Gemarkungen Heſſens zu zeigen. Der Dampfer hatte nur in Mainz
angelegt, wo Miniſter Haslinde das Schiff verlaſſen hatte. Als dann
Bingen und das Niederwalddenkmal in Sicht kamen, bemächtigte ſich
Aller eine tiefe Bewegung. Viele ſahen ja dieſes Erinnerungszeichen
einer großen Zeit zum erſten Male.
Unter dem Geſang des Deutſchlandliedes legte der Dampfer am
Rheinufer bei Bingen an, wo die Gäſte von der Einwohnerſchaft, die
ſich in ſtattlicher Zahl eingefunden hatte, mit Zurufen und
Tücherſchwen=
ken empfangen wurden. Es war etwa 7 Uhr, als man ſich im
Reſtau=
rant des Bahnhofs in Bingen niederließ, wo abermals eine Weinprobe
veranſtaltet wurde. Auf der ganzen Reiſe mochten es etwa 60
Wein=
ſorten geweſen ſein, von denen Koſtproben verabreicht wurden. — In
humoriſtiſch gefärbter Rede entbot der Vorſitzende des Vereins Binger
Weingutsbeſitzer Georg Soherr, die Grüße im Namen dieſer
Kor=
voration. Er rühmte die Schönheiten Bingens und forderte die
An=
weſenden auf, einige Tage hier zu verweilen. Franz von Kobell hatte
in einem Gedicht die Schönheiten Bingens beſungen; er habe aber nicht
die Steuern und die Reblaus erwähnt, die Bingens beſte Lage, den
Scharlachberg, befallen hat. Wieder erklang die Mahnung:
Deutſcher, trinke nur deutſche Weine!
Bürgermeiſter Neff übermittelte die Grüße der Stadtverwaltung.
Er ſprach von der außerordentlichen Bedeutung des Weinbaues und des
Weinhandels für Bingen und von der ſchwierigen Lage, in der ſich beide
befinden.
Freiherr von Wangenheim, das langjährige
Vorſtandsmit=
glied des Landwirtſchaftsrats, hielt in tiefer Ergriffenheit und in
Ab=
ſchiedsſtimmung eine Rede; er dankte den Behörden für die gaſtliche
Aufnahme. Er ſagte, daß die Landwirtſchaft einen Kampf auf Leben
und Tod führe. Mit Ernſt ſei die Tagung begonnen worden und ſchließe
auch mit Ernſt. Der Landwirtſchaftsrat werde geradeheraus ſeine
Mei=
nung ſagen, ſich gegen Angriffe auf die Landwirtſchaft wehren, von
wel=
cher Seite dieſe auch kommen mögen, und an keiner Stelle ſich ſcheuen,
das auszuſprechen, was er für ſeine Pflicht halte. Alle müſſen wir aber
zuſammenſtehen. Der Rheinſtrom ſoll und muß wieder frei ſein; die
Germania ſoll nicht vergeblich zu uns hevüberwinken. Die Rede ſchloß
mit einem Gelöbnis, ſich dem Dienſte des Vaterlandes zu weihen, dem
ein dreimaliges Hurra galt, das ein lebhaftes Beifallsecho weckte.
Eine Rede des Präſidenten der Landwirtſchaftskammer Henſel
beſtand in warmen Dankesworten, namentlich auch für die Landwirte
des beſetzten Gebietes. Freiherr von Wangenheim habe den
Anweſen=
den aus der Seele geſprochen. Die Tagung werde in der Geſchichte der
Landwirtſchaft groß daſtehen. — Landwirt Moſſel, Vorſitzender der
Freien rheinheſſiſchen Bauernſchaft, ſtreifte in einer Rede verſchiedene
landwirtſchaftliche Fragen und Forderungen der Gegenwart, darunter
waren auch Wünſche zur Zollpolitik. Ein Landwirt aus Pommern
ver=
ſicherte, daß die Landwirte im Oſten denen im Weſten die Treue halten
würden. Die Landwirte in Deutſchland müßten ein geſchloſſenes Ganzes
bilden.
Inzwiſchen hüllte das Abenddunkel die Berge ein und ſenkte ſich
ſchließlich auch auf den Rheinſtrom. Am jenſeitigen Ufer flammten
die Lichter auf und die Schiffslaternen erſtrahlten auf dem Rhein.
Am Ufer in Bingen war trotz der kalten Abendluft eine nach Hunderten
zählende Menſchenmenge auf den Beinen, um der Beleuchtung und dem
Feuerwerk zuzuſehen. Das Germania=Denkmal auf dem Niederwald
war durch einen Scheinwerfer beleuchtet, bengaliſche Feuer brannten,
Feurregen ſprühten und Raketen ſtiegen auf. Rheinabwärts erglühte
in bunten Lichtern die Burg Ehrenfels. Alles war von zauberhafter
Schönheit. Seit Jahren hat man in Bingen ein ſolches Schauſpiel nicht
mehr erlebt. Als die Züge ſich ſchon in Bewegung ſetzten, in denen die
Teilnehmer an der Tagung aus ganz Deutſchland ihren Heimatorten
zuſtrebten, war die von Lichtern umſtrahlte Germania noch ein letzter
Gruß vom deutſchen Rhein.
Aus der Landeshauptſtadt.
Darmſtadt, 10. Mai.
Straßenbahnlinie Hirſchköpfe=Oberwaldhaus.
Wie wir hören, ſoll unmittelbar nach erfolgter
landespolizei=
licher Annahme, die auf den 12. Mai feſtgeſetzt iſt, die neue
Straßenbahnlinie Faſanerie—Oberwaldhaus dem öffentlichen
Verkehr übergeben werden. Damit iſt ein langerſehnter Wunſch
dieler Darmſtädter Einwohner endlich in Erfüllung gegangen,
da ihnen jetzt die Möglichkeit gegeben wird, länger als bisher
Ruhe und Erholung in dem ſchönſten Teil der Darmſtädter
Um=
gebung zu finden. Vor dem Heimweg durch den dunklen Wald
iſt nunmehr jeder geſchützt. Die Bahnſtrecke iſt von der Faſanerie
längs der Dieburger Chauſſee auf eigenem Bahnkörper bis zum
Steinbrücker Teich geführt, woſelbſt ſie in einer Schlußſchleife
mündet und die Rückfahrt antritt. Es darf wohl der Hoffnung
Raum gegeben werden, daß das Darmſtädter Publikum möglichſt
ausgiebig von dieſer Erſchließung des neuen Waldviertels durch
die Straßenbahn Gebrauch macht.
— Hausfrauenbund. Am Dienstag, 11. Mai, um 4 Uhr, gedenkt der
Hausfrauenbund die Feier ſeines 10jährigen Beſtehens mit einem
ge=
ſelligen Nachmittag im Gartenſaal des ſtädtiſchen Saalbaues zu begehen.
Sollten aus Verſehen Mitglieder oder Freunde keine direkte Einladung
dazu erhalten haben, ſo wird gebeten, dieſe Notiz als eine ſolche zu
betrachten.
* Heſſiſcher Verwaltungsgerichtshof. Als erſter Punkt ſtand die
Urteilsverkündung in Sachen: Klage des Georg Hildner in Büdingen.
wegen Beſetzung der Gemeindeberechnungsſtelle in Büdingen auf der
Tagesordnung. Die Klage wurde abgelehnt, die Koſten trägt der Staat,
— Dem Wirt Paul Geſchwind in Offenbach a. M. wurde auf ſein Geſuch
die Konzeſſion erteilt. — Als dritter Punkt wurde wegen der
Einwen=
dungen gegen die Wahl der Stadtverordneten in Oppenheim verhandelt.
Gegen die Urteile des Provinzialausſchuſſes und Kreisausſchuſſes, die
bekanntlich die Stadtverordnetenwahl zu Recht beſtätigt hatten, war
Reviſion eingelegt worden, da die Einhaltung des Termins zur
Auf=
ſtellung der Liſtenverbindung der Deutſchen Volkspartei, des Zenrrums
und der Demokraten angezweifelt wurde. Der Vertreter der
Neklaman=
ten, Rechtsanwalt Sturmfels legte ſeinen Standpunkt nochmals dar.
Er führte einige Artikel an, nach deuen nach ſeiner Anſicht der Termint
unbedingt abgelaufen ſein müſſe, dabei ſtehe nicht feſt, ob nicht die
Liſten=
verbindung am letzten Tag zuſtandegekommen ſei, ſodaß bei Einhaltung
des Termins ſicher ein anderes Bild des Wahlergebniſſes zu erwarten
geweſen wäre. Jedenfalls liege ein ſchwerer Formfehler vor.
Rechts=
anwalt Dr. Cullmann wies in Kürze darauf hin, daß die Einhaltung
des Termins ganz außer Zweifel ſtehe. Ex präziſiert den Standpunkt des
Miniſteriums, das die geſetzlichen Friſten genau beſtimme. Es handels
ſich auch mehr um eine Anfechtung der Liſtenverbindung, die man gerne.
aufgelöſt ſehen wollte, als um eine Anfechtung der Wahl als ſolche.
Rechtsanwalt Dingeldey legte den Willen des Geſetzgebers, alſo des
Miniſters des Innern beim Erlaß der Verordnungen die Wahlen
be=
treffend eingehend klar und wies darauf hin, daß in dem vorliegenden
Falle gar keine Zweifel beſtehen könnten, daß dieſe vollkommen
ord=
nungsgemäß ſtattgefunden habe, daß außerdem der Termin unbedingt
eingehalten worden ſei. Man müſſe zwiſchen den Berechnungsmethoden
unterſcheiden, und einen Unterſchied machen, ob dieſe von einem
feſt=
ſtehenden Termin rücklaufend ſtattfinde, oder auf einen kommenden
Teu=
min auszurechnen ſei. Auch eine Anwendung des 8 187 BGB. kann hier
gar nicht in Frage kommen. Nebenbei ſei bemerkt, daß die
Liſtenverbin=
dung bereits 2 Tage vorher vorlag. Eine andere Entſcheidung als die
bereits ergangene ſei alſo weder juriſtiſch noch praktiſch zu erwarten. —
Der Bürgermeiſter von Oppenheim hielt die ordnungsmäßige Wahl und
den eingehaltenen Termin für durchaus zweifelsfrei. Nach einigen
Schluß=
worten des Rechtsanwalts Sturmfels zog ſich der Gerichtshof zur
Be=
ratung zurück. Das Urteil beſtätigte die bereits vorliegenden Urteile
und verwarf die Einwendungen gegen die Wahl der Stadtverordneten in.
Oppenheim als unberechtigt. Die Koſten haben die Reklamanten zu
tragen.
— Provinzialausſchuß. Verſchiedene Prozeſſe wegen Anforderung
von Getränkeſteuer in der Stadt Offenbach wurden verhandelt. Die
Urteilsverkündung wird in einem noch zu beſtimmenden Termin erfolgen.
— Hohes Alter. Heute Montag, 10. Mai, begeht in voller
Rüſtig=
keit der Amtsobergehilfe i. R. Friedrich Schneider hier,
Pareus=
ſtraße 17, das Feſt ſeines 80. Geburtstags. Schneider, der
längere Jahre in der Wittichſchen Hofbuchdruckerei bedienſtet war, hat.
mehrere Jahre im früheren Gefängnis als Hilfswärter und dann als
Kanzleidiener bei dem Erbſchaftsſteueramt und
Brandverſicherungskam=
mer Dienſt getan bis zu ſeiner Penſionierung.
— Vom eigenen Fuhrwerk überfahren wurde am Samstag bei
Höchſt=
i. Odw. ein Landwirt, der ſein Fuhrwert auf der abſchüſſigen Straße
mit einer Kette abgebremſt hatte. Plötzlich riß die Kette, die Pferde;
ſcheuten und gingen durch, ſo daß der Fahrer vom Sitz geſchleudert
wurde und zwiſchen die Pferde fiel. Dieſe und die Vorderräder des
Wagens verletzten den Bedauernswerten derart ſchwer, daß er am
Samstag abend noch von der Städtiſchen Rettungswache in das
Stadt=
krankenhaus übergeführt werden mußte.
Tageskalender für Montag, den 10. Mai 1926.
Landestheater, Großes Haus, Anfang 5½ und 8 Uhr: Zehntes
Konzert der Städt. Akademie. — Kleines Haus: Keine Vorſtellung. —
Orpheum: Keine Vorſtellung. — Kino=Vorſtellungen:
Union=, Reſidenz=Theater, Palaſt=Lichtſpiele.
Verſteigerungskalender für Dienstag, den 11. Mai 1926.
Oeffentl. Verſteigerung des Grabenfutters von den
Städt. Pallaswieſen, nachm. von 5 Uhr ab, an Ort und Stelle;
Zu=
ſammenkunft: Weiterſtädter St. 160.
* Jubiläums=Konzert
des Geſangvereins Liederkranz.
