Darmstädter Tagblatt 1926


08. Januar 1926

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Wöchentliche illuſtrierte Beilage: Die Gegenwart, Tagesſpiegel in Bild und Wort
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189. Jahrgang
Nummer 8
Freitag, den 8. Januar 1926.

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uſträge und Teiſt ung von Schadenerſatz. Bei
Konkurs oder gerichtlicher Beſtreibung fällt jeder
Rabatt weg. Bankkonto: Deutſche Bank und Darm=
ſtädter
8 Nationalbank.

Por derBeauftragungOr. Luthers.

* Ein Kabinett der Köpfe?
Von unſerer Berliner Redaktion.
Je näher der 8. Januar heranrückt, deſto ſtärker wird das
Werben der Demokraten und des Zentrums um die Sozialdemo=
kraten
. In Stuttgart hat ſich Herr Koch die denkbar größte Mühe
gegeben, die Sozialdemokraten für die Große Koalition zu ge=
winnen
. Auf dem Parteitag des naſſauiſchen Zentrums hat Herr
Marx das Gleiche getan. Unterſtützung erfahren beide heute früh
durch das Berliner Zentrumsorgan, die Germania, die ſich in
einem längeren Artikel ſehr eingehend mit der Regierungskriſe
auseinanderſetzt, die Debatte über die Große Koalition noch nicht
für geſchloſſen hält, dabei aber darauf drängt, daß nun endlich
gehandelt werden möge, und dann noch einmal den Sozialdemo=
kraten
vorhält, daß ſie vor der Notwendigkeit ſtänden, zwiſchen
zwei Uebeln zu wählen: zwiſchen der (kraß ausgedrückt) vor=
übergehenden
Diskreditierung der eigenen Partei bei einem Teil
ihrer Anhänger, und der gefährlicheren und, in ihren Folgen
ſchädlicheren Diskreditierung von Republik, Demokratie und Par=
lament
. Sie habe außerdem die Wahl, heißt es dann weiter,
zwiſchen ſtaatspolitiſcher und parteipolitiſcher Taktik, zwiſchen
Einfluß und Einflußloſigkeit. Dann aber kommt am Schluß des
Artikels die Abſage einer Beteiligung des Zentrums an einer
Regierung, die genötigt ſein könnte, auch die Hilfe der Deutſch=
nationalen
im Reichstag in Anſpruch zu nehmen.
Nun liegen doch die Dinge ſo, daß ein Kabinett Luther, ſo=
fern
hinter ihm di MMittelparteien ſtehen werden, ein Minder=
heitskabinett
iſt, alſo immer nur mit wechſelnden Mehrheiten
rechnen kann. Hermann Müller hat zum Beiſpiel vor ſeinen Ber=
liner
Parteifunktionären erklärt, daß die Sozialdemokratie in
außenpolitiſchen Fragen durchaus nicht in der Oppoſition bleiben
würde. Es iſt alſo hier die Möglichkeit gegeben, von Fall zu
Fall mit den ſozialdemokratiſchen Stimmen rechnen zu können,
andererſeits muß ſich in Fragen innenpolitiſcher Natur es gibt
zahlreiche, in denen die Anſchauungen der Demokraten und des
Zentrums von denen der Sozialdemokraten ſtark abweichen
ein ſtreckenweiſes Zuſammengehen mit den Deutſchnationalen er=
geben
. Das will die Germania nicht einſehen. Sie erklärt rund
heraus, ſie halte es aus innen= und außenpolitiſchen Gründen
für unmöglich, daß das Zentrum eine Regierung unterſtütze, die
auf die Mitwirkung und die Zuſtimmung der Deutſchnationalen
angewieſen iſt. Es iſt nicht anzunehmen, daß die Germania
hier im Auftrag der Zentrumsfraktion ſpricht. Dieſe will ſich
doch erſt am Sonntag über ihre weitere Haltung ſchlüſſig wer=
den
. Vielmehr dürfte es ſich hier nur um eine Stimme des lin=
ken
Zentrumsflügels handeln.
Immerhin ſcheint man auch hier keinen Ausweg mehr zu
ſehen und verfällt nunmehr auf den Gedanken, einem Kanzler
zu empfehlen, auf eigene Fauſt ein Kabinett aufzuſtellen, zu dem
dann der Reichstag Ja und Amen ſagen würde. So wird am
Schluß des Artikels geſagt: Was die praktiſche Behandlung der
Koakitions= und Regierungsfragen angeht, ſo ſollte man diesmal
einmal ernſt machen mit der ſchon wiederholt empfohlenen, aber
noch niemals angewandten Methode, daß der präſumtive Kanz=
ler
ſich ſeine Miniſter aus den für die Große Koalition in Be=
tracht
kommenden Parteien holt, ohne daß die Fraktionen mit
Einzelheiten dareinreden. Die einzig notwendige Funktion der
Parteien wäre ihre Erklärung, daß ſie keinem ihrer Mitglieder
einen Stein in den Weg legen wollen, wenn es einem Ruf zur
Uebernahme eines Portefeuilles nochkommt. Wir würden es nicht
als einen ernſthaften Abſtrich an der von uns geforderten Großen
Koalition anſehen, wenn die Frage der Bindung der Fraktion
an ein ſo zuſtandegekommenes Kabinett zunächſt offen bliebe; das
würde ſich ſchon von ſelbſt ergeben. Die Germania glaubt,
daß man dann um die bei den früheren Verhandlungen ſich ſtets
herausſtellenden Schwierigkeiten herumkommen würde, hält aber
daran feſt, daß die Miniſter aus den Parteien der Großen Koali=
tion
entnommen werden müßten. Wenn das alles ſo einfach iſt,
wie die Germania das darſtellt, dann hätte Herr Koch dieſen
Verſuch unternehmen können. Dr. Luther wird jedenfalls einen
anderen Weg gehen. Immerhin ſieht es nach den Ausführungen
des Zentrumsblattes ſo aus, als ob man im Zentrum ſich gro=
ßer
Zurückhaltung befleißigen wolle und ſich mindeſtens einer
Minderheitsregierung gegenüber nicht für gebunden erachte, auch
dann, wenn ihr Zentrumsminiſter angehören. Schon dem erſten
Kabinett Luther gegenüber vertrat das Zentrum ſtets nach außen
hin den Standpunkt, daß es nicht zur Regierung gehöre, aber
gegen die Teilnahme Brauns als Arbeitsminiſter nichts einzu=
wenden
habe. Den gleichen Standpunkt vertraten die Demo=
kraten
bei Herrn Geßler. Sollten ſich die Dinge ſo weit entwickelt
haben, daß Dr. Luther beim Zentrum, der ſtärkſten Partei einer
Kleinen Koalition, auf Abneigung gegen eine Bindung an ſeine
Regierung ſtößt, dann wird ihm ſchließlich nichts anderes übrig
bleiben, als ein Kabinett der Köpfe oder ein Beamtenkabinett
zu bilden, ein Ausweg, an den er zu allerletzt denken wird.
Die badiſchen Sozialdemokraten für die
Große Koalition.
Karlsruhe, 7. Januar.
Die ſozialdemokratiſche Partei von Karlsruhe nahm geſtern
abend in einer ſehr gut beſuchten Mitgliederverſammlung zur
Regierungsbildung im Reiche Stellung. Nach einem Reſerat
des Reichstagsabgeordneten Schöpflin, der ſich im Gegenfatz zu
Baden im Reiche für die Große Koalition einſetzte und nach einer
längeren Ausſprache, in der ſich u. a. auch der badiſche Innen=
miniſter
Iemmele für die Große Koalition ausſprach, wurde fol=
gende
Entſchließung mit allen gegen 20 Stimmen angenommen:
Die heutige Verſammlung der Sozialdemokratiſchen Partei Orts=
verein
Karlsruhe, erklärt ſich mit der Beteiligung an einer Re=
gierung
der großen Koalition im Reiche einverſtanden. Ent=
ſchließungen
mit gegenteiliger Auffaſſung wurden abgelehnt.

Rückkehr des Reichskanzlers Dr. Luther.
* Berlin, 7. Jan. (Priv.=Tel.)
Reichskanzler Dr. Luther iſt am Donnerstag in ſpäter Abend=
ſtunde
wieder in Berlin eingetroffen. Er wird vorausſichtlich
Freitag mittag beim Reichspräſidenten von Hindenburg erſchei=
nen
, um von ihm den Auftrag zur Regierungsbildung entgegen=
zunehmen
. In Berliner politiſchen Kreiſen hat ſich die Anſicht
ſtark gefeſtigt, daß die Bemühungen des Zentrums und der De=
mokraten
, die Sozialdemokraten doch noch für die Große Koali=
tion
zu gewinnen, erfolglos bleiben werden, auch dann, wenn
vom Zentrum am Sonntag der Beſchluß gefaßt werden ſollte, in
neue Verhandlungen über dieſe Frage einzutreten. Eine Beſtäti=
gung
erhält dieſe Anſchauung durch den Vorwärts, der mit
wenig Worten auf den am Donnerstag früh erſchienenen Zen=
trumsartikel
eingeht und als Antwort auf den Artikel des ſozial=
demokratiſchen
Abgeordneten Sollmann hinweiſt, der ſich
ſcharf gegen die Große Koglition ausſpricht und feſt=
ſtellt
, es müſſe bei dem Spruch der Fraktionsmehrheit bleiben.
die mit Nein geſtimmt hat. Der Vorwärts unterſtreicht
noch einmal, daß der Standpunkt Sollmanns dem der Mehrheit
der Reichstagsfraktion entſpricht.
Dr. Koch und die Große Koalition.
Berlin, 7. Januar.
Im Anſchluß an ſeine Stttgarter Rede gab Reichsminiſter
a. D. Koch einem Vertreter des B. T. folgende Erklärung ab:
Ich habe noch immer Hoffnung, daß ſich die größte Partei des
Reichstages noch beſinnen und einen Zuſtand verhindern wird,
deſſen Folgen nicht abzuſehen ſind. Der Verwirklichung dieſer
Hoffnung gilt heute ausſchließlich und allein unſere ganze Kraft
und Arbeit. Wenn die Sozialdemokratie in Oppoſition geht,
wird ſie darin mit den Kommuniſten doch nicht konkurrieren
können.
Marx auf dem Naſſauiſchen Zentrumsparteitag
Wiesbaden, 7. Januar.
Im Rahmen des Naſſauiſchen Zentrumsparteitages fand
geſtern nachmittag eine öffentliche Verſammlung ſtatt, in der
Reichstagsabgeordneter Dr. Schreiber=Münſter und Reichskanz=
ler
a. D. Dr. Marx Referate hielten. Dr. Schreiber ſprach über
deutſche Lebensfragen und Zentrumspolitik und Marx über Zen=
trumspolitik
und politiſche Lage. Reichskanzler a. D. Marx
führte u. a. aus, daß wir im letzten Jahre außenpolitiſch voran=
gekommen
wären. Der Beitritt zum Völkerbund ſei die erſte
Aufgabe der neuen Regierung, denn der Völkerbundsgedanke ſei
chriſtlich, und wenn er auch den Völkerbund für keine vollkom=
mene
Inſtitution halte, ſo gehe er doch weit über das hinaus,
was wir im Europa von 1914 gehabt hätten. Im Anſchluß daran
kam Marx auf die Veröffentlichungen des Tag über die Stel=
lenjägerei
des Zentrums beim Völkerbund zu ſprechen und er=
klärte
: Es iſt mir von einer Seite, die dem Zentrum naheſteht,
aus Genf das Erſuchen vorgetragen worden, einige Herren zu
nennen, die ich für geeignet hielte, in das Büro des General=
ſekretariats
in Genf einzutreten. Ich war gefragt worden, und
ich habe geantwortet! Und wenn ich wieder gefragt würde, würde
ich wieder antworten. Dann habe ich dem Auswärtigen Amt die=
jenigen
Namen genannt, die ich vorgeſchlagen habe. In dieſem
Zuſammenhange wies Marx darauf hin, daß das Zentrum ſeit
1919 ununterbrochen in der Regierung mitgewirkt habe, und da=
her
werde es in Zukunft mit größter Energie darauf hinwirken,
daß mehr als bisher ſeine Vertreter bei der Vergebung von Ver=
waltungsſtellen
berückſichtigt werden. Zum Schluſſe ſetzte ſich
Marx noch mit der Frage der Regierungsbildung auseinander
und ſtellte die Forderung auf Bildung der Großen Koalition von
den Sozialdemokraten bis zur Deutſchen Volkspartei.
Deutſchlands Vertreiung beim Völkerbund.
* Berlin, 7. Jan. (Priv.=Tel.)
Binnen kurzem werden die Verhandlungen zwiſchen Berlin
und Genf über die Einräumung verſchiedener Beamtenpoſten im
Sekretariat des Völkerbundes ihren Anfang nehmen. Wie neu=
lich
ſchon von amtlicher Seite mitgeteilt worden iſt, will der
Generalſekretär des Völkerbundes die Stellenbeſetzung nur im
Einverſtnädnis mit der Reichsregierung regeln. Es ſind in
letzter Zeit verſchiedene Namen von Perſönlichkeiten genannt
worden, die eventuell für die ſtändige Vertretung Deutſchlands
beim Völkerbund in Frage kämen. Es kann ſchon jetzt ſoviel ge=
ſagt
werden, daß ſich alle maßgebenden Inſtanzen darin geeinigt
haben, keinen ſtändigen Vertreter zu ernennen, das Reich ſoll von
Fall zu Fall durch den Außenminiſter vertreten werden bzw.
durch Perſonen, die mit den jeweils in Frage kommenden Pro=
blemen
durchaus vertraut ſind. Es ſei nur an die Entwaff=
nungsfrage
erinnert, für die der Außenminiſter nicht in Frage
kommt, wohl aber ein Spezialiſt auf dieſem Gebiet. Es wird
überhaupt in Kreiſen der Reichsregierung der Standpunkt ver=
treten
, daß die Auswahl für die Genfer Poſten nicht von partei=
politiſchen
Erwägungen, ſondern lediglich von ſachlichen Momen=
ten
beſtimmt werden muß. Vorläufig iſt jedoch in dieſer Rich=
tung
noch nichts geſchehen, kann auch noch nichts erfolgen, weil
erſt einmal abgewartet werden muß, welche Stellen uns der
Generalfekretär anbietet, deren Zahl jedoch ziemlich gering ſein
wird, alſo nur ein beſchränkter Perſonenkreis für die Beſetzung
in Frage kommt.

*Wohin geht der Weg in der
Tſchechoſſowakei?
Von unſerem Korreſpondenten.
B. Prag, 7. Januar.
Nach dem Ausfall der Wahlen in der Tſchechoſlowakei war es
für die alltſchechiſche Koalition kein Leichtes, eine tragfähige
Regierung zu bilden, denn die Bevölkerung des Staates hatte in
nicht mißzuverſtehender Weiſe gegen das von dieſer Koalition
während der Dauer ihrer bisherigen Herrſchaft gepflegte Syſtem
geſtimmt; dennoch hat man ſich nicht entſchließen können, mit
den Vertretern der Oppoſition unter Aufgabe des alltſchechiſchen
Herrſcherſtandpunktes zu verhandeln, und hat es vorgezogen,
eine Regierung zu ſchaffen, wie ſie kaum in einem anderen
Staate beſtehen dürfte, denn die ſie repräſentierende Koalition
umfaßt einſchließlich eines im letzten Augenblick gewonnenen
Polen 160 Abgeordnete gegenüber 140 Abgeordneten der Oppo=
ſition
. Mit dieſer Mehrheit von 20. Abgeordneten hat ſich die
Regierung konſtituiert, obzwar ihr klar ſein mußte, daß durch
das Zuſammentreffen verſchiedener Zufälligkeiten und Möglich=
keiten
es können einmal die Miniſter alle eingeſpannt und
ein paar Abgeordnete der Koalition erkrankt ſein die Oppo=
ſition
, wenn ſie lückenlos da iſt, in die Majorität verſetzt wird
und die Regierung zu Fall bringen kann. Die Geſchichte der
Parlamente aller Länder weiß von zahlreichen ſolchen Zufällen
zu erzählen, und zweifellos hat man auch in Prag ſich nicht die
Gefahren verhehlt, die eine ſo ſchwache Regierung ſtändig be=
drohen
; aber Machthunger und Drang zur Regierungslaube ſind.
in der Tſchechoſlowakei ſo ſtark ausgebildet, daß ihnen gegen=
über
die Erwägungen der Vernunft in den Hintergrund treten
mußten.
Nun, da die Parlamentsmaſchinerie wieder in Gang iſt und
die Kämpfe zwiſchen Regierungsparteien und Oppoſition ent=
brannt
ſind, geht man daran, den Verſuch einer Stärkung der
Regierung durch Einbeziehung der Slowaken zu unternehmen,
und gleichzeitig legt man fleißig Hand an das neue Wahl=
geſetz
, mit welchem man bei der nächſten wahrſcheinlich
nicht allzufernen Wahl eine Geometrie einzuführen gedenkt,
die der Oppoſition noch mehr Stimmen rauben ſoll als bei der
Wahl im November, bei welcher nur einige hunderttauſend oppo=
ſitionelle
Stimmen den Regierungsparteien zugefallen ſind.
Immerhin werden noch einige Monate vergehen, ehe es zur
Ausſchreibung von Neuwahlen kommt, und in der Zwiſchenzeit
beſchäftigt ſowohl die tſchechiſche, als auch die deutſche, ſlowakiſche
und ungariſche Oeffentlichkeit die Frage, welche Ereigniſſe ein=
treten
würden, falls ſich die Oppoſition plötzlich in die Lage ver=
ſetzt
ſehen würde, die bisherige Mehrheit überrumpeln und die
Regierung ſtürzen zu können. An dieſem Tage geriete die
Tſchechoſlowakei in eine ernſte Situation, d. h. das tſchechiſche
Volk würde die Lage für ſeinen Staat dadurch zu retten ver=
ſuchen
, daß es ſich in ſeiner Mehrheit hinter jene politiſche
Gruppen ſtellen würde, welche die Oberleitung der zweifellos
aufflammenden diktatoriſchen Bewegung übernehmen würden,
Dieſe Gruppen würden vor einem Staatsſtreich nicht zurück=
ſchrecken
und einfach die Macht an ſich reißen. Auf ſlowakiſcher
und kommuniſtiſcher Seite iſt man auf dieſe Eventualität gefaßt
und weiß, was das Gebot dieſer Stunde erfordern würde; auf
deutſcher Seite ſcheint man die Möglichkeit einer ſolchen Entwick=
lung
noch nicht für gegeben zu halten, obzwar gerade ſie mehr
als die anderen Oppoſitionsgruppen Urſache hätte, ſich gerüſtet
zu halten. Denn für ſie beſteht vermanente Gefahr: der Sturz
der Regierung läßt den Pöbel auf ſie los, und für den Fall
eines Eintrittes in die Regierung werden ſchon jetzt von tſchechi=
ſchen
Fasciſten revolutionäre Maßnahmen angekündigt.
Die Frage der de jure=Anerkennung Sowjetrußlands durch
die Tſchechoſlowakei beſchäftigt die tſchechiſche Preſſe gegenwärtig
ſtärker als ſonſt, da ſie in ein aktuelles Stadium getreten iſt.
Gegen die Anerkennung läuft die tſchechiſche Nationaldemokratie
Sturm, deren Apoſtel Dr. Kramarſch eine Erholungsreiſe nach
Aegypten im letzten Augenblick aufgegeben hat, weil er es, wie
er ſich äußerte, für ſeine Pflicht hielt, gegen die Anerkennung
zu kämpfen. Nach ſeiner Anſicht könne nur ein geeinigtes
Slawentum, ein nationales Rußland im Verbande mit
den ſlawiſchen Staaten zuſammen mit Frankreich gegenüber
Deutſchland ein Gegengewicht ſchaffen. Eines der vielen natio=
naldemokratiſchen
Wochenblätter hat mit einer Rundfrage gegen
den Bolſchewismus aufgewartet, deren Tendenz darauf hinaus=
läuft
, daß die Tſchechoſlowakei Sowjetrußland niemals de jure
anerkennen darf. Aber dieſe Rundfrage hat zu einem ſonder=
baren
Ergebnis geführt, denn ſie hat gerade das Gegenteil von
dem erzielt, was ſie erreichen wollte: die Antworten beweiſen
lediglich, daß die Hoffnung der Panſlawiſten zu denen auch die
tſchechiſchen Nationaldemokraten gehören auf ein bald erſtehen=
des
neues, nichtbolſchewiſtiſches Rußland zumindeſt ſehr gering iſt.
Für denjenigen, der die Entwicklung der Dinge aufnierkſam
verfolgt hat, beſteht kein Zweifel mehr darüber, daß trotz des
Widerſtandes der Kramarſchianer und einiger altruſſiſcher Patri=
oten
die de jure=Anerkennung Sowjetrußlands nur mehr eine
Frage weniger Wochen iſt. Denn das Intereſſe der Tſchecho=
ſlowakei
an dem enormen Abſatzgebiete zwiſchen Mitteleuropa
und dem Fernen Oſten tritt ſtark in Erſcheinung. Die Tſchecho=
ſlowakei
kann ſich nicht den Luxus leiſten, auf ein Abſatzgebiet zu
verzichten, das bereitwillig den Ueberſchuß ihrer Produktion
übernimmt. Sie wird alſo, den Kramarſchianern und Altruſſen
zum Trotz, mit Rußland nicht nur einen Handelsvertrag, ſon=
dern
auch einen Rechtshilfevertrag abſchließen.

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Seite 2

Freitag, den 8. Januar 1926

Nummer 8

7n

Oiftaturgeläſſe
Unnötige Aufregung.

Von unſerer Berliner Redaktion.
Jn letzter Zeit iſt wiederholt in der Preſſe die Frage auf=
geworfen
worden, ob es nicht das Beſte ſei, auf den Artikel 48

Lehebung der wenſoſtens. an em Gebet Zur
benutzen. In der linksgerichteten Preſſe ſind dieſe Erwägungen
als Diktaturgelüſte hingeſtellt worden. Sie haben allgemein
eine ſchroffe Ablehnung erfahren. Zur Beruhigung dieſer Blät=
ter
kann doch geſagt werden, daß derartige Pläne nirgends be=
ſtehen
, daß vielmehr die Wirtſchaft eine Diktatur überhaupt nicht
wird ertragen können. Wenn dagegen die Möglichkeiten einer
wirtſchaftlichen Diktatur erörtert wurden, ſo beſtand der Zweck
dieſer Ausführungen lediglich darin, auf das ungeheuere Aus=
maß
unſerer Wirtſchaftskriſe und ihrer Urſachen aufmerkſam zu
mechen und die Parlamente aufzufordern, Maßnahmen zu er=
greifen
, die von einem durchſchlagenden Erfolg begleitet ſind.
Die Gründe der Kriſis, mindeſtens aber ihre Ver=
ſchärfung
, liegen bekanntlich in der finanziellen Ueberbelaſtung
unſerer Wirtſchaft, die ſich zum Beiſpiel darin auswirkt, daß die
Steuereingänge weſentliche Ueberſchüſſe aufweiſen, alſo den
Schein des Reichtums vortäuſchen, während wir in Wirklichkeit
don der Subſtanz leben. Damit taucht für uns ein Momentz
außerordentlicher Gefahr auf, weil ſich für das Ausland Mög=
lichkeiten
ergeben für eine Propaganda, daß die uns auferlegten
Reparationszahlungen erhöht werden müßten. Auch der Repa=
rationsagent
Parker Gilbert hat in ſeinem letzten Bericht auf
die Steuereingänge hingewieſen. In Wirklichkeit liegen aber die
Dinge ſo, daß unſere Wirtſchaft unter der ſteuerlichen Belaſtung
bald zuſammenbricht und wir in abſehbarer Zeit mit einem ſtar=
ken
Rückgang der Eingänge zu rechnen haben. Für den Reichs=
tag
ergibr ſich alſo eine große Aufgabe daraus, die Steuerpolitik
einer grundlegenden Reviſion zu unterziehen und der tatſäch=
lichen
Leiſtungsfähigkeit unſerer Wirtſchaft anzupaſſen. Dadurch
würd= auch der Schein vermieden werden, daß wir überaus
leiſtungsfähig ſind. Wie es um die Leiſtungsfähigkeit unſerer
Wirtſchaft in Wirklichkeit ſteht, ergibt ſich doch aus der täglich
ſteigenden Zahl unſerer Arbeitsloſen und Betriebsſtillegungen.
Eine Erklärung des Präſidenten der Woodrow
Wilſon=Stiftung.
WV. New York, 7. Jan.
Der Präſident der Woodrow Wilſon=Stiftung. Davis, erklärte
geſtern abend, daß die Stiftung die Verleihung eines Preiſes für das
Jahr 1925 nicht beſchloſſen und Niemanden einen Preis angeboten habe.
Nach der Konferenz von Locarno ſei der Stiftung dringend empfohlen
worden, in irgend einer Weiſe denjenigen, die der Konferenz zu ihrem
Erfolge verholfen haben, eine Anerkennung zuteil werden zu laſſen.
Die Aufgezeichneten ſollten am 28. Dezember dem an dieſem Tage ſtatt=
findenden
Gründungsfeſte beivohnen, um die Preiſe in Empfang zu
nehmen. Der ausführende Ausſchuß der Stiftung habe indeſſen beſchloſ=
ſen
, daß es nicht tunlich und zweckmäßig ſein würde, zu dieſer Zeit
Preiſe zu verteilen. Davis erklärte weiter, wenn man ſehr gerecht ſein
wolle, ſo ſei es doch ſchwierig, zu glauben, daß Jemand welche An=
ſicht
er auch über Wilſon habe den Preis abgelehnt hätte, wenn er
ihm von der Stiftung für die Betätigung jenes Geiſtes angeboten wor=
den
wäre, der ihn in Locarno beſeelt haben müſſe. Man nehme an,
daß die deutſche Verfaſſung eine offizielle Annghnte, eines. Preiſes von
einem fremden Lande nicht geſtatte.

Dr. Sireſemann und die Wilſonſtiftung.
Berlin, 7. Januar.
Zu den Preſſemeldungen über die Zuteilung des Preiſes der
Wilſon=Stiftung an den deutſchen Reichsaußenminiſter Dr. Stre=
ſemann
erfahren wir von zuſtändiger Seite Folgendes: Das dem
deutſchen Reichsaußenminiſter von der genannten Stiftung der
Preis für das Jahr 1925 angeboten worden wäre, trifft nicht zu.
Vielleicht ſtehen die Preſſemeldungen im Zuſammenhang mit
Nachrichten, daß in gewiſſen amerikaniſchen Kreiſen der Gedanke
erwogen wurde, den Preis der Wilſon=Stiftung an die am Ver=
tragswerk
von Locarno beteiligten Staatsmänner zu verteilen
und dieſe Staatsmänner zur Entgegennahme des Preiſes für den
28. Dezember, dem Geburtstage Wilfons, nach Amerika einzu=
laden
. Ihre Verwirklichung wäre, ſoweit der deutſche Außen=
miniſter
im Frage kam, von vornherein unmöglich geweſen, weil
eine Reiſe des Leiters der deutſchen Außenpolitik nach den Ver=
einigten
Staaten von Ameriha zu dem gegebenen Termi und
auch ſpäter nach Lage der Verhältniſſe nicht in Betracht kommen
könnte.

* Heſſiſches Landestheater.
Großes Haus. Donnerstag, den 7. Januar.
Die Räuber.
Karl Moor iſt nach Schillers Worten ein Geiſt, den das
äußerſte Laſter nur reizt um der Größe willen, die ihm anhänget,
um der Kraft willen, die es erheiſchet, um der Gefahren willen,
die es begleiten: ein merkwürdiger, wichtiger Menſch, ausgeſtat=
tet
mit aller Kraft, nach der Richtung, die dieſe bekömmt, not=
wendig
entweder ein Brutus oder ein Catilina zu werden, Karl
Ferber vom Stadttheater Breslau ſpielte geſtern auf Anſtel=
lung
die Rolle. Er iſt ein Schauſpieler von gutem Mittelmaß.
Er zeigte hübſche ſchauſpieleriſche Mittel, faßte die Geſtalt mit
Verſtändnis auf und hielt bis zum Schluſſe durch. Doch er gab
keine überragende Leiſtung. Seinem Moor fehlte die in enthu=
ſiaſtiſchen
Träumen ſich ſteigernde Größe. Er war kein Führer;
er blieb ein Räuber unter den Räubern. Auch die Stimme ließ
es an Fülle des Klanges fehlen.
An Stelle von Mirjam Lehmann=Haupt gab Eliſa Tuerſch=
mann
die Amalia. Sie iſt die Schauſpielerin der ſchönen,
ſicheren Form. Mit einem ausgeglichenen Spiel verbindet ſie ein
wohlgepflegtes Organ, Vorzüge, die ihrer Amalia gut zu ſtat=
ten
kamen. Sie dürfte eine ſprachſchöne Iphigenie ſein.
Im Rahmen von Ernſt Legals wirkungsvoller Inſzenie=
rung
hinterließ die Aufführung getragen von Büttner, Nemetz,
Klupp, Weſtermann wieder einen ſtarken Eindruck.
*

71. Konzert des Darmſtädter
Kammerorcheſters.
Der Dirigent iſt doch eine nicht unwichtige Perſönlichkeit!
Das Kammerorcheſter des Jahres 1924 iſt nicht mehr wiederzu=
erkennen
. In wenig Wochen intenſiver Arbeit hat Dr. Noack
aus dem Kammerorcheſter des Jahres 1924 ganz Erſtaunliches
gemacht. Er hat geſiebt und die beſten Kräfte zu einem Streich=
körper
vereint, deſſen Leiſtungen in jeder Hinſicht erfreuliche ſind.
Reinheit, Rhythmus, Temperament iſt vorhanden, und das gar
nicht leicht zu begleitende Flötenkonzert von Joh. Joach. Quantz,
dem Lehrer Friedrichs des Großen, das der Wiesbadener Flötiſt
Kammermuſiker Danneberg in klangſchöner und techniſch
gefeilter Weiſe wiedergab, wurde vom Orcheſter mit rhythmiſcher
Präziſion und diskret begleitet. Alſo ein Fortſchritt und Erfolg,
der in allererſter Linie dem vielgewandten Dr. Noack zu ver=
danken
iſt. Er hat mit feinem Kennerblick eine Auswahl guter

Vom Tage.
Der Reichsrat genehmigte in ſeiner geſtrigen Sitzung den
deutſch=niederländiſchen Handelsvertrag und das
deutſch=ſpaniſche Wirtſchaftsproviſorium.
SDie deutſche Beſchwerde über die ungenügende Ankündi=
gung
der neuen Induſtrieſchutzabgabe wird von der briti=
ſchen
Regierung nicht als gut begründet bezeichnet. Eine dem=
entſprechende
Note werde nach Berlin abgehen.
Wie aus Wien verlautet, ſoll bei der Kabinettsumbil=
dung
auch der bisherige Finanzminiſter Ahrer ausſcheiden.
Der Chef des Sicherheitsweſens in Warſchau hat
Selbſtmord begangen. Die Gründe ſind unbelannt, doch vermutet
man größere Unterſchlagungen.
Obwohl ſchon im vergangenen Monat energiſch dementiert worden
war, daß die italieniſche Regierung, mit der Abſicht umgehe,
demnächſt die Goldwährung wieder einzuführen, wird
das Dementi doch noch einmal in der beſtimmteſten Form wieder=
holt
.
Muſſolini will Verhandlungen mit dem Vatikan
über einen Modus Vivendi einleiten, wonach dem Papſt die Möglichkeit
zu einem Verzicht auf ſeine freiwillige Verbannung gegeben werden ſoll.
In Athen ſind bisher mehr als 500 Perſonen wegen an=
geblicher
kommuniſtiſcher Umtriebe verhaftet worden. Allen oppo=
ſitionellen
Politikern iſt die Ausreiſe verboten. Fluchtverſuche
werden mit dem Tode beſtraft.
Einem Telegramm aus Durazzo zufolge plant Miniſterpräſident
Achmed Bey Zogu, der albaniſchen Republik ein Ende
zu machen und ſich ſelbſt zum König von Albanien auszu=
rufen
.
Die Finanzkommiſſion des Weißen Haufes hat die
Annahme der Schuldenabkommen mit Belgien, Tſchechoſlowakei,
Lettland, Eſtland, Italien und Rumänien empfohlen. Nur gegen das
italieniſche Abkommen wurde von verſchiedenen Mitgliedern Wider=
ſpruch
laut.
Nach Meldungen aus Peking ſteht die chineſiſche Regie=
rungskrife
unmittelbar vor ihrer Löſung. Tuantſchi zui wird zu=
rücktreten
und an ſeine Stelle ſoll Dr. Wang treten, der von den Fort=
ſchrittsanhängern
empfohlen wurde.
Die Wirſchaftsverhandlungen
mit Spanien.
Die ſpaniſchen Vorſchläge.
Am heutigen Tage ſind, wie wir erfahren, die Staatsſekre=
täre
der beteiligten Reichsminiſter zu einer auf zwei Tage berech=
neten
Beſprechung zuſammengetreten, um eine entſcheidende Prü=
fung
der von Spanien anfangs Dezember eingereichten Vor=
ſchläge
zu einem neuen Handelsabkommen vorzunehmen. Die
ſpaniſchen. Vorſchläge enthalien mehrere Liſten von Warengat=
tungen
, von denen die auf der einen enthaltenen Tarifpoſitionen
unter allen Umſtänden von der Meiſtbegünſtigung ausgeſchloſſen
ſein ſollen, während für die übrigen mehr oder weniger die
Meiſtbegünſtigung zugeſagt wird. Die Beſprechung der Staats=
ſekretäre
bedeutet zunächſt nur eine rein verwaltungsmäßige
Feſtſtellung der Einzelheiten und Tragweite der ſpaniſchen Vor=
ſchläge
. Erſt wenn innerhalb der zuſtändigen Reſſorts ein ge=
nauer
Ueberblick hierüber erreicht iſt, wird man mit den in Frage
kommenden Wirtſchaftsvertretungen in Beſprechungen eintreten.
Es läßt ſich ſchon heute voausſagen, daß eine Entſcheidung nicht
ganz leicht ſein wird. Von ſeiten der landwirtſchaftlichen Ver=
treter
befürchtet man bei Annahme der ſpaniſchen Vorſchläge neue
Schädigungen, beſonders für die deutſchen Winzer. Auf der an=
duſtrie
vernachläſſigt werden könnten. Dieſer Intereſſenkampf werden auch noch andere Miniſterien abgeſchafft werden. Die
dürfte aber bei den heute begonnenen Beſprechungen der in Frage
ſpielen.
Keine Verhaftung des Erzbergermörders.
Der unter dem Verdacht des Mordes an Erzberger in Bad
Auſſee verhaftete vermeintliche Heinrich Schulz hat nunmehr an=
gegeben
, mit ſeinem richtigen Namen Heinrich Vogt zu
heißen. Er ſei Mitglied eines Geheimbundes in Deutſchland,
fern. Infolge eidlicher Verpflichtungen könne er über ſeine per=
ſönlichen
Verpflichtungen keine weiteren Auskünfte geben. Er
erſuchte, dem Kreisgericht Loeben zugeführt zu werden, was
heute oder morgen geſchehen wird.
Das geſtern erwähnte Telegramm an das Badiſche Land=
gericht
in Offenburg iſt von einem Amtsorgan des Auſſeer Poſt=
amts
aufgegeben worden.

und gar nicht verſtaubter Muſik getroffen; zuerſt eine Suite für
Streichorcheſter, Flöte und Cembalo von Chriſtoph Graupner
(16831760), welche ſo reizvolle Muſik birgt, daß wir ſie uns ſehr
wohl als muſikaliſche Unterlage zu einer Ballettpantomime im
alten Stil denken können. In der zweiten Abteilung folgte dann
eine Sonate für 3 Violinen von Joſeph Fux (16601741) ( bear=
beitet
von Auguſt Vogt), Kraftvolle, herbe Muſik, die ihrer Wir=
kung
, trotz des abflauenden Schlußſatzes, auch heute noch ſicher iſt.
Den Schluß machte eine Kantate für Baßſolo, Streichorcheſter
und Cembalo: Der Nachtwächter von Joh. Heinrich Rolle
(17181785 Magdeburg). Die Kompoſition iſt nicht eben gar be=
deutend
; Herr Peter Schäfer ſang die Partie des verliebten
Nachtwächters mit Humor und Geſchmack. Am Klavier cemba=
lierte
diskret und taktſicher Frau Kabinettsrat Menges. O.

