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Heſſiſche Neueſte Nachrichten
Morgenzeitung der Landeshauptſtadt
Wöchentliche illuffrierte Beilage: „Die Gegenwart”, Tagesſpiegel in Bild und Wort
Nachdruck ſämtlicher mit X verſehenen Original=Aufſätze und eigeven Nachrichten nur mit Quellenangabe „Darmſt. Tagbl.” geſfattet.
Nummer 355
Montag, den 22. Dezember 1924.
187. Jahrgang
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Gewalt, wie Krieg, Aufrnhr Streil uſw., erliſcht
jede Verpſichtung auf Erfülung der
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aufträge und Teiſſtung von Schadenerſatz. Bei
Konſurs oder gerſchlicher Betreibung fäſlt ſeder
Rabait weg. Baulſonte: Deutſche Bani und
Darm=
ſtädter 8 Nationalbzni-
Der Kampf gegen Herriot.
Eine neue Kundgebung
der national=republikaniſchen Liga.
* Paris, 21. Dez. (Priv.=Tel.) In Epinal hat am
SSonntag anläßlich der Gründung einer Ortsgruppe der
national=
wepublikaniſchen Liga unter dem Vorſitz des früheren
Kriegs=
nniniſters Maginot eine politiſche Kundgebung ſtattgefunden, bei
wer heftige Reden gegen das Kabinett Herrigt
gehalten wurden. Der Abgeordnete des Moſeldepartement Fran=
Sois ſagte, man müſſe die Regierung daran hindern, den Sieg zu
abotieren, den Frankreich mit anderthalb Millionen Toten
er=
auft habe. Wir wollen eine Republik Frankreich, wollen aber
nicht, daß Frankreich von einem Kraſſin regiert wird. Wir ge=
Hören zu denen, die allen Stolz darein ſetzen, das gegenwärtige
FTabinett bis zum Aeußerſten zu bekämpfen. Hierauf ſprach der
lſäſſiſche Abgeordnete Pfleger. Er begrüßte Maginot als
Friegsminiſter von geſtern und von morgen und ſetzte ſich dann
wharf mit der radikal=ſozialiſtiſchen Partei auseinander. Nach
Em ergriff Maginot das Wort und ſtellte Vergleiche zwiſchen
drer politiſchen Situation vor dem 11. Mai und der ſeitdem
ver=
ſoſſenen Politik an. Er ſagte unter anderem: Frankreich war vor
dem 11. Mai eine Großmacht, die eine eigene nationale Politik
atte und ſich nicht von anderen Ländern ins Schlepptau nehmen
lEeß. Wir hatten die Mentalität des Siegers, was aber nicht
be=
deuten ſoll, daß wir den Krieg gewünſcht haben. Maginot kriti=
Eerte ſodann die Politik des Linksblocks. Er behaupetet: Seitdem
die Mehrheit am Ruder iſt, wird ein Fehler nach dem anderen
egangen. Die Regierung ſieht den Revolutionären immer nach
und untergräbt zuſehends das Anſehen Frankreichs. Dieſe
Re=
fäerung, die ſich demokratiſch nennt, hat die Räumung des
Ruhr=
tebietes verſprechen müſſen. Wir haben ohne Gegenleiſtung und
ichne den Rückzug unſerer Truppen zum Gegenſtand eines
Tauſch=
teſchäfts zu mschen, ein wichtiges Pfand aus der Hand gegeben,
deſſen wir zur Sicherung unſerer Schuldenforderung und zu
unſe=
ter militäriſchen Sicherheit nicht entraten dürften. In wenigen
Tagen iſt infolge der unverzeihlichen Schwäche der gegenwärtigen
Begierung das Ergebnis der wunderbaren Leiſtung (21), die
uſere Soldaten und Ingenieure während zweier Jahre
voll=
rachten, zunichte geworden. Frankreich bleibt nur noch die
Be=
ſchämung übrig, dem Rückzug ſeiner Truppen zuzuſehen. Zum
Schluß machte der Redner auf die Gefahren einer allzu
freund=
ſhaftlichen Geſtaltung der Beziehungen zu den Sowjets
auf=
merkſam.
Serriot und der Kommunismus.
Gerichtliches Verfahren gegen die „Liberté‟
* Paris, 21. Dez. (Priv.=Tel.) Die Regierung hat ſich
mtnmehr entſchloſſen, gegen die Urheber falſcher Nachrichten
ge=
rahtlich vorzugehen. Das erſte Verfahren iſt gegen die „Liberté‟
eingeleitet, deren verantwortlicher Redakteur dieſer Tage vor dem
Uniterſuchungsrichter wegen Verbreitung tendenziöſer Meldungen
üSer die kommuniſtiſche Bewegung ausſagen muß. Die
Regie=
rungsblätter ſtimmen der Maßnahme zu und ſtellen feſt, daß die
Regierung gegen den Kommunismus nicht vorgehen könne,
ſo=
lemge er im Rahmen einer politiſchen Meinungsäußerung bleibe.
Ine Opp=ſitionspreſſe bezeichnet das Verfahren gegen die
„iberté” als eine große Ungeſchicklichkeit, welche der Regierung
tuter zu ſtehen kommen werde. Das zur Verantwortung gezogene
Alatt ſelbſt tut ſehr zuverſichtlich und macht ſich anheiſchig, das
Zwrhandenſein der kommuniſtiſchen Gefahr mit ſchärfſten
Argu=
itienten nachzuweiſen. Für heute teilt das Blatt mit, daß das
Ariegsminiſterium in Erwartung kommuniſtiſcher Unruhen
Ma=
ſcinengewehre auf dem Hofe einer Pariſer Kaſerne auſſtellen
(ie 5. Die „Humanité” meldet, daß der Kriegsminiſter die
Ur=
itutber zurückgerufen habe und daß die Truppen in den Kaſernen
Jarmbereit ſtien, die Soldaten ſchliefen ſogar neben ihren
Ge=
ſehren, und auf drei verſchiedenen Plätzen ſeien die
Vorrichtun=
uei zur Aufſtellung von Maſchinengewehren getroffen. Dieſe
Veldungen, denen offenbar tendenziöſe Abſichten zugrunde lie=
Am, ſind mit aller Vorſicht aufzunehmen. Es iſt nicht
ausgeſchloſ=
en, daß die Regierung es für richtig hält, gewiſſe
Sicherheits=
urßnahmend zu ergreifen. Wenn aber, ſo wird verſichert, die
Iepoſition aus der Tatſache, daß ſolche Maßnahmen ergriffen
vrden, in Form einer direkten Beweisführung alle möglichen
äckſchlüſſe auf den Umfang der kommuniſtiſchen Gefahr ziehen
IU, ſo geht ſie auf alle Fälle zu weit und beweiſt nur, daß ihr
eer Vorn and, der Regierung Ungelegenheiten zu machen, recht
Das ganze macht den Eindruck eines geſchickten
Ablenkungs=
henövers, an welchem aus naheliegenden Gründen beſonders
(rikale Kreiſe intereſſiert ſind. Die Oeffentlichkeit würde es nicht
ſe ſtehen können, daß das Kabinett Herriot gegen die
Kongre=
ſcionen vorgehe, ohne der kommuniſtiſchen Gefahr energiſch
in gegenzutreten.
Die Beratung des Budgets.
Paris, 21. Dez. (Wolff.) Die Beſprechung des Budgets
auswärtige Angelegenheiten ſollte in Abweſenheit des er=
Gmikten Miniſterpräſidenten noch vor Neujahr erfolgen. Das
Erho de Paris” glaubt zu wiſſen, daß in Anbetracht der
Tat=
uge, daß nunmehr zwei Budgetzwölftel für 1925 eingebracht
derden, dieſe Abſicht aufgegeben würde und nach dem
Wieder=
aimmentritt der Kammer im Januar erfolgen werde. Die
(Erumer werde bis Neujahr das Budget für die Kolonien, die
Rid getzwölftel mit den Ergänzungskrediten und das Amneſtie=
Ne½, wie es der Senat aufgeſtellt habe, beraten.
Am die Räumung der Kölner Zone.
Ein Schritt des deutſchen Potſchafters in Paris.
Paris, 21. Dez. (Wolff.) Wie Havas berichtet, hatte der
deutſche Botſchafter v. Hoeſch geſtern abend eine Unterredung
mit dem politiſchen Direktor im Außenminiſterium Laroche.
Ob=
wohl am Quai dOrſay über den Schritt des deutſchen
Botſchaf=
ters das größte Stillſchweigen bewahrt wird, glauben einige
Blätter, gewiſſe Betrachtungen über den Inhalt der Rede
ver=
öffentlichen zu können. Man hält es für wahrſcheinlich, daß außer
anderen aktuellen Fragen auch die Frage der Räumung der
Köl=
ner Zone, die augenblicklich im Vordergrunde der Erörterung
ſtehe, beſprochen worden ſei.
Der „Montag” berichtet aus Paris: In der Unterredung
zwiſchen dem deutſchen Botſchafter und dem Dixektor der
politi=
ſchen Angelegenheiten am Quai d’Orſay wies v. Hoeſch auf
die Schwierigkeiten im Innern des Landes hin, die bei der
Nicht=
räumung der Kölner Zone entſtehen könnten. Direktor Laroche
habe geantwortet, daß die Entſcheidung über die Räumung von
den alliierten Regierungen noch nicht getroffen worden ſei, da
dies erſt möglich ſein könne nach dem Einlaufen des Berichtes
der interalliierten Kontrollkommiſſion, und daß jede weitere
Ent=
ſcheidung von dem Inhalt dieſes Berichtes abhänge.
Paris, 21. Dez. (Wolff.) Zur Frage der Näumung der
Kölner Zone ſchreibt der „Figaro”, entweder die
Kontrollkom=
miſſionen kämen zu dem Ergebnis, daß Deutſchland die
Ent=
waffnungsbeſtimmungen des Friedensvertrages nicht erfüllt
habe, dann werde ſich die Frage nach der Anſicht der Alliierten
von ſelbſt regeln (die engliſchen Truppen blieben im
Brücken=
topf von Köln), oder aber die Kontrollkommiſſion ſei der
An=
ſicht, daß Deutſchland die Vorſchriften des Friedensvertrages
er=
füllt habe. In dieſem Falle wäre die proriſoriſche
Weiter=
befetzung der Kölner Zone die Frage, über die man mit den
Deutſchen verhandeln müſſe. In dieſem Falle müſſe man ihnen
ohne Zweifel als Entſchädigung eine raſchere Räumung des
Ruhrgebiets verſprechen. Nach Anſicht des „Figaro” werden
dieſe Verhandlungen, wenn die Preſſe ſie nicht erſchwert, keine
unüberwindlichen Schwierigkeiten bereiten. Curzon habe, als
er am Donnerstag geſprochen habe, nur den erſten Teil dieſer
Frage behandelt. Dieſe Haltung vor der geſetzgebenden
Ver=
ſammlung ſei nur eine höfliche Weigerung, zu ſprechen. Was
veranlaſſe alſo die deutſchen Blätter, anzukündigen, daß die
eng=
liſchen Truppen nicht vor dem Sommer die Kölner Zone
räu=
men würden? Dieſe Behauptung könne ſich gründen auf das,
was man ſchon von dem Bericht der Kontrollkommiſſion wiſſe,
aber, fährt das Blatt fort, man könne auch annehmen, daß der
Bericht nicht entſcheidend ſei. In dieſem Falle müßten die
Alli=
ierten ſich verſtändigen und auch mit Deutſchland verhandeln.
Das wiſſe Deutſchland. Dieſe Verhandlungen würden im
Augenblick vorbereitet. Dieſes Manöver dürfe aber die
öffent=
liche Meinung nicht eregen, denn es handele ſich hier um die
Ge=
ſchichte eines Verkäufers, der erkläre, nichts verkaufen zu wollen.
Deutſchland verſuche, ſeine Zuſtimmung zur Verlängerung der
Beſetzung der Kölner Zone ſich ſo teuer wie möglich abhandeln
zu laſſen.
Beirachtungen des „Obſerver”
London, 22. Dez. Der „Obſerver” ſchreibt zur Frage der
Räumung des Kölner Gebiets: Nach dem
deutſch=
franzöſiſchen Frieden haben die deutſchen Truppen Frankreich
binnen drei Jahren geräumt. Nach der franzöſiſchen Theſe, die
leider wieder mit vollem Nachdruck aufgeſtellt wird, hat die
fünf=
zehnjährige Räumungsfriſt überhaupt noch nicht begonnen. Wenn
dieſe Theſe berechtigt iſt, wann ſoll denn die Räumung
über=
haupt jemals beginnen? Wird Deutſchland keines ernſtes
Ver=
ſuches ſeiner Verpflichtungen überführt, dann bleibt uns wohl
dem Buchſtaben nach keine andere Wahl, als entſprechend dem
vorgezeichneten Plan zu räumen. Aber es beſtehen praktiſche
Schwierigkeiten. Die Frage der Räumung muß von den
Alliier=
ten nach dem Emt fang des Berichtes der Kontrollkommiſſion
er=
örtert werden, der nicht vor dem 10. Januar zu erwarten iſt.
Als Grund für dieſe Verzögerung nennt Lord Curzon den
deut=
ſchen Widerſtand gegen die Kontrolle. Man kann aber die gleiche
Tatſache auch anders darſtellen, indem man ſagt, daß bei der
Ruhrbeſetzung die Kontrolle preisgegeben, und nach dieſer ſo gut
wie abſichtlichen Preisgabe mit Schwierigkeiten wieder
aufge=
nommen wurde. Dies iſt eine Sache, bei der Deutſchland ſeine
Verantwortlichkeit hat, genau wie Großbritannien und
Frauk=
reich. Herriot bemüht ſich, die unkluge Politik ſeines Vorgängers
zu liquidieren. Es liegt im Intereſſe ſeines Anſehens und der
europäiſchen Stabilität, daß er Erfolg hat. Großbritannien kann
nicht zuſtimmen, auf unbegrenzte Zeit oder unter zweideutigen
Bedingungen in Köln zu bleiben. Wenn wir aber unter
Berück=
ſichtigung dieſer Tatſachen die Räumung mehr beſchleunigen,
wenn wir bleiben als wenn wir gehen, ſo muß Deutſchland es
ſich überlegen, welche Vorteile ihm aus einem Kompromiß
er=
wachſen.
Herriot über die engliſch=franzöſiſchen Beziehungen.
Paris, 21. Dez. (Wolff.) Miniſterpräſident Herriot, der,
wie bereits berichtet, geſtern abend im Krankenzimmer die
Vertre=
ter der franzöſiſchen Preſſe empfing, unterhielt ſich nach der
Ab=
gabe ſeiner Erklärung über den Kommunimus mit einigen
Jour=
naliften. Er erklärte, wie die Havasagentur berichtet, auf
Be=
fragen über die außenpolitiſche Lage, noch ſei keine Reibung mit
anderen Staaten zu befürchten. Er brauche wohl nicht die
ver=
trauensvolle Freundſchaft zu unterſtreichen, die in den
Beziehun=
gen Frankreichs zu den anderen Mächten, beſonders zu England,
herrſche. Die Freundſchaft werde Gelegenheit haben, ſich
am 10. Januar zu zeigen, wenn die Frage der
Räumung der Kölner Zone durch die engliſchen
Truppen akut werde.
Die Schwierigkeiten des Fascismus.
Außen= und Innenpolitik Muſſolinis.
Von unſerem römiſchen Korreſpondenten.
Dr. T. Rom, den 20. Dezember 1924.
Das Heilige Jahr, das auch nach Muſſolinis Hoffnungen
beruhigend auf Gemüt und Politik wirken ſoll, hat bis jetzt
an=
ſcheinend noch nicht ſeine heilkräftige Wirkung verſpüren laſſen,
obwohl nun nur noch wenige Tage bis zu feinem Beginn fehlen.
Am Heiligen Abend wird die Jubeljahrtür an der Peterskirche
ge=
öffnet und an dieſem Tage ſollen ſchon große Pilgerſcharen
die=
ſem heiligen Akt zuſchauen. Aber nach allem, was man bisher
hört, ſcheint der Pilgerſtrom nicht ſo recht ſtrömen zu wollen,
wenigſtens nicht aus Deutſchland. Man hat kein Geld in
Deutſch=
land, und auch nicht in den anderen Ländern Europas für teure
Reiſen. Man hat aber auch etwas Angſt, ob alles recht hübſch
ruhig bleiben wird, während über Rom das Heilige Jahr
dahin=
rollt, trotz des Manifeſts Muſſolinis an ſeine fasciſtiſchen
Ge=
treuen, in dem er beſonders für die Tage der Verſammlung der
Natsleute des Völkerbundes in Rom und für das Heilige Jahr
Ruhe und Ordnung verlangte. Die vergangenen acht Tage,
wäh=
rend im Palazzo Doria wieder einmal das Geſchick Europas
ge=
beſſert werden ſollte, und nur ein paar häßliche Löcher in dem
neuen Gewand Europas mit dem Faden der Vertagung
zuſam=
mengezogen wurden — nicht einmal zum richtigen, ſoliden Flicken
reichte die Kunſt und der gute Wille der Herren im Palazzo
Dorio —, ſind zwar äußerlich ohne Störung verlaufen, aber
un=
ter der Oberfläche der äußeren Geſchehniſſe hat ſich mancherlei in
der Struktur geändert.
Einige kleine Strudel der Strömung haben ſich auch im
Völ=
kerbundsrat ſelbſt gezeigt, die von der Lage in und um Italien
herrührten. So war vor allem das Verhältnis Muſſolinis zum
Völkerbund offenkundig noch ſchlechter, als man es eigentlich
er=
warten durfte, wenn die ewwige Roma der Gaſtgeber war. Nur
das Notwendigſte an Höflichkeit geſchah, und wohl noch nie ſind
maßgebende Perſönlichkeiten großer Staaten, darunter leitende
Außenminiſter, ſo „nebenbei” geehrt worden, wie diesmal die
Herren des Völkerbundsrats durch Muſſolini. Das große
Feſt=
eſſen im Palazzo Venezia, das Muſſolini den großen Herren
gab, war froſtig, formal und nur Faſſade. Gerade das
allernot=
wendigſte an Höflichkeit von Muſſolinis Seite kam zum Vorſchein
und ſein Trinkſpruch war derartig kalt, derartig zurückhaltend
ab=
hold jeder ſonſt von ihm beliebten Rhetorik, daß der arme
Prä=
ſident des Völkerbundsrats mit ſeiner ſchönen, präparierten
Ant=
wvortrede zwar in der Länge, nicht aber in der Langweile von
Muſſolinis Worten abſtach. Dann leiſtete ſich Muſſolini im
Senat bei einer ſeiner Reden, während ein paar Minuten
ent=
fernt vom Palazzo Madama der Völkerbund tagte, eine Kritik
am Völkerbund und ſeinen „lyriſchen” Anwandlungen, die in der
Tonart und in der Ausdrucksform zwiſchen einer ſarkaſtiſchen
Bierrede und einer lächerlich gedachten und dahergeredeten
Ver=
einsoffenbarung die Mitte hielt. Es war wirklich nicht möglich,
auch für einen ausgeſprochenen Gegner des
Völkerbundsgedan=
kens, ungezogener gegen die Gäſte zu ſein, als es der Duce der
Fasciſten im feierlichen Hauſe des Senats war. Der
Völker=
bundsrat reagierte auch glatt auf dieſen feinen Ton in allen
Lebenslagen und gab in den Schlußworten des Präſidenten nur
das allernotwendigſte an Dank und Freundlichkeit für den Wirt.
Man merkte richtig, daß das ſüdliche, warme Klima Italiens in
dieſem Winter auch im Völkerbund nicht die gewohnte
Tempera=
tur erreicht hatte und unter dem Durchſchnitt früherer Jahre
blieb. So iſt das witzige Ereignis eingetreten, daß der einzige,
der während der Völkerbundstage in Rom die Ruhe und
Ord=
nung ſtörte, Herr Muſſolini ſelbſt war.