Das hätte ſich wohl der Küchenbau der Kaſerne der 115er
nicht träumen laſſen, daß er ſich einmal in einen Konzertſaal
ver=
wandeln würde; und in einen außerordentlich geſchmackvollen
obendrein. Dieſe Otto=Berndt=Halle der Techniſchen Hochſchule in
der Alexanderſtraße iſt prachtvoll geeignet für künſtleriſche
Dar=
bietungen aller Art, faßt um 1000 Perſonen und hat anſcheinend
ſo vorzügliche Akuſtik, daß ſie wohl für ſolche Zwecke bald geſucht
werden wird und beim Publikum beliebt. Möge ſie ein gütiges
Schickſal davor bewahren, Kinotheater zu werden.
In dieſem würdigen Raum feierte geſtern der
Geſang=
verein „Liederkranz” Darmſtadt das Feſt ſeines
40jährigen Beſtehens. Es war früher — und vielleicht
auch heute noch da und dort — Mode, derartige Jubiläen mit
rauſchenden Feſten zu begehen, mit Geſangswettſtreiten mit
dar=
auffolgenden Streiten und was ſonſt dazu gehört — dankbar ſei
betont, daß der „Liederkranz” dieſen Tag mit einem künſtleriſch
vollwertigen Konzert beging, einfach und würdig und ſich und
dem deutſchen Männergeſangverein zur Ehre! Die Leiſtungen
dieſes Vereins ſtehen auf hoher kultureller Stufe, wie ſie nicht
nur Begeiſterung und Hingabe, ſondern ernſtes Arbeiten allein
möglich macht, ſtraffe Selbſtzucht und unermüdlicher Fleiß. Dieſe
Erziehungsarbeit leiſtet in ſtiller, aber zielbewußter Weiſe ſeit
Jahren Kammermuſiker Stetefeld, und der Dank für das
Gelingen des Konzertes gebührt ihm ebenſo wie ſeinen Sängern.
Volkslieder von Silcher brachte die Vortragsfolge und, in
muſter=
gültiger Ausſprache, das Rößlerſche „s Eichkatzerl”; zu Beginn
zwei weihevoll=ernſte Chöre von H. Kaun und einen Chor „
Jeru=
ſalem” von Olmann, der mir allerdings weniger zuſagte wie dem
Publikum (hübſche Einzeilhenten, zum Beiſpiel das öfter
wieder=
kehrende „Höre, Iſrael” und zum Schluß „Jeruſalem”, mit
An=
klängen wohl an hebräiſche Originalmelodien, ſind da, aber als
Ganzes iſt die Tonſprache arg glatt und billig; das Gedicht hätte
eine gewähltere Verionung verdient). Geſungen wurde der
acht=
ſtimmige ſchwere Chor ganz ausgezeichnet. Die
Glückwunſch=
worte, die der Vorſitzende des Heſſiſchen Sängerbundes, Herr
Oberregierungsrat Siegert, an den Verein und ſeine getreuen
Helfer, die Herren Sulzmann, Bitter und Stetefeld, richtete,
be=
gleitete herzlicher Beifall des vollbeſetzten Saales.
Mitgewirkt hat Frau Stephanowa, die im Konzertſaal
ganz beſonders ihre ſchönen, immer mehr beherrſchten
Stimm=
mittel zur Geltung zu bringen verſteht und neben einer
Händel=
ſchen Arie aus der Oper „Herakles” drei Schumann=Lieder ſang
und als willkommene Zugabe noch deſſen „Mondnacht” mit ſo
ſüß gehauchtem Piano, daß der Zauber dieſes Liedes voll
er=
ſtrahlen konnte. Erich Riede war ihr ein feinſinniger Begleiter
am Klavier und ebenſo dem Erfurter Konzertmeiſter Otto
Klinge, der techniſch die Nummer la verdient und der auch
ſonſt mit ſo viel Geigerqualitäten geſegnet iſt, daß es ſchade
war, daß er ſich verleiten ließ, das ſonſt ſo unendlich anmutige
Allegrette non troppo des Violinkonzertes von Mendelsſohn zu
einem Preſto furioſo zu machen, als gälte es, den Weltrekord
Rademachers zu brechen. Daß man auch bei den ſchwierigſten
Akrobatenkunſtſtücken geſchmackvoll ſein kann, bewies er gleich
darauf in den Zigeunerweiſen von Saraſate und in einer
ſtür=
miſch verlangten Zugabe: „Spinnſtube” von Hubay.
Wir beglückwünſchen den jubilierenden Verein zum 40.
Ge=
burtstag und zum Erfolg ſeines Konzertes.
O.
C.K. Kataſtrophen auf Eiſenbahnbrücken. „Tand, Tand iſt
das Gebild von Menſchenhand!‟ Dieſer Refrain aus Theodor
Fontanes berühmter Ballade, die das furchtbare
Eiſenbahn=
unglück auf der Brücke über den Tay behandelt, klingt uns
wie=
der in den Ohren, wenn wir von der ſchrecklichen Kataſtrophe
hören, die ſich auf der Eiſenbahnbrücke über den Virilla=Fluß in
Coſta Rica ereignet hat. Durch dieſes Unglück wird die
Kata=
ſtrophe auf der Tay=Brücke im Jahre 1879, die für das größte
Eiſenbahnunglück galt, noch weit übertroffen; denn damals
fan=
den 200 Menſchen den Tod, während jetzt eine bedeutend größere
Anzahl gemeldet wird. Die Art des Unglücks iſt allerdings
ver=
ſchieden. Wie Ernſt Krafft in ſeinem bei J. H. W. Dietz in
Ber=
lin erſchienenen Buch „100 Jahre Eiſenbahnunfall” ausführt, iſt
der Einſturz von Eiſenbahnbrücken, durch den der Unfall von
1879 veranlaßt wurde, verhältnismäßig ſelten. „Die Geſchichte
des Eiſenbahnunfalls,” ſchreibt er, „weiſt kein einziges Unglück
durch Brückenbruch auf, das nicht durch rechtzeitige Kontrolle
hätte vermieden werden können. Ueberhaupt iſt die Zahl dieſer
Unfälle, verglichen mit der Gefahrenhöhe, die ein Brückenbau an
ſich verkörpert, ſehr gering, wenn wir von Amerika abſehen, das
ſchon in den 50er Jahren des 19. Jahrhunderts ſeine erſten
Brückeneinſtürze aufzuweiſen hat, aber darüber nur recht
mangel=
haft berichtet, ſo ſind nur noch 4 größere Unfälle bekannt gewor=
den: 1885 brach in Auſtralien ein Viadukt zuſammen, deſſen
un=
genügende Fundamentierung durch anhaltende Regengüſſe
unter=
wühlt war; am 14. Juni 1891 ſtürzte die Eiſenbahnbrücke über
die Birs bei Mönchenſtein in der Schweiz ein — ein Unfall, dem
der Tay=Brücke vergleichbar und auch in ſeinen unheilvollen
Be=
gleiterſcheinungen nicht weſentlich geringer: die herabſtürzenden
Wagen riſſen Hunderte von Menſchen in den Fluß, von denen
72 ums Leben kamen, während 130 Verletzte geborgen wurden.
Am 25. November 1907 ſtürzte eine Brücke bei Tarazona in
Spa=
nien ein, vier Jahre darauf brach die Brücke von Montreuil in
der Nähe von Paris zuſammen.” Häufiger ſind die Unfälle, die
durch Entgleiſungen beim Paſſieren von Brücken vorkommen.
Eine ſolche Entgleiſung war ja auch die Urſache für die
Kata=
ſtrophe in Coſta Rica. Solche Entgleiſungen auf Brücken
müſſen=
die folgenſchwerſten Wirkungen haben, wenn es nicht gelingt,
den Zug noch vor dem Sturz in die Tieſe zum Stehen zu
brin=
gen. Dies gelingt verhältnismäßig häufig, weil ja die Geſchwin= der Züge auf Brücken meiſtens verringert wird. Die
deutſche Eiſenbahngeſchichte hat von ſolchen Unfällen nur einen
größerer Art zu verzeichnen, nämlich die Entgleiſung eines
Gü=
terzuges auf dem Viadukt zwiſchen Vohwinkel und Elberfeld, bei
dem 33 Wagem 20 Meter tief in das Flußbeit der Wupper
ſtürz=
ten; doch verunglückten dabei nur zwei Beamte tödlich; England
hatte einen derartigen Unfall mit vielen Toten bereits in den
70er Jahren zu verzeichnen, und in Amerika ſind dieſe
Unglücks=
fälle noch viel häufiger, da dort über Brücken häufig nicht mit
der nötigen Vorſicht gefahren wird. Eine dritte Art der
Eiſen=
bahnkataſtrophen auf Brücken iſt das Ueberfahren von Signalen
bei Dreh=, Hub= und Klappbrücken. Dieſe ſchwierigen
Konſtruk=
tionen ſind ja erſt durch die moderne Technik in Aufnahme
ge=
kommen, und zwar iſt Amerika in der Herſtellung ſolch
beweg=
licher Brücken vorausgegangen, und dort ſind auch die erſten
der=
artigen Unfälle vorgekommen. Bereits in den Jugendtagen der
Eiſenbahn war in den Vereinigten Staaten, ſolch eine
Kata=
ſtrophe zu verzeichnen: 1852 ſtürzte ein Perſonenzug, der das
Signal der offenſtehenden Drehbrücke überfahren hatte, in den
Norwalkdfluß beim Long=Fslandſund, wobei 46 Menſchen ihr
Leben verloren. Ein höchſt merkwürdiger Eiſenbahnbrückenunfall
ereignete ſich 1889 auf der Strecke Brüſſel—Namur. Hier ſtürzte
nämlich eine eiſerne Brücke in dem Augenblick zuſammen, als
der Zug unter ihr vorüberfuhr, und begrub, eine Anzahl von
Wagen unter ihrer Laſt, aus deren Trümmern 16 Tote und 42
Verwundete geborgen wurde.
Nummer 129
Montag, den 10. Mai 1926
Seite 3
Die 44. Hauptverſammlung des
Boenwaotiaos an G.und v.Mal ierback.
Die vorjährige Tagung des Odenwaldklubs in Bruchſal hatte
ein=
ſtimmig beſchloſſen, die diesjährige Hauptverſammlung des Geſamt=
Oden=
waldklubs im Herzen des Odenwalds, in Erbach i. Odw., am 8. und
9. Mai abzuhalten.
Schon wochenlang vorher war die rührige Ortsgruppe Erbach des
Odenwaldklubs bemüht, die nötigen Vorbereitungen für dieſes Ereignis
zu treffen. Zählt doch der Odenwaldklub mit ſeinen 103 Ortsgruppen
und über 15 000 Mitgliedern mit zu den größten Wandervereinen von
Deutſchland. Eine Hauptverſammlung dieſes Klubs vorzubereiten, ſtellt
große Anforderungen an die betreffende Ortsgruppe, die alle Fragen der
Organiſation, der Unterkunft, Verpflegung und der Veranſtaltungen
ſelbſtändig zu regeln hat. Aber auch diesmal hat ſich Erbach als
Ver=
ſammlungsort glänzend wieder bewährt und ſeine Aufgabe vorzüglich
zu löſen verſtanden.
Erbach prangte im Flaggenſchmuck. Die Häuſer waren mit
Tannen=
girlanden und Birken geſchmückt. Am Samstag mittag kamen die erſten
Klubfreunde ſchon zu Fuß und per Bahn an. Letztere wurden vom
Empfangsausſchuß begnißt und in das Klublokal im Gaſthof zum Adler
geleitet. Dort erhielten die Klubmitglieder ihre Quartierzettel, das
Programm der Tagung und das Feſtabzeichen, das auf einem
dreiecki=
gen Schild eine erhabene Prägung des Erbacher Nathauſes mit der
Schloßwache und dem Stadtkirchturm im Hintergrunde zeigte. Es war
von dem Erbacher Künſtler Herrn Fachlehrer Fröhlich, dem rührigen
Leiter der Jung=Odenwaldgruppe Erbach, entworfen worden. Mit den
Nachmittags= und Abendzügen kamen weitere Klubgenoſſen, und auf den
Landſtraßen von Nord und Süd, Oſt und Weſt klang das „Friſch auf!”
der fröhlichen Wanderer.
Der Nachmittag hatte die Mitglieder des Hauptausſchuſſes zu
fleißi=
ger Beratung verſammelt. Zum Schluß tagte noch der
Wegemarkie=
rungsausſchuß, deſſen verdienſtvoller Leiter Herr Oberſtaatsanwalt
Wün=
zer leider dienſtlich an dieſem Tage nicht abkommen konnte.
Der Abend vereinte die Klubgenoſſen zur Begrüßungsfeier
in der Erbacher Feſthalle unter den Linden. Ein flotter Marſch der
Erbacher Orcheſtervereinigung leitete die Feier ein. Eine junger
Er=
bacherin ſprach einen für dieſen Abend gedichteten Willkommengruß,
Als=
dann trug der Geſamtchor der drei Erbacher Geſangvereine —
Arbeiter=
geſangverein „Vorwärts” Männergeſangverein „Liederkranz”
Geſang=
verein „Tugendbund” — das Land „Mein Odenwald” von Kern vor.
