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Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
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Nummer 88
Montag, den 29. März 1926.
189. Jahrgang
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Darm=
ſtädter 8 Naionalbank.
Oeſterreichs Punde
Ramefs Gegenbeſuch.
* Berlin, 28. März.
Der deutſch=öſterreichiſche Bundeskanzler, Dr. Ramek iſt zu
einem kurzen Aufenthalt in Berlin eingetroffen. Sein Beſuch
gilt offiziell als eine Erwiderung des Beſuchs des deutſchen
Reichskanzlers und Reichsaußenminiſters in Wien. Er iſt aber
darüber hinaus eine Beſtätigung und Bekräftigung der Tatſache,
daß die beiden deutſchen Staaten Europas verbunden bleiben
durch gemeinſames Volkstum, gemeinſame Kultur und
gemein=
ſame Vergangenheit, trotz aller Friedensverträge, die eine
Ver=
einigung der beiden deutſchen Länder, eine Heimkehr Oeſterreichs
ins Reich verhindern wollen.
Seit dem Seipel=Beſuch im Jahre 1922 hat ſich in Oeſterreich
vieles geändert. Das erſte Ziel der Regierungen Seipel und
Ramek, die Befreiung Oeſterreichs von der Finanzkontrolle des
Völkerbundes, iſt nahezu vollſtändig erreicht worden. Wenn
Oeſterreich ſeine Selbſtändigkeit auf dieſem Gebiet wiedergegeben
worden iſt, ſo hat es aber und wird vermütlich noch längere Zeit
an den Folgen zu tragen haben, die das Ausprobieren und
Herumdoktern an dem lebenden Körper der öſterreichiſchen
Wirt=
ſchaft und des öſterreichiſchen Volkes durch die fremden
Kontrol=
leure gezeitigt haben. Dieſe Folgen ſind ſo tiefgründig und
ſchwerwiegend, daß ſie ſür den kleinen verarmten Staat ſchier
un=
tragbar geworden ſind, und — das iſt ihre einzige poſitive Seite
— die Notwendigkeit des Anſchluſſes an Deutſchland immer
wei=
tere Kreiſe der Bevölkerung überzeugt. Aber auch die politiſche
Lage hat ſeit dem Seipel=Beſuch eine erhebliche Veränderung
er=
fahren. Mit dem Wachfen und Umſichgreifen des
Anſchlußge=
dankens haben die Verlockungen uud Werbungen der
öſterreichi=
ſchen Nachbarn und anderer Anſchlußfeinde an Umfang
zugenom=
men. Die Lage hat ſich in einem für Oeſterreich und für uns
un=
günſtigen Sinne insbeſondere durch bereits getätigte
Abmachiin=
gen zugeſpitzt, die ſich offenkundig gegen den Anſchluß richten. So
iſt in dem zwiſchen Frankreich und Jugoſlawien vereinbarten
Militärbündnis eine Anti=Anſchlußklauſel enthalten, und auch
Italien verſucht immer mehr, eine führende Stellung in den
Krei=
ſen der anſchlußgegneriſchen Mächte zu gewinnen. Die
öſter=
reichiſche wie die deutſche Politik müſſen auf dieſe Verſchiebungen
Rückſicht nehmen, wenn ſie keine entſcheidenden Wendungen
brin=
gen ſollen. Darauf iſt wohl auch die Tatſache zurückzuführen, daß
Bundeskanzler Ramek mit der Ausführung ſeines Berliner
Be=
ſüches lange gezögert hat. Die aufgeregten Gemüter in Rom,
Paris und Prag, die in dieſem Beſuch eine politiſche
Demonſtra=
tion ſehen, ſollten beruhigt werden und keine Veranlaſſung zu
noch ſtärkerem aggreſſivem Vorgehen erhalten.
Wenn der Anſchlußgedanke ſich in Oeſterreich auch mit
ele=
mentarer Gewalt über alle Kreiſe verbreitet, ſelbſt über ſolche,
die dem Anſchluß bisher neutral oder gar ablehnend
gegenüber=
geſtanden haben, ſo iſt das Verhalten der Regierung doch durch
Rückſichten auf die Außenpolitik gebunden. Gerade Dr. Ramek
iſt vielfach nachgefagt worden, daß er mit den Beſtrebungen zur
Errichtung einer Donauföderation ſympathiſiere. Wie dem
auch ſei, kann der Anſchluß nicht übers Knie gebrochen werden
und iſt insbeſondere die öſterreichiſche Politik von Erwägungen
und Faktoren abhängig, die ſich dem Anſchlußgedanken gegenüber
bisher feindlich zeigen. Dr. Ramek hat ſtets dieſe Abhängigkeit
ſeiner Politik von den Friedensverträgen betont und hat auch
bereits in Berlin Preſſevertretern gegenüber erklärt, Oeſterreich
könne, ſo ſehr es auch an den Anſchluß denke, keine Bindungen
eingehen, die die im Friedensvertrage vorgeſehenen
Möglich=
keiten beeinträchtigen könnten. Wie Oeſterreich aber über den
An=
ſchluß denkt, das iſt in der Sitzung des Bundesrates am Samstag
zum Ausdruck gekommen, in der der Schiedsgerichtsvertrag mit
der Tſchechoflowakei zur Debatte ſtand. Dort wurde geſagt, dieſer
Vertrag könne nicht den Sinn haben, daß er als Verzicht auf das
Selbſtbeſtimmungsrecht des deutſchen Volkes aufzufaſſen ſei. Das
dertrauensvolle und über alle Formeln von ſolchen Verträgen
weit hinausgehende Verhältnis zwiſchen Oeſterreich und dem
Deutſchen Reich ſtehe außer jedem Zweifel und finde in der Reiſe
des Bundeskanzlers nach Berlin einen weithin ſichtbaren
Aus=
druck. Dieſes Bekenntnis zu Deutſchland iſt erfreulich und wird
bei uns den beſten Widerhall finden. Wenn wir auch jetzt den
Anſchluß Oeſterreichs an Deutſchland noch nicht durchſetzen
kön=
nen, weil die Friedensverträge und die noch immer vorhandene
Einheitsfront der Alliierten es uns verbieten, wenn man den
Deutſchen das Selbſtbeſtimmungsrecht nicht gewähren will, auf
dem angeblich dieſe Friedensverträge aufgebaut ſind, ſo hoffen
wir doch, daß die Zeit für uns arbeiten wird. Bei der
Empfind=
lichkeit der anſchlußgegneriſchen Einheitsfront muß es heißen:
Immer daran denken, nie davon ſprechen. Es iſt nur bedauerlich,
daß die öſterreichiſche Wirtſchaft und mit ihr das öſterreichiſche
Volk die Koſten der Beweiſe, die die Zeit erbringen wird, wird
zahlen müſſer
Ein Feſimahl bei Dr. Luther.
Reichskanzler Dr. Luther gab am Sonntag abend zu Ehren
des öſterreichiſchen Bundeskanzlers Dr. Ramek ein Eſſen, an dem
die Reichsminiſter Dr. Streſemann, Stingl, Dr. Marx, Dr.
Brauns und Dr. Reinhold teilnahmen. Von öſterreichiſcher Seite
waren neben dem Bundeskanzler und dem öſterreichiſchen
Ge=
ſandten Dr. Frank Junkar, Generalſekretär Dr. Peter, die
Sek=
tionschefs Dr. Schüller und Horicky, mehrere Herren des
öſter=
reichiſchen Gefolges und der Geſandtſchaft ſowie der Vorſitzende
des deutſch=öſterreichiſchen Klubs Schmidt erſchienen. Unter den
Gäſten befanden ſich u. a. ferner Reichsbankpräſident Dr. Schacht,
der preußiſche Kultusminiſter, die Staatsfekretäre von Schubert,
Kempner und Meißner und verſchiedene Mitglieder des
Reichs=
rſtes
kanzlet in Berlin.
Im Verlaufe des Eſſens hielt
Reichskanzler Dr. Luther
folgende Anſprache:
Herr Bundeskanzler, laſſen Sie mich mit einigen Worten den
Ge=
danken Ausdruck geben, die uns in dieſen Tagen beſeelen, in denen Sie
als Vertreter des uns ſo herzlich befreundeten Nachbarſtagtes bei uns
weilen. Wie immer, wenn Vertreter der beiden Staaten bei größeren
Veranſtaltungen zuſammenkommen, werden in uns die gemeinſamen
Erinnerungen und die Gefühle treuer Freundſchaft lebendig, die
unzer=
ſtörbar zwiſchen dem Deutſchen Reiche und Oeſterreich beſtehen. Wir
ge=
denken beſonders der ſtarken und wechſelſeitigen kulturellen Strömungen,
die von jeher verbindend und befruchtend zwiſchen den beiden Staaten
gefloſſen ſind. Wir gedenken in Deutſchland Wiens als einer der
frucht=
barſten Ausgangspunkte deutſcher Kultur. Wie ſich auf literariſchem
und künſtleriſchem Gebiete die ſchöpferiſchen Kräfte Oeſterreichs und des
Deutſchen Reichs gegenſeitig fördernd ergänzen, ſo iſt es auch auf dem
Gebiete der Wiſſenſchaft und des praktiſchen Lebens. Ich darf
insbeſon=
dere an den Gedanken der Reichsangleichung erinnern, die Handel und
Wandel in den beiden Staaten möglichſt unter die gleiche rechtliche Norm
ſtellen wollen. Bei allem wird, es zur feſten Gewißheit, daß unſere geiſtige
Einheit ein unverlierbares Gut iſt, was auch immer die politiſche
Ent=
wicklung den Staaten ſonſt bringen mag. Seit zwei Jahren, ſeitdem
mein Herr Vorgänger und der Reichsaußenminiſter in Wien feſtlich
empfangen wurden, hat ſich für Ihr Land wie für das unſere die
all=
gemeine Lage zweifellos gebeſſert. Sie hatten damals gerade die erſte
Stufe des ſchweren finanziellen Aufbauwerkes unter der weiſen Führung
Ihres Herrn Vorgängers, des Bundeskanzlers Dr. Seipel, hinter ſich,
wir unſererſeits ſteckren noch mitten drinn im ernſten Ringen um die
Selbſtbehaustung auf dem glücklich wiedergewonnenen Boden einer feſten
Währung. Es iſt unverkennbar, daß ſeit der damaligen Zeit ſich die
wirtſchaftlichen Verhältniſſe ſowohl in Oeſterreich als auch im Reiche
weſentlich gebeſſert haben. Doch auch heute noch bedrängt uns hüben
wie drüben wirtſchaftliche Not und ſtellt höchſte Anforderungen an das
vaterländiſche Pflichtgefühl aller Volksteile. Allmählich hat auch in
Europa nach den ſtarken Gegenſätzen der Kriegszeit und der
Nachkriegs=
zeit die Erkenntnis der Notwendigkeit verſtändnisvoller Zuſammenarbeit
an Boden geſonnen. Laſſen Sie mich der Hoffnung Ausdruck geben
daß dieſe Entwicklung ſicher und ſtetig fortſchreitet, wenn ſie ſich auch
kangſamer vollziehen mag als wir es wünſchen. Sie wird zum Heile
Oeſterreichs und des Deutſchen Reiches werden und ich bin gewiß, daß ſich
unſere beiden Länder dabei ſtets in gemeinſamer Front befinden werden.
In diefem Sinne bitte ich die beſten und herzlichſten Wünſche des Reiches
für Oeſterreich entgegenzunehmen. Ich erhebe mein Glas und trinke auf
Ihr Wohl, Herr Bundeskanzler.
Hierauf erwiderte,
Dr. Ramel
Herr Reichskanzler, ich danke Ihnen von Herzen für die freundlichen
Worte der Begrüßung, die Sie an mich zu richten die Güte hatten und
für all die Liebenswürdigkeit, die mir hier in der lebendurchpulſten
Hauptſtadt des großen Deutſchen Reiches in ſo überwältigend reichem
Maße zuteil wird. Sie haben, Herr Reichskanzler, in Ihrem
Trink=
ſpruch an den Wiener Beſuch Ihres hochverehrten Amtsvorgängers, des
Herrn Dr. Marx, und des ausgezeichneten Mannes erinnert, der heute
an Ihrer Seite und damals ſchon die Laſt der Verantwortung für die
Außenpolitik des Deutſchen Reiches trägt. Wenn wir von jenem für
Oeſterreich ſo erfreulichen Datum zurückdenken von 1922, als Dr. Seipel
vor der Einleitung des Genfer Sanierungswerkes zu Dr. Wirth nach
Berlin kam, als Oeſterreichs Staats= und Privatwirtſchaft
niedergebro=
chen erſchien, als Deutſchlands Lage ſich immer ſchwieriger geſtaltete und
wenn wir dann mit dieſer Erinnerung die heutige Situation unſerer
beiden Staaten vergleichen, dann glaube ich, dürfen wir wohl den
zunick=
gelegten Weg überblickend, eine gewiſſe Genugtuung empfinden. Unſere
Staatshaushalte ſind in Ordnung, unſere Währungen geſichert, unſere
Wirtſchaften haben den Tiefpunkt einer ſchweren Geneſungs= und
An=
paſſungskriſe bereits durchſchritten. Unſere Beziehungen zu den fremden
Staaten haben ſich bedeutend gebeſſert und wenn die Hoffnung nicht trügt,
nähern wir uns unaufhaltſam einem von allen guten Europäern
erſehn=
ten Zuſtande, einem auf wahrer Völkerverſöhnung verankerten
europäiſchen Frieden. Die ganze Welt legt nunmehr Wert darauf, der
deutſchen Mitarbeit auf dem Wege zu dieſem herrlichen Ziele teilhaftig
zu werden. Iſt es nicht ein Zeichen, und vielleicht das ſchönſte dafür,
daß jahrelange Finſternis dem hellen Licht zu weichen beginnt, und wenn
auch noch zögernd und ſchwankend ein neues Europa im Werden iſt. Es
geht vorwärts auf allen Gebieten des Lebens in unſeren beiden Staaten.
Wer iſt es, der dies bewirkt? Wem gebührt die Ehre dieſe gewaltige
Aenderung in der internationalen Stellung unſerer Staaten gebracht
zu haben? Es iſt das deutſche Volk, das in den Werkſtätten und
Labo=
ratorien, in den Kontors und auf den Aeckern Deutſchlands und
Oeſter=
reichs mit Hammer und Meißel, mit Feder und Pflug die Geſchichte
ſei=
nes Wiederaufſtiegs aus tiefſter Not verzeichnet. Jeder Stamm des
deut=
ſchen Volkes ſchreibt ſein eigenes Kapitel dieſer Geſchichte. Der Rhythmus
iſt verſchieden, aber die Sprache iſt gleich, und gleich iſt der Glaube an
eine beſſere freie deutſche Zukunft. Auf dieſe Zukunft erhebe ich mein
Glas. Ich trinke auf das Wohl Eurer Exzellenz und Seine Exzellenz
des Herrn Reichsaußenminiſters, auf das Wohl Seiner Exzellenz des
allverehrten Herrn Reichspräſidenten von Hindenburg und das Blühen
und Gedeihen des Deutſchen Reiches.
Der öſterreichiſche Geſandte Dr. Frank gab zu Ehren des
öſterreichiſchen Bundeskanzlers Dr. Ramek ein Frühſtück, an dem
außer den Herren der öſterreichiſchen Botſchaft der Reichskanzler
Dr. Luther, Reichsaußemminiſter Dr. Streſemann, Nuntius
Pa=
celli, Staatsſekretär v. Schubert, Staatsſekretär Meißner ſowie
einige Herren des Auswärtigen Amtes teilnahmen.
Die Oppoſition Braſiliens in Genf.
TI. New York, 28. März. (Kabeldienſt.)
Der braſilianiſche Botſchafter weiſt im Auftrag ſeiner
Regie=
rung in einer Erklärung in den „Times” darauf hin, daß die
Berichte, wonach Braſilien in Genf unter fremdem Einfluß
ge=
handelt habe, völlig unbegründet ſeien. Die Stellungnahme der
braſilianiſchen Regierung in Genf wäre aus eigenem Antrieb
erfolgt und habe dasjenige verteidigt, was ſie für recht hielte.
Braſilien haben den anderen Kandidaturen für den Völkerbund
nicht feindlich gegenübergeſtanden. Das Intereſſe Braſiliens am
Völkerbund und am Vertragswerk von Locarno erlaube
Bra=
ſilien nicht, die weltpolitiſchen Intereſſen den ausſchließlich
europäiſchen kontinentalen Geſichtspunkten dienenden Locarno=
Verträgen unterzuordnen. Braſilien habe in Genf eine
oppo=
ſitionelle Stellung nur inſofern eingenommen, als es ſich gegen
die Ausſchließung des geſamten amerikaniſchen Kontinents vom
Völkerbund gewehrt habe.
Das Ende des öſterreichiſchen
Legitimismus.
Von unſerem ſtändigen Berichterſtatter.
Ir. Wien, im März 1926.
Gerade ein Jahr iſt vergangen, ſeit in Wien die große
Kon=
ferenz ſtattfand, die die Legitimiſten aller Nachfolgeſtaaten in
der Kuiferſtadt vereinte. Damals geſchah es zum erſten Male,
daß auch in dieſen Kreiſen der nationale Gedanke ſich gegen den
rein formalen ſtaatsrechtlichen Legitimismus aufgelehnt hatte;
die ungariſchen Legitimiſten hatten die „Inkompatibilität”
ver=
kündet, d. h. ſie ſtellten die Theſe auf, daß ſie unverbrüchlich an
der Perſon des Erbkönigs als zulünftigen Träger der St.
Ste=
fanskrene feſthielten, daß jedoch in Hinkunft die ungariſche Krone
mit keiner anderen der ehemaligen Habsburger Kronen
verbun=
den werden dürfe. Von da ab teilten ſich die ungariſchen
Legi=
timitätsvertreter in zwei ganz ungleiche Lager: Die Maſſe, die
das nationale Königstum verfocht, und eine kleine Anzahl unter
der Führung des ehemaligen gemeinſamen Außenminiſters Dr.
Gratz, welche pragmatiſche Legitimiſten verblieben, die Zukunft
von Staat und Dynaſtie ſonach nur im Sinne der pragmatiſchen
Sanktion geſichert ſahen. In einem Lager die Vollblutmagyaren,
im anderen Magyaronen nichtmagyariſcher Nationalität.
Auch die Kroaten, die anf der Tagung anweſend waren,
teil=
ten ſich in zwei Lager: die in Budapeſt lebenden Emigranten
machten ſich den ungariſchen, die in Wien domizilierenden den
pragmatiſchen Standpunkt zu eigen.
Aus den polniſchen Gebieten der ehemaligen Monarchie
waren überhaupt keine Vertreter erſchienen, aus dem
Staats=
gebiet der Tſchechoſlowakei lediglich einige Hochadlige
ſchwarz=
gelber Prägung, deren Wirkungsvermögen von den
Konferenz=
teilnehmern ſelbſt nicht allzuhoch eingeſchätzt wurde. Nur die
deutſch=öſterreichiſchen Vertreter ſtanden geſchloſſen für die
prag=
matiſche Kaiſer= und Königsidee —
— ergebnislos und
poli=
tiſch enttäuſcht ging man auseinander; man hatte ſich das
Zu=
ſammenwirken der Reſtaurationsparteien ganz, ganz anders
vor=
geſtellt.
Seither ging ein Jahr ins Land; man war allmählich auch
in den legitimiſtiſchen Kreiſen Oeſterreichs zur Ueberzeugung
ge=
kommen, daß der altöſterreichiſch=donauföderaliſtiſche
Wiederver=
einigungsgedanke ein Luftſchloß ſei; die Völker hatten 1918 ihre
Kopfbedeckung gezogen, hatten gegrüßt und waren
ausein=
andergegangen
Und mit dieſer Erkenntnis, daß die
alte Kaiſeridee ſelbſt von abſoluten Stützen der Rechtskontinuität
in eine eng nationale Königsidee abgewandelt worden war,
wandelte ſich auch die Auffaſſung in jenen Kreiſen Deutſch=
Oeſterreichs, welche in der „Konſervativen Volkspartei”
zuſam=
mengefaßt, die Stützen der Legitimität darſtellten. Bereits im
Oktober 1925 gab es kleine Spaltungen und Austritte; die
über=
wiegende Gruppe, geführt von Sektionschef Baron Schager=
Eckartsau, nahm den Anſchlußgedanken. Oeſterreichs an das
Deutſche Reich in ihr Parteiprogramm auf; ſie beugte ſich der
Zeitentwicklung, wiſſend und erkennend, daß für über= und
in=
ternationalen Monarchismus in Oeſterreich kein Heimatplätzchen
mehr zu finden ſei. Nur eine kleine Gruppe, geführt vom
Gene=
raloberſten Dankel und dem letzten Privatſekretär des letzten
ge=
meinſamen Herrſchers, Werkmann, verharrten auf ihrem alten
donauföderaliſtiſchen und anſchlußfeindlichen Standpunkt.
