Einzelnummer 10 Pfennige
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Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
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Nummer 68
Dienstag, den 9. März 1926.
189. Jahrgang
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Darm=
ſtädter 8 Natſonalbank.
im 5
aus, das
Mannhein
Frau Dr. 7
Um die Neugeſtaltung des Rates
Schweden erklärt ſich kategoriſch gegen jede
Ver=
nehrung der Ratsſitze. — Spanien, Braſilien,
Polen und Ching droben mit dem Austritt.
* Genf, 8. März. (Priv.=Tel.)
Der Rat hat heute vormittag 11 Uhr unter dem Vorſitz
es japaniſchen Delegierten Iſhii ſeine 39. Tagung
be=
onnen und in geheimer Sitzung ſich mit der
Vertei=
ung ſeiner Tagesordnung auf die nächſten Sitzungen
eſchäftigt. Nach Zſtündiger Dauer wurde die Geheimſitzung in
ie „ſtreng geheime” Sitzung verwandelt, an der nur
ie Ratsmitglieder und der Generalſekretär teilnahmen. Es
ver=
zutet, daß der Rat ſich in dieſem Teil ſeiner Sitzung u. a. auch
iit der hier das geſamte Intereſſe beherrſchenden Frage der
teugeſtaltung des Völkerbundsrates befaßt hat.
für Frankreich nahm an der heutigen Ratsſitzung Paul
zoneour teil.
Die Situation hat ſich im Augenblick inſoweit
ge=
lärt, als ſeitens des ſchwediſchen Delegierten
inden, eine neue und ſehr kategoriſche Erklä
ung vorliegt, wonach die ſchwediſche
Regie=
ung aus prinzipiellen Gründen entſchieden gegen jed=
Zermehrung der Ratsſitze zu ſtimmen
ent=
chloſſeniſt. Die taktiſche Frage wäre danach für die
gegen=
järtige Tagung gelöſt, wobei freilich noch immer die politiſche
frage offen bleibt, welche Verſprechungen man von Deutſchland
ir die Zukunft zu erlangen verſuchen wird.
Die angeblichen Austrittsdrohungen, die man
panien, Braſilien und Polen ſowie auch China
uſchreibt, werden nirgends in unterrichteten Kreiſen ernſt
ge=
emmen. Man erklärt es auch in Ratskreiſen als
unzuläſ=
ig, mit derartigen Drohungen im Völkerbund
twas erreichen zu wollen. Im Völkerbund müſſe der
jeiſt des Entgegenkommens herrſchen, wenn die Arbeit
über=
aupt fruchtbar ſein ſolle. Da Spanien und Braſilien bis Ende
ieſes Jahres noch Inhaber nichtſtändiger Ratsſitze ſind und die
Bahl nichtſtändiger Sitze erſt im September ohnehin fällig iſt,
o glaubt man, daß ſich einer alle Intereſſen befriedigenden
öſung keine unüberwindlichen Schwierigkeiten entgegenſtellen
verden.
Die Tagesordnung des Völkerbundsrates.
Auf der vom Rat heute angenommenen Tagesordnung, deren
keihenfolge aber jederzeit abgeändert werden kann und alſo
kei=
eswegs als endgültig anzuſehen iſt, ſtehen zunächſt verſchiedene
ommiſſionsberichte, die der Kommiſſionen für Internationale
eiſtige Zuſammenarbeit, der Sklaverei=Kommiſſion ſowie als
echſter Punkt die oberſchleſiſche
Minderhei=
enfrage, und eine Reihe von Finanz= und
Verwaltungs=
agen. Die wichtigeren Angelegenheiten, die
Loſſulfrage Errichtung eines Internationalen Inſtituts
ür Privatrecht, ſowie die Einberufung der
Abrü=
ungskommiſſion, die Mitarbeit der Preſſe und der
rganiſierung der Friedensarbeit, ſtehen einſtweilen am
inde der Tagesordnung, als deren letzter Punkt die
Nitteilungen des Schweizeriſchen Bundesrates über die
diplo=
atiſche Immunität der Mitglieder des Völkerbundsſekretariats
ufgezählt ſind.
Der Auftakt der Völkerbundstagung. / Jſhiis
Eröffnungsrede. / Deutſchlands
Aufnahme=
geſuch ein bedeutendes (reignis.
* Genf, 8. März. (Priv.=Tel.)
Der altvertraute Reformationsſaal bot heute nachmittag
Egen 3 Uhr das gewohnte Bild der Völkerbundstagungen. Der
Saal mäßig voll, etwas weniger als ſonſt, weil die Delegationen
I kleiner Anzahl ſind. Dafür ſind die Tribünen
womög=
ic noch mehr überfüllt, als jemals bisher, und
uch die ſogenannte Diplomatentribüne weiſt
le geradezu beängſtigende Menge auf.
Ueber=
lut iſt natürlich auch die Tribüne der Journaliſten.
Punkt 3 Uhr 15 eröffnet der Ratspräſident Iſhii
e Verſammlung mit einer, wie angekündigt, nur ſehr kurzen
inſprache, in der er zunächſt den Abſatz des Artikels 3 des
attes verlieſt, wonach die Verſammlung in jedem Augenblick
Jammentreten kann, wenn es die Umſtände erfordern. Präſi=
Elſt Iſhii erwähnte dann die Tatſache, daß am 9. Februar d. J.
Generalſekretär von der deutſchen Regierung ein
IInahmegeſuch in den Völkerbund erhalten habe. Am
iEſchen Tag ſei der Rat von ſeinem Präſidenten zu einer außer=
Lentlichen Sitzung für den 12. Februar einberufen worden,
zu brüfen, ob entſprechend den Beſtimmungen der
Geſchäfts=
nung eine außerordentliche Verſammlung zur ſofortigen Prü=
I8 des deutſchen Antrages einberufen werden ſoll. Nachdem
kandent Iſhii noch erwähnte, daß die heutige Tagung die
Dge dieſer Prüfung ſei, fuhr er fort:
„m Augenblick, wo die jährlichen Tagungen der Verſammlung
Offnet werden, iſt es üblich, daß der Präſident als Einleitung zu der
Derhandlungen die Arbeiten des Völkerbundes im Laufe des ver
Zugenen Jahres Revue paſſieren läßt. Angeſichts des beſonderen
S9rakters der Tagesordnung unſerer heutigen Tagung aber werden
Sie ſicherlich mit mir darin einig ſein, daß es unangebracht wäre, wenn
c die Eröfnungsrede des Präſidenten der nächſten ordentlichen
Sſgung der Verſammlung im September vorwegnehmen wollte.
Im=
werhin möchte ich mir erlauben, Ihre Aufmerkſamkeit auf einen oder
7ier Punkte zu lenken. An erſter Stelle möchte ich darauf aufmerkſam
üſchen, daß ſeit dem Tage, wo uns der deutſche Antrag zugegangen
Benau ein Monat verfloſſen iſt. Die Einberufung einer
Ver=
ammlung von offiziellen Vertretern der Mitgliedſtaaten der ganzen
Set in ſo kurzer Zeit iſt ſicherlich ein Ereignis in der Geſchichte und
es zeigt am deutlichſten, wie ſehr der Völkerbund ein wirkſamer
Mecha=
nismus iſt, wenn es darum geht, Angelegenheiten zu behandeln, die
eine große Zahl von Völkern intereſſieren. Andererſeits glaube ich
nicht nur den Gefühlen der hier verſammelten Delegierten, ſondern
denen aller Menſchen in der ganzen Welt, die dieſe Debatte verfolgen,
Ausdruck zu geben, wenn ich ſage, daß dem Ereignis, das uns heute
hier vereinigt, die allergrößte Bedentung zukommt.
Ein große Nation ſteht vor uns erklärte Ifhii weiter, um in
den Völkerbund aufgenommen zu werden. Ich erlaube mir, in dieſer
Tatſache ein Zeichen daſür zu ſehen, daß die Verpflichtungen, die die
Mitglieder des Völkerbundes untereinander vereinigen, die wie bisher,
wenn auch unvollkommen, in einem Geiſte internationaler
Gerechtig=
keit, der ſie inſpiriert hat, durchgeführt worden ſind, nicht verfehlen
können, mehr und mehr Hoffnungen zu erwecken, um immermehr
uf das G=wiſſen der ganzen Welt einzuwirken
Meine Damen und Herren, ſchloß Präſident Iſhii, ich erkläre die
außerordentliche Tagung der Völkerbundsverſammlung für eröffnet.
Nach der Rede des Präſidenten wurde die Kommiſſion zur
Prüfung der Vollmachten der Delegierten gewählt, zu der als
Mitglieder u. a. Bundesrat Motta (Schweiz), Roy (Kanada),
Aguero (Kuba), Loucheur (Frankreich), Grandi (Italien)
er=
nannt wurden.
Um 4½ Uhr tritt die Verſammlung zur Fortführung ihrer
Sitzung wieder zuſammen.
da Coſia zum Präſidenten gewählt. / Die
Be=
deutung der Tagung. / Einzug des Locarno=
Geiſtes in den Völkerbund?
Nach Wiederaufnahnie der Sitzung um 4½ Uhr erſtattete
Aguero als Berichterſtatter der Mandats=Prüfungskommiſſion
deren Bericht, aus dem hervorgeht, daß 48 Staaten beglaubigte
Vertreter entſandt haben, während ſieben Staaten, nämlich
Argentinen, Bolivien, Coſtarica, Haiti, Honduras, Panama und
Peru, nicht vertreten ſind. — Als Stimimenzähler für, die
fol=
gende Wahl des Präſidenten, werden auf Vorſchlag
Iſhiis die beiden Präſidenten der vorhergehenden
Völkerbunds=
verſammlungen, Bundesrat Motta (Schweiz) und Senator
Dan=
durand (Kanada) ernannt. Aus der Wahl, die durch Abgabe
von Stimmzetieln in gewohnter Weiſe erfolgt, wobei ſich die
einzelnen Delegierten im Gänſemarſch zum Präſidium
hinauf=
begeben, um ihre Zettel in die hölzerne Urne zu tun, geht als
Präſident der 7. außerordentlichen Tagung der
Völkerbunds=
derſammlung der frühere portugieſiſche Miniſterpräſident da
Coſta hervor, der 36 von 48 Stimmen erhält. Da Coſta
be=
ſteigt unter der 20 000kerzigen Jupiterlampen=Beleuchtung und
dem Gekurbel der Filmapparate ſowie dem ſtarken Beifall der
Verſammlung die Präſidententribüne, begrüßt den
Ratspräſi=
denten Iſhii und den Generalſekretär Sir Erie Drummond und
hält dann eine Anſprache, in der er in üblicher Weiſe ſeine
Wahl für eine Ehruſig ſeines Landes erklärt und hinzufügt, er
werde ſich perſönlich bemühen, das Seinige dazu beizutragen,
um dieſes wunderbare Werk der Regelung der Beziehungen
unter den Völkern, das der Völkerbund darſtelle, weiter
vervoll=
kommnen zu helfen. Dem Völkerbund müſſe heute ſein
endgül=
tiger Charakter gegeben werden, damit er wirklich in der Lage
ſei, den Frieden zu ſichern und den Fortſchritt der Menſchheit
zu gewährleiſten
„Schon umfaßt der Völkerbund die meiſten Völker der Erde, und
es iſt nicht nur der Eintritt eines neuen Staates in den Bund, der
dieſer Tagung ſeine Bedeutung gibt, ſondern dieſe Verſammlung hat
eine ganz ſpezielle Bedeutung. Es fehlen leider noch eine Reihe von
Staaten, darunter auch die Vereinigten Staaten von Amerika, deren
Platz zu unſerem Bedauern noch immer leer bleibt. Was aber dieſer
Verſammlung ihre Bedeutung gibt, das iſt der Einzug eines neusn
Geiſtes, des Geiſtes von Locarno, der jetzt Deutſchland herbeiführt
und der hoffentlich morgen nach ſeiner Ansbreitung über die Erde uns
auch die anderen noch fehlenden Glieder der Völkerfamilie zuführen
wird.”
Der neue Präſident da Coſta widmete dann Huldigungsworte den
Inſpiranten des Geiſtes von Locarno, Chamberlain und Briand, und
gab ſeinem Wunſche Ausdruck, daß auch bei der Prüfung des
Auf=
nahmegeſuches Deutſchlands die Grundlage dieſes nenen Geiſtes
An=
wendung finden möge. Wenn die Verſammlung meinen ſollte, daß
* zu optimiſtiſch ſei, ſo müſſe er darauf aufmerkſam machen, daß noch
kein großes Werk ohne Optimismus vollbracht werden konnte, und daß
die glückliche Perſpektive für die Zukunft der Völker und des
Völker=
bundes nur verwirklicht werden könne, wenn man mit Vertrauen an
dieſes Werk herangehe.
Nach der engliſchen Ueberſetzung der Präſidentenrede, die
abermals viel Beifall fand, wurde die Verſammlung, nachdem
auf die Wahl einer Geſchäftsordnungskommiſſion verzichtet
wurde, zur Ernennung und Konſtituierung der zwei
Kommiſ=
ſionen nochmals auf eine Viertelſtunde vertagt. Die beiden von
dieſen Kommiſſionen gewählten Präſidenten treten dann zu den
ſechs von der Verſammlung zu wählenden Vizepräſidenten in
das Büro der Verſammlung ein.
Bei Wiederaufnahme der Sitzung machte Präſident da Coſta
die Mitteilung von der
Konſtituierung der beiden Kommiſſionen für
die Aufnahme Deutſchlands und für
Budgetfragen.
Die erſte Kommiſſion wählte den engliſchen Außenminiſter
Chamberlain und die zweite den früheren franzöſiſchen
Finanz=
miniſter Leucheur zu ihrem Präſidenten. Die Verſammlung
nahm dann durch Zettelwahl in üblicher Weiſe die Wahl der
ſechs Vizepräſidenten vor. Nach Beendigung der
Stimmen=
prüfung ergibt ſich, daß als Vizepräſidenten der Verſammlung
gewählt ſind: Scialoja (Italien), Iſhii (Japan), James=Allen
(Neu=Seeland), Caballero (Paraguay), Titolesco (Rumänien)
und Merales (San Domingo). Dieſe ſechs Vizepräſidenten
bil=
den alſo nun zuſammen mit Chamberlain und Loucheur als
Kommiſſionspräſidenten, ſowie dem Präſidenten der
Verſamm=
lung, da Coſta, das Präſidium der außerordentlichen
Völker=
bundsverſammlung.
Prag — Wien — Karlsbad.
Der tſchechiſche Außenminiſter, die Oeſterreicher
und die Sudetendeutſchen. — Locarno in der
Tſchechoſlowakei.
Von uinſerem Prager B=Korreſpondenten.
Auf dem Wege nach Genf hat der tſchechiſche Außenminiſter
Beneſch Wien beſucht, um dort anläßlich der Unterzeichnung des
zwiſchen der Tſchechoſlowakei und Oeſterreich geſchloſſenen
Schiedsvertrages den Wienern von der abſolut friedlichen
Ein=
ſtellung der tſchechiſchen Republik zu erzählen. Die öſterreichiſche
Preſſe hat ihm einen warmen Empfang bereitet, der faſt ſo
herzlich war wie die Verſicherungen der freundſchaftlichen
Ge=
fühle, die beim Empfangsabend zu Ehren Beneſchs reichlich zum
Ausdruck gebracht wurden. Man hat taktvollerweiſe nicht daran
gerührt, daß es in erſter Linie die tſchechiſche Preſſe (voran die
dem Herin Beneſch naheſtehende!) geweſen iſt, die Muſſolinis
wahnwitzige Ausbrüche gegen Oeſterreich und Deutſchland mit
Begeiſterung begrüßte, und ebenſo will man dem Wiener
Aufent=
halt des tſchechiſchen Außenminiſters nicht die heitere
Freund=
lichkeit nehmen, indem man ſich der Erinnerung verſchließt, daß
es die tſchechiſche Koalitionspreſſe geweſen iſt, die den Plan der
Aufteilung Oeſterreichs entwarf. Man weiß in Wien, was man
dem Gaſt ſchuldig iſt, und feiert trotz beſſeren Wiſſens — Beneſch
iſt ein erklärter Feind des Anſchluſſes Oeſterreichs an
Deutſch=
land — den tſchechiſchen Miniſterpräſidenten als den Retter aus
Not und Gefahr. Die Oeſterreicher dürften kaum eine Ahnung
davon haben, wie das Sudetendeutſchtum über die Politik denkt,
die man in Wien für gut befindet. Hat man in Oeſterreich den
Aufſchrei des ſudetendeutſchen Volkes nicht gehört? Weiß man
nichts von den Ereigniſſen der jüngſten Tage, die dargetan
haben, daß das Deutſchtum im tſchechiſchen Staate ärgeren
Be=
drückungen ausgeliefert iſt, als jenes, gegen das ein Muſſolini
zu Felde zieht? Hat man vergeſſen, daß die einſchneidende
tſche=
chiſche Sprachenverordnung, die unter der Mitwirkung Beneſchs
zum Geſetz geworden iſt, Zehntauſende von deutſchen Exiſtenzen
vernichtet? Die über die bei ſolchen Anläſſen übliche
Höflich=
keitsform hinausgehende Rede des öſterreichiſchen
Bundeskanz=
lers an den Miniſter Beneſch, der ſeine deutſchfeindliche Haltung
nur allzu oft hervorkehrt, hat in den deutſchen Gebieten der
Tſchechoflowakei eine tiefgehende Verbitterung hervorgerufen,
deren Berechtigung außer Zweifel ſteht, wenn man ſich vor
Augen hält, daß die Freundſchaftsküſſe zwiſchen Wien und Prag
zu einer Zeit ausgetauſcht werden, in der in der Tſchechoſlowakei
deutſches Recht und deutſche Ehre mit Füßen getreten wird,
und wenn man ſich darüber im klaren iſt, daß die Beziehungen,
die zwiſchen den beiden Staaten angeknüpft werden, ohne
ge=
ſunde Grundlage bleiben müſſen, ſolange ſie die Anſchtußfrage
und die ſudetendeutſche Frage unbeachtet laſſen!
Die weltbekannte Sprudelſtadt Karlsbad war in der letzten
Woche der Schauplatz dreier Ereigniſſe, die ein bezeichnendes
Licht auf die in der Tſchechoflowakei herrſchenden Verhältniſſe
warfen: Zuerſt war es die Verhaftung eines deutſchen
Jugend=
führers wegen angeblicher ſtaatsfeindlicher Tätigkeit, die
unnö=
tigerweiſe böſes Blut machte, da es ſich herausſtellte, daß die
hochverräteriſchen Umtriebe des jungen Mannes in der
Abfaſ=
ſung von Aufſätzen für reichsdeutſche Blätter beſtand; dann
folgte der verrückte Streich des Baumeiſters Rößler, der,
auf=
gebracht über die Behandlung der Deutſchen in dieſem Staate,
mit einer Hand voll Leuten einen Putſchverſuch unternahm, der
von vornherein ſchon mit Rückſicht auf die Art ſeiner
Vorbe=
reitung ausſichtslos war und denn auch mit der Verhaftung
Nößlers und einer Anzahl ſeiner Getreuen endete; ſchließlich
kam es wenige Tage nachher anläßlich einer von der
ſozial=
demokratiſchen Partei veranſtalteten Proteſtmaſſenverſammlung
gegen die neue tſchechiſche Sprachenverordnung zu
Zuſammen=
ſtößen der über das Vorgehen der Staatspolizei empörten
Volks=
menge mit der Wache; die Polizei hieb ohne zwingenden Grund
mit Knütteln auf die Menſchen ein, auf alte Frauen, die
zu=
fällig in die erſte Reihe gekommen waren, auf Jugendliche und
Kinder wurde losgeſchlagen, einige von den Demonſtranten
wur=
den an die Mauer des Teplfluſſes getrieben und mußten in das
Waſſer ſpringen, um ſich vor derſelben Polizei zu retten, die ſich
an anderer Stelle den Verſammlungsteilnehmern mit gezogenen
Revolvern entgegenſtellte. Es kam zu unbeſchreiblichen
Tumul=
ten, und nur dem Eingreifen beſonnener Elemente gelang es,
ein Blutbad zu verhindern, wie es ähnlich in den Märztagen
des Jahres 1919 in den Städten Eger, Kaaden, Karlsbad, Aſch,
Graslitz uſw. fünfzig Deutſche zum Opfer gefordert hat. Die
heurigen Vorgänge fanden ein empörtes Echo im Prager
Par=
lament, in welchem die ſehr gemäßigte deutſche
ſozialdemokra=
tiſche Partei eine Erklärung abgab, die feſtgehalten zu werden
verdient; es heißt darin: „Die empörenden Vorfälle haben dem
Regierungsſyſtem wieder einmal die Maske heruntergeriſſen.
Auf die ernſte, würdige Kundgebung der Bevölkerung gibt es
keine andere Antwort als die Gewalt. Wir ſtellen feſt, daß ſich
in Karlsbad viele Taufende Arbeiter in voller Ruhe verſammelt,
wir ſtellen feſt, daß über die Form der Kundgebung eine
Ver=
einbarung zuſtande gekommen iſt und daß die Polizei unter
Bruch dieſer Vereinbarung die friedlichen Demonſtranten
über=
fallen und auseinandergejagt hat. Wir proteſtieren gegen die
Polizeibrutalitäten, die keine vereinzelte Erſcheinung, ſondern
ein Ausfluß des Syſtems ſind, mit aller Leidenſchaft und
Ent=
ſchiedenheit und erklären, daß wir entſchloſſen ſind, gegen dieſes
ganze Syſtem bureaukratiſcher Willkür und Bedrückung jetzt erſt
recht den Kampf mit allen Mitteln und mit aller Energie
fort=
zuſetzen.” Prag hat dieſe Kampfanſage damit beantwortet, daß
es über den Karlsbader Ortsteil Fiſchern „wegen der Gefahr
von Anſammlungen und Unruhen” den Ausnahmezuſtand
ver=
hängen ließ und das Standrecht angedroht hat. An allen
Ortseingängen und an allen Anſchlagſäulen kleben Plakate mit
folgender, das Innen=Locarno der Tſchechoflowakei trefflich
illuſtrierender Kundmachung:
„Menſchenanſammlungen und Zuſammenrottungen an
öffent=
lichen Orten und Plätzen ſind ſtrengſtens verboten. Nach 9 Uhr
abends darf ſich niemand mehr auf der Straße aufhalten; die
Haustore ſind zu dieſer Stunde zu ſchließen. Für Kinder und
Jugendliche bis 16 Jahre iſt auch bei Tag der
Aufent=
halt auf der Straße unſtatthaft. Die
Polizeiſperr=
ſtunde der Gaſt= und Schankgewerbe iſt für 9 Uhr abends
feſt=
geſetzt. Nach Ablauf dieſer Stunde dürfen in den Gaſtlokalen
keine Gäſte mehr verweilen.”
Aber damit allein hat man es nicht bewenden laſſen: in
Maſſen hat man tſchechiſche Gendarmen nach Karlsbad geſchickt,
das heute einer von Feinden beſetzten Stadt gleicht und zum
Schauplatz der Auswirkungen eines Syſtems geworden iſt, mit
dem die Tſchechoſlowakei der Welt zeigt, wie ſie ihr
Verfaſſungs=
geſetz handhabt, das den nationalen Minderheiten „die gleichen
Rechte, die gleiche Rede= und Verſammlungsfreiheit” wie dem
tſchechiſchen Volke zugeſteht und das nichts anderes iſt als ein
Stück Papier, gerade gut genug, um damit dem Auslande die
Augen auszuwiſchen! Nicht allzu verwunderlich iſt daher ein in
einer Volksverſammlung in der Bergſtadt Falkenau beſchloſſener
Appell an die deutſchen Abgeordneten, in welchem von ihnen
gefordert wird: „Marſchieret auf in geſchloſſenen Reihen vor
der Mauern des Hradſchins und verlanget vom Präſidenten
dieſes Staates die Einlöſung ſeines feierlichſt gegebenen Wortes,
als er die Schaffung der höheren Schweiz proklamierte! Fahret
hin geſchloſſen nach Zürich oder Genf und verkündet vor dieſem
Forum der wirklichen Schweiz der ganzen Welt von der
Ver=
gewaltigung, die im 20. Jahrhundert ein ſechs Millionen
zählen=
des Staatsvolk gegenüber ſieben Millionen unterdrückten
Min=
derheitsvölkern, darunter dreieinhalb Millionen Deutſcher, ſich
auszuüben erkühnt! Werdet zu Rebellen, zu Märtyrern! Aus
Männern des Wortes werdet endlich Männer der Tat!”
Ein Volk, das ſeine Not in ſolche Worte kleidet, ſteht am
Rande der Verzweiflung. Verzweifelte aber können gefährlich
werden. Das weiß man auch in Prag, aber man ſpielt immer
noch gern ein wenig mit der Gefahr, ſolange man ſich im Glanz
der Bajonette ſonnen darf und die Abrüſtung mit einer —
Ver=
llängerung der militäriſchen Dienſtpflicht beginnt.
Die Lage in Genf.
Kein poſitives Ergebnis der
Sonntags=
beſprechungen der Locarno=Mächte.
Aus dem verwirrenden Durcheinander der Genfer
Meinun=
gen eine klare Linie herauszufinden, iſt nicht ganz einfach.
Um=
ſomehr, als Paris und London auf dem Umweg über die deutſche
Preſſe ſelbſtverſtändlich Einfluß auf die Geſtaltung der Dinge zu
gewinnen hoffen. Zum Verſtändnis der Zuſammenhänge iſt es
deshalb notwendig, den eigentlichen Kern herauszuſchälen. Da
ergibt ſich folgendes: Die Beſprechungen der
Locarno=
mächte am Sonntag haben ein poſitives
Ergeb=
nis nicht gebracht. In begrenztem Umfange haben ſie aber
doch eine Klärung herbeigeführt inſofern, als die übrigen Mächte
nun wiſſen, wo Deutſchland ſteht. Die deutſche Delegation hat
ſie in keinem Zweifel darüber gelaſſen, daß es für uns nur die
eine Möglichkeit gibt, in den Völkerbund hineinzugehen,
ſo wie er in Locarno war, d. h. alſo, daß wir alseinziges
neues Mitglied in den Rat eintreten. Wir ſind
be=
reit, an einer Umgeſtaltung des Völkerbundes mitzuwirken,
ſo=
bald wir unſere Arbeit im Völkerbundsrat aufgenommen haben,
und würden deshalb auch gegen eine Kommiſſion, die etwa bis
zum Herbſt beſtimmte Vorſchläge machen ſoll, keine
Einwendun=
gen erheben. Im Augenblick aberiſtfüruns die
Auf=
nahme eines weiteren Ratsmitgliedes
ausge=
ſchloſſen. Damit ſteht und fällt unſere
Anmel=
dung zum Völkerbund. Die deutſche Delegation ſtützt ſich
bei dieſer Haltung auf einen einſtimmigen Kabinettsbeſchluß. Sie
iſt alſo in der Richtung mit gebundener Marſchroute nach Genf
gefahren. Aufgabe der anderen Locarnomächte iſt es nun, die
Konſequenz aus dieſer Haltung Deutſchlands zu ziehen. Die
Dinge liegen alſo im Augenblick ſo, daß die franzöſiſche, die
eng=
liſche und italieniſche Diplomatie ſich mit den verſchiedenen
Rats=
kandidaten in Verbindung ſetzen, ihnen die Haltung Deutſchlands
klarmachen und die Zurückziehung ihrer Kandidatur zu erreichen
ſuchen. Gelingt ihnen das, dann wird der weitere Verlauf
pro=
grammäßig ſein, im andern Fall iſt eine ernſte Kriſe
un=
vermeidlich. Ob die Rückfahrt Briands nach Genf eine
Ver=
zögerung bedeutet, läßt ſich noch nicht überſehen. Nach den an
amtlichen Stellen vorliegenden Meldungen rechnet man immer
noch mit einem raſchen Verlauf.
Vom Tage.
Nach mehrwöchigem Krankheitsurlaub hat
Reichsernährungs=
miniſter Dr. Haslinde ſeine Dienſtgeſchäfte wieder
aufgenommen.
ſchlagnahme der kommuniſtiſchen Werbeſchrift für
das Volksbegehren zur Enteignung der Fürſten „Keinen Pfen= Deutſchlands in den Völkerbund einberufen wur
nig den Fürſten” von Paul Frölich mit der Begründung, daß in dem war an Ereigniſſen zwar nicht ſehr reich, aber heute g
Flugblatt eiye Aufforderung zur Ermordung der
Für=
ſten erblickt werden könne.
Die Zentrumsfraktion des Reichstages hielt geſtern
nach der Plenarſitzung eine kurze Fraktionsſitzung ab, in der gerade über dieſem kleinen Ende des Genfer Sees ein grof
ſie den Bericht über das am Freitag vereinbarte Kompromiß in Stück blauer Himmel ſichtbar wurde, während ringsum
der Fürſtenabfindung entgegennahm. Die Fraktion
ſtimmte dem Kompromiß ohne weitere Ausſprache zu.
Der Vorſitzende der Univerſitätsklinik in Prag, der bekannte
Chi=
rurg Profeſſor Haberer, iſt telegraphiſch nach Nom
be=
rufen worden, um an einem Aerztekonzil teilzunehmen, das über die gängen, und Reichskanzler Dr. Luther, der vor Jahrzehnten ei
Möglichkeit einer Operation Muſſolinis berät.
Ein Ausſchuß italieniſher Profeſſoren von Bozen erläßt im „
Po=
polo d’Italia” einen Aufruf zur Errichtung italieniſcher
Volksbibliotheken in Südtirol durch öffentliche Spenden
anſtelle der deutſchen Bibliotheken.
Oberſt Aſtray, der Gründer und Führer der ſpaniſchen Delegation und unternahmen am Nachmittag, nachdem
Fremdenlegion, der bei einer Offenſive vor Tetuan ſchwer
ver=
wundet wurde, iſt geſtorben.
Die Volkszählung in China hat ſoeben ergeben, daß die
wohner.
Nach einer Meldung des „New York Herald”, dementiert
Staatsſekretär Kellogg die von verſchiedenen Seiten
verbrei=
tete Rücktrittsabſicht.
* Die Ratskriſe.
Die deutſche Delegation ſcheint in Genf gegenwärtig etwas
auf dem Iſolierſchemel zu ſitzen. Das ergibt ſich ja einesteils
aus der Entwicklung. Wir müſſen warten, was
Cham=
berlain in ſeinen Verhandlungen mit den Staaten
er=
reicht, die ihre Kandidaturen für den Völkerbundsrat
aufge=
ſtellt haben, müſſen uns aber darüber klar ſein, daß die
inter=
nationale Preſſe natürlich in Spanien wie Braſilien mit
allen Mitteln gegen Deutſchland arbeitet und es als
Sündenbock hinſtellen will, der die Anerkennung der „
berechtig=
ten” Anſprüche dieſer Staaten verhindert. Tatſächlich liegen aber
doch die Dinge ſo, daß immer noch der grundſätzliche
Ein=
ſpruch Schwedens allein genügt, um jede
Rats=
erweiterung ausſichtslos zu machen, daß
außer=
dem Japan ſich auf die Seite Schwedens
geſchla=
gen hat, in dem Augenblick, wo China ſeine
An=
ſprüche erhob. Trotzdem iſt es nützlich, daß jetzt die deutſche
Delegation aus ihrer Vereinſamung heraustritt und den
betei=
ligten Staaten die Gründe mitteilt, die ihre Einſtellung bedingen.
Dabei iſt Chamberlain klug genug geweſen, die polniſche
Forde=
rung, die den größten Widerſtänden begegnet, zurückzuſtellen und
dafür Spanien und Braſilien in den Vordergrund zu ſchieben.
Braſilien präſentiert ſich ſelbſt als
ſüdame=
rikaniſche Großmacht, hat aber ſchon den Einſpruch
Chiles ſich zugezogen, dem vermutlich auch Argentinien ſich
anſchließen wird. Dagegen iſt Spanien ſehr deutlich
gewor=
den. Es beruft ſichdarauf, daßesbereits im Jahre
1921 Anſprüche angemeldet habe und damals
auf die nächſte Erweiterung des Rates
vertrö=
ſtet worden iſt. Es beruft ſich jetztdarauf, daß es
nicht nur die 21 Millionen repräſentiere, ſondern auch die
Vor=
macht für alle in Südamerika lebenden
ſpani=
ſchen Völker ſei. Vor allem hat es ſchriftlich gedroht,
daß es ſofort aus dem Völkerbund ausſcheiden
will, falls es nicht jetzt bereits in den Rat aufgenommen werde.
Wie Herr Chamberlain aus dieſem Wirrwarr herauskommen will,
iſt vorerſt noch unklar.
Die Genfer Verſion, daß die Lage „ernſt, aber nicht
hoff=
nungslos” ſei, wird ſchon das Richtige treffen. Vielleicht dürfte
auch der engliſche Außenminiſter warten, weil er hofft, daß
Briand in ſpäteſtens zwei Tagen wieder nach Genf zurückgekehrt
iſt und er dann die Löſung des Knotens erreichen wird.
Jeden=
falls wird vorerſt der ganzeſchwerfällige Apparat
des Völkerbundes lahmgelegt. Vor
Donners=
tag oder Freitag iſt im günſtigſten Fall an eine
Auf=
nahme Deutſchlands nicht zu denken, wenn man es
nicht vorzieht, die ganze Konſerenz auſheben zu laſſen, en weder,
indem man ſie bis zum Herbſt vertagt oder Deutſchland
gezwun=
gen wird, ſich zurückzuziehen.
Der erſte Tag in Genf.
* Genf, 8. März. (Priv.=Tek.
Der erſte hiſtoriſche Tag der Völkerbund
Durch Gerichtsbeſchluß des Landgerichts München erfolgte die Be= Verſammlung, die eigens zur Aufnabr
wann jedes Wort, das hier offiziell geſproch
wurde, ſeine beſondere Bedeutung. Als am V
mittag die ſchweren grauen Regenwolken der Sonne wichen u
Horizont, vom Jura bis zu den Savoyer Alpen, noch dicht z
Wolken verhängt war, da war die ſiegreiche Sonne, die dieſ
8. März einleitete, wirklich faſt wie ein Symbol. Die deutſch
Delegierten benutzten denn auch den Vormittag zu Spazi
mal hier ſtudiert hat, mag mancher alten Erinnerung, ſinne
über den Wechſel der Zeiten, nachgehangen ſein. Im übrig
machten die Herren der deutſchen Delegation heute Höflie
keitsbeſuche bei der chineſiſchen und iriſche
bei dem hieſigen Generalkonſul Dr. Aſchmann zum Frühſtück e
weſen waren, eine Spazierfahrt nach dem 20 Kilometer von hi
entfernten, romantiſch am See gelegenen Städtchen Nyon. A
Bevölkerung Chinas 463 095 000 Perſonen zählt. Auf Peking Abend fand dann eine intime Beratung innerha)
entfallen 4 Millionen und auf Schanghai allein 5½ Millionen Ein= der deutſchen Delegation ſtatt. Geſpannt wartete me
auf Nachrichten aus Paris, um zu erfahren, ob Briand
wi=
lich heute abend bereits den Zug nach Genf nehmen würde. Ab
es ſcheint, daß ſein Pariſer Aufenthalt, und dam
wahrſcheinlich auch die Dauer der Genfer Ve
handlungen, ſich doch verlängert. Die mit ſolch
Spannung erwartete Eröffnung der Ratstagung am Vormitt
brachte den zahlreichen von Berufs wegen Neugierigen und d
noch zahlreicheren Schlachtenbummlern keine Befriedigung ihr
Wißbegierde. Was aus der in ihrem größten Teil ſtreng gehe
men Natsſitzung in die Oeffentlichkeit drang, war kaum mel
als unverbürgte Gerüchte. Mehr bot ſchon die Erö
nung der Völlerbundsverſammlung am Nachmittag, beſonde
duich die bemerkenswerte, kurze und wohlerwogene Anſprac
des jaraniſchen Ratspräſidenten Iſhii und ſpäter des neug
wählten Präſidenten der Verſammlung, da Coſta, die d.
Bedeutſamkeit dieſer Verſammlung in wenige
ſympathiſchen Worten umriſſen. Der karge Japaner, deſſen kleir
ſchlanke Geſtalt man im Völkerbund ſeit Jahren kennt, ſteht
einem ſeltſamen Gegenſatz zu der rundlichen, unterſetzten G
ſtali des Portugieſen, den man mit ſeinem ergrauten, kurz
Spitzbart ſich gut als radikalen Parteiführer vorſtellen kann, a
welcher er an der Revolution in Portugal lebhaften Anteil g
nommen haben ſoll.
Das Genfer Publikum nahm an den heutigen E
eigniſſen lebhaften Anteil und große Menſchenanſammlunge
tohnten ſowohl der Anfahrt wie der Abfahrt der Delegiert
vor dem Eingang zur Völkerbundsverſammlung bei. Daß d
Tribünen im Saal mehr als überfüllt waren, verſteht ſich, der
jeder wollte bei dem hiſtoriſchen Ereignis der
E=
öffnung dieſer Tagung dabei geweſen ſein. Hätte
noch 1000 Plätze mehr auf den Tribünen gegeben, ſie wären i
Handumdrehen vergriffen geweſen.