Der Vorſitzende der Ortsgruppe Erbach des Odenwaldklubs, Herr Ing.
Sommer, begwüßte die Erſchienenen im Namen der Erbacher
Wan=
dergenoſſen. Die Herren Bürgermeiſter Dengler=Erbach und
Kreis=
direktor von Werner übermittelten die Willkommengrüße von Stadt
und Kreis Erbach. Herr Oberbürgermeiſter Dr. Gläſſing=Darmſtadt,
der langjährige Vorſitzende des Geſamt=Odenwaldklubs, dankte mit
nach=
ſtehenden Worten für die Begrüßung:
„Der Odenwaldklub iſt gerne bei der Wahl des Ortes zur
Haupt=
verſammlung nach Erbach zurückgekehrt, der Stadt, in der vor 44 Jahuen
die Gründung des Odenwaldklubs erfolgte. Die Höhen der Berge mit
ihren prächtigen Wäldern, die Bäume an den Abhängen mit den Blüten
im Schmucke des Frühlings, das mächtige gräfliche Schloß, überragt von
ſeinem gewaltigen Bergfried, die Mümling am Marktplatz mit uralten
mächtigen Bäumen bieten Landſchaftsbilder von beſonderer Schönheit.
Deutſchland war immer reich durch die Pflege der Kultur. Faſt in jeder
Stadt von beſonderer Bedeutung haben weitblickende Fürſten und
gut=
geleitete Gemeindeweſen der Vergangenheit und ihrer Kunſt eine
beſon=
dere Pflege angedeihen laſſen. Schönheit der Natur, Pflege der Kunſt
und eine kulturhiſtoriſch intereſſante Vergangenheit geben Erbach einen
beſonderen Reiz. Die Heimatliebe, wie ſie der Odenwaldklub zu ſeinem
Panier erhoben hat, findet hier in Erbach einen beſonders dankbaren
Boden. Heimat iſt das Wurzelhaben im Erdboden, es iſt eine
Lebens=
ſtärkung, die aus dem Boden fließt. Die Heimat liebt dich, ohne dein
Verdienſt: Mutterland, Vaterland. Alle Innigkeit, das Bodenſtändige,
die Liebe zur Scholle, alles flutet in dem kleinen Wort Heimat
zu=
ſammen, und wenn der Wanderer auch ſtets die Sehnſucht hat in die
Ferne, er kehrt immer wieder zu dem zurück, was er ſeine Heimat nennt.
Indem ich der Ortsgruppe Erbach den aufrichtigen Dank ausſpreche
für den bereiteten Empfang und auch meine Anerkennung für die
Leiſtun=
gen auf touriſtiſchem G=biete, bitte ich, Ihre Wünſche zu vereinigen in
dem Nufe: Die Heimat und der Odenwaldklub Friſch auf!”
Nach einem weiteren Muſikſtück wurden die alten Odenwälder Täuze
in Tracht aufgeführt. Es war ein erhebender Anblick, die vielen Paare
in ihrr farbenfreudigen, alten Tracht auf der Bühne zu ſehen. Die
Tänze der Odenwälder Altvorderen: „Rutſch hin, rutſch her”, „Bald
rap=
pelts am Scheuertor, bald rappelts am Haus” uſv. kamen wieder zu
Ehren. Man muß es den Erbachern laſſen, ſie haben es nicht nur
ver=
ſtanden, die alten Tänze vorzüglich einzuüben, ſondern ſie hatten auch
die ſchönſten Mädels und Burſchen ausgeſucht. Es war ein
herzerfriſchen=
der Anblick! Nach dem ſchön vorgetragenen Liede „Im ſchönſten
Wieſen=
grunde” durch den Geſangverein „Tugendbund” wurde ein
Frühlings=
reigen von Erbacher Mädchen ſehr niedlich aufgeführt. Der
Arbeiter=
geſangverein „Vorwärts” brachte das alte deutſche Wanderlied. Das
Wandern iſt des Müllers Luſt” zum Vortrag. Der friſche und ſchneidige
Vortrag erntete reichen Beifall. Das Lied „Im Krug zum grünen
Kranze” vom Männergeſangverein „Liederkranz” bewies, auf welch’
ge=
fanglicher Höhe auch dieſer Verein ſteht. Die darauf folgenden Tänze,
wieder in Odenwälder Volkstracht: „Siehſt du wohl, da kimmt er” uſw.
fanden ebenſolchen Anklang wie die erſten. Das Singſpiel „Die
länd=
liche Brautwerbung”, das von den Herren Friedrich Eich und Heim
aus Erbach in Odenwälder Tracht beſtritten wurde, gab den
vorhergehen=
den Veranſtaltungen in nichts nach. Mit einem Muſikſtück ſchloß die
Feier lange nach Mitternacht. Wie gut es den auswärtigen Mitgliedern
gefallen hat, geht daraus hervor, daß der große Feſthallenſaal bis zum
Schluß voll beſetzt war, ſo daß kein Platz frei blieb
Am nächſten Morgen weckten die Mitglieder des Jung=
Odenwald=
klubs durch ihr Spiel auf den Plätzen und Straßen der Stadt. Von 8½
Uhr ab wurden die Sammlungen im Gräflichen Schloß und die Stadt
Erbach beſichtigt. Im Anſchluß daran erfolgte die Führung durch die
Fachſchule für Elfenbeinſchnitzerei und verwandte Gewerbe, die nicht nur
von ihren eigenen Erzeugniſſen, ſondern auch von denen von Erbacher
Mitgliedern des Odenwaldklubs eine ſehr intereſſante Ausſtellung
ver=
anſtaltet hatte. Es war erſtaunlich zu ſehen, was hier geleiſtet wird.
Nach dem Gottesdienſt wurden die Beſichtigungen, die auch durch die
Odenwälder Kunſttöpferei gingen, fortgeſetzt. Um 11 Uhr war der
Be=
ginn der Hauptverſammlung des Odenwaldklubs in der Feſthalle unter
den Linden. Zu gleicher Zeit war ein Konzert im Gräflichen Luſtgarten.
Die Hauptverſammlung war ſehr gut beſucht. Waren doch allein
88 Ortsgruppen mit faſt 3000 Mitgliedern vertreten. Wieviele ſonſtige
Beſucher das Feſt nach Erbach geführt hat, läßt ſich gar nicht üüberſehen.
Brachten doch nicht nur die Nachmittagszüge, die Wagen der Okva neue
Klubgenoſſen heran, ſondern auf allen Straßen nach Erbach wimmelte
es von frohen Wanderern, die herbeieilten.
Herr Oberbürgermeiſter Dr. Gläfſing=Darmſtadt, der Vorſitzende
des Geſamt=Odenwaldklubs, begrüßte die Erſchienenen ſeitens des Klubs
und ſprach ſeine Befriedigung der Ortsgruppe Erbach für die
Darbietun=
gen des geſtrigen Abends und den freundlichen Empfang aus. Nachdem
der Schriftführer, Herr Dr. Götz, die einzelnen Ortsgruppen
aufge=
rufen hatte, erhoben ſich die Mitglieder zum ehrenden Gedächtnis der
während des Berichtsjahres verſtorbenen Mitglieder, Herr Dr. Gläſſing
erſtattete ſodann den Jahresbericht über die Mitgliederbewegung
inner=
halb des Klubs, über Werbung, Veranſtaltungen, Aufführung von
The=
aterſtücken, Vorträgen, Sternwanderungen, Sonnwendfeiern uſw.
So=
dann hob Herr Gläſſing die vorzügliche Ausſtattung der „Dorflinde‟
hervor, deren Zeichnungen von Lippmann der Zeitſchrift eine perſönliche
künſtleriſche Note verleihen. Alsdann erwähnte er noch Ausbau und
Erhaltung der Klubtürme, Tätigkeit des Verkehrs= und
Markierungsaus=
ſchuſſes. — Nachdem nach Rechnungsablage dem Rechner Entlaſtung
erteilt worden war, erwähnte der Vorſitzende noch, daß für den
Wieder=
aufbau des Bergfrieds der Starkenburg aus Klubmitteln 2000 Mk. zur
Verfügung geſtellt ſeien und daß auf der Neunkircher Höhe dem
verdienſt=
vollen erſten Leiter des Wegebezeichnungsausſchuſſes, Herrn Seibert,
ein Denkſtein geweiht werden ſolle.
Den Bericht des Wegebezeichnungsausſchuſſes erſtattete Herr
Ober=
ſtaatsanwalt Rudi Wünzer, der es ſich trotz ſeiner großen
dienſt=
lichen Inanſpruchnahme nicht hatte nehmen laſſen, noch am Sonntag
morgen nach Erbach zu fahren. Er teilte mit, daß durch die Ortsgruppe
Bruchſal der Anſchluß mit dem Schwarzwald und durch die Ortsgruppe
Nappenau der Anſchluß mit der Schwäbiſchen Alp hergeſtellt ſei.
So=
dann hob er Schönlebers Verdienſt um die Markierung der Höhenwege
des Neckartals hervor und richtete an alle Ortsgruppen die dringende
Mahnung, nicht auf eigene Fauſt zu markieren, ſondern die Wüſche dem
Ausſchuß vorzutragen, damit die ganze Odenwaldmarkierung einheitlich
und überſichtlich bleibe.
Sodann wurden die Vorſchläge zur Ernennung von
Ehrenmitglie=
dern vorgeleſen und einſtimmig angenommen: Es wurden zu
Ehrenmit=
gliedern ernannt die Herren: 1. Graf Konrad zu Erbach=Erbach, 2.
Ober=
bürgermeiſter Dr. Gläſſig, 3. Miniſterialrat Guntrum, 4.
Oberſtudien=
direktor Dr. Hinrichs, 5. Oberſtudiendirektor Dr. Kiſſinger, 6. Profeſſor
Dr. Köſer, 7. Fabrikant Friedrich Scior=Erbach, einer der Gründer des
Odenwaldklubs in Erbach vor 44 Jahren, ſowie 8. Direktor Koch=
Mann=
heim. Herr Dr. Gläſſing dankte im Namen der Geehrten.
Er berichtete weiter über die verdienſtvolle Tätigkeit des
Ehrenmit=
glieds Herrn Bürgermeiſters Daub in der Regelung der Verkehrsfragen
und was von ihm alles erreicht worden iſt. Hierzu erwähnte Herr
Re=
gierungsrat Dr. Röſener, die Verbeſſerung des Sommerfahrplans
namentlich auf der Strecke Mannheim—Fürth und auf der
Odenwald=
bahn durch Einlegung des Gegeneilzugspaares — vorläufig nur
Sonn=
tags. Er ermahnt, dieſe neuen Züge fleißig zu benutzen, damit ſie uns
auch erhalten bleiben.
Nachdem unter Punkt „Verſchiedenes” einige Fragen der Jung=
Oden=
waldklubs erledigt waren, ſchlägt der Vorſitzende als Ort der
Hauptver=
ſammlung für 1927 Heppenheim (den 28. und 2. Mai) vor. Für 1928
wird Worms und für 1929 Buchen vorgeſehen. Gauverſammlungen ſind
in dieſem Jahre in Mosbach und in König. Die zweite Odenwaldklub=
Lotterie wird der Verhältniſſe halber in dieſem Jahre nicht veranſtaltet.
Die Anzeigenwerbung der „Dorflinde” wird dringend empfohlen. Auf
die Neueinrichtung der „Bergwacht” und auf das Kartenwerk wird
hin=
gewieſen. — Klubmitglied Pfarrer Kaufmann berichtet von einer
Wanderung im Teutoburger Wald, und in welchem Anſehen der
Oden=
waldklub mit ſeinen Einrichtungen und ſeiner „Dorflinde” bei den
dorti=
gen und angrenzenden Wandervereinen ſteht. — Erwähnt wurde noch,
daß in dieſem Herbſt die Tagung des Jung=Odenwaldklubs in
Schwetzin=
gen ſtattfindet, daß die Ortsgruppe Fränkiſch=Grumbach ihr 40jähriges
Jubiläum im nächſten Jahre begeht und daß die Ortsgruppe Mannheim
im Herbſt mit Sonderzug zu der Tagung der Gebirgs= und
Wanderver=
eine nach Urach fährt und zur Teilnahme am Sonderzug herzlich einladet.
Die Ortsgruppe Moſſau regt an, den alten Turm auf dem Lärmfeuer
wieder erſtehen zu laſſen.
