Darmstädter Tagblatt 1926


12. Februar 1926

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Nummer 43
Freitag, den 12. Februar 1926.
189. Jahrgang

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Keine zweite Antwort für Muſſolini.

edy Wiener
kutritt!
n98 Uhr
10, Vortro
3 Uhr abenſt
Masken
urt a. M.
beten (0.50

ſurt a. M.)
vrieſterliche Menſ
Nium und End
ranf. 4.1
Stut

At
maus

Muſſolinis Rückzug.
Muſſolinis zweite Rede liegt jetzt im amtlichen Text den
Zerliner maßgebenden Stellen vor. Nennenswerte Aenderungen
zeiſt dieſer Wortlaut gegenüber dem bereits in der deutſchen
Freſſe veröffentlichten nicht auf. Nach eingehendem Studium
er Ausführungen des italieniſchen Miniſterpräſidenten iſt die
jeichsvegierung zu der Ueberzeugung gelangt, daß es Herr
Nuſſolini doch wohl ſehr gerne ſehen würde, wenn die Polemik
aldigſt ihr Ende erreicht. Sie glaubt das vor allem aus dem
5atz herausleſen zu müſſen: ſeine Rede wäre notwendig geweſen
ur Klärung der Lage, die ſich, immer mehr trübte und die zu
reigniſſen von außerordentlicher Schwere hätte führen können.
infolgedeſſen iſt im Kabinett beſchloſſen worden,
ſerrn Muſſolini das letzte Wort zu laſſen und
uf ſeine Nede amtlich nicht mehr zu reagieren.
der Reichsaußenminiſter wird alſo weder im Reichstag, noch bei
als Bismareße gend einer anderen Gelegenheit auf die Senatsrede Muſſo=
nis
eingehen. Es iſt zu hoffen, daß Muſſolini die deutſche Geſte
ebührend zu würdigen weiß, und daß die ſich anſchließenden
iplomatiſchen Verhandlungen zwiſchen dem Auswärtigen Amt
nd dem wieder nach Berlin zurückgekehrten italieniſchen Bot=
hafter
, Graf Bosdari, wirklich zu einer weſentlichen Ent=
pannung
der Geſamtlage beitragen werden. In Rom
Ubſt hat Herr Muſſolini auch ſchon abgeblaſen und ſeine Preſſe
ahin informiert, weſentlich mildere Töne Deutſchland gegenüber
nzuſchlagen.
Dennoch gibt die zweite Rede Muſſolinis verſchiedentlich
Inlaß, ſich mit ihr etwas eingehender zu beſchäftigen. Er be=
kergrund
auptet u. a., daß die Boykottbewegung die Unterſtützung deut=
her
amtlicher Stellen gefunden habe. Reichsaußenminiſter
)r. Streſemann hat dieſe Unterſtützung in ſeiner Reichstagsrede
ereits energiſch zurückgewieſen. Herr Muſſolini will aber dahin
interrichtet worden ſein, daß an den Univerſitäten, den Poſtäm=
ern
, öffentlichen Stellen und auf den Eiſenbahnen Bayerns eine
ege antiitalieniſche Propaganda getrieben werde. Sofort ein=
eleitete
Unterſuchungen und Rückfragen in Bayern haben er=
eben
, daß davon abſolut keine Rede ſein könne. Weiter ſucht
er italieniſche Premier die Haltung der fasciſtiſchen Behörden
Südtirol damit zu rechtfertigen, daß auch Deutſchkand ſeine
ationalen Minderheiten ſchlecht behandele und jeden Unterricht
ihrer Sprache an den Volksſchulen verboten habe. Wenn
Euſſolini genau ſo gerecht gegen die Minderheiten verfahren
ſäre, wie die Reichsregierung, dann wäre es zu der bedauer=
chen
Spannung auf keinen Fall gekommen. Seine Entſchul=
igung
iſt jedenfalls überaus lahm. Wie ſchlecht vorbereitet ſeine
iſte Rede, bzw. zweite Rede war, geht zur Genüge daraus
ervor, daß er jetzt davon ſpricht, die deutſchen Touriſten, die
ach ſeiner erſten Rede zerlumpt im Lande herumpilgerten und
ſe italieniſchen Muſeen entweihten, trügen herriſche Mienen zur
chau und würfen nur ſo mit Geld um ſich. Es muß doch in
om ein ziemlicher Wirrwarr herrſchen, denn ſonſt wären Muſſo=
ni
derartige Schnitzer auf keinen Fall unterlaufen.
Am auffälligſten iſt aber ſeine Redewendung, daß es in Ita=
en
keine deutſche Minderheit gebe, und daß ſich Italien an
iner Debatte über dieſen Gegenſtand in keiner Verſammlung
nd in keinem Rat einlaſſen werde. Das iſt ein offenſicht=
ſcher
Vorſtoß gegen den Völkerbund. Italien iſt
un aber nicht der Völkerbund. Es wird ſich, wenn man in
enf zu irgend welchen Beſchlüſſen über die Minderheiten kom=
en
ſollte, ſchließlich doch zu fügen haben. Das aber mag der
olkerbundsrat mit Herrn Muſſolini ſelbſt ausmachen. Für uns
eht jedenfalls feſt, daß der Fascismus mit allen Mitteln an
er Entnationaliſierung der 230 000 deutſchen Südtiroler ar=
eitet
. Wie Herr Muſſolini dieſe Politik unterſtützt, zeigt er
idurch, daß er ſelbſt die Botſchaft des Königs igno=
lert
, der ſeinerzeit in ſeiner Thronrede eine weiteſtgehende
eruckſichtigung der kulturellen Wünſche der Südtiroler zuſagte.
uch die Botſchaft des Generals Pecori Gi=
aldi
, der im November 1918 Südtirol beſetzte und durch
(aueranſchläge das Gleiche wie der König verſprach, tritt
Cuſſolini mit Füßen, obwohl ihm noch in dieſen Tagen
ufälligerweiſe in franzöſiſchen Blättern vor Augen geführt
Erde, daß dieſe Erklärungen einen international verbindlichen
harakter hätten. Herr Muſſolini, der durch ſeine heftigen An=
Eife den Streit auf ein ganz anderes Gleis geſchoben hat, ſpricht
ſeiner zweiten Rede noch einmal von der Brennergrenze
no den Verhandlungen in Locarno. Er behauptet, daß die ita=
Enlſche Regierung niemals in irgend einer Weiſe und zu irgend
ner Zeit einen ergänzenden Pakt für die Sicherheit der Bren=
Ethkenze angeſtrebt hätte. Wahr ſei dagegen, daß die italieniſche
Eechterung jede poſitive Anregung in dieſer Angelegenheit vor
nd während der Konferenz von Locarno nicht nur nicht hervor=
Eh ſondern ſorgſam abgelehnt habe, da ſie der Ueberzeugung
Eweſen ſei, daß unter den gegenwärtigen Umſtänden die mora=
9e und materielle Kraft der Verträge des italieniſchen Volkes
le wirkſamſte Garantie für die Brennergrenze bildeten. Ent=
Eder iſt der italieniſche Miniſterpräſident nicht mehr ganz im
24Der Dder er fürchtet durch Darlegung des wahren Sachverhalts
iner Anhängerſchaft gegenüber in ein ſchiefes Licht zu kommen.
Igtig iſt vielmehr, daß die italieniſche Regie=
Uns wiederholt während der Verhandlungen
I Ldcarno durch Mittelsleute wegen der Ga=
tüiferung
der Brennergrenze an die Reichs=
tierung
herantrat, dann aber auf jede poſitive An=
SJang verzichtete, weil ſie feſtſtellen mußte, daß eine derartige
Ebung von Deutſchland glatt zurückgewieſen worden wäre.
Aülſolinis zweite Rede iſt alſo lediglich eine
rzugskanonade. Die Taktloſigkeiten ſeiner erſten
LSlührungen fehlen, dafür hat er allerdings auf den überheb=
Dea. Ton nicht verzichtet. Im ganzen kann ſie aber doch dahin
Suckent werden, daß Muſſolini unter dem Eindruck der Aus=
Nhagen des Reichsaußenminiſters, und nicht zuletzt angeſichts
Oehandlung, die ſeine erſte Rede in der ausländiſchen Preſſe
tcden hat, almählich wieder zur Vernunft zurückkehrt und
Pr Erkenntnis nicht verſchließt, daß eine freundſchaftliche Zu=

ſammenarbeit das Erſprießlichſte für beide Länder iſt. Er wird
allerdings nun auch durch Taten zu beweiſen haben, daß er ernſt=
lich
die Wiederherſtellung des alten Verhältniſſes anſtrebt. Von
Deutſchland aus ſollen ihm dabei keine Hinderniſſe in den Weg
gelegt werden. Das zeigen auch die Erklärungen des bayeriſchen
Miniſterpräſidenten Dr. Held italieniſchen Preſſevertretern ge=
genüber
. Zu bedauern wäre es allerdings, wenn Muſſolini
nicht die Kraft aufbringen ſollte, die Unterdrückung des Deutſch=
tums
zu beenden und die berechtigten Forderungen der Süd=
tiroler
Bevölkerung zu erfüllen.
Vorbildliche deutſche Minderheitenpolitik.
Zu dem Eindruck der zweiten Muſſolinirede in Berlin erfahren
wir noch
Muſſolini hat außer der Zurücknahme ſeiner Kriegs=
drohung
erklärt, daß ſeine erſte Rede zur Klärung der Lage not=
wendig
geweſen ſei, die ſich immer mehr getrübt habe. Daraus ſchließt
man in Berliner politiſchen Kreiſen, daß der italieniſche Miniſterpräſi=
dent
auch von ſich aus die Polemik beenden möchte. Wenn Muſſolini
beſtreitet, daß Italien eine Garantierung der Brennergreze angeſtrebt
habe, ſo ift darauf hinzuweiſen, daß er am 20. Mai vorigen Jahres in
ſeiner Rede zur Briand=Note vom 16. Mai wörtlich erklärt hat: Nicht
nur die Rheingrenze, ſondern auch die Brennergrenze muß garantiert
werden. Im Stenogramm iſt dieſer Satz dann dahin korrigiert wor=
den
: Man darf die Greze am Rhein nicht in der Weiſe garantieren,
daß die Grenze am Brenner ſchwächer wird. Dr. Streſemann hat in
ſeiner Rede von Anzegungen nach dieſer Richtung geſprochen, die aber
an die deutſche Regierung von einer Seite herangebracht worden ſeien.
die über die Intenſionen der italieniſchen Politik informiert ſein mußte.
Dieſe Anregungen ſind nicht einmal, ſondern mehrfach ergangen, von
der Reichsregierung aber ſofort abgelehnt worden, ſo daß ſie ſich nicht
genügend auswirken konnten, um poſitiv zur Verhandlung geſtellt zi
werden. Auf dieſe Differenzen ſcheint Muſſolini ſeine Ablehnung auf=
zubauen
. Wenn Muſſolini aus der Rede des Außenminiſters heraus=
geleſen
hat, daß Deutſchland damit verſprochen habe, ſeine Haltung gegen
die Minderheiten in ſeinem eigenen Lande zu ändern, ſo iſt das zum
mindeſten ein grober Irrtum. Die deutſche Minderheiten=
politik
hat auch bisher keine anderen Formen gehabt als die Ita=
liens
gegen Südtirol. Zum Beweiſe dafür darf darauf hingewieſen
werden, daß bei uns ſowohl für die däniſchen als auh für die polniſchen
Minderheiten Schulen beſtehen, in denen dieſe Sprache gelehrt wird.
In Flensburg gibt es eine öffentlich unterhaltene Volksſchule und eine
Realſchule mit däniſeher Lehrſprache. Außerdem iſt demnächſt ein Ueber=
einkommen
mit Dänemark zu erwarten, das auf beiden Seiten der
deutfch=däniſchen Grenze einen weiteren Ausbau des Minderheitenſchutzes
herbeiführt. In Schleſien gibt es 31 polniſche Volksfchulen. Im übri=
gen
ſind durch die Verorönung des preußiſchen Kultusminiſters vom
31. Dezember 1918 den Minderheiten generell weitgehende Unterrichts=
freiheiten
gewährt worden, von denen auch in der Praxis ſtark Gebrauch
gemacht worden iſt. Auch der wendiſchen Minderheit in Sachſen iſt das
Recht gegeben worden, eigene Schulen aufzumachen. In Volksſchulen
wird wendiſcher Zuſatzunterricht erteilt.
Aus all dem geht hervor, daß die Minderheitenfrage in
Deutſchland in einem Geiſte gehandhabt wird, von dem
Italien Südtirol gegenüber noch immer ſehr weit
entfernt iſt. Wenn Muſſolini ſchließlich erklärt, daß Italien ſich
einer Erörterung der Südtiroler Frage vor dem Völkerbund wider=
ſetzen
werde, ſo ift darauf hinzuweiſen, daß der Völkerbund ja nicht nur
allein aus Herrn Muſſolini beſteht.
Eine Unterredung mit Dr. Held über
Südtirol und Italien.
München, 11. Februar.
Miniſterpräſident Dr. Held hat dem Vertreter der Gazetta del Po=
polo
in Turin und der Gazetta del Popolo di Roma, de Benedetti,
eine Unterredung gewährt, in der er auf die Frage, aus welchen Grün=
den
er die Rede gegen Italien gehalten habe, feſtſtellte, daß er keine
Rede gegen Italien gehalten habe. Der Miniſterpräſident verwies auf
den Wortlaut ſeiner Ausführungen über Südtirol nach dem amtlichen
Stenogramm und erklärte hierzu, wie aus dem Zuſammenhang mit den
Reden der Abgeordneten hervorgehe, habe er von einer politiſchen Be=
freiung
Südtirols weder dem Wortlaut noch dem Sinne nach geſprochen
Er hätte, wie jeder, der ſeine Rede mit anhörte, aus derſelben ent=
nehmen
könnte, nur geſagt, daß den Deutſchen in Südtirol dieſelbe Frei=
heit
der Sprache, der Schule, des Religionsunterrichts gewährt werden
ſollte, wie ſie ſelbſt in Afrika Kolonialvölkern gewährt werden würde,
und wie ſie dem Naturreichte jedes Menſchen und Volkes entſpräche. Es
ſcheine allerdings, daß durch eine ungenaue Uebermittlung oder viel=
leicht
auch falſche Ueberſetzung Mißverſtändniſſe in der Auffaſſung über
ſeine Rede entſtanden ſeien. Es ſei ehm zurzeit nicht möglich, feſtzuſtellen,
ob die Fehler und Mißverſtändniſſe in der Uebermittlung der Rede in
München oder anderswo entſtanden ſeien. Er möchte deshalb auch vor=
läufig
keine weiteren Vermutungen über die Quelle der Mißverſtändniſſe
ausſprechen.
Auf die Frage des Korreſpondenten, warum die bayeriſche Regie=
rung
den Boykott Italiens geſtatte, antwortete der Miniſterpräſident:
Ich erkläre auf das beſtimmteſte, daß die bayeriſche Staatsregierung
mit den Boykottsbeſtrebungen gegen Italien nichts zu tun hat. Sie
hat ſie weder veranlaßt noch begünſtigt. Sie hat im Gegenteil wieder=
holt
, wo es möglich war, davor gewarnt, und in mäßigendem Sinne ſo=
wohl
auf gewiſſe Organiſationen wie auf die Preſſe einzuwirten ver=
ſucht
. In Deutſchland beſteht jedoch vollſtändige Verſammlungs=, Ver=
eins
= und Preſſefreiheit. Wir können deshalb weder Verſammlungen
noch Kundgebungen verbieten, die ſich mit den Leiden des Deutſchtums
in Südtirol beſchäftigen. Wir können auch nicht die Veröffentlichung
von Berichten und Beſchlüſſen aus ſolchen Verſammlungen unterſagen.
Im übrigen bin ich überzeugt, daß jede Art von Boykottbeſtrebungen
ſofort aufhören wird, wenn die italieniſche Regierung auch der deut=
ſchen
Bevölkerung in Südtirol die Freiheiten gewährt, die Italien für
ſeine nationalen Minderheiten in anderen Staaten verlangt und erhält.

Amerikaniſche Einſiellung gegen Italien.

New York, 11. Februar.
Die zweite Rede Muſſolinis ſtößt ſelbſt bei denjenigen Krei=
ſen
auf allerſchärfſte Kritik, die verſucht haben, für die erſte Rede
Entſchuldigungen zu finden. In der Preſſe wird allgemein be=
tont
, daß man von Streſemann nicht verlangen könne, noch weiter
zu gehen. Muſſolini liege es augenſcheinlich daran, den in Lo=
carno
geſchaffenen Geift wieder zu vernichten. Die Gegner des
Völkerbundes meinen ſpöttiſch, daß Muſſolinis Rede erneut be=
weiſe
, wie gut Amerika daran tue, Europa, dem ſcheinbar nur
wohl ſei, wenn immer neue Streitfälle geſchaffen würden, fern

zu bleiben.

Umſirittenes Land.
Beſuch in Südtirol.
Von
Siegfried Dverſchlag.
Sterzing, 10. Februar.
Bei den vielfach ſich widerſprechenden Nachrichten,
die über die Verhältniſſe in Südtirol letzthin in Deutſch=
land
verbreitet wurden, dürfte der nachſtehende Be=
richt
unſeres an Ort und Stelle entſandten Sonder=
berichterſtatters
für unſere Leſer von beſonderem In=
tereſſe
ſein.
Muſſolinis Kraftgebrüll hat in Südtirol Widerklang gefun=
den
. Die Fasciſten provozieren, und die italieniſchen Beamten,
die ſeit 1918 in Südtirol angeſiedelt worden ſind, behandeln den
deutſchen Reiſenden unliebenswürdiger denn je. Man vermutet
in jedem Deutſchen einen politiſchen Agitator oder Spitzel. Ja,
gibt es denn überhaupt noch deutſche Reiſende in Südtirol?
Gewiß, aber ihre Zahl iſt außerordentlich gering. Und die bis
in die letzten Tage in Meran, Bozen, Brixen Erholungsaufent=
halt
genommen hatten, ſind abgerückt oder im Aufbruch begriffen.
Still und verwaiſt ſind die vielen, vielen Hotels dieſes herrlichen
Landes, das ſeit vielen Jahrhunderten von reindeutſcher Be=
völkerung
bewohnt war. Es iſt die Stille nach dem Sturm,
denn die Saiſon 1925 war die Rekordſaiſon im Fremdenbeſuch.
Jetzt herrſcht hüben wie drüben Boykottſtimmung, d. h. auch
die italieniſchen Konſulate, die ſonſt ſtets ſo gern den unerhört
hohen Betrag von 19 Goldlire für ein Paßviſum einkaſſierten,
machen der Einreiſe Deutſcher Schwierigkeiten. In Innsbruck
z. B. kann der Deutſche kein Viſum mehr bekommen. Vom
Brenner ab ſtarrt Ort und Stadt in militäriſcher Beſetzung.
Südtirol hat bei 250 000 Einwohnern 15 000 Mann Militär.
Hinzu kommt die große Zahl der Fasciſten und Milizianten, ſo
daß auf etwa 10 Bewohner ein ſtaatlicher oder halbſtaatlicher
Waffenträger kommt. Leer die Hotels und Gaſtſtätten, ver=
waiſt
die Bahnhöfe (der Warenboykott iſt für jeden, der den
Brennerverkehr von früher kannte, bemerkbar!) , das ſind die
erſten Eindrücke, die ſich dem Beſucher Südtirols bieten.
Die Schweighofer=Straße ſuche ich und dort einen Bekannten.
Wia due bagagli heißt ſie jetzt. Nein, bitte nicht lachen!
So weit iſt der Italieniſierungsfimmel gegangen, daß er Eigen=
namen
in jedem Falle italieniſieren will. Alſo wird Schweig=
hofer
=Straße in Zwei=Koffer=Straße umgetauft und das dann
überſetzt. Der Graf von Sarnthein wird durch das von Muſſo=
lini
, Federzoni und Rocco gezeichnete Namensänderungsdekret
gezwungen, ſich Conte Sarentino zu nennen ., das ſind nur
einige Blütenleſen aus der Fülle der fasciſtiſchen Willkürakte.
Man mochte noch bis vor kurzem den Eindruck haben, daß der
Fascismus mit der Südtirol=Frage nicht verquickt werden dürfe;
es iſt aber doch ſo! Der Fascismus Italiens, der Bolſchewis=
mus
Rußlands, der Korfantysmus Polens . . . ſie haben alle
das gemeinſam, daß Gewalt, Egoismus, Selbſtberauſchung ſich
über Vernunft, gute Sitte und Völkerrecht ſetzen.
Völkerrechtswidrig iſt auch die Muſſoliniſche Verordnung
vom 10. Januar, nach welcher die Gewährung der Staatsbürger=
ſchaft
(die auf Grund der Option erfolgt iſt) allen denen ent=
zogen
werden kann, die ſich durch ihr politiſches Verhalten un=
würdig
erweiſen. Damit iſt brutaler Willkür Tor und Tür ge=
öffnet
, und damit iſt die Möglichkeit gegeben, Tauſende von
Südtirolern zu entnationaliſieren und ſie des Landes zu ver=
weiſen
, denn Muſſolinis Präfekten ſehen ſelbſtverſtändlich jedes
Eintreten für deutſche Sprache und Kultur als unwürdiges
politiſches Verhalten an. Muſſolini hat weiter verordnet, daß
ab 20. Januar allen Ausländern in den Grenzgebieten die Kon=
zeſſionen
zur Ausübung von Berufen (Gewerbe, Künſtler und
Handwerker) entzogen werden können, das heißt: freie Bahn
den Fasciſten. Südtirol iſt als Grenzland erklärt. Mithin ſind
alle Umbauten, Neubauten, Anlage von Gräben oder Entwäſſe=
rungsanlagen
, Bau von Scheunen uſw. von der Genehmigung
des Kriegsminiſters abhängig. Deutſche Verſammlungen ſind
verboten, die deutſchen Vereine aufgelöſt. Zufolge der Verord=
nung
, nach welcher dort, wo 15 italieniſche Kinder vorhanden
waren, eine italieniſche Schule errichtet werden kann, wurden
viele deutſche Schulen beſchlagnahmt und in italieniſche umge=
wandelt
. Die Zahl 15 aber iſt in mehreren Fällen offenſichtlich
durch Fälſchungen erreicht worden, denn in der Verordnung
an die Schulleiter (Brixen, 16. Dezember) heißt es: In die
Rubrik Mutterſprache haben Sie mit Bleiſtift und nicht
kopierendem Tintenſtift die Schüler jeder einzelnen Klaſſe ein=
zutragen
, welche vorwiegend italieniſch oder deutſch ſprechen.
Es wird alſo radiert und danach das gefälſchte Ergebnis zur
Propaganda benutzt, um zu zeigen, daß das Alto Adige‟
italieniſche Mehrheit hat. (Im abgetretenen Oberſchleſien hat
man es vor einem Vierteljahr juſt ebenſo gemacht!)
Die Tragik des Schulunterrichts iſt bekannt. Italieniſche
Lehrer und Lehrerinnen, die nicht deutſch verſtehen, ſind an
Stelle der entlaſſenen einheimiſchen Lehrkräfte getreten. Die
Kinder verſtehen die Lehrer und die Lehrer verſtehen die Kinder
nicht. So herrſcht denn zurzeit vielfach ein Tohuwabohu, das
zweierlei zur Folge hat: vollſtändiger Stillſtand der Schul=
bildung
der Kinder ergo Heranzüchtung eines Analphabeten=
tums
. Das aber mag gerade im Sinne der römiſchen Politik
ſein. Man will die Kultur des Südtiroler Deutſchtums ver=
nichten
! Hunderte von deutſchen Lehrkräften ſind bereits ent=
laſſen
und ſitzen, ſoweit ſie nicht irgendwo fern ihrer Heimat ein
Unterkommen fanden, brotlos auf der Straße. Zwar gibts ja
auch in Italien ein Penſionierungsgeſetz, aber erſt nach 20 Dienſtzeit. Und wie kümmerliche Penſionen dieſe wohl=
tätige
Mutter Italien zahlt, davon erhielt ich Beweis durch
einen vielbewährten Lehrer, der nach 30jähriger Dienſtzeit jetzt
entlaſſen worden iſt. Als Vater von zehn Kindern erhält er
160 Lire im Monat. Das ſind rund 27 Mark!
Deutſch iſt als Sprache vor Gericht nicht mehr zugelaſſen.
Italieniſch aber verſtehen die weitaus meiſten Tiroler nur
brockenweiſe, viele garnicht. Selbſt Gerichtsurteile werden nicht
ins Deutſche überſetzt .. der Verurteilte ſteht beim Urteils=
ſpruch
oft vor einem Rätſel, das ihm erſt klar wird, indem es

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Seite 2

hinter Mauern kommt oder in Freiheit. Nur Ortſchaften über
5000 Einwohner dürfen freigewählte Gemeindevertreter haben.
Das ſind die Städte Meran, Brixen, Bozen, Eppan und Kaltern.
Eine ſelbſtgewählte Verwaltung beſitzt heute nur noch Eppan.
Aber auch hiergegen zieht gerade in dieſen Tagen die fasciſtiſche
Preſſe mit Verleumdungen und Beſchimpfungen zu Felde. Die
deutſche Preſſe Südtirols iſt eingegangen. Nur Wochenblätter
erſcheinen noch. Die Fasciſten geben als deutſchſprachige Tages=
zeitung
den Alpenfreund heraus. Ihr Niveau gleicht der
oberſchleſiſchen Grenzzeitung Korfantyſcher Zeit. Maſſenweiſe
ſind Beamte der Eiſenbahn, Poſt, Verwaltung entlaſſen worden.
Selbſtverſtändlich penſionslos! Juſtizbeamte ſind nur Italiener.
Ein italieniſcher Unterſuchungsrichter hat eine deutſche Zeugin
vergewaltigt. Es war ja nur eine Deutſche alſo beſtand ſeine
Strafe in Verſetzung auf einen anderen, ihm wahrſcheinlich
ſympathiſcheren Poſten.
Das ſind Tatſachen, die mehr, als jede Propaganda es ver
möchte, von der Not der Südtiroler zeugen. Der Fremden=
boykott
wird auch das Fremdenverkehrsgewerbe ſehr ſchädigen.
Aber, ſo ſagte man mir, auch dieſer Ausfall wird von den deut=
ſchen
Südtirolern gern verſchmerzt werden aus Dankbarkeit für
die deutſche Hilfe, die ſie von ihren Stammesbrüdern jenſeits
des Brenners empfangen. Ich fragte einen der Führer des
Deutſchtums, wie er ſich denn die Zukunft denke, und ob er an
einen Erfolg des Verteidigungskampfes des Deutſchtums gegen
die fasciſtiſche Gewaltpolitik glaube. Seine Antwort: Für uns
Südtiroler wäre das Leben nicht lebenswert, wenn wir nicht
den unerſchütterlichen Glauben an ein Beſtehen und an Frei=
heit
des Tiroler Deutſchtums hätten! Wir ältere Generation
wiſſen ſehr wohl, daß wir den Tag der Freiheit nicht mehr er=
leben
ſerden. Aber unſere Kinder, die ſollen frei und deutſch
werden, und wenn wir darüber zugrunde gehen!
Es mag auf beiden Seiten in der Tiroler Frage mehr ge=
ſagt
worden ſein, als gut geweſen wäre. Eine Tonart aber
wie ſie iialieniſche Blätter angeſichts der deutſch=italieniſchen
Spannung und der Boykottbeſtrebungen anſchlagen, die gibt,
es in der deutſchen Preſſe doch nicht, und ſelbſt die Rote Fahne‟
und der Völkiſche Kurier ſind ſanft in ihrer Sprache im Ver=
hältnis
zu den Fasciſtenblättern. Aus den täglichen Anpöbe=
leien
des Deutſchtums hier nur ein Beiſpiel. Die Zeitung
Toverc ſchreibt:
Der deutſche Fremdenboykott reizt zum Lachen. Wir
ſahen ja während des Heiligen Jahres, welches Geſindel die
Deutſchen ſind, die unſer Land überſchwemmen. Unſere
Straßen wurden durch dieſe abſcheulichen Burſchen und
Strolche verunſtaltet. Volkshaufen, die mit dem Waſſer nie=
mals
in Berührung kamen, zogen herdenweiſe, Apfelſinen
lutſchend und ſchimmliges, altbackenes Brot kauend, durch
unſere Orte.: Wir können der deutſchen Propaganda für ihre
Boykottaufrufe zum Fernbleiben dieſer Viehherde im Inter=
eſſe
der Reinlichkeit und des Anftandes in unſerem Lande nur
Dank wiſſen.
1ieber 3600 Millionen Lire bezog Italien 1925 aus dem
Fremdenverkehr, davon das meiſte durch Deutſche. 3086 Mil=
lionen
Lire hat es 1925 für Heer und Flotte ausgegeben. 1928
wird das Bild anders ſein. Der Deutſche liebt Auslandsreiſen.
Es gibt genug Länder, die ſich über deutſche Gäſte freuen. Und
in denen es weniger Schmutz gibt (auch politiſchen) als in
Italien.

Prüfung von Perſonalbeſchwerden bei der Reichsbahn.
Berlin, 11. Februar.
Die Prüfung von Beſchwerden gegen das Verfahren einer
dir Hauptverwaltung der Deutſchen Reichsbahn nachgeordneten
Stelle bei der Behandlung von Perſonaleinzel=
fällen und die Sorge für eine Abhilfe bei Feſtſtellung von
Mißſtänden iſt, wie der Amtliche Preußiſche Preſſedienſt auf
Grund einer Antwort des preußiſchen Handelsminiſters auf eine
kleine Anfrage mitteilt, Sache der Hauptverwaltung der Deut=
ſchen
Reichsbahngeſellſchaft. Der Reichsregierung ſteht nach dem
Geſetz über die Deutſche Reichsbahn in Bezug auf die Behand=
lung
von Perſonaleinzelfällen weder ein Aufſichts= noch Aus=
kunftsrecht
zu.
Einigung über die Kurzarbeiterunterſtützung.
Berlin, 11. Februar.
Im Unterausſchuß des ſozialpolitiſchen Ausſchuſſes des
Reichstages kam eine Einigung aller Parteien dahin zuſtande,
daß vergeſchlagen werden ſoll, die Kurzarbeiterunterſtützung für
den 3., 4. und 5. Tag der Arbeitsruhe zu zahlen, die von der Re=
gierung
beabſichtigte Differenzierung zwiſchen Ledigen und Ver=
heirateten
fallen zu laſſen und die Frage zu prüfen, ob in den
Betrieben, wo die Kurzarbeit nach Tagen nicht zu berechnen iſt,
eine ſtundenweiſe Berechnung erfolgen kann, wobei die beſonde=
ren
Arbeitsverhältniſſe der Angeſtellten berückſichtigt werden
ſollen.

Kleines Haus. Donnerstag, den 11. Februar.
Gaſtſpiel Paul Wegener.

Ramper.
Schauſpiel von Max Mohr.
Grönland: Einöde des ewigen Eiſes, zerſchellter Segler,
Blockhütte. Seit drei Jahren warten Ramper, der Flieger, und
Ipling, ſein Maſchiniſt, auf Rettung aus der Einſamkeit. Ver=
geblich
. Ipling ſtirbt. Allein bleibt Ramper in der unendlichen
Einſamkeit zurück: zwanzig lange Jahre.
Varieté=Garderobe: die ſenſationelle Hauptnummer;
Chocolat und Zizi mit dem Menſchentier! In der Einſamkeit
Grönlands hat Ramper aufgehört, zu denken. Er iſt zum Ur=
menſchen
, zum Urtier zurückgekehrt. Artiſten halten ihn jetzt in
dunklem Käfig; nur abends zu der Vorſtellung wird er aus
ſeinem Schlafe geweckt und dem Publikum vorgeführt bis
der berühmte Arzt Barbazin ihn für ſeine Anſtalt kauft.
Inſtitut Barbazin: In einjähriger Behandlung iſt
Ramper wieder erwacht, aus dem Tier wieder zum Menſchen
geworden. Doch es ekelt ihn vor dem Schmutz und der Niedrig=
keit
des Menſchengeſchlechtes. Er ſehnt ſich nach der Reinheit
der Natur, nach der Einſamkeit des ewigen Schnees. Mit Norma,
des Arztes Frau, verläßt er das Inſtitut.
Rampers Dachſtube: Täglich wandert Ramper zum
Hafen, um die Schiffe nach dem Norden ausfahren zu ſehen.
Die Sehnſucht zieht ihn in die Ferne. Doch zu Hauſe wartet
Norma, der treue Kamerad, auf ihn. So bezwingt er ſich. Er
hat nicht mehr die Kraft, zu dem Urmenſchen zurückzukehren.
Er opfert ſeine Sehnſucht für Norma, die ſich für ihn ge=
opfert
hat.
Aus dem Gegenſatz zwiſchen Urmenſchentum und
Ziviliſation hätte ein grandioſes Drama erwachſen können,
Doch Max Mohr hat dieſes Drama nicht geſchrieben. Er deutet
den Kampf zwiſchen den beiden Elementen wohl an, aber er
führt ihn nicht durch. Er weicht dem Konflikt aus, indem er
Ramper am Schluſſe verzichten und nicht aus Liebe zu der Frau,
ſondern aus moraliſchen Erwägungen kapitulieren läßt.
Max Mohr hatte mit dem Luſtſpiel Improviſationen im
Juni einen von München ausgehenden, über viele Bühnen ſich
verbreitenden Erfolg. Als Arzt mag ihn das Thema des Men=
ſchentieres
beſonders gereizt haben. Iſt ihm auch ein ſtarkes
Drama nicht gelungen, ſo hat er doch ein wirkſames Theater=
ſtück
geſchaffen und zugleich eine glänzende Rolle für Wegener.

Freitag, den 12. Februar 1926

Vom Tage.
Wie wir hören, iſt die Schadenserſatzklage der Firma
Himmelsbachwegen angeblichen Boykotts, die ſich gegen
das Reich, Preußen, Bayern und Heſſen richtet, uunmehr auch in
Heſſen eingegangen, und zwar wird zunächſt, wenn wir recht
unterrichtet ſind, ein Teilbetrag in Höhe von 1 Million von dem 12 Mil=
lionen
betragenden Geſamtbetrag eingeklagt.
Der auſtraliſche Innenminiſter hat im Parlament erklärt, daß Deut=
ſche
unter den gleichen Bedingungen wie Angehörige anderer Nationen
von jetzt ab als Einwanderer in Auſtralien zugelaſſen
würden. Die Einwanderer müßten aber ein Vermögen von
40 Pfund Sterling beſitzen.
Nach einer Meldung der Voſſ. Ztg. bereiten die Sozialdemo=
kraten
Anträge vor, durch die der Kompromiß der Mittelparteien
zur Fürſtenabfindung verſchärft werden ſoll, indem beſtimmt werden
ſoll, daß zu dem Sondergericht keine Berufsrichter gehören dürfen und
auch bereits erledigte Prozefſe wieder aufgerollt werden können.
Im Auswärtigen Amt hat der Austauſch der Ratifika=
tionsurkunden
der am 12. Oktober 1925 in Moskau abgeſchloſſenen
Rechts= und Wirtſchaftsverträge zwiſchen Deutſch=
land
und der Union der Sowjetrepubliken ſtattgefunden.
Der franzöſiſche Miniſterrat ſoll beſchloſſen haben,
anſtelle von Leon Bourgois Briand zum dauernden Vertreter
Frankreichs im Völkerbund zu ernennen.
Die Vorbereitungen für den neuen Marokkofeldzug
werden auf beiden Seiten eifrig betrieben. Trotz anhaltend ſchlechten
Wetters haben die Riftruppen den Uorghafluß weſtlich von
Diobel=Moſſaud überſchritten.
Chamberlain erklärte im Unterhaus, daß nach der Rati=
fikation
des Vertrages von Locarno die Beſatzung am Rhein
bedeutend herabgemindert wird.
Chamberlain erklärte geſtern im Unterhaus, daß er zur
Frage der Ratsſitzvermehrung noch keine Stellung nehmen
könne. Man ſolle den Entſcheidungen des Rates oder Bundes nicht vor=
greifen
.
Als Nachfolger des ſchwer erkrankten ruſſiſchen Botſchafters
in London Kraſſin wird Admiral Behrends genannt, der ſich
nicht zur Kommuniſtiſchen Partei zählt, aber dort großes Anſehen ge=
nießt
, weil er ſich nach dem Umſturz der neuen Regierung zur Ver=
fügung
ſtellte.
Amtlich wird in London mitgeteilt, daß ſich der Staatsſekretär für
Auswärtiges mit den anderen Si gnatarmächten der Locarno=
verträge
in Verbindung ſetzte, um einen möglichſt baldigen Zeit=
punkt
für die Hinterlegung der Ratifikationsurkunden
beim Völkerbund herbeizuführen.
Muſſolini beſtimmte, daß die Legung des Grundſteins zum
Battiſti=Denkmal in Bozen am 12. Juli, dem Hinrichtungs=
tage
Battiſtis, erfolgen wird. Die geſamte Kammer wird nach Bozen
reiſen.
Der Präſident der türkiſchen Republik Kemal Paſcha beab=
ſichtigt
bald eine Rundreiſe durch verſchiedene euro=
päiſche
Hauptſtädte zu unternehmen, die ihn auch nach London
führe und einen offiziellen Charakter tragen werde.
In Damaskus wurde eine proviſoriſche Regierung
eingeſetzt, bis die Wahlen beendet ſind. General Andreae wurde der Titel
Militäriſcher Gouverneur von Damaskus verliehen und ihm überlaſſen
ſich ſeine Mitarbeiter frei zu wählen.
Wohnungsbaudenkſchrift des Arbeitsminiſteriums.
Berlin, 11. Februar.
Das Reichsarbeitsminiſterium teilt mit: In verſchiedenen
Zeitungen wird infolge einer Indiskreton eine Denkſchrift über
die Frage der Finanzierung des Wohnungsbaues erörtert, welche
im Reichsarbeitsminiſterium verfaßt worden iſt. Dieſe Denk=
ſchrift
ſoll der Reichsregierung und anderen maßgebenden Stellen
Veranlaſſung und Grundlage geben, die wirtſchaftlich wie ſozial
ſo überaus wichtigen Fragen zu erörtern, wie für den Woh=
nungsbau
die unerträglichen erſten Hypotheken
zu tragbaren Bedingungen beſchafft werden
können. Das Reichsarbeitsminiſterium war aus guten Grün=
den
genötigt, zunächſt die Frage der Auslandsanleihen
in den Vordergrund zu ſtellen. Andere gangbare Wege ſollten
hierdurch nicht ausgeſchloſſen werden. Die Verhandlungen über
die verſchiedenen Möglichkeiten ſind noch nicht abgeſchloſſen. Es
lag deshalb auch keine Veranlaſſung vor, irgendwelche Akten=
ſtücke
aus dieſem vorbereitenden Stadium der Oeffentlichkeit zu
übergeben.
Attentatsverſuche auf Primo de Rivera.
* Paris, 11. Febr. (Priv.=Tel.)
Nach einer Meldung des Journal ſind in Barcelona wäh=
rend
des Aufenthaltes des Generals Primo de Rivera verſchie=
dene
Attentatsverſuche auf den General unternommen worden.
Insgeſamt ſeien an verſchiedenen Stellen der Stadt, wo ſich de
Nivera jeweils aufhielt oder aufhalten wollte, ſieben Bomben
geplatzt. Man führt die Anſchläge auf gewerkſchaftliche und
kataloniſche Elemente zurück.

Wegener hatte wiederum große Momente. Erſchütternd
war der Zuſammenbruch, als er auf Grönland nach dem Tode
des Maſchiniſten der furchtbaren Einſamkeit ſich bewußt wurde.
Von bezwingendem Leben erfüllt war in dem letzten Aufzug der
Traum, in dem er ſich wiederum in die Stille und Reinheit
der Natur zurückverſetzt fühlte. Daß letzten Endes der Vater
tiefer aufwühlte und erſchütterte als der Ramper liegt an
dem Unterſchied zwiſchen Strindberg und Max Mohr!
Die Inſzenierung war geſtern mit mehr Sorgfalt und Ge=
ſchick
durchgeführt als bei dem erſten Gaſtſpiel. Neben Wegener
zeigte ſich Greta Schröder (Norma) als eine Schauſpielerin,
die geſchmackvolle Haltung mit ſchönen, warmen Tönen zu ver=
binden
weiß. Ihr ſchloſſen ſich Fritz Melchior als der Maſchi=
niſt
, Cläre Reichenau als Zizi Georg Brand als Chocolat,
und F. Domin als Barbazin an. Ueber alle aber ragte
Wegener, aus der Enge des Menſchengeſchlechtes in pracht=
voller
Einſamkeit nach den Sternen der Polarnacht greifend,
zum Schluſſe von begeiſterter Dankbarkeit unermüdlich gefeiert. 2

*Zur Aufführung der Zauberpoſſe
Lumpazivagabundus
am Samstag, den 13. Februar, im Großen Haus
des Heſſiſchen Landestheaters.
Geboren den 7. Dezember 1801 zu Wien, geſtorben den 25. Mai
1862 in Graz in dieſer Spanne Zeit, aus deren größerer
Hälfte es uns vormärzlich anweht, liegt das reiche Leben Johann
Nepomuk Neſtroys, des genialen öſterreichiſchen Poſſendichters
und Schauſpielers. Er war genial, und ſo ſehr ein ſparſamer
Gebrauch dieſes Adjektivs zu empfehlen iſt ihm gebührt es,
wenn auch die zünftige Literaturgeſchichte ihn froſtig zu erledigen
pflegt und ein bißchen von oben herab in dem Tone von ihm
ſpricht, den große Tragöden armen Poſſenreißern gegenüber an=
wenden
. Er war aber doch mehr, war weſentlicher als ſo
mancher in den gleichen Literaturgeſchichten reſpektvollſt gebuchte
Dichter, den Hochachtung vor Langeweile nicht retten kann. Denn
er, Neſtroy, war nicht feierlich, konnte es nicht ſein, er genierte‟
ſich wie ein geborener Oeſterreicher eben vor den großen Geſten
wenn ihm auch menſchlich ſicher oft ſehr feierlich zumute war
er ſcherzte es weg, dieſes Gefühl, das nicht in ſeine Welt, ſeine
heitere Welt paßte. Er war der Oeſterreicher ſchlechthin, mit
allen guten und ſchlimmen Eigenſchaften er war es mehr
als ſein großer Zeitgenoſſe Grillparzer und in einem ſeiner

Nummer 43

Der Unterſchied zwiſchen der deutſchnationaler
Steuerpolitik und der des Miniſters.