Seine ſchlechte Laune, die er an ſeinen Gäſten ausließ, kam
aber zweifellos nicht nur von dem unvergeſſenen Reinfall von
Korfn her, auch nicht nur daher, daß der Völkerbund, im
Gegen=
ſatz zur Korfuangelegenheit, bei der ägyptiſchen Frage England
gegenüber ſich nicht bemerkbar machte, ſondern vor allem wohl
daher, daß er überall das Schwinden ſeines Anſehens und
ſei=
nes Einfluſſes bemerken mußte. Wie es im Innern Italiens
ausſieht, das weiß er ſelbſt am beſten, das wiſſen auch zweifellos
die fremden Miſſionen und damit die Außenminiſter der
verſchie=
denen Staaten, die nach Rom gekommen waren. Es geht zu Ende,
ſagt der Arzt am Krankenbett des Fascismus. Aber, daß man
auch in den privaten Verhandlungen zwiſchen dem
Miniſterprä=
ſidenten Italiens und den anderen hohen Politikern nicht zu
einer rechten Wärme, nicht zum ernſthaften Fortſchritt in wichtigen
Fragen kommen würde, das hatte Muſſolini wohl kaum
er=
wartet. Ob die Hemmungen, durch rechtzeitige Informationen
der Miſſionen in Rom, ob ſie durch die allgemeine Erkenntnis der
gefeſſelten Lage in Italien entſtanden ſind, läßt ſich ſchwer
beur=
teilen. Ebenſo kann man nur vermuten, daß trotz aller
diver=
gierenden Anſchauungen im Weltbild Chamberlains und
Her=
riots, der Beſuch Chamberlains in Paris dazu beigetragen hat,
mancherlei Pläne, die Herr Chamberlain vielleicht noch in London
in den Koffer gepackt hatte, in Paris auf der
Aufbewahrungs=
ſtelle am Quai d’Orſay zu laſſen. Wer weiß es? Aber man kann
annehmen, daß die marokkaniſche Frage, die durch die
andauern=
den Verſager der Spanier für Frankreich die angenehme
Gele=
genheit bot, in direkter Weiſe einzugreifen, indem Frankreich
er=
klärte, daß es an die Stellen, die Spanien räumen werde, um
ſei=
ner eigenen Sicherheit willen einrücken müſſe, für Italien als
Starkintereſſierten genügend Grund zur engen Rückſprache mit
Chamberlain geboten hätte. Tripolis grenzt an Tunis und
Al=
gier, und eine Erhöhung der franzöſiſchen Machtfülle in Marokko
kann Italien nicht unberührt laſſen. Es war vermutet worden,
daß England ſich dieſes italieniſche Intereſſe zunutze machen
würde. Aber die Tatſache, daß über Muſſolinis Unterredung mit
Chamberlain ſo viele „gut informierte” Mitteilungen aus dem
Freundeskreis um Muſſolini „durchgegeben” werden, läßt gerade
vermuten, daß im Grunde gar nichts rechtes herausgekommen iſt.
Zu gleicher Zeit, während am Weſtende des Mittelmeeres
dicke Wolken aufziehen, hat ſich der Himmel auch öſtlich Italiens,
und zwar direkt an der Adria verfinſtert. Albanien beunruhigt
die italieniſche öffentliche Meinung recht energiſch, denn in
Alba=
nien ſcheint wirklich allerlei los zu ſein, an dem die Herren Serben
nicht gerade unſchuldig ſind. Und auch dies gerade unmittelbar
nachdem Muſſolini mit Herrn Nincitſch ausführlich „konferiert”
hatte. Es ſcheint, daß Beſprechungen für Muſſolini in letzter Zeit
kein großes Glück ſind. Die alkaniſche Frage iſt natürlich für
Ita=
lien noch viel wichtiger wie die marokkaniſche Angelegenheft,
Eeite 2.
Albanien ſchließt an der Meerenge von Otranto die Adria auf der
Oftſeite ab, und dieſen Teil der Oſtküſte der Adria kann Italien
Montag, den 22. Dezember 1924.
kaum in Händen, die ſtärker wie Albanien ſind, ſehen, ohne daß
tatfächlich eine Lebensfrage angeſchnitten würde. Darum trotz
aller Verſicherungen der Freundſchaft das Mißtrauen gegen
Jugoſlawien! Dieſe Frage muß jetzt mit beſonderer Scharfe
beobachtet werden, denn ſie enthält nicht nur die Möglichkeit für
Reibungen, die trotz eines Heiligen Jahres nicht zu vermeiden
ſein könnten, ſondern ſie birgt noch eine viel verlockendere
Eigen=
ſchaft: Wenn Muſſolini gar nicht mehr innenpolitiſch aus und ein
kann, ſo bietet ſich hier vielleicht ein erwünſchtes Ziel, die
innen=
politiſchen Strömungen abzulenken und zugleich die Armee
geeig=
net zu beſchäftigen. Man darf nie vergeſſen, daß Muſſolini ſchon
einmal zu Abenteuern längs der Adria bereit war.
Seine innere Lage iſt ſo ungünſtig, daß man ſchon bemerken
kann, wie die Zügel ſeiner Regierung am Boden ſchleifen. Ciner
nach dem andern von ſeinen Freunden und intimen
Mitar=
beitern aus der Zeit der fasciſtiſchen Revolution müſſen in die
Verbannung geſchickt werden; nach Balbo, dem Milizgeneral mit
ſeinen Terrorbriefen, jetzt der frühere Generalſekretär der
fasciſti=
ſchen Partei Giunta, der heute als Vizepräſident der Kammer
ſeinen Abſchied hat geben müſſen, weil das Gericht von Mailand
ihn vor ſeine Schranken wegen ſchwerer Körperverletzung
anläß=
lich irgend einer üblichen „fasciſtiſchen” Meinungsäußerung
for=
dert. Man möchte faſt ſagen, man ſieht das Häuflein der echten
Fasciſten von Tag zu Tag zuſammenſchwinden, und ſieht
zu=
gleich, wie die letzten und extremſten Provinzhäuptlinge mit ihrem
Herrn und Meiſter unzufrieden ſind, weil er es mit der Ordnung
im Staate und nicht mehr mit Gewalt und Terror verſuchen will.
Sie haben vielleicht Recht, wenn ſie der Meinung ſind, daß der
Fascismus nicht auf die Gewalt verzichten kann, wenn er an
der Regierung bleiben will, aber es ſieht ſo aus, als wenn es
ſchon zu ſpät ſei, um auch mit Gewalt noch das verlorene Terrain
zurückzugewinnen. Auch in Italien hat man die Gewalt zu
Genüge „dicke bekommen”, man hat aber auch nicht mehr wie
vor Jahr und Tag Angfi vor dem Knüttel und dem Rhizinusöl.
Man kehrt ganz gern zu der alten Tradition des Liberalismus
zu=
rück, zumal es unter ihm nicht weſentlich ſchlechter, eher ſogar
beſ=
ſer in Bezug auf Ordnung im Staat ſtand, wie heute unter dem
gerühmten Ordnungsſtaat des Fascismus.
Muſſolini ſcheint im Grunde den Kampf ſchon für verloren
gegeben zu haben und jetzt vor allem danach zu trachten, ſich einen
ſicheren und einigermaßen anſtändigen Rückzug zu ſchaffen.
Dar=
um wird das Thema der Amneſtie in ſeiner Preſſe ſo eifrig
erör=
tert, und darum wird auch von der Oppoſition jeder Gedanke an
Amneſtie abgelehnt. Die Verſammlung der Freimaurer in
Mai=
land hat geſtern klar und deutlich ausgeſprochen, daß der
Fas=
cismus unvereinbar mit den freimaureriſchen Tendenzen ſei, und
daß von Amneſtie keine Rede ſein könne. Wie weit dabei
fran=
zöſiſche Einflüſſe im Spiele ſind, ſoll lieber nicht erörtert werden,
aber wenn man an die Zeit vor zehn Jahren denkt, als die
fran=
zöſiſche Freimaurerei ausſchlaggebend im Kampf gegen
Deutſch=
land in Italien geweſen iſt, ſo muß man ſich ſagen, daß
Muſſo=
lini, ſolange Herriot in Paris ſitzt, kaum einen ſchlimmeren
inter=
nationalen Feind hat, wie die Freimautrerei. Man ſieht alſo, daß
trotz des beginnenden Heiligen Jahres die Garantie für Ruhe
und heilige Ordnung nicht allzu groß iſt. Es könnte ſich ereignen,
daß die hohe Politik nicht vor bedenklichen Fragen Halt macht, die
römiſchen Hoffnungen auf ein gutes Geſchäftsjahr täuſcht, und
zwar nicht Rom, aber Muſſolini zur Ruhe verhilft, zur Ruhe
fern der Bürde des Amts. Wie fagte doch der alte Römer Cicero,
auch ein großer Redner vor den Quiriten, der ungefähr da
ge=
wohnt haben mag, wo Muſſolini heute weilt: Otium eum
dignitate. Otjum, ja, .... aber die Würde???
Zur Belebung der Neubautätigkeit.
Berlin, 21. Dez. Die Induſtrie= und Handelskammer in
Berlin hat gemeinſam mit den Spitzenorganiſationen der
deut=
ſchen und preußiſchen Handelskammern ſowie den
Spitzenver=
bänden der deutſchen Wirtſchaft der Reichsregierung und dem
preußiſchen Staatsminiſterium eine Reihe von Anträgen
unter=
breitet, die Steuerbefreiung zwecks Belebung der
Neubautätig=
keit verlangen. Es wird u. a. die Freiſtellung von der
Reichs=
vermögensſteuer auf zehn Jahre bei Grundſkücken verlangt, deren
Bebauung nach dem 1. Januar 1924 begonnen hat; ferner die
Stundung der Grundgewerbeſteuer bei Veräußerung zwecks
Be=
bauung.
Entſcheidung im Meininger Aufwertungsprozeß.
Weimar, 21. Dez. Wie aus der letzten Sitzung des
Haus=
haltsausſchuſſes des Thüringiſchen Landtags bekannt wird, führt
die thürinciſche Regierung zurzeit etwa hundert Prozeſſe,
dar=
unter über zwanzig Fürſtenprozeſſe und zwanzig Prozeſſe mit der
Kirche. Die Entſcheidung in der zweiten Inſtanz des Meininger
Aufwertungsprozeſſes iſt gefallen. Dem Herzog wurde die
Ab=
findung von 11 Millionen auf 8½ Millionen, die Rente auf
6 Prozent und die Nachzahlung auf 500 000 Mark feſtgelegt. Die
Koſten dieſes Prozeſſes betragen 75000 Mark.
Vom Tage.
* Heſſiſches Landestheater.
Großes Haus. — Samstag, den 20. Dezember.
Wallenſteins Tod.
Trauerſpiel von Schiller.
Mkt „Wallenſteins Tod” erreichte die Trilogie ihren
dramatiſchen Höhepunkt. „Das dritte Stück heißt Wallenſteins
Abfall und Tod und iſt die eigentliche Tragödie. Da die
Expoſi=
tion völlig geſchehen und der Knoten geſchürzt iſt, ſo iſt es von
der erſten Szene an eine ununterbrochene, fortgehende
Hand=
lung” berichtete Schiller am 15. Oktober 1798 an Iffland,
und ſchlug 60 Friedrichsd’or als Tantieme für die Berliner
Auf=
führung vor, „die Größe des Berliner Publikums, den Glanz
Ihres Theaters und vorzüglich Ihre Gefälligkeit” in Anſchlag
bringend, wie er liebenswürdig beifügte. Die Macht der
Per=
ſönlichkeit Wallenſteins, geſtellt in den Rahmen der packenden
dramatiſchen Handlung, ſichert der Dichtung Schillers heute noch
dieſelbe lebenbige Teilnahrie wie ehedem.
Die Inſzenierung war von Ernſt Legal mit großer
Sorg=
falt vorbereitet und trug den Stempel einer ausgereiften
Ar=
beit. Alle Einzelheiten wurden von der Regie reſtlos
heraus=
geholt; manche Szenen wurden hierdurch allerdings ſo gedehnt,
daß der dramatiſche Rhythmus demgegenüber zurücktrat. Auch
hatte dies zur Folge, daß die Aufführung die zum Schluſſe
er=
müdende Dauer von über vier Stunden in Anſpruch nahm;
Jeß=
ner beanſprucht am Berliner Staatstheater 1 .. hen
Kür=
zungen knapp drei Stunden. Die von Arthur Pohl
entworfe=
nen Bühnenbilder näherten ſich dem Realismus; ſie betonten
in großzügiger Auffaſſung das Weſentliche des Raumes, ohne
ſich in Details zu verlieren.
Als „Wallenſtein” ſah ich vor kurzem Werner Krauß
in Berlin. Er iſt — bielleicht neben Baſſermann — zurzeit der
einzige deutſche Schauſpieler, der der Geſtalt des Wallenſtein
vollkommen gewachſen iſt. Von ſeiner Perſönlichkeit geht der
Glanz eines Menſchen aus, der durch ſeine innere Größe, durch
ſeine Verbundenheit mit dem Schickſal und mit den Sternen
alle anderen Menſchen überragt, und der doch wieder menſchlich
zu uns ſpricht.
Man darf ſelbſtverſtändlich an eine Darmſtädter Aufführung
keinen ſolchen abſoluten Maßſtab legen, ſondern muß der
Realität der Dinge eingedenk bleiben. Die Beſetzung des
Wallenſtein mit Walter Kuliſch war ein Experiment. Fuliſch
von Natur für weiche und ſentimentale Rollen veranlagt — ich
erinnere an ſeine ausgezeichneten ruſſiſchen Schwärmer —, iſt
kein geborener Wallenſtein. Doch er hatte ſich mit warmem
Eifer der Rolle angenommen und ſich in eine gewiſſe Größe
Havas meldet aus Montevideo: Der derzeitige Geſandte von Uruguah
in Paxis iſt zum Außenminiſter ernannt worden.
Zu dem Appell der albaniſchen Regierung an den Völkerbund wegen
der angeblichen Anteilnahme der jugoſlawiſchen Regierung an der
Auf=
ſtandsbewegung in Albanien wird offiziös bemerkt, dieſe Anklagen hätten
eine gewiſſe Ueberraſchung in der italieniſchen Oeffentlichkeit
hervorge=
rufen. In diplomatiſchen Kreifen glaubt man, daß eine Antwork von
jugoſlawiſcher Seite nicht ausbleiben würde.
„Corriere della Sera” meldet, daß die fremden Konſulate in Tanger
ihre Staatsangehörigen auffordern, Tanger zu verlaſſen. Eine
unmittel=
bare Bedrohung Tangers liege im Augenblick zwar nicht vor, doch bleibe
die Gefahr der Umzingelung Tangers beſtehen.
Aus Konſtantinopel wird gemeldet: Die Republikaniſche Volkspartei
beſchloß den Ausbau der türkiſchen Marine in einem Maße, daß
einer=
ſeits die Verteidigung der türkiſchen Küſte gewährleiſtet und
anderer=
ſeits jeder Kombination der Balkanſtagten die Spitze zu bieten vermag
V
Die deutſch=franzöſiſchen
Handelsbertragsberhandlungen.
Zeußerungen eines franzöfiſchen Unterhändlers.
Paris, 21. Dez. (Wolff.) Der „Matin” veröffentlicht
Aeußerungen eines franzöſiſchen Unterhändlers für. den Abſchluß
des deutſch=franzöſiſchen Handelsvertrages. In den Erklärungen
wird behauptet, daß Frankreich ungenügend vorbereitet die
Ver=
handlungen mit den deutſchen Handelsvertragsdelegierten
auf=
genommen habe, während die deutſchen Delegierten methodiſch
vorbereitet, in voller Kenntnis der franzöſiſchen Aktionsmittel,
die Verhandlungen aufgenommen hätten. Der raſche Abſchluß
hineingeſteigert. Er betonte Wallenſteins Sternenglauben, ſeine
myſtiſche Verbundenheit mit den höheren Mächten, deren
Werk=
zeug er iſt. Wie ein Nachtwandler ging er bisweilen über die
Bühne. So war ſein Wallenſtein mehr ein paſſiver als ein
aktiver Held.
Als Gegenſpieler ſtand Wallenſtein in Kurt Weſtermann
als dem Vater Piccplomini ein ſtiller, berechnender Kopf
gegenüber.
Der junge „Piccolomini” wurde von Heinrich Heilinger
verkörpert. Heilinger beſitzt ſchauſpieleriſche Begabung mit
eige=
ner Note. Bei Roſenheim in Königsberg geſchult, weiſt ihn
ſeine Befähigung in erſter Linie auf moderne Rollen. Seinem
Max fehlen die innere Freiheit, wie der äußere Glanz dieſer
Schillerſchen Geſtalt, und über dieſe Mängel, führt auch der
ſingende Ton der Stimme nicht hinweg. Der Aufbruch zum
Kampf wirkte opernhaft.
Theila, des jungen Piccolomini Geliebte, war für Ruth
Poelzig eine erſte größere, ernſte Rolle. Frl. Poelzig trägt
Künſtlerblut in ſich; der Vater iſt als Architekt, der Bruder
Jochem als liebenswürdiger, begabter Schauſpieler am Alten
Theater in Leipzig bekannt. Daß Ruth Poelzig nicht ohne
dra=
matiſche Begabung iſt, zeigten geſtern manche hübſchen Momente.
Ihre ſchauſpieleriſchen Mittel ſind noch ungelöſt, können ſich aber
bei ſorgfältiger und reger Pflege entwickeln. Die junge
Künſt=
lerin ſollte ſich tüchtig den Wind der Bühne in großen und
klei=
nen Rollen um die Ohren ſchlagen laſſen und dann friſch darauf
losſpielen
Von dieſem Suchen und Mühen der Jugend hebt ſich Anne
Kerſtens Verkörperung der Gräfin Terzky als die ſichere
Be=
herrſchung aller Mittel, vereinigt mit einem ſchönen, klangvollen
Organ und reifem Spiel, überlegen ab. Käthe Meißners
„Herzogin von Friedland” ſchien geſtern nicht aus der
Lebens=
fülle geboren, die ſonſt die Geſtalten der Künſtlerin auszeichnet.
Lotte Schramke war als „Fräulein Neubrunn” ſympathiſch
in ihrem diskreten Spiel.
Die Geſtalten der Generale waren geſtern ausgeglichener als
in der erſten Aufführung der „Piccolomini” Robert Klupp
hatte ſein ſalopp=forſches Auftreten als „Terzky” einer
gräfliche=
ren Haltung weichen laſſen. Rudolf Klix ſchälte aus „Jllo”
eine haltbare Charakteriſtik heraus. Hans Ausfelder
reprä=
fentierte in „Iſolani” mit Geſchick den wandelbaren Kroaten=
General, und Max Hochſtetter bemühte ſich mit manchen
guten Zügen, wenn auch ohne die letzte Ueberzeugungskraft, um
„Buttler”. Hans Baumeiſter in der Doppelrolle des „
Wran=
gel” und des ſchwediſchen Hauptmauns, Paul Maletzki als
Kommanbant von Eger und Hugo Keßler als „Seni” ſeien
„ch genanut.
Die Zuſchauer nahmen das ſchwierige Werk der Wallenſtein=
Inſzenierung mit dankbarer Anerkennung auf.
Rummer 355.
Im Anſchluß an die Weihe neuer Kirchenglocken in dem Berliner
Torort Buchholz, an der neben anderen Verbänden der örtliche
Krieger=
derein ſich beteiligte, wurde ein Trupp der Teilnehmer von einer Anzahl
jngendlicher Kommuniſten überfallen. E3 entſtand eine Schlägerei, bei
der zahlzeiche Perſonen verletzt wurden. Die Polizei nahm etwa 30
Perſonen feſt.
Gelegentlich der Freilaſſung Hitlers erfährt das Neue Wiener
Acht=
uhrblatt von maßgebender Seite: Die Behörden ſtehen auf dem
Stand=
punkt, daß Hitler, der nicht mehr öſterreichiſcher Staatsbürger iſt, ſich
politiſch hier nicht betätigen darf.
Die interalliierte Kommiſſion hat die bulgariſche Regierung von der
Entſchließung der Botſchafterkonferenz unterrichtet, daß die
Unterhal=
tungskoſten für die Kommiſſion vom 31. 1. 1925 an auf 12000 Pfund
Ster=
ling herabgeſetzt werden ſollen. Außerdem iſt die Kommiſſion beauftragt
worden, binnen Jahresfriſt, von dieſem Datum an gerechnet, die Frage zu
prüfen, wie dieſe Koſton noch weiter beſchränkt werden können.
Der ehemalige engliſche Botſchafter in Petersburg, George
Bucha=
nan, iſt geſtorben.
Wie der Intranſigeant aus Cherbourg meldet, iſt dort der Chef der
rumäniſchen Marine, Admiral Skodreo, eingetroffen, um gemäß dem
Abkommen der Kleinen Entente, in Frankreich den franzöſiſchen U=Boot=
und neuen Flughafen zu beſuchen.
Habas meldet aus Belgrad: Die Blätter veröffentlichen den Text
eines Abkommens, das in Moskau zwiſchen Vertretern der Dritten
Inter=
nationale und dem Führer der Republikaniſchen Kroatiſchen Partei,
Ra=
ditſch, unterzeichnet worden iſt.
Die Stabilität des ialieniſchen
Pertagung der Kammer bis zum 3. Januar.