Wie Verlaine ſtarb.
Zu ſeinem 30. Todestage, 8. Januar.
C. K. Drei Jahrzehnte ſind am 8. Januar ſeit dem Tage
dahingegangen, an dem Frankreichs größter Lyriker, Paul Ver=
laine
, in einer elenden Wohnung, die er mit einer übel berufenen
Frau teilte, ſein durch zahlloſe Ausſchweifungen zerſtörtes Leben
aushauchte. Er war 51 Jahre alt geworden und hatte der Welt
Verſe geſchenkt von einem Wohllaut und einer zarten Melan=
cholie
, die unvergänglich weitertönen werden und auch in unſe=
rem
Schrifttum durch meiſterhafte Ueberſetzungen fortleben. In
Deutſchland iſt die Bedeutung Verlaines faſt früher erkannt
worden als in ſeiner Heimat, denn der Deutſche hat ja ein be=
ſonders
feines Organ für Lyrik, und unſere beſten Dichter haben
darin gewetteifert, dieſe Verſe der deutſchen Sprache zu gewin=
nen
. Eine Sammlung dieſer Meiſterüberſetzungen hat Stephan
Zweig in der vorzüglichen Verlaine=Ausgabe des Inſel=Verlags
geſammelt. Dieſe Ausgabe bringt ſeine ſo tiefperſönlichen Be=
kenntnisſchriften
, die bezeichnend Beichten. Meine Gefäng=
niſſe
, Meine Spitäler heißen. Die letzten Tage Verlaines, die
den ergreifenden Abſchluß dieſes tragiſchen Beheme=Daſeins bil=
den
, werden hier von Cazals und Guſtave Le Rouge geſchildert.
Der früh gealterte Verlaine war in ſeinen letzten Jahren die
bekannteſte Figur im Lateiniſchen Viertel von Paris. Mit dem
Hut quer über dem nackten Schädel, das lahme Bein hinter ſich
am Stocke mühſam herziehend, ſtapfte er von Café zu Café, ſtets
von Schmarotzern und Literaten unmringt. Das grüne Gift,
der Abſynth, war ihm Lebensbedürfnis, und ſolange der Rauſch
noch milde war, erging er ſich in melancholiſchen Geſtändniſſen
und ſchrieb Gedichte, die er dann ſchnell zu einem Verleger trug,
um ein 100 Sous=Stück als Vor
ß zu erhalten. Fühlte er ſich

Stalins Sieg.
Das Ringen um die Wirtſchaftspolitik der
Sowjetunion.
* Moskau, 7. Japar. (Priv.=Tel.)
Der diesjährige Parteitag der ruſſiſchen kommuniſtiſchen
Partei ſtand von Anbeginn im Zeichen der Senſation. Der bis=
her
allmächtige Sinowjew hatte auf dem vorjährigen Parteitag
durchgeſetzt, daß der nächſte in Petersburg ſtattfinden ſoll. Es
war ein Zeichen für den ſinkenden Stern Sinowjews, als die
Parteileitung vor kurzem dieſen Parteibeſchluß dahin abänderte,
daß als Tagungsort des Kongreſſes der Kreml in Moskau feſt=
geſetzt
wurde. Eingeweihte Moskauer Stellen behaupteten, daß
dies als ungünſtiges Omen für Sinowjew aufzufaſſen ſei. Der
Verlauf des Kongreſſes hat ihnen recht gegeben. Der Kernpunkt
der Streitfrage zwiſchen Petersburg und Moskau beſtand in dem
Dualismus der Bolſchewiſtengewalt, in dem Nebeneinandergehen
und Nebeneinanderregieren des Sowjetſtaates und der Zentral=
exekutive
der kommuniſtiſchen Partei. Das Streitobjekt war die
Wirtſchaftspolitik des ruſſiſchen Staates. Die Parteileitung der
ruſſiſchen bolſchewiſtiſchen Partei ſpaltete ſich in zwei Gruppen,
deren erſte, mit Stalin, Rykow, Bucharin. Tomſki und Trotzki an
der Spitze, für die Konzentration aller Kräfte zur Reorgani=
ſation
der ruſſiſchen Wirtſchaft eintrat. Die zweite Gruppe wurde
gebildet von Sinowjew, Kamenew, Sokolnikow und der Witwe
Lenins. Dieſe Gruppe nahm Oppoſitionsſtellung ein und arbei=
tete
auf ſtärkere Betonung des kommuniſtiſchen Prinzips im
Sowjetſtaat hin. Schon die in den erſten Tagen der Kongreß=
tagung
ſtattgefundene Wahl des Präſidiums brachte eine klare
Scheidung der Geiſter. Es erwies ſich, daß Sinowjew und ſeine
Gruppe keine Ausſichten hatte, durchzudringen. Die Zuſammen=
ſetzung
des Präſidiums beweiſt denn auch, daß Stalin einen
vollen Sieg davongetragen hat. Sinowjew und Kamenew, die
bisher an zweiter und dritter Stelle geſtanden haben, wurden auf
den fünften und ſechſten Platz verwieſen. Die erſten vier Plätze
des Präſidiums nehmen ſämtlich Anhänger Stalins ein. Der
Einfluß der Oppoſitionsgruppe iſt demnach ganz erheblich herab=
gemindert
worden. Die Wahl Trotzkis in das Präſidium ſoll
zwar ſeine offizielle Rehabilitierung bedeuten, faktiſch gewinnt
aber Trotzki durch dieſen Wahlausfall kaum weſentlich an Einfluß.
Es ſteht zu erwarten, daß die geſamte Innen= und Außen=
politik
Rußlands nunmehr in der Richtung des Stalinſchen Pro=
gramms
gehen wird. In erſter Linie handelt es ſich hierbei um
die Reorganiſation der Wirtſchaft. Die Lage der Wirtſchaft iſt
Berlin, 7. Januar. ſehr ernſt. Die paſſive Bilanz des abgelaufenen Wirtſchaftsjahres
hat die ruſſiſche Valuta ſtark bedroht. Die Beſtrebungen, die
Handelsbilanz wieder aktiv zu geſtalten, und das Ringen um die
Unabhängigkeit Rußlands vom Auslande in wirtſchaftlicher Be=
ziehung
werden die Leitſätze der neuen ruſſiſchen Politik ſein.
Um aber zunächſt eine entſprechende Grundlage für die Durch=
führung
des zweiten Programmpunktes zu ſchaffen, wird eine
Verſtärkung der Handelsbeziehungen mit dem Auslande einſetzen.
Die wichtigſte Frage, die hierbei gelöſt werden muß, iſt die
Kreditfrage. Das Endziel der Sozialiſierung wird dabei von
der kommuniſtiſchen Partei der Union nicht vergeſſen, man iſt
lediglich aus der ſchwierigen Wirtſchaftslach heraus gezwungen,
mit dem europäiſchen Großkapital in nähere Verbindung zu
treten.
Pangalos' Programm.
TU. Athen, 7. Januar.
Die erſten Maßnahmen, die General Pangalos ergriffen hat,
um die Wirtſchaftslage Griechenlands zu beſſern, ſind die Ab=
ſchaffung
des Miniſteriums für öffentliche Unterſtützung, ſowie
deren Seite befürchtet die Induſtrie, daß die Intereſſen der In= die Entlaſſung zahlreicher überzähliger Beamten. Wahrſcheinlich
Handelsreiſenden werden mit einer beſonderen Steuer verſehen
kommenden Staatsſekretäre noch keine ausſchlaggebende Rolle werden. Die Mönche unter 50 Jahren ſollen aus den Klöſtern
vertrieben und die Zulaſſung neuer Mönche unterſagt werden.
In einer neuen Botſchaft erklärt General Pangalos, daß er
die fundamentalen Grundlagen der Verfaſſung, durch die die
Graz, 7. Januar. Nepublik eingeführt wurde, achten, jedoch die geſamten verfaſ=
fungsmäßigen
und geſetzmäßigen Vollmachten in ſeiner Hand
vereinen werde, um die Geſchäfte des Landes in voller Ordnung
und nach ſeinem eigenen Programm durchzuführen. Das ſei die
Konſolidierung der Republik und die Rückkehr des Landes zu
normalem und geſundem parlamentariſchen Leben. Die Regie=
ſtehe
aber dem Norde an Erzberger vollkommen rung habe ihren Charakter nicht geändert. Sie ſei nicht ein
Militärkabinett geworden, im Gegenteil habe ſogar der frühere
Chef des Marineweſens auf ſein Amt verzichtet. In der äußeren
Politik werde keine Aenderung eintreten. Die Regierung halte
es für ihre Pflicht, die Stellung Griechenlands zum Völkerbund
aufrecht zu erhalten. Die Regierung trachte, eine friedliche Rege=
lung
des Flüchtlingsproblems herbeizuführen und halte den
Völkerbund für die Aufrechterhaltung des Friedens für notwendig.
zu elend, dann zog er ſich ins Spital zurück, wo ihn die Aerzte
und Studenten kannten. Aber bald wurde es ihm auch hier zu
langweilig; die Sehnſucht nach Alkohol lockte ihn heraus, und
ſo nahm er ſein altes Leben wieder auf. Man hatte ihn zum
Fürſten der Dichter gekrönt, und ſtolz auf dieſe Würde, be=
ſchloß
er noch zuletzt, zu einem ſeßhaften Leben zurückzukehren,
fand Aufnahme in einer kleinen Zweizimmer=Wohnung bei ſeiner
ehemaligen Geliebten Eugenie Krantz. Hier verſchlimmerte ſich
gegen Ende des Jahres 1895 ſein Zuſtand; ſein krankes Bein
ſchwoll an, eine ſchwere Erkältung warf ihn aufs Krankenlager.
Am 5. Januar brachten ihm Freunde noch die Korrekturen ſeines
letzten Gedichtes Tod, das er in einer Vorahnung geſchrieben
hatte. Sonſt ließ die zänkiſche und eiferſüchtige Frau nur wenige
Freunde zu ihm. Als der Arzt gerufen wurde, erkannte er den
Zuſtand als hoffnungslos. In der Nacht vom 7. zum 8. Januar
ſtürzte er aus dem Bett, und da Eugenie zu ſchwach war, ihn
wieder hineinzuheben, verbrachte er die letzte Nacht ſeines Le=
bens
am Boden liegend, kaum durch Decken vor Kälte geſchützt.
Als gegen 8 Uhr morgens einige Freunde in die Wohnung ein=
drangen
, verließ ſie ehen ein Prieſter, der auch zu ſpät gerufen
worden war. Dem in Elend und Einſamkeit Dahingeſiechten
bereitete nun das offizielle Frankreich ein glänzendes Leichen=
begängnis
. Die Herren der Akademie, darunter Coppée und
Barres, hielten ſchwungvolle Anſprachen, eine große Menſchen=
menge
hatte ſich eingefunden, und unter Blumen und Kränzen
verſchwand der arme Leichnam des großen Dichters in der Gruft
von Batignelles.
Bühnenchronik.
Intendantenkriſe in Mannheim. Blätter=
meldungen
zufolge beabſichtigt der Intendant des Mannheimer
Nationaltheaters, Francesco Sioli, ſeinen derzeitigen Poſten
mit einem anderen zu vertauſchen. Wie verlautet, ſoll er mit
dem Kölner Schauſpielhaus Verhandlungen wegen Uebernahme
der Leitung desſelben angeknüpft haben.
Paul Hindemith arbeitet zurzeit an ſeiner neuen Oper
Cardillac, deren wirkungsvolles Textbuch Ferdinand Lion
zum Verfaſſer hat. Die Uraufführung dieſes abendfüllenden
Werkes, das ganz neue Perſpektiven für den modernen Opernſtil
eröffnet, wird vorausſichtlich noch in der laufenden Spielzeit
ſtattfinden.
Uraufführung in Prag. Das Deutſche Landes=
theater
in Prag bereitet, wie uns geſchrieben wird, die Urauf=
führung
eines muſikaliſchen Luſtſpiels Die Mama vom
Ballett von Ernſt Nadler und Rudolf Stadler, Muſik von
Vernhard Grün, in der zweiten Januarhälfte vor. Der Hand=
lung
liegt Biſſons Schwank Madame Bonivart zugrunde.

Entdecku
ue Be

[ ][  ][ ]

Nummer 8

Freitog, den 8. Januar 1926

Seite 3

Beittre Aasdemung ber
Die Frankenfälſcher=Affäre.
Weitere Vernehmungen.
Budapeſt, 7. Januar.
Aus der Verwandtſchaft und aus dem näheren Freundes=
kreiſe
des Prinzen Windiſchgrätz wurden geſtern von der Staats=
anwaltſchaft
acht Perſonen verhört, darunter der Schwager des
Prinzen Graf Szerhenyi. Die Vernehmung dauerte bis in die
ſpäte Nacht. Für heute ſind 35 weitere Perſonen durch die Staats=
anwaltſchaft
, zum Teil als Beſchuldigte, zum Teil als Zeugen,
geladen. Der rechtsradikale Abgeordnete Ulain bezeichnete.
Journaliſten gegenüber als vollkommen unſchuldig. Die Franken=
fälſcher
nannte er im übrigen Nationalhelden. Ungarn ſtehe
nämlich mit den Nachbarn und den Großmächten auf dem
Kriegsfuße und im Kriege ſei alles erlaubt. Die Nachforſchungen
der franzöſiſchen Kriminalbeamten haben zur
Entdeckung verſchiedener militäriſcher Formationen
geführt, die außerhalb verſchiedener Miniſterien ſtanden, aber
ihre Befehle von Militärzentralanſtalten erhielten und von ak=
tiven
Militärperſonen verwaltet wurden. Viele dieſer Forma=
tionen
ſollen mit den Frankenfälſchungen in unmittelbarem Zu=
ſammenhang
ſtehen. Auf dieſe Weiſe erklärt man ſich auch, daß
die Nachforſchungen der Kriminalpolizei in der Druckerei des
kartographiſchen Inſtituts auf Schwierigkeiten ſtießen. Obwohl
die Druckerei dem Finanzminiſterium unterſteht, verwehrte eine
Militärwache der Polizei den Eintritt. Der Kommandant des
Inſtituts, ein Generalſtabsoberſt, erklärte, daß für dieſe Ab=
teilung
des Finanzminiſteriums nur Verſügungen der Militär=
behörden
maßgebend ſeien. Nur auf Grund nachdrücklicher In=
tervention
der franzöſiſchen Kommiſſion bei der Regierung konnte
dann die Durchſuchung durchgeführt werden, wobei ſeſtgeſtellt
wurde, daß in dem Inſtitut im Laufe der letzten Jahre viermal
Fälſchungen von fremden Banknoten verſucht worden waren.
Beſchuldigungen gegen den Berliner
ungariſchen Geſandten.
* Berlin, 7. Januar. (Priv.=Tel.)
Die Voſſiſche Zeitung veröffentlicht eine Wiener Meldung, wonach
der Berliner ungariſche Geſandte Kanya eine weſentliche Rolle in
der Frankenfälſchungsaffäre geſpielt haben ſoll. Er ſei der Berliner
Vertrauensmann der ungariſchen Raſſenſchützler und ſei auf die erſte
Nachricht der Entdeckung der Fälſchungen nach Budapeſt abgereiſt, um
dort für ſeine Freunde, den Landespolizeichef Nadoſſy, den Prinzen
Windiſchgrätz und andere kompromittierte Perſonen zu intervenieren.
Daß Kanya, ſo ſchreibt die Voſſiſche weiter, der nur im Nebenamt
ungariſcher Geſandter in Berlin, im Hauptamt aber Förderer des
Albrechtputſches und der Verbindungsmann der Raſſenſchützler in Deutſch=
land
iſt, iſt doch wohl, eine Selbſtverſtändlichkeit. Im Intereſſe der
deutſch=ungariſchen Intereſſen liegt es, wenn die ungariſchen amtlichen
Stellen möglichſt umgehend zu der Behauptung der Voſſ. Zeitung
Stellung nehmen.
Die Vernehmung des Polizeichefs Nadoſſt.
EP. Budapeſt, 7. Januar.
Nach der Vernehmung des Prinzen Windiſchgrätz erfolgte
das Verhör des früheren Landespolizeichefs Nadoſſy. Die Aus=
ſagen
ſotvohl Nadoſſys wie des Prinzen Windiſchgrätz ſtimmen
im großen und ganzen überein bis auf einen Punkt. Nadoſſy
proteſtiert dagegen, daß Windiſchgrätz ihm gegenüber von den 10
Stück 1000 Frankennoten, die der Kammerdiener Kovaes dem
Prinzen gezeigt hätte, Erwähnung getan habe. Die Staatsan=
waltſchaft
wird noch im Laufe des heutigen Tages Windiſchgrätz
und Nadoſſy gegenüberſtellen, um dieſen Punkt aufzuklären.
Der Oberbeamte des kartographiſchen Inſtituts, der heute
vormittag von der Polizei eingehend vernommen wurde, iſt nach
Abſchluß des Verhörs der Staatsanwaltfchaft eingeliefert wor=
den
. Sein Name wird vorläufig geheim gehalten, es dürfte ſich
jedoch um einen Miniſterialrat handeln. Ferner verhaftete die
Budapeſter Polizei heute früh den Vizepräſidenten der Ungari=
ſchen
Nationalen Vereinigung, Szörcſey; der Präſident der Ver=
einigung
iſt der bekannte ungariſche Politiker und geweſene Mi=
niſter
Perenyi. Dagegen hat die Budapeſter Polizei noch immer
keinen Steckbrief gegen den flüchtigen Leiter des kartographiſchen
Inſtituts, Generalſtabsoberſt Laczkovies, erlaſſen, den einer der
im Haag Verhafteten als ſeinen eigentlichen Auftraggeber be=
zeichnet
hat. Laczkovies gehört dem allerengſten militäriſchen
Stab des Reichsverweſers Horthy an.

* Federers Regina Lob und
Zahns Frau Sixta‟
Von D. Dr. M. Schian.
Die beiden weitbekannten Schweizer Dichter haben Ende
1925 jeder eine neue Erzählung erſcheinen laſſen. Und beide
haben ihren Werken als Titel den Namen einer Frau gegeben.
Sie haben damit natürlich ſagen wollen, daß die Frau, deren
Namen ſie nennen, den Mittelpunkt ihrer Geſchichte bildet. Tat=
ſächlich
handelt es ſich beide Male um nichts anderes als um
die Geſchichte dieſer Frau, beſſer noch, um das aus dieſer Ge=
ſchichte
ſich ergebende, in ihr ſich abzeichnende Charakterbild. Es
iſt von hohem Intereſſe, dieſe beiden Geſtalten zu vergleichen.
Das Aeußere der Erzählung ſtreife ich nur mit wenigen
Worten. Einen Arzt läßt Federer die Geſchichte ſeiner
Jugendfreundin Regina Lob erzählen. Als Kind, als junges
Mädchen, als Braut, als Frau, als Pflegerin ihres dahinſiechen=
den
Mannes, als Jungverwitwete ſchildert er in ſeinen Selbſt=
bekenntniſſen
den Gegenſtand ſeiner Neigung und Verehrung,
nachher (als der andere, der Freund, ſie zur Braut gewinnt),
ſeiner Feindſchaft, ſchließlich doch ſeiner Sehnſucht und Liebe.
Die Erzählung ſchließt mit dem Ausblick auf ſpätere Vereini=
gung
. Ganz anders iſt der Gang der Dinge bei Zahn. Er
beginnt ſeine Erzählung erſt, als Frau Sixta, Inhaberin einer
großen Gaſt= und Landwirtſchaft hoch oben im Alpenland, nach
dem Tod ihres dem Trunk ergebenen Mannes allein daſteht,
hochgeachtet in der ganzen Gegend als eine Frau von beſonderem
Schlag, von großer geſchäftlicher Tüchtigkeit, von anerkannter
Rechtlichkeit, von ſelbſtloſer Gerechtigkeit. Ein heimatlos ge=
wordener
Wanderer, der einſtmals Student geweſen und nach=
her
aus dem Geleiſe geworfen war, ein verſonnener Träumer,
viel jünger als Frau Sixta, kehrt bei ihr ein und bleibt dort
haften. Frau Sixta faßt eine große Liebe zu ihm und man
muß wohl ſo ſagen ſie heiratet ihn. Aber zwiſchen ihm und
Frau Sixtas heimkehrender Tochter aus erſter Ehe ſchlingt die
Liebe mit unwiderſtehlicher Kraft ein enges Band. Die Lage
wird unhaltbar. Da zerhaut Frau Sixta mit ſtarkem Willen
den Knoten. Sie läßt Mann und Tochter miteinander übers
Meer ziehen und ſchafft ihnen drüben Heimat und Arbeit. Sie
aber bleibt, entſagend, allein zurück.
Zwei Frauengeſtalten: beide in ihrer Art ausgezeichnet;
beide wirkliche Charaktere. Man vergleiche doch einmal allein
an dieſen Geſtalten die innere Kraft der Dichtung der beiden
Schweizer mit der unſerer Dutzendſchriftſteller. Man ſuche in
allen den Bänden, der jetzt mit einem Male wieder gefeierten

Raba geſieht.
EP. Budapeſt, 7. Januar.
Der Sekretär des Prinzen Windiſchgrätz, Raba hat in
ſeinem letzten Verhör geſtanden, daß er vor einigen Monaten
ſich in Deutſchland aufgehalten und bei einer reichsdeutſchen
Papierfabrik das Papier für die Frankenfälſchungen be=
ſtellt
habe. Er brachte das Papier nach Budapeſt in das Kaſtell
Sarospatak des Prinzen Windiſchgrätz. Die Koſten deckte Prinz
Windiſchgrätz. Mit den erſten Fälſchungen wurde ein junger
Mann namens Andor probeweiſe nach Belgien geſchickt. Nach=
dem
dieſer es verſtanden hatte, in Belgien, eine beträchtliche
Menge falſcher Noten in Umlauf zu ſetzen, ſchritt man in Buda=
peſt
in Sarospatak an die Maſſenerzeugung von Tauſendfranken=
noten
. Auf Grund dieſer Ausſagen Rabas werden die Nach=
forſchungen
im Kaſtell des Prinzen Windiſchgrätz fortgeſetzt, da
es nunmehr feſtſteht, daß die falſchen Noten teils im Kaſtell
Sarospatak, teils im Kartographiſchen Inſtitut von Budapeſt an=
gefertigt
wurden.
Die Unterſuchung im Kaxtographiſchen Inſtitut
Gegen den techniſchen Beamten des Kartographiſchen Inſti=
tuts
Stanislaus Gerl ſind ſo ſchwerwiegende Verdachts=
momente
aufgetaucht, daß Gerl in Gewahrſam genommen wurde.
Nach anfänglichem Leugnen geſtand Gerl unter dem Druck des
ihm entgegengehaltenen Beweismaterial der Polizei, in einem
Magazin des Kartographiſchen Inſtituts die falſchen Franken=
noten
erzeugt zu haben. Gerl nannte auch die Namen mehrerer
Helfershelfer. Im Verhör verantwortete er ſich dahin, daß ihn
Prinz Windiſchgrätz unter Berufung auf patriotiſche Ziele be=
wogen
habe, ſich an den Notenfälſchungen zu beteiligen. Was
Gerl weiter anlangt, ſo behauptet er auch, daß er Kliſchees zu
den falſchen Frankennoten ſelbſt verſertigt habe, ohne daß die
Leitung des Inſtituts Kenntnis von ſeinen Machenſchaften hatte.
Auf die erſte Nachricht von der Aufdeckung der Fälſchungen ver=
nichtete
Gerl die Kliſchees und verkaufte ſie in zerbrochenem Zu=
ſtand
an mehrere Budapeſter Alteiſenhändler.
Die politiſche Einſtellung der Verhafteten.
Aus dem Kreiſe der in der Frankenfälſchungsangelegenheit
verhafteten Perſonen läßt ſich feſtſtellen, daß man weder von der
Kompromittierung einer Partei oder politiſchen Richtung, noch
eines engeren homogenen Kreiſes ſprechen kann. Prinz Windiſch=
grätz
ſtand in politiſcher Richtung dem Oberſten Kadoſſy ziemlich
fern; ebenſo gehörten die übrigen in den Skandal verwickelten
Perſönlichkeiten verſchiedenen Richtungen an. Marſovſky war
Raſſenſchützler und Anhänger der freien Königswahl, während
Jankowies Legitimiſt war. Mankovies war politiſch farblos,
Winkler ebenfalls politiſch wenig intereſſiert. Olchvary gehörte
der Partei der erwachenden Ungarn an Raba iſt jüdiſcher Ab=
ſtammung
. Obwohl man ſich von der ganzen Angelegenheit noch
kein richtiges Bild machen kann, geht aus dieſen Feſtſtellungen
doch ſchon einwandfrei hervor, daß bei der ganzen Fälſchungs=
angelegenheit
gewinnſüchtige Elemente ebenſo eine Rolle ſpielten,
wie vermeintliche patriotiſche Ziele. Man verſucht weiter mit
größtem Eifer die Stätte aufzuſinden, an der die falſchen Noten
hergeſtellt wurden. Aus dieſem Grunde ſind in dem Schloſſe des
Prinzen Windiſchgrätz Saraſpatak und in der Umgebung des
Schloſſes weitere Erhebungen im Zuge. Ebenſo werden in allen
in Betracht kommenden Inſtituten weitere Nachforſchungen ange=
ſtellt
. So wurde u. a. auch das Karthologiſche Inſtitut genau
durchſucht. Ferner wurde eine ganze Reihe Beamten dieſes In=
ſtituts
einem ausführlichen Verhör unterworfen. Dabei ergab
ſich bisher kein Anhaltspunkt, der die Beteiligung von Beamten
dieſes Inſtituts an der Fälſchungsangelegenheit vermuten ließe.
Auch konnte in dem Inſtitut ſelbſt bisher nichts Verdächtiges ge=
funden
werden. Die Parteiführer erwarten das Ergebnis der
Unterſuchung nach ihrer Konferenz mit dem Miniſterpräſidenten
Grafen Bethlen mit Ruhe. Sie ſind, der Anſicht, daß, da es ſich
für Ungarn hier um eine Frage des Anſehens handele, mit der
Angelegenheit keinerlei parteipolitiſche Fragen verknüpft werden
dürften. Die Unterſuchung ergab bisher keinerlei Veranlaſſung
zu der Annahme, daß bei der Angelegenheit irgendwelche aus=
ländiſche
Beziehungen in Frage kommen.

Marlitt (von der Courths=Mahler gar nicht zu reden) nach einer
einzigen Frau von auch nur annähernd ſolcher Kraft. Es er=
mit
dieſen Schriftſtellerinnen auch nur in einem Atem zu nen=
nen
. Aber auch unter Erzählern von Bedeutung muß man
ſchon ſuchen, ehe man einer ſo lebendig gezeichneten, ſo innerlich
erfaßten, ſo ernſt charakteriſierten Frau begegnet. Federers
Regina Lob iſt ſozuſagen menſchlicher, freundlicher gehalten;
Zahns Frau Sixta ſteht doch über dem Durchſchnitt. Aber bei=
den
gegenüber treten alle Geſellſchaftsdramen, alle problemati= ſagt, daß Zahn nicht auch einmal den Humor walten laſſen kann.
ſchen Naturen in den Hintergrund. Hier ſind wirkliche Menſchen,
Leidenſchaft. Allerdings: beides ſind beſondere Naturen,
keine Alltagsmenſchen. Und bei Zahe wie bei Federer ſteht die Weiſe. Auch dann, wenn er Frauen beſchreibt. Das beweiſen
Frau im Vordergrund; der Mann neben ihr bedeutet wenig,
faſt nichts. Zahn macht Frau Sixta zu einer ehrfurchtgebieten= er zeichnet gern Frauen, die das Leben meiſtern. Iſt jenes Mäd=
den
Geſtalt für weiten Umkreis. Federer hebt ſeine Regina nicht
ſo hoch aus den Uebrigen heraus; ſie iſt auch nicht ſo unfehlbar Alonzo Brigone) nicht auch eine Heldin?
wie Frau Sixta; ſie iſt mehr Weib, ſie iſt ganz Weib, auch mit
vielen Schwächen des Weibes. Aber in der Zeit der langen
den ſo viel Jüngeren, zum Manne begehren?
Regina Lob wird in der Entwicklung vom Kind, vom Mäd=
chen
, zur leidgeprüften Frau geſchildert. So zeigt ſie auch die
Züge unfertigen Weſens: kindlichen Trotzes, kräftiger Recht=
haberei
, ſtarken Eigenſinns. Sie herrſcht über den Bräutigam,
auch wohl nachher über den Mann. Aber ihr Eigenſinn iſt aus
der reinen, großen Liebe zu ihrem Manne geboren. Das beweiſt
ſie in den Tagen des Siechtums ihres Mannes. Da reift ſie
zum ſtarken, ſich ſelbſt überwindenden, ſich ganz in den Dienſt
des Kranken ſtellenden Weibe. Sie hat nach außen hin immer
viel Stacheln und Spitzen gezeigt; aber ihr inneres Weſen war
echte, feſte Menſchlichkeit, war zur Hingabe bereite Treue. Frau
Sixta iſt fertig, als wir ihr zum erſten Male begegnen. So er=
ſcheint
ſie uns von Anbeginn als hoheitsvolle, gebietende Frau,
vor der die Männer ſich beugen. Daß auch in ihr die Sehnſucht
nach dem Glück des Weibes ſchlummert, nimmt uns faſt Wunder.
Daß ihr die Erfüllung des Wunſches nicht Glück, ſondern das
ſchwerſte Leid bringt, erleben wir mit tiefem Mitgefühl. Die
von ihr allein erſonnene, von ihr, der Willensſtarken und Um=
ſichtigen
, allein durchgeführte Löſung des furchtbaren Konfliktes
nötigt uns, ſofern es ſich um die Perſon handelt, Bewunderung
ab. Die Löſung ſelbft läßt freilich auch ganz andere Empfindun=
gen
rege werden. Kann in ſolchem Falle nur ein völliger Bruch
mit Sitte und Ordnung helfen? Iſt der Gedanke tragbar, daß
dieſe Frau nun drüben überm Meer ihren Ehemann als den

* Der öffentliche Arbeitsnachweis.
Seine Organiſation und rechtliche Stellung.
Von
Regierungsrat Dr. Neuß, Dieburg.
Die Zeiten außerordentlicher Arbeitsloſigkeit, wie wir ſie
eben durchleben müſſen, lenken wohl die Aufmerkſamkeit faſt
aller Kreiſe der Bevölkerung auf diejenigen Behörden und In=
ſtanzen
, die mit der Fürſorge für die Erwerbsloſen und mit den
Maßnahmen zur Bekämpfung der Erwerbsloſigkeit betraut ſind.
Es iſt daher nicht unintereſſant, ſich ihre Einrichtung und ihre
Rechtsgrundlagen näher zu betrachten. Im Vordergrunde ſteht
hier der öffentliche Arbeitsnachweis, dem die nachfolgende Be=
trachtung
gewidmet iſt.
Die Einrichtung des öffentlichen Arbeitsnachweiſes beruht
auf dem Arbeitsnachweisgeſetz vom 22. Juli 1922. Dieſes Ge=
ſetz
überträgt den Arbeitsnachweiſen die Arbeitsvermittlung und
die Mitwirkung bei der Durchführung der Erwerbsloſenfürſorge.
Es gibt ihnen auch die Möglichkeit an die Hand, ihre Tätigkeit
auf Berufsberatung und Lehrſtellenvermittlung auszudehnen.
Die Errichtung eines öffentlichen Arbeitsnachweiſes liegt der
Gemeinde oder dem Gemeindeverband ab, für deren Bezirk der
öffentliche Arbeitsnachweis beſtimmt iſt (Errichtungsgemeinde).
In Heſſen ſind Errichtungsgemeinden zum Teil die Kreiſe, zum
Teil haben ſich mehrere Kreiſe zu einem Arbeitsnachweisbezirk
zuſammengeſchloſſen. In einem ſolchen Fall iſt der gebildete
Zweckverband die Errichtungsgemeinde, ein vom Herrn Mini=
ſter
für Arbeit und Wirtſchaft zu beſtimmender Kreis hat die
der Gemeinde obliegenden Verwaltungsbefugniſſe der Verwal=
tungsgemeinde
auszuüben.
Das wichtigſte Organ des öffentlichen Arbeitsnachweiſes iſt
der Verwaltungsausſchuß, der aus dem Vorſitzenden des öffent=
lichen
Arbeitsnachweiſes und mindeſtens je drei Arbeitgebern
und Arbeitnehmern als Beiſitzern beſteht. Der Vorſitzende des
öffentlichen Arbeitsnachweiſes wird nach Benehmen mit dem
Verwaltungsausſchuß von der Errichtungsgemeinde beſtellt. Der
Vorſitzende führt die Verwaltung des Arbeitsnachweiſes im
Auftrag der Gemeinde (des Kreiſes). Er iſt verpflichtet, dem
Verwaltungsausſchuß auf deſſen Wunſch jederzeit Auskunft über
die Verwaltungsmaßnahmen zu geben.
Die Beiſitzer des Verwaltungsausſchuſſes werden von der
Errichtungsgemeinde beſtellt, die dabei an die Vorſchlagsliſten
der wirtſchaftlichen Vereinigungen der Arbeitgeber und Arbeit=
nehmer
gebunden iſt. Die Wahl der Beiſitzer erfolgt auf drei
Jahre, ihr Amt iſt ein Ehrenamt. Es kann ihnen jedoch Tage=
geld
und Erſatz ihrer Reiſekoſten gewährt werden. Aufgabe des
Verwaltungsausſchuſſes iſt Regelung der Geſchäftsführung durch
Erlaß einer Geſchäftsordnung.
Die Errichtungsgemeinde hat weiter auf Vorſchlag der Ver=
waltungsgemeinde
einen Geſchäftsführer des Arbeitsnachweiſes,
der in der Regel hauptamtlich tätig ſein ſoll und Beamter ſein
kann, und die nötigen Arbeitsvermittler zu beſtellen.
Der Haushalt des öffentlichen Arbeitsnachweiſes wird von
der Errichtungsgemeinde auf Vorſchlag des Verwaltungsaus=
ſchuſſes
feſtgeſetzt. Der Verwaltungsausſchuß kann gegen den
feſtgeſetzten Haushaltsplan Einſpruch erheben, über den die
Gemeinde=Aufſichtsbehörde entſcheidet.
Die fachlichen Aufſichtsbehörden über die öffentlichen Arbeits=
nachweiſe
und die Beſchwerdeſtellen ihnen gegenüber ſind die
Landesämter für Arbeitsvermittlung, die für Länder, Provinzen
oder andere größere Bezirke errichtet ſind. Auf ihre Einrich=
tung
ſoll im Rahmen dieſer Betrachtung ebenſo wie auf die der
oberſten fachlichen Aufſichtsbehörde, des Reichsamts für Arbeits=
vermittlung
, nicht eingegangen werden.
Gegen die Entſcheidungen des Vorſitzenden des öffentlichen
Arbeitsnachweiſes oder ſeiner Stellvertreter iſt ſchriftlicher Ein=
ſpruch
an den Verwaltungsausſchuß gegeben, der von jedem
eingelegt werden kann, der an der Abänderung der Entſcheidung
ein Intereſſe hat. Der Vorſitzende kann, wenn ſeine Entſchei=
dung
abgeändert wurde, hiergegen den Verwaltungsausſchuß des
Landsamts anrufen. Soweit die Entſcheidungen des Verwal=
tungsausſchuſſes
des öffentlichen Arbeitsnachweiſes nicht auf
Einſpruch ergangen ſind, kann dagegen der Verwaltungsausſchuß
des Landesamtes angerufen werden.
Neue und bedeutungsvolle Aufgaben wurden dem Arbeits=
nachweis
zugewieſen durch die Verordnung über die Aufbrin=
gung
der Mittel für die Erwerbsloſenfürſorge vom 15. Oktober
1923. Dieſe Verordnung war der erſte Schritt, die Erwerbs=
loſenfürſorge
, die bisher eine reine Unterſtützungsaufgabe des
Staates und der Gemeinden geweſen war, in der Richtung auf
eine Erwerbsloſenverſicherung hin auszugeſtalten. Es wurde
angeordnet, daß die Mittel zur Bekämpfung der Arbeitsloſigkeit
und zur Fürſorge für die Erwerbsloſen neben den Zuſchüſſen
der Gemeinde in erſter Linie durch Beiträge der Arbeitgeber
und Arbeitnehmer aufzubringen ſind. Erſt ſoweit dieſe Beiträge

Mann ihrer Tochter weiß? So groß Frau Sixta durch dieſe
Löſung erſcheint, ſo wenig befriedigt ſie ſonſt. Was ſagt man zu
ſcheint mir wie eine Beleidigung für die beiden Schweizer, ſie den zwei willenloſen Menſchen, die ſie beglückt und dankbar an=
nehmen
?
Zahn wie Federer haben ernſte Frauen geſchildert. Wer
Ernſt Zahns Art kennt, weiß, daß er überhaupt nur ernſte Men=
ſchen
zum Gegenſtand ſeiner feinen und zarten Dichtung machen
kann. Und wenn er ein oberflächliches Weib ſchildern wollte,
unter ſeiner Feder müßte es ernſt werden. Damit iſt nicht ge=
Aber der ſchwere Ernſt des Lebens regiert. Er ſchafft Helden
nicht Modepuppen. Hier ſpricht Herz und Wille, nicht haltloſe und Heldinnen des Alltags. Frau Sixta iſt eine Heldin hoher
Art. Federer hat eine minder gehaltene, weniger grübelnde
ſein Mütterliſeppi das ſeine Jungfer Thereſe‟. Aber auch
chen, das ſich dem Briganten zum Weibe gibt (in der Novelle
Man könnte auf den Gedanken kommen, im Intereſſe der
Männerwelt mit den Erzählern zu rechten, weil ſie in beiden
Krankheit ihres Mannes wächſt auch ſie zur Heldin empor. Und Bänden die Frauen ins Licht und die Männer in keineswegs
auch Frau Sixta iſt Weib. Würde ſie ſonſt den Heimatloſen, rühmlichen Rollen (zumal und ſehr ſtark in Frau Sixta, aber
doch auch in Regina Lob) in den Schatten ſtellen. Nun, anders=
wo
haben beide gezeigt, daß ſie auch dem männlichen Geſchlecht
geben, was recht iſt. Und weit über ſolche eiferſüchtige Empſin=
dungen
hinaus, muß man ſich darüber freuen, daß ſo ernſte
Frauen gezeichnet werden. Es iſt, als ob aus beiden Büchern
eine Mahnung an unſere Frauenwelt herausklänge. Das Leben
iſt ernſt, bitter ernſt. Seht zu, daß Ihr es meiſtert!
So haben denn beide Dichter, Zahn wie Federer, ſich unſeren
Dant verdient.

Die Räuber in Sachſen. Der ſeinerzeit berühmte Helden=
ſpieler
Opitz hatte den Karl Moor in Schillers Räuber zu ſeiner
Lieblingsrolle erkoren und ſpielte ſie auch, als er die Direktion
des Leipziger Stadttheaters übernommen hatte. Er bediente ſich
dabei beſonderer Knall=Effekte und ſchoß nach der Wieder=
findung
ſeines Vaters im vierten Akt ſeine Piſtole über den
ſchlafenden Räubern ab. Bei einer Aufführung ſprangen die
Räuber, für die als Statiſten Leipziger Stadtſoldaten, ſog.
Meiſen, die damals ſehr lange Zöpfe trugen, engagiert waren,
auch pflichtſchuldigſt auf; nur einer blieb liegen, und als Opitz
eben mit ſeiner großartigen Rede losdonnern wollte, ſchrie er
plötzlich in echteſtem Leipziger Diglekt: Herr Jeechen, Herr Opitz,
ſe treten mr je auf mei Zupp! Brauſendes Gelächter erfüllte
das Haus; der Effekt der Szene war erreicht, freilich auf ganz
andere Art, als der Heldenſpieler beabſichtigt hatte.

