Einzelnummer 10 Pfennige
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Wöchentliche illuſtirierte Beilage: „Die Gegenwart”, Tagesſpiegel in Bild und Wort
Nachdruck ämtlicher mit verſehenen Original=Auffätze und eigenen Nachrichten nur mit Quellenangabe „Darmſi. Tagbl.” geſiattet.
Nummer 18
Montag, den 18. Januar 1926.
189. Jahrgang
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Konkurs oder gerichtlicher Beitreibung fällt ſeder
Nabat weg. Bankkonto: Deutſche Banl und Darme
ſtädtr 8 Nationalbont
„Das Ringen um die Zukunft
des Deutſchen Reiches.”
Eine Rede des Reichsaußenminiſters.
Von unſerem Korreſpondenten.
+ München, 17. Januar.
Reichsaußenminiſter Dr. Streſemann ſprach heute abend
in München anläßlich einer Reichsgründungsfeier der Deutſchen
Volkspartei über das Thema: „Das Ringen um die Zukunft des
Deutſchen Reiches.” Dr. Streſemann führte unter anderem aus,
heute ſei nicht Reſignation am Platze, ſondern ein
ſelbſtvertrau=
endes Ausſchauen in die Zukunft. Mäßigkeit und Klugheit, die
Hauptattribute der Bismarckſchen Politik, müßten dabei alles
deutſche Tun und Handeln leiten. Wie Bismarck, ſo müßten
die=
jenigen, die an verantwortlicher Stelle ſtehen, die Maſſen zu
ge=
winnen und zu führen ſuchen; denn Geſchichte ſei immer nur das
Ergebnis richtig geleiteter Maſſeninſtinkte. Wie Bismarck, ſo
müßten die leitenden Männer bereit ſein, wenn ſie die als
rich=
tig erkannten Ziele nicht durchſetzen könnten, von ihrem Poſten
zu weichen. Das Volk ſelbſt habe vor allem eine Pflicht, und das
ſei die Einigkeit. Da uns ſtaatliche Machtmittel zurzeit
feh=
len, gebe es keinen anderen Weg, Deutſchland wieder zur
Welt=
geltung zu bringen, als die Wirkung der Ueberzeugung bei den
anderen Völkern, daß ſie in Deutſchlands Untergang ihren
eige=
nen ſänden. Dieſe Ueberzeugung bei den Siegerſtaaten habe auch
zu dem Dawesabkommen und zum Locarnovertrag geführt. Wenn
die Auswirkungen des letzteren Vertrages bisher nicht
befrie=
digen könnten, ſo dürfe nicht vergeſſen werden, daß der Vertrag
erſt endgültig in Kraft trete in dem Augenblick, wo Deutſchland
in den Völkerbund eintritt. Auswirkungen von einem nicht
be=
ſtehenden Vertrag könnten nicht erwartet werden. Immerhin
aber ſei die Rheinlandpolitik Frankreichs durch Locarno
durch=
löchert, und die Zuſtände im beſetzten Gebiet ſeien zweifelles
infolge des Locarnovertrages weſentlich beſſer als früher. Die
Gegnerſchaft gegen den Eintritt Deutſchlands in den Völkerbund
ſei wohl begreiflich, jedoch könnten hier nicht Sympathie oder
Antipathie zur Entſcheidung führen, ſondern die nüchterne
Er=
wägung, ob für Deutſchland der Verſuch, den Völkerbund ſich
hörbar zu machen, nützlicher ſei, als der Verzicht auf dieſen
Ver=
ſuch. Er ſelbſt laſſe ſich ſachliche Kritik gern gefallen, ſo führte
Redner aus, aber er werde ſich gegen jeden mit Entſchiedenheit
wenden; der behaupte, daß er ſich von irgend jemanden an
Vaterlandsliebe übertreffen laſſen werde. Man ſolle, ablaſſen
von allen inneren Streitigkeiten um die Staatsform im Hinblick
auf das Beiſpiel, das Hindenburg gab. Man ſolle ablaſſen von
Streitigkeiten konfeſſioneller Art, von der Betonung der Klaſſen=
und Standesunterſchiede und vor allem vom Vorwurf des
Man=
gels an Vaterlandsliebe dem politiſchen Gegner gegenüber. Gott,
der jedem Lie Liebe ins Herz gegeben habe, habe niemand in
Deutſchland dieſe Liebe zum Vaterland in Erbpacht gegeben.
National ſei gleichbedeutend mit einig. Dr. Streſemann ſchloß:
Glauben wir Deutſche doch an uns und an das, was das
Deutſch=
tum der Welt an Kultur gegeben hat. Mit Händen und Zähnen
müſſen wir uns unſer Recht erkämpfen. Es wird uns nicht als
gibt Deutſchland die Sicherheit für eine Zukunft, in der wir
wie=
der reden können von einem Deutſchland hoch in Ehren. — Dr.
Streſemann erntete mit ſeinen Ausführungen reichen Beifall.
Zwei Leute, die ſeine Ausführungen durch fortwährende Zwi=
Frankreichs Militarismus.
Paris, 17. Januar.
In Anwenſenheit des Präſidenten der Republik und des
Kriegsminiſters Painlevé hat heute nachmittag der Verband der
Geſellſchaft zur körperlichen Ertüchtigung und Vorbereitung auf
den Militärdienſt anläßlich des 50jährigen Beſtehens der
Topo=
graphiſchen Geſellſchaft eine Veranſtaltung abgehalten, bei der
eine Anzahl Miniſter, Marſchälle und eine Reihe ausländiſcher ſowenig daran, daß man einer einzelnen Macht im Weſten die
Militärattaches zugegen waren. Kriegsminiſter Painlevé hielt
eine Rede, in der er unter anderem erklärte, es ſei notwendig,
die Bürger für die Pflicht, die ſie der Geſamtheit ſchuldig ſeien, ren. Dieſe wirtſchaftliche Kalkulierung bietet keine geringere
heranzubilden und bei ihnen die militäriſche Technik zu ent= Friedensgarantie wie der ganze Pakt. Wie konnte uns ein
wickeln, wenn man eine ſtarke Nation wünſche. Trotz der
fried=
lichen Epoche müſſe man erwähnen, daß entgegen den Gefühlen,
Kräfte am Werke ſeien. Daher müſſe Frankreich wachen, um
niemanden glauben zu machen, daß es im Begriffe ſei, ſich ſelbſt carno ohne uns abgemacht habe. Es war doch ganz
ſelbſtver=
aufzugeben.
Veränderung in der Sowjetregierung.
Moskau, 17. Januar.
Durch Beſchluß des Präſidiums des Zentralexekutivkomitees
treter des Vorſitzenden des Rates der Volkskommiſſare enthoben ſchwendungs ünde. Im Prinzip ſind wir ja ſchon in der Proto=
und zum Volkskommiſſar für Außen= und
Innen=
handel ernannt. Der Volkskommiſſar für Verkehr,
Rud=
ſutak, und der Volkskommiſſar, für Inſpektion, Kubibyſchew, eingehen, die unſere Beteiliguug an Angelegenheiten notwendig
wurden zu Stellvertretern des Vorſitzenden des Rates der Volks= machen könnten, welche uns gar nicht oder nur ganz entfernt
in=
kommiſſare, Nykow, ernannt und in den bisher von ihnen ver= tereſſieren. Wie wir der Reichsregierung anläßlich des Protokolls
walteten Aemtern beſtätigt. Zum Vorſitzenden des Rates für
Arbeit und Verteidigung wurde Rykow beſtimmt und gleich= angängig geweſen, wenn wir irgendwelche prinziviellen
Ein=
zeitig darauf hingewieſen, daß laut Statut des Rates für Arbeit
und Verteidigung deſſen Vorſitzender der Vorſitzende des
Nates der Volkskommiſſare iſt. Zum Stellvertreter überhaupt ins Spiel zu bringen ſuchten.
des Volkskommiſſars für Handel wurde Frunkon ernannt, der
die gleiche Stellung innehatte, als Kraſſin, an der Spitze des worden, unſere Teilnahme an der diesjüihrigen Reichskonferenz
Kommiſſariats für Außenhandel ſtand, der den Poſten des Stell= in Zweifel zu ziehen und damit die Akhaltung der Konferenz als
hertrerern Rykotzs im Nat für Arbeit und Verteidigung wurden
von ſeinem Amte als Volkskommiſſar für Handel enthoben.
So=
kolnikow wurde zum Stellvertreter des Vorſitzenden der ſtaat= baren laſſen, zu dem wir all mmen können. Bisher ſcheint ſich
lichen Planwirtſchaftskommiſſion ernannt.
Vom Tage.
Vom Harz wird andauernder leichter Schneefall gemeldet.
Der Brocken meldet einen Meter Schneehöhe bei 12 Grad Kälte.
Geſtern vormittag 10 Uhr empfing der Reichspräſident v.
Hinden=
burg den Reichskanzler Dr. Luther zu der angekündigten
Be=
ſprechumg.
Der Verein Budapeſter Reichsdeutſcher hielt
an=
läßlich des Jahrestags der Reichsgründung einen Feſtabend ab,
an dem außer den Mitgliedern der deutſchen Kolonie auch zahlreiche
ungariſche Gäſte teilnahmen. Den erſten Trinkſpruch brachte der
deut=
ſche Geſandte Graf Welezek auf Ungarn und den ungariſchen
Reichs=
verweſer aus. Der Trinkſpruch wurde ſtehend angehört und nach ihm
die ungar ſche Hymne geſungen.
Die off ziöſe ſpaniſche „Nacion” erklärt, das Projekt der
Luftver=
kehrslinie Sevilla-Buenos Aires werde bald
verwirk=
licht. Die erſte Fahrt werde zuſammentreffen mit der Eröffnung der
Ibero=Amerikaniſchen Ausſtellung. Der Sevilladienſt wird mit drei
Zeppelinluftſchiffen eröffnet, die 40 Paſſagiere, Poſt und andere Fracht
im Genicht von 11 Tonnen aufnehmen können und eine Geſchwindigkeit
von 119—130 Klm. entw ckeln ſollen. Die Fahrtdauer wird drei Tage
und 16 Stunden für die Hinreiſe, vier Tage und ſechs Stunden für die
Rückre iſe betragen.
Der in Madrid eingetroffene ſpaniſche Botſchafter in Paris
Qui=
nones de Leon hatte eine lange Unterredung mit dem Miniſter des
Aeußern, worauf er nach Andaluſien weiterreiſte, um mit dem König
und dem Miniſterpräſidenten Rückſprache zu nehmen.
Der Abgeordnete für Konſtantinovel Beſchitſch Bey wurde
zum Miniſter der öffentlichen Arbeiten ernannt.
Der türkiſche Handelsminiſter bereitet einen Geſetzentwurf vor,
wo=
nach auf die türkiſchen Ausfuhrwaren die
Herkunftsbe=
zeichnung angebracht werden muß.
Emiliano Chamorro wurden zum Präſidenten
Nica=
raguas gewählt an Stelle Carlos Soloranzo, der am 13. Januar
zurücktrat, nachdem der Kongreß den Vizepräſidenten beſchuldigt hatte,
an enem Komplott gegen den inneren Frieden beteiligt geweſen
zu ſein.
Die Vereinigten Staaten kündigen an, daß ſie automatiſch die
An=
erkennung Nicaraguas zuuſickziehe, ſobald der zum Präſidenten
Nicara=
guas gewählte Emiliano Chamorro das Amt übernehme; der
amerika=
niſche Geſandte bleibt in Managua, um die Entwicklung der Dinge zu
beobachten und den Staatsangehörigen der Vereinigten Staaten Schutz
angedeihen zu laſſen.
Das Repräſentantenhaus nahm die
Kriegsſchulden=
abkommen mit Rumänien, Eſtland, Lettland und der
Tſchechoſlo=
wakci an.
* Dominions und Reich.
Von unſerem Korreſpondenten.
C.M.P. London, 17. Januar.
Als die Paktgegner in den Vor=Locarno=Tagen nach einer
Verſtärlung ihrer Oppoſitionsgründe ſuchten, lag es für ſie nahe,
die Dominions mobil zu machen oder wenigſtens von der ſcharfen
Oppoſition der Dominions gegen alle irgendwie weitergehenden
Verpflichtungen des Reiches zu reden und zu ſchreiben. Sie
konn=
ten das ruhig tun, denn unter dem, was ſie von Stapel ließen,
war nichts Neues, es war nur ſenſationell aufgebauſcht.
Wir hatten nun in dieſen Tagen Gelegenheit, eine in London
Geſchen! von außen entgegengebracht. Was bisher erreicht iſt, eingetroffene, prominente Perſönlichkeit zu ſprechen, deren
An=
ſehen nicht nur in dem eigenen, ſehr entlegenen Dominion feſt
begründet ſteht. „Damals iſt ja mehr im Mutterlande wie in
un=
ſeren eigenen Bevölkerungen über die Sache ſelbſt und ihr großes
Intereſſe für uns geſprochen worden”, ſagte er. „Wenn hier von
ſchenrufe zu ſtören verſuchten, wurden aus dem Saale entfernt. Erregungen in unſeren großen Städten geſchrieben wurde, ſo
waren das einfach ſtarke Uebertreibungen. Abgeſehen von
eini=
gen, wenigen politiſchen Kreiſen, die ſich zu jener Zeit zu
Zwecken der Selbſtpropaganda in Ueber=Patriotismus ergingen,
hat man die ganze Entwickelung ſehr wenig tragiſch genommen.
Die überwiegende Mehrzahl, namentlich im Inneren des
Lan=
des, hat überhaupt kaum Intereſſe gezeigt. Kein vernünftiger
Menſch hat bei uns daran gedacht, daß bei unglücklicher
Entwicke=
lung z. B. eines deutſch=polniſchen Grenzfalles, die Streitmacht
des britiſchen Reiches mobiliſiert werden könnte, aber auch eben=
Anfachung eines Krieges geſtatten lönne. Keine europäiſche
Macht könnte die Aufmachung eines neuen Kriegskontos ris ie=
Friedenspakt aus dem Gleichgewicht unſerer nüchternen
Er=
wägungen bringen? Noch törichter war es jedoch, davon zu
die in Frankreich herrſchten, bei anderen Völkern unheilvolle reden, daß die ſchwere Gefahr einer Verſtimmung der
Reichsglie=
der dadurch hervorgerufen ſei, daß man die Formalien von
Lo=
ſtändlich leine Zeit dazu. Man konnte unſertwegen nicht die
Ge=
fahr einer Verſchleppung auf ſich nehmen. Wir konnten
unſerer=
ſeits die eigenen wichtigen Angelegenheiten nicht aus
Etikette=
gründen treiben laſſen. Wir wären ja doch nur Statiſten
ge=
weſen. Wie 1914 der Kabelverkehr genügt hat, ſo genügt er auch
der Sowjetunion wurde Kamenew vom Amte als Vorſitzen= jetzt. Wenn es ſich um eine Reichsnotſache handelt, ſind wir
der des Rates ſür Arbeit und Verteidigung und als Stellver= allemal da. Ohne Notwendigfeit ſind Konferenzen
Zeitver=
kollperiode klar geworden. Unſere Sonderverhältniſſe und
In=
tereſſen fordern, daß wir keine internationalen Verpflichtungen
unſere Bedenken klar machten, wäre dies auch zur Locarnozeit
wendunsen zu machen gehabt hätten.
Es war kein glücklicher Gedanke, daß uns die Paktgegner
Jetzt iſt nun wieder von gewiſſen Senſationsleuten verſucht
vertreters des Voliskommiſſars für Handel behält. Zu Stell= unſicher hinzuſtellen. Sie können ſich beruhigen. Wenn eine
Konferenz ſta:tfinden ſoll, — und es wäre ja fehr gut, wein ſich
Rudſutak, Kurjbyſchew und Zjurupa ernannt. Letzterer wurde die Bevollmächtigten wieder einmal grün lich ausſprechen
könn=
ten —, ſo wird ſich auch vorher ein Zeitpunkt rechtzeitig
verein=
ja der Oktober als paſſend;
Zeitpunkt erwieſen zu haben.”
*Dertſchechiſche Konfliktmitdem
Patikan.
Die jüngſten Verhandlungen zwiſchen Prag und Rom.
Von unſerem Prager Korreſpondenten.
B. Prag, Mitte Januar.
Der Konflikt zwiſchen der Prager Regierung und dem
Vati=
kan wegen der offiziellen Bereiligung an der Husfeier im
ver=
gangenen Jahre (bekanntlich hat der päpſtliche Nuntius
Mar=
maggi in dieſem Zuſammenhang un er Proteſt Prag verlaſſen)
rückt neuerlich dadurch in den Vordergrund des Intereſſes, daß
der Miniſterpräſident Schwehla die gegenwärtige
Parlaments=
pauſe dazu benützt, um ernſthaft die Liquidierung der ſeinerzeit
ſo viel Staub aufwirbelnden Affäre zu betreiben. Der Prager
Erzbiſchof Kordac hat kürzlich dem Papſt ausführlich Bericht
über die mit den Husfeierlichkeiten zuſammenhängenden
rom=
feindlichen Ereigniſſe in der Tſchechoſlowakei erſtattet und ſich
unmittelbar nach ſeiner Rückkunft in Prag mit dem
Miniſter=
präſidenten Schwehla und dem Außenminiſter Dr. Beneſch in
Verbindung geſetzt, denen gegenüber er die Bereitſchaft des
Vati=
kans auf eine friedliche Beilegung des Konflikts unter der
Vorausſetzung verdolmetſchte, daß künftig die Husfeiein in einem
Rahmen vor ſich gehen, der nichts Verletzendes für die nach
Mil=
lionen zählende katholiſche Bevölkerung des tſchechiſchen Staates
habe. Dieſe Unterredungen ſollen beſtätigt haben, daß „
maß=
gebende Perſönlichkeiten der tſchechoſlowakiſchen Regierung an
einem baldigen und friedlichen Ausgleich der Verhältniſſe des
tſchechoſlowakiſchen Staates zum Vatikan ein aufrichtiges und
ſolidariſches Intereſſe” hätten, und daß der Regierung die
Vor=
teile eines guten Verhältniſſes zwiſchen Staat und Kirche auch
ſür nichtkatholiſche Staaten klar ſeien, weshalb ſie das Beſtreben
habe, ſolche Vorteile auch der tſchechoſlowakiſchen Republik
nutz=
bar zu machen. Freilich konnte nicht überſehen werden, daß es
in den — wie Beneſch ſagte: als Rebolution anzuſehenden —
erſten ſechs Jahren nicht gelungen ſei, das wünſchenswerte
Ver=
hältnis zu Rom herzuſtellen und dauernd zu geſtalten. Dies
ſchließe jedoch keineswegs aus, daß die neue Regierung das
bis=
herige Beſtreben der vergangenen Regierung konſequent einhalte
und dadurch unter der Mitwirkung der maßgebenden kirchlichen
Kreiſe baldige friedliche Erfolge erziele.