Rom, 21. Dez. (Wolff.) Die Kammer hat mit 240 gegem
17 Stimmen da3 Bndget für die Finanzen angenommen und ſich
bis zum 3. Januar vertagt.
verhandlungen auch ſich ſelbſt die größtmöglichen Vorteile
ver=
ſchaffen werde. Die franzöſiſchen Unterhändler ſeien alſo
iſo=
liert und ungenügend bewaffnet auf eine wahre chineſiſche
Mauer geſtoßen, nämlich auf den übertriebenen Protektionismus
eines Deutſchland, das ſich ſage, um den Dawesplan
auszu=
führen, darf unſer Export nicht beſchränkt werden, und um
un=
ſere Währung ſtabil zu hakten, iſt es notwendig, daß unſer
Im=
port auf das genaueſte Mindeſtmaß beſchränkt wird. Das ſei
die Spekulation geweſen, die man vor ſechs Wochen bei Beginn
der Verhandlungen vorgefunden habe, und ſo liege ſie auch heute
noch. Man habe zwar ein bißchen, die chineſiſche Mauer ins
Wanken gebracht, aber ſie ſei noch hoch genug, damit kein
frau=
zöſiſches Produkt ſie mit Nutzen überſchreiten könne. Die, die
ſie verteidigten, hätten übrigens durch die letzten
Reichstags=
wahlen eine Verſtärkung erhalten. Auf die Frage des
Redak=
teurs des „Matin”, ob die Lage ſehr ernſt ſei, antwortete den
franzöſiſche Unterhändler: Keineswegs, denn es handelt ſich nur
darum, einige Stunden länger als bis zum 10. Januar
auszu=
halten. Werde doch Frankreich nach dem 10. Januar auch aus
der Meiſtbegünſtigung Vorteil ziehen können. Frankreich habe
ja dann auch Zeit, ſeinen Zolltarif zu vervollkommnen, und
zwar durch die Annahme des jetzt dem Parlament vorliegenden
neuen Tarifs. Im allgemeinen, ſo ſchloß der franzöſiſche
Unter=
händler, der als einer der beſtunterrichteten bezeichnet wird,
müſſe man bedenken, daß Deutſchland und Frankreich ein großes
Intereſſe an der Einigung hätten, wenn mian auch davon noch
weit entfernt ſei. Uebrigens dürſe man auch die Verbindun,
des Erzes mit der Kohle nicht vergefſen.
In der Kamer erklärte Finanzminiſter de Stefani bei des
Erläuterung des Budgets u. a. ſolgendes:
Der Geſundungsprozeß des Budgets kann ſchematiſch in
fol=
gende Daten zuſammengefaßt werden: Das Rechnungsjahn
1922/23 ſchloß mit einem Defizit von 3 Milliarden 29 Millioner=
Lire ab. Das Jahr 1923/24, das die fasciſtiſche Regierung irn
voller Tätigkeit zeigt, ſchloß mit einem ſolchen von 418
Millioner=
ab. Das bedeutet eine Verbeſſerung von 205 Millionen gegen.
über der von mir in meinem Bericht vom 13. Juli 1924
ſchätz=
ungsweiſe angegebenen Ziffer, und ſtellt Erſparniſſe von 46s
Millionen in den ordentlichen Ausgaben und von 55 Millionem
in den außerordentlichen Ausgaben dar. Das Rechnungsjahr
1924/25 entwickelte ſich folgendermaßen: 82 Millionen Defizit am
31. 7., 140 Millionen am 31. 8., 201 Millionen am 30. 9., 208 Mil.
lionen am 31. 10. und 196 Millionen am 30. 11. Vorausſichtlich
wird das Jahr mit einem Ueberſchuß abſchließen. Das Jahrr
1925/25 beginnt mit einem Ueberſchuß von 178 Millivnen, obgleich
man in der Veranſchlagung der Einkünfte mit der gewohnitem
Vorſicht vorging und die Ausgaben den verſchiedenen Bedürf
niſſen der Verwaltung mehr anpaßte. Dieſe Zahlen zeigen in
ihrer Geſamtheit eine gleichmäßig fortſchreitende Geſundun=g
und beweiſen ebenſo unleugbar, daß die Annahmen auch auf
dieſem Gebiet erfüllt wurden. Die Lage des Budgets geſtattete,
die innere Staatsſchuld im Rechnungsjahr 1923/24 um
1614000 000 Lire zu verringern, und erlaubte außerdem in des
erſten fünf Monaten des laufenden Rechnungsjahres eine
wei=
tere Verringerung der inneren Schulden um 958 Millionen
her=
beizuführen. Es iſt ferner daran zu erinnern, daß die
Be=
wegung der Staatstaſſe wieder normal iſt. Die Stabilität de=
Budgets ergibt ſich aus folgenden Daten: 1. Die nalürliche
Vex=
ringerung der vorläufigen Einnahmen aus dem Kriege
wurd=
durch die natürliche Entwicklung der ſtändigen Friedenseinnah
den ausgeglichen, die von 79,35 Prozent der geſamten
Einnal=
men von 1911/22 auf 26,89 Prozent im Jahre 1922/23 und auf
87,90 Prozent im Jahre 1923/24 ſtiegen. Die Einnahmen au
den ſtändigen direkten Steuern entwickelten ſich während der vier
Jahre von 1918/22, indem ſie ſich im Jahresdurchſchnitt um 20
Millionen und in den Jahren 1923/24 jährlich um 613 Millionen
erhöhten. Hinſichtlich der Ausgaben rechnet man nicht mit
Er=
höhungen, die zu der natürlichen Erhöhung der Einnahmen ir
Mißverhältnis ſtehen. Der Ueberſchuß der Einnahmen über d2‟
Ausgaben iſt beſtimmt: 1. Für die Veringerung der verzinslichen
und unverzinslichen inneren Schuld, 2. Herabſetzung der Anteil!
jeder Klaſſe von Steuern, ſoweit ſie den Verbrauch belaſten, 5
größere Anpaſſung der Aufwendungen an die Bedürfniſſe dei
Verwaltungszweige und der Staatseinnahmen an das wir
ſchaftliche und nationale Leben. Die Prüfung der
normale-
tatſächlichen Ausgahen, die ſorgfältig von den vorläufige
Kriegsausgaben geſondert ſind, beweiſt die Stabilität un)
Elaſtizität des italieniſchen Budgets. Dieſe Ausgaben ſind vo
16 017000 000 Lire im Jahre 1921/22 auf 15 953 000 000 im Jahm
1922/23, 15 206 000 000 im Jahre 1923/24 und auf 14 335 0000
Lire in den bis einſchließlich November berichtigten Voranſchläh
gen für das laufende Rechnungsjahr zurückgegangen. Dieſe
Stc=
bilität wird im übrigen ebenſo beſonders durch wirtſchaftlicher.
Verhältniſſe des Landes geſichert. Im weiteren Verlauf kam der
Finanzminiſter auf das Programm für die öffentlichen Arbeitem
zu ſprechen und wies dann auf die Vorteile der Abſchaffung de‟
Weinſteuer hin. Er erläuterte ferner die Verbeſſerungen in den
Finanzverhältniſſen der örtlichen Organe und fügte hinzu, dau
die Handelsbinlanz in den zehn Monaten dieſes Jahres ſich um
1 464 000 000 Lire gegenüber den erſten zehn Monaten des ver
gangenen Jahres gebeſſert habe. Die Ausfuhr überſteige una
2 732000 000 Lire die Ausfuhr von 1923. Die Einfuhr habe ſich
nur um 1268 000000 Lire erhöht. Während des Rechnungsjaß
res 19221/23 habe man Anleihen von Braſilien, Kanada, Schwu
den und Holland im Betrage von 100 920 500 Goldlire aufgenon.”
men. Die Kammer müſſe das Vorgehen der Regierung billigem.
welche die Linie ihres Verhaltens auf der Londoner Konferen
nicht dem Verteidigunsplan für die italieniſche Währung unten
geordnet habe. Vom 1. 1 bis 10. 12. habe die Vermehrung de=
Geldumlaufs für den Handel 10 560 000 000 Lire (Verringerum
für Rechnung des Staates von 508 300 000 Lire) betragen. wau
eine Geſamtvermehrung der Umlaufsmittel um 547 300 000 Lime
ausmache. Zum Schlu erklärte der Miniſter, es ſei vor
aller=
notwendig, ſeine Handlungsfreiheit zu bewahren.
Großes Haus. — Sonntag, den 21. Dezember.
Czar und Zimmermann.
Komiſche Oper von A. Lortzing.
Nach der theatraliſchen „Aida”, der pathetiſchen „Walküre”.
der kammermuſilartigen „Ariadne” wirkt ein Lortzingſches Eing
ſpiel mit ſeiner ſchlichten Mache, ſeinen ſentimentalen Liederr?
den drolligen Spießbürgergeſtalten, den volkstümlichen EnſemE
les, Chören und Tänzen wie das behagliche Ausruhen eines ver.
wöhnten Städters in dörflicher Landſchaft. Für dieſes imme-
noch gute Unterhaltungsſtück haben wir einen Stamm vorzugl
licher Künſtler, der heute durch wenige neue ergänzt wurde. De
beſte Stütze unſerer Spieloper iſt unſtreitig Heinrich
Kuhn=
dem in allen Lortzing=Opern die tragende typiſche Buffopartie
zu=
fällt. Heute war es die Originalfigur des van Bett, die er w—
immer mit unverſüſtlichem Humor, draſtiſcher Maske und undra
gleichlicher Kunſtvollendung in Mimik, Spiel und Geſang aus
ſtattete. Nächſt ihm ſind die derbkomiſche Zimmermeiſteri
Martha Liebels, das Geſandtenterzett der Herren Hölzlin.
Hoefflin und Hagner, der friſche Iwanow Eugen Vogt
als gute Leiſtungen bekannt. Allerdings ſcheint mir Herr Hoeſß
lin für ſeine Rolle nicht am Platz zu ſein. Neu war die luſticg
Bürgermeiſtersnichte Marie, die Paula Kapper mit flotte-
Erſcheinung, packendem Spiel und herzhafter Stimme verſar
Nur war mir dieſe feine Rolle etwas zu breit und beherrſchen
angelegt; das war nicht das naive, pikante Mädel, für das me
Sitta Müllers Perſönlichkeit beſſer geeignet ſcheinen will.
Auch Herr Barczinski eignet ſich wenig zum Czarem
Erſcheinung und Stimme reichten nicht aus; das Spiel war mai
Er brachte aber die meiſt geſtrichene Arie im 1. Akt zu
Gehor=
die hier wohl ſeit 50 Jahren nicht mehr geſungen wurde. Da=
Czarenlied mußte er wiederholen. Der bejubelte, von Lizzl.
Maudrick einſtudierte und geführte Holzſchuhtanz unſeres
Balletts wurde auch doppelt getanzt; im vorigen Jahre hatte e
mir beſſer gefallen. Die reizenden Enſembles wirkten klangſchon
die Chöre hörte ich ſchon beſſer.
Es war ſchade, daß auf die neue Infzenierung vom
Vol=
jahre im Kleinen Haus verzichtet werden mußte. Die im Großel
Hausp in dem das Werk gleichwohl beſſer aufgehoben iſt, ſiel
reichlich veraltet und verſtaubt aus. Die Spielleitung des Heirt
Wolfram konnte befriedigen. Herr Ephraim war der Open
ein flotter, zuweilen zu unruhiger Dirigent.
v. H.
Buchanzeigen.
Hanns Günther: Taten der Technik. Raſcher u. Cie., A.=G., Zürich—
Leipzig. Ofg.
H. Thurn: Der Rundfunk, Gerh. Stalling, Verlagsbuchhandlung. 11*
Mummer 355.
Monta., de.
Seite 3.
Aus der Landeshauptſtadt.
Darmſtedt, 22. Dezember.
Morgenfeier im Kleinen Haus.
Ueingeſie Toſenſioe beraſaleis Worftalfer
vermittelte. Bekanntes und Unbekanntes, aber alles wertvoll.
Bekannt in weiteren Kreiſen ſind wohl die Weihnachtslieder von
P. Cornelius, jene kleinen Tongedichte voll innigſter Tonpoeſie,
bekannt auch die Volkslieder von Brahms, welche erweiſen, wie
tindlich froh der grübelnd=ernſte Sinfoniker ſein konnte.
Unbe=
kannt ein Weihnachtslied von C. M. v. Weber, unbekannt
viel=
leicht auch das ſo ſchöne Weihnachtslied von Schumann und
un=
bekannt ſicher das tief ergreifende, Höhepunkt bildende Hugo
Wolfſche. „Schlafendes Jeſuskind‟. Dies Lied iſt ein
wunder=
volles Gebet von Anfang bis Ende; möge es nie populär werden!
In der Ausſtellung „Künſtlerhilfe”, die im Hofe des
Landes=
bildungsamtes geöffnet iſt, findet man Bilder des Darmſtädters
Thylmann; ſie atmen den gleichen Geiſt, die gleiche Frömmigkeit,
wie ſie aus dem zur Andacht zwingenden Wolfſchen Liede ſpricht.
Ein Lied nur, ein kleines, aber ein großes Kunſtwerk! —
Da=
zwiſchen waren noch etwelche außerordentlich anſprechende,
wei=
teſter Beachtung würdige Weihnachts=Volkslieder, geſammelt von
A. Mehnert, erſchienen im Wandervogelverein, Geſchäftsſtelle
Osnabrück. Auf ſie ſei nachdrücklichſt hingewieſen; ſie ſind eine
willkonimene Bereicherung der zahlreichen, nicht immer
gleich=
wertigen Weihnachtsvolksliederſammlungen. — Frl. Albrecht,
in kluger Weiſe die Auswahl der Geſänge treffend, war
tiefmuſi=
kaliſche, alle Lieder zu innerſter Wirkung geſtaltende Interpretin.
Was fein iſt und graziös, was lieb und innig, das iſt ihr Feld,
und da leiſtet ſie, geſtützt durch hohe Stimmkultur,
Hervorragen=
des. Sie fand dankbaren Beifall der recht zahlreich erſchienenen
Zuhörer. Kapellmeiſter Roſenſtockiſt der feinſte Klavierſpieler,
der gegenwärtig in Darmſtadt begleitet. Sein Spiel iſt Genuß,
ſeine Begleitung meiſterhaft.
O.
— Weihnachts=Morgenfeier der Volkshochſchule. Nur ſehr wenige
Zuhörer hatten ſich in der Aula der Baugewerkſchule eingefunden, ſo daß
der Beginn ſich verzögerte. Alle wurden aber reich entſchädigt, durch
das ſtimmungsholle Programm. Herr Franz Harres tuug zuerſt einen
Weihnachtsſpruch vor, den Ph. zu Eulenburg ſeiner Mutter widmete, dann
folgten Weihnachtsgeſänge: „Das neue Licht”. Wort und Weiſe von Ph. zu
Eulenburg. „Chriſtoph, Ruprecht, Nikolaus”, ein deutſcher Sang, Worte
von Otto Julus Bierbaum, Muſik von Siegmund von Hauſegger,
zu=
letzt „O Jeſulein ſüß” von Joh. Seb. Bach. Der Künſtler geſtaltete den
Vortrag der drei Lieder, am Flügel von Herrn W. Eſchborn
zurück=
haltend und verſtändnisvoll begleitet, durch ſeine innige und ſympathifche
Sangesweiſe zu einem inneren Erlebnis. Aus der dramatiſchen, vier
Abende füllenden Dicht ung „Jeſus” von K. Weiſer (1848 in Alsfeld
ge=
boren) laſen Maria Rückert, die Herren Harres. Bernd Beyer
und W. Eſchborn einige Szenen aus dem erſten Teil, Herodes der
Große, vor. Die Muſk hierzu ſchrieb W. Eſchborn, der die
entſprechen=
den Teile auch muſitaliſch illuſtrierte. Die Wiedergabe litt unter äußeren
ängeln, dem minimalen Beſuch, dem ſcharfen, hellen Vormittagslicht
und kalt harten Saal, auch wurden ſämtliche Regiebemerkungen
mitge=
leſen. So konnte die Verleſung der Bruchſtücke denjenigen, die das Werk
noch nicht kannten nur eine ſchwache Vorſtellung von der eigenartigen
Wuchk der dramatiſchen Dicktung geben. Den Vortragenden, die ſich der
Schöuheiten der Dichtung liebevoll anuahmen, dantte ergriffenes
Schwei=
gen. Herr Dr. Corwegh wünſcte im Namen der Volkshochſchule ein
frohes Weihnacktsfeſt und glückliches neues Jahr.
— Weihnachisfeier in ber Bellonſchuke. Seit einigen Jahren hat
ſich in vielen Scallen die Sitte eingebürgert, im engeren Kreis der ein=
Mien Kekauffenr in anchaährile Dehaeliſeier unfer den Grnien
halten muß, für dieſe Feier in der Schule beſondere Vorbereitungen
ge=
troffen. Die Schüler hatten Herrn Dr. Weigand, ihren Klaſſenlehrer,
den Aunſch ausgeſprochen, daß zu dieſer Fejer, die Eltern und
Ge=
ſchwiſter eingeladen würden. Dieſe waren auch vollzählig erſchienen
und ſo geſtalicte ſich dieſe Feier zu einem wirklichen Elternabend. Nach
herzlicher Begrüßung durch den Klaſſenlehrer, welcher allen
Mitwirten=
den den wohluerdienten Dnnk ausſprach, wurden zunächt einige zur
Feier paſſende Gedichte und Geſänge vorgetragen. Auch der Nikolaus
fehlte nicht, der den anweſenden Kleinen eine Freude bereitete. In der
Zwiſchenpaufe erhielten die Schüler welche bei den
Neichsjugendwett=
kämpfen die beſten Leiſtungen erzielt hatten, als Weihnachtsgeſchenk ihre
Ehrenurkunde. Den Glanzpunkt des Abends bildete die Aufführung:
„Die Teufelsklaue‟. Der Verfaſſer dieſes Stückes iſt Herr Luckow, der
den Gedanken, heimatliche Sagen dramatiſch zu bearbeiten, vorzüglich
durchgeführt hat. Der Erfolg war um ſo größer, als unſere Ballon=
Heiner ihre einzelnen Rollen ſowohl in bezug auf. Spiel als auch im
Ausdruck meiſterhaft darſtellten. Die Bühneneinrichtung war von Herrn
Direktor Haſſinger der Schule zur Verfügung geſtellt worden.
Hoffent=
lich wird diefes Stück demnächſt einmal einem größeren Kreis vorgeführt.
Heſſiſches Landesthegter. Im Kleinen Haus laufen heute um 6 Uhr
die Scherenſchnittfilme „Kalif Storh” und „Dornröschen” und
die Wilhelm=Buſch=Filme „Max und Moritz” und „Hans
Hucke=
bein”, um 8 Uhr der Film „Mit dem Zeppelin über den
Atlantik” zum letzten Male. Das G=oße Haus bleibt probenhalber
geſchloſſen. Das Schauſpiel gaſtierte geſtern und heute in Worms mit
der Wallenſtein=Trilogie.
Der Vorverkauf zu den Weihnachtsvorſtellungen des Landestheaters
beginnt heute Montag an den Tageskaſſen. Im Großen Haus gaſtiert
am 1. Feiertag Karl Jörn als Walter Stolzing in Richard Wagners
„Meiſterſinger von Nürnberg‟. Da die Vorſtellung einer
kleinen Miete (G) zufällt, ſteht eine ausreichende Anzahl guter Plätze
aller Preislagen (2—20 Mk.) zum Verkauf. Am 2. Feiertag wird
nach=
mittags 2 Uhr das „Chuiſtſternlein”, um 6½ Uhr für die Miete 4
„Wallenſteins Tod” wiederholt. Im Kleinen Haus am 1.
Feier=
tag, 7 Uh: „Ein Glas Waſſer”, am 2. Feiertag, 7 Uhr, „Die
neugierigen Frauen”. =An beiden Tagen außerdem um 10 Uhr
eine Nachtvorſtellung des Deutſch=Ruſſiſchen
Thea=
ters „Der Blaue Vogel”, das von ſeinem letzten Gaſtſpiel in
beſter Erinnerung ſteht und ein gänzlich neues Prograumm mitbringt.
Die Reichsbankſtelle bleibt, wie aus einer Vekanntmachung in
de=
heutigen Nummer erſichtlich iſt, am Mittwoch, den 24. Dezember,
von 12 Uhr mittags ab für den Verkehr mit dem Publikum geſchloſſen.