[ ][  ][ ]

Seite 4

Freitag, den 8. Januar 1926

Nummer 8

und die Gemeindezuſchüſſe nicht ausreichen, tritt die Beihilfe=
pflicht
des Reiches und der Länder ein. Die=Beitragspflicht
wurde normiert für bie Arbeitnehmer, die auf Grund der Reichs=
verſicherunggoder
bei einer knappſchaftlichen Krankenkaſſe für den
Fall der Krankheit pflichtverſichert ſind, und ihre Arbeitgeber.
Als neue Aufgabe des Verwaltungsausſchuſſes wurde in
dieſer Verordnung beſtimmt, daß er die Beiträge, die in Bruch=
teilen
der Krankenverſicherungsbeiträge auszudrücken ſind feſt=
zuſetzen
hat. Die Einziehung der Beiträge erfolgt durch die
Krankenkaſſen. Weiter hat nach der Verordnung vom 15. Oktober
1923 der Vorſitzende des öffentlichen Arbeitsnachweiſes über
Unterſtützungsgeſuche zu entſcheiden. Beſchwerdeſtelle wird der
Verwaltungsausſchuß.
In gleicher Richtung wurde die Durchführung der Erwerbs=
loſenunterſtützung
durch die Verordnung vom 16. Februar 1924
weiter ausgeſtältet. Heute iſt die Rechtslage ſo, daß in Heſſen
die Höhe des Beitragsfatzes für die inzwiſchen gebildete Ge=
fahrengemeinſchaft
Heſſen-Preußen zentral feftgeſetzt wird. Der
Beitrag, den die gegen Krankheit pflichtverſicherten Arbeitnehmer
und ihre Arbeitgeber zu zahlen haben, beträgt 3 Prozent vom
Grundlohn. Er wird zuſammen mit den Krankenkaſſenbeiträgen
erhoben. Die Krankenkaſſen führen nach Abzug eines Verwal=
tungskoſtenpauſchſatzes
die eingegangenen Beiträge an die Kaſſe
des öffentlichen Arbeitsnachweiſes ab. Der öffentliche Arbeits=
nachweis
hat einen Teil der Beiträge an die Ausgleichskaſſe des
Landesamts für Arbeitsvermittlung in Frankfurt, einen wei=
teren
Teil an die Reichsausgleichskaſſe in Berlin abzuführen.
Einen reſtlichen Bruchteil behält der Arbeitsnachweis für ſich.
Aus dieſem Betrag hat er die Koſten der Erwerbsloſenfürſorge
und der Krankenverſicherung der Erwerbsloſen, die ihm obliegt,
zu acht Neuntel und ſeine eigenen perſönlichen und ſachlichen
Koſten zu zwei Drittel zu tragen. Ein Drittel zu den letztgenann=
ten
Koſten muß die Errichtungsgemeinde, ein Neuntel der Koſten
für die Erwerbsloſenfürſorge die Aufenthaltsgemeinde tragen.
Auch dieſes Neuntel kann der Gemeindeverband ( Errichtungs=
gemeinde
) übernehmen. Soweit die Beiträge und Gemeinde=
zuſchüſſe
nicht ausreichen, muß der Arbeitsnachweis die Aus=
gleichskaſſe
in Anſpruch nehmen. Soweit auch hier die Mittel
nicht ausreichen ſollten, müſſen Land und Reich eingreifen.
Auf Erwerbsloſenunterſtützung haben diejenigen Leute An=
ſpruch
, die infolge des Krieges (hierunter muß man ganz allge=
mein
die wirtſchaftlichen Verhältniſſe der Nachkriegszeit ver=
ſtehen
) ihre Arbeit verloren haben und im Laufe des letzten
Jahres mindeſtens drei Monate gegen Krankheit pflichtverſichert
waren. Weitere Vorausſetzung iſt die Bedürftigkeit. Ueber die
Unterſtützungsgeſuche entſcheidet der Vorſitzende des öffentlichen
Arbeitsnachweiſes. Gegen ſeine Entſcheidung iſt Beſchwerde an
den Verwaltungsausſchuß gegeben.
Die übrigen Aufgaben der öffentlichen Arbeitsnachweiſe ſind
als im Arbeitsnachweisgeſetz enthalten oben ſchon erwähnt.
Weitere Aufgaben ſind noch die Mitwirkung bei der Durchfüh=
rung
von Notſtandsarbeiten, bei der Beſchäftigungserlaubnis für
ausländiſche Arbeiter, bei der Entſcheidung über Befreiungs=
anträge
von den Beiträgen zur Erwerbsloſenfürſorge, ſowie bei
Stillegungsverhandlungen auf Grund der Verordnung über
Maßnahmen gegenüber Betriebsabbrüchen und =ſtillegungen vom
8. November 1820.
Bei der Betrachtung der rechtlichen Natur des öffentlichen
Arbeitsnachweiſes ergeben ſich leicht verſchiedene Streit= und
Zweifelsfragen. Dieſe Streitfragen haben zum Teil ihre Wurzel
darin, daß dem Arbeitsnachweis weder eine einheitliche Leitung
noch eine einheitliche Aufſichtsbehörde gegeben iſt. Die Verwal=
tung
des Arbeitsnachweiſes iſt Sache der Errichtungs= bzw. Ver=
waltungsgemeinde
, die in ihm durch den ihr unterſtellten Vor=

ſitzenden vertreten iſt. Die Geſchäftsführung des Arbeitsnach=
weiſes
iſt Sache des Verwaltungsausſchuſſes. Auf ihn hat die
Verwaltungsgemeinde, wenn ſie ihn einmal beſtellt hat, keinen
großen Einfluß mehr. Nur der Vorſitzende iſt ihr unterſtellt,
auch kann ſie Mitglieder ohne Stimmrecht in ihn entſenden.
Das iſt alles. Und dieſe Trennung zwiſchen Verwaltung und
Geſchäftsführung iſt weder in allen Fällen klar noch glücklich,
Eine weitere, nicht immer glückliche Scheidung iſt darin zu er=
blicken
, daß dienſtliche Aufſichtsbehörde die oberſte Landesbehörde,
fachliche Aufſichtsbehörde das Landesamt für Arbeitsvermitt=
lung
iſt.
Eine nicht unintereſſante Frage iſt die, zu wem die Be=
amten
und Angeſtellten des Arbeitsnachweiſes in einem Beam=
ten
= oder Angeſtelltenverhältnis ſtehen. Gibt es Beamte und
Angeſtellte des Arbeitsnachweiſes als ſolche? Es kann m. E.
keinem Zweifel unterliegen, daß der Arbeitsnachweis eine öffent=
liche
Behörde iſt. Dieſe Qualität genügt aber noch nicht, die
Möglichkeit der Anftellung von Beamten und Annahme von
Angeſtellten zu begründen. Da beides ein Verhältnis iſt, das
auf zwei Seiten Rechte und Pflichten begründet, genügt für die
Behörde, die anſtellt, nicht die Eigenſchaft als öffentliche Be=
hörde
, ſie muß auch zugleich eine Körperſchaft des öffentlichen
Rechts vertreten. Und eine Körperſchaft des öffentlichen Rechts
iſt der Arbeitsnachweis nicht. Die Beamten und Angeſtellten des
Arbeitsnachweiſes ſind daher wohl als ſolche der Errichtungs=
gemeinde
, die Träger des Arbeitsnachweiſes iſt, anzuſehen. Für
dieſe ergibt ſich daraus die Konſequenz, daß ein beamteter Ge=
ſchäftsführer
während ſeiner Dienſtzeit ihrem Einfluß und ihrer
Aufſicht in weitem Umfang entzogen iſt, und daß er trotzdem
ihr Beamter iſt, für den ſie die Penſionslaſten zu tragen hat,
Bei Verfehlungen der Beamten am Arbeitsnachweis haftet die
Errichtungsgemeinde auf Schadenserſatz, ſie hat Strafanträge
zu ſtellen, ihr ſtehen zunächſt die Diſziplinarbefugniſſe zu, einen
Rechtsſtreit für den Arbeitsnachweis hat ſie zu führen.
Eine ähnliche Streitfrage kann hinſichtlich der privatrecht=
lichen
Eigentumsverhältniſſe aufgerollt werden. Wenn der Vor=
ſitzende
des Arbeitsnachweiſes eine Schreibmaſchine anſchafft, ſo
muß ſie wohl, da dem Arbeitsnachweis keine Rechtsperſönlich=
keit
zuſteht, Eigentum der Errichtungsgemeinde werden, obwohl
dieſe nur zu einem Drittel an den Anſchaffungskoſten mitgetragen
hat, während zwei Drittel aus Beitragseinnahmen gedeckt
wurden.
Auch bei der Aufſtellung des Haushaltsplans können ſich
Schwierigkeiten ergeben. Der Haushaltsplan für den Arbeits=
nachweis
muß einen Einnahmepoſten in Höhe von einem Drittel
der perſönlichen und ſachlichen Koſten vorſehen. Der gleiche Be=
trag
muß im Voranſchlag der Errichtungsgemeinde in Ausgabe
erſcheinen. Wenn die Errichtungsgemeinde dieſen Betrag nicht
den Wünſchen des Verwaltungsausſchuſſes entſprechend feſtſetzt,
ſo kann dieſer in Heſſen den Herrn Miniſter für Arbeit und
Wirtſchaft anrufen, der die Entſcheidung zu treffen hat. Dieſe
Entſcheidung iſt aber nicht ohne weiteres bindend, da das Recht
der Zwangsetatiſierung nicht ihm, ſondern dem Herrn Miniſter
des Innern zuſteht.
Dieſe Ausführungen haben gezeigt, daß die derzeitige Rechts=
natur
des Arbeitsnachweiſes nicht einwandfrei feſtſteht. Es iſt
bei dem derzeitigen Rechtszuſtand zweckmäßig, den Arbeitsnach=
weis
als möglichſt eng mit der Errichtungsgemeinde verbunden
zu betrachten. Seine Errichtung iſt ein Teil ihrer Aufgaben,
er iſt ein Beſtandteil von ihr, ſeine Organe ſind auch Organe der
Errichtungsgemeinde.
Der zurzeit vorliegende Regierungsentwurf eines Geſetzes
über Arbeitsloſenverſicherung hat leider dem öffentlichen Arbeits=
nachweis
eine klarere Rechtsſtellung nicht gegeben. Es iſt er=

freulich und zu begrüßen, daß er die bewährten Arbeitsnachweiſe
auch wieder als wichtige Faktoren bei der Durchführung der Er=
werbsloſenverſicherung
heranzieht. Er hätte wohl aber auch gut
getan, das Arbeitsnachweisgeſetz vom Jahre 1922 entſprechend
zu ändern und den Arbeitsnachweiſen dadurch eine klare und
unzweideutige Rechtsgrundlage zu geben. Immerhin, der Ent=
wurf
hat dem Reichstag noch nicht vorgelegen, und es iſt noch
Zeit, ihn, bevor er Geſetz wird, entſprechend auszubauen. Es
müßte ſich ermöglichen laſſen, die Aufgaben des Arbeitsnach=
weiſes
auf dem Gebiet der Arbeitsvermittlung, die Organiſation
und Rechtsſtellung des Arbeitsnachweiſes und die Erwerbsloſen=
verſicherung
neu und einheitlich zu regeln.

Erleichterungen in der produktiven Erwerbs=
loſenfürſorge
.
Berlin, 7. Januar.
Wie wir erfahren, hat der Reichsarbeitsminiſter eien Rund=
erlaß
an die Regierungen der Länder gerichtet, in dem eine Reihe
von Erleichterungen auf dem Gebiete der produktien Erwerbs=
loſenfürſorge
angekündigt werden. Zunächſt ſoll ein höherer Satz
für Notſtandsarbeiten eingeführt werden, d. h., die Gemeinden
ſollen für jeden zu Notſtandsarbeiten herangezogenen Erwerbs=
loſen
ſtatt wie bisher das Dreifache künftig das Fünffache des in
der Gemeinde geltenden Satzes der Erwerbsloſenunterſtützung
erhalten. Es dürfen von nun an auch ſolche Erwerbsloſe zu
Notſtandsarbeiten herangezogen werden, welche an ſich nicht mehr
unterſtützungsberechtigt ſind, weil ſie bereits über 26 Wochen
erwerbslos ſind. Die Reichszuſchüſſe werden den Gemeinden
zwar nach wie vor als Darlehen gewährt, ſind jedoch in Zukunft
nur noch mit 5 Prozent und nicht mehr wie bisher zum Reichs=
bankdiskontſatz
zu verzinſen. Unrichtig iſt die hierbei in der
Preſſe verbreitete Meldung, daß die im Etat vorgeſehenen 100
Millionen Mark, die zur produktiven Erwerbsloſenfürſorge be=
ſtimmt
ſind, noch größtenteils unverbraucht ſeien. Es iſt aller=
dings
noch ein gewiſſer Teil dieſes Fonds vorhanden, aus dem
ſelbſtverſtändlich auch für die eben behandelten Zwecke Mittel an
die Kommunen fließen werden.
Das deutiche Handwerk und die Preisſenkungsaktion.
Berlin, 7. Januar.
Mit der Preisſenkungsaktion der Reichsregierung wird ſich
der Reichsverband des deutſchen Handwerks in einer Vollver=
ſammlung
beſchäftigen, zu der er ſeine Mitgliedkörperſchaft für
den 12. Januar nach dem Verwaltungsgebäude des vorläufigen
Reichswirtſchaftsrates eingeladen hat. Bekanntlich hat die Reichs=
regierung
dem vorläufigen Reichswirtſchaftsrat einen Geſetzent=
wurf
zugeſtellt, der im Rahmen ihrer Preisabbaumaßnahmen
Preisbindungen des Handwerkes auf Grund von Kalkulationen
handwerklicher Organiſationen verhindern ſoll. Dieſer Entpurf,
wie überhaupt die Preisabbaumaßnahmen der Regierung wer=
den
Gegenſtand der Erörterungen und Beſchlußfaſſung der Voll=
verſammlung
des Reichsverbandes des deutſchen Handwerks ſein.

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Nummer 8

Seite 3

Aus der Landeshauptſtadt.
Darmſtadi, 8. Januar.
Aus dem Staatsdienſt entlaſſen wurde am 26. November 1925 der
Juſtizwachtmeiſter Karl Götte in Lampertheim.
In den Ruheſtand verſetzt wurde am 29. Dezember 1925 der
Juſtizſekretär bei dem Amtsgericht Darmſtadt II Heinrich Schrumpf
auf Nachſuchen mit Wirkung vom 1. April 1926.
Erledigt iſt eine Lehrerſtelle für einen katholiſchen Lehrer an der
Volksſchule zu Buchklingen, Kreis Heppenheim. Dienſtwohnung
iſt vorhanden.
Kirchliche Nachrichten. Dem Pfarrer Auguſt Eckhard zu Wall=
dorf
wurde die edengeliſche Pfarzſtelle an der Luthergemeinde Worms,
Dekanat Worms, übertragen.
Heſſiſches Landestheater. Am Dienstag, den 19. Januar, wird
Beethovens. Fidelio in neuer Einſtudierung aufgeführt werden.
Inſzenierung: Ernſt Legal. Muſikaliſche Leitung: Generalmuſikdireltor
JFoſeph Roſenſtock. Kunſtmaler Paul Theſing hat auf Einladung der
Geuerglintendanz die Bühnenbilder zu dieſer Neueinſtudierung ent=
worfen
.
Die nächſte Wiederholung von Niebergalls Lokalpoſſe Datterich
findet Samstag, den 9. Januar, im Kleinen Haus ſtatt.
In der Aufführung Aïda am Sonntag, den 10. Januar, ſingt
Charlotte Maſſenburg, die Partie der Aida.
Die nächſte Aufführung von Pfitzners Paleſtrina findet am
Mittwoch, den 13. Januar, ſtatt. Beginn der Aufſührung 6½ Uhr.
Volkshochſchule. Die Handelskurſe der Volkshochſchule ſollen Be=
triebsbeamten
, kaufmänniſchen Angeſtellten, Gewerbetreibenden, Lehr=
lingen
, firner Mitgliedern der Betriebsräte im Aufſichtsrat, die tags=
über
im Berufe ſtehen, Gelegenheit geben, ſich in abendlichen Kurſen
ſüir den Beruf fortzubilden. Im neuen Arbeitsplan der Volkshochſchule
ſind Handelskurſe für alle Fächer vertreten. In den Sprach=
kurſen
(Deutſch, Engliſch, Franzöſiſch, Italieniſch) werden die Teil=
nehmer
in das deutſche und fremde Sprachgut eingeführt. Neue Teil=
nehmer
ſind zu allen Fortſetzungskurſen zugelaſſen. Die Kurſe dauern
in der Regel acht Wochen, wöchentlich zwei Stunden von 810 Uhr
abends und finden zumeiſt in der Techniſchen Hochſchule ſtatt. Ort
(Hörſäle) und Beginn aller Kurſe werden durch den Wochenzettel
bekanntgegeben, der wöchentlich einmal (Samstags) erſcheint und an den
Plakattafeln neben dem Theaterzettel angeſchlagen wird. Die Gebüh=
ren
für einen vollſtändigen Kurſus betragen im Durchſchnitt (für Mit=
nlieder
der Volkshochſchule, Studenten und Lehrlinge) 1,503 Mk., bei
Sprachkurſen 4 Mk. Nichtmitglieder zahlen einen Aufſchlag
von 50 Prozent. Ratenzahlung iſt geſtattet. Erwerbsloſe erhalten auf
Antrag Ermäßigung oder Erlaß der Hörgebühr. Der Mitgliedsbeitrag
beträgt 1 Mk. für das Jahresdrittel. Die Mitgliedſchaft berechtigt
zum verb ligten Kartenbezug ſür alle Veranſtaltungen der Volkshoch=
ſchule
und mehrerer anderer Inſtitute. Ueber Kurſe, Vorträge und
Veranſtaltungen, über alle Fragen der Volkshochſchnle leſe jedermann
den Arbeitsplan ſelbſt nach. Zu haben im Verkehrsbureau (20 Pfg.)
und in der Geſchäftsſtelle der Volkshochſchule, Mathildenplatz Nr. 17
(Marſtall).
Evangeliſcher Bund. Es wird berichtigend darauf hin=
gewieſen
, daß die Eintrittskarten für den am 10. Januar, abends
8 Uhr, in der Turnhalle am Woogsplatz ſtattfindenden Deutſchen
Abend nicht bei Kanzleirat Wahl, ſondern in der Buchhand=
lung
Waitz, Eliſabethenſtraße 16, der Schreibwarenhandlung
Heckmann, Mühlſtraße 72, und in der Kurzwarenhandlung
Müller=Merkel, Ecke Wenck= und Pankratiusſtraße, zu haben ſind.
Kaplan Fahſel in Darmſtadt! Im Rahmen des Winterprogramms
der Freien Literariſch=Künſtleriſchen Geſellſchaft
ſpricht Kaplan Fahſel=Berlin, deſſen Vorträge in den letzten Mona=
ten
, das außergewöhnlich ſenſationelle Intereſſe in Berlin erregt haben,
am Freitag, den 15. Januar, abends 7½ Uhr, im Mathildenhöhſaal über
Shaws Heilige Johanna‟. Das Thema verbindet hünſtleziſche
Beurteilung mit den wichtigſten religiöſen Fragen und ſtellt dem jungen
katholiſchen Kanzelredner eine bochintereſſante Aufgabe. Der Vorverkauf
der Karten bei Buchhandlung=Bergſträßer iſt eröffnet.
Künſtlerhilfe 1925. Es wird erneut darauf aufmerkſam gemacht,
daß die Gewinne aus der Lotterie Künſtlerhilfe beim Verwalter der
Kunſthalle am Rheintor abgeholt werden können. Gewinne, die bis
1. Februar 1926 nicht abgeholt ſind, verfallen.
Sektion Darmſtadt des Deutſch. u. Oeſt. Alpenvereins. In der
heutigen Monatsverſammlung im Gelben Saal bei Sitte, abends
8½ Uhr, wird Herr Oberſtudiendirektor R. Kiſſinger über ſeine Reiſe=
eindrücke
in Kärnten und Steiermark ſprechen.
Bayernverein Darmſtadt. Die vom Bayernverein Darmſtadt ver=
anſtaltete
Weihnachtsfeier kennzeichnete aufs neue den landsmannſchaft=
lichen
und heimatlichen Geiſt des ſchon 34 Jahre beſtehenden Vereins.
Nach einer herzlichen Begrüßungsanſprache des Ehrenvorſitzenden Herrn
Ritter, in welcher er auf die Bedeutung der Weihnachtsfeier als lands=
mannſchaftliche
Veranſtaltung hinwies, eröffnete der Bayernchor mit
dem Liede Weihnachtsglocken von Sonnet die Feier, wobei der gut=
geſchulte
Chor unter der Leitung des, bekannten Dirigenten, Ehrenmit=
glied
Herrn Hippauf, das Lied in erhebender Weiſe zum Vortrag brachte.
Ein reiches Programm folgte. Der alte Nachtwächter, ein ſtimmungs=
volles
heiteres Quartett, das die Herren Salzuer als Nachtwächter Arth.
Sturm als Kantor, Kühne als junger Herr und Aßmuth als Bürger=
meiſter
humorvoll und treffend ſangen. Des Seemanns Weihnacht
vier lebende Bilder: Des Sohnes Abſchied, Der Brief vom Seemanns=
amt
, Vor dem Vaterhaus und Auferſtanden, dargeſtellt von Herrn
Leder, Frau Leder und Herrn Eckle unter wirkungsvollem Vortrag der
Begebenheit durch Fräulein Kreſzenz Weiß, löſte großen Beifall aus.
Auch das Dialektſtück wurde von den Herren Salzner, Eckle, Stümpfle,
ſowie Frl. Franziska und Kreſzenz Weiß gut geſpielt. In der Zwiſhen= keitsveranſtaltung des Städtiſchen Orcheſters im Feſtſaale der Turnhalle
zeit brachte der Radfahrerverein Fortung als Gaſt prachtvolle Rad= am Woogsplatz ſtatt. Die erſte Abteilung bildet ein Konzert unter dem
pyramiden und heitere Stücke zur Schau während die Schuhplattler= Titel, Alt Wien‟. Das Orcheſter tritt damit zum erſten Male unter
Abteilung des Vereins mit mehreren Original=Plattlertänzen und der
Bayernchor mit den heimatlichen Liedern Bergfreiheit, Almdirn und fentlichkeit. Als Soliſtin wurde das beliebte Mitglied des Heſſiſchen
lich Gepräge gaben. Eine von den Mitgliedern reich geſtiftete Tombola
brachte freudige Ueberraſchung.
ſeine Weihnachtsfeier ab. Zwei Muſikſtücke, geſpielt von einer
Abteilung des Städtiſchen Orcheſters unter Leitung des Kapellmeiſters
Weber, leiteten die Feier ein. Frl. Elfe Oberndorfer brachte ein Melo=
dram
Mein Mutterherz wunderbar zu Gehör. Der erſte Vorſitzende Abteilung des Städtiſchen Orcheſters. Dieſe Abteilung iſt mit echten
Herr Gg. Burggraf begrüßte die zahlreich Erſchienenen herzlichſt und Jazz=Band=Inſtrumenten verſehen und wirkt auch in der äußeren Er=
dankte
allen Spendern von Gegenſtänden für die Tombola. Das Weih= ſcheinung dem Charakter der Jazz=Band=Muſik entſprechend. Den Kar=
nachtsſpiel
von der Kinderbeſcherung Verachte arme Kinder nicht mußte
auf Wunſch wiederholt werden, und ernteten auch hier die Mitwirken= minenſtraße 9, übernommen.
den reichen Beifall. Der Vereinshumoriſt Phil. Mechler unterhielt die
Anweſenden mit ſeinen ernſten und heiteren Vorträgen aufs beſte. Ein amtes. Auch in dieſem Jahre fanden im Verſorgungshaus, im Alters=
Luſtſpiel in Darmſtädter Mundart von Hch. Hohmann wurde unter
Ph. Mechlers Leitung flott geſpielt. Sämtliche Mitwirkenden gaben
bildete ein von Mitgliedern des Darmſtädter Bichele=Klub muſtergültig friedigen und den Kindern herzliche Freude zu machen. Die Herren
gefahrener Achter=Flaggenreigen (1. Saalmannſchaft) und ein Zwölfer=
Damen=Koſtüm=Farbenreigen (1. und 2. Damenriege). Auch hier lohnte Anſprachen. Die Chorſchule des Herrn Lehrers Keſſel ſang im Ver=
zeicher
Beifall.
Neudeutſchland. Am Mittwoch abend veranſtaltete der Bund
katholiſcher, Schüler höherer Lehranſtalten, einen
Weihnachtsabend. Der ſtarke Beſuch der Feier bewies das Intereſſe
weſenden in ſchlichten Worten einen herzlichen Willkommensgruß zu und
betonte den Charakter der Veranſtaltung, die in einfacher und natür= beſonders verdient Frau Betriebsinſpektor Sallweh. Auch der Inſaſſen
licher Aufmachung ihre Wirkung ſuche. Geſang und Muſik, unter der
Leitung des Herun Studienrats Dr. Gottron, waren auf das ſorg=
fältigſte
einſtudiert. Man hörte dieſes Mal kein muſikaliſches Experi=
ment
, wie es die früheren Veranſtaltungen öfters brachten, ſondern bis gedacht. Alle Spender, die nur nicht genannt werden, um keinen zu
ins Letzte durchgearbeitete und flott geſpielte Muſik. Im Mittelpunkte vergeſſen, dürfen ſich des herzlichſten Dankes der Inſaſſen und der Ver=
der
Darbietur gen des Abends ſtand ein Neudeutſches Weihnachtsſpiel, waltung des Wohlfahrtsamtes verſichert halten. Auch den Herren Geiſt=
von
Iſidor Neher. Der jugendliche Verfaſſer hat das in der Bibel auf=
gezeichnete
Weihnachtsevangelium von Lukas zu einem umfangreichen Feiern geſtellt haben, ſei herzlicher Dank geſagt. An den Feiern nahmen
und geſtaltenreichen Spiel ausgearbeitet und mit alten Liedern um=
woben
. Die Dichtung, urſprünglich in altbayeriſchem Dialekt bearbeitet,
iſt von einer ſchlichten Innigkeit, nicht im Volkston verfaßt, ſondern menden Beamten, außerdem die Mitglieder der Wohlfahrts= und der
aus dem Gemüte des Volkes empfunden. Ich hatte das Empfinden einer Jugendwohlfahrtsdeputation ſowie die Herren Anſtaltsärzte. Das Kin=
mehr
konſtruktiven als inſtruktiven Bearbeitung des Spiels. Die Dar=
ſtellung
ſelbſt war wvirkungsvoll. Fräulein H. Afſelmeyer ſpielte. Bürgerme ſters Scherer von Traiſa.
mit viel Wärme und Hingabe die Mutter Gottes, ihr Partner, Herr
K. Kirnberger, der den Hl. Joſeph darſtellte, meiſterte ſeine Rolle rina Granlich Ww., geb. Hebbel, Dieburgerſtraße 60, nach arbeits=
gut
; gewiß dürfte etwvas mehr blutvolle Leidenſchaft wützen, Die anderen reichem Leben in geiſtiger Friſche ihren 88 Geburtstag.
Darſteller, die wegen der Fülle hier nicht mit Namen angeführt werden
können, hatten ſich ebenfalls gut in die Dichtung eingelebt. Zuſammen= ſtadt vom bebauten Grundbeſitz für 1925. Das fünfte Ziel iſt bei Mei=
faſſend
kann man ſagen, daß mit viel Könneu, ernſtem Streben und
großer Begeiſterung gearbeitet wurde. Der reibungsloſe und eindrucks=
volle
Verlauf darf deshalb alle Mitwirkenden mit berechtigtem Stolze, daß auch für die nicht rechtzeitig gezahlten ſtädtiſchen Steuern Verzugs=
erfüllen
.

Freitag, den 8. Januar 1926

Ortsgewerbeverein und Handwerkervereinigung Darmſtadt. Wir
weiſen nochmals auf die am Freitag, den 8. Januar, abends 8 Uhr,
im Fürſtenſaal, ſtattfindende vierte Winterverſammlung hin. Nähere
Tagesordnung uſw. ſiehe heutige Anzeige.
Hiſtoriſcher Verein. Der 3. Vortrag dieſes Winters wird uns wie=
der
einmal ins Mittelalter führen. Herr Stadtbibliothekar Dr. Waas,
hier, wird auf Grund eingehender Studien ſprechen über Eigenkirchen=
weſen
und Inveſtiturſtreit‟. Der Vortrag findet am Montag, den
11. Januar, abends 6 Uhr, im Realgymnaſium ſtatt.
Auf Veraulaſſung der hieſigen Ortsgruppe des Deutſchen See=
Vereins ſpricht am 12. Januar d. Js. S. Exz. Herr Admiral Jacob=
ſen
über Perſönliche Erlebniſſe mit dem alten Ka=
nouenboot
Wolf in China. Der Vortrag (mit Lichtbildern)
findet am Dienstag, abends 8 Uhr, in der Aula des Realgymnaſiums
ſtatt und führt in vergangene Zeiten wichtiger Auslandsarbeit unſerer
Marine, die damals unter ſchwierigen Verhältniſſen in treuer Pflicht=
erfüllung
von unſeren Beſatzungen draußen geleiſtet wurde. Wir er=
fahren
intereſſante Einzelheiten über die damaligen wirtſchaftlichen und
politiſchen Verhältniſſe, ſowie über Land und Leute in China, wo ge=
rade
jetzt auch unſer Handel wieder anfängt, feſten Fuß zu faſſen. Wir
verweiſen auf die gleichzeitige Anzeige in heutiger Nummer.
Deutſchnationaler Handlungsgehilfenverband, Ortsgruppe Darm=
ſtadt
. Im Saale des Bürgerhofs ſpricht Samstag abend der Abge=
ordnete
F. Behringer=Stuttgart über den Reichswirtſchaftsrat.
Behringer, der ſich ſeit Jahren mit den Spezialfragen der wirtſchaft=
lichen
Räteverfaſſung eingehend beſchäftigt und ſehr viel Leſenswertes
darüber geſchrieben hat, gehört zu den beſten Kennern dieſes Gebietes.
Es iſt deshalb ſowohl für die Arbeitgeberſeite wie für die geſamte
Arbeitnehmerſchaft, insbeſondere für die Angeſtellten, ein Beſuch dieſes
Vortrags nur zu empfehlen. An den Vortrag wird ſich eine freie Aus=
ſprache
anſchließen. (Siehe Anzeige in der heutigen Nummer.)
Reichsgründungsfeier. Zum erſten Male ſeit ihrem Beſtehen
tritt die Ballei Starkenburg=Speſſart des Jungdeutſchen
Ordens e. V. mit einer größeren Veranſtaltung an die Oeffentlichkeit,
um Kunde zu geben vom Wirken und den Zielen des Ordens. Auf dem
Boden der Verfaſſung ſtehend, lehnt der Orden jede gewaltſame Aende=
rung
derſelben ab. Er kämpft für die deutſche Volksgemeinſchaft, wie
ſie ſchon im Orden in die Tat umgeſetzt iſt, gegen alles Undeutſche und
Verderbliche. Das Wort Bruder iſt das Zauberwort im Orden, ihm
iſt das unzerſtörbare Gefüge des Aufbaues zuzuſchreiben. Jeder deutſche
Mann iſt der Bruder des anderen, gleich welchen Standes und wel=
cher
Volksklaſſe er angehört. Das Vaterland über die Partei
Tüchtig in ſchaffender Tat, Frei ſein in inechtendem Fron, das ſind
die Loſungsworte eines jeden Ordensbruders. Im übrigen beachte man
die Plakate an den Anſchlagſäulen der Stadt und die Anzeige in unſerem
Blatt.

Darum wählen Sie

Robert Schneider’s Gedichte‟
und
Die Wildsau

Zu haben in jeder Buchhandlung und in der
Geschäftsstelle ds. Bl.
(258

Städtiſches Orcheſter. Zum Beſten der Zeppelin=Eckener=Spende
findet am Mittwoch, den 13. d. M., abends 8½ Uhr, eine Wohltätig=
der
Leitung des Städtiſchen Muſikdirektors W. Schmitt vor die Oef=
Städterbua und dem Holzknechtlied der Veranſtaltung ein echt heimat= Landestheaters Frau Gertrud Callam gewonnen, die die Arie
aus der Oper II re pastore von Mozart und einen Straußſchen Wal=
zer
zum Vortrag bringen wird. Im Uebrigen enthält das Programm
* Fechtverein Waiſenſchutz. Am Neujahrstag hielt der Waiſenſchutz Werke von Schubert (Zwiſchenakts= und Ballettmuſik), Tänze von Beet=
hoben
und Mozart und die Abſchiedsſinfonie von Haydn. Der zweite
Teil beſteht aus einem Bunten Abend bei dem Tänze und
Vorträge abwechſeln mit dem erſten Auftreten der Original=Jazz= Band=
tenverkauf
(75 Pfg. bis 2 Mark) hat die Firma Konzert=Arnold, Wilhel=
Weihnachtsfeiern in den Anſtalten des Wohlfahrts= und Jugend=
heim
und in dem Kinderheim Waldeck bei Traiſa nach altem Brauch
Weihnachtsfeiern ſtatt. Trotz der mißlichen Zeitverhältniſſe war es mit
ihr Beſtes, reicher Beifall belohnte ſind. Den Schluß des Programms Hilfer edler Spender möglich, die Weihnachtswünſche der Alten zu be=
Pfarraſſiſtenten Weinsberger und Weißgerber hielten zu Herzen gehende
ſorgungshaus und im Altersheim alte Weihnachtslieder. Herr Chor=
ſänger
Lang und ſtädtiſche Beamte, die Herven Sulzmann, Römer, Koch,
verſchönten durch ausgezeichneten Vortrag von Liedern und Muſikſtücken
die Feier. Ein Doppelquartett unter Leitung des Herrn Hilmer vom
weiter Kreiſe für dieſe Veranſtaltung. Herr Lennert rief den An= Städtiſchen Gaswerk ſang wundervoll ein Weihnachtslied. Um die
Vorbereitung der Feiern machte ſich neben den Verwaltern der Anſtalten
und Angeſtellten der Heime, die durch ernſte und heitere Vorträge mit=
wirkten
, beſonders auch die Nachfeier im Städtiſchen Altersheime zu
einem frohen Ereignis für die Teilnehmer zu machen, ſei anerkennend
liſten und denjenigen, die ſich in den Dienſt der Verſchönerung der
teil für die Verwaltung Herr Beigeordneter Delp, ſür das Wohlfahrts=
und Jugendamt Herr Direktor Schrauth und die ſonſt in Betracht kom=
derheim
Waldeck bei Traiſa erfreute ſich auch des Beſuchs des Herrn
Hohes Alter. Am Samstag, den 9. Januar, begeht Frau Katha=
Mahnung der Sonderſteuer des Kreiſes und der Stadt Darm=
dung
der Beitreibung bis zum 16. Januar 1926 an die Stadtkaſſe, Gra=
fenſtraße
28, zu zahlen. Gleichzeitig wird nochmals darauf hingewieſen
zuſchläge erhoben werden.

Stadiverordnetenverſammlung.
Darmſtadt, 7. Januar 1926.
Die erſte Sitzung im neuen Jahre und in der neuen Zuſammen=
ſetzung
des Stadtparlaments wurde um 6 Uhr 12 Min, von Herrn Bür=
germeiſter
Mueller eröffnet. Er entſchuldigt die durch Dienſtgeſchäfte
verurſachte Verhinderung des Oberbürgermeiſters. Der Redner gedenkt
der ſchweren Zeiten und der ſchlimmen Wirtſchaftskriſe. Schlechte Steuer=
eingänge
, Anforderung des Staates, Rückgang der Einnahmen und ſtarte
Steigerung der Ausgaben ſind bedenkliche Zeichen. Wegen Aenderung
des Verteilungsſchlüfſels bezüglich Einkommen= und Umſatzſteuer iſt die
Verwaltung beim Miniſterium vorſtellig geworden. Es gilt ſich über
Waſſer zu halten, um die Wirtſchaftskriſe zu überwinden. Wir haben
unſere Selbſtverwaltung verloren, das beſagt alles. Wir haben Schick=
ſalsgenoſſen
in den Städten und Ländern. Es gilt, die Zähne zuſam=
menzubeißen
und raſtlos zu arbeiten, das Trennende beiſeite zu laſſen,
zum Wohle unſerer Vaterſtadt. Die Kriſe der Wirtſchaft muß über=
wunden
werden.
Es erfolgt die Verpflichtung der neu eingetretenen Stadtverord=
neten
; anſchließend die Wahl der Deputationen und Aus=
ſchüſſe
. Das Referat bezüglich der Wahl des Wahlvorſchlagsaus=
ſchuſſes
erſtattet Stadtv. Leuſchner: Finanz= und Unterausſchuß:
Vorſitz Leuſchner, Stellvertreter Dr. Bender, Betriebsausſchuß: Vorſitz
Dr. Nöllner, Stellv. Hummel, Rechtsausſchuß: Vorſitz Dr. Bender,
Stellv. Neuroth Schulausſchuß Friedrich, Kalbfleiſch, Sportausſchuß:
Kalbfleiſch, Wieſenecker, Stiftungsausſchuß: Aßmuth, Schneider Ver=
kehrsausſchuß
: Schneider, Hütſch, Sozialpolitiſcher Ausſchuß: Balſer,
Süß, Land= und Forſtwirtſchaftlicher Ausſchuß: Goy, Goſenheimer,
Theaterausſchuß: Dr. Bender, Weſp, Ausſchuß für das Bildungsweſen:
Ziegs, Walbe, Wahlvorſchlagsausſchuß: Aßmuth, Haury, Theaterver=
waltungskommiſſion
: Leuſchner. Wir haben hier, wie erſichtlich, nur die
Namen der Vorſitzenden der Ausſchüſſe und deren Stellvertreter mitge=
teilt
und werden die Namen der Mitglieder der weſentlichſten Ausſchiſſe
und Depütationen nachtragen.
Ein dringlicher Antrag Süß, Weſp und Leuſchner wender
ſich gegen karnevaliſtiſche Veranſtaltungen. Es erſcheine geradezu frivol,
daß man ſogar noch glaube, als Grund angeben zu können, daß auch
dadurch einige Gewerbetreibende Verdienſt finden würden. Da die Ab=
ſicht
der Veranſtaltungen zeige, daß man für die bittere Not weiteſter
Kreiſe der arbeitsloſen Bevölkerung kaum die notwendige Empfindung
habe und man freiwillig wohl kaum auf die beabſichtigten Veranſtaltun=
gen
verzichten werde, bitten die Antragſteller, den Herrn Oberbürger=
meiſter
zu erſuchen, karnevaliſtiſchen Veranſtaltungen feglicher Art in
dieſem Jahre die polizeiliche Genehmigung zu verſagen.
Mitgeteilt wird der Eingang einer Eingabe der hieſigen Ortsgruppe
des Rentnerbundes wegen der Aufwertung der Stadtanleihen und Wie=
deraufnahme
des Znſendienſtes. Dazu iſt auch ein Antrag des Stadtv.
Schneider (Dnatl.) eingegangen. Die heſſiſchen Ausführungsbeſtim=
mungen
in der Aufwertungsfrage ſind nach Mitteilung der Verwaltung
zu Mitte Februar zu erwarten.

Für die Arbeitsloſen der Stadt Darmſtadt werden dem Arbeits=
amt
von der Heſſiſchen Bilderbühne e. V., Darmſtadt, Alexanderſtr. 14,
(Perkeo) für das hervorragende Laufbild Zwei Menſchen (nach dem
weltbekannten Noman von Rich. Voß) bis zum Freitag, den 15. d. M.
einſchl., täglich 100 Freikarten zur Verfügung geſtellt. Es ſoll damit
den Arbeitsloſen ebenfalls eine Freude in ihren augenblicklichen drücken=
den
Verhältniſſen geboten werden. Die Darbietungen werden ſie ſicher
zu dauernden Freunden der Heſſiſchen Bilderbühne machen. Die Frei=
karten
werden auf dem Städtiſchen Arbeitsamt verteilt und ſind täglich
gültig nur zur 5=Uhr=Vorſtellung.
Turngemeinde Darmſtadt 1846. Die Wanderabteilung der Turn=
gemeinde
Darmſtadt macht auch an dieſer Stelle auf die am Sonntag, den
10. 1. 26, ſtattfindende Winterwanderung des Mittelrheinkreiſes der
D. T. aufmerkſam; und fordert alle wanderfrohen Mitglieder auf, ſich
an dieſer Veranſtaltung zu beteiligen. Jugendliche Mitglieder unter
20 Jahren zeichnen ſich bis Freitag zwecks Fahrpreisermäßigung in die
beim Hausmeiſter aufliegende Liſte ein.
Turngeſellſchaft Darmſtadt 1875, Wanderabteilung. Am kommen=
den
Sonntag, den 10. Januar, findet die letzte Wanderung der Wander=
Abteilung im alten Vereinsjahr ſtatt. Der Abmarſch iſt um 8½ Uhr
pünktlich am Vereinshaus, Dieburger Straße, oder um ½9 Uhr am
Tierbrunnen. Die Führung übernimmt Turner Huthmann. Den Teil=
nehmern
ſteht ein genußreicher Vormittag bevor. Die Vormittagswande=
rung
führt über die Ludwigshöhe nach EberſtadtModautalNieder=
Ramſtadt-Turnhaus. Unſer Dekorierungsfeſt findet am 23. Januar
im Vereinshauſe (Kneipſaal) ſtatt. Alle Vereinsmitglieder ſind freund=
lichſt
eingeladen.
Obſtbantagung während der landwirtſchaftlichen Woche. Im Rah=
men
der von der Landwirtſchaftskammer für Heſſen veranſtalteten Land=
wirtſchaftlichen
Woche in Darmſtadt, findet am Dienstag, den 12. Jan.,
nachmittags 2½ Uhr im Rummelbräu, Rheinſtraße eine außeror=
dentliche
Hauptverſammlung des Landesverbandes der
Obſt= und Gartenbauvereine Heſſens ſtatt. In dieſer wird der Landes=
inſpektor
für Obſt= und Weinbau, Herr Pfeiffer, einen Vortrag halten
über: Organiſierte Schädlingsbekämpfung im Obſtbau. In der Mittags=
zeit
, etwa von 12½ Uhr bis 3 Uhr, wird vor dem Gebäude der Land=
wirtſchaftskammer
ſeitens der Firma Carl Platz, Maſchinenfabrik in
Ludwigshafen, eine Motorſpritze für Beſpritzung der Obſtbäume zwecks
Bekämpfung von Schädlingen und Krankheiten vorgeführt. Dieſe Veran=
ſtaltungen
, in Verbindung mit den zwei am Vormittag fälligen Vorträ=
gen
aus rein landwirtſchaftlichem Gebiete, verſprechen überaus lehrreich
zu werden, ſodaß ein zahlreicher Beſuch aus Kreiſen der Obſtbaubeſitzer,
Landwirte nur dringend empfohlen werden kann.
Am Dienstag, den 12. Januar 1926, nachmittags 3 Uhr, findet
gelegentlich der Heſſiſchen Landwirtſchaftlichen Woche in Darmſtadt im
Fürſtenſaal (Grafenſtraße) ein Vortrag des Landespferd=zuchtvereins
für Heſſen über Entwicklung der Pferdezucht in Heſſen ſtatt. Referent:
Oekonomierat Fritſch=Dilshofen i. Odw. Hierzu werden alle Mitglieder
und Freunde des Landespferdezuchtvereins, ſowie alle Pferdezüchter und
ſonſtige Intereſſenten freundlichſt eingeladen.
Kennzeichnung des Verſertigers auf Waagen. In der Nachkriegs=
zeit
haben ſich eine Reihe von Betrieben der Herſtellung von Waagen für
den Kleinhandel zugewandt, ohne über die nötigen Kenntniſſe. E. nrich=
tungen
und Materialien zu verfügen, die ſür ein gutes Erzeugnis uner=
läßlich
ſind. Es ſind infolgedeſſen Waagen in den Handel gebracht wor=
den
, deren Verbreitung nicht begünſtigt werden darf. Deshalb hat die
Neichsanſtalt für Maß und Gewicht (Abteilung I der Phyſikaliſch= Tech=
niſchen
Reichsanſtalt) angeordnet, daß vom 1. Januar 1926 ab jede zur
Neueichung kommende Wagze ſichtbar eine Kennzeichnung des Verferti=
gers
(Firma oder Fabritmarke oder Verbandszeichen) tragen muß und
zwar tunlichſt am Waggebalken. Firmen, die für ihre Waagen die Eich=
fähigkeit
erlangen wollen, müſſen dies unter Beifügung des Kennzeichens
bei der Phyſikaliſch=Techniſchen Reichsanſtalt Abteilung I in Charlotten=
burg
beantragen. Die Eichbehörden führen Liſten über die zur Eichung
zugelaſſenen Waagenarten und Marken. Waagen, die ſich nachweislich
ſchon vor dem 1. Janauar 1926 im Beſitz von Wiederverkäufern ( Eiſen=
waren
= Haushaltungs= u. a. Geſchäften) befunden haben, können noch
bis Ende 1926 ohne Kennzeichnung des Verfertigers zur Neueichnung
vorgelegt werden. Solche Wiederverkäufer werden alſo bei erneutem
Bezuge darauf zu achten haben, daß ſie nur noch Waagen mit einem
zugelaſſenen Kennzeichen der Herkunft erhalten. Außerdem darf eine
Firmenbezeichnung des Wiederverkäufers angebracht ſein.
Landesverband Heſſen des Hypothekengläubiger= und Sparer=
ſchutzverbandes
für das Deutſche Reich. Die nachſtehende Vorſchrift der
Durchführungsverordnung zum Anleiheablöfungsgeſetz 8 10. Abſ. 2 wird
bei der Altbeſitzanmeldung von Neichsanleihen den Gläubigern zur
Beachtung empfohlen: Markanleihen gelten als vor dem 1. Juli
1920 erworben, ſind ſonach als Altbeſitz anzuſehen, wenn ſie der Gläu=
biger
in unmittelbarem zeitlichem und wirtſchaftlichem Zuſammenhange
mit einer Veräußerung desſelben Nennbetrags der gleichen oder anderer
Markanleihen des Neiches erworben hat und ihm die veräußerten Mark=
anleihen
vom 1. Juli 1920 bis zur Veräußerung ununterbrochen gehört
haben. Dieſe Vorſchrift iſt von beſonderer Bedeutung in denjenigen
Fällen, in denen ältere Deutſche Staatsanleihen verkauft wurden um
mit dem Erlös höher verzinsliche Reichsanleihen zu erwerben. Dieſe
Vergünſtigung greift nicht Platz, wenn der Gläubiger zur Zeit des Er=
werbs
ein Handelsgewerbe betrieben und den Erwerb im Betrieb ſeines
Handelsgewerbes vorgenommen hat.
Nächſte Dampfer=Expeditionen des Norddeutſchen Lloyd Bremen:
1. Bremen-New York (ab Bremerhaven): Stuttgart (Kapt.
K. Grahn) am 13. Jan., Columbus (Kapt. Johnſen) am 17. Jan.,
Berlin (Kapt. F. Nehm) am 31. Jan. 2. Bremen- Phila=
delphinBaltimore
-Nyrfolk (ab Bremen): Hornfels am
21. Jan., Hameln (Kapt. Th. Minſſen) am 10. Febr. 3. Bremen=
Kuba: Ingram am 10. Jan. ab Bremen. 4. Bremen. Bra=
ſilien
(ab Bremen): Porta (Kupt. W. Vieth) am 9. Jan., Horn=
bach
am 19. Jan. Minden (Kapt. Filſinger) am 30. Jan. 5. Bre=
men
La Plata (ab Bremerhaven); Weſer (Kapt. F. Mahlmann)
am 9. Jan. Sierra Morena, (Kapt. G. Nauer), am 30. Jan.
nen): Machaon am 9. Januar,
6. BremenOſtaſien (ab
n., Oldenburg am 16. Jan.,
leſien (Kadt
h. or T
men-Auſtralien (ab
Bremen): Demo
Göttingen (Kapt. Hurtzig) am
23. Jan., Hanau am 6. Febr.