Das nationalſozialiſtiſche „Cesko Slovo” hat ſofort nach der
Unterredung Zeter und Mordio geſchrien, und unter der
Ueber=
ſchrift. „Vor einer Rückkehr des päpſtlichen Nuntius nach Prag?”
der Mißſtimmung jener Kreiſe über die Bemühungen auf
Beſei=
tigung des Konfliktes Ausdruck gegeben= die aus fanatiſierten
„Los=von=Rom”=Schreiern beſtehen und die „Verwäſſerung der
Husfeier zur bloßen nationalen Feſtlichkeit”, „unter beinen
Um=
ſtänden dulden” werden. . . Das Blatt erklärt, nur das
Wach=
ſen der Katholiken innerhalb der Koalition und die vollſtändige
Paſſivität der Kommuniſten ſeien der Anlaß, warum man ſich
entſchließen könne, mit dem Vatikan zu verhandeln. Die
Erklä=
rung des Papſtes, daß die Kurie der Tſchechoſlowalei das gleiche
Entgegenkomen wie gegenüber Polen und Bayern zeigen
wolle, berühre komiſch. Die Tſchechoſlowakei werde damit in
kirchenpolitiſchen Fragen Polen und Bayern an die Seite geſtellt,
woraus man erſehen könne, daß Rom die Lage in der
Tſchecho=
ſlowakei nach den Wahlen gar zu optimiſtiſch betrachtet. . . Wir
beobachten vorläufig diee Verſuche der Kurie nach
Wieder=
anknüpfung der Beziehungen ſehr ruhig, was aber wicht beißen
ſoll, paſſiv. — In ähnlicher Weiſe äußert ſich das Organ der
tſchechiſchen Legionäre, nach welchem auf der vom Papſt
um=
ſchriebenen Grundlage eine Verhandlung überhaupt nicht
mög=
lich ſei und eine derartige Verwäſſerung des Hustages auf den
elementaren Widerſtand der tſchechiſchen Bevölkerung ſtoßen
würde.
Man ſetzt ſich demnach in den tſchechiſchnationalen Kreiſen,
aus denen die Anhänger der „tſchechoſtowakiſchen Kirche”
her=
vorgegangen ſind, nach wie vor wider beſſeres Wiſſen
demon=
ſtrativ über die Nolwendigkeit hinweg, mit Nom in ein
Ver=
hältnis zu kommen, durch welches erſt die Löſung zahlreicher
wichtiger Probleme der jungen Republik möglich werden könnte
(nationale Abgrenzung der Diözeſen entſprechend den Grenzen
des tſchechoſlowakiſchen Stagtes, Aufteilung des Kirchenvermögens
der einzelnen Diözeſen, ſoweit es ſich außerhalb der
Tſchecho=
ſlowakei befindet, Neuregelung der Kongrua der Prieſter, die
von der Kirche angeſtrebt wird, uſw.), trotzdem immer wieder
von den Vertre ern des Vatikans darauf hingewieſen wird, daß
die Einſetzung der Husfeier an Stelle der Nepomukfeſtlichieit
durch die tſchechoflowakiſche Regierung einen Kriegsfall bedeute,
und daß in der Feiertagsnovelle eine unfreundliche Altion der
Republik gegen den Katholizismus geſehen werden müſſe. Wenn
Schwehla und Beneſch nunmehr trotz des Widerſtandes der
tſche=
iſchen Nationaliſten, denen ſie bisher treue Dienſte geleiſtet,
ihren gan en perſönlichen Einfluß geltend machen, um eine
Bei=
legung des Konfliktes mit Rom herbeizuführen, ſo geſchiebt dies
zweifellos aus der Erkenntnis einer nicht mehr zu umgehenden
Notwendigkeit heraus, welche die Regierung zu Einem Abrücken
von der von ihr geförderten tſchechiſchnational begrenzten
Poli=
tik und damit zum Engeſtändnis zwinat, daß ſie in ene
Sack=
gaſſe geraten iſt. Sie braucht Nom ebenſo ſehr, wie ſie die
An=
hänger der „tſchechoflowaliſchen Kir e” benö iat; aber ſie muß
ſich hüten, die beiden Elemente gegeneinander atszuſvielen Tut
ſie es dennoch, dann bleibt ihr es nicht erſpart, daß ſie eines
eſetzt findet, die je zeils immer
Tages ſich einer Blamage
dann einzutreten pflegt, wenn Dünkel und Eigenſinn über die
Erwägungen der Vernunft ſiegen.
Seite 2
Montag, den 18. Januar 1926
Aas der Landeshaußtſiadt.
Darmſiadt, 18. Januar.
* Provinziglausſchuß. 1. Geſuch der Mathilde Kappes, geb.
Trumphheller, zu Darmſtadt um die Erteilung der Erlaubnis zum
Ausſchank von Alkohol in der Kaffeewirtſchaft Holzſtraße 22. Der
Ver=
waltut
ir mf Ri4 eite Getellanichen des Gcenaftes Gethe enlhe.
barte Wirtſchaften befriedigten zuden das Bekürfn:s. Für die
Oeſuch=
ſtellerin betont der Ehemann, daß es ſich bei ihrem Unternehmen um
ein Café modernen Stils handle, die „Krone” ſei Brauereiausſchanz,
die Wirtſchaft der Witwe Geil eine Bar, die Wirtſchaft von Karg ſei
eine Animierkneipe, im Uebrigen kämen nur Altſtadtwirtſchaften in
Frage. Das Geſuchwird abgelehnt. — 2. Klage des
Bezirks=
fürſorgeverbands Darmſtadt=Stadt gegen den früheren
Orts=
armenverband Arheilgen wegen Erſatz von Unterſtützumgskoſten
für Henriette Scholl. Es ergeht den früheren Ortsarmenverband
Ar=
heilgen verurteilendes Erkenntnis. — 3. Beſchwerde des Händlers
Matthias Dewald II. zu Viernheim gegen den Beſchluß des
Kreis=
ausſchuſſes Heppenheim vom 3. Dezember 1924 wegen Unterbringung in
das Arbeitshaus Dieburg. Die Zrſtellung an Dewald iſt beſcheinigt
noch nicht zurückgelangt. Der Kre sausſchuß hat gegen D. wegen
Ver=
letzung der Unterhaltspflicſt ſeiner Familie die Unterbringung im
Arbeitshauſe angeordnet. D. war unbekannt wo, wurde in Lahr (
Ba=
den) feſtgenommen und ins Arbeitshaus für 3 Monate eingeliefert. Er
ſoll ſeither Schiebergeſchäfte in Tabak gemacht haben und will ſich
längere Zeit in Ladenburg aufgehalten haben. Die Unterbringung
erfolgte auf Grund des 8 22 der Reichsfürſorgeverordnung, nach Ablauf
von 6. Wochen hat das Kreisamt die weitere Vollſtreckung ausgeſetzt.
Die Entſcheidung in der Sache bleibt ausgeſetzt. — 4. Antrag des
Kreisamts Offenbach auf Entziehung der Schankwirtſchaftserlaubnis
zum Nachteil des Gg. Kopp im Hauſe Sternſtraße 21 in Offenbach=
Bürgel. Das Kreisamt verneint die nötige Zuverläſſigkeit für die
Wirtſchaftsführung. Kopp iſt wegen Sittlichkeitsverbrechens im Sinne
des 8 176 Z. 3 R.StG. vom Bezirksſchöffengericht Offenbach mit
15 Monaten Gefängnis beſtraft worden. Der Gaſtwirteverein
Offen=
bach und die kath. Pfarrei Bürgel haben ſich dagegen ausgeſprochen, daß
Kopp noch ferner die Wirtſchaft führe, die Pfarrei vertritt die
An=
ſchauung, daß der Frau die Führung der Wirtſchaft geſtattet werden
möge. Das Urteil lehnt den Antrag auf
Konzeſſions=
entziehung ab, da das Gericht die Ueberzeugung aus der
Ver=
handlung und der Not der Zeit gewann, daß Kopp in Zukunft die
Wirtſchaft ſtreng ordnungsmäßig führen werde. — 5. Klage des
Wilhelm Klößmann zu Dietzenbach gegen den Beſcheid des
Kreisamts Offenbach vom 30. September 1925 wegen Nichterteilung des
Wandergewerbeſche nes. Klößmann iſt im Jahre 1920 wegen
Dieb=
ſtahls beſtraft worden. Die Bürgermeiſterei befürwortet das Geſuch,
Klößmann fertigt zur Zeit Hausſchuhe an Der
Wandergewerbe=
ſchein bleibt verſagt, indem die Klage abgewieſen wird.
* Darmſtädter Wochenmarktpreiſe am 16. Januar. Kartoffeln
und Gemüſe: Speiſekartoffeln das Pfund 4—5 Pfg., Salatkartoffeln
4 Pfg., Blumenkohl das Stück 50—150 Pfg., Winterkohl das Pfund 12
bis 15 Pfg., Roſenkohl 50—60 Pfg., Wirſing 12—15 Pfg., Weißkraut 12
bis 15 Pfg, Rotkraut 15—20 Pfg., Kohlrabi (unterirdiſche) 10 Pfg.,
Spinat 40 Pfg., Tomaten 100 Pfg., Zwiebeln 12—15 Pfg., Gelbe Rüben
10 Pfg., Note Rüben 10 Pfg., Schwarzwurzeln 50—60 Pfg., Feldſalat
130—150 Pfg., Meerettich 80 Pfg. Sellerie das Stück 10—50 P:.
Obſt: Eßäpfel das Pfund 15—30 Pfg., Fall= und Kochäpfel 10—15 Pfg.,
Mandarinen 35—45 Pfg., Apfelſinen das Stück 5—15 Pfg., Zitronen
4—8 Pfg, Bananen 5—15 Pfg. — Schweinefleiſch das Pfund 1.36—1,50
Mark, Kalbfleiſch 1,20 Mk., Nindfleiſch 0,80—1 Mk., Hackfleiſch 0,80 bis
1 Mk., Hausmacher Wurſt 0,80—1,60 Mk., Geflügel 1.20—1,80 Mk., Brot
(4 Pfd.) 65—70 Pfg. — Sonſtige Waren: Süßrahmbutter das
Pfund 2,20 Mk., Landbutter 1,70—1,90 Mk. Schmierkäſe 30—35 Pfg.,
Eier das Stück 14—18 Pfg., Handkäſe 5—15 Pfg.
—Die Tierärzteordnung in Heſſen. Die neue Regelung iſt am 1. ds.
Jahres in Kraft getreten.
* Notlage der Krankenkaſſen durch das außerordentliche Anwachſen
der Krankmeldungen. Beim Oberverſicherungsamt Stuttgart fand eine
Beſprechung ſtatt, in welcher übereinſtimmend die jetzige Ueberflutung
der Krankenkaſſen mit Arbeitsunfähigkeitsmeldungen auf die fehlende
Arbeits= und Verdienſtgelegenheit zurückgeführt wurde. Viele Verſicherten
ſuchten für den Verdienſtausfall bei dauernder oder zeitweiſer
Betriebs=
einſtellung einen Ausgleich im Krankenkaſſengeld. Dieſe
Krankheits=
vortäuſchungen bezw. Krankheitsübertreibungen, die die Krankenkaſſen
faſt bis zur Leiſtungsunfähigkeit belaſten, gingen von ſelbſt auf ein
Mindeſtmaß zurück, wenn die Erwerbsloſenunterſtützung nicht niedriger
als das Krankengeld wäre. Solange aber die Erhöhung dieſer
Unter=
ſtützung aus Mangel an Mitteln nicht möglich ſei, müßten die
Arbeit=
geber und die Krankenkaſſen bei der Ausſtellung von Arztſcheinen
an die Verſicherten mehr als bisher Vorſicht üben. Sodann müßten die
Aerzte die Frage der Arbeitsunfähigkeit bei den Kaſſenkranken mit
vermehrter Sorgfalt prüfen. Bei jeder Gelegenheit müßten die
Be=
teiligten auf die Gefährdung des Beſtandes der Krankenkaſſen durch
un=
berechtigte Krankengeldanſprüche hingewieſen werden. Auch der
Allge=
meinheit ſei mehr als bisher Aufklärung zu geben, wohin dieſe
unbedenk=
liche Ausnützung der Krankenkaſſen führen müſſe.
*Heſſiſches Landestheater.
Großes Haus. — Sonntag, den 17. Januar.
Carmen.
Romantiſche Oper von Meilhac u. Halevy. Muſik von G. Bizet.
Aehnlich wie Lecogs Mamſell Angot iſt auch Bizets Carmen
ein ausgeſprochen franzöſiſches Werk. Schon Merinées Figuren
ſind keine Spanier, ſondern Franzoſen. Bizets Muſik mact ſie
vollends dazu. Sie benutzt ſpaniſche Muſik und Tanzformen,
füllt ſie aber ganz mit franzöſiſchem Melos. Die Spanier
leh=
nen die ſpaniſchen Tänze und Lieder der Carmenmuſik aus
ſiche=
rem Inſtinkt glatt ab. Der Militärmarſch im erſten Akt, der
Zapfenſtreich im zweiten ſind uns weſensfiemo, ſo oft ihn auch
deutſche Kapellen geſpielt haben mögen. Echt franzöſiſch auch das
Moliv der Mutterliebe, das eine ſo entſcheidende Nolle ſpielt,
und das wir in dieſer Art nicht kennen, wie auch der ganze
Charakter Joſés.
Daß die Oper in Deutſchland trotz aller Gegenſätzlichkeit ſo
feſtſitzt, ja faſt vollstümlich wurde, verd nkt ſie der
Allgemein=
gültigleit und Sinnlichkeit des Stoffproblems, der packenden
Schilderung der Charaktere, der geniaten Muſik und nicht zuletzt
der Titelrolle, die eine Bühnengeſtalt von ganz ſeltenen
Wir=
kungsmnöyli gkeiten iſt.
Der Stil dieſer Rolle kann allerdings richtig nur von
franzö=
ſiſchem Geiſt aus, am beſten von einer Franzöſin — nicht etwa
Spanierin — getroffen werden. Unſere Carmen iſt ſeit einigen
Jahren Eugenie Stefanowa in einer perſönlichen und feſſelnden
Auffaſſung und Durchführung, die ſich ſehr verfeinert hat. Sie
gibt die Zigeunerin, nicht die Franzöſin. Das entſpricht ihrem
Aeußeren und ihrer Begabung, und iſt daher berechtigt. Fehlt
ihrer Stimme auch Adel und Seele, ihrer Darſtellung das große
Format, ſo hat ſie doch Temperament, einen gewiſſen Stil und
Eindruckstraft. Aber die in ihren Grenzen auerkennenswerte
Leiftung darf nicht darüber täuſchen, daß ſie dem Wunſchbild der
Caimen nicht entſpricht, deſſen völlige Verwirklichung freilich von
jeher nur wenigen Künſtlerinnen gelingt.
Der Joſé Karl Jörns muß, wie viele Rollen dieſes
Künſt=
lers, in erſter Linie von der gefanglichen Seite geſchätzt werden.
Hierin iſt er nahezu unübertrefflich. Die kunſtvolle Behandlung
dieſer auf Grund ihres richtigen Sitzes und vollendeter
Ausbil=
dung nie verſagenden Stimme hat einen ſozuſagen wohltuenden
Genuß zur Folge, vor dem alle Mängel einer uns ungewohnten
Darſtellungsart zurücktreten dürfen.
Die Zwiſchenperſonen ſind einerſeits Escamillo, andererſeits
Micgela. Für die letztere ſehr weiche Figur kann eine beſſere
Vertreterin als Margarethe Albrecht nicht gefunden werden,
während Imre Aldori für den Stierfechter mir ſtimmlich nicht
ſcharf genug ausgeprägt erſcheint, und auch nicht die gewohnte
zündende Wirlung hat. Die Nebenfiguren: Frasquita=Paula
Kapper, Mercedes, an Stelle von Martha Liebel Betty Mengler
aus Frankfurt mit auffallend ſchöner Stimme, Zuniga=Hölzlin,
Morales=Ebert, Nementado=Vogt, Dancairo=Neh: alle in guter
Hand. Das Eanze in der überlieferten Regie facbig und packend,
Reichsgründungsfeiern.
Die Reichsgründungsfeier der Deutſchnationalen
Volks=
partei wurde im Großen Hauſe des Heſſiſchen Landestheaters
ab=
gehalten. Der zweite Satz aus Schuberts k=Moll=Symphonie, der von
der Beamtenvereinigung ehem. Militärmuſiker unter Herrn Buslaus
bewährter Leitung ganz vorzüglich zu Gehör gebracht wurde, leitete
die Feier ſtimmungsvoll ein. Darauf hielt Dr. von Dryander
eine Feſtrede über „Bismarcks Reich und wir”
Be=
ginnend mit der Schilderung der ſchweren Not, in der ſich das deutſche
Volk heute befinde, kam er auf die äußerſt ſchwierigen und geſpannten
Wirtſchaf sverhältniſſe zu ſprechen, auf die Folgen, die eine ſolche Not
für das Deutſche Reich haben kann, und kam zu dem Schluſſe, daß nicht
Politik gleich Wirtſchaft ſei, ſondern beides getrennt nebeneinander
beſtehe. Wie die Lage heute ſei — bei einer Millionenzahl von
Arbeits=
loſen, die ſich geradezu nach Arbeitsmöglichteit ſehnt — ſei eine
Kata=
ſtrophe faſt unvermeidlich. Um dies zu verhindern, müßten beſonders
Mittel und Wege gefunden und Arbeitsmöglichkeiten in größerem Maße
gegeben werden. Aber noch ſchlimmer als die wirtſchaftliche, bezeichnet
der Nedner die nationale Not in Deutſchland. Die in aller Welt vom
Deutſchen Reich abgeſplitterten Deutſchen, insbeſondere in den
abge=
tretenen Gebieten und den nicht mehr deutſchen Grenzländern, lebten
heute in der ſchwerſten Not und Sklaverei unter fremder Bedrückung.