* Berlin, 11. Februar. (Eigener Berie
Im Reichstag begann heute nachmittag ½3 Uhr die große v.
tiſche Ausſprache über die geſtrige Erklärung des neuen Reichsf
miniſters. Als erſter Redner nahm Abgeordneter Hergt (Der
national) das Wort, um zunächſt einmal den neuen Reichsfinanzm
mit ſeinem Vorgänger zu vergleichen. Wenn Dr. Reinhold jetzt
ſchwenderiſch mit offenen Händen etwas aus ſeinem Füllhorn verte
ſo müſſe er bedenken, daß das Horn nur gefüllt worden ſei, dank
vorſichtigen Finanzpolitik des Herrn v. Schlieben. Zu dieſer vorſich
Pohitik ſtehe das Programm des neuen Miniſters in ſcharfem Gegenſatz.
fundamentale Unterſchied zwiſchen der deutſch
tionalen Steuerpolitik und der des Miniſter
aber der, daß die Deutſchnationalen den Steuerabbau ausgleichen m
len durch Droſſelung, der Ausgaben und Steigerung der Einnahn
während das Programm des neuen Finanzminiſters nichts davon
halte. Seine Durchführung würde die Wirkung haben, daß ein
ernde Unſicherheit im finanziellen Vevhältnis zwiſchen Reich un
dern eintrete. Wenn der Miniſter die vorhandenen Reſerven
nehmen will, um den Steuerabbau auszugleichen, ſo werde er
unbedingt die Wirtſchaft ſchwer ſchädigen, der ja dieſe Reichsmitt
Kredite gegeben worden ſeien.
Die Sozialdemofratie
für Kontrolle der Wirtſchaft durch den Staat.
Für die Sozialdemokratie, ſprach der ehemalig
miniſter Dr. Hilferding. Der Redner erkannte die einheit
politiſchen Linien in der Programmerklärung des Reichsfinanzmit
an. Das Finanzprogramm des Innenmimiſters ſei die ſtärkſte
an der Finanzgebarung ſeines Vorgängers. Der Redner begrüßt
angekündigte Herabſetzung der Umſatzſteuer. Eine Preisſenkung w
ihre Wirkung aber nur dann haben können, wenn eine entſpreche
Handelsvertragspolitik getrieben werde. Die angekündi
Milderung der Beſitzſteuern, vor allem der Vermö
ſteuer, billigt der Redner nicht. Schon jetzt iſt in Deutſch
der Beſitz nur mit 2 Milliarden belaſtet, während die Maſſenbelaſt
4,8 Milliarden beträgt. Die Frage des Finanzausgleichs ſei jetzt
größte deutſche Kernproblem. Notwendig ſei die Kontrolle
Wirtſchaft durch den Staat. Damit bekenne,
ſich auch zum deutſchen Einheitsſtaat.
Das Wirtſchaftsprogramm des Zentrums.
Es folgte der Wortführer der Zentrumspartei E=
ing
, der dem Programm des Miniſters im weſentlichen zuſtimmt
Dagegen ſprach ſich der Redner ziemlich energiſch gegen eine Herabſetzun
der Börſenumſatzſteuer aus, an deren Stelle er eine Senkung der Zucke
ſteuer vorſchlug, weil dieſe im Intereſſe des ganzen Volkes liege. Sei
Erſtaunen ſprach der Redner darüber aus, daß die Programmerklärun
des Miniſters beinahe den Anſchein erwecke, als ob durch die Steue
politik des Reiches über 200 Millionen für die Entente herausgewir
ſchaftet ſeien. Zuzuſtimmen ſei dem Miniſter in der Abſicht, den Lär
dern das Zuſchlagsrecht zur Einkommen= und Körperſchaftsſteuer wied
zu geben. Namentlich erſcheine beim Finanzminiſterium ſelb
ein nachhaltiger Abbau von Beamten und Stellen noch mör
lich, der auch die Finanzämter berühren könne. Da
Auswärtige Amt habe vor dem Kriege 20 Millione
Mark gekoſtet und koſte heute 53 Millionen Mar
Eine gute Außenpolitik hänge doch nicht allein von einer großen Anzal
Beamter ab. Eine erſchreckend große Zahl nehme im Etat der Volks
wirtſchaftsausſchuß ein, der mit Einſchluß der Länder 2½ Milliarde
jährlich erfordere. Er entwickelte dann das Wirtſchaftspro
gramm des Zentrums, das im weſentlichen aus folgenden dr
Forderungen beſteht: 1. Sicherung unſerer landwirtſchaftlichen Produ
tion, 2. Sicherung unſerer Ausfuhr durch Wirtſchaftsmaßnahmen
raſche Belebung des Wohnmgsmarktes.
Die Deutſche Volkspartei=
für
Wirtſchaftspolitik auf lange Sicht..
Als letzter Redner des Tages ſprach der Volkspartei
Dr. Cremer. Der Redner bezeichnete eine Wirtſchafts
politik auf lange Sicht als notwendig. Mit Erleichterung
für ein Jahr allein könne der Wirtſchaft nicht geholfen werden. D
Weltwirtſchaftskriſe werde noch lange andauern. Deshalb könne ma
auch für die deutſche Wirtſchaft, die noch mit Reparationslaſten vorb
laſtet ſei, nur mit ſtarken Vorbehalten in die Zukunft ſchauen. Wenn d
jetzt vorhandenen Staatsvorräte der Wirtſchaft für 1926 zugeführt we=
den
, würde man 1927 entweder die Ausgaben ſo reduzieren müſſen, da
die geringeren Einnahmen für den Staatsbedarf genügten, oder ma
werde neue Einnahmequellen, ſchaffen müſſen. Die Reduzierun
Ausgaben ſehr ſei fraglich. Nach Anſicht des Redners könnten gr
Einnahmen z. B. aus der Reichspoſt noch herausgeholt werden.
weiteren Verlauf ſeiner Ausführungen trat Dr. Cremer für die ſt
liche Gleichſetzung der Induſtriewerke, die ſich in öffentlicher Hand
finden, mit den Privatbetrieben ein. Bei dem fetzigen Verfahren
den manche Gemeinden ungerecht vor den anderen bevorzugt. Der 9
ner wandte ſich gegen eine zu ſtarke Herabſetzung der Umſatzſteue
dieſe Steuer bisher trotz ihrer volkswirtſchaftlichen Mängel, doch da
Rückgrat der Finanzverwaltung geweſen ſei. Stimme man der Hera=
ſetzung
der Umſatzſteuer zu, ſo müſſe man nachdrücklich fordern, daß 9
Steuerſenkung auch den Konſumenten zugute komme.
Dann wurde die Etatsdebatte auf Freitag mittag 1 Uhr vertag

ſechzig bekannten Stücke iſt das Weſentliche des Dramatiſche
dreimal ſtärker als in dreien des trockenen klaſſiſchen Dichters
Er begann am k. u. k. Hoftheater in Wien (der einzige Lrd
ſeiner gutbürgerlichen Eltern, wenigſtens ein k. u. k. Komo
diant!), und zwar als Saraſtro. Es gelang gut noch einig
Jahre ſang er ernſte Partien, nur der Figaro deutet auf ſein
zukünftige Bahn hin. Er ſchrieb auch einmal ein ſchauerliche
Trauerſpiel wenn wir ſeinem und dem Zeugnis einige
Zeitgenoſſen glauben dürfen , aber langſam drängte ihn da
Publikum in die Poſſe, wobei ihm eigene Neigung und ein grd
ßes Talent, zu karikieren, den Weg erleichterten. Er kannte da
Bedürfnis dieſes epikuräiſchen Publikums, deſſen gefüllter M‟
gen manchen Witz vertrug drum ſchrieb er ſich wie manche
Schauſpieler ſeinerzeit Rollen auf den Leib, Stücke um ſeile
Perſon herum hauptſächlich um ein ergiebiges Benefize
Sehnſucht jedes Wiener Komödianten, herauszuſchlagen.
Der Zettelträger Papp, ſein erſtes Stück, war kein Erfo=
Vielen ſeiner Poſſen erging es ſo, viele wurden ausgepfiffen
ihn rührte es nicht, er ſchrieb neue. Oft in vierundzwalz‟
Stunden, kaum leſerlich hingeworfen. Szenen von ſtärkſte
Witz, abgeſchmackter Ulk, miſerable dritte Akte, hingeluderte Le
poſitionen in drei Sätzen, die wie Blitze das ganze beleuchle‟
Situationen in vergeſſenen Poſſen, von denen Generationen 9e.
Schwank= und Luſtſpieldichtern lebten und heute noch lele
Fern von jedem Literatenehrgeiz ſchrieb er für das Theateh."
dem er gerade angeſtellt war. Hätte ihm einer geſagt, er
ein Dichter er hätte ihm ins Geſicht gelacht. In ſeiner laus
vergeſſenen Parodie Weder Lorbeerbaum, noch Bettelſi
läßt er den verkommenen Dichter leicht ſagen: Wollen
mich foppen? Oder halten Sie mich wirklich für ſo dumm! 2e
zum Lorbeerbaum verſteig ich mich nicht. Gffallen ſollen me.
Sachen, unterhalten, lachen ſolln d: Leut, und mir ſol
G’ſchicht a Geld tragen, daß ich auch lach’, das iſt der 9949
Zweck. G’ſpaßige Sachen ſchreiben und damit nach dem
beer trachten wollen, das iſt grad ſo, als wenn einer ein Zwe.ſe
genkrampus macht und gibt ſich für einen Rivalen von Lau.
aus! Ein Dichter? Das waren doch die Feierlichen,
Klaſſiſchen, die die Stück mit die nackten Füß ſchrieben!
wie der Herr Grillparzer aus Wien oder jener Hebbel, der iig‟‟
wo von Preußen kam und Judith und Holofernes, a.
Burg gebracht hatte. Und er ſchreibt auch ein Stück ül.
und Holofernes, die vernichtendſte Parodie, die, ſeit ſich Arſſt
phanes um Euripides bemühte, geſchrieben wurde. Mal."
ſie und darauf Hebbels Drama, und es iſt faſt unheimlich, 2
ſehen, wie er die leeren, ſchiefen, falſchen, verlogenen Sle..
kaum verändert, grauſam wiederbringt: ein wenig iſt der St.

[ ][  ][ ]

Nummer 43

Freitag, den 12. Februar 1926

Seite 3

* Die gegenwärtige Wirtſchaftskriſis.
Der Streit um die Pöſkerbundsratsſitze.
Von
Fabrikdirektor Friedrich May,

Zentrund
nspar
gen ein
u
zen Voles
Progranm

Am Deutſchlands Einfluß als
Völkerbundsratsmitglied.
Je näher der Zeitpunkt der Aufuahme Deutſchlands in den
Völkerbund heranrückt, deſto intenſiver wird die Arbeit jener
Kreiſe, die zwar nicht grundſätzlich gegen eine Aufnahme ſind,
die aber die Zuteilung eines Ratsſitzes an Deutſchland hinter=
treiben
, mindeſtens Deutſchlands Einfluß als Rats=
mitglied
ganz erheblich, ſchwächen wollen. Dieſe Quer=
treibereien
haben ſelbſtverſtändlich in Deutſchland peinlich=
ſtes
Befremden hervorgerufen. Auch in England iſt man anſchei=
nend
ganz und gar nicht damit einverſtanden, daß in den Rat eine
Reihe weiterer Mächte aufgenommen werden ſoll, ſo daß die Ge=
ſamtzahl
der Ratsmitglieder ſich unter Umſtänden auf 15 erhöhen
könnte. Der Daily Telegraph beſchäftigt ſich in einem längeren
Artikel, der ſehr wahrſcheinlich vom Foreign Office inſpiriert iſt,
mit dem Kampf um die Ratsſitze und macht auf die Verſchie=
bungen
aufmerkſam, die innerhalb des Rates eintreten müßten,
wenn den franzöſiſchen Wünſchen nachgegeben wird. Das Blatt
weiſt mit Recht darauf hin, daß Frankreich nach Hereinnahme
Belgiens, Polens, Braſiliens und Spaniens in den Rat die Füh=
rung
eines lateiniſchen Blockes übernehmen werde, der ſich nicht
allein gegen Deutſchland, ſondern auch gegen England richten
würde. Großbritannien, Deutſchland, Schweden und vielleicht
noch Belgien oder Japan würden dadurch in eine Art ſtändige
und hoffnungsloſe Minderheit verſetzt werden.
Es iſt nur zu verſtändlich, wenn die Engländer jetzt energiſch
Front gegen die franzöſiſchen Beſtrebungen machen. Dabei muß
aber doch darauf hingewieſen werden, daß die Engländer in der
Vergangenheit viel zu nachgiebig waren, ſo daß Frankreich jetzt
innerhalb des Völkerbundes eine außerordentlich ſtarke Poſition
inne hat. Herr Chamberlain wird es deshalb ſehr ſchwer haben,
die franzöſiſchen Bemühungen zum Scheitern zu bringen. Von bewußt. Großbritanniens Stellung im Rat würde erheblich ge=
Wichtigkeit iſt es aber auch, daß Deutſchland ſeinerzeit die Zu=
ſage
gemacht wurde, ihm einen Ratsſitz einzuräumen. Dieſe Zu=
ſage
baſierte auf einer Ratsſtärke von zehn Köpfen. Wenn jetzt
nach unſerem Eintritt der Rat eine Erweiterung auf 15 Köpfe
erfahren ſollte, ſo handelt es ſich dabei um eine Illoyalität
Deutſchland gegenüber. Es iſt doch ein Ding der Unmöglichkeit, haben, wie Belgien, Polen und die Tſchecho=Slowakei;
jemand einzuladen, einer Körperſchaft beizutreten und dieſe dann
nach dem Eintritt in ihrer Zuſammenſetzung ausſchlaggebend zu zu Frankreich neigten, alſo Spanien und Braſilien; Spanien
verändern. Damit wird ſelbſtverſtändlich der Tatbeſtand einer
Abänderung unterzogen, der bisher die Grundlage der Verhand=
lungen
bildete.
Wir müſſen jedenfalls dagegen auf das energiſchſte proteſtie=
ren
, daß der Verſuch gemacht werden ſoll, uns nach unſerem Ein=
tritt
in den Völkerbund zur Ohnmacht zu verurteilen und den
Völkerbund ſelbſt zu einem Werkzeug Frankreichs ausſchließlich
zu machen. Es iſt nicht anzunehmen, daß ſich die dem Bund an=
gehörenden
Großmächte einer ſolchen Illohalität Deutſchland
veſtimmte Zuſagen vor, daß die Londoner Regierung gegen dieſe
Beſtrebungen Front machen wird. Die bevorſtehende Beilegung
des Leutſch=italieniſchen Konfliktes läßt weiterhin hoffen, daß auch kerbundsrat in hoffnungsloſe Minderheit verſetzen würde.
die römiſche Regierung ſich nicht von Frankreich ins Schlepptau
wird nehmen laſſen.
Auch Belgien forderteinen Ratsſitz. Gemein=
ſame
belgiſch=franzöſiſche Front.
EP. Paris, 11. Februar.
In den Beſprechungen zwiſchen Briand und
Candervelde ſpielte vor allem die Tatſache eine Rolle, daß
Streſemann in ſeiner Note, wenn auch keine direkten Vorbehalte
ſeäußert, ſich doch auf frühere Memoranden bezogen habe, die
verartige Vorbehalte für die deutſche Mitarbeit in Genf enthiel=
en
. Ferner wurde auch die Frage der Erweiterung des Völker=
undsrates
, in dem gegenwärtig vier Mächte, nämlich Groß=
ſeſprochen
.
Wie Polen, Spanien und unter Umſtänden auch die Tſchecho= von Locarno als eine Notwendigkeit erſten Ranges anſieht, er=
Sltwakei, ſo fordert auch Belgien einen ſtändigen
Sitz. Angeſichts der Tatſache, daß der polniſche Anſpruch be=
eits
in angelſächſiſchen Kreiſen bekämpft werde, ſei es ſelbſtder=
tändlich
, wenn Briand und Vandervelde ſich ins Be=
erneren
Zulaſſung Belgiens zum Rat feſtzulegen, des durchaus ſchädigen können.

Quertreibereien.
Das franzöſiſche Intrigenſpiel./Bildung einer lateiniſch=
weſtſlawiſchen
Koglition./Bewegung gegen Oeutſchland
London, 11. Februar.
Ueber die Wirkung, die eine Verwirklichung der Beſtrebun=
gen
um Vermehrung der Zahl der ſtändigen Völkerbundsrats=
ſitze
haben müßte, ſchreibt heute der diplomatiſche Korreſpondent
des Daily Telegraph, Frankreich habe mit Unterſtützung
anderer Mächte die Führung einer Bewegung über=
nommen
, die dazu beſtimmt ſei, die Zahl der
ſtändigen Sitze im Völkerbundsrat durch Hin=
zuziehung
Spaniens, Polens und möglicher=
weiſe
Braſiliens zu erhöhen. Gelinge der Plan, die
Zahl der vermanenten Sitze nach dem Eintritt Deutſchlands von
5 auf 8 zu erhöhen, ſo würde zweifellos von den oben genann=
ten
Mächten ſofort vorgeſchlagen, auch die Zahl der nichtſtän=
digen
Völkerbundsratsmitglieder zu erhöhen und ſie von 10 auf
15 oder ſogar noch mehr, zu bringen. Dieſe Bewegung
habe das Ziel, Deutſchlands Anweſenheit im
Völkerbundsrat entgegenzutreten und durch
die Befeſtigung einer überwältigenden anti=
deutſchen
Mehrheit jeden Einfluß, den das
Deutſche Reich auf die Beſchlüſſe der Bundes
unter Umſtänden ausüben könnte, von Anfang
an zu verhüten. Die Folgen, die ein Gelingen des
franzöſiſchen Planes haben müßten, würden zweifellos weit über
die Neutraliſierung des deutſchen Einfluſſes hinausgehen. In
London ſei man ſich der daraus erwachſenden Gefahren völlig
ſchwächt und der urſprüngliche Zweck der ganzen Inſtitution
umgewandelt werden. Die Befürworter einer ſolchen Politik
ließen ſich in drei Kategorien einteilen:
a) Länder, die beſondere Militärverträge mit Frankreich
b) die lateiniſchen Staaten, die kulturell und gefühlsmäßig
könne heute infolge ſeiner Mitarbeit in Marokko praktiſch als ein
Verbündeter Frankreichs betrachtet werden;
c) ſolche Länder, die im Völkerbundsrat durch Botſchafter
und Miniſter vertreten werden. Unter dieſe Kategorie fallen im
Augenblick von den zehn Völkerbundsratsſitzen vier, nämlich die
der Vertreter Japans, Spaniens, Braſiliens und Uruguays.
Nach Meinung des Daily Telegraph betrachten alle dieſe
Länder, mit Ausnahme Japans, die europäiſche Fragen durch die
gegenüber ſchuldig machen werden. Aus England liegen bereits Pariſer Brille. Man könne vorausſehen, daß eine lateiniſch=
weſtſlawiſche
Koalition England und Schweden, vielleicht ſogar
auch Belgien und Japan, fortgeſetzt bei Abſtimmungen im Völ=
Die Bedeutung des franzöſiſchen Schrittes.
Auf die Frage, welche Bedeutung die von Frankreich erſehnte
Mehrheit im Rate haben könne, da alle wichtigen Entſcheidungen
einſtimmig erfolgen müſſen, gibt das Blatt folgende Antworten:
1. Es iſt für ein oder zwei Länder praktiſch ſehr ſchwer, für
die Dauer ſich den übrigen Ländern entgegenzuſtellen.
2. Fragen des Verfahrens werden durch Mehrheitsbeſchluß
entſchieden und haben oft mehr als augenblickliche Wirkung.
3. Die Erweiterung des Völkerbundsrats in dem angeſtreb=
ten
Sinne würde es möglich machen, das Einſtimmigkeitserfor=
dernis
abzuändern und in gewiſſen Fällen Mehrheitsbeſchlüſſe
von größter Wichtigkeit faſſen zu laſſen.
Die delikate Lage, in die England verſetzt worden iſt, da
Britannien, Frankreich Japan und Italien ſtändig vertreten ſind, man hier den baldigen Eintritt Deutſchlands in den Völkerbund
ſowohl um ſeiner ſelbſt willen, als auch als Teil des Vertrages
hellt am beſten aus den täglichen Beratungen britiſcher Kabi=
nettsmitglieder
, diplomatiſcher, juriſtiſcher und Völkerbundsſach=
verſtändiger
. Man betrachtet immerhin eine Verzögerung des
deutſchen Eintritts bis zur Septemberverſammlung für ein viel=
leicht
geringeres Uebel, als die Kapitulation gegenüber ſchlecht
lehmen ſetzten, um eine gemeinſame Politik zur Ver= beratenen Forderungen, oder gegenüber einem unangebrachten
eidigung der polniſchen Forderungen und der Tauſchhandel, die die Intereſſen Englands und des Völkerbun=

Vorſitzender der Darmſtädter Induſtriellen=Vereinigung.
Die gegenwärtige Wirtſchaftskriſis, die ſich in den letzten
Wochen immer kataſtrophaler geſtaltet hat und deren Verlauſ
und Ende noch keineswegs vorauszuſehen iſt, erfordert Maß=
nahmen
, die ſchnellſtens durchgeführt werden müſſen, wenn un=
ſere
Wirtſchaft nicht immer mehr auf der ſchiefen Ebene, auf der
ſie ſich befindet, dem Abgrund zuſteuern ſoll.
Auf die Entſtehungsgeſchichte dieſer Kriſes braucht an dieſer
Stelle nicht mehr eingegangen zu werden.
Die Schärfe der Kriſis kennzeichnet ſich am deutlichſten durch
die Entwicklung der Erwerbsloſenziffern der letzten Monate.
Sie betrugen im Reich am

15. Oktober 1925 * 298 000 1. November 1925 . 363 000 15. November 1925 473 000 30. November 1925 673 000 15. Dezember 1925 1057 000 31. Dezember 1925 1485 000 15. Januar 1926 . . . . . 1 700 000

Ferner laut amtlicher Statiſtik des Arbeitsamtes Darmſtadt:
i. d. Stadt Darmſtadt im Kreis Darmſtadt

15. Oktober 1925 363 1. November 1925 . A 448 15. November 1925 . 444 753 30. November 1925 . . 1030 1034 15. Dezember 1925 1207 1501 31. Dezember 1925 1585 2070 16. Januar 1926 . . 1689 2633 23. Januar 1926. 1892 2908

Dieſe Zahlen zeigen mit kraſſer Deutlichkeit den fortſchrei=
tenden
Niedergang unſerer Wirtſchaft, und letztere Zahlen, wie
ſtark wir auch hier in Darmſtadt hierunter zu leiden haben.
Wenn man nun Vorſchläge machen will, die eine Beſſerung
der Lage herbeiführen ſollen, ſo muß man zunächſt einmal klar
erkennen, welches die Haupturſachen unſeres Niederganges
waren. Dieſe ſind nämlich:
1. zu ſtarke Ausdehnung einzelner Produktionszweige in der
Kriegs= und Nachkriegszeit, die in keinem Verhältnis zu
der Abſatzmöglichkeit, hauptſächlich im Inland, und zu den
zur Verfügung ſtehenden Betriebsmitteln ſtanden;
2. zu hohe Geſtehungskoſten, namentlich infolge der rieſigen
Belaſtung an Reichs=, Staats= und Gemeindeſteuern, ſozia=
len
Laſten, Frachten, Zinſen uſw.;
3. der Mangel an günſtigen Handelsverträgen, die uns mit
unſeren ausländiſchen Konkurrenten auf eine gleiche Baſis
geſtellt hätten:
4. die verkehrte Währungspolitik, die uns die Kriſis erſt nach
Jahren der Stabiliſierung gebracht hat, ſtatt zu Beginn der
Stabiliſierung, ermöglicht durch Niederhaltung des Geld=
vorrats
durch Einzug der Rentenmark und durch Beſchrän=
kung
der Wechſelkredite.
Zu einer Beſſerung unſerer bedrängten Lage iſt notwendig,
diejenigen Betriebe, die über ihre Kapital= und Kreditdecke ſowie
ihre natürliche Abſatzmöglichkeit hinaus ausgedehnt worden ſind,
bzw, die infolge veralteter Betriebseinrichtungen, infolge zu
ſtarker Verſchuldung uſw. nicht mehr exiſtenzfähig ſind, einzu=
ſchränken
bzw. ſtillzulegen. Es iſt ferner erforderlich, durch An=
wendung
aller techniſchen und organiſatoriſchen Mittel die Er=
giebigkeit
der menſchlichen Arbeit möglichſt zu ſteigern, um die
Erzeugung zu verbeſſern, zu vermehren und zu verbilligen. Jeder
Einzelne, der am Erzeugungsprozeß beteiligt iſt, muß danach
ſtreben, ein Maximum zu leiſten.
Soweit angängig, muß insbeſondere in der Erzeugung für
den inneren Markt eine weitgehende Normaliſierung und Typi=
ſierung
angeſtrebt werden. Vorausſetzung iſt, daß der Verbrauch
ſich darauf einſtellt, Normaltypen zu verwenden.
Durch beſte Ausbildung der Beamten und Arbeiter muß
höchſte Qualität und billigſte Preisſtellung erzielt werden.
Die Rationaliſierung durch eine Konzentration in der In=
duſtrie
, die zum Ziele hat, die Erzeugung zu ſpezialiſieren, ſie
zu verbeſſern und zu verbilligen und die Abſatzvermehrung zu
vereinfachen, iſt zu fördern. Induſtriekartelle ſind unter der Vor=
ausſetzung
einer geſunden und verantwortlichen Kartelltätigkeit
mit dem Ziel, für Ordnung in Erzeugung und Abſatz zu ſorgen
und die Produktion zu fördern, unentbehrlich.
Die Notwendigkeit und Unentbehrlichkeit des Groß= und
Einzelhandels muß anerkannt werden.
Der legitime Handel wird am beſten dadurch gefördert, daß
die in der Kriegs= und Nachkriegszeit entſtandene unnatürliche
Ueberſetzung der Güterverteilung mit Handelsbetrieben aller Art
im Wege eines natürlichen Reinigungsprozeſſes beſeitigt wird.

½el, in dem Hebbel die Dinge und Menſchen ſah, weiter ge=
kummt
, und dieſer phraſengeſchwollene Holofernes und ſeine
Ktraftmeierei, die konſtruierte Hyſterie Judiths, werden die furcht=
daren
Gebilde, deren Kern freilich in Hebbel liegt und nicht
n der Bosheit Neſtroys.
Der ungeheure Erfolg des Lumpazivagabundus bei der
rſten Aufführung am 20. Februar 1834 ſoll Raimund, der darin
ine Verhöhnung ſeiner harmlos=idealiſtiſchen Zauberſchwänke
ah, ſo deprimiert haben, daß er eine Miturſache ſeines Selbſt=
nordes
geweſen ſein ſoll für uns, die wir das luſtige Stück
nit ſeinen unvergänglichen Handwerksburſchen Knieriem, Leim
ind Zwirn, trotz mancher beißender Witze, ebenfalls ſehr harm=
Ds empfinden, freilich ein unverſtändlicher Anlaß. Aber irgend=
Die hat Raimund doch zu Recht die Wandlung empfunden, die
Ner bom gemütvoll=gläubigen zum negativſten Skeptizismus ge=
jeben
iſt: Der Anfang vom Ende Oeſterreichs, die gellende
Sache in die musweiche Heiterkeit hinein, die Ahnung, die in
dem ſchönen Wiener Lied deutlich wird: s wird ſchöne =
derin
geben und wir werd’n nimmer leben! Könnte
lelite nicht Zu ebener Erde und im erſten Stock wie eine, wenn
Tuch ins Wieneriſch=Weiche landende Anklage gegen den Kapi=
alismus
gegeben werden? Könnte aus dem weiſen Unſinn
Saniel Stutzels, des philoſophiſchen Tandlers, nicht Klage und
Anklage der wirtſchaftlich Schlechtgeſtellten ausbrechen? Man
Sie Sternheim daraufhin und man weiß, wohin dieſer Un=
lan
geführt hat, wie er Sinn wurde, der Sinn unſerer Tage.
Mit den Jahren wurde er biſſiger, ſein Witz ätzte immer
leier, faſt nicht mehr zuträglich für die gemütvolle Herdenwärme
einer Zuhörer. Seine Neigung zur Zote dieſer triumphie=
enden
Verhöhnung des metaphyſiſchen Verhältniſſes der Leiber
Buchs, er mochte nicht mehr recht, es freute ihn nichts mehr.
Sen Tod aber fürchtete er über alles, weil er ihn immer igno=
terr
hatte , ſein Teſtament iſt ein Dokument grauenvollſter
Ansſt vor dem Nichtmehrſein, aber der Tod ignoriert ihn nicht.
ein letztes Stück, in dem er auftrat, hieß Umſonſt! ſein
Sttes Wort darin Umſonſt! Und ſo heißt es immer tief und
Touiſch in ſeinen Szenenbemerkungen am Ende der Komödien:
1e Liebenden vereinigen die Hände, der Jubel der Gäſte um=
lngt
ſie und wie der Vorhang fällt, ergießt ſich Licht auf ein
14 Uhitum geſtelltes Tableau. Wedekind, der mehrere Sätze
Leſchrieben hat, die von Neſtroy herrühren könnten (Karl Kraus
dar dies feſtgeſtellt), würde ſagen: So iſt das Leben. Neſtroy
aIi 2s heiter=reſigniert, ndaß die Leut lachen können und
ee Biktlichkeit, hinter allen ſeinen Späßen drohend, überfiel
2. Der ſich wehrte bis zuletzt, wohl erſt in der dreitägigen

Agonie ſeines Todes. Denn womit ſoll der Menſch ſeine Zeit
vertreiben, die Zeit, in der er ohne Sinn geſtellt iſt? Zähne=
fletſchen
oder Knirſchen, Zornſchnauben, Wutſchäumen ſoll wohl
Erleichterung gewähren, aber eigentliche Unterhaltung iſt es
doch keine, ſo ſagt Bumml, ein weiſer Diener, ſeinem törichten
Herrn, und die Komödie, in der es ſteht, heißt nicht umſonſt
Jacob Geis.
Zeitvertreib.
K. Ueberraſchungs=Hochzeiten. Die Ueberraſchungs=
Hochzeit wird die große Mode von 1926 werden. In den Krei=
ſen
der feinen engliſchen und franzöſiſchen Geſellſchaft verſchwei=
gen
ſchon jetzt die Bräute aufs ſorgfältigſte das Datum ihrer
Hochzeit vor ihren Freunden bis zur elften Stunde. Die Voll=
ziehung
der feierlichen Handlung wird erſt einen oder zwei
Tage vorher telephoniſch dem Bekanntenkreis mitgeteilt. Nicht
ſelten kommt es auch vor, daß das junge Paar erſt nach der
Verheiratung der Welt dieſes große Ereignis mitteilt, und es
iſt guter Stil, dies möglichſt ſpät zu tun. Man kann daher in
Geſellſchaften allerlei Ueberraſchungen erleben und plötzlich eine
Dame, die man als junges Mädchen kannte, als glücklich ver=
heiratete
Frau wiederfinden. Beſonders Witwen, die wieder
heiraten, beſorgen das in allergrößter Heimlichkeit. Gern wird
als Stunde der Trauung 9 Uhr vormittags angeſetzt, ſodaß nur
wenige intime Freunde das Opfer des frühen Aufſtehens brin=
gen
. Als Grund für dieſe Ueberraſchungs=Hochzeiten wird haupt=
ſächlich
angegeben, daß die jungen Leute die Hochzeitsgeſchenke
vermeiden wollen, die ja in vielen Fällen richtige Danger=
geſchenke
ſind. Leute mit gutem Geſchmack haben vor den
Hochzeitsgeſchenken, die größte Angſt, denn dieſe ſind faſt nie
nach ihrem Sinne, ſagte eine führende Dame der engliſchen
Geſellſchaft. Schecks ſind daher heute die beliebteſte Hochzeits=

ganze Reihe von Schecks an einer Schnur über dem Hochzeits=
küchen
aufgehängt, wo ſie gründlich bewundert und auf die Höhe
der Zahlen unterſucht wurden. Ein anderes Zeichen der Zeit
iſt, daß die jungen Mädchen trotz ihrer Bubiköpfe und männ=
lichen
Manieren viel ſcheuer gewarden ſind als früher und es
peinlich empfinden, wenn ihre Hochzeit in größter Oeffentlich=
keit
vor ſich geht.
C. K. Fiſchfang mit Kormoranen. An den Küſten und auf
den Inſeln von China und Japan leben Volksſtämme, die ſich
gerade wie bei uns ausſchließlich von Fiſchfang nähren.
So gibt es auf dem Perl=Fluß in China ganze Hausboot=Städte,
deren Einwohner ſelbſt beinahe zu Amphibien geworden ſind

und mehr auf dem Waſſer als auf dem Lande ſich aufhalten.
Die enge Verbindung mit der Natur und die ſcharfe Beobach=
tung
der Tierwelt hat nun dazu geführt, daß man die Waſſer=
vögel
in den Dienſt der Fiſcherei geſtellt hat. Am verbreitetſten
und intereſſanteſten iſt in China der Fiſchfang mit Kormoranen,
den E. Mann in der Leipziger Illuſtrierten Zeitung ſchildert.
Dieſe pelikanartigen, bronzefarbigen Vögel werden von den
Chineſen jung gefangen und für den Fiſchfang dreſſiert. Die
Kormorane pflanzen ſich in der Gefangenſchaft fort; nur wer=
den
die von ihnen gelegten Eier von Hennen ausgebrütet. Mit
den dreſſierten Tieren fährt der Chineſe auf ſeinem fünf bis
ſechs Meter langen, kaum einen Meter breiten Bambusfloß aufs
Meer. Das Floß wird mit Rudern ſo vorwärts bewegt, daß
ſeine Bewegungen dem Schwimmen der Fiſche ähneln, deren
Lebensgewohnheiten der chineſiſche Fiſcher aufs genaueſte ſtu=
diert
hat. Auf Befehl verlaſſen nun die Kormorane das Boot
und ſtürzen ſich mit ihren plumpen Körpern ins Meer, wo ſie
für kurze Zeit unſichtbar bleiben. Dann tauchen ſie mit der
errungenen Beute unweit des Bootes wieder auf. Natürlich
würden ſie ihren Fang verſchlingen, wenn ſie nicht ein dickes,
unter ihrem gefüllten Schnabelſack befeſtigtes Hanfſeil daran
hinderte. Die im Halſe befindlichen Aale, Seeſchlangen, Fiſche
uſw. werden ihnen abgenommen und zum Lohn für ihre Hilfe
bekommen ſie einige kleinere Fiſche. Unermüdlich ſind die Vögel
an der Arbeit und tauchen mit der größten Ausdauer immer
wieder ins Meer, bis der Bedarf des Fiſchers gedeckt iſt. Ihre
meergrünen Augen halten ſie auf das Boot geheftet und ſchießen
augenblicklich in die Fluten hernieder, wenn der Kommandoruf
ertönt. Oft kommt es dabei auch zu aufregenden Szenen; zwi=
ſchen
dem Kormoran und einem beſonders ſtarken Fiſch ent=
ſpinnt
ſich ein hartnäckiger Kampf, der manchmal nur dadurch
beendet wird, daß der Schiffer mit ſeinem Floß herbeieilt und
über Räuber und Beute ein Netz wirft. Der Fiſcher ſelbſt iſt
ebenfalls vielen Gefahren ausgeſetzt. Beſonders gefürchtet iſt
der Taifun, der Tauſende von Barken vernichtet; auch von
Haien und anderen Meeresungeheuern wird ſein Floß ſtets
bedroht. Aber trotz ſteter Gefahren und Entbehrungen hängt
der chineſiſche Fiſcher an ſeinem ſchweren Handwerk, bei dem ihn
der Kormoran ſo treu unterſtützt.
EP. Kleine Urſachen, große Wirkungen, oder: Einfluß des
europäiſchen Bubikopfes auf den chineſiſchen Arbeitsmarkt. Die
Mode des Bubikopfes in Europa und Amerika hat auf den chine=
ſiſchen
Arbeitsmarkt eine verheerende Wirkung
t: 18000
chineſiſche Arbeiter, die mit der Anfertigung von Sa
ze/ ihren
Lebensunterhalt verdienten, ſind arbeitslos geworden.

[ ][  ][ ]

Seite 4

Die Geſchäftstendenz Großer Umſatz Kleiner Nutzen muß
allmählich die preisverteuernde Wirkung beſeitigen. Auch beim
Handwert und anderen Wirtſchaftszweigen dürfen Abreden und
Bindungen die Preiſe nicht künſtlich hoch halten oder verteuern.
Dieſen Maßnahmen, die auf den Gebieten der Gütererzeu=
gung
und Güterverteilung zu treffen ſind, ſchließen ſich Forde=
rungen
auf dem Gebiet der allgemeinen Finanz= und Wirt=
ſchaftspolitik
an.
Von einer geſunden Finanzpolitik dürfen wir nicht nur
Sparſamkeit und unbedingte Aufrechterhaltung des Gleichge=
wichts
in den Haushalten verlangen, ſondern wir müſſen for=
dern
, daß die öffentlichen Ausgaben von Reich
Ländern und Gemeinden nicht das Maß über
ſchreiten, das die Wirtſchaft an Höchſtbelaſtun=
gen
tragen kann. Wir haben in den Jahren 1924 und
1925 zur Genüge geſpürt, welche Steuerbeträge uns über unſer
Können abgezapft worden ſind, und die wir zum größten Teil
aus der Subſtanz nehmen mußten. Deshalb muß dafür geſorgt
werden, daß die Geſamtausgaben von Reich, Ländern und Ge=
meinden
mindeſtens um 20 Prozent gegenüber den Iſtausgaben
von 1924 gekürzt werden.
Die Steuerreform 1925 genügte keineswegs. Die Zahl der
Steuerbeamten iſt enorm und verzehrt einen großen Teil der
Steuereingänge, deshalb muß das Steuerſyſtem weſentlich ver=
einfacht
werden.
Wie wenig ſeitens der Beteiligten in obiger Forderung ge=
tan
, erhellt am beſten durch folgendes Beiſpiel: Die Stadt Darm
ſtadt hat in 1925 ein Defizit von über 800 000 RMk. und will
500 000 RMk. hiervon durch Erhöhung der Grundſteuer, und
zwar im Wege ſofortiger Erhebung, decken.
Außerdem iſt für 1926 mit einem Defizit in Höhe von
1600 000 RMk. zu rechnen, das in der Hauptſache durch Aende=
rung
der Sonderſteuer und der Einkommenſteuer entſtehen ſoll.
Da nun auch dieſes Defizit durch Steuern gedeckt werden ſoll,
erkennt man klar, daß unſere Stadtverwaltung noch wenig un=
ſere
Lage kennt und unſeren Forderungen wenig Rechnung trägt.
Da es aber ſo nicht weiter gehen kann, müſſen wir Alle geſchloſ=
ſen
Front gegen jede Steuererhöhung machen und unbedingt
auf Abbau der Steuern beſtehen bleiben. Wenn wir bei den
zurzeit ſchwebenden Verhandlungen nicht weiterkommen, müſſen
wir andere Mittel und Wege ſuchen, um zu unſerem Ziele zu
kommen.
Was nun die Tarifgeſtaltung der Eiſenbahn und Poſt be=
trifft
, ſo ſteht die Höhe dieſer Tarife in einem erſchreckenden
Mißverhältnis zu dem tatſächlichen Teuerungsindex. Der Ab=
bau
der Tarife muß ernſtlich betrieben werden, und es iſt un=
verſtändlich
, daß die beabſichtigte Aenderung der Einklaſſierung
der Güter, wodurch für unſere Fertigwaren durch Verſetzung
in die Tarifklaſſe B eine ca. 15prozentige Ermäßigung der Frach=
ten
eingetreten wäre, wieder zurückgezogen worden bzw. nicht
durchgeführt worden iſt. Obgleich für unſere Exportgüter Aus=
nahme
=Seehäfen=Tarife beſtehen, betragen dieſelben noch ca. das
2½fache vom Frieden. Es muß mit allem Nachdruck verlangt
werden, daß den Erforderniſſen einer konkurrenzfähigen Aus=
fuhr
ſowohl über die naſſe als auch über die trockene‟ Grenze
mehr als bisher Rechnung getragen wird und demgemäß eine
dem Beiſpiel des Auslandes und ſeiner günſtigen Verkehrs=
beziehungen
zum Meer angepaßte Verbilligung der Frachten für
Ausfuhrwaren vorgenommen wird.
Auch die Tarife und Gebühren beim Telegraphen= und Fern=
ſprechweſen
ſind zu hoch, und es muß gefordert werden, daß die
Vorkriegsſätze unter Berückſichtigung der allgemeinen Teuerung
nicht überſchritten werden.
Es iſt noch ein ſehr wichtiges Kapitel zu berühren, und zwar
das der ſozialen Abgaben. Niemand in der Wirtſchaft wird ſich
gegen die Aufrechterhaltung der ſozialen Fürſorge im allge=
meinen
wenden wollen; wir alle freuen uns, daß wir in der
Lage waren, in den vergangenen Jahrzehnten in der Sozial=
geſetzgebung
an der Spitze ſämtlicher Nationen zu marſchieren;
aber jetzt, wo unſere Wirtſchaft in ſchwerſte Bedrängnis geraten

Freitag, den 12. Februar 1926
iſt, iſt es nicht angängig, unſere Wirtſchaft mit immer höheren
ſozialen Laſten zu belegen.
Dieſe Ausgaben müſſen ſich der tatſächlichen Leiſtungsfähie
keit anpaſſen. Es iſt notwendig, daß die Belaſtungen in regel=
mäßigen
Zeitabſchnitten von Amts wegen überprüft und der
jeweiligen Wirtſchaftslage angepaßt werden. Dem iſt aber nicht
ſo, was aus folgenden wenigen Ziffern zu entnehmen iſt:
1692 Millionen,
die ſozialen Laſten betrugen 1924
192
mit Staatszuſchüſſen
1925 betrugen ſie
2211
2699
mit Staatszuſchüſſen
Kürzlich haben die Unterſtützungsſätze noch eine weitere Er
höhung erfahren, wodurch eine Ausgabe von 2779 Millionen
erreicht wird. Im Jahre 1913 betrug bei 18 Millionen Arbeit=
nehmern
die Belaſtung an ſozialen Laſten 68 Mk. pro Kopf, im
Jahre 1925 150 Mk.: wie man ſieht, eine enorm höhere Be=
laſtung
. Unſere Belaſtung für die Erwerbsloſenfürforge betrug
noch vor kurzer Zeit ¾ Prozent, mittlerweile iſt dieſe auf
3 Prozeut erhöht worden.
Es iſt nicht angängig, daß die Laſten infolge Anwachſens der
Erwerbsloſigkeit immer in der Hauptſache der Wirtſchaft auf=
gebürdet
werden. Hier muß gefordert werden, daß über eine
beſtimmte Belaſtung hinaus die Allgemeinheit
herangezogen wird.
Die Forderung des Reichsverbandes der Deutſchen Indu=
ſtrie
geht zurzeit dahin, daß der Satz von 3 auf 2 Prozent er=
mäßigt
wird und dieſer Satz nicht überſchritten werden darf.
Zur Frage des Lohnes und der Arbeitszeit muß der Grund=
ſatz
zur Geltung kommen, daß der Lohn ſich nach der Leiſtungs=
fähigkeit
und der Produktivität der Arbeit zu richten hat. Tarif=
verträge
müſſen den beſonderen Verhältniſſen und auch dem
Leiſtungsprinzip angepaßt werden. Eine zwangsweiſe Beſtim=
mung
der Löhne durch den Staat widerſpricht den natürlichen
Erforderniſſen einer geſunden Wirtſchaftsführung. Mithin muß
der Tarifzwang auf dem Gebiete des Arbeitsvertrages be=
ſeitigt
werden. Ebenſo darf die Anwendung des Achtſtunden=
tages
nicht ſchematiſch ſein, und jede ſchematiſche Rege=
lung
der Arbeitszeit muß abgelehnt werden. Die Rege=
lung
der Arbeitszeit ſoll man im Einvernehmen mit der Beleg=
ſchaft
den Betrieben überlaſſen.
Auch auf dem Gebiete des Bank= und Kreditweſens ſind
Reformen nötig. Infolge der Inflation und der folgenden
Stabiliſierung unſerer Währung ſind die meiſten Betriebe ihrer
flüſſigen Mittel beraubt worden und waren infolgedeſſen genö=
tigt
, erhöhte Bankkredite in Anſpruch zu nehmen. Der Vergleich
der jetzigen Zinſenkonten mit denjenigen aus den Jahren 1913/14
zeigt, in welch erſchreckendem Maße der Unkoſtenetat der Wirt=
ſchaft
allein in dieſer Hinſicht geſtiegen iſt. Die Politik einer
plaumäßigen Einſchränkung der Kredite durch die Reichsban
aus Gründen der Währungspolitik muß grundſätzlich gebilligt
werden. Sobald aber der Kapitalmarkt es zuläßt, muß zur
freien Regelung der Kreditwirtſchaft durch den Reichsbankdiskont
übergegangen werden.
Die Kreditlockerung bei der Reichsbank ſowie die Ermäßi=
gung
des Reichsbankdiskonts iſt zu begrüßen, weil dieſe Maß=
nahme
ohne Zweifel eine Verbilligung der Gütererzeugung und
verteilung fördert. Die Sollzinſen aller öffentlichen und kom=
munalen
Anſtalten ſollten im Aufſichtswege und im Benehmen
mit der Reichsbank geregelt werden. Die beſtimmungswidrige
Ausdehnung der bankmäßigen Tätigkeit der Sparkaſſen muß
aufhören. Zu erſtreben iſt ferner die Ermäßigung der Zinſen
für die Kredite der öffentlichen und privaten Verſicherungs=
unternehmen
.
Es iſt bekannt, daß die Großbetriebe ſchon bedeutende Kre=
dite
vom Ausland, beſonders don Amerika, bekommen haben=
für
die mittleren und kkeineren Induſtriebetriebe iſt auf diefem
Wege direkt nichts zu erhalten. Es wirft ſich deshalb die Frage
auf, ob nicht auch ein Weg geſucht werden muß, daß dieſen Be=
trieben
, die für produktive Zwecke dringend Gelder benötigen,
ebenfalls billige Auslandskredite beſchafft werden. Sachſen hat

Nummer 43

dieſem Uebel durch Errichtung einer Landespfandbriefbank ab=
geholfen
. Eine Serie der Pfandbriefe mit 10 Millionen iſt von
dem ſächſiſchen Staat übernommen worden, und die zweite Serie
mit 5 Millionen Dollars iſt in Amerika untergebracht worden.
Ferner iſt eine neue Bank für den induſtriellen Mittelſtand.
die German Credit and Jnveſtment Corporation, ein Verdienſt
der Firmen Dillon Read u. Co., der Diskontogeſellſchaft und
Mendelſohn, gegründet worden, die es ſich zur Aufgabe gemacht=
hat
, den Klein= und Mittelbetrieben Kredite zur Verfügung zu
ſtellen. Die Anträge ſind über die Deutſche Kreditſicherungs=
aktiengeſellſchaft
zu leiten.
Es wäre eine dankenswerte Aufgabe des Heſſiſchen Handels=
kammertags
, wenn er einen Weg finden könnte, auf dem der
heſſiſchen Klein= und Mittelinduſtrie billige Kredite für produk=
tive
Zwecke zugeführt werden könnten.
Auch das neue Problem der Export=Kreditverſicherung, gegen
das heute noch große Bedenken erhoben werden, muß ſeiner bal=
digen
Klärung entgegengeführt werden.
Zur Hebung der Wirtſchaft im allgemeinen und unſerer
Ausfuhr im beſonderen muß das Ziel der deutſchen Handels=
politik
der Abbau der internationalen Zollmauern insbeſondere
im europäiſchen Wirtſchaftsgebiet ſein. Um dieſes Ziel zu er=
reichen
, müſſen Handelsverträge nicht nur auf der Grundlage
der allgemeinen Meiſtbegünſtigung, ſondern auch mit gegen=
ſeitiger
Tarifermäßigung angeſtrebt werden. Die Ausfuhrförde=
rung
muß mehr wie ſeither betrieben werden; insbeſondere ſollte
die Regierung den Kredit und das Kreditriſiko für den deutſchen
Exporteur erleichtern.
Es iſt zu hoffen und zu wünſchen, daß alle beteiligten Kreiſe
tatkräftigſt mithelfen, die mißliche Lage der deutſchen Wirtſchaft
zu verbeſſern. Nur dann wird die deutſche Wirtſchaft und hier=
mit
auch das deutſche Volk wieder einer beſſeren Zukunft ent=
gegengehen
.