Nun liegt ein aus der letzten Zeit ſtammendes Memorandum
vor, das ſowohl an Königin Zita, als auch an alle männlichen
großjährigen Mitglieder der Familie Habsburg erging. Damit
hat die „Konſervative Volkspartei” einen weiteren Schritt in
ihrer zwangsläufigen Entwicklung getan — —. Vorweg muß
aber genommen werden, daß auf Grund dieſes Memorandums
kaum mehr die Möglichkeit beſtand, die „Konſervative
Volks=
partei” Oeſterreichs als legitimiſtiſche Gruppe anzuſehen; auch
bei ihr ſchlug die Zentnerlaſt nationalen
Zuſammengehövigkeits=
gefühls alle inneren Hemmungen des übernationalen
Legitimi=
tätsprinzips aus dem Wege.
Läßt man einige markante Stellen dieſes Memorandums auf
ſich wirken, ſo kommt man unweigerlich zu dieſen
Schlußergeb=
niſſen. Vor allem wird feſtgeſtellt, daß weite Kreiſe
monarchi=
ſtiſch geſinnter Oeſterreicher eine Reſtauration der ehemaligen
Dynaſtie auf öſterreichiſchem Gebiet deshalb ablehnen, weil ſie
der Meinung ſeien, daß das Haus Habsburg ſeine übernationale
altöſterreichiſche Kaiſeridee unentwegt weiterverſolge, daher die
ſtaatliche Wiedervereinigung der Gebiete der alten Monarchie
weiter anſtrebe. Dieſe Art Donauföderation werde aber ebenſo
politiſch wie wirtſchaftlich, von der erdrückenden Mehrzahl der
Deutſch=Oeſterreicher abgelehnt.
Daher gäbe es die Möglichkeit einer Reſtauration der
Dy=
naſtie nur für den Fall, wenn der nach dem Legitimitätsprinzip
zur Regierung berufene Habsburger aus innerer
Ueber=
zeugung und offen ſich zum deutſchen Volke — aber auch
nur zum deutſchen Volke — bekenne und ſo der Träger einer
nationalen Königsidee Deutſch=Oeſterreichs werde, als welcher
er bereit ſein müſſe, mit ſeinem Volk in das große deutſche
Vater=
land einzutreten. Sollte der Träger des Legitimitätsprinzips
dies ablehnen, weil er dieſe Gefühle nicht teile, oder weil er ſich
für eine Thronfolge, in einem anderen Gebiete entſcheide, ſo
müſſe ein anderer Erzherzog ſeines Stammes oder ſeines Hauſes
an ſeine Stelle treten — nur auf dem Boden des nationalen
Königstums ſei eine Reſtauration überhaupt möglich. — Man
mag alle formalen Unterſchiede dieſes Standpunktes zu einem
anderen hervorkehren, den „freie Königswähler” vertreten; groß
ſind dieſe Unterſchiede nicht mehr! Da einesteils die in Lequeitio
hofhaltende Familie des letzten gemeinſamen Herrſchers die
Vor=
bedingungen dieſes Memorandums kaum jemals erfüllen wird,
da weiter die ungariſche Taube am Dach noch immer ſicherer
er=
ſcheint, als die uferloſen Gedanken eines „deutſch=öſterreichiſchen
Königreiches” unter Habsburgs Szepter im Rahmen eines
groß=
deutſchen Reiches, da ſchließlich noch weſentlich andere Faktoren
in: Oeſterreich und im Deutſchen Reich eine Eurſcheidung dieſer
Frage beeinfluſſen, ſo bedeutet dies Memorandum der „
Konſer=
vativen Volkspartei”, das Ende, des Legitimitätsprinziys in
Montag, den 29. März 1926
Nummer 98
Die 5. Wiederkehr des oberſchleſiſchen
Abſtimmungsſieges.
Oppeln, 28. März.
In der mit Tannengrün und Flaggen reich geſchmückten
Stadt fand heute unter Beteiligung der Spitzen der Behörden
aus der ganzen Provinz Oberſchleſien und Tauſenden von
Ein=
wohnern aus allen Schichten der Bevölkerung die Gedenkfeier
anläßlich der fünften Wiederkehr des Abſtimmungstages in
Ober=
ſchleſien ſtatt. Als Vertreter der Reichsregierung waren
erſchie=
unen Reichsinnenminiſter Dr. Külz, als Vertreter des
Reichs=
wehrminiſters Generalleutnant v. Kayſer. Die preußiſche
Regierung entſandte Innenminiſter Severing und
Mini=
ſterialdirektor Loches. Um 11 Uhr vormittags begann in dem
dichtgefüllten Stadttheaterſaal die Abſtimmungsfeier mit dem
„Meiſterſinger”=Vorſpiel. Nach einem Prolog, in dem die Treue
der oberſchleſiſchen Heimat ausgedrückt wurde, hielt der ehemalige
Abſtimmungskommiſſar Landrat Dr. Urbauek
die Gedenkrede. Nachdem er den anweſenden Reichsminiſter Dr. Külz,
den preußiſchen Innenminiſter Severing und die anderen, das Reich
und Preußen vertretenden Herren begrüßt hatte, führte er u. a. aus:
Wir begehen die Feier eines friedlichen Sieges. Unſere
Freude iſt doch nur eine halbe. Trotz des Gewaltregiments des zweiten
polniſchen Aufſtandes ſtand am Ende der klare deutſche
Abſtimmungs=
ſieg. 60 vom Hundert bekannten ſich für Deutſchland.
Vertrauensvoll wartete das Land auf die ſanktionierende Eutſcheidung.
Doch ein grauſamer Machtſpruch riß unſere
ober=
ſchleſiſche Heimat in Fetzen. So wird die heutige Freude
ge=
trübt durch die ſchmerzliche Trennung von dem anderen Stücke, das
un=
ſeres Fleiſches war und iſt. Beide Oberſchleſien bluten aus tauſend
Wunden. Das oberſchleſiſche Volk iſt ſich darüber klar, daß nur eine
Rettung und eine Löſung für die hier ſich jetzt in unerhörter Fülle
häufenden Nöte vorhanden iſt: Wiedervereinigung der
bei=
den Obeuſchleſien.
Der Redner richtete deshalb an die Reichs= und Staatsregierung
die Bitte, keine paſſende Gelegenheit zu verſäumen, um der Welt den
oberſchleſiſchen Tatbeſtand wiederum zu entrollen und auf ſeine
gründ=
liche Nachprüfung zu dringen.
Urbanek wies ſchließlich auf das Elend der Flüchtlinge auf
die durch den Zuſtrom von Menſchen überſteigerte Wohnungsnot und auf
den Arbeitsmangel in vielen Betrieben hin und. bat namens des
ober=
ſchleſiſchen Volkes die anweſenden Vertreter von Reich und Länder
alle Abteilungen der Reichsregierung und der Staatsregierung mit dem
Geiſte der Güte und der Hilfsbereitſchaft für
Oberſchle=
ſien zu erfüllen. Dr. Urbanek ſchloß mit einem Hoch auf das deutſche
Vaterland.
Reichsminiſter des Innern Dr. Külz
dankte für die Einladung und Begrüßung, überbrachte die beſten Wünſche
der Reichsregierung und vom Reichspräſidenten von Hindenburg die
Ver=
ſicherung, daß er mit beſonderer Anteilnahme das Schickſal Oberſchleſiens
verfolge. Er führte dann etwa folgendes aus:
Wir wollen Oberſchleſien innig danken. Die Art wi= die
oberſchle=
ſiſche Bevölkerung ihre Leidenszeit getragen hat, wie ſie ſich in den Tagen
der Abſtimmung bewährt hat, iſt ein gewaltiges geſchichtliches
Monu=
ment der deutſchen Treue, ein einziges großes Bekenntnis zu dem
Glau=
ben an Deutſchland und zu dem Gedanken, daß die Zukunft und das
Leben Oberſchleſiens nur bei Deutſchland ſein können. Sie können trotz
allen Leidens, das über das Schickſak Oberſchleſiens ſich breitet, ſtolz
und hoch erhobenen Hauptes den heutigen Gedenktag begehen. Es
be=
währt ſich an Oberſchleſien das Wort: Je ſchwerere Aufgaben einem
Stamm, einem Volk geſtellt ſind, auf eine deſto höhere Stufe ſteigt dieſer
Stamm und dieſes Volk. Ja, wer nur in guten Tagen ſeine Heimat
und ſein Vaterland liebt und in ſchweren Zeiten ſich von ihm wenden
wollte, der wäre ein Judas Iſchariot an ſeinem Volke und Vaterlande.
Es iſt uns allen im Deutſchen Reich ein erhebendes Gefühl, dieſes treue
Feſthalten Oberſchleſiens an Deutſchland gerade in der Zeit der tiefſten
Not vor uns zu ſhen. Bewahren Sie dieſe Treue zur oberſchleſiſchen
Heimat und zum großen deutſchen Vaterlande:
Dies Land, da du geboren, das du als Heimat liebſt.
Es iſt dir erſt verloven, wenn dus verlonen gibſt.
Das Unrecht an Oberſchlefien”, wie der britiſche Premierminiſter
Macdonald die Zerreißung dieſes Landes genannt hat, hat Tauſende von
deutſchen Brüdern und Schweſtern durch ſtaatliche Grenzen von uns
ge=
trennt. Unſere Gedanken weilen in dieſer Stunde auch bei ihnen. Die
Geſchichte läßt es auf die Dauer nicht ungeſühnt, wenn man willkürlich
ſtaatliche Grenzen durch zuſammengehörige Volksgebiete zieht, aber durch
die Herzen der Menſchen und der Volksgenoſſen kann überhaupt keine
Gewalt der Erde eine Grenze ziehen und ſo bleiben wir auch mit den
ſtagtlich von uns getrennten Deutſchen in inniger Gemeinſchaft. Wir
wiſſen, daß ſie dem Staate gegenüber, dem ſie jetzt angehören ihre
ſtaatsbürgerlichen Pflichten erfüllen werden, aber ihr ſeeliſches
Menſch=
ſein wird dem Deutſchtum gehören. Wir rufen ihnen heute zu: Habt
Dank für Euer Bekenntnis zum Deutſchtum, bleibt treu und ſtark.
Die deutſche Kulturgemeinſchaft wird niemand zerſtören können; ſie
hängt nicht ab von der ziffernmäßigen Stärke der deutſchen Kulturträger,
ſondern von der Stärke des Kulturwillens und der Kulturkraft, die in
ihnen lebendig iſt. Wie uns jede kulturelle Unterdrückung der im deut=
ſchen Staatsgebiet lebenden Minderheiten als eines Kulturſtaates ſch
Eöt=
hin unwürdig jederzeit fernliegt, ſo werden wir nichts unverſucht laſfen,
das kulturelle Schickſal unſerer deutſchen Minderheiten zu erleichtern.
Frei von jedem Chauvinismus, frei von jeder Geringſchätzung au= Völker, fühlen wir uns doch mit Stolz als eine große einige,
inner=
lich unzerſtörbar verbundene Gemeinſchaft, und die Welt wird ſich darar
gewöhnen müſſen, daß Deutſchland nicht nur die Verkörperung einer
nationalen Idee iſt, ſondern auch die Verkörperung einer Menſchheitsidee,
ohne die die Welt nicht das wäre, was ſie heute iſt. Das, was das
Deutſch=
tum der Welt an geiſtigen, wirtſchaftlichen, kulturellen und ſozialen
Groß=
taten geſchenkt hat, ſteht vor der Geſchichte alleu Zeiten feſt und berechtigt.
uns zu jenem Stolz, den wir uns auch in Zeiten der nationalen Not
er=
halten wollen und der es, trotz allem Schweren, was auf uns laſtet, doch
freudig bekennt: Ich danke Dir Gott, daß ich ein Deutſcher bin!
Dieſes tief=innerliche Erfaſſen des Deutſchtums wollen wir von uns
auch auf unſere Kinder vererben. Der deutſchen Mutter erwächſt
hier=
ein heiliger Dienſt an ihrem Volke. Wenn Du als deutſche Mutter das
erkennen willſt, dann nimm Dein Kind auf den Schoß und ſieh ihm im
die klaren Kinderaugen. Da ſteht noch nichts geſchrieben von all demr
Jammer und Elend, durch das wir jetzt hindurch müſſen, und Du wirſt
als Mutter die tiefe Sehnſucht haben, daß Dein Kind es einſt beſſer hat,
als wir es jetzt haben können, und dann erzähle ihm von ſeinem Volte
und von ſeiner Heimat und ſtähle ihm ſeine innere deutſche Kraft und dis
Liebe zu dem, was uns als Deutſchen wert und teuer iſt. Und Dein
Kind=
wird Dir es einſt danken und Dich ſegnen, wenn Du ſchon lange nicht
mehr biſt, und wenn es ſeinen Kindern erzählen kann: Von meiner
Mut=
ter hab ich den Stolz zu meinem Deutſchtum erhalten, das mich über.
die Schwere der Zeit hinweggebracht hat.
Und nun wollen wir als deutſche Schickſalsgemeinſchaft weiter
arbei=
ten und ringen, um gemeinſchaftlich das zu überwinden, was die Fügung
uns auferlegt hat. Die Treue der Oberſchleſier aber zum deutſchen
Vater=
lande möge dereinſt ihren Lohn finden in einer glücklichen Zukunft!
Nach den mit lebhaftem Beifall aufgenommenen Ausführungen
des Reichsinnenminiſters begab ſich die Feſtverſammlung auf den
Ring, der von einer nach Tauſenden zählenden Menge
um=
ſäumt war.
Nach einem einleitenden Geſang ergriff der
preußiſche Innenminiſter Severing
das Wort und führte u. a. aus: Am 20. März 1921 gaben Sie mit dem
Stimmzettel in der Hand Ihrem Willen Ausdruck, bei Deutſchland zur.
bleiben. Mit dem Stimmzettel in der Hand erklärten Sie: „
Wi=
ſind gute Oberſchleſier und bleiben gute
Ober=
ſchleſier. Wir ſind gute Preußen und bleiben gut=
Preußen. Wir ſind gute Deutſche und bleiben guts
Deutſche. Dafür danke ich Ihnen namens der Staatsregierung.
Ge=
wiß iſt dieſer ſiegreiche Kampf noch einmal ſpäter durch offene Gewalt
in ſein Gegenteil verkehrt worden. Aber heute erkennt alle Welt dieſe
Entſcheidung als Unrecht an, mindeſtens aber als Irrtum. Ich hoffe
und glauie, daß die Weltgeſchichte dieſen Irrtum einmal berichtigen
wird.
Oer Reichsparteiausſchuß des Zentrums
über die Fürſienabfindung.
Der Reichsparteiausſchuß des Zentrums trat heute unter
dem Vorſitz des Reichsjuſtizminiſters Dr. Marx im Reichstag zu
einer Tagung zuſammen, die aus allen Teilen des Reichs gut
beſucht war. Ber Eintritt in die Verhandlungen widmete der
Vorſitzende de; verſtorbenen Ehrenvorſitzenden der deutſchen
Zentrumspartei Fehrenbach einen warmempfundenen Nachruf.
Miniſter Dr. Marx hielt dann ein mit großem Beifall
aufgenom=
menes Riferat über die politiſche Lage. Dann ſprach der
General=
ſekretär des Volksvereins für das katholiſche Deutſchland, Dr.
Hohn, über die Frage der Fürſtenabfindung.
Reichstags=
bizepräſident Dr. Bell erläuterte die Einzelheiten des
Kom=
promißgeſetzentwurfes. An die Referate knüpfte ſich eine ſehr
eingehende Ausſprache, die ſich bis in die ſpäten
Nachmittags=
ſtunden hinzog. Sämtliche Redner erkannten die von der
Reichs=
tagsfraktion geleiſtete Arbeit an. Das Ergebnis der Ausſprache.
war die einſtimmige Annahme folgender Entſchließung:
„Der Reichsausſchuß der Deutſchen Zentrumspartei ſtellt
nach eingehenden Verhandlungen der Frage der
Auseinander=
ſetzung über die Fürſtenvermögen einſtimmig feſt, daß die Reichse
tagsfraktion als zunächſt berufene Inſtanz der Partei in dieſer:
Frage den Weg gegangen iſt, der den Grundſätzen der Partei
ent=
ſpricht. Der Geſetzentwurf, der dem Volksbegehren zugrunde
gelegt worden iſt, ſteht zu dieſen Grundfätzen in ſchroffem
Wider=
ſpruch. Der Reichsausſchuß ſpricht daher der Fraktion ſein volles
Vertrauen aus. Er iſt mit ihr darin einig, daß in dieſer
ſchwie=
rigen Frage eine Löſung gefunden, werden muß, die die
all=
gemeine Verarmung des deutſchen Volkes und die Pflicht aller
Volksgenoſſen, die Folgen des verlorenen Krieges mitzutragen,
in vollem Maße berückſichtigt, aber auch den in der Verfaſſung der
Deutſchen Republik gewährleiſteten Schutz des Privateigentums
und den chriſtlichen Rechtsgrundſätzen Rechnung trägt. Der
Reichsausſchuß iſt überzeugt, daß die Fraktion mit allem
Nach=
druck dahin ſtreben wird, eine beiden Notwendigkeiten
ent=
ſprechende Löſung zum ſchleunigen Beſchluß zu bringen.”
Seite 2
Oeſterreich. — Die letzten vernünftigen Ratten haben das
unter=
gegangene altöſterreichiſche Kaiſerſchiff verlaſſen!
Daß an: Hofe Zitas von Habsburg dieſe Orientierung der
„Konſervativen Volkspartei” als unerhörte Apoſtaſie betrachtet
wird — man tann es der ehemaligen Trägerin der Doppelkronen
nicht übel nehmen, ſie lebt eben in einer anderen Zeit und hat
ſeit 1918 nichts vergeſſen und nichts gelernt. Doch darüber
hin=
weg ſchreitet die Entwicklung der Zeit und das über der neuen
Epoche des deutſchen Volkes ſtehende Flammenwort:
Selbſt=
beſtimmungsrecht. Wohl war dieſes Recht — ſoweit das
deutſche Volk in Betracht kommt — noch im jugendlichen
Ent=
wicklungsalter, man möchte faſt ſagen ein Kind; doch dieſes Kind
wpuchs und führte mit milder Hand internationa: Verirrte in ihr
Vgterland zurück.
Das Schickſal des Franken.
Von unſerem A=Korreſpondenten.
Paris, 28. März.
Der rapide und unerwartete Sturz des franzöſiſchen Franken
hat — beſonders, da er bei der verhältwismäßig günſtigen
Ent=
wicklung der Finanzdebatte den meiſten Franzoſen
unverſtänd=
lich und unmotiviert erſcheint — eine große Erregung in Paris
ausgelöſt. Man fordert jetzt wieder ſtärker eine
Stabiliſierungs=
aktion oder wenigſtens Maßnahmen zur Rettung des Franken.
Es fehlt aber jede Einigkeit über die Natur der zu
unternehmen=
den Maßnahmen. Der Sturz des belgiſchen Franken, welcher
trotz der Stabiliſierung der internationalen Spekulation zum
Opfer fiel, hat die Gemüter einer ähnlichen Art der Sanierung
gegenüber recht nachdenklich geſtimmt. Bei den gegenwärtigen
Zuſtänden beſteht recht wenig Möglichkeit für die Durchführung
irgendeines großzügigen Planes, jedermann fühlt aber, daß auch
der bisherige Zuſtand nicht mehr lange beſtehen kann.
Das Budgetdefizit wurde bereits auf eine Milliarde
herab=
gedrückt und es iſt ſehr wahrſcheinlich, daß es dem
Finanzmini=
ſter Raoul Péret gelingen wird, auch dieſe Lücke durch die
Er=
zwingung einer Umſatzfteuererhöhung zuzuſtopfen. Für die
Par=
teien iſt es allerdings ſehr ſchwer, die ſo viel bckämpfte
Umſatz=
ſteuererhöhung zu akzeptieren. Der Finanzminiſter zeigt ſich aber
unnachgiebig, und die Verantwortung für eine neue Kriſe möchte
niemand auf ſich nehmen. Die Ueberzeugung iſt allgemein, daß
in den letzten Tagen die Stabilität der franzöſiſchen Imnenpolitik
etwas größer geworden iſt, wohl nur unter der Einwirkung des
Augenblicks, aber doch fühlbar. Der Franken fällt aber
unver=
ändert. „Internationale Spekulation” ſagen die Optimiſten. Die
Sozialiſten ſchlagen eine „Stabiliſationskaſſe” vor, welche einer
Deviſenzentrale gleichkäme. Es beſteht aber kein Grund,
anzu=
nehmen, daß Maßnahmen, die anderswo verſagten, in
Frank=
reich von Erfolg begleitet wären. Die Spekulation und die Flucht
des Kapitals hält in Frankreich an. Bei jeder Gelegenheit und
under der Einwirkung der Tatarennachrichten, welche an den
Börſen umgehen, werden ganze Vermögen in fremden Deviſen
angelegt. Der Staat iſt unfähig, dieſe Erſcheinungen zu
ver=
hindern oder auch nur zu kontrollieren. Die Kommuniſten, aber
auch die Sozialiſten, werden durch dieſe Entwicklung geſtärkt,
denn imer größer ſind die Maſſen, die aus Verarmung und
Ver=
bitterung zu ihnen übergehen.