Die politiſche Situation hat ſich im Laufe d
heutigen Tages kaum verändert, und die ſchon lange b
kannt gewordenen Drohungen Spaniens, Polen!
und Braſiliens, ſich vom Völkerbund zurückzi
ziehen, wenn ihnen keine ſtändigen Ratsſitze zuerkannt wü
den, verſtärkten, ſich zwar heute machten abe
kaum größeren Eindruck. Man erklärt es allgemein a.
unzuläſſig, mit ſolchen Druckmitteln beim Völkerbund, der
ganz auf gegenſeitiges Entgegenkommen aufgebaut iſt, arbeite
zu wollen, und die ſchwediſche Delegation, die heu
wiederum auf Befragen erklärte, an ihrer grundſätzlichen A
lehnung jeder Ratsvergrößerung feſthalten zu wollen, dürft
ſich dadurch kaum einſchüchtern laſſen.
Die Türken kommen nicht nach Genf.
Genf, 8. März.
Wie in Völkerbundskreiſen verlautet, hat die türkiſche Regi
rung dem Völkerbundsſekretariat mitgeteilt, daß ſie keinen
Ve=
treter nach Genf zur Beſprechung der Frakfrage entſenden würd
da die Einladung ihr ſo ſpät zugegangen ſei, daß keine Möglid
keit mehr für eine ausreichende Vorbereitung zur Verfügun
ſtand. Im übrigen ſei dem Völkerbund die Auffaſſung der tü
kifchen Regierung bekannt, an der ſich nichts geändert habe."
Seite 2
Dienstag, den 9. März 1926
Nummer 69
4 Königin Luiſe.
Zur 150. Wiederkehr ihres Geburtstages am 10. März 1926.
Von Sophie Hoechſtetter.
Was iſt Königin Luiſe heute dem deutſchen Volke?
Ein Schatten, ein Schemen aus verklungenen Zeiten den
meiſten der Gebildeten. Die Nationalheilige den Royaliſten.
Ein Denkmal, das am 10. März rührend mit hunderten von
win=
zigen Sträußchen und auch mit Punkkränzen ihrer Nachkommen
geſchmückt wird, den Berlinern. Ein vages Erinnern an eine
Sache mit Kornblumen, eine patriotiſche Verlegenheitsgeſtalt, ein
banales Bild auf einer Treppe, eine Luſtige, die ſich zu Tode
getanzt hat, die Mutter Wilhelms I., die zärtliche Freundin
Alexanders I., ein Roman von Walter von Molo, der von
Läm=
merhüpfen und jäher Frömmigkeit berichtet. Dieſe Beſcheide, und
noch unendliche viele ähnlicher Art erhielt ich, als ich mich bei
meinen Zeitgenoſſen erkundigte.
Was kann die Königin Luiſe heute dem deutſchen Volke ſein?
fragte ich mich dann, und begann alle Bücher zu leſen, die ſeit
den Tagen ihres Lebens bis heute über ſie erſchienen ſind. Ich
las auch die Hunderte von Briefen, die ſie ſelbſt geſchrieben hat,
las ihre Memoirenbruchſtücke, ihre politiſchen Denkſchriften. Und
mir wurde die Antwort: Sie iſt die große Vertreterin
des nationalen Gedankens. Denn ſie hat, ihrer Zeit
voraus, die Vereinigung von Nord= und Süddeutſchland zu
einem Großgermanien erſehnt, und ſie bedeutet die geiſtige
Vor=
kämpferin deutſcher Einheit. Allen, denen heute Königinnen
beraltete oder überlebte Geſtalten ſein mögen, ſei das Luiſenwort
geſagt:
Die einzige Hilfe für den Staat ſehe ich im engſten
Zuſam=
menſchluß aller derer, die ſich des deutſchen Namens rühmen.”
Aber nicht nur im vaterländiſchen, auch im menſchlichen
Sinne kann Luiſe dem deutſchen Volke Troſt und ein großes
Vorbild ſein, denn zu allertiefſt in ihrem Sein war — über ihre
Weltſtellung hinaus — das Menſchliche in ihrer Seele
ver=
ankert. Sie hat eine Entwicklung gehabt, nicht nur von der
an=
mutig ſchönen Repräſentationsgeſtalt auf dem preußiſchen Thron
der Frau, die am meiſten an der Not des Vaterlandes litt. Sie
hat auch eine menſchliche, ſittliche und geiſtige Entwicklung
durch=
laufen, die ſie für immer unter die Ausnahmemenſchen ſtellt.
Der Weg zu ihrer Menſchwerdung wurde ihr nicht leicht gemacht.
Sie war weder genial begabt, noch ſelbſt bedeutenden Verſtandes.
Sie wurde behindert durch einen Gatten, der ſie am liebſten nur
in fraulichem Wirken ſah. Als ſie aber erkannte, daß der Menſch,
weſche Stellung er auch einnimmt, an ſich ſelbſt arbeiten muß, um
größer und beſſer und wirkungsreicher zu werden, war ſie in
unendlicher Kleinarbeit immer ſtrebend bemüht, alle in ſie geleg=
ten Möglichkeiten zu erfüllen. Urſprünglich harmlos, heiter,
leichten Sinnes, iſt ſie, als durch Napoleon die Umgruppierung
Europas gewaltſam bewirkt wurde, als Preußen von dem
beweg=
lichen Inſtrument des Frieden von Tilſit ähnlich bedrängt
de, wie wir heute durch das Verdikt von Verſailles, allen de
y der Läuterung, der ſittlichen Erhebung vorangegangen.
Vergegenwärtigen wir uns kurz ihr Leben.
Süiddeutſchen Blutes durch die Mutter, lebte ſie die früheſ
zend am Rhein und am Main, eng verbunden mit ihre
veſter Jka, dem Bruder George. Es waren die liebſten he
Kinder, die als Kronprinzeß und Prinzeß Ludwig vo
ßen, 17 und 15jährig, in Berlin einzogen. Luiſen
Lachen, Luiſens Freiheitsdrang machte eine kleine Revolutio
qm Verliner Hof. Sie tanzte leidenſchaftlich gern, ihr ſüddeu
ſches Blut, ihr köſtlich=heiteres Temperament, die wundervoll
Aumut ihrer Erſcheinung wirkt wie befreiend. Doch Luiſe hatt
einen nüchternen, ſteifen, doch innerlich vornehmen Mann, jene
Friedrich Wilhelm III., der nicht geſchaffen war, mit dem Dämo
zu ringen, der der Welt die Botſchaft der Revolution brachte
mit Napoleon. Luiſe, beeinflußt von Prinz Louis Ferdinand
Alexander I., Hardenberg und Stein, wuchs aus dem blumengle
chen Stieleriſchen und der Mutter vieler Kinder zu einer frül
gereiften Frau. Drei Großtaten verzeichnet ihr Leben:
Sie beugte ihren Stolz und trat dem Feind Napoleon al
Bittende gegenüber.
Sie erzwang, unerachtet häuslicher Konſlikte, die Berufun
des Freiherrn von Stein für die Reform des Staates.
Und ſie verhinderte mit dem letzten Aufgebot ihrer ſchon der
Verfall beſtimmten Kräfte 1809 die von Napoleon gefordert
Preisgabe Schleſiens.
Die ſtilleren Großtaten, die ihres Herzens, waren ein We
vornehmer Entſagung den eigenſten Wünſchen gegenüber. 1
traditioneller Frömmigkeit erzogen, fand ſie zu einem lebendige
Glauben an eine ſittliche Weltordnung und damit an Gott.
Ihr Ehrbegriff wandelte ſich von fürſtlichem Stolz zur Emſ
findung von nationaler Würde. Sie hat auf der furchtbare
Flucht nach der Schlacht von Jena, in der troſtloſen Verban
nung nach Memel, in der ſtändigen Angſt, noch durch die Fran
zoſen aus dem Vaterland getrieben zu werden, alle Erduldunge
durchgemacht, die unſerer Generation nicht fremd ſind. Nich
daß ſie niemals klagte! Sie war die weiblichſte Frau. Nicht, da
ſie niemals anklagte! Denn ſie war kühn. Nicht, daß ſie ewi
ein Engel geweſen iſt! Denn — ſie hatte Temperament!
Das Unglück Preußens, das Unglück Deutſchlands wurde di
Angelegenheit ihres Herzens. Ihr früher Tod — ſie wunde nu
34 Jahre alt — war die Folge ihrer Leiden um das Vaterlamk
Wer ſich in ihr Leben vertieft, geht als ein Beſchenkter, Be
reicherter von ihr. Sie war eine der anmutigſten Frauen alle
Zeiten, ſie war eine rechte, liebe, pflichttreue Gattin, ſie war ein
Erſchloſſene für den Reichtum des Lebens.
Ihr kurzes Daſein umſpannte eine gewaltige Uebergangs
zeit, vom Rokoko über die große Revolution zu der Napoled
niſchen Epoche. Eine Ueberzahl bedeutender Geſtalten traten !!
Nummer 68
Dienstag, den 9. März 1926
Seife 3
Die Beſprechungen Doumergues.
Arſachen und Ausſichten der Kriſe.
EP. Paris, 8. März.
a
ilun
ſich im 2auf
ie ſchon Iin
iens,
Von unſerem A=Korreſpondenten.
Paris, 8. März.
Unerwartet, nach einer unendlich langen und ſtürmiſchen
Sitzung, iſt das Kabinett Briand geſtürzt worden. Die Kammer
war nervös und todmüde und von den Angriffen und
herab=
ſetzenden Vergleichen mit dem Senat beſonders verſtimmt. Die
Regierung, die mit einer ungewöhnlichen Starrheit gegenüber
rechts und links an den Projekten des Finanzminiſters feſthielt,
wurde von einer völlig heterogenen Gruppe aus Sozialiſten und
Anhängern der Rechten niedergeſtimmt. „Wir wurden
früh=
norgens guillotiniert, ohne daß man uns vorher die übliche
Zigarette und einen Schluck Rum angeboten hätte”, ſagte der
Staatsſekretär Pierre Laval nach dem Sturze der Regierung.
Herriot war in Lyon, der Präſident der Republik Doumergue
hatte ſich für Samstag eben dort angemeldet, und Briand war
m Begriffe, nach Genf zu gehen, als wie ein Blitzſchlag aus
heiterem Himmel der Sturz des Kabinetts erfolgte. Zwar gab
es ſchon einige Tage vorher Schwierigkeiten mit der
Finanz=
kommiſſion und den Parteien in der Kammer, aber die
Situa=
tion ähnelte ſo ſehr der von Briand in der letzten Zeit ſiegreich
überſtandenen, daß eigentlich niemaud an dem Zuſtandekommen
einer ſtarken Majorität für die Regierung zweifelte.
Die Kammer hat den Senat niedergeſtimmt. Nachdem der
„point neuralgigue”, die Umſatzſteuer, in der Kammer nicht
durchzubringen war, hat die Regierung, die unbedingt auf der
Durchführung dieſer Vorlage beſtand, wider jede Tradition ſich
un den Senat gewendet, und der Senat, dem eigentlich das Recht
der Initiative in finanziellen Dingen nicht zuſteht, hatte die
Umſatzſteuer und noch einige Forderungen Doumers, die in der
Kammer nicht durchzubringen waren, potiert. Dieſe Votierung
konnte ſelbſtverſtändlich nur mit der ſtillſchweigenden Duldung
der Kammer durchgeführt werden. Und dieſe Duldung wurde von
dem Senat auch ziemlich teuer erkauft, indem man verſchiedene
radikale Pläne der Linken, die ſonſt im Senat der ſicheren
Ab=
lehnung verfallen wären, bewilligte. Trotzdem hat die Kammer
die Lieblingspläne Doumers niedergeſtimmt. Damit iſt eine
ſchwerwiegende Kriſe, aber auch der Schein eines Konflikts
zwi=
ſchen Kammer und Senat entſtanden. Die Urſachen der Kriſe
gibt man verſchieden an. Die Zuſammenſetzung der
regierung=
ſtürzenden Mehrheit verrät nichts, ſie geht von den Kommuniſten
bis zu den äußerſten Rechten. Immerhin wurde Briand von
rechts aus geſtürzt, von Gruppen, auf deren Unterſtützung er
jiemlich ſicher gerechnet hat. Der Vergleich mit einem ähnlichen
Fall, wo die Rechte Briand vor einem grundlegenden
außen=
politiſchen Schritt unerwarteterweiſe in den Rücken fiel, drängt
ſich unwillkürlich auf. In den politiſchen Kreiſen will man
ſiichts von außenpolitiſchen Erwägungen wiſſen. Die Kammer
entſchuldigt ſich damit — und ſie hat das nötig, weil der Sturz
der Regierung in dieſem äußerſt heiklen Moment die öffentliche
Meinung ſehr ſtark beeinfluſſen muß —, daß Briand, ſich auf
die außenpolitiſchen Notwendigkeiten berufend, die
parteipoli=
tiſch unannehmbaren Steuervorlagen mit Gewalt durchpeitſchen
vollte. Wenn dies wahr iſt, ſo hat er ſich diesmal verrechnet.
Die Rechte, die ſchon lange mit der Regierung unzufrieden war
und ſich nach jeder Abſtimmung enttäuſcht fühlte, wollte nicht
länger „der Narr der Mehrheit” ſein, und da Briand ihre
For=
derungen nach Miniſterportefeuilles oder nach politiſchen
Kon=
zeſſionen konſequent ablehnte, ſtimmte ſie unerwartet unter dem
Einfluſſe Reibels gegen die Regierung.
Der Sturz Briands eröffnet die Ausſicht auf eine
lang=
wierige und ſchier unlösbare Kriſe, die auf dem Gebiete der
Finanzen wie auch in der Außenpolitik von verhängnisvoller
Wirkung ſein kann. Zwar hofft man am Quai d’Orſay, daß
Briand treiter Außenminiſter bleiben wird oder wenigſtens für
jeden Fall die Briandſche Außenpolitik fortgeſetzt wird; aber
der Sturz des Außenminiſters kommt in dieſem Augenblick, von
aller Unſicherheit abgeſehen, einem ſachlichen Mißerfolg in der
Außenpolitik gleich. Die franzöſiſche Poſition in Genf iſt jetzt
geſtört und geſchwächt, denn die franzöſiſche Delegation iſt in
ihrer Handlungsfreiheit gehemmt. Trotz der weit gediehenen
diplomatiſchen Vorverhandlungen kann dies die Ergebniſſe der
Verhandlungen beeinfluſſen und die Lage in Genf verändern.
Der Präſident der Republik, Doumergue, iſt am Montag bei
ſeiner Rückehr aus Lyon bereits auf dem Bahnſteig von
zahlrei=
chen politiſchen Perſönlichkeiten, darunter einer großen Zahl
ehe=
maliger Miniſter, erwartet worden. Mit dem Zug des
Präſiden=
ten traf auch der Kammerpräſident Herriot ein. Sofort nach
ſei=
ner Ankunft im Elyſée nahm Doumengue die Beſprechungen zur
Löſung der Kabinettskriſe auf. Zunächſt hatte er eine
Unter=
redung mit Briand, deſſen Zug durch einen leichten Unfall mit
etwas Verſpätung gegen ½11 Uhr in Paris anlangte. Nach der
etwa ½ſtündigen Beſprechung beſchränkte ſich Briand auf die
Mitteilung, daß er dem Präſidenten der Republik über die
Er=
gebniſſe ſeiner Genfer Reiſe Bericht erſtattet und mit ihm die
politiſche Lage geprüft habe. Im Anſchluß daran empfing
Dou=
mergue traditionsgemäß die Präſidenten der beiden Kammern,
Herriot und de Selves, ſowie die Vorſitzenden der
Finanzkom=
miſſionen, Malvy und Millies=Locroix. Dieſe Perſönlichkeiten
enthielten ſich jeder Aeußerung über den Inhalt der
Unterredun=
gen, und auch das darauf ausgegebene offizielle Communiqug
beſagt nur, daß Doumergue ſeine Beſprechungen fortſetzen werde.
In parlamentariſchen Kreiſen werden die bekannt
geworde=
nen Aeußerungen Briands ſo ausgelegt, daß er
feſt entſchloſſen ſei, die Neubildung des
Kabi=
netts abzulehnen, daß er ſich dagegen
bereitfin=
den werde, das Außenminiſterium in einer ihm
genehmen Kombination weiterzubehalten. Man
ſtützt ſich bei dieſer Annahme vor allem auf die Vorgänge in
Genf, wo Briand habe durchblicken laſſen, daß
er vielleicht noch vor Schluß der Sitzung
wieder=
kommen werde. Auch die Aeußerungen Chamberlains, der
von der Möglichkeit einer 48ſtündigen Verſchiebung der Genfer
Verhandlungen geſprochen haben ſoll, werden in dieſem Sinne
gedeutet. Wenn gewiſſe politiſche Perſönlichkeiten und ein
gro=
ßer Teil der Preſſe angeſichts der eine ſofortige Löſung
fordern=
den außen= und innenpolitiſchen Probleme eine möglichſt
beſchleu=
nigte Neubildung des Kabinetts fordern, ſo herrſcht
demgegen=
über im Senat größter Peſſimismus. Man hält es
dort für faſt unmöglich, daßirgendeine Regierung.
ganz gleich, welcher Richtung, in der Kammer eine
ſta=
bile Mehrheit hinter ſich ſammeln könnte, durch
die die Durchführung der ebenſo dringlichen wie unerläßlichen
Reform ermöglicht werden würde. Die ganze Kriſe wird
als eine Majoritätskriſe betrachtet, und
infolge=
deſſen rechnet man damit, daß der künftige
Miniſter=
präſident bei der Neubildung des Kabinetts
auf die größten Schwierigkeiten ſtoßen wird.
Aus all dieſen Gründen ſieht man eine lange Dauer der
Kriſis voraus.
Briand und die Linke.
In maßgebenden Kreiſen hält man es jetzt für ſicher, daß
Briand die Neubildung des Kabinetts übernehmen
wird. Er dürfte dabei die Mehrzahl ſeiner bisherigen
Mitarbei=
ter wieder berufen. Für den Poſten des Finanzminiſters wird
mit Caillaux und Peret gerechnet. Die ſozialiſtiſche
Kammer=
gruppe trat am Montag zu einer Beſprechung zuſammen und
beſchloß einſtimmig, von der Regierung unbedingtes
Feſthal=
ten an der Außenpolitik Briands zu verlangen. Die
Senatsmitglieder der ſozialiſtiſchen Kammergruppe haben eine
Entſchließung angenommen, wonach ohne völlige
Ein=
mütigkeit der Kammerlinken eine
republika=
niſche Politik illuſoriſch ſei und jeder Verſuch zur
Löſung der ſchwebenden Fragen zur Erfolgloſigkeit verurteilt
wird. Der Verſuch, eine ſolche reſtloſe Einigung der
Kartell=
gruppe herbeizuführen, ſoll mit allen Mitteln zu Ende geführt
werden.
Briands Sturz — ſein eigenes Werk?
In Londoner diplomatiſchen und politiſchen Kreiſen wird
die Anſicht vertreten, daß Briand die Kabinettskriſe arrangiert
habe, um den franzöſiſchen Vertretern jegliche Entſcheidung über
die polniſchen und ſpaniſchen Anſprüche zu erſparen. Auch von
der liberalen Oppoſitionspreſſe wird der Sturz Briands als ein
Streich bezeichnet, mit dem Ziel, die franzöſiſche Delegation auch
für die Zuwahl Deutſchlands zum Rate aktionsunfähig zu
machen.
Der Rücktritt Briands und ſeine Rück
Der Einfluß des Rücktritts Briands auf die Genfer
Ver=
handlungen wird von dem diplomatiſchen Korreſpondenten des
„Daily Telegraph” in einem Leitartikel unterſucht, der zu dem
Schluß kommt, daß dieſe Entwicklung der Dinge der
franzöſiſchen Delegation, nur angenehm ſein
könne. Gehe alles nach dem Wunſch Frankreichs, ſo werde
dieſe Delegation zuſtimmen. Sollten aber die Verhandlungen
eine für den franzöſiſchen Standpunkt ungünſtige Wendung
neh=
men, ſo könnte ſich die Delegation jederzeit hinter dem
juriſti=
ſchen Deckmantel der Unzuſtändigkeit verſchanzen, unter Hinweis
auf den offiziellen Kommentar zu dem Völkerbundsſtatut, der
ausdrücklich beſtimmt, daß die einzelnen Vertreter ihre
Regie=
rungen in vollem Umfange vertreten; Frankreich aber habe
zur=
zeit gar keine Regierung.
Wer bildet die neue Regierung?
Der Präſident der franzöſiſchen Republik hat Montag abend
die ehemaligen Miniſter Chaumet, Cazal und Raoul Peret
emp=
fangen. Havas erklärt, daß der Präſident vor Dienstag mittag
die Perſönlichkeit, der er die Kabinettsbildung anvertrauen
werde, nicht zu benennen gedenkt. — Nach dem „Oeuvre” hofft
man, ein Kabinett „links mit Unterſtützung der linken
Mittel=
parteien” zu erreichen, und zwar ſollen entweder de Monzie
oder Caillaux oder auch Steeg mit der Bildung des neuen
Kabinetts betraut werden. Nach einem Bericht des „Echo de
Paris” aus Lyon ſei der Präſident der Republik bei ſeinem
geſt=
rigen Beſuch der dortigen Meſſe mit dem Rufe: „
Auf=
löſung!” empfangen worden.
Die Auffaſſung Llond Georges: ein
italieniſch=
franzöſiſches Komplott.
London, 8. März.
Lloyd George ſchreibt in einem Artikel in der „Daily
Chro=
nicle”, daß zwiſchen Italien und Frankreich ein
Komplott beſtehe, um Deutſchlands Wort und
Stimme im Völkerbundsrat zu neutraliſieren.
Lloyd George befürchtet, daß Chamberlain in eine
Falle geraten ſei. Bloße Ehrlichkeit der Geſinnung könne
ge=
gen die franzöſiſche Hinterliſt nicht aufbommen. Lloyd
George glaubt auch, daß Spanien für Frankreich eintreten werde,
da Spanien in Marokko mehr auf die franzöſiſche Hilfe
angewie=
ſen ſei, als Frankreich auf die ſeine. Zum Schluß ſagt Lloyd
George, daß, wenn Deutſchland feſt bleibe und auch
Schweden auf ſeinem Standpunkt beharre, die
ganze erbärmliche Intrige zunichte werde.
Ein Dementi der deutſchen Oelegation.
Die deutſche Delegation gibt folgende Erklärung ab: Einer
Meldung des „Journal de Geneve” zufolge ſoll der
Korreſpon=
dent der „Times” nach London berichtet haben, man halte es für
möglich, daß die deutſche Delegation für den ſpaniſchen Sitz
ge=
wonnen werden könne. Demgegenüber ſei, ohne die Bedeutung
und Berechtigung der einzelnen Kandidaturen in dieſem
Zuſam=
menhang zu würdigen, erneut darauf hingewieſen, daß die
deutſche Delegation in Genf an dem bisher vertretenen, in der
Hamburger Rede des Reichskanzlers dargelegten Stondpunkt
feſthält.
Abſchluß eines Balkanpaktes in Genf?
EP. Belgrad, 8. März.
Die „Politika” will aus informierter Quelle erfahren haben,
daß Nintſchitſch in Rom und Paris das Terrain für ein
„mitteleuropäiſches Locarno”, namentlich einen
Garantiepakt der mitteleuropäiſchen Staaten,
ſondiert habe. Muſſolini ebenſo wie Briand wären auf die
Hauptpunkte der Gedankengänge des jugoſlawiſchen
Außenmini=
ſters eingegangen. Dieſe Vorbeſprechungen ſollen, dem Blatt
zufolge, ſoweit gediehen ſein, daß mit dem Zuſammentritt
einer Konferenz der intereſſierten Mächte ſchon
während der Genfer Tagung des
Völkerbunds=
rates oder kurz nachher zu rechnen ſei. An dieſer Konferenz
würden außer Jugoſlawien Italien und
Frank=
reich auch Oeſterreich, die Tſchechei, Rumänien und
eventl. auch Deutſchland (2) teilnehmen. In Belgrader
amtlichen Kreiſen wird die Nachricht der „Politika” in dieſer
Form dementiert.
nahe: Goethe, Schiller, Herder, Jean Paul, Heinrich von Kleiſt,
Prinz Louis Ferdinand, Alexander I., Blücher, York,
Scharn=
horſt, Stein, Gneiſenau.
Sie, die ewig Junggebliebene, war in eine Welt
ungeheu=
rer Begebenheiten geſtellt. Und ſie, die ganz Frauliche,
An=
mutige, Liebenswürdige, erreichte es, kraft einer ergreifenden
Selbſterziehung, daß ſie lebendigen, tätigen Anteil an allem
Großen zu nehmen vermochte.
Dies gibt der Königin, die durch ein ſchier Unendliches an
Leid und Not ging, den Rang eines ganzen Menſchen.
Es gibt keine ſchöneren Worte über ſie zu ſagen, als die
Verſe, die ein Unſterblicher, Heinrich von Kleift, zu Luiſens
letz=
tem Geburtstag ſchrieb:
Erwäg’ ich, wie in jenen Schreckenstagen
Still Deine Brnſt verſchloſſen, was ſie litt.
Wie Du das Unglück mit der Grazie Tritt
Auf jungen Schultern herrlich haſt getragen,
Wie von des Kriegs zerriſſnem Schlachtenwagen
Selbſt oft die Schar der Männer zu Dir ſchritt,
Wie trotz der Wunde, die Dein Herz durchſchnitt,
Du ſtets der Hoffnung Fahn” uns vorgetragen:
O Herrſcherin! Die Zeit dann möcht’ ich ſegnen,
Wir ſahn Dich Anmut endlos niederregnen
Wie groß Du warſt, das ahneten wir nicht!
Dein Haupt ſcheint wie von Strahlen mir umſchimmert;
Du biſt der Stern, der voller Pracht erſt flimmert,
Wenn er durch finſtre Wetterwolken bricht.
* Luſtiges aus Hamburg.
Von Otto Ernſt
Bei den Hamburger Gerichten gab es einen witzigen und
käuſtiſchen Rechtsanwalt, den wir, um niemand zu nahe 31
tketen, Meyer nennen wollen. Eines Tages erſchien in einer
Gerichtsverhandlung der Herr Senator für das Juſtizweſen, um
41s Oberhaupt dieſer ſegensreichen und notwendigen Abteilung
der Verhandlung aufſichtsführenderweiſe beizuwohnen. Er nahm
auf der nächſten beſten Bank im Saale Platz. Kaum aber hatte
ſich geſetzt, als Meyer, der auch in der verhandelten Sache zu
tun hatte, leiſe auf den Gewaltigen zuging, ſich beſcheidentlick
zu ihm niederbeugte und mit der Hand am Munde ihm
unter=
tänigſt zuflüſterte:
„Entſchuldigen Sie, Herr Senator, das iſt die Bank für
Sachverſtändige!“
Fiedje ſitzt bei einem ſehr ſteifen Grog, bei ſeinem ſechſten.
Ls iſt ſo um die Mitte des Juli. Ein Quittje, d. i. ein hochdeutſch
Sedender Herr, beobachtet ihn ſät langem
„Menſch! Mann!” ruft er endlich entſetzt, „bei 28 Grad im
Schatten trinken Sie jetzt den ſechſten Grog! Was trinken Sie
denn im Winter?
„Veel Grog”, verſetzt Fiedje.
Kodl Maifiſch war nicht nur ein tüchtiger und ſtreng reeller
Wirt, er war überhaupt nicht auf den Kopf gefallen, was man
ſchon daran ſehen konnte, daß er Humor hatte und Spaß
ver=
ſtand. Wer Kodl Maifiſch in die Klemme bringen wollte, der
mußte früh aufſtehen; was Wunder, daß es der Stammtiſch
„Nervenruhe”, der ſich täglich in dem blitzblanken Keller am
Fleet (Kanal) an dem wunderſchönen großen runden
Mahagoni=
tiſch in der ſchummerigen Ecke bei Maifiſch verſammelte, und an
dem er ſelbſt einer der leiſtungsfähigſten, ausdauerndſten und
gemütlichſten Gäſte war, es gern darauf anlegte, ihn dennoch
„hineinzulegen”
Alſo gut: man ſitzt eines Mittags wieder bei dem herrlichen,
ſammetweichen Rotſpohn (Gelblack), als Maifiſch einmal auf
einige Minuten den Tiſch verlaſſen mußte, um irgend ein
Wirt=
ſchaftsgeſchäft wahrzunehmen. Auf dieſen Augenblick hatte der
Makler Beerbohm gewartet. Er zog ein Fläſchchen aus der
Taſche, in dem ſich Waſſer und ein noch zappellebendiger
Stich=
ling befand, und den
Inhalt dieſer Flaſche ſchüttete er in ſein
eigenes Glas, das noch halb mit Wein gefüllt war. Kodl
Mai=
fiſch kehrt nichtsahnend an den Tiſch zurück.
Beerbohm hebt ſein Glas gegen das Licht. „Was 18 denn
dat?!” ruft er voll Staunens.
„Wat iſt loos?” fragt ein anderer Gaſt und nimmt das Glas,
um es ebenfalls gegen das Licht zu halten. „Dor ſwemmt jon
Fiſch in!” ruft er.
„Dat is in Stickelgrint!” (Hamburgiſche Form für
Stich=
ling), ſtellt ein dritter feſt.
Das Glas kommt an Maifiſch, und er beſtätigt mit der Ruhe
eines Felſengebirges: „Weet Gott, dat is in Stickelgrint. —
Jan!!” ruft er mit Donnerſtimme. Und es erſcheint Jan, der
Hausknecht.
„Jan, du vole Fuulwuß (Faulpelz)! Du Swinegel!
Hun=
nert=un=duſentmol hev ick di ſeggt, du ſaß (ſollſt) dat Woter ut
de Pump holen un nicht utn Fleet!“
Herr Rundshagen, ein in Länge, Breite und Tiefe ſehr
aus=
gedehnter und mit der Welt zufriedener „Hamborger Börger”
ſpaziert mit ſeiner prachtvollen Dogge „Pluto” über den
Fiſch=
markt. Pluto plagt der Vorwitz, und er ſchnüffelt in einem
Fiſchkorb herum, der einige herrliche, gewaltige Hummern birgt.
In ſeinen Aengſten erblickt einer dieſer Hummern in Plutos
Schnauze „ein Felſenriff, das erfaßt er behend” und kniff ſich
mit ſeinen Scheren darin feſt.
Wie raſend und mit Heulen ſtürzte Pluto davon, immer den
Feind im Angeſichte.
„Du, du!” rief die Fiſchfrau Herrn Rundshagen zu, „fleit
doch mol din’n Hund!“
„Wieſoo?” fragte Herr Rundshagen im Vollgefühl der
Gleichberechtigung, „fleit du doch din’n Hummer!“
Hein Dunſtkopp ſteht an einem der Kanäle, die Hamburg
durchfließen und „Fleete” genannt werden, und dreht ſeinen
letzten Groſchen zwiſchen den Fingern. Da entfällt ihm der
Gro=
ſchen und verſinkt auf Nimmerwiederſehen in den graugelben
Fluten. Lange ſtarrt er ihm nach. Dann ſpricht er langſam und
leiſe die wehmutdurchzitterten Worte:
„Djunge, Djunge, Djunge! Verſupen wull ick di, ober nich
op dee Ort!“
Adje: Worum hebbt denn hüt morgen de Klocken lüd’t?
Fiedje: Hebbt de Klocken lüd’t?
Adje: Djä notürli! Heß dat ni heurt?
Fiedje: Nee.
Adje: Minſch! Vun alle Toorns (Türmen)!
Fiedje: Wat hebbt ſe denn lüd’t?
Adje: „Nun danket alle Gott”
Fiedje: Och, denn is gewiß in Senoter ſtorben!
Seite 4
Die Finanzdebatte in Reichsiag.
Erklärungen Dr. Reinholds zum Sparprogramm.
* Berlin, 8. März. (Eig. Bericht.)
Am Regierungstiſch: Reichsfinanzminiſter Dr. Reinhold.
Präſident Loebe eröffnet die Sitzung um 1,20 Uhr.
Auf der Tagesordnung ſteht die zweite Leſung des Haushalts
des Reichsfinanzminiſteriums. Damit verbunden iſt der
Geſetzentwurf über Steuermilderungen zur Erleichterung der
Wirt=
ſchaftslage. Ferner ſind mit zur Veratung geſtellt drei
Interpellatio=
nen und 33 Anträge aller Parteien, die Abänderungsvorſchläge zu den
Steuergeſetzen enthalten und Maßnahmen zur Behebung der
Wirt=
ſchaftsnot fordern.
Abg. Keil (Soz.) weiſt darauf hin, daß keine Verwaltung ſo
un=
beliebt ſei wie die Steuerverwaltung. Ausgenommen ſei vielleicht noch
die Juſtiz. Es ſei aber ein billiges Vergnügen, nach der
Finanzver=
waltung mit Steinen zu werfen. Die Steuerbeamten tun ihre Pflicht,
wenn ſie die Geſetze zur Durchführung bringen. Von der geſamten
Lohnſteuer entfallen 82 Prozent auf Einkommen bis zu 5000 Mark. Der
landwirtſchaftliche Großgrundbeſitz und auch der mittlere Grundbeſitz
erzielten, angeblich keine Gewinne. Seine Steuerfreiheit beruhe auf
ſeinen Bilanzierungskünſten. Der Nedner fordert Offenlegung der
Steuerliſte. Wer gegen dieſen Antrag ſei, der unterſtütze die
Steuep=
drückeberger. Der Redner fordert Durchführung des
Wohnungspro=
gramms, ſtimmt der Herabſetzung der Umſatzſteuer und der
Be=
ſeitigung der Luxusſtener zu und fordert mehr Stetigkeit
im Steuerweſen.
Reichsfinanzminiſter Dr. Reinhold
ſtellt feſt, daß das Geſetz über Steuermilderungen ſich eng an ſeine
Etatsrede anlehne. Eine Abweichung wäre nur inſofern vorhanden,
als die Negierung ſich jetzt entſchloſſen habe, die Luxusſteuer vollſtändig
aufzuheben, weil auch ihre teilweiſe Aufrechterhaltung als Verteuerung
deutſcher Qualitätsarbeit wirken würde. Zuſtimmung.) Die
Steuer=
ſenkungen, ſo erklärte der Miniſter weiter, dürfen nicht iſoliert betrachtet
werden. Sie ſind ein Teil des Programms der Reichsregierung für die
Wiederbelebung der deutſchen Wirtſchaft nach der ſchveren Kriſe. Dazu
gehört auch in erſter Linie die Hebung und Förderung des Exportes.
Dazu gehören weiter Maßnahmen zur Kredithilfe. Die
Steuerſenkun=
gen ſtehen im Zuſammenhang mit den Erſparnismaßnahmen, die
durh=
geführt werden müſſen. Dieſer Weg zur Erſparnis geht über die
Ar=
beitsvereinfachung und über die Verwaltungsreform. Wir haben den
Ländern und Gemeinden ſchon die Möglichkeit zur Beſchaffung
billiger zweiter Hypotheken gegeben. Wir wollen jetzt
auch bei der Beſchaffung erſter Hypotheken helfend
vorgehen, zunächſt durch einen gewiſſen Zwiſchenkredit aus
Reichs=
mitteln. Dadurch wird die Bautätigkeit belebt werden. Die
Steuer=
ſenkungen ſind wohl überlegt und nicht ein Sprung ins Dunkle. Eine
weitere Vorausſetzung für die Steuerſenkung iſt es, daß wir die
Aus=
gaben des außerordentlichen Etats, die für die Zukunſt beſtimmt ſind,
aus Anleihen nehmen. Die Anträge auf Sentung anderer
Steuern werden ſich nicht durchführen laſſen. Unſere
Vor=
ſchläge ſollen zu einer Entlaſtung und Belebung der Geſamtwirtſchaft
führen. Das iſt von der Senkung anderer Verbrauchsſteuern nicht zu
erwarten. Der Miniſter empfiehlt, an der rechtlichen und techniſchen
Geſtaltung des Steuerſyſtems voreilige Aenderungen jetzt nicht
vorzu=
nehmen. Die Zeit müſſe erſt ergeben, wie ſich das jetzige Steuerſyſtem
bewähre. Das Steuermilderungsgeſetz ſei, die Konſequenz, die die
Reihsregierung aus der augenblicklichen wirtſchaftlichen Notlage ziehe.
Abg. Dr. Oberfohren (Ontl.) weiſt auf den ungewöhnlich
koſt=
ſpieligen Apparat der Finanzverwaltung hin. Für das
Branntwein=
monopol müſſe der Grundſatz gelten, daß nicht in erſter Linie
Brannt=
wein, ſondern Futtermittel erzeugt werden müſſen. Wir brauchen eine
organiſche Reform der Steuergeſetzgebung mit dem Blick aufs Ganze.