Geßler über die Reichswehr.
Berlin, 11. Februar.
Der Haushaltsausſchuß des Reichstages ſetzte heute die all=
gemeine
Ausſprache über den Etat des Reichswehrminiſteriums
fort. Reichswehrminiſter Dr. Geßler verwies gegenüber kom=
muniſtiſchen
Angriffen darauf, daß in die Reichswehr ſelbſtver=
ſtändlich
nicht Leute aufgenommen werden könnten, für die der
zu leiſtende Eid nicht gelte und die nur einträten, um den Eid
zu verletzen und den Staat zu ſtürzen. Der Miniſter fuhr fort:
Wir müſſen auch die Sicherheit haben, und deshalb iſt amt=
liche
Auskunft erforderlich, daß es ſich um zuverläſſige und ehr=
liche
Leute handelt. Die Reichswehr iſt keine Verſorgungs=
anſtalt
. Wir dürfen nicht Leute hineinnehmen, die der Krimi=
nalität
ſchon verſallen ſind. Meldungen von Nachtübunger
und anderen Sachen ſind zum größten Teil abſoluter Klatſe
Der Miniſter bezeichnete die Redereien von Meutereien in d
Reichswehr als reinen Schwindel. Auf die politiſchen Aufgaben
der vaterländiſchen Verbände wolle er ſich in keiner Weiſe ein=
laſſen
. Er habe den Verbänden nur eine militäriſche Bedeutung
abgeſprochen. Die Ausbildung der Reichswehr ſei eine gan
andere geworden. Einen Kampfwert hätten dieſe Verbände des
halb nicht mehr. Die Verbände hätten zwar Aufgaben auf poli
tiſchem Gebiet, und er freue ſich, wenn der Gedanke der Wehr=
haftigkeit
dort von ihnen vertreten werde. Aber ſowohl di
vaterländiſchen Verbände, wie auch das Reichsbanner ſeien
Parteiverbände und trügen dadurch eine Unruhe in die Bevöl
kerung. Die Reichswehr ſollte nicht in dieſe Unruhe hinein
gezogen werden. Sie könne ihre Aufgaben nur erfüllen, went
ihre Bedeutung als Inſtrument zur Erhaltung des Staafes
von keiner Seite angefochten werde. Ein kommumiſtiſchel
Antkag, das Gehalt des Reichswehrminiſters zu ſtreichen, wurd
abgelehnt.

Bekanntmachung.
Ueber den Nachlaß der Marie Golich
in Darmſtadt iſt heute, am 8. Februar
1926, nachmittags 5 Uhr 40 Minuten,
das Konkursverfahren eröffnet worden.
Der Rechtsanwalt Dr. Maurer in
Darmſtadt iſt zum Konkursverwalter er=
nannt
. Offener Arreſt mit Anzeigefriſt
und Forderungsanmeldefriſt ſind bis zum
15. März 1926 beſtimmt, erſte Gläubiger=
verſammlung
auf den gleichen Tag vor=
mittags
9 Uhr vor dem unterzeichneten
Gericht, Zimmer 226, und allgemeiner
Prüfungstermin auf Montas, den
12. April 1926, vormittags 9 Uhr,
daſelbſt.
Darmſtadt, den 8. Febr. 1926.
iſches Amtsgericht

Freitag, den 19. Februar 1926,
vorm. 9 Uhr, wird in Arheilgen,
Wirtſchaft von Georg Erzgräber IV.,
aus Diſtrikt II, Birken 16, nachſtehendes
Holz verſteigert:
Nutzholz: Stämme, im: Eiche
TV., 12,75 V., 4,55 VI.; Kiefern 1,22 II.;
Fichte 7,54 Ib: Derbſtangen, im
Fichte 2944 I., 4,65 II.; Nutzſcheiter,
rm: Eiche II. 57,1 (rund), 15,2 ( geſpal=
ten
); Hainbuche 1,8 II.
Brennholz: Scheiter, rm: 27
Buche, 84 Eiche, 2 Birke, 1 Kiefer
Knüppel, rm: 270 Buche, 13 Hainbuche,
130 Eiche, 5 Birke; Reiſig: 5510 Buchen=
wellen
; Stöcke, um: 209 Buche, 67 Eiche.
Dag zur Verſteigerung kommende
Eichenſtammholz iſt durch weiße Farbe
kenntlich gemacht. Blau unterſtrichene
Nummern kommen nicht zum Ausgebot.
Es wird gebeten, das Holz vor der Ver=
ſteigerung
einzuſehen. Auskunft durch
Herrn Förſter Klipſtein, Forſthaus
Bayerseich, Poſt Egelsbach (Telephon
Langen 113).
Darmſtadt, den 10. Febr. 1926.
Heſſ. Forſtamt Kranichſtein.

A

empfehlen wir unsere, aus nur guten und
strapazierfähigen Stoffen, in eigener Klei-
derfabrik
hergestellten Anzüge. Solche
haben guten Sitz und äußerst niedrig
gehaltene Preise.

Hauptpreislagen:
Ta
A

Oberhemden / Kragen
Krawatten

(Nutzholz.)
Mittwoch, 17. ds. Mts., vor
vorm. 1/10 Uhr ab, werden in de
Turnhalle am Woogsplatz hier aus
den ſtädtiſchen Förſtereien Beſſun
ger Tanne (Abtlg. 18, 19, 24a Abtrieb
Bürgertanne (Abtlg. 22 und 30 Ab
trieb) u. Beſſunger Laubwald. (Hin
ter den Erlen 10a) verſteigert:
1 Kiefer I. Kl. 1,70 fm, 7 II. 7,7
fm, 20 III. 15,62 tm, 53 IV. 24,26 fm
239 V. 82,22 fm (I.TV. Kl. in Beſſunge
Tanne, V. Kl. in Beſſunger= u. Bürger
tanne).
63 rm Kiefernutzſcheit, rund (Bür
gertanne, Abtlg. 22 und 30).
137 Fichte Va Kl. 89,21 fm, 157
Kl. 55,17 fm (Beſſunger Laubwald 102)
Darmſtadt, den 11. Febr. 1926. (st223
Städt. Güterverwaltung.

Holzverſteigerung.
Dienstag, den 16. Februar 1926
nachmittags 2 Uhr beginnend, wirt
im Saale von Leonhard Trautman!
dahier nachſtehendes Nutzholz öffentlig
meiſtbietend verſteigert:
63 rm Kiefern=Nutzſcheiter

20 Stroben=Nutzſcheiter 8 Kiefern=Nutzknüppel 36 Stroben=Nutzknüppel 1 Stüd Kiefern=Stamm 2. Klaſſe 46 =Stämme 3. 62 4. 44 5. * Stroben=Stamm 2. 2 =Stämme 3.

6
35
6
2
64
5
88
25

Lärchen=
Fichten=
Lärchen=Derbſtg.
Fichten=

Affolterbach, den 10. Febr. 1926.
Heſſiſche Bürgermeiſterei Affolterbach.
(220=
Bickel.

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[ ][  ][ ]

Lumpazivagabundus! Der Leitung der Bühnengenoſſenſchaft iſt
gelungen, zu der Wohltätigkeitsvorſtellung Lumpazivagabun=
us
am Samstag, den 13. Februar, die allein echte Originaltruppe

in, 11.
e he
1II

16. 5

Chokolat=Kittys, welche ſich nach einer Reihe unerhörter Triumphe
uf einer Erholungskeiſe in ihre ferne ſüdliche Heimat befindet, zu
nem einmaligen Gaſtſpiel an dieſem Abend zu bewegen. Im
jegenſatz zu dieſen prachtvollen, rhythmiſch gebändigten und in choreo=
=aphiſche Form gegoſſenen Eruptionen einer heißkochenden ſüdlichen
olksſeele wird aber auch dem Freund ernſt und tiefempfundener nordi=
her
Muſik etwas geradezu Senſationelles geboten. Das lang ver=
hollen
gebliebene Opus 62 des berühmten Tondichſters Romberg,
phänomenale, alles Zeitgenöſſiſche weit überſtrahlende (=Dur= Sym=
zonie
kommt zur einmaligen Aufführung! Für dieſes epochale
ferk, deſſen unerhört ſchwierige Geſtaltung eine Reihe neueſter, in
7uſikerkreiſen noch faſt unbekannten Inſtrumente erfordert, iſt es der
germidlichen Tätigkeit des Herrn Generalintentdanten Legal, der
e Symphonie einſtudiert und dirigiert, gelungen, faſt ſämtliche in
uroda und Amerika zur Zeit auffindbaren Wunderkinder zu
nem Orcheſter von ſtrahlendſter Wirkung zuſammenzubringen. Sämt=
he
Konzerteinlagen kommen nur an dieſem Abend zur Aufführung!
ei dem Feſt im zweiten Akt wirken unter anderem mit: Die Damen
lbrecht, Gercke, Jacobs, Kapper, Maſſenburg, Stephanowa, ſowie die
erren: Generalmuſikdirektor Roſenſtock, Oberregiſſeur Charles Moor,
e Kapellmeiſter Sander, Ephraim, Bohne und Riede, Regiſſenr Barré
ammerſänger Jörn, Biſchoff und Deharde. Maskenkoſtüme im Zu=
zauerraum
willkommen!
Vortrag. Der Frauenarzt und Leiter der Frauenklinik Paulinen=
im
Eſchollbrückerſtraße, Herr Dr. med. Altſchüler ſprach in der Ver=
mmlung
des Gewerkſchaftsbundes der Angeſtellten über das Thema:
ie Fortpflanzung der Menſchen. Es wurde bei Beginn darauf hin=
wieſen
, daß am Mittwoch, den 17. Februax, eine Wiederholung bzw.
ne Fortſetzung des Vortrages ſtattfinden würde, weil es nicht möglich
i, das Thema ſo ausführlich zu behandeln, wie es geplant war. Die
nigen, die keine Gelegenheit hatten, können deshalb am nächſten Mitt
och dem Vortrage beiwohnen. Herr Dr. med. Altſcküiler behandelte
is Thema vom Standpunkt des Arztes aus und wvies insbeſondere auf
e Gefahren hin, die entſtehen können, wenn aus Unwiſſenheit oder
nſtigen Gründen falſch gehandelt werde. Er betonte beſonders die
flicht zur Erhaltung der Geſundheit. Es iſt leider unmöglich, auf die
inzelheiten hier näher einzugehen. Der Vortrag wurde mit der größ=
n
Aufmerkſamkeit verfolgt und reicher Beifall dankte dem Redner für
ine vorzüglichen Ausführungen. Der Vorſitzende ſprach dann noch in
armen Worten den Dank im Namen des Bundes und der Verſamm=
ng
aus und wies ferner darauf hin, daß für die nächſte Verſammlung,
e auch wieder eintrittsfrei ſtattfindet, Karten ausgegeben werden, um
ner Ueberfüllung vorzubeugen. Der Vortrag am 17. wird im Fürſten=
al
ſtattfinden. Die Karten für die Mitglieder werden auf der Geſchäfts=
Ie ausgegeben und für Nichtmitglieder ab Montag, den 15. beim Ver=
yrsbüro
. Alles Nähere wird in einer Anzeige noch bekanntgegeben.
Die neuen Ausgrabungen in Pompei, Mit Rückſicht auf eine Ver=
ſtaltung
der humaniſtiſchen Kreiſe iſt der erſte Vortrag von Mar=
rrete
Gütſchow über die neuen Ausgrabungen in
ompei auf Donnerstag, 18. Februar, verlegt worden. Der zweite
ortrag findet am Mittwvoch, den 24. Februar, ſtatt. Karken zu beiden
orträgen ſind zum Geſamtpreis von 2 Mk. in dem Leſezimmer des
ewerbemuſeums erhältlich.
Rhythmiſche Gymnaſtik. Das Amt für Leibesübungen macht dar=
f
aufmerkſam, daß kommende Woche neue Kurſe in rhythmiſcher
zmnaſtik unter Leitung von Fräulein Kaſten beginnen.
Kaufmänniſche Lehrlinge. Vom D. H. V. wird uns geſchrieben:
der letzten Zeit machen ſich die Klagen über mangelhafte Ausbildung
r kaufmänniſchen Lehrlinge in einzelnen Lehrſtellen häufiger bemerk=
r
. Die geſamte wirtſchaftliche Lage hat leider viele Geſchäfte veran=
zt
, mehr Lehrlinge, als ſonſt üblich war, einzuſtellen, dabei nur von
m Geſichtspunkt geleitet, billige Arbeitskräfte zu haben. So haben
mittelungen an einzelnen Orten ergeben, daß beiſpielsweiſe in ein=
Inen Geſchäften bei 15 Gehilfen 14 Lehrlinge, bei 3 Gehilfen 6 Lehr=
ige
, bei 9 Gehilfen 10 Lehrlinge beſchäftigt wurden. Dieſes Mißver=
ltnis
zwiſchen der Zahl der Gehilfen und der der Lehrlinge muß jedem
nſichtigen die Unmöglichkeit einer richtigen beruflichen Ausbildung
ur Augen führen. Was nützt es einem Kaufmannslehrling, drei Jahre
einem ſolchen Geſchäft nur als billige Arbeitskraft nicht aber als
rnender behandelt zu werden, wenn er nach Beendigung der Lehr
it infolge mangelhafter Berufskenntniſſe keine Stellung erhält? Wir
ten daher jedem einzelnen, der die Abſicht hat, ſich Oſrern dem Kauf
innsberufe zuzuwenden, eine genaue Auswahl ſeiner Lehrſtelle zu tref=
und ſich vorher üiber die Erforderniſſe im Beruf zu erkundigen. Voll=
ndig
koſtenloſen Rat und Auskunft erteilt am hieſigen Ort die Ge
äftsſtelle des D.H.V., Hügelſtraße 26, Dienstags und Freitags in der
it von 47 Uhr nachmittags. Wir wollen auch an dieſer Stelle nicht
rſäumen darauf hinzuweiſen, daß bei der Auskunftsſtelle des D.H.V.
ie ganze Anzahl wirklich brauchbarer Jungens für den Kaufmanns=
ruf
ſich gemeldet haben! Wir bitten diejenigen Firmen, welche eine
te Ausbildung gewährleiſten und noch einen Lehrling ſuchen, ſich an
ige Stelle (Fernfprecher 563) zu wenden.
Der große Maskenball der Karnevalgeſellſchaft Narr=
la
am Faſtnachtsſamstag in ſämtlichen Räumen des Städt.
galbaues wird der überaus rege Vorverkauf läßt ſicher dar=
f
ſchließen nicht nur die größte Veranſtaltung der Karne=
lgeſellſchaft
Narrhalla ſein, bekanntlich der einzigen Ver=
tigung
, die alle ihre Reineinnahmen aus Karnevalveranſtal=
ngen
wieder der Allgemeinheit zugute kommen läßt (in dieſem
ihre 50 Prozent der ſtädtiſchen Wohlfahrtspflege), ſondern auch
S Ereignis des Karnevals in Darmſtadt überhaupt werden.
ieſer Maskenball iſt im Grunde genommen die einzige offi=
Ue Veranſtaltung dieſer Art in Darmſtadt. Außer dieſem
Oßen Maskenball veranſtaltet die Karnevalgeſellſchaft Narr=
4a abgeſehen von ihrer Mitwirkung bei der Roſenmontags=
örſtellung
im Orpheum, nur noch die große allgemeine
aſchings=Schlußfeier, die am Dienstag, 16. Februar,
ends 8.11 Uhr, wie alljährlich in der üblichen Form in ſämt=
hen
Räumen des Städtiſchen Saalbaues ſtattfinden wird. Wie
im Maskenball, wird auch bei der Schlußfeier das Städtiſche
rcheſter zwei Muſikkapellen ſtellen.
Roſenmontagsvorſtellung im Orpheum. Dieſe Veranſtaltung,
iche in Vorkriegszeiten ſtets einen Glanzpunkt des Faſchings bildete,
*o dieſes Jahr nach zwölfjähriger, durch die Ungunſt der Zeiten be=
iAlen
Unterbrechung, aus Anlaß des vierzigjährigen Jubiläums der
arrhalla, erſtmalig wieder ins Leben gerufen. Das Orpheum,
(ces zu dieſem Zwecke wieder zum närriſchen Hoftheater des Prinzen

nebal avanciert, erhält eine prächtige Ausſchmückung, um der Feſt=
Eſellung, für die ein äußerſt reichhaltiges und humorvolles Programm

Vorbereitung iſt, ein weit über das Uebliche hinausgehendes glanz=
des
Gepräge zu verleihen. Weitere Mitteilungen folgen. Der Vor=
Tkauf iſt eröffnet und wird es ſich empfehlen, ſich zeitig mit Karten
verſehen.

Reichskurzſchrift. Der Gabelsberger Stenographenverein von 1961
mir, daß er ſich infolge des großen Zuſpruchs zu den am letzten

Eltag und Dienstag eröffneten Kurſen veranlaßt ſieht, weitere Kurſe
4* Freitag abend, ſowohl in der Ballonſchule als auch in der Beſ.
ger Rnabenſchule zu eröffnen. Alles Nähere iſt aus der heutigen
Erge, auf die auch an dieſer Stelle verwieſen wird, zu erſehen.
Sagesordnung zur öffentlichen Sitzung des Kreisausſchuſſes des
Ees Darmſtadt am Montag, den 15. Februar, nachmittags 3½ Uhr.
wendung des Leonhard Gärtner zu Eberſtadt gegen die Wählerliſte
E Beigeordnetenwahl zu Eberſtadt.
* B

ücha3 Einkommen= und Kirchenſteuer, die 3. zerriß, weil er ſich
EIſ verraten hätte.) Unter den Geſchenken figurieren Armband=
Luchsbelz, lederne Handtaſche; in Maunheim verkehrte 3. im
LStD, io er nach ſeiner Angabe Schach zu ſpielen pflegte. Der Sach=
Lestihlge bezeichnete den Angeklagten als auf Privatverrrag angeſtell=
Lohpeanten. Den dem Steuerfiskus erwachſenen Schaden hat der
Rebeckt. Die Buchberſchleierungen im Sollbuch zeugen von einem
er Raffinement. Der Staatsanwalt hebt als ſtraferſchwerend her=
DK Der Angeklagte auf großem Fuß gelebt haben und große Ge
uS Vemacht haben müſſe, reiche doch der unterſchlagene Betrag
Jar* heran. Es wird eine Geſautgefänguisſtrafe von 1 Jahr und
Suohgen beantragt. Das Urteil erkennt auf 8Monate.
uuß der Sitzung 11 Uhr.

Stadtverordnetenverſammlung.

Grundſchulbildung eingeladen. Der große Saal des Bürgerhofes
war dicht gefüllt. Der Vorſitzende, Herr Pfarrer Marx, gab eine ein=
gehende
Darſtellung der für viele Eltern und Kinder gerade jetzt be=
deutungsvollen
Frage, in dem er u. a. folgendes ausführte: Er habe den
Eindruck, als ſei in den letzten Jahren das Schulweſen unter den Ein=
fluß
von Beſtrebungen geraten, die von außen her an die Schule heran=
kamen
und die Einheitlichkeit der deutſchen Geiſtesbildung zu gefährden
drohten. Solche Einflüſſe doltrinärer Art hätten auch offenbar bei der
nieueſten Verfügung mitgewirkt; es ſei ngtürlich, daß die Erziehungs=
berechtigten
dagegen ihre ſchveren Bedenken geltend machfen. So werde
neben dem Zeugnis von dem Grundſchullehrer ein Gutachten gefordert,
das nicht anders als erſchwerend dem Uebergang entgegenwirken müſſe
Ebenſo unnötig fei der ſchwerfällige Inſtanzenweg über das Stadt= und
Kreisſchulamt, der überdies in Darmſtadt jetzt ſchon zu Mißverſtändniſſen
Anlaß gegeben habe. So ſei in einer Rektorenkonferenz
hiernach einem Ueberſchlag die Zahlder übertreten=
den
Schüker und Schülerinnen auf 2 bis 3 feſtgeſetzt
worden, ſofern ſie die Noten 1 bis 2in den Haupt
fächern hätten. Die Ausführung dieſer unverbindlichen B.
ſprechung ſcheine ganz verſchieden gehandhabt zu werden. Schließlich
ſei zu fordern, daß bei der Prüfung in den höberen Sch.ilen die Noten
2 und 3 in den Hauptfächern genügen müßten. An die mit lebhaftem
Beifall aufgenommene Rede ſchloß ſich eine eingehende Ausſprache an.
Ausdrücklich wurde von einem Vater beſtätigt, daß die Auffaſſung über
die Zulaſſung unter den Schulleitern nicht einheitlich ſei, ſonſt ſei es
doch nicht zu erklären, daß in einer Schulklaſſe von
einer ganzen Reihe von Mädchen mit guten und ſehr
guten Notennur eine einzige überhaupt dem Stadt=
ſchulamt
vorgeſchlagen werde! Aehnliche Erfahrungen
würden von einer ganzen Anzahl von Eltern berichtet. Aus der Ver=
ſammlung
heraus wurde unter Beifall aller Aneſenden nachdrücklich die
reſtloſe Aufklärung dieſer Sabotageakte gefordert, denn die Beſchränkung
auf eine beſtimmte Zahl von Schülern in einer Klaſſe und auf die Note
ſehr gut widerſpreche dem klaren Wortlaut der Verfügung. Hier ſei
Willfür am Werke, die das Landesbildungsamt alsbald klarſtellen müſſe.
Alle Eltern aber, deren Kinderden Anforderungen
der Verfügung genügten wurden aufgefordert
trotz der Abweiſung durch den falſch orientierten
Grundſchullehrer ihre Kinder für die höhere Schule
anzumelden, u. U. den Beſchwerdeweg bei dem Landes=
bildungsamt
zu beſchreiten. Bemerkenswert war noch die
Feſtſtellung eines Lehrers der höheren Schule, daß man dort in der
Sexta durchweg auf dem Penſum des dritten Grundſchuljahres auf=
baue
, die ungleichmäßige Vorbildung auch der Vierjährigen verlange
das ſchon. Nach weiteren Ausführungen, an denen ſich u. a. Herr Schrift=
ſteller
W. Michel, Miniſterialrat Dr. Balſer und Stadtverordneter Dr.
Noellner beteiligten, die ſämtlich die Annahme der vorgelegten Ent=
ſchließung
empfahlen, wurde einſtimmig (mit 2 Enthaltungen) die fol=
gende
Entſchließung angenommen, in der dem Landesamt folgende
Wünſche der Elternſchaft vorgelegt werden: 1. Der Uebergang vom
3. Grundſchuljahr ſoll grundſätzlich erleichtert werden. 2. Die Mit=
wirkung
der Grundſchullehrer ſoll ſich auf die Ausſtellung eines Zeug=
niſſes
beſchränken. 3. Das Stadt= oder Kreisſchulamt ſoll als Schulauf=
ſichtsbehörde
ausgeſchaltet werden. 4. Bei der Prüfung in der höheren
Schule ſoll die Note 2 und 3 in den Hauptfächern ſür die Aufnahme ge=
nügen
. 5. Unter allen Umſtänden iſt dafür zu ſorgen
daß der Uebertritt nicht durch Beſchränkung auf die
Note 1 und auf eine beſtimmte Zahl in der Grund=
ſchule
ſabotiert wird.
R.

Die Auszahlung der laufenden Zuſatzrenten für nicht im Er=
werbsleben
ſtehende Schwerbeſchädigte, Kriegshinterbliebene, Altrentner
und Altrentnerinnen, erfolgt am Montag, den 15. Februar, vormittags
von 812 Uhr auf der Stadtkaſſe. Die Beträge ſind pünktlich am
15. ds. Mts. an der Stadtkaſſe zu erheben, da Zahlung derſelben an
einem ſpäteren Tage nur ausnahmsweiſe erfolgen kann.
Wohlfahrtsbriefmarken. Zu dem geſtern an dieſer Stelle er=
ſchienenen
Artikel wird uns mitgeteilt, daß die Wohlfahrtsbriefmarken
und Briefmarkenheftchen in jeder geirüünſchten Menge bei der Geſchäfts=
ſtelle
des Ortsausſchuſſes der Deutſchen Nothilfe im Stadthaus, Zimmer
Nr. 26 (Telephon Stadtamt), noch bis auf weiteres zu haben ſind.
2. Zum Fall Meon. Die Anklageſchrift liegt, wie wir vernehmen,
nun vor und lautet auf Totſchlag. Sonach dürfte der Fall in der März=
tagung
des Schſvurgerichts zur Verhandlung gelangen.
1e= Verhaftung. Wegen betrügeriſchen Bankerotts wurde ein hieſiger
Verleger S. in Haft genommen.
Gasverbraucher, Achtung! Die Gasverbraucher werden gegen=
wärtig
von Leuten aufgeſucht, die angeblich im Auftrage des Gaswerks
die Gasverbrauchsgegenſtände nachſehen wollen, und zwar im Abonne=
ment
. Die erſte Rate für dieſe Leiſtungen wird ſogleich angefordert.
Es handelt ſich hier um einen Schwindel, dem ſchon zahlreiche Verbrau=
cher
zum Opfer gefallen ſein ſollen. Bei dieſer Gelegenheit wird wieder=
holt
darauf hingewieſen, daß die Angeſtellten und Arbeiter, die im
Auftrag des Gaswerks erſcheinen, mit einer von der Direktion der ſtädt.
Betriebe ausgeſtellten Ausweiskarte verſehen ſind, die auf Verlangen
vorzuzeigen iſt. In Zweifelsfällen, rufe man durch Telephon unter
Stadtamt das Gaswerk an oder benachrichtige das nächſte Polizei=
revier
.
Kunſtnotizen.

Ueber Werke, Künſſler und künfflerſſche Veranſtaltungen, deren im Nachſtehenden Grwdbnung
geſchiebt, behält ſich die Redakiion ibr Arteil vor,

Palaſt=Lichtſpiele. Pat und Patachon als Mil
lionäve. 6 Akte mit den beiden beliebteſten Komikern der Filmwelt.
Wenn Sie einmal wirklich herzlich lachen wollen, dann ſehen Sie die
neuen Streiche dieſes edlen Paares an. Wenn Sie es noch nicht wiſſen.
Pat und Patachon ſind Robert und Bertram des Nordens; luſtige
Vagabunden der Landſtraße und des Lebens; bedürfnisloſe Philoſophen,
liebenswürdige Kommuniſten ohne ein Atom politiſcher Inſtinkte oder
ſozialen Haſſes, die mit treuherziger Unbefangenheit von reichen Tiſchen
nehmen, aber auch die letzte Brotrinde mit noch Aermeren teilen. Ihr
Humor iſt meiſt voll menſchlicher Wärme, naiv wie der des Märchens,
dem ihre gefilmten Geſchichtchen oft nahe ſtehen. Hierin liegt das Ent=
waffnende
, das auch ſühlbar wird, wenn ſie regelrecht klauen, denn es
ſcheint ein Nehmen in paradieſiſcher Unſchuld, die den Eigentumsbegriff
nicht kennt. So fühlen ſie ſich in dem ſorgloſen Daſein des Nichtbeſitzes
ſo wohl, daß ſie als Millionäre froh über die Pleite ſind, die ihnen ihren
alten Zuſtand wieder beſchert. Aber wie ſie ſich als Millionäre benehmen,
wie ſie ſich haben, was ſie für Anſtalten betreiben das iſt ſo beluſtigend
daß man es geſehen haben muß. Höher als die Wolken
Dies iſt der Titel des neueſten Fox=Filmes mit Tom Mix, dem un=
erreichten
Senſationsdarſteller in der Hauptrolle. Der Schauplatz
dieſes Filmes, die wilden Schluchten und Gipfel des Canyon in Arizona
liegen höher als die Wolken, aber auch die Senſation, die Tom Mis
in dieſem Film zeigt, überſteigt alles bisher dageweſene. Er ſpringt von
einem Felsgrat zum anderen, und überquert dabei eine Schlucht, die vier
Meter lang und 1500 Meter tief iſt. Er ſtürzt ſich in einem in voller
Fahrt befindlichen Aeroplen in die Stromwirbel des Colerado River.
Er jagt mit ſeinem Pferd auf ſchmalſten Felſenpfaden, die hart am Ab=

grund hinführen. Ueber die Mauern gleich abſtürzenden Wände der
Canyon=Schluchten läßt er ſich in wilder Fahrt bis zum Boden der
Schlucht gleiten. Das deutſche Publikum, das Tom Mix, dieſen galanten
Tollkopf, ebenſo ſchätzt wie alle Völker der Welt, wird in dieſem Film
eine der brillanteſten Leiſtungen des berühmten Cowboy=Darſtellers zu
ſehen bekommen.
Reſidenz=Theater. Ab heute läuft unſer neuer gewaltiger
Deutſchlandfilm, das Heldenlied von Tannenberg 1914 Volk in Not
(aus Deutſchlands großen Tagen). In 7 gewaltigen könfliktreichen Akten
erleben wir den heldenhaften Kampf um den Schutz Oſtpreußens gegen
den Einfall der Ruſſen. Die Handlung wurde nach Aufzeichnungen
Hindenburgs bearbeitet, gibt aber eine völlig objektive Darſtellung der
Vorgänge von 1914. Der Film iſt in keiner Weiſe tendenziös oder ga
politiſch, Mitten in die Idylle eines oſtpreußiſchen Gutshofes tönt ſchrill
die Kriegsfanfaxe und der furchtbare Weltkrieg nimmt ſeinen Anfang.
Hier iſt nicht nur, was Regie und Darſtellung anbelangt dafüs bürgen
erſte Namen, wie: Eduard v. Winterſtein, Hermine Sterler, Wilh.
Diegelmann, Claire Rommer, G. A. Semmler, A. Wartan, Carl Becker=
achs
, Werner Pittſchau uſw. ein Kunſt= und Kulturwerk geſchaffen
ſondern vor allem auch ein hiſtoriſches Zeitdokument von bleibendem
Werte. Vor unſerem leiblichen und geiſtigen Auge erſtehen Bilder von
packender Realiſtik des Krieges; aber auch Bilder des Friedens und der
Heimatsliebe, Bilder von landſchaftlicher Schönheit, von der Liebe, Leid
und Freud. Ueber dem ganzen aber thront ein Gedanke: Deutſchland
über alles und eine Perſönlichkeit, Hindenburg, der Retter. Und
dieſe beiden Tatſachen ſind es, die dieſen Film unbedingt populär, zu
einem Gemeingut des deutſchen Volkes machen, ja machen müſſen. Er
bedeutet in der Reihe der hiſtoriſchen Filme einen krönenden Abſchluß.
Was die Nibelungen ſüir Deutſchlands älteſte, das bedeutet Volk in
Not für Deutſchlands jüngſte Vergangenheit. Jugendliche haben Zutritt.

Darmſtadt, 11. Februar.
Die Sitzung wird um 5 Uhr 20 Minuten vom Herrn Oberbürger=
meiſter
eröffnet.
1. Einmaliger Beitrag zur Errichtung einer Heilſtätte für tüber=
kulöſe
Kinder. Der Heilſtättenverein für Heſſen hat die Errichtung einer
ſolchen Heilſtätte beſchloſſen und eine Beihilfe zu den Baukoſten erbeten.
Der Heſſiſche Städtetag empfiehlt die Gewährung, die Verwaltung
ſchlägt einen einmaligen Beitrag von 4000 Mark vor. Wird ohne De=
batte
genehmigt.
2. Zuſchuß zu den Koſten der Bahnhofsmiſſion. Das Heſſiſche Rote
Kreuz als Haupträger iſt zu alleiniger Finanzierung der Hilfsſtelle nicht
mehr imſtande, weil die Zentralſtelle der Reichsbahn und die Ausgewie=

ſenenfürſorge ihre Zuſchüfſe bis zum Ablauf des Rechnungsjahres 1925
einſtellen werden. Die Stadt will einen jährlichen Beitrag von 200 Mk.
ab 1. April 1926 gewähren. Dies wird ohne Debatte genehmigt.
3. Voranſchlag der Sparkaffe für 1926. Derſelbe ſieht eine Ausgabe
von 176 000 Mark vor. Man findet nichſts zu beanſtanden.
1. Errichtung einer zweijährigen ſtädtiſchen Handelsſchule; hier Er=
richtung
von vorläufig einer Klafſe. Die Bedürfnisfrage iſt nach Prü=
fung
bejaht, man will der Errichtung, aufgebaut auf das 8. Schuljahr
der Volksſchule, nähertreten.
Für das Schuljahr 1926/27 ſoll verſuchsweiſe vorläufig eine Klaſſe
errichtet werden. Die Schule muß ſich ſelbſt tragen. Der Voranſchlags=
entwurf
ſchließt in Einnahme und Ausgabe mit 5150 Mk. ab, ein Zu=
ſchuß
der Stadt für das Rechnungsjahr 1926 ſcheint nicht erforderlich.
Man findet nichts zu erinnern. Stadtv. Seior erklärt, daß er da=
gegen
ſtimme
5. Einführung ſchulärztlicher Unterſuchung der Schüler und Schüle=
rinnen
höherer Lehranſtalten. Das Landesamt für das Bildungsweſen
hat die Unterſuchung angeregt; ſie wird befürwortet. Nach Debatte
wird der Antrag genehmigt.
6. Bereftſtellung des Kredits für die Aufſtellung der Zeitungskioske.
Außer den am 10. Juni 1925 genehmigten 3 Kiosken (Aufwand 5500
Mark) wurden weitere 4 für die Gartenbauausſtellung beſchaffte ſolche
von der Stadt übernommen. Die Koſten für die Aufſtellung aller
Kioske betragen 13600 Mark. Der fehlende Kredit von 8100 Mark ſoll
bereitgeſtellt werden. Stadtv. Reibold iſt erſtaunt, daß die Kioske
ſchon errichtet ſind; er beantragt, die Bewilligung abzulehnen. Der An=
trag
wird indes genehmigt.
7. Aufſtellung weiterer Anſchlagsſäulen. 10 ſolcher Säulen ſollen
an geigneten Plätzen errihtet werden. Koſtenaufwand 3600 Mk. Dem
wird zugeſtimmt.
8. Errichtung einer Einfriedigung an den Wohnbaracken zwiſchen
Eſchollbrücker Straße und Stadtallee. Um Unglücksfälle zu verhüten
und Verunreinigungen des Bahnkörpers durch Hineinwerfen von Un=
rat
zu vermeiden, iſt die Maßnahme, die einen Aufwand von 2000 Mk.
bedingt, erforderlich. Fällt aus.
9. Errichtung von Wohnungen im früher Oswaldſchen Anweſen an
der Rheinſtraße. 8 Dreizimmerwohnungen und 1 Zweizimmerwohnung,
die 56 900 Mark koſten, können eingerichtet werden. Dies wird ohne
Debatte genehmigt.
10. Errichtung von Verkaufsläden an der Landgraf=Georg=Straße.
Die Straße zwiſchen Schillerplatz und Schuvimmbad mit den Rückfronten
der alten Häuſer bietet mißſtändigen Anblick. Zur Verbeſſerung des
Straßenbildes ſoll das im ſtädtiſchen Beſitz befindliche Gelände beider=
ſeits
der Straße ſoweit als möglich mit proviſoriſchen, aus Holz her=
geſtellten
Läden bebaut werden. Vorerſt ſollen 3 Läden im Anſchluß
an die früher Jakobſche Hofreite probeweiſe errichtet werden. Die Koſten
ſind auf rund 15 000 Mark veranſchlagt. Auch hier ſpricht Stadtv. Rei=
bold
gegen die Bewilligung, um ſo mehr, als immer geſagt werde,
die Stadt habe kein Geld. Stadtv. Haury meint, die Läden würden
raſch vermietet und bildeten eine Einnahmequelle für die Stadt. Stadtv.
Leuſchner erklärt Zuſtimmung für ſeine Partei. Die Fleiſchläden
ſollten dort untergebrachſt werden. Stadtv. Ziegs wird dagegen ſtim=
men
, die Holzläden würden das Stadtbild nicht verſchönern. Wird an=
genommen
.
11. Inſtandſetzung des Kanals in der Annaſtraße. Bohrungen er=
gaben
, daß im Straßenkörper noch unterirdiſche Hohlräume ſind, die
zu Unglücksfällen Anlaß geben können. Die Hohlräume ſind durch ſchad=
hafte
Kanalftellen entſtanden. Der Koſtenaufwand mit 6200 Mark für
ſofortige Inſtandſetzung des Kanals wird genehmigt.
12. Benennung von Plätzen und Straßen. Die erſte Parallelſtraße
weſtlich der Straße am Hopfengarten ſoll Schrautenbachſtraße
heißen, die zweite Philipp Röth=Weg, die Längsſtraße zwi=
ſchen
der Straße am Hopfengarten und der Main=Neckarbahn Thyl=
mannweg
und die neue Anlage vor dem Orpheum Rathenau=
Anlage genannt werden. Bürgermeiſter Buxbaum erſtattet Bes
richt. Aus der Verſammlung heraus wird getrennte Abſtimmung ge=
wünſcht
. Der Name Schrautenbachſtraße knüpft an die alte Kaſerne
und zugleich an ein altes Geſchlecht an. Ph. Röth, ein geborener
Darmſtädter, war ein Schüler von Lucas. Bilder von ihm ſind im
Städtiſchen Muſeum. Thylmann, ein bedeutender Graphiker, ein
Darmſtädter, iſt im Kriege gefallen. Stadtv. Reibold möchte an=
dere
Vorſchläge: Karl=Liebknecht=Straße, Auguſt=Bebel=Weg, Ferdinand=
Laſſalle=Weg, Karl=Marx=Anlage. Stadtv. Leuſchner lehnt Reibolds
Antrag ab. Die Schrautenbachſtraße wird mit 26 gegen 23 Stimmen
angenommen, die Rathenau=Anlage desgleichen gegen Deutſche Volks=
partei
und Deutſchnationale, die Namen Ph. Röth=Weg und Thyl=
mann
=Weg finden keinen Widerſpruch.
13. Aenderung des Bebauungsplanes für die Rheinſtraße zwiſchen
Landwirtſchaftskammer und Wald. Die Kammer will ihr Verwaltungs=
gebäude
auf der Südſeite erweitern, was Aenderung des projektierten
Bebaungsplanes für dieſen Straßenteil erforderlich macht. Wird ohne
Debatte genehmigt.
14. Abänderung der Feuerlöſchordnung. Die Polizeiverordnung vom
30. Dezember 1924 ſoll in einigen Punkten nach Wunſch des Polizei=
amts
redaktionell geändert werden. Ohne Debatte wird zugeſtimmt.
15. Ergänzung verſchiedener Deputationen und Ausſchüſſe. Nach
Referat des Stadtv. Aßmus erfolgt Zuſtimmung.
16. Mitteilungen. Bürgermeiſter Buxbaum bittet, die ſeinerzeit
beſchloſſenen Steuervergünſtigungen für Neubauten von 3 auf 5 Jahre
auszudehnen. Dem wird ohne weiteres zugeſtimmt.
Bürgermeiſter Buxbaum ſtellt eine Vorlage bezüglich des
Orangeriegartens in Ausſicht. Die Gärtnerei daſelbſt werde
wohl am zweckmäßigſten verpachtet. Der nötige Zuſchuß der Stadt
könne wohl auf 20000 Mark heruntergedrückt werden. Die Gewächs=
häuſer
wolle die Stadt nicht wieder in Stand ſetzen. Stadtv. Krug
fragt wegen der über die ſtädtiſche Materialverwaltung umlaufenden
Gerüchte. Büirgermeiſter Buxbaum erklärt, an der Materialverwaltung
ſei nichts auszuſetzen.
Stadtv. Weſp kommt auf den vor 7 Jahren geſtellten Antrag auf
Erbauung der elektriſchen Bahn ins Martinsviertel zurück. Beig. Ritzert
möge einmal ſagen, wie die Partie ſtehe. Auch wegen der beſſeren Ver=
bindung
vom Schloßgartenplatz nach dem Hauptbahnhof ſei nichts ge=
ſchehen
. Beig. Ritzert erklärt, die Sache liege der Stadtverwaltung
am Herzen. Wenn durch die Hochſchulſtraße gebaut werde, müſſe die
Techniſche Hochſchule erklären, welche Auflagen ſie mache. Die Techniſche
Hochſchule ſtehe aber ſtrikte auf dem Standpunkt, daß durch die Hoch=
ſchulſtraße
nicht gebaut werden dürfe. Der Herr Oberbürgermeiſter
ſuche eine Verſtändigung herbeizuführen mit der Hochſchule. Die Stadt
werde jedenfalls Regreß beim heſſiſchen Staat nehmen müſſen. An=
ſcheinend
werde ja wohl die Strecke SchloßgartenplatzRiegerplatz kon=
zeſſioniert
. Die beſſere Verbindung mit dem Hauptbahnhof werde dem=
nächſt
die Stadtverordnetenverſammlung beſchäftigen. Stadtv. Schnei=
der
betont das Recht des Staates, die Linien zu konzeſſionieren. Seit
dem Kriege hätten ſich die Verhältniſſe ſehr geändert. Stadtv. Walbe
bittet, die Sache doch noch einmal in Ruhe in den Ausſchüſſen zu ver=
handeln
. Der Herr Oberbürgermeiſter betont, eine Löſung
müſſe nun gefunden werden. Stadtv. Reibold rügt den Zuſtand der
Abortanlagen des Arbeitsnachweiſes. Beig. Delp erwidert, die E
werbsloſen hätten die Riegel entfernt.
Schluß der öffentlichen Sitzung nach ½7 Uhr.