Der Vorſitzende, Herr Bürgermeiſter Dr. Gläffing, ſchloß alsdann
die ohne Unterbrechung flott verlaufene Hauptverſammlung mit
folgen=
den Worten:
„Zum Vaterland fühlt jeder ſich gezogen und nach der Heimat
ſtehen die Gedanken.‟ Dieſes unſterbliche Wort Schillers blüht und wirkt
ſeit der 25jährigen Feier des Odenwaldklubs als Leitſtern in uns fort und
fort. Es iſt das Wort, das in der Gegenwart mit ihrer Herbe und
Schwere nun wieder einen neuen, die Innerlichkeit verſtärkenden
Klang gefunden hat. Der Gedanke an die Heimat und in Zukunft
an=
geſichts der kaum tragbaren uns auferlegten Laſten, die hierdurch
be=
wirkten Einnahmeentziehungen bei der noch hinzukommenden Kriſe der
Gegenwart erfüllen nun auch die Landesregierungen mit ſchwerer Sorge
für die Zukunft. Allein alles Schwere iſt ſchließlich der große Lehrer
der Menſchen. Das deutſche Volk lebt von der Hoffnung auf eine neue
Zukunft und muß dieſe Hoffnung mit ſtets neuer Kraft und neuem
Willen zum Leben betätigen. Der Wandrer findet ſeine Kraft immer
wieder in dem Boden der Heimat. Es iſt mir heute eine beſondere
Freude, auszuſprechen, wie in dem Odenwaldklub Generationen auf
Generationen folgen, die in der Pflege des Heimatſinns ihre beſondere
Freude haben. Vor 44 Jahren in Erbach gegründet, kann der
Oden=
waldklub auf dem Gebiete des Wanderns der Vollskunde und der
Heimatliebe auf ein reiches Leben zurückblicken. Stets hat uns
das Erreichte nur ſelten befriedigt, ſtets galt
un=
ſere Arbeit neuem Beſtreben. Die Jugend wächſt in die
Bahn der Vorfahren weiter und überträgt die Liebe in ihrer Art auf
das kommende Geſchlecht.
Jch darf Sie bitten, Ihre Gedanken zu vereinigen in dem Ruf:
Die Heimat unſer Vaterland und der Odenwaldklub Friſch auf!
Das offizielle Mittageſſen fand in der Feſthalle mit Muſik ſtatt. Die
Ortsgruppen waren auf die ſonſtigen Lokale der Stadt verteilt.
Um 3 Uhr bewegte ſich der Feſtzug nach der Feſthalle. Eröffnet
wurde er von vier Herolden zu Pferd, denen ſich der Erbacher „
Will=
kumm” in Tracht anſchloß, dem die Tanzgruppe ebenfalls in Odenwälder
Tracht folgte. Es war ein friſchbewegtes buntes Bild. Nach dem
Feſt=
ausſchuß und Vorſtand kamen die einzelnen Ortsgruppen, 88 an der Zahl,
mit ihren verſchiedenen Wahrzeichen, wie die Schwetzinger mit der
Spargel, die Wormſer mit ihren Starenkaſten, die Heidelberger mit dem
leibhaftigen Zwerg Perkeo in Natura, die Goddelauer mit ihrer Schnacke,
die Pfungſtädter mit ihrem Bierfäßchen uſw. Der Zug wollte kein
Ende nehmen. Die Mannheimer und Frankfurter hatten ihre eigenen
Kapellen. Auf dem Feſtplatz konzertierte dann die Odenwälder
Bauern=
kapelle. Den Abſchluß der ganzen Veranſtaltungen bildete abends das
Odenwälder Trachtenfeſte mit Tanz in der Feſthalle.
Die ganzen Verhandlungen haben ſo deutlich wieder einmal gezeigt,
welch große Verdienſte ſich unſer Odenwaldklub um unſern herrlichen
ſchönen Odenwald, ſeine Erſchließung, ſeine Markierung, Erforſchung
und Verſchönerung erworben hat. Wohl zählt der Odenwaldklub über
15 000 Mitglieder, aber ſeine Reihen umfaſſen noch immer noch nicht
alle diejenigen, die von ſeinen Einrichtungen den Nutzen haben. Jeder
Wanderer, jeder Einzelne, der unſere ſchöne Heimat liebt, ſollte
Mit=
glied des Odenwaldklubs ſein, um ſeinerſeits nicht nur zu nehmen,
ſon=
dern auch zu geben und um ſich mit Recht an allem, was der Klub
ge=
leiſtet hat, erfreuen zu können. Unſere Jugend namentlich die aus den
Städten, müßte geſchloſſen dem Jungodenwaldklub angehören, um ſich
auf frohen und freien Wanderungen zu ſtärken und zu erfriſchen und
um mit der friſchen Odenwaldluft die Liebe zu unſerm ſchönen
Heſſen=
land und in Sonderheit zu unſern prachtvollen Odenwaldbergen
einzu=
atmen. Mögen alle, die dieſe Ermahnung leſen, ſie auch beherzigen und
nicht dieſe Zeilen mit dem: „Auf mich kommts ja nicht an”, weglegen,
denn gerade auf Dich kommt es an!
* Eberſtadt, 9. Mai Blumentag. Die hieſige Ortsgruppe des
Heſſiſchen Fechtvereins Waiſenſchutz beabſichtigt, demnächſt einen
Blumen=
tag abzuhalten.
* Pfungſtadt, 9. Mai. Vereinszuſammenſchluß. Der
„Sportverein 1914” und der „Kraftſportverein Siegfried 1924” haben ſich
zu einem Verein zuſammengeſchloſſen. Der neue Verein führt den Titel
„Kraftſportvereinigung 1914‟.
* Zwingenberg, 9. Mai. Schaffung einer
Jugendher=
berge. In der letzten Sitzung des Gemeinderates wurde ein Antrag
auf Schaffung einer Jugendherberge in Zwingenberg beraten. Im
Prinzip ſteht der Gemeinderat dem Plan wohlwollend gegenüber. Der
Frage ſoll f doch erſt nach Beendigung des Umbaues im Gaſthaus „Zum
Melibokus” näher getreten werden.
* Nidda 9. Mai. Wegen Erbauung eines Zollamtes
weilte der Präſident des Landesfinanzamtes Darmſtadt hier und
ver=
handelte mit dem Stadtvorſtand. Dieſer ſtellte das erforderliche
Bau=
gelände zur Verfügung.
Jagd und Fiſcherei im Mai.
Der Frühjahrsaufzug unſerer Sommergäſte erreicht mit dem
Eintreffen der ſpäteſt wandernden Mauerſegler, Pirol und
Garten=
ſpötter der Hauptſache nach ſein Ende.
Hoch=, Damm= und Rehwild ſowie. Gams verfärben.
Letz=
tere beide ſetzen in dieſem Monat, von der zweiten Hälfte ab meiſt auch
das Hochwild. Der Hirſch entwickelt den Aufbau ſeines Geweihes. Der
Rehbock hat großenteils, namentlich in den milderen, tiefen Lagen
bereits gefegt und ſeine Fege= und Plätzſtellen verraten dem Weidmann
ſeinen Wechſel. Er iſt in Heſſen vom 16., in Baden vom 15. ab
ſchuß=
bar, genießt in den übrigen Staaten jedoch noch Schonzeit.
Der zweite Hafenſatz fällt.
Die Balz des Auer=, Birk= und Haſelhahns (letzterer in
Bahern geſ. geſch.) dauert wie „Der Deutſche Jäger”, München, mitteilt,
noch an, erreicht ihren Höhepunkt und Ende des Monats ihren Abſchuß.
Die Hennen aller Flugwildarten fihren meiſt ſchon junge Schofe.
Das Haarraubwild, deſſen Schaden mit dem Wachstum ſeiner
Nachkommenſchaft progreſſiv wächſt, iſt kurz zu halten. Hunde und
Katzen ſind des ungeſtörten Verlaufes der Satz= und Brutzeit wegen
vom Nevier fernzuhalten und den Krähen und Elſtern iſt möglichſt
Abbruch zu tun. Für Ausbeſſerung bezw. Aufſtellung der Hochſtände,
für Anlagen von Wildäckern und Faſanenrevieren, auch in dieſer Zeit
für geeignete Futterſtellen iſt Sorge zu tragen und ein wachſames Auge
auf die Wilderer und ſonſtige unberufene Revierbummler, denen friſche
Gelege nur zu oft eine willkommene Beute ſind, zu richten.
Waller, Blei, Karpfen, Schied, Aitel, Barſch und Barbe laichen.
Huchen und Zander treten aus der Schonzeit und ſind daher im Fleiſch
noch minderwertig, desgleichen der Hecht, der manchmal noch laicht und
ungern die Angel nimmt. Nach beendeter Laichzeit bieten Aeſche,
Forelle, Bachſaibling, Seeforelle und Seeſaibling guten Fang. Aale
und Karpfen beißen an warmen Abenden.
Briefkaſſen.
C. S. 1. Die Bejahung der Frage wird davon abhängen, ob nicht
die Satzung einer Zwangsinnung derartige Tätigkeit ohne Ablegung einer
Prüfung verbietet. Um ſich diesbezüglich zu vergewiſſern, müßten Sie
ſich an das Kreisamt wenden. — 2. Die Frage iſt, wenn Arbeitnehmer
ſeine Arbeitskraft in dieſer Zeit nicht anderweit entgeltlich verwendet hat,
wohl zu verneinen. Am Gewerbegericht wird man Ihnen Auskunft
geben können, da zweifellos in dieſer Richtung Entſcheidungen vorliegen.
H. K. 100. Aus der nicht ſehr klar gehaltenen Anfrage ſcheint
hervorzugehen, daß es ſich bei Ihrem Anſpruch um eine Forderung
handelt, die auf den Beziehungen aus der Auseinanderſetzung unter
Miterben beruht. Iſt dieſe Annahme richtig, ſo würde es ſich nicht um
eine Vermögensanlage handeln, die nur beſchränkt aufwertbar iſt.
Viel=
mehr unterliegt die Forderung freier Aufwertung. Die letztere hat nach
allgemeinen Rechtsgrundſätzen, im Streitfalle durch Entſcheidung des
ordentlichen Gerichts (nicht der Aufwertungsſtelle) zu erfolgen.
F. M. Maßgebend iſt Art. 8 des Geſetzes betr. die
Hinterbliebenen=
verſorgung der Staatsbeamten vom 18. Dezember 1923: „Keinen
An=
ſpruch auf Witwen= und Waiſengeld haben die Witwe und die
hinter=
bliebenen Kinder eines ausgeſchiedenen Beamten und aus einer Ehe, die
erſt nach Verſetzung des Beamten in den Ruheſtand und nach Verkündung
dieſes Geſetzes (3. Januar 1924) geſchloſſen worden iſt.
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K. F. Meyer. — Sprecher: Studtmann. O 6.15: Bücherſtunde
O 6.45: Syndilus Flach: „Was bringt der neue Eiſenbahnfahrplan?”
O 7.15: Dr. Schütz: „Die nordiſchen Sprachen und ihre Literaturen”.
O 7.45: Italieniſch. O 8.15: Uebertr. von Gießen: Eckener=Feier.
Reden des Rektors d. Landesuniverſität Prof. Bürker und Dr.
Eckener. O 9: Luſtſpiel=Abend. „Erſter Klaſſe” und „Die Medaille‟
von Ludwig Thoma.
Stuttgart.
Montag, 10. Mai. 4.15: Funkorch. Kretſchmar: Krönungsmarſch
aus „Die Folkunger”. — Gungl: Träume a. d. Ozean. — Keler:
Ouv. „Die Tempelweihe‟. — Schubert: Mignon wach auf. —
Wagner: Fant. „Lohengrin”. — Schubert: Invocation. — Bayer:
Melodien aus „Die Puppenfee‟. O 6.15: E. M. Mungenaſt:
Wert=
volle Sammlungen: EEin Muſeum des Fleißes). O 6.45: Inſpektor
Dr. Kieſer: Aus der Arbeit für unſere Epileptiſchen in Schwaben.
6 7.15: Dr. Nieſſen: Die Bühnenreformen der Meininger, zum 100.
Geburtstage Herzog Georgs II. von Meinungen. O. 8: „Mozart,
ſein Leben und ſen Werk”., Einl. Vortrag: Prof. Nagel.
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quartett in C. — Arie für Baß (Rudolf Epple). —
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Colſon: Franzöſiſch. O 7.55: Dr. Osborn: „Meiſter der klaſſiſchen
Malerei: Hans Holbein d. J.‟ O. 8.30: Hans=Reimann=Abend
(Funkkapelle). Suppe: Ouv. „Die Frau Meiſterin”. — Rezitat.:
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Funk=Kapelle). — Hans Reimann. — Kalman: Potp. „
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Nummer 129
Montag, den 10. Mal 1926
Seite 3
Fußbalſ.
Das letzte Meiſterſchafts=Endſpiel in Süddeutſchland.
Frankfurt wird endgültig ſüddeutſcher „Dritter”. — Halbzeit 1:0
für Saarbrücken.
Beim letzten Endſpiel um die ſüddeutſche Meiſterſchaft zwiſchen
dem F. V. Saarbrücken und dem FSV. Frankfurt, das am
Sonntag in Saarbrücken vor ſich ging, erlebten 5000 Zuſchauer
eine bittere Enttäuſchung.