[ ][  ][ ]

Geite 6.

Freitag, den 8. Januar 1926

Nummer 8

Bezirksſchöffengericht.
Ein rückfälliger Dieb iſt der 1803 in Bürſtadt geborene ledige
Jakob Bertſch. In Sandhofen war Kirchweih geweſen, de B.
bis in die Nacht mitmachte. So kam es, daß er mit wirrem Kopf in
Lampertheim ſtatt in Bürſtadt ausſtieg. Auf dem Heimweg will er einem
Unvekannten das Nad, deſſen Debſtahl iyhm die Anklage zur Laſt legt,
um enen geringen Betrag abgekauft haben. Die Anklage legt dem B.
zur Laſt, am 23. Auguſt 1925 auf dem Bahnhof Lampertheim ein dem
Fabrikarbeiter Malkmus gehöriges gebrauchtes Aad enrwendet zu haben.
Das Urtcil erkennt wegen Diebſtahls auf 6 Monate Gefängnis. Das
Gericht glaubt die Geſchichte mit dem großen Unbekannten nicht.
2. Wegen Betrugs ſtehen unter Anklage: 1. der 1883 in Köln ge=
borene
, in Benstze m jetzt wohnhafte Jakob Dohm, früher Direktor
der Hanſabank in Mannhem, 2. Ernſt Jakob Hofmann von
Gro=Rohrheim, geboren daſelbſt. Dohm betreibt in der Rechtsform
der G.m.b.H. ein Geſchäft (jetzt in Liquidation) mit Landesprodukten.
Eine Art Zweigſtelle, der Hofmann der bei der Hanſabank in Mann=
heim
abgebaut war vorſtand, wurde in Groß=Rohrheim aufgemacht.
Die Anklage legt den be den Perſonen eine Schädigung der Badiſchen
Landwirtſchaftsbank, e.G.m.b.H. in Heidelberg, zur Laſt. Die Bank
erhielt am 6. Februar 1925 zwei an dieſem Tage ausgeſtellte Wechſel
über je 3700 Mk., die von Dohm ausgeſtellt und von Hofmann akzeptiert
waren. Dabei ſoll verſchwiegen worden ſein, daß Hofmann bei Aus=
ſtellung
bzw. Akzeptation der Wechſel, weil minderjährig, nicht wechſel=
fähig
war. Dabei ſoll weiter der Bank vorgeſpiegelt worden ſein, die
beiden Wechſel wüürden rechtzeitig abgedeckt werden. Dohm hatte Bank=
kredit
bei der genannten Bank, der nach ſeiner Angabe durch Verpfän=
dung
von Waren und einen Grundſchuldbrief auf ſein Haus ſichergeſtellt
geweſen ſei. Hofmann gibt an, das Geſchäft in Groß=Rohrheim habe
ſich gut entwickelt. Die Wechſel hätten nach Angabe Dohms nur in
Depot gegeben werden ſollen; ſpäter würden die Wechſel, wenn recht=
zeitige
Einlöſung möglich war prolongiert. In der Folge ergaben
ſich doch Zahlungsſchwierigkeiten, und am 6. Februar 1925 wurden die
in Nede ſtehenden Wechſel der Bank ausgeſtellt. Hofmann erklärt, nach
ſeiner Minderjährigkeit habe man ihn auf der Bank nicht gefragt. Die
zwei Wechſel gingen in Proteſt, und der Anwalt Hofmanns brachte die
Einrede der mangelnden Wechſelfähigkeit gegenüber der angeſtrengten
Wechſelklage vor. Die Bank hat an Dohm zur Zeit noch 30 000 Mk. zu
fordern, mit einer an dritter Stelle ſtehenden Hypothek iſt ſie ausge=
fallen
. Aus der Vernehmung des Filialleiters Anton Beck geht hervor,
daß die Bank ſich auf Geſchäftsbeziehungen zu Dohm einließ, nachdem
Dohm ein Schreiben des Notars Hemmes=Bensheim (ohne Siegel) vor=
legte
, ausweislich deſſen Dohm zugunſten der Bank eine Eintragung
einer Hypothek an erſter Stelle auf ſein Haus, Wilhelmſtraße in Bens=
heim
, beantragt habe. Dieſe Hypothek hat die Bank nie bekommen. Hof=
mann
ſicherte dem Filialleiter B. immer zu, daß er für die Wechſel gut ſei,
und dies noch zu einer Zeit, als er ſchon gepfändet war. Am 6. Febr.
1925 war Dohm der Bank ungefähr 34 000 Mark ſchuldig, wie der Konto=
auszug
ausweiſt. Die beiden Wechſel mit Ausſtellungsdatum vom 6. 2.
1925 ſollten als Sicherheit für Kredit und weitere Stundung dienen.
Eine Abrede, daß die beiden Wechſel nicht begeben oder nicht proteſtiert
werden ſollten, wurde mit dem Zeugen Beck nicht getroffen. Die Badi=
ſche
Landwirtſchaftsbank, Sitz Karlsruhe, hat Beck für den erlittenen
Schaden verantwortlich gemacht und verklagt. Die geſchädigte Bank
hat durch ihre Heidelberger Anwälte die Betrugsanzeige bei der Staats=
anwaltſchaft
in Darmſtadt erſtattet. Der Staatsanwalt ſtellt darauf ab,
daß beide Angeklagte bewußt die mangelnde Wechſelfähigkeit des Akzep=
tanten
Hofmann bei der Heidelberger Bank verſchwiegen und ſich da=
durch
des Betrugs ſchuldig machten. Dohm ſei, hierbei die treibende
Kraft geweſen. Der Verteidiger des Hofmann legt dar, daß dieſer von
ſeinem Vater die Genehmigung zum Betriebe des Geſchäfts erhalten
habe, eine Folge ſolchen Betriebs ſei auch die Ausſtellung und Akzep=
tation
von Wechſeln; unwahre Vorſpiegelungen habe Hofmann nicht
gemacht, auch eine Vermögensſchädigung nicht herbeigeführt. Das Ur=
teilerkennt
gegen Dohm auf drei Monate, gegen Hof=
mann
auf zwei Monate Gefängnis. Strafſchärfend kam in
Betracht, daß die Bank um ganz bedeutende Beträge geſchädigt wurde.
* Bezirksſchöffengericht. Betrugshandlungen im weſentlichen zum
Nachteil der Allgemeinen Ortskrankenkaſſe Bensheim in den Jahren
1924 und 1925 werden einem prakt. Arzt zur Laſt gelegt. Es ſind eine
größere Anzahl Zeugen erſchienen. Als Sachverſtändige ſind zur Stelle:
Obermedizinalrat Kreisarzt Dr. Kullmann in Bensheim, Vorſitzender
des ärztlichen Kreisvereins Heppenheim Dr. Buttron von da, Dr. Roſen=
thal
und Sanitätsrat Vogel=Darmſtadt. Es kommt beſonders zur Sprache,
ob der Arzt, wenn er eine Privatrechnung (für Tätigkeit bei einer Ge=
burt
) geſandt hat, berechtigt iſt, außerdem noch eine Rechnung bezüglich
derſelben ärztlichen Tätigkeit bei der Krankenkaſſe einzureichen. Der
Arzt wird hier gut tun, bei der Einreichung der Rechnung an die Kaſſe
einen bezüglichen Vermerk zu machen. Wird von der Kaſſe eine ärzt=
liche
Rechnung nicht honoriert, z. B. weil der Betreffende kein Kranlen=
kaſſenmitglied
iſt, ſo erhält, wie Rechner Fertig bekundet, die beſtellte
Verrechnungsſtelle davon Kenntnis. Aus der ganzen Beweisaufnahme
gewinnt man die Anſchauung, daß die vorwürfigen Fragen viel mehr
vor das Forum eines Ehrengerichts als des Strafgerichts gehören. Der
Staatsanwalt findet eine betrügeriſche Handlung des Angeklagten in der
Verrechnung von zwei Beſuchen (zweimal 2 Mk.), die nach Bekundung
der Eheleute H. nicht gemacht wurden; hier liege aber nur Betrugs=
verſuch
vor. Im übrigen wird Freiſprechung beantragt. Der Straf=
antrag
geht unter Zubilligung mildernder Umſtände auf 200 Mk. Geld=
über
die Zahl der Beſuche gar nicht gemacht habe; bei den Beſuchen
handele es ſich um eine Bagatelle. Ein Irrtum ſei leichter möglich bei
Staatsanwalt einen Betrugsverſuch annehme. Das nach mehr als
auch wegen Verrechnung der zwei Beſuche.
der bei der Firma Zelter beſchäftigte Autofahrer Chriſt eine Probefahrt
Ludwigshöhſtraße zu, als im ſelben Augenblick ein Straßenbahnwagen Genre=Roman=Film Das Rätſel der Affenſchlucht mit Fobbo, dem
Fahrers der Bahn wurde ein Zuſammenſtoß verhütet, jedoch wurde, nes großen Erfolges verlängert werden mußte.
durch das Bremſen ein ſolcher Ruck des Wagens verurſacht, daß ein Fahr=
gaſt
im Innern des Wagens umfiel. Chriſt meinte nur zum Schaffner
Dem Fahrer Avemarie, der den Gefahrmoment erfaßte, gelang es mit
der Magnetbremſe den Wagen zum Halten zu bringen. Der Beſitzer
ſo hätte gebremſt werden müſſen. Das Gericht kam zum Freiſpruch.
Angeklagter hätte, was nicht zu widerlegen war, glauben können, mit dem
Auto noch vor der Straßenbahn vorbeizukommen. 2. Das Zuſammen=
leben
in der Marienplatzkaſerne bringt manche Widerwärtigkeiten mit
ſich. Kein Wunder, wenn Streitigkeiten entſtehen, ſo z. B. zwiſchen
Kinder T., angeklagt der Körperverletzung der 26jährigen Tochter M.
als Waffen werden 1 Gummiſchlauch und 1 Eimer genannt. 20 Tage
war die Tochter M. im Krankenhaus. Der Befundbericht ſtellt eine
5 em large bis auf die Lnochen gehende Wunde an der Stirne feſt. Tänzerin wie die durch die Liebe umgewandelte Frau gewinnen blut=
Das Gericht erkennt gegen Frau T., wegen Hausfriedensbruchs auf 25
Mk. Geldſtrafe, gegen Auguſt T. wegen Hausfriedensbruchs und Kör=
ververletzung
auf 75 Mk. Geldſtrafe, gegen Val. T. wegen Hausfriedens=
bruchs
auf 25 Mk. Geldſtrafe.

Abänderung der Strafprozeßordnung. Mit Wirkung vom 14. 1.
1926 ſind die 88 245 und 313 abgeändert: In Verhandlungen vor dem
Amtsrichter, den Schöffengerichten und den Landgerichten, die eine
Uebertretung betreffen oder auf erhobene Privatklage erfolgen, beſtimmt
das Gericht den Umfang der Beweisaufnahme, ohne herbei durch An=
träge
, Verzichte oder frühere Beſchlüſſe gebunden ſein. Ein Urteil
des Amtsrichters kann nicht mit der Berufung angefochten werden, wenn
es ausfchließlich Uebertretungen zum Gegenſtande hat und der Angeklagte
entwveder freigeſprochen oder ausſchließlich zu Geldſtrafe verurteilt wor=
den
iſt. Sind Vergehen in Frage, die im Wege der Privatklage vom
Verletzten verfolgt werden können, ſo iſt die Berufung nun bei Frei=
ſprechung
wieder zugelaſſen.
Tagesordnung zur Sitzung des Provinzialausſchuſſes der Prov.
Starkenburg am Samstag, den 9. Januar, vormittags 10 Uhr. 1. An=
trag
des Kreisamts Darmſtadt auf Entziehung des Kraftfahrführer=
ſcheins
zum Nachteil des Wilhelm Neuzeit, Darmſtadt. 2. Antrag des
Kreisamts Darmſtatt auf Entziehung des Führerſcheins für Kraftfahr=
zeuge
zum Nachteil des Wilhelm Be thold Joh. Herm. Stanſcheck zu
Eberſtadt. 3. Antrag des Kre Zamts Heppenheim gem. Art. 233 St.=O.
auf Aufhebung des Beſchluſſes der Stadtverordnetenverſammlung der
Stadt Heppenkeim vom 9. 11. 1925 betr. Anſtellung eines Schlachthof=
aufſehers
in Heppenheim. 4. Klage des Bezirksfürſorgeverbandes Darm=
ſtadt
=Stadt gegen den Bezirksfürſorgeverband Bensheim a. d. B. wegen
Erſatz von Krankenhauspflegekoſten für Hugo Ziegler. 5. Klage des
Bezirksfürſorgeverbandes Fulda=Stadt gegen den Bezirlsſrirſo; everband
Offenbach Stadt wegen Erſatz von Fürſorgekoſten für die Hldegard
Trageſſer,
Unfall. Gerſtern morgen wurde Ecke Rheinſtraße und Grafen=
ſtraße
ein Schuljunge von einem Radfahrer überfahren. Die Sanitäts=
wache
Saelbauſtraße 46, Tel Nr. 400, verbrachte den Verletz en nach
dem Sädtiſchen Krankenhaus. Derſelbe hatte einen komplizierten
Unterſchenkelbrue

Jagd und Fiſcherei im Januar.
Der Jahreslvechſel bringt den meiſten Wildarten Schonzeit. Schnee=
lage
und Froſt bedingen vermehrte und abwechſlungsreichere Fütterung.
Laubſtreu und Weichholz für Nehe und Haſen beſonders von Vorteil, letzteren kommen noch 15 Fälle in auswärtigen Krankenhäuſern.
Küühner ſind zu beſchicken
dem Abſchuß unterſteht, ſollte er ſchonend betrieben und hauptſächlich, durch ihre vorjährigen Vorträge, bereit erklärt, die Erziehungsfragen:
auf zu Schaden gehende Stücke beſchränkt werden.
Sauen ſtehen zuweilen noch in der Nauſchzeit.
erſteren ſind weibliche, wie der Deutſche Jäger München ſchreibt, mög= Ehrung von Jubilaren vorgenommen.
lichſt zu ſchonen, desgleichen alles übrige Flugwild.
wird bei etwaigem Harſch beſonders gefährlich. Gegen Ende des Monats
beginnt bei ihm und beim Edelmarder die Ranzzeit.
vermindern, ſtreunende Hunde zu überwachen.
Dem Wilddiebſtahl, der bei leichter Abſatzmöglichkeit zunimmt, iſt er=
höhte
Aufmerkſamkeit zuzuwenden.
Der Huchen bietet in großen Flüſſen günſtige Fanggelegenheit
ihres noch minderwertigen Fleiſches wegen zu ſchonen. Aeſchen gehen an ger von Erwerbsloſenunterſtützung betrug am 31. Dezember 1925: 444.
milden Tagen ſchon an die Angel, ſind jedoch noch keine begehrenswerte
Beute. Die Rutte laicht und fängt ſich in Neuſen.

Eine Inſeratenannahmeſtelle
haben wir nunmehr auch im Südteile der Stadt bei
Adam Dingeldein, Zigarrengeſchäft
Heidelbergerſiraße 102
eingerichtet. Alle bis 4 Uhr nachmittags dort auf=
gegebenen
Inſerate erſcheinen am folgenden Tage.
Der Verlag.
(211mdf

Kunſtnotizen.
Ueder Werke, Künſüer und künſtleriſche Deranſtaltungen, deren im Nachſtebenden Grwddnung
geſchſebt, bebält ſich die Redaklon ibr Urtell vor.
Union=Theater. Mit der Gräfin Mariza iſt dem
Terra=Film ein guter Wurf gelungen; das Problem der Filmoperette
iſt hier nahezu reſtlos gelöſt. . . . Der Film iſt nach der bekannten Ope=
rette
von Kälmän gearbeitet, er hat friſches fröhliches Tempo, hat alles,
was man von einer guten Operette verlangt, leichte Handlung, viel
Humor, prächige Ausſtattung. Man unterhält ſich und iſt zufrieden, daß
keine Tragödie vorgetäuſcht wird, ſondern daß ſich alles im flüſſigen
Fahrwaſſer der leichten Kunſt bewegt. Die Darſteller ſind gut gewählt.
Vivian Gibſon, die richtige Operettengräfin, der man gerne jede erzen=
triſche
Laune und auch die Legion Freier glaubt. Harry Liedtke, der
Herzensbrecher, der Schwarm aller Backſiſche jeglichen Alters; äußerſt
ſympathiſch Ernſt Verebes als ſchichterner Junge. Eine ausgezeichnete
Type Hedwig von Winterſtein als Tante und vielleicht eine der beſten
Leiſtungen des Stücks Wilhelm Diegelmann als merkwürdiger Kam=
merdiener
. Auch die anderen Darſteller, vor allem Fritz Spira, Colette
Brettel, Robert Garriſon und Siegfried Beriſch, gaben ihe Beſtes. Große
Sorgfalt wurde auf die Photographie gelegt, in feiner Abtönung eilt
Bild an Bild vorbei, von außerordentlicher Schönheit ſind einzelne, wohl
an Ort und Stelle gemachte Landſchaftsaufnahmen. Es iſt kein Wunder,
daß die Aufführung des Films ein Erfolg auf allen Linien iſt und wird.
Reſidenz=Theater. Wer iſt der beſte Kinobeſucher? Dieſe
Frage kann nicht in einem Wort beantwortet werden. Es gibt Filme,
die mehr Frauen als Männer und Filme, die mehr Männer als Frauen
ſtrafe. Der Verteidiger legt Wert darauf, daß H. ſich genaue Notizen anlocken. Es gibt aber auch einige wenige Filme, die alle ſehen wollen,
d. h., die jeden intereſſieren, ſpannen und bewegen. Zu dieſen wenigen
gehört auch Freiwild (Der Kampf einer Verlaſſenen). Es iſt ein
dem, der ſich im Gegenſatz zum Arzte keine Notizen gemacht habe. Film für beiderlei Geſchlecht und für die beſten Kinobeſucher für die
Deshalb ſei Freiſprechung geboten, auch in dem Falle, in dem der Liebespaare. Freiwild ſind die Frauen in den Augen ſchlechter Män=
ner
, während die anſtändigen die Frau als etwas Heiliges, als die
vierſtündiger Verhandlung gefällte Urteil iſt freiſprechend, ſchönſte Gabe Gottes auf Erden betrachten. Elegante New Yorker
Moden ſehen alle Frauen gerne, ihre Trägerinnen aber intereſſieren
Amtsgericht I. 1. Am 25. Juli 1925, vormittags ½12 Uhr, machte mehr die Männerwelt, zumal wenn ſie reizend ſind, wie Corinne Grif=
fith
und ihre Mitdarſtellerinnen im Meiſterfilm Freiwild. Außer
mit einem Auto, er kam von Weſten, der Weinbergſtraße, her auf die dieſem zugkräftigen Geſellſchaftsfilm ſehen wir noch den ſpannenden
der blauen Linie von Süden kam. Nur durch ſofortiges Bremſen des beſtdreſſierteſten Affen der Gegenwart in der Hauptrolle, der wegen ſei=
* Palaſt=Lichtſpiele: Frauen, die man oft nicht
grüßt. Aus dieſem Stoff haben Hans Behrendt und Helmuth Ort=
Schuchmann gewendet: Die Hauptſache iſt, daß nichts paſſiert iſt, mann ein recht unterhaltendes Filmlibretto geſchaffen, das zwiſchen
Drama und Komödie eine geſchickte Syntheſe darſtellt.
Friedrich Zelniks Regie hat vor allem den einen großen Vorzug:
des Brennaborwagens hielt die Situation nicht für ſo ſchlimm, daß er gibt die Atmoſphäre, in der dieſe Menſchen leben. Ning und ihre
Freundinnen erſchienen bedingt durch ihr Milien. Unerhört iſt das
Tempo der Eingangsſzenen, das in einigen ſpäteren Szenen mit Glück
wieder aufgenommen wird. Der Wirbeltanz, in dem dieſe Menſchen
leben, das Hetztempo ihres Lebens wird hier bezwingend in der Bilder=
den
Familien T. u. M. Auf der Anklagebank ſitzen Frau T. und 9 führung rbhthmiſiert. Auch im einzelnen wird man durch originelle
Einfälle gefeſſelt. So, um nur etwas herauszugreifen, wenn der De= konnten bei der Jahreshauptverſammlung des Geſangvereins Sänger=
fraudant
im Spiegel ſich bereits als Zuchthäusler ſieht. In der Haupt=
rolle
gibt Lya Mara eine ihrer intereſſanteſten Leiſtungen. Die kleine
volle Realität. Ausgezeichnet ſind einige mimiſche Uebergänge. Von
ſtarker Wirkungskraft die Szene zuiſchen ihr und dem Defraudanten,
die auch von der Regie hervorragend gegliedert iſt. Hier ſteigert ſich ihr
Mienen= und Gebärdenſpiel zu einer Intenſität, die unmittelbar ſug=
geſtive
Wirkung übt. Und der individuelle Charme, der dieſer Künſtlerin
eigen iſt, gibt der Geſtalt ihre beſondere Note. Alfons Fryland gibt
dem Fred ſeinen ausdrucksvollen Kopf und gewinnt ſchauſpieleriſch durch
kluge Zurückhaltung. Paul Otto geſtaltet einen Weltmann mit der
Ueberlegenheit des Qünſtlers, der ſtets über dem Objekt ſteht. Köſtlich
ſind Margarete Kupfer und Julius von Szereghy als Elternpaar, zwei
brillante Epiſoden, ſtellen Geppert und Bilaneia. Elena Lunda als
Nings Freundin nirkt ſehr reizvoll. Von den übrigen haftet der dunkle
abgeſtimmtes Enſemble.
Fuglſangs Photographie iſt einwandfrei. Sohnle und Erdmann
haben geſchmackvolle Interieurs geſtellt. Von maleriſcher Wirkung ſind
einige Hafenbilder. Im Beiprogramm Er Harold Lloyd in Kell=
ner
aus Liebe; ferner die neueſte Wochenſchau, die uns immer das
Neueſte, Wichtigſte und Intereſſanteſte aus aller Welt bringt.
Lokale Veranſialtungen.
Die blerunter erſchelnenden Notizen ſind ausſchließlich ais Hinweiſe auf Anzelgen zu betrachten ganze Veranſtaltung, die als ein Sportereignis erſten Ranges für unſer
w keinem Falle irgendwie als Beſprechung oder Krütn
Deutſchorden. Die Kriegervereine, Regimentsvereine und Solche Vorführungen ſind ohne Zweifel geeignet, die breiten Maſſen
alle vaterländiſchen Verbände, die Fahnen oder Banner führen, werden
gebeten, Fahnen=Abordnungen zur öffentlichen Reichsgründungsfeier Mahnung nicht oft genug wiederholt werden: Eltern und Erzieher, ſchickt
Montag, den 18. d. M., abends 8 Uhr, in der Turnhalle am Woogs=
platz
zu entſenden
Aus den Parteien.
Frauengruppe der Deutſchen Volkspartei: Am
Samstag, den 9. Januar, nachmittags 4 Uhr, findet im Nummelbräu
die geſellige Zuſammenkunft der Frauen der DBP. ſtatt.
Es werden einige wichtige Mitteilungeu gemact werden. Außerdem
Vorleſungen einiger intereſſanter Erzählungen. Alle Parte freundinnen
ſind herzlichſt eingeladen und werden gebeten, recht zahlreich zu er=
ſcheinen
.

Aus Heſſen.
* Arheilgen, 7. Jan. Im verfloſſenen Jahre waren hier zu ver=
Neben Klceheu ſind Noßkaſtanien und Rübenſchnitzel für Hochwild, Heu, zeichmen: 101 Geburten, 42 Eheſchließungen und 73 Sterbefälle. Zu
Kohlblätter und Strünke werden von den letzteren ſehr gerne angenom= Die Zeppelin=Eckener=Spende ergab hier die Summe von 280 Mk. Als
men. Himbeer= und Brombeerſchläge ſowie freigelegte Saaten bieten Fortſetzung der Volkshochſchulabende werden Herr Dr. Zetſche an drei
willkommene Aeſung. Die Futterſtellen für Faſanen, die Schirme für Abenden über: Kaptaliſtiſche und kommuniſtiſche Wirtſchaft und
Herr Diplom=Handelslehrer Schultheis über Verfaſſungsfragen ſpre=
Wo, wie in einzelnen deutſchen Staaten, Hoch= und Damwild noch chen. An drei weiteren Abenden hat ſich Frl. Elſe Meywald, bekannt
Beſchäftigung, Lüge des Kindes, Beſtrafung, Belohnung uſw., zu be=
handeln
. Zur Zeit halten unſere Vereine ihre Jahres=Hauptver=
Die Treibjagden ſind zu Ende. Faſanenhähne und Hennen, auch ſammlungen ab und werden nach den Tagesordnungen meiſt Jahres=
Haſen haben Schonzeit, nur Wildenten und Gänſe noch Schußzeit. Von berichte, Vorſtandswahlen, Statutenänderungen, Kaſſenberichte und
Arheilgen, 7. Jan. Der von der Allgemeinheit angeſtrebte
Das Haarraubwild trägt ſein vollentwickeltes Winterkleid. Der Fuchs Milchpreisabſchlag hatte auch hier Erfolg. Das Liter koſtet jetzt 30 Pfg.,
früher 32 Pfg. Man ſollte nun annehmen, daß ſich der Milchhändler
ſowie der Erzeuger (Landwirt) jetzt mit einem geringeren Verdienſt be=
Der Vogelzug hat völlig abgeflaut. Nur ſtrenger Froſt bringt gnügen muß. Tatſächlich iſt es aber ſo, daß die Milchhändler ihren Ver=
nordiſche
Gäſte des Waſſergefligels und der gefiederten Räuber. Die dienſt trotz Abſchlag von 6 auf 8 Pfg. erhöhten. Früher bezahlte der
großen Scharen der Krähen verüben oft großen Schaden und ſind zu Händler dem Landwirt 26 Pfg. für das Liter, jetzt 22 Pfg. Schlaul was?
* Griesheim, 7. Jan. Statiſtiſches. Beim hieſigen Standes=
amt
wurden im Jahre 1925 folgende Beurkundungen vorgenommen:
Geburten 141 (im Jahre 1924: 150), Eheſchließungen 68 ( im Jahre
mit der Spinnangel. Bachſaibling und Forellen ſind zwar geſetzlich frei, 1924: 70), Sterbefälle 58 (im Jahre 1924: 74). Die Zahl der Empfän=
* Griesheim, 7. Jan. Herr Zahnarzt Dr. Wolters, hier, übergab
der hieſigen Schule mit Hilfe der Leo Werke in Dresden Anſchau=
ungsmaterial
füir die Zahnpflege, ſowie 100 Tabletten Chlorodont= Zahn=
paſta
zur Verteilung an die Schulkinder. Außerdem verpflichtete ſich
Herr Dr. Wolters die ſchulärztliche Unterſuchung aller Schulklaſſen ein=
mal
im Jahre koſtenlos vorzunehmen.
* Griesheim, 7. Jan. Der Geſangverein Sängerbund veranſtaltet
am Sonntag, den 10. Januar ds. Js. im Kaiſerſaal einen Lieder=
tag
. Dem Verein iſt es dank ſeiner anerkannten Leiſtungen, welche er
unter Leitung ſeines Chormeiſters Herrn W. Etzold=Darmſtadt hervor=
brachte
, gelungen, außer hieſigen Geſangvereinen, eine Anzahl auswär=
tiger
, in der Sangeskunſt hervorragende Vereine, zu dieſem Tage zu
gewinnen.
* Griesheim, 7. Jan. Nachdem nunmehr auch in der Hofreite des
Ludwig Müller I., Pfungſtädterſtraße 49, hier, die Maul= und Klauen=
ſeuche
feſtgeſtellt worden iſt, iſt der ganze Ort als Sperrbezirk erklärt
worden.
* Eberſtadt, 7. Jan. Schulzahnpflege. Mit den zahnärzt=
lichen
Unterſuchungen in den hieſigen Schulklaſſen, iſt Herr Zahnarzt
Dr. Muth betraut worden. Die Zahl der Erwerbsloſen in der Ge=
meinde
Eberſtadt beträgt für die laufende Woche zirta 250. Die dies=
jährige
Hauptverſammlung der Turngeſellſchaft e. V. findet am kom=
menden
Samstag abend im Gaſthaus Zum grünen Laub ſtatt.
* Eberſtadt, 7. Jan. Sportwerbeabend in der Schule.
Die hieſige Volksſchule veranſtaltete am Mittwoch abend einen kleinen
Sportwerbeabend, mit dem ſie die Ueberreichung der Ehrenurkunden
an die Sieger und Siegerinnen von den letzten Reichsjugendwettkämpfen
verband. Die Veranſtaltung fand in dem neuen Experimentierſaal ſtatt,
der ſich bei dieſer Gelegenheit auch für derartige Zwecke als geeignet
erwies. Herr Rektor Vogel leitete in Anweſenheit des Lehrperſonals
die Veranſtaltung mit Worten der Begrüßung ein und hieß insbeſondere
die Eltern der Kinder willkommen. Herr Lehrer Schneider aus
Darmſtadt verſtand es dann, in einem längeren Vortrag die große Be=
deutung
der körperlichen Erziehung und insbeſondere die Notwendigkeit
darzulegen, daß die Jugend Turnen und Sport treibe. Leibesübungen
treiben ſei Bürgerpflicht; ſie weckten in der Jugend die Eigenſchaften
die die Grundlagen jedes gebildeten Staatsweſens bildeten. Der Zweck
der Veranſtaltung, die aufs beſte verlief, iſt vollauf erreicht worden.
* Eberſtadt 7. Jan. Die Leſeholznutzung im Staatswald
iſt nach einer Bekanntmachung des Forſtamtes Eberſtadt für die Dauer
der Holzhauerei unterſagt. Zuwiderhandlungen werden beſtraft.
* Pfungſtadt, 6. Jan. Brauereibeſichtigung. Die Orts=
gruppe
Darmſtadt des Odenwaldklubs beabſichtigt am kommenden Sonn=
tag
, gelegentlich ihrer 11. Wanderung, der hieſigen Brauerei Hildebrand
einen Beſuch abzuſtatten und die Brauereianlagen zu beſihtigen.
Die Generalverſammlung der Pfungſtädter Volksbank G. m. b. H.
erfreute ſich eines guten Beſuches. Die angeſtellten Reviſi nen ergaben,
daß die Bank auf einer geſunden Grundlage arbeitet. Zum geſchäfts=
führenden
Vorſtand wurde Herr Emil Conradi mit 105 Stimmen ge=
wählt
. Als zweites Vorſtandsmitglied wurde Kontrolleur Georg Kramer
mit 129 Stimmen gewählt. Das Wortmannſche Haus in der Rhein=
ſtraße
iſt zum Preiſe von 4000 Mk. in andere Hände übergegangen.
* Pfungſtadt, 7. Jan. Die Bäckerinnung gibt bekannt, daß
das Backgeld für Kornbrot 15 Pfg. beträgt, für erſte Sorte Brot die
Spanne von 6 Pfg. mehr. Der Gewerbeball ſoll erſt Anfang Fe=
bruar
(6. Februar) ſtattfinden.
* Nieder=Ramſtadt, 7. Jan. Die Standesregiſter für 1925 ſchließen
mit folgenden Zahlen ab: 2) Geburten: 43 gegen 83 in 1914 und 41 in
1924; b) Eheſchließungen: 15 gegen 21 in 1914 und 25 in 1924; c) Sterbe=
fälle
: 46, darunter 13 Anſtaltspfleglinge, gegen 39 in 1914 und 23 in
1924. Auffallend iſt die große Zahl Sterbefälle, die zum erſtenmale die
Zahl der Geburten überſteigt.
* Nieder=Namſtadt, 7. Jan. Die Zahl der Erwerbsloſen iſt auch
hier in ſtetem Steigen begriffen. Zurzeit beträgt ſie 48, ohne die mit
Holzhauerarbeiten beſchäftigten Erwerbsloſen. In den Betrieben der
Illigſchen Papierfabrik und der Firma Wacker u. Dörr Söhne G. m. b.
H. wird kurz gearbeitet. Dieſem Umſtand war es bisher zu verdanken,
daß ſich die Zahl der Erwerbsloſen hier noch in mäßigen Grenzen be=
wegte
.
* Ober=Ramſtadt, 7. Jan. Laut Beſchluß des Kreisſängertages fin=
det
am kommenden Sontag, den 10. ds. Mts., nachmittags, dahier im
Saalbau Eliſenbad eine Bezirksſängertagung ſtatt mit der Tagesord=
nung
: 1. Bericht über die Kreisſitzung; 2. Wahl der zu entſendenden
Vorſtandsmitglieder; 3. Wahl eines Bezirksdirigenten; 4. Verſchiedenes.
Es handelt ſich um die Tagung des dritten Bezirks Ober=Namſtadt, um=
faſſend
die Geſangvereine Ober=Namſtadt, Nieder=Namſtadt, Traiſa,
Waſchenbach und Roßdorf. Selbſtverſtändlich können der Tagung auch
die noch nicht dem Heſſiſchen Sängerbund angeſchloſſenen Vereine teil=
nehmen
. Der Tagung werden auch Vertreter des Bundes und des Krei=
ſes
beiwohnen.
Roßdorf b. D., 5. Jan. Auf ein ſelten ſchönes Vereinsjubiläum
luſt die Herren Peter Roſignol und Jean Grünewald zurückblicken. Herr
Noſignol ſteht nunmehr 25 Jahre als Vorſitzender an der Spitze des Ver=
eins
, während Herr Grünewald dieſelbe Zeit Rechner des Vereins iſt.
Beide Herren ſind trotz ihres vorgeſchrittenen Altes noch aktive Sänger
und huldigen mit vorbildlicher Treue dem deutſchen Männergeſang.
Möge es ihnen vergönnt ſein, daß ſie noch viele Jahre ihre guten Kräfte
dem Verein widmen können. Der Verein blickt in dieſem Jahre auf
ſein 45jähriges Beſtehen zurück und feiert am Samstag, den 9. Januar,
im Gaſthaus Zur Sonne ſeinen gern beſuchten Jahresball.
r Babenhauſen, 7. Jan. Das moderne Schauturnen der
Freien Turngemeinde Darmſtadt, das auf Veranlaſſung der hieſigen
Freien Sportvereinigung im Großen Saalbau Deutſcher Hof veranſtal=
tet
wurde, hätte in Anbetracht der vorzüglichen Leiſtungen der Darm=
ſtädter
Turnerſchaft wahrlich einen vollbeſetzten Saal verdient. Als
modernes Turnen iſt wohl die rhythmiſche Gymnaſtik anzuſehen. Es
Naſſekopf der Herta v. Walter in der Erinnerung. Alles in allem: ein wurden Uebungen von den Jüingſten (achtjährigen) bis zu den älteſten
Turnern gezeigt. Mit ſogenannten Aufbauübungen, die aus Lauf=,
Hüpf= und Stoßübungen beſtanden, fingen die Jüngſten an, zeigten das
Trainieren mit dem Medizinball, während die älteren Turner ebenfalls
Hüpf=, Lauf=, Atmungs= und Geſellſchaftsübungen durch ſelbſtzuerſetzende
Turngeräte in der anſchaulichſten Weiſe vorführten. Von den Damen
wurden ebenfalls ſehr ſchöne Leiſtungen gezeigt in Geſellſchaftsübungen
am Barren und bei rhythmiſchen Tänzen. Als Meiſter am Barren
und Reck bewährten ſich die Turner der erſten Männerriege. Ueber die
Städtchen bezeichnet werden kann, war nur eine Stimme des Lobes,
für den Sport und für Leibesübungen zu begeiſtern. Darum kann die
euere Kinder in die Turnvereine. Dort wird ihr Körper gekräftigt,
geſtählt und zur Gewandheit gebracht.
r. Babenhauſen, 7. Jan. Der Veteranen= und Militär=
verein
von hier und Harreshauſen, der z. Zt. 170 Mitgleder zählt,
beſchloß in ſeiner ordentlichen Generalverſammlung, am Samstag, den
30. Januar ds Js. im Gaſthaus zum Löwen ein Ballfeſt abzuhalten.
Die hieſige freiwillige Feuerwehr hält am Sonntag, den 10.
Januar, im Gaſthaus zum Löw=n ihre ordentliche Generalverſammlung
Hirſchhorn, 7. Jan Waſſerſtand des Neckars. Am 6.
fuar: 2,38 Mete:,
znuar: 2.19 Meter.