Die dritte und faſt größte Not ſei die ewig dauernde innere
Zerriſſen=
heit. Es müßten große Führer erſtehen, die das Volk einen und
emſtor=
führen ſollten. In ſeinen weiteren Ausführungen zeichnete der Nedner
die Ziele und Richtlinien ſeiner Partei, die nur aus der Geſchichte
lernen wolle. Von jeher ſei Deutſchland zerriſſen geweſen, die
Eigen=
intereſſen, der Partikularismus habe in Deutſchland geherrſcht, bis es
endlich dem Willen der Preußenkönige gelungen ſei, ihr Ziel zu erreichen
und mit Hilfe des großen Kanzlers ein einiges Deutſches Reich
geſchaf=
fen wurde. In dieſen 50 Jahren innerer Einheit ſeien alle Spaltungen
im Volke zurückgetreten. — Bismarcks Pläne, ein einiges deutſches Volk
zu deſſen Beſtem mit einem ſtarken einigen Preußen als Grundlage,
waren mit dem 18. Januar, der Gründung des Deutſchen Reichs, zwar
verwirklicht, aber der große Geiſt des erſten Kanzlers ſah bereits die
ſchweren Gefahren, die dem Beſtande des Reiches drohten. Weiter
er=
klärte der Redner, wie durch die bis zum äußerſten ideenloſe Revolution
Bismarcks Werk zerbrochen wurde, und ein Wiedererſtarken und
Wie=
deraufbau Deutſchlands nur durch eine Mückehr und Wiederaneignung
Bismarckſcher Grundſätze erreicht werden könne. Ein Wiederaufbau
Deutſchlands werde heute allenthalben erſtrebt; dazu ſei aber die
Mit=
arbeit der Deutſchnationalen notwendig. Die Wahl v. Hindenburgs
zum Reichspräſidenten und die Beteiligung der Deutſchnationalen an
der Regierung im vergangenen Jahre ſeien bedeutſame Ereigniſſe
geweſen. Die helle Begeiſterung der deutſchen Jugend ſei zu
loben, aber allzu ſehr dürfe ſie nicht brauſen, und gar manchesmal wäre
es beſſer, wenn die Jugend mit mehr Bedacht für die deutſche Sache
und ihre Ideale einträte. Am Schluſſe ſeiner Ausführungen gedachte
der Redner nochmals aller unter fremder Herrſchaft befindlichen
Deut=
ſchen und mahnte zur Treue gegemüber dem Vaterlande und zur
Einig=
keit untereinander. — Nachdem ſich der lebhafte Beifall gelegt hatte,
wurde mit der Jubelouvertüre von Carl Maria von Weber die Feier
beendet.
Die Bruderſchaften des Jungdeutſchen Ordens, Ballei
Starkenburg=Speſſart hielten ihre Reichsgründungsfeier
geſtern nachmittag in der gutbeſuchten Turnhalle am Woogsplatz ab.
Den muſikaliſchen Teil hatte die Beamtenvereinigung ehemaliger
Mili=
tärmuſiker unter der bewährten Leitung ihres Dirigenten Buslau
über=
nommen. Saal und Bühne waren mit friſchem Grün ſowie den Ordens=
und alten Reichsfarben geſchmückt. Nachdem der Jubiläumsmarſch des
Infanterie=Regiments 115 verklungen war und ſich die
Fahnenabteilun=
gen mit ihren Ordensbannern, die unter den Klängen des Friderieus
Rex=Marſches eingebracht wurden, im Halbbreis auf der Bühne
grup=
piert hatten, begyüßte der Komtur der Ballei Starkenburg Carl Geßner
die ſehr zahlreich Erſchienenen und mahnte zum treuen Zuſammenhalten
und Feſthalten, um die einmal geſteckten Ziele erreichen zu können. Das
gemeinſeme Lied „Ich hab mich ergeben” wurde ſtehend geſungen. Ein
ſinniger Vorſpruch aus „Allvater hilf” wurde mit innerer Begeiſterung
und tiefem Gefühl von Bruder Mouton=Frankfurt a. M. vorgetragen,
und dann nach dem Potpourri „Vor 100 Jahren und jetzt” von Bruder
W. Dietrich=Berlin die Feſtanſprache gehalten. Er ſprach zunächſt
von der Zerriſſenheit des deutſchen Volkes, die ſo weit gehe, daß ein
Teil dieſes doch zuſammengehörigen Volkes nicht mehr die Wege finden
könnte, die zur Wiedervereinigung mit den Brüdern führen, ein anderer
Teil in ſtummer Reſignation ſich an vergangene Zeiten erinnere; ein
dritter Teil aber mit Tatkraft und Energie, aus der Geſchichte lernend,
eine Erneuerung und ein Wiederaufſtehen Deutſchlands erſtrebe. Und
zu dieſem letzten Teil gehöre auch der Jungdeutſche Orden. Die großen
Führer der Vergangenheit, Fichte, Freiherr von und zum Stein uſw.,
gaben ihm Beiſpiel. Der deutſche Idealismus ſei heute zwar noch nicht
untergegangen, aber es beſtehe noch immer der große perſönliche
Unter=
ſchied des Deutſchen zum Deutſchen; einer verſtehe nicht dem anderen
brüderlich und menſchlich näher zu kommen. Daher die erſte Forderung
des Jungdeutſchen Ordens: „In jedem Deutſchen haſt du deinen Bruder
zu ſehen‟. Das Ziel des Ordens gehe einzig dahin, guten Aufbau zu
leiſten, die deutſche Ehre wieder herzuſtellen und einen deutſchen
Gemein=
ſchaftsſtaat zu erreichen. Das Volk müſſe ſich ſeine geeigneten Führer
wählen können und wählen, denen es folgen will, und die dann ſelbſt
ſür die Sache ihrer Anhänger eintreten. Auch der Führer des Jung=
wie immer, muſikaliſch geführt und befeuert durch Joſeph
Roſen=
ſtock und Chordirektor Sander. Chöre und Enſembles gut. Die
Inſzenierung, noch von 1923 her, ſtark, wenn mir auch die
hiſto=
riſchen Uniformen und Trachten mit den zeitloſen Bühnenbildern
nicht übereinzuſtimmen ſcheinen. Das Ballett im zweiten Akt
flott wie ſeither, das dreiteilige im letzten neu geordnet von
Manda von Kreibig, ganz in meinem Sinne: Tänzeriſcher,
ſinn=
fälliger Ausdruck der Muſik mit leiſem Anklang an Spaniſch=
Franzöſiſches Weſen. Ich meine damit: es waren nicht — wie es
oft fälſchlich der Fall — Nachahmungen national=ſpaniſcher Tänze,
ſondern tänzeriſche Formen, jedoch geladen voll ſprühendem
Temperament, perſönlicher Erfindung und ſinnlicher Freude, wie
es die Muſik verlangt.
v. H.
*Morgenveranſtaltungim Kleinen Haus
Vor ſehr leerem Hauſe ſang Eugenie Stefanowa
Mahler=Lieder und einen Zyklus des Ruſſen Muſſorgſky.
Dan=
ken wir ihr, daß ſie ſich für Mahler einſetzte. In den „Liedern eines
fahrenden Geſellen” iſt ſo viel ſchöne, im beſten Sinne des
Wor=
muß, daß ſolche herzergreifenden Töne nicht längſt den Weg zum
meinem Schatz”, das ſpäter geſungene Wunderhornlied „Wo die
ſchönen Trompeten blaſen”, das ſind zwei Schöpfungen, die mit
einfachſten Mitteln zu innerſt packen, geheimnisvoll, unheimlich und Weiß gehaltenen Himmelswieſe ihr Standquartier. Die
(wie genial der Schluß des zweiten Liedes) und doch voll ſüßer
Wehmut; Meiſterwerke; geringſter Aufwand an Mitteln, der
Stimmungsgehalt aber geradezu dämoniſch erfaßt. Hier iſt
Mah=
ler ganz groß. Und daneben wieder der Mahler, der lachen
konnte und glücklich ſein wie ein Kind, und aus ſolch ſonniger
Stimmung heraus das „Rheinlegendchen” ſchrieb und „Ging
heut morgen übers Feld”; wie lieb, einfach und heiter! Vor
Jah=
ren hörte ich dieſe vier Lieder in Wien, und Mahler ſaß am
Kla=
vier! Ein unvergeßlicher Eindruck!
Die „Lieder und Tänze des Todes” von Muſſorgſky, die auf
Mahler folgten, hinterließen gleichfalls tiefſte Wirkung! Der Tod
naht dem Bauer im Schneeſturm als Tröſter, dem fieberkranken
Kind in der Wiege ſingt er ein Schlaflied, in der Nacht bringt er
dem hinwelkenden jungen Mädchen ein Ständchen, als Liebhaber
vor den Fenſtern der Geliebten im Schimmer des Mondſcheins,
und ſchließlich erſcheint er als Feldherr auf dem Schlachtfeld:
mit langen, feierlichen Schritten umzieht er ſtolz das
Leichen=
feld: „tanze und ſtampfe den Boden ſo feſt, daß euer keiner ſein
Grab je verläßt”. — Dieſer Totentanz erklingt in Tonviſionen und die Darbietungen nicht in ſo glänzendem Rahmen gehalten
ungeheuer=geſpenſtiſcher Schlagkraft; aufgebaut auf ein Motiv,
das als Todesmotiv alle die Lieder durchzieht, als Tanz, als leriſch ſchöne Gewänder in großer Zahl und manches auch in
Ständchen, als Marſch, ſind die Geſänge mit genialem Inſtinkt
geſehen und geknetet. — Und als Gegenſatz die entzückenden Feſtleiter und Tänzer, Eliſa Tuerſchmann, ſcharmanteſter Stern
kleinen Szenen aus der Kinderſtube, die dann geſungen wurden,
voll ſchalkhaften Humors und bezwingender muſikaliſcher Anmut! Himmelspolizei, Wera Donalies, jetzt eine der Spitzen der Frank=
Wie ſchwer aber dieſe kleinen Szenen, die ſo leicht und harmlos
am Ohr vorbeihuſchen, zu ſingen ſind — und zu ſpielen, weiß nur
der, der ſie genau kennt
Nummer 18
deutſchen Ordens. Hochmeiſter Mahraun, trete für ſeine gerechte
Sach=
ein, und habe hinter ſich alle Anhänger des Ordens. — Anſchließend an
die Behandlung des jungdeutſchen Führergedankens kam der Redner
auf die Kämpfe und Erſchüitterungen zu ſprechen, die der Orden
augen=
blicklich zu überwinden hat, und ſchloß mit dem Gelöbnis treuen
Ein=
ſtehens aller Jungdeutſchen für ihre Sache. — Der gemeinſame Geſang
des Ordensliedes war gleichſam die Vekräftigung dieſes Gelöbniſſes.
Nachdem einige begeiſtert aufgenommene Militärmärſche von der
Ka=
pelle geſpielt waren, ſprach Bruder Mouton den Nachſpruch aus
„Allvater hilf”. Sichtlich ergriffen ſtanden alle, als die Kapelle leiſe
„Wir treten zum beten” intonierte. In ſeinem Schlußworte betonte
der Komtur der Ballei Starkenburg=Speſſart nochmals, daß der Orden
heute zuſammengekommen ſei, um mit der Reichsgründungsfeier Kraft
zu ſchöpfen, ſür die Zukunft, und daß die Ballei Starkenburg in
u=
verbmichlicher Treue zu ihrem Hochmeiſter ſtehe. Ein dreifaches Hoch
auf das deutſche Vaterland und der gemeinſame Geſang des
Deutſch=
landliedes ſchloß die Feier.
Am frühen Vormittag waren die Wanderabteilungen mit Geſang
nach Eberſtadt und durch das Mühltal zum Böllenfalltor gezogen und
kamen nach anſtrengendem Marſch durch den hohen Schnee friſch und
frohgemut um 2 Uhr nach Darmſtadt zurück, um an der
Reichsgrün=
dungsfeier teilnehmen zu können.
* Die heſſiſchen Gemeinden nach Größenklaſſen. Nach einer
Ver=
öffentlichung der „Heſſiſchen Zentralſtelle für die
Landesſtatiſtik iſt nach der Volkszählung vom 16. Juni 1925
im Freiſtaat Heſſen die Zahl der Gemeinden mit 2000 und
mehr Einwohnern ſeit 1910 in elf Kreiſen mit 56 Gemeinden gleich
geblieben. In ſechs Kreiſen hat ſie von 50 auf 62 zugenommen, während
im Kreis Erbach eine Abnahme von 6 auf 5 zu verzeichnen iſt.
Ins=
geſamt ſtieg ihre Zahl von 112 auf 123. Die Zahl der Gemeinden mit
weniger als 200 Einwohnern iſt dagegen ſeit 1910 von 875 auf 864 gefal=
Ien. Im Jahre 1871 betrug ſie noch 928. Die Gemeinden mit weniger als
hundert Einwohnern ſind ſeit 1871 von 55 auf 53 gefallen, die von
100 bis 500 von 433 auf 404, die von 500 bis 1000 von 236 auf 268, die
von 1040 bis 2000 von 144 auf 139, während die Gemeinden von 2000
bis 5000 von 50 auf 87 und die von 5000 und mehr Einwohnern von
8 auf 36 geſtiegen find. Ueber ein Viertel der geſamten Bevölkerung
(26,6 Proz.) wohnt in den 5 größten Städten (Mainz, Darmſtadt,
Offen=
bach, Worms und Gießen). In den Gemeinden mit über 10000
Ein=
wohnern woh. en 31½ Proz. In den Gemeinden über 5000 43½ Proz.
In Starkenburg und Rheinheſſen ſogar etwas mehr als die Hälfte.
In den Gemeinden mit weniger als 2000 Einwohnern iſt die Bevölkerung
von 506 R5 im Jahre 1910 auf 502 690 im Jahre 1925 zurückgegangen,
während ſie in den Gemeinden von 2000 bis 10000 Einwohnern von
667 669 auf 735 783 geſtiegen iſt. In der einzigen Gemeirde über 100 000
Einwohnern (Mainz) iſt eine Abnahme von 118 107 auf 108 537 zu
ver=
zeichnen, was auf den Wegfall der Garniſon Mainz zurückzuführen iſt.
Kunſtnotizen.
Ueder Werke, Künfſer und künſileriſche Veranſtaltungen, deren im Nachſiehenden Erwähnung
geſchieht, behält ſich die Redakion ihr Urteil vor.
— Palaſt=Lichtſpiele. „Liebe und Trompetenblaſen”. Wer
einmal wieder frei und ungezwungen, aber von Herzen kommend lachen
will, der ſehe ſich dieſen Film an. Sonniger Humor und heiterſte
Lebensluſt ſprudeln von der Leinwand auf die Zuſchauer hernieder. Mit
einem Wort: einen ſolchen Film hatten wir in Darmſtadt ſchon
lang=
nicht mehr. — Eichberg hat mit dieſem Film eines der beſten Luſtſpiele der
neueſten Zeit geſchaffen. Seinem vielbewährten Regie=Talent ſtanden
neben, ſo bewährten Photographen wie Willy Hameiſter und Erich
Grimmler, an Architekten, Aufnahmeleitern uſw. die richtigen Kräfte
zur Seite. Schauſpieleriſche Kanonen aber ſind Harry Liedke und Lilian
Harveh. Speziell die Letztere beſticht durch ihren ungekünſtelten Liebreiz
und quellfriſchen, aus einer geſunden Natur kommenden Humor. Neben
dieſen dramatiſchen Sonnen find als Nebenſonnen vorhanden ein
liebenswürdig vertrottelter Erzherzog, aus dem Fritz Spira eine
einzig=
artige Luſtſpielfigur ſchuf und ein nicht minder köſtlicher Major Froſch
von Fröſchen, aus der Menagerie des verfloſſenen Militar, smus. Auch
Offiziersburſchen vom Schlage des dummpfiffigen Fliegenbein, den
Paul Morgan lebenswahr auf die Beine ſtellt, konnte man des öfteren
antreffen. Neben dieſen leuchtenden dramatiſchen Geſtirnen halten ſich in
allen Ehren Mary Kid und Ellen Pleſſow, ferner die Herren Harry
Halm, Hugo Flink, Peter Voß. Hineingeſtellt ſind die ganzen
Begeben=
heiten zuerſt in das glanzvolle Milieu des kaiſerlichen Groß=Wiens, inr
weiteren Verlauf in irgend eine öſterreichiſche Kleinſtadt, üben der eine
wahre Ludwig Thoma=Luft weht. Im Beiprogramm der Film der
internationalen Olympiade zu Frankfurt a. M. „Die neue
Groß=
macht‟ (Das hohe Lied des Sports). Fünf Akte, Regie: Wilhelm
Prager (Regiſſeur des Films: „Wege zu Kraft und Schönheit”)
— Reſidenz=Theater. Wie wir erfahren, werden wir
dem=
nächſt im Reſidenz=Theater den berühmten Fox=Film „Das
Feuer=
roß” zu ſehen bekommen. Der Film ſchildert die Geſchichte von dem
Bau der erſten amerikaniſchen Ueberland=Eiſenbahn, und zählt zu den
gewaltigſten Filmwerken Amerikas. 1 amerikaniſches Kavallerie=, 1
In=
fanterie=Regiment, 3000 Eiſenbahnarbeiter, 1000 Chineſen, 3
Indianer=
ſtämme, 2800 Pferde 1300 Büffel und 10 000 Texasſtiere werden in
die=
ſem amerikaniſchen Werk zu ſehen ſein. Dieſes Hohelied der Arbeit läuft
ſeit einem Jahr ununterbrochen in einem großen amerikaniſchen
Licht=
ſpieltheater, und auch für Europa wird dieſes einzigartige Filmwerk eine
große Senſation bedeuten.