Die Mainleute konnten nicht überzeugen und es blieb jedem
unverſtändlich, wie dieſe Euf ihre letzten hohen Siege über
Karls=
ruhe und Mannheim erzielt haben konnte. Der Sturm zeigte
wenig Zuſanunenhang und Durchſchlagskraft. R. Strehlke litt
noch unter den Folgen einer alten Verletzung. In der
Läufer=
reihe war der unermüdlüche Jean Fritz der bei weitem beſte
Mann. — Den Erwartungen entſprechend ſpielte die
Verteidi=
gung; auch der Torwart Krieger befriedigte vollauf. —
Saar=
brücken hatte ebenfalls in der Hintermannſchaft, Verteidigung
und Tormann Dahlheimer die beſten Leute. Die Läuferreihe
ſpielte zu viel in der Verteidigung und tat nur wenig zur
Unter=
ſtützung des Angriffs. Der Sturm ſelbſt ſpielte ſehr zerfahren,
gelegentlich ſah man einmal eine ſchöne Einzelleiſtung, die jedoch
auch noch meiſt fruchtlos war.
Sportverein Darmſtadt—Fußballverein, Sprendlingen, 5:3.
Die Ligamannſchaft des Sportvereins Darmſtadt hatte ſich
am geſtrigen Sonntag dem Fußballverein in Sprendlingen
ver=
ſchrieben. Die Maßnahme, ſpielſtarke Kreisligavereine als
Geg=
ner in Privatſpielen zu wählen, verdient in gewiſſer Beziehung
Anerkennung. Daß auch der hieſige Sportverein mit ſeiner erſten
Elf beſonders Landvereinen ſeine Unterſtützung für ihren
ſport=
lichen Betrieb angedeihen läßt, iſt dabei beſonders
begrüßens=
wert. Es iſt belannt, daß alle dieſe Vereine beim Erſcheinen
eines Vertreters der Bezirksliga ihr ganzes Können ſpieleriſch
aufbieten, um in jedem Falle mit Ehren zu beſtehen. Daß man
ſich unter dieſen Umſtänden mit keiner allzu ſchwachen
Mann=
ſchaft als Gaſt beſonders auf die Staatsſtraße Darmſtad —
Frank=
furt begeben darf, wird manchem Kenner der Verhältniſſe klar
ſein. In Arhe gen, Wixhauſen, Egelsbach, Sprendlingen,
Iſen=
burg beſitzen Raſenſpiele treibende Vereine Sportplätze, auf
denen ſchon mancher Bezirksligaverein Haare laſſen mußte. Bei
der Erfahrung, die jedoch der Sportverein zurzeit nach dieſen
Plätzen mitbringt, liegt keine Gefahr vor, daß er ſportlich an
irgendeiner Stelle einen Mißerfolg erleben ſollte. Gleich den
anderen, auch Sprendlingen, Angehörige des Südmainkreiſes,
mit einer Mannſchaft aus lauter kräftigen ſtämmigen Leuten,
ſpielt einen harten Fußball. Weniger Technik, aber um ſo mehr
Kraftentfaltung und Eifer, beſonders vorm Tor des Gegners,
ſichert ihnen Erfolg. Die Mannſchaft des Sporwereins dagegen
ſpielt jedoch den für das Auge gefälligeren, reiferen Fußball. Im
Spiel erzielte Sprendlingen durch Leitemann das erſte Tor,
Nach der Pauſe, als der Sportverein ſeine obligatoriſche
Schwächeperiode zu überwinden hatte, kamen die Platzbeſitzer eine
Weile etwas ſtark auf. Sie konnten durch ihren beſten Mann
im Felde, Furch, zwei weitere Tore erzielen und den Stand
des Spieles überraſchend von 4:1 auf 4:3 ſtellen. Die
Darm=
ſtädter erkannten die Gefahr noch rechtzeitig, ſetzten wieder
Dampf auf und ſtellten bis zum Schluß das Ergebnis auf 5:3.
Allzu rühmlich iſt dieſes Torverhältnis nicht. Es mag jedoch
entſchuldigend wirken, daß die Sportvereinler ziemlich
verhal=
ten ſpielten. Die Situation war ſchon am Anfang erkannt, an
einen Verluſt des Spieles war nicht zu denken. Ihre beſten
Leute waren Ruppel und Becker, während Wenner etwas abfiel.
Im ganzen genommen war das Spiel nicht unintereſſant. Mit
dieſer Meinung zogen auch die Schlachtenbummler mit ihren elf
Mannen im Poſtauto befriedigt wieder den heimatlichen Gefilden
zu; ihren Gefühlen Ausdruck verleihend, mit echten Sportsleuten
einen angenehmen Nachmittag verlebt zu haben.
1. M. V.f.R. Darmſtadt—1. M. Polizei=Sportv. 2:4 (1:2).
Am geſtrigen Sonntag trafen ſich beide Vereine zum
Rück=
ſpiel auf dem V.f.R.=Platze. Das Spiel hatte eine zahlreiche
Zu=
ſchauermenge angezogen, die voll und ganz auf ihre Koſten kamen,
lieferten ſich doch beide Mannſchaften einen flotten, forſchen
Kampf, der begeiſtern konnte. Genau wie im Vorſpiel war das
Spiel ſehr hart und dennoch fair. Das Spiel war durchweg
ausgeglichen. Die Mannſchaften gleichmäßig gut. Die
Poli=
ziſten, durch energiſches Schießen ohne weiteres im Vorteil,
konn=
ten daher auch mehr Tore erzielen. Dem Spiel ſtand Herr
Zeidler=Arheilgen als guter Leiter vor. — Am Abend vereinigten
ſich beide Vereine zu einer gemütlichen Unterhaltung, die ſehr
anregend und ſtimmungsvoll verlief und viel dazu beitrug, die
guten Beziehungen beider Vereine zu fördern. Das am
Sams=
tag abend ſtattgefundene Spiel der zweiten Mannſchaften V.f. R.
und Eintracht=Darmſtadt konnte Erſterer nach ſchönem Spiel mit
5:2 Toren gewinnen. — Die 1. Jgd.=M. V.f.R., die im
vergange=
nen Sonntag in Pfungſtadt ihr letztes Verbandsſpiel austrug,
hat nach Punktwährung mit einem Punkt Vorſprung die
Be=
zirksmeiſterſchaft errungen. Da auch das Eckenverhältnis zu
ihren Gunſten ſpricht, ſo dürfte an der Meiſterſchaft kein
Zweifel beſtehen.
Mannheim=Hockenheim 08—Union Darmſtadt 7:0.
Das Spiel ſollte eine Sportwoche eröffnen, ein Werbeſpiel
ſein. Es wurde — ein Kampfſpiel allerübelſter Art. Wenn das
Sport ſein ſoll, was da Hockenheim als Gaſtgeber vorführte, dann
ſcheint man da einen beſonderen Begriff vom Fußballſpiel zu
haben.
Union erhielt eine Packung! Da iſt nichts daran zu deuteln.
Aber Union wollte den Charakter des Spieles wahren und die
Verpflichtung, ein Werbeſpiel vorzuführen, auch halten. Daß
Hockenheim ſchon in der fünften Minute einen Spieler völlig
zu=
ſammentrat, verhieß von vornherein nichts gutes. Dabei blieb
indeſſen nicht. Ein Fanatismus ohnegleichen, angefeuert von
mnähernd tauſend Zuſchauern, ließ kein wirkliches Spiel auf=
kommen. Es gab für Hockenheim nur eines: Torel! Und die
mußte es geben, mochte kommen, was da wollte.
Den Spielverlauf zu ſchildern, ſei mir erſpart. Die
Mann=
ſchaft des Gegners war in allen Teilen mit wahren
Hünengeſtal=
ten beſetzt, die unmenſchlich dazwiſchenfuhren. Der Torwächter
hielt einfach alles, was der Unionſturm vor das Tor brachte,
ſelbſt einen Elfmeter. Mit 4 Verletzten, einer davon ſchwer,
konnte Union die Heimreiſe antreten. Die Mannſchaft war
ent=
mutigt, nicht durch die Niederlage, wohl aber durch die
Ent=
täuſchung, die ſie bei dieſer „Werbeſache” erleben mußte.
Union 2.—Weiterſtadt 1., 4:1.
Unions zweite Jugend gewann nach ſchönem Spiel gegen
Gernsheim mit 8:0, beſtätigte alſo erneut die anſehnliche
Spiel=
ſtärke unſerer Jugend.
F. S. V. Mainz 05 bezwingt den Stuttgarter S. C. mit 3:2 Toren.
Mainz 05, der Zweite des Bezirks Rheinheſſen=Saar lieferte
am Sonntag gegen den Stuttgarter S. C. wieder einmal ein
recht erfreuliches Spiel. Vor allem war der Sturm unter
Füh=
rung von Lipponer in guter Stimmung. Auch die Mannſchaft
der Gäſte, die mit einem Erſatzmann antrat, konnte recht gut
ge=
fallen. Sie zeigte ein techniſch ſchönes, faires Spiel. Stuttgart
kam auch durch Nagel zum erſten Erfolg. Ein von Lipponer
ver=
wandelter Elfmeter verſchaffte Mainz den Ausgleich. Veith und
Karſt erhöhten dann bis zur Pauſe auf 3:1. — Nach dem Wechſel
hatte Stuttgart im allgemeinen etwas mehr vom Spiel, konnte
aber die Niederlage nicht mehr abwenden. Es fiel nur noch ein
Treffer, den Strauch auf ſein Konto brachte.
Fußball=Ergebniſſe.
Süddeutſchland.
Endſpiel um die ſüddeutſche Meiſterſchaft:
F. V. Saarbrücken — F. S. V. Frankfurt a. M. 1:1.
Pokalſpiel: München 1860 — V. f. B. Stuttgart 2:3.
Aufſtiegſpiele: Bezirk Bayern: Schwaben Ulm —
F.C. Bayreuth 1:1. Bezirk Württemberg=Baden: Union
Böckin=
gen — S.C. Freiburg 5:0. Sportfreunde Stuttgart — F. C.
Kon=
ſtanz 1:0. Phönix Karlsruhe — Sp.Vg. Cannſtatt 1:2.
Rhein=
bezirk: F.V. Speyer — V. f. R. Kaiſerslautern 2:1. Sp.Vg.
Sandhofen — Phönix Mannheim 2:3. Mainbezirk: Viktoria 94
Hanau — V. f. R. 01 Frankfurt 3:0. Rheinheſſen=Saar: Eintracht
Trier — Haſſia Bingen 4:2.
Privatſpiele: 1. F.C. Nürnberg — Sp.Vg. Fürth 0:1.
Wacker München — F.C. Hanau 93 3:1. Jahn Regensburg —
Hanau 93 3:2. Schwaben Augsburg — 1. F.C. Pforzheim 1:4.
F.C. Fürth — V. f. R. Fürth 4:4. S.V. Waldhof — S. V.
Wies=
baden 3:2. Phönix Ludwigshafen — Sp.Vg. Mundenheim 1:0
(abgebr.). F.C. Pirmaſens — F. V. Frankenthal 2:0. Wormatia
Worms — V. f. L. Neckarau (Samstag) 0:6. Eintracht Frankfurt
— Stuttgarter Kickers 3:2. Germania 94 Frankfurt —
Kur=
heſſen Kaſſel 2:2. Union Niederrad — V. f. L. Neu=Iſenburg 5:0.
Sportfreunde Frankfurt — T. S. G. Höchſt 1:3. L.F.C. Rödelheim
— Helvetia Frankfurt 1:7. F. S. V. Mainz — Stuttgarter S.C.
3:2. S. Vg. Oberſtein — Offenbacher Kickers 1:5. 1. F.C. Idar
— Offenbacher Kickers 0:1.
Süddeutſche Mannſchaften auf Reiſen: Komet
Bremen — A. S.V. Nürnberg (Samstag) 2:7. Holſtein Kiel —
A. S. V. Nürnberg (Sonntag) 2:1.
Weſtdeutſchland.
Pridatſpiele: Kölner S. C. 99 — Sp. Vg. Köln=Sülz 07
1:4. Rhenania Köln — Schwarz=Weiß Eſſen 1:7. V. f. R. Köln
— Meidericher Sp.V. 2:2. B.C. 05 Düſſeldorf — Viktoria
Düſ=
ſeldorf (Samstag) 1:2. B. V. 04 Düſſeldorf — Preußen Eſſen 4:0.
Raſenſport Mülheim (Ruhr) — B.V. Beeck 2:2. Eſſen S. V. 99
— Raſenſport Mülheim (Ruhr) (Samstag) 3:3. Hammer Sp.Vg.
— V. f. B. Bielefeld 5:1. V. f. K. Hamm — Weſtfalia Scherlebeck
3:2. F. V. Osnabrück 06 — Forjuna Düſſeldorf 4:5. Union
Her=
ford — Hannover 96 1:6.
Qualifikationsſpiel: Berg.=Märk. Bezirk: V. f. L.
Benrath — Schwarz=Weiß Barmen 4:1.
Brandenburg.
Hertha Berliner S. V. — Norden=Nondweſt Berlin 2:1.