Lokale Veranſtaltungen.

Dſe bierunter erſcheinenden Notizen ſind ausſchließlich als Hinweiſe auf Anzeigen zu betrachten.
in keinem Falle irgendwie als Beſprechung oder Kritik.

er Kameradſchaftl. Freundſchaftsbund hält am
Sonntag, den 14. Februar, ſeinen Maskenball in der Ludwigshalle ( Ober=
gaſſe
12) ab. Erſtklaſſige Jazzbandkapelle ſpielt zum Tanz auf.
Deß loſſe mer uns net nemme! Unter dieſem Motto
veranſtaltet der ſeit 1905 beſtehende Schmetterlingsklub morgen Sams=
tag
, den 13. Februar, in ſämtlichen prachtvoll dekorierten Räumen des
Rummelbräu ſeinen Maskenball Einer der ſchönſten und beliebteſten
Maskenbälle war ſtets der Schmetterlingsmaskenball. Auch für diesmal
hat der Klub weder Mühe noch Koſten geſcheut, um ſeinen Anhängern
einige recht humorvolle Stunden zu bereiten.

Aus den Parteien.

Frauengruppe der Deutſchen Volkspartei. Wir
erinnern nochmals daran, daß am Samstag, den 13. Februar, um 4 Uhr
nachmittags, die Zuſammenkunft der Frquen der D.V.P. im Rummelbräu
tattfindet. Gäſte willkommen.

[ ][  ][ ]

Seite 6

Freitag, den 12. Februar 1926

Nummer 43

Aus Heſſen.

* Griesheim, 10. Febr. Die ordentliche Generalverſammlung der
Gewerbe= und Handwerkervereinigung war gut beſucht. Aus dem Be=
richt
des Vorſtandes war zu entnehmen, daß die Tätigkeit auch im ab=
gelaufenen
Jahr ſehr rege war. Es wurde manches erreicht, was im
Intereſſe des hieſigen Handwerker= und Gewerbeſtandes angeſtrebt
wurde. Von den für das Handwerk des beſetzten Gebietes vom Reich
zur Verfügung geſtellten Krediten kam eine ganz anſehnliche Summe
an hieſige Gewerbetreibende zur Verteilung und ſind auch noch weitere
Kredite in Ausſicht geſtellt. Nach dem vom Rechner erſtatteten Kaſſen=
bericht
iſt der Stand der Kaſſe durchaus zufriedenſtellend. Ein Antrag
des Vorſtandes auf Statutenänderung, betr. die Mitgliedſchaft und Bei=
tragserhebung
der dem Verein korporativ angeſchloſſenen Innungsmit=
glieder
, fand einſtimmige Annahme. Bei der Vorſtandswahl wurden
die ſatzungsgemäß ausſcheidenden Mitglieder wiedergewählt. An Stelle
des freiwillig ausgeſchiedenen Herrn Schreinermeiſters Fr. Hoppſtock
wurde Herr Schreinermeiſter Phil. Hofmann in den Vorſtand gewählt.
H. Eberſtadt, 10. Febr. Zur Beigeordnetenwahl. Die
Wahl des Beigeordneten, die im Sommer des verfloſſenen Jahres fällig
und durch die in der Gemeinde aufgeworfene Frage der Anſtellung eines
beſoldeten Bürgermeiſters bisher zurückgeſtellt worden war, findet nun=
mehr
am Sonntag, den 21. Februar, ſtatt. Die wirtſchaftlichen Or=
ganiſationen
(Bauernbund, Ortsgruppe Eberſtadt, Ortsgewerbe= und
Hausbeſitzerverein) nahmen in einer geſtern im Darmſtädter Hof (Laun)
ſtattgefundenen, gut beſuchten Verſammlung zu der Kandidatenfrage
für dieſe Wahl Stellung. Von den ſeitens der einzelnen Wirtſchafts=
gruppen
namhaft gemachten vier Kandidaten iſt im Wege der Ab=
ſtimmung
Gemeinderat und Landwirt Heinrich Dächert als Beigeord=
neter
nominiert worden. Zu dieſer Kandidatur kommt diejewige des
gegenwärtigen Beigeordneten Flick, der von der Sozialdemokratiſchen
Partei wieder aufgeſtellt wurde, und die des früheren Gemeinderats=
mitgliedes
Claus, den die Kommuniſten präſentieren werden. Außer=
dem
iſt mit einer Sonderkandidatur des Holz= und Baumaterialien=
händlers
Ludwig Krug zu rechnen, ſodaß im ganzen 4 Kandidaten zur
Beigeordnetenwahl in Frage kommen und mithi eine Stichwahl un=
ausbleiblich
wird.
* Von der Bergſtraße, 11. Febr. Das Zigeunerunweſen
nimmt wieder ſtark zu. Nicht weniger als 8 Wohnwagen ſammeln ſich
oft an einem Orte. Wegen Unfug wurden 7 Perſonen von der Gen=
darmerie
verhaftet und nach Weinheim in Unterſuchungshaft abgeführt.
* Niederbeerbach, 10. Febr. Am 5. Februar fand auf Veranlaſſung
der Landwirtſchaftskammer ein Gemarkungsrundgang unker Führung
des Herrn Obſtbauinſpektors Behne ſtatt. An den Rundgang ſchloß ſich
noch ein Vortrag in der Gaſtwirtſchaft Stüber an, wobei Herr Inſpektor
Behne in ſeiner klaren ſachlichen Weiſe über Sortenauswahl, über
Schädlingsbekämpfung und über Spalierobſt im beſonderen ſprach. Die
Darbietung war für jeden, der lernen wollte, überaus lehrreich und der
Vorſitzende des Obſtbauvereins ſprach darum auch zum Schluß dem
Herrn Inſpektor den wohlverdienten Dank der Anweſenden aus.
* Nieder=Ramſtadt, 10. Febr. Gemeinderatsbericht. Der
Bürgermeiſter berichtet, daß die Erwerbsloſen die Notſtandsarbeiten am
vergangenen Montag aufgenommen haben zu den vom Gemeinderat be=
ſchloſſenen
Bedingungen. Die Notſtandsarbeiter richteten jedoch an den
Gemeinderat die Bitte, den bereits beſchloſſenen Stundenlohn in jeder
Gruppe um 5 Pf. zu erhöhen. Dieſer Bitte wird ſtattgegeben. Dem
Ankauf eines jungen Faſelebers bei Landwirt Schäfer in Hähnlein wird
zugeſtimmt. Zugleich wird beſchloſſen, den älteren Eber zu gegebener
Zeit abzuſetzen. Bezüglich der Beitreibung der ſogenannten Martini=
gefälle
beſchließt der Gemeinderat, die Pfändung jetzt vornehmen zu
laſſen, damit die Schuld ſichergeſtellt wird. Die Zwangsvollſtreckung
ſelbſt ſoll einſtweilen aber noch hinausgeſchoben werden. Die Ge=
meinderatsmitglieder
Keil und Bertſch legten ihre Aemter als Mitglie=
der
der Denkmalskommiſſion nieder. Anſtelle dieſer werden beſtimmt
Beigeordneter Regalie und Gemeinderat Bernhardt. Dem Wilhelm
Emich wird geſtattet, die Lichtanlage in ſeinem neuerbauten Hauſe durch
den Hilfsmaſchiniſten Wendel im Gemeinde=Elektrizitätswerk ausführen
zu laſſen, weil ſich dieſer bereit erklärte, die Arbeiten in ſeiner freien
Zeit unentgeltlich auszuführen. Dem Geſuch des Förſters Roß um
Herabſetzung des Zinsfußes für die ihm ſeitens der Gemeinde gewährten
Baudarlehen wird inſoweit entſprochen, als die erſten 1500 Mk. des
Darlehens bis 1. April 1925 zinsfrei gelaſſen werden. Die zur Sitzung
perſönlich erſchienene Gemeindekrankenſchweſter Bertha Epple wird dem
Gemeinderat vorgeſtellt und durch den Bürgermeiſter willkommen ge=
heißen
. Die in herzlichen Worten gehaltene Begrüßungsanſprache klang
aus in dem Wunſche, daß ſich die Tätigkeit der neuen Schweſter zu
einer erfolg= und ſegensreichen auswirken möge. Den Schluß bildete
noch eine Geheimſitzung.
W Groß=Zimmern, 11. Febr. Der hieſige Raiffeiſenverein, der nun
drei Jahre beſteht und 580 Mitglieder zählt, hielt ſeine Generalver=
ſammlung
ab. Als Redner war der in ganz Deutſchland als ausgezeich=
neter
Raiffeiſenmann Herr Pfarrer Blum aus Gernsheim a. Rh. ge=
wonnen
worden. Der erſte Vorſitzende, Herr Polizeiſekretär Krauß, be=
grüßte
die zahlreich erſchienenen Mitglieder und die Herren Vertreter
der Nachbarvereine Roßdorf, Dieburg, Klein=Zimmern, Münſter,
Eppertshauſen und Zeilhard. In geradezu meiſterhafter Weiſe ver=
ſtand
es Herr Pfarrer Blum, Abrechnung zu halten mit den Leuten,
die ſo gerne am Biertiſche und in der Eiſenbahn Gerüichte in Umlauf
ſetzten und die in keiner Weiſe der Wahrheit entſprachen Ausgehend von
von dem Weſen der Raiffeiſenorganiſation an ſich, machte er ſeinen
Zuhörern klar, daß die einzelnen Raiffeiſenvereine überhaupt nichts
mit den Vorgängen der Raiffeiſenbank in Berlin zu tun haben. Da dieſe
Bank eine Aktiengeſellſchaft darſtellt, kommt alſo eine Haftung nicht in
Frage. Er machte den Zuhörern eingehend klar, daß ein Mitglied nur
in ſeinem eigenen Ortsverein zu haften habe, für ſonſt nichts. In warmen
Schlußworten ermahnte Herr Pfarrer Blum alle Mitglieder der Parteien
und Konfeſſionen, Neid und Haß in unſerem ſchwergeprüften Vaterland
endlich zu vergeſſen und in echtem chriſtlichen Raiffeiſengeiſte in ſchwerſter
Not dem Bruder beizuſtehen und zu helfen. Begeiſterter Beifall dankte
dem Redner. Der Vorſtand wurde einſtimmig von der Verſammlung
wiedergewählt, an Stelle des aus dem Aufſichtsrate ſcheidenden Herrn
Richard Winkler wurde Herr Gg. Hch. Pullmann durch Stichwahl ge=
wählt
. Dem Rechner, Frau Lehrer Schmitt Ww., und dem Vorſtand
wurde Entlaſtung erteilt. Aus dem Bericht ging hervor, daß der Ver=
ein
im Jahre 1925 mit einem Gewinn von rund 3000 Mk. gearbeitet hat.
Dieburg, 11. Febr. Der Kreistag des Kreiſes Die=
burg
trat am 8. ds. Mts., vormittags 9½ Uhr, im Sitzungsſaale des
Kreisamtsgebäudes dahier zu einer außerordentlichen Sitzung zuſammen.
Bürgermeiſter Krapp von Sickenhofen und Gemeinderechner Ruhmann
von Münſter fungierten als Urkundperſonen. Nach eingehender Aus=
ſprache
, bei der vielfach mit großer Schärfe der Wunſch ausgeſprochen
wurde, es möge mehr an oberſten Stellen geſpart werden, insbeſondere
auch bei den Kapiteln der Landwirtſchaft, des Landestheaters und der
Landesuniverſität, wurde gegen eine etwaige Aufteilung des Kreiſes Die=
burg
mit allen gegen 2 Stimmen des Bauernbundes Proteſt erhoben.
Den Kreisſtraßenwärtern wurde, wie auch den Staats= und Reichsarbei=
tern
und den Beamten bis zur Beſoldungsgruppe VI, die Wirtſchaftsbei=
hilfe
bewilligt. Ferner wurde der Kreisausſchuß ermächtigt, zur Aus=
führung
von Notſtandsarbeiten im Bedarfsfalle Kapital aufzunehmen.
Die Kreisverwaltung wurde ferner beauftragt, mit den beteiligten Ge=
meinden
in Verbindung zu treten wegen Erbauung von Kreisſtraßen im
Zuge GundernhauſenMeſſelUrberach-Dietzenbach und Ueberau
HundertmorgenHippelsbach als Notſtandsarbeiten auf Koſten der Ge=
meinden
. Bei Vorlage des Kreisvoranſchlages in dem nächſten ordent=
lichen
Kreistag ſoll darüber Beſchluß gefaßt werden, ob und in welcher
Höhe ſich der Kreis an den Koſten beteiligen kann. Sobald der Staat
und die Provinz ſich wieder an dem Neubau von Kreisſtraßen nach den
gefetzlichen Vorſchriften beteiligen, ſoll als erſtes Profekt eine Straße
von Fränkiſch=Crumbach nach Nonrod erbaut werden. Ein Antrag auf
Erbauung von Arbeiterwohnungen mußte abgelehnt werden, weil der
Kreis nicht in der Lage iſt, die dadurch entſtehende Belaſtung zu tragen.
Falls Gemeinden eine Schulſpeiſung unterhalten, ſoll auf Anſuchen durch
den Kreisausſchuß geprüft werden, ob und mit welchen Beträgen der
Kreis ſich an den Koſten beteiligen kann. Ein Antrag auf Uebernahme
der Hälfte der den Gemeinden durch Gewährung der Lernmittelfreiheit
entſtehenden Koſten wurde mit allen gegen eine Stimme abgelehnt. Um
1.50 Uhr nachmittags wurde die Sitzung geſchloſſen.
Erbach, 10. Febr. Den beteiligten Verkehrsorganiſationen und
Handelsvertretungen iſt es gelungen mit Wirkung vom 11. Januar 1926
die Wiedereinlegung der ausgezeichneten Schnellzüge D 115/116 Saar=
brücken
MannheimHeidelbergEberbach-WürzburgDresden Leip=
zig
Breslau ſowie zurück zu erreichen. Die Züge ſind namentlich auch
ſür die Anwohner der Odenwaldbahn von Bedeutung. Abfahrt in
Eberbach in Richtung nach HeidelbergMannheimSaarbrücken 12.04
Uhr mittags, in umgekehrter Richtung 4.31 Uhr nachmittags. Die Züge
ſind in den Winterfahrplänen nicht enthalten, wohl aber in den Som=
merfahrplänen
des vergangenen Jahres. Auf eine Anregung des
Odenwaldverkehrsbund ſind am Oſtbahnhof in Darmſtadt dauernd zwei
Kraftdroſchken ſtationiert worden, ſo daß eine ſchnelle Beförderung in
das Innere der Stadt möglich iſt. Des weiteren hat das Polizeiamt
Darmſtadt in Ausſicht geſtellt, dauernd Dienſtmänner auf dem Oſtbahnho
zu ſtationieren. Die Direktion der Heſſiſchen Eiſenbahn=Aktien= Geſell=
ſchaft
iſt gebeten worden, für ausreichende Straßenbahnanſchlüſſe nach und
von den Odenwaldzügen Sorge zu tragen.

* Große Piehzüchter=Tagung zu Friedberg.
Friedberg, 10. Febr. Der Zuchtverein für das ſchwarz=
bunte
Vieh (Frieſenrind) in der Provinz Oberheſſen
tagte heute hier im Beiſein des Provinzialdivektors Graef aus Gießen.
Der Vorſitzende, Oekonomierat Alles aus Florſtadt, begrüßte den Ver=
treter
der Provinz, den Vertreter des Kreiſes Friedberg, der landwirt=
ſchaftlichen
Schulen und des Tierſeuchen=Inſtituts an der Univerſität
Gießen. Alles erklärte, die Jahre 1924 und 1925 hätven Mißernten
gebracht und für 1926 drohe der Viehzucht die furchtbare Maul= und
Klauenſeuche, die ganz beſonders in der Wetterau nüte. Orkonomierat
Spieß=Friedberg erſtattete den Jahresbericht 1925, er betonte, daß die
Aufzucht der Jungtiere gelitten habe, da die Landwirte infolge Ver=
ſagens
des Ackerbaues ihre Einnahmen aus der Milcherzeugung nehmen
mußten. Seit Beſtehen des Vereins wurden 1430 Herdbuchtiere, davon
1925 75 Kühe und 11 Bullen angekört, Jungviehmarken wurden 525 ver=
wendet
, davon 100 in 1925. Die Entwickelung des Zuchtviehes macht
andere Förderungsmaßnahmen notwendig, z. B. Ankauf von Gebrauchs=
und Zuchtvieh und die Anerkennung des ſchwarzbunten Viehs durch die
Landwirtſchaftskammer. 1925 wurden 12 Kühe und 7 Bullen beſter Ab=
ſtammung
aus Oſtfriesland eingeführt. Die Ankaufsunkoſten betrugen
nur 10,5 bis 15,5 Proz. des Kaufpreiſes, der Zwiſchenhandel blieb aus=
geſchaltet
. Die Landwirtſchaftskammer muß allmählich für das ſchwarz=
bunte
Vieh gewonnen und Zulaſſung zu den Jungviehweiden angeſtrebt
werden. Redner hofft nach den Verhandlungen mit der Kammer auf
baldige Genehmigung der Wünſche der Züchter des ſchwarzbunten Viehes.
Groß=Karben z. B. hat 107 Stück ſchwarzbuntes Vieh, die Kreisverwal=
tung
hat ſich für entſprechende Raſſenbullen ausgeſprochen, im Kreiſe
Friedberg ſtehen jetzt 35 ſchwarzbunte Bullen, reine Raſſenzucht iſt durch=
zuführen
, Kreuzungen ſind von Uebel.
Reallehrer Ringshauſen=Friedberg erſtattet den Kaſſenbericht. Die
Mitgliederzahl beträgt 523 Züchter, die Geſamteinnahmen ſind 1548 Mk.,
die Ausgaben 1246 Mk. Der Voranſchlag für 1926 zeigt eine Einnahme
und Ausgabe von 1350 Mk. Sechs Gemeinden haben freiwillige Beiträge
von je 25 Mk. bewilligt. Bill=Nieder=Weiſel ſchildert anſchließend den
Kampf der Züchter Simmentaler und ſchwarzbunter Raſſe in ſeiner
Gemeinde, es ſeien dort 173 ſchwarzbunte Tiere und trotzdem wollte
man den Bullen verweigern.
Zu dem Punkt gemeinſamer Bezug von Nutz= und Zuchtvieh be=
merkt
Oekonomierat Spieß, daß gegenwärtig die finanzielle Lage der
Landwirte hinderlich ſei, obwohl die Preiſe ſehr niedrig ſeien, in Oſt=
friesland
koſte eine beſte hochträchtige Kuh heute nur 600 Mk., in Oſt=
preußen
400 Mk.; die niedrigen Preiſe zeigten, daß auch dort der Land=
wirt
in Geldnot lebe.
Dr. Sehfried hielt hierauf anſtelle des verhinderten Prof. Dr. Zwick
von der tierärztlichen Hochſchule Gießen einen ſehr intereſſanten Vortrag
über Anſteckende Krankheiten der Fohlen und Kälber. Die unnatürliche
Stallhaltung ſchwäche den jugendlichen Organismus der Tiere und führe
zu Seuchen, dieſe ſeien alſo in erſter Linie Stallkrankheiten, welche dem
Tierzüchter enorme Verluſte zufügen zum Schaden der Volkswirtſchaft.
Auch das ſeuchenhafte Verwerfen und die Unfruchtbarkeit gehören hier=
her
. Die Deutſche Ländwirtſchaftsgeſellſchaft hat die furchtbare Ge=
fahr
erkannt und eine Organiſation zur Bekämpfung der Seuchen ge=
ſchaffen
. Auch in Gießen iſt ein Tierſeuchen=Inſtitut entſtanden. Die
Inſtitute ſind Unterſuchungsſtationen und Beratungsſtellen für die Tier=
ärzte
, Züchter und Landwirte und haben ſich die Forſchungen bereits
zu nutze gemacht. Sowohl die Fohlen= als auch Kälberſeuchen ſind am
beſten durch Vorbeugungsmaßnahmen zu bekämpfen. Die Ställe miſſen
hygieniſch einwandfrei ſein, Luft und Licht müſſen Zutritt haben, doch
darf der Stall nicht zugig ſein, für peinliche Reinlichkeit und Trocken=
heit
iſt Sorge zu tragen, die Streu ſei trochen und weich. Man gebe dem
Jungtiere beſondere Räume mit Auslauf ins Freie. Die Vollmilchzeit
darf nicht gekürzt werden. Innere Organe gefallener Tiere ſollte man
ins Tierſeuchen=Inſtitut Gießen zur Unterſuchung ſchicken. Zur Zucht
wählt man nur geſunde Muttertiere.
Auf Wunſch ſprach Dr. Seyfried zum Schluſſe über die Maul= und
Klauenſeuche und ihre Bekämpfung. Oekonomierat Spieß wandte ſich
entſchieden gegen die Frankfurter Sperrmärkte, welche die Landwirte
ungemein ſchädigten. Am 1. März iſt eine Tagung in Frankfurt ge=
plant
, an der Vertreter des Schlachthofs Frankfurt, der Landwirte, der
Kammern Wiesbaden, Darmſtadt und Kaſſel teilnehmen werden.

* Erbach i. O., 11. Febr. Am Sonntag, den 14. ds. Mts., nachm.
2 Uhr wird die Kreisgruppe Erbach des Hiſtoriſchen Vereins
für Heſſen eine Verſammlung abhalten. Der Vertrauensmann des Ver=
eins
, Herr Archivrat Morneweg, der auch die hieſige Kreisgruppe ge=
gründet
hat, wird einen Vortrag über den Odenwald zur Zeit der
Bauernkriege (1525) halten. Zu dieſer Verſammlung ſind nicht nur
die Vereinsmitglieder ſondern alle, die ſich für die Geſchichte unſerer
Heimat intereſſieren, freundlichſt eingeladen. Verſchiedene Zeitungs=
nachrichten
berichten aus dem Odenwald, daß Eier und Butter weſentlich
abgeſchlagen hätten. Hier in unſerer erreichbaren Umgegend iſt bis jetzt
nichts davon zu verſpüren. Es wäre wünſchenswert, daß derartige Nach=
richten
in Zukunft dieſe Orte genauer bezeichneten, damit unliebſamen
Verwechſlungen vorgebeugt wird.
Hirſchhorn, 11. Febr. Waſſerſtand des Neckars am
10. Februar 1,33 Meter, am 11. Februar 1,33 Meter.
E. Auerbach, 10. Febr. Gemeinderatsſitzung. Unter dem
Vorſitz des Herrn Bürgermeiſters Blickensdörfer fand am 5. d3. Mts.
eine öffentliche Gemeinderatsſitzung ſtatt. Der Zuhörerraum des Rathaus=
ſaales
war bis auf den letzten Platz gefüllt. Verhandelt wurde über
folgende Punkte: 1. Stellungnahme zu einem Antrag der Erwerbsloſen.
Die hierſber bereits in der vorigen nichtöffentlichen Gemeinderatsſitzung
gefaßten Beſchlüſſe wurden bekannt gegeben. Demzufolge ſoll eine
Summe von 800 Mk. an die Bedürftigſten der Erwerbsloſen zur Aus=
zahlung
gelangen. Ein Antrag auf Zahlung weiterer Beträge iſt ge=
ſtellt
worden. Zu Punkt 2 Notſtandsarbeiten kommen Wegeausbeſſerungen
in Frage. Sicherem Vernehmen nach ſoll auch mit dem Bahnbau Bens=
heim
-Lindenfels in etwa drei Wochen begonnen werden. Wenn auch
das Projekt einer Vollbahn wegen der hohen Koſten von den maß=
gebenden
Behörden abgelehnt wurde, ſo hofft man doch, daß bei der
Bauausführung der elektriſchen Bahn ebenfalls eine größere Anzahl
Erwerbsloſer Arbeitsgelegenheit finden wird. Punkt 3, Antrag auf
Gewährung eines Beitrages zur Rhein=Ruhr=Hilfe wurde zurückgeſtellt.
Zu Punkt 4, einem Antrage der Erwerbsloſen, um Ermäßigung für den
Bezug von Brennholz, Licht und Gas vertritt der Gemeinderat den
Standpunkt, daß die bei den Verſteigerungen gebotenen Preiſe bis zu 34
Mk. pro Doppelmeter Buchenſcheitholz von den Erwersloſen nicht gezahlt
werden können. Eine allgemeine Preisſenkung für Licht und Gas iſt
in Ausſicht genommen. 5 Entſcheidung auf den Antrag betr. Abtretung
der Bachgaſſe an die Gemeinde Auerbach. Einer Mitteilung des Heſſ.
Kreisamts Bensheim zufolge iſt die Provinzialdirektion grundſätzlich
mit der Abtretung der Kreisſtraße Bachgaſſe an die Gemeinde Auerbach
einverſtanden. Somit düirfte in abſehbarer Zeit durch die gründliche
Wiederherſtellung dieſer Straße ebenfalls eine größere Anzahl Erwerbs=
loſer
Beſchäftigung finden und die berechtigten Klagen der Einwohner=
ſchaft
über den ſchlechten Zuſtand der Straße, Schmutz uſw., verſtummen.
8. Stellungnahme zur Kleinpflaſterung der Kreisſtraße Auerbach
Zwingenberg. Der Gemeinderat beſchließt, daß eine Beſichtigung durch
die Baukommiſſion unter Hinzuziehung des Herrn Beigeordneten und
des Herrn Gemeinderatsmitgliedes Riedlinger erfolgt. Die übrigen
Punkte der Tagesordnung wurden anſchließend in nichtöffentlichen
Sitzung erledigt.
* Wolfskehlen, 11. Febr. Autobrand. Geſtern früh gegen
6 Uhr brannte der Privat=Autoomnibus der Strecke Wolfskehlen Lee=
heim
bis auf das Gerippe nieder. Der von Leeheim kommende Omni=
bus
war voll beſetzt, als plötzlich der Benzintank Feuer fing, das ſich
ſofort über das ganze Auto verbreitete. Die Inſaſſen, männliche Per=
ſonen
, beherrſchten ſofort die gefährliche Situation und ſchlugen die
Fenſter ein, worauf die Reiſenden nach allen Seiten ins Freie drangen.
Außer geringen Verletzungen wurde niemand beſonders beſchädigt.
Ein weiterer Autounfall ereignete ſich um dieſelbe Zeit am Wolfs=
kehler
Bahnhof, Strecke Darmſtadt. Ein Viehauto geriet infolge der
ſchlüpfrigen Straße ins Rutſchen, kam von der Landſtraße ab und
wühlte ſich bis an die Achſen ins weiche Erdreich eines Ackers ein. Die
Bergung des Autos geſtaltete ſich um ſo ſchwieriger, da der Wagen bei
der kleinſten Bewegung immer tiefer verſank.
* Hofheim, 10. Febr. Einem hieſigen Landwirt wurde des nachts
ſeine ganze Wochenwäſche geſtohlen. Außerdem ließen die Diebe noch
ſämtliches Gemüſe mitgehen. Von dem oder den Tätern fehlt bis jetzt
noch jede Spur.

Apoth. Rich. Brandt’s blurreinigende

V

das gute alte Hausmittel für milde und
sichere Regulierung des Stuhlgangs
kxtr. Sel. pal. 1,5. Extr. Achill. mosch. Aloße. Absynth. 4a 1,0.
Ert. Trif. Gent 4a 0,5, Palv. rad. Gent. Trif, 4n g. 2. f. . 50.

Parlamentariſches.
Finanzausſchuß des Hefſiſchen Landtages.
Der Finanzausſchuß des Heſſiſchen Landtages führte in ſeiner
geſtrigen Sitzung die Beratungen üüber das Juſtizminiſterium zu End=
und erledigte einen Teii der zum Finanzminiſterium gehörenden Kapiter
Zu Kapitel 101 (Gerichte) lag ein Antrag Angermeier (Kom.) vor, das

bald den Abbau von 6 Amtsgerichten und einer Strafkammer in Darm
ſtadt vorzunehmen, wurde mit 9 gegen 4 Stimmen angenommen. Weite
beantragen die beiden Abgeordneten, daß die Regierung eine beſſer,
Verteilung des Gerichtsſchreiberperſonals, entſprechend den Geſchäfts
laſten, vornimmt. Dieſer Antrag wurde mit 9 gegen 4 Stimmen an
genommen. Ferner beantragen ſie, zu prüfen, inwieweit Verminderun=
des
Perſonals bei den Amtsgerichtsgefängniſſen, evtl. die Aufhebun=
einzelner
Amtsgerichtsgefängniſſe möglich iſt. Der Antrag wurde mi
9 gegen 3 Stimmen angenommen. Ebenfalls ſtimmte der Ausſchuß einen
Antrage Dr. Werner zu, die Regierung zu erſuchen, feſtzuſtellen, wie
viele und in welchen Stellen ehemalige elſaß=lothringiſche Beamte unter
gebracht ſind. Das Kapitel 101 wurde genehmigt. Zu den Kapiteln 10=
und 103 (Zellenſtrafanſtalt Butzbach und Landeszuchthaus Marienſchloß
wird ein Antrag Dr. Werner, die Regierung zu erſuchen bei einer Neu
regelung der Beſoldungsordnung, die beſondere Einſtufung der Straf.
anſtalts= und Sicherheitsbeamten wohlwollend zu berückſichtigen ein
ſtimmig angenommen. Ein Antrag Weckler und Heinſtadt, die Raum
verhältniſſe in Marienſchloß zu prüfen und dem Landtag Vorſchläge zurBe
hebung der Mängel zu machen, wird angenommen. Eine Vorſtellung de=
Vereins heſſ. Strafanſtaltsaufſichtsbeamten und =beamtinnen wegen ihre=
Gehaltsverhätniſſe wurde durch die Annahme des Antrages Dr. Werne=
für
erledigt erklärt. Das Kapitel ſelbſt wurde genehmigt. Eine Eingab=
von
Kriminalbeamten, die ſich auf Kapitel 104 (Kriminalkaſſe) bezieht
wurde für erledigt erklärt, weil der für das Kleidergeld verlangte Be
trag bereits in den Etat eingeſtellt iſt. Das Kapitel wird angenommen
Ferner werden Kapitel 105 (Hochbauweſen) und Kapitel 106 (Stellvertre
tungen und Aushilfskoſten) genehmigt. Mit der Annahme des Kapitel=
107 (Poſtgebühren) war der Etat des Juſtizminiſteriums erledigt. Zu
Kapitel 108 (Miniſterium der Finanzen) beantragt Abg. Dr. Werner
bei der Reichsregierung vorſtellig zu werden wegen dringend notwendige
Befeſtigung des linken Lahnufers zwiſchen den Bootshäuſern der Gieße
ner Rudergeſellſchaft und des Gießener Vereins für Ruderſport. De
Antrag wurde angenommen und das Kapitel genehmigt. Ferner wurd
Kapitel 109 (Hausverwaltung) genehmigt. Zu Kapitel 110 (Hauptſtaats
kaſſe) lag ein Antrag Dr. Leuchtgens vor, der verlangt, auf den In
haber zu bewilligen die Stellen eines Rechnungsdirektors, zweier Ober
rechnungsräte, zweier Rechnungsräte, zweier Hauptſtaatskaſienoberbuch
halter, zweier Hauptſtaatskaſſenbuchhalter, ſowie ſieben Finanzprakti
kanten. Der Antrag wurde abgelehnt und das Kapitel hierauf genehmigt
Bei Kapitel 111 (Landesvermeſſungsweſen) wurde ein Antrag Anger
meier, verſchiedene Stellen zu ſtreichen, abgelehnt. Eine Vorſtellung de
Vereins der höheren Vermeſſungsbeamten, Landesverband Heſſer
(Mainz) wegen höherer Einſtufung, wurde der Regierung als Materia
der Beſoldungsordnung überwieſen, desgleichen eine Vorſtellung vo
oberen Vermeſſungsbeamten wegen Schaffung von Beförderungsſtellet
im mittleren Staatsdienſt. Das Kapitel wurde genehmigt. Kapitel 11
(Bauweſen) und Kapitel 113 (Brücken= und Ueberfahrten), Kapitel 11
(Landesamt für Wetter= und Gewäſſerkunde) wurden genehmigt.
Kapitel 115 (Privatbahnen= und Kraftwagenverbindungen) hat der He
Verkehrsverband eine Vorſtellung eingebracht zur Erhaltung von Kraft
poſtlinien. Die Vorſtellung wurde der Regierung als Material über
wieſen und das Kapital angenommen. Ebenſo ſtimmte der Ausſchut
den Forderungen für Kapitel 116 (Stellvertretungen und Aushilfskoſten
ſowie Kapitel 117 (Poſtgebühren) zu. Angenommen wurde noch ein An
trag Dr. Leuchtgens=Glaſer, in dem die Regierung erſucht wird, noc
rährend der gegenwärtigen Tagung des Ausſchuſſes Nachweiſe im Ein
zelnen für jede Beamtengruppe und insgeſamt für alle höheren, mitt
leren und Unterbeamten über die zu zahlenden Tagegelder und Reiſe
koſten innerhalb und außerhalb des Amtsbezirks in grundſätzlicher un
rechnungsmäßiger Darlegung vorzulegen.
*
* Zur Förderung des Wohnungsbaues im beſetz
ten Gebiet und damit zur Unterſtützung des Handwerks habei
die Abgeordneten Dr. Becker (Heſſen) und Dr. Kalle im Reichstags
ausſchuß für die beſetzten Gebiete folgenden Antrag geſtellt:
Der Ausſchuß wolle beſchließen, die Reichsregierung zu ermächtigen,
den Gemeinden mit Befatzung auf Anſuchen alsbald zu Laſten der im
Reichshaushalt für 1926 für die Unterſtützung des Wohnungsbaues in
beſetzten Gebiet beſonders vorgeſehenen Mittel darlehensweiſe Vorſchüſſ
in Höhe von höchſtens bis zu //= der ihnen nach Genehmigung der
Reichshaushalts vorausſichtlich etwa zukommenden Beträge zur Ver
fügung zu ſtellen, damit ſie die Bauvorhaben für Erſatzwohnungen als
bald profektieren und durcharbeiten und im Intereſſe eine tunlichſt ſpar
ſamen Bauausführung, wie im Intereſſe der am Bauen beteiligter
Handwerker und ſonſtigen Kreiſe rechtzeitig im Frühjahr deren Aus
führung in Angriff nehmen können.
* Nierſtein, 10. Febr. Zur Beſetzung der von der Bürgermeiſtere
ausgeſchriebenen Stellen eines Schutzmanns ſowie eines Feldſchützen ſin
über 30 Geſuche zu erſterer und über 20 zu letzterer eingegangen.
* Vilbel, 10. Febr. Das benachbarte Maſſenheim hat nu
auch ſeine Mineralwaſſerquelle. In dem am Abhang des Taunus g
legenen Maſſenheim ſtieß man unter dem Tagwaſſer auf eine Felsſchich
Als ſie durchſchlagen und die Bohrungen fortgeſetzt wurden, ſtieß ma
auf eine reichhaltige Mineralwaſſerader. Eine Geſellſchaft will da
Grundſtück erwerben und die entſprechenden Gebäude zur Verwertun
des Waſſers erbauen. Eine weitere Mineralquelle tritt zwiſchen Hat
heim und Maſſenheim zutage.
WSN. Bad=Nauheim, 10. Febr. BadNauheimals Tagungs
ort. Auf Einladung der Vereinigung der Bad Nauheimer Aerzte wir!
hier die Geſellſchaft für Klimatologie und Balneologie mit etwa 9
Teilnehmern Anfang April eine Tagung abhalten.
* Gießen, 11. Febr. (Tel.) Ein folgenſchwerer Zuſam
menſtoß zwiſchen einem Auto und einem Motorrad ereignet
ſich in der Liebigſtraße. Der Beſitzer Wagner (Groß=Linden
war ſofort tot, der Motorradfahrer Löchel aus Weitershaf!
iſt ſchwer verletzt.
Gießen, 10. Febr. Der Verkehrsverein hielt im Hindenburg
ſeine Hauptverſammlung ab, bei der eine hochwichtige Tagesordnun,
zur Beratung ſtand. Als einer der ſehr wichtigen Beſchlüſſe ſei die Ex
richtung einer Verkehrswerbeſtelle erwähnt, welche d.
Verkehrspropaganda wir berichteten bereits darüber in die Han
nehmen ſoll. Es gilt, Tagungen, Ausſtellungen, Wanderer, Somme
friſchler uſw. nach Gießen zu bringen. Gießen mit ſeiner Univerſital
ſeinen günſtigen Zugverbindungen, ſeinen Schulen, Kliniken und ſeme
wunderbaren Lage iſt hierzu außerordentlich geeignet. Sodann kam de
Einſpruch der Biebertalbahn gegen die geplante, ja beſchloſſene und 9
nehmigte Autolinie Gießen-Krofdorf-Fellinghauſen zur Spragle
Unter großem Beifall wurde eine Entſchließung gefaßt, weich
die Stadtverwaltung auffordert, mit aller Energie die baldigſte Erol!
nung der Linie zu erwirken. Die Verkehrserſchließung de
Kleebachtales durch eine Autolinie bildete ein wichtiges Them
über das Stadtverordneter Winn und Beigeordneter Dr. Hamm
richteten. Man hofft auf die baldige Eröffnung der Linie, zumal M.
Orte Klein=Linden, Lützellinden, Höresheim, Höchelheim, Dornholzhauſe.
und Niederkleen mit Gießen in regſtem wirtſchaftlichen Verkehr ſtehe"
Von größtem Intereſſe war der Vortrag des Geheimrat Profeſſor 20
Sommer, der ſeit 25 Jahren die Gießener Verkehrsfragen behandet!
über das Thema: Gießens Zukunft als Verkehrszentrum‟. Er beton:
daß die Verkehrsfragen ohne Rückſicht auf die politiſchen Grenzen lebitz
lich nach der geographiſchen und wirtſchaftlichen Lage zu vegeln ſele"
Wegen Gießens Zugehörigkeit zu Heſſen habe Preußen die um 19
bereits genehmigten Eiſenbahnen ins Kleebachtal und ins Hinterlale
vereitelt. Es ſeien für die Zukunft drei große Verkehrslinien zu. k*
ſtreben: 1. Erſchließung des Vogelsbergs über Lich, Laubach, Schotke‟
Grebenheim nach Fulda, 2. Köln, Gießen Gelnhauſen, Partenau i
Würzburg in Franken, 3. Gießen durchs Hinterland, Biedenkopf. e
ſchede nach Weſtfalen. Gießen, ja ganz Heſſen müſſe an ſeiner 4."
verſität feſthalten und ſie weiter ausbauen. Redakteur Blumſchein ſpht
über die Volkshalle, den Flugplatz, die Eiſenbahnintereſſen Gießelle
über die elektriſche Bahn nach Wieſeck und Klein=Linden, über 2a
Biebertalbahn, die normalſpurig ausgebaut und elektriſch betriede‟
werden müſſe. In Anbetracht ſeiner Verdienſte wurde Stadtrat Wſ.
zum Ehrenvorſitzenden ernannt. Für die verſtorbenen Vorſtandsm.
glieder Bürgermeiſter Krenzien und Juſtizrat Grünewald wurden le*
gewählt: Beigeordneter Dr. Hamm und Landgerichtsrat Gros.
* Herbſtein, 10. Febr. Zwecks Einrichtung einer Kraftpoſtver
bindung zwiſchen Herbſtein und Fulda tagte unter dem Vorſitze Ne‟
Kreisdirektors Dr. Michel=Lauterbach eine Verfammlung der Burh
meiſter und der Intereſſenten aus den beteiligten Gemeiden Herbll..
Altenſchlirf, Lanzenhain, Schlechtenwegen, Stockhauſen. In der A4*
ſprache gaben die Vertreter der Anſicht Ausdruck, daß die Strecke Ne
rentabel ſei und lehnten die geforderte Garantieleiſtung ab.