Es iſt intereſſant und bezeichnend zugleich, daß man die
Be=
ſeitigung all dieſer Uebel von der geplanten Wahlreform
erwar=
tet. Urſprünglich ſollte ſie noch vor Oſtern erledigt werden,
un=
vorhergeſehene Schwierigkeiten haben aber die Zeit der Kammer
viel zu ſehr in Anſpruch genommen, ſo daß dies unmöglich wurde.
Die Wahlreform ſoll geſunde politiſche Verhältniſſe herbeiführen,
die eine ſachliche Arbeit ermöglichen. Man will alſo das Uebel
an der Wurzel faſſen, was aber inzwiſchen in der Finanzpolitik
geſchieht, iſt recht zweifelhaft. Der Finanzminiſter Peret zeigt ſich
recht energiſch, er ſoll der ſchweren Aufgabe, die Fimanzpolitik bis
dahin proviſoriſch zu führen, gewachſen ſein.
In den Parteien wird die Wahlreform vorläufig nirgends
bekämpft. Eine wirkliche Freude hat daran aber nur das Kartell
und ein Teil der gemäßigten Rechten. Nach der Votierung der
Wahlreform ſollte die Kammer logiſcherweiſe bald aufgelöſt
wer=
den; der Kern der Rechten möchte aber mit den Wahlen gerne
noch zwei Jahre warten. Die Gemüter ſind eben für einen
Umſchwung noch nicht reif, ſo urteilt man in dieſen Kreiſen.
Jedenfalls iſt Frankreick, wenn man nach der Votierung der
Wahlreform die Kammer wirklich auflöſen wird, leicht einer
Ueberraſchung ausgeſetzt. Allerdings pflegt in Frankreich die
Volksſtimmung ſo jähe Wendungen zu nehmen, daß man Grund
hätte, nur Wahlen ohne Ueberraſchungen überraſchend zu finden.
*Der Tod des Dichters.
Zum 100. Todestag von Johann Heinrich Poß.
Von Carl Ferdinands.
Johann Heinrich Voß, der Fünfundſiebzigjährige, mußte ſeit
Mitte März, als ſeine mit ihm alt gewordene Gattin Erneſtine
ihn eines Morgens in ſeinem Bibliothekzimmer vom Stuhl
ge=
ſunken, in einer tiefen Ohnmacht gefunden hatte, auf Anordnung
der Aerzte das Bett hüten. Aber es umgab ihn ſoviel Liebe von
Frau und Kind, von Freunden und Bekannten, und von ſeinem
Lager aus konnte er durchs weit geöffnete Fenſter ſoviel würzige
Heidelberger Vorfrühlingsluft, ſoviel Vogelſang und erſtes
Sproſſen vom Garten genießen, daß er guter Dinge war und für
den Sommer eifrig Pläne machte.
In das greße, luftige Zimmer war ein Tiſch gerückt, und er
liebte es, nachmittags ein paar Freunde bei ſich zu ſehen, die
dann ſeitwärts an dem Tiſch ſaßen und Kaffee tranken, während
er eifrig, ſoweit es die Beklemmungen zuließen, an der
Unter=
haltung teilnahm, viel aus ſeinem Leben erzählte, ſcherzte, oft
auch, wie in ſeiner beſten Zeit, eiſerne Ruten gegen vermeintliche
Feinde ſchwang, gegen den romantiſchen Myſtiker, den Profeſſor
Kreutzer, den er mit ſeiner „Antiſymbolik” geiſtig vernichten
wollte, gegen den armen, unterdeſſen verſtorbenen Grafen Fritz
Stolberg, ſeinen ehemaligen Freund und Göttinger
Hainbund=
genoſſen, den er, darin hart und unverbeſſerlich, über das Grab
hinaus einen Jeſuiten ſchalt, gegen Lichtenberg, der ihn einmal
in einer Schrift ſcharf verſpottet hatte, und für den er noch heute
böſe Worte fand, und gegen noch viele andere, mit denen der
ſtreitbare „Leu von Eutin” jemals zuſammengeraten war. Ja,
er hatte ſeine Kanten, der alte Voß, und überall witterte er
Jeſuiten, je älter er wurde.
So ſaßen am 29: März 1826 der Konſiſtorialrat Paulus.
Hofrat Chelius und Doktor Thiedemann mit der Mutter Voß
am Tiſch, heiteres Geſpräch beflügelte die Stunde. Voß hatte
die Vorhänge ſeines Bettes zurückſchieben laſſen, um
teilzu=
nehmen; war er dann müde oder wünſchten es die Aerzte, ſo
würden ſie für eine Weile vorgezogen und Voß konnte ein
biß=
chen ſchlafen.
Er nickte, lächelte, zeigte auf ſeine graue Hausfrau und ſagte:
„So treibt ſie es nun ſchon bald fünfzig Jahre, die Gute!” Aus
ſeinen tiefliegenden blauen Augen ſtrahlte ein inneres Licht. Es
verlangte ihn, die Reihe ſeiner Werke zu ſehen, und Erneſtine,
die in der Bibliothek am beſten Beſcheid wußte, eilte hinüber,
Chelius begleitete ſie, weil die Menge der Bücher viel zu
groß ſei.
Draußen tauſchten die beiden ſchnell ihre Anſicht über
Voſ=
ſens Befinden aus; es ſei möglich, daß er bei ſeiner kräftigen
nordiſchen Natur bald wieder geſund ſei, es ſei aber auch anders
möglic. Da trafen ſich die ernſten Augen der beiden.
Als die Bücher in Reih und Glied vor Voß ſtanden, nickte
er, daß die weißen Haare an den Schläfen zitterten: „Da ſeid
Ihr alle, „Göttinger Muſenalmanach”, faſt fünfundzwanzig Jahre
haſt du mich begleitet und ſo viel Glück und ſo viel Aerger
ge=
bracht, aber mehr Glück; und du, „Deutſche Odyſſee”, kein
Ver=
leger wollte dich drucken, wie ein Höckerweib mußte ich durch
ganz Deutſchland ſchnorren und Subſkribenten ſammeln, und
nachher iſt es ein Buch, das unſere Urenkel noch in die Hand
nehmen; und du, „Luiſe”, da ſitzt ſie, Erneſtine, meine liebe
Ge=
treue, noch heute biſt du mir wie eine ſchöne Braut, du meine
Luiſe! Und die Gedichte meines frühvollendeten Hölty, ihr
ſchönen Tage von Göttingen, ihr Hainbundfreunde, wo ſeid ihr
alle und du, Fritz Stolberg, aber weiter, das Leben fragt nicht
nach unſeren Tränen und unſerem Haß, ſondern nach unſeren
Werken, da ſteht ihr, Virgils Landleben und da alle anderen
Dichtungen Virgils, und nun, näher mir als alles andere, „
Ge=
dichte von Johann Heinrich Voß”, ſämtliche Gedichte, ihr ſechs
Bände, was lebt mir in euch, Erneſtine, was lebt uns in ihnen!
Und die Ilias, und der Ariſtophanes, und der Horaz, und der
Ovid, ihr edlen Genoſſen meiner Tage!”
Müde legte ſich der Greis in die ausgebauten Kiſſen zurück,
aber nach einer Weile, während am Tiſch zwar kein Kaffee
ge=
trunken, aber doch eine flüſternde Unterhaltung gepflogen wurde,
ich an mein Leben denke, kommt mir nichts luſtiger vor, als unſer
großer Schulmeiſter Baſedow!”
„Soll ich es erzählen?” fragte Erneſtine beſotat. „Nein, laß
nur, ich fühle mich ſo ſehr wöhl. Alſo, ich ſollte als Rektor nach
Otterndorf. Es war aber noch nicht ganz ſicher. Da kam am
Sonntag eine ſtarke Figur mit einem ſehr lebhaften Geſicht in
mein Zimmer. Er war als ein Bürgermeiſter von Otterndorf
gemeldet. Der dicke Herr nahm ſogleich mit vieler Beredſamkeit
das Wort, kramte mit Würde aus, daß er auch ein Gelehrter ſei,
der in ſeiner Jugend Latein und Griechiſch gelernt habe und
nebenbei manche Schulkenntniſfe beſitze. Nun fing er ein
förm=
liches Examen an, in einem ſehr hohen Ton, den er, wenn die
milderte. Schließlich wurde das Zwiegeſpräch immer lebhafter.
unterricht, und ich ſagte ſcharf, daß ich meine Knaben immer aus
den Autoren ſelbſt unterrichten würde. Da fragte der
Bürger=
gebrauchen?” — „Die am allerwenigſten!” war meine Antwort, geleitete Aufführung ſtellte den Kirchengeſangverein, vor eine
Dreiteufel holen, denn ich bin der Baſedow!‟ Dabei umarmte
er mich, lachte laut und lud ſogleich mich und die Wandsbecker Chor „Das Leiden des Herrn”, weil hier die innere Anteilnahme
angenehmſte Geſellſchafter, nur daß er nachher, als wir Lieder begleitete die Worte tonſchön, Herr Konzertmeiſter Hans Finke
gen wollte.‟
Ein paar Minuten ruhte der Greis, dann ſagte er unendlich
Neſt einrichteten, du Gute! Wie ſchön war das!”
Nun wurden auf ſeinen Wunſch die Vorhänge vorgezogen,
wobei er ſeiner greiſen Liebe ein paar Worte zuflüſterte, die
keiner ſonſt verſtand, und auch auf ihre welke Hand einen Kuß
drückte. Eine Viertelſtunde ſaßen die Freunde ſtumm am Tiſch.
Da hörten ſie mit einem Male ein halblautes „Ach Gott!” Als
ſie den Vorhang zurückſchlugen, lag er vollendet, den Kopf aufs
Kiſſen gelegt und die Augen geſchloſſen, in ruhiger Stellung. Da
faltete Frau Erueſtine die Hände und langſam, langſam füllten
ſich ihre alten Augen mit Tränen.
*Kirchenmuſikaliſche Abendfeier zu Ehren
von Arnold Mendelsſohn.
F.N. Als Ehrung des Meiſters Mendelsſohn veranſtaltete
der Kirchengeſangverein der Johannesgemeinde am Palmſonntag
eine Abendfeier, die in gleicher Weiſe auf den Bußtag und den
Paſſionsgedanken abgeſtimmt war, und in der nur Werke des
70jährigen zu Gehör kamen. Die ausgezeichnet zuſammengeſtellte
Vortragsfolge und die liebevolle Wiederggbe der Werke gaben
der Feier den Charakter eines Andachtsgottesdienſtes. Mit dem
wachte er wieder geſtärkt auf und lachte: „Ich weiß nicht, wenn tiefempfundenen orgelbegleiteten Violinſolo „in momoriam”
be=
gann der Abend. Von größeren Werken gelangten ſodann zum
Vortrag: die Choralkantate „Aus tiefer Not ſchrei ich zu dir” die
in enger Anlehnung an die Choralweiſe in harmoniſch und
kon=
trapunktiſch reicher Vertonung die Strophen des Liedes
aus=
ſchöpft, und die herrliche Paſſionsmuſik „Das Leiden des Herrn”,
eines der Werke, in denen ſich Mendelsſohns hervorragende Gabe,
zugleich volkstümlich und vertieft zu ſchreiben, in herrlichſter
Beiſe offenbart. Dazwiſchen erklangen drei ſeiner
Choral=
pargphraſen für zweiſtimmigen Frauenchor, Orgel und Violine
und zwei breit angelegte Geſänge für Altſolo, das Vaterunſer
und der 42. Pfalm. Wenn der Meiſter für dieſe ſeine
Lieblings=
ſtimme ſchreibt, ſo entſtrömt ſeiner Kunſt eine ganz beſondere
Antworten etwas ſcharf ausfielen, geſchickt mit Beſcheidenheit Wärme. So iſt das Vaterunſer mit dem Violinſolo eine
klang=
geſättigte, überaus feierliche Hymne, während der Pſalm liedhaft
wir ſprachen über Auswahlbücher der Klaſfiker für den Schul= aufgebaut und in weitgeſchwungener Melodie und der
Deklama=
tion beſondere Wichtigkeit zuerteilt.
Die von dem verdienſtvollen Dirigenten, Herrn
Kammer=
meiſter ebenſo ſcharf: „Auch die von Baſedow würden Sie nicht muſiker Guſtav Adam, ſorgfältig vorbereitete und mit Hingabe
Da ſprang der dicke Herr auf und ſchrie: „Dann ſoll Sie der ſchwierige Aufgabe, die bis auf kleine Intonationsſchwankungen
meiſt ſehr glücklich gelöſt wurde. Am eindrucksvollſten ſang der
Freunde in den Gaſthof zu einem Schmaus, und es war der der Singenden am meiſten hervortat. Das Städtiſche Orcheſter
ſangen, jedes Lied in die Melodie des Deſſauer Marſches zwin= war ein vorzüglicher Violinfoliſt. Als Gefangsſoliſten taten
hervor die Damen Suſanne Horn und Agathe Zeh=
Land=
zettel, die beide ſtimmlich wie künſtleriſch Hervorragendes
lei=
weich zu ſeiner Erneſtine: „Ja, das war, als wir uns das erſte ſteten. An der Orgel waltete Herr Niebergall ſeines verant=
Bortungsvollen Amtes in voller Beherrſchung des Inſtrumentes,
Rus der Landeshaupiſtadt.
Darmffadt, 29. März.
— Ernanut wurde: am 2. März 1926: die Stenotypiſtin Käthe
Weintz zu Darmſtadt vom 1. April 1926 ab zum Kanzliſten bei dem
Miniſterium der Finanzen.
* „Dämon Ich” lautete der Titel des zweiten Vortrags, den geſtern
vormittag Dr. Johannes Müller im Kleinen Haus des
Landes=
theaters hielt. Dieſer Vortrag war noch ſtärker beſucht als der erſte.
Als die Summe ſeiner Lebenserfahrung bezeichnete der Redner die
Ein=
ſicht in die Tatfache, daß ein wahres Verhänguis für die Menſchheit,
unſer einziger böſer Feind, unſer eigenes Jchz iſt. An dem
Zuſammen=
bruch im Kriege und an allen anderen Vorgängen, wohin wir auch
blicken, ſchuld an allem iſt, wenn wir der Sache auf den Grund gehen,
immer das Ich. Das Ich ſtellt ſich als die Hemmung des Lebens
ſchlecht=
hin dar; es trennt uns von den Quellen des Lebens. Immer ſuchen wir
die Schuld bei anderen, nie bei uns ſelbſt. Wir wollen nicht unſer Jc
aufgeben und das der anderen gelten laſſen. Dieſe Selbſtſucht iſt wie
eine Mauer, wie ein Dämon, der Jauernd die Menſchheit in Bann hält.
Wir Menſchen brauchen aber eina der, denn wir leben ja untereinander.
Dieſes Jch iſt im Kampf mit allen, und die Folge davon iſt, daß wir
dadurch oft die Hölle auf Erden haben. Weil unſer Ich im Gegenſatz
zur Umwelt ſteht, können wir nicht recht zu deren Erleönis kommen,
denn das Ich will immer nur ſich ſelbft, will immer nur ſich den anderen
vortragen und iſt verſtimmt aus perſönlicher Empfindſamkeit. Das Ich
veranlaßt uns oft, die Welt ſo aufzufaſſen, als wenn uns feindliche
Weſen gegemiberſtänden. In dem Verkehr der Menſchen fehlt die
gegen=
ſeitige Ergänzung und es kommt keine Seelengemeinſchaft zuſtande.
Da=
durch wird unſer Verkehr der Welt gegeuüber diplomatiſch; wir haben
Hintergedanken, wir denken ſogar an Wiedervergeltung. Wahngebilde
über ſich ſelbſt und die anderen beherrſchen den Menſchen; der Wahn des
Eigentums und des Rechts iſt über ihn gekommen, ebenſo die
Genuß=
ſucht, die ihn am Leben verdurſten läßt. JImmer iſt es das Ich, das
den Menſchen dazu bringt; es ſtellt ſich zwiſchen den Menſchen und die
Nor; es verhindert auch die wahre Ehe. Kurz, das Ich verdirbt alles,
Außer im perſönlichen Leben tritt das Ich der wiſſenſchaftlichen
Forſch=
ung hindernd in den Weg. Der G=lehrtenſtreit iſt nichts anderes als ein
Hervorkehren des Ichs, als ein Beharren auf dem Ich=Standpunkt. Unſer
Ich will nicht aufs Leben eingehen, daher kommt es, daß wir überall am
Leben ſcheitern. „Es kommt immer anders, als man denkt;” iſt eine alte
Lebensregel, doch wir richten uns nicht nach ihr. Gott weiſt uns den
Weg, aber wir wollen immer unſere eigenen Wege gehen, ſelbſt die
Vor=
ſehung ſpielen, ein Selbſtbeſtimmungsrecht für uns in Anſpruch nehmen.
Kunſt iſt Offenbarung; wir Menſchen ſind nur reproduktiv. Der
Künſt=
ler fühlt ſich nur dann produktiv, wenn er Organ deſſen iſt, was er
emp=
fängt. Das Ich iſt der Gegenſatz des hinſtleriſchen Vermögens. Eine
Not unſerer Zeit iſt es, daß die Künſtler nur das Ich konſtruieren
wollen. Wie bei den Einzelperſönlichkeiten, ſo iſt das Ich auch bei den
Völkern; Kriege, Revolutionen und Weltkataſtrophen ſind Wirkungen
dieſes Ichs. Unſer Ich iſt nur etwas Nelatides, es hat im Bedingten
ſeine G=undlage und Vorausſetzung; es will ſich immer davon trennen
und etwas Abſohttes ſein. Der organiſche Zuſammenhang mit den
an=
deren Menſchen iſr Vorbedingung, auch ſtehen wir in Zuſammenhang
mit Gott. Das iſt das Verhängnis, der Sündenfall, weil wir uns von
dieſer Grundlage trennen wollen, weil wir ſelbſtändig ſein wollen,
ob=
wohl wir Organe Gottes ſind. Werden wir aber Organe der Welt, ſo
leben wis nicht, ſondern wir werden gelebt; wie geraten unter die Macht
der Sinne. Wir müſſen die menſchliche Gemeinſchaft ſuchen, Anſchluß
ſuchen an andere durch Hingabe an andere. Wir können uns ſelbſt nur
heifen, wenn wir anderen helfen. Kein Menſch kann ſich ſelbſt erlöſen
nur Gott. Wir müſſen uns poſitiv zu allem einſtellen, uns mit dem
Leben vermählen, dem Leben dienen, und zwar nicht für uns, ſondern
für die anderen, dann wird die Frucht das Reich Gottes ſein. Wenn da
geſchieht, ſo wird das nicht ohne Rückwirkungen auf unſer Ich ſein.
Das etwa ſind die Gedankengänge, die der Redner in ſeinem Vortrg
der geſpannt folgenden Hörerſchaft entwickelte,
— Johanuespaſſion. Am Dienstag, den 30. März, abends 8 179
findet in der Evangeliſchen Martinskirche die Uraufführung der dur
Dr. Nogck neubearbeiteten Johannespaſſion von G. F. Händel ſtat
Kirchengeſangverein. Darmſtädter Kammerorcheſter und namhafte Eo
liſten wirken mit; die Damen Suſ. Horn=Stoll, Lina Cramer, Aga
Zel=
die Herren Mees, Hubertus, Roſe und Peter Schäfer. Einleitend er
klingt ein Orgelkonzert von Händel in E=Moll, deſſen Solopart Herr Oi
ganiſt Landzettel übernommen hat. (Näheres ſiehe Anzeige.)
— Entlaffungsfeier der Jägertorſchule. Am Donnerstag, den 25.
März, fand im Mathildenhöhſaal die feierliche Entlaſſung der Schüler
und Schülerinnen der Jägertorſchule ſtatt. Im erſten Teil der
wohl=
gelungenen Veranſtaltung löſten Vorträge und Chöre einander ab. Die
teilweiſe recht ſchwierigen Lieder waren von Herrn Volz trefflich
ein=
geübt worden und erregten lebhaften Beifall. Beſonders gefiel das
Negerlied von Keldorfer. Die äußerſt lebendige, gedankenreiche
An=
ſprache des Rektors Klingler leitete zum zweiten Teile des Abends über,
zu dem flott geſpielten Theaterſtück: „Wie Felix König wird.‟ Die
Bearbeitung wie die ſehr wirkungsvolle Muſik ſtammen, wie wir hören,
von Lehrkräften der Anſtalt (Herrn Schwindt und Herrn Volz). Die
Spielleitung lag in den bewährten Händen eines alten Freundes der
Schule, Herrn F. Harres. Man wird nur ſelten eine ſo treffliche
Schüleraufführung zu ſehen bekommen. Der ſtarke Applaus war redlich
verdient. Zum Schluß ſei noch das geſchmackvolle Programm lobend
erwähnt, das an ſeinem Kopf ein Bild des alten Jägertores, nach dem
die Anſtalt genannt iſt, trägt. Es wurde von Herrn Zeichenlehrer
A. M. Schwindt entworfen.
— Schfenkt Bücher für die Krankenhäuſer! Es iſt bekannt, daß man
gerade auf dem Krankenbett gern ein Buch zur Hand nimmt, wenn es
der Zuſtand der Krankheit nur irgend erlaubt. Man hat Langeweile
und läßt ſeine Gedanken gern in die Vergangenheit wandern, in die
Welt der Bücher, die immer irgendwie anregend auf uns wirkt. Es
iſt bedauerlich, daß nur in den wenigſten Krankenhäuſern brauchbare
Lektüre vorhanden iſt. Es fehlt an guter Unterhaltungsliteratur und
überhaupt an leichter, brauchbarer Koſt, die man den Kranken geben
kann, damit ſie ſich die Zeit vertreiben und von ihrer Krankheit
abge=
lenkt werden. Der Mangel an Büchern hat in der wirtſchaftlichen Not
ſeinen Grund. Immerhin ſollte es trotzdem möglich ſein, den Mangel
ſoweit als irgend möglich abzuſtellen. In unſeren Häuſern liegen viele
Bücher herum, die von niemandem mehr gelefen werden und ſehr wohl
in einer Krankenhausbücherei noch einen guten Zweck erfüllen
könn=
ten. Das ſoll nicht heißen, daß ſolche Bücher verſchenkt werden, die
einem ſelbſt niht mehr gefallen, ſondern nur wirklich gute Bücher, an
denen wir echte Freude gehabt haben, follen an die Krankenhäuſer
weitergegeben werden.