[ ][  ][ ]

Nummer 8

Freitag, den 8. Januar 1926

Seite 7

* Kleſtadt, 7. Jan. Dieſer Tage fand abends hier im Rathausſaal.
eine außerordentliche Generalverſammlung der Spar= und Darlehnskaſſe
ſtatt, die überaus zahlreich beſucht war. Alle Mitglieder nahmen an
derſelben teil, außerdem noch verſchiedene Gäſte. Es handelt ſich um die
Umſtellungen auf Goldmark. Die Genoſſenſchaft hatte feit Anfang 1924
keinerlei Geſchäftsbetrieb entfaltet. Die wirtſchaftliche Notlage ließ aber
auch die Einzelmitglieder erkennen, daß der genoſſenſchaftliche Zuſam=
menſchluß
allein heute aus dieſer kritiſchen Lage eine Beſſerung bringen
kann. Nach einem einleitenden Referat des Kreisſekretärs des heſſiſchen
Genoſſenſchaftsverbandes wurde einſtimmig beſchloſſen, den Geſchäftsan=
teil
auf 100. Mk. und die Haftſumme auf 500,. Mk. feſtzuſetzen. Die
Verwaltungsorgane wurden neu gewählt. Im Vorſtand ſind: Valentin
Selzer, Direktor, Ludwig Breitwieſer, Rechner, Georg Vogel, Peter
Wörner und Heinrich Schäfer. Im Aufſichtsrat ſind: Bürgermeiſter
Krebs, Georg Bernhard Breitwieſer, Heinrich Blitz, Beigeordneter
Philipp Krebs, Georg Brehm und Peter Metzler III. Das Rechneramt
iſt in der Familie Breitwieſer geblieben, deſſen Großvater die Kaſſe ge=
gründet
, deſſen Vater 24 Jahre lang die Rechnergeſchäfte erledigte. Der
bisherige Rechner Georg Bernhard Breitwieſer wurde in den Aufſichts=
rat
gewählt. Das Sparkartenſyſtem des heſſiſchen Genoſſenſchaftsver=
bandes
ſoll ſofort wieder eingeführt werden. Auch der Ueberweiſungs=
und Scheckverkehr ſoll ſofort wieder aufgenommen werden, daß die Ein=
richtung
auch von den hieſigen Geſchäftsleuten benutzt werden kann.
Die Ausſprache war außerordentlich lebhaft und beteiligten ſich ſehr
viele Mitglieder daran, in der der anweſende Vertreter des Verbandes
die nötigen Aufklärungen noch gab. Unſere Genoſſenſchaft iſt wohl die
letzte im heſſiſchen Verband, die die Umſtellung vorgenommen hat. Hof=
fentlich
entwickelt ſich die Kaſſe wieder ſo, wie ſie vor dem Kriege zu
einer angeſekenen des hieſigen Bezirks wurde. Es iſt beſonders er=
freulich
, daß Herr Breitwieſer den Rechnerpoſten übernommen hat und
der bisherige Rechner mit ſeinem erfahrenen Rat der Genoſſenſchaft
weiter zur Seite ſtehen wird. Das danken ihm alle Mitglieder der
Kaſſe.
* Neckarſteinach, 5. Jan. Erhängt hat ſich heute Nacht der 53 ledige Rheinſchiffer Johann Schmitt in der Wohnung ſeiner
Mutter. Der Grund zur Tat iſt unbekannt, doch dürfte er wohl in den
Folgen einer vor einigen Monaten erlittenen ſchweren Kopfverletzung
zu ſuchen ſein.
Alsbach, 7. Jan. Wie alljährlich, veranſtaltet auch dieſes Jahr
der Junglandbund Alsbach ein Wintervergnügen. Der junge, aber
ſtrebfame Verein wird bemüht ſein, ſeinen Mitgliedern ſowie Freunden
und Gönnern einen genußreichen Abend zu bieten. Es wird ein Volks=
ſtück
Der Oekonomierat und ein Luſtſpiel Die Welt geht unter über
die Bühne des Gaſthauſes zur Sonne gehen. Daran ſchließt ſich ein
gemütlicher Tanz an.
* Langwaden, 7. Jan. (Sturmſchäden). Bei dem letzter
Tage herrſchenden Sturm ging es auch hier nicht ohne Schäden ab. Von
verſchiedenen Gebäuden wurden teilweiſe Dächer abgedeckt und im Felde
auch einige Obſtbäume umgeknickt. Der Raſenſportverein Langwaden
beabſichtigt, bis gegen Faſtnacht hin unſere Einwohner mit einem The=
aterabend
zu erfreuen und wäre zu wünſchen, wenn ihnen auch hier
wie beim letzten Theater ein voller Erfolg beſchieden ſei.. Unter underem
wird auch Die Dorfhexe über die Bretter gehen.
* Lampertheim, 5. Jan. In den beiden hieſigen Krankenhäuſern
ſuchte dieſer Tage ein Unbekannter auf bequeme Weiſe Geld zu erlangen.
Er ſtellte ſich als Abgeſandter des Bürgermeiſters von Bürſtadt vor, der
ihn beauftragt habe einen Waggon Brennholz zur Ablieferung zu
bringen. Das Holz ſei ein Geſchenk, nur müſſe zuvor der Fuhrlohn für
dasſelbe an ihn bezahlt werden. Er ſei mit dem Fahrrad voraus=
gefahren
, das Fuhrwerk würde bald eintreffen. Da die Sache nicht recht
glaubhaft erſchien, fragte man bei der Bürgermeiſterei Bürſtadt tele=
phoniſch
an, und es ſtellte ſich heraus, daß man es mit einem Schwindler
zu tun hatte. Ehe die Polizei eingreifen konnte, hatte derſelbe aber das
Weite geſucht. Jedoch ging der Gauner bald in die Eiſen. Bei einem
gleichen Verſuche in Worms konnte er verhaftet werden. Nachdem
ſchon ſeit längerer Zeit hier keine Diebſtähle von Hühnern, Gänſen und
ſonſtigem Kleinvieh mehr vorkamen, wurden in der Neujahrsnacht aus
einem Hofe 2 Gänſe entwendet. Die Polizei ermittelte als Gänſedieb
einen Gelegenheitsarbeiter und dürfte dieſem der Gänſebraten nicht gut
bekommen.
* Bürſtadt, 7. Jan. Eine Zechprellerei verſuchte eine Zigeuner=
bande
im Gaſthaus zum Schwanen. Sie aßen und tranken, vom Bezahlen
jedoch wollten ſie nichts wiſſen und gingen gewaltſam gegen den Wirt
vor, der ſofort die Polizei benachrichtigen konnte. Die ſauberen Gäſte
wurden dann ohne ernſtliche Zwiſchenfälle nach Worms abgeſchoben.
* Biblis, 6. Jan. Nachdem die Bibliſer Gurkenhändler wie=
der
mit ihren Firmen in Verhandlungen traten, um ihre Verträge für
1926 abzuſchließen, wurde dies von den alten in Biblis anſäſſigen Fir=
men
abgelehnt mit der Begründung, daß ſie mit den in Biblis und
Umgebung gepflanzten Gurken, ſpeziell im letzten Jahre, ſehr ſchlechte
Erfahrungen gemacht haben. Der Gurkenbau von Biblis und Umgebung
hat ſich in den letzten Jahren infolge der unrentablen Gurkenſorten der=
maßen
verſchlechtert, daß ein Uebereinkommen der Händler mit den
Konſumenten überhaupt nicht mehr in Frage kommt, wenn nicht der
Gurkenbau eine Aenderung erfährt, und zwar in der Gurkenſorte ſowie
in der Düngung derſelben. Die ſeither gepflanzte Ware wird in den
Fäſſern hohl und weich, und iſt ein großer Prozentſatz verkrüppelter
Gurken dabei. Darg hin haben ſich die Händler zu einer gemeinſamen
Beſprechung mit den Einlegern zuſammengefunden und kamen zu dem
Entſchluß, daß ſie wegen dieſer Beanſtandungen mit den Gurken bauen=
den
Landwirten darüber verhandeln wollen. Es wird daraufhin in den
nächſten Tagen eine öffentliche Verſammlung in Biblis im Gaſthaus
zum Rheiniſchen Hof ſtattfinden, wozu auch die intereſſierten Landwirte
der Umgebung eingeladen werden. Von ſeiten der Bauernſchaft wird
ein Herr von der Landwirtſchaftskammer Darmſtadt dazu berufen wer=
den
, um über dieſes wichtige Thema zu ſprechen. Es wäre zu wünſchen,
daß die Verſammlung ſehr gut beſucht wird, da es doch im Intereſſe
der Bauernſchaft liegt, den altbekannten Bibliſer Gurkenmarkt durch
eine erſtklaſſige Gurkenſorte wieder zu heben, um ſo wieder mit den an=
deren
Abſatzgebieten konkurrieren zu können. Ueber den weiteren Ver=
lauf
der überaus wichtigen Verſammlung wird an dieſer Stelle noch
berichtet.
* Gernsheim, 7. Jan. Durch die im Ried beſonders ſtark tobenden
Stürme während der Weihnachtszeit hatte das Kreuz auf dem Turm der
evang. Kirche eine ſtarke Neigung nach Nordoſten angenommen, die kurz
vor Silbeſter geradezu beängſtigend wurde und die Mitglieder der evgl.
Gemeinde in große Erregung verſetzte. Mußte man doch befürchten,
daß das mehrere Zentner ſchwere Kreuz beim Herabfallen Menſchenleben
gefährden und die erſt vor 25 Jahren eingeweihte ſchöne Guſtav=Adolf=
Kirche ſchwer beſchädigen würde. Unter dieſen Umſtänden konnte das
Pfarramt es nicht verantworten, weiterhin Gottesdienſt in der Kirche
abzuhalten. Die Direktion der Realſchule ſtellte in freundlicher Weiſe ſo=
fort
den geräumigen Turnſaal zur Verfügung, in dem ohne Glockengeläut
der Sylveſter=, Neujahrs= und Sonntagsgottesdienſt unter ſehr zahlrei=
cher
Beteiligung der Gemeinde gehalten wurde. Auf Anordnung des

Kreisbauamtes Groß=Gerau übernahm Herr Dachdeckermeiſter Sams
von hier die ſehr ſchwierigen Vorarbeiten zur Herabnahme des Kreuzes.
Am Dienstag nachmittag konnte dieſe erfolgen. Zwar konnte die kräf=
tige
Fichtenſtange, die den Flaſchenzug trug, das große Gewicht nicht
tragen und zerbrach, als das Kreuz ſchon tief niedergelaſſen war, aber
dank der von Herrn Sams getroffenen Vorſichtsmaßregeln entſtanden nur
ganz geringfügige Beſchädigungen. Eine ſchwere Laſt war damit von
Kirchenvorſtand und Gemeindemitgliedern genommen. Wie groß die
Gefahr war, zeigte ſich bei näherer Beſichtigung des Kreuzes. Der tan=
nene
Helmſtock war durch das vom Turmknopf her eingedrungene Waſſer
angefault, ſo daß ſich die einzig und allein am Helmſtock befeſtigten
Eiſenbänder gelockert hatten. Schrauben und Nägel der Bänder konnten
one jede Kraftanſtrengung mit den Fingern herausgezogen werden.
So iſt die evang. Gemeinde durch Gottes Hilfe von einem ſchweren Un=
glück
bewahrt geblieben und hofft, daß ſich freundliche Geber finden,
die der kleinen Digsporagemeinde die Koſten der Wiederherſtellung tragen
helfen.
* Büttelborn, 6. Jan. Nachdem auf dem letzten Darmſtädter Wochen=
markte
die Butter pro Pfund nur noch 1,50 bis 1.70 Mk. koſtete, zahlen
die Händler hier jetzt nur noch 1,40 bis 1,60 Mk. pro Pfund, je nach
Ware. Dieſe Preiſe verſtehen ſich aber nicht zu den hohen Futterpreiſen,
die unſere Landwirtſchaft immer noch zahlen muß.
+ Dornheim b. Groß=Gerau, 7. Jan. Unfall. Beim Sprengen
von Stockholz wurde der Holzhauer M. ſo ſchwer verletzt, daß er in be=
wußtloſem
Zuſtand nach ſeiner Wohnung gebracht werden mußte.
gk. Mörfelden, 6. Jan. Im Mörfelder Walde wurde ein Pracht=
eremplar
von einer Eiche gefällt, die nicht weniger als 34 Raummeter
Scheitholz, 6 Rm. Stockholz und einen Stamm von 4½ Rm. aufwies.
* Groß=Gerau, 6. Jan. Die franzöſiſche Kreisdelega=
tion
hat Groß=Gerau verlaſſen und die Schlüſſel des ſeither von ihr
innegehabten Gebäudes dem Kreisbauamt übergeben. Kommandant
Bouché ſtattete dem Kreisdirektor Dr. Merck einen Abſchiedsbeſuch ab.
* Offenbach, 7. Jan. Keine Kraftpoſt nach Vilbel. Das
Reichspoſtminiſterium hat der geplanten Kraftpoſtverbindung Offenbach=
Vilbel die Genehmigung verſagt.
gk. Rüffelsheim, 7. Jan. Die Firma Adam Opel, Fahrräder= und
Motorwagenfabrik, die ihren Betrieb ſeit 24. Dezember 1925 geſchloſſen
hat und am 12. Januar 1926 die Arbeit wieder aufnehmen wollte, gab
ihrer Belegſchaft duich Anſchlag bekannt, daß der Betrieb weitere 14
Tage geſchloſſen bleibt. Die Wiederaufnahme der Arbeit erfolgt am 26.
Januar dieſes Jahres.
* Kelſterbach a. M., 7. Jan. Erwerbsloſendemonſtration.
Im Anſchluß an eine Erwerbsloſenverſammlung ſammelten ſich die Be=
ſucher
dieſer Verſammlung zu einem Zuge und demonſtrierten vor dem
Rathaus und der Wohnung des Bürgermeiſters Hardt. Zu Zwiſchen=
fällen
iſt es nicht gekommen.
M. Sprendlingen (Rheinh.), 6. Jan. Die landwirtſchaftliche Bezugs=
und Abſatzgenoſſenſchaft e G. m. b. H. Sprendlingen hat gegenwärtig
eine Mitgliederzahl von 187. Die Bilanz vom 31. Dezember 1994 weiſt
an Aktiven 18 489,10 Mark und an Paſſiven 17 692,79 Mark auf. Der
Reingewinn beträgt ſomit 796,31 Mark. Ende 1994 betrug die Geſamt=
ſumme
der Mitglieder insgeſamt 18 700 Mark.
M. Ingelheim, 6. Jan. Einen dummen Streich beging ein ver=
heirateter
junger Mann. Dieſer hatte ſich in ein fremdes, wenn auch
nicht ſtreng verbotenes Gehege verirrt. Er wurde von ſolchen, die das
etwas anging oder auch nicht anging, erwiſcht und erhielt eine gehörige
Tracht Prügel. Aus Neue über ſeine Treuloſigkeit oder aus Furcht vor
etwaigen weiteren Folgen trank der arme Sünder Petroleum, um da=
durch
ſeinem Leben ein Ende zu bereiten. Sein Experiment iſt ihm
jedoch nicht geglückt. Die Sache wurde bemerkt und man pumpte ihm
den Magen aus und ſo wird es wohl gelingen, den Verirrten am Leben
zu erhalten.
M. Stadecken (Rheinh.), 6. Jan. Da wegen der Höhe der Jahres=
pacht
zwiſchen den Pächtern der hieſigen Gemeindejagd und der Ge=
meindeberwaltung
bereits ſeit zwei Jahren Differenzen beſtehen, ſo fand
ſeit dieſer Zeit keine Treibjagd mehr ſtatt. Die Haſen nahmen dadurch
ſo ſehr Ueberhand, daß ein beträchtlicher Wildſchaden entſtand, weshalb
ſich die Beſitzer beim Kreisamt Mainz beſchwerten. Dieſes ordnete nun
eine ſogenannte Polizeijagd an, woran unter Leitung eines Beamten
des Forſtamtes Mainz etwa 50 Schützen teilnahmen. Als Jagdbeute
wurden 240 Haſen nach Hauſe gebracht. Der Erlös dafür 5 bis 6
Mark je Stück fließt vorläufig in die Gemeindekaſſe. Bei der
Jagd wurde ein Treiber von einem Schützen leicht angeſchoſſen.
M. Alzey, 6. Jan. Durch die Gendarmerie wurden in Gau= Odern=
heim
zwei in den zwanziger Jahren ſtehende Burſchen feſtgenommen.
Dieſe hatten ſich bereits den ganzen Vormittag dort herumgetrieben
und durch bedeutende Geldausgaben auf ſich aufmerkſam gemacht. Der
Gendarmerie wurde von dem auffälligen Gebahren der beiden Burſchen
Mitteilung gemacht, die die Perſonalien feſtſtellte. Auf Befragen der
Beamten, woher ſie das Geld hätten, verweigerten ſie die Auskunft.
Nachdem ſie verhaftet waren, fand man bei ihnen einen Geldbetrag von
3000 Mark. Wie feſtgeſtellt wurde, ſtammt dieſes Geld aus dem Ein=
bruchsdiebſtahl
in eine Gewerkſchaftskaſſe in Biebrich, der vor etwa
14 Tagen verübt wurde. Es waren 6000 Mark damals geſtohlen wor=
den
. Von hier weilenden Kriminalbeamten aus Wiesbaden und
Biebrich wurden die beiden mitgenommen.
M. Bingen, 5. Jan. Die engliſche Beſatzungsbehörde hat lt. einer
bei der hieſigen Stadtverwaltung eingetroffenen Nachricht alle freien
Ortswohnungen im Bezirk der Stadt Bingen beſchlagnahmt. Unter
keinen Umſtänden iſt es irgendeiner Zivilperſon, welcher Staats=
angehörigkeit
er auch ſein mag, geſtattet, von einer Wohnung ohne aus=
drückliche
Genehmigung der Militärbehörden Beſitz zu ergreifen. Die
in der Folgezeit freiwerdenden Wohnungen dürfen nur mit Zuſtimmung
der engliſchen Behörde wieder vermietet werden. Im Falle einer Aus=
ſetzung
aus einer auf Grund dieſer vorausgegangenen Verordnung zu
Unrecht bezogenen Wohnung kann bei der engliſchen Beſatzungsbehörde
kein Anſpruch auf irgendwelche Entſchädigung erhoben werden. Da das
Badehaus bisher noch nicht freigegeben wurde, ſo liegt es nahe, daß dieſes
erneut, wenigſtens vorerſt, für Beſatzungszwecke reſerviert leibt.
Eine ähnliche Mitteilung wie die vorerwähnte iſt von der engliſchen
Beſatzung auch in Bingerbrück eingetroffen. Die ſämtlichen militäriſchen
Gebäude und Grundſtüicke, die bisher von der franzöſiſchen Beſatzung be=
nutzt
wurden, nimmt jetzt die engliſche Beſatzung in Anſpruch. Es dürfen
keine dieſer Wohnungen bezogen oder Grundſtücke betreten werden, ohne
daß hierzu die Erlaubnis der Militärbehörde erteilt iſt.

18
HAIAAVOHOA

entſtellen d.
ſchönſteAlnt=
litz
. Ubler
Mund=

geruch wirkt
abſtoß. Beide Sh’nheitsfehlerwerd, ſof, in vollklomm unſchädl. Weiſebeſeit, d.d.
Zahnpaſte Chlorodont, wirkſam unterſtützt d. Chlorodont-Mundwaſſer.

I.Dr. 131

U. Bingen, 5. Jan. Der Waſſerſtand des Rheins iſt hier auf 502
Meter (morgens) zuuickgegangen. Die Rheinanlagen ſind nunmehr
wieder völlig frei von der Flut, ſodaß das Waſſer heute mit dem Ufer=
rand
abſchließt. Im Laufe des heutigen Tages wurde der Trajektverkehr
zwiſchen Bingen und Rüdesheim wieder aufgenommen. Seinem Leben
durch Erhängen ein Ende bereiten wollte ein auswärtiger Arbeiter auf
ſeiner Arbeitsſtätte. Er hatte vorher in einer hieſigen Wirtſchaft ſtark
gezecht. Die unglückſelige Tat konnte jedoch verhindert werden, da der
Lebensmüde noch rechtzeitig abgeſchnitten werden konnte Die Binger
Milchhändler haben den Milchpreis von 35 Pfg. auf 33 bzw. 30 Pfg.
je Liter ermäßigt.
* Aus der Wetterau, 7. Jan. Der Heſſiſche Landbund hält
gegenwärtig in den Städten und größeren Orten Verſammlungen ab.
Als Redner ſprachen die Landtagsabgeordneten Dr. Leuchtgens= Fried=
berg
, Dr. Müller=Darmſtadt, Dr. von Helmolt= Friedberg und Wolf=
Effolderbach. In einer Verſammlung in Reichelsheim (Wetterau) wurde
ſchärfſter Proteſt gegen die Finanzpolitik des heſſiſchen Staates einge=
legt
und erklärt, daß die Landwirte nicht in der Lage ſeien, die ihnen
auferlegten Steuern aufzubringen, ohne ihren Vermögensbeſtand anzu=
greifen
. Dies würde zum Untergang der Betriebe führen.
* Friedberg, 6. Jan. Der Bundestag der Adler und
Falken, Deutſche Jugendwanderer, findet vom 1.7.
Auguſt d. J. hier ſtatt. Man erwartet zirka 700800 Jungen und
Mädchen, die in Privat= und Maſſenquartieren untergebracht werden
ſollen. Der Hauptzweck des Bundes, der ſich von politiſchen Tages=
fragen
fernhält, iſt das Jugendwandern, ſowie die Pflege alter Bräuche
und deutſcher Kunſt.
WSN. Bad=Nauheim, 7. Jan. Ein kommunalpolitiſcher
Konflikt. Hier iſt es zu einem ernſten kommunalpolitiſchen Konflikt
gekommen. Die neue Stadtverordnetenverſammlung nahm in ihrer erſten
Sitzung bei der Neuwahl der Kommiſſionen auch eine Neuwahl des
Schulvorſtandes vor, die den kommuniſtiſchen Vertreter von der weiteren
Tätigkeit im Schulvorſtand, dem er ſeit langen Jahren angehört, aus=
ſchließt
. Es kam zu erregten Szenen, in denen die Linke den Vertretern
der Rechten Vergewaltigung vorwarf. Nunmehr teilen die Stadtver=
ordneten
der Linken dem Bürgermeiſter mit, daß ſie an den Beratungen
der Deputationen, Ausſchüſſe uſw. ſolange nicht teilnehmen, bis eine
paritätiſche Beſetzung des Schulvorſtandes erfolgt ſei.
* Aus dem Kreiſe Gießen, 6. Jan. Schwere Schäden hat das
Hochwaſſer in vielen Orten angerichtet. Vielfach iſt der Ackerboden mit
der jungen Saat weggeſchwemmt, die Waſſerleitungen und die Quell=
faſſungen
haben in manchen Orten durch Eindringen des Regens und
Hochwaſſers Störungen erlitten, das Waſſer iſt in Ställe und Keller ge=
drungen
und hat erhebliche Gebäudeſchäden verurſacht. Manche Mühlen
ſind voll Waſſer gelaufen, die Mehlvorräte ſind verdorben, das Mühl=
werk
auf Wochen zum Stillſtand gebracht. Wieſentäler ſind nicht ſelten
mit Schlamm bedeckt. Erſt im Frühjahr wird der Landwirt den vollen
Schaden überſehen können.
* Lollar, 6. Jan. Ein ſchwerer Unfall ſtieß einem 15jährigen
Mädchen aus Wißmar zu. Es fuhr mit der Bahn und hatte die
Hand an den Rahmen der Türe gelegt als dieſe plötzlich zuſchlug und
ihm die Finger ſo ſchwer zerquetſchte, daß das Mädchen in die Klinik
nach Gießen verbracht werden mußte.

* Laubach (Oberheſſen), 6. Jan. In die hieſigen Standesamtsregi=
ſter
wurden im Jahre 1925 eingetragen: 41 Geburten gegen 38 im Jahre
1924, Sterbefälle 35 gegen 34 im vorhergehenden Jahre und 14 Heiraten
gegen 11 im Jahre 1994.
* Hartmannshain, 7. Jan. Die heftigen Stürme der letzten
Tage haben im geſamten hohen Vogelsberg beträchtlichen Schaden an=
gerichtet
. Dächer wurden in den hochſtehenden Hofreiten ſchwer beſchä=
digt
, Telephonleitungen und Lichtleitungen wurden unterbrochen. In
Herchenhain verſagte die Ortsbeleuchtung, die Leitungsdrähte ſchlugen
zuſammen, daß Feuergarben entſtanden, Dachſtänder der Lichtleitung
brachen ab. In mehreren Häuſern entſtand Kurzſchluß, in einem
Stalle wurden die Kühe elektriſiert. Zum Glück iſt kein Brand aus=
gebrochen
. In den Wäldern des Oberwaldes liegen hunderte von Feſt=
metern
Windfallholz.
* Vom Vogelsberg, 5. Jan. Ein Erdrutſch infolge des Tau=
wetters
, verbunden mit anhaltendem Regenwetter, ereignete ſich bei dem
Dorfe Brauerſchwend an der Bahnſtrecke GießenAlsfeld-Fulda. Nicht
weit vom Bahndamm ſetzte ſich ein Gelände von mehreren Ar in Be=
wegung
und ſank zugleich mehrere Meter tief. Wertvolle Obſtbäume
wanderten dabei über die Grenze auf das Nachbargrundſtück. Wem
gehört nun Baum und Obſt?

Rund=Funk=Programme.

Frankfurt.

Freitag, 8. Jan, 3.30: Erustes und Heiteres aus Beruf und Leben‟,
Direktor Wehrhan. O 4.30: Wärmewirtschaft im Haushalt‟, Dip.-Ins.
Paust. O 6: 4us dem Brieknechsel znigehen Cgeihe und Zelter. 8
6.30: Filmschau. O 7: Frankf. Vereinig, f. Heimatkunde. O 7.10: Fort-
schritte
in Wissensch. u. Technik. O 7.30: Schach. O 8.05: Bunter Abend.
Mitw.: Betty Mergler (Mexzosopr.). R. v. Scheidt (Barit.), Frankk. Orch.
Hausarch. Erust-August-Marsch, Blankenburg. La Ba/arole‟, Pétras,
Our. Die schöne Galathee, Suppé. Arie a. Otto und Theophano‟.
Händel. Paraphrase 0 sole mio‟, Capua. Fant. a. Der Bajazzo‟:
Prolog Der Bajarzo‟, Leoncarallo. Potp. a. Das Dreimäderlhaus‟
Schubert. Tout-Paris, Waldteufel. Zwei Lieder, Mendelsschn. Our. Der
römische Karneral, Berlioz. Potp. a. Die Cxardaskürstin, Kalman,
Zwei Lieder, B. Strauß. Toreley, Vesradba. Fant. a. Manon Lescaut,
Pueeini.
Stutigart.

itag, 8. Jan, 4: Funk-Orch. O 6.30: Bücherbesprechung. O 7:
Sprich deutschl Dr. Hoffmann-Harnisch. O 7.30; Vom Wesen der Chinesen,
8: Opern-Abend. Ausf.: H. Schöttge (Ten.); H. Grotz (Bar.). Aus Trou-
badour
; Aus Rigoletto‟, Verdi. Aus Carmen‟, Bizet, Aus Bajazzo,
Leoncavallo. Aus Stumme von Portici, Auber. O 9.30: Sinfonie-Konzert,
Solisten: Lotte Münch (Sopran); Dr. Steidel (Tenor), Karlsruhe. Vörsp. z,
Simson, Philipp, Duett a. Feuer, Steidel. Tanz-Fant,, Weißmann. Der
keiter, Steicel.

Berlin.

Freitag, 8. Jan. 4.30: Funkkapelle, Mit allen Schikanen, Marsch, Fredy.
Ouv. zu Heimkehr aus der Fremde‟, Mendelssohn. Fant. aus Atda‟,
Verdi. Valse romantigue, Heinecke. Für dich: Serenade, Kreichsauer.
Walzerlied, Künnecke. Potp. aus Gräfin Mariza‟, Kälwän. Liebes Kind,
du bist so anspruchsvoll, aus Operette Olly-Polly, Kollo. O 6.05: Dr. Stein=:
Einf. zur Uebertr. a. d. Staatsoper am 9. Januar. K 7: Dr. Nußbeck=
Eine Fahrt durch Großl ritannien. London, O 725: Prol. C. Kaßner:
Die Mlitwirkung des Wettersachverständigen bei Streitigkeiten in Handel
und Gewerbe‟. O 7.50. Dr. Mareuse: Eine Wanderung durch das Weltall.
O 8.30: Der musikalische Goethe‟. Nach Aufzeichnungen des Dichters
v. Bever. O 10.30: Das Ehebuch‟ Graf Keyserling.
Die Hosenrolle‟,
Alfred Holtmont. Der Ehegarten, Roda Roda.

TTaOlMterr BIOTAA

daß

K!
AMIAOIOMTaOTelädS
noch fortdauert und unſere denkbar niedrigſten Preiſe eine
außergewöhnliche Ersparnis gewährieiſten

[ ][  ][ ]

Seite 8

Freitag, den 8. Januar 1926

Nummer 8

Reich und Ausland.
* Aus dem Sittenleben der Großſtadt.
S. Frankfurt. Der vorbeſtrafte Maurer Weiden wurde wegen
verſuchten Sittlichkeitsverbrechens zu zwei Jahren Gefäng=
nis
und drei Jahren Ehrverluſt verurteilt. Der Reiſende Rupprecht
wurde wegen Zuhälterei der Landespolizei überwieſen und erhielt
außerdem ſieben Monate Gefängnis. Marie Winn, die berufsmäßig
die Wege der Liebe wandelt, wurde von einem Ehemann in Abweſenheit
der Hausfrau mit in die Wohnung genommen. Sie benutzte die Ge=
legenheit
, mit den Sachen der Hausfrau zu verſchwinden und er=
hielt
für dieſes Delikt vier Monate Gefängnis. Hans Uhrig betätigte
ſich berufsmäßig als Heiratsſchwindler, der ſeine Opfer unter
den Dienſtmädchen zu ſuchen pflegte, denen er unter der Vorſpiegelung,
den Haushalt einrichten zu wollen, ihre Erſparniſſe abnahm. Jür ſein
frivoles Benehmen erhielt er anderthalb Jahre Gefängnis und drei
Jahre Ehrverluſt. Der Tiſchler Uhlig wurde wegen Zuhälterei
zu einem Jahr Gefängnis und Ueberweiſung an die Landespolizei ver=
urteilt
.
* Von einem Einbrecher überfallen.
3. Franbfurt. In der Kölner Straße war am ſpäten Nach=
mittag
ein Einbrecher in die Wohnung eingedrungen, die ahnungslos
von dem um dieſe Zeit zurückkehrenden Dienſtmädchen betreten wurde.
Der Einbrecher ergriff einen Spazierſtock und ſchlug das Mädchen
nieder, das ſpäter von Hausbewohnern bewußtlos vor der offenen
Eingangstür aufgefunden wurde. Als Täter hat man einen Mann von
ungefähr 30 Jahren im Verdacht, der in den Häuſern mit Poſtkarten
hauſierte.
* Frankfurter Chronik.
3. Der Main iſt wieder in ſeine gewohnten Bahnen zurückgekehrt
und in den nächſten Tagen iſt mit einem ſtarken Einſetzen der
Schiffahrt zu rechnen, da an der Mainmündung bereits über 50
Kähne warten. Das Waſſer der Nidda iſt bisher nur wenig zurück=
gegangen
. Bei Beſprechung des ſtädtiſchen Millionendefizits wurde
feſtgeſtellt, daß für die Beamtengehälter in Frankfurt üver zehn
Millionen Mark jährlich ausgegeben werden. Für das Afrikamuſeum,
das über 200000 Mark koſtete, haben Staat und Reich bisher keinen Zu=
ſchuß
geleiſtet. Ein Volksſchullehrer, der für ſeine alte Wohnung 1600
Mark gefordert hatte, wurde wegen fahrläfſigen Leiſtungswuchers
zu 100 Mark Geldſtrafe verurteilt, Fritzi Maſſary wird dem=
nächſt
im Neuen Operettentheater ein längeres Gaſtſpiel geben.
Großbrand.
fm. Karlsruhe. In einem Lagerhauſe brach vorvergangene
Nacht ein Großbrand aus, dem Lagervorräte verſchiedener Firmen und
20 Wohnungseinrichtungen im Werte von 30000 Mark zum Opfer
fielen. Das Gebäude brannte nahezu vollſtändig aus.
Die, Flugzeuginduſtrie am Bodenſee.
km. Karlsruhe. Wie aus Friedrichshafen berichtet wird, iſt die
Errichtung einer Flugzeugwerft der Dornier=Metallbauten,
G. m. b. H., in Manzell=Friedrichshafen wiederum einen großen Schritt
vorwärts gegangen. Der Gemeinderat Rorſchach faßte einſtimmig den
Beſchluß, dem Flugzeugunternehmen Donnier für die Koſten der Her=
ſtellung
eines Landflugplatzes in Altenrhein eine Subvention von
50 000 Franken zu gewähren. Die Gewährung dieſer Subvention wird
an die Bedingung geknüpft, daß der Sitz des zu gründenden Unter=
nehmens
für Flugzeugbau und Flugverkehr die Stadt Rorſchach wird und
bleibt. Die Subvention wird in jährlichen Amortiſationen von min=
deſtens
5000 Franken getilgt. Vor der Volksabſtimmung am 17. Januar
wird in Rorſchach, Thal und Rheineck eine aufklärende öffentliche Ver=
ſammlung
abgehalten. Gewiſſe Beſtandteile der Flugzeuge werden auch
in Zukunft in Manzell angefertigt werden.
Zeitſchrift für Strafgefangene.
fm. zKarlsruhe. Vom 6. Januar ab wird für alle Straf=
anſtalten
Badens eine beſondere Zeitſchrift herausgegeben unter dem
Titel Aus Welt und Heimat‟ Die vierſeitige Zeitung in Quart=
format
erſcheint vorerſt alle vierzehn Tage, ſpäter wohl achttägig. Die
Schriftleitung hat Alfons Reiß=Mannheim übernommen. In dem
Geleitwort heißt es: Die Zeitung will ihre Leſer in kurzer und bün=
diger
Weiſe über alles, was in Welt und Heimat vor ſich geht, auf dem
Laufenden halten, aber auch zur Unterhaltung und Belehrung beitragen.
Zwei Monate hindurch wird das Blatt in den Strafanſtalten unent=
geltlich
verteilt, dann kann es der Einzelne nach Belieben gegen einen
Betrag von 3 Pfg. die Nummer beſtellen.
Auf der Bühne erſtochen.
WSN. Kaſſel. Ein entſetzliches Unglück ereignete ſich in Volk
mavſen bei einer Theateraufführung, die der Katholiſche Jünglings=
verein
Volkmarſen veranſtaltete. Zwei junge Leute hatten die Rolle
eines Poliziſten, bzw. eines Verbrechers zu ſpielen, wobei nach der
Szenenvorſchrift der Poliziſt ſeinen Partner erſchießen mußte. Doch
der Schuß ging nicht los, Um den Anſchein eines wirklichen Kampfes
zu erwecken, zog der den Poliziſten darſtellende Spieler den Dolch und
traf ſeinen Partner, den 18jährigen Sohn des Förſters Orlowski,
ſo unglücklich in die Herzgegend, daß er mit dem nach der Szenen=
vorſchrift
vorgeſchriebenen Rufe: Hilfe! Hilfe! Ich ſterbe! zuſammen=
brach
. Bald darauf iſt der junge Mann ſeinen Verletzungen erlegen.
Hochverratsprozeß vor dem Staatsgerichtshof.
DD. Leipzig. Vor dem Staatsgerichtshof zum Schutze der Re=
publik
hatten ſich drei mecklenburger Kommuniſten wegen hochverräte=
riſcher
Unternehmungen, Sprengſtoffverbrechen und unbefugten Waffen=
beſitzes
zu verantworten. Den Angeklagten wurde zur Laſt gelegt, ſich
in den Jahren 1923 und 1924 als militäriſche Leiter der kommuniſtiſchen
Partei in Neubrandenburg und anderen Orten betätigt und Terror=
gruppen
gebildet zu haben. Der Angeklagte Peters wurde zu drei
Jahren Zuchthaus und zweihundert Mark Geldſtrafe verurteilt. Der
Angeklagte Paſchowski erhielt ein Jahr vier Monate Gefängnis und
100 Mark Geldſtxafe. Das Verfahren gegen den dritten Angeklagten
wurde auf Grund des Amneſtiegeſetzes eingeſtellt. Den Angeklagten
werden zwölf bis 20 Monate der Freiheitsſtrafe ſowie die Geldſtrafe als
verbüßt angerechnet. In einem anderen Prozeß vor dem vierten
Strafſenat des Reichsgerichtes, in dem ſich der Arbeiter Richter und ein
Genoſſe aus Königsberg unter der Anklage des Waffendiebſtahls zu ver=
antworten
hatten, verkündete der Gerichtshof den Beſchluß, daß das
Verfahren auf Grund des Amneſtiegeſetzes eingeſtellt wird. Die Ange=
klagten
wurden aus der Haft entlaſſen.
Der Selbſtmordverſuch Paul Caſſierers.
DD. Berlin. Der Zuſtand Paul Caſſierers, der nach ſeinem
Selbſtmordverſuch in das Eliſabeth=Krankenhaus gebracht wurde, iſt noch
unverändert ernſt. Profeſſor Landois, der Caſſierer unterſuchte, iſt der
Anſicht, daß Lebensgefahr noch immer beſteht und daß der Kranke, wenn
nicht überhaupt Komplikationen eintreten, mindeſtens eine Woche brau=
chen
wird, um ſeinen augenblicklichen gefährlichen Zuſtand zu über=
winden
. Ob eine Operation notwendig werden wird, läßt ſich im
Augenblick noch nicht überſehen. Ueber die Gründe, die den in der
Kunſtwelt ſehr bekannten Paul Caſſierer zu ſeinem Selbſtmordverſuch
veranlaßt haben, gehen die Anſichten vorläufig auseinander. Paul
Caſſierer war mit ſeiner Gattin, Frau Tilla Durieux, ſeit 19 Jahren ver=
heiratet
. In den letzten Jahren der Ehe traten Differenzen auf, die
ſehr tiefgehend waren, doch konnte durch das Eingreifen von Freunden
der beiden Ehegatten immer wieder ein Ausgleich hergeſtellt werden.
Vor vier Wochen kam es dann jedoch zu einem endgültigen Bruch und
Frau Durieux verließ das eheliche Heim; gleichzeitig beauftragte ſie
ihren Rechtsbeiſtand, die Scheidungsklage gegen ihren Mann einzureichen.
Die Tatſache daß Frau Durieux die letzten Konſequenzen zu ziehen
bereit war, hat auf Caſſierer außerordentlich ſtark eingewirkt, und er
äußerte zu Freunden und Bekannten, daß er lieber aus dem Leben
ſcheiden als ſeine Frau aufgeben wolle. Am Mittwoch nachmittag iſt
es bei dem Anwalt der Frau Durieux zu einer Ausſprache der beiden
Gatten gekommen, die aber inſofern negativ verlief, als Frau Durieux
auf Scheidung beſtand. Man fuhr deshalb zuſammen in das Anwalts=
büro
in der Voßſtraße, und hier wurden die finanziellen Bedingungen
der Scheidung geregelt. Frau Durieux hatte ſich dabei notariell ver=
pflichtet
einen Teil des von ihr in die Ehe eingebrachten Vermögens
ihrem Mann zu überlaſſen, wenn er ſofort die Einwilligung in die
Scheidung gäbe. Nach Unterzeichnung der notariellen Verträge iſt dann
Caſſierer in ein Nebenzimmer gegangen und hat Hand an ſich gelegt.
Eingeſchloſſene Schiffe.
Hamburg. Nach weiteren Meldungen befinden ſich unter den
im Finniſchen Meerbuſen eingeſchloſſenen Schiffen acht Hamburger und
drei Bremer Dampfer. Soweit bekannt, können die ruſſiſchen Eisbrecher
wegen Kohlenmangels die Arbeit noch nicht wieder aufnehmen. Wenn
nicht bald Hilfe kommt, dürfte die Lage gefährlich werden. Es iſt zu
befürchten, daß die Dampfer infolge Proviantmangels in Not geraten
Der Bremer Reederverein hat an die deutſche Botſchaft in Moskau ein
Telegramm gerichtet, worin er auffordert, den Schiffen ſchleunigſt, etwa
durch Flugzeuge, Hilfe zu bringen.