Frau Stefanowa gebührt Dank, daß ſie uns die Lieder
geſungen, und Dank, daß ſie ſie ſo geſungen. Sie beſitzt eine
ganz wundervolle, in Höhe und Tiefe gleich ergiebige Altſtimme,
ſchwer und dunkel und doch häufig von berückendem
Klang=
zauber (Azucena, Amneris, Carmen!); leicht zu erſehen, daß ihr
geſanglich die Wehmut Mahlers, die Dämonie Muſſorgſkys
be=
ſonders gut liegt; erſtaunlich, daß ſie daneben die Leichtigkeit,
die Naivität der Kinderlieder ebenſo traf. Ausgezeichnet begleitet
von einem jungen Kapellmeiſter am Landestheater, Erich
Riede, der ſich mit Stil und Technik der Geſänge am Klavier
vorbildlich vertraut gemacht hat (nur das Rheinlegendchen geriet
zu ſchnell), wurde Frau Stefanowa von den Wenigen, die
ge=
kommen waren, die aber dankbar und verſtändig aufnahmen,
durch herzlichen Beifall und Hervorruf geehrt.
O.
* „Quer über die Milchſtraße!”
(Künſtlerfeſt in Frankfurt.)
In himmliſche Gefilde trug das Feſt der Frankfurter
tes volkstümliche Muſik, daß man ſich immer wieder wundern Bühnengenoſſenſchaft und des Künſtlerbundes.
Der Feſtſaal des Zoologiſchen Gartens war in einen Duft roſig=
Herzen der Allgemeinheit fanden. „Die zwei blauen Augen von leuchtender Wolken gehüllt und ſtrömte eine leichte, heitere
Stim=
mung aus. Eine Engel=Kapelle ſpielte alte und neue Tanzweiſen.
Die Künſtler des ſtädtiſchen Schauſpiels hatten auf der in Grün
Oper, vornehm wie immer, ſchenkte (nicht verſchenkte!) in einer
an den Tannhäuſer gemahnenden, rotſtrahlenden Venus=Diele
den Sekt. Das in matte Dämmerung gehüllte „Kaffee zur
Mokka=
wolke” ermöglichte ſtille (ſtille?) Zurückgezogenheit und Sammlung.
Gegen Mitternacht erſchien der Feſtzug. Voran die
Him=
melspolizei, geführt von Toni Impekoven und Mathilde
Einzig auf wildſchnaubenden, zweibeinigen Röſſern! Die
Schar der Sterne, die Mondkälber, die Gäſte des Himmels.
Höchſter Gaſt König Wumba, aus Timbuktu!. Ihm zu Ehren
leuchten im verdunkelten Saal die Sterne der Tanzkunſt auf und
zeigen ihre ſchönſten Tänze, faſzinierend durch den Geſchmack
der Gewänder und die Fülle des wechſelnden Lichtes. Doch
Wumba verlangt, Venus ſelbſt zu ſprechen. Sie erſcheint,
ver=
körpert von der hübſchen Aida Stuckering, und lädt zu
fröh=
lichem Tanz ein.
Der Aufforderung wurde reichlich Gehör geſchenkt. In allen
Sälen ſpielten die Kapellen. War auch der Beſuch nicht ſo ſtark
wie im vorigen Winter auf Timbuktu, ſo ſah man doch künſt=
Darmſtadt bekannte Geſicht, ſo Intendant Weichert als rührigen
unter den Sternen, Franz Schneider als ſchneidiger Offizier der
furter Tanzkunſt, und andere. Bis gegen Morgen dauerte das
den Wohltätigkeitskaſſen der Künſtler dienende Feſt. Die Weiß=
I.
würſte gaben ihm einen ſympathiſchen Abſchlu
Rrn 46
Montag, den 18. Januar 1926
Seite 3
Aus Heſſen.
* Arh=ilgen, 18. Jan. Der hieſige Turnverein, gegründet 1876,
E. V., feiert, wie ſchon früher mitgeteilt, in dieſem Jahre ſein 50
jähri=
ges Beſtehen. Als erſte Veranſtaltung im Rahmen des Jubeljahres
findet am 30. d. Mts. der Jubiläumsball in der Turnhalle ſtatt, und
rechnet die Vereinsleitung insbeſondere mit dem Beſuch aller älteren
Mitglieder, die doch Anteil an der Vereinsgeſchichte haben. — Der
geſtern wiederholte Operettenabend, bei welchem der
Geſang=
verein „Liederzweig” die Operetten „Heimatliebe” von Mielke und
„Der wilde Horſt” von Jährling zur Wiederholung brachte, nahm
einen überaus günſtigen Verlauf, und war es wiederum eine größere
Abteilung der hieſigen Orcheſtervereinigung, die in dankenswerteſter
Weiſe den muſikaliſchen Teil übernommen hatte. Unter der Regie des
Herrn Wilhelm Erzgräber klappte alles aufs beſte, und konnte ſicherlich
ein ſchöner Erlös dem Fonds zur Erhaltung des Volkshauſes „Löwen”
überwieſen werden. — Der hieſige Kirchengeſangverein, einer
der älteſten unſeres Heſſenlandes, veranſtaltete in dieſen Tagen ſeinem
zurückgetretenen langjährigen Vereinsdirigenten eine ſtimmungsvolle
Abſchiedsfeier. Herrn Buchdruckereibeſitzer Heinrich Anthes war es
vergönnt, über 45 Jahre den Verein zu leiten, und zwar in der
un=
eigennützigſten Weiſe. Auf welche Höhe er den Verein zu bringen
ver=
mochte, iſt nicht nur innerhalb Arheilgens, ſondern auch in
wei=
tem Umkreiſe bekannt geworden. Bei Kaffee und Kuchen nahm die
Veranſtaltung den ſchönſten Verlauf, und muſikaliſche Darbietungen,
Chöre und Anſprachen verſchiedenſter Art ſorgten für Abwechſlung.
Man ernannte den Scheidenden zum Ehrenmitglied des Vereins, und
Geſchenke aller Art, unter anderem ein Bildnis Johann Seb. Bachs
wurden ihm gewidmet. Möge der Verein in der Wahl des neuen
Diri=
genten eine glückliche Hand haben, denn deſſen erwartet eine ſchwere
Aufgabe, da der Dirigent Anthes ein Meiſter in kirchenmuſikaliſchen
Darbietungen war. Auch hofft der Verein auf Zugang einer größeren
Anzahl junger Sangeskräfte, um weiter im hieſigen kirchenmuſikaliſchen
Leben in der ſeitherigen Weiſe mitwirken zu können.
A. Hahn bei Pfungſtadt, 16. Jan. Der neue Gemeinderat
hat in ſeiner erſten Sitzung Friedrich Weicker 1. zum Kontrolleur der
Gemeinde gewählt. Außerdem wurde die Zuſammenſetzung von ſechs
Ausſchüſſen vorgenommen. Neu eingetreten in den Gemeinderat ſind
Peter Schmitt 2. und Peter Klaus, ausgeſchieden Jakob Merſchroth und
Auguſt Kirſch.
* Roßdorf, 17. Jan. Achtung, Baumbeſitzer! Durch
orts=
übliche Bekanntmachung wurden die hieſigen Baumbeſitzer aufgefordert,
alsbald ihre Bäume, Sträucher und Hecken von Raupenneſtern und
Miſteln zu ſäubern, ſowie dürre Bäume und Aeſte aus Feld und Garten
zu entfernen. Bei Zuwiderhandlungen wird nicht nur auf Geldſtrafe
erkannt, ſondern es kann auch Entfernung der dürren Bäume und Aeſte
und der mit Raupenneſtern behafteten Zweige und Aeſte, ſowie das
Ausſchneiden der Miſteln auf Koſten der Säumigen durch die
Orts=
polizei vorgenommen werden. — In Anbetracht des Umſtandes, daß
jährlich bis zu 40 Prozent der Obſternte durch Schädlinge vernichtet
werden und in Anbetracht der Bedeutung einer guten Baumpflege ſür
die im Intereſſe der Volksernährung nötige Erhöhung unſerer
Obſt=
erträgniſſe dürfte die Beachtung der Bekanntmachung als Pflicht für
jeden Baumbeſitzer betrachtet werden.
* Roßdorf, 17. Jan. Die Bürgermeiſterei hat bekanntgegeben, daß
das 5. Ziel der Gemeindeſonderſteuer bis ſpäteſtens Endes d. Mt. an die
Gemeindekaſſe bezahlt werden muß.
* Ober=Ramſtadt, 16. Jan. Die Holzhauerei im hieſigen
Gemeinde=
wald wurde dieſer Tage beendet. Infolgedeſſen iſt die Zahl der
Er=
werbslofen wiederum bedeutend geſtiegen, ſo daß jetzt 350 Perſonen in
Unterſtützung ſtehen.
Aus dem Kreiſe Heppenheim, 17. Jan.
Kreisfeuerwehr=
tag. Im Anfange des Monats Juni findet der alljährliche
Kreisfeuer=
wehrtag des Kreiſes Heppenheim in Mörlenbach ſtatt; gleichzeitig
mit dieſer Feier wird die Freiwillige Feuerwehr Mörlenbach ihr 30
jäh=
riges Beſtehen mit Bannerweihe damit verbinden. Man rechnet mit
einem großartigen Verlauf des Feſtes.
* Aus dem Odenwald, 16. Jan. Rückgang der Pachtpreiſe.
Ein ſicheres Kennzeichen der Unrentabilität der landwirtſchaftlichen
Be=
triebe iſt der Nückgang der Pachtpreiſe. Während in fyüheren Jahren
die Pachtpreiſe ſtark in die Höhe getrieben wurden, beſteht jetzt bei
Pachtäckern faſt keine Nachfrage mehr. Sehr bedauerlich ſind auch die
rapide fallenden Bodenpreiſe, die manchmal nur noch den halben Steuer= pagnie iſt wahrſcheinlich aus Handwerkern zuſammengeſetzt. In
Binger=
wert betragen. Dieſe Erſcheinungen ſind tief zu beklagen und dürften
der Reichsregierung Veranlaſſung geben, der daniederliegenden
Land=
wirtſchaft helfend unter die Arme zu greifen.
* Lampertheim, 17. Jan. Mittwoch fand die erſte ſtaatliche
Holz=
verſteigerung ſtatt, wobei trotz des Geldmangels 100prozentige
Ueberpreiſe gegen Friedenszeit erzielt wurden. Es erlöſten Buchenſcheiter
13 Mk., =knüppel 11 Mk., Kiefernſcheiter 13 Mk., =knüppel 11 Mk.,
Eichenſcheiter 13 Mk., =knüppcl 11 Mk. Die Stöcke erzielten zirka 8 Mk.
grüßte Herr Bürgermeiſter Keller das Kollegium ſowie die Bürgerſchaft
mit beſten Wünſchen zum reuen Jahre und dankte allen für die
ge=
leiſtete Mitarbeit des verfloſſenen Jahres. Darauf führte er die neuen
Natsmitglieder in das Amt ein durch Handſchlag und mit begleitenden
Worten und Wünſchen. Das Kollegium beſteht jetzt aus 24 Mitgliedern.
Als erſter Punkt erfolgte in längeren Verhandl ingen die Bildung von
ſtände. Unter Mitteilungen gab Herr Bürgermeiſter Keller bekannt,
ein Neferat über künftige Bauverhältniſſe geben wolle.
* Biblis, 16. Jan. Unglücksfall. Der 18jährige Waldarbeiter
Joh. März erlitt beim Reißen eines Holzklotzes eine ſchreckliche
Ver=
letzung. Die Axt eines anderen Arbeiters ſprang von dem gefrorenen
ſchlug ihm eine klaffende Wunde, und wurde er ſofort zum Arzt ge= 36, auf das Wohnungsamt 40 und den Rechtsausſchuß 17 Sitzungen.
bracht. — Eine Rieſenbuche wurde geſtern in unſerem Bürgerwald
von der Partie Joh. Gölz gefällt. Der Rieſenbaum iſt wohl der älteſte
uſeres Waldes und hat einen Durchmeſſer von zirka 150 Zentimeter
und ergibt etwa 50—60 Kubikmeter Holz. In geringer Höhe teilte ſich
der Baum in drei verſchiedene Stämme, die beim Fällen nach drei
Rich=
tungen ſchlugen; dabei riß der Rieſe andere Bäume ſamt Wurzeln 27 460,54 Mk., der aber wahrſcheinlich in dem noch nicht abgeſchloſſenen
um, zerbrach die Truckmaſchine und begrub das Werkzeug der Holzhauer
unter ſeinem Geäſt. Die Holzhauer ſelbſt entgingen nur mit knapper
Not dem nach allen Richtungen fallenden Geäſt, und konnte nur durch
die Umſicht des erfahrenen Partieführers ein Unglück verhütet werden.
burg. In Büttelborn bei Groß=Gerau ſind zahlreiche Landwirte jetzt
dazu übergegangen, in größerem Maßſtabe die Spargelzucht zu betreiben.
Mit der Anlegung zahlreicher neuer Plantagen, iſt bereits begonnen
worden. Auch in anderen Orten der Rheinebene, zeigt man hierfür
Intereſſe.
* Groß=Gerau, 16. Jan. Todesfall. Der in weiten Kreiſen
be=
kannte Kaufmann Ludwig Diehl iſt im Alter von 42 Jahren an den
Folgen einer Blutvergiftung geſtorben.
Kl. Bütt lborn, 17. Jan. In der ordentlichen Generalverſammlung
des Bürgergeſangvereins „Frohſinn”, die im Vereinslokal „Zum
Schützenhof” ſtattfand, begrüßte der erſte Vorſitzende Kaufmann Peter
Naiß die Erſchienenen und erſtattete hierauf den Jahresbericht, auf den Im Spielſaal von Monte Earlo ſahen ſie ſich zum erſtenmal und ein
der Verein mit Stolz blicken kann. Der Rechner Zimmermann Martin
Bopp erſtattete den Rechenſchaftsbericht, dem auch ein zufriedenſtellendes
Entlaſtung erteilt, und ſelbiger per Aklamat on wiedergewählt, mit
Ausnahme zweier Beiſitzer, die freiwillig ausſchieden. Für die
aus=
geſchiedenen Beiſitzer Gemeinderat Johann Petry und Zimmermann
Adam Barthel wurden neugewählt: Bäckermeiſter Fritz Weber und
Zimmermann Georg Beſt. Ferner wurde noch beſchloſſen, den
Vereins=
ball geſchloſſen, und zwar am kommenden Samstag, abzuhalten.
* Offenbach, 16. Jan. Stadtverordnetenſitzung. Vorgeſtern
wurden hier die neuen Stadtverordneten verpflichtet. Die Verſammlung
ſetzt ſich nun aus 2 Angeſtellten, 2 Bauunternehmern, 2 Staatsbeamten,
3 ſtädtiſchen Beamten, 1 Altrentner, 3 Frauen, 3 Lehrern, 5
Geſchäfts=
führern, 6 ſelbſtändigen Gewerbetreibenden, 9 Gewerkſchaftsangeſtellten
und 12 Arbeitern zuſammen. Unter den 12 Arbeitern dürſte jedoch auch
noch der eine oder andere Parteiangeſtellter ſein. Die 48
Stadtverord=
neten ſitzen in 4 Feldern an riermal 3 Tiſchen. Die alleräußerſte Linke,
die Kommuniſten, beſetzt ein Feld für ſich, da ſie 12 Köpfe zählt. Das
Feld auf der Rechten wird von den Vertretern der Wirtſchaftsverbände
und dem 1 Arbeitnehmer eingenommen. Die 2 Felder der Mitte, 24
Sitze, füllen die 15 Sozialdemokraten, 6 Zentrumsleute und 3
Demo=
kraten vollſtändig aus. Die Parteiführer hatten ſich in Vorbeſprechungen
über die Beſetzung der einzelnen Ausſckziſſe verſtändigt, ſo daß der
Bau=, der Betriebs= der Finanz=, der Schul=, der Nechts= und der
Sozialpolitiſche Ausſchuß in wenigen Minuten gewählt werden konnten.
Jeder Ausſchuß zählt 12 Mitglieder. Bei der Zuſammenſetzung des
Schulausſchuſſes fällt es auf, daß das Zentrum mit einem Mitglied
zu=
frieden wau, während ſich die Vertreter der Bürgerparteien im
Finanz=
ausſchuß, zweifellos dem wichtigſten Ausſchuß, mit 2 Sitzen abfinden
ließen. Der Einrichtung einer Kraftwagenverbindung von unſerer
Stadt nach Bieber wurde nach kurzer Beſprechung zugeſtimmt.
Einzel=
heiten ſoll der Betriebsausſchuß regeln. Die Fahrten ſollen am 1. Febr.
aufgenommen werden. Ueber die Wahl eines Vorſitzers und ſeines
Stellvertreters zum Mieteinigungs= und Pachteinigungsamt konnte man
ſich wieder nicht einigen. Die Rechte wünſchte Uebernahme des Amtes
durch einen der beiden rechtskundigen Beigeordneten. Auf Antrag der
Kommuniſten wird die Stadtverwaltung umgehend eine Ueberſicht über
die Einnahme aus der Getränkeſteuer vorlegen, aus der auch der Anteil
für jede Art der Getränke erſichtlich ſein wird. Die Kommuniſten be
antragten weiter, in den Vorräumen des Arbeits= und Wohlfahrtsamtes
Ueberſichten über die Zuwendungen aushängen zu laſſen, die den
Erverbsloſen und Minderbemittelten zuſtehen. Ein dritter Antrag der
Kommuniſten, die Mietzuſckäiffe an Erwerbsloſe, Wohlfahrtspfleglinge
und Kurzarbeiter entſprechend der geſteigerten Miete zu erhöhen, wird
vom Sozialen und Finanzausſchuß endgültig erledigt. Ein vierter
An=
trag der Kommuniſten will eine Kraftwagenverbindung nach
Heuſen=
ſtamm und Obertshauſen eingerichtet haben. Hierbei will man erſt
ab=
warten, wie ſich die neue Strecke nach Bieber entwickelt. Der fünfte
Antrag der Kommuniſten beſchäftigt ſich mit den Ausweiskarten der
Stadtverordneten. Um vorgekommenen Mißbräuchen künftig
vorzu=
beugen, hat die Stadtverwaltung die Vorſchrift erlaſſen, daß die
ſtädti=
ſchen Aemter und Betriebe nur mit „Zuſtimmung” der Vorſteher der
Aemter und Betriebe betreten und beſichtigt werden dürfen. Nach
länge=
rer Ausſprache wird der Antrag der Kommuniſten, die Beſichtigung
nach den bisherigen Beſtimmungen zuzulaſſen, mit den Stimmen der
Bürgerlichen gegen die der Antragſteller abgelehnt. Die
Sozialdemo=
kraten enthielten ſich der Stimme. Der Vorſchlag der Rechten die
Be=
ſichtigung zuzulaſſen, wenn ſich der Stadtverordnete mit dem Vorſteher
des Amtes oder Betriebes „ins Benehmen” geſetzt hat, wird dann faſt
einſtimmig angenommen.