Ortsgewerbeverein und
Handwerker=
vereinigung Darmſtadt.
In der 7. Winterverſammlung hielt Herr Dipl.=Ing. G. Adams im
Vortragsſaale des Gewerbemuſeums einen durch zahlreiche Lichtbilder
veranſchaulichten Vortrag über die Ausnutzung der Elektrizität zur
Er=
zeugung von Kraft und Wärme. Ueber den Inhalt dieſes ſehr
inter=
eſfanten Vortrages wird ausführlich in dem Fachblatte, Heſſiſches
Hand=
werk und Gewerbe” berichtet werden; es ſei daher an dieſer Stelle nur
das Weſentlichſte aus den Ausführungen des Redners hervorgehoben. —
Zur Erzeugung von elektriſcher Energie ſtehen 3 Kraftquellen zur
Ver=
ſügung: Die Kohle (Steinkohle oder Braunkohle), die gasförmigen und
flüſſigen Brennſtoffe, das Waſſer. Bei der Verfeuerung der Kohle wird
ihre eleftriſche Energie teilweiſe in Wärme umgewandelt, welche dann
auf Waſſer übertragen wird, und dieſes in Dampf verwandelt. Der
Waſſerdampf wird ſchließlich in Dampfmaſchinen oder Dampfturbinen
zur Erzeugung elektriſcher Energie ausgenützt. Der gegenüber der
Stein=
kohle geringere ſpezifiſche Wärmeinhalt der Braunkohle geſtattet deren
Verwertung nur in unmittelbarer Nähe der Gruben unter Anwendung
ungeheuerer Kraftmaſchinen, da die Steinkohle die Belaſtung mit
Fracht=
koſten nicht verträgt. Die mit gasförmigen und flüſſigen Brennſtoffen
betriebenen Kraftmaſchinen finden im weſentlichen nur Aenwendung in
Hüttenwerken zur Ausnutzung der Gichtge . Flüſſige Brennſtoffe finden
in den Dieſelmaſchinen Verwendung. Von großer volkswirtſchaftlicher
Bedeutung iſt der Ausbau der Waſſerkräfte. Die Anſicht, Waſſerkräfte
ſeien leicht wirtſchaftlich auszunutzen, iſt irrig. Es ſind hierzu vielmehr
die verſchiedenartigſten Kraftwerke erforderlich, welche mit ungeheueren
baulichen Arbeiten ein ergiebiges Waſſergefälle ſchaffen oder ein bereits
vorhandenes ausnutzen können. Im elektrifchen Kraftbetriebe ſind zwei
Hauptgebiete zu unterſcheiden: Der Werkzeugmaſchinenantrieb und der
Antrieb von Transportanlagen in weiterem Sinne. Die Anwendung
Reichs=Fuchswoche
meine Schaufenſter zeigen Füchſe aller Gattungen
80 Mk. 100 Mk. 120 Mf. und höher
Pelzwarenhaus
Sac. Enting=Wilhelminenſt. 35
des elektriſchen Motors zum Antriebe von Werkzeugmaſchinen iſt eine
außerordentlich vielgeſtaltige. Die Kraftleiſtung geht von 0,5 Kw. bis zu
20000 Kw. Auch im Transportweſen ſpielt der elektriſche Antrieb eine
ausſchlaggebende Rolle. Bagger, Krähne, Transportbänder, Elevatoren,
uſw. werden durch Elektromotore betrieben. Im Bahnbetriebe iſt der
elektr. Antrieb bereits teilweiſe der beherrſchende, er gewinnt immer größere
Bedeutung für den Betrieb von Straßen=, Untergrund= u. Schwebebahnen;
auch die Elektriſierung der Vollbahnen ſchreitet ſtetig vorwärts. Was die
Ausnutzung der elektriſchen Energie für Wärmeanlagen anbetrifft, ſo
be=
ſitzen die elektriſchen Scheißmaſchinen eine beſondere Bedeutung, ebenſo
die elektriſchen Eſſen, welche bereits vielfach das Schmiedefeuer erſetzen,
ferner elektriſche Glüh=, Härte= und Schmelzöfen. Von kleinen
geweib=
ichen Wärmeapparaten ſind noch der elektriſche Lötkolben, der
Brenn=
jempel, der Signierapparat u. a. zu erwähnen, ferner die Elektro=
Dampfkeſſel, deren Benutzung ſich dann empfiehlt, wo nachts billiger
Strom aus Waſſerkraftwerken erhältlich iſt. Zum Schluß wurde noch
uf die mannigfalrigen Elektro=Wärmeapparate für den Haushalt
hin=
jewieſen. Es gelang dem Redner, ſeinen Zuhörern ein Bild von der
zedeutungsvollen und vielſeitigen Anwendungsmöglichkeit der Elektrizität
für Kraft und Wärmezwecke zu geben, wobei er durch die große Anzahl
der vorgeführten Lichtbilder we entlich unterſtützt wurde. Der Leiter
der Verſammlung, Prof. Dr. W. Sonne, ſowie die Zuhörer, dankten dem
Redner durch Beifall für ſeinen inregenden Vortrag.
Die 8. Winterverſammlung, welche im großen Saale des
Reſtau=
rants „Perkeo” ſtattfand, und üb raus zahlreich, ſowohl von den
Darm=
ſtädter Mitgliedern der Gewerbevereinigung, als auch von Mitgliedern
auswärtiger Gewerbevereine beſucht war, wurde durch einen Vortrag
des Herrn Handwerkskammerſyndikus Dr. H. Lindemann über:
Ein=
kommen= und Umſatzſteuererklärung und =Veranlagung ausgefüllt. Aus
den trefflichen Ausführungen des Redners ſei kurz folgendes
hervor=
gehoben:
Die diesmalige Umſatz= und Einkommenſteuererklärung und =
Ver=
anlagung ſtellt uns in mehrfacher Hinſicht vor eine neue Sachlage. Die
Veranlagung der Umſatz= und Einkommenſteuer ſoll für die Folge
zu=
ſammen durch den gleichen Beamten erfolgen. Es wird ſcharf auf eine
reſtloſe Erfaſſung der umſatzſteuerpflichtigen Entgelte hingearbeitet.
Be=
züglich der Umſatzſteuer ſind zwei verſchiedene Erklärungsformulare
herausgegeben worden, und zwar ein ausführlicheres für
Gewerbe=
treibende mit ordentlicher Buchführung und ein abgekürztes für
Ge=
werbetreibende ohne ſolche. Letzteres dient zugleich der
Einkommen=
ſteuerveranlagung und enthält daher eine Reihe von Fragen, deren
Be=
antwortung Aufſchluß geben ſoll üiber die Betriebsverhältniſſe. Eine
Abſchlußdeklaration des Umſatzes für das ganze Jahr iſt erforderlich,
weil vielfach Korrekturen der vierteljährlichen Voranmeldungen zu
Gunſten, oder zu Ungunſten des Steuerpflichtigen vorzunehemen ſind.
Möglichkeiten hierfür fanden ausführliche Erläuterungen. Eine
Ein=
kommenſteuererklärung ſollte denjenigen Gewerbetreibenden nicht
zu=
geſtellt werden, bei denen ſich der Gewinn nicht durch den Abſchluß ihrer
ordentlich geführten Bücher ermitteln läßt, wenn nicht etwa vermutet
werden konnte, daß dieſer Gewinn den Betrag von 8000 Mk. überſchreitet.
Das Einkommen der Nichtbuchführenden ſoll auf Grund der
Umſatz=
erklärungen mit Hilfe von Reinverdienſtſätzen, bei deren Feſtſtellung
„Das Wiegenlied” die Tragödie einer Mutter und „Der
Zapfen=
ſtreich” nach dem Drama von Beherlein bilden in dieſer Woche das
wiederum gute Programm des Reſidenz=Theaters.
(4765
Sachberſtändige mitwirken, durch das Rinanzamt geſchätzt werden. In
der abgekürzten Umſatzerklärung, die gleichzeitig zur
Einkommenſteuer=
veranlagung dienen ſoll, fehlen indeſſen Fragen über außergewerbliche
Einhünfte und über die abzugsfähigen Laſten (Zinſen für Schulden, das
Einkommen ſchmälernde Verpflichtungen, erlittene Verluſte u. dergl.
Es wird gut ſein, dem Finanzamt hierüber Mitteilungen zu machen.
Für die zur Ausfüllung der umfangreichen Einkommenserklärungen
ver=
pflichteten Gewerbetreibende wurde die Ermittlung des Einkommens
aus den im Geſetz aufgeführten Quellen eingehend an Hand des
For=
mulars erläutert, insbeſondere die Ermittlung des gewerblichen
Ein=
kommens. Hierbei ſind drei Gruppen zu unterſcheiden, nämlich:
ſolche, die überhaupt nicht buchführen und deren Einkommen etwa
den Betrag von 8000 Mk. üüberſteigen könnte, weshalb ſie zur Ausfüllung
einer Erklärung aufgefordert ſind. Hier muß das Einkommen geſchätzt
werden, wobei der zutreffende Reinverdienſtſatz aus dem Umſatz in
An=
wendung gebracht wverden kann, wenn die Ermittlungsverhandlungen.
für den entſprechenden Gewerbezweig bereits zu einem Ergebnis geführt
haben. Anderenfalls muß angegeben werden, worauf die Schätzung
be=
ruht, oder es iſt dem Finanzamt die Schätzung anheim zu geben.
2. ſolche, die wohl ihre Einnahmen und Ausgaben laufend
aufzeich=
nen, deren Vermögensbeſtand zu Beginn und Ende des Jahres indeſſen
nicht fixiert iſt, ſo daß eine Bilanz nicht aufgeſtellt werden kann. Wenn
nach der Art des Betriebes das Betriebsvermögen weſentlichen
Schwan=
kungen nicht unterliegt und au Schluß des Jahres eine Warenanhäufung
über das übliche Maß nicht vorhanden iſt, ſo gilt hier als Gewinn
ledig=
lich der Ueberſchuß der Einnahmen über die Ausgaben (einſchließlich
Abſchreibungen), zuzüglich der Ausgaben für außergeſchäftliche Zwecke
(Haushalt uſw.);
3. bilanzierende Gewe betreibende, bei welchen beſondere
Bewer=
tungsvorſchriften ſür das Anfangs= und Endvermögen gegeben ſind und
die Abſchriften ihrer Anfangs= und Schlußbilanz einſchließlich der
Ge=
winn= und Verluſtrechnung einreichen müſſen. Beſondere Beachtung
muß darauf gelegt werden, daß nicht durch unzuläſſige oder unbegründete
verſchiedenartige Betvertungen in der Anfangs= oder Schlußbilanz ein
unzutreffender Gewinn oder Verluſt für dieſes oder kommendes
Ge=
ſchäftsjahr konſtruiert wird.
Es iſt immer zu empfehlen, der Einkommenserklärung ausreichende
Darſtellungen über die Art der Feſtſtellung der angegebenen Ziffern
bei=
zufügen. — Buchführende Gewerbetreibende können bei der
bevorſtehen=
den Vorauszahlung am 10. April ein Viertel der nach ihrer
Steuer=
erklärung berechneten Steuer abſühren.
Der Vorſitzende des Vortragsausſchuſſes, Prof. Dr. W. Sonne,
ſprach, geſtützt auf die lebhafte Beifallsäußerungen der zahlreichen
Ver=
ſammlung, dem Redner den beſten Dank der Gewerbevereinigung aus
und eröffnete darauf eine Beſprechung, an der außer dem
Geſchäfts=
führer des Hausbeſitzervereins, Herrn Ziegler, mehrere Teilnehmer der
Verſammlung ſich beteiligten. Die geſtellten Anfragen wurden durch die
Herren Dr. Lindemann und Ziegler ſämtlich in treffender und
zu=
friedenſtellender Weiſe beantwortet. Schließlich wies der Leiter der
Ver=
ſammlung noch darauf hin, daß dieſe Verſammlung die letzte für die
Arbeitsperiode 1925/26 geweſen ſei und wünſchte den Veranſtaltungen des
nächſten Winters einen ebenſo zahlreichen Beſuch wie am heutigen Abend.
* Provinzialausſchuß. Bei Eintritt in die Tagesordnung wird
ver=
kündet, daß wegen Behinderung des Referenten die Verkündung der
Entſcheidung in Sachen Lehmann gegen die Stadt Darmſtadt betr. die
Getränkeſteuer auf 10. April verlegt werden müſſe. — 1. Klage des
Gaſtwirts Mund zu Darmſtadt gegen den Oberbürgermeiſter der Stadt
Darmſtadt wegen unzuläſſiger Anforderung der Getränkeſteuer. Es
wird von den Vertretern beider Teile angeregt, die Sache als
vehan=
delt anzuſehen oder etwa die Verhandlung mit Rückſicht auf die
Präju=
dizialität des Urieils in Sachen Lehmann gegen Stadt Darmſtadt auf
10. k. M. zu vertagen. Die Entſcheidung wird am 10. k. M. verkündet.
2. Beſchwerde des Ludwig Wesp zu Darmſtadt gegen den
Be=
ſchluß des Kreisausſchuſſes Darmſtadt vom 30. November 1925 wegen
Unterbringung in das Arbeitshaus Dieburg. Wesp kommt der
Unter=
haltspflicht gegen die Kinder erſter Ehe nicht nach, trotz Beſtrafung
nach 8 361 3. 10. StGB. Die elterlichen Rechte ſind ihm gerichtlich
ab=
erkannt. Das Polizeirevier teilt mit, daß Wesp Eckenſteher an der
„Krone, fei und nur gelegentlich arbeite. Abends ſpiele er auf
Mund=
barmonika in Wirtſchaften. Der Kreisausſchuß hat beſchloſſen, Wesp
drei Mongte im Arbeitshaus unterzubringen gemäß § 20. der
Reichs=
fürſorgeberordnung vom 14. Februar 1924. Dieſen Beſchluß hat Wesp
mit Klage angefochten, auch deſſen Siſtierung auf dem Wege einſtweiliger
Anordnungen erbeten, er ſei nicht arbeitsſcheu, ſondern teile das Los
anderer Arbeitsloſer. Schuld ſei auch die Zermürbung ſeiner ehelichen
Verhältniſſe, denen die angeſtrebte Eheſcheidung ein Ende machen müſſe.
Der Vertreter der Stadtverwaltung führt aus, daß Wesp achtmal
wvegen Vernachläfſigung der Unterhaltspflicht beſtraft ſei, dieſe Strafen
ſeien im Strafregiſter in einer Strafe zuſammen ausgeworfen. Nur
unter Androhung der Veranlaſſung der Unterbringung im
Arbeits=
hauſe habe Wesp kleine Beträge abgeführt, ſeither beſorge dies ſeine
zukünftige Verlobte. Der Bezirksfürſorgeverband habe 5 Jahre lang
Geduld geübt. Wesp betont, er müſſe auch noch ſeine invaliden Eltern
unterſtützen, jetzt, wo er in die Höhe kommen wolle, wolle man ihn
ins Arbeitshaus einweiſen. Das Urteil weiſt die Klage ab. — 3.
Be=
ſchwerde des Wikhelm Neumann zu Griesheim gegen den Beſchluß des
Kreisausſchuſſes Darmſtadt vom 30. November 1925 wegen
Unterbrin=
gung in das Arbeitshaus Dieburg. Auch dieſe Beſchwerde iſt mit
Ar=
beitsloſigkeit begründet. Die Einweiſung in das Arbeitshaus erfolgte
auf Veranlaſſung des Bezirksfürſorgeverbandes Glogau (Stadt.)
Neu=
mann war inzwiſchen in Dieburg und iſt entlaſſen worden, ſeine Eltern
haben inzwiſchen 60 Mark für ihn gezahlt; auch hier handelt es ſich
um Vernachläſſigung der Unterhaltspflicht. Es ſoll das Datum einer
von Neumann geleiſteten Zahlung von 15 Mk. noch feſtgeſtellt werden.
Die Entſcheidung wird ausgeſetzt. — Die weiter verhandelten Sachen
entbehren eines allgemeineren Intereſſes.
— Neuer Rheindampfer. Vor einigen Wochen ging durch die Preſſe
die Notiz, der Rheindampfer „Albertus Magnus” ſei bei der
Ueber=
führung nach der Elbe vor deren Mündung im Sturm geſunken. Die
Nachricht, die ſich glücklicherweiſe als unrichtig erwies, hatte im ganzen.
Heſſenlande beſondere Beachtung gefunden, weil das Schiff im
ver=
gangenen Sommer in Mainz ſtationiert war und ſich infolge der
Aus=
führung von zahlreichen Schulfahrten bei unſerer Jugend ganz beſondere
Beliebtheit erworben hatte. Dieſes Schiff wird wohl nicht wieder am
Rheine erſcheinen, da es nach der Elbe verkauft wurde; als Erſatz wird
aber, wie von der Köln=Düſſeldorfer Rheindampfſchiffahrt angekündigt.
wird, in dieſem Jahre der Dampfer „Undine” nach Mainz geſtellt, ein
Schiff, das noch größer und bequemer als der „Albert Magnus”, iſt
und zu Schul= und Vereinsfahrten die beſte Gelegenheit bietet.
Frau Joh. Stöfſel Wwe., Gertrud, geb. Petri, Mathildenplatz 18,
kann am 30. März in körperlicher und geiſtiger Friſche ihren 80.
Ge=
burtstag feiern.
Die zunchmende Verbreitung der
CONSTANTIN CIGARETTE
AO DIASAT!
beweift die Qualtat.
Mit roinem Alumium Mundſtück zu 5,8
Geite 4
Montag, den 29. März 1926
Nummer 88
T Briefformat. Die ordnungsmäßige Bearbeitug und pünktliche
Beſorgung der Briefe wird der Poſt durch die übergroße Verſchiedenheit
Und durch die oft geringe Ueberſichtlichkeit der Aufſchrift in läſtiger
Weiſ=
erſchwert. Im eigenen Jutereſſe verwende man daher nur rechteckige
Briefumſchläge, deren Größe der Normenausſchuß der deutſchen Induſtrie
mis Zuſtimmung der Behörden, des Handels und des Großgewerbes wie
folgt vereinheitlicht hat: 11,4:162, 16,2:22,9, 22,9:32,4 und 11,4:32,/4
Zentimeter. Man klebe die Marke in die rechte obere Ecke, ſchreibe unten
recht deutlich den Beſt mrmungsort nieder und unterſtreich, ihn. Man
vergeſſe Straße und Hausnummer nicht. Iſt der Empfänger Abholer
oder Inhaber eines Schließfaches, ſo vermerke man unter dem B.
ſtinn=
mungsort „Abholcr” oder „Schließfach” unter Angabe der Nr. und
unter=
ſtreiche auch dies. Wer ſeine Briefumſchläge mit einem Vordruck für die
Anſchrift verſehen läßt, der laſſe auch gleich ein Feld für die Marke und
einen ſtarken Strich für die Angabe der Beſtimmungspoſtanſtalt unten
rechts mit vordrucken.
* Anhalten auf kürzeſte Entfernung im Kraftfahrzeugverkehr. Das
bayeriſche Oberſte Landesgericht hat nach einer Entſcheidung vom 15. 1.