Der Redner billigt die Aufhebung der Luxusſteuer, regt aber an, ſtatt
der Senkug der Umſatzſteuer den Abbau der Hauszinsſteuer
vorzu=
nehmen. Die Hauszinsſteuer ſei eine unſoziale, geradezu
gemeingefähr=
liche Steuer. Notwendig wäre auch eine Ermäßigung der direkten
Steuern im Intereſſe der Wirtſchaft.
Reichsfinanzminiſter Dr. Reinhold erwidert, er habe ein fertiges
Werk übernommen und konnte nur die Notmaßnahmen vorſchlagen.
die die Notlage der Wirtſchaft erforderten. Der Miniſter verwahrt ſich
dann entſchieden gegen den Vorwurf der Nechten, er ſei Parteiminiſter,
Dienstag, den 9. März 1926
Er werde nur eine Politik treiben, die im Intereſſe des ganzen Staates
und der Wirtſchaft ſei.
Abg. Brüning (Ztr.) gibt der Erwartung Ausdruck, daß die
weſentlichen Beſtimmungen der letzten Steuerreform, die nicht nur von
den Regierungsparteien, ſondern auch von den großen
Oppoſitions=
parteien gebilligt worden ſind, möglichſt ein Jahrzehnt in Kraft bleiben.
Die Steuerpolitik des vergangenen Sommers ſei auch von den
Deutſch=
nationalen mitgemacht worden. Sie ändern aber ihre Meinung, 1
nachdem ſie in der Regierung ſind oder nicht.
Abg. Keinath (Dtſch. Vp.) begrüßt die ablehnende Haltung der
Regierung gegenüber einer Theſaurierungspolitik. Die Steuerpolitik
hätte ſchon 1924 einſetzen müſſen, dann wäre die Wirtſchaftsnot nicht
ſo groß geworden. Der Redner begrüßt die allgemeine Tendenz einer
Erleichterung des Steuerdrucks und erklärt ſich mit der Ausübung
eines unmittelbaren Zwanges auf die Länder und
Gemeinden zu größerer Sparſamkeit durchaus einverſtanden. Der
Redner verlangt für die Aufhebung der Luxusſteuer rückwirkende Kraft,
damit keine Geſchäftsſtockung eintritt. Im übrigen ſtimmt er dem
Finanzprogramm der Regierung im zueſentlichen zu.
Abg. Dr. Fiſcher=Köln (Dem.) begrüßt das allgemeine
Beſtre=
ben, Leerlaufarbeit auszuſchalten. Der Reichstag ſollte in dieſer
Be=
ziehung bahnbrechend vorangehen. Vom Finanzminiſter wird eine
Neu=
aufſtellung ſeines Etats bis zur dritten Leſung gefordert. Redner
for=
dert Abbau der Nealſteuer in den Ländern und Gemeinden,
Ausgaben=
beſchränkung und praktiſche Ausgabeneinſtarungen, ferner
Veſchleuni=
gung der Verwaltungsreform für Reich, Länder und Gemeinden. Er
empfiehlt eine etatswirtſchaftliche Enguéte. Der Redner ſchließt mit der
Erklärung, daß ſeine Freunde ſich der von der Regierung gewünſchten
Notgemeinſchaft gerne anſchließen.
Darauf werden die Beratungen abgebrochen. Das Haus vertagt ſich
auf Dienstag, 1 Uhr: Weiterberatung. — Schluß 7½4 Uhr.
Das Volfsbegehren.
Geringe Beteiligung.
Die Sozialdemokraten und Kommuniſten haben bisher an
dem Verlauf des Volksbegehrens keine reine Freude. Es beſteht
nicht der leiſeſte Zweifel daran, daß ſie die vier Millionen
Stimmen, die ſie brauchen, aufbringen werden. Sie legen aber
natürlich Wert darauf, mit möglichſt großen Zahlen
aufzu=
warten, denn je näher ſie jetzt beim Volksbegehren den 20
Mil=
lionen kommen, die für den Volksentſcheid erforderlich ſind, deſto
ſtärker glauben ſie ihre Forderungen bei den
Kompromißver=
handlungen anſpannen zu können. Sie greifen deshalb ſchon
zu ſtark verzweifelten Mitteln, um die Bevölkerung
aufzu=
peitſchen, nicht allein zur Agitation, ſondern auch zur Reklame,
die ſie mit den bisher vorliegenden recht kläglichen Ergebniſſen
machen.
Das Ergebnis von vier Tagen liegt für Berlin jetzt vor In
den erſten beiden Tagen war es ausgeſprochen dürftig, erſt der
Sonntag hat einen kleinen Aufſchwung gebracht. Im ganzen
wartet Berlin jetzt mit 307 000 Unterſchriften auf. Das iſt
ge=
wiß nicht viel, wenn man zuſammenrechnet, daß
Sozialdemo=
kraten und Kommuniſten bei den letzten Reichstagswahlen in
Berlin in drei Wahlbezirken faſt 1½ Millionen auf die Beine
brachten. Davon haben ſie alſo jetzt gerade ein Fünftel, wobei
noch zu berückſichtigen iſt, daß ein Teil der Demokraten ebenfalls
mitmacht und daß zweifellos viele verarmte Rentner ohne
Rück=
ſicht auf Parteizugehörigkeit der ſozialdemokratiſch=
kommuniſti=
ſchen Werbung folgen. Es iſt auch nur ein ſchwacher Troſt, daß
in Thüringen die Erfolge etwas größer zu ſein ſcheinen. Der
„Vorwärts” behauptet, daß in einem kleinen Bauerndorf
ſämt=
liche Wahlberechtigten ihre Unterſchriften gegeben hätten. Das
bedarf noch ſtark der Nachprüfung. Jedenfalls iſt aber im
allge=
meinen kein Zweifel daran, daß bisher die Beteiligung am
Volksbegehren den ſozialdemokratiſch=kommuniſtiſchen
Erwar=
tungen auch nicht im geringſten entſprochen hat.
Nummer 68
London und Genf.
Von unſerem Korreſpondenten.
CIIP. London, 8. März.
Es wird hier für ganz ausgeſchloſſen gehalten, daß ſicl
irgend ein Einſpruch gegen die Wahl Deutſchlands und ſeine
Aufnahme in den Rat erheben ſollte. So iſt es auch
ausge=
ſchloſſen, daß irgendwelche Verfehlungen, z. B. in der Abrüſtung
zur Sprache gebracht werden könnten, da man ſich ja ſchon dar
über verſtändigt hat, dieſe Sache fallen zu laſſen, da
Deutſch=
land nach allen Richtungen ſeinen guten Willen bewieſen hat
Die Verſammlung wie der Rat haben noch freie Zeit, z. B. für
laufende formale Angelegenheiten. Aber es werden
ſelbſtver=
ſtändlich keine belangvollen Angelegenheiten, vor allem keine
ſolchen, an denen Deutſchland ein ſpezielles Jutereſſe hat, zur
Diskuſſion gelangen, bevor die deutſchen Delegierten ihre Sitze
im Nat eingenommen haben. Es iſt hier die Frage aufgeworfen
worden, ob, nachdem Deutſchland allein für ſich Mitglied des
Völterbundsrates geworden, nachdem alſo ſeine Vorbedingung
für ſeinen Eintritt erfüllt iſt, noch in dieſer Seſſion über den
Eintritt einer anderen Nation, z. B. Spaniens, verhandelt
wer=
den dürfte und könnte. Mau iſt überwiegend, auch nach den
Erklärungen Baldwins und Chamberlains, namentlich des
letz=
teren, der Anſicht, daß damit nicht vorgegangen werden ſollte
Abgeſehen von allem anderen, handelt es ſich eben nicht nur
um den Eintritt dieſer oder jener Macht, ſondern es läßt ſich
die Berührung des ganzen Fragenkomplexes bei Behandlung
einer ſolchen Einzelirage nicht abtrennen, der mit der eventl.
Vergrößerung des Rates und einer Reorganiſation des
Völker=
bundes überhaupt in engem Zuſammenhang ſteht. Man vertritt
die Anſicht, daß eine ſo folgenſchwere Aenderung nicht von heute
auf morgen, alſo nicht im Verlaufe dieſer Seſſion, mit der
ent=
ſprechenden Gründlichkeit erledigt werden kann. Wenn ſchon
nach allen den ſtattgefundenen und noch ſtattzufindenden
Be=
ſprechungen nicht einmal die Aufnahme Deutſchlands vollzogen
werden kann, ohne daß die Vollverſammlung die Angelegenheit
noch einer beſonderen Kommiſſion — wenn auch nur pro korma
— überweiſt, ſo wird wohl die ſo belangvolle angeregte Materie
mit ihren komplizierten Nebenfragen ebenfalls nötig machen,
daß eine Kommiſſion ſie bis zur Septemberſeſſion nach allen
Richtungen gründlich erwägt. Und hierbei kann dann auch der
längſt gehegte Wunſch der Dominions und ihrer
Freunde zur Erfüllung gebracht werden. Man kann dieſen
voll=
berechtigten Mitgliedern des Völkerbundes, eine entſprechende
Vertretung in der einzuſetzenden Kommiſſion gewähren und
dieſen großen Ueberſeegliedern des britiſchen Reiches endlich die
ihnen ſchon lange gebührende Möglichkeit verſchaffen, ihre
Stimmen im Rate der Völker vernehmen zu laſſen.
Eine der wichtigſten Angelegenheiten für Deutſchland iſt die
Lage des Saargebiets, und gerade bezüglich ihrer iſt
die Teilnahme deutſcher Delegierter an den Erörterungen eine
zwingende Notwendigkeit geweſen. Der „Daily Expreß” ſchreibt
darüber. „In jedem Falle werden die Entſcheidungen einen für
Deutſchland annehmbaren Charakter tragen. Der gegenwärtige
Vorſitzende der Regierenden Kommiſſion, M. Rault, wird durch
das populäre kanadiſche Mitglied, Mr. Stephens erſetzt werden.
Ferner ſollen alle franzöſiſchen Truppen ſofort aus dem
Saar=
gebiet zurückgezogen werden. Es wird freilich die Beſtimmung
getroffen werden, daß die Regierende Kommiſſion berechtigt ſein
ſoll, im Notfall die nächſte franzöſiſche Garniſon außerhalb des
Saargebiets heranzuziehen. Aber die Tage der militäriſchen
Beſetzung des Saargebietes ſind vorüber.”
zu unſerem Inſerat
MpT
MT
A0
dne
Erſt wenn die Menſchheit neben dem Nutzen der wiſſenſchaftlichen Fähigkeiten eines Volkes, gleichzeitig auch einen dauernd ſieigenden normalen materiellen Nutzen auß
demſelben herausziehen kann, ſteigt dasſelbe bis zu dem Grad der Achtung und Macht empor, die es als Glied der Nationen je nach ſeiner Größe erreichen muß. Hierzu gehört
auch, daß dieſes Volk eine Kleidung trägt, die in der Qualität den Fähigkeiten eines jeden Einzelnen entſpricht, damit dieſes Volk in den Augen der Menſchheit und vor ſich ſebd
nicht zu dem am ſchlechteſt gekleideten und dadurch zum Volk in Lumpen gekleidet (zum Lumpenvolk) in die Schlucht der Mißachtung und Unehre herabſinken kann. In einem weit
höheren Grade als die Not des Volkes ſeither geſtiegen iſt, hat ſich die Nachfrage nach billiger Kleidung geſteigert. Auch wenn wir ein armes Volk geworden ſind, dürfen wir
un=
den anderen Völkern wie uns gegenſeitig die Achtung vor uns ſelbſt abzugewinnen, die Qualität unſerer Kleidung ebenſowenig wie den Verbrauch an Seife ſinken laſſen. Sehr viele
wiſſen es, daß die teuerſten Kleider infolge der in keinem Verhältnis zu den Mehrkoſien bedeutend höheren Qualität, beſſeres und längeres Tragen und ebenſo viel höhere Eleganz, die
billigſten ſind. Schon auf Grund dieſer für die Finanzkaſſe eines Jeden vorteilhaften Eigenſchaften einer höheren Qualitätskleidung, könnte eine ſolche von vielen Perſonen mehr getragen
werden, ſobald wir uns ſagen: Die Erhaltung unſerer Achtung und Ehre iſt Selbſterhaltung. Der Verluſt derſelben gibt uns ſelbſt verloren.
Um dieſes Ziel, die Erhaliung der Achtung und Ehre vor uns ſelbſt durch die Kleidung mit zu fördern, iſt es bitter notwendig, daß die Lokale, in denen Kleidung verkauft
wird, ſehr hell ſind. Die Käufer, faſt ohne Ausnahmen müſſen, um die Qualität beim Kauf einigermaßen beurteilen zu können, auf ihr Geſicht ſich verlaſſen. Ein dunkles Lokal
verführt die Käufer aus unberechtigter Sparſamkeit ſehr leicht zum Kauf einer billigeren Qualität. Der Bedarf des fraglichen Kaufmanns an geringeren Waren wird dadurch zum
Schaden ſeiner ſelbſt wie der Kunden geſteigert. Der Konſum an beſſeren Waren muß notwendiger Weiſe in dieſem Lokale trotz großer Reklame im Verhältnis zur Stückzahl
aus folgenden Gründen ſinken. Beiſpiel: Ein Herr, der gewöhnt iſt für einen Anzug auszuigeben 60.— Mk, kauft ſich aut Grund ſeiner in einem dunklen Laden (auch ein gutes
künſtliches Licht kann Tageslicht bei dieſem Akt einen vollen Erſatz für Tageslicht nicht bieten) verringerten Lrteilsfähigkeit einen Anzug für 30.— Mk. in der Meinung, daß dieſer
dieſelben hochgradigen Eigenſchaften wie ein ſolcher für 60.— Mk. beſitze. Sehr bald wird er aber doch den in keinem Verhältnis zu dem niedrigeren Preis ſiehenden nachteiligen
großen Unterſchied in der Qualität immer mehr erkennen müſſen und die Schuld an dem nachteiligen Kauf in erſter Linie auf den dunklen Laden, oder gar noch auf den Verkäuter,
der ihm den Anzug empfohlen hat, abladen, ſeine Bekannten darauf aufmerkſam machen und dadurch den Verkäuter ſchädigen. Die beim Kaut des Anzugs nur ſcheinbar erübrigten
10—Mk. hat er auf Grund der durch die Papierflut erwürgten Sparſamkeit für überreizbare Nervenkitzel mehr ausgegeben. Doppelt iſt er ärmer geworden, da er ſich nun geringer
kleiden und mehr ſparen muß, um ſich bald einen neuen Anzug und damit die Achtung vor ſich ſelbſt und vor ſeinen Nebenmenſchen zu erhalten. In dieſem Kunden wird der
Glaube, daß ſein Anzug ſelbſt für 30 — Mk. noch viel zu teuer war und der dunkie Laden eine evtl. von dem Kaufmann beabſichtigte, eine gewollte oder geduldete Einrichtung
zur Erzielung eines größeren Verdienſies oder eines leichteren Geſchäfts ſein kann. In den meiſten Fällen wird der Kaufmann dieſen Kunden (der ihn unter Umſtänden
10 — Mk. an Reklame gekoſtet hat) und ſo an demſelben eigentlich nicht allein nichts verdient, ſondern ein Teil ſeiner eroberten Achtung verloren und den Teufel gegen die Liebe
unter den Menſchen gereizt haben, ohne, daß er eine Ahnung davon hat. Verkäufer wie Käufer von Herren=Konfektion haben mithin ein gemeinſames Intereſſe daran, daß, wie
vielfach es bei den übrigen Textilwaren längſt geſchehen iſt, helle, große Verkaufsräume entſiehen. In ſehr vielen Fällen könnte an den beſtehenden Herrenkonfektionsläden mehr
und mehr Abhilfe geſchaffen und damit der nicht mehr berechtigte Glaube an die Unehrlichkeit des Kaufmannes in dieſer Beziehung, wenn auch unter großer Anſtrengung, beſeitigt werden.
Machen wir es hier in Darmſtadt nicht, ſo werden uns dies ſehr bald von außerhalb kommende Firmen es vormachen. Anzeichen hierzu ſollen bereits vorhanden jein. Dies iſt die
(3573
Umwälzung, die mit der Einrichtung unſeres nunmehr bald fertigen hochmodernen Lokals begonnen hat.
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Nummer 68
Dienstag, den 9. März 1926
Seite 5
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Aus der Landeshauptſtadt.
Darmſtadt, 9. März.
— Aus dem Schuldienſt entlafſen wurde: am 3. März 1926: die
Lehrerin Gertrude Rummel, geb. Thierolf an der Volksſchule zu
Pfungſtadt, Kreis Darmſtadt, auf Grund des Artikels 14 Abſ. 1 der
Per=
ſonglabbau=Verordnung in der Faſſung des Geſetzes über Einſtellung des
Perſonalabbaues in Heſſen und zur Aenderung des Perſonal=
Abbau=
geſetzes vom 8. Oktober 1925 mit Wirkung vom 1. März 1926 ab.
— In den Ruheſtand verſetzt wurde: am 5. März 1926: der ordent=
(iche Profeſſor an der Techniſchen Hochſchule in Darmſtadt Geh. Baurat
Dr.=Ing. Hans Wegele zu Darmſtadt auf ſein Nachſuchen mit Wirkung
vom 1. April 1926 ab.
Arbeitsloſen=Demonſtrationen. Geſtern vormittag
demon=
ſtrierten mehrere Hundert Arbeitsloſe in der Rheinſtraße, um
für Erhöhung der Arbeitsloſenunterſtützung Propaganda zu
machen. Eine Kommiſſion von etwa 20 Arbeitsloſen begab ſich
zum Oberbürgermeiſter und erklärte dort, dagegen zu
prote=
ſtieren, daß die Stadtverordnetenverſammlung, die über die
Er=
höhung der Arbeitsloſenunterſtützung zu befinden habe, dieſe
Woche nicht ſtattfinden ſoll, wodurch die Erhöhung der
Unter=
ſtützung verzögert würde. Der Oberbürgermeiſter erklärte ſich
bereit, die berechtigten Wünſche der Arbeitsloſen in einer für
dieſe Woche anzuberaumenden Sitzung des Finanzausſchuſſes
zur Erledigung zu bringen. Die Kommiſſion erklärte ſich damit
zufriedengeſtellt. Die im Anſchluß an dieſe Beſprechung
vor=
geſehene Demonſtration wurde durch die Schupo verhindert, die
die Menge aus der Rhein= und Grafenſtraße, in die
Neben=
ſtraßen abdrängte und die beiden Straßen vorübergehend
abge=
ſperrt hielt. Außer Johlen gegen die Schupo und
unweſent=
lichen Zuſammenſtößen kam es zu keinerlei Zwiſchenfällen. Es
wurden einige Ruheſtörer feſtgenommen. Gegen Mittag rückte
die Schupo, die u. a. auch ihr Panzerauto aufgefahren hatte,
wieder ab.
Heſſiſches Landestheater. In der morgen, Mittwoch, 10. März,
abends 7½ Uhr, im Großen Haus ſtattfindenden Erſtaufführung von
Klabunds „Kreidekreis” die von Jacob Geis inſzeniert wird, ſind
in weſentlichen Rollen beſchäftigt die Damen: Vihrog, Hoffart, Meißner,
Carlſen und die Herren: Büttner, Nemetz, Schultze, Baumeiſter, Schalla,
Weſtermann, Keßler, Bluhm, Mayenknecht, Ausfelder, Göbel, Sattler,
Kinzler, Jachtmann.
Heute Dienstag, den 9. März, findet das zweite und letzte Gaſtſpiel
von Anne Roſſelle ſtatt. Die Künſtlerin ſingt die Partie der Mimi
in Puccinis Boheme‟. Das Neue Wiener Journal ſchreibt über dieſe
Partie der Sängerin: „Dieſe Partie kommt dem techniſch hervorragend
durchgebildeten Material der Künſtlerin am weiteſten entgegen. Die
unerhörte Süßigkeit der Stimme riß die Zuſchauer zu lebhafter
Begeiſte=
rung hin.”
— Poſaunenchor=Konzert. Zum Abſchluß des 1. Vereinsjahres
ver=
anſtaltet der unter der Leitung des Herrn Ed. Breitrück ſtehende
Po=
ſaunenchor der evang. Martinsgemeinde am Montag, den 15. März,
abends, in der Martinskirche eine kirchenmuſikaliſche Abendfeier
(Motettenabend). Zum Vortrag gelangen Motetten von Bach,
Schu=
mann, Löwe, Händel, Mendelsſohn, und Paſtor Kulo. Programme zu
50 Pf., die zum Eintritt berechtigen, ſind im Vorverkauf zu haben bei
Kaufmann, Pfeifer, Stiftſtraße 29, Ecke Erbacherſtraße, Bäckermeiſter
Ludwig, Mollerſtraße 25, Gärtnerei Schäfer, Wenckſtraße 49,
Schuh=
macherei Hans Erig, Kranichſteinerſtraße 1, und im
Manufakturwaren=
geſchäft Müller, Pankratiusſtraße 25, ſowie an der Abendkaſſe. Der
Reinertrag des Abends dient zum weiteren Ausbau des Chors. Möchte
ein vollbeſetztes Gotteshaus der Lohn ſein für den rührigen Dirigenten
und ſeine wackeren Bläſer ſür die unermüdliche Arbeit im 1. Vereinsjahr.
— Mozartverein. Profeſſor Arnold Mendelsſohn hat ſich in
dan=
kenswerter Weiſe bereit erklärt, eine Einführung in ſein größtes Werk,
„Pandora” zu geben. Alle, die das Konzert am nächſten Montag
be=
ſuchen, werden den Genuß ſteigern, wenn ſie ſich durch den Schöpfer des
Werkes ſelbſt über die Abſichten des Tonſetzers belehren laſſen. Der
Vortrag, der durch Erläuterungen am Klavier unterſtützt wird, iſt für
die Mitglieder des Vereins und alle Konzertbeſucher beſtimmt. Eintritt
frei. S. Anzeige.
— Vogelsberger Höhenklub, Darmſtadt. Der Zweigverein
Darm=
ſtadt führt am Sonntag, den 14. ds. Mts., die planmäßige dritte
Wan=
derung nach dem vorderen Odenwald aus. Die Führung liegt in gut
bewährten Händen und ſcheinen Ueberraſchungen bevorzuſtehen. Regſte
Teilnahme wird daher anempfohlen. Näheres ſiehe Anzeige.
— Deutſche Jugendherbergen, Ortsgruppe Darmſtadt. Am Freitag
veranſtaltete die Ortsgruppe im Turnſaal der Aufbauſchule einen
Vor=
trags= und Werbeabend. Der für die am nächſten Tage
ſtatt=
findende Schulſchlußfeier nett mit Tannengrüin geſchmückte Saal war bald
bis auf den letzten Platz beſetzt, ſo daß noch viele, die kamen, als die
Stimmen der Jugend ſchon mit Geigen und Klampfen um die Wette
jauchzten, ſtehen mußten. Als zwei friſche Wanderweiſen verklungen
waren, las Max Weber, der Geſchäftsführer der O.G., klar und
begeiſternd die „Morgenwanderung” von Cäſar Flaiſchlen. Nach einigen
Begrüßungsworten des erſten Vorſitzenden Studienrat. Dr.
Kreicke=
meier ſprach dann Studienrat W./Stein=Heppenheim über „
Wan=
dern und Bleiben”. In launiger, fein humorvoller Weiſe, die es dennoch
nicht an manchen beißenden Bemerkungen über Sitten und Unſitten
feh=
len ließ, führte er die bald andächtig lauſchenden, bald behaglich
lachen=
den Hörer kreuz und quer mit ſeiner Jugendgruppe durch das deutſche
Vaterland. Er ſchilderte das Wandern als den Jungborn unſeres
Vol=
kes, als den Weg, der uns wieder zur Höhe zurückführen kann und wird,
und betonte immer wieder die koſtbare Arbeit, die hier in jahrelangen,
heißen Mühen der Verband für D. J.H. geleiſtet hat. Lichtbilder —
herr=
liche Landſchaftsaufnahmen, Bilder aus deutſchen Städten, aus
Jugend=
herbergen, von Jugendherbergstagen — wechſelten in bunter Reihe. —
Doch noch iſt unendlich viel zu tun, noch kaum erſt ein Anfang gemacht!
Die Ausſtellung „Mutter und Kind” will Wege zur geſunden Erziehung
des Säuglings geben. Der Verband für D.J.H. erſtrebt die
Geſund=
erhaltung, Stärkung und Kräftigung der heranwachſenden Jugend! Und
ſo rief Dr. Kreickemeier in begeiſterndem Schlußwort alle Anweſenden
auf zur gemeinſamen Arbeit zum Nutzen unſeres Volkes. Fiedelklang
ſchloß die Veranſtaltung. Iſt es auch bedauerlich, daß im Gegenſatz zu
anderen Städten die Aelteren in der Darmſtädter Bevölkerung noch
immer wenig Intereſſe — oder Verſtändnis — am Jugendherbergswerk
Zeigen, ſo wird dieſer Abend doch bei den wenigen, die neben der vielen
nd da waren, weiterwirken!
„Mutter und Kind‟
Wie zu erwarten war, wies die Ausſtellung am Sonntag einen ſehr
ſtarken Beſuch auf. Wohl 2500 Perſonen aus Stadt und Land
beſich=
tigten in den Nachmittagsſtunden die Ausſtellung, nachdem bereits die
vormittags ſtattgefundene Führung des Ausſtellungsleiters eine überaus
befriedigende Teilnehmerzahl aufzuweiſen hatte. Wie ſtark das
Bedürf=
nis nach ſachkundiger Aufklärung und Vermittlung des dort Geſchauten
iſt, beweiſt der wiederholte Beſuch Einzelner und ganzer
Per=
ſonengruppen. Vieſe ſichten erſt das Ausſtellungsmaterial, um ſich dann
bei einer ſpäteren Führung in die Gedankenwelt des Geſchauten tiefer
einführen zu laſſen. So hatte auch Herr Kinderarzt Dr. Sachs bei
ſeiner Führung am Sonntag nachmittag eine zahlreiche und dankbare
Zuhörerſchaft, die gefeſſelt und begeiſtert ſeinen Ausführungen folgte.
Am Abend ſprach Herr Dr. Altſchüler in ſeiner Eigenſchaft als
Frauenarzt vor überſüilltem Saal über: „Skizzen aus der weiblichen
Ge=
ſundheits= und Schönheitspflege vom ärztlichen Standpunkt aus”. Nach
Einleitung und Begrüßung durch den Vorſitzenden des Arbeitsausſchuſſes,
Herrn Beigeordneten Deln, führte der Redner einleitend aus, daß für
den Arzt ſich die Begriffe Schönheits= und Geſundheitspflege weithin
decken, da nur ein geſunder Körper für ärztliche Auffaſſung ſchön ſein
könne. Weiterhin führte er aus, daß ideale Forderungen für die
Ge=
ſundheitspflege der Frau heute an den Realitäten des Lebens, die
viele Frauen zwingen, anſtatt oder neben ihrem Mutterberuf
erwerbs=
tätig zu ſein, ſcheitern. Alsdann ſchilderte er die hygieniſchen
Forde=
rungen ſür den weiblichen Körper und Geiſt in den verſchiedenen
Lebens=
altern und während der für die Frau beſonders wichtigen
Lebensvor=
gänge, während der Menſtruation, der Schwangerſchaft, Geburt.
Wochen=
bett und Wechſeljahre. Er wies daraufhin, wie wichtig ſchon die richtige
Pflege der weiblichen Neugeborenen für die Zeit der Geſchlechtsreife ſei,
insbeſondere, aus Rückſicht auf die Gefahren der Rachitis. In den
Kinder= und Entwicklungsjahren ſei neben der richtigen Ernährung (frei
von Alkohol) und Bekleidung, größtes Gewicht auf reichlich Licht, Luft
und Waſſer zu legen und neben der Pflege des Körpers dürfe die Pflege
des Geiſtes und der Scele nicht vernachläſſigt werden.
Bei der Beſprechung der Entwicklungsjahre gab er eine kurze,
an=
ſchauliche Darſtellung des Weſens der Menſtruation und ihrer Störungen
und wies darauf hin, daß die ärztliche Kunſt heute in der Lage ſei, in
den meiſten Fällen dieſe Beſchwerden zu beſeitigen oder zu lindern. Bei
der Beſprechung der Schwangerſchaft, Geburt und Wochenbett hörten
wir manche ſehr wiſſenswerte Forderungen und Anregungen, auchdas
Kapitel der Bekämpfung des Schmerzes unter der
Geburt fand gebührende Berückſichtigung. Gegen den Schluß ſeiner
Ausführungen beſprach der Vortragende dann noch die Wechſeljahre der
Frau und richtete an die Frauen die Mahnung, bei allen Störungen,
mögen ſie zunächſt auch noch ſo gering erſcheinen, doch rechtzeitig
ärztlichen Rat einzuholen, ohne daß jedoch die Frauen zur Hypochondrie=
„Aengſtlichkeit” erzogen werden ſoll.
Andächtig lauſchend folgte ſeinen Worten, ein zum Schluſſe in
bei=
fallsfreudige Begeiſterung ausbrechende Zuhörerſchaft.
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Darmſiadt, Ernſit=Ludwigſir. 9, I., gegenüber d. Marktpaſſage
— Volkshochſchule. Deutſch I (Richter 2), letzter Abend findet heute
Dienstag, 9. März, im Haus der Jugend ſtatt. Franzöſiſch (Imgram 11),
letzte Stunde wird am Dienstag, den 16. März, im Haus der Jugend
abgehalten. — Zu der in voriger Woche im Städtiſchen Saalbau
er=
öffneten Ausſtellung „Mutter und Kind” ſind für Mitglieder der
Volkshochſchule Karten zum ermäßigten Preis von 30 Pfg. in der
Ge=
ſchäftsſtelle der Volkshochſchule zu haben. Ab Donnerstag erhalten
unſere Mitglieder zu der Vorſtellung des „Troubadour” (Samstag,
13. März, (Großes Haus Karten zum Preiſe von 1,50 und 2 Mk. in der
Geſchäftsſtelle.
* Die Kinderreichen zur Arbeitsloſigkeit und Wohnungsnot. In
Weſtfalen und Württemberg haben die Verbände nachſtehende
Ent=
ſchließung angenommen: „Das Heer der Arbeitsloſen in Deutfchland iſt
auf 2 Millionen angewachſen. Beinahe ebenſo groß iſt die Zahl der
Kurzarbeiter. Die Folge davon iſt, daß einſchließlich der
Familien=
angehörigen mindeſtens 12 Millionen Menſchen in öffentlicher Fürſorge
ſtehen. Welche ſittliche Gefährdung, menſchliche Entwürdigung und
politi=
tiſche Bedrohung der Volksgemeinſchaft dadurch entſteht, iſt unabſehbar.
Dazu kommt die entſetzliche Wohnungsnot. Unter all dieſen Zuſtänden
haben kinderreiche Familien am ſchwerſten zu leiden. Wir fordern
des=
halb zunächſt energiſche Förderung des Wohnungsbaues mit allen
ver=
fügbaren Mitteln, möglichſt in Verbindung mit der Neuſchaffung
land=
wirtſchaftlicher Siedlungen, damit entbehrlich gewordene
Induſtrie=
arbeiter zur Selbſtverſorgung übergeleitet werden. Von den Kommunen
erwarten wir die Bereitſtellung von beſonders geeigneten Wohnungen
für Großfamilien."
Schlußfeier des „Pädagogiſchen Kurſus”
zu Darmſiadt.
Nach Wjähriger ſegensreicher Tätigkeit hat der „Pädagogiſche
Kur=
ſus” zu Darmſtadt mit der Entlaſſung des letzten Jahrganges der im
ihm ausgebildeten Anwärter für den Volksſchullehrerberuf ſeine Pforten
geſchloſſen. Ganz im Stillen vollzog ſich ſeine Arbeit, die darin beſtand,
Leute mit abgeſchloſſener höherer Schulbildung für das Lehramt an
Volksſchulen vorzubereiten. Im engſten Kreiſe fand die Entlaſſungs=
und Schlußfeier des Kurſus ſtatt. Außer den zur Entlaſſung
kommen=
den Anwärtern und dem Lehrkörper waren nur die Studierenden des
„Pädagogiſchen Inſtituts” zugegen. Altes und Neues, Vergehendes und
Kommendes reichten ſich in dieſer für Volksſchule und Lehrerſtand ſo
be=
deutungsvollen Stunde die Hände zum Abſchied. Für den verdienſtvollem
Leiter des Kurſus und des „Päd. Inſtituts”, Herrn Dr. Vogel, eine
ſchöne Gelegenheit, der Verdienſte dieſer Einrichtung ſowie des altem
Lehrerſeminars zu gedenken und zugleich das ins Leben tretende Neue
zu begrüßen. Es waren tief zu Herzen gehende Worte, mit denen der
Direktor der Anſtalt die Bedeutung der Seminare und des Kurſus für
die Erziehung unſeres Volkes im allgemeinen und für das Werden des
Lehrerſtandes im beſonderen hervorhob, Worte, aus denen tief innerſtes
Miterleben des in der Lehrerbildung ſo lange tätigen Leiters zu
fühlen war.
Nach mehr als hundertjähriger Tätigkeit gehören nun die Seminare
und mit ihnen der „Pädagogiſche Kurſus” der Geſchichte an, ſie haben
einer neuen, akademiſchen Form der Lehrerbildung Platz gemacht. Das
ſtetig fortſchreitende kulturelle Leben unſeres Volkes, das beſonders in
den beiden letzten Jahrzehnten ein Tempo annahm, wie man es vor
einem halben Jahrhundert nicht einmal zu ahnen vermochte, fordert
heute von uns eine neue Form für die Ausbildung der Volksſchullehrer.
Denn das alte Seminar, ſo ſehr es zu ſeiner Zeit den Bedürfniſſen des
Volkes und der Volksſchule entſprach und ſo oft es auch im Laufe der
Jahre verbeſſert wurde, kann heute nicht mehr als die geeignete Form
ſür die neuen Lebensinhalte angeſehen werden. Iſt doch die Aufgabe des
Volksſchullehrers in unſeren Tagen beſonders groß und
verantwortungs=
voll, da das Schickſal unſeres Volkes mehr als femals früher geknüpft
iſt an das Schickſal der breiten Maſſen unſeres Volkes, an ſeine
körper=
lichen und geiſtigen Kräfte und deren Leiſtungen. Denn neben den
an=
geführten allgemeinen Gründen für die Notwendigkeit einer neuen Form
der Lehrerbildung hatte das Seminar auch ſeine beſonderen Mängel,
die einmal in der Verquickung von Allgemeinbildung und Berufsbildung
zu ſehen ſind und dann in der weiteren Tatſache, daß der junge Menſch
bereits mit 14 Jahren veranlaßt war, ſich für einen Beruf zu entſcheiden,
zu einer Zeit alſo, in der er ſich über ſeine Fähigkeit zu dieſem Beruf
noch keine Rechenſchaft geben konnte. Obwohl die ſe beſonderen Mängel
für den „Pädagogiſchen Kurſus” nicht zutreffen, muß auch er mit den
Seminaren ſeine Pforten ſchließen, nachdem er ſeit 1906 zunächſt in
halb=
jähriger Ausbildungszeit — daher der Name „Kurſus” —, die dann auf
ein Jahr erhöht wurde, Leute mit dem Reifezeugnis einer höheren
Schule für den Lehrerberuf vorbereitete. Während des Krieges wurde
ſeine Tätigkeit nahezu zwei Jahre unterbrochen, von 1919 ab dann in
zweijähriger Ausbildungszeit wieder aufgenommen. Mit warmen
Wor=
ten dankte der Direktor den Mitgliedern des Kollegiums, die während
der zwanzig Jahre des Beſtehens des Kurſus teils nebenamtlich, teils
hauptamtlich hier ihre Kraft in den Dienſt der Lehrerausbildung ſtellten.
So war dieſe Feierſtunde nicht nur eine Abſchiedsſtunde der Lehrer
von den nun ins Leben tretenden Schulamtsanwärtern, ſie war zugleich
auch ein Abſchiednehmen von der alten Form der Lehrerbildung.
„Möge dieſe neue Form der Ausbildung die nachfolgenden
Geſchlech=
ter zu gleichem Danke verpflichten, den wir heute dem entſchwindenden
Alten gerne zollen”.