WSN. Offenbach, 16. Jan. 25jähriges Jubiläum eines
Polizeibeamten. Kriminaloberinſpektor Adolf Hellwig kann am
heutigen Tage ſein Bjähriges Dienſtjubiläum, als Polizeibeamter in
Offenbach feiern. Der Jubilar, der es dank ſeiner perſönlichen
Tüchtig=
keit in dieſer Zeit vom einfachen Schutzmann bis zum
Kriminalober=
inſpektor gebracht hat, iſt zurzeit Leiter der Abteilung für
Fahndungs=
ekmittelung. In Fachkreiſen hat ſein Name einen guten Klang.
— Offenbach, 16. Jan. Nach einer Veröffentlichung des Städtiſchen
Arbeitsamtes waren am 15. Januar im Arbeitsnachweisbezirk Offenbach
(Stadt und Land) etwas über 9000 Erwerbsloſenunterſtützungsempfänger
vorhanden.
+ Rüſfelsheim, 16. Jan. Selbſtmord. Ein hieſiger Händler
hat ſich, im Bette liegend, durch einen Schuß in das Herz das Leben
genommen.
M. Bingen, 14. Jan. Ueber die Beſatzungsverhältniſſe der Stadt
Bingen wird nunmehr als neueſte Meldung bekannt, daß die Hälfte des
2. Bataillons des Berk hire=Regiments nach Bingen kommt, während
die andere Hälfte nach Schierſtein kommen wird. Das wären etwa 250
Mann. Möglicherweiſe wird noch eine 3. Kompagnie ſowie der Stab
von einigen Offizieren nah Bingen kommen, und außerdem erhält
Bin=
gen beſtimmt das engliſche Lazarett. Insgeſamt werden alſo
voraus=
ſichtlich etwa 400 bis 450 Mann nach Bingen kommen. Die 3.
Kom=
brück wird ein Pferdedepot untergebracht. Bis jetzt wurden in
Binger=
brück 22 Wohnungen, davon 19 in Reichsbauten, in Bingen 35
Wohnun=
gen, davon 13 in Reichsoauten, angefordert. Die anderen Wohnungen
befinden ſich in Privathäuſern. Das Eintreffen der engliſchen Soldaten,
ausſchließlich des Lazarettperſonals, erfolgt heute abend. Die ganzen
Mannſchaften kommen unmittelbar aus England.
b. Friedberg, 16. Jan. Der vereinigte Finanz= und Bauausſchuß
be=
ſchäftigte ſich in Ausführung eines Beſchluſſes der letzten Stadtverord=
— In der erſten Gemeinderatsſitzung des neuen Jahres be= netenverſammlung mit der Frage der Erwerbsloſenunterſtützung. Man
war einſtimmig der Anſicht, daß eine Unterſtützung in Geld nicht
in Frage käme, ſondern nur eine Gewährung von Naturalien, und
zwar ſoll an Erwerbsloſe mit Familie ein Gutſchein über einen Zentner
Briketts, einen Laib Schwarzbrot zu vier Pfund und Gas, Waſſer oder
Elektriz tät bis zum Betrage von 4 Mk. gegeben werden. Ledige
Er=
werbsloſe mit eigenem Hausſtand erhalten je 1 Laib Brot und einen
fünf Deputationen und ſechs Kommiſſionen ſowie der drei Schulvor= Zentner Brketts, ſolche ohne eigenen Hausſtand einen Laib Brot. Wegen
Ausführung von Notſtandsarbeiten ſind mit dem Reich und Staat
daß Regierungsbaumeiſter Runge in demnächſtiger Gemeinderatsſitzung Unterhandlungen im Gange, welche nach befriedigender Löſung eine
baldigſte Inangriffnahme herbeiführen werden. Die
Stadtverordneten=
verſammlung hat während der Wahlperiode 1923/25 50 Vollſitzungen
323 Ausſchußſitzungen abgehalten, davon fallen auf den Finanzausſchuß
83, auf das Kuratorium des Polytechnikums 26, auf den Licht= und
Klotz und dem ſich bückenden Verunglückten direkt ins Geſicht. Die Axt Waſſerausſchuß 25, auf die Armenkommiſſion 30, auf den Bauausſchuß
* Laubach (Oberheſſen), 16. Jan. Die Gemeinderechnung
für das Jahr 1924, die jetzt auf der Bürgermeiſterei ausliegt, ſchließt
mit einer Einnahme von 182 563,31 Mark und einer Ausgabe von
155 102,77 Mark ſehr günſtig ab. Es verbleibt ein Ueberſchuß von
Jahre 1925, das ſich weſentlich ungünſtiger ſtellt wie das Vorjahr, voll
verbraucht wird. Die Haupteinnahmen der Gemeinde bringen die
Wal=
dungen mit 86 589,59 Mk. Die Rechnung der evangeliſchen
Kirchen=
gemeinde für 1924 hat im Teil I eine Einnahme von 3822,93 Mk. und
eine Ausgabe von 3760,53 Mk., alſo einen Ueberſchuß von 62.40 Mark.
WSl. Groß=Gerau, 16. Jan. Spargelzucht in Starken= Teil II ſchließt in Einnahme und Ausgabe mit 4063,47 Mk. Auch hier
wird ſich im Jahre 1925 das Verhältnis der Ausgaben zu den
Einnah=
men weniger günſtig geſtalten. — Der im Jahre 1904 für Laubach und
Umgegend ins Leben gerufene Geflügelzuchtverein, der durch
den Krieg und ſeine Folgen in den letzten Jahren ganz geruht, wurde
neu organiſiert. Ueber 50 Mitglieder traten ſofort dem neuen Verein
bei, der zum Vorſitzenden den bekannten Geflügelzüchter Karl Pitz
wählte. — Der neugegründete Bürgerverein, der ſchon über
140 Mitglieder zählt, wählte zum Vorſitzenden Zigarrenfabrikant
Lud=
wig Hohmann.
leichter Unglücksfall führte beide zuſammen, wobei ſie ſich kennen und
lieben lernten. Sie flüchtete aus dem Vaterhauſe und folgte ihm nach
Reſultat zu entnehmen war. Dem Geſamtvorſtand wurde daraufhin Indien als ſeine Lieblingsfrau. Ales dieſes, ſowie weitere Szenen
aus dem Haremsleben, einem indiſchen Fakir, und ihre verſuchte
Be=
freiung aus dem Harem wurde uns in dem aktigen Großflm, die
„Lieblingsfrau des Maharadſcha” im Reſidenztheater vorgeführt und
hinterließ einen Eindruck, den wir ſo leicht nicht wieder vergeſſen
werden.
(e1480
* Gießen, 17. Jan. Verkehrswerbearbeit und
Volks=
halle. In der richtigen Erkenntnis, daß durch die Erbauung einer
Volkshalle neue Erwerbsquellen für unſere Geſchäftswelt geſchaffen
würden, hat die Stadt dem Projelt zur Verwirklichung geholfen. Als
ein rühmliches Zeichen bürgerlichen Gemeinſinns muß die Tatſache
her=
vorgehoben werden, daß zu dem impofanten Bauwerk ſeitens der
Bür=
gerſchaft 185 720 Mark in Anteilſcheinen gezeichnet wurden. Ohne dieſe
opferbereite Hilfe wäre die Volkshalle nicht zuſtande gekommen. Die
wirtſchaftliche Auswertung dieſes Bauwerks iſt nun eine Frage der
Verkehrswerbung. Wenn die Volkshalle nicht kommunalpolitiſche
Kopf=
ſchmerzen verurſachen ſoll, muß eine großzügige Verkehrspropaganda
einſetzten. Doppelt ſind wir hierzu verpflichtet, denn wir ſind durch
den Bau der Entwicklung unſerer Stadt um Jahrzehnte
vorausge=
ſchritten, aber eine aufwärtsſtrebende Stadt muß auch in trüben Zeiten
den Mut und die Energie haben, kühne Ideen zur Ausführung zu
bringen. Es iſt jetzt unſere Pflicht, für die Rentabilität der Halle zu
ſorgen, Mittel und Wege zum Gedeihen des Volkshalle=Unternehmens
zu finden, damit nicht die Halle ein Schmerzenskind für die Stadt
werde. Durch energiſche Werbearbeit muß es gelingen, alljährlich öfter
große Veranſtaltungen, Tagungen von Verbänden, Ausſtellungen uſw.
aus dem Reiche hierher zu bringen. Wird die Verkehrswerbung zur
Tat, dann darf man ſagen, die Volkshalle wird ſich rentieren und
unſe=
rer Geſchäftswelt wird auswärtige Kaufkraft zugeführt. Bereits nach
Vollendung der Halle fanden im Auguſt und September drei große
Tagungen hier ſtatt, die tauſende von Menſchen hierher führten. Da
der Verkehrsverein — deſſen bisherige wihrige Tätigkeit übrigens
rüh=
mend hervorgehoben werden muß — eine groß angelegte Verkehrsarbeit
nicht allein ausführen kann, muß die Stadt ſelbſt durch Gründung eines
Städtiſchen Verlehrsamtes die wichtige Aufgabe übernehmen und
durch=
führen. Der Verkehrsverein wird ſicher ſeine Erfahrungen und ſeine
Mitarbeit zur Verfügung ſtellen. In unſerer Stadt müſſen immer neue
Anziehungspunkte für den Fremdenverkehr geſchaffen werden. Gießen
beſitzt eine ſehr günſtige Verkehrslage, eine Univerſität mit den
bedeu=
tenden Kliniken, vortreffliche Sportanlage und endlich eine Volkshalle,
die tauſende von Menſchen faßt. Hier können wiſſenſchaftliche
Tagun=
gen, große kulturelle Wochen, Verbandsverſammlungen von
Wirt=
ſchaftsverbänden Parteitage, Ausſtellungen, Sängertagungen, ſportliche
Tagungen und dergleichen mehr abgehalten werden. Hoffentlich zeigt
ſich das neue Statparlament weitſichtig genug, mit der Schaffung eines
Verkehrsamtes die Verkehrswerbearbeit in die Hand zu nehmen.
Gjeßen, 16. Jan. In die Erde plötzlich verſunken iſt
Wagen und Pferd des Fuhrmanns Werner in Burg=Solms. Werner
fuhr mit dem ziemlich ſchwer beladenen Fuhrwerk über das Feld, als
plötzlich der Wagen mit Gelände tief hinunterſank und das Pferd mit
in die Tiefe riß. Dabei wurde das Pferd getötet. Werner konnte ſich
gerade noch in Sicherheit bringen. Es handelt ſich um einen
Berg=
werksſchacht, der infolge der Näſſe einſtürzte.
s. Vom Lande, 13. Jan. Im kommenden Frühjahr findet laut
Aus=
ſchreiben der Landwirtſchaftskammer eine
Gärtnerlehrlings=
prüfung ſtatt. Für die Meldungen iſt das von der
Landwirtſchafts=
kammer vorgeſchriebene Formular zu benutzen, auf dem die
beizufügen=
den Zeugniſſe näher bezeichnet ſind. Die Prüfungsgebühr beträgt 8 Mk.
und iſt mit der Anmeldung an die Kaſſe der Landwirtſchaftskammer bis
längſtens am 15. Februar zu überweiſen; zu ſpät eingehende
Anmel=
dungen bleiben unberückſichtigt. Zugelaſſen werden nur Lehrlinge, die
auf Grund der eingeſandten Lehrverträge in die Lehrlingsſtammrolle
der Landwirtſchaftskammer eingetragen ſind, ſowie Gehilfen, die eine
ordnungsgemäße Lehrzeit nachweiſen können. Ausnahmen von dieſen
Bedingungen werden nur in wohlbegründeten Fällen gemacht.
Rund=Funk=Programme.
Franffurt.
Montag, 18. Jan. 3.30—4: Jugendstunde: Lehrer Vogt: Urmenschen
und Raubtiere in den Urwäldern Sumatzas. — Für Kinder v. 12. Jahre ab.
F4.30—6: Neue Opereiten: 1.Bromme: Aus,Messalinette‟ a).Gnäd ge Fran”,
Shimmr; b) nleb” Wohl Veronika”, Shimmy. — 2. Engel-Berger: Aus „Die
Bojarenbraut”: a) „El man heirat‟" b) „Ach lieber Fideljahn, Poxtrott
c) „Komm' mit in die Laubs‟, Blues: 4) „Wenn die Arirona-Jaxzband spielt”
— 3. Gilbert: Aus „Annemarie‟: a) „Wenn die erste Lerche singt in Sanssouei”;
b) „Du hast den süßen, sanften, veilchenblauen Blick”. —, 4. Lehar: Aus
„Paganini”: a) „Liebe, du Himmel auf Erden‟; b) „Wir gehen ins Theater”:
e) „Niewandk liebt dich s0 Pie ich‟; 4) „Cern hab” jch die Fraun geküßt‟.
6—6.30: Losastunde: „Winteridrll”” von Carl Stieler. X 6.30—7: Bücherstunde.
* 7—7.30: Schach. X 7.30—8: Vortrag: Dr. Haug: „Die Verteiluug der
Tior-
welt und der Sinn der Systematil- II.‟ 8—9: Pritz-Reuter-Vorlesung von
Prof. Dr. Dohse. 1. „Stromtid”, Kapitel 46. — 2. „Hanns Nüte‟, Kapitel 3.
— 3. „Franzoseutil”, Kapitel 3. — 4. „Sirorntidl”, Kapitel 18. Zu allen
Teilen kurze Erläuterungen. X 10—11: Cello-Konzert Hans Bottermund.
Siuttgart.
Montag, 18. Jan. 4.30: Nachmittagskonzert, dazu Schwänke von
Hans Sachs (zum 350, Todestag). X 6.30: O. Erlardt, „Ariadne auf Naxos
als Opernstokk”. X 7: Rektor Dr. Barth „Das Malen und Zeichnen in
der Grundschule‟, 7.30: Esperanto. X 8: Aus: „Mlozart, gein Leben
und sein Werk”. Einl. Worte: Prok. Nagel. Gastdirig.: Gen.-Musikdir.
Band. Sinkonie Nr. 318, Violinkonzert D-dur. Sinkonie sonsertante.
(Bhilh. Orch.).
Berlin.
. 4ruim. Gegor. von P. Bilct. 8 5.15: Punklapellg, Aralos 4uk und ab.
Marsch. — Lortzing: Our. „Die Opernprobe‟. — Bilhaud: Liebesgiocken,
Interm. — Rhode: Im Krug zum grünen Kranze, Poty. — Lanner: Die
Romantiker, Walzer. X 6.45: San.-Rat Frank: „Medininisch-hrgienische
Plauderei‟, X 7.15: Prof. Colson: Französisch. X 8: (auch Welle 1300) Sende-
Spiele. „Ure Hoheit — die Tänzerin”. Operette von Gostze. Dir.: Bruno
Seidler-Winkler. Der Page, als Beobacliter: Edich Pritz; Die Herzogin von
Tyllberg: Edith Karin; Baroneß Helma, ihre Jugendgespielin: Pepi Zampa;
Baron von Stein Haushofmeister: Robert Koppel; Bolko von Wellhofen, Neffe:
Paul Harden; Hans von Maxburs, Landjunker: Franz Baumann: Baumann,
Kammerdiener bei Baron Stein: Fritz Greiner; Franz, Diener bei von Mayburg:
Arthur Große: Cimboletto, ein Zigeuner: Bernhard Köhler; U. 4. Erster Teilim
Jagdschloß desBarens, zweiterTeil in einem Zelt in der Nähe desJagdschlosses.
dritter Teil im Schlosse der Hexzogin. Königswusterhausen
(Welle 1300). 3: Studienrat Friebel und Lektor Mann: Englisch für Anfänger.
X 3.30: Friebel und Mann: Englisch für Fortgeschrittene. X 4—4.30:
Ober-
studiendirektor Scllemmer, Frankkurt a. Oder: Jugendkunde. X 4.30: Fran
Drewitz, 2. Vors. Zentr. d. Berl. Hausfrauenvereine: Die Frau in Haus,
Hok und Garten.
Tageskalender für Montag, den 18. Januar 1926.
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Haus, vorm. 11 Uhr: Feſtakt der Techniſchen Hochſchule; abends
keine Vorſtellung. — Orpheum, abends 8 Uhr: „Die Frau ohne
Schleier.” — Deutſch=Orden, abends 8 Uhr, in der
Turn=
halle am Woogsplatz: Reichsgründungsfeier. — Bürgerhof,
Eliſabethenſtraße 2, abends 8½ Uhr: Bibliſche Vorträge. —
Bocks=
haut: Konzert. — Chauſſeehaus ab 7 Uhr: Tanz.
Kinovorſtellungen: Union=, Reſidenz=Theater, Palaſt=
Licht=
ſpiele.
Verantwortlich für Politik und Wirtſchaft: Nudolf Mauve
Verantwortlich für Feuilleton und Heſſiſche Nachr chten: Max Streeſe
Verantwortlich für Sport: Dr. Eugen Buhlmann.
Verantwortlich für Schlußd ent: Andreas Bauer
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Vormittags 11 Uhr
Feſtakt der
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Abends:
Teine Vorſtellung.
Union-FReater
Palast-Lichtspiele
Der große Lustspiel-Schlager!