Gedruckte Weihnachts= und Neujahrskarten. Zu= Vermeidung von
Beiterungen und Unzuträglichkeiten wird darauf hingewieſen, daß
ge=
druckte Weihnachts= und Neujahrskarten, denn ſie für die Gebühr von
3 Pfg. befördert werden ſollen, außer den ſogenannten Abſenderangaben
(Abſendungstag, N. me, Firma, Stand und Wohnort nebſt Wohnung des
Abſenders, ſeine Fernſprechnummer, die Telegrammanſchrift und
Tele=
d Bankkonto und ſonſtige ge=
Gaide eie ie elen de e Gehenſtei e eite er
Abſenderangaben noch, weitere Zuſätze bis zu fünf Worten enthaltein,
ikoſten, wenn ſie im Briefumſchlag verſandt werden, ſowohl im
Orts=
ols auch im Fernverkehr 5 Pfennig, werden ſie in Kartenform vei=
Kandt, ſo unterliegen jie im Ortsbereich einer Gebühr von 3 Pfg., im
„Fernverkehr emer Gebühr von 5 Pfg. Unzureichend freigemachte
Sen=
idungen werden mit Nachgebühr belaſtet. Es kann daher den Verſendern
rur dringend geraten werden, die Beſtimmungen zu beachten.
— Turngeſellſchaft „1875‟ Darmſtadt. Wie alljährlich, ſo wird auch
dieſes Jahr wiederum die Weihnachtsfeier der Turngeſellſchaft ihre
An=
giehungskraft unter der hieſigen Bevölkerung ausüben. War doch ſtets
der Vergnügungsausſchuß des Vereins bemüht, gerade zu Weihnachten
retwas ganz befonderes zu bieten, ſo dürfte dieſes Jahr demſelhen es
Selungen ſein, ein ganz beſonders reichhaltiges und abwechflungsreiches
Programm zuſammengeſtellt zu haben. Wie in üblicher Weiſe findet
Sie Weihnachtsfeier am zweiten Weihnachtsfeiertage im Turnhauſe,
Die=
burgerſtraße Nr. 26, ſtatt. Näheres in der folgenden Anzeige.)
Darmſtädter Wochenmarktpreife am 20. Dezember 1924. Preiſe
Iro Pfund bezw. Stück in Pfg. Kartoffeln und Gemüſe:
Sheiſekartoffeln 4,5—5; Blumenkohl 70—100; Winterkohl 8—10; Roſen=
Kohl 40—45; Wirſing 6; Weißkraut 4—6; Nottraut 12; Spinat 30: To=
Imaten 100; Zwiebeln 15: Gelbe Rüben 5; Knoblauch 120; Rote Rüben
—03 Weiße Rüben 6; Schwarzwurzeln 40; Feldſalat 60; Endibien 8—10;
MMeerrettich 50—70; Sellerie 10—50; Kaſtanien 30. — Obſt: Eßäpfel
—2—30; Fall= und Kochäpfi! 6—12; Eßbirnen 8—15; Kochbirnen 8—10z
Müſſe 40; Apeflſinen 8—12; Zitronen 8—10. — Bpot 4 Pfd.: 7a
FFleiſch: Schweinfleiſch 120; Kalbfleiſch 100; Rindfleiſch 70—90;
Ham=
melfleiſch 80; Hackfleiſch 80—80; Hausmacher Wurſt 80—120; Fiſche 30
0—45: Limburgerkäſe 120.
Die Siellung der crifl. Px3eitesfchaft
zu Staat, Wirtſchaft und Aiebeit.
Man ſchreibt uns: Der Chriſtliche Metallarbeiterverband, IV.
Be=
zirk, hatte in den letzten Tagen ſeinen Verbandsredakteur, Herrn Georg
Wieber, in Verſammlungen zu ſeinen Mitgliedern über das Thema:
„Die Stellung der Chriſtlichen Arbeiterſchaft zu Staat, Wirtſchaft und
Arbeit” ſprechen laſſen, woraus wir die Hauptpunkte hier wiedergeben:
Zunächſt, was bedeutet für die chriſtliche Arbeiterſchaft der Staat. Louis Merck, in Firma E. Merck, Darmſtadt.
Bei dieſer Frageſtellung ziehen wir ſchon die ſcharfe Trennungslinie
zwiſchen der chriſtlichen Auffaſſung zum Staat und der ſozialiſtiſch=
kapi=
taliſtiſchen. Das geiſtige Prinziv unſerer Gedankenwelt ſieht im Ur= den Vericht über die Wirtſchaftsverhältniſſe im Quient,
ſprung und Wirken des Staates ganz etwas anderes, als die
ſoziali=
ſtiſche oder liberaliſtiſche Anſchauung es tut. Für uns, als chriſtliche
Ar=
ſoche liegt alſo nicht in der Zufälligkeit einer Menſchenverbindung,
ſon=
dern in der Idee einer höchſten Sittlichkeit. Die freie Tätigkeit des
Men=
ſchen rcaliſiert ihn und bringt erſt da eine ſtaatliche Einheit zuwege,
wo eine dauernde Intereſſengemeinſchaft beſteht, welche ſich in allen
den Wirkungen betätigt, welche durch die letztere gefordert werden, in
Wirtſchaft, Ordnung, Rechtſprechung uſw. Daher iſt der Staat an ſich
etivas Gutes und Wertvolles, und kein Notbehelf, kein notwendiges Uebel,
vder gar nur der Nachtwächter. Zwar können durch die Handlungsweiſe
der Menſchen die Wirkungen des Staatsorganismus genau die
entgegen=
geſetzten ſein, welche ſie ihrer Idee nach ſein ſollten, aber das liegt dann
nicht am Weſei des Staates, als vielmehr an der Handlung der Staats= Anſichten der Handelskammer entſpricht. Gefordert wird in dieſer
Eut=
maſchinerie. Das Ziel an dem auch die chriſtliche Arbeiterſchaft
mit=
arbeiten muß, iſt, für den Staat ſtarke ſittliche
Perſönlich=
keiten zu ſchaffen, die ſich ihrem Pflichtgefühl und ihrer
Verantwor=
tung gegenüber dem Staatsganzen bewußt ſind.
Die chriſtliche Arbeiterſchaft bekennt ſich daher aus ihrer
Grundſtel=
lung heraus zum Prinzip der Solidarität aller Stände
und lehnt den Klaſſenkampf und den Klaſſenhaß grundſätzlich ab. Die
Solidarität aller Stände kann aber nur aufgefaßt werden unter dem
Geſichtswinkel der Wahrung der berechtigten Intereſſen eines Standes.
Jeder Stand ſoll ſeine höchſte Vollendung finden in der
Volksge=
ſamtheit, und deshalb hat er ſein Intereſſe ſtets den Intereſſen und
Lebensfragen eines Volkes unterzuordnen. Ja, es kann Zeiten,
Notzeiten eines Volkes geben, wo die Erhaltung der Exiſtenz des
Ge=
ſamtvoltes die Einzelintereſſen und auch die Einzelrechte eines jeden
Standes aufheben kann. Denn das iſt Lebensgeſetz des Volkes, daß ſeine
Glieder ſich in höchſter Not opfern müſſen, um den Stamm zu erhalten.
Dabei dürfen wir uns aber nicht der ſozialdemokratiſchen Meinung
hin=
geben, als ob das Volk nur die unteren Schichten ſeien. Volk ſind alle
und jeder im Rahmen unſerer Nation, für deren Exiſtenz jeder zu
opfern bereit ſein muß. Der Ruf nach Gerechtigkeit ergeht ſtets an zwei:
an die anderen, die außer uns da ſind, aber auch an uns ſelbſt. Der
chriſtliche Gewerkſchaftsgedanke iſt fundiert auf dem Boden der
berech=
tigten Intereſſen eines jeden Standes, die ſich aber alle dem Wohl des
Geſamtvolkes unterzuordnen haben. Monopolintereſſen oder
Preisfeſt=
ſetzungen einer Wirtſchaftsgruppe dürfen nur ſo lange frei wirken, als
ihre Rechte dem Geſamtvolk nicht Abbruch tun; tun ſie es, dann iſt
Staatspflicht, ſie einzudämmen. Es gibt auch anderſeits kein
unbe=
ſchränktes Streitrecht. Bedroht ein Streit Lebensintereſſen des Volkes,
dann iſt er verwerflich. Wir lehnen es ab, im Gegenſatz zu anderen, mit
dem unbeſchränkten Streitkreilſt zu liebäugeln. Die chriſtliche
Arbeiter=
bewegung iſt national, weil ſie Heimat Volk und Vaterland liebt, ſein
Leben fördert und ſeine berechtigten Ziele erreichen helfen will. Wir
lehnen auch jede gewaltſame Umſturzbewegung ab, denn jede Revolution
wird ausgetragen auf dem Rücken und auf Koſten der unteven
Schich=
ten. Aber die Treiber jeder Revolution verſtehen es geſchickt, den Maſſen
Sand in die Augen zu ſtreuen, welcher die wahren Ziele verdecken
hel=
fen ſoll.
Beſonders ausſchlaggebend für unſer tägliches Leben iſt die
Grund=
einſtellung, die wir zu Wirtſchaft und Arbeit haben, und die
Beeinfluſſung, dieſer Kräfte in unſerem Sinne. Für uns bedeutet
Wirt=
ſchaft mehr als bloßes Gewinnſtreben oder ein Mechanismus, ſie iſt uns
etwas anderes als ein Mittel der Ausbeutung. Wirtſchaft, nach unſerer
chriſtlichen Grundauffaſſung, iſt die Unterlage des einzelmenſchlichen
Le=
bens, der geſellſchaftlichen Wohlfahrt und der Kultur. Daher iſt auch
das Nur=Produktionsideal falſch. Die Wirtſchaft iſt nicht Selbſtzweck, ſie
unterliegt höheren ſittlichen Geſetzen, ebenſo wie ein Volk oder der
ein=
zelne Menſch. Sie iſt um des Volkes halber, zur Hebung und Erhaltung
desſelben da. Die Volkswerte dürfen daher nicht unter den
Wirtſchafts=
werten ſtehen. Das hieße, das Lehende den Toten, den Geiſt einer
Ma=
terie unterordnen. Unſere chriſtliche Auffaſſung iſt nicht an ein
beſtimm=
tes Wirtfchaftsſyſtem gebunden, ſondern ſie läßt ſehr viele Formen in
der Wirtſchaft zu. Wir müſſen aber bei jeder Wirtſchaftsform
unter=
ſcheiden zwiſchen Form und Geiſt. Nicht die Form macht eine Wir’ ſchaft
gut oder ſchlecht ſondern der Geiſt, in dem ſie geführt wird. Unſere
chriſtliche Auffaſſung iſt dem Geiſt der kapitaliſtiſchen Wirtſchaft
entge=
gengeſetzt. Aber nicht der Form, nicht der Technik, nicht dem Kapital an
ſich. Im Gegenteil, Form und Technik müſſen vervollkommnet, müſſen
gebeſſert werden. Wir ſtehen in der großkavitaliſtiſchen Wirtſchaft.
Be=
ſeitigen können wir ſie nicht, ſie iſt nicht auf Befehl en=ſtanden und ſie
wird nicht auf Wunſch verſchwinden, ſondern ſie iſt ein Produkt einer
langen Entwicklung, ſie ſteht auf den Schultern der Wirtſchaftsſyſteme,
die ihr vorausgingen.
Die chriſtlich=gewerkſchaftliche Zielſetzung, die über eine nur
klaſſen=
mäßige Lohnintereſſenpolitit hinausgreift, ſteht der ſozialiſtiſchen
Auffaſ=
ſung, die ſelbſt ein Legian vertrat: Steigerung des Lohnes durch
Zurück=
haltung der Arbeitskraft, ſcharf gegenüber. Der chriſtliche
Gewertſchafts=
kongreß in Eſſen ſtellte die Forderung auf, daß die Arbeiter, und darüber
hinaus die Gewerkſchaft zum Mitträger der Produktion gemacht werden,
das iſt ein Wirtſchaftsſignal größten Zukunftsausmaßes
In der ſtädtiſchen Leſehalle aufliegende Zeitungen:
Aufwärts, Darmſtädter Tagblatt, Darmſtädter Zeitung. Die Rote
Fahne, Frankfurter Nachrichten, Frankfurter Zeitung, Hamburger
Frem=
denblatt, Heſſiſche Landeszeitung, Heſſiſcher Volksfreund, Heſſiſche
Demo=
kratiſche Wochenſchrift, Leipziger Neueſte Nachrichten, Leipziger
Volks=
zeitung, Mainzer Anzeiger, Mainzer Journal, Offenbacher Abendblatt,
Rhein=Mainiſche Volkszeitung, Das Vaterland, Vorwärts, Wochenblatt
Langner, Wormſer Voltszeitung, Die Zeit, Deutſche Zeitung.
In der Leſehalle liegen folgende Zeitſchriften aus:
Anzeiger für Berg=, Hütten= u. Maſchinenweſen, Bankbeamtenzeitung,
Bodenreform, Evangeliſcher Bund, Bundeszeitung, Das Deutſche Buch,
Heſſiſcher Bundesbote, Die Burg, Burſchenſchaftliche Blätter, Mutiges
Chriſtentum, Daheim, Darmſtädter Blätter für Theater und Kunſt
(Forum). Der Darmſtädter Heiner, Das Evangeliſche Deutſ hland,
Deutſchlends Erneuerung, Unter der Dorflinde, „Echo” der Liedertafel,
Sozialiſtiſcher Erzieher, Frauenwelt, Gas= und Waſſerfach,
Gewerk=
ſchaftsbund der Angeſtellten, Geiſtes=Kultur, Die Geſellſchaft, Die
Ge=
meinde, Geſchäftsſtenograph, Der Globu=, Gewerkſchaftszeitung, Grüne
Blätter, Das deutſche humaniſtiſche Gymnaſium, Heſſenſpiegel, Der
He=
rold der Chriſtian Science, Hellweg, Wochenſchrift für deutſche Kunſt,
Die Hilfe, Hochland, J. A. O. Nachrichten (Organ d. Ingenieur=Bundes),
Jugend, Deutſche Jugend, Junge Menſchen, Junge Gemeinds, Heſſiſcher
Kamerad, Deutſche Kunſt= und Dekoration, Kunſtwart, Kosmos,
Klad=
deradatſch, Lachen links, Heſſiſcher Landtag, Landesſtatiſtik. Die
Litera=
tur, Die ſchöne Literatur, Martinusblatt, Techniſche Mitteilungen für
Malerei, Mitteilungen aus den Leonarwerken, Mitteilungen des Ski=
Klubs Schwarzwald, Mitteilungen für die Freunde des Quäkertums,
Sozialiſtiſche Monatshefte, Allgemeine Muſikzeitung. Das Neuwerk,
Oberſchleſien. Der Pieperbote, Proteſtantenwochenblatt. Der Radio=
Amateur, Deutſche Rundſchau, Konſumgenoſſenſchaftliche Rundſchau,
Die Scheibe, Heſſiſcher Schulbote, Heſſiſches Evangeliſches
Sonntags=
blatt, Sportverein Darmſtadt, Spur ins deutſche Jugendland, Süddtſch.
Konſervat. Korreſpondenz, Die Tat, Deutſche Techniker=Zeitung, Allg.
Tierſchutz=Zeitſchrift, Das dramatiſche Theater, Der Türmer, Die
Um=
ſchau, Volk und Scholle, Volkshochſchtle (Arbeitsplan), Der Wanderer,
Auf der Wacht, Vegetariſche Warte, Wartburg=Anzeiger, Werkmeiſter=
Zeitung, Die Deutſche Welt, Weſtermanns Monatshefte, Deutſcher Wille,
Heſſ. Demokr. Wochenſchrift, Das goldene Zeitalter, Elektrotechn.
Zeit=
ſchrift, Zeitſchrift des Reichsbunds höherer Beamten, Heſſiſche
Landwirt=
ſchaftliche Zeitſchrift, Siemens=Zeitſchrift, Zeitſchrift des Deutſchen
Sprachvereins, C. V. Zeitung, Der Zwieſpruch.
— Orpheum. Von heute Montag bis einſchließlich 24.
De=
zeuber (Chriſtabend) geſchloſſen. — Für die Weihnachtsfeiertage
und die Zeit „zwiſchen den Jahren” erſcheint ein neuer,
viel=
ſeitiger Varieté=Spielplan.
— Aukauf der exotiſchen Beſtände der Tierfarm Elſenhöhe=Marburg
durch den Frankfurter Zoo. Nach Auflöſung der exctiſchen Abteilung der
Marburger Tierfarm gingen deren Tierbeſtände in den Beſitz des
Frank=
furter Zoologiſchen Gartens über. Außer einer greßen Sammlung
exo=
tiſcher Klein=, ſowie diterſer Schwimm= und Stelzvögel wurde die
Lamaherde dieſer Anſtalt erworben. Darunter befinden ſich zwei
impor=
tierte Stuten, die muntere Fohlen führen.
Sitzutg der Handelskammer Darmſtadt
vom 18. Dezember 1224.
Als Ergebnis der Ende November d. J. ſtattgehabten
Ergäu=
züngs=und Néuwahlen zur Handelskammeu wurde
feſtgeſtellt, daß die ſämtlichen Handelskammermitglieder, welche in de
Kreiſen Bensheim, Darmſtadt und Groß= Gerau zur Ergänzungswchl
ſtanden, wiedergewählt worden ſind. Neu gewählt wurde Herr Fabrikant.
Herr Direktor Friedrich May erſtattete der Handelskammer im
An=
ſchluß an ſeine vor einiger Zeit ſtattgehabte Orientreiſe einen
eingehen=
wobei die politiſchen und wirtſchaftlichen Verhältniſſe in Aegypten, in
Paläſtina, der Türkei und Rumänien eingehend beleuchtet wurden. Mit
beiterbewegung, iſt der Staat in der ſittlichen Ordnung begründet, und Ausnahme des letzteren Landes, das zurzeit unter einer ſchiveren
Wirt=
ſomit geht ſein Zweck auf göttliche Anordnung zurück. Seine letzte Ur= ſchaftskriſe leidet, kann in den übrigen Ländern eine rege wirtſchaftliche
Tätigkeit verzeichnet werden. Sie dürften für den deutſchen Export in
zunehmendem Maße in Betracht kommen, wenn auch nicht verkannt
werden darf, daß das Geſchäft dorthin gewiſſe Schwierigkeiten bietet,
vor allen Dingen eine genaue Kenntnis der dortigen wirtſchaftlichen
Verhältniſſe erfordert.
Im Anſchluß an die bereits ſtattgehabten Beratungen über die
Finau=
zierung des Wohnungsbaues wurde feſtgeſtellt, daß der Entwurf einen
vom ſozialpolitiſchen Ausſchuß des Deutſchen Induſtrie= und Handelstags
gefaßten Entſchließung über Wohnungsbewirtſchaftung den
ſchließung eine baldige Aufhebung der Wohnungszipangswirtſchaft,
zu=
nächſt Steigerung der Mieten auf Friedenshöhe und Beſeitigung der
Hausziusſteuer, deren Geſamtertrag bis zur Beſeitigung unter allen
Umſtänden der Neubgutätigkeit zugeführt werden muß.
Aus dem Bericht über eine Hauptausſchuß=Sitzung des
Deutſchen Induſtrie= und Handelstags in Berlin am
10. Dezember d. J., auf welcher die Handelskammer vertreten war, iſt
folgendes hervorzuheben: Zu dem Waſhingtoner Abkommen
wurde Stelluug genommen. Da die anderen Staaten dieſes nur zum
Teil angenommen bzu, ſeine Annahme überhaupt abgelehnt haben, konnte
der deutſchen Regierung mit Rückſicht auf die Wettbewerbsfähigkeit
unſerer Volkswirtſchaft auf dem Weltmartt nur das gleiche empfohlen
werden. Ueber den Stand der gegenwärtigen
Handelsvertragsverhand=
lungen wurde Bericht erſtattet. Eingehend hat ſich der Ausfchuß mit
der Frage der Konjunkturforſchung und
Konjunktur=
ſtatiſtik befaßt. Deren Ausbqu zeigte ſich auch für unſere deutſche
Volkswirtſchaft als außerordentlich wichtig, kann man doch durch ſie,
ähnlich wie in der Wetterkunde, wirtſchaftliche Hochs und Tiefs relativ
ſicher vorausſehen, wodurch entſprechende Vorſichtsmaßnahmen
ermög=
licht werden. In den Vereinigten Staaten von Nordamerika ſoll man
mit ihr bereits günſtige Erfahrungen gemacht haben. Seitens der
deut=
ſchen Handelskammern wurde für den Ausbau dieſer Statiſtik ein größerer
Betrag genehmigt. — Für die Vereidigung von
Bücherrevi=
ſoren, welche gegenwärtig bereits in einzelnen Bezirken durch
ein=
heitliche Vorſchriften geregelt iſt, ſollen für ſämtliche Handelskammern
maßgebende Beſtimmungen erlaſſen werden. Die Notwendigkeit einer
baldigen Steuerreform wurde eingehend erörtert. Die
ſteuer=
liche Belaſtung des Jahres 1924, vor allen Dingen das Ungerechte der
Verteilung der Steuern, was in dem auf dem Umſatz aufbauenden Syſtem
begründet iſt, hat gezeigt, daß zur Beſſerung eine geſamte Reform
unſe=
res Steuerweſens notwendig iſt. Die bis jetzt von dem Heren
Reichs=
präſidenten vorgenommenen Steuermilderungen ſind durchaus
unzu=
reichend. Milderungen allein können eine Beſſerung nicht bewirken.