— Stiftungsfeſt. Der Männerchor „Rheingold” (
Schutz=
polizei) hielt am Samstag im feſtlich geſchmückten Konkordiaſaale ſein
5jähriges Stiftungsfeſt ab. In ſchwerer Zeit (1920) hatte die dritte
Be=
reitſchaft eine Geſangsabteilung gegründet; in kurzem folgten die
übri=
gen Bereitſchaften nach und nunmehr fand zugleich mit dem fünfjährigen
Gründungsfeſt die erſte geſellige Vereinigung der vier
Geſangsabteilun=
gen der Wachtabteilung Darmſtadt ſtatt, und zwar mit vollem Erfolg,
den zu verbüirgen der Vorſtand der vier Geſangsabteilungen, Herr
Schutz=
polizeiſekretär Heim, keine Mühe geſcheut hatte; ein buntes,
ausgezeich=
net ſchnell ſich abwickelndes Programm ſorgte mit Witz, Laune und
Ta=
lent für Stimmung. In den Stimmen der Sänger der Bereitſchaften
ſteckt ſo viel jugendliche Kraft und ſo viel entwickelungsfähiges Material,
daß der verdienſtvolle Dirigent Herr Frey mit dem Erfolg ſeiner
künſt=
leriſchen Bemühungen ſehr zufrieden ſein kann. Er wird noch viel Freude
mit dieſen friſchen und ſangesfrohen Kehlen erleben. Der gemeinſam
geſungene Schlußchor der vier Vereine klang mächtig durch den Saal.
Anſprachen wechſelten mit heiteren Vorträgen. Herr Klingſpor
dekla=
mierte einen ſchönen Prolog. Herr Klingſpor junior ſpielte ſehr
talen=
tiert die „Air” von Bach=Gounod; Herrn Oberleutnant Götzingers
Feſt=
rede feierte in ſchwungvollen Worten Verein und Geſang. Die lieblichen
jungen Mädchen Lieſel Schwal und Aennchen Müller tanzten reizend
eine von Frau Bender=Lücke graziös einſtudierte Gavotte, und wurden
von Fräulein Didzuhn ſehr fein am Klavier begleitet. Die Damen
Beyer, Thomas und Körber ſangen und tanzten, wie wenn das ihr
Lebensberuf wäre. Die Herren E. Thomas und E. R. Goebel ſind
nicht nur im „Datterich” ausgezeichnet, ſondern zeigten auch am Samstag
Witz, Humor und überrafchend Bühnentalent. Herr Goebel entpuppte
ſich obendrein als tadelloſer Coupletſänger, namentlich in einem von
Herrn Thomas zuſammengeſtellten Scherz, der dieſen als trockenen
Ko=
miker von Rang auf die Bühne brachte; außerdem aber zur allgemeinen
Freude eine Fülle ſchöner Mädchen, an denen ſicher auch die in kleineren
Rollen tüchtig mitſpielenden Herren Bechtel und Beher ihr Gefallen.
hatten. Ueber Herrn Gutkäſe als Coupletſänger neues zu ſagen, geht
nicht an. Er kommt, ſingt und das Publikum lacht und iſt vergnügt;
das iſt doch der ſchönſte Lohn. — Die ganze Vortragsfolge war äußerſt
gelungen. Eine allgemeine Feſtesfreude erfüllte den Saal, nicht zum
mindeſten auch wegen der rhythmiſch=präziſen Orcheſtervorträge, in denen
Herr Zugwachtmeiſter Spatz ein glänzender Geiger und Führer war. Es
war ſchön, zu ſehen, daß die geplagten Herren Schupobeamten ihre freie
Zeit dazu benutzten, um Muſik zu treiben und ſich mit Kunſt zu
beſchäf=
tigen; es war ſchön, zu ſehen, wie harmoniſch und harmlos fröhlich der
Abend verlief; das Schönſte war aber etwas anderes: wer den
ſtürmi=
ſchen Beifall geſehen, dem man anmerkte, daß er von Herzen kam, als
der Protektor der vier Vereine, Herr Oberſtleutnant Schroeder, ſich zu
einer Anſprache erhob, in der er in kernigen Worten der Kameradſchaft
zwiſchen Vorgeſetzten und Untergebenen gedachte. Wer Zeuge des
Ju=
bels war, als die Vereine dem früheren Hauptmann der dritten
Bereit=
ſchaft Herrn Kühner die Ehrenurkunde überreichten; wer das geſehen
hat, der weiß mit mir, was das Schönſte des Abends war.
Seite 6
Das Bildungsprogramm des 9. H. P. für 1926.
Die gewerkſchaftliche Arbeit für den Aufſtieg der Arbeitnehmer ſpielt
ſich außer im Lohnkampf ſehr weſentlich auch auf dem Gebiete des
Bil=
dungsweſens ab. Durch ſeine Bildungsarbeit hat es ganz beſonders ſchon
bisher der Deutſchnationale Handlungsgehilfenverband verſtanden, ſich
die Achtung weiter Kreiſe zu erwerben. Auch das Bildungsprogramm,
das er für das kommende Sommerhalbjahr aufgeſtellt hat, macht dieſem
Ruf Ehre. Es ſeien nur einige Punkte erwähnt: das Berufsſtändiſche
Seminar des D. H. V. in Spandau Johannesſtift hält von Anfang Mai
bis Ende September bildende Ferienlehrgänge ab. Den Auftakt bildet
ein Sportlehrgang, dann folgen politiſche und volksbürgerliche Kurſe,
zwei Lehrgänge der Buchhaltung uſw. Den Höhepunkt des diesjährigen
Seminarunterrichts bilden 2 Fachkurſe für Kaufmannsgehilfen aus der
Textilinduſtrie vom 12. bis 26. Juli und für Kaufmannsgehilfen aus der
Eiſeninduſtrie vom 2. bis 14. Auguſt. Von anerkannten Fachleuten ſoll
in dieſen Lehrgängen eine Einführung in das Weſen dieſer beiden
wich=
tigſten deutſchen Induſtrien gegeben werden. Als Söchlußveranfraltung
ſind im Monat September zwei je 14tägige Ausbildungslehrgänge für
Gewerkſchaftsbeamte vorgeſehen. In den 4 Jahren ſeines Beſtehens
erfreute ſich das Berufsſtändiſche Seminar ſtändig wachſender Beliebtheit.
Die ſchöne landſchaftliche Lage trägt mit dazu bei, daß der Seminarbefuch
nicht nur Fortbildung, ſondern auch der Erholung dient. Die ebenfalls
dem D. H. V. gehörende Burg=Lobeda bei Jena ſieht in dieſem Sommer
eine Wiederholung der im vergangenen Jahre mit vollem Erfolg
durchge=
führten Buchhändler=Woche. Im Auguſt findet dort auch der alljährlich
abgehaltene Ausbildungslehrgang für Jugendführer ſtatt.
Ebenſo wie die Arbeiten des Seminars ſind die Studien= und
Ferien=
fahrten zu einer erfolgreichen Einrichtung geworden. Sie werden ſeit
1909 alljährlich durchgeführt und ſtehen in dieſem Jahre im Zeichen des
Verbandstages in München. Nach der Tagung nehmen von dort aus
die Fahrten nach Oeſterreich, Tirol und zur Schweiz ihren Anfang.
Weiter ſollen in dieſem Jahre beſucht werden: England, Holland,
Rügen=Dänemark und Norwegen. Eine Griechenlandfahrt im Oktober
gibt den Fahrten einen würdigen Abſchluß. Im Ganzen geſehen, zeigt
das diesjährige Bildungsprogramm des D. H. V. ein Bild
verantwor=
tungsvoller berufsgewerkſchaftlicher Arbeit, der man einen guten Erfolg
wünſchen kann. Auskünfte werden von der Abteilung 16 des
Deutſch=
nationalen Handlungsgehilfen=Verbandes in Spandau=Johannesſtift
be=
reitwilligft erteilt.
* Provinzialverſammlung des Junglandbundes Heſſen=Starkenburg.
Am Sonntag nachmittag fand im großen Saale des „Rummelbräu” die
diesjährige Provinzial=(Haupt=/Verſammlung des Junglandbundes
Heſ=
ſen=Starkenburg ſtatt. Der Provinzialvorſitzende, Jungbauer Heinrich
Funk= Harreshauſen, begrüßte, nachdem unter den flotten
Marſchklän=
gen der kleinen Rummelbräu=Kapelle die Banner feierlichen Einzug
ge=
halten hatten, die ſtattliche Verſammlung, die Gäſte und Redner, und gab
unter Betonung der Ziele des Junglandbundes: in der körperlichen
und geiſtigen Ertüchtigung der Landjugend, einen kurzen Rückblick auf
das letzte Jahr, das ein Jahr des Kampfes, der Arbeit und der
Entwick=
lung war. Den eigentlichen Geſchäftsbericht erſtattete der Schriftführer,
Herr Neumann=Worfelden, den Kaſſenbericht Herr Fröhner=
Meſſel. Die am Vormittag ſtattgefundene Wahl des Bundesvorſtandes
ergab die einſtimmige Wiederwahl des bisherigen Vorſtandes. Von der
Veranſtaltung einer größeren Feftlichkeit ſoll in dieſem Jahre abgeſehen,
werden, dafür ſoll eine einfache, wüirdige Junglandbundtagung und ein
größerer Ausflug ſtattfinden. — Nachdem Herr Dinges einen Prolog
mit flammender Begeiſterung vorgetragen hatte, überbrachte Herr Dr.
v. Helmolt=Nieder=Wöllſtadt, M. d. L., der Landesvorſitzende des
Heſſiſchen Landbundes, die Grüße des Landbundes und verband hiermit
die Anerkennung und den Dank für das in den letzten Jahren in
ver=
trauensvoller Zuſammenarbeit Geleiſtete. Herr v. Helmolt wies die
Angriffe des Finanzminiſters im Landtage ſcharf zurück; nicht Ehrgeiz,
nicht das Streben nach Stellungen und Aemtern, ſondern nur das
Pflichtbewußtſein dem Vaterlande, der Heimat gegenüber, ſei die
trei=
bende Kraft und nur auf ſtreng geſetzlichem Wege trete der
Landbund für die ſchwerbedrängte Landwirtſchaft ein. Nicht Hetze,
ſon=
dern Aufklärung und beruhigende Zuſammenfaſſung der maßlos erregten
Stimmung ſei die Aufgabe! Der Redner ſchloß unter lebhaftem Beifall
mit dem Spruche: „Bauernfauſt und Bauerngeiſt, ob man ſelten ſie auch
preiſt, ſind des Staates Glück und Macht, wohl dem Volk, das dies
be=
dacht!“ — Für den verhinderten Geſchäftsführer des
Reichsjungland=
bundes, Herrn Mafor Boeß=Berlin, ſprach Herr Palm=Berlin über
„Praktiſche Arbeit zur Forderung unſerer
Land=
jugend‟. Der Redner verſtand es ausgezeichnet, das etwas ſpröde
und nüchterne Thema den Zuhörern ſchmackhaft und intereſſant zu
ge=
ſtalten und die Hauptaufgaben der Junglandbewegung, die berufliche,
nationale und ſittliche Förderung der Landjugend beiderlei Geſchlechts
auf völkiſcher Grundlage in enger Mitarbeit mit den Organiſationen
des Reichslandbundes in weſentlichen Strichen bildhaft zu zeichnen. Die
Bedeutung des Sports in den Junglandbüinden erfuhr eine ausführliche
Würdigung. — Nach der Pauſe ſprach, lebhaft begrüßt, Frau von der
Malsburg=Eſcheberg, die Vorſitzende des Verbandes der ländlichen
Hausfrauenvereine, über das Thema: „Wie kann jeder
Jung=
bauer und jede Jungbäuerin mitarbeiten an der
Wiedererſtarkung unſeres Volkes.” Auch dieſes Referat
fand dank der lebendigen und feſſelnden Darſtellung durch die Referentin
ſtarken Widerhall. Es gilt, ſelbſt tüchtig zu ſein und die eigene kleine
Wirtſchaft zuſammenzuhalten und in die Höhe zu bringen. Aus dieſen
vielen einzelnen Wirtſchaften ſetzt ſich das Ganze zuſammen. Eine Jugend
muß geſchaffen werden, die ſich ihrer Verantwortung dem Volk, der
kom=
menden Generation gegenüber, bewußt iſt. Die Landfugend iſt die Quelle
der Kraft, von der wir die Zukunft erwarten, die deutſche Einigkeit, die
uns zur Freiheit führt. — Die beiden erſten Strophen des
Deutſchland=
liedes gaben der Rede einen erhebenden Ausklang. In der Ausſprache
kamen Vertreter der Junglandbünde Oberheſſen und Baden mit kernigen
Begwüßungsanſprachen zu Worte. Frau von Malsburg ergänzte ihr
Referat durch Ausführungen über die Organifationen der ländlichen
Hausfrauenvereine in Kurheſſen. — Das Schlußwort ſprach Herr Funk,
der nach 5 Uhr die glänzend verlaufene Tagung ſchließen konnte. — De
Auszug der Banner geſtaltete ſich wieder recht feierlich. H. W. W.
Dienstag, den 9. März 1926
— Kaufmannsgehilfentag in Wiesbaden. Der Deutſchnationale
Handlungsgehilfenverband hatte ſiir heute zu einem
Kaufmannsgehilfen=
tag des Gaues Main=Weſer eingeladen. Gauvorſteher Auerbach=
Frankfurt a. M. begrüßte nach einem Orgelvortrag die im Kurhaus
er=
ſchienenen zahlreichen Gäſte mit herzlichen Worten und hieß die
Ver=
treter der ſtaatlichen und ſtädtiſchen Behörden willkommen.
Kreis=
geſchäftsführer Lauer=Frankfurt a. M. verbreitete ſich ſodann in
einem längeren Referat über „Arbeitsgerichte und unſer Recht auf
Arbeit”. Seine Hauptforderungen gipfelten in folgenden Punkten:
1. weſentliche Verlängerung der Kündigungsfriſt, geſtaffelt nach
Betriebs=
zugehörigkeit im Falle einer Küidigung ſeitens des Betriebsinhabers;
2. ein beſonderes Schutzgeſetz für ältere Angeſtellte, um gerade die
wert=
vollen Erfahrungen der älteren Angeſtellten nutzbringend in der
deut=
ſchen Wirtſchaft zu verwerten; 3. Neuregelung des kaufmänniſchen
Lehr=
lingsweſens, um eine gute Berufsausbildung zu gewährleiſten und den
kaufmänniſchen Arbeitsmarkt in geordnete Bahnen zu bringen. Als
nächſter Referent behandelte Gauvorſteher Auerbach=Frankfurt a. M.
den „Nationalen Lebenskampf der deutſchen Kaufmannsgehilfen”
Red=
ner betonte insbeſondere die Notwendigkeit einer beſſeren
Verſtändi=
gung der Arbeitnehmerſchaft mit der Arbeitgeberſchaft, um auf
gemein=
ſamer Grundlage zur Geſundung des ſozialen und Wirtſchaftslebens
bei=
zutragen. Das Arbeitgebertum müſſe die Gleichberechtigung der
Arbeit=
nehmerſchaft aus innerer Ueberzeugung anerkennen. In einem
Schluß=
wort appellierte das Verbandsmitglied Reichstagsabgeordneter Thiel
an die Mitgliedſchaft, durch vereinte Kräfte und feſtes Zufammenhalten
für die Verwirklichung der vom Verband aufgeſtellten Ziele einzutreten.
Sozialhygieniſche Ausſtellung
vom 5. bis 15. März 1926
im Städtiſchen Saalbau zu Darmſtadt
Täglich geöffnet von 10 Uhr vorm. bis 10 Uhr abds.
Einiriit mit Führer 50 Pfg.
Sachkundige Führungen durch die Ausſtellungtägl. nchm. 4,6 u. 8 Uhr
Sonniags außerdem um 11 Uhr vormittags u. 2 Uhr nachmittags
Jugendliche unter 16 Jahren haben keinen Zutritt.
Vorträge:
im Sitzungsſaal der Stadtverordneten=Verſammlung
(Saalbau 1. Stock). Beginn jeweils abends 8. Uhr
Dienstag, den 9. März: Dr. Sachs, Kinderarzt: „Das nervöſe
Kind”.
3555
Mittwoch, den 10. März: Dr. P.Wolff, Frauenarzi: „
Schwanger=
ſchaftsveränderung des weibl. Körpers
und deren Verhütung.”
Donnerstag, den 11. März: Dr. Klaus Hoffmann, Frauenarzt:
„Fruchtbarkeit und Unfruchtbarkeit der Ehe‟
Väter, Mütter, beſucht die Ausſtellung!
Der Arbeitsausſchuß.
Die Kohlenprodutkion in Hefſen. Die monatliche Statiſtik der
Kohlenproduktion des Volksſtaates Heſſen weiſt für den Monat Februar
1926 folgende Zahlen nach: An Braunkohlen wurden gefördert 35 094
Tonnen, verkauft wurden davon 8122 Tonnen; der großte Teil der
Roh=
kohle wurde weiter verarbeitet oder war zur weiteren Verarbeitung
be=
ſtimmt. Aus den verarbeiteten Rohkohlen wurden neben
Schwelerei=
produkten erzeugt: 960 Tonnen Braunkohlenbriketts und Naßpreßſteine.
Außerdem wurden in Heſſen erzeugt eine Anzahl Tonnen
Steinpreß=
kohlen. Unter Berückſichtigung der aus Vormonaten übernommenen
Be=
ſtände ſowie des Abſatzes und Selbſtverbrauchs verblieben am
Monats=
ſchluß abſatzfähig: 16 974 Tonnen Rohkohlen, 258 Tonnen Briketts, 490
Tonnen Naßpreßſteine, zuſammen 17 722 Tonnen Braunkohlen und
Braunkohlenprodukte, im Geſamtwerte von 101 000 Rm.
Zum Fall Mevn. Sicherem Vernehmen nach wird die
Hauptverhandlung der Sache nicht mehr in der Märztagung
das Schwurgericht beſchäftigen, da, wie wir bereits mitteilen
konnten, eine Ergänzung der Vorunterſuchung beſchloſſen wurde,
ſo daß es ausgeſchloſſen iſt, daß die Sache auf die Rolle des am
15. d. M. beginnenden Schwurgerichts geſetzt wird.
* Die Rückhreiſe Sonntags nachts mit Sonntagsbillett. Angeſichts der
erweiterten Benutzungsmöglichkeik dieſer Fahrkarten ſei auf Folgendes
hingewieſen: Die Rückfahrt muß auf der Zielſtation der Fahrkarte
ſpäteſtens um 12 Uhr mitternacht, von Unterwegsſtationen ſpäteſtens mit
dem Zuge angetreten werden, der die Zielſtation um 12 Uhr
mitter=
nachts verläßt. Fahrtunterbrechung iſt auf der Hin= und
Rück=
reiſe je einmal geſtattet, bei der Rückreiſe aber nach Mitternacht nicht
mehr zuläſſig. Der Uebergang in höhere Klaſſe iſt geſtattet; bei
Berech=
nung des Preiſes der Uebergangskarte gelten die Sonntagsrückfahrkarten
als gewöhnliche Fahrkarten. — Mit einem Sonntagsbillett
Stutt=
gart — Darmſtadt muß man alſo in Darmſtadt ſpäteſtens um
9 Uhr 56 Min. abends abfahren, Ankunft in Stuttgart 1 Uhr 31 Min.
nachts.
Nummer 68
*Bezirksſchöffengericht.
1. Aus dem alltäglichen Rahmen der verhandelten Strafſachen fällt
eine Anklage heraus, die ſich wegen gewerbsmäßigen
Glücks=
ſpiels gegen 4 Angeklagte richtet: 1. den Kaufmann Aug Thimel
2. Franz Paulikat, 3. Friedrich Metzer, 4. Kaufmann J.
Sie ſind verdächtig, am 23. Juli 1925 im Perſonenzug Abteil 3. Kl. zwiſchen.
Biſchofsheim und Nauheim ein Spielchen gemacht zu haben. Paulikat
hatte die Karten mitgebracht und macht in der Verhandlung dem
Ge=
richtshofe das Spiel „Spitz paß auf” vor. Seltſamerweiſe ſtieg Thimel
auf der kleinen Station Nauheim aus, gleiches tat Paulikat, er wollte.
wie er angibt, in Nauheim ſeine Braut beſuchen. Metzer wollte nach
Groß=Gerau weiter fahren, der vierte Angeklagte hatte Darmſtadt als
Reiſeziel. Paulikat und Metzer wollen ſich nachher bei einer Flaſche
Wein in Nauheim wieder zuſammengefunden haben. Aus der Ausſage
des vierten Angeklagten geht hervor, daß die übrigen drei Angeklagten
wohl mit verteilten Rollen ſpielten; die Karten wurden aufgelegt und
es wurde gewettet, den 4. Angeklagten ließ man erſt gewinnen, dann
verlor er, Thimel gewann den größten Teil des vom 4. Angeklagten mit
50 Mk. verlorenen Betrages. Der 4. Angeklagte ſagte den anderen
auf den Kopf zu, es ſei das ja das reine Haſardſpiel, die anderen drei
ſprangen aus dem Zug heraus, als der Zug in die Station Nauheim
einfuhr. Ein unbeteiligter Zeuge erkennt den Angeklagten Metzer an
einem Fußübel wieder, er wurde zum Mitſpielen eingeladen, dankte aber.
Der Staatsanwalt hält dafür, daß Thimel, Paulikat und Metzer
gemein=
ſame Sache machten, wer gerupft werden ſollte, ſei klar, es ſei der vierte
Angeklagte geweſen. Derſelbe ſollte am Spiel intereſſiert werden; um
noch weitere Spieler heranzuziehen. Auffallend iſt auch, daß alle dre
in Nauheim ausſtiegen. Das gemachte Spiel war zweifellos ein
Glücks=
ſpiel. Die Handlungsweife der drei genannten Angeklagten bezeichnet
der Staatsanwalt als gemeingefährlich, ſie ſind in ſchwerer Weiſe mit
dem Strafgeſetz in Konflikt gekommen. Es werden gegen Thimel,
Paulikat und Metzer je 5 Monate Gefängnis beantragt, bei dem vierten
Angeklagten gemige eine Geldſtrafe von 30 Mk. Der Verteidiger der
vierten Angeklagten hält es für ungerecht, wenn man den um 50 Mr.
Gerupften, der die Sache zur Anzeige gebracht habe, nun noch beſtrafen
wolle. Das Urteil erkennt gegen Thimel Paulikat und
Metzer auf je 6 Monate Gefängnis, J. kommt mit einer
Geldſtrafe von 25 Mark davon. Dem Angeklagten Metzer wird
ein Monat der erlittenen Unterſuchungshaft angerechnet.
2. Auf der Anklagebank nehmen weiter Platz: der vielfach vorbeſtrafte
Gg. Pirner und der ebenſo vorbeſtrafte Inſtallatenr Roth, beide
von Nürnberg. Es wird den Beiden ein am 23. Oktober 1925 in
Groß=Zimmern verübter Gelddiebſtahl zur Laſt gelegt. Pirner erklärt,
ſie ſeien auf der Reiſe von Stuttgart nach Norddeutſchland über Groß=
Zimmern gekommen, was im Zuhörerraum Heiterkeit auslöſte. In
Wahrheit waren beide nach Darmſtadt gefahren und ſind von dort nach
Groß=Zimmern gegangen. Pirner geſteht auch den Diebſtahl
unum=
wunden zu; er gab dem Roth von dem geſtohlenen Geld. Die beiden
Angeklagten fielen als ſchwere Brüder in Groß=Zimmern auf, am
Bahn=
hof hatte Roth ſeinen Handkoffer zurückgelaſſen. Das Geld hat der
Be=
ſtohlene nicht wieder geſehen. Der Staatsanwalt hält den
gemeinſchaft=
lichen Diebſtahl für erwieſen, bei Pirner liege Rickfallsdiebſtahl vor,
der Strafantrag geht bei Pirner auf 10, bei Roth auf 7 Monate
Ge=
fängnis. Das Urteil erkennt gegen Pirner auf 3 Jahre
Zuchthaus, bei Roth auf 7 Monate Gefängnis.
Angeſtelltenverſicherung und abgebaute Beamte. Abgebaute, auf
Wartegeld geſetzte oder penſionierte Beamte und Offiziere ſind, ſofern
ſie als Angeſtellte gegen Entgelt beſchäftigt werden, zur
Angeſtellten=
verſicherung beitragspflichtig. Eine Befreiung von der
Verſicherungs=
pflicht kann jedoch auf Grund des § 14 des
Angeſtelltenverſicherungs=
geſetzes erfolgen, wenn der Betreffende einen Antrag auf Befreiung
ein=
reicht und dabei nachweiſt, daß ihm Ruhegeld, Wartegeld oder ähnliche
Bezüge im Mindeſtbetrage der ſeinem Dienfteinkommen entſprechenden
Höhe bewilligt ſind und daneben Anwartſchaft auf
Hinterbliebenen=
ſeirſorge gewährleiſtet iſt. Ueber den Antrag entſcheidet die
Reich=
verſicherungsauſtalt. Die Befreiung wirkt erſt vom Eingang des
An=
trages bei der Reichsverſicherungsanſtalt an. Nähere Auskunft bei dem
Ueberwachungsbeamten der Reichsverſicherungsanſtalt in der Sprechſtunde
und beim Ausſchuß für Angeſtelltenverſicherung, Kreisamt Nexkarſtraße
Zimmer 15.
Lokale Veranſiaktungen.
mir erſcheinenden Rotkzen Eind ausfcſießlich als Hinweiſe aui Anzeigen zu beirachten,
Die
m feinem Faſle irgendwie ais Beſbrecung oder Kritkt.
— Ortsgruppe Darmſtadt ehemaliger Angehöt
ger der 76. Reſ.=Div. Wie aus dem Anzeigenteil erſichtlich, fi
det Mittwoch, den 10. März, abends 8½ Uhr, die monatliche
Zuſammen=
kunft der Ortsgruppe bei Grohe, Ecke Karls= und Niederramſtädterſtraße,
ſtatt. Hierzu ſind alle Kameraden eingeladen. Hoffentlich wird der
Beſuch diesmal recht zahlreich.
Tageskalender für Dienstag, den 9. März 1926.
Landestheater Großes Haus, Anfang 7½ Uhr, Ende 10 Uhr
Kleines
E 16. 2. Gaſtſpiel Anne Roſſelle: „La Boheme‟,
Haus, Anfang 7 Uhr, Ende 10 Uhr, Zuſatzmiete I (9): „Fritzchen”
„Der Arzt ſeiner Ehre‟ „Der Kammerſänger.” — Orpheum
abends 8 Uhr: Cabarett=Varieté. — Sozialhygieniſche Ausſtellung
„Mutter und Kind”, im Städt. Saalbau. — Verein für
naturgemäße Lebens= u. Heilweiſe, e. V., nachm.
5 Uhr für die Jugend, abends 8 Uhr für Erwachſene, bei der Heſſ.
Bilderbühne im „Perkeo”, Alexanderſtr. 14: Vorführung des
Kultur=
films „Allmutter Natur”. — Geflügelzuchtverein,
Darm=
ſtadt, abends 8½ Uhr, in der Brauerei Anker: Monatsverſammlung.
— Kinovorſtellungen: Union=, Reſidenz=Theater, Palaſt=
Lichtſpiele.
Verſteigerungskalender für Mittwoch, den 10. März 1926.
Nutzholzverſteigerungen: Vormittags 9 Uhr, in
Darm=
ſtadt, Wirtſchaft „Heiliges Kreuz”; vormittags 10 Uhr in
Nie=
der=Klingen, in der Saalſchen Wirtſchaft.
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Nummer 68
Aus Heſſen.
Starkenburg.
* Arheilgen, 7. März. Gemeinderatsſitzung. In der
letzten Gemeinderatsſitzung wurde der Beitritt der Gemeinde zur
Woh=
nungsfürſorgegeſellſchaft Heſſen beſchloſſen, während von einem weiteren allein einen Dienſt, ſondern vor allen Dingen helfen ſie dazu mit, daß
Erwerb von Stammanteilen der Bauhütte Abſtand genommen wurde.
Das Geſuch des Jakob Schmitt 5. um Kangliſierung des Dorfgrabens
wurhe nach dem Vorſchlag der Tiefbaukommiſſion genehmigt. Das Menn dics von allen Teily hmern richtig erkannt wurde, ſo hat dieſe
gleiche geſchah mit dem Geſuch des Jakob Wilhelm Spengler um
Kanal=
auſchluß in der Darmſtädterſtraße, wozu zu bemerken iſt, daß der
Ge=
meinde hierbei keinerlei Koſten entſtehen dürfen. Die Geſuche des Franz, die hier im Schützenh=f aufgeführt wurde, hat ſoviel Anklang gefunden,
Dohle, Philipp Germann und Georg Schwarz um Ueberlaſſung je eines
Bauplatzes werden der Hoch= bzw. Tiefbaukommiſſion überwieſen. Das Mts., eine zueitere Operette, und zwar „Drei alte Schaclteln”, Operette
Geſuch des Friedrich Repp um Genehmigung zur Befeſtigung von
An=
tennendraht am Walter Rathenau=Schulhaufe wird abgelehnt, doch f9ll
ihm geſtattet ſein, die Anlage am Hauſe Gute Gartenſtraße 19
anzubrin=
gen. Das Geſuch des Arbeiter=, Turn= und Sportvereins um
Billett=
ſteuererlaß beim Olympiadefilm wird genehmigt. Das
Baudarlehns=
geſuch des Johannes Waldhaus wurde abgelehnt. Es folgte eine
ge=
heime Sitzung.
Griesheim, 8. März. In der Woche vom 8 bis 13. März finden
auf dem hieſigen Truppenübungsplatz jeden Tag Scharfſchießübungen
ſtatt.
* Pfungſtabt, 8. März. Pflichtfeuerwehr. Die Liſte der
Pflichtfeuerwehr für das laufende Jahr liegt augenblicklich eine Woche
lang zur Einſicht auf der Bürgermeiſterei offen.
* Nieder=Ramſtadt, 8. März. Unlängſt lief durch die
Tageszei=
tungen eine Notiz, wonach infolge ausgelegten Krähengiftes nur eine
Krähe, dagegen aber mehrere Enten und Hunde eingegangen ſein
ſollen. Abgeſehen davon, daß Hunde überhaupt nicht eingegangen ſind,
wurde durch eingehende Unterſuchungen des Chemiſchen
Unterſuchungs=
amtes feſtgeſtellt, daß bei den eingegangenen Enten eine
Phosphorver=
giftung vorliegt, andererſeits aber in dem ausgelegten Krähengift
Phosphor überhaupt nicht enthalten war. Als einziger wirkſamer
Be=
ſtandteil des Krähengiftes kommt Bariumcarbonat in Frage. Die
ſbe=
zielle Prüfung auf die Anweſenheit von Strychnin und Phosphor
ver=
lief negativ. Es iſt ſomit erwieſen, daß das Verenden der Tiere nicht
mit dem ausgelegten Krähengift in Zuſammenhang ſteht.
* Nieder=Ramſtadt, 8. März. Die Generalverſammlung
des Obſt= und Gartenbauvereins findet am Samstag, den 13. d2. Mts.,
abends 8 Uhr, im Saale des Gaſthauſes „Zum Löwzen” ſtatt. Außer
der gewöhnlichen Tagesordnung wird Herr Obſtbauinſpektor Behne aus
Darmſtadt einen Vortrag halten über das Thema; „Zeitgemäße
Obſt=
baufragen”.
* Ober=Ramſtadt, 8. März. Die letzte Gemeinderatsſitzung
wies eine umfangreiche Tagesordnung auf. Zum 1. Punkt ſtand die
Frage der Errichtung einer Gemeindebadeanſtalt. Hierzu nimmt der
Gemeinderat von zwei Verfügungen des Kreisamts Kenntnis und
ver=
weiſt die Angelegenheit zur Vorbereitung an die Baukommiſſion. Den
2. Punkt bildete die Verſteigerung des Karuſſellplatzes für Oſtern,
Pfing=
ſten, Kirch= und Nachkirchweihe 1926. Am 24. Februar ds. Js. hat
öffentliche Verſteigerung ſtattgefunden. Der dabei Meiſtbietende foll
aufgefordert werden, innerhalb 5 Tagen Bürgſchaft zu ſtellen. Geſchieht
dies nicht, wird die Verſteigerung aufgehoben und die Verwaltung
beauftragt, den Platz an eine andere Firma zu dem bereits vorliegenden
Angebot aus der Hand zu vergeben. Die Turngeſellſchaft Ober=
Nam=
ſtadt benötigt zur Durchführung ihres Turnhallenbauprojekts das
Ge=
meindegrundſtück Flur 36, Nr. 242/zo, Acker am Dörne, und hat um
käufliche Ueberlaſſung desſelben nachgeſucht. Dem Antrage wird
ſtatt=
gegeben. Der Preis wird auf 1.28 Mk. pro Quadratmeter feſtgeſetzt.
An die Abgabe wird die Bedingung geknüpft, daß das fragliche
Grund=
ſtück dem ſeitherigen Pächter Johannes Dittmann 6, ſolange belaſſen
bleibt, bis es von dem Verein tatſächlich benötigt wird. Konrad
Fiſcher 11. hat um Erlaß angeforderter Zinſen für Baugelände
nach=
geſucht. Dem Antragſteller wird entſprechend einem Vorſchlage der
betreffenden Kommiſſion die Hälfte der angeforderten Zinſen erlaſſen.
Einem Antrage der Baugenoſſenſchaft „Selbſthilfe” entſprechend, wird
die Uebernahme einer Rückbürgſchaft in Höhe von 6500 Goldmark
gegen=
über der Wohnungsfürſorgegeſellſchaft für Heſſen in Darmſtadt
beſchloſ=
ſen. Schwerkriegsbeſchädigter Georg Böhmig hat Regelung ſeiner
Wohnungsangelegenheit beantragt. Die Sache wird der zuſtändigen
Kommiſſion unter Zuziehung des Gemeinderats Weber als Vertreter
der Kriegsbeſchädigten und Hinterbliebenen überwieſen.
t. Reinheim j. D., 8. März. Infolge weiterer Ausbreitung der
Maul= und Klauenſeuche kann der auf 13. März angeſetzte
Zucht=
hiehmarkt nicht abgehalten werden und wird für ſpäter verlegt.
* Roßdorf, 8. März. Geſellenprüfung. Die Anmeldung
zur diesjährigen Geſellenprüfung kann bei dem Vorſitzenden der
Prü=
fungskommiſſion, Herrn Heinrich Fleckenſtein 2. dahier, Moltkeſtraße,
erfolgen gegen Erſtattung der Prüfungsgebühr von 7 Mark.
* Dieburg, 8. März. Zur Gruppenwaſſerverſorgung
beſchloß der hieſige Gemeinderat, dem Kreis die Genehmigung zur
Le=
gung der Waſſerleitungsrohre innerhalb der Ortsſtraßen der Gemeinde
Dieburg unter gewiſſen Bedingungen zu erteilen. — Am 11. März
findet die nächſte Sitzung des Kreisausſchuſſes ſtatt.
r. Babenhauſen, 7. März. Befuch der Heſſiſchen
Bilder=
bühne. Sie brachte uns heute die Verfilmung des bekannten
Märchen=
buchs von Waldemar Bouſels „Die Biene Maja und ihre Abenteuer”.
Durch das ungünſtige Wetter war leider der Beſuch durch die Kinder
am Vormittag nicht ſo ſtark, wie es dieſer Lehrfilm gefordert hätte. Wer
aber da war, kam trotz der unglaublichen Kälte in dem großen Saale
vollauf auf ſeine Koſten. Die Kinder nahmen regſten Anteil an den
Bienen als Filmſchauſpielerinnen und an den Lebensvorgängen im
Bienenſtaat. Die Gefangenſchaft des Bienchens Maja bei der
Kreuz=
ſpinne Thekla, ihre Befreiung durch Kurt, den Miſtkäfer, und die
Kämpfe zwiſchen den Bienen und Horniſſen in der heimatlichen Burg
wurden von den kleinen Zuſchquern mit der größten Anteilnahme
ver=
folgt. Die Abendvorſtellung erfreute ſich eines guten Beſuchs,
und alle Anweſenden waren erſtaunt über die hervorragenden Leiſtungen
der heutigen Filmtechnik bei dieſem naturwiſſenſchaftlichen Film.
* Groß=Umſtadt, 8. März. Grober Unfug. In der letzten Zeit
verübten Rohlinge, jedenfalls Leute, die an Kraftüberſchuß und
man=
gelnder Beſchäftigung leiden, nächtlicherweiſe allerlei Unfug. Sie
ent=
fernten, Wagenleitern, erbrachen die Schlöſſer an den Gartentüren und
warfen die Türen in den Bach. Hoffentlich gelingt es dem Scharfinn
unſerer Polizeiorgane, den oder die Täter ausfindig zu machen.
Groß=Umſtadt, 8. März. Der freie Hilfsverein für Handwerker,
ſammlung im Gaſthaus zum Bahnhof ab. Nachdem der Vorſitzende des
Vereins, Herr Karl Hintz, die Verſammlung eröffnet und die
Erſchiene=
nen begrüßt hatte, erteilte er dem Rechner des Vereins, Herrn Förſter
Karl Zimer, das Wort. Nach Verleſung der Jahresrechnung wurde
die=
ſelbe geprüft, ohne daß ſich ein Anſtand ergeben hätte. Mit Freude
mancher Not, eine anſehnliche Summe dem Vereinsvermögen zugeführt
berden konnte. Es ſei noch bemerkt, daß der Verein in dieſem Jahre wohl auch zuzuſchreiben, daß ſo hohe Preiſe erzielt wurden.
auf ſein 60jähriges Beſtehen zurückblicken kann.
erbielt die ſozialdemokratiſche Liſte 4= die drei neutralen Liſten insgeſamt
8 Sitze. 61,8 Prozent machten von ihrem Stimmrecht Gebrauch. Sieben
Mitglieder des alten Gemeinderats und fünf neue Kandidaten wurden
gewählt.