1926 als eine nach den Umſtänden des Falles, insbeſondere der
Oertlich=
keit zu beurteilende Tatfrage bezeichnet, wie lang noch dieſe kürzeſte
Entfernung ſein darf, und es z. B. für genügend erachtet, daß der
Füh=
rer, da er die Fahrbahn auf mindeſtens vier Meter überſehen konnte,
bei einer angenommenen Geſchwindigkeit von 12 Klm. zum Anhalten auf
2 Meter in der Lage war. Die Vorſchrift iſt ſtrenge auszulegen,
— Krine Kaufmannslehre ohne Lehrvertrag! Auch im
Kaufmanns=
berufe iſt ſür die neu eintretenden Lehrlinge der Abſchluß eines
ſchrift=
lichen Lehrvertrags eine unbedingte Notwendigkeit. Leider wird dieſer
Tatſache nicht immer die gebührende Beachtung geſchenkt. Das hat nicht
nur zur Folge, daß die vielen Mißſtände im kaufmänniſchen
Lehrlings=
weſen fortbeſtehen, ſondern auch, daß bei Streitigkeiten und rechtlichen
Auseinanderſetzungen die geringſte Handhabe fehlt, um in Fällen
mangel=
hafter Ausbildung, zu geringer Lehrentſchädigung uſw. wirkſam
ein=
greifen zu können. Im Intereſſe einer geregelten und guten Ausbildung
aller Kaufmannslehrlinge muß den Eltern, deren Söhne dieſen Beruf
ergreifen wollen, geraten werden, ſich vor Abſchluß eines kaufmänniſchen
Vehrvertrags an die hieſige Geſchäftsſtelle des D.H.V. Hügelſtraße 26,I,
zu wenden. Der D.H.V. hat einen eigenen kaufmänniſchen Muſter=
Lehr=
vertrag herausgegeben, der bei der obgenannten Stelle bezogen werden
kann, die ſich außerdem zu jeder Auskunft koſtenlos zur Verfügung ſtellt.
Allgemeiner Verkehrsſchutzverband. Ein „Schutzverband für
Fuß=
gänger” hat ſich in Paris mit in wenig Tagen ſchon 500 Mitgliedern
gebildet. Auch in anderen Groß= und Mittelſtädten ſind derartige
Orga=
niſationen in der Bildung begriffen. In Stuttgart iſt die
Ge=
ſchäftsſtelle Schubartſtraße 2. Der Verband will den geſamten
Ver=
kehrsſchutz in ſein Programm einſchließen. Insbeſondere kommt
dabei Rechts= und Verſicherungsſchutz in Frage. Der Beitrag ſoll ſo klein
ſein, daß auch der Minderbemittelte dem Verband beitreten und Nutzen
aus ihm ziehen kann.
Darmſtädter Wochenmarktpreiſe am 27. März. Kartoffeln
und Gemüſe: Speiſekartoffeln 4—5 Pfg. das Pfund, Salatkartoffeln
4 Pfg., Blumenkohl 50—180 Pfg. das Stück, Winterkohl 30 Pfg. das
Pfund Roſenkohl 60—70 Pfg., Wirſing 20—25 Pfg., Weißkraut 20—25
Pfg., Rotkraut 2—25 Pfg., Kohlrabi (unterirdiſche) 10 Pfg., Spiat
40—45 Pfg., Erbſen 1,20 Mk., Tomaten 1,30 Mk., Zwiebeln 18—20 Pfg.,
Gelbe Rüben 18—20 Pfg. Rote Rüben 10 Pfg., Schwarzwurzeln 40—50
Pfg., Kopfſalat 35—40 Pfg. das Stück, Feldſalat 1—1.20 Mk. das Pfund,
Endivien 1 Mk., Radieschen (Bündel) 20 Pfg., Meerrettich 80 Pfg.,
Sellerie 10—50 Pfg. das Stück. Obſt: Eßäpfel 20—35 Pfg. das
Pfund, Fall= und Kochäpfel 15—22 Pfg., Dörrobſt 40—60 Pfg.
Süd=
früchte: Apfelſinen 5—15 Pfg. das Stück, Zitronen 4—10 Pfg.,
Ba=
nanen 15—20 Pfg., Mandarinen 50 Pfg. das Pfund. Fleiſch und
Wurſt: Schweinefleiſch 1,23—1,40 Mk. das Pfund, Kalbfleifch 1,20
Mark, Rindfleiſch 80—30 Pfg., Hackfleiſch 80—100 Pfg., Hausmacher
Wurſt 80—160 Pfg., Geflügel 1,20—1,80 Mk. Brot 4 Pfd. 65—70 Pfg.
Sonſtige Waren: Süßrahmbutter 2,30—2,40 Mk. das Pfund,
Landbutter 1,80—2 Mk., Eier 12—15 Pfg. das =Stück, Handkäſe 5—16
Pfg., Schmierkäſe 40—45 Pfg. das Pfund.
Neues aus dem Frankfurter Zoo. In den letzten Wochen wurde vor
allem die Sammlung europäiſcher Vogel durch einige ſehr
intereſſante Neuerwerbungen bereichert. U. a. kamen zwei große
Brach=
vögel an, Verwandte der dem Namen nach wohl jedem, von eigenem
Anſehen aber nur wenigen bekannten Waldſchnepfe, die ebenfalls ſeit
längerer Zeit als beſondere Seltenheit gezeigt wird. Im Aquarium iſt
ein junges Exemplar der ſeltenen Elefantenſchildkröte von
den GalapagosInſeln neu.
Kunſtnotizen.
(eder Werte, Künſtler und künſtleriſche Veranſtaltungen, deren im Nachſtehenden Erwädnung
geſchiebt. bebält ſich die Redaktion ibr Urteil vor.
— Reſidenz=Theater: Dem Charakter der Karwoche
ange=
paßt, bringt das R.=T. zwei Filme ernſten Inhalts: „Das Wiegenlied”
ſchilderr in ſieben überaus packenden Akten das Leben einer Mutter, die
unſchuldig verurteilt, 20 Jahre im Gefängnis ſchmachtet. Der einzige
Sonnenſchein ihres troſtloſen Daſeins iſt ihr im Gefängnis geborenes
Töchterchen; dieſes wird, als es drei Jahre alt iſt, weil es das Geſetz ſo
verlangt, von ihr genommen. Das treue Mütterchen läßt nichts
unver=
ſucht, nach verbüßter Haft den Aufenthalt ihres Kindes, zu ermitteln.
Rührend iſt, wie die Mutter, nachdem ſie ihr Kind als Adoptivkind reicher
Leute wiederfindet, im Begriffe iſt, auf ihr Mutterrecht Verzicht zu
leiſten, um ihrem Kind den Glauben an ſeine Herkunft nicht zu zerſtören.
Die Tochter aber, ſtets von einer ſchwachen Ahnung gepeinigt, iſt es die
die Mutter im letzten Moment noch entdeckt, um ihr den Reſt ihres
Lebens zu verſchönen. — „Zapfenſtreich” der Militärfilm nach dem
gleich=
namigen Drama von Beherlein, führt uns zurück in das Soldatenleben
und ſchildert in packender Weiſe die Liebe einer Wachtmeiſters=Tochter
zu einem Leutnant. Die ganze Handlung enthält, obwohl ſtark
drama=
tiſch, einige humorvolle Szenen durch den Offiziersburſchen Plagge.
Aus Heſſen.
Offenbach, N. März. Stadtverordnetenſitzung. Die
letzte Sitzung der Stadtverordnetenverſammlung zog ſich über 5 Stunden
hin. Der Oberbürgermeiſter leitete zunächſt mit halbſtündiger Rede, die
mit Angriffen auf den Reichsve band der Induſtrie und die
rechts=
ſtehende Preſſe durchſetzt war, die Beratung des Haushaltsplanes der
Stadt für 1926 ein. Er meinte, die Kritik der Preſſe grenze an
Gemein=
gefährlichkeit und die Induſtrie ſolle an ihre Aufblähung in den
ver=
ſchiedenen Zweigen der Wirtſchaft denken, wenn ſie den Städten vorhalte,
den ſtädtiſchen Verwaltungskörper zu ſehr aufgebläht zu haben. Aus
dem Rechnungsjahr 1924 ſeien heute noch 370 000 Mark Gewerb=ſteuern
rückſtändig. Uober die Deckung des Fehlbetrags im neuen Voranſchlag
in Höhe von 1,5 Millionen Mark werde man ſich unterhalten müſſen.
Wiesbaden habe ſeinen Fehlbetrag durch Erhöhung des Gaspreiſes
ge=
deckt. Erhöhe man in Offenbach den Gaspreis um 4 Pfennig, ſo ergäbe
das rund 600 000 Mark. Der Haushaltsplan wird zunächſt von den
zu=
ſtändigen Ausſchüſſen bearbeitet. Für Notſtandsarbeiten, die mit
Unter=
ſtützung des Reiches und des heſſiſchen Staates vorgenommen werden
ſollen, wurden dann 369 000 Mark für Straßen= und Kanalbauten
be=
willigt. Davon hofft man einſt durch die Anlieger 198 000 Mark
zurück=
zuerhalten. Für die Vollendung des Netzes der Ueberlandanlage im
Weſten des Kreiſes wurden 100 000 Mark bereitgeſtellt. Aus den
Er=
neuerungsſtöcken des Gas= und des Elektrizitätswerkes ſollen für
Arbei=
ten, die mit der Hochlegung des Bahndammes der Bebraer Bahn
zu=
ſammenhängen, 300 000 Mark entnommen werden. Eine Anzahl
Wohn=
baracken für Mieter, die ohne Erfatzraum aus ihrer bisherigen
Woh=
nung gewieſen worden ſind, erfordert einen Koſtenauſwand von 70 000
Mark. Von der heſſiſchen Goldkommunalanleihe der Kommunalen
Lan=
desbank glaubt die Stadt 1 Million gebrauchen und verzinſen zu
können. Der Betrag ſoll für Straßen= und Kanalbauten, die Erbauung
eines weiteren Kindergartens und die Erweiterung des
Stadtkranken=
hauſes (450 000) verwendet werden. Der Geſellſchaft von Freunden und
Förderern der Univerſität Gießen wurde ein Beitrag von 50 Mark gegen
die Kommuniſten zugewieſen. Die Anſtellungsverhältniſſe der ſtädtifchen
Bedienſteten wurden in der Weiſe neu geregelt, daß die Bedienſteten
in Gruppe 1—6 künftig faſt durchweg auf Vertrag angeſtellt werden.
Weibliche Beamte werden grundſätzlich nur widerruflich angeſtellt. Die
Fraktion der „Bürger” ſtimmte gegen die Vorlage. Unmittelbar darauf
wurden die Fahrbedienſteten der Straßenbahn, etwa 40 Mam, aus dem
Arbeitsverhältnis in das (widerrufliche) Beamtenverhältnis
übernom=
men. Sie werden nach Gruppe 4 beſoldet. Die Maßnahme erfordert
zunächſt 5000 Mark mehr, ſpäter jedenfalls das Fünffache. Die Vorlage
wurde gegen 17 Stimmen, meiſtens Sozialdemokraten und Verwaltung,
angenommen. Für die Wahlen zum Jugendamt der Stadt hatte die
Ver=
waltung einen überparteilichen Wahlvorſchlag vorgelegt, in den auch
Mitglieder der Rechten aufgenommen waren. Die Kommuniſten
erklär=
ten aber, keinen Bürgerlichen zu wählen, und ſo ging ein Vorſchlag der
Sozialdemokraten durch, der nur Demokraten, Zentrumsleute,
Sozia=
liſten und Kommuniſten enthielt. Dem Wohlfahrtsamt wurden weitere
390 000 Mark zur Verfügung geſtellt. Deckung dafür ſoll erſt bei
Vor=
lage der Rechnung für 1925 geſchaffen werden. Die Verwaltung hatte
vorgeſchlagen, an die Erwerbsloſen keine Gasmünzen mehr (
unentgelt=
lich) abzugeben, um die Zuſchüſſe einzuſchränken. Der Oberbürgermeiſter
erklärte, man könne die Zuſchüſſe nicht in unberechtigter Weiſe
weiter=
gewähren. Mit den Stimmen des Zentrums, der Sozialiſten und der
Kommuniſten wurden die Zuſchüſſe trotzdem gegen 19 Stimmen der
Verwaltung, der Demokraten und der Bürgerfraktion angenommen.
Die Zuſchüſſe ſollen vierteljährlich rund 70 000 Mark verſchlingen. Das
Geſuch des Geſamtbetriebsrates der ſtädtiſchen Betriebe um Bewilligung
einer einmaligen Wirtſchaftsbeihilfe wurde gegen die Kommniſten
ab=
gelehnt. Die Sitzung dauerte von 6 bis nach 11 Uhr, worauf in eine
nichtöffentliche eingetreten wurde.
* Gießen, 26. März. Am 9. Mai ſoll ein großer Werbetag für
den Turn= und Sportgedanken in der Volkshalle und auf
den anſchließenden großen Sportplätzen des ehemaligen Exerzierplatzes
ſtattfinden. Geſtern abend fand auf Einladung der Stadtverwaltung
eine Beſprechung über die Veranſtaltung von Werbetagen ſtatt, um
den Turn= und Sportgedanken in der ſtädtiſchen Bevölkerung zu
för=
dern und die Vereine zu gemeinſamer Arbeit zuſammenzufaſſen. Zu
der Verſammlung hatten 18 Vereine ihre Vertreter geſchickt.
Beigeord=
neter Dr. Seib begrüßte namens der Stadtverwaltung die Vereine und
drückte die Hoffnung aus, daß es gelingen möge, eine Veranſtaltung
aller einſchlägigen Vereine zuſtande zu bringen. Es wurde ein
Aus=
ſchuß gebildet, in dem alle Fußball=, Ruder=, Radler=, Schwimm= Turn=
und Sportvereine vertreten ſind. Man hofft, daß auch die
Arbeiter=
turn= und Sportvereine dem Unternehmen ſich anſchließen werden.
* Nieder=Florſtadt, 26. März. Ein Einbruchwurde ins
Pfarv=
haus verübt. Die Diebe ſtiegen durch ein Fenſter in den unteren
Stock und räumten Kiſten und Schräuke aus und warfen Paſſendes in
den Garten. Im Keller ſtatteten ſie den Weinvorräten einen Beſuch ab,
auch rauchten ſie des Pfarrers Zigarren. Den Spuren nach läßt ſich
feſt=
ſtellen, daß ſich die Einbrecher längere Zeit aufgehalten haben. Die
Be=
wohner ſchliefen im oberen Stock und merkten nichts von dem Einbruch.
* Grünberg, 26. März. Ihr 50jähriges Inbiläum feiert
an den Pfingſttagen die hieſige Oberrealſchule. Die Anſtalt hat
in den letzten zwei Jahrzehnten unter Leitung des Direktors Angelberger
eine ſtarke Entwicklung genommen. Sie wird von Sckülern aus etwa
50 Nachbarorten beſucht. In dieſem Jahre haben 40 Schüler das
Ein=
jährigen=Zeugnis erlangt und 12 die Reifeprüfung beſtanden.
Dus Püdagoglum Heuenheim — Heldelberg
hat zu den Abiturienten-Prüfungen am Gymnaslum und an der
Ober-
realschule 8 seiner Oberprimaner entlassen, die alle bestanden haben (1.4764
Rund=Funk=Programme.
Frankfurt.
Montag, 29. März. 3.30: Lehrer Voigt: 1. Was ein Deutſcher
in Rio de Janeiro ſah. 2. Ein Beſuch der deutſchen Salpeterwerke
in Chile (für Kinder vom 14. Jahre ab). O 4.20: Die Oper der
Woche. 1. Verdi: „Othello”, Fant. 2. Nicolai: „Die luſtigen
Weiber” Ouv. 3. Beethoven: „Fidelio” Fant. 4. Flotow:
„Martha‟, Ouv. 5. Wagner: „Parſifal”: a) Vorſpiel, b)
Kar=
freitagszauber. 6. Mozart: „Don Juan” Fant. O 5.45:
Leſe=
ſtunde: Aus dem „Dekameron” des Boccaccio. O 6.15: „
Anekdo=
ten”, erzählt von Gerd Fricke. O 6.30: Emil Rathenau und die
Entwicklung der A. E. G., Vortrag Prof. Küntzel. O 7.15: „Blumen
im Hausgarten”, Vortrag Direktor Kraus. O 7.45: Engliſch. O 8.15:
Gaſtſpiel Prof. Marcell Salzer.
Stuttgart.
Montag, 29. März. 4.30: Rundfunkorch. 1. Blankenburg: Auf
Adlerſchwinger. 2. Fahrbach: Aus der Stadt der Lieder. 3. Adam:
Ouv. „Giralda”, 4. Mozart: Andante cantabile aus der Jupiter=
Sinfonie. 5. Bellini: Fant. „Norma” 6. Popy: Pierrot ſomeil.
7. Blankenburg: Unter dem Friedensbanner. O 6.30: Vortrag Dr.
Schairer, Stadtpf.: Die ſeeliſche Behandlung der Lungenkranken.
O 7: Vortrag Prof. Dr. Nagel: Die Meiſterſinger und ihre
kultu=
relle Bedeutung I. O 7.30: Eſperanto O 8: Mozart der Virtuoſe.
Aus dem Programm: K. Ph. Em. Bach: Streichquartett G=moll,
Fant. für Klavier. Mozart: 2 Fant. für Klavier; Sonate G=moll;
Quintett für 1 Violine, 2 Bratſchen, Horn und Cello. O. Anſchl.:
Alte Lautenhausmuſik vor und bis J. S. Bach. Peter Harlan,
Gui=
tarre; Edgar Lucas, Quinton. O 11: Verſuchsſendung der
Hoch=
frequenz=Kommiſſion.
Berlin.
Montag, 29. März. 4.30: 1. Wilcynski: Der Mörder. 2.
Die Ohrfeige. Geſpr. vom Dichter. O 5.15: Funkkapelle. 1. Blon:”
Im Aeroplan, Marſch. 2. Balſe: Ouv. „Die vier Haymondskinder”
3. Urbach: Bizets Wunderklänge. 4. Lanner: Die Romantiker,
Walzer. 5. Lortzing: Ballettmuſik „Undine‟. O 6.40: Franzöſiſch.
G 7.15: Perſonenverzeichnis zu der Uebertr. aus der Staatsoper.
O 7.30: „Martha‟, Oper von Flotow.
Königswuſterhauſen. 3: Studienrat Friebel und Lektor)
Mann: Engliſch für Anfänger. O 3.30: Studienrat Friebel und
Lektor Mann: Engliſch für Fortgeſhri tene. O 4: Prof. Dr. Schve=,
nichen, Dir. der Staatlichen Stell .. Denkma spflege: Das Ethos)
des Naturſchutzgedankens. O 4.30: Frau Dr. Drewitz:
Frühjahrs=
arbeiten im ſtädt. Gärten, Schrebergarten, und die Pflanzen im
Zimmer und auf dem Balkon.
Gottesdienſt der iſraelitiſchen Religionsgemeinde.
Hauptſynagoge (Friedrichſtraße).
Paſſahfeſt.
Mon ag, den 29 März. Vorabendgottesdienſt 6 Uhr 30 Min.
Dienstag, den 30 März Morgengottesdienſt 8 Uhr 30 Min.
Pre=
digt. — Abendgottesdtenſt 7 Uhr 40 Min.
Mittwoch, den 31. März. Morgengottesdienſt 8 Uhr 30 Min. —
Feſtesausgang 7 Uhr 40 Min.
Gottesdienſt an den Halbfeiertagen: Morgens 7 Uhr. — Abends
7 Uhr 40 Min
Schmerzlos und
Mittel wirkt das alte, berühmte
ſeit über 60 Jahren im Handel. Kein Pflaſter! Preis 80 Pfg. Nur echt
mit der Aufſchrift Nadlauers Kron:napotheke, Berlin 23,
Friedrich=
ſtraße 160. — Crhältlich in den größeren Apotheken u Drogerien. (1 V 2561
Wetterbericht
Wettervorherſage für Dienstag, den 28. März
(nach der Wetterlage von 28. März):
Meiſt bedeckt, wechſelnde Winde, milder, verſtärkte
Niederſchlags=
neigung.
Der Vorübergang von kleinen Teilwirbeln dürfte zunächſt unſerer
Wetterlage noch einen ſtark veränderlichen Charakter erteilen;
Regen=
ſchauer und leichtes Aufklaren werden abwechſeln, während die
Tem=
veraturen noch etwas ſteigen werden.
Die Heſſiſche öffentliche Wetterdienſtſtelle Gießen.
Hauptſchriftleitung: Rudolf Mauve
Verantwortlich für Politik und Wirtſchaft: Rudolf Mauve
Verantwortlich für Feuilleton und Heſſiſche Nachr chten: Max Streeſe
Verantwortlich für Sport: Dr. Eugen Buhlmann
Verantwortlich ſür Schlußd enſt: Andreas Bauer
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Druch und Verlag: 2. C. Wittich — ſämtlich in Darmſtadt.
Nummer 88
Montag, den 29. März 1926
Geite *
Endſpieſe um die ſüddeutſche
Meiſterſchaft.
Die ſüddeutſchen Endſpiele zur Ermittelung des ſüddeutſchen
Meiſters und der Vertreter des S. F. V. bei der Deutſchen
Fuß=
ballmeiſterſchaft ſind nach dem heutigen Sonntag in ihr letztes
Stadium endgültig eingetreten. Das letzte Spiel der 1. Runde
lieferte der Mam=Bezirksmeiſter F. S. V. Frankfurt dem F. V.
Saarbrücken, und er kam ohne ſeinen bewährten Mittelſturmer
Pache in eiem feſſelndem Spiele zu ſeinen beiden erſten
Gewinn=
punkten und hat zumindeſtens rein rechneriſch noch die
Möglich=
keit, den 3. Platz in der Tabelle zu erringen. In dem anderen
Endſpiel des Sonntags, das in Mannheim zwiſchen dem V. f. R.