Meiſterſchaftsſpiel: 1. F.C. Neukölln — Berliner
S. V. 92 1:4.
Privatſpiele: Tennis=Boruſſia Berlin — Dresdener
S.C. 1:1. Viktoria 89 Berlin — Wacker Tegel 1:2.
Norddeutſchland.
Repräſentativſpiel: In Braunſchweig:
Norddeutſch=
land — Nordholland 3:2.
Privatſpiele: Bezirk Hamburg: St. Georg 1816 —
Sperber Hamburg 1:6. F.C. Rothenburgsort — Alemannia 4:3.
S.C. Eimsbüttel — Bergedorf 1:2. F.C. Nienſtedten —
Hol=
ſatia Elmshorn 4:4. Concordia Hamburg — F.C. Ottenſen 3:8.
Bezirk Harburg: Boruſſia Harburg — Union Bremen 5:0.
Nor=
mannia Harburg — S.C. Uelzen 5:3. Viktoria Wilhelmsburg —
Hermannia 1:1. S. V. Harburg — Viktoria Hamburg 1:2. Bezirk
Bremen: Komet Bremen — A. S.V. Nürnberg 2:7. A. B. T. S.
Bremen — Bremer S.V. 3:2. Bezirk Kiel: Holſtein Kiel —
A. S. V. Nürnberg 2:1. Bezirk Lübeck: V. f. R. Lübeck — V. f. L.
Eutin 5:3. Schwerin 03 — Roſtock 95 2:3.
Mitteldeutſchland.
Privatſpiele: Städteſpiel Dresden — Leipzig (
Sams=
tag) 6:1. V. f. B. Leipzig — Union Ziskov Prag 1:2. Olympia
Germania Leipzig — Wacker Halle 3:3. Sp.Vg. Leipzig —
Sportfreunde Markranſtädt 0:4. Fortung Magdeburg — S.V.
Rieſa 5:1. Germania Magdeburg — S.V. Merſeburg 99 0:7.
Südoſtdeutſchland.
Endſpiel umdie ſüdoſtdeutſche Meiſterſchaft:
In Beuthen: Breslauer S. C. 08 — Viktoria Forſt 0:0 (!).
Nordoſtdeutſchland.
In Stettin: Städteſpiel Stettin — Magdeburg 0:4,
Götzwanderung in der D. T.
Jährlich einmal iſt in der Deutſchen Turnerſchaft ein
Sonn=
tag nur dem Wandern beſtimmt. Alle Wettkämpfe und Spiele
fallen an dieſ m Tage aus, und es gilt, in froher Wanderſchar
hinauszuziehen in die freie Natur, und ſich dort zu erfreuen an
der Schönheit des Vaterlandes, wie Jahn es begeiſtert gewollt,
gilt aber auch, ſich an einem ſchönen Platze wit den
Bruder=
vereinen des Gaues zu treffen, und ſo ein leuchtendes Bild
tur=
neriſcher Gemeinſchaft zu geben, da ja Jung und Alt, Turner
und Turnerinnen, Schwimmer, Sportler und Spieler und ſelbſt
die Sänger, die alle ſonſt in der Durchführung ihrer Wettkämpfe
getrennt ſind, ſich hier in der Gemeinſamkeit des Wanderns
zu=
ſammenfinden.
Wie dieſer Gedanke immer wehr um ſich greift, zeigte der
geſtrige Sonntag, an dem der Main=Rheingau der D.T. ſeine
Gau= und Götzwanderung nach dem Alsbacher Schloſſe
durch=
führte. 27 Vereine mit über 800 Teilnehmern ſamelten ſich
um die Mittagszeit in dem alten Schloßhofe, der widerhallte von
dem bunten Strauße deutſcher Turner= und Wanderlieder, ſind
doch die Turner noch immer begeiſterte Sänger geweſen. Und
ein herrliches Zeichen gerade vom Geiſte in unſeren kleineren
Landveveinen gibt die Tatſache, daß ſie beſoders zahlreich —
teil=
weiſe mit ½4, ja ſogar 7/s ihrer Geſcmtmitglieder dem Rufe der
Gauleitung folgten, wohingegen ſo mancher der großen Vereine
es überhaupt nicht für nötig hielt, zu erſcheinen. Um 12 Uhr
leitete ein gemeinſames Lied eine ſchlichte Feierſtunde ein. Turner
Roth, 1. Gauwvertreter, ſprach vom Wandern und von der Jugend,
der Trägerin des herrlichen Wandergeiſtes. 25 bunte Wimpel
umrahmten farbenfroh dabei die aus grünen Aeſten gezimmerte
Rednertribüne. Dann wieder ein Lied, die Feierſtunde iſt zu
Ende. Eine kurze Führerbeſprechung folgt, alle Vereinsführer
nehmen daran teil. Es gilt, Gedanken auszutauſchen,
Anregum=
gen zu gewinnen. Dann beginnt ein fpohes Treiben im und um
das Schloß. Die Jugend beherrſcht das Feld. Hier tanzen friſche
Jungen und Mädel lebendige Volkstänze, dort erſchallt frohes
Gelächter über die Schickſalstücken in einem Scherzſpiele. Alte
Volkslieder erklingen, tonſchön vorgetragen zu Klampfe und
Geige und eine Singmannſchaft eines ſehr eifrigen Vereines
er=
freut mit 4ſtimmigem Mänwerchongeſang. Uind während draußen
vorm Schloß die Bälle fliegen und kreiſen, jagt under Hallo und
Huſſa eine richtige Stafette rings um das Schloß. 12 Vereine
beteiligen ſich, darunter 3 Turnerinnenabteilungen. Auch
Stein=
ſtoß mit einem Naturſtein und Weitſprung fehlen nicht und
überall herrſcht frohes Leben, das ſeinen Höhepunkt erreicht in
den allgemeinen, unvorbereiteten Freiübungen, an denen Alt
und Jung beiderlei Geſchlechts teilnehmen. Den einzelnen
Ge=
bieten turneriſcher Arbeit entnommen und in ſcherzhafter Weiſe
die ſchwere Arbeit der einzelnen Gaufachwarte, wie Turn=,
Volbsturn=, Schwimm=, Frauenturn= und Kaſſenwart darſtellend,
ſind dieſe Uebungen von ganz beſonderer Wirkung.
Da auch der Himel ein einigermaßen günſtiges Geſicht
zeigte, wird dieſes frohe Leben durch nichts geſtört, bis allzubald
die Trenmungsſtunde ſchlug. Kurze Aufräumungsarbeit im
Schloßhof, Sammlung des reichlich umherliegenden Papiers,
ein kleines Freudenfeuer damit, und dann froher Abſchied. —
Hier und da ſchwebt noch ein Lied überm Wald, und dann herrſcht
wieder Ruhe im Bunghof. Ein Tag iſt zu Ende, der — obwohl
kühl und rauh — doch Freude und Sonne in die Herzen ſtreute,
ſich Freunde warb und auch ohne ernſtlichen Wettkampf und
Punkteſpiel doch ein Tag ernfter turneriſcher Arbeit war.
„Heſſen”, V.f. L.
Der Spielbetrieb der „Heſſen” war geſtern ſehr rege, denn
2. Endſpiel um die Verbandsmeiſterſchaft: nicht weniger als drei Spiele wurden auf dem „Heſſenplatz”
aus=
getragen. Vormittags 10½ Uhr empfing die zweite Mannſchaft
eine Mannſchaft des A.S.C. Die Akademiker konnten durch
beſ=
ſere Ballbehandlung und entſchloſſeneres Schießen einen 3:2=
Sieg für ſich buchen. Am Nachmittag war durch die
Verbands=
ſpiele im A. D.T. die Jugendmannſchaft des Spv. 98 der Gegner
der Heſſenjugend. Knapp, aber ſicher konnte „Heſſen” mit 1:0
gewinnen. Der Glanzpunkt des Tages war das Spiel der erſten
Mannſchaft gegen die gleiche der Turngeſellſchaft Rüſſelsheim.
Es war ein äußerſt harter Kampf, denn es galt dabei, die
Spitzenmannſchaft der Vorrunde auszuſpielen. Rüſſelsheim und
„Heſſen” ſtanden bis jetzt punktgleich an erſter Stelle. Infolge
des flinken und ſchußfreudigen Spieles konnte es den
Darm=
ſtädtern gelingen, ihren Nebenbuhler aus dem Felde zu ſchlagen.
Die Niederlage, die Rüſſelsheim einſtecken mußte, war dem
Spielverlauf nicht entſprechend, denn nicht ſelten lagen ſeine
Spieler hart vor „Heſſens” Tor. Aber die einheimiſche
Hinter=
mannſchaft ließ keinen Ball durch, bis ſich Rüſſelsheim auf
Fern=
ſchüſſe verlegte, die ſicher gehalten wurden. „Heſſen” V. f. L.
ſiegte mit 7:1.
Heſſ. Pol.=Sporw. 1.—Offenbacher Kickers 1., 3:3 (3:1).
Wartburgverein Höchſt a. M. 1.—H. S.P. 2., 2:4.
Spielvereinigung Arheilgen 1.—H.S.P. 3., 2:3.
Spv. 98 3.—Spv. Rödelheim, 1:0, abgebr.
Sportv. 98 1. Jgd.—Heſſen, V.f.L., 0:1 (0:1).
Stadtmannſchaft Nürnberg gegen Sp. Vg. Fürth 3:2.
Gelegentlich des Staffellaufes „Quer durch Schwabach” kam
auch ein Städteſpiel zwiſchen Nürnberg und Fürth zum Austrag.
Während Nürnberg eine Kombination ſtellte, ſchickte Fürth die
Sp. Vg., den Unterlegenen im Endſpiel um die ſüddeutſche
Hand=
ballmeiſterſchaft in den Kampf. Die Dürnberger gewannen nach
guten Leiſtungen verdient mit 3:2, Halbzeit 1:0 Toren.
Seite 6
Montag, den 10. Mai 1926
Nummer 129
*Wiesbadener Automobilwettbewerb
Hervorragende Beteiligung. / Die Sternfahrt.
Wiesbaden, 8. Mai.
Ueber 200 Nennungen . .. vielbewährte Fahrer, Sieger
manchen Auto ampſes . . . alle namhaſten deutſchen Fabrikate
vertrelen, dazu weltberühmte Auslanosmarlen — das iſt
wahr=
lich tein Abbau des Au oſports, ſondern Aufbau! Iſt ein
Auf=
bau, der mit geſchaffen wurde durch die Eindämmung des
Maſſenſports, dane Grundung der Oberſten Nationalen
Sport=
kommiſſion, ein Aufbau, der keiner beſſeren Veranſtaltung zugute
kommen könnte, als dieſem Wiesbadener Autoweitbewero des
Wiesbadener A.=C., der einer der rührigſten Kartellklubs mit
tauräftigen und geſchickten Führern iſt.
Sternfahrten werden in Zurunft wahrſcheinlich eine größere
Nolle ſpielen als bisher, denn in ihnen kann der Fahrer
bewei=
ſen, was er leiſten kann, und eo ſein Fahrzeug ſchnell und
lei=
ſtungsfähig iſt, — nicht nur auf turzer Strecke (um womöglich
nach errungenem Sieg in einer Kurzprüfung mit ausgelaufenen
Lagern dazuſtehen), ſondern auf langer, ſcharfer Fahrt, deren
Streckenwahl Strecken= und Landeskenntnis vorausſetzt. Solch
eine Sternfahrt bildete den Auftait des Wiesbadener
Autowett=
bewerbs 1926. Startort= und Strecke waren beliebig zu wählen;
das Ziel, Wiesbaden, Kurhausplatz, mußte von 4—5 Uhr
nach=
mittags erreicht wevden. Nicht früher, aber auch nicht ſpäter!
Von 9 Uhr vormittags ab konnte die Fahrt begonnen werden.
Vom Start und vom Paſſieren der Streckenorte — etwa alle 50
Rilometer — waren Beſcheinigungen durch Schupobeamte oder
Landjäger, oder Poſtanſtalten beizubringen, daß der Ort paſſiert
worden iſt.
38 Motore ſprangen um 9 Uhr vormittags an, und 38 Wagen
und Motorräder ſetzten ſich um 9 Uhr vormittags in Bewegung.
Die einen an der Südweſtgrenze des Deutſchen Reiches, in
Baſel, die andern in Aachen, andere wieder im weſtfäliſchen
In=
duſtriegebiet, in Thüringen, in Sachſen, im Schwabenland, im
Schwarzwald, am Rhein, in der Pfalz. Alle hatten ein Ziel:
Wiesbaden, alle ein Beſtreben: innerhalb der achtſtündigen
Maximalzeit eine möglichſt weite Strecke zu fahren. Starke,
ſchnelle Sportwagen wollten es auf annähernd 500 Kilometer
bringen, — Tourenwagen erſtrebten 350—400 Kilometer, wenn
—, ja, wenn das Glück hold iſt, die Pneus luftgefüllt bleiben,
die Straßen nicht geſperrt ſind, kein Unwetter kommt, kein
Un=
fall, kein Motorſchaden, — wenn alles ſo geht, wie mans
ge=
dacht hat . . .