[ ][  ][ ]

de ein Antrag
Eine Vorſtellm
Landesverband
erung als Mar
Vorſtellu,
eförderung
ſt. Kunth
fahrten), Kant
genehmit
en) hat im
Mie
der

Nummer 43
Reich und Ausland.
Schwere Exploſion in München.
rU. München. Geſtern vormittag erfolgte hier durch
jeberheizen eines Zimmers beim Desinfizieren eine Explo=
jon
, durch die die in der Umgebung liegenden Häuſer in Mit=
eidenſchaft
gezogen wurden. Faſt ſämtliche Fenſter=
cheiben
wurden zertrümmert, ſo unter anderem die
roßen Schaufenſter des Kaufhauſes Tietz. Bis jetzt ſind
0 Verletzte ins Krankenhaus eingeliefert worden.
Zu dem Exploſionsunglück iſt noch zu melden, daß bisher
Verletzte ermittelt wurden, von denen fünf ſchwer verletzt
ind. Tote ſind nicht zu beklagen. Nach den bisherigen Erhe=
rungen
iſt anzunehmen, daß die Exploſion durch unſachgemäße
Turchführung der Desinfektion eines Wohnraumes im Erdge=
choß
des Unglückshauſes entſtanden iſt. Die Gerüchte, die von
iner Exploſion des Backofens ſprechen, ſind vollkommen unbe=
ründet
. Die Aufräumungsarbeiten dürften noch längere Zeit in
Inſpruch nehmen. Vom Erdgeſchoß ſtehen nur noch die
ußeren Umfaſſungsmauern. Die inneren Wände
ind der Hausrat wurden zertrümmert und auf die Straße ge=
chleudert
. Nach dem Urteil von Sachverſtändigen hätten die
ür die Desinfektion verwendeten Mengen von Schwefelkohlen=
ſoff
genügt, das ganze Haus zu zerſtören. Der Desinfektor
vurde verhaftet.
Verurteilung wegen Ueberſchreitung der Notwehr.
Hanau. Vor dem Hanuar Schöffengericht hatten ſich wegen
Lörperverletzung der Förſter Biller, der Waldwärter Hebele und der
fagdpächter Völpel, alle aus Schlüchtern, zu verantworten. Sie hatten
m Sommer des vergangenen Jahres bei einem Patrouillengang den
(rbeiter Andreas Joſt aus Oberkalbach beim Wildern ertappt und ihn,
aer Widerſtand entgegenſetzte, verprügelt. Darin ſah das Gericht eine
leberſchreitung der Notwehr und verurteilte den Förſter Biller zu
50 Mark, den Waldwärter Hebele zu 220 Mark und den Jagdpächter
Jölpel zu 150 Mark Geldſtrafe. Der Wilderer Joſt iſt ſeinerzeit vom
(mtsgericht Schlüchtern wegen Wilddieberei zu einem Monat Gefängmis
erurteilt worden.
Gasvergiftung.
Nied. Dienstag früh 7 Uhr fiel in einem Hauſe der Wilhelm=
raße
der ſtarke Gasgeruch auf, der aus der verſchloſſenen Wohnung
ines Eiſenbahnbeamten kam. Die Wohnung wurde ſofort geöffnet,
ſobei man das Ehepaar nebſt deſſen 6jährigen Kind bewußtlos vorfand.
ille drei wurden ſofort nach dem Höchſter Krankenhaus übergeführt.
Nan hofft, daß alle drei dem Leben erhalten bleiben können.
Tödlicher Ausgang eines Sturzes.
Ludwigshafen. Der 49 Jahre alte Tagner, der in der Nacht
om 5. auf 6. Februar im Stiegenhaus ſeiner Wohnung in der Wittels=
achſtraße
vom zweiten Stock die Stiege herunterſtürzte und dabei
emlich erhebliche Verletzungen erlitt, iſt im Krankenhaus hier ſeinen
ſerletzungen erlegen.
Die Urſache der Moabiter Exploſionskataſtrophe.
TU. Berlin. Wie die Morgenblätter mitteilen, iſt die Moabiter
xploſionskataſtrophe nach dem Gutachten des Geheimrats Dr. Hof
iann von der Techniſchen Hochſchule Charlottenburg darauf zurückzu=
ihren
, daß ſich Chlorkalk, der in einer geſchloſſenen Holztonne im Sei
nladen aufbewahrt wurde, unter Entwicklung großer Sauerſtoff=
tengen
zerſetzte. Eine der Benzintonnen wurde ohne Verſchluß und
rößtenteils entleert aufgefunden. Dieſes Gemiſch von Benzindämpfen
nd Sauerſtoff wird als die nächſte Urſache der Exploſion bezeichnet,
ſeine Entzündung kann nach der Meinung des Sachverſtändigen beim
Einſchalten des elektriſchen Lichtes durch den ſogenannten Schließungs=
inken
oder durch eine Petroleumlampe erfolgt ſein, oder auch, und dies
nach Hofmann das wahrſcheinlichſte, durch den ſchließlichen explo=
iven
Zerfall des Chlorkalks ſelbſt. Leuchtgas erfcheint nach
em Reſultat der Unterſuchung als Urſache der Exploſion ausgeſchloſſen.
Das Eiſenbahnunglück bei Oberhof.
DD. Erfurt. Wie bereits gemeldet, fuhr in den frühen Morgen=
unden
des Mittwoch ein Arbeiterzug mitten in einem über drei Kilo=
ieter
langen Tunnel in eine Kolonne von Streckenarbeitern, wobei
chs von ihnen getbtet und fünf verletzt wurden. Ueber den Hergang
25 Unglücks wird noch folgendes bekannt: In dem Tunnel werden zur
achtzeit von einer 80 Mann ſtarken Kolonne Reparaturarbeiten an
en Gleiſen ausgeführt. Die Schienen haben nur eine ſehr begrenzte
ebensdauer, da der Tunnel anſteigend und abfallend gebaut iſt, ſo daß
ch vor dem höchſten Punkt Schwefel= und Kohlendämpfe von durch=
ihrenden
Lokomotiven anſammeln. Die Arbeiter wurden nach den
egebenen Vorſchriften von Streckenwärtern überwacht, die in Abſtän=
en
von etwa 50 Metern von der Kolonne Aufſtellung genommen hat=
n
. Das trübe und regneriſche Wetter der letzten Tage führte zur An=
immlung
eines ſtarken nebelartigen Dunſtes im Tunnel, der keine Ab=
igsmöglichkeit
hatte. Der Kolonne näherte ſich plötzlich der Arbeiter=
ig
, der die Ablöſung und die notwendigen Materialien zu bringen
flegte. Der Zug fuhr mit unverminderter Geſchwindigkeit in die
olonne hinein, und erſt durch die Schmerzensrufe der Verletzten wurde
er Lokomotivführer auf ein Unglück aufmerkſam. Beim Fackelſchein
urden die erſten Bergungsarbeiten durchgeführt. Zehn Arbeiter wur=
en
dem Kreiskrankenhaus in Oberhof zugeführt, von denen ſechs auf
im Transport ſtarben, während die anderen vier mit erheblichen Ver=
Bungen darniederliegen. Moch in den Vormittagsſtunden weilte eine
nterſuchungskommiſſion an der Unfallſtelle, die die Schuldfrage bereits
Sſtlos klären konnte. Danach hat einer der getöteten Rottenführer irr=
imlich
angenommen, daß der Arbeiterzug auf falſchem Gleis verkehren
urde, ſo daß er die Leute aus Verſehen in das Gleis treten ließ, auf
em der Zug in den Tunnel gefahren kam. Die außerordentlich ungün=
igen
Sicht= und Witterungsverhältniſſe im Tunnel führten dazu, daß
2s Warnungsſignal überſehen wurde, und daß ſelbſt das Getöſe des
uges von den Leuten nicht gehört wurde. Nach Beſeitigung der
Puren der Kataſtrophe hat eine neue Schicht die Apbeit in vollem
mfange wieder aufgenommen. Der Zugverkehr iſt durch das Unglück
icht behindert worden.
Den Vater mit der Miſtgabel erſchlagen.
Pallbach (bei Säckingen). Ein gewiſſer Thomann, der ſchon
Inen Bruder erſchoſſen hatte, erſchlug ſeinen 68jährigen Vater mit der
Liſtgabel. Der Unmenſch wurde feſtgenommen.
* Der Affe von Syrakus.
Shrakus. Fünf Stunden lang hat kürzlich ein Affe die brave
adr Shrakus in Aufregung erhalten. Ein Offizier hatte ihn ſich aus
Ihſta mitgebracht, und der Affe war bisher artig zuhauſe im Quartier
ues Herrn geblieben. Da lockte ihn die herrliche Winterſonne Sizi=
Eells heraus aus ſeinen vier Wänden, und er ging mitten in der Stadt
Marus ſpazieren, gerade dort, wo die Maeſtranza=Straße quer durch
E ſtte Stadt vom Porto Grande hinüber zum freien Meere führt. Hier
Ehen einige alte Paläſte und auch der Palazzo Provinciale, das Amts=
44s der Provinzialverwaltung. Zuerſt beſuchte der Affe eine Frau
Aubeulzzeri, deren Wohnung er auf dem Wege über die Hausterraſſe
EEichte. Erſchrocken ſtoben die Familienmitglieder auseinander, wäh=
Si0 das liebe Tier ſchleunigſt Schüſſeln und Teller zertöpferte. Dann
wſte der Dürchbrenner ein Hemd und zog ſich auf eine Dachecke des
ueu Palazzo Demoutier zurück. Er betrachtete das neu erworbene
SEthungsſtück von allen Seiten und ſuchte es nach kleinen Bewohnern
SA er, dies bei ſeinem militäriſchen Herrn gelernt haben mag?
*Miehlich zeigte er dem Publikum, das die Straße dicht füllte, ver=
Sſgsvoll ſeine bunte Kehrſeite zum beſonderen Vergnügen der Kin=
Zo7 Shrakus, die wohl faſt vollzählig zu dieſem Affentheater ver=
Eüücir waren. Dann kletterte der Affe über eine Reihe von Fenſter=
e
e von denen er alle Blumentöpfe herunterfegte, auf die Straße
Lttüker, wo ihn ein Soldet, der ihn kannte, mit einem Apfel angelockt
Mit Vergnügen nahm der Affe den Apfel, gab aber dem Solda=
La as dieſer den Flüchtling faſſen wollte, eine gehörige Ohrfeige und
nE Ihn nach Kräften und entwiſchte von neuem. Nun band er mit
tueE Aroßen Dogge an, vor der er aber ſchleunigſt auf einen Maſt der
Saſchen Beleuchtung flüchten mußte. Von dort ſprang der Affe dann
aa raſchen Sätzen in einen Torweg hinein. Sein Inſtinkt hatte ihn
Ics Amtshaus der Provinzialverwaltung geführt. Kurz entſchloſſen
StF Er ein pffenſtehendes Zimmer, in dem ſich ein höherer Beamter
SltsD. Dieſer tat das Alügſte, was er tun konnte: er verließ ſein Zim=
LS Mhol verrte den Affen ein. Dann lag der Affe bei den Akten und
Re Behörde konnte endlich über ihn verfügenl=

Freitag, den 12. Februar 1926

Seite 7

Das Rettungswerk
des Llonddampfers Bremen
Ein Bericht von Kapitän Wurpts.
Ueber die tapfere Rettungsaktion des Lloyd=
dampfers
Bremen geht uns folgender
authentiſcher Bericht von Kapitän Wurpts zu:
Wir verlicßen New York am 21. Januar, mittags, paſſierten
Ambroſe Feuerſchiff 14.12 Uhr Schiffszeit. Bis 70 Weſt trafen
wir im Atlantik mäßige ſüdliche, ab hier bis 53 Weſt ſtürmiſche
NW.= bis WNW.=Winde, häufige Schneeböen, ſehr grobe bis
ſehr hohe See und Dünung; von 53 bis 47 Weſt veränderliche
mäßige Winde; ab hier bis 41 Weſt anhaltender ſchwerer Nord=
weſtſturm
10/11 mit Hagel= und Schneeböen; ſehr hohe wilde
See und ſehr hohe durcheinanderlaufende Dünung. Am 25. Ja=
nuar
, abends 8.45 Uhr Schiffszeit, in 45 08 Nord 42 43 Weſt, hör=
ten
wir Anruf SOS vom engliſchen Dampfer Lariſtan der
ſeine Poſition mit 45 40 Nord 4306 Weſt angab. Wir hielten
ſofort auf dieſen Kurs, konnten aber bei dem herrſchenden ſchwe=
ren
Nordweſtſturm und der hohen wilden See und Dünung nur
mit mäßiger Geſchwindigkeit fahren, da das Schiff andauernd
ſchwere Seen übernahm. Da wir nur eine Fahrt gegen die hohe
See von etwa 5 Knoten hatten, ließen wir ab 11 Uhr nachts
Raketen und Blaulichter zeigen, um uns bemerkbar zu machen.
Am 26. Januar, gegen 3 Uhr morgens, hatten wir die Unfall=
ſtelle
erreicht, ohne etwas vom Lariſtan bemerkt zu haben. Er=
hielten
jetzt Nachricht, daß Unfallſtelle nicht, wie angegeben, ſon=
dern
26 Seemeilen in 45 12 Nord 43 12 Weſt ſei; änderten ſofort
wieder unſeren Kurs und dampften ſüdwärts unter fortwähren=
dem
Zeigen von Raketen und Blaulichtern. Um 4.30 Uhr vor=
mittags
ſahen wir ſeine erſte Rakete, ungefähr rechts voraus,
hielten auf das Schiff zu, um 5 Uhr erreichten wir Dampfer
Lariſtan‟. Ein Boot in dieſer hohen See und Dünung auszu=
ſetzen
, war eine völlige Unmöglichkeit. Wir machten unſere Ret=
tungskanone
fertig, um Leinen hinüberzuſchießen, desgleichen
Rettungsleinen mit Bojen, Reſerve= und Wurfleinen, ſowie
Sturmleitern und Boote. Die Rettungsmannſchaft war fertig,
falls ſich nur eine geringe Möglichkeit zeigen würde, ein Boot
auszuſetzen. Die einzigſte Ausſicht auf Erfolg war, die Leute
mit Leinen zu uns herüberzuholen, da der Sturm und die See
andauernd mit derſelben Heftigkeit weiter wüteten und Hagel=
und Schneeböen einander ablöſten. Wir machten nun andauernd
Anläufe, um Verbindungen herzuſtellen, was uns zweimal mit
dem Rettungsgeſchütz und zweimal mit treibenden Leinen und
Rettungsringen gelang. Lariſtan hatte an ſeiner Steuerbord=
ſeite
ein Boot klar hängen und wurde von uns aufgefordert, eine
Leine daran zu befeſtigen. Es ſollte von uns verſucht werden,
das Boot hinter unſerem Heckſtern zu bekommen, da ein Längs=
ſeitholen
das Boot direkt zertrümmert hätte. Die Leine wurde
feſtgemacht. Es ſtiegen zu unſerer Enttäuſchung aber nur ſieben
Mann hinein. Wir bekamen das Boot hinter das Heck und
holten an Leinen ſechs Mann herüber; ein Mann wurde von
der See weggewaſchen und ertrank. Der Zimmermann vom
Lariſtan, der ſich auch im Boot befand, aber bereits eine Leine
um den Leib hatte, wurde ebenfalls von einer See erfaßt und
hoch auf= und niedergeworfen. Die Leine des Bootes verwickelte
ſich bei dem heftigen Arbeiten unſeres Schiffes in eine unſerer
Schrauben, riß aber, und das Boot trieb weg. Wir machten noch
mehrere Verſuche mit Anläufen, um Geſchoßleinen und Leinen
mit Bojen hinüber zu bekommen, was uns noch zweimal gelang;
leider wurden dieſe Gelegenheiten von der Beſatzung des
Dampfers Lariſtan nicht ausgenutzt. Mittlerweile ſetzten wie=
der
langenhaltende Schneeböen mit äußerſt ſtarkem Winde und
Dunkelheit ein. Wir hielten uns in der Nähe des Schiffes auf:
um 6.12 Uhr nachmittags wurde das Schiff zum letzten Male an
unſerer Steuerbordſeite (3 Strich achterlich als dwars), etwa
eine Meile ab, geſehen. Es ſetzte indeſſen wieder eine längere
Schneeböe ein. Als es für eine kurze Zeit aufklarte, war vom
Schiff nichts mehr zu ſehen, und die Anrufe unſerer drahtloſen
Stationen blieben unbeantwortet. Wir blieben während der
ganzen Nacht an der Unfallſtelle und ſahen am nächſten Morgen
viele Trümmer in der See treiben. Es iſt anzunehmen, daß
das Schiff während der Nacht geſunken iſt.
Der Bericht Kapitän Wurpts ſchließt mit dem Ausdruck
tiefſten Bedauerns, daß der Erfolg der Rettungsaktion nicht ein
beſſerer war und die geſamte Mannſchaft der Lariſtan dem
gierigen Rachen der See entriß: Und wer ſchlöſſe ſich dieſem Be=
dauern
nicht aus mitfühlender Seele an? Mit Stolz aber muß
es uns Deutſche erfüllen, daß der alte gute Seemannsgeiſt, der
von jeher auf deutſchen Schiffen geherrſcht hat, noch voll und
ganz lebendig iſt. Als auf der Bremen das Rettungsboot für
alle Fälle bereitgemacht wurde, da ſtellten ſich einheitlich Offiziere
und Mannſchaften ohne Ausnahme freiwillig zum Bootsdienſt;
keiner wollte zurückbleiben, keiner zögerte auch nur einen Augen=
blick
, ſein Leben für die Rettung der gefährdeten Mitmenſchen
einzuſetzen. Ueber allen Anfeidungen, die der Krieg zwiſchen
die Völker geſät hat, glänzt wieder das ſchönſte Licht der Näch=
ſtenliebe
, wenn es heißt: Menſchen in Seenot!
In wärmſter Anerkennung der hervorragenden Haltung der
Bremen bei den Rettungsarbeiten hat Reichspräſident
von Hindenburg Kapitän und Mannſchaften telegraphiſch
beglückwünſcht und ihnen im Namen des Reiches Dank
und Anerkennung ausgeſprochen. Vom Reichs=
tagspräſidenten
Loebe iſt ein in wärmſter Anerkennung
gehaltenes Glückwunſchtelegramm eingetroffen. Der Vorſtand
des Norddeutſchen Lloyd nahm ebenfalls Veranlaſſung,
ſeine Anerkennung für die Leiſtung der Beſatzung der Bremen
durch nachfolgenden, an Kapitän Wurpts geſandten Willkom=
mensgruß
Ausdruck zu geben:
Ihnen und der Beſatzung Dank und Anerkennung für
den durch die Tat erbrachten Beweis, daß der alte Seemanns=
geiſt
in unſerer Flotte lebt. In der Not erweiſt es ſich, daß
über alles Trennende hinweg der Menſch auf den Menſchen,
der Seemann auf den Seemann angewieſen iſt.
Vom Präſidenten des Britiſchen Lloyd ging
folgendes Telegramm ein:
Bitte, übermitteln Sie Kapitän, Offizieren und Mannſchaf=
ten
des Dampfers Bremen die herzlichſten Glückwünſche des
Vorſtandes des Britiſchen Lloyd zu ihrer hervorragenden und
aufopfernden Hilfsbereitſchaft, um das Leben der Beſatzung des
engliſchen Schiffes Lariſtan zu retten.
Preußiſch=Süddeutſche Klaſſenlotterie.
7. Tag der 5. Klafſe. In der Vormittags=Ziehung vom
10. Februar 1926 fielen: 2 Gewinne zu 10000 Mk. auf Nr. 203 819;
2 Gewinne zu 5000 Mk. auf Nr. 46 483; 8 Gewinne zu 3000 Mk. auf
Nr. 12335, 30 628, 147 542, 181 002; 18 Gewinne zu 2000 Mk. auf
Nr. 3942, 22121, 79 705, 93 222, 104 636, 180 109, 194 586, 218 060,
231 403; 28 Gewinne zu 1000 Mk. auf Nr. 5731, 51 127, 56 833, 81040,
111 948, 130 859, 135 014, 165 616, 185 729, 196 011, 200 711, 210 89.
267 487, 286 828; ferner 76 Gewinne zu 500 Mk. und 186 Gewinne
300 Mk. In der Nachmittags=Ziehung fielen: 2 Gewinne zu
75 000 Mk. auf Nr. 57 740; 6 Gewinne zu 5000 Mk. auf Nr. 68 362.
78914, 118 080; 10 Gewinne zu 3000 Mk. auf Nr. 81133, 138 234.
182653, 187 141, 192147; 10 Gewinne zu 2000 Mk. auf Nr 757, 1014
38 689, 82074, 126 973; 10 Gewinne zu 1000 Mk. auf Nr. 16 547,
82 267 139 892, 208 575, 219967; ferner 86 Gewinne zu 500 Mk. und
184 Gewinne zu 300 Mk. Im Gewinnrade verblieben
2 Prämien zu je 500 000 Mk. 2 Gewinne zu je 500 000 Mk., 2 zu
25 000 Mk., 34 zu je 10000 Mk.
75 000 Mk., 2 zu je 50 000 Mk
98 zu je 5000 Mk., 240 zu je 3000 Mk., 418 zu je 2000 Mr., 878 zu je
1000 Mk., 2434 zu je 500 Mk. und 5588 zu je 300 Mk.

Briefkaſten.
Ph. Th. in N. Sie irren. Wir haben ſeinerzeit die 3. Verordnung
betr. Sondergebäudeſteuer vom 30. Oktober 1925 ausführlich beſprochen.
Art. 7: Auf Antrag des Steuerpflichtigen oder eines Mieters oder ſon=
ſtigen
Nutzungsberechtigten kann, der auf ihn entfallende Steueranteil
ganz oder teilweiſe erlaſſen werden, wenn die Erhebung eine beſondere
Härte bedeuten würde. Art. 8: Wenn der Steuerpflichtige oder Mieter
oder ein ſonſtiger Nutzungsberechtigter eine Unterſtützung als Sozial=
rentner
, Kleinrentner oder Erwerbsloſer auf Grund geſetzlicher Vor=
ſchrift
bezieht oder aus der öffentlichen Wohlfahrtspflege unterſtüitzt wird,
iſt der auf ihn entfallende Steueranteil auf Antrag des Steuer=
pflichtigen
zu erlaſſen (Abſ. 1). Der Mieter oder ſonſtige Nutzungs=
berechtigte
hat dem Steuerpflichtigen durch Vorlage einer behördlichen
Beſcheinigung den Nachweis zu erbringen, daß die Vorausſetzungen zu
einem Erlaß nach Abſ. 1 vorliegen. Der Erlaß der Steuer tritt nur ein
bis zum Ende des Monats, in dem die Unterſtützung wegfällt. Je am
1. Auguſt, 1. Dezember 1225 und am 31. März 1926 hat der Steuer=
pflichtige
der Steuerbehörde den Nachweis über den Bezug der Unter=
ſtützung
zu erbringen. Der Erlaß der Steuer wird aufgehoben, wenn
durch die zuſtändige Gemeindebehörde feſtgeſtellt wird, daß der Steuer=
pflichtige
bzw. der Mieter oder ſonſtige Nutzungsberechtigte für ſich und
ſeine Familie eine Wohnung inne hat, die im Verhältnis zur Zahl der
Bewohner als übermäßig groß anzuſehen iſt.
11. in G. Art. 85 Heſſ. Ausf.=Geſ. zum B. G.B.: Bäume und Sträu=
cher
dürfen, ſofern ſie mehr als 2 Meter hoch ſind, mur in einem Abſtand
von 2, ſofern ſie 2 m oder weniger hoch ſind, nur im Abſtand von einem
halben Meter von der Grenze des Nachbargrundſtücks gehalten werden.
Der Abſtand wird von der Mittelachſe des Baumes oder Strauches bis
zur Grenzlinie gemeſſen, und zwar an der Stelle, wo der Baum oder
Strauch aus dem Boden heraustritt. Durch Lokalpolizeiverordnungen
können andere Abſtände feſtgeſetzt, auch beſtimmt werden, daß Bäume
und Sträucher von mehr als 2 Meter Höhe in beſtimmten Teilen einer
Gemarkung nicht gehalten werden dürfen. Der Nachbar kann die Ent=
fernung
aller Bäume und Sträucher verlangen, die in einem geringeren
als hiernach zuläſſigen Abſtand gehalten werden.
W., hier. Wenden Sie ſich in ausführlich begründeter Eingabe an
das Reichswehrminiſterium in Berlin.
D. V. Sie wollten wohl § 51 St. G.B. anführen. Allein dieſe Be=
ſtimmung
regelt nur die ſtrafrechtliche Verantwortlichkeit. Die Begriffs=
beſtimmung
über die Geſchäftsunfähigkeit in § 104 Z. 2 B. G.B. weicht
aber in zwei wichtigen Punkten von dem Vorbilde des § 51 St. G.B. ab:
1. Geſchäftsunfähigkeit wegen Geiſteskrankheit ſetzt voraus, daß der die
freie Willensbeſtimmung ausſchließende Zuſtand krankhafter Störung der
Geiſtestätigkeit nicht ſeiner Natur nach ein vorübergehen=
der
iſt; 2. der nicht auf krankhafter Störung der Geiſtestätigkeit be=
ruhende
Zuſtand der Bewußtloſigkeit macht nicht allgemein ge=
ſchäftsunfähig
.
H. Sch. Es wird für den geltend zu machenden Schadenserſatzan=
ſpruch
weſentlich darauf ankommen, ob der Arzt die weiter notwendig
gewordene Behandlung als durch den Hundebiß verurſacht erklärt. Be=
jaht
der Arzt dieſe Frage, ſo dürfte der Klage Erfolg nicht zu ver=
ſagen
ſein.

Geſchäftliches.
Die Oſtpreußenaktion findet, wie alljährlich, wiederum
während der Landwirtſchaftlichen Woche, und zwar am 24. Februar, im
Zirkus Buſch in Berlin ſtatt. Der Auktion gehen das Richten und die
Vorführung der Pferde am 23. Februar voraus. Der Katalog, der die
näheren Angaben über die Pferde enthält, iſt von der Landwirtſchafts=
kammer
für die Provinz Oſtpreußen, Königsberg i. Pr., Beethoven=
ſtraße
24/26, zu beziehen.
Rund=Funk=Programme.
Frankfurt.
Freitag, 12. Febr. 3.304: Jugendstunde: Führung ins Berufsleben.
Frl. Steinhäuser. Perfekte Stenotypistin gesucht. Für Kinder vom
13. Jahre ab. X 4.155.45: Hausfrauen-Nachmittag. Welbliche Polizei im
In- und Ausland. X 5.456.15: Lesestunde: Aus den Briefen der Günderode.
X 6.156.45: Ober-Telegr.-Insp. Thenet: Ortsgesprächsgebühren und Zähler-
beschwerden‟
X 6.457.15: Stenographischer Fortbildungskurzus. 7.157.45:
Olbrich: Englisch. X 7.458: Stunde der Frankf. Vereinigung für Heimat-
kunde
. X 88.15: Film-Wochenschau. 8.159.15: Vortragsabend Alfred
Beierle: Leonid Andreiew: Die sieben Gehenkten‟ X 9.1510.15: Volks-
tümlicher
Abend des Hausorchesters, Adolf Permann (Bariton).
Stutigart.
Freitag, 12. Febr. 4.30; Rundfunkorch.: Türkischer Marsch a. Dié
Ruinen von Athen‟ (Beethoven); Menuett (Boccherini); Our. Raymond‟
(Thomas); Variationen La Folia‟ (Corelli); Fant. Mignon‟ (Thomas);
Zwei Arabesauen (Debassy); Ung. Tänze (Brahms). X 6.30: Bücher-
Besprechung. X 7: Sprich deutsch! Dr. Hoffmann-Harnisch, X 7.30:
Klaus Mehnert: Mitternichtssonne, X 8: Richard-Wagner-Abend.
(Solistin: Margarethe Erhardt). Trauermusik a. Götterdämmerung‟;
Fünf Lieder; Siegfried-Tdyll; Meistersinger-Vorspiel. X 9: Altes u.
Neues a. d. Südd. Heimat. Bayrischer Abend. Mitw.: L. Puschacher
(Rez.); Bavern-Verein Weiß-Blau‟ (Gesang-, Zither- u. Jodel-Vorträge).
Berlin.
Freitag, 12. Febr. 4.30: Heitere Vorträge von Frank Günther.
Konzert. Chopin: Polonaise As-dur (Prok. Jos. Weiß). Franz. Volks-
lieder
; Engl. u. amerik. Volkslieder (Margot Stahl. Sopran). Grazioli:
Adagio; Beethoven: Menuett; Grossec: Tambourin; Schumann: Abendlied
(Wassing, Cello). Liszt: Mephisto-Walzer; XII. Ung. Rhapsodie (Prof.
Weiß). Deutsche Volkslieder (Margot Stahl). Fuchs: Fantasiestücke
(Wassing), Flügel: Prof. Wappenschmidt. X 7: Reg.-Rat Zacher: Schädl.
Nagetiere im Gartenbau X 7.25: Professor Mareuse: Eine Wanderung
durch das Weltall: Der Hond. X 8: Die Jahreszeiten von Havdn. Dirig.
Meyrowitz von der Staatsoper. Simon ein Pächter: Fischer; Hanne,
Tochter: Emmy v. Stetten; Lukas, j. Bauer: Wilde; Landvolk und Jäger:
Chor. X 10.30: Rapées Jazz-Sinfoniker. Königswusterhausen-
3: Graef, Assist. f. Sprachtechnik u. Vortragskunst an der Univ. Berlin:
Uber Sprachtechnik, das Artikularisationsorgan 1. Teil. X 3.30: Frau
Mathes-Wimermark-Stockholm, Lektor a. d. Handelshochschule Berlin:
Schwedisch f. Anfänger. X 4: Prof. Breysig-Berlin: Die wichtigsten
Baufehler in Spenglers Geschichtsaufriß. X 4.30: Frl. Margot Grupe:
Die Selbsttätigkeit im Heim. X 7.30: Fortbildungsvorträge für Arzte
(Dozenten und Themen werden in d. ärztlichen Fachzeitschriften bekannt-
gegeben
).
Gottesdienſt der iſraelitiſchen Religionsgemeinde.
Hauptſynagoge (Friedrichſtraße),
Freitag, den 12. Febr. Vorabendgottesdienſt 5 Uhr 45 Min,
Samstag, den 13. Febr. Morgengottesdienſt 8 Uhr 45 Min.
Sabbatausgang 6 Uhr 25 Min.
Gottesdienſt an den Wochentagen: Morgens 7 Uhr 15 Min.
Abends 5 Uhr 30 Min.
Gottesdienſt in der Synagoge der iſrael. Religionsgeſellſchaft.
Samstag, den 13. Febr. Vorabend 5 Uhr 05 Min. Morgens
8 Uhr. Nachm. 4 Uhr. Sabbatausgang 6 Uhr 25 Min,
Wochengottesdienſt: Morgens 6 Uhr 45 Min. Nachm. 5 Uhr;
Rauſch Chaudeſch Ador Sonntag und Montag.

Tageskalender für Freitag, den 12. Februar 1926.
Landestheater. Großes Haus, Anfang 7 Uhr, Ende 10 Uhr, D 14:
Kanzler und König. Kleines Haus, Anfang 8 Uhr: Tanz=
abend
Manda von Kreibig. Orpheum abends 8 Uhr: Im
Zeichen des Faſchings. Bund angeſt. Akademiker
techn.=naturw Berufe, Ortsgr. Darmſt., abends 8 Uhr:
Bierabend im Reichshof. Logengebäude, Sandſtr. 10, abds.
8 Uhr: Vortrag von Martha Heimerau, Frankfurt a. M. über. Die
religiöſen Hintergründe von Faſtnacht und Masken. Kinovor=
ſtellungen
: Umion=, Reſidenztheater, Palaſt=Lichtſpiele.

Wetterbericht.
Wettervorherſage für Samstag, den 13. Februar,
(nach der Wetterlage vom 11. Februar).
Das ruſſiſche Kaltluftgebiet verlagert ſich ſüdwärts. Da gleichzeitig
das atlantiſche Wirbelſyſtem in Weſteuropa an Raum verloren hat und
ſich hauptſächlich in Nordeuropa auswirkt, ſo überwiegt zunächſt der Ein=
fluß
des öſtlichen Hochdruckgebietes. Niederſchläge ſind nicht zu erwarten,
höchſtens ganz unbedeutende, während die Temperaturen wenig über Null
Grad liegen dürften (nur vereinzelt Froſt).
Heſſ. Oeffentl. Wetterdienſtſtelle.

Hauptſchriftleitung: Rudolf Mauve
Vergxiwortlich, für Politik und Wirtſchaft: Rudolf Mauve
Verantwortlich für Feuilleton und Heſſiſche Nachrichten: Max Streeſe
Verantwortlich für Sport: Dr. Eugen Buhlmann
Verantwortlich für Schlußdienſt: Andreas Bauer
Verantwortlich für den Inſeratenteil: Willy Kuhle
Druck und Verlag: L. C. Wittich ſämtlich in Darmſtadt.
Die heutige Nummer hat 16 Seiten.

[ ][  ][ ]

Seite 8

Freitag, den 12. Februar 1626

Nummer 43

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Konfirmandenn und KommunikantenrAnzüge 58., 8-, B8-, 28.-,

Familiennachrichten

Ihre Vermählung zeigen an

Moſes Poſner
Berta Poſner

geb. Enoch.

Trauung: Sonntag, den 14. Februar,
nachm. 3 Uhr, im Hauſe Alexanderſir. 6.
(*4007)

SSür die vielen Glückwünſche, Blumen=
C) ſpenden und Geſchenke, die wir an
unſerem Goldenen Hochzeitstage, am
6. Februar 1926 erhalten haben, ſagen
wir Allen unſeren herzlichſten Dank.

*4033)

Phil. Huwerth u. Frau.

Statt jeder beſonderen Anzeige.

Meine innigſtgeliebteFrau. unſere
herzensgute, treue Mutter, Schwie=
germutter
und Großmutter.

Frau
Anng Hörbert

geb. Ehrbard
wurde geſtern abend von ihrem
langen, mit großer Geduld ertra=
genem
Leiden durch einen ſanften
(4047
Tod erlöſt.
Im Namen der Tieſtrauernden:
Philipp Hörbert
Städt. Lagerhausverwalter,
Darmſtadt, den 11. Februar 1926.
Neckarſtr. 26,

Die Beerdigung findet auf Wunſch
der Entſchlafenen, in aller Stille
ſtatt.
Blumenſpenden dankend verbeten.

Todes=Anzeige.

Heute nacht 4 Uhr iſt meine
liebeTochter, unſeregute Schweſter,
Schwägerin und Tante.

Anna Gener

nach längerem Leiden im 34. Lebens=
jahre
ſanft verſchieden.

Die trauernden Hinterbliebenen:
Friedrich Carl Geyer.

Darmſtadt, den 11. Februar 1926.
Beſſungerſtr, 16.
(B.2226

Die Beerdigung findet Samstag,
den 13. Februar, vormittags 11 Uhr,
vom Portale des Beſſunger Fried=
hofs
aus ſtat.

Unterfertigte erfüllt hiermit
die traurige Pflicht, ihre A. H.
A. H., u. i. a. B. i. a. B, von dem
am 3, Februar erfolgten Ableben
ihres Alten Herrn

Statt Karten.

Für die überaus zahlreichen Ge=
ſchenke
und Glückwünſche anläßlich
unſerer Vermählung ſagen wir Allen
H auf dieſem Wege herzlichſten Dank.
aas) Philipp Glock
und Frau Käthe, geb. Frank.
1O3

Gebr. Fahrſt./ Selbſt=
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k. 76 Geſchſt.

Mntn

Dankſagung.

Für die vielen Beweiſe herz=
lichſter
Teilnahme, ſowie für die
zahlreichen Blumenſpenden bei
dem Hinſcheiden unſeres lieben
Entſchlafenen

Rudolf Krecht

ſagen wir Allen auf dieſem Wege
uuſeren aufrichtigſten Dank.

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ich viel in meiner Praxis. Vor
allem hat es mir auch bei Anämie
und Chloroſe gute Dienſte geleiſtet.
Eine nachteilige Wirkung auf den
Magen habe ich nie bemerkt. Ich
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[ ][  ][ ]

Nummer 2

AAUUNeA
DARMSTADTER TAGBLATT HESSISCHE NEUESTE NACHRICHTEN

12. Februar 1926

Der Rohölmotor
Von
Dr. phil. und beratender Dipl.=Ing.
E. W. Lehmann-Richter-Frankfurt a. M.
Verwendung der Dieselmotoren als
Antriebsmaschine für Schiffe
Die erſten Verſuche, den Dieſelmotor als Schiffsmaſchine zu
ſerwenden, erfolgten ſchon im Jahre 1897. Aber erſt die Bedürf=
tiſſe
des U=Bootes ergaben eine Entwicklung des Schiffs=Dieſel=
Notores im Jahre 1904. Die Germania=Werft entwarf 1904
inen nicht umſteuerbaren Vier=Zykinder=Viertakt=Dieſelmotor
ſon 200 PS. Der erſte Krupp=U=Boot=Motor kam 1907 auf den
Frobierſtand. Die gefundenen Prüfreſultate über Brennſtoff=
lusnutzung
uſw. waren ſehr befriedigend. Die Arbeiten der
Zermaniawerft wurden ſo gefördert, daß bei Kriegsbeginn die
ſegelbauart des Krupp=Zweitalt=Motors für die U=Boote ver=
oendet
wurde. Die Beſtrebungen, den Dieſelmotor zu verein=
achen
, führten auch Krupp ſehr bald zu dem kompreſſorloſen
Dieſelmotor. Die in Abb. 1 dargeſtellten, mit kompreſſorloſen
dieſelmotoren gegebenen Gleichdruckdiagramme zeigen bei nied=
igem
Enddruck eine gute Flächenentwicklung. Durch dieſelben
oird in Verbindung mit dem geringen Brennſtofſverbrauch und
em geringen Auspuff erwieſen, daß der Treibſtoff ſehr normal
erbrennt. Aufſtoßventile bewirken die Regelung durch welche
ie Brennſtoffzuleitung beeinflußt durch den Regler früher
der ſpäter unterbrochen wird. Neuerdings wird dem Bau von
öchiffs=Dieſelmaſchinen wieder beſondere Aufmerkſamkeit ge=

MOe Sia) Uberlaft 3lat. Vollaß S7a4 Slat Halblaft 35,sat 3Odt

Ibb. 1. Indikatordiagramme und versetzte Diagramme von kom-
pressorlosen
Krupp-Dieselmotoren bei Gasölbetrieb.
chenkt. Die geringe Abmeſſung der Geſamtmaſchinenanlage gegen=
ber
der Dampfanlage, ſowie die techniſche Ueberlegenheit, Ge=
dichtserſparnis
und einfache Bedienung laſſen die kompreſſor=
oſen
Dieſelwaſchinen als beſonders geeignet für den Schiffs=
etrieb
erſcheinen. Dazu kommt, daß die Dieſelmaſchine mit
ußerſt günſtigem Brennſtoffverbrauch große Elaſtizität in der
mlaufszahl und einfachſte Bedienung verbindet. Nach Ver=
ichen
von Herrn Profeſſor Maier=Stuttgart konnte bei einer
deutzer VM=vierzylindrigen Maſchine von 380 PS zwei Stunden
ang ohne Erſchwerung und ohne daß ſich der Auspuff merklich
rübte, eine Leiſtung von 472 PSE ausgehalten werden. Die im
ſchiffe einzubauengen Motoren werden endeder mit einem
Sendegetriebe verſehen, um bei dauernd gleichlaufendem Motor
ie Drehrichtung der Schraube zu ändern, oder bei Maſchinen von
40PS aufwärts als Umſteuermaſchinen gebaut. Die Wendegetriebe
nd mit Doppelkegelreibungskuppelung bzw. Planetenrädern und
Jandkuppelung für den Vorwärts= bzw. Rückwärts=Gang ver=
hen
. Motoriſche Umſteuerung wird vorläufig nur bei 6= Zylin=
er
=Motoren durchgeführt. Prüfungen von Herrn Profeſſor
ſaer=Bresſau mit einer 6=Zylinder=Maſchine auf dem Probier=
and
ergaben folgende Werte: Verbrauch an Anlaßluft beim
ingangſetzen bei 20 bis 12 At., Behälterdruck 0,63 bis 0,83 Kg.
ei ungefüllter Waſſerbremſe, Zeitverbrauch 4,/4 bis 78 Sek.
die Umſteuerung erforderte bei voller Drehzahl vorwärts bis
ſt voller Drehzahl rückwärts 0,86 bis 1,2 Kg. Druckluft und
durde in 14,7 bis 15,1 Sek. bewirkt. Die Manövrierfähigkeit iſt
Iſo ſehr günſtig und wird den Anſprüchen des Schiffsbetriebes
erecht. Nach vorhergehendem Beſtehen bei dem Dieſelmotor
dlgende Vorteile gegenüber der Dampfmaſchinenanlage für den
Whiffsbetrieb: Brennſtoffkoſten ſind weſentlich geringer als beim
Jampſbetrieb. Während der Ruhe= und Wartepauſen tritt kein
Trennſtoffverbrauch ein. Sofortige Betriebsbereitſchaft. Höchſt=

40b 2. Kompressorloser Dentz-VM-Motor mit Windegetriebe
ſungen durch ſtarke Strömungen werden ohne beſondere Vor=
Skeltungen direkt bewirkt. Geringes Gewicht und Raumaus=
bang
. Fortfall des Schornſteins. Einfachere und müheloſere
Führung von Brennſtoff. Entbehrung von Heizperſonal. Bei=
gend
iſt unter Abb. 2. ein kompreſſorlofer Deutz=VM=Motor
Tr Wendegetriebe für Schiffsmaſchine darſtellt.
Delonders intereſſant iſt die Umſteuerung und die dadurch
SDingte Manövrierfähigkeit. Sie ſoll deshalb an einem Bei=
et
AAusführung der Maſchinenfabrik Augsburg=Nürnberg!
* iurz behandelt werden: Die Umſteuerung geſchieht durch die
Sernockentragende Steuerwelle, welche bei Vor= und Rück=
4Sbang arial verſchoben wird. Abb. 3 gibt eine ſchematiſche
ite dieſes Vorgangs, der ſich folgendermaßen abſpielt: Durch
4urad p wird Schnecke g und Schneckenrad r und mit letzte=
Eae ſtehende Welle gedreht. Die Drehung wird auf Kegel=
epaar
4 und d und ſomit auf eine Kurbel e übertragen,
Stie bermittels Lenker k die Ventilſtoßſtange g mit Rolle I.
ü Ausſchwenken und hiermit zum Verlaſſen der Steuernocke !
Di=
IA7 dieſem Moment kommen die Scheichennocken k und
aunf der ſentrechten Welle, deren Bahren vorher zentriſch
Lete Zum Anlauf. So werden, die zwangläufig geführten
Senr L und L zwiſchen den Nocken und ſomit die Winkelhebel

Nur die Arbeit kann erretten,
Nur die Arbeit ſprengt die Ketten,
Arbeit macht die Völker frei.
Heinrich Seidel (18421906)

mm ebenfalls in Betrieb geſetzt. Dieſe bewirken vermittels
Schleifring n die Bewegung der Steuerwelle o in achſialer Rich=
tung
, bis die Steuerſcheibe i mit der Ebene der Rolle h zuſam=
menfällt
. Sodann bewegen ſich die Bahnen der Nockenſcheiben
k und k wieder zentriſch, die Steuerwelle iſt im Ruhezuſtand
und ein Verdrehen des Handrades p vermittels Kegelräderpaares
d und d bewirkt das Zurückſchwenken der Ventilſtoßſtange g
in die Normallage. Durch geeignete Verblockung mit der ſenk=
rechten
Welle, bewirkt durch Ausſchnitte aus aufgeſetzten Schei=

2

Abb. 3. Umsteuervorrichtung der M. A. N.
ben, wird vermieden, daß Brennſtoff zugeführt werden kann,
ohne daß die Umſteuerung in den Endlagen ſich befindet, und
ferner, daß umgeſteuert werden kann, ohne daß die Brennſtoff=
füllung
auf Null ſteht. Handrad a wirkt durch Schnecke b und
Schneckenrad e auf eine Welle, welche die Nocke s enthält; dieſe
kann vermittels Rollet und einer Verbindungsſtange die Brenn=
ſtoffmenge
von Null bis Vollfüllung verändern. Durch Hand=
hebel
v, welcher durch Nocke und Hebel w das Hauptanlaßventil X
bewegt, erfolgt das Anlaſſen. Manövrierverſuche haben ergeben,
daß die Umſteuerung und Anlaßvorrichtung ſo ſchnell und ſicher
funktionieren, daß von Kommandoerteilung bis zur Ausführung
nur 79 Sekunden verſtreichen. Das Durchgehen der Maſchine
bedingt durch Entlaſtung, Wellenbruch oder Austauchen der
Schraube wird durch Sicherheitsregler vermieden. Der Brenn=
ſtoffverbrauch
iſt, wie oben ſchon angegeben, günſtig, ſowvohl bei
Normal= als auch bei Unter= und Ueberbelaſtung. Hierin liegt
ein beſonderer Gewinn, da die Oekonomie bei kleinerer Leiſtung
gewahrt bleibt. Zu dieſen letzten Ausführungen verweiſe ich
auf die Zeitſchrift Schiffbau, 26. Jahrgang, Heft 7, welcher
obige Daten entnommen ſind.