Mannheim und dem Karlsruher F. V. zum Austrag gelangte,
holte ſich der Karlsruher F. V. durch ein Unentſchieden von 2:2
Toren ſeinen erſten Punkt. Die Favoriten: Bayern München
und Sp. Vg. Fürth waren nicht im Kampfe. Die Tabelle zeigt
unter Berückſichtigung der neueſten Ergebniſſe folgendes Bild:
F. S. V. Frankfurt bezwingt F. V.
Saarbrücken 4:2 (2:1).
15 000 Zuſchauer ſehen im Frankfurter Stadion ein feſſelndes
Kampfſpiel. — Zäher Widerſtand der Saarländer. — Franffurt
ohne Pache!
Frankfurt a. M., 28. März. (Eig. Drahtber.) Von
ſchönem Frühlingswetter begünſtigt, fand am Sonntag
nachmit=
tag im Franafurter Waldſtadion vor 15 000 Zuſchauern das
End=
ſpiel um die ſüddeutſche Meiſterfchaft zwiſchen den Meiſtern des
Mainbezirks und vom Bezirk Rheinheſſen=Saar ſtatt. Während
die Gäſte mit ihrer ſtärkſten Mannſchaft erſchienen, mußte
Frank=
furt auf ſeinen Mittelläufer Pache, der am Vorſonntag in
Mün=
chen verletzt wurde, verzichten. Wer weiß, daß der Schweizer
in der Frankfurter Elf die aufbauende und treibende Kraſt iſt,
der wird auch verſtehen, daß man ſelbſt in Kreiſen des
Main=
meiſters um den Ausgang des Treffens bangte. Schließlich gab
auch die Tatſache, daß Saarbrücken am 21. März den Karlsruher
F.V. ſchlagen konnte, zu denken. Die Saarländer entſprachen
denn auch den Erwartungen, die man in ſie geſetzt hatte, ja man
kann ſaſt ſagen, daß ſie noch mehr zeigten, als man erwartet hatte.
Frankfurt hatte während des ganzen Spieles ſchwer um den Sieg
zu ringen und die Elf iſt ſicher froh geweſen, als beim
Schluß=
pfiff das 4:2 Ergebnis für ſie ſicher ſtand.
Frankfurt ſiegte, an der Zahl der Torchancen gemeſſen,
ver=
dient. Aber das Ergebnis kann nicht darüber hinwegtäuſchen,
daß die Mainelf am Sonntag eine Menge Blößen zeigte. Gut
waren der Tormann, der rechte Verteidiger und der Linksaußen.
Alle anderen Leute zeigten nur Durchſchnittsleiſtungen. Der
Sturm wurde im Zuſammenſpiel von ſeinem Gegner
übertrof=
fen, dafür zeigte er allerdings eine ſtärkere Durchſchlagskraft. Bei
Saarbrücken war die Hintermannſchaft, ſonſt die Stärke der Elf,
zuweilen ein wenig ſehr nervös. Fleißig und erfolgreich ſpielte
der Lauſ, in dem beſonders der ältere Zeimet gefallen konnte.
Der Sturm war in ſeinem techniſch ſchönen, aber leider etwas zu
weichem Spiel die erfreulichſte Erſcheinung des ganzen Spieles.
— Recht mäßig war der Schiedsrichter.
V. f. R. Mannheim ſpielt gegen Karlsruher F. V. 2:2 (0:0).
Nur etwa 6000 Zuſchauer. — Gleichwertige Gegner. — Sämtliche
Tore fallen erſt in der zweiten Halbzeit.
Das für den Sonntag um die ſüddeutſche Meiſterſchaft
an=
geſetzte Treffen zwiſchen V. f. R. Mannheim und dem Karlsruher
Fußballverein ſcheint keine beſondere Anziehungskraft auf das
Publikum ausgeübt zu haben. Alles in allem mögen etwa 6000
Zuſchauer den Platz umſäumt haben, als der Schiedsrichter
Wein=
gärtner=Offenbach den Ball freigab. Keiner der beiden Gegner
zeigte überragende Leiſtungen. Der Schußunſicherheit auf beiden
Seiten iſt es zuzuſchreiben, das die immerhin zahlreichen
Tor=
gelegenheiten in der ganzen erſten Halbzeit verpufften. — In der
zweiten Halbzeit geht K. F. V. überraſchend in Führung, läßt
aber dann den Gegner wieder ausgleichen, um dann nach etwa
einer Viertelſtunde abermals die Führung an ſich zu reißen, die
aber auch nicht gehalten werden konnte. Eine leichte
Ueber=
legenheit des Gaſtgebers, zumal in der zweiten Halbzeit, läßt ſich
nicht verkennen. Mannheim vermochte das Eckenverhältnis der
erſten Halbzeit von 8:5 bis zum Schluß auf 12:5 zu verbeſſern.
V. f. R. Mannheim zeigte heute wieder ein etwas beſſeres
Spiel wie in den letzten Wochen. Wie ſchon in der Schilderung
des Spielverlaufes angedeutet, hat ſein Sturm nur durch zu
große Langſamkeit und Unentſchloſſenheit den Sieg verſcherzt.
Läuferreihe und Hintermannſchaft waren befriedigend.
Karls=
ruhe überraſchte durch ſchöne flache Kombination, in der
beſon=
ders Fuchs unübertrefflicher Meiſter iſt. Leider verfügt er nicht
mehr über die erforderliche Schnelligkeit. Auch ſeine Nebenleute
im Sturm ließen in dieſer Beziehung zu wünſchen übrig. Die
Läuferreihe und Verteidigung einſchließlich Torwächter zeigten
ſich den an ſie geſtellten Anforderungen gewachſen. Die Gäſte
ſpielten mit 3 Mann Erſatz. Man vermißte zumal den
Mittel=
ſtürmer Vogel. Manheim war bis auf einen Mann komplett.
1860 München ſchlägt Stuttgarter Kickers im Pokalſpiel 2:1 (1:1).
Vor mehr als 5000 Zuſchauern lieferten ſich beide
Mannſchaf=
ten in ſtärkſter Aufſtellung auf dem Platz im Degerloch einen ſehr
intereſſanten ſcharfen Kampf, den die glücklichere Mannſchaft für
ſich entſchied. Die erſte Viertelſtunde waren die Stuttgarter mit
dem Wind ſpielend ſtark überlegen, ohne jedoch die 60er
Hinter=
mannſchaft in dieſer Spielphaſe entſcheidend ſchlagen zu können.
Democh erzielten die Kickers durch ihren Mittelläufer Nieder=
bacher das erſte Tor. Niederbacher ſchoß einen ſcharfen Ball aus
30 Meter Entfernung an die Latte, der zurückſpringende Ball
prallte vom Hinterkopf des Torwächters dann ins Tor. Der
Aus=
gleich kam alsbald. In einem ſchnellen Vorſtoß der Münchener
machte ein Stuttgarter Verteidiger Hände, da aber die
Münche=
ner im Vorteil waren, pfiff der Schiedsrichter nicht und der
Halbrechte von Münchener ſchoß ſcharf ein. Nach der Pauſe
waren die Münchener mit dem Wind im Rücken ſtark überlegen
und konnten die Kickers hart bedrängen. Der ſiegbringende
Tref=
fer wurde durch den Mittelſtürmer der Münchener nach
Flanken=
wechſel von links nach rechts erzielt. In der letzten Viertelſtunde
ſetzte ein grandioſer Endſpurt und zwar von beiden
Mannſchaf=
ten ein., Kickers gewannen die Oberhand, da ſie im Feldſpiel
überlegen waren. Aber die Münchener wußten, weun auch oft
mit verſtärkter Hintermannſchaft, das Reſultat bis zum Schluß
zu halten. Schiedsrichter Bohn=Mannheim leitete ſehr großzügig.
Die Vorrundenſpiele
um den Kampfſpieſ=Pokal.
Süddeutſchland ſiegt gegen Mitteldeutſchland
3:1 (1:1).
Das Spiel entſprach nicht den Erwariungen. — Beim Süden
verſagte die Läuferreihe. — 25 000 Zuſchauer.
Auf dem 60er Platz in München erlebten am Sonntag 25 000
Menſchen eine Enttäuſchung. Das Vorrundenſpiel um den
Kampfſpielpokal zwiſchen Süd= und Mitteldeutſchland brachte
nicht den hochwertigen Sport, den man erwartet hatte. Vor allem
die ſüddeutſche Mannſchaft enttäuſchte. Bei ihr lieferten nur die
Hintermannſchaft und der linke Sturmflügel ein gutes Spiel, die
Läuferreihe war ſehr mäßig und der rechte Angriffsflügel
ein=
ſchließlich des Mittelſtürmers Pöttinger kamen über
Durchſchnitts=
leiſtungen nicht hinaus. Der Gegner, die mit großem Jutereſſe
erwartete mitteldeutſche Elf, zeigte in der erſten Halbzeit ein Spiel,
das dem der Süddeutſchen zumindeſt ebenbürtig, zeitweiſe ſogar
überlegen war. Nach der Pauſe aber bauten die Mitteldeutſchen
ſo ſtark ab, daß ſie ſogar dem auch jetzt noch mittelmäßigen Spiel
der Süddeutſchen unterlegen waren. Den Torchancen entſprechend
trug ſchließlich Süddeutſchland mit 3:1 Toren einen verdienten
Sieg davon. Das Eckenverhältnis ſtellte ſich mit 9:1 für Süd
ſogar noch günſtiger.
Nach Spielbeginn überraſchte zunächſt Mitteldeutſchland durch
ſein präziſes Flachſpiel. Es entſtanden gleich einige kritiſche
Situationen für Süd, die jedoch von Stuhlfauth ſicher geklärt
wurden. In der 10. Minute warf ſich jedoch der lange Heiner bei
einem ſcharfen Schuß des mitteldeutſchen Mittelſtürmers Gedlich
vergeblich. Der ſüddeutſche Lauf zeigte in der Folge ein recht
mäßiges Spiel; vor allem Hagen verſagte faſt vollkommen. Dieſer
Tatſache iſt es auch zuzuſchreiben, daß die Gäſte immer wieder
vor das ſüddeutſche Tor kommen konnten und daß andererſeits
der ſüddeutſche Sturm zu wenig unterſtützt wurde.
Mittel=
deutſchland hatte denn auch im allgemeinen etwas mehr vom
Spiel. In der 32. Minute wurde es jedoch durch Dietl, der eine
Flanke Hoffmanns ſicher verwandelte, um ſeine Chancen ge
bracht. Der Reſt der Halbzeit gehörte Mitteldeutſchland, deſſen
linker Flügel immer wieder kritiſche Situationen ſchuf. — Nach
dem Wechſel ſpielte Süd ſofort etwas energiſcher. Eine glänzende
Flanke Kienzlers verfehlte der freiſtehende Pöttinger 3 Meter
vor dem Tore. Kurz darauf, in der 3. Minute, wehrte Lederer
(Mittel) mit der Hand ab und Süd konnte durch einen von
Kienzler verwandelten Elfmeter die Führung an ſich reißen.
All=
mählich wurde Süd jetzt überlegen, da die mitteldeutſche
Läufer=
reihe mehr und mehr zurückfiel. Der ſüddeutſche linke Flügel
trug fortgeſetzt ſchöne Angriffe vor, konnte aber zunächſt nur eine
Anzahl von Eckbällen erzielen. Im übrigen wehrte Baum im
Tor der Gäſte ganz hervorragend ab. In der 23. Minute mußte
er ſich allerdings noch einmal von Hoffmann ſchlagen laſſen
jedoch war ihm hierbei durch ſeine beiden Verteidiger die
Aus=
ſicht verſperrt. Der Reſt der Halbzeit gehörte Süddeutſchland,
das jedoch nur noch ſein Eckenverhältnis verbeſſern konnte.
Mit=
teldeutſchland kam lediglich noch zu einigen Durchbrüchen, die
aber ſchnell und leicht abgeſtoppt wurden.
Wie ſchon eingangs geſagt, konnte der Kampf nur ſelten
er=
wärmen. Die ſüddeutſche Mannſchaft wies zuviel ſchwache
Stellen auf, um überzeugend wirken zu können.
Mitteldeutſch=
land dagegen ſpielte zwar ziemlich einheitlich, hatte aber in der
zweiten Halbzeit eine entſcheidende Schwächeperiode. Die beſten
Leute bei Mittel waren der Mittelſtürmer Gedlich, der
Mittel=
läufer Köhler, der Verteidiger Edy und Baum im Tor.
Im übrigen ſpielten die Mannſchaften, abgeſehen von einer
Ausnahme, in den vorhergeſehenen Aufſtellungen. Nur
Mittel=
deutſchland hatte einen Erſatzmann geſtellt, und zwar ſpielte für
den Internationalen Linksaußen Paulſen der D. S. C.=Mann
Schrembel. — Unter den Zuſchauern ſah man eine ſtattliche
An=
zahl von Prominenten, ſo unter anderem den
Bundesſpielaus=
ſchuß, Vertreter des ſüddeutſchen Verbandsvorſtandes, den
be=
kannten Wiener Schiedsrichter Retſchury uſf. — Dr. Bauwens=
Köln, in deſſen Händen das Amt des Schiedsrichters lag, konnte
voll befriedigen.
Union II.—Sp. V. II.
Union II., die nurmit 8 Mann davon 4 Erſatz, auf
dem Stadion der II. Sp. V. 98 gegenübertreten ſollte, fand da
nicht dieſe vor, dafür alte Praktiker, wia Müllmerſtadt, Hegy,
ferner Becker, Girmſcheidt, Steckenreuter uſw. Daß die jungen
Leutchen dagegen nicht aufkommen konnten, war von vornherein
klar. Die Unioniſten hielten ſich tapfer, ſtrengten ſich mächtig an,
zeigten auch manchmal ſchöne Anſätze, konnten aber dem Sp. V.
niemals gefährlich werden. Nur der Linksaußen war ein völliger
Verſager, auch der Torhüter muß noch viel lernen. Am Schluß
hieß es 11:0.
Die alten Herren holten ſich bei den Akademitern auf deren
Platz eine 5:1=Niederlage. Ihr beſter Mann war der Torhüter.
Die Akademiker gaben einen beachtenswerten Gegner ab, die den
„Zarten” alten Herren ſchwer zu ſchaffen machten.
Union Darmſtadt—Arheilgen 6:5 (5:0).
Ein ſonderbares Reſultat, das nur dem erklänlich wird,
der die Umſtände gemigend würdigt. — Die erſte Halbzeit ſtand
im Zeichen der ſchönſten Unionangrifſe, die 5 Torerfolge
brach=
ten. Die 2. Halbzeit brachte die Verletzung dreier Unionſpielen,
einer mrußte völlig ausſcheiden, Stumn und Länfer, dadurch
ge=
ſchſwächt, brachten nichts mehr zuwege, zum Ueberfluß leiſtete
ſich die Verteidigung noch einige Schnitzer. So konnte Arheilgen
mit 5 Toren gleichziehen, Umion aber dennoch den Sieg an ſich
reißen durch ein ſchönes Tor Mühlbachs.
Beide Mannſchaften traten mit Erſatz an, Umion mit nicht
weniger als 5 Mann. In der 1. Halbzeit zeigten die Unioniſten
ein ſchönes Spiel, wobei der Sturm, deſſen Beſſerung
an=
ſcheinend beſtändig wird, gefallen konnte. Die Läufer und
Ver=
teidiger arbeiteten zur Zufriedenheit, Flaig im Tor ſtand ſeinen
Mann. In der 2. Hälfte war manches zu kritiſieren, was aber
in Anbetracht der Umſtände — es ſtanden 3 Mann durch die
Verletzungen auf ihnen völlig ungewohnten Poſten — nicht näher
getan werden ſoll. Schiedsrichter zufriedenſtellend.
Spielvgg. 1921 Darmſtadt I.—Fr. T. Pfungſtadt I. 4:3 (2:1).
Das erſte Serienſpiel in Pfungſtadt konnte Darmſtadt nach
ſchönem, überlegenen Spiel für ſich entſcheiden. Ein Spiel, wie
es ſelten gezeigt wird, reich an ſpannenden Momenten und guter
Technik. Zum Spiel ſelbſt: Pf. ſtößt an, verliert aber den Ball und
er wandert hin und her. Beide Parteien erzielen je 1 Ecke,
welche nichts einbringt. In der 27. Minute kann Pfungſtadt
durch halbrechts einſenden. Allmählich findet ſich die Darmſtädter
Mannſchaft und reißt die Initiative an ſich. Durchbruch auf
Durchbruch bis es gelingt, das Reſultat auf 1:1 zu ſtellen. Gleich
2 Minuten danach kann ſie nochmals erfolgreich ſein. Dann
Halbzeit. Nach Halbzeit iſt Darmſtadt wieder im Vorteil und
kann in kurzen Abſtänden 2 weitere Tore erzielen. Doch auch
Pfungſtadts Mannſchaft wird durch Zurufe angeſpornt und
ſtellte das Reſultat bis zum Schluß auf 4:3. Schiedsrichter ſehr
korrekt. II. Mannſchaften 5:1 (3:0) für Pfungſtadt.
Das neue Spielſyſtem des ſüddeutſchen Fußballverbandes.
Der ſüddeutſche Verbanosvorſtand hat in ſeiner letzten Sitzung
bie bevorſtehende Aenderung des Spielſyſtems eingehend
be=
ſprochen. Die gefaßten Beſchlüſſe, die dem im Sonumer
ſtatt=
ſindenden Verbandstage unterbreitet werden müſſen, enthalten
wwichtige Neuerungen, die vor allen Dingen auf die Größe der
einzelnen Bezirke Rückſichten enthalten. Die derzeitige
Eintei=
lung des Verbandes in fünf Bezirle bleibt beſtehen. Die Zahl
der Bezirksligavereine ſoll unter Berückſichtigung des
Mitglieder=
ſtandes in den einzelnen Bezirken abgeſtuft werden. So zum
Beiſpiel ſind für die großen Bezirke Bayern und Württemberg=
Baden je 13 Bezirksligavereine vorgeſehen. Im ganzen
Ver=
bandsgebiet können die Bezirksligavereine etwa die Zahl 60
er=
reichen. Der Abſtieg ſoll gemildert werden. Die Vereine,
di=
in dieſem Jahre abſteigen, müſſen Qualifikationsſpiele
austra=
gen. Es darf wohl angenomen werden, daß der Verbandstag
den Vorſtandsbeſchlüſſen ſeine Zuſtimmung geben wird.
Holland ſchlägt die Schweiz im Fußball=Länderkampf 5:0.
Vor 30000 Zuſchauern endete am Sonntag das Fußball=
Länderſpiel Holland=Schweiz im Amſterdamer Stadion mit einer
großen Ueberraſchung: Holland konnte die ſchweizeriſche
Natio=
nal=Elf mit nicht weniger als 5:0 Treffern ſchlagen. Bei den
Eidgenoſſen war der Angriff ſehr ſchlecht; man ſah wohl einige
gute Einzelleiſtungen, aber kaum Zuſammenſpiel und einheitlich
vorgetragene Angriffe. Verhältnismäßig gut war dagegen die
Hintermannſchaft, obwohl ſie fünfmal geſchlagen wurde. Holland
ſtellte eine ſehr geſchloſſen wirkende Elf, die ein ſehr großes
Schuß= und Durchſchlagsvermögen zeigte. Die beſten Leute waren
hier der Tormann, rechter Verteidiger, Mittelläufer, linker
Läu=
fer und der linke Sturmflügel. Holland ging ſchon nach zwei
Minuten durch ſeinen Halbrechten Krom in Führung. Eine
halbe Stunde ſpäter erhöhte der Halblinke auf 2:0 und in der
nächſten Minute ſchon lautete das Ergebnis 3:0. Der linke
Ver=
teidiger der Schweiz hatte in höchſter Not mit der Hand
abge=
wehrt; der Elfmeter wurde glatt verwandelt. — Nach dem
Wech=
ſel war der Kampf unheimlich ſchnell. Schon bald ſtellte van Heel
für Holland das Ergebnis auf 4:0 und bei anhaltender
Ueber=
legenheit konnten die Einheimiſchen ſchließlich auch noch einen
fünften Treffer erzielen.
Fußball=Ergebniſſe.
Vorrundenſpiele um den Kampfſpiel=Pokal:
In München: Süddeutſchland gegen Mitteldeutſchland 3:1. In
Stettin: Baltenland gegen Norddeutſchland 1:3. In Berlin;
Brandenburg gegen Südoſtdeutſchland 1:4.
Süddeutſchland.
Endſpiele um die ſüddeutſche Meiſterſchaft
In Frankſurt a. M.: F. S.V. Frankfurt — F. V. Saarbrücken 4:2.
In Mannheim: V. f. R. Mannheim — Karlsruher F.V. 2:2.
Süddeutſcher Pokal: Stuttgarter Kickers —
Mün=
chen 1860 1:2.
Privatſpiele: Eintracht Frankfurt V. f. R.
Frank=
furt 01 2:2. Kickers Offenbach — S.V. Offenbach 2:1. Union
Niederrad — F.C. Mannheim=Lindenhof 08 2:2. Vikzoria
Aſchaf=
fenburg — S.V. Wiesbaden 3:5. S. V. Griesheim 08 — Helvetia
Frankfurt 1:1. V. f. B. Stuttgart — 1. F.C. Nürnberg 1:1.