Weimar war unſer Ausgangspunkt. Weimar—Eiſenach—
Frankfurt . . . dieſe Berlin—Frankfurter Hauptchauſſee mußte
ja glänzend ſein, gerade, breit, ohne erhebliche Steigungen, — ſo
war die Theorie. Bei Vacha war die Chauſſee geſperrt, hatte der
Bürgermeiſter auf Anfrage mitgeteilt — ergo Umweg über
Berka.
Die Praxis zeigte es anders. Vorzüglich war die Straße
Weimar—Eiſenach. Mit 90 Kilometer brauſte der 10/30 PS.
Benz ſie entlang, im 60 Km. Durchſchnittstempo war die erſte
Etappe geſchafft. Aber dann! Erfurt—Gotha iſt wegen
Straßen=
baus geſperrt. Alſo Umweg über Arnſtadt. Miſerabel! Und in
Arnſtadt iſt die Fortſetzung der Straße nach Crawinkel—Gotha
bzw. Oberhof wieder geſperrt. Koſtbare Minuten gehen durch
Fragen verloren. Dann weiter ſüdlich, hinein ins Thüringer
Bergland, nach Plque. Jetzt aber hat die Chauſſee ihr Ende
er=
reicht und Nebenwege beginnen. Unwahrſcheinlich ſteil führen
ſie bergauf, bergab —, im zweiten Gang ſinkt das Tempo auf
20 Kilometer. Schlagloch folgt auf Schlagloch, Holzfuhren
zwin=
gen auf der ſchmalen Straße zum Halten, die Wegemarkierung
iſt mangelhaft . . . man atmet auf, als in Ohrdruf wieder eine
Hauptchauſſee erreicht iſt. Zwar iſt ſie ſehr, ſehr
erneuerungs=
bedürftig, aber doch wenigſtens Chauſſee! Erſt ab Gotha kann
wieder mit Vollgas gefahren werden, allerdings auch mit vielen
Unterbrechungen, und bald hinter Eiſenach gehts ganz zünftige
Steigungen empor. In Markſuhl hat die Herrlichkeit ihr Ende.
„Straße geſperrt!” ſagt eine Barriere. Der Umweg bis Berka
iſt Schmalſtraße, aber gut. In Berka aber iſt die Hauptſtraße
wiederum geſperrt. Man ſchickt uns einem unwahrſcheinlich
ſteilen Nebenweg aufwärts. Im erſten Gang langen wir oben
an und erfahren — daß man uns falſch wies. Mithin Kehrt
und wieder abwärts, rutſchend im Glibber, gegenſteuernd,
hin=
ein ins Ungewiſſe. Die Fortſetzung der Straße nach Vacha war
hundsmiſerabel. Aber auch dann, als die Hauptchauſſee nach
Frankfurt wieder erreicht war . . . . ich warne Neugierige!
Wo mögen ſie alle geweſen ſein, die Ortsgenddarmen, die
ſonſt ſo eifrig ſtoppen? Heute brauchten wir ſie, mußte doch alle
50 Kilometer einmal unſere Streckenkarte unterſchrieben werden.
Doch kein Schupo, kein Ortsgendarm war zu ſehen. Selbſt in
Eiſenach, in Vacha, in Hünfeld, in Fulda, in Gelnhauſen nicht.
Wir mußten die Streckenkarte zum Poſtamt bringen und dort
ſtempeln laſſen. Dann plötzlich ein Wollkenbruch. Viele,
auffal=
lend viele Fuhrwerke auf regennaſſer, ſchlüpfriger Straße. Dazu
ein Reifenſchaden . . . ob wirs noch ſchafſen? Die Straße Hanau=
Frankfurt iſt wohl das Miſerabelſte, was es an deutſchen
Land=
ſtraßen gibt; das iſt keine Straße mehr, das ſind nur noch
Schlaglöcher. In Frankfurt fahren wir Fremdlinge auf eine
Einbahnſtraße. Ein Schupo (endlich einer, aber — leider! —
gerade da, wo wir ihn nicht brauchen) verlangt Führerſchein und
Zulaſſungsbeſcheinigung koſtbarer Minutenverluſt. Doch
dann auf der vorzüglichen Kleinpflaſterſtraße in voller Karriere
nach Wiesbaden. Es geht um Minuten. Noch eine Reifenpanne
... und wir haben die Karrenzzeit verpaßt. Der
Betriebsſtoff=
vorrat kann nur noch minimal ſein .. hoffentlich langts bis zum
Ziel, bis zum Kurhaus. Wir überholen viele Autos, die nach
Wiesbaden ſtreben. Und dann dann endlich die grüßenden
Zielflaggen. Reklamebänder. Viele, viele hundert Zielgäſte.
Hinein auf den dazu eigens abgeſperrten Kurhausplatz .. ."
355,6 Kilometer in 7 Stunden 42 Minuten! Der Benz hat ſeine
Sache brav gemacht.
20 Sternfahrer trafen rechtzeitig am Wiesbadener Ziel ein.
So mancher hatte es verpaßt. Der Fahrer mit der größten
Leiſtung, Willi Walb (Mannheim), der auf ſeinem 15/60 PS.
Benz=Sport 490 Kilometer gefahren war, traf kurz nach Ablauf
der Höchſtzeit ein. Pech! Auf einem Umweg infolge
Straßen=
ſperrung war er im Schlamm ſtecken geblieben . . . das war
Ver=
luſt einer koſtbaren halben Stunde, die nicht aufzuholen war.
Zwei Minuten vor Toresſchluß hatte Freiherr von Berckheim
auf 24/100/140 PS. noch das Ziel erreicht. Mit 440 Kilometer
hat er wahrſcheinlich die höchſte Kilometerzahl erreicht. Aber
auch Dr. Diemer (Mainz) auf Minerva, Kappler (Gernsbach)
auf Simſon=Supra, Sommer (Plauen) auf NAG., Otto Kleyer
auf Adler ſie alle haben Kilometerziffern erreicht, die ein
außerordentlich hohes Durchſchnittstempo beweiſen.
Tennis.
Städtekampf Köln—Frankfurt a. M.—Bremen.
Auf den Tennis=Plätzen im Kölner Stadion komen am
Sonntag Klubkämpfe zwſchen Rot=Weiß Köln, Frankfurter T. C.
1914 und Breier Tennis=Verein von 1896 zum Austrag. Leider
hatten die Wettbewerbe ſehr unter der Ungunft der Witterung zu
leiden, ſodaß nicht eimal alle Kämpfe abgewickelt werden
konn=
ten. In den Mannſclaften von Köln und Frankfurt mußte Erſatz
eingeſtellt werden. Frankfurt trat ohne den ausgezeichneten O.
Kreutzer an, bei Höln vermißte wan Hannemann und Frl.
Außem. Die Ueberraſchung des Tages war die Niederlage von
Frl. Weihermann=Frankfurt durch Irl. Zuß=Bremen. Im
Ge=
ſamtergebnis liegte Köln, das Bremen mit 11:6 und
Frauk=
furt mit 7:6 Punkten ſchlug. Den zeten Platz belegte Bremen
mi: einem übergſchenden 8:6 Sieg über Fran”furt
Leichtathletik.
Schüller ſchlägt Houben zweimal über 100 Meter.
Schüller ſiegt auch über 200 Meter.
Houben und Schüller beim „Internationalen” der Hakoah Wien.
Der erſte Tag des Internationalen Leichtathletikfeſtes der
Wiener Hakoah ſah auch die beiden deutſchen Kurzſtreckler Houben
und Schüller am Start. Es herrſchte eine kühle Witterung, die
ſich ſowohl im Beſuch der Kämpfe wie auch bei den Leiſtungen
ſtark bemerkbar machte. Die beiden Deutſchen hatten zudem
noch die lange Bahnfahrt in den Gliedern ſtecken. Trotzdem
konnten ſie zunächſt ihre beiden Vorläufe zum 100 Meter
Ein=
ladungslauf glatt gewinnen. Houben ſiegte in 11,2 Sekunden
gegen den Ungarn Tarkacz, Schüller ſchlug den Ungarn Jandl
in 11 Sekunden. — Der Endlauf war bereits bei 50 Meter
entſchieden: Schüller hatte nicht nur den beſſeren Start erwiſcht,
ſondern gewann auch ſchon gleich ſoviel an Boden, daß es für
Houben ausſichtslos war, ſeinen Klubkameraden noch zu holen.
In 11 Sekunden ſiegte Schüller mit 2 Meter Vorſprung vor
Houben, der wiederum den Uingarn Tarkacz mit 2 Meter hinter
ſich ließ. — Schüller beſtritt dann noch den 200 Meter=Lauf, den
er in 22,1 Sekunden mit großem Vorſprung vor Weſſely=Wien,
23,9 Sek., und Ritter=Wien, 24 Sek., leicht gewann.
Am zweiten Tage der „Internationalen
Leichtathletikwett=
bewerbe” bei der Wiener Hakoah konzentrierte ſich natürlich das
Hauptintereſſe auf den Revanchekampf Houben—Schüller über
100 Meter. Auch diesmal gelang es dem jüngeren Schüller, ſeinen
Klubkameraden in der ausgezeichneten Zeit von 10,8 Sekunden
überzeugend zu ſchlagen. Houben endete einen glatten Meter
zurück.
„Quer durch Berlin”
Laufen: 1. Axen Jenſen=Dänemark, Zeit 1:28,35 Std.
2. Pürſten=Leipzig 1:30,59 Std. 3. Wanderer=Potsdam 1:31,47
Std. 4. Hempel=Charlottenburg 1:31,47 Std. (1. der Alteherren=
Klaſſe). 5. Gotſch Berlin (1. Junior). 6. Mottmüller=Riga.
7. Steiner=Berlin (1. der Nichtverbands=Vereine).
Gehen: 1. Hähnel=Erfurt, Zeit: 2:4,9,7 Std. 2. Born=
Berlin 2:5.14. 3. Schab=Neukölln. 4. Schulpe=Neukölln. 5.
Sie=
wert=Neukölln.
Nationale Leichtathletik=Wettkämpfe der Dresdenſia Dresden.
Zahlreiche deutſche Meiſter am Start.
100 Meter: 1. Corts=Stuttgarter Kickers 11,2 Sek. 2. Wege=
Leipzig, Handbr. zurück. 3. Schlößke=Berlin.
200 Meter: 1. Wege=Leipzig 22,4 Sek. 2. Wondratſchek=
Stuttgarter Kickers 22,9.
400 Meter: 1. Dr. Peltzer=Stettin 50 Sk. 2. Schoemann=
Breslau 52,9 Sek.
1500 Meter: 1. Krauſe=Berlin 4:12,5 Min. 2. Boltze=
Ham=
burg 4:19,8 Min.
110 Meter Hürden: 1. Troßbach=Berlin 15,7 Sek. 2. Köpke=
Stettin 15,9 Sek.
5000 Meter: 1. Rätze=Luckenwalde 15:52 Min. 2. Mierdel=
Charlottenburg 15:58 Min.
4 mal 100 Meter: 1. Stuttgarter Kickers 43,3 Sek. 2.
Preu=
ßen Stettin 44,6 Sek. 3. Guts Muths Dresden.
4 mal 400 Meter: 1. Preußen Stettin 3:30,2 Min. 2. V. f. B.
Breslau 3:33,6 Min. 3. Guts Muths Dresden.
Weitſprung: 1. Köpke=Stettin 6,90 Meter. 2. Hübenthal=
Hanover 6,56 Meter.
Diskus (beſte Hand): 1. Hoffmeiſter=Hannover 42,43 Meter.
2. Hähnchen=Berlin 40,91 Meter.
Hochſprung: 1. Skorzinski=Berlin 1,80 (durch Stechen
ent=
ſchieden). 2. Schlößke=Berlin 1,80 Meter. 3. Köpke=Stettin 1,80
Meter (berührt).
Speerwerfen (beſte Hand): 1. Zimmermann=Breslau 55,85
Meter. 2. Hoffmeiſter=Hannover 54,43 Meter. 3. Schnur=Berlin
53,05 Meter.
Frauenwettbewerbe:
100 Meter: Fr. Drilling=Magdeburg 13,8 Sek.
4 mal 100 Meter: 1. Berliner S. C. 52,4 Sek. 2. Viktoria
Magdeburg. 3. Brandenburg Dresden,
Speewerfen: 1. Frl. Riewe=Berlin 28,15 Meter.
Weitſprung: Frl. Ellemann=Magdeburg 4,89 Meter.
Kegeln.
Darmſtädter Keglerverband.
Klubwettkämpfe.