*Erbach f. O., 8. März. Bei der letzten Gründungsfeier der
Oden=
bald=Kraftwagenverkehrs=A.=G. im Januar ds. Js. wurde vielfach der
Wunſch geäußert, an einem der kommenden Sonntage der Stadt
Heppen=
heim von Erbach aus einen Gegenbeſuch abzuſtatten, um die durch die
Liba geſchaffenen freundſchaftlichen und wirtſchaftlichen Bande enger zu Sämtliche Ausſchüſſe wrden von fachkundigen Mitgliedern jeleitet,
Konrad zu Erbach=Erbach ausging, konnte nun geſtern in die Tat um= der vor wenigen Tagen bei Mitglied Elbert ſtattgefundenen Sitzung 1
geſetzt werden. Bei trübem Wetter wurde der große Omnibus der Okva
dem Reiſeziel brachte. Schon unterwegs heiterte ſich das Wetter auf
Es wurde zunächſt im „Halben Mond” Raſt gehalten, wo Kaffee und
Kuchen die Teilnehmer erguickte. Herr Seibert, der Beſitzer des „Galben
Mond” führte nun die Gäſte durckz die neuhergerichteten Näume und
Säle ſeines Anweſens, vor allem aber intereſierte die großzügig unter= ihres Prograums. Citie Zuſamienkznf
irdiſch angelegte Garage. Dabei konnte man auf den Geſichtern der
Erbacher Damen und Herren ſo ein klein wenig Neid erblicken, denn
alle waren ſich im geheimen darüber einig, ſo etwas fehlt uns doch in
Erbach. Anſchließend an dieſe Beſichtigung wurde ein Rundgang durch
Hebpenheim unternommen, Rathaus, Liebig=Apotheke und Kirche
beſich=
tigt, um dann wieder nach dem „Halben Mond” zurückzukehren, wo ſich
inzwiſchen auch die Herren aus Hetpenheim verſammelt hatten. Herr
Bürgermeiſter Schiffers begrüßte namers der Stadt Gesuetfeim 2i
ſchienenen Damen und Herren, worauf ihm im Namen der Erbacher
Käſte Herr Bürgermeiſter Dengler=Erbach dankte. In fröhlicher Runde
berfloſſen nur zu raſch die Stunden, alte Erinnerungen aus den Tagen
der Gründungsfeierlichkeiten wurden wieder aufgefriſcht, Gedanken über
Dienstag, den 9. März 1926
gemeinſam Erlebtes ſeit dem Beſtehen der Okva ausgetauſcht. Küche und
Keller des Hauſes Seibert trugen viel zu den gemütlichen Stunden bei,
doch um 10 Uhr mußte trotz allem Drängen zum Bleiben geſchieden ſein.
In flotter Fahrt ging es der Heimat wieder zu, die ſchon um 11.30 Uhr
erreicht war. Wenn bei dieſer Fahrt alle Teilnehmer die dringende
Not=
wendigkeit dieſer durch die Okva geſchaffenen Querverbindung erkanut
haben und ſie alle jeder für ſeinen Teil mithelfen, daß dieſe Verbindung
unter allen Umſtänden erhalten bleibt, ſo erweiſen ſie nicht nur der Okva
in dieſem Gebiet der Verkehr gehoben wird und dadurch auch die
wirt=
ſchaftliche Lage der Bewohve= des befahrenen Gebiets gebeſſert wird.
Jahrt ihren Zweck erreichl.
* Erbach, 8. März. Die Operette „Der lachende Ehemann”
daß die Theaterdirektion ſich entſchloſſen hat, am Mittwoch, den 10. d3.
in 3 Akten von Kollo zur Aufführung zu bringen. Die Vorſtellung
findet ebenfalls im Schützenhof ſtatt. — Das Sommerhalbjahr der
ſtaat=
lichen Fachſchule für Elfenbeiuſchnitzerei und verwandte
Gewerbe in Erbach i. O. beginnt am 19. April ds. Js. In der
Fach=
ſchule können junge Leute in der Elfenbeinſchnitzerei, als Holzſchnitzer
und in der Drechslerei ausgebildet werden. — Am 6. März beging Herr
Ludwig Glenz 4. hier ſeinen 80. Geburtstag. — Die Anmeldungen
für die Geſellenprüfung des Ortsgewerbevereins Erbach i. O.
müſſen bis ſpäteſtens 15. März erfolgen.
s. Beerfelden, 7. März. Geſtern abend fand in der Turnhalle hier
die Gründung einer Ortsgruppe der ehemaligen
115er ſtatt, verbunden mit großem Militärkonzert der Kayelle
ehe=
maliger 115er Schon lange vor Beginn war die Halle dicht beſetzt,
Nachdem die Kapelle die Parademärſche der 115er und 117er intoniert
hatte, begrüßte Herr Finanzrat Hofmann die Erſchienen und erteilte
dem 2. Bundesvorſitzenden ehemaliger Leibgardiſten das Wort. Dieſer
brachte die Grüße des erſten Vorſitzenden, der bedauere, daß er nicht
an=
weſend ſein könne, jedoch werde gleichzeitig in Darmſtadt das 350jährige
Beſtehen des Regiments 115 begangen; es ſei ein glückliches und ſchönes
Zuſammentreffen, daß die Gründung der hieſigen Ortsgruppe
zuſam=
menfalle mit jenem Gedenktag. Nun wurde die Ortsgruppe offiziell
ge=
gründet und zugleich der Vorſtand gewählt. Damit wpar der erſte Teil
des Programms beendigt, und nun begann das eigentliche
Konzertpro=
gramm. Dieſes bot in angenehmem Wechſel des Schönen ſo viel, daß
den Beſuchern dieſe muſikaliſch vollkommenen Leiſtungen noch lange im
Ohr und im Geiſte nachklingen werden. Die Kapelle machte entſprechende
Zugaben und hielt ſo die Anweſenden noch mehrere Stunden in
aunge=
regteſter Unterhaltung beiſammen. — Heute morgen verſchönte die
Ka=
pelle den Gottesdienſt durch Begleitung des Gemeindegeſanges und durch
Vortrag des altniederländiſchen Dankgebets, das auf die Hörer tiefen
Eindruch machte. Dieſer Gottesdienſt war noch weiter dadurch
bedeu=
tungsvoll, daß Herr Miſſionar Rottmann, von der Baſſer Miſſion,
predigte. Anſchließend war ein Jugendgottesdienſt, an dem die oberen
Jahrgänge der Schulen des Kirchſpiels und die Chriſtenlehrpflichtigen
teilnahmen. Die Jugend beteiligte ſich ſehr zahlreich an dem
Gottes=
dienſt.
* Birkenau, 8. März. Hiſtoriſcher Fund. Gelegentlich der
Erneuerung eines Fußbodens in der Friesſchen Wirtſchaft dahier wurde
in geringer Tiefe unter dem Fußboden ein intereſſanter hiſtoriſcher Fund
gemacht. Beim Graben ſtieß man nämlich auf einen kleinen Krug. aus
Zementmaſſe hergeſtellt, der etwa 150 Silbermünzen verſchiedener
Grö=
ßen enthielt in einem Durchmeſſer von 1—3 Zentimeter. Auf den
Münzen finden ſich die Bildniſſe von weltlichen und geiſtlichen Fürſten,
z. B. von Kaiſer Ferdinand II. der von 1619—1637 regierte, ebenſo von
Biſchöfen und Aebten. Der Geldſchatz wurde jedenfalls während der
pfälziſchen Periode des dreißigjährigen Krieges vergraben und der
Eigentümer dürfte wohl während der Kriegsgreuel vertrieben oder dem
Kriege zum Opfer gefallen ſein. Zu bedauern iſt jedenfalls, daß das
Krügelchen beim Ausgraben in Scherben ging. Die alten Münzen ſind
ziemlich dünn und ſtammen aus den Jahren 1610—1620.
— Hirſchhorn, 8. März. Waſſerſtand des Neckars am
7. März 1,73 Meter, am 8. März 2,32 Meter; ſteigt langſam.
E. Auerbach, 6. März. Gemeinderatsſitzung. Am 4. März,
abends 7 Uhr fand unter dem Vorſitz des Herrn Bürgermeiſters
Blickens=
dörfer im hieſigen Rathausſaale eine öffentliche Gemeinderatsſitzung ſtatt.
Folgende Punkte ſtanden zur Beratung: 1. Genehmigung von
Grab=
denkmälern. Nach den zur Vorlage gebrachten Entwürfen wurde vom
Gemeinderat die Genehmigung zur Aufſtellung der betr. Grabdenkmäler
erteilt. 2. Genehmigung der Holzverſteigerung. Das Holz aus dem
Gemeindewald ſoll am Montag, worgens 9 Uhr beginnend, in der
Reſtauration zum Löwen (J. Kilgus), Darmſtädterſtraße, öffentlich
meiſt=
bietend verſteigert werden. Auswärtige Steigerer ſind zugelaſſen. Es
gelangen zum Ausgebot: 20 Meter Buchenſcheiter, 110 Meter Prügel
und 850 Wellen. Das für die Gemeinde benötigte Holzquantum 14—15
Meter Buchenſcheiter wurde bereits vorher in Abzug gebracht. — 3.
An=
trag Georg Schneider in Bensheim um Genehmigung zur Errichtung
von Kraftfahrlinien im Kreiſe Bensheim mit Anhalteſtelle in Auerbach.
Nach dem eingereichten Plane handelt es ſich um die Errichtung von
Kraftomtibuslinien von Beusheim nach Landestheater Darmſtadt,
Bens=
heim—Worms, Bensheim-Jugenheim und Jugenheim-Worms.
Vor=
geſehen iſt Auerbach als Halteſtelle lediglich für die Verbindungslinie
Bensheim-Landestheater Darmſtadt. Ueber den vorſtehenden Antrag
entſpinnt ſich eine lebhafte Debatte. Bekanntlich dürfen die Auerbacher
Autobeſitzer auf dem Droſchkenhalteplatz vor dem Bahnhof Bensheim auf
Grund einer Polizeiverordnung deine Aufſtellung mit ihren Autos
nehmen. Dahingegen erwächſt denſelben durch die Einſührung einer
Kraftpoſtlinie mit Halteſtelle in Auerbach eine gewiſſe Konkurrenz, die
jedoch nach Anſicht des Gemeinderats nur minimal ſein kann, da die
Kraftomnibuſſe an beſtimmte Zeiten gebunden ſind und es ſich hier
vor=
läufig nur um eine Hin= und Rückfahrt (Bensheim-Darmſtadt) handelt.
Der Gemeinderat iſt aber auch weiterhin der Anſicht, daß zur Förderung
und Hebung des Fremdenverkehrs an der Bergſtraße alles geſchehen
müſſe und jede Verkehrserleichterung nur zu beguüßen ſei. Demzufolge
beſchließt der Gemeinderat mit Stimmenmehrheit die Genehmigung zur
Errichtung einer Halteſtelle in Auerbach unter dem Vorbehalt zu erteilen,
daß Auerbach auch bei Einführung der weiteren Linien, namentlich
Bensheim-Jugenheim, als Halteſtelle berückſichtigt wird. — 4.
Geneh=
migung um Verlängerung der Konzeſſiom für den Wirtſchaftsbetrieb
des Herrn Gebhardt im Burgkaffee. Auf Grund der früheren
Konzeſſions=
erteilung durch das Kreisamt, nach vorheriger Ablehnung durch den
Ge=
meinderat, ſieht derſelbe den Antrag lediglich als eine Formſache an und
geuehmigt mit Stimmenmehrheit die nachgeſuchte Konzeſſionsver=
— Gernsheim, 8. März. Wafſerſtand des Rheins am
7. März, vorm. 6 Uhr, 0,72 Meter am 8. März 0,80 Meter.
* Biblis, 8. März. Pfarxräckerverſteigerung. Die
Ver=
ſteigerung der hieſigen Pfarräcker war, wie immer, außerordentlich gut
beſucht. Die Steigerer, meiſt Landwirte, taten ihr Beſtes im Bieten,
Landwirte uſw. hielt am letzten Sonntag ſeine diesjährige Generalver= man war beinahe gezwungen, die große Feuerwehrleiter zu holen, damit
ſich die armen Bäuerlein gegenſeitig noch höher hätten bringen können,
Es wurden bis zu 70 und 80 Mark geboten, was bis jetzt bei ſolcher
Verſteigerung noch nicht erreicht wurde, und gerade auch noch in ſolch
ſchlechter Zeit. Wo bleibt da die Proteſtverſammlung, in der
herzzer=
reißende Klagen laut wurden, wo man gegen die hohen Steuern Sturm
komnte feſtgeſtellt werden, daß auch in dieſem Jahre trotz der Linderung liefd Verſchwunden alle Klagen, nur der ſtolze Bauerndünkel, das
Mehr=
ſein als der Nebenmann, blickte überall durch, und iſt es dieſem Umſtand
Nauheiu, 5. März. Der Radfahrerverein 1898 arbeitet rüſtig zum
Vielbrunn, 8. März. Bei der geſtrigen Gemeinderatswahl, hier, guten Gelingen an dem ihm übertagenen 5. Gaufeſt des 2. Gaues
(Riedgau) im heſſiſch=naſſauiſchen Radfahrerbunde. Das Feſt findet, wie
bereits ſchon einmal berichtet, in den Tagen vom 19. bis 21. Juni ds.
Js. ſtatt. Bei der Vielſeitigkeit des auf den heutigen Radfahrerfeſten
Gebotenen haben die Ausſchüiſſe iutenſive Vorbereitungen zu treffen,
damit die Veranſtaltung ſich in jeder Hinſicht glatt abwickelt. Echter
deut=
ſcher Radſportgeiſt beherrſcht den Verein und ſeine Ausfchüſſe und ſo
konnte ſchon jetzt, nachdem in Geueralverſammlungen die grundlegenden
Beſchlüſfe gefaßt varen, zu praktifcher Arbeit übergegangen werden.
fnüpfen! Dieſe Anregung, die damals von Seiner Erlaucht dem Grafen, der Hauptausſchuß von dem langjährigen Poxſitzenden Herru Müller. Ir
geſchäftsführenden Ausſchuſſes wurden die Wirtſchaftsfragen, die
Muſik=
in Erbach beſtiegen, der die Teilnehmer in 1½ Stunden bequem nach frage, die Bühnenbeſchaffung und die neue Sportskleidung ein gut Stück
vorwärts gebracht. Dem Sportausſchuß wurden für ſein Gebiet. be=
und in Heppenheim empfing ſtrahlender Sonnenſchein die Erbacher Gäſte, ſonders für zweckentſprechende Durchſührung des Feſtzuges, neue
Richt=
linien gegeben. Einen breiten Raum der Erörterungen nahmen auch die
Schluß de
cuückug der Ortsſtraßen und des Feſtpla
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rache bildete di
mende Woche ſtattfinden.
Seite 7
— Stockſtadt, 7. März. Auf dem Rathaufe fand die ordentliche
Generalverſammlung der hieſigen Spar= und Darlehnskaſſe
e. G. m. b. H. ſtatt. Der Vorſitzende des Aufſichtsrates, Heir Lehrer
Mauer eröffnete die Verſammlung und begrüßte die zahlreich
erſchiene=
nen Mitglieder. Er gab in großen Zügen einen Mückblick auf das
ver=
floſſene Geſchäftsjahr und konnte trotz der ſchwierigen
Wirtſchaftsver=
hältniſſe der Gegenwart ein Bild der günſtigen Entwicklung der Kaſſe
entwerfen. Er führte weiterhin einleitend aus, daß der
Genoſſenſchafts=
gedanke von Schultze=Delitzſch eine ſoziale Tat war, die die Landwirte
und Gewerbetreibenden aus den Händen der profitgierigen Wucherer
bewahre. Doch iſt die Kreditnot zu unſerer Zeit größer denn je. Die
geringen Preiſe für die landwirtſchaftlichen Produkte ſtehen in keinem
Verhältnis zu den Bedarfsartikeln des täglichen Lebens. Die Finanzen
des Landwirtes, des Geſchäftsmannes, des Arbeiters und des Beamten
kommen nicht ins Gleichgewicht. Da iſt es die Aufgabe der
Genoſſen=
ſchaft in der Not dunh Kreditgewährungen, die durch
Sicherheitsmaß=
nahmen der Kaſſe gegenüher gedeckt ſind, helfend einzugreiſen. Die
Spar= und Darlehnskaſſe eines Dorfes muß zur Bolksbank desſelben
zuerden. Der genoſſenſchaftliche Gedanke muß tiefere Wurzeln ſchlagen
zum Segen der Allgemeinheit. Gerade die landwirtſchaftliche
Bevölke=
uung und die Gewzerbetreibenden betätigen aus kurzſichtigen Gründen
lieber mit fremden Bankeie Geſchäfte als mit der Spar= und
Darlehns=
kaſſe ihres Heimatdorfes. Darin muß unbedingt ein Geſinnungswechſel
erſtrebt werden. Rechner Merz verlaß darauf die Jahresrechnung und
Bilanz von 1925, weiche einſtimmig geuehmigt wurde. Die
Jahres=
rechnung weiſt einen Kaſſeumſatz von 735 000 Mk. nach. Durch die
Spar=
karten wurden der Kaſſe rund 6500 Mk. und durch Spareinlagen rund
24 000 Mk. zugeführt. Infolge der Umſtellung auf Reichsmark haben
20 Genoſſen der Kaſſe den Rücken gekehrt und 15 neue Mitglieder
wur=
den aufgenommen. Als Dividende wurden acht v. H. auf je einen
Ge=
ſehäftsanteil ausgeſchüttet. Der Reſt wurde demr Reſerbefonds und der
Betriebsrücklage überwieſen. Zu Vorſtandsmitgliedern wurden die
aus=
ſcheidenden Herren Landwirte Johannes Seipel und Georg Barth
wie=
dergewählt. Zu Aufſichtsratsmitgliedern wurde Herr Lehrer Mauer
wvieder= und Herr Kaufmann Karl Sattler neugewählt. Direktor
Grau=
lich erſtattete den Geſchäftsbericht und ermahnte nochmals den Sparſinn,
der uns heute ſo not tut, weiter zu betätigen. Die Verſammlung
er=
teilte einſtiumig dem Geſamtvorſtande Entlaſtung und der Vorſitzende
des Aufſichtsrates daukte nochmnals dem Vorſtand für ſeine rege
Tätig=
keit und gab dem Wunſche Ausdruck, daß der Vorſtand auch im neuen
Geſchäftsjahr ſegensreich wirken möge. Herr Lehrer Mauer ermahnte
nochmals, der Kaſſe die Treue zu halten, die die ſtarke Stütze ihrer
Mit=
glieder iſt, und ſchloß nach einigen kleineren Beſprechungen die in allen
Teilen gut verlaufene Verſammlung.
* Groß=Gerau, 8 März. Die Not der Wirtſchaft. Die
bürgerlichen Gemeindevertreter des Kreiſes Groß=Gerau tagten dieſer
Tage hier und nahmen eingehend zur Notlage unſerer Wirtſchaft
Stel=
lung. Es wurde beſchloſſen, an das Heſſiſche Miniſterium eine
Ent=
ſchließung über die Not der Wirtſchaft gelangen zu laſſen.
II. Wörrſtadt (Rheinh.), 8. März. Vorträge über Wein= und
Obſtbau. In der hier ſtattgefundenen Verſammlung des
Kreisobſtbau=
vereins, die unter dem Vorſitz von Regierungsrat Stieh vom
Kreis=
amt Oppenheim ſtand ſprach Herr Landwirtſchaftsrat Rodrian
von der Lehr= und Verſuchsanſtalt für Wein= und Obſtbau in
Oppen=
heim a. Nh. über die Düngung der Weinberge. Im Verlaufe des
Vor=
trages wurde der Beweis erbracht, daß nicht eine planloſe Düngung,
ſondern nur ein ſachgemäßes Vorgehen beim Düngen die beſte Wirkung
zeitigt, wie auch überhaupt geringere Ausgaben erfordert. Wichtig ſei
die Ausmerzung der unfruchtbaren Stöcke, an deren Stelle beſſere
Trä=
ger treten müßten. Auch die Belichtung der Stöcke durch ſachgemäßes
Schneiden fördere die Wachstumsergebniſſe. — Im zweiten Vortrag
ſprach Obſtbauinſpektor Heyden von der gleichen Anſtalt über die
Schäd=
lingsbekämpfung im Obſtbau. Es ſei trotz aller Erinnerungen und
Vor=
träge in der Schädlingsbekämpfung noch ſehr vieles zu leiſten. Der
Gleichgültigkeit in der Schädlingsbekämpfung könne nur dadurch
abge=
holfen werden, wenn in den einzelnen Gemeinden ein beſonderer
Schäd=
lingsbekämpfungsdienſt eingerichtet würde. Die beiden gehaltvollen
Vorträge wurden durch Lichtbilder wirkungsvoll ergänzt. Eine
anre=
gende Diskuſſion ſchloß ſich ſodann an.
* Nierſtein, 8. März. Dieſer Tage wurde der im 63. Lebensjahr
ſtehende Lehrer i. R. Herr Wilhelm Henſing zu Grabe getragen. Herr,
Henſing erwarb ſich viele Verdienſte um die ſeiner Obhut anvertratte
Jugend. Bei Hoch und Nieder, allen Ständen und Religionsklaſſen
beliebt und hochgeachtet, verliert in dem Dahingeſchiedenen die
Ge=
meinde, das Lehrerkollegium, ſowie ſeine Familie einen treuen,
auf=
rechten, deutſchen Mann. Herr Rektor Dörrſchuck widmete ihm einen
ehrenvolleng ſeinem Wirken und Handeln entſprechenden Nachruf.
* Vilbel, 6. März. Die Errichtung eines neuen
Poſt=
amts macht der Stadtverwaltung einige Schwierigkeit. Die Reichspoſt
will den Neubau in die Nähe des neuen Bahnhofs ſtellen und verlangt
dazu weitere Opfer von der Stadt. Die Stadtverwaltung legt Wert
darauf, daß das Poſtamt in zentraler Lage der Stadt bleibt. Das
Stadt=
parlament hat den Bürgermeiſter beauftragt, mit der Poſtbehörde weiter
zu verhandeln. Die Organiſation der Kriegsbeſchädigten hat als
Mit=
glieder für die Fürſorgeſtelle vorgeſchlagen: Auth, G. Heß und Frau
Minoprio und für die Wirtſchaftskommiſſion Riegelhuth. Das
Stadt=
parlament ſtimmt den Vorſchlägen zu. Die Errichtung einer ſtändigen
Trinkhalle im Stadtwald wird abgelehnt. Ueber die Nidda ſoll ein
neuer Notſteg gelegt werden. Mehrere Baugeſuche wurden genehmigt.
Das Faßeichamt wird Herrn Guth übertragen.
b. Friedberg, 8. März. Am Sonntag fanden hier zwei politiſche
Verſammlungen ſtatt. Für vormittags 11 Uhr hatte die
Kommuni=
ſtiſche Partei zu einer öffentlichen Kundgebung gegen die
Fürſtenabfin=
dung eingeladen. Außer etwa 30 Parteigenoſſen hatten ſich noch eine
Anzahl Neugieriger verſammelt; als Redner war der kommuniſtiſche
Landtagsabgeordnete Galm erſchienen, der die Sache von ſeinem
Stand=
punkt aus vertrat. — Einen ſehr ſtarken Beſuch dagegen wies die
Ver=
ſammlung auf, die von der vereinigten Demokratiſchen und
Sozial=
demokratiſchen Partei auf nachmittags 3 Uhr in das Hotel Trapp
ein=
berufen war. Hier ſprach als erſter Redner Reichstagsabgeordneter
Korell über Gegenwartsfragen der Reichspolitik und dann
Landtags=
abgeordneter Lux über Steuerfragen in Heſſen. Der erſte Redner
be=
kannte ſich in ſeinen Ausführungen als Anhänger der Aufgabe der
heſſi=
ſchen Selbſtändigkeit und Anſchluß an Preußen, wenn dadurch eine
Ver=
beſſerung der Verhältniſſe zu erzielen wäre. Der zweite Redner ſuchte
die heſſiſche Finanzwirtſchaft zu rechtfertigen und betonte daß die
Steuerverhältniſſe anderer Staaten auch nicht beſſer feien. Beide
Red=
ner fanden für ihre Ausführungen lebhaften Beifall. Zum Schluß wurde
eine Reſolution angenommen, welche dem Finanzminiſter Henrich und
ſeiner Politik das vollſte Vertrauen ausſpricht und die Angriffe gegen
denſelben, wie dieſelben beſonders von dem Abgeordneten Dr.
Leucht=
gens erhoben würden, mit Entrüſtung zurüchweiſt.
Bad=Nauheim, 8. März. Das milde Klima Bad=Nauheims, das
die raſche Entwicklung der Vegetation begünſtigt, läßt die
Früh=
jahrskur hier verhältnismäßig zeitig beginnen. Sehr viele, denem
im Winter Geſchäft und Beruf an Herz, Arterien oder Nerven gegriffen
hat, die von Bronchitis, Rheumatismus Gicht, Rückenmarks= und
Frauenleiden ſowie anderen Krankheiten Geneſung ſuchen, halten gerade
dieſe Zeitſpanue für beſonders geeignet, ihre Kurpflichten leicht und
an=
genehm zu erfüllen. Dazu kommt in materieller Hinſicht der Vorteil,
daß die Skala der Kurabgabe bis zum 1. Mai ſich ſehr günſtig abſtuft.
Die Abgabe beträgt bis einſchließlich 14. März 20 Rm. ab 15. März
25 Rm., ab 1. April 30 Rm., ab 15. April 35 Nm. Dieſe Kurkarten
haben eine Gültigkeitsdauer von 8 Wochen. Ab 1. Mai ſind 40 Rm.
Kurabgabe zu zahlen, jedoch haben dieſe Karten den Vorzug, eine
Gül=
tigkeitsdauer von 5 Monakei, alſo bis einſchließlich 30. September, zu
beſitzen. Dieſe Abſtufung der Kurabgabe iſt für viele, die die
Forde=
zuigen der Geſundheit mit wirtſchaftlichen Möglichkeiten in Einklang
bringen müſſen, bei der Wahl der Kurzeit von weſentlicher Bedeutung.
* Bad Nauheim, 8. März. Zum zweitenmal fand hier die
Reife=
prüfung an der neuen Oberrealſchule (Ernſt=Ludwig=Schule) ſtatt. Die
fünf Oberprimaner, die ſich der Prüfung unterzogen, haben alle
be=
ſtanden. Als Regierungsvertreter war Miniſterialrat Dorfeld
anwe=
fend. — Im Anſchluß an einen Vortrag von Oberrechnungsrat Kratz
(Daruiſtadt) wuurde dieſer
er eine Ortsgruſpe des Tierſchutzver=
Heſſen gegründet. Die Ortsvertretung liegt in Händen von
Lehrer Bommerſtein, dem Verſpaltungsinſpektor Schnell als
Stellver=
treter zur Seite ſteht.
Butzbach, 8. März. Der hieſige Turn= und Sportverein, zu den
älteſten heſſiſchen Turnvereinen zählend, begeht am 5. und 6. Juni
die=
ſes Jahres die Feier ſeines 80jähriges Beſtehens in echt turneriſcher,
vüirdiger Weiſe. Die Finnland=Riege der Deutſchen Turnerſchaft
iſt dazu eingeladen worden; ſie hat ihre Mitwirkung bereits zuge
* Lauterback, 8. März. Zum Fleiſchheſchauer wurde
Stelt
Augeisdach nurde zum 5
dwirt Reute
ter F
usbach ernannt. — La
von Rudlos uud
chenrechn
r Bürgerneiſter gewählt
hriſtian He
und von Kreidirſklot 2r. Michel in den Lienſt eingewisſen worden.
Seite 8
Dienstag, den 9. März 1626
Nummer 68
Genf in Erwartung Deutſchlands.
Von unſerem nach Genf entſandten
Sonder=
berichterſtatter.
G. P. Genf, 6. März.
Die erſten Strahlen der Frühlingsſonne leuchten über Genf
und außerhalb der Stadt, an den Ufern des Sees ſieht man
be=
reits hie und da Bäume und Sträucher in zarter Blüte ſtehen.
Bisher waren wir gewohnt, Genf im farbenprächtigen, aber leicht
melancholiſchen Glanze der Septemberſonne zu ſehen, im letzten
Wehmutslächeln des ſterbenden Sommers. Heute iſt es
anders=
alles Leben erwacht, wie leiſes Beben der ſich erneuernden Natur
kommt es von den Bergen, und die immer wiederkehrende
Hoff=
nung des Frühlings zieht die grünen Ufer des Lac Léman
ent=
lang. Und in dieſer lieblichſten, verheißungsvollſten Jahreszeit
ſoll Deutſchlands Aufnahme in den Bund des Friedens
er=
folgen! Wir wollen nicht ſentimental werden. Aber ſcheint hierin
nicht ein Symbol zu liegen?
Genf in Erwartung Deutſchlands, in Erwartung der
bedeu=
tendſten Tagung des Völkerbundes ſeit ſeinem Beſtehen! Dieſen
Augenblick, den Tag der Aufnahme Deutſchlands, haben wir
Patriarchen unter den Völkerbund=Beſuchern ſeit Jahr und Tag
erwartet, aufs heißeſte herbeigeſehnt. Nun iſt er da! Noch weiß
man allerdings nicht mit Sicherheit, ob es der Glorientag des
Bundes oder einer ſeiner ſchwärzeſten Tage ſein wird. Doch
angeſichts dieſes lieblichen, lichterfüllten Frühlings, der über
dem Genfer See liegt, wollen in uns keine Zweifel mehr
auf=
kommen, und willig und widerſtandslos laſſen wir uns von
dieſem über Berg und See ausgebreiteten Naturoptimismus
beſiegen . .
Doch nicht die Natur allein zeichnet die Tatſache der
Auf=
nahme Deutſchlands durch Verſchwendung ihres Glanzes und
ihrer Pracht aus. Deutſchland wird es den Mächten nie zum
Vorwurf machen können, daß der Aufwand, den die Mächte
aus dieſem Anlaß getroffen haben, zu gering und der
Bedeu=
tung des Ereigniſſes nicht entſprechend geweſen wäre. Eine ſo
glanzvolle Aſſemblee hat Genf, noch nie geſehen und wird es
vielleicht in Zukunft nur noch ein= oder zweimal, eventuell beim
Eintritt der Vereinigten Staaten, nochmals erleben, ſonſt kaum.
Die Fülle der Namen von Weltruf verwirrt. Mit Ausnahme
der Sowjetruſſen und der Amerikaner iſt tatſächlich die ganze
Welt heute hier vertreten. Sämtliche Staaten Europas durch
ihre Premiers oder Außenminiſter: Chamberlain, Briand,
Luther, Streſcmann, Vandervelde, Skrzynſki, Beneſch, Bethlen,
Nintſchitſch, Unden — vielleicht Primo de Rivera und gar
Muſſo=
lini, der Schreckliche! Noch nie, ſelbſt im trügeriſch
berauſchen=
den September 1924 nicht, hat Genf, das doch wahrlich an
hoch=
politiſche Gäſte gewöhnt iſt, eine ſolche erſchöpfende Ausleſe
europäiſcher Staatsmänner vereinigt.
Lunch= und Diner=Zeiten werden ſtreng eingehalten. Zwiſchen
den einzelnen Tagungen finden in bunter Reihe Feſte und
Empfänge aller Art ſtatt. Der einſame Touriſt, dem es
ein=
fallen ſollte, abends den Quai du Mont Blanc aufzuſuchen,
kann ſicher ſein, hier auf Schritt und Tritt den bekannteſten
europäiſchen Staatsmännern zu begegnen, welche in elegantem
Ebeningdreß, mit vom Weine leicht geröteten Geſichtern,
ſorglos=
fröhlich plaudernd den Boulevard entlang ſchlendern, von einem
Roät kommend, zum anderen eilend Dieſe bisherige
verma=
nente Feſtſtimmung wird ſich nun, wie man vermutet, etwas
ändern. Die deutſchen Gäfte, die ſicher für eine derartig
unbe=
kümmert=komfortable Beſchaulichkeit weder Zeit noch Geld haben,
dürften durch ihr Beiſpiel etwas dämpfend wirken — und, wie
geſagt, wohl nicht zum Schaden der Sache, der zuliebe man ſich
hier alljährlich einigemal zu verſammeln pflegt.
Und ſo iſt denn in Genf heuer die deutſche Fahne
hochge=
zogen worden! Noch vor der formellen Aufnahme — auf dem
Hotel, das die deutſche Delegation bewohnt. Das ſchöne Genf,
das ſich dieſesmal, zu Ehren Deutſchlands, ganz beſonders
kokett herausgeputzt hat, war ſtets die Stadt der Fahnen, und
jahraus, jahrein konnten wir, die gewohnheitsmäßigen
Völker=
bund=Touriſten, uns am Kaleidoſkop der Fahnen ergötzen, die
hier aus allen Fenſtern der zahlreichen Monſtrehotels wehen:
neben dem an Zahl dominierenden Banner Englands mit den
komplizierten Einfügungen ſeiner verſchiedenen Dominions und
den Fahnen der übrigen europäiſchen Mächte — auch die Banner
jener Länder, weiße Elefanten, Sonnen, Berge, Sterne,
Phö=
nixe und allerhand andere Exotik darſtellend, die, trotz ihrer
Buntheit, ſtets unſerem Markenalbum näher als unſerem
euro=
päiſchen Herzen waren. Fahnen ohne Ende. Nur die eine war
nicht zu ſehen — die Fahne Deutſchlands, die durch ihr
unfrei=
williges Fehlen bisher den häßlichſten Schönheitsfehler des
Bun=
des der 54 Völker darſtellte. Jetzt iſt ſie da — die 55te! Da
gewahrt man ſie zunächſt über dem Hotel „Metropol” wo die
deutſche Delegation wohnt und das ſich neben dem
Reformations=
gebäude, dem Sitzungsſaal der großen
Völkerbundsverſamm=
lungen, befindet, dann begegnet man ihr auch an Genfs
ent=
gegengeſetztem Ende, am anderen Ufer des Sees, neben dem
Sekretariatsgebäude, wo die Sitzungen des Rates ſtattfinden,
nämlich auf dem Dach des deutſchen Konſulats, und ſchließlich
ſieht man ſie von überall, namentlich von den Balkonen jener
zahlreichen Hotels herunterwehen, wo deutſche Delegierte oder
deutſche Journaliſten wohnen. Faſt ſo oft wie die Fahnen
Eng=
lands, und das hat ſchon Einiges zu ſagen".
Der Zuſtrom aus Deutſchland iſt außerordentlich, und das
Hauptintereſſe der Genfer gilt naturgemäß den Deutſchen. Man
iſt ihnen gegenüber äußerſt entgegenkommend, ja man buhlt faſt
um ſie und zeigt offen das Beſtreben, es den Deutſchen hier, ſo
„wohnlich” wie möglich zu geſtalten. Nicht alle werden bleiben,
aber das deutſche Element wird doch zukünftig dem „Genfer
Salon” eine etwas andere Färbung als bisher geben. Und
wir glauben, es dürfte nichts ſchaden, wenn hier in Zukunft
etwas mehr Tempo und etwas weniger Eleganz obwalten
wer=
den als bisher. Man muß das Genf von früher gekannt haben
— den Treffpunkt der internätionalen Diplomatie. Die Herren
Diplomaten aller Länder, die ſich hier alljährlich einmal
ver=
einigen, laſſen es ſich wohlergehen: ſie leben in den beſten
Hotels, eſſen die auserleſenſten Speiſen, trinken die älteſten
Weine, empfangen die größten Gehälter und betreiben das
Frie=
denswerk, ohne ſich ſonderlich anzuſtrengen. Die Sitzungen des
Völkerbundes dauern nie länger als 1 bis 2 Stunden. Die
Für den unpolitiſchen Reiſenden ſind die morgens im
Refor=
mationsſaale tagenden und abends den Quai du Mont Blanc
auf und ab flanierenden Diplomaten aller Länder natürlich
Sehenswürdigkeiten erſten Ranges. Auch das Genfer Bureau
für den Fremdenverkehr weiß dieſe Tatſache zu würdigen: in
geſchickt verfaßten Broſchüren wird dem Reiſepublikum kund
ge=
tan, daß dieſer Ort nicht nur durch die glorreiche Erinnerung
an zahlreiche unſterbliche Geiſter, wie den weiſen Jean=Jacques
Nouſſeau, die geiſtreiche Madame de Staél, den „Patriarchen
von Ferney” Voltaire und manchen anderen großen Toten
Be=
achtung verdient — ſondern, daß hier heute auch lebende
Zele=
britäten „i natura” zu ſehen ſind. Es werden Blumenfeſte.