Würzburger F. V. 04 — N. S.V. Nürnberg 5:5. Saar Saarbrücken
— Schwaben Angsburg 2:2. F.C. Freiburg — S. V. Mannheim=
Waldhof 3:2.
Aufſtiegsſpiele der Kreisliga: Bezirk Bayern:
F. C. Fürth — 1. F. C. Bayreuth 1:2. Schwaben Ulm —
Würz=
burger Kickers 2:4. Jahn Regensburg — S.V. Ingolſtadt 4:4.
S.C. Freiburg — Stuttgarter Sportfreunde 1:0.
Norddeutſchland.
Eudſpiel um die norddeutſche Meiſterſchaft:
In Hamburg: Hamburger S.V. — Arminia Hannover 4:4.
Seſte 6
Nummer 88
Peitere Spiele: Schleswig=Holſtein
LübecklMeck=
lenburg 1:3. Eintracht Kiel — Boruſſia Kiel 6:1. F. C.
Rothen=
burgsort — Kilia Kiel 0:0. Union Bremen — Boruſſia
Har=
burg 3:3. A.B.T,S. Bremen — Werder Bremen 1:1. V. f. B.
Braunſchweig — Viktoria Leipzig 2:4.
Brandenburg.
Um den Verbandspokal: Spandauer B.C. — Tennis
Boruſſia Berlin 7:9. Norden=Nordweſt Berlin Concordia
Wittenau 4:6. Weißenſee 1900 — Union Oberſchöneweide 2:4.
Alemannia Berlin — B.V. Luckenwalde 3:2. Meteor Berlin —
Nord 08 Berlin 0:1. Wedding — Union S.C. Charlottenburg 4:8.
Mitteldeutſchland.
Privatſpiele: Olympia=Germania Leipzig — Norden=
Nordweſt Berlin 2:2. Leipziger B.C. — T. u. B. Leipzig 3:4.
Dresdenſia Dresden — S.V. Dresden 06 3:3. Preußen
Chem=
nitz — Viktoria Einſiedel 6:2. Chemnitzer B.C. — Wacker Halle
1:3. V. f. B. (hemnitz Sturm Chemnitz (Samstag) 1:4.
Sturm Chemnitz — Boruſſia Halle 1:3. Sp.Vg. Dresden — Ring
Dresden 1:1. Preußen Magdeburg — Magdeburger Viktoria 96
1:0. Nagdeburg 1900 — V. fL. Genthin 6:1.
Weſtdeutſchland.
Eudſpiele um die weſtdeutſche Meiſterſchaft:
In Düſſeldorf: V. f. R. Köln — Arminia Bielefeld 3:0. In
Elberfeld: Turu Düſſeldorf — Sportfreunde Siegen 2:1.
Runde der „Zweiten” In Bochum: Schwarz=Weiß
Eſſen — F. V. 08 Duisburg 4:0. In Krefeld: Fortung Düſſeldorf
— Sp.Vg. Hagen 1911 4:3. In Paderborn: V. f. L. Osnabrück
— Kurheſſen Kaſſel 4:3.
Bezirksmeiſterſchaftsſpiele: Preußen Eſſen
Eſſener S. V. 99 2:0.
Pokalſpiele im Rheinbezirk; Rhenania Köln —
Boruſſia M. Gladbach 2:5. Viktoria Köln — Dürener S. C. 03 1:5
England. Semi=Final um den engl. Cup:
Man=
cheſter City — Mancheſter United 3:0. Bolton Wanderers —
Swanſea Town 3:0. Meiſterſchaftsſpiele: Blackburn
Robers — Weſtham United 1:0. Bury — Arſenal 2:2. Cardiff
City — Leeds United 0:0. Everton — Notts County 3:0.
Hud=
dersfield Town — Aſton Villa 5:1. Sunderland — Leiceſter
City 3:0. Weſtbromwich Albion — Liverpool 0:3.
Holland. Wageningen — Heracles 1:1. Dandfordſche A.C.
Go Ahead Deventer 2:1. Roermond — N.O.A.D. Tilburg 1:1.
W. V. V. — Friesland 3:3.
Velgien. Union St. Gilloiſe — Berchem Sport 3:2. Racing
Gent — S. C. Anderlecht 5:1. Standart Lüttich — Daring
Brüſ=
ſel 2:1. F. C. Brügge — Tilleur F.C. 2:1. A.C. Beerſchot —
B.C. Brugeois 3:0. Royal Antwerpen — Racing Malines 0:2.
C. S. Verviers — C.A.S. La Gantoiſe 2:1.
Frankreich. Vorſchlußrunde im Coupe de France:
Olympique Marſeille — Stade Frangais Paris 2:0. C.A. Vitry
— A.S. Valentingney 1:2. Privatſpiele: Red Star Paris
Simmering Wien 1:3. C.A. Metz — Simmering Wien 0:6.
Elſaß. Meiſterſchaftsſpiele: Red Star Straßburg
— F.C. Biſchweiler 1:3. R.C. Mülhauſen — A.S. Straßburg 1:2.
Racing Straßburg — Mars Biſchheim 3:2. F.C. Hagenau"
S. C. Schlettſtadt 0:0. F.C. St. Louis — N.S. Hüningen 6:0.
S. R. Colmar — A. S. Mülhauſen 4:1.
Schweiz. Meiſterſchaftsſpiele: F.C. Zürich — S.C.
Valtheim=Winterthur 1:0. Blue Stars Zürich — F.C. Brühl=
St. Gallen 5:1. F.C. Lugano — F.C. St. Gallen 2:3. F. C.
Solothurn — Young Boys Bern 1:3. Urania Genf — Cantonal
Neuchatel 2:1. Lauſanne Sports — F.C. Biel 0:0. F. C. Chaur
de Fonds — F.C. Fribourg 2:2.
Oeſterreich. Meiſterſchaftsſpiele; Vienna Wien
Hakoah Wien 5:4. Floridsdorfer A.C. — Rudolfshügel 4:0.
Wacker Wien — Admira Wien 0:0. Sportklub Wien —
Ama=
teure Wien 0:1. Privatſpiel: W.A.C. Wien — Sparta
Prag 2:3
Tſchechoflowakei. Meiſterſchaftsſpiele: Slavia Prag
Viktoria Ziskov 2:3. D.F.C. Prag — A. F.K. Prſovice 4:1.
Ungarn. Pokalendſpiel: U.T.E. Budapeſt — M. T.K.
Budapeſt 0:4. Privatſpiel: F. T.C. Budapeſt
Rapid
Wien 3:0.
Italien. Meiſterſchaftsſpiele: Bescia —
Inter=
nazionale Mailand 0:1. Modena — Bologna 0:0. Caſale —
Novara 1:1. Udineſe — Hellas 0:3. Juventus Turin — Milano
2:1. Livorno — Padova 3:0. Aleſſandria — Mantova 9:0.
Hockey=Ergebniſſe.
T. V. Frankfurt 1860 — T.H.C. Nürnberg (Samstag) 1:2.*
T. V. Frankfurt 1860 — Heidelberger H.C. (Sonntag) 1:6.
Eintracht Hannoper — H.C. Hannoper 3:3.
Sportverein Darmſtadt beſiegt den badiſchen Meiſter,
Polizei=
ſportverein Heidelberg 6:2.
Um 3,10 Uhr pfeift der Schiedsrichter Dudine, Frankfurt, das
Spiel an. Heidelberg und Darmſtadt in ſtärtſter Aufſtellung.
6 Minuten Kampf; Heidelberg zerfahren, Darmſtadt ruhiger
als ſonſt. Scharfe Konzentration der Darmſtädter Mannſchaft
verſchafft dem Süddeutſchen Meiſter durch Fiedler das erſte Tor
in der 6. Minute. Heidelberg kommt auf! Naſche Vorſtöße des
badiſchen Meiſters bringen das Darmſtädter Tor in Gefahr. Vier
Minuten ſpäter der Ausgleich durch Strafſtoß. Der Halblinke
Heidelbergs iſt der glückliche Schütze. Darmſtadt unverzagt, liegt
ſchießt ausſichtsreichen Strafſtoß. Allwohn verſucht ſich in
raffi=
ſchießt ausſichtsreichen Strafſtoß. Altwohn verſucht ſich in
raffi=
nerten Lattenſchüſſen. Auch Werner beteiligt ſich an dieſem
aus=
ſichtskoſen Beginnen. Jans zeigt durch klaren Schuß, wie man
es machen ſoll. Der Heidelberger Torwächter leukt zur Ecke ab.
Ein zweiter Strafſtoß Allwohns ſtellt das Reſultat auf 2:1 für
Darmſtadt. Nun regt ſich Heidelberg wieder. Kurz
hintereinan=
der muß Trautwein drei ſcharfe Schüſſe des Heidelbeiger
Sturms meiſtern. Trotzdem hat Darmſtadt das Heft weiter in
der Hand. Während Jans nach prachtvollem Angriff dent
Heidelberger Torwächter in die Hände ſchießt, ſtellt Götz bis zur
Spielhälfte das Reſultat auf 3:1.
10 Minuten nach Spielbeginn in der zweiten Hälfte erhöht
Darmſtadt ſein Torzahlverhältnis auf 4:1. Die Darmſtädter
Schlachtenbummler atmen auf. Der Sieg Darmſtadts ſcheint
ſicher geſtellt. Doch Heidelbergs Kampftraft flackert erneut auf,
der Halblinke Heidelbergs gibt durch ein zweites Tor ſeiner
Mannſchaft neue Hoffnung. 4:2 ſteht das Reſultat. Der
Darm=
ſtädter Hennemann erhöht es nach prachtvollem Zuſpiel durch
Jans auf 5:2 für Darmſtadt. Galm muß infolge ſcharfen Spiels
des Gegners kurze Zeit ausſcheiden. Nach ſeinem
Wiedereintre=
ten erhöht Allwohn das Torverhältnis zu Gunſten Darmſtadts
auf 6:2 Toren. Der Darmſtädter Mannſchaft gebührt ein
Ge=
ſamtlob; der badiſche Meiſter war ihr nicht gewachſen.
Am nächſten Sonntag iſt das Entſcheidungsſpiei um die
ſüd=
deutſche Meiſterſchaft gegen Fürth, Bayern, in Darmſtadt
Erwähnt ſei noch, daß auch die zweite Mannſchaft des
Sport=
vereins ihren guten Ruf rechtfertigte und die gleiche Mannſchaft
des Polizeiſportvereins Heidelberg mit 6:4 abfertigte.
Wir gratulieren unſerer Darmſtädter Mannſchaft und rufen
ihr zu: „Glück auf!” zur ſüddeutſchen Meiſterſchaft am nächſten
Sonntag.
Union II.—A. S. C. komb. 3:2.
Ein ſchönes Spiel, ſchöne Angriffe beiderſeits, bei denen
Union im Vorteil und gefährlicher iſt, aber durch Lattenſchüiſſe
ſehr viel Pech hat.
Monkag, den 29. März 1926
Rademacher ſteut im Aleingang zwer
neue Weltrekorde auf.
Frölichs erſier Sieg in USA.
New York, 28. März. (Kabeltelegramm.) Die
beiden deutſchen Meiſter Rademacher und Frölich gingen am
Samstag abend ſchon wieder an den Start, diesmal waren ſie
die Gäſte des Buffalo A. C. Leider fand der deutſche
Weltrekord=
mann Rademacher auch hier wieder keinen Gegner, ſodaß er im
Alleingang über die Bahn gehen mußte. Wenn er dennoch und
trotz ſeiner Verletzung abermals zwei Weltrekorde aufſtellen
konnte, ſpricht dieſe Tatſache dem Können des Deutſchen nur das
allerbeſte Zeugnis aus. Rademacher ſchwamm die 200 Meter
Bruſt in 2:49 Min. und die 220 Yards Bruſt in 2:45,4 Min.,
unterbot alſo damit die alten Weltrekordhöchſtleiſtungen um volle
zwei Sekunden. Der amerikaniſche Bruſtſchwimmeiſter Spencer,
mit dem ja Rademacher ſehr wahrſcheinlich bei den amerikaniſchen
Meiſterſchaften vom 6. bis 9. April zuſammentreffen wird, hat
zwar dieſe Zeiten Ende Februar auch ſchon einmal erreicht, jedoch
konnte ſeine Leiſtung nicht anerkannt werden, da die betreffende
Schwimmbahn zu kurz war. Rademacher dagegen ſtellte die
Weltrekorde in einem Baſſin auf, das den internatonalen
Be=
ſtimmungen vollkommen entſprach. — Auch der deutſche
Rücken=
ſchwimmeiſter Frölich konnte diesmal einen Sieg, ſeinen erſten
in 1. S. A. buchen. Er ſchlug Gothier vom Buffalo A. C. über
40 Yards Freiſtiel in 26,2 Sekunden;; der Amerkaner benötigte
27 Sekunden. Hierzu iſt zu bemerken, daß Frölich unbedingt
beſſere Zeiten ſchwimmen kann, daß aber das Waſſer in
Buffalo ſehr ſchewr war. — Die beiden Deutſchen wurden ſowohl
bei ihrem Erſcheinen, wie auch nach ihren Siegen außerordentlich
ſtark gefeiert.
Die verbandsoffenen Schwimmwettkämpfe der Borufſia=Sileſia
Breslau.
Die verbandsoffenen Schſvimmwettkämpfe, die die
Bres=
lauer Bornſſia=Sileſia am Samstag und Sonntag im Breslauer
Hallenbade zur Durchführung brachte, waren ein voller Erfolg.
Die einzelnen Wettbewerbe waren ausgezeichnet beſetzt und es
trurden durchſchnittlich ſehr gute Leiſtungen geboten. Auch in
propagandiſtiſcher Hinſict war die Veranſtaltung ſehr wertvoll.
Als Ueberraſchung iſt die Niederlage Schuberts vom
veranſtal=
tenden Verein durch den Magdeburger Hellasmann
Rade=
macher 2. zu beterten. Der Magdeburger ſiegte über Schubert
im 500 Meter=Freiſtilſchſvimmen mit ſtark 5 Sekunden
Vor=
ſprung. In guter Form zeigte ſich der deutſche Meiſter Herbert
Heinrich=Leipzig, der ſämtliche von ihm beſtrittenen
Konkurren=
zen ſiegreich beenden konnte. In dem Waſſerball=Endſpiel
zwi=
ſchen der deutſchen Meiſtermannſchaft Hellas=Magdeburg und
dem Neuen SV. Breslau ſtellten die Magdeburger in der erſten
Halbzeit mit ſechs Toren den Sieg ſicher. Das Endreſultat
lau=
tete 6:2. Die wichtigſten Ergebniſſe beider Tage ſind folgende:
200 Meter Freiſtil: 1. Heinrich=Poſ. Leipzig 2:25,6 Min.; 2.
Schubert Bor.=Sil. Breslau 2:27,4 Min.; 3. Heitmann
Magde=
burg 96.
Damen=Bruſtſchwimmen 100 Meter: 1. Frl. Baumann, Bor.=
Poſeidon Stettin, 1:45,6 Min.; 2. Frl. Liebchen, NSV.
Bres=
lau, 1:48 Min.
Rückenſchwimmen 200 Meter: 1. Boddin, ASV. Breslau,
2:47,8 Min.; 2. Trentſchel, Stern=Leipzig, 2:52 Min.
4mal 60 Meter Staffel: 1. Hellas=Magdeburg 3:27,2 Min.;
2. Boruſſia=Sileſia Breslau 3:29 Min.
3mal 60 Meter Freiſtilſtaffel: 1. Poſeidon=Leipzig 1:45,6
Min.; 2. Magdeburg 96 1:46,8 Min.; 3. NSV. Breslau.
2. Freiſtilſchwimmen, 100 Meter: 1. Riedel, Hellas=
Magde=
burg, 1:06,2 Min.; 2. Cordes, Hellas=Magdeburg, 1:06,6 Min.;
3. Möller, Berlin 89, 1:06,8 Min.
500 Meter Freiſtilſchwimmen: 1. Rademacher 2.=Magdeburg
6:57,8 Min.: 2. Schubert, Boruſſia=Sileſia Breslau, 7:03 Min.;
3. Eckſtein, Poſeidon, Leipzig.
100 Meter Rückenſchwimmen: 1. Boddin, ASV. Breslau,
1:14,4 Min.; 2. Trentſchel, Stern=Leipzig, 1:15,6 Min.
Seniorſpringen (8 Sprünge): 1. Baumann, SV. Dresden,
60½ Punkte: 2. Schrötter, NSV. Breslau, 53½/= Punkte; 3. Hefter,
Waſſerfreunde Jena, 50 Punkte.
Freiſtilſchwimmen, 100 Meter: 1. Heinrich, Leipzig, 1:04
Min.; 2. Heitmann, Magdeburg 96, 1:04,1 Min.; 3. Dahlem,
NSV. Breslau, 1:05,2 Min.
Große Staffel, 20X40 Meter: 1. Boruſſia=Sileſia Breslau
8:00,4 Min.; 2. ASV. Breslau 8:03 Min.
Waſſerball: Hellas Magdeburg—Neuer SV. Breslau, 6:2
6:0).
Cambridge gewinnt das traditionelle Achterrennen
Oxford—Cambridge.
Das klaſſiſche Achterrennen zwiſchen den beiden engliſchen
Univerſitäten Oxford und Cambridge, das in dieſem Jahre ſeine
77. Wiederhokung erlebte, brachte der Mannſchaft der Cambridge=
Univerſität den 3. Sieg in ununterbrochener Reihenfolge und den
37. Sieg ſeit Beſtehen dieſes Wettbewerbes überhaupt. Die Ufer
der Themſe waren ſchon von den Morgenſtunden an von einer
ungeheuren Zuſchauermenge beſetzt, der äußere Rahmen dieſes
wohl größten ruderſportlichen Ereigniſſes für England war der
gleiche wie in früheren Jahren. Nach den Trainingsberichten
hatte man dem Oxforder Achter eine Faporitenſtellung
ein=
geräumt, und dieſe Meinung verſtärkte ſich noch mehr, da
Cambridge auf Nr. 4 einen Erſatzmann ſitzen hatte. Indeſſen
war der Verlauf des Rennens für die Oxforder wenig glücklich.
Cambridge hatte den Vorteil, ſich den Startplatz wählen zu
dür=
fen und entſchied ſich naturgemäß für die leichter zu befahrende
Middleſexer Seite, konnte der flüſſig zuſammenarbeitenden
Ox=
forder Mannſchaft aber trotzdem auf der 1. Hälfte der Strecke
durchaus nicht gefährlich werden und lag bis dahin ſtets klar im
Hintertreffen. Als ſich aber Nr. 5 der Orforder Mannſchaft den
Anſtrengungen nicht mehr gewachſen zeigte, war das Rennen zu
Gunſten der Cambridger entſchieden. Die Oxforder ruderten
mit der größten Bravour, konnten aber den Ausfall eines
Man=
nes nicht decken und gingen nach heftigem Ringen mit 5
Boots=
längen Abſtand hinter Cambridge durchs Ziel. Der ſiegreiche
Achter der Cambridge=Uwiverſität benötigte für die etwa 6850
Meter lange Strecke 19:26.— Min., während die Beſtzeit für
dieſes Rennen, die Oxford im Jahre 1911 aufſtellte, über eine
Minuie kürzer iſt und auf 18:21,— Min. ſteht
Städtekampf im Degenfechten Hamburg—Leipzig—Berlin—
Hannover.
In den Räumen des Deutſchen Fechtklubs Hannover kam
am Sonntag ein Städtekampf im Degenfechten zwiſchen
Ham=
burg—Hannober-Berlin und Leipzig zum Austrag. Die
Ver=
anſtaltung brachte ſehr gute Leiſtungen und endete mit einem
knappen Siege von Hamburg vor Leipzig, Hannoper und Berlin.
Leichtathletik.
Um die ſüddeutſche Waldlaufmeiſterſchaft.
Bei recht guter Beteiligung kamen am Sonntagvormittag im
Frankfurt a. M. die ſüddeutſchen Waldlaufmeiſterſchaften zum
Austrag. Die Strecke führte in der Klaſſe A über 7,5 Km. und
bot eigentlich keine beſonderen Schwierigkeiten. Auch die
Wit=
terung war recht angenehm. Die Meiſterſchaft der Sewioren
er=
brachte den Sieg von Auberle=Tübingen in 23:23 Minuten vor
Sabjetzky=Freiburg und Heller=Stuttgart. Den Sieg inr
Mann=
ſchaftslauſen riß der V.f.R. Landau vor V.f.B. Stuttgart an ſich,
Süddeutſche Meiſterſchaft=Klaſſe A: 1. Auberle=
Tübingen 23:23 Minuten: 2. Sabjetzky=Freiburg 23:26 Min.; 3.
Heller I.=Stuttgart 23:32,3 Min.; 4. Wald=Landau; 5.
Engel=
hardt=Darmſtadt.
Mannſchaftslaufen Klaſſe 4: 1. V.f.R. Landau 24
Puukte: 2. V.f.R. Stuttgart 32 Punkte; 3. S. V. Darmſtadt
39 Punkte.
Einzellauf der Junioren: 1. Sander=S. V.