Unwlderruflich letzier Tag
des großen Lubitsch-Film:
Heute voraussichflich letzter Tag,
da die allgemein gewünschte Verlängerung noch
unbestimmt
Der große Prunkfilm
Sitten- und Gesellschaftsroman in 5 Akten
In der Hauptrolle:
Marie Preyost
ein indischer Liebesroman in 9 blendend
scbönen Akten mit
Gunnar Folnaes u. Karina ßell
Hierzu:
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Horold Lloyd als Mister Jazz
Die neueste Wochenschau
Der Farmen
TAP TeAAS
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Traiſa, den 17. Januar 1926.
In tiefem Schmerz:
Natalie Müller
Eliſabeth Müller.
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Nummer 18
Montag, den 18. Januar 1926
Seite 3
Handball.
Sporiverein 98 ungeſchlagener Ligameiſter
des Frankfurter Bezirks.
Die Liga=Handballmannſchaft des Sportvereins 98
abſol=
bierte geſtern ihr letztes Spiel gegen „Sportfreunde” Frankfurt.
Auch diesmal langte es zum Sieg, wenn er auch mit 4:2
Toren ſich nicht gerade ſehr eindrucksvoll ausnimmt.
Schon in der erſten Minute war Darmſtadt mit einem Tor
in Führung, dem nach 10 Minuten das zweite folgte. Frankfurt
ließ ſich jedoch nicht außer Faſſung bringen. Pit zäher Energie
und aufopferndem Spiel ſuchten ſie es den Darmſtädtern gleich
zu tun. Bald ſtellte ſich auch der Erfolg ein, indem der
Mittel=
ſtürmer Frankfurts ein prachtvolles Tor, für Trautwein
unhalt=
bar, einſchoß. Darmſtadt ſetzte nun Dampf auf und lag bis
Halb=
zeit mit 4:1 in Führung.
Die zweite Halbzeit geſtaltete die Frankfurter Mannſchaft zu
einem Verteidigungsſpiel, indem ſie mit 7 Verteidigern den
Darmſtädter Sturm in Schach hielt, und ſo eine höhere
Nieder=
lage verhinderte.
Das Spiel konnte durch dieſe Taktik kein Intereſſe mehr
er=
wecken, und erſt als Frankfurt durch einen Strafſtoß ein weiteres
Tor erzielte, kam neues Leben in den Kampf. Darmſtadt
ver=
ſuchte alle Trids, um beſſer abzuſchneiden, jedoch die Pfeife des
Schiedsrichters trennte die Parteien, ehe ein gut unternommener
Angriff ſich ausreifen konnte. Der Schneeboden trug mit dazu
bei, daß die Leiſtungen beider Mannſchaften keine überragenden
wurden.
Im Monat März beginnen die Großkämpfe um die
Süd=
deutſche Meiſterſchaft. Wir wünſchen der Darmſtädter
Mann=
ſchaft jetzt ſchon alles Gute!
Pokalſpiel Wartburg=Ver.—Rödelheim I—Polizei=Sport=Verein
Darmſtadt II 1:3.
Wieder konnte die II. Handballmannſchaft des Pol.=Sp.=Ver.
ihren Siegeslauf fortſetzen, indem ſie den obigen Verein trotz
heftigſter Gegenwehr mit 3:1 Toren ſchlug. Wie vorausgeſagt,
ſtieß ſie auf einen hartnäckigen Gegner, der bewies, daß er auch
in der Lage iſt, Handball zu ſpielen. Nur der zähen Ausdauer
und dem Siegeswillen der Polizeimannſchaft war es zu
verdan=
ken, daß ſie als Sieger den Platz verlaſſen konnte. Für ihre
auf=
opfernde und faire Spielweiſe verdient die ge amte Mannſchaft
ein Lob. Ganz beſonders der ſehr eifrig ſpielende Mit elläufer,
der als Turm im Spiel herausragte. Sollte die Mannſchaft
weiter mit dieſem Geiſt ſpielen, dann wird, ihr auch die
Ver=
bandsmeiſterſchaft ſicher ſein. Mit dieſem Spiel hat ſie ihr
Können bewieſen und gezeigt, daß ſie den Titel als Pokalmeiſter
in Ehren führen kann.
Das Spiel der 1. Mannſchaft iſt infolge Nichtantretens ihres
Geguers ausgefallen.
Winterſport.
Die bayeriſchen Meiſterſchaften im Eiskunſtlaufen.
Auf dem Staffelſee bei Murnau wurden am Sonntag die
bayeriſchen Meiſterſchaſten im Eiskunſtlaufen durchgeführt. Die
Beteiligung von Läufern und Publikum war ſehr ſtark; auch die
Witterungs= und Eisverhältniſſe befriedigten. Meiſter wurden:
Damen: Fräulein Herber (Münchener Eislaufverein) 134
Punkte im Alleingang.
Herren: Fritz Schober (Münchener Eislaufverein) 191
Punkte im Alleingang.
Im Paarlaufen ſiegte das deutſche Meiſterpaar Veliſzh
— Fräulein Weiſe (S.C. Rießerſee).
Die deutſchen Rodelmeiſterſchaften in Schreiberhau.
Auf der neuen. 2700 Meter langen und vorzüglichen
Bauden=
bahn zu Schreiberhau kamen am Sonntag die deutſchen Rodel
meiſterſchaften zum Austrag. Die Schneeverhältniſſe waren gut,
der Publikumsandrang groß. Die Ergebniſſe der
Meiſterſchafts=
kämpfe lauteten:
Einer für Herren: 1. G. Haaſe=Brückenberg 3:14,9
Min. 2. Händler=Brückenberg 3:16,9 Min.
Einer für Damen; 1. Hagemann=Brückenberg 3:32,8
Min. 2. Frl. Krauſe=Schreiberhau 3:38,8 Min.
Doppelmeiſterſchaft für Herren: 1. Händler=
Haaſe=Brückenberg 3:26 Min. 2. Adolph=Elger=Schreiberhau
3:27 Min.
Die ſüdbayeriſche Eishockeymeiſterſchaft. — S. C. Rießerſee
abermals Meiſter.
Die Endſpiele um die bayeriſche Eishockeymeiſterſchaft endeten
mit dem erwarteten Siege des S. C. Rießerſee, der zunächſt den
S. C. Berchtesgaden 13:0 ſchlug und dann im Endſpiel den
Mün=
chener Eislaufverein 2:0 abfertigte. Um den zweiten Platz ſpielten
Münchener Eislaufverein und Berchtesgaden 7:0.
Neue deutſche Eislaufrekorde in Titiſee.
Bei der geſtern vollzogenen Einweihung des neuen
Eis=
ſtadions in Titiſee wurden zwei neue deutſche Eislaufrekorde
auf=
geſtellt. Der deutſche Meiſter Vollſtedt=Altona ſiegte im 3000
Meter Laufen in der neuen deutſchen Rekordzeit von 5:43 Min.
Der alte Rekord über dieſe Diſtanz wurde von Picker Berlin mit
5,50 Minuten gehalten. — Im 500 Meter Laufen ſiegte der
Ber=
liner Stoehr in der neuen Rekordzeit von 49 Sekunden. Hier
ſtand der alte Rekord von Grund auf 51 Sekunden. Die
Ver=
anſtaltung nahm im Ganzen bei beſten Witterungsverhäl niſſen
emen glänzenden Verlauf; die Bahnen erwieſen ſich als ganz
vorzüglich.
Fußbali.
Rheinbezirk.
Das letzte Meiſterſchaftsſpiel im Rheinbezirk.
Im Rheinbezirk kam am Sonntag mit dem Trefſen Ludwigs
hafen 03 kontra Mannheim=Lindenhof 08 das letzte
Meiſterſchafts=
ſpiel der Saiſon zum Austrag. Ludwigshafen landete einen
überraſchend hohen 6:3 Sieg und entging damit endgültig der
Abſtiegsgefahr. Auch der SV. Darmſtadt 98, der indirelt noch
bedroht war, konnte bei Bekanntwerden des Reſultats erleichtert
aufatmen. Mannheim=Lindenhof 08 und FC. Pirmaſens müſſen
nun den ſchweren Gang in die Kreisliga antreten. Vielleicht
be=
wahrt ſie aber auch noch die Neuregelung in der ſüddeutſchen
Be=
zirisliga vor dieſem Geſchick.
Ludwigshafen 03—Mannheim=Lindenhof 08, 6:3.
Das bedeutungsvolle Spiel hatte eine verhältnismäßig große
Zuſchauerzahl herbeigelockt. Luowigshafen lieferte heute ein
prächtiges Spiel und ſiegte auch mit dieſer Tordifferenz
voll=
kommen verdient. Sehr gut war vor allem die Hintermannſchaft
des Siegers mit dem Verteidiger Müller und dem Tormann
Breunig. 08 hatte ſeine beſten Kräfte in den Außenſtürmern
und dem Mittelſtürmer Dolland; alle anderen Mannſchaftsteile
waren reichlich ſchwach. Bis zum Wechſel erzielte Ludwigshafen
bei leichter Ueberlegenheit zwei Tore. Die zweite Halbzeit
ver=
lief ſenſationell. Innerhalb kurzer Friſt holte Lindenhof durch
Teufel und Dolland den Ausgleich heraus. Ludwigshafen legte
ſich jetzt aber wieder mächtig ins Zeug und kam auch durch Weſer
und Schmidt zu drei weiteren Treffern. Ein Handelfmeter, von
Weſer verwandelt, brachte das Reſultat auf 6:2. Kurz vor Schluß
holte Lindenhof dann noch einen Treffer auf.
Rheinbezirk:
Ludwigshafen 03—Mannheim=Lindenhof 08 6:3.
Privatſpiele:
FC. Hanau 93—Stuttgarter Kickers 4:5.
Eintracht Frankfurt—VfR., Mannheim 1:1.
SV.=Mannheim=Waldhof-V.f.B. Stuttgart
FC. Pirmaſens—Germania Frankfurt 3:3.
Griesheim 02—Merkur 08 Frankfurt 6:3.
Union Niederrad—Spgmde. Höchſt 6:2.
Mainz 05—V.f. L. Neckarau 6:2.
Sportverein Darmſtadt 98 I mit Erſatz gegen V.F.B. Gießen
4:3 in Gießen. — Gießen zeigte ein anſprechendes Spiel.
Mainz 05 ſchlägt in großer Form V. f. L. Neckarau 6:2 (3:0).
Die Mainzer zeigten prächtiges Können und hatten das Heft
jederzeit in der Hand. Die beiden Erſatzleute fügten ſich gut
in die Mannſchaft ein. Neckarau kam in der erſten Halbzeit
über=
haupt nicht zu Wort und wurde erſt in der zweiten Halbzeit beſſer.
Brandl bringt in der 8. Minute den Gaſtgeber in Führung, der
in der 23. Minute durch Elfer, geſchoſſen durch Lpponer, den
Vor=
ſprung erhöht. Den 3. Treffer erzielte Bickerle, dann Halbzeit.
Neckarau erhält einen Elfmeter zugebilligt, der verſchoſſen wird.
Veith ſtellt den Stand alsdann auf 4:0, bis die Gäſte endlich durch
Zöller das erſte Gegentor erzielen. Veith und Lipponer ſind
dann für Mainz noch 2 mal, Zeilfelder für Neckarau 1 mal
erfolgreich. Der Kampf wurde in flottem Tempo durchgehalten
und befriedigte die erſchienen Zuſchauer in hohem Maße.
Pokalſpiele im Mainbezirk.
SV. Heddernheim 07—FSV. Frankfurt, 0:6.
Viktoria Aſchaffenburg—V.f. L. Sachſenhauſen 10:2.
Karlsruher F. V. endgültig Meiſter von
Württemberg/Baden.
Nachdem ihm durch den erfolgreichen Proteſt des V.f.R.
Heilbronn wieder zwei Punkte verloren gegangen waren,
be=
nötigte der Karlsruher FV. nur noch einen Punkt, um ſich die
Meiſterſchaft des Bezirks endgültig zu ſichern. Dieſen einen
Punkt hat ſich der Karlsruher FV. heute im Spiele gegen den
Stuttgarter SC. geholt. Da der neue Meiſter aber noch ein
wei=
teres Spiel auszutragen hat, iſt anzunehmen, daß er ſich die
Meiſterſchaft auch noch ſtärker ſichert.
Spiele gew. unentſch. verl. Tore Punkte
50:21
Karlsruher F. V. . . . . . 13
34:19 1
V. f. B. Stuttgart . ... 14
45:34 16
F. C. Freiburg .. . .. 14
S.C Stuttgart . . . . . 17
2421 15
11
V.fR. Heilbronn . . .
25:24 14
Kickers Stuttgart . . . .
25:27 12
1. FC. Pforzheim . . .
12
26:41 8
F. C. Birkenfeld
12
13 9:51
Bezirk Württemberg=Baden:
SC. Stuttgart-Karlsruher FV. 2:2.
V.f.R. Heilbronn—1. FC. Pforzheim 4:3.
FC. Birkenfeld—FC. Freiburg, 2:0.
Der Pokalkampf im Bezirk Batzern.
Die erſte Polalhauptrunde hat im Bezirk Bayern die
erwar=
teten Reſultate gebracht. Alle beteiligten
Bezirksliganannſchaf=
ten blieben ſiegreich und ſo weiter im Rennen. Wo die
Bezirks=
ligiſten mit vollſtändigen Mannſchaften antraten, erzielten ſie
ſo=
gar Relordergebniſſe. Lediglich in Fällen, wo ſie mit ſtarkem
Er=
ſatz kämpften, wie z. B. im Spiel des 1. FC. Nürnberg gegen den
F. V. Fürth, hatten ſie härter um den Sieg zu kämpfen. Im
ein=
zelnen kamen die folgenden Reſultate zuſtande:
Fürth—FV. Würzburg 04, 5:3.
C. Michelau—ASV. Nürnberg, 3:13.
FC. Selb—FC. Germania Stein Nürnberg, 3:11.
Sp. Vg. Hof—Sp. Vg. Fürth, 0:10.
Kickers Würzburg—V.f.R. Fürth, 2:5.
1. FC. Nürnberg—FV. Fürth, 5:3.
Jahn Regensburg-Bayern München, 1:16.
BC. Augsburg—München 1860, 1:7.
SpVg. Inzolſtadt—Schwaben Augsburg, 2:7.
Teutonia München—Wacker München, 3:7.
FV. 1ilm 92—Viktoria Augsburg, 8:2.
1. FC. Straubing—SVg. München, 3:2.
Fußball=Ergebniſſe.
Weſtdeutſchland.
Meiſterſchaftsſpiele. Ruhrbezirk: B.V. Buer 07 —
B.V. Alteneſſen 2:3. V. f. B. Dortmund — S.C. Gelſenkirchen 07
1:1. S. V. Dortmund 08 — Arminia Marten 3:1. Preußen Eſſen
— Union Gelſenkirchen 2:2. M.B.V. Linden — Langendreer 04
2:4. Erler Sp.V. 08 — Alemannia Dortmund 7:1. Bezirk
Nie=
derrhein: Duisburger Sp.V. — V. f. L. Krefeld 4:2. Preußen
Krefeld — Duisburg 99 2:3. Preußen Duisburg — Union
Kre=
feld 6:0. V. f. v. B. Ruhrort — Union Hamborn 2:0. Bergiſch=
Märkiſcher Bezirk: Düſſeldorfer S.C. 99 — S. u. S.
Elber=
feld 4:1. Rheinbezirk (Südgruppe): Kölner S.C. 99 — Kölner
Cl. f. R. 3:3. Düren Jugend — Bonner F. V. 4:0. V. f. R. Köln
Turu Bonn 2:1. Bezirk Weſtfalen: Arminia Bielefeld".—
Sp. Vg. Minden 10:0. Bezirk Heſſen/Hannover: Sp.V. Kaſſel 03
— Sport Kaſſel 1:2. Kurheſſen Marburg — Boruſſia Fulda 5:2.
S. C. Gießen 1900 — Kurheſſen Kaſſel 1:26 (1).
Privatſpiele, V.f.B. Gießen 1900 — S. . Darmſtadt 98
3:4. Fortuna Düſſeldorf — S.C. M.=Gladbach 4:3. Turu
Düſ=
ſeldorf — Sportfreunde Neuß 6:1. Rheinbezirk Weſt: Rheydter
Sp. V. — Sp. V. Köln Sülz 5:4.
Mitteldeutſchland.
Meiſterſchaftsſpiele. Nordweſtſachſen: Fortuna
Leip=
zig — Viktoria Leipzig 5:1. Olympia/Germania Leipzig
Sportfr. Markranſtädt 3:1. V. f. B. Leipzig — Sp.Vg. Leipzig
4:0. T. u B. Leipzig — Wacker Leipzig 3:3. Eintracht Leipzig
— Sportfieunde Leipzig 1:6. Oſtſachſen: Sp.Vg. Dresden —
S.C. Dresden 6:3. Guts=Muts Dresden — Dresdenſia
Dres=
den 7:0. S.Geſ. 93 Dresden — Dresdener S. V. 06 1:3.
Rade=
beuler B.C. — Ring Dresden 1:8. Freithaler S.C. 04 —
Bran=
denburg Dresden 1:8. Mittelſachſen: V. f. B. Chemnitz —
Chem=
nitzer B.C. 4:8. Sturm Chemnitz — Teutonia Chemnitz 9:3.
Viktoria Einſiedel — National Chemnitz 3:7. Mittelelbgau:
S. Sp. Vg. Magdeburg — Preußen Burg 1:2. Fortuna
Magde=
burg — V. f. L. Genthin 15:0. Viktoria 96 Magdeburg — Komet
Maydeburg 12:1. Cricket Viktoria Magdeburg — V. f. L.
Neu=
haldesleben 8:1. Saalegau: S. V. Halle 98 — Boruſſia Halle 6:2.
Sportfreunde Halle — Favorit Halle 9:2. V. f. L. Merſeburg
— Wacker Halle 2:6. Thüringen: 1. S.V. Jena — V. f. B. Apolda
6:2. V. f. L. Saalfeld 06 — S.C. Apolda 8:1. S.V. Kahla—
Wimaria Weimar 4:6. V. f. B. Erfurt — Arnſtadt 09 10:1.