Photographischer
Buch- und Zeitungsdruck
Von
Dr. Alfred Gradenwitz
Seit einiger Zeit beſtrebt, man ſich, der Photographie im
graphiſchen Gewerbe, wo ſie bereits, eine ſehr wichtige Rolle
ſpielt, noch größere Bedeutung zu ſichern, ihr auch den Betrieb
von Setzmaſchinen zu überlaſſen und auf dieſe Weiſe die Ver=
wendung
von Metalltypen mit ihren geſundheitsſchädlichen Ein=
flüſſen
gänzlich auszuſchalten. Eine Erfindung, die ſoeben in
vollkommen durchgebildeter Form an die Oeffentlichkeit tritt,
dürfte dieſes Reſultat mit einem Schlage erreichen und nebenher
noch eine erhebliche Vereinfachung und Verbilligung des Betrie=
bes
erzielen.
Es handelt ſich um eine von zwei Londoner Ingenieuren,
J. R.C. Auguſt und E. A. Hunter, konſtruierte photographiſche
Setzmaſchine, die alles, was der Setzer braucht, ſelbſttätig aus=
führt
, je nach der Betätigung einer Taſtatur die einzelnen Typen
ausſucht, der Type jede gewünſchte Form und jede Größe gibt
und automatiſch für den erforderlichen Durchſchuß ſorgt, durch
den es möglich wird, jede Zeile genau am Spaltenrand abzu=
brechen
.
Eine ſchreibmaſchinenartige Vorrichtung ſucht durch bloßen
Niederdruck der einzelnen Taſten in raſcher Folge die jeweils ge=
wünſchten
Buchſtaben aus, photographiert ſie und kombiniert ſie
zu vollſtändigen Worten und Sätzen. Während aber die Schreib=
maſchine
mit etwa 60 verſchiedenen Typen auskommt, die ſtets

den gleichen Raum beanſpruchen, ſind beim Druck Tauſende von
Form= und Raumberſchiedenheiten zu berückſichtigen: die Wahl
der jeweils gewünſchten Buchſtabenform bedeutet eine Verände=
rung
in der Grundbreite der Type, und jede Aenderung der
Buchſtabengröße bedingt eine ähnliche Veränderung. Außerdem
aber iſt auch die Höhe entſprechend veränderlich. Schließlich muß
man dafür ſorgen, daß die Zeilen im Gegenſatz zu den für die
Schreibmaſchine geltenden Verhältniſſen links und rechts glatt
abſchließen. Mit anderen Worten mußte man eine Maſchine
bauen, die aus etwa einer halben Million verſchiedener Möglich=
keiten
, je nach der gerade gewünſchten Typenfomm und Typen=
größe
mit Sicherheit und augenblicklich die jeweils nötigen
Größen auszuwählen vermag und die je nach der Spaltenbreite
und der in Betracht kommenden Typenform die Zeilen gut auto=
matiſch
auf abſolut gleiche Länge einſtellt.
Wenn auch hydrauliſcher oder Druckluftbetrieb ebenfalls
möglich iſt, ziehen die Erfinder doch elektriſchen Antrieb vor. Die
Taſtatur ihrer Setzmaſchine beſteht aus ſechs übereinander lie=
genden
Reihen von Buchſtaben und Ziffern; hierzu kommen noch
ſechs weiße Taſten zur Beſtimmmung des jeweils erforderlichen
Durchſchuſſes, je eine rote Taſte an beiden Enden der einen Reihe
ſowie Taſten zur Korrektur von Fehlern und für Linien= und
Tabellenſatz. Das einfache Einſtellen eines Hebels bringt eine
der 90 im Charakter verſchiedenen Schriften in Funktion, wäh=
und der Schriftgrad der jeweils gewählten Schrift mittels eines
rechts vom Taſtbrett befindlichen Sektors mit drei Einſchnitten
und drei Hebeln beſtimmt wird. Eine Skala über dem Taſtbrett
dient zur Einſtellung und Aenderung der Zeilenlänge.
Sind die erforderlichen Einſtellungen erledigt, ſo ſchlägt der
Setzer die Taſten wie bei einer gewöhnlichen Schreib= oder Setz=
maſchine
an. Am Ende eines Wortes drückt er die linke rote
Taſte nieder; wenn gerade noch Raum für acht weitere Buch=
ſtaben
vorhanden iſt, ertönt ein Glockenſigwal, und es muß ſich
entſcheiden, wo er die Zeile abbrechen will. Sobald die dem
letzten Buchſtaben entſprechende Taſte dann angeſchlagen iſt,
drückt er die rote Taſte rechterhand und beginnt die neue Zeile:
Die Maſchine ſorgt dann ſelbſttätig für den jeweils erforderlichen
Durchſchuß. Während des Setzens der zweiten Zeile wird die erſte
abphotographiert.
Glaubt der Setzer, an irgendeiner Stelle falſch angeſchlagen
zu haben, ſo kontrolliert er dies an einem Papierſtreifen über
dem Taſtbrett, auf dem er ganz wie auf dem Streifen eines
Typendruckers die gerade geſetzte Zeile ablieſt. Am Schluß
der Zeile angelangt, geht er nach der etwaigen Fehlerſtelle zurück,
hält eine Fehlertaſte herunter und drückt die falſche Taſte noch=
mals
herab. Hierauf läßt er die Fehlertaſte los und ſchlägt die
richtige Taſte an. Alles Uebrige beſorgt die Maſchine, und er
kann ſich unbeſorgt mit dem Satz der nächſten Zeile beſchäftigen.
Alle vorgeſehenen Schriftarten ſind in drei ewa 10 Meter
langen Reihen guf einem Schlüſſelfilm abgedruckt, und zwar
durchſichtig auf dunklem Grunde. Dieſer Schlüſſelfilm wickelt fich
zwiſchen zwei ſenkrechten Spuſen ab, die ſich je nach der Einſtel=
lung
auf die gerade gewünſchte Buchſtabenform mit der Platt=
form
, auf der ſie ſitzen, auf verſchiedene Höhe einſtellen und da=
durch
die betreffende Buchſtabenreihe genau in die optiſche Achſe
der photographiſchen Kamera bringen. Außer den drei Reihen
transparenter Buchſtaben beſitzt der Schlüſſelfilm eine Fläche mit
Perſorierung, die die Weite jedes Buchſtabens und Zeichens in
zwei Hälften angibt. Ein elektriſcher Kontakt ſorgt dafür, daß
dieſe Perforationen in elektriſche Kombinationen überſetzt wer=
den
, die den Ausſchließwechanismus, bzw. die Vorrichtung zur
Beſtimmung der Buchſtabendicke, betätigen.
Der Satz wird in Form eines belichteten Films erhalten.
der auf verſchiedene Weiſe für die Zwecke des Druckers benutzt
und entweder nach dem Offſet= oder nach beliebigen anderen Ver=
fahren
reproduziert werden kann. Ebenſo ermöglicht die photo=
graphiſche
Setzmaſchine durch einfachen Anſchluß an telegraphiſche
bzw. radiotelegraphiſche Vorrichtungen den gleichzeitigen Druck
an verſchiedenen Orten ſowie die beliebige Fernübertragung des
hergeſtellten Satzes.

Baustahl St. 48
Von
Dipl.=Ing. S. G. Mann-Darmstadt.
Jeder, der die Formen von Brücken= und Ingenieur=Bauten
der letzten Jahrzehnte verfolgte und ſie mit ihren unmittelbaren
Vorgängern verglich, wird, auch wenn er Laie iſt, als zunächſt
auffallende Erſcheinung eine immer weitgehendere Sparſamkeit
im Material, leichtere und daher elegantere Konſtruktion bemerkt
haben. Man denke z. B. nur an die bekannte Kölner Hänge=
brücke
, die den Eindruck eines geradezu luftigen Gebildes her=
vorruft
. Dieſe Erſcheinung beruht einerſeits auf der Bereiche=
rung
der Kenntniſſe in theoretiſcher und praktiſcher Statik, an=
dererſeits
in der Verbeſſerung und Neuherſtellung von geeigne=
ten
Materialien.
Der neue Bauſtahl St. 48 ſtellt ein ſolches Material dar, das
ſchon bei den erſten Awwendungen ſeine epochemachenden Vor=
züge
gegenüber bisher verwandtem Stahl bewieſen hat. Nicht
zu verwechſeln iſt Bauſtahl St. 48 mit dem in der Maſchinen=
fabrik
Freund hergeſtellten Gußſtahl nach Boßhardt, über den
wir in Nr. 1 dieſes Jahrganges kurz berichteten. Dieſer zeigt
noch bedeutend günſtigere Eigenſchaften, doch kommt eine Ver=
wendung
größerer Mengen dieſes Werkſtoffes noch nicht in
Frage, da die Herſtellung bisher nur in kleineren Mengen, etwa
im Zweitonnenofen, möglich iſt.
Der Bauſtahl St. 48 iſt kein vergüteter Stahl, d. h. keine
Legierung (Verbindung) mit anderen hochwertigen Metallen;
ſeine Vorzüge ſind lediglich durch beſondere Sorgfalt im Her=
ſtellungsverfahren
und durch ſtärkeren Kohlenſtoffgehalt hervor=
gerufen
, alſo durch eine Intenſivierung der bisherigen Gewin=
nungsart
, anwendbar ſowohl beim Siemens=Martin= wie beim
Thomasverfahren. Die techniſche Hochſchule Dresden hat den
Bauſtahl St. 48 nachgeprüft, mit dem Ergebnis, daß die Elaſti=
zitätsgrenze
gegenüber gewöhnlichem Flußſtahl um 1520 Pro=
zent
nach oben verſchoben iſt, d. h. St. 48 kann weit mehr belaſtet
werden, ohne daß ſich eine dauernde Veränderung ſeiner Geſtalt
zeigt. Dies bedeutet praktiſch, daß geringere Mengen Material,
bezw. niedrigere Profile verwendet werden können und damit er=
hebliche
Koſtenerſparnis eintritt; ferner, daß durch die
Erſparnis an Eigengewicht größere Spannweiten (bis 1400 Mtr.
bei Hängebrücken) als bisher erzielt werden können, ſo daß man
wieder weniger Pfeilerunterſtützung braucht. Hierdurch eröffnen
ſich dem Brückenbau ganz neue Perſpektiven.
In der Tat wird die in dieſem Jahre ihrer Vollendung ent=
gegengehende
neue Rheinbrücke in Duisburg aus St. 48 um 2,7
Mill. Mark billiger als bei Anwendung von Flußſtahl bisher üb=
licher
Art, das ſind 30 Prozent Erſparnis bei 9 Mill. früheren
Koſten! Im allgemeinen rechnet man mit einer Koſtenerſparnis
von 825 Prozent, je nach Größe des Bauwerks.
Es beſteht kein Zweifel darüber, daß St. 48 Regelſtahl für
Brücken= und Ingenieurbauten werden wird, und daß ſich die
Koſtenerſparnis noch ſteigern läßt. Im Hochbau genügt den Auf=

[ ][  ][ ]

Nummer 2.
ſichtsbehörden die äußere Kennzeichnung des Materials vorerſt
noch nicht, doch wird ſich auch dieſe Schwierigkeit beheben laſſen.
Für die Brückenbauten der Reichsbahn iſt der neue Bauſtoff in
anbetracht der Erhöhung der Verkehrslaſten von ausſchlaggeben=
der
Bedeutung. Auch bei dem Wettbewerb um die Friedrich=
Ebert=Brücke über den Neckar bei Mannheim wurde ein zweiter
Preis dem mit Bauſtahl 48 gekennzeichneten und in dieſem
Material ausgeführt gedachten Entwurf zuerkannt. Den Heſſen
wird beſonders die erſte im Reichsbahndirektionsbezirk Mainz
ausgeführte Brücke aus hochwertigem Bauſtahl St. 48 intereſ=
ſieren
, die bei Klein=Auheim über den Main führt und ami
11. September 1925 dem Verkehr übergeben wurde.*)
Der akute Anlaß zur Erbauung dieſer Brücke waren die Ver=
kehrsſtörungen
der Ruhraktion 1923. Seit 1882 beſteht ſchon eine
von Gerber konſtruierte und der jetzigen M. A. N. ausgeführte
ſchweiß=eiſerne Brücke an benannter Stelle, von der Heſſiſchen
Ludwigsbahn für die Strecke Eberbach=Hanau errichtet. In
Vorausſicht des anwachſenden Verkehrs waren die vier Stein=
pfeiler
ſogleich in einer Breite ausgeführt worden, daß ein zwei=
ter
Gitterträger für Bahngleis und Fußſteig ſpäter ohne weite=
res
aufgelegt werden konnte.
Mit Ausfall der direkten Verbindung FrankfurtDarmſtadt
durch die Ruhraktion und Umleitung des Verkehrs über Hanau=
Oſt-BabenhauſenDarmſtadt, zeigte ſich evident die Unzuläng=
lichkeit
der eingleiſigen Ueberbauung, und die Firma Har=
kort
, Duisburg a. Rh., erhielt im Wettbewerb auch gegen Ange=
bote
in Flußeiſen (St. 37) den Auftrag für die eiſernen Ueber=
bauten
in Bauſtahl, St. 48, die Firma Holzmann A.=G.
für die Arbeiten an Pfeilern und Widerlagern.
Vergleicht man die je 5 nebeneinander liegenden Gitterträger
von 1882 und 1925, ſo iſt der Unterſchied in der Dimenſionierung
und Menge des Materials in die Augen ſpringend. Man zählt
an den neuen 45,80 langen Gitterſtücken von 1925 je 15 Zug= und
Druckſtäbe zwiſchen Ober= und Untergurt, gegen deren 26 bei der
Bauart von 1882; ähnlich verhält es ſich beim Windverband
(Querverſteifung) uſw. In der Tat hat ſich eine Gewichts=
erſparnis
von einem Fünftel und Koſtenerſparnis von nicht ganz
einem Zehntel in Ausführung St. 48 gegenüber gewöhnlichem
Flußſtahl ergeben.
Intereſſant war bei der nicht ganz einfachen Ueberbrückung
des ſchiffbaren Zwiſchenraumes der ungeheure Einfluß der Tem=
veraturſchwankungen
zu beobachten. Von beiden Pfeilern aus
wurde der Eitterträger freiſchwebend als Kragarm vorgebaut,
auf I=Krag=Trägern NP 50 aufliegend und durch proviſoriſche
Verbindungszugſtäbe an den ſchon fertigen Brückenteilen hän=
gend
. Beim Zuſammenſchluß beider Kragteile in der Mitte
zeigte es ſich, daß kein Nietloch paßte. Um 4 Uhr morgens fehl=
ten
noch zirka 25 Millimeter, um 7 Uhr noch 17, um 8½ Uhr noch
8 und um 10½ Uhr paßten die Löcher der beiden freien Enden
aufeinander. Im ſelben Augenblick wurde abgenietet, ſchließlich
die Hilfstragkonſtruktion und die einſtweiligen Zugſtäbe ent=
fernt
.
Als Probebelaſtung wurden 3 Lokomotiven T 16' auf einen
45,80 langen Träger geſtellt. Dieſe Belaſtung ſowohl wie
Schnellfahrt und Schnellbremſen ergaben eine Durchbiegung von
nicht ganz 2 Zentimter bei 1 Millimeter bleibender Veränderung.
Die Seitenſchwankungen betrugen 1 bis 2 Millimeter. Die
Materialprüfungen des verwandten hochwertigen Bauſtahls
St. 48 ergaben eine Feſtigkeit von 5200 bis 5800 Kg. auf den
Quadratmeter und eine Dehnung von zirka 20 Prozent.
) Siehe Ausführlicheres in Heft 1/1926 der Bautechnik, Fachſchrift
für das geſamte Bauingenieurwefen; Verlag von Wilh. Ernſt u. Sohn,
Berlin W. 66.

Bas Kachletwerk bei
Passau

Von

Dr. Roland Schupp-München

Im Zuge der im Ausbau begriffenen Großſchiffahrtsſtraße
Rhein=Main=Donau, die als größte transkontinentale Binnen=
waſſerſtraße
in nicht mehr ferner Zeit die direkte Waſſerverbin=
dung
NordſeeSchwarzes Meer quer durch Euro=
pa
erſchließen wird, iſt mit der jüngſten Fertigſtel=
lung
des ſchiffahrtstechniſchen Teiles der Kachlet=
ſtufe
wiederum ein mächtiger Schritt vorwärts
getan worden. In gigantiſcher Arbeit iſt hier
nach dem bereits vorangegangenen Ausbau des
Mains bis Aſchaffenburg und der Eröffnung der
Kraftſtufen der Unteren Mainmühle und des
Vierethkraftwerkes in knapp dreijähriger Bauzeit
ein Werk erſtanden, das ſich würdig den Schöpfun=
gen
des Walchenſee=Werkes und der Mittleren
Iſar an die Seite ſtellen kann. Das Kachlet=Werk.
vier Kilometer oberhalb Paſſaus an der Donau
gelegen, führt ſeinen Namen auf die Bezeichnung
der Donauſtrecke zwiſchen Vilshofen und Paſſan
zurück, die im Volksmund Kachlet genannt wird.
Der Lauf der Donau iſt an dieſer Stelle auf zirka
20 Kilometer Länge durch die Ausläufer des
Bayeriſchen Waldes eingeengt und durch Untiefen
und die ſtarke Strömung für die Schiffahrt ſehr
gefährlich. Zur Ueberwindung dieſer Strecke, die
eine Fahrvaſſerbreite von 42 Metern aufweiſt, wird die Donau dämme auf beiden Flußufern in einer Länge von 8 Kilometern
durch das Stauwehr der Kachletſtufe 9 Meter hoch geſtaut. Der an, die hier nur kurz erwähnt ſeien.
ſo entſtehende Stauſee, deſſen Wirkung ſich bis über Vilshofen
hinaus geltend macht, geſtattet bei einer Verbreiterung der Fahr= ſowohl als Kraftquelle wie in ſeiner Bedeutung für die Rhein=
von
1200=Tonnenſchiffen mit einem Tiefgang von 2,3 Metern. deutſche Technik und die deutſche Wirtſchaft mit Stolz blicken kann.
Gleichzeitig wird mit dem Gefälle von 9 Metern eine Kraftſtufe
gewonnen, deren Ausnützung bei durchſchnittlich 700 Kubikmetern
Waſſeranfall pro Sekunde eine mittlere Kraftleiſtung von 42600
Pferdeſtärken ergibt. Es darf hier kurz angeführt werden, daß
die Donau bei niederſtem Waſſerſtand zirka 300 Kubibmeter und
bei höchſtem Waſſerſtand bis zu 6000 Kubikmetern (nach
Schätzungen des größten Hochwaſſers im Jahre 1845) Waſſer pro
Sekunde führt. Auf dieſe Waſſermenge von 6000 Kubikmetern
als Höchſtmenge iſt das Wehr der Kachletſtufe bemeſſen. Die
Tiefbauarbeiten wurden im Jahre 1922 von der Rhein=Main=
Donau=A.=G. an eine Arbeitsgemeinſchaft vergeben, bei der unter
Führung der Firmen Grün u. Bilfinger A.=G., Mannheim,
mann A.=G., Frankfurt a. M., die Siemens=Bauunion, Berlin, geführt werden, da Menſchenkraft und Geld geſpart werden
beteiligt ſind. Mit der Herſtellung der Schleuſenanlagen, mußten. Nachdem der Norden Schleswigs von Dänemark über=
der
Wehrſchützen uſw. wurden die Bayer. Bauinduſtrie nommen wurde und unſer Bäderverkehr durch das neue däniſche
A.=G., München, die M. A. N. und die Kruppwerke betraut, wäh= Gebiet geleitet werden mußte, beſchleunigte man den Dammbau
der Bergmannwerke liegt. Die Geſamtanlage des Kachletwerkes geführt iſt.
gliedert ſich in drei Teile: in die auf dem nördlichen Ufer liegen=
den
Schleuſenanlagen, das Krafthaus und das Stauwehr.
Die Schiffahrt überwindet die Stauhöhe in zwei Schleuſen, ende 1,25 Meter über den normalen Waſſerſtand herausragt.
die als Kammerſchleuſen mit einer Länge von 230 Metern, einer Granitſteinſchüttungen beiderſeitig gaben der Spundwand einen
Breite von 24 Metern und einem Faſſungsvermögen von je feſten Halt. Der ſo entſtandene Damm trägt das Transport=
70 000 Kubikmeter Waſſer ausgebaut ſind. Da die Schiffahrt gleis. Beides wurde im Sommer vergangenen Jahres fertig=
während
des Wehrbaues nicht behindert werden durfte, ergab ſich geſtellt. Die erſte Verbindung zwiſchen dem Feſtland und der
die Notwendigkeit, die Sohle des Oberſchleuſenkanals und das Inſel beſteht alſo bereits. 50 Meter nördlich der Spundwand
obere Schleuſentor der ſüdlichen Schleuſenkammer um 6,5 Meter ſind Buſchlahnungen (Lehnen) gerammt, die dieſelbe Höhe wie
tiefer zu legen. Bei der Schleuſung bieten die Kammern bequem die Spundwand haben. Spülbagger ſüllten den entſtandenen
für die Aufnahme eines Donauraddampfers mit 4 doppelt gekup= Zwiſchenraum mit Boden aus, den man den Watten entnommen
pelten 1200 Tonnenſchleppern Raum. Beide Schleufenkammern hat. Es entſtand das Fundament des eigentlichen Dammes.

ſprengt und mit einer 1 Meter ſtarken Betonierung verſehen. Die
vier Schleuſentore ſind als Stemmtore in Eiſen ausgeführt und
zur leichteren Ausbalancierung in den unteren Kammern mit
Schwimmkäſten ausgerüſtet. Der Antrieb der Tore erſolgt elek=
triſch
für jeden Torflüigel mit einem 16,3=PS=Motor. Die Oeff=
nungs
= und Schließungszeit eines Tores beträgt dabei maximal
je 3 Minuten. Der Bau der Schleuſenanlage erforderte die Ab=
tragung
von rund 380 000 Kubikmetern Fels, wobei die
Sprengungen teils mit Dynamit, teils nach dem neueren Spreng=
verfahren
mit flüſſiger Luft vorgenommen wurden.
Der zweite Bquabſchnitt, das Wehr der Kachlerſtufe, nimmt
die ganze Breite des alten Flußbettes ein. Fünf Pfeiler teilen
das Wehr in 6 Oeffuungen mit je 25 Meter lichter Weite. Die
Wehrſchſvellen ſind gleichmäßig 2,45 Meter unter dem niederſten
Waſſerſtand gelegen, ſo daß ſich bei einer Stauhöhe von 8,85
Metern von der Wehrſchwelle bis zum Stauſpiegel eine Waſſer=
höhe
von 11,3 Metern ergibt. Dabei iſt ein Ueberſtau von einem
halben Meter möglich. Die Wehröffnungen ſind durch zwei=
teilige
Rollſchützen mit einer erreichbaren Geſamthöhe von 11,8
Metern verſchloſſen. Die unteren Schützen ſind 8,8 Meter hoch,
während die oberen Schützen, die zur Feinregulierung und als
Eisklappe dienen nur eine Höhe von 3 Metern aufweiſen. Die
die größten, bisher verwendeten Konſtruktionen dieſer Art dar.
Der Aufzug der Schützen erfolgt durch elektriſchen Antrieb, im ten Staaten von Nordamerika, dort wo der Staat Maine a=
Notfalle auch durch Handantrieb, wobei der Hub der oberen, diſche Provinz New Brunſwick grenzt, ſoll das erſte groß
kleinen Schützen 7 Minuten und der der großen Schützen 125 Mi=
nuten
beanſprucht. Die Wehranlage, deren Fertigſtellung noch gehend gegliedert; hinter einer natürlichen Sperre von
zirka 1½ Jahre in Anſpruch nehmen dürfte, umfaßt in ihrem ten tief ins Land, die Paſſamaguoddy=Bay und die kleinere Cobs
tieſbautechniſchen Teil die Herſtellung des Land= und der Strom= Bay, die durch Dämme mit Schleuſentoren vom Meer abgetrennt zu
pfeiler, eines 66,7 Meter langen Fiſchpaſſes und des Trennungs=
pfeilers
zwiſchen Wehr und Kraftſtufe. Das ſüdliche Flußufer wirkung kommt hier in einer Hebung und Senkung des Meexesſpi
wird oberſtrom des Wehres durch eine 200 Meter lange und 17
Meter hohe, eiſenbetonierte Ufermauer geſchützt, ebenſo iſt unter= wird das geplante Elektrizitätswerk angelegt werden. Bei Flut
halb des Fiſchpaſſes, eine gleichlange Böſchungsfußmauer vor= das ſteigende Meerwaſſer in die größere Bucht einſtrömen, von h.
geſehen. Das Wehr iſt in ſeiner ganzen Länge auf gewachſenen
Fels fundiert und zeigt in der wuchtigen, geſchloſſenen Anlage
ein anſprechendes, architektoniſches Bild. Die gewaltigen Strom=
pfeiler
von 27 Meter Länge und 5 Meter Höhe werden in eiſen=
armiertem
Beton hergeſtellt und einheitlich mit Granitſteinver=
kleidung
umgeben. Bei den Tiefbauarbeiten wird die Fundie=
rung
in offener Baugrube unter Waſſerhaltung ausgeführt, wobei
die Belaſtung der Fangdämme auf 12 Meter Waſſerdruck berech=
net
iſt. Bei der Felsabtragung unter Waſſer findet ein neu=
artiger
, auf zwei ſchweren Pontons montierter Felsmeißel der
gehoben wird.
In der Mitte zwiſchen Schleuſen und Wehr befindet ſich der
dritte Bauteil des Kachletwerkes, die Kraftanlage. Das Kraft=
haus
mit der ſtattlichen Länge von 122 Metern, einer Breite von
16 Metern und der Geſamthöhe von 48,9 Metern wird oberſtrom
durch ein 270 Meter langes Einlaufſbauwerk flankiert. Das Ein=
laufbauwerk
trägt auf maſſiv fundierter Einlaufſchwelle in 45
durch Eiſenbetonpfeiler getrennten Oeffnungen den Einlauf=Fein= vom Blei trennte und in Form eines winzigen Metallkorns unter dem
rechen, an den ſich der achſial nur 150 Meter lange Krafthaus=
oberkanal
anſchließt. Gekrönt wird die Anlage durch das quer
zur Flußrichtung liegende Krafthaus, das mit 8 ſchwveren
Franzisturbinen mit ſtehenden Wellen und unmittelbar gekup=
nenaggregate
erreicht bei 75 Umdrehungen eine theoretiſche
Maximalleiſtung von 8500 KW. und eine Spannung von 6300
von 74560 PS wird die mittlere Jahresleiſtung auf rund
42 600 PS veranſchlagt. Dabei dürſte die Tatſache überraſchen,
daß die Energiegewinnung des Kachletwerkes die Leiſtungs=
fähigkeit
des Walchenſeewerkes noch beträchtlich übertrifſt. Die
großen Saugſchläuche üblicher Form ſind kammartig durch hori=
befindet
ſich ein Grobrechen und ein Rollklappennotverſchluß, der
durch Preßöl hydrauliſch bewegt wird. Ein 150 Meter langek
Unterwaſſerkanal leitet das Kraftwaſſer wieder dem Mutterbett lange vergriffenen Schriften zu erwerben.
zu. Die Fundamentierungsarbeiten machten für dieſen Abſchnitt
Abtransport eine eigene Transportbrücke gebaut werden mußte.
Als Nebenarbeiten fielen die Verlängerung des nördlichen End=

furt a. M., die Aufſchüttungsarbeit in einer Höhe von 7
über dem normalen Waſſerſtand fertiggeſtellt. Gewaltige Granit
und Baſaltpſlaſterungen ſchüitzen den aufgeſchütteten Boden vo
den anprallenden Wogen.
Die nachſtehenden Zahlen können einen Begriff von der
diesjährigen Arbeitsleiſtung geben: 470000 Kubikmeter Boder
wurden die Watten entnommen und zum Dammfuß geſpüſt
Ueber 500 000 Kubikmeter Schüttboden förderten Trockenbagge
nahe der däniſchen Grenze. 46 Kilometer betrug die Läuge de=
Transportweges. 25 000 Quadratmeter Granit= und Baſalt
pflaſter wurden als äußere Haut an den fertiggeſtellten Teil der
Dammes geſetzt. Ueber 100 000 Tonnen Granittſchüttſteine rog
ten aus Süddeutſchland heran zum Schutze der Spundwans.
Die Bauleitung hatte in dieſem Jahre weitgeſteckte Ziel
verfolgt. Nur durch Einſatz großer Menſchen= und Maſchinen
kraft iſt es möglich geweſen, dieſe zu erreichen. Bei den Arbei
ten im Wattenmeer dürfen den ungeſtümen Naturgewalten kein
ungeſchützten Stellen überlaſſen werden. Unerbittlich frißt de
Blanke Hans (Sturmflut) und zerſtört in Minuten monate
lange Arbeit.

Lageplan des Kachletwerkes.
bei Niederwaſſer nur eine Fahrwaſſertiefe von 1,4 Metern und bei Steinbach bon 36 auf 75 Meter und der Ausbau der Stau=
Die Ausführungen dürften zeigen, daß mit dem Kachletwerk
waſſerſtraße auf 80 Meter auch bei Niederwaſſer die Durchfahrt Main=Donau=Großſchiffahrt ein Werk entſteht, auf das die

Dammbau vom Festland
nach der Insel Svlt

Ing

Von
Johannsen,

Rendsburg.

Schon vor dem Kriege war der Bau eines Dammes nach der
Edwards u. Hummel, A. Kunz, München, die Fa. Philipp Holz= Inſel Sylt geplant. Er konnte aber in der Kriegszeit nicht aus=
rend
die Lieferung der elektriſchen Ausrüſtung in den Händen ſo, daß heute ſchon das Werk in ſeinen Grundzügen durch=
Um den Ebbe= und Flutſtrom zu unterbinden, ſchlug man
zunächſt eine Spundwand durch das Wattenmeer, deren Stamm=
ſind
teilweiſe bis zu 12 Meter tief in gewachſenen Fels einge= Bis zum Klm. 4200 hat die Firma Ph. Holzmann, Frank=

Schützen ſtellen bei einem Geſamtgewicht von je 2300 Tonnen /KURZE MITTEILUNGEN
* Ebbe und Flut als Kraftquelle. In der Nordoſtecke der
Kraftwerk der Welt gebaut werden. Die Küſte iſt an dieſer S
Halbinſeln erſtrecken ſich zwei miteinander in Verbindung ſtehende
ſollen und dann zwei ideale Staubecken bilden werden. Die
um rund neun Meter zur Geltung. Zwiſchen den beiden Staubeckel
durch die Turbinen in die leere abgeſperrte kleinere Buch fallen und
dort bei Ebbe wieder ausſtrömen. Man will auf dieſe Weiſe 5
Pferdeſtärken gewinnen, die zur Elektrifizierung der angrenzenden Lar
desteile dienen ſollen. Die Koſten der geſamten Anlage, einſchließl
der Baukoſten der z. T. über 1 Kilometer langen und bis zu 27 Mete
hohen Staudämme ſind auf 100 Millionen Dollar geſchätzt worden
Dr. G. B.
* Rheingold. Profeſſor Haber hat vor einiger Zeit den Goldgehal=
des
Meeres unterſucht und iſt dabei zu Analyſenergebniſſen gekommen
die bedeutend kleiner ſind als die üblichen Angaben, die von Milli
grammen oder gar von Zentigrammen Gold in der Tonne Meerwaſſe,
berichten. Vor kurzem hat er ſeine Unterſuchungen auf den Goldgehal=
Fa. Grün u. Bilfinger Verwendung, der in Führungen läuft des Flußwaſſers, insbeſondere des Rheinwaſſers, ausgedehnt. Bekannt
und bei einem Bärgewicht von 10 Tonnen durch Dampfwinden lich hat man vor hundert Jahren aus dem Rheinſand Gold durch Gold
wäſcherei gewonnen. Es erſchien daher von Intereſſe, mit Hilfe neuerer
Methoden feſtzuſtellen, wieviel Gold in gelöſtem oder ſchwebendem Zu=
ſtand
vom Rheinwaſſer ſtändig dem Meere zugeführt wird. Auf die
Einzelheiten des analytiſchen Verfahrens, das Haber mit ſeinen Mit.
arbeitern anwandte, ſoll hier nicht eingegangen werden; im weſentlicher
beſtand es darin, daß man in den aus dem Rhein (bei Leverkufen und
Karlsruhe) entnommenen Waſſerproben einen Niederſchlag von Schwe
felblei erzeugte (um die kleinen Goldmengen mitzureißen), das Golk
rund oo ms Gold und oo ms Silber im Kubikmeter Flußwaſſer auf=
dieſe
Mengen ſind größer als die entſprechenden Edelmetallgehalte des
Waſſers an der Oberfläche der Ozeane. Es läßt ſich hieraus berechnen
daß alljährlich etwa 200 Kilogramm Gold den Rhein hinunterſchwimmen,
Dieſer Betrag iſt ſo klein, daß vom techniſchen Standpunkt aus die Gold=
pelten
Schirmgeneratoren ausgerüſtet iſt und pro Turbine eine Mikrofkop ausmaß. Im Mittel wieſen die Proben einen Gehalt von
Waſſerleiſtung von 92,4 Kubikmetern beſitzt. Jedes der Maſchi= gewinnung aus Rheinwaſſer nicht lohnend erſcheint. Dr. G. B.
Volt. Gegenüber der rein rechnungsmäßigen Spitzenleiſtung / NEUE BÜCHER UND ZEITSCHRIFTEN
* Weber, Max Maria von: Ausdem Reich der Technik. Novel=
len
. Ausgewählt von Dipl.=Ing. C. Weihe, 188 Seiten mit 1 Bildnis
Mas Maria von Webers. 1926. Preis in Ganzleinen gebd. 7
(V. D. J.=Verlag G.m.b. H., Berlin.)
Der Techniker von Beruf kennt unſere‟ Dichteringenieure Mat
zontale Zwiſchenwände unterteilt. Vor dem Turbineneinlauf. Maria von Weber und Max Eyth. Er wird es darum mit Freude be=
grüßen
, daß ihm durch die Neuausgabe des V. D.J.=Verlages endlich wie=
der
eine Möglichkeit geboten wird, wenigſtens eine Probe ſeiner ſchon
Die Novellen v. Webers bieten aber auch dem Nichtfachmann einen
ſehr anregenden Leſeſtoff. Unſere heutige anſpruchsvolle Zeit findet hier
die Abtragung von 150 000 Kubikmeter Fels erforderlich, zu deren den nervenkitzelndſten Stoff in packender Schilderung. Dabei hat es der
Dichter verſtanden, neben dem Anregenden auch Schönes und menſchliche
Größe in ſeinem Beruf zu finden und uns näher zu bringen. Aus dem
flügels der unterſtrom liegenden Eiſenbahnbrücke über die Donau Altertum des Eiſenbahnweſens bieten die Schilderungen des Dienſtes af
offener Lokomotive im Schneeſturm bei 15 Kälte Zeug=
niſſe
dafür, wie mit heldenhafter Ausdauer das Fahr=
kanat

perſonal ſeine Pflicht erfüllte. Schaudernd erlebt der
Leſer mit, wie unter höchſter Lebensgefahr die Stein=
bruchsarbeiter
ihre beim Felsſturz verſchütteten Kame=
WBrucke
raden aus dem Bewußtſein ihrer Menſchenpflicht heraus
retten. Den Schrecken eines Wirbelſturmes, den wir auf
einer Rebiſionsfahrt begleiten, die bangen Sekunden eines
Weichenſtellers, über den em Schnellzug hinwegbrauſt,
die furchtbaren Stunden, die ein unter zertrümmerten
Güterwagen feſtgeklemmter Beamter erlebt, führen uns
vor Augen, daß es auch ohne Flugzeug und Auto Er=
lebniſſe
gewaltigſter Nervenanſpannung gab. Vielen Tech=
nikern
ſind zweifellos ſchon ähnliche Augenblicke höchſter
Spannung im Berufsleben begegnet, wenige, aber nuk
haben ſie ſo zu erfaſſen und zu ſchildern gewußt wie von
Weber.
Eine eingehende Lebensbeſchreibung aus der Feder
von Dipl.=Ing. Weihe leitet den trefflich ausgeſtatteten
Novellenband ein.
* Lehrbuch für den wärmewirtſchaftlichen Unterricht an
den Fachſchulen des Baugewerbes von Reg.=Baumeiſter
W. Kopfermann, Berlin, 1925. A. Lüdtke, Verlag.
Das ausgeſprochen für den Lehrbetrieb einer Baugewerbeſchule z
geſchnittene Buch iſt von großem Intereſſe auch für weitere Kreiſe.
der heutigen Wirtſchaft muß überall geſpart und mit der denkbar grö
ten Wirtſchaftlichkeit gearbeitet werden. Da wird auch mancher alte
Praktiker noch manches zulernen müſſen. Es iſt im Bauweſen keine ſel=
tene
Erſcheinung, daß auch akademiſch gebildete Ingenieure zu den Lehr=
büchern
der Gewerbeſchule greifen, wenn ſie ſich ſchnell einen Einblick
in ein fremdes Wiſſensgebiet verſchaffen wollen. Der Inhalt des vol=
liegenden
Buches ſcheint uns geeignet, allen Fachkollegen ein überſicht=
licher
Handweiſer zu werden.
Ausgehend von dem volkswirtſchaftlichen Wert der ſparſamen
Wärmewirtſchaft werden die allgemeinen phyſikaliſchen Grundlagen der
Wärmetechnik und anſchließend die Brennſtoffe behandelt. Mit beſon=
derer
Sorgfalt ſind dann die Erzeugung und Verwertung der Wärme in
Haushalt dargeſtellt. Von ſehr hohem Einfluß iſt ſchon die Anlage eines
Gebäudes auf die ſparſame Ausnutzung der Wärme; die folgenden Ab=
ſchnitte
geben auch dem Fachmann wertvolle Hinweiſe in dieſer Nichtung=
Mit ausführlicher Darſtellung über die Einrichtung und den Betrieb der
Heizungsanlagen (Oefen und Sammelheizungen) wird der weſentliche
Inhalt des Lehrbuches erſchöpft. Feſte und flüſſige Brennſtoffe, Gas
und Elektrizität ſind entſprechend ihrer Bedeutung berückſichtigt. B.
ſonders die klaren Zeichnungen und die vielfach eingeſtreuten Tabellen
ſeien hervorgehoben, ſie ergänzen den Wortlaut zu einem Leitfaden, aus
dem auch der Praktiker im Bau= und Heizungsweſen letzten Endes
auch der Bauherr ſelber Wertvolles entnehmen kann.
* Die billigſte Bauweiſe der Gegenwart. Von Dir. E. Abigt und
Baurat H. Heher. Heimkulturverlag G. m. b. H., Wiesbaden,. Preſ=
geh
. 1,80 Mk.
Man ſollte meinen, daß die große Flut von Vorſchlägen zu billigel
Bauweiſen unter Verwendung von minderwertigem Material, die nach
dem Krieg über uns hereinbrach, verebbt ſei. Erſt mit der Wohnungs=
not
wird nohl auch die Erſatzbauweiſe wieder verſchwinden. Bis dahin
haben wir wohl genügend Erfahrungen mit den verſchiedenſten Verfal=
ren
geſammelt, daß das wirklich Wertvolle und Brauchbare erkannt iſt
Wir empfehlen den Fachmännern die in dem Buch der Heimkultur 9e
machten Vorſchläge zur genauen Prüfung und bauluſtigen Wohnungs=
loſen
zur Probe. Das Glücksheim eines Lehrers koſtete 1000 Mark.