Geändert muß vielmehr das Syſtem werden. Vor allen Dingen iſt die
Einkommen= und Körxerſchaftsſteuer wieder auf den tatſächlichen Ertrag
der einzelnen Unternehmungen abzuſtellen. Sie muß unbedingt für 1924
endgültig veranlagt werden. Vorauszahlungen für 1925 ſind vorläufig
auf dieſe Schlußveranlagung aufzubauen. Unhaltbar iſt es, daß in
Zu=
kunft Zahlungen auf dieſe Steuern von Firmen auch dann verlangt
wer=
den, wenn ſie nachweislich ohne Gewinn oder gar mit Verluſt arbeiten.
Die Umſatzſteuer muß noch viel mehr ermäßigt werden, damit ihre
un=
heilvollen Wirkungen einesteils auf den Reallohn und andernteils auf
den Export beſeitigt werden. Die fogen, Luxusſteuer, in Wirklichkeit
eine Sonderſteuer für Qualitätsarbeit, hat keine Berechtigung. Die
Gewverbeſteuern ſind ebenfalls wieder als Realſteuern auf eine gerechte
Grundlage zu ſtellen. Die entſprechenden Beſtrebungen der zuſtändigen
Miniſterien ſind erfreulich. Von den bei der Veranlagung notwendigen
Reichsbehörden iſt zu rerlangen, daß ſie ihren Verpflichtungen aus 819
R. A.O. gerecht werden. Jedenfalls darf an einem Mangel dieſer
Mit=
arbeit eine endgültige Veranlagung der Gewerbeſteuern nicht ſcheitern.
Geeignete Vorſchläge, die Veranlagung der beiden Jahre 1924/25 in einer
Veraulagung zwecks Erſparnis von Veranlagungsarbeiten zu vereinigen,
ſind von uns bereits wiederholt gemacht worden. Insgeſamt iſt eine
Vereinfachung der Steuergeſetzgebung anzuſtreben. Sonderſteuern für
einzelne Geſverbe, wie Beherbergungs= und Getränkeſteuer und ähnliches,
die bezüglich ihrer Erhebungskoſten in keinem ausreichenden Verhältnis
zu ihrem Ertrag ſtehen, ſind baldigſt abzubauen. Den zuſtändigen
Stellen wird die Stellungnahme der Kammer zur Frgge der
Steuer=
reform unterbreitet werden.
In gemeinſamer Erörterung der Heſſiſchen Handelskammein wurde
der Anſchluß derſelben an die Nachrichtenſtelle in
Frank=
furt a. M. beſchloſſen.
In einer Sitzung der Handalskammerkommiſſion für Geſetzgebung,
Steuer= und Zollweſen wurde noch zu einzelnen Punkten bezüglich
Reform des Heſſiſchen Handelskammergeſetzgs
Stel=
lung genommen. Außerdem ſprach man ſich gegen die beautragte
Streichung von Eiſen von der Umſatzſteuerfreiliſte
J. W. 1b aus. — Laut 8 4 des Geſetzes zur Aufbringung der
Ju=
duſtriebelaſtung erfolgt die Umlegung der aufzubringenden
Beträge auf Grund des zur Vermögensſteuer veranlagten
Betriebsver=
mögens. Die auf die einzelnen Unternehmer entfallenden Jahresbeträge
können lediglich nach Maßgabe der Veranlagung zu ſpäteren
Vermögens=
ſteuern geändert werden. Der Reichsfinanzminiſter hat ſich in einem
Erlaß vom 4. November d. J. die Entſcheidung darüber vorbehalten,
ob er die erſtmalige Umlegung nach der Vermögensſteuerveranlagung
1924 oder die von 1925 durchführen wird. Mit Rückſicht darauf, daß die
Vermögensſteuerveranlagung 1924 außerordentliche Ungleichheiten
ent=
hält, weil ſie in der Uebergangszeit aus der Inflation in die ſtabile
Währung abgegeben werden mußte, hat ſich die Geſetzgebungskommiſſion
nach eingehender Prüfung dafür ausgeſprochen, es möchte der erſtmaligen
Umlegung eine neue Vermögensſteuerveranlagung 1925 zugrunde gelegt
werden. — Das Landesfinanzamt hatte mitgeteilt, daß neben der 25 Ermäßigung der Vorauszahlung auf
die Einkommen= und Körperſchaftsſteuer, wie ſie nach
der Verordnung des Reichspräſidenten vom 10. Norember d. J.
dem=
nächſt eintritt, noch weitere Steuermilderungen geblant ſeien, vor allen
Dingen gedenke man, weil das ſeithertge, auf den Umſatz aufbauende
Vorauszahlungsſyſtem weiterhin beibehalten werden ſollte, die in dieſem
Syſtem beruhenden Härten auszugleichen. Hierzu ſei evtl. eine
allge=
meine Ermäßigung oder Erhöhung der einzelnen Vorauszahluugsſätze
notwendig; es kämen auch weitere Abzugsmöglichkeiten neben den ſeither
allein abzugsfähigen Löhnen und Gehältern, Erhöhungen der
Pauſch=
ſätze hierfür, Erweiterung der Möglichkeit, einen Steuerſatz von:
Veu=
mögen zu zahlen v. A., in Betracht. Die Kommiſſion hat beſchloſſen,
von der Vertretung einzelner Wünſche in dieſem Zuſammenhange
Ab=
ſtand zu nehmen; dies ſei Sache der einzelnen Fachverbände. Die
Hau=
delskammer hat das Landesfinanzamt energiſch darauf aufmerkſam
gemacht, daß die Kreiſe von Handel und Induſtrie unbedingt eine
end=
gültige Veraulagung der Einkommen= und Körperſchaftsſteuer 1924
der=
langen; das ſeitherige rohe Vorauszahlungsſyſtem müſſe ſobald wie
mög=
lich beſeitigt werden. Vorauszahlungen 1925 ſeien auf der
Ertragsver=
anlagung 1924 aufzubauen.
In einer Sitzung der Gleisanſchlußbeſitzer wurde eine einheit
liche Verrechnung der ſtädtiſchon
Gleisanlſchkuß=
gebühren für die ſämtlichen Gleisſtränge abgelehnt. Die
Beibehal=
tung des ſeitherigen getrennten Verrechnungsverfahreus iſt als das
gerechteſte anzuſehen. — Die Handelskammer war an einer Sitzung im
Darmſtädter Rathaus wegen Gründung einer Heſſiſchen
Flugbetriebsgeſellſchaft beteiligt. Näheres hierübe= iſt
bereits in den Tageszeitungen berichtet. Im allgemeinen Intereſfe
Darmſtadts ſteht die Kammer dieſen Beſtrebungen ſympathiſch gegenüber.
Weiter hat die Handelskammer an einer Sitzung in Mannheim
be=
züglich Behandlung der Eiſenfrage bei den Handels
vertragsverhandlungen teilgenommen.
Bei der Oberpoſtdirektion Darmſtadt iſt die Handelskammer, einem
Wunſche der Firmen im Gernsheimer Bezirk entſprechend wegen einer
direkten Telephonverbindung Gernsheim-Frankfurt
a. Main vorſtellig geworden. Die wirtſchaftliche Entwicklung des Hafens
Gernsheim und ſeiner Umgebung, ſowie die Mißſtände, die ſich ſeither
bei der Herſtellung der Verbindung über Darmſtadt ergeben haben, laſſen
dieſen Wunſch gerechtferiigt erſcheinen.
Der Anſchluß des Zollamtes Pfungſtadt an das
Telephonnetz wurde von uns beim Landesfinanzamt verlangt. Der
Verkehr der Pfungſtädter Firmen mit dem dortigen Zollamt würde
hier=
durch weſentlich erleichtert werden.
Ueber die Dienſtſtunden der Frachtgüterſtelle in Auer
bach iſt Klage geführt worden, vor allen Dingen, daß dieſe die
Au=
nahmeſtelle der Frachtgüter in der Mittagzzeit von 11 bis 2 Uhr geſchlof
ſen hat. Es wurde gewünſcht, die Güterſtelle möge wenigſtens bis 12
Uhr vormittags offen gehalten werden, einte Mittagspauſe von 12
3 Uhr ſei normaler Weiſe zusreichend.
Seite 4.
Moutag, Ten 22. Zimker 1924.
Rummer 355
Zur Aufwertung.
Die Rechtſprechung des Reichsgerichts und die Präſidialderordnung.
Der Verfaſſer des Artikels „Zur Aufwertung” in Nr. 346 des
Darmſtädter Tagblatt” vom 13. Dezember 1924 weiſt mit Recht darauf
hi, daß das Hereinplatzen der Präſidialverordnung in all die bereits
entſtandenen Wirrniſſe der Aufwertungsfragen keiner Löſung
gleich=
kommt, ſondern höchſtens als das Durchhauen des vorhandenen
gor=
diſchen Knotens von kurzer Hand zu werten iſt. Der Tyrann Alexander,
der an keine Verfaſſung gebunden war, mochte ſich eine ſolche Maßnahme
leiſten; dem Beſchreiten ſolcher Wege durch den an die Verfaſſung
ge=
bundenen Reichspräſidenten ſtehen aber in mehr als einer Hinſicht ernſte
Bedeuken entgegen. Vor allem auch ein Moment, deſſen Bedeutung
bisher noch nicht genügend gewürdigt worden iſt.
Der Artikel 48 der Reichsverfaſſung beſagt, daß der Reichspräſident
derartige außergewöhnliche Maßnahmen treffen kann, „wenn im
Deutſchen Reiche die öffentliche Sicherheit und Ordnung erheblich geſtört
oder gefährdet wird‟. Was aber hat den Reichspräſidenten zur
Maß=
nahme ſeiner Präßdialverordnung veraulaßt? Doch nur die
Entſchei=
dung des Reichsgerichts, die allen den nachträglichen
Durchführungs=
verordnungen, die über das Maß einer Geſetzesauslegung hinausgingen
und als ſelbſtändige Geſetzeserweiterungen zu betrachten waren, die
Rechtsgültigkeit abſprach! Damit kommen wir zu der ſehr ſeltſamen
logiſchen Folgerung, daß die Präſidialverordnung, indem ſie ſich mit
der Rechtſprechung des Reichsgerichts in Konflikt ſetzt, ausſpricht, daß
durch die Entſcheidung des Reichsgerichts, die ja nach der Rechtslage
gar nicht anders ausfallen konnte, gewiſſermaßen die öffentliche
Sicher=
heit und Ordnung im Deutſchen Reiche erheblich geſtört worden iſt.
Wir erleben alſo die ſehr intereſſante Tatſache, daß durch die Behörde,
die berufen iſt, dem Volke die Erhaltung und Wahrung der einmal
be=
ſtehenden Rechtsgrundſätze zu ſichern, inſofern ſie ihre Aufgabe
gewiſſen=
haft erfüllt, eine Störung der öffentlichen Ordnung und Sicherheit
mnoglich iſt!
Da erſcheint es denn doch berechtigt, zu verlangen, daß einmal klar
und eindentig die Frage erörtert wird: „Was hat denn eigentlich dazu
geführt, daß die Rechtsſicherheit im Reiche als gefährdet angeſehen
werden konnte?
Doch nicht die Entſcheidung des Reichsgerichts! Nein, lediglich die
unüberlegte und unklare Geſetz= und Verordnungsmacherei, die die
Ermächtigungsgeſetze gezeitigt haben und die nun doch wohl zur Genüge
bewieſen hat, daß die Bedenken, die von verſchiedenen Seiten gegen
ſolche Ermächtigungsgeſetze gehegt worden ſind, volle Berechtigung
hatten.
Neben der gebahnten Straße pflegen ſich Gräben hinzuziehen. Das
Abweichen vom gebahnten Weg führt meiſt zu einer Landung im
Gra=
ben. Das weiß jeder Antomobiliſt. Da hört dann die Bewegung auf.
Die Durchführungsbeſtimmungen zu den Notverordnungen haben zu
Grabenlandungen geführt. Die Reichsgerichtsentſcheidung verwies auf
den gebahnten Weg. Die Präfidialverordnung verweiſt in den Graben
zurück. Und ſo wird jede Bewegung aufhören, bis ein auf
verfaſſungs=
mäßiger Grundlage geſchaffenes Geſetz wieder auf den gebahnten Weg
zuruckführt, auf dem allein eine Bewegung möglich iſt.
Wie übrigens von ſehr unterrichteter fachfuriſtiſcher Seite mitgeteilt
wird, gibt auch das 2. Ermächtigungsgeſetz ſelbſt eine Handhabe zu
einem Vorgehen gegen die Präſidialverordnung. Wir werden an
A. v. L.
anderer Stelle darauf zurückkommen.
— Unzutreffende Befürchtungen bezüglich der diesjährigen Getreide=
und Kartoffelernte. Die ungünſtigen Ernteberichte vorwiegend aus den
weſtlichen und ſüdlichen Teilen Deutſchlands haben vielfach Veranlaſſung
gegeben, die diesjährige deutſche Ernte hauptſächlich an Brotgetreide
ganz allgemein als überaus ungümſtig hizuſtellen. Dieſe Annahme trifft
keineswvegs zu, wie die Ergebniſſe der November=Ermittlung zeigen. Nach
den bis jetzt dem Statiſtiſchen Reichsamt vorliegenden Schätzungsangaben
— für Preußen fehlen noch 20 Prozent der Ernetemeldungen — bleiben
die Erträge für das Reich im ganzen gegenüber den
Vorſchätzungsergeb=
niſſen im Augnſt d. Js. an Weizen und Spelz zuſammen nur 5 v. H. und
an Roggen nur um 42 b. H. zurück. Auch gegenüber den vorjährigen
Ernteergebniſſen iſt die Minderung nicht ſo bedentend als vielfach
ange=
nommen wird. Im Vergleich damit betragen nach den bisher
vorliegen=
den Erntemeldungen die Fehlmengen an Weizen und Spelz zuſammen 16
v. H., an Roggen 14 v. H., wobei jeboch zu berückſichtigen iſt, daß die
Brotgetreideernte 1923 als eine gute Ernte anzuſprechen war. An
Kar=
toffeln ergibt ſich für das Reich im gauzen nach den endgültigen
Shätzun=
gen überhaupt keine Verminderung gegenüber den
Vorſchätzungsergeb=
niſſen. Im Vergleich mit den Erträgen der vorjährigen Kartoffelernte
weiſen die diesjährigen Schätzungen mengenmäßig eine Erhöhung um
11,8 v. H. auf; allendings iſt in dieſem Jahre der Prozentſatz der
erkrank=
ten Kartoffeln durchweg etwas höher als 1923. Im Neichsdurchſchnitt
ſtellt ſich dicſer auf 8,2 v. H. gegen 2,0 v. H! im Vorjahre. Aber ſelbſt
wenn man dieſen Prozentſatz von der Geſamterntemenge in Abzug
bringt, iſt der diesjährige Kartoffelertrag immer noch um 1,5 Millionen
Tonnen rder 4,7 v. H. höher als im Jahre 1923.
* Ueber die Höhe der Notariatsgebühren, die einen
Grundſtücksver=
kehr und die Erxichtung von Hypotheken ſehr erſchweren, werden auch in
Heſſen Klagen geführt. Da iſt es erfreulich, von einer zweiten
wei=
teren Senkung der Notariatsgebühren in Bayern zu
leſen: Die ſeit Abſchluß der Inflation dreimal dort ermäßigten
Giebüh=
ren der Notare haben mit Wirkung vom 17. d. Mts. eine weitere
Er=
mäßigung erfahren. Die Senkung konnte vor Allem der
Kreditauf=
nahme mit Hypothek= oder Grundſchuldbeſtellung zugute. Die Senkung
beträgt im Allgemeinen mehr als ein Drittel der bisherigen Gebühren;
es werden z. B. erhoben bei einer Hypothek von 5000 Mark 22 Mark
gegen 35 Mark, bei einer Hypothek von 20000 Mark 88 Mark gegen 140
Mark Weitgehende Abſtaffelung der Wertgebühr bei Kaufverträgen,
Geſellfchaftsverträgen u. a. liegt im Intereſſe von Handel und Induſtrie,
durch Minderung der Produktionstoſten, auch im Intereſſe der
EUlge=
meinheit. Es wird Sache der Berufsvertretungen ſein müſſen, in Heſſen
in gleichem Sinne zu wirken.
Kunſtnotizen.
Ueber Werie, Künſtier und künfſeriſche Veranſtaltungen, deren im Nachſießenden
Krwchuun=
geſchiett. bebält ſich die Redaktien ihr Ürteil ver.
— U. T. „Rin=Tin=Tin‟. Der Hund von Karibu. Warner
Brothers= Film der Ufa im Ufg=Leih. Regie: Cheſter M. Franklin,
In der Hauptrolle: Nin=Tin=Tin, ein Wolfshund. Der Inhalt:
Hoch oben im Norden Alaskas fährt einſam ein Hundeſchlitten durch den
tief verſchneiten Karibu=Paß. Als einziger Paſſagier ſitzt traurig ein
junger Wolfshund in einem kleinen Holzkäfig. In der eiligen Fahrt
fällt der Käfig mit dem kleinen Hund herunter, ohne daß der Leiter des
Gefährtes etwas bemerkt. Hungrige Wölfe horen das klägliche Geheul
des Hundes und befreien den kleinen Stammesgenoſſen aus ſeinem
Ge=
fängnis. Sie nehmen ihn mit ſich, und er wächſſt heran unter den Wölfen,
ſtark und mutig. In einer kleinen Anſiedlung hat der alte Mac Taviſh
einen Laden, den ſeine Tochter Tobby in Ordnung hält. Das hübſche
Mädchen liebt Patrick Dupree, einen jungen, aber armen Pelzjäger. Der
reiche Galloway, der Poſthalter, möchte ſie gewinnen. Er will Patrick
unauffällig beſeitigen. Er veranlaßt ihn, gegen eine hohe Belohnung
mitten im Winter einen wertvollen Pelztransport über den Paß zu
bringen. Der alte „Fuchs”, ein Estimo, ſoll hier Patrick auflauern und
töten. Aus dem Hinterhalt verwundet er den kühnen Fahrer und ſtiehlt
ihm die Mütze. Hilflos, ſchwer verwundet, liegt Patrick im Schneeſturm,
dem Tode preisgegeben. Die hungrigen Wölfe wittern eine Beute und
eilen herbei. Auch der Hund befindet ſich unter ihnen. Im Kampfe
ſiegt er, ihm bleibt die Beute. Als er aber ſein Opfer zerreißen will,
regt ſich in ihm der vererbte Inſtintt ſeiner Vorfahren, er muß für den
Menſchen ſorgen und ihm dienen. Sorgfältig wärmt er den
halb=
erſtarrten Körper des Pelzſägers, und als der „Fuchs” zum zweitenmal
auf Patrick ſchießen will, verfolgt ihn der Hund und reißt ihm ein Stück
Zeug aus dem Anzug. In einer Schutzhütte finden Patrick und der
Hund zuerſt Untertunft, dann ſchlagen ſie ſich nach und nach bis zur
Heimat durch. Galloway, der Patrick um jeden Preis beſeitigen will,
beauftragt den Eskimo, die geſtohlenen Pelze in Patricks Kammer zu
verſtecken und zeigt ihn dann wegen Pelzdiebſtahls an. Der „Fuchs”
wird durch die alte Magd des Hauſes überraſcht. Faſt überwältigt der
„Fuchs” die Alte. Da ſpkingt von oben der tapfere Rin=Tin=Tin auf
ſeinen alten Feind, dem es mit Mühe gelingt, ſich zu befreien und zu
eutkommen. Aufgeregt eilt die Magd mit dem Kinde davon, um Tobby
von dem Ueberfall zu erzählen. Als Patrick in ſeiner Kammer kommt,
findet er den Hund und die blutigen Kleider ſeines Pflegekindes. Er
glaubt, daß Rin=Tin=Tin das kleine Kind getötet hat und züchtigt ſeinen
treueſten Diener. Gerade als er ihn auf Galloways Rat erſchießen will,
eilt Tobby herbei und klärt alles auf. In der allgemeinen Aufregung
bemerkt man nicht, wie der Hund langſam das Haus verläßt. Er will
zurückrehren in die Wildnis zu den Wölfen, denn die Menſchen kenien
keine wahre Freundſchaft. Patrick und Tobby finden ihn nach langem
Suchen. Aber es will nicht zurückkehren. Erſt als Patrick reumütig
ſeine Schuld abbittet, kann er doch nicht widerſtehen und folgt ihm
wie=
der. Inzwiſchen hat der ſchwerverwundete Eskimo die Wahrheit
ge=
ſtanden und der Polizei die Pläne Gallowahs mitgeteilt. Galloway
ent=
flieht im letzten Augenblick und ſchleppt Tobby gewaltfam mit ſich. Es
beginnt eine furchtbare Jagd. Patrick vermag nicht, den ihm
entgegen=
ſtürmenden Flüchſtling aufzuhalten. Rin=Tin=Tin ſtürmt davon. Nach
hartem Kampf befiegt er Galloway und befreit Tobby. Nun ſteht einer
Heirat Tobbhs und Patricks nichts mehr im Wege. Auch Rin=Tin=Tin
hat im Ort eine Lebensgefährtin gefunden, und von nun an verbringen
einſam ihr glückliches Daſein.