S. C. Erfurt — S. Sp.Vg. Arnſtadt 07 4:1. Boruſſia 05 Erfurt
S.C. Weimar (Pokalſpiel) 4:1.
Brandenburg.
Meiſterſchaftsſpiele der Oberliga. Abteilung A:
Union Potsdam — Vorwärts Berlin 2:0 (Geſ.=Spiel). Tennis=
Boruſſia Berlin — Weißenſee 1800 13:3. Spandauer S.V.
1. F.C. Neukölln 4:4. Alemannia Haſelhorſt — Hertha B.S.C.
0:5. Abteilung B: Union 92 Berlin — Preußen Berlin 4:1.
Kickers Schöneberg — Spandauer S.C. 6:0. Meteor Berlin
Tasmania Neukölln 3:6. Norden=Nordweſt Berlin — Wacker
Tegel 8:6. Union Oberſchöneweide — Alemannia Berlin 2:5.
Norddeutſchland.
Meiſterſchaftsſpiele. Groß=Hamburg: Eimsbüttel —
Hamburger S. V. 0:6. Union Altona — F.C. Ottenſen 2:2.
Schleswig=Holſtein: Union/Teutonia Kiel — Eintracht Kiel 10:4,
Kilia Kiel — Preußen Itzehoe 8:2.
Privatſpiel. Holſtein Kiel — F.C. Altona 93 5:1.
Die Amerikareiſe der norddeutſchen Fußballer.
Die in der letzten Zeit durch die Tagespreſſe gelaufenen
Mitteilungen, wonach die Amerikareiſe der norddeutſchen „
Han=
ſeaten=Mannſchaft”, die ſich aus den Vereinen Hamburger
Sport=
verein, Holſtein=Kiel und Allgemeiner Bremer Turn= und
Sport=
verein zuſamimenſetzen ſoll, perfekt ſei, entſpricht nicht den
Tatſachen. Der Deutſche Fußball=Bund iſt wohl
grundſätz=
lich nicht gegen dieſe Amerikareiſe, ſchon aus wirtſchaftlichen
Gründen, aber die ſatzungsmäßigen Unterlagen, die zur
endgül=
tigen Genehmigung führen ſollen, ſind noch lange nicht
aus=
gereift. Auch ſind die Vereinbarungen zwiſchen den einzelnen
Vereinen, die an der ſportlichen Reiſe beteiligt ſind, noch im
Stadium von Verhandlungen. Es haben bis jetzt lediglich
Ver=
handlungen mit Amerika durch einen Bremer Mittelsmann
ſtatt=
gefunden, der ſowohl in Amerika lebende Deutſche als auch
Amerikaner deutſcher Abſtammung für dieſe Idee zu begeiſtern
wußte und die auch die vorläufigen Mi tel zur Verfügung geſtellt
haben. Alle wei eren Angaben müſſen vorläufig noch als
Kom=
binationen angeſehen werden.
Auslands=Fußball.
England.
Meiſterſchaftsſpiele: Arſenal—Mancheſter iited
3:2. Afton Villa—Leeds Uninted 1:0. Blackburne Rove. „
Bir=
mingham 4:4. Bolton Wanderers—Bury 3:2. Everton—Cardiff
City 1:1. Huddersfield Town—Sheflield United 4:1. Leiceſter
City—Burnley 3:2. Mancheſter City—Tottenham Hotſpurs 0:0.
Notts County—Newcaſtle United 1:3. Sunderland—
Weſtbrom=
wich Albion 4:0. Weſtham United-Liverpool 1:2.
Oeſterreich.
Meiſterſchaftsſpiele: Wacker Wien—Simmering
Wien 3:1. Rudolfshügel—Sportklub Wien 3:2. —
Privat=
ſpiele: Brigttenauer A. C.—Admira Wien 0:3. Slovan
Wien-Hakeah Wien 1:3. Wiener A. C.—,Wafs” Wien 7:1.
Hertha Wien-Bewegungsſpieler Wien 5:0.
Italien.
Länderſpiel in Turin: Jialien—Tſchechoſle vakei 3:1,
Seite 6
Montag, den 18. Januar 1926
Nummer 18
Radfahren.
Turnen:
Velvciped=Club 1899 E. V. Darmſtadt.
Zur 27. ordentlichen Hauptverſammlung hatte der Klub ſeine
Mitglieder auf Freitag, den 15. Januar ins eigene Klubheim
„Eintracht” geladen, das denn auch den Zeitverhältniſſen
ent=
ſprechend einen guten Beſuch aufzuweiſen hatte. Aus dem
Ge=
ſchäftsbericht des Vorſitzenden Jacob König iſt zu entnehmen,
daß der V. C. D. auf allen Gebieten in allen Sparten des
Rad=
ſports gute und vorbildliche Vereinsarbeit geleiſtet hat. Dadurch
iſt es gelungen, alle Mitglieder reſtlos dem Bunde Deutſcher
Rad=
fahrer zuzuführen, wodurch der Club der mitgliedſtärkſte Verein
des B. D. R. geworden iſt. Weiterhin fällt in das vergangene
Jahr der enge Zuſammenſchluß der Alten Herren=Abteilung
— Bedingung zur Aufnahme mindeſtens 15jährige Mitgliedſchaft
— die mit über 40 Mann den Eckpfeiler des Klubs bildet.
Weiterhin wurde die Radball=Abteilung wieder neu ins Leben
gerufen, der es, wie bekannt, im erſten Anlauf gelang, ſich bereits
zur A=Klaſſe zu qualifizieren. Wir erwähnen weiter die
hervor=
ragende Jugendmannſchaft unter Kunſtfahrer Karl Göttmann,
die von Sieg zu Sieg eilte und nur durch mißliche
Saalverhält=
niſſe in Berlin ſich mit dem 2. Platz begnügen mußte. Auch die
übrigen Saalmannſchaften waren voll in Tätigkeit, zumeiſt jedoch
in werbender Art in den verſchiedenſten Gauen. Bedingt war
dies durch die wirtſchaftlichen Verhältniſſe, die jeden Verein zur
größten Sparſamkeit der Gelder zwang. Neu im Verein V. C. D.
iſt auf die Motorſportabteilung, die ſich langſam aber ſtetig
durch=
ſetzt. Sehr beſchnitten war der Rennſport, da hier
unverſtänd=
licherweiſe die Behörde die Genehmigung verſagte. Erwähnt ſei
jedoch der Rennfahrer Ludwig Gans, der von der
Rennmann=
ſchaft der Erfolgreichſte war und den Titel Klubmeiſter für 1925/26
errang. Ihm zur Seite zu ſtellen ſind noch Th. Scherer und Gg.
Bender, die ebenfalls beide ſich voll und ganz für die Sache des
Klubs einſetzten. Erfreulich gut war auch die Beteiligung beim
Wanderfahren unter Ludwig Sauer, wie gerade dem
Wander=
fahren im V. C. D. beſondere Aufmerkſamkeit geſchenkt wird.
Bei der feierlichen Preisverteilung im Februar gelangen an die
ſporttreibenden Mitglieder des Klubs insgeſamt 127
Auszeich=
nungen zur Verteilung, gewiß ein gutes Zeichen von
Vereins=
intereſſe der Mitglieder. Die goldene Werbenadel des Klubs
erhält der Bundes=Saalfahrwart und Ehrenvorſitzende Karl
Bauer. Auch der Kaſſenbericht des Zahlmeiſters A. Sachs gibt
in Anbetracht der augenblicklichen Verhältniſſe zu keiner trüben
Stimmung Veranlaſſung. Der Vorſtand iſt in den Hauptämtern
der Gleiche geblieben und wie folgt zuſammengeſetzt:
Vorſitzen=
der: Jacob König, ſtellvertretender Vorſitzender: Ernſt Jacobi,
Rechner: Auguſt Sachs, Schriftführer: Ernft Jacobi, Protokoller:
A. Notter, Fahrwarte: K. Frahnert, K. Göttmann, K. Schneider
(Saalfahren), L. Raab ſen. (Rennſport), L. Sauer und W. Wedel
(Wanderfahren=Aktiv), S. Guttmann, Gg. Wittich (Wanderfahren=
Jugend), W. Mitze, W. Schäfer, H. Neurohr (Motorſport),
Schriftleiter der Klubzeitung: Ernſt Jacobi, Zeugwart: A. Benz,
juriſtiſcher Beirat: Rechtsanwalt A. Kern Beiſitzer: Gg. Benz
ſen., E. Damus. H. Funk, H. Göttmann, G. Kanzler, H. Schlitt,
W. Daudt, Kaſſenprüfer: Jean Nover, W. Hermes. Die
ein=
gegangenen Anträge betrafen lediglich Wertungsbeſtimmungen
und Satzungsänderungen.
Die Hauptverſammlung des Verbandes deutſcher Radrennbahnen.
Der Verband deutſcher Radrennbahnen hielt geſtern in Berlin
eine von 24 ſtimmberechtigten Mitgliedern beſuchte
Hauptver=
ſammlung ab. Zu Beginn der Sitzung wurden zunächſt die
Ter=
min der großen Rennen des kommenden Jahres feſtgelegt, und
zwar wie folgt: 8. Auguſt: Vorläufe zur deu ſchen
Stehermeiſter=
ſchaft in Frankfurt und Nürnberg; 15. Auguſt: Endläufe zur
deutſchen Flieger= und Stehermeiſterſchaft auf der Berliner
Olym=
piabahn. 1. Mai: Großer Preis der Republik in Dresden;
6. Juni: „Meiſterſchaft von Preußen in Magdeburg; 27. Juni:
Großer Preis von Europa in Breslau; 18. Juli: Großer Preis
der Induſtrie in Erſurt; der Große Preis von Deutſchland ſoll
an einem noch näher zu beſtimmenden Termin in Berlin=Treptow
ausgetragen werden.
Eine lebhafte Debatte erregte der vom Verein Sportplatz
Leipzig geſtellte Antrag auf Auflöſung des Verbandes und
Wie=
dererſtehen im Bund deutſcher Radfahrer. Der Antrag wurde
abgelehnt. Auf Antrag von Schwarz=Treptow ſollen aber weitere
Verhandlungen zur Erſtrebung eines deutſchen Einheitsverbandes
im Radſport angeſtrebt werden. Auch für die nächſte Zukunſt
ſoll ſich der V. D.R. nach Möglichkeit ſchon an allen Beſtrebungen
zu einem einheitlichen Vorgehen auf ſportlichem Gebiet beteiligen.
Im Anſchluß an dieſe Debatte legte der alte Vorſtand ſeine
Aemter nieder; bei der Neuwahl kam folgendes Reſultat
zu=
ſtande: 1. Vorſitzender: W. Schumacher=Berlin, 2. Vorſitzender:
Schwarz=Berlin, Schatzmeiſter: W. Lücke. Lücke, Schmitt=
Nürn=
berg und Nordmann=Breslau wurden in den
Verwaltungsaus=
ſchuß berufen.
Großer Opel=Preis von Heſſen=Naſſau.
Ueber die Abhaltung des großen Opelpreiſes von Heſſen=
Naſſau, die infolge der politiſchen Verhältniſſe und
Schwierig=
keiten bisher nicht definitiv feſtgelegt werden konnte, iſt nunmehr
die Entſcheidung gefallen, und zwar wird ihn der Heſſiſch= und
Naſſauiſche Nadfahrer=Bund under dem Protektorat der
Ver=
einigung Deutſcher Radſport=Verbände im Rahmen der mit den
Opelwerken getroffenen Vereinbarungen am 8. Auguſt 1926 zur
Durchführung bringen.
Als Streike iſt das altbeſetzte Gebiet in der Umgebung von
Mainz in Ausſicht genomen.
Dadurch erhöht ſich die Anzahl der von der V. D. R. V.
durch=
geführten Opelrennen auf neun. In Schwebe bleibt noch ein
als Etappenfahrt zum Austrag zu bringender Opeſpreis.
Reichsausſchuß=Vorſiandsſitzung.
Der Vorſtand des Deutſchen Reichsausſchuſſes für Leibesübungen
hielt im Generalſekretariat unter Leitung von Staatsſekretär a. D. Dr.
Lewald ſeine fällige Sitzung ab. Dr. Lewald begrüßte zunächſt das neu
ernannte Vorſtandsmitglied Reichsminiſter a. D. Oberbürgerme ſter Dr.
Jarres, der zum erſten Male der Sitzung beiwohnte, und berichtete dann
über den Stand der Verhandlungen mit der Deutſchen
Turnerſchaft, die einen guten Ausgang erwarten laſſen. Die
D. T. beteiligt ſich bis auf weiteres an den hauptſächlichen Einrichtungen
des Reichsausſchuſſes, den Kampfſpielen, der Deutſchen Hochſchule für
Leibestübungen, dem Deutſchen Turn= und Sportabzeichen uſw. — Die
Erweiterung der Prüfungsberechtigung für das Letztere wurde
grund=
ſätzlich gutgeheißen. Die Form wird durch Sonderausſchuß beraten
und der nächſten Sitzung des Vorſtandes vorgelegt werden. Neu
auf=
genommen wurde der Allgemeine Deutſche Lehrerinnen=Verband. Die
übrigen Geſuche wurden zurückgeſtellt. Zu perſönlichen Mitgliedern
wurden Univerſitätsprofeſſor Dr. Altrock=Leipzig und Chefredakteur
G. Grüttefin ernannt. Exz. Lewald berichtete über den Bau des
Sport=
forums. Die Einebnungsarbeiten gehen dem Ende entgegen, die
Gärt=
nerarbeiten haben begonnen. Die diesjährige
Hauptver=
ſammlung wurde auf Mittwoch, den 7. Juli, nach Köln gelegt.
Der Entwurf des Jahres=Arbeitsplanes wurde in der vorgelegten Form
angenommen. In dieſem ſind erſtmalig Vorbereitungen für eine
Teil=
nahme an den zuhünftigen olympiſchen Spielen vorgeſehen. Die
näch=
ſten Sitzungen des D.R.A.f.L. ſind am 27. Februar, und zwar wird die
Tagung mit einer Sitzung des Kampfſpielausſchuſſes um 9 Uhr
vormit=
tags eingeleitet. Ihr folgt eine Stzung des Vorſtandes. Um 4 Uhr
nachmittags tritt der Vertretertag zuſammen, dem ſich wiederum eine
Sitzung des Ausſchuſſes für die olympiſchen Spiele anſchließt. Der
D. R. A.f. L. beſchloß, dem Verein Muſeum für Leibesübungen beizutreten.
Schwimmen.
B=ſtätigte Höchſtleiſtungen.
Die kürzlich im Duisburger Stadtbad von Erich Günther=
Göppingen geſchwommenen Zeiten von 2:51,3 für 200 Meter und 6:03,9 Ausnahme des Begrüßungsgbends, der im Warteſaal des
Haupt=
ſür 400 Meter in der Rückenlage ſind jetzt vom Deutſchen
Schwimmver=
hand als neue deutſche Rekords anerkannt worden.
Hauptverſammlung der Turngemeinde 1846.
Am Samstag, den 16. ds. Mts., hielt die Woogsplatz=
Turn=
gemeinde ihre diesjährige Hauptverſammlung ab, die einen guten
Beſuch aufzuweiſen halte und einen einmütigen Verlauf nahm.
Nach dem Eröffnungslied „O Deutſchland hoch in Ehren”
be=
grüßte der erſte Sprecher, Rechtsanwalt Kalbhenn, mit
Dankes=
worten die Erſchienenen und hielt einen kurzen Rückblick auf die
erfolgreiche Arbeit unſerer Turngemeinde. Die von Schriftführer
Knörzer verleſene Verhandlungsſchrift der vorjährigen
Haupt=
verſammlung fand Genehmigung. Ueber die in 29 Sitzungen
geleiſteten Arbeiten des Vorſtandes berichtete Schriftführer Wolff.
Zu Ehren der in ſeinem Bericht aufgeführten geſtorbenen
Mit=
glieder erheben ſich die Anweſenden. Um die Zeit, die die
Be=
richte unſerer vielen aktiven Abteilungen jeweils in Anſpruch
nahm, zu kürzen, hatte der erſte Sprecher Kalbhenn aus
ſämt=
lichen Berichten einen Bericht in gedrängter Form geliefert —
eine Neuerung, die ſich ſehr gut bewährt hat, da ja die Berichte
unſerer Abteilungen vollſtändig in unſerer Monatsſchrift
abge=
druckt werden. Aus dem Vorgetragenen konnten wir mit Freude
entnehmen, daß ſich ſämtliche Betriebe — vom älteſten bis zum
jüngſten — ſehr gut weiter= und entwickelt haben, dank der
freu=
digen, aufopfernden und uneigennützigen Arbeit unſerer
Abtei=
lungsleiter und deren Mitarbeiter. Die Anerkennung für dieſe
Getreuen klang in einem dreifachen „Gut Heil” aus. Aus dem
Rechenſchaftsbericht des Säckelwarts Nies konnten wir
entneh=
men, daß die Turngemeinde ſchwer zu kämpfen hatte durch die
allgemeine ſchlechte wirtſchaftliche Lage. Nachdem Kontrolleur
Rauch und Rechnungsprüfer Rothermel die Richtigkeit der
Rech=
nung 1924 feſtgeſtellt, wurde dem Säckelwart Entlaſtung erteilt.
Der Kaſſenvorbericht für 1925 legt uns die Verpflichtung auf, zu
ſparen wo es nur geht. Einige eingegangene Anträge wurden
z. K. angenommen, oder abgelehnt. Zu Ehrenmitgliedern
wur=
den ernannt: Turner, 1. Kreisvertreter Schulrat Schmuck, Wilh.
Geyer und Gg. Sauerwein. Als äußeres Zeichen erhielten ſie
die goldene Vereinsnadel. Infolge 25jähriger Mitgliedſchaft
er=
hielten die ſilberne Vereinsnadel die Turner Fritz Krämer,
Lud=
wig Graf, Ad. Herbert, Robert Hieronymus, H. Hohmann, Pet.