Die Preſſe und die Zugtelephonie.
Die der Preſſe zum erſten Male probeweiſe zur Verfügung ge=
ſtellte
Zugtelephonie iſt von deutſchen Ingenieuren erdacht und von
deutſcher Technik zu praktiſcher Durchführung gebracht worden. Die un=
geheuren
Schwierigkeiten, die ſich der Löſung dieſes in Amerika ſchon
vor vierzig Jahren bearbeiteten Problems entgegenſtellten, wurden
ſchließlich überwunden durch die Kombination der Raum=Telephonie mit
der leitungsgerichteten Hochfrequenztelephonie. Vom fahrenden Zug
aus werden hochfrequente Schwingungen nach allen Richtungen aus=
geſtrahlt
. Ein Teil davon gelangt durch den Raum in die Draht=
leitung
und auf ihr zum Amt, wo die Umformung der Hochfrequenz
und die Uebertragung auf das Fernſprechnetz erfolgt. Der Vertreter
des W. T. B. ſpricht aus dem um 6,05 Uhr nachm. vom Lehrter Bahn=
hof
abgegangenen Zuge um 7,45 Uhr als 22ter. Die Geſpräche haben
ſich, wie berichtet wird, alle gut abgewickelt.
Ein Journaliſten=Jubiläum.
In dieſen Tagen wird es 25 Jahre, daß Herr Hauptſchriftleiter Dr.
Goldenbaum als Journaliſt der Nationalliberalen und jetzt der Deut=
ſchen
Volkspartei dient. Vor allem die liberalen Kreiſe Säidweſtdeutſch=
lands
werden ſich aus Anlaß dieſes Jubiläums der Tätigkeit Dr. Golden=
baums
mit Dankbarbeit erinnern. Er entſtammte einer mecklenburgiſchen
Landwirtsfamilie und ſtudierte in Leipzig, Heidelberg und Göttingen
Geſchichte und Volkswirtſchaft. Die erſten journaliſtiſchen Sporen ver=
diente
ſich Dr. Goldenbaum als Redakteur bei der Koblenzer Zeitung.
Nach zweijähriger Tätigkeit wurde ihm dann die Chefredaktion der
Aachener Allgemeinen Zeitung übertragen, und hatte die Leitung vier
Jahre lang inne. Im Jahre 1907 berief ihn dann Baſſermann als Chef=
redakteur
an den Mannheimer General=Anzeiger. Hier durfte er bis
zu dem 1917 erfolgten Tod des nationalliberalen Führers mit dieſem in
engſter perſönlicher und politiſcher Gemeinſchaft wirken und ſeine Politik
in dem Mannheimer Blatt und darüber hinaus in zahlreichen anderen
Zeitungen und Zeitſchriften vertreten. Als nach Baſſermanns Tode die
Zeitung zum großen Teil an politiſch anders gerichtete Perſönlichkeiten
kam, was 1922 dann zum Verkaufe des Mannheimer Generalanzeigers
an den bekannten Berliner Zeitungsverleger Dr. Huck führte, ſchied Dr.
Goldenbaum von dem Blatte, das er in den Jahren ſeiner Mannheimer
Tätigkeit zu beachtenswerter Höhe geführt hatte. Er folgte einem Rufe
der Deutſchen Volkspartei in Pommern, die die bisher demokratiſche
Oſtſee=Zeitung in ihren Beſitz gebracht hatte. Dr. Goldenbaum war dort
Chefredakteur und zugleich Geſchäftsführer und konnte das ſtark her=
untergewirtſchaftete
Blatt wieder emporbringen. Im Sommer 1923
forderte ihn der Verlag der Deutſchen Allgemeinen Zeitung auf, die
geplante ſüddeutſche Ausgabe dieſes Blattes in Frankfurt a. M. redak=
tionell
aufzubeuen. Eine Entwicklung, die dahin führte, daß die ganze
redaktionelle Arbeit in ſteigendem Maße in Berlin konzentriert wurde,
führten im Herbſt 1924 zur Trennung. Seitdem wirkt Dr. Goldenbaum
als Schriftleiter der Rhein= und Nahezeitung in Bingen.
Der Brand bei der A. E. G.
Berlin. Das Feuer in der Turbinenfabrik, das durch Kurzſchluß
in der alten Halle für Prüfapparate ausgebrochen war, konnte inner=
halb
einer Stunde gelöſcht werden. Der entſtandene Sachſchaden iſt
ſehr bedeutend, aber durch Verſicherung gedeckt. Perſonen ſind nicht zu
Schaden gekommen.
Verhaftung einer großen Verbrecherbande in Riga.
Riga. Die Rigaer Polizei hat eine Diebesbande ausgehoben, die
ſeit mehreren Jahren ihr Unweſen getrieben hat. Als Organiſator der
Bande wurde ein Staatsbeamter, der Gehilfe des Revidenten der
Staatskontrolle, namens Andreas Kolberg, ermittelt, der mit Frau,
Tochter und Sohn verhaftet wurde. Es wurde eine große Menge
Diebesgut gefunden. Die Bande verfügte über einen eigenen Schneider,
der die geſtohlenen Sachen ſofort umarbeitete. Silberſachen wurden
ſofort leingeſchmolzen. Der Wert des geſtohlenen Gutes beträgt mehr
als eine Million Rubel. Man vermutet, daß die Bande auch Morde
auf dem Kerbholz hat.
Ein ſeltſames Spiel der Natur.
Prag. Im Alter von ſieben Tagen iſt auf der Prager Univer=
ſitätsklinik
der Säugling mit dem abnormalen Herzen
geſtorben. Das Herz lag außerhalb des Körpers auf dem
Bruſtkaſten des Kindes und arbeitete normal. Alle Aerzte beobachteten
die Tätigkeit des Herzens, welches durch eine Glaskugel vor äußeren
Einflüſſen geſchützt und von einer elektriſchen Lampe beleuchtet war.
Die einzelnen Phaſen der Herztätigkeit wurden gefilmt, beſonders die
Abnahme der Herztätigkeit und das Aufflackern des ſchlagenden Her=
zens
. Es wurden ungefähr 300 Meter Film aufgenommen. Das Kind
war bis zum letzten Atemzuge ſehr ruhig und nahm reichlich Nahrung
zu ſich. Es ſind bisher nur vier ähnliche Fälle bekannt.
Die Filmaufnahme.
EP Brooklyn. Filmaufnahmen auf Straßen und Plätzen ge=
hören
in den Vereinigten Staaten zu den Alltäglichkeiten. Daher fiel
es auch nicht weiter auf, als dieſer Tage in Brooklyn ſich eine Kino=
ſchauſpielertruppe
am hellichten Tage daran machte, einen Straßen=
überfall
naturgetreu zu kurbeln. Der Kurbelkaſten wurde aufgeſtellt
eine Gruppe von Schauſpielern ſtellte ſich bereit, und bald erſchienen
denn auch die Gegenſpieler auf der Bildfläche. Hände hoch! Durch=
ſuchung
mit theatraliſch blitzenden Revolvern, und blitzſchnell verſchwan=
den
die Angreifer mit ihren Requiſiten, zur Freude der vielhundert=
köpfigen
Menge, die ſich mittlerweile eingefunden hatte und beluſtigt
dem gut gelungenen Schauſpiel zuſah. Ob die Filmaufnahme allerdings
gelungen iſt, dürfte ſchwerlich feſtzuſtellen ſein, denn zu ſpät ſtellte ſich
heraus, daß es ſich um eine richtige Räuberbande von be=
ſonderer
Frechheit handelte, die ein Dutzend Mitglieder des republi=
kaniſchen
Klubs um ihre Barſchaft von insgeſamt 550 Dollar erleich=
tert
hatte.
Amerikaniſche Grundrenten.
EP. Welche Wertſteigerungen in Amerika üblich ſind, beweiſt eine
kleine Notiz des New York Herald‟. Darin wird erzählt, daß Miſſis
Margot Murphy an einem kleinen Stückchen Land in Miami, das ihr
Gatte vor drei Jahren für ſie zum Preiſe von 10 000 Dollar erworben
hatte nicht weniger als 155 000 Dollar verdiente, da es nunmehr zum
Preife von 165 000 Dollar verkauft wurde.
Anekdotiſches von Ediſon.
EP. Thomas A. Ediſon, der jetzt 79jährige Erfinder, erfreut die
Preſſe hin und wieder durch eine Neuigkeit. Heute heißt es, daß er in
Zukunft beabſichtige, weniger zu eſſen und mehr zu ſchlafen, daß dieſe
neue Zeiteinteilung nichts an ſeinem Arbeitsprogramm ändere. Er
arbeitet nämlich nur 18 Stunden am Tage. Einem Reporter gegenüber
äußerte er: Die Welt braucht im Augenblick keine neuen Erfindungen
mehr. Die Intelligenz der Allgemeinheit muß erſt auf eine ſolche Stufe
gebracht werden, daß ſie die Erfindungen unſeres Jahrhunderts voll aus=
nutzen
kann.
Die Kuh, Milch und Butter und das Automobil.
EP. Bei ſeinen Feldzügen gegen die unrationelle Landwirtſchaft, die
ſich der Segnungen ſeiner Automobile, Traktoren uſw. noch nicht genügend
bediene, hatte ſich Ford auch verſchiedentlich gegen die alte, brave, aber
ſo rückſtändige Milchkuh gewandt. Dieſem ſchätzbaren Haustier iſt nun=
mehr
ein Ritter erſtanden, der mutig und ſchlagkräftig gegen Ford an=
rückt
und tapfer Lanzen ſplittert. Zunächſt ſtellt dieſer ritterliche Ge=
lehrte
Prof. Eckles von der Minneſota=Univerſität, in einem Artikel feſt,
daß die verachtete Kuh viel ſparſamer mit dem ihr zugeführten Brenn=
ſtoff
umgehe, als die von Ford ſo oft geprieſenen Maſchinen. Während
nämlich ein Automobil nur 1215 Prozent ſeiner Nahrung in Energie
umſetze, betrage der Prozentſatz bei der Kuh 5560 Prozent. Hierzu
komme aber noch, daß der vom Motor nicht verwertete B=triebsſtoff
verloren gehe, wogegen die Kuh als Befruchter mit mindeſtens 35 Doll.
im Jahre anzuſetzen ſei. Ausſchlaggebend aber iſt nach Prof. Eckles,
daß man bisher noch kein Verfahren zur Herſtellung künſtlicher Milch
entdeckt habe, die der Kuhmilch gleichwertig iſt. Milch= und Buttererſatz
könne zwar fabriziert werden, der den echten Lebensmitteln ähnlich ſehe;
allen dieſen Erſatzprodukten gingen aber die richtige Milchvitamine ab,
die ſüir die menſchliche Geſundheit eine außerordentlich wichtige Rolle
ſpielten. Wenn der Menſch, wie Ford behauptete, einen Fehler mache,
indem er ſeine Ernährung zu einem Fünftel auf die Kuh baſiere, ſo
müſſe er dieſen Fehler ſchon ſehr lange gemacht haben, denn 5000 Jahre
rückwärts laſſe ſich die Tatſache feſtſtellen, daß die Milch ein bedeutendes
Nahrungsmittel darſtelle und ſowohl Butter als auch Käſe bekannt ge=
weſen
ſeien. Schließlich gibt der Gelehrte Ford den guten Rat, wenn
er mit der Kuh aufräumen wolle, wenigſtens ſolange zu warten, bis er
ſich aus dem Geſchäftsleben zurückziehen wolle, denn dieſes Experiment
werde ſehr bald eine merkliche Verſchlechterung auf dem Automobilmarkt
nach ſich ziehen.

Wetterberitch.
Wettervorherſage für Samstag, den 9. Januar 1926.
Die in unſerem Bezirk eingetretene Aufbeſſerung und Abnahme der
Niederſchläge iſt nur vorübergehend, da wir im Zwiſchengebiet eines
nordöſtlichen Hochdruckgebietes und eines von Nordweſten her gegen den
Kontinent vorrückenden Gebietes tieferen Druckes liegen. Wenn ſich
dieſes Fallgebiet auch in den letzten 24 Stunden etwas abgeſchlnächt hat,
ſo ſchiebt es doch ſeine Ausläufer nach Mitteldeutſchland hinein vor.
Damit hält die Weſtluftſtrömung an, ſo daß wieder Niederſchläge, jedoch
mäßig ſtarke, bevorſtehen.

Der Selbſtmordim Deutſchland
der Nachkriegszeit.
C. K. Die letzten Wochen des verfloſſenen Jahres zeigten
als trauriges Zeichen der Zeit eine Selbſtmordepidemie, da ſich
die Meldungen vom freiwilligen Scheiden aus dem Leben häuf=
ten
. Zweifellos war es die wirtſchaftliche Not, die die meiſten
dieſer Selbſtmörder zu ihrem tragiſchen Entſchluß trieb. Aber
wir haben ja leider in den Jahren nach dem Kriege ſchon ver=
ſchiedene
derartige Kriſen durchgemacht, und ſo iſt es intereſſant,
zu beobachten, welche Beziehungen die Statiſtik zwiſchen Selbſt=
mord
und Wirtſchaftslage erkennen läßt. Dieſem Problem wid=
met
Dr. Karl Freudenberg eine größere Arbeit in der Klini=
ſchen
Wochenſchrift‟. Die zur Verfügung ſtehenden Zahlen zei=
gen
, daß der Selbſtmord während des Krieges einen ſtarken
Rückgang aufweiſt, aber nur beim männlichen Geſchlecht. Der
Tod war ja in dieſen Zeiten etwas ſo Alltägliches geworden,
daß ihn die Männer, die ihm ſo oft ins Auge ſahen, nicht frei=
willig
aufzuſuchen brauchten. Vergleicht man nun die Selbſt=
mordziffern
der Jahre 19111913 mit denen von 192022, ſo
ergibt ſich zunächſt, daß die Häufigkeit der Kinderſelbſtmorde, die
von jeher bei Knaben etwa fünfmal ſo groß war wie bei Mäd=
chen
, von den veränderten Verhältniſſen der Nachkriegszeit gar=
nicht
berührt wurde. Kinderſelbſtmorde ſind eine ſo konſtant
verlaufene Erſcheinung, daß ſie von den wirtſchaftlichen Zuſtän=
den
nicht beeinflußt werden. Dagegen zeigte der Selbſtmord
bei den anderen Altersklaſſen charakteriſtiſche Veränderungen.
In den jüngeren Altersklaſſen bis zum 25. Jahre, bei denen
der Entſchluß meiſtens erotiſch bedingt iſt, hat ſich nichts
verändert. Auffällig iſt dagegen der ſtarke Rückgang in den
mittleren Altersklaſſen, und hier darf man annehmen, daß
ſich dieſe, die ſonſt einen beträchtlichen Anteil am Heer
der Selbſtmörder haben, in den wirren Zeitverhältniſſen viel
wohler fühlten als in den geordneten Verhältniſſen vor dem
Kriege. Die Zunahme der Selbſtmorde in den Altersklaſſen über
70 läßt bereits den Einfluß der Inflation erkennen. Beim
weiblichen Geſchlecht iſt beſonders auffällig die ſeit 1920 ſtark
geſteigerte Selſtmordhäufigkeit zwiſchen 20 und 30 Jahren, die
wohl aus der größeren Gefährdung der jungen Mädchen in dieſen
unruhigen Zeitläuften zu erklären iſt. Die Zunahme der Selbſt=
morde
von Frauen über 60 Jahren iſt auf das Konto der durch
die Inflation bedingten Wirtſchaftsnot zu ſchreiben. Im Jahre
1923, das den Gipfel der Inflation brachte, iſt der Unterſchied
im Verhalten der Geſchlechter noch ausgeprägter: die Zahl der
Selbſtmorde von Frauen über 70 Jahren ſteigt gegen 1922 um
13 Prozent, die der gleichaltrigen Männer nur um 7 Prozent.
Man darf wohl annehmen, daß alte Frauen bei einer Verſchlech=
terung
der wirtſchaftlichen Lage eher zum Selbſtmord ſchreiten
als alte Männer, weil ſie den wirren Zuſtänden hilfloſer gegen=
überſtehen
. Das Jahr 1924 läßt infolge der Währungsſtabiliſie=
rung
einen Rückgang der Selbſtmorde in höheren Altersklaſſen
deutlich erkennen, und zwar nimmt die Zahl der Selbſtmorde
bei alten Frauen viel ſtärker ab als bei den alten Männern.
Iſt ſo in den Inflationsjahren die ungewohnte Not den
alten Leute als wichtigſte Urſache des Selbſtmords zu erkennen,
ſo müſſen andererſeits auch die Einflüſſe berückſichtigt werden,
die der Ausführung des Selbſtmordes hemmend entgegenſtehen.
Dabei iſt die Religioſität in erſter Linie zu nennen, wie
aus der Statiſtik Preußens von 1911/13 klar hervorgeht. Wäh=
rend
nämlich in dieſen Jahren von Männern evangeliſcher Kon=
feſſion
4,10 auf 10000 und von moſaiſcher Konfeſſion 4,61 ſich
das Leben nahmen, waren es unter den katholiſchen Männern
auf 10000 nur 1,81; bei den evangeliſchen Frauen waren es
1,37, bei den moſaiſchen 2,07 gegen 0,50 Katholikinnen. Ebenſo
iſt in den ländlichen Provinzen der Selbſtmord ſeltener als in
denen, die viele Städte aufweiſen. kann auch der Umſtand
mitwirken, daß der Landbewohner, wenn es ihm auch noch ſo
ſchlecht geht, ſich doch immer leichter Nahrungsmittel zu beſchaf=
fen
vermag. In der Nachkriegszeit hat ſich bei den Frauen die
Zahl der Selbſtmörderinnen in allen Konfeſſionen ungefähr
gleichmäßig gehoben, in ſtärkerem Maße als bei den Männern,
ſodaß man daraus vielleicht auf eine Abnahme der Religioſität
der Frauen ſchließen könnte. Was den Einfluß des Berufes
auf die Selbſtmordhäufigkeit anbetrifft, ſo iſt dieſe genau nur
bei den Aerzten beſtimmt, und da zeigte ſich, daß in den Jahren
1920/23 auf 10000 lebende Aerzte im Alter von 2646 Jahren
5 Selbſtmorde, im Alter von 4661 aber 17 Selbſtmorde kamen.
Die erſte Ziffer iſt faſt doppelt ſo groß wie die der gleichartigen
männlichen Geſamtbevölkerung, die zweite mehr als reimal ſo
groß. Auch die älteren Aerzte haben unter der Inflation ſchwer
gelitten. In England, wo ſich die Selbſtmorde nach Berufen
klaſſifizieren laſſen, zeigen die Bergarbeiter und Landarbeiter
die geringſte Selbſtmordziffer, dann kommen die Beamten und
Lehrer. Ein Maximum zeigen die Drogiſten, Friſeure und Gaſt=
virte
, denen ſich die Aerzte anſchließen. Unter den Geſellſchafts=
klaſſen
weiſt der untere Mittelſtand die meiſten Selbſtmörder,
auf. Im allgemeinen aber darf man den Einfluß der Wirtſchafts=
verhältniſſe
auf den Selbſtmord nicht überſchätzen. Das beweiſt
z. B. die erſtaunliche Tatſache, daß in Berlin die Selbſtmord=
ziffer
in den letzten 100 Jahren nicht weſentlich zugenommen
hat. Auch in den anderen Ländern, ſoweit Statiſtiken vorliegen,
ind keine großen Schwankungen der Selbſtmordhäufigkeit feſt=
zuſtellen
. Was die Art des Selbſtmordes anbetrifft, ſo
hat der Tod durch giftige Gaſe in der Nachkriegszeit bedeutend
zugenommen, ſtieg von 2 Prozent bei Männern auf 7,9, von
7 Prozent bei Frauen auf 22 Prozent. Im allgemeinen ſind
aber Erhängen, Ertränken und Erſchießen am häufigſten ge=
blieben
.

Gottesdienſt der iſraelitiſchen Religionsgemeinde.
Hauptſynagoge (Friedrichſtraße),
Freitag, den 8, Jan. Vorabendgottesdienſt 4 Uhr 45 Min,
Samstag, den 9. Jan, Morgengottesdienſt 8 Uhr 45 Min. Schrift=
erklärung
. Sabbatausgang 5 Uhr 35 Min,
Gottesdienſt an den Wochentagen: Morgens 7 Uhr 30 Min.
Abends 6 Uhr 00 Min.
Gottesdienſt in der Synagoge der iſrgel. Religionsgeſellſchaft.
Samstag, den 9. Jan Vorabend 4 Uhr 15 Min. Morgens
8 Uhr. Nachm. 4 Uhr. Sabbatausgang 5 Uhr 35 Min.
Wochengottesdienſt: Morgens 7 Uhr. nachm. 4 Uhr 15 Min.

Tageskalender für Freitag, den 8. Januar 1926.
Landesrheater Großes Haus: Keine Vorſtellung. Kleines
Haus, Anf. 7 Uhr, Ende 10 Uhr, Zuſatzmiete XI (7): Sakuntala‟.
Orpheum, abends 8 Uhr: Der blonde Traum Heſſen=
Flieger=Verein, abends 8 Uhr, im Fürſtenſaal: Mitglieder=
verſammlung
. Deutſch=Oeſterr. Alpenverein. Sektion
Darmſtadt, abends 8½ Uhr, im gelben Saal bei Sitte: Monatsver=
verſammlung
. Ortsgewerbeverein u. Handwerker=
vereinigung
Darmſtadt abends 8 Uhr, im Fürſtenſaale:
4 Winterverſammlung. Kinovorſtellungen: Union=,
Reſidenztheater, Palaſtlichtſpiele.
Verſteigerungskalender für Samstag, den 9. Januar 1926.
Schießhausſtraße 102, vorm. 10 Uhr: Diverſe Büroeinrichtungs=
gegenſtände
.

Hauptſchriftieitung: Ruda’f Mauve
Verantwortl. für Politik und Wirtſchaft: Rudolf Mauve
Verantwortlich für Feuill ton und Heſſiſche Nachrchten: Max Streeſe
Verantwortlich für Sport: Dr. Eugen Buylmann
Verantwortlich für Schlußd ent: Andreas Bauer
Verantwortlich für den Inſeratente l: Willy Kuhle
Lruck zud Verlag: L. C. Wittich ſämtlich in Darmſtadt,

Die heutige Nummer bat 16 Seiten.

[ ][  ][ ]

Nummer 8

Freitag, den 8. Januar 1926

Seite 9

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Seite 10

Freitag, den 8. Januar 1926

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mein lieber Vater, unſer guter Schwiegervater
und Großvater

Die trauernden Hinterbliebenen:
Ernſt Cramer, Landgerichtsdirektor
und Familie
Frau Elſe Cramer, geb. Schweisgut
und Familie
Gießen, Darmſtadt (Rheinſtraße 63),
den 6. Januar 1926.
(*531
Die Beerdigung findet Samstag, den 9. Januar
1926, nachmittags 3 Uhr in Darmſtadt auf dem
alten Friedhof ſtatt.

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Die glückliche Geburt eines kräf=
tigen
Stammhalters geben
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Amtsgerichtsrat Karl Pfannſtiehl
und Frau Maria, geb. Schäfer.
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Darmſtadt

Inſelſtraße 47.

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Plötzlich und unerwartet iſt
mitten aus der Arbeit im 3: Lebens=
jahr
mein lieber Mann, unſer guter
Vater, Sohn, Bruder, Neffe,
Schwager und Onkel

Rechnungsrat

heute früh 8 Uhr uns entriſſen
worden.
In tiefer Trauer:
Thekla Franz, geb. Zecher
und Kinder.
Darmſtadt, den 7. Januar 1926.
Gutenbergſtr. 27.
(327
Die Beerdigung findet Samstag,
den 9. d Mts , nachmittags 2½ Uhr,
van der Kapelle des Friedhofs an
der Nieder=Ramſtädterſtraße aus
ſtatt.
Von Beileidsbeſuchen bittet man
ab zuſehen

Todes=Anzeige.
Heute nacht entſchlief ſanft nach
jahrelangem, ſchweren, mit großer
Geduld ertragenem Leiden meine
liebe Frau, unſere gute Mutter,
Großmutter, Schweſter und Tante
Frau Grecentia Fiſcher
geb. Götz
im Alter von 52 Jahren. (*540
Im Namen der trauernd Hinterbliebenen:
Heinrich Fiſcher.
Darmſtadt den 7. Jan. 1926,
Ludwigshöhſtr. 34.
Die Beerdigung findet Samstag
vormittag 11 Uhr vom Portale des
Waldfriedhofes aus ſtatt

Dankſagung.
(Statt Karten.)
Für die uns anläßlich des Hin=
ſcheidens
unſeres lieben Entſchlafenen
Herrn Georg Lang
Finanzrat i. R.
in ſo überaus reichem Maße erwieſene
Anteilnahme ſprechen wir unſeren
wärmſten und herzlichſten Dank aus.
Im Namen der trauernden Hinterbliebenen:

Frau Katharina Lang.

Adolf Siebert
Marie Siebert
geb. Kraft
Vermählte

562

Darmſtadt
Niederbellmar
Kranichſteinerſtr. 24
b. Caſſel
10. Januar 1926.

Dankſagung.
Für die vielen Beweiſe der Teil=
nahme
bei dem langen Kranken=
lager
und dem Heimgang meines
lieben Gatten, unſres Vaters und
Schwiegervaters, ſagen wir auf
dieſem Wege Allen unſeren innigſten
Dank.
Kath. Koch Wtw., geb. Reuter
Georg Frederikſen und Frau
Eliſabeth, geb Koch.
Darmſtadt, den 7. Januar 1926.
Hochſtr. 30.

Dankſagung.
Für die vielen Beweiſe aufrich=
tiger
Teilnahme bei dem ſchweren
Verluſt, der uns betroffen hat, ſagen
wir auf dieſem Wege. Allen herz=
lichen
Dank. Beſonders danken wir
Herrn Pfarrer Pabſt ſür ſeine troſt=
reichen
Worte am Grabe unſeres
lieben Sohnes und Bruders Hans.
In tiefer Trauer:
Familie Nik. Seeger
Moosbergſtr. 70, I.

gebraucht, von 600 an zu verkaufen (271a
Klavier-Arnold,Elisabethenst.28

Dankſagung.
Für die vielen Beweiſe inniger
Teilnahme beim Heimgange unſeres
lieben Entſchlafenen, für die zahl=
reiche
Begleitung und Blumen=
ſpenden
ſagen wir auf dieſem Wege
unſeren herzlichen Dank. Beſonderen
Dank Herrn Pfarr.=Aſſiſtent Weiß
für die troſtreiche Grabrede, und
dem Bezirfsverein Darmſtadt des
Verbandes der DeutſchenBuchdrucker
für die letzte Ehrung und Kranz=
(*576
niederlegung.
Familie
Heinrich Landzettel.
Darmſtadt, 6. Januar 1926.

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Nummer 8

Sport, Spiel
Handball.
Sportverein Darmſtadt 1898 e. V.
Die Handball=Ligamannſchaft des Sportvreins Darmſtadt 1898
war für nächſten Sonntag zu einem Geſellſchaftsſpiel gegen den Polizei=
Turn= und Sportverein Kaſſel nach Kaſſel verpflichtet. Das Spiel
mußte wegen der in Kaſſel herrſchenden Ueberſchwemmung und der ſich folgenden Mannſchaften zuſammengeſtellt: SpVg. Griesheim Gries=
hieraus
ergebenden Spielunfähigkeit des Sportplatzes in letzter Minute heim 02: Wormatia Worms-Viktoria Kelſterbach; Mainz 05 Mainz=
kommen
.
zu geben, wurde in letzter Minute die 1. Handballmannſchaft des Polizei=
ſportvereins
Babenhauſen nach Darmſtadt verpflichtet, die am Sonntag: TrierF.V. Saarbrücken. Außerdem wird am 10. Januar noch das
früh 10 Uhr 45 Min. auf dem Stadion gegen die hieſiege Meiſterelf. Wiederholungsſpiel aus der 2. Pokalrunde SV. Saarbrücken 05 gegen
antreten wird. Der gegneriſchen Mannſchaft geht ein ausgezeichneter Sp.Vg. Elversberg ausgetragen.
Ruf voraus, ſodaß mit einem hochintereſſanten Spiel gerechnet werden
kann. Es iſt bei den zu erwartenden Leiſtungen beider Mannſchaften
ſo hohem Anſehen ſtehenden Handballſportes ſich am Sonntag früh zu
dieſem wichtigen Treffen auf dem Stadion ein Stelldichein geben werden.
Verbandsſpiele. Stand der 4= und B=Klaſſe des Bezirks

Starkenburg (D. S. B.) am 4. Januar 1926.

A=Klaſſe Spiele gewonn. unentſch. verl. Tore Punk= Sportv. Dſt. IIa 2: 6 Pol. Sp.V. Dſt. I 17:15 V.f.L. Heſſen. Dſt. 12:12 F.C. Union Dſt. I 11:94 T. u. Sp.V. Langen
B=Klaſſe. 5:14 Sportv. Dſt. IIb 22:14 Pol. Sp. V. Dſt. II. 41: 4 T.V. Biebesheim 6:22 T.G. Eberſtadt 11:14 F.C. Union Dſt. II Fußball. 8:32

Sp. C. Viktoria 06 GriesheimSportverein Münſter bei Dieburg.
Obiges Treffen, welches am Sonntag, den 10. d. M., auf dem Vik=
toria
=Sportplatz zum Austrag kommt, ſtellt das wichtigſte Ereignis der
A=Klaſſe des Gaues Bergſtraße dar. Ob es hierbei Münſter gelingen
wird, ſeinen Siegeszug fortzuſetzen, bleibt eine offene Frage. Daß es
bei der Münſter=Mannſchaft nicht am nötigen Willen hierzu fehlen wird,
iſt ſicher; ob aber der Kampfgeiſt der Griesheimer ſpeziell in dieſem
Treffen zu beugen ſein wird, ergibt ſich erſt während des Spiels. Auf

Freitag, den 8. Januar 1926

und Turnen.

jeden Fall wird man mit einem äußerſt intereſſanten Kampf rechnen
dürfen, der auf weite Kreiſe ſeine Anziehungskraft ausüben wird. Der
Sieger aus dieſem Treffen dürfte bereits als Gaumeiſter angeſprochen
werden.
Die 3. Pokalrunde im Bezirk RheinheſſenSaar.
Einem Telegramm aus Saarbrüchen zufolge wurden für die 3. Po=
kalrunde
, des Bezirks RheinheſſenSaar am kommenden Sonntag die
abgeſagt werden. Es wird jetzt erſt im Monat Februar zum Austrag Mombach; Germanig WiesbadenS.V. Wiesbaden; Sportfreunde Saar=
Um der Ligamannſchaft des Sportvereins dennoch Spielgelegenheit brücken1. F.C. Idar; Biebricher F.V.S. Gmde. Höchſt; Viktoria St.
IngbertTrier G5; S.V. Sulzbach-Boruſſia Neunkirchen: Eintracht
Beginn der ſüddeutſchen Endſpiele.
Der Verbands=Spielausſchuß hat nunmehr den Beginn der End=
mit
Beſtimmtheit anzunehmen, daß alle Freunde des in Darmſtadt in ſpiele um die ſüddeutſche Fußballmeiſterſchaft endgültig auf den 7. Fe=
ruar
feſtgelegt.
Fußball in Norddeutſchland.
Fußball in Norddeutſchland.
Der erſte Spielſonntig des neuen Jahres brachte auf der ganzen
Linie die Fortſetzung der Punktkämpfe. Die Hamburger Polizei traf
auf den norddeutſchen Meiſter H.S.V. und mußte ſich überraſchender=
weiſe
mit nicht weniger als 1:9 (1:5) ſchlagen laſſen. H.S.V, lieferte
ein ganz ausgezeichnetes Spiel, beſonders der Mittelſtürmer Harder
war in vorzüglicher Form. Er allein ſchoß ſechs Tore. Wenn nicht der
Torwart der Polizei ſo ausgezeichnet abgewehrt hätte, wäre das Er=
gebnis
vielleicht noch zweiſtellig geworden. Ueberhaupt zeigten die letz=
ten
Spiele des Hamburger Sportvereins gegen. Holſtein Kiel 3:0,
Altona 93 3:1, Eintracht Braunſchweig 3:2 deren Spieiſtärke. Sind
doch alle drei Vereine Bezirksmeiſter und obendrein kämpfte H.S.V. nie
in ſtärkſter Aufſtellung. Jedoch die Rothoſen haben ſo viel Spieler, daß
immer guter Erſatz da iſt. Die Liga=Reſerve vom H.S.V. blieb ſogar
mit 2:1. über Utrecht Holland Sieger, das Innentrio, der Reſerve,
Schneider, Ziegenſpeck und Breuel, waren in guter Form. H. S.V. mit
ſeinen neuen Kräften wird eine wichtige Rolle im Jahre 1926 ſpielen.
St. Georg ſiegte 2:1 gegen Eimsbüttel, Viktoria gegen F.C. St.
Pauli 3:1, Altona 93 gegen Ottenſen 3:1, hier ſchoß der vorzügliche
Nommenſen alle drei Tore. Kielia ſchlägt Holſtein Kiel verdient 3:2.
Holſtein macht zur Zeit eine Schwächeperiode durch. In der Jade=
Staffel hat der Bremer Sportverein die Führung. Der Südbezirk=
meiſter
Eintracht Braunſchweig erlitt, durch Niederſachſen eine 2:0=
Niederlage, während der Pokalſieger Hann. S. C. in Helmſtedt ſich ein
Unentſchieden abtrotzen ließ.

Geite 11
Vf.B. Brgunſchweig.Werber Hannober 6:1 (8:0h.
Der V.f.B. brachte heute die wertvollen Punkte leichter als gedacht
nach Hauſe. Die Werder=Mannſchaft hatte allerdings einen ganz ſchwar=
zen
Tag, ſo daß der in großer Form befindliche V.fB.=Sturm verhält=
nismäßig
leichtes Arbeiten hatte.
Eintracht HannoverGoslar 68 3:1.
Hannover 96Leu Braunſchweig 2:4.
Turnen.
Die volkstümlichen M=iſterſchaften der D. T. in Düfſeldorf.
Bei der Sitzung des Turnerausſchuſſes der D. T. Mitte November
in Mainz war als Termin für die Meiſterſchaften im Volksturnen wohl
der 15. Auguſt feſtgeſetzt worden, aber noch kein Austragungsort. Der
Kreis 3b (Brandenburg), hatte beantragt, die volkstümlichen Meiſter=
ſchaften
, im Schwimmen im Rahmen eines einheitlichen Feſtes im Ber=
liner
Stadion zuſammen auszutragen, kam aber damit nicht durch. In
einer neuerdings in Heidelberg abgehaltenen Sitzung der D.T. hat ſich
der Ausſchuß für Düſſeldorf als Tagungsort der Meiſterſchaften in den
volkstümlichen Uebungen und im Schwimmen entſchieden. Als
Uebungen wurden gewählt: 1. Männer: 100 Meter, 200 Meter, 400
Meter, 800 Meter, 1500 Meter, 1000 Meter, Hürden und Marathonlauf,
4mal100 Meter=Staffel, 3mal1000 Meter=Staffel, Schwedenſtaffel, Hoch=,
Weit=, Stabhoch=, Weithoch=, Dreifprung, Kugelſtoßen, Steinſtoßen,
Speerwerfen (alle drei beſt und beidarmig), Dishus=, Schleuderball,
Schlagball, Sechs= und Zehnkampf. 2. Frauen: 100 Meter 4mal100
Meter=Staffel, Hoch= Weitſprung, Kugelſtoßen (5 Kilo), Schlagball,
Speer, Diskus, Vierkampf.
Schwimmen.
Neuer deutſcher Schwimmrekord.
Der Schwimmer Erich Günther=Göppingen, der erſt kürzlich in
Duisburg den deutſchen Rekord im 400 Meter=Rückenſchwimmen ver=
beſſern
konnte, ging ebenfalls in Duisburg auch dem von Boddin=
Breslau mit 2:52,6 gehaltenen 200 Meter=Rückenrekord zu Leibe und
konnte dieſen auf 2:51,6 verbeſſern. Der Verbandsſchwimmwart des
Deutſchen Schwimmverbandes hat die Leiſtung von Frl. W. Simon=
Hamburg von 7:10,1 im 400 Meter=Rückenſchwimmen als
offizielle deutſche Höchſtleiſtung beſtätigt.
Sportliteratur.
ABC. der Atome, von Bertrand Ruſſell. Ueberſetzt von Dr.
Werner Bloch, Franckhſche Verlagshandlung, Stuttgart 1925. Geheftet
2,60 Gmk., in Halbleinen gebd. 4,50 Gmk.
Der Verfaſſer verſucht, ſchwierige wiſſenſchaftliche Dinge allgemein=
verſtändlich
darzuſtellen. Das periodiſche Shſtem, die Röntgenſtrahlen
und die Röntgenſpeltroſkopie, die Radioaktivität und die Relativitäts=
theorie
werden in beſonderen Kapiteln behandelt und in das Gebäude der
Atomtheorie verflochten. Während das engliſche Original mit nur zwei
Zeichnungen ausgeſtattet iſt, enthält die deutſche Ueberſetzung eine große
Anzahl von anſchaulichen Bildern.

Bekanntmachung.
Ueber das Vermögen des Ernſt
Dürre, Inhaber der Firma Ernſt Dürre,
Manufakturwaren in Darmſtadt, Rhein=
ſtraße
1, iſt heute, am 4. Januar 1926,
nachmittags 6 Uhr, das Konkursver=
fahren
eröffnet worden. Der Rechtsan=
walt
Geißner in Darmſtadt iſt zum
Konkursverwalter ernannt. Offener Arreſt
mit Anzeigefriſt und Forderungsanmelde=
friſt
ſind bis zum 5. Februar 1926 be=
ſtimmt
, erſte Gläubigerverſammlung auf
Montag, den 25. Januar 1926, vor=
mittags
. 9" Uhr, vor dem unter=
zeichneten
Gericht, Zimmer 226 und all=
gemeiner
Prüfungstermin auf Montag,
den 15. Februar 1926, vormittags
9½, Uhr, daſelbſt.
Darmſtadt, den 4. Jan. 1926.
Heſſiſches Amtsgericht I.
KK

Mittwoch, den 13. Januar 1926,
vorm. 9 Uhr, wird in Darmſtadt,
Wirtſchaft Heiliges Kreuz aus Diſtrikt
UII, Aſpenſchlag 1, 2 und 3, Kernwieſen=
teil
4 und 5, Bohleneck 6, nachſtehendes
Holz verſteigert:
Nutzholz: Stämme, im: Eichen
0,92 V., 2,57 VI.; Eſchen 0,98 TV., 0,54
V., 0.,30 UI.; Hainbuchen 0,34 IV., 1,441
V., 4,17 Vl.; Ulme 1,47. IV.; Birken
0,71 V.; Erlen 103 IV., 1,72 V., 2,52
Vl.; Linde 1,26 IV. 091 V 0.21 VI.;
Kiefer 1,06 III. Derbſtangen, m=
2 Hainbuchen I. 0,12; Nutzſcheiter
II. Kl., rm: Eiche 6,9 geſpalten, 8,2
rund, 5,1 Hainbuchen (rund), 11 Erle
(rund).
Brennholz: Scheiter, rm: 7 Bu=
chen
, 17 Hainbuchen, 103 Eichen, 44
Birken, 6 Eſchen, 9 Erlen, 1 Linde, 11
Fichte; Knüppel, rm: 3, Buchen, 60
Hainbuchen, 69 Eichen, 72 Birken, 2
Eſchen, 39 Erlen, 6 Linden, 27 Fichten:
Knüppelreiſig, rm: 4 Buchen, 37
Eichen; Reiſig, Wellen: 2015 Hain=
buchen
, 665 Eichen; Stöcke, rm: 6.
Hainbuchen, 80 Eichen, 7 Erlen, 66
Fichten.
Es wird gebeten, das Holz vorher
einzuſehen. Auskunft erteilt Herr Förſter
Lohfink=Forſthaus Einſiedel. (294
Holzverſteigerung Nr. 2 iſt geneh=
migt
. Erſter Abfuhrtag 15. ds. Mts.
Darmſtadt, den 6. Jan. 1926.
Heſſ. Forſtamt Kranichſtein.

Hotzverſteigerung.
Dienstag, 12. Januar 1926, wer=
den
verſteigert aus Diſtrikt I Eichen,
Sellborn 26, Oberwäldchen 1 und 6 und
Obere Langwieſe 8: 1 rm Eichen= Nutz=
knüppel
(Pfoſten); ferner Scheiter, Im:
79 Buche, 5 Hainbuche, 57 Eiche, 2 Erle,
6 Kiefer; Knüppel, rm: 47 Buche, 53
Hainbuche, 60 Eiche, 1 Birke, 1 Aſpe,
33 Kiefer; Knüppelreiſig, rm: 5 Buche,
6 Hainbuche, 58 Eiche, 2 Aſpe, 19 Kiefer;
Reiſig, Wellen: 940 Buche, 890 Hain=
buche
; Stöcke, rm: 15 Buche, 13 Hain=
buche
, 32 Eiche, 2 Erle. Zuſammenkunft
9 Uhr auf der Straße Meſſel Epperts=
hauſen
an der Sellbornſcneiſe. Das
Holz iſt vorher einzufehen. Aus=
kunft
durch Herrn Förſter Schmidt zu
313
Forſthaus Thomashütte.
Meſſeler Forſthaus, 5. Jan 1926.
Heſſiſches Forſtamt Meſſel.