Ausflüge nach Chamonir, internationale Autorennen uſw.
ange=
prieſen, aber am Anfang, in der Mitte und zum Schluß
immer wieder der Völkerbund, die „Societé des Nations”, die
„League of Nations”, die Senſation der Senſationen! Und
dieſe Kombination ſcheint denn auch ihre Wirkung nicht zu
ver=
fehlen. Namentlich auf die Amerikaner, die in großen Scharen
herbeizuſtrömen pflegen und es freudig begrüßen, wenn die
„internationalen Autorennen” und der Völkerbund=Spektakel
zu=
ſammenfallen. So gewahrt man denn, wie dieſe
Sportenthu=
ſiaſten in kleinen Trupps unter ſachkundiger Führung eines
großmänligen Guide in das „Palais des Nations” eindringen,
laut reden, überlaut lachen, geſtikulieren und die dieſe Stätte
der hohen Politik voll Neugier obſervieren. Der Guide
bom=
bardiert ſie mit Zahlen. „In dieſem Gebäude verſammeln ſich
alljährlich im September 300 Staatsmänner von 54 Nationen!“
ſagt der Führer und fügt hinzu: „Es ſind die größten politiſchen
Meetings der Welt!” „The biggest in the world!‟ Das
impo=
niert. Aber eine amerikaniſche Dame mit ſchwarz umränderter
Hornbrille fragt, was das Völkerbundgebäude, das früher ein
Hotel war, gekoſtet hat. „Neun Millionen” antwortet der
Guide. „Dollars?” — „Nein, Franken.” Mitleidiges Lächeln
ſämtlicher Yankees. Und der Guide iſt geknickt, er meint, er
hätte irgend etwas nicht recht gemacht. Unglücklicher Mann
der unglücklichſte Mann „in the world”. Verzage nicht — in
Zukunft wirſt du den gutzahlenden Yankees. hier viel neue
Attraktionen zeigen können, denn Deutſchland iſt hinzugekommen,
und es wird hoffentlich dafür ſorgen, daß Genf nicht zum
lang=
weiligſten Ort „in the world” wird
Mit den amerikaniſchen Damen mit den Hornbrillen
flüch=
tend, verlaß ich das Völkerbundgebäude zu einem kleinen
Bum=
mel längs dem Quai du Mont Blanc. Dieſe Hauptpromenade
Genfs iſt der große Weltboulevard der Völker. Dieſe
Pracht=
ſtraße, die in ihrer Art unvergleichlich ſchöner als der berühmte
Boulevard des Anglais in Nizza iſt, bietet namentlich im
Früh=
ling einen bezaubernden Anblick: von der einen Seite ſchimmert
in verführeriſchem Blaugrün der Lac Lsman, zeigen die Alpen
ihre ſchneebedeckten Häupter, lacht die ſorgloſe Märzſonne, die
hier überhaupt ſtets eine ausnehmende Leutſeligkeit zur Schau
trägt — — während längs der anderen Seite ſich in
unabſeh=
barer Reihe die großen Lurushotels, eines pompöſer als das
andere, hinziehen, in unſerem Zeitalter des Lebenszweck
gewor=
denen Komforts Naturweſen darſtellend, die es dreiſt wagen
können, mit den Reizen eines „Lac Léman” oder eines „Mont
Blanc” zu wetteifern ..
Der Quai du Mont Blanc iſt heute beſonders reizvoll. Es
liegt eine Oſterſtimmung in der Luft. Die erſten Blumen des
Jahres werden bereits feilgeboten. Ein alter Blumenhändler
ſteht vor ſeinem Laden, das ein ſtolzes Firmenſchild trägt: „Au
Fleurist des Nations‟. Der „Gärtner der Nationen” bietet die
erſten Frühlingsboten freundlich lächelnd feil — Primeln,
Mai=
glöckchen und Aurikeln. Ich kauf mir ein kleines Bukett, ziehe
den friſchen, zarten Duft ein, und meine Gedanken gleiten nun
tvieder vom Genfer Frühling unwillkürlich zu Deutſchland und
dem Bund der Völker hin . Die erſte
Völkerbundsverſamm=
lang fand 1919 im Dezember, bei Eis, Schnee und rauhen
Winterſtürmen ſtatt, die fünf folgenden immer im September,
im lebensmüden Herbſt. Dieſe aber, die Deutſchlands
Auf=
nahme gewidmete Tagung, die „außerordentliche”, iſt die erſte
Frühlingskonferenz des Völkerbundes! Ich will nicht
ſenti=
mental ſein. Aber ein Symbol ſcheint hierin dennoch zu liegen.
Hauptſchriftleitung: Rudolf Mauve
Verantwortlich für Politik und Wirtſchaft: Rudolf Mauve
Verantwortlich für Feuilleron und Heſſiſche Nachrchten: Max Streeſ=
Verantwortlich für Sport: Dr. Eugen Buhlmann
Verantwortlich für Schlußdient: Andreas Bauer
Verantwortlich für den Inſeratenteil: Willy Kuhle
Druck und Verlag: 2. C. Wittich — ſämtlich in Darmſtadt.
Die heutige Nummer hat 14 Seiten.
Geſchichten aus aller Welt.
Für und wider den Bubikopf.
Wien. Die Wiener Modiſtinnen haben in einer
Genoſſenſchafts=
verſammlung beſchloſſen, dem Bubikopf den Krieg anzuſagen. Sie
be=
haupten, daß der Bubikopf den einfachen Hut zur Folge habe, und daß
darum das Modiſtengewerbe ſo darniederliege. Die Garnierung eines
Hutes als Auftrag zu bekommen, ſei heute eine große Seltenheit und
1500 Wiener Modiſtinnen litten ärgſte Not. Man beſchloß, ſich von der
Pariſer Mode unabhängig zu machen, eine eigene Wiener Mode zu
ſchaffen und darin ſelbſt als Vorbild voranzugehen. Wir werden alſo
Gelegenheit haben, die Wiener Modiſtinnen in ſchönſter Fülle des
Haares und mit reich garnierten Hüten zu bewundern. — Auf der
an=
deren Seite beginnt ſichs bei den Maſſeuren und Maſſeuſen zu regen,
deren Gewerbe durch den Bubikopf einen ganz plötzlichen Aufſchwung
nahm. Denn die ausraſierte Nackenlinie erfordert eine gewiſſe
Schön=
heit der Halslinie, die, wenn ſie unter Fett verborgen liegt, durch
an=
geſtrengte Maſſage herausgearbeitet werden muß.
Univerſität für Polizeipferde.
Wann wird Alkohol ungenießbar?
h. Moskau. Bekanntlich iſt in Rußland das allgemeine
Alfohol=
verbot zu Gunſten der Staatskaſſe aufgehoben worden. Das heißt, der
vom Staat hergeſtellte und vertriebene Wodtka darf nach Barbezahlung
genoſſen werden, aber die Herſtellung des im Haushalt ſelbſt
fabrizier=
ten Schnapſes (der übrigens ein ganz gemeiner Fuſel iſt) iſt aufs
ſtrengſte verboten. Da hatten im Wolgagebiet Milizſoldaten fünfzehn
Samogonapparate und zwanzig Eimer „Stinkus” beſchlagnahmt. Die
Apparate wurden vernichtet, der Alkohol aber auf die winterliche Straße
gegoſſen. Man ſollte glauben, daß das genügt hätte. Aber nein!
Als die Miliz dem Tatort den Rücken gekehrt hatte, ſtürzten ſich
ruſ=
ſiſche Arbeiter auf den ſchnell im Schnee zuſammengefrorenen Alkohol
und verzehrten ihn mit Behagen. Seitdem fordert die kommuniſtiſche
Preſſe eine Verordnung, nach welcher beſchlagnahmter „Hausbrand” auf
den Miſt gegoſſen werden müſſe.
Anklage wegen Verachtung.
h. Moskau. Im Dorfe Aziri, im Gouvernement Perm, hat einer
der ſogenannten Bauernkorreſpondenten, ein junger Mann, der der
Moskauer Zentrale Spionagedienſte leiſtete, Selbſtmord verübt.
In einem letzten Brief gab er an, daß ihn ſeine Eltern mit
unſäg=
licher Verachtung behandelt hätten, weil er ſeine kommuniſtiſche Pflicht
erfüllte. Dieſe Verachtung war ihm ſo unerträglich, daß er freiwillig
aus dem Leben ſchied. Auf dieſen Tatbeſtand hin wurden ſeine Eltern
verhaftet und unter der Anklage der Verachtung vor Gericht
geſtellt.
Wie man’s in Amerika macht. .
a. New York. Im vollbeſetzten Autobus ſitzt eine junge hübſche
Dame, ihr gegenüber ein älterer Herr. Das Fräulein iſt ſehr nervös
und ſpricht endlich den alten Herrn an: „Entſchuldigen Sie, ſind wir
noch nicht am Blank=Theater?” — Der Herr ſcheint ſchwerhörig zu ſein
und wiederholt ganz laut: „Wohin wollen Sie fahren? Etwa zum
Blank=Theater?” — „Ja!” — „Da müſſen Sie noch ein ſchönes Stück
weiterfahren. Wollen Sie vielleicht die neue Revue anſehen?” — „Ja,
ich hörte, ſie wäre ſo gut!“ — „Das will ich meinen. Prächtige Muſik,
fabelhafte Ausſtattung, und vor allem Witz und Humor. Ich habe ſchon
lange kein, ſo gutes Stück geſehen. — Das Publikum muß das laute
Geſpräch mit anhören, ob es will oder nicht. Aus einer anderen Ecke
des Wagens miſcht ſich nun auch ein junger Mann in die Unterhaltung:
„Da haben Sie Recht, ich habe das Stück auch geſehen. Mußte mich
aber zweimal anſtellen, bis ich Karten bekommen konnte. — „Sehen
Sie!” freut ſich der alte Theaterfreund, „aber es hat ſich doch gelohnt,
nicht wahr?” — „Na und ob, ſo etwas gibt es nicht alle Tage!"
Pauſe. Nach einer Weile wendet ſich der alte Herr zu ſeinem ſchönen
Gegenüber: „Kommen Sie, Miß, Sie müſſen hier ausſteigen. Ich
werde Ihnen den Weg zeigen.” — Sie ſteigen aus, der junge Herr
„zufällig” auch. Dann warten ſie ein Weilchen. Ein Autobus kommt
— ſie ſteigen wieder ein. Und das ganze Geſpräch ſpielt ſich von vorne
ab. Täglich hundertmal. Mit kleinen „Nuancierungen” dem
Cha=
rakter der einzelnen Stadtbezirke angepaßt. Es erübrigt ſich wohl, zu
ſagen, daß die drei Herrſchaften Angeſtellte des Blank=Theaters ſind..
k. London. Der Großſtädter hat wirklich Gelegenheit, die
Klug=
heit und das rückſichtsvolle Auftreten der Polizeipferde zu bewundern,
die ihre Ruhe und Beſonnenheit auch inmitten der wogenden, mit
Schirmen und Stöcken herumfuchtelnden, ſchreienden Menſchenmenge
nicht verlieren. In den meiſten Ländern ſind die Tiere wohl —
Auto=
didakten, die Engländer jedoch haben jetzt in Imber Court eine
regel=
rechte „Hochſchule” für ſie eingerichtet, wo für Schulungszwecke all das
zuſammengetragen wurde, was nur die „Gedankenwelt” der
vierbei=
nigen „Beamten” beſchäftigt. Schon bei der Auswahl der Schüler
werden beſondere Geſichtspunkte berückſichtigt; zum Polizeiorgan eignen
ſich nur Pferde, die von der Krankheit der Neuzeit, der Nervoſität,
ver=
ſchont blieben. Dann folgt das übliche Reitſchulſtudium als „
Intelli=
genzprüfung” und erſt hinterher beginnt die eigentliche Fachausbildung.
Im erſten Semeſter müſſen die Kandidaten menſchenähnlichen
Stroh=
puppen geſchickt ausweichen, ohne ſie zu verletzen. Nun wird das
Be=
ſteigen von Treppen und ſonſtigen Objekten gelernt, die für gewöhnliche
Gäule nicht in Frage kommen, und in der Folge werden der Reihe nach
all die ſchlimmen menſchlichen Praktiken vorgeführt. Das ahnungsloſe
Tier ſieht einen Wagen vor ſich, der plötzlich zu knattern beginnt wie ein
Trommelfeuer und Benzinwolken ausſtrömt: das Laſtauto der
ver=
gangenen Jahre. An dieſer Höllenmaſchine wird das beim erſten Male
ganz wild werdende Pferd ſo oft vorbeigeführt, bis es ſich daran
ge=
wöhnt hat. Die nächſte Aufgabe erfordert fabelhafte Selbſtbeherrſchung,
die in ſo großem Maße von den wenigſten Menſchen verlangt werden
könnte. Zwei Schritte entfernt vom ſtehenden Pferde ſtürzt eine Puppe
aus der Höhe — ein Selbſtmörder oder verunglückter Bauarbeiter —
und das Tier muß regungslos bleiben. . . . Im letzten Semeſter wird
der Verkehr mit der plebs divina geübt. Die Puppenmenſchen — wie
etwa Figuren eines lebensgroßen Marionettentheaters — tun ihr
Möglichſtes, um die Schüler aus der Faſſung zu bringen. Zuletzt
mar=
kieren Poliziſten die „Menge”, werfen Flugzettel, Stinkbomben,
ſchießen wild herum uſw. Wahrhaftig, es iſt keine Kleinigkeit, bis ſo
ein armes, Vieh zur „Promovierung” reift. Imber Court iſt mit Recht
ſtolz auf ſeine einzigartige Fachſchule. Verliert der brave berittene
Schupo auch manchmal die Geduld; gegen die Pferde kam noch nie eine
Beſchwerde. Sie werden allgemein bewundert. Ein zweibeiniger
Rekrut würde dieſen Kurſus auch ganz beſtimmt nicht aushalten.
ner
Billt,
den Berliner
vindler
d ſchn
H
Statt Karten.
Heute wurde uns ein geſundes
Töchterchen geboren
Eliſabeth Hemme
geb. Goeters
Dr. Friedrich Hemme
Reg.=Medizinalrat.
Klinik Dr. Hofmann und Dr. Wolff,
Niedeſeiſtraße
6. März 1926.
(*6471
Von der Reiſe zurück
Dr. Carl Happioh
Leit Arzt d. inneren
Abtlg. Eliſabethenſtift
Sprechſtunde:
Nont., Mittw., Freit.
3— 5 Uhr im
Eliſa=
ethenſtift. (*6536
Von der Reiſe
746
zurück!
Dr. Hammer,
Statt Karten.
Für die zahlreichen Beweiſe
wohl=
tuender Teilnahme bei der Krankheit und
dem Heimgange unſeres teuren Entſchlafenen
ſagen wir Allen unſeren herzlichſien Dank.
Für die Hinterbliebenen:
Frau B. Rink
Dr. Rink u. Familie.
Heute morgen 3 Uhr iſt unſere
einzige, liebe Tochter, Schweſter,
Schwägerin und Tante
Eliſabeth Polz
im Alter von 25 Jahren ſanft
entſchlafen.
Im Namen
der trauernden Hinterbliebenen:
Gg. Volz.
Darmſtadt, Düfſeldorf, 8. März1926.
Arheilgerſtr. 56.
Die Beerdigung findet am
Mitt=
woch, den 10. März, nachmittags
2½ Uhr, auf dem Waldfriedhof
ſtatt.
76552
fertigt raſch, gut u.
Rheinſtr
Lichtpanſen preisw papierh. Laut (2/
Rlavierſtimmen
Arnold=Sohr
2457 u. 975
Siere u. Vögel
präpariert E. Achen,
Caſinoſtr. 26 (1041
Gerben von Fellen
auf Pelz.)
Todes=Anzeige.
Am Sonntag verſtarb nach
ſchwerem, geduldvollem Leiden im
67. Lebensjahre unſere liebe, gute
Mutter, Tante, Eroß= und Urgroß=
mutter
Frau
Rury. Srunyursr
Für die vielen Beweiſe
herz=
licher Teilnahme an unſerem
ſchweren Verluſie ſprechen
wir=
allen Verwandten, Freunden
und Bekannten unſeren innigſten
Dank aus.
geb. Traſer.
Die trauernden Hinterbliebenen.
Arheilgen, Darmſtadt, 8. März 1926
Die Beerdigung findet am
Diens=
tag, den 9. März, nachm. 5 Uhr,
vom Sterbehauſe, Taunusſtr. 3 aus
ſtatt.
(*6548
Lina Feuchtwanger,
geb. Bruchfeld
Arthur Feuchtwanger
Elſe Feuchtwanger.
Kaug
Bajazzo=
Automaten liefer
konkurrenzlos Günther
Charlottenburg 16
Berlinerſtr. 104,
Guterh. Kinderwag.
zu verkaufen (*649
Reuter,
Dieburger=
ſtraße 4, 2. Stock.
Neue Schreibmaſchine
dei gering. Anz ni.
uio=
natl. Rat. von 25 ℳ zu
verkauf Ang u O. 125
e d. Geſchſt.
2 Wände
mit Glas
zum Trennen im
Laden, 1Eichentiſch
4cm-Eichenplatte zu
verkaufen. (*64641d
Dornbach,
Eliſa=
bethenſtraße 28,
Hintergebäude.
Einen faſtneuen Geh.
rock=Anzug (m. Stat.
bill. zu verkauf. oder
geg. gut erhalt. Fahr
rad zu tauſch, (*6524
Karlſtraße 62, part
Einmachgläſer
Weck, Flaſchen,
Ein=
machtöpfe abzugeben
Oſannſtraße 51, pt.,
10—12 vorm, (*6492id
Klapp=
Rinver Wagen
von 16 ℳ an
Stubenwagen
nur 13.50 ℳ
Korbſeſſel
6.90 ℳ, 7.50 ℳ
Korbtiſche
Dcm Blattgr., 8.50.,K
Peddigſeſſel 10ℳ
Möbel=Vertrieb
Heerwagen
Gr dchſengaſſe 10. (*6528
Guterh. grün.
Plüſch=
ſofa, eiſ. Bettſtelle m.
Matr. u. Bettſchirm z.
verk. vorm. 10-12/*6522
Gutenbergſtr. 21, II.
Biedermeier
in kirſchb. 6
einge=
egte Stühle, Sofa,
Vitrine und Büfett,
in nußb., Stühle,
runde Tiſche, Sofa,
Schreibtiſch,
Schreib=
kommode, kl.
Kom=
mode, Pfeilerſchrank,
Bücherſchrank.
Näh=
tiſche u. anderes mehr
zu verkaufen. (*6496
E. Behringer
Karlſtraße 110.
Rummer 68
Dienstag, den 9. März 1926
Seite 9
Reich und Ausſand.
Hamburg— New York in zwölf Stunden. —Der
Schnell=Flugverkehr der Zukunft in zehn= bis
zwölftauſend Meter Höhe.
* Hamburg, 8. März. (Priv.=Tel.)
Die „Hamburger Nachrichten” veröffentlichen unter der Aufſehen
erregenden Ueberſchrift: „In zwölf Stunden von Hamburg nach
New York” einen längeren Artikel, in dem nachgewieſen wird, daß
un=
er Benutzung der Stratoſphäre, der Luftſchichten in zehn bis zwölf
gilometer Höhe über der Erde ein durchaus ſicherer
Flug=
weg zwiſchen Guropa und Amerika beſtehe. Während die Flugzeuge
m den tieferen Luftſchichten durch vertikale Luftböen, Nebel und
Ge=
witter gefährdet ſeien, wobei man beſonders an die häufigen
Wirbel=
ſtürme an der amerikaniſchen Küſte denken müſſe, bleibe der Flieger in
der Stratoſphäre von dieſen Gefahren frei. Außerdem findet er dort
einen nicht unbeträchtlichen Geſchwindigkeitszuwachs. Ein
Höhenflug=
zeng werde Geſchwindigkeiten von 400 bis 450
Kilo=
metern in der Stunde erreichen können. Die Entfernung von
Ham=
burg nach New York, etwa 5000 Kilometer, könne alfo in zwölf bis
vierzehn Kilometer Höhe in zehn bis, zwölf Stunden zurückgelegt
wer=
den. Für die Beförderung von Briefen, Filmen und Lichtbildern ſei
durch ein ſolches Höhenflugzeug das Beförderungsmittel der Zukunft
gegeben. Ein ſolcher Schnellverkehr würde auch den Kabel= und
Funk=
verkehr weſentlich entſtlaſten.
Die Vorbereitungen für derartige Flüge ſind, wie in dem
Artikel weiter mitgeteilt wird, bereits im Gange. In Berlin
habe ſich die Geſellſchaft für Höhenflugforſchung e. V. gebildet, die mit
einem fliegenden Laboratorium und Obſervatorium die entſprechenden
Unterſuchungen für den Schnellverkehr in großen Höhen anſtellen
werde. Die Grundlage für den Artikel bildet eine vom Leiter des
Potsdamer Obſervatoriums, Geheimrat Suering, verfaßte
Druck=
ſchrift.
Tödlicher Flugzeugunfall.
Berlin. Beim Einfliegen einer Maſchine auf dem
Flug=
platz Staaken geriet das Flugzeug beim Aufſetzen auf
den Boden in Brand. Der aus dem deutſchen Rundflug
be=
kannte Flugzeugführer Billik konnte ſich nicht rechtzeitig aus
der Maſchine freimachen und verbrannte.
Frankfurter Chronik.
WSN. Fritzi Maſſary in Frankfurt. Der berühmte.
Gaft iſt geſtern wieder einmal unter den gewohnten Beifallsſtürmen in
das hieſige Neue Operettentheater eingezogen und wird hier bis zum 28.
März weilen. Die Rolle der Tereſina in Oskar Straus' bekannter
gleichnamiger Operette wurde von ihr mit all dem unbeſchreiblichen
Charme ausgeſtattet, der auf deutſchen Bühnen wohl bisher von keiner
anderen Künſtlerin erreicht worden iſt. Auch die muſikaliſche Leitung
fand willige Anerkennung, obwohl Straus hier im allgemeinen über den
den Durchſchnitt nicht hinausgekommen iſt. Von den hieſigen Kräften
boten Willy Theiß als Marſchall Lavalette und Kurt Hampe in der
ſchwierigen Napoleonrolle recht annehmbare Leiſtungen. Dr. Bruck
von den Berliner Saltenbergbühnen hate für eine recht geſchmackvolle
Inſzenierung Sorge getragen. — Ein Betrüger und
Heirats=
ſchwindler feſtgenommen. Feſtgenommen wurde der wegen
Betrugs und ſchweren Diebſtahls erheblich vorbeſtrafte Klempner
Theo=
dor Wilhelm Guels, der hier unangemeldet wohnte und wegen
umfang=
reicher Betrügereien geſucht wurde. Guels nannte ſich Dr. Ingenieur
Guels und auch Ingenieur Woels. Bei ſeiner Feſtnahme wurde bei
ihm eine umfangreiche Korreſpondenz gefunden, aus der hervorgeht, daß
er auch als Heiratsvermittler tätig war und wahrſcheinlich auch als
ſol=
cher Schwindeleien begangen hat.
* Aus Wiesbaden.
Auf der Tagesordnung der letzten
Stadtverordneten=
ſitzung ſtand als Punkt 2: Beſchlußfaſſung über den Rücktritt vom
Eingemeindungsvertrag mit Biebrich. Eine lange Begründungsrede des
Schwere Brandkataſtrophe in Oberbayern.
Vier Perſonen ums Leben gekommen.
DD. München. In Troſtberg (Oberbayern) brach am
Sams=
tag früh 7 Uhr im Trockenraum der Pappenfabrik von
Rie=
ger ein Brand aus, der vier Menſchenleben forderte. Drei Frauen,
die ſich in dem Trockenraum aufhielten, ſind bei lebendigem Leibe
ver=
brannt. Das Feuer griff mit raſender Geſchwindigkeit um ſich, da es an
den aufgeſtapelten Pappen reiche Nahrung fand. Der Trockenraum iſt
völlig niedergebrannt. Das Fabrikgebäude ſelbſt konnte geſchützt werden.
Troſtberg (Oberbayern). Zu dem Großfeuer in der Riegerſchen
Pappenfabrik iſt noch zu berichten: Das Feuer verbreitete ſich mit großer
Schnelligkeit; es hatte das Trocknereigebäude erſaßt und fand in den
dort eingelagerten 2000 Zentnern Pappe reichliche Nahrung. Insgeſamt
fielen dem Brande vier Menſchen zum Opfer. Aus den Trümmern
konnte bisher nur die vollſtändig verkohlte Leiche einer Frau
ausge=
graben werden.
Vereiteltes Attentat auf den Berlin—Münchener Schnellzug.
München. Die Reichsbahndirektion München teilt mit: In der
Nacht vom 7. auf den 8. März, zwiſchen 10.45 und 11.15 Uhr, wurden
ſüdlich der Station München=Mooſach, etwa 150 Meter vor dem
Ein=
fahrtſignal der Hartmannshofener Ueberfahrt, von ruchloſer Hand
zwei Eiſenbahnſchwellen quer über das Gleis
ge=
legt. Der um dieſe Zeit fällige Schnellzug D. 25 kam dabei
glücklicher=
weiſe nicht zur Entgleiſung. Für die Ergreifung des Täters wird eine
Belohnung von 1000 Reichsmark ausgeſetzt.
Tagung des Hauptvorſtandes des Deutſchen Buchdruckervereins.
Amundſens Nordpolexpedition.
Das italieniſche Luftſchiff „Norge 1”,
das in Kürze die Fahrt zum Nordpol antritt.
Links: Die in Ausſicht genommene Fahrtlinie.
14—*
Oberbürgermeiſters, in deren Verlauf die von der Stadt Biebrich
hin=
ter dem Rücken der Stadt Wiesbaden vorgenomurenen Manipulationen
mit dem Biebricher Gaswerk, einem gemiſchtwirtſchaftlichen
Unterneh=
men, in dem aber die Stadt Biebrich die Aktienmehrheit beſitzt, das
Höchſtmaß von Untreue nennt, führte zur einſtimmigen Annnahme (die
Kommuniſten enthielten ſich der Abſtimmung) nachſtehenden Antrags
des Magiſtrats: Die Stadt Wiesbaden tritt vom
Eingemeindungsver=
trag mit Biebrich zurück. Dieſer Beſchluß ſoll aber nicht ausgeführt
werden, wenn der Generalverſammlungsbeſchluß des Gaswerkverbands
Rheingau, A.=G., vom 13. Februar und dadurch die ihm zugrunde
lie=
genden Zwecke endgültig aufgegeben werden — In Biebrich wurde
in der Stadtverordnetenſitzung ein ähnlicher Antrag des dortigen
Magiſtrats angenommen, und zwar einſtimmig.
Oberſt von Jankoeich,
gegen den fetzt in Haag (Holland) der Prozeß in der
Franken=
fälſcher=Affäre eröffnet wurde.
Ein gefährlicher Banditenführer feſtgenommen.
Köln. Der Hauptvorſtand des Deutſchen
Buchdruger=
bereins hielt aus Anlaß der Befreiung Kölns ſeine erſte diesjährige
Tagung am 5. und 6. März in Köln ab. Die umfangreiche Tagesordnung
befaßte ſich neben Fragen der Vereinsorganiſation und internen
Ange=
legenheiten mit der Wirtſchaftslage des deutſchen Buchdruckereigewerbes,
wobei an den Mitteln, mit denen die Reichsregierung einen allgemeinen
Abbau der Preife zu erreichen ſuchte, ſtarke Kritik geübt wurde.
DD. Berlin. Wie erinnerlich, hatte in Berlin und in der Mark
ſowie in der Provinz Pommern in den Jahren 1923 bis 1925 eine
ge=
fährliche Verbrecherbande unter Führung der Kommuniſten
Plett=
ner und Göriſch zahlloſe Einbrüche und Mordtaten verübt. So
u. a. die Einbrüche im Poſtamt Hebrondamnitz, Hegermühle, im
Poſt=
amt 2 in Tempelhof, in der Nowaweſer Seidenfabrik, im Ketziner
Poſt=
amt. In all dieſen Fällen waren die Banditen, oft 30 bis 40 an der
Zahl, unter Führung entweder des Plettner oder des Göriſch
ſyſtema=
tiſch zu Werke gegangen. Oft kam es dabei zu Feuergefechten. In
Braunſchweig wurde bei einem ſolchen ein Kriminalbeamter, in
Heger=
mühle ein Landjäger erſchoſſen, in Tempelhof verwundeten die Räuber
mehrere Beamte, ebenſo in Hebrondamnitz. Schließlich wurden in
Hegermühle mehrere Banditen verhaftet. Die Landjägerei hatte dort
die kommuniſtiſche Bande eingeſchloſſen. Dieſe wehrte ſich, wobei von
einer Eiche herab Göriſch das Feuer auf die Beamten leitete. Dabei
erhielt er ſchließlich ſelbſt einen Schuß, konnte aber erſt am nächſten
Morgen verwundet aufgefunden und in ſicheren Gewahrſam gebracht
werden. Er wurde dann ſchließlich wegen all ſeiner Raub= und
Mord=
taten zu insgeſamt 26 Jahren Zuchthaus verurteilt, die er im
Braun=
ſchweiger Zuchthaus zu verbüßen hatte. Dort war er unter Aufſehen
erregenden Umſtänden am 31. Auguſt 1925 entflohen. Vor
eini=
gen Tagen erfuhr das Berliner Polizeipräſidium, daß ſich Göriſch in
einem Hauſe in der Waßmannſtraße aufhalten ſollte. Mehrere
Krimi=
nalbeamte drangen in das von Göriſch bewohnte Zimmer ein. Der
Ueberraſchte riß blitzſchnell eine Piſtole aus der Taſche und gab ſofort
Schnellfeuer auf die Beamten ab. Dieſe warfen ſich auf ihn und riſſen
ihn zu Boden, während Göriſch immer weiterfeuerte. Schließlich
ge=
lang es, den wie raſend um ſich Schlagenden zu überwältigen,
nach=
dem ihm die Piſtole entriſſen worden war. Er wurde ſtark gefeſſelt
unter allen Vorſichtsmaßnahmen nach dem Polizeipräſidium gebracht.
Bei dem Feuerkampf wurde ein Kriminlaſſiſtent, glücklicherweiſe nur
leicht, am Arm durch einen Schuß verletzt. Göriſch wird in den
näch=
ſten Tagen wieder in das Zuchthaus zurückgebracht werden.
Julius und Henry Barmat erneut verhaftet.
6 Berlin. Den Blättern zufolge ſchöpfte die zuſtändige
Staats=
anwaltſchaft in den letzten Tagen Verdacht, daß die Brüder Julius
und Henry Barmat vor der Verhandlung ins Ausland
fliehen wollten. Auf Anordnung des Unterſuchungsrichters ſind die
beiden Barmats von der Berliner Kriminalpolizei erneut verhaftet
worden. Der Generalsſtaatsanwalt beim Kammergericht hat nach
Blät=
termeldungen beantragt, einige Perſonen, gegen die in der
Barmatange=
legenheit die Vorunterſuchung geführt worden war, außer Verfolgung
zu ſetzen. Darunter befinden ſich Geheimrat Rühe, Miniſterialdirektor
Kautz, Salomon und Iſaak Barmat und die Direktoren Wolff und
Konitzki.
b. Hindenburg an General Booth.
Berlin. Der Herr Reichspräſident hat dem General der
Heils=
ärmee in London zu ſeinem 70. Geburtstage das nachſtehende
Glück=
wunſchſchreiben zugehen laſſen: „ „Zu Ihrem 70. Geburtstage ſpreche ich
Ihnen meine innigſten Glückwünſche aus, in dankbarer Anerfennung
der zahlreichen Wohltaten, die Angehörige der Heilsarmee notleidenden
Schichten des deutſchen Volkes, insbeſondere ſeiner Großſtädte haben
Zuteil werden laſſen. Möge es Ihnen vergännt ſein, noch viele Jahre
Ia der Spitze Ihrer Organiſation zum Wohle der Menſchheit zu wirken.
gez. v. Hindenburg.”
MAGGlS Fleischbrühwürfel sind mit
bestem Fleischextrakt und feinsten Gemüseauszügen auf
das sorgfältigste hergestellt. Ein Würfel, in gut ¼ Liter
kochendem Wasser aufgelöst, gibt sofort eine kräftige
Fleischbrühe. Der Name MAGGI bürgt für Oualität.
Man achte auf die gelb-rote Packung.
Würtel 4 Pfennig.
* Wichtige Paßbeſtimmungen für Staatsangehörige der
Beſatzungsmächte.
Nach einer Notiz der „Wiesbadener Times”, das halbamtliche Organ
der engliſchen Beſatzungsbehörde, müſſen auch die Staatsangehörige der
Beſatzungsmächte nach den Beſtimmungen des Art. 13 der Ordonnanz
308 bei der Einreiſe in das beſetzte Gebiet und während des
Aufent=
haltes in demſelben mit einem Paß, der das deutſche Viſum trägt,
ver=
ſehen ſein, wie ſie ſich überhaupt von jetzt ab den deutſchen
Verkehrsbe=
ſtimungen für Reiſende zu unterwerfen haben. Ausgenommen hiervon
ſind nur Mitglieder der Beſatzungsarmee, der interallierten
Rhein=
landkommiſſion und deren Beamte, ſowie ſolche Perſonen, welche einen
Paß mit dem Erlaubnisvermerk, daß ſie ſich zwecks Beſuches eines
Ver=
wandten, der Mitglied der Beſatzungsarmee oder der J. R. C. iſt, oder
als bona fide Gäſte eines ſolchen Mitglieds das beſetzte Gebiet zu
be=
treten wünſchen. In letzteren Fällen muß der Paß des Reiſenden ein
in 3 Sprachen — und zwar in der deutſchen, franzöſiſchen oder engliſchen
Sprache — eingetragenen Vermerk aufweiſen. Es dürfte ſich gewiß
empfehlen, wenn die deutſchen Behörden ihre Beamten, welche bei
Aus=
übung ihres Dienſtes mit dem reiſenden Publikum in Berührung
kom=
men, dementſprechend inſtruieren wollten.
Stürme über England.
DD. Paris. Ueber Großbritannien wehen heftige Stürme. In
verſchiedenen Landſtrichen ſind erneut heftige Schneefälle
nieder=
gegangen. 3000 Fiſcher haben ihre Abreiſe nach Neufundland wegen
des ſtürmiſchen Wetters verſchieben müſſen. Der Sturm hat teilweiſe
erheblichen Schaden angerichtet.
Exploſion einer Mine.
EP. Paris. In der Nähe von Amiens fanden Erdarbeiter im
Boden einen Eiſendraht, den ſie herauszuziehen verſuchten Plötzlich
ereignete ſich in einiger Entfernung eine ungeheure Exploſion,
die in einem Umkreis von 10 Kilometer vernommen wurde. Eine aus
dem Krieg herrührende, aber vollkommen in Vergeſſenheit geratene,
an=
geblich deutſche Mine war in die Luft geflogen. In dem gewaltigen
Sppengtrichter ſind etwa 100 Gräber eines an dieſer Stelle
gele=
genen engliſchen Soldatenfriedhofes verſchwunden. Die durch die
Explo=
ſion entſtandenen Schäden belaufen ſich auf etwa 100 000 Franken.
Men=
ſchen ſind bei der Exploſion nicht verunglückt.
Die Prager Exploſions=Kataſtrophe.
EP. Prag. Die Munitionskataſtrophe in Prag dürfte ein
poli=
tiſches Nachſpiel haben, da mehrere Fraktionen den Kriegsminiſter
in=
terpelliert haben, wieſo ein ſo großer Transport von Bomben und
Handgranaten ohne alle Sicherheitsvorkehrungen auf ungefederten
Wagen und bei einem ſo ſchlechten Pflaſter, wie es Prag beſitze, zehn
Kilometer weit am hellen Tage durch die belebteſten Straßen der Stadt
geführt werden konnte. Da ſich gegen dieſe leichtfertige Art von
Mili=
tarismus in der Bevölkerung tiefgehende Entrüſtung kundgibt, ſah ſich
das Kriegsminiſterium genötigt, jede Beteiligung an den anläßlich des
76. Geburtstages Maſaryks geplanten Feiern abzuſagen. — Der Fiskus
dürfte eine Verpflichtung zum Schadenerſatz nicht anerkennen, da das
Unglück, wie ein eigens eingeſetzter Unterſuchungsausſchuß behauptet,
auf höhere Gewalt zurückzuführen ſei. Man glaubt, daß dieſe
Unter=
ſuchung zue gar keinem Ergebnis führen werde, da einige hochgeſtellte
tſchechiſche Offiziere bloßgeſtellt werden könnten. Die tſchechiſche
Sozial=
demadhratie beantragt die Verlegung der Kaſernen an die Peripherie der
R
Kce
Die Sturmkataſtrophe im Golf von Neapel.