Stephan, Hch. Voltz, Rich. Schott und Ad. Bauſcher. Ein „Gut
Heil” galt den treuen Mitgliedern. Die Neuwahl des Vorſtandes
brachte einige Aenderungen und ſetzt er ſich wie folgt zu ammen:
1. Sprecher Kalbhenn, 2. Gg. Maurer, 1. Schriftführer Wolff, 2.
Gg. Schäfer, Säckelwart Ries, Kontrolleur Rauch, Bauwart
Graf, 1. Zeugwart Hch. Schwarz, 2. Th. Ploch, Vermietwart Fritz
Müller, Preſſe= und Werbewart Hch. Knörzer, Vergnügungswart
Engel, Redewart Schinnerl, Bücherwart Meyer, Tiewart Röder,
Den ausgeſchiedenen Vorſtandsmitgliedern galt der herzlichſte
Dank des erſten Sprechers. Dem Vorſtand gehören weiterhin
noch die Abteilungsleiter an und zwar: Die Turnwarte Bauſcher
und Zimmermann, Frauenturnwart Biſchoff, Jugendturnwart
Heid. Schwimmwart Bingel, Singwart Reichert, der Vertreter
für Fechten Weißmann, für Winterſport Löffler, für Tennis Bert,
außerdem hat noch Sitz und Stimme Oberturnwart Hofferbert.
Beim letzten Punkt: Verſchiedenes, erinnert Schinnerl daran,
daß die regelmäßigen Monatsverſammlungen wieder eingeführt
ſeien, er bittet herzlichſt um recht zahlreichen Beſuch. Hch. Müller
wirbt für die deutſche Turnzeitung, das offizielle Organ der
Deutſchen Turnerſchaft. Nachdem noch der erſte Sprecher allen
Stiftern und Gönnern den herzlichſten Dank der Turngemeinde
ausgeſprochen, ermahnt er, treu zur edlen deutſchen Turnſache zu
halten, zum Wohle unſerer Turngemeinde und unſeres geliebten
Vaterlandes, und ſchließt um 11 Uhr die gut verlaufene Haupt=
K.
verſammlung.
Hallenſportfeſt der D. T. in Berlin.
Der Kreis IIIb der Deutſchen Turnerſchaft führte geſtern in
der Arena am Kaiſerdamm ein Hallenſportfeſt durch, das trotz
der im Sportpalaſt ſtattfindenden Sechstagerennen einen
Maſſen=
beſuch aufwies. Gut 5000 Beſucher verfolgten die ausgezeichneten
turneriſchen und ſportlichen Darbietungen mit großem Intereſſe.
Die Ergebniſſe: 10. Runden=Verfolgungsſtaffel: 1.
Turngemeinde Berlin 4:18 Min. Hochſprung für Damen: 1. Frl.
Tetſch=Berlin=Steglitz 135 Meter. 3 mal 1000 Meter=Staffel:
1. Karlsruher T. V. ohne Zeit;, der als Erſter einlauſende T. V.
Niedererlenbach (8,14 Min.) wurde diſtanziert. 4 mal 100 Meter=
Staffel für Turnerinnen: 1. Vorwärts Berlin 556 Sek. 4 mal
400 Meter=Staffel: 1. Tumgemeinde Berlin 3:43,6 Min.
Hoch=
ſprung: 1. Kantorowicz=Berliner Turnerſchaft 1:77,5 Meter.
3000 Meter=Lauf: 1. Bracht Lichterfelde 9:21,2 Min. 10 mal
75 Meter Pendelſtaffel: 1. Turngemeinde Berlin 1:31,2 Min.
80 Meter=Lauf: 1. Trab=Wittenau 9,2 Sek. 80 Meter Hürden:
1. Anton=ASV. Berlin 11,8 Sek. Stabhochſprung: 1. Wegener=
Dortmund 3,60 Meter. 1000 Meter: 1. Oel=Schwarz=Weiß Eſſen
2:42 Min. Kugelſtoßen: 1. Lignau=Hannover=Dortmund 1292
Meter. Kugelſtoßen für Damen: 1. Frl. Garſſe=Niederlehne
10,67 Meter.
Schießſport.
Heſſiſcher Schießſport=Verband.
Am geſtrigen Tage wurde, wie jeden Sonntag, das
Pobal=
ſchießen fortgeſetzt. Alles war in Bewegung und bemühte ſich,
die koſtbaren Punkte einzuheimſen. Eine Ueberraſchung gab es.
indem Schneider ſich von Berghöfer ſeine Punäte holde. Die
Schuld jedoch daran trug ein Schütze, der Berghöfer ſein
Ge=
wehr, welches er ſich für die ſtehende Uiebung eingeſchoſſen hatte,
nahm und es verſtellte. Berghöfer hat keinen Proteſt erhoben
und iſt das Reſultat demzufolge gültig. Rohde holte ſich ſeine
Punkte von Ritſcher und Schütze dieſe von Grimm. Im großen
Ganzen iſt der geſtrige Sonntag als ein Tag eifrigen Uebens
zu verzeichnen, und wenn es auch kalte Finger und Füße gab,
ließen es ſich auch Mitglieder, die nicht das Pokalſchießen
be=
ſtritten, nicht nehmen, ihr Können zu erproben, und ſieht man
daran, daß ein gutes Beiſpiel anregend wirkt und Anhänger
bringt. Die Tabelle iſt folgende:
Berghöfer
Schütze
Grimm
Rohde
Schneider
Schäfer
Stahl
Laumann
Ritſcher
Des weiteren iſt zu erwähnen, daß der Proteſt Schütze
an=
erkannt und entſchieden wurde, daß Schütze ſeine Uebung
wieder=
holen kann. Das Reſul at von Berghöſer bleibt aufrecht
erhal=
ten. Laumann darf, nachdem die Gründe, die vorgebracht
wur=
den, ſtichhaltig ſind, ſeine Uebungen nachholen und wird die
Tabelle dadurch, wie ſchon heute, ſich etwas ändern. Im großen
ganzen wird der kommende Sonntag den Abſchluß der erſten
Runde bringen. Wir hoffen, daß in der Endrunde die Reſultate
ſich zugunſten der Tabellenietzten wenbet und dieſe den anderen
Gut Schuß unſerm Sport!
den Sieg erſchweren werden.
Waſſerſport.
Verlegung des Deutſchen Kanu=Verbandstages.
Der Deutſche Kanu=Verband hat im Einvernehmen mit dem
Oberrhein= und Mainkreis beſchloſſen, den urſprünglich auf Ende
Februar in Frankfurt a. M. angeſetzten Deutſchen Kanu
Ver=
bandstag auf die Tage vom 19. bis 21. März zu verlegen. Mit
bahnhofes ſtattfindet, gehen alle anderen Sitzungen etc. im Hotel
„Frankfurter Hof” vor ſich.
Reich und Ausland.
Für die Kriegsblinden.
In einer Kriegsblindenverſammlung ſprach Oberlehrer Meiſter,
Nürnberg, der ſelbſt im Weltkrieg das Augenlicht verloren hat. Heute,
faſt acht Jahre nach Kriegsſchluß, laſſe die Verſorgung der
Kriegs=
blinden noch zu wünſchen übrig. Den beſonderen Verhältniſſen der
Blindheit trage das Verſorgungsgeſetz nicht genügend Rechnung. So
ſei bei der Pflegezulage der Sinnesverluſt mit dem Gliederverluſt
gleich=
geſtellt, während doch jedermann anerkennen müſſe, daß der Verluſt
beider Augen ganz anders zu bewerten ſei, wie bei einem Beſchädigten,
der beiſpielsweiſe einen Arm oder ein Bein verloren habe. Letzterer ſei
noch zur Entwicklung und Verwertung höchſter geiſtiger Fähigkeiten in
der Lage, während dem Blinden dies nur beſchränkt, und dann nur
unter Haltung von guten und teueren Hilfskräften möglich ſei. Dieſen
Beſonderheiten könnte die Gewährung einer
Erblindungs=
zulage Milderung bringen. Pflicht der Regierung ſei es, den
Frauen dieſer Blinden, denen ſchon frühzeitig durch Sorge der Scheitel
gebleicht und das Geſicht gefurcht werde, geſetzlich in allen
Kriegsblin=
dentodesfällen eine Hinterbliebenenrente zu geben. Auch ſchilderte
Red=
ner die Notwendigkeit, gerade den Kriegsblinden geſunde
Wohnungs=
verhältniſſe zu bieten. Durch Reichung von Baudarlehen (Staat) und
Freigabe von Siedlungsgelände (Stadt) ſollte dieſe Frage möglichſt
entgegenkommend behandelt werden. Als gute Beiſpiele wurde die
Negelung von Bahern und Preußen angeführt.
Brand im Stadtturm. — Ein Todesopfer.
M. Meiſenheim. Freitag nacht, kurz nach 2 Uhr, brannte
es im Turm der alten Stadtmauer, der ſchon ſeit längerer Zeit zu
Wohnzwecken eingerichtet und auch bewohnt war. Das Feuer konnte
dank dem tatkräftigen Eingreifen der hieſigen Feuerwehr auf ſeinen
Herd beſchränkt bleiben. Der in den oberen Räumen des Turmes
woh=
nende Konrad Hermann, etwa 70 Jahre alt, fand den Tod in den
Flammen. Er wurde völlig verkohlt in ſeinem ganz ausgebrannten
Wohnraum aufgefunden. Ein Bruder des Unglücklichen, der in den
unteren Näumen wohnt, gewahrte den Brand erſt, als dieſer ſchon eine
größere Ausdehnung angenommen hatte.
Ein neuer Maſſenprozeß wegen Landfriedensbruch.
c. Berlin. Die „Voſſiſche Zeitung” meldet aus Kottbus, daß
die dortige Staatsanwaltſchaft gegen 35 Arbeiter Anklage wegen
Landfriedensbruch erhoben hat. Die Arbeiter werden
be=
ſchuldigt, am 2. Oktober 1925 in Finſterwalde einen Stahlhelmfackelzug
überfallen zu haben. Zum bevorſtehenden Prozeß ſind von der
Staats=
anwaltſchaft 85 Zeugen geladen worden, während die Verteidigung der
Angeſchuldigten die Ladung von über 100 Entlaſtungszeugen beantragt
hat. Es wird mit einer mehrwöchigen Dauer des Prozeſſes gerechnet.
Houbens Empfang in New York.
Wohl kaum hat bei den Sportsleuten der Vereinigten Staaten der
Start eines Ausländers ſo intereſſiert wie der des deutſchen
Meiſter=
läufers Hubert Houben. Die geſamte New Yorker Tagespreſſe
berichtete ſchon wochen= und tagelang vor der Abfahrt von dem „
deut=
ſchen Schnellauf=Wunder”, und ſo kommt es nicht überraſchend, wenn
ſich die Ankunft von Houben in New York zu einem Ereignis geſtaltete,
an dem ſozuſagen ganz New York lebhaft intereſſiert war. Der geſamte
Vorſtand des Millroſe Athletic=Club und eine große Anzahl ſeiner
Mit=
glieder, viele Reporter und Photographen der New Yorker und Neiv
Jerſeher Preſſe waren mit Erlaubnis der Hafenbehörden ſchon am
frü=
hen Morgen des Freitag der „Deutſchland” bis zur Quarantäneſtation
auf Staten=Jsland, am Eingang des New Yorker Hafens,
entgegenge=
fahren. Das Erſtaunen über die gewaltige Kundgebung für den
deut=
ſchen Sportsmann war unter den Paſſagieren des Dampfers nicht
min=
der groß wie bei Houben ſelbſt, der, wie er ſich ausdrückte, ſeine
kühn=
ſten Erwartungen übertroffen ſah. Nach der gegen 11 Uhr
vorgenom=
menen Zoll= und Paßreviſion ſowie der ärztlichen Unterſuchung ſetzte
die „Deutſchland” ihren Weg fort und legte pündtlich um 3 Uhr an dem
neuen Pier an der New Yorker Weſtſeite gegenüber von Hoboken an.
Hier war die B grüßung Houbens noch weit eindrucksvoller; es herrſchte
ein geradezu lebensgefährliches Gedränge, denn alles wollte den Beſieger
von Paddock und Murch’ſon ſehen. So war alſo die Ankunft Houbens
ein verheißungsvoller Auftakt, und es iſt nur zu wünſchen, daß guch der
erſte Start des Crefelders am 4. Februar den Ausgang nimmt, den man
im Intereſſe der ſportlichen Weltgeltung Deutſchlands erhofft.
Proteſt gegen den Verkauf der ruſſiſchen Kronjuwelen.
DD. Paris. Wie verlautet, beabſichtigen die ruſſiſchen
Monar=
chiſten, gegen den Verkauf der Kronjuwelen des ehemaligen Zarenhauſes
durch die Sowjetbehörden Einſpruch zu erheben. Die Moskauer
Re=
gierung hofft, durch den Verkauf der Kronjuwelen etwa drei Milliarden
Geldrubel einzunehmen, die genügen würden, das ruſſiſche Budget für
mindeſtens zwei Jahre ins Gleichgewicht zu bringen. Der
Zuſammen=
tritt eines Familienrates der früheren ruſſiſchen Zarenfamilie in der
Tſchechoſlowakei ſoll bevorſtehen. Wie es heißt, wolle dieſe
Verſamm=
lung bei den Juſtizminiſterien aller Länder proteſtieren denen die
Kronjuwelen zum Verkauf angeboten werden ſollten. Es verlautet,
daß ſich die Sowjetregierung zurzeit bemüht, die Kronjuwelen in Paris,
Amſterdam, London und New York zu veräußern. Der Erfolg ſoll
bisher gering ſein.
Toſelli geſtorben.
Der Komponiſt V. Toſelli iſt nach langer ſchwerer Krankheit in
einem Krankenhaus in Florenz geſtorben, wo er ſich vor kurzem einer
Operation unterzogen hatte. Toſelli wurde 1883 in Florenz geboren.
Ene ſeiner bekannteſten Kompoſitionen iſt die „Serenat.”. Viel von
ſich reden machte Toſelli durch ſeine Heirat mit der Kronprinzeſſin
Luiſe von Sachſen. Dieſer Che entſtammt ein Kind, das nach der
Scheidung Toſelli zugeſprochen wurde.
Das Sturmwetter an der ſpaniſchen Küſte.
DD. Madrid. Seit Mittwoch abend wird die ganze ſpaniſche Küſte
von orkanartigen Stürmen heimgeſucht, die von ſtarken Regenfällen
begleitet ſind. Alle Schiffe mußten in die Häfen zurückkehren. Der
ſchwere Sturm hat in den Hafenſtädten große Schäden angerichtet.
Etwa 400 Häuſer ſind ſtark beſchädigt worden. Die Telephon= und
Telegraphenleitungen ſind zum Teil unterbrochen.
Tantal für Platin.
EP. Der Leiter der chemiſchen Abteilung der Univerſität von Ohio,
Prof James R. Withrep, erklärte vor der Amerikaniſchen chemiſchen
Geſellſchaft, daß das Tantal chemiſche Eigenſchaften aufweiſe, die es als
einen vorteilhaften Erſatz für Platin erſcheinen ließen. Es hab=
1600 mal größere Lebensdauer als Platin und koſte nur den 20. Teil.
Nach ſeiner Anſicht ſollte Platin nur zu Schmuckſachen Verwendung
finden, während die Chemiker nur Tantal benutzen ſollten.
Geſchäftliches.
Der neue Zeitungskatalog, von Rudolf Moſſe.
Pünktlich zur Jahreswende iſt der große Zeitungskatalog der Annoncen=
Expedition Rudolf Moſſe für das Jahr 1926 erſchienen und hat damit
die Probe auf ſeine traditionelle alljährliche Wiederkehr, die längere
Zeit zwangsweiſe unterbrochen war, beſtanden. Die trübe Zeit
wirt=
ſchaftlicher Nöte, in die diesmal die Herausgabe des Katalogs fällt,
ſcheint, wenn nicht alle Anzeichen trügen, ihren Höhepunkt überſchritten
zu haben. Bald wird es wieder Hauptaufgabe der deutſchen
Geſchäfts=
welt ſein, den kommenden wirtſchaftlichen Aufſtieg mit allen zu Gebote
ſtehenden bewährten Mitteln vorzubereiten, um mit Erfolg in dem
all=
gemeinen Wettbewerb beſtehen zu können. Den deutſchen Kaufmann hat
ſtets und zu allen Zeiten ein geſunder Unternehmungsgeiſt und das
Streben, ſich auf dem Gebiet der wirtſchaftlichen Arbeitsmethoden zu
vervollkommenen, ausgezeichnet. Dieſes Streben hat neben dielem
anderen ſeinen unzweideutigen Ausdruck in der ausgiebigen Benutzung
der als Werbemittel erprobten Zeitungsreklame gefunden. Mögen
Werbe=
mittel anderer Art da und dort zu Verſuchen verlockt haben —
ſchließ=
lich hat die Erfahrung doch immer wieder auf den Weg der
Zeitungs=
reklame als des erfolgreichſten Nüſtzeuges des Reklame brauchenden und
verbrauchenden Kaufmanns hingewieſen. Um ſeine Pläne nach dieſer
Richtung hin feſtzulegen und auszuarbeiten, wird der neue Moſſe=Katalog
jedem Unternehmer die wertvollſte Unterſtützung bieten. Er folgt im
allgemeinen der erprobten Anordnung ſeiner Vorgänger. Der textliche
Teil iſt mit der größten Sorgfalt bearbeitet und berückſichtigt — was für
Exportinſerenten von hervorragendem Werte iſt — die ausländiſche
Tages= und Fachpreſſe in beſonderer Ausführlichkeit. Der Anzeigenteil
des Katalogs mit den eingehenden Angaben der Verleger über die
Be=
deutung und den Inſertionswert der einzelnen Blätter bietet dem
In=
ſerenten ergänzende wichtige Fingerzeige. Mit Recht wird der Moſſeſche
Zeitungskatalog ein unbedingt zuverläſſiger Führer durch das
ge=
ſamte Zeitungs= und Zeitſchriftenweſen genannt.
Wetterbericht.
Wettervorherſage für Dienstag, den 19. Januar 1926
(nach der Wetterlage vom 17. Januar):
Bei wechſelnder Bewölkung milder und ſtrichweiſe Niederſchläge.
Die Heſſiſche
tterdienſtſtelle Gießen.