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Einträge in das Handelsregiſter B:
Am 24. Dezember 1925 bei den Firmen:
1. Heſſiſche Zeitungsgeſellſchaft mit
beſchränkter Haftung, Darmſtadt:
Rechtsanwalt. Joſef Carnier in Darm=
ſtadt
iſt Liquidator. 2. Landwirt=
ſchaftliche
Warenzentrale, Aktien=
geſellſchaft
, Darmſtadt: Die General=
verſammlung
vom 1. Auguſt 1925 hat
die Umſtellung des Grundkapitals auf
43 320 Reichsmark beſchloſſen; am 29. De=
zember
1925 bei der Firma: Darm=
ſtädter
Celluloid= und Galalith=
warenfabrik
, Aktiengeſellſchaft,
Darmſtadt: Kaufleute Joſeph Räſch und
Robert Dörr in Darmſtadt ſind zu Li=
quidatoren
beſtellt; am 4. Januar 1926
bei den Firmen: 1. Internationale
Elaſtigen Compagnie mit beſchränk=
ter
Haftung, Darmſtadt: Robert Por=
ges
iſt als Gefchäftsführer ausgeſchieden.
Kaufmann Otto Hirſch in Mainz iſt zum
Liquidator beſtellt. 2. Bücherſtube
Volkshochſchule, Geſellſchaft mit
beſchränkter Haftung, Darmſtadt:
Verbandsreviſor Heinrich Seeger und
Geſchäftsführer Hugo Parnicke, beide in
Darmſtadt, ſind Liquidatoren; am 6. Ja=
nuar
1926 bei den Firmen: 1. Tabak=
waren
=Vertriebsgeſellſchaft mit be=
ſchränkter
Haftung, Darmſtadt: Die
Vertretungsbefugnis des Ludwig Beutel
iſt beendet. Die Firma iſt erloſchen.
2. Max Roesler, Feinſteingutfabrik,
Aktiengeſellſchaſt, Abteilung Darm=
ſtadt
. Hauptniederlaſſung: Rodach ( Co=
burg
), Zweigniederlaſſung: Darmſtadt:
Die Generalverſammlung vom 4. Juni
1924 hat die Erhöhung des Grundkapi=
tals
um den Betrag bis 250 000 Reichs=
mark
beſchloſſen. Die Erhöhung um den
Betrag von 75 000 RM. iſt durchgeführt.
Das Grundkapital beträgt jetzt 1075600
Reichsmark. Es werden 375 auf den
Inhaber lautende Aktien im Nennbetrag
von je 200 RM. zum Nennwert aus=
(324
gegeben.
Darmſtadt, den 6. Jan. 1926.
Amtsgericht I.

Einträge in das Handelsregiſter 44:
Am 28. Dezember 1925 bei der Firma:
Braubach & Fiſcher, Darmſtadt: Der
Eintrag vom 11. April 1891 wird von
Amts wegen gelöſcht; am 29. Dezember
1925 bei der Firma: Hch. Blank e
Co., Darmſtadt: Geſchäft ſamt Firma
iſt auf Techniker Heinrich Blank den
Jüngeren in Saarbrücken übergegangen.
Der Uebergang, der in dem Betrieb des
Geſchäfts begründeten Verbindlichkeiten
iſt bei dem Erwerb des Geſchäfts durch
Heinrich Blank den Jüngeren ausge=
ſchloſſen
; am 4. Januar 1926 bei den
Firmen: 1. Schmall & Co., Darm=
ſtadt
: Der Sitz der Geſellſchaft iſt nach
Eberſtadt bei Daxmſtadt verlegt. 2.
Schitkoff & Co., Darmſtadt: Der Ort
der Niederlaſſung iſt jetzt Frankfurt a. M.
3. Heinrich Walter & Co., Darm=
ſtadt
: Kaufmann Rudolf Pillhardt in
Eberſtadt b. D. iſt in das Geſchäft als
perſönlich haftender Geſellſchafter einge=
treten
. Die offene Handelsgeſellſchaft hat
am 1. Januar 1926 begonnen; am 5. Ja=
nuar
1926 bei den Firmen: 1. Heinrich
Arnold, Darmſtadt: Kaufmann Ludwig
Schultz in Darmſtadt iſt zum Prokuriſten
beſtellt. 2. Huth & Bauer, Tuchhand=
lung
, Darmſtadt: Die Geſellſchaft iſt
aufgelöſt. Die Firma iſt erloſchen; am
6. Januar 1926 bei der Firma: H.H.
Adler & Söhne, Darmſtadt: Die Ge=
ſellſchaft
iſt aufgeloſt. Das Geſchäft ſamt
Firma iſt auf den ſeitherigen Geſell=
ſchafter
Kaufmann Richard Adler zu
Larmſtadt als Einzelkaufmann überge=
gangen
.
(325
Darmſtadt, den 6. Jan. 1926.
Amtsgericht I.

[ ][  ][ ]

Nummer 8

Freitag, 8. Januar

Salpeter und Stickſtoff.
Im Wettbewerb zwiſchen Salpeter und Stickſtoff hat ſich im
verfloſſenen Jahr das chileniſche Naturprodukt weſentlich beſſer
behauptet, als urſprünglich angenommen wurde, da ſich infolge
der ſtarken Steigerung des Düngemittelkonſums der Abſatz im
letzten Quartal merklich gehoben hat. Vom 1. Juni bis 31. De=
zember
hat die Producers Aſſociation 1 715 000 Tonnen Chile=
ſalpeter
verkauft gegen 1570 000 Tonnen in der gleichen Zeit
des Vorjahres. Die Produzentenvereinigung beurteilt infolge=
deſſen
die weitere Entwicklung der Salpeterinduſtrie wieder etwas
optimiſtiſcher und hat für die erſte Jahreshälfte eine leichte Pro=
duktionsſteigerung
zugelaſſen. In 1925 ſtellte ſich die Kapazität
der 89 in Betrieb befindlichen Oficinas auf 4 400000 Tonnen und
die Leiſtungsquote auf 52 Prozent, während auf Baſis der gegen=
wärtigen
Förderung die Jahreserzeugung auf 2 650 000 Tonnen
veranſchlagt wird. Trotzdem ſich die Geſtehungskoſten um 9 d
je metriſches Quintal erhöht haben, bleiben die Verkaufspreiſe, die
für Januar bis Mai mit 20 s 9 d je metriſches Quintal angeſetzt
ſind unverändert, um den Preisunterſchied zwiſchen Stickſtoff und
Salpeter nicht noch weiter zu vergrößern. Eine Herabſetzung der
Salpeterpreiſe kommt andererſeits für abſehbare Zeit gleichfalls
nicht in Betracht, da nach Anſicht der Producers' Aſſociation der
hohe chileniſche Ausfuhrzoll eine Verbilligung des Salpeters
nicht zuläßt. Im übrigen ſtehen die Erzeuger auf dem Stand=
punkt
, daß Salpeter niemals durch die künſtlichen Düngemittel
vom Markt verdrängt werden könne, weil die Landwirtſchaft un=
geachtet
des Expanſionsprozeſſes in der Stickſtoffinduſtrie auf
mindeſtens 2 Millionen Tonnen Salpeter im Jahr angewieſen
bleibe. Ueber dieſes Quantum hinaus dürfte der Salpeterabſatz
auf die Dauer allerdings nur zu halten ſein, wenn ſich der Preis=
aufſchlag
im Rahmen des Qualitätsunterſchiedes bewegt. Eine
Preisermäßigung für Salpeter würde ſich zweifellos ermöglichen
laſſen, da namentlich die großen Konzerne im vergangenen Jahr
gute Erträgniſſe erzielt haben; ſie war auch bereits in Ausſicht
genommen, iſt aber nicht durchgeführt worden, weil ſich die Pro=
ducers
: Aſſociation i ihrer Preispolitik von dem Gedankengang
leiten läßt, daß neuerdings auch die chemiſche Induſtrie ihren
Stickſtoffabſatz nicht programmgemäß zu ſteigern vermag. Nach
Londoner Berichten dürfte ſich die Stickſtofferzeugung
Deutſchlands, die von Juni 1925 bis Mai 1926 auf 420000
Tonnen gegen 360 000 Tonnen im Vorjahr veranſchlagt worden
war, nur zwiſchen 380 000 Tonnen und 400 000 Tonnen bewegen,
während die Stickſtoffproduktion aller übrigen Länder in dieſem
Zeitraum auf 80 000 Tonnen bis 100 000 Tonnen geſchätzt wird.
Die Stickſtofferzeugung im Salpeterjahr Juni 1925 bis Mai 1926
wird demnach auf rund 480 000 Tonnen veranſchlagt, d. h. auf ein
Quantum, das genau mit der Jahreserzengung in 1925 über=
einſtimmt
.
Die in verſchiedenen Marktberichten vertretene Auffaſſung,
daß ſich am Stickſtoffmärkt die Abſatzſchwierigkeiten verſchärfen,
gehen anſcheinend von falſchen Vorausſetzungen aus.
Nicht die nachlaſſende Aufnahmefähigkeit des Marktes, ſondern
die allgemeine Geldknappheit bildete die Urſache für die Zurück=
haltung
der landwirtſchaftlichen Verbraucher. Da das Stickſtoff=
ſyndikat
auf Grund des ihm eingeräumten Kredits der Land=
wirtſchaft
wieder längeres Ziel gewähren kann, wäre es durch=
aus
verfrüht, es als gegebene Tatſache hinzunehmen, daß die
Steigerung der Stickſtoſfproduktion zum Stillſtand gekommen ſei,
zumal auch in anderen europäiſchen Ländern und in den Ver=
einigten
Staaten neue Anlagen mit einer Leiſtungsfähigkeit von
80 000 bis 100 000 Tonnen errichtet werden.
Der Gummikrieg.
EP. Waſhington, 7. Januar.
Staatsſekretär Hooder erklärte geſtern vor dem Handelsausſchuß
des Nepräſentantenhauſes, das Verhalten verſchiedener Nationen bei der
Beeiufluſſung der Lage auf dem Rohſtoffmarkt, ſo vor allem auf dem
Gummi= und Kaffeemarkt, ſtelle eine wachſende Bedrohung dar. Die von
fremden Ländern ausgeiibte Kontrolle über die Rohſtoffe, die die Ver=
einigten
Staaten unbedingt einführen müßten, bedrohte den Fortſchritt
der Wel und könne im Jahre 1926 ungünſtig auf die internationalen Be=
ziehungen
einwirken. Hoover beſtritt, daß er beabſichtige, Handels=
repreſſalien
zu ergreifen. Er forderte aber, daß bei dem Verbrauch die=
ſer
Rohſtoffe in den Vereinigten Stagten die größte Sparſamkeit geübt
werde.
In offiziellen Kreiſen wurde laut Chicago, Tribnne mitgeteilt,
daß der Handelsausſchuß eine Unterſuchung über die monopolitiſtiſchen
Maßnahmen fremder Regierungen, vor allem mit Bezug auf Gummi,
Kaffee und Salpeter, vornehmen laſſen werde, d. h. eine Unterſuchung,
die hauptſächlich gegen Groß=Britannien, Braſilien und Chile gerichtet
ſein dürfte.
Die Miſſion Montague Normans in Amerika.
Montague Norman, der Gouvernenr der Bank von
England, der ſeit einiger Zeit in den Vereinigten Staaten weilt, Bezahlt wurden für Großvieh 4852 Pfg., Kälber 6284 Pfg. und
zum Zweck von Verhandlungen mit der Federal=Reſerve=Bank
in New York, hat ſeine Miſſion beendet, und wird in der nächſten nem Zuſtand gewogen. Marktverlauf; für Großvieh Ueberſtand, fonſt
Woche in England zurückerwartet. Ueber die Ergebniſſe ſeiner
Beſprechungen mit Benjamin Strong, dem Gonverneur
der New York Federal=Reſerve=Bank berichtet ein Reuter=Tele= geſtrigen Berliner Schlachtviehmarkt die Preiſe für Schweine einen ſtar=
gramm
aus New York: Zunächſt durde die Frage über die
künftige Politik der Zuſammenarbeit der Zentral= haupten, büßten vielmehr den ganzen am Montag erzielten Preisauf=
banken
der Vereinigten Staaten mit denen
auf dem Wege ſorgſältigſter Kreditgewährung zum Ziele hatten.
In Verbindung mit der vor einigen Monaten erfolgten Auf=
hebung
des engliſchen Kapitalausfuhrverbots war, wie verlautet,
den Londoner Geldmarkt unter Umſtänden überſpannen könnte.
Die beträchtlichen Finanzforderungen der engliſchen Dominions lauf: Mit Kälbern mittelmäßig geräumt; mit Schweinen ruhig, aus=
hätten
dem Pfund=Sterling=Kurs eine großs Bürde auferlegt,
obwohl man erwartet daß dieſe durch die ſich daraus ergebende
Stimulierung des britiſchen Außenhandels ausgeglichen würde.
In einer Exchange=Meldung heißt es alsdann weiter, daß es
zwiſchen der Federal=Reſerve=Bank und der Bank von England
zu keiner Einigung bezüglich der Diskontſätze gekommen ſei.
Die Reichsbank am Jahresſchluſſe.
Nach dem Ausweis, der Reichsbank vom 31. Dezember
1925 iſt die Beanſpruchung der Bank zum Jahresultimo über das an den Weizenmarkt bis zu 1 C. nach.
ſonſtigen Monatsſchlüſſen übliche Maß nicht hinausgegangen. Die ge=
ſamte
Kapitalaulage in Wechſeln, Lombards und Effekten ſtieg genannten Gebiete an und ſchloß mit gleichen Einbußen.
um 297,9 Mill. auf 2156,1 Mill. RM. Im einzelnen nahm die
Wechſelanlage um 294,4 Mill. auf 1914,8 Mil. RM. zu, wobei zu be= Termine konnten einige Punkte gewinnen, weitene Termine mußten ſich
gickſichtigen iſt, daß für 128,6 Mill. RM. rediskontiert geweſene Wechſel aber etwas abſchſwächen.
6i das Portefeuille der Bank zurüctgefloſſen ſind. Die Summe der redis=
erfahren
. Die Lombardanlage blieb mit 10,3 Mill. RM. nahezu unver=
ändert
, während der Effektenbeſtand um 3,5 Mill. RM. auf 231,1 Mill. Termine; die Schlußkurſe lagen etwa 1520 Punkte unter geſtern.
MMM. zunahm.
ſammen ſind in der letzten Dezemberwoche 419,5 Mill. RM. neu in den
Verkehr gefloſſen. Der Banknotenumlauf wuchs um 337,0 Mill. RM. der Naffinerien
auf 2960,4 Mill. RM., der Umlauf an Rentenbankſcheinen um 82,5 Mill.
auf 1475,7 Mill. RM. Der Beſtand der Reichsbank an Rentenbankſchei=
nen
zeigt eine Verminderung um 84,8 Mill. auf 133,0 Mill. RM.; 2,4

Mill. RM. an ſolchen Scheinen wurden der Vernichtung übergeben. Der
geſamte Zahlungsmittelumlauf ſtellt ſich unter Einbeziehung von zirka
578 Mill. RM. Scheidemünzen und rund 192 Mill. RM. Privatbank=
noten
auf 5206,2 Mill. RM. gegen 4273,9 Mill. RM. am 31. Dez. 1924.
Die fremden Gelder nahmen um 15,5 Mill. auf 697,0 Mill.
NM. ab.
Die Beſtände an Gold und deckungsfähigen Devi=
ſen
ſtiegen um 0,8 Mill. auf 1610,6 Mill. RM., und zwar die Beſtände
an Gold um 0.1 Mill. auf 1208,1 Mill. RM. und die an deckungsfähigen
Deviſen um 0,7 Mill. auf 402,5 Mill. RM.
Die umlaufenden Noten werden durch Gold allein mit 40,8 Pro=
zent
gegen 46 Prozent in der Vorwoche und 39,1 Prozent am 31. De=
zember
1924 gedeckt, durch Gold und deckungsfähige Deviſen mit 54,4
Prozent gegen 61,4 Prozent in der Vorwoche und 52,2 Prozent am
31. Dezember 1924.
1630 Konkurſe im Dezember.
Nach Mitteilungen des Satiſtiſchen Reichsamtes ſind im De=
zember
1650 neue Konkurſe eröffnet worden (ausſchließlich
der wegen Maſſenmangels abgelehnten Anträge); ferner wur=
den
1386 Geſchäftsaufſichten verhängt. Die entſprechen=
den
Ziffern im November waren 1343 bezw. 967.
Die Geſchäftsaufſichten im Richard Kahn=Konzern.
Ueber die nachſtehenden Firmen des Kahnkonzerns
iſt Geſchäftsaufſicht angeordnet worden: Richard Kahn
G. m. b. H., Stock Motorpflug A. G. A.W. G. Allgemeine Werkzeug=
maſchinen
=Geſellſchaft, Deutſche Nileswerke A. G., Riebewerk A. G.,
Richard Kahn A. G., Stock Motorrad A. G., Förſter u. Schulz G. m.
b. H., Behag, nachdem die Verhängung über die Firmen Maſchi=
nenfabrik
Podels A.G., Perkeo A.G. für Schaumlöſchverfahren,
Schnellpreſſenfabrik Heidelberg A. G., Vereinigte Fabriken C. Ma=
quet
=Heidelberg und Maſchinenfabrik A. G. Geislingen ſchon vor=
her
erfolgt war. Im übrigen nehmen, ſo teilt der Konzern mit,
die Sanierungsverhandlungen, die ſofort nach Be=
antragung
der Geſchäftsaufſicht Ende November aufgenommen
worden ſind, einen erfolgverſprechenden Verlauf.
Ver. Kapſelfabriken Nackenheim A.=G., Nackenheim. Die G.=V. ge=
nehmigte
ohne Erörterung den Jahresabſchkuß und die Verteilung einer
10prozentigen Dividende. Vertreten war faſt das geſamte
umlaufende Aktienkapital (Mk. 567 560 von Mk. 587 320) durch ſieben
Aktionäre.
Dinglerſch= Maſchinenfabrik A.=G., Zweibrücken. In einer privaten
Gläubigerverſammlung, die von der Geſchäftsaufſicht der Dinglerſchen
Maſchinenfabrik A.=G. einberufen war, ſtimmten ſämtliche Gläubi=
ger
für die vorgeſchlagene Sanierung. Der Fortbeſtand
des Unternehmens ſcheint damit geſichert.
Frankfurter Produktenverkehr.
Frankfurt a. M., 7. Januar.
Die Umſatztätigkeit blieb heute wieder ſehr beſchränkt,
da die Intereſſenten die im Einklang mit den höheren Auslandsnotierun=
gen
verlangten Preisſteigerungen nicht bewilligen wollten. Bei kleinen
Umſätzen erfuhren die Notizen für Weizen und Weizenmehl geringe
Aufſchläge. Weizen 25,7526, Roggen 17,518, Sommergerſte für Brau=
zwecke
22,525, Hafer (inl.) 18,521,5, Hafer (ausl.) , Mais 2121,5,
Weizenmehl (ſüdd. Spezial) 41,2542, Roggenmehl 26,2526,75, Weizen=
kleie
1111,25, Roggenkleie 11,25.
Berliner Produktenverkehr.
w. Verlin, 7. Januar.
Der Produktenmarkt bekundete angeſichts der wenig durchſichtigen
Weltmarktſituation heute große Zurückhaltung. Im Lieferungshandel
eröffnete der Weizen etwas feſter, doch ſenkte ſich das Preisniveau im
Verlaufe unter die geſtrigen Schlußnotierungen. Roggen ſetzte bereits
ſchwächer ein. Mehl hat bei etwa unveränderten Preiſen einigen Um=
ſatz
. Hafer iſt eher feſter gehalten. Der regen Nachfrage ſtand nur ein
ziemlich geringes Angebot zur Verfügung. Für Gerſte in guten Brau=
qualitäten
iſt die Nachfrage weiter gut, in mittleren Sorten weniger
lebhaft.
Amtliche Notierungen.
(Getreide und Oelſaaten je 1000 Kg., ſonſt je 100 Kg.) Weizen,
märkiſchen 250256 (Januar , März 77276,5, Mai B2,5381,5,
Pommern 250256); Roggen, märkiſchen 148155 (Januar , März
181,5180,5, Mai 190,5189,5, Pommern 148155); Sommergerſte 187
bis 214; Wintergerſte und Futtergerſte 156170; Hafer, märkiſchen 162
bis 173 (Januar März Mai ); Mais, La Plata ; Weizen=
mehl
33,2536,75; Roggenmehl 2324,75; Weizenkleie 11411,6; Rog=
genkleie
9,7510,25; Raps ) Leinſaat ; Viktoriaerbſen 2633;
Kleine Erbſen 2224; Futtererbſen 2021: Peluſchken 1819; Ackeu=
bohnen
2022; Wicken 2023; Lupinen, blau 1212,5; dito, gelb 12.
bis 14,5; Seradella, alt ; dito, neu 1619 Napskuchen 15,2515,5; 9..G. f. Anilinfbr. 1106.,5 198.,5 bania Dampiſch.
Leinkuchen 23,623,8; Trockenſchnitzel 8,38,4; Sohaſchrot 2,921; Aſchaffb, Zellſtoff
Torfmelaſſe 8,28,4; Kartoffelflocken 1515,5.

Viehmärkte.

Darmſtädter Viehmarkt vom 7. Januar. Heute waren aufgetrieben:
14 Ochſen, 2 Kühe und Rinder, 8 Schweine, 122 Kälber und 12 Schafe.
Schafe 3040 Pfg. für das Pfund Lebendgewicht; die Tiere in nüchter=
wurde
der Markt geräumt.
Frankfurter Schlachtviehmarkt vom 7. Januar. Nachdem auf dem
ken Preisrückgang erfahren haben, konnten heute hier die Preiſe für
Schweine, die am Montag um 5 Mark geſtiegen waren, ſich nicht be=
ſchlag
wieder ein. Die Kälber waren dagegen gegen die Montagnotie=
Europas beſprochen, welche die Wiederherſtellung der Ver= rungen um 2 bis 5 Mark höher, während die Schafe unverändert blie=
hältniſſe
in Deutſchland, Belgien, Polen und anderer Nationen ben. Der Auftvieb beſtand heute aus 6 Färſen und Kühen, 994 Kälbern,
473 Schafen und 573 Schweinen.
Mannheimer Viehmarkt vom 7. Januar. Dem heutigen Kleinvieh=
markte
waren zugefahren: 91 Schafe, 89 Kälber, 87 Schweine und 2 Zie=
von
der Möglichkeit die Rede, daß die Londoner Kreditgewährung gen; der Ferkelmarkt iſt ausgefallen. Bezahlt wurden für Kälber 64 bis
86, für Schwveine 7291 Mk. für je 50 Kg. Lebendgewicht. Marktver=
verkauft
.
Amerikaniſche Kabelnachrichten.
* New York, 7. Januar.
Weizen: Der heutige Markt war mehrfachen Schwankungen aus=
geſetzt
. Der Anfang ſtand im Zeichen der Schwäche auf niedrigere Liver=
pooler
Notierungen. Dann trat auf Baiſſedeckungen eine Erholung ein,
die aber infolge größerer Ankünfte nicht ſtandhielt. Die Termine ver=
loren
bis 4 C.
Mais: Der Markt verlief in feſter Haltung, da die Witterungs=
berichte
ungünſtig lauteten und die Anhinfte nur klein waren. Doch
gaben die Kurſe am Schluß in Uebereinſtimmung mit der Schwäche am
Hafer: Das Marktgebiet ſchloß ſich der Schwäche der beiden vor=
Baumwolle. Der heutige Markt verlief in feſter Haltung. Nahe
Kaffee: Da aus Braſilien ermäßigte Offerten vorlagen, ſo begann
kontierten Wechſel hat ſomit eine Ermäßigung auf 473,1 Mill. RM. der Markt in ſchwächerer Haltung, beſonders für nahe Termine. Spä=
ter
trat eine Befeſtigung ein, ausgehend von der Nachfrage für ſpätere
Zucker: Da aus Kuba dringende Offerten vorlaßen, eröffnete der
An Reichsbanknoten und Rentenbankſcheinen zu= Markt in ſchwacher Haltung. Später konnte eine Befeſtigung eintreten,
ausgehend von der Feſtigkeit der Lokoware und einer gewiſſen Kaufluſt
Kakao: Der Maukt verkehrte in ziemlich ſtetiger Haltung. Später
wurde jedoch der Markt wieder abgeſchwächt, beſonders in nahen Ter=
minen
.

Belebung der Börſen.
Frankfurter Effektenbörſe.
Frankfurt a. M., 7. Januar.
Das Vertrauen, das die Börfe ſeit langer Zeit bei allen Schichten
des Handelsſtandes entbehren mußte, ſcheint ſich mehr und mehr wieder
einzuſtellen, indem die hierfür maßgebenden Gründe ſich täglich in ihrer
Tragweite merklicher zeigen. Der flüſſige Geldſtand, der zur=
zeit
ſtark hervortritt, zeigt dieſesmal nicht die tendenziöſe Form irgend=
welcher
Machenſchaften, ſondern das Angebot vermehrt ſich von Tag zu
Tag und hält es ſchwer, größere Beträge zu den amtlich notierten Sätzen
zu plazieren. Dieſe Tatſachen und die aus Amerika vorliegenden
Berichte, daß ſich dort ein Konſortium mit 5 Millionen Dollau
Kapital gebildet habe, um ſich auf dem deutſchen Effektenmarkte, nament=
lich
auf dem Montanmarkte, zu betätigen, gab der Börſe heute ein
außerordentlich feſtes Gepräge. Die heutigen animierten Kurſe ſcheinen
übrigens auch auf die Tatſache zurückzuführen zu ſein, daß die Kontremine
ſchon recht beträchtliche Verluſte zu verbuchen hat und daß der eine oder
der andere Baiſſeſpekulant ſich heute bereits entſchloſſen haben dürfte,
ſeine Poſitionen zu tournieren. Unter der Führung des Montanmark=
tes
, auf dem die ziemlich zuverläſſig als bevorſtehend geltende Bildung
des Montantruſtes ſtimulierte, ſchlofſen ſich faſt alle übrigen Marktge=
biete
der großen Kursbewegung nach, oben an und konnte die
Börſe ſchließlich auch ohne jede Abſchwächung zu den höchſten Tages=
kurſen
ſchließen. Auch auf dem Kaſſamarkte traten bereits wieder
weitverzweigte Meinungskäufe mit allerdings beſcheidenen Beträgen auf,
doch genügte bereits dieſe Nachfrage, um die Kurſe ganz bedeutend in die
Höhe zu ſetzen. Auch der Pfandbriefmarkt konnte ſich der allgemeinen
feſten Tendenz anſchließen und haben bereits einzelne Kategorien recht
anſehnliche Kursbeſſerungen erreicht. Dagegen hatten die Auslands=
märkt
unter leichten Abſchwächungen zu leiden und waren vernachläſſigt.
Andererſeits machte ſich für deutſche Goldpfandbriefe eine ſehr
umfangreiche Nachfrage geltend und ſind auch hier weſentlich höhere
Kurſe zu verzeichnen. Deutſche Anleihen lagen etwas ſtiller, waren aber
trotzdem gut erholt. Tägliches Geld notierte 7 und Monatsgeld 9,5 bis
10,5 Prozent.
An der Abendbörſe ſetzte ſich die kräftige Aufwärtsbewegung
fort. Auf die fortgeſetzten Meinungskäufe erfolgten heute abend auch in
ſtärkerem Maße Angſtdeckungen, wobei ſich auch Materialmangel ein=
ſtellte
, hauptſächlich in chemiſchen Werten. Es wurden wieder Kurs=
beſſerungen
auf allen Gebieten von 1 bis 2 Prozent erzielt, vereinzelt
auch mehr, namentlich auf dem Bankenmarkt. Phönix 66, Höchſter Farben
111, Badiſche Anilin 110,25, Darmſtädter Bank 109 Geld, Deutſche Bank
108,5. Diskonto=Geſellſchaft 108,5, Schuckert 63, Siemens u. Halske 76,
Wayß u. Freytag 68,75. Schiffahrtswerte waren ohne Umſatz und nicht
genannt. Deutſche Anleihen weiter feſt. Kriegsanleihen 0,211,25.
Berliner Effektenbörſe.
w. Berlin, 7. Januar.
Die Börſe begann heute mit einer außerordentlich ſtarken Kursbil=
dung
an den Induſtrieaktienmärkten, namentlich auf dem Montan=
markte
. Die Kurſe des zunächſt genannten Umſatzgebietes ſetzten mit
Steigerungen von 2 bis 3 Prozent ein und erweiterten dieſe in raſchem
Aufſtieg alsbald auf etwa 4 Prozent. Die Bewegung übertrug ſich in
ähnlicher Stärke auf die übrigen Induſtrieaktien. Die An=
regung
ging von der New Yorker Meldung aus, daß dort ein Inſtitut
in der Gründung begriffen ſei, das ſich mit dem Ankauf von Aktien und
Obligationen, insbeſondere auch von deutſchen Werten beſchäftigen will.
Dem Vernehmen nach ſind von deutſchen Bankfirmen das Hamburger
Haus Warburg, ferner die Darmſtädter u. Nationalbank in Berlin und
die Kölner Firmen A. Levy und Salomon Oppenheimer jun, daran be=
teiligt
. Die ſtarken Käufe der letzten Tage wurden auf dieſe Gründe zu=
rückgeführt
. Nunmehr beeilte ſich die Baiſſeſpekulation mit der Glatt=
ſtellung
ihrer Engagements, während andererſeits vielfach Meinungs=
käufe
ausgeführt wurden. Natürlich wurden die ſtarken Steigerungen
auch zu Gewinnſicherungen benutzt, dieſe vermochten aber bei der hoff=
nungsfreudigen
Stimmung keinen irgendwie weſentlichen Kursdruck aus=
zuüben
. Am Montanmarkte zogen die oberſchleſiſchen Montanwerte an.
Von Kaliwerten gewannen Salz Detfurth etwa 6, Weſteregeln 3,5 Pro=
gent
. Von chemiſchen Werten ſtiegen Farbaktien um etwa 2, Ober=
ſchleſiſche
Kokswerke um 4,25 Prozent. Von elektriſchen Papieren ſind
AEG. mit einer Beſſerung von 2,25 Prozent, Schuckert und Siemens u.
Halske mit einer ſolchen von etwa 4 Prozent hervorgehoben. Auch
Maſchinenfabrikaktien erzielten ganz bedeutende Gewinne. So ſtiegen
Berlin=Karlsruher Induſtrie um über 4 Prozent, Schubert u. Salzer
um 8 Prozent. Metallwerke ließen ſich gleichfalls, allerdings in minde=
vem
Grade an. Hirſch Kupfer gewannen 2,5 Prozent. Von Textilwerten
ſtellten ſich Hammerſen um 6,75 Prozent höher, während Stoehr u. Co.
ſich abſchwächten. Der Schiffahrtsaktienmaukt war heute ziemlich ver=
nachläſſigt
, die Kurſe nur wenig gebeſſert. Bankaktien ſtiegen dagegen
bei regerem Geſchäft um etwa 2 Prozent. Auch Deutſche Fonds zogen
im Kurſe an, Vorkriegspfandbriefe um 15 bis 20 Pfennige und von
landſchaftlichen Goldpfandbriefen bei teilweiſen Repartierungen, die 8 um 12 Prozent, die 10prozentigen bis 0,5 Prozent. Geld
war flüſſig bei underänderten Zinsſätzen.
16. 1.
6. 1.

Augsb.=Nürnb.Maſch.
Bamag=Meguin .
Berl. E. 23. Vorzug
Berlin.KarlsruheInd.
Braunkohlen=Briketts
Bremer Vulkan. ..
Bremer Molle ....
Chem. Seyden.....
Chem. Weiler
Teutſch.=Atlant. Tel.
Leutſcke Maſckinen
Teutſck. Nieb. Tel ..
Teutſcke Crdöl ....."
Seutide Petruleum.
2t. Kaliwerke.
Tonnersmardkhütte.
Tynamit Nobel.
Elberf. Farben
Clektr. Lieferung. . . . 68.5
R. Friſter
Caggenau Vorz...
Eelſenk. Eußſtahl ..
G. f. elektr. Untern. 96.25
Salle Maſchinen.
Ean.Maſch.Cgeſt. ..

53.75
1 61.2
1 28.
48.25
80.75
41.5
88.75
58.75
/405.5
25.25 54.5
28.
4a.5
52.
83.25
41.-
81.125
S5. 125
108.5
25.75 Hemoor Zement ...
Sirſch Kupfer
böſch Eiſen
bohenlohe Werke
Kabla Porzellan
Lindes Eismaſch.
Lingel Schuhe
Linke & Hofmann
2. Loewe & Co...
Lorenz .
WNdl. Kohle. 32.75 35. Nordd Gummi. 6.375 5.625
66.625 Srenſtein. gs.s‟ Rathgeber Waggon Rombacher Hütten 18.3 19.6eslRoſitzer Zucker 40. 41. Rütgerswerke.
Sachſenwert 77.75 79.62* 166.75 107.75 Sächſ. Gußſtaht. 72.75 Siem n Glas
2,8 2.8 Ber. Lauſitzer Gig 2625 21. Bolkſtebter Porzell. . 18. 19. Eeſti. E. Langendreer 106. Bittener Gußſtahl .. 8. Wanderer=Werke. ... 1 38.5 *E.5

126.25

40.5
101.5
22.5
36.5
105.
71.

59,625
18.
9125
.
gi.
32 25
36.5
83.75
76.
25.
3

1ö2,6es
125.
70.
66-75
7.1
42.
162.
26.
37.5
108.
72.75
87.
60.
18.
9.375
63.
50.5
35.5

Deviſenmarkt.

Amſterdam=R
Buenos=Aires
Brüſſel=Antw.
Cslo
Kopenhagen
Stockholm...
Selingfors.
ſtalien ......!
London ...."
New=York...
Paris.
Schweiz..
Gpanien..

s.
Geld
133.,65
1735
13.335
za3.78
172.35
1i0 5:71
15 3*
5.348
4.735
75.11
8i.33
5929

Brt

7. 1.
Geld / Brief
189.38/183 6k 169 68 BienD.=Oſtabg
1.7401 1.723 1.77A Prag ......."
19.375119.33 13 07 Budapeſt. . ..
45.16 85.38135 21 85.43/Japan. .. . ..
10x 04 1103.30 104. 16 Rio de Janeiro
112.6M114.35 M2,69 Zulgarien..
3.537h9. 547 10.557 Belgrad.
15 38 115.945 15.983Konſtantinopel
29.33312).351 29. 701 Liſſabon .....
4.2051 1.195 4.205 Danzig ......
15 13 16.145 15 185/Athen ...
6i 221 31. 075 31 275/Kanada.
59.421 59,23 59.371Uruguah. .

Geld Brie
ss 11 59.25
12.418 12.,4531
5.875 5.89
1.328 1.539
G6F u.62
53335 3.005
7.433 7.755
2.235 2.205
2i. 375 21 327 21 305
8u.30 85 901 80 70
555 559
4.183 T.199 4.13
4.305 1315

Geld Brie
58 13 5921

12.418/12 453

5.57o
1.622
9.625
2935
7.735
2.235
5.59
(.3351

5.885
1.578
1.627
ſ.05
7.455
2.245
2i.355
39.30
5.6i
4.20
7.315

Die Rheinſchiffahrt im MonatOezember 1925
Die Schiffahrt auf dem Rhein war im Dezember in ganz beſonders
ſtarkem Maße dem Wechſel der Witterung unterworfen. Während
der Rhein zu Beginn des Monats noch einen verhältnismäßig geringen
Waſſerſtand aufwies, traten gegen Mitte des Monats infolge nebliger
und froſtiger Witterung ſtarke Behinderungen durch Treibeis ein, ſo daß
die Schiffahrt auf dem Rhein ſo gut wie eingeſtellt war. Das am
20. Dezember einſetzende Tauwetter führte in Verbindung mit anhalten=
den
Regenfällen zu einem ſehr raſchen Anſchwellen der Waſſermaſſen,
wodurch die Rheinſchiffahrt, die ſoeben wieder etwas in Gang gekommen
war, aufs neue ſtark behindert wurde. Infolge der vielfachen Fahrt=
behinderungen
erfuhren die Frachten eine geringe Erhöhung, wozu auch
noch die Vermehrung der Kohlenverfrachtungen nach dem Oberrhein bei=
trugen
. Gegen Weihnachten flaute das Kohlenverfrachtungsgeſchäft
wieder mehr ab, ſo daß die Frachtſätze wieder etwas achgaben=

[ ][  ][ ]

Nummer 8

Freitag, den 8. Januar 1926

Seite 13

4 Bom 7. Janaur Lead.

Europäiſche Staatspapieerl 6 1. 7. 1.
a) Deutſche
5% Reichsanleihe .. ... .. . 1.2511 0.20

.
3½%0
. ..
Dollar=Gld=Anleihe v. 1935
große Stücke
Dollar=Gld=Anl. per 1932
Dollar=Schatzanweiſungen .
Dtſch. Schtzanw. KIu. IIv. 23
Klu. IIv. 241
4½% IV. u. V. Schatzanw.
4½0 UI.IK.
4½ D. Schutzgb. v. 08-11 u.13/ 4.05
Sparprämienanleihe ... . . 0.10751 0.11
Zwangsanleihe .. . . . . .
40 Preuß. Konſols ......"
..
0.215 9.23

4 20 Bad. Anl. alte ......