Berlin. Die ſchweren Stürme, die die Küſte von Sizilien und
den Golf von Neapel heimgeſucht haben, haben nach einer Meldung der
„B. Z.” elf Todesopfer gefordert.
— Der bekannte beutſche Motorradfahrer Herr Karl Kolmsperger,
deſſen Bild wir in unſerer Nummer vom 4. März bereits gebracht
haben, hat mit ſeinem Siege in der erſten internationalen ſechstägigen
Zuverläſſigkeitsfahrt Paris-Nizza unſeren deutſchen
Motorradindu=
ſtrien zu einem überaus glänzenden Erfolg verholfen. Der Sieger legte
die 1562 Kilometer lange Strecke Paris—Dijon—Grenoble—Marſeille—
„Nizza—Monaco auf ſeiner bewährten 4½ P8 „Zündapp”=Maſchine
ohne jeden Strafpunkt zurück und erhielt die Goldene Medaille
nebſt einem Ehrenpreis. — Es war das gleiche ſerienmäßig hergeſtellte
„Zündapp”=Motorrad, auf welchem Herr Kolmsperger bereits den
1. Preis der Deutſchlandfahrt 1925, 1. Preis der Nobert=Batſchari=Fahrt
1925, 1. Preis der Oeſterr, Alpenfahrt 1925 und den 1. Preis der
All=
ruſſiſchen Zuverläſſigkeitsfahrt 1925 errungen hatte.
Rund=Funk=Programme.
Frankfurt.
Dienstag, 9. März. 3.30: Jugendſtunde: Lehrer Stricker. „Vom
Leben im Waſſertropfen” von France. Für Kinder vom 13. Jahre
ab. O 4.20: Hausorcheſter. Neue Schlager. 1. Egen: „
Wo=
zu erſchuf der liebe Gott die Liebe, Shimmy. 2. Di Capua:
„Maria, Mari”, 3. Korla: „Tango dramatique”, 4. Richards:
„Du haſt die ſchönſten Augen”, Foxtrot. 5. Lindſay: „
Kinder=
lieder=Shimmy”, 6. Clauſen: „Kopenhagener Glocken=Fortrot”.
Lincke: „Homunkulus=Foxtrot”, 8. Carena: „Deſolation”. O. 5.45:
Aus dem Ro=ian „Pitt und Fox” von Huch. O. Uebertragung von
Kaſſel. O 7.15: Schach. O 7.45: Engliſch. O 8.15: Otto
Wall=
burg in dem Sketſch: „Ich bin es nicht” von Pabſt. O 9.15=
Klaſſiſche Buffo=Arien. v. Schenk, Baß; Hausorch. 1. Lortzing:
Ouv. „Zar und Zimmermann”, 2. Lortzing: Arie des van Bett
aus „Zar und Zimmermann”. 3. Lortzing: Ouv. Wildſchütz”.
4. Lortzing: Arie des Baculus aus „Wildſchütz”. 5. Mozart: Ouv.
„Coſi fan tutte‟‟ 6. Mozart: Regiſtax=Arie aus „Don Juav”
Stuttgart.
Dienstag, 9. März. 4.30: Rundfunkorch. 1. Lehnhardt:
Adler=
flug, Marſch. 2. Ohlſen: Mia bella Napoli. 3. Roſſini: Ouv.
„Die Italienerin in Algier”, 4. Luigini: Ballett=Szene. 5. Nicolai:
Fant. „Die luſtigen Weiber”. 6. Magnani: 6. Lultimo Serenata.
. Mahlon: Girls of America. O 6.30: Vortrag. O 7: Morſe=
Kurſus. O 7.30: Vortrag Dr. Draſcher: Vom Deutſchtum in
Südtirol. O 8: „Der betrogene Kadi”, Oper von Gluck. Perſ.;
Der Kadi, H. Conzelmann; Fatime, ſeine Frau, Hedwig Picard:;
Zelmire, Gerda Hanſi; Nuradin, Herm. Moſtert; Omar,
*
ber Hans Hofele: Omega, ſeine Tochter, Maria Fiechtl. O.
An=
ſchließend: 36. Wunſchabend.
Berlin.
F Dienstag, 9. März. 3.45: Biogr. Romane Lytton Strachet
„Queen Victoria”. Carl Atzenbeck: „Die deutſche Pompaddur”
Koſel: „Eliſabeth Vigee=Lebrun”. W. Oſtwald: „Lebenslini=
Sophie Hochſtetter: „Königin Luiſe‟ Schellenberg: „Das Buck
der deutſchen Romantik”, O 4.30: Frank Wedekind. Aus ſeinen
Dramen. (Geſpr. von Franck.) O. 5: Konzert. 1. Mozart: Mit
Zärtlichkeit und Schmeicheln, aus „Die Entführung aus dem Serail”
(Elſe Rücker, Sopran), 2. Larghetto a. d. Klarinettenquintett.
Die Dolſan infckend De Sich. Grmersralfe Gr S A.
Engliſch. O 7.15: Perſonenverzeichnis und Inhaltsangabe zur
Ueber=
tragung aus der Staatsoper. O 7.30: „Fidelio”. Oper von
Beethoven. O 10.30: Tanz=Muſik (Kapelle Ette). —
Königs=
wuſterhauſen. 3: Prof. Dr. Amſel und Oberſchullehrer
Weſtermann: Einheitskurzſchrift. O 3.30: Schulrat Prof. Dr.
Tho=
mae Hamburg: Die Fortbildungsſchule als Dienerin des
Wirt=
ſchaftslebens. O 4: Miniſterialrat Dr. Ziertmann: Der innere
Betrieb der Berufsſchule. O 4.30: Frl. Stern, Geſangslehrerin:
Sing=Sana in der Kinderſtuhe
Wetterbericht.
Wettervorherſage für Mittwoch, den 10. März 1926.
(Nach der Wetterlage vom 8. März 1926.)
Der Witterungscharakter erfährt noch keine weſentliche Aenderung
Regenwärmere und ſolche Gebiete, in denen Niederſchläge als Schauer
niedergehen, wechſeln miteinander ab. Augenblicklich greift ein
Tief=
ausläufer über die Britiſchen Inſeln von Norden her aus, der auch
unſer Gebiet erreichen wird. Bei durchweg weſtlichen Winden bleibt
es veränderlich mit Regenfällen und zeitweiſem Aufklaren, die
Tempe=
raturen fallen ſtärker in der Nacht, tagsüber jedoch bleibt es milde,
h wirkt abstoßend. Beide Schönheitsfehler werden in vollkom:
entstellen das schönste Antlitz
unschädlicher Weise beseitigt durc die Zahnpaste Chlorodont, wirksam unterstützt durch Chiovodorzt-
Mundwasser. Achten Sie auf das herrlich erfrischende Pfefferminzare na, das frei von jedem tranigen oder seifigen
ack ist. Ehlorodent steht darin unerreicht da und ist daher mit Recht von Millionen als tägliches Zahnpflegemittel im Gebrauch.
98
Ihlblaldele Lalllie
[ ← ][ ][ → ]Nummer 68
DarnſtadterCagblatte
Wirtſchaftliches
aus der Tſchechoſſowakei.
Rückwirkung der deutſchen Wirtſchaftskriſe. — Betriebseinſchränkungen
und Arbeiterentlaffungen.
r. Prag, 7. März.
Die ſchwere Wirtſchaftskriſe in Deutſchland iſt in der Tſchechoſlowakei
nicht ohne Rückwirkung geblieben: aus den nordböhmiſchen Gebieten
melden die Blätter die Einſchränkung zahlreicher Betriebe und die
Ent=
laſſung einer großen Anzahl von Arbeitern, während man in Prag
die anſchleichende Kriſe mit der Vorbereitung neuer Zölle und der
Ein=
führung neuer Steuern zu bekämpfen ſucht, alſo die untauglichſten
Mit=
tel in Anwendung bringt, um der notleidenden Wirtſchaft Hilfe zu
leiſten. Ueberaus triſt iſt die Lage in der Braun= und
Steinkohlen=
induſtrie, die in der Hauptſache auf den reichsdeutſchen Abſatz
angewie=
ſen iſt. In einem Memorandum an die Regierung weiſen die
Gruben=
beſitzer darauf hin, daß Deutſchland bemüht ſei, die böhmiſche
Braun=
kohle aus den deutſchen Abſatzgebieten zu verdrängen, während
Deutſch=
land vor dem Kriege aus Böhmen über ſechs Millionen Tonnen Kohlen
bezogen hätte, betrug die Ausfuhr 1925 nur 2,35 Millionen. Der
Ver=
luſt der deutſchen Abſatzgebiete würde eine dauernde Einſchränkung der
Betriebe und die Entlaſſung einer großen Anzahl Arbeiter bedeuten.
Ebenſo geht der Export nach Oeſterreich zurück. 1921 erreichte die
Aus=
fuhr 1 696 000 Tonnen, während ſie 1925 nur 312000 Tonnen betrug.
Was die Steinkohle anbelangt, ſo ſei auch ihre Situation im Ausland
weſentlich ſchlechter geworden. Die polniſche Kohle konkurriere mit der
böhmiſchen in Ungarn und Oeſterreich, wobei ſie durch den Umſtand
unterſtützt wird, daß ſie billigere Tarife genießt als die Tſchechoſlowakei.
Im Koksabſatz betrage der Rückgang 1925 8,92 Prozent gegenüber im
Vorjahre. Demgegenüber habe die Einfuhr fremder Steinkohlen im
vergangenen Jahre in dem Maße zugenommen, daß eine vollſtändige
Umwälzung der tſchechiſchen Bilanz die Folge war. Aus dieſen
Grün=
den verlangen die Bergwersbeſitzer die Aufhebung der
Kohlenexport=
ſteuer, welche geeignet ſei, einen blühenden böhmiſchen Induſtriezweig
lahmzulegen und die Zahl der Arbeitsloſen gewaltig zu ſteigern. Die
Stillegung einer ganzen Reihe großer Gruben iſt nur mehr eine Frage
von Wochen.
In der Textilinduſtrie zeigt ſich ebenfalls eine
Verſchlech=
terung der Beſchäftigungsmöglichkeiten. Obzwar in der
Tuch=
induſtrie bisher noch faſt überall 48 Stunden in der Woche
gear=
beitet wurde, läßt die überhandnehmende Flauheit befürchten, daß ſchon
in den nächſten Wochen Kurzarbeit in größerem Umfange eintreten
kann. In der Baumwollinduſtrie waren nur die Spinnereien
noch gut beſchäftigt. Bezüglich der Baumwollwebereien wurde
von Stockungen in den Webereibetrieben berichtet; es arbeiteten viele
Betriebe bereits zum Teil verkürzt, zum Teil mit reduzierter
Beleg=
ſchaft. In der Wollwareninduſtrie war die Erzeugung von
Herren= und Damenmodeſtoffen im Januar im Aſcher Gebiet und auch
im Neuſtädter Gebiet noch ziemlich gut. In den Wollſpinnereien war
jedoch die Beſchäftigung im allgemeinen noch ſehr ſchwach; es wurde
teilweiſe Kurzarbeit eingeführt, teilweiſe wurden auch bereits
Entlaſ=
ſungen durchgeführt. Verhältnismäßig gut war die Beſchäftigung im=
Januar noch in der Strick= und Wirkwareninduſtrie.
Frankfurter Effektenbörſe.
Frankfurt a. M., 8. März.
Die heutige Börſe eröffnete unter Führung von Schiffahrtsaktien
in ſehr feſter Haltung, obwohl man vorbörslich auf das Communigué
der deutſchen Delegation in Genf etwas verſtimmt war. Bei Beginn
des Geſchäftes machten ſich umfangreiche einheimiſche und auch
auslän=
diſche Kaufaufträge bemerkbar, ſo daß auf der ganzen Linie der Markt
in recht animierter Stimmung verkehrte. Sämtliche variablen Werte
konnten im Vergleich zu den erhöhten Kurſen vom Samstag noch weitere
Kursgewinne erzielen, allerdings, machte ſich dann im Verlaufe eine
ge=
wiſſe Abgabeneigung geltend, da der franzöſiſche Franken gegen London
auf 136¾ hinaufgeſchnellt war, um ſchließlich wieder mit 135,90 zu
ſchlie=
ßen. Das herauskommende Material wurde aber bei mäßig
abgeſchwäch=
ten Kurſen glatt aufgenommen; beſonders für Elektrizitäts= und
Chemie=
werte zeigte ſich bei niedrigen Kurſen fortgeſetzt gute Aufnahmefähigkeit.
Auch Bankaktien verkehrten in ſehr feſter Haltung, doch blieben die
Um=
ſätze auf dieſem Gebiete ziemlich beſchränkt. Stärker gefragt waren nur
Barmer Bankverein, die einen Kurs von 89¾ erreichten. Außerdem
zeigte ſich auch wieder Anlagebedürfnis für Bayeriſche Hypotheken= und
Wechſelbank, da man dieſem Unternehmen ſowohl in der
Hypotheken=
abteilung als auch im laufenden Bankgeſchäft auch weiterhin eine
gün=
ſtige Entwicklung zuſprechen will und kann. Auf dem Induſtriemarkt
zeigte ſich ferner großes Intereſſe auf günſtige Bilanznachrichten für
Zellſtoff Waldhof, die auf 1083 anzogen. Noch intenſiver hat das
Kauf=
intereſſe für die Bauaktien eingeſetzt, da man den bevorſtehenden
Bilanz=
abſchlüſſen und der Wiederaufnahme der Bautätigkeit mit Optimismus
entgegenſieht. Auch auf dem Motorenmarkt waren die Kursſteigerungen
ziemlich beträchtlich, da verſchiedene Geſellſchaften in den letzten Tagen
ihre ſtärkere Beſchäftigung betont haben. Durch beſonders feſte Haltung
ſind außerdem noch die Zementaktien hervorzuheben, die ſich beſonders
ſüddeutſcher Nachfrage erfreuten, und über 3. Prozent geſvannen. Auf
dem ausländiſchen Rentenmarkte konzentrierte ſich das Intereſſe auf
un=
gariſche Renten, die im Zuſammenhang mit der neuerlichen
Nachgiebig=
keit Rumäniens bezüglich der Abmachungen der Caiſſe Commune in
Innsbruck in großen Summen aus dem Markte genommen wurden.
Auch Mexikaner waren wieder feſter, da die Regulierungen Mexikos ſich
in erfreulichem Maße fortſetzen und da die Rede des Präſidenten Calles
einen guten Eindruck hinterließ. Auf dem deutſchen Anleihemarkte
ſcheint ſich das ſpekulative Treiben der vergangenen Wochen wieder
er=
neuern zu wollen. Kriegsanleihen waren nachbörslich bis 0,401½
ge=
ſtiegen; auch Schutzgebietsanleihen waren bedeutend höher. Der
Geld=
markt zeigte ein ſehr leichtes Ausſehen. Tägliches Geld war mit 5½
Prozent reichlich angeboten. Auf dem Pfandbriefmarkt war die
Stim=
mung anfangs gut behauptet, doch wurden hier im weiteren Verlaufe
größere Abgaben vorgenommen, ſo daß dieſer Markt etwas gedrückt
ſchließen mußte.
Berliner Effektenbörſe.
Berlin, 8. März.
Der Beginn der Genfer Verhandlungen war vormittags und noch
vorbörslich für die Spekulation eine Mahnung, ſich Zurückhaltung
auf=
zulegen. Das Geſchäft ſetzte daher außerordentlich ſtill ein. Zu einem
Umſchwung kam es hierin bei Feſtſetzungen der erſten Kurſe, die
prozent=
weiſe Steigerungen der Schiffahrtsaktien brachten. Hapag und Nordd
Lloyd wurden in namhaften Beträgen anſcheinend weiter von der
Waſſer=
kante gekauft. Die Feſtigkeit dieſes Marktgebietes gab ſodann der
ge=
ſamten Börſe eine Anregung, ſo daß die Kuliſſe ihre abwartende
Hal=
tung verließ und allgemein zu Käufen ſchritt. Bei teilweiſe lebhaften
Umſätzen konnten daher nach der erſten Kursfeſtſetzung unter Führung
beſonderer Spezialwerte durchweg leichte Steigerungen erzielt werden.
Im Vordergrund ſtand neben Schiffahrtswerten zeitweilig der
Kriegs=
anleihemarkt (0,397½), ſowie die Mehrzahl der Autoaktien. Daimler
lagen über 4 Prozent höher. Auch die unnotierten Autowerte,
ins=
beſondere Schebera (40) wurden ſtärker gefragt. Nur Montanaktien
mach=
ten dieſe Bewegung nicht mit, da hier die Kruppveröffentlichungen und
der neue Fortſchritt des franzöſiſchen Frankennückganges verſtimmten.
London=Paris gab anfangs bis 136,25 nach. Das Zuſtandekommen der
Staatsaktion für die Oberſchleſiſchen Eiſenwerke wurde ſchon am
Sams=
tag durch ſpekulative Erhöhungen aufgewertet. Es treten heute in
Ober=
bedarf und Karo ſogar mehrprozentige Verluſte ein. Man iſt ſich
an=
ſcheinend darüber im Unklaren, daß die Lage im oſtdeutſchen
Eiſen=
induſtriegebiet trotz der Klärung der Kreditfrage nach wie vor
außer=
ordentlich ernſt iſt. Am Geldmarkt ſtellte ſich Tagesgeld auf 5 bis 6½
Prozent angeboten. Es war reichlich vorhanden. Monatsgeld 6½ bis
71 Prozent. Im einzelnen gewannen außer Daimler auch Adler ca.
3 Prozent, Hanſa Lloyd 1 Prozent. Metallwerte lagen feſt, durchweg ſehr
feſt. Telephon Berliner und Dtſch. Eiſenhandel pl. 2 Prozent. Unter
Montanwerten ſtellte ſich Oberbedarf aus den angeführien Gründen auf
4 Prozent, Karo 3 Prozent niedriger. Weſtliche Werte kaum verändert,
jedoch widerſtandsfähig. Nachfrage lag nur nach Rheinſtahl vor. Unter
chemiſchen Werten, die aus ihrer Reſerve herausgingen, gewannen
Rheiniſche Sprengſtoff 3½ Prozent. Bykgulden 2½ Prozent. Rhenania
1½. Proz. Von den übrigen Aktienmärkten ſind keine größeren
Schwan=
kungen zu berichten. Bankaktien lagen ausnahmslos freundlich, während
in Auslandsrenten verſchiedentliche Realiſationen ſtattfanden.
Privatdiskont kurze Sicht 5 Proz., lange Sicht ebenfalls 5 Proz.
An der Nachbörſe ſtanden Autowerte und die Kriegsanleihen im
Vorder=
grund. Daimler wurden oſtentatib bis auf 50 Prozent (Beginn 44 Proz.)
geſteigert, um mit etwa 48 Proz. aus dem Markt zu gehen. Angeblick
ſoll für amerikaniſche Rechnung gekauft werden und außerdem eine
Be=
lebung des Autoverkaufs durch die Luxusſteueraufhebung in Ausſicht
ſtehen. Von den übrigen Autowerten ſchloſſen Adler mit 48 und
National=
auto mit 59,50 ſehr feſt. Die Kriegsanleihe wurde nachbörslich mit
0.405 gefragt. Im übrigen verlief der Schluß ſehr ſtill und unſicher.
Rombacher 27‟/8, Kahlbaum auf 96,25 erholt, Farbeninduſtrie 128,50
Hapag 140,25, Norddeutſcher Lloyd 138,25, Deutſch=Auſtralier 115,50,
Roland 167, Phönix 76, Rheinſtahl 81,75, Oberbedarf 46,50, Caro 43,50,
Hochbahn auf 90 befeſtigt.
Aſchaffb. Zellſtof
Angsb.=Nürnb. Maſck
Bamag=Meguin".
Verl. E. W. Verzug
Berlin. KarlsruheInd
Braunkohlen=Briketts
Bremer Vulkan.
Bremer Wolle
Teutſch.=Atlant. Tel.
Teutſcke Maſchinen
Teutſck.Nied. Tel
Deutſcke Erdöl ..
Deutſche Petroleum
Tt. Kaliwerke
Tonnersmarckhütte.
Tynamit Nobel.
Elektr. Lieferung
Farben=Ind. A.=G..
C. Friſter
Eaggenau Vorz..
Eelſenk. Eußſtahl.
H. f. elektr. Untern.
Halle Maſchinen . . ."
Kan. Maſch. Egeſt.
Kanſa Dampfſch. . . . .
74.— Nordd Gummi. 72— Trenſtein 73.— 113.5 1125 Nathgeber Waggon 31. G3. 63.25 Rombacher Hütten 26.37: 80.25 80.75 Roſitzer Zucker 68.— 92. 98.* Rütgerstverke". 76.— 126.125 123.25 Tachſenier:" 55.125 49.— 48.— Sächſ. Gußſtahl 51.12= 3o. 30.25 Siem n Glas 86.5 22.— Ver. Lauſitzer Gias. 91.5 132. 131.75 Volk’tedter Porzell. 32.5 123.5 125.75 Weſtſ. E. Langendreer 37.5 43.—
42.— 45.— Wittener Gußſtahl .. 38. — 146.— Landerer=Werke.... 119.—
Deviſenmarkt.
Amſterdam=N
Buenos-Aire.
Brüſſel=Antw.
Cslo ..."
Zorenhagen.
Stockholm
Kelfingfors ...
Italien ......
London .."
Neir=York..
Paris...
Schweiz.
Spanient
6 3
Geld’ Brieſ
183.21 183.6
1633 163
19.35 19 03
02.78 163.0.
112.43 112.71
10.555 19.535
5.84 15.53
21.378 20.730
4.135/ 4.205
1334 za 94
59.11 53.25
8. 3.
Feld Brief
1.633 1.637/Prag.
13.355 19. 095/Budapeſt.
83 53 83 77 79.38 39.16 Japan.
12.43 112.76 Gulgarien.
0. 555 10.59
ſ.93 18.8.
0.382 29.434 /Liſſabon
4.135/ 4.2051 Danzig
15.93 15.37 Athen
0.745 89.975 Kanada.
53.04 59.221Uruguah
168.27 168.63 Wien D.-Oſt.abg
19183 109.111 Vio de Janeir=
Bclgrad.
Konſtantinopel / 2.19
.
6. 3.
Geld
12.41
5.675
1.903
2.61
3035
21225
30 25
Brief
59 13 53.21
12.458
5.835
7.994
3 04
7.3521 7.4721
21.215
81.0.
5.91
7.772/ 4.182
1 235 4.30;
8. 3.
164.—
85.—
39.875
13. 125
125 25
19 25
43 325
145.
91. 25
109.—
73.5
33.75
26.325
68 875
76.375
56.5
51. 125
87.75
92.
32.—
37.5
39.—
123.5
8. 3
Geld / Brief
59 711 59.35
12.41b 42.456
5.275 3.235
7.339 1.234
9.616 1.678
3.0:5 3.645
7.34 1.404
4.193 2.203
1.225 21.275
30.64 81.04
5.69 5 91
7. 175/ 7 13
4.295 905
Dienstag, 9. März
Die Rede Krupp von Bohlen
und Halbachs.
Auf der Hauptverſammlung der Fried. Krupp A. G. in Eſſen hiel
Herr Krupp von Bohlen und Halbach eine bemerkenswerte Rede. Sein
Ausführungen befaßten ſich zunächſt mit den Verhältniſſen bei de
Fried. Krupp A.G., darüber hinaus aber noch mit der Entwicklung und
den Ausſichten der geſamten deutſchen Schwerinduſtrie. Zu der vor
uns bereits mitgeteilten Bilanz bemerkte Herr Krupp von Bohlen und
Halbach in ſeiner Rede, daß die Liquidität der Bilanz gegen das Vor
jahr gebeſſert erſcheine. Seit dem Bilanzſtichtage habe ſie wieder er
hebliche Fortſchritte gemacht. Die Bank= und Akzeptſchulden ſind in
ziviſchen von 21,9 Mill. Rm. auf etwa 9 Mill. Rm. zurückgegangen
denen Guthaben in Höhe von über 5 Mill. Rm. gegenüberſtehen. Die
genannten Kredite laufen auf längere Dauer, ſo daß drückende kurz
friſtige Verbindlichkeiten nicht vorliegen. Für eine zu erhoffende Umſatz
ſteigerung ſtünden der Geſellſchaft verbindliche Kreditzuſagen in aus
reichender Höhe offen. Die Vorräte ſeien noch zu hoch. Die Maß
nahmen für eine Vorratsverminderung beginnen ſich aber nur langſan
auszuwirken. — Der Verluſt von mehr als 15 Mill. Rm. ſei nicht nur
auf die allgemein ungünſtige Konjunktur zurückzuführen, ſondern darauf
daß Krupp ſeine beſonderen Schmerzenskinder habe. Der Hauptverluſt
ſei auf der Germaniawerft entſtanden. Die Ausführung über.
nommener Schifsbauten konnte nur mit großen Zubußen zu Ende
ge=
führt werden. Der von der Geſellſchaft betriebene Erzbergbau im
Siegerland und Lahngebiet bedeute eine weitere Verluſtquelle. — Au.
das Geſchäftsergebnis der neuen Eſſener Maſchinenfabriken wie des
Lokomotio= und Wagenbaues iſt wirtſchaftlich noch unbefriedigend
ge=
blieben. Der Ruhreinbruch und vor allem die durch die Interalliierte
Kontrollkommiſſion verfügte Maſchinenzerſtörung haben die Fried.
Krupp A. G. in voller Schwere getroffen. Allein infolge der
Maſchinen=
zerſtörung bleibe der Firma ein Verluſt von faſt 100 Mill. Rm.
Dem=
gegenüber habe man aber auch auf erfreuliche Tatſachen hinzuweiſen.
So habe das Gruſonwerk in Magdeburg wieder mit
Ge=
winn abgeſchloſſen, die Friedrich=Alfred=Hütte vermochte
dank ihres modernen techniſchen Aufbaues und ihrer günſtigen Lage ein
befriedigendes Geſamtergebnis zu erzielen. Die Kohlenzechen haben
zum Teil Ueberſchiiſſe abgeliefert. Auch die hochentwickelte
Edeſtahl=
produktion Eſſen bedeute einen Lichtpunkt in dem Geſamtbild. Die
genaue Ueberprüfung der Rentabilität der einzelnen Werke habe dazu
geführt, daß dauernd unrentable Betriebe ſtillgelegt wurden. Andere
Betriebe hat die Geſellſchaft zuſammengezogen, um eine ſparſamere
Be=
wirtſchaftung des Materials und eine billigere Verwaltung zu erzielen.
Auch eine Verminderung der Belegſchaft, beſonders der Eſſener Werke,
war leider nicht zu umgehen.
Die enge Zuſammenziehung der geſamten Arbeitsprozeſſe auf eine
ſchmalere, aber feſte Baſis wird bei der Germaniawerft auch
kapitalmäßig zum Ausdruck kommen. Die Germaniawerft hat angeſichts
der ſchlechten Ausſichten des Schiffsbaues eine große außerordentliche
Abſchreibung auf die geſamten Werftanlagen vorgenommen und damit
den Ertragswert ihrer Betriebe richtiggeſtellt. Die Mittel für dieſe
Abſchreibungen werden durch eine Zuſammenlegung des Grundkapitals
von 10 Mill. auf 3 Mili. Rm. freigemacht. — Für die Fried. Krupp
Aktiengeſellſchaft iſt die Einziehung von 60 Mill. Rm. Vorratsaktien
in Ausſicht genommen, die im Jahre 1923 die A.G. für
Unterneh=
mungen der Eiſen= und Sahlinduſtrie übernommen hat.
Die Gründe für die Schaffung dieſer Aktiengruppe ſind mit der
Be=
freiung des Ruhrgebiets und der Feſtigung der Währung fortgefallen.
Zu dem Rieſen=Zuſammenſchluß in der rheiniſch=weſtfäliſchen
Mon=
taninduſtrie äußerte ſich Herr Krupp von Bohlen und Halbach wie
folgt: „Durch einen Zuſammenſchluß ſoll eine Rationaliſierung der
Pro=
duktion in großem Ausmaße erreicht werden, wie wir ſie in dem
klei=
neren Rahmen unſeres eigenen Konzerns erſtreben. Wir ſind der
Ge=
meinſchaft nicht beigetreten. Die Eigenart des techniſchen und
wirt=
ſchaftlichen Aufbaues unſerer Werke ließ uns ein Aufgehen unſerer
Firma in eine Gemeinſchaft nicht ratſam erſcheinen. Aber es gibt wohl.
Gebiete, auf denen wir mit der neuen Gemeinſchaft werden
zuſammen=
arbeiten können. Wir wünſchen, daß die Bemühungen unſerer
Nach=
barwerke bald zum Ziele führen und Erfolg haben.”
Im Zuſammenhang mit der Erörterung wirtſchaftspolitiſcher
Fra=
gen betonte der Redner, daß die Maßnahmen des Reiches auf der
unter=
ſten Produktionsſtufe zuerſt und am kräftigſten einſetzen müſſen. Mit
keiner Maßnahme ſeien wirtſchaftlich ſo weitreichende Wirkungen zu
erzielen, wie mit einer tatkräftigen Hilfe für die deutſche
Landwirtſchaft. Die Geſundung und Förderung dieſes größten
deutſchen Erwerbsziveiges bedeute Erleichterung der Volksernährung,
Verbeſſerung der Handels= und Zahlungsbilanz und die Hebung der
Kaufkraft des ineren Marktes. — Außerdem müſſe der Staat auf einen
niedrigeren Zinsfuß hinarbeiten, da nur dadurch wirkſame
Rationa=
liſierungsmaßnahmen ermöglicht würden. Die Finanzierung von
Aus=
fuhrgeſchäften müſſe von der Regierung nach Kräften gefördert werden.
— Im Anſchluß an dieſe Ausfüihrungen teilte der Redner über die
Entwicklung des Ausfuhrgeſchäfts noch mit: „Wir haben unſeren
Aus=
landsabſatz nach Kräften gefördert. Beträchtliche Mengen an Eiſen und
Stahl, Walzfabrikaten und Schmiedeſtücken wurden von uns im
ver=
floſſenen Jahre an das europäiſche Ausland und nach Ueberſee
gelie=
fert, ferner Schiffe von der Germaniawerft, Kolonialmaſchinen und
Aufbereitungsanlagen des Gruſonwerks, Lokomotiven, Kraftwagen,
Textilmaſchinen, Dieſelmotoren und andere Fabrikate der Eſſener
Werk=
ſtätten. Krupp war auch eine der erſten deutſchen Firmen, die mit Ruß=
unſerer großen Lokomotivlieferung 1920/21 ſind wir mit Rußland in
dauernder geſchäftlicher Verbindung geblieben und haben in letzter Zeit
auch neue Ausfuhrwege mit dem Export von Land= und Textilmaſchinen
nach Rußland betreten. Unſere ruſſiſchen Abnehmer ſind bei der
Ueber=
nahme unſerer Produkte ſehr ſorgfältig, mitunter ſogar ſcharf
verfah=
ren, aber ich bekenne gern, daß dieſes Verfahren doch immer zu einer
guten Abwicklung geführt hat und daß insbeſondere alle
Vertrags=
hedingungen von beiden Seiten genau erfüllt worden ſind. — Wir haben
Staatspapiere
7) Deutſche
5% Reichsanleihe
4½ Reichsanleihe
Dollar=Schatzanw.
K.=Schatzan w. 23
K.=Schatzanw. 24
4½% IVundV R.
4½0 WI.-IX. „
4% D. Schutzgb.
Sparprämienanl.
49 Preuß. Konſ.
3½%
3%0
4½ Baden alt
3½%0
3%0 „ 1896
4%Bayern ....."
3½%„ .."
3%0
8-16% Heſf. unt. 28
4½
3½% „
4% Württ. alte ..
b) Sonſtig e,
europäiſche
50 Bos. E.B 1914/
5% „ L. Inv. 1914
4½% 1898
4½½ „ 1902
4%
5% Bulg. Taba
4½% Oſt. Staatsr.
v. 1913
Schatz. 14
0.394
0.38
7.47.
0.23:
0.38
Kur
0.35
0.364
24.5
3.4
3.2
15.25
2.85
16¾
7 Oſt. Goldr.
41ſs8 Silberr.
4½ „einh. R. (kon.
3% Port, (Spz.) II
5% Rum. am. R.03
4½% Gold. 13
, am. konv.
4½ „ am.05
%0 Türk. (Adm.)03
O „ (Bagd.)I
„ (Bagd.)II
4% „ 1911 Zoll.
U 86 Ung. St. 1913
„ St. 1914
Goldr. .
St. 10
„ Kronr.
„ Eiſ. Tor.
Außereuro=
päiſche
5% Mex am. inn.
5% „ äuß. 99 ..
4½ „ Gold. 04
„ konſ. inn
%„ Irrigat.
2o Tamaulipas.
Sachwert=
Schuld=
verſchreibungen
Mit
Zinsberech=
nung
6% Doll. Gold. 193:
Gold. 193.
%o Frk.=Hyp.=B.
Goldpfdbr. R.1.
8% Fukf. Hyp.=Bk.
Reihe 2
5%Fkf. Pfandbr. B.
Gold Reihe 2
7
6.75
2.9
3.75
11.7
12.25
16.25
18.05
16.6
16.25
39.5
17
94.5
94.5
23
72.25
Deue
8% Pfälz.=Hyp.=Bk.
24
0 Rh.=Hyp. Gd.24
52 Rhein=Main=
Donau.. Gold 23
Ohne
Zins=
berechnung
6‟ Bd.=Bd..Hz. 23
5% Bdw. Kohl. 23
5% Fr. Pf.Bk. G. I
6% Großkr. Mannh.
Kohl. 23
60 Heid. Holzw. 23
62 Heſſ. Brk.=Rog
Roggan . 2‟
3% Mannh. Stadt=
Kohl
6% Offenb. Holz
5% Pfälziſche=Hpp.
Bk. Gld .. . . 24
5% Pr. Kaliw.. . .
9 Pr. Roggenw
O Rh. H. B. Gd. 24
50 Sächſ. Brk. 23.
% „ Roggenw. 23
5% Südd. Feſt=B. C
Vorkriegs=Hyp.=B.
Pfandbriefe
Bahr. Vereinsb..
Bahr. Handelsb.
Bahr. Hyp. u. Wechſ
Frkf. Hyp.=Bk.
Frkf. Pfandbr.=Bk.
Hamb. Hyp.=Bk.
Meining. Hyp.=Bk
Pfälz.Hyp.=Bk.
Preuß. Pf.br.=Bk.
Rhein. Hyp.=B.
Südd. Bodenkr.
Württ. Hyp.=B
10.3
1.95
16.1
5.35
1.95
1.95
1.85
10.6
9.8
9.925
11.88
9.5
8.9
9.52*
9.6
9.2
9.n7
8.9
Staatl. od. prob.
garantiert
Heſſ. L.=Hyp.=B.
Landeskr. Caſſel
Naſſau. Ldsb.
Obligationen v.
Transportanſt.
40 Eliſ.=Bahn ..
4% Galiz. Carl=
Lud.=B.
5% Oſt. Südb. (L.)
2,60 Alte „
2,60 Neue
4%0 Oſt. Staatsb. 8:
3%Oſt. „ 1.b.8.E.
3%Oſt. „ 9. E.
½Oſt. „ 1885
3%Oſt. „ Erg. Ne
4% Rud. Silber.
4% Rud. Salzkg.)
4½%Anat., S.I
4½% Anat., S. II
4½% Anat., S.III
32 Salon. Monaſt
52 Tehuantepec.
4½%0
Bank=Aktien
Allg. D.=Credit.
Bad. Bk. ... ."
Bk f. Brauind. . . . . 1103
Barmer Bankv. ..
Bay. Hhp.=.Wchſ. . / 95
Berl. Handelsgeſ.
Comm. u. Privatb. /110.5
Darmſt. u. Nat.=Bk.
Deutſche Bank
D. Eff.u. Wchſ.=Bk. 82.75
D. Hhp.=Bk. Mein.
D. Vereins=Bk. . ..
Disk.=Geſellſch. . . . 120.5
Dresdener Bk....."
Frankf. Bk. ....."
7.8
8.5
7.77
2.3
12.25
12.25
5.
17.6
17.6
2.1
15.25
23.5
99
39
892
123.5
123.25
94.25
73.5
115.5
75
Frkf. Hyp.=Bk.
75.3
Frkf. Pfdbr.=Bk. 95
Gotha Grundkr. Bk. 103
Metallbank. . . . . . . 84.5
Mitteld. Creditb. 1103
Oſterr. Creditanſt. 6.8
76
Pfälz. Hyp.=Bk
Reichsbank=Ant. . . 158.25
Rhein. Creditbk.
94.5
Rhein=Hyp.=Bk. .. 82
Südd. Disc.=Geſ.
Wiener Bankverein
Bergwerks=Akt.
Berzelius
Bochum. Bergb.
Buderus..
Dt. Luxemburg . . . 88
Eſchw. Bergw.. . . . 135.5
Gelſenkirch. Bgw.. . 89
Harp. Bergb.
Ilſe Bergb.