Wies=
baden; 2. Lauber=Pol. S. V. Darmſtadt: 3. Krickſer=
Eintracht Fraukfurt; 4. Wolf und 5. Ries, beide Pol. S. V.
Darmſtadt.
Mannſchaftslaufen der Junioren; 1. Pol.
S. V. Darmſtadt 13 Punkte; 2. Sp. Vg. Arheilgen 37 Punkte;
3. Eimtracht Frankfurt; 4. S. V. Darmſtadt.
Anläßlich der diesjährigen Bundes=Generalverſammlung des
Heſ=
ſiſchen Schützenbundes, Sitz Darmſtadt, wurde der Schützengeſellſchaft
„Weidmannsheil” Roßdorf b. D. das diesjährige Bundesfeſt zugeteilt.
Dieſes Feſt findet am 17., 18. und 19. Juli ds. J3. auf dem neuen
Schieß=
ſtand zu Roßdorf ſtatt. Die Vorbereitungen hierfür werden ſeitens des
feſtgebenden Vereins jetzt ſchon in Angriff genommen. Die
Schützen=
geſellſchaft „Weidmannsheil” Roßdorf wird alles aufbieten, den
Schieß=
ſport bei dieſem Feſte in jeder Weiſe zu würdigen und die
Veranſtal=
tung zu einer erinnerungsvollen zu geſtalten.
Heſſiſcher Schützenbund Darmſtadt.
Der Heſſiſche Schützenbund Darmſtadt hielt im Gaſthof zum
„Eliſenbad” in Ober=Ramſtadt ſeine diesjährige
General=
verſammlung ab, die von 8 dem Bund unterſtellten
Ver=
einen und einer großen Anzahl Delegierten derſelben beſucht,
alſo durchaus beſchlußfähig war.
Pünklich um 10 Uhr eröffnete der ſeitherige 1. Vorſitzende,
Herr Guſtav Hanſtein (Feurio Darmſtadt), der zunächſt von der
Generalverfammlung in Anbetracht ſeiner allgemeinen Verdienſte
um den Bund zum Bundes=Ehrenpräſidenten ernannt worden
iſt, die Generalverſammlung und erteilte dem Ehrenmitglied,
Herrn Fuchs, das Wort zum Bericht über das verfloſſene
Ver=
einsjahr, das nach den gegebenen Darlegungen als ein durchaus
erfolgreiches zu betrachten iſt.
Im Anſchluß hieran erteilt Herr Lehrer Friedrich (Jägerblut
Obernauſes) als der Rechner des Bundes, den Kaſſenbericht, der
in Anbetracht der heutigen allgemeinen Schwierigkeiten einen
vollen finanziellen Erfolg für den Bund bedeutet. Die
Ver=
ſammlung dankt Herrn Lehrer Friedrich für die gute
Geſchäfts=
führung und erteilt ihm emſtimmig Entlaſtung.
Hierauf wird zur Wahl des Vorſtandes geſchritten. Es
wer=
den gewählt als 1. Vorſitzender Gipferl „Diana”=Ober=Roden,
2. Vorſitzender Fiſcher „Glückauf”=Darmſtadt, Rechner Herr Lehrer
Friedrich „Jägerblut”=Obernauſes, Schriftführer Herr Johann
Hitzel „Diana”=Ober=Roden.
Die Schützenvereine Feuvio Darmſtadt und Weidmannsheil
Roßdorf ſtellen je einen Kontrolleur, während die übrigen dem
Bund unterſtellten Vereine je einen Beiſitzer ſtellen. Sämtliche
Herren nahmen die auf ſie entſallene Wahl an. Anſchließend
hieran werden von den einzelnen Vereinen ihre Preis=, Becher=
und ſonſtigen Schießen für 1926 bekanntgegeben; das
Bundes=
ſchießen für 1926 übernimmt Weidmannsheil Roßdorf, für 1927
Eppertshauſen.
Straßenrennen Berlin—Cottbu3—Berlin.
Die erſte große Fernfahrt des B. D.R. in der neuen Saiſon
wies eine ſtarke Beteiligung auf. Das Wetter war der für
Be=
rufsfahrer und Amadeure mit 249,8 Km. gleich langen Strecke
recht günſtig, und ſo konnte die Fahrt auch ohne größere
Zwiſchen=
fälle glatt durchgeführt werden. Bei den Berufsfahrern fuhr R.
Huſchte ein glänzendes Rennen; er ſiegte auch im ſcharfen
End=
ſpurt tor der geſamten Opeimiännſchaft. Bei den Amateuren
ſiegte Konrad=Berlin, während bei den Altersfahrern der
unber=
toüſtliche Orlewicz in Front endete.
Berufsfahrer 1. R. Huſchke=Berlin 8:15,11 Stunden;
2. Belloni=Italien ½ Länge zurück; 3. Suter=Schweiz; 4. Nebe=
Leipzig; 5. Tietz=Berlin.
Amateure: 1. Konrad=Berlin 8:36,15 Std.; 2.
Mar=
zinski ½ Länge zurück; 3. Werner; 4. Schulz; 5. Gugau=
Frank=
furt am Main.
Radfernfahrt Hannover—Celle—Soltau-Hannover der D.R.u.
Am Sonntag kam die D.R.1.=Radſernfahrt Hannover—Celle
—Soltau-Hannover über 154 Km. zum 11. male zum Austrag.
Infolge des anhaltenden Regens waren die Straßen ſehr
auf=
geweicht, ſodaß an die Fahrer große Anforderungen geſtellt
wur=
den. Sieger blieb R. Wolle=Berlin in 5:03,58 Stunden vor B.
Wolke=Berlin und Schuler=Mannheim.
2757,9 Kilometer. — Große Opel=Straßenpreiſe 1926.
Die von den Opel=Fahrradwerken in Rüſſelsheim mit Preiſen
unterſtützten großen Straßenrennen der Vereinigung Deutſcher
Radſport=Verbände liegen nunmehr definitiv feſt. Es ſind 12
Veranſtaltungen, die eine Geſamtlänge von 2757,9 Kilometer
er=
reichen. Faſt alle Gebiete Deutſchlauds werden von den Opel=
Preiſen geſtreift. Man könnte faſt von einem großen Renuen
rund um Deutſchland ſprechen, da ja bekanntlich auch eine
Ge=
ſamtwertung für die erfolgreichſten Opel=Preisfahrer ſtattfindet.
Das ſchwerſte Rennen bringen die beiden Pflngſttage mit
dem „Großen Preis der Vereinigten Radſport=Verbände” über
die Strecke Köln-Berlin mit insgeſamt 639,2 Kilometer. Das
bedeutendſte Rennen verſpricht der „Große Opel=Preis von
Mitteldeutſchland” zu werden, in welchem der Kampf um die
deutſche Meiſterwürde der V. D. R. V. entbrennen wird. Die
an Naturſchönheiten reizvollſte Veranſtaltung wird zweifellos der
„Große Opel=Preis vom Bodenſee” bilden, der fünf Länder
mit=
einander verbindet, nämlich Württemberg, Baden, Bayern,
Oeſterreich und die Schweiz.
Die Geſamtorganiſation iſt fertig, die Verbände, denen
Opel=Preiſe übertragen wurden, ſind rüſtig an der Arbeit, damit
der Film der Opel=Fahrten pünktlich am 18. April 1926 zu rollen
beginnt.
Boxen.
Samſon—Haymann am 7. April.
Die Klärung der Frage, „wer wird deutſcher Meiſter im
Schwer=
gewichtsboxen”, ſcheint nun endlich in abſehbarer Zeit zu erfolgen. Die
letzte Etappe vor Beginn des Meiſterſchaftskampfes iſt nun auch erreicht,
denn der Termin für die nun hoffentlich allerletzte Endausſcheidung
zwi=
ſihen Samſon=Körner und Ludwig Haymann ſteht fetzt feſt. Der Kampf
findet am 7. Auril in der Autohalle am Kaiſerdamm, alſo einen Tag
vor Beginn des 16. Berliner Sechstagerennens, ſtatt. Die Regie liegt
in den Händen von Paul Schwarz, dem bekannten Radſportler, der ſchon.
früher Profeſſionalkämpfe erfolgreich durchgefüihrt hat.
Rummer 88
Reich und Ausland.
Die Internationale Poſtivertzeichen=Ausſtellung
zu Frankfurt a. M.
im Hauſe Werkbund vom 28. März bis 5. April d. J. iſt
veran=
ſtaltet von den Frankfurter Vereinen „Globus” und „Moenus”
Sie ſteht unter dem Protektorat des Oberbürgermeiſters Herrn
Dr. Landmann, dem ein Ehrenausſchuß von 22 Perſonen zur
Seite ſteht. Den geſchäftsführenden Hauptausſchuß bilden zwölf
Mitglieder obiger Vereine. Nach dem Vorwort des Katalogs will
der Hauptausſchuß nicht wie manche ſoweit gehen, die
Poſtwert=
zeichenkunde als Wiſſenſchaft anzufprechen; er glaubt aber
be=
haupten zu können dürfen, daß ſie eine Hilfswiſſenſchaft iſt und
daß die ernſt betriebene Sammeltätigkeit ſpielend in eine ganze
Reihe von Wiſſenſchaften einführt, von denen nur Erddunde,
Geſchichte, Naturkunde und Technik genannt zu werden brauchen,
um den Beweis zu liefern, daß das Briefmarkenſanmeln weit
mehr iſt als bloße Spielerei, wie manchnal behauptet werde.
Bei der Ausſtellung beteiligen ſich weite Kreiſe des In= und
Auslandes. Sie umfaßt 12 Gruppen mit 124 Nummern, und
zwar: A. Generalſammlung, Nr. 1: B. Sammlungen einzelner
Ländergebiete, Nr. 2—14; C. Spezialſammlungen, Nr. 15—69;
D. Marken auf Briefen, Nr. 70—72; E. Ganzſachen, Nr. 73—76;
F1. Fälſchungs=Sammlungen, Nr. 77—80; F 2. Geſchichtliche
Ab=
teilung, Nr. 81—88; F 3. Verſchiedenes, Nr. 89—94; G. Sammler=
Bedarf, Nr. 95—98; H. Philateliſtiſche Literatur, Nr. 99—110;
. Fachzeitſchriften, Nr. 111—117, und Schaufenfter nach der
Straße, Nr. 118—124. Wegen Einzelheiten muß auf den Katalog
verwieſen werden; er zeigt, daß die meiſten Gruppen reichlich
vertreten ſind und eine Beſichtigung empfehlenswert iſt. Den
Ausftellern winken 40 Preiſe, und zwar die große goldene
Me=
daille der Stadt Frankfurt nach Entwurf des Bildhauers Herrn
Scheibe, 8 goldene, 7 ſilbervergoldete, 13 ſilberne Medaillen,
2 ſilberne Plaketten und 9 bronzene Medaillen. Preisrichter ſind
die Herren Oberlandesgerichtsrat Dr. Berchelmann,
Stadtrechts=
rat Clem, Dr. med. Oskar May, Dr. G. Ratz und Dr. med.
Vaeth. Die feierliche Eröffnung vor geladenen Teilnehmern
fin=
det am 28. d. Mts., vorm. 11 Uhr, ſtatt. Allgemeiner Beſuch
be=
ginnt an dieſem Tage um 1 Uhr nachm., an den folgenden Tagen
um 9 Uhr vorm. und dauert bis 6 Uhr nachm. Nach Schluß ſtets
Zuſammenkunft im Bierreſtaurant „Groß=Frankfurt” am
Eſchen=
heimer Tor.
Moniag, den 29. März 1926
Schutzverband der Bäder des beſetzten Gebietes.
Wiesbaden. Die kürzlich in der Preſſe verbreitete Notiz
von der Gründung eines Intereſſenverbands, beſtehend aus 14 Bädern,
im beſetzten Gebiet iſt inſofern irreführend, als ein ſoſcher Schuitzverband
ſchon ſeit 1919 befreht und im Laufe der Jahre ſchon ſehr häufig und
zwar auf das energiſchſte für die Wahrung der Intereſſen ſeiner
Mit=
glieder eingetreten iſt. Was die gleichfalls gemeldete Kreditaktion der
Regierung anbelangt, ſo verlautet hierüber von gut unterrichteter
Stelle, daß bis jetzt noch nicht einmal die genaue Höhe des Kredits,
ge=
ſchweige denn ein Verteilungsſchlüſſel bekannt iſt. Man tut wohl gut
daran, wenn man ſeine Erwartungen nach dieſer Seite hin nicht allzu
hoch ſteckt.
* Der Dresdener Röntgenverbrennungsprozeß.
Die Vorkommniſſe in der Röntgenabteilung der ſtaatlichen
Frauen=
klinik in Dresden im Jahre 1923 haben jetzt vor dem Reichsgericht den
gerichtlichen Abſchluß gefunden. Zwei Patientinnen wurden im Januar
und April 1923 durch Röntgenbeſtrahlungen ſo ſchwer verbrannt, daß ſie
an den Verletzungen ſtarben. Die Schuld trifft den damaligen
Röntgen=
aſſiſtenzarzt Dr. Torger und ſeine Aſſiſtentin Schmidt. Landgericht
Dresden verurteilte wegen fahrläſſiger Tötung den Arzt zu 10 Monaten,
die Schmidt zu 4 Monaten Gefängnis. Die Fahrläſſigkeit fand das
Gericht darin, daß beide die Beſtrahlungen ohne die ordnungsmäßige
Einlage des Schutzfilters vorgenommen haben. Nach den Gründen des
Urteils (1. Strafſenat des Reichsgerichts) hatten beide Angeklagte nach
den erhaltenen Anweiſungen unabhängig voneinander die Verpflichtung,
vor Einſchaltung des Starkſtroms zu prüfen, ob der Apparat in Ordnung
war, insbeſondere, ob die Filterplatte eingelegt war. Der
Angeklagten Schmidt mag zwar die Erfüllung ihrer Kontrollpflicht
gegen=
über dem Arzt ſchwierig geweſen ſein, aber unmöglich war ſie beinesfalls.
10. Wiener Internationale Meſſe.
Der Verlauf der 10. Wiener Internationalen Meſſe (7.—13. März)
hat bewieſen, daß ſie in den fünf Jahren ihres Beſtehens einen
gewalti=
gen Aufſchwung erfahren hat, daß ſie ein wichtiges Mittel zur
Wieder=
belebung von Handel und Produktion iſt. Ihre Hauptbedeutung liegt
wohl darin, daß ſie auch diesmal, und zwar in viel größerer Zahl wie
bisher, ſowohl von Ausſtellern wie Einkäufern aus ſämtlichen
europäi=
ſchen und zahlreichen außereuropäiſchen Staaten beſucht wurde. Der
Grund dieſes ſtarken Beſuchs der Wiener Meſſe iſt in der Hauptſache
dar=
auf zurückzuführen, daß die Ausſteller die Gewähr haben, mit Hilfe der
Wiener Meſſer ihr Tranſitgeſchäft beleben und ſomit neue Abſatzmärkte
finden zu können. Auch iſt die Wiener Meſſer dazu geeignet, einzelnen
Kaufleuten neue Vertretungen zu vermitteln. Die Zahl der
ausſtellen=
den Nationalitäten war außerordentlich hoch. Nach der Stärke ihrer
Beteiligung geordnet, verteilen ſich die hauptſächlichſten Ausſteller auf
folgende Staaten: Deutſchland, Tſchechoſlowakei, Ungarn, Polen,
Frank=
reich, England, Italien, Schweden, Dänemark, Holland, Griechenland,
Rußland und Vereinigte Staaten von Nordamerika. Die Urſache dieſes
ſtarken Zuſpruchs der Wiener Meſſe dürfte wohl auch auf die weſentliche
Erleichterung des Verkehrs zwiſchen den einzelnen Staaten
zurückzufeih=
ren ſein. Während der diesfährigen 10. Wiener Internationalen Meſſe
fuhren die Beſucher zum erſten Male ohne jeglichen Sichtvermerk und
ohne jede Viſumgebühr nach Oeſterreich.
Seite 2
* Eiſenbahnfahrkarten der Reichsbahn gelten als öffentliche
Urkunden.
Das Schöffengericht Eiſenach hatte eine Wochenkarte der Reichsbahle
als Privaturkunde behandelt. Die Reviſion der Staatsanwaltſchaft war
von Erfolg. Das Reichsgericht hat das Urteil der Vorinſtanz
aufgehoben. „Durch das Reichsbahngeſetz vom 30. Auguſt 1924 wurde
eine neue Geſellſchaft geſchaffen, die begrifflich keiner der bisher
bekann=
ten Geſellſchaftsarten zuzuzählen iſt. Ihr Grundkapital iſt in
Vorzugs=
aktien und Stammaktien eingeteilt. Dennoch iſt ſie keine
Aktiengeſell=
ſchaft, auch keine Geſellſchaft im Sinne des Handelsgeſetzbuchs, denn ſie
iſt mit einer Fülle von öffentlichen Rechten und Pflichten ausgeſtattet,
die keine andere Geſellſchaft des Privat= oder Handelsrechts beſitzt. Die
neue Reichsbahn ſtellt eine Miſchform zwiſchen juriſtiſcher
Perſon des Privat= und öffentlichen Rechts dar. Sie beſitzt Vorrechte
der Steuerfreiheit in Bezug auf neue direkte Steuern,
Beurkundungs=
befugniſſe, Enteignungsrechte und Betriebsmonopole ſtehen ihr zu uſw.
Wenn die Stellen der Reichsbahngeſellſchaft auch keine Behörden oder
amtlichen Stellen des Reiches ſind, ſo behalten ſie nach § 17 des Geſetzes
doch die öffentlich=rechtlichen Befugniſſe in gleichem Umfange, wie ſie
bis=
her den Stellen des Unternehmers „Deutſche Reichsbahn” zuſtanden. Die
öffentlich=rechtlichen Befugniſſe ſind alſo auf die neuen Reichsbahnſtellen
übergegangen. Zu dieſen Befugniſſen gehörte auch die Ausſtellung und
Aushändigung öffentlicher Urkunden in der Form von
Eiſenbahn=
fahrkarten.
Ein Entſchädigungsprozeß gegen den früheren rumäniſchen
Kronprinzen.
Paris. Der in Paris lebende ehemalige Kronprinz von
Rumä=
nien, der offiziell den Namen Carol Caraiman angenommen hat,
iſt von ſeiner geſchiedenen, ebenfalls in Paris lebenden Frau
auf Zahlung eines Schadenerſatzes von 10 Millionen, auch im
Namen ihrer Kinder, verklagt worden. Die Verhandlung dieſes
Prozeſſes wird vor dem Pariſer Gericht demnächſt ſtattfinden. Caraiman
hat zu ſeinem Verteidiger den ſozialiſtiſchen Abgeordneten Paul
Bon=
cour gewählt, der, wie man annimmt, die Nichtzuſtändigkeit des
fran=
zöſiſchen Gerichts geltend machen wird.
Der Ueberfall in Laibach.
Rom. Zu dem Ueberfall auf drei Italiener bei Laibach wird noch
gemeldet, daß der italieniſche Generalkonſul als Zeichen des Proteſtes
einen Tag das Konſulat geſchloſſen hielt und dem Präfekten ein
Pro=
teſtſchreiben überreichte. Die Täter konnten bis jetzt noch nicht
er=
mittelt werden. Die Blätter nehmen an, daß es ſich um einen
Raubüberfall handelt.
Der Defraudant von Benedig verhaftet.
Rom. Der Steuereinnehmer von Venedig, der im Spiele 20 000
Lire aus Staatskaſſen verloren hat, wurde in Monte Carlo, wohin er
ſich neuerdings begeben hatte, verhaftet. Er wird demnächſt nach
Venedig ausgeliefert werden.
Todes=Anzeige.
Heute vormittag 10¼ Uhr
ver=
ſchied nach langem, ſchwerem, mit
Geduld ertragenem Leiden im
Alter von 48 Jahren meine
herzens=
gute Frau, die treubeſorgte Mutter
ihrer Kinder, unſere Schweſter,
Schwägerin und Tante (4798
Frau
Pauline Reeg
geb. Ehrhardt.
Die tieſtrauernden Hinterbliebenen:
Georg Reeg u. Kinder
u. Angehörige.
Darmſtadt, den 27. März 1926.
Beckſtr. 2.
Die Beerdigung findet Dienstag
nachmittag 3 Uhr auf dem Friedhof
an der Nieder=Ramſtädterſtr. ſtatt.
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Feinschnitt ist Trugschnitt
Es ist zu wenig bekannt, daß bei Pfeifentabak die
Schnitt-
breite von großem Einfluß auf Geschmack und Qualſtät kt.
Gute überseeische Tabake müssen „am Blatt brennen‟,
wie der Fachausdruck lautet. Es wäre deshalb ein großer
Fehler, wenn wir erstklassige Rohtabake zu Feinachnitt
vor-
arbelten würden.
Feingeschnittener Tabak brennt zu hefttg, erzeugt
Über-
mäßlge Hitze, beißt auf der Zunge und dfe Qualltät kommt
mfolgedessen nicht zur Geltung.
in die lange Pfelfe gehört Grobschnitt.
In die Bruyere-Pfeife Krüll- oder Marineschnitt,
aber niemats Feinschnitt.
Zigarottentabck ist kein Pfelfentabak.
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