3½%
v. 1896
3%
49 Bahern=Anleihe ...."
3½½
3%0
0.30
8-16% Heſſen R. XXxv1
untilg. b. 28
18 20
4% Heſſen unk. 1924... . ..
4% alte ........."
3½% ...........-/ 0.17
......
0.175
4½ Württemberger alte 0.19 0.20
b) Ausländiſche
5% BosnienL.-E.=B.v. 1914
5% L.=Inveſt.=Anl. 1914/ 15.5
1.3
4½%1898 ..... ..
1.5
4½% v.1902 ......"
1.6 1.4
2.25

4%

große Stücke/ 98.30 98.30

v.14/ 4.05

0.28
0.145

6. 1. 7.1. Vorkriegs=Hypothekenbank 6. 1. 7. 1. Obligationen von 6. 1. 7.1. 6% Großkraftwerk Mannheim
Kohlenwertanl. v. 23...." 9.30 9.6 Pfandbriefe Transportanſtalten. 6 6% Heidelberger Holzwertanl. Bay. Vereinsbank München. 6.10 42 Eli ſabethbahn, ſtfr. 1.6 1.6 von 23 13 Bay. Handelsbank München 6.7 6.7 4% Ga.=Carl Ludw.=Bahn 1.05 1 6% H. Braunk.=Rog.=Anl.v. 23 4.5 4.5 Bay. Hyp. u. Wechſelbank 5.85 6 5% Oſt. Südb (Lomb.) ſtfr. 5% H. Roggenanleihe v. 192: 5.25 5.20 Frankfurter Hypothef.=Bk. 6.38 6.55 2,6% Alte Oſt. Südb. ( Lomb.) 5% Mannh. Stadt=Kohlen= Frankfurter Pfandbrief=Bk. 7.45 7.5 2.6% Neue Oſt Südb. (Lomb.) wertanl. v. 1923 8'l= 8lg Hamb. Hypothek.=Ban 6.5 6.55 4% Oſt. Staatsb. v. 1883 4.05 %0 Offenbach (M.) Holzwert= Meininger Hyp.=Bank g.55 3.5 3% Oſt. Staatsb. 1.b.8.Em. 14.40 14.5 anl. v 1923 14.88 14.88 Pfälziſche Hyp.=Ban . . . .. 5.65 5.725 %0 Oſt. Staatsb. 9 Em. 53%0 Pfälzer Hyp. Banf Gold= Preuß Pfandbrief=Bk. .. 5 % Oſt Staatsb v. 1885 14.4 14.5 0.10 Pfdbr v. 24. 1.55 1.55 Rhein. Hypothk.=Bank 5.9 5.95 3% Oſt. Staatsö. Erg. Netz 14.5 14.5 5% Preuß. Kaliwert=Anleih, 3.62 Südd. Bodenkredit=Anſtalt 5.2 4% Rudolfb. /. Silber ſtfr. 1.25 1.25 5% Preuß. Roggenwert=Anl. 9.5 5.5 Württemberg. Hypoth.=Bank 5.60 5.55 4% Rudolfbr. Salzkammerg, 1.23 0.17. 1 5% Rhein. Hypoth. Bf. Gold= 4½% Anatolier Serie I. 6.75 Pfdbr. v. 24 1.7 1.7 Staatl oder provinz ia! %o Anatoliet Serie II %o Sächl. Braunk.=Anl. v. 23 2 Anatolier Serie III Ser. Iu. II 2.10 2.1 garanliert o Salonique Monaſtir. . 8.5 5 % Sächſiſche Roggenwertan= Heſſiſche Landes=Hyp.=Bank 4.1 4.5 50 Tehuantepec .. .." 18.5 leihe von 23 6.15 6.15 Landeskreditanſtalt Caſſel. 5.10 2 4½% Tehuantepee 16.5 16.5 1.45 1. Naſſauiſche Landesbank. 4.5

65% Bulgar. Taba: 1902
4½%0 Oſt. Staatsrente 1913
ab 1918
4 ½a% Oſt. Schatzanweiſ.ſtfr.
v. 1914
4% Oſt. Goldrente
41s% Silberrente . . .
4½ einh. Rente (konv

8% Portugiel. (Spez./S.III

5% Rum am Renre v. 03
4½% Goldr v. 13..
4% am. konp.. . . .
4½ am. v 05

40 Tür. (Admin.) v. 1903

(Bagdad) Ser.
4% (Bagdad) Ser. II

v 1911 Bollanl 7.85 4½% Ung. Staatsr. v. 1913 9.8 Staatsr. v. 14 14. 3 Goldrente 10.90 Staatsr. v. 10 Kronenrente 0.715 Eiſern Tor/G! 7.75

42io
4%
4½½
4
4So
2
3%
Außereuropäiſche.
50 Mexik amor, innere
5% kon / äuß. v.99
Gold v. 04 ſtfr.
4%
konſ. inner. .
38
4½% Irrigationsanl
5% Tamaulipas Serie I
Nach Sachwer: verzinsliche
Schuldverſchreibungen
Mit Zinsberechnung
6 % Dollar Goldank.v.1932
große Stücke
6% Dollar Goldanl v. 1935
große Stücke
8% Frkftr. Hyp.=Bi. Gold=
pfandbrie
, R.1
8% Frkrft. Hyp.=Bt. Gold=
pfandbrie
: Em. 3
5% Frkitr. Hyp.=Bt. Gold=
pfandbrief
Em 2
5% Neckar A.=G. Stuttgart
Goldanleihe von 1923/ 59
8 % Pfälzer Hyp.=Bk.= Gold=
pfandbrief
von 24
6% Rhein, Hyp. Bk. Gold=
p
andbrief von 24
6% Rhein=Ma’n=Donau=
Gold=Anleihe von 23.. 59
Ohne Zinsberechnung
6 %Baden=Baden=Holzwert
Anleihe von 23
5 %Badenw. Kohlnwranl. 23
5% Frkftr. Pfandbrief=Bk.
Goldon Em

15.5 15.5 1.80 UIs

13
1.05
0.65
5.9
5.75
1.475

137g

5.8

54

21
3.25
27.75
14.75
33.75
17.5

90.25
85

9.8
14.3
11
0.89
7.75

207
43
141
32.85
17.5

91.75
Mn.
85

6: 83.5 83.* 84 84 60 13.15
8.68 131
8.75

Hank=Aktien.
Allg. Deutſche Creditanſt. O
Badiſche Bank
Bank . Brauinduſtrie. . .
Barmer Bankverein
Bah. Hyp.: u. Wechſelb.
Berl Handelsgeſellſchaft
Kommerz= u Privatbant O
Darmſtädter u. Nationalbk.o
Deutſche Ban:
. O
Deutſche (f u. Wechſelbk. O
Deutſche Hyp.=Bf. Mein.
Deutſche Vereinsban.
Disconto=Geſellſchaft
O
Dresdener Bank".
... .6
Franffurter Bank ...... ..0
Frkf. Hyv.=Bank.
.
Frantf Pfandbrief=Bk. ...
Gotha Grund fredit=Ban
Metallbank
O
Mitteldeutſch. Creditbank ..0
Oſterr Creditanſtalt
Pfälz. Hypoth.=Bank
Reichsbank=Ant.
(
Rhein Creditbani".
O
Rhein Hypothekenbank
Südd, Disconto=Geſellſch. O
Wiener Banfverein
Bergwerks=Aktien.
Berze. ius
Bochumer Bergbau.
(
Buderus
..Ol1. 10.
Dt. Luremburger
Eſchweiler Bergwerks=Akt.
Gelſenkirchen Bergw
Harpener Bergbau .
Iſe Bergbau Stamm.
NeBergbau Genußſcheine 6
Kaliwerke Aſchersleben
Kailiwerfe Salzdetfurt
Kaliwerke Weſteregeln
Klöcknerw ab. Lthr.=Hüttelg
Mannesmann Röhren
Man2fe. der
!
Oberbedarf.
Oberſchle Eiſen(Caro).. o 11. 10.
Otavi Minen u. Eb.=Ant.
Phönix Bergbau
Rhein, Braunk. u. Brikett
Rhein. Stahlwerke
Rombacher Hütte
Stinnes Riebeck Montan o
Tellus Bgb.= u. Hütten=Akt.O
Ver. Lauxahütte

Geſch.=1Sag
ahr

1.
1. 1

Aktien indnſtrieller
Unternehmungen.
Brauereien.
Eichbaum (Mannh. . . ..."
Henninger Kemp=Stern. .
Löwenbräu München .....
Mainzer Aktienbrauerei X.
Schöfferhof (Binding) ..."
Schwarz=Storchen".
Werger

Arkumular. Berlin. . . . ."
Adler & Oppenheimer.
Ad erwerke (v. Klehen
A. E. G. Stamm
6% A. E. G Vorzu / Lit. 4 O
5%0 A.E. G. Vorzug Lit. B O
Amme Gieſecke & Konegen O
Anglo=Continantal=Guano
Anilin=B.n.=Treptow
Aſchaffenburger Zellſtoff C
Badenia (Weinheim).
Bad. Anilin= u. Sodafabr.
Bad. Maſchf. Durlach
Bad. Uhrenfabr. Furtwang.
Bamag=Meguin Berlin

1.1.
1. 1.
1. 1.
1 1.
1 1
1. 1.
1 1
1. 10.
1. 1.
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1. 7.

3331
20
16
40
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60
100
100
50
109
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37.50
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3331,
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250
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250
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16
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200
so0
1c0

Divid. 6. 1. 7. 1. 8%o 8o 80 31.25 31.5 79.5 81 66 66 10% 80 RM 12 138.5 139.7* 8% 96 97 10% 103.5 106 10% 104.5 107.2- 8% 72 72 53.5 57.5 59 10 103 104.25 Sſo 122.5 104.25 6% 55.75 58.5 6 64 67 809 92 93 Kr9009/ 6.05 6.05 0% E11. 54 10% 139.25 140 8 78.5 78.5 OSſo 8% 84.5 84.5 Kr8 00 4.775 20 19 64 66 29.5 62 85 121.25 123.5 66.70 70 90.75 93.25 79.5 81.75 59.5 120 95.5 51.5 54.5 54 3.75 58 63 36.5 38 36.5 37 24 24.5 62.75
118 65 29.9 52 10 9.5 70 72.5 44 44 24 25 2oRM 52.5 54 92 93.5 154 195 111 112 155.5 157 12nM &4.5 86 10 91 91 5% 83 25 25.5 B5.25 87.5 64.25 65 54.25 55.25 56 57 108.5 6% 54.5 8% 106.5 108.5 108 1o6 17.5 15.25 27

Baſt Nürnberg ..
Bayriſch Spiegel .. . . . . . . 6
Beck & Henkel (Caſſel).
Bergmann El. Werke
Bing Metallwerke
Bremen=Beſigh=Olfabr
Eementwer! Heidelberg
Tementweri Karlſtadt
Cementwerk Lothr Karls.ie
Chem. Werke Albert
Chem. Brockh., Nd. Walluf. O 1. 1
Chem. Griesheim=Elektron 6
Chem Fabrik Milch
*
Chem. Weiler=ter=mer
Daimler Motoren

Deutſch Eiſenhandel, Berl.e/ 1. 1.
Deutſche Erdöl.
D. Gld.= u. Silberſcheideanſt.
Dingler Zweibrücken

Dresdener Schnellpreſſen 8
Dürrkopp / Stamm)
e
Dürrwerke Ratingen

Dyckerhofi & Widm. Stammo 1. 1
Eiſenwerl Kaiſerslautern S
Eiſenwerk L. Meyer, ir O
Elberfeld. Farbw.v.Baher O 1. 1.
Eleftr Lieferungs=Ge) g
Elettr Licht= u. Kraft
S
Elſäſſ. Bad.=Wolle
4
Emag Frankfurt a. M.
e
Email EStanzw Ullrich e
Enzinger Werke
*
Eßlinger Maſchinen
Ettlinger Spinnerei
..9
Faber Joh. Bleiſtift
Faber & Schleicher
Fahr Gebr. Pirmaſens O
Felten &Guilleaume, Carls. 8
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*
Frankfurter Hof
Frff. M Poforny & Wittefs
Fuchs Waggon Stamm e/ 1. 7
Ganz Ludw. Mainz .. . .O
Geiling & Cie
a
Germania Linoleum
Gelſenkirchen Gußſtahl .. .O 1. B.
Goldſchm dt. Th
6
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Hirſch Kupfer & Meſſ.
Hoch= und Tiefbau".

Höchſter Farben
.O
Holzmann Phil
.... . .O
Holzverk. Induſtr. . . ..."
Hydrometer Breslau .... .O 1 1
nag".
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*
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6
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Lederw Rothe
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..Ol1. 10 60 1. 1. 60 1. 4 50 1. 1 200 50 1. 340 1. 300 150 11 40 O 1. 1./ 300 100 1. 1 200 1 11. 120 1 1. 200 11 50 80 O 1. 1. 400 1. 10. 140 1 4. 100 1. 6 40 1. 10. 150 11 70 80 1. 4. 33:, 1. 1. 20 s0 1. 1./ 200 1. 10. 60 1. 1. 00 1. 1. 1. 7. s6 1 4. 100 ..O 1. 1./ 100 1. 1. ..af 1. 1. 140 D 1. 1. 80 1. 1 100 1. 1. 300 1. 1. 120 80 11. 50 O 1.1. 20C 1. 1. 100 25 1. 1. 1. 1. 331z 1 1 100 400 1. 1. 200 6 1 7 6) 50 300 180 60 20. 11. 200 200 1. 50 1. 1. 80 1 4. 120 1. 1. 150 1 1. 2 1. 1 200 1. C6 1 4. 80 80 140 1 1 120 O 1.1 50 1. 2 40 80 1. 4. 50 1. 5. 15 250 500 50 20 O 1 1 11662 1 1 500 1. 5. 60

Divid.

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81
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21
54
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52
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75
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17
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45
34

12
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0.10
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18
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53
77.25
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55
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45
50
14.25
17.75
22
68.75
40.5
108.5
43.5
41.25
0.32
55
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25
93
21.5
45.25
31.80
67.5
67.5
32
20

Luther, M.= u Mühlenbau o
Lurſche Induſtrie
6
Snainkraftwerke Höchſt ...."
Metallgeſ Frankfurt
O
Meher Dr. Paul
O
Miag, Mühlenb. Frkf. a. M.o
Moenus Stamm
Motorenfabrik Deutz
Motorenfabr Oberurſel
1:22 Neckarſulmer Fahrzeugw.
Neckarwerke Eßl. Stamm O
Oieawerke, Frankfurt a. M.0
Peters Union Frankf. a. M.6
8-5 Pfälz. Näh Kayſer
O
Philipps A.=G.
..O
Porzellan Weſiel
6
Prometheus Frkf. M.
*
Reiniger, Gebbert & Schall e
Rhein Elektr Stamm
Rhein Metall=Vorzüge ...0
Rhenan a Aachen
Rückforth Stettin.
Rütgerswerke
..0
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Schneider & Hanau
Schnel preſſen=Frankenthal
Schramm u. Megerle, Lackf. &
Schrifig. Stempe Ffm
Schucker: Eleftr (Nürnb.)
Schuhfabr Berneis=Weſ ele
Schuhfabri: Herz
Schuhſ Leander Offenb.
Schultz Grünlack Rdsh O
Seilinduſtrie Wolff
O
Sichel ECo. Mainz
O
Siemens Elektr. Betriebe O
Siemens Giasinduſtrie O
Siemens & Halsfe
O
Süddeutſche Immobilien 8
Zhür elektr. Lief. G. Gotba O
Ahrenfabrik Furtwängler O
Beithwerke in Sandbach G
Verein f. Chem. Ind. Frrft e
Verein. d. Olfbr. Mannh 8
Verein. Faßfabrit Caſſel O
Ver Gummif Bln =Frkft.
Verein inſelf. Nürnberg O
Veren Ulrramarin

Verein. Zellſtoff Berlin O
Vogtl Mach’nen
Voigt & Haeffner Stämme e
Volthom. Seil
0
Wanß & Freytag
O
Wegelin Ruxfabri!
O
Zellſtoff Wa dhof Stamm
Zuckerfbr. Waghäuſel
O
Zuckerſbr Frankenthal
Zuckerfbr. Heilbronn
O
Zuckerfbr. Offſtein
Zuckerfbr. Rheingau
S
Zuckerfbr Stuttgart
O

Transport= und
Berſicherungs=Aktien
Allg. Deutſche ſſenbahn O
Deutſche Eiſenb=G. Fftm
Elektr. Hochbahn Berlin
Schan tung E. B
O
Südd. Eiſenbahn=Geſ
...O
Hapag (Paketfahrti
6
Nordd Lloyd
O

Frrft. Allg. Verſich.=Ge
Frankona Rück= u Mitv.

Darmſtädter Ber

Buhnbedi
Dampfkeſſei Rodberg
Helvetia Konſervenfabr
Gebr Lusz
Mot oren/abrif Darmſtad
Gehr Roeder
Venuleth & Ellenbe

Geſch.
Jahr

1
1. 1
1
1. 10
1. 1.
1.
7
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1 1
1. 1
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1 10
1 10
1. 1.
1. 1
1. 8.
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1.1.
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1 1
1.1

1. 11
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1
1.10
1.
1 10.
1 1
1 1
1 7.
1. 1.
11
1. 6.
1 1
1. 1
17.
11
1. 1
1. 2
1 1.
1 10.
19
1. 10.
1. 9.
1 10
1. 9.

11

1. 1.
1 10
1 1.
1 5
1. 7.
1.
15. 2

50
100
140
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10
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30
250
250
100
100
20
30
50
100
100
40
30
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150
60
10
16
60
100
100
60
129
703
40
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2-C
2D
123
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20
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33.33
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40
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10
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60
260
200
50
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20
50
40
40
100
40
40
4o
40

1000
10-0
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300

80
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21
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300
1a0
120
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4. 50RM

4
10%

Flo

8%

G
60
1RM
0%
6%

10%
6"
2 RM
2.40R0
2 RM
2 NM
RM
2 RM

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2 40R9
8%

6. 1.

13.5
67
88
11.25
75
25

25

50.75
38
38.75
41
53.5
27
47
41
43.75
56
69
56
22.5
20
53.5
70
43
63.5
30.5
40.5
23
38.5
38
60
66
50
58
20
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25
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43
42
43.5
41
G.5

33
1.80
34
34
95.5

18.5
12

56

7.1.

55
13.5
66
69.5
10
75
28.5
26.5
23
19.5
50.75
40
25
39
42
55
51.75
27.5
50
45
46

72
0.25
22.5
20
20
23
*4.5
44
64
21
30.5
40.5
40
60.5
66
52.5
59
20
67
78.5
33.5
43
49
42.5
42.5
42
43

A
60
1.80
84
94.4
W

19.5
12

Unnotierte Aktien
Beckerkohle
Beckerſtahl
Benz
Brown Boverie
Deutſche Petroleum
Diamono Shures
Großkrftw Württ. (Grow
Grßtrftw. Unterfr ufra)
Krügersha ll Kali
3
Ufa Film
OI

20 80 10 60 . 20 1. 1. 16. 1. 1 80 1 6. 150

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[ ][  ][ ]

Seite 14

Freitag, den 8. Januar 1626

Nummer 8

Palast-Lichtspiele

der Liebling des Publikums

WMätzu"

Heute Freitag zum ersten Male

Besitzer: Rich. Schlüter

Das fabelhaft echte Bild Berliner Großstadtlebens mit all seinem
Glanz und all seinem Schatten.
Seidene Kleider rauschen die Jazz-Band lärmt
Frauenlachen und Gläserklingen heiß weht der Atem der
Weltstadt und dazwischen klingt es wie leises Weinen
wie ersterbendes Schluchzen
SAkte hesie Trielrieh Zelnt BAkte
Hauptdarsteller: Lya Mara, Alfons Fryland, Hanni Reinwald,
Paul Otto, Margarete Kupfer, Olga Engel.
Außerdem ein vorzügliches Beiprogramm:
(318
Ep Harold Lioyd
Kellner aus Liebe

Das Neueste, Wichtigste und Interessanteste aus aller Welt.

Leitung: L. Geiss

Orpheum
Mur noch
4 Aufführungen:
Freitag, 8. Januar
Heufe und folgende Tage!
Die erfolgreiche Operette:
Der blonde Traun

Musik von Hugo Hirsch
In den Hauptrollen u. a.:
Marga Peter, Karl Walbröhl
Gustav Bertram

Heute Freitag

Kartenverkauf: Verkehrsbüro, Ernst-
Ludwigsplatz, de Waal, Rheinstr. 14
Tel.-Bestellung Nr. 389.
Preise: Mk. 1.00 bis 13.00

Bund Haarverein
Am Samstag, den 9. Januar, abends
½8 Uhr, findet im Konkordi ſaal
Aufere Beiynacls deirr

verbunden mit Geſangs=Borträgen,
theatraliſchen und Einzelaufführungen
ſtatt
Alsdann Tanz bis 3 Uhr
Fackelpolonaiſe. Mitglieder, Freunde
und Gönner ſind herzlichſte ngeladen. ( 542

Ortsgewerbeverein und Hand=
werkervereinigung
Darmſtadt.
4. Winterberſammlung
am Freitag, den 8. Januar 1926
abends 8 Uhr
im Fürſtenſaale‟, Grafenſtraße 18
Tagesordnung:
(136i1
1. Mitteilungen
2. Filmvorführung des Herrn Studienrat
Dr. A. Vetter, Dariſtadt: euer=
verhütung
und Feuerbek impfung
Unſere Mitglieder und i re Familien=
angehörigen
ſind, zu die er Verſammlung
freu dlichſt eingeladen Eingefüſrte Gäſte
ſind willkomimen Der Torſtand

beim

Meenzer Müller

Schuſtergaſſe 3.

Hanauer Hof
Sam tag, den 9. Januar
Schlachtkest
mit Saal=Konzert
hilharmoniſches Orcheſter. Muſikaliſche
Leitung: Kammeroirtuoſe L Kümmel
Eintritt frei! (*520) Eintritt frei!
Max Golling.

Pianos
und Harmoniums
erſtklaſſig und billig.
5 Jahre Garantie.
Bequeme Teilz
Muſikhaus Bund
Schuchardſtr 9
(20009a)

Samstag, den 9. Ja=
nuar
, 81 Uhr, im
Saale d. Bürgerhofs
öffentlicher
Vortrag
des Herrn
Abg. F. Behringer=
Stuttgart:
Der Reichswirt=
ſchaftsrat
Das
Parlament der
Arbeit!
Arbeitgeber wie Ar=
beitnehmer
ſind zu
dieſem Vortrag herz=
lich
einge aden.
Freie Ausſprache
Der Vorſtand der Orts=
gruppe
Darmſtadt im
D. H. V. (288

1 neuer zweitüriger
Kleiderſchrank z. vk.
Näh. Geſchſt. (*521

N

Das auserwählte Programm in dieser Woche!

Ee e
eie
2 Woce
Hao e

Leauana Alestke Aa.
Sraf Tassilo

Colette Brettel als
Gräfin Lisa

WIUIAN GIBSON

Wilhelm Diegelmann als
Kammerdiener Peniczek

Lary Seemon als Landwirt
Lustiger Film in 2 Akten

Die Neueste Wochenschau!

Verstärktes Orchester. Leitung
Anfang 31/, Uhr.

Kapellmeister Georg Selbert.
(340
Letzte Vorführung abends 8 Uhr.

Freiwild
(Der Kampf einer Verlassenen)
6 Akte
In der Hauptrolle: Korlnne Griffith
Liebes- und Leidensgeschichte einer verlassenen
Frau, die eine grosse Liebe vom Rand des Ver-
derbens
in eine glückliche Ehe zurückführt.
II.
Des Erfolges wenen verlängert:
Hus KaberderAntenschaeft
In der Hauptrolle:
Jobbo‟, der bestdressierte Affe der
Gegenwart
(587
Verstärktes Orchester Beginn 3½ Uhr

Wiſſenſchaftliche Ar=
beitenu
dergl werd.
in Maſchinenſchrift
übertragen Angebote
unter F 221 an die
Geſ häftsſtelle (*560

Einla dung
zur
außerordentlichen Haupt=Verſammlung
im Fürſtenſaale, Grafenſtraße 18, am
15. Januar 1926, abends 8½ Uhr
Tagesordnung:
1. Beſchlußfaſſung gemäß § 34/5 der
Satzung (Hauskauf)
2. Aenderung der Satzung, 55 2, 4,5
3. Bericht über die Reviſion
4. Wafl zum Vorſtand
5. Ausſprache.
Darmſtadt, den 7. Januar 1926.
Beamtenbank Darmſtadt e. G. m. b. H.
Nerking
Bur er
Hetzder

Deutſcher Seeverein
Ortsgruppe Darmſtadt
Dienstag, 12. Januar, abends 8
Uhr, in derAnla des Realgymnaſiums
Vortrag mit Lichtbildern
von S. Exc Herrn Admiral Jacobſen
über: Perſönliche Erlebniſſe mit dem
alten Kanonenboot Wolf in China.
Eintritt frei. Die Mitglieder werden
um zahlreiches Erſcheinen gebeten.
(*532
Gäſte willkommen.

Welch erſtkl. geb.

würde j. Dame, die
ſich in Geſang ausb.,
einige Std. i. d. Woche
zwecks Begleit. widm.
Angeb. unter F 207
Geſchäftsſt. (* 535

Maskenkoſtüme
verleiht (*590
Volkstheater
Alexanderſtr. 5, III

gw.prompt
Strümpſe angefert.
u. angeſtrickt Grafen=
ſtr
. 27, Vh., I. I. (20823a

Gaſthof und Penſion
Zum Schluxen, Pinswang in Tirol
Höhe 850 m /Poſt Reutte, Bahnſtation (lrichsbrücke, Strecke Kempten-
Reutte-Garmiſch-Partenkirchen / altbekanntes Haus, Nähe der bahr.
Königsſchlöſſer / Vorzügl. Verpflegung / Saubere Zimmer mit guten
Betten /Zimmerpreiſe mit Heizung ohne Penſion 2.50, mit Penſion 6.50
Oer Beſitzer: Adam Gaig=

20103a

Rheinst

2
Schloß-Café

Rheinst. 2

Schloß-Café-Ensemble‟
Leitung: Kepellmeister Ludwig Bünger
Freitag, 8. Januar, abends 8 Uhr
Großes
Sonder-Konzert

1. Huldigungsmarsch . .
2. Phädra

3. Slavische Tänze Nr. 3 und 6
4. Suiter Petit Premiere . .
5. Harfen-Serenade in b-dur" ,
6. Ouverture zu Mignon . .
7. Serenade, kleine Nachtmusik)
8. Stunden, die wir nie vergessen
9. Fljairi kati (Violin-Solo) ...
10, Favoritin ....."

Grieg
Massenet
Dvorak
Micheli
Oelschlegel
Thomas
Mozert
Gröschel
Hubey
Donizetti

Sonntags von 111 Uhr: Früh-Konzert

Freitag, 15. Januar, abends 8 Uhr
Großer Unterhaltungs-Abend
unter Mitwirkung des Herrn Fritz Schlotthauer,
ehem. Württ. Hofschauspieler.
Tischbestellungen erbeten

Landestheater.
Freitag, 8 Januar
Großes Haus.
Keine Vorſtellung.
Klein. Haus. (V.336
Zuſatzmiete XI, 7
Sakuntala
Schauſpiel v. Kalidaſa
In der Bearbeitung
von P. Kornfeld
Anf. 7, Ende geg. 10 Uhr
Preiſe: 16 Mark

Theaterab, abzug für
den Reſt der Spiel=
zeit
, I. Rang=Loge
Nr 25, Platz 1 u. 2 D
Angebote u. F 198
an die Geſchſt. (*513

Weidger. Jäger
für gutes Revier,
12jährige Pacht,
bei Darmſtadt ge=
ſucht
. Angeb. unt
F 40 an die Ge=
ſchäftsſtelle
. (*176if

Theaterzettel für Freitag, 8. Januar
(Ohne Gewähr)
Sakuntala‟
Perſonen:
Sakuntala .
. . Beſſie Hoffart
Kanna, ihr Pflegevater , KurtWeſtermann
Anaſuha lihreFreun= Jeſſie Vihrog
Priyamwoda / dingen Ruth Hoffmann
König Duſchmanta . . . JoachimBüttner
Madhadwha
. . . Paul Maletzki
Durwaſas, ein jähzorniger
Heiliger .... .
Max Nemetz
Der Kämmerer . . . . . Richard Jürgas
Der Prieſter .
KansBaumeiſter
Gautami . .
Margar Carlien
Ein Einſiedler . . . . . . W. Mayenknecht
Sarngarawa),
Hans Schultze
Saraduata /Brahmanen
Friedrich Kinzler
Ein junger Brahmane . . Karl Ausfelder
Ein Polizeibeamter . . Robert Bluhm
Ein Fiſcher . .
Hugo Keßler
Ein Bote.
HansWenzelberg
Misrakeſi, eine Nymphe. Ilſe Lahn
Matali
Hans Schalla
Hanſamati
. . Anna Herbel
Gefolge und Diener des Königs
Einſiedler und Einſiedlerinnen.

Nähmaſchine
gebr., mit voller Ga=
rantie
zu 40,4 zu verk.
Grafenſtr. 4, pt (2524

2 Gaszuglampen, 2
andere Gaslampen, 2
große eich. Bilderr,
mit Glas bill. abzug.
Mollerſtr. 21, I. (:502

O
Große
537 Mar onurhheicſer Ochſengaſſe
Friſch eingetroffen:
In Argent. Maſtochſenfleiſchvergo. 708
In Argent. Maſtkalbfleiſch ver ppo. 1.00
Stets vorrätig, friſche Schlachtung: (305
Ochſen=, Rind= und Kalbfleiſch
Friſche und geſalzene Zungen
nur erſte Qnalität, zu den billigſten Tagespreiſen
Telephon
Große
537 Mül U
Ochſengaſſe

[ ][  ][ ]

Nummer 8

Freitag, den 8. Januar 1926

Seite 15

Schminke.
Ein Roman im Rampenlicht.
Von Guido Kreutzer.

P.

(Nachdruck verboten)

Jetzt irgendwo wam und trocken ſitzen. Eine Taſſe, eine
große Taſſe anſtändigen heißen Mokka; ein paar Brötchen;
nachher eine vernünftige Zigarette; und als Gala= Elite=,
Monſtre=, Parade=, Feſt=, Jubel=, Senſations= und Schutzapo=
theoſe
ſchließlich ein richtiggehendes Bett! Das wär’ ne Sache!!
Deuwel nochmal!!
Alles hätte man haben können.
Statt deſſen . . ."
Denn er iſt nicht nur ein vollendeter Gentleman, ſondern
auch mein Verlobter!
Mit welch wahnſinniger Impertinenz ſie das geſagt hatte!
Und die blödſinnigen Geſichter der drei Gents! Und tauſend ver=
legene
Entſchuldigungen natürlich.
Er ſelbſt aber war von dieſer verblüffenden Löſung im Mo=
ment
ſo benommen geweſen, daß er an gar keinen Widerſpruch
dachte, ſondern ihr nur ſtumm folgte, als ſie das Hotel verließ
und das Auto beſtieg, das er ihr mit einer Handbewegung ge=
wieſen
.
Dann die zwei Stunden in dem lauſchig Tlehaglichen Wein=
reſtaurant
, wo man ihn noch aus ſeiner guten Zeit her kannte,
höchſt überflüſſigerweiſe hartnäckig mit Herr Rittmeiſter an=
redete
und ſich an Dienſteifrigkeiten nicht genug tun konnte.
Denn er iſt nicht mur ein vollendeter Gentleman, ſondern
auch mein Verlobter!
Nicht los kam er davon.
Weshalb hatte ſie das geſagt? Nur, um ſich einen effektvollen
Abgang zu ſchaffen? Nur aus irgendeiner rechthaberiſch bizarren
Caprice heraus? Oder geſchah es aus demſelben Motiv, das ſie
auch bewogen hatte, überhaupt dies abfurde Rendezvous zu for=
dern
? Und dann war das alles, bei Licht beſehen, am Ende gar
keine Erzentrizität, ſondern.
Ach lächerlich müßig, dieſem verworrenen Problem nach=
zugrübeln
. Denn ſie griff mit keinem Wort darauf zurück, wäh=
rend
ſie ihm am Tiſch gegenüberſaß. All der ablonderlichen Ge=
ſchehniſſe
des heutigen Abends ſchien ſie ſich nicht mehr zu ent=
ſinnen
. Das ſanſt abgedämpfte Licht der kleinen Tiſchlampe
überhauchte ihre Züge mit zärtlichem Karmin. Sie war eine
wunder=wunderſchöne Frau und dabei ganz die große Dame von
Welt: ungezwungen, ſelbſtſicher, von diſtanzierter Liebenswürdig=
keit
; plauderte über Theaterdinge, ſprach von ihren vielfachen
Auslandsreiſen, ſchälderte bizarre Menſchen und qmüſante kleine
Epiſoden. Und erreichte es doch nicht, ihm jene Stimmung zu
ſuggerieren, die ſolchem Abendeſſen entre quatre heux überhaupt
erſt ſeinen Zauber verleiht.
Er blieb bedrückt, einſilbig, überreizt, nervös. Außerdem ließ
er ſich von ihrer ſcheinbaren Unbefangenheit natürlich nicht täu=
ſchen
. Denn manchmal, für Sekunden, verriet ſie ſich doch: durch
ein Vibrieren der Stimme, durch ein Zucken der Augenlider,
durch eine unmotiviert haſtige Bewegung. Nein es war eine.
unmöglich groteske Situation, eine Farce, eine Tortur demüi=
tigend
, qualvoll, unerträglich! Nie, nie hätte er ſie wiederſehen
dürfen! Elender Schlappjochen, der er geweſen: ſeiner ver=
biſſenen
Sehnſucht nach dem ſilberblonden Haar und den achat=
dunklen
Augen ſo hemmungslos nachzugeben und bei ihr anzu=
rufen
und ſie abzuholen.
Jetzt aber genug davon übergenug!
Und als er den Kellner abgelohnt hatte, und ſie noch die
letzten paar Minuten, während ein Auto beſorgt wurde, bei
ihrem Mokka ſaßen da griff er in die Taſche, zog das ſaffian=

lederne kleine Portefeuille heraus und legte es neben ſie auf
das Sofapolſter.
Ihr Eigentum, gnädige Frau!
Unwillig bog ſie den Kopf zur Seite.
Gab Ihnen mein Verhalten während dieſer zwei Stunden
ein Recht dazu? Ich denke: was geweſen, iſt für immer und alle=
zeit
zwiſchen uns vergeſſen.
Eben deshalb!
Ein Erſchrecken überflog ihr Geſicht.
Was heißt das? Wollen Sie damit ſagen, daß
Er ſah ihr mitten in die Augen.
Ich will damit ſagen, gnädige Frau, daß ſelbſt die ſchranken=
loſeſte
Großzügigkeit ihre Grenzen hat. Wir ſtehen an ihnen.
Ja was haben Sie denn mit einmal? Ich begreife gar=
nicht
. Bin ich Ihnen irgendwie zu nahe getreten? Habe ich Sie
irgendwie fühlen laſſen, daß ich daß Sie . . . noch recht=
zeitig
ſchwieg ſie.
Gnädige Frau ſagte er klar und hart . . . was da
heute abend im Regent=Hotel geſchehen iſt ich meine:, die
eh eigentliche Veranlaſſung unſerer perſönlichen Bekannt=
ſchaft
.
Oh, ſprechen Sie doch nicht mehr davon! . . . bat ſie ge=
quält
und hob die verſtrickten Hände gegen ihn.
Sein Blick kam noch immer nicht los von ihren wundervollen
traumtiefen Augen.
Ich muß davon ſprechen, ſonſt erwürgt es mich!"
ſagte er zwiſchen den Zähyen .. . Was da im Hotel geſchah
eine Kopfbewegung nach der Brieftaſche hin, die noch immer
neben ihr lag es gehören viele dunkle Wochen dazu, um ſol=
chen
Moment möglich zu machen. Wäre mein Zimmernachbar
irgendein fremdländiſcher Deſperado geweſen vielleicht hätte
ich’s in meiner moraliſchen Depreſſion als eine Fügung des
Schickſals angenommen und nicht weiter darüber nachgedacht.
So aber ſah ich Sie, als Sie an mir vorübergingen da konnte
ich nicht anders: da mußte ich Sie nachher anrufen; und hab
Ihnen gehorcht, als Sie dies Zuſammenſein forderten; und habe
auch durchgehalten bis jetzt. Nun aber ſoll das ein Ende haben.
Ich bin mürbe; ich kann nicht weiter. Bloß das eine will ich noch:
wenigſtens vor mir ſelbſt verſuchen, wieder ein anſtändiger
Kerl zu werden.
Aber wozu ſagen Sie mir das alles?
Weil ich bis zur letzten Sekunde Egoiſt bin. Wenn Sie
ſich ſpäter in müßiger Stunde dieſer Affäre wal entſinnen,
dann möchte ich nicht, daß Sie es mit verächtlichem Mitleid tun.
Ich werde mich ihrer nie mehr entſinnen; und Sie werden
mir hier auf der Stelle Ihr Wort geben, daß wir nie mehr von
ihr ſprechen.
Wir werden auch nie mehr Gelegenheit dazu haben, gnädige
Frau.
Ihre Finger ſpielten in raſender Nerboſität mit der fein=
gegliederten
Kette der goldenen Handtaſche.
Wenn ich das verſünde . . ."
Wir dürfen uns nicht wiederſehen.
Doch! ... wie ein halberſtickter angſtvoller Aufſchrei.
Nie mehr! beharrte er finſter . . . Solch armſeliger
Schwächling bin ich doch noch nicht. Irgendwie werd ich’s ſchon
fertig kriegen, Ihnen nicht mehr zu begegenen.
Aber weshalb nur? Weshalb wollen Sie denn das tun?
Was treibt Sie zu ſolchem Entſchluß? Gab ich Ihnen denn noch
nicht genug Beweiſe, daß ich ein geiſtig unabhängrger Menſch
bin und mich nie von Aeußerlichkeiten beſtimmen laſſe?"
In dem kantig=hageren Rennreitergeſicht zuckte keine Muskel.
Dann tun Sie es wenigſtens in meinem Falle. Denn da
iſt es angebracht . Gnädige Frau, Sie beſaßen Geſchmack ge=
nug
, nicht nach meinem Namen zu fragen. Er würde Ihnen
auch wenig ſagen. Soviel aber ſollen Sie wiſſen, damit Sie mich

verſtehen: Die Kaſte, der ich angehörte, exiſtiert nur noch als
prähiſtoriſche Angelegenheit in den Annalen des Zeughäuſes
und privater Familienchroniken. Seit dem neunten November
neunzehnhundertachtzehn geiſtern wir alle lediglich, noch als
Spukgeſtalten durch dieſe herrliche Gegenwart. Im übnigen
aber gehen wir Zug um Zug vor die Hunde. Maſſenſchickſal.
Ueberholte Begriffe. Ein Lied, hintem Ofen zu ſingen. Wir=
ſind
, der lebendige Beweis dafür, daß ſelbſt die beliebteſten
Scherzartikel mal aus der Mode kommen.
Sprechen Sie doch nicht ſo brutal!
Und was uns beide anbelangt, Gnädigſte, ſo iſt der mora=
liſche
und geſellſchaftliche Abſtand bereits derart, daß keine Mög=
lichkeit
eines Ausgleichs mehr beſteht.
Das reden Sie alles nur ſo hin, weil der heutige Tag,
Ihren Nerven zuviel zugemutet hat.
Jeder Tag mutet meinen Nerven ähnlich viel zu, gnädige
Frau. In dieſer Beziehung blickte ich ſchon auf einen reichen
Schatz von Erfahrungen zurück. Ich habe keine Illuſionen mehr,
weil ich die weitere Entwicklung haarſcharf genau vorausſehen
kann. Und eben deshalb . . . .
Nein nein nein!!
. . ſie ließ ihn gar nicht mehr
weiter ſprechen. Sie hatte ſich haſtig erhoben. So dicht ſtand
ſie in der kleinen Niſche weben ihm, daß ihre Haud ſeine Hüfte
berührte und der Duft ihres Parfüms ihn umſchmeichelte. Blut=
leer
war das ſchöne Geſicht. Nur die Lippen zuckten wie in müh=
ſam
gebändigtem Weinen.
Ihre Worte überſtürzten ſich.
Was Sie mir da ſagen, iſt alles unſinnige Torheit. Sie
haben für den Moment einfach ihre Kaltblütigkeit verloren. Zu
ſolch höhniſcher Verbitterung liegt beſtimmt keine Veranlaſſung
vor. Morgen wird dieſe Nervendepreſſion vorüber ſein; dann
denken Sie ganz anders Sie machen einen diſtinquierten
Eindruck. Sie ſind jung, intelligent, gebildet. Ihnen ſteht die
ganze Welt offen, ſobald Sie ſich nur erſt innerlich mit ihren
neuen Erſcheinungsformen abgefunden haben. Jeder von uns
muß das irgend wann mal im Leben. Jetzt ſind eben Sie an
der Reihe . . Kurze Zeit nur, dann iſt die alte Spannkraft wie=
der
da. Glauben Sie mir . . . Und dann werden wir gemeinſam
den richtigen Weg finden.
Die Unmittelbarkeit ihrer Nähe, der betörend weiche Klang
ihrer Stimme die unverhüllte Sorge, die ihm aus ihren
Augen entgegenleuchtete und wie mit zärtlich koſender Hand über
ſeine zerſchundene Seele ſtreichelte . .
Es zuckte ihm in den Fäuſten, ſie an ſich zu reißen und in
wilden, beſinnungsloſen Küſſen alles zu vergeſſen. Für Sekun=
den
war es, daß ſie einander in die heißen, troſtloſen Augen
ſtarrten.
Dann trat er einen Schritt zurück.
Gnädige Frau .., ſagte er gedämpft . . . ,der Kellner ſteht
im Hintergrunde. Alſo iſt das Auto vorgefahren. Es wird
Zeit.
Da ſenkte ſie den Kopf und duldete es ſtumm, daß er ihr das
Cape umlegte und das Portefeuille in die goldene Handtaſche
ſchob.
Regent=Hotel! ... befahl er draußen dem Chauffeur,
öffnete den Schlag und zog den Hut.
Den einen Fuß ſchon auf dem Trittbrett, wandte ſie jäh den
Kopf zurück.
Sie begleiten mich nicht bis zum Hotel?
Ich bitte gehorſamſt, mich hier verabſchieden zu dürſen.
Dann ſchicken Sie auch das Auto wieder fort.
Gnädige Frau! mahnte er leiſe.
Sie dachte nach. Unter dem halb in die Stirn gezogenen
Spitzenſchal leuchtete im grellen Licht der Bogenlampe ihr Ge=
ſicht
unirdiſch bleich.
(Fortſetzung folgt.)

Zumietengeſucht)
2 leere, beſchlagnah=
mefreie
Zimmer mit
Kühe oder Kochge=
legenheit
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m. elekt. Licht, für
Bürozwecke, per 1.
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