8 Eberſtadt, 21. Dez. Der hieſige Radioklub, Mitglied de
Südweſtdeutſchen Radioklubs, iſt eifrig in der Ausdehnung des
Rund=
funkes tätig. Erſter Vorſitzender des Klubs, deſſen Vereinslokal der
„Schützenhof” iſt, iſt Herr Alfred Fien, Mühltalſtraße.
* Pfungſtadt, 21. Dez. Die Freie Durngemeinde hat
be=
ſchloſſen, ihr 25jähriges Vereinsjubiläum am 21. Juni 1925 zu feiern.
Wahrſcheinlich findet es im Rahmen eines größeren Turnerfeſtes ſtatt.
* Zwingenberg, 17. Dez. Gehaltserhöhung. Herr
Bürger=
meiſter Simon wurde durch Mehrheitsbeſchluß des Gemeinderats in
Gruppe IX der Angeſtellten verſetzt. Dieſer Beſchluß des Gemeinderats,
womit eine beträchtliche Gehaltserhöhung verbunden iſt, wird von den
Steuerzahlern der Gemeinde ſehr kritiſiert.
Heppenheim, 21. Dez. Ehrenbürger. Am Sonntag fand
vormittags um 11 Uhr eine öffentliche Stadtratsſitzung ſtatt in welcher.
den zu Ehrenbürgern ernannten Herren Oberbürgermeiſter Wiegand
und dem älteſten Bewohner unſerer Stadt, Herrn Nikolaus Don, der
nahezu 50 Jahre dem Gemeinderat angehört hat, die Ehrenbürgerbriefe
in feierlicher Weiſe überreicht wurden.
ſ. Büttelborn, 20. Dez. Die 50jährige Jubelfeier der
Spar= und Darlehnskaſſe Büttelborn, wenn ſie auch
nur im engſten Rahmen veranſtaltet wurde, kann als ein neuer
Fort=
ſchritt der Entwicklung der Kaſſe nach dem Währungsverfall angeſehen
werden. Eröffnet wurde die Tagung durch den Vorſitzenden des
Auf=
ſichtsrates, Hern Lehrer Wendel. Er führte aus, daß wohl ein früherer
Zeitpunkt als der Dezember Geburtstag des Vereins ſei, aber man habe
mit Abſicht nicht eher dieſe Feier veranſtaltet, als bis die Genoſſenſ haft
nach den Stürmen der Inflation wieder feſt begründet war. Nun aber
iſt die Einzahlung der Geſchäftsanteile im beſten Gange, die
Sparein=
lagen fließen immer reichlicher der Scheckverkehr nimmt an Umfang zu,
der Verkauf von Sparkarten hat in kurzer Zeit einen kaum geahuten
Aufſchwung genommen, eine Anzahl neuer Mitglieder iſt beigetreten.
So iſt die Spar= und Darlehnskaſſe auf dem beſten Wege, ſich den Platz
und die Bedeutung wieder zu erringen, die ſie vor dem Währungsverfall
jahrzehntelang in der Gemeinde inne hatte. Der Rechner des Vereins,
Herr Landwirt Martin Raiß 4. der in ſeiner 47jährigen Tätigkeit faſt
den ganzen Werdegang der Kaſſe miterlebt hat, gab ein recht
ausführ=
liches Bild über ihre geſchäftliche Entwicklung. Stets war es das
Stre=
ben der Kaſſe, durch billig gehaltene Schuldzinſen ihren Mitgliedern in
der Notlage zu helfen, und ſie hat es manchem Einwohner möglich
gemacht, in den Beſitz eines eigenen Hauſes oder Grundſtückes zu
kommen. Auch Kriſen ſind der Kaſſe nicht erſpart geblieben, beſonders
der Bankkrach der landwirtſchaftlichen Genoſſenſchaftsbank 1912 brachte
dem Verein ſchwere Verluſte an Geld und Mitgliedern. Doch nach und
nach konnten die Verluſtanteile der treugebliebenen Mitglieder faſt völlig
wieder ausgeglichen werden. Herr Verbandsdirektor Saal überbrachte
im Namen des Verbandes Grüße und Glückwünſche und überreichte dem
Verein eine wertvolle Ehrenurkunde mit entſprechender Widmung.
Aehnliche Urkunden für langjährige verdienſtvolle Mitarbeit wurden
überreicht: dem Rechner, Herrn Martin Raiß 4., dem Direktor, Herrn
Bürgermeiſter Barthel, und dem früher langjährigen
Aufſichtsratsmit=
gliede Heinrich Scheuermann 2., der zu den Gründern der Kaſſe zählt
und trotz ſeines hohen Alters und des Währungsverfalles auch jetzt
noch ſeine Mitgliedſchaft aufrecht erhält. Die Landwirtſchaftliche
Zen=
tralgenoſſenſchaft ſandte dem Verein ihre Glückwünſche durch Herrn
Proturiſt Schmitt; Herr Direktor Günow ſprach für die
Landesgenoſſen=
ſchaftsbank. Herr Maus=Groß=Gerau ſtellte die langjährigen
Beziehun=
gen des Vereins zur Volksbank Groß=Gerau feſt. Herr Bürgermeiſter
Barthel drückte im Namen der Gefeierten und der Kaſſe ſeinen
Dan=
für die erwieſene Ehrung aus und verſprach ſeinerſeits, auch fernerhin
ſein Möglichſtes zu tun, die Intereſſen der Kaſſe zu fördern. Er ſchloß
mit ſeiner Aufforderung an alle jung=verheirateten Leute, die Kaſſe
durch ihre Mitgliedſchaft zu ſtärken, nachdem ſie von den älteren
Mit=
gliedern in den Sturmzeiten der letzten Jahre glücklich vor dem
Unker=
gang bewahrt worden ſei. Eine recht ausgiebige Ausſprache über
Sparen und Volksbildung beſchloß die ſehr anregend verlaufene Feier.
Gernsheim, 20. Dez. Unter dem Vorſitz des Bürgermeiſters
Hoffmann fand im Sitzungsſaal des Stadthauſes eine
Gemeinde=
ratsſitzung ſtatt. Sämtliche Gemeinderatsmitglieder waren
an=
weſend. Bei Punkt 1 der Tagesordnung betr. die Verteilung des
Los=
holzgeldes für 1924 Rj. entſpann ſich, nachdem ſeitens des Vorſitzenden
die Losholzgeldberechnung bekannt gegeben wurde, ſeitens eines
Mit=
gliedes der ſozialdemokratiſchen Fraktion eine lebhafte Ausſprache,
na=
mentlich über den in Ausgabe geſtellten Betrag von 10 Prozent der
Bruttoeinnahmen als Verwaltungskoſten im Sinne des Amtsblattes des
heſſiſchen Kreisamtes Groß=Gerau vom 21. September 1921, betr. die
den Gemeinden aus der Verwaltung der Nutzungen der Ortsbürger
er=
wachſenden Koſten. Auf Antrag der Zentrumsfraktion wurde beſchloſſen,
dieſen Punkt bis zur nächſten Sitzung zu vertagen, damit beiden
Frak=
tionen nochmals Gelegenheit geboten wird, ſich mit dieſer Materie
ein=
gehend zu befaſſen. Bei Punkt 2 der Tagesordnung betr. Feſtſetzung
der Holzhauerlöhne, gab es bezüglich der Höhe der einzelnen Sätze des
ſtagtlichen Holzhauertarifs, eine lebhafte Debatte. Bedauert wurde
all=
gemein, daß Gernsheim in dieſer Beziehung in das Lohngebiet 1
ein=
bezogen wurde, was den hieſigen wirtſchaftlichen Verhältniſſen gegenüber
durchaus nicht gerechtfertigt erſcheint. Ueber die Höhe der den
Holz=
hauern zu gewährenden Sätze kam ein endgültiger Beſchluß nicht
zu=
ſtande, vielmehr wurde die Holzkommiſſion beauftragt, in Verbindung
mit dem Obmann der hieſigen Holzhauer einen geeigneten Vorſchlag
auszuarbeiten, der dem Gemeinderat in der nächſten Sitzung in Voralge
zu bringen iſt. Verſchiedene Geſuche um Gewährung von Handabgaben
aufs dem Gemeindewald wurden genehmigt. An Allmenden wurden
ein=
gelöſt, ein Röhrenfeldſchlagſtück von Johann Karl Adler 1., eine kleine
Bruchteilung von Georg Joſef Andres Witwe, ein Fängenſtück von
Schneidler 1., ein Sauweidſtück von Philipp Wenz 5., eine kleine
Bruchs=
teilung von Karl Gutjahr Witwe, ein Fängenſtück von Georg
Dull=
maier 4., ein Kuhweidſtück von Jakob Nikolaus Kiſſel 1., ein
Sauweid=
ſtück von Adam Schmitt 3., ein Kohlhofseckſtück von Joſef Kalter Witwe,
eine Neubruchsrute von Philipp Anton Schäfer. Bezüglich der dem
Heilgehilfen Hacker für ſeine Tätigkeit bewilligten Entſchädigungsſumme
beharrt der Gemeinderat, nach nochmaliger Eingabe des Geſuchsſtellers
auf ſeinem Beſchluß vom 20. November 1924. Mit Eintritt des
Punk=
tes „Verſchiedenes” wurde die Oeffentlichkeit ausgeſchloſſen und in
ge=
heimer Sitzung über die Punkte betr. Baukoſtenzuſchüſſe,
Beerdigungs=
weſen, Weihnachtsgabe an Waiſenkinder, Beſetzung der vakanten
Nachſt=
ſchutzmannſtelle beraten und beſchloſſen.
* Gernsheim, 2. Dez. Schöffengerichtsverhandlung.
Vor dem Einzelrichter des Schöffengerichts Gernsheim hatte fich der
Lackierer K. on hier wegen Betrugs und Urkundenfälſchung in
verſchie=
denen Fällen zu verantworten. K. betrieb in Gernsheim eine Art
mecha=
niſche Werkſtätte und unterhielt einen Handel mit Motorrädern.
Ins=
beſondere prellte er mit letzteren Kaufliebhaber dadurch, daß er ſich
An=
zahlungen machen ließ, jedoch die Lieferungen nicht zur Ausführung
brachte. Bei ſeiner Verhaftung bediente ſich K. dem
Gendarmeriebeam=
ten gegenüber eines falſchen Paſſes. Die Straftaten brachten ihm 10
Monate Gefängnis, abzüglich 4 Monate Untekſuchungshaft ein. Der in
dieſe Angelegenheit mitverwickelte Handlungsgehilfe F., der gegen einen
gegen ihn ergangenen Strafbefehl Einſpruch erhoben hatte, wurbe
koſtenpflichtig abgewieſen. Ein aus Biblis gebürtiger Taglöhner,
nams L., wurde wegen Fahrraddiebſtahls zu einem Jahr Gefängnis
ver=
urteilt. Straferſchwerend wirkten die zahlreichen Vorſtrafen des
Ange=
klagten. Der Inhaber einer hieſigen Kohlengroßhandlung hatte ohne
Einholung der baupolizeilichen Genehmigung ein Transformatorenhaus
an öffentlicher Straße errickſten laſſen. Gegen den ergangenen Straf
befehl verfolgte er Einſpruch. Unter Zubilligung mildernder Umſtände
wurde die Strafe herabgeſetzt. Wegen Feldfrevels hatte die ledige
Land=
wirtin R. einen Strafbefehl über 3 Mt. erhalten. Hiergegen verfolgte
ſie Berufung. Durch die Beweisaufnahme wurde die Angeklagte des
Diebſtahls überwieſen. Das Urteil lautet auf 3 Mk. Geldſtrafe und
Tragung der Koſten des Verfahrens. Wegen des gleichen Deliktes hatte
ſich der Althändler R. von hier zu verantworten. Da jedoch der
Ange=
ſchuldigte bei Aufruf der Sache nicht erſchienen war, erfolgte
Verurtei=
lung desſelben in der Höhe der Strafe des ergangenen Strafbefehls und
in die Koſten. In der Privatklageſache der Witwe W. gegen den
Land=
wirt K. wegen ſchwerer Beleidigung der erſteren kam ein
Vergleichsvor=
ſchlag nicht zuſtande. Auf Antrag der Klägerin mußte Beſtrafung des
Beklagten erfolgen. Landwirt K. wurde zu Mk. 30 Geldſtrafe, die Koſten
des Verfahrens und der der Klägerin erwachſenen ſonſtigen Auslagen
verurteilt. Außerdem wurde die Publikation des Urteilstenors, der
am Stadthaus zum Aushaug kommt, ausgeſprochen.
Erbach i. D., 20. Dez. Die Freiwillige Feuerwehr
wählte in ihrer kürzlich abgehaltenen Generalverſammlung Herrn
Bür=
germeiſter Dengler einſtimmig wieder zum Vorſitzenden. Als Kom
mandanten fungieren die Feuerwehrleute Müller und Reihert.
— Kelſterbach, 19. Dez. In der hierſelbſt ſtattgefundenen
Gemeinde=
ratsſitzung wurden die Bauarbeiten zur Fertigſtellung des Holzhauſes
vergeben. Verkauft wurden 1 Eber und 2 Ziegenböcke. Eine
Kommiſ=
ſion wurde beſtimmt zur Verhandlung, betr. der Lohnfragen
Holzhauern. Es wurde beſchloſſen. 10 Prozent Stücklohn und 17
Erhöhung zu gewähren. Einem Baugeſuch wird zugeſtimmt
ſchwerde wurde abgewieſen. Dann wurden Erdarbeiten
ein gewiſſer Prozentſatz Erwerbsloſer unterzubringen
teilung von Losholz an Ortsbürger wurde vertagt. Dem Geſuch
Baugenoſſenſchaft um Bürgſchaft der Gemeinde für eine Anlei
die Genehmigung ge
8 BiFlis, 20. Dez. Bahnhofswirtſchaften ſollen hier
fo=
wie auf ien Bahnhöfen Bürſtadt und Lampertheim errichtet werden,
Auf dem Bahnhof Biblis ſoll der Büfettraum an den Warteſaal
angs=
baut werden, während in Lampertheim und Bürſtadt die benötigten
Räume bereits zur Verfügung ſtehen.
A Offenbach, 20. Dez. Die Stadtverordneten beſchloſſen vonz
geſtern, die Hundeſteuer für das Kalenderjahr 1925 in der Weiſe
feſtzuſetzen, daß der erſte Hunb eines Beſitzers 24 Mark und jeder
weitere Hund 4 Mark mehr koſtet. Die Kommuniſten ſtimmten gegen
dieſe Steuer. Neun Punkte der Tagesordnug forderten ſchwerwie,
gende Entſchlüſſe der Verſammlung in ſteuerlicher Hinſicht. Die
Deutſche Volkspartei brachte den Antrag ein, dieſe Punkte von
der Tagesordnung abzuſetzen, da der Oberbürgermeiſter nähere
Auf=
ſchlüſſe nur den Fraktionsvorſitzenden gegeben hatte, und das auch nur
in den allerletzten Tagen. Der Sprecher der Deutſchen Volkspartei
er=
klärte auch, daß er die Darlegungen der Verwaltung über die ſteuerliche
Lage der Stadt ſeinen Wählern und den einzelnen Kreiſen des
Wirt=
ſchaftslebens nicht vorenthalten könne. Es gehe alſo nicht an, ſie
ver=
traulich zu behandeln. Der Antrag der Volkspartei wurde mit 24
gegen 14 Stimmen abgelehnt. Sie enthielt ſich deshalb bei den
genann=
ten neun Punkten der Abſtimmung. Vier Ziele der Sonderſteuer
vom bebauten Grundbeſitz haben bisher 900 000 Mark erbracht. Gegen
die Kommuniſten wurde beſchloſſen, noch zwei Ziele zu erheben und die
Steuerſumme im Betrage von rund 500 000 Mark vollſtändig für
Woh=
nungen zu verwenden. Es ſollen damit 121 Wohnungen errichtet
wer=
den. Ueber die Einzelheiten wird die Berwaltung noch Vorlage machen.
Für Straßenumpflaſterungen wurden 180000 Mark
geneh=
migt. Dem Erneuerungsftock der Straßenbahn ſollen 82000 Mark
zufließen. Bei der Auflöſung der Kohlenausgleichsſtelle
ver=
blieb ein Reſt von 45 000 Mark. Da die Stadt aus der
Zwangs=
bewirtſchaftung der Kohle keinen Gewinn ziehen will, wird der
Ueberſchuß für einen neuen Kindergarten verwendet. Das
Schul=
geld für die noch beſtehenden Klaſſen der ehemaligen Mittelſchulen
wird vom 1. Januar 1925 ab ganz aufgehoben, obgleich die
Sozialdemo=
kratie einem Antrage aus den Reihen der Deutſchen Volkspartei, das
Schulgeld wieder auf Friedenshöhe feſtzuſetzen, noch vor einem halben
Jahre gar kein Verſtändnis entgegengebracht hatte. Der Betrag des
Schulgeldes aus dem Jahre 1924 wird für die Ausſtattung der Klaſſen
mit erweiterten Lehrzielen verwendet. Das
Waſſer=
werk liefert aus ſeinem Ueberſchuß an die Stadtkaſſe 16 000, das
Gaswerk 72000, das Elektrizitätswerk 102000 Mark ab.
Für die Kinder der Erwerbsloſen wurden auf Antrag des
Ge=
werkſchaftskartells 8000 Mark bewilligt, ſo daß jedem Kinde eine
Weih=
nachtsgabe gereicht werden kann. Mit der Reichsbahndirektion
Mainz wurde ein Vertrag abgeſchloſſen, wonach die
Ueberlandan=
lage koſtenlos die Bahnkreuzungen überſchreiten darf. Die Stadt
lie=
fert dafür den Strom für die Beleuchtung der Bahnanlagen zu den
üb=
lichen Sätzen und richtet auch die Zuleitung ein. Der
Rettungs=
dienſt in der Stadt, der bisher vom Roten Kreuz verſehen wurde,
geht auf die Stadt über. Der Geſchäftsanteil der Stadt bei der
Kraft=
verkehrsgeſellſchaft Heſſen wurde von 5000 auf 14000 Mark erhöht. Die
Notſtandsmaßnahmen für Minderbemittelte, Kurzarbeiter und
Erwerbsloſen wurden bis zum Schluſſe des Rechnungsjahres bewilligt.
Die Mietzuſchüſſe wurden jedoch auf die wirkliche Höhe herabgeſetzt, ſo
daß der Berechtigte aus ihnen keinen weiteren Vorteil ziehen kann.
Wannenbäder werden nur noch an weibliche Erwerbsloſe unentgeltlich
abgegeben. Eine beſondere Wirtſchaftsbeihilfe an Erwerbsloſe zu
Weih=
nachten wurde nach dem Ausſchußantrag abgelehnt. Die Stadt zählt
gegenwärtig 2270 Erwerbsloſe und einen Zugang von etwa 100 in der
Woche. In der nächſten Woche wird die Ziffer abermals ſteigen. Die
Bürgſchaftsübernahme für die Gemeimützige Möbelverſorgung „
Haus=
rat” findet ſtarken Widerſpruch der Rechtsparteien. Sie wollen dieſe
Möbelverſbrgung zum Schutze des kleinen Handwerkers auf die
Minder=
bemittelten beſchränkt haben. Das Wohlfahrtsamt ſoll die
Be=
rechtigung zur Verſorgung prüfen. Gegen die Rechtsparteien wird ihr
Antrag abgelehnt, die Bürgſchaftsübernahme ſelbſt angenommen. Die
Ortsſatzung zu dem Reichsgeſetz für Jugendwohlfahrt ſah in
dem Entwurfe der Verwaltung nicht die Stimmberechtigu der
Geiſt=
lichen vor. Auf Antrag der Rechtspartefen wurde ſie eingefügt. Die
Sozialdemokraten ſtellten geſtern den Antrag, ſie wieder zu ſtreichen.
Der Kommuniſt Galm, nun auch Landtagsabgeordneter, nannte bei der
Beratung des Antrages die Geiſtlichen ein „korruptes Pack‟. Das
Zentrum und die Hälfte der Rechtsparteien verließen bei den maßloſen
Angriffen der Kommuniſten gegen die Geiſtlichkeit den Saal. Gegen die
Stimmen der Stadtverordneten, die von den Rechtsparteien noch im
Saale geblieben waren, wurde das Mitgliebsrecht der Geiſtlichen wieder
geſtrichen und die Vorlage angenommen. Die bewegte Sitzung erreichte
erſt gegen elf Uhr ihr Ende.