In der Zeit vom 17. April bis 9. Mai d. J. fanden die
dies=
jährigen Kämpfe um die Verbands=Klubmeiſterſchaft ſtatt. Es
wunden hierzu die Bahnen in der Turnhalle am Woogsplatz und
bei Krichbaum benutzt. Jeder Klub hatte eine Riege von fünf
Mann zu ſtellen, die auf jeder Bahn 50 Kugeln in die Vollen
hintereinander abzuwerfen hatten. Diejenige Riege, welche die
höchſte Holzzahl auf beiden Bahnen erreichte, hat damit für ihren
Klub den Sieg errungen. Im Vorſpiel ſetzte ſich der vorjährige
Klubmeiſter „Keglerluſt” an die Spitze. Er fand jedoch im
Rück=
ſpiel einen ſcharfen Konkurrenten in der Riege des Klubs „
Haſ=
ſia”, die ſehr gut in Form war und Keglerluſt” an die zweite
Stelle drängte. „Haſſia” behielt die Führung bis zum Schluſſ=
und errang die Klubmeiſterſchaft für 1926. Die
ein=
elnen Ergebniſſe der Kämpfe ſind folgende:
Bahn Turnhalle Bahn Krichbaum Zuſammen
16. deutſches Bundeskeglerfeſt in Berlin.
Die Verhandlungen wegen des Sonderzuges haben ihren
endgültigen Abſchluß gefunden. Es ſteht nunmehr feſt, daß
die=
ſer von Frankfurt a. M. abgeht. Dort ſanmeln ſich die
Kegel=
rüder und Kegelſchweſtern des Süddeutſchen Gaues. Die
Ab=
fahrt findet entweder am Abend des 16. oder in der Frühe des
17. Juli d. J. ſtatt. Bund und Gau leiſten Zuſchüſſe, um den
Fahrpreis möglichſt billig zu geſtalten und dadurch recht vielen
Kegelbrüdern und Kegeſchweſtern die Möglichkeit zu verſchaffen,
das Bundesfeſt in Berlin zu beſuchen. Die Rückfahrt kann mit
jedem anderen Zuge angetreten werden. Auch Gäſte können
gegen einen geringen Aufſchlag den Sonderzug benützen. Der
Preis für dieſe wird ſich vorausſichtlich auf 24 bis 26 Mark ſtellen.
Nähere Auskunft iſt bei der Geſchäftsſtelle des Verbandes (
Darm=
ſtadt, Gutenbergſtraße 39, 2. St.) zu erhalten. Anmeldungen
können dort bis 20. Mai bewirkt werden.
200=Kugel=Kampf.
Mit demſelben wird am nächſten Sonntag auf der Bahn bei
Krichbaum begonnen. Eine größere Anzahl Kegelbrüder haben
ſich zu dieſem beſonderen ſpannenden fportlichen Betätigungsfeld
geieldet. Weitere Meldu gen nimmt Kegelbruder Reicher:
Darmſtadt, Gutenbergſtraße 39, noch entgegen.
Pferdeſport.
Mannheim.
Der dirtte Renntag war ſehr gut beſucht, wenn auch das
Wetter gerade nicht einladend war. Er brachte durchweg
vorzüg=
lichen Sport. Im Mittelpunkt des Intereſſes ſtand der Preis
der Stadt Mannheim, ein längeres Jagdrennen, das 11 der beſten
Rennpferde am Start vereinigte. Das Rennen brachte eine große
Ueberraſchung mit dem Siege von Le Gerfaut. Goldat führte X
der Strecke vor Boros, Battle, Gruiſer und My Lord II. Im
Einlauf war das Feld noch geſchloſſen. Aus dem Felde ging
dann Le Gerfaut als Sieger durch ſchönen Endſpurt durchs
Ziel. Zweiter wurde My Lord II. Der Frühjahrspreis auf der
Flachen brachte einen weiteren Sieg der Opel’ſchen Farben.
Kairos war der Sieger. In ſeinem Intereſſe ſtartete Winnetou
und führte das ganze Rennen hindurch bis zum Einlauf, Kairos
lag hier noch an fünfter Stelle. Im Einlauf brachte der Reiter
Kairos das Feld und mit unbeſchreiblicher Ueberlegenheit lief
er dem Felde davon.
1. Induſtriehafen=Hürdenrennen. 3000 M.,
2800 Meter. 1. Jul. Mayer’s Jahn (Pfeifer). 2. Logenbruder,
3. Blau und Weiß. Ferner: Süßes Mädel, Amneris. Tot.: 36,
Pl. 18, 17:10. Kopf—3 Lg.
2. Taunus=Jagdrennen. 3000 M., 3000 Meter.
1. Frau Dr. E. Lindenberg’s Idol (Weber). 2. Libuſſa. 3.
Ma=
rotte. Ferner: Silbertaler Karrara, Troja. Tot.: 25, Pl. 15,
28:10. 1½—1 Lg.
3. Roſengarten=Preis 4400 M., 1600 Meter. 1. H.
Opel’s Ruzilo (Aſchenbrenner). 2. Traben. 3. Metis. Ferner:
Jſonzo, Goldelſe, Canio, Luſtgarten, Rovale, Amersfoort. Tot.:
19, Pl. 18, 15, 20:10. 1—1½ Lg.
4. Preis der Stadt Mannheim. Ehrenpreis und
7500 M., 4000 Meter. 1. J. Diehl und V. Poſche’s Le Gerfaut
(Weber). 2. My Lord II. 3. Battle Cruiſer. Ferner: Goldat,
Mainberg, Fichte, Conſul II, Snob, Coeur d’Almee, Boros,
Se=
dalia. Tot.: 178, Pl. 25, 14, 14:10. 2—½ Lg.
5. Frühhjahrspreis. Ehrenpreis und 5800 M., 2400
Meter. 1. H. v. Opel’s Kairos (Narr). 2. Storm Cloud. 3.
Great Gala. Ferner Aſtronom II, Songe d’Or, Miramar,
Süd=
wind, Winnetou. Tot.: 13, Pl. 11, 14, 14:10. 1—½ Lg.
6. Odenwald=Jagdrennen. 3000 M., 3400 Meter.
1. A. Weber=Nonnenhof’s Strumen (Weber). 2. Kedes Trumpf.
3. Paulus III. Ferner: Cherecherie, Silver Brendan, Cupido,
Granit. Tot.: 40, Pl. 12, 12, 15:10. 1—Z Lg.
7. Schloßgarten=Ausgleich. 3000 M., 1450 Meter.
1. Dr. F. A. Zſchau’s Pomona (Staudinger). 2. Pretty Olive.
3. Marathon. Ferner: Moulin Vert, Verheyen, Malvoiſie,
Robert d. Teufel, Romney, Kalmanczi, Münchener Kindl. Tot.:
82, Pl. 20, 20, 14:10. ½—Kopf.
Karlshorſt.
1. Veilchen=Hürdenrennen. 3000 Mk., 3000 Meter:
1. Dr. K. Lengfellners Rasvidr (Block); 2. Märchenprinz;
3. Munpitz. Ferner: Parioli, Ordensritter, Ganymed, Sorſiva.
Tot.: 103, Platz 25, 15, 14:10. ———1 Längen.
2. Preis v. Schönhauſen Herrenreiten. 3000
Mark, 3400 Meter: 1. Frhr. v. Bodenhauſen und O. v. Mitzlaffs
Maral (v. Lewinski); 2. Stattliche: 3. Myron. Ferner: Luftpoſt,
Valuta, Mirabel. Tot.: 91, Platz 25, 13:10. 3—6 Längen.
3. Preis v. Dahlwitz. 4200 Mk., 3000 Meter: 1. J.
Kühns Tod und Leben (Oervel); 2. Perikles; 3. Lobredner.
Fer=
ner: Grazie. Tot.: 20, Platz 14, 19:10. 2 Lg.—Hals.
4. Orcadian=Jagdrennen. Ehrenpreis und 12000
Mark, 4000 Meter: 1. J. Friedländer u. R. Goſchs Palamon
(Birsmark): 2. Dioskur; 3. Narr. Ferner: Nebich, Herzog,
Mam=
laß, Sambur. Tot.: 25, Platz 12, 15, 14:10. —3 Langen.
5. Preis v. Blumberg. Herrenreiten. 3000 Mk.,
2500 Meter: 1. Dr. A. Schönberg Escorial (Herr Freeſe); 2.
Borruſſia; 3. Porta Weſtfalica. Ferner: Räuberhauptmann,
Königsadler, Niederwald. Denar, Carl Ferdinand. Tot.: 40,
Platz 22, 66, 30:10. Kopf—2 Längen.
6. Preis v. Hallerbau. Für Vierjährige. 4200
Mark, 3700 Meter: 1. J. A. Gittlers Oſtfels (Edler); 2.
Erd=
ferkel, Friedchen. Ferner: Eulalia, Sturm, Maiprinz, Ulſter,
Miſſa. Tot.: 15, Platz 12, 14, 21:10. 5—4 Längen.
7. Mazeppa=Jagdrennen. 3000 Mark, 4000 Meter:
1. Frhr. v. Cottas Madi (Menz); 2. Fechterin, Pipifax. Ferner:
Bythunia, Centrifugal, Wetterſcheide, An in, Stummer Teufel,
Demetrius, Eiſenkappe. Tot.: 49, Platz 25, 21, 18:10. 1 Lg.—Kopf.
Radfahren.
Radrennen im Frankfurter Stadion.
100 Km.=Dauerrennen: 1. Bauer=Berlin 1:23. 59
Stunden; 2. Weiß=Frankfurt 440 Meter zur.; 3. Miquel=Paris
1280 Meter zur.; 4. Dederichs=Köln 7390 Meter zurück.
Zweiſitzerfahren für Amateure: 1. Chriſtmann/
Schäfer=Frankfurt; 2. Leißler/Müller=Frankfurt.
Hauptfahren über 1200 Meter für Amateure:
1. Chriſymann=Frankfurt; 2. Leißler=Frankfurt.
„Großer Opelpreis der Pfalz” über 184 Kilometer.
Die zweite große Opel=Veranſtaltung des Jahres war der
„Große Opelpreis der Pfalz‟. Dieſes Rennen war dem
Pfäl=
ziſchen Radfahrerbund übertragen worden. Das Nennen führte
über die 184 Kilometer lange Strecke, das bei Mannheim vom
Stapel lief. Von den rund 112 gemeldeten Fahrern gingen 100
Teilnehmer ins Rennen. Kurz nach 7 Uhr morgens wurde
ge=
ſtartet. Erſt hinter Oggersheim fielen die ſchwächeven Fahrer
zurück. Bad Dürkheim wurde um 7.49 Uhr paſſiert. An dem
6 Kilometer langen Franbenſtieg ſchien die Entſcheidung zu
fallen. 8,53 Uhr war Kaiſerslautern erreicht. In der
Haupt=
kontrolle Rodalben trafen noch 21 Fahrer ein. Hinter
Wilgerts=
wieſen ereignete ſich ein Maſſenſturz, den die Gebrüder Wolke
benutzten, um dem Felde auszureißen. Im darauffolgenden
Endſpurt der Beiden ſchlug Bruno ſeinen Bruder Rudolf.
1. Bruno Wolke 6,1,45 Std.: 2. Rudosf Wolke 1 Lg. zurück:
3. Nickel=Berlin 6,2,55 Std.; 4. Mrozoczeck=Berlin ½Lg. zurück;
5. Neumann; 6. Büttner=Berlin, alle dichtauf.
Großer Straßenpreis von Mannheim (B.D.R.).
Bei einer recht ſtarken Beteiligung, aber mißlichen
Witte=
rungsverhältniſſen kam am Sonntag der „Große Straßenpreis
von Mannheim” zur Durchführung. Veranſtalter war der R.V.
Feudenheim, der das Rennen auf einer Rundſtrecke von 36 Km.,
die fünfmal durchfahren werden mußte, austragen ließ. Die
Fahrer hatten natürlich unter den Witterungsverhältniſſen und
den aufgeweichten Straßen ſtark zu leiden; dennoch ging die
Fahrt im allgemeinen zienlich glatt von ſtatten. Sieger blieb
Emil Müller=Germania Frankfurt in 5:48,42 Stunden vor Otto
Gugau=Velociped=Club. Frankfurt, ½4 Längen zurück, und
Ma=
theis, Radſportklub Mainz.
Heinrich Suter und Joſeph Dumm gewinnen „rund um Köln”.
1. Berufsfahrer: 1. Heinrich=Suter=Schweiz, Zeit
8,21,42 Std.; 2. Notter=Schweiz ½ Länge zurück; 3. Belloni=
Italien 8,27,16 Std.; 4. Remhold: 5. Gay=Italien; 6. Giuntelli=
Italien, alle dicht auf; 7. v. Hevel=Belgien 8,28,52 Std.; 8. Huſchke
2 Längen.
Amateure: 1. J. Dumm=Frankfurt a. M., Zeit: 8,44,11
Stunden: 2. Müller=Barmen ½ Lg.; 3. Bader=Köln 8,46,15 Std.,
Münſter=Chemnitz 8,54,50 Std.; 5. Weck=Köln 9,00,17 Std.: 6.
zel=Ratingen 9,9,23 Std.; 7. Röſen=Köln, 9,9,52; 8.
Wallen=
born Küln 10 Lg.