PERSONLICHES AUS DER TECHNIK
Dem bekannten Flugzeugkonſtrukteur Ernſt Heinkel wurde
von der T. H. Stuttgart, dem Generaldirektor der Deutſchen Neichsbahl=
geſellſchaft
Oeſer von der T. H. Karlsruhe der Grad eines Dr= Zuc=
ehrenhalber
verliehen.

[ ][  ][ ]

im
Lebz
rſchlag
ureißen)
Netallkorns un
neter Flußwai
Edelmetallge
ieraus

Nummer 43

Freitag, den 12. Februar 1926

Seite 11

Opnln, Shit und Tarnen.

Das Sportprogramm des Sonntags.
Im Fußballſport
niereſſieren in erſter Linie am kommenden Sonntag die Spiele um die
jiddeutſche Meiſterſchaft. Die Mannſchaften, die am vergangenen Sonn=
ag
auf Reiſen waren, ſind dieſen Sonntag Gaſtgeber. Der ſchwerſte
Pampf wird wohl in Karlsruhe ausgetragen werden, wo der ſüddeutſche
Meiſter V. f. R. Mannheim dem Karlsruher F.V. gegenübertritt. Die
Parlsruher werden vorausſichtlich mit kompletter Mannſchaft ihr ganzes
* Können in die Wagſchale werfen, um ſich nach der ſchweren Niederkage
im Vorſonntag zu rehabilitieren. Wenn der V. f. R. Mannheim nicht
nit ganz beſonderen Leiſtungen aufwartet, glauben wir kaum, daß er
ungerupft aus Karlsruhe zurückkehrt. Die Sp.Vg. Fürth muß die weite
ſteiſe nach Saarbrücken antreten. Nach dem überraſchenden Refultat des
zergangenen Sonntags in Mannheim werden die Saarländer im Kampf
nit den Fürthern zu beweiſen haben, ob ſie wirklich in der Spielſtärke
ſen übrigen Bezirksmeiſtern ebenbürtig ſind. Feſt ſteht auf jeden Fall,
ſaß von allen Anwärtern die tapferen Saarländer den größten Sieges=
villen
und Eifer an den Tag legen, und mit ſolchen Eigenſchaften wer=
en
bekanntlich die größten Leiſtungen vollbracht. Bayern=München ſoll
rach der amtlichen Terminliſte zu dem Tabellenzweiten des Mainbezirks
F.C. Hanau 93, der mit der Wahrung der Spielſtärke des Bezirks vom
Verbandsgericht beauftragt iſt, fahren. Doch iſt es noch ſehr die Frage,
b die Bayern nach Hanau fahren, denn je nach dem Urteil, das das
Ferbandsgericht neuerlich im Wiederaufnahmeverfahren in Sachen Lin=
tighäußer
zu fällen hat, iſt es ſehr leicht möglich, daß Bayern in Frank=
urt
gegen den auf dem Spielfeld in dieſer Saiſon abermals Meiſter ge=
vordenen
F. S.V. Frankfurt antritt. In Nürnberg empfängt der
Deutſche Meiſter 1. F. C. Nürnberg den Tabellenzweiten des Rheinbezirks
Lhönix=Ludwigshafen. Sonſt ſind keine Freundſchaftsſpiele bisher be=
annt
geworden. An wichtigen Auslands=Fußballereigniſſen intereſſiert
ſeſonders das in Antwerpen ſtattfindende Länderſpiel BelgienUngarn,
u dem die Ungarn ihre allerſtärkſte Mannſchaft ſchicken werden. In
8aris kommt das mit größter Spannung erwartete Städteſpiel zwiſchen
Faris und Köln zum Austrag. Köln tritt dem Pariſer Team mit ſeiner
illerſtärkſten Repräſentation gegenüber, und man darf überzeugt ſein,
ſaß die Kölner den deutſchen Fußballſport würdig vertreten werden. In
euxemburg wird ein Länderſpiel zwiſchen der zweiten Garnitur der bel=
iſchen
Nationalmannſchaft und der luxemburgiſchen Nationalmannſchaft
tattfinden. Im Bezirk WürttembergBaden wird noch ein Verbands=
piel
ausgetragen, und zwar zwiſchen dem S.C. Stuttgart und dem
. f. R. Heilbronn.
Durnen.
Die Berliner Kunſtturner treten am kommenden Sonntag zum erſten
Nale in dieſer Saiſon an die Oeffentlichkeit, und zwar beſtreiten ſie in
Oberſchleſien einen Städtewettkampf im Kunſtturnen mit einer repräſen=
ativen
Mannſchaft von Beuthen. Desgleichen findet in Hagen i. W. ein
kunſtturn=Städtewettkampf zwiſchen den Mannſchaften von Hagen
ZarmenEſſen ſtatt.
Boxen.
Die deutſchen Amateurboxer beſtreiten am kommenden Sonntag einen
länderkampf in Stockholm gegen die ſchwediſchen Repräſentativen. Der
Lampf iſt als Abſchlußveranſtaltung der Nordiſchen Spiele in Stockholm
edacht. Die deutſche Mannſchaft ſetzt ſich aus folgenden Leuten zuſam=
gen
: Schulz=Magdeburg (Fliegengewicht), Leinz=Berlin (Bantamgewicht),
Folkmar=Berlin, Domgörgen II=Berlin, Schröder=Berlin, Nispel=Berlin
ind der Schwergewichtsvertreter, der bisher noch nicht genannt wurde.
Radſport.
Auf dieſem Gebiete werden am kommenden Sonntag wohl kaum
ſennenswerte Wettbewerbe zum Austrag kommen, da ja in Breslau beim
Sechstagevennen die meiſten deutſchen und bekannteſten ausländiſchen
fahrer beſchäftigt ſind. An wichtigen Auslandsveranſtaltungen inter=

eſſiert am meiſten der Start unſeres Meiſterfahrers Erich Möller auf
der Brüſſeler Winterbahn bei einem über 100 Km. führenden als Kri=
terium
von Europa betitelten Rennen, an dem u. a. auch der bekannte
Ex=Weltmeiſter Linart teilnimmt.
Winterſport.
In den Tagen des 13. und 14. Februar wird der Berliner Winter=
ſportpalaſt
Schauplatz eines ſenſationellen winterſportlichen Ereigniſſes
ſein. An dieſen beiden Tagen wird hier die Weltmeiſterſchaft im Herren=
Kunſtlaufen und Paarlaufen für 1926 zum Austrag gebracht. Die Or=
ganiſation
und Durchführung der Weltmeiſterſchaften iſt dem Berliner
Schlittſchuhklub übertragen worden, der ſich mit dem nötigen Eifer ſeiner
großen Aufgabe unterzogen hat, zumal ſie die erſten Weltmeiſterſchafts=
kämpfe
ſind, die nach dem Kriege in Deutſchland ausgetragen werden.
Abgeſehen von den beiden Weltmeiſterſchaftskonkurrenzen kommen noch
zahlreiche andere Wettbewerbe zur Durchführung, ſo daß man bei der
ausgezeichneten Beſetzung auf erſtklaſſigen Schlittſchuhſport rechnen darf.
Im übrigen ſind nur wenige Winterſportveranſtaltungen vorgeſehen, da
die meiſten von ihnen wegen des nun ſeit längerer Zeit ſchon vorherr=
ſchenden
warmen Wetters die Vorausſetzungen für eine einwandfreie
Durchführung fehlen. An wichtigen Auslandsveranſtaltungen nennen
wir: Schweizeriſche Ski=Meiſterſchaften in Wengen, Internationalei Ski=
Wettkämpfe der Nordiſchen Spiele in Stockholm, öſterreichiſcher Jugend=
Skitag in Mitterndorf, ferner die großen Kreiswettläufe der Beskiden.

Fußball.

Die 3. Pokal=Hauptrunde in Süddeutſchland.
Am 21. Februar wird im Süddeutſchen Fußballverband die dritte
Pokal=Hauptrunde ausgetragen. In dieſer Runde werden erſtmals die
Vertreter der einzelnen Bezirke gegen einander ſpielen. Die einzelnen
Paarungen wurden wie folgt getroffen: München 1860 Wacker=
München, 1. F.=C. Nürnberg F.=C. Fürth, Schwaben=Augsburg
V. f. B. Stuttgart, Kichers=Stuttgart F.=V. Raſtatt, Freiburger
F.=C. F.=C. Pforzheim, Ludwigshafen 08 Mainz 05, Union=
Niederrad F.=V. Sprendlingen, F. S. V. Frankfurt S.=V.
Darmſtadt, S.=V. Wiesbaden Phönix=Ludwigshafen, Sieger aus
Griesheim/Worms V. f. L. Neckarau. Ohne Spiel kommt Viktoria,
St. Ingbert, in die 4. Runde. Die Teilnehmer an den Verbands= End=
ſpielen
erhalten ebenfalls für die 3. Runde ein Freilos. Insgeſamt
ſind noch 27 Vereine, von denen 4 der Kreis= und B3 der Bezirtsliga
angehören, im Rennen.
Schießſport.
Die Schützengeſellſchaft Jägerblut‟ Darmſtadt veranſtaltet zurzeit
im Schnookeloch ein großes Werbeſchießen. Es kommen eine große
Anzahl ſehr wertvoller Preiſe zur Ausgabe. Beendet wird das Schießen
am 14. Februar 1926. Es kann jeden Abend geſchoſſen werden.
Flobertſchützenverein Erbach i. O.
Der Flobertſchützenverein Erbach beginnt am kommenden Sonntag,
den 14. d. M., mit dem Austrag der Vereinsmeiſterſchaft im Einzel=
ſchießen
für das Jahr 1926. Das Schießen wird diesmal in Geſtalt eines
Tabellenſchießens mit Punktwertung erfolgen. Die ſich an der Kon=
kurrenz
beteiligenden Schützen haben nacheinander einer gegen den an=
deren
in Wettkampf zu treten. Bei unentſchuldigtem Fernbleiben eines
Schützen wird der Sieg für den betreffenden Tag ohne weiteres dem
Partner zugeſchrieben. Die Reſultate werden jeweils veröffentlicht
werden. Am Sonntag, den 14 d. M., vormittags 9 Uhr, treten an:
1. In der B=Klaſſe; Gg. Engelhardt gegen Fr. Schneider,
L. Ehrhardt gegen E. Schmidt, W. Ehrhardt gegen W. Wehrauch
O. Müller gegen L. Stellwag jr., A. Edelmann gegen P. Lutze, L. Stell=
wag
2. gegen A. Meiſinger. 2. In der A=Klaſſe: C. Fehr
gegen A. Stellwag, E. Johe gegen W. Heim, P. Mohr gegen G. Keil,
Fr. Stegmüller gegen L. Meher, J. Steinert gegen A. Stegmüller.

Winterſport.
Damen=Weltmeiſterſchaft im Eiskunſtlaufen.
Bei den in Stockholm unter dem Protektorat des ſchwediſchen
Kronprinzen veranſtalteten Nordiſchen Spielen konzentrierte ſich das
ganze Intereſſe auf die Kürlaufen zur Weltmeiſterſchaft der Damen im
Eiskunſtlaufen, die in Gegenwart einer großen Zuſchauermenge im Sta=
dion
ausgetragen wurden. Frau Jarosz=Szabo (Wien) die
mehrfache Weltmeiſterin, verteidigte ihren Titel neuerlich mit Erfolg.

Sie hatte um ſo leichteres Spiel, als die deutſche Meiſterin Frau Brock=
höfft
ihren Lauf wegen Indispoſition abbrach. Reichen Beifall erntete
die erſt 14jährige norwegiſche Meiſterin Sonja Henie, die ſich als
die gefährlichſte Konkurrentin für Frau Jarosz=Szabo entpuppte. Frl.
Böckel=Berlin mußte ſich hinter der Engländerin Miß Shaw mit dem
vierten Platz begnügen. Im Paarlauf machten Sonja=HenieA. Lie
(Norwegen) nach einſtimmigem Urteil der Richter die beſte Figur. Arne
Lie gewann auch noch das Herren=Einzellaufen. Nachſtehend die genauen
Ergebniſſe:
Damen=Weltmeiſterſchaft: 1. Frau Jarosz=Szabo (Wien)
Platzziffer 5, 340,9 Punkte; 2. Sonja Henie (Norwegen) Platzziffer 10,
321,5 Punkte; 3. Miß Shaw (England) Platziffer 16, 29,9 Punkte;
4. Fräulein Böckel (Berlin) Platzziffer 21, 973,1 Punkte; 5. Fräulein
Solveig Johanſſen (Norwegen) Platzziffer 26, 268,95 Punkte; 6. Frau=
Thiel (Wien) Platzziffer 31, 264,35 Punkte.
Herren=Einzellaufen: 1. Arne Lie (Norwegen) Platz=
ziffer
3, 245,83 Punkte; 2. M. Nikkaner (Finnland) Platzziffer 6, 238,60
Punkte; 3. G. Jacobfen (Finnland) Platzziffer 9, 229,33 Punkte; 4. P.
Jarosz (Oeſterreich) Platziffen 12, 221,83 Punkte.
Internationales Paarlaufen: 1. Fräulein Henie=
Lie (Norwegen) Platzziffer 3, 56 Punkte; 2. Frl. M. Edlund=A. Palm
(Schweden) Platziffer 12,5, 48,75 Punkte; 3. Frl. R. Bakke=Chriſtenſen
(Norwegen) Platzziffer 12,5, 48,25 Punkte.

Boxen.

Meiſterſchaften des Deutſchen Reichsverbandes für Amateur=Boxen.
Der Deutſche Reichsverband für Amateur=Boxen erläßt nunmehr
die Ausſchreibungen zu ſeinen diesjährigen Meiſterſchaften. Danach
übernimmt wie bekannt der Südweſtdeutſche Landesverband die
Vorbereitungsarbeiten, welche wiederum durch die Arbeitsgemeinſchaft
des FC. Phönix Mannheim, VfR. Mannheim, FG. (8 Ludwigshafen
und TG. 78 Heidelberg erledigt werden. Die Meiſterſchaften finden
vom 2. bis 4. April (Karfreitag bis Oſterſonntag) ſtatt. Die Meiſter
des Reichsverbandes werden dann mit den Meiſtern des DASV. bei
den Kampfſpielen in Köln gepaart. Die Sieger tragen den Titel
Deutſcher Meiſter 1926.
Teilnahmeberechtigt an den Meiſterſchaften ſind alle Mitglieder des
Reichsverbandes, die gemäß den Satzungen gemeldet ſein müſſen. Außer=
dem
muß jeder Teilnehmer an einem Kampf um die Meiſterſchaft eines
Landesverbandes teilgenommen haben. (Praktiſch wirkt ſich das ſo aus,
daß die Meiſter der einzelnen Landesverbände gegeneinander kämpfen,
bis zum Schluß ein Sieger aus dieſen Kämpfen in den jeweiligen Ge=
wichtsklaſſen
herauskommt, der dann dem Titelhalrer ſeinen Endkampf
um die Meiſterſchaft zu beſtehen hat.) Die Rundendauer bei ſämtlichen
Kämpfen beträgt drei Minuten. Notwendigenfalls werden Zuſatzrunden
gegeben.
Die Meiſter erhalten eine Meiſterſchaftsſchärpe, die Zweiten ein
Ehrendiplom. Jedem aktiven Teilnehmer an den Kämpfen in Mann=
heim
wird vom Reichsverband eine Beteiligungsurkunde ausgeſtellt.
Der Reichsverband knüpft an die Austragung der Meiſterſchaften in
Mannheim die Hoffnung, daß die Veranſtaltung auch in dieſem Jahre
wieder ein Glanzpunkt in der Geſchichte des deutſchen Boxſports wer=
den
möge. Der Verband wird ſich in dieſer Hoffnung nicht enttäuſcht
ſehen, denn die zur Arbeitsgemeinſchaft vereinigten Vereine bieten alles
Mögliche auf, um die Meiſterſchaften trotz der Notlage unſerer Zeit
mit dem beſten Erfolg für die Sache des Boxſports durchzuführen. Dem
Ehrenausſchuß ſind bereits namhafte Vertreter aus Handel, Gewerbe
und Induſtrie beigetreten.

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Darmstadt

Gegründet 1905

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Freitag, 12. Februar
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Kanzler und König
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Theaterzettel für Freitag, 12. Februar
(Ohne Gewähr)
Kanzler und König‟
Perſonen:
Chriſtian VII., König von
... . OscarGroß, a.,G.
Dänemark
Mathilde, Königin von
Dänemark . . . . . . . Th. Thieſſen,a.G.
Juliane, Chriſtians Stief=
mutter
. . . . . . . . . El. Tuerſchmann
Friedrich, ihr Sohn . .. Hans Schalla
Struenſee, Kanzler von
Dänemark . . . . . Max Nemetz
Graf Brandt, Miniſter der
Königl. Vergnügungen KurtWeſtermann
Graf Rantzau,General der
Garde a. D. . . . . . . HansBaumeiſten
von Köller, Obriſt in einem
Fußvolkregiment . . . . Hans Schultze
OweGuldberg, Königlicher
Kabinettsſekretär Robert Klupp
Freiherr v. Wind, Vorſitzender der Kgl.
Inquiſitionskommiſſion KurtWeſtermann
Wiwet, Königl. Ankläger Hugo Keßler
Braem, Richter . . . . . Hans Ausfelder
Dr. Balthaſar Münter, Struenſees
Seelenbeiſtand . . . . W. Mahenknecht
. . . Eduard Göbel
Propſt Hee
Bulukaſſu, Königl. Mohr Walter Bluhm
Jungfer Bruun, Kammer=
frau
der Königin . . . Jeſſie Vihrog.
Juel ..."
JoachimBüttner
Geeſch . . . . . Mirjam Lehmann=Haupt
Löwenwirt . . . . . . . Richard Jürgas

Erſter Bürger .. . .
Zweiter ....
Erſter Bauer ....
Zweiter
....
Erſter Matroſe . . .
Bweiter . . .."
Dritter ...."
Vierter ....
Erſte Dirne . . . . .
Zweite .. . . .
Dritte ....."
Vierte .....
Fünfte
.....
Ein 70jähriger . . .
Eine 9jährige . . .
Ihre Mutter . .. .
Erſter Schmauſender
Zweiter
Erſter Geſättigter.
..
Zweiter
Erſter Eſſenholer ..
-."
Zweiter

Dritter
Vierter ..
Kammerdiener . . .
Diener ......."

.. Paul Maletzki
.. Eduard Göbel.
. . Hugo Keßler
. . Frdr. Jachtmann
. Friedrich Kinzler
. Jacob Sattler
.. Rudolf. Strzeletz
. Karl Ebert
. . Martha John
. . Annelies Roerig
. M. Fleiſchmann
. . MarinkaPlvetzer
.. Millh Reis
. . Hugo Keßler.
. . Hedwig Geis
. Käthe Gothe
. . Paul Maletzki
.. Hans Ney
. : Adolf Klotz
.. Wilh. Wegerich
.Richard Jürgas
: Albert Meiſe
: Friedrich Kinzleu
.. Rudolf Strzeletz
Karl Ebert
Hans Ausfelder jun.

Soldat . . . . . . . . Frdr. Jachtmann
. . . Hans Ausfelder
Henker . .
Richter, Bürger; Bauern, Matroſen,
Dirnen, Soldaten, Henker, Volk,

[ ][  ][ ]

Nummer 43

Freitag, 12. Februar

NarmſtadterCagblatte

Wochenausweis der Reichsbank
Berlin, 10. Februar.
Nach dem Ausweis der Reichsbank vom 6. Februar
1926 hat der Status der Bank in der erſten Februarwoche eine
Entlaſtung erfahren, wie ſie nach dem Monatsultimo üblich iſt.
Die Wechſelanlage ging um 53,0 Millionen auf 1411,3 Millionen
R.=Mk. zurück wobei zu berückſichtigen iſt, daß für 19,6 Millionen
R.=Mk. rediskontiert geweſene Wechſel in das Portefeuille der
Bank zurückgelangt ſind. Die Summe der weiterbegebenen Wech=
ſel
ermäßigte ſich ſomit auf 500,9 Millionen R.=Mk. Die Lom=
bardanlage
nahm gleichfalls ab, und zwar um 5,8 Millionen auf
5,1 Millionen R.=Mk., während die Anlage in Effekten mit 233,8
Millionen R.=Mk. keine weſentliche Aenderung zeigt. Die ge=
ſamte
Kapitalanlage in Wechſeln und Schecks, Lombards und
Effekten hat ſich demnach um 58,7 Millionen auf 1650,2 Millionen
R.=Mk. vermindert.
An Reichsbanknoten und Rentenbankſcheinen zuſammen
ſtrömten 166,2 Millionen R.=Mk. in die Kaſſen der Bank zurück,
und zwar nahm der Umlauf an Reichsbanknoten um 85,7 Mil=
lionen
auf 2563,1 Millionen R.=Mk. ab und der Umlauf an Ren=
tenbankſcheinen
um 80 auf 1369,7 Millionen R.=Mk.; die Beſtände
der Reichsbank an ſolchen Scheinen erhöhten ſich entſprechend auf
219,5 Millionen R.=Mk. Die fremden Gelder ſind mit 765,3 Mil=
lionen
R.=Mk. ausgewieſen, das ſind 186,6 Millionen R.=Mk.
mehr, als am Schluſſe der Vorwoche.
Die Beſtände an Gold und deckungsfähigen Debiſen ſtiegen
um 0,8 Millionen auf 1674,2 Millionen R.=Mk., davon im ein=
zelnen
die Beſtände an Gold um 0,6 Millionen auf 1255,6 Mil=
lionen
R.=Mk. und die an deckungsfähigen Deviſen um 0,2 Mil=
lionen
auf 418,5 Millionen R.=Mk.
Die Deckung der Noten durch Gold allein hat ſich von 47,4
Prozent in der Vorwoche auf 49 Prozent, die Deckung durch Gold
und deckungsfähige Deviſen von 63,2 Prozent auf 65,3 Prozent
gebeſſert.
Die Truſfpläne in der weſideutſchen Eiſeninduſtrie.
Köln, 11. Februar.
Bei den Vereinigten Stahlwerken A.=G. wird fieberhaft gearbeitet,
um den großen gebildeten Truſt möglichſt ſchnell unter Dach und Fach
zu bringen. Bei der Frage wegen der Werkshandelsgeſellſchaft iſt man
zu einer Verſtändigung gelangt, die eine Dreiteilung des deutſchen Ab=
ſatzgebietes
bringen ſoll. Eine Linie Lübeck=Erfurt=Hof ſodann Erfurt
Bonn teilt das Abſatzgebiet in ein weſtdeutſches, ein ſüddentſches und
ein norddeutſches Gebiet. Das weſtdeutſche Gebiet ſteht unter der Vor=
herrſchaft
der Werksfirma der Rhein=Elbe=Union, das ſüddeutſche wird
von den Thyſſenwerken und den Rheinſtahlwverken und das norddeutſche
von den Werksfirmen der Thyſſenwerke beherrſcht. In eingei iſten
Kreiſen iſt man laut Köln. Volksztg. der Meinung, daß die Entwick=
lung
mit dem Zuſammenſchluß der 4 Werksgruppen Rhein=Elbe=Union,
Thyſſen, Phöni= und Rheinſtahl nicht abgeſchloſſen iſt. Man will wiſſen,
daß auch andere Werke immer mehr zur Anerkennung des Grund=
gedankens
dieſes großen Zuſammenſchluſſes kommen und daß vertrau=
liche
Fäden nach verſchiedenen Richtungen geſponnen werden. Man
ſpricht von Krupp, Gute Hoffnunghütte, Glöckner und Höſch, aber auch
von einem Uebergreifen nach Mittel= und Oſtdeutſchland.
Regelung des Verkaufs von Schokolade.
Dem Reichstage iſt jetzt die Verordnung über den Handel mit Tafel
ſchokolade vom 11. Dezember 1925 zugegangen. Dan h darf bekanntlich
Tafelſchokolade im Einzelverkehr nur in beſtimmten Einheiten des Ge=
wichts
gewerbsmäßig verkauft oder feilgehalten werden. Dieſe Vorſchrift
gilt nicht für die Abgabe von Stücken unter 25 Gramm. Zugelaſſen ſind
Tafeln mit einem Reingewicht von 500, B0, 200, 125, 100, 50 und 25
Gramm.
Preußiſche Maßnahmen zur Belebung des Arbeitsmarktes. Der
Amtliche Preußiſche Preſſedienſt teilt mit: Auf Anregung des Preußi=
ſchen
Finanzminiſteriums hat das Preußiſche Staatsminiſterium beſchloſ=
ſen
, zur Linderung der Arbeitsloſigkeit ſchon jetzt ein Drittel der für das
Haushaltsjahr 1926 vorgeſehenen Mittel für Bauunterhaltungen und für
Veränderungs= und Ergänzungsbauten den Miniſterien zur Verfügung
zu ſtellen. Dieſer Geſamtbetrage beläuft ſich auf etwa 12 Mill. Mark.
Ferner hat das Staatsminiſterium im Einvernehmen mit der Finanzver=
waltung
beſchloſſen, zur Vermeidung von Stockungen bei der Fortfüh=
rung
bereits begonnener Bauten und zur Ermöglichung der Inangriff=
nahme
neuer Bauten für eine größere Anzahl im einzelnen bezeichneter
Bauten die für die nächſten drei Monate erforderlichen Beträge ſofort
bereitzuſtellen, falls nicht aus dem laufenden Rechnungsjahr noch Mittel
dafür zur Verfügung ſtehen. Auch hier handelt es ſich ſchätzungs=
woeiſe
um etwa 10 Millionen Mark.
Gothaer Waggonfabrik A.=G. in Gotha. Der Abſchluß der Geſell=
ſchaft
per 30. Juni 1925 ergab bekanntlich nach früheren Meldungen
einen angemeſſenen Reingewinn, deſſen Verwendung einer ſpäteren Be=
ſchlußfaſſung
vorbehalten blieb. Der Aufſichtsrat hat ſich nunmehr end=
gültig
dahin ausgeſprochen, daß im Intereſſe der Liquidität der Geſell=
ſchaft
eine Dividendenverteilung nicht erfolgen ſoll, ſondern der erzielte
Reingewinn nach Abſchreibungen, von rund 360 000 Rm. vorgetragen
wird. Die Beſchäftigung der Gefellſchaft wird von unterrichteter Seite
als zurzeit ſehr zufriedenſtellend bezeichnet. Es dürfte zu erwarten ſein,
daß dieſe günſtige Beſchäftigungslage noch weiter anhält, zumal die beab=
ſichtigten
Reichsbahnbeſtellungen an die Waggon=, Maſchineninduſtrie
uſwv. in Ausſicht ſtehen.
Die neuen Termin=Papiere am Effektenmarkt. Wie jetzt offiziell be=
kannt
gegeben wird, betragen die Mindeſtabſchlüfſe in den vom 16. Fe=
bruar
ab zum Berliner Börſenterminhandel zugelaſſenen Aktien der
Deutſch=Auſtraliſchen Dampfſchiffahrtsgeſellſchaft, der Deutſchen Dampf=
ſchiffahrtsgeſellſchaft
Cosmos, der Allgemeinen Deutſchen Eiſenbahngeſell=
ſchaft
und der Charlottenburger Waſſer= und Induſtriewerke je 6000 Rm.
und ein Mehrfaches hiervon.
mite in vorſtehenden Wert=
papieren
gelten mit dem 1:
Februar ds. Js. als erloſchen.
Kohlentransport G. m. b. H., Duisburg=Ruhrort. Die bekannten
Verhandlungen, die von den Reedereien des Kohlenkontors Wehhenmeher,
Mülheim/Ruhr, mit dem Rheiniſch=weſtfäliſchen Kohlenſyndikat, Eſſen,
zwecks Uebernahme der Anteile der Kohlentransport G. m. b. H. Duis=
burg
=Ruhrort geführt worden ſind, haben nach Mitteilung der beteiligten
Kreiſe zu keinem Ergebnis geführt, ſo daß das Kohlenfyndikat die Anteile den Ueberſeemäukten iſt fehr ſchwankend geworden. Heute werden im
nach wie vor allein beſitzt.
Frankfurter Effektenbörſe.
politiſche Lage wuurde jetzt wieder als etwas gebeſſert beurteilt und war Weizenkleie 1010,25, Noggenkleie 10,25.
nicht mehr Gegenſtand weiterer Erörterung. Auch die Erklärungen

Montan. Die Umſatztätigkeit war aber immer noch ziemlich beſcheiden,
wenn ſich auch hier und da wieder Anſätze zu einer Belebung zeigten.
Au=) auf dem Kaſſamarkt gingen die Umſätze nicht über einen beſchei=
denen
Rahmen hinaus, doch waren auch auf dieſem Gebiete die Kurs=
beſſerungen
in der Mehrzahl. Im weiteren Verlaufe wurde die Umſatz=
tätigkeit
noch wbeiter eingeſchränkt, und als die Kaufaufträge erledigt
waren, ſtellten ſich vorerſt vereinzelt auch wieder Abgaben und damit
Abſchwächungen der Kurſe ein. Später wurden Ruſſenbank=Aktien ſtark ver=
langt
. Recht lebhaft war dagegen wieder das Geſchäft auf den deut=
ſchen
Anleihemärkten. Im Vordergrund ſtanden Kriegs= und Schutz=
gebietsanleihen
. Erſtere erreichten wieder einen Kurs vyn 0,380 nac=
30 und letztere von 7,55 nach 7,40. Auch die preußiſchen Konfols und
ſie Vorkriegsanleihen der Länder waren gebeſſert. Von den auslän=
diſchen
Renten iſt gut behauptete Tendenz zu melden; die türkiſchen
waren noch nicht in der Lage, ſich von ihren geſtrigen Kurseinbußen zu

erholen. Der Pfandbriefmarkt verkehrte in ruhiger Haltung. Im Frei=
verkehr
, gab es überwiegend leichte Kursrückgänge. Api 0400, Becker
Stahl 45, Becker Kohle 58, Beuz 34, Brown Boveri 70, Eutrepriſe
Growag 61, Krügershall 90, Ufa 60 und Unterfranken 59,50. Der
Geldmarkt iſt underändert leicht. Tägliches Geld 5), und Monatsgeld
79 Prozent. Kurz vor Schluß des offiziellen Verkehus ſetzten plötz=
lich
und unerwartet wieder ausländiſche Käufe ein, ſo daß die Tendenz
der Kontermine, die gerade im Begriffe war, wieder mit Abgaben vor=
zugehen
, ſchnell durchkreuzt wurde. Weſentlich zu der Befeſtigung mögen
auch die heute bekanut ge ordenen verſchiedenen Steuerermäßigungen
beigetragen haben. Auf allen dariablen Märkten konnten daraufhin
neue Kursbeſſerungen platz reifen, die ſich an der Nachbörſe noch wei=
ter
vertieften. Die Börſe ſchloß zu den höchſten Tageskurſen.
An der Abendbörſe wurden die gegen Schluß der Mittagsbörſe ein=
geſetzten
Deckungskäufe in verſtärktem Maße weiter vorgenommen, wo=
bei
es auf allen dariablen Märkten zu Kursbeſſerungen von durch=
ſchnittlich
2 Prozent kam. Deutſche Banken waren ſehr feſt und hatten
auch noch größere Kursbeſſerungen zu verzeichnen. Schiffahrtsattien
blieben dagegen vernachläſſigt. Auch deutſche Anleihen und ausländiſche
Menten waren ſtill und ka m verändert. Deutſche Kriegsanleihen 0,380,
Bayer. Hyp.= und Wechſelbank 97,25, Darmſtädter Bank 128,50, per
Ultimo 129, Deutſche Bank 125, Diskontogeſellſchaft 125,50 Reichsbank
153,25, Bochumer 85. Gelſenkinchen 90, Harpener 111,25, Mannesmann
83,50, Phönix 78, Rheinſtahl 81,50, A.E.G. 97, Schuckert 83,50, Nord=
deutſcher
Lloyd 133,50.

Berliner Effektenbörſe.

*Die Liquidation der deutſchen Werke A.=G. beſchloſſen.
Bei der geſtrigen Generalverſammlung der Deutſchen Werke A.G
Berlin, wurde die Bilanz unter Proteſt genehmigt. Die Kleinaktionäre
opponierten lebhaft gegen den Veräußerungsantrag des Vermögens an
die Viag. Nach der ziffernmäßigen Feſtſtellung beſtehe auch ohne Ein=
rechnung
der ſog. Uebergangspoſten, der Abſchreibungen auf Debitoren
der nicht aktivierten Verwertungsaktien und der mit 1 Mk. eingeſetzten
Werte, Anſagen uſu. eine Reſerde von etwa 50 Prozent des Aktien=
kapitals
, ſo daß lediglich eine Parirückzahlung an die Aktionäre, wie ſie
die Viag beabſichtige, zu gering und daher nicht annehmbar ſei. D
Verwaltung erklärt in ihrer Entgegnung, daß man auf die Vorſchläge
der Viag uur eingehen oder ſie ablehnen könne. Eine Annahme des
Angebots ſei bei weitem vorzuziehen, da der Rückzahlungskurs der
Aktien mit 40 RM. keinen allzu großen Verluſt darſtelle zu dem auf
42 GM. umgerechneten Emiſſionskurs. Trotz aller Einwendungen der
Oppoſition, die die ſofortige Auflöſung als keineswegs notwendia an=
ſah
, und trotz aller Vorſtellungen bei der Reichsverwaltung und den
Verwvaltungsbeamten wurde die Annahme des Angebots der Viag und
die Liquidation mit 70 017 gegen 1686 Stimmen beſchloſſen. Die 9
enthielt ſich der Abſtimmung. Intereſſant iſt, daß die vertretenen Groß=
banken
für die Annahme ſtimmten.
Krupp de Wendel Gewerkſchaft Norddeutſchland.
Eſſen, 11. Februar.
In Beſtätigung früherer inoffizieller Mitteilungen von einem Ueber.

TU. Berlin, 11. Februar.
Der Börſenbeginn ſtand wiederum unter dem Zeichen einer ſtarken
Unſicherheit. Die Kursgeſtaltung war aufangs ſehr verſchieden und ließ
einen einheitlichen Grundton vermiſſen. An den führenden Terminaktien=
märkten
ſetzten ſich die Rückgänge zunächſt noch um 12 Prozeut fort

der zweiten Hand, die ſogar vielfach ebenfalls zu Verkäufen ſchreitet. An
den Nebenmärkten war die Tendenz dagegen im allgemeinen behauptet,
teilweiſe befeſtigt. Allerdings erfolgte die Kursbildung auch dort ſehr
unterſchiedlich. Die bevorſtehende Medioliquidation dürfte der Haupt=
grund
zu den Abgaben der Spekulation geweſen ſein, da dieſe über grö=
ßere
Hauſſe=Engagements verfügte. Die aus der Wirtſchaft vorliegenden
Nachrichten, ebenſo die außerordentlich wichſtige programmatiſche Rede
des neuen Reichsfinanzminiſters ließen die Börſe daher unberührt. Man
achtete höchſitens am Kriegsanleihemarkt, die Stelle der Ausführungen
Dr. Reinholds, in der für ſpäter die Möglichkeit einer Inlands=Anleihe
in Ausſichi geſtellt wird, und knüpfte hieran die Hoffnung, daß dann die
Kriegsanleihebeſitzer ihre Stücke in Zahlung geben könnten oder ſonſtige
Vorteile erhielten. Wenn auch dieſe Erwägungen vorläufig durch nichts
begründet ſind, ſo dienten ſie doch dazu, dem Kurs der Kriegsanleihe einen
neuen Auftrieb zu geben 0,380. Am Deviſenmarkt fanden die Haupt=
umſätze
in der polniſchen Währung ſtatt, die ſich langſam wieder abzu=
ſchwächen
ſcheint: New YorkWarſchau 7,50 Paris gegen geſtern er=
holt
, auch nordiſche Valuten etwas befeſtigt. Die Reichsmark beſſerte ſich
in London auf 20,42½. Am Geldmarkt hat ſich nichts verändert. Tages=
geld
unverändert leicht bei einem Satz von 57 Prozent.
Im einzelnen wäre von den Kursveränderungen der variablen und
Terminmärkte hervorzuheben, daß am Montan=Aktienmarkt der Kurs=
druck
in der bisherigen Stärke gewichen iſt und teilweiſe ſogar wieder
leichte Erholungen eintreten; ebenſo lagen Elektrowerte überwiegend ge=
beſſert
. Dagegen Kaliaktien, chemiſche Werte, Textilwerte, außer Stöhr
und zahlreichen Spezialpapieren noch mit 3 Prozent niedriger. Konti=
Kautſchuk=Aktien infolge des Dividendenvorſchlages um weitere 2 Prozent
geſteigert. Bankaktien unverändert. Schiffahrtswerte uneinheitlich, Aus=
landsrenten
abbröckelnd. Privatdiskont kurze und lange Sicht 5½ Proz.
Gegen Ende der Börſe, ſetzte plötzlich ein lebhafte Aufwärtsbewegung
ein, die innerhalb einer halben Stunde an den beſonders gedrückten Ter=
minmärkten
zu Beſſerungen von 3 Prozent gegenüber den niedrigſten
Tageskurſen führte. Angeblich ſollen in Berlin wieder ausländiſche An=
fragen
wegen neuer Effektenanſchaffungen eingetroffen ſein. Reges Ge=
ſchäft
entwickelte ſich u. a. in Bantaktien. Im übrigen notierten nach=
börslich
: Farbeninduſtrie 128,25, Phönix 77.5, Gelſenkirchen 89,50, Ha=
pag
127. Nordd Lloyd 133,5, Harpener 111, Rheinſtahl 80, Kriegsanleihe
0,370, Schutzgebietsanleihe 10.

Aſchaffb. Zellſtloff.
Augsb.=Nürnb. Ma
Bamag=Meguin
Berl. E. W. Vorzu
Berlin. Karlsruhe?
Braunkohlen=Briketts
Bremer Bulkan.
Bremer Wolle
Teutſch.=Atlant. Tel.
Teutſche Maſchinen
Teutſch.=Nieb. Tel.
Teutſche Erdöl ....
Leutſche Petroleum.
Tt. Kaliwerke.
Tonnersmardkhütte.
Tynamit Nobel..
Elektr. Lieferung.
Farben=Ind. A.=G.
E. Friſter
Caggenau Vorz.
Eelſenk. Eußſtahl.
H. f. elektr. Untern.
Halle Maſchinen ....
Kon.Maſch.Cgeſt.
Kania Tampfſch.

18

gang linksrheiniſcher Gruben aus dem Beſitze der Firma Krupp an eine
dem de Wendel=Konzern naheſtehende Gruppe erfahren wir, daß nun=
mehr
dieſe Trausaktion abgeſchloſſen iſt. Sämtliche Kuxe der Gewerk.
ſchaft Norddeutſchland ſind von dieſer Gruppe übernommen worden.
Der bisherige Vorſtand, beſtehend aus den Herren Direktor Voerſter=
Eſſen. Direktor Vielhaber=Eſſen und Finanzrat Haux=Tübingen,
zurückgetreten. Die Gewerkſchaftsverſammlung vom 29. Januar d.
wählte einen neuen Nepräſentanten in der Perſon des Herrn General=
direktors
Robert Paſtor=Köln. Es wurde ferner beſchloſſen, den Sitz der
Gewerkſchaft von Eſſen nach Köln zu verlegen.

Viehmärkte.

1 10. 2. 11. 2.
65. Hemoor Zement 10. 2. 11. 2
149. 73. 72. Hirſch Kupfer. 84. 835 31.5 30.5 Höſch Eiſen 85. 8c.5 62.5 Hohenlohe Werke . 11.5 11.75 65. 66.25 Kahla Porzellan, 51.75 50.5 100.12s 158. Lindes Eismaſch. 120. 119.5 Lingel Schuhe. 21.5 22. 98,5 98.5 Linle & Kofmann 445 44. 53.5 2. Loewe & Co.... 128. 128.25 51.5 49.5 C. Lorenz 79.5 79.75 10.25 11. Rol. gohle.. 108. 86. 86. Nordd. Gummi 7. Orenſtein: 7R. 72.5 115. 117. Nathgeber Wagg= 32.875 58. 56. Rombacher Hütten 17. 18. 85.75 84.5 Roſitzer Zucker 81. 81. Rütgerswerke. 73.5 73.625 126.625 Sachſenwerk . 54. 52. 3.125 3.125 Sächſ. Gußſtahl, 51. 51. 31. 30. Siem:n Glas. 89. 25. 24.75 Ver. Lauſitzer Glas.. 86. 128. 129.125 Volkſtedter Porzell. 33. 31. 110. 1:0.25 Weſtf. E. Langendreer 36.5 50. 49.75 Wittener Gußſtahl 37.5 37.25 143. Wanderer=Werke. 95. 1103.