8 Offenbach, 20. Dez. Wieder direkter
Straßenbahn=
verkehr mit Frankfurt? Wie verlautet, haben Verhandlungen
über die Wiedereinführung der direkten Straßbahnlinie Offenbach—
Hauptbahnhof Frankfurt (Linie 16) begonnen. Hoffentlich ſind die
Ver=
handlungen von Erfolg gekrönt, damit das läſtige Umſteigen an der
Landesgrenze bald in Wegfall kommt.
Worms, 20. Dez. Am Kaffeetiſch vom Schlag
ge=
troffen wurde hier in einer Kaffeewirtſchaft ein junger Mann. Er
ſtürzte plötzlich bewußtlos zuſammen und ſcheint auch die Sprache
ver=
loren zu haben.
* Gießen, 18. Dez. Alte Kneipſchuld. Auch vor dem Kriege
fiel es bekanntlich manchem flotten Studio ſchwer, ſeine Zechen prompt
zu bezahlen und mancher Ober mußte ihn in ſein Buch notieren. Der
Krieg kam, Studenten und alte Herren wurden eingezogen, viele ſah
man niemals wieder und der Kellner wartete und dachte wohl kaum noch
an das Konto. Kam da der ehemalige Ober, jetzt ein kleiner Gaſtwirt,
in ein Geſchäft und erkannte in einem vornehmen auswärtigen Herrn
einen ſeiner „Kontoinhaber” Beſcheiden fragte er ihn, ob er nicht
früher hier ſtudiert habe. Der Fremde erfaßte ſofort die Lage, erkannte
ſeinen Ober und fragte nur: „Was machts?” „Fünfunddreißig Mark”,
erklärte der ehemalige Ober. Der ehemalige Studio reicht ihm einen
Fünfzig=Markſchein mit dem Worte: „Stimmt!“
X Nidda, 21. Dez. Die Stichwahl um den Bürgermeiſterpoſten,
bei der ſich die Kandidaten Ringhauſen und Leun
gegenüber=
ſtehen, findet am 28. Dezember ſtatt. Der Wahlausgeig iſt noch
un=
gewiß.
* Homberg a. d. Ohm, 20. Dez. Nach längeren Verhandlungen
zwi=
ſchen Bahnbehörde und den Gemeinden an der Bahnſtrecke Burg—
Nie=
der=Gemünden bis Kirchhain an der Main=Weſer Bahn koſtet jeder
Sonntagszug 40 Mk. Da zwei hin, zwei zurück verkehren, ſo macht dies
160 Mk. Die Gemeinden des heſſiſchen Teiles bezahlen 80 — davon
Homberg 40 Mk. — und der Kreis Kirchhain bezahlt 80 Mk.
* Alsfeld, 18. Dez. Die Stadtverwaltung beſchloß: Der Errichtung
der Poſtkraftwagenlinien Alsfeld=Treyſa und
Als=
feld=Neuſtadt wird, zugeſtimmt unter der Bedingung, daß die
vereinbarten Abmachungen beſtehen bleiben. Der Zuſchuß von etwa
1400 bis 1500 Mark wurde bewilligt. Die Fahrt dauert etwa 1½
Stun=
den und koſtet bis Treyſa 2,70 Mk. Die Linie führt durch das
Schwalm=
tal. Zweimal hin und zweimal zurück ſollen die Wagen fahren.
* Lauterbach, 20. Dez. Der Stadtvorſtand beſchloß, die
Frem=
denſteuer am 1. Januar aufzuheben. Die elektriſchen
Kraft=
ſtrompreiſe ſollen ab 1. Januar ermäßigt werden. Die erforderlichen
Mittel von 20 000 Mark wurden zur Ferkigſtellung von acht
Wohnun=
gen bewilligt. Neun Märkte wurden für 1925 feſtgeſetzt, der
Prämien=
markt wird für den 2. Juni beſtimmt.
* Lauterbach, 1. Dez. (Silbermünzen ausdem
Sieben=
jährigen Krieg.) In dem Hauſe des Beſitzers Konrad Boß wurde
ein Umbau vorgenommen. Als man an den Treppenbau kam und den
dunklen Raum hinter der Treppe herausbrach, fand man einen
unſchein=
baren Kaſten, der mit Aſche gefüllt war. Schon wollte man den Inhalt
achtlos in den Hof werfen, da klirrte es unter, der Aſche und
hervor=
rollten Silbermünzen von großem Werte. Sie ſtammen aus der
Zeit des Siebenjährigen Krieges und ſind wohl gewiß in der
Franzoſen=
zeit hinter der Treppe verſteckt worden. Es handelt ſich im ganzen um
etwa 300 Münzen, Guldenſtücke und Krontaler.
* Angersbach b. Lauterbach, 20. Dez. Ein
Lehrgräſergar=
ten wird hier angelegt, der den Landwirten alle auf Wieſen und
Wei=
den vorkommenden hochwertigen und minderwertigen Gräſer und
Kräu=
ter zeigen wird. Das Landwirtſchaftsamt Lauterbach hat die Anlage
übernommen.
Vert:.: 1. Heide & Co., Darmstadt, Maldstr. 7.
(16291-
[ ← ][ ][ → ]Rummer 355.
Montag, den 22. Dezember 1924.
Seit= 5.
Sport, Spiel und Turnen.
Fußball.
Sportverein Darmſtadt 1898 — F.C. Pirmaſens, 3:2 (3:1).
(Eckballverhältnis 4:5.)
Sein letztes Spiel auf eigenem Platze konnte Sportverein nach
rußerſt ſpannendem Verlauf mit 3:2 gewinnen. Dieſer Sieg wird
aller Vorausſicht nach Darmſtadt ſeinen Bezirksliga=Verein
er=
palten.
Darmſtadt hat Anſtoß. Die gegneriſche Läuferreihe fängt den
Ball auf, und ſchon iſt Pirmaſens vor dem Tore Sportvereins.
Die beiderſeitigen Angriffe wechſeln blitzſchnell. Mit großer Ener=
Tie wird das Spiel von beiden Seiten durchgeführt, wodurch es
feitweilig reichlich hart wird, ohne jedoch auszuarten. Nach
un=
refähr 15 Minuten Spieldauer kommt Darmſtadt ſchön vors
Pir=
iaſenſer Tor, Stephan II, der Erſatz für den erkrankten Frick,
Suenſaodts Kelitun, der Mitelſäüuner dicht du Sh.underEif
ſEßt ſich durch dieſen überraſchenden Ausgleich nicht deprimieren.
nſturm auf Anſturm brandet gegen das gegneriſche Tor. Doch
Birmaſens ſchafft ſich durch ſeine ſtarke Verteidigung immer
wie=
der Luft. Ein Eckball der Gäfte bringt nichts ein. Den
Torab=
roß nimmt Takasc auf, legt Becker vor, dieſer gibt an
Müllmer=
ſtadt und mit wohlplaziertem Schuß hat Darmſtadt abermals die
Führung errungen. Gleich darauf erzwingt Sportverein ſeine
erſte Ecke. Berger tritt den Ball hoch vors Tor, und aus einem
allgemeinen Gedränge heraus erzielt Sportverein ſein drittes
Tor. Darmſtadt tritt noch zwei Eckbälle, die beide nicht verwertet
werden können. Auch Pirmaſens vermag durch ſeine zweite
Ecke keinen Erfolg zu erringen. Bärenz unterbindet noch einen
ſehr gefährlichen Durchbruch des gegneriſchen Halblinken ſehr
hön durch Herauslauſen. Bald darauf Halbzeit.
In der erſten Halbzeit war das Spiel verhältnismäßig
ausge=
lichen. Darmſtadt war zeitweilig etwas überlegen. In der
zwei=
ten Halbzeit waren jedoch die Gäſte tonangebend. Sportverein
hatte große Mühe, die prachtvoll eingeleiteten und mit großer
Pucht vorgetragenen Angriffe abzuwehren. Pirmaſens erzwingt
toch drei Ecken, eine davon wird nach kurzem Geplänkel zum
zrweiten Tor verwandelt. Darmſtadt zieht nun einen Stürmer
1och als vierten Läufer zurück. Hierdurch wird zwar die Abwehr
erleichtert, zumal die Verteidigung heute nicht auf der gewohnten
böhe war, aber der ſo geſchwächte Sturm vermag keinen Erfolg
mehr zu erzielen. Mit 3:2 verläßt Darmſtadt als Sieger den
Blatz.
Vor dem Ligaſpiel lieferten ſich die „Alten Herren”
Sport=
vereins und der „Eintracht” Frankfurt ein Freundſchaftstreffen,
das Sportverein 3:1 gewann. Darmſtadt war ſeinen Frankfurter
Gäſten überlegen und erzielte durch ſeinen Mittelſtürmer, ſeinen
Perteidiger (11 Meter) und den „Alten Herren Hada” je ein Tor.
Die Liga=Erſatz=Mannſchaft war ſpielfrei, da ihr Gegner F. C.
Lorſch nicht antrat. Auch das Spiel der Junioren=Mannſchaft fiel
auus. — Dritte Mannſchaſt gegen „Haſſia‟ Dieburg 2, 4:1.
V.f.R. Darmſtadt — F.V. 09 Weinheim, 2:4 (0:4).
Der Weinheimer Sturm, der ein ausgezeichnetes
Kombina=
tonsſpiel pflegt, konnte m der erſten Hälfte viermal erfolgreich
ſ in. In der zweiten Hälfte hat Darmſtadt mehr vom Spiel; die
beiden Tore für V.f.R. reſultieren aus zwei Elfmetern, die
Nun=
geſſer verwandelte. Die Hintermannſchaft der Raſenſpieler bot
eine annehmbare Leiſtung, während die Stürmerlinie im
Straf=
frum vollſtändig verſagte.
Union=Darmſtadt — Münſter.
Union entledigte ſich geſtern ſeiner Verbandsrückſpiele mit
der 1. und 2. Mannſchaft in Münſter. Die 1. Mannſchaft hatte
wenig Glück in ihrer Aktion, Münſter verſtand es meiſterhaft,
mit größtem Siegeswillen und Eifer das Spiel mit 2:0 Toren
zu ſeinen Gunſten zu entſcheiden. Nicht zuletzt ſoll geſagt ſein,
daß die Union=Elf unter Form geweſen ſei. Die erdenklichſten
Anſtrengungen wurden von der zahlreichen Verteidigung
Mün=
ſers und dem mangelhaften Sportplatz, auf dem jede
Ball=
berechnung unmöglich iſt, zunichte gemacht. Mit viel Pech
ver=
lor Union unverdient. — Die 2. Mannſchaften leiſteten ſich ein
3:3 Toren=Reſultat. Es erübrigt ſich, darüber zu ſchreiben,
um=
ſomehr, da das Spiel reich an unſchönen Momenten war. Die
gegneriſche Mannſchaft ließ jeden Anſtand vermiſſen. Geſche.
Die 1a=Jugend trat der gleichen Mannſchaft des Sp. V. 98
auf der Reunbahn gegenüber, und lieferten ſich beide
Mannſchaf=
tn ein ſpannendes und faires Spiel. Sp.V. Jugend trat
be=
dauerlicherweiſe ohne ihren Tormann an. Das Spiel mußte mit
10 Mann beginnen. Unions Mittelſtürmer, Beck I, erzielte vor
und nach der Pauſe je ein Tor und ſtellte ſomit den Sieg ſicher.
Am kommenden Donnerstag tritt die 1a=Jugend der 1. Jugend
des F.C. Karlsruhe=Mühlburg gegenüber. Spielbeginn 11 Uhr
Rennbahn. — Sonſtige Reſultate: 2a=Jugend—Sp.V. Langen
1. Jugend 0:2. 1a=Schüler-Boruſſia=Frankfurt 2:1. Ib=Schü=
Ekuda.
ler—Eintracht=Darmſtadt 1:3.
Weiterſtadt=Braunshardt — Eintracht 1:4.
Im 1. Verbandsſpiel der Rückrunde ſtanden ſich obige
Mann=
ſchaften in Weiterſtadt gegenüber. Beide Mannſchaften waren
in der erſten Halbzeit ſehr aufgeregt. Es gelang leiner Partei,
nrotz zeitweiliger ſtarker Ueberlegenheit der Gäſte ſowie
gefähr=
licher Durchbrüchen des Platzbeſitzers, ein Tor zu erzielen. Nach
Wiederbeginn gibt Eintracht den Ton an und konnte in der
5. Minute ein Tor erzielen. Ein weiteres Tor erzielten die Gäſte,
konnten jedoch nach einem ſchnellen Durchbruch des Platzvereins
deren Ehrentreffer nicht verhindern. Ein Eigentor und ein
ſchö=
ner Schuß des Rechtsaußen ſicherten den Eintrachtlern Sieg und
Punkte. Es ſei heute ſchon auf das am kommenden Sonntag
ſtattfindende, für die A.=Meiſterſchaft ſo wichtige Spiel
Ein=
tracht—Union hingewieſen. Näheres hierüber wird am Samstag
an dieſer Stelle erſcheinen.
Süddeutſchland.
Meiſterſchaftsſpiele der Bezirksliga.
Bezirk Bayern:
Wacker München — 1. F.C. Nürnberg 2:2.
F.C. Nürnberg — Sp.=Vg. Fürth 1:2.
Teutonia Mänchen — München 1860 1:1.
Pürttemberg/Baden:
Stuttgarter Kickers — S.C. Freiburg 2:0.
Freiburger F.C. — V.f.B. Heilbronn 4:1.
F.C. Mühlburg — S.C. Stuttgart 1:1.
V.f.B. Stuttgart — F.C. Pforzheim 0:1.
Rheinbezirk:
V. T. R. Feudenheim — T. S. V. Mannheim=Waldhof 0:1.
V.f.R. Mannhei — B.f.L. Neckarau 4:1.
Phönix Ludwigshafen — Pfalz Ludwigshafen 2:1.
Rheinhefſen/Saar:
Trier 05 — Wormatia Worms 0:2.
S.V. Wiesbaden — Saar 05 Saarbrücken 1:1.
Boruſſia Neunkirchen — F.C. Idar 1:2.
M ainbezirk:
V.f.9. Frankfurt — Eintracht Frankfurt 1:1.
Geſellſchaftsſpiele.
F. S. V. Frankfurt — V.f.B. Leipzig 0:3.
Hanau 93 — Vaſas Budapeſt 2:2.
Helvetia Frankfurt — Kickers Offenbach 0:0.
Weſtdeutſchland.
Ruhrgau:
S.C. Schwarz=Weiß Eſſen — T. S.V. Bochum 5:1.
Arminia Merten — Buer 07 1:3.
Niederrheingau:
V.f.B. Bottrop — Duisburg 99 4:0.
V.f. L. Krefeld — Duisburger Sp.=V. 3:4.
Meidericher Sp.=V. — Union Hamborn 1:1.
Rafenſport Mülheim — F. V. 08 Duisburg 1:1
Hamborn 07 — V.f.v.B. Ruhrort 2:2.
Bergiſch=Märkiſcher Gau:
Stadtmannſchaft Neuß — Düſſeldorf 0:11.
Kreis Düſſeldorf — Kreis Berg 3:4.
Sp.=Cl. Kronenberg — Solingen 95 4:3.
Rheingau:
Kölner B.C. — Viktoria Köln 0:3.
Tura Bonn — Germania Düren 0:3.
Rhenania Köln — Jugend Düren 1:1.
T. S. V. München=Gladbach=Lürrip — Bonner F.V. 1:4.
S. C. München=Gladbach — C.f.N. Köln 1:0.
Rherdter Sp.=V. — Kölner S.C. 99 1:2.
V.f.B. Aachen — Eintracht München=Gladbach 0:0.
Weſtfalengau:
Stadtmannſchaft Osnabrück — Gaumannſch. Weſtfalen 1:2.
V.f.B. Vielefeld — Eintracht Hannover 2:0.
Südweſtfalengau:
Sportfreunde Siegen — S.V. Wetter 7:3.
Heſſen/Hannover:
Sp. Kaſſel — Boruſſia Fulda 2:0.
Sp.=Vg. Göttingen — Heſſen 09 Kaſſel 1:1.
V.f.B. Marburg — Göttingen 05 1:2.
Norddeutſchland.
Groß=Hamburg:
Altona 93 — Hamburger S. V. (Geſ.=Spiel) 3:2.
Wandsbeck 1910 — Viktoria Hamburg 1:1.
St. Georg 1816 Hamburg — Polizei= S. V. Hamburg 3:1.
Union Altona — Holſatia Elmshorn 5:1.
Südkreis (Pokalſpiele):
Hannoverſcher S.C. — V.f.B. Braunſchweig 5:1.
Eintracht Braunſchweig — Werder Hannover 2:0.
Schleswig=Holſtein:
Hohenzollern/Hertha Kiel — Olympia Neumünſter 3:3.
Holſtein Kiel — B.V. Gaarden 5:1.
Weſtkreis:
Werder Bremen — A. F.S. Bremen 6:4.
Union Bremen — Komet Bremen 1:5.
Friſia Oldenburg — Eintracht Bremen 2:1.
Brandenburg.
Meiſterſchaftsſpiele der Oberliga.
Abteilung A:
Spandquer S.C. — V.f.B. Pankow 2:2.
Luckenwalder B.V. — Union Oberſchöneweide 0:0.
Hertha Berliner S.C. — Kickers Schöneberg 4:0.
Spaydauer S.V. — Preußen Berlin 1:3.
Abteilung B:
Alemannia Berlin — S.C. Niederſchönhauſen 6:1.
Brandenburg Berlin — Berliner S. V. 92 1:1.
Union 92 Berlin — Tennis Boruſſia Berlin 1:3.
Union S.C. Charlottenburg — Vorwärts Berlin 1:1.
Weißenſee 1900 — Wacker Tegel 3:2.
Mitteldeutſchland.
Mittelelbgau:
S.= u. Sp.=Vg. Magdeburg — Fortuna Magdeburg 0:3.
Viktoria 96 Magdeburg — Preußen 99 Magdeburg 6:1.
Preußen Burg — Germania Magdeburg 2:2.
Oſtſachſen:
Keine Meiſterſchaftsſpiele.
Mittelſachſen:
Mittweida 99 — Chemnitzer B.V. 1:1.
V.f.B. Chemnitz — V.f.L. Harthau 5:1.
Hellas Chemnitz — Preußen Chemnitz 0:6.
Nordweſtſachſen:
Sp.=Vg. Leipzig — T.= u. B.=Sp. Leipzig 9:7.
Sp.=Freunde Leipzig — Eintracht Leipzig 3:7.
Viktoria Leipzig — Pfeil Leipzig 3:3.
Radfahren.
Die ſchnellſten europäiſchen Radrennbahuen.
Die neue Radrennbahn im Stadion zu Elberfeld iſt nicht
nur die ſchnellſte Deutſchlands, ſondern auch von Europa und
gleichzeinig die ſchnellſte Bahn der Welt, denn in keinem anderen
Erdteil ſind bisher auf einer Radrennbahn derartige
Geſchwin=
digkeiten erzielt worden, wie auf der Bahn in Elberfeld. Nach
der Statiſtik der europäiſchen Stundenbahnrekorde hinter
Motor=
ſchrittmachern verfügt Deutſchland auch über die zweitſchnellſte
Bahn in Dresden, deren Ruhm als Weltrekordbahn durch die
Elberfelder Neuanlage überflügelt wurde. Den 3. Platz nimmt
die holländiſche Bahn in Ryswyk (Haag) ein vor den beiden
Pariſer Bahnen Prinzenpark und Buffalo. Die genaue Liſte
zeigt folgendes Bild: Elberfeld 85,080 Km. (Saldow); Dresden
81,210 Km. (Saldow); Haag=Ryswyk 80,500 Km. (Graſſin);
Pa=
ris=Prinzenpark 79,840 Km. (Linart); Paris=Buffalo 79,200 Km.
(Miquel); Chemnitz 78,260 Km. (Saldow); Antwerpen 76,750
Km. (Linart); Amſterdam 75,482 Km. (Snoek); Zürich 75,010 Km.
(Linart); Bordeaux 74,800 Km. (Linart); Leipzig 73,750 Km.
(Bauer); Hannover 73,120 Km. (Wegmann); Eſſen 72.300 Km.
(Bauer); Düſſeldorf 72,000 Km. (Wittig); Berlin=Olympia 71,350
Km. (Wittig); Berlin=Stadion 70,468 Km. (Thomas); Nürnberg
70,400 Km. (Sawall); Köln=Riehl 67,800 Km. (Bauer); Breslau
67,250 Km. (Wegmann); Saarbrücken 63,800 Km. (Bordoni);
Berlin=Treptow 63,460 Km. (Lewanow).