„ Genußſchein. . . 79.5
Kali=Aſchersleb. . . 117
Kali. Salzdetfurt. 145
Kali. Weſterregln . /122‟
Klöcknerwerke.
Mannesm.=Röhr. 85
Mansfelder
Oberbedarf
Obſchleſ. Eiſ.(Caro) 44
Otavi=Ant.
Phönix=Bergb.
Rhein Braunk.
Rhein. Stahlw.
Rombach. Hütte. . 26
A. Riebeck Montan
Tellus Bgb..
Ver. Laurahütte .. 36.5
Induſtric=Akt.
Eichbaum(Mannh.) 64
Henninger ..... .. 100
Löwenbr.=München/474
33.3
44.5
104.75
103.75
81
49
27.8
75.75
82.25
Mainz Aktienbr.
Schöfferhof (Bind.)/151
Schwarz=Storchen
Verger ......./90
Arkum. Berlin.
Adler & Oppenh.
Adlerw. (v. Kleher,
A. E. G. Stamm
7%A. E. G. Vzg.4
5% A. E. G. Vzg.B.
Amme Gieſecke
Aſchaff. Zellſtoff „ 84.5
Badenia (Weinh.)
Bad Maſch. Durl.
Bad. Uhren, Furtn
Bamag=Meguin
Bahr. Spiegel
Beck & Henkel
Bergmann El.
Bing Metall.
Brem.=Beſigh=Ol.
Cement Heidelb. 86.75
Cement Karlſtadt
Cement. Lothr.
Chem Albert.
Chem Brockh.
Chem. Milch.
Daimler Motoren. 45.5
Dt. Eiſenhandel. . . 38
Deutſche Erdöl
D. G. u. Silb. Scheid. 927
Dingler Maſch.
Dresd. Schnellpr
Dürrlopp .. . . . . ..
Dürr. Ratingen . . / 28.5
Dhckerhoff & W
Eiſenw. Kaiſersl...
Eiſeni. L. Meher. 125
El. Liefernnn
El. Licht= u. Kraft 1103
Elſ. Bad Wolle.
Emag.
Email. Uilrich
Enzinger Wer
45.
72.*
62‟
68.5
111
17
28
44
42
8=
30.5
94
65
A
36
91
78.!
41
43.75
18
98
0. 151
28
89
73
62.25
0.40
Eßlinger Maſch=
Ettlinger Spinn. /200
Faber Bleiſtift
Faber & Schleicher / 50.5
Fahr, Pirmaſens. 34
Farbenind. J. G. 128
Felten & Guilleau.
Feinmech. (Jetter)/ 66
Feiſt. Seft
Franffurter Gas
Frankfurter Hof
Frkf.=M. Pok u. W. 37.25
Fuchs Waggon
Ganz, Ludw.
Geiling & Cie.
Germania Linol.. . 1127
Gelſenk. Gußſt.
Goldſchmidt, Th.
Gotha Waggon ... 33
Greffenius
Gritzner, Maſch.
Grün & Bilfinge
Hafenmühle F=
50
Hammerſen
Hanfw. Füſſen .. . 49.25
67
Hartm E Braun
23
Heyligenſtaedt.
Hilpert, Armatur. 21
Hindrichs=Aufferm. 40.5
83
Hirſch Kupfer
44
Hoch=Tiefbau
67.5
Holzmann
63
Holzverk. Ind
Hydrom. Breslau".
0.50
Fnag
79
Junghans
Kammg Kaiſersl.
Karlsruher Maſch. 35.5
112.5
Karſtadt R.
Klein. Sch. & Becker/ 30.25
Knorr, Heilbronn 60.25
Konſerv. Braun . 43
43
Krauß Lokom.
87.25
Lahmeher
Lech. AngsEn
85.75
37
68
97
O2.
Lederw Rothe
Spicharz
Lingel Schuhw..
Löhnberg. Mühle".
Ludwigsh. Walzm.
Lüdenſcheid Metall
Luther, Mühlenb.
Lux. Induſtrie
Mainkraft Höchſt.
Metallgeſ. Frkf.
Metzer, Dr. Paul..
Miag. Mühlenb.. . .
Moenus Stamm. .
Motorenf. Deutz
Motorenf. Oberurſ.
Reckarſ. Fahrz.
Neckarw. Eßlingen
Beters Union
Pfälz. Näh. Kayſer
Philipps. ..
Porzellan Weſſel
Prometh. Frkf.
Rein Gebb. &Schal
Rhein. Elektr.
Rhein. Metall=Vz.
Rückforth.
Rütgerswerke.
Schleußner
Schneid. & Hanau.
Schnellpr. Frank.
Schramm. Lackf..
Schrift. Stempel
Schucker Elektr.. . .
Schuhf. Weſſel. . .
Schuhf. Her=
Schuh. Leander.
Schultz Grünlack.
Seilind. Wolff
Sichel & Co...
Siemens Glas
Siemens & Halske. 104.75
Siidd Immob. ..
Thür elektr. Lief. .
Uhren Furtwängl.
21
K
68
88. 75
12.5
92.5
34
A.
98.5
70
17.5
46‟
82
75.6
17
62.5
60.5
26.25
84
23.25
26
33.75
4=
55
181
24
Beithwerke ...
Ver. f. Chem. Ind..
Ver. d. Olfbr. Mann
Ver Faßf. Caſſel
Gummi. Bln.=Frkf.
Pinſel=Nürnberg.
Ultramarin .. . . . .
Zellſtoff Berl.
Vogtl. Maſ
Voigt & Haeffner
Volthom. Seil...
Wahß & Freytag..
Wegelin Rußfbr..
Zellſt Waldhof ...
Zuckerf. Waghäuſel
Zuckerf. Frankenth.
Zuckerf. Heilbronn.
Zuckerf. Offitein
Zuckerf. Rheingau.
Zuckerf. Stuttgart
Transport= und
Verſicherungs=Akt.
A. Dt. Eiſenbahn.
Dt. Eiſenb.=Geſ. 65.25
El. Hochbahn=Berl.
Schantung E. B.
Südd. Eiſenb.=Geſ./100
....."
Hapag
Nordd. Lloyd. . . . .
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38
74.75
24
93.5
72.25
48
45
48
48
48
3.47
139.6
138
m.75
57
25.5
14
2
*
Nummer 68
Dienstag, den 9. März 1926
Seite 15
ns ferner bemüht, zur wirtſchaftlichen Erſtarkung dieſes großen, für
deutichlands Ausfuhr ſo wichtigen Landes noch in anderer Weiſe
bei=
rtragen. Auf einem gepachteten Gelände am Manytſch haben wir
land=
irtſchaftliche Muſterbetriebe errichtet, um Rußland bei der
Wiederauf=
ſchtung ſeines wichtigſten Erwerbszweiges, der Landwirtſchaft, behilflich
: ſein. Nach anfänglichen Schwierigkeiten läßt ſich die Entwickelung
jeſer landwirtſchaftlichen Betriebe günſtiger an, wenn ſie auch leider
och nach wie vor beträchtliche Anſprüche an die finanzielle
Leiſtungs=
ihigkeit der Stammfirma ſtellt.”
Wie der Redner noch mitteilte, iſt die erſte Rate der Kruppſchen
merika=Anleihe dem Vertrage entſprechend zurückgezahlt. Für die
lückzahlung der zweiten Rate ſeien die Mittel ſchon jetzt bereitgeſtellt.
eehme man alles in allem, ſo ſei Krupp zwar kleiner und ärmer
ge=
ſorden, das Unternehmen jedoch im Kern geſund geblieben.
Das Ergebnis der Leipziger Meſſe.
Im Rahmen der diesjährigen Leipziger Frühjahrsmeſſe hat die
klgemeine Muſtermeſſe der Gebrauchs= und Luxuswaren und die
Bau=
geſſe am 6. März ihren Abſchluß gefunden, während die Techniſche
Neſſe noch einige Tage fortdauert. Die Frequenz der Meſſe hat, wie
om Meſſeamt mitgeteilt wird, die urſprünglichen Erwartungen
weſent=
ich überſtiegen. Die endgültige Geſamtbeſucherzahl liegt zwar noch nichſt
or, doch kann ſie ſchon heute auf rund 140 000 geſchätzt werden. Darunter
efinden ſich reichlich 20 000 Ausländer. Die Zahl der Ausſteller betrug
0300. Das Geſchäft hat ſich im Geſamtverlauf der Meſſe in vielen
Zranchen erheblich beſſer geſtaltet, als auf Grund der bisherigen
Wirt=
chaftskriſe zu erhoffen war. Namentlich iſt das Exportgeſchäft der
Tech=
iſchen Meſſe ſowie in Porzellan, Glas, Steingut und Holzwaren
zu=
riedenſtellend, teilweiſe ſogar ziemlich gut geweſen. Das deutſche
Ge=
chäft lag allerdings in den Branchen des Maſſenbedarfes noch ſtill, da
ich hier die große Arbeitsloſigkeit und Schwäche der Kaufkraft
bemerk=
ar machte.
Produktenberichte.
Frankfurter Produktenbericht vom 8. März 1926. Der
Produkten=
narkt verkehrte heute in etwas freundlicherer Haltung. Für Weizen und
ſtoggen beſtand bei weiter geringem Angebot etwas. Nachfrage, ſo daß
Roggen etwas anziehen konnte. Höhere Forderungen ſeitens der
Händ=
er und auch ſeitens der Mühlen konnten aber nicht durchgeſetzt werden,
veil dem die niedrigeren Auslandsnotierungen wieder entgegenſtanden.
Nais und Weizenkleie gingen im Gegenteil, noch eine Kleinigkeit im
Freiſe zurück. Weizen 26,25—26,50, Roggen 17—17,25, Sommergerſte
0—22,50, Hafer inl. 18,50—21,50, ausl. —, Mais 17—17,50, Weizenmehl
9,50—40, Roggenmehl 25—25,50, Weizenkleie 9—9,25, Roggenkleie 9,50
zis 9,75, Erbſen 26—34, Linſen 40—70, Heu 8,50—9, Weizen= und
Rog=
fenſtroh 4,50—5, Treber 16—16,50. Tendenz ruhig. Die amtliche
No=
ierung für Speiſekartoffeln war: Für Induſtrie hieſiger Gegend 2,50
is 2,80, weißſchalige hieſiger Gegend 2,10. Tendenz: ruhig.
Mannheimer Kolowialwarenmarkt vom 8. März 1926. Tendenz:
uhig. Kaffee Santos 4,10—4,50, gewaſchen 4,70—6,20, Tee, gut 7—8,
tittel 9—10, fein 10—11, Kakao, inl. 1—1,20, holländiſcher 1,40—1,60,
teis Rangoon 0,41, Weizengrieß 0,52, Hartgrieß 0,58, Zucker Kriſtall
„63 Mk., alles per 1 Kg. bahnfrei Mannheim.
Mannheimer Produktenbericht vom 8. März 1926. Der Markt
ver=
ehrte in ruhiger Haltung. Das Angebot vom Ausland iſt fortgeſetzt
echt groß. In der letzten Zeit lagen auch Offerten in Auſtral=Weizen
or und, wie man hört, ſollen verſchiedene Partien" bereits nach dem
Rheinland verſchifft worden ſein. Am hieſigen Platze iſt der Konſum
immer noch zurückhaltend. Man nannte gegen 12½ Uhr im nicht
offi=
ziellen Verkehr: Weizen, inl. 26,50—27, ausl. 31,25—32,75, Roggen, inl.
17—17,50, ausl. nominell, Hafer, inl. 17,75—19,25, ausl. 19—22,
Brau=
gerſte 22—25, Futtergerſte 16—17,50, Mais mit Sack 17, Weizenmehl
39,75—40,50, Brotmehl 29,75—30,50, Roggenmehl 25,50—26,75, Kleie
8,75—9, Biertreber mit Sack 16,25—16,50; aller per 100 Kg. waggonfrei
Mannheim.
Berliner Produktenbericht vom 8. März 1926. Im Berliner
Produk=
tenhandel war Inlandsweizen kaum angeboten, doch zeigte ſich hier und
da die zweite Hand. Die letzttägig feſtgeſetzten Kurſe waren aber wohl
infolge der anhaltenden ſchwachen Weltmarktpreiſe hier nicht zu
erzie=
len. Roggen behauptet ſeinen letzten Preisſtand, da dem ſehr knappen
Angebot verhältnismäßig großer Bedarf der Mühlen ſowie nach
Nord=
ſeehäfen gegenüberſteht. Gerſte ruhig, Hafer hoch gefordert, doch nur
in beſſeren Sorten gefragt und etwas feſter. Im Lieferungsgeſchäft
konnten ſich die Weizenpreiſe, ſoweit überhaupt ſeitens der amtlichen
Makler erſte Kurſe feſtgeſetzt werden konnten, nicht voll behaupten. Mai=
Lieferung um eine Mark auf 262 rückgängig, März und Juli ohne Notiz,
desgleichen Märzroggen, während Mai mit 175 und Juli mit 178 auf
der Baſis des Samstagsſchluſſes eröffneten.
Viehmärkte.
Mannheimer Viehmarkt vom 8. März 1926. Dem heutigen
Vieh=
markte waren zugefahren: 236 Ochſen, 70 Bullen, 658 Kühe und Rinder,
620 Kälber, 65 Schafe und 2029 Schweine, ferner 118 Arbeitspferde und
65 Pferde zum ſchlachten. Bezahlt wurden für Ochſen Klaſſe a) 48—52,
b) 38—42, c) 32—34, d) 20—26; Bullen Klaſſe a) 47—49, b) 40—45,
() 36—40; Kühe Klaſſe a) 52—54, b) 38—44, c) 26—32; Jungvieh 20
bis 25, b) 12—20; Kälber Klaſſe b) 76—80, c) 72—76, d) 64—70, e) 56
bis 64; Schafe Klaſſe b) 36—40, c) 32—36; Lämmer Klaſſe b) 26—28;
Schweine Klaſſe a) 83—84, b) 83—84, c) 82—83, d) 80—82, e) 77—80,
F) 70—75; Arbeitspferde 700—1500, Schlachtpferde 50—140 Mk. pro Stück.
Marktverlauf: Mit Großvieh mittelmäßig, geräumt, mit Kälbern
leb=
haft, ausverkauft, mit Schweinen mittelmäßig, geräumt, ausgeſuchte
Tiere über Notiz; mit Arbeitspferden ruhig, mit Schlachtpferden
mittel=
mäßig.
Frankfurter Viehmarkt vom 8. März 1926. Der heutige Antrieb
be=
ſtand aus 1066 Rindern, darunter 363 Ochſen, 30 Bullen und 673 Färſen
und Kühe, ferner aus 409 Kälbern, 227 Schafen und 3900 Schweinen.
Verglichen mit dem Auftrieb des letzten Hauptmarktes vom 1. März war
der heutige um ca. 230 Rinder ſchwächer, dagegen um 60 Kälber, 100
Schafe und 200 Schweine ſtärker. Bezahlt wurde der Zentner
Lebend=
gewicht: Ochſen Klaſſe a) 48—55, b) 40—47; Bullen Klaſſe a) 46—50,
b) 38—45; Färſen und Kühe Klaſſe a) 48—55, b) 42—48, c1) 36—47,
2) 33—41, d) 22—32, e) 18—21; Kälber Klaſſe b) 65—70, c) 56—64,
d) 48—55, e) 40—47: Schafe Klaſſe a) 45—50, b) 35—45; Merzſchafe
25—30; Schweine im Gewicht 160—200 Pfund 80—82, von unter 160 Pfd.
72—79, von 200—240 Pfd. 81—83, von 240—300 Pfund 80—82, von über
300 Pfund 80—82, Sauen und Eber 65—75. Marktverlauf: Für Rinder
ziemlich lebhaft bei Preisſteigerungen von 2—3 Mk., für Kälber und
Schafe unverändert, bei mäßigem langſamem Handel, für Schweine
ge=
drückt. Fleiſchgroßhandelspreiſe: 4) friſches Fleiſch, Ochſenfleiſch 80 bis
90, Bullenfleiſch 75—85, Kuhfleiſch, 1. Qual. 75—85, 2. Qual. 65—75,
3. Qualität 45—65, Kalbfleiſch 75—90, Hammelfleiſch 75—88
Schweine=
fleiſch 95—105; B) Gefrierfleiſch, Rindfleiſch, Vorderviertel 48,
Hinter=
viertel 54 Pfennige.
Amerikaniſche Kabelnachrichten.
* New York, 8. März.
Weizen: Der Markt eröffnete in feſter Haltung auf ſpekulative
Käufe und kleinere Ankünfte. Später wurde die Haltung indes fehr
ſchwach, ſo daß umfangreiche Liquidationen ſtattfanden und auch die
Kommiſſionsfirmen als Verkäufer auftraten. Die Kurſe verloren 1—2 C.
Mais: Anfangs verkehrte der Markt in feſter Haltung. Dann trat
eine Abſchwächung ein auf Liquidation und Zunahme der ſichtbaren
Vor=
räte in Amerika und eine kleine Lokonachfrage.
Hafer: Der Markt verkehrte in abgeſchwächter Haltung in
Ueber=
einſtimmung mit Weizen und Mais.
Baumwolle: Der Markt verkehrte in ſchwächerer Haltung auf
un=
günſtige Temperaturmeldungen und Verkäufe der Lokofirmen. Die
Ter=
mine verloren 7—9 Pkt.
Kaffee: Der Markt verkehrte in feſter Haltung auf Stäitzungskäufe
von an der Valoriſation intereſſierten Firmen. Ferner wurden
Deckungs=
käufe vorgenommen. Die Termine ſchließen mit Avancen von 5—10 Pkt.
Zucker: Der Markt verkehrte in ſtetiger Haltung auf Deckungskäufe
der Baiſſiers und günſtige Exportnachfrage.
Kakao: Nach anfänglichem ſtetigem Verlauf trat eine Abſchwächung
ein, ſo daß die Termine etwas unter geſtern ſchließen.
Kleine Wirtſchaftsnachrichten.
Nahdem die zwiſchen deutſchen, ungariſchen und tſchechiſchen
Draht=
ſtiftfabriken in Wien geführten Verhandlungen zwecks Errichtung eines
Kartells geſcheitert ſind, ſind nunmehr zwiſchen den deutſchen und
tſchechi=
ſchen Intereſſenten neue Verhandlungen eingeleitet worden, die den
Abſchluß eines Preis= und Produktionsübereinkommens zum Ziele haben.
Aller Vorausſicht nach iſt bei der Rheiniſchen Kreditbank
in Mannheim mit der Verteilung einer Dividende von 8 Prozent
auf das Geſchäftsjahr 1925 zu rechnen.
Wie bereits feſtſteht, wird die diesjährige Kölner Frühjahrsmeſſe
nicht ſtattfinden. Dagegen wird außer kleinen Sonderveranſtaltungen
eine große Meſſe in der Zeit vom 12.—19. September abgehalten.
Geſtern wurde die 10. Wiener Meſſe eröffnet. Die Meſſe iſt auch aus
dem deutſchen Reich ſehr ſtark beſchickt. Es ſind etwa 3000 Anmeldungen
reichsdeutſcher Einkäufer eingegangen.
Nach einer Verordnung des ungariſchen Juſtizminiſters werden
in=
ſolvente Schuldner angewieſen, eine private Verſtändigung zu erſtreben,
bevor ſie gerichtliche Hilfe in Anſpruch nehmen. Die Gläubiger müſſen
ſich immer mit einem auf einer Baſis von 75 Prozent angebotenen
Ver=
gleichsvorſchlag einverſtanden erklären.
Die franzöſiſche Kammer beſchäftigte ſich mit dem Projekt eines
Petroleum=Monopols. Ein Vorſchlag auf Einführung des Petroleum=
Monopols wurde mit 262 gegen 254 Stimmen gegen die Regierung
an=
genommen.
Wie aus New York gemeldet wird, hat die National City Bank den
Peobles=Truſt, das bedeutendſte und älteſte Bankinſtitut in Broklyn
er=
worben. Die gemeinſchaftlichen Mittel belaufen ſich auf etwa 258 200 000
Lſtrl. und die Depoſiten auf 197 836 000 Rm.
Die mexikaniſche Regierung hat den Freundſchafts= und
Handels=
vertrag von 1888 mit England auf Ende dieſes Jahres gekündigt.
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1926, abends 8 Uhr,
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Angehörigen, die auswärtigen
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einigungen früherer Leibgardiſten, die
hieſ. Regimentsvereine ſowie Freunde
u. Gönner unſerer Vereinigung werden /
hiermit zu unſerem Stiftungsfeſt
freundlichſt eingeladen.
Beſondere Einladungen ergehen nicht.
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Der Vorstand.
Nummer 68
Darmſtadt.
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7 Akte!
Eine Sittentragödie aus Deutschlands wildester Zeit.
Nach dem berühmten Intlationsroman:
„Der Herr auf der Galgenleiter”” von
Hugo Bettauer (Autor „der freudlosen Gasse‟).
In den Hauptrollen:
Alfred Abel, Hans Albers, Margarete
Schlegel, Margarete Kupfer, Karl Götz u. a.
erner den neuen Foxfilm in
„IOMS TIGER
mit Tom Mix in der Hauptrolle
Ein ungeheurer Waldbrand, der unter unsäglichen
Opfern aufgenommen wurde, bildet den Höhepunkt
dieses mit raffiniertester Spannung gearbeiteten
Sensationsfilmes.
6579
Anfang 3‟
Letzte Abendvorstellung 8 U
Moxart-Verein
Müffäfuntftdfuftftfdfätuftfunfufufunfununtunftf
Montag, den 15. März, abends 8 Uhr
im Grossen Haus des
Hessischen Landestheaters
TestlOlZert
zur Feier des 70. Geburtstages seines Ehrenmitglieds
Arnold Mendelssohn
Leitung: Kapellmeister Fr. Rehbock
Mitwirkende: Paula Werner-Jensen (Berlin), Christian Streib
(Wiesbaden), Johannes Willy (Frankfurt), Heinrich Hölzlin, Franz
Müller und das Orchester des Landestheaters
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steigen von Akt zu Akt.
Regie und in der Hauptrolle Harry Piel.
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Nummer 68
Dienstag, den 9. März 1926
Seite 13
Alexandra Jwanowa.
Der Roman einer ruſſiſchen Emigrantin.
Von Horſt Bodemer.
(Nachdruck verboten)
In eine Welt, die ſie noch garnicht kaunte, war Alexandra
von Sankpiel gekommen. In geordnete Verhältniſſe, in ein
geru=
higes Leben! Nirgends Haſt, kein lautes Rufen, niemand an der
Haustür, der den Hut zog, beim Kommen und Gehen. Deutſches
Familienleben! Trotzdemn die Hausfrau ſich nur mühſom an
einem Stocke fortbewegen konnte, die Treppen hinauf= und
hinab=
getragen werden mußte. Man hielt zueinander. Jeder Befehl
wurde in freundliche Worte gekleidet. Kein neugieriges Fragen.
Wie wohl das tat. Auf bleichen Wangen blühte ein zartes Rot
auf. Man ſah ſich um, man mußte auch die Hände rühren. Man
ſtellte Sträuße in die Vaſen, gut abgetönt in den Farben, die
feinnervigen Finger zupften hier ein blühendes Aeſtchen höher
heraus, ſtellten dort noch ein paar Blumen loſe hinein. Die
Ruſſin trat zurück, muſterte ihr Werk, änderte noch eine
Kleinig=
keit und ſah dann die gelähmte blonde Frau am Fenſter an. Die
lächelte:
„Wie geſchickt Sie ſind, und welch künſtleriſches Empfinden
Sie haben!“
Dann lachte ſie hellauf, ſetzte ſich zu der Baronin, ſpielte mit
ihr eine Partie Domino. Geerg kam hereingeſtürmt, kauerte ſich
zu den Füßen der Mutter, ſah neugierig den Beſuch an. Stellte
ſich in’s Zimmer, muſterte die Blumenpracht, trat hin und her,
hielt den Kopf ſchräg, ſeine Mutter mußte lachen.
„Er hat Ihre Bewegungen ſtudiert, liebe Frau von
Sank=
piel. Nein, ſo ein kleiner Wichtigtuer!“
Auch fing er an, Sträuße zuſammenzuſtellen. Zeigte
Ge=
ſchmack, wenn die Hände auch noch ungeſchickt waren. Dann half
die Ruſſin nach.
„So etwa — meinſt du nicht auch?"
Dann trat er fünf Schritte zurück, drückte das Kinn an den
Hals, hielt wieder den Kopf ein wenig ſchräg, ſchob die
Unter=
lippe vor und ſprang dann, ein geſunder Junge, auf Frau von
Sankpiel zu, gab ihr einen Kuß und lobte ſie.
Wie gut das tat. Sie ſchloß die Augen. Sie vergaß
manch=
mal tagelang Peter Mirkowicz, ſelbſt Rußland!
Der Baron verwaltete ſeinen ausgedehnten Beſitz in den
Voralpen ſelbſt. War viel unterwegs. Nahm ſie manchmal mit.
Hier merkte man nichts, daß Deutſchland vor fünf, ſechs Jahren
einen Umſturz erlebt hatte. Manchmal, aber ſelten, beteiligte
ſich die Baronin auch an den Ausfahrden. Ueber
landwirtſchaft=
liche Dinge wußte ſie ſehr gut Beſcheid. Stellte Fragen, die
Hand und Fuß hatten. Und was Alexandra Iwanowna
Sank=
piel am meiſten wunderte, ſie war garnicht eiferſüchtig. Schien
es für ſelbſtwverſtändlich zu halten, daß ihr Mam von großer
Herzlichkeit zu dem Gaſte war Auf den Anſtand ging ſie
mit, hielt aus, obgleich die Mücken ſie arg plagten. Lernte die
Natur mit ganz anderen Augen ſehen. Eines Abends, bei der
Heimfahrt, kamen ihr die Worte vom Munde:
„Ich werde nun endlich an den Aufbruch denken nüſſen!“
Sie hatte es ſo dahergeredet, ihr Hirn war, gar nicht bei
ihren Worten geweſen. Wie merkwürdig. Und nun fürchtete ſie
ſich vor der Anwort des Barons.
„Warum denn?” fragte der. „Ich beobachte Sie ſcharf,
gnädige Frau! Und hab’ mit großer Genugtuung ſeſtſtellen
können, daß Ihnen der Aufenthalt in Walduffeln gut bekommt!
Sie ſind viel ruhiger geworden, Ihre Bewegungen geſchloſſener!
Auch zugenommen haben Sie! Ich meine, zu Ihrem Vorteil!
Und was die Hauptſache bleibt, Sie ſind uns eine liebe
Haus=
genoſſin geworden! Meine Frau ſagte noch geſtern abend, Sie
wären eine Wohltat für ſie!”
Sie — eine Wohltat? Das Herz der unſtet und Flüchtigen
fing wieder an zu zucken. Sie mußte antworten — aber was?
Gaſtfreundſchaft muß auch einmal ein Ende nehmen!“
Bisher hatte der Baron Herrlin keine Frage an ſie gerichtet,
die ſie aus dem Gleichgewicht bringen konnte, ihr Anlaß gegeben
zu einer Unwahrheit. Aber er wie ſeine Frau waren ſich
voll=
kommen einig, daß ſie die Lebensretterin, ihres Kindes nicht
ziehen ließen, ohne genau über ſie Beſcheid zu wiſſen. Sie
woll=
ten ihr helfen, zu ihr ſtehen, ſelbſt, wenn das, was ſie zu hören
bekamen, ſehr unerfreulich war. . . . Aber die Wahrheit erfuhr
man nur bei ſchrankenloſem Vertrauen. Und das war nur zu
erwerben nach langer Zeit. Dan kam ſchon einmal jäh ein Tag,
eine Stunde, in der ſich ein gequältes Menſchenkind ſeine Laſt
vom Herzen herunterredete. War dieſer Tag, dieſe Stunde jetzt
das Nicht er durfte fragen, ſie mußte von allein zu reden an=
fangen. Und wenn es auch vorläufig nur dunkle Andeutungen
waren. Gelegentlich ließ ſich da ein wenig nachbelfen. Und
dann brachen die Dämme bei einer ſo temperamentvollen, durch
Leben gehetzten Frau.
„Haben Sie denn beſtimmte Pläne?
Sie ſchüttelte nur den Kopf.
„Ja, warum wollen Sie dann fort von hier?”
„Es muß alles im Leben einmal ein Ende nehmen — ich
weiß das aus eigner Erfahrung! Sonſt wird man läſtig! Und
eine Freundſchaft leidet darunter, die mir zu einer Wohltat
ge=
worden iſt!“
„Haben Sie denn wirklich das Gefühl, daß Sie uns auch nur
eine Stunde läſtig fallen?”
Wieder ſchüttelte ſie nur ſtumm den Kopf, aber dabei lief ein
Zucken über ihr Geſicht.
„Nun alſo! Sie ſind uns eine liebe Hausgenoſſin! Wir
würden Sie ſehr vermiſſen! Warum ſoll das ſein? Ruſſiſche
Flüchtlinge haben es heute ſchſver! Wir können uns doch recht
gut in Ihre Lage verſetzen — und haben ein Herz in der Bruſt.
War jemand in Walduffeln taktlos gegen Sie?‟
„Aber nein!“
„Ich wollte es auch keinem raten! Nun, jeder iſt einmal
Stimmungen unterworfen! Ich hoffe, die Ihre wird ſich bald
wieder heben!“
Noch ein Zucken glitt über ihr Geſicht. Es rötete ſich ſtärker,
Alexandra Iwanowna Sankpiel warf den Kopf in den Nacken
und erwiderte nichts. Sie hatte Angſt vor Worten, die Quellen
wieder zum Fließen bringen würden, die ſie in den letzten
Wo=
chen, ach ſo oft hatte zuſchütten wüſſen.
Der Baron Herrlin ging an dieſem Abend lange in ſeinem
Arbeitszimmer auf und ab. Er wünſchte, ſie redete. Lange
genug hatte er ſie nun beobachtet. Sie war nicht ſchlecht. Aber
ein Geheimnis laſtete auf ihr. Vielleicht das Geheimnis einer
leichtfinnigen Stunde. Und niemals ſprach ſie von ihrem Mann.
Es gab ſo viele Möglichkeiten, welche Gründe das haben konnte.
Auch über ihre Kindheit ſchwieg ſie ſich aus. Menſchen im
Un=
glück erinwern ſich doch gern glücklicher Tage. Ranken an die
Vergangenheit Hoffnungen feſt. Werden mitteilſam. Warum
dieſes Schweigen — warum?
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des Feldſtrafgeſetzes beſtimme ich
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mit, daß alle Tauben von jetzt ab
bis Ende April ds. Js. eingeſperrt
gehalten werden müſſen.
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handlungen werden mit Geldſtrafe bis
zu 30 RM. oder mit Haft bis zu einer
Woche beſtraft.
(st3544
Darmſtadt, den 4. März 1926.
Der Oberbürgermeiſter.
Bauarbetten.
Die Erd=, Maurer= und
Stampfbeion=
arbeiten ſowie Kunſtſteinlieferung be
Erri htung von Wohnhausneubauten Ecke
Parkhaus= und Eckhardtſtraße ſollen
ver=
geben werden.
Die Bedingungen liegen bei dem
unterzeichneten Amte, Grafenſtr. Nr. 30,
Zimmer Nr. 9, offen.
Angebote ſind bis Samstag, den
20 März 1926, vormittags 10 Uhr,
einzureichen.
Darmſtadt, den 8. März 1926.
Städt. Hochbauamt.
Ueber das Vermögen, der Kaufmann
Karl Vieyer Witwe, Minna, geb.
Oefterreicher. Inhaberin der Firma
S. Hartoch Nachf., Juwelen, Gold= und
Silberwarenhandlung in Darmſtadt, iſt
heute, am 5. März 1926, vormittags
11 Uhr das Konkursverfahren eröffnet
worden. Der Rechtsanwalt Dr. Schif
in Darmſtadt iſt zum Konkursverwalter
ernannt. Offener Arreſt mit Anzeigefriſt
und Forderungsanmeldefriſt ſind bis zum
14. April 1926 beſtimmt, erſte
Gläubiger=
verſammlung auf Dienstag, den
30 März 1926, vormittags 11 Uhr,
und allgemeiner Prüfungstermin auf
Dienstag, den 27. April 1926,
vor=
mittags 10 Uhr, vor dem
unterzeich=
neten Gerichte, Zimmer 228, anberaumt.
Darmſtadt, den 5. März 1926.
Heſſiſches Amtsgericht I. (3520
Knaben= und Schulmützen
Jakob Zotz
Ecke Schul= und ſtirchſtraße.
20%ig. Miſchkaffee, ½ Pfd. 55 H, empf.
Secher Nachf., Ludwigshöhſtraße 1. (B.557
Verſteigerung von
Nutz= und Brennholz.
Freitag, 12. März 1926,
nachmit=
tags 4 Uhr, in der Gaſtwirtſchaft von
Klenk, „Zum Mühltal” in Eberſtadt
aus den Forſtorten Marienhöhe und
Wilbrandshöhe — Haſelberg, Steinern
Kreuz und Lärchenwäldchen. — Das Holz
ſitzt faſt alles am alten Darmſtadt —
EberſtädterWeg, dicht beimBillenviertel.
Nutzholz: 3 Akazienſtämme, 3. bis
5. Kl., 2 Pappelſtämme, 1. u. 2. Kl.,
26 Rm. Kiefernnutzknüppel: Zaunpfoſſen.
Brennholz: Scheiter Kiefer 17, Pappel
16, Knüppel Buche 1, Eiche 2, Pappel!
2, Kiefer 38, Knüppelreiſig Eiche 27,
Kiefer 15.
Auskunft erteilt Herr Güteraufſeher
Joh. Knörnſchild, Eberſtadt,
Oden=
waldſtraße ///,o=
(3554
Eberſtadt, 8. März 1926.
Heiſ. Forſtamt Eberſtadt.
In unſer Handelsregiſter wurde heute
bei der Firma Peter Wiesner A.=G.
in Groß=Umſtadt eingetragen: Durch
Be=
ſchluß der Generalverſammlung vom
15. Juni 1925 iſt das Stammkapital von
200 000 Reichsmark auf 50 000
Reichs=
mark herabgeſetzt worden. Die 8§ 4,
und 21 des Geſellſchaftsvertrags ſind
wie folgt geändert: §4lautet jetzt: Das
Grundkapital beträgt nominal 50000
Reichsmark und iſt eingeteilt in 15(
Aktien Serie A Nr. 1 bis 150 im
Nenn=
betrag von je 250 Reichsmark, und ir
500 Aktien Serie B Nr. 1 bis 500 von
je 25 Reichsmark nominal. § 5 lautet
fetzt: Die Aktien lauten auf den
In=
haber. § 21. Abſ. 1, lautet jetzt: In
der Generalverſammlung gewähren,
ord=
nungsmäßige Hinterlegung vorausgeſetzt,
je nominal 25 Reichsmark eine Aktie eine
Stimme.
(352:
Groß=Umſtadt, den 1. März 1926.
Heſſ. Amtsgericht.
Tauſch=Wohnung
geſucht, herrſchaftliche
4—5 Zimmer in nur
gutem Hauſe, gegen
Abſtand,
Friedens=
miete 12—1800 Mk.
Auswärtige
Tauſch=
vohnung vorhanden
Angeb. u. O. 126 an
die Geſchſt. (*6476
Im Wege des öffentlichen Anerbietens
ſoll die Lieferung nachverzeichneter Ge
genſtände vergeben werden:
1. Back= und Fleiſchwaren,
2. 600 kg Kochſalz,
3. 3 Faß Pflanzenfett,
4. 100 kg Salatöl,
5. 600 kg weiße Bohnen,
6. 600 kg Erbſen,
7. 300 kg Linſen,
8. 600 kg Graupen und Grütze,
9. 500 kg Haferflocken,
10. 600 kg Weizenmehl (Nr. 0),
11. 200 kg Nudeln,
12. 400 kg Reis,
13. 600 kg Grieß,
14. 350 kg Marmelade,
15. 200 kg Zucker (Kriſtall),
16. 150 Ztr. Kleien,
17. 10 Ztr. Futterhafer,
18. 1 Stück Matratzendrell,
19. 40 Stück Betteppiche,
20. 1 Stück Molton (Betteinlage),
21. 200 m Baumwollflanell,
22. 100 m Kittelzeug,
23. 100 m Schürzenzeug (Bw.),
24. 100 m Kleiderſtoff für Mädchen,
25. 100 m Sarſenet,
26. 100 m Wolletuch,
27. 80 Paar rindled. Laſchenſchuhe,
28. 30 kg Strickwolle,
29. 50 kg Sohlleder,
30. 300 Stück Putzlumpen.
Lieferungsbedingungen liegen am 10.
und 11. ds. Mts. hier zur Einſicht offen.
Angebote und Muſter ſind bis zum
Er=
öffnungstermin — 19. März 1926,
vor=
mittags 11 Uhr — dahier einzureichen.
Von jeder geſuchten Ware, darf nur ein
Muſter vorgelegt werden.
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