Darmſtädter Schlachtvjehmarkt vom 11. Februar. Aufgetrieben warer
9 Ochſen, 1 Kuh, 19 Schweine, 170 Kälber, 43 Schafe. Preis für das
Pfund Lebendgewicht: Kälber 4060, Schafe 3040 Pf. Marktverlauf=
Großvieh Ueberſtand, ſonſt ſchleppend, geräumt.
Mannheimer Viehmarkt vom 11. Februar. Dem heutigen Kleinvieh
markte waren zugefahren: 36 Schafe, 87 Kälber, 149 Schweine. Bezahl=
wurden
für Kälber 5872, für Schweine 7480 Mark je 50 Kg. Lebend
gewicht. Marktverlauf: Mit Kälbern ruhig, langſam geräumt
mit Schweinen mittelmäßig, ausverkauft. Der Ferkelmarkt iſt aus
gefallen.
Frankfurter Viehmarkt vom 11. Februar. Der Auftrieb beſtand aus
5 Nindern. 1176 Kälbern, 507 Schafen und 636 Schweinen. Verglichet
mit dem Auftrieb des Nebenmarktes vom 4. Februar, war der heutig
um 300 Schweine, um 400 Kälber und um 125 Schafe größer. Bezahl
wurde der Zentner Lebendgewicht: Kälber Klaſſe b) 6067, () 505
d) 4048, 6) 3035, Schafe Klaſſe a) 4248, b) 3341, Merzſchafe 2:
bis 32, Schwveine im Gewicht von 160200 Pfund 8081, von unte
160 Pfund 7579, von 200240 Pfund 8082, von 240300 Pfund 8
bis 81. Sauen und Eber wurden nicht notiert. Verglichen mit den No
tierungen vom 8. Februar waren Kälber bis 10 Mark billiger, Schaf
2 bis 3 Mark billiger, während ſich Schweine vollkommen unveränder
hielten. Marktverlauf: Kälber und Schafe waren bei langſamen
Handel, Schweine bei anfangs lebhaftem, ſpäter aber abflauendem Ge
ſchäft ausverkauft. Norddeutſche Maſtkälber wurden über Notiz
zahlt. Fleiſchgroßhandelspreiſe: Ochfenfleiſch
2. Qual.
Bullenfleiſch 7080, Kuhfleiſch 1. Qual. 75
3. Qual. 4055, Kalbfleiſch 7585, Hammelfleiſch 75
fleiſch 90100.
Amerikaniſche Kabelnachrichten.
* New York, 11. Februar.
Weizen: Der heutige Markt zeigte einen höchſt unregelmäßigen
Verlauf. Nach wiederholter Beſſerung und Abſchwächung konnten am
Schluß die Termine 1 C. anziehen, auf gebeſſerte heimiſche Lokonachfrage
und ungünſtige Witterungsmeldungen.
Mais: Anfangs war der Markt abgeſchwächt, dann konnte eine Er=
holung
eintreten auf gebeſſerte Lokonachfrage und Froſtvorherſagen aus
dem weſtlichen Maisviertel. Die Termine konnten 1 C. anziehen.
Hafer: Der Markt verkehrte in ziemlich ſtetiger Haltung.
Baumwolle: Größere Exportnachfrage verurſachte im Anfangsverkehr
eine Befeſtigung. Als aber ſpäter aus den europäiſchen Spinnereidiſtrik=
ten
ungünſtige Berichte und aus dem Südweſten günſtige Temperaturet
gemeldet wurden, trat eine Abſchvächung ein. Die Termine zeigen geget
geſtern eine geringe Reduzierung.
Kaffee: Nach der geſtrigen Erholung trat heute eine Abſchwächun
ein, weil die Nachfrage des lokalen Handels eine Abnahme zeigte und
die Braſilforderungen ebenfalls niedriger waren.
Zucker: Der heutige Markt zeigte einen vorſviegend ſchwachen Ver
lauf.
Am Freitag, den 12. Februar, bleiben ſämtliche Börſer
Märkte wegen des Lincoln=Geburtstages geſchloſſen, die K
und Kakaobörſe auch am Samstag.

Deviſenmarkt.

Amſterdam=N.
Buenos=Aires.
Brüſſel=Antw.
Lslo ......."
Nopenhagen.
Stockholm..
Helſingfors ...
Italien..
London
New=York.
Paris....
Schweiz...
Spanien ....!

10. 2.
Brief
89.11 165.53
1.716 1.729/ 1712 1.716
119.575 19.715/19075 19 115
85.29 65.511
109. 57 1038.6310k. 67 104 33
112.33 112.631
10.55e 10.532
15.93 18.97 16.93 18.97
20.304 23.155
4.195 1.2051 4.195 4.205
15.37 15.35
56 98 59.19

11. 2.
16
85 3 85.56 Japan . ....
112.35 H2.63
15.552 10.592 Belgrad...
21.703 z0.45314
15 755 15. 505
80.78 80.9 130 733 30 995 Kanada. . ....

163.12 163 54 BienD.=Oſtab
Prag... .. .
Budapeſt. . .
Nio de Janeiro
Sulgarien.
Konſtautinopel
Liſſabon . .... /e
Danzig ......
Aichen ......
59. 18 58 30 Uruguah. ..

10. 2.
Geio B.
59 06 59 20

72.71
5.558
1.534
0.523
295
7.375
23

12.45
5.638
1.830
2.6:
2.935
7333 123
2.21

21.:245 21.225/4
8091 8i.71
601. 51ü
(.78 Tis
7315 1325

11.
Feld
5904
12,415
5.878
1.835
0.520
293
230
21 255
50 97
614
4.i8
7.315

2.
Brief
59.18
12 453
5.896
1.893
0634
299
7.39
2.31
21.233
81.11
6.16
4.19
1:325

Produktenberichte.

Frankfurter Produktenbericht vom 11. Februar. Die Tendenz auf
Gegenſatz zu geſtern wieder ſtark ermäßigte Auslandsforderungen ge=
meldet
, ſo daß der hieſige Markt, der an ſich ſchon ſehr luſtlos iſt, eben=
falls
ſchwach eröffnete. Weizen, Roggen, Mais, Weizenmehl und
Rogenmehl, ſowie die beiden Kleien erfuhren neuerdings beträchtliche
Frankfurt a. M., 11. Februar. Abſchwächungen. Weizen 2626,25, Roggen 17,50, Sommergerſte für
Tendeu4: etwas erholk. Nach der geſtrigen ziemlich ſtarken Ab= Brauzwecke 202250, Hafer inl. 1850- 21.50, Hafer ausl. Mals
ſchwächung eröffnete die heltige Börſe wieder leicht erholt. Die außen= 18.5 Weizenmehl (ſüdd. Spezial) 4040½, Noggennehl Bſ0-3h,
Mannheimer Produktenbericht vom 11. Februar. Die von den Aus=
die
iſchäinaign Ariſf Aeen den Gieſgen Warft. in Wunfüfer guiſ
beeinflußt. Die Stimmung iſt ſehr ruhig und zurückhaltend. Gegen
121, Uhr wurden im nicht offiziellen Verkehr folgende Preiſe genanut:
Weizen inl. 26,5027,50, Weizen autsl. 32,5032,75, Roggen inl. 18,50
bis 19, Noggen ausl. 22, Hafer inl. 17,7519,25, Hafer ausl. 2023,
Braugerſte 21,2524,50, Futtergerſte 18,2519, Mais mit Sack 1919,25,
Weizenmehl Baſis 0 40,5041, Brotmehl 30,5031, Roggenmehl 26.50
bis 27,25, Kleie 10,2510,50, Biertreber mit Sack 17,5017,75; alles
per 100 Kg. wvaggonfrei Maunheim.
Berliner Produktenbericht vom 11. Februar. Der ſcharfe RückfHa=
in
Amerika kam auch in neuen Preisberichten Liverpools und die nicht
unbeträchtliche Herabſetzung der Schiffsforderungen zum Ausdruck.
In Weizen blieb das Angebot klein und die bis 3 Mauk ermäßigten Ge=
bote
führten nur zu wenigen Umſätzen. Roggen iſt wohl mehr zu kau=
fen
, iſt aber gleichfalls billiger als geſtern gehalten. Gerſte und Hafer
ziemlich) ruhig, in mittleren Qualitäten angeboten und uur gkite Sorten
begehrt. Mehl matt, Futerartikel ſtill. Im Lieferungshandel ging
Weizen um 3 Mark zurück, März 265, Mai 273, Roggen per März mit
165,5 3½ und per Mai mit 177 4 Mark ſchwächer.

Kleine Wirtſchaftsnachrichten.
Der Großhandelsindex (vom 10. Februar) iſt von 119,2 der Vor=
woche
um 0,3 Prozent auf 118,8 zurückgegangen.
Ende Januar erreichte die Erwerbsloſenziffer den höchſten Stand
Die Zahl der männlichen Hauptunterſtützungsempfänger hat ſich vor
1 555 000 auf 1 773 000, die der weiblichen von 212 000 auf 257 000 erhöht
Die Zahl der Zuſchlagsempfänger (unterhaltungsberechtigte Angehörige.
iſt von 2 090 000 auf 2 359 000 geſtiegen.
Durch Wiedereinſtellung zahlreicher beurlaubter Arbeiter in den
Opelwerken iſt die Zahl der Erwerbsloſen von 1700 auf rund 1000 zu=
rückgegangen
.
Wie verlautet, beabſichtigt die Firma Opel die kürzlich ſtillgelegte
Mühlheimer chemiſche Fabrik käuflich zu erwerben, um darin eine Fahr=
rad
= und Automobilfabrik einzurichten.
Da die Zulaſſungsſtelle der Berliner Börſe die Zulaſſung für Con=
cordia
, Kölniſche Lebeusverſicherungs=Aktien und Aachener Spinnerei=
Aktien zurückgenommen hat, wird die Notiz für dieſe Werte vom 15.
März ab eingeſtellt werden.
Die heutige o. H.=V. der C. Kipke=Brauerei A.=G., Breslau, bes
ſchloß, 20 Prozent Dividende zu verteilen. Der Geſchäftsgang wurde als
befriedigend bezeichnet.
Die Geſamtaufträge amerikaniſcher Importeure zum Be‟
zuge weſtfäliſchen Anthrazits ſollen 250 000 Tonnen betra=
gen
. Der New Yorker Kleinhandelspreis für Anthrazit bewegt ſich jetzt
zwiſchen 27 und 30 Dollar per Tonne.
In Wallſtreet verlautet, daß die Mansfelder Bergbaugeſellſchaft in
Neiv York wegen einer Anleihe verhandele.
Nach engliſchen Fachkreiſen zugegangenen Meldungen aus Bogoiſ.
(Kolumbien) ſind an den öſtlichen Cordilleren enorme Läger von
hochwertigen Kupfererzen aufgefunden worden, deren Aus=
beutung
durch die in der Gegend reichlich vorhandene Waſſerkraft und die
Kohlenvorräte, erleichtert wird.
Das amerikaniſche Petroleuminſtitut weiſt für die vergangene Be=
richtswoche
analog dem Dil= u. Gas=Journal ebenfalls eine Zunahme
der amerikaniſchen Nohölproduktion aus und gibt die
Erzeugung im Tagesdurchſchnitt mit 1 906 000 Faß oder 14 000 Faß tag:
lich höher an als in der Vorwoche. Im Vorjahr betrug die Produktion
1952 000 Faß.
Das amerikaniſche Amt für Metallſtatiſtik beziffert die Weltpr)
duktion an Kupfer im vergangenen Jahre mit 1 588 100 Kur4 gegen 1 520 300 Kurztonnen im Vorjahre. Davon entfallen aul
die Vereinigteit Staaten 948 127 Kurztonnen, auf Chile und Peru 26 948
Curopa 106 200 Belgiſch=Kongo 98 743, Mex ko 36 249, Kanada 27 004
und Jaxau 72 096. Auch an der Welterzeugung von Blei ſind die 8e44
einigten Staaten mit 572 738 Kurztonnen an erſter Stelle beteiligt

[ ][  ][ ]

Nummer 43

Freitag, den 12. Februar 1926

Seite 13

Tauf Artien, Surtftadr. Brandfärter Karbortict Boit Lr. brorane Toco.

ppäiſche Staatspapicre
z) Deutſche
Reichsanleihe .......
......"

lar=Gib=Anleihe d. 1935
große Stücke
lar=Gld=Anl. ver 1932
große Stücke
lar=Schatzanweiſungen
h. Schtzanw. Klu. IIo. 23
Klu. IIp.24
s IV. u. V. Schatzauw.
0 VI.IK.
D. Schutzgb. v. 08-11 u. 13
v.14
irprämienanleihe ...."
ugsanleihe ..........
Preuß. Konſols ......
....
.....
Bad. Anl, alte ......
%o ....."
v. 1896 ...
Bayern=Anleihe .....!
.....

10. 2. 11. 2.

0.370

99
0.14
0.11

0.380
0.365

99


7.40
7.40 7.5
0.23 0.2I

0.33
0.35

2a Heſſen R. XXxFI
itilg. b. 28 ......... 31
Heſſen unk. 1924.. . . . . 0.32
alte ..........

Auf.
0.23
0.37
0.36

5% Großfraftwerk Mannheim
Kohlenwertanl. b. 23 .
6% Heidelberger Holzwertanl.
von 23
0.3675/ 6%H. Braunk.=Rog.=Anl. v. 23
%6 H. Roggenanleihe v. 1923
Mannh. Stadt= Kohlen=
wertanl
. v. 1923
20 Offenbach (M.) Holzwert;
anl. v. 1923..
5 %0 Pfälzer Hyp. Bank Gold=
Pfdbr v. 24....."
5%o Preuß. Kaliwert=Anleihe
% Preuß. Roggenwert=Anl.
5 % Rhein, Hypoth. Bk. Gold=
Pfdbr. v. 24...
5 % Sächſ. Braunk.=Anl.v. 23,
Ser. Iu. II...."
5% Sächſiſche Roggenwertan=
leihe
von 23
0.3354 50 Südd. Feſtwertbl. Gold

10.2. 11. 2.
11

16

5.25

16

5.7

Borkriegs=Hypothekenbank 10.2.
Pfandbrief=
Bay. Vereinsbank München..
Bay. Handelsbank München.
Bay. Hyp. u. Wechſelban!
Frankfurter Hypothef.=Bk.. 8.47
Frankfurter Pfandbrief=Bk.. 10.45
Hamb. Hypothek.=Ban ..
8.4
Meininger Hyp.=Bank ....
7.8
Pfälziſche Hhp.=Ban ...... B.27
Preuß. Pfandbrief=Bk. ...."
Rhein. Hypothk.=Bank ......! 8.25
Südd. Bodenkredit=Anſtalt
Württemberg, Hypoth.=Bank 7.9

11. 2.

Württemberger alte

32

0.355
32
0.32
0.32
0.33

2.01
6.15

Staatl oder provinz ia
garantiert
Heſſiſche Landes=Hyp.=Bank
Landeskreditanſtalt Caſſel..

1.835!Naſſauiſche Landesbank.

8.1
7.93
7.70

1.70

b)Ausländiſche
BosnienL.-E.B.v.1914/ 18.25
L.=Inveſt.=Anl. 1914/ 15.25
ſo v. 1898 ......... 1.7
0 b. 1902 ......... 1.6 1.50
..........
Bulzar. Taba/ 1902 131,
ſg Oſt. Staatsrente 1913
2.5
918 .........."
ſt. Schatzanweiſ. ſtfr.
........... . . . 1571, 15
Oſt. Goldrente ...../157
Silberrente . . . ... 1.6 1.5.
einh. Rente (konv.
Bortugteſ.,(Spez,)8.III

Rum. am. Rente v. 038
ſo Goldr. v. 13....
am. konp.. . .
am. v. 05 ..

2.50
5.5
1.69

Für. Admin.) v. 190:
(Bagdad) Ser. I 12
(Bagdad) Ser. II/ 10.3
v. 1911 Bollanl. 20.05

Ung. Staatsr. v. 1913
Staatsr. v.14
Goldrente
Staatsr. v. 10
Kronenrente
(Eiſern Tor)Gl.
Außereuropäiſche.
Mexik. amor. innere
konſ äuß. v.99
Gold v. 04 ſtfr.
konſ. inner. .
Frrigationsanl. 327
Famaulivas. Serie I.
Sachwert verzinsliche
chuldverſchreibun gen
* Zinsberechnung
Dollar Golbanl.v. 1932
große Stücke
Doſar Goldanl. v. 1935
Frlitr. Hhp.=Bi. Gold=
pfandbrie‟
R.)
Frirft. Hyp.=Bf. Gold=
pfandbrief
Em. 3
Friſtr. Hyp.=Bk. Gold=
pfandbrief
Em 2
Reckar A.=G. Stuttgart
Goldauleihe von 1923
Pfälzer Hyp.=Bk.= Golb=
andbrief
von 24
Nhein, Hyp. Bk. Gold=
andbrief
von 24
Rhein=Main= Donau=
oid
=Anleihe von 23...
ne Zinsberechnung
Baden=Baden=Holzwert
rleihe von 23......

13.75
151
14.75
1471
2
10.5

14.5
18

13.75
17
14.7
147,
10.5

14.5
33.25

91.75
große Stücke 90.25 90.25
91.75

91

Vadenw. Kohlnwranl. 23
Frkſtr. Pfandbrief=Bk.
zlboh. I Emn.

15.65
11.7

1.26

Zank=Aitien.
Aulg. Deutſche Creditanſt. o
Badiſche Bank
Bank für Brauinduſtrie. . 0
Barmer Bankverein
Bah. Hhp.= u. Wechſelb.
Berl. Handelsgeſeilſchaft ..O
Kommerz= u. Privatbank ..0
Darmſtädter u. Nationalbk.6
Deutſche Bank
..6
Deutſche Efi. u. Wechſelbk. 0
Deutſche Hyp.=Bk. Mein.
Deutſche Vereinsbant ....0
Disconto=Geſellſchaft ..
6
Dresdener Bank
..6
Frankfurter Bank
Frrf. Hyv.=Ban:
Frauff. Pfandbrief.
Gotha Grund kredit=Ban:
Metallbank
9
Mittelbeutſch. Crebitbank ..0
Oſterr. Creditanſtalt ..
Pfälz. Hypoth.=Bank.
Neichsbank=Ant.
6
Rhein. Creditbanf
..6
Rhein Hypothekenbank ...0
Südd. Disconto=Geſellſch.
Wiener Banwerein
Vergwerks=Aktien.
Berze ius
..."
Bochumer Bergbau. . . . . .
Buderus
..0
Dt. Lurem
..4
Eſchweiler Bergwerks=Akt.
Gelſenkirchen Bergw.
Harpener Bergbau ..
Fſe Bergbau Stamm. . . . . 0
IlleBergbau Genußſcheine o
Kaliwerke Aſchersleben .. .6
Kailiwerke Salzdetfurt
Kaliwerke Weſteregeln ... .0
Klöcknerw. jab. Lthr.=Hüttele
Mannesmann Röhren ... .0
... ."
Mansfe der
.....!
Oberbedarf
Oberſchle . Eiſen(Caro)... .0 1
Otovi Minen u. Eb.=Ant..
Phönis Bergbau
Rhein, Braunk. u. Brikett .6
Rhein. Stahlwerke
Rombacher Hütte
Stinnes Riebeck Montan ..6
Tellus Bgb.= u. Hütten=Akt.6
Ver. Laurahütte
O
Aktien induſtrieller
Unternehmungen.
Brauereien.
Eichbaum (Mannh.
Henninger Kemp=Stern. . .6
Löwenbräu München .... . ".
Mainzer Aktienbrauerei .. .0
Schöfferhof (Binding) .. . .O
Schwarz=Storchen .. . . . . . 0

Werger
Arkumulat. Berlin. .... .0
Adler & Oppenheimer.
Ab erwerke (v Klehzer) . .0
A. E. G. Stamm
61
6% A. E. G. Vorzug Lit. 4 0lI
5%0 A. E. G. Vorzug Lit. B .6 11
Amme Gieſecke & Konegen.6
Anglo=Continantal=Guano
Anilin=B.n.=Treptow
Aſchaffenburger Zellſtoff
Badenia (Weinheim
Bad. Anilin= u. Sodafabr. o
Bad. Maſchf. Durlach ... ."
Bad. Uhrenfabr. Furtwang.0
Bamag=Meguin Berlin o

Geſch.=
Jahr

Divid. 10. 2. 11. 2.

8%
10%
RM 10
8
10%
108
8%

100
500
40
100
100

8
Kr9000
0%
10%
8
00
889
Kr8300

95.5
39
96.5
80.75
96
1a4.5
105.25
126.25
123.5
81.5
80
55.5
120.25
115.70
64
74.5
88
93
92
97.25
Mar6
154.5
89.5
77
90.5
6½g

6.60

Obligationen von
Transportanſtalten.
Elilabethbahn, ſtfr.
425 Ga. Carl Lubw.=Bahn..
5% Oſt. Südb. (Lomb.) ſtfr.
2,6%0 Alte Oſt. Südb. (Lomb.
2,6% Neue Oſt. Südb. (Lomb.
4% Oſt. Staatsb. v. 1883
20 Oſt Staatsb. 1.b.8. Em.
% Oſt. Staatsb. 9 Em. .. ..
38 Oſt. Staatsb. v. 1885 ..
3% Oſt. Staatsb. Erg. Netz..
4% Rudolfb. (. Silber ſtfr.
4% Rudolfbr. Salzkammerg.
4½% Anatolier Serie l..
4½% Anatolier Serie II
4½% Anatolier Serie II1...
3%0 Salonique Monaſtir. . . ..
5% Tehuantepec ..... ....."
4½% Tehuantepee ......."

10. 2. 11. 2.

2.20
1.7

5.70
18.25
18.25
18.25
1.75
1.82

2.25
1.7
11.75
11.5
11.5
18.25
18
18.2
1.75
1.80
10
8.75
22.75
25.25

97
Baſt Nürnberg ....... . . . 61
39.5 Banriſch Spiegei .... . . . .6
96
Beck & Henkel (Caſſel) ....0
82
Bergmann El. Werke ....0
96
Bing. Metallwerke ......"
192.25/Bremen=Beſigh=Olfabr. . . .0
195.5 gementwerk Heidelberg ..0
125 ementwert Karlſtadt . . . ."
125.25 Tementwert Lothr. (Karls./o
81.5 Uhem. Werke Albert ......0
81.
Chem. Brockh., Nd. Walluf. . O
55.5 hem. Griesheim=Elektron 8
118
hem. Fabrik Milch .. . . . . 61
114. 25 Whem. Weiler=ter=mer .. . .0
64
Saimler Motoren ........"
76.21
Deutſch Eiſenhandel Berl.6
Deutſche Erdöi..
...6
88
D. Gld.= u. Silberſcheideanſt. 6
92.25 Dingler, Zweibrücken ... . .
97.5 Dresdener Schnellpreſſen .0
521 Dürrkopp (Stamm).... .. 611
Dürrwerke Ratingen ....0
94
153. 25 Dhckerhoff & Widm. Stammo

89.5
75.4
99.5
6.5

/ 100
73)
23)
70)
600
700
/u000
./ 200
200
140
180
150
660
600
50
100
120
soo
300
500
260
400
137.50
183.33

400
/600
3331,
7000
250
30o
200

31

z1.
83.5

30

43.5
86

129.25 129
86.75 87.5

20RM
7
10%
820
99
12RM
16
5%

109
102.5
78.25
215
118.5
82
72
48.5
45.5
26.5
75.5
134
82
18.5
54.5
35.5

58
992
182
120.5
154.5
83.75
95

36
92
77.5
68.65

1098,
103
77.5
115
71.5
80.4
722.
48

lEiſenwerk Kaiſerslautern .
Eiſenwerk L. Meyer, jr. . . .
Elberfeld. Farbw.v. Baher
Eiektr. Lieferungs=Geſ. ...
Elektr. Licht= u. Kraft .... .
Elſäſſ. Bad.=Wolle ......."
Emag. Frankfurt a. M. . .O
Email. EStanzw. Ullrich ..0
Enziuger Werke. ..... .."6
Eßlinger Maſchinen ... . . . 6
Ettlinger Spinnerei .. . . .. 0
Faber Joh. Bleiſtift ......0
Faber & Schteicher ... . . . .O

MRee
1321
78
B8.5
54.5
33.25

Fahr, Gebr. Pirmaſens ..6
Felten EGuilleaume, Carls.6
*
Feinmechanik (Fetter)
Feiſt, Sektk., Frankf. M.e
Frankfurter Gas.
....6
117.25 Frankfurter Hof
O
Frkf. M. Pokornn & Witteké
Fuchs Waggon Stamm .. .
Banz. Ludw., Mainz .....6
Geiling & Cie.
.... ..0
43.75 Germania Linoleum ...."
Gelienkirchen Gußſtahl ...0
.....6
Goldſchmidt, Th.
....0
Gotha Waggon
Greffenius Maſch. Stamme
17.6 Gritzner, Maſchfbr. Durlache

Divid. 10. 2. 11. 2.

58
99.75
161
120
153
83.75
95

36
Rr6
76.25
68.25
65
95
1265.
65
4.25
126½

Grün & Bilfinger
6
Hafenmühle Franki. (M.) .6
Hammerien (Osnabrüch ..
..6
Hanfwerke Füfſen
Hartm. EBraun, Franff. .O
Heyligenſtaedr, Gießen .
Hilvert Armaturenfbr. ..6
Hindrichs=Auffermann .. . . 6
Hirſch Kupfer & Meſſ. ...0
Hoch= und Tiefbau ... . . . . 0
ööchſter Farben .. . . . . . . . "
Holzmann, Phil. .... . . .0
Holzverk. Induſtr. ........"
Hydrometer Breslau .. . ..0
Inag
..."
Junghans Stamm .. .. .
Kammgarnſp. Kaiſerslauterno
Karlsruher Maſchinen .. ..0
Karſtadt R.
.... . .0
Kiein, Schanzlin & Becker .6
Kenorr, Heilbronn ..... . ..O
Konſervenfabrit Braun . . . 6
Krauß & Co., Lokom. . . . . . 6
Zahmeher E Eo.
..O
Lech, Augsburg
..6
..0
Leberw. Rothe
Lederwerke Spicharz .....0
Lingel Schuhw., Erfurt ... O
Löhnberger Mühle .... ..."
Ludwigshaf. Walzmühle".
Lüdenſcheid Metallw. ...0

60
60
50
200
50
240
300
150
ao
300
100
200
120
200
60
80
400
140
100
40
150
50
60
331
20
209
200
6o
100
6
60
100
100
140
80
100
300
120
80
50
200
100
25
331=
100
409
200
6o
59
300
180
60
200
200
200
50
80
120
150
20
200
C62.
80
8
20
140
120
s0
40
86
50
15
50
157
250
560
50
20
1662
500
60

40NM

33

56.55
48
39

Mfne
39

82.50 84
44.25 45

77.5
A

1 RM

82.75
190
29
0.379
29
68
3a
209
70
51
37.5
108
65
26
75
66
36.5
0.425
29

Plo
10%
8
1 RM
1.RM

0%

53

50 67
23.5
23.5
37
85.5
48.5
(2.5
54
42
0.57
72.25
71.75
35.25
117
34.25
53.5

77.5
89.5

26e
34

25.1
0.175
29

Luther, M.: u Mühlenbau o
Luxſche Induſtrie
..5
Mainkraftwerke Höchſt ....e
Metallgeſ. Frankfurt .. . . .6
Meher, Dr. P
Mrag, Mühlenb. Frkf. a. M.6
Moenus Stam
.6
Motorenfabrik Deutz
O
Motorenfabr Oberurſel
O
Reckarſulmer Fahrzeugu
6
Neckarwerke Eßl. Stam:
*
Stegwerke, Frankfurt a. M.é
Peters Union Frankf. a. M.0
Pfäiz. Näh. Kayſer ... . .OI
Philipps A.=G. . . . . . . . . . .0
Porzellan Weſſel... . . . . . .0
Prometheus Frkf. M. . . . . . 8
Reiniger, Gebbert & Schall 6
Rhein. Elektr Stamm .. . . 6
Rhein Metall=Vorzüge ..e
Rhenania Nachen ......."
Rückforth Stettin ..
Rütgerswer
Schleußner (Frankf. a. M.). 6
Schneider & Hanau
Schnelspreſſen=Frankenthal e
Schramm u. Megerle, Lackf.6
Schriftg. Stempe. Ffn. .e
Schuckert Elektr. (Nürnb.),0
Schuhfabr. Berneis=Weſielé
Schuhfabrit Herz
Schuhf. Leander, Offenb..o
Schultz, Grünlack, Rdsh. .O
Seilinduſtrie Wolff ......0
Sichel & Co., Mainz ... . . .
Siemens Elektr. Betriebe .6
Siemens Glasinduſtrie ...0
Siemens & Halske
... 61
Süddeutſche Immobilien 6
Thür elektr. Lief.-G. Gotha O
ührenfabrik Furtwängler O
Beithwerke in Sandbach 6
Verein. f. Chem. Ind. Frkft. 0
Verein. d. Olfbr. Mannh. e
Verein. Faßfabrik. Caſſel .6
Ver. Gummif. Bln.=Frkft. O
Verein. Pinſelf. Nürnberg. 6
Verein. liltramarin
.. . .O
Verein. Zellſtoff Berlin ..0
Vogtl. Maſchinen
Voigt & Haeffner
imme o
Volthom. Seil
WWahß & Frehtag .. . . . . . . 6
Wegelin Rußfabrit .... ..."
Zellſtoff Wadhof Stamm.
Zuckerfbr. Waghäuſel ....."l1
Zuckerſbr. Frankenthal .. . 6
Zuckerfbr. Heilbronn . .. 6
Zuckerfbr. Offſtein ....... 4
Zuckerfbr. Rheingau ......6.
Zuckerfbr. Stuttgart ..0

1. 1. 50
1./ 100
1 1. 140
1. 10./ 120
O 1. 1./10

Transport= und
Berſicherungs=Aktien

95
36.5
0.4251Allg. Deutſche Ciſenbahn ..
(Deutſche Eiſenb=G. Fftm.
Elektr. Hochbahn Berlin
29
Schantung E. B. ......
115
24.75 Südd. Eiſenbahn=Geſ. ....
Hapag (Paketfahrt) ...... "
69
33.5 fNordd. Llohzd
...."

3% 82
10%
26

53.5
67.5
23
24
38
84
42
126
60.75
53.5
0.60

42.10
82

Frrft. Allg: Verſich.=Ge
Frankona Rück= u. Mitv.

Darmſtädter Werie
FBuhnbedar.
(Dampfkeſſel Rodberg
Helvetia Konſervenfabr.
Gebr. Luß
Mot orenfabrik Darmſtadt
Gebr. Roeder
Tenuleth & Ell

Annotierte Aktien.

O.
Sf1 10
O 1.1.
6 1.5.
6 1. 7.
S 1. 1.,
G15.2.

3.
140
120
300

Divid. 10. 2. 111. 2.

82o 65

Wlo

4. 50R=

Ol
10%

7a
81
106.5 106
12.15 13
90.25 90.25
31.5 31
36.5 36.75
a0.75 40
86 88
c0.5 60
42.25
16 16
46
6
29
48.25 48.75
24.50 73
20.5 191),
38
37.25
74.25
74
14.25 14
53
54.75
60
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6a
R7.5
8
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19M
0%

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E9.5
33
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10% 81.5
6 97.5
2 RM 43
2.40RMl 44
2 RM / 41.5
2RM / 56
2 RM 42.5
2 RM 42.5

1000
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800
300
0. 0'

102

57.25
62

102
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133

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43
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43.5

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102
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31

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Beckerſtahl .. . .."
Benz..
Brown Boverie ........."
Deutſche Petroleum ... . ..0
Diamond Shares ......"
Großkrftw. Württ. (Growag)o
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Krügersha ll Kali
.O
ufa Film
..0

28
49
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26

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Schade é
Falgraße

[ ][  ][ ]

Seite 14

Freitag, den 12. Februar 1926

Nummer 43

Auf allerhöchsten Befehl und in Anwesenheit Sr. Närr. Hohelt GEORG LUDWG Xl., Prinzen Karneval von
Hessen und vom Woog, unter großem Vorantritt des Vorgefolges und des närrischen Winisteriurns, bei
festlich beleuchtetem und feenhaft geschmücktem Hause:

(2229

Ha biläums-Gala-Rest-Wonstellun

Anfang 8 Uhr 1 Mir.

Ende unbegrenzt

Vorverkauf eröffnet.

Palast-Lichtspiele

Bat und Patachon

63

als Hillionäre
Die neuesten Eulenspiegeleien d. beiden Humorkanonen
Pat und Patachon in 6 überaus lustigen Akten

Tom Mik

Höher als die Wolken
5 Akte unerhörter Sensationen

Hotel=Reſtaurant Alte Poſt
am weißen Turm
Samstag, den 13. und Roſenmontag
Große karnebal. Kappenabende

Jazz=Band

(2222

Sonntag, den 14., Unierhaltungsmuſik

Besidenz - Theuter
ug
Heute Premiere!
Der gewaltige Deutschland-Fllm:

zutschlandfilm:

in

Hegewald-Ellm

7 Akte

Das Heldenlied

erg 1914

Dieser Film 1aßt das genaltige Lrleben eines
ganzen Volles in dem Schicksal einer Familie
zusammen und führt uns zurück in das Kriegs-
jahr
1914. Er ist somit ein Dokument deutscher
Geschichte und gleichzeitig eine Ehrung u. Dank
an die Bekreier Ostpreußens:
Hindenburg und seine Getreuen

Hauptdarsteller: Eduard von Winterstein,
Hermine Sterler, Wilh. Dlegelmann,
claire Rommer, G. A. Semmler, Earl
Beckersachs, Sophle Pagay
Werner Pittschau
(2243
Im Beiprogramm:

Monty und die Bratgans
Groteske in 2 Akten
Trianonwoche Modenschau

Jugendliche haben Zutritt!
Beginn: 3‟/., 57., 8 Uhr

Damen=Masken
und Lomino
b. zu verl. Grafen=
ſtarße
4, 1. (608
Knaben=Pierrot preisw.
z. v. Herdweg 110,p.
Von 1 Uhr ab anzuſ.
(*4021)
eeeeeetts
2Dam.=Masken
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Karneval-Konzerte mit Tanz

[ ][  ][ ]

Nummer 43

Ein Roman im Rampenlicht.
Von Guido Kreutzer.
(Nachdruck verboten)

Noch niemals hatte der Kommerzienrat Brook eine Maſſary=
remiere
miterlebt. Und nun wohnte er gerade der Urauffüh=
ung
dieſer neueſten Léhar=Operette bei, die ſich geſellſchaftlich
je künſtleriſch zu einem Ereignis geſtaltete. Mit all dem ihm
genen betörenden Zauber der Harmonie, der Melodik und des
hythmus hatte der Meiſter ſein Werk umſponnen und ſich dabei
If ein witzig=pikantes Libretto und eine verſchwenderiſche Gene=
ſſität
in Ausſtattung und Koſtümen ſtützen dürfen.
Im Brennpunkt des Abends ſtand aber Fritzi Maſſary. Ja,
je war und blieb doch immer noch die Fürſtin im Reiche ihrer
ebenswürdigen Kunſt. Unvergleichlich wie ſie alle Möglich=
iten
ihrer Rolle bis ins Letzte erſchöpfte, wie ſie jeder Stim=
ungsnüance
bis in die ſubtilſten Shwingungen nachging, wie
jedes Lied zu einer geſanglichen und darſtelleriſchen Koſtbar=
it
prägte.
Wo blieben die Peſſimiſten, die der Operette als Kunſtgat=
ng
den nahen Niedergang und die bevorſtehende Ueberſättigung
s Publikums angekündigt hatten? An dieſem Abend erlebten
eine vernichtende Niederlage. Denn das Haus war entzückt
id hingeriſſen. Nach dem großen Finale des zweiten Aktes
ihm der Enthuſiasmus beängſtigende Dimenſionen an, um ſich
n Schluß des Abends zu orkanartigem Jubel zu ſteigern. Und
lch überwältigenden Erfolg dankte der beglückte Komponiſt in
lererſter Linie Fritzi Maſſary, die in dieſem gewiß glänzenden
nſemble alles um ſich herum rettungslos an die Wand ſpielte
id heute jede ihrer bisherigen Schöpfungen in den Schatten
Ute.
Mochte Artur Brook dem Theater noch immer gleichgültig
id teilnahmslos gegenüberſtehen dieſe drei Stunden hatten
u doch gepackt und aufgerüttelt. Weil die Faſzination, die von
m Können einer wirklich großen Künſtlerin ausgeht, ſchließlich
den Einwand und jede Indolenz entwaffnet.
Und als er nachher mit Kitty Lerron im Speiſeſaal des
Briſtol ſaß, geſtand er beſiegt:
Die geiſtige Elaſtizität dieſer Frau muß eminent ſtark ſein.
onſt könnte ſie den Intentionen des Komponiſten unmöglich ſo
s ins Letzte folgen. Seit heute weiß ich, daß auch die moderne
perette, wenn ſie ſolche erleſene Mittlerin findet, Kunſt und
ffenharung ſein kann. Welche Künftlerin in Deutſchland dürfte
wagen, einer Maſſary jemals die Krone ſtreitig zu machen?
eine!"
Doch! .. ſagte Kitty Lerron ſinnend Beſtimmt
cht heute und nicht morgen. Aber es gibt eine Rivalin, die

Freitag, den 12. Februar 1926
ihr eines Tages gefährlich werden wird: Adda van Ruyt!
Sie nickte ihm zu.
a da ſtarren Sie mich entgeiſtert an, weil gerade ich das
ſage. Unmöglich natürlich können Sie mich ſofort verſtehen.
Dabei ſpricht aus mir weder Laune noch Stimmung, ſondern es
iſt wirklich eine Wandlung.
In der Tat ich bgreife nicht! Dieſe Wandlung iſt ver=
blüffend
und abrupt, faſt unglaubwürdig. Woher kommt ſie
denn? . . . fragte er beſtürzt.
Weil ich nachgedacht habe, lange nachgedacht. Die letzten
Wochen boten wir viel Veranlaſſung und zwangen mich förmlich
dazu, mir über mich ſelbſt Rechnung abzulegen.
Und das Ergebnis?
Mit krafloſem Lächeln zuckte ſie die Achſeln.
Es iſt entmutigend. Ich mag Ihnen nicht all die Momente
aufführen, die ſolche Erkenntwis in mir reifen ließen. Das würde
pedantiſch und philiſtrös klingen; und dabon halte ich mich auch
heitte noch frei. Soviel aber habe ich jedenfalls eingeſehen, daß
das Unrecht das einzig gültige und gleichzeitig größte Recht auf
der Welt iſt und daß unſer Ich doch immer der kategoriſche Im=
perativ
bleibt. Alſo ein Gang nach Kanoſſa, wie Sie ihn gerade
von mir am wenigſten erwarteten.
Er fandeſich noch immer nicht zurecht. Was er da hörte, traf
ihn zu unerwartet.
Sie ſehen mich ziemlich faſſungslos, Kitty ... verſetzte er
taſtend . . . Selbſtverſtändlich liegt es mir fern, mich auch nur
mit der leifeſten Frage in Ihre perſönlichen Angelegenheiten zu
drängen oder Geſtändniſſe zu probozieren, die Sie mir nicht aus
freiem Entſchluß machen wollen. Sehen Sie: Ich darf faſt täg=
lich
in Ihrer Geſellſchaft ſein und kenne Sie trotzdem noch immer
nicht. Denn ſtets zeigen Sie mir ein anderes Geſicht und eine
andere Stimmung. Auf mich, für den die Frauen ſeit Jahren
nichts mehr bedeuten, wirkt es verwirrend, in wievielen ſeeliſchen
Schattierungen eine Frau wie Sie ſchimmern kann. Immerhin
ſo deprimiert ſah ich Sie noch nie.
Das leere Lächeln um ihre Lippen verblaßte.
Meine Nerven beginnen mich im Stich zu laſſen. Der heu=
tige
Tag hat ihnen den Reſt gegeben. Vorhin ſagten Sie, dieſer
Léhar=Abend ſei für Sie eine Offenbarung geweſen. Es mag
ſein. Ich kann das nicht beurteilen. Ich beſaß zu wenig Kon=
zentrationsfähigkeit
, um den Vorgängen auf der Bühne zu folgen.
Soviel aber habe ich doch empfunden, daß ich gegen die Maſſary
wie gegen Adda van Ruyt eine hilfloſe Dilettantin bin.
Seine Augen ruhten mit tiefer Beſorgnis auf ihr.
Sie ſprechen überreizt und ſcheinen tödlich abgeſpannt, Kitty.
Vielleicht vermag ich doch irgendwie zu helfen oder einen Rat zu
geben.
Das wird wohl niemand können, ſagte ſie klanglos,
griff mit unvermittelter Haſt nach ihrem Glaſe und tranh, wie
dürſtend, den Chateau= Margaux, den ſie mit Vichy=Waſſer hatte
verdünnen laſſen.

Seite 15

Dann ſchob ſie das Glas zurück und hob den Kopf. Ratloſe
Verſtörtheit ſpielte unruhig in ihren Zügen. Und als fürchte ſie,
daß es ſie im letztem Moment doch noch gereuen könne, verſetzte
ſie ſchnell und hart:
Bei unſerm Syndikus fand heute Nachmittag die Eröffnung
des Teſtaments ſtatt, das Ernſt Volkmar hinterlaſſen hat. Ich
bin zur Univerſalerbin eingeſetzt. Und Lenſch erklärte mir nach=
her
auf dem Wege zu meiner Wohnung, daß er irgendeinen
Wahnſinn begeht, wenn ich ihn nicht heirate.
Den Kommerzienrat Brook hatte das Leben und die Schule
geſellſchaftlicher Erziehung eiſerne Selbſtbeherrſchung gelehrt.
Dennoch brauchte er ein paar Sekunden, bis er mit erzwungener
Ruhe zu erwidern vermochte:
Das ſind allerdings beides ungewöhnliche Neuigkeiten. Num
begreife ich Ihre Nervoſität ſchon eher. Denn eine realtiv be=
deutende
Erbſchaft, mit der Sie doch ſicher nicht unbedingt rech=
nen
konnten ...
Keine Sekunde habe ich an ſolche Möglichkeit gedacht.
Und wohl auch nicht an diejenige dieſes eh Heirats=
antrages
.
Jäher Zorn ſprühte in ihrem Augen auf.
Doch! Weil ich davon heute nicht zum erſten Male hörte.
Nicht zum erſten Male?
Nein. Denn mit dieſen Wünſchen und Anerbietungen ber=
folgt
er mich faſt ſchon, ſeit wir uns kennen. Das ſind zwei
Jahre. Bisher ſtand Volkmar noch zwiſchen ihm und mir. Jetzt
aber glaubt er den Weg frei.
Und vergißt nur, daß ich auch noch zu Ihnen gehöre!
ergänzte der Multimillionär mit kühlem Sarkasmus . . . Im
übrigen, Kitty, glaube ich, bedarf es jetzt wirklicher Offenheit von
Ihrer Seite. Die Dinge ſind wohl nachgerade ſoweit gediehen,
daß wir mit halben Wahrheiten nichts mehr anzufangen wiſſen.
Alſo ich bitte Sie: Ueberwinden Sie ſich, mir jetzt rückhaltlos
Vertrauen zu ſchenken.
Sblche Ueberwindung bedeutet mir eine Erlöſung!
Und als habe Sie nur auf ſeine Bitte gewartet, brach nun
all die Gewiſſensnot aus ihr hervor, im die ſie Schritt um Schritt
tiefer hineingeraten war.
Die leichtfertig heraufbeſchworene Rivalität mit Adda van
Ruyt, deren Folgen vorläufig unüberſehbar waren, die Begeg=
nung
mit ihrem Bruder, die Szene in der Klinik des Geheim=
rats
Saſſenburg, der Tod Ernſt Volkmars, ſeine Einäſcherung,
die erſchütternde Trauerfeier im Theater am Weidendamm, das
immer quälender werdende Gefühl künſtleriſcher Unzulänglich=
keit
, die heutige Teſtamentseröffnung und ſchließlich das Ulti=
matum
, das Alfred Lenſch ihr vor wenigen Stunden unter ver=
ſchleierter
Drohung geſtellt mit erbarmungsloſer Logik hatte
das Schickſal ſie die Straße der Erkenntnis vorwärts getrieben.
Jetzt lag ſie erſchöpft am Wege und konnte nicht weiter.
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Freitag, den 12. Februar 1926

Nummer 43

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