Flugſport.
Dritter Deutſcher Küftenſegelflug=Wettbewerb.
Der Oſtpreußiſche Verein für Luftſchiffahrt wird demnächſt
die Ausſchreibung für den dritten deutſchen
Küſtenſegelflugwett=
bewerb auf der Kuriſchen Nehrung bei Roſſiten veröffentlichen.
Als Termin iſt die Zeit vom 2.—17. Mai vorgeſehen. Eine
Ver=
längerung des Wettbewerbes bis zum 24. Mai behalten ſich die
Veranſtalter vor.
Pferdeſport.
Zuſammenfetzung der Oberſien Reunbehörde.
Das Ergebnis der Wahlen zur Oberſten Behörde für
Voll=
blutzucht und Nennen liegt jetzt vor. Oberlandſtallmeiſter H.
Groscurth als Staatskommiſſar, die Herren Graf A. Arnim. H. v.
Götzen (Vorſitzender), C. G. Mueller und Frhr. S. A. v.
Oppen=
heim als Vertreter des Union=Klubs, ſowie Graf L. Weſtphalen
als Vertreter des Vereins für Hindernisrennen, gehören auch der
neuen O. B. wieder an. Weiterhin als Vertreter der
Rennver=
eine: E. Biſchoff. W. v. Gaza R. Gebhard, Max Klönne, Dr.
Lin=
deck; der Vollblutzüchter: M. Friedheim. N. v. Wallenberg; der
Rennpferdebeſitzer: Graf R. Spreti, G. Steinmann; der Trainer:
W. Blume, und als Vertreter der Jockeys M. Leiß.
Turnen.
Schauturnen der Knaben= und Mädchenabteilung der Tgde. 1846.
Man ſchreibt uns: Wer Zeuge des geſtrigen Weihnachts=
Schauturnens der Knaben= und Mädchenabteilung der
Turn=
gemeinde 1846 war, dem ſchlug zweifellos das Herz höher beim
Anblick der großen Zahl Knaben und Mädchen, die zu
friſch=
fröhlichem Turnen aufmarſchierten. Die Kinder wollten ihren
Eltern ſowie den Mitgliedern der Turngemeinde und den
zahl=
reich erſchienenen Gäſten auch eine Weihnachtsfreude bereiten
und zeigen, welche Fortſchritte im Turnen ſie im Laufe des
Jah=
res gemacht haben. Das Schauturnen ſtand im Zeichen des
nahenden Weihnachtsfeſtes. Es fehlte ſogar das Eſelsgeſpann
des Knechts Ruprecht nicht.
Das von ſämtlichen Mitwirkenden geſungene Lied „Stille
Nacht” leitete das Turnen ſtimmungsvoll ein. Nachdem der
erſte Sprecher des Vereins, Herr Rechtsanwalt Kalbhenn,
einige Begrüßungsworte geſprochen und auf die Bedeutung der
Veranſtaltung hingewieſen hatte, begann der Aufmarſch der
Kinder.
Geſpannt, manche ſogar ängſtlich, horchten die Kinder auf,
als ein Poltern und Klopfen vor dem Saal ſich vernehmbar
machte. Es war Knecht Ruprecht, der mit ſeinem hochbeladenen,
von einem richtiggehenden Eſel gezogenen Wagen, auf dem
das Chriſtkindlein Platz genommen hatte, Einlaß begehrte,
Heller Jubel durchbrauſte angeſichts der Ueberraſchung den
Saal. Jedes Kind erhielt ein=Paketchen mit Weihnacht?gebäck
als Geſchenk. Nachdem Ruprecht noch die üblichen Ermahnungen
erteilt hatte, begann die ernſte Arbeit.
Es folgten gemeinſchaftliche Freiübungen der jüngeren und
hiernach ſolche der älteren Knaben und Mädchen. Im
allgemei=
nen war die Ausführung der Uebungen gut. Zu berückſichtigen
iſt hierbei, daß der Altersunterſchied der Kinder zu groß iſt, um
einen ſtrengen Maßſtab bei der Beurteilung anlegen zu können.
Auch waren die Uebungen verhältnismäßig ſchwer und die
Tur=
nenden infolge Platzmangels an der vollſtändig einwandfreien
Ausführung behindert. Die Uebungen der jüngeren Knaben an
der Schwebekante fielen durch die ſtramme Ausführung
anze=
nehm auf. Auch die jüngeren Mädchen machten ihre
Schritt=
übungen an demſelben Gerät recht gut. Das Turnen am
Querpferd und Barren gab Zeugnis von einer guten Schulung.
Die Uebungen waren vielfeitig und dem Können der kleinen
Turner und Turnerinnen gut angepaßt.
Daß die Kinder auch ſchwierige Uebungen beherrſchen, zeigte
das Turnen der 1. Knabenriege und 1. Mädchenriege am
Bar=
ren. Hierbei wurden Uebungen gezeigt, deren ſich auch ein
älte=
rer Turner oder Turnerin nicht zu ſchämen bräuchte. Eine
an=
genehme Abwechſelung bot ein hübſch ausgeführter Singreigen
der älteren Mädchen. Verſchiedene ſehr nette Spiele beſchloſſen
den turneriſchen Teil des Nachmittags.
Daß bei unſerer Turnerjugend nicht nur körperliche, ſondern
auch geiſtige Uebungen gepflegt werden, fand in einem
Kinder=
märchen piel „Weihnachtszauber” Ausdruck.
Jugendturnwart Knörzer hatte ſich eine ſchwere Aufgabe
geſtellt. Er hat ſie mit Hilfe einiger wackerer Vorturnerinnen
und Vorturner gut gelöſt. In Anbetracht der unendlichen
Mühe und Arbeit, die eine derartige Veranſtaltung mit ſich
bringt, kann die Arbeit, die dieſe Frauen und Männer an
unſe=
rer Jugend leiſten, gar nicht hoch genug eingeſchätzt werden.
Der Turngemeinde 1846 iſt jedoch zu wünſchen, daß ihr Wirken
auf dem Gebiete der Jugendpflege allerſeits anerkannt und ihr
die ſo notwendige Unterſtützung hierbei durch die maßgebenden
Behörden und auch durch Private zuteil werden möge, und dies
nicht zuletzt zum Wohle der Ertüchtigung unſeres Volkes.
Südweſtdeutſcher Turnerbund (A. D.T.)
* Wie aus dem Jahresbericht des Bundesvorſtandes des
Südweſtdeutſchen Turnerbundes (im Allgem. Deutſchen
Turner=
bund) hervorgeht, zählt der Bund gegenwärtig 148 Vereine mit
über 12000 Mitgliedern. Neu aufgenommen wurden im
laufen=
den Jahre ſechs Vereine. Der Bund hielt im Mai auf dem
Fran=
kenſtein a. d. B. ein leichtathletiſches Bergturnfeſt und in Wieſeck=
Gießen einen Gerätewettkampf für Turner und Turnerinnen ab.
Dazu kommt nöch eine Jugendwanderung. In jedem der vier
Gaue wurden gut verlaufene Eauturnfeſte abgehalten.
Im kommenden Jahre ſoll ein Bundesturnfeſt in Dietzenbach
bei Offenbach abgehalten werden. Den Bund leitet auch im neuen
Jahr der ſeitherige Bundesvorſitzende Hz. Hch. Roth=Eberſtadt.
Bundesturnwart Jung, Wixhauſen, Bundesſportwart Müller=
Eppertshauſen und Jugendwart Fink=Schwalheim bei Friedberg
haben die turn= und ſportliche Leitung über die Bundesvereine.
Leichtathletik.
Stabhochſprung=Weltrekord.
Der Stabhochſprung=Weltrekord bleibt, vorläufig noch im
Beſitz des Norwegers Ch. Hoff, deſſen Leiſtung von 4,21 Meter
zurzeit offiziell beſtätig twurde. Dem in Tokio von dem
Ameri=
kaner Ralph Spearow gemachten Sprunge von 4,22 Meter muß,
wie von dort geſchrieben wird, die Anerbennung verſagt werden,
weil die Leiſtung, ſo hervoragend ſie an ſich iſt, nicht unter
Ein=
haltung der für die Anerkennung von Weltrekorden beſtehenden
Vorſchriften erfolgte.
Frauenlehrgang in Wyk a. Föhr der D.Hf.2.
Zur Leiterin des, Frauen=Lehrganges in Wyk a. Föhr, den
die Deutſche Hochſchule für Leibesübungen in der Zeit vom
22. Februar bis 16. Mai 1925 veranſtaltet, iſt die Dortmunder
Turnlehrerin Frl. Dora Meinicke ernannt worden. Neben ihr
werden noch weitere weibliche Lehrlräfte und eine Aerztin tätig
ſein. Die Koſten des Lehrganges betragen 600 Mk. einſchließlich
Lehrgeld, Unterkunft und Verpflegung. Auskunft erteilt das
Generalſekretariat des Deutſchen Reichsausſchuſſes für
Leibes=
übungen, Berlin W. 35, Kurfürſtenſtraße 48.
Winterſport.
Die Deutſche Skimeiſterſchaft 1924 revidiert.
Der Thüringiſche Winterſportverband hatte ſeinerzeit
Pro=
teſt dagegen eingelegt, daß bei der im Februas 1924 in Jsny
ab=
gehaltenen Deutſchen Skimeiſterſchaft Karl Neuner=Garmiſch der
Titel zugeſprochen wurde. Dieſem Proteſt iſt jetzt ſtattgegeben
worden, und ſo wird Max Kröckel=Erſurt im Februar 1925 in
Kitzbühel den Meiſtertitel zu verteidigen haben.
Motorſport.
Vier neue Automobilweltrekorde.
Auf der Rennbahn in Los Angeles wurden von Ralph de Pakma
und Hill einige Weltrekorde über längere Strecken verbeſſert. Ralph de
Palma fuhr 50 Meilen (80,466 Km.) mit einem Stundenmittel von 206,950
Km., Hill 100 Meilen (160,931 Km.) mit 205,990 Km., 200 Meilen
(321,863 Km.) mit 203,210 Km. und 250 Meilen (102,329 Kem.) mit genau
deu gleichen Geſchwindigkeit. — Das Ergebnis der Meiſterſchaft
von Amerika, die in mehreren, über das ganze Jahr vertei
Läufen nach Punkten entſchieden wird, ſteht jett feſt. Der vor läng=
Zeit tödlich verunglückte Jimmy Murphy hatte
ßen Vorſprung geſichert, daß er auch über das Grab hina=
Er ſteht in der Rangliſte mit 1595 Punkten an
Cooper
1240, Hill 1214 und Milton 1101 P.
Seite 6.
Reich und Ausland.
Einbruch in ein Zollamt.
Berlin. Der große Einbruch in das Zollamt Norden, bei dem in
der Nacht zum Bußlag den Tätern für eine halbe Million Mark
Zigaret=
ten=Banderolen in die Hände fielen, iſt jetzt von der Kriminalpol zei
auf=
geklärt. Untes dem Verdacht, den Einbruch angeſtiftet zu haben, iſt der
Zollinfpektor Jordan verhaftet worden. Weiter wurden als Täter ein
Arbeiter, die Hehler ſowie Frau Jordan unter dem Verdacht der
Mit=
wiſſerſchaft und der Begünſtigung verhaftet. Jordan war früher
Reſerve=
bffizier und ſtammt aus Neidenburg (Oſtpreußen).
Straßenbahnzufammenſtöße.
Berlin. Heute nachmittag ſtießen infolge falſcher Weichenſtellung
Ecke König= und Judasſtraße zwei Straßenbahnwagen zuſammen.
Hier=
bei wurden zehn Perſonen verletzt, die ſich ſelbſt in ärztliche Behandlung
begeben koninten. — Ein weilerer Straßenbahnzuſammenſtoß ereignete ſich
ebenfalls infolge falſcher Weichenſtellung Ecke Kön,g.grätzer=
Köthener=
ſtraße. Hierbei hat eine Perſon eine ſchwere Gehirnerſchütterung und
in=
nere Verletzungen erlitten. Zwei Perſonen wurden leicht verletzt.
Das Urteil im Reviſionsprozeß wegen der Stolberger Exploſion.
Aachen, 20. Dez. Heute nachmittag wurde vor dem erweiterten
Schöffengericht nach ſechsſtündiger Verhandlung das Urteil in dem Revi=
unglückten, eine große Anzahl weiterer Perſonen verletzt wurden und
ein Sachſchaden von etwa 20 Millionen Mark entſtand. Es handelte ſich
um die Cxplsſion zweier Waggons von Kali, Ammon und Salpeter, die
über Aachen nach Belgien verſchoben werden ſollten und von der
Stadt=
verwaltung beſchlagnahmt worden waren.” Fünf der Angeklagten wur=
mann aus Köln=Kalt freigeſprochen, die übrigen Angeklagten,
Montag, det 22. Dezember 1924.
der Prokuriſt Futter=Charloktenburg, der Kaufmann Ntchſchön=
Berlin und der Kaufmann Schneider aus Hornmülheim erhielten je
drei Monate Gefängnis.
Eröffnung des Strubklamm=Elektrizitätswerkes.
Salzburg 21. Dez. Geſtern vormittag fand in Faiſtenau
bei Salzburg in Anweſenheit des Bundespräſidenten Hainiſch und des
Bundeskanzlers Ramek ſowie zahlreicher anderer Feſtgäſte die feierliche
Eröffnung des von der württembergiſchen Elektrizitäts=A.=G. als
Päch=
terin der Salzburger Elektrizitätswerke erbauten Strubklamm=
Elektrizi=
tätswerke ſtatt. Bei dem abends veranſtalteten Feſtmahl gab
Bundes=
kanzler Ramek ſeiner Genugtuung darüber Ausdruck, daß gemeinſame
deutſche und öſterreichiſche Arbeit zu einem ſo fchönen Erfolg geführt
habe und ſprach den deutſchen und öſterreichiſchen Mitarbeitern ſeinen
Dank und ſeine Anerkennung aus. Legationsrat Briter überbrachte
Grüße und Glückwünſche des am Erſcheinen verhinderten deutſchen
Ge=
ſandten und trank auf die deutſche und öſterreichiſche Zuſammenarbeit.
Schadenserſatzprozeſſe gegen die Schweiz,
EP Lauſanne. Die erſte Zivilabteilung des Bundesgerichts
entſchied geſtern über den Schadenerfatzprozeß der Firma Hamon u.
Heß in Montreal (Kanada) gegen die Schweizeriſche Eidgenoſſenſchaft.
Die Klägerin verlangte vom Bund Schadenerſatz in Höhe von 1 934 461
Franken, weil er beziehungsweiſe die Schweizeriſche Kohlengeſellſchaft,
ohne genügenden Grund im Septemher 1920 von dem am 19. Juni
gleichen Jahres zwiſchen den Parteien abgeſchloſſenen
Kohlenlieferungs=
vertrag zurückgetreten ſei. Nach dieſem Vertrag hätten die Kläger in
der Zeit vom Juli bis Dezember 1920 der Schweiz monatlich 30 000
Ton=
nen amerikaniſche Kohlen zu liefern gehabt. Die Schweiz erklärte dann
den Rücktritt von dem Vertrage, weil die Firma die vertraglich
verein=
barte Lieferfriſt nicht eingehalten hat. Das Bundesgericht hat die Klage
einſtimmig als unbegründet abgewieſen. — Ein zweiter, ähnlicher Prozeß
um rund 6 Millionen Franken iſt gegenwärtig noch im Gange. Dieſen
Prozeſſen komms inſofern beſondere Bedeutung zu, als bis zu ihrer
Er=
ledigung die endgültige Liquidation der Schweizeriſchen Kohlenzentrale,
nicht durchgeführt werden kann.
Numer 355.
Die Halſtenbecker Bankräuber feſtgenommen.
TU. Halſtenbeck. Ein Beamter der Weſtholſteiniſchei Bank
der ſofort die Verfolgung der Räuber aufgenommen hatte, konnte mit
Hilfe der Arbeiter aus den Baumſchulen, die beiden Täter auf der
Tangſtedter Chauſſee ſtellen. Die Räuber gaben einige Schüſſe ab
konnten jedoch überwältigt und der Polizei übergeben werden. Das
geraubte Geld wurde bei ihnen gefunden.
Eine Entfettungskur ſollten alle Korpulenten vornehmen. Wir raten.
Ihnen, in Ihrer Apotheke 30 g Tobula=Kerne zu kaufen, die völlig
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ſchädliche, fettzehrende Stoffe enthalten.
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Die nächſte Vorſtellung „Das Chriſtſternlein”, findet am Dienstag.
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bei Einkäufen von 15 Mark an. Es werden, nur beſte Plätze verabfolgt.
und zwar Logen= oder Sperrſitzplätze.
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Landestheater, Großes Haus, keine Vorſtellung. — Kleines
Haus, abends 6 Uhr: Märchenfilme. — Orpheum; abends 8 Uhr:
„Der erſten Liebe goldene Zeit”. — Union=, Reſidenz=Theater, Palaſt=
Lichtſpiele: Kinovorſtellungen.
Hauptſchriftleitung: Rudolf Mauve
Verantwortlich für Politih und Wirtſchaft: Rudolf Maupe
Verantwertlich für Fenilleton und Heſſiſche Nachr chten: Max Streefr
Verantwortſich für Sport: Dr. Eagen Buhlmann
Verantworfiich für Schlußd ent: Andreas Bauer
Verantwertlich für den Inſ=ratenteil: Willy Kuhle
Druck und Verlag: 2. C. Wittich — ſämtlich in Darmſtadt.
De heutige Rummer hat 8 Seiten
Todes=Anzeige.
Heute abend 5 Uhr verſchied
nach kurzem, ſchwerem Leiden mein
ieber Gatte, unſer guter Vater,
Sohn, Bruder und Onkel (17386
Herr
Julius Winkler
Kammermuſiker.
Im Ramen aller
tieftrauernden Hinterbliebenen:
Bertha Winkler, geb. Hehn
Darmſtadt, Ibigau /Halle), B.=
Ba=
den, den 20. Dezember 1924.
Die Beerdigung findet Dienstag,
den 23. Dezember, na hm 2 Uhr,
auf dem alten Friedhofe ſtatt.
Todes=Unzeige.
Am Samstag nachmittag? ½ Uhr
entſchlief ſanft nach ſchwerem
Lei=
den mein lieber guter Gatte,
Bru=
der, Schwager und Onkel
Ludwig Gaubatz
im 61, Lebensjahre.
In tiefer Trauer:
M. Gaubatz, geb. Südenbrand
Darmſtadt, Rhönring 109, den
22. Dezember 1934,
Die Beerdigung findet am
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tag, nachmittags 3 Uhr, auf dem
Waldfriedhof ſtatt. (17387
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Weihnachten 1924
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Auna Barbara Roth
geb. Nicclai.
Im Namen der Hinterbliebenen:
G. W. Roih
Moosbergſtraße 32,
Darmſtadt, den 21. Dezember 1924.
Die Beerdigung findet Dienstag,
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In tiefer Trauer:
Melanie Matthes, geb. Schönberger
Heinrich Matthes
Melanie Matthes
Wilhelm Matthes
Karoline Matthes
Irma Matthes.
Ober=Ramſiadi, den 20. Dezember 1924
(Neue Schloßmühle).
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ist ein Hund, der während des Krieges irgendwo im Westen in
einem deutschen Schützengraben als Beschützer seines toten Herrn
gefunden wurde Bei einem Sturmangriff fand ihn ein Kanadier.
Er taufte den Hund Rin — Tin — Tin, was zu deutsch
Glücks-
bringer heißt Rin — Tin — Tin kam glücklich in Amerika an.
wurde dressiert und entwickelte sich schließlich zu einem von der
ganzen Welt gefeierten Filmstar. Mit dem Film „Der Hund von
Karibu”, der bereits in aller Herren Länder großen Erfolg hatte,
stellt er sich nun dem deutschen Puhlikum vor. Das ist die
Lebensgeschichte des Hauptdarstellers unseres Films.
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Die gesamte Presse des In- und Auslandes hat über diese
epoche-
machende Erfindung des Herrn Dr. Flettner auf dem Gebiete der
Seeschifjahrt geschrieben, sodaß das Publikum, das bisher nur auf
Zeitunssnachrichten angewiesen war, mit höchster Spannung
darauf wartet, sich durch persönliche Inaugenscheinnahme des
Films ein Urteil über diese aufsehenerregende Ertindung zu bilden.
Der Film hat im Ufa-Palast in Berlin vor tausenden von
be-
geisterten Zuschauern seine Uraufführung erlebt, dte dem
persön-
lich anwesenden Erfinder Herrn Dr Flettner, durch jubelnden
Applaus ihre Anerkennung zum Ausdruck